Lexikon der Götter und Dämonen
 9783520463036, 3520463032

Table of contents :
Cover
Titelblatt
Impressum
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Vorwort zur zweiten Auflage
Zur Schreibweise und Aussprache
Abkürzungsverzeichnis
Lexikonteil A-Z
Glossar
Register
I. Beinamen, Zweitnamen und abweichende Namensformen
II. Funktionen, Aspekte, Bereiche
III. Symbole, Attribute, Motive
IV. Völker, Religionen, Länder und Landschaften
Abbildungsverzeichnis

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KRÖNERS TASCHENAUSGABE BAND 463



Manfred Lurker

Lexikon der Götter und Dämonen Namen • Funktionen Symbole/Attribute

Dritte, aktualisierte und ergänzte Auflage Mit 168 Abbildungen

ALFRED KRÖNER VERLAG STUTTGART

Manfred Lurker Lexikon der Götter und Dämonen Namen Funktionen Symbole/Attribute Dritte, aktualisierte und ergänzte Auflage, mit 168 Abbildungen Stuttgart: Kröner 2014 (Kröners Taschenausgabe; Band 463) ISBN Druck: 978-3-520-46303-6 ISBN E-Book: 978-3-520-46391-3

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© 2014 by Alfred Kröner Verlag Stuttgart Datenkonvertierung E-Book: Alfred Kröner Verlag, Stuttgart



Inhalt Vorwort. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Zur Schreibweise und Aussprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . X Abkürzungsverzeichnis der Lexika, Zeitschriften und Reihen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . XII Lexikonteil A–Z . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Glossar. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 535 Register I. Beinamen, Zweitnamen, abweichende Namensformen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 538 II. Funktionen, Aspekte, Bereiche. . . . . . . . . . . . . . . . . 553 III. Symbole, Attribute, Motive . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 569 IV. Völker, Religionen, Länder und Landschaften. . . . . . 592 Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 606



Vorwort Das Wissen und Fühlen der Abhängigkeit von persönlich gedachten, außermenschlichen Mächten, zu denen man in der Regel in ein beiderseitiges Verhältnis tritt, gehört zu den Elementaraussagen aller Religionen. Götter und Dämonen sind die Gestaltwerdung bzw. die Begreiflichmachung dieser Mächte und Kräfte, wie sie in Licht und Finsternis, in Sonne und Mond, in Feuer und Wasser, in Vogel und Schlange sichtbar werden. In allen Naturerscheinungen kann sich das Göttliche wie auch das Dämonische offenbaren. Aber nicht nur von außen tritt das Numinose an den Menschen heran; es kann im religiösen Erleben spontan als »Exponent des Gefühls« erfahren (Wilamowitz-Moellendorff) oder als »eine dunkle Tiefe […], die unseren Begriffen nicht zugänglich ist«, geahnt werden (Rudolf Otto). Dabei zeigen die aus dem Inneren stammenden Bilder die Entwicklungsstufe der Denkstruktur und des Selbstverständnisses; in gewisser Hinsicht enthält jedes Gottesbild Züge einer Selbstprojektion des Menschen. Als Idealwesen sind die Götter das, was der Mensch sein möchte, aber in seiner an Raum und Zeit gebundenen Unvollkommenheit eben nicht sein kann. Jede Religion hat ihre eigenen Konventionen und Symbole, um die Funktionen, Aspekte und Bereiche der höheren Wesenheiten zum Ausdruck zu bringen. Andersgläubigen und ›Ungläubigen‹ gelingt es deshalb jeweils nur bis zu einem gewissen Grad, in das System von bewußt und unbewußt vereinbarten Konventionen einer Religion einzudringen. Schon für die alten Griechen waren die ägypt. Tiergötter etwas Erschreckendes, Abstoßendes. Der moderne, auf seine Logik so stolze Mensch hat es nicht leichter, hinter den oft verwirrenden und im wahrsten Sinne des Wortes obskuren Kultformen und

Vorwort VIII

Kultbildern fremder Religionen die wahre Gottesvorstellung zu erkennen. V.a. darf man nicht übersehen, daß die Begriffe ›Gott‹ und ›Dämon‹ in den einzelnen Religionen verschieden gewichtet sind. Die zahllosen Gottheiten des Hinduismus und des Buddhismus haben meist nicht mehr Bedeutung als die Engel oder auch nur die Heiligen der monotheistischen Religionen. Es gibt Götter, die sterblich sind (wie Balder und Osiris), und dämonische Wesen, denen der Tod nichts anhaben kann (z.B. die Deven). Der Übergang zwischen Göttern und Dämonen ist fließend (siehe Asura oder Nymphen); mit der Christianisierung eines Volkes können dessen Gottheiten zu teuflischen Wesen abgewertet werden (so bei Da(ž)bog, Pan) oder in die Gestalt eines Heiligen überwechseln (z.B. Brigit, Köndös). Von den – meist anonymen – Geistern unterscheiden sich die Götter und Dämonen durch ihre schärfere Profilierung, wie sie in der Namengebung zum Ausdruck kommt. Vorliegendes Nachschlagewerk bietet einen Überblick über alle wichtigeren persönlich gedachten, übermenschlichen Wesen im Glauben der alten Kulturvölker und der jetzigen Religionen, aber auch die sog. Naturvölker sind mit zahlreichen Beispielen vertreten. Eine vollständige Erfassung aller Namen, Funktionen und Symbole/Attribute war von vornherein nicht beabsichtigt und würde selbst in einem mehrbändigen Werk auf große Schwierigkeiten stoßen. Gestalten der Heldensage fanden nur dann Aufnahme, wenn eine Vergöttlichung dies rechtfertigte; so sind Aeneas und Herakles zu finden, nicht aber der keltische Arthur oder der germanische Siegfried. Dasselbe gilt für Religionsstifter und Heilige; Buddha und Laotse sind zu finden, nicht aber Mohammed oder Zarathustra. Auf die Anführung mythologischer Details wurde bewußt verzichtet. Nicht aufgenommen wurde das Stichwort ›Christus‹, da dieses aus verschiedenen Gründen nicht in den Rahmen dieses Lexikons hineinpaßt. Oberkirch, Mai 1984

Manfred Lurker



Vorwort zur zweiten Auflage Nach der überaus wohlwollenden Aufnahme, die das Nachschlagewerk in weiten Kreisen gefunden hat, kann nunmehr nach sorgfältiger Überprüfung aller Artikel die 2. Auflage vorgelegt werden. Über 400 Artikel wurden neu aufgenommen, zahlreiche Artikel wurden wesentlich erweitert. Sicher werden die neu aufgenommenen, oft in mühseliger Kleinarbeit zusammengetragenen Literaturangaben zu den einzelnen Stichworten die Brauchbarkeit des Werkes noch erhöhen. Besonderer Wert wurde auf die Erstellung der vier Register gelegt, die von verschiedenen Seiten her den Zugang zu den einzelnen Gottheiten und Dämonen ermöglichen. Für ihre wertvolle Mitarbeit sei gedankt den Herren Prof. Dr. Johannes Laube, Universität München, Institut für Ost­ asienkunde (für den Bereich japan. Religionen), Achim Sibeth, MA, Linden-Museum Stuttgart – Staatliches Museum für Völkerkunde (für den Bereich altindones. Religionen), Prof. Dr. Otto Zerries, Universität München und Staatliches Museum für Völkerkunde, Amerika-Abteilung (für den Bereich südamerikan. Indianer). Herrn Prof. Laube danken wir auch für die Beratung bei der Schreibweise der chines. Namen. Wir hoffen, daß das vorliegende Werk nicht nur dem Informationsbedürfnis der an Religionsgeschichte und Mythologie interessierten Leser entgegenkommt, sondern daß es auch den verschiedenen Fachwissenschaftlern über ihre eigene Disziplin hinaus nützlich ist. Bühl, März 1989

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Zur Schreibweise und Aussprache Was die Transkription betrifft, so wurde bei den bekannteren Namen die im Deutschen eingebürgerte Schreibweise großenteils beibehalten: also Ischtar statt dem in der Altorientalistik üblichen Istar, Jupiter statt der latein. Form Iup(p)iter. Namen, die man unter C oder Z vermißt, suche man unter K: Cybele → Kybele, Zentauren → Kentauren; solche die nicht unter I stehen, suche man unter J und umgekehrt: Ianus → Janus, Jo → Io. Namensformen mit W können unter V eingeordnet sein: statt Wanen → Vanen, statt Wischnu → Vishnu. Ein Strich über dem Vokal bezeichnet die Länge: ā, ī, ō, ū. Das awestische (altiran.) aē klingt wie dt. ai (z.B. Daēvas). Bei griech. und latein. Namen wird im Artikel-Stichwort – in Anlehnung an H. Hunger: Lexikon der griech. und röm. Mythologie, 61969 – die Betonung durch einen Akzent über dem betreffenden Vokal angegeben, z.B. Dolichénus, Némesis, Uranós. Im Gegensatz zu den altoriental. Namen, bei denen der š-Laut mit sch wiedergegeben wird (z.B. Gilgamesch), sind die iran.-indisch-buddhist.-shintoistischen Namensträger in der weithin üblichen engl. Schreibweise zu finden, also Sraosha, Shiva, Shang-di. Bei den slaw. und baltischen Namen wird š für sch beibehalten (Mokos, Usinš). Altpersisch und baltisch ž wird als stimmhaftes sch ausgesprochen wie franz. journal (z.B. Aži Dahaka, Meža māte). Der ch-Laut in altoriental. Sprachen – in der Wissenschaft mit ḫ umschrieben – ist alphabetisch unter h eingeordnet; so ist z.B. Chebat unter Ḫebat zu finden oder Chuwawa unter Ḫuwawa. Die indischen Namen werden in einer vereinfachten Umschrift wiedergegeben; auf diakritische Zeichen wurde weit-

XI

Zur Schreibweise und Aussprache

gehend verzichtet. Indisches ñ wird nasal ausgesprochen und ähnelt dem dt. ng (in Junge), z.B. Mañjushri. Die Vokale werden wie im Deutschen ausgesprochen; c und ch lauten wie tsch (Candra = Tschandra), j wie dsch (Vajra = Vadschra), v wie w (Vishnu = Wischnu); das h in den Konsonantenverbindungen bh, dh, gh, kh und th wird mit deutlich nachklingendem  Hauch gesprochen, bildet aber trotzdem mit dem vorhergehenden Konsonanten einen einzigen Laut, also Budd-ha, D-harma, Tirt-hamkara. Für die chines. Namen wurde die von der Volksrepublik China für verbindlich erklärte sog. Pinyin-Umschrift verwendet, in Klammer wird die bis dahin geläufige Wade-GilesUmschrift angeführt. Wer chines. Namen noch in der alten Form sucht, findet sie rasch über das Register 1, dort wird z.B. beim Küchengott Tsao-chün auf die neue Schreibweise Zaojun verwiesen. Für die Aussprache des Chinesischen gilt, daß mehrere nebeneinander stehende Vokale getrennt zu sprechen sind, also jeder Vokal ist einzeln hörbar, z.B. Lao-zi, Tian. Das x (nach Wade-Giles hs) wird etwa wie ch in dem dt. Wort ich ausgesprochen, z.B. Xi-wang-mu. Die Umschrift der japan. Namen lehnt sich an das in Japan selbst und international überwiegend verwendete HepburnSystem an. Vokale werden stets kurz ausgesprochen, außer wenn ein Längenzeichen darüber steht. Das fu wird gehaucht, wobei das f zwischen dt. f und h hörbar wird. Das j wird wie dsch, das z wie weiches s gesprochen, entsprechend die Namen Fukurokuju und Zōchō-ten. Im Aztekischen und in der Maya-Sprache wird das c vor e und i als stimmloses s gesprochen, vor a, o und u als k (z.B. Cihuacoatl); das x entspricht dem dt. sch (so bei Xipe totec); das z klingt wie s, so ist das Wort Azteken in der Lautform Asteken zu sprechen. Die Betonung aztekischer Wörter liegt in der Regel auf der zweitletzten Silbe: Tezcatlipóca, Quetzalcóatl (nicht Quetzalcoátl).

Abkürzungsverzeichnis

der Lexika, Zeitschriften und Reihen AJA ARW DNP EB ER HR JA JNES JRAS LÄ LdAG LdÄR LIMC MIO RAC RGG RLA WdM ZÄS ZATW ZDMG

American Journal of Archaeology Archiv für Religionswissenschaft Hubert Cancik/Helmuth Schneider (Hg.): Der Neue Pauly. Enzyklopädie der Antike, Stuttgart 1996–2010. Gunapala P. Malalasekera (Hg.): Encyclopaedia of Bud­ dhism, ND Colombo 1965–2006. John Lindsay (Hg.): Encyclopedia of Religion, Farmington Hills 22005. History of Religions Journal Asiatique Journal of Near Eastern Studies Journal of the Royal Asiatic Society Wolfgang Helck (Hg.): Lexikon der Ägyptologie, Wiesbaden 1975–92. Eric M. Moormann/Wilfried Uitterhoeve: Lexikon der anti­ ken Gestalten, Stuttgart 2010. Hans Bonnet: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Berlin 32000. Hans Christoph Ackermann (Hg.): Lexikon iconographicum mythologiae classicae, Düsseldorf 1981–2009. Mitteilungen des Instituts für Orientforschung Georg Schöllgen (Hg.): Reallexikon für Antike und Chris­ tentum, Stuttgart 1950ff. Kurt Galling/Hans Frhr. v. Campenhausen (Hg.): Die Re­ ligion in Geschichte und Gegenwart. Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, Tübingen 1957–65. Erich Ebeling/Ernst Weidner/Edzard Dietz-Otto (Hg.): Real­lexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäolo­ gie, ND Berlin 1993–2013. Egidius Schmalzriedt/Hans Wilhelm Haussig: Wörterbuch der Mythologie, Stuttgart 1965–2004. Zeitschrift für ägypt. Sprache und Altertumskunde Zeitschrift für Alttestamentliche Wissenschaft Zeitschrift der Dt. Morgenländischen Gesellschaft



Lexikonteil A–Z



Aatxe (baskisch ›Jungstier‹), baskischer Geist in Stiergestalt, verlässt in stürmischen Nächten seine Höhle und nimmt manchmal Menschengestalt an. In verschiedenen Synonyma wird die rote Farbe (gorri) hervorgehoben; so hat er auch den Namen Aratxegorri, d.h. ›roter Jungstier‹. Unter dem Namen Etsai (›Teufel‹) unterrichtet er die sich ihm Hingebenden in seinen Künsten. de Barandiaran: Die baskische Mytho­ logie (WdM 2).

Abaddon (hebräisch ›Untergang‹), bedeutete zunächst im Alten Testament – so bei Hiob (26,6; 28,22) – die Stätte des Verderbens, die Unterwelt, und wird in der Apokalypse zum höllischen Engel, zum Herrn der dämonischen Heuschre­ cken (Offenbarung 9,7–11); sein griech. Name Apollyon be­deutet ›Verderber‹. Wer ist A., der Engel des Abgrunds? (Einsichten über die Heilige Schrift 1, 1990). – Lexikon für Theologie und Kirche 1, Freiburg 31993.

Abathur, mythische Gestalt der Mandäer, die beim Endgericht die Seele bzw. ihre Taten

wägt. Der aus dem Persischen abgeleitete Name wird als ›der mit der Waage‹ gedeutet. Rudolph: Théogonie, Kosmogonie u. An­ thropogonie in den mandäi­ schen Schriften, Göttingen 1965. – Deutsch: Guardians of the gate: an­gelic vice regency in late antiquity, Lei­den 1990.

Abellio, gallischer Lokalgott, durch Inschriften aus dem Tal der Garonne bezeugt; man versuchte ihn als Apfelbaum-Gott zu deuten. Abgal (Apkallu), sieben sumerische Geisterwesen, die dem Abzu (→ Apsu) entstammen und → Enki* untertan sind. Wahrscheinlich spiegeln sie sagenhafte vorsintflutliche Kö­ nige wider; mit einigen ist die Vorstellung von Fischmenschen verbunden. Der Name A. ist etymologisch ungeklärt, in altmesopotam. Zeit wurde er in der Bedeutung ›die Weisen‹ verstanden. Zu den sieben Weisen wurde auch der Heros Adapa gerechnet, in Beschwörungen ein Helfer gegen die Dämonin → Lamaschtu; da er die vom Himmelsgott angebotene Speise und das Wasser des

Abhiyoga 4 Lebens ablehnt, verspielt er die Unsterblichkeit.

Abosom → Qnyame

Zimmern: Die sieben Weisen Baby­ loniens (Zeitschrift für Assyriologie 2 NF 1, 1923). – Kienast: Die Weisheit des Adapa (Symbolae Biblicae et Meso­ potamicae. FS de Liagre Böhl), Leiden 1973. – RLA 8.

Abhiyoga, Gattungsname der dienstbaren Götter im Jinis­ mus; sie sind den obersten Göttern, den → Indra, behilflich, Regen und Finsternis zu erzeugen; auch bei der Weihe eines → Tirthamkara sind sie beteiligt. Abnoba, keltische Göttin des Schwarzwaldes; sie beschützt das Wild und die Quellen. Als Herrin großer Waldgebiete wurde sie von den Römern der → Diana* gleichgesetzt. In Badenweiler war sie Schutzpatronin der Heilquellen. Heinz: Der Altar der Diana A. in Badenweiler (Archäolog. Nachrichten aus Baden 27, 1981). – Filtzinger u.a. (Hg.): Die Römer in Baden-Württem­ berg, Stuttgart 31986. – Maier: Le­ xikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Aborac, von den Guanchen auf der Insel La Palma verehrtes höchstes Wesen. Der Gott thront im Himmel und setzt die Sterne in Bewegung. Calvet: Geschichte und Mythen der Kanaren – Spuren einer längst unterge­ gangenen Kultur, Leipzig 2007.

Abraxas aus: »Nordisk familjebok«, Stockholm 1904.

Abraxas (auch Abrasax, Abraxis), göttlicher Geheimname der griech.-oriental. Gnosis. Nach griech. Zählung ergeben die Buchstaben des Namens den Zahlwert 365 und entsprechen damit der Anzahl der Tage im Jahr; die Siebenzahl der Buchstaben wurde zu den Planeten in Beziehung gesetzt. Die als Amulett dienenden A.Steine zeigen den Gott meist mit Rumpf und Armen eines Menschen, Hahnenkopf und Schlangenbeinen. In der wissenschaftlichen Literatur findet sich für ihn auch die Bezeichnung Angnipede (›Schlangenfüßler‹). Das vermutlich aus den Anfangsbuchstaben hebräischer Gottesnamen zusammengestellte Theonym diente in Antike und Mittelalter als eine Art magischer Formel.

5 Dornseiff: Das Alphabet in Mystik und Magie, Leipzig 21925. – Pieper: Die A.-gemmen (Mitteilungen des Dt. Archäolog. Inst., Abt. Kairo 5, 1934) . – Realencyclopädie f. protestant. Theo­ logie u. Kirche 1, ND Graz 1969; Leisegang: Die Gnosis, Stuttgart 51985. – Michel: Die Magischen Gemmen: zu Bildern und Zauberformeln auf geschnittenen Steinen der Antike und Neuzeit 1, Berlin 2004.

Abu, sumer. Vegetationsgott; einer Überlieferung nach wurde er aus dem Scheitel von →  Enki* geboren – ein Bild für  das Hervorkommen der Pflanzen aus der Erdoberfläche. Abundántia, röm. Göttin, Personifikation des Überflusses (abundantia). Sie fand ein Weiterleben in der Dame Habonde (Abundia) des franz. Volksglaubens; sie besucht des Nachts die Häuser und bringt den Menschen Wohlstand. Acala (›der Unerschütterliche‹), Gottheit des indischen Buddhismus. Als ›Schützer der Lehre‹ steht sein Bild vor den Tempeln, um die Feinde der Lehre abzuwehren: dreiäugig, zähnefletschend und mit sechs Armen; zu seinen Waffen gehören Schwert, Vajra, Beil und Schlinge. In Japan wird er sehr häufig dargestellt (→ Fudō Myōō). EB 1. – Schumann: Buddhist. Bilder­ welt, München 42001.

Achilleus Acaviser → Lasen Achelóos, griech. Flussgott, gleichen Namens wie der ins Ionische Meer mündende Fluss, Sohn des → Okeanos* und der → Tethys. Im Mythos rang A. mit dem Helden → Herakles um den Besitz der Deianeira und nahm dabei zuerst die Gestalt einer Schlange, dann die eines Stieres an. Mit der Muse → Melpomene verheiratet, galten die → Sirenen (Acheloiden) als seine Töchter. A. findet sich in Etrurien seit dem 6. Jh. v. Chr. unter dem Namen Achlae, mit bärtigem Kopf und Stierhörnern dargestellt. Isler: A. Eine Monographie, Bern 1970. – Schachter: A. to Hera, London 1981.

Achilleus (lat. Achilles), Held der griech. Sage. Den jungen A. hatte seine Mutter → Thetis in die Wasser des Styx getaucht, um ihn unverwundbar zu machen, doch das Wasser benetzte nicht die Ferse (Achillessehne!), an der sie ihn hielt. Im Kampf um Troja wurde A. von Paris getötet. Als Heros genoss er in ganz Griechenland Verehrung; im Bereich des Schwarzen Meeres galt er als Gott, der seit der hadrianischen Zeit den Beinamen Pontarchos (›Herrscher des Meeres‹) hatte.

Achtheit 6 Hommel: Der Gott A., Heidelberg 1980. – Der kleine Pauly 1, ND München 2007. – Burgess: The death and afterlife of A., Baltimore 2009. – LdAG.

dar. Auf der Insel Teneriffa hatte er den Namen Achaman.

Achtheit, in Hermopolis verehrte Göttergruppe zu vier Paaren, von den Ägyptern Schmun (›die Acht‹) genannt. Es sind die personifizierten Urkräfte des Chaos: → Nun und seine Gattin → Naunet symbolisieren die Urwasser, Kuk und Kauket die Finsternis, → Hah und Hauhet die Ewigkeit des Raumes, → Amun und Amaunet die Unsichtbarkeit. Als kosmische Götter werden sie anthropomorph dargestellt, vereinzelt auch als Affen, die die aufgehende Sonne (Symbol für die Weltschöpfung) begrüßen. Auch in Gestalt chthonischer Tiere werden sie gedacht, die männlichen Gottheiten als Frösche, die weiblichen als Schlangen.

Adad (in Syrien Hadad), ba­ by­lon. Wetter- und Regengott, gewöhnlich mit dem Keilschriftzeichen für ›Wind‹ geschrieben. Er galt als Sohn des Himmelsgottes → An. Seine Beinamen ›Deichgraf des Himmels‹ und ›Herr des Überflusses‹ kennzeichnen ihn als Segensspender. Hält er den Regen zurück, treten Dürre und Hungersnot ein. Sein Symboltier war der Stier, sein Symbolzeichen das Blitzbündel. Nach einem alten Hymnus erbeben Himmel und Erde vor dem auch Ramman (›Donner‹)

Calvet: Geschichte und Mythen der Kanaren – Spuren einer längst unterge­ gangenen Kultur, Leipzig 2007.

Sethe: Amun u. die acht Urgötter von Hermopolis, Berlin 1929. – LÄ 1. – LdÄR.

Acoran, höchstes Wesen bei den Einwohnern Gran Canarias, die ihm auf schwer zugänglichen Bergen Tempel errichteten, die als unverletzliches Asyl galten; in weißes Leder gekleidete Mädchen brachten dem Gott ein tägliches Milchopfer

Assyrische Soldaten des Ashurbanipal tragen eine Statue des Adad

7 genannten Gott. Er wird mit einem von astralen Symbolen verzierten Kleid und einem hohen, von einer Federkrone geschmückten Hut, in den Händen das zangenförmige Blitzzeichen, dargestellt. Wyatt: The Relationship of the Deities Dagan and Hadad (Ugarit-Forschun­ gen 12, 1980). – RLA 1. – Grätz: Der strafende Wettergott: Erwägungen zur Traditionsgeschichte des A.-Fluchs im Alten Orient und im Alten Testament, Bodenheim 1998. – Schwemer: Wet­ tergottgestalten. Die Wettergottgestal­ ten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden 2001.

Adam(m)as, bei den Naasenern, einer gnostischen Richtung in Phrygien, die parentale Gottheit, ›Vater und Mutter‹ in einem, das Elternpaar der Äonen. Mead: Fragmente eines verschollenen Glaubens: das Geheimwissen der Gnos­ tiker, ND Interlaken 1990.

Adam Kadmon, nach der Kabbala (mystische Strömung im Judentum) erster Mensch, eine Emanation aus der absoluten Vollkommenheit. In bildlicher Darstellung ist er die Hauptachse von zehn konzentrischen Kreisen, den Schöpfungssphären (Sephiroth); der Urmensch ist somit Symbol des Universums. A. gilt als androgyn und kontaminiert in der älteren

Adamma jüdischen Mystik mit Gott. Das Buch Bahir (12. Jh.) kennt die ›sieben heiligen Formen Gottes‹, die alle ihre Entsprechungen in den Gliedern des Menschen haben; der Mensch offenbart die mystische Struktur der Gottheit. Scholem: Zur Kabbala und ihrer Sym­ bolik, Frankfurt/Main 91998. – Dan: Die Kabbala. Eine Einführung, Stuttgart 22012.

Adam kasia (›der verborgene Adam‹), auch Adam Qadmaia, ›der erste Adam‹, genannt. Gottähnliche Gestalt der Mandäer, Mikro- und Makrokosmos in sich vereinend; er gilt als Seele des leiblichen Adam und zugleich als die Seele jedes einzelnen Menschen; er ist Erlöser und wird doch auch selbst erlöst (in der jüdischen Mystik → Adam Kadmon). Müller/Balz (Hg.): Theologische Real­ enyzklopädie 22, Berlin 1992.

Adamma, alte syrische Gottheit (maskulin?), nach der im Kalender von Ebla, dem nahe von Aleppo gelegenen Stadtstaat, der Monat Mai benannt war. In hethit. Texten dürfte A. weiblichen Geschlechts sein; man vermutet, dass sie als zusätzliche Benennung der → Kubaba* diente. Das Theo­ nym setzt sich aus den Lallnamen Ada (›Vater‹) und Amma

Adapa 8 (›Mutter‹) zusammen. Inwieweit eine etymologische und bedeutungsmäßige Beziehung zu → Adam(m)as besteht, kann nicht beantwortet werden. Fauth: A. Kubaba (Glotta 45, 1967). – V. Haas: Hethit. Berggötter und hur­ ritische Steindämonen, Main 1982.

Adapa → Abgal Ādibuddha (›Urbuddha‹), Vorstellung eines seit Uranfang existierenden → Buddhas*, der durch kontemplative Entfaltung seiner selbst die fünf →  Dhyāni-Buddhas erschafft, das sind die Buddhas der Kontemplation, die ihrerseits die fünf → Dhyāni-Bodhisattvas hervorbringen, aus denen in einander ablösenden Schöpfungen das Universum entsteht. A. ist somit eine Art Urschöpfer, mit dem Beinamen Vajradhara (›Donnerkeil­träger‹); immer wieder wird er mit → Vairocana oder →  Vajra­sattva gleichgesetzt. Nach einem bestimmten Lehrsystem kann A. auch Kālacakra (›Zeitrad‹) genannt werden, weil er in sich die Erkenntnis der Leerheit (d.h. dass es keine reale Welt außerhalb des All-Einen gibt) mit dem zum Heil führenden Mitleid verbindet. v. Glasenapp: Buddhismus und Gottes­ idee, Main 1954. – EB 1. – Hazra: The A., Delhi 1986.

Aditi, indische Göttin, Gebieterin der göttlichen Weltordnung, Mutter der → Ādityas. Spätere Überlieferung erblickt in ihr eine Personifizierung der Erde; ihr Schoß gilt als Nabel der Welt. Der Name A. bedeutet eigentlich ›Ungebundenheit‹; die Göttin selbst ist eine Form der Großen Mutter, die alles Leben und Sein umspannt. Sie soll die ihr Vertrauen­ den von Krankheit, Not und Sündenbefleckung befreien, ist also eine Erlösergestalt. Als eine Inkarnation der Göttermutter A. gilt Devakī, die Mutter von → Krishna. Kramrisch: An Image of A.-Uttanapad (Artibus Asiac 19, 1956). – Haussig (Hg.): Götter und Mythen des in­ dischen Subkontinents (WdM I/5). – Cush: Encyclopedia of Hinduism, New York 2008.

Ādityas, ›Abkommen der →  Adi­ ti‹, Göttergruppe des Vedismus, meist sieben oder acht Götter umfassend, an ihrer Spitze steht → Varuna, oft in Verbindung mit → Mitra und → Aryaman; der achte Sohn der Aditi, Martanda, gilt als göttlicher Ahnherr der Menschen. Wie von Aditi, so erhofften sich die Menschen auch von den A. Befreiung von allen Übeln. Das nachvedische Schrifttum kennt 12 A. in der Rolle von 12 Sonnengöttern,

9 die wiederum mit den 12 Monaten verbunden sind. Die Singularform Āditya wird auf → Surya bezogen. Banerjea: Surya, A. and the Navagra­ has (Journal of the Indian Society of Oriental Studies 16, 1948). – Gonda: Die Religionen Indiens: Veda und äl­ terer Hinduismus, Stuttgart 21978. – Brereton: The Rigvedic A., New Haven 1981.

Adonai (Adonaj, hebräisch ›mein Herr‹), alttestamentar. Gottesbezeichnung, genau genommen ein Ersatzwort für den unaussprechlichen Namen → Jahwe. Seit hellenist. Zeit in Zauberbüchern und auf Amuletten vorkommender Gottesname, der im Ritus der Freimaurerei schließlich als Erkennungswort diente. O. Eissfeldt: Adonis und A., Berlin 1970. – Rösel: A. – warum Gott ›Herr‹ genannt wird, Tübingen 2000.

Adonis, ursprünglich phöniz.syrischer Gott (semitisch adon heißt ›Herr‹), der die von der Sommersonne versengte Vegetation verkörpert und in den Mysterienkulten als sterbender und auferstehender Gott verehrt wurde. Nach griech. Mythos wurde er aus einem Myrrhenbaum geboren, in den seine Mutter (Myrrha) verwandelt worden war. Er war der schöne Geliebte der → Aphro-

Adrásteia dite; als er auf der Jagd von einem Eber getötet wurde, ließ die Göttin aus seinem Blut die A.-Röschen aufsprießen und erreichte für die Hälfte des Jahres seine Freigabe aus der Unterwelt. Die leicht sprossenden Sämereien der sog. A.-Gärten (in Schalen oder Kästen) galten im Aufblühen und raschen Verwelken als symbolischer Hinweis auf Leben und Tod des Gottes. Dessen Anhänger waren v.a. Frauen, sein Fest (die Adonien) hatten keinen öffentlichen Charakter. A. wurde von den Etruskern als → Atunis übernommen. Lücken: Kult und Abkunft des A. (Forschungen u. Fortschritte 36, 1962). – Wagenvoort: The death of A., Brüssel 1969. – Eissfeldt: A. und Adonaj, Berlin 1970. – Detienne: The Gardens of A., New Jersey 1977. – Detienne: Die A.-Gärten: Gewürze und Düfte in der griech. Mythologie, Darmstadt 2000. – LdAG.

Adraste (Andraste, ›die Unbe­ siegbare‹), in Britannien ver­­ ehrte Kriegsgöttin, der die Kö­ nigin Boutica (61 n. Chr.) gefangene Römerinnen opfern ließ. Auf dem gallischen Festland entspricht ihr bei dem Stamm der Vocontier die Kriegsgöttin Andarta. Adrásteia (›die Unentfliehbare‹), ursprünglich troisch-phry-

Adro 10 gische Berggottheit, dann auch in Thrakien verehrt und ab etwa 400 v. Chr. in Griechenland als Hüterin der Gerechtigkeit und Rächerin allen Unrechts mit →  Nemesis verbunden. Nach einer mythischen Überlieferung war sie Amme und Hüterin des kleinen → Zeus*, dem sie (in Anspielung auf die künftige Weltherrschaft) einen goldenen Ball schenkte. Ein andermal wird erzählt, dass A. vor einer Höhle sitzt und durch die Töne ihrer Trommel die Menschen im Bann der ­Gerechtigkeit hält.

Gelage für die → Asen ließ er leuchtendes Gold in die Halle tragen, so dass diese wie von einem Feuer erhellt wurde. Das Gold versuchte man als das Leuchten des windstillen Meeres zu interpretieren, die Wellen des Meeres werden in der altnord. Dichtung als A.-Töchter umschrieben. Ein anderer Name für A. ist Hlér (altnord. ›Meer‹). Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Middleton: Lugbara religion: ritual and authority among an East African people, ND Hamburg 1999.

Aenéas, zunächst griech. Held (Namensform: Aineias) im Kampf um Troja, Sohn des Königs Anchises und der Göttin → Aphrodite, der Göttermutter vom Idagebirge. Die Sage von seiner Flucht aus dem zerstörten Troja wurde den Etruskern und Römern im 6. Jh. v. Chr. bekannt, er selbst bald danach als Heros verehrt. Dass A. den durch Blitzschlag gelähmten Vater und die Götterbilder aus der Heimat rettete und auf seine Irrfahrten mitnahm, ließ ihn den Römern zur Verkörperung der altröm. Tugend pietas (Pietät, Ehrfurcht vor dem Alter und der Überlieferung) werden. Kaiser Augustus glaubte, dass seine Familie von dem Göttersohn abstamme.

Aegir, nordgerman. Meerriese, Gatte der → Ran. Bei einem

Schauenburg: A. in Rom (Gymna­ sium 67, 1960). – McLeish: Dido, A., and the concept of Pietas (Greece and

Posnansky: Nemesis und A. (Breslauer Philolog. Abhandlungen V/2, 1890). – DNP 1.

Adro, Gott der Lugbara (Uganda und Kongo). Er lebt mit seinen Frauen und Kindern auf der Erde, v.a. in Flüssen; die Menschen können ihn im Wirbelwind und in Grasbränden wahrnehmen. In der Bezeichnung ›Adroa‹ wird der himmlische Aspekt des (irdischen) Gottes gefasst, ja, er ist geradezu eine eigene Gottheit, die zwar die Menschen einst erschaffen hat, jetzt aber in unendlicher Ferne lebt.

11 Rome XIX, 1972). – Jahn: Der TrojaMythos: Rezeption und Transformation in epischen Geschichtsdarstellungen der Antike, Köln 2007. – LdAG.

Aesculapius, der während einer Seuche 293 v. Chr. in Rom eingeführte Heilgott → Asklepios*; in der frühen Kaiserzeit wurde er in seiner Eigenschaft als Allheiler zu einem der am meisten verehrten Götter. Auf Münzbildern tritt A. zusammen mit seiner Tochter → Salus auf. Kaiser Marc Aurel ließ sich selbst als A. mit einem Schlangenstab als Zepter darstellen. In neuerer Zeit wurde der Äskulapstab zum Symbol für den Arztberuf. Edelstein/Edelstein: A. A collection and interpretation of the testimonies, Baltimore 1945. – Hunger: Der Äskulapstab, Berlin 1978. – Riethmüller: Asklepios. Heiligtümer und Kulte, Heidelberg 2005. – Asklepios (LdAG).

Aēshma Daēva (aēšma = ›Raserei‹), im Parsismus Dämon der Begierde und des Zorns. Sein Grimm richtet sich v.a. gegen das Rind, die zentrale Figur unter den Kreaturen; erst durch → Saoshyant kann er endgültig besiegt werden. Im jüngeren Awesta verkörpert A. ganz allgemein das Böse; seine Waffe ist ›das blutige Holz‹. Hampel: A. (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4).

Agash Aetérnitas, bei den Römern die Personifikation der Ewigkeit, sowohl des Reiches als auch der vergöttlichten Herrscher; als Attribute dienen der sich durch Selbstverbrennung erneuernde Phönix und die sich in den Schwanz beißende Schlange (Uroboros) als Symbol der Anfangs- und Endlosigkeit. Manchmal hält die auf Münzen dargestellte Göttin die strahlende Sonne und den zunehmenden Mond in ihren Händen. DNP 1.

Afi, Regen- und Gewittergott bei den im westlichen Kaukasus lebenden Abchasen. Die Frauen dürfen seinen Namen nicht aussprechen und nennen ihn nur ›der in der Höhe‹. Hewitt: The Abkhazians: a handbook, Richmond 1999.

Āfriti, in Altiran das ›Anwünschen‹ von Gutem oder Bösem, als Personifikation schon im Awesta (Vendidad) vergöttlicht. In mittelpersischen Texten hat die Gottheit den Namen Dahmān Āfrin, sie beschützt das ›Gedeihen‹ und ist Erlöser von der Macht der Dä­ monen. Aganju → Yemaja Agash (awestisch ›böser Blick‹), in iran. Religionen Krankheits-

Agathós Daîmon 12 dämon, v.a. Dämon der Sünde, die durch das Auge begangen wurde. Agathós Daîmon, guter Ge­ nius im Glauben der alten Griechen; manchmal als geflü­ gelte Schlange gedacht, die unsichtbar den Menschen um­ schwebt und seinem Haus Segen bringt. In der Ptolemäer­ zeit fällt A. mit dem ägypt. Gott → Schai zusammen. In antiken Zauberpapyri wird der das Pneuma des Lebens einhauchende Pantokrator ebenfalls als A. bezeichnet. Literatur → Daimon

Agdistis (Agditis), Zwitterwesen der phrygischen Mythologie. Es stammt von → Papas ab, wird von → Dionysos* trunken gemacht und entmannt sich selbst, als es aus dem Rausch erwacht. Aus seinen Geschlechtsteilen kommt ein Mandelbaum hervor, dessen Frucht die Tochter des Flussgottes Sangarios schwanger macht; diese gebiert dann den → Attis. A., nunmehr im weiblichen Aspekt der Name für die Große Mutter (→ Kybele), liebt den schönen Jüngling Attis und lässt ihn, nachdem er ihr untreu wurde, wahnsinnig werden. DNP 1.

Aglaia → Chariten Aglibōl, Mondgott von Palmyra (Altsyrien), trägt die Mondsichel über der Stirn, später auf den Schultern. Der Name wird verschiedentlich als ›Stier des Bōl‹ und daher die Mondsichel als ursprüngliche Stierhörner gedeutet. Sein Kult gelangte über Griechenland bis nach Rom. Eissfeldt: Tempel und Kulte syrischer Städte in hellenist.-röm. Zeit, Leipzig 1941. – Teixidor: The Pantheon of Palmyra, Leiden 1979.

Agni (etymologisch verwandt mit lat. ignis = ›Feuer‹), Feuergott der vedischen Religion; er bringt das im Opferfeuer Verbrannte zu den Göttern. Die Flammen des Gottes wurden als sieben Zungen gedacht, mit denen er die Opferbutter leckte. Der Mythos berichtet von zwei oder drei Geburten, einerseits aus dem Himmel, aus Sonne oder Blitz, andererseits aus dem Irdischen, aus Stein oder auch aus dem Wasser (in dem das erloschene Feuer ruht). Bildlich dargestellt wird er mit roter Haut, langem Bart und Flammenhülle; in den Händen hält er Flamme, Dreizack und Wassertopf; ein Widder oder ein Ziegenbock gilt als sein Reittier (vāhana, eigentlich ›Fahrzeug‹). A. wird

13

Ah Bolom Tzacab mus, Stuttgart 21978. – ER 1. – Staal (Hg.): A.: the Vedic ritual of the fire altar, Delhi 2002.

Agni; Miniatur, 18. Jh.

in alten Texten der ›Bulle des Wassers‹ genannt, d.h. dass er es schwängert: symbolischer Hinweis auf den kosmischen Prozess, in dem das männliche Feuer in das weibliche Wasser eingeht. Der Gott ist (besonders im Opferfeuer) Mittler zwischen Menschen und Göttern. Als das vom Himmel herabgekommene Feuer hat A. den Beinamen Vaishvānara (›der allen Männern Gehörende‹). Im Hinduismus hat er seine Bedeutung verloren und spielt nur noch als Hüter des Südostens eine Rolle. Harle: Two Images of A. and Yajnapu­ rusa (Journal of the Royal Asiatic So­ ciety 1962). – Gonda: Die Religionen Indiens I. Veda und älterer Hinduis­

Agnóstos Theós (griech. ›der unbekannte Gott‹), in Athen soll es Altäre für ›unbekannte  Götter‹ gegeben haben; wenn Paulus in seiner Areopag­ rede (Apostelgeschichte 17,23) den Singular gebraucht, entspricht dies einer monotheistischen Umdeutung. Religionsgeschichtlich gesichert ist die Anrufung und Verehrung ›aller Götter‹ (Pantheon), die zwar nicht mit Namen genannt werden, aber doch nicht namenlos sind. Einen unbekannten bzw. anonymen Gott kannte auch das vorislam. Arabien; Votivinschriften aus Palmyra (aus dem 2. bis 3. Jh.) sind an den gerichtet, ›dessen Name in Ewigkeit gepriesen ist‹; seine Beinamen sind ›Herr der Welt‹ und ›der Gute‹. RGG 1. – Norden: A. Untersuchungen zur Formengeschichte religiöser Rede, Stuttgart 71996. – ER 1. – DNP 1.

Ah Bolom Tzacab, in der Amerikanistik auch Gott K oder wegen seines blattförmigen Nasenornaments ›Gott mit der Blattnase‹ genannt. Er war Gottheit des Bodenbaus bei den Maya und galt als Herrscher über Regen und Donner, aber auch als Patron kultischer

Ahone 14 Feste, der Musik und des Tanzes. In den Texten der ChilamBalam-Bücher erscheint er als ›Gott der Hölle‹. Bei verschiedenen Autoren hat A. die Namensform Bolon Zacab. Miller/Taube: An illustrated diction­ ary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Ahone, Hochgott der früher im Raum von Virginia lebenden Powhatan. Er war den Menschen so entrückt, dass sie ihm kaum äußere Ehren zukommen ließen – im Gegensatz zu → Okeus. Rice: Nature & History in the Potomac Country, Baltimore 2009.

Ahriman, mittel- und neupersisch für die awestische Namensform Angru Mainyu (›böser Geist‹), von Zarathustra geprägte Bezeichnung für → Ahura Mazdās Widersacher, der jeder Schöpfung seine verneinende Antischöpfung entgegensetzt. A. ist die Verkörperung alles Bösen und der Erreger der 9999 Krankheiten; er wohnt in einer Unterwelt voll von anfangsloser Finsternis, aus der er Rauch und Schwärze, Unheil und Tod in die Welt mitbringt. Sein Symboltier ist die Schlange. Am Ende der Zeiten fährt er machtlos in die Finsternis zurück. In der

Mi­thrareligion und im Zurvanismus wird A. als Gott rituell verehrt; ihm werden die Tiere geopfert, die der bösen Macht angehören. Auf mithräischen Reliefs erscheint A. löwenköpfig und von einer Schlange umwunden (früher als → Aion gedeutet), oft trägt er zwei Schlüssel; wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen Aspekt des Unterweltsgottes. Duchesne-Guillemin: Symbolik des Parsismus, Stuttgart 1961. – Shaked: Some Notes on A., the Evil Spirit, and his Creation, Jerusalem 1967. – Colpe: A., Angra Mainyu (WdM 4). – Maneck: The death of A.: culture, identity and theological change among the Parsis of India, Mumbai 1997.

Ahti, finnischer Wassergeist, der ursprünglich die Bedeutung einer Gottheit gehabt haben dürfte. Ihn baten die Fischer um einen guten Fang. Ah uoh puc, bei den Maya der Dämon der Zerstörung, der als ›Herr der sechs Höllen‹ Uac mitun ahau hieß und als Skelett dargestellt wurde. Zu seinen ständigen Begleitern gehörte der Hund und der MoanVogel, ein mythischer Wolkendämon. Ahura Mazdā, später in der Namensform O(h)rmazd, altpersisch ›Herr der Weisheit‹. Er

15 war in vorzarathustrischer Zeit in Iran der höchste Gott; als Herr des Himmels hatte er den Beinamen ›der Weitblickende‹; das sternenübersäte Firmament galt als sein Mantel; in Altin­ dien entsprach ihm → Varuna. Zarathustra verkündete A. als einzigen Gott, der ursprünglich über dem Gegensatzpaar des → Spenta Mainyu und des Angru Mainyu (→ Ahriman) waltete, später aber mit Spenta Mainyu bedeutungsmäßig verschmolz. Bei Zarathustra wird das Licht durch A. sichtbar gemacht und dient seinem Lobpreis, später erscheint das oberste Licht, die Sonne, als des Gottes Gestalt; im Awesta werden Sonne und Mond seine Augen genannt. Der von ihm erschaffenen Welt der Wahrheit und des Lichts steht die Welt des Trugs und der Finsternis gegenüber. Mittels des Feuers kann A. das Gute vom Bösen unterscheiden. Auf achämenidischen Siegeln wurde der Gott in einem geflügelten Ring (Sonne oder Mond) dargestellt, manchmal ragt der Oberkörper auch darüber hinaus; diese Darstellung wurde aus Assyrien übernommen. Bei König Da­ rius d. Gr. ist A. der ›oberste der Götter‹, neben dem alle anderen Götter zurücktreten; in parthischer Zeit findet sich die

Aidós Namensform Oromasdes. Auf sasanidischen Reliefs erscheint der Gott zu Pferde und trägt eine Zinnenkrone. Zum Bedeutungswandel bei den Manichäern → Ohrmizd. Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965. – Colpe: A. (WdM 4). – de Jong: A. the Creator (The World of Archaemenid Persia), London 2010. – Strohm: Die Geburt des Monotheismus im alten Iran : A. und sein Prophet Zarathushtra, Paderborn 2014.

Ahurani (›die zu Ahura Gehörende‹), eine altiran. Wassergöttin, von der man sich Wachstum, Erleuchtung und Nachkommenschaft erhoffte und die mit Opfergüssen kultisch verehrt wurde. Aiakós, griech. Gott der Unterwelt, Sohn des → Zeus* und der Aigina. Wegen seiner Gerechtigkeitsliebe wurde er Richter über die Toten, von Platon erstmals als solcher mit Namen erwähnt. Aidós, bei den Griechen die im Menschen wirkende, göttliche Kraft, die sich in Ehrgefühl und Schamhaftigkeit äußert. Ihre Macht wurde als so groß empfunden, dass man sie als Person dachte und ihr auf der Akropolis in Athen einen Altar errichtete. A. hütet die Ge-

Aíolos 16 heimnisse der Nacht. Bei Hesiod ist sie eng mit → Nemesis verbunden. Cairns: The concept of A. in Greek li­ terature from Homer to 404 B.C., Oxford 1987. – DNP 1.

Aíolos (lat. Äolus), Sohn des → Poseidon*, nach der griech. Mythologie Stammvater der Aioler und von → Zeus* als Beherrscher der Winde eingesetzt. Dem Odysseus gab A. die widrigen Winde in einem Schlauch eingesperrt mit, um ihm so die Heimfahrt zu erleichtern. DNP 1.

Aión (griech. ›Zeit‹, lat. Aeon), kann sowohl ein Weltalter bezeichnen als auch die mit den Mithrasmysterien verbundene Gottheit; beide werden im röm. Kulturraum auch als Saeculum (›Zeitalter‹) bezeichnet. Der in hellenist.-röm. Zeit sich ausbreitende Synkretismus erschwert ein exaktes Umreißen der Göttergestalt des A. ebenso wie das einwandfreie Erkennen seiner Bildwerke. Die von früheren Forschern als A. interpretierte schlangenumwundene Menschengestalt mit Löwenkopf, oft geflügelt, wird neuerdings als → Ahriman gedeutet; bei der im Tierkreis (Weltei) stehenden, schlangenumwun-

denen, anthropokephalen Gestalt auf dem Relief zu Modena dürfte es sich um → Mithras* als jugendlichen Zeitgott handeln. Durch Beischriften gesicherte Darstellungen A.s zeigen diesen als älteren, bärtigen und bekleideten Mann. Der Herr über die Zeit ist auch Urgott (so unter dem Namen A. bei den Manichäern) und geht bei den Griechen in die Gestalt des → Kronos* über, der dann in spekulativen Gedankengängen mit dem lautgleichen → Chronos zusammenfällt. Die A.Idee ist persischer Herkunft (→ Zurvan). Junker: Über iran. Quellen der helle­ nist. A.-Vorstellung (Vorträge der Bi­ bliothek Warburg 1, 1923). – Bousset: Der Gott A., Leiden 1979. – v. Gall: A. (WdM 4). – Zuntz: A. Gott des Rö­ merreichs, Heidelberg 1989. – Zuntz: A. in der Literatur der Kaiserzeit, Wien 1992.

Airāvata, in Indien verehrter, göttlicher Elefant, sein Name bedeutet ›der aus dem Meer Entstandene‹. Einem Mythos nach ging A. zusammen mit der Lotosgöttin Shri (→  Lakshmi*) aus der Quirlung des Milchozeans hervor. Er ist Wächter der östlichen Himmelsrichtung und Reittier von → Indra. Zimmer: Mythen und Symbole in indischer Kunst und Kultur, Zürich

17 1951. – Cush: Encyclopedia of Hin­ duism, London 2008.

Airyaman, sprachlich verwandt mit dem neupersischen erman = ›Gast‹; dem vedischen → Aryaman entsprechender Gott in der altiran. Reli­gion. Er war zunächst eine Art Kollektivgottheit, zu deren Aufgabengebiet das Überwachen der sozialen Bindungen (wie Gastfreundschaft und Eheschließung) gehörte. A. ist der alte arische Hochzeitsgott, erscheint im Schrifttum aber auch als göttlicher Priesterarzt. In der Endzeit wird er mit einem Netz die zeitlich Verdammten aus der Hölle fischen. In seiner eschatologischen Bedeutung kann A. mit → Sraosha zusammenfallen. Thieme: Mitra and Aryaman, New Haven 1958.

Aisha Qandisha → Qandisha Ai Tojon, bei den Jakuten (in Sibirien) der Schöpfer des Lichts, er wird gedacht als riesiger, doppelköpfiger Adler, der auf der Spitze des Weltenbaumes sitzt. Der Gott bringt auch das Licht der Erkenntnis, indem er im Traum zu den Schamanen herniedersteigt. Stutley: Shamanism: an introduction, London 2003.

Aius Locútius Aitu, auf Samoa (Polynesien) zusammenfassendes Wort für die niederen Gottheiten, auf den Marquesas-Inseln Atua genannt; hierher gehören v.a. die in Tier- oder Pflanzengestalt erscheinenden Schutzgötter einzelner Familien oder Dörfer. Ein A. namens Fe’e (›Tintenfisch‹) war zunächst Kriegsgott und wuchs dann in die Rolle eines Herrschers über das Totenreich hinein. Oft zeigen die A. mehr dämonische als göttliche Charakterzüge; bei den Maori bedeutet das Wort aitu neben ›Gottheit‹ auch noch ›Krankheit‹ oder ›Elend‹. Cain: A. Eine Untersuchung zur au­ tochthonen Religion der Samoaner, Wiesbaden 1979. – Craig: Handbook of Polynesian Mythology, Santa Barbara 2005.

Aitvaras, litauischer Hausgeist, zeigt sich als schwarzer Hahn, schwarzer Kater und – wenn er fliegt – als Schlangenlinie. Er ist ein teuflisches Wesen, das dem Hauswirt seine Seele abverlangt und ihn dann reich entlohnt. Balys/Biezais: Baltische Mythologie (WdM 2).

Aius Locútius (lat. ›der Sprecher‹), röm. Augenblicksgott, der angeblich das Herannahen der Gallier (391 v. Chr.) verkündet haben soll.

Aka Manah 18 Aka Manah (›böses Denken‹), in der altiran. Religion (ab dem jüngeren Awesta) die Gestalt des Bösen, der Bote → Ahrimans und Gegenspieler von →  Vohu Manah. Der böse Geist, in mittelpersischen Quellen Akaman genannt, stammt aus der Finsternis. Geiger/Kuhn: Grundriß der iran. Philologie II, ND Berlin 1974.

Ākāshagarbha (›dessen Ursprung der Äther ist‹), im indischen Buddhismus ein →  Bodhisattva mit dem Charakter einer Himmelsgottheit; in seiner rechten Hand hält er einen weißen Lotos mit einer kleinen Sonnenscheibe, deren Licht den Äther (ākāsha) durchdringt; bezeichnenderweise wird er auch Khagarbha genannt (›dessen Schoß der Himmel ist‹). Wenn er stehend dargestellt wird, trägt er in der linken Hand das wegen seiner Transparenz unsichtbare Zauberjuwel, das alle Wünsche erfüllt. In tibetischen Totenbüchern ist er unter dem Namen Nam-mkhai snyingpo gelbhäutig und hält Schwert und Glocke als Attribute. In Japan heißt er → Kokūzō und gilt als Personifikation des höchsten Wissens um die absolute Leere. de Visser: The Bodhisattva A. (Ko­kū­ zō) in China und Japan, Amsterdam

1931. – Getty: The Gods of Northern Buddhism, New York 1988.

Aképhalos, eigentlich kein Name, sondern Kennzeichnung eines ›kopflosen‹ Wesens, das in der Antike als Dämon galt. Ursprünglich wegen einer Straftat enthauptet, wurden die Akephaloi zu Spukgeistern oder zu Helfern in der Magie. In hellenist.-ägypt. Zauberpapyri wird der ›Kopflose‹ geradezu als Gott angesprochen, in den möglicherweise die Vorstellung vom zerstückelten → Osiris* eingeflossen ist. Delatte: A. (Bulletin de Correspon­ dence Hellénique 38, 1914). – Preisendanz: A., der kopflose Gott, Leipzig 1926.

Aker, in alten ägypt. Texten wird sein Name mit dem Schriftzeichen für ›Erde‹ umgesetzt, der Gott selbst ist eine Verkörperung der Erde bzw. des Horizonts. Dargestellt wird er als schmaler Landstreifen, am Ende jeweils ein Menschen- oder ein Löwenkopf, später auch in Gestalt zweier sich den Rücken zukehrender Löwen, die das Zeichen für die aufgehende Sonne tragen. Das eine Tier blickt nach Wes­ ten, wo die Sonne untergeht, das andere schaut nach Osten, wo die Sonne wieder aus dem Reich der Finsternis aufsteigt.

19 Die beiden Löwen und damit der sie repräsentierende Gott hüten den Ein- und Ausgang der Unterwelt; sie stehen auch an der Schwelle zwischen dem Gestern und dem Morgen. LÄ 1. – LdÄR.

Akerbeltz (›schwarzer Ziegenbock‹), gilt im baskischen Volksglauben als Stellvertreter des Gottes → Mari und wird seinem Namen entsprechend als schwarzer Ziegenbock dargestellt. Man erhofft sich von ihm v.a. einen günstigen Einfluss auf die Tiere. Zum Schutz der Herde vor Seuchen wurde früher ein schwarzer Ziegenbock im Stall gehalten. Im 16./17. Jh. war A. der von Zauberern und Hexen verehrte Gott, dem Opfer dargebracht wurden und zu dessen Ehren man tanzte. de Barandiarán: Die baskische Mytho­ logie (WdM 2).

Akongo, Hochgott der im Gebiet des Kongo lebenden Ngombe. Als Schöpfer hat er den Beinamen ›Former‹; er ist der, welcher der Welt ihre Gestalt gab. Akshobhya (›der Unerschütterliche‹), einer der fünf → Dhy­ā­ ni-Buddhas, wahrscheinlich Hy­postase des ­historischen → Gau­tama Buddha, als dieser

Ala den (legendären) Versuchungen des teuflischen → Māra widerstand. Ikonographisch wird er als Buddha im Mönchskleid dargestellt, seine Handhaltung lässt die Geste der Erdbe­ rührung (Bhumisparsha-Mudrā erkennen. Die ihm zugedachte Himmelsrichtung ist der Osten; im Tantrismus sind ihm weiter zugeordnet das Element Äther und als Jahreszeit der Winter. A.s Vehikel besteht aus einem Paar Elefanten, eine Anspielung auf den Namen ›der Unerschütterliche‹. Bildhafter Ausdruck für die Überwindung der Polarität der Erscheinungswelt, für das Verschmelzen der Gegensätze im Absoluten, ist die Vereinigung A.s mit seiner Partnerin (tibetisch yabyum). Sein Hauptattribut ist der Donnerkeil (vajra); in der Malerei ist er blauhäutig. Mehrere Gottheiten werden von A. emaniert, u.a. → Heruka, → Jam­ bhala und → Candarosana. Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959. – Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Sub­ kontinents (WdM I/5). – Nattier: The Realm of A.: A Missing Piece in the History of Pure Land Buddhism (Jour­ nal of the International Association of Buddhist Studies 23/1, 2000).

Ala, Erdgöttin der Igbo in Ostnigeria; sie repräsentiert den zweifachen Aspekt der Erde:

Alako 20 Fruchtbarkeit und Tod. Sie ist die Muttergöttin, die alle Lebewesen hervorgebracht hat; ihr Gemahl ist → Chi. Ike/Edozien: Afrika in eigener Sache. Weisheit, Kultur und Leben der Igbo, Frankfurt/Main 2003.

Alako, Gott bei den norweg. Roma. Er hieß zunächst Dundra und wurde von seinem Vater, dem Großen Gott, in Menschengestalt auf die Erde geschickt, um den Roma ihr geheimes Gesetz zu offenbaren. Danach kehrte er in sein Reich, den Mond, zurück und heißt seitdem A. Der Name ist sprachlich verwandt mit finnisch alakuu = ›abnehmender Mond‹. Berger: Mythologie (WdM 5).

der

Zigeuner

Alalu, nach der von babylon. Vorstellungen beeinfluss­ ten Götterlehre der Hurriter (Churri; Nordsyrien) der erste König im Himmel. Neun Jahre saß er auf dem göttlichen Thron, dann wurde er von Anu (→ An), dem ersten unter den Göttern, gestürzt. A. wurde von den Griechen Hypsistos (›der Höchste‹) genannt. Haas: Geschichte der hethit. Religion, Leiden u.a. 1994.

Alardi, im mittleren Kaukasus bei den Osseten volkstümlicher

Geist, einerseits die Pocken verursachend, andererseits die Frauen beschützend. In Gesängen hat er den Beinamen ›der Geflügelte‹. Haussig: Götter und Mythen der kau­ kas. und iran. Völker, Stuttgart 1986.

Alatala, islam. beeinflusster Name des wichtigsten Gottes der West-Toraja aus Sulawesi (Indonesien). Wie bei den Pamona (→ Pue mPalaburu) sind die alten Schöpferwesen in ihrer Bedeutung zurückgedrängt. A., der Ursprung der Menschheit und ihr Schicksalsbestimmer, ist der Weltenherrscher. Im Kult ist er der Mittelpunkt, häufig gemeinsam mit Buriro, dem Gott der Fruchtbarkeit und des Feldbaus, den man sich als Riesen mit überdimensionalen Geschlechtsteilen vorstellt. Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976. – Nooy-Palm: Sa’dan Toraja: a study of their social life and religion, Dordrecht 1979.

Alaunus, keltischer Lokalgott in der Bedeutung des → Mercurius. Im Raum von Mannheim hatte Mercurius den Beinamen Alannus, bei Salzburg fand man Inschriften in der Form »sacrum … Alounis.« Berresford Ellis: Dictionary of Celtic Mythology, Oxford 1994.

21 Albiorix (keltisch ›König der Welt‹); Beiname, vielleicht auch eine eigene Form des gallischen Kriegsgottes → Teutates. Weiter scheint A. mit einem Bergkult verknüpft gewesen zu sein. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Alcis, göttliches Brüderpaar bei dem ostgerman. Stamm der Naharnavalen (in Schlesien?). Nach des röm. Geschichtsschreibers Tacitus Bericht wurden die Götter in einem heiligen Wald verehrt; es gab keine Bilder von ihnen. In der inter­ pretatio romana werden sie dem Zwillingspaar → Castor und Pollux gleichgesetzt. Die Ableitung des Namens A. ist unsicher, möglicherweise ist er mit dem von Caesar überlieferten Wort alces für ›Elche‹ verwandt; die A. wären danach eine Art Elch- oder Pferdegottheiten. Ein anderer Ableitungsversuch vergleicht mit dem altengl. eal­ gian (›schützen‹) und erblickt in den A. Schutzgottheiten. Schwarz: German. »Dioskuren«? (Bonner Jahrbücher 167, 1967). – Hoops/Beck (Hg.): Reallexikon der german. Altertumskunde 1, Berlin 2 1973. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Alisanos (auch deus Alisanus), gallischer Lokalgott, nach In-

Allah schriften für die Gegend der Côte d’or belegt; wahrscheinlich hängt der Ortsname Alesia mit ihm zusammen. Man versuchte ihn als HausebereschenGott näher zu bestimmen. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Allah (arab. al-ilah = ›der Gott‹), in vorislam. Zeit obers­ te Gottheit, Schöpfer der Erde und Spender des Wassers. In der monotheistischen Lehre Mohammeds einziger Gott, dem vonseiten der Menschen die Haltung der Ergebung (is­ lam) gebührt. A. ist vollkommen anders als alles (von ihm) Erschaffene; daher auch das Verbot, ihn bildlich darzustellen. Die ›schönen Namen‹ des Gottes entsprechen den Epitheta, mit denen A. im Koran umschrieben wird; 99 Namen (daher die 99 Perlen des islam. Rosenkranzes) sind bekannt, den ›größten Namen‹, der das Hundert voll macht, kennt kein Sterblicher. A. ist ›das Licht des Himmels und der Erde‹ (Sure 24,35); in der arab. Mystik (Sufismus) wird er mit einer Sonne verglichen, die ihre Strahlen aussendet; sein Thron ist ein Zeichen seiner Allmacht und seiner Distanziertheit von der Schöpfung. Aussagen des

Allat 22 Korans, welche A. menschliche Körperteile und Eigenschaften zuschreiben, wurden von den meisten Theologen in Ablehnung anthropomorpher Züge als Metaphern interpretiert. Während die Welt allein durch Gottes Wort (›es werde‹) entstanden ist, findet sich bei dem aus Lehm bzw. Tonerde erschaffenen Menschen (z.B. Sure 6,3 und 55,15) die Vorstellung vom Töpfer. Wegen des Bilderverbotes darf A. nur kalligraphisch ›vergegenwärtigt‹ werden. Brockelmann: A. und die Götzen, der Ursprung des islam. Monotheismus (ARW 21, 1922). – Wensinck: The Muslim Creed, Cambridge 1932. – Stade: Ninety- Nine Names of God in Islam, Ibadan 1970. – Nagel: Die re­ ligionsgeschichtl. Wurzeln des sog. Bil­ derverbotes im Islam (Klimkeit [Hg.]: Götterbild in Kunst u. Schrift), Bonn 1984. – Gardet: God in Islam (ER 6). – Maier: Koran-Lexikon, Stuttgart 2001.

Allat (arab. ›die Göttin‹), im vorislam. Zentral- und Nordarabien verehrte Gottheit; Herodot kennt den semitischen Namen in der Form Alilat und vergleicht sie mit der →  Aphrodite Urania. Besonders verehrt wurde sie in Ta’if, wo auch ihr Idol, ein weißer Granitblock, stand. Sie galt als eine der drei Töchter → Allahs und wurde mit dem Planeten Venus in Verbindung gebracht.

Aus einigen Texten glaubt man auch eine solare Beziehung entnehmen zu können. Höfer: A. (Die Stammesgruppen Nord- und Zentralarabiens in voris­ lam. Zeit, WdM 1). – Krone: Die altarab. Gottheit a., Frankfurt/Main 1992. – Jettmar: Die vorislam. Reli­ gionen Mittelasiens, Stuttgart 2003.

Allekto → Erynien Almaqah, Mond- und Reichsgott im südarab. Reich Saba. Die Angehörigen des Stammes Saba nannten sich ›Kinder A.s‹. Seine Symbolzeichen sind Blitzbündel und eine an ein leicht gebogenes S erinnernde Waffe. Sein Symboltier ist der Stier; in einigen Texten wird er als ›Herr der Steinböcke‹ bezeichnet. Gese/Höfner/Rudolph: Die Religio­ nen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970.

Aloáden, in der griech. Mythologie die riesenhaften Söhne des Aloeus (oder des → Poseidon*) mit den Namen Otos und Ephialtes. In ihrem Kampf gegen die Götter versuchen sie den Olymp zu stürmen, fesseln den Kriegsgott → Ares und halten ihn 13 Monate lang gefangen. Als → Artemis* sich in Gestalt einer Hirschkuh auf sie wirft, töten sie sich selbst in ihrem blinden Jagdeifer. Möglicherweise waren die A.

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Alp, Alb

vorhellenische Götter, die im Kampf der neu eingeführten Zeusreligion unterlagen. DNP 1. – Kerényi: Die Mytholo­ gie der Griechen 1: Die Götter- und Menschheitsgeschichten, München 25 2010.

Alonkok, in der Überlieferung der äquatorialafrikan. Fang die Urmutter, die zusammen mit Sonne und Mond, Bergen und Flüssen aus dem aufgeplatzten Weltei hervorkam. A. gebar Zwillinge verschiedenen Geschlechts, deren Sohn der Hochgott → Nsambe war. Belcher: African myths of Origin, London 2005.

Alow, Schöpfergott der in Assam (nördlich des Brahmaputra) lebenden Kachari; Sohn der Urgöttin → Arikina. Aus der großen urzeitlichen Wasserfläche schuf er die Welt, wobei ihm die Krebse halfen, indem sie die Erde zusammenkratzten. Dann formte A. das Modell von Mann und Frau; als seine fünf Brüder die noch nicht belebten Modelle zerstörten, schuf er sie noch einmal und ließ sie von zwei Hunden bewachen. Endle: The Kacharis, ND Delhi 1975.

Alp, Alb (nord. Alfr), im Plural Alben, davon abgeleitet Elben. Sie sind in der german. Mytho-

Alp; Heinrich Füssli: »Nachtmahr«, 1802

logie überirdische, halb göttliche, halb zwergenhafte Wesen; hier ist auch an den durch seine Tarnkappe und den Kraftgürtel bekannten Zwergenkönig Alberich der Nibelungensage zu erinnern. Man dachte sich die A.en in der Rolle von Fruchtbarkeitsmächten und Schutzgeistern, manchmal erinnern sie an Totenseelen; später wurden sie als dämonische Wesen aufgefasst, die den Alpdruck und Krankheiten verursachen. Im Aberglauben kann der Alpdruck (Angsterlebnis im Schlaf mit schreckhaftem Aufwachen) als Bedrohung durch einen Dämon (→ Incubus, → Succubus) verstanden werden. In der Edda wird unterschieden

Alpan 24 zwischen den bei den Göttern wohnenden Lichtalben (liosalfar) und den unter der Erde hausenden Dunkelalben (döckalfar); die Schwarzalben (svartalfar) werden den Zwergen gleichgesetzt. Den A.en entsprechen im bayer.-österr. Raum die → Druden (auch → Elfen). Thun: The Malignant Elves (Studia Neophilologica 41, 1969). – de Vries: Altgerman. Religionsgeschichte, Berlin 3 1970. – Hoops/Beck (Hg.): Real­ lexikon der german. Altertumskunde 1, Berlin 21973. – Tarantul: Elfen, Zwerge und Riesen, Frankfurt/Main 2001. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 2006.

Alpan (auch Alpanu, Alpnu), geflügelt oder ungeflügelt dargestellte etrusk. Göttin von der Art der → Lasen. Über nacktem Körper trägt sie einen kaum verhüllenden Mantel, reichen Schmuck und leichte Sandalen. Manches spricht dafür, dass sie eine Göttin der Liebeskunst war, andererseits zeigt sie auch Züge einer Unterweltsgöttin. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Altjira, das höchste Wesen bei den Aranda (Aborigines in Zentralaustralien) in Gestalt eines großen, rothäutigen Mannes mit den Füßen eines Emus.

Er wohnt im Himmel, die Sterne sind seine Lagerfeuer. Gill: Storytracking: texts, stories, & his­ tories in Central Australia, New York 1998.

Alu (sumerisch a. lá = ›schlecht‹, ›böse‹), altmesopotam. Winddämon, der als körperloses Gespenst die Menschen ›wie ein Fangnetz niederwirft‹; er verursacht Krankheiten, besonders Kopfschmerzen. Black/Green: Gods, demons and sym­ bols of Ancient Mesopotamia, London 2 2008.

Alurwa (oder Anangama), Hochgott der an der Elfenbeinküste (Westafrika) lebenden Baule; er erschuf die Erdgöttin Asye, die Menschen und die Geister. In späteren Mythen erscheint er als jüngerer und damit weniger mächtiger Bruder von → Niamye. Belcher: African myths of Origin, London 2005.

Ama (1) → Hamkār Ama (2) ist die rein japan. Lesung des chines. Schriftzeichens für ›Himmel‹ Tiān (sinojapan. gelesen: Ten). A. kommt als selbständiges Wort kaum vor; meist tritt es in Wortverbindungen auf, die ShintoGötter oder ihnen Zugehöriges bezeichnen (→ Kami).

25 Amadhi Oha → Chi Amaethon, keltischer Agrargott in Wales, galt als der große Ackermann. Er gehörte der walisischen Götterfamilie der → Don an. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Amáltheia (lat. Amalthéa), eine Nymphe, nach anderer Version eine Ziege, die den kleinen → Zeus* mit ihrer Milch nährte und dafür als Stern (Capella = lat. ›Ziege‹) an den Himmel versetzt wurde. Das abgebrochene Horn der A. wurde von Zeus zum segenspendenden Füllhorn (Symbol des Wohlstands) gemacht. DNP 1.

Amaterasu (japan. ›Die vom Himmel Leuchtende‹), Sonnengöttin des Shintō. Sie wird als göttliche Ahnin des Kaisers bzw. der Yamato-Dynastie im Heiligtum zu Ise verehrt (nachweislich seit dem 7. Jh. n. Chr.); ihr Beiname ist Ōmikami, ›große, erhabene Gottheit‹. Den mythologischen Texten des Kojiki und Nihongi nach entstand sie zusammen mit ihrem Bruder, dem Mond(gott) → Tsukiyomi, als der aus der  Unterwelt zurückgekehrte Himmelsgott → Izanagi (der dort seine Frau → Izanami

Amaterasu gesucht hatte) sich die Augen auswusch, um den Schmutz der Unterwelt abzuwaschen. Des Weiteren wird erzählt, dass sich die Sonnengöttin in eine Höhle zurückzog (und damit alles Licht und Leben auf Erden zu erlöschen drohte), weil ihr zweiter Bruder, der Sturmgott → Susano(w)o, sie und ihre Dienerinnen fortwährend mit üblen Streichen belästigte, um ihr die Herrschaft über die Erde zu vergällen. Das Gelächter der vor ihrer Höhle versammelten Götter, die den erotischen Tanz der Göttin →  Uzume bejubelten, machte die Sonnengöttin neugierig. Sie ließ sich aus ihrer Höhle herauslocken, zusammen mit ihrem lebenspendenden Licht. Im urzeitlichen Shintō beo­ bachtet man – besonders in den sog. Shintō-Sekten – eine Tendenz zum Heno- bzw. zum Monotheismus. Dabei richtet sich die ausschließliche Verehrung (Monolatrie) oft an A. Ōmikami (neben der Tendenz zur Höherwertung des → Amenominakanushi). Taryo: Die A.-Mythe im alten Japan und die Sonnenfinsternismythe in Süd­ ostasien (Ethnos, 1960). – Takeshi: Origin and Growth of the Worship of A. (Asian Folklore Studies XXXVII/1, 1978). – Zachert: Die Mythologie des Shintō (WdM, 20. Lief.). – ER 1. – Naumann: Die Mythen des alten Ja­

Amatsukami 26 pan, München 1996. – Como: Weav­ ing and binding: immigrant gods and female immortals in ancient Japan, Honolulu 2009.

Amatsukami (›Götter des Himmels‹), im Shintoismus Bezeichnung einer Gruppe von Göttern, zu der v.a. → Amenominakanushi gehört, weiter → Izanagi und → Izanami (die Ureltern der übrigen Götter und Menschen) und deren Kinder → Amaterasu, → Tsukiyomi und → Susano(w)o. Ihre eigentliche Heimat ist das ›Gefilde des hohen Himmels‹ (Takamagahara); von dort kommen sie auf die Erde, um je ihren Bereich zu regieren. Naumann: Die Mythen des alten Ja­ pan, München 1996.

Amaunet, der ägypt. Göttergruppe der → Achtheit zugehörig. Sie galt als Gottesmutter der Urzeit und konnte dabei mit Neith verschmelzen. Inschriften nennen sie ›Mutter, die Vater war‹, d.h. die keines Gatten bedurfte. Innerhalb der Achtheit ist ihr → Amun als Partner zugeordnet. In ptolemäischer Zeit galt sie als Verkörperung des belebenden Nordwindes. Sethe: Amun und die acht Urgötter von Hermopolis, Berlin 1929. – LdÄR.

Ambikā (Sanskrit ›Mütterchen‹), nachvedischer Name

für die Gemahlin des Gottes →  Shiva*. Als die beiden Dämonen Sumbha und Nisumbha gegen die Götter aufbegehrten, entsprang der Stirn der zornigen Göttin eine schreckliche Form der → Durga, die alle Dämonen vernichtete. Über ihre Bedeutung als Mutter (amba) → Devi. Im Jinismus ist A. teils eine eigenständige Gottheit, teils Begleitfigur (→ Shasana-devi) eines → Tirthamkara. Tiwari: A. in Jaina art and literature, New Delhi 1989.

