Lexikon deutscher Präpositionen [2 ed.]
 9783324000079

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LEXIKON

deutscher Präpositionen

Bedeutungsgleichheit? Bedeutungsähnlichkeit?

Bedeutungsunterschiede ?

Ich gehe über die Straße.

Ich gehe auf die Straße.

Ich gehe auf der Straße.

Ich gehe an die Straße.

Ich gehe zur Straße.

Ich gehe in der Straße.

Ich gehe durch die Straße.

Jochen Schröder Lexikon deutscher Präpositionen

LEXIKON deutscher Präpositionen

Verlag Enzyklopädie Leipzig

Schröder, Jochen: Lexikon deutscher Präpositionen / Jochen Schröder. 2., unveränd. Aufl. - Leipzig : Verlag Enzyklopädie. 1990. 268 S. ISBN 3-324-00007-6

ISBN 3-324-00007-6 © Verlag Enzyklopädie Leipzig. 1990 0817/02011190 Printed in the German Democratic Republic Lichtsatz: INTERDRUCK, Graphischer Großbetrieb LeipzigIII/18/97 Druck und Einband: Druckhaus Aufwärts, Leipzig-III/18/20 Einbandgestaltung: Rolf Kunze, Großpösna Typographie: Hans-Joachim Walch Redaktionsschluß: 30.5. 1985 Bestell-Nr.: 577 795 6

Inhalt

Zu einigen Fragen der Darstellung deutscher Präpo­ sitionen in einem Lexikon ................................... 7 1. Zum Benutzerkreis............................................. 7 2. Zum Gegenstand und zu notwendigen Begren­ zungen .................................................................. 8 3. Zum Kriterium der Rektion.................................... 11 4. Zu den Präpositionen in unterschiedlichen Satz­ gliedern und sich daraus ergebenden Konse­ quenzen für die lexikographische Darstellung . 13 5. Zu Präpositionen in Sonderformen.......................... 22 6. Zur semantischen Merkmalanalyse von Präposi­ tionen ....................................................................... 24 7. Zur formelhaften Notierung semantischer Merk­ male ....................................... 1.................................. 28 Lexikographische Darstellung deutscher Präpositio­ nen .................................................................................. 35 1. Benutzerhinweise................................................... 35 2. Liste der semantischen Merkmale.......................... 38 3. Die Präpositionen................................................... 47 Überblick über die Rektion und die Stellung der deutschen Präpositionen............................................ 243 Überblick über die wichtigsten Gebrauchsbereiche deutscher Präpositionen............................................ 246 Überblick über wichtige Präpositionalphrasen, die wie Präpositionen gebraucht werden........................ 249 Alphabetische Liste der wie Präpositionen verwen­ deten Präpositionalphrasen....................................... 252 Abkürzungsverzeichnis ............................................ 264 Ausgewählte Literatur zur Präpositionsproblematik und zu angrenzenden Gebieten.................................. 266

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Zu einigen Fragen der Darstellung deutscher Präpositionen in einem Lexikon 1. Zum Benutzerkreis Dieses kleine Lexikon will den Gebrauch der deutschen Präpositionen erläutern und anhand von Beispielen ver­ deutlichen. Es wendet sich an die am normgerechten Ge­ brauch der deutschen Sprache interessierten Benutzer und möchte all denen helfen, denen bisher weder ein­ schlägige einsprachige noch zweisprachige Wörterbücher Antwort auf ihre Fragen geben konnten, denn es sagt mehr zu den Regularitäten der Verwendung von Präposi­ tionen, als das sowohl in allgemeinen Wörterbüchern als auch in Grammatikhandbüchern der Fall sein kann. Das dürfte zum einen den Muttersprachlern helfen, die nach der passenden Präposition suchen, oder Deutschlehrern, die bei ihren Schülern mundartliche oder dialektal ge­ prägte Verwendungen zugunsten der literatursprachli­ chen Norm verändern und dabei das Regelwerk für eine dem entsprechenden Zweck angemessene Kommunika­ tion bewußtmachen müssen. Zum anderen soll dieses Le­ xikon dem Ausländer eine Hilfe sein, der sich beruflich oder aber interessehalber mit der deutschen Sprache be­ schäftigt. So ist an den Deutschlehrer gedacht, der bei der Vermittlung des Deutschen als Fremdsprache beim Ler­ nenden je nach der Stufe der Unterweisung eine mehr oder weniger große Sicherheit in der Verwendung der Prä­ positionen aufzubauen hat und nicht selten vor der Frage steht, wie die Regularitäten beschaffen sind, die den Ler­ nenden in angemessener und methodisch durchdachter Weise vermittelt werden sollen und können. Eine solche Beschäftigung ermöglicht aber auch ein tieferes Eindrin­ gen in die Problematik und kann damit zur Verbesserung der Kenntnisse des Lehrenden selbst beitragen; solche

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Kenntnisse benötigt natürlich auch der Dolmetscher und Übersetzer. An konfrontativen Untersuchungen verschie­ dener Sprachen und des Deutschen interessierten oder ar­ beitenden Linguisten könnte das Lexikon ebenso helfen, wird doch versucht, mit semantischen Merkmalangaben zu den adverbialen Verwendungen bei den meisten Prä­ positionen eine konfrontationsfreundliche überblicksar­ tige Darstellung zu geben, die sowohl zum Vergleich in­ nerhalb des Systems der deutschen Präpositionen (Synonymie, Antonymie, Korrespondenz) als auch mit anderssprachigen adverbialen Äquivalenzen, die nicht immer präpositional gebildet werden, herausfordern kön­ nen. 2. Zum Gegenstand und zu notwendigen Begrenzungen Die hier dargelegten Ansprüche an dieses kleine Nach­ schlagewerk sollten allerdings nicht dazu verführen, jede Gebrauchsweise deutscher Präpositionen auch auffinden zu wollen. Das mag auf den ersten Blick als ein Mangel erscheinen, hat aber seine Ursachen zum einen in der Tatsache, daß Sprache zwar nur über ein begrenztes In­ ventar sprachlicher Elemente verfügt, zum anderen mit diesem Inventar potentiell unendlich viel Verschiedenes ausdrücken kann. Deswegen ist auch eine lexikographi­ sche Darstellung in sich begrenzt und gibt nur wesentli­ che Ausschnitte, die resultativ und explizit aufgeführt und für den Benutzer nachvollziehbar sein müssen. In unserem Spezialfall wird das besonders relevant, sind doch die deutschen Präpositionen von ihrer Zahl her rela­ tiv begrenzt, aber von ihrer Frequentativität häufig, den­ ken wir nur an solche Präpositionen wie in /im /ins, zu/ zum / zur, von / vom, mit, auf / aufs, an / am / ans, nach, für, aus, durch, bei / beim, über/übers, vor/vors, unter / unters, bis, gegen, ohne. Ohne diese relativ große Auftretenshäu­ figkeit überbewerten zu wollen, kann doch angenommen 8

werden, daß gerade solche Wörter, die in beliebigen Tex­ ten sehr oft und zugleich in unterschiedlichen Funktio­ nen vorkommen, dem Benutzer spezifische Schwierigkei­ ten bereiten. Diese beruhen darauf, daß Präpositionen die Tendenz zeigen, entsemantisiert (bedeutungsarm) zu wer­ den oder aber, was eigentlich unter einem anderen Ge­ sichtspunkt gar nicht verwunderlich ist, immer polysemer werden. Gerade dieser Zusammenhang führte zu Schwan­ kungen im Gebrauch, zu Unsicherheiten sowohl bei Mut­ tersprachlern als auch bei Fremdsprachlern, wobei letz­ tere dann häufig auf die in ihrer Muttersprache angewandte Form und deren häufigstes deutsches Äqui­ valent zurückgreifen, was aber nicht generell im Deut­ schen gebrauchsgerecht ist. Gerade dieser Doppelcharakter der Präpositionen (ent­ semantisiert/polysem) ergab bisher in grammatischen Beschreibungen auf den ersten Blick sehr widersprüchli­ che Aussagen zum Charakter dieser Wortart. Sie reichen von solch bündigen Feststellungen, daß die Präpositionen an der Grenze von Lexik und Grammatik stehen, bis zu gegensätzlichen Aussagen, daß Präpositionen als bedeu­ tungstragende Einheiten ähnlich wie Verben über Valenz verfügen oder aber ähnlich wie Kasusformative bedeu­ tungsleer seien und Bedeutung nur durch den Kontext gewönnen. In diesem Zusammenhang sind zweifelsohne auch Bemerkungen zur Synsemantie (nur mit anderen Wörtern Bedeutung habend) oder Autosemantie (selbst Bedeutung habend) zu sehen. Geht man davon aus, daß alle lexikalischen und syntaktischen Einheiten synseman­ tisch sind, weil sie erst im sprachlichen und außersprach­ lichen Kontext ihre gültige Bedeutung gewinnen, wird die Frage nach dem Verhalten der Präpositionen gegen­ standslos. Nimmt man aber an, daß Wörter dann synse­ mantisch sind, wenn sie nur in Kombination mit anderen Wörtern voll bedeutsame Einheiten werden oder aber nur dann autosemantisch, wenn sie allein ein Satzglied kon­ stituieren können, dann gehören die Präpositionen gene­ rell nur nach dem letztgenannten Kriterium zu den Syn-

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semantika, lassen doch solche Präpositionen wie seit, während, trotz, wegen u. a. im Unterschied zu og. Präposi­ tionen selbst ohne Kontext solche Merkmale wie [ +tem­ poral] bzw. [+kausal] sofort erkennen. In diesem Zusammenhang interessant sind psycholingui­ stische Untersuchungen zu den von Sprechern verschie­ dener Sprachen verwendeten Präpositionen. Folgende Feststellungen scheinen bemerkenswert:

a) Sprecher, die nur eine geringe Kenntnis der beschrei­ benden Grammatik ihrer Sprache (Muttersprache) haben, betrachten Präpositionen nicht als selbständige Ele­ mente, sondern bündeln sie mit dem Substantiv, mit dem sie eine Satzgliedeinheit bilden.

b) Kinder eignen sich Präpositionen in Abhängigkeit von den Eigenschaften des durch das Substantiv benannten Objekts an und bilden dafür (zuerst bei örtlichen Verhält­ nissen) bestimmte Strategien, da so die Beziehungen am konkretesten zu erfassen sind. c) Bei Sprachgestörten (hier Aphatikern) konnte festge­ stellt werden, daß Präpositionen und Konjunktionen häu­ figer ersetzt und ausgelassen werden als Substantive und Verben. Daraus kann der Schluß gezogen werden, daß ei­ nerseits die syntaktische Regeldeterminiertheit solcher Wörter wie der Präpositionen zwingender ist als die der Verben. Substantive und Adjektive, andererseits aber kei­ neswegs von einer semantischen Leere gesprochen wer­ den kann. Das erfordert u. E. gerade neben der Angabe der syntaktischen Regularitäten (Rektion durch Präposi­ tion) die semantische Beschreibung der Präpositionen, und zwar nicht in einer allgemeinen Bedeutung für eine bestimmte Präposition, sondern in der Erfassung und Kartierung der unterschiedlichen Bedeutungen, die die jeweilige Präposition unter den im gegebenen Kontext spezifischen Bedingungen hat. Vernachlässigt werden kann dabei die Frage nach den Synsemantika oder Autosemantika, kann sie doch nicht so weit führen wie eine 10

semantische Merkmalanalyse der Präpositionen in sprachlich korrekten Bildungen und deren Verallgemei­ nerung über die konkreten Beispiele hinaus.

3. Zum Kriterium der Rektion Die größere Methodenbewußtheit der jüngeren Linguistik ermöglicht auch die für eine lexikographische Beschrei­ bung notwendige Aussonderung der präpositionalen Ver­ wendungen, für die eine Lexikondarstellung sinnvoll er­ scheint. Dabei ist davon auszugehen, daß uns auf der syntakti­ schen Ebene (der Oberflächenstruktur) Präpositionen (im folgenden P) nie als selbständige Satzglieder entgegentre­ ten. Sie gehören immer zu einem Satzglied, mit dessen nominalem Bestandteil sie, soweit möglich, durch Rek­ tion verbunden sind. Daß diese Rektion selbst bei einer Reihe von P und den mit ihnen im Satzglied verbunde­ nen Substantiven nicht erkennbar ist, ist dem Nullartikel (Artikelsperrung) geschuldet. Die deutschen P treten zu­ meist in Prä-Position auf, doch ist z. T. auch (vgl. entge­ gen, entlang, entsprechend, gegenüber 1., gemäß 1., nach 4.3., 5.) oder nur Postposition möglich (vgl. gemäß 2., halber, hindurch, lang, über 5.3., zufolge) und in wenigen Fällen Circum-Position (vgl. um ... willen, von ... aus 1.6.). Schließlich gehen einige P mit bestimmten Substantiven feste Verbindungen ein, wodurch Adverbien entstehen (z. B. erwartungsgemäß, umstandshalber, jahrelang), oder verbinden sich mit Pronomen (z. B. meinethalben, seiner­ seits, um deinetwillen, ihretwegen) und bilden schließlich Pronominaladverbien (vgl. da[r]- und wo[r]-). All diese speziellen Formen lassen sich aber über den Einsatz von Substantiven wieder in solche Satzglieder überführen, in denen das Nomen in seinem Kasus von der P abhängig ist (z. B. erwartungsgemäß - gemäß seiner Erwartung). Nicht zu den P gehören gegen, über, um, unter vor men­ genmäßig bestimmten Substantiven: 11

(1) (2)

Über 200 Gäste (NOMINATIV) nahmen an der Feier teil. Die Eiskunstläuferin wurde von über 500 000 Le­ sern der Jugendzeitung zur Sportlerin des Jahres ge­ wählt. (Von regiert den Dativ.)

Über läßt sich in beiden Sätzen eliminieren oder aber durch etwa, zirka, annähernd u. ä. substituieren. Auch um in einem Satz wie (3)

Der Zug kommt um 3 (Uhr).

läßt sich hier durch genau, Punkt substituieren und ist eli­ minierbar. Es steht allerdings in einer Reihe mit vor (um) nach + Uhrzeit und verhält sich so anders als og. P. Schließlich gibt es einige erstarrte Formen wie den prä­ dikativen Superlativ (z. B. am schönsten), den Elativ (z. B. aufs schönste) und das Gradadverb des zu hohen Grades (z. B. zu schön), die als Ganzes grammatikalisierte Klas­ sen sind. Über die Behandlung dieser Formen entschied das bei dem Benutzer zu erwartende Interesse auch an solchen Verwendungen und die scheinbare Ähnlichkeit zu ande­ ren Präpositionalphrasen (PP). Das trifft auf Infinitivkon­ struktionen mit zu, anstatt zu, ohne zu, um zu wie auch auf den Gebrauch der den P lautgleichen Einheiten bis, seit, während nicht zu, da sie zu den Konjunktionen gehören, wenn auch ihre semantische Nähe zu den P außer Zweifel steht. Vgl.

(4) (5) (6)

Bis er ankommt (hier Konjunktion),/Bis zu seiner Ankunft (hier Präposition) haben wir noch Zeit. Seit er ihr begegnet ist,/Seit ihrer Begegnung schreiben sie sich. Während sie arbeitet,/Während der Arbeit läßt sie sich nicht stören.

Entsprechend der Annahme der Rektion als eines Krite­ riums der P wird so im Lexikon nach der Nennung der P 12

die Rektion angegeben. Kann eine P in Abhängigkeit von Kontext und Situation (zumeist im Verb deutlich wer­ dend) mehrere Kasus fordern und wird damit ein Bedeu­ tungsunterschied signalisiert, so erscheint sie mit der ent­ sprechenden Rektionsangabe mehrmals. Das trifft auf alle P mit DAT/AKK zu. So wird z. B. angegeben an DAT, an AKK. Ist eine Mehrfachrektion ohne Bedeu­ tungsunterschied gegeben, so werden beide Kasus neben­ einander verzeichnet, wobei der seltener gebrauchte ge­ klammert erscheint, z. B. trotz GEN (DAT), wobei DAT in der Regel dann auftritt, wenn der GEN nicht erkenn­ bar ist. Treten bestimmte stilistische Beschränkungen für den jeweiligen Kasusgebrauch auf, wird das in der verba­ len Beschreibung erwähnt. Zu den Präpositionen in unterschiedlichen Satz­ gliedern und den sich daraus ergebenden Konse­ quenzen für die lexikographische Darstellung 4.1. Präpositionalphrasen und Valenz

4.

Generell wird in Grammatikhandbüchern darauf hinge­ wiesen, daß P in unterschiedlichen Satzgliedern auftre­ ten, wobei im Zentrum der Betrachtung Objekte und Ad­ verbialien stehen. Gerade dieser Unterschied scheint uns für die lexikographische Behandlung der P von ausschlag­ gebender Bedeutung. Schon von der Valenz her verhalten sich diese beiden Satzgliedtypen unterschiedlich. Wir wollen das an wenigen Sätzen belegen: Er bezog sich in seinem Vortrag auf die Aussage sei­ nes Vorredners. (8) Er wartete auf die Ankunft des Zuges. (9) Er sprang auf den Zug. (10) Auf Wunsch seiner Eltern besuchte er diesen Lehr­ gang. (7)

Die au/’-Phrasen in den Sätzen (7) und (8) sind Objekte, in (9) und (10) Adverbialien. In Satz (7) ist die 13

aw/-Phrase obligatorisch, in (8) fakultativ, aber auch in (9) handelt es sich um einen fakultativen Aktanten, nur in (10) haben wir eine freie Angabe. Die Setzung nur einer, nicht substituierbaren P in (7) und (8) ist vom Verb festgelegt, die P wird vom Verb regiert, sie selbst fordert den Kasus des Substantivs. In (9) und (10) ist die P nicht regiert, denkbar wäre:

(9 a) Er sprang in den Zug. (9 b) Er sprang vor den Zug. (9 c) Er sprang unter den Zug. Auch in (10) wäre, wenn auch selten gebraucht, möglich:

(10 a) Dem Wunsch seiner Eltern entsprechend besuchte er diesen Lehrgang. (10b) Dem Wunsch seiner Eltern gemäß besuchte er die­ sen Lehrgang.

Aus diesen Beispielen, die beliebig erweitert werden könnten, ließe sich folgende Matrix entwickeln: valenzbedingte PP a) Objekt b) Adverbial c) Adverbial

+ +

die P ist regiert

+

Damit zeigt sich, daß der Fall b) bestimmte Schwierigkei­ ten in der Abgrenzung zu a) bereitet, zumal es Fälle gibt, in denen das Verb nicht nur eine P regiert. Dazu gehören solche Verben wie berichten, handeln, lesen, reden, sprechen, schreiben von/ über, in denen kein/oder kaum ein Bedeu­ tungsunterschied festzustellen ist, aber auch sich freuen GEN (arch.), sich freuen an (geh.) und sich freuen auf/ sich freuen über mit einer unterschiedlichen Sicht auf das Er­ eignis, das die Freude auslöst: mit auf perspektivisch, mit über bei eingetretenem Ereignis. So wäre es prinzipiell möglich, alle Fälle der Art a) und b) in ein Valenzlexikon neuen Typs zu verweisen, in dem sowohl die syntaktische als auch die semantische Valenz der Verben angegeben sein müßte. Aber gerade die Tatsache, daß eben in Fall b) 14

die P nicht regiert ist, zwingt, die Grenzen bei einer Dar­ stellung der P zwischen Objekt und Adverbial zu ziehen, da eben trotz unterschiedlichen Verhaltens bezüglich der Valenz semantische Klassen der Adverbialien auszuson­ dern sind, in denen bestimmte P bestimmte Funktionen haben. So müssen wir uns den Kriterien einer Abgren­ zung zwischen Objekt und Adverbial zuwenden. Fol­ gende Ansatzpunkte sind möglich: a) das Kriterium unterschiedlicher Substituierbarkeit, wenn sich das Objekt nicht auf Personen bezieht: Präpositionalobjekt Pronominaladverb Adverbial Adverb. Vgl. (71) (81) (91) (101)

Er bezog sich in seinem Vortrag darauf. Er wartete darauf. Er sprang dorthin. Wunschgemäß besuchte er den Lehrgang.

b) das Kriterium der Rektion der P durch das Verb c) die Beschränkung der Auswahl der Objekt-P auf ganz bestimmte einfache und historisch ältere P, also nicht ent­ sprechend, gemäß u. ä. Aber auch diese Kriterien lassen, wenn sie zu eng gese­ hen werden, Fehldeutungen zu, so daß zu ihrer Anwen­ dung und damit verbundenen Modifizierungen Stellung genommen werden muß. 4.2. Pronominaladverbien als Substitute

Betrachten wir einen Fall wie den folgenden, so wird schon a) problematisch: (11) Er setzt sich auf die Brille/darauf/?dorthin. (12) Er setzt sich auf die Bank/darauf/dorthin. (13) Er setzt sich auf die Wiese/?darauf/dorthin.

Ohne genauer darauf eingehen zu können, warum in (11) die Adverbsubstitution zu einem defektiven Satz führt, dürfte anzunehmen sein, daß es sich um spezifische Be­

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grenzungen der Kombination in der Präpositionalphrase handelt, die von der Beschaffenheit des zum Setzen „ge­ wählten“ Platzes in, der objektiven Realität (seine Aus­ dehnung, seine für das Geschehen zutreffende Typizität) und deren sprachlicher Wiedergabe abhängig sind, also auch des semantischen Gehalts des Substantivs. Wenig sinnvoll wäre es aber, Satz (11) und damit die Verwen­ dung der P von der in den folgenden Sätzen abzugrenzen. Vergleichen wir damit (81), so ließe sich dieser Satz erwei­ tern zu: (8") Er wartete (darauf), daß der Zug ankommt. Ein solcher mit daß eingeleiteter und eingebetteter Ne­ bensatz ist weder für (11) noch (12) möglich. Damit muß die du/FSatz-Repräsentation als eine für Präpositionalob­ jekte typische Erscheinung angesehen werden. Als Einlei­ tung können auch ob und w-Wörter auftreten

a) bei Fragesätzen der indirekten Rede nach sich erkundi­ gen nach, fragen nach u. ä. b) mit Sachverhalten, über die bei den Kommunizieren­ den keine Übereinstimmung besteht, nach streiten um! über, sich auseinandersetzen über u. ä. c) mit der Aufnahme {hören, lesen, erfahren von/über), Wiedergabe {berichten von / über) oder weiterführenden Bearbeitung {schließen aus, befinden über) eines Kommunikats u. ä. d) nach suchen nach.

Mit dieser Probe ist nicht zu einer klaren Unterscheidung bei bestimmten zmt-Konstruktionen zu gelangen. Dabei geht es nicht um Verben mit semantisch obligatorischen Partnerbezügen wie sich aussprechen, sich unterhalten, son­ dern um Verben, für die der Sachverhalt ein mit mit/ durch angegebenes Instrument im weiteren Sinne erfor­ dert, z. B. belasten, belegen, nachwqisen, rechtfertigen, überzeugen, verleiten, verlocken u. ä., aber auch keine Ad­ verbien als Substitute zur Verfügung stehen. Ähnliche Differenzierungsprobleme treten dort auf, wo ein daß-Satz nach Verben wie aufpassen, achtgeben, achten auf, sich beeilen mit, nachhelfen entweder als Objektsatz

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oder aber als freie Angabe in Form eines Finalsatzes in­ terpretiert werden kann. Sieht man von den hier notwendigerweise vorzuneh­ menden Einschränkungen ab, so ist festzustellen, daß das Kriterium a) einen sehr breiten Bereich der Präpositional­ objekte, denn für sie ist es merkmalhaft, erfaßt und ihn von den Präpositionaladverbialien abgrenzt, zumal dort, wo keine Adverbien als Substitute zur Verfügung stehen. 4.3. Verbale Rektion und Präpositionalphrasen

Wenn man das Kriterium der Rektion einbezieht, so muß davon ausgegangen werden, daß es sich bei Rektion um eine Oberflächenerscheinung handelt, wobei zu unter­ scheiden ist zwischen Rektion durch das Verb (und ent­ sprechend Substantiv und Adjektiv) einerseits und Rek­ tion durch eine Präposition andererseits. Die Rektion erster Art zeigt sich in einer geregelten Auswahl aus einer bestimmten Obermenge der Klasse der P, die mittels der Rektion durch P einen Kasus fordert, oder aber der obli­ quen Kasus (GENITIV, DATIV, AKKUSATIV). Damit geht die Rektion erster Art als eine bestimmte sprachli­ che Erscheinung in die syntaktische Valenz ein und macht es möglich, als ein Kriterium für Aktanten in Form von Objekten, also auch präpositionalen Objekten, zu gelten, indem es diese von Adverbialien unterscheidet, da für diese nur die Rektion innerhalb von Satzgliedern zu gelten hat. Der Anschluß solcher Adverbialien ist er­ fordert (Aktanten) oder ermöglicht (Angaben), die Wahl der P hängt ab von der geforderten Wiedergabe von Be­ ziehungen, die in der objektiven Realität existieren, und kann durch innersprachliche Regularitäten begrenzt sein (vgl. z. B. an 3.1., in 2.1.). Zweifel an dieser Auffassung könnten auftreten, wenn man an die P denkt, die in Lo­ kaladverbialien im weiteren Sinne sowohl DAT als auch AKK fordern können, aber eben in Abhängigkeit vom je­ weiligen Sachverhalt, der bezüglich der genaueren Lokali­

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sation eben nicht vom Verb allein wiedergegeben werden kann, denn sonst wäre nicht möglich: (14) Sie tanzten in dem Saal auf der Glasfläche unter der Girlande, (der Bereich wird nicht verlassen [4- stat]) (15) Sie tanzten in den Saal auf die Glasfläche unter die Girlande, (der Bereich wird erreicht [4-dir])

Weder in (14) noch in (15) sind die P vom Verb regiert, sondern von der Semstruktur der Substantive und damit von Referenzbeziehungen der Adverbialien abhängig. Die Kasusendung wird in der jeweiligen Präpositionsva­ riante entsprechend dem gegebenen Sachverhalt gefordert und ist bei diesen unterschiedlichen Sachverhalten stabil. Die P haben eine informative Bedeutung und genügen den Anforderungen, verschiedene Auswahlmöglichkeiten zu eröffnen. Nun gibt es allerdings auch unter adverbia­ len Aktanten und Angaben bei bestimmten Verben Be­ schränkungen der Präpositionswahl. Die typischen Fälle sind Präpositionaladverbialien nach speziell richtungs­ orientierten Bewegungsverben, z. B.

(16 a) Er steigt in den Bus ein. (16 b) Er steigt aus dem Bus aus. (17 a) Er steigt auf das Pferd auf. (17 b) Er steigt von dem Pferd ab.

(16) Er steigt in den/ aus dem Bus. (17) Er steigt auf das/ von dem Pferd.

Die Überführung der hier mit (a/b) gekennzeichneten Sätze in (16/17) zeigt, daß die auftretenden Restriktio­ nen semantisch bestimmt sind. Außerdem läßt sich über den negativen Verlauf der Pronominaladverb-daß-Probe die Nicht-Zugehörigkeit zu den Objekten nachweisen. Wir können so feststellen, daß P bei Adverbialien nicht regiert sind und über Bedeutungen verfügen, die Diffe­ renzierungen in der Aussage ermöglichen, während P der

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Objekte regiert sind und - auch bei Verben mit Mehr­ fachrektion - sich der Bedeutungsanalyse verschließen, ähnlich wie Objektkasus. 4.4. Ausgrenzung der Präpositionen bei Objekten

Schließlich werden in präpositionalen Objekten nur ganz bestimmte P genutzt. Dazu zählen im Deutschen an, auf, bei, für, gegen, in, mit, nach, über, um, unter, von, vor und zu, also die am häufigsten verwendeten. Damit ist der Di­ vergenzbereich Adverbial:Objekt quantitativ einzuord­ nen. Aus dem Objektbereich sind demzufolge alle P aus­ zuschließen, die semantisch auf eine bestimmte Adver­ bialklasse begrenzt werden können, z. B. seit, während, wegen, trotz, dank. Dazu kommt die große Gruppe von (hi­ storisch gesehen) jüngeren P mit spezifizierter Bedeutung wie infolge, zufolge, aufgrund (auch auf Grund) und schließlich die Gruppe von solchen Präpositionswendun­ gen wie in Anbetracht, mit Hilfe, in der Nähe, die wie P funktionieren, aber nicht so fest in das System deutscher P integriert, funktional wenig belastet und auch weniger frequent sind. Genau diese Spezifik letztgenannter Ein­ heiten führt dazu, daß sie im Lexikon nur als spezielle Formen unter den jeweiligen eigentlichen P behandelt werden, während die besonders häufig auftretenden P aufgrund ihrer Polysemie und der Spezifik ihrer Verwen­ dung besonders breite Behandlung erfahren (vgl. z. B. an, auf, in, mit, von, zu im Unterschied zu angesichts, anstatt, mittels, infolge, zufolge u. ä.), sind sie es doch, die an der Oberfläche in Präpositionalphrasen unterschiedlicher Ty­ pen auftreten und so auch unterschiedlich, aber in der ganzen erfaßbaren Breite der Palette präpositionaler Mög­ lichkeiten funktionieren, und sie sind es, die von Sprache zu Sprache (ja selbst, wenn auch darauf nicht eingegan­ gen werden kann, in Dialekten und Soziolekten) auf ver­ schiedene Art und Weise interferieren. Die häufig ver­ wendeten P stellen als Relatoren das Zentrum der Klasse

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der P dar, während die sog. unisemen stärker an die Peri­ pherie rücken, eben weil sich nur bestimmte Distributio­ nen mit ihnen ermöglichen lassen. Wenn schließlich Prä­ positionalphrasen, die ein Substantiv innerhalb der Präpositionalphrase fest an sich binden, als P genutzt werden, so beginnt die Semantik dieses Substantivs zu verblassen, es ist nicht mehr fähig, adjektivische Attribute an sich zu binden und unterliegt auch, was die Artikelver­ wendung betrifft, bestimmten Restriktionen. Das Ende eines solchen Prozesses des Entstehens neuer P signali­ siert, wenn auch nur äußerlich, die orthographische Regel der Zusammenschreibung (z. B. infolge, zufolge, zugunsten, zuliebe, aber noch auf Grund - aufgrund, an Hand - an­ hand), wenn auch hier noch über die mögliche Anbin­ dung des Adverbialsubstantivs mit von (vgl. dazu og. P) Spezifisches erhalten bleibt. In ihrer Semantik sind diese jüngeren, sekundären P deutlicher als viele P des Kerns, da sie als Derivate die Bedeutung des in ihnen enthalte­ nen Ausgangswortes noch in sich tragen. Sie sind so typi­ sche Indikatoren der Bedeutung des Adverbials, das sie einleiten. Wir vergleichen:

(18) Sie geht drei Wochen zum Lehrgang nach Berlin. (19) Sie geht für drei Wochen zum Lehrgang nach Berlin. (20) Sie geht für die Dauer von drei Wochen zum Lehr­ gang nach Berlin. Der entsprechende Sachverhalt, daß jemand geht, um drei Wochen dort zu bleiben, wird in (18) nur aus dem Wissen um den Sachverhalt deutlich. Wäre dieses Wissen nicht vorhanden, könnte der Hörer/Leser den Satz auch verstehen:

(18') Drei Wochen (lang) geht sie nach Berlin.

Das ist: gehen (AGENS = sie, LOKATIV = nach Berlin, TEMP = 3 Wochen) Gemeint ist aber: gehen (AGENS, FINAL) = zum Lehr­ gang bleiben (TEMP, LOKATIV). Die P für ist Indikator für das Einsetzen einer Zeit20

spanne, während für die Dauer sowohl das Einsetzen als auch die Durativität expliziert. Alle in (18—20) hervorge­ hobenen Glieder gehören zur Kategorie temporaler Ad­ verbialien. Tritt eine bedeutungsmäßig differenzierende P anstelle der in einem Objekt üblichen, so haben wir es mit un­ scharfen Grenzen zwischen den Kategorien des Objekts und des Adverbials zu tun: (21) Das Gericht bestrafte ihn für sein fahrlässiges Verhal­ ten. (22) Das Gericht bestrafte ihn wegen seines fahrlässigen Verhaltens. (23) Das Gericht bestrafte ihn aufgrund seines fahrlässigen Verhaltens.

Die hervorgehobenen Präpositionalphrasen scheinen in (22/23) Adverbialien, in (21) ein Objekt zu sein. Den Grund für die Möglichkeit, einen solchen „Satzglied­ wechsel“ (in einigen, aber sehr begrenzten Fällen) vor­ nehmen zu können, sehen wir in der semantischen Struk­ tur des Verbs, dem zumindest die semantischen Kasus KAUSAL, FINAL und PATIENS zuzuordnen sind. Auf der Oberfläche wird dann KAUSAL als Objekt realisiert oder aber, wie auf der Ebene der semantischen Kasus an­ gesetzt, als Kausaladverbial. So ist also das dritte Kriterium einzubeziehen, auch wenn es nicht die Aussagekraft wie die Kriterien a/b hat. Für die hier zu besprechenden deutschen Präpositio­ nen ergeben sich daraus einige Konsequenzen, die kurz dargelegt werden sollen. Im Zentrum der Behandlung können nur die in Adverbialien auftretenden P stehen, das schließt zugleich ein, P nach sein zu behandeln, wenn sein als Vollverb Verwendung findet. Aus dieser Darstel­ lung ergeben sich auch Rückschlüsse auf P in präpositio­ nalen Attributen, wenn sie auf Adverbialien zurückzufüh­ ren sind. Objektpräpositionen werden nur dann einbezo­ gen, wenn aufgrund des Gebrauchs bestimmter Verbgrup­ pen wirklich analysierbare und beschreibbare Bedeutun21

gen zu Tage treten, das trifft in besonderem Maße auf passivische Satzstrukturen zu, in denen deutlich auf den Zusammenhang von von 8., seitens, durch 2.1. und mit 3.4. hingewiesen wird. Damit wird zwar der angestrebte Rah­ men einer klaren Kategorisierung verlassen, zugleich aber im Interesse des Benutzers der Verwendungsbereich der lexikographischen Darstellung erhöht. 5. Zu Präpositionen in Sonderformen Eine Erweiterung erfährt das Lexikon durch die - wenn auch begrenzte - Aufnahme von P, wie sie in Phraseologismen auftreten. Sie zu berücksichtigen, scheint erfor­ derlich, wenn man ihren Verbreitungsgrad beachtet. An­ dererseits bewahren sie aber zum Teil einen historischen Sprachstand, der nicht mehr in dieser Form ausbaufähig ist, und zeigen so auch in bezug auf P ihre Besonderhei­ ten, die aber kaum verallgemeinerungsfähig sind und als spezielle Eintragung verstanden werden dürften. Wir rechnen hier solche Wortverbindungen hinzu, die über wenigstens ein Autosemantikon verfügen und teilweise oder vollständig idiomatisiert, damit bedingt stabil und zum Teil lexikalisiert sind. Anders sieht das mit Funk­ tionsverbgefügen aus, handelt es sich doch bei ihnen um syntaktische Strukturen, deren lexikalische Füllung varia­ bel ist, die aber eine Art syntaktischer Idiomatizität auf­ weisen. Sie sind in der Regel aus Vollverben entstanden, die eine Präpositionalphrase in Form eines Lokaladverbials verlangen. Die Präpositionalphrase ist die nominale Komponente des Gefüges und bezeichnet dann Vorgänge und Zustände. Die Hauptbedeutung des Gefüges liegt im Substantiv, nicht im Verb, das seinen semantischen Ge­ halt weitgehend reduziert hat. Der semantische Gehalt der P ist ebenfalls stark reduziert. Die P haben hier eine kasusartige Funktion, ähnlich den P in präpositionalen Objekten. Allerdings muß beachtet werden, daß mit außer\4. eine P in Funktionsverbgefügen auftritt, die bei 22

Objekten nicht zu finden ist und auch bei direktiven Lo­ kaladverbialien nicht verwendet wird. Da es außerdem Korrespondenzen gibt, z. B. zwischen außer 4. und zn 8., in denen die beiden P unterschiedliche semantische Be­ ziehungen signalisieren, scheint es erforderlich, auf diese Erscheinung im Lexikon einzugehen. Dazu kommt, daß mit wachsender Stabilität solcher Gefüge auch syntakti­ sche Reflexe zu bemerken sind. Deutlich wird das z. B., wenn wir versuchen, in bestimmte Funktionsverbgefüge (FVG) den Artikel einzusetzen. Man vergleiche: (24) Er setzte die Maschine in Betrieb. (Er verursachte, daß die Maschine lief.) FVG (24') Der Kran setzte die Maschine in den Betrieb. LO­ KAL DIR (25) Er setzte die Maschine außer Betrieb. (Er verur­ sachte, daß die Maschine nicht mehr lief.) FVG (25') +Er setzte die Maschine außer dem Betrieb.

Der defektive Satz (25') zeigt zugleich, daß die Präposi­ tionalphrase nicht auf einen ursprünglichen Lokalaktan­ ten zurückzuführen ist, sondern als analoge Konträrbil­ dung innerhalb des Bereichs der Funktionsverbgefüge anzusehen ist, (25) steht in Beziehung zu (24), nicht zu (25'). Unter den entsprechenden P als Stichworten werden alle die hier behandelten Erscheinungen als Sonderfor­ men abgehandelt. Sie erhalten dann einen besonderen Gliederungspunkt, wenn sich systemhafte Ansätze fest­ stellen lassen und die Divergenz zu den adverbialen For­ men bereits sehr deutlich wird. So kann beispielsweise die Verwendung von zu in (26) Das Stück kam vor ausverkauftem Haus zur Auf­ führung. Vgl. zu 7.3. (27) Der Dichter kam selbst zur Aufführung. Vgl. zu 1.4.

nicht unter demselben Gliederungspunkt erscheinen, (27) gehört zum lokalen Bereich, (26) nicht. Mit einer anderen Art der Sonderformen haben wir es

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dann zu tun, wenn die entsprechenden Präpositionalphra­ sen zwar zu einem bestimmten Adverbialbereich gehö­ ren, aber in der Verwendung der jeweiligen P von den sonst für die P angegebenen Merkmalen abweichen. So werden solche Präpositionalphrasen wie an /von /über Bord, bei Hofe, unter / über Tage zwar unter LOKAL behan­ delt, aber als Sonderformen ausgegrenzt, denn diese Prä­ positionalphrasen sind in sich geschlossen, weder das Substantiv noch die P sind so frei variierbar, wie es sonst möglich wäre, die Bindungsfähigkeit ist zumeist auf be­ stimmte Verben eingeschränkt. Der Gebrauch ist ur­ sprünglich oft auf bestimmte Soziolekte beschränkt, zeigt stilistische Nuancen und läßt sich oft aus einem älteren Sprachzustand erklären. Auch syntaktisch zeigen sich bestimmte Modifizierun­ gen, so die Verwendung des Nullartikels (Artikelsper­ rung) und damit verbunden die nicht mehr erkennbare Kasusform beim Substantiv, fehlende Möglichkeit adjek­ tivischer Attribuierung und in einigen Fällen nicht mehr generell übliche Kasuskennzeichnung der Substantive (z. B. bei Hofe, über Tage). Doch handelt es sich dabei nicht um generalisierbare Regularitäten, sondern eben um Besonderheiten dieser Formen, die als spezielle Fälle anzusehen sind und auch vom Gebrauch der P im Ver­ gleich zu dem sonst üblichen Gebrauch der P in der deut­ schen Gegenwartssprache abweichen.

6. Zur semantischen Merkmalanalyse von Präpositionen

Kehren wir zu unserem zentralen Anliegen zurück, die Adverbial-P so zu beschreiben, daß dem Benutzer des Le­ xikons die entsprechenden Bedingungen für den ange­ messenen Gebrauch gegeben werden. Dabei gehen wir davon aus, daß die semantische Bedeutung die Eigen­ schaft eines sprachlichen Zeichens ist, durch die es Ab­ bildern der Wirklichkeit im menschlichen Bewußtsein 24

zugeordnet ist. Diese Zuordnung ermöglicht es, daß es in der Kommunikation für die Abbilder gesetzt werden und solche Abbilder hervorrufen kann. So muß es auch statt­ haft sein, bei P solche Merkmale herauszuarbeiten, die die Bedeutung und durch sie die Verwendung der ent­ sprechenden P in Adverbialien charakterisieren. Wenn auch die Differenzierung zwischen der lexikalischen Funktion und der durch die Lexeme bezeichneten Wirk­ lichkeit (Sachverhaltswissen) nicht immer einfach ist, so darf man doch nicht übersehen, daß Bedeutung lexikali­ scher Einheiten als Bewußtseinstatsache in einer festen, synchronisch relativ stabilen Zuordnung zu Formativen bzw. deren Abbildern im Bewußtsein steht. Die Bedeu­ tung sprachlicher Zeichen, über das Abbild der Wirklich­ keit im Bewußtsein vermittelt, an die außersprachliche Wirklichkeit gebunden, muß sich so auch bei den Adverbial-P nachweisen lassen. Daß es dabei zu einem Streube­ reich bei besonders häufig auftretenden P kommen kann, schließt hier Gesagtes nicht aus, bildet doch das einzelne Individuum die Wirklichkeit (bzw. Wirklichkeitsaus­ schnitte) ab, aber eben nicht losgelöst von den gesell­ schaftlichen Bedingungen und nicht nur passiv, sondern in aktiver Auseinandersetzung, so daß Objektives und Überindividuelles das Abbild bestimmen. Dies hat zur Konsequenz, daß die Bedeutung eines Formativs als kommunikationsgemeinschaftlicher Invariante so den Charakter eines „durchschnittlichen“ Abbilds trägt. So sind eben beispielsweise die P innert als schweizerdeut­ sche Variante der deutschen Standardsprache oder aber die P achtern als niederdeutsche Variante in dem Sinne nicht in der Lage, für alle Gebiete, in denen Deutsch ge­ sprochen wird, eine Invariante og. Typs zu sein, und wer­ den deswegen im Lexikon vernachlässigt. Sie sind es aber im jeweiligen Verbreitungsgebiet der genannten Dialekte. Wird ein individuelles oder regionales Abbild durch die Kommunikation und in der Kommunikation zu einem durchschnittlichen Abbild für die Sprecher der Literatur­ sprache, so hat es seinen Platz im Lexikon, was z. B. für

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binnen [+temp], ursprünglich nur niederdeutsch, gelten dürfte. Bei der Beschreibung von Bedeutung und Gebrauchs­ weise der P tritt jedoch das Problem auf, das uns schon in den vorigen Abschnitten beschäftigte: P begegnen uns nur in Texten bzw. Textausschnitten. Das führt immer wieder zu Zweifeln an der Möglichkeit, sie bedeutungs­ mäßig zu analysieren, so, wenn beispielsweise angenom­ men wird, daß sie als Morphemwörter ausschließlich in­ strumentale Bedeutung hätten. Greifen wir unter vielen Möglichkeiten nur die P mit als eine in verschiedenen Adverbialien auftretende P heraus, so ist eben mit Freude abfahren (vgl. mit 5.2.), mit Sonnenaufgang abfahren (vgl. mit 2.1.), mit dem Motorrad abfahren (vgl. mit 3.6.), mit dem Freund abfahren (vgl. 7.1.) im Hinblick auf die P nicht in gleicher Weise zu analysieren. Die Funktionen von mit lassen sich nicht auf eine für das Element ein­ heitliche Funktion reduzieren. Das zeigen unterschiedli­ che Übersetzungen in andere Sprachen, aber auch Substi­ tutionen und Transformationen im Deutschen selbst. So kann in oben gegebener Reihenfolge mit nur in dem je­ weiligen Fall durch voll(er), bei, auf und (mit gewissen Einschränkungen) in Begleitung ersetzt werden, eine Überführung in Nebensätze ergäbe ein ähnliches Bild. ,Gesamtbedeutungen‘, denen die Anhänger einer Isomor­ phie von Inhalt und Form nachgehen möchten, gibt es in Wirklichkeit nicht. Versuchte man, als invarianten Sembestand etwas wie ZUSAMMENGEHÖRIG oder UND X IST DABEI anzugeben, würde eine Bedeutungsbreite an genommen, die uns bei der Betrachtung und der Erschlie­ ßung von Regularitäten nicht weiterführte. Es muß ange­ nommen werden, daß die von uns als Beispiel gewählte P mit über verschiedene Bedeutungen verfügt und aufgrund dessen zu unterschiedlichen Bezeichnuhgen genutzt wer­ den kann. Ein Wort leistet in einem Satz, der in der Kommunikation allein vorkommen kann, einen bestimm­ ten Beitrag, so daß wir auch die Bedeutung eines Wortes als potentiellen Beitrag zur Bedeutung eines Satzes be­ 26

stimmen können. Bedeutung ist allerdings nicht die Lei­ stung des Wortes in der Kommunikation, sondern, und das gilt auch für die P in Adverbialien, der Gegenstands­ bezug (die Funktion der Benennung), die Abstraktion (die Bezeichnung gemeinsamer Eigenschaften), die Ver­ allgemeinerung (Bezeichnung einer Klasse von Relatio­ nen, Gegenständen, Eigenschaften). Dies erlaubt anzu­ nehmen, daß P einen potentiellen Beitrag zur Kommuni­ kation leisten. Die Differenzierung des semantischen Gehalts erfolgt sowohl dadurch, daß sich die verschiede­ nen P voneinander paradigmatisch (nach gleichem oder verschiedenem Inhalt) abheben, als auch durch den syn­ tagmatischen Kontrast in der linearen Reihe, bei ihrer Verknüpfbarkeit, in den meisten Fällen wohl durch bei­ des. Dabei spielt die Fähigkeit der Lexeme, bestimmte „wesenhafte“ Bedeutungsbeziehungen mit anderen Lexe­ men einzugehen - also die Kollokabilität gerade für die P eine bestimmte, bei der Analyse nicht zu unter­ schätzende Rolle. Da ein Zeichen mit allgemeinerer Be­ deutung, also z. B. P, immer das Zeichen, das konkreter ist, in formaler Hinsicht determiniert, scheint es uns in besonderem Maße für solche Untersuchungen geeignet, die allerdings nicht durchgeführt werden können, wenn die Bedeutung ausgeklammert wird. Es ist so anzunehmen, daß P nicht nur einfache Merk­ malbündel sind, sondern Seme enthalten, die ihre Kollo­ kabilität steuern können, was dann auch in einer seman­ tischen Merkmalanalyse seinen Ausdruck finden müßte. Diese Merkmalanalyse ist dann zugleich die Grundlage der verbalen Beschreibung für die entsprechenden Ver­ wendungsweise der einzelnen P im Lexikon, wobei dieser Beschreibung als Charakteristikum ein immer in Groß­ buchstaben wiedergegebenes Einordnungsmerkmal wie LOKAL, TEMPORAL, MODAL, KAUSAL vorangestellt wird. Diese Einordnungsmerkmale erinnern an die aus der Beschreibung von Adverbialien bekannten Begriffe. Um sie nicht zu allgemein zu halten, wird bei den gro­ ßen, noch nicht immer genügend erforschten Klassen ne27

ben KAUSAL im engeren Sinne auch KONDITIONAL, KONZESSIV, FINAL in Spitzenstellung verwendet. Aus MODAL wird INSTRUMENTAL ausgegliedert, weil es sich von seinem Status als semantischer Kasus von den anderen MODALEN unterscheidet, Grenzfälle ergeben sich bei MEDIAL (vgl. mit 4., durch 2.5.). Neben MO­ DAL werden auch solche Einordnungsmerkmale gestellt wie HERKUNFT, DISTRIBUTIV, RANGORDNUNG, MASSANGABEN. Berücksichtigt werden in besonderer Weise solche Formen, in denen sich semantische Merk­ male zweier Klassen überlagern, so z. B. QUASILOKAL (vgl. auf 2.), INSTRUMENTAL-LOKAL (vgl. auf 4.) oder auch zufolge 2. KAUSAL-MODAL und zuliebe KAUSAL­ FINAL. Schließlich werden auch aus der Kasusrollen­ theorie bekannte Begriffe genutzt wie AGENS, PATIENS oder ADRESSAT, erstere speziell bei den passivischen Sätzen, ADRESSAT z. B. bei für 5.1. Diese Vielfalt der Termini mag auf den ersten Blick überraschen, doch ist sie in der Tatsache begründet, daß die Klasse der Adverbialien selbst sehr heterogen ist und in einigen Fällen nach wie vor Unklarheiten in der Zu­ ordnung bestehen, was sich auch in einem Lexikon deut­ scher Präpositionen widerspiegeln muß. Außerdem wurde durch die Aufnahme von Grenzfällen aus dem Bereich Adverbial/Objekt eine Erweiterung der Klassifizierungs­ kriterien notwendig. 7. Zur formelhaften Notierung semantischer Merkmale

Im Lexikonteil findet sich nach dem Belegmaterial eine formelhafte Angabe zu den einzelnen präpositionalen Verwendungsweisen. In ihr sind die für'die P in dem je­ weiligen Fall zutreffenden semantischen Merkmale (Seme) in einer bedingt geordneten Folge angegeben. Diese Angabe semantischer Merkmale soll, dort wo mög­ lich, einen Überblick zu den einzelnen Verwendungswei28

sen geben und damit gleichzeitig ermöglichen, innerhalb der lautgleichen Zeichen die semantischen Merkmale besser zu erkennen, die den Gebrauch der P im jeweili­ gen Falle von den anderen Fällen unterscheiden, und schließlich Beziehungen der Synonymie und Antonymie zwischen unterschiedlichen P aufzudecken. Wir gehen dabei davon aus, daß sich zwei verschiedene Bedeutun­ gen durch mindestens ein semantisches Merkmal vonein­ ander unterscheiden, weil semantische Merkmale inter­ subjektive rekurrente Komponenten der Bedeutung sind. Stimmen die semantischen Merkmale (Seme) zweier Ein­ heiten überein, so haben wir es mit Erscheinungen der Synonymie zu tun. Es handelt sich dann um dasselbe Se­ mem. Ist auch nur ein Sem bei einer lautlich gleichen Einheit, die uns im Wörterbuch als lexikalische Einheit entgegentritt, nicht gleich, so sprechen wir von unter­ schiedlichen Sememen. Die Seme eines Semems sind in ihrer Anordnung nicht frei. Sie können eine geordnete Menge bilden, deren wesentlichstes Kriterium das der Hierarchie der Seme ist. Von einer Hierarchie der Seme kann immer dann gesprochen werden, wenn es Seme gibt, die andere implizieren, dabei sind die Seme, die andere implizieren, diesen selbst untergeordnet (am deutlichsten ausgeprägt bei lokaler Verwendung). Nicht hierarchisch sind Seme, die konjunktional verknüpfbar sind oder sich gegenseitig ausschließen (z. B. die Merkmale [+kontakt]: [-kontakt]). Unbedingt zu erfassen sind solche Seme, die für die entsprechende lexikalische Einheit obligatorisch sind, unabhängig davon, auf welcher Stufe der Semhierarchie sie stehen oder ob sie überhaupt in eine solche ein­ zugliedern sind. Es kann sich dabei um klassenbildende, speziellere, substantielle und bei P auch, und das nicht zuletzt, relationale Seme, also solche der Kollokabilität, handeln. Wir nehmen an, daß zumindest die in unseren Semformeln am weitesten vorn, also hierarchisch hoch­ stehenden Seme als Einheiten der Widerspiegelung außereinzelsprachliche Elemente von Sprachsystemen sind, vom Grad ihrer Komplexität dürften sie einzel-