Amenominakanushi (japan. ›Herr der erhabenen Mitte des Himmels‹), höchster Himmelsgott im Shintō. Im Gegensatz zu → Izanagi (und → Izanami) spielte er im Mythos und im Kult kaum eine Rolle; ein besonderes Heiligtum, das ihm zu Ehren gebaut worden wäre, gibt es nicht. Trotzdem nimmt er im Götter-Pantheon des Shintō den höchsten Platz ein: Alle Götter überragend sitzt er einsam auf einer neunfachen Wolkenschicht (symbolischer Hinweis auf neun Himmel). Die zwei (in den Mythologien Kojiki und Nihongi nach ihm aufgezählten) Götter →  Taka­ mimusubi und → Kamumusubi werden manchmal als selbständige Erzeugergötter,

27 manchmal als seine erzeugenden (männlichen und weiblichen) Tätigkeiten aufgefasst. Alle drei gelten auch als die Götter-Trias des Shintō. Im neuzeitlichen Shintō gibt es eine Tendenz zum Heno- oder sogar zum Monotheismus. Dabei erhält A. eine größere Bedeutung als früher. Genichi: The Ancient Shintō-God A.-no-kami seen in the Light To-day (Transactions of the Asiatic Society of Japan XXXVI/1, 1908). – Numazawa: Die Weltanfänge in der japan. Mytho­ logie, Luzern 1946. – Nobutaka/ Laube: Neureligionen: Stand ihrer Er­ forschung in Japan, Wiesbaden 1995.

Amentet, ägypt. Göttin des Westens und der in dieser Himmelsrichtung liegenden Länder. Da im Westen die Sonne untergeht (symbolisch für den Eingang in die Unterwelt), ist A. auch Göttin der Nekropole und empfängt den ins Jenseits eingehenden Toten. Seit dem Neuen Reich wird sie in ihrer Bedeutung immer mehr von → Hathor zurückgedrängt, die nun als ›Herrin des schönen Westens‹ gilt. (Abb. → Re) Refai: Die Göttin des Westens in den theban. Gräbern des Neuen Reiches, Berlin 1996.

Ameretāt (›Nichtsterben‹, ›Leben‹), in der altiran. ­Religion zum Kreis der → Amesha

Amesha Spentas Spentas gehörig, repräsentiert sie die Unsterblichkeit. Gewöhnlich wird sie zusammen mit → Haurvatāt genannt; während Letztere über das Wasser herrscht, gebietet A. über die Pflanzen. In den Yas­ na erscheinen die beiden geradezu als Trank und Speise des Himmels; beide bilden für den Gläubigen den Lohn nach dem Tod. Als abstrakte Begriffe feminin, können beide als Personifikation männliches  Ge­ schlecht annehmen. Beim end­ zeitlichen Opfer vereinigt sich A. mit ihrem (irdischen) Symbol, dem Pflanzenreich. Darmesteter: Zend-Avesta II, Paris 1892–93. – Hampel: A. (WdM 4).

Amesha Spentas (›Die heiligen Unsterblichen‹), im Parsismus Sammelbezeichnung für die Personifikationen abstrakter Be­griffe, die als oberste Geis­ ter →  Ahura Mazdā dienen. Fünf A. dürften durch Umdeutung aus Elementargeis­ tern entstanden sein: → Asha (awestisch ›Wahrheit‹) wird in den Ga­thas  durch Feuer symbolisiert,  →  Xsathra vairya (›erwünschtes Reich‹) ist Beschützer der Metalle, →  Armaiti (›fügsames Denken‹) steht in enger Beziehung zur Erde, → Haurvatāt (›Vollkommenheit‹) ist mit dem Wasser

Amida 28 verbunden, → Ameretāt (›Unsterblichkeit‹) mit den Pflanzen. Zu dieser alten Fünfergruppe kommen seit Zarathustra noch → Vohu Manah (›die gute Gesinnung‹) und → Sraosha (›Gehorsam‹) als Engelmächte. Wechselweise werden auch → Spenta Mainyu und sogar Ahura Mazdā selbst als ›heilige Unsterbliche‹ genannt, doch dominiert in Zarathustras Lehre die Auffassung, dass Letzterer der Inbegriff aller A. ist, der Herr aller Elemente. Die Lehre von den A. hat auch die jüdische Engellehre beeinflusst. König: Die A. des Avesta und die Erzengel im Alten Testament, Melk 1935. – Thieme: Die vedischen Āditya und die zarathustrischen A. (Schlerath [Hg.]: Zarathustra), Darmstadt 1970. – Colpe: Reflections on the his­ tory of the A.-Conception (Actes XXIXe Congrès internat. Oriental., Sect. Iran Ancien), Paris 1975. – Yarhshater (Hg.): Encyclopedia Iranica 1, ND London 2001.

Amida oder A. Butsu ist die japan. Version des → Amitābha Buddha (›Buddha des unermesslichen Lichtes‹) oder Amitāyus Buddha (›Buddha des unermesslichen Lebens‹). In den ›Drei Sūtren des Buddhismus des Reinen Landes‹ tritt er als Erlöser auf. Als ›Wesen, das um die Erleuchtung kämpft‹ (= Bodhisattva, japan.

Bosatsu) versprach A. aus Mitleid mit den bisher unerlösten Lebewesen in einer Reihe von 48 Gelübden, allen zur Buddhaschaft zu verhelfen, und zwar jedem Einzelnen mit den ihm angepassten Erlösungsmitteln (upāya, japan. hōben). Doch der Erlöser A. nimmt den Befreiten nicht für immer jede Eigentätigkeit weg. Vielmehr holt er sie in sein ideales Reich, ins ›Reine Land‹ (Jōdo) oder ›Paradies im Westen‹, damit sie dort mit ihm und allen anderen zusammen die Bodhisattva-Werke vollbringen und ins Nirvana eingehen. Innerhalb der mahayānābuddhist. Lehre von den ›Drei Leibern‹ (= Seinsweisen) eines Buddha entspricht Dharmakara Bodhisattva (Hōzō Bosatsu) dem Nirmānakāya (dem ›Erscheinungsleib‹, irdische Seinsweise); Amitābha Buddha (Amida Butsu) gilt dann als Sambhogakāya (›Genussleib‹, ideale Seinsweise) – letztlich muss aber auch dieser Buddha in die überindividuelle Seinsweise (die eigentlich nicht mehr als ›Seins‹-weise bezeichnet werden kann) eingehen: in das Dharma oder den Dharmakaya (›Gesetzesleib‹). Das heißt: Buddha A. ist eine vorläufige Erlösergestalt, ein Erlösungsmittel, welches das

29 überpersönliche Dharma in Anpassung an die Aufnahmefähigkeit der unerlösten Lebewesen dieser Zeit schafft und wieder aufhebt, wenn es seine Dienste geleistet hat. Haas: A. Buddha unsere Zuflucht, Leipzig 1910. – Bloom: Shinran’s Gospel of Pure Grace, Tuscon 1965. – Zotz: Der Buddha im reinen Land, München 1991. – Beerens/Teeuwen (Hg.): Uncharted waters: intellectual life in the Edo period, Leiden 2012.

Amitābha (altindisch ›uner­ messliches Licht‹, chines. Ami-to), der populärste und his­torisch der älteste der fünf → Dhyāni-Buddhas. Er thront im Himmel als Herr des paradiesischen Landes Sukhāvati, in das er alle ihm Vertrauenden gelangen lässt. Unter den Himmelsrichtungen ist ihm der Westen zugeordnet, unter den Elementen das Wasser und unter den Tageszeiten die Abenddämmerung. Ikonographisch wird er als roter Buddha, dem Sonnenuntergang entsprechend, dargestellt; seine beiden Hände liegen mit offener Handfläche in seinem Schoß in der meditativen Pose (dhyānamudrā. Sein Vehikel besteht aus einem Paar Pfauen, sein Attribut ist ein Lotos oder ein Almosentopf (patra), aus dem Früchte als Symbol der geistigen Fruchtbarkeit hervorquellen.

Amm Ein anderer Name von A. ist Amitāyus (›der mit unermess­ lichem Leben‹), der auf bildlichen Darstellungen statt des Almosentopfes ein Wassergefäß mit dem Unsterblichkeits­trank Amrita in den Händen hält. Manches spricht dafür, dass A. eine Hypostase → Gautama Buddhas in dem Augenblick der völligen Erleuchtung ist. Im 4. bis 6. Jh. kam die Lehre von A. nach China, später nach Japan (→ Amida). Suzuki: A. The Buddha of Infinite Light, Kyoto 1971. – Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Sub­ kontinents (WdM I/5). – Schumann, Buddhist. Bilderwelt, Köln 1986. – Payne/Tanaka (Hg.): Approaching the land of bliss: religious practise in the cult of A., Honolulu 2004.

Amm, im vorislam. Südarabien der Mondgott, im Reich Qataban hatte er die Stellung eines Reichsgottes inne; die Einwohner von Qataban nannten sich selbst ›Kinder des A.‹. Auf seinen lunaren Charakter weist der Beiname ›der Zunehmende‹, darüber hinaus hat er auch die Funktion eines Wettergottes; als solcher ist das Blitzbündel sein Symbol. Gese/Höfner/Rudolph: Die Religio­ nen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970. – Jettmar: Die vorislam. Religionen Mittelasiens, Stuttgart 2003.

Amma 30 Amma, Schöpfergott der Dogon (Mali). Er erschuf das Universum in Gestalt eines Welteis, das in sich in zwei Plazentas geteilt war, aus denen die zweigeschlechtliche Welt hervorging. Nach einer anderen, geheimen Überlieferung vergewaltigte der Gott die Erde, deren Geschlechtsorgan ein Ameisenhaufen war. Griaule: Schwarze Genesis. Ein afri­ kan. Schöpfungsbericht, Frankfurt/ Main 1980. – ER 1. – Unterberger: Das heilige Wissen der Dogon, Wien 1996.

Ammavaru, Muttergottheit bei dem drawidischen Volk der Telugu (im östlichen Zentralindien). Dem Mythos nach war sie schon vor dem Bestehen der vier Zeitalter, also vor Erschaffung der Welt, vorhanden. Aus einem von ihr in das Milchmeer gelegten Ei gingen die drei Götter → Brahmā*, → Vishnu* und → Shiva* hervor. A.s Reittier ist der Schakal. Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Ammit, weiblicher Dämon des ägypt. Jenseitsgerichts, gefürchtet als ›Totenfresser‹ mit dem Kopf eines Krokodils, dem Mittelteil einer Raubkatze und dem Hinterteil eines Nilpferdes. Das Ungeheuer lauert beim Jenseitsgericht neben der

Anubis wägt das Herz von H ­ unefer, daneben sitzt Ammit (ca. 1285 v.Chr.)

Waage auf das Urteil, um dann den Sünder verschlingen zu können. Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten, München 2001.

Ammon, als Widder dargestellter Gott der westägypt. Oase Siwa und ihrer im Altertum berühmten Orakelstätte (­ Ammonium). A. ist die griech. Namensform des ägypt. → Amun. Seit seinem Besuch in der Oase Siwa hielt sich Alexander d. Gr. für einen Sohn des Zeus-A., ähnlich wie die Pharaonen als Söhne des Amun-Re galten. Nordafrikan. Felszeichnungen mit dem sonnenscheibetragenden Widder werden als Ausstrahlung des A.-(Amun-)Kultes betrachtet. Classen: The Libyan God A. in Greece before 331 B.C. (Historia 8, 1959). – DNP 1.

31 Amoghapāsha (›Unfehlbare Schlinge‹), im Mahāyāna-Bud­ dhismus eine Form → Avalokiteshvaras*. Er hat weiße Haut, ein Gesicht und acht Arme und steht mit geschlossenen Füßen auf dem Mond. Sein Hauptattribut ist die Schlinge (pāsha) als Hinweis auf das Mitleid, mit dem er die Gläubigen zu ihrem Wohl fängt oder die Feinde bindet. A. gilt als Befreier aus dem Weltkreislauf, darauf deutet u.a. das Gefäß in einer Hand; es enthält Amrita, was zugleich den Unsterblichkeitstrank bezeichnet und ein Synonym für das Nirvāna ist. Auf einen außerbuddhist. Volkskult dürfte die Vorstellung zurückgehen, dass A. sich seinen Verehrern unter Umständen auf dem Gipfel eines Baumes zeigen kann. Meisezahl: A. Some Nepalese represen­ tations (Monumenta Serica 26, 1967). – Pal: The iconography of A. Lokeśvara (Oriental Art NS 12, 1966 und 13, 1967).

Amoghasiddhi (›Fehlerlose Vollendung‹), im Buddhismus einer der fünf → DhyāniBuddhas, mit grüner Haut und der nördlichen Himmelsrichtung zugeordnet. Sein Vehikel besteht aus einem Paar → Garudas* (adlerartige mythische Vögel), sein Attribut

Ámor ist ein doppelter Donnerkeil (vishvavajra); die rechte Hand zeigt die Geste der Furchtlosigkeit bzw. der Ermutigung (abhaya-mudrā). Zu A. werden in Beziehung gesetzt: das körperliche Auge, die Regenzeit und als Element das Wasser. Im Tantrismus kann er dreigesichtig und mit sechs Armen dargestellt werden; als seine Prajñā gilt Tārā, ihm auf dem Schoß sitzend; beide bilden ein Symbol der Vereinigung aller Gegensätze. EB 1. – Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Ámor, röm. Liebesgott, der dem griech. → Eros entspricht. In der lat. Poesie wird A. auch Cupido (von cupiditas = ›Verlangen‹, ›Leidenschaft‹) genannt; im christl. Mittelalter wurde zwischen A. oder A. Dei (= Gott) und Cupido (= Teufel) unterschieden. In der antiken Kunst wurde A. als puer alatus (geflügelter Jüngling) dargestellt; Pfeil und Bogen und/oder eine Fackel sind seine Attribute. In dem seit frühhellenist. Zeit bekannten Romanmotiv A. und Psyche wird die Hinfälligkeit des irdischen  Le­ bens durch Psyche symbolisiert, die durch A.s Kuss in die Ewigkeit überführt wird.

Amphitríte 32 Fliedner: A. und Cupido. Untersu­ chungen über den röm. Liebesgott, Meisenheim 1974. – Wlosok. A. and Cupid (Harvard Studies in Classical Philology 79, 1975). – Holm: A. und Psyche, München 2006.

Amphitrite; korinthische Kachel aus Penteskouphia, ca. 575–550 v. Chr.

Amphitríte, möglicherweise vorgriech. Meeresgöttin, in der griech. Mythologie Tochter des → Nereus und Gemahlin des → Poseidon*. Von Nereiden und den muschelblasenden Tritonen begleitet, fährt sie in einem Muschelwagen über das Wasser dahin. Einen eigentlichen Kult genoss sie nur in Verbindung mit Poseidon. Kern: Die Religion der Griechen 1, Berlin 1926. – DNP 1.

Amun (›der Verborgene‹), bei den alttestamentar. Propheten Amon und in mittelbabylon. Urkunden Aman genannt. Bereits in den Pyramidentexten wird er zusammen mit seiner

Gattin → Amaunet als Urgott erwähnt. Nach altägypt. Deutung war er der im unsichtbaren Lufthauch Wirkende, zunächst also ein Windgott, Beherrscher der Lüfte; in Hymnen wird er gepriesen als ›Herr der Strahlen, der das Licht schafft‹. Seit der 11. Dynastie lässt A. sich als Gott von Theben nachweisen, wo er mit dem Aufstieg der Stadt Götterkönig und Reichsgott wurde (seine Gattin: → Mut). Als urzeitlicher Schöpfergott wird er im Bild einer Gans verehrt, sonst ist der Widder sein heiliges Tier, dies in seiner Eigenschaft als Fruchtbarkeitsgott. In der Sonderform Amenapet kann er – wie → Min* – ithyphallisch dargestellt werden; beide Götter tragen auch die gleiche Kopfbedeckung: eine von einem hohen Federpaar gekrönte Kappe, von der nach hinten ein Zierband herabhängt. Nach dem Verfall Thebens blühte A.s Kult in Äthiopien und bei den Oasenbewohnern (→ Ammon) fort. Die Griechen setzten ihn als Götterkönig ihrem → Zeus* gleich. Otto: Osiris und A. Kult und heilige Stätten, München 1966. – Schenkel: A.-Re (Studien zur altägypt. Kultur 1, 1974). – Assmann: Re und A. Die Krise des polytheistischen Weltbildes in Ägypten, Freiburg 1983. – LdÄR. – Warburton: Architecture, power, and

33 religion: Hatshepsut, A. & Karnak in context, Wien 2012.

An (Anu), der Name bedeutet im Sumer. ›Oben‹, ›Himmel‹ und wird in der Keilschrift mit demselben Zeichen wie das Wort ›Gott‹ (idingir) geschrieben. A. ist oberster Gott des sumer. Pantheons mit dem Kultmittelpunkt zu Uruk; als seine Gattin wird Ki (Erde) oder die Göttin → Antum genannt. In babylon. Zeit wird zwar noch immer seine Hoheit als Himmelsgott betont, aber im Kult spielt er keine wichtige Rolle mehr. Den Menschen ist er meist nicht wohlgesonnen; er entsendet den Dämon →  Lamaschtu und die Todesgöttin → Mamitu. Bei den Hurritern galt Anu als Nachfolger von Alalu; nach neunjähriger Herrschaft wurde er von Kumarbi entthront. Wohlstein: Die Gottheit A.-Anu in sumerisch-akkadischen Urzeitmythen (Lurker [Hg.]: Beiträge zu Geschich­ te, Kultur und Religion des Alten ­Orients), Baden-Baden 1971. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlan­ des, Stuttgart 2004.

Anahit, wichtigste weibliche Gottheit im alten Armenien. Sie wurde aus Persien übernommen (→ Anāhitā), wobei sie wahrscheinlich eine ältere, bodenständige Muttergottheit

Anāhitā in sich aufgenommen hat. A. galt als Schutzgöttin Armeniens, als Spenderin des belebenden Wassers und als Garantin der Fruchtbarkeit. Das Volk pries sie als ›Goldmutter‹; dargestellt wurde sie als schönes Mädchen mit reichem Schmuck und Sternenkranz. Ishkol-Keropian: Mythologie der vor­ christl. Armenier (WdM 4).

Anāhitā (›die Makellose‹), ursprünglich semitische Göttin, der → Anath verwandt, dann als Fruchtbarkeits- und Siegesgöttin in das Pantheon des Parsismus aufgenommen. Sie wird als Jungfrau mit goldglänzendem Mantel, Diadem und Juwelen geschildert. Auf bildlichen Darstellungen trägt sie eine hohe Krone, in der linken Hand manchmal einen Wasserkrug (in ihrer Eigenschaft als Wassergöttin) und vor der Brust eine Granatblüte. Die ihr heiligen Tiere sind Taube und Pfau. Zu ihrem Kult gehörte die Tempelprostitution. In den Yashts erscheint sie als hilfreiche Göttin in besonderen Notlagen; sie macht den Samen der Männer und den Mutterleib der Frauen vollkommen. Im awestischen Kalender ist ihr der 10. Tag und der 8. Monat geweiht. In der mittelpersischen Tradition heißt sie Ardvi

Ananké 34 Sur. In Kleinasien glich man sie der Großen Mutter an. Nach der Eroberung Babyloniens durch die Perser wurden Züge der → Ischtar als Liebes- und Planetengöttin auf sie übertragen. Seit der mittelpersischen Zeit ist A. der Name des Venussterns (neupersisch nahīd. In Kleinasien wurde die Göttin unter dem gräzisierten Namen Anaïtis verehrt, in Armenien war sie als → Anahit bekannt. Die in spätantiker Zeit der A. zugedachten Aspekte der Lebenskraft, Weisheit und des Zaubers führten zur Gleichsetzung mit → Aphrodite, → Athene und → Hekate*. Weller: A., Berlin 1938. – Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965. – Schlerath/Elsas: Aredvī Surā A. (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4). – Curtis: Persische Mythen, Stuttgart 1994. – Yarshater (Hg.): Encyclopedia Iranica 1, ND London 2000.

Ananké, griech. Schicksalsgöttin; als Personifikation der unentrinnbaren Notwendigkeit ist sie sogar den Göttern überlegen. Nach der Lehre der Orphiker durchmisst sie – selbst unkörperlich – die ganze Welt. A. kann auch mit der Gestalt der → Adrasteia verschmelzen. Dargestellt wird sie als Weltenlenkerin mit der Spindel. DNP 1.

Anansi (Nannj), mythisches Urwesen in Gestalt einer Spinne bei den Akan (Ghana), davon ausgehend auch in Jamaika. Im Auftrag Gottes spann A. den Stoff, aus dem der Mensch geschaffen wurde. Sherlock: A., the spider man, London 1987.

Anat(h), zunächst phöniz.kanaanäische Göttin, deren Name als ›Vorsehung‹, ›Vorsorge‹ gedeutet wird; sie ist die jungfräuliche Schwester, dann aber auch die Gattin von →  Baal (1)*. Den toten Bruder rächt sie (in den Ugarit-Texten) auf furchtbare Weise am Todesgott → Mot. Auch sonst fällt sie durch ihr schreckliches Wüten auf; nach dem aus Ugarit überlieferten Baal-Zyklus watet sie im Blut und trägt die abgeschlagenen Hände und Köpfe ihrer Opfer als Schmuck. Als Göttin der Natur- und Lebenskraft wurde A. von verschiedenen vorder­ asiat. Volksstämmen übernommen und ging zum Teil in die Gestalten der →  Astarte und der → Atargatis über. Seit der Ramessidenzeit wurde A. auch in Ägypten verehrt, und zwar als Kriegsgöttin; ihre Attribute sind neben Schild, Speer und Streitaxt eine hohe Krone mit zwei Straußenfedern. Im Alten

35 Testament erinnern an sie nur noch einige wenige Ortsnamen (z.B. Bet A. = ›Haus der A.‹) und der Personenname Samgar ben A., d.i. ›Sohn (Diener) der A.‹. In der jüdischen Kolonie Elephantine in Oberägypten wird eine A.-Jahu erwähnt, d.h. die Göttin wurde in Verbindung mit → Jahwe gebracht. Kapelrud: The violent goddess A. in the Ras Shamra Texts, Oslo 1969. – Helck: Betrachtungen zur Großen Göttin und den ihr verbundenen Gott­ heiten, München 1971. – Haussig: Die alten Kulturvölker (WdM 1). – Walls: The goddess A. in Ugaritic myth, Atlanta 1992. – LdÄR.

Anbay, vorislam. Gott Südara­ biens; sein Name könnte ursprünglich ein Majestätsplural gewesen sein und hängt etymologisch vielleicht mit dem altmesopotam. Gott → Nabu (›der Verkünder‹) zusammen. Er ist Orakelgott und ›Herr des Rechtes‹. Als ›Sprecher‹ weist A. auf den über ihm stehenden Mondgott (→ Amm). Höfner: Südarabien (WdM 1). – Jettmar: Die vorislam. Religionen Mittel­ asiens, Stuttgart 2003.

Andhakā, tausendarmiger und -köpfiger Dämon in der indischen Mythologie. Als er die Gemahlin → Shivas* rauben wollte, verwundete ihn dieser mit einem Pfeil, aber aus dem Blut des Dämons entstanden

Angirasas neue Götterfeinde (→ Asuras). Erst als Shiva seinen Speer auf ihn richtete, flehte A. um Vergebung. Darauf wurde er zum Anführer von Shivas Scharen (→ Ganas) und erhielt den Namen Bhringin. Keilhauer: Die Bildsprache des Hin­ duismus, Köln 31990.

Andvari (Andwari), fischgestaltiger Zwerg der nord. Mythologie. Der Gott → Loki* fängt ihn und lässt ihn gegen die Übergabe seines Goldschatzes und des zaubermächtigen Ringes Andvarananaut wieder frei. Der gekränkte Zwerg belegt den Ring mit einem Fluch, der bei → Fafnir und dem Helden Sigurd wirksam wird. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Anezti (Anedjti), Gott des 9.  unterägypt. Gaus, von dem → Osiris* wahrscheinlich Krummstab und Geißel als Herrscherzeichen übernommen hat. Angirasas (ang = ›sagen‹, ›künden‹, verwandt mit griech. an­ gelos = ›Engel‹) sind im Vedismus und Hinduismus die ›von den Göttern abstammenden Seher‹, ›Söhne des Himmels‹, die durch Opfer Unsterblichkeit und die Freundschaft von → Indra erlangten.

Angrboda 36 Angrboda (Angurboda), in der Edda eine dämonische Riesin, die mit → Loki* drei Unge­ heuer zeugt: den → Fenrir*, die → Midgardschlange und die Todesgöttin → Hel. Der kennzeichnende Name der Riesin bedeutet ›Sorgenbringerin‹. Motz: Giantesses and their Names (Frühmittelalterliche Studien 15, 1981). – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Anhuret → Onuris Ani, etrusk. Gott; er wird auf der Bronzeleber genau im Nordpunkt (d.i. im höchsten Himmel) lokalisiert. Etymologisch könnte der Name A. mit dem des röm. Gottes →  Ianus zusammenhängen. Ob zweigesichtige Münzen auf einen etrusk. Ianus bifrons hinweisen, ist nicht gesichert, ebensowenig, ob A. von ianus (›Schwibbogen‹, ›Bogentor‹) kommt und damit auf einen Himmelsgott (Himmelswölbung) hinweist. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Anky-Kele, bei den nordostsibirischen Tschuktschen der Gott des Meeres, der als Herr der (Wasser-)Tiere und damit der Nahrung auch Macht über Leben und Tod der Menschen hat.

Bogoras: Chuckchee Mythology, Lei­ den/New York 1910.

Ánna Perénna, alte röm. Gottheit, die der Sage nach zur Zeit  des Ständekampfes zwischen Patriziern und Plebejern die Letzteren vor einer Hungersnot gerettet hat. Die Göttin  wurde in einem nördlich von Rom gelegenen Hain verehrt, außerdem feierte man jedes Jahr am 15. März ihr zu Ehren ein Volksfest im Grünen. Möglicherweise ist A. eine Gestalt, die aus der Vorstellung  der ­Erdmutter hervorgegangen ist. Imrisch: Der Hain der A. (Philologus 82, 1927). – DNP 1.

Anschar und Kischar, nach dem babylon. Schöpfungsepos Enuma elisch die dritte Göttergeneration und die Eltern des Himmelsgottes → An(u). Der Name A. wird als ›Gesamtheit des Himmels‹ bzw. als ›Himmelshorizont‹ gedeutet, K. dementsprechend als ›Gesamtheit der Erde‹ bzw. ›Erdhorizont‹. In neuassyr. Zeit wurde – angeregt durch den Namensgleichklang? – der assyr. Reichsgott → Assur mit A. gleichgesetzt und über alle anderen Götter erhoben. RLA 1. – Black/Green: Gods, demons and symbols of Ancient Mesopotamia, London 22008.

37

Anubis Individualität. Nach einer mythischen Überlieferung macht der akkadische Anu die Göttin → Ischtar zu seiner Gattin und gibt ihr den Namen Antu. Black/Green: Gods, demons and sym­ bols of Ancient Mesopotamia, London 2 2008.

Antaios und Herakles; Krater von Eu­ phronios, ca. 515–510 v. Chr.

Antaíos (lat. Antaeus), nach dem griech. Mythos Sohn des → Poseidon* und der Erdgöttin → Gaia. Das griech. Wort antaios bedeutet ›Begegner‹. Alle, denen der in Libyen wohnende Riese begegnete, forderte er zum Ringkampf auf und tötete sie. Erst → Herakles konnte ihn überwinden, indem er den Riesen vom Boden aufhob und damit den kraftspendenden Kontakt zur Mutter Erde unterbrach. Jünger: A. (Antaios 1, 1960). – DNP 1.

Anti, falkengestaltiger Gott des 12. oberägypt. Gaues, ›Herr des Ostlandes‹. Das Theonym bedeutet ›der Bekrallte‹; inzwischen wird der Name auch Nemti (›der Wanderer‹) ­gelesen. Antum (Antu), Gemahlin des altmesopotam. Himmelsgottes → An, von dessen Namen der ihre als Femininform gebildet wurde. Sie ist ohne ausgeprägte

Anu (oder Ana), keltisch-irische Göttin der Erde und der Fruchtbarkeit. Sie gilt als Mutter der Götter. Nach ihr werden zwei Hügel bei Killarney in Munster Da Chich Anann genannt, ›die zwei Brüste der A.‹. Anubis, ägypt. Totengott in Gestalt eines Hundes oder Schakals, auch anthropomorph mit Hundekopf. Sein Name ist nicht mit Sicherheit zu erklären, doch spricht die ägypt. Lautform Inpu für die Bedeutung ›Hündchen‹. Schon in den Pyramidentexten wurde er mit dem Totenland im Westen verbunden, wo er ›die Herzen zählt‹; bei Assiut hatte A. den Beinamen ›Herr der Höhlenöffnung‹ (d.i. der Eingang in die Nekropole). Als Totengott ist er ›Herr der Gotteshalle‹ und ›Herr der Reinigungsstätte‹ und damit Leiter der Mumifizierung; er übernimmt also die rituelle Vorbereitung der Leiche und ihre Verklärung. Schon von alten Texten her ist die Vorstellung des ›A. auf seinem So­

Anuket 38 der Nilflut in Verbindung gebracht, hatte sie die Funktion einer Wassergöttin. LdÄR.

Anubis mit Mumie; Grabkammer des Senedjem, um 1250 v. Chr.

ckel‹ bekannt, im Neuen Reich dargestellt als Wache haltender Hund auf seinem Kasten (Sarg bzw. Eingeweidekasten). Durch die zunehmende Bedeutung des → Osiris* wird A. nun Untergebener des neuen Totenherrschers; er leitet die Wägung der Herzen beim Totengericht. Wichtige Kultorte erhielten von den Griechen den Namen Kynopolis (›Hundestadt‹). In der interpretatio graeca wird A. dem Seelengeleiter → Hermes* gleichgesetzt (→ Hermanubis); manchmal trägt er in seiner Funktion als Öffner der Unterwelt einen Schlüssel. Helck: A. (WdM 1). – Kees: Der Göt­ terglaube im Alten Ägypten, Darmstadt 41980. – LdÄR.

Anuket (in griech. Form Anukis), ägypt. Göttin des Kataraktgebietes, besonders in Elephantine verehrt, auch ›Herrin Nubiens‹ genannt. Das ihr heilige Tier war die Gazelle. Mit

Anunna (sumerisch ›die fürstlichen Samens sind‹), Kollektivbezeichnung für die Gottheiten eines lokalen Götterkreises, z.B. die A. von Lagasch, oder für die Götter von Himmel und Erde. Im Akkadischen (in Babylonien und Assyrien gesprochen) bezeichnet das Lehnwort Anunnaku die unteren Götter im Gegensatz zu den im Himmel wohnenden → Igigi. RLA 1.

Anyigba → Trowo Anzu (früher Zu), dämonischer Sturmvogel der akkadischen (babylon.) Überlieferung, dessen Vorstellung auf den löwenköpfigen → Imdugud* zurückgehen dürfte. Er raubt die Schicksalstafeln, um sich damit an die Spitze der Götter zu setzen, wird aber schließlich von → Ningirsu (bzw. → Ninurta) überwunden. Hruska: Der Mythenadler A. in Lite­ ratur und Vorstellung des alten Meso­ potamien, Budapest 1975. – Annus: The standard Babylonian epic of A., Helsinki 2001. – Dalley: Myths from Mesopotamia, ND Oxford 22008.

Apam napat (›Enkel der Wasser‹), eine ›im Wasser befind-

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Aphaía

liche Gottheit‹ der altiran. Religion. Er spendet den Menschen das Wasser, weist aber auch kriegerische Funktionen auf: Als Held hält er rebellierende Länder im Zaum. Sein Beiname ist ›schnelle Rosse besitzend‹. Das vedische In­dien kennt einen gleichnamigen Gott, der nach dem Rigveda von goldener Gestalt ist und Wasser verteilt. Möglicherweise ist der → Poseidon* baktrischer Münzen eine Umformung des altiran. Wassergottes.

zerstreut alle teuflischen Wesen (→ Māras) und die wilden Gottheiten wie → Brahmā* müssen ihr den Sonnenschirm übers Haupt halten.

Schlerath: A. (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4).

Ape-huci-kamuy, die Feuergöttin bei den Ainu (Hokkaido und Sachalin), die als Beschützerin der Familie und als Hüterin von Recht und Sitte höchste Verehrung genießt. Ihr Sitz ist der Herd des Hauses, wo sie an den wichtigen Beratungen der Familie teilnehmend gedacht wird. Über ihre Herkunft berichten die Mythen, dass sie von einem Baum (einer Ulmenart) abstammt oder dass sie zusammen mit dem Donnergott vom Himmel kam. A.s Sohn ist der Kulturheros → Aynurakkur.

Aparājita (›Der Unbesiegbare‹), zu den → Krodha-Göttern des indischen Buddhismus gehörend. Er ist weißhäutig, mit Schlangen geschmückt und hat drei Gesichter in den Farben Weiß, Schwarz und Rot. Nach einer früheren Vorstellung dürfte A. als Führer der Dämonen gegolten haben und liegt als solcher unter den Füßen von → Bhūtadāmara. Aparājitā (›Die Unbesiegbare‹), weibliche Gottheit des indischen Buddhismus, gelbhäutig, einköpfig und zweiarmig, mit Juwelen geschmückt. Sie hat ein schreckenerregendes Antlitz und trampelt mit ihren Füßen auf → Ganesha*. A.

Apasmāra Purusha, im Hindu­ ismus der zwergenhafte Dämon der Vergesslichkeit oder Unachtsamkeit (apasmāra), Sym­ bolgestalt für des Menschen geistige Blindheit. Der tanzende Gott → Shiva* setzt auf ihn seinen Fuß und bricht ihm das Rückgrat. (Abb. → Shiva)

Dettmer: Die Mythologie der Ainu (WdM 6, 21. Lief.).

Aphaía, griech. Göttin, der der große Tempel auf der Insel Aigina geweiht war. Sie galt als Berg- und Jagdgöttin und wurde deshalb manchmal der

Aphrodite 40 → Artemis* gleichgesetzt, doch war sie auch Schützerin der für die Inselbewohner wichtigen Schifffahrt. Später ist sie in die Gestalt der → Athena eingegangen. A.s Herkunft aus Kreta (man dachte an eine Wesensgleichheit mit → Diktynna) ist umstritten. Furtwängler: Das Heiligtum der A., München 1906. – Schwandner: Der ältere Porostempel der A. auf Aegina, Berlin 1985.

Aphrodite, griech. Göttin der Schönheit und der Liebe, von den Römern der → Venus gleichgesetzt. Schon in der Antike versuchte man ihren Namen in Anknüpfung an die Kastration des → Uranos von griech. aphros = ›Schaum‹ abzuleiten, danach ist die Göttin die ›Schaumgeborene‹ oder, wie ein anderer Name – Anadyomene – besagt, ›die aus dem Meer Aufsteigende‹. Ihr Kult ist vorgriech., wahrscheinlich oriental. Ursprungs; gewisse Riten, wie die Tempelprostitution (in Korinth), erinnern an → Astarte. Nach ihren Hauptkultstätten auf den Inseln Kypros (Zypern) und Kythera nannte man A. auch Kypris und Kythereia, in Küstenorten wurde sie als Euploia (›die gute Fahrt verleiht‹) verehrt. In Homers A.-Hymnos erscheint die

Göttin als Herrin der wilden Tiere, die sich auf ihren Wink hin paaren. Platon und andere unterschieden zwischen der ›himmlischen‹ A. (Urania) und der ›dem ganzen Volk gehörenden‹ Göttin (Pandemos). Nach Homer ist A. die Tochter des → Zeus* und der Dione und war mit → Hephaistos vermählt, liebte aber → Ares; aus dessen Verbindung mit ihr ging → Eros hervor; A. liebte auch den schönen → Adonis. Attribut der Göttin ist die Taube. Unter dem Aspekt der vegetativen Fruchtbarkeit wurde sie in Athen auch als Gartengöttin verehrt; von den Pflanzen sind ihr besonders die Myrte und die Rose zugeordnet. In Amathus auf Zypern war die Göttin unter der männlichen Namensform Aphroditos bekannt und wurde in bärtiger Gestalt dargestellt. Auf einen dunklen Aspekt weisen die Beinamen Melainis (›die Schwarze‹) und Androphonos (›die Männer-Tötende‹). Das ikonographische Motiv der aus dem Fenster schauenden Göttin hat erotische Bedeutung. Simon: Die Geburt der A., Berlin 1957. – Herter: Die Ursprünge des A.-Kultes (Éléments orientaux dans la religion ancienne, Colloque de Strasbourg), Paris 1960. – Fauth: A. Parakyptusa. Untersuchungen zum

41 Erscheinungsbild der vorderasiat. Pros­ piciens, Mainz 1967. – Suhr: The Spinning A. The evolution of the god­ dess from earliest prehellenic symbolism through late classical times, New York 1969. – Friedrich: The Meaning of A., Chicago 1978. – Hinz: A. Geschichte einer abendländ. Passion, Wien 1998. – Grigson: A.: die Biographie, München 2008. – LdAG.

Apis (ägypt. Hapi), in Memphis verehrter, heiliger Stier. Ursprünglich ein Symbol der Fruchtbarkeit, wurden ihm später noch andere Charakterzüge zugelegt, v.a. galt er als des → Ptah ›herrliche Seele‹. Ein schon seit der Frühzeit bezeugter ›Auslauf des A.‹ (eine Art Prozession) war mit dem Gedanken einer Segnung der

Aplu Felder und der Herden verbunden. Nach seinem Tod geht A. in den Gott → Osiris* ein, man spricht daher von Osiris-A., in gräzisierter Form → Serapis*. A. wurde zu einem Totengott, der – in bildlichen Darstellungen – auf seinem Rücken die Mumie zum Grabe trägt. Seit dem Neuen Reich ist die Sonnenscheibe sein Kopfschmuck. Die heilig gehaltenen A.-Stiere wurden im sog. Serapeum in unterirdischen Grabkammern beigesetzt. Herodot setzte den A. dem → Epaphos gleich. Otto: Beiträge zur Geschichte der Stierkulte in Ägypten, Hildesheim 2 1964. – LÄ 1 – Lurker: Lexikon der Götter und Symbole der alten Ägypter, Bern u.a. 1998. – LdÄR.

Aplu, aus dem griech. Pan­ theon (→ Apollon) entlehnter, etrusk. Heilgott, in der Spätzeit besonders Blitzgott. Bildliche Darstellungen zeigen seinen nackten Körper teilweise von einem Mantel bedeckt, auf dem Kopf einen Lorbeerkranz und in den Händen einen Stab, der meist in einem Lorbeerzweig endet. A. steht nur in mythologischem Zusammenhang, ein eigentlicher Kult ist nicht feststellbar. Apis mit Sonnenscheibe und Uräus; ägyptisch, 2. Jh. v. Chr.

Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998. – Bentz/Steinbauer: Neues zum A.-Kult in Etrurien (Archäolog. Anzeiger 1, 2001).

Apo Katawan 42 Apo Katawan (auch Apo Kilad, Tolan Dian, Apo Dios), eines der göttlichen Wesen bei den Aeta (Philippinen). Er sendet Blitz und Donner, um die Menschen für begangene Sünden zu bestrafen. Wie bei den Semang auf der malayischen Halbinsel (→ Karei) kann er jedoch durch ein Blutopfer besänftigt werden. A. gilt auch als der Herr der Wildtiere, dem nach erfolgreicher Jagd geopfert wird. Schebesta: Die Negrito Asiens, 3 Bde., 1952–57. – Garvan: The Negritos of the Philippines (Wiener Beiträge zur Kulturgeschichte u. Linguistik XIV, 1963). – Evan: Negritos of Malaya, Hoboken 2012.

Apóllo, gallischer, von Caesar (De bello Gallico VI, 17) erwähnter Gott, der die Krankheiten vertreibt. Ihm in verschiedenen Inschriften beigelegte Epitheta deuten vielleicht auf ursprünglich selbständige Gottheiten (→ Borvo, →  Grannus); über das eigentliche gallische Gebiet hinaus weisen → Belenus und →  Maponos. In Irland entspricht A. der Heilgott → Dian Cecht. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – Markale: Die Druiden. Gesellschaft und Götter der Kelten, Darmstadt 2005. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Apóllon (lat. Apóllo), griech. Gott, wahrscheinlich klein­ asiat. Ursprungs. Seine Eltern wa­ren → Zeus* und →  Leto, sei­ne Zwillingsschwester → Artemis*, sein Sohn der Arztgott → Asklepios*. Bei seiner Geburt auf Delos umfasste die wer­dende Mutter eine Palme, ein Hahn (Künder des Lichts) war zugegen, und die ganze Insel leuchtete golden auf; schon kurz danach tötete das göttliche Kind den → Python und erhielt den Beinamen Pythios. Im Winter ging A. in das im Norden gelegene Land der Hyperboreer, von wo er all­jährlich mit einem Schwanengespann zurückkehrte; zu den ihm nahestehenden Tieren gehörte auch der Delfin, in den er sich einmal verwandelte. Das aus der antiken Kunst bekannte Motiv des eine Eidechse tötenden A. (Sauroktonos) wird gedeutet als Symbol für die Sehnsucht des Tieres, von der Hand des Lichtgottes zu sterben. Unter den Pflanzen war A. der Lorbeer heilig. An Liebschaften seien be­sonders die zu dem schönen Jüngling → Hyakinthos und zur Nym­phe →  Daphne erwähnt. A. hat mehrere Funktionen: Als Beschützer der Viehzucht wehrt er die Wölfe ab (daher sein Name Lykeios), als Förderer des Ackerbaus vertreibt er

43 die Feldmäuse (Smintheus), als vor dem Hause stehender Steinpfeiler schützt er das Haus und seine Bewohner (A. Agyieus); er ist Heil- (mit Schlange als At­ tribut) und Sühnegott, dessen Pfeile Krankheit und Tod brin­ gen. V.a. aber ist A. der Gott der Weissagungen, seine berühm­ tes­ten Orakelstätten wa­ren Delphi und Delos. Als Gott der → Musen* (A. Musagetes) ist er oft mit der Leier dargestellt; er verleiht die Gabe des Gesangs und der Musik. Schließlich ist die Verehrung als Sonnengott (Helios) ab dem 6. Jh. v. Chr. nachweisbar. Der ur­sprünglich kultisch gemeinte Beiname Phoibos (›der Lichte‹, ›der Reine‹) erhielt bald auch ethische Bedeutung. A. wurde als erster griech. Gott in Italien eingeführt (etrusk. → Aplu). Kaiser Augustus erblickte  in ihm seinen persönlichen Schutz­ gott. (Abb. → Selene) Miller: The Origin and original Na­ ture of A., Philadelphia 1939. – Jünger: Griech. Götter. A., Pan, Dionysos, Frankfurt/M. 1943. – K. Kerényi: A., Düsseldorf 21953. – van Groningen: A., Haarlem 1956. – Bömer: Gedanken über die Gestalt des A. und die Geschichte der griech. Frömmigkeit (Athenaeum 41, 1963). – Kothe: A.s ethnokulturelle Herkunft (Klio 52, 1970). – Simon: A. in Rom (Jahrbuch des Dt. Archäolog. Instituts 93, 1978). – Flashar: A. Kitharodos, Köln u.a.

Apsaras 1992. – Graf: A., London u.a. 2009. – LdAG.

Apophis, in der Finsternis hausendes, ägypt. Schlangenungeheuer, das den Sonnengott während seiner täglichen Fahrt bedroht. A. ist ein ›Empörer‹ gegen die göttlich-kosmische Ordnung. Die Sonnenhymnen erzählen, wie der Schlangendämon mit Messern zerschnitten oder mit der Lanze erstochen wird; sein Blut färbt den Himmel rot. In der ägypt. Spätzeit wurde A. gelegentlich mit → Seth gleichgesetzt. Der Name wird als ›Riesenschlange‹ gedeutet. Borghouts: The Evil Eye of A. (The Journal of Egyptian Archaeology 59, 1973). – LdÄR.

Apsaras, altindische Wassergeister, die als himmlische Wesen mit den Musikanten der

Tanzende Apsaras am Bayon in Ang­ kor (Kambodscha), 13. Jh.

Apsu 44 Götterwelt (den → Gandharvas) gepaart waren. Sie lieben das Würfelspiel und verleihen Spielglück; nach dem Athar­ vaveda können sie Wahnsinn verursachen. Etymologisch versuchte man den Namen von ap (›Wasser‹) und sar (›strömen‹) abzuleiten. Die mythische Entstehung der Wassergeister geht auf die Quirlung des Milch­ ozeans zurück.

Wesen bei den Armeniern. Ihre eigentliche Aufgabe bestand im Belecken der in der Schlacht verwundeten oder gefallenen Krieger, wodurch diese geheilt oder zu neuem Leben erweckt werden sollten. Nach dem Volksglauben sind sie hundegestaltige, im Himmel lebende gute Geister, früher wohl auch als niedere göttliche Wesen aufgefasst.

Gonda: Die Religionen Indiens I. Veda und älterer Hinduismus, Stuttgart 21978. – Joshi: A study of the a. in ancient Sanscrit literature and art (Diss.), Delhi 2012.

Ishkol-Keropian: Mythologie der vor­ christl. Armenier (WdM 4).

Apsu (akkadisch; sumerisch Abzu), Personifikation des unter der Erde liegenden Süßwasserozeans, der sich in der Urzeit mit  → Tiamat vereinte. Nach sumerischem Mythos ist Abzu die Stätte, an der die Göttin → Nammu aus Lehm die ers­ ten Menschen formte. Nach dem babylon. Schöpfungsepos wird A. von den Zauberwaffen des Gottes → Ea getötet. Im A., d.h. im Wasser, wird schließlich → Marduk* geboren. Garelli/Leibovici: Akkadische Schöp­ fungsmythen (Quellen des alten Orients 1: Die Schöpfungsmythen), ­ ND Darmstadt 1977. – RLA 1. – DNP 1. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Aralez, mit übernatürlichen Kräften begabte, mythische

Aralo → Aray Aramazd (aus altpersisch →  Ahu­ ra Mazdā, höchste Gottheit der alten Armenier, Schöpfer des Himmels und der Erde; sein Sohn ist → Mihr, seine Tochter → Nanē. Im vorchristl. Georgien fand er unter dem Namen → Armaz Eingang. Mit der aufkommenden Hellenisierung wurde er → Zeus* gleichgesetzt. Ishkol-Keropian: A. (Mythologie der vorchristl. Armenier, WdM 4).

Arapacana, ein → Bodhisattva, eingesichtig, weiß oder rot und strahlend wie der Vollmond. Er sitzt in meditativer Haltung auf einem doppelten Lotos. In der rechten Hand schwingt er ein Schwert, mit der linken drückt er ein Buch an seine Brust. A. ist eine besondere Form von

45 → Mañjushri*. Das Lächeln auf seinem Gesicht drückt die Stimmung der Liebe aus. Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Aray (auch Ara), altarmen. Kriegsgott mit dem Beinamen ›der Schöne‹, wahrscheinlich gemeinindogerman. Ursprung mit dem ursprünglich thrakischen → Ares. Es finden sich aber auch Züge eines sterbenden und wiederauferstehenden Gottes, die die Vermutung nahelegen, dass der armen. A. identisch war mit dem gleichnamigen hethit. Flurgott. Möglicherweise lebt diese Gottheit in dem georgischen Ackerbaugott Aralo weiter. Ishkol-Keropian: Mythologie der vor­ christl. Armenier (WdM 4).

Arduinna, gallische Lokalgöttin, nach der die Ardennen benannt sind. Sie war eine Göttin der Jagd, nach der interpretatio romana der → Diana* entsprechend. Das ihr heilige Tier war der Eber. Krüger: Diana A. (Germania 1, 1917). – Maier: Lexikon der kelt. Re­ ligion und Kultur, Stuttgart 1994. – Lange: Schutzgöttinnen von Eifel und Ardennen (Eifel-Jahrbuch, 1996).

Arebati, mythischer Himmelsgott der Bambuti (Pygmäen in der Ituri-Region, Kongo), er

Arés gilt als Herr des Mondes, der den ersten Menschen erschaffen hat, indem er seinen Leib aus Lehm knetete, eine Haut darum legte und Blut hineingoss – so ist auch sein Beiwort ›Vater‹ (afa) zu verstehen. Mukenge: Culture and Customs of the Congo, Westport (Conn.) 2002.

Arés (lat. Betonung: Áres), griech. Kriegsgott. Sein Name ist etymologisch nicht ganz gedeutet, dürfte aber die Bedeutung von ›Verderber‹ oder ›Rächer‹ haben. Seine Begleiter sind → Eris (Streit), Enyo (Schrecken) und Phobos (Furcht). Seine eigentliche Heimat war Thrakien, in Hellas besaß er nur wenige Kultstätten; als unbeliebter Gott wurde er auch in der antiken Kunst wenig dargestellt. Eltern des A. sind → Zeus* und → Hera, seine Geliebte → Aphrodite; die kriegerischen Amazonen galten als Töchter des Gottes. Ein Beiname ist Enyalios, der auf einen vorgriech. Gott zurückgehen dürfte, dem für die Hellenen untypische Hundeopfer dargebracht wurden – eine Sitte, die in Sparta und bei den klein­ asiat. Karern für A. beibehalten wurde. Die Römer setzten A. ihrem → Mars gleich. Pötscher: A. (Gymnasium 66, 1959). – Strutynski: A. A Reflex of the

Arethusa 46 ­Indo-European War God (Arethusa 13, 1980). – Simon: Die Götter der Grie­ chen, München 41998. – LdAG.

Arethusa → Kore-Arethusa Aretia, bei den Armeniern die göttlich verehrte Erde, die als Gemahlin des (an sich alttestamentar.) Noah und als Mutter aller Lebewesen galt. Árgos, im griech. Mythos ein vieläugiger Riese, den → Hera mit der Bewachung der →  Io beauftragte, der aber von → Hermes* eingeschläfert und getötet wurde. Sprichwörtlich: die Argusaugen, denen nichts entgeht. DNP 1.

Arhat (altindisch ›Verehrungswürdiger‹), im Buddhismus und Jinismus ein Heiliger in höchster, irdischer Vollendungsstufe. Im Hīnayāna die Idealgestalt, die durch Askese und Meditation das Ziel der Selbsterlösung erreicht hat; im Mahāyāna wird der anderen Menschen den Heilsweg zeigende und sich für sie aufopfernde → Bodhisattva höher gewertet. Obwohl eigentlich Mensch, hat der A. das himmlische Auge, mit dem er das Werden und Sterben der Wesen in den verschiedenen Wel-

ten durchschaut. Im buddhist. Pantheon Chinas bilden die A.s (chines. Lo-han) nach den Buddhas und Bodhisattvas die dritte Klasse und stehen damit noch über den Göttern. Im Jinis­mus sind die sie als Vollendete allem irdischen Treiben entrückt und werden als ›höchs­te Götter‹ bezeichnet. de Visser: The A.s in China and Japan, Berlin 1923. – Rousselle: Vom Sinn der buddhist. Bildwerke in China, Darmstadt 1958. – Little: The A.s in China and Tibet (Artibus Asiae 52, 1992). – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001. – Joo: The A. Cult in China from the Seventh through Thirteenth Centuries, Princeton 2007.

Ariádne, ursprünglich eine minoische Göttin, ihr kretischer Name Aridela bedeutet ›die herrlich Strahlende‹. Ihr bei Homer berichteter Tod lässt an eine Vegetationsgöttin denken. Im Mythos ist A. die Tochter des Kreterkönigs →  Minos und der → Pasiphae; mithilfe eines Wollknäuels ermöglicht sie →  Theseus den Rückweg aus den Irrgängen des Labyrinths. Nach ihrem Tod wird A. von ihrem Gatten → Dionysos* aus der Unterwelt in den Olymp hinaufgeführt; ihre Krone versetzt → Zeus* als Sternbild (Corona borealis) an den Himmel.

47 Herberger: The thread of A., New York 1972. – Schavernoch: A., der Minotauros und das Labyrinth (Antike Welt 6, 1975). – Lutz (Hg.): Antike Mythen und ihre Rezeption, Stuttgart 2 2004. – Armstrong: Cretan women: Pasiphae, A. and Phaedra in Latin poetry, Oxford 2006. – LdAG.

Ariel, der hebräische Name wird teils als ›Opferherd Gottes‹, teils als ›Löwe Gottes‹ übersetzt. Nach spätjüdischer Lehre ist es ein Name des Engels der Landtiere, in mittelalterlicher Literatur ein Luftgeist, der schließlich auch in die Werke von Shakespeare (The Tem­ pest) und Goethe (Faust) aufgenommen wurde. van der Toorn u.a. (Hg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible, Leiden u.a. 21999.

Arikina, bei den Kachari (in Assam, Nordostindien) die Urgöttin, die mit einem Raja ­zusammenlebte. Eines Tages legte sie sieben Eier, aus sechs von ihnen kamen die Götter  hervor, darunter → Alow; als das siebte Ei zerbrach, kamen Tausende böser Geister hervor. Endle: The Kacharis, ND Delhi 1975.

Arimanius (Areimanios), bei antiken Autoren Namensform für den persischen → Ahriman; nach Herodot ein unter-

Aristaíos irdischer Gott, der kakodaimon im Gegensatz zum guten Geist. Nach Plutarch verkörpert A. den Hades und die Finsternis, die persische Magier anrufen. Später wird er auch mit dem aus Ägypten stammenden →  Serapis* (als Totengott) identifiziert. Arinna, eigentlich Name einer hethit. Stadt, nach der eine Göttin ›Sonne von A.‹ genannt wurde. Nach ihrem Hauptkultort heißt sie auch Ariniddu. Sie ist ›Königin des Himmels und der Erde‹, schützt das Königtum und ist Helferin in der Schlacht. Ihr kultisches Symbol ist die Sonnenscheibe. Manchmal wird sie auch mit der hurritischen Himmelsgöttin → Ḫebat gleichgesetzt. Beider Gatte ist der Wettergott. von Schuler: Sonnengottheiten (Die Mythologie der Hethiter und Hurriter, WdM 1). – Haas: Geschichte der he­ thit. Religion, Leiden u.a. 1994.

Aristaíos, alter griech. Bauerngott, Beschützer der Herden und Erfinder der Bienenzucht. In seiner Bedeutung wurde er in Hellas von → Apollon verdrängt, als dessen Sohn er dann galt. In Kyrene (Libyen) erhielt sich seine Verehrung als Sohn der Stadtgöttin (→ Kyrene). DNP 1.

Arma 48 Arma, hethit. Mondgott, ent­ spricht dem hurritischen → Ku­schuh. Im Hieroglyphenhethit. ist eine Mondsichel (lu­ nula) das Wortzeichen für den Gott. Auf Reliefs trägt er an der spitzen, gehörnten Göttermütze die Mondsichel, auf dem Rücken hat er ein Flügelpaar. Haas: Geschichte der hethit. Religion, Leiden u.a. 1994.

Armaiti (auch Aramati), zu den → Amesha Spentas gehörende Personifikation der ›fügsamen Rede‹, damit der vedischen → Sarasvati ähnlich. In den Gāthās bietet A. – in enger Beziehung zur Erde – der Kuh Nahrung. Schließlich ist sie Göttin der Erde und damit der Fruchtbarkeit und der (in die Erde eingegangenen) Toten. Wesendonk: A. als arische Erdgottheit (ARW, 1929). – Yarshater (Hg.): Encyclopedia Iranica 2, ND London 2000.

Armany (ungarisch ármányos = ›List‹, ›Tücke‹), zur Zeit der Romantik in Ungarn aufgekommene Bezeichnung des personifizierten dunklen Weltaspekts. Unter dem Namen A. erscheint die Gottheit erstmals bei M. Vörösmarty 1825. Armaz, höchste Gottheit im vorchristl. Georgien, entspricht dem armen. → Aramazd. Nach

einer Beschreibung war sein Kultbild mit einem goldenen Panzer, einem Goldhelm und Edelsteinen geschmückt; in der Hand trug er ein funkelndes Schwert. Fähnrich: Lexikon georgische Mytholo­ gie, Wiesbaden 1999.

Arsnuphis (auch Harensnuphis), gräzisierte Form eines ägypt. Gottesnamens, der ›der schöne Genosse‹ bedeutet. Er ist ein nubischer Gott (›Erster von Nubien‹) in der Bedeutung des ägypt. Schu, auch mit dem nubischen Landesgott → Dedun gleichgesetzt. Öfters wird er als Löwe bezeichnet. Winter: A., sein Name und seine Her­ kunft (Revue d’Egyptologie 25, 1973). – LdÄR.

Arsu, einer der in Palmyra (im alten Nordarabien) am meis­ ten angerufenen Götter. Er ist Zwillingsbruder des Azizu (→ Azizos); beide entsprechen dem Abend- und dem Morgenstern und sind in Palmyra als Kamel- bzw. Pferdetreiber dargestellt. Hvidberg-Hansen: A. and Azîzû: a study of the West Semitic ›Dioscuri‹ and the gods of Dawn and Dusk, Copenhagen 2007.

Ártemis, griech. Jagdgöttin, bei der sich auch Funktionen anderer Gottheiten nachweisen

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Artemis von Ephesos; röm. Kopie, 1. Jh. n. Chr.

lassen. Sie ist Herrin der Tiere (Potnia theron) und lässt sich als solche bis in die minoische Zeit zurückverfolgen; auf bildlichen Darstellungen ist sie geflügelt und von Löwen, Hirschen und Vögeln begleitet. V.a. aber erscheint A. als jungfräuliche Jägerin, die mit ihren Begleiterinnen, den Nymphen, durch die Wälder streift. Mit ihren Pfeilen kann sie – wie ihr Bruder → Apollon – sanften Tod oder jähes Verderben senden. In ihrem Zorn ist sie schrecklich; auch Menschenopfer dürften ihr ursprünglich nicht fremd gewesen sein – man denke an die Sage von Iphigenie, deren Opferung A. verlangt hatte. Auf Delos brachten die

Artimpaasa Frauen A. als Geburtsgöttin Haaropfer zum Zeichen der Hingabe. Weitere Funktionen sind die der Vegetations- und Fruchtbarkeitsgöttin (so im Peloponnes); in Kleinasien überschneidet sich ihr Kult mit dem der Großen Mutter (vielbrüstige A. Diana von Ephesus). Unter dem Namen Orthia und in Verbindung mit Bäumen findet A. sich in Sparta, als Brauronia in Athen, wo ihre Dienerinnen als Bärinnen (arktoi) verkleidet waren, so dass man hinter ihr selbst eine alte Bärengottheit vermutet hat. Später wurde A. auch der Mondgöttin → Selene* gleichgesetzt. Als Lichtträgerin (Phosphoros) hatte sie im Hafen von Athen einen Tempel. Im Mythos ist sie die Tochter des → Zeus* und der → Leto. Bruns: Die Jägerin A., München 1929. – Hoenn: A. Gestaltwandel einer Göttin, Zürich 1946. – v. Wilamowitz-Moellendorff: Der Glaube der Hellenen, ND Darmstadt 31973. – Seiterle: A. Die große Göttin von Ephesos (Antike Welt 10/3, 1979). – LdAG.

Artimpaasa, von dem ab dem 8./7. Jh. v. Chr. nördlich des Schwarzen Meeres lebenden Steppenvolk der Skythen verehrte Liebesgöttin, vielleicht auch in lunarer Funktion. Parzinger: Die Skythen, München 3 2009.

Artio 50 Artio, in Nordostgallien und bei den Helvetern (in der Schweiz) verehrte Göttin der Jagd und des Waldes. Ihr Attribut ist ein Bär. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – Schutzgöt­ tinnen von Eifel und Ardennen (EifelJahrbuch, 1996).

Aruna (1) → Kamruschepa Aruna (2) (›rötlich‹), in den indischen Religionen die Morgendämmerung, in den Pu­rā­ nas personifiziert als Wagenlenker der Sonne. Er wird zu den → Ādityas gezählt und gilt als Bruder des Sonnenadlers → Garuda*. Aruru, babylon. Göttin, Erscheinungsform der Magna Mater. Mit ihrer Hilfe erschafft → Marduk* die Menschen; nach einer Überlieferung aus neuassyr. Zeit bestimmt sie das Schicksal der Menschen. Aryaman, der vedischen Göttergruppe der → Ādityas zugehörig. Er ist eine Personifikation der Gastlichkeit und erscheint im Rigveda als Stifter des Ehebundes. Im Iran findet sich der Gott unter dem Namen → Airyaman. Thieme: Mitra and A., New Haven 1958. – Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Asag, in der sumer. Mythologie ein Dämon, der die Brunnen austrocknet, die Erde mit Wunden bedeckt und sein Gift darüber spritzt; ursprünglich galt er als Verursacher von Krankheiten. Die akkadische Namensform lautet Asakku; als Krankheitsbezeichnung bedeutet der Name so viel wie ›Auszehrung‹. Haas: Magie und Mythen in Babylo­ nien, Gifkendorf 1986. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Asalluḫi (oder Asariluchi), sumer. Gott, Helfer im Beschwörungsritual, Sohn des → Enki*, dem er die Untaten der Dämonen berichtet. Schramm: Ein Kompendium sumer.akkadischer Beschwörungen, Göttingen 2008.

Asase, Erdgöttin bei den westafrikan. Akan (Elfenbeinküste und Ghana); das Wort ase bedeutet ›Unterseite‹, ›Erde‹. Sie findet sich mit den Zunamen Afua (›die Freitaggeborene‹) und Yaa (›die Donnerstaggeborene‹); der Ersteren ist die Zahl Acht heilig, die Ziege und der Venusstern zugeordnet, die Letztere wird mit der Zahl Sechs, dem Skorpion und dem Planeten Jupiter verbunden – wahrscheinlich handelt es sich um zwei Aspekte ein

51 und derselben Göttin. Bei den Baule findet sie sich unter dem Namen Asye. Bonin: Die Götter Schwarzafrikas, Graz 1979.– Piłaszewicz/Schreiner: Woyengi, die Mutter der Welt. Mythen und Legenden westafrikan. Völker, Leipzig 1991.

Asasel (Azazel), hebräischer Eigenname für einen Wüstendämon, dem am Versöhnungstag (Levitikus 16,8–10) einer der Sündenböcke hinausgeschickt wird. Im apokryphen Buch He­ noch erscheint A. als Anführer der aufrührerischen Engel. Blair: De-Demonising the Old Testa­ ment. An Investigation of A., Lilith, Deber, Qeteb and Reshef in the Hebrew Bible, Tübingen 2009. – Orlov: Dark mirrors: A. and Satanael in early Jew­ ish demonology, Albany 2011.

Asch, ägypt. Gott aus ältester Zeit, als ›Herr von Libyen‹ bezeichnet, entweder völlig anthropomorph oder mit einem Falkenkopf dargestellt. Später wurde er noch in den Oasen der libyschen Wüste verehrt und zeigt Züge des → Seth, manchmal trägt er den Kopf des Sethtiers. LdÄR.

Aschar, altarab. Reitergott, bezeugt auf einigen Inschriften aus Palmyra und auf einigen wenigen Reliefs.

Aschertu Aschera(t), ursprünglich Göttin der semitischen Amoriter, in ihren Funktionen als Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin der → Astarte ähnlich oder gar mit ihr identisch. Meist nackt dargestellt. In den Texten von Ugarit ist sie die Gattin des höchsten Gottes → El und wird als ›Herrin der See‹ und als ›Mutter der Götter‹ bezeichnet, ein anderes Mal ist sie die göttliche Amme, die das Königskind säugt. Ihre Verehrung fand auch bei den Israeliten Eingang (1 Kön 15,13); die ebenfalls A. genannten heiligen Pfähle (1 Kön 14,23) dürften ihr Kultbild gewesen sein. Patai: The Goddess A. (JNES 24, 1965). – Bernhardt: A. in Ugarit und im Al­ ten Testament (MIO 13, 1967). – Binger: A.: goddesses in Ugarit, Israel, and the Old Testament, Sheffield 1997. – Hadley: The cult of A. in an­cient Israel and Judah, Cambridge 2000.

Aschertu, nordwestsemitische Göttin, in hethit. Form Ascherdusch. Sie ist identisch mit der syrisch-ugaritischen →  Atirat. In einem Mythos kanaanäi­ schen Ursprungs wird A. ihrem Gatten → Elkunirscha untreu, indem sie den Wettergott verführen will. Otten: Ein kanaanäischer Mythus aus Boghazköi (MIO 1, 1953). – Beckman/Hoffner: Hittite myths, Atlanta 2 1998.

Aschnan 52 Aschnan (sumerisch ›Emmer‹), altmesopotam. Getreidegöttin, Tochter des → Enki*. Zusammen mit → Lahar sorgt sie für die Ernährung der Menschen. Durdin-Robertson: The goddesses of Chaldaea, Syria and Egypt, Enniscorthy 1975.

Aschtar, in ugaritischen Texten erwähnter Gott mit dem Beinamen Ariz (›der Schreckliche‹), der zeitweilig den in die Unterwelt abgestiegenen → Baal* (1) in seiner Funktion als König vertritt. Möglicherweise handelt es sich bei A. um eine Differenzierung einer ursprünglich androgynen Gottheit, deren weiblicher Aspekt Aschtarat (→ Astarte) bildet. Asen, german. Göttergeschlecht, das in Asgard wohnt. Der Name wird von altnord. ass (›Pfahl‹, ›Balken‹) abgeleitet und könnte darauf schließen lassen, dass die älteste Darstellung dieser Götter geschnitzte Pfähle waren. An der Spitze der  A. steht → Odin*, weiter gehören zu ihnen →  Thor*, → Tyr, → Balder*, → Heimdall und die Göttinnen →  Frigg, →  Nanna und →  Sif. In der Gotengeschichte des Historiographen Jordanes erscheinen die A. (got. ansis) als vergöttlichte Ahnen. Die Grenzziehung zu dem anderen german.

Göttergeschlecht (→ Vanen) ist nicht einheitlich. Beim Weltuntergang (Ragnarök) werden die A. von den dämonischen Riesen getötet; Odins Söhne →  Vali und → Vidar(r)* gehören zu den überlebenden Göttern. Hoops/Beck (Hg.): Reallexikon der german. Altertumskunde 1, Berlin 2 1973. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, 32006.

Asha (awestisch ›Wahrheit‹, auch in der Form Arta), als Personifikation der Gegensatz zur ›Lüge‹ (→ Drug). A. gehört zu den → Amesha Spentas und wird durch das Feuer symbolisiert. Wer sich für die Lehre Zarathustras entscheidet, erwählt sich A. und wird dadurch ein ashavan, ›ein Wahrhaftiger‹, ein in der Wahrheit Lebender. Duchesne-Guillemin: Symbolik des Parsismus, Stuttgart 1961.

Ashokakāntā, Unterform der buddhist. Göttin → Mārīcī. Sie reitet auf einem Schwein und ist goldgelb. A. kann auch auf dem Mond über einem Lotos stehen, ihr Gewand ist weiß, sie selbst mit Juwelen geschmückt; mit der rechten Hand führt sie die wunschgewährende Geste (varada-mudra) aus. Ashtabhuja-Kurukulla (ash­ tab­huja = ›die Achtarmige‹),

53 Son­ derform der buddhist. Göt­tin → Kurukulla. In den Sad­ hana-Texten wird sie als ein­köpfig, achtarmig und rothäutig beschrieben. Sie sitzt meditierend auf der Sonne über einem roten, achtblättrigen Lotos. Ashtamangaladevī (›Göttin der Acht Glücke‹), buddhist. Glücksgöttin. Hüterin der Acht Glückszeichen, von denen sie bei bildlicher Darstellung eingerahmt wird: das Rad der Lehre (dharma-cakra), die Muschel (shanka) als Symbol des allgemeinen Segens, der Wasserkrug (kalasha) mit dem Unsterblichkeitstrank, das Paar Fische (matsyayugma) als Fruchtbarkeitssymbol, der weiße Schirm (sitapatra) als Symbol gehobenen Ranges, der Lotos (padma) für die Reinheit von Begierden, der EndlosKnoten (granthi) als Symbol endlosen Reichtums und die Rundschirm-Standarte (dhva­ ja) als Siegeszeichen der Buddhalehre. Ashvins (ashvin = ›mit Pferden versehen‹), zwei indische Götter in der Bedeutung der →  Dioskuren. Sie erscheinen als Rosselenker am Morgenhimmel und spenden Honig. Im Rigveda wird ihre Zwil-

Asklepiós lingsnatur bezeugt. Als göttliche Ärzte vermögen sie die Kranken zu heilen und die Alten zu verjüngen. Sie selbst überqueren die himmlischen Wasser der Seligkeit mithilfe des Somatranks. In späterer Zeit werden sie zusammen mit →  Surya erwähnt. Als Söhne des → Dyaus werden die Zwillinge auch Nāsatyas genannt. Zeller: Die vedischen Zwillingsgöt­ ter: Untersuchungen zur Genese ihres Kultes, Wiesbaden 1990. – Das Roy: The A. in myths and rituals, Calcutta 2000. – Jog: A.: the twin gods in In­ dian mythology, literature & art, Delhi 2005.

Asklepiós (lat. Betonung: Asklépius), griech. Heilgott. Sein ältestes bekanntes Heiligtum stand in Trikka in Thessa­lien. Erst seit dem 5. Jh. v.  Chr. verbreitete sich sein Kult über ganz Hellas und er verdrängte in seiner Funktion als göttlicher Arzt seinen Vater → Apollon. Vielleicht ursprünglich ein Schlangengott, wurde bei der Gründung neuer A.-Heilig­ tümer eine Schlange als Inkarnation des Gottes mitgeführt. Auf bildlichen Darstellungen erscheint A. meist als bärtiger Mann, ein von der heiligen Schlange umringelter Stab ist sein Attribut. A.s wichtigster Kultort war Epidauros. Als seine Tochter galt → Hygieia.

Asmodaios 54 Asmodaios (lat. Asmodäus, talmudisch Aschmedai), vom nachexilischen Judentum (biblisches Buch Tobias 3,8.17) aus der altiran. Religion übernommener Dämon (→  Aēshma Daēva). In der rabbinischen Literatur wird er schließlich zum obersten aller bösen Geister. In gewisser Hinsicht erinnert A. an den assyr. → Pazuzu*; als Asmodai findet er sich in den Verzeichnissen der Stundenengel und -dämonen der mittelalterlichen Astrologie. van der Toorn (Hg.): Dictionary of Deities and Demons in the Bible, Leiden u.a. 21999.

Asklepios; röm. Kopie eines griech. Originals aus dem 5. Jh. v. Chr.

Die antiken Ärzte nannten sich nach ihm Asklepiaden. Nach dem Mythos lernte A. die Heilkunde bei dem weisen Kentauren → Cheiron. Besonderes Ansehen erlangte der Heilgott bei den Römern (→ Aescula­ pius), im hellenist.-röm. Ägyp­ ten wurde sein Name auf → Imhotep übertragen. Hausmann: Kunst und Heiltum. Un­ tersuchungen zu den griech. A.-Reliefs, Potsdam 1947. – RAC 1. – Kerényi: Der göttliche Arzt. Studien über A. und seine Kultstätten, Darmstadt 3 1975. – LdAG.

Asopós, boiotischer Flussgott (nach dem gleichnamigen Fluss in Mittelgriechenland benannt), Sohn des → Poseidon*. Als → Zeus* eine von A.’ Töchtern raubt, wird der Vater vom Blitz getroffen. Brodersen (Hg.): Apollodorus: Götter und Helden der Griechen, Darmstadt 2004.

Assur, zunächst Gott der gleichnamigen Stadt, dann zum assyr. Reichsgott aufgestiegen. Ursprung und Etymologie des Namens sind ungewiss. Ab dem 13. Jh. v. Chr. beginnt er → Enlil in seiner dominierenden Stellung zurückzudrängen und übernimmt dessen Beinamen ›Großer Berg‹ und ›Vater

55 der Götter‹. Ab dem 9. Jh. wird A. mit → Anschar gleichgesetzt. Zu seinen Funktionen gehören das sonst dem Sonnengott zustehende Richteramt und die Kriegführung. Auf Kunstdenkmälern erscheint er als bogenspannender oder -haltender Gott in der geflügelten Sonnenscheibe; zur Zeit der assyr. Großmachtstellung wurde immer wieder von der ›Waffe‹ A.s gesprochen. Als sein irdischer Repräsentant galt der König, der sich selbst als ›Priester‹ des Gottes bezeichnete und der beim kultdramatisch begangenen Neujahrsfest die Rolle des A. spielte. Tallqvist: Der assyr. Gott, Helsinki 1932. – Unger: Die Symbole des Got­ tes A. (Türk Tarih Kurumu Belleten), Ankara 1965. – van Driel: The Cult of A., Assen 1969. – Lambert: The God A. (Iraq 45, 1983). – RLA 1. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlan­ des, Stuttgart 2004.

Astar (äthiop. ›Himmel‹), in den Inschriften aus der Zeit des aksumitischen Reiches (Äthiopien, erste Hälfte des 1. Jahrtausends) mehrfach als Himmelsgott erwähnt. Der Name ist verwandt mit dem südarab. → Attar. Astaroth, in der spätmittelalterlichen Dämonologie ein Höllenfürst in der Gestalt eines

Astarte

Astaroth; Illustration von Louis Bre­ ton, »Dictionnaire Infernal«, 1863

hässlichen Engels; er sitzt auf einem Drachen und hält eine Schlange in seinen Krallen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft durchschaut er, nichts ist ihm verborgen. Darüber hinaus ist er Schutzherr der freien Künste. Astarte (Aschtarat), semitische Göttin, besonders im syrischpalästinensischen Raum, aus Ugarit ist die Namensform Attart überliefert, im Alten Testament findet sie sich als →  Asthoreth, in Babylonien als →  Ischtar. Ihr Kult als der einer oriental. Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin wies mancherlei Ausschweifungen auf (Tempelprostitution); sie wurde meist nackt dargestellt. Bei ihrer Übernahme durch die Ägypter überwogen die Züge

Asteria 56 einer Kriegsgöttin, Schild und Speer sind ihre Attribute; zusammen mit → Anat schützt sie den König im Kampf. Bei den Griechen wurde A. als Liebes- und Himmelsgöttin mit → Aphrodite identifiziert. Das der A. heilige Tier war – wie auch bei anderen Fruchtbarkeitsgöttinnen – die Taube. Nach Philon von Byblos setzte sich die Göttin einen Stierkopf als Herrschaftssymbol auf, auch sonst finden sich Hinweise auf ihr zugeordnete Hörner. Virolleaud: Die große Göttin in Baby­ lonien, Ägypten und Phönizien (Era­ nos-Jahrbuch 6, 1938). – Herrmann: A. (MIO 15, 1969). – LdÄR. – Cornelius: The many faces of the goddess: the iconography of the Syro-Palestinian goddesses Anat, A., Quedeshet, and Asherah c. 1500–1000 BCE, Fribourg 2008.