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sprachlich determiniert sein. Je weiter hinten solche Seme stehen, desto eher dürften unter ihnen virtuelle oder latente Seme auftreten, bei denen die einzelsprachli­ che Determinierung dominant ist. Dabei ist es beim ge­ genwärtigen Forschungsstand nicht immer einfach, Über­ einzelsprachliches vom Einzelsprachlichen abzugrenzen, zumal andere semantische Systeme nicht vollständig ana­ lysiert vorliegen. Demzufolge sind die angegebenen Strukturformeln als Ganzes ein Hilfsmittel für die Erfas­ sung semantischer Merkmale, dürften aber bei weiterer Beschäftigung mit Fragen der Semantik durchaus in Ein­ zelfällen der Überarbeitung und Ergänzung bedürfen. Das heißt nicht, daß solche Semanalysen eine willkürli­ che Festlegung der Merkmalzahl erlaubten, sondern viel­ mehr, daß es bei P entsprechend ihrer Verwendung relativ fest umrissene Grenzen gibt. Relativ fest sind diese Gren­ zen deshalb, weil die sprachliche Bedeutung immer mit einer gewissen Unschärfe versehen ist und im Sprechakt Veränderungen bei weiter hinten, d. h. hierarchisch tiefer angeordneten Semen vor sich gehen können und gewisse, hier in runden Klammern angegebene Merkmale zumeist die Tendenz in sich bergen, Erweiterungen auf angren­ zende Bereiche zuzulassen. Als das am weitesten oben stehende Merkmal (aus schreibtechnischen Gründen linearisiert) ist für P nach unserer Auffassung das der Relation [rel] anzunehmen. Es wird im Lexikon vernachlässigt, weil es generell für alle P zutrifft. Es ist so das klassenbildende Merkmal für P, unabhängig davon, ob die P in Objekten, Adverbialien, Prädikativen oder Attributen auftritt. Entsprechend unse­ rer Auffassung von der wichtigen Trennlinie zwischen Objekt-P und Adverbial-P müßte dem [ + rel] direkt fol­ gend ein Merkmal [+adv] angesetzt werden. Damit lassen sich aus den P alle die P aussondern, die in Adverbialien verwendet werden. Hier könnte man wie beim ersten Merkmal noch von einer privativen Opposition sprechen, da ja alle P in nichtadverbialem Gebrauch mit [+rel, -adv] gekennzeichnet werden müßten. Daß auch dieses

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Merkmal nicht im Lexikon selbst erscheint, liegt darin begründet, daß unser Gegenstandsbereich vornehmlich die Adverbial-P sind, so daß wir unsere formelhaften An­ gaben nicht mit zusätzlichen Merkmalen belasten wollen, sondern hier immer auf die verbale Erklärung zu der je­ weiligen P verweisen möchten. Die folgenden Merkmale sind allerdings nicht mehr als privativ anzusehen. Entsprechend den tatsächlichen Ver­ hältnissen in der objektiven Realität, die widergespiegelt und sprachlich wiedergegeben wird, setzen wir Raum und Zeit als Existenzformen der Materie und ergänzen sie um die Kausalität, da mit ihr wesentliche Zusammenhänge erfaßt werden können. Die semantischen Merkmale [Eloc], [+temp] und [ + caus 1 (d. i. „kausal im weiteren Sinne“ und schließt sowohl [+caus 2], [Ekonzessiv], [+konsekutiv], [Efinal] ein)], immer positiv markiert, ste­ hen für uns auf der gleichen Stufe der Hierarchie und schließen sich, wenn nicht eine Kombination zwischen einzelnen von ihnen vorliegt, gegenseitig aus. Eine se­ mantische Merkmalanalyse wie [+rel, +adv, -loc] wäre also insofern unmöglich, weil dann über den Charakter des Adverbials nichts gesagt wird, was aber dem überge­ ordneten [Eadv] widerspräche, verlangt doch [+adv] eine Unterordnung, die es in semantischer Hinsicht spezifi­ ziert. Eine solche Spezifikation sollte aber mit „ + “ mar­ kiert sein. So wird die Hierarchie an der Spitze nur sinn­ voll, wenn wir [ + loc], als auch [ + temp] und [ + caus 1] als diskrete Merkmal ansetzen, die als Spitzenmerkmale im­ mer positiv markiert werden. Würden sie auch auf dieser Stufe mit negativer Markierung angegeben, so verlangte dies sofort die positive Markierung mit einem Merkmal, das auf gleicher Stufe steht, was dann zur Redundanz führen müßte. Wenn außer den bisher genannten Spit­ zenmerkmalen noch [ +modal], [Einstr], [Eherkunft] und (E adversativ] sowie die schon oben angeführten [Eagens], [Epatiens] und [Eadressat] ausgesondert wer­ den, so ist das in erster Linie den Interessen der Benutzer geschuldet. Dennoch gibt es auch dafür Begründungen

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vom Status der entsprechenden Satzglieder her. Die letzt­ genannten Merkmale stehen von ihrer Herkunft und ihrer Funktion her auf einer anderen Stufe, zeigen aber in spe­ zifischen Satzstrukturen typische P-Verwendungen, die nicht vernachlässigt werden dürfen. Ihnen steht in gewis­ ser Weise das Merkmal [ + instr] nahe, das deswegen nicht [+mod] untergeordnet worden ist, weil es auf der seman­ tischen Ebene obligat ist und sich in seiner Überführbarkeit in Adjektivadverbien anders verhält als die eigent­ lichen Modaladverbialien. Das Merkmal [+herkunft] zeigt insofern Unterschiede zu den Modaladverbialien, weil es nur an einige Verben gebunden werden kann und oft Nähe zu [ + loc, +exog] offenbart, außerdem kann es nur in attributiver Verwendung in Adjektive transformiert werden. Die mit [+adversativ] markierten P stellen eine eigenständige Klasse dar, die über [ + caus 1, konzessiv] ihre Nähe zu den Kausaladverbialien zeigt. Schon allein diese wenigen Bemerkungen wie auch die Beschreibungen und die formelhafte Merkmalstruktur zu den einzelnen P zeigen, daß die semantischen Merkmale der P von Adverbialklasse zu Adverbialklasse und dar­ über hinaus in Untergruppen verschiedener Stufen unter­ schiedlich sind und sein müssen, zeigen, daß die Hierarchisierung der semantischen Merkmale nur bei Lokalad­ verbialien über mehrere Stufen verläuft, während in den anderen Klassen vielfach Kompalibitätsmerkmale wie auch kommunikativ-pragmatische Komponenten wirk­ sam werden. Letztere finden eher in den Erklärungen zu den einzelnen P als in den Formeln ihren Ausdruck, feh­ len doch hier die theoretischen Vorgaben zu ihrer Be­ schreibung oder würden so kompliziert, daß sie für Lexikoneintragungen nicht praktikabel wären. Daß in Lokaladverbialien der Systemcharakter der P am deutlichsten wird, ist nicht verwunderlich. Finden sie doch ähnlich wie die Instrumentaladverbialien im Deut­ schen ihre typische Ausdrucksform in präpositionalen Setzungen und können auch nicht in Adverbialsätze überführt werden (vgl. aber auf 2. QUASILOKAL). Tem­

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poral- und Kausaladverbialien in der Form von Präposi­ tionalphrasen lassen sich dagegen als abgewandelte Strukturen zur Bezugnahme von Sachverhalten aufeinan­ der begreifen, wenn man von Adverbialien mit eigent­ lichen Zeitbegriffen absieht. Wenn aber diese Adverbia­ lien abgewandelte Strukturen von Gliedsätzen sind, kann ihr Informationsgehalt im Vergleich zu den Ausgangs­ strukturen verändert, zumeist verringert sein. Das führt dann auch dazu, daß das eigentliche Adverbialgeschehen nicht, aber sein Träger genannt wird und so verschiedene Interpretationsmöglichkeiten gegeben sind (vgl. beispiels­ weise wegen 2.). Zugleich ermöglicht die Transformation in Gliedsätze einen Einblick in die Zusammenhänge, wo­ von im Lexikon auch Gebrauch gemacht wird. Entstehen dabei defektive Sätze, so sind sie mit + markiert. Am problematischsten unter den Adverbialien er­ scheint auch von der Verwendung der P her die Art- oder Modalangabe. Eine oder auch mehrere primäre P für diese Klasse gibt es nicht. Die P sind ähnlich bedeutungs­ arm wie die der präpositionalen Objekte. Die Präpositio­ nalphrasen sind zumeist erstarrt und nähern sich so dem, was wir in Sonderformen gefaßt haben. Auswechselbare Verbindungen lassen sich kaum bilden. Wenn die Modal­ adverbialien dennoch aufgenommen worden sind, so des­ wegen, um den Gesamtbereich der präpositionalen Ad­ verbialien zu erfassen. Was hier unter Untergruppen erfaßt wird, ist einerseits eng begrenzt, zeigt zum anderen aber fließende Übergänge. Dort, wo es möglich ist, wird die Überführung in die den Artangaben typische Realitionsform der Adjektivadverbien angegeben und auf Kor­ respondenzen verwiesen. Abschließend sei also noch einmal einschränkend ver­ merkt, daß die P nur ein mehr oder weniger klares System offenbaren, das in mehrfacher Weise defektiv ist. Diesem Umstand mußte der Verfasser dieses Nachschlagewerks Rechnung tragen. Eine klare Kategorisierung wurde zwar angestrebt, konnte aber aufgrund der für die Wortklasse der P und der für ihre Verwendung typischen Bedingun­

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gen nur in den hier dargelegten Grenzen erreicht werden. Der Verfasser ist gleichzeitig den anderenorts durchge­ führten Untersuchungen zu den deutschen P verpflichtet und möchte deswegen eine Auswahl der verwendeten Li­ teratur (vgl. die ausgewählte Literatur zur Präpositions­ problematik und angrenzenden Gebieten am Ende des Lexikons) angeben, die weiterführenden Charakter hat und sich mit grundlegenden Fragen der Theorie beschäf­ tigt. In dem Zusammenhang ist darauf zu verweisen, daß die Theoriebildung zu der in diesem Lexikon dargestell­ ten Problematik von unterschiedlichen Voraussetzungen ausgeht, speziell, was die Bedeutung der P anbelangt. Es ist hier nicht der Platz, dazu Stellung zu nehmen, doch sei noch einmal betont, daß eine anwenderbezogene Dar­ stellung trotz der dargelegten Grenzen nicht ohne Bedeu­ tungsanalyse auskommt, soweit sich diese realisieren läßt und dem Benutzer des Lexikons wirklich Einsichten in das Funktionieren der deutschen P im Sprachgebrauch vermitteln kann.

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Lexikographische Darstellung deutscher Präpositionen 1. Benutzerhinweise

1. Der Lexikonteil enthält fünf Kapitel. 1.1. In der lexikographischen Darstellung deutscher Prä­ positionen findet man die Präpositionen in alphabe­ tischer Ordnung mit den entsprechenden Erklärun­ gen zu ihrem Gebrauch (vgl. 2.). 1.2. In einem Überblick über die Rektion und die Stel­ lung der deutschen Präpositionen kann man sich darüber informieren, welche grammatischen Kasus die Präpositionen verlangen. Unter den Stichworten GEN, DAT, AKK und DAT/AKK sowie Besonder­ heiten in der Kasusrektion sind die betreffenden Prä­ positionen alphabetisch aufgelistet. Abgeschlossen wird das Kapitel mit Anmerkungen zur Stellung. Da davon ausgegangen wird, daß die Prästellung die Normalform ist, finden sich dort Hinweise zur Post­ position und Circumposition. Auf die Rektion wird Bezug genommen, wenn diese in Abhängigkeit von der Prä- oder Poststellung unterschiedlich ist oder sein kann. 1.3. Nach einem Einordnungsmerkmal wie ADVERSA­ TIV, LOKAL, MODAL werden die Präpositionen in alphabetischer Reihung angegeben, für die ein sol­ ches Merkmal, wenn auch manchmal mit unscharfen Grenzen, zutrifft. 1.4. In einem abschließenden Kapitel werden nach Stich­ worten wie unter 1.3. Präpositionalphrasen verzeich­ net, die wie Präpositionen verwendet werden kön­ nen. Sind diese Präpositionalphrasen durch Präposi­ tionen, die in 1.1. verzeichnet sind, zu ersetzen, so stehen diese in runden Klammern dahinter. Ergeben 35

1.5.

2.

2.1.

2.2.

2.3.

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sich andere Möglichkeiten der Erklärung, die das Le­ xikon nicht überfordern, so werden diese gegeben (z. B. Nebensatzparaphrasen mit typischen Konjunk­ tionen). Besonders eng mit der lexikographischen Darstel­ lung hängt die Liste der semantischen Merkmale zu­ sammen, die dem Lexikonteil vorangestellt wird. Hier findet man die Symbole, die zur spezifischen Kennzeichnung der Bedeutung der Präpositionen am Ende jedes Unterabschnittes zu den einzelnen Gebrauchsweisen der Präpositionen verwendet wer­ den, in alphabetischer Folge. In diese Liste sind auch die Einordnungsmerkmale eingearbeitet. Zu je­ dem hier aufgeführten Merkmal wird eine stich­ punktartige Erklärung der Bedeutung gegeben. Die lexikographische Darstellung deutscher Präposi­ tionen ist der Hauptteil des Lexikons. Er enthält vor­ rangig Adverbialpräpositionen. Wird der Bereich im Interesse der Benutzer verlassen, so wird darauf hin­ gewiesen. Unterschiedliche Schreibweisen der Präpositionen sind berücksichtigt. Regieren sie unterschiedliche Kasus und ist damit ein Bedeutungsunterschied ver­ bunden, so erscheinen die Präpositionen nacheinan­ der. Der Gebrauch der Präposition mit dem DATIV ist dem Gebrauch mit dem AKKUSATIV vorange­ stellt. Der Stichwortangabe folgt immer der Hinweis auf den regierten Kasus, der in Großbuchstaben angege­ ben wird. Steht eine zweite Kasusangabe in Klam­ mern, so kann auch dieser Kasus verwendet werden, tritt aber seltener auf und unterliegt besonderen Be­ dingungen (vgl. 1.2.). Unter der Stichwortangabe erfolgüeine grobe bedeu­ tungsmäßige Eingliederung der Präposition nach einem Einordnungsmerkmal wie z. B. LOKAL, TEMPORAL, MODAL, KAUSAL. Wird die Präposi­ tion in mehreren Bedeutungen verwendet, so erfolgt

eine Aufgliederung der Präposition nach den unter­ schiedlichen Einordnungsmerkmalen. Dabei werden die einzelnen Verwendungsweisen durchnumeriert. An erster Stelle steht, wenn möglich, LOKAL, dann folgen TEMPORAL, INSTRUMENTAL sowie MO­ DAL und KAUSAL (meist schon aufgegliedert nach spezifischen Verwendungsweisen). Die letzten Ein­ tragungen betreffen sog. SONDERFORMEN. Das sind zum einen erstarrte Formen mit der Tendenz zum systemhaften Gebrauch, die nicht der adverbia­ len Verwendung zugerechnet werden können wie z. B. der prädikative Superlativ mit am 4., der Elativ mit aufs 9.4. und einige deutlich heraushebbare Funktionsverbgefüge z. B. mit außer 4., zum anderen konventionalisierte Verwendungsweisen, die dann als Sonderform innerhalb der entsprechenden adver­ bialen Verwendung verzeichnet werden. 2.4. Zu den so voneinander getrennten Verwendungswei­ sen der einzelnen Präpositionen wird die jeweils ent­ sprechende verbale Erklärung gegeben. Diese schließt auch, wo das nötig ist, Bemerkungen zum Artikelgebrauch und attributiven Adjektiv ein, weist auf Gebrauchsbeschränkungen und stilistische Mar­ kierungen hin. Auf Ähnlichkeiten und Gegensätze zu anderen Präpositionen wird durch Verweise in­ nerhalb des Lexikons aufmerksam gemacht. 2.5. Werden unter den gleichen Einordnungsmerkmalen differente Gebrauchsweisen erfaßt, so erhält jede spezifische Gebrauchsweise einen eigenen Unter­ punkt mit der entsprechenden Erklärung. Das er­ möglicht auch die Aufnahme von Sonderformen un­ ter dem Einordnungsmerkmal trotz des vom regelhaft erfaßten Gebrauch abweichenden Einsat­ zes der Präposition. 2.6. Jede der in dem unter 2.4. und 2.5. genannten Erklä­ rungstext beschriebenen Gebrauchsweise wird mit Beispielen belegt. Dabei wird, wenn es das Verständ­ nis erleichtern kann, auch mit Substitutionen und 37

Umformungen in Nebensätze gearbeitet. Sprachlich nicht korrekte Bildungen werden mit einem hochge­ stellten Sternchen (*) versehen. Sprachlich bzw. in­ haltlich an der Grenze zur Korrektheit stehende Bil­ dungen erhalten ein hochgestelltes Fragezeichen (?). Zu den anderen Symbolen und Abkürzungen vgl. Abkürzungsverzeichnis. 2.7. Dort, wo der Forschungsstand ausreicht, werden am Ende eines jeden Unterpunktes nach den Belegbei­ spielen die für diese Verwendung der Präposition er­ mittelten semantischen Merkmale in linearer Rei­ hung gegeben. Sie sollen den Vergleich der Verwendungsweise der einzelnen Präpositionen in­ nerhalb des Gesamtsystems der deutschen Präposi­ tionen sowie die Konfrontationen mit einzelnen Prä­ positionen bzw. dem Präpositional- und/oder Kasus­ system anderer Sprachen erleichtern. Fehlen solche teilformalisierten Angaben, so handelt es sich zum einen um Sonderformen und Grenzfälle adverbialer Verwendung, zum anderen um spezielle Verwen­ dungsweisen mit geringer Auftretenshäufigkeit und schließlich um Fälle, für die gegenwärtig eine solche Merkmalanalyse noch nicht gegeben werden kann, z. B. bei einer Reihe modaler Verwendungen.

2. Liste der semantischen Merkmale Die semantischen Merkmale stehen im Lexikon in ecki­ gen Klammern. Sie sind voneinander durch Komma ge­ trennt. Demzufolge sind nicht durch Komma getrennte Ausdrücke als ein (komplexes) semantisches Merkmal zu verstehen. Jedes semantische Merkmal ist durch „ + “ oder markiert. Steht es positiv markiert, so ist es für die P in dieser Verwendung merkmalhaft. Das Merkmal ist ausgeschlossen, wenn es negativ gekennzeichnet ist. Bei „± “-Markierung kann das Merkmal in einigen Ver­ wendungsweisen zutreffen, ist jedoch nicht in allen Fäl­ 38

len erforderlich, in einigen sogar ausgeschlossen. Sind zwei in Komma eingeschlossene Merkmale durch Schräg­ strich getrennt, so ist ihre Gültigkeit alternativ gegeben. Stehen Merkmale in runden Klammern, so decken diese Merkmale einen relativ großen Anwendungsbereich ab. Es besteht aber die Möglichkeit, daß diese Kennzeich­ nung den eigentlichen Gebrauchsbereich einschränkt, der noch umfangreicher sein kann, wofür aber das Untersu­ chungsmaterial nicht die entsprechenden Belege geliefert hat. Stehen Merkmale außerhalb der eckigen Klammer, so handelt es sich um Gebrauchsbedingungen außerhalb des Adverbials. Besonders relevante Merkmale werden herausgegriffen und als Einordnungsmerkmale der Be­ schreibung der jeweiligen P vorangestellt (im Lexikon in Großbuchstaben angegeben). abrupt abstrakt

action adjadv adj color administr adressat

adversativ adversativ dir adv loc agens

akzessor allgemein

Plötzliches Erreichen des Direktions­ bereiches mit Vollkontakt Bezugnahme auf nicht gegenständliche Eigenschaften, Vörgänge und Beziehun­ gen Bezugnahme auf Geschehen (Handlun­ gen und Vorgänge) Adjektivadverb Farbadjektiv Bezeichnung von Verwaltungsgebieten Empfänger des verbalen Geschehens bzw. Zielpunkt des Agensinteresses / Als Ka­ susrolle ADRESSAT Gegensätzliches Einer angegebenen Richtung entgegen­ gesetzt Lokaladverb Wirkursache, zumeist belebter Urheber / Als Kasusrolle AGENS Hinzutretender Gegenstand / Umstand Nicht näher zu bestimmende Modal­ angabe 39

Tierisches Lebewesen (meist größeres Säugetier) Körperteil eines Menschen anthrop Bogenförmig bei (Fort)bewegungen und arc Anordnungen Besitzwechsel austausch Lokale Grundfläche bas Voraussetzung juristischer oder faktischer basis Art Konstanter Kontakt befestigt Kausalbeziehung im allgemeinen unter caus/caus 1 Einschluß aller Spezifikationen Eigentliche Kausalbeziehung unter Aus­ caus 2 schluß konditionaler, konzessiver und finaler Beziehungen. Immer [+caus 1] nachgeordnet. Als Einordnungsmerkmal KAUSAL Himmelsrichtung celest Zentralposition in einem mit [ + vol] ge­ centrum kennzeichneten Bereich Kreisförmig bei (Fort)bewegungen und circ Anordnungen consideration In der Bedeutung „mit Rücksicht auf...“ datum Datumsangabe deadj Von einem Adjektiv abgeleitetes Nomen dimension Erstreckung deverbativ Von einem Verb abgeleitetes Nomen dir Gerichtetheit einer Fortbewegung (einer Wahrnehmung oder Deixis) auf etwas hin dir konform Übereinstimmung von zwei Fortbewegun­ gen in ihrer Gerichtetheit distanz Abstand ist Bedingung distribution Verteilung/Mehrmaligkeit. Als Einord­ nungsmerkmal DISTRIBLTTIV distr Mehrfach ungerichtete Bewegung in einem Raum bzw. möglicherweise unter­ brochene längere Zeitdauer

anim

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dur elativ exog explizierend

Dauerhaftigkeit Elativ eines Adjektivs Ausgangsbereich einer Fortbewegung Substantivische Explikation eines Modal­ adverbs allgemeiner Art ext initiativ Grund für eine Handlung außerhalb einer handelnden Person extern Geschehen nicht auf genannter Fläche/ lin/plan Linie extern Menge Heraushebung eines Einzelnen/einer Gruppe aus einer nicht genannten Ge­ samtheit extern Geschehen nicht in mit spezifiziertem spez term Zeitbegriff bezeichneter Zeitspanne extern vol Geschehen nicht im genannten Raum fachgebiet Bezeichnung eines Fachgebietes Fakten zur Begründung fact fin Zweck/Absicht. Als Einordnungsmerk­ mal FINAL. Adressat genannt, Zweck oder Absicht ge­ fm adressat meint Finanzangaben beim Austausch finanz Vorderfläche eines Gegenstandes front front konven- Konventionale Auffassung einer Bezugs­ fläche als Vorderfläche eines Gegenstan­ tional des Dauernder Zusammenhang zwischen funktional Lokalisierung und Person/Geschehen Geographische Bezeichnung geogr Wie eine Karteneintragung gesehene geo­ geogr punkt graphische Bezeichnung Graduierung in einer Modalangabe grad Gruppe von Personen/Gegenständen gruppe Herkunft, die durch erreichte Zustände herkunft manifest ist Ganzheitliche Belegung eines Lokalisahol tors durch Zustandsträger oder Patiens Horizontale Einordnung einer Fläche horizontal

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hum hum gruppe info institut inst act instr

instr 1 intentional intern intmed

iterativ jus komitativ komm kom kompakt komplement

kond

konform konform adverb sentence konform dir kongruent konkret

konsek 42

Mensch Gruppe von Menschen Informationsaustausch bzw. Veranstal­ tung zum Informationsaustausch Gesellschaftliche Einrichtung Institutionalisierte Handlung Instrument im weiteren Sinne. Als Ein­ ordnungsmerkmal INSTRUMENTAL Werkzeug Absichtsvolles Geschehen Im Inneren eines Menschen angelegt Bezugnahme auf mehr als einen Bezugs­ punkt Wiederholung Rechtswesen bzw. Gericht Begleiter/Begleitung eines Geschehens Kommunikation Komparativ. Als Einordnungsmerkmal KOMPARATIV Ausfüllung eines mit [+vol] markierten Lokalisationsbereiches Adverbialsubstantiv als Träger des adjek­ tivischen Attributs., das die Art des Ge­ schehens kennzeichnet Konditionalität. Als Einordnungsmerk­ mal KONDITIONAL Übereinstimmung Übereinstimmung des Adverbial- mit dem Satzgeschehen Übereinstimmung zweier in gerichteter Fortbewegung befindlicher Gegenstände in der Bewegungsrichtung Deckungsgleichheit Konkreta, hinter denen sich ein Gesche­ hen verbirgt Konsekutivität. Als Einordnungsmerkmal KONSEKUTIV

kontakt

—» kontakt kontinuum konventional konzessiv

koordinativ L>2 L>2

labor limes limit lin LOC

loc loc/temp konform

localisator longit lux

Kontakt zwischen Gegenstand des Lokalisationsbcreiches und lokalisiertem/zu lo­ kalisierendem oder aus einer Lokalisation kommendem Gegenstand Erstrebter Kontakt Nicht unterbrochenes Geschehen in einer Zeitspanne Verwendung unterliegt der Konvention

Konzessivität, die sich ergibt aus dem Wissen um den Sachverhalt als Grund einer zu erwartenden Folge, die nicht ein­ tritt Möglichkeit der Koordination Die Anzahl der den Lokalisationsbereich begrenzenden Gegenstände ist größer als 2. Die Anzahl der den Lokalisationsbereich begrenzenden Gegenstände ist gleich oder größer als 2. Arbeitsplatz als Lokalisationsbereich Grenzbereich lokaler Art Grenzpunkt temporaler Art Linearer Lokalisationsbereich Als LOKALISATION Kasusrolle mit den Spezifizierungen des eigentlichen LOKALISATORS (LOC), des DIREKTIVUMS (LOC GOAL), des AUSGANGS (LOC SOURCE) und des PASSAGEBE­ REICHS (LOC PATH). Als Einordnungs­ merkmal LOKAL Lokalisationsbereich Temporale und lokale Übereinstimmung zwischen Adverbial und Bezugsgegen­ stand Gegenständlicher lokaler Bezugspunkt Längserstreckung Lichteinwirkung

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Maßangabe. Als Einordnungsmerkmal MASSANGABEN Material mat Vermittlung medial MENGE-TEIL-BEZIEHUNG (als Ein­ menge-teil ordnungsmerkmal) Meteorologische Naturerscheinung meteor unterste Begrenzung bei Meß- und Al­ minimum tersangaben (als Einordnungsmerkmal) Modalangabe modal Zeitspanne, die zum Zeitpunkt tendiert moment Fortbewegung mov deloc Vielfache Gerichtetheit multidir Naturerscheinung / N aturkraft nat nat-^psych Naturerscheinung als ursächliche Ein­ wirkung auf den Zustand einer Person neg adesse Nichtanwesenheit eines Umstandes neg ironisch Negativ ironische Kennzeichnung einer Ursache nebenprädikat Präpositionalphrasen in Prädikation glei­ cher Ranghöhe wie Satz transformierbar On Ortsnamen Organisation Gesellschaftliche Organisation paed Volksbildung parallel Parallele Anordnung zu Bezugsgegen­ stand pars Teil eines Ganzen pars 1 / Zusammengehörigkeit von Teilen pars 2 partitiv Anteiligkeit party Geselliges Beisammensein pass Passagebereich einer Fortbewegung patiens Die von der Verbhandlung erfaßte/be­ wegte und/oder veränderte Einheit / Als Kasusrolle PATIENS period Zeitspanne mit gewisser Erstreckung perspekt Aus Betrachtzeit perspektivisch pertinenz Zugehörigkeit

Maß

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pertinenz kollektiv plan positiv

poss prae state Progres­ sion prozess psych

punkt

quäl quäl term quant quant period quant term quasiagens quasilocal R Ro

Rf n lvprae R0^Rf

Rf-^R0

Rhist state

Zugehörigkeit zu einer Gruppe

Fläche Positive Bewertung des im Adverbial Aus­ gedrückten Besitz Satzgeschehen vor Adverbialzeit Entwicklung Prozeßhaftigkeit des vom Adverbial be­ wirkten Geschehens Das Adverbialgeschehen wirkt auf die Psyche des Menschen Temporale oder lokale Minimalerstrekkung Qualitativität Qualitativ markierter Zeitbegriff Quantitativität Quantitativ markierte Zeitspanne Quantitativ markierter Zeitbegriff Urheber ist zwar unbelebt, erscheint aber als Naturkraft oder Maschine als Wirk­ ursache Äußerlich ein Lokaladverbial [+stat], das in Temporalsatz transformiert werden kann Referenzpunkt Referenzpunkt der Sprechzeit Referenzpunkt der Adverbialzeit Sachverhalt des Adverbials liegt vor der Verbhandlung Referenzpunkt des Adverbials liegt nach der Sprechzeit Referenzpunkt des Adverbials liegt vor der Sprechzeit, das Satzgeschehen reicht bis an die Sprechzeit Referenzpunkt ist ein als bekannt voraus­ gesetzter historischer Sachverhalt 45

Bei Fortbewegungen von einem Aus­ gangspunkt zu einem Ort und zurück Bezug auf eine gesellschaftliche Norm rel norm Einschränkung restriktiv Anzustrebendes Ergebnis result Rückfläche eines Gegenstandes rev Gesellschaftlich sanktionierte Handlung sankt Wissenschaftliche Einrichtung sc Schriftlich vorliegender Text script sem konform Übereinstimmung hierarchisch hoch­ stehender Seme des Adverbialsubstantivs und des Bezugssubstantivs sentens Satz Zeitgleichheit zwischen Adverbial- und simult Satzgeschehen Bei Lokalisationen in bestimmter Weise spezial erfolgte Ordnung zwischen Bezugsgegen­ stand und Lokalisator start Zeitpunkt des Beginns stat Verlauf des Geschehens im Lokalisa­ tionsbereich (mit Ausnahme der Fort­ bewegung) state Sachverhalt bei Temporaladverbialien sub Der Bezugsgegenstand befindet sich eine Lage tiefer als der Adverbialgegenstand sub limes Befindlichkeit eine Lage tiefer als eine Grenzlinie Subordination Unterordnung bei Personen/Personen­ gruppen superior Der Bezugsgegenstand befindet sich eine Lage höher als der Adverbialgegenstand superior limes Befindlichkeit eine Lage höher als eine Grenzlinie % T^T2 Kausalangabe zeitlich vor Satzgesche­ hen t^/ = t2 Kausalangabe zeitlich vor dem Satzge­ schehen, aber zur Zeit des Satzgesche­ hens weiterwirkend

re-mov

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t^t2

Satzgeschehen von zwei Zeitpunkten be­ grenzt tang Annäherung an einen Zeitpunkt temp Temporaladverbial temp dur Andauernde Zeit temp—»simult Fortbewegung und Adverbialgeschehen tendiert zur Gleichzeitigkeit term Zeitbegriff term Christ Kirchlicher Feiertag term fest Feiertag terr Landschaft traf V erkehrsmittel / F ahrzeug trans Erreichen, Passieren und Verlassen eines Lokalisationsbereichs urbs Siedlungsgemeinschaft, meist Stadt vertikal Vertikale Einordnung einer Fläche visuell Visuelle Wahrnehmung vice Stellvertretung Dreidimensionaler Raum vol vol limes Begrenzung eines Raumes Willentliche Handlung volit Träger eines unveränderten Verhaltens/ Zustands­ einer Qualität / Als Kasusrolle ZU­ träger STANDSTRÄGER 3. Die Präpositionen

ä ohne erkennbare Kasusforderung

1. DISTRIBUTIV Veraltet. Vor Preisangaben zur Kennzeichnung des Wer­ tes des Einzelstücks einer gleichartigen Serie. Vgl. zu 5.3. Ich möchte zehn Briefmarken ä zehn (Pfennig), (zu)

Kaufm. bei gleichartigen Einzelstücken in gleichartigen Gefäßen, Bedeutung: zu je.

Die Sendung erfolgt in zehn Paketen ä 100 Stück. 47

2. MODAL Immer als d la in Sonderformen mit frz. Substantiven in der Bedeutung „nach Art von“: Sie ging immer ä la mode (nach der Mode). In diesem Restaurant kann man gut ä la carte (nach der Speisekarte) essen. ä la suite (mil.-hist. einem Truppenteil ehrenhalber zu­ geteilt) ä la baisse/ä la hausse spekulieren (an der Börse auf Fallen/auf Steigen der Kurse spekulieren)

ab meist ohne erkennbare Kasusforderung (AKK/DAT)

1. LOKAL Bezieht sich immer auf den Ausgangsbereich einer Orts­ veränderung und ist in von ... ab überführbar. 1.1. Vor Ortsnamen ohne Artikel und ohne erkennbare Kasusforderung. Selten gebrauchte nachgestellte Apposi­ tion im DAT. Der Zug fährt nicht ab Leipzig, sondern ab Halle. Ab Weimar, unserem letzten Reiseziel, fuhren wir mit dem Schnellzug.

ab [+loc, + exog, +On] 1.2. Verkehrsamtl. auch bei im Verkehrswesen häufig verwendeten Termini. Internationale Züge verkehren ab Ostbahnhof. Der Karlex-Expreß fährt heute ab Bahnsteig 10. Die Straßenbahn ist ab Koburger Brücke zuschlag­ pflichtig.

1.3. Verkehrsamtl. in Fahrplänen u. ä. nachgestellt. Ggs. an 7.5. Leipzig ab 18.40 Uhr 48

1.4. Kaufm.:

Wir liefern die Ware ab Lager. Unser Betrieb versendet die Maschinen ab Werk. 2. TEMPORAL Bezieht sich immer auf den Anfang der Zeitspanne eines Geschehens. Die Adverbialzeit folgt in der Regel der Sprechzeit und ist perspektivisch. 2.1. Mit Temporaladverbien. Ab ist in von ... ab/an überfuhrbar. Ab heute/morgen/übermorgen ist das Geschäft wieder geöffnet. *Ab gestern/vorgestern ist das Geschäft wieder geöff­ net. Vgl. seit 1. 2.2. Mit Substantiven, nicht bei Tageszeiten (außer Mit­ tag) und bei Tag, Prüfung, Hochzeit, Geburtstag u. ä., son­ dern bei eigentlichen Zeitangaben. Ist die Adverbialzeit nicht perspektivisch, handelt es sich um ein sich wiedeiholendes Geschehen. AKK/DAT schwankend.

Ab 15. (fünfzehnten/fünfzehntem) Mai sind die Frei­ bäder geöffnet. Ab Mittag ist die Vorverkaufskasse geschlossen. Ab Montag besucht er die Schule (wird er die Schule besuchen). *Ab 1949 bestehen zwei deutsche Staaten. Vgl. seit 1.

Ist eine Tageszeit mit Zeitadverbien wie heute und mor­ gen spezifiziert, ist ab möglich: Ab heute Nacht gilt die Mitteleuropäische Sommer­ zeit. Ab morgen früh fahren die Züge nach dem Winterfahr­ plan.

ab [+temp, -simult, (+Sprechzeit-»Adverbialzeit), 4-perspekt/ +period, -Herrn]

49

2.3. verkehrsamtl.:

Ab Abfahrtssignal nicht einsteigen! —> Wenn das Abfahrtssignal ertönt, darf man nicht mehr einsteigen. (+simultan)

3. MINIMUMANGABEN Auf attributiver Verwendung beruhend ohne Nennung des Bezugssubstantivs (mit mehr als). AKK/DAT in schwankendem Gebrauch. Der Film ist ab 14 Jahre(n) freigegeben. —> Der Film ist für Jugendliche ab (mit mehr als) 14 Jah­ ren freigegeben. Ab sechs Jahre(n) sind die Kinder schulpflichtig. Ab sechs Meter(n) ist man im Weitsprung gut. Ab Unterleutnant ist man Offizier. Ab ist in keinem Fall mit bis kombinierbar.

abseits GEN abseits von DAT LOKAL Selten gebrauchte P. Bezieht sich auf Bereiche, in denen das Geschehen nicht stattfmdet/sich der Gegenstand nicht befindet. Die Bezugnahme erfolgt zumeist auf we­ nig spezifizierte Bereiche linearer oder flächiger Art. Abseits der großen Straßen und Städte findet man noch unberührte Natur. In Vororten großer Städte kann man noch abseits vom Verkehr wohnen. abseits [+loc, Estat, + extern lin/plan, - kontakt, Edistanz]

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als ohne Kasusforderung

1. KOMPARATIV Die a/s-Phrase bezieht sich auf ein Adjektiv(adverb) im Komparativ. Die neue Sekretärin schreibt schneller als ihre Vorgän­ gerin. Der Sprinter war schneller als im Vorjahr.

2. SPEZIFIZIEREND Die u/s-Phrase bezieht sich sowohl auf das Substantiv als auf das Verb. Dabei können sowohl temporäre und akzi­ dentelle als auch dauernde und wesentliche Eigenschaf­ ten die mit als angegebene Funktion des Gegenstandes/ der Person ermöglichen. Der Student arbeitet in den Ferien als Betreuer in einem Ferienlager. Unsere ehemalige Studentin arbeitet jetzt als Assisten­ tin. Glas wird immer häufiger als Baustoff eingesetzt. Vgl. wie 2. Erscheinen solche aZs-Phrasen im Attribut, so sind sie identifizierend: Prof. Schulz als Direktor der Sektion begrüßte die neuen Studenten. Glas als Baustoff wird immer häufiger im Wohnungs­ bau verwendet. 3. Auf ein Objekt von Verben wie aufstellen, nominieren, namhaft machen bei Personen und verwenden, benutzen be­ ziehen sich Adverbialien mit spezifizierender Bedeutung.

Die Eltern stellten Frau Kühn als Kandidatin für den Elternbeirat auf. Der Verteidiger machte Herrn Müller als Zeugen vor Gericht namhaft. Sie setzten den Stürmer als Verteidiger ein. Er verwendete Benzin als Reinigungsmittel. 51

4. IDENTIFIZIEREND 4.1. Nach gelten, angesehen werden, sich erweisen, sich füh­ len als Subjektsprädikativ subjektiv-identifizierend. Goethe galt zu seiner Zeit als Experte auf dem Gebiet der Farbenlehre. Der neue Spieler erwies sich als ein Gewinn für die Mannschaft. Sie wird als fähige Mitarbeiterin angesehen/geschätzt. 4.2. Nach betrachten, sehen, bezeichnen, schildern als Ob­ jektsprädikativ subjektiv-identifizierend.

Man sah Goethe schon zu seinen Lebzeiten als bedeu­ tenden Dichter. Er bezeichnete das Bild als ein gelungenes Werk (als gelungen). 4.3. Als prädikatives Attribut zum Subjekt objektiv-identifizierend.

Als politisch engagierter Mensch kehrte Thomas Mann aus dem Exil zurück. —> Als T. M. aus dem Exil zurückkehrte, war er politisch engagiert. 4.4. Als prädikatives Attribut zum Qbjekt objekt-identifizierend.

Sie trugen ihn als Verletzten vom Sportplatz. Er war verletzt, als sie ihn vom Sportplatz trugen.

an DAT

1. LOKAL 1.1. Lokalisierung unter Bezugnahme auf eine beliebige Seitenfläche eines Körpers. Die Bezugnahme auf diese Seitenfläche ist so geordnet, daß die Längsausdehnung der Bezugsfläche und des Zugeordneten parallel verlau­ fen. Kontakt ist oft gegeben, aber nicht Bedingung. 52

Die Tapete klebt an der Wand. ( +kontakt) —> *Die Tapete klebt dicht an der Wand. Der Tisch steht am Fenster, (kontakt?) —> Der Tisch steht direkt am Fenster. (+kontakt) Der Kunde wartet am Kiosk. Platzkarten bekommt man am Schalter 6. Diese Bedingungen gelten auch, wenn die vertikale Flä­ che als Grenzfläche zwischen unterschiedlichen Berei­ chen vorstellbar ist. An der Grenze mußten wir eine halbe Stunde warten. Magdeburg liegt an der Elbe. An der Ostsee erholen sich viele Menschen. Sie wan­ dern an der Küste entlang (vgl. entlang) oder liegen am Strand. Der Fußgänger muß an der Kreuzung auf Grün warten. Vgl. auf 1.1. Die Sparkasse finden Sie an der Ecke Goethestraße/ Kantstraße. Vgl. in 1.1.

Sind die Bezugsflächen in Schräglage, wird ebenfalls an verwendet, vgl. auf 1.1. Am Bahndamm wachsen Lupinen. Am Nordhang des Berges wurde ein Sessellift gebaut.

an [ + loc, +stat, +plan, + vertikal, + spezial, ± kontakt]

1.2. Lokalisierung unter Bezugnahme auf die (wirklich existente oder gedachte) Deckfläche eines Körpers. Kon­ takt und damit spezifische Ortung ist Bedingung. Die Fliege sitzt an der Decke. Am Himmel ist schon der Morgenstern zu sehen. An dem Baum sind noch einige Äpfel. an [+loc, + stat, +plan, + horizontal, + intern, T spezial, + kontakt]

53

1.3. Der lokalisierte Körper ist mit dem Lokalisator, der linear oder flächig dimensioniert ist, fest verbunden. Der Hofhund liegt an der Kette. Er zog den Fisch an der Angel aus dem Wasser. Vgl. mit 3.1. An Schalttafeln gibt es viele Knöpfe, Tasten und Si­ gnallampen.

an [+loc, +stat, +lin/+plan, + kontakt/befestigt]

1.4. Dauernde, mit dem Beruf der Person verbundene Lokalisierung an einer Institution des Bildungs- und Ge­ sundheitswesens, des wissenschaftlichen Lebens, der Theaterkunst. Er arbeitet jetzt an der Akademie der Wissenschaften/ an der Thomasschule. Er ist für diese Spielzeit an der Deutschen Staatsoper engagiert. Meine Freundin studiert jetzt an der Pädagogischen Hochschule Erfurt/an der Sektion Germanistik/am Bereich Medizin der Karl-Marx-Universität Leipzig. Sie absolviert ihr Praktikum am Bezirkskrankenhaus. an [+loc, +stat, +labor, Tinstitut sc/paed/med]

1.5. Dauernde, mit dem Arbeitsprozeß verbundene Loka­ lisierung an einem eng begrenzten Arbeitsplatz wie auch funktionaler Zusammenhang zwischen Person und In­ strument. Der Arbeiter steht täglich acht Stunden an der Ma­ schine. Die Telefonistin sitzt am Apparat. t Sie hat den ganzen Tag an der Maschine gesessen. Wenn mit dem Verb eine produktive Tätigkeit ausge­ drückt wird, kann das Merkmal [ +funktional] zu [ +instr] werden. 54

Im Petrolchemischen Kombinat arbeitet man an mo­ dernen chemischen Großgeräten. Fotoapparate werden an Fließbändern montiert. an [+loc, ... (wie 1.1.), + funktional ( + instr)]

1.6. SONDERFORMEN Artikelsperrung, keine Adjektivattribuierung marit.: an Bord/Deck/Land sein nur mit am:

am Boden sein/liegen Schon zu Beginn der zweiten Runde lag der Boxer am Boden. ugs.:

Nachdem sie diese Nachricht erhalten hatte, war sie (nervlich) völlig am Boden. hist.: am/bei Elofe sein

Marco Polo weilte am Hofe des Großmoguls.

2. In Kombination mit Adverbialzusätzen wie entlang-, vorbei-, vorüber- bei Fortbewegungsverben wird ein Loka­ lisationsbereich so erfaßt, daß er nur den Bezug für die PASSAGE von etwas abgibt. Diese PASSAGE vollzieht sich linear. Wir wanderten am Bach entlang. Die Straßenbahn fährt am Bahnhof vorbei. Er ging an mir vorüber, ohne mich zu grüßen.

an [+loc, +pass, + trans, Flongit] 3. TEMPORAL 3.1. Das momentane oder durative Geschehen verläuft in der im Adverbial angegebenen Zeit. An ist dabei eine ob­

55

ligatorische Variante von in (vgl. in 2.1.) bei Tag, Kompo­ sita mit -tag, allen Tageszeitbezeichnungen außer in der Nacht, in der Frühe und zu Mittag. Er war am Montag, Mittwoch und Freitag in Berlin, an den anderen Tagen zu Hause. [Tperiod] Die Maschine der Finnair landet erst am nächsten Morgen in Berlin-Schönefeld. [ + moment]

an [+temp, +simult, +period/+moment, + term]

3.2. Bei Datumsangaben steht meist am, doch ist eine Explikation möglich. Am 1. Januar wünscht man sich alles Gute zum neuen Jahr. An jedem 1. Januar nahm er sich vor, sich das Rauchen abzugewöhnen. an [+temp, ... (wie 3.1.), + Datum] 3.3. Bei Substantiven, die den Beginn oder das Ende einer zeitlichen Periode wiedergeben können, steht meist am.

Am Wochenende fahren viele Großstädter zur Erho­ lung ins Grüne. Am Schluß der Veranstaltung wurde eine Resolution verabschiedet. Die Miete ist am Monatsbeginn zu bezahlen. (Vgl. zu ) 3.3. an [+temp, ... (wie 3.1.), +limit/+ start] %

4. MODAL HÖCHSTER GRAD Bei Superlativen von Adjektivadverbien, die einen Ver­ gleich ermöglichen, wird mit am der höchste Grad wie­ dergegeben.

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Obst kauft man am besten auf dem Markt. Klaus sprang am weitesten. am [+mod, + grad, + Superlativ]

5. PATIENSBEZUG (kein Adverbial) Die Präpositionalphrase gibt ein PATIENS wieder, das von der im Verb genannten Tätigkeit partiell betroffen wird.

Sie nähte das Kleid in zwei Wochen. (Das Kleid ist fer­ tig-) Sie nähte (schon) zwei Wochen an dem Kleid. (Das Kleid muß nicht fertig sein.) Die Studentin schreibt abends immer an ihrer Diplom­ arbeit. 6. INSTRUMENTAL Selten. Bedarf die natürliche menschliche Fortbewegung eines Hilfsmittels, so wird dies mit an wiedergegeben.

Nach dem Unfall mußte er am Stock gehen. Sie konnte sich nur mühsam an Krücken fortbewegen.

an AKK 7. LOKAL 7.1. Der Bezugsbereich, auf den eine Fortbewegung ge­ richtet ist, entspricht dem in 1.1. Sie hängt das Bild an die Wand. Er rückt den Tisch (dicht) ans Fenster. Er war mit dem Auto an einen Baum geprallt. (Vgl. ge­ gen 1.2.)

Wenn Kontakt nicht Bedingung ist, kann an durch zu 1.1. ersetzt werden: Sie gingen an den Strand/zum Strand.

Ist kein Kontakt anzunehmen, steht z. B. auch bei visuel­ ler Wahrnehmung meist zu: 57

Die Schüler sahen zur Tafel. Sie gingen zum Kiosk. aber: Sie traten an den Kiosk heran.

an [+loc, + dir, + plan, + vertikal, + spezial, + (-)kontakt]

7.2. Der Bezugsbereich, auf den eine Bewegung (oder eine visuelle Wahrnehmung) gerichtet ist, ist die innere Deckfläche eines Raumes (nicht bei Himmel, vgl. in 6.1.). Der Ball sprang an die Decke. Sie starrte an die Decke/zur Decke. Sie hängte Lampions an den Ast. an [ + loc, +dir, +plan, + horizontal, + intern, + spezial, + kontakt] 7.3. Über eine Tätigkeit wird der in 1.3. beschriebene Zu­ stand hergestellt.

Der Besitzer legte seinen Hund an die Kette. Mit einem Köder lockt man Fische an die Angel. an [ + loc, +dir, +lin, + kontakt/befestigt] 7.4. Zumeist mit dem Verb gehen in der Bedeutung „eine Arbeit, ein Studium aufnehmen" und Substantiven wie in 1.4.

Er geht an die Akademie/ans Bezirkskrankenhaus/an die Thomas-Müntzer-Schule/an die Pädagogische Hochschule Erfurt/an die Staatsoper. an [+loc, +dir, +labor, Tinstitut scApaed/med] 7.5. SONDERFORMEN Artikelsperrung, keine Adjektivattribuierung marit.:

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an Bord/an Deck/an Land gehen hist.:

Goethe ging an den Weimarer Hof. nicht: *an den Boden gehen, vgl. zu 1.1., an 1.6.

verkehrsamtl. nachgestelltes an zur Bezeichnung des An­ kunftsortes: Leipzig an 18.30 Uhr, vgl. ab 1.3. 8. SONDERFORMEN 8.1. Zur Bezeichnung eines sehr engen Kontaktes, einer als unmittelbar aufgefaßten Nähe. Ohne erkennbare Ka­ susforderung. Artikelsperrung.

Wir wohnten schon zwei Jahre Wand an Wand/Tür an Tür. Die Sportler standen Schulter an Schulter/Rücken an Rücken. Kopf an Kopf stand die Menge bei dem Jazzkonzert. 8.2. Keine P, sondern Gradadverb liegt vor, wenn an vor quantitativen Angaben verwendet wird. Vgl. Über 8., um 4.3.