Asteria → Perses Asthoreth, im palästinens. Raum verehrte Göttin, sie entspricht der syrischen → As­ tarte. A. war v.a. Liebes- und Fruchtbarkeitsgottheit, bei den Philistern auch Kriegsgöttin. Salomon huldigte ihr zeitweise und ließ ihr bei Jerusalem sogar ein Heiligtum errichten (1 Kön  11,5; 2 Kön 23,13). Der Plural des Namens A. lautet Astharoth und wird in Verbindung mit → Baal* (1) als Sammelname für die weib-

lichen Gottheiten der Kanaa­ näer gebraucht (Richter 2,13; 1 Samuel 12,10). Der biblische Ortsname Astharoth-Karnaim (›Astharoth mit den zwei Hörnern‹) deutet auf die Vorstellung einer gehörnten Göttin. Rienecker/Maier (Hg.): Lexikon zur Bibel, Witten 82010.

Astlik (von astl = ›Stern‹), armen. Göttin astralen Charakters, der altmesopotam. →  Isch­ tar und in hellenist. Zeit der → Aphrodite gleichgesetzt, dabei tritt der Aspekt der Liebesgöttin hervor. Mit der Christianisierung des Landes wechselte A. in die Rolle einer Stammmutter der Feen und Nymphen über. Wegner: Gestalt und Kultur der IštarSawuška in Kleinasien, Kevelaer 1981.

Āsto Vīdātu (zu awestisch ast = ›Knochen‹), der Name bedeutet etwa ›Leibauflöser‹. Zunächst nur ein niederer Dämon, dann ein Gott des Todes, dem kein Sterblicher entgehen kann. Allen Menschen hat er schon vom Augenblick der Zeugung an seine Todesschlinge um den Nacken geworfen; er trägt deshalb den Beinamen Marg, d.h. ›Tod‹. In mittelpersischen Texten kann er auch als Oberhaupt der teuflischen Geister auftreten (unter dem

57 Namen Astwidāt); im Zurvanismus schließlich wird A. zur Schicksalsgottheit. Hampel: A. (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4).

Astreíos (›der Gestirnte‹), bei den Griechen der ›alte Vater der Sterne‹; vermählt war er mit der Göttin des Morgens (→ Eos), beider Kinder waren die Windgötter und der Morgenstern (→ Phosphoros). Astronoë → Eschmun Asura (altindisch asu = ›Lebenskraft‹), im Vedismus eine urzeitliche Göttergruppe (u.a. → Varuna, → Mitra, → Daksha*), die von den an Bedeutung gewinnenden → Devas verdrängt wurde; bereits im Atharvaveda und später bezeichnet der Name nur noch die Dämonen. Der indische Buddhismus kennt die A.s als eine Gruppe von Dämonen, die einst im Himmel wohnten, aber dann von den Göttern in den Ozean geworfen wurden; im Pali-Kanon wird oft von dem Kampf der beiden Gruppen erzählt. Der Name A. ist etymologisch und bedeutungsmäßig mit dem altiran. Ahura (›Herr‹) verwandt. Kuiper: Basic Concept of Vedic Reli­ gion (HR 15, 1975). – Hale: A. in early Vedic religion, ND Delhi 1999.

Ataensic Asura-kumāra (›DämonenPrinzen‹), im Jinismus die erste Gruppe der → BhavanavāsinGötter. Sie gehören der obers­ ten Region der Unterwelt an; sie sind schwarz, ihre Kleidung rot. Wie die Götter können auch sie Regen und Donner erzeugen. Asye → Asase Ataecina, althispan. Göttin, im Gebiet zwischen Tajo und Guadalquivir verehrt, in der interpretatio romana als Pro­ serpina (→ Persephone*) gekennzeichnet. Aus Inschriften tritt klar ihr Unterweltscharakter hervor; auf einer Stele ist ihr  ein Zypressenzweig zugeordnet. Simón: Die Religion im kelt. Hispa­ nien, Budapest 1998.

Ataensic (Atahensic), Urgöttin bei den nordamerikan. Wyandot; sie fiel vom Himmel, wurde durch ein namenloses Wesen aus der Unterwelt verführt und geschwängert. Auf dem Rücken einer Schildkröte gebar sie Zwillinge, die dann Tag und Nacht schufen, während die Bisamratte festes Erdreich aus der Meerestiefe holte, woraus die Erde entstand. Shenandoah-Tekalihwa: Skywoman: Legends of the Iroquois, Santa Fe 1998.

Atar 58 Atar, altiran. Wort für das Feuer und Name des Feuergottes; er gilt als Sohn → Ahura Mazdās. Im Kult spielt das göttlich verehrte Feuer eine weitaus größere Rolle als der Gott selbst.

die des Menschen Geist und Gemüt betört und ihn ins Unglück stürzt. Sie galt als Tochter des → Zeus*.

Atargatis, syrische Muttergöttin, deshalb auch Dea Syria genannt; Hauptkultort war Bambyke (Hierapolis) in Sy­ rien. Der Name A. ist eine Zusammenziehung von → Astarte und → Anat, deren Funktionen, v.a. als Fruchtbarkeitsgöttin, A. an sich gezogen hat. Der ihr zugeordnete männliche Gott war Hadad (→ Adad*); ihr Thronsitz war von Löwen flankiert oder sie saß auf einem solchen. Ähre und Mauer­ krone waren ihre Attribute, Taube und Fisch ihre heiligen Tiere; in Askalon wurde A. unter dem Namen Derketo in halber Fischgestalt verehrt. In hellenist.-röm. Zeit hatte sie – verschiedentlich unter den Namen → Aphrodite und → Artemis* – ihre Anhänger auch in Kleinasien und Griechenland.

Atea, nach polynes. Überlieferung der Urgott; es ist der Raum im Licht, der noch geschlechtslos war und sich in den Gott → Rangi* (Himmel) und die Göttin Papa (Erde) spaltete. Die beiden Letzteren sind die Eltern aller Götter. Nach tahitischem Mythos wurde A. als zunächst weibliche Gottheit von → Tangaroa erschaffen.

Hörig: Dea Syria. Studien zur religiö­ sen Tradition der Fruchtbarkeitsgöttin in Vorderasien, Kevelaer u.a. 1979. – Franke (Hg.): Dea Syria – Die Große Göttin des Alten Orient, Bonn 1996.

Áte, griech. Unheilsgöttin, die personifizierte Verblendung,

Stallmach: A. Beitrag zur Frage des Selbst- und Weltverständnisses des früh­ griech. Menschen, Meisenheim 1968.

Craig: Handbook of Polynesian My­ thology, Santa Barbara 2005.

Athená (oder Athéne), jungfräuliche Stadtgöttin Athens, griech. Göttin der Weisheit. Ursprünglich kretisch-minoi­ sche Palastgöttin, vielleicht identisch mit einer kretischen Schlangengöttin; die Schlange ist ihr später noch zugeordnet (Bild im Parthenon). Ihr Beiname glaukopis (›eulenäugig‹) lässt auch an eine ursprünglich vogelgestaltige Gottheit denken; die in der Dunkelheit alles sehende Eule (Symbol der Weisheit) blieb ihr als Attribut. Bei Homer zeigt sich A. unter zwei Aspekten: Als Promachos

59 (›Vorkämpferin‹) ist sie Göttin der Schlacht und Trägerin der furchtbaren Ägis (Brustpanzer mit dem Medusenhaupt), als Ergane (›Werkkundige‹) lehrt sie die handwerklichen Küns­ te. Als Schutzgottheit hat A. den Beinamen Pallas, das danach benannte Kultbild (Palla­ dion) sollte Haus und Stadt vor Unheil bewahren. Über ihre Geburt berichtet der Mythos, dass sie dem Kopf ihres Vaters → Zeus* entsprungen sei. Sie selbst geht nie ein Liebesbündnis ein und bleibt Parthenos, ›die Jungfräuliche‹. Bei einem mythischen Wettstreit um die edelste Gabe schenkte A. dem attischen Land den Ölbaum und siegte damit. Sie brachte den Bauern den Pflug, den Frauen den Webstuhl und erfand die Flöte, zeigt also neben ihrer kriegerischen Funktion auch die einer Friedensgöttin. Nach Platon haben ihr die Menschen alle Kultur zu verdanken. Die Römer setzten sie der → Minerva gleich. Nilsson: Die Anfänge der Göttin A., Copenhagen 1921. – Kerényi: Die Jungfrau und Mutter der griech. Reli­ gion. Eine Studie über Pallas A., Zürich 1952. – Herington: A. Parthenos and A. Polias, Manchester 1955. – Hager: A. – Minerva. Ihr Bild im Wandel der Zeiten (Jahrbuch der MaxPlanck-Gesellschaft 1961). – Pötscher: A. (Gymnasium 70, 1963). – Luystev:

Átlas Symbolic Elements in the Cult of Athe­ na (HR 5, 1965–66). – Kaspar-Butz: Die Göttin A. im klassischen Athen, Frankfurt/M. 1990. – Deacy: A. Gods and heroes of the Ancient World, New York 2008. – LdAG.

Atirat, westsemitische Göttin, vom babylon. König Hammurabi als ›Schwiegertochter des Himmelskönigs› und als ›Herrin der Wollust‹ bezeichnet. Der Name wird abgeleitet entweder von atir (›Freund‹) oder von einem arab. Wort für ›Glanz‹, ›Helle‹, was auf einen solaren Charakter schließen ließe. In Ugarit war A. die Gemahlin von → El und hatte den Titel ›Herrin des Meeres‹. In Südarabien erscheint die Göttin wiederholt in Verbindung mit dem Mondgott → Amm. Röllig: A. (WdM 1). – Gese/Höfner/ Rudolph: Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970. – RLA 1.

Átlas (›der Träger‹), Sohn des Titanen → Iapetos und der Okeanide Klymene; wegen der Teilnahme am Kampf gegen die Götter wurde er zum Tragen des Himmelsgewölbes verurteilt; eine verwandte Vorstellung des Himmelsträgers findet sich in der hethit. Überlieferung (→ Upelluri). Die Gleichsetzung mit dem nord­ afrikan. Gebirge findet sich

Atlaua 60 schon bei dem antiken Schriftsteller Herodot. Tièche: A. als Personifikation der Welt­ achse (Museum Helveticum 2, 1945). – Lesky: Hethit. Texte und griech. Mythos (Anzeiger der Österreich. Aka­ demie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 87, 1950). – Link: Wörterbuch der Antike, Stuttgart 112002.

Atlaua, aztekischer Wassergott (atl = ›Wasser‹), der aber auch mit dem Pfeil (atlatl) assoziiert wird. Er ist der ›Meister des Wassers‹. Wenn er seinen Pfeil in die Hand nimmt, wird er aufsteigen wie der ­Quetzalvogel.

Atlaua; Zeichnung, um 1890

Aton (auch in der Form Jati), in Altägypten zunächst die Bezeichnung der sichtbaren Sonnenscheibe, die als Erscheinungsform des → Re* galt; im Neuen Reich wurde die

Sonnenscheibe personifiziert und in synkretistischer Weise zur falkenköpfigen Gestalt des Re-Harachte-A. Unter König Amenophis IV., der sich selbst Echnaton (›er gefällt A.‹) nannte, wurde A. zur einzigen Gottheit erklärt; in dem berühmten Sonnenhymnus aus der Amarna-Zeit wird er gepriesen als ›lebendige Sonne‹ und als ›Mutter und Vater, für die, die du erschaffen hast‹. Darstellungen aus jener Epoche zeigen die Sonnenscheibe, deren Strahlenarme handförmig enden und die Lebensschleife (das Anch-Zeichen) tragen. In A. offenbart sich Re, ja er führt den Beinamen Uanre: ›der Einzige des Re‹ – beide Gottesnamen kennzeichnen den einen und einzigen Gott. Der mit A. verbundene Monotheismus wurde nach Echnatons Tod wieder aufgegeben. Tawfik: A. Studies (Mitteilungen des Dt. Archäologischen Instituts, Abt. Kairo 29, 1973). – LÄ 1. – LdÄR. – Hornung: Der Eine und die Vielen, Darmstadt 72011. – Hanus: Die Zeit vor und nach Amarna – Anfänge und Auswirkungen des A.-Glaubens (Im Licht von Amarna), Petersberg 2012. – Schlögel: Echnaton – Tutanch­ amum: Daten, Fakten, Literatur, Wiesbaden 52013.

Atri, einer der im alten Indien vergöttlichten Sänger heiliger

61 Lieder (→ Rishis); sein Name (›der Verzehrende‹) war ein Epitheton des Feuers. Nach dem Rigveda hat A. die von einem Dämon verschluckte Sonne entdeckt und an den Himmel gesetzt; nach den Purānas ist er Vater des → Soma. Cush: Encyclopedia of Hinduism, New York 2008.

Átropos → Moiren Attar, im vorchristl. Südarabien verehrter Gott; bei Anrufung der Götterdreiheit steht er an erster Stelle. A. zugeordnet ist der Planet Venus (Morgenstern); er ist eine Schutz- und Kriegsgottheit mit dem Epitheton ›der Kampfesmutige‹. Andererseits ist er Spender des lebenswichtigen Wassers und überschneidet sich in dieser Funktion mit dem Mondgott. A.s heiliges Tier ist die Antilope, eines seiner Symbolzeichen die Speerspitze. Außerhalb Südarabiens kann A. androgyne Züge annehmen, so in Ugarit, wo er auch in der Form → Aschtar zu finden ist. Höfner: A. (WdM 1). – Gese/Höfner/ Rudolph: Die Religionen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970. – Retso: The Arabs in Anti­ quity: Their History from the Assyrians tot he Umayyads, ­Hoboken 2013.

Attis, phrygischer Vegetations­ gott, Geliebter der Großen

Attis Mutter (→ Kybele). In einer älteren Version des Mythos ist er ein schöner Jüngling, der auf der Jagd von einem Eber getötet wird. Nach der bekannteren jüngeren Version wird A. durch seine leidenschaftliche Liebe zu Kybele rasend und entmannt sich unter einer Pinie. Aus dem Blut des Sterbenden wachsen Frühlingsblumen und Bäume hervor. Zur Zeit des röm. Kaiserreichs waren die A.-Mysterien mit sakramentaler Mahlzeit und Taurobo­ lium (Taufe mit Stierblut) weit verbreitet. Ende März wurde das Fest des sterbenden und wiederauferstehenden Gottes (durch eine Pinie dargestellt) gefeiert. Der göttliche Jüngling ist an der phrygischen Spitzmütze zu erkennen; er ist unbekleidet oder trägt den oriental. Hosen­ anzug, der aufgeknöpft ist und den Leib entblößt. Im Kniegewand findet er sich auf Grabsteinen als symbolischer Ausdruck für die Hoffnung auf Wiedergeburt. Hepding: A., seine Mythen und sein Kult, ND Berlin 1967. – Karwiese: Der tote A. (Jahreshefte des Österreich. Archäolog. Instituts 49, 1968–71). – Vermaseren: Der Kult der Kybele und des A. im röm. Germanien, Stuttgart 1979. – Thomas: Magna Mater and A. (Aufstieg und Niedergang der röm. Welt 2), Berlin 1984. – Lane (Hg.): Cybele, A. and related cults, Leiden

Atum 62 1996. – Lancelotti: A. between myth and history, Leiden 2002.

Atum, altägypt., besonders in Heliopolis verehrter Urgott und Weltschöpfer. Sein Name wird gedeutet als ›der noch nicht Vollendete‹ oder auch als ›der Nichtseiende‹. Bevor Himmel und Erde getrennt wurden, war er der ›Einherr‹. In den Pyramidentexten erscheint A. als Urhügel, d.h. er ist das Erste, das aus dem Urchaos auftauchte. Seine Tiergestalten können sein Skarabäus, Schlange und in späterer Zeit das Ichneumon. A. zeugte das erste Götterpaar → Schu (Lufthauch) und → Tefnut (Feuchtigkeit) durch Selbstbegattung; die dabei beteiligte Hand wurde als das in dem Gott ruhende weibliche Element personifiziert (→ Jusas). Dem solaren Synkretismus der Ägypter entsprechend konnten A. und → Re* gleichgesetzt werden; bei einer Differenzierung entsprach A. dem abendlichen Aspekt des Sonnengottes. Sethe: A. als Ichneumon (ZÄS LXIII, 1927). – LÄ 1. – Myśliwiec: Studien zum Gott A., Hildesheim 1978/79. – LdÄR. – Wilkinson: Die Welt der Götter im Alten Ägypten, Stuttgart 2003.

Atunis, der von den Etruskern im 4. Jh. v. Chr. aus dem

griech. Pantheon übernommene →  Adonis, dargestellt ausschließlich auf Spiegeln und meistens in Begleitung der →  Turan; beide entsprechen zusammen dem oriental.-mediterranen Paar der Magna Mater mit ihrem Sohn. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Audhumla → Bur(i) Aufaniae (Deae A.), am Niederrhein verehrte Matronen (→ Matres); die gefundenen Inschriften stammen meistens aus dem Raum um Bonn, doch gibt es auch solche aus Hispanien, was auf einen gesamtkeltischen Zusammenhang schließen lässt. Früher dachte man an eine german. Herkunft und deutete den Namen in Anlehnung an got. ūjjō (›Überfluss‹) als ›freigebige Ahnmütter‹. Much: German. Matronennamen (Zeitschrift für dt. Altertum 35, 1891). – Galsterer: Neue Inschriften aus Köln (Epigraphische Studien 12, 1981). – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Auróra, bei den Römern die Morgenröte und die Göttin, die sie heraufführt; bei den Griechen → Eos. Auseklis (lettisch ›Morgenstern‹), baltischer Sterngott, dem Mond unterstellt, aber öf-

63 ters auch im Dienst der Sonne. Bei Himmelshochzeiten gehört er zum Brautgefolge; weiter ist er aktiver Mitwirkender in der himmlischen Badestube. Die Badestube war als Geburtsund Heilstätte ein Ort besonderer Lebenskräfte. Ström/Biezais: German. und baltische Religion, Stuttgart 1975.

Auxo → Horen Avalokiteshvara (auch Avalokita oder Lokeshvara), im Buddhismus der volkstümlichste aller → Bodhisattvas. Er gilt als Emanation des → Amitābha und als sog. → DhyāniBodhisattva des gegenwärtigen Zeitalters. Die Deutungen des in Sanskrit wiedergegebenen Namens gehen auseinander: ›der Herr, der herabsteigt‹, ›der imstande ist, die höchste Erkenntnis zu erreichen‹ oder ›Meister des Lichts‹ (des inneren Lichts, der Erleuchtung). Er ist eine Verkörperung des Mitleids, einer Haupttugend des Buddhismus; aus Mitleid steigt er in die Hölle, um die leidenden Wesen zu erlösen. Ikonographisch kann er in vielen Formen auftreten, meistens zweiarmig, im Tantrismus auch vier- oder sechsarmig; eines seiner wichtigsten Attribute ist der Rosenkranz, oft auch der Mond (→ Amoghapāsha,

Avalokiteshvara → Khasarpana). In seiner Flechtenkrone trägt er das Bild Amitābhas. Wenn er mit 10 oder 11 Gesichtern dargestellt ist, deutet dies auf seine Allseitigkeit. Beliebt ist auch die Form Cintāmanicakra-A., d.h. er hat als Attribute einen vor der Brust gehaltenen Edelstein (cintāmani) und ein Rad (cakra) (weiter → Harihari­ hari­vāhanodbhava und → Padmanarteshvara). Weniger eine spezielle Form als vielmehr ein Beiname ist Padmapāni, d.h. ›der einen Lotos in der Hand hält‹; die Lotosblume ist Symbol des Absoluten, des Zusammenfalls von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft in der

Avalokiteshvara; Relief (Jiuhua-Gebir­ ge, Provinz Anhui, China)

Awonawilona 64 zeitlosen ›Leerheit‹. In China hat sich A. zu der weiblichen Gottheit → Guan-yin entwickelt, in Japan hat er den Namen → Kannon, in Tibet sPyan-ras-gzigs (→ Chenresi). Tucci: Buddhist Notes 1. A propos A. (Mélanges chinois et bouddhiques 9, 1951). – Pal: The Iconography of Cintamani Cakra A. (Journal of the Indian Society of Oriental Art, NS 2, 1967–68). – EB 2. – Grönbech: A. (WdM 5). – Getty: The Gods of Northern Buddhism, New York 1988. – Höfer: Transformationen des Mitgefühls: Buddhas erbarmungsvolle Helfer; von A. zu Guanyin und Kan­ non, Berlin 2009.

Awonawilona, Schöpfergott der Zuñi (Pueblo-Volk in New Mexico); er ist der Ursprung des Lebens und wird durch das Epitheton ›Er-Sie‹ als zweigeschlechtlich gekennzeichnet. Den Himmelsvater und die Erdmutter hat er erschaffen, indem er Bälle aus seiner Haut auf das Urwasser warf. Benedict: Zuñi-Mythology, New York 1935. – Tworuschka: Als die Welt ent­ stand … Schöpfungsmythen der Völker und Kulturen in Wort und Bild, Freiburg 2005.

Ayiyanayaka (auch Ayiyan), auf Sri Lanka verehrter, gütiger Flurwächtergott, Schutzgott des nördlichen Teils von Sri Lanka. Nach einer Mythenversion soll er als goldene

Statue aus der rechten Hand →  Vishnus* hervorgegangen sein; nach anderer Überlieferung ist er ein Sohn der → Mohini und trägt den Namen Aiyanār. Noch heute wird der Gott um Schutz der Ernte und bei Seuchengefahr angerufen. Bechert: A. (WdM 5).

Aynurakkur, auch in der Namensform Oyna-kamuy. Er gilt bei den auf Hokkaido und Sachalin lebenden Ainu als Kulturbringer; seine Mutter ist die Feuergöttin Ape-huci-kamuy, als Vater wird der Sonnengott → Tokapcup-kamuy oder der Donnergott genannt. Nach einer Überlieferung der OstAinu wurde er durch den Blitz gezeugt, der in die irdische Hütte seiner Mutter einschlug. Im Auftrag des Gottes → Kotan-kav-kamuy unterrichtete er die Menschen, nach einer mythischen Version hat er sie auch erschaffen. Weiter wird von A. berichtet, wie er die Sonne aus der Gewalt eines finsteren Dämons befreite. Detter: Die Mythologie der Ainu (WdM 6, 21. Lief.).

Ays, das Wort bezeichnet bei den Armeniern sowohl den Wind als auch einen im Wind dahereilenden bösen Geist, der in die Menschen eindringt und sie geisteskrank macht.

65 Aži Dahāka (awestisch aži = ›Schlange‹, neupersisch aži-da­ hā = ›Drache‹), in älteste indoarische Zeit zurückreichende, mythische Gestalt, dreiköpfiges Schlangenungeheuer, ur­ sprünglich Viehräuber und Feind der guten Menschen, dann Usurpator des iran. Reiches und Inkarnation der Lüge (→ Drug). Zeitweise bezwungen, wird er am Ende der Zeiten als Bundesgenosse → Ahrimans nochmals zur Bedrohung, dann aber endgültig besiegt. Lincoln: A. (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4).

Aziel (Aciel), in der Zauberliteratur des späteren Mittelalters und der Renaissance häufig erwähnter Dämon, ähnlich wie → Mephistopheles auch ein Höllenfürst. Er ist so geschwind wie des Menschen Gedanken und wird herbeizitiert, um Geld zu besorgen. Azizos und Monimos, unter diesen Namen wurden in Altsyrien der Morgen- und der Abendstern verehrt, dargestellt als zwei Knaben mit einem Adler. Der Neuplatoniker Iamblichos setzte A. dem →  Ares gleich; in Palmyra findet sich anstelle des M. der Gott → Arsu. Drijvers: The cult of A. and M. at Edessa (Ex Orbe Religionum Studia

Ba Geo Widengren), Leiden 1972. – Hvidberg-Hansen: Arṣu and A.: a study of the West Semitic ›Dioscuri‹ and the gods of Dawn and Dusk, Copenhagen 2007.

Azrail, islam. Todesengel, dessen Flügel mit 4000 Zungen und Augen besetzt sind; er entreißt dem Menschen die Seele an dem Tag, der auf der Tafel des göttlichen Ratschlusses verzeichnet ist.

B Gott B, der in den erhaltenen Handschriften der Maya am häufigsten dargestellte Gott mit einer langen, rüsselförmigen Nase; oft hält er ein Beil in der Hand – ein Symbol des Donners und Hinweis auf die Funktion als Regenbringer. Wahrscheinlich entspricht er dem Gott → Chac, einzelne Forscher möchten in ihm → Kukulcan* wiedererkennen. Rätsch (Hg.): Chactun – Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Ba (1), im alten Ägypten Bezeichnung für eine geistige Kraft, von dem spätanti­ ken Schriftsteller Horapollon (nicht ganz zutreffend) mit

Ba 66 Psyche (›Seele‹) wiedergegeben. In der ältesten ägypt. Literatur werden anonym auftretende Götter als Baw bezeichnet; einfach als ›Seelen‹ werden auch die vergöttlichten Könige von Buto (ägypt. Pe) und Hierankopolis (Nechen) umschrieben. Später erscheint das Wort B. als Synonym für die Erscheinungsform eines Gottes: Der → Apis*-Stier galt als B. des →  Osiris*, der Stern Sirius (ägypt. Sothis) als B. der → Isis*; der Pharao galt als ›lebende Seele‹ des Sonnengottes → Re*. Als Seele des Re wurde auch der Widder von Mendes (→ B. neb Dedet) aufgefasst, zumal das Wort ba sowohl ›Widder‹ als auch ›Seele‹ bedeuten konnte. Nebenher gibt es die Vorstellung vom vogelgestaltigen B. als einem mit dem Schicksal des Menschen eng verbundenen Wesen, das über den leiblichen Tod hinaus weiterlebt; auf Darstellungen (Vogel mit Menschenkopf ) findet es sich oft mit einem Götterbart, um den göttlichen Charakter anzudeuten. Zabkar: A Study of the B. Concept in Ancient Egyptian Texts, Chicago 1968. – Cazemier: Die Baw der alten Hauptstädte (Symbolae Biblicae et Me­ sopotamicae, Liagre Böhl dedicatae), Leiden 1973. – LdÄR. – Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten, München 22010.

Ba (2), nach früherer Transkription Pa geschrieben. Chines. Göttin, Personifikation der Dürre. In einigen literarischen Quellen wird sie als Tochter des mythischen Kaisers → Huangdi bezeichnet. Baal (1), das westsemitische Wort ba’l bedeutet ›Eigentümer‹, ›Herr‹ und diente in Altsyrien zur Bezeichnung mehrerer Gottheiten, deren Aspekte mit Natur, Fruchtbarkeit und Wetter zu umschreiben sind. Einzelne Lokalgötter werden durch Beifügung des Ortsnamens gekennzeichnet, so etwa B.-Sidon oder B.-Libanon; der B. von Tyrus wurde als → Melqart bekannt. In Ugarit wurde das Appelativum B. zum persönlichen Namen des Gottes; er ist der ›Herr‹ schlechthin, der das Epitheton Alijan (›der Mächtige‹) hat. Ursprünglich war B. wohl ein Naturgott, der die Erde fruchtbar machte; als solcher hatte er den Getreidegott → Dagan zum Vater; nach genealogischer Aufzählung wird allerdings → El als Vater angegeben. In seiner komplexen Gestalt verbindet er sich mit dem Wettergott Hadad (zu B.-Hadad) und zeigt schließlich wie der altmesopotam. Tammuz (→ Dumuzi) die Züge eines sterbenden und

67 wiederauferstehenden Gottes. Sein Königtum, seine Jagden und Kämpfe gegen den Meergott → Jamm und den Todesgott → Mot, sein Abstieg in die Unterwelt und seine Wiederkehr stehen im Mittelpunkt der epischen Texte. Dargestellt wird er mit Keule und Blitzsymbol in seinen Händen, auf dem Kopf die Hörnermütze. Mit den Hyksos kam der Glau-

Baalat(h) be an B. auch nach Ägypten, wo er später mit → Seth identifiziert wurde. Der westsemitische B. entspricht etymologisch dem altmesopotam. → Bel. Kapelrud: B. in the Ras Shamra Texts, Copenhagen 1952. – Schmidt: B.s Tod und Auferstehung (Zeitschrift für Reli­ gions- und Geistesgeschichte 15, 1963). – Oldenburg: The conflict between El and B., Leiden 1969. – van Zijl: B. A Study of Texts in Connexion with B. in the Ugaritic Epics, Neukirchen-Vluyn 1972. – Koch: Zur Entstehung der B.-Verehrung (Ugarit-Forschungen 11, 1979). – Niehr: Ba’lšamen: Studien zu Herkunft, Geschichte und Rezeptions­ geschichte eines phöniz. Gottes, Leuven 2003. – Pitard: The Ugarit B.-cycle, Leiden 2009.

Baal (2), im christl. Spätmittelalter der Name eines Höllenfürsten mit drei Köpfen, dem einer Kröte, dem eines Menschen und dem einer Katze. Sein Reich liegt im Osten. Baal-Addir (›mächtiger Baal‹), zunächst Gott der phöniz. Stadt Byblos, dann auch im punischen (karthagischen)  Afri­ka verehrt – ob als Fruchtbarkeitsund/oder Unterweltsgott ist umstritten. Bei afrikan. Truppen wurde er mit Jupiter Valens gleichgesetzt. Baal (1); aus der Akropolis von Ugarit, ca. 1500–1300 v. Chr.

Baalat(h), ›Herrin‹, Partnerin des syrisch-kanaanäischen Gottes → Baal* (1), die mit ande-

Baal-Biq’āh 68 ren weiblichen Fruchtbarkeitsgottheiten (wie → Aschera und → Astarte) verschmelzen kann; am bekanntesten ist die seit Beginn des 3. Jh. v. Chr. nachweisbare B. von Byblos (B. Gebal). Baal-Biq’āh, als ›Herr der Ebene‹ (zwischen dem Libanon und dem Antilibanon) war er die Gottheit, nach der die Stadt Baalbek ihren Namen erhielt. Zunächst eine Wettergottheit (wie → Hadad), wuchs er in hellenist. Zeit in die Rolle eines Himmels- bzw. Sonnengottes und wurde mit → Zeus* gleichgesetzt; in röm. Zeit galt er als Jupiter Heliopolitanus (Baalbek hatte jetzt den Namen Heliopolis = ›Sonnenstadt‹). Baal-Hammon, erstmals in einer Inschrift aus dem phöniz. Sendschirli (Zincirli) erwähnter Gott. Der Name wird gedeutet als ›Herr der Räucheraltäre‹. Bekannt ist er v.a. als Hauptgott von Karthago, von wo aus er auf Malta, Sizilien und Sardinien eingeführt wurde. In Nordafrika galt er hauptsächlich als Fruchtbarkeitsgott, wofür auch das ihm in röm. Zeit beigelegte Epitheton Frugifer (›Fruchtträger‹) spricht. Auf Sizilien und in Afrika gehörten Kinderopfer zu seinem Kult. Durch die Namensähn-

lichkeit mit dem Oasengott → Ammon erblickte man auch in ihm einen Orakelgott. Bei den Griechen wurde B. mit →  Kronos*, bei den Römern mit Saturn gleichgesetzt. Pope/Röllig: Die Mythologie der Ugariter und Phönizier (WdM 1). – Faucher: Die Darstellungen des B. (Ar­ chaeologia viva 1, 1968–69).

Baal-Karmelos (›Herr des Karmel‹), auf dem Berg Karmel verehrter kanaanäischer Gott, dessen Priester von dem alttestamentar. Propheten Elias zu einem Gottesurteil herausgefordert wurden (1 Kön  18,19ff.). Der Orakel erteilende Berggott wurde in röm. Zeit noch verehrt, u.a. von Kaiser Vespasian. Eißfeldt: Der Gott Karmel (Sitzungs­ berichte der Dt. Akademie der Wissen­ schaften), Berlin 1953.

Baal-Marqōd (›Herr des Tanzes‹), altsyrischer Gott, der in der Nähe der heutigen Stadt Beirut ein Heiligtum besaß. Eine ihm zugehörige heilende Quelle weist ihn als göttlichen Arzt aus. Auf Votivsteinen erscheint B. in gräzisierter Form als Balmarkos. In röm. Zeit wurde er → Jupiter gleichgesetzt. Baal-Qarnaim (›Herr der beiden Hörner‹), nach zwei

69 am Golf von Tunis gelegenen Bergspitzen benannter, punischer Gott, der als → Saturn dargestellt und Saturnus Balcarnensis genannt wurde. Wahrscheinlich war er eine lokale Erscheinungsform des → Baal-Hammon. Baal Sapon, kanaanäischer Gott, benannt nach dem Berg Sapon im Norden Palästinas. In Ugarit hieß der Gott Baal Sapān; als Bezwinger des Meergottes → Jamm fungiert er auch als Schutzherr der Seeleute. In hellenist. Zeit ging B. in die Gestalt des → Zeus* vom Berg Kasios ein. Brooke (Hg.): Ugarit and the Bible, Münster 1994.

Baal-Schamēm (Baal-Scham­ min, Baal-Schamajin), der phö­niz. Name bedeutet ›Herr des Himmels‹ und dürfte damit eine coelare Gottheit kennzeichnen. Sein Kult war weit verbreitet (Altsyrien, Nordmesopotamien, Zypern, Karthago). Als Regent der Gestirne bildete er in Palmyra zusammen mit → Aglibol und →  Ma­ lakbēl* eine Trias; das ihm heilige Tier ist der Adler. Die Seleukiden stellten B. auf ihren Münzen dar, wie er auf der Stirn mit einem Halbmond geschmückt ist und in der Hand eine Sonne mit sie-

Baba-Jaga ben Strahlen trägt. Die Römer nannten ihn Caelus (›Himmel‹) oder Jupiter Caelestis. Eißfeldt: B. und Jahwe (ZATW 57, 1959). – Pope/Röllig: Die Mythologie der Ugariter und Phönizier (WdM 1). – Höfner: Die Stammesgruppen Nordund Zentralasiens (WdM 1). – Teixidor: The Pantheon of Palmyra, Leiden 1979.

Baba (1), auch in der Form Bau. Sumerische Stadtgöttin von Lagasch, Tochter des Himmelsgottes → An und Gemahlin des Fruchtbarkeitsgottes → Ningirsu. Ursprünglich war sie vielleicht eine Muttergottheit (›Mutter B.‹), seit altbabylon. Zeit ist sie als Heilgöttin bekannt (›Ärztin der Schwarzköpfigen‹) und wird öfters mit → Gula gleichgesetzt. König Gudea pries sie als ›Herrin des Überflusses‹. Heimpel: Der Tod der Göttin B. von Lagas (FS H. Heimpel 3), Göttingen 1972. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Baba (2), im ungarischen Volksglauben ursprünglich ein feeähnliches Wesen, das dann aber die Bedeutung einer Hexe annahm, man nannte sie auch ›die Alte mit der Eisennase‹. Baba-Jaga, Hexenweib osteurop. Märchen, auch unter dem Namen Jezi-Baba bekannt. Teils erscheint sie als Waldgeist,

Babi 70 teils tritt sie als Anführerin eines großen Geisterzuges auf und erlangt damit dämonisches Format. Nach einer weißruss. Überlieferung fährt sie in einem eisernen Kessel mit einem feurigen Besen durch die Luft. Bleichsteiner: Frau Bercht und B. (Mitra, 1914). – Johns: B. The ambi­ tious mother and witch of the Russian folktale, New York 2004. – ER 2.

Babi, in der ägypt. Totenliteratur erwähnter Dämon der Finsternis. Wahrscheinlich ent­ spricht ihm in griech. Zauberpapyri die für → Seth gebrauchte Namensform Bapho; bei Plutarch heißt ein Genosse des Seth oder auch dieser selbst Bebon. LdÄR.

Bacab, die Götter der vier Weltgegenden bei den Maya; sie galten als Himmelsträger und spielten in der Zauberei eine große Rolle. Ihre Namen und die sie charakterisierenden Farben waren: im Osten →  Chac (Rot), im Süden →  Kan (Gelb), im Westen → Ek (Schwarz) und im Norden → Zac (Weiß). Thompson: The B.s (Bullard [Hg.]: Monographs and Papers in Maya Archaeology 3), Cambridge 1970. – Miller/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Me­ xico and the Maya, New York 2003.

Bacax, bei den alten Berbern verehrter Gott, der in einer Höhle wohnen sollte, vor deren Eingang Opfer dargebracht wurden. Bácchus, röm. Gott der Fruchtbarkeit und des Weines. Der lat. Name kommt vom griech. Bakchos (→ Dionysos*), dessen Verehrung schon früh in Rom Eingang fand. Der Gott stand dem Erdhaft-Mütterlichen besonders nahe; seine eifrigsten Diener waren weiblichen Geschlechts. Bei Vergil findet sich die Kennzeichnung als ›nächtlicher Bacchus‹ (noc­ turnus Bacchus). Bei den Feiern seines Geheimkultes fanden nicht nur geschlechtliche Ausschweifungen statt, sondern wurden auch Verbrechen aller Art begangen, so dass der B.Kult zeitweise verboten war. Die bedeutendsten Darstellungen dionysischer Mysterien stammen aus Pompeji; die Einzelheiten der Initiationsriten sind jedoch noch immer hypothetisch, so auch die genaue Bedeutung der ›mystischen Spielzeuge‹ (Kreisel, Raute, Knöchelchen und Spiegel), die mit dem Mythos des DionysosKindes (→ Zagreus), seiner Anlockung, Tötung und Zerstückelung durch die Titanen in Verbindung stehen dürften.

71 Matz: Dionysiakē tēlētē. Archäolog. Untersuchungen zum Dionysos-Kult in hellenist. und röm. Zeit, Main 1964. – Hamdorf: Dionysos-B. Kult und Wandlungen des Weingottes, München 1986. Baeumer: Dionysos und das Dionysische in der antiken und dt. Literatur, Darmstadt 2005. – LdAG.

Badb (Bodb), irische Kriegsgöttin. Das Schlachtfeld heißt nach ihr ›das Land der B.‹. Sie soll sich manchmal in Gestalt einer Krähe zeigen. Bei der mythischen Schlacht von Mag Tured entschied sie den Kampf. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Baga, altpersische Bezeichnung für ›Gott‹, etymologisch zu altindisch → Bhaga gehörend. → Ahura Mazdā ist baga vazra­ ka, ›der große Gott‹, → Mitra wird einfach als baga bezeichnet. In parthischer Zeit kann das Wort B. auch zum Namen eines Dynastiegottes werden. Dietz: B. and Mithra in Sogdiana (Acta Iranica 17, 1978).

Bagvarti (Bagmashtu), Göttin der altoriental. Urartäer (im Gebiet des späteren Arme­ nien), Gemahlin des urartäi­ schen Reichsgottes → Ḫaldi.

Balder gedacht, teils auch identisch mit → Verethragna als Windgott. Baiame, höchstes Wesen bei den austral. Wiradyuri und Kamilaroi. Der Name bedeutet ›Schöpfer‹ oder ›Großer‹; die Frauen nennen ihn ›unser Vater‹. Er erschuf sich selbst und dann alle Dinge und Wesen. B. sitzt im Himmel auf seinem Thron, ist unsichtbar und nur im Donner zu hören. Sein Sohn ist → Daramulun. Howitt: The Native Tribes of SouthEast Australia, London 1904. – Nevermann/Worms/Petri: Die Religio­ nen der Südsee und Australiens, Stuttgart 1968.

Balarāma (›der kraftvolle Rāma‹), in altindische Zeit zurückreichender Ackerbaugott mit dem Pflug als Attribut; er gilt als älterer Bruder → Krishnas. In dem Heldenepos Mahābhārata wird berichtet, wie die beiden Brüder aus einem weißen und einem schwarzen Haar entstanden, die → Vishnu* sich ausriss; B. ist deshalb hellhäutig, Krishna dunkel.

Piotrovsky: The Ancient Civilization of Urartu, New York 1969.

Bigger: B. im Mahābhārata: seine Darstellung im Rahmen des Textes und seiner Entwicklung, Wiesbaden 1999.

Bahram, persischer Gott, teils als Regent des Planeten Mars

Balder (altisländ. Baldr, neu­ isländ. Baldur), nordgerman.

Bali 72 sich an eine Stelle der Völuspa an, nach welcher B. nach der ›Götterdämmerung‹ (Weltende) das Totenreich wieder verlässt. Schließlich wollte man in ihm eine Hypostase des Kriegsgottes Odin erkennen, indem man das Theonym von baldr (›mutig‹, ›wehrhaft‹) ableitete.

Balder wird von Höd(u)r (links) und Loki getötet; Illustration, um 1760

Gott; nach der Edda ist er schön, tapfer, milde und von glänzendem Aussehen; sein Wohnsitz ist Breidablik (›Breitglanz‹), der schönste Palast im Götterhimmel. B. ist Sohn →  Odins* und der → Frigg und der gute Gegenspieler des bösen → Loki*, der den blinden → Höd(u)r einen Mistel­ zweig auf B. werfen lässt und diesen so tötet. Ein Versuch, B. aus dem Reich der → Hel zurückzuholen, bleibt ergebnislos. Die Deutungen der Funktionen B. – im Anschluss an den etymologisch umstrittenen Namen – reichen von einem Gott des Lichts bis zu einer Art sterbendem und auferstehendem Vegetationsgott; die letztere Interpretation lehnt

Kabell: B. und die Mistel, Helsinki 1965. – Mosher: The Story of B.’s Death (Scandinavian Studies 55, 1983). – Marold/Zimmermann (Hg.): Reallexikon der german. Alter­ tumskunde 13: Nordwestgerman., Berlin 21995. – Lindow: Murder and vengeance among the gods: B. in Scan­ dinavian mythology, Helsinki 1997. – Simek: Lexikon der german. Mytho­ logie, Stuttgart 32006.

Bali, indischer Dämon, der im zweiten Weltalter (kalpa) über alle drei Welten herrschte, dann aber Himmel und Erde an → Vishnu* abtreten musste; seither ist B. König der Unterwelt. Nach dem Mahābhārata haust der Götterfeind B. in Eselsgestalt in einer verlassenen Hütte. (Abb. → Vāmana) Balitok und Bungan gelten als die Stammeltern der Ifugao (Nord-Philippinen). Sie sind Bruder und Schwester und nehmen unter den vergöttlichten Ahnen eine hervorragende Stellung ein. Aus der höchst unübersichtlichen Götterwelt der Ifugao, die in zahlreichen

73 Götterklassen über 1500 Götter kennt, soll hier nur die Klasse der Kulturstifter Matungulan genannt werden, an deren erster Stelle – als Lehrer des Rituals – Lidum steht. Gelegentlich werden Wigan und Bugan als Schöpfergottheiten genannt. Barton: The religion of the Ifugaos, Philadelphia 1955. – Stöhr: Die alt­ indones. Religionen, Leiden 1976.

Baltis, altarab., zu Carrhae (in Nordwestmesopotamien) verehrte Göttin, die mit dem Venusstern gleichgesetzt wurde. Durch röm. Legionäre wurde ihr Kult auch in anderen Mittelmeerländern eingeführt. Bandāra (genauer B. deviyō), ursprünglich Titel hoher Beam­ter im singhales. Königreich, dann Bezeichnung einer Gruppe von Göttern, die über den → Yakku stehen. Oft werden die lokalen Hauptgottheiten einfach B. genannt. Dieser Göttergruppe gehört u.a. → Dadimunda an. Auch überragende historische Persönlichkeiten konnten zum B. erklärt werden, so im 20. Jh. der ermordete Ministerpräsident Bandaranaike, der unter dem Namen Horagollē devatā bandāra vergöttlicht wurde. Seligmann: Note on the »B.« Cult of the Kandyan Sinhalese (Man 9,

Ba neb Dedet 1909). – Bechert: Mythologie der sin­ ghales. Volksreligion (WdM 5).

Ba neb Dedet (Ba-djedet, ›Widder von Dedet‹), Bezeichnung des in Dedet (griech. Mendes) verehrten, widdergestaltigen Gottes. Herden und Felder verdanken ihm ihre Fruchtbarkeit; Frauen erhoffen sich von ihm Kindersegen; zeitweise wurde der Gottesanspruch des Königtums dadurch unterbaut, dass der Widder von Mendes zum Vater des Herrschers proklamiert wurde. In der Spätzeit nimmt der Gott die Gestalt ei-

Ba neb Dedet; Wandbemalung in der Grabkammer des Mentuherkhepsef, um 1100 v. Chr.

Bangputys 74 nes Ziegenbocks an, weshalb er von den Griechen mit → Pan verglichen werden konnte. Da das Wort für ›Widder‹ dem für ›Seele‹ gleich oder ähnlich lautet (→ Ba), konnte der Widder von Mendes als Ba des → Osiris* oder auch des → Re* aufgefasst werden. Pinch: Handbook of Egyptian mythol­ ogy, Santa Barbara 2002. – Bonnet: Widder (LdÄR).

Bangputys, litauischer Meeresgott; sein Name bedeutet ›Wellenbläser‹, in einem Volkslied wird er einfach ›Gott der Wellen‹ genannt. Banshee → Fee Baphomet (Bafomet, Baffometi), Name eines teuflischen Wesens mit mehreren Köpfen, dessen Verehrung den Tempelherren vorgeworfen wurde. Angeblich mussten sie bei der Aufnahme in den Orden das Idol küssen; sollte das zutreffen, dann dürfte B. eine Art Deckname des wahren Gottes gewesen sein. Etymologisch wurde der Name als eine Entstellung des Namens Mahomet (Mohammed) gedeutet oder auch als Wortzusammensetzung aus dem Griech.: bapto = ›taufen‹, metis = ›Weisheit‹; vielleicht ist er auch eine Verballhornung von → Behemoth. Neuerdings

denkt man an eine Herleitung vom arab. abufihamat = ›Vater des Erkennens‹. Biedermann: Handlexikon der magi­ schen Künste 1, Graz 31986. – Krüger: Das ›B.-Idol‹. Ein Beitrag zur Prove­ nienz der Hauptvorwürfe gegen den Templerorden (Historisches Jahrbuch 119, 1999). – Shah: Die Sufis, Kreuzlingen 2006.

Barastir (Barastaer), bei den kaukas. Osseten der Herrscher in der Totenwelt. Er weist den Verstorbenen ihren Platz in der Unterwelt oder im Paradies zu. Barbelo (Barbero), bei einigen gnostischen Sekten des 4. Jh. die Weltmutter; sie ist eigentlich eine Gottheit, die aus vier Personen besteht: Vater, Sohn, weiblichem Pneuma und Chris­tus; dem entspricht die (nicht gesicherte) Deutung ihres Namens in Anlehnung an das hebräische Barbhe Eloha (›in der Vier ist Gott‹). B. ist die gute Gotteskraft, die dem obersten Lichtreich zugehört. Ihr Gegenspieler ist ihr Sohn, der ›Archon dieser Welt‹, → Jaldabaoth. Leisegang: Die Gnosis, Stuttgart 5 1985. – Cox: By the same word: crea­ tion and salvation in Hellenistic Judaism and Early Christianity, Berlin 2007.

Bardha (›die Weißen‹), weißliche, unter der Erde wohnen-

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Bastet

de Nebelgestalten im alban. Volksglauben; sie entsprechen in etwa den → Elfen. Um sie gütig zu stimmen, streut man für sie Kuchen oder Zucker aus. Elsie: A dictionary of Albanian reli­ gion, mythology, and folk culture, London 2001.

Barshamin, altarmen. Gott, vielleicht in der Funktion einer Himmelsgottheit. Manches spricht dafür, dass er aus Syrien übernommen wurde und mit → Baal-Schamēm übereinstimmt. Basajaun, ›Herr des Waldes‹, baskischer Geist, der im Wald oder in hochgelegenen Höhlen  lebt. Er ist Schutzgeist der Herden; in der Volksüberlieferung ist er eine Art Kulturbringer, der die Menschen den Getreideanbau lehrte und dem sie das Schmiedehandwerk abschauten. Baschāmum, altsüdarab. Gott. Sein Name könnte von arab. bashām (›Balsamstrauch‹) kommen; dies und ein alter Text, nach dem er zwei Steinböcke heilte, lassen ihn als einen Arztgott erscheinen. Bassi-Nsi → Obassi-Oha Bastet, ägypt. Göttin, die man als Personifikation der Salbe gedeutet hat. Sie wird schon

Bastet; griechisch-römisch, ca. 400–250 v. Chr.

früh in Löwengestalt gedacht, wodurch sie mit der löwengestaltigen → Sachmet* zusammenfloss. Den synkretistischen Tendenzen der ägypt. Reli­gion entsprechend wird B. zum ›Au­ ge des Re‹ und mit →  Tefnut zusammengestellt. Seit dem Neuen Reich wird sie zunehmend mit Katzenkopf dargestellt; der Katze selbst wurde solare Bedeutung beigelegt. Nach memphitischer Überlieferung ist die Göttin die Mutter des Einbalsamierungsgottes → Anubis*, sonst erscheint der Löwengott → Mahes als ihr Sohn. Da Bubastis der Haupt-

Basuki 76 kultort der B. war, wurde sie selbst von antiken Schriftstellern ebenso genannt; in der interpretatio graeca wird für sie → Artemis* eingesetzt. LdÄR

Basuki, bei den Bhuiya (in Odisha und Westbengalen) ein Urwesen, das die Erde trägt und aus dem Licht seiner Augen die Sonne und den Mond erschuf. Der Name dürfte mit dem Schlangenkönig Vasuki (→ Nāga*) zusammenhängen. Bat, altägypt. Gottheit, die in ihrer kuhköpfigen Gestalt der → Hathor eng verwandt ist. Sie wurde im 7. oberägypt. Gau verehrt. Fischer: The cult and name of the Goddess B. (Journal of the American Research Center in Egypt 1, 1962).

Bata, stiergestaltiger ägypt. Gott des 17. oberägypt. Gaus, bekannt aus dem Märchen des Neuen Reiches von den zwei Brüdern. Er ist der mythische Bruder des → Anubis* in Kynopolis. Hollis: On the Nature of B.,the Hero of the Papyrus d‘Orbiney (Chronique d‘Égypte 59, 1984).

Batara Guru, in der Göttertrias der Toba-Batak auf Sumatra (Indonesien) der angesehenste Gott. Er gilt als Herrscher des Himmels, als Vater der Men-

schen (→ Si Boru Deak Parujar) und Gott der Gerechtigkeit. In ihm, in Soripada, dem Gott der Gnade, und in Mangalabulan, dem Vertreter des bösen Prinzips, erkennt man Relikte der hinduist. Trini­ tät Brahmā* – → Vishnu* – → Shiva*. → Debata. Tobing: The structure of the TobaBatak belief in the High God, Ams­ terdam 1956. – Sinaga: The TobaBatak High God, St. Augustin 1981. – Wink­ler: Religion und Heilkunst der Toba-Batak auf Sumatra, Köln 2006.

Baubo, eine ursprünglich kleinasiat. Personifikation der weiblichen Fruchtbarkeit. Nach orphischer (griech.) Überlieferung ist sie eine alte Frau, die durch das Zeigen ihrer Pudenda die trauernde →  Demeter* zum Lachen bringt. Die obszöne Geste ist als Abwehrzauber gegen die Mächte des Todes zu verstehen (→ Uzume in Japan). Als Dämon dachte man sich B. auch ohne Kopf oder dieser ist direkt über den Beinen angebracht. Den Namen B. hat man als ›Bauch‹, ›Höhle‹, ›Gebärmutter‹ zu deuten versucht. Devereux: Die mythische Vulva, Frankfurt/Main 1985. – DNP 2. – Gesell: Die Bedeutung der B., Frankfurt/Main 2001.

Ba-xian (Pa-hsien, die ›Acht Unsterblichen‹). Nach dem

77 chines. Volksglauben gibt es zahlreiche Männer und Frauen, die, aufgrund eines besonderen Lebenswandels von den anderen Menschen entrückt, ein glückliches, nie endendes Leben führen dürfen; sie gehören zu den → Xian. Eine allgemein bekannte Gruppe bilden die Acht Unsterblichen, die teils his­ torische Persönlichkeiten waren, teils mythischen Ursprungs sind. Erste Beschreibungen stammen aus der Tang-Dynastie. Jeder von ihnen verkörpert eine bestimmte Lebensbedingung: Jugend, Alter, Armut, Reichtum, Adel, Volk, Weibliches und Männliches. Ihre Symbole und Attribute dienen oft als glücksbringende Zeichen. Ihre Namen sind: → Cao Guo-jiu, → Han ­Xiang-zi, →  He ­Xian-gu, → Lan Cai-he*, → Li Die-guai, → Lü Dong-bin, →  Zhang Guo-lao*, → Zhong-li Quan. Yetts: The Eight Immortels (JRAS, 1916). – Münke: Die klassische chi­ nes. Mythologie, Stuttgart 1976; Fischer-Schreiber: Pahsien (Lexikon der östlichen Weisheitslehren), München 5 2001. – Kwok: The Eight Immortals of Taoism, New York 1991.

bDud, in der alttibet. Bön-Religion Bezeichnung der Himmelsgeister, die später vom Lamaismus zu Teufeln degradiert wurden. Die bD. sind schwarz

Befana und wohnen in einem schwarzen Schloss. Baumer: Bön: die lebendige Ur-Religi­ on Tibets, Graz 1999.

Bebellahamon, nordarab. (palmyrenischer) Gott, in dem man eine Variante des punischen → Baal-Hammon erblickt hat. Beelzebub (Beelzebul), die etymologische Ableitung von Baal-Zebub, dem ›Herrn der Fliegen‹, ist nicht gesichert, wahrscheinlicher ist die der phöniz. Gottesvorstellung entsprechende Bedeutung ›Baal der Fürst‹ (zebul = ›Fürst‹). B. war Stadtgott im Land der Philister (2 Kön 1,2). Rabbinische Texte erklären den Namen als ›Herrn des Misthaufens‹; das Wort zabal (›düngen‹) wird in der rabbinischen Literatur für ›Götzendienst‹ gebraucht. Im Neuen Testament ist B. der obers­ te der Dämonen (Mat­ thäus 12,24–27), später kann er als Dämon des Saturn erscheinen (jüdische Planetengebete), in mittelalter­ licher Zauberliteratur als Patron der Magie; bei christl. Theo­ logen wurde B. zum Fürst des Reiches der Finsternis, zum Teufel. Frick: Das Reich Satans, Graz 1982.

Befana, im oberitalien. Volksglauben anzutreffende Dämonin der Mittwinterzeit; sie

Beg-tse 78 bringt Geschenke (im Tessin neben Bambino Gesù), kann aber auch strafen und als Spukgestalt auftreten. Sie erinnert an die → Bercht des dt. Volksglaubens. Der Name B. (oder Befania) kommt von dem Fest Epiphanie am 6. Januar. Beg-tse (Beg-ce, tibetisch ›ver­ borgenes Panzerhemd‹), Kriegs­ gott im Lamaismus; er ist ganz gepanzert und trägt eine Girlande von Menschenköpfen und eine Schädelkrone, auf der Stirn hat er ein drittes Auge. Mög­ licherweise ist der Gott mongolischer Herkunft. Manchmal tritt er unter dem Namen Lčam-srin (d.h. ›Bruder und Schwester‹) auf; vielleicht bezieht sich der merkwürdige Name auf die beiden Begleitgottheiten: rechts der auf einem Wolf reitende S­ rog-bdag dmarpo und links die auf einem Löwen reitende, nackte Rigs-kyi bu-mo. Behanzin, in Benin (Afrika) verehrter Fischgott. Beh(e)deti, in der ägypt. Stadt Behdet (Edfu) verehrter Gott in Gestalt eines hockenden Falken. Er wurde früh zu einer Lokalform des großen Falkengottes → Horus*. Das eigentliche Symbol der solaren Gottheit

Beh(e)deti mit Doppelfederkrone; Re­ lief am Tempelpylon von Edfu (Ägyp­ ten), ca. 237–57 v. Chr.

ist die Sonnenscheibe, an der ein Flügelpaar sitzt. B. rückt auch in die Rolle des mit Horus identifizierten Königs. Seit dem Mittleren Reich wurde die Flügelsonne zu einem weitverbreiteten Schutzsymbol. Die beiden die Sonnenscheibe umrahmenden Schlangen (Uräen) gehören zur Königssymbolik, besonders deutlich, wenn sie die unter- und die oberägypt. Krone tragen. LdÄR.

79 Behemoth (hebräisch behema = ›Tier‹), Bezeichnung des Nilpferds (Hiob 40); in der jüdischen Apokalyptik erscheint es als Tier der Endzeit. Im christl. Mittelalter wurde B. – in Anknüpfung an patristische Texte – zum → Satan. Möglicherweise fand es auch ein Nachleben als angeblich geheime Symbolfigur → Baphomet der Tempelherren. Gutmann: Leviathan, B. and Ziz (The Hebrew Union College Annual 39, 1968). – Beal: Religion and Its Mons­ ters, New York 2002.

Behēr, äthiop. Meeresgott, öfters zusammen mit → Astar genannt. Bel (1), das akkadische Wort bedeutet ›Herr‹ und ist Bestandteil verschiedener Götternamen. In späterer Zeit bezeichnet B. den Gott →  Marduk*, dies gilt auch für die betreffenden Stellen in der Bibel (z.B. Jeremias 46,1; Daniel 14,3). Das Königtum von Babylon war mit der Zeremonie des ›Ergreifens der Hände des B.‹ anlässlich des Neujahrsfestes (akitu) verknüpft. Das dem B.-Marduk zugeordnete Tier ist der Schlangendrache → Muschḫuschschu*. In einer griech. Version des babylon. Schöpfungsepos wird der Gott Belos genannt.

Bēlet-ilī Unger: Babylon, Berlin 21970. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlan­ des, Stuttgart 2004. – RLA 2.

Bel (2), oberster Gott von Palmyra, dessen Name ursprünglich Bol (von semitisch Baal?) lautete und unter babylon. Einfluss (→ Bel 1) umgeformt wurde. Er war ein Himmelsgott  mit den Attributen Blitzbündel und Adler. Zusammen mit dem Mondgott (→  Aglibol) und dem Sonnengott (→  Yarhibol) bildete er eine Trias. Teixidor: The Pantheon of Palmyra, Leiden 1979. – Dirven: The Pal­ myrenes of Dura-Europos: a study of religious interaction in Roman Syria, Leiden 1999.

Belenus, keltischer Gott, besonders in den östlichen Alpenländern, aber auch in Nord­ italien und Südgallien verehrt. Die Stammsilbe bel dürfte ›glänzen‹ bedeuten, B. damit ein Lichtgott sein. In Aquilea wurde der Gott als → Apollo ausgegeben. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Bēlet-ilī (akkadisch ›Herrin der Götter‹), in Babylonien der Name der Muttergöttin, die in verschiedenen Erscheinungsformen auftreten konnte (→ Aruru, → Mama, → Nin­

Bēletsēri 80 ḫursanga). B. findet sich auch als Beiname der → Ischtar. Bēletsēri, babylon. Göttin, die in der Unterwelt ›Buchführerin‹ und ›Schreiberin‹ ist. Da die Unterwelt mit ›Steppe‹ umschrieben wird, findet sich für sie auch der Beiname ›Herrin der Steppe‹. Sie ist Gattin des Nomadengottes → Martu. Belial, auch Beliar (›der Heillose, Nichtswürdige‹). Das Alte Testament bezeichnet besonders bösartige Menschen als ›Männer B.s‹ (2 Samuel 16,7); in Psalm 18,5 steht das Wort in einer Verbindung ›Bäche des Verderbens‹, in kathol. Bibelausgaben öfters mit ›Bäche des Teufels‹ wiedergegeben. Die Bedeutung Satan, Teufel liegt eindeutig vor im Neuen Testa­ ment (2 Korinther 6,15) und in den Texten von Qumran; B. ist der Geist (und der Fürst) der Finsternis. Huppenbauer: B. in den QumranTexten (Theologische Zeitschrift 15, 1959). – Frick: Das Reich Satans, Graz 1982. – Görg (Hg.): Neues Bibellexikon 1, Zürich 1991.

Belili, altmesopotam. Göttin, wahrscheinlich der Unterwelt zugehörig; sie ist eine Schwester des Vegetationsgottes → Dumuzi. Verschiedentlich wollte man von ihr die biblische Gestalt des → Belial herleiten.

Belisama, gallische Lichtgöttin, die von den Römern der →  Minerva gleichgesetzt wurde. Der Namensteil bel bedeutet ›glänzend‹, ›strahlend‹. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Bellona (1), kleinasiat. (kappadokische) Göttin, die in das Gefolge der Muttergöttin → Kybele aufgenommen wurde (auch → Ma). Bellona (2), ältere Form: Duellona. Röm. Kriegsgöttin, genau genommen eine Personifikation des Krieges; ihr Name kommt vom lat. bellum = ›Krieg‹. Gelegentlich galt sie als Gemahlin des → Mars. Vor ihrem Tempel auf dem Marsfeld in Rom stand die columna bel­ lica, die Säule, von der aus das Priesterkollegium der Fetialen durch symbolischen Speerwurf den Krieg erklärte. DNP 2.

Bendis, jungfräuliche, waffentragende Göttin der Thraker, von den Griechen der → Artemis*, verschiedentlich auch der → Hekate* gleichgesetzt. Zur Zeit des Perikles wurde ihr Kult in Athen eingeführt. Nilsson: B. in Athen (From the Col­ lections o Ny Carlsberg Glyptothek  3, 1942). – Deoudi: Die thrakische Jägerin, Mainz u.a. 2010.

81 Beng, Bezeichnung des Teufels bei den Roma. Er lässt sich oft in einen Wettkampf mit Gott ein, wird aber immer besiegt. B. wohnt im Wald und treibt v.a. nachts sein Unwesen. Die Etymologie des Namens ist nicht gesichert; wahrscheinlich ist ein Zusammenhang mit einem drawidischen Wort für Gott bzw. Dämon, auf Gondi etwa pen (Plural penk) oder bei den Munda → Bonga. Berger: Teufel (Mythologie der Zigeu­ ner, WdM 5).

Benzai-ten (1), eine beliebte japan. Göttin, zu den ›Sieben Glücksgöttern‹ (→ ShichiFukujin*) gehörend. Sie heißt auch Ben-ten und entspricht der indischen → Sarasvati, nicht zu verwechseln mit B.  (2). Ursprünglich war B. wohl eine Flussgöttin. In Anspielung auf das fließende Wasser gilt sie als Schutzgottheit der Musik. Sie wird sitzend dargestellt, das Instrument Biwa spielend (manchmal mit zwei, manchmal mit sechs Armen). B. schenkt auch die Redegabe, Weisheit, langes Leben und Kriegsglück. Sie gilt als Schwes­ ter des Herrschers der Unterwelt → Emma-ō*. Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991.

Bercht Benzai-ten (2), der indischen → Lakshmi* entsprechende japan. Göttin. Namensgleich, aber nicht identisch mit B. (1); auch wird sie mit anderen Schriftzeichen wiedergegeben. Sie gilt als Beschützerin der Armen. Bercht, auch Perchta, Frau Berta oder Eisenberta genannt; in vorchristl. Zeit zurückreichende Gestalt der Mittwinterzeit, die mit der Christianisierung als eine Art Personifikation der Nacht vor Dreikönig (6.  Januar), althochdt. perah­ tun, weitergeführt wurde. Sie kann als Gabenbringerin (Butzenbercht) und als nachts die Häuser besuchende ›Spinnstubenfrau‹ auftreten, aber auch als Bauchaufschlitzerin, als Kinderschreck und als hexenhafte ›Percht mit der eisernen Nase‹. An die einst kultische Verehrung erinnert noch der in einigen Alpengegenden übliche Brauch, ihr am Perchtentag (Dreikönig) Speisen auf das Dach zu stellen. In der mittelalterlichen Literatur erscheint B. neben → Diana (2) als Nachtfrau (nahtfrowa). Nach der Frau B. haben die → Perchten ihren Namen. Kranzmayer: Name und Gestalt der »Frau B.« im südostdt. Raum (Bayeri­ sche Hefte für Volkskunde 12, 1940).

Berekyndai 82 – Rumpf: Spinnstubenfrauen, Kinder­ schreckgestalten und Frau Perchta (Fa­ bula 17, 1976). – Timm: Frau Holle, Frau Percht und verwandte Gestalten, Stuttgart 22010.

Berekyndai, in Phrygien die göttlichen Diener der Magna Mater (→ Kybele). Bes, halb dämonische, halb göttliche Gestalt (auch in der Mehrzahl vorkommend) im Glauben der alten Ägypter. Der B. hat ein fratzenhaftes Gesicht und einen zwergenhaften Wuchs. Ursprünglich trug er ein Löwenfell auf dem Rücken, von dem in späterer Zeit nur die Tierohren und ein Schwanz übrigblieben. Die wichtigsten Attribute sind die Sa-Schleife

(ein Schutzsymbol), Messer als Abwehrmittel und Musikinstrumente, deren Klang die bösen Geister verscheucht. Die Federn als Kopfschmuck lassen an nubischen Einfluss denken, zumal man Nubien als seine Heimat bezeichnet. Eine Sonderform wird Aha genannt und trägt ein Schlangenpaar in den Händen. Ballod: Prolegomena zur Geschichte der zwerghaften Götter in Ägypten (Diss.), München 1912. – LdÄR.

Beset, weiblicher → Bes*, seit dem Mittleren Reich bezeugt, besonders aber in der Ptolemäer-Zeit verbreitet. Der Löwenschwanz fehlt, dafür trägt sie öfters eine Federkrone. B. hat apotropäische Funktion, so auch in obszöner Haltung mit gespreizten Beinen. Bestla, nach der Edda die Tochter des Riesen Bolthorn und Mutter des Gottes →  Odin* sowie seiner Brüder → Vili und Ve. Der Name B. wird gedeutet entweder als ›Ehefrau‹ oder als ›Bast‹, ›Rinde‹ (und im Zusammenhang damit B. als Eibengöttin). Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Bes; Relief am Tempelkomplex von Dendera (Ägypten), 1. Jh. v. Chr.

Bethel, der Name bedeutet eigentlich ›Haus Gottes‹, findet sich aber als Theonym in Ka-

83 naan. Im Alten Testament gibt es einen gleichnamigen Ortsnamen, der mit dem außerbiblischen Gott sicher nichts zu tun hat (1 Moses 31,13), aber bei Jeremias (48,13) dürfte der Gott B. gemeint sein. Aus Papyrustexten geht hervor, dass in der jüdischen Kolonie zu Elephantine (Ägypten) neben anderen Göttern auch B. verehrt wurde. Eißfeldt: Der Gott B. (ARW 28, 1930).

Bhaga (altindisch ›Geber‹, iran. baga = ›Gott‹), im Ve­ dismus den → Ādityas zuge­ hörig. Von ihm erhofft man sich Glück und Wohlstand, darüber h ­ inaus ist er der Gott der Heirat, dem der Frühlingsmonat geweiht ist. Nach dem Rigveda ist das Morgenrot seine Schwester.

Bhairava Bhagwān, Hochgott der westindischen Bhil. Im Anfang war B. allein, dann erschuf er die anderen Götter und machte sie zu Lichtträgern. Andere Namen des großen Gottes sind Parmesar (›der Höchste‹) und Andate (›der Korngeber‹). B. gilt auch als Totenrichter. Köppers: B., the supreme deity of the Bhils (Anthropos 35–36, 1940–41). – Puri: Buddhism in central Asia, Delhi u.a. 1987.

Bhairava (altindisch ›der Schreckliche‹), indischer Gott. Er gilt als eine Emanation →  Shivas* und soll zwischen dessen Augenbrauen hervorge-

Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Bhagavān (Bahgwān, altindisch ›Erhabener‹), in der indischen ­Bhagavata-Sekte  Be­ zeichnung des höchsten Got­ tes, der später mit dem Gott → Vishnu* und seiner Inkarnation → Krishna identifiziert wurde. Einige indische indigene Stämme (wie die Bhil) übernahmen die Bezeichnung → Bhagwān als Name ihres Hauptgottes.

Vereinigung von Kali (im Hintergrund) und Bhairava; Nepal, 18. Jh.

Bhaishajyaguru 84 kommen sein. Er hat vier oder acht Arme, ein grimmiges Antlitz mit herausragenden Eckzähnen und trägt Schlangenschmuck, Schädelkranz  und eine Schale voll Blut. Der Hund ist ihm heilig, manchmal reitet er auch auf einem solchen. B. gilt als himmlischer Wächter, dem kleine, aus Zucker hergestellte Hundefiguren dargebracht werden. Im Buddhismus werden die Acht →  Dharmapalas als Ashta-B. (›die acht Schrecklichen‹) bezeichnet. von Stietencron: B. (ZDMG, Suppl. 1/3, 1969). – Storl: Shiva, der wilde, gütige Gott, Burgrain 2012.

Bhaishajyaguru (Sanskrit ›Meis­ter der Medizin‹), schon im 4. Jh. n. Chr. in Erscheinung tretender → Buddha* des Heilens. Wahrscheinlich ist er eine Deifizierung → Gautama Buddhas in seiner Arztfunk­tion; der historische Buddha hat ja seine Lehre (dharma) als Medizin für die Leiden der Welt bezeichnet. B.s Paradies liegt im Osten und hat einen Boden aus Lapislazuli. Auf Darstellungen hält er in der rechten Hand gewöhnlich die bittere Arzneifrucht der Myrobalane, in der linken Hand den Almosentopf oder einen Mörser zur Zubereitung der Arzneien. Der Buddha

heißt in China → Yao-shih, in Japan → Yakushi. Hummel: Der Medizin-Buddha und seine Begleiter im lamaistischen Pan­ theon (Sinologica 2, 1950). – EB 2. – Xuanzhuang/Chow/Shen (Übers./ Hg.): The Sutra of the Master of Heal­ ing, Singapore 2004. – ER 2.

Bhava → Rudra Bhavanavāsin, eine der vier Hauptarten von Göttern im Jinismus; sie wohnen in prachtvollen ›Palästen‹ (bhavana) in der ›von Edelsteinen glänzenden‹ obersten Region der Unterwelt und zerfallen in insgesamt zehn Klassen; die beiden wichtigsten sind die → Asurakumāra (›Dämonen-Prinzen‹) und die → Naga-kumāra (›Schlangen-Prinzen‹). Bhima (altindisch ›der Furchtbare‹), von mehreren indischen Völkern aus der indischen Mythologie übernommener Name für einen Gott, der mit Himmel und Wetter verbunden erscheint. Ein Mythos berichtet, wie B. das Krankheitswasser aufstellen lässt, damit es den Menschen nicht zu gut gehe. Bhrkuti (›der die Brauen runzelt‹), weibliche Gottheit des buddhist. Pantheons. Sie ist einköpfig, vierarmig, gelbhäutig und jung. Mit den rechten Händen macht sie die wunsch-

85 gewährende Geste und hält einen Rosenkranz, in ihren linken Händen hält sie als Attribute den Dreistock (die drei zu einem verbunden Stäbe eines Brahmanen, der der Welt entsagt hat) und ein Wassergefäß. B. befindet sich auf dem Mond und trägt auf ihrem Kopf das Bild → Amitābhas. Grünwedel: B. (Ethnologisches Notiz­ blatt 2, 1899). – Ghosh: Development of Buddhist iconography in Eastern In­ dia, New Delhi 1980.

Bhūmi (›Erde‹), indische Göttin der Erde (Bhū-Devī). In südindischen Tempeln werden Shri (→ Lakshmi*) und B. als Gemahlinnen des Gottes → Vishnu* dargestellt. Bhūtadāmara (›Herr der Dämonen‹), eine der schrecklichen Gottheiten des Buddhismus, einköpfig, vierarmig, von grimmigem Aussehen; seine drei Augen sind rot unterlaufen. Trotz seiner schwarzen Farbe strahlt er wie tausend Sonnen; sein Schmuck besteht aus acht Schlangen, die Krone wird von fünf Totenschädeln geziert. Seine Aufgabe ist es, alle Dämonen zu bezwingen; selbst → Aparājita tritt er unter seine Füße. Bhattacharyya: The cult of B. (Pro­ ceedings and Transactions of the 6th All-India Oriental Conference), Patna

Biegg-Olmai 1933. – Blau: Buddhist. Symbole, Darmstadt 2007.

Bhūtas, in Indien Bezeichnung der Dämonen, die die verschiedensten Gestalten (wie Pferd, Schwein, Riese usw.) annehmen können. Sie bringen Krankheiten und Unheil über die Menschen, können aber auch durch Opfer besänftigt werden. Ihr Anführer hat den Namen Kalkuti. Der eigentliche ›Herr der Dämonen‹ (Bhutanatha) ist → Shiva* in einem seiner furchtbaren Aspekte. Stache (Hg.): B. and Teyyams: spirit worship and ritual dances in South Kanara and North Malabar, Bangalore 1978.

Bia, Kind der griech. Unterweltsherrscherin → Styx und ständiger Begleiter des →  Zeus*. Dem Namen nach (bia = ›Macht‹, ›Gewalt‹) könnte es sich um eine Hypostase des Göttervaters handeln. Bibi-se-schambe (›Frau Dienstag‹), bei den persisch sprechenden Tadschiken die – aus vorislam. Zeit übernommene – Schutzgöttin des Spinnens; wenn ihr die Frauen ein Opfer darbringen, dürfen die Männer nicht anwesend sein. Biegg-Olmai → Olmai

Biliku 86 Biliku → Buluga

Binbeal → Bunjil

Bilwis (mittelhochdt. Pilwiz), in den frühesten Überlieferungen seines Namens aus dem bayer.-österr. Raum ist er ein Naturgeist, der durch sein Geschoss Krankheiten verursacht. Am Ende des Mittelalters tritt ein Bedeutungswandel vom Dämon zum Zauberer oder zur (weiblichen) Hexe ein. Der auch in Ostdeutschland bekannte B. erscheint als ein mit dämonischen Kräften begabter Mensch, der mit Sicheln an den Füßen nachts schmale Bahnen in das Kornfeld schneidet (daher Bilmesschneider) oder anderweitig den Landmann um einen Teil seiner Ernte bringt. Im heutigen Volksglauben hat er nur noch die Bedeutung eines Kinderschrecks. Der Name B. hat nichts mit dem Bilsenkraut zu tun (wie oft behauptet), sondern hängt mit ›Wissen‹, ›Weisheit‹ zusammen.

Birushana-nyorai → Nyorai

Brachmann: Der B. (Oberösterr. Hei­ matblätter 2, 1948). – Deboy: Der B. (Diss.), Marburg 1954. – Lecouteux: Der B. (Euphorion 82, 1988).

Bimbajo, bei den Papua auf West-Neuguinea die Mondgottheit, als ›gute Göttin‹ verehrt; ihr Schiff ist der Halbmond, der ihr zugehörige Hund der Abendstern. Ihr Gemahl ist → Mangossi.

Bisha(m) oder Bishamonten, einer der ›vier Himmelskönige‹ (→ Shi-tennō), welche die buddhist. Heiligtümer beschützen, hier den Nordteil. Im Sanskrit entspricht er → Vaishravana, der im Vedismus ursprünglich ein geheimnisvolles, dunkles, gefürchtetes Wesen war. Im Epos Mahābharata kam B. als Kumbhira (japan.: Kompira) zu guten Eigenschaften und Beliebtheit. Im Buddhismus gilt er als Schutzgott des Dharma (d.h. hier: der Lehre). Weil er im Kommentar zum Lotussūtra häufig in Verbindung mit dem predigenden Buddha erwähnt wird und darum ›viel (von Buddhas Dharma) gehört hat‹, heißt er auch Tamon-ten. In Japan gehört B. zu den ›Sieben Glücksgöttern‹ (→ ShichiFukujin*). Er ist verheiratet mit → Shrimahā-devi (japan. → Kichijō-ten). Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991.

Bi-xia yüan-chün (Pi-hsia yüan-chün, chines. ›Prinzessin der azurblauen Wolken‹), auch Jade-Göttin genannt; während der Sung-Dynastie in das taois­ tische Pantheon aufgenomme-

87 ne Göttin der Morgenröte und der Barmherzigkeit, als Letztere ist sie ein Pendant zur buddhist. → Guan-yin. Ins­besondere gilt sie als Beschüt­zerin der Frauen und Kinder. Der B. geweihte Tempel auf dem hl. Berg T’ai-shan wird von zahlreichen Frauen mit der Bitte um Kindersegen aufgesucht. Fischer-Schreiber: Lexikon der östli­ chen Weisheitslehren, München 52001.

Bóand (Bóann, Bóinn), keltische Göttin in Irland, aus deren Verbindung mit → Dagda → Oengus hervorgeht. Das Theonym wird als ›weiße Kuh‹  (Bo-Vinda) gedeutet und  B. damit die Funktion ­einer Fruchtbarkeitsgöttin zu­ erkannt. Nach einer mythischen Überlieferung ist der Name des Flusses B. in Ostirland auf die Göttin zurückzuführen. Bobo-i-Dihkon, bei den Tad­ schiken (im Pamirgebiet) die persönlich gedachte Sonne, die als Beschützer der Bauern gilt. Bobo-Kyldar (›Großvater Donnerer‹), die Gewittergottheit bei den Tadschiken. Er ist der große Jäger; wenn er mit Stahl und Stein die Lunte seines Gewehrs entzündet, entsteht der Blitz.

Bodhisattva Bochica, Kulturbringer bei den kolumbianischen Muisca (Chibcha), als bärtiger alter Mann vorgestellt. Er lehrte die Menschen den Bodenbau und die Gesetze sowie die handwerklichen Künste, insbesondere die Weberei. B. ist eine solare Gestalt; er durchzog der Sage nach einst das MuiscaLand von Osten nach Westen und besiegte den lunaren Erdgott → Chibchachum. Mit seinem goldenen Stab spaltete er die Felsen, die das Wasser zurückhielten, und schuf so den berühmten Fall von ­Tequen­dama. Krickeberg (Hg.): Märchen der Az­ teken und Inkaperuaner, Maya und Muisca, Wien 1990.

Bodhisattva, in der buddhist. Lehre ein Wesen (sattva), dessen Ziel die Erleuchtung (bo­ dhi) ist; in China unter dem Namen Pu-sa, in Japan als Bosatsu bekannt. B. ist der künftige → Buddha*, der aus Mitleid mit den Menschen zeitweise auf die Erlangung der Buddhaschaft verzichtet. Ursprünglich verstand man darunter nur den historischen Buddha vor seiner Erleuchtung, doch schließlich wuchs die Zahl der B.s mit der Vorstellung künftiger Buddhas ins Unendliche. Es sind heilstiftende, himmlische Wesen (wie

Boldogasszony 88 z.B. → Avalokiteshvara* und → Mañjushri*), die kultische Verehrung genießen und in allen Nöten angerufen werden. Die acht ›großen B.s‹ werden → Mahābodhisattvas genannt; daneben gibt es noch die Zusammenfassung in einer Fünfergruppe: → Dhyāni-B.s. In der Ikonographie sind die B.s als Prinzen gekleidet und tragen eine fünfblättrige Krone, lediglich → Kshitigarbha erscheint als gütige Mönchsgestalt mit glattgeschorenem Haupt. Bei den Singhalesen ist die Bezeichnung → Bosat üblich. Dayal: The B. doctrine in Buddhist Sanskrit literature, London 1932. – Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959. – Saddhatissa: The Birth-Stories of the Ten B.s, London 1975. – Kajiyama: On the Meaning of the Words B. and Mahāsattva (Indo­ logical and Buddhist Studies: Articles in honour of J. W. de Jong), Canberra 1982. – Anālayo: The Genesis of the B. Ideal, Hamburg 2010. – Humph­ reys: Exploring Buddhism, Abingdon 2012.

Boldogasszony (auch Kisboldogasszony oder Nagyboldogasszony), jungfräuliche Gottheit bei den alten Ungarn, ›die reiche und große Herrin‹, deren Milch heilig ist. Sie ist die Beschützerin von Mutter und Kind. Mit der Christianisierung ging B. in die Gestalt der Jungfrau Maria über, sie ist die

›göttliche Fürstin‹ (Nagyasszony), die ›Königin‹, die Landesmutter der Ungarn. de Fernandy: B. (Die Mythologie der Ungarn, WdM 2).

Bolthorn → Bestla Bolla, dämonisches Schlangenwesen im alban. Volksglauben, in Südalbanien Bullar genannt. Nur am Tag des Hl. Georg öffnet es seine Augen; sieht es dann einen Menschen, so frisst es ihn auf. Nach zwölf Jahren wird die B. zur furchterregenden → Kulshedra. Elsie: A dicitionary of Albanian reli­ gion, mythology, and folk culture, London 2001.

Bolon ti Ku → Ku Bona Dea (lat. ›Gute Göttin‹), röm. Göttin der weiblichen Fruchtbarkeit. Ihr geheimer Kult schloss die Männer aus; gewisse Keuschheitsvorschriften verboten die kultische Verwendung der Myrte. In der Funktion einer Heilgöttin wurden in B.s Tempel auf dem Aventin Schlangen gehalten. In der Mythologie erblickte man in ihr → Fauna. Brouwer: B.: the sources and descrip­ tion of her cult, Leiden 1989.

Bonchor, bei den alten Berbern im Gebiet des heutigen Nordtunesien verehrter Gott,

89 der dem röm. → Jupiter entsprochen haben dürfte. Bonga, bei den Munda und Ho (in Indien) eine Gruppe von Göttern; der oberste von ihnen ist → Singbonga, der (nach Überlieferung der Ho) zusammen mit der Wassergottheit Nage B. die Menschheit neu erschuf. Der oberste B. bei den Santal heißt Maran Buru (›Großer Berg‹). Troisi: Tribal Religion: Religious Be­ liefs and Practices among the Santals, ND New Delhi 2000. – Oraon: Di­ mension of religion, magic, and festi­ vals of Indian tribe: the Munda, New Delhi 2002.

Bon-ten, japan. für Brahmādeva, den (höchsten) hinduist. Gott → Brahmā*, den Schöpfer des Universums. Er gilt zusammen mit → Taishaku-ten (Sanskrit: Shakro devānām Indra) als Beschützer des Buddhismus; beide sind im Besonderen die Beschützer buddhist. Tempel und heißen dann in Japan Ni-ō (→ Jūni-ten). Bor(r) (Burr), im german. Mythos der Sohn von → Buri und Vater der Götter → Odin*, → Vili und Ve. Im Kult spielte er gar keine Rolle. Boréas, in der griech. Mythologie die Personifikation des rauen Nordwindes; er über-

Boschintoi rascht die athenische Königstochter Oreithyia beim Spielen und entführt sie in seine Heimat Thrakien. Nachdem während eines Krieges die persische Flotte von einem starken Sturm dezimiert wurde, erhielt B. in Athen kultische Verehrung. Agard: B. at Athens (The Classical Journal 61, 1965–67). – Neuser: Anemoi. Studien zur Darstellung der Winde und Windgottheiten in der An­ tike, Roma 1982.

Borvo, gallischer Gott. Die Stammsilbe seines Namens (bor) soll die Grundbedeutung von ›kochen‹, ›sprudeln‹ haben, der Gott selbst wird in Verbindung mit heißen Heilquellen gebracht. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Bosat, bei den Singhalesen (Sri Lanka) die Bezeichnung für den zukünftigen Buddha (→  Bodhisattva). Im mittelalterlichen Ceylon galten die Könige als B., ebenso heute noch verschiedene Götter, so → Natha und Saman. Bechert: B. (Mythologie der singhales. Volksreligion, WdM 5).

Boschintoi, bei dem mongolischen Volk der Burjaten der himmlische Schmied an der Sonnenesse, der seine neun flammengefiederten Söhne zu den Menschen schickt, um

Bragi 90 sie die Metallverarbeitung zu ­lehren. Tucci/Heissig: Die Religionen Tibets und der Mongolei, Stuttgart 1970.

Bragi (altisländ. bragr = ›der Vornehmste‹), nordgerman. Gott der Dichtkunst, aber erst in späten Texten erwähnt, so dass auch vermutet wird, es handle sich um einen historisch bezeugten Skalden gleichen Namens, der in den Mythos übernommen wurde. Kultische Verehrung genoss er nicht; als seine Gemahlin erscheint → Idun. Hoops/Beck (Hg.): Reallexikon der german. Altertumskunde 3, Berlin 2 1989. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Brahmā, eigentlich Brahman (maskulin gebraucht). Im in­ dischen Glauben das personifizierte → Brahman. Ursprünglich galt B. als Haupt der →  Trimurti, als Schöpfer und Lenker der Welt, als (obers­ ter) Gott der Götter (Devadeva). Der ihm zugelegte Name Vidhātri kennzeichnet ihn als ›Schöpfer‹. B. wird mit vier Gesichtern gedacht, in seinen vier Händen hält er die vier Veden (religiöse Schriften). Weitere Attribute sind ein Gefäß mit Gangeswasser und eine Gebetskette (akshamālā), die den ewigen Zyklus der Zeit ver-

Brahma; Indien, Pahari, ca. 1700

sinnbildlicht. B.s Reittier ist der Hamsa, das ist eine Gans, dichterisch auch ein Schwan. Seine Gattin ist → Sarasvati. In neuerer Zeit tritt die Bedeutung des Gottes immer mehr zurück. Er ist Gott der Weisheit und Stammvater der Brahmanen. Ein häufiger Beiname ist Kamalasana (›der auf dem Lotos Sitzende‹). Eine zeitlang soll B. einen fünften, zum Zenit schauenden Kopf gehabt haben, den ihm aber → Shiva* abgeschlagen habe. Im Buddhismus gibt es drei ›große B.s‹ (Mahābrahmā, die über der Sinnenwelt in verschiedenen Stufen der B.-Welt herrschen; es sind meditierende

91 Gottheiten, die jedoch von der Erlösung in der Buddha-Welt noch weit entfernt sind. Thieme: Brahman (ZDMG 102, 1952). – Bhattacharya: B.-cult and Buddhism (Journal of the Bihar Re­ search Society 42, 1956). – Battacharya: The Cult of B., Patna 1957. – Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5). – Bailey: The mythology of B., Delhi 1983. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Köln 31990.

Brahman (als Neutrum gebraucht), ursprünglich im Vedismus der Zauberspruch, die heilige Formel, dann die dem Gesprochenen innewohnende Kraft, die den Göttern bei ihren mythischen Taten Kraft gibt und die vedischen Priester (Brahmanen) zu ihren magisch-kultischen Handlungen befähigt. Die heilige Kraft wird schließlich in den Upani­ shaden zum allbeherrschenden, ja schöpferischen Prinzip, zum Urgrund des Kosmos, zur Allseele. In einem Text wird B. als das ›Holz‹ bezeichnet, aus dem Himmel und Erde gebaut sind. Im Shatapatha-Brahmana wird er als persönliches (und überweltliches) Wesen aufgefasst. Hillebrandt: B. (Beiträge zur Litera­ turwissenschaft und Geistesgeschichte Indiens. FS H. Jacobi), Bonn 1926. – Gonda: Notes on B., Utrecht 1950. – ER 2. – Bādarāyana (Hg.): Brahmasūtra, Bielefeld 2008.

Brhaspati Bres(s), irischer Gott der Fruchtbarkeit. Dem Mythos nach ist er ein Sohn des Königs der → Fomore, wird dann aber von den → Tuatha Dé Danaan adoptiert. Schließlich wird B. selbst König und unterdrückt die Tuatha Dé Danaan, bis diese in einer entscheidenden Schlacht siegen. Nachdem B. die Bewohner Irlands im Acker­bau unterrichtete, schenkten ihm die Götter die Freiheit. Als Mutter von B. wird → Eriu genannt. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Brhaspati (Brihaspati, auch Brahmanaspati, ›Herr des Gebets‹), vedischer Gott, der die Gebete der Menschen an die Götter weiterleitet. Er ist ›im höchsten Raum des großen Lichts geboren‹ und vertreibt mit seinem Gebrüll aus siebenfachem Mund die Finsternis. B. ist der Schöpfer des Wortes, durch das Erkenntnis vermittelt wird. In der Mythologie erscheint er als Beschützer der Kühe und als Regent des Planeten Jupiter und wird als solcher goldgelb dargestellt, mit Stab, Gebetskranz und Wassergefäß. Schmidt: B. und Indra. Untersuchun­ gen zur vedischen Mythologie und Kulturgeschichte, Wiesbaden 1968. –

Brigit 92 Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Brigit (irisch brig = ›Macht‹, ›Fruchtbarkeit‹), Tochter des Gottes → Dagda, im keltischen Irland die Schutzgöttin der Schmiede, Dichter und Ärzte – damit entspricht sie der gallischen → Minerva. Sie galt als Herrin magischer Sprüche und als Dichterin (banfile, fälschlich mit ›Druidin‹ übersetzt) und wurde in Verbindung mit dem rituellen Reinigungs­feuer gesetzt; ihr zu Ehren wurde das Fest imbolc am 1. Feb­ruar gefeiert. Später wurde sie in die christl. Hagiographie übernommen und als heilige B. in Kildare verehrt, die zusammen mit 19 Nonnen das heilige ­Feuer gehütet haben soll. Lehmacher: Die Göttin B. (Anthropos 46, 195l). – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006. – Rees: Celtic Saints of Ireland, Stroud 2013.

Brimo (›die Starke‹), griech. Göttin, als deren Liebhaber →  Hermes* galt. Sie ist nicht von der im thessalischen Pherai verehrten → Pheraia zu trennen; hinter beiden dürfte die Erdmutter→ Demeter* stehen. Britómartis, auf Kreta beschränkte, jungfräuliche Göttin, die später in die Gestalt

der → Artemis* einmündete. Der vorgriech. Name soll nach spätantiker Überlieferung so viel wie ›süße Jungfrau‹ ­bedeuten. Harrod: The Tempering Goddess. A Phenomenological and Structural Analysis of the B.-Diktynna-AphaiaMythologem, Ann Arbor 1980.

Brownie, meistens unsichtbarer Hausgeist in Schottland und Nordengland. In den Sagen spielt er eine ähnliche Rolle wie das Heinzelmännchen in Mitteleuropa. In Cornwall hat der B. die Aufgabe, die Bienen zu bewachen. Briggs: An Encyclopedia of Fairies, Hobgoblins, B.s, Bogies, and Other Su­ pernatural Creatures, London 1976.

Buchis, der heilige Stier der altägypt. Stadt Hermonthis bei Theben. Er galt als ›das lebende Bild‹ des Gottes Month, aber auch als Herold des Sonnengottes → Re*. Die Mutterkühe des B. wurden als die, ›die Re geboren haben‹, heilig gehalten. Als Kennzeichen des Stieres galt ein weißer Körper mit schwarzem Kopf. Im Volk genoss B. als Orakelgott großes Ansehen. Otto: Beiträge zur Geschichte der Stierkulte in Ägypten, Hildesheim ND 1964. – Goldbrunner: B.: eine Untersuchung zur Theologie des heili­ gen Stieres in Theben zur griech.-röm. Zeit, Brüssel 2004.

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Sitzender Buddha aus Afghanistan, 3.–4. Jh. n. Chr.

Buddha, Sanskrit-Bezeichnung für den ›Erwachten‹ oder ›Erleuchteten‹, d.h. für einen, der das höchste Ideal des Buddhismus, das befreiende Wissen (bodhi = die ›Erleuchtung‹) erlangt hat. Als (geistlicher) Weltherrscher soll er an 32 großen Körperzeichen (lakshana) zu erkennen sein, darunter Ushnīsha (kegelförmige Erhöhung auf dem Haupt), Ūrnā (Haarlo­ cke zwischen den Augenbrauen, Stirnmal), langgezogene Ohrläppchen, bis an die Knie reichende Arme und auf jeder Fußsohle ein tausendspeichiges Rad. Daneben werden noch 80 kleinere Zeichen genannt: Das Stirnmal, aus dem das

Buddha alle Wesen erleuchtende Licht der Weisheit strömt, wird gewöhnlich durch einen goldenen Punkt, einen Kristall oder Halbedelstein dargestellt. Oft sitzt B. auf dem Lotosthron als symbolischer Hinweis auf Erleuchtung und Weltherrschaft. Allen B.s eigen sind bestimmte Handgebärden (mudrās). Der für die buddhist. Religion als einer historischen Religionsgemeinschaft bedeutendste B. ist der in historischer Zeit auf Erden erschienene → Gautama B. Vor ihm sollen schon sechs B.s auf Erden gelebt haben: 1. Vipashyin, 2. Shikhin, 3. Vishva­ bhu, 4. Krakuc-chanda, 5. Kanakamuni, 6. → Kāshyapa (2). Nach anderer Überlieferung soll der ›Lichtmacher‹ →  Dīpamkara der erste Vorzeitbuddha gewesen sein. Nach Gautama soll noch der B. der Endzeit kommen: → Maitreya. Im Lalitavistara-Sūtra werden 54 Buddhas aufgezählt, deren Zahl schließlich ins Unendliche wächst. Eine besondere Gruppe bilden die fünf → Dhyāni-B.s, die die geistigen Spiegelbilder des sich selbst betrachtenden, metahistorischen →  Ādi­bud­ dha sind. Auch die DhyāniB.s bringen durch Meditation (dhyāna) weitere ›Bodhi-Wesen‹ (d.h. → Bodhisattvas, →  Dhyāni-Bodhisattvas) her-

Buddha-Dākīnī 94 vor. Beliebt sind Zusammenstellungen von B.s und Bodhisattvas (auch gemischt) in Dreiergruppen (→ Sanzon). Im Chines. heißt B. → Fo, im Japan. bezeichnet man ihn als → Butsu. Im Hinduismus gilt (der historische) B. als Avātara (›leibliche Erscheinung‹) des → Vishnu*. Saunders: Mudra. A study of symbolic gestures in Japanese Buddhist sculpture, New York 1960. – Rowland: The Evolution of the B. Image, New York 1963. – Panikkar: Das erste Bild des B. (Antaios 6, 1965). – Dumoulin: B.-Symbole und B.-Kult (Religion und Religionen. FS G. Mensching), Bonn 1967. – Bloss: The B. and the Nāga (HR 13, 1973). – Snellgrove (Hg.): The Image of B., Warminster 1977. – Uhlig: Das Bild von B., Berlin 1979. – Gruschke: Das Leben B.s, Freiburg 1999. – Zotz: B.: mit Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 72005.

Buddha-Dākīnī → Dākīnī Buddhakapala (›BuddhaSchä­ del‹), Gott des Tantrismus, dem → Heruka ähnlich. Er ist von gewaltiger Statur, blauschwarz, eingesichtig, vierarmig und mit Knochen geschmückt; als Attribute hält er Messer, Sanduhrtrommel, Keule und Schädeldecke. Er wird von seinem weiblichen Partner (→ Prajñā) umschlungen. Budha, in Indien der Regent des Planeten Merkur. Er

gilt als unehelicher Sohn des Mondgottes (→ Soma), trägt gelbe Gewänder und Kränze. Schwert, Schild und Keule sind seine Attribute, der Löwe ist sein Reittier. Dowson: A classical dictionary of Hindu mythology and religion, ND London 2000.

Bugan → Balitok Bukura e dheut (›die Schönheit der Erde‹), feenähnliche Gestalt im alban. Volksglauben und Märchen. Sie ist hilfreich und so mächtig, dass sie sonst Gott oder einem Engel zustehende Funktionen übernehmen kann. Ihr Schloss wird durch allerlei Wundertiere bewacht. Manchmal kann B. auch dämonische Züge annehmen und Beziehungen zur Unterwelt aufweisen. Bewacht wird sie von einem dreiköpfigen Hund. Schroeder: B. (Die Mythologie der Al­ baner, WdM 2). – Elsie: A dictionary of Albanian religion, mythology, and folk culture, London 2001.

Bukuri i qiellit (›der Schöne des Himmels‹), die in Alba­ nien geläufige, christl.-kirchliche  Be­ zeichnung für Gott reicht in altillyrische Zeit zurück, in der sich drei Götter in die Welt (Himmel, Meer, Unterwelt) teilten.

95 Bulaing, weibliche Schöpfergottheit bei den austral. Karadjeri. Als unsterbliches, im Himmel lebendes Wesen hat sie alle Dinge und Geschöpfe erschaffen. Mit dem Wort bu­ laing werden auch die mythischen Schlangen bezeichnet. Buluga (auch Puluga), gilt bei den Ureinwohnern der Andamanen-Inseln, die der Westküste Südostasiens vorgelagert sind, als Schöpfer der Welt und der Menschen, als Personifikation von Monsun, Gewitter und Sturm. Sein Atem ist der Wind, seine Stimme der Donner. Die Verletzung von Geboten bestraft er durch verheerende Unwetter. Einen speziellen B.-Kult gibt es jedoch nicht und in den überlieferten Mythen spielt er nur eine untergeordnete Rolle. Biliku und ihr Mann Tarai sind die Schöpfergestalten der nördlichen Inselgruppe. Radcliffe-Brown: The Andaman Is­ landers, Cambridge 1922. – Man: The Aboriginal Inhabitants of the Andaman Islands, London 1932. – Tokarev: Die Religion in der Geschich­ te der Völker, Köln 21981.

Bumba, höchstes Wesen, Schöpfer und Urahn bei den Bushongo (rund um den Kongo). Im Anfang war er allein, nichts war außer Dunkelheit

Bura Pinnu und Wasser. Da bekam B. furchtbare Bauchschmerzen und er spie die Sonne und den Mond und schließlich die Lebewesen aus, zuletzt kamen die Menschen. Leach: The Beginning, New York 1956. – Torday: Bushongo Mythology (Folklore 22/1, 2012).

Bungan → Balitok Bunjil (Bundjil, ›Falke‹), höchs­ tes Wesen der austral. Ku­ lin; es bildete aus Lehm die ers­ten Menschen, tanzte um sie he­rum und blies seinen Atem in ihren Mund und in ihren Na­bel, bis sie sich regten. Gewöhn­ lich wird es nicht mit Na­men angesprochen, sondern ein­fach ›unser Vater‹ genannt. Sein Sohn ist Binbeal, der Regen­ bogen. Bei den Kurnai wissen nur die initiierten Männer um das Wesen B.s. Nevermann/Worms/Petri: Die Re­ ligionen der Südsee und Australiens, Stuttgart 1968. – Wilpert: Kosmo­ gonische Mythen der austral. Einge­ borenen (Diss.), München 1970.– Mudrooroo: Aboriginal Mythology, München 1996.

Bura Pinnu (›Gott des Lichts‹), oberster Gott und Schöpfer im Glauben der Khond, einem drawidisch sprechenden Volk im östlichen Indien; er hat auch den Namen Bela Pinnu, d.h.

Buri 96 ›Gott der Sonne‹. Seine Frau ist die Erdgöttin Darni Pinnu. Paitnak: History and culture of Khond tribes, New Delhi 1992.

Buri (oder Bur), mythisches Urwesen der Germanen, der erste Mensch und zugleich der Stammvater der Götter. Er kam aus dem salzigen Eisblock hervor, als die Urkuh Audhumla daran leckte. Sein Sohn ist → Bor(r). Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Burijasch, Gott der im 16. Jh. in Babylonien einfallenden Kas­siten; er galt als ›Herr der Länder‹. Buriro → Alatala Bu-sa (Pu-sa), im chines. Buddhismus die Bezeichnung für → Bodhisattva; um ein solcher zu werden, müssen zehn ­›Ebenen‹ (Stationen) der Selbst­ vervollkommnung durchlaufen wer­den: Schenken, Sittlichkeit, Geduld, Tatkraft, Kontempla­ tion, Weisheit, Geschicklichkeit, Entschlusskraft, Zauberkraft und höchstes Wissen. Zu den B.s gehören u. a. → Guanyin, → Mi-lo-fo (oder Mi-lobu-sa) und → Wen-shu; während diese drei dem Mönchsstand angehören, gilt der in China besonders beliebte, mit

magischer Kraft versehene Weimo-lo-jie (Wei-mo-lo-chieh) als Laie. Einerseits sind die B.s in einem fast erlösten Zustand, andererseits aber noch der Welt zugewandt. Meier: Pusa (Die Mythologie des chi­ nes. Buddhismus, WdM 4). – Getty: The Gods of Northern Buddhism, New York 1988.

Butsu, in Japan Bezeichnung für → Buddha*. Wenn man den historischen Buddha betonen will, spricht man von Shakuson (Sanskrit: Shākyamuni →  Gautama Buddha), wenn man ihn als Gegenstand der Verehrung bezeichnet, benutzt man Seson (Bhagavat: ›der von der ganzen Welt Verehrte‹). Eine andere japan. Bezeichnung für Buddha ist Hotoke. Unter den einzelnen BuddhaGestalten erlangten in Japan besondere Bedeutung → Amida und → Dainichinyorai. Butz (Butzemann, niederdt. Bussemann), eine Art → Kobold und Kinderschreck in Mitteleuropa. Der Name dürfte von verbutzen = ›verhüllen‹ abzuleiten sein; sprachlich verwandt ist das langobardische pauz = ›verhüllen‹, ›vermummen‹. Möglich wäre auch eine Ableitung von bossen = ›poltern‹, ›klopfen‹. Von den Totengeistern wird gesagt,

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Cakravartin

dass sie gespenstern, spuken, butzen. Ein anderer Name für den B. ist Mummelmann, d.h. ›der vermummte Mann‹. Schließlich finden sich B. und Mummel zusammengesetzt zu Butzemummel, Mummelputz und Mumpitz; das hessische Mombotz bedeutet so viel wie ›Gespenst‹. Petzold: Kleines Lexikon der Dämo­ nen und Elementargeister, München 3 2003.

C Gott C, dem Namen nach unbekannter Gott der Maya, der mit dem ersten Schöpfungstag (Chuen) verbunden wird und eine astrale Gottheit (Polarstern oder Venus) sein dürfte. Cáca, altröm. Göttin, Schwes­ ter des → Cacus. Nach dem Schriftsteller Servius (VergilKommentar) war sie mit ewigem Feuer (pervigile igne) verbunden. DNP 2.

Cácus, ursprünglich vorröm. Feuergott, dessen Kult am Palatin durch den griech. Heros Euandros verdrängt wurde. Nun wurde C. zum Sohn des → Vulcanus und zu einem

feuerspeienden Unhold, der in einer Höhle auf dem Aventin haust und vorbeiziehende Wanderer tötet. DNP 2.

Cagn (Kaggen oder Kaang), Schöpfer- und Hochgott der in Südwestafrika lebenden San. Man kann ihn zwar nicht sehen, aber man kennt ihn mit dem Herzen. Er ist der große Zauberer, ›Meister aller Dinge‹; Regen und Dürre, Leben und Tod kommen von ihm. C. wird in menschlicher Gestalt gedacht, kann aber auch als Mantisheuschrecke erscheinen. Lewis-Williams (Hg.): Stories, that float from afar: ancestral folklore of the San of Southern Afrika, Cape Town 2000.

Cai-shen (Ts’ai-shen), in China Gott des Reichtums. Er wird mit verschiedenen historischen Persönlichkeiten in Beziehung gesetzt, soll als Einsiedler gelebt haben und im Besitz großer Wunderkräfte gewesen sein; so vermochte er auf einem schwarzen Tiger zu reiten, Blitz und Donner abzuwehren und Krankheiten zu bekämpfen. Eberhard: Lexikon chines. Symbole, München 72001.

Cakravartin (›der das Rad dreht‹), in Indien und im Buddhismus Appellativ für

Camael 98 einen Weltherrscher. Geburt und Jugend verlaufen wie die eines → Buddha*, wie dieser hat er am Körper die 32 großen Zeichen. Er ist Herr des Rades (cakra), das die Lehre symbolisiert. Ein C. wird nur dann geboren, wenn kein Buddha auf der Erde ist. Nach der Lehre des Jinismus besitzt ein C. 14 ›Kleinodien‹ (ratna), an erster Stelle ein Rad, dann Fell, Stab, Sonnenschirm, Juwel, Muschel, Frau, Schwert, Feldherr, Hausvater, Baumeister, Hauspriester, Ross und Elefant. Manchmal werden vier Arten von ›Radherrschern‹ unterschieden, die jeweils durch das Material des Rades (Gold, Silber, Kupfer oder Eisen) gekennzeichnet werden. Soundara Rajan: The C. concept and the Chakra (Journal of Oriental Re­ search, Madras 27, 1962). – Deleu: C. (Die Mythologie der vedischen Re­ ligion und des Hinduismus, WdM 5). – ER 3.

Camael (Chamael), im Schrifttum der Renaissance ein Engelfürst oder höllischer Kurfürst (→ Samael); in der jüdischen Mystik des Mittelalters gehört C. zu den gubernatores mundi. Er gilt auch als Beherrscher des Planeten Mars (so bei Agrippa von Nettesheim). Guiley: The Encyclopedia of Angels, New York 22003.

Camaxtli, astraler Stammesgott der Chichimeken, dann aztekischer Gott der Jäger und des Schicksals, der an seinem Körper die Zeichen der 20  Tage trägt. Schließlich ist er auch Geleiter der gefallenen oder geopferten Krieger, deren Seelen zu Sternen am östlichen Himmel werden. Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002.

Came, bei den mesoamerikan. Quiché die beiden Götter der Unterwelt (Xibalba); ihre Namen sind Hun C. und Vucub C. Vier Eulen dienen ihnen als Boten, die → Hun-Hunapu die Aufforderung zum Ballspiel bringen. Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002.

Candamius, althispan. Gott, auf den noch mehrere Ortsnamen in Zentral- und Nordwestspanien hinweisen. Er dürfte ein Berggott gewesen sein, der auch coelare Funktionen hatte und von den Römern als Jupiter angesprochen wurde. Candarosana (Canda­mahāro­ sa­na, ›der Zornige und Leiden­ schaftliche‹), zu den wilden Gottheiten des Buddhismus gehörend. Einköpfig, zweiar­ mig, schielend, mit großem Mund und fletschenden Hau-

99 ern. Er trägt eine weiße Schlange als heilige Schnur und ein Tigerfell als Gewand; in der Krone findet sich das Bild von → ­Akshobhya. In der rechten Hand hält C. ein Schwert, in der auf dem Herzen liegenden linken eine Schlinge. Verschiedentlich wird er mit → Acala gleichgesetzt. Im Tantrismus ist C.s Kult geheim und seine Statue wird verborgen gehalten. Grönbold: C. (WdM 5). – Gäng (Übers.): Das Tantra des GrausigGross-Schrecklichen, Berlin 1981. – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001.

Candra (auch Chandra, altindisch ›der Glänzende‹), indischer Mondgott, mit weißer Haut, weiße Gewänder tragend und einen leuchtend weißen Wagen fahrend, Letzterer wird von zehn weißen Rossen oder von einer weißen Antilope gezogen. In späterer Zeit war C. nur ein anderer Name für → Soma oder man nannte ihn auch Somadeva (›der Gott des Soma‹). Schleberger: Die indische Götterwelt, München 21997.

Cao Dai (chines. Gao-tai, ›Hohe Terrasse‹), das höchste Wesen der erst ab 1919 in Vietnam entstandenen synkretistischen Religion des Caodais-

Carmenta mus. Sein Symbol ist ein in ein Herz eingeschriebenes Auge. Er gilt als Schöpfer und Erlöser und wird sowohl mit → Jehova als auch mit → Yühuang shang-di, dem höchsten Gott des Taoismus, identifiziert. Prunner: Die Religionen Vietnams (Höfer [Hg.]: Die Religionen Südost­ asiens), Stuttgart 1975. – Nguyên: Der Caodaismus, München 1991.

Cao Guo-jiu, zu den ›Acht Unsterblichen‹ (→ Ba-xian) gehörend. Der Überlieferung nach waren ihm Reichtum und Ehre nicht mehr als Staub. Er ist Schutzpatron der Schauspieler. Sein Attribut sind zwei brettchenähnliche Kastagnetten. Man Ho/O’Brien (Übers.): The Eight Immortals of Taoism, New York 1991.

Caragabi, Heilbringer bei den Emberá (Panama und Kolumbien); die aus seinem Speichel erschaffene Taube zeigt den Menschen den rettenden Weg aus einer alles überschwemmenden Flut. Cariociecus, althispan. Kriegsgott, in der interpretatio roma­ na mit → Mars gleichgesetzt. Carmenta, altitalische Geburtsgöttin, die am Fuße des Kapitols zu Rom ein Heiligtum besaß. Ihr Fest, die Carmentalia, wurde von den Frauen im Januar gefeiert. Bei dem Ver-

Caruincho 100 such der etymologischen Erklärung des Theonyms verweist man auf das lat. carmen (›Zauberformel‹, ›Gesang‹). DNP 2.

Caruincho → Pariacaca Cástor und Póllux, die lat. Namen für → Kastor und Polydeukes. Castur und Pultuce, bei den Etruskern das von den Griechen übernommene göttliche Brüderpaar → Kastor und Polydeukes, die mit einem älteren Brüderpaar, den Tindaridai (›Sprösslinge des → Tin‹), verschmolzen. Ihre Darstellung entspricht der klassisch-antiken Ikonographie. Cath (Cautha), etrusk. Sonnengott, der sonst auch unter dem Namen Usil (›Sonne‹?) bekannt ist. Eine singuläre Darstellungsweise zeigt ihn, wie er mit der Strahlenscheibe auf dem Kopf aus dem Meer steigt; in den Händen hält er je einen Feuerball. Der Kult des Gottes ist für Tarquinia und Tuscania bezeugt. Das Theonym, das sich auch als Appelativ für ›Sonne‹ findet, hängt etymologisch vielleicht mit den (solaren?) Begleitern des → Mithras* zusammen: → Cautes und Cautopates.

Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Caturmahārājas (chines. Tianwang, japan. → Shi-tennō), im buddhist. Weltbild die vier Großkönige als Hüter der Weltgegenden, sie entsprechen den indischen → Lokapālas. Der Ort, an dem sie thronen, ist der unsichtbare heilige Weltberg Meru, von wo aus sie die buddhist. Wahrheit (dharma) in allen Weltgegenden beschützen. Ursprünglich gütige Wesen, wurden sie mit dem aufkommenden Tantrismus zu kriegerischen, furchteinflößenden Gestalten. Den Norden bewacht → Vaishra­va­na, den Wes­ ten der rote → Vi­rū­pāk­sha, den Süden →  Vi­rū­dha­ka und den Osten → Dhrta­rā­shtra. Alle vier Welthüter können mit einer Flammenaureole (jvā­la­mā­ lā) als Ausdruck ihres Kampfgrimms ­dargestellt ­werden. Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

Cautes und Cautopates, Begleiter des Gottes → Mithras*, besonders bei der Szene des Stieropfers. Mit ihrer erhobenen bzw. gesenkten Fackel hat man sie als Repräsentanten von Tag und Nacht, von Frühlingsund Herbstanfang, von Leben und Tod zu deuten versucht.

101

Cghene

Die Etymologie der Namen ist ungesichert. Schwartz: C. and C., the Mithraic torchbearers (Hinnels [Hg.]: Mithraic Studies), Manchester 1975. – Clauss: The roman cult of Mithras, Edinburgh 2000.

Céres, altitalische Göttin des Ackerbaus, im Kult eng mit der Erdgöttin → Tellus verbunden. C. galt als Tochter des → Saturnus und der → Ops. Sie lässt das Lebendige aus ihrem Schoß hervorgehen, um es nach dem Tod wieder in sich aufzunehmen. Wie die griech. → Demeter* war C. auch eine Gottheit der Fruchtbarkeit und der Ehe. Ihr Tempel auf dem Aventin war Mittelpunkt der plebejischen Gemeinde; ihr Fest (Cerealia) wurde am 19. April gefeiert. Unter ihrem besonderen Schutz stand der Getreidehandel. Etymologisch versucht man C. als personifiziertes ›Wachstum‹ zu deuten. Altheim: Terra Mater. Untersuchungen zur altitalischen Religionsgeschichte, Giessen 1931. – Spaeth: The Roman goddess C., Austin 1993. – DNP 2.

Céres africána, von Tertullian erwähnte, nordafrikan. Erntegöttin, sonst auch Ceres punica genannt. Hinter dem an sich lat. Gottesnamen steht eine einheimische Fruchtbarkeitsgöttin.

Cernunnos; Kessel von Gundestrup (Dänemark), 5.–1. Jh. v. Chr.

Cernunnos (Cerunnos), keltischer Gott, in sitzender (sog. Buddha-)Haltung mit Hirschgeweih auf dem Kopf dargestellt; so auch auf dem Gundes­ trupkessel. Seinen Namen versuchte man als ›der Gehörnte‹ zu deuten. Die Funktionen des Gottes hat man mit Fruchtbarkeit und Reichtum, aber auch mit der Unterwelt in Verbindung gebracht (der Hirsch als Geleiter der Toten). Einige wenige Bildwerke zeigen den Gott zusammen mit Geldmünzen. Vielleicht reicht C. bis in vorkeltische Zeit zurück (Erhaltung des Jagdwildes?). Bober: C. Origin and Transformation of a Celtic Divinity (AJA 55, 1951). – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Cghene, höchstes Wesen bei den Isoko in Südnigeria. C. gilt als Schöpfer und Vater aller  Isoko; er ist in unerreichbarer Ferne und hat weder Tempel noch Priester. Als

Chac 102 Vermittler zwischen ihm und den Menschen gilt ein aus einem Baum geschnitzter Pfahl (­Oyise).

Hemd und ihr Rock sind mit Wasserlilien geschmückt.

Chac, Regengott der Maya, dem aztekischen → Tlaloc* entsprechend; außerdem ist er einer der vier die Himmelsrichtungen (Kardinalpunkte) kennzeichnenden Götter (→  Bacab). Sein Kultheiligtum ist der heilige Brunnen in Chichen Itzá; das ihm zugeordnete Tier ist die Schlange (Regensymbol), in den Händen hält er die beiden Blitzfackeln. In den alten Bilderhandschriften entspricht C. wahrscheinlich dem Gott → B. Das Wort chac dient zur Bezeichnung der roten Farbe; C. Ahau (›Roter Herr‹) ist der Name für den Gott des Ostens.

Chāmundā, hinduist. Göttin, Erscheinungsform der schrecklichen → Durgā*. Der Name wird von den beiden Dämonen Chanda und Munda hergeleitet, die sie ver­nichtet haben soll. Sie wird in rot oder  schwarz dargestellt und sitzt oft auf einem Dämon. C.s Vehikel ist eine Eule, ihr Lieblingsaufenthaltsort der Lei­ chenacker. C. gehört zu den → Matrikas.

Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002.

Rätsch (Hg.): Chactun – Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Chalchihuitlicue (Chalchiuht­ licue, ›die mit dem grü­ nen Edelsteinrock‹), aztekische Göt­ tin der fließenden Ge­ wässer, Gemahlin des Regengot­ tes → Tlaloc*. Sie war auch eine Pflanzengöttin; besonders das Gedeihen des Maises war ihr anvertraut. Ein Rasselstab ist C.s Attribut, ihr wasserfarbenes Chamunda; Plastik, 12./13. Jh.

103 Kirfel: Symbolik des Hinduismus und des Jinismus, Stuttgart 1959. – Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/ Main 1990.

Chanda → Chāmundā* Chapanga, höchstes Wesen bei verschiedenen Stämmen im südlichen Tansania. Der Name wird von kupanga (›ordnen‹, ›schaffen‹) abgeleitet. Cháriten (griech. charein = ›sich freuen‹). Ursprünglich dürfte es nur eine Charis gegeben haben; sie war Gemahlin des →  Hephaistos. Die Dreizahl geht auf Hesiod zurück, ihre Namen sind Aglaia (Glanz), Euphrosyne (Frohsinn) und Thaleia (Blü­te). In Mythos und Kunst treten die C. im Gefolge der → Aphrodite auf und bringen den Menschen Schönheit und Freude. Ihnen nahe stehend sind die → Horen; bei den Römern entsprechen die C. den → Grazien.

Charun legte Münze (obolos) galt als Fährlohn. Ursprünglich war C. ein hundegestaltiger Todesdämon. Im neugriech. Volksglauben lebt er als Charos fort; nun wird er als Reiter auf schwarzem Ross gedacht, der die Toten am Sattelholz mit sich führt. Terpening: C. and the crossing: an­ cient, medieval, and Renaissance transformations of a myth, Lewisburg 1985. – LdAG.

Charonten, männliche und weibliche Todesdämonen der Etrusker; ihr häufigstes Attribut ist ein Hammer. Der Name ist von → Charun* abgeleitet. Charun, männlicher Unterweltsdämon der Etrusker; sein

Schwarzenberg: Die Grazien, Bonn 1966. – Deichgräber: Charis und C. Grazie und Grazien, München 1971. – LdAG.

Cháron, in der griech. Mythologie der Fährmann, der die Toten in seinem Boot über den Grenzfluss (Acheron, Styx) in die Unterwelt fährt und an das Tor des Hades bringt. Eine dem Verstorbenen in den Mund ge-

Charun hinter einem Erstochenen; etruskischer Krater, 4./3. Jh. v. Chr.

Charybdis 104 Attribut ist ein Hammer, den er geschultert trägt oder auf den er sich stützt. Eine geierschnabelartige Nase, spitze Tierohren, manchmal auch Schlangenhaare kennzeichnen ihn; öfters hat er Flügel. C. ist Totengeleiter und Wächter am Zugang zu den Gräbern; sein Name hängt mit dem griech. → Charon zusammen. Nach dem byzantin. Grammatiker Tzetzes soll cha­ ron ›Löwe‹ bedeuten. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998. – Bonfante/Swaddling: Etruscan myths, Austin 2006.

Charybdis → Skýlla Chasca Coyllur, im präkolumbischen Peru der Gott der Blumen und Beschützer der Jungfrauen. Chateri (›Ichneumon‹), im alten Ägypten eine Erscheinungsform des solaren → Horus*. Chāyā (›Schatten‹), in Indien die mythische Verkörperung der Abendröte. Sie ist Mutter des (Planeten) Saturn. Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Cheíron (Chiron, griech. cheir = ›Hand‹), ursprünglich thessalischer Gott der Heilkunst. Seinen Namen verdankt er der Geschicklichkeit seiner Hand.

In der griech. Mythologie ist C. Sohn des → Kronos* und ein weiser, menschenfreundlicher → Kentaur, der → Asklepios* in der Heilkunst unterrichtete und in seiner Höhle im Peliongebirge viele berühmte Helden (wie z. B. → Achilleus) erzog, bis er schließlich von einem vergifteten Pfeil des →  Herakles getroffen wurde und zugunsten des → Prome­ theus* freiwillig auf seine Unsterblichkeit verzichtete. Vogel: C., der Kentaur mit der Kitha­ ra, Bonn-Bad Godesberg 1978.

Cheng-huang (Ch’eng-huang), in China Bezeichnung ursprünglich chthonischer Gott­ heiten, dann der Lokalgötter, die für einen einzelnen Bezirk und deren Bewohner zuständig sind. Die C. sind Erdgötter in der Funktion von Bezirksverwaltern, die für Recht und Ordnung sorgen und vor Gefahren schützen sollen. Als Stadtgötter waren sie sehr beliebt und wurden durch Feste und Umzüge geehrt. Ihnen unterstehen die Tu-di, die Gottheiten für die einzelnen Straßen und öffentlichen Gebäude. Werner: Dictionary of Chinese My­ thology, New York 1961.

Chenresi, tibetisch sPyanrasgzigs (›Mit klaren Augen schauend‹), in Tibet verehrte Form

105 des → Avalokiteshvara*. Er gilt als Gründungsvater des tibetischen Volkes und als eine Art Schutzgott des ›Schneelandes‹. Ikonographisch wird er mit vier Armen auf einem Lotos stehend dargestellt, daneben gibt es auch eine Form mit elf Köpfen und tausend Armen. Das C. zugeordnete Mantra lautet Om mani padme hum als Ausdruck der grundlegenden Haltung des Erbarmens und des Wunsches nach Befreiung aus dem Lebensrad. Als Inkarnation des C. gilt der Dalai-Lama. Getty: The Gods of Northern Bud­ dhism, New York 1988. Neville: Ele­ ven-headed Avalokiteśvara: C., Kuanyin or Kannon bodhisattva; its origin and iconography, New Delhi 1999.

Chensit, Göttin des 20. unterägypt. Gaus, die sich als Uräusschlange manifestierte, dabei trat sie in Verbindung zu dem Ortsgott → Sopdu. Sie kann die Krone der → Hathor, aber auch die Feder der → Maat tragen. LdÄR.

Chentechtai, die ägypt. Form des gräzisierten Namens lautet Chenti-cheti. Ursprünglich ein Krokodilgott, nahm er schon früh Falkengestalt an, wird aber auch mit → Kemwer, dem schwarzen Stier von Athribis, in Verbindung gebracht.

Chepre Schließlich wird C. an → Osiris* herangerückt, ja geradezu ›Osiris, der in Athribis wohnt‹, genannt. Barta: Zur Urgestalt des Gottes Ken­ techthai (ZÄS 99, 1973). – LdÄR.

Chenti-irti (Mechenti-irti), im ägypt. Letopolis verehrter Falkengott, der bereits im Alten Reich als → Horus* interpretiert wurde. Sein besonderes Kennzeichen ist, dass er augenlos gedacht wurde (entsprechend den Mythen vom verlorenen Mond- bzw. Sonnenauge). Als Gerichtsherr achtet C. auf Ordnung und Recht. LÄ 1. – LdÄR.

Chepre (Chepri), Bezeichnung des in Heliopolis verehrten Skarabäus (Mistkäfer, heiliger Pillendreher) als Urgott. Er ist ›der von selbst Entstandene‹, der ohne Zeugung aus der Erde hervorkam. Schon früh wurde C. als Erscheinungsform des →  Atum aufgefasst und schließlich dem → Re* gleichgesetzt. Der Sonnengott steigt neugeboren als C. aus der Unterwelt hervor, um dann am Himmel zu erscheinen. Als ­Urgott kann C. auch die Gestalt einer Schlange annehmen; in anthropomorpher Gestalt wird er mit einem Skarabäus als Kopf dargestellt.

Cherti 106 LdÄR. – Minas-Nerpel: Der Gott C., Leuven 2006.

Cherti, auf frühägypt. Denkmälern öfters genannter, widdergestaltiger Gott, der besonders im Gebiet der Stadt Letopolis (2. unterägypt. Gau) verehrt wurde. In den Pyramidentexten erscheint er als Totengott in der speziellen Funktion eines Fährmannes. LdÄR. – Meurer: Die Feine des Königs in Pyramidentexten, Fribourg 2002.

Cherubim (Kerubim, verwandt mit assyr. karibu), im Alten Testament halb tier-, halb menschengestaltige Mischwesen. Sie sind Hüter der sakralen Lebenszentren (Baum des Lebens, Bundeslade, Tempel) und deuten die Anwesenheit Gottes

an; in der Ezechiel-Vision bilden sie den lebendigen Thronwagen Jahwes (Ezechiel 1,5f.). In der Apokalypse umstehen sie – als ›Lebewesen‹ bezeichnet – den Thron Gottes (Offenbarung 4,6ff.); dass sie »voller Augen vorne und hinten« sind (Sternsymbole!), kennzeichnet sie als kosmische Wesen. Nach christl., auf Dionysius Areopagita zurückgehender Vorstellung bilden die C. eine eigene Engelklasse; ikonographisch werden sie in der Regel durch vier Flügel gekennzeichnet, bei Darstellung mit sechs Flügeln können sie durch das ihnen beigefügte Rad von den → Seraphim unterschieden werden. Pfeiffer: C. (Journal of Biblical Lite­ rature XLI, 1922). – Albright: What were the C.? (The Biblical Archaeolo­ gist 1, 1938). – Wood: Of wings and wheels: a synthetic study of the biblical c., Berlin 2008.

Cherufe, riesengroßes, menschenfressendes Fabelwesen der in Chile/Argentinien lebenden Mapuche. Es haust in Vulkanen und ernährt sich von jungen Mädchen. Faron: Hawks of the sun: Mapuche morality and its ritual attributes, Pittsburgh 1964.

Cherubim; Mosaiken der Kathedrale von Cefalù (Sizilien), ca. 1150

Chesŏk, Gott des höchsten Lebensglücks im korean. Schamanismus. Der Name ist die

107 sinokorean. Wiedergabe des Sanskritnamens → Shakra (2). Unter dem Namen Sejon ist er Schutzgeist des Hauses und überwacht Leben und Tod der Familienmitglieder. Vos: Die Mythologie der Koreaner (WdM 6, 22. Lief.). – Tongshik: The history and structure of Korean sha­ manism, Seoul 2012.

Chi, höchstes Wesen und Schöpfer bei den in Nigeria lebenden Igbo. Er wohnt im Himmel und ist Gemahl der Erdgöttin → Ala; beider Kinder sind die Menschen, Tiere und Pflanzen. Als Embleme des C. gelten Pfahl, Stein und Wassertopf; sein Symbol ist die auch als eigenes Wesen auftretende Sonne, in der C.s Sohn, der Wettergott Amadhi Oha, wohnt. Bonin: Die Götter Schwarzafrikas, Graz 1979. – Ike/Edozien: Afrika in eigener Sache. Weisheit, Kultur und Le­ ben der Igbo, Frankfurt/Main 2003.

Chia, Bezeichnung für den Mond und Name der Mondgöttin und Urmutter der Muis­ ca (Chibcha, im heutigen Kolumbien). Der unter dem Titel Zipa bekannte Herrscher von Muikita galt als irdischer Repräsentant des Mondes. Krickeberg (Hg.): Märchen der Az­ teken und Inkaperuaner, Maya und Muisca, Wien 1990.

Chímaira Chibchachum, Erdgott der ko­lumbian. Muisca (Chib­­­cha); er gilt als Patron der Acker­ bauern, Händler und Gold­ schmiede. Der Mythos erzählt, dass er von → Bochica besiegt wurde und seither die Erde tragen muss; jedes Mal, wenn er die Last von einer Schulter auf die andere wälzt, erbebt die Erde. Krickeberg (Hg.): Märchen der Az­ teken und Inkaperuaner, Maya und Muisca, Wien 1990.

Chicome coatl (›­Sieben Schlange‹), Nahrungsgöttin der Azte­ ken; besonders galt sie als Spen­ derin von Mais. Zu ihren Attributen gehört der Maiskolben und – ähnlich der → Chalchihuitlicue – der kultische Rassel­ stab. Kroger/Granziera: Aztec goddesses and Christian Madonnas: images of the divine feminine in Mexico, Farnham u.a. 2012.

Chímaira (griech. ›Ziege‹), Fabeltier der griech. Mythologie, vorne Löwe, in der Mitte Ziege, statt des Schwanzes eine Schlange. Nach Homer ist die C. an der Küste Lykiens beheimatet; vielleicht war sie ursprünglich ein das lykische Erdfeuer symbolisierender Dämon. Nach Vergil lebt sie am Eingang zur Unterwelt. Das

Chimalman 108 Untier wurde von dem Helden Bellerophon getötet. Roes: The Representation of the C. (Journal of Hellenic Studies 54, 1934). – DNP 2.

Chimalman → Tlahuizcalpantecutli Chinna-mastā (›deren Kopf abgeschnitten ist‹, auch in der Form Cinnamastakā), schre­ ckenerregende Gottheit des Tantrismus, die den eigenen Kopf in der Hand hält, während der Mund sich öffnet, um das Blut aus dem offenen Hals aufzufangen. Die Göttin wird v.a. in Bengalen verehrt; sie kann als eine besondere Form der → Durgā* gelten. Benard: C. The aweful Buddhist and Hindu Tantric goddess, Delhi 2000.

Chinna-masta steht auf Kama und Rati; Bengalen, 19. Jh.

Chnubis, in röm. Zeit ein Gott, in dem griech. und ägypt. Vorstellungen zusammentreffen. Er erscheint als →  Agathos Daimon und als gnostischer → Aion, dargestellt als Schlange, meist mit einem von einem Strahlenkranz umgebenen Löwenhaupt. Ein Zusammenhang zwischen C. und → Chnum ist möglich, aber nicht bewiesen. Chnum (Chnumu), widdergestaltiger Gott der Ägypter; der Name selbst ist eine Bezeichnung für ›Widder‹. C. wird als Mann mit dem Haupt eines Widders abgebildet, dessen Hörner horizontal gedreht sind. In Elephantine galt der Gott als Wächter der Nilquelle und damit als Spender des lebenswichtigen Wassers. Seine Hauptfunktion war die eines Schöpfers, der den Leib des Kindes auf seiner Töpferscheibe gestaltet und dann in den Mutterleib gelangen lässt – daher hat er das Epitheton ›Bildner, der belebt‹. Als Urgott ist C. ›Vater der Väter und Mutter der Mütter‹. In hellenist. Zeit spielt er eine Rolle als Gott der Offenbarungen; in der Zauberliteratur erscheint er auch unter dem Namen Haruer-Chnuph, d.h. als eine Form des → Haroeris (Abb. → Menhit).

109

Cihuacoatl

Badawi: Der Gott C. (Diss.), Berlin 1937. – LÄ 1. – LdÄR.

Verwandlung in C., um so über die Toten herrschen zu können.

Chons, ägypt. Mondgott, Sohn des → Amun und der → Mut, mit denen zusammen er die Trias von Theben bildet. Sein Name bedeutet ›Durchwandler‹ und bezieht sich auf seinen lunaren Charakter. Als ›Herr der Zeit‹ rückt er an → Thot, von dem er gelegentlich den Ibiskopf übernimmt. Gewöhnlich wird C. als junger Mann in mumienähnlicher Gestalt mit geschlossenen Beinen dargestellt, auf dem Kopf Mondsichel und Mondscheibe; in Theben wurde C. mit → Schu gleichgesetzt und galt als Träger des Himmels. Einer seiner Beinamen ist ›der Ratschläge erteilt‹ (griech. Chespisichis). Als C.-Re erblickte man in ihm eine Form des jugendlichen Sonnengottes, von dem man sich Schutz vor den bösen Tieren erhoffte.

LdÄR.

LdÄR.

Chontamenti (Chontiamentiu), ägypt. Totengott; sein Name bedeutet ›der an der Spitze der Westlichen‹ – im Wes­ten geht die Sonne unter und liegt das Reich der Toten. Der Gott wird als liegender Hund oder Schakal dargestellt. In den Pyramidentexten wünscht sich der König die

Chors, Gott der Ostslawen, bekannt u.a. aus der sog. NestorChronik (Powest’wremennych let, Anfang 12. Jh.). Ursprünglich als Sonnengott gedeutet, wahrscheinlicher ist aber die Funktion als Mondgott. Die Etymologie des Namens ist ungeklärt. C. galt als eine Art Mischwesen mit Hundekopf und Hörnern. Vánňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992.

Chronos, bei den Griechen die Personifikation der Zeit, in der Spätantike oft mit der Gestalt des → Aion zusammenfallend. Nach der orphischen Theogonie ist er das Urwesen, aus dem das Weltei entsteht; dieses wird im Äther oder im leeren Raum hin- und herbewegt, bis der erstgeborene Gott → Phanes aus ihm hervorgeht. Besonders in Renaissance und Barock war die Darstellung des C. als bärtiger Greis mit Sichel und Stundenglas beliebt. Panofsky: Father Time (Studies in Iconology), New York 1939. – Nilsson: Geschichte der griech. Religion 2, München 41988.

Cihuacoatl (›weibliche Schlange‹), in der Stadt Colhuacan

Cinteotl 110 verehrte Erd- und Muttergöttin; öfters mit einem Kind im Arm dargestellt. Sie half →  Quetzalcoatl* bei der Erschaffung der ersten Menschen. Verschiedentlich geht C. in die Gestalt der → Teteo innan über. Benard: Goddesses who rule, Oxford 2000. – Read/González: Handbook of Mesoamerican Mythology, Oxford 2002.

Cinteotl (Centeotl), aztekischer Gott des Maises, der wichtigsten Pflanze in Altmexiko. C. stellt einen bestimmten Aspekt von → Quetzalcoatl* dar. Cipactli, krokodilförmiger Fisch im altmexikan. Schöpfungsepos; er lebte im Urwasser. Die vier Götter → Quetzalcoatl*, → Huitzilopochtli sowie der rote und der schwarze → Tezcatlipoca formten aus seinem Körper die Erde.

Coatlicue (›die mit dem Schlangenrock‹), eine aztekische Feuer- und Erdgöttin, auch in der Stellung einer Göttermutter. Ihr Abbild in Mexiko weist außer dem üblichen Schlangenrock ein Haupt mit zwei Schlangen und eine Halskette aus menschlichen Händen und Herzen auf, Letztere als Hinweis auf die Notwendigkeit der Menschenopfer zur Erhaltung der kosmischen Ordnung. Auf dem Rücken hängen 13 mit Schnecken verzierte Lederriemen als Symbol der mythischen Himmel. Die durch einen Daunenball oder einen Smaragd schwanger gewordene Göttin gebar den

Brundage: The Fifth Sun. Aztec Gods, Aztec World, Austin 1983.

Citipati (›Herr der Leichenstätte‹), buddhist. Friedhofsdämonen, besonders in Tibet. Sie gelten als Begleiter des Totengottes → Yama und werden als zwei tanzende Skelette dargestellt. Citlalinicue, altmexikan. Göttin der Milchstraße; sie galt als Regentin der 13. Tagesstunde.

Coatlicue; Statue, 1250–1521

111

Curupira

→  Quetzalcoatl*, nach ihrem Tod → Huitzilopochtli.

se ist sie ein Äquivalent zur griech. Atropos (→ Moiren).

Dorsfuhrer: Quetzalcoatl and C. in Mexican Mythology (Cuadernos Hispanoamericanos), Madrid 1987. – Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002. – Granziera: From C. to Guadalupe: The Image of the Great Mother in Mexico (Studies in World Christianity 10/2, 2005).

Enking: C. und Vanth (Röm. Mit­ teilungen des Dt. Archäologischen Instituts 58, 1943). – Krauskopf: Cul­śanś  und C., Heidelberg 1986. – Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Concordia, röm. Göttin, Personifikation der Eintracht. Nach Beendigung innerstaatlicher Zwistigkeiten wurden ihr Heiligtümer geweiht. Auf Bildern (z.B. Münzen) wird sie mit Füllhorn und Opferschale dargestellt. In der Kaiserzeit war sie eine der am meisten verehrten Gottheiten Roms. Simon: Die Götter der Römer, München 21998.

Consus (›der Bergende‹), röm. Gott der glücklich geborgenen Ernte. Seinen unterirdischen Altar hatte er im Circus südlich vom Palatin. Wegen seines chthonischen Charakters wurde er auch mit den Toten in Verbindung gebracht.

Cundā (auch Candrā oder Cuntī), weibliche Gottheit des Buddhismus, Emanation des Buddha → Vajrasattva, dessen Bild sie in ihrer Krone trägt. Sie ist eingesichtig, vierarmig und weiß wie der Mond im Herbst. Die eine rechte Hand ist in der gabenspendenden Mudra, die eine linke Hand hält einen Lotos, auf dem ein Buch liegt; das verbleibende Händepaar hält eine Schale. Die C. kenn­ zeichnende Keimsilbe (bija) ist Cum. Bhattacharyya: The only image of C. (Proceedings and Transactions of the 5th Indian Oriental Conference 1928 2), Lahore 1930. – Grönbold: C. (WdM 5).

DNP 3.

Curche, altpreuß. (pruzzischer) Fruchtbarkeitsgott; er wurde auch ›Gott der Speise und des Trankes‹ genannt.

Culsu, weiblicher Dämon der Etrusker, am Tor der Unterwelt stehend. Attribute sind eine brennende Fackel und eine Schere (zum Abschneiden des Lebensfadens?). Möglicherwei­

Curupira (Kurupira oder Kaapora), Walddämon und ambivalenter Herr der Tiere bei den alten Ost-Tupí, einigen heutigen Tupí-Stämmen sowie Teilen der Caboclo-Bevölkerung

Czernobog 112 Brasiliens. Er ist der Schutzgeist des Wildes und der Wälder, der diejenigen bestraft, die das Wild vernichten, und die belohnt, die ihm gehorchen oder derer er sich erbarmt. Er erscheint als einäugiger, kahlköpfiger, aber am ganzen Körper behaarter Zwerg mit nach rückwärts gebogenen Füßen. Er ist begierig nach Tabak, den ihm der Jäger darbringt, und führt eine Axt aus Schildpatt mit sich. Zerries: Wild- und Buschgeister in Süd­amerika, Wiesbaden 1954.

Czernobog (›schwarzer Gott‹), bei dem mittelalterlichen Chro­ nisten Helmold erwähnter slaw. Gott, der sonst jedoch nicht nachzuweisen ist. An seinen Namen anknüpfende Spekulationen eines ihm dualistisch gegenüberstehenden ›weißen Gottes‹ (Belbog) sind nicht haltbar. Váňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992.

D Gott D, von der Altamerikanistik so benannter Gott der Maya, dargestellt als sitzender Greis mit Hakennase und einem von der Stirn herabhän-

genden Kopfputz (zum Teil als pflanzliches Gebilde oder als Tausendfüßler interpretiert). In der spätklassischen MayaKunst wird sein Thronsaal in der Unterwelt lokalisiert, der Gott selbst zeigt eine Beziehung zu Nacht und Mond; manchmal wird sein Thron auch als ›Himmelsband‹ erklärt. Neuere Deutungen stellen Gott D → Itzamna gleich. Fewkes: The God ›D‹ in the Codex Cortesianus (American Antholpologist VIII, 1895). – Hellmuth: Monster und Menschen in der Maya-Kunst, Graz 1987. – Rätsch (Hg.): Chac­ tun. Die Götter der Maya, München 2 1994.

Da(ž)bog, südslaw. Sonnengott; der Namensteil bog kann ›Reichtum‹ oder auch ›Gott‹ bedeuten. In der serbischen Sage erscheint D. als Herrscher über die Erde. Der Gott wird auch unter den in Kiew aufgestellten Götterstatuen erwähnt; im Igorlied ist vom russ. Volk als ›D.s Enkeln‹ die Rede. Unter christl. Einfluss wurde D. in die Rolle → Satans abgedrängt. Bei den Polen entspricht ihm Dazbog. Diekenmann: Serbokroatisch D. (Zeitschrift für slaw. Philologie 20, 1950). – Váňa: Mythologie und Göt­ terwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992. – ER 4. – Reiter: Das Glau­ bensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009.

113 Dādimunda (oder Dēvatā bandāra), einer der volkstümlichsten Götter bei den Singhalesen; er soll mit einem goldenen Bogen in seiner rechten Hand nach Sri Lanka gekommen sein. Ursprünglich war D. ein Tempelwächtergott (vāhala), dann ›Schatzmeis­ ter‹ des Gottes → Upulvan, schließlich Schutzgott des Buddhismus. Sein Reittier ist ein Elefant, zu seinem Gefolge gehören zahlreiche → Yakshas. Bechert: D. (Mythologie der singhales. Volksreligion, WdM 5).

Daēnā, in altiran. Zeit die Verkörperung der Religion. Das Wort daēnā bedeutet ›das, was offenbart worden ist‹. Die Göttin gilt als Tochter von → Ahura Mazdā und → Armaiti. Allison (Hg.): From D. to Dîn. Reli­ gion, Kultur und Sprache in der iran. Welt, Wiesbaden 2009.

Daēvas (Daiwa, mittelpersisch Dew), in indoarischer Zeit Bezeichnung für die Götter (vgl. indisch → Deva, Devī). Für Zarathustra waren die D. zunächst einfach die alten Götter, die im Vergleich mit → Ahura Mazdā unbedeutend waren; dann wurden sie schließlich als gefallene Engel oder als Dämonen aufgefasst. Sie sind schwarz und betätigen sich als Feinde der wahren Religion, als Lei-

Dagan chenfresser und als Quälgeis­ ter der Seelen in der Hölle. Bei den ostiran. Sogdiern erscheinen die Deven als Helfer der ahrimanischen (teuflischen) Mächte. Humbach: Ahura Mazdā und die D. (Wiener Zeitschrift für die Kunde Südund Ostasiens und Archiv für indische Philosophie 1, 1957). – Elsas: D. (WdM 4). – Stausberg: Die Religion Zarathustras, Stuttgart 2002–04.

Dag (Dagr), der personifizierte Tag, in der german. Mythologie der Sohn des → Delling(r) und der → Nott. Mit einem von dem Hengst Skinfaxi (›Leuchtmähne‹) gezogenen Wagen umfährt er die Erde. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Dagan (hebräisiert: Dagon), westsemitischer Getreidegott; der Name hat die Bedeutung von ›Korn‹ (dāgān), wurde aber von den Israeliten fälschlicherweise mit hebräisch dag = ›Fisch‹ in Verbindung gebracht, daher auch Bilder von dem fischschwänzigen Gott (auf Münzen der nordphöniz. Stadt Arados). In Ugarit galt D. als Vater des → Baal* (1), im Al­ ten Testament erscheint er als Hauptgott der Philister (Richter 16,23ff.). Kanaanäer brachten seinen Kult auch nach Mesopotamien, wo ihm → Scha-

Dagda 114 lasch als Gemahlin zugeordnet wurde; verschiedene Texte lassen auf eine Gleichsetzung mit → Enlil schließen. Eine besondere Rolle spielte D. bei den Amoritern in Mari, wo er neben dem Wettergott Itūrmer (→ Wer) genannt wird. Schmökel: Der Gott D. (Diss.), Heidelberg 1928. – Montalbani: Ca­ naanite D. Origin and Nature (Catho­ lic Biblical Quarterly 13, 1951). – Wyatt: The Relationship of the Deities D. and Hadad (Ugarit-Forschungen 12, 1980). – Feliu: The god D. in Bronze Age Syria, Leiden 2003. – ER  4. – Lipiński: D., the master of ploughing (The Ancient Near East, a life! FS Van Lerberghe), Leuven 2012.

Dagda, Gott in der irischen Überlieferung, sein Name bedeutet ›der gute Gott‹. In dem Göttergeschlecht der →  Tuatha Dé Danann nimmt er eine überragende Stellung ein. Das ihm zugelegte Wort Ollathir kann man mit ›Allvater‹ übersetzen. Er ist der Gott der Verträge und hat drei Attribute: eine riesige Keule, die tötet, aber auch das Leben zurückgeben kann; eine magische Harfe, auf der je eine Melodie des Schlafens, des Lachens und des Jammers gespielt werden kann; ein Kessel, von dem keiner ungesättigt fortgeht. Wegen seiner Keule hat man ihn mit dem gallischen → Sucellos vergli-

chen. D.s Tochter ist → Brigit, sein Sohn → Oengus. Lehmacher: Der Dagde, das Haupt der irischen Götter (Anthropos 48, 1953). – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Daho, pyrenäische Gottheit zur Römerzeit; in der Funktion mit → Mars vergleichbar. Daikoku-ten (1), japan. für ›der große schwarze Deva‹ (Sanskrit: Mahākāla-deva). D. gilt als eine Wiedergeburt von

Daikoku-ten-Statue im Kanda-­MyojinSchrein (Tokio), urspr. 730 n. Chr. er­ baut, 1934 wiederaufgebaut

115 Maheshvara-deva, d.h. des hinduist. Gottes →  Shiva*. Er wird in Japan als nachts im Wald erscheinender Gott des Krieges oder als Gott des Friedhofs betrachtet; auch als Gott des Glücks und der Kraft wird er verehrt, in dieser Eigenschaft wird er unter die ›Sieben Glücksgötter‹ (→  Shichi-Fukujin*) gezählt. Nach der seit dem 9. Jh. üblichen Identifizierung buddhist. mit shintoistischen Göttern als ihren Wiedergeburten in Japan entspricht D. im Shinto dem → Okuni-nushi-no-mikoto. Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991. – Havens (Hg.): An encyclope­ dia of Shinto, New Haven 2001–06.

Daikoku-ten (2), Name für einen Küchengott, einen Begleiter des → Shiva*. Im japan. Buddhismus heißt es, er beschütze den Buddha, die Lehre (dharma) und die Gemeinde (sangha) und besorge Speise und Trank. Daimon, bei den Griechen zunächst die das Schicksal zuteilende Gottheit. Bei Homer heißen die olympischen Götter daimones; seit Hesiod versteht man unter ihnen eine Zwischenstufe zwischen Göttern und Heroen, die im guten oder bösen Sinne auf die mensch-

Dainichi-nyorai lichen Geschicke einwirken. Der volkstümliche Glauben erblickte in ihnen persönliche Schutzgeister. In der griech. Philosophie wurde das daimo­ nion zur Bezeichnung des göttlichen Teils im Menschen; bei dem Aischylos ist daimon der poetische Ausdruck für die fortzeugende Macht der ersten Schuld; nach Menander wird jeder Mensch von Geburt an von einem daimon begleitet. Platon kennt neben der dämonischen Kraft im Menschen die teils sichtbaren, teils unsichtbaren, in allen Elementen lebenden daimones. Unter oriental., röm. und frühchristl. Einfluss wurden die Dämonen zu unheimlichen, bösen Geistern. Nowak: Zur Entwicklungsgeschichte des Begriffs D., Bonn 1960. – v. Wilamowitz-Moellendorff: Der Glaube der Hellenen, ND Darmstadt 31973. – Schlesier: D. und D.es bei Euripides (Saeculum 34, 1983). – Schulak: D.: über die Motive philosophischen Den­ kens, Wien 2001.

Dainichi-nyorai (Sanskrit: Ma­hāvairocana-tathāgata, ›der Tathāgata der großen Sonne‹), auf → Vairocana zurückgehend, gilt er besonders im esoterischen Buddhismus als Symbol der wahren Wirklichkeit des Universums als eines Ganzen. Alle Einzelwirklichkeiten bilden seinen Leib; alle

Daitschin Tengri 116 anderen Buddhas und →  Bodhisattvas werden aus ihm heraus geboren. In einem der Haupt-Sūtren des japan. Shingon-Buddhismus, im Dainichikyo (Sanskrit: Mahāvairocanasūtra), tritt D. als Offenbarer des Geheimnisses der Gesetzmäßigkeit des Universums auf. Yamasaki: Shingon: der esoterische Buddhismus in Japan, Zürich/München 1990.

Daitschin Tengri → Tengri Daityas, in Indien dämonische Feinde der Götter, Söhne der Göttin → Diti, wegen ihrer Opferfeindlichkeit von → Indra in die Tiefen des Ozeans verbannt. Der von → Vishnu* zum König der D. erhobene Prahlāda, Sohn des → Hiranya­ kashipu, zeigt in der späteren Mythologie die Züge eines weisen Asketen. Prahlādas Enkel ist der nach der Weltherrschaft strebende → Bali. Shakti: From D. to Devatas in Hindu mythology, Bombay 1973. – Alley: Brill’s encyclopedia of Hinduism, Leiden 2009.