Das Dorf wird an die 5 km von der Stadt entfernt sein. An die 20 Jugendliche warteten noch auf Karten für die Diskothek. f

angesichts GEN KAUSAL-TEMPORAL Mit angesichts wird ein temporal-kausaler Zusammen­ hang zwischen Satzgeschehen und der im Adverbial aus­ gedrückten (nur selten visuellen) Erfassung eines Sach­ verhaltes wiedergegeben. Dieser Zusammenhang tendiert zur Gleichzeitigkeit.

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Angesichts der Küste jubelten die Matrosen des Chri­ stoph Columbus. —» Als sie die Küste sahen,... —> Weil sie die Küste sahen,... Geh. auch im Anblick, im Angesicht:

Angesichts des nahenden Todes versammelte sie die Familie um sich. Im Anblick/Im Angesicht des nahenden Todes ver­ sammelte sie ihre Lieben um sich. Das Kausalmerkmai überwiegt bei: angesichts der Sach­ lage/ der Tatsache/der Umstände/der Verdienste.

Angesichts der erdrückenden Beweislast gab er seine Schuld zu. Angesichts der Geringfügigkeit des Schadens wurde das (Gerichts)verfahren eingestellt. angesichts [+caus 1, (+visuell), +temp, (Tsimult)]

anhand GEN anhand von DAT

an Hand GEN an Hand von DAT

KAUSAL-MEDIAL Mit anhand wird eine Zuordnung zwischen medialem (vgl. mittels) und kausal interpretierbarem (vgl. aufgrund ), meist schriftlich fixiertem Sachverhalt im Adverbial 1. und Satzgeschehen zum Ausdruck gebracht. Anhand von Dokumenten lassen sich die Verbrechen des deutschen Faschismus zweifelsfrei nachweisen. Anhand von Unterlagen konnte der Dresdner Zwinger originalgetreu wiederaufgebaut werden.

anhand [ + caus 1, + medial, +fact (script)]

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anläßlich GEN KAUSAL Anläßlich gibt eine Zuordnung von Anlässen (im weiten Sinne kausal) und dem Satzgeschehen wieder. Anlaß und Geschehen sind bedingt zeitgleich. Substitut: aus Anlaß.

Anläßlich unserer Verlobung gingen uns viele Glück­ wünsche zu. Die Matinee fand anläßlich des 200. Geburtstages von Friedrich Schiller statt. Anläßlich des Besuchs des österreichischen Präsiden­ ten gab man in der Hauptstadt einen Empfang. anläßlich [+caus 1, +temp, +simult, +fact]

anstatt GEN

STELLVERTRETUNG Selten gebrauchte P. Vgl. statt, anstelle. In der Präpositionalphrase wird der allgemein übliche oder ursprünglich geplante Gegenstand/die Person ge­ nannt, die aber einen Ersatz, einen Austausch oder eine Stellvertretung findet. (An)statt eines Mopeds kaufte er sich ein Motorrad. (An)statt des Ministers sprach der Staatssekretär. (Vgl. für 6.)

Ugs. können auch Geschehen als Ersatz oder Austausch genannt werden: Anstatt eines Geschenkes lade ich dich ins Theater ein. —> Anstatt dir ein Geschenk zu machen,...

(anstatt ohne Kasusforderung erlaubt die Einbettung un­ terschiedlicher Adverbialien. Die P hat eher konjunktionale Funktion. In dem Adverbial wird das ursprünglich

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Erwartete ausgedrückt, das aber, wie das Satzgeschehen zeigt, nicht eintritt. Anstatt vor dem Kino trafen wir uns erst im Saal. Anstatt beim Arbeiten fand ich ihn eingeschlafen. Anstatt mit dem Hammer schlug er mit dem Schrau­ benschlüssel gegen die zu fest sitzende Mutter. Auf die gleiche Art können auch präpositionale Objekte eingebettet werden.

Anstatt über Goethe sprach er über Schiller. (an)statt [+vice]

anstelle GEN anstelle von DAT

an Stelle GEN an Stelle von DAT

STELLVERTRETUNG Vgl. anstatt Anstelle der Milch/von Milch kann man auch Milch­ pulver nehmen. Nur anstelle GEN wird bei Berufs- und Rangbezeichnun­ gen sowie Anredeformen verwendet:

Anstelle eines Schlossers benötigte der Betrieb einen Dreher. Anstelle des Kollegen Müller fuhr Kollegin Schulz zur Tagung.

Anstelle von tritt bei Vornamen und bei Titeln ein, wenn die Genitivrektion nicht kenntlich gemacht werden kann:

Anstelle von „Kabale und Liebe“ g^b das Deutsche Theater „Die Räuber“. Anstelle von Inge wurde Bernd an die Tafel gerufen.

anstelle [+vice] 62

auf DAT 1. LOKAL 1.1. Lokalisierung unter Bezugnahme auf eine Basisflä­ che. Kontakt ist Bedingung.

Das Rathaus steht auf dem Marktplatz. Der Verkehrspolizist steht auf der Kreuzung. (Vgl. an ) 1.1. Das Kind spielt auf dem Tisch. —> Das Kind sitzt am Tisch. Das Spielen findet auf dem Tisch statt. —> Das Kind sitzt auf dem Tisch und spielt dort. Zwischen in 1.1. und auf ist schwankender Gebrauch festzustellen

a) bei Bezug zur Basisfläche oder zum Raum: Er vergaß seine Tasche auf dem Flur/im Flur. Er ließ seine Jacke im Korridor/auf dem Korridor hän­ gen. Großstadtkinder spielen noch oft in/auf Höfen.

b) bei Inseln, die zugleich Staaten sind: Auf Kuba wird Zuckerrohr angebaut. Die Konferenz der Nichtpaktgebundenen fand in Kuba statt. Bei Inselgruppen auch als Staaten steht nur auf.

Auf den Philippinen leben rund 70 Millionen Men­ schen.

c) wenn historische Bezüge und Ortslage die Bezüge a) und b) ermöglichen:

Martin Luther lebte 1521/22 auf der Wartburg. In der Wartburg finden wir wertvolle Kunstschätze. d) Zu unterscheiden ist der Gebrauch von in und auf bei gleichlautenden Substantiven mit unterschiedlicher Be­ deutung: 63

Auf der Straße herrscht wenig Verkehr. {Straße hier: „Fahrbahn“, „Dorfstraße“, „Fernverkehrsstraße“) In der Straße herrscht wenig Verkehr, („innerstädtische Straße“) Er wohnt in einem Dorf, („ländliche Siedlungsgemein­ schaft“) Er wohnt auf dem Dorf, („außerhalb der Städte“) —> Er wohnt auf dem Land. auf [+loc, +stat, + plan, +horizontal, +bas, +spezial, + kontakt]

1.2. a) Institutionelle Einrichtungen, die nicht eigentlich di­ mensionierbar sind, werden häufig als Lokaladverbial mit auf wiedergegeben: Viele Leute haben auf der Bank ein Girokonto. Thomas hat sich auf dem Rathaus nach seiner Bauge­ nehmigung erkundigt. {Rathaus hier „Behörde“, vgl. in ) 1.1. Der Streitfall wird auf dem Gericht geklärt. (Vgl. vor 1.5.)

ugs.: Wegen seines Passes war er auf der Polizei.

b) Einrichtungen des öffentlichen Verkehrs werden als Lokaladverbial mit auf wiedergegeben:

Christiane erwartete ihren Freund auf dem Bahnhof. Telegramme gibt man auf der Post auf.

auf [+loc, +stat, + Institut, + kontakt]

2. QUASILOKAL Zusammenkünfte, die sowohl lokal bestimmbar sind als auch über eine zeitliche Ausdehnung verfügen, stehen mit auf Die Präpositionalphrase läßt sich überführen in: 64

als jemand dort war. Das Satzgeschehen kann über die ganze Adverbialzeit andauern. 2.1. Bei organisierten Zusammenkünften geselliger Art. Vgl. bei 2. Sie haben auf Uwes Hochzeit nebeneinander gesessen. Auf der Party wurde vor allem Cola getrunken. Auf seiner letzten Reise hatte er schöne Erlebnisse. Auf dem Ball tanzten wir mehrmals zusammen. 2.2. Bei organisierten Zusammenkünften zum Zwecke des Informationsaustauschs, der Beschlußfassung usw.

Der ausländische Gast sprach auf der Pressekonferenz. Auf dem Parteitag wurde das neue Programm beschlos­ sen. Auf der Synode bekräftigte der Bischof die Verantwor­ tung der Kirchen für den Frieden. 2.3. Bei kleineren Zusammenkünften mit dem Charakter von 2.2. in 1.4. als synonyme P:

Auf der/in der Versammlung äußerten sich acht Kolle­ gen zu dem neuen Produktionsprogramm. In der/auf der Sitzung kam es zu einem Streit. In der/auf der Beratung wurde eine neue Konzeption erarbeitet. auf [+quasilokal, +party/info]

3. LOKALE SONDERFORMEN 3.1. Die Präpositionalphrase mit auf und Substantiv ohne Artikel beim Verb sein gibt einen zeitweiligen Auf­ enthalt oder eine zeitweilige Befindlichkeit des Subjekts wieder: auf Besuch sein, auf Erholung sein (vgl. zu 1.3.) auf Montage sein, auf Reisen sein, auf Urlaub sein, auf Wache sein, auf Wanderschaft sein aber: auf einer Reise sein 65

3.2. Bei deverbativen Substantiven mit bestimmtem Arti­ kel in der Präpositionalphrase ist finale Bedeutung domi­ nant (jmd. ist unterwegs, um zu ...): auf der Jagd/auf der Flucht, auf der Suche sein

3.3. gastr.: Der neue Gast ißt auf seinem Zimmer.

med. Herr Schulz liegt auf Zimmer 103/auf der Intensivsta­ tion.

4. INSTRUMENTAL-LOKAL 4.1. Ist der Lokalisationsbereich so wie in 1.1. gegeben, der in der Präpositionalphrase genannte Gegenstand aber zugleich Instrument, steht oft auf. Auf diesen Webstühlen werden Teppiche hergestellt. Sie näht zu Hause auf der Maschine. Er tippt den Brief mit einem Finger auf der Maschine. Vgl. mit 3.1. Ist eine Position im Satz schon mit einer mz7-Phrase besetzt, sollte auf erhalten bleiben.

auf [Finstr, Fmasch, Floc, ... (wie 1.1.)] 4.2. Ist ein Verkehrsmittel so beschaffen, daß der Benut­ zer als Agens eine Position wie in 1.1. einnimmt, steht auf bei Reittieren obligatorisch, bei Zweiradfahrzeugen im Wechsel mit mit 3.6.

Auf einem Diamantrad wurde er Weltmeister. Im dichten Verkehr ist man auf dem Moped manchmal schneller als mit dem Auto. Kinder reiten gern auf einem Esel zür Wartburg. In der Sahara reitet man auf Kamelen

auf [Finstr, Ftraf, Floc, ... (wie 1.1.)] 66

auf AKK LOKAL 5.1. Der Bezugsbereich, auf den eine Fortbewegung ge­ richtet ist, wird wie in 1.1. charakterisiert. Der Verkehrspolizist geht auf die Kreuzung. Das Auto fährt auf den Marktplatz. Er tritt auf den Flur/in den Flur. Die Mutter sieht vom Fenster auf den Hof/in den Hof. Martin Luther kam 1521 auf die Wartburg. Im Sommer kommen viele Urlauber auf die Insel Rü­ gen. (Vgl. nach 1.4.)

auf [ 4-loc, +dir, -l-plan, + horizontal, +bas, + spezial, + kontakt] 5.2. a) Mit Bewegungsverben wie vorrücken, marschieren, ziehen und Bewegungsverben mit zu- stehen auf-Adverbialien, wenn Kontakt erstrebt ist.

Die Truppen rückten auf die Stadt vor. Die Befreiungskämpfer marschierten auf die Stadt. Ulla kam auf ihre Freundin zu. Die Planierraupe steuerte auf den Hügel zu. Der Anfänger fuhr langsam auf die Kreuzung zu. auf [+loc, + dir, —> kont], wenn Verb [+mov, + deloc, +dir]

b) Bei Maßangaben der Entfernung mit fakultativem bis.

Über 800 m Freistil kam der junge Sportler (bis) auf eine Körperlänge an den Weltrekordler heran. Der Jäger konnte sich dem Wild nur (bis) auf 100 m nähern. 5.3. In Korrespondenz mit 1.3. stehen au/-Adverbialien, die neben der Direktionalität zugleich eine im weiteren Sinne kausale, im engeren Sinne finale Komponente ent-

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halten können (die Bewegung erfolgt aus einem bestimm­ ten Grund zu einem bestimmten Zweck). Vgl. 1.2., 8.2. a) Wegen des Streitfalls mußte er aufs Gericht gehen. (Vgl. vor 5.3.) Er ging aufs Rathaus, um sich nach den Steuern zu er­ kundigen. Wegen des Passes ging er auf die Polizei. (Vgl. zu 1.2.) b) Er ging auf den Bahnhof, um sich eine Fahrkarte zu kaufen.

Er ging auf die Post, um ein Telegramm aufzugeben. (Vgl. zu 1.2.)

auf [ + loc, +dir, ( + caus, + fin), Finstitut, + kontakt] 5.4. In Korrespondenz mit 2.1. steht bei quasilokalen Ad­ verbialien auf häufiger zu 1.3. Wir gehen gemeinsam auf den Ball, auf die Party. Keine zw-Substitution bei: Er machte sich auf die Reise/auf den Weg.

5.5. SONDERFORMEN Vgl. 3.3. gastr.: Der Kellner brachte dem neuen Gast das Essen aufs Zimmer. med.:

Der Patient wurde auf Zimmer 103/auf die Intensivsta­ tion verlegt. 6. TEMPORAL 6.1. Die mit auf wiedergegebene Zeitspanne ist der Sprechzeit nicht gleich. Sie kann die kürzere oder längere Dauer eines Geschehens in Vergangenheit oder Zukunft bzw. bei längerer Ausdehnung vor der Sprechzeit begin­ nend oder nach ihr endend wiedergeben. Der Gesche-

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hensbeginn muß nicht genannt werden. Wird er genannt, ist ein weiteres Temporaladverbial anderer Art zusätzlich erforderlich. Der Endpunkt der Adverbialzeit ergibt sich aus der Quantifizierung. Vgl. für 1.1.

In einem Jahr geht er auf/für drei Jahre zum Studium ins Ausland. Obligatorisches auf bei:

auf Dauer, auf lange Sicht, auf einen Sprung Komm doch auf einen Sprung bei mir vorbei.

Auf ist häufig, wenn die Zeitspanne (Bedeutung des Sub­ stantivs) von kurzer Dauer ist:

Ich muß dich (auf) einen Moment/(auf) einen Augen­ blick/(auf) eine Sekunde bei deiner Arbeit unterbre­ chen. Kann die Bedeutung eines solchen Adverbials aus dem Kontext oder aus der Situation nur in dem oben charakte­ risierten Sinne verstanden werden, ist die P (auf/für) fa­ kultativ: Nach dem Studium geht der Absolvent (für/auf) zwei Jahre in die Praxis, dann wird er als Assistent bei uns beginnen.

Aber:

Er fährt für/auf drei Stunden nach Berlin, (geplanter dreistündiger Aufenthalt in Berlin) Er fährt drei Stunden nach Berlin, (dreistündige Fahr­ zeit nach Berlin) Ist der Zeitbegriff (Substantive im PI.) nicht quantifiziert (also ohne Zahladjektiv) tritt hinter das Adverbialsub­ stantiv oft hinaus:

Die Hotels sind auf Wochen (hinaus) ausgebucht. auf [ +temp, (-simult), +Rfp—», +quant term] 69

Bei Zeitpunkten: Ich habe mich mit ihr auf/für 15 Uhr verabredet. Er war auf/für/zu 10 Uhr beim Zahnarzt bestellt. 6.2. SONDERFORM

Auf einmal (plötzlich) ging das Licht aus.

7. KAUSAL Mit der Präpositionalphrase wird der Grund für das Satz­ geschehen gegeben. Dieser Grund wird von einer nicht oder irn Attribut des Adverbialsubstantivs genannten an­ deren Person gegeben. Ohne Artikel. Auf Wunsch seiner Eltern zog der Sohn einen Anzug an. Der Soldat hatte auf Befehl Posten bezogen. So z. B. auch: auf Anregung, auf Bestellung, auf Ersuchen, auf (viel­ fachen) Wunsch, auf Initiative

Wird in der Präpositionalphrase der Artikel verwendet, steht nach dem Substantiv hin. Auf den Rat des Arztes hin rauchte er nicht mehr. —-» Auf Anraten des Arztes rauchte er nicht mehr. Auf den Einspruch des Gerichtes hin mußte die Ange­ legenheit neu verhandelt werden. —> Auf Einspruch des Gerichtes mußte die Angelegenheit neu verhandelt werden.

auf [+caus 1, +caus 2, Text initiativ, +huml, Nullartikel, sonst: auf ... hin 8. FINAL 8.1. Nur in Verbindung mit einigen deverbativen Sub­ stantiven, die Tätigkeiten wiedergebeh und damit den Zweck der vorausgehenden nicht spezifischen Fortbewe­ gung (gehen):

Nach der Schonzeit gehen wir wieder auf (die) Jagd.

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Die Jagdgesellschaft ging auf Hasenfang. Der Soldat ging auf Wache. Die Geologen machten sich auf die Suche nach neuen Lagerstätten. Sie gingen (auf) Hasen jagen. (Jägersprache)

auf [+caus, + fin, + mov], meist Nullartikel. Vgl. 3.2. 8.2. Ein institutionalisiertes, länger andauerndes Gesche­ hen wird in der PP als Zweck einer Fortbewegung allge­ meiner Art ausgedrückt (fahren/gehen):

Er fuhr für drei Monate auf Montage. Der Soldat fuhr auf Urlaub. Unsere Mitarbeiterinnen gehen/fahren auf Lehrgang.

auf [+caus 1, + fm, + mov, +temp dur, +inst act], Nullartikel. Vgl. 3.1. 8.3. Die dem Finaladverbial zugrunde liegende Tätigkeit (zumeist Trinken) wird nicht ausgedrückt, aber das von dem Geschehen Betroffene:

Du kannst doch auf eine Tasse Kaffee zu mir kommen. —> um eine Tasse Kaffee zu trinken. [+fm] —* (auf die Dauer des Kaffeetrinkens) [ + temp] Wir gehen nur auf ein Bier in die Gaststätte.

auf [ + caus, + fm, +temp dur, (+liquid)] 8.4. SONDERFORMEN

Auf dein Wohl/auf Ihre Gesundheit trinken/das Glas erheben. 9. MODAL 9.1. Allgemeine Modalangaben mit Art, Weise, Art und Weise zur Explikation von Adverbien.

Er erledigte das auf traditionelle Art und Weise (so).

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Er machte das immer auf seine Art (so). Das Musikstück war auf seine Weise (irgendwie) schön. Auf welche Art und Weise (wie) du das auch machst, Erfolg wirst du schon haben. Dazu gehören auch Sonderformen mit bestimmten Sub­ stantiven, die in übertragener Bedeutung verwendet wer­ den, z. B. Das kann ich auf den Tod (überhaupt) nicht leiden. Petra gleicht ihrer Mutter aufs Haar (ganz genau). Die Auseinandersetzung wurde auf Tod und Leben (er­ bittert) geführt. Er ist ihm auf Gedeih und Verderb (völlig) ausgeliefert.

auf [+mod, + allgemein, + explizierend] 9.2. In dem Adverbial werden Substantive verwendet, die mit dem Finanzwesen verbunden sind (außer Geld). Sie sind finanzielle Mittel des Geschehens.

Die gotische Kirche wurde auf Staatskosten restauriert. Das junge Ehepaar hat die Möbel auf Kredit gekauft. Auf Scheck kann man nur kaufen, wenn er auch ge­ deckt ist. ugs.: Man kann nicht auf Pump (mit geliehenem Geld) le­ ben.

auf [+mod, +medial, +finanz] Vgl. mittels 9.3. Spezifizierung der Genauigkeit mittels kleiner Maß­ einheitsangaben. Nach dem Adverbialsubstantiv steht ge­ nau. »

Der Dreher muß auf den Millimeter genau arbeiten. Die Bobfahrer waren auf die Minute genau in der rich­ tigen Form. Die Waage wiegt aufs Gramm genau. 72

Bei Zeitmaßeinheiten, die die Substitution von genau durch pünktlich erlauben, können genau oder pünktlich fa­ kultativ sein: Der Zug kam auf die Minute (genau/pünktlich).

auf ... genau [+mod, + spez, + Maß] 9.4. Das Adverbial mit aufs + Superlativ des Adjektivad­ verbs gibt eine Graduierung ohne Vergleichsbasis wieder, den Elativ.

Die Zuschauer waren aufs höchste gespannt. Sie war aufs modischste gekleidet. Wir beglückwünschen Sie aufs herzlichste. aufs [-i-mod, +grad, Felativ], Superlativ 9.5. Zur Angabe von Sprachen ohne Sprache. Vgl. in 4.8.

Die Schüler konnten schon (auf) russisch zählen, (in russischer Sprache) übertr.: Er hatte sich (auf) französisch empfohlen, (heimlich)

10. DISTRIBUTIV Man nehme 30 Tropfen auf ein Glas Wasser.

auf [+distr, + größeres Maß] Sonderformen bei entfallen, fallen, kommen:

Auf die 50 umsatzstärksten Industriekonzerne in der Bundesrepublik Deutschland entfielen/fielen/kamen 1980 rund 50 % des gesamten Industrieumsatzes.

11. SONDERFORM STELLVERTRETUNG Ich habe die Theaterkarten auf den Namen Möller zu­ rücklegen lassen/bestellt. 73

aufgrund GEN aufgrund von DAT

auf Grund GEN auf Grund von DAT

1. In der Präpositionalphrase wird die Voraussetzung für ein im Satz ausgedrücktes Geschehen wiedergegeben. Solche Voraussetzungen sind oft juristischer Art oder be­ ruhen auf naturwissenschaftlichen Untersuchungen und können mit auf der Grundlage von umschrieben werden. Ein Ersatz durch wegen ist nicht möglich. Der Angeklagte wurde aufgrund sicherer Beweise ver­ urteilt. *Der Angeklagte wurde wegen sicherer Beweise verur­ teilt. Aufgrund von langjährigen Temperaturmessungen konnte der Sommer 1983 als Jahrhundertsommer aus­ gewiesen werden. *Wegen langjähriger Temperaturmessungen ... aufgrund [+caus 1, +caus 2, +basis (fact, jus)]

2. In der Präpositionalphrase kann aufgrund verwendet werden, wenn Handlungen, Vorgänge und Zustände als Begründung für das Geschehen im Satz angesehen wer­ den. Meist Deverbativa. Ersatz durch wegen 1. Aufgrund seiner guten Arbeit erhielt Kollege M. eine Prämie. Aufgrund seiner Krankheit war er nicht imstande, seine Arbeit planmäßig abzuschließen. Aufgrund des starken Schneefalls wurde der Straßen­ winterdienst in Alarmbereitschaft versetzt. Aufgrund wird nicht bei elliptischen Strukturen mit Sub­ stantiven ohne Artikel verwendet. Vgl. »wegen 1.1. *Aufgrund Krankheit/Warenannahme/Inventur ge­ schlossen. —> Wegen Krankheit/Warenannahme/Inventur geschlos­ sen.

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Aufgrund steht nicht bei Substantiven, die Personen be­ zeichnen, und bei Personalpronomen. Vgl. wegen aufgrund [+caus 1, +caus 2, (deverbativ, + deadj), -hum]

auf ... hin vgl. auf 5.

auf ... zu vgl. auf 3.2.

aus DAT Die Präpositionalphrase mit aus hat als dominantes Merkmal das des Ausgangs aus etwas, das sich in den meisten Untergruppen realisiert. 1. LOKAL 1.1. Mit aus wird der räumliche Ausgangsort einer Fort­ bewegung angegeben. Es korrespondiert mit in 1.1., 6.1. und durch 1.1.

a) Er holte den Wagen aus der Garage. Sie kam aus dem Cafe. Er zog den Nagel aus der Wand. Er zog das Boot aus dem Wasser. b) Aus wird auch dann verwendet, wenn der Raum nur in der Vorstellung durch die Existenz von Basis- und verti­ kalen Seitenflächen gegeben ist. Wenn man spät schlafen gegangen ist, kommt man nur schwer aus dem Bett. Sie konnte sich nur schwer aus dem Sessel erheben. Im Herbst holen die Kleingärtner das letzte Obst aus den Gärten. 75

Jetzt liefen die Leichtathleten aus dem Stadion. Er trat aus dem Park auf die Straße.

Vgl. von 1. c) Räumlich werden auch Öffnungen in vertikal angeord­ neten Flächen aufgefaßt. Vgl. durch 1.1. Sie sah aus dem Fenster. Er trat aus der Tür. aus [+loc, + exog, TvolJ

1.2. Mit aus werden auch Namen von Orten, Landschaf­ ten, Staaten, Gebirgen und adjektivisch attribuierten Be­ zeichnungen von Himmelsrichtungen als geographische Begriffe verbunden. Vgl. in 1.2. und von Er kommt gerade aus Berlin. Die DDR bezieht den größten Teil des Erdöls aus der Sowjetunion. Weihnachtspyramiden kommen aus dem Erzgebirge. Sie hat sich aus Thüringen eine Puppe mitgebracht. Aus dem Nahen Osten erreichen uns immer wieder alarmierende Nachrichten. Meine Frau kommt aus dem Norden der DDR. Werden geographische Eigennamen (s. o.) als geographi­ scher Punkt in der Art einer Karteneintragung verstan­ den, ist von 1. üblich.

Der Zug kommt von Berlin.

Ebenso bei Staatsnamen, wenn der Staat Vertragspartner ist. Die DDR bezieht Steinkohle von Polen. Es gibt keine Kombination von aub und nach, vgl. von ... nach. aus [+loc, +exog, +administr/geogr] Vgl. in 1.2.

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1.3. Aus steht auch, wenn ein Medium die sich aus einem Raum bewegende Person bzw. einen solchen Ge­ genstand umgibt. Wenn man aus der Dunkelheit überraschend ins Helle kommt, ist man geblendet. Plötzlich kam die Bergspitze aus dem Dunst. Er rückte die Kakteen aus dem Schatten in die Sonne. Das Auto kam plötzlich aus dem Nebel. Ugs./salopp: Geh mir aus der Sonne.

1.4. Werden Zusammenkünfte weniger Personen zu mündlichem Informationsaustausch verlassen und ist der Zusammenhang zwischen Bewegung und verlassenem Be­ reich unmittelbar, steht aus. Vgl. von 1.4. Nach der Kritik des Direktors lief sie aus der Beratung. Er rannte plötzlich aus der Sitzung. Sie kam noch ganz aufgeregt aus der Versammlung.

aus [ + loc, +exog, +info, + temp-*simult]

2. HERKUNFT Diese Verwendung steht in engem Zusammenhang mit 1. Das Auftreten von sein in den Untergruppen läßt sich er­ klären als eine Verallgemeinerung spezifischerer Verben oder als elliptische Form. 2.1. Stoffliche Herkunft Pflegeleichte Textilien sind oft aus Baumwolle und synthetischen Fasern (hergestellt). Aus Schrott lassen sich wertvolle Materialien gewin­ nen. Bronze ist/besteht aus Kupfer und Zinn. Die meisten Möbel sind aus Holz. Aus Makulatur wird unter anderem Verpackungsmate­ rial produziert.

aus [Therkunft, +mat] 77

2.2. Zeitliche Herkunft

Das Hildebrandlied ist aus dem 6. Jahrhundert. —> Das Hildebrandlied stammt aus dem 6. Jahrhundert. aus [Eherkunft, +temp]

2.3. Herkunft aus einer Gruppe von Menschen mit den Verben kommen, sein, stammen.

Er kommt aus einer Arbeiterfamilie. Diese Arbeit kommt aus der Forschungsgruppe von Professor Müller. Ähnlich bei Tieren! Das preisgekrönte Pferd kommt aus der Zucht des Ge­ stüts Graditz. Hist.: Sie stammt aus einer guten Familie. Sie stammt aus gutem Hause. aus [Eherkunft, + gruppe, +hum]

2.4. Vor allem mit den Verben werden (sich entwickeln) und machen (entwickelt werden) den Ausgang einer Ent­ wicklung wiedergebend.

Aus einem fleißigen Studenten wird nicht immer ein guter Wissenschaftler. Bei plötzlich einsetzender Schneeschmelze werden aus kleinen Bächen reißende Ströme. Der Schauspieler machte aus der Rolle des Mephisto etwas Besonderes. Manche Menschen verstehen es, aus nichts etwas zu machen.

Diese uus-Phrasen korrespondieren mit z«-Phrasen des Ergebnisses. Vgl. zu 6. aus [Eherkunft, E progression]

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3. KAUSAL 3.1. Mit Substantiven, die selbst ein kausales Merkmal tragen können. Aus einem uns nicht bekannten Grund ist er plötzlich nach Hause gefahren. Aus Anlaß (anläßlich) des 500. Geburtstages von Mar­ tin Luther fanden 1983 mehrere Konferenzen statt, aus diesem Anlaß/aus einem uns bekannten Anlaß Aus eigenem Antrieb holte der Schüler das Versäumte nach. 4.2. Aus wird verwendet, wenn bei Referenzgleichheit zwischen der Person des Satzgeschehens und der Bezugs­ person des Adverbials ein der Person interner Grund (meist psychischer Art) zum Ausdruck gebracht werden soll. Die Person ist sich eines solchen Gefühls bewußt. Zumeist Nullartikel, Adjektivattribuierung sehr selten. Vgl. vor 4.1.

Sie heiratete ihn aus Liebe. *Sie heiratete ihn vor Liebe. Sie war vor Liebe wie von Sinnen. *Sie war aus Liebe wie von Sinnen.

Nur aus ist möglich bei Erfahrung, Pflichtgefühl, Spaß, Rücksicht, Überzeugung, Unwissenheit, Verantwortung, Verse­ hen u. a.

Er hatte sich aus Versehen falsch gesetzt. Aus Erfahrung wird man klug. Aus und vor können vor Substantiven wie Angst, Begeiste­ rung, Dummheit, Liebe, Mitleid, Neugier, Rache, Wut, Zorn auftreten. Welche P gewählt wird, hängt von Situation und/oder Kontext ab. Bei Substantiven dieser Art ist eine Substitution der P aus und vor mit Bedeutungsunter­ schied möglich.

aus [+caus 1, +caus 2, +Tj—»T2, +psych, +volit] 79

4. MODALE SONDERFORMEN 4.1. Er hat das Motorrad aus erster Hand (ungebraucht) ge­ kauft. Die Rede war aus einem Guß (in sich geschlossen). Er hat es aus freien Stücken (freiwillig) getan. 4.2. In der Bedeutung „nicht mehr in I

Zylinderhüte sind nach 1945 aus der Mode gekom­ men. —> Zylinderhüte sind seit 1945 nicht mehr in Mode.

So auch: aus dem Takt, aus der Reihe, aus der Übung kommen 4.3. Bei Verben der optischen und akustischen Sinneswahrnehmung bei Entfernungsangaben:

Er hat die Liniennummer der Straßenbahn schon aus 100 m Entfernung erkennen können. Sie hörte ihn schon aus 20 m Entfernung, weil sie sei­ nen Schritt kannte.

ausschließlich GEN. Oft ohne erkennbaren Kasus. MENGE-TEIL-BEZIEHUNG Ausschließlich kann verwendet werden, wenn etwas aus einer Gesamtheit ausgenommen wird. Amtl. Kaufm. Vgl. exklusive, ohne 5., Ggs. einschließlich

Der Preis versteht sich ausschließlich (der) Verpakkung/(des) Porto(s). Der neue Wagen kostet ausschließlich (des) Zubehör(s) etwa 22 000 Mark. —» » Der neue Wagen kostet, Zubehör ausgenommen/aus­ genommen Zubehör, etwa 12 000 Mark. —> Der neue Wagen kostet ohne Zubehör etwa 12 000 Mark. 80

außer meist ohne erkennbare Kasusforderung, sonst DAT 1. LOKAL Das Geschehen findet nicht in einem mit in 1. anzuneh­ menden Bezugsbereich statt.

1.1. artikellos Bei diesem Wetter war das Boot schnell außer Sicht­ weite.

So auch: Schuß-, Hör-, Reichweite. Ggs. in 5.1. Sonderformen: In dieser Gaststätte werden keine Getränke außer Haus (über die Straße, zum Mitnehmen) verkauft. Heute essen wir mal außer Haus (nicht zu Hause). An dem Handballturnier nahm eine Jugendmann­ schaft außer Konkurrenz teil. (D. h.: Sie wird nicht mit­ gewertet.)

1.2. mit Artikel DAT Der Patient wurde außer der Reihe abgefertigt.

1.3. nur bei Land artikellos GEN Die progressiven Schriftsteller gingen außer Landes. [+dir] Die progressiven deutschen Schriftsteller mußten bis 1945 außer Landes leben. [ + stat]

2. TEMPORAL als Wendung Vgl. außerhalb 2. In besonderen Fällen wird man bei diesem Arzt auch einmal außer der Zeit (nicht in der Sprechzeit) behan­ delt.

3. MENGE-TEIL-BEZIEHUNG DAT 3.1. Das im Adverbial Genannte wird aus der Menge aus­ geschlossen. Vgl. bis auf 3.1. 81

Außer ihm sangen alle gut. —> Alle bis auf einen san­ gen gut. —» Alle sangen gut, nur einer nicht.

Häufig mit einer Form der Negation: Außer ihm sang niemand schlecht. Außer ihr hat sie keine Freundin. Außer einem Mal hat er nie in einer Prüfung versagt, ugs. In Kombination mit bei in sehr komprimierten Kon­ ditionaladverbialien mit negierender Wirkung auf das Satzgeschehen:

Wir werden morgen wandern, außer bei Regen. —> außer wenn es regnet. —» wenn es nicht regnet. Sie fühlte sich nirgends wohl, außer bei ihm. —» wenn sie nicht bei ihm war.

3.2. Das im Adverbial Genannte wird in eine Menge ein­ geschlossen. Häufig in Verbindung mit noch, auch, nur. Vgl. neben 2., nebst. Außer einer Geldprämie erhielt er ein Anerkennungs­ schreiben. Außer den Theologen interessieren sich auch Histori­ ker und Germanisten für das Wirken Martin Luthers auf der Wartburg. Außer Brot hat sie nur Butter gekauft. 4. SONDERFORMEN Funktionsverbgefüge 4.1. Artikelsperrung

Die Maschine wird außer Betrieb gesetzt. Die Maschine ist außer Betrieb.

So auch: außer Dienst stellen/sein, außer Kurs setzen/sein, außer Kraft setzen/sein, außer Gefahr sein. Vgl. in 5.2., 8.1.

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Keine Beziehung zu in haben: etwas außer acht lassen außer Atem kommen/geraten/sein außer Fassung geraten/sein außer Rand und Band (übermütig) sein

4.2. Mit AKK nach Verben der Bewegung: etwas außer jeden Zusammenhang stellen etwas außer allen Zweifel setzen Mit DAT bei Zuständen:

Das steht außer jedem Zusammenhang. Er ist außer (aller) Gefahr. (Vgl. in 5.2.) Nur mit DAT:

Ich geriet außer mir/ich war außer mir (vor Wut).

außerhalb GEN 1. LOKAL Das Geschehen findet nicht in einem mit in 1. bzw. in­ nerhalb 1. angegebenen Bereich statt, bezieht sich aber auf diesen.

1.1. Bezugnahme auf den Bereich selbst: Pendler wohnen außerhalb des Arbeitsortes. Eine Stadtordnung gilt nicht außerhalb der Stadt. Viele Berliner verleben das Wochenende außerhalb der Stadt. Die Probleme lagen außerhalb seines spezifischen Fachgebietes. Mit dieser Ansicht stand er außerhalb der Gemein­ schaft. außerhalb [+loc, +stat, Textern vol]

83

1.2. Bezugnahme auf die Begrenzung des Bezugsberei­ ches:

Ackerbürger wohnten im Mittelalter außerhalb der Stadtmauern. Gesetze eines Staates gelten nicht außerhalb seiner Grenzen. außerhalb [+loc, Tstat, + extern vol limes]

2. TEMPORAL Das Geschehen findet nicht in der mit dem Zeitbegriff des Adverbials bezeichneten Zeitspanne statt, doch be­ zieht es sich auf sie. Nur in seltenen Fällen tritt das Parlament außerhalb der Sitzungsperiode zusammen. Außerhalb der Schulpausen wird in der Schule nicht gefrühstückt. Versammlungen finden außerhalb der Arbeitszeit statt.

außerhalb [+temp, +period/moment, Textern spec term]

bar GEN MODAL Selten. Geh. Voran- oder nachgestellt bei attribuierten Abstrakta wie ohne 2.

Bar aller Mittel/aller Mittel bar kam Friedrich Schiller nach Bauerbach. Bar jeglicher Unterstützung wurde den Emigranten das Leben schwer. » Bar aller Würde war er nur auf seine Karriere aus. Jedes feineren Empfindens bar lehnte er Lyrik ab. Jeder Hoffnung bar setzte Heinrich von Kleist seinem Leben ein Ende.

84

bei DAT

1. LOKAL 1.1. Präpositionalphrasen mit bei geben eine Ortslage wieder, die sich wie bei an 1.1. auf vertikale Flächen be­ zieht, aber nicht einer dieser Flächen speziell zugeordnet ist und keinen Kontakt hat. So ist die mit bei ausge­ drückte Ortslage meist unspezifiziert (in der Nähe}. Das erklärt auch Modifizierungen mit unmittelbar, nahe, dicht, direkt. Er hatte sich (direkt) bei der Tür niedergelassen. (Unmittelbar) bei dem Ausflugsziel wird ein großer Parkplatz gebaut. Er wohnte schon einige Jahre (dicht) beim Bahnhof. Darauf beruhen auch Sonderformen: dicht bei dicht stehen Im Hafen liegt Schiff bei Schiff.

bei [+loc, +stat, +plan, + vertikal, -spezial, -kontakt] 1.2. Mit bei wird die Ortslage eines Gegenstandes/einer Person (selten) oder eines Geschehens in bezug auf einen größeren oder allgemein bekannten Ort wiedergegeben.

Die Wartburg bei Eisenach ist ein bedeutendes Kultur­ denkmal. Lützen liegt bei Leipzig. Gustav Adolf fiel 1632 bei Lützen.

bei [ + loc, +stat, +urbs, -spezial, -kontakt (Tdistanz)]

1.3. Mit bei werden Personen/größere Säugetiere als Zentrum einer Lokalisation genannt. Er wohnte noch bei seinen Eltern. Der Reiter stand bei seinem Pferd. 85

Sie kaufte* die Brötchen lieber beim Bäcker als in der Kaufhalle. Prof. J. E. Lips lebte jahrelang bei den Indianern. Vgl. unter 1.3. Er hörte Vorlesungen bei Professor Meyer. Der Satz steht bei Goethe (in Goethes Werken). Bei Marx (in Marx’ Werken) lesen wir: „ ..."

bei [+loc, +stat, + hum/ + anim, -kontakt] 1.4. Mit bei kann die Arbeitsstelle einer Person wiederge­ geben werden. Das trifft besonders dann zu, wenn die Be­ triebsbezeichnung auf einen Eigennamen zurückgeht oder wenn der Betrieb nicht an einem bestimmten Platz eingeordnet werden kann.

Er arbeitet bei Zeiss —>... im Kombinat Carl Zeiss Jena. Er ist bei der Bahn/bei der Post (vgl. auf 1.2.)/beim Verlag Enzyklopädie. Auch ohne Arbeitsverhältnis ist möglich: Sie hatte ein Konto bei der Bank. Vgl. auf 1.2. Bei Zeiss wird auch für die Kosmosforschung gearbei­ tet.

Dazu kommen Bezeichnungen des Militärwesens:

Er ist jetzt bei der Armee (ugs.: bei der Fahne). Er wird bei der Artillerie ausgebildet. Er diente bei den Panzern.

Hist.: Der Gesandte wurde bei Hofe empfangen, (artikellos) bei [+loc, + stat, +institut (+labor/ + milit)]

1.5. SONDERFORMEN a) In Verbindung mit dem Reflexivpronomen sich (DAT) 86

wird mit tontragendem bei die Anwesenheit/Zugehörig­ keit einer Person/Sache benannt.

Sie hatte ihren Sohn bei sich. Ich hatte kein Geld bei mir. Wertsachen trägt man im Hotel nicht bei sich, sondern deponiert sie. Sie behielt das Geheimnis bei sich/für sich.

b) Bei Verben des Greifens kann der berührte Körperteil bzw. das Kleidungsstück mit bei oder an wiedergegeben werden. Kontakt.

Er packte seinen Freund bei/an der Schulter. Sie hielt ihre Mutter beim/am Rockzipfel. Er nahm sie beim Arm. c) Nur mit bei'.

Die Gelegenheit beim Schopfe fassen. (Gelegenheit nutzen) Etwas bei der Hand/zur Hand haben, (greifbar haben)

2. QUASILOKAL Zusammenkünfte, die zeitlich bestimmt sind und lokal eingeordnet werden können, werden mit bei wiedergege­ ben. Dabei ist im Unterschied zu auf 2. die Zeitspanne oft kürzer und das im Adverbial Genannte eher der zeitli­ che Rahmen für das Satzgeschehen. Sie haben sich bei Kerstins Hochzeit kennengelernt. Sie begegnete ihr bei einem Cocktail oder bei einem Empfang. Bei dem Psychologenkongreß sah er sie wieder. Bei der Sitzung kam es zu einem Zwischenfall. Bei der Leipziger Messe kamen auch Probleme des Luftverkehrs zur Sprache. *Der ausländische Gast sprach bei dem Kongreß, (vgl. auf 2.) bei [+quasiloc, 4-temp, +simult, +period]

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3. TEMPORAL 3.1. Bezeichnet die Gleichzeitigkeit von Adverbial- und Satzgeschehen, das am gleichen Ort stattfindet. Das Sub­ stantiv in der Präpositionalphrase ist zumeist ein Deverbativum oder aber von seiner Bedeutung her als Gesche­ hen aufzufassen. Substantivierte Infinitive stehen mit beim, sonst häufig ohne Artikel. Er war beim Lesen eingeschlafen. Bei Tagesanbruch waren wir schon aufgestanden. Beim Boxen hatte er sich die Augenbraue verletzt. Bei Kriegsende lagen viele Städte in Trümmern. bei [+temp, + simult, Tperiod, +moment, -term, (Tdeverb)]

3.2. Artikelloser Gebrauch, wenn ein zeitliches Gesche­ hen in die Tages- oder Nachtzeit unter besonderer Be­ rücksichtigung des Lichteindrucks eingeordnet wird. Häufig mit konditionaler Akzentuierung: Er fuhr lieber bei Tag. Bei Nacht fiel ihr die Orientierung schwer. Sonderformen zur Angabe einer durch die Bedeutung beider Substantive sehr allgemeinen Zeitspanne. Oft kon­ ditional. bei Tag und Nacht, bei Gewitter und Sturm, bei Regen und Schnee, bei Nacht und Nebel (a) in völliger Dun­ kelheit, b) unter Ausschluß der Öffentlichkeit), bei Wasser und Brot (im Gefängnis)

bei [+temp, Tsimult, +period, Tmoment, ( + kond), (+lux/ +meteor)]

4. KAUSAL 4.1. KONDITIONAL Im Adverbial wird ein Sachverhalt genannt, der die Vor­ aussetzung des Satzgeschehens ist, ohne es notwendiger­ 88

weise hervorzubringen. Diese Adverbialien stehen mit 3. in engem Zusammenhang und sind meist sehr verdichtet. Umschreiben kann man sie mit: im Falle, unter der Bedin­ gung.

Beim Boxen muß man reaktionsschnell sein. Bei Gewitter und Sturm sind die Fenster zu schließen. Bei hohem Fieber gehört der Kranke ins Bett. Die Notbremse ist nur bei Gefahr zu ziehen. Metall läßt sich bei hoher Temperatur und großem Druck umformen. Bei Zufuhr von Frischluft wird der Verbrennungsvor­ gang beschleunigt. bei [ + caus 1, +kond, +Tf-»T2/4-simult]

Da die Präpositionalphrase einen bedingenden Sachver­ halt nur sehr verknappt angibt, wird bei vor Personenbe­ zeichnungen meist als allgemeine Beziehung gesehen, doch kann auch hier eine konditionale Beziehung zu­ grunde liegen. Bei ihm darf man nicht nachgeben. —> Im Falle, daß man es mit ihm zu tun bekommt,... Bei starken Rauchern kann es zu Herz-Kreislauf-Schä­ den kommen. Wenn man stark raucht,... 4.2. KONZESSIV Entgegen der Erfahrung und der in ihr begründeten Er­ wartungshaltung findet ein Geschehen statt, das von den im Adverbial genannten Umständen her nicht hätte ein­ treten sollen. In diesen Fällen kann bei durch trotz er­ setzt werden. Häufig treten vor das Adverbialsubstantiv all-, dies-, so, solch-.

Bei solch schlechtem Licht hast du diese Aufnahmen gemacht? Lachen war bei allem Schrecken erlaubt. 89

Bei dem ganzen Mißgeschick hat er doch seinen Opti­ mismus behalten. Bei seinem großen Wissen fehlt ihm doch noch viel an Bildung. bei [+caus 1, +konzess (+adversativ, +kond)J 4.3. KAUSAL im engeren Sinne Dieses Adverbial gibt die Begründung für einen Sachver­ halt, wobei diese Begründung während des Satzgesche­ hens weiterwirkt. Kein Ersatz durch wegen.

Bei deinen Augen brauchst du wirklich keine Brille. Bei einer solchen beruflichen Qualifikation ist die Lei­ stung nicht verwunderlich. Bei den Braunkohlevorkommen ist die Energieversor­ gung über Jahrzehnte gesichert. bei [+caus 1, +caus 2, +fakt, 4-simult] 5. BEGLEITUMSTAND Zwei gleichzeitige Geschehen sind koordiniert, wobei zwischen ihnen ein Zusammenhang hergestellt wird.

Er liest beim Frühstücken Zeitung. Wir fuhren bei Sonnenschein über die Elbe. Die Produktion stieg bei geringerem Energieverbrauch und sinkendem Materialeinsatz. 6. SONDERFORMEN 6.1. sein + bei a) Die Verlaufsform kann mit sein + beim + substantieller Infinitiv angegeben werden (Er tut das gerade jetzt.).

Er ist beim Arbeiten. Er ist beim Schreiben. b) Mit nicht-infinitivischen sein). Er ist bei der Arbeit.

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Deverbativa (beschäftigt

Sie ist beim Training, (auch: dort, wo sie trainiert) Er ist ganz bei der Sache, (konzentriert beschäftigt sein)

c) Mit Abstrakta in der Bedeutung „er besitzt...“: Er ist bei Kräften. Sie ist bei guter Laune. Sie ist bei guter Stimmung. d) Bei der Präpositionalphrase vorangestelltem wie Be­ zugnahme auf anscheinend gleichartige Bedingungen, Er­ scheinungen, z. B. Krankheitsverlauf, Prüfungssituation, zwischenmenschliche Beziehungen u. ä.

Das ist so wie bei meinem Vater. 6.2. Bei Verben, mit denen etwas gelobt wird, zur aus­ drücklichen Verstärkung. Geh.

Er versicherte bei seiner Ehre, das nicht getan zu ha­ ben. Beim Andenken seiner Mutter gelobte er,... bei Gott, beim Barte des Propheten bei allem, was mir teuer ist,... 6.3. In medialer Bedeutung bei Verben wie helfen, unter­ stützen als beim + substantivierter Infinitiv

Die Kinder halfen der Mutter beim Abwaschen. Bitte unterstützen Sie uns beim Abräumen des Ge­ schirrs! 6.4. bei weitem zur Graduierung eines Geschehens/Sachverhalts.

Sie ist bei weitem die Fähigste (von allen Studenten dieser Gruppe). Ich habe dir bei weitem (längst) noch nicht alles ge­ sagt. Die Romane Fontanes übertreffen seine Balladen bei weitem (um vieles).

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binnen DAT, seltener GEN Die P steht bei eigentlichen Zeitbegriffen mit entspre­ chender Erstreckung, die quantifiziert sein können (Zahl­ adjektiv). Adverbialzeit und Satzgeschehen sind simul­ tan.

a) Binnen ist durch im Verlauf von, in 2.3. und inner­ halb 2. ersetzbar, wenn der Zeitbegriff quantifiziert ist: Binnen einer halben Stunde war diese Mannschaft do­ minierend geworden. Binnen drei Tagen (DAT)/binnen dreier Tage (GEN, geh.) wollten sie das Reiseziel erreicht haben.

b) Binnen ist nicht substituierbar in den Sonderformen: Binnen Jahresfrist wird die neue Trasse übergeben.

Wenn das Jahr vorbei ist, ... Binnen Jahr und Tag (nach einer nicht genau bestimm­ ten Zeitspanne) will er wieder hier sein. Binnen kurzem (nach kurzer Zeit) bin ich wieder hier.

binnen [ + temp, fsimult, +quant period, +term]

bis AKK

In der Verwendung von bis sind drei Fälle zu unterschei­ den: A) Bis ist eine P und regiert einen Kasus: Er fährt bis Berlin mit dem Zug. Er hat die Rechnung bis 17. (siebzehnten) Mai zu be­ zahlen. B) Bis ist Modifikator einer anderen P, die den Kasus fordert.

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Wird bis gelöscht, kann der Satz dennoch in ähnlicher Bedeutung verstanden werden: Er fährt bis nach Berlin mit dem Zug. Er hat die Rechnung bis zum 17. (siebzehnten) Mai zu bezahlen.