Dākinī, luftwandelnde, übernatürliche Wesen des Buddhismus; sie besitzen bestimmte Zauberkräfte, führen in die geheimen Lehren des Tantrismus ein und können einen Yogin geistig weiterführen. Die D.

erscheinen als junge Mädchen, in hässlicher Verkleidung oder auch theriokephal (löwen-, bären-, vogelköpfig, pferde- oder hundegesichtig) und können sich als Menschenfresser betätigen. Wenn sie nackt dargestellt sind, symbolisiert dies die Erkenntnis unverhüllter Wahrheit. Bekannte und besonders in Tibet als Schutzgottheiten (→ Yidam) angesehene D.s sind → Vajravārāhi und → Vajrayoginī*. Eine besondere Gruppe bilden die fünf D.s, ›die die Welt bereits verlassen haben‹; sie stehen in Beziehung zu den Dhyāni-Buddhas und zu einer bestimmten Weltgegend: Buddha-D. (zu → Vairo­ cana, Zentrum), Vajra-D. (zu → Akshobya, Osten), Ratna-D. (zu → Ratnasambhava, Süden), Padma-D. (zu →  Ami­tābha, Westen) und Vishva-D. (zu → Amoghasiddhi, Norden). Hoffmann: Die Religionen Tibets, Freiburg 1956 (Register: »Luftwandlerinnen«). – Grönbold: D. (WdM 5.) – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001. – Herrmann-Pfandt: D.s: zur Stellung und Symbolik des Weiblichen im tantri­ schen Buddhismus, Marburg 22001. – Simmer-Brown: D.’s Warm Breath: The Feminine Principle in Tibetan Buddhism, Boston 2001.

Daksha, in Indien mit der Idee der Schöpfungsmacht ver-

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Damballa gehören sie zum Gefolge der Magna Mater. Manchmal wird unterschieden zwischen rechten D., die als Schmiede arbeiten, und linken, die als Zauberer wirken. DNP 3.

Daksha (rechts) mit Shiva, ca. 1820

bunden. Er gilt als Sohn des Weltschöpfers (→ Prajāpati), aus dessen rechtem Daumen er entstanden sein soll. Auch als Urvater des Menschengeschlechts wird D. angesprochen. Zu seinen zahlreichen Töchtern gehören → Diti und → Satī. Im Streit wurde er von → Shiva* enthauptet, dann wiederbelebt; da sich sein Kopf nicht wiederfand, erhielt er einen Ziegenkopf. Cush: Encyclopedia of Hinduism, New York 2008.

Daktylen (griech. daktylos = ›Finger‹), in der griech. Überlieferung dämonische Wesen, die die Bearbeitung der Metalle erfunden haben. Ursprünglich dürften sie phallische Bedeutung gehabt haben. In Klein­ asien und Kreta beheimatet,

Dala kadavara (auch Gara yaka genannt), ursprünglich wohl eine Elefantengottheit in Sri Lanka; dala heißt ›Stoßzahn‹. Später, in buddhist. Zeit, glaubt man von dem dämonisierten Gott, dass er Krankheiten und Unglück bringt. Zu seiner Bannung wird ein kultischer Maskentanz aufgeführt. Pertold: Gara and Giri, the Obsolete Gods of the Sinhalese (Actes du IVe Congrès International d’Histoire des Religions), Leiden 1913.

Damballa, auf Haïti verehrtes göttliches Wesen, das alle anderen göttlichen Wesen (→ Loa) als Vater anerkennen. Die ihm zugeordnete Farbe ist Weiß, sein Symboltier die Schlange – der in Anknüpfung an die Legende (vom vergifteten Wein im Kelch) mit einer Schlange dargestellte Evangelist Johannes gilt deshalb als eine Erscheinungsform D.s. Im Voodoo-Kult gilt D. als höchs­ tes Mysterium, durch das alles, was besteht, erschaffen wurde. Gößling: Voodoo: Götter, Zauber, Ri­ tuale, München 22004.

Dam-čan 118 Dam-čan, er wurde von →  Pad­masambhava durch Abnehmen eines Eids (dam) als Schutzgott des tibetischen Buddhismus verpflichtet; mit seiner linken Hand führt er ein Herz und eine Lunge von Feinden der Religion zum Mund. Er führt auch den kennzeichnenden Namen mGar-ba nagpo (›der schwarze Schmied‹). Damgalnunna (Damkina, in griech. Form auch Dauke), altmesopotam. Göttin, Gemahlin des → Enki* und Mutter des → Marduk*. In sumer. Mythen wechselt sie öfters in die Gestalt der Muttergöttin → Nin­ḫursanga über. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Damona, gallische Göttin, öfters mit dem Gott → Borvo zusammengestellt. Ihr Name bedeutet ›die große Kuh‹. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Damu, sumer. Gott, Sohn der Heilgöttin → Nin’insina; sein Hauptkultort war Isin, einer seiner Beinamen lautete ›großer Beschwörungspriester‹. Von seiner Mutter erhielt er die Fähigkeit der Krankenheilung. Danu (auch in der Form Anu), in Irland die Mutter der Götter

(→ Tuatha Dé Danann); in der Überlieferung meist nicht von → Anu zu trennen. Dānavas, halb göttliche, halb dämonische Wesen in Indien; sie wurden von → Indra in den Ozean verbannt. Zu ihnen gehört auch das Ungeheuer → Bali. Daphne (griech. ›Lorbeerbaum‹), Tochter des Flussgottes → Peneios. Sie war eine schöne → Nymphe, die vor dem sie umwerbenden → Apollon floh. Als der sie weiter verfolgte, wurde sie auf ihre Bitte hin in einen Lorbeerbaum verwandelt. Stechow: Apollo und D., ND Darmstadt 1965. – LdAG.

Daramulun, Sohn des austral. Schöpfergottes → Baiame. Er gilt als Mittler zwischen seinem Vater und den Menschen, deren Stammvater er ist. Darüber hinaus wurde er zum Mondwesen erhöht. Sein Name bedeutet ›Einbeiniger‹. Die aus Ton gefertigten Bilder D.s werden nur anlässlich der Initiationszeremonien gezeigt. Nevermann/Worms/Petri: Die Re­ ligionen der Südsee und Australiens, Stuttgart 1968. – Eliade: Das Myste­ rium der Wiedergeburt. Versuch über einige Initiationsriten, Frankfurt/ Main 1988.

119 Darni Pinnu → Bura Pinnu Da-shi-zhi (Ta-shih-chih, ›die Stärkste‹), in China weiblicher Bodhisattva (→ Ma­hās­ thā­maprāpta). D. hat mit der Macht der Liebe das KarmaGesetz durchbrochen und so den Geschöpfen den Ausweg aus dem Geburtenkreislauf eröffnet. Bildliche Darstellungen zeigen sie, wie sie die Seelen in Gestalt von Blüten im himmlischen Paradies empfängt. Datin, in thamudischen (altnordarab.) Inschriften öfters angerufener Gott. Die Funk­ tion und auch die Namensdeutung sind unsicher; man dachte schon an ›der angreift‹ oder an eine Grundbedeutung ›Fruchtbarkeit‹, ›Überfluss‹. Dattātreya, komplexe Göttergestalt des Hinduismus; in D. ist je ein Teil von → Vishnu* als ›Entferner der Sünde‹ (Hari), → Shiva* als zerstörende Macht der Zeit (›der Wegraffer‹, Hara) und → Brahmā* als Vater der Götter oder einfach ›Großvater‹ (Pitāmaha) inkarniert; von seinen Anhängern als dreiköpfiger Asket gedacht. D., der als Schöpfer tantrischer Texte gilt, wird mit sechs Armen dargestellt, mit je zwei Attributen der drei Götter: Dreizack und Schädel-

Dea Dia stab (Hari), Diskus und Keule (Hara), Gebetskette und Wassergefäß (Pitāmaha). Rigopoulos: D., the Immortal Guru, Yogin, and Avātara, Albany 1998. – Kumar: D.: Symbol und Bedeutung, Wermelskirchen 2001.

Da-zi-tai-tian (Ta-tzu-tsait’ien), im chines. Buddhismus der aus Indien übernommene Gott → Shiva*. Unter Zurückdrängung der negativen Aspekte gilt er als Welterneuerer und Beherrscher der Dreiwelt (Welt der Begierden, Welt der Formen, Welt der Nichtformen); sein mythischer Standort ist im höchsten Himmel. In einer Interpretation der von einem Bu-sa zu durchwandernden ›Ebenen‹ wird D. die oberste (›Wolke der buddhist. Lehre‹) zugeschrieben. Sein Reittier ist meist ein Wasserbüffel. Meier: Ta-tzu-tsai-t’ien (Die Mytholo­ gie des chines. Buddhismus, WdM 4).

Dea Dia, röm. Erdgöttin, die besonders von der religiösen Bruderschaft der ›Fratres Arvales‹, der ›Ackerbrüder‹, verehrt wurde. Ihr im Mai begangenes Hauptfest, die Ambarvalia, bestand u.a. in einem Flurumgang, der die Saaten vor schädlichen Mächten schützen sollte. D. ist wahrscheinlich mit → Ceres identisch. DNP 3. – ER 4.

Debata 120 Debata, eine Bezeichnung für das Göttliche bei den TobaBatak auf Sumatra (Indone­ sien). Der Begriff wird fast ausschließlich attributiv als Na­ mensteil der Götter verwendet: D. (→) Mula Jadi na Bolon oder D. (→) Batara Guru, wird jedoch oft weggelassen oder durch ›Ompu‹ (›Großvater‹) ersetzt. Warneck: Die Religion der Batak, Göttingen 1909. – Tobing: The structure of the Toba-Batak belief in the High God, Amsterdam 1956. – Sinaga: The Toba-Batak High God, St. Augustin 1981. – Winkler: Religion und Heilkunst der Toba-Batak auf Su­ matra, Köln 2006.

Decuma → Parzen Dedun (Dewden), ägypt. Gott, Herr und Spender des Weihrauchs. D. führt dem König die Völker und die Schätze der südlichen Länder zu. Er wurde hauptsächlich anthropomorph dargestellt, konnte aber – in Gleichsetzung mit →  Arsnuphis – auch Löwengestalt annehmen. LdÄR.

Deive, litauische Bezeichnung für ›Gottheit‹; verehrte Steine wurden deyves genannt. Nach der Christianisierung versteht man unter dem Wort eine heidnische Gottheit oder auch eine Fee.

Delling(r), bei den Germanen der ›Morgenstern‹ und Vater des Dag (Tag). Lindow: Norse Mythology, Santa Barbara 2001.

Delphynes → Python Dema-Gottheiten, von Jensen eingeführter Begriff für mythische Urzeitwesen, die in ›Altpflanzer‹-Kulturen als Kulturbringer kultisch verehrt werden. Sie nehmen eine Zwischenstellung zwischen Göttern und Menschen ein; angeblich verdanken die Menschen ihrem Tod die ersten Anbaupflanzen; besonders bekannt ist der Mythos von dem Mädchen → Hainuwele. Das Wort dema entstammt der Sprache der auf Neuguinea lebenden Marinda­ nim. Jensen: Die getötete Gottheit. Weltbild einer frühen Kultur, Stuttgart 1966. – van Baal: D. Description and analysis of Marind-Anim-Culture, Den Haag 1966. – Jensen: Mythos und Kult bei den Naturvölkern, ND München 1992. – Eliade: Geschichte der religiö­ sen Ideen 4, Freiburg 31997.

Demeter (Kurzform Deo), griech. Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin, Tochter des→ Kronos* und der → Rheia. Auf der Suche nach ihrer von →  Hades geraubten Tochter →  Persephone* wurde sie in ihrer Trauer von → Baubo erheitert

121

Demeter; Zeichnung nach einem Wandgemälde in Pompeji

und fand in Attika freundliche Aufnahme; zum Dank lehrte sie den Königssohn → Trip­ tolemos die Feldbestellung. Ähre und Mohn sind die ihr zugeordneten Pflanzen; in Megara und in Selinus (auf Sizilien) wurde die Göttin als ›Apfeltragende‹ (Malophoros) verehrt. Ihr Beiname Melissa (›Biene‹) weist auf die nährende, mütterliche Funktion. Nach Hesiod zeugte D. mit dem ersten Sämann Iasion den → Plutos, den Gott des Reichtums und den Inbegriff aller Gaben der Erde. Der Beiname Thesmophoros (›Bringerin der Satzungen‹) bezog sich zunächst auf die gesetzliche Ordnung im

Demeter häuslichen und ehelichen Leben. Bei D.s die Männer ausschließenden Hauptfest, den Thesmophorien, überwog der Fruchtbarkeitscharakter: Zur Förderung der Wachstumskräfte der Erde wurden lebende Ferkel, Schlangen und Pinienzapfen (die beiden Letzteren in phallischer Bedeutung) in die Höhle der D. geworfen. Die zu ihren Ehren in Eleusis abgehaltenen Mysterien fanden in einem nur den Eingeweihten zugänglichen Kultraum statt und waren mit strenger Schweigepflicht verbunden. Die Grundbedeutung des Theonyms ist unklar; gewöhnlich denkt man an eine Ableitung von ge-meter = ›Erdmutter‹. Die von den Römern der → Ceres gleichgesetzte Göttin wurde oft thronend dargestellt; als Attribute hat sie Zepter, Diadem und ein Bündel Ähren. Stiglitz: Die großen Göttinnen Ar­ kadiens, Wien 1967. – Hamp: The name of D. (Minos N 5/9, 1968). – v. Wilamowitz-Moellendorff: Der Glaube der Hellenen, ND Darmstadt 31973. – Richardson (Hg.): The Homeric Hymn to D., Oxford 1973. – Peschlow-Bindokat: D. und Per­ sephone in der attischen Kunst des 6. bis 4. Jh. v. Chr. (Jahr­ buch des Dt.  ­ Archäologischen Insti­ tuts 87, 1973). – Simon: Die Göt­ ter der G ­ riechen, München 41998. – LdAG. – Mastrocinque (Hg.): D., Isis, Vesta,  and Cybele: studies in

Deng 122 Greek and  Roman religion in honour of Giulia Sfameni Gasparro, Stuttgart 2012.

Deng, göttlicher Ahnherr der Dinka (im Sudan); er erzeugt mit seiner Keule den Blitz und bringt Regen und Fruchtbarkeit. In D. hat sich der Allgeist den Menschen geoffenbart. Leichardt: Divinity and experience: the religion of the Dinka, ND Oxford 1987.

Dercetius, im althispan. Galicien verehrter Berggott. Die indogerman. Stammsilbe derk bedeutet ›schauen‹. Deva (1), altindisch ›himmlisch‹, ›göttlich‹, im Vedismus allgemeine Bezeichnung für ›Gottheit‹; nach dem Rigveda gibt es 33 D.s. Im Hinduismus bezeichnen sie einen bestimmten altüberlieferten Götterkreis, der von den Volksgöttern wie → Shiva* oder → Vishnu* an Bedeutung überragt wird. Das Mahābhārata spricht von 3333 Göttern. Zu den D.s gehören die den Himmel beherrschenden → Ādityas, die → Rudras des Luftraumes und die der Erde zugehörenden →  Vasus. Während die ältere vedische Zeit die D.s noch als unsterblich betrachtete, stehen sie bereits nach dem Rig­ veda diesseits der Schöpfung.

Im Jinismus und Buddhismus sind die Götter ganz unter das Gesetz des Karman gestellt; zwar sind sie den Menschen an Macht, Schönheit und Vergeis­ tigung unendlich überlegen, aber sie sind wie diese sterblich und erlösungsbedürftig. In buddhist. Texten treten die D.s fast nur als Verehrer oder Diener → Gautamas auf, im Volksglauben können sie auch die Rolle von Glücksspendern, Nothelfern und Vorbildern auf dem Weg in höhere Seinsstufen annehmen. van der Linden: The concept of d. in the Vedic age, Utrecht 1954. – v. Glasenapp: Buddhismus und Gottesidee, Mainz 1954. – Moeller: D. (Die My­ thologie der vedischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Daniélou: The myths and gods of India, Roches­ ter 1991.

Déva (2), höchste Gottheit, Himmelsgott der Ngada auf Zentral-Flores (Ost-Indonesien) mit hindu-indones. beeinflusstem Namen. Von ihm bezogen alle Götter ihre übermenschliche Macht, darunter auch Nitu, die Erdgöttin, die ihm polar, aber auch ergänzend gegenübersteht. Beide gelten als die Urstammeltern der Ngada, die heute kathol. Glaubens sind. Arndt: Der Hinduismus der Ngadha (Folklore Studies 17, 1958). – Arndt:

123 Totenfeiern und -bräuche der Ngadha, Tod und Jenseitsvorstellungen (Anthro­ pos 54, 1959). – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976. – Forth: Be­ neath the volcano: religion, cosmology and spirit classification among the Nage of eastern Indonesia, Leiden 1998.

Devaki → Krishna Devaputra (›Göttersohn‹), im Buddhismus Bezeichnung der nicht mit Namen aufgeführten (niederen) Götter; verschiedentlich auch in abwertendem Sinne für die hinduist. Götter verwendet. Devel (oder Del), bei den Roma Bezeichnung für das höchste Wesen. Mit dem Christentum in Berührung gekommen, wird unterschieden zwischen baro bzw. phuro devel (›großer‹ bzw. ›alter Gott‹) und tikno oder tarno devel (›kleiner‹ oder ›junger Gott‹), Letzterer ist Christus. Das Wort devel ist auf das aus der Sanskritsprache stammende → Deva (›Gott‹) zurückzuführen. Berger: Gott (Mythologie der Zigeuner, WdM 5).

Deven, zu den Geistern gehörende Wesen im armen. Glauben, den iran. → Daēvas entsprechend. Sie galten als unsterblich, in Ruinen wohnend und sich den Menschen in verschiedenen Gestalten

Dewi Sri offenbarend. Eine besondere Art sind die → Ays. Nach der Christianisierung diente das Wort Dev zur Bezeichnung der alten ­Götter. Ishkol-Keropian: Mythologie der vor­ christl. Armenier (WdM 4).

Devī, in den indischen Religionen Bezeichnung der weiblichen Gottheiten; sie verkörpern Naturerscheinungen (z.B. → Ushas) oder sind himmlische Hypostasen (z.B. → Vac). Einfach als D. bezeichnet man die Gattin → Shivas*, gewöhnlich → Durgā* oder Mahādevī (›große Göttin‹) genannt; in ihrem freundlichen Aspekt erscheint sie wie eine Braut geschmückt, in ihrem schrecklichen, todbringenden Aspekt sind ihr Schlangen und eine Schädelkette zugeordnet. Im Volksglauben ist die D. schlicht die Mutter (ambā) der Welt, die mit zahlreichen Lokalgöttinnen identifiziert werden kann. Unter dem Namen Ambā gilt sie heute als besonderer Aspekt der → Ambikā, die in der bildlichen Darstellung ein Kind (bāla) trägt. Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Schleberger: Die indische Götterwelt, München 21997.

Dewi Sri, die auf Java (Indonesien) in hohem Ansehen stehende Reisgöttin, die in

Dhanvantari 124 altindones. Zeit zurückreichen dürfte. Appel: D. und die Kinder des Putut Jantaka, München 1991.

Dhanvantari, vedischer Arztgott, Lehrer der medizinischen Wissenschaft; sein Beiname Sudapani bedeutet ›der Nektar in seinen Händen trägt‹. Williams: Handbook of Hindu my­ thology, Oxford 2008.

Dharam, bei den nordindischen Juang der Name des in der Regel mit der Sonne identifizierten Hauptgottes; mit ihm zu vergleichen ist der Gott Dharmes bei den Oraon (Zentralindien und Bangladesh) – die beiden Theonyme sind auf den vedisch-hinduist. → Dharma zurückzuführen. Aus D.s Achselhöhle kam ein Tigerpaar hervor, dessen Kinder die ers­ ten Menschen waren. Dash: Art and culture of the Juang, Bhubaneswar 1992. – Gosh: The world of the Oraon: their symbols in time and space, New Delhi 2006.

Dharana → Pārshva Dhāranī (auch Dhārinī, ›die Haltende‹), im Buddhismus zunächst Name bestimmter kurzer, magischer Texte, zum Teil Schutzsprüche gegen Dämonen. Später wurden einzelne D.s als Göttinnen personifiziert (so z.B. die → Pañ­ca­

rak­shā), die dem Eingeweihten durch Lautmagie helfen, mit bestimmten Gottheiten in Kontakt zu treten. Hauer: Die D. im nördlichen Buddhis­ mus, Stuttgart 1927. – Bernhard: Zur Entstehung einer D. (ZMDG 117, 1967). – Castro-Sánchez: The Indian Buddhist D., Sunderland 2011.

Dharma (im Rigveda Dhar­ man), zunächst Bezeichnung des inneren ›Gesetzes‹ (dhar­ ma), das das Handeln bestimmt, dann Personifikation dieses Gesetzes. D. wird zu einer Art → Prajāpati, Weltschöpfer. Besonders in Bengalen wird D. als Gott der Gerechtigkeit verehrt. Als Dharmarāja mit blauer Hautfarbe und mit Keule tritt er an die Stelle von → Yama. Hiltebeitel: D.: Its early history in law, religion, and narrative, New York u.a. 2011.

Dharmadhātuvāgishvara, eine Form des Bodhisattva → Mañ­ jushri*. Er ist weißhäutig, viergesichtig, achtarmig und sitzt in der Positur der Anmut auf einem Mond über einem doppelten Lotos. In seinem eigenen Mandala wird er → Mañjugosha genannt. Die Namensform D. besteht aus den zwei Wörtern dharmadhatu (›die Wurzel des Dharma‹, d.i. des Gesetzes) und vagishvara (›Herr des

125

Dhyāni-Bodhisattvas

Wortes‹). Als Vagishvara hatte er im indischen Buddhismus → Saras­vati zur Gattin. Dharmapāla (›Beschützer  der Lehre‹, chines. Hu-fa), im Buddhismus, besonders in Tibet, Gottheiten, die die Gläubigen vor bösen Dämonen schützen sollen. Auch die →  Ca­turmahā­rājas können in dieser Funktion auftreten. Die Beschützer der Lehre finden sich gewöhnlich in der Achtzahl: → Yamāntaka, → Shridevi, der nur selten dargestellte Sitabrahman (›der weiße Brahman‹), → Beg-tse, →  Yama, →  Kubera, →  Mahākāla und → ­Ha­yagrīva*. Getty: The Gods of Northern Bud­ dhism, New York 1988. – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 4 2001. – Kalsang: The guardian dei­ ties of Tibet, Delhi 32003.

Dhrtarāshtra (im Pali Dhatarattha, in China Chi-guo), einer der vier buddhist. Welthüter (→ Caturmahārājas). Er bewacht den Osten, die ihm zugeordnete Farbe ist Weiß, er hält eine Mandoline und ist Herr über die göttlichen Musikanten (→ Gandharvas). Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

Dhruva (›der Beständige‹), in der indischen Mythologie der Polarstern, der Göttergrup-

pe der → Vasus zugehörig. In der vedischen Zeit wurde der Polarstern im Hochzeitsritual als Sinnbild der Beständigkeit angerufen. Dhvajāgrakeyūrā (›Ring an der Fahnenspitze‹), buddhist. Göttin, die in einer blauen (dreiköpfigen) und einer gelben (vierköpfigen) Form vorkommt. Die blaue Form hält in ihren vier Händen Schwert und Schlinge (rechts) sowie einen mit einem Vajra ver­ sehenen  Stab und ein Rad (links). Ihr rotbraunes Haar steht ab und ist mit fünf eingetrockneten Schädeln geschmückt; sie trägt ein gelbes Gewand, der Unterkörper wird von einem Tigerfell bedeckt. Die Fahne bzw. Standarte (dhvaja) im Namen der Göttin symbolisiert den Sieg der Buddhalehre. Grönbold: D. (Die Mythologie des in­ dischen Buddhismus, WdM 5).

Dhyāni-Bodhisattvas, die fünf meditativen, weltschöpferischen Potenzen, auch transzendente Bodhisattvas genannt. Das Wort dhyāna bedeutet ›Meditation‹. Die D. zeichnen sich durch Erleuchtung (bodhi), Weisheit (prajnā) und Mitleid (karunā) aus und gelten als geistige Söhne der fünf → Dhyāni-Buddhas. Ihre

Dhyāni-Buddhas 126 Namen sind: → Samantabhad­ ra (›ringsum Segensreicher‹), → Vaj­rapāni* (›Donnerkeilträger‹), → Ratnapāni (›Träger des Kleinods‹), → Avalokiteshvara* und → Vishvapāni (›in dessen Hand alles ist‹). Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

Dhyāni-Buddhas, die fünf aus dem Urbuddha (→ Ādi­ buddha) entstandenen, ›meditierenden‹ → Buddhas*, die durch bestimmte Himmelsrichtungen, Farben, Jahreszeiten, Zauberformeln und Lautgruppen des indischen Alphabets charakterisiert werden. Im Einzelnen sind es: →  Vairocana, → Akshobya, →  Ratnasambhava, → Amitābha und → Amoghasiddhi. Diese himmlischen Buddhas sind gewissermaßen der Dharmaleib, während die auf Erden erscheinenden, fünf ›menschlichen‹ Buddhas unseres Weltzeitalters ihr zugehöriger Erscheinungsleib sind. Statt des in den originalen Quellen nicht belegten Ausdrucks D. setzt sich immer mehr die Bezeichnung → Tathāgata (›Vollendete‹) durch, oder man spricht von den transzendenten Buddhas. In Nepal werden oft alle fünf nebeneinander dargestellt, zwischen ihnen die acht buddhist.

Glückszeichen. In den tibetischen Totenbüchern (Bardo Thödol) bezieht sich die Lehre von den fünf Tathāgatas auf die Möglichkeit zur Läuterung des Bewusstseins im irdischen Leben wie zur Erlangung von Erlösung über den nach-tödlichen Zwischenzustand (bardo). Saunders: A note on Śakti and D. (HR 1, 1961). – Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5). – Lauf: Geheimlehren tibetischer Totenbücher, Braunschweig 41994.

Diána (1), altitalische Göttin der Wälder; in Rom und La­ tium wurde sie auch als Beschützerin der Jungfräulichkeit und als Mondgöttin verehrt. Ihr Name lässt sich von diviana (›die Leuchtende‹) ableiten. Als latinische Bundesgöttin hatte

Diana als Jägerin; röm. Mosaik aus Utica (Tunesien), 2. Jh. n. Chr.

127 sie einen Tempel auf dem Aventin. Als Jagd- und Waldgöttin ist D. in das kurze Jagdgewand gekleidet und führt Bogen und Köcher mit sich; in ihrer Funktion als Mondgottheit erscheint sie in langem Gewand und mit Schleier, auf dem Scheitel den Halbmond, in den Händen Fackeln. Die aus dem griech. Mythos bekannten Erzählungen von der göttlichen Jägerin → Artemis* wurden von den Römern auf D. übertragen. Außerhalb Italiens wurden verschiedene lokale Göttinnen mit ihr gleichgesetzt, so → Abnoba und → Arduinna. Altheim: Griech. Götter im alten Rom, ND Gießen 1980. – ER 4. – FischerHansen (Hg.): From Artemis to D.: the goddess of man and beast, Copenhagen 2009.

Diana (2), im geistlichen Schrifttum des Mittelalters erwähnte dämonische Gestalt in ähnlicher Bedeutung wie die → Bercht oder die Frau → Holle. Sie geht auf die noch im 5. und 6. Jh. unter der Landbevölkerung als Göttin des Waldes und des Feldes verehrte → D. (1) zurück und wurde später als Göttin der Hexen verstanden. Des Nachts zieht sie mit einem Schwarm teufelsbündlerischer Weiber umher. Baroja: Die Hexen und ihre Welt, Stuttgart 1967.

Dieva dēli Diána von Ephesus (Artemis von Ephesos), in vorgriech. Zeit zurückreichende Muttergottheit Kleinasiens, die, insbesondere in Bezug auf den Fruchtbarkeitsaspekt, in die Gestalt der → Artemis* einging. Die Vielbrüstigkeit – daher D. multimammia – kennzeichnet sie als Allernährerin. Die sie bedeckenden Tierbilder sind ein Relikt aus der Zeit, als die Göttin Herrin der Tiere (potnia theron) war. Die Bezeichnung D. kam erst in der röm. Kaiserzeit auf. Heinzel: Zum Kult der Artemis von Ephesos (Jahreshefte des Österr. Archäo­ log. Instituts 50, 1972–73). – Muss (Hg.): Die Archäologie der ephesischen Artemis, Wien 2008. – Rogers: The mysteries of Artemis of Ephesos, New Haven 2012.

Dian Cecht, im alten Irland verehrter Arztgott, der auf wunderbare Weise Verletzte zu heilen und Tote wieder zum Leben zu erwecken vermag. Dem Gott → Nuadu hat er die im Kampf verlorene Hand durch eine künstlich angefertigte aus Silber ersetzt. Koch: Celtic culture 2, Santa Barbara u.a. 2006.

Dieva dēli (›Gottessöhne‹), im Mythos der Letten zwei, manchmal drei himmlische Wesen, Söhne des Himmels-

Dievini 128 gottes → Dievs. Sie mähen die Himmelswiesen, auf denen die Sonnentöchter (→ Saules meitas) das Heu zusammenharken. In der Badestube des Himmels gießen sie das Wasser auf die erhitzten Steine. Ström/Biezais: German. und baltische Religion, Stuttgart 1975.

Dievini, bei den Letten niedere Gottheiten, denen die Obhut des Hauses anvertraut ist. Das lettische diev (›Gott‹) lässt sich wie auch das litauische → Deive auf eine indogerman. Sprachwurzel deiwos für ›Himmel‹ zurückführen. Dievs, lettischer Himmelsgott, der in der Überlieferung wie ein himmlischer Großbauer erscheint. Er trägt eine Mütze und einen Säbel am Gürtel, reitet hoch zu Ross, kann aber auch in einem Wagen fahren. Ausführlich wird im Mythos beschrieben, wie er und auch seine Söhne (→ Dieva dēli) als Freier der Sonne (→ Saule) und ihrer Töchter auftreten. Biezais: Die Gottesgestalt der lett. Volks­ religion, Uppsala 1961. – Balys/Biezais: Baltische Mythologie  WdM 2).

Dii Mauri, die in latein. Inschriften Nordafrikas erwähnten ›maurischen Götter‹, die fast immer anonym bleiben; sie galten als ›heilbringend‹ (sa­

lutares), ›unsterblich‹ (immorta­ les) und ›erhaben‹ (augusti). Díke (griech. ›Weisung‹), Personifikation der Gerechtigkeit, zu den → Horen gehörend. Der Dichter Aischylos lässt das Glück des Frevlers am Felsen der D. Schiffbruch erleiden; nach Parmenides hat sie die Schlüssel zum Tor zwischen Tag und Nacht. Eine andere Überlieferung berichtet, dass D. im Eisernen Zeitalter, als die Menschen die Gesetze nicht mehr achteten, in den Himmel entflohen ist, wo sie zum Sternbild der Jungfrau wurde, von den Römern Astraea genannt. DNP 3.

Dimme, sumerische Dämonin des Kindbettfiebers und der Säuglingskrankheiten, oft ›Tochter des → An‹ genannt. Sie entspricht der akkadischen → Lamaschtu. Diomédes, einer der bekanntes­ ten griech. Helden im Kampf um Troja, der ursprünglich ein alter Kriegsgott in Argos gewesen sein dürfte. Dies macht es auch verständlich, dass er in der Ilias als ebenbürtiger, ja teils überlegener Gegner im Kampf gegen → Ares und →  Aphrodite auftritt. D. gilt als Gründer mehrerer griech. Städte in

129 Süd­italien, wo er später als Gott verehrt wurde. LdAG. – Dierichs: Die Helden, ihre Frauen und Troja, Darmstadt 2012.

Dione, in der griech. Landschaft Epiros als Gemahlin des → Zeus* verehrte Göttin. Nach Hesiod gehörte sie zu den →  Okeaninen und war damit eine Wassergöttin. Ihr dürfte die Taube zugehörig sein, auf die die Gründung des Orakels von Dodona zurückgeführt wird. Nach Homer ist → Aphrodite die Tochter der D. DNP 3.

Dionysos, griech. Gott der Fruchtbarkeit, des Weines und des Rausches. Der Name wird als ›Sohn des Zeus‹ gedeutet. Ursprünglich war D. in Thra­ kien und/oder Kleinasien beheimatet; sein zweiter Name Bakchos (lat. → Bacchus) dürfte lydischer Herkunft sein.

Dionysos Dem Mythos nach starb seine Mutter → Semele*, als ihr Liebhaber → Zeus* sich ihr in seiner göttlichen Gestalt als Blitzstrahl zeigte; das Kind nähte sich Zeus in sein Bein, woraus es drei Monate später geboren wurde. D. hat verschiedene Beinamen, so ist er Bromios (›der Tosende‹) und Lyaios (›der Löser‹), der die Menschen von Sorgen befreit. V.a. aber ist er der Gott, der den Weinstock geschaffen hat und Milch und Honig aus der Natur hervorkommen lässt. Sein Kult war lärmend und mit Ekstase und Orgiasmus verbunden. Die von seiner Gewalt erfüllten Frauen (Mänaden, Bakchen) zogen mit Fackeln und Thyrsosstäben tanzend durch die Wälder. Der efeu- und rebenumwundene Thyrsosstab war des Gottes Hauptattribut; theriomorph dachte man ihn sich als Bock

Dionysos-Prozession auf einem röm. Marmor-Sarkophag, 260–270 n. Chr.

Dioskúren 130 oder Stier (beides Symbole animalischer Fruchtbarkeit). Bei dionysischen Prozessionen wurde ein Phallos mitgetragen. D. galt als sterbender und wiederauferstehender Gott,  des­ sen Wiedergeburt als Liknites, Gottkind in der Getreideschwinge (liknon), alle zwei Jahre auf dem Parnass gefeiert wurde. In Athen wurde sein Einzug auf einem Schiffskarren als Rückkehr aus der Unterwelt aufgefasst. In der späteren Orphik wurde er mit → Zagreus gleichgesetzt. Nilsson: The Dionysiac Mysteries of the hellenistic and roman age, Lund 1957. – McGinty: Interpretation and D. Method in the Study of a God (Waardenburg [Hg.]: Religion and Reason), The Hague 1978. – Carpenter/Faraone: Masks of D., Ithaca 1993. – DNP 3. – Baeumer: D. und das Dionysische in der antiken und dt. Literatur, Darmstadt 2005. – Sea­ ford: D., London 2006. – Schlesier/ Schwarzmeier/Laurentius (Hg.): D.: Verwandlung und Ekstase, Regensburg 2008. – LdAG.

Dioskúren (griech. Dioskuroi, ›Söhne des Zeus‹), das Brüderpaar → Kastor und Polydeukes, das einem bei den Indogermanen weitverbreiteten Zwillings­ typus entspricht: in Indien die → Ashvins, bei den Germanen die → Alcis. Sie kehrten bei den Menschen ein und kamen ihnen in der Schlacht und in

Seenot zu Hilfe. In kosmischer Funktion – als Himmelssöhne – wurden sie in Tiergestalt gedacht, bei den Griechen wurden sie leukippoi (›weißrossig‹) genannt. Außerdem ist ihre Verbindung mit dem Astralkult anzuführen (Sternbilder der Zwillinge, Gemini). Rosenfeld: German. Zwillingsgottkult (Märchen. FS v. der Leyen), München 1963. – Ward: The Divine Twins (Folklore Studies 19, 1968). – Hoops/ Beck (Hg.): Reallexikon der german. Altertumskunde 4, Berlin 21984. – Geppert: Castor und Pollux. Untersu­ chungen zu den Darstellungen der D. in der röm. Kaiserzeit, Münster 1996. – Simek: Lexikon der german. Mytho­ logie, Stuttgart 32006. – LdAG.

Dipā → Pujādevatās Dīpamkara (›Anzünder der Leuchte‹), ein → Gautama vorausgehender Buddha, der besonders in Nepal verehrt wird. In Ostasien war die Darstellung dreier → Buddhas* beliebt: D. für die vergangenen Weltalter, Shākyamuni (= Gautama) für das gegenwärtige und →  Maitreya für das zukünftige. Der chines. Name für D. ist → Ran-deng-fo. Disane, bei den Nuristani des Hindukusch die Göttin der Fruchtbarkeit, die aus der rechten Brustseite des Weltschöpfers → Imra entsprungen ist.

131 Jettmar: Die Religionen des Hindu­ kusch, Stuttgart 1975.

Discórdia → Eris Disen (altnord. Disir, althochdt. Idisi), Kollektivbezeichnung für german. (Fruchtbarkeits-?) Gottheiten in weiblicher Gestalt. An Vegetationsgottheiten erinnert das in Norwegen am Winteranfang vollzogene D.-Opfer (disablot); in ihrer Funktion als Geburtshelferin trägt →  Freya* den Namen ›Dis der Vanen‹ (Vanadis); das angelsächs. Fest mōdraniht (›Mütternacht‹) deutet auf einen Zusammenhang mit dem Matronenkult (→ Matres). Bei den Westgermanen übernahmen die Idisen die Rolle von Schicksalsfrauen und Kampfgottheiten (so auch im 1. Merseburger Zauberspruch). In der Edda werden → Walküren* und → Nornen auch als D.­ bezeichnet. Brate: D. (Zeitschrift für dt. Wort­ forschung 13, 1911–12). – Turville: Myth and Religion of the North, London 1964. – de Vries: Altgerman. Religionsgeschichte, Berlin 31970. – Hoops/Beck (Hg.): Reallexikon der german. Altertumskunde 5, Berlin 2 1984. – Simek: Religion und Mytho­ logie der Germanen, Stuttgart 2003. – Simek: Lexikon der german. Mytho­ logie, Stuttgart 32006. – LdAG.

Dis Páter, röm. Gott der Unterwelt und Spender des Reich-

Diva Angerona tums. In Rom wurde er zusammen mit Proserpina (→ Persephone*) verehrt. Ihm waren die alle hundert Jahre zu feiernden ludi Tarentini geweiht. Sein Kult hatte Sühnecharakter, das Opfertier war ein schwarzer Stier. D. entspricht dem griech. Plutos (→ Hades). Diti, altindische Göttin, die Geberin der gewünschten Gabe. Um ihre von → Indra erschlagenen oder verbannten Söhne (→ Daityas) zu rächen, wollte sie einen Sohn gebären, der Indra töten sollte, doch dieser spaltete den Embryo in sieben Teile, die zu den → Maruts wurden. Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Dius Fidius, röm. Schwurgott, eigentlich die Verselbständigung einer Funktion des → Jupiter. Die coelare Beziehung zeigt sich darin, dass man nur unter freiem Himmel bei ihm schwören durfte. Diva Angerona (auch kurz Angerona genannt), röm. Göttin, deren ungeklärter Name verschiedentlich aus dem Etruskischen hergeleitet wird. Die röm. Gelehrten erblickten in ihr eine Schutzgottheit, die die Ängste (angoras) oder die Angina vertreibt. Ihr Fest (Divalia)

Divus 132 wurde zur Zeit der Wintersonnenwende, am 21.  Dezember, gefeiert. DNP 1.

Divus (lat. ›der Göttliche‹), in der röm. Spätzeit ein menschliches Wesen, das nach seinem Tod zu einer Staatsgottheit erhoben wurde; so wurde Caesar als ›D. Iulius‹ verehrt; oft wurde der aus dem Griech. stammende Beiname Soter (›Heiland‹) hinzugefügt. Kaiser Aurelian ließ sich schon zu Lebzeiten do­ minus et deus (›Herr und Gott‹) nennen. Diwe, im iran. Märchen vorkommende, riesenhafte Menschenfresser mit Tiergesichtern und Hörnern; sie können aber auch andere Gestalten annehmen, z.B. die eines schwarzen Esels. Die D. sind von Gott aus dem Rauch des ersten Feuers erschaffene Dämonen. Der Name D. (Dive) geht auf die → Daēvas zurück. Di-ya und Tian-long (Ti-ya und T’ien-lung), chines. Götterpaar, einerseits Diener des Literaturgottes → Wen-chang, andererseits sollen aus ihrer Vereinigung alle Kreaturen hervorgegangen sein. Während T.s Name auf den Himmel (tian) weist, findet sich D.

auch unter dem Namen Di-mu (›­Erd­mutter‹). Di-zang (Ti-tsang P’u-sa, auch Di Dsang transskribiert), chines. → Bodhisattva und Herrscher über die Hölle, aus der er die Menschen zu retten versucht. Damit ist er eine Art Seelengeleiter, der den ihm sich Anvertrauenden an das Ufer der Weisheit bringt. Ursprünglich dürfte D. eine Erdgottheit gewesen sein. Dargestellt wird er als Mönch mit einem Metallstab, der ihm die Tore zur Hölle öffnet; in der linken Hand hält er das wunscherfüllende Juwel, das die Qualen der Verdammten lindert. Im Sanskrit entspricht ihm → Kshi­ tigarbha. de Visser: The Bodhisattva Ti-tsang (Jizo) in China and Japan, Berlin 1914. – Meier: Ti-tsang-p’u-sa (Die Mythologie des chines. Buddhismus, WdM 4).

Djall, Name des Teufels in Albanien, sprachlich von lat. dia­ bolus abzuleiten. Ein anderer Name für ihn ist Dreqi vom lat. draco (›Drache‹, ›Schlange‹). Djamar, Schöpfergott bei den in Nordwest-Australien lebenden Aborigines. Nachdem er sich aus dem Meer erhoben hatte, ruhte er sich drei Tage – an einen Baum gelehnt – aus.

133

Dolichénus

Später diente ihm sein eigenes Blut als Nahrung (ritueller Trank). Das erste von ihm angefertigte Schwirrholz flog zum Himmel, wo es in der Gewalt der Toten bleibt.

umwobenen Landes Dabeiba (in Kolumbien). Wenn sie wütend ist, vernichtet sie die Ernten; angeblich wurden vor ihrem Bildnis geopferte Sklaven verbrannt.

Worms: D., The Creator (Anthropos XLV, 1950). – Eliade: Australian Re­ ligions, Ithaca 21977.

Dohitt → Keri

Djanggawal, der mythische Stammvater der östlichen Aborigines im Arnhemland (Aus­ tralien). Zusammen mit seinen beiden Schwestern kam er von der Toteninsel Baralgo auf das Festland und berührte mit den heiligen Rangastäben (Phallussymbole) die Erde, wodurch Bäume, Pflanzen und Tiere entstanden. Die mit ihrem Bruder im Inzest lebenden Schwestern – oft ebenfalls D. oder Djanggawul genannt – stellen eine doppelte Manifestation der Fruchtbarkeitsmutter dar.

Dolichénus, syrischer Wetterund Kriegsgott (dem → Baal*, 1, ähnlich), dann Beiname des in der nordsyrischen Stadt Doliche verehrten → Zeus*. Röm. Soldaten verbreiteten seinen nunmehr auf → Jupiter übertragenen Kult über Kleinasien bis in die Donauländer. Dargestellt wurde D. als bärtiger

Koepping: Australier. Arnhem-Land (Müller [Hg.]: Menschenbilder frü­ her Gesellschaften), Frankfurt/Main 1983. – Berndt: D. An aboriginal religious cult of north-eastern Arnhem Land, ND London 2004.

Djebauti (Zebauti), ägypt. Lokalgott in Gestalt eines Reihers, der auf einer Stange hockt. Er ging später im Falkengott → Horus* auf. Dobeiba, Gewittergöttin des zur Konquistadorenzeit sagen-

Statue des Jupiter Dolichenus, 3. Jh. n. Chr.

Domovoj 134 Mann auf dem Rücken eines Stieres stehend, seine Attribute sind Doppelaxt und Blitz­ bündel. Kan: Juppiter D. Sammlung der In­ schriften und Bildwerke, Leiden 1943. – Speidel: Jupiter D. Der Himmelsgott auf dem Stier, Stuttgart 1980. – Hörig: Iupiter D. (Aufstieg und Nieder­ gang der röm. Welt, FS Vogt), 1984. – Blömer/Winter (Hg.): Iuppiter D.: vom Lokalkult zur Reichsreligion, Tübingen 2012.

Domovoj, bei den Russen aus den Totenseelen entstandene Geister, die die Familie und das Vieh beschützen; der Namensteil dom bedeutet ›Haus‹. Don, walisische Göttin, Mutter von → Amaethon, → Govannon und → Gwydion. In gewisser Hinsicht entspricht sie der irischen Göttermutter → Danu. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Donbittir, bei den Osseten (im Kaukasus) der Herr über die Gewässer und die Fische, deshalb von den Fischern angebetet. Dong-yo Da-di (Tung-yo Tati, ›Großer Kaiser vom östlichen Gipfel‹), in der chines. Mythologie der Helfer des Himmelsgottes → Yu-di. Er ist eine Art Minister in der Himmelsregierung; zu seinem Res-

sort gehört die Aufsicht über alle Teilbereiche des menschlichen Lebens. Bei D. werden die Geburts- und Sterbedaten aller Geschöpfe festgelegt. Roberts: Chinese mythology A to Z, New York 2004.

Doris → Okeaninen Dou-mu (Tou-mu), taoistische Göttin des Mitleids, deren Name ›Mutter des Großen Wagens‹ bedeutet. Sie wird auf einem Lotosthron sitzend dargestellt, achtarmig und mit vier Köpfen. In vielen taoistischen Tempeln sind D. ganze Hallen geweiht. Unter dem Namen Tian-mu ist sie Mutter des Himmels und hat neun Himmelssöhne. Behrsing: Tou-mou, eine chines. Him­ melsgöttin (Ostasiat. Zeitschrift 27, 1941). – Fowler: An introduction to the philosophy and religion of Taoism, Brighton 2005.

Druden (Truden, von got. tru­ dan, altnord. trotha = ›treten‹, ›stoßen‹), besonders in Süddeutschland und Österreich verbreitete Bezeichnung für weibliche dämonische Wesen, die im Schlaf ängstigen (darin dem → Alp* ähnlich) oder bösen Zauber treiben. Das Wort Trute (mittelhochdt. ›Gespenst‹) wird zu einem Syno­ nym für ›Hexe‹. Als Schutzmittel gegen die bösen Geister

135 dient im Volksglauben der D.Fuß (Pentagramm). Schopf: Hexen, D. und Durandl: Geis­ter- und Landschaftssagen aus dem Dreiländereck Bayern, Böhmen und Österreich, Riedlhütte 2005.

Drug, in der Form Druh wahrscheinlich schon in altindischer Zeit (Rigveda) eine Dämonenklasse. In den iran. Religionen als ›Lüge‹ dem → Ahriman zugeordnet, zu dessen Hypos­ tase sie wird. Sie wohnt in einer finsteren Höhle. D. kann auch einfach ›Lügendämon‹ be­deuten. Colpe: D. (Altiran. und zoroastr. My­ thologie, WdM 4).

Dryaden (griech. drys = ›Eiche‹), in Bäumen leben­ de, weibliche Naturdämonen (→ Nym­phen) der griech. Mythologie. Das Lebensschicksal der Baumnymphen ist eng mit dem ihres Baumes verknüpft. Dschingis Chan (Tschingis Chan), der historische Mongolenherrscher wurde als Ahnengeist vergöttlicht und schließlich zum Schutzgott des mongolischen Lamaismus. In einer mythisierenden Überlieferung erscheint er als Verkörperung des → Qormusta. Lüdtke: Die Verehrung TschingisChans bei den Ordos-Mongolen (ARW 25, 1927). – Ratchnevski: D.: sein Leben und Wirken, Wiesbaden 1983.

Duamutef Dschinn, bis in vorislam. Zeit zurückreichende Bezeichnung für dämonische Wesen. Ursprünglich galten die ǧinn als Naturgeister, aber auch als Verursacher von Besessenheit; eine eigene Klasse der D. sind die → Ghul. Die bösen Geister spielen nicht nur im Koran, sondern auch in Märchenerzählungen (so in 1001 Nacht) eine wichtige Rolle. Nach einer Überlieferung sollen sie König Salomon bei seinem Tempelbau geholfen haben. Zbinden: Die D. des Islam und der altoriental. Geisterglaube, Bern 1953. – Beltz: Die Mythen des Koran, Düsseldorf 1980. – Jolin: The jinn in the Qur’an and in popular Islam (Mc­ Gill Journal of Middle east Studies 3, 1994–95). – Maier: Koran-Lexikon, Stuttgart 2001.

Dua, ägypt. Gott; der Name wird als ›der Morgendliche‹ gedeutet. Er ist ein Gott der Toilette, der des Königs Gesicht wäscht und rasiert. Nach den Pyramidentexten wirkt er auch bei der sog. Mundöffnung mit, bei der dem Toten durch einen magischen Ritus der Gebrauch seiner Organe zurückgegeben werden soll. LdÄR.

Duamutef (›der seine Mutter preist‹), einer der vier Söhne des → Horus*, denen der

Duillae 136 Schutz der Leiche anvertraut war. Der Magen des Verstorbenen gehörte zum Ressort des schakalköpfigen D. Von den Himmelsrichtungen war diesem der Osten zugeteilt. LÄ 1. – LdÄR.

Duillae, althispan. Göttinnen in der Zweizahl; es waren Naturgottheiten, Schutzherrinnen der Vegetation. Man dachte auch schon an eine ähnliche Bedeutung wie bei den gallischen → Matres. Dumuzi (sumerisch ›rechter Sohn‹), meistens in der hebräisch und aramäisch überlieferten Form Tammuz genannt. Altmesopotam. Vege­ tationsgott, das männliche Naturprinzip repräsentierend (wie→ Ischtar das weibliche). Einer seiner Beinamen ist Ama’uschumgal (›dessen Mutter ein Drachen des Himmels ist‹). D. galt als Geliebter und Gemahl der → Inanna, die ihn den Dämonen der Unterwelt preisgab, wo er als König herrscht. Der Abstieg in die Unterwelt und seine Rückkehr symbolisieren das Absterben und Wiederaufblühen der Vegetation. Mehrere Überlieferungen berichten, wie D. zwischen Bäumen und Schilfrohr in der Wüste gesucht wird

und schließlich im Triumph ›aus dem Fluss‹ zurückkehrt; dabei kann er den Namen des an sich eigenständigen Gottes →  Damu annehmen. Der Tammuz-Kult war auch außerhalb Mesopotamiens verbreitet (vgl. Ezechiel 8,14). Moortgat: Tammuz. Der Unsterblich­ keitsglaube in der altoriental. Bild­ kunst, Berlin 1949. – Jacobsen: To­ ward the Image of Tammuz (HR  1, 1961). – Kramer: The Death of D. A New Sumerian Version (Anato­ lian Studies 30, 1980). – Fritz: »… und weinten um Tammuz«, Münster 2003. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Dumuziabzu (sumerisch ›rechtes Kind des Abzu‹, → Apsu), altmesopotam. Göttin, die in altbabylon. Zeit der Gruppe um → Enki* zugeordnet wurde. Sie war v.a. Stadtgöttin von Kinirscha. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Dur, kassitischer Gott, der dem babylon. Unterweltsgott → Nergal entspricht. Durgā (altindisch ›die schwer Zugängliche‹), indische Göttin vom Typ der Großen Mutter, besonders von den breiten Volksschichten in Bengalen, Assam und Dekhan verehrt; ­in religiös-philosophischer Spe­ kulation gilt sie ganz ­ einfach

137

Dusares Schutzgöttin der Königsdynas­ tie. Die verschiedenen Namen bezeichnen ursprünglich selbständige Gottheiten, die mit dem Kult der D. verschmolzen. Ihr Hauptfest (Durgāpūjā) wird im September/Oktober gefeiert. In der Kunst wird D. häu­ fig  als auf einem Löwen reiten­ de Mahishā(sura)mardinī ­ dar­ gestellt, d.h. als Überwinderin des dämonischen → Mahishā.

Durga mit dem Büffeldämon in seiner menschlichen Gestalt, der sie um Gnade anfleht; 10. Jh.

als der weibliche Urgrund des Seins, aus dessen Kraft (→  Shakti) heraus sich der Gott → Shiva*, ihr Gemahl, zur Welt entfaltet und in ihr wirksam wird. Bei den An­ hängern von → Vishnu* gilt D. als Shivas Schwester. In ihrem freundlichen Aspekt erscheint die Göttin als → Gauri, schenkt die Nahrung als Annapurna (mit Reisschale und Löffel dargestellt); in ihrem schrecklichen Aspekt erscheint sie als Candi (›die Grausame‹), Bhairavi (›die Schreckliche‹) und als → Kāli* (›die Schwarze‹). Schließlich ist sie auch → Tārā (›die Erlö­ serin‹) und verschmilzt mit der → Pārvati. In Nepal ist sie unter dem Namen Taleju die

Harle: D., goddess of victory (Artibus Asiae, 1964). – Kinsley: Indische Göt­ tinnen, Frankfurt/Main 1990. – Bandyopadhyay: Mother Goddess D., Kalkutta 1993. – Modler: D. (Die My­ thologie der vedischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Pal: Goddess D. The power and the glory, Mumbai 2009. – Amazzone: Goddess D. and sacred female power, Lanham 2012.

Dusares (Dusch-Schara), der Hauptgott der Nabatäer. Der Name bedeutet ›der (Gott) von esch-Schara‹, d.i. die Gegend zwischen dem Roten und dem Toten Meer. In hellenist. Zeit wird er dem griech. → Dionysos* gleichgesetzt und mit einem Weinstock dargestellt. Ursprünglich war ein schwarzer Stein in Petra das Kultbild des D.; ihm geweihte Tiere waren der Panther und der Adler. Seine angeblich jungfräuliche Geburt wurde am 25. Dezember gefeiert, was auf eine sola-

Dvārapāla 138 re Bedeutung schließen lassen könnte. Höfner/Merkel: D. (Die Stammes­ gruppen Nord- und Zentralarabiens, WdM 1). – Healey: The religion of the Nabataeans, Leiden u.a. 2001.

Dvārapāla (Sanskrit, ›Torwächter‹), buddhist. Gottheiten, die in den Mandalas die ›Tore‹ behüten oder an den Tempel- und Klostereingängen Wache halten. Dargestellt werden sie als → Yaksha-Dämonen oder als gewaltige Kämpfer in prächtiger Rüstung. In China werden sie Er Jiang (Erh Chiang = ›die zwei Feldherren‹) genannt; ihre Einzelnamen sind Heng (Hong) und Ha, doch gelten beide zusammen

nur als ein einziges Wesen: Sie sind Repräsentanten der beiden Hälften des Absoluten. Ha repräsentiert die Matrixwelt der Elemente, Heng die Diamantwelt des Geistes. Die beiden Torwächter werden auch als ›Zwei Könige‹ bezeichnet, chines. Er Wang, japan. → Ni-ō. Rousselle: Vom Sinn der buddhist. Bildwerke in China, Darmstadt 1958. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hin­ duismus, Köln 31990. – Van Bemmel: D.s in Indonesia, Rotterdam 1994.

Dyaus (Dyaus pitar, Sanskrit, ›Himmelsvater‹), altindischer Himmelsgott und Vater der Götter, gewöhnlich zusammen mit der Erdgöttin → Prithivi genannt; symbolisch werden beide Gottheiten als Stier und Kuh gedacht. Als Sohn des D. gilt u.a. der Sonnengott → Surya. Schon zur Zeit des Rigve­ da verliert D. seine Bedeutung und wird zu einem deus otiosus.

E

Ein Dvarahpala bewacht den Candi Plaosan in Bugisan Village (ZentralJava, Indonesien), 9. Jh.

Ea, babylon. Gott, dem sumer. → Enki* entsprechend. Den Namen E. versuchte man als ›Wasserhaus‹ zu deuten (umstritten!). Als Machtsphäre des Gottes gilt der unterirdische Süßwasserozean; sein Tempel ist → Apsus Haus.

139 E. ist Gott der Weisheit und der Beschwörungskunst; das bei Beschwörungszeremonien zur Reinigung von Kranken dienende Wasser wurde ›E.s Wasser‹ genannt, der Beschwörungspriester war E.s Stellvertreter. E. ist der große Künstler, dessen Hände den Menschen geformt haben; der Beiname Nudimmud kennzeichnet ihn als ›Erzeuger‹. Sein Emblemtier ist der Ziegenfisch, ein Mischwesen mit dem Oberkörper eines Ziegenbocks und dem Unterkörper eines Fisches. Von den Hethitern wurde E. in der Namensform A’asch übernommen; er galt als Hüter der Schicksalstafeln und als ›König des guten Rates‹. Ebeling: Enki/E. (RLA 2). – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Ebisu Ebech, kanaanäischer Berggott, der von → Inanna besiegt wurde. Ebisu, in Japan Schutzgott der Seeleute, Fischer und Handelsleute. Er gehört zu den ›Sieben Glücksgöttern‹ (→ Shichi-Fukujin*). In ihrem Gruppenbild ist er an seiner Angel zu erkennen, an der ein Fisch hängt. Sämtliche Dinge, die das Meer anspült, werden als Geschenke E.s verehrt. Naumann: Whale and Fish Cult in Japan. A Basic Feature of E. Wor­ ship (Asian Folklore Studies XXXIII, 1974). – Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991. – Göhlert: Die Verehrung von Wasserleichen und ihre Stellung im japanischen Volksglauben (Diss.), München 2010.

Eacus (Eaecus), althispan. Gott, besonders im kastilischen Raum, der in der interpretatio romana mit → Jupiter (Solutorius) gleichgesetzt wird und schließlich ganz in diesem aufgeht; in der röm. Namensform sind 16 Inschriften bekannt. Eate (auch Egata genannt), baskischer Gott des Feuers und des Sturms, dessen Stimme zu vernehmen ist, wenn Hagelwetter oder ein verheerender Brand bevorsteht.

Ebisu-Statue in Kesennuma (Japan)

Echidna 140 Echidna (griech. ›Schlange‹), dämonisches Ungeheuer der griech. Mythologie; halb Frau, halb Schlange. Aus E.s Verbindung mit → Typhon entstammen → Kerberos und die → Chimaira. Egeria, röm. Quellnymphe, teilweise auch in die Funktion einer Geburtsgöttin überwechselnd. Nach der Sage war sie die Beraterin des Königs Numa Pompilius, dem sie in nächtlichen Zusammenkünften den Willen der Götter offenbarte. DNP 3.

Egres (Äkräs), Vegetationsund Fruchtbarkeitsgott der alten Finnen, besonders in Karelien verehrt. V.a. galt er als Beschützer und Spender der Rüben; die Doppelfrucht der Rübe war sein Symbol und wurde ›heiliger Äkräs‹ genannt. Honko: Äkräs (Finnische Mythologie, WdM 2).

Ehecatl, bei den mesoamerikan. Nahua-Völkern der Windgott, eine Manifestation von → Quetzalcoatl*. Er machte die Menschen mit der Liebe bekannt, indem er die Jungfrau → Mayahuel* berührte. Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002.

Eheie (Ehye, Vehujah), erster von zehn Gottesnamen in der

Kabbala; es ist der Name der göttlichen Wesenheit, die allen Dingen ihr Dasein verleiht; ihm zugehörig ist das engelhafte Wesen → Metatron. Eileithyia (lat. Ilithyia), griech. Geburtsgöttin, deren Kult besonders auf Kreta und in Lakonien weitverbreitet war. Der Name bedeutet wahrscheinlich ›die zu Hilfe Kommende‹. Die Göttin galt als Tochter des →  Zeus* und der → Hera. Später übernahm → Artemis* die Funktion der E. Pingiatoglu: E., Würzburg 1981.

Eirene (lat. Irene), griech. Friedensgöttin, eine der drei →  Horen, Tochter des →  Zeus* und der → Themis. In Athen wurde sie seit dem Ende des 5. Jh. v. Chr. verehrt; am Fest Synoikia wurde ihr ein unblutiges Opfer dargebracht. Simon: E. und Pax. Friedensgöttinnen in der Antike, Stuttgart 1988.

Ek (›der Schwarze‹), bei den Maya der Gott der westlichen Weltgegend, in den ChilamBalam-Büchern E. Tenel (›der Herr des schwarzen Leibes‹) genannt; bei Diego de Landa findet er sich in der Form E. Pauahtun (›Schwarzes Edelsteinnetz‹). Das Edelsteinnetz ist ein Synonym für ›Medizinbeutel‹; der Gott selbst ist

141 damit nicht nur Hüter einer Weltgegend, sondern hat auch Arztfunktion. Rätsch (Hg.): Chactun. Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Ekajatā (Sanskrit, ›die nur einen Haarschopf hat‹), Göttin des schreckenerregenden Aspektes im Buddhismus. Meistens wird sie einköpfig, dreiäugig, blauhäutig, mit zornverzerrtem Gesicht und einem Tigerfell um die Lenden dargestellt. Ist sie zweiarmig, dann sind Sägemesser und Schädel ihre Attribute; ist sie vierarmig, dann hält sie rechts Pfeil und Schwert, links Bogen und Schädel. Die Göttin wird auch als UgraTārā (›schreckliche → Tārā‹) bezeichnet. Ihren Verehrern verleiht sie Glück. Eine eigene Form ist → Vidyujjvālākarāli. Der tibetische Name der E. lautet Ralgčig-ma. Grönbold: E. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Simmer-Brown: Dakini’s warm breath: the feminine principle in Tibetan Buddhism, Bos­ ton u.a. 2001.

Ekchuah, bei den Maya der Gott der reisenden Kaufleute, in der wissenschaftlichen Fachliteratur mit ›Gott M‹

El bezeichnet. Dargestellt wird er mit schwarzer Haut, herabhängender Unterlippe und einem langen Skorpionschwanz; dazu passt das Theonym in der Bedeutung ›Schwarzer Skorpion‹. Öfters trägt E. eine speerähnliche Waffe, weshalb er auch als Kriegsgott interpretiert wird. Rätsch (Hg.): Chactun. Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Ekhi (Eguzki), baskische Bezeichnung der Sonne und ihrer Personifikation, die als Tochter der Mutter Erde (→ Lur) gilt. Zauberer und böse Geister verlieren ihre Macht, wenn sie ein Sonnenstrahl trifft. El, bei den alten Syrern und den Kanaanäern appelative Bezeichnung einer Gottheit, altsüdarab. Il; auch Name der höchsten Gottheit. Bei der Etymologie des Wortes schwankt man zwischen ›Starker‹, ›Mächtiger‹ und ›Erster‹; in den Mythen von Ugarit erscheint E. als Göttervater und als ›Erzeuger der Geschöpfe‹. Weiter hat er die Beinamen ›Schöpfer der Erde‹ (Qonē’ars) und in Anspielung an seine fruchtbarkeitssymbolische Bedeutung ›Stier‹. Seinen Thron hat der Gott ›an der Quelle der Flüsse‹;

Elagabal 142 Güte, Weisheit und hohes Alter sind seine Eigenschaften. In Palmyra war er unter dem Namen Elqonera bekannt; als derjenige, ›der die Quellen fließen lässt‹, wurde er mit → Poseidon* gleichgesetzt (vgl. auch → Elkunirscha). In den biblischen Patriarchenerzählungen ist mit E. Eljon (→ Eljon) der Gott Israels gemeint. Eißfeldt: E. im ugaritischen Pantheon, Berlin 1951. – Lokkegaard: A plea for E., the bull (Studia Orientalia J.  Pe­ dersen didacta), Kopenhagen 1953. – Röllig: E. (WdM 1). – Oldenburg: The Conflict between E. and Baal in Canaanite Religion, Leiden 1969. – de Moor: E., the Creator (The Bible World), New York 1980. – Eckart: E. und Jhwh in Jerusalem (Vetus Tes­ tamentum 30, 1980). – van der Toorn (Hg.): Dictionary of Deities and De­ mons in the Bible, Leiden u.a. 21999.

Elagabal (griech. Heliogabalos oder Elaiagabalos), Lokalgott der syrischen Stadt Eme­sa (heute Homs). Sein Kult­ bild bestand aus einem schwar­ zen, bienenkorbförmigen Stein. Das Theonym wird von ElahGabal (›Berg-Gott‹) abgeleitet, in hellenist. Zeit auch mit dem Sonnengott → Helios* in Verbindung gebracht. Auf eine solare Beziehung lässt der Adler als Symboltier schließen. Der aus dem Priestergeschlecht des Gottes stammende und dessen Namen führende röm. Kaiser

brachte den Kult nach Rom, wo er sich aber nicht richtig behaupten konnte. Altheim: Helios und Heliodor von Emesa, Amsterdam 1942. – Höfner/ Merkel: E. (Die Stammesgruppen Nord- und Zentralarabiens, WdM 1). – DNP 5. – Icks: Images of E., Nijmwegen 2006/08. – LdAG.

Elal (Heller in älteren Quellen), göttlicher Kulturheros bei den Tehuelche Patagoniens. Im Gegensatz zu → Elel besitzt er einen vorwiegend positiven Aspekt, was sich auch in einem umfangreichen Mythenzyklus zeigt. Wilbert/Simoneau (Hg.): Folk Lite­ rature of the Tehuelche Indians, Los Angeles 1984.

Elel, böse gesinntes dämonisches Wesen in der Vorstellungs­ welt der Het (Argentinien). Es ist ein Geist, der Stürme, Krankheiten und Tod v­ erursacht. Er spielt aber auch in der Mädchenweihe eine ge­ wisse Rolle und wird dabei durch einen mit einem besonde­ren Mantel und Federkopfputz bekleideten Mann dargestellt. Elfen (altengl. aelfen). Die Vorstellung von den Alben (→ Alp*) erhielt bei den Angelsachsen neue Akzente; man unterschied z.B. bergaelfen, waeteraelfen und wuduaelfen (›Waldelfen‹). Aus der engl.

143 Tradition wurden die E. als anmutige weibliche Geister im 18. Jh. in die dt. Literatur übernommen. Sie lieben Musik und Tanz und sind den Menschen meist wohlgesonnen. Ihr Herrscher ist – in Anlehnung an den Zwergenkönig Alberich – der Elfenkönig, dänisch elverkonge, was von Herder und Goethe als ›Erlkönig‹ übernommen wurde. Im süddt. Volksglauben und Sprachgebrauch kommt das Wort Elben/E. für sich allein kaum vor, wohl aber in Zusammensetzungen und weist dann einen dämonischen Charakter auf: Der Dorftrottel und/oder Kinderschreck heißt Elpentrötsch, Ilmedreschde, Tril­ pentritsch (wahrscheinlich ›der vom Elb Getretene‹). Thun: The Malignant Elves (Studia Neophilologica 41, 1969). – McKinnell/Simel/Düwel: Runes, Magic and Religion: A Sourcebook, Wien 2004. – Simek: Lexikon der german. Mytho­ logie, Stuttgart 32006.

Eljon, altsyrische Gottheit. Der Name lässt sich von alaj (›hinaufsteigen‹, ›hoch sein‹) ableiten; Philon von Byblos nennt ihn Eliun oder in griech. Form Hypsistos (›der Höchste‹). Im Alten Testament kann der Name E. als identisch mit → Jahwe aufgefasst werden, Letzterer ist El E. = ›(aller)höchster Gott‹ (Genesis 14,22).

Emeli-hin Elkunirscha, der Name des hethit. Gottes bedeutet wahrscheinlich ›El (Gott), Schöpfer der Erde‹. In einem Mythos erscheint → Aschertu als seine Gemahlin. Manches spricht für die Rezeption des Gottes aus einem kanaanäischen Kult. Otten: Ein kanaanäischer Mythus aus Bhogazköi (MIO 1, 1953).

Ellel (auch Ellilusch), hethit. Gott, der von den Babylo­ niern (→ Enlil) übernommen und großenteils dem hurritischen Göttervater → Kumarbi gleichgesetzt wurde. Elohim (semitisch → El = ›Gott‹), geläufige Bezeichnung für Gott im Alten Testament; dabei hat das Wort Singularund Pluralbedeutung, also auch ›Götter‹. Es können fremde Gottheiten damit bezeichnet werden, aber auch der Gott Israels (→ Jahwe). E. ist der allumfassende Gott, der Himmel und Erde erschuf. Murtonen: A Philological and Literary Treatise on the OT Divine Names ’l, ’lwh, ’lhjm, and jhwh, Helsinki 1952. – Walker: E. und Eloah (Vetus Testa­ mentum 6, 1956). – Beltz: Gott und die Götter: biblische Mythologie, Berlin 61990.

Emeli-hin, bei den Tuareg (westliche Zentralsahara) Bezeichnung für Gott; der Name bedeutet ›mein Herr‹ und

Emma-ō 144 kann auch abgewandelt sein in Emeli-neneg (›unser Herr‹) oder in Emeli n terna (›Herr der Kraft‹). Emma-ō (Sanskrit: Yamaraja, → Yama), König der Hölle, Herrscher der Unterwelt oder der Welt der Toten; er wird auch als Herr der Welt der hungrigen Geister bezeichnet. Der Buddhismus hat E. wohl aus dem Vedismus übernommen. Im chines. Volksglauben ist Yeh-mo-wang einer der ›zehn Richterkönige‹ der Totenwelt geworden; im esoterischen Buddhismus Japans wurde E. oder Emma-ten ebenfalls einer der ›zwölf Ten‹ (→ Jūni-ten).

entsprungen bzw. wurde von diesem ausgeschwitzt; dann wurde sie vom Westwind befruchtet und gebar den Sonnengott → Toar. Nachdem sich Mutter und Sohn nach längerer Trennung nicht mehr erkannten, heirateten sie; aus ihrer inzestuösen Verbindung kamen Götter und Menschen hervor. Auf E. führen sich v.a. die vornehmen Familien genealogisch zurück. Tauchmann: Die Religion der Mi­ nahasa-Stämme, Köln 1969. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976.

Empusa, weiblicher Unhold des altgriech. Volksglaubens; sie kann als schönes Mädchen, aber auch als hässliches Gespenst mit Eselsfuß erscheinen; meistens gehört sie zum Gefolge der → Hekate*. DNP 5.

Emma-o; Miniatur aus dem 19. Jh.

En, altillyrischer Gottesname, nach dem im Alban. das Wort für ›Donnerstag‹ gebildet ist. Mit der Christianisierung wurde E. zur Bezeichnung für die Dämonen.

Empung Lumimu’ut (auch Empung Luminuut), weibliche Gottheit der Minahasa in Nordsulawesi (Indonesien). Als Urmutter ist sie einem Felsen

Enbilulu, sumer. Gott der Bewässerung und des Ackerbaus. In babylon. Zeit gilt er als Sohn des → Ea, schließlich wird er zu einem der 50 Namen → Marduks*.

145 Endouellicus (Endouolicus, Endovelicus), in Lusitanien (heute Portugal) verehrter Gott, der den Kranken Orakelsprüche zu ihrer Heilung verkündet. An einigen seiner Altäre sind Schweine dargestellt – vielleicht wurden ihm solche auch geopfert. Diese Tiere können aber auch chthonische Bedeutung haben und auf die Funktion eines Unterweltsgottes hinweisen. Auf einigen Altären ist eine Palme dargestellt. Blazquez: E. (Die Mythologie der Althispanier, WdM 2).

Endymíon, in der griech. Mythologie ein mit ewigem Schlaf beschenkter Hirte oder Jäger. Er liegt in einer Höhle, wo er von der in ihn verliebten Mondgöttin → Selene* immer wieder aufgesucht wird. Vielleicht war E. zunächst ein vorgriech. Gott, dessen Kult von dem kleinasiat. Karien nach Elis gebracht wurde. Auch versuchte man ihn als den in einer Höhle zur Ruhe gegangenen Sonnengott zu deuten. Kern: Die Religion der Griechen 1, Berlin 1926. – LdAG.

Enki (sumerisch ›Herr der Erde‹ oder ›Herr des Unten‹), in sumer. Zeit Beherrscher des unter der Erde gedachten Süßwasserozeans und der Fruchtbarkeit spendenden Quellen. Wei-

Enkimdu ter ist er Gott der Weisheit und der Beschwörung; im Akkadischen entspricht ihm der Gott → Ea. Im Mythos erscheint E. als Schöpfer der Vegetation und der Menschen. Auf Rollsiegeln wird er in seinem von Wasserströmen umflossenen Tempel auf dem Thron sitzend dargestellt; aus seinen Schultern kommen Wasserstrahlen hervor. Die ihm zugeordnete Zahl ist die 40. E.s Gemahlin ist → Ninḫursanga; beide leben im Land Dilmun (einer Art Paradies), wo aus des Gottes über die Steppe verschüttetem Samen acht Pflanzen entstehen, die er – ohne Kenntnis des Zusammenhangs – verzehrt. Acht seiner Körperorgane werden krank, bis die erzürnte Gattin wieder besänftigt ist und dem schwangeren E. als Geburtsgöttin beisteht: Er gebärt acht Gottheiten, als erste → Abu. Kramer: E. and his Inferiority Com­ plex (Orientalia NS 39, 1970). – Als­ ter: E. and Ninursag. The Creation of the First Woman (Ugarit-Forschungen 10, 1978). – RLA 2.– Galter: Der Gott Ea/E. in der akkadischen Überlie­ ferung, Graz 1983. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Enkimdu, sumer. Gott der Bewässerung und des Ackerbaus, dem → Enbilulu gleich oder dem Wesen nach verwandt.

Enlil 146 In einem mythischen Streitgespräch erscheint er als Widersacher von → Dumuzi, dem dabei die Funktion eines Hirten zufällt. Black: The literature of ancient Sumer, Oxford 2004.

Enlil (sumerisch ›Herr Windeshauch‹), akkadisch auch Ellil, griech. Illinos überliefert. Hauptgott des sumer. Pan­ theons. Er ist ›König der Länder‹; wegen seiner Stärke wird er auch Rimu (›Wildochse‹) genannt, ein anderer Beiname ist Kur-gal (›großer Berg‹). Seine Waffe ist die Sturmflut oder er schlägt seine Gegner mit dem Fangnetz nieder. E.s Vater ist der Himmelsgott → An, seine Gemahlin → Ninlil. Als Herr der Schicksalstafeln bestimmt er den Lauf der Welt. Den Menschen ist er nicht immer wohlgesonnen; zu ihrem Schaden schickt er die Sintflut und das Ungeheuer → Labbu. Als Symbol seiner Macht trägt E. eine horngeschmückte Kopfbedeckung (sog. Hörnerkrone); die ihm zugeordnete Zahl ist die 50. Die überragende Stellung E.s zeigt sich in dem Begriff ›E.-Schaft‹ (enlilūtu); wer sie übertragen bekommt, ist Herrscher über die Menschen. Edzard: Die Mythologie der Sumerer und Akkader (WdM 1). – Behrens:

E. und Ninlil. Ein sumer. Mythos aus Nippur, Rom 1978. – RLA 2. – Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004. – Wang: The metamorphosis of E. in early Mesopota­ mia, Münster 2011.

Enmescharra, der Name des sumer. Gottes bedeutet ›Herr aller Me‹ – unter diesem Begriff versteht man die göttlichen Gesetze und Kräfte. In einer alten Götterliste kommt E. noch vor dem Himmelsgott → An. Seiner Funktion nach ist er ein Unterweltsgott. RLA 2.

Eos, griech. Göttin der Morgenröte, gelegentlich auch Hemera (›Tag‹) genannt. Sie ist ›die Rosenfingrige‹, jugendlich und schön, Schwester von Sonne (→ Helios*) und Mond (→  Selene*). Jeden Morgen fährt sie mit ihrem von Rossen gezogenen Wagen aus der Tiefe des Meeres herauf. Bei der Klage um ihren vor Troja gefallenen Sohn Memnon fallen ihre Tränen als Tau auf die Erde herab. Die E. entsprechende röm. Göttin heißt → Aurora. LdAG.

Eostra → Ostara Epaphos, Sohn des, in Stiergestalt auftretenden, → Zeus* und der kuhgestaltigen Io (1). Nach späterer griech. Überlie-

147

Ereschkigal

ferung galt E. als Stammvater der Ägypter.

aber auch in Italien und den Donauländern Eingang.

Ephialtes → Aloaden

Linduff: E. A Celt among the Romes (Latomus 38, 1979). – Allesch: Die Pferdegöttin E. in Noreia und Viri­ num, Hückeswagen 1984. – Euskirchen: E., Mainz 1993. – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – DNP 4.

Epona (keltisch ›die große Stute‹), in Gallien verehrte Göttin, meist auf einem Pferd reitend dargestellt; als Attribute hat sie ein Füllhorn, vereinzelt auch einen Hund. Ob Pferd und Hund bei der E. als Totentiere und die Göttin als Unterweltsherrscherin zu deuten sind, ist umstritten. Das Füllhorn (oder eine Schale) lässt an die Fruchtbarkeit denken. E.s kultische Verehrung ist besonders für Ostgallien und das mittelrheinische Gebiet gut belegt, weiter auf der Pyrenäenhalbinsel, fand durch röm. Legionäre, die E. als Pferdegöttin übernahmen,

Eranoranhan, auf der kanarischen Insel El Hierro der Schutzgott der Männer, während die Frauen die Göttin Moneiba verehrten; beide hatten ihren Sitz in je einem ­Felsen. Erato, eine der neun → Musen*: die Muse der Lyrik, besonders der Liebesdichtung. Sie wird mit einem Saiteninstrument in Händen dargestellt. Erechthéus → Erichthonios* Ereschkigal, sumerische Unterweltsgöttin, einer ihrer Beinamen ist ›große Erde‹. Auf wen sie ›das Auge des Todes‹ richtet, der ist der Unterwelt verfallen. Sie ist die Schwester und unterirdische Gegenspielerin der in himmlischer Höhe wohnenden → Inanna/Ischtar. Ihr Gemahl ist → Nergal, ihr Sohn → Ninazu.

Epona-Relief aus dem Limes-Kastell Kapersburg, Ende 1. – Mitte 3. Jh. n. Chr.

Hutter: Altoriental. Vorstellungen von der Unterwelt, Göttingen 1985. – Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Erge 148 Erge, im mythisch verankerten Volksglauben der Basken ein Geist, der den Menschen das Leben nimmt. Erichthónios, im griech. Mythos das göttliche Kind, das aus → Hephaistos’ Samen entstand, der nach einem Streit (eris) mit der widerstrebenden → Athene auf die Erde (chthon) fiel. Die auf der Akropolis zu Athen heilig gehaltene Burgschlange galt als Verkörperung des E. Mit ihm zusammen fällt die Gestalt des athenischen Heros Erechtheus, der in einem eigenen Tempel (Erechtheion)

Aus den Händen der Gaia nimmt Athe­ ne Erichthonios entgegen; atti­ scher rotfiguriger Stamnos, 470–460 v. Chr.

gemeinsam mit → Poseidon* Opfer erhielt. Fowler: The Myth of E. (Classical Phi­ lology 38, 1943). – Weiß: Ein göttli­ ches Kind: zu den Fragmenten mit der Geburt und der Entdeckung des E., Leipzig 2013.

Erínyen (griech. Erinýes, Singular Erinýs), unterirdische Rachegöttinnen der griech. Mythologie. Sie gingen aus den Blutstropfen hervor, die die Erde (→ Gaia) bei der Verstümmelung des → Kronos* aufnahm. Bei den griech. Tragikern heißen sie ›Töchter der Nacht‹; in der Dreizahl können sie die Namen Allekto (›die Unablässige‹), Teisiphone (›die den Mord Rächende‹) und Megaira (›die Neidische‹) haben. Aus der Unterwelt kommend, verfolgen sie mit ihren schlangenbedeckten Häuptern und mit den drohend geschwungenen Fackeln alle Frevler, besonders die Verwandtenmörder. In euphemistischer Umschreibung wurden sie zu Semnai (›Ehrwürdigen‹) und Eumeniden (›Wohlgesinnten‹). In Rom waren die E. unter dem Namen Furien (furiae = ›die Rasenden‹) bekannt. Jonge: Untersuchungen zur Ikono­ graphie der E. in der griech. Kunst, Kiel 1983. – LdAG. – ReinstadlerRettenbacher: Die religionsgeschichtl. Entwicklung der E., Hamburg 2013.

149 Éris, griech. Göttin der Zwietracht, des Streites, Schwester des Kriegsgottes → Ares. Hesiod unterscheidet zwischen der furchtbaren E., die Feindschaft und Not verursacht, und der guten E., die den Wettkampf unter den Menschen weckt. Bekannt ist die mythologische Szene, in der sie einen Apfel (Zankapfel) mit der Aufschrift ›der Schönsten‹ unter die Hochzeitsgäste wirft und so einen Streit unter den anwesenden Göttinnen entfacht. Röm. Schriftsteller übernahmen E. unter dem Namen Discordia (›Zwietracht‹). Gruber: Über einige abstrakte Begriffe des frühen Griechischen, Meisenheim 1963.

Eriu (Eire), Name für Irland, als Göttin der Insel personifiziert. Ihr Gemahl ist → Mac Gréine, doch eines Tages kam der König der → Fomore und überwältigte sie; beider Sohn war → Bres(s). Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Er-lang, chines. Gott, der die Welt von bösen Dämonen befreit. Sein Begleittier ist der Hund. Erlik, bei den südsibirischen Altaiern der Widersacher Got-

Éros tes, der die ersten Menschen zum Bösen verleitet. Doch wird sein Himmel zertrümmert und er selbst in die Unterwelt verstoßen, wo er Herrscher über das Totenreich wird. Die Mongolen kennen den auf einem schwarzen Ross reitenden Totengott unter der Bezeichnung E. Chan; in den Beschwörungsliedern der Schamanen spielt er eine wichtige Rolle. Harva: Die religiösen Vorstellungen der altaischen Völker, Helsinki 1938. – ER 5. – Shodoev: Spiritual Wisdom from the Altai Mountains, Lanham 2012.

Éros, griech. Liebesgott, Sohn des → Ares und der → Aphrodite. Hesiod besingt ihn als den schönsten unter den Göttern. Im Volksglauben und bei den Künstlern ist er der geflügelte Jüngling, der mit Pfeil und Bogen Götter und Menschen ins Herz trifft und ihre Liebe entzündet. Da der Gott auch über die Freundschaft zwischen Männern und Knaben wacht, opferten ihm die Spartaner vor der Schlacht. Einen uralten Kult hatte der Gott im böotischen Thespai, wo er in Gestalt eines Steines verehrt wurde. In der weltbewegenden Macht des E. erkannten die Orphiker den Weltschöpfer (kosmogo­ nos), und noch der spätantike Schriftsteller Lukian sprach

Eróten 150 vom demiurgischen E., der das Chaos in die Tiefe gestürzt und mit strahlender Leuchtkraft die sich gestaltende Nacht durchdrungen habe. Dem griech. E. entspricht bei den Römern → Amor.

dert. Er ist Schöpfer der Welt und knetete die ersten Menschen: Was er mit der rechten Hand nach links warf, wurde ein Mann, was er mit der linken Hand nach rechts warf, wurde eine Frau.

Dyroff: Das Märchen von Amor und Psyche, Köln 1941. – RAC VI. – ER 5. – LdAG. – Breitenberger:  Aphrodi­ te and E.: The Development  of Greek Erotic Mythology, Hoboken 2013.

Werner: Die Glaubensvorstellungen der Jenissejer aus der Sicht des Tengris­ mus, Wiesbaden 2007.

Eróten, knabenhafte Liebesgötter der späteren antiken Kunst, lat. ›Amoretten‹ genannt, die in der Renaissance, im Barock und Rokoko als Genien oder Putten fortleben. Greifenhagen: Griech. E., Berlin 1957.

Erra (Irra), babylon. Pestgott. Von den dämonischen → Sebettu angestachelt, bringt er die Pest und anderes Unglück über die Menschen. Sein Berater, der ihn auch wieder besänftigt, ist → Ischum. Ob der akkadische Name E. mit dem hethit. → Jarri zusammenhängt, ist unsicher. Cagni (Hg.): Das E.-Epos, Rom 1970. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Es, Himmelsgott der sibirischen Keten; obwohl unsichtbar, wird er als alter Mann mit langem schwarzen Bart geschil-

Eschetewuarha, Allmutter der Chamacoco (Parguay und Brasilien). Sie ist die Mutter zahlloser Waldgeister, die sie einem Hundedämon (Pohitschio) gebar. Sie beherrscht ihren Gatten und alles auf der Welt und sorgt dafür, dass die Menschheit Wasser erhält, denn sie ist auch die Mutter der OsaseroVögel (= Wolken). Daher betet man zu ihr um Regen, und sie erwartet, dass die Menschen jede Nacht für sie singen. Baldus: Die Allmutter in der Mytho­ logie zweier südamerikan. Indianer­ stämme (Kagaba und Tumereha) (ARW 29, 1931). – Escobar: The Curse of Nemur: In Search of Art, Myth, and Ritual of the Ishir, Pittsburgh 2007.

Eschmun, phöniz. Heilgott, dessen Kult auch auf Zypern, Sardinien und in Nordafrika (Karthago) Verbreitung fand. Er galt als schöner Jüngling und wurde als solcher mit → Melqart verbunden. Wie viele an-

151 dere Götter wurde auch er adon (›Herr‹) genannt. Nach einer Erzählung des spätantiken Philosophen Damaskios entmannte E. sich selbst auf der Flucht vor der ihn verfolgenden Göttin Astronoë (Astarte?), worauf er starb, aber von der lebensspendenden Wärme der Göttin wiedererweckt wurde. Röllig: Heilgötter (Syrien. Die My­ thologie der Ugariter und Phönizier, WdM 1).

Esenchebis, der griech. Name bedeutet eigentlich ›Isis in Chembis‹. Es handelt sich um die auf der Insel Chembis, aber auch an anderen Orten (wie Bubastis) verehrte Göttin → Isis*.

Esus Estanatlehi, Göttin bei den nordamerikan. Navajo. Sie erschuf aus Maismehl und dem Staub von ihren Brüsten die Ureltern der Navajo; danach wurde sie Herrscherin im Land der untergehenden Sonne (Totenreich), von wo aus sie den Menschen nur Gutes zukommen lässt, während Krankheit und Kriege aus dem Osten kommen. Brugge/Frisbie (Hg.): Navajo religion and culture, Santa Fe 1982.

Esus, gallischer Gott, dessen Name (von Hypothesen abgesehen) unerklärt ist. Der antike Schriftsteller Lukianos berichtet von seiner Gier nach Menschenblut, von am Baum

Eshu, tricksterähnliche Gestalt bei den in Nigeria und Benin lebenden Yoruba; er verwirrt die Menschen, kann zornig werden, aber auch Gutes tun. Er kennt das Geheimnis des Orakels und wird mit dem Reichtum (im Bild der KauriMuschel) verbunden. Seine besonderen Symbole sind die Tabakspfeife und an Kreuzwegen errichtete Lehmkugeln; als Vielfraß hat er oft einen Löffel als Attribut. Westcott: The sculpture and myths of E.-Elegba, the Yoruba trickster (Af­ rica 32, 1962). – Bonin: Die Götter Schwarzafrikas, Graz 1979.

Eshu-Statue aus Oyo (Nigeria), ca. 1920

Etemmu 152 aufgehängten Opfern. Auf zwei Altären führt der Gott Axtschläge gegen einen Baum aus – warum, weiß man nicht sicher. Auch das ungedeutete Motiv Stier mit drei Vögeln (Kranichen?) findet sich bei ihm. Beachtenswert ist ein Vergleich mit dem röm. → Mercurius, andererseits aber auch mit → Mars.

tane in Verbindung gebracht. Ob hinter E. eine vorgriech. Mond- oder Erdgöttin steht, ist umstritten, ebenso wie die etymologische Ableitung vom semitischen ereb (›dunkel‹). Das im Hellenismus aufkommende Motiv eines über E.s Kopf gewölbten Schleiers wird verschiedentlich als Himmelssymbol gedeutet.

Duval: E. und seine Werkzeuge auf Denkmälern in Trier und Paris (Trie­ rer Zeitschrift 36, 1973). – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Zahn: E. und der Stier, Würzburg 1983. – Die Verführung der E., Berlin 1988. – Dietz: E. und der Stier: ein antiker Mythos für Europa?, Annweiler 2003. – LdAG.

Etemmu (›Totengeist‹), die nicht bestatteten Toten irrten im Glauben der Babylonier als Geister umher und konnten als böse Dämonen den Menschen Schaden zufügen.

Eúros, griech. Gott des Windes, der aus dem Südosten kommt; er hat den Beinamen Argestes, d.h. ›der Aufhellende‹. Wie die anderen mit Himmelsrichtungen verbundenen Windgötter ist er ein Sohn der → Eos.

Steinert: Aspekte des Menschseins im alten Mesopotamien, Leiden 2012.

Eunomía (›gesetzliche Ordnung‹), sie gehört zu den →  Horen, denen die Tore des Himmels und des Olymps anvertraut waren. Euphrosýne → Chariten Európa, im Mythos die Tochter des phöniz. Königs Agenor. Sie wurde von → Zeus* in Stiergestalt geraubt und nach Kreta entführt; die heilige Hochzeit (hieros gamos) der beiden wird mit einer heiligen Pla-

Neuser: Anemoi. Studien zur Darstel­ lung der Winde und Windgottheiten in der Antike, Roma 1982.

Euryále → Gorgonen Eurybía, in der griech. Mythologie die Tochter der Erdgöttin → Gaia und des Meergottes →  Pontos; sie gebar ihrem Gatten, dem Titanen Krios, den Sterngott → Astreios. Ihr Name bedeutet ›die weithin Gewaltige‹. DNP 4.

Eurynome → Ophion

153

Faro

Eutérpe (›die Freudenspendende‹), eine der neun → Musen*; sie wird mit einer Doppelflöte dargestellt und repräsentiert die vom Flötenspiel begleitete lyrische Poesie. Wie ihre Schwes­ tern wohnt sie dem Göttermahl im Olymp bei, ist aber auch auf der Erde anzutreffen und inspiriert die umherziehenden Sänger (Rhapsoden). DNP 4.

Exu (Eshu), im brasilian. Macumba-Kult eine Gottheit, die als Mittler zwischen der Welt der Götter und jener der irdischen Bewohner wirkt. Langguth: Macumba: white and black magic in Brazil, New York 1975.

F Fafnir (›Umfasser‹), in der german. Mythologie dämonisches Wesen, das seinen Vater erschlug und als Drache einen großen Goldschatz (Nibelungenhort) bewachte, bis es von Sigurd (Siegfried) getötet wurde. Byock: Saga of the Volsungs: The Norse Epic of Sigurd the Dragon Slayer, Berkeley 32012.

Fagus, pyrenäische Baumgottheit aus der Römerzeit. Wie

schon der Name erkennen lässt (fagus = Buche), handelt es sich um die göttlich verehrte Buche. Fama, röm. Personifikation des Gerüchts. Religionsgeschichtlich ohne Bedeutung, entstand sie durch das allegorisierende Denken der Dichter; Vergil schildert sie als grauenvolles Geschöpf mit mehreren Zungen und plappernden Mäulern. Bei dem griech. Schriftsteller Hesiod erscheint sie unter dem Namen Pheme als Göttin. DNP 4 und 9 (Pheme).

Fan-tian (Fan-t’ien), im chines. Buddhismus der → Brahmā* entsprechende Gott. Er ist ›der Reine‹, der bei allen wichtigen Anlässen im Leben → Gau­tama Buddhas eine Rolle spielte und der deshalb zusammen mit den anderen → Zhu-tian oft als Tempelplastik zu finden ist. Rousselle: Vom Sinn der buddhist. Bildwerke in China, Darmstadt 1958.

Faro, Himmels- und Wassergott der westafrikan. Bambara. Als androgynes Wesen wurde er von den Schwingungen des Universums befruchtet und gebar Zwillinge: die Stamm­eltern der Menschen. F. gab den Menschen die Sprache und die Werkzeuge für Fischfang und Ackerbau. Unter den Farben ist Weiß ein Symbol des Gottes.

Fatit 154 Dieterlen: An Essay on the religion of the Bambara, New Haven 1960. – Zahan: The Bambara, Leiden 1974.

Fatit (Singular: Fati), Schicksalsfrauen im südalban. Volksglauben. Am dritten Tag nach der Geburt eines Kindes treten sie in der Dreizahl an der Wiege auf und bestimmen sein Schicksal. Sie werden auch Miren (von den griech. →  Moiren) genannt; man denkt sie sich auf Schmetterlingen reitend. Elsie: A dictionary of Albanian reli­ gion, mythology, and folk culture, London 2001.

Fauna, altitalische Feld- und Waldgöttin; sie kann als Gemahlin oder als Schwester des → Faunus auftreten. Da sie die Fruchtbarkeit von Vieh und Acker fördert und dem Landmann Segen bringt, wurde sie auch als → Bona Dea (›gute Göttin‹) verehrt. Faunus, altitalischer Gott der Natur, Beschützer der Hirten und Bauern; als Innus (›der Befruchtende‹) vermehrt er die Herden. Er galt als Sohn des →  Picus und als Enkel des → Saturnus. Wegen seiner Weissagungen war er geschätzt, noch mehr aber wegen seines koboldhaften Wesens gefürchtet. Erst durch seine Gleichset-

zung mit dem griech. → Pan wurde F. gehörnt und bocksbeinig dargestellt. Sein Tempel befand sich auf der Tiberinsel. Schon im Altertum wurde F. mit dem Wolfsgott → Lupercus identifiziert. Altheim: Röm. Religionsgeschichte 1, Berlin 21956. – DNP 4.

Favónius → Zéphyros Fee, Bezeichnung niederer Naturgottheiten, teils auch dämonischen Charakters, die in Quellen, Wäldern und Grotten hausen. Den Menschen sind sie im Allgemeinen freundlich gesonnen, doch können sie Undankbare auch bestrafen. Feenhafte Wesen sind bei den Germanen die → Elfen, bei den Balten die → Laumē. Das Wort F. stammt vom lat. fa­ tua (›Weissagerin‹) und fatum (›Schicksal‹). In Verbindung mit den griech. → Moiren und den röm. → Parzen entstand die Vorstellung von drei F.n als Schicksalsgöttinnen. Im südslaw. Volksglauben spielen die drei Geburtsfeen eine Rolle; ihr Schicksalsspruch wird dem Neugeborenen unsichtbar auf die Stirn geschrieben. Eine Gestalt des irischen Volksglaubens ist Banshee (Bean sidhe = ›Frau aus dem Elfenhügel‹), die in Manchem an die ›Weiße Frau‹ der dt. Volkssagen erinnert;

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Fenrir

durch laute Klagerufe in der Nähe eines Hauses kündigt sie den baldigen Tod eines Bewohners an. Vgl. auch die keltische F. → Morgane.

Schoß dargestellt. Er ist eine Art Vegetationsgottheit, die alljährlich stirbt und nach Ablauf einer bestimmten Frist wieder aufersteht.

Mackensen (Hg.): Handwörterbuch des dt. Märchens 2, Berlin 1940. – Reiter: Geburtsfeen (Mythologie der alten Slaven, WdM 2). – Briggs: Ab­ beys, lubbers, banshees and boggarts. A who’s who of fairies, Harmondsworth 1979. – Packer: Fairies in Legend and Arts, London 1980. – BächtoldStäubli (Hg.): Handwörterbuch des dt. Aberglaubens 3, Berlin 32000. – Purkiss: Troublesome things: a his­ tory of f­ airies and fairy stories, London 2000. – ER 5.

Altheim: Griech. Götter im alten Rom, ND Gießen 1980.

Fe’e → Aitu Fei-lian (Fei-lien, auch in der Namensform Feng-bo), chines. Windgott, der die Winde aus einem großen Sack entweichen lässt. In der mythischen Urzeit tritt er als Unruhestifter auf, wird aber vom ›himmlischen Bogenschützen‹ (→ Shen Yi) gebändigt. Einzelne Mythen schildern F. als Vogeldrachen mit Hirschkopf und Schlangenschwanz. Felchanos (Velchanos), alter vorgriech. Naturgott auf der Insel Kreta, der von den Griechen mit dem jugendlichen →  Zeus* identifiziert wurde. Auf Münzen wird er als nackter Jüngling inmitten einer Baumkrone und mit einem Hahn im

Fene, ungarischer Krankheitsdämon, der noch heute in Redewendungen vorkommt, so etwa: ›F. soll dich fressen‹. Das Wort fene bezeichnet auch einen Aufenthaltsort dämonischer Wesen. Fenrir (Fenrisulfr, ›der Wolf F.‹), wolfsgestaltiger Dämon der nord. Mythologie, Sohn von → Loki* und der Riesin →  Angrboda; seine Geschwis­ ter sind die → Midgardschlange und die Unterweltsherrscherin → Hel. Als sich die → Asen vor F. zu fürchten begannen, fesselten sie ihn mit der unzerreißbaren Schnur Gleipnir; dabei verlor der Gott → Tyr seine Hand, die er zur Täuschung des Untiers in dessen Rachen

Odin im Kampf gegen Fenrir; Illustra­ tion, um 1895.

Ferīdūn 156 gelegt hatte. Beim Weltuntergang reißt sich der Wolf los und tötet → Odin*. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Mueller/Wunderlich (Hg.): Dämonen, Monster, Fabel­ wesen, St. Gallen 1999. – Simek: Le­ xikon der german. Mythologie, 32006.

Ferīdūn (Faridun, Fereydun), iran. Heros; im Awesta erscheint er unter dem Namen Thraetona. Mit einer ›stierköpfigen‹ Keule bewaffnet, bekämpft F. den Lügendämon →  Aži Dahaka und bewahrt damit die Welt vor dem Bösen. Feronia, röm. Göttin der Getreideernte, zunächst wahrscheinlich von den Sabinern verehrt; sie galt v.a. als Patronin der Freigelassenen. Fides, röm. Göttin der Treue und des Eides, deren Kult seit dem 3. Jh. v. Chr. bezeugt ist. Zu ihren wechselnden Attributen gehören Füllhorn, Ähre und Fruchtkorb; ihr Symbol ist ein verschlungenes Händepaar zweier Rechten (dextrarium iunctio), ein Zeichen für die Einhaltung des Treueversprechens. RAC 7. – DNP 4.

Fidi Mukullu, Schöpfergott bei den Bena Lulua (im Kongogebiet); aus seiner rechten Backe kam die Sonne, aus sei-

ner linken der Mond hervor. Die Menschen lehrte er Pfeil und Bogen führen und gab ihnen das Eisen und die Nahrungsmittel. Frobenius (Hg.): Atlantis. Volksmär­ chen und Volksdichtungen Afrikas XII, ND Nendeln 1978. – Jooß: Als Him­ mel und Erde noch eins waren, Freiburg u.a. 2005.

Finn, Held eines ausgedehnten Sagenkreises in Irland (Provinz Leinster), in dessen Mittelpunkt der Hirsch steht. F.s Nachkommen heißen Oisin, d.h. ›Hirschlein‹; eine seiner Frauen, Saar, ist eine Hirschkuh, und er selbst kann als Mensch, Hund oder Hirsch auftreten, je nachdem, wie er seine Kapuze dreht. Dabei wechselt er in die Erscheinung des Königs Mongan über, der ein Sohn des Meergottes → Manannan ist. Weisweiler: Die Kultur der irischen Heldensage (Paideuma IV, 1950). – Murphy: The Ossianic Lore and Ro­ mantic Tales of Medieval Ireland, Dublin 1955. – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Fjörgyn, nordgerman. Göttin. In der Völuspa erscheint sie als Mutter → Thors*; von einem Kult ist nichts bekannt. Nach der etymologischen Deutung des Namens könnte sie eine Berg- oder Waldgottheit gewesen sein, wahrscheinlich hatte

157 sie die Funktion einer Fruchtbarkeitsgöttin. Schröder: Erce und F. (Erbe der Ver­ gangenheit, FS Helm), Tübingen 1951. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, 32006.

Fjörgynn, in der Snorra-Edda erwähnte, männliche Gottheit, Vater der → Frigg. Obwohl man sonst nichts von ihm weiß, wollte man in ihm einen vielleicht in vorgerman. Zeit zurückreichenden Gewittergott erkennen. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, 32006.

Flóra, röm. Göttin des blühenden Getreides und der Blumen, zunächst bei den Oskern und Sabinern verehrt. In Rom wurde das Fest der Göttin (Floralia) vom 28. April bis Anfang Mai gefeiert. Es war ein ausgelassenes, sittenlockeres Volksfest; gewisse Laszivitäten – F. selbst wurde auch meretrix (›Dirne‹) genannt – hatten wohl wachstumsfördernde Bedeutung; man hat sie auch schon als Gegengewicht gegen die Welt der Toten gedeutet. Altheim: Terra Mater. Untersuchun­ gen zur altitalischen Religionsgeschich­ te, Giessen 1931. – DNP 4. – LdAG.

Fo, chines. Name für → Buddha*. Besonders verehrt wird

Fomore Shi-jia-mu-ni, d.i. Shākyamuni (→ Gautama Buddha): ›der große Held‹. Ohne jeden Schmuck wird er sitzend dargestellt, die Beine gekreuzt im Diamantsitz, den rechten Fuß auf das linke, den linken Fuß auf das rechte Knie gelegt. Er trägt die alte indische Mönchskleidung; in der linken Hand hat er meist die Almosenschale. Eine Art himmlisches Auge als Stirnmal (urna), der Schädelwulst (ushnisha) und langgezogene Ohrläppchen sind F.s besondere Kennzeichen. In der Kunst wird Shi-jia-fo (d.i. Shijia-mu-ni) oft in einer Dreiheit von Buddhas zusammen mit → Ran-deng-fo und → Mi-lofo dargestellt. Rousselle: Vom Sinn der buddhist. Bildwerke in China, Darmstadt 1958. – Eberhard: Lexikon chines. Symbole, München 72001.

Fomore (Fomoire), in der irischen Überlieferung die Dämonen, die Feinde der Götter (→ Tuatha Dé Danann). Die F. können ihre Gegner zwar eine zeitlang beherrschen, werden dann aber in der Schlacht von Mag Tured endgültig besiegt und müssen → Dagda seine Harfe zurückgeben. O’Rahilly: Early Irish History and Mythology, ND Dublin 1984. – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Forneus 158 Forneus, möglicherweise ist der Name aus einer Verballhornung von → Fornjotr entstanden. F. tritt in der spätmittelalterlichen Zauberliteratur als dämonisches Wesen auf, als höllischer Geist und als Meeres­ungeheuer. Fornjotr, Urriese der german. Mythologie, Ahnherr der Reifriesen, nach einer Überlieferung Vater der Riesen Hier, Logi und Kari, die über Meer, Feuer und Wind gebieten. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, 32006.

Forras (Forcas), in der spätmittelalterlichen Dämonologie ein Höllenfürst, der die Eigenschaften von Kräutern und Steinen kennt und den Ma­ giern hilft, Schätze zu entde­ cken und verlorene Gegenstände wiederzufinden. Forseti, german. Gott; seine Namensdeutung ist umstritten, man dachte schon an ›Vorsitzer‹. Nach der Snorri ist er ein Sohn → Balders*, wohnt in dem glänzenden Saal Glitnir und spricht Menschen und Göttern Recht. Möglicherweise entspricht der nord. F. dem fries. Gott Fosite. Siebs: Der Gott Fos(e)te und sein Land (Beiträge zur Geschichte der dt. Sprache

und Literatur 35, 1909). – Simek: Le­ xikon der german. Mythologie, 32006.

Fortúna (auch Fors F.), bei den alten Römern zunächst eine Göttin der Frauen; mit ihrem Kult war ein Orakel verbunden. V.a. wurde F. die Göttin des Glücks, ja sie selbst ist – wie ihr Name schon erkennen lässt – das Glück, das in einer bestimmten Situation wirksam wird. Bereits zu Ciceros Zeit wurde sie mit der griech. → Tyche gleichgestellt. In der künstlerischen Darstellung sind Steuerruder, Füllhorn und Kugel ihre Attribute. Je nach ihrer besonderen Funktion hat sie bestimmte Beinamen: Insbesondere ist sie die Glücksgöttin des röm. Volkes (F. Populi Romani), dann aber auch ›die Erhörende‹ (Respiciens), ›die Gnädige‹ (Obsequens) oder ›die Beruhigende‹ (Tranquilla). In der Renaissance wird F. zu einem beliebten Bildmotiv, diesmal mit dem Rad verbunden, um den Wechsel des Glücks anzudeuten. E. Leube: F. in Karthago, Heidelberg 1969. – RAC, Lief. 58. – Göttlicher: F. Gubernatrix. Das Steuerruder als röm. Glückssymbol (Antike Welt 12, 1981). – Reichert: F. oder die Bestän­ digkeit des Wandels, Frankfurt/Main 1985. – Latte: Röm. Religionsgeschich­ te, ND München 21992. – MeyerLandrut: F. Die Göttin des Glücks im Wandel der Zeiten, München 1997.

159

Freya

Fravashi (gewöhnlich übersetzt mit ›die Bekennerin‹ oder ›die Erwählte‹). In der altiran. Religion bedeutet die F. die geistige Präexistenz des Gläubigen, die als Schutzgeist über ihn wacht. Als Kollektivbegriff sind die F.s → Ahura Mazdā bei der Weltschöpfung behilflich gewesen; sie lassen die Pflanzen gedeihen und verteidigen – als speerbewaffnete Reiter – den Himmel. In ihrer kriegerischen Funktion ähneln sie den indischen → Maruts. Schlerath: F. (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4).

Freya (Freia, Freyja; altnord. ›Herrin‹, ›Frau‹), nordgerman. Göttin der Liebenden und der Fruchtbarkeit; zu ihren Funktionen gehört auch die der Geburtshilfe. Ihre Attribute sind die Halskette Brisingamen (brisa = ›glänzen‹ – Edelstein, vielleicht solare Bedeutung), ein Falkengewand und ein von Katzen gezogener Wagen; als Reittier benutzt sie den goldborstigen Eber Hildeswin. Als Tochter des → Njörd und Schwester des → Freyr gehört sie dem Geschlecht der → Vanen an, kommt aber später zu den → Asen, lehrt diese ein Zauberverfahren (seidr) und wird Gattin von Odr (Nebenform von → Odin*); als sie

John Bauer: »Freya«, ca. 1910

ihn verliert, weint sie ihm goldene Tränen nach. Zeitweise ist die Gestalt der F. in die der →  Frigg übergegangen. Nach dem isländ. Dichter Snorri (12.  Jh.) war F. die schönste und wichtigste der Göttinnen und die einzige noch zu seiner Zeit verehrte ›heidnische‹ Gottheit (auch → Gefjon*). Turville-Petre: Myth and Religion of the North, Westport 1975. – Motz: The Goddess F. (Bragason [Hg.]: Snorrastefna 1990), Reykjavík 1992. – Lindow: Freyr and F. (Pulsiano/ Wolf [Hg.]: Medieval Scandinavia), New York 1993. – Näsström: F. – the great goddess of the North, Lund 1995.

Freyr 160 – Simek: Religion und Mythologie der Germanen, Stuttgart 2003. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, 3 2006.

Freyr (altnord. ›Herr‹), nordgerman. Gott des Wachstums, der Ernte und des friedlichen Gedeihens, den → Vanen zugehörig, Sohn → Njörds und Bruder der → Freya*; neben → Odin* und → Thor* der bedeutendste Gott der german. Mythologie. In einem Tempel zu Alt-Uppsala war der Gott unter seinem Aspekt der Fruchtbarkeit phallisch dargestellt. Das schwed. Königsgeschlecht der Ynglinge erblickte in ihm seinen Ahnherrn; als solcher hatte er den Namen Yngvi (Bedeutung ungeklärt). Bei Snorri findet sich die Gleichsetzung des Gottes mit dem König Frodi, unter dessen Regentschaft ein sagenhafter Friede herrschte. Das hohe Ansehen F.s zeigen die ihm zugelegten Beinamen Folkvaldi Goda (›Schirmherr der Götter‹) und Veraldar God (›Weltgott‹). Der Mythos kennt ihn als Besitzer des Wunderschiffes Skidbladnir und des goldbors­ tigen Ebers Gullinbursti; seine Gattin war die Riesentochter → Gerd. Auf eine Funktion als Sonnengott könnte außer dem (solaren) Eber auch der Name seines Dieners und Bo-

ten Skirnir (›der Strahlende‹) hindeuten. Turnville-Petre: The Cult of F. (Pro­ ceedings of the Leeds Phil. and Lit. Soc. 3, 1935). – Schröder: Ingunar – F., Tübingen 1941. – Baetke: Yngvi und die Ynglinger, Berlin 1964. – de Vries: Altgerman. Religionsgeschichte, Berlin 31970. – Turville-Petre: Myth and Religion of the North, Westport 1975. – Lindow: Freyr and F. (Pulsiano/Wolf [Hg.]: Medieval Scandi­ navia), New York 1993. – Motz: The King, the Champion, and the Sorcerer, Wien 1996. – Simek: Religion und Mythologie der Germanen, Stuttgart 2003. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, 32006.

Frigg (südgerman. Frija, langobardisch Frea), german. Göttin und Hauptgöttin der Asen, die einerseits sehr sinnlich ist (ihr wird der Vorwurf des Ehebruchs gemacht), bei der andererseits aber doch das mütterliche Prinzip überwiegt; sie ist die Mutter → Balders*. Ihr Name wird als ›Geliebte‹ wie als ›Frau‹ übersetzt, ihr Attribut ist das Falkenkleid. Sie ist Beschützerin des Lebens (so schon als Helferin bei der Geburt) und hat an ihres Gatten → Odin* Weisheit teil. Von einem ihr zugedachten Kult ist nichts bekannt. Der lat. Wochentagsname dies Ve­ neris (›Tag der Venus‹) wurde von den Germanen als Tag der Frija (Freitag) übernommen.

161 Bei dem Geschichtsschreiber Paulus Diaconus erscheint die Göttin als Schutzherrin der Langobarden. de Vries: Altgerman. Religionsge­ schichte, Berlin 31970. – Simek: Re­ ligion und Mythologie der Germanen, Stuttgart 2003. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, 32006.

Fudō Myōō (japan. für den ›unerschütterlichen, klarsichtigen König‹). Er entspricht dem indischen → Acala. Im Buddhismus hatte F. ursprünglich nur die Funktion eines Boten Buddhas. Später fass­ te man ihn als eine Erscheinung  des → Dainichi-nyorai (=  Mahāvairocana) selbst auf, und zwar als seine Zornesgestalt. Er wird meist sitzend dargestellt, mit einer Feuer-Aura im Hintergrund; in der Hand hält er in der Regel ein Schwert. In Japan wurde seine Verehrung als Schutzgott im 9. Jh. n. Chr. populär, zunächst unter dem der Shingon-shu des Kukai (= Kōbō Daishi) zu­strömenden Adelsschicht, dann aber auch bei den Bergaske­ten (Shugenja/ Yamabushi) und schließlich im Volk allgemein. F. kämpft mit dem Schwert der Erkenntnis gegen die Unwissenheit und die daraus entspringende, ungebändigte Gier. Gundert: Japan. Religionsgeschichte, Stuttgart 1943.

Fujin Fufluns, etrusk. Gott, der dem griech. → Dionysos* entspricht; der Name kann von einer indogerman. Sprachwurzel für ›zeugen‹ oder ›schwellen‹, ›überfließen‹ abgeleitet werden. Auf einem Altar in Tarquinia findet sich für den Gott der Kultname Pacha. Bonfante: F. Pacha: The Etruscan Dio­ nysos (Carpenter/Faraone: Masks of D.), Ithaca 1993.

Fujin (japan. für ›Windgott‹). Im Shintō gilt er als Gott des Windes und des Gewitters; im Buddhismus gehört F. zur Umgebung der tausendarmigen → Kannon. Als Windgott trägt er einen aufgeblähten Sack auf

Fukurokuju; Aquarell, um 1902

Fukurokuju 162 dem Rücken, als Gewittergott schlägt er eine Trommel.

→  Cai-shen zu einer Dreiergruppe.

Havens (Hg.): An encyclopedia of Shinto, New Haven 2001–06.

Fu-ten → Jūni-ten

Fukurokuju, in Japan und China gehört er zu den ›Sieben Glücksgöttern‹ (→ ShichiFukujin*). Sowohl aufgrund der Bedeutung seines Namens (fuku = ›Glück‹, roku = ›Reichtum‹, ju = ›langes Leben‹) als auch aufgrund seines Aussehens (kleiner Wuchs, großer und hoher Kopf, mit Stock und Schriftrollen) wird er oft mit → Jurōjin verwechselt, doch sein Begleittier ist der Kranich (und die Schildkröte).

Fu-xi (Fu-hsi), der erste der drei chines. Kulturheroen, der die Ehe erfunden hat und dem die Menschen die Kenntnis des Fischfangs verdanken. V.a. ist er der Schöpfer der Musik und der acht Trigramme, die die Grundlage der Schrift bil-

Casal: Die sieben Glücksgötter (Mittei­ lungen der dt. Gesellschaft für Naturund Völkerkunde Ostasiens, Teil D, 1958). – Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991.

Fulla, german. Göttin, Dienerin der → Frigg, im zweiten Merseburger Zauberspruch deren Schwester. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, 32006.

Furien → Erinyen Fu-shen, chines. Glücksgott, der gewöhnlich in der blauen Robe der Beamten mit seinem Sohn auf dem Arm abgebildet wird. Öfters gehört er zusammen mit → Shou Lao und

Fu-xi (rechts) mit seiner Schwester Nü-gua; aus den Astana-Gräbern in Turfan (China), Mitte 8. Jh.

163 den sollen. Die Heirat seiner Schwester → Nü-gua bedeutet den Ausgleich der Yin-YangKräfte. Nü-gua hat Kompass und Zirkel als Attribute, F. ein Winkelmaß; beide zusammen sind symbolischer Hinweis auf den Bau der Welt, auf den (runden) Himmel und die (quadratische) Erde. Reliefs der Han-Zeit zeigen die beiden mit schlangenhaftem Unterkörper miteinander verbunden. Zimmermann/Gruschke: Als das Wel­ tenei zerbrach: Mythen und Legenden Chinas, München 2008.

Fu-xing → San-xing Fylgien (Fylgir, Fylgjur), bei den Germanen an einzelne Personen gebundene Schutzgeister, die sich in Tier- oder Frauengestalt zeigen können, aber nur im Traum oder von seherisch begabten Menschen wahrgenommen werden. Beim Tod verlassen sie den Menschen und werden zu selbständigen Wesen. Der Name – im Singular Fylgja – wird gewöhnlich als ›Begleiterin‹ erklärt, aber auch als ›Folgegeist‹ (vom altnord. fylgja = ›folgen‹). Kultische Verehrung wurde ihnen nicht zuteil. Rieger: Über den nord. F.-Glauben (Zeitschrift für dt. Altertum 42, 1898). – Mundal: Supernatural Beings 3. F. 4. Norns (Pulsiano/Wolf [Hg.]: Me­

Gabija dieval Scandinavia), New York 1993. – Simek: Der Glaube der Germanen, Kevelaer 2005. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, 32006.

G Gott G, von der Altamerikanistik so benannter Gott der Maya, der → Kukulcan* in seinem solaren Aspekt aufzeigt; möglicherweise repräsentiert er die Nachtsonne. Er ist der einzige öfters mit einem Kinnbart dargestellte Maya-Gott. Unter den Zahlen wird ihm die Vier zugerechnet. Die auf seinem Körper aufgemalte Hieroglyphe kin (›Sonne‹) erinnert an den Sonnengott Kinich Ahau (→ Kinich kakmó). Rätsch (Hg.): Chactun. Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Gabija (Gabieta, Gabeta), litauischer Feuergeist, zeitweise auch in der Stellung einer Göttin. G. war die Herrin des ›heiligen Feuers‹, der ein Opfer dargebracht wurde, indem man Salz in das Feuer schüttete und sprach: ›Heilige G., sei ­gesättigt.‹ Balys/Biezais: Baltische Mythologie (WdM 2).

Gabjauja 164 Gabjauja, litauische Getreidegöttin, von der man sich allgemein Wohlstand (Reichtum) erhoffte. Mit der Christianisierung wurde sie zu einem bösen Geist. Gabriel (hebräisch ›Starker Gottes‹), in der Bibel ein Engel, der als Bote Gottes auftritt; erstmals bei Daniel (8,16–27); im Neuen Testament bringt er Maria die Nachricht, dass Gott sie zur Mutter seines Sohnes erwählt hat (Lukas 1,26–28). In der jüdischen Apokalyptik erscheint G. als Straf- und Todes­ engel, im Christentum zusammen mit → Michael, → Raphael und → Uriel als Erzengel. Rabbinische Quellen bezeichnen ihn als ›Fürst des Feuers‹. In der islam. Tradition steht er unter dem Namen Gabrā’il an der Spitze aller Engel. Im Mittelalter und in der Renaissance wird G. als Planetengeist dem Mond zugeordnet. Horodetzky: Michael und G. (Mo­ natsschrift für Geschichte und Wissen­ schaft des Judentums 72, 1928). – Rosenberg: Engel und Dämonen, München 31992. – Bocian: Lexikon der biblischen Personen, Stuttgart 22004.

Gad, Bezeichnung verschiedener segenspendender Gottheiten im alten Nordarabien. G. bedeutet eigentlich das (personifizierte) Glück und ent-

spricht der griech. → Tyche. Bei den Nabatäern war G. der Name einer bestimmten Gottheit. Die altsemitische Göttin → Atargatis hatte als ›G. von Palmyra‹ ein eigenes Heiligtum. Gese/Höfner/Rudolph: Die Religio­ nen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970.

Gaia (Ge, ›Erde‹), griech. Erdgöttin; zusammen mit dem Chaos und → Eros gehört sie zu den Urprinzipien des Kosmos; aus ihr gehen der Himmel (→ Uranos) und das Meer (→ Pontos) hervor. Von Uranos befruchtet, gebärt sie die → Titanen und die → Kyklopen*. Aus ihrer Verbindung mit der Unterwelt (Tartaros) geht das Ungeheuer → Typhon hervor. Von eigentlicher Bedeutung war sie fast nur in Attika. Bei Homer wird sie neben der Sonne (→ Helios*) im Eid angerufen. In der Kunst erhält G. zum Zeichen ihrer segenspendenden Fruchtbarkeit oft Füllhorn und Früchte als Attribute. Dieterich: Mutter Erde, ND Stuttgart 31973. – Nilsson: Geschichte der griech. Religion 1, ND München 3 1992. – Witek/Düll/Kohler: Frauen­ gestalten des antiken Mythos, Möhnesee 2003.

Gaki, japan. für → Preta: hungrige (auch durstige) Geis­

165 ter. Sie leben in einer ihnen eigenen Welt, in die sie als Folge ihrer bösen Taten in früheren Leben hineingeboren wurden. Ihr Hunger und ihr Durst sind unstillbar. Insgesamt werden fünf oder sechs solcher Welten unterschieden (von unten nach oben): die Hölle, die Welt der hungrigen und durstigen Geis­ ter, die Welt der Tiere, die Welt der → Asura (mit den Göttern kämpfende Teufel), die Welt der Menschen, der Himmel. Diese ›sechs Welten‹ (oder ›Wege‹) heißen im japan. Buddhismus Rokudō. Law: The Buddhist conception of spi­ rits, ND New Delhi 2005.

Galē deviyō → Kiri ammā Galla (akkadisch Gallu), sumer. Unterweltsdämon. Der Vegetationsgott → Dumuzi wurde von G.-Dämonen in die Unterwelt geführt. Verschiedene griech. Schriftsteller übernahmen den Dämon in der Namensform Gella und in der Bedeutung einer kinderraubenden Spukgestalt. Haas: Magie und Mythen in Babyloni­ en, Gifkendorf 1986.

Gana (Sanskrit ›Schar‹), die zwergenhafte, ursprünglich dämonische Gefolgschaft von → Rudra und → Shiva*; als Anführer der Schar (Ganapa-

Ganesha ti) werden → Andhaka und → Ganesha* genannt. Gandarewa, nach dem Awesta ein im Wasser lebender Dämon, der ständig danach trachtet, die gute Schöpfung zu verschlingen, bis er von dem Helden Keresāspa getötet wird. Gandhā → Pūjādevatās Gandharvas, eine Klasse indischer Halbgötter, Naturgeister, die zusammen mit den → Apsaras* den Himmel → Indras bewohnen. In ältester Zeit wird von einem Gandharva gesprochen, aus seiner Verbindung mit der Apsara ging (laut Rig­ veda) das erste Menschenpaar (→  Yama und Yami) hervor. In späterer Zeit erscheinen die unindividuellen G. als Musikanten und Sänger an Indras Hofstaat; häufig treten sie in Vogel- oder Pferdegestalt auf. Eine etymologische Verbindung mit den griech. → Kentauren* ist nicht gesichert. de Wijesekara: Vedic Gandharva and Pali Gandhabba (Ceylon University Review 111, 1945). – Panchamukhi: G. and Kinnaras in Indian Icono­ graphy, Dharwar 1951. – Williams: Handbook of Hindu mythology, Oxford 2008.

Ganesha (oder Ganapati, ›Herr der Schar‹), indischer Gott der Schreibkunst und der Weisheit,

Gangā 166 von Hinduisten und Jinisten gleichermaßen verehrt. Er gilt als Überwinder aller Hindernisse (bei Examen, Reisen usw.) und hat als solcher den Namen Vighneshvara. G. ist Sohn der → Pārvatī* und des → Shiva*, dessen Gefolge (→ Gana) er anführt. Dargestellt wird er mit einem Elefantenkopf, (nur) einem Stoßzahn und einem vorgewölbten Bauch. Sein Reittier ist die Ratte oder die Maus; in den Händen hält er den Stachelstock als Zeichen des Sieges und Erfolges, eine Gebetskette, eine Schale mit Süßigkeiten (Reiskuchen) und eine Schlinge, mit der er jede Art von Täuschung fesselt, manchmal auch den abgebrochenen zweiten Stoßzahn. Auf südindischen Denkmälern trägt er eine Krone; in Nepal gibt es unter der

Bezeichnung Heramba eine Form des G. mit fünf Elefantenköpfen; in Siam (Thailand) wird der Gott oft vierköpfig und zweiarmig dargestellt. Ganapati wurde auch vom Buddhismus übernommen. Getty: G. A monography on the elephant-faced god, Oxford 1936. – Agrawala: Meaning of Ganapa­ ti (Journal of the Oriental Institute, Baroda 13, 1963). – Hera: The Pro­ blem of Ganapati, Delhi 1972. – Brown (Hg.): G.: studies of an Asian god, Albany 1991. – Schleberger: Die indische Götterwelt, München 21997. – Beltz (Hg.): G.: der Gott mit dem Elephantenkopf, Zürich 2003.

Gangā, nach griech. Vorbild auch masculin: Ganges. Indische Flussgöttin, zwei- oder vierarmig dargestellt, in der Rechten ein Wassergefäß, in der Linken einen Lotos haltend. Die G. soll aus einem Fuß → Vishnus* hervorkommen und schließlich in den Mond und in den Sternenkreis fließen. Stietencron: G. und Yamuna. Zur symbolischen Bedeutung der Flußgöt­ tinnen an indischen Tempeln, Wiesbaden 1972. – Singh: Jaya G.: in search of the River-Goddess, New Delhi 1989.

Ganesha, auf einer Ratte reitend; Tanjore-Malerei, ca. 1816

Ganyméd(es), ursprünglich vielleicht dämonischer Hüter der Lebensquelle; in der griech. Sage erscheint er als schöner

167 Jüngling, den der ihn liebende → Zeus* durch seinen Adler in den Olymp entführen lässt. Dort reicht er als Mundschenk den Göttern den täglichen Lebenstrank. In späthellenist. und röm. Zeit wurde G. als Sternbild an den Himmel versetzt. Sichtermann: G. Mythos und Gestalt in der antiken Kunst, Berlin 1953. – Kempter: G. Studien zur Typologie, Ikonographie und Ikonologie, Köln 1980. – LdAG.

Gao Yao (Kao Yao), auch Tingjian (T’ing-chien) genannt, protochines. Richtergott; das ihm zugeordnete Tier war der Widder, der bei der Aufde­ ckung des Unrechts behilflich sein sollte.

Garuda Garmangabi(s), segenspendende Göttin bei den german. Neckar-Sueben. Der Namens­ teil gabi dürfte mit ›geben‹, ›Gabe‹ zusammenhängen und findet sich auch im Rheinland bei einer Gruppe matronenhafter Gottheiten, Alagabiae (›die reichlich Gebenden‹) genannt (auch → Gefjon*). de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970.

Garuda (altindisch garut = ›Flügel‹), in der indischen Mythologie der Fürst der Vögel, Feind der Schlangen und glühendster Verehrer von → Vishnu*, dem er als Reittier (vāhana = ›Fahrzeug‹) dient. Sein anthropo-

Gapn, altsyrischer Gott, der als Bote → Baals* (1) auftritt. Sein Name bedeutet ›Weinstock‹, ›Rebe‹. In Ritualtexten wird er nicht erwähnt. Garm (altisländ. Garmr), my­ thischer Hund, der beim Ausbruch des Weltuntergangs (Ragnarök) vor einer Höhle bellt und laut Snorri in der letzten Schlacht mit dem Gott → Tyr kämpft. Möglicherweise ist er identisch mit dem Fenriswolf (→ Fenrir*). Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, 32006.

Vishnu mit seinem Reittier Garuda; Indien, ca. 1725

Gatsu-ten 168 morpher Körper ist golden und hat Kopf, Flügel und Krallen eines Adlers. G. hat man schon als Sonnensymbol gedeutet. Im Buddhismus sind die G.s göttliche Vogelwesen; → Gautama soll in einem früheren Leben ein G.-König gewesen sein. Der schlangenvertilgende, dämonenfeindliche Vogel findet sich in Tibet unter dem Namen Khyun (K’yun); er hat neben seiner Beziehung zur Sonne auch eine zur Gewitterwolke. Moeller: G. (Die Mythologie der ve­ dischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Nagar: G. – the celestial bird, New Delhi 1992. – Dowman: The flight of the G.: the Dzogchen tra­ dition of Tibetan Buddhism, Boston 2 2003.

Gatsu-ten → Jūni-ten Gatumdu(g), sumerische Göttin, Tochter des Himmelsgottes → An. Sie war die lokale Muttergöttin von Lagasch. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Gaueko, im baskischen Volksglauben und in der Mythologie der Herr der Finsternis, ein Geist der Nacht. Er kann freundlich und hilfreich sein, aber auch als Teufel auftreten. Manchmal erscheint er in Kuhgestalt oder auch als Windstoß. de Barandiaran: Die baskische Mytho­ logie (WdM 2).

Gaunab, bei den San (Südwest­ afrika) der Verursacher alles Bösen; er ist der Gegenspieler des Schöpfergottes → TsuiGoab und wohnt in einem schwarzen Himmel. Guenther: Tricksters and trancers: Bushman religion and society, Bloomington 1999.

Gauntikembong → Puang Matua Gauri, in der indischen Reli­ gion der freundliche, gütige Aspekt der Großen Mutter. Sie ist ihrem Namen nach ›die Weiße‹ und steht damit im Gegensatz zur schwarzen → Kāli*. Bolon: Form of the goddess Lajjā G. in Indian art, Delhi 1997.

Gautama Buddha, eigentlicher Name war Siddhārta aus der Familie Gautama (im Pali: Gotama), poetisch auch Shākyamuni genannt, d.h. ›der Weise aus dem Geschlecht der Shākyas‹. Allen Versuchungen seines Gegenspielers → Māra widerstand er. Gau­ tama wurde zum → Buddha* (›der Erleuchtete‹), der nach seinem Eingang ins Nirvana keine Verbindung mehr zur Welt hat und den keine Gebete erreichen können. Trotzdem wurde er im Laufe der Zeit deifiziert; er wurde der Prototyp eines Buddha, beispielhaft für

169 die früheren wie die zukünftigen. Die → Bodhisattvas und die → Dhyāni-Buddhas sind eine Art Hypostase des G. Die wichtigsten Symbole Buddhas stehen in Verbindung zu seiner Vita: Fußspuren (seine Anwesenheit), Bodhi-Baum (Erleuchtung), Rad (Predigen der Lehre) und Stūpa (Eingehen ins Nirvāna). Buddhafiguren haben als besondere Merkmale den Ushnisha, d.h. einen Auswuchs auf der Höhe des Kopfes als Zeichen höchster Erleuchtung, und eine Urna, einen strahlenden Punkt (ursprünglich Haarlocke?) zwischen den Brauen, der als ›Auge der Weisheit‹ gedeutet wird. Die erhobene rechte Hand ist die Gebärde der Furchtlosigkeit bzw. der Schutzgewährung (abhaya mudrā). Eine auf Wand- und Rollbildern beliebte Darstellung des historischen Buddha ist sein Tod: indem er in goldener Gestalt entschlafen unter blühenden Bäumen liegt, geht er ins Nirvāna ein. Printz: Buddha’s Geburt (ZDMG 79, 1925). – Rowland: Buddha and the sun god (Zalmoxis 1, 1938). – Bareau: The superhuman personality of Buddha and its symbolism (Myths and Symbols. Studies in honor of M. Eliade), Chicago 1969. – Hummel: Die Fußspur des G. (Asiat. Studien 25, 1971). – Grönbold: G. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Gruschke:

Gauwa Das Leben B.s, Freiburg 1999. – Zotz: B.: mit Selbstzeugnissen und Bilddoku­ menten, Reinbek 72005. – Michaels: Buddha: Leben, Lehre, Legende, München 2011.

Gauteovan, Urmutter der Ko­ gi (Chibcha-Stamm in Kolum­ bien). Ihr schreibt man die gesamte Schöpfung, auch der bösen Dinge, zu; aus ihrem Menstrualblut entstand die Sonne. Von G. stammen die vier Urpriester ab, die in den Mythen die Rolle von Kulturbringern spielen. Baldus: Die Allmutter in der Mytholo­ gie zweier südamerikan. Indianerstäm­ me (ARW 29, 1931). – Reichel-Dolmatoff: Kogi, Frankfurt/Oder 1997.

Gauwa, ein tricksterähnlicher Gott der Nharo (eine Gruppe der San in Botwana), dem der untere Himmel zugeordnet ist, der jedoch auch auf der Erde in einem großen Termitenhügel hausen kann. Er verursacht die Krankheiten, ist aber auch Herr der Heilmittel. Einerseits ist G. ein großer Zauberer, andererseits kann er sich wie ein tölpelhafter Narr benehmen. Er beneidet den ihm überlegenen → Nleri und versucht, dessen gute Taten zu vereiteln. Der Wirbelwind gilt als ›G.s Atem‹. Guenther: The Nharo bushmen of Bots­wana, Hamburg 1986. – Guen-

Gāyatrī 170 ther: Tricksters and trancers: Bushman religion and society, Bloomington 1999.

Gāyatrī, im Hinduismus ei­ ne heilige Strophe an die Macht der aufgehenden Sonne (→  Savitar), dann auch deren Personifizierung, Gottheit des Priesterstandes und neben →  Sarasvati (mit der sie verschmelzen kann) die zweite Gemahlin → Brahmās*. G. wird gewöhnlich fünfköpfig und auf einem Lotos sitzend dargestellt. Swami: The G. book, Schöna 2005.

Gayōmart (Gayo Marta), in der iran. Mythologie der erste Mensch; sein Name bedeutet ›sterbliches Leben‹. Nach einer Überlieferung wurden aus seinem Körper die Teile des Kosmos erschaffen. Nach anderer Version befruchtete sein Samen die Erde, aus der dann der erste Mann und die erste Frau hervorkamen; aus G.s zerfallendem Leib entstanden die sieben Metalle (darunter können nach babylon. Entsprechung auch die sieben Planeten verstanden werden). Der Urmensch wird als erstes sterbliches Wesen wiederauferstehen. Hartmann: G., Uppsala 1953. – Widengren: The Death of G. (Myths and Symbols. Studies in honor of M. Eliade), Chicago 1969. – Colpe: G. (Altiran. und zoroastr. Mythologie,

WdM 4). – Yarshater (Hg.): Encyclo­ paedia Iranica 10, ND London 2001.

Geb (früher fälschlich ›Seb‹ gelesen), ägypt. Erdgott. Wahrscheinlich ist G. eine alte, später nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für ›Erde‹; so heißt es in den Pyramidentexten (308), dass der Tote in G. eintritt. Nach einem Mythos zeugte der Erdgott mit der Himmelsgöttin (→ Nut) die Sonne; auf diese Weise wird G. zum ›Vater der Götter‹. Die weltliche Herrschaft des G. wird auf dessen Sohn → Osiris* und schließlich über →  Horus* auf die ägypt. Könige übertragen, die sich selbst als ›Erbe des G.‹ bezeichneten. Der Gott wird anthropomorph dargestellt, meist trägt er die unterägypt. Krone auf dem Kopf; ausnahmsweise kann er auch eine Gans (sein Schriftzeichen) als Kopfschmuck tragen. Sethe: Urgeschichte und älteste Reli­ gion der Ägypter, ND Nendeln 1966. – LdÄR. – Wilkinson: Die Welt der Götter im Alten Ägypten, Stuttgart 2003.

Gebeleizis, von Herodot erwähnter Gewittergott bei den im Balkan lebenden Thrakern; die behauptete Identität mit → Zalmoxis ist umstritten. Tomaschek: Die alten Thraker, ND Wien 1980.

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Gefjon mit ihren in Stiere verwandel­ ten Söhnen; Illustration von Carl Eh­ renberg, um 1882

Gefjon, german. Göttin aus dem Geschlecht der → Asen. Ihr Name dürfte die Bedeutung von ›geben‹ haben, sie selbst damit als Schutz und Fruchtbarkeit spendende Gottheit charakterisiert sein. Bei Snorri erscheint G. als Pflügerin, die mit ihren vier zu Stieren verwandelten Söhnen Seeland von Schweden losgepflügt habe; bei den Südgermanen dürfte ihr → Garmangabis entsprechen. Hinter beiden hat man schon die Fruchtbarkeitsgöttin → Freya* vermutet, die ja selbst den Beinamen G. hat. Ross: The myth of G. and Gylfi (Ar­ kiv för nordisk Filologi 93, 1978). – Heizmann: G.: Metamorphosen einer Göttin (Simek/Heizmann [Hg.]: Mythological women, FS Motz), Wien 2002. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Genius Genien (Plural von → Ge­ nius), den Menschen leitende Wesen, Schutzgeister. In der etrusk. und röm. Kunst wurden sie als nackte, geflügelte Jünglinge dargestellt. Seit dem 17. Jh. wurde die Bezeichnung G. auf männliche und weibliche Flügelgestalten übertragen, in der Altorientalistik auch auf die vogelköpfigen Mischwesen in Grußstellung oder den heiligen Baum befruchtend; so auf assyr. Reliefplatten, ähnlich auf kretischen Gemmen. In neuerer Zeit versteht man unter G. oft einfach nur geisterhafte, mit übernatürlichen Fähigkeiten begabte Wesen. Beck: G. und Niken in der altchristl. Kunst (Diss.), Gießen 1936. – Seidl: Torschützende G. in Urartu (Archäo­ logische Mitteilungen aus Iran, N. F. 7, 1974). – Eichler: Götter, G. und Mischwesen in der urartäischen Kunst (Archäologische Mitteilungen aus Iran, Erg.-Bd. 12, 1984). → Genius.

Genius, röm. Gottheit, Personifikation der männlichen Zeugungskraft; weibliches Gegenstück ist die → Juno. Jedem Mann wurde sein eigener G. zuerkannt, der seine männliche Kraft repräsentierte; unter griech. Einfluss entsprach er später dem → Daimon. In den Hauskapellen der vornehmen Römer in Pompeii erscheint der G. des Hausherrn (pater fa­

Gerd 172 milias) als Schlange. Der röm. Kaiserzeit entstammt die Vorstellung, dass auch jeder Ort seinen Schutzgeist (genius loci) habe. → Genien. Rink: Die bildlichen Darstellungen des röm. G., 1933. – Kunckel: Der röm. G., Heidelberg 1975. – Simon: Die Götter der Römer, München 21998.

Gerd (altisländ. Gerdr), Gattin des german. Gottes →  Freyr, Tochter des Riesen Gymir. Ihren Namen versuchte man von altnord. gardr (›umzäuntes Land‹) abzuleiten, sie selbst wird – allerdings nicht unumstritten – als Erdgöttin ge­ deutet. Bibire: Freyr and G.: The Story and its Myths (Simek [Hg.]: Sagnaskemm­ tun, Studies Pálsson), Wien 1986. – Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Geryonéus (lat. Geryon), im griech. Mythos ein dreiköpfi-

Herakles im Kampf mit Geryoneus (auf dem Boden der sterbende Eury­ tion); Amphore, ca. 540 v. Chr.

ger oder dreileibiger Riese, dessen Herde roter Rinder auf der im fernen Westen gelegenen Insel Erytheia (›Rotland‹) weidet und der von → Herakles getötet wird. Die religionsgeschichtliche Deutung, dass G. eine vorgriech. Gottheit sei, die von den Griechen dämonisiert wurde, ist umstritten. Kirfel: Die dreiköpfige Gottheit, Bonn 1948. – Croon: The herdsman of the dead, Utrecht 1952. – Mundt: Hera­ kles and G. in Greek art (Diss.), New York 1979.

Gesar (Ke-sar), Hauptgestalt des tibetischen Nationalepos. Er ist ein von den Göttern im Himmel auf die Erde herabgeschickter Sohn, der zunächst als unscheinbarer Knabe namens Jo-ru die Dämonen besiegt, den Königsthron besteigt und schließlich seine göttliche Gestalt annimmt. Sein eigentlicher Name ist ›heiliger großer Löwe‹; der Name G. dürfte auf den bis nach Zentralasien bekannt gewordenen röm. Titel Caesar (Kaiser) zurückzuführen sein und findet sich auch bei den Mongolen (→ Geser Chan). Sagaster: König G. Zur Symbolik des tibetischen Nationalepos (Symbo­ lo NF  4, 1978). – Geoffrey: The G. epic of East Tibet (Cabezón/Jackson [Hg.]: Tibetan literature: studies in genre), Ithaca 1996.

173 Geschtinanna (sumerisch ›Weinrebe des Himmels‹), altmesopotam. Göttin, Schwes­ter des Vegetationsgottes  →  Dumuzi und Gemahlin des → Ningischzida. Für eine Beziehung zum unterirdischen Bereich spricht ihre Gleichsetzung mit der babylon. Unterweltsschreiberin → Bēletsēri. RLA 3. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Geser Chan, mongolischer Schutzgott der Krieger und Herden; er hat Gewalt über die Dämonen und verleiht Jagdglück. G. gilt als ›Sohn des Himmels‹ und wohnt in einem Haus aus Wolken und Nebel; im Epos ist sein weißer Helm mit Sonne und Mond geschmückt. Tucci/Heisig: Die Religionen Tibets und der Mongolei, Stuttgart 1970.

Geush Tashan (›Gestalter des Rindes‹), in der altiran. Religion der göttliche Erschaffer des Viehs, manchmal → Ahura Mazdā gleichgesetzt. Geush Urvan (auch Goshurwan, Goshurun), in der alt­ iran. Religion der himmlische Wächter über die Rinder. In der Dichtung erscheint er selbst als Rind oder Kuh. Der Name bedeutet ›Seele des Rindes‹.

Giganten Ghul, arab. Wüstengeister, die zu den → Dschinn gehören; sie erscheinen in Tiergestalt und sind als Blutsauger und Menschenfresser gefürchtet. Stetkevych: Early islamic poetry and poetics, Farnham u.a. 2009.

Gibil, sumer. Gott des Feuers, akkadisch (babylon.) heißt er Girra oder Girru. Der Gott galt als Lichtbringer, aber auch als Verursacher von Feuersbrünsten. Bei Beschwörungen wurde er zur Bekämpfung der Zauberei angerufen. Selbst → Marduk* begab sich einmal zum Feuergott, um seine unrein gewordenen Herrschaftsinsignien reinigen zu lassen. RLA 3. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Giganten, in der griech. Mythologie ein wildes Geschlecht erdgeborener Riesen, unversöhnliche Gegner der olympischen Götter. Sie gingen aus den auf die Erde fallenden Blutstropfen des entmannten → Uranos hervor; vielleicht waren sie ursprünglich Verkörperungen bestimmter Erdkräfte (wie Vulkanausbrüche, Erdbeben). Die Götter können den Kampf gegen die Riesen (Gigantomachie) nur mithilfe eines Sterblichen (→ Herakles) gewinnen. Schon die griech. Dramatiker (Euripides) fass­

Gilgamesch 174 ten die G. als Repräsentanten (gottloser) Barbarei auf, die der (gottgewollten) Ordnung und Kultur weichen mussten. RAC 10. – Lücke: Helden und Gott­ heiten der Antike, Reinbek 2002. – LdAG.

Gilgamesch, frühgeschichtli­ cher König der sumer. Stadt Uruk. Im Mythos erscheint er als Kämpfer gegen den Himmelsstier und gegen →  Ḫu­ wawa, den dämonischen Herrscher des Zedernwaldes. Bekannt ist auch seine vergebliche Suche nach dem ewigen Leben. Nach seiner Deifizierung zählte er zu den Göttern der Unterwelt. Bei den Hethitern findet sich der Heros in der Namensform Gisch.gim.masch, bei den Hurritern als Galgamisch; in den altklein­ asiat. Texten wird der Name stets mit dem Gottesdetermina­tiv geschrieben. Zahlreiche Siegelbilder und Reliefs zeigen, wie G. mit einem Löwen kämpft oder wie er ihn besiegt unter dem Arm hält; in der Fachliteratur wird letzteres Motiv auch → Dumuzi zuerkannt. RLA 3. – Schmökel: Das G.- Epos, Stuttgart 91998. – Steymans: G.: Ikonographie eines Helden, Fribourg 2010. – Maul: Das G.-Epos, neu übers. und kommentiert, München 52012. – Sallaberger: Das G.-Epos: Mythos, Werk und Tradition, München 22013.

Giltine, litauische Todesgöttin; der Name kommt von gelti (›stechen‹, ›wehtun‹). In Weiß gekleidet, nähert sie sich dem Haus, in dem der Kranke liegt, den sie dann erwürgt oder erdrückt. Balys/Biezais: Baltische Mythologie (WdM 2).

Girtablulu, in Altmesopotamien der Skorpionmensch, dämonischer Wächter beim mythischen Maschu-Gebirge, bei dem der Sonnengott jeweils morgens und abends den Horizont überschreitet (Gilgamesch-Epos, Taf. IX). Ein Skorpionmensch wurde von → Tiamat zum Kampf gegen die Götter erschaffen. Auf mittelbabylon. Grenzsteinen erscheint G. als Bogenschütze. Black/Green: Gods, demons and sym­ bols of Ancient Mesopotamia, London 2 2008.

Gitā → Pūjādevatās Glaúkos (griech. glaukos = ›blauglänzend‹), bei antiken Schiffern und Fischern wegen seiner Weissagungen volkstümlicher Meeresgott. Angeblich soll er selbst ein Fischer gewesen sein, der nach dem Genuss eines Zauberkrauts und einem Sprung ins Meer zum Gott wurde. Gelegentlich hat er – wie auch andere Meeresgötter

175 – den Namen Halios Geron (›der Meeresalte‹). DNP 4.

Glykon, gnostisch-mithräi­ scher Dämon mit Menschenkopf und Schlangenkörper. Gelegentlich galt die Schlange G. als Wiedergeburt des → Asklepios*. DNP 4.

Glycon; Tomis (heute Constanta, Ru­ mänien), spätes 2. Jh. n. Chr.

Gnomen, eine Gruppe dämonischer Gestalten im Volksglauben und Volksmärchen; sie bevölkern Wald, Berg und Wasser. Der Name kann abgeleitet werden von griech. geno­ moi (›Erdbewohner‹), aber auch von griech. gnomé (›Verstand‹). Petzold: Kleines Lexikon der Dämo­ nen und Elementargeister, München 3 2003.

Gong-de-tian Godai-myōō, japan. für die ›fünf großen Könige‹ (→ Vidyārājas): 1. → Fudo myōō (Acalanatha vidyā-rāja), 2. Go­ san­ze-myōō (Trailokya-vijaya vidyā-rāja), 3.  Dandari-myōō (Kundali vidyā-rāja), 4.  Daii-toku-myōō (→  Yamantaka vidyā-rāja), 5.  Kongoyashamyōō (Vajrayaksa). Man nennt sie auch Godai-son (die ›fünf großen Verehrungswürdigen‹). Goibniu, im alten Irland der mit magischen Kräften ausgestattete Gott des Schmiedehandwerks, der unfehlbare Waffen herstellt. Der Name ist von goban (›Schmied‹) abzuleiten. In einem Kampf mit den → Fomore schwer verwundet, fand er in einem Gesundbrunnen Wiedergenesung. G. besitzt den Met des ewigen Lebens. In der kymrischen Überlieferung (Wales) heißt der Gott → Govannon; seine Hilfe benötigt der Landmann, um das Eisen des Pfluges zu reinigen. de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Gong-de-tian, chines. Glücksgöttin, sie entspricht der indischen → Lakshmi*. Als Zeichen des Glücks, das sie spendet, hält sie in der linken Hand die wunscherfüllende Perle, während sie die rechte Hand in

Gong Gong 176 der Geste der Furchtlosigkeit erhebt. G. ist die mütterliche Beschützerin der an sie Glaubenden. Gong Gong (Kung Kung), chines. Teufel, Entfessler der Urflut und Widersacher des herrschenden Gottes; ein schwarzer Drache ist seine Verkörperung, sein Diener ist der neunköpfige, schlangenleibige Xiang Yao (Hsiang Yao), dessen Auswurf übelriechende Quellen und Sümpfe erzeugt. Yang/An/Turner: Handbook of Chi­ nese Mythology, Santa Barbara 2010.

Gorgonen, in der griech. Mythologie die drei Töchter des Meergottes → Phorkys, Schwestern der → Graien. Ihre Namen sind Stheno (von sthe­ nos = ›Stärke‹), Euryale (von eurys + hals = ›weites Meer‹) und → Medusa. Sie wohnen jenseits des Meeres in Richtung der Nacht (Westen), sind geflügelt, haben Schlangenhaare und eine bleckende Zunge. Wenn man nur von einer Gorgo spricht, ist Medusa gemeint.

der doppelte Drache. G. (Kou Mang) wird dem Frühling und dem Osten zugeordnet, R. (Ju Shou) dem Herbst und dem Westen. Govannon, keltischer Gott der Bewohner von Wales, er entspricht dem irischen → Goibniu und ist Herr über das Feuer und die Metalle. Maier (Hg.): Das Sagenbuch der wali­ sischen Kelten, München 1999.

Graien (griech. ›alte Frauen‹, ›Greisinnen‹), Töchter des griech. Meergottes → Phorkys, die den Weg zu den → Gorgonen bewachen. Sie haben zu dritt ein Auge und einen Zahn. Nach einer Überlieferung heißt es, sie seien greise Jungfrauen, die wie Schwäne aussähen. DNP 4.

dGra-lha (tibetisch ›FeindGott‹). Nach der alten Bön-Religion hat jeder Mensch einen G. als eine Art Schutzgeist, der den ihn bedrohenden Dämonen feindlich gegenübertritt.

LdAG.

Baumer: Bön: die lebendige Ur-Reli­ gion Tibets, Graz 1999.

Gou-mang und Ru-shou, Sendboten des chines. Himmelsgottes; G. verheißt Glück und langes Leben, während R. Strafe und Unheil verkündet. Ihr gemeinsames Attribut ist

Gramadevatā (›Dorfgottheit‹), lokale Schutzgottheit in In­ dien; sie behütet die Felder und Gemeindegrenzen, schützt vor Epidemien und nimmt die persönlichen Wünsche der

177 Bewohner entgegen. Ein unbearbeiteter, rot gefärbter Stein symbolisiert den Sitz einer solchen Dorfgottheit. Padma: Vicissitudes of the Goddess; re­ constructions of the G. India’s religious traditions, Oxford 2013.