C) Bis und die zweite P, die den Kasus fordert, sind eine semantische Einheit.

a) Wird bis gelöscht, ist die Bedeutung des Adverbials ungleich: Sie blieb bis zum Mittagessen. [+temp, Hirnes] * Sie blieb zum Mittagessen. [H-fin] b) Wird bis gelöscht, ist der Satz nicht korrekt: Bis auf ihn waren alle da. 7-> *Auf ihn waren alle da. Mit bis wird eine Begrenzung (häufig ein Endpunkt) an­ gegeben.

1. LOKAL 1.1. Vor Direktionaladverbien steht bis (A). Wir gehen bis hierher und nicht weiter. Bis dorthin schaffen wir es heute nicht mehr. Wie weit ist es denn noch bis dahin (zu gehen)? 1.2. Handelt es sich um Erstreckungen, steht bis vor Lo­ kaladverbien.

(Von hier) bis dort sind es etwa zwei Kilometer. Sie war von oben bis unten naß.

1.3. Sonderformen für solche die Totalität erfassende Er­ streckungen sind: von Kopf bis Fuß, von Anfang bis Ende, von A bis Z, von Alpha bis Omega

1.4. Vor Ortsnamen steht bis (A) oder bis nach (B) ohne Artikel in Direktionaladverbialien. Die selten gebrauchte Apposition steht im Dativ. 93

Er fährt heute bis Weimar(, der Stadt der deutschen Klassik). Er fährt heute bis nach Weimar(, der Stadt...). Er fährt heute nach Weimar(, der Stadt...).

Verkehrsamtl. in gleicher Weise sowohl bis zum/bis zur als auch bis\

Die Busse der Linie A verkehren heute nur bis (zum) Bahnhof. Die Straßenbahnen der Linie 3 fahren ab heute wieder bis (zur) Endhaltestelle. 1.5. Steht bis mit anderen P der Direktionalität (B), so wird mit bis der Endpunkt in dem durch die zweite P be­ zeichneten Bereich genannt.

Bei gutem Wetter kann man vom Inselsberg bis in die Rhön sehen. Er begleitete sie bis an die Haustür. Er brachte sie bis vor ihr Hotel. 1.6. In gleicher Art, aber mit obligatorischem bis (C) wer­ den Grenzen einer Erstreckung angegeben.

Das Kleid reichte bis an die Knie/bis zu den Knien. Das Wasser ging ihm bis an den Hals/bis zum Hals. Die Scheune war bis unters Dach gefüllt. Er leerte das Glas bis auf den Grund. bis [+loc, +dir/ + stat, Tdimension, -Himit] 2. TEMPORAL 2.1. Vor Zeitadverbien, Uhrzeitangaben und Jahreszah­ len gibt bis (A) die Grenze einer abgelaufenen Zeit­ spanne an.

Bis heute war schönes Wetter. » Bis 19 Uhr werde ich auf dich warten. Bis 1973 war die DDR noch nicht UNO-Mitglied.

2.2. Vor eigentlichen Zeitbegriffen wie Tag, Woche, Mo­ 94

nat, Jahr, die entweder durch Attribute oder als Kompo­ sita näher spezifiziert sind, steht bis (zu) (B). Bis allein re­ giert den AKK. Bis zu verlangt den DAT. Zu verschmilzt zumeist mit dem Artikel zu zumlzur. Bis (zum) Sonntag sind noch Ferien. Bis Sonntag, den 31. August,... (AKK) Bis zum Sonntag, dem 31. August,... (DAT) Bis (zum nächsten) nächstes Jahr will er mit seiner Ar­ beit fertig sein. Bis Ende August hat er noch Urlaub. 2.3. Mit obligatorischem zu steht bis (C) bei anderen Zeitbegriffen und zeitlich dimensionierten Einheiten.

Bis zur Revolution 1789 war Frankreich eine absolute Monarchie. Bis zum Abend bleibt er in seinem Garten. Es sind noch fünf Minuten bis zur Pause. 2.4. Tritt anstelle des zu eine andere P auf, so gibt bis den Grenzpunkt an, die folgende Präpositionalphrase die Zeitangabe.

Er konnte bis gegen Mitternacht nicht einschlafen. (Mitternacht schlief er schon) Er arbeitete bis nach Mitternacht, (vor Mitternacht ar­ beitete er schon und nach Mitternacht noch) Lessings Wirkung reichte bis weit über seinen Tod hin­ aus. Bis vor kurzem war er noch im Zimmer, aber jetzt su­ chen wir ihn überall. Bis auf weiteres (über längere Zeit) wirst du nichts von mir hören. 2.5. Ugs. wie Grußformen werden gebraucht:

Bis gleich! Bis dann! Bis morgen! Bis Montag! Bis nächste Woche! Bis zum nächsten Mal! bis [+temp, + punkt, Elimit]

95

3. MENGE-TEIL-BEZIEHUNG 3.1. Bis auf (C) mit AKK schließt etwas an einer Grenze aus einer Menge aus. Vgl. außer 3. Bis auf einmal hat er nie in einer Prüfung versagt. —> Nur einmal hat er in einer Prüfung versagt. Ich habe das Buch bis auf das Nachwort gelesen.

3.2. Bis auf (C) mit AKK schließt etwas an einer Grenze in eine Menge ein (einschließlich, inklusive). Sie hatten ihr Geld bis auf den letzten Pfennig ausge­ geben. (Sie hatten kein Geld mehr.) Das Stadion war bis auf den letzten Platz gefüllt.

3.3. Die einander gegensätzliche Bedeutung von bis auf läßt in Einzelfällen beide Interpretationen zu, so daß sie dann als höchster Grad eines Geschehens anzusehen sind. Vgl. 5. Das Haus war bis auf die Grundmauern zerstört. Sie war naß bis auf die Haut. 4. Bei über Zahladjektive quantifizierten Einheiten wird mit bis ein nicht genau angegebener Wert, der nicht über­ schritten wird, bezeichnet. Ohne Artikel 4.1. bis (A) vgl. zwischen 3.2.

Der Turm ist 30 bis 40 Meter/zwischen 30 und 40 m hoch. Sie bleiben zwei bis drei/zwischen zwei und drei Wo­ chen. Sie kommen in zwei bis drei Wochen.

4.2. bis zu (C) Bis zu/Nicht mehr als sechs Durchschläge kann man auf dieser Schreibmaschine auf einmal anfertigen.

5. MODALE SONDERFORMEN Höchster Grad eines Geschehens bis zum Hals (völlig) in Schulden, in der Arbeit stekken 96

bis ans Ende der Welt (sehr weit) gehen bis ins Mark (sehr tief) getroffen sein Er ist konservativ bis in die Knochen, (äußerst konser­ vativ) bis ins kleinste/bis ins Detail (sehr genau) informieren bis über beide Ohren (sehr) verliebt sein salopp: bis in die Puppen (sehr lange am Morgen) schlafen sich bis auf die Knochen (zutiefst) blamieren

da(r) + Präposition Mit da- und folgenden P werden Pronominaladverbien gebildet: dabei, dadurch, dafür, dagegen, dahinter, danach, damit, da­ neben, davon, dazu, dazwischen. Vokalisch anlautende P verbinden sich mit dar--. daran, darauf, darin, darüber, darum, darunter, ugs. dran, drauf ... Pronominaladverbien werden verwendet, wenn kein Per­ sonenbezug möglich ist, doch sind sie bei Personengrup­ pen möglich. Die Domäne der Pronominaladverbien sind präpositionale Objekte, doch finden wir sie auch als Ad­ verbialien. Petras Freundinnen saßen in der letzten Reihe. Petra saß zwischen ihnen (dazwischen). Klaus wollte sich auch noch dazwischen (zwischen sie) setzen. Es war aber kein Platz mehr. Er setzte sich daneben (neben sie).

Nicht möglich ist ein Direktionaladverbial mit darin:

Die Kaffeekanne stand auf dem Tisch, doch war kaum noch Kaffee darin. Sie goß kochendes Wasser darüber, (über den Kaffee) Sie goß kochendes Wasser in die Kanne. (Marin)

97

dank DAT (GEN) KAUSAL 1. Die Präpositionalphrase gibt eine Voraussetzung an, die vom Sprecher positiv beurteilt wird. Vgl. aufgrund 1.

Dank ihrem guten Zeugnis wurde sie immatrikuliert. Dank der vorzüglichen Ausstattung entwickelte sich das Institut schnell. dank [ + caus 1, +caus 2, +basis (fact), + positiv]

2. In der Präpositionalphrase kann dank verwendet wer­ den, wenn Handlungen und Vorgänge als positiv einge­ schätzte Begründung für das Geschehen angegeben wer­ den sollen. Vgl. aufgrund 2., durch 2., 3., wegen 1. Dank dem schräg einfallenden Licht erhielt das Foto seine besondere Note.

Bei adjektivisch attribuierten substantivierten Infinitiven auch GEN: Dank dem schnellen Eingreifen/des schnellen Eingrei­ fens der Feuerwehr war der Schaden gering.

dank [+caus 1, +caus 2, (+deverbativ/deadj), + posi­ tiv]

3. Die Präpositionalphrase gibt nicht nur die positiv ein­ geschätzte Begründung für das Geschehen im Satz, son­ dern zugleich das Mittel. Vgl. durch 2.2., mit 4. Dank seiner Reaktionsschnelligkeit konnte er den Zu­ sammenstoß verhindern. Dank der Mithilfe aller Bürger hat sich das Gesicht des Ortes gewandelt. .. i dank [ + caus 1, +caus 2, + medial, ( + deverbativ/deadj), + positiv] 98

1.4. Mit dank kann ein Grund mit negativer Folge in iro­ nisierender Weise als Grund mit positiver Folge stili­ stisch gekennzeichnet wiedergegeben werden. Hier sind als Adverbialsubstantiv Personen möglich. Dank ihrer vorzüglichen Leistungen (die Leistungen waren nicht vorzüglich) fand sich die Mannschaft nun am Tabellenende. Dank deiner Vorsicht haben wir dieses Spiel wieder nicht gewonnen.

dank [ + caus 1, +caus 2, (+medial), (+deverbativ/deadj/hum), +neg ironisch]

diesseits GEN LOKAL Unter Einbeziehung des Sprecherstandpunktes auf der Seite einer Markierungslinie, auf der sich auch der Spre­ cher befindet. Ggs. jenseits Diesseits und jenseits der Grenze warteten nur wenige Kraftfahrzeuge. Mannheim liegt diesseits des Rheins, Ludwigshafen jenseits (des Rheins). Die neuen Wohnviertel entstanden alle diesseits (links, westlich) des Flusses.

diesseits [ + loc, +stat, Textern lin = Sprecherstand­ punkt]

durch AKK

1. LOKAL 1.1. Mit der Präpositionalphrase wird ein existenter oder vorstellbarer Raum wiedergegeben, in dem eine Fortbe­ 99

wegung stattfindet, deren Ausgangs- und Endpunkt außerhalb dieses Raumes liegt, so daß wir von einem Pas­ sagebereich sprechen. Durch eine Einbahnstraße darf man nur in einer Rich­ tung fahren. Das Zimmer des Direktors kann man nur durch das Se­ kretariat erreichen. Er betrat das Rathaus durch den Seiteneingang. Sie blickte durch das Fenster ins Grüne. (Vgl. aus 1.1.) Die Elbe fließt durch das Elbsandsteingebirge. Er ging durch das ganze Zimmer auf seinen Gast zu. Der Leichtathlet lief durch ein dichtes Spalier von Zu­ schauern. durch [+loc, +pass, +vol, + trans, + kontakt, + spe­ zial)

1.2. Mit der Präpositionalphrase wird ein Raum wieder­ gegeben wie in 1.1., doch ist die Bewegung nicht gerichtet und findet (sich meist wiederholend) in dem Bereich statt. Solche durch -Adverbialien können durch in-Adver­ bialien ersetzt werden, wenn das Verb selbst nicht gerich­ tet ist (Adverbialzusätze wie herum-, auf- und ab-, hin- und her) bzw. aus dem Kontext/der Situation die Art der Be­ wegung deutlich wird. Ruhelos ging er durch das Zimmer.—» Ruhelos ging er im Zimmer auf und ab/hin und her/ herum. Die Kinder tobten durch das Klassenzimmer. —> Die Kinder tobten im Klassenzimmer (herum). Sie bummelten durch die nächtlichen Straßen. Sie fuhren auf der Suche nach einem Parkplatz durch die Stadt.

durch [+loc, +pass, +vol, -trans, + distr, + kont, -spezial]

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1.3. Durch und über 3.4. können bei gleichlautenden Substantiven verwendet werden, wenn diese sowohl Raum- als auch Flächenmerkmale tragen:

Er ging durch/über die Felder. —* Er ging durch das Maisfeld. —»Er ging über das frisch gepflügte Feld, (über den Akker) Nach dem Baden lief er schnell über/durch den Korri­ dor in sein Zimmer.

In Sonderformen wird zumeist nur eine von beiden P ver­ wendet, auch wenn das eine Substantiv Flächen-, das an­ dere Raumbezug hat: durch Feld und Wald, durch Gebirge und Steppe, durch Hain und Flur

1.4. SONDERFORMEN Sie kämpften sich durch Regen und Wind. Sie tasteten sich durch das Dunkel. Der Weg der Expedition führte durch Not und Gefahr. Sie versprachen sich, gemeinsam durchs Leben zu ge­ hen. Mit ihr kann man durch dick und dünn gehen, (alle Schwierigkeiten überstehen) Er war bereit, für sie durchs Feuer zu gehen, (alles zu wagen) Der Ingenieur wollte sich das Problem nochmal durch den Kopf gehen lassen, (etwas überdenken) Der Gedanke zog sich wie ein roter Faden durch die Diskussion, (bestimmte die Diskussion)

2. MEDIAL 2.1. Bei Passivformen oder Aktivformen mit passivischer Bedeutung wird in der Präpositionalphrase zumeist der Vermittler genannt.

Die Auszeichnung wurde ihm durch den Botschafter überreicht. Vgl. von 8.

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Die Nachricht erhielt ich durch eine Freundin. Vgl. von 8.

Nicht passivisch, aber als Vermittler: Bernd grüßte Anette durch mich.—» Anette wird durch mich von Bernd gegrüßt. Sie hat ihn durch Bernd kennengelernt.

Bei Konstruktionen mit bekommen/erfahren/erhalten/fin­ den/ gehen /gelangen/kommen + Nomen actiones (meist -ung) steht oft durch, nicht von, bei Aktivtransformation wird die Präpositionalphrase zum Agens. Sein Wunsch ging durch sie in Erfüllung. Das Buch fand volle Anerkennung durch die Leser. Er hat durch seine Kollegen Unterstützung bekommen. Das Subjekt eines passivischen Satzes wird bei Substanti­ vierung des Verbs mit durch angegeben:

Der Buchdruck wurde von Gutenberg erfunden.—» die Erfindung des Buchdrucks durch Gutenberg

durch [+medial, +hum = Vermittler] 2.2. Ein im Adverbialsubstantiv gegebenes Geschehen ermöglicht den im Satz ausgedrückten Sachverhalt. Nach der Art des Zusammenhangs ist auch eine Kausalbezie­ hung möglich. Vgl. mit 4. Er hatte durch übermäßiges Rauchen seiner Gesund­ heit geschadet. —» Indem er übermäßig geraucht hatte,... [ +medial] —> Weil er übermäßig geraucht hatte,... [ + caus 2] Durch Rationalisierung kann man die Arbeitsbedin­ gungen verbessern. -»indem man rationalisiert, ... [+medial] -^wenn man rationalisiert,... [+caus 1, +kond] Durch Fleiß, Beharrlichkeit und Ausdauer hatte er diese Leistungen erzielt.

102

Er erfuhr durch Zufall (zufällig), daß sein Freund krank war. Durch Schaden wird man klug.

durch [+medial, (+caus 1), (+deverbativ/deadj)J 2.3. Als Mittel können auch Konkreta auftreten. Vgl. mittels

Sie hatte ihn durch eine Zeitungsanzeige kennenge­ lernt. Die Fahrbahnen sind durch Grünstreifen getrennt. Durch Terrassen beugt man an Weinbergen der Ero­ sion vor. durch [ +medial, +fact]

2.4. Ohne Ersatzmöglichkeit steht durch in semantisch passivischen Sätzen, wenn das logische Subjekt ein Naturereignis ist, das wie ein Agens wirkt.

Das Dorf wurde durch eine Lawine zerstört. Durch die Frühjahrsstürme werden an der Ostseeküste oft schwere Schäden verursacht. Durch den Brand kam es zu großen Schäden. durch [+medial/quasiagens, +nat] 2.5. An der Grenze zwischen medialem und instrumenta­ lem Gebrauch stehen durch-Phrasen, wenn Vermittler oder Mittel institutionell bei der Nachrichtenübermitt­ lung genutzt werden.

a) Die Nachricht wurde durch den Österreichischen Rundfunk verbreitet. Vgl. über 3.6. Die Zugverspätung wurde durch den Lautsprecher be­ kanntgegeben. Er hatte das durchs Telefon (telefonisch) übermittelt. 103

b) Er bekam die Information durch Kurier/Melder/Bo­ ten. Vgl. per Auch Zeitungen werden durch die Post zugestellt. Vgl. per durch [+medial/instr, + komm, + hum/Institut] 2.6. Selten können auch durch-Phrasen wie in 2.4. instru­ mental auftreten. Vgl. mit 3.4.

Turbinen werden unter anderem auch mit Wasser/ durch Wasser getrieben. durch [+instr, +nat]

3. KAUSAL In engem Zusammenhang zu 2.2. stehen durch-Phrasen in kausaler Bedeutung. Sie sind nur dann als reine Kau­ saladverbialien zu sehen, wenn keine mediale Kompo­ nente erkennbar ist. Substitution aufgrund. Leipzig ist nicht nur durch seine Bedeutung für den Welthandel bekannt. Was ist uns durch Natur und Geschichte gemeinsam? Sobald Geschehen in die durch-Phrase eintreten, entste­ hen meist kausal-mediale Konstruktionen, doch ist auch hier Kontext/Situation zu berücksichtigen:

Durch angestrengte Arbeit kam er zu seinen Erfolgen, (kausal-medial) Durch angestrengte Arbeit ist er krank geworden, (kau­ sal) durch [+caus 1, +caus 2, (Tmedial)^ +fact/deverb] 4. TEMPORAL 4.1. Ugs. steht fakultatives durch (eigentlich hindurch) hinter dem Adverbialsubstantiv, wenn über eine gewisse begrenzte Zeitdauer eine Kontinuität des Geschehens ge-

104

geben ist. Bestimmter Artikel, vorangestelltes Attribut als Maßangabe der Zeiterstreckung. Vgl. über, lang Sie arbeitete die ganze Nacht (hindurch). Zehn Jahre (hindurch) war er ein guter Mitarbeiter. Es ging ihr lange Zeit (hindurch) nicht gut.

(hin)durch [+temp, 4- kontinuum]

+ simultan,

Tperiod, +term,

4.2. Ugs. nachgestelltes durch zur nicht näher bestimm­ ten Angabe eines Zeitpunktes nach einem im Adverbial genannten Zeitpunkt. Verb: sein.

Es ist drei Uhr durch. = Es ist nach drei Uhr. Es war schon Mitternacht durch, als wir gingen. 5. MODALE SONDERFORM GRAD = völlig

Nach dem Gewitter waren wir durch und durch naß. Die Pilze waren durch und durch madig.

6. MATHEMATIK Eine Primzahl läßt sich nur durch 1 und durch sich selbst teilen/dividieren. 7:7 = 1 (gesprochen: 7 durch 7 ist [gleich] 1)

einschließlich GEN. Oft ohne erkennbaren Kasus. MENGE-TEIL-BEZIEHUNG Mit einschließlich wird angegeben, daß das in der Präpo­ sitionalphrase Genannte einem anderen eingerechnet, eingeschlossen wird. Amtl. Kaufm. Vgl. inklusive. Ggs. ausschließlich.

Der Preis versteht sich einschließlich (der) Verpakkung/(des) Porto(s). Der neue Wagen kostet einschließlich (des) Zubehör(s) über 23 000 Mark.—> Der neue Wagen kostet mit (dem) Zubehör über 23000 Mark.

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entgegen DAT

ADVERSATIV Die P kann dem Adverbialsubstantiv vor- oder nachge­ stellt werden. Mit der Präpositionalphrase wird ein Ge­ gensatz zu etwas vorher Benanntem/Bekanntem ausge­ drückt.

Entgegen der Bekanntmachung/Der Bekanntmachung entgegen fuhr der Zug doch vom Bahnsteig 2. Entgegen den Wünschen ihrer Eltern/den Wünschen ihrer Eltern entgegen heirateten sie nicht. Entgegen der Wettervorhersage/der Wettervorhersage entgegen blieb das Wetter schön. entgegen [ +adversativ]

Selten lit. geh. in lokativen Sonderformen, z. B. in Lied­ texten: „Entgegen dem kühlenden Morgen ..." (P) „Dem Morgenrot entgegen...“ (P oder Adverbialzu­ satz)

entlang DAT/AKK LOKAL 1. Entlang-Phrasen geben wieder, daß die Anordnung mehrerer lokalisierter Gegenstände parallel zu einer line­ aren Erstreckung erfolgt ist. Häufig dem Adverbialsub­ stantiv mit AKK nachgestellt, seltener DAT mit vorange­ stellter P. Vgl. längs

Die Straße entlang/Entlang der Straße standen die par­ kenden Autos. Das Ufer entlang/entlang dem Ufer wurden neue Wege angelegt. 106

Selten GEN: Den Weg entlang/entlang des Weges wuchsen alte Lin­ den.

Als Adverb modifiziert entlang in gleicher Bedeutung an 1.1.: Am Ufer/an der Straße/am Weg entlang ... entlang [+loc, + spezial]

+ stat,

+lin,

+longit,

± kontakt,

2. Bei Verben der Fortbewegung wird mit entlang (P oder Adverbialzusatz) eine Passage längs einer linearen Er­ streckung erfaßt, wobei die Bewegung deckungsgleich dem linearen Verlauf sein kann oder parallel zu ihr ver­ läuft. Sie fuhren mit ihrem Boot die Elbe entlang, (auf der Elbe) Sie fuhren mit ihrem Auto die Elbe entlang, (an der Elbe entlang, längs der Elbe) Abends bummelten sie gern die Straße entlang.^ *Abends bummelten sie gern an der Straße entlang.

Nur bei Parallelbezug ist an ... entlang oder längs mög­ lich. entlang [+loc, +pass, +lin, Tlongit, + kongruent/ parallel, ±trans, ±kontakt, + spezial]

entsprechend DAT MODAL Das Geschehen wird mit den im Adverbial ausgedrückten Handlungen oder Bedingungen verglichen. Handelt es sich bei den Adverbialsubstantiven um (oft schriftlich for­ mulierte) Anweisungen, so ist gemäß möglich. Die P

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kann vor- oder nachgestellt verwendet werden. Sie verbin­ det sich mit dem zu dem Konjunktionaladverb dement­ sprechend. Seinem Vorschlag/Antrag entsprechend//entspre­ chend seinem Vorschlag/Antrag wurde die Bespre­ chung schon 11 Uhr beendet.-^ So, wie er es vorgeschlagen/beantragt hatte,... Entsprechend der Verordnung wird an Jugendliche un­ ter 16 Jahren kein Alkohol verkauft.—■> So, wie die Verordnung es bestimmt, .../In Überein­ stimmung mit...

entsprechend [+mod, + konform adverb - sentenc] Vgl. gemäß

exklusive GEN. Oft ohne erkennbare Kasusforderung.

MENGE-TEIL-BEZIEHUNG Selten. Kaufm. Synonym zu ausschließlich. Ggs. ein­ schließlich, inklusive. Abkürzung: exkl.

Der Preis beträgt exklusive 12,80 Mark.

(der) Versandkosten

für AKK

1. TEMPORAL 1.1. Die mit für wiedergegebene Zeitspanne ist der Sprechzeit nicht gleich. Sie gibt meist die längere Dauer eines Geschehens, in Vergangenheit oder Zukunft bzw. vor der Sprechzeit beginnend und nach'ihr endend, wie­ der. Der Geschehensbeginn muß nicht genannt werden. Wird er genannt, ist ein weiteres Temporaladverbial erfor­ derlich. Der Endpunkt der Adverbialzeit ergibt sich aus der Quantifizierung. Vgl. auf 6.1. 108

Sie fahren im Herbst noch einmal für/auf einige Tage ins Gebirge.

Zur Weglaßbarkeit von für vgl. auf 6.1.

für [+temp, (-simult), + Rf0—>, +quant term] 1.2. Mit für wird ein Zeitpunkt/eine Zeitspanne bezeich­ net; dieser Punkt/diese Spanne liegt in einer längeren markierten Zeitspanne und ist von der Betrachtzeit aus zukünftig und vom Informator aus geplant.

Für morgen hatte ich mir etwas anderes vorgenommen. Das Konzil ist für Donnerstag angesetzt. Die Konferenz ist für nächstes Jahr fest geplant. für [+temp, -simult, Sprechzeit -» Adverbialzett, + qual term]

1.3. Ohne perspektivische Sicht und als Angabe einer Zeitdauer kann fakultatives für in der gleichen Bedeu­ tung wie nachgestelltes lang verwendet werden.

Für drei Tage herrscht in den Karnevalstädten Narren­ freiheit. für [Ftemp, +simult, Fperiod, + term, Fkontinuum]

1.4. Mit einigen Zeitadverbien zur Kennzeichnung eines Endpunktes einer Handlung, die abgebrochen wird, aber wieder aufgenommen werden kann.

Für heute machen wir erst einmal Schluß. ugs. Für jetzt machen wir erst einmal Schluß. Ähnlich auch: Fürs erste haben wir genug dazu gesagt.

für [ + temp, + punkt], Adverbien 109

2. FINAL 2.1. Bei Verben der brauchen-Gruppe gibt das Objekt des Satzes die Voraussetzung dafür an, daß der im für-Adver­ bial genannte Zweck erreicht wird. Der Arzt benötigte für eine entsprechende Behandlung das Krankenblatt des Patienten. Für die Konferenzvorbereitung brauchte das Komitee die Unterlagen der Referenten. Für die Rationalisierung ist die Mikroelektronik heute wesentlich. für [+caus 1, + fm, +result, + Voraussetzung]; Verb: brauchen u. ä.

2.2. Das Finalgeschehen ist nicht genannt, sondern nur der Fakt, auf den sich die Handlung in unterschiedlicher Weise bezieht. Er benutzte einen Kugelschreiber für das Formular, (um das Formular auszufüllen) Er lernte eifrig für die Prüfungen, (um die Prüfungen zu bestehen) Sie tut viel für ihre Kinder, (den Kindern zuliebe/um die Kinder zu erziehen) Er nahm dieses Anschauungsmittel für die quadrati­ schen Funktionen, (um die quadratischen Funktionen zu ei klären) Für den Warenabsatz sind Reserven zu erschließen, (um den Warenabsatz zu entwickeln) Der Betrieb produziert ausschließlich für den Export, (um zu exportieren)

für[+caus 1, -Hin, +fact (konkret/abstrakt), +action] 2.3. Treten in die /ür-Phrase Zeitbegriffe oder zeitlich zu verstehende Begriffe ein, so kann hier ebenso wie in 2.2. ein Geschehen verdeckt sein.

HO

Er hob sich sein Frühstück für die Mittagspause auf. (um es in der Mittagspause zu essen) Er hatte eine kleine Summe für die Zukunft zurückge­ legt. (um sie in der Zukunft zu nutzen) Sie hatte die Wanderschuhe für den Urlaub gekauft, (um sie im Urlaub zu tragen)

für [+caus 1, + action]

+fin,

+temp period/term temp,

3. REGIERTES für (FINAL) Dem finalen Gebrauch steht für in präpositionalen Ob­ jekten nahe, mit denen Ziel und Zweck wiedergegeben wird, z. B. a) sich einsetzen, bitten, arbeiten für (zum Nutzen) b) eintreten, kämpfen für,... Ggs. gegen 5.1. c) stimmen für, sprechen, s. entscheiden für,... Ggs. ge­ gen 5.1. Ugs. in der Bedeutung „gegen“ steht für in: Sie nahm Honig für den Husten. Hier hast du eine Birne für den Durst. Vgl. gegen 5.1. 4. RESTRIKTIV Die Verwendung des für ist hier breit gefächert. Nur zwei wichtige, ausgrenzbare Gebrauchsweisen können angege­ ben werden. 4.1. In Aussagen, die einen emotionalen oder rationalen Zustand wiedergeben, der allgemein zutreffen kann, er­ folgt mit für eine Beschränkung auf eine Person, eine Per­ sonengruppe, die Einstellung auf eine Person (seltener für Tiere).

Das Andenken hat für ihn großen Wert. Die Prüfung ist für ihn nichts Besonderes. Die Nachricht enthielt für sie nichts Neue^. Saures Gras ist für Kühe nicht genießbar. Für mein Gefühl war das Orchester zu laut, (meinem Gefühl nach)

111

4.2. Tritt eine solche Präpositionalphrase in Sätzen auf, in denen die Möglichkeit eines Handlungs- oder Gesche­ hensvollzugs angegeben wird, so ist das Substantiv/Pro­ nomen in der /ür-Phrase der potentielle Geschehensträ­ ger.

Der Vortrag war für ihn unverständlich.—* Er kann den Vortrag nicht verstehen. Heute besteht für sie die Möglichkeit zu studieren.-^ Sie kann heute studieren. Wasser ist für manche Tiere ein unüberwindliches Hin­ dernis. —* Manche Tiere können breitere Gewässer nicht über­ winden.

für [+restriktiv, extern Menge] 5. ADRESSAT 5.1. Die /wr-Phrase gibt den belebten Adressaten des Ge­ schehens an.

Für Sie wurde ein Brief abgegeben. Den Platz haben wir für dich reserviert. Für mich bitte ein Bier! Sie holten Futter für die Kühe. Für dich würde ich das tun. 5.2. Unter Adressat kann in einem weiteren Sinne ver­ standen werden, daß ein personaler oder gegenständlicher Empfänger des verbalen Geschehens wiedergegeben wird.

a) Für uns ist der Tod des Kollegen ein schwerer Verlust. Für die Naturwissenschaften gewinnen mathematische Verfahren eine immer größere Bedeutung. Das neue Studentenwohnheim wurde für die Universi­ tät gebaut. Er war bereit, für sie (ihretwegen) seinen Wohnsitz zu ändern. b) Als vom Verb regiertes für in: Sie begeisterte sich für Rockmusik. 112

Sie interessierte sich für Baukunst. Er hatte einen Sinn für alles Schöne. für [ + adressat]

6. STELLVERTRETUNG Zumeist bei Personen, wenn die ursprünglich vorgese­ hene Person die Handlung nicht ausführen kann. Vgl. (an)statt, anstelle Da der Minister im Ausland war, unterschrieb der Staatssekretär für ihn/statt seiner/an seiner Stelle. Ich gehe für meinen Freund/statt meines Freundes zu der Besprechung.

Solche /ür-Phrasen erlauben bei zu geringer kontextueller oder situativer Information oft eine mehrfache Interpreta­ tion:

Klaus brachte für Peter ein Paket zur Post. a) Klaus ist der Stellvertreter Peters. b) Peter ist der Adressat. Er sprach für den Direktor. a) Er ist der Stellvertreter des Direktors. b) Er setzt sich für den Direktor ein.

für [+vice] 7. AUSTAUSCH 7.1. Mit für wird ein Gegenstand markiert, der bei einem Kauf- oder Tauschprozeß gegen einen anderen den Besit­ zer wechselt. Das trifft auch für Geschehen zu.

Für diese Summe bekommst du den Wagen nicht. Er gab 100 Mark für die Meißner Tasse. Er erhielt für 4 Mark ein gutes Essen. Für eine gute Arbeit gibt es einen guten Lohn.

für [+austausch] 113

7.2. Ein kausales Merkmal enthalten von Verben regierte /wr-Phrasen, die sich auf Handlungen oder Gegenstände beziehen. a) Im Satzverb wird eine positiv zu bewertende Hand­ lung wiedergegeben.

Der Lehrer lobte den Schüler für seinen Fleiß. —*... dafür, daß er fleißig gewesen ist. —> ..., weil er fleißig gewesen ist. So auch: auszeichnen, danken, Dank sagen, präm(i)ieren, ... b) Im Satzverb wird eine Handlung benannt, die auf eine vorangegangene gesellschaftlich nicht sanktionierte Handlung folgt. Wegen ist möglich, aber kaum gebräuch­ lich.

Der Angeklagte wurde für den Diebstahl bestraft. so auch: büßen, s. rächen, verurteilen, um Entschuldi­ gung/Verzeihung bitten Sie entschuldigte sich für ihre Nachlässigkeit.

für [+austausch, +caus, + sankt, (+deverb)] 8. MODAL 8.1. In der /wr-Phrase wird die Art einer Norm angege­ ben, die bei einem Vergleich mit dem Durchschnitt als abweichend empfunden wird. Zu umschreiben mit im Vergleich zu, im Hinblick auf.

Für seine Größe springt er erstaunlich weit. (Er ist rela­ tiv klein.) Für sein Alter ist er zu klein. (Er müßte größer sein.) Für den Gesamtumfang der Arbeit erscheint mir die Vorbemerkung zu lang. Für die Jahreszeit ist es zu kühl.

für [+mod, +komp, +rel norm] 114

8.2. SONDERFORMEN. Zwischen artikellosen Zwil­ lingsformeln wird mit für eine von der Bedeutung der Sub­ stantive abhängige Graduierung angegeben.

Wir haben das Programm Punkt für Punkt (vollständig) erfüllt. Der Schüler wiederholte Wort für Wort (wortgetreu) die Anweisung des Lehrers. so auch: Schritt für Schritt, Seite für Seite

Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat ([Ftemp])

9. SEPARIERUNG In Verbindung mit Reflexivpronomen wird eine Abson­ derung von etwas anderem wiedergegeben. Die Präposi­ tion trägt den Akzent. Halle-Neustadt gehört nicht zu Halle. Es ist eine Stadt für sich. Packen Sie die Wurst bitte für sich (getrennt von dem anderen) ein! Über die Finanzierung wollen wir jetzt nicht sprechen. Das ist eine Sache für sich. ugs.: Ich ging so für mich hin. (allein, in Gedanken sein) Du bist immer so für dich (allein). Wie du das Problem zu lösen versuchst, das hat viel für sich, (dafür spricht viel, aber es gibt noch ungelöste Fragen) ugs./salopp: Das ist für die Katz(e). (umsonst, zwecklos)

gegen AKK 1. LOKAL 1.1. Mit der Präpositionalphrase wird eine Lokalisation wiedergegeben, die durch Licht- oder Witterungsbedin­ gungen mit einer Kontrastwirkung gegeben ist. Vgl. 1.3.

115

Ich konnte sein Gesicht nicht deutlich sehen, da er ge­ gen das Licht stand. Gegen den hellen Hintergrund zeichneten sich die Konturen des Schlosses ab. Er stand mit dem Rücken gegen den Wind.

Selten bei Himmelsrichtungen. Vgl. gen 2., nach 1.1.

Gegen Norden (hin) ist es kälter als hier. Sonderform: Sie standen Rücken gegen Rücken. Vgl. an 8.1. gegen [+loc, + stat, + lux/meteor, + spezial]

1.2. Mit gegen wird der Endpunkt einer Bewegung ange­ geben, der oft abrupt kontaktierend erreicht wird. Vgl. an 6.1. Das Fahrzeug war gegen den Baum geprallt. Er warf sich mit aller Kraft gegen die Tür. Er stieß mit dem Fuß gegen den Stein.

gegen [ + loc, +dir, ( +abrupt), + kontakt] Nur selten gebraucht, wenn der Kontakt erstrebt ist.

Die Mannschaft des BFC stürmte erbittert gegen die gut deckende Verteidigung des FCV. Die Türken rannten 1683 vergeblich gegen die Mauern Wiens an.

1.3. Mit der Präpositionalphrase wird die Richtung einer Fortbewegung angegeben, die einer naturgegebenen Be­ wegung entgegengesetzt ist. Ggs. mit 1. Sie schwammen gegen den Strom (gegen die Strö­ mung). Ein guter Jäger schleicht sich gegen den Wind an. Er versuchte, seine Haare gegen den Strich zu käm­ men.

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Bei visueller Wahrnehmung: Gegen das Licht sah er ohne Sonnenbrille schlecht. gegen [Eloc, Edir, E adversativ dir (nat), E spezial] In übertr. Bedeutung:

gegen den Strom schwimmen - eine andere Meinung als die Mehrheit zum Ausdruck bringen/anders han­ deln als die Mehrheit etw. geht einem gegen den Strich - etw. ist einem zu­ wider

ugs.: Der Käse riecht kilometerweit gegen den Wind, (sehr intensiv [ +modal])

2. TEMPORAL Mit gegen wird eine Zeitspanne angegeben, die unmittel­ bar vor einem Zeitpunkt (Uhrzeit) oder einer als Zeit­ spanne angegebenen, aber als Zeitpunkt zu verstehenden Einheit liegt. Wir kommen gegen 16 Uhr (ugs.: gegen vier) zum Kaf­ fee. Gegen Morgen schlief er schlecht. Gegen Ende der langen Versammlung wurde es immer unruhiger. so auch: gegen Mittag/Abend/Mitternacht nicht: *gegen Frühe, Vormittag, Nachmittag, Nacht, Tag gegen [Etemp, +simult, Eperiod/moment, Etang, Eterm, E punkt, Elimit]

3. KOMPARATIV In der Präpositionalphrase wird ein Vergleich zu der im Satz genannten Vergleichsbasis genannt (im Vergleich zu), zumeist mit sein. Vgl. gegenüber Gegen einen modernen Taschenrechner (Gegenüber

117

einem modernen ...) ist eine mechanische Rechenma­ schine ein riesiges Gerät. Gegen den letzten Sommer (Gegenüber dem ...) war der diesjährige schön. Gegen ihren Bruder ist sie klein. gegen [+komp] 4. AUSTAUSCH Mit gegen wird ein Gegenstand (zumeist Geld oder eine Berechtigung) markiert, der bei einem Kaufprozeß den Besitzer wechselt. Vgl. für 7., mit 10.4.

In diesem Geschäft wird nur gegen bar (gegen Barzah­ lung) verkauft. Er tauschte Mark gegen Kronen. Medikamente bekommt man gegen Rezept kostenlos. Für die Ware erhielt er gegen eine Quittung das Geld. gegen [+austausch] 5. REGIERTES gegen 5.1. Als regierte Präposition bei absichtlichem Entgegen­ wirken. Ggs. für 3. Hier hast du eine Birne gegen den Durst.

So auch: Sie nahm Honig gegen den Husten.

5.2. Im positiven Sinne vgl. gegenüber 3. höflich, freundlich, gut, nett, (un)gerecht gegen jmdn. sein/gegenüber jmdmn. sein

6. ADVERSATIV In wenigen Fällen wie entgegen: gegen den Befehl/Entgegen dem Befehl hatte er den Posten verlassen. Was du da tust, ist gegen jede Abmachung/entgegen jeder Abmachung.

118

Die Humanisten empfanden das Klosterleben als gegen die Natur/wider die Natur/widernatürlich. gegen [ +adversativ]

gegenüber DAT 1. LOKAL Nach- oder vorangestellt. Bei Substantiven vorwiegend, bei Pronomen immer nachgestellt. Mit gegenüber wird eine Ortslage wiedergegeben, die sich auf eine ausge­ zeichnete vertikale Fläche (meist Vorderseite) eines Ge­ genstandes/einer Person bezieht, in ihrer Anordnung parallel zu ihr liegt, wobei keinesfalls Kontakt, aber im­ mer Distanz vorhanden ist.

Der Oper gegenüber steht das neue Gewandhaus. Das Brautpaar nahm direkt gegenüber dem Standesbe­ amten Platz. Sie saß ihm gegenüber. Calais liegt Dover gegenüber. Ugs. gegenüber von: Er wohnt gegenüber von der Post. gegenüber [+loc, + stat, Tplan, + front, Textern, -kontakt, Tdistanz, + spezial]

2. KOMPARATIV In der Präpositionalphrase wird ein Vergleich zu der im Satz angegebenen Vergleichsbasis genannt (im Vergleich zu). Der Taschenrechner hat gegenüber der mechanischen Rechentechnik viele Vorzüge. (Substantiv) Ihm gegenüber wirkt sie zierlich. (Adjektiv Positiv) Der Einsatz von E-Loks ist gegenüber dem von Diesel­ lokomotiven ökonomischer. (Adjektiv Komparativ)

gegenüber [+komp]

119

3. REGIERTES gegenüber Zur Wiedergabe einer (zumeist) positiv zu wertenden Be­ ziehung. Vgl. gegen 5.2. 4. ADRESSAT im weiteren Sinne Ein Adressatenverhältnis im weiteren Sinne wird angege­ ben, wenn die Verhaltensweise, die Beziehung nicht ge­ nerell gilt, sondern auf Personen, Personengruppen oder deren Leistungen eingeschränkt wird, die in der Präposi­ tionalphrase mit gegenüber ausgedrückt werden.

Die junge Lehrerin hat gegenüber der Direktorin im­ mer Hemmungen. Gegenüber Müttern mit Kleinkindern sollte man im­ mer höflich/rücksichtsvoll/hilfsbereit/zuvorkommend sein. Dem neuen Projekt gegenüber äußerte er sich voll Skepsis. gegenüber [+hum, -Hadressat, + restriktiv]

gemäß DAT MODAL 1. Nach- oder (seltener) vorangestelltes gemäß kann ver­ wendet werden, wenn das Adverbial eine oft juristische oder administrative Voraussetzung für ein Geschehen an­ gibt. Dieses Geschehen befindet sich in Übereinstim­ mung mit der Anweisung. Die Anweisung wird befolgt. Das erklärt die Beziehungen zu entsprechend (modal), laut (modal-kausal) und zufolge (kausal). Zumeist Erst­ stellung im Satz.

Gemäß Verordnung/Der Verordnung gemäß wird an Jugendliche unter 16 Jahren kein Alkohol verkauft.-2» Entsprechend der / Laut... / Der Verordnung zufolge ... Den Anweisungen des Direktors gemäß wurde eine 120

neue Pausenordnung eingeführt. gen...

*Laut Anweisun­

gemäß [+mod, + caus, + konform]

2. Mit gemäß kann außerdem wiedergegeben werden, daß sich die Übereinstimmung auf eine gewisse Erwartungs­ haltung/Vorstellung der Bezugsperson bezieht. Substitu­ tion durch entsprechend ist möglich, nicht aber Ersatz durch laut oder zufolge. Keine Erststellung. Der Tote wurde seinem Wunsch gemäß in seinem Hei­ matort bestattet. Er lebte seinen Verhältnissen gemäß. Wir wurden der Landessitte gemäß mit Brot und Salz begrüßt. gemäß [ + mod, -caus, + konform]

3. Mit einer Reihe von Substantiven geht gemäß Verbin­ dungen ein, die in 1. und 2. als Adverbien Verwendung finden, z. B. auftrags-, befehls-, bestimmungs-, erfahrungs-, fach-, frist-, gewohnheits-, laut-, natur-, ordnungs-, pflicht-, Programm-, sach-, sinn-, Standes-, termin-, traditions-, verfassungs-, Vernunft-, turnus-, vereinbarungs-, vorschrifts-, wahrheits-, weisungs-, wünsch-, (unzeitge­ mäß

gen AKK LOKAL. Veraltend, geh. 1. Bei einer Ortslage Bezug auf eine Himmelsrichtung. Vgl. nach 1.1.

Sie knieten nieder, sich nach Osten verneigend/gen Osten verneigend.

121

2. Bei einer Fortbewegung mit Verben wie pilgern, reisen, ziehen, wallfahren mit Himmelsrichtungen und Ortsna­ men. Vgl. nach 1.4.

Tannhäuser wallfahrte gen Rom. Jedes Jahr pilgern Hunderttausende gen Mekka.

halber GEN nur nachgestellt KAUSAL a) Selten gebrauchte P, die außerhalb des Geschehensträ­ gers wirkende Gründe wiedergibt, wobei diese Gründe zur Zeit dieses Geschehens weiter wirken. Halber steht nicht bei Substantiven, die Gegenstände/Personen be­ zeichnen. Wählen Sie der Form/der Ordnung halber (ordnungs­ halber) in dienstlichen Schreiben eine offizielle Anre­ deform! Der Einfachheit halber werden bestimmte Eintragun­ gen in Stichworten angegeben.

Bei Substantiven wie Geschäft, Krankheit, Schwierigkeiten, Umständen attribuiert oder kontextbezogen determiniert (Demonstrativpronomen): Besonderer Umstände halber verzichtete er auf die Teilnahme an der Tagung.

b) Halber verbindet sich mit Substantiven zu Adverbien und ist kaum durch echte Präpositionalphrasen zu erset­ zen: anstands-, ehren-, gnaden-, interesse-, krankheits-, ordnungs-, spaßes-, Studien-, vorsichtshalber

c) In Verbindung mit Pronomen steht -halben und ist nicht durch echte Präpositionalphrasen zu ersetzen: deinet-, dere(n)t-, dessent-, euret-, ihret-, seinet-, unserthalben

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Sie hatte unserthalben/unsertwegen mit dem Essen ge­ wartet.

In anderer Bedeutung allenthalben (*allentwegen): Allenthalben/Überall wurde der Nationalfeiertag fest­ lich begangen.

halber [+caus 1, +caus 2, +T1-»7:=T2]

hindurch Vgl. durch 4.1., lang, über 5.3.

hinter DAT 1. LOKAL 1.1. Die Präpositionalphrase gibt als Lokaladverbial die Bezugnahme auf eine als Rückseite ausgezeichnete vertikale Fläche an. Ggs. vor 1.1.

Das Industriegelände liegt hinter dem Güterbahnhof. Hinter dem Haus steht eine große Tanne. Hinter diesem Berg verläuft die Grenze. Dabei kann das, was unter Vorder- oder Rückseite ver­ standen wird, konventionalisiert sein. Vgl. vor 1.2.

Wir Bankangestellten können uns hinter unseren Schaltern nicht unterhalten, wenn vor den Schaltern Kunden warten. (Vom Sprecherstandpunkt aus könnten die beiden P ausgetauscht werden.) hinter [+loc, +stat, +plan, Tvertikal, +rev, -l-spezial] 1.2. Bezieht sich hinter auf einen Gegenstand/eine Per­ son, die sich in gleicher Richtung wie das Agens fortbe­

123

wegt, so folgt der Handlungsträger dem Gegenstand/der Person des Adverbialsubstantivs mit Abstand. Oft Bewe­ gungsverben mit her-. Ggs. vor 1.3. Die Trauergemeinde ging hinter dem Sarg (her). Er lief hinter mir (her). So auch: Sie rief hinter den Kindern her: „Paßt auf!“ Sonderform: Um 10 (Uhr) hatten die Wanderer den Fluß schon hin­ ter sich, (den Fluß/die Stelle passiert)

hinter [+loc, + dir, +-dir konform, +rev, Tdistanz] 1.3. Bei Fortbewegungsverben und Verben der visuellen Wahrnehmung mit + hervor- wird mit hinter der Aus­ gangsbereich angegeben. Ist die Bewegung bogenförmig, vgl. um 1.3.

Der Tankwart kam hinter dem Wagen hervor/um den Wagen herum. Er sah hinter der Zeitung hervor auf seine Tochter. 2. SONDERFORMEN hinter etw./jmdm. stehen (zu jmdm. halten) hinter etw./jmdm. Zurückbleiben, z. B. in der Leistung hintei jmdm./etw. her sein (jmdn. verfolgen/begehren, etw. besitzen wollen) jmdn. hinter sich (DAT) lassen (in der Leistung über­ treffen) s. hinter einer Ausrede/jmdm. verschanzen (etw./ jmds. Meinung als Ausrede benutzen) etw. hinter jmds. Rücken tun (etw. tuQ, ohne daß derje­ nige es weiß)

ugs. es faustdick hinter den Ohren haben (verschlagen sein)

mit seiner Meinung (nicht) hinter dem Berge halten (etw. [nicht] verschweigen) 124

Hinter dem Satz (am Ende des Satzes) steht ein Frage­ zeichen. Drei Stellen hinter dem Komma (rechts vom Komma) sind zu berücksichtigen.

hinter AKK 3. LOKAL Ein wie in 1.1. beschriebener Bereich ist Ziel einer Bewe­ gung. Ggs. vor 5.1. Er fuhr mit seinem Auto hinter den Güterbahnhof. Sie lief hinter das Haus. Er stellte die Bücher hinter die anderen. hinter [+loc, + dir, + plan, + vertikal, +rev, + spezial]

4. SONDERFORMEN s. hinter jmdn. stellen / hinter jmdn. treten (jmds. Partei ergreifen) etw. hinter sich bringen (etw. erledigen) hinter die Wahrheit kommen (die Wahrheit ergrün­ den) hinter jmds. Schliche/jmdm. hinter die Schliche kom­ men (jmds. Absichten erkennen) ugs. s. etwas hinter die Ohren schreiben (etw. gut mer­ ken)

in DAT 1. LOKAL 1.1. Mit in wird ein Raum als Lokalisationsbereich ange­ geben. Es korrespondiert mit aus 1.1., durch 1.1. und in 6.1. a) Dieser Raum ist gefüllt ([+kompakt]):

In der Trinkmilch sind wertvolle Spurenelemente. In Industriegebieten gibt es oft zu viele Schadstoffe in der Luft.

125

Ich habe ihn noch nie im tiefen Wasser gesehen. Wahr­ scheinlich kann er nicht schwimmen. b) Der Raum ist nicht gefüllt ([-kompakt]): Der Bürgermeister hat seinen Sitz im Rathaus. In allen Sälen wurde getanzt. Die Bücher standen im Bücherschrank, einige lagen auch darauf.

c) In wird auch dann verwendet, wenn der Raum nur in der Vorstellung durch Basis- und Seitenflächen gegeben ist (vgl. auf 1.1.) Sie hatte in einem Sessel Platz genommen, während er auf einem Stuhl saß. Die Kranke lag im Bett. Ihr Mann hatte sich zu ihr aufs Bett gesetzt. Als die Heimmannschaft auf das Spielfeld lief, brach im Stadion unbeschreiblicher Jubel aus. In den Geschäftsstraßen sollte der Fußgänger König sein. in[+loc, +stat, +vol, ±kompakt, Ekontakt, Espezial]

1.2. Mit in werden geographische Eigennamen von Orten (ohne Artikel), Staaten, Gebirgen, Landschaften unter Beachtung von Artikelbesonderheiten und Himmelsrich­ tungen als Lokalisationsbereich wiedergegeben. Die Firma hat ihren Sitz in Wien. In der BRD, der DDR, Österreich und der Schweiz wird deutsch gesprochen. Magnitogorsk liegt im Ural. % Er ist in Thüringen zu Hause. Er wohnt in der Mark. Im Norden herrscht schon Winter. Ebenso bei administrativen geographischen Einheiten: In diesem Staat/in diesem Land ist der Bergbau beson­ ders entwickelt.