Grannus, gallischer Heilgott. Ein Hauptort seiner Verehrung war Aquae Granni ­ (Aachen). Der Name dürfte von einer Wurzel ghrena (›heiß‹, ›warm‹) abzuleiten sein und in Beziehung zu warmen Quellen stehen. G. gehört zu den Gottheiten, die von Caesar als Apollo(n) bezeichnet wurden. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Grazien (lat. gratia = ›Anmut‹), bei den Römern göttliche Gestalten jugendlicher Anmut und Lebensfreude, den griech. → Chariten entsprechend. Sie verkörpern die Dichtung und die bildenden Künste. Meistens werden sie nackt dargestellt, oft bekränzt und mit Blumen. Schwarzenberg: Die G., Bonn 1966. – Mertens: Die drei G.: Studien zu ei­ nem Bildmotiv in der Kunst der Neu­ zeit, Wiesbaden 1994.

Guan-di (Kuan-ti), chines. Gott des Krieges, Förderer der Literatur und Schutzpatron des Handels sowie der Kaufleute. Während er unter der Mandschu-Dynastie besonders we-

Guan-yin gen seiner kriegerischen Funktion angesehen war, galt er in anderen Zeiten als Hüter der Gerechtigkeit, der die Menschen auch vor Streit und Übel bewahrte. Dargestellt wird G. mit puterrotem Gesicht, langem Bart und einer Hellebarde bewaffnet. Ursprünglich war er ein einfacher Mann namens Guan-zhong (Kuan-chung), der von seinem Gegner hingerichtet und später wegen seiner übergroßen Tugenden deifiziert wurde. Für den Kriegsgott findet sich auch die Namensform Guan yu. Bedford: Kuan yü, China’s god of war (China Journal 27, 1937). – Christie: Chines. Mythologie, Wiesbaden 1968. – Zimmer: Kriegsgott Guangong: chi­ nes. Dorfgeschichte aus fünf Jahrzehn­ ten, Dortmund 1996.

Guan-yin (Kuan-yin), in China verehrter weiblicher →  Bod­ hisattva, der sich aus → Avalokiteshvara* entwickelt hat. G. thront auf einem Berg oder einer Insel im Ostmeer, schenkt Kindersegen, hilft allen Wesen zur erlösenden Erleuchtung und ist ganz allgemein die ›Göttin der Barmherzigkeit‹. Darstellungen zeigen sie oft am Ufer des Meeres meditierend, oder sie hält ein Kleinkind im Arm. Häufig wird sie vielarmig wiedergegeben als symbolischer Hinweis auf ihre vielsei-

Gudatrigakwitl 178 tig helfende Tätigkeit; sie heißt dann ›die tausendarmige G.‹. Ursprünglich wurde G. männlich gedacht; der Name bedeutet ›derjenige, der auf die Laute (der Welt) hört‹: Damit kann er den Menschen zur Erlösung verhelfen. In Japan ist der Bodhisattva unter dem Namen → Kannon bekannt. Rousselle: Der Kult der buddhist. Ma­ donna Kuan-yin (Nachrichten der dt. Gesellsch. für Natur- und Völkerkunde Ostasiens 68, 1944). – Erkes: Zum Problem der weiblichen Kuanyin (Ar­ tibus Asiac 9, 1946). – Meier: Kuanshih-yin (Die Mythologie des chines. Buddhismus, WdM 4). – Palmer: Kuan Yin: myths and revelations of the Chinese goddess of compassion, London 1995. – Chün-fan: Kuan-yin: the Chinese transformation of Avalo­ kitesvara, New York 2001. – Leighton: Faces of compassion: classic Bodhi­ sattva archetypes and their modern expression, Boston 22012.

Gudatrigakwitl, Schöpfergott in der Überlieferung der zentralkalifornischen Wiyot. Er er­schuf zuerst ein Boot, dann den Menschen und gab ihm schließlich Pfeil und Bogen. Alles machte er, indem er die Hände zusammenlegte und sie dann wieder ausbreitete; er bediente sich keiner Hilfsmittel, sondern wünschte sich einfach, was entstehen sollte. Kroeber: Wishok Myths (Journal of American Folklore XVIII, 1905).

Guhyaka-Vajra, im Buddhismus ein Doppelname (Guhya­ ka = ›geheime Fährte‹ und Vaj­ radipati = ›Diamantheros‹) für eine Gestalt, die oft mit → Nā­ rāyana oder → Vajrapāni* identifiziert wird. G. wird mit unbekleidetem Oberkörper, zornigen Augen, offenem Mund und dem Donnerkeil (vajra) dargestellt. In China heißt er Mi Dsi Gin Gang und kann in zwei Einzelwesen zerfallen, die als Torhüter heiliger Stätten auftreten (→ Dvārapāla*). Rousselle: Vom Sinn der buddhist. Bildwerke in China, Darmstadt 1958.

Guhyasamāja (›geheime Vereinigung‹), buddhist. Schutzgott (→ Ishtadevatā); im Tantrismus mystische Initiationsgottheit mit drei Köpfen und sechs Armen. Er vereint in sich das Wesen und Wissen aller Buddhas und ist Sinnbild des Absoluten (tattva). Gäng: Das Tantra der verborgenen Vereinigung, München 1988.

Gui-xian (Kuei-hsien), in China die Bezeichnung für dämonische Wesen. Der Ausdruck Gui (Kuei) bedeutet eigentlich ›Teufel‹. Die G. sind die Seelen von Ertrunkenen und Selbstmördern, denen keine Wiedergeburt gewährt wurde und die nun als böse Geister ruhelos umherirren. Einer von ihnen

179 wurde vergöttlicht (→ Zhongkui). Der Körper der G. wirft keinen Schatten, von den Menschen können sie nur als Lufthauch wahrgenommen werden. Meier: Dämon (Die Mythologie des chines. Buddhismus, WdM 4).

Gula (sumerisch ›die Große‹), altmesopotam. Heilgöttin, Ge­ mahlin von → Ninurta. In alt­babylon. Zeit wurde sie mit →  Nin’insina gleichgesetzt, beider Symboltier war der Hund. Auch mit Nintinugga, der ›Herrin, die den Toten belebt‹, wurde sie identifiziert. RLA 3. – Böck: The healing goddess G.: towards an understanding of an­ cient Babylonian medicine, Leiden u.a. 2014.

Gullveig, zu dem nord. Göttergeschlecht der → Vanen gehörende Zauberfrau, auch als Seherin bezeichnet; eigentlich mehr dämonischen Charakters. G. heißt ›die personifizierte Gier nach Gold‹, möglicherweise ist sie identisch bzw. ein Aspekt der → Freya*. Die →  Asen haben G. angeblich dreimal ohne Erfolg verbrannt. Fischer: G.s Wandlung (Antaios 4, 1963). – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Gul-schesch (auch Gul-ash­ shesh), in der Mehrzahl auf­ tretende, hethit. Göttinnen, de-

Gwydyon ren (nicht unumstrittene) Namensdeutung auf ›Schreiberin­ nen‹, ›Schicksalsbestimmerin­ nen‹ hin­weist. Im hurritischen Panthe­ on heißen sie Ḫutena. Die G. sind die göttlichen Schicksals­frauen, die Gutes und Unheilvolles, Leben und Tod senden. Ihr Wirken ist dem der griech. Moiren vergleichbar. Otten/Sieglelová: Die hethit. GulšGottheiten und die Erschaffung des Menschen (Archiv für Orientforschung 23, 1970).

Gurzil, im alten Tripolitanien verehrter Gott in Stiergestalt; nach einer Überlieferung wurde er von → Ammon mit einer Kuh gezeugt. Guta, im ungarischen Volksglauben dämonisches Wesen, Vertreter des dunklen Weltas­ pekts. Seine Opfer werden von ihm erschlagen; für die von einem Schlaganfall Getroffenen wird er zum Krankheitsdämon. Gwydyon, im alten Wales verehrter Gott, der auf geheimnisvolle Weise geboren wurde. Zu seinen Funktionsbereichen gehören Kriegs- und Dichtkunst; auch Züge eines Unterweltsgottes zeigt er, so wenn im späteren Volksglauben die als Weg der Toten verstandene Milchstraße Caer G. genannt wird. de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Ha 180

H Ha (1), im alten Ägypten der Gott der westlichen Wüste, daher auch sein Beiname ›Herr der Libyer‹. Als Gott des Wes­ tens spielt er im Totenkult eine Rolle; auf Särgen der Herakleopolitenzeit wird er dem Toten an die rechte (= westliche) Seite gesetzt. H. ist rein menschlich gestaltet und trägt das Zeichen der Wüste auf dem Kopf. Wilkinson: Die Welt der Götter im Al­ ten Ägypten, Stuttgart 2003.

Ha (2) und Heng →  Dvā­ rapāla* Hachibu-shu, die ›acht Gruppen‹ von Wesen, die den Bud­ dhismus beschützen (aus dem Ve­dismus/Hinduismus über­nom­men): 1.  →  Devas (Ten: Götter), 2. → Nāgas* (Ryu: Dra­ chen oder Schlangen),  3.  →  Yak­shas (Yak­shas: Teu­fel), 4. → Gandhar­vas (Ken­ datsu­ba: himmlische Musikan­ ten), 5.  →  Asuras (Ashura: mit den Göttern kämpfende Teufel), 6. → Ga­ru­das* (Karuras: schlan­­genfressende Vögel), 7.  → Kin­ naras* (himmlische Mu­ sikanten mit teils gött­ li­ chem, teils menschlichem, teils tie­ rischem Leib), 8. Mahoragas (Mago­ ragas: Götter mit Schlangenkopf ).

Hachiman (japan. auch Yahata-no-kami) gilt als einer der populärsten, ursprünglich rein shintoistischen Götter Japans. Das Kaiserhaus hat eine besondere Beziehung zu ihm, weil er als Vergöttlichung des 15. Tennōs Ōjin gilt. An dem Ort seiner Erscheinung wurde der später berühmt gewordene Usa-hachiman-gū, der ShintōSchrein von Usa, gebaut. In Bezug auf den Namen gibt es verschiedene Erklärungstheorien: 1. bei der Geburt des Kaisers Ōjin sollen ›acht Flaggen‹ (oder acht ›Banner‹: ya-hata) vom Himmel heruntergekommen sein; 2. die (göttlichen) Eltern des kaiserlichen Kindes sollen den Namen selbst verkündet haben: Hiro-hata-no-yahata-

Hachiman-Statue des Kaikei im Todaiji-Tempel in Nara (Japan), um 1201

181 maro; 3. der Name (hachi-man oder ya-hata) beziehe sich auf die ›acht Schlachtreihen‹ in der Kriegskunst, H. erhielt später die Funktion eines Kriegsgottes; 4. die plausibelste Erklärung: Der Name stammt vom Ort der Erscheinung des H., einem Dorf im Distrikt Usa, wobei hata dann nicht ›Flagge‹, sondern ›Feld‹ bedeutet. 5.  Nach der Verbindung zwischen Shintō und Buddhismus wurde der Name als Anspielung auf den ›achtgliedrigen Pfad‹ Buddhas interpretiert. In der Kamakura-Zeit förderten die Shōgune der Minamoto die Verehrung H.s als Ahn ihrer Sippe und des Kaiserhauses sowie als Schutzgott der Ritter (Samurai). Das dem H. heilige Tier ist die Taube. Casal: H. Der Kriegsgott Japans (Mit­ teilungen der Dt. Gesellsch. für Naturund Völkerkunde Ostasiens XLI/D, 1962). – Bender: The H. Cult and the Dokyo Incident (Monumenta Nip­ ponica XXXIV/2, 1979). – Kanda: Shinzō: H. imagery and its devolop­ ment, Cambridge/MA u.a. 1985. – Havens (Hg.): An encyclopedia of Shinto, New Haven 2001–06.

Hadad, altsyrisch-aramäischer Sturm- und Wettergott mit dem Beinamen Rammān (›Donner‹), auch der Name H. bedeutet wahrscheinlich ›Donner‹ und dürfte mit dem

Hádes arab. haddat (›Lärm‹) zusammenhängen; seine babylon. ­ Entsprechung hat H. in →  Adad*. In Verschmelzung mit → Baal* (1) übernimmt er die Rolle eines Reichsgottes, der den König auf den Thron erhebt. Nach den Inschriften von Sendschirli (Zincirli) schenkt er alles Gute, zürnt aber auch denen, die ihm missfallen. Als Wettergott hat H. den Beinamen ›Wolkenreiter‹, sein heiliges Tier ist der Stier (Fruchtbarkeitssymbol). In einem Text heißt es, dass er zwei Hörner hat und sein Haupt ›sich im Himmel bewegt‹. Sein Wohnort oder Thron ist ein Berg, wobei er unter dem Namen → Baal-Sapan auftreten kann. Kapelrud: Baal in the Ras Shamra Texts, Kopenhagen 1952. – Pope: Baal-H. (Die Mythologie der Ugari­ ter und Phönizier, WdM 1). – Grätz: Der strafende Wettergott, Bodenheim 1998. – Green: The storm-god in the ancient Near East, Winona Lake 2003.

Hádes (Aidoneus, von griech. aides = ›der Unsichtbare‹), griech. Unterweltsgott, Sohn des → Kronos* und der → Rheia, Gemahl der → Persephone*. Im Zusammenhang mit dem Namen dürfte auch die Tarnkappe stehen, die H. besitzt. Bei der Teilung der Welt (mit seinen Brüdern

Hadur 182 →  Zeus* und → Poseidon*) fiel ihm die Unterwelt zu. Als Pylartes (›Torschließer‹) wacht der Gott am Eingang seines Reichs, um jeder eingetretenen Seele die Rückkehr zu verwehren. Einen Kult hatte H. lediglich in Pylos. Da das Innere der Erde Schätze birgt, wurde H. Plutos genannt (von plutos = ›Reichtum‹) und mit → Pluton zusammengestellt. Bei den Römern entspricht ihm → Orcus. Nilsson: Geschichte der griech. Reli­ gion II, München 21992. – DNP 5.

Hadur (ungarisch had = ›Heer‹ und ur = ›Fürst‹), in der ersten Hälfte des 19. Jh. in Ungarn aufgekommener Name für die kriegerische Gottheit des lichten Weltaspekts im Gegensatz zu → Armany. Die hinter dem Namen stehende Vorstellung knüpft an ältere Überlieferungen an, nach denen der oberste Gott der Ungarn mit dem röm. Kriegsgott → Mars verglichen wird. Hah (Heh, Huh), ägypt. Gott, Personifikation der Endlosigkeit und Ewigkeit. Er gilt als Himmelsträger und wird mit erhobenen Armen (manchmal den Himmel tragend) dargestellt. Das Bild des Gottes dient zur Schreibung des Zahlwortes ›Million‹. Als ornamentales Symbol findet sich die Figur

des H. mit einer Palmrippe (Jahreszeichen) auf dem Kopf oder in den Händen. Öfters wird H. in Beziehung zum Luftgott → Schu gesetzt. LdÄR.

Hahal Ku (›Wahrer Gott‹), bei den christl. gewordenen Maya der Name für ›Gott‹, in dem sie heimlich→ Hunab Ku weiter verehren konnten. Der christl. Gott wird auch Ku Citbil Ti Caan (›Gott, der Vater des Himmels‹) genannt. Cook: Crosscurrents in indigenous spirituality, Leiden 1997.

Hainuwele, eines der drei göttlichen Mädchen im Schöpfungsmythos der Wemale auf West-Ceram (Ost-Indonesien). Sie entstand aus einer Kokosnuss und wurde aus Neid von den Urzeit-Menschen getötet. Aus den zerstückelten und vergrabenen Leichenteilen entstanden die ersten Nutzpflanzen, v.a. die Knollenfrüchte (→  Dema-Gottheiten). Die kultische Wiederholung dieses Urzeitgeschehens steht im Mittelpunkt der Reli­ gion der Wemale. (→ Satene, → ­Tuwale). Jensen/Niggemeyer: H. Volkserzäh­ lungen von der Molukkeninsel Ceram, ND New York 1978. – Jensen: Die drei Ströme. Züge aus dem geistigen und religiösen Leben der Wemale,

183 Leipzig 1948. – Jensen: Die getö­ tete Gottheit, Stuttgart u.a. 1966. – Mack: Introduction. Religion and Ritual (Hamerton-Kelly [Hg.]: Violent Origins), Stanford 1987. – Linke: Schöpfungsmythologie in den Religio­ nen, Frankfurt/Main 2001. – Günther: Der Mythos vom göttlichen Kind, Düsseldorf 2007.

Ḫala, kassitische Heilgöttin, der babylon. → Gula entsprechend. du-l Halasa, vorislam. Gott in Südwestarabien, später als Götze aufgefasst. Sein Kultsymbol soll ein weißer Stein gewesen sein. Klinke-Rosenberger: Das Götzen­ buch, Winterthur 1942. – Jettmar: Die vorislam. Religionen Mittelasiens, Stuttgart 2003.

Ḫaldi, Reichsgott von Urartu (9. bis 7. Jh. v. Chr. in Arme­ nien). Frühere Forschung wollte ihn in dem ikonographischen Typ des Gottes auf dem Löwen erkennen, neuerdings setzt man ihn mit dem Gott in der Flügelsonne gleich. Eichler: Götter, Genien und Mischwe­ sen in der urartäischen Kunst, Berlin 1984. – Salvini: Geschichte und Kul­ tur der Urartäer, Darmstadt 1995.

Halita, bei den Wemale auf West-Ceres (Indonesien) eine bestimmte Art von Geistern, die Menschen rauben, Kinder verspeisen und im Besitz großer

Hamkār Reichtümer sind. Die ihnen zugeordneten Tiere, Marder und Maus, zeigen in vielen Erzählungen deutlich lunare Züge. Jensen: Mythos und Kult bei Naturvöl­ kern, ND München 1992.

Ḫalki, hethit. Getreidegott; der Name bedeutet ›Gerste‹. Verschiedentlich galt er auch als Schutzgott des Weines. Haltia (›Hüter‹, ›Besitzer‹), finnische Bezeichnung für geis­ terhafte Wesen; so spricht man von dem H. des Hauses, dem der Mühle oder des Feuers. Eine Art von Hausgeistern sind die → Para. Zum Hausgeist konnte nach dem Volksglauben derjenige werden, der das Haus begründet oder als Erster darin das Feuer geschlagen hatte. Honko: Geisterglaube in Ingerman­ land I, Helsinki 1962. – Virtanen/ DuBois: Finnish Folkore, Helsinki 2000.

Hamakom, jüdischer Gottesname, der für → Jahwe vorkommt und dessen ›Allgegenwart‹ andeutet; im Alten Testament (2. König 5,11 und Jeremias 7,12) ist hamakom die mit besonderer Ehrfurcht umgebene Stätte göttlicher Offenbarung und Wohnung. Hamkār (›Mitstreiter‹), in Alt­ iran die Bezeichnung für Hilfsgottheiten der Hauptgötter; so

Hammon 184 ist z. B. Ama (›Angriffskraft‹) die Personifikation der Tapferkeit und dem Siegesgott → Verethragna zugeordnet. Die H. können aber auch Helfer der bösen Mächte sein. Hammon, von den alten Li­ byern verehrter Gott der untergehenden Sonne. Er wurde auch mit Widderhörnern dargestellt und dürfte bedeutungsmäßig mit dem Oasengott → Ammon zusammenhängen. Davon unabhängig ist der punische → Baal H. Hananim, altkorean. Hochund Himmelsgott, der die Gestirne bewegt, das Gute belohnt und das Böse bestraft. Das Theonym geht zurück auf hanul (›Himmel‹) und nim (›Herr‹). Ḫannaḫanna, hethit. Geburtsund Muttergöttin. Das Wort hanna bedeutet ›Großmutter‹. In der (von den Babyloniern übernommenen) Keilschrift heißt sie Dingir.mah, d. i. ›erhabene Gottheit‹, oder Nintu, die ›Geburtsherrin‹. Das ihr dienstbare Tier ist die Biene. Im Mythos spielt sie eine Rolle bei der Suche nach einem verschwundenen Gott. Hanuman (auch Hanumat, ›der mit den Kinnbacken‹), in

Indien göttlich verehrter Affe. Weil er nach der Sonne griff (sie für etwas Essbares haltend), zerschlug ihm → Indra mit dem Donnerkeil den linken Kinnbacken. H. gilt als Förderer der Gelehrsamkeit. Im altindischen Epos Rāmāyana ist er Minister des Affenkönigs Sugriva und treuer Bundesgenosse → Rāmas* im Kampf gegen die Insel Lankā, deren besiegte Göttin auf Darstellungen unter dem linken Fuß H.s wiedergegeben wird. Der Affengott gilt als Sohn des Windgottes → Vayu. Modler: H. (Die Mythologie der ve­ dischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Keul: H. Ein Gott in Af­ fengestalt, Entwicklung und Erschei­ nungsformen seiner Verehrung, Berlin 2002.

Ḫanwashuit, hethit. Throngöttin, deren eigentliche Heimat wahrscheinlich die Königsstadt Zalpa am Schwarzen Meer war. Von ihr erhält der König die Herrschaft. Han Xiang-zi (Han Hsiangtzu), einer der ›Acht Unsterblichen‹ im chines. Volksglauben (→ Ba-xian). Er kann Blumen schnell wachsen und blühen lassen. Sein Attribut ist eine Flöte oder ein Blumenkorb. Man Ho/O’Brien (Übers.): The Eight Immortals of Taoism, New York 1991.

185

Harachte

Haoma, in der altiran. Reli­ gion Name einer vergöttlichten Pflanze, aus deren gepresstem Saft ein Rausch- und Opfertrank hergestellt wurde (vgl. in Indien → Soma). H. ist Herr aller Heilpflanzen und verleiht Unsterblichkeit, vor ihm ›flieht der Tod‹ (Yasna 42,5). Schlerath: H. (Altiran. und zoro­astr. Mythologie, WdM 4). – Flattery/ Schwartz: H. and Harmaline, Berkeley u.a. 1989.

Hapi (1), einer der vier Söhne des → Horus*, unter deren Schutz die Leiche (besonders die Eingeweide) gestellt wird. Dabei hat der als Affe dargestellte H. die Lunge zu bewachen. Von den Himmelsrichtungen ist ihm der Norden zugeordnet. LdÄR.

Hapi (2), ägypt. Gott, Personifikation des Nils, dargestellt als wohlgenährter Mann mit fast weiblich anmutender Brust, bekleidet mit dem kleinen Schurz der Fischer. Obwohl er als ›Vater der Götter‹ bezeichnet wird, hatte er doch keine eigene Kultstätte. Auf Bildern erscheint er in der Regel selbst als einer, der Göttern und Königen Opfer (= seine Gaben) darbringt. Im Neuen Reich wird der in der Zweizahl auftretende Nilgott dem ober- und

Hapi (2); Illustration, 1899

dem unterägypt. Landesgott gleichgesetzt. LdÄR.

Hara → Dattātreya Harachte, ägypt. Gott der Morgensonne. Der Name bedeutet ›Horus vom Horizont‹, d. h. der Ort, wo die Sonne (→ Horus*) aufgeht. Der als Falke dargestellte H. fließt mit dem Sonnengott → Re* in die Gestalt des Re-Harachte zusammen (auch in der Form Re

Harendotes 186 Hor-achti), der besonders in Heliopolis verehrt wurde. In einem von Ramses III. gestifteten Tempel wird er ›gewaltiger Gott, Herr des Himmels‹ angeredet. LdÄR.

Harendotes (›Horus, der seinen Vater schützt‹), in ägypt. Texten eine Sonderform des →  Horus*, der seinem Vater → Osiris* das Weiterleben in der Unterwelt sichert. So wurde H. einer der Schutzgötter, die den Toten an den Wänden des Sarges umgeben. LÄ 2.

Hari → Dattātreya Harihara, Bezeichnung für → Vish­nu* (Hari) und → Shiva* (Hara) als Doppelgottheit;

seit dem 6. Jh. in Kambodscha als zweiköpfige Statue wiedergegeben. Wenn beide Gottheiten in einer Gestalt dargestellt werden, dann repräsentiert die rechte Körperseite (mit dem Dreizack in der Hand) Shiva, die linke Seite (mit dem Rad) Vishnu. Harihariharivāhanodbhava, eine sechsarmige Form → Avalokiteshvaras*, von dessen Verehrung man sich Gesundheit und Weisheit erhofft. In der mittleren rechten Hand hält er einen Rosenkranz, in der mittleren linken ein schwarzes Antilopenfell. Er sitzt auf den Schultern → Vishnus* (auch Hari genannt), dieser thront auf dem → Garuda* (Harivahana) und dieser wiederum auf dem Rücken eines Löwen (ebenfalls mit der Bezeichnung hari). Harinaigamaisin, im Jinismus der Bote des Götterfürsten →  Shakra; er wird mit dem Kopf einer Antilope dargestellt. Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Harihara; ca. 1825

Tiruchirappalli

(Indien),

Hariti (japan. → Karitei; chines. He-li-di, früher Ho-li-ti transskribiert), kinderfressende buddhist. Dämonin, die durch Buddhas Einfluss zur Kinderbeschützerin und Kindersegen

187

Haroeris to goddess – H. a Buddhist deity, Mumbai 2009.

Harmachis, griech. Form eines ägypt. Namens in der Bedeutung ›Horus im Horizont‹. Man bezeichnete damit den → Sphinx (1) von Giseh (ursprünglich das Bild des Königs Chephren), in dem die spätere Zeit das Abbild des morgendlichen Sonnengottes (→ Horus*) erblickte. LdÄR.

Hariti mit Baby; Gandhara, 2. oder 3. Jh. n. Chr.

spendenden Göttin wurde. Ihr Attribut ist der Granatapfel (Fruchtbarkeitssymbol). Der  Bei­name Mahāyakshini lässt vermuten, dass sie ursprünglich zu den →Yakshas gehörte. Schon in der Gandhara-Kunst (1.–3. Jh. n. Chr.) erscheint sie mit einem Kind an der Brust oder auf dem Schoß, später ist sie meist von mehreren Kindern umgeben. Aufhauser: H.-Kuanyin. Die Maria des Ostens (Ostasiat. Rundschau 11, 1930). – Grönbold: H. (Die My­ thologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Maheshwari: From ogress

Harmerti (›Horus der beiden Augen‹), ägypt. Stadtgott von Scheden (im Delta), der → Horus* als Himmelsfalken bezeichnet; die beiden Augen sind Sonne und Mond. Als siegreicher Held bekämpft er den → Apophis. LdÄR.

Haroeris (bei Plutarch Harue­ ris); die ägypt. Namensform Her-ur bedeutet der ›ältere Horus‹. Mit dieser Bezeichnung sollte der alte Falkengott → Horus* gegen den Horus des Osirismythos abgegrenzt werden; der Gott ist damit eigentlich eine theologische Konstruktion. H. ist Himmelsgott, nach der Überlieferung von Koni Ombo ist er der Sohn des Sonnengottes → Re* und fließt schließlich mit → Schu zusammen. Durch seinen Kampf um

Harpokrates 188 das verlorengegangene Sonnenauge wird er zum Gott der Augenärzte. LdÄR.

Harpokrates (ägypt. Hor-pechrod = ›Horus das Kind‹). Die Verehrung des kindlichen → Horus* war besonders in späterer Zeit weit verbreitet, in griech.-röm. Zeit zählte er gar zu den volkstümlichsten Gottheiten. Eine beliebte Darstellungsweise zeigt den Gott als Sonnenkind in der Lotosblume sitzend. Die Namensformen

Hor-Amun und Harpokramun (oder Harpokrammon) deuten auf die Verschmelzung mit → Amun. In der altägypt. Spätzeit galt der Gott als Spender der Fruchtbarkeit (besonders der Hülsenfrüchte) und wurde mit Topf, in griech. Zeit mit Füllhorn dargestellt. Sandri: Har-Pa-Chered (H.): die Ge­ nese eines ägypt. Götterkindes, Leuven 2006.

Harpre (›Horus die Sonne‹), ägypt. Gott, das in Hermonthis verehrte Kind des → Month und der → Rat-taui. Er hat die Aufgabe, den König vor Krankheit und Unheil zu bewahren. LdÄR.

Harpýen (griech. harpyai = ›Rafferinnen‹), weibliche Unheilsdämonen der griech. Mythologie; ihre wechselnden Namen – Aello, Aellopus, Podarge, Okypete, Kelaino – deuten auf den Sturmwind hin. Sie werden als hässliche Mischwesen mit Mädchen- und Vogelleibern beschrieben. LdAG.

Harpokrates als Horus-Kind; grie­ chisch-römisch, ca. 350–330 v. Chr.

Harsaphes (›der auf seinem See‹), griech. Namensform des ägypt. Herischef, des Widdergottes von Herakleopolis. Zunächst Urschöpfer, der aus der Urflut (= See) auftaucht; mythologisch soll der See aus dem

189 Blute des Gottes entstanden sein. Im Mittleren Reich wird H. häufig als Erscheinungsform des → Osiris* aufgefasst, später wird er auch mit dem Sonnengott → Re* gleichgesetzt. Morenz/Schubert: Der Gott auf der Blume, Ascona 1954. – LdÄR.

Harsiesis (Harsiese, ›Horus, Sohn der Isis‹), ägypt. Gott, Sonderform des → Horus*, den → Isis* von dem toten → Osiris* empfangen hat und den sie während seiner Kindheit vor allen Gefahren schützt. In Zaubertexten erscheint H. als eine Art Schutzgott. LdÄR.

Harsomtus → Somtus Harun und Haruna, Wassergeister in Marokko, die die Gestalt von Schlangen annehmen können. Um sie günstig zu stimmen, wirft man etwas Brot oder Kuchen in den Fluss. Ḫascham(m)eli, Schmiedegott der Hethiter; ihm war ein nicht näher bestimmter Baum heilig. Hathor, ägypt. Himmelsgöttin. Ihr Name bedeutet ›Haus des Horus‹, wobei unter ›Haus‹ sowohl das kosmische Haus (Himmel) als auch der Mutterschoß verstanden werden kann. In älterer Zeit galt H.

Hati als Mutter des Sonnengottes → Horus*, bis → Isis* an ihre Stelle trat. Durch die im Nildelta verbreitete Vorstellung vom Himmel als einer riesigen Kuh erhielt die Göttin selbst Kuhgestalt. Meistens wird sie jedoch anthropomorph dargestellt, dann trägt sie das Rindergehörn mit der Sonnenscheibe auf dem Haupt; einer Überlieferung nach hat sie das junge Sonnenkind zwischen ihren Hörnern zum Himmel emporgehoben. Als Göttin des Tanzes, der Musik und der Liebe ist das Sistrum, ein Rasselinstrument, ihr Attribut. Mit H. ist auch ein alter Baumkult verbunden, sie ist ›Herrin der Dattelpalme‹ und ›Herrin der Sykomore‹ und spendet den Toten Speise und Trank. In Theben wurde sie als Nekropolengöttin verehrt, sonst war Dendera ihr Hauptkultort. Die Griechen setzten H. ihrer Liebesgöttin → Aphrodite gleich. Allam: Beiträge zum H.-Kult, Berlin 1963. – Moftah: Die uralte Sykomo­ re und andere Erscheinungen der H. (ZÄS 92/1965). – Bleeker: H. and Thoth, Leiden 1973; E. Hermsen: Lebensbaumsymbolik im alten Ägyp­ ten, Köln 1981. – Roberts: H. rising, Rochester 1997. – H. (Studies of egyp­ tology 1, 2012).

Hati, Sohn des → Fenrir* und der Riesin Gyge. H. (›Has-

Hatmehit 190 ser‹)  hat auch den Namen Mana­ garm (›Mondhund‹); er verfolgt ständig den Mond, bis er ihn schließlich in den Ragnarök verschlingen bzw. rauben kann. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Hatmehit (›Erste der Fische‹), ägypt. Göttin, Hauptkultort war Mendes. Sie wird menschlich dargestellt und trägt einen Fisch (Delfin?) auf ihrem Kopf. Gamer-Wallert: Fische und Fischkulte im alten Ägypten, Wiesbaden 1970. – Sahrhage: Fischfang und Fischkult im Alten Ägypten, Mainz 1998.

Hatuibwari, teils göttliche, teils dämonische Schlange auf der melanesischen Insel San Cristoval. Sie hat einen menschlichen Oberkörper, vier Augen und vier Brüste, um alle erschaffenen Wesen zu säugen. Auf dem Rücken trägt sie zwei Vogelflügel. Verbreitet ist der Glaube, dass die geflügelte Schlange die Mütter der Pries­ ter befruchtet. Das Schlangenwesen kann auch unter dem Namen Agunua auftreten; von ihm stammen die Menschen ab. Ritter: Die Schlange in der Religion der Melanesier, Basel 1945.

Haubas (Hobas), in sabäischen (südarab.) Inschriften häufig

erwähnter Gottesname aus vorislam. Zeit. Man wollte in ihm eine Form des → Attar ­erblicken. Hauhet → Achtheit Haukim, altsüdarab. Gottheit. Der Name kommt von einer Wurzel hkm = ›weise sein‹ oder von hakama = ›Recht sprechen‹. Haurvatāt (›Gesundheit‹), zu den → Amesha Spentas gehörende Personifikation, die mit dem Wasser verbunden wird. H. wird auch mit dem jenseitigen Leben in Verbindung gebracht. Yarhshater (Hg.): Encyclopedia Irani­ ca 1, ND London 2001.

Hawenio (›Großer Donnerer‹), Schöpfer bei den Irokesen (Nordamerika und Kanada); für ihn waren der Rauch des verbrannten Tabaks und das Brandopfer des weißen Hundes bestimmt. Der Name dient den christl. gewordenen Irokesen zur Bezeichnung Gottes. Hodge: Handbook of American Indi­ ans North of Mexico I, ND Washington 1971. – Feest: Indians of North­ eastern North America, Leiden 1986.

Hayagrīva (›Pferde­nacken‹), indischer Dämon (→ Matsya*), im Buddhismus zu den → Kro­

191

He-bo Ḫazzi, Berggott bei den Hethitern und Hurritern; er gehörte zum Gefolge des Wettergottes und wurde in den hethit. Staatsverträgen als Schwurgott angerufen. Als Berg (geographisch der Sapon bei Ugarit) ist Ḫ. Wohnsitz der Götter. Dem Gott entspricht der westsemitische → Baal Sapon. Haas: Hethit. Berggötter und hurriti­ sche Steindämonen, Mainz 1982.

Hayagriva; Illustration, 1901

dhadevatās ge­ hörend. Er erscheint in Zwergengestalt mit her­ vorstehendem Bauch und ei­nem Pferdekopf; als Gewand trägt er gewöhnlich ein Tigerfell. In der indischen Literatur gilt er als ein Avātara (›leibliche Erscheinung‹) → Vishnus*, im Buddhismus als eine Emana­ tion → Amitābhas oder → Ak­ shob­hyas. In Tibet wird er als Schutzgott angesehen, der durch sein Wiehern die Dämonen verjagt. Mahalingam: H. – the concept and the cult (Adyar Library Bulletin 29, 1965). – Gangadhar: Iconography of H. in new light (Quarterly Journal of the Mythic Society 58, 1967/68). – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001. – Nayar: H. in South India, Leiden 2004.

Ḫebat (Hepat, Hapatu), Hauptgöttin der Hurriter, ›Königin des Himmels‹, Gemahlin des Wettergottes → Teschub. Sie wurde auch unter die hethit. Gottheiten aufgenommen und dabei öfters der Sonnengöttin von Arinna gleichgesetzt. In bildlichen Darstellungen steht sie auf einem Löwen oder Panther oder sie sitzt auf einem Thron und trägt die spitze Königinnenhaube. von Schuler: H. (Die Mythologie der Hethiter und Hurriter, WdM 1).

Hébe (griech. ›Jugendblüte‹), Tochter des Zeus und der → Hera, griech. Göttin der Jugend. Sie wirkt als Mundschenk der Götter und ist Gemahlin des vergöttlichten →  Herakles. Bei den Römern entspricht ihr → Juventas. He-bo (Ho-po, andere Namensform Bing-yi), in China

Ḫedammu 192 der göttliche Herrscher über alle Flüsse, auch ›Flussgraf‹ genannt. Angeblich hat er sich selbst mit einer Steinlast in den Fluss hineingeworfen und durch dieses Opfer die Unsterblichkeit erlangt. Bis zum Ende der Chou-Dynastie (256  v. Chr.) wurde alljährlich dem Gott ein Mädchen geopfert, indem es als seine Braut dem Fluss übergeben wurde. Münke: Die klassische chines. Mytho­ logie, Stuttgart 1976.

Ḫedammu, Schlangendämon der Hurriter. Er wohnt im Meer und ist von unersättlicher Fressgier, kann aber schließlich mithilfe von → Ischtars Verführungskünsten unschädlich gemacht werden. Siegelová: Appu-Märchen und H.Mythus, Wiesbaden 1971. – Haas: Geschichte der hethit. Religion, Leiden 1994. – Haas: Die hethit. Literatur, Berlin 2006.

Hededet, in ägypt. Totentexten erscheinende Skorpiongöttin, die als ›Tochter des Re‹ mit → Isis* zusammenfließt. LdÄR.

He-he (Ho-ho), chines. Zwillingsgötter, deren Name so viel wie ›Eintracht‹ bedeutet; sie werden als Knaben mit halblangem Haar dargestellt, oft hält der eine einen Lotos

(Symbol für Reinheit und Harmonie), der andere eine Schale, aus der eine Dampfwolke mit fünf Fledermäusen (Glückssymbol) entsteigt. Heimdall (altisländ. Heimdallr), german. Gott in der Funktion eines Himmelswächters; seine Wohnung heißt Himinbjörg (›Himmelsberg‹). Er ist der Sohn von neun Riesenmädchen (als Töchter → Aegirs gedeutet). Die etymologische Erklärung des Namens ist unsicher, früher dachte man an eine Bedeutung ›der Hellleuchtende‹ und damit an eine Lichtbzw. Sonnengottheit. Man bezog des Gottes Namen auch auf das poetische Wort für ›Widder‹ (heimdali) und schloss daraus auf einen Widdergott als Mittelpunkt primitiver agrarischer Kulte. Nach einer Stelle der Völuspa wollte man in ihm den Stammvater der Menschen erblicken. Als ›Wächter der Götter‹ steht H. an der Brücke Bifröst (die Milchstraße?) und kündigt durch Blasen in das Gjallarhorn den Beginn der Ragnarök an. Die Verbindung des Horns mit dem Weltbaum führte auch zu einer Deutung H.s als Personifikation der axis mundi. Ohlmarks: H.s Horn und Odins Auge, Lund 1937. – Pering: H. Religions­

193 geschichtliche Untersuchungen zum Verständnis der altnord. Götterwelt, Lund 1941. – Schröder: H. (Beiträ­ ge zur Geschichte der dt. Sprache und Literatur 89, 1967). – Sayers: Irish Perspectives on H. (Alvíssmál 2, 1993). – Simek: Lexikon der german. Mytho­ logie, Stuttgart 32006.

Heinzelmännchen, im mitteleurop. Volksglauben hilfreiche Hausgeister von zwergenhafter Gestalt mit roten oder grünen Kleidern und meistens mit roten Haaren. Sie sind zum Nutzen der Hausbewohner rastlos tätig und erteilen gute Ratschläge. Spöttische Bemerkungen und Neugier vertreiben sie (vgl. ein Gedicht von A. Kopisch, 1836). Der Name – auch Heinzlein, Hinzemann, Hinzelmännchen – kommt von Heinze (Kurzform zu Heinrich) und ist eine euphemistische Dämonenbezeichnung, von Martin Luther als Teufel aufgefasst.

Hekáte geschichtlich ist er als eine Art höherer Buschgeist zu klassifizieren. Lewis-Williams/Pearce: San spiritual­ ity, Walnut Creek 2004.

Hekáte, eine ursprünglich aus Kleinasien (Karien) stammende Göttin der griech. Mythologie. Homer kannte sie noch nicht. Sie ist eine chthonische Gottheit und Herrin allen nächtlichen Unwesens, auch des Zaubers. Auf eine gespenstische

Schmidt (Zeitschrift für Volkskunde 56, 1960). – Arrowsmith: Die Welt der Naturgeister, Frankfurt/Main 1984.

Heitsi-Eibib, Nationalheros der San (Südwestafrika). Er spendet den Menschen Jagdglück und wird als ›Großvater‹ angesprochen. H. starb angeblich an vielen Plätzen und wird dort an Steinhaufen (jeweils sein Grab) verehrt. Religions-

Dreigestaltige Form der Hekate; röm. Kopie eines griech. Originals, 3. Jh.

Heket 194 Funktion weist ihr Beiname Antaia (›Begegnerin‹); auf ihrer nächtlichen Jagd konnte sie den ihr Begegnenden Verderben bringen. Sie hat Schlangen im Haar, trägt eine Fackel und ist von heulenden Hunden umgeben. Trotz allem war sie beim Volk beliebt; in Athen hatte sie vor jedem Haus einen kleinen Altar. H. galt auch als Göttin der Dreiwege; sie hieß dann Enodia oder Trioditis und wurde dreiköpfig oder dreigestaltig dargestellt. Als Trivia kam sie zu den Italikern, wo sie mit einem wahrscheinlich schon älteren Kult der Kreuzwege verknüpft wurde. Kraus: H. Studien zu Wesen und Bild der Göttin in Kleinasien und Grie­ chenland, 1960. – v. Rudloff: H. in early Greek religion, Victoria 1999. – Fauth: H. Polymorphos, Hamburg 2006. – Werth: H. Untersuchungen zur dreigestaltigen Göttin, Hamburg 2006. – LdAG.

Heket, ägypt. Göttin in Gestalt eines Frosches (Symbol der Fruchtbarkeit und des Lebens). Sie hat die Stellung einer Urgöttin und Geburtshelferin. In der Stadt Kus galt sie als Mutter des → Haroeris. LdÄR.

Hekko, Sonnengott und Schöpfer bei den Bewohnern der äthiop. Landschaft Kaffa.

Wenn er den Menschen zürnt, versiegen die heiligen Wasser des Nils. Ein anderer Name von ihm ist Abo = ›Vater‹. Hel (got. halja, althochdt. hella = ›Unterwelt‹, ›Hölle‹), Name des Totenreiches und seiner Herrscherin in der german. Mythologie. H. ist die Tochter → Lokis* und der Riesin →  Angrboda; als Schwes­ ter von → Fenrir* und der → Midgardschlange hat sie dämonischen Charakter. H. hat Anspruch darauf, über alle auf dem Lande nichtkriegerisch Gestorbenen zu herrschen. Auch Götter müssen den ›Helweg‹ reiten, so → Balder* nach seinem frühen Tod. Ellis: The Road to H., Cambridge 1943. – de Vries: Altgerman. Religions­geschichte, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Heléne, Tochter des → Zeus* und der → Leda, Schwester der → Dioskuren. Ursprünglich eine Vegetationsgöttin, an einigen Orten als Baumgöttin (Dendritis) verehrt, in Sparta war ihr die Platane heilig. Im Mythos wird sie von dem trojanischen Königssohn Paris geraubt, wodurch der Trojanische Krieg ausgelöst wird. Becker: H. Ihr Wesen und ihre Wand­ lungen im klassischen Altertum, Leip­

195

Hemen

zig 1939. – Clader: Helen. The Evo­lution from Divine to Heroic in Greek Epic Tradition, Leiden 1976. – Hughes: Helen of Troy, New York 2006. – Scherer: Mythos H., Stuttgart 2008. – Maguire: Helen of Troy: from Homer to Hollywood, Chichester 2009. – LdAG.

Heliaden → Phaéton Heliopolitanus, Hauptgott der syrisch-hellenist. Stadt Heliopolis (Stadt des Sonnengottes → Helios*), in der früher → Baal-Biq’ah verehrt wurde (daher Baalbek). Die Römer übernahmen ihn als Jupiter H.; dargestellt wurde er mit einem Gewand, das mit den Büsten des → Caelus, des Helios und der → Selene* geschmückt war, dazu Rosetten in der Bedeutung von Sternen. DNP 5.

Hélios, griech. Sonnengott, Sohn des Titanen → Hype­ rion und der Titanin → Theia, Bruder der Mondgöttin → Selene*. H. ist der alles Sehende und alles Hörende, der als Zeuge des Eides angerufen wird. Als Lichtgott kann er Blinde heilen, aber auch Frevler mit Blindheit strafen. Im Kult hatte er wenig Bedeutung; verehrt wurde er auf der Insel Rhodos und vereinzelt im Peloponnes. In der Kunst wurde H. oft als Lenker eines von vier (manch-

Helios; aus Nordägypten, römisch, ca. 100–200 n. Chr.

mal geflügelten) Rossen gezogenen Wagens dargestellt, das Haupt von einem Strahlenkranz umgeben. In der Spätantike wurde er → Apollon gleichgesetzt, bei den Römern entsprach er → Sol. Schauenburg: H. Archäologisch-my­ thologische Studien über den antiken Sonnengott, Berlin 1955. – Zusanek/ Hoffmann: Rhodos und H.: Mythos, Topos und Kultentwicklung, Frankfurt/Main 21996. – Mattern: H. und Sol: Kulte und Ikonographie des griech. und röm. Sonnengottes, Istanbul 2002.

Hemen, in der ägypt. Stadt Hesfun (Asphynis) verehrter Falkengott, als → Haroeris gedeutet.

Hemera 196 Hemera → Nyx Hemsut (Hemuset), ägypt. Schutz- und Schicksalsgottheiten, weibliches Gegenstück zum → Ka. Sie nehmen das neugeborene Königskind in ihre Arme. Als Kopfschmuck tragen sie einen von zwei Pfeilen durchkreuzten Schild. Die Pfeile repräsentieren die von H. übertragene Kraft. LdÄR.

Ḫendursanga, sumer. Gott; zu seinen Funktionen gehörte die Wahrung der Rechtsordnung. König Gudea nannte ihn ›Herold des Landes Sumer‹. Er entspricht dem akkadischen Gott → Ischum. H. hat in jüngeren Texten einen chthonischen Aspekt; er ist zuständig für den Weg der Verstorbenen zum kur (›Bergland‹), unter dem die Totenwelt zu verstehen ist. Edzard/Wilcke: Die H.-Hymne (FS S. N. Kramer, Neukirchen-Vluyn 1975). – Sauren: H., Genius des Sa­ turn, Gott des Todes (Orientalia Lova­ niensia Periodica 10, 1979).

Heng und Ha → Dvārapāla* Heng-e (Chang-e, Ch’ang-o), chines. Mondgöttin, jüngere Schwester des Flussgottes →  He-bo. Nachdem sie ihrem Gemahl, dem Sonnengott → Shen-yi die Pille der Unsterblichkeit gestohlen hatte, floh sie

auf den Mond, wo sie seitdem als himmlische Kröte wohnt. In fürstlichen Gewändern dargestellt, hält sie in der rechten Hand die Mondscheibe. H. ist Symbolfigur des kalten, dunklen, weiblichen ­Prinzips (yin). Münke: Die klassische chines. Mytho­ logie, Stuttgart 1976.

Héphaistos (latein. Hephaes­ tus), griech. Gott des Feuers, der Schmiede und der Handwerker, Sohn des → Zeus* und der → Hera. Da er lahm zur Welt kam, warf ihn seine Mutter aus dem Olymp. In seiner unterirdischen Schmiede fertigt er kostbare Waffen und Geräte, u.a. das Zepter des Zeus, den Wagen des → Helios* und die Ägis (Brustpanzer) der → Athene; seine Gehilfen sind die → Kyklopen*. Er ist der große Zauberer, der → Pandora* aus Lehm formt und selbst seine Mutter Hera mit unsichtbaren Banden an einen goldenen Thron fesselt. H. war ursprünglich ein kleinasiat. Gott; auf der Insel Lemnos war er die Verkörperung des aus der Erde hervorbrechenden Feuers. Ende des 6. Jh. v. Chr. kam sein Kult nach Athen. Von den Römern wurde er dem → Vulcanus gleichgesetzt. Brommer: Die Rückführung des H. (Jahrbuch des Dt. Archäologischen

197 Instituts 52, 1937). – Simon: Die Götter der Griechen, München 41998. – Kaschnitz: H. (Griechische Mythen, Frankfurt/Main ND 2001). – LdAG.

Héra (Here), griech. Göttin, Tochter des → Kronos* und der → Rheia, Schwester und Gemahlin des Götterkönigs → Zeus*. Sie ist die Mutter des → Ares, des → Hephaistos, der → Eileithyia und der → Hebe. Voller Eifersucht wacht sie über die Treue ihres göttlichen Gemahls, dessen Seitensprünge sie in maßlosen Zorn versetzen. H. wurde als Beschützerin der Ehe angerufen und galt als Geburtsgöttin. Besonders von den Frauen verehrt, erhielt sie den Beinamen Teleia (›die Erfüllung bringt‹). In Athen und auf Samos wurde ihre Verbindung mit dem Himmelsgott Zeus als heilige Hochzeit (hieros ga­ mos) gefeiert, weshalb man für sie eine ursprüngliche Bedeutung als Erdgöttin annahm; dazu passt auch die Kuh als ihr Opfertier, Homer bezeichnet sie wiederholt als ›kuhäugig‹ (boopis). H.s Hauptattribute kennzeichnen sie allerdings als olympische Gottheit: der Pfau, dessen ausgefächerter Schwanz (Rad) ein Himmelssymbol ist, sowie Diadem und Zepter als Zeichen königlicher Herrschaft. Der Name H. bedeutet wahrscheinlich ›Herrin‹ und

Heraklés kennzeichnet sie als Schutzgöttin (z.B. der Argonauten). Da ihre Hauptkultstätte in Argos lag, nannte man sie auch Argeia. Bei den Römern entsprach ihr die → Juno. Schröder: H. (Gymnasium 63, 1956). – Kardara: Problems of H. cult ima­ ges (AJA 64, 1960). – Pötscher: H. und Heros (Rheinisches Museum 104, 1961). – Pötscher: Der Name der Göttin H. (Rheinisches Museum 108, 1965). – Kerényi: Zeus und H. Urbild des Vaters, des Gatten und der Frau, Leiden 1972. – Renehan: H. as earth-goddess, a new piece of evidence (Rheinisches Museum für Philolo­ gie 117, 1974). – Pötscher: H. Eine Strukturanalyse im Vergleich mit Athe­ na, Darmstadt 1987. – O’Brien: The transformation of H., Lanham 1993. – E. Simon: Die Götter der Griechen, München 41998. – DNP 5. – Le­ xikon der Alten Welt 2, Düsseldorf 2001. – LdAG.

Heraklés (griech. ›der durch Hera Berühmte‹), Sohn des Göttervaters → Zeus* und der sterblichen Alkmene. Des Zeus eifersüchtige Gattin →  Hera schickte zwei Schlangen, die den neugeborenen H. töten sollten, doch dieser erwürgte sie. Die zwölf Arbeiten (dodekathlos) im Dienst des Königs Eurystheus – als letzte die Überwindung des Höllenhundes → Kerberos – und sein freiwilliger Tod auf dem Scheiterhaufen (auf dem Berg Oite) kennzeichnen den Weg des Helden zur Unsterb-

Hércules 198 lichkeit, seine Aufnahme in den Olymp, wo ihm →  Hebe zur Frau gegeben wurde. Als Kallinikos, als strahlender, ruhmreicher Sieger in allen Kämpfen, wurde er zum Nationalheros der Griechen. Beim Volk war er als Nothelfer und Abwehrer allen Übels (Alexikalos) beliebt; besonders erblickte die Jugend in ihm ihren Schutzherrn und nannte ihn H. Enagonios. Der Dichter Pindar verherrlichte ihn als Vorbild für die arete, für Tüchtigkeit und Tugend. Der Kult des Halbgottes breitete sich auch in Italien aus (→ Hercules). Zu seinen Attributen gehört das dem nemeischen Löwen abgezogene Fell. (Abb. → Antai­os, Geryoneus, Ladon) Brommer: H. Die zwölf Taten des Helden in antiker Kunst und Litera­ tur, Münster/Köln 1953. – Schauenburg: H. unter den Göttern (Gymna­ sium 70, 1963). – Galinski: The H. thème, Oxford 1972. – Brommer: H., Darmstadt 1984. – Vollkommer: H. in the Art of Classical Greece, Oxford 1988. – Padilla: The myths of H. in ancient Greece, Lanham 1998. – DNP 5. – LdAG.

Hércules, latein. Namensform des griech. → Herakles. Der selbst weit gereiste Heros wurde zum Gott des Handels und Verkehrs und galt als Schutzpatron der Kaufleute. In der

röm. Kaiserzeit wurde er als unbesiegbarer Überwinder aller Schwierigkeiten (H. Invictus) und als Wohltäter der Menschheit zum Inbegriff herrscherlicher Tugenden. Besonders angesehen war er auch als Gott des glücklichen Fundes. Dem Soldatengott H. Magusa­ nus wurden am Niederrhein, aber auch in Rom und Da­ cien Weihungen dargebracht; die etymologische Ableitung zu Magusanus ist umstritten, wahrscheinlich ist ein german. Ursprung in der Bedeutung von ›mächtig‹. Schütz: H. als »mythisches Exemplum« in der röm. Dichtung, Hamburg 1950. – Horn: Eine Weihung für H. Magusanus aus Bonn (Bonner Jahrbü­ cher 170, 1970). – Mackenzie: H. in the Early Roman Empire, Ann Arbor 1979. – Schefold: Die Urkönige Per­ seus, Bellerophon, H. und Theseus in der klassischen und hellenist. Kunst, München 1987 – Latte: Röm. Reli­ gionsgeschichte, ND München 21992. – Ritter: H. in der röm. Kunst von den Anfängen bis Augustus, Heidelberg 1995. – LdAG.

Herensugue, im Baskenland ein teuflischer Geist, der in Schlangengestalt erscheint; nach einer Überlieferung hat er sieben Köpfe und besitzt die Fähigkeit zu fliegen. Hermanubis, im antiken Isis­kult wurde der ägypt. To-

199 tengott → Anubis* mit dem griech. Seelengeleiter → Hermes* zu einer Gestalt vereinigt. Die Priester des Gottes trugen sowohl den Hundekopf als auch den Heroldstab (Kery­ keion) als Abzeichen. Hermaphróditos, Sohn des → Hermes* und der → Aphrodite. Von der Quellnymphe Salmakis leidenschaftlich geliebt, wurden beider Körper für immer miteinander verschmolzen – so entstand ein androgynes Wesen. Der Kult der (vielleicht altoriental.) Zwittergottheit gelangte von Zypern nach Athen.

Hermes interpretiert. Als den Eingang schützender Gott hat H. den Namen Pylaios oder Propy­ laios. V.a. ist er der Götterbote mit Heroldstab (Kerykeion), Flügelschuhen und Reisehut; er ist Schutzherr der Kaufleute und der Reisenden, aber auch der Diebe und der Redner. Der Mythos erzählt, wie H. als listiges Bübchen die Rinderherde

Raehs: Zur Ikonographie des H., Frankfurt/Main 1990. – Oehmke: Das Weib im Manne. H. in der griech.-röm. Antike, Berlin 2004.

Hermes, einer der populärsten Götter der Griechen, als Sohn des → Zeus* und der Bergnymphe → Maia in einer Höhle geboren. Dem H. waren die zur Orientierung der Wanderer bestimmten Steinhaufen heilig, daher wahrscheinlich auch sein Name (hermaion = ›Steinhaufen‹). In den vor den griech. Häusern stehenden Steinpfeilern (Hermen) erblickte man den Gott, der die Wohnstätte vor Unheil bewahren sollte; der zur Darstellung gebrachte Phallus wird apotropäisch oder fruchtbarkeitssymbolisch

Hermes Ingenui; röm. Kopie des 2. Jh. v. Chr. nach einem griech. Original des 5. Jh. v. Chr.

Hermes Trismegistos 200 seines Bruders →  Apollon stibitzt. Ursprünglich diente sein Stab dem Zauber; die Berührung mit ihm brachte Schlaf, Träume und Reichtum. Als Psychopompos geleitet er die Seelen vom Diesseits in das Jenseits. Er ist auch der ›gute Hirte‹, wird manchmal mit einem Widder unter dem Arm oder auf der Schulter dargestellt (Kriophoros = ›Widderträger‹) und hat als Gott der Herden den Beinamen Nomios. Ein besonderes Verhältnis hat er zur Musik; er soll die Lyra (Leier) erfunden haben und tritt als Reigenführer der → Chariten auf. Dem griech. Gott entsprach bei den Römern → Mercurius. Eitrem: H. und die Toten, Christiana 1909. – Kerényi: H. der Seelenführer, Zürich 1944. – Brown: H. the thief. The evolution of a myth, New York, 2 1969. – Mayr: Der Gott H. und die Hermeneutik (Tijdschrift voor filosofie 30, 1968). – Herter: H. Ursprung und Wesen eines griech. Gottes (Rheinisches Museum für Philologie 119, 1976). – DNP 5. – Lexikon der Alten Welt 2, Düsseldorf 2001. – LdAG. – Otto: Die Götter Griechenlands, Frankfurt/ Main 102013.

Hermes Trismegistos (griech. ›Hermes der dreimal Größte‹), griech. Name für → Thot, den ägypt. Gott der Schrift und Gelehrsamkeit. Als angeblicher Begründer der Philosophie

und der Mystik wurde er auch Hermes Logios genannt. Der Spätantike galt er als Verkünder eines einzigen Gottes und Weltschöpfers; in der hermetischen Literatur spielt er die Rolle eines Weisen und Gesetzgebers. Im Spätmittelalter galt er als größter Zauberer, der Schätze und Gefäße unzugänglich machen konnte. LdÄR. – Ebeling: Das Geheimnis des H., München 22009. – Miller (Hg.): Die hermetischen Schriften, Hildesheim 2009.

Hermod(u)r, vergöttlichter Held des nordgerman. Mythos von → Balder*. Nach dessen Ermordung reitet er – als Götterbote – zur → Hel, um die Möglichkeit von Balders Rückkehr aus der Totenwelt zu erkunden. H. ist wahrscheinlich mit dem Dänenkönig Heremod in der Beowulf-Sage identisch. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Herodias, im christl. Mittelalter die Herrscherin (Göttin) der Hexen, auch in der Namensform Aradia. Der Name wird von der illegitimen Frau des jüdischen Königs Herodes Antipas oder von ihrer Tochter, der zum ewigen Herumtanzen verdammten Salome Hero-

201 diana, abgeleitet; die Dämonisierung der beiden stand in Verbindung mit ihrer Schuld am Tod von Johannes dem Täufer. H. kann zusammen mit → Diana (2) oder auch als deren Synonym auftreten. Duerr: Traumzeit. Über die Grenze zwischen Wildnis und Zivilisation, Frankfurt/Main 21987. – Rohde: Mythos Salome, Leipzig 2000.

Heron, auf ägypt. Denkmälern der ptolemäischen und röm. Zeit vorkommender Gott, als Reiter dargestellt, der einer sich emporringelnden Schlange ein Trankopfer darbringt. Wahrscheinlich handelt es sich um den in Thrakien und Klein­asien verehrten Reitergott → Heros, der von Soldaten Alexanders d.Gr. und der Diadochen nach Ägypten gebracht wurde. Heros, als Reiter dargestellter thrakischer Gott, der als Überwinder eines Ungeheuers auftritt. Er war auch Gott der Toten, als solcher schmückte sein Bild die Grabstelen. Sprachlich gehört das Theonym zu dem griech. Wort heros (›Held‹), so von Homer gebraucht; in späterer Zeit für einen Verstorbenen, dem ein allgemeiner Kult gewidmet wird. Opermann: Zum Kult des thrakischen Reiters in Bulgarien (Thracia 3, 1974).

Hesat Heruka, buddhist. Gott, von → Akshobya emaniert; in Tibet zu den Schutzgöttern (→ Ish­tadevatās) gehörend. In seiner normalen Darstellungsform ist er dreiäugig, zeigt die Zähne, hat abstehende Haare, ein Menschenhaupt umgelegt und ist mit Asche beschmiert; dabei tanzt oder sitzt er auf einem Leichnam. In einigen Formen tritt er mit seiner Partnerin (→ Prajñā) in der Yab-yumStellung auf, dann kann er den Namen Hevajra (›oh Vajra‹) führen; er hat 16 Arme, alle Hände halten Schädelschalen, die mit Blut gefüllt zu denken sind und andeuten, dass der Gott das Opfer annimmt und sich für den Opfernden einsetzt. Eine besondere Form ist → Saptākshara. Zu H.s Funktionen gehört die Verleihung der Buddhaschaft und der Schutz der Welt vor den bösen Mächten. Krishna Murthy: Iconography of Bud­ dhist deity H., Berlin 1988. – Grönbold: H. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 4 2001.

Hesat (›die Grimmige‹), göttliche weiße Kuh; sie galt als die ›Erste der Kühe‹ und wurde später mit → Isis* verbunden. In Texten wird sie Mutter des → Anubis* und des → Imiut

Hesperiden 202 genannt und dient dem neugeborenen König als Nährkuh.

nastie geht sie in die Gestalt der → Hathor über.

LdÄR.

LÄ 2. – Wilkinson: Die Welt der Göt­ ter im Alten Ägypten, Stuttgart 2003.

Hesperiden, griech. Nymphen, die zusammen mit dem Drachen → Ladon* im Garten der Götter den Baum mit den goldenen Äpfeln hüten. Sie galten als Töchter der Nacht (→ Nyx) oder auch des Riesen → Atlas. Amelung: Herakles bei den H., Berlin 1923.

Hestia (griech. ›Herd‹), griech. Göttin des Herdes und des Herdfeuers, Tochter des → Kronos* und der → Rheia. Der Herd war der heilige, schutzbietende Mittelpunkt des Hauses, an dem der Göttin vor den Mahlzeiten ein kleines Opfer dargebracht wurde. Bei den Römern entspricht ihr → Vesta. Merkelbach: Der Kult der H. im Pry­ taneiron der griech. Städte (Zeitschrift für Papyrologie und Epigraphik 37, 1980). – Kajava: H.: Hearth, Goddess, and Cult. (Harvard Studies in Classi­ cal Philology 102, 2004).

Hetepet, ein ägypt. Kultort im Norden von Heliopolis. Nach ihm wird eine Göttin ›Herrin von H.‹ genannt; in der Theologie von Heliopolis wird sie mit der ›Gotteshand‹ → Jusaas gleichgesetzt. Seit der 18. Dy-

He Xian-gu (Ho Hsien-ku), die einzige Frau in der Gruppe der ›Acht Unsterblichen‹ (→  Ba-xian). Meist wird sie mit einer Lotosblüte dargestellt, manchmal auch mit einem Pfirsich (Symbol der Unsterblichkeit) oder einem Schöpflöffel, Letzteres in ihrer volkstümlichen Funktion als Schutzgöttin der Hausfrauen. Man Ho/O’Brien (Übers.): The Eight Immortals of Taoism, New York 1991.

Hez-ur, ägypt. Paviangott, ›der große Weiße‹, der schon im Alten Reich als eine Form des → Thot verstanden wurde. Hiisi, karelischer (ostfinnischer) Gott des Waldes, dann zum Waldgeist abgesunken; schließlich kann das Wort hiisi auch den Teufel bezeichnen. Fromm: Kalevala: das finnische Epos des Elias Lönnrot, ND Stuttgart 1996.

Hike (auch Heka gelesen), im alten Ägypten die personifizierte Zauberkraft, die wesenhaft den Göttern zu eigen ist. In theologischer Spekulation galt H. als ältester Sohn des Urgottes → Atum und wurde mit dessen schöpferischen Organen (Herz und Zunge) identifiziert.

203 In On (Heliopolis) und bei Memphis hatte er sogar eigene Heiligtümer. Bezeichnenderweise nannten sich die Ärzte gerne Priester des H., d.h. sie wollten mit seiner Zauberkraft ihre Patienten heilen. te Velde: The God Heka in Egypt­ ian Theology, Leiden 1970 (Jaabe­ richt van het Vooraziatisch-Egyptisch Genootschap Ex Oriente Lux 21, 1970). – LdÄR.

Hilal (Hillaly), in Altarabien vorkommender Name für den Mondgott besonders in seinem Aspekt der Neumondphase. H. heißt ›neuer Mond‹. Himavat (himavan = ›schneetragend‹), Personifikation des Himalaya-Gebirges. Der Berggott ist Vater der → Pārvati und der → Gangā. Hina, in Polynesien halbgöttliche Frau, die im Mond erscheint, verschiedentlich auch in die Stellung einer Mondgöttin überwechselnd. H. gilt als Mutter oder als Frau des Kulturheros → Maui; nach der Überlieferung auf Tahiti war sie mit Ti’i (→ Tiki) vermählt, beide sind die Urahnen der Menschen. Poignant: Ozeanische Mythologie, ­Wiesbaden 1968. – Craig: Handbook of Polynesian Mythology, Santa Barbara 2005.

Hintubuhet Hine-nui-te-po, bei den Mao­ ri die Unterweltsgöttin, die über die Geister herrscht und aufpasst, dass der unheilvolle → Whiro den Geistern nicht schadet. Als → Tane in ihren Körper eindrang, zerquetschte sie ihn mit ihren Geschlechtsteilen – so kam der Tod in die Welt. Eliade: Geschichte der religiösen Ideen. Quellentexte, Freiburg 31997. – Orbell: A Concise Encyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998. – Craig: Handbook of Polyne­ sian Mythology, Santa Barbara 2005.

Hinkon, Jagdgott und Herr der Tiere bei den Jenissei-Tungusen in Sibirien. Hinokagutsuchi, japan. Feuer­ gott. Als er von der Göttin →  Izanami geboren wurde, verbrannte diese – ein Ereignis, das mit dem Jahreswechsel in Verbindung gebracht wurde. Ashkenazi: Handbook of Japanese My­ thology, Santa Barbara 2003.

Hintubuhet (hin, hina = ›Frau‹), höchstes Wesen auf New Ireland (Melanesien), trotz ihres Namens androgyn, da sie als Ahne beider Heiratsklassen gilt; die eine wird mit der männlichen Sonne und dem männlichen Schmetterling Talmago gleichgesetzt, die andere mit dem weiblichen

Hiranyagarbha 204 Mond und dem weiblichen Schmetterling Heba.

nisierung von dem Namen des Jagdheiligen Hubertus.

Hiranyagarbha (altindisch ›der Goldkeim‹), im Rigveda der ungenannte Schöpfergott, der dann den Namen → Pra­ jāpati erhielt. In der späteren Literatur wird → Brahman damit bezeichnet.

Hlin (altnord. ›Schützerin‹), nur vereinzelt überlieferter Na­me einer von → Frigg zum Schutz der Menschen eingesetzten Göttin.

Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Hiranyakashipu (altindisch ›der Goldgekleidete‹), in der indischen Mythologie zu den → Daityas gehörend. Er war ein Feind von → Vishnu*, der ihn jedoch in seiner Avātara als Mannlöwe (→ Narasimha*) besiegte. Während H. die Verkörperung der Maßlosigkeit und des Egoismus ist und (religionsgeschichtlich) zu → Shiva* neigt, hängt sein Sohn Prahlada in hingebungsvoller Liebe an Vishnu. Keilhauer: Die Bildsprache des Hindu­ ismus, Köln 31990.

Hirguan → Orahan Hittavainen (Hittauin), in einem alten Götterverzeichnis erwähnter Gott der Hasenjäger bei den (ostfinnischen) Kareliern. Die etymologische Ableitung des Namens ist umstritten: ob von hitto (›Teufel‹) oder aus der Zeit der Christia-

Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Hlodyn (Hlödin), altisländ. Erd- und Fruchtbarkeitsgöttin, nach alter Überlieferung erscheint sie – wie sonst → Fjörgyn – als Mutter von → Thor*. Ein etymologischer und bedeutungsmäßiger Zusammenhang mit der westgerman. Göttin Hludana ist wahrscheinlich; bei Letzterer dachte man auch schon an eine Ausgangsform für die Gestalt der Frau → Holle. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970.

Hludana → Hlodyn Höd(u)r, nordgerman. Gott, Sohn → Odins*. Obwohl sein Name ›Streit‹, ›Kampf‹ bedeutet, lässt nichts auf kriegerische Züge schließen. Im Mythos ist H. blind; er beurteilt die Menschen nicht nach ihrer äußeren Erscheinung, sondern nach ihrem inneren Wert. Auf Anstiften des heimtückischen → Loki* tötet er unwissentlich seinen Bruder → Balder*. Er

205 selbst wird schließlich von Balders Rächer → Vali erschlagen. (Abb. → Balder) de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Dumézil: Gods of the Ancient Northmen, Berkeley 1977. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Holle, ursprünglich wie die → Bercht Führerin einer mehr oder weniger dämonischen Schar von Geistern (Hollen oder Hulden genannt), im Volksglauben bald freundlichen, bald strafenden Jenseitswesen. Sie entlässt die Neugeborenen aus ihrem unterirdischen Reich, in dem sie auch die Seelen der Verstorbenen empfängt. Wenn sie die Kissen schüttelt, schneit es (Brüder Grimm). Bereits Bischof Burchard von Worms (um 1000) kennt Frau H. und gibt ihren Namen mit dem latein. → Diana* wieder. Möglicherweise besteht eine Beziehung zur altgerman. Göttin Hludana. Paetow: Frau H.: Volksmärchen und Sagen, Husum 31986. – S. RüttnerCova: Frau H. Die gestürzte Göttin, Basel 31993. – Timm: Frau H., Frau Percht und verwandte Gestalten, Stuttgart 22010.

Hönir, nordgerman. Gott, der zusammen mit → Odin* und → Lodur (vielleicht → Loki*?) an der Entstehung des Menschen beteiligt war: Odin gab

Hóren den ersten Menschen das Leben, Lodur die Sprache, das Gesicht und das Gehör, H. verdanken sie Verstand und Gefühl. Von H. heißt es, dass er der schnellste Läufer und der beste Jäger sei. Schröder: H. (Beiträge zur Geschich­ te der dt. Sprache und Literatur  49, 1918). – de Vries: Altgerman. Reli­ gionsgeschichte, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Honos (latein. ›Ehre‹), röm. Gott, Personifikation des Kriegsruhmes, dargestellt als Jüngling mit Lanze und Füllhorn. DNP 5.

Horagalles, Gott der Samen (nördl. Skandinavien); er ist ›der alte Mann‹, meist mit zwei Hämmern dargestellt. Ihm wurden besonders Rentiere geopfert. Er ist der aus der nord. Religion entlehnte Donnergott → Thor*. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970.

Hóren (griech. Horai, latein. Horae), griech. Göttinnen der drei Jahreszeiten (Frühling, Sommer und Winter), ursprünglich der jahreszeitlichen Wachstumskräfte. Die Athener nannten sie Thallo (Göttin der Blüte), Auxo (Göttin des Wachstums) und Karpo (Göt-

Hor-Hekenu 206 tin der reifen Frucht). Nach Hesiod sind sie die Töchter der → Themis und haben ethische Bedeutung; ihre Namen sind → Eunomia (gesetzliche Ordnung), → Dike (Recht) und → Eirene (Friede). Hanfmann: The season sarcophages in Dumberton Oaks, Cambridge/MA 1951. – DNP 5.

Hor-Hekenu (›Horus der Salbe‹), im ägypt. Bubastis verehrte Sonderform des → Horus*, der mit seinem Gluthauch die Mächte des Bösen vertreibt. Als ›Herr des Schutzes‹ ist er die Personifikation der schützenden Salbe und der ihr zugeschriebenen übernatürlichen Kräfte. Dargestellt wird er meist in menschlicher Gestalt mit dem Kopf eines Falken.

Schools of Oriental Research 84, 1941). – van Dijk: The Canaanite God Hau­ ron and his Cult in Egypt (Göttinger Miszellen 107, 1989). – Lilyquist: On the Introduction of Hauron in Egypt (The journal of the Society for the Study of Egyptian Antiquities 24, 1997).

Horus, ägypt. Gott, dessen Name ›der oben Befindliche, Ferne‹ auf einen Himmelsgott schließen lässt. Er wurde als Falke dargestellt, als seine Augen galten Sonne und Mond. Schon zu Beginn der geschicht-

LÄ 3.

Horon (auch Choron, Hauron), altsyrisch-kanaanäischer Gott, der u. a. als Sohn und jugendlicher Liebhaber der →  Astarte erscheint. Sein Name (hūr, hōr bedeutet ›Grube‹, ›Höhlung‹) lässt auf einen chthonischen Charakter schließen. Der Kult H.s gelangte auch nach Ägypten, wo er während der 18. Dynastie in der Gestalt der → Sphinx von Giseh verehrt wurde. Albright: The Egypto-Canaanite Dei­ ty Hauron (Bulletin of the American

Statue des Horus aus dem HorusTempel von Edfu (Ägypten), erbaut 237–57 v. Chr.

207 lichen Zeit wurde mit diesem Himmelsfalken der König gleichgesetzt, daher nannte sich jeder Pharao H. Dem ägypt. Dualismus entsprechend führt die mythologische Auseinandersetzung mit → Seth (der dem H. ein Auge raubt) zu einer Teilung ihres Machtbereiches: H. ist Herr von Unterägypten, Seth von Oberägypten. Als Träger des Sonnenauges verbindet sich H. mit dem Sonnengott → Re* (→  Harachte). Eine besondere Rolle spielt H. als Kind (→  Harpokrates*, → Harsiesis). In Edfu stellte man sich den Lichtgott in Gestalt der Flügelsonne vor (→ Beh(e)deti*); in Letopolis waren Spitzmaus und Ichneumon die ihn repräsentierenden Tiere. H. ist der mit einem harpunenartigen Speer bewaffnete Gegner der typhonischen (bösen) Mächte, die man sich in Nilpferd und Krokodil verkörpert dachte; die Funktion eines Schutzgottes zeigt er besonders in der Gestalt des → Hor-Hekenu. Als des H. Kinder galten → Duamutef, → Hapi, → Imset und → Kebechsenef. Junker: Der sehende und der blinde Gott (Sitzungsberichte der Bayer. Aka­ demie der Wissenschaften, 1942). – Mercer: H., Royal God of Egypt, Grafton 1942. – Rudnitsky: Die Aussage über das Auge des H., Kopenhagen 1956. – Griffiths: The Conflict of H.