126

In dieser Landschaft/in diesem Gebiet/in der Umge­ bung von Suhl/in dieser Gegend hat die Forstwirt­ schaft besondere Bedeutung.

in [+loc, +stat, +administr/geogr]

1.3. Mit in kann die konkret zu lokalisierende Arbeits­ stelle angegeben werden. a) Arbeitsstelle im eigentlichen Sinne (vgl. 1.1., bei 1.4.) Seit dem 1. September ist sie in der Schule. Sie arbeitet in der Bank am Goetheplatz. Er arbeitet im Chemiewerk.

b) Zugehörigkeit Dieser Minister ist neu in der Regierung. Im Deutschen Turn- und Sportbund sind alle olympi­ schen Disziplinen vertreten. In seiner Partei wurden die Vorschläge diskutiert. in [+loc, +stat, +institut/Organisation, (Llabor)]

c) Die Verwendung von in bei Fachdisziplinen/Fachbe­ reichen steht og. Gebrauch nahe. In Chemie war er sehr gut. Sie kannte sich in Ökonomie und Philosophie gut aus. In der Land- und Forstwirtschaft, im Bergbau und in der Energieerzeugung gibt es noch schwere körperliche Arbeit. in [+fachgebiet]

1.4. Bei kleineren Zusammenkünften zu meist mündli­ chem Informationsaustausch kann in stehen. Vgl. auf 2., bei 2. In der Beratung/auf der Beratung wurde eine Konzep­ tion erarbeitet.

127

In der Diskussion/bei der Diskussion wurden die un­ terschiedlichen Meinungen deutlich. In den Gesprächen/bei den Gesprächen bemühte man sich um sachliches Herangehen.

in [+quasiloc, +temp. +info]

2. TEMPORAL 2.1. Das momentane oder durative Geschehen verläuft in der im Adverbial angegebenen Zeit. Zeitbegriffe. Vgl. an 3.1. In dieser Nacht hatte Thomas kaum geschlafen. [+period] Der Gast sollte in dieser Woche kommen. [Tmoment] Ostern liegt nicht immer in demselben Monat. In den ersten Nachkriegsjahren war das Leben sehr schwer. In der Ära der Renaissance blühten die Wissenschaften und Künste.

So auch: in der Zeit, in Zeiten, in derselben/dieser/jener Zeit. Vgl. zu 3.4.

Geht es um momentane Geschehen, kann die Präpositio­ nalphrase im Laufe GEN/im Verlauf GEN angewandt werden: Der Gast sollte im Laufe/im Verlauf dieser Woche an­ kommen. Sonderform, wenn mehrere Tage als Einheit aufgefaßt werden:

In den ereignisreichen Tagen der Konferenz für Sicher­ heit und Zusammenarbeit in Europa zeigte sich die friedliche Koexistenz als wichtiges Prinzip der interna­ tionalen Beziehungen. in[+temp, Tsimult, Tperiod/moment, +term (quäl)]

128

2.2. In wird verwendet, wenn ein Sachverhalt als Zeit­ spanne aufgefaßt werden kann (im Verlauf).

Im Unterricht wurde heute das chemische Verfahren erläutert. In der Weltwirtschaftskrise verloren sechs Millionen Deutsche ihren Arbeitsplatz. in [ + temp, ■+simult, + period, -term temp] 2.3. In wird verwendet, wenn eine quantifizierte Zeit­ spanne angegeben wird, innerhalb derer etwas geschieht (im Laufe von), vgl. binnen, innerhalb (von) 2.

In drei Tagen ist die Arbeit kaum zu schaffen. In zwei Stunden stieg das Wasser der Elbe um 20 cm. in [+temp, + simult, +quant period, -He 2.4. Mit in und quantifizierten Zeitbegriffen wird eine Zeitspanne/ein Zeitpunkt angegeben, dessen Referenz­ punkt nach der Sprechzeit liegt.

In zwei Tagen sehen wir uns wieder.—» Wenn zwei Tage vergangen sind, sehen wir uns wieder. In zwei Wochen habe ich Prüfung.-* Wenn zwei Wochen vergangen sind,...

Bei geringer kontextualer oder situativer Information können solche Sätze mehrdeutig sein: In einer Woche finden zwei Konferenzen statt. —» a) Innerhalb einer Wochen finden zwei Konferen­ zen statt, (vgl. 2.3.) + b) In einer Woche werden zwei Konferenzen statt­ finden. (= 2.4.)

in [+temp, -simult, + R0-*Rf, +period/moment, + quant term]

129

3. SATZADVERBIALIEN In Wirklichkeit hatte sie ihm gar nicht geschrieben.^» In Wirklichkeit war es so, daß sie ihm gar nicht ge­ schrieben hatte. In Wahrheit war er krank.—» In Wahrheit war es so, daß er krank war.

4. MODAL Mit in, Adverbien und Substantiven werden allgemeine Adverbialien der Art und Weise ausgedrückt. 4.1. a) im + Adverb:

Im allgemeinen war die Situation zufriedenstellend. So z. B. auch: im besonderen, im einzelnen, im geheimen, nicht im geringsten, im großen und ganzen, im stillen

b) mit den Substantiven Art und Weise. Vgl. auf 9.1. In seiner großzügigen Art bezahlte er die ganze Zeche. In unnachahmlicher Weise gestaltete der Schauspieler den Mephisto. In dieser Art und Weise kann man nicht mit ihm spre­ chen.

c) Substantive (zumeist mit graduierendem Attribut): Sie war in höchstem Maße von ihm enttäuscht. Die Thesen konnten die Probleme nicht in allen Ein­ zelheiten wiedergeben, doch ermöglichten sie in gro­ ben Zügen einen Überblick. %

d) Sonderform im Detail:

Wir müssen die Angelegenheit noch im Detail bespre­ chen.

in [+mod, + allgemein]

130

4.2. Die Präpositionalphrase gibt wieder, daß ein psychi­ scher Zustand Umstand oder aber Grund des Geschehens sein kann.

Er hatte in seiner Wut über die Kritik die Arbeit zerris­ sen. —> Er hatte vor Wut die Arbeit zerrissen. [ + caus] —* Er hatte voller Wut die Arbeit zerrissen. [ + mod] In ihrer Trauer war sie nicht ansprechbar. so auch: in Demut, in Freud und Leid, in tiefstem Schmerz Ohne [+caus]:

Die Gäste waren im Ernst (ernstlich/wirklich) verär­ gert, doch er hatte die Bemerkung nur im Spaß (spaßes­ halber) gemacht. in [+mod, (+caus), +psych] ♦

4.3. Die /«-Phrase bezieht sich auf ein lineares Ord­ nungsprinzip, dem entspricht -förmig. Die Gruppe zog im Gänsemarsch vor die Gaststätte. Die Soldaten standen in Reih und Glied. Sie waren in Linie angetreten. In einer langen Schlange warteten die Konzertfreunde auf die Kassenöffnung. Jetzt waren sie schon zweimal im Kreis gelaufen. Er hatte ihn in hohem Bogen aus dem Haus geworfen.

in [+mod, +lin (Ordnungsprinzip)], -förmig

4.4. Die /«-Phrase bezieht sich auf nicht eindeutig be­ grenzte Mengen und/oder variable Formen, dem ent­ spricht -weise.

Im Sommer ziehen die Berliner in Scharen zum Müg­ gelsee. Butter wird in Stücken zu 250 Gramm verkauft.

131

Die Menschen strömten in Massen zu dem Fußball­ spiel. Kohlen werden in Säcken, in Kästen oder lose gelie­ fert. in [ + mod, + Menge/Form, (+loc)], -weise 4.5. Zn-Phrasen geben wieder, daß sprachliche Informa­ tionen oder künstlerische Methoden Vermittler sind, dem entspricht -haft.

Lessing gibt in seinen Fabeln Gesellschaftskritik in Gleichnissen und Bildern. Manchmal spricht er in Rätseln.

in [+mod, + medial, + info], -haft 4.6. In-Phrasen geben wieder, daß mit bestimmten Mate­ rialien Ergebnisse erzielt werden. Vgl. mittels

Das Bild war in Öl/in Wasserfarbe gemalt. Das Buch wurde in Antiqua gesetzt. Der Schlagerkomponist schrieb meist in D-dur.

in [+mod, + medial, +mat, (+kunst)] 4.7. Die Präpositionalphrase kann verwendet werden, wenn ein Austausch vollzogen wird. Vgl. mit 3.1.

Im Exportgeschäft gilt, daß Lebensmittel in barem Geld bezahlt werden. Im Ost-West-Handel wird in frei konvertierbarer Wäh­ rung gerechnet. in [+mod, 4-austausch] 4.8. Kleidungsstücke, die den Körper oder Körperteile umhüllen, können in zn-Phrasen wiedergegeben werden.

Er stand noch in Hosenträgern da, während sie schon

132

in Hut und Mantel war. (Das bedeutet: „nicht fertig“ bzw. „fertig zum Ausgehen“) So z. B. auch: in Hemdsärmeln, im Mantel, im Hemd, im Adamsko­ stüm (nackt) Eine konditionale Beziehung kann sich aus Kontext/Si­ tuation ergeben:

In seiner Uniform sah er ganz anders aus. —> Wenn er seine Uniform trug, sah er ganz anders aus. In dem neuen Ballkleid ist sie nicht wiederzuerken­ nen. mj+mod, +loc, +cuv] 4.9. In Verbindung mit Farbadjektiven:

In Blau ist das Kleid nicht mehr da. Die Braut ging zur Hochzeit nicht in Weiß. Sie ging ein ganzes Jahr in Schwarz (d. i. „in Trauer“, vgl. 4.2.).

4.10. Zur Angabe von Sprachen. Vgl. auf 9.5. An seinen ausländischen Freund schrieb er in Englisch. 5. SONDERFORMEN 5.1. Als Ggs. zu außer 1.1. artikellos:

Noch war das Boot in Sichtweite. 5.2. In Funktionsverbgefügen zur Charakterisierung eines andauernden Geschehens/Zustandes nach sein. Ggs. außer 4.1. a) Artikelsperrung:

Die Maschine ist in Betrieb. So auch: in Dienst sein, in Kraft sein, in Kurs sein, in Gefahr sein

133

b) Ohne Artikelbeschränkungen:

Die neuen Banknoten sind jetzt im Umlauf. Das Boot ist durch den hohen Wellengang in einer gro­ ßen Gefahr/in großer Gefahr. (Adjektivattribut)

5.3. Einige Präpositionalphrasen mit in (oft ohne erkenn­ bare Kasusforderung) können wie P verwendet werden: im Anblick, im Angesicht vgl. angesichts in Anbetracht, im Hinblick auf im Gegensatz zu, im Vergleich zu, vgl. für 8.1., ge­ gen 3., gegenüber 2. im Laufe (von), vgl. in 2.1., 2.3. im Verlauf von, vgl. in 2.1., 2.2.

in AKK 6. LOKAL 6.1. Wenn eine Bewegung auf einen wie in 1.1. beschrie­ benen Bereich gerichtet ist, steht in. a) Er goß etwas Rum in den Tee. Es gelangen noch zu viele Schadstoffe in die Luft. Sie geht nicht ins tiefe Wasser, denn sie kann nicht schwimmen. Er schlägt den Nagel in die Wand. b) Der Bürgermeister geht zur Arbeit ins Rathaus. Sie tanzten aus dem einen Saal in den anderen. c) Sie setzte sich in den Sessel. Sie legte sich ins Bett/aufs Bett, ohne sich zuzudekken. Der äthiopische Sportler kam als erster ins Stadion. Er rückte den Schreibtisch in die Ecke des Zimmers. Er ging in die Geschäftsstraße, um einzukaufen. In ist obligatorisch, wenn der Raum wirklich erreicht wird. Wenn eine Annäherung denkbar ist, vgl. nach 1.6. und zu 1.1.

in[+loc, T-dir, +vol, ± kompakt, + kontakt, + spezial] 134

6.2. Wenn eine Bewegung auf einen wie in 1.2. beschrie­ benen Bereich gerichtet ist, steht in a) bei geographischen Eigennamen von Gebirgen, Staats­ namen (mit Artikel) und bei Himmelsrichtungen als Be­ zeichnungen geographischer Regionen. Vgl. nach 1.4., 1.5.

Er fährt in den Thüringer Wald. Das Unternehmen exportiert Sportartikel in die Sowjet­ union, die Tschechoslowakei und in die Schweiz. Das Internationale Rote Kreuz liefert Hilfsgüter in den Libanon (heute auch: nach Libanon), ja in den ganzen Nahen Osten/nach Nahost. b) bei administrativen/landschaftlichen Einheiten

In der DDR ziehen immer mehr Menschen in die Städte. Im Sommer fahren viele in den Bezirk Rostock. Auch in diese Landschaft/in dieses Gebiet/in die Um­ gebung von Suhl/in diese Gegend zog im 19. Jahrhun­ dert die Industrie. in [+loc, +dir, +administr/geogr], +Artikel 6.3. Zumeist in Verbindung mit gehen bei Bereichen wie in 1.3. a) Arbeitsplatz im eigentlichen Sinne; vgl. zu 1.2.

Sie geht jetzt seit einem Monat in die Schule. Sie geht zur Arbeit in die Bank am Goetheplatz. Er geht jetzt in die/auf die Post in der Schillerstraße.

b) Zugehörigkeit:

Dieser Minister kam neu in die Regierung. Er ist in den Deutschen Turn- und Sportbund eingetre­ ten. in [+loc, +dir, Tinstitut/Organisation, (Tlabor)]

135

6.4. Ist der Bereich, auf den die Bewegung gerichtet ist, eine kleinere Zusammenkunft zum Informationsaus­ tausch, kann in stehen, der Gebrauch von zu 1.3. ist häu­ figer, schon bei Gespräch kommt in nur dann vor, wenn das Gespräch geplant ist.

Heute abend gehe ich in die Versammlung. Er ging gut vorbereitet in die Beratung.

7. FINAL Beschränkt auf Sonderformen, mit denen zwei Handlun­ gen verknüpft werden: BEWEGUNG, um zu ERNTEN/ SAMMELN. Die Familie fährt heute in die Pilze. Wir gehen heute in die Beeren. Im Herbst geht es zuerst in die Kartoffeln, dann in die Rüben. in [+caus 1, +fm, +mov deloc, +prod] Heute auch:

Er ging in die Braunkohle. —-> Er ging in einen Betrieb des Braunkohlebergbaus, um dort zu arbeiten.

8. SONDERFORMEN 8.1. Vgl. 5.1., außer 1.1. Jetzt kam das Boot in Sichtweite.

8.2. In Funktionsverbgefügen bei Eintritt in ein Geschehen/einen Zustand: a) Artikelsperrung: Der Monteur setzt die Maschine in Betrieb. So auch: in Kraft setzen/treten, in Dienst nehmen, in Umlauf kommen/bringen, in (den) Verkehr kommen 136

b) Ohne Artikelbeschränkungen:

Das Boot geriet durch den hohen Wellengang in Gefahr/in eine große Gefahr/in die allergrößte Gefahr.

9. DAT/AKK Bei einigen Verben mit dem Adverbialzusatz ein- als Lo­ kaladverbial. Er stellte seinen Wagen in der/in die Garage ein. Die Familie kehrte in der/in die Gaststätte ein. Er schloß die Unterlagen in seinem/in seinen Schreib­ tisch ein. Nach Prüfung des Antrages wurde der Ausländer in der DDR/in die DDR eingebürgert. Dativkonstruktionen zielen eher auf das Merkmal [ + stat] (vgl. 1.1.), möglicherweise gekoppelt mit einer Dauer [+dur]: Er hat seinen Wagen den Winter über in der Garage eingestellt.

Akkusativkonstruktionen geben eher [4- dir] (vgl. 6.1.), ge­ koppelt mit der Handlung des Agens [ + action], wieder. Er hat seinen Wagen erstmals in die Garage eingestellt.

infolge GEN

(infolge von) KAUSAL 7h/bZge-Adverbialien geben außerhalb des Geschehensträ­ gers liegende Voraussetzungen für naturnotwendige Wirkungen an, die sofort oder mit größerem Zeitabstand den Voraussetzungen folgen. Bei Naturereignissen oft ar­ tikellos.

Infolge Nebels konnte das Flugzeug nicht landen, (auf­ grund 2., wegen 1.) 137

Infolge starken Eisgangs war die Schiffahrt behindert, (aufgrund 2., durch 3.)

Infolge von zumeist bei Substantiven im PI., die nicht Na­ turereignisse benennen. Er kam infolge von Straßenbauarbeiten zu spät, (auf­ grund 2., wegen 1.) Infolge von Krankheiten wurde er in seiner Entwick­ lung immer wieder zurückgeworfen (aufgrund 2., durch 3.)

infolge [+caus 1, +caus 2, +T1-^T2, -medial] Wird infolge als Substitut von im Ergebnis/als Folge verwendet, ist kein Ersatz durch wegen, aufgrund mög­ lich.

Infolge gelungener Experimente war es möglich, Insu­ lin auf neue Art herzustellen.

inklusive GEN. Oft ohne erkennbare Kasusforderung. MENGE-TEIL-BEZIEHUNG Selten. Kaufm. Synonym zu einschließlich. Ggs. aus­ schließlich, exklusive. Abkürzung: inkl. Der Preis beträgt 14,00 Mark.

inklusive

(der)

Versandkosten

inmitten GEN

LOKAL Geh., sonst mitten in, in der Mitte (von) 1. Mit inmitten kann in einem vorgegebenen Raum ein zentral gelegener Bereich erfaßt werden (vgl. in 1.1.). 138

Die Beethoven-Plastik Klingers beherrscht inmitten des Raumes das Gesamtbild. Inmitten ausgedehnter Parkanlagen finden Sie das Schloß Belvedere. inmitten [ + loc, +stat, + vol, + centrum]

2. Bei Personengruppen kann inmitten dann stehen, wenn die Personen gemeinsame Merkmale haben, die eine solche Eingliederung ermöglichen, vgl. (mitten) un­ ter 1.3. zwischen 1.2. Der Meister saß inmitten seiner Kollegen. Inmitten der Schüler der 10. Klasse/inmitten der 10. Klasse fällt die junge Lehrerin kaum auf. • 4*

inmitten [+loc, +stat, +hum gruppe]

innerhalb GEN (innerhalb von DAT)

1. LOKAL 1.1. Mit innerhalb wird ein räumlicher Lokalisationsbe­ reich benannt. Vgl. in 1.1., Ggs. außerhalb 1.1. a) Bei Ortsnamen innerhalb GEN/innerhalb von:

Der Stadttarif der Straßenbahn gilt nur innerhalb Leip­ zigs/innerhalb von Leipzig. b) Sonst nur innerhalb GEN: Das Rauchen ist innerhalb dieses Betriebes verboten. innerhalb [+loc, +stat, +vol, -kompakt]

1.2. Bei Bezugnahme auf die Grenzen eines Gebietes, Ggs. außerhalb 1.2. Der Stadttarif gilt nur innerhalb der Stadtgrenzen.

139

Wird der Spieler innerhalb der Strafraummarkierung gefoult, gibt es einen Elfmeter. Innerhalb seiner vier Wände fühlt er sich am wohlsten. innerhalb [+loc, + stat, +vol limes] So auch:

Die Diskussion blieb immer innerhalb der themati­ schen Begrenzung.

2. TEMPORAL Die Präpositionalphrase steht wie binnen bei eigentlichen Zeitbegriffen mit entsprechender quantifizierter Erstrekkung. Adverbialzeit und Satzgeschehen sind simultan. Ersetzbar durch im Verlaufe von, in 2.3. Steht ein als Quantifikator, wird meist GEN verwendet, sonst innerhalb von. Ugs. kann von entfallen. Steht das quantifizierte Substantiv im PL, wird DAT bevorzugt. Innerhalb einer halben Stunde hatte er die Aufgabe ge­ löst. Innerhalb eines Jahres/innerhalb von einem Jahr hatte sie sich zu einer guten Mitarbeiterin entwickelt. Innerhalb von drei Tagen/innerhalb dreier Tage (geh.) wollte er das Reiseziel erreicht haben. Der Garantieanspruch verliert innerhalb (von) zwölf Monaten seine Gültigkeit. innerhalb [+temp, + simult, + quant period, -Herrn]

je (AKK/NOM) Zumeist artikellos, ohne erkennbaren Kasus. DISTRIBUTION 1. Vor einer Maßeinheit im Sg., die zumeist mit Preisan­ gaben verbunden ist. Vgl. ä 1., auf 10., pro

140

Blumen bekommt man schon für eine Mark je/pro Stück. Der Fahrpreis beträgt acht Pfennig je/pro Kilometer.

je [4-distr, +1 Maßeinheit] 2. zu je steht, wenn die Maßeinheit o. ä. nicht als Einheit mit ein auftritt, sondern in einer quantifizierten Menge.

Gläser kauft man meist (in Paketen) zu je sechs Stück, je nach steht, wenn auf eine Modalangabe Bezug genom­ men wird. Diese Modalangabe gibt den gleichen Sachver­ halt mit unterschiedlicher Modifizierung.

Je nach (dem) Angebot sind die Preise auf den Gemü­ semärkten unterschiedlich. Je nach (der) Jahreszeit wird an den Gemüseständen frisches Obst verkauft. jenseits GEN LOKAL Wenn eine Markierungslinie Sprecher und Lokalisations­ bereich des Besprochenen trennt, wird ein Lokalisations­ bereich mit jenseits angegeben. Ggs. diesseits

Diesseits und jenseits der Grenze warteten nur wenige Kraftfahrzeuge. Diesseits der Saale liegt Halle, jenseits (der Saale liegt) schon Halle-Neustadt.

jenseits [+loc, 4-stat, + extern lin = Sprecherstand­ punkt]

So auch:

Die Frage lag anscheinend jenseits seines Gesichtskrei­ ses/außerhalb seines Gesichtskreises. (Sie blieb unbe­ rücksichtigt.)

141

kraft GEN

KAUSAL-MEDIAL Selten. In der Amtssprache wird mit kraft eine nicht nä­ her spezifizierte Dienststellung oder eine (schriftliche) Anweisung bezeichnet, aufgrund derer und mittels derer etwas durchzusetzen ist. Kraft seines Amtes konnte er die Entscheidung auch durchsetzen. Kraft des neuen Gesetzes ist es möglich, die Seeufer al­ len zugänglich zu machen. Ugs./Salopp: Kraft seiner Wassersuppe/seiner Quaste/seiner Stiefel­ wichse (ursprünglich als äußere Zeichen einer gesell­ schaftlichen Stellung) glaubte er, uns Anweisungen ge­ ben zu können. Geh.

Kraft des Willens der Völker muß der atomare Rü­ stungswahnsinn ein Ende finden.

kraft [ + caus 1, + medial, + konform]

lang nachgestellt ohne Kasusforderung

TEMPORAL Als fakultative Kennzeichnung einer mit AKK wiederge­ gebenen Zeitspanne. Vgl. durch 4.1., über 5.2., 5.3. Lang ist dabei die allgemeinere Modifizierung. Es kann sowohl verwendet werden, wenn diese Zeitspanne Kontinuum ist, als auch bei distributiver Angabe.

Die ganze Zeit lang war er gesund. Jetzt ist er plötzlich erkrankt.—* Die ganze Zeit hindurch/über war er ge­ sund. Jetzt ist er plötzlich erkrankt. Eine ganze Zeit lang war er gesund. Jetzt kränkelt er 142

wieder. —»'Eine ganze Zeit hindurch/über war er ge­ sund, aber jetzt kränkelt er wieder. Mit einigen Substantiven bildet -lang Zeitadverbien:

jahrhunderte-, jahre-, monate-, wochen-, tage-, nächte-, stunden-, minuten-, sekundenlang lang [ + temp, + simultan, + period, +kontinuum/ distr]

längs GEN/(DAT)

LOKAL Vgl. entlang 1. Die parkenden Autos standen längs der Straße. Vgl. entlang 2.

Von Dresden nach Prag fährt man eine ganze Zeit mit dem Zug längs der Elbe. längs [+loc, +stat/pass, + lin, Tlongit, + parallel, (+trans), ± kontakt, + spezial]

laut DAT

MODAL-KAUSAL 1. Laut (schriftlich auch als lt.) kann verwendet werden, wenn Bezug auf ein meist schriftlich vorliegendes Doku­ ment genommen wird, mit dessen Text sich ein Gesche­ hen in Übereinstimmung befindet. Vgl. entsprechend [+modal], gemäß 1. [+modal], zufolge [ + caus 1]. Zu­ meist ohne Artikel.

Lt. Verordnung/Laut der Verordnung von 1976 wird an Jugendliche unter 16 Jahren kein Alkohol verkauft.

143

Lt. Arbeitsgesetzbuch/Laut Gesetz ist bei einer Kündi­ gung die Zustimmung der Gewerkschaft erforderlich.

laut [Tmod, +caus 1, + konform, + script] 2. Bei Angaben von Nachrichtenquellen steht laut für wie von ... verlautet, einer Verlautbarung von ... zufolge. Di­ stanz ist möglich. Artikelsperrung Laut ADN wird der finnische Staatspräsident unser Land besuchen. Laut KPI soll ein neuer Weltrekord aufgestellt worden sein.

laut [ + mod, + script, + info (Massenmedien), (+distanz)]

mangels GEN/(DAT) KAUSAL Selten. Oft amtl./geh. Gibt an, daß das Fehlen eines Grundes das Folgegeschehen nicht zuläßt. Vgl. aus Man­ gel an, in Ermangelung Mangels des fehlenden Verständnisses für die höhere Mathematik konnte ihm keine bessere Note gegeben werden. Der Angeklagte wurde mangels Beweisen freigespro­ chen.

mit DAT 1. LOKAL Mit der Präpositionalphrase wird die Richtung einer Fort­ bewegung angegeben, die mit einer naturgegebenen Be­ wegung übereinstimmt. Ggs. gegen 1.3.

144

Mit dem Wind sollte sich ein Jäger nie an das Wild heranschleichen. Wenn Motorschiffe mit dem Strom (stromab) schwim­ men, brauchen sie kaum künstliche Energie.

Der Bedeutung 3.4. steht nahe: Sie segelten mit dem Wind.

mit [+loc, + dir, + konform dir (nat), + spezial]

In übertr. Bedeutung: mit dem Strom schwimmen (gleicher Meinung mit der Mehrheit sein) 2. TEMPORAL 2.1. Mit bezeichnet die Gleichzeitigkeit von Adverbialund Satzgeschehen, das zu dieser Zeit beginnt oder en­ det. Vgl. bei 3.1. Mit/bei Sonnenaufgang wanderten wir los. *Mit Sonnenaufgang wanderten wir schon. Bei Sonnenaufgang wanderten wir schon. Mit dem Kriegsende begann für viele ein neues Leben. Mit Einbruch der Dunkelheit flammten die Leuchtre­ klamen auf.

mit [ + temp, +simult, 4-moment start/limit, -term] 2.2. Mit kann verwendet werden, wenn die Altersangabe eines Lebewesens Zeitpunkt des Beginns oder Ende eines Prozesses ist (im Alter von).

Mit sechs Jahren kam er in die Schule, mit 18 (Jahren) legte er das Abitur ab. 2.3. SONDERFORMEN in der Bedeutung von „im Verlaufe“, oft konditional in­ terpretierbar.

Mit zunehmendem Alter muß die geistige Leistungsfä­ higkeit nicht absinken.

145

Mit der Zeit (nach und nach) normalisierten sich die Beziehungen zwischen den beiden Staaten. Mit den Jahren wurde auch er ruhiger.

3. INSTRUMENTAL Mit ist die häufigste P zur Wiedergabe von intentional oder nicht intentional gebrauchten Gegenständen, mittels derer eine Handlung einschließlich einer Fortbewegung durchgeführt oder ein bestehender Zustand verändert wird. Ohne läßt sich nicht als Antonym einsetzen, da In­ strumente für die Handlung nötig sind. So ist nur nicht mit möglich. 3.1. Das Instrument hat Werkzeugcharakter. Lokalpräpo­ sitionen können eintreten, wenn es die örtliche Situie­ rung erlaubt. Er löste die Mutter mit einem Schraubenschlüssel, nachdem er sie mit dem Hammer gelockert hatte. Sie wäscht die Buntwäsche mit der/in der Waschma­ schine. Sie schrieb den Artikel mit der/auf der Maschine, die Unterschrift aber mit dem Kugelschreiber. Zu Ehren des hohen Gastes schoß man mit/aus Kano­ nen Salut. Die Krankenschwester seiht den Kräutertee mit einem Sieb durch/den Kräutertee durch ein Sieb.

mit [ + instr/ + instr 1]

3.2. Das Instrument ist ein Material, das im Prozeß der Tätigkeit in das Produkt eingeht. Ältere Bürger füllen die Formulare »oft mit Tinte aus. Die Arbeiter deckten das Dach mit Ziegeln. Beim Wiederaufbau der Semperoper wurden histori­ sche Ornamente mit Blattgold ausgelegt. mit [Tinstr, +mat]

146

3.3. Das Instrument ist Teil des Körpers. Er zog den Nagel mit den Fingern aus dem Holz. Er las die Kartoffeln mit beiden Händen aus. Am Strand häuften sie den Sand mit Händen und Fü­ ßen zu einem Wall. Sie gab ihm mit den Augen ein Zeichen. Der Spieler schob den Ball mit dem Fuß ins Tor.

mit [ +instr, +anthrop] 3.4. Werden Naturkräfte vom Menschen genutzt, können sie mit mit angegeben werden. Als QUASIAGENS vgl. durch 2.4., 2.6.

Heute werden Turbinen mit Wasser oder Dampfbetrie­ ben. Man hat die ersten Versuche zur Bewässerung mit künstlichem Regen gemacht. Mit Wind als Antriebskraft arbeiten Mühlen, Pumpen und kleine Turbinen. mit [+instr, +nat] 3.5. Institutionen/Personen können als Instrument/Ver­ mittler mit mit angegeben werden, doch ist die typische P durch 2.5., vgl. per

Die Nachricht kam mit Kurier/durch Kurier. Er erhielt das Paket mit der Bahn/durch die Bahn.

Bei Post Ambiguität: Ich schickte ihr den Brief mit der Post. a) die Post ist Vermittler/Instrument b) der Brief und andere Post(sendungen) wurden ge­ schickt

mit [ + instr / + instit/hum] 147

3.6. Mit mit angegeben werden auch Verkehrsmittel, die der Mensch zur Fortbewegung nutzt. Dabei kann die Per­ son das Verkehrsmittel selbst steuern oder es als Trans­ portmittel für sich selbst nutzen.

Er fährt mit seinem Auto nach Berlin. Er fährt mit dem Zug nach Berlin.

Bei Zweiradfahrzeugen sind mit und auf 4.2. austausch­ bar, bei Reittieren ist nur auf 4.2. möglich. Er kommt mit dem Fahrrad Er kommt auf dem Fahrrad. [+instr] —»Er kommt und hat sein Fahrrad bei sich. [ + komitativ] mit [+instr, +traf] 4. MEDIAL Mit kann in Präpositionalphrasen stehen, wenn ein Ad­ verbialgeschehen als ursächliches oder aber intentionales Mittel charakterisiert werden kann. Vgl. durch 2.2.

Mit einer/Durch eine Kopfbewegung machte er ihn auf sie aufmerksam. Mit Beharrlichkeit/Ausdauer und viel Fleiß erreichte die Sportlerin ihre Weltgeltung. Nicht absichtliche Adverbialgeschehen schließen mit aus, sie belegen damit die Nähe zu Instrumentaladverbialien.

*Er erfuhr mit Zufall, daß sein Freund krank war. (durch) *Mit Schaden wird man klug, (durch)

mit ( +medial, + intentional, (+caus, H-instr), (+ deverbativ/deadj)]

5. MODAL 5.1. Mz7-Phrasen sind Modaladverbialien, in denen das Substantiv nur Träger (Komplement) des adjektivischen

148

Attributs ist, das die Art der verbalen Handlung näher be­ stimmt. Der Schiedsrichter leitete das Spiel mit lockerer Hand. —> Der Schiedsrichter leitete das Spiel locker. Der Baß sang mit lauter/schöner Stimme, (laut/schön)

mit [ + mod, + adjektiv, +komplement] 5.2. Mz7-Phrasen mit Deadjektiven haben ihre direkte Entsprechung in Adjektivadverbien, die nicht ein Prädi­ kat zum verbalen Gesehen sind, sondern eine zweite Prä­ dikation darstellen. Die znz7-Phrasen erlauben eine Gra­ duierung im Attribut des Deadjektivs. Vgl. voll(er) 1., Ggs. ohne 2.

Argwöhnisch betrachtet er den tropfenden Wasser­ hahn. —» Mit ((sehr) großem) Argwohn betrachtet er den tropfen­ den Wasserhahn. Voller Argwohn betrachtet er den tropfenden Wasser­ hahn. Mit übergroßer Herzlichkeit/voller Herzlichkeit/au­ ßerordentlich herzlich begrüßte er den Gast. —> Er begrüßte den Gast, wobei er außerordentlich herz­ lich war.

Solche mz7-Gruppen haben oft eine spezifische Bedeu­ tung als Ganzes. Dann sind die Attribute in der mitPhrase nicht in Adjektivadverbien zu überführen. Sie verließ mit hoch erhobenem Kopf das Zimmer. *Sie verließ hoch erhoben das Zimmer. —> Sie verließ stolz das Zimmer. Die Spieler gingen mit hängenden Köpfen (traurig) vom Platz.

mit [ + mod, (+grad)j

+deadj

(adjadv)

=

nebenprädikat,

149

6. SATZADVERBIALIEN Mit Sicherheit ist er im Betrieb aufgehalten worden. —» Sicherlich ist er im Betrieb aufgehalten worden. —> Es ist mit Sicherheit so, daß er im Betrieb aufgehalten worden ist. Mit größter Wahrscheinlichkeit wird er die Prüfung be­ stehen. —» Es ist sehr wahrscheinlich, daß ... 7. KOMITATIV 7.1. Der in der mit-Phrase genannte Begleiter verfügt über gleiche semantische Spitzenmerkmale, doch kann er einer unterschiedlichen Graduierung unterliegen. Daraus ergeben sich verschiedene Substitutionsmöglichkeiten. Ggs. ohne 3.

a) Inge ging (zusammen) mit ihrem Mann ins Konzert. —» Inge und ihr Mann gingen .../Inge ging in Begleitung ihres Mannes ... b) Die Mutter ging mit ihrer Tochter Bärbel das erste Mal in die Schule Bärbel ging in Begleitung ihrer Mutter/Bärbel und ihre Mutter gingen ... c) Der General inspizierte in Begleitung seines Adjutan­ ten die Truppe. —>?Der General inspizierte mit dem Adjutanten ... *Der General und der Adjutant... d) Bei Gegenständen ist Koordination möglich, in Beglei­ tung ausgeschlossen.

Sie schickte den Brief (gleichzeitig/zusammen) mit dem Paket ab.

mit [Tkomitativ, + sem konform, (Tkoordination)] 7.2. Die m/7-Phrase gibt an, daß etwas zu einem anderen gehört, ohne Teil davon zu sein. Bei Personen liegt dem die Bedeutung „bei sich haben“ als allgemeinste Möglich­ keit zugrunde. Ggs. ohne.

150

Inge stand mit dem Stadtplan auf dem Markt und suchte den Weg. —> Inge stand auf dem Markt. Sie hatte einen Stadtplan bei sich. Auf dem Stadtplan suchte sie den Weg. Bernd schwamm immer mit Badekappe. *Er schwimmt. Die Badekappe schwimmt. (7.1.) ?Er schwimmt und hat eine Badekappe bei sich. —> Er schwimmt und hat eine Badekappe auf.

mit [ + komitativ, Takzessor] 7.3. Die znz7-Phrase gibt etwas an, was untrennbar zu der Bezugsperson gehört, bei sich haben oder Spezifizierungen wie in 7.2. oder Ggs. ohne 3. ist nicht möglich. Vgl. 5.2.

Der Schüler saß mit hochrotem Kopf über seiner Ar­ beit. —> Der Schüler saß über seiner Arbeit. Sein Kopf war hochrot. (Er war aufgeregt).

mit [ + komitativ, + pertinenz, Tnebenprädikat] 7.4. In der znz7-Phrase kann ein Teil des Ganzen, das auch das Ganze selbst sein kann, wiedergegeben werden. Mit zehn Spielern (von einer elfköpfigen Mannschaft) gewann der Trainer das Fußballspiel. Mit 61 (von 120 möglichen) Punkten gewinnt man ein Skatspiel. Mit zwanzig Mann (von einer ungenannten Gesamt­ menge, die gleich 20 sein kann) beseitigten sie die Schäden auf dem Spielplatz.

mit [+komitativ, + pertinenz kollektiv, +pars (+toto)] 8. KONDITIONAL Afz7-Phrasen als Konditionaladverbialien beruhen auf einer häufig sehr allgemeinen Beziehung zwischen dem Bezugssubstantiv im Satz und dem Adverbialsubstantiv, 151

die auf Jemand hat etwas“ zurückführbar ist. Als Teil einer Menge ist das Possessivum oft über ein wenig, einig, viel, mehr quantitativ ausgegrenzt. Die Partikel nur ist oft vor mit möglich. Vgl. ohne 1., 4.

(Nur) mit einigem Geschick lernt man die Knüpftech­ nik schnell. Nur wenn man einiges Geschick hat,... (Nur) mit etwas mehr Geld könnte ich mir den Recor­ der kaufen. Nur wenn ich etwas mehr Geld hätte,... Mit einer Blinddarmentzündung wird man ins Kran­ kenhaus eingeliefert.

mit [Ecaus 1, +kond, +poss]

9. KAUSAL Aus dem Wissen um den Sachverhalt ergibt sich eine kausale Bedeutung von mz't-Phrasen, denen Pertinenzoder Possessivrelationen zugrunde liegen, die als Ursache des eingetretenen Zustandes aufgefaßt werden. Er lag mit einer Blinddarmentzündung im Bett. (vgl. a) 7.1. Sie lag mit hohem Fieber im Krankenhaus. Er konnte sich mit seinen kranken Beinen nicht nach Konzertkarten anstellen.

mit [ + caus 1, Ecaus 2, Epertinenz/possessiv] 10. SONDERFORMEN 10.1. MODAL

Sie haben alles mit Stumpf und Stiel (Vollständig/rest­ los) aufgegessen. Der Wolf fraß das Lamm mit Haut und Haar (vollständig/restlos). Mit Mann und Roß und Wagen hat sie der Herr ge­ schlagen. (vollständig/restlos)

152

10.2. Mit ihr/um sie steht es schlecht. (Ihr geht es nicht gut.) Wie geht es mit deiner Arbeit? (Wie steht es um deine Arbeit?) Was ist mit dir? (Was hast du? Fühlst du dich nicht wohl?) Er hat es mit dem Herzen. (Er ist herzkrank.) Jetzt geht es mit ihr wieder bergauf. (Ihr geht es wieder besser.)

10.3. Mit Hilfe (von) wird wie eine P gebraucht, speziell dann, wenn eine Person als Quasiinstrument wiedergege­ ben werden soll. Nur mit Hilfe eines Spezialisten konnte der Kranke ge­ rettet werden. Mit Hilfe von anderen Kraftfahrern konnte der Scha­ den an meinem Wagen behoben werden. mitsamt DAT

Selten. Vgl. mit 7.1., das vorzuziehen ist. Sie kamen (mit)samt ihren Kindern zur Geburtstags­ feier. Der Wagen stürzte (mit)samt seiner Ladung um.

mittels GEN/(DAT)

Selten. Häufiger in technischen Fachsprachen. Möglich als Substitut von mit 3.1., 3.4., das vorzuziehen ist.

Er löste die Muttern mittels eines Schraubenschlüssels. Sie verbanden die lockeren Teile mittels Drähten (DAT). Nur mittels eines Katalysators läßt sich diese chemi­ sche Verbindung herstellen. 153

nach DAT

1. LOKAL 1.1. Mit nach kann angegeben werden, daß der in Ruhe­ lage befindliche Gegenstand (zumeist auf eine Himmels­ richtung oder einen größeren gegenständlichen Lokalisator) gerichtet ist. Die Balkons des Klinikums liegen/gehen alle nach Sü­ den. Der Wirtschaftstrakt des Hotels lag nach dem Hof, der Restaurantkomplex nach dem Park zu. nach [+loc, +stat, +dir—»celest/localisator] 1.2. Wenn sich der Betrachter in linearer Bewegung be­ findet, die mit zeitlicher Folge verbunden ist und bei der lokale Bezugspunkte passiert werden, kann der erste die­ ser Bezugspunkte mit nach angegeben werden. Verb: kommen. Vgl. vor 1.4.

Wenn Sie in Eisenach aussteigen wollen, haben Sie noch Zeit, nach Erfurt kommt erst noch Gotha, dann erst Eisenach. Nach diesem Weidezaun kommt nur noch ein kleiner Bach, dann sind wir am Ziel. nach [ + loc, + temp Tp->T?, +mov deloc, +pass, + dir]

1.3. Mit nach werden Ortsadverbien zu Direktionaladverbien.

Bei der Morgengymnastik bewegte er seine Arme nach vorn, nach hinten, nach unten und nach oben. Ggs. von 1.1. An der ersten Ecke gehen Sie nach links, dann nach rechts, schließlich geradeaus! nach [+loc, +dir, +adv loc]

154

1.4. Nach gibt einen zu erreichenden Lokalisationsbe­ reich an. Dabei steht vor artikellosen Ortsnamen, Län­ der-, Landschafts- und Kontinentnamen nur nach. Vgl. in 6.2. Er fuhr nach Frankfurt/in die Messestadt Frankfurt. Sie wollen im Urlaub nach Thüringen. Millionen Europäer wanderten nach Übersee aus. Diese Autobahn führt nach Polen/in die Volksrepublik Polen. Der Mensch drang immer weiter nach Norden/in den hohen Norden vor. Die Bauarbeiter der Baikal-Amur-Magistrale arbeiten sich immer weiter nach Osten/in den Fernen Osten vor. nach [+loc, +dir, + geogr On/terr/celest], + artikellos

1.5. Nach tritt heute auch auf bei Staatsnamen mit Arti­ kel, vor allem in Aufzählungen mit solchen ohne Artikel nach Verben wie exportieren, liefern, reisen u. ä. Chartermaschinen fliegen nach Afrika, Mittelamerika und nach dem Nahen Osten/in den Nahen Osten. Die Firma liefert Maschinen nach Ungarn, Polen, der CSSR (in die CSSR), der Sowjetunion (in die Sowjet­ union), der BRD (in die BRD) und den USA (in die USA).

1.6. Nach steht gelegentlich auch anstelle von zu 1.1.. Es sollte vermieden werden, wenn der Bereich wirklich er­ reicht wird (vgl. in 6.1.), eher möglich erscheint es bei Annäherung an Lokalisationsbereiche, häufiger zu 1.1. Die Straßenbahn fährt nach dem Messegelände/zum Messegelände. Der Kraftfahrer brachte die Ladung trotz Maschinen­ schadens sicher nach dem Hafen/zum Hafen/in den Hafen.

155

2. TEMPORAL Mit nach wird eine Zeitspanne wiedergegeben, die bereits vergangen ist, wenn das Satzgeschehen stattfindet. Diese Zeitspanne kann ihre Referenz haben in Sachverhalten und in quantifizierten Zeitbegriffen. Nach dem Regen begann alles zu grünen. Unser Besuch kommt erst nach dem Essen/nach Tisch. Heinrich Heine starb 1856 nach langem schweren Lei­ den. Nach einigen Sekunden absoluter Ruhe erhielt der Künstler den wohlverdienten Beifall. Nach ein paar Tagen kam er wieder. Aber: In ein paar Tagen wird er wiederkommen. Vgl. in 2.4. nach [+temp, -simult, +Rfprae, +period/moment, + qual term/state]

3. FINAL Finalphrasen mit nach geben den Zweck einer Handlung an. Dabei ist zu berücksichtigen, daß es sich dabei um syntaktisch unterschiedliche Kategorien handelt. 3.1. In der Bedeutung „um etwas zu erlangen, zu bekom­ men“ bei Bewegungsverben. Das Kind streckte die Hand nach der Schokolade aus. Der Fisch schnappte nach dem Köder. So auch bei: fühlen, tasten, greifen, langen; suchen, fahnden; ver­ langen Ohne Bewegungsverben, geh. Ihn dürstet nach Ruhm. Er lechzt nach Ruhm.

»

ugs. Er war verrückt nach ihr. Als er den Vorwurf hörte, schnappte er erst einmal nach Luft. 156

3.2. In der Bedeutung „um etw./jmdn. zu treffen“ nach Bewegungsverben.

Sie schlug nach der Fliege.

So auch bei: stechen, schießen, treten, werfen

3.3. In der Bedeutung „um zu erfahren, wie es jmdm. geht“ nach sehen/schauen. Sie ist nun schon eine Woche krank. Wir müßten doch einmal nach ihr sehen.

So auch: nach dem Rechten sehen (um zu überprüfen, ob alles in Ordnung ist) nach [+caus 1, +fin, + mov/visuell]

3.4. Als eigentliche Finaladverbialien in der Bedeutung „um etw./jmdn. herzuholen“ a) Sie telefonierte nach dem Arzt. Die Kranke rief nach der Schwester. b) Ugs. nach allgemeinen Verben der Fortbewegung:

Man schickte ihn nach dem Arzt. Das Kind ging zum Bäcker nach Brötchen. Die Kunst geht nach Brot. (Lessing)

nach [+caus 1, H-fin, + mov deloc/info, + re-mov]

4. MODAL Den Modalangaben mit nach liegt meist ein nicht ausge­ drückter Vergleich, ein Vorbild, eine Ähnlichkeit zu­ grunde, so daß diese Phrasen über „etwas ist so wie ... / et­ was wird so gemacht wie“ zu explizieren wären. 4.1. Meist artikellos bei allgemeinen Maßangaben: Kohlköpfe werden nach Gewicht verkauft. Er ließ sich einen Anzug nach Maß machen.

157

4.2. Bei Gefühlen

Die Kinder tobten nach Herzenslust im Wald herum. Wenn es nur nach Lust und Laune ginge, könnte der Urlaub länger sein. 4.3. Voran- oder nachgestelltes nach bei vorausgesetzten Sachverhalten und (meist schriftlich fixierten) Vorausset­ zungen. a) Vgl. gemäß 1., entsprechend, zufolge

Nach dem Gesetz/dem Gesetz nach muß er zur Ver­ antwortung gezogen werden. Der Abend verlief ganz nach Wunsch. Der Jahreszeit nach müßte es kälter sein. Sie aßen in der Gaststätte nach der Karte. (Vgl. ä)

b) Vorangestellt bei Eigennamen und Personalpronomen. In der Regel ohne Distanz zum Referierten. Vgl. laut 2. Nach DPA findet die Konferenz nun doch statt. Nach Marx ist die Sprache die unmittelbare Wirklich­ keit des Gedankens. ugs. Nach Adam Ries(e) ist 2-2 = 4. (zwei mal zwei ist gleich vier) 4.4. Nach Verben wie riechen/schmecken:

Hier duftet es nach Rosen. Die Suppe schmeckt nach Majoran. Das Essen schmeckt nach nichts. Das riecht/schmeckt nach Verrat. (Das sieht wie Ver­ rat aus.)

4.5 Mit Art bei Speisen:

Karpfen kann man unter anderem nach polnischer oder jüdischer Art zubereiten. Wir bestellten einen Eisbecher nach Art des Hauses.

nach [ + mod, ( + komp), + konform] 158

5. SATZADVERBIALIEN Nach- oder vorangestelltes nach. 5.1. Bei Substantiven mit einer gewissen Allgemeingül­ tigkeit wie Anschein, Voraussicht, Wahrscheinlichkeit mit aller/m.

Aller Voraussicht nach/Nach aller Voraussicht wird die Ligamannschaft den Meister nicht besiegen kön­ nen. —> Aller Voraussicht nach ist es so, daß ... 5.2. Bei Substantiven, die sich auf persönliche Meinun­ gen/Gefühle beziehen wie Ansicht, Gefühl, Überzeugung, Meinung, zumeist mit Possessivpronomen.

Meiner Ansicht nach/Nach meiner Ansicht hat die Li­ gamannschaft gegen den Meister durchaus eine Chance. —> Meiner Ansicht nach ist es so, daß ... 6. RANGORDNUNG. Vgl. vor 3. Nach Goethe ist Schiller wohl der bekannteste deut­ sche Dichter. Nach Berlin ist Leipzig die größte Stadt der DDR.

7. SONDERFORMEN Es geht der Reihe nach (lokal-modal) Bei dem Geschäft wurde er nach Strich und Faden (in großem Maße) betrogen, (modal) Mir nach! (Lauft hinter mir her!) Nach und nach (im Laufe der Zeit) verbesserte sich sein Gesundheitszustand.

nächst DAT Selten. Meist geh. Einschluß in eine Menge von Perso­ nen. Vgl. außer 3.2., neben 2.

159

Nächst/Neben/Außer meinem Vater verdanke ich meiner Deutschlehrerin sehr viel. Nächst/Neben/Außer meinen Freunden waren Sie der erste, der mir seine Anteilnahme bekundete.

nahe DAT

LOKAL Selten. Zur Bedeutung vgl. bei 1.1., 1.2. Häufige Um­ schreibung: In der Nähe (von).

Wir wohnten nahe dem/am/beim Bahnhof/in der Nähe des Bahnhofs. Nahe der Elbe/In Elbnähe gestaltete man neue Grün­ anlagen.

namens GEN

STELLVERTRETUNG Selten. Geh. In der Präpositionalphrase steht der Auftrag­ geber, dessen Kommunikationsaufgabe ein Beauftragter erfüllt. Vgl. im Namen (nicht jus.), im Auftrag Namens seiner Regierung überbrachte der Botschafter die Glückwünsche zum Nationalfeiertag. Namens der Akademie der Künste kondolierte deren Vizepräsident.

neben DAT

1. LOKAL Lokaladverbialien mit neben nehmen Bezug auf eine be­ liebige, nicht näher spezifizierte Seitenfläche, nicht die markierte Vorder- oder Rückfront, zu der sich das Lokali­ sierte in Parallellage befinden kann.

160

Im Theater sitzt der Mann meist links neben der Frau. Das Messer liegt rechts neben dem Teller. Die Stromschiene der U-Bahn verläuft neben den Gleisen/entlang der/längs der Gleise. Der Blindenhund ging neben seinem Besitzer her. neben [+loc, + stat/(pass), +plan, + vertikal, -front, -rev, + spezial]

2. MENGEBEZIEHUNG. außer 3.2.

Zur

Bedeutung

vgl.

Neben einer Geldprämie erhielt er ein Anerkennungs­ schreiben. Er hat neben seiner Rente keine weiteren Einkünfte. Neben der beruflichen Tätigkeit leistet sie als Hausfrau und Mutter sehr viel.

neben AKK 3. LOKAL Bei gerichteten Bewegungen auf Bereiche wie in 1. be­ schrieben. Im Theater setzt sich der Mann meist links neben seine Frau. Sie stellte sich demonstrativ neben ihren Freund. Er stellte ein Buch neben das andere.

neben [ + loc, + dir, + plan, + vertikal, -front, -rev, + spezial]

nebst DAT

KOMITATIV. Veraltend geh. Vgl. mit 7.1. Wir konnten den Botschafter nebst Gattin in unserem Haus begrüßen. Sie ließ sich ihr Kapital nebst Zinsen auszahlen. 161

ob GEN KAUSAL. Veraltend geh. Vgl. wegen 2. Bezugnahme auf mündliche oder schriftliche Texte.

Sei mir ob dieser Worte nicht böse. Ob dieses Sendschreibens herrschte Unwillen unter den Betroffenen, (historisierend) oberhalb GEN LOKAL Eine gedachte oder existente Grenzlinie trennt eine verti­ kale oder in Schräglage befindliche Fläche in eine untere und eine obere Hälfte. Wird etwas in der oberen Hälfte unter Bezugnahme auf die Grenzlinie lokalisiert, steht oberhalb. Ggs. unterhalb Er hatte sich eine Zerrung oberhalb des Knies zugezo­ gen. Große Burganlagen haben Vorburgen. Dabei liegen die Hauptburgen oberhalb der Vorburgen.

oberhalb [-Hoc, + stat, + plan, + vertikal, + superior limes]

ohne AKK Mit ohne wird ein Nichtvorhandensein/ein Fehlen von ir­ gend etwas/irgend jemand wiedergeben, wobei die Auf­ merksamkeit auf den fehlenden Gegenstand/Umstand/ die fehlende Person gerichtet ist. Deshalb kann ohne dann nicht verwendet werden, wenn der Sachverhalt so beschaffen ist, daß ohne Gegenstand/Person das Gesche­ hen nicht vor sich gehen kann. Das betrifft vor allem den INSTRUMENTAL. 1. INSTRUMENTAL Bei wenig spezifizierter Bedeutung des Tätigkeitsverbs ist

162

ohne möglich, doch wird damit nicht die Benutzung eines Werkzeuges überhaupt negiert.

Er reparierte den Schaden ohne Spezialwerkzeug. —> Er reparierte den Schaden, ohne ein Spezialwerkzeug zu benutzen. Ausgeschlossen scheinen Sätze wie: *Er schlug den Nagel ohne Hammer in die Wand. *Sie sortierte die Kohlen ohne beide Hände in den Ei­ mer. *Sie fuhr ohne Fahrrad in die Stadt. Verbreitet sind Sätze mit scheinbar instrumentalen Phra­ sen, die die potentielle Möglichkeit angeben. Solche mitPhrasen sind eigentlich konditional. Vgl. 4. Ohne Schlüssel kannst du die Tür nicht öffnen. —> Wenn du keinen Schlüssel hast,... Er wird nicht ohne Wagen nach Berlin fahren. —> Er wird nicht nach Berlin fahren, wenn er keinen Wa­ gen hat/bekommt.

2. MODAL Der als Nebenprädikat zu sehende Umstand ist nicht vor­ handen. Ggs. mit 5.2. Ohne Argwohn (arglos) betrachtete er den tropfenden Wasserhahn. Er nahm ohne innere Anteilnahme die Nachricht ent­ gegen. Sie fuhr ohne große Begeisterung in den Urlaub.

ohne [+neg adesse ( + mod, +deadj (adjadv) = nebenprädikat, (+grad))] 3. KOMITATIV 3.1. Der in der o/me-Phrase genannte Begleiter, der über die gleichen semantischen Spitzenmerkmale verfügt, ist abwesend. Ggs. mit 7.1. 163

Sie ist ohne ihren Mann ins Konzert gegangen. Das Kind ging das erste Mal ohne seine Mutter in die Schule.

ohne [ + neg adesse (+komitativ, +sem konform, -koordination)]

3.2. Wenn etwas zu einem anderen gehört, ohne Teil von ihm zu sein, wird in der ohne- Phrase angegeben, daß dies zur Zeit nicht vorhanden ist. Ggs. mit 7.2. Sie war ohne ihren Regenschirm gegangen. Er schwamm ohne Badekappe. Er war ohne Auftrag gekommen.

ohne [+neg adesse (+komitativ, Takzessor)]

4. KONDITIONAL O/uie-Phrasen als Konditionaladverbialien beruhen auf einer häufig sehr allgemeinen Beziehung zwischen dem Bezugssubstantiv im Satz und dem Adverbialsubstantiv, die auf „wenn jmd. etw. nicht hat“ zurückführbar ist. Die­ ses Nichtvorhandensein von etwas ist die Bedingung da­ für, daß auch die Handlung nicht vollzogen werden kann. 4.1. Die o/?ne-Phrase im negierten Satz ist eine Aussage­ variante der mit-Phrase (vgl. mit 4.1.) im nicht negierten Satz. Ohne einiges Geschick lernt man die Knüpftechnik nicht schnell. Mit einigem Geschick lernt man die Knüpftechnik schnell. Ohne Fleiß kein Preis. Ohne technische Kenntnisse kann npn das nicht repa­ rieren. 4.2. Dasselbe Verhältnis tritt auch zwischen bei 4.1. und ohne auf, ist aber nicht durchgängig.

Ohne Zufuhr von Frischluft wird der Verbrennungsvor­

164

gang nicht beschleunigt/wird der Verbrennungsvor­ gang unterbrochen. Bei Zufuhr von Frischluft wird der Verbrennungsvor­ gang beschleunigt. 4.3. Selten ist konditionales ohne im nicht negierten Satz, dann ist mit 9. Ggs.

(Auch) ohne einen Lottogewinn lebt er gut. —* Auch wenn er keinen Lottogewinn hat, lebt er gut. Mit einem Lottogewinn lebt er gut. —> Weil er einen Lottogewinn hat, lebt er gut. ohne [+caus 1, +kond, +neg poss, +neg action] 5. MENGE-TEIL-BEZIEHUNG Wird im Satz eine quantifizierte Menge angegeben, be­ zieht sich die ohne-~Phra.se auf die nicht in die Menge ein­ bezogene, aber einbeziehbare Menge. Vgl. mit 7.1.

Ohne die Offiziellen bestand die Olympiamannschaft aus 120 Mitgliedern. Ohne Nebenräume hatte die Wohnung vier Zimmer.

per (AKK), meist ohne erkennbaren Kasus MEDIAL 1. Per kann verwendet werden bei der Übermittlung von Sendungen durch Personen oder Institutionen. Vgl. durch 2.5.

Nachrichten werden per Funk/Telefon/Post/Eilboten übermittelt. Ich erhielt die Zeitschrift per Nachnahme. durch

2. Bei einigen Verkehrsträgern bzw. Medien steht eben­ falls per. Vgl. mit 3.5. Güter kann man per Bahn (auf/mit der Bahn)/per Ex­ preß/per Schiene (auf dem Schienenweg)/per Achse 165

(mit der Bahn oder mit dem Auto)/per Luft (mit Luft­ post/als Luftfracht) befördern. Die beiden Schüler fuhren per Anhalter in den Urlaub,

ugs. Jetzt werden wir doch per pedes/zu Fuß weitergehen müssen. per [+medial/instrumental, +instit/hum/traf], begrenzt auf bestimmte Substantive

pro (AKK), meist ohne erkennbaren Kasus

DISTRIBUTION Mit pro wird die Aufteilung einer Menge auf eine Grund­ einheit angegeben. Bei Maßeinheiten vgl. je L, auf 10.

Bei der Betriebsfeier gab es zehn Mark pro Kopf/ugs. pro Nase. Schneller als 50 Kilometer pro Stunde darf man in Ortslagen nicht fahren. Pro Tag arbeitet er als Invalidenrentner drei Stunden. Die Lehrerin unterrichtet 21 Stunden pro Woche. pro [+distr, 1 Maßeinheit]

samt DAT Vgl. mitsamt, mit 7.1. Er war (mit)samt/mit seinem Angelzeug ins Wasser ge­ fallen.

seit DAT

TEMPORAL 1. &?z7-Adverbialien geben wieder, daß ein Geschehen in einer Zeitspanne verläuft, die in der Vergangenheit be­

166

gönnen hat und bis zur Sprechergegenwart reicht. Vor­ aussetzung: durative Verben. Vgl. ab 2., von ... an

Seit 1973 ist die DDR Mitglied der UNO. Seit drei Wochen gehört Elke zu unserer Klasse. Seit Goethe haben sich immer wieder Schriftsteller am „Faust“ versucht. Seit vorgestern/gestern/heute/*morgen —> ab morgen fährt die Straßenbahn wieder bis zur Endhaltestelle.

seit [+temp, -simult, +Rf—»Ro + period, 4-kontinuum, +term/deverb/state] 2. Abweichend davon gibt es Texte, in denen der End­ punkt des Geschehens zeitlich vor der Sprechergegenwart liegt, aber vom Sachverhalt her als bekannt vorausgesetzt wird, so daß seit möglich ist. Vgl. ab 2., von... an

Seit der Mitte des 9. Jh. gliedert sich die sorbische Stammes- und Sprachgruppe in mehrere Stämme und Gebiete. (J. Solta, Abriß der sorbischen Geschichte) Ebenfalls seit dem Oktober 1939 war die Planung des Angriffs auf Frankreich, Belgien, die Niederlande und Luxemburg im Gange. (Kleine Enzyklopädie Deutsche Geschichte) seit [+temp, -simult, +Rf—>Rhist state, wie 1....]

seitab GEN LOKAL Selten, geh. „in der Nähe“. Vgl. abseits

Seitab der hauptstädtischen Magistralen findet man noch manch reizvolles Stück Alt-Berlin.

167

seitens GEN

AGENS Mit seitens (von Seiten) kann der Urheber einer Tätigkeit (zumeist sprachliche Äußerungen) verbunden werden. Das erklärt die häufig syntaktischen (oder auch nur se­ mantischen) Passivstrukturen. Vgl. von 8. 1. In der Sprache des Gerichtswesens oder bei ähnlichen Fällen, wo sich zwei Parteien gegenüberstehen.

Seitens des Beschuldigten/Vom Beschuldigten wurde erklärt, daß ganz besondere Umstände zu dem Versa­ gen geführt hätten. Seitens der Gewerkschaft/Von der Gewerkschaft kam sofort der Einspruch gegen die nicht berechtigte Kritik. Seitens einiger Mitglieder wurde behauptet,> Einige Mitglieder behaupteten, ... 2. Geh. in offiziellen Erklärungen, Kommuniques u. ä. auf hoher staatlicher Ebene.

Seitens der Hohen Vertragschließenden Parteien wurde nochmals die Bedeutung der Friedenssicherung hervor­ gehoben. seitens [Tagens, (Tinfo), Tsentens pass}

3. In Verbindung mit Personalpronomen als meinerseits, deinerseits, seinerseits, unser(er)seits/unsrerseits, eurerseits, ihrerseits

seitwärts GEN

LOKAL Selten. Geh. „in der Nähe“. Vgl. abseits Seitwärts der vielbefahrenen Route lag in der Tiefe des Waldes verborgen ein Gasthof.

168

statt GEN (DAT) Vgl. anstatt (An)statt eines Mopeds kaufte er sich ein Motorrad. Statt des Ministers sprach der Staatssekretär.

trotz GEN (DAT) KONZESSIV Entgegen einem Erfahrungswert, der sich auf das Sach­ verhaltswissen und den Regelfall bezieht, findet ein Er­ eignis statt. In dem trotz-Adverbial wird der objektive oder subjektive Umstand angegeben, der nicht die erwar­ tete Folge/Wirkung zeigt.

Bei dichtem Nebel kamen sie trotz der Markierungsbo­ jen vom Kurs ab. Trotz allen Fleißes erreichte sie das Ziel der Klasse nicht. Trotz dem Verbot des Schwimmeisters ging der Nicht­ schwimmer in das Becken. Mit der, aller, alle nur mit DAT Trotzdem/trotz alledem/trotz allem gelang der Mann­ schaft der Sieg.

trotz [ + caus 1, +konzess (+adversat +kond)j

über DAT 1. LOKAL 1.1. Lokalisierung unter Bezugnahme auf eine Basisflä­ che, zu der das Lokalisierte keinen Kontakt hat. Dabei befindet sich der Bezugsgegenstand eine Lage höher als die Basisfläche, unabhängig davon, ob Kontakte zu Sei­ tenflächen für Bezugsgegenstand und Lokalisator gelten.

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Die Sonne stand schon über dem Gebirge. Über der Straße hingen zur Messe große Reklamepla­ kate. Die Burgen standen hoch über der Saale, (vgl. ober­ halb) Über dem Eingang sehen Sie ein großes Wandbild. Der Inselsberg liegt 916 m über dem Meeresspiegel. bergm. über Tage (nicht im Schacht)

Er hat 20 Jahre unter Tage gearbeitet, jetzt ist er über Tage eingesetzt. übertr.

Er hatte kein Dach über dem Kopf, (keine Unterkunft haben) Er hielt sich nur mit Mühe über Wasser, (in Schwierig­ keiten sein) über [+loc, +stat, +plan, + horizontal, +bas, + superior, + spezial, ± kontakt]

1.2. Mit über wird angegeben, daß eine (horizontale) Flä­ che oder ein Körper bedeckt ist. Es besteht unmittelbarer Kontakt.

a) vgl. auf 1.1. Eine dichte Schneedecke lag über dem Land. Die Decke lag über der Couch. b) Über dem Grund des Sees hatte sich eine Schlamm­ schicht abgesetzt. Über der Troposphäre ist die Stratosphäre. Sie trug einen Mantel über dem Kleid. Man entfernte die neuere Farbschicht über der alten Bemalung. Noch hing über der Statue ein weißes Tuch. über [+loc, + stat, +vol/ + plan, + horizontal, + bas, +superior, +cuv, + kontakt] 170

1.3. Über gibt einen Passagebereich an, der bei einer kreisförmigen Bewegung nicht verlassen wird. Das Segelflugzeug kreist über dem Wald. Der Fischadler schwebt über dem See. Die Wolken zogen (hoch) über mir.

übertr.

Sie schwebte (mit ihren Gedanken) über den Wolken. über [ + loc, + pass, -trans, ( + circ)], Verb: +mov, +deloc 1.4. In übertr. Bedeutung nach allgemeinen Ortslagever­ ben zur Angabe dessen, daß etwas/jmd. besser ist als et­ was anderes/jmd. anderes oder bei Bezugnahme auf einen bekannten Durchschnitt diesen übertrifft.

Er stand über der Situation. Ein Lehrer kann nicht nur im Stoff stehen, er muß über ihm stehen. Sie stand geistig über ihm. Die Leistungen lagen über dem Durchschnitt/über den Anforderungen/über dem Erwarteten/über dem Nor­ malen.

1.5. In Sonderformen mit sitzen in der Bedeutung „inten­ siv an etwas arbeiten“. Sie sitzen über ihren Zeichentischen/über ihren Zeichnungen/über den Büchern/über der Arbeit/über dem Problem.

2. TEMPORAL-KAUSAL Selten. Bei subst. Infinitiven, die absichtsvolle Tätigkei­ ten wiedergeben. Diese werden so intensiv ausgeführt, daß es gleichzeitig zu einem nicht-intensionalen Vorgang kommt, der die absichtsvolle Tätigkeit unterbrechen kann. 171

Über dem Lesen ist er eingeschlafen. —* Als/Weil er so intensiv las, ist er eingeschlafen. Über dem Konspektieren/der Arbeit vergaß er alles an­ dere. —>Als/Weil er so intensiv konspektierte/arbeitete,...

Ähnlich auch, wenn ein außerhalb des Vorgangs-/Handlungsträgers gleichzeitig vor sich gehendes Geschehen so stört, daß ein anderes Geschehen nicht eintreten kann oder abgebrochen wird. Vgl. bei 4.1., wegen 1.1., von 7.2. Über dem Geschrei konnte sie nicht einschlafen. Über dem Lärm wachte er auf. über AKK 3. LOKAL 3.1. Über steht bei Direktionen auf Bezugsbereiche wie unter 1.1.

Über die Straße hängte man große Plakate. Über den Eingang hatte man ein Schild gehängt. über [-Hoc, + dir, +pian, + horizontal, + bas, + superior, + spezial, ± kontakt]

3.2. Über steht bei Direktionen auf Bezugsbereiche wie unter 1.2. Eine dichte Schneedecke breitete sich über das Land. Sie legte die Decke über den Tisch. Sie hängte das Kleid über den Bügel. Sie zog eine Strickjacke über das Kleid. Er tapezierte einfach über die alte Tapete. Er zog die Mütze über die Ohren. über [+loc, +dir, +vol/+plan, (Thorizontal, +bas), + superior, +cuv, + kontakt]

3.3. Ähnlich wie in 3.2. steht über nach bestimmten Ver­ 172

ben, doch wird dabei die Fläche nicht voll erfaßt, sondern nur distributiv.

Sie streute Pfeffer über (auf) den Salat. Mit einer Gießkanne läßt sich Wasser gleichmäßiger über die Blumen gießen als mit einem Schlauch. Das Kind hatte sein Spielzeug über den ganzen Raum verteilt. über [+loc, -F dir, +plan, +horizontal, +bas, + superior, +distr, + kontakt]

3.4. Über ist die auf horizontale Flächen bezogene P bei Passagerelationen. Dabei sind verschiedene Untergrup­ pen zu unterscheiden. Vgl. durch 1. a) Eine Grenzmarkierung wird bei der Fortbewegung überwunden.

Der Junge kletterte über die Mauer/den Zaun/das Hindernis. Wir fuhren bei Görlitz über die Grenze. Aufgrund der starken Regenfälle traten Bäche und Flüsse über die Ufer. über [ -i-loc, +pass, + trans, +plan, + horizontal, +bas, +limes, + kontakt]

b) Die zu überquerende Fläche ist nicht besonders mar­ kiert. Wenn man von Berlin nach Stockholm will, muß man über die Ostsee fahren oder fliegen. Sie setzten mit der Fähre über die Elbe. Dort, wo Wild über die Autobahn wechselt, muß man besonders vorsichtig sein. In dieser Gaststätte verkauft man Bier über die Straße/ außer Haus. Der Hubschrauber flog dicht über die Häuser zum Lan­ deplatz. 173

Von der Wartburg aus blickte er über Eisenach auf die Höhen des Thüringer Waldes. über [+loc, +pass, +trans, +plan, +horizontal, + bas, ± kontakt]

Auf solchen Passagerelationen beruhen Ortsangaben im DAT, doch sind sie nur ugs.

Er wohnt über der Straße./d.i. gegenüber dem Spre­ cherstandort auf der anderen Seite der Straße. c) Die gleiche Beziehung gilt, wenn Orte und Länder nur als Punkte auf einer Strecke aufgefaßt werden. Mit dem Zug kann man von Erfurt nach Berlin über Leipzig oder Halle fahren. Fährt diese Straßenbahn über den Hauptbahnhof? Auf der Hinfahrt in die Sowjetunion sind wir über Po­ len, auf der Rückfahrt über die CSSR gefahren.

über [+loc, + pass, +trans, +geogr punkt]

d) Die von der Bewegung betroffene (horizontale) Fläche wird nicht verlassen. Vgl. durch 1.2., 1.3. Sie gingen über die Wiese, um Pilze zu suchen. Wolken jagten über den Himmel. Die Fliege kroch über die Wand, (nicht horizontal) Der Sturm braust über das Land, (übertr. durch) Das Segelboot gleitet über den See. Sie strich dem Kind über die Haare.

So auch bei allgemeinen Verben des Sehens:

Er sah über die Weiten der Berge. Sein Blick schweifte über Berg und Tal. über [+loc, +pass, -trans, Fdistr, + plan, (+horizontal, +bas), ± kontakt]

174

e) In Sonderformen ist die Aufhebung des Gegensatzes zwischen Raum und Fläche möglich. Vgl. durch 1.4. über Berg und Tal, über Land und Meer, über/durch Stadt und Land 3.5. LOKAL-MODAL Mit bis über wird angegeben, daß eine Grenze an einer vertikalen Erstreckung nach oben hin überschritten wird. Eine solche Lokalisation läßt sich u. U. auch modal inter­ pretieren.

Nach dem Unwetter standen die Weiden bis über die Koppelzäune im Wasser. Er steckte bis über die Knöchel im Schlamm. Mit deutlicher modaler Komponente in: Sie wurde bis über die Ohren rot. (völlig) Er steckte bis über die Ohren/bis über den Kopf in Schulden. —> Er war völlig verschuldet.

über [-Hoc, (+modal), -l-plan, +vertikal, -Hirnes, + superior]

3.6. LOKAL-MEDIAL Mit über wird ein technisches Gerät der Informations­ übermittlung angegeben. Vgl. durch 2.5.

Ich habe davon über den Rundfunk erfahren. Über den Lautsprecher wurde die Zugverspätung be­ kanntgegeben. Über Mikrophon klingt seine Stimme ganz anders. über [-Hoc, +pass, + medial, +info] 3.7. SONDERFORMEN Deutlicher Bezug zu den einzelnen lokalen Subklassen. 175

über alle Berge sein (weit weg sein) Gras über etw. wachsen lassen (etwas in Vergessenheit geraten lassen) nicht über den eigenen Schatten springen können (nicht gegen seine Prinzipien handeln) etw. nicht über die Lippen bringen (etw. nicht sagen können) jmdm. das Fell über die Ohren ziehen/salopp: jmd. über die Löffel halbieren (jmd. betrügen) jmdm. über den Mund fahren (jmd. in seiner Rede schroff unterbrechen) jmdm. nicht über den Weg trauen (jmdm. nicht ver­ trauen) etw. übers Knie brechen (etw. (zu) schnell entscheiden) ugs. über den Durst trinken (zu viel Alkohol trinken) 4. Dem lokativischen Gebrauch steht über zur Angabe quantifizierter Erstreckungen nahe:

Über (die Distanz von) 50 km wurde der Geher sicherer Sieger, während er über 20 km nicht überzeugen konnte. Über 4 x 400 m (über vier mal vierhundert Meter) blieb die DDR-Staffel der Damen mehrere Jahre in der Welt ungeschlagen.

5. TEMPORAL 5.1. Selten. Vor quantifizierten Zeitbegriffen kann über angeben, daß etwas nach Ablauf der im Adverbial ge­ nannten Zeitspanne geschieht. Häufiger in 2.4. Über ein Jahr sehen wir uns wieder.

In Wortpaaren:



Über kurz oder lang sehen wir uns wieder, (früher oder später) Über Jahr und Tag (irgendwann in der Zukunft/nach langer Zeit) sehen wir uns wieder.

176

5.2. Vorangestelltes über bezeichnet eine Zeitspanne von meist irgendwie markierten Tagen, an denen das Gesche­ hen stattfmdet. Es kann aber vor diesem Zeitabschnitt be­ gonnen haben und nach ihm enden.

Er fuhr übers Wochenende nach Hause. Über Weihnachten fahren wir ins Gebirge. Über die Feiertage sind alle Geschäfte geschlossen. Über Mittag (in der Mittagszeit) ist er nicht zu Hause.

Sonderformen: Über Nacht (irgendwann in der Nacht) hat es ge­ schneit. Über Nacht (plötzlich) war er berühmt. Vgl. 5.3. über [+temp, + simult, + period, -Herrn quäl, + kontinuum] sw«

5.3. Nachgestelltes über steht, wenn über eine gewisse be­ grenzte Zeitdauer eine Kontinuität des Geschehens gege­ ben ist. Bestimmter Artikel, vorangestelltes Attribut als Maßangabe der Zeiterstreckung. Vgl. durch 4.1., lang

Die ganze Woche über wird er nicht zu Hause sein. Den ganzen Tag über hatte es geregnet. Den Winter über wird es nördlich des Polarkreises nicht hell. Die ganze Nacht über brannte in seinem Zimmer das Licht.

über [+temp, + simult, + period, -Herrn, + konti­ nuum] 5.4. Selten. Vgl. nach 2.

Es war weit über Mitternacht, als wir gingen.

6. MODALE SONDERFORMEN Angabe eines Grades, der höher liegt als ein als bekannt vorausgesetzter Durchschnitt. 177

Die Veranstaltung war über alle Maßen/über alles Er­ warten erfolgreich. Seine Arbeit wurde über Gebühr/ugs. über den grünen Klee gelobt.

7. GRADUIERENDE SONDERFORMEN Zwischen Zwillingsformen ohne Kasusforderung in der Bedeutung „sehr viele“. Auf der Pressekonferenz wurden Fragen über Fragen gestellt. Wir haben Pilze über Pilze gefunden. Menschen über Menschen strömten in das Stadion. So auch: Das Ralleyfahrzeug war über und über schmutzverkru­ stet. 8. Über vor Substantiven im DAT, die Maßangaben sind, und vor Zahlangaben ohne Kasusforderung gibt an, daß etwas höher als das Maß ist. Ggs. unter 5.

a) Der Einzelhandelspreis liegt über dem Großhandels­ preis. Seine Leistung lag über dem Erwarteten/über Niveau. Auch im Winter ist/steigt die Temperatur oft über Null. b) Keine P, sondern Gradadverb. Vgl. an 8.2., um 4.3. Mit über 800 Zuschauern war die Vorstellung gut be­ sucht. Von über 1000 Anhängern hatte der Rocksänger Auto­ grammwünsche erhalten.

um AKK 1. LOKATIV Mit um wird ein Lokalisationsbereich angegeben, der sich auf ein Zentrum bezieht. Die lokalisierten Gegenstände

178

können so angeordnet sein, daß sie eine geschlossene Kreisform bilden oder aber bogenförmig sind. 1.1. In dem oben beschriebenen Bereich sind die Gegen­ stände (relativ) stabil angeordnet oder befinden sich in einer nicht auf ein Ziel gerichteten Bewegung.

a) Die Häuser stehen (rings) um den Markt. Die Familie saß um den Tisch. Um Berlin gibt es viele Seen. Die Schüler hatten sich um den Lehrer versammelt. Sie trug ein Armband um das linke Handgelenk und eine Kette um den Hals.

b) In manchen Gegenden tanzt man noch um den Mai­ baum. Das Rad dreht sich um seine Achse. um [+loc, + stat/mov, + plan, + arc/cir'c, ± kontakt, + spezial]

c) Unter Zusatz von herum (in Circumposition oder beim Verb) bleibt die oben beschriebene Ortung erhalten, doch wird die kreis- oder bogenförmige Anordnung eher als eine ungefähre, nicht spezifizierte Lage/Bewegung ver­ standen.

Um den Markt herum wird jetzt viel gebaut. Um Halle und Leipzig herum ist die Chemieindustrie dominierend. Wir wohnen gleich um die Ecke herum. Die Schüler tobten um ihren Lehrer herum.

um...herum [+loc, + stat/ + mov, +plan, +arc/circ, ±kontakt, -spezial] 1.2. Mit um wird der Bereich einer Direktion angegeben, auf den die Bewegung zielt. Diese Bewegung ist bogenför­ mig. 179

Ich fahre das Auto nur schnell um die Ecke. Dort kann ich parken. Er legte den Arm um sie. Sie band sich ein Tuch um den Kopf.

um [+loc, + dir, + plan, + arc/ + circ, ± kontakt, + spezial]

1.3. Bei kommen oder anderen Fortbewegungsverben, mit denen eine Bewegung auf den Sprecher zu wiedergegeben wird, kann bei dem Adverbialzusatz herum mit um der wie in 1.2. gegebene Bereich zum Ausgangsort einer Be­ wegung werden. Vgl. hinter 1.3. Das Schiff kam langsam um die Landzunge herum. Da fuhr das Auto um die Ecke herum direkt auf mich zu.

um [ + loc, +exog, +plan, + arc, ± kontakt, + spezial]

1.4. Bei einigen Verben wird mit um + Pronomen ein meist nicht intentionales Geschehen angegeben, das sich von einem Zentrum aus distributiv nach allen Seiten aus­ breitet. Um trägt den Akzent. Das verletzte Tier schlug/trat wie wild um sich. Sie blickte erschrocken/wild/hilflos um sich. Das Feuer hatte schnell um sich gegriffen. um [+mov, -deloc, + multidir, +distr, (-intentio­ nal)] 1.5. SONDERFORMEN Lokale Verhältnisse mit Bezugnahme auf Körperteile. Als man sie lobte, wurde ihr warm ums Herz. Sie redete, wie es ihr ums Herz war. Er hatte viel um die Ohren, (viele Aufgaben zu lösen)

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Sie schlug sich die Nacht um die Ohren, (nicht schla­ fen, sondern etwas anderes tun) Er wollte sich frischen Wind um die Nase wehen las­ sen. (etwas in der Feme erleben wollen) Sie wickelte ihn um den Finger, (für sich gewinnen) Sie ging ihm um den Bart. (jmdm. schmeicheln) salopp: Man schmierte ihm Honig um den Bart.

2. TEMPORAL 2.1. Um (ohne Kasusforderung) steht fakultativ bei Uhr­ zeitangaben. Ersetzbar durch Punkt, genau. Komm bitte (um) 11 Uhr/um 11. Um 8 (Uhr) war er schon da, obwohl wir ihn erst nach 8 Uhr erwartet hatten. Uhr kann nur bei vollen Stundenangaben weggelassen werden, wenn die Ziffer nicht größer als 12 ist. Um steht nicht bei Uhrzeitangaben im prädikativen Gebrauch.

Es ist (genau) /(*um) 19 Uhr.

2.2. Nicht auf Uhrzeitangaben beschränkt ist um, wenn die ungefähre Zeitspanne angegeben werden soll, die sich auf als Zeitpunkte aufzufassende Zeitspannen und echte Zeitpunkte bezieht. Häufig mit herum (obligatorisch bei Uhrzeiten) und/oder so. Nicht bei Tageszeit- und Tages­ angaben.

Um die Jahrhundertwende wurde die deutsche Sozial­ demokratie zu einer Massenpartei. Um den 20. März herum blühen die Schneeglöckchen. Um Weihnachten lag im letzten Jahr schon Schnee. Wir kommen (so) um 16 Uhr herum. Um diese Zeit triffst du ihn sicher. um [ + temp, + simult, Tmoment ( +period), +tang] 181

3. MODALE SONDERFORMEN 3.1. Zwischen Zwillingsformen artikellos und ohne Ka­ susforderung als Ausdruck einer sich steigernden Wieder­ holung.

Stufe um Stufe arbeitete er sich nach oben. Er näherte sich Schritt um Schritt seinem Ziel. Obwohl ich Blatt um Blatt/Seite um Seite geprüft habe, fand ich den Fehler nicht. So auch:

Runde um Runde, Schluck um Schluck, Schlag um Schlag Meter um Meter kam er dem Ziel näher. 3.2. Mit temporalem Merkmal:

Jahr um Jahr, Monat um Monat, Woche um Woche, Tag um Tag, Stunde um Stunde Tag um Tag wuchs die Gefahr einer militärischen Aus­ einandersetzung. (im Laufe der Zeit sich steigernd) Ein Jahr ums andere war schon vergangen, ohne daß eine Lösung gefunden worden wäre, (zwei oder mehr Jahre) Er aß nur einen Tag um den anderen im Restaurant, (jeden zweiten Tag) 4. MASSANGABEN 4.1. Bei Vergleichen unter Bezugnahme auf Adjektiv(adverbien) im Komparativ.

Sie sah um vieles jünger aus als ich. Joachim war um einen Kopf größer als alle seine Mit­ schüler. Die Arbeit fiel um vieles besser aus als erwartet. Seine Leistung ist um nichts schlechter als die seines Kollegen. 4.2. Unter Bezugnahme auf eine über das als normal an­ genommene Maß hinausgehende Graduierung.

Der Rock war um 3 cm zu kurz.

182

Er schwamm (um) nur /lOO sec zu langsam, sonst hätte er gewonnen. Sie wäre um ein Haar (beinahe, fast) zu spät gekom­ men. 4.3. In Verbindung mit Zahlen als ungefähr, etwa. Ohne Kasusforderung. Keine P. Vgl. an 8.4., über 8.

Wie ich hörte, wird das neue Theater (so) um die 1000 Zuschauer fassen. Er fuhr (so) um die 50 Stundenkilometer (mit einer Geschwindigkeit von etwa 50 km/h) 5. KONDITIONALE SONDERFORMEN Er wollte um jeden Preis/um alles in der Welt (unbe­ dingt) den Wettkampf gewinnen. Um keinen Preis/um nichts in der Welt (keinesfalls) darfst du dich in diesem Zustand ans Steuer setzen.

um... willen GEN

KAUSAL-FINAL Relativ selten. 1. Kausal im engeren Sinne bei Abstrakta. Vgl. wegen, halber

Um der Gerechtigkeit willen muß gesagt werden, daß ich mich geirrt habe. Um des großen Ziels willen, das im Sturz des Faschis­ mus bestand, mußten die Antifaschisten ihre Mei­ nungsverschiedenheiten zurückstellen. 2. Kausal-final, überführbar in uw-zw-Konstruktionen.

Um seiner Gesundheit willen mußte er mit dem Rau­ chen aufhören. Um des lieben Friedens willen sah er sich das Show­ programm und nicht das Fußballspiel an.

183

3. In der Bedeutung „mit Rücksicht auf“. Um der Kinder willen/den Kindern zuliebe blieben die Eltern zusammen. Um seinetwillen hätte sie auf vieles verzichtet, er um ihretwillen auf nichts.

Mit Pronomen als um meinet-, deinet-, seinet-, ihret-, unsert-, euret- und ihretwillen. um...willen [+caus 1, +caus 2 abstrakt/+ final abstrakt/+ hum berücksichtigend]

4. SONDERFORMEN Zur Bekräftigung einer Aussage oder als Ausruf (der Be­ stürzung) Mach dir doch um Gottes willen/um Himmels willen darüber keine Gedanken. Um Gottes willen, jetzt habe ich doch die Suppe auf dem Gas vergessen.

unfern GEN

LOKAL Sehr selten. Vgl. unweit

ungeachtet GEN KONZESSIV Steht relativ selten vor Abstrakta (geh. in Postposition) in der Bedeutung „trotz“. Vgl. trotz. Meist» dann, wenn das Adverbialgeschehen von einer oder mehreren Personen beabsichtigt ist oder aber mit dem Substantiv Tatsachen u. ä. auf vorher Bekanntes Bezug genommen wird. Ungeachtet der Bitten/wiederholter Anfragen/der Be­ 184

schwerden der Anwohner wurde die Verbindungsstraße nicht für den Durchgangsverkehr gesperrt. Aller weiteren Beifallsbezeugungen ungeachtet fiel nach der zweiten Zugabe des gefeierten Tenors der Vorhang. Der Arzt stellte bei Herrn S. eine Schädigung des Kreislaufs fest. Ungeachtet dessen/dessen ungeachtet/ ungeachtet dieser Tatsache rauchte er weiter.

ungeachtet + kond)]

[+caus

1,

Tkonzess,

(+adversativ,

unter DAT

1. LOKAL 1.1. Lokalisierung unter Bezugnahme auf eine Basisflä­ che. Dabei befindet sich der Bezugsgegenstand eine Lage niedriger als die Basisfläche, unabhängig davon, ob Kon­ takt zu dem Lokalisator vorhanden ist (Ggs. auf 1.1.) oder kein Kontakt vorhanden ist (Ggs. über 1.1.). Die Geschenke lagen unter dem Weihnachtsbaum, [-kontakt] Der Brief fand sich unter dem Buch. [+kontakt] Sie trug ihre Tasche unterm Arm. Die Talstation liegt 225 m unter dem Gipfel, (vgl. un­ terhalb) Nur ein geübter Taucher kann sich längere Zeit unter Wasser aufhalten, (artikellos)

SONDERFORMEN

Bergm. Unter Tage ist die Arbeit auch heute noch schwer und nicht ungefährlich. (Vgl. über 1.1.) marit. Der Maschinenraum befindet sich immer unter Deck. (Vgl. an 1.6.) geh.verhüllend: Der Tote war nun schon zwei Jahre unter der Erde.

185

geh. Sie trägt ein Kind unter dem Herzen, (schwanger sein) ugs. med. Der Arzt hatte mich unter dem Messer, (ope­ riert werden) übertr. Besonderen Kunden verkaufte sie immer etwas unter dem Ladentisch, (etw. heimlich verkaufen) Wir leben unter einem Dach, (zusammen leben) Sie steckten unter einer Decke, (gemeinsame Sache machen, neg.) Ihm brannte der Boden unter den Füßen, (es wurde ge­ fährlich für ihn) Das Geld zerrinnt ihm unter den Fingern/unter den Händen, (es wird überraschend schnell weniger) unter [+loc, + stat, + plan, + horizontal, +bas, +sub, + spezial, ± kontakt]

1.2. Mit unter wird angegeben, daß eine (horizontale) Fläche oder ein Körper eine Lage tiefer als eine darauflie­ gende Fläche ist. Ggs. über 1.2. Sie trug unter dem Mantel ihr Abendkleid. Unter der Stratosphäre ist die Troposphäre. Unter der Farbschicht fand man Reste einer mittelal­ terlichen Malerei. Die elektrische Leitung liegt unter Putz.

unter [+loc, +stat/+ vol/+ plan, (+horizontal, + bas), +sub, +cuv, + kontakt]

1.3. Mit unter läßt sich ein lokalisierter Gegenstand/eine Person in eine Menge von mehr als zwei Gegenständen/ Personen einordnen, wenn sie gleicher Art wie der lokali­ sierte Gegenstand/Person sind. Vgl. inmitten 2., zwi­ schen 1.2. Unter den Gasen gibt es auch Edelgase.

186

Der neue Schüler hatte unter seinen jetzigen Klassen­ kameraden noch keinen Freund. Unter den Zuhörern waren auch einige Gäste aus dem Ausland. Unter den Anhängern der Friedensbewegung trafen wir Menschen mit unterschiedlichsten Ansichten. Er wollte unter Menschen sein, (nicht allein sein) Unter anderem (u. a.) sprach man auch von dir. Wir wollen das Problem unter uns klären. Sie wollten unter sich sein, (im engsten Kreise) Auf dieser Beziehung beruhen auch Verwendungsweisen, in denen der lokalisierte Gegenstand/Person gleicher Art nicht genannt wird.

Unter den Kindern gab es oft Streit. Das sollte man unter vier Augen besprechen. Sie hatten etwas unter Männern/von Mann zu Mann/ /unter Frauen/von Frau zu Frau zu besprechen. Unter uns gesagt (im Vertrauen gesagt): „Ich kenne ihn schon länger.“

unter [( + loc), + stat, 4-intmed, +L>2, +sem kon­ form, ± kontakt, -spezial] 1.4. Bei Bewegungsverben mit dem Adverbialzusatz her­ vor- wird mit unter der Ausgangsbereich einer Fortbewe­ gung angegeben.

Er zog den Brief unter den Büchern hervor. Das Kind hatte sich versteckt und schaute nun unter dem Bett hervor.

unter [+loc, +exo g, +plan (+hor izontal, +bas)/ +vol, +sub, +cuv, -kontakt]

2. UNTERORDNUNG Bei Personen oder Substantiven wie Führung, Leitung, Re­ gierung, Herrschaft u. ä. wird mit unter angegeben, daß je­ 187

mand etwas oder jemand untersteht bzw. bei bekannten Persönlichkeiten und Herrschaftsperioden eine zeitliche Einordnung erfolgt. Der Ton liegt auf unter.

Als Büffetier hat er die Getränke unter sich. Unter dem neuen Direktor wurde das Betriebsklima besser. Der Kranke stand unter ärztlicher Aufsicht. Mit temporaler Bedeutung: Unter Karl dem Großen erreichte das Frankenreich seine größte Blüte. Unter Bismarck wurde die Sozialdemokratische Partei verboten.

Bei leiden, stöhnen u. ä. kann unter auch als regiert aufge­ faßt werden. Unter der Herrschaft der deutschen Faschisten stöhnte ganz Europa. Unter der Hitze/Kälte/dem lang andauernden Regen litten weite Teile des Landes.

unter [+Subordination, (+temp, + simult, +hist period)]

3. MODAL Die Verwendung von unter in diesem Bereich ist breit ge­ fächert und eng an bestimmte Substantive gebunden. Zwei Verwendungsweisen lassen sich aussondern. 3.1. Als begleitender Umstand stellen die unter-Phrasen eine zweite Prädikation dar, die stärker exponiert ist als gleichartige Formen mit 5.2. Unter Tränen erzählte das Kind, was geschehen war. Unter großen Schmerzen schlich er nach Hause. Unter großem Beifall klang der Konzertabend aus. Er fügte sich der Entscheidung unter Protest/unter Druck.

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jur. Er sagte unter Eid aus. Die Verhandlung fand unter Ausschluß der Öffentlich­ keit statt. unter [+mod, +nebenprädikat, +koordinativ] 3.2. Mit einigen Deverbativen kann unter medial verwen­ det werden. Der Marathonläufer erreichte (nur) unter Aufbietung aller Kräfte das Ziel. Auch unter Vorspiegelung falscher Tatsachen gelang es ihm nicht, das Gericht von seiner Unschuld zu über­ zeugen. Der Rechtsanwalt verteidigte seinen Mandanten unter Berufung auf die Tatsachen. Der Dieb entkam unter dem Schutz der Dunkelheit seinen Verfolgern. Das Projekt konnte (nur) unter größten Schwierigkei­ ten (d. i. unter Überwindung der Schwierigkeiten) fer­ tiggestellt werden. unter [+mod, + medial, Tdeverbativ]

4. KONDITIONAL Unter kann in Verbindung mit einigen Abstrakta, die selbst das Merkmal der Konditionalität tragen können, Bedingungen wiedergeben. Dabei wird meist Bezug auf vorher Gesagtes/Bekanntes genommen. Alle Studenten bekommen ein Stipendium. Unter die­ sen Bedingungen können sie frei von materiellen Sor­ gen studieren. Unter anderen Verhältnissen wäre das nicht möglich. Nur unter der Voraussetzung, daß die Studie bis zum 31. Oktober vorliegt, ist ihre Drucklegung möglich.

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5. MASSANGABE Unter vor Substantiven im DAT, die Maßangaben sind, und vor Zahlangaben ohne Kasusforderung gibt an, daß etwas niedriger/weniger/geringer als das Maß ist. Ggs. über 8.

a) Der Großhandelspreis liegt unter dem Einzelhandels­ preis. Seine Leistung war unter allem Niveau/unter aller Ka­ none (ugs.). Sich darüber zu streiten war unter seiner Würde. Im Oktober sinkt/liegt die Temperatur nachts manch­ mal unter Null. ugs. Das ist Unter aller Kritik/unter Null, (sehr schlecht) b) Ohne Kasusforderung. Keine P.

Unter achtzehn Jahren kann man nicht heiraten. Mit unter 300 Zuhörern war das Konzert schlecht be­ sucht.

6. FUNKTIONSVERBGEFÜGE Mit dem Verb stehen und unter-Fügungen wird angege­ ben, daß sich jmd./etw. in einem Zustand befindet, der von dem Substantiv der unter-Phrase bestimmt wird. Das Schiff steht unter Dampf. Der Kessel steht unter Druck. Die Leitung steht unter Strom. Er stand unter Alkohol. Unter Alkohol (stehend) darf man nicht Auto fahren. So auch: unter Zwang, unter Schutz, unter Vormundschaft u. ä.

Mit anderen Verben: Sie halten die Kessel unter Feuer. Die Stadt lag unter Beschuß. marit. Das Schiff fuhr unter vollen Segeln/unter Volldampf/ unter fremder Flagge.

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7. SONDERFORMEN Tucholsky veröffentlichte in der „Weltbühne“ unter ei­ genem Namen oder unter Pseudonym. „Furcht und Elend des dritten Reiches“ von Brecht sollte ursprünglich unter dem Titel „Deutschland - ein Greuelmärchen“ erscheinen. Du kannst mich unter (der Rufnummer) 5 3142 errei­ chen.

math.: Die Linie neigt sich unter einem Winkel von 75°.

unter AKK 8. LOKAL 8.1. Unter steht bei Direktionen auf solche Bereiche wie in 1.1. Sie legten die Geschenke unter den Weihnachtsbaum. Er schob den Brief unter das Buch. Sie klemmte die Tasche unter den Arm. Das Kind schaute unter das Bett, denn es suchte seine Schuhe.

ugs. Am Dienstag hatten sie ihn unter die Erde gebracht, (jmd. bestatten) Morgen kommt er unters Messer, (operiert werden)

SONDERFORMEN Er hatte seine Arbeit endlich unter Dach und Fach ge­ bracht. (etwas abschließen) Nach längerer Diskussion kamen sie doch unter einen Hut. (sich einigen) Er steckte seine Beine unter Mutters Tisch, (sich zu Hause versorgen lassen)

unter [+ loc, +dir, +plan, + horizontal, +bas, +sub, + spezial, ± kontakt] 8.2. Unter steht bei Direktionen auf solche Bereiche wie in 1.2.

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Bei der Kälte zog sie sich eine Strickjacke unter den Mantel. Die Elektriker legten die Leitung unter Putz. unter [+loc, + dir, +vol/+plan ( + horizontal, + bas), +sub, +cuv, + kontakt] 8.3. Unter steht bei Direktionen auf solche Bereiche wie in 1.3.

Sie ging gern unter Menschen, während er lieber zu Hause saß. Ein Gerücht kommt manchmal schneller unter die Leute als eine offizielle Nachricht. Unter die Studenten hatten sich auch ein paar Ober­ schüler gemischt. Sie mengte noch etwas Zwiebel unter die Tomatenund Gurkenscheiben.

unter [+loc, + dir, 4-intmed, +L>2, +sem konform, ± kontakt, -spezial]

9. FUNKTIONSVERBGEFÜGE Ein in 6. beschriebener Zustand wird eingeleitet. Ohne Artikel. setzen, z. B.

unter Dampf/Druck/Feuer/Alkohol setzen

stellen, z. B.

unter Quarantäne/Schutz/Aufsicht/Vormundschaft/ Beobachtung/Kontrolle stellen % nehmen, z. B. unter Feuer (mil.)/unter Beschuß (mil.)/unter Kon­ trolle nehmen

192

unterhalb GEN LOKAL Eine gedachte oder existente Grenzlinie trennt eine verti­ kale oder in Schräglage befindliche Fläche in eine untere und eine obere Hälfte. Wird etwas in der unteren Hälfte unter Bezugnahme auf die Grenzlinie lokalisiert, steht unterhalb. Ggs. oberhalb

Er hatte sich eine Zerrung unterhalb des Knies zugezo­ gen. Die Kühe weideten unterhalb des Waldes auf einer Wiese. unterhalb [+loc, +stat, Fplan, +vertikal, + sub limes]

unweit GEN

LOKAL Selten. Mit unweit wird eine nicht näher bestimmte Lage zu einer Fläche oder einem Körper wiedergegeben. Vgl. bei 1.1., 1.2. Häufige Umschreibung ist in der Nähe. Ich stand unweit der Stelle, an der es zu dem Unfall kam. Seine Eltern wohnten unweit des Bahnhofs.

vermöge GEN

KAUSAL Selten. Phrasen mit vermöge drücken in komprimierter Form aus, daß etwas aufgrund bestimmter Eigenschaften eine Wirkung hervorzubringen vermag. Vermöge seines Einflusses gelang es dem Dramatur­ gen, dem jungen Künstler diese Rolle zu übertragen. 193

Glaswolle wird vermöge ihrer schalldämpfenden und wärmedämmenden Eigenschaft immer häufiger im Bauwesen verwendet.

voll (er) Oft ohne erkennbare Kasusforderung. (GEN/ DAT)

1. MODAL KoZ/(er)-Phrasen mit Deadjektiven geben den hohen Grad eines Umstandes an, der eine zweite Prädikation darstellt, die neben der Prädikation des Satzes steht. Vgl. mit 5.2. Voll(er) Freude sah sie sich das Zeugnis ihrer Tochter an. —> Mit großer Freude sah sie sich das Zeugnis ihrer Toch­ ter an. —* Sie sah sich das Zeugnis ... an und war voller Freude. Er nahm die Nachricht voll(er) Zweifel zur Kenntnis.

Bei Attribuierungen GEN/DAT schwankend. Selten. Sie hörte ihm voll innigsten Mitleids/voll innigstem Mitleid zu.

Geh. nachgestellt: Des innigsten Mitleids voll (GEN) sprach er ihr seine Anteilnahme aus. voll(er) [+mod, +deadj/adjadv) = nebenprädikat, +grad]

2. ZUSTANDSTRÄGER In Sätzen mit wenig spezifizierten Verben, die eine Orts­ befindlichkeit wiedergeben (sein, stehen, liegen) können die Zustandsträger mit voll(er) angegeben werden, wenn der Lokalisationsbereich (das Subjekt) von den Zustands­ trägern gefüllt ist. 194

Der Saal war voller Menschen/voll von Menschen. —» Sehr viele Menschen waren in dem Saal. Ihre Augen standen voller/voll von Tränen. Der Arbeitstisch lag voller Manuskripte/voll von Ma­ nuskripten, Materialien, Zeitungen und Zeitschriften. Der Apfelbaum hängt voller Früchte/voll von Früch­ ten.

voller/voll von [Estat, E zustandsträger, +hol], Subjekt (Objekt) = Lokalisator

Ebenso bei haben: Er hatte die Hände voller Blumen. Sie hatte die Augen voller Tränen. Geh. nachgestellt mit GEN: Sie war über dieses Theaterstück des Lobes voll.

3. PATIENS Bei unpräfigierten Verben des Beförderns kann mit voll das PATIENS (das Beförderte) wiedergegeben werden. Bedingung ist, daß bei der Beförderung der Lokalisations­ bereich (Akkusativobjekt) gefüllt wird. Dabei verbindet sich voll mit Stoffnamen oder mit Substantiven im PI. Er spritzt seine Freundin voll Wasser. Er spritzt (sehr viel) Wasser auf seine Freundin. Er füllte das Glas voll Wein. Die Arbeiter luden den Wagen voll Sand. Die Arbeiter luden den Wagen voll Haushaltswaschma­ schinen.

voll [Emov deloc, Epatiens, Ehol], Akkusativobjekt = LOC GOAL

195

von DAT 1. LOKAL 1.1. Mit von wird der Ausgangsbereich einer Fortbewe­ gung angegeben, wenn dieser Bereich nicht räumlich ge­ sehen wird. Vgl. aus 1.1. So korrespondiert von mit Orts­ lage- und Direktionalpräpositionen außer in und mit der Passagepräposition über. Für von ist Kontakt kein rele­ vantes Merkmal.

Er nahm sich das Buch vom Tisch. Sie nahm das Bild von der Wand. Die Mutter rief die Kinder von der Straße. Der Zug fuhr schon von Paris verspätet ab. Der Reiter stieg vom Pferd, der Kradfahrer von seiner Maschine. Sie wischte sich die Tränen vom Gesicht. Sie waren zu spät von zu Hause/Zuhause weggegan­ gen. Og. Beschreibung erklärt auch die Kombination von Lo­ kaladverbien und von. Ggs. nach 1.3. von oben, von unten, von draußen, von drinnen, von links, von rechts, von ferne, von nah und fern, mit DAT: von weitem, von nahem von [+loc, +exog, +plan, ± kontakt, + spezial], + adv loc

Bei Lokalisationsbereichen, die sowohl räumlich als auch flächig gesehen werden können, ist mit Bedeutungsunter­ schied von oder aus möglich: Er nahm das Buch aus dem Regal/vom Regal. (Regal­ fach/Regalbrett) Er stieg aus dem Lastkraftwagen/von dem Lastkraftwa­ gen. (Fahrerhaus/Ladefläche) Der Einzelhändler bekommt seine Waren von dem Be­ trieb, manchmal holt er sie sich selbst aus der Fabrik.

196

1.2. Von ist die einzige P, mit der Ausgangsbereiche wie­ dergegeben werden, deren Zentren belebte Wesen sind.

Erst nach Mitternacht gingen wir von unseren Freun­ den weg. Das Feierabendheim bezog das Gemüse von den Kleingärtnern. Jeden Sonnabend holte er frische Brötchen vom Bäkker. Geh. verhüllend:

Er ist für immer von uns gegangen (verstorben).

1.3. Mit von werden Namen von Inseln, Halbinseln und Himmelsrichtungen als Ausgangsbereiche angegeben. Das Schiff kam von Rügen (artikellos), vom Darß (best. Artikel). Von Norden (artikellos) wehte ein böiger Wind.

Steht es bei Namen von Orten, Staaten, Gebirgen u. ä., so ist von eher als Karteneintragung zu verstehen bzw. als eine allgemeine Angabe des Ausgangsbereiches. Vgl. aus 1.2. Der Zug kommt von Berlin. Die DDR bezieht den größten Teil des Erdöls von der Sowjetunion. Vom Thüringer Wald wehte ein heftiger Wind.

1.4. Zumeist mit kommen, wenn der Ausgangsbereich eine Zusammenkunft geselliger Art oder des Informa­ tionsaustauschs ist und nicht direkt auf das Verlassen eines solchen Bereichs Bezug genommen wird. Vgl. aus 1.4.

197

Sie kamen von der Party. Wir waren früher von der Konferenz abgefahren. Als wir von der Beratung kamen, trafen wir Herrn B.

Ebenso steht von, wenn ein zwar dimensional erfaßbares Gebäude als Institution oder allgemeiner Orientierungs­ punkt aufgefaßt wird.

Ich kam gerade vom Rathaus, wo ich die Angelegen­ heit klären wollte.

mbhhhhhhhhhmbhbhhhbbhhbhhhhmhhhhhhhhhhhhh von [+loc, +exog, -Hnstitut, + party/ + info] 1.5. Ko/i-Phrasen treten oft gemeinsam mit Direktionaladverbialien auf. Dabei unterliegt die P-Wahl in der Direktionalphrase den bei den entsprechenden P genannten Bedingungen. a) von... auf Der Junge kletterte vom Zaun auf den Baum. Der Artist sprang vom Trapez auf die Matte. Die Kühe liefen vom Hof auf die Wiese. Er trat von einem Fuß auf den anderen, (nervös sein) b) von ... bis

Wir fuhren von Berlin bis Rostock mit dem Zug, dann nahmen wir den Bus. (Vgl. e)) Die Eisenbahnstrecke von Berlin bis Rostock wurde elektrifiziert. (Erstreckung) Sie war von Kopf bis Fuß (vollständig) auf Liebe einge­ stellt. (artikellose Sonderform) Die Geschichte war von A bis Z erfunden.

c) von ... bis zu

»

Das Kind ging schon von zu Hause bis zum Kindergar­ ten allein. Die Straßenbahn fährt jetzt vom Bahnhof bis zum (bis ins) Neubaugebiet.

198

Er brauchte von der Haltestelle bis zum Bäcker etwa 20 Minuten. d) von... in

Er Er Er Er

sprang vom Steg ins Boot. ging vom Hof ins Haus. ist vom Osten der Stadt in den Westen verzogen. ist von hier aus direkt in die Hauptstadt gefahren.

e) von ... nach

Der Zug fährt von Leipzig nach Eisenach, als Schnell­ zug aber nur bis Erfurt. Er telefonierte von hier nach Dresden. Handwerker wanderten früher von Norden nach Süden, von Westen nach Osten, ja durch das ganze Land. f) von... zu Der Ober ging von einem Tisch zum anderen. Von dir zu mir sind es nur ein paar Schritte. (Erstrekkung) Er blickte von ihm zu ihr, dann von der Mutter zum Vater.

In Sonderformen artikellos, oft das Ganze erfassend, für das die Substantive nur Markierungen sind.

Das Eichhörnchen hüpfte von Ast zu Ast. (nicht nur: von einem Ast zum anderen) Von Haus zu Haus, von Stadt zu Stadt, von Land zu Land, ja von Kontinent zu Kontinent verbreitete sich die Bewegung gegen die Atomraketen. Sie war schon von Arzt zu Arzt gelaufen, ohne daß ihr einer hätte helfen können. So auch: Über die Vergabe von Wohnungen muß von Fall zu Fall anders entschieden werden. Der Sportler wird bei seinem intensiven Training von Mal zu Mal besser.

199

Ebenfalls mit der Bedeutung „vollständig“ von ... bis zu in stehenden Verbindungen: Sie durchsuchten das Haus vom Keller bis zum Boden, ohne das Kind zu finden. Er war vom Scheitel bis zur Sohle ein Gentleman.

1.6. Von mit Modifikatoren nach dem Substantiv steht dann, wenn nur der Ausgangsbereich als Grenzbereich genannt wird. Häufig in Verbindung mit einer Wahrneh­ mung oder einer Fortbewegung ohne Direktion. Von diesem Turm (aus) kann man weit sehen. Von der Straße herauf hörte sie die Autos. Wir gehen von hier aus/ab zu Fuß. Das Manuskript muß von hier an/ab geändert werden. Von Leipzig aus fahren wir mit dem Zug.

So auch: Der neue Bürgermeister ist von Hause aus Bauinge­ nieur. (von Beruf) Von seinem Standpunkt aus handelte er richtig. Im Sonderverkauf gibt es Taschen von fünfzehn Mark an (aufwärts).

von aus (ab, an, her-) [-Hoc, +exog, +limes] 1.7. SONDERFORMEN

jmdm./für jmd. die Sterne vom Himmel holen (für jmd. alles, was möglich ist, tun) ein Stück vom Blatt spielen (ohne Vorbereitung nach Noten musizieren) vom Hundertsten ins Tausendste kommen (bei einer Erzählung sehr weitschweifig und immer weniger the­ magebunden) von der Hand in den Mund leben (nicht voraus­ schauend leben) jmd. von oben herab behandeln/ansehen (hochmütig, überheblich) 200

etw. von sich aus vorschlagen/tun/entscheiden (ohne die Beteiligung anderer) etw. von sich werfen/schütteln/tun (ablehnen) etw. von sich weisen (ablehnen) 2. TEMPORAL 2.1. Mit Modifikator nach dem Substantiv/Adverb wird eine Zeitspanne mit Angabe des Anfangspunktes wieder­ gegeben. Die Adverbialzeit folgt im Unterschied zu seit 1. in der Regel der Sprechzeit und ist perspektivisch. Sol­ che Phrasen mit von und Modifikator werden ugs. oft zu ab 2. gekürzt.

a) Mit Adverbien ab/an Von heute an/ab ist die Straße gesperrt. Von morgen an/ab geht sie wieder in die Schule. Von nun an/ab/ /von jetzt an/ab wollen wir uns nicht mehr streiten.

b) Mit Substantiven an/ab Vom nächsten Monat an/ab arbeitet sie in Erfurt. Vom Ersten an/ab läuft das nächste Rechnungsjahr. Sonderform:

Von Stund an (von diesem Augenblick an) ging es ihr wieder besser.

c) Selten mit auf Von klein auf lebte sie in dieser Stadt. Von Kindheit auf/von frühester Jugend auf zeigte sie sich als besonders sprachbegabt.

d) Mit her, wenn keine Zeitbegriffe in der Präpositional­ phrase enthalten sind. Wir kennen die Not noch vom Krieg und der Nach­ kriegszeit her. Sie war noch vom Urlaub her braun. Von alters her/von jeher (seit alten Zeiten) feiert man

201

in Europa um die Zeit der Wintersonnenwende ein Fest. Von vornherein (von Anfang an) begeisterte der Pop­ sänger seine Anhänger. e) Ohne Modifikator in festen Verbindungen

Er begann seinen Vortrag noch einmal von vorn (von Anfang an). Jetzt fing er noch einmal von vorne an (mit dem An­ fang). geh.:

Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltge­ schichte aus, und ihr könnt sagen, ihr seid dabeigewe­ sen. (Goethe) von + Modifikator [+temp, (Ro—*Rt), (+perspekt), +period, -Herrn] 2.2. In Korrelation mit Präpositionalphrasen, die das Ende einer Zeitspanne angeben, gibt die won-Phrase den Beginn einer Zeitspanne wieder, die so zweiseitig be­ grenzt ist.

a) Die Geschäfte sind von Montag bis Freitag geöffnet. Der Sommerfahrplan gilt von Mai bis September. Die Weimarer Republik bestand von 1919 bis 1933. b) Die Wanderer waren vom Morgen bis zum Abend un­ terwegs. Die Schüler arbeiteten vom Anfang der Stunde bis zu deren Ende eifrig mit. c) Wir feierten vom späten Nachmittag bis weit nach Mit­ ternacht den erfolgreichen Abschluß der Arbeit. Von seiner Jugend bis ins hohe Alte‘r war er sportlich aktiv. d) SONDERFORMEN In der Nacht von Sonnabend auf/zum Sonntag wurden die Uhren um eine Stunde zurückgestellt.

202

Das läßt sich nicht von heute auf morgen erledigen, (sofort)

von ...bis [+temp, + start—>period-»limit] 2.3. a) Kon-Phrasen in Kombination mit zw-Phrasen mit gleichen Zeitbegriffen geben eine nicht näher be­ stimmte Zeitspanne an, in der sich eine im Satz ausge­ drückte Intensivierung des Geschehens vollzieht.

Von Stunde zu Stunde wurde die Stimmung lockerer. Von Jahr zu Jahr erholten sich in den Kurorten des Thüringer Waldes mehr Urlauber. Von Minute zu Minute nahm sein Vorsprung zu. b) Als wiederholtes Geschehen in unbestimmten Zeit­ spannen

Von Mal zu Mal (immer, wenn ich sie sah) war sie schöner geworden. Von Zeit zu Zeit seh ich den Alten gern. (Goethe) 3. MODAL 3.1. Ko/i-Phrasen geben die materielle Beschaffenheit in Prädikativen oder Attributen an. Es steht meist bei Stof­ fen hoher Qualität. Artikellos. Vgl. aus 2.1. Der Ring ist von purem Gold. Bei der festlichen Premiere sah man Roben von Samt und Seide. Er hatte ein Herz von Stein, (übertr.)

3.2. Ebenfalls in Prädikativen oder Attributen wird eine bemerkenswerte Eigenschaft eines Gegenstandes/einer Person angegeben. Artikellos. Sie war von außergewöhnlicher Schönheit. 203

Die Inszenierung war von besonderer Aussagekraft. Die neue Legierung ist von außergewöhnlicher Korro­ sionsbeständigkeit. Goethe war ein Mann von außergewöhnlicher Bega­ bung. von [+mod, +eigenschaft, Tgrad quäl]

3.3. Nur attributiv, wenn eine bestimmte Eigenschaft durch einen Vergleich angegeben wird. Der Vergleichsge­ genstand erscheint im Substantiv, die verglichene Sache im Attribut. Er war ihr als Riese von einem Mann in Erinnerung. Er hatte das Prachtexemplar von einem Hirsch schon vor dem Gewehr gehabt, aber nicht geschossen. 3.4. Ebenfalls attributiv, wenn im Substantiv angegebene personifizierte Graduierung auf einen bestimmten Be­ reich eingegrenzt wird.

Johann Wolfgang v. Goethe war bestimmt kein Hüne von Gestalt, aber ein Riese von Geisteskraft.

Meist mit Bezug auf prädikative Adjektive: schwer/langsam von Begriff sein klein/groß von Statur sein

3.5. Als attributive Maßangabe Für das neue Regal brauchte er noch ein Brett von 2 Metern (Länge).

3.6. Als Teil einer Menge Das letzte Stück von dem Brot bekam Peter. Einer von uns kann nur gewinnen. ' Von dem Erbe hat sie den größten Teil bekommen. 4. HERKUNFT (übertr) Meist in prädikativischen Sätzen unter Bezugnahme auf Personen zur Angabe der HERKUNFT. Vgl. aus 2.3. 204

Franz Liszt war von Geburt Ungar, lebte aber viele Jahre in Weimar. Mein Bruder ist von Beruf Tischler, arbeitet aber schon viele Jahre bei der Berufsfeuerwehr. Jenny, seine Frau, war von Adel, (von adliger Her­ kunft) Seine Frau ist/kommt/stammt vom Lande/vom Dorf. 5. Bei Verben wie kaufen, bezahlen u. ä. steht von ME­ DIAL vor spezifizierten Geldangaben. Oft ist im Unter­ schied zu mit eine partitive Komponente gegeben.

Von seinem ersten Lohn kaufte er sich einen neuen Anzug, (nicht mit dem ganzen Lohn, sondern mit einem Teil des Lohns) Er bestritt die kleineren Ausgaben von seinem Ta­ schengeld. Von ihrem Einkommen konnte sie gut leben. von [+medial, + Finanz, + spezial, + partitiv]

6. SONDERFORM INSTRUMENTAL. Vgl. mit 3.3. Kunsthandwerkliche Gegenstände werden von Hand (manuell) hergestellt. Das Aggregat kann automatisch, teilautomatisch oder von Hand gesteuert werden.

7. KAUSAL 7.1. Mit vom vor substantivierten Infinitiven wird wieder­ gegeben, daß eine bestimmte Handlung die Ursache eines Geschehens/Zustandes ist.

Vom vielen Singen und Schreien war die ausgelassene Gesellschaft schon heiser. Vom Maschineschreiben tat ihr der Rücken weh. Nicht infinitivisch, aber mit gleichem Bezug:

Von der vielen Arbeit war er ganz erschöpft. 205

Von dem weiten Weg (vom Gehen/Laufen/...) spürte sie kaum noch ihre Beine.

von [ + caus 1, 4-caus 2, Faction, -prozess, 7.2. Ein Naturereignis o. ä. wird als Ursache eines Zu­ standes mit von angegeben. Steht der Verwendung in 8. nahe.

Die Waldwege waren von den starken Regenfällen grundlos. Von Frost und Kälte, Regen und Wind waren die Stra­ ßen stark beschädigt. Von dem Geruch und der Hitze war ihm schon ganz übel. Er hatte sich die Erkältung bestimmt von der Zugluft geholt, die Hände waren blau vom Frost, das Gesicht rot vom Fieber. von [+caus 1, +caus 2, +nat, -prozess] 7.3. SONDERFORMEN

Der Junge hat das Geschirr abgewaschen. Er hat es von selbst/von selber/von sich aus/von allein (aus eige­ nem Antrieb) getan. Daß man bei Rot nicht über die Kreuzung fährt, ver­ steht sich (wohl) von selbst, (ohne es begründen zu müssen) Von nichts kommt nichts. (+kond: Wenn man nichts tut, kann es auch zu nichts kommen) 8. AGENS Mit von wird in passivischen Sätzen der Urheber angege­ ben. Vgl. durch 2.4. ‘

Beim Schachspiel wurde er meist von seiner Tochter besiegt. Der Zeuge wird von dem Polizisten zu dem Unfall be­ fragt. 206

Das Bergdorf wurde von einer Lawine zerstört. Der Verlag hat das Manuskript vom Verfasser pünkt­ lich zugeschickt bekommen. Die Tochter kriegt zu Weihnachten von ihren Eltern die ersten Skier.

9. ATTRIBUT Von ist die verbreitetste P in präpositionalen Attributen. Neben den möglichen Umformungen aus präpositionalen Objekten und Adverbialien drückt es weitere Verhältnisse aus. Vgl. auch 3. E. hat eine Zeichnung von Goethe erworben. —> eine Zeichnung, die Goethe gehört hat [Tpossessiv] —> eine Zeichnung, die Goethe angefertigt hat [+agentiv] eine Zeichnung, die Goethe darstellt [+patiens]

Attribute mit Nullartikel, denen eigentlich ein Genitiv entspricht (Genitiversatz), werden mit von angeschlossen, wenn der Genitiv nicht signalisiert werden kann. Das Befahren von Privatwegen/gekennzeichneter Pri­ vatwege geschieht auf eigene Gefahr. Der Vertrieb (von) jugendgefährdender Literatur ist verboten.

Bei Verbalabstrakta wird das Agens als präpositionales Attribut nicht mit von, sondern mit durch 2.1. wiederge­ geben.

In „Kabale und Liebe“ wandte sich Schiller gegen den Verkauf von Landeskindern durch die Fürsten. —> ...dagegen, daß Landeskinder von den Fürsten ver­ kauft wurden.

Eine Bestimmung, durch die etwas gekennzeichnet wird, gibt man mit von an: Die Frau von heute hat eine Berufsausbildung, ist fi­ nanziell selbständig und juristisch gleichberechtigt. 207

Der Sturz (von) vorhin hat mich doch betroffen. In dem Gespräch (von) gestern/Montag kam die Ge­ haltserhöhung zur Sprache.

10. Als Adelsprädikat vor Namen veraltend, steht im Zu­ sammenhang mit lokaler Herkunft. Gottfried von Straßburg, Hartmann von Aue, Walter von der Vogelweide Gustav II. Adolf, König von Schweden, fiel bei Lützen. Die Fürsten von Thurn und Taxis haben auch heute noch einen großen Grundbesitz.

von ... her DAT

KAUSAL-MODAL Mit von... her kann angegeben werden, daß eine von mehreren Eigenschaften als begründend für eine Bewer­ tung ausgewählt wird. Von der äußeren Form her (vom äußeren her) war die Lehrerin mit dem Aufsatz nicht zufrieden. Der Fauststoff ist von seiner Bedeutung her für die eu­ ropäische Geistesgeschichte kaum zu überschätzen. Er gefiel ihr vor allem von seiner Art her. Von der Grundidee her kann man dem Verfasser zu­ stimmen, doch erscheinen die Lösungen zu hypothe­ tisch. von... her (+mod, +qual, +caus 1, + caus 2 partitiv]

von Seiten GEN. Vgl. seitens

208

von... wegen GEN KAUSAL-MEDIAL In festen Verbindungen wird eine nicht näher spezifi­ zierte Dienststellung oder eine (schriftliche) Anweisung in der Präpositionalphrase genannt, aufgrund derer oder mittels derer etwas durchzusetzen ist. Artikellos.

Er beschäftigte sich von Berufs wegen und in der Frei­ zeit mit Briefmarken, arbeitete er doch bei der Post. Die Werterhaltung in den Innenstädten wird jetzt auch von Amts wegen/von Staats wegen durchgesetzt. Von Rechts wegen steht ihm als Schwerbeschädigtem ein Schonplatz zu. (nach dem Gesetz) ugs.:

Von Rechts wegen (eigentlich) müßte ich das Angebot ablehnen, denn ich weiß nicht, ob ich das kann. ugs. als ablehnender Ausruf:

Ich soll dich gewinnen lassen! Von wegen!

vor DAT

1. LOKAL 1.1. Die Präpositionalphrase gibt als Lokaladverbial die Bezugnahme auf eine als Vorderseite ausgezeichnete ver­ tikale Fläche an. Ggs. hinter 1.1.

Das Taxi hält vor dem Standesamt. Die meisten Neubauwohnungen haben vor dem Wohn­ zimmer einen Balkon. Die Grenze verläuft hier vor dem Wald. SONDERFORMEN

Der Winter steht vor der Tür. (bald kommen) Jeder kehre vor seiner Türe! (sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern) 209

Der Zug ist mir vor der Nase weggefahren, (den Zug im letzten Augenblick verpassen) von einem Rätsel/einer Aufgabe/einem Problem/... stehen etw./jmd. vor sich sehen (s. etw./jmd. vorstellen) etw. vor sich haben (z. B.: Ich habe nächste Woche eine Prüfung vor mir.)

marit.: Das Schiff liegt vor Anker, (artikellos) Das Schiff segelt vor dem Wind/liegt gut vor dem Wind. (vgl. mit 1.) Die Nebelbank lag vor Rügen. bergm.:

Der Hauer leistet vor Ort (an der Abbaustelle unter Tage) noch immer schwere körperliche Arbeit. übertr.:

Die Kommission begab sich vor Ort/überprüfte vor Ort die Lage, (allgemein dort, wo etwas geschehen ist oder geschehen soll) vor [+loc, +stat, +plan, -^vertikal, + front, + spezial]

1.2. Die Vorderfläche wird im Unterschied zu den ande­ ren Vertikalflächen als dominant gesehen. Daraus erge­ ben sich bestimmte Konventionen. Die Straßenbahn hält vor dem Bahnhof/vor dem Bahn­ hofsgebäude. Der Zug hielt vor dem Bahnhof/von der Einfahrt in das Bahnhofsgelände. Der Vogel sitzt in seinem Bauer vor dem Fenster, (von innen gesehen im Raum, also vor 1.1.) Der Vogel sitzt vor dem Fenster im Futterhaus. (Wenn von außen gesehen, dann vor 1.1., wenn aber von innen

210

gesehen, dann eigentlich hinter 1.1., also konventionalisiert.) Wir haben jetzt vor der Stadt/außerhalb der Stadt einen kleinen Garten.

vor [+loc, +§tat, +plan, + vertikal, + front konventional, + spezial] 1.3. Bewegen sich mindestens zwei Personen/Gegen­ stände in gleicher Richtung, so wird mit vor die Person/ der Gegenstand angegeben, die einer anderen Person/ einem anderen Gegenstand folgt. Oft Bewegungsverben mit her-. Ggs. hinter 1.2.

Der Tambourmajor marschierte vor dem Spielmanns­ zug (her). Der Polizist fuhr mit seinem Motorrad vor dem Spe­ zialtransporter (her). Sonderform: Die Hindernisläufer hatten das schwerste Stück der Strecke mit dem Wassergraben noch vor sich. vor [+loc, H-dir, +dir konform, + front, +distanz] 1.4. Wenn sich der Betrachter in linearer Bewegung be­ findet, die mit zeitlicher Folge verbunden ist und bei der lokale Bezugspunkte passiert werden, wird mit vor der Zielpunkt angegeben, der nach Passage anderer genann­ ter Bereiche erreicht wird. Verb: kommen. Vgl. nach 1.2.

Wenn Sie in Eisenach aussteigen wollen, haben Sie noch Zeit. Vor Eisenach kommt erst noch Gotha, und jetzt sind wir erst in Erfurt. Vor dem kleinen Bach kommt noch ein Weidezaun, dann sind wir am Ziel. vor[+loc, +temp T! Klaus rief an, weil er etwas von/über Annette wis­ sen wollte. —» Klaus rief Annette zuliebe an. —> Klaus rief an, weil Annette wollte, daß er anruft. (Vgl. ) 2.3. 220

2.2. In finaler Bedeutung bei Tätigkeiten (häufig Fortbe­ wegung) im Satzgeschehen.

Ich laufe doch nicht wegen eines Bieres/einem Bier (um ein Bier zu trinken) durch die halbe Stadt. Ich komme wegen der bestellten Theaterkarten (um die Theaterkarten abzuholen) zu Ihnen. Er wäre ihretwegen/ihr zuliebe (um ihr nahe zu sein) sogar bereit, seinen Wohnort zu wechseln. (Vgl. 2.3.) Sie stellte sich wegen (der) Konzertkarten an.

wegen [+caus 1, +fin, +action (mov deloc)], kontextual / situativ 2.3. Bei Personen wird wegen häufig in der Bedeutung „mit Rücksicht auf‘ verwendet. Oft nachgestellt. Das Ad­ verbialsubstantiv steht im GEN.

Er wollte sich seiner Eltern wegen kirchlich trauen las­ sen, was sie nicht wollte, ihrer Eltern wegen. Sie trug seinetwegen/ihres Verlobten wegen keine Ab­ satzschuhe, wäre sie doch dann etwas größer als er. In Verbindung mit Pronomen, wenn Personenbezug mei­ netwegen, deinetwegen, seinetwegen, ihretwegen, unsertwegen/ unsretwegen, euretwegen, derentwegen.

Meinetwegen mußt du nicht gehen.

Ugs. aber auch vorangestelltes wegen mit Pronomen DAT: Und im Wagen war nicht mehr Platz gewesen, wegen ihm (seinetwegen - J. S.) und der Nichte und dem Handgepäck. (H. Kant)

wegen I+caus 1, +caus 2, + consideration, +hum]

221

wider AKK

ADVERSATIV Im Gebrauch auf wenige Substantive beschränkt. Oft in geh. Stil. Vgl. entgegen, gegen 6. Sein Verlangen ist wider die (menschliche) Natur, (wi­ dernatürlich, gegen das Natürliche/Normale) Wider den ausdrücklichen Wunsch der Eltern brachte sie ihren Freund mit. Mit seinen kleinen Schmuggeleien handelte er zwar wi­ der das Gesetz, aber doch wohl nicht wider die Staats­ gewalt.

Artikellos. Kein Adjektivattribut.

Wider (alles) Erwarten (entgegen aller Erwartung) kam er doch noch pünktlich. Sie wollte ernst bleiben, mußte aber wider Willen (ent­ gegen dem eigenen Willen) doch lachen. Mit besser:

Wider besseres Wissen/wider bessere Überlegung setzte er sich ans Steuer. Mit bst. Artikel oder alle:

Die atomare Hochrüstung ist wider die/alle Vernunft. Geh. als Sonderform:

Mit seiner Diskussion versuchte er immer wieder, wi­ der den Stachel zu locken. (Widerspruch hervorrufen wollen) Als Wortpaar:

Der Gründe für und wider den Vorschlag gab es genug.

wider [ +adversativ]

222

wie Ohne Kasusforderung

1. KOMPARATIV Die H’ze-Phrase bezieht sich auf ein Adjektiv(adverb) im Positiv und gibt die gleiche Handlungsintensität zweier verglichener Personen/Gegenstände wieder. Vgl. als 1.

Die neue Sekretärin schreibt (so) schnell wie ihre Vor­ gängerin. Der Sprinter war (so) schnell wie im Vorjahr. Der Kunststoff erwies sich genauso widerstandsfähig wie das bisher verwendete Material. Der Vergleichsbezug liegt im Verb:

Er bewegt sich wie sein Vater. 2. SPEZIFIZIEREND Die wze-Phrase bezieht sich sowohl auf das Substantiv als auf das Verb. Mit dem Substantiv der wie-Phrase wird wiedergegeben, daß eine bestimmte Funktion in entspre­ chender Weise ausgeübt wird, für die der Funktionsträger jedoch nicht prädestiniert ist. Vgl. als 2.

Der Junge hüpft wie ein Frosch. Sie singt wie eine Lerche. Obwohl er keine Ahnung von Motoren hatte, ging er wie ein Fachmann an die Reparatur. Er versuchte, den Urlaub wie ein Bergsteiger zu ver­ bringen, merkte aber bald, daß das nicht ging. Der Werkstoff federt wie Stahl. Adjektivisch: Das Auto glänzt wie neu (wie ein neues Auto). Er springt wie verrückt (wie ein Verrückter) herum. 3. MODAL-KOMPARATIV Bei Verben, die einen Vergleich fordern, stehen wze-Phrasen als obligatorische Adverbialien.

Sie sieht aus wie ihre Mutter. Er wirkt wie ein Sportler, ist aber keiner. 223

Sie verhält sich ihm gegenüber wie eine gute Freundin, a : b (a zu b) verhält sich wie 1 : 2 (eins zu zwei).

Bei Adjektivadverbien kein wie'. Er wirkt sportlich, ist es aber nicht. Sie verhält sich ihm gegenüber freundschaftlich.

wo(r) + P. Vgl. da(r) Mit wo- werden folgende Pronominaladverbien gebildet: wobei, wodurch, wofür, wogegen, womit, wovon, wozu. Vokalisch anlautende P verbinden sich mit wor-: woran, worauf, woraus, worin, worüber, worum, worunter. Pronominaladverbien werden verwendet, wenn kein Per­ sonenbezug möglich ist, doch treten sie bei Personen­ gruppen auf:

Bei dem Eisenbahnunglück gab es über 20 Verletzte, worunter (besser: unter denen) auch das Zugpersonal war./Darunter war auch das Zugpersonal.

zeit AKK TEMPORAL Nur in Sonderformen mit pronominal attribuiertem Le­ ben. Gibt eine angenommene völlige Übereinstimmung zwisciien Adverbialzeit und Satzgeschehen wieder.

Zeit seines Lebens setzte sich Albert Schweitzer für die Prinzipien eines tätigen Humanismus ein.

zu DAT

t

1. LOKAL Zu ist eine typische P zur Wiedergabe von Lokalisations­ bereichen, die durch eine Fortbewegung erreicht werden. Dabei bleibt oft ungeklärt, ob Kontakt und Spezifikation

224

von Bedeutung sind. Dies entscheidet oft die mit dem Substantiv ausgedrückte Bezugsgröße in der objektiven Realität und/oder Kontext/Situation. Wird zu nicht direktional gebraucht, handelt es sich um geh. Stil oder aber um Sonderformen. 1.1. Mit zu wird ein zu erreichender Körper oder eine zu erreichende horizontale/vertikale Fläche angegeben. Vgl. in 6.1., an 6.1., auf 5.1.

Sie fuhren mit dem Auto zum Bahnhof, [-kontakt] Sie gingen zum Bahnhof/auf den Bahnhof/in den Bahnhof, um Fahrkarten zu kaufen. [ +kontakt] Er war schon auf dem Wege zur Tür, als er zurückgeru­ fen wurde, [-kontakt] Es klingelte, und er ging zur Tür/an die Tür, um zu öffnen. [+kontakt] Die Straßenbahnlinie 3 führt zum Hauptfriedhof, [-kontakt] Sie führte ihre Mutter zum Friedhof/auf den Friedhof, weil sie das Grab des Vaters besuchen wollten. [ +kon­ takt] Die Kinder rannten zum Strand/an den Strand. Er sprang vor dem Auto zur Seite.

Mit Verben der visuellen Wahrnehmung ebenfalls eine Richtung angebend:

Er sah zu dem Haus an der Ecke, als erwarte er je­ mand. Sie sah zum Himmel. Er starrte zur Decke. Sie blickte zur Tür. Artikellose Sonderformen a) Der Anprall riß mich zu Boden. In der dritten Runde ging der Boxer zu Boden. Auch heute noch ist es üblich, dem Papst zu Füßen zu fallen. Ihm stieg aufgrund der Anstrengung das Blut zu Kopfe. 225

Diese Ehrung ist ihm zu Kopfe gestiegen, (ließ ihn überheblich werden) Die Nachricht ist ihm zu Herzen gegangen, (hat ihn betroffen) Ihm ist ein Gerücht zu Ohren gekommen, (etw. gehört haben) Die Direktorin hat den neuen Mitarbeiter heute zu Ge­ sicht bekommen, (zum ersten Mal sehen) b) zu Kreuze kriechen (sich unterwerfen) zu/ins Bett gehen (schlafen gehen) zu Tisch bitten/laden (zum Essen bitten/einladen) zu Werke gehen (Bei der Reparatur ging er unachtsam zu Werke.) gegen jmd. zu Felde ziehen (gegen jmds. Meinung an­ kämpfen) zu Protokoll geben (etw. amtlich aussagen)

zu [+loc, Tdir, +vol/+plan vertikal/horizontal, ± kontakt]

1.2. Zu-Adverbialien stehen auch, wenn institutionali­ sierte, lokal interpretierbare Bereiche der Administration erreicht werden. Mit dieser Angelegenheit muß ich zum Gericht, (vgl. vor 5.3.) Wegen seines Passes ging er zur Polizei, (vgl. auf 5.3.) So auch: zur Bank, zur Post, zum Reisebüro, zur Direk­ tion, ...

Vgl. auf 5.3., in 6.3. Er begann als Amateur, ging aber dann doch zur Bühne, (ein Engagement am Theater annehmen) Sie ging doch zum Theater. ‘ Sie ging schon das zweite Jahr zur Schule. (Schüler sein)

zu [+loc, +dir, Tinstitut, + kontakt] 226

1.3. Zu-Adverbialien werden verwendet, wenn Zusam­ menkünfte der Geselligkeit oder dem Informationsaus­ tausch dienen. Sind diese Zusammenkünfte so beschaf­ fen, daß sie eine aktionale Komponente haben, so ist finale Interpretation möglich.

Heute gehen wir zum Konzert/ins Konzert. Sonntag vormittag ging die Familie zur Kirche/zum Gottesdienst in die Kirche. Sie gingen zum Ball/zur Party/zum Cocktail/zu einem (offiziellen) Essen, (vgl. auf 2.1., z. T. auf 5.4.) Ich gehe zu der Beratung/Besprechung/Versammlung. (vgl. in 6.4.) Sie fuhr zu einem Kongreß/zu einer Tagung/zum Par­ teitag/zu einem Lehrgang/zu einer Tagung, (vgl. auf 2.2.) Er konnte nicht zum Geburtstag/zum Begräbnis kom­ men. Artikellos: Er kam gestern zu Besuch/auf Besuch zu uns.

zu [ + loc, +dir, +party/info, (+fm)] 1.4. Bei substantivierten Infinitiven und anderen Deverbativa mit Kontamination von P und Artikel mit einer fi­ nalen Komponente in der Bedeutung „dorthin, wo ..., um mitzumachen/zuzuschauen “.

Sonnabends fahren die Fußballfreunde zum Fußball. Regelmäßig mittwochs ging er zum Schwimmen. Sie wollte zum Training, aber sie hatte keine Zeit. Er nahm seinen Sohn zum Boxen mit.

zu [+loc, +dir, +action, +fin] 1.5. Bei Personen als Zentrum einer Lokalisation steht bei Direktion zu, es korrespondiert mit Ziez-Phrasen. Vgl. bei 1.3.

227

Sonnabends ging er zum Bäcker, um Brötchen zu ho­ len. In den Ferien fuhr sie immer zu ihren Großeltern auf dem Lande. Er ist schon im Sommer zu Bergmann-Borsig gegan­ gen. (eigentlich in den Betrieb Bergmann-Borsig arbei­ ten gegangen) zu [+loc, +dir, + hum] 1.6. Wird eine Sache einer anderen hinzugefügt oder ist sie hinzugefügt, tritt die lokale Komponente zurück, wenn sie auch erhalten ist, was sich darin zeigt, daß die örtliche Beziehung über spezifischere P deutlich gemacht werden kann.

Sie legte die Bücher zu den anderen/zu den Manu­ skripten und Zeitschriften, (z. B. auf die anderen, ne­ ben die anderen,...) Sie nahm keinen Zucker zum/in den Kaffee.

Ohne Ersatzmöglichkeiten:

Zum Essen gab es Bier. Vor dem Gallenröntgen dürfen Sie nichts zu sich neh­ men (nichts essen und trinken). Als ihre Schwester ins Krankenhaus kam, nahm sie de­ ren Kind zu sich. Sie sang Lieder zur Laute. Zum Schaden hatte er auch noch den Spott. zu [(+loc, + stat/ + dir), +pars l/+pars 2 loc/ temp konform] 1.7. Zu den Formen von Haus zu Haus, von Stufe zu Stufe,... vgl. von ... zu 1.5.f. 2. Nicht direktionale Verwendung von zu. 2.1. In artikellosen festen Wendungen wird eine Ortslage angegeben.

228

Er war nie vor 18 Uhr zu Hause (in seiner Wohnung). Er war in Berlin zu Hause (beheimatet). Wir hatten gestern unsere Verwandten zu Tisch (zum Essen). Sie lag zu Bett, (ruhen, krank sein) Die Wohnung war sehr fußkalt, denn sie lag zu ebener Erde. Das kleine Kind saß zu Füßen seiner Mutter. Ein Amphibienfahrzeug muß sich zu Wasser und zu Lande/im Wasser und auf dem Land fortbewegen kön­ nen. Es steht euch nicht zu, über sie zu Gericht zu sitzen (über jmd. urteilen). geh.

Zu Häupten der Toten brannten Kerzen. Geh. in attributiven Lokalangaben:

Die Universität zu Berlin wurde 1809 durch Wilhelm von Humboldt gegründet, deswegen trägt sie heute den Namen „Humboldt-Universität“. Auf der Albrechtsburg zu Meißen begann eigentlich die Geschichte der heute weltbekannten Porzellanma­ nufaktur. 2.2. Die P ist mit dem Artikel verschmolzen. Nehmen Sie bitte ihr zur Linken Platz! (links von ihr) Wonach man auch fragte, er hatte immer das richtige Schriftstück zur Hand. Er war pünktlich zur Stelle, (an Ort und Stelle) In seiner Jugend war er zur See gefahren. (Matrose sein)

So auch marit.-mil.: Leutnant zur See, Kapitän zur See

2.3. Je nach Adverbialzusatz beim Verb Ausgangsbe­ reich, Direktionsbereich oder Passagebereich. 229

Sie war gerade zu der einen Tür hinaus(gegangen), als er zur anderen hereinkam. Sie sah zum Fenster hinaus nach der Briefträgerin. Er kam zum Fenster hereingestiegen. Wenn du das kaufst, wirfst du dein Geld zum Fenster hinaus, (unnütz Geld ausgeben)

3. TEMPORAL 3.1. Das momentane oder durative Geschehen verläuft in der mit dem zu-Adverbial angegebenen Zeit, wenn es sich dabei um christliche Feiertage handelt. Artikellos. Vgl. an 3.1., in 2.1. Zu Ostern/Zu Pfingsten/Zu Weihnachten fahren wir meist weg/sind wir meist nicht zu Hause. (Vgl. über 5.2.) (Zu) Ostern kommt der Osterhase. Zu Weihnachten werden die Kinder beschert/erhalten die Kinder Geschenke.

zu [+temp, + simult, +period/moment, -Herrn Christ]

3.2. Bei Feiertagen hat die zu-Phrase oft neben der tem­ poralen Bedeutung noch ein kausales Merkmal. Vgl. an­ läßlich Zum Nationalfeiertag sind die Häuser geflaggt. Zum Geburtstag erhielt sie seine Glückwünsche. Zu Weihnachten gibt es in vielen Familien Gänsebra­ ten.

zu [+temp, +causl, Tsimult, + term fest]

3.3. Die zu-Phrase orientiert auf einen Zeitpunkt, der oft perspektivisch nach der Sprechzeit liegt oder allgemein gültig ist. Zum Jahresende sind die Steuern fällig. (Vgl. an 3.3.) Zu Beginn der Badesaison müssen die Strandkörbe re­ pariert sein.

230

Betriebshandwerker zum 1.3. gesucht. Ich besuche dich zum Wochenende. Sonderform: Zu guter Letzt (schließlich) gewann die Mannschaft doch noch ihr Spiel.

zu [+temp, (+R0-*Rf)/( +iterativ), + punkt] 3.4. Zu tritt in der Bedeutung 3.1. mit dem Substantiv Zeit (Sg./Pl.) und dessen Komposita auf. Vgl. in 2.1. Die Poliklinik ist zu jeder Tages- und Nachtzeit dienst­ bereit. Zu der Zeit, als Rom schon eine Weltmacht war, lebten die Germanen in der ausgehenden Urgesellschaft. Zur Zeit des Sonnenkönigs bestimmte das Französi­ sche das deutsche Hofleben. Ich kann dir zur Zeit (jetzt) nicht helfen.

zu [+temp, +simult, +period/moment] + Substantiv: Zeit (Sg./Pl.) 3.5. Zu der Korrelation von ...zu vgl. von 2.2., 2.3. 4. INSTRUMENTAL. Artikellose Sonderformen. Wir müssen heute zu Fuß gehen, denn das Auto ist in der Werkstatt.

Veraltend: Wir sind zu Schiff nach Leningrad gefahren. (Vgl. mit 3.6.) Heute sieht man in den Städten kaum noch jemand zu Pferd/hoch zu Roß. (Vgl. mit 3.6., auf 3.1.)

5. DISTRIBUTION 5.1. Bei Zahlenangaben, die-sich auf Personengruppen beziehen 231

a) Vor endungslosen Ordinalia artikellos:

Zu fünft werden wir in dieser Gaststätte kaum Platz finden, wir sollten uns zu zweit und zu dritt setzen. Sie gingen immer zu dritt ins Theater, denn sie hatten abonniert, (insgesamt drei) übertr.: Der Feind wurde zu Paaren (in großer Zahl) davonge­ jagt. b) Vor Kardinalia auf -en artikellos.

Die Schüler sollten zu zweien antreten, damit der Leh­ rer die Übersicht behielt, bald aber standen sie wieder in Grüppchen zu zweien, dreien und vieren, (zu je(weils) zwei, drei, vier)

5.2. Mit Artikelverschmelzung bei Substantiven, die auf Zahl- und Maßangaben zurückzuführen sind. Er hatte das Glas schon zur Hälfte geleert, doch dann fiel ihm sein Auto ein. Die Arbeit ist zum Teil fertig. Sie hat die Arbeit zu einem großen Teil gut erledigt, doch fehlen zu etwa einem Drittel noch die entspre­ chenden Belege. In diesem Sommer war ich zum ersten Mal/erstmalig in Budapest. Auch bei Ordinalia als Gliederungspunkte: Zum ersten (Erstens) ist festzustellen, daß er sich zwar Mühe gegeben hat, zum zweiten (zweitens) aber, daß Aufwand und Nutzen nicht im richtigen Verhältnis ste­ hen.

5.3. Artikellos bei Relationen mit Zahlangaben. Sie kaufte zwei Kilogramm Birnen zu zwei Mark. —> Sie kaufte zwei Kilo Birnen. Diese kosteten zwei Mark. —> Sie kaufte zwei Kilo Birnen. Jedes Kilo kostete zwei Mark. (Vgl. je 2.)

232

Man kann sich durchaus einen Anzug zu erschwingli­ chem Preis/zu einem erschwinglichen Preis kaufen. Kanister zu 5, 10 und 20 Liter sind für Kraftstoff geeig­ net. 5.4. Als Ausdruck eines Verhältnisses. 2 verhält sich zu 4 wie 3 zu 6 Er war sich seiner Sache zu neunzig Prozent sicher. So auch: im Vergleich zu/im Verhältnis zu, aus Freundschaft zu, aus Liebe zu,...

6. MODAL Sonderformen Du hast ihm zu Recht/zu Unrecht (rechtmäßiger­ weise/unrechtmäßigerweise) deine Meinung gesagt. Es ist zum mindesten (mindestens) zweifelhaft, ob diese Entscheidung richtig war. Mit ihm steht es nicht zum besten. (Um ihn steht es nicht gut.)

veraltend: Du standest mir die ganze Zeit mit deinem Rat zu Diensten. 6.2. Artikellos mit Adjektiv zur Bezeichnung eines Über­ maßes im Prädikativ. Vgl. an 4., auf 9.4.

Zum Lernen bist du nie zu alt. Es wäre zu schön, wenn du Zeit hättest. Du bist nur zu faul, sonst könntest du besser sein.

7. KONSEKUTIV 7.1. Das selten verwendete konsekutive zu-Adverbial gibt die Folge/das Ergebnis der Satzhandlung wieder. Oft hat es eine modale Komponente. Ihr war zum Speien schlecht. Ihr war zum Heulen elend. Kleingärtner lassen oft ihre Äpfel zu Most verarbeiten. Die Kartoffeln waren zu Brei verkocht. 233

Mit einem Mörser kann man Pfeffer zu Staub zersto­ ßen. Manche Schlösser wurden zu Ferienheimen umgebaut. Bei dem Transport war einiges zu Bruch gegangen. Er hatte sein Auto zu Klump gefahren. Die berechtigte Kritik hatte ihn zu Fall gebracht. 7.2. Wie schon unter 7.1. zu sehen, sind konsekutive zuPhrasen als Objekte oder Adverbialien ausgebildet. Deut­ lich wird das bei den Verben werden (sich entwickeln) und machen (entwickelt werden) und deren Präzisierun­ gen. Korrespondenz mit aus 2.4.

Bei 0°C wird Wasser zu Eis./Bei 0°C wird aus Wasser Eis. Sie wurde zur Vorsitzenden gewählt/ernannt/ge­ macht. Sie entwickelte sich zu einer guten Wissenschaftlerin. zu [+caus 1, +konsek/modal]

7.3. Der konsekutiv-modalen Bedeutung stehen Kon­ struktionen mit kommen / bringen nahe. a) Artikellos. Er kam/brachte es zu Ansehen/zu Geld/zu Ruhm. b) Bei substantivierten Infinitiven und anderen Deverbativa mir zum/zur bei bringen.

Wir brachten ihn zum Reden/Schweigen/Lachen/ Weinen/ /zur Verzweiflung/zur Vernunft. Im letzten Moment brachte er das Auto zum Fahren.

So auch: es zu etwas/zu nichts bringen » eine Sache zur Sprache bringen etwas zum Ausdruck/zum Abdruck/zur Anzeige brin­ gen jmdm. etwas zur Kenntnis bringen/geben etwas zur Diskussion stellen/stehen

234

b) Mit kommen und Deverbativen zur Umschreibung des syntaktischen Passivs. Die Sache kommt jetzt zum Abschluß. Die Sache wird jetzt abgeschlossen. ein Fall kommt zur Verhandlung jmd./etwas kommt zum Einsatz

papierdt.:

etw. kommt zur Verteilung/zur Auslieferung/zur An­ wendung

8. FINAL Ein absichtsvolles, willentlich vorgenommenes Gesche­ hen ist die Voraussetzung für das im Finaladverbial Aus­ gedrückte, das bezweckt und zugleich Motivation für die verbale Handlung ist. Vgl. für 2. 8.1. Wird das Finalgeschehen durch substantivierte Infi­ nitive wiedergegeben, steht zum.

Zum Zeitunglesen machte er es sich im Sessel bequem. Zum Autowäschen zog er seine Jeans an. Sie fuhr zum Baden an den See. (Vgl. 1.4.) Er forderte sie zum Tanzen auf. Bei -ung-Ableitungen steht zur. Sie wurde zur weiteren Behandlung an einen Facharzt überwiesen. Zur Warnung vor Tollwut hatte man Schilder ange­ bracht. Wasser-, Wind- und Gezeitenkraft sollte zur Gewin­ nung von Energie ausgenutzt werden. Sie saßen zur Klärung des Sachverhaltes im Lehrerzim­ mer. Auch bei anderen Deverbativa häufig Verschmelzung von P und Artikel.

Er kam pünktlich zur Abreise seiner Freundin auf den Bahnhof. 235

Namhafte deutsche Schriftsteller hatten sich schon 1933 zum Widerstand entschlossen. Sie las zum Zeitvertreib. zu [+caus 1, +fm, +deverbativ, +volit] 8.2. Final-modal zu interpretieren sind zw-Adverbialien mit obligatorischer Artikelverschmelzung, in denen zu durch als substituiert werden kann. (Vgl. als 2.)

Er schickte ihr zum Andenken/zur Erinnerung die Ur­ laubsfotos. Die griechische Art der Menschendarstellung diente in der Klassik zum Vorbild. Zum Zeichen/Zum Beweis seiner Anteilnahme über­ sandte er Blumen.

zu [ + caus 1, +fin/mod] 8.3. An der Grenze zwischen finaler und konsekutiver Verwendung stehen zw-Adverbialien, bei denen nicht deutlich wird, ob das Satzgeschehen willentlich oder nicht willentlich zu dem Adverbialgeschehen führt.

Die Mutter sang zur Freude der Kinder ein Lied. —* Die Mutter sang ein Lied, so daß sich die Kinder freuten. —> Die Mutter sang ein Lied, um die Kinder zu er­ freuen. Er hatte die Worte nur so zum Spaß/zum Scherz ge­ sagt. 8.4. Zu final-lokaler Verwendung vgl. 1.4., 1.3. 8.5. Bei einigen nicht deverbativen Substantiven treten artikellose zw-Phrasen auf, die final interpretiert werden können.

Zu Ehren des Gastes wird geflaggt. Zu seinen Gunsten verzichtete er auf die Theaterkarte.

236

Uns zu Gefallen machte er die Wanderung mit. Er eilte dem Verletzten zu Hilfe.

Nur selten wird der Zweck explizit ausgedrückt. Steht Zweck, so wird meist Bezug auf einen vorerwähnten Sach­ verhalt genommen. Vgl. zwecks. Sie wollte zum Wintersport fahren. Zu diesem Zweck kaufte sie sich neue Skier. zufolge Meist nachgestellt DAT, wenn vorangestellt

GEN (veraltend) 1. KAUSAL Zu/b/ge-Adverbialien geben außerhalb des Geschehens­ trägers liegende meist schriftlich formulierte Vorausset­ zungen für das Satzgeschehen an. Dem Vertrag zufolge werden beide Staaten diplomati­ sche Beziehungen aufnehmen. Der Übereinkunft zwischen den beiden Partnern zu­ folge wird ein neues Werk gebaut.

zufolge [+caus 1, +caus 2, +Tj—»T2, +info (script)J 2. KAUSAL-MODAL Nachgestelltes zufolge kann verwendet werden, wenn Be­ zug auf eine Nachricht genommen wird. Es korrespon­ diert mit nach 4.3., laut 2. Die Nachricht ist sowohl Vor­ aussetzung als auch modaler Umstand. Keine Distanz des Sprechers zu dem Verfasser der Nachricht.

Einer ADN-Meldung zufolge finden die Verhandlun­ gen über das Kulturabkommen doch statt. Wir haben einer Bemerkung des Direktors zufolge doch mit einer neuen Produktionsstruktur zu rechnen.

zufolge [+caus 1, +caus 2/mod, +T1-^T2, + info (script), -distanz] 237

Mit Demonstrativpronomen Verschmelzung zu demzu­ folge. Der Direktor hat gestern eine Weisung zum Arbeits­ schutz herausgegeben. Demzufolge sind Schutzhelme zu tragen.

zugunsten Meist vorangestellt GEN, wenn nachgestellt DAT (veraltend)

ADRESSAT Mit zugunsten werden adressatenbezogene Finaladverbia­ lien gebildet. Die Person/Institution wird durch das Satz­ geschehen positiv betroffen.

Er verzichtete zugunsten seiner Schwester auf das Erb­ teil. Diese Lotterie wird zugunsten des Roten Kreuzes durchgeführt. Wird die betroffene Person durch ein Pronomen wieder­ gegeben, wird die P aufgelöst.

Das Gericht entschied zu seinen Gunsten.

zugunsten [ + caus 1, +fin adressat, +hum/institut, + positiv]

zuliebe DAT KAUSAL-FINAL Nachgestellt. Meist personenbezogenes Adverbial, mit dem ein Geschehen als für jmd. positiv begründet bzw. bezweckt eingeordnet wird.

Ich gehe nur dir zuliebe mit ins Konzert. Ihrem Mann zuliebe ließ sie sich nicht in die andere Stadt versetzen.

238

Seltener ohne Bezug auf eine Person: Der wissenschaftlichen Arbeit zuliebe verzichtete er auf viele Stunden Freizeit.

zuliebe [+caus 1, +caus 2/fin, (+hum), + positiv]

zuungunsten Meist vorangestellt GEN, wenn nachge­ stellt DAT (veraltend)

ADRESSAT Selten. Mit zuungunsten werden adressatenbezogene Fi­ naladverbialien gebildet. Die Person/Institution wird durch das Satzgeschehen negativ betroffen. Vgl. zugun­ sten Als das Testament eröffnet wurde, zeigte es sich, daß die Festlegungen zuungunsten der Kinder aus erster Ehe getroffen waren. Ein Schiedsrichter hat nicht zugunsten oder zuungun­ sten einer Mannschaft zu pfeifen.

zwecks

FINAL Selten. In offiziellen Texten. Artikelloser Gebrauch. Ka­ sus nicht erkennbar. Meist durch zu 8.1. ersetzbar. Zwecks Verlagerung des Transports von der Straße auf die Schiene baute man ein neues Anschlußgleis. Zur Verlagerung des Transports ... Zwecks Überprüfung der Finanzen kam der Revisor in den Betrieb. —> Zur Überprüfung der Finanzen ...

239

zwischen DAT

1. LOKAL Mit zwischen wird eine Lokalisation innerhalb eines von zwei oder mehr Körpern/Flächen begrenzten Bereiches wiedergegeben. 1.1. Die Begrenzung wird durch die einzelnen Körper/ Flächen (meist zwei) gegeben. Die Blumenbank steht zwischen Schrank und Tisch. Sie saß zwischen meinem Freund und mir. Zwischen Berlin und Prag gibt es noch keine Auto­ bahnverbindung. Zwischen der DDR, Schweden und Dänemark beste­ hen Fährverbindungen. 1.2. Die Begrenzung wird durch Substantive im Plural (selten Mengenbegriffe) gegeben. Wir gingen zwischen den Buden des Weihnachtsmark­ tes auf und ab. Das Lesezeichen steckt zwischen den Buchseiten. Zwischen den Kiefern stehen einige Birken. Sie saß zwischen uns. Es wächst viel Unkraut zwischen der Petersilie. Sie stand zwischen ihren Schülern. (Vgl. inmitten 2., unter 1.3.)

zwischen [+loc, Fstat, Fintmed, FLg2, ±kontakt, -spezial] Darauf beruhen folgende Verwendungen: zwischen Baum und Borke stehen (bei einer Entschei­ dung unentschlossen sein) s. zwischen Tür und Angel etwas sagen (kurz und schnell etwas mitteilen) ' zwischen Tod und Leben schweben (schwerkrank sein) zwischen Furcht und Hoffnung schweben zwischen den Zeilen lesen (auch das beim Lesen er­ schließen, was nicht direkt gesagt wird) 240

2. TEMPORAL Das Temporaladverbial gibt eine in beiden Richtungen begrenzte Zeitspanne an, in der das Geschehen stattfin­ det. Zwischen Weihnachten und Neujahr haben die Kinder Ferien. Er wollte zwischen 9 und 10 Uhr zu uns kommen. Zwischen Karfreitag und Ostersonntag wird nicht gear­ beitet.

Mit AKK: Er legte seinen Resturlaub zwischen die Feiertage.

zwischen [ + temp, +intmed, +T1^>T2] 3. ALLGEMEINE BEZIEHUNGEN 3.1. Zwischen gibt Wechselbeziehungen wieder und setzt Größen zueinander in Beziehung. I

Zwischen dir und mir/zwischen uns gibt es keine Be­ ziehungen mehr. Der Rechtsanwalt versuchte, zwischen den beiden Par­ teien zu vermitteln. Zwischen ihr und ihm/zwischen den beiden/zwischen ihnen wurden Blicke gewechselt/Meinungen ausge­ tauscht. Ein Elfmeterschießen hatte zwischen den beiden Mannschaften zu entscheiden. Für die Urlaubsreise mußte sie zwischen Flug oder Bahnfahrt wählen. 3.2. Zwischen gibt durch zwei Maßangaben begrenzte Be­ reiche an.

Bei Wassertemperaturen zwischen 18 °C und 20 °C kann man durchaus baden. Das Becken für Schwimmer ist zwischen 1,70 m und 3,20 m tief. 241

zwischen AKK LOKAL 4. Bei Bewegungen auf einen wie in 1. beschriebenen Be­ reich steht zwischen. Er stellte die Blumenbank zwischen Schrank und Tisch. Er legte das Lesezeichen zwischen die Seiten des Bu­ ches. Sie setzte sich zwischen meinen Freund und mich. Bei der Aufforstung wurden Birken zwischen die Kie­ fern gepflanzt. So auch: Man kann sich nicht ständig zwischen zwei Stühle set­ zen (es mit beiden Parteien verderben). Die freien Tage hatte er zwischen die Feiertage gelegt.

242

Überblick über die Rektion und die Stellung der deutschen Präpositionen Bei der Kasusrektion der P handelt es sich um eine Er­ scheinung an der syntaktischen Oberfläche. Semantische Regularitäten lassen sich aus ihr nicht ableiten, sieht man von den P ab, die bei LOKAL gerichtet oder nicht gerichtet, also mit AKK oder DAT verwendet werden, dennoch ergeben sich einige Besonderheiten. Als nor­ male Position der P ist im Deutschen die Prästellung an­ zunehmen. Abweichungen davon werden in Anmerkun­ gen gesondert angeführt. In jedem Fall empfiehlt es sich, im Lexikon unter dem entsprechenden für die P gesetz­ ten Stichwort nachzuschlagen. GEN abseits anläßlich aufgrund (binnen1) einschließlich halber4 inmitten kraft mittels5 oberhalb statt5 unfern unweit während (zufolge8)

angesichts anstatt ausschließlich (dank2) (entlang3) infolge innerhalb längs5 namens seitens trotz5 ungeachtet vermöge wegen zugunsten

anhand anstelle außerhalb diesseits exklusive inklusive jenseits mangels5 ob seitwärts um ... willen6 unterhalb von ... wegen zeit zuungunsten

DAT aus binnen

außer dank2

bei entgegen9 243

entlang10 gemäß11 mit nächst samt zu zuliebe

entsprechend9 längs mitsamt nahe seit zufolge234 (zuungunsten13)

gegenüber9 laut nach12 nebst von (zugunsten13)

AKK bis gegen um

entlang10 gen wider

für ohne auf... hin6

DAT/AKK an in unter

auf neben vor

hinter über zwischen

BESONDERHEITEN IN DER KASUSREKTION

1. Oft ohne erkennbare Kasusforderung stehen einige P dann, wenn das Substantiv in einer Präpositionalphrase artikellos und nicht adjektivisch attribuiert gebraucht wird. Bei den hier angeführten P ist das besonders häufig der Fall. Trifft diese Bedingung nicht zu, stehen die in Klammern angegebenen Kasus. a

außer (DAT

exklusive (GEN) per (AKK)

ab 1.

ausschließlich (GEN) bis (AKK) einschließlich (GEN) inklusive (GEN) ' je (AKK) pro (AKK) voller (GEN)

2. Schwankender Gebrauch DAT/AKK: ab 2., 3.

3. Mit von, das das Substantiv im Dativ regiert, sind mög­ lich: 244

abseits aufgrund

anhand infolge

anstelle innerhalb

Nach dem Bezugssubstantiv im Satz richten sich die Kasus nach: als wie ANMERKUNGEN ZUR STELLUNG

1) Geh. mit GEN, sonst DAT 2) Bei adjektivisch attribuierten substantivierten Infini­ tiven GEN möglich, sonst DAT 3) GEN selten, sonst DAT/AKK 4) Nur in Poststellung 5) 1. Folgten bei Genitivrektion zwei Substantive im GEN aufeinander, ist die P mit DAT zu empfehlen, z.B.: Trotz des Einspruchs des Verteidigers wurde das Ur­ teil rechtskräftig. —> Trotz dem Einspruch des Vertei­ digers wurde das Urteil rechtskräftig. 2. DAT steht außerdem, wenn im PI. GEN von NOM und AKK nicht zu unterscheiden ist. Z. B.: *Statt Anzüge tragen die Jugendlichen heute lieber legere Kleidung. Statt Anzügen tragen die Jugend­ lichen heute lieber legere Kleidung. 6) Circumstellung. Zu den P in Circumstellung können auch solche Kombinationen mit von wie von... ab, von... an, von... auf, von... aus gerechnet werden. Ihre Rektion ist durch von bestimmt, wenn sie er­ kennbar ist. 7) Literatursprachlich meist GEN, ugs. häufig DAT. 8) Bei Poststellung DAT, bei Prästellung GEN (veral­ tend) 9) Prä- und Poststellung möglich 10) In Prästellung meist DAT, in Poststellung AKK 11) Häufiger in Poststellung 12) Nur als nach 4.3. in Poststellung 13) Bei Prästellung meist GEN, in Poststellung DAT (veraltend)

245

Überblick über die wichtigsten Gebrauchsbereiche deutscher Präpositionen ADRESSAT für 5./gegenüber 4./zugunsten/zuungunsten ADVERSATIV entgegen/gegen 6./wider AGENS durch 2.1./seitens/von 8. AUSTAUSCH für 7./gegen 4./von 5. DISTRIBUTIV ä l./auf 10./je/pro/zu 5. FINAL auf 3., 5.3., 8. / für 2. / in 7. / nach 3. / um ...willen 2. / wegen 2.2. / zu 1.3., 1.4., 8. / zugunsten / zuliebe / zuungunsten / zwecks HERKUNFT aus 2./von 4. IDENTIFIZIEREND als 4. INSTRUMENTAL auf 4./durch 2.5., 2.6./in 4.6./mit 3./mittels/ohne 1./ per/zu 4. KAUSAL angesichts / anhand / anläßlich / auf 7. / aufgrund / aus 3. / bei 4.3. / dank / durch 2.2., 3. / für 7.2. / gemäß 1. / halber / in 4.2. / infolge / kraft / laut 1. / mangels / mft 9. / nach 4.3. / ob / über 2. / um....... willen 1. / vermöge / von 7. / von ... her / von ... wegen/vor4./wegen/zu3.1.,3.2./zufolge/zuliebe KOMITATIV bei 5./mit 7/(mit)samt/nebst/ohne 3./unter 3.1.

246

KOMPARATIV als 1./gegen 3./gegenüber 2./um 4./wie 1., 3. KONDITIONAL bei 3.2., 4.1./mit 8./ohne 4./unter 4. KONSEKUTIV zu 7., 8.3. KONZESSIV bei 4.2./trotz/ungeachtet LOKAL DIR an 6./auf 5./bis 1./gegen 1.2., 1.3./gen/hinter 1.2., 3./in 6., 9./mit l./nach 1./neben 3./über 3./um 1./unter 8./ vor 1.4./vor 5./zu 1., 2.3./zwischen 4. LOKAL EXOG ab l./aus 1./hinter 1.3./um 1./unter 1.4./von l./zu 2.3. LOKAL PASS an 2./durch 1./entlang 2,/längs/über 1.3., 3.4./zu 2.3. LOKAL STAT abseits/an l./auf 1., 3., 4./außer 1./außerhalb 1./bei 1./ diesseits / entlang / gegen 1.1. / gegenüber 1. / hinter 1. / in 1., 9./inmitten/innerhalb 1./jenseits/längs/nahe/neben 1. / oberhalb / seitab / seitwärts / über 1.1., 1.2. / um 1. / un­ fern/unter 1./unterhalb/unweit/vor l./zu 2./zwischen, MASSANGABEN über 8./unter 5. MEDIAL anhand/auf 9.2./durch 2./kraft/mit 4./per/über 3.6./ unter 3.2./von 5./von ... wegen MENGE-TEIL-BEZIEHUNG ausschließlich/außer 3./bis auf 3./einschließlich/exklusive/inklusive/nächst/neben 2./ohne 5. MINIMUM ab 3. MODAL ä 2. / an 4. / auf 9. / aus / bar / bis 5. / durch 5. / entsprechend/für 8./gemäß/in 4./laut l./mit 5., 10.1./nach 4./ 247

ohne 2. / über 3.5., 6. / unter 3. / voll(er) 1. / von 3. / von ... her/vor 4.3./wie 3./zu 7., 8.2./zufolge 2. PATIENS an 5./voll 3. QUASILOKAL auf 2./bei 2./durch 2.4./in 1.4. RANGORDNUNG nach 6./vor 3./über 1.4. RESTRIKTIV für 4. SATZADVERBIAL in 3./mit 6./nach 5. SPEZIFIZIEREND als 2./wie 2. STELLVERTRETUNG anstatt / anstelle / für 6. / namens / statt TEMPORAL ab 2./an 3./angesichts/auf 6./außer 2./außerhalb 2./bei /binnen/bis 2./(hin)durch 4./für 1./gegen 2./in 2./in­ 3. nerhalb 2./lang/mit 2./nach 2./seit/über 2., 5./um 2./ von 2./vor 2./während/zeit/zu 3./zwischen 2. UNTERORDNUNG unter 2. ZUSTANDSTRÄGER voll(er) 2.

Erscheint eine Variante von P unter verschiedenen Ein­ ordnungsmerkmalen, so ergibt sich das daraus, daß die Einordnung im Lexikon entsprechend der Verwendung mit einer zweifachen Markierung aufgenommen worden ist, die hier aufgelöst wurde. Steht im Lexikon z. B. KAU­ SAL-MODAL oder wird bei LOKAL von einer finalen Komponente gesprochen, so wird die jeweils mögliche Akzentuierung so erfaßt, daß die P hier beiden Ge­ brauchsweisen gesondert zugeordnet wird.

248

Überblick über wichtige Präpositionalphrasen, die wie Präpositionen gebraucht werden Die Aufnahme von Präpositionalphrasen, die wie P ge­ braucht werden, in ein Lexikon deutscher Präpositionen ergibt sich vor allem aus den Anforderungen der Praxis. Vom traditionellen Verständnis des Wortartenbegriffs kann man sie nicht zu den P rechnen, gehören zu ihnen doch immer Vertreter zweier Wortarten, eben der Präpo­ sitionen und der Substantive. Andererseits können sie dieselbe Funktion wie die eigentlichen P erfüllen, und auch nicht jede P, die im Lexikon Aufnahme gefunden hat, ist eine historisch primäre. Vom Gesichtspunkt der Gegenwartssprache aus sind alle P, die nicht mehr als Ab­ leitung oder Zusammensetzung von Wörtern einer ande­ ren Wortklasse erkennbar sind, „primär“, unabhängig da­ von, ob sie wirklich ursprünglich sind oder ob sie sich im Laufe der Sprachentwicklung aus dem Bedürfnis einer angemessenen Wiedergabe spezifischer Verhältnisse zu P entwickelt haben. Bezeichnungsmöglichkeiten für solche bestimmte Beziehungen ließen sich aus dem vorhande­ nen Wortschatz ableiten und wurden im Laufe sprachli­ cher Entwicklung fest. Gerade dafür eigneten sich be­ stimmte Wortverbindungen zwischen P und Substantiv, die, immer wiederkehrend, allmählich einen festen Platz am Rande des Gesamtsystems der deutschen P einnah­ men und zum Teil in das genannte System fest integriert wurden, wofür beispielsweise die immer noch zu beob­ achtende Veränderung in der orthographischen Norm (von auf Grund zu aufgrund, von an Hand zu anhand, von an Stelle zu anstelle) äußeres Kennzeichen sein dürfte. Ist eine solche Zusammenschreibung allgemein üblich oder möglich, so sind diese P im Lexikon verzeichnet. In der folgenden Übersicht bleiben sie unberücksichtigt. Daß Präpositionalphrasen als P weniger fest als die

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eigentlichen P in das Gesamtsystem integriert sind, zeigt sich auch daran, daß sie seltener auftreten und oft stilisti­ schen Begrenzungen unterliegen. Seine Ursachen hat dies auch darin, daß die sich aus der Semstruktur erge­ bende Bedeutung der Substantive, wenn auch in abge­ schwächter oder veränderter Form, nach wie vor eine be­ stimmte Rolle spielt, was ihren Anwendungsbereich zusätzlich begrenzt, obwohl auch hier die Zuordnung zu bestimmten semantischen Klassen Schwierigkeiten berei­ tet. Als ein syntaktisch-semantischer Komplex von P und Substantiv zeigen die Präpositionalphrasen in unter­ schiedlichem Grad Tendenzen zur Festigkeit. Das wird deutlich in vom sonstigen Gebrauch abweichendem Arti­ kelgebrauch (z. B. obligatorisch Nullartikel oder be­ stimmter Artikel), in der Sperrung von dem Substantiv kasusgleichen Attributen. Das von solchen Präpositional­ phrasen anhängige Substantiv steht entweder im GEN oder unterliegt der präpositionalen Rektion des Deverbativums/Deadjektivums, wie sie in der Valenz dieser Sub­ stantive angelegt ist. Der stilistische Wert solcher Präposi­ tionalphrasen als P ist umstritten. Da die Bedeutung des Substantivs und auch der P in bestimmten Gebrauchswei­ sen mitschwingt, dient eine solche Präpositionalphrase zwar der Verdeutlichung der Relation, wirkt aber oft um­ ständlicher als die echte P, so daß solche Präpositional­ phrasen häufiger dort verwendet werden, wo es auf spezi­ fische Bedeutungsnuancen ankommt (Offizielle Doku­ mente, Zeitungssprache, Sprache des Gerichtswesens, des Geschäftsverkehrs, der Wissenschaft u. ä.). Daß solche Präpositionalphrasen nicht generell in P überführbar sind, liegt darin begründet, daß die Substantive ihren spe­ zifischen Anteil an der Bedeutung der Präpositionalphra­ sen haben und diese Präpositionalphrasen als P die Ten­ denz zur Monosemierung haben, die allerdings bei sehr häufigem Gebrauch wieder in ihr Gegenteil umschlagen kann. Damit können diese Präpositionalphrasen durch­ aus dazu beitragen, Lücken im System der deutschen P zu schließen.

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In der folgenden Übersicht wird keine Vollständigkeit erstrebt. Für die Untergliederung sind nicht syntaktische Regularitäten determinierend, sondern die im Überblick über die wichtigsten Gebrauchsbereiche deutscher P an­ gegebenen Einordnungsmerkmale. Überschneidungen in der Zuordnung sind hier ebensowenig auszuschließen wie in o. g. Überblick.

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Alphabetische Liste der wie Präpositionen verwendeten Präpositionalphrasen Die Auflistung erfolgt nach den in den Präpositionalphra­ sen auftretenden Substantiven, die den entscheidenden Anteil an der Bedeutung haben. Zu jeder Phrase wird das Einordnungsmerkmal gegeben. Dies ist dann zugleich das Stichwort für die entsprechenden Beispiele.

in Abhängigkeit von in Anbetracht im Angesicht unter Anwendung

aus Anlaß im Anschluß an ohne Ansehen in Ansehung ohne Ansehung im Auftrag mit Ausnahme unter Ausschluß auf der Basis ohne Beachtung unter Beachtung unter der Bedingung in Begleitung ohne Berücksichtigung mit/unter Berufung auf mit/unter Bezugnahme auf unter dem Druck auf der Ebene unter Einbeziehung unter Einfluß

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KAUSAL/MODAL KAUSAL/MODAL KAUSAL INSTRUMENTAL/ MEDIAL KAUSAL TEMPORAL KOMITATIV KONDITIONAL KOMITATIV STELLVERTRETUNG MENGE-TEIL-BEZIE­ HUNG KOMITATIV KAUSAL KOMITATIV KONDITIONAL KONDITIONAL KOMITATIV KOMITATIV MEDIAL MEDIAL KAUSAL LOKAL STAT übertr. KOMITATIV / MEDIAL KONDITIONAL

im Einklang mit mit Einschluß im Einvernehmen mit im Ergebnis in Ermangelung im Falle auf dem Gebiet im Gegensatz zu im Geist (von) bei Gelegenheit in Gemeinschaft mit unter dem Gesichtspunkt auf Grund auf der Grundlage (von) nach dem Grundsatz an Hand mit Hilfe im Hinblick auf unter Hinweis auf in Höhe von im Interesse im Kontakt mit im Kontrast zu auf Kosten im Kreis (von) zu Lasten im Laufe (von) im Lichte aus Mangel an wegen Mangels an nach Maßgabe zum Nachteil in der Nähe im Namen zum Nutzen aus der Perspektive zum Preis von

KOMITATIV MENGE-TEIL-BEZIEHUNG KOMITATIV KAUSAL KAUSAL KONDITIONAL LOKAL STAT übertr. ADVERSATIV MODAL TEMPORAL KOMITATIV RESTRIKTIV KAUSAL KAUSAL MODAL MEDIAL/KAUSAL INSTRUMENTAL MODAL MEDIAL/MODAL MASSANGABE ADRESSAT KOMITATIV ADVERSATIV ADRESSAT LOKAL STAT übertr. ADRESSAT TEMPORAL RESTRIKTIV KAUSAL KAUSAL MODAL ADRESSAT LOKAL STAT STELLVERTRETUNG ADRESSAT RESTRIKTIV MASSANGABE 253

nach dem Prinzip/den Prin­ zipien im Rahmen in der Reihe aus Richtung in Richtung (auf) aus/mit Rücksicht auf ohne Rücksicht auf ohne Rücksichtnahme auf von Seiten auf dem Sektor aus der Sicht im Sinne vom Standpunkt ... aus an Stelle in Übereinstimmung mit im Unterschied zu auf Veranlassung im Vergleich zu im Verhältnis zu im Verlauf(e) von durch Vermittlung (von) unter Verwendung (von)

unter der Voraussetzung von auf dem Wege

im Widerspruch zu zum Wohle im Zeichen (von) zur Zeit zum Zeitpunkt mit dem Ziel im Zuge unter Zuhilfenahme (von) im Zusammenhang mit zum Zweck 254

MODAL

LOKAL STAT übertr. LOKAL STAT übertr. LOKAL EXOG LOKAL DIREKTIONAL KAUSAL KONDITIONAL KONDITIONAL AGENS LOKAL STAT übertr. RESTRIKTIV MODAL RESTRIKTIV STELLVERTRETUNG KOMITATIV ADVERSATIV/KOMITATIV AGENS KOMPARATIV KOMPARATIV TEMPORAL MEDIAL MEDIAL/INSTRUMENTAL KONDITIONAL LOKAL PASS übertr./ MEDIAL ADVERSATIV ADRESSAT MODAL TEMPORAL TEMPORAL FINAÜ TEMPORAL MEDIAL KOMITATIV FINAL

GEBRAUCH DER PRÄPOSITIONSARTIGEN PRÄPOSITIONALPHRASEN ADRESSAT Im Interesse aller Beteiligten versöhnten sich die Streiten­ den. Bei uns sollte niemand auf Kosten anderer leben. Bei einer Garantiereparatur gehen die Kosten zu Lasten des Produzenten. Eine Gütertrennung nach erfolgter Scheidung darf weder zum Vorteil noch zum Nachteil des einen oder anderen ehemaligen Ehepartners erfolgen (zugunsten bzw. zuun­ gunsten) Der Allgemeinheit zum Nutzen / Zum Nutzen der Allge­ meinheit ist die Abgabe von Medikamenten auf Rezept unentgeltlich, (zugunsten, für) Zum Wohle der ganzen Menschheit ist es nötig, die natür­ lichen Ressourcen der Meere angemessen zu nutzen, (für, zugunsten) ADVERSATIV

Im Gegensatz zu den früher geäußerten Worten bekannte er sich vor Gericht nicht als schuldig, (entgegen) Er absolvierte den Wettkampf im Unterschied zu seinen Klubkameraden im Nationaldress, denn er war der Mei­ ster. Die Verwendung deutscher Präpositionen steht oft im Kontrast zu der in anderen Sprachen, (entgegen) Mit seiner in der Arbeit vertretenen Meinung stand er im Widerspruch zu neuesten Forschungsergebnissen, (entge­ gen)

AGENS Auf Betreiben ungenannter Gruppierungen wurde die Re­ gierung gestürzt. (—»Ungenannte Gruppierungen stürzten die Regierung.) 255

Von Seiten des Verteidigers gab es keinen Einspruch gegen das Urteil, (seitens/—* Der Verteidiger erhob keinen Ein­ spruch ...) Auf Veranlassung des Betriebes erhielt Kollege Müller nun doch noch die Kur. (—> Der Betrieb veranlaßte, daß Kol­ lege Müller ... die Kur erhielt.)

DISTRIBUTION

Der Sirup muß im Verhältnis (von) 1:3 mit Wasser ge­ mischt werden.

FINAL Mit dem Ziel einer Verbesserung des Nahverkehrs/, den Nahverkehr zu verbessern, wird das Straßenbahnnetz er­ weitert. (zu) Zum Zweck der Transportverlagerung von der Straße auf die Schiene baute man ein neues Anschlußgleis, (zu, zwecks)

INSTRUMENT vgl. MEDIAL Heute versucht man mit Hilfe neuer Energieträger dem wachsenden Bedarf gerecht zu werden, (mit) Unter Anwendung / Unter Verwendung einheimischer Mate­ rialien kann der Aufwand für den Bau neuer Wohnviertel gesenkt werden. [+instr, +kond] (mit, durch) —»Wenn man einheimische Materialien anwendet/verwendet,... —* Mit der Anwendung/Verwendung einheimischer Ma­ terialien ... —> Mit einheimischen Materialien ... Unter Zuhilfenahme von Robotern/der Robotertechnik/ moderner Technologien lassen sich die Prozesse schneller abwickeln, (mit) Bei [+ instr 1], im PI. meist von, sonst GEN.

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KAUSAL In Abhängigkeit von unterschiedlichen klimatischen Be­ dingungen entstanden die verschiedenen Vegetationszo­ nen. (aufgrund/-^ Weil es eine Abhängigkeit von unter­ schiedlichen klimatischen Bedingungen gibt,...) In Anbetracht der vor den Abiturienten stehenden Prüfun­ gen verwies der Klassenleiter noch einmal auf die Mög­ lichkeit der Konsultationen. Im Angesicht (angesichts) seiner Trauer verzichtete sie dar­ auf, ihm Vorwürfe zu machen. Aus Anlaß des Nationalfeiertags gab der Botschafter einen Empfang. (Vgl. anläßlich, zu 3.2.) Auf der Basis völliger Gleichberechtigung normalisierten sich die Beziehungen zwischen beiden Staaten, (auf­ grund) Unter dem Druck der Öffentlichkeit mußte die Straße doch für jeden Verkehr gesperrt werden. Auf Grund seiner guten Arbeit erhielt Kollege Müller eine Prämie. (Vgl. aufgrund.) Auf der Grundlage bestehender Verträge/Auf der Grund­ lage von bestehenden Verträgen konnten die Beziehun­ gen beider Staaten verbessert werden. (Vgl. aufgrund.) Aus Mangel an/Wegen Mangels an/In Ermangelung von Beweisen mußte das Gericht den Angeklagten freispre­ chen. (mangels) -»Wegen fehlender Beweise ... —»Weil die Beweise fehlten,... Aus/Mit Rücksicht auf seine Freundin ging er zu diesem Zeitpunkt nicht auf Auslandsmontage. (Vgl. wegen 2.3.) Unter Rücksichtnahme auf seine Kollegen rauchte er bei der Arbeit nicht. (Vgl. wegen 2.3., zuliebe.) Die jetzige europäische Staatenordnung ist im Ergebnis des zweiten Weltkrieges entstanden. (Vgl. infolge.)

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KOMITATIV Das Gericht ist dem Gesetz verpflichtet und hat ohne An­ sehen/ ohne Ansehung der Person zu urteilen. Der Prozeß fand unter Ausschluß der Öffentlichkeit statt. (ohne) Ohne Beachtung der gesetzlichen Bestimmungen und der gewerkschaftlichen Rechte kann keinem Beschäftigten gekündigt werden. Der hohe Gast besichtigte in Begleitung des Oberbürger­ meisters die Sehenswürdigkeiten Dresdens, (mit 7.) Die Schauspieler erzielten ihre Bühnenwirkung unter Ein­ beziehung des Publikums. Im Einklang mit den Wünschen des Publikums gestaltete die Leitung der Festspiele ein überzeugendes Abschluß­ programm. Die weltpolitischen Fragen der Gegenwart können nur unter Einschluß der Interessen aller Völker der Erde zu einer Lösung geführt werden. Der grenzüberschreitende Verkehr gestaltet sich im Ein­ vernehmen mit dem Nachbarland gut. (mit) Die neue Anlage baute der Betrieb in Gemeinschaft mit einem ausländischen Unternehmen, (mit 7.) Die Schiffahrtsdirektion sichert die Oderschiffahrt im Kontakt mit den Partnern jenseits der Grenze, (mit 7.) Er fuhr ohne Rücksicht auf die übrigen Verkehrsteilneh­ mer und ohne Berücksichtigung der besonderen Situation mit unangemessener Geschwindigkeit. In Übereinstimmung mit den entsprechenden Preisregelun­ gen erhöhte man die Aufkaufpreise für landwirtschaftli­ che Produkte. Im Zusammenhang mit einer ökonomischen Fehlentwick­ lung kann es auch zu politischen Krisen kommen. KOMPARATIV

Im Unterschied zu ihren Geschwistern war sie blond. Im Vergleich zu ihm war sie klein, (gegenüber 2., ge­ gen 3.)

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Das neue Wohngebiet konnte man im Verhältnis zu den fi­ nanziellen Möglichkeiten als gelungen bezeichnen.

KONDITIONAL (überführbar in wenn..., dann ...-Kon­ struktionen) In Ansehung der Verdienste des Meisters konnte man kei­ nen würdigeren als ihn zur Auszeichnung vorschlagen. In Anbetracht der Höhe des Fehlbetrages mußte eine In­ ventur durchgeführt werden. Unter Beachtung der geltenden Arbeitsschutzbestimmun­ gen kann es bei Arbeiten an elektrischen Anlagen kaum zu Unfällen kommen. Unter den Bedingungen des arktischen Winters werden an Mensch und Material besondere Anforderungen ge­ stellt. Unter Einfluß von Alkohol oder bestimmten Medikamen­ ten darf man nicht Auto fahren. Unter Einwirkung von Säuren färbt sich Lackmuspapier rot. Im Falle einer Stromunterbrechung schaltet sich das Not­ stromaggregat selbständig ein. Ohne Rücksicht/Rücksichtnahme auf andere kann man nicht Zusammenleben. Unter der Voraussetzung einer angemessenen Entschädi­ gung stimmte er dem Vergleich zu.

LOKAL DIR Zuerst gingen wir geradeaus, dann in Richtung des Wal­ des. Der Zug fährt zwar in Richtung Berlin, aber in Potsdam müssen wir umsteigen.

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LOKAL EXOG

Der Wind wehte beständig aus Richtung West/Nordwest. übertr.: Aus der Reihe der Olympiakämpfer ragt Wehling als drei­ facher Goldmedaillengewinner heraus. LOKAL PASS

übertr.: Er suchte sein Recht auf dem Wege des Einspruchs gegen die Entscheidung. LOKAL STAT

Er wohnt in der Nähe des Bahnhofs. übertr.: Auf der Ebene der großen Politik fielen mit der Konferenz in Helsinki 1975 zukunftweisende Entscheidungen. Sie galt auf dem Gebiet der Kinderpsychologie als Spezia­ listin. Auf dem / Vor dem Hintergrund der modernen Entwicklung in der Musik ergeben sich manchmal Probleme beim Hö­ rer. Im Kreis der Wissenschaftler genoß sie ein beachtliches Ansehen. In der Reihe großer historischer Persönlichkeiten wird Na­ poleon immer seinen Platz behalten. Im Rahmen des Möglichen werden auch in kleinen Städ­ ten künstlerische Veranstaltungen geboten. Auf dem Sektor der Kosmosforschung sind noch viele po­ sitive Ergebnisse zu erwarten. MASSANGABEN

Für die Volksbildung werden Mittel in Höhe von mehre­ ren Millionen Mark aufgewandt. 260

Ein Brötchen kann man auch heute noch zum Preis von fünf Pfennig kaufen. Die Preisstützungen für den öffentlichen Nahverkehr lie­ gen im Umfang von einigen Millionen Mark. MEDIAL (überführbar in indem-Konstruktionen)

Unter / Mit Berufung auf die geltenden Bestimmungen ver­ langte sie, ihrem Einspruch stattzugeben. In bezug auf Ihr Schreiben vom 25. 7. teile ich Ihnen mit, daß Ihre Reklamation anerkannt wird. Mit Bezug auf/ unter Bezugnahme auf / mit Bezugnahme auf ein Schreiben des Direktors legte er den Sachverhalt dar. Moderner Forschung gelingen unter Einbeziehung angren­ zender Gebiete größere Erfolge. An Hand der Untersuchungen konnte er die Richtigkeit seiner Behauptungen beweisen. Unter Hinweis auf die Wetterlage warnte die Polizei vor Schnee- und Eisglätte. Durch Vermittlung ihrer Freunde hatte sie noch einen Ur­ laubsplatz bekommen. Er suchte sein Recht auf dem Wege des Einspruchs gegen die Entscheidung.

MENGE-TEIL-BEZIEHUNG Mit Ausnahme des Direktors waren alle Lehrer im Lehrer­ zimmer versammelt, {außer 3.1., bis auf 3.1.) Unter/Mit Einschluß der Randgebiete dürfte Dresden fast 600 000 Einwohner zählen, {einschließlich) Unter Einbeziehung auch der Fernstudenten zählt die Technische Universität zu den größten Bildungseinrich­ tungen ihrer Art in Europa, {einschließlich)

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MODAL

a) Die Verhandlungen über vertrauenbildende Maßnah­ men sollten im Geist von Helsinki geführt werden, (so wie in Helsinki) Der Handel zwischen den Staaten ist besonders vor­ teilhaft, wenn er nach dem Grundsatz / nach dem Prin­ zip/ nach den Prinzipien der Meistbegünstigung geführt wird, (so wie es der Grundsatz ... besagt) Die Rezension war völlig im Sinne des Romanautors geschrieben, (so wie es der Romanautor auch sah) Die Olympischen Spiele stehen im Zeichen des Frie­ dens und der Völkerverständigung. b) In Abhängigkeit von den Witterungsbedingungen ver­ liefen die Erntearbeiten nicht überall im gleichen Rhythmus, (wie die Bedingungen waren) Auch Waldfrüchte und Pilze werden nach Maßgabe des Amtes für Preise verkauft, (wie das Amt es vor­ schreibt) c) Im Hinblick auf die künftige Gestaltung des Fahrplans muß die neue Verkehrssituation beachtet werden. Unter Hinweis auf den Charakter der Veranstaltung wurde darum gebeten, doch im Anzug zu erscheinen, amtl.: In betreff Ihrer Angelegenheit teilen wir Ihnen mit, daß die Unterlagen an den Rat der Stadt weitergeleitet worden sind. RESTRIKTIV Der Wiederaufbau zerstörter Städte mag aus dem Blick­ winkel der Architekten von heute nicht immer gelungen sein, doch war er für die Zeit nach dem Krieg eine bedeu­ tende Leistung. ‘ Unter dem Gesichtspunkt des Energieverbrauchs ist der Schiene vor der Straße der Vorzug zu geben. Im Lichte der modernen Farbenlehre ist Goethes Farben­ lehre nicht richtig.

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Wissenschaftliche Leistungen sind aus der Perspektive des Praktikers nicht immer sofort verständlich. Er betrachtete das Problem aus der Sicht des Mediziners, aber nicht allumfassend. Er sah die Lösung nur vom Standpunkt des Ökonomen aus.

STELLVERTRETUNG Recht wird im Namen des Volkes gesprochen. (jus.) Im Namen des Ministers begrüßte der Staatssekretär die Teilnehmer der Konferenz. Im Auftrag der ausländischen Studenten sprach ein Alge­ rier. An Stelle (anstelle) des Direktors fuhr der Abteilungsleiter nach Berlin.

TEMPORAL Bei Gelegenheit der Amtseinführung des neuen Rektors trafen sich die Wissenschaftler der befreundeten Univer­ sitäten. (bei) Im Laufe des Abends wurde die Stimmung besser. (?U7l) Im Laufe der Nacht wurde der Sturm stärker, (in) Im Verlaufe der Vierschanzentournee kam es immer wie­ der zu Positionsverschiebungen an der Spitze, (bei) Zur Zeit des Dreißigjährigen Krieges herrschte in Mittel­ europa unvorstellbare Not. (?in/-während) Zum Zeitpunkt des Eintreffens des Schiffes drängten sich die Menschen auf dem Kai. (bei) Im Zuge der weiteren Gestaltung der Innenstadt mußten einige alte Gebäude Neubauten weichen, (bei) Im Anschluß an die offizielle Begegnung wird ein Treffen im kleinsten Kreise stattfmden. ([gleich] nach / anschlie­ ßend an) 263

Abkürzungsverzeichnis

AKK amtl. bergm. DAT FVG gastr. geh. GEN GEN/(DAT) hist, kaufm. marit. math. med. mil. P PP NOM salopp ugs. übertr. verkehrsamtl.

oder * 7

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Akkusativ amtlich bergmännisch Dativ Funktionsverbgefüge Gaststätten- und Hotelwesen sprachlich gehoben Genitiv Genitiv oder Dativ möglich, der einge­ klammerte Kasus ist seltener oder unter­ liegt bestimmten Beschränkungen historisch kaufmännisch maritim mathematisch medizinisch militärisch Präposition(en) Präpositionalphrase(n) Nominativ umgangssprachlich salopp umgangssprachlich übertragen verkehrsamtlich Transformation möglich Transformation nicht möglich Sprachlich nicht korrekte Bildung Sprachlich bzw. inhaltlich an der Grenze einer korrekter! Bildung Zwei so verbundene Sätze/Syntagmen/ Wörter sind einander bedeutungsäqui­ valent

=A / (

(0)

)

Zwei so verbundene Sätze/Syntagmen/ Wörter sind einander nicht bedeutungs­ äquivalent Durch Schrägstrich getrennte Syntag­ men/Wörter sind austauschbar bzw. ebenfalls einsetzbar So eingeschlossene Satzglieder in Bei­ spielsätzen zeigen Möglichkeiten, an­ dere Adverbialphrasen zu nutzen (Prä­ positionalphrasen oder Adverbien). Stehen Nicht-Adverbialien in Klam­ mern, so handelt es sich um Ausdrücke, die fakultativ eingesetzt werden können und so zur Bedeutungsdifferenzierung beitragen. So eingeschlossene Angaben nach den Beispielsätzen geben kurze Erklärungen der Beispielsätze. Mit eingeklammerten Ziffern werden im Textteil Beispiele durchnumeriert. Wird eine solche eingeklammerte Ziffer mit einem Buchstaben versehen, z. B. (0a), zeigt sie den Bezug der Beispiele aufein­ ander. Ist die Ziffer angestrichen, z. B. (01), handelt es sich bei dem Beispiel um eine Ableitung aus dem Satz mit gleicher Ziffer.

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Ausgewählte Literatur zur Präpositionsproblematik und angrenzenden Gebieten Agricola, E. / J. Schildt / D. Viehweger {Hrsg.), Wortschatz­ forschung heute - Aktuelle Probleme der Lexikologie und Lexikographie, Leipzig 1982 Bader, A., Syntaktische Synonyme zur Bezeichnung der Konsequenz eines Geschehens (konsekutive und finale Beziehung), Greifswald 1974 (Diss. A, hekt.) Bader, U.-H., Bezeichnungsmöglichkeiten der Bedingung für die Realisierung eines Geschehens in der deut­ schen Sprache der Gegenwart, Greifswald 1978 (Diss. A, hekt.) Bartels, G., Semantische Analyse der Präpositionen in der deutschen Gegenwartssprache, Greifswald 1979 (Diss. A, hekt.) Bartsch, E., Adverbialsemantik, Frankfurt a. M. 1972 Benes, E., Präpositionswertige Präpositionalanwendungen, in: Sprache der Gegenwart Bd. 33, Düsseldorf, S. 33 bis 52 Brondal, V., Praepositionernes teori. Inledning til en ratio­ nal betydningslaere, Kobenhavn 1940 Burgschmidt, E., Die englischen Präpositionen, Dortmund 1975 Diersch, H, Verben der Fortbewegung in der deutschen Sprache der Gegenwart, Berlin 1972 Doll, R., Der deutsche Verbzusatz als Richtungsträger und seine Wiedergabe im Französischen und Italieni­ schen, Tübingen 1967 Droop, H. G., Das präpositionale Attribut. Grammatische Darstellung und Korpusanalyse, Tübingen 1977 Eroms, H.-W., Valenz, Kasus und Präpositionen. Unter­ suchungen zur Syntax und Semantik präpositionaler Konstruktionen in der deutschen Gegenwartssprache, Heidelberg 1981

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Forstreuter, E./ Egerer-Möslein, K., Die Präpositionen (Zur Theorie und Praxis des Deutschunterrichts für Auslän­ der), Leipzig 1978 Freund, F., Präpositionale und kasuelle Zeitangaben auf die Frage „wann“ im gegenwärtigen Deutsch, Uppsala/ Stockholm 1971 Goeppert, H. C., Die sprachliche Strukturierung des Rau­ mes. Eine Bedeutungsanalyse, zugleich ein Versuch zur Abgrenzung des bedeutungsbezogenen und des werkzeugbezogenen Aspekts der Sprache, Tübingen 1970 Haacke, R., Der deutsche Verbzusatz als Richtungsträger und seine Wiedergabe im Französischen und Italieni­ schen, Tübingen 1967 Hartung, W., Die zusammengesetzten Sätze, Berlin 1971 Helbig, G., Die Funktionen der substantivischen Kasus in der deutschen Gegenwartssprache, Halle/Saale 1973 Helbig, G. {Hrsg.}, Probleme der Bedeutung und Kombi­ nierbarkeit im Deutschen. Ein Sammelband für den Fremdsprachenunterricht, Leipzig 1977 Helbig, G. (Hrsg.), Beiträge zum Problem der Satzglieder, Leipzig 1978 Helbig, G., Studien zur deutschen Syntax, Bd. 1, Leipzig 1983; Bd. 2, Leipzig 1984 Henschelmann, K., Kausalität im Satz und im Text. Se­ mantisch-vergleichende Studien zum Französischen und Deutschen, Heidelberg 1977 Holmlander, I„ Zur Distribution und Leistung des Prono­ minaladverbs, Uppsala 1979 Jäger, G., Zum Problem der Präpositionen beim tsche­ chisch-deutschen Sprachvergleich, in: Zeitschrift für Slawistik 1977/4, S. 521-528 Kühn, L, Semantische Untersuchungen von Präpositio­ nen in nominalen Wortgruppen, Halle/Saale 1977 (Diss. A, hekt.) Langenbruch, T., Studien zur Syntax und Semantik der Lokaladverbiale im Deutschen, Hamburg 1969 (Diss. hekt.)

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Lommatzsch, B., Semantische Analyse einer Gruppe von Bewegungswörtern und ein Algorithmus für eine ein­ deutige Bestimmung der aktuellen Bedeutung eines polysemen Bewegungswortes im Text, Berlin 1969 (Diss. hekt.) Reiher, R., Untersuchungen zum Satzgliedwert der prä­ positionalen Fügungen, Berlin 1972 (Diss. A, hekt.) Reiter, N., Die Semantik der deutschen und russischen Präpositionen, Berlin (West) 1975 Schleier, I. E. H., Das Funktionssystem der Präpositional­ konstruktionen in der deutschen Gegenwartssprache, Hamburg 1975 Schmitz, W., Der Gebrauch deutscher Präpositionen, München 1968 Schröder, J., Deutsche und polnische Präpositionen in Adverbialien - ein Vergleich, Leipzig 1981 (Diss. B, hekt.) Schweisthal, K. G., Präpositionen in der maschinellen Sprachbearbeitung, Bonn 1971 Sedin, V. N., Predlogi nemeckogo jazyka, Moskva 1963 Steinitz, R., Adverbial-Syntax, Berlin 1969 Steube, A., Temporale Bedeutung im Deutschen, Berlin 1980 Viehweger, D., und Kollektiv, Probleme der semantischen Analyse, Berlin 1977 Weinsberg, A., Przyimki przestrzenne w j^zyku polskim niemieckim i rumuhskim, Wroclaw u. a. 1973 Wittich, U., Untersuchungen zur Präposition in der deut­ schen Sprache der Gegenwart unter besonderer Berück­ sichtigung der Präpositionen in, an und auf, Berlin 1967 (Diss. hekt.) Wotjak, G., Untersuchungen zur Struktur der Bedeutung, Berlin 1971 Wunderlich, D., Tempus und Zeitreferenz im Deutschen, München 1970

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gegen - um Gegen Mitternacht gingen die ersten Gäste. So um Mitternacht kamen wir in Stimmung.

Bei Sonnenaufgang waren wir schon am Strand. Mit dem Sonnenuntergang legte sich auch der Wind.

In einer Woche fanden zwei Tagungen statt. In einer Woche wird die Konferenz eröffnet.

auf - bei -während? Sie hatten sich auf der Party kennengelemt. Bei der Party waren sie sich näher gekommen. Während der Party war er oft hinausgegangen.

Seit einem Jahr hatten sie sich nicht gesehen. Ein Jahr lang hatten sie sich nicht gesehen.

Seit gestern gilt der neue Fahrplan. Ab morgen ist das Geschäft geschlossen. Von heute an habe ich Urlaub.

Mit seiner Beharrlichkeit erreichte er diese Erfolge Durch seine Strebsamkeit kam er zum Erfolg. Aufgrund seiner Hartnäckigkeit war er erfolgreich.

Sie hatte ihn aus Liebe geheiratet. Sie war vor Liebe ganz krank.

Bei etwas mehr Fleiß hätte er studieren können. Mit viel Fleiß hätte er die Prüfung bestehen können. Ohne seinen großen Fleiß hätte er das nie erreicht.

trotz - bei? Trotz seines großen Wissens fehlt ihm noch viel an Bildung. Bei all ihrem Wissen fehlen ihr doch bestimmte Erfahrungen.

zum - als? Er schickte ihr zum Andenken die Urlaubsfotos. Die Urlaubsfotos schickte er ihr als Andenken.

zum - zum? Der Boxer ging zuversichtlich zum Wettkampf. Die Zuschauer fahren mit Sonderbussen zum Pferderennen.

Im Deutschen gibt es mehr als 200 Präpositionen.

Welche Bedingungen sind bei ihrer Anwendung zu beachten, welche Möglichkeiten ihres Gebrauchs gibt es? Wie sind die semantischen Merkmale zu fassen, und wie ist ihre besondere Verwendung in Redensarten, Phraseologis-

men u. ä. zu erklären? Solche Fragen werden im Lexikon deutscher Präpositionen

beantwortet und an Satzbeispielen verdeutlicht. Weitere Publikationen der neuen Reihe:

Hans-Jürgen Grimm Lexikon zum Artikelgebrauch

Joachim Buscha

Gerhard Helbig Lexikon deutscher Partikeln

ISBN 3-324-00007-6

KS-056-799

Lexikon deutscher Konjunktionen