Hotei and Seth, Liverpool 1960. – BrunnerTraut: Spitzmaus und Ichneumon als Tiere des Sonnengottes, Göttingen 1965. – Fairman: The Triumph of H., London 1974. – Oestigaard: H.’ and Osiris’ efflux, Oxford 2001.

Hosodam, bei den Keten (in Sibirien) die Gemahlin des Himmelsgottes → Es; da sie sich ein Vergehen zuschulden kommen ließ, wurde sie auf die Erde verbannt und gilt nun als Erdgöttin und als Verkörperung des Bösen. Diószegi: Glaubenswelt und Folklore der sibirischen Völker, Budapest 1963.

Hotei, er gehört zu den ›Sieben Glücksgöttern‹ in Japan (→ Shichi-Fukujin*), gilt als Freund der Schwachen und

Hotei-Statue im Jochi-ji-Tempel in Ka­ makura (Japan), 13. Jh

Hou-ji 208 Kinder und ist Symbol der Freundlichkeit und des Wohlergehens. In China wird er mit einem Zen-Mönch der TangZeit (7.–10. Jh.) identifiziert, der vom Volk als Erscheinung des Buddhas der Endzeit (→  Mi-lo Fo) verehrt wurde. Auf den Darstellungen der ›Sieben Glücksgötter‹ erkennt man ihn an seinem entblößten di­ cken Bauch und seiner großen Gestalt. Casal: Die sieben Glücksgötter (Mittei­ lungen der dt. Gesellschaft für Naturu. Völkerkunde Ostasiens 39, 1958). – Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991.

Hou-ji → Tu (2) Hraesvelgr (altnord. ›Leichenfresser‹), in der german. Mythologie ein riesenhafter, in einem Text auch den Riesen zugerechneter Adler, der am Ende der Welt (im Norden?) sitzt und durch dessen Flügelschlag der Wind entsteht. Eine frühere, wahrscheinlich falsche Interpretation erblickte in ihm einen Totendämon. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Hrimthursen → Thursen Hu und Sia, die ständigen Begleiter des altägypt. Son-

nengottes → Re*. H. ist die Personifikation des Wortes (›Ausspruchs‹), mit dem der Schöpfer die Dinge ins Leben ruft. S. ist die Personifikation der Erkenntnis und des Verstandes, die das Schöpfungswerk ermöglichen. Wilkinson: Die Welt der Götter im al­ ten Ägypten, Stuttgart 2003.

Huaca, bei den altperuanischen Völkern die Bezeichnung für persönlich gedachte höhere Wesen, aber auch für mit ihnen identifizierte Sternbilder und heilige Orte (Quellen, Felsen, Tempel). Huang-di, ›der gelbe Kaiser‹, mythischer Herrscher der chines. Urzeit in der Funktion eines Kulturheros; er erfand u.a. das Rad und ermöglichte damit den Menschen, Wagen zu bauen. In dem Kampf gegen den Rebellen Chi-yu stand ihm der geflügelte Drache bei. Verschiedentlich erscheint die Göttin → Ba (2) als seine Tochter. Der Geist des H. kann gesondert unter dem Namen Xian-yuan (Hsien-yüan) auftreten und hat dann den Körper eines gelben Drachen; schließlich erscheint er auch in der Funktion eines Himmelsgottes. Münke: Die klassische chines. My­ thologie, 1976. – ER 6. – Lagerwey/

209 Kalinowski: Early Chinese Religion 1, Leiden/Boston 2009.

Huang-fei-hu (›gelber, fliegen­ der Tiger‹), kurz auch Fei genannt. Chines. Gott, Herr des heiligen Berges Taishan im Osten des Reiches. Ursprünglich eine chthonische Gottheit in Gestalt eines einäugigen Bullen mit dem Schwanz einer Schlange, wurde er zum Richter über die Toten, deren Seelen in den Berg einkehren. Huan-xi-tian (Huan-hsit’ien), der chines. ›Gott der Freude‹ entspricht dem indischen → Ganesha*, in Nordchina führt er auch den Namen Xiang-tou (Hsiang- t’ou), d.h. ›Elefantenkopf‹. Man erhofft sich von ihm die Beseitigung  größerer Schwierigkeiten, weshalb er bei wichtigen Geschäftsabschlüssen und bei Hochzeiten angerufen wird. Es gibt zwei- bis zwölfarmige und ein-, drei- oder viergesichtige Darstellungen von ihm. Meier: Huan-hsi-t’ien (Die Mythologie des chines. Buddhismus, WdM 4).

Hubal, vorislam. Gott, in Zen­ tralarabien verehrt. Sein anthro­pomorphes Kult­bild aus rotem Karneol steht noch heu­ te in der Ka’aba zu Mek­ ka; mög­licherweise stand auch der schwarze Stein der Ka’aba ­mit

Huiracocha H. in einem Zusammenhang. Der Gott war wegen seines Ora­kels mit sieben Lospfeilen berühmt.

Armstrong: Kleine Geschichte des Islam, Berlin 2001. – Jettmar: Die vorislam. Religionen Mittelasiens, Stuttgart 2003.

Hubeane, der große Gott der südostafrikan. Sotho; er hat den Himmel, die Erde und die Menschen erschaffen; er gilt als allwissend und unsterblich. Setiloane: The image of God among the Sotho-Twana, Rotterdam 1976.

Huehue teotl → Xiuhtecutli* Huiracocha (Viracocha), ural­ te Schöpfergottheit im mitt­ leren Andengebiet. Sie spielt auch im späten Pantheon der Inka eine überragende Rolle. H. ist als von Anbeginn seiend und ohne Ende gedacht. Er wohnt in höheren Regionen und hat Menschengestalt. Er war besonders mit dem vorinkaischen Kultzentrum von Tia­ huanaco verbunden und ist wahrscheinlich auch in der zentralen Figur des dortigen Sonnentores dargestellt. Gebete und Opfer sind überliefert. Der Name Viracocha ist noch heute als Ehrenbezeichnung der Weißen im indian. Andengebiet anzutreffen. v. Wedemeyer: Viracocha. Der alt­ peruanische Schöpfergott (Antaios

Huitaca 210 XI, 1970). – Demarest: Viraco­cha, aztekische Kriegsgott zu einer Teufelsge­ Cambridge/MA 1981. – Salles-­ stalt im dt. Sprachgebrauch wurde (De Reese: From Viracocha to the Virgin of orbis Hispani linguis litteris historia Copacabana, Austin 1997. – Urton: moribus 2, 1994). – Read/González: Mythen der Inka, Stuttgart 2002. – Handbook of Mesoamerican Mytholo­ Steele: Handbook of Inca Mythology, gy, Oxford 2002. – ER 6. – Riese: Das Santa Barbara 2004. Reich der Azteken, München 2011.

Huitaca, bei den in Kolumbien lebenden Muisca (Chibcha) die Göttin des Tanzes, der Trunkenheit und des Geschlechtslebens. Krickeberg (Hg.): Märchen der Az­ teken und Inkaperuaner, Maya und Muisca, Wien 1990.

Huitzilopochtli (›Kolibri des Südens‹), kriegerischer Stammesgott der Azteken, der auch solare Bedeutung hat. Seine tierische Form (nahualli) ist der Kolibri (huitzilin) als Symbol der Sonne und des Frühlings; seine Waffe ist die ›Türkisschlange‹, Symbol des irdischen und himmlischen Feuers. Dem Mythos nach erhebt er sich aus dem Leib der Erdgöttin → Coatlicue* und ist Gegner des Mondes und der Sterne. H. verkörpert die junge Sonne, den Taghimmel, den Sommer und den Süden und ist somit der lichte Gegenspieler des dunklen → Tezcatlipoca. Boone: Incarnations of the Aztec su­ pernatural: the image of H. in Mexi­ co and Europe, Philadelphia 1989. – Thiemer-Sachse: H. – Vitzeputze, ein transkulturelles Phänomen: wie der

Ḫumban (Ḫuban), in Elam verehrter Gott, der dem altmesopotam. → Enlil gleichgesetzt werden kann. Etymologisch dürfte der Name von der Wurzel huba (›befehlen‹) abzuleiten sein. H., ›der Größte der Götter‹, ist der Gemahl von → Pinikir. Hinz: Das Reich Elam, Stuttgart 1964. – Koch: Frauen und Schlangen: die geheimnisvolle Kultur der Elamer in Alt-Iran, Mainz 2007.

Hunab Ku, oberster Gott und Schöpfer der Maya, er ist ›Gott über den Göttern‹, unsichtbar und unfassbar und entspricht dem aztekischen → Ometecutli*. An Bedeutung wurde er von seinem Sohn → Itzamna übertroffen. Rätsch (Hg.): Chactun. Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Hunapu (Hunahpu), Gott der Quiché in Guatemala, Sohn des → Hun-Hunapu und einer Jungfrau. Zusammen mit seinem Zwillingsbruder →  Ix-

211 balanqué überwand er den bösen Gegenspieler → VucubCaquix. Ähnlich wie sein Vater verlor auch H. seinen Kopf, diesmal im ›Haus der Fledermäuse‹. Nach dem Sieg über die Mächte des Todes und der Unterwelt (Xibalba) gelangten die beiden Zwillinge als Sonne und Mond an den Himmel, von wo aus sie die ersten Menschen erschufen. Cordan (Hg.): Popol Vuh. Das Buch des Rates, München 1998. – Read/ González: Handbook of Mesoamerican Mythology, Oxford 2002.

Hun Came → Came Hunhau (auch Ahpuch genannt), Gott des Todes bei den Maya, er herrscht über das Mitlan, die Unterwelt, und entspricht dem aztekischen →  Mictlantecutli*. Verschiedentlich wird er als Mensch mit einem Eulenkopf dargestellt, sonst wird er mit einem Hund assoziiert, dem Symbol des Todes bzw. des Übergangs in das Jenseits. H. wird in der wissenschaftlichen Fachsprache als ›Gott A‹ bezeichnet; in den Bilderhandschriften wird er in sitzender Haltung mit schwarzen Flecken auf dem Körper (Zeichen der Verwesung), Rumpfskelett und oft mit einem durch das Ohr gezogenen Knochen dargestellt.

Huracan Rätsch (Hg.): Chactun. Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Hun-Hunapu, bei den Quiché Vater der göttlichen Zwillinge → Hunapu und → Ixbalanqué. Im Popol Vuh, einer heiligen Schrift, wird erzählt, wie der Gott beim Ballspiel in der Unterwelt seinen Kopf (hier solares Symbol) verlor, der dann an einem bis dahin unfruchtbaren Kalebassen-Baum aufgehängt wurde, der daraufhin Früchte trug. Cordan (Hg.): Popol Vuh. Das Buch des Rates, München 1998. – Read/ González: Handbook of Mesoamerican Mythology, Oxford 2002.

Huo-tian (Huo-t’ien, chines. ›Feuergott‹), er entspricht dem indischen → Agni*; ikonographisch wird er als flammenumgebener, alter Mann dargestellt, manchmal auf einem blauen Schaf reitend. Huracan, Hoch- und Schöpfergott der mittelamerikan. Quiché. Er ist das ›Herz des Himmels‹; durch Ausrufung des Wortes ›Erde‹ erschuf er das erste Land; das jetzige Menschengeschlecht bildete er aus einem Teig von Mais. Er wohnt gleichzeitig im Himmel, auf der Erde und in der Unterwelt.

Ḫurri 212 Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002.

Ḫurri → Scheri Ḫuwawa (neuassyr. Humbaba), dämonischer Wächter des ›Zedernberglandes‹ (Libanon), der von → Enlil eingesetzt, aber von → Gilgamesch erschlagen wurde. In einigen Quellen wird sein Name mit dem Gottesdeterminativ geschrieben. Terrakottareliefs zeigen ihn in nackter Gestalt mit verzerrtem Gesicht und drohend erhobener Faust. RLA 4. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Hvar, das persische Wort bezeichnet die Sonne wie auch den Sonnengott, der allerdings eine geringere Rolle spielt als → Mithra. Ein Epitheton von ihm ist ›schnelle Rosse besitzend‹. Durch seine Verehrung kann man den Mächten der Finsternis und den dämonischen → Daēvas widerstehen. Hwan’ung → Tan-gun Hyákinthos (latein. Hyacínthus), vorgriech. Vegetationsgott, dessen Tod das Absterben und Wiederaufleben der Natur symbolisierte. Dem griech. Mythos nach war er ein Liebling des → Apollon. Durch einen unglücklichen Diskus-

wurf getötet, wuchs aus dem Blut des schönen Jünglings die Hyazinthe genannte Blume. Im spartan. Amyklai galt H. als Heros, dessen Grab man unter dem Thron Apollons dachte. Mellinck: H., Utrecht 1943.

Hygíeia, griech. Göttin der Gesundheit, Tochter des Heilgottes → Asklepios*; ihr heiliges Tier ist die Schlange, der sie in einem Kantharos oder in einer Schale Wasser reicht. Sobel: H., die Göttin der Gesundheit, Darmstadt 1990.

Hymén (auch Hyménaios), griech. Gott der Hochzeit, der bei jeder Eheschließung feierlich angerufen wurde. Er galt als Sohn des → Dionysos* und der → Aphrodite, manchmal werden auch → Apollon und eine Muse als Eltern genannt. Dargestellt wurde er als geflügelter Jüngling mit einer Hochzeitsfackel und einem Kranz. Muth: »Hymenaios« und »Epithala­ mion« (Wiener Studien 67, 1954).

Hymen mit Hochzeitsfackel; Mosaik in den Thermen des Neptun in Ostia, 1.–2. Jh. n. Chr.

213

Idā

Hymir, nord. Riese, der am Rand des Himmels wohnt und einen großen Metkessel besitzt. Seine Hausgenossin ist die Mutter des Gottes → Tyr, der zusammen mit → Thor* den Metkessel ausborgen will. Schröder: Das H.-Lied (Arkiv för nor­ disk Filologi 70, 1955). – Simek: Le­ xikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Hyperion, alter griech. Lichtgott, → Titan, Gemahl der →  Theia; die Kinder der beiden waren der Sonnengott →  Helios* und die Mondgöttin → Selene*. Hýpnos, griech. Gott des Schlafes, Sohn der Nacht (→  Nyx), Bruder des Todes (→  Thanatos). In der Kunst wird er als Jüngling dargestellt mit Flügeln an den Schläfen, in den Händen hält er Mohnstängel und ein kleines Horn, aus dem er den Schlaf ausgießt. Die Römer nannten ihn Somnus. Schrader: H., Berlin 1926. – Wöhrle: H. der Allbezwinger, Stuttgart 1995. – LdAG.

ist er die Personifikation der von den Gläubigen beim Festzug ausgerufenen »Iakche!«, eines zu Ehren der eleusinischen Göttinnen ausgestoßenen Jubelrufes. Im Mythos gilt I. als Sohn der → Demeter* oder der → Persephone*, man sieht in ihm den wiedergeborenen → Zagreus. Kerényi: Dionysos: Urbild des unzer­ störbaren Lebens, Stuttgart 21998. – DNP 5.

Iapetós, im griech. Mythos ein götterfeindlicher → Titan, Vater des → Atlas und des → Prometheus*. Iasion → Demeter* Iberus, althispan. Gott des Flusses Ebro; der Name dürfte vom baskischen ibai (›Fluss‹), ibar (›Flussmündung‹) abzuleiten sein. Iblis (arab., aus griech. diabo­ los), islam. Bezeichnung des Teufels. Da er sich weigerte, vor Adam niederzufallen und ihn anzubeten, wurde er aus dem Himmel verstoßen.

I

The Encyclopaedia of Islam 3, Leiden 2 1971. – Beltz: Die Mythen des Koran, Düsseldorf 1980. – Maier: Koran-­ Lexikon, Stuttgart 2001.

Iákchos, jugendlicher Dämon oder auch Gott in den eleusinischen Mysterien. Eigentlich

Idā (Sanskrit ›Labetrank‹, im Rigveda auch Ilā), in der indischen Religion die Opfer-

I-da-ten 214 spende von Milch und Butter, mythologisch die Tochter des → Manu und die Frau des Planetengottes → Budha. Sie ist Göttin der heiligen Andacht. I. soll eigentlich ein Mann gewesen sein, der aber in eine Frau verwandelt wurde, als er in das Gebiet eindrang, in dem →  Shiva* sich in weiblicher Gestalt aufhielt. Dowson: A classical dictionary of Hindu mythology and religion, ND London 2000.

I-da-ten → Wei-to Idun (altisländ. Idunn, zu id = ›die Erneuernde, Verjüngende‹), german. Göttin im Besitz der Lebensfrucht und der immerwährenden Jugend. Als der Riese Thiassi die Göttin entführte, begannen die → Asen zu altern, weil ihnen die goldenen Äpfel fehlten. Die Götter beauftragten → Loki*, die Entführte wieder heimzuholen; mit ihr kehrte auch die Jugend zu den Göttern zurück.

die Heilkunst lehrte. Manchmal wird I. mit → Orunmila* gleichgesetzt. Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980.

Igigi, akkadische Bezeichnung für die großen Götter des Himmels im Gegensatz zu den unterirdischen Anunnaku (→ Anunna). Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Ihi (Ehi), jugendlicher Sohn der altägypt. Göttin → Hathor; er ist Herr des die bösen Mächte verscheuchenden Sis­ trumspiels; das Sistrum (Mu-

de Vries: Altgerman. Religions­ geschichte, Berlin 31970. – TurvillePetre: Myth and Religion of the North, Westport 1975. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Ifa, mit der Wahrsagekunst verbundener Halbgott der Yoruba (Nigeria und Benin), der in der heiligen Stadt Ife ein Orakel einrichtete und die Menschen

Sistrum; Rhythmusinstrument Bronze, um 350 v. Chr.

aus

215 sikinstrument) ist deshalb sein Attribut. LdÄR.

Illapa Jeffreys, I. – the Ibo ram headed god (African Studies V/13, 1954). – Ike/ Edozien: Afrika in eigener Sache. Weisheit, Kultur und Leben der Igbo, Frankfurt/Main 2003. – Eberechukwu: I. The State of Our Knowledge (Eisenhofer [Hg.]: Kulte, Künstler, Könige in Afrika), Linz 1997.

Ilazki (auch Illargui oder Iretargui), weiblich gedachter Mond bei den Basken, auch ›Großmutter‹ oder ›heilige Großmutter‹ genannt. Mancherorts sagt man den Kindern, dass der Mond das Gesicht Gottes sei. Der Name I. bedeutet ›Licht der Toten‹: Das Nachtgestirn leuchtet den Seelen der Verstorbenen. Ikenga; Nigeria, vor 1987

Ikenga, bei den Igbo (in Nigeria) der Gott, von dem man hoffte, dass er des Menschen Hände (Arme) richtig führen möge: daher auch sein Name, der ›rechter Oberarm‹ bedeutet. Dargestellt wird der Gott mit zwei riesigen Hörnern (Symbol seiner Macht) und Schwert und Menschenkopf in den Händen; die beiden Hörner können auch als Doppelhörner (also in der Vierzahl) erscheinen. Die im Haus aufgestellten I.-Figuren sollen Glück und Wohlstand gewähren und werden oft um Rat gefragt.

de Barandiarán: I. (Die baskische My­ thologie, WdM 2).

Illapa (Ilyapa, auch Katoyl­la), gefürchteter, aber als Regenspender hochverehrter  Gewittergott im vorkolumbischen Inkareich. Die aus seiner Schleuder zuckenden Blitze (Schleudersteine = Donnerkeile) bringen Vernichtung, während er als Regenbringer die Pflanzen der Felder segnet. Die Feuerwaffen der Spanier wurden ebenfalls als ›I.‹ bezeichnet. Nach der Conquista wurde I. mit Santiago (San Diego, d.i. der heilige Jakob) identifiziert. Rowe: Inca Culture at the time of the Spanish Conquest (Handbook of South American Indians 2), ND Washing-

Illujanka 216 ton 1963. – Disselhoff: Das Impe­ rium der Inka, Berlin 21979.

Illujanka, hethit. Schlangendämon, der vom Wettergott getötet wird. Der Mythos gelangte auch zu den Kanaanäern (Kampf des → Baal Sapon gegen → Leviathan) und kam als Erzählung von → Typhon zu den Griechen. Die mythische Überlieferung vom Kampf des Wettergottes gegen I. wurde beim Neujahrsfest (purilli) rituell rezitiert: Mit dem Sieg über das Schlangenungetüm beginnt eine neue Zeit. Porzig: I. und Typhon (Kleinasiat. For­ schungen 1, 1930). – Schüler: I. (Die Mythologie der Hethiter und Hurriter, WdM 1). – Haas: Die hethit. Reli­gion (Willinghöfer [Hg.]: Die Hethiter und ihr Reich), Darmstadt 2002.

Ilmarinen (ilma = ›Luft‹, ›Wetter‹), im finnischen Glauben der Beherrscher von Wind und Wetter, der auch eine Art Schutzpatron der Reisenden ist. Im Mythos ist er der göttliche Schmied, der Bestirner des Himmels, der nicht nur das Himmelsgewölbe, sondern auch den Sampo (wahrscheinlich die axis mundi) erschaffen hat. Als eine Art Kulturheros gelingt es ihm erstmals, das Eisen zum Nutzen der Menschen zu gewinnen. Harva (Holmberg): I. (Finnischugrische Forschungen 29, 1946).

– Honko: I. (Finnische Mythologie, WdM  2). – Virtanen/DuBois: Fin­ nish Folklore, Helsinki 2000.

Imana, Hochgott der im ostafrikan. Zwischenseengebiet lebenden Rundi; er ist Rurema (›Schöpfer‹) und Rugira (›Herr des Alls‹), schließlich wird er unter dem Beinamen Rugaba als Spender der für das Leben notwendigen Dinge angesehen; doch gibt es für ihn keinen Kult. Für die Bantustämme in Burundi ist er die große Schutzgottheit. Guilleband: The Idea of God in Ruan­ da-Urundi (Smith [Hg.]: African Ideas of God), London 1950.

Imdugud (→ Anzu), teils dämonisches, teils Gott zugeordnetes Wesen der altmesopotam. Mythologie in Gestalt eines löwenköpfigen Adlers.

Priester der Ningirsu, links oben Imdu­ gud; Votiv-Relief von Dudu, 2400 v. Chr.

217 Als unheilvolle Macht bedroht es die Haustiere, andererseits erscheint es als Emblem des Gottes → Ningirsu. Braun-Holzinger: Löwenadler (RLA 7). – Dalley: Myths from Mesopota­ mia, ND Oxford 22008.

Imhotep, berühmter ägypt. Baumeister und Arzt zur Zeit des Königs Djoser (um 2600  v. Chr.). In der Spätzeit wurde er als Gott der Heilkunst verehrt und galt als Sohn des → Ptah. Gewöhnlich findet er sich sitzend dargestellt mit einer offenen Papyrusrolle auf den Knien. Die Griechen nannten ihn Imuthes und erkannten in ihm ihren eigenen Heilgott → Asklepios*. Wildung: I. und Amenhotep. Gott­ werdung im alten Ägypten, München 1977. – Hurry: I., Oxford 2000.

Imiut (›der in der Einwicklung‹), ägypt. Gott, der in Form eines kopflosen, an einer Stange aufgehängten Felles verehrt wurde. In älterer Zeit wurde der I. als Schutzzeichen am Thron des Königs aufgestellt; als Schutzgott verbindet er sich mit dem Nekropolengott → Anubis*. Köhler: Das I., Wiesbaden 1975.

Imra, bei den Nuristani (im Hindukusch-Gebiet) verehrter oberster Gott. Er ist der

Inanna Schöpfer, der mit seinem Atem die anderen Götter belebt hat. Nach dem Glauben der Nuris­ tani soll er die Menschen durch Buttern in einem goldenen Ziegenbalg erzeugt haben. Jettmar: Die Religionen des Hindu­ kusch, Stuttgart 1975.

Imset (Amset), einer der vier Söhne des → Horus*, die die Eingeweide in den Kanopen bewachen. Dem anthropomorph dargestellten I. ist die Leber anvertraut, von den Himmelsrichtungen ist ihm der Süden zugeordnet. LdÄR.

Inanna (Inini, Innin), sumerische Göttin der Liebe und des Krieges, in der Form Ninanna ist sie ›Herrin des Himmels‹, als Göttin des Venussterns heißt sie Ninsianna. I.s Symbol (und auch Keilschriftzeichen) ist das sog. Schilfringbündel. Sie wird als Tochter des Himmelsgottes → An oder des Mondgottes →  Nanna bezeichnet. In einem Hymnus heißt es, dass ihr der Himmel als Krone aufs Haupt gesetzt und die Erde als Sandale an den Fuß gelegt wurde. In kriegerischer Funktion schwingt sie den Speer und die Streitaxt. Ikonographisch zum Typ der nackten Göttin gehörend, ist sie öfters auch mit aus dem Rücken hervorkom-

Inar 218 menden Strahlen dargestellt. Im Akkadischen entspricht ihr → Ischtar. Hruska: Die Gestalt der I. in der Li­ teratur altbabylon. Zeit (Acta Univer­ sitatis Carolinae Philologica 4, 1971). – Wolkstein/Kramer: I. Queen of Heaven and Earth, New York 1983. – Balz-Cochois: I. Wesensbild und Kult einer unmütterlichen Göttin, Gütersloh 1992. – RLA 5.

Inar (Inara), altkleinasiat. Göttin, Tochter des hattischen Wettergottes → Taru. Im Mythos von → Illujanka hilft sie dem Wettergott bei der Überwindung des Schlangendämons. Kammenhuber: Die hethit. Göttin I. (Zeitschrift für Assyriologie und Vor­ derasiat. Archäologie 66, 1976).

Inari, Nahrungsgott des Shintoismus, manchmal dargestellt als bärtiger Mann, der zwei Reisbündel trägt. Als sein Bote gilt der Fuchs (japan. kitsu­ ne); deshalb sitzen vor den I.Heiligtümern stets Füchse aus Holz oder Stein. Im Volksglauben konnten Gott und Fuchs zu einer Einheit verschmelzen (I. – kitsune = Fuchs). In der Kultlegende des I.-Schreins von Fushimi bei Kyōto (Hauptschrein des I.-Kultes) bedeutet I. so viel wie ›Reispflanzen wachsen heran‹. Ihr Wachstum ist einer Reisgöttin anvertraut, die im Shintoismus mit Uka-

no-mitama-no-kami, Ogetsuhime-no-kami, Ukemochi-nokami, Toyouke-hime-no-kami und Wakauka-no-me-no-kami identifiziert wird: den Nahrungsgöttern (Mi-ketsu-kami), die v.a. für die fünf Getreidearten verantwortlich sind. Im Shingon-Buddhismus verschmolzen I. und Dakiniten (Sanskrit: → Dākinī als menschenfressender Teufel), der den Tod eines Menschen sechs Monate im Voraus weiß. Buchanan: I.: Its Origin, Development and Nature (Transactions of the Asiatic Society of Japan XII, 1935). – Casal: I.-sama, the Japanese Rice-Deity and Other Crop- Divinities (Ethnos 14, 1949). – Zachert: Die Mythologie des Shintō (WdM, 20. Lief.). – Mailahn: Der Fuchs in Glaube und Mythos, Berlin/Münster 2006.

Incubus (latein. ›der Aufliegende‹), bei den alten Römern und heute noch in Italien Name des → Alp*. Seit dem Mittelalter Bezeichnung eines männlichen Dämons, der die Frau im Schlaf sexuell bedrängt, in der Hexenliteratur auch für den Buhlteufel gebraucht. Sein weibliches Pendant ist der → Succubus. Indra (1), Hauptgott der vedischen Zeit. Spender des Regens und himmlischer Repräsentant der Krieger, seine Waffe ist der vier- oder hundertkantige Don-

219 nerkeil (vajra). Das Theonym hat eine Grundbedeutung von ›stark‹, ›mächtig‹. Als Spender des Regens und der Fruchtbarkeit wird I. verehrt, als Gebieter über die Unwetter ist er gefürchtet. Er hat eine rötliche oder goldene Farbe und sitzt zu Pferd oder auf einem rossegezogenen Wagen. I. ist der große Drachentöter namens Vritrahan, der die von → Vritra zurückgehaltenen Ströme befreit. Im Hinduismus ist I. weiß, rot gekleidet und reitet auf dem aus der Quirlung des Milchozeans hervorgegangenen Elefanten → Ai­rā­va­ta; er ist Herrscher der östlichen Himmelsrichtung. Als seine Gemahlin wird Indrani oder Shaci (›Kraft‹) genannt, seine ständigen Begleiter sind die → Māruts. Im Jinismus bezeichnet I. die höchste Rangstufe in der Götterhierarchie; jede Götterklasse hat ihren eigenen I. Den Buddhisten gilt I. als Herr des Reichs der ›dreiunddreißig Götter‹ (zweitunterster Himmel der sinnlichen Welt). Machek: Name und Herkunft des Gottes I. (Archiv Orientálni 12, 1941). – Gonda: Die Religionen In­ diens I. Veda und älterer Hinduismus, Stuttgart 1960. – Schmidt: Brhaspati und I. Untersuchungen zur vedischen Mythologie und Kulturgeschichte, Wiesbaden 1968. – Moeller: I. (Die Mythologie der vedischen Religion und des Hinduis­mus, WdM 5).

Inmar Indra (2), in Altiran die verteufelte Form des indischen Gottes → Indra (1); er wird den Dämonen (→ Daēvas) zugerechnet, ist Gegner der Wahrheit und bringt Streit unter die Männer. Ing, göttlicher Urahn der german. Ingwäonen (an der Nordseeküste wohnend). Die Deutung des Namens ist nicht gesichert; man dachte an ›Lanze‹, ›Eibe‹ oder auch ›Mann‹. Nach dem angelsächs. Runenlied erscheint der Gott I. mit den Ostdänen verbunden, er entspricht dem Yngoi der skandinav. Tradition. Aus der schwed. Heimat dürften die Wandalen den Kult des Gottes I. mitgebracht haben. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Inguma, einem → Alp* ähnlicher Geist im Baskenland; er sucht nachts die Menschen in ihren Wohnungen auf und drückt ihnen die Kehle zu. Inmar, Himmelsgott der finnougrischen Wotjaken. Der Namensteil in bedeutet ›Himmel‹. Darüber hinaus bezeichnet I. auch andere göttliche Wesen, nach der Christianisierung auch die Muttergottes (›I.-Mutter‹).

Inmutef 220 Inmutef (Iunmutef ), ägypt. Gott; der Name bedeutet ›Pfeiler seiner Mutter‹. Dem entsprechend galt er als Träger des weiblich gedachten Himmels und fand sich in Kultgemeinschaft mit → Hathor. Später wurde er mit dem König und dessen Opferdienst verbunden. LdÄR.

Inó, im griech. Mythos Tochter des Königs Kadmos von Phönizien. Auf der Flucht vor ihrem Gatten Athamas stürzte sie sich ins Meer, wurde von den →  Nereiden freundlich empfangen und zu einer Seegottheit erhoben; ihr neuer Name ist Leukothea. Graves: Griech. Mythologie, Reinbek 17 2007.

Input, im 17. oberägypt. Gau verehrte Göttin, deren Name wahrscheinlich ›Hündin‹ bedeutet. Sie ist das weibliche Komplement zum Balsamierungsgott → Anubis*. Inschuschinak (auch Ninschuschinak, akkadisch Schuschinak), Nationalgott von Elam; der an sich sumerische Name bedeutet ›Herr von Susa‹. Seine besonderen Funktionen hatte N. als Gott des Eides und als Totenrichter. Hinz: Das Reich Elam, Stuttgart 1964.

Inti (in der Quechua-Sprache ›Sonne‹), ursprünglich Stammesgott der Quetschua; im Inka-Reich, v.a. im Hochland, neben dem Schöpfergott (→  Huiracocha) besonders verehrter Sonnengott; von ihm leiteten die Inka-Herrscher ihre Herkunft ab. Er ist mit der dominierenden Staatsreligion verknüpft und im Coricancha (›Goldhof‹), dem Haupttempel in Cuzco, durch eine Goldscheibe mit menschlichen Gesichtszügen dargestellt. Der oberste Inka war die irdische Verkörperung I.s, seine Gattin die des weiblichen Mondes. Rowe: Inca Culture at the time of the Spanish Conquest (Handbook of South American Indians 2), ND Washington 1963. – Urton: Mythen der Inka, Stuttgart 2002. – Steele: Handbook of Inca Mythology, Santa Barbara 2004.

Inuus, alter latinischer Gott, der zum Schutze der Herden angerufen wurde; später mit → Faunus gleichgesetzt. Io (1), in der griech. Mythologie die Tochter des Inachos, des Königs von Argos. Sie war Priesterin der sittenstrengen → Hera, die I. bei einer Liebesstunde mit → Zeus* überraschte. Die von Zeus zur Tarnung oder nach anderer Version von Hera zur Strafe in eine Kuh verwandelte I. wurde

221 dem hundertäugigen Wächter → Argos übergeben. Ruhe­ los umherirrend, erhielt sie in Ägypten ihre menschliche Gestalt zurück und gebar den → Epaphos. Von den im Nilland lebenden Griechen wurde sie der kuhgestaltigen → Isis* gleichgesetzt. LdAG.

Io (2), auch in der Namensform Kiho. Oberster Gott der Maori (Neuseeland). Verschiedene Aussagen über ihn lassen christl. Einflüsse vermuten, so ist er ›der Ewige‹, ›der Allwissende‹, ›der Gott der Liebe‹, derjenige, der alle Dinge durch ›das Wort‹ erschaffen hat. Kenntnis von ihm hatten nur die Priester und hohe Adlige. Sein Name durfte nur flüsternd an einsamen Orten ausgesprochen werden. Auf der polynes. Insel Mangaia bedeutet das Wort io so viel wie ›Mark‹, ›Kern‹ und zugleich auch ›Gott‹. Lehmann: Jo, die höchste Gottheit der Maori (Ethnologische Studien 1, 1939). – Orbell: A Concise Ency­ clopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998. – Craig: Hand­ book of Polynesian Mythology, Santa Barbara 2005.

Ipalnemoa, Hochgott des aztekischen Pantheons, sein Name (›Durch den man lebt‹) kenn-

Irmin zeichnet ihn als Schöpfer und Erhalter der Menschen. Als Tloque Navaque (Nahuaque) ist er der ›allgegenwärtige Herr‹ des Universums. Die dualen Aspekte des Gottes erscheinen in → Omecihuatl* und → Ometecutli* verselbständigt. Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002. – Riese: Das Reich der Azteken, München 2011.

Ipet (in den Pyramidentexten Ipi), ägypt. Nilpferdgöttin, die bald mit einer gleichnamigen Lokalgöttin von Luxor verschmolz und den Aspekt einer Urmutter gewann. Als Gefährtin des Reichsgottes → Amun wurde sie zur ›Herrscherin der beiden Länder‹, d.h. Ober- und Unterägyptens. LdÄR.

Iris (griech. ›Regenbogen‹), Schwester der → Harpyen, jungfräuliche Götterbotin, die vom Olymp herabeilt, um die Befehle des → Zeus* und der → Hera zu überbringen. Meist wird sie geflügelt und mit Heroldstab dargestellt. DNP 6.

Irmin, alter german. Gott, wahrscheinlich mit dem Kriegsgott Tiwaz (→ Tyr) gleichzusetzen. Der Name I. dürfte ursprünglich die Bedeutung

Ischara 222 ›göttlich‹, ›heilig‹ gehabt haben, wurde dann aber als ›groß‹, ›gewaltig‹ verstanden. Vermutlich geht der Name der I.-Säule (im alten Sachsen) auf den Gott zurück. Vielleicht ist auch im an sich schon christl. gefärbten Hildebrandslied im Irmingot (›großer Gott‹) ein Nachklang der german. Gottesvorstellung zu finden. Neckel: I. (FS Siebs), Breslau 1933. – Schröder: I. (Zeitschrift für dt. Alter­ tum 72, 1935). – de Vries: Altgerman. Religionsgeschichte, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Ischara (ältere Namensform Eschara), altmesopotam. Göttin; sie ist ›Herrin des Gerichts und der Opferschau‹ und Garantin des Eides. Ihr Emblem ist der Skorpion; in Ugarit hat sie den Beinamen Hulmittu, d.h. ›Schlange‹, ›Eidechse‹. Hohes Ansehen genoss sie bei den Hethitern als ›Herrin der Berge‹. In Syrien wurde ihre sexuelle Potenz betont. RLA 5. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Ischduschtaja und Papaja, altkleinasiat. Schicksalsgöttinnen, die mit Spindel und Spiegel der Menschen Schicksal bestimmen. Ihre Zugehörigkeit zu den → Gul-schesch ist nicht gesichert.

Ischkur, Name des sumer. Wettergottes, dessen sumer. Schriftzeichen von den H ­ e­thi­tern zur Bezeichnung ­ih­res Wet­tergottes übernommen wur­de. Letzterer ist dem hurri­ tischen → Teschub vergleichbar. I.s heilige Zahl ist die 10, das ihm zugeordnete Tier der Stier; seine Attribute sind Keule und Blitzstrahlen; er sitzt auf zwei Berggöttern oder fährt auf einem von Stieren gezogenen Wagen. I. manifestiert sich in Gewitter, Sturm und R ­ egen; er ist ›König des H ­ immels‹ und hilft dem ­ irdischen König in der Schlacht. v. Schüler: Wettergötter (Die Mytholo­ gie der Hethiter und Hurriter, WdM 1). – Green: The storm-god in the an­ cient Near East, Winona Lake 2003.

Ischtanu, hethit. Sonnengott, hattisch Eschtan (›Sonne‹, ›Tag‹) genannt; geschrieben wurde er mit dem sumer. Keilschriftzeichen für → Utu. Ikonographisches Hauptattribut ist eine mit der Kopfkappe verbundene Flügelsonne; in der rechten Hand trägt er den Lituus, d.i. ein am unteren Ende gekrümmter Stab. Da der Sonnengott alles sieht, ist er Richter über Menschen und Tiere. Ischtar (ursprüngliche Namensform Eschtar), babylon. (akkadische) Göttin der Liebe

223 und des Geschlechtslebens. Ein Mythos erzählt von ihrem Gang in die Unterwelt, wo ihre Schwester → Ereschkigal herrschte; ihr Weg führte sie durch sieben Tore, bei denen sie nach und nach alle Kleider und Schmuckstücke verlor – symbolischer Hinweis auf den Verlust aller Macht. Mit I.s Verschwinden hörte alle Zeugung auf der Erde auf. Obwohl sie ›Jungfrau‹ genannt wird, hat sie doch zahlreiche Liebhaber, so v.a. Tammuz (→ Dumuzi). Neben dem erotischen Aspekt hat sie – wie die ihr entsprechende → Inanna – auch noch eine kriegerische und eine astrale Funktion. Sie ist Göttin des Venussterns und wird auf mittel- und neubabylon. Grenzsteinen durch einen achtstrahligen Stern symbolisiert. Ihr Bruder ist → Schamasch*. Infolge ihrer überragenden Bedeutung konnte ihr Name als Appelativum auch einfach ›Göttin‹ bedeuten; išarāta sind die ›Göttinnen‹. Der Kult der I. gelangte auch nach Syrien; ihr erotischer Aspekt wird durch die in heraldischer Anordnung oft verdoppelte Taube symbolisiert. Erwähnenswert ist noch ein Hymnus, der von einer/einem ›bärtigen I.‹ spricht, wobei unbekannt ist, ob es sich um eine Gottheit schwankenden

Ishtadevatās Geschlechts oder um eine bi­ sexuellen Charakters handelt. Virolleaud: Die große Göttin in Baby­ lonien, Ägypten und Phönizien. I., Isis, Astarte (Eranos-Jahrbuch 6, 1938). – Ranke: I. als Heilgöttin, London 1932. – Fauth: I. als Löwengöttin und die löwenköpfige Lamaštu (Die Welt des Orients 12, 1981). – Harris: Inan­ na-I. as Paradox and a Coincidence of Opposites (History of Religions 30/3, 1991). – RLA 5. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Ischum, akkadischer Gott, Bruder des Sonnengottes →  Schamasch*, Herold der Götter. Zwar dient er dem Pestgott → Erra, ist aber den Menschen freundlich gesonnen. Ob I. mit išātum (›Feuer‹) zusammenhängt, ist nicht gesichert. Isdes, seit dem Mittleren Reich in Ägypten vorkommender Gott, er galt als ›Herr des Wes­ tens‹ und als Totenrichter; später verschmolz er mit → Thot oder mit → Anubis*. Ishtadevatās (Sanskrit ›gewünschte Gottheiten‹), buddhist. Schutzgottheiten (besonders in Tibet), die bei der tantrischen Initiation der Neophyt selbst erwählt, gewöhnlich indem er mit verbundenen Augen eine Blüte in ein Mandala wirft. Der Gläubige trägt die Gottheit üblicherweise in

Ishvara 224 Form eines Symbols oder einer Miniatur bei sich. Ishvara (Sanskrit ›Gebieter‹), indische Bezeichnung für den höchsten Weltenherrn, besonders für → Shiva*, in einzelnen Sekten auch Name der höchsten Gottheit. Im Hinduismus verbindet sich mit I. der Glaube an einen höchsten persönlichen Gott, der den ihm Ergebenen aus dem Geburtenkreislauf herausnehmen kann. Verschiedentlich werden die einzelnen großen Götter als Erscheinungsformen des I. aufgefasst.

→ Horus* empfangen, ihn beerdigt und mit ihrer Schwester → Nephthys betrauert. Da später jeder Verstorbene als Osiris galt, stehen auch die Toten in ihrer Obhut; auf Särgen wird sie abgebildet, wie sie mit ausgebreiteten Flügeln Lebensluft zuweht und Schutz spendet. Als ›Zauberreiche‹ (→ Urthekau) fand sie Eingang in die Magie. Ab dem Neuen Reich zeigt sich ihr solarer Aspekt in dem Beinamen ›Auge des →  Re*‹, weiter war sie Herrin des Sirius; griech. Autoren (z.B. Plutarch) interpretierten sie

Gonda: Change and Continuity in In­ dian Religion, Den Haag 1965.

Isimu, janusköpfiger Gott im alten Mesopotamien, seine akkadische Namensform lautete Usmu oder Usumu. Er galt als Bote des → Enki* (bzw. des → Ea). Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Isis (keilschriftlich Eschu, koptisch Ese), ägypt. Göttin. Ursprünglich war sie vielleicht die Personifikation des als göttliches Wesen verstandenen Thronsitzes, dessen Schriftzeichen sie auf ihrem Haupt trägt. Im Mythos hat sie den toten Bruder und Gatten → Osiris* gesucht, von ihm den Sohn

Isis (rechts) und ihre Schwester Neph­ thys mit dem widderköpfigen Son­ nengott Re; Grabkammer der Nofretete, Tal der Könige (Ägypten), 14./13. Jh. v. Chr.

225 als Mondgöttin. Mit wenigen Ausnahmen wurde I. menschlich dargestellt; das auf dem Haupt getragene Kuhgehörn mit Sonnenscheibe verdankt sie ihrer Gleichsetzung mit der Himmelsgöttin → Hathor; verschiedentlich hat sie das Horuskind auf dem Schoß. In hellenist. Zeit wurde I. Schutzherrin der Seefahrer und erhielt ein Steuerruder als Attribut; als Hafengöttin von Alexandria hatte sie den Beinamen Pharia. Ihr Fruchtbarkeitsaspekt zeigt sich in der Verschmelzung mit der Erntegöttin Thermuthis (→ Renenutet) und dem oft beigefügten Füllhorn. In ihrer universalen Bedeutung wurden auf sie auch Züge der Liebesund der Schicksalsgöttin übertragen. In ptolemäisch-röm. Zeit befand sich ihr Hauptkultort auf der Insel Philae. Münster: Untersuchungen zur Göttin I. vom Alten Reich bis zum Ende des Neuen Reiches, Berlin 1968. – Witt: I. in the Graeco-Roman World, London 1972. – Solmsen: I. among the Greeks and Romans, Cambridge/MA 1979. – Wild: Water in the cultic wor­ ship of I. and Sarapis, Leiden 1981. – Altenmüller: Zum Ursprung von I. und Nephthys (Studien zur alt­ägypt. Kultur 27, 1999). – LdÄR. – Merkelbach: I. regina – Zeus Sarapis, Berlin 2001. – Bricault (Hg.): I. on the Nile: egyptian gods in Hellenistic and Ro­ man Egypt, Leiden 2001. – Alvar: Ro­ manising orien­tal Gods: myth, salva­

Isten tion and ethics in the cults of Cybele, I. and Mithras, Leiden 2008. – Mastrocinque (Hg.): Demeter, I., Vesta, and Cybele: studies in Greek and Roman religion in honour of Giulia Sfameni Gasparro, Stuttgart 2012. – Bad. Landesmuseum Karlsruhe (Hg.): Im­ perium der Götter, Karlsruhe 2013.

Isrāfil, im Islam der Posaunenengel beim Jüngsten Gericht; sein Haupt reicht bis an den göttlichen Thron, während seine Füße unter der siebenten Erde stehen. Isten (1), auch in der Namensform Isden. Ägypt. Gottesname, seit dem Neuen Reich belegt und auf → Thot in seiner Form als Hundskopfaffe bezogen. Ob ein Zusammenhang mit → Isdes besteht, ist fraglich. Isten (2), oberster, verschiedentlich monotheistisch gedachter Gott der alten Ungarn, er galt als Schöpfer des Alls. Zu seinen Attributen gehören Pfeil, Baum, Pferd und Phallus.  Durch seine Adler lässt er sein Volk – die Ungarn – in die neue Heimat führen. Zu seinen Beinamen gehören Ur (›der Herr‹) und Elo (›der Seiende‹). Mit der Christianisierung ging  I. in die Gestalt Gottvaters über. de Ferdinandy: I. (Die Mythologie der Ungarn, WdM 2).

Itrujan 226 Itrujan, Göttin der vorchristl. Georgier (Kaukasien), in den Chroniken wird sie als ›Göttin der Chaldäer‹ bezeichnet. Fähnrich: Lexikon georgische Mytholo­ gie, Wiesbaden 1999.

Itzamna, Sohn des Maya-Gottes → Hunab Ku. Er machte die Menschen auf die Nahrungsmittel (Mais und Kakao) aufmerksam und erfand die Kunst des Schreibens. Da er seinem Volk die Kultur brachte, wurde er zum Nationalgott der Maya. Mit dem Sonnengott identifiziert, ist er auch Herr des Ostens und des Westens. Ein anderer Name von ihm ist Yaxkokahmut, d.h. ›Herr des Wissens‹; in dem Bericht des Spaniers Landa (16.  Jh.) war er in der Namensform Izamna  Gott der Medizin. Schließlich wurde er auch als Himmelsgott aufgefasst, wofür seine Verbindung mit dem beidendköpfigen Himmelsdrachen spricht. Der Name I. wird übersetzt mit ›Haus des Tropfens‹ (eine Umschreibung des Himmels) oder ›Eidechsenhaus‹, Letzteres könnte mit der Vorstellung zusammenhängen, dass der Himmel der gewölbte Rücken einer Eidechse ist. In den Bilderhandschriften könnte ihm der Gott → D ent­ sprechen.

Thompson: Maya History and Reli­ gion, Norman 1970. – Rätsch (Hg.): Chactun – Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Itzpapalotl (›Obsidianschmetterling‹), lokale Feuergöttin der Azteken, die in Schmetterlingsgestalt gedacht wurde, aber – als astrales Wesen – auch als Hirsch erscheinen kann. Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002.

Ivaldi, in der german. Mythologie ein schmiedekundiger Zwerg, Vater der Göttin →  Idun. Er und seine Söhne fertigten → Freyrs Schiff Skidbladnir und → Odins* Speer Gungnir. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Ixbalanqué (Xbalanque = ›weiblicher Jaguar‹), Gott der Quiché, der zusammen mit seinem Bruder → Hunapu die feindlichen Naturgeister besiegt, nämlich den Feuerdämon in Arara-Gestalt (→ VucubCaquix) und die Erdbebengötter → Zipakna und Kabrakan. Cordan (Hg.): Popol Vuh. Das Buch des Rates, München 1998. – Read/ González: Handbook of Mesoamerican Mythology, Oxford 2002.

227 Ixchel, Mond- und Heilgöttin bei den Maya mit besonderer Beziehung zu Zeugung und Geburt. Der Name lässt sich ableiten von chel (›Regenbogen‹) und dem weiblichen Präfix ix. Manches spricht dafür, dass I. mit der Göttin I der Handschriften identisch ist; deren sexueller Aspekt wird in zahlreichen Bildszenen deutlich. Im Verlauf der Christianisierung zur Zeit der span. Kolonialherrschaft verschmolz die Mayagöttin mit Maria. ­Göttin → O. Dütting: The Great Goddess in Maya Religion Belief (Zeitschrift für Ethnolo­ gie 103, 1976). – Rätsch (Hg.): Chac­ tun – Die Götter der Maya, München 2 1994. – Miller/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Ixtab, Göttin der Maya, Schutzherrin der Selbstmörder, die in ihr Paradies eingehen. Wahrscheinlich ist sie identisch mit dem bei heutigen auf Yucatan lebenden Stämmen gefürchteten Dämon Xtabay, einer schönen, rothaarigen Frau, die den Männern auflauert und sie verzaubert.

Izanami Bösen, dämonisches Unge­ heuer, das Menschen und Tiere verschlingt oder ihnen Schaden zufügt. Sein übler Atem bringt Krankheit, seine Erscheinungsform ist der Orkan. Walker: Lakota Belief and Ritual, Lincoln 1991. – Rice: Before the great spirit: the many faces of Sioux spiritual­ ity, Albuquerque 1998.

Izanagi (Isanagi, japan. ›der einladende Mann‹), zusammen mit → Izanami bildet er das urzeitliche Götterpaar im Shintō: die göttlichen Ureltern. Als das Paar über die Himmelsbrücke schritt (nach den mythologischen Texten des Kojiki und Nihongi aus dem 8. Jh. n. Chr.), schleuderte I. seinen Speer ins Urmeer, das daraufhin die erste Insel gebar. Danach zeugten/ schufen die Ureltern alle Länder, Flüsse, Berge, Pflanzen, Tiere und schließlich die Menschen. Zu seinen göttlichen Kindern gehören v.a. die Sonnengöttin → Amaterasu, der Mondgott → Tsukiyomi und der Sturmgott → Susano(w)o.

Miller/Taube: An illustrated diction­ ary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Naumann: Das Umwandeln des Him­ melspfeilers (Asian Folklore, Studies Monograph 5, 1971). – Naumann: Die Mythen des alten Japan, München 1996. – Zachert: I. und Izanami (Die Mythologie des Shintō, WdM, 20. Lief.). – ER 7.

Iya, bei den nordamerikan. Lakota die Verkörperung des

Izanami (Isanami, japan. ›die einladende Frau‹), zusammen

Jabru 228 mit → Izanagi bildet sie das urzeitliche Götterpaar im Shintō: die göttlichen Ureltern. Bei der Geburt des Feuergottes starb sie und verbarg sich in der Unterwelt. Vergeblich versuchte ihr Gemahl Izanagi, sie von dort zurückzuholen. Als Izanagi aus der Unterwelt zurückkam und am Ufer der Menschenwelt stand, wusch er sich den Schmutz der Totenwelt ab. So soll der shintoistische Ritus der Reinigung entstanden sein. Numazawa: Die Weltanfänge in der japan. Mythologie, Paris/Luzern 1946. – Naumann: Die Mythen des alten Japan, München 1996. – Zachert: I. und Izanami (Die Mythologie des Shintō, WdM, 20. Lief.). – ER 7.

J Jabru, elamischer Gott, der dem altmesopotam. Himmelsgott → An gleichgesetzt wurde. Jagannātha (Sanskrit ›Herr der Welt‹), an einzelnen Orten Indiens (besonders in Puri) üblicher Name für → Vishnu* als → Krishna. Ihm zu Ehren findet das Wagenfest (Rathayatra) statt, bei dem das Götterbild umhergefahren wird und die Kastenunterschiede aufgehoben sind. Die Verehrung in

Puri dürfte einerseits auf einen alten Steinkult zurückgehen, andererseits ist J. die vishnuit. Form eines alten Fischergottes vom Golf von Bengalen. Geib: Indradyumna-Legende. Ein Bei­ trag zur Geschichte des J.-Kultes, Wies­ baden 1975. – Eschmann/Kulke/ Tripathi: The Cult of J. and the Re­ gional Tradition of Orissa, New Delhi 1978. – Patnaik: Lord J., New Delhi 1994. – Misha: Medieval Orissa and Cult of J., Columbia 1995. – Silva: The cult of J., New Delhi 2010.

Jagaubis, litauischer Feuergott, der allerdings in der volkstümlichen Überlieferung von → Gabija verdrängt wurde. Jahwe (Jahve, Yahveh), Name des Gottes Israels, der infolge übertrieben ängstlicher Befol­ gung des 3. Gebotes – »Du sollst den Namen Deines ­Gottes nicht missbrauchen« – zwar konsonantisch geschrieben (J-H-W-H), aber so gelesen wurde, als ob → Adonai (›Herr‹) dastände. Die etymologische Bedeutung ist nicht gesichert: ›der Seiende‹ (?), ›der Haucher‹ (?), ›der ins Dasein Rufende‹ (?) oder ›Ich bin, der ich bin‹ (2. Moses 3,14). Man vergleiche auch die unrichtige Namensform → Jehova. J. ist der einzige Gott, auch wenn er in der Bezeichnung → Elohim angeführt wird. Wenn er

229 von sich sagt: »Lasst uns Menschen machen nach unserem Bilde« (1. Moses 1,26), dann hat dieses »uns« die Bedeutung eines pluralis majestatis. Er ist der Schöpfer, der alles durch sein Wort ins Dasein gerufen hat. Ursprünglich dürfte J. ein Berggott (Sinai) gewesen sein; für die Israeliten war er der ›Herr der Heerscharen‹ (J. Zebaoth). Während Zebaoth bei Samuel (17,45) die irdischen Heerscharen sind, können sie sonst Engel (1. König 22,19) oder Sterne (5. Moses 4,19) darstellen. Bei den Propheten erscheint J. als ›Held‹ und ›Kriegsmann‹; das Schwert in seiner Hand ist Symbol des Gerichts. Wiederholt findet sich die Vorstellung, dass Blitz und Donner von Gottes Macht künden; seine Diener sind die → Cherubim*, sichtbares Zeichen seiner Gegenwart ist die Bundeslade. Der Gott selbst durfte nicht bildlich dargestellt werden. In der christl. Kunst deuten die vier hebräischen Buchstaben (Tetragramm) auf den allmächtigen Gott. Der alttestamentar. Gottesname wurde in der Bibelübersetzung der Septuaginta mit Kyrios (›Herr‹) wiedergegeben. Volz: Das Dämonische in J., Tübingen 1924. – Maag: J.s Begegnung mit der kanaanäischen Kosmologie (Asiat.

Jambhala Studien 18–19, 1965). – Eißfeldt: El und J. (Kleine Schriften III), Tübingen 1966. – Metzger: Himmlische und irdische Wohnstatt J.s (Ugarit-For­ schungen 2, 1970). – Eckart: El und J. in Jerusalem (Vetus Testamentum 30, 1980). – Kaiser: Der Gott des Alten Testaments (Theologie des Alten Testa­ ments 1), Göttingen 1993. – Weippert: J. (J. und die anderen Götter), Tübingen 1997. – Gerstenberger: Theologien im Alten Testament, Stuttgart 2001. – Tropper: Der Gottesname Yahwa (Vetus Testamentum 51, 2001). – Lenzen: Jüdisches Leben und Sterben im Namen Gottes, Zürich u.a. 22002. – Lang: J., der biblische Gott, München 2002. – Day: Yahweh and the Gods and Goddesses of Canaan, London u.a. 2002.

Jaldabaoth (Ildabaoth), bei den Gnostikern Name des Schöpfers der materiellen Welt, der unter dem höchsten Gott, dem ›unbekannten Vater‹, steht; Letzterer erschuf die geistige, die obere Welt. Als Archon (Herrscher) der unteren Welt widersetzt sich J. in tyrannischem Hochmut seinem Vater und seiner Mutter → Barbelo. Leisegang: Die Gnosis, Stuttgart 5 1985. – Markschies: Die Gnosis, München 32010.

Jambhala, buddhist. Gott des Reichtums, seiner Herkunft nach ist er ein → Yaksha. Er hat einen dicken Bauch und hält in der rechten Hand eine

Jamm 230 Zitrone (Symbol der Fruchtbarkeit), durch die er sich von → Vaishravana unterscheidet, als dessen Emanation er aber auch erscheinen kann. J.s rechter Fuß steht auf einer Muschel (Symbol des Segens), die neben den vom Mungo (in der linken Hand) ausgespienen Perlen in einer flachen Schale liegt. Der Überlieferung nach erhielten verschiedene Lehrer des Buddhismus von J. Gold oder Nahrung. Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959. – Knödel: Symbo­ lik der tibetischen Religionen und des Schamanismus, Stuttgart 2000.

Jamm, phöniz.-kanaanäischer Gott des Wassers, v.a. des Mee­ res, in einem Beinamen wird er auch ›Herrscher Fluss‹ genannt. Er maßt sich eine Herrscherstellung über die anderen Götter an, wird aber von →  Baal* (1) besiegt. Nach einer Überlieferung erhält J. zur Besänftigung die Göttin Attart (→ Astarte) zur Braut. Jānguli (›die Giftige‹), auch Mahāvidyā genannt. Im Buddhismus Göttin zum Schutz gegen Schlangenbisse und Gift. Sie kann einköpfig, vierarmig, mit Musikinstrument (vinā) und weißer Schlange dargestellt werden; daneben gibt es

eine gelbe Form mit drei Gesichtern und sechs Armen. Grönbold: Die Mythologie des indi­ schen Buddhismus (WdM 5).

Jánus (Ianus), röm. Gott der Tordurchgänge, des Ein- und Ausgangs. In einem übertragenen Sinne steht der doppelköpfig dargestellte Gott auch für Anfang und Ende, an der Schwelle des alten zum neuen Jahr; deshalb ist der Januar nach ihm benannt. Zu seinen Attributen gehören Schlüssel und Pförtnerstab. Sein Tempel war ein Doppeltor, das im Frieden geschlossen und in Kriegszeiten geöffnet war. Alle wichtigen Handlungen wurden unter seinen Schutz gestellt, so auch der Beginn von Aussaat und Ernte. Dem Mythos nach verdanken die Menschen dem Gott den Ackerbau und die Gesetze; mit seinem Namen wird auch der Gebrauch der ersten Schiffe und der Münzen verbunden. Inzwischen

Janus-Kopf, Rom

231 sieht man seine ursprüngliche Funktion in der Zugänglichmachung von Städten, die von Flüssen umgeben sind, also im Brückenschlag. Börtzler: J. und seine Deuter, Bremen 1930. – Huth: J. Ein Beitrag zur alt­ röm. Religionsgeschichte, Bonn 1932. – Lackay: J. (University of California Publications on Classical Philology 15, 1956). – Holland: J. and the Bridge, Rom 1961. – DNP 5.

Ja Pudeu, bei den Temiar (Malaysia) das weibliche Höchste Wesen, das die ganze Welt aus dem Hauch seines Mundes erschaffen hat und die Menschen aus Blumen hervorgehen ließ. Am Ende der Zeiten wird sie alles durch Stürme und eine große Flut vernichten. Schmidt: Der Ursprung der Gottes­ idee 3, Münster 1931.

Jariḫ (Jaraḫ, Eraḫ), kanaa­ näischer Mondgott; seine Gemahlin ist die Göttin → Nikkal. Herrmann: Yarih und Nikkal und der Preis der Kutarāt-Göttinnen, Berlin 1968.

Jarovit (in latinisierter Form Gerovitus), westslaw. Gott, der in Westpommern verehrt wurde. Der Namensteil jar bedeutet ›heftig‹, ›feurig‹, ›hitzig‹. Zur Zeit der Christianisierung wurde J. von einem Schriftsteller mit → Mars verglichen, d.h.

Jata es wurde ihm die Funktion eines Kriegsgottes zugeschrieben. Váňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992. – Reiter: Das Glaubensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009.

Jarri, hethit. Pestgott, der bei Ausbruch einer Seuche versöhnt werden muss. Er hat den Beinamen ›Herr des Bogens‹ und kann auch als Schlachthelfer des Königs auftreten. Haas: Geschichte der hethit. Religion, Leiden 1994.

Jata (früher Djata), wichtige Gottheit der Ngaju-Dayak aus Kalimantan Tengah (Indone­ sien). Er und sein Bruder →  Mahatala gelten als die Vollender des Schöpfungsgeschehens: Zwar sehen sie sich antagonistisch gegenüber, doch kann nur durch ihr Zusammenwirken die Schöpfung vollendet und erhalten werden. J. regiert die Unterwelt mit der Pflicht, die Welt zu erhalten. Sein Emblem ist der Mond, er erscheint den Ngaju in Gestalt der Wasserschlange. Gemeinsam repräsentieren er und Mahatala die Totalität der Gottheit, was sich auch in kombinierten Bildwerken (Nashornvogel mit Schuppen oder Wasserschlange mit Federn) niederschlägt. H. Schärer: Die Gottesidee der Ngadju Dajak in Süd-Borneo, Leiden 1946.

Jehova 232 – Zimmermann: Studien zur Reli­ gion der Ngadju-Dajak in Süd-Borneo (Ethnologica NF 4, 1968). – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976. – Schiller: Religion and Iden­ tity in Central Kalimantan (Winzeler: Indigenous Peoples and the State), New Haven 1997.

legten Händen oder mit einer Ähre (Fruchtbarkeitssymbol) dargestellt. Ein anderer Name für sie ist Di-shen (›Erdgeist‹); ihre besondere Bedeutung liegt darin, dass sie für → Buddha* Zeugnis ablegt.

Jehova, ab dem 13. Jh. vorkommende Namensform für → Jahwe. Sie entstand aus der Vermischung der Konsonanten des tatsächlichen Theonyms mit den Vokalen des hebräi­ schen Wortes adonai (›Herr‹). Diese nachweisbar falsche Namensform wurde von den Bibelforschern (›Zeugen J.s‹) übernommen. In der Freimaurerei wird J. symbolisch für den ›unaussprechlichen Namen‹ Got­tes gebraucht.

Jikoku-ten, er entspricht dem indischen Schutzgott →  Dhrta­ rāstra und gehört auch zu den ›Vier Himmelskönigen‹ des Buddhismus (→  Shi-tennō). Er bewacht den Osten. Sein Attribut ist ein Schwert, seine Farbe Weiß.

Jemanja, im brasilian. Macum­ ba-Kult verehrte Göttin. Langguth: Macumba: white and black magic in Brazil, New York 1975.

Jetaita, gefürchteter Erdgeist bei den Yamana (Feuerland); angeblich ist er zur Zeit der Initiation in der Festhütte anwesend, wo er durch einen rot-weiß bemalten Mann dargestellt wird. Jian-lao (Chien-lao, Gien Lau, chines. ›die Feste‹), in China verehrte buddhist. Göttin der Erde und der Unwandelbarkeit. Sie wird mit zusammenge-

Jin-gang-shou (Chin-kangshou), entspricht im Sanskrit dem → Vajrapani, sein chines. Name bedeutet ›Donnerkeilhand‹; ursprünglich zu den →  Yakshas gehörend, wird er später als → Bu-sa aufgefasst und tritt in esoterischen Texten als Gesprächspartner von → Buddha* auf. Außer als einzelnes Wesen kann J. auch als eine mythische Gruppe schutzgewährender Geister (→ Shen) verstanden werden. Meier: Chin-kang-shou (Die Mytho­ logie des chines. Buddhismus, WdM, 23. Lief.).

Ji-ten, japan. für ›Erdgöttin‹ (Sanskrit: → Prithivi). Eine Gottheit des Vedismus, vom Buddhismus in die Gruppe der ›zwölf Devas‹ (→ Jūni-

233 ten) übernommen und dem Brahmā-deva (→ Bon-ten) gegenübergestellt.

Judi Theben hohes Ansehen genoss, dann aber in → Thot aufging. Jōkō-nyorai → Nyōrai Jörd (altisländ. ›Erde‹), nordgerman. Göttin, nach der Snorra-Edda die Tochter und zugleich Gattin von → Odin*; sie gilt wie → Fjörgyn als Mutter → Thors*. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Jizo-Statue in Osorezan (Japan)

Jizō (japan. für Sanskrit Kshiti­ garbha). Er wird als Schutzpatron der schwangeren Frauen, der kleinen Kinder und der Reisenden sowie als Heilgott angerufen. Auf Bildern erscheint er kahlköpfig wie ein Mönch und mit einem Pilgerstab in der rechten Hand. Seine Statuen findet man an vielen Wegen und Friedhöfen. de Visser: The Bodhisattva Ti-Tsang (J.) in China and Japan, Berlin 1914. – Glassmann: The face of J., Honolulu 2012.

Joh (Jah), ägypt. Wort für den Mond und für den Mondgott, der in älterer Zeit besonders in

Jötun (Jöten), german. Bezeichnung für riesenhafte dämonische Wesen mit ungeheurer Kraft. Nach der Völuspa sind sie ›die früh Geborenen‹, die beim Weltwerden schon vorhanden waren. Die als Urzeitwesen weisen, aber den Göttern feindlichen Riesen wohnen in Jötunheimr, im ›Riesenland‹; einer der bekanntesten von ihnen ist → Mimir. Die Unterscheidung von den → Thursen ist nicht immer klar. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970.

Judi, im alban. Volksglauben als böser Geist gefürchtet, auch Namensform für den (neutes­ tamentar.) Verräter Judas. In Nordalbanien spricht man vom Xhuli. Elsie: A dictionary of Albanian reli­ gion, mythology, and folk culture, London 2001.

Julunggul 234 Julunggul (Yulunggul), Schöp­ fergott und Kulturbringer bei den austral. Stämmen des Arnhemlandes. Angeblich  ver­ schlingt die Gottheit, die mit der Regenbogenschlange gleichgesetzt wird, während der Initiation die Knaben, um sie später wieder auszuspeien (symbolischer Übergang vom Kind zum Mann). ER 15.

Juma (finno-ugrisch juma, jumala = ›Gott, der Himmlische‹), Himmelsgott bei den zwischen mittlerer Wolga und Wjatka wohnenden Mari. Sein üblicher Beiname ist ›der Große‹. Das Wort J. wird aber auch für die Geister der Erde, des Wassers, des Windes und des Hauses gebraucht. Jumala, in der finnischen Sprache Bezeichnung für ›Gott‹, Heiliger‹; ursprünglich wohl der Name einer Himmelsgottheit, mit der Christianisierung auf Gottvater übertragen. Jumis, lettischer Fruchtbarkeitsgott, sein Symbol sind zwei zusammengewachsene Früchte (Roggenähren, Nüsse oder Flachsstängel). Um dem Acker die Kraft des J.s zu erhalten, werden die Ähren der letzten Garbe zur Erde gebo-

gen und dort durch einen Stein festgehalten. Neuland: J., die Fruchtbarkeitsgottheit der alten Letten, Stockholm 1977.

Jūni-shôgun, japan. für die ›zwölf Generäle‹, dienende Begleiter des → Yakushi-nyo­ rai (Baishajyaguru Tathāgata): 1.  Kompira/Kubira (Sanskrit: Kumbhira), 2. Washira/Bassetsura (Vajra), 3. Mikora/Mikira (Mihira), 4. Andara/Anteira (Andira), 5. Majira/Anjira (Majira), 6. Shuranra/Santeira (Shandira), 7. Indara/Intatsura (Indra), 8. Bayara/Ba-i-ra (Pajra), 9. Makyura/Makora (Makura), 10. Shindara/Shintatsura (Sindūra), 11. Shōtora/ Shōzura (Catura), 12. Bikara/ Bikatsura (Vikarāla). Jūni-ten, japan. für die ›zwölf →  Devas‹, d.h. aus dem Vedismus (Hinduismus) übernommene Gottheiten, die zum Schutz des Buddhismus eingesetzt werden: 1. Taishakuten (→ Indra, Beschützer des Ostens), 2. Ka-ten (→  Agni*, Beschützer des Südostens), 3.  Emma-ten (→  Yama, Beschützer des Südens), 4. Rashaten (Rākshasa, → Nirrti/ Nirrta, Beschützer des Südwestens), 5. Sui-ten (→ Varuna, Beschützer des Westens), 6.  Fū-ten (→ Vayu, Beschützer des Nordwestens), 7. →  Bishamon-ten

235 (→ Bisha(m), → Vaishravana, Beschützer des Nordens), 8. Isha­na-ten (Ishāna, Beschützer des Nordostens), 9. → Bonten (→   Brahmā*, Beschützer des Himmels), 10.  Ji-ten (→  Prithivi, Beschützerin der Erde), 11. Nichi-ten oder Nitten (→  Sūr­ ya*, Āditya, Beschützer der Sonne), 12. Gatsuten oder Gatten (→ Candra, Beschützer des Mondes). Junit, ägypt. Göttin von lokaler Bedeutung, in Tuphium (dem heutigen el Tod) verehrt und deshalb mit → Month verbunden. Wahrscheinlich war sie ursprünglich die Personifikation eines heiligen Pfeilers. Júno (Iuno), röm. Göttin. Zunächst galt sie als die jugendliche Kraft der Frau und war damit ein Gegenstück zum männlichen → Genius. V.a. ist sie Göttin der Ehe und Schutzherrin der Ehefrauen, unter dem Beinamen Pronuba auch Brautführerin, als Lucina Geburtsgöttin, d.h. sie hilft den Neugeborenen auf die Welt. Als J. Regina schützte sie das ganze röm. Reich. Ein weiterer Beiname war Moneta in der Bedeutung von ›Erinnerung‹; erst nach einer beim Tempel der Moneta befindlichen Münzprägestätte wurde der Name der Göttin auf die ›Mün-

Júno Caeléstis ze‹ übertragen. Ursprünglich war J. eine etrusk. Göttin und wurde besonders in Vei verehrt. In Rom feierten die Frauen ihr zu Ehren am 1.  März ein Familienfest, die Matronalia. Unter den Pflanzen war ihr der Feigenbaum zugeordnet. Von einer gewissen Bedeutung ist J.s Verbindung mit dem regelmäßigen Wechsel der Mondphasen, daher ihre Verehrung zur Zeit des Neumondes und die nach ihr erfolgte Benennung des Monats Juni, der dem astronomischen, vom Mond regierten Zeichen Krebs entsprach. Bei den röm. Dichtern galt J. als Ehefrau und Schwes­ ter → Jupiters und erhielt die Bedeutung der griech. → Hera (von dieser auch der Pfau als Attribut). Shields: J. A Study in early Roman Religion, Northampton/MA 1926. – Häußler: Hera und J. Wandlungen und Beharrung einer Göttin, Stuttgart 1995. – Simon: Die Götter der Römer, München 21998. – DNP 6.

Júno Caeléstis (Iuno Caeles­ tis), Schutzgöttin des röm. ­Karthago, die die Funktionen der punischen → Tinnit übernommen hat. In Libyen wurde sie einfach Caelestis genannt; die Phönizier nannten sie Astro­ arche (›Herrin der Sterne‹) und erblickten in ihr den Mond.

Jupiter 236 Jupiter, latein. Name (eigentlich Iuppiter) des indogerman. Licht- und Himmelsgottes, entstanden aus Diu-pater, das bedeutet so viel wie ›Vater des Lichts‹ (dies = ›Tag‹ von einer Wurzel deieu = ›leuchtend‹). Ihm waren die Vollmondtage (Iden) heilig. Seine Kultstätten befanden sich auf Bergeshöhen; auf dem Kapitol wurde J. als Bester und Größter verehrt: Iuppiter Optimus Maximus war Hauptgott Roms und bildete mit → Juno und → Minerva eine Trias. Als Fulgur sandte er die Blitze, als Tonans den Donner; als Lucetius war er der Urheber des Lichtes. Der wohl älteste Beiname J. war Feretrius, der durch einen steinernen Fetisch dargestellt wurde (daher auch Iuppiter Lapis); er galt als Schwur- (→  Dius Fidius und → Sancus) und als Siegesgott, zu dessen Tempel auf dem Kapitol die Waffenrüstung des erschlagenen feindlichen Feldherrn auf einer Bahre (feretrum) getragen wurde. Mit der Ausdehnung des Römerreiches wurde die kriegerische Funktion noch stärker betont; als Iuppiter Stator verlieh er dem kämpfenden Heer Widerstandskraft und als Iuppiter Victor den Sieg. Die Feldzeichen der Römer trugen das ihm zugeordnete heilige

Tier, den Adler. Auf die Beziehung zur Unterwelt weist der Beiname Taenarius, nach dem peloponnesischen Ort Tainaron, wo man einen Eingang zur Unterwelt vermutete. Der röm. Gott verschmolz vielfach mit außerröm. Provinzgottheiten, so mit dem syrischen → Dolichenus*. Im Mythos werden → Zeus* und J. gleichgestellt. Fears: The cult of J. and Roman Im­ perial Ideology, Berlin 1981. – Riemann: Iupiter Imperator (Mitteilun­ gen des Dt. Archäolog. Instituts, Röm. Abt. 90, 1983). – Latte: Röm. Reli­ gionsgeschichte, ND München 21992. – Simon: Die Götter der Römer, München 21998. – DNP 6.

Jupiter, gallischer. Von Caesar erst an vierter Stelle erwähnter Gott, dem er als Herrschaftsbereich den Himmel zuerkennt (imperium caelestum tenere). Auf bildlichen Darstellungen hat er die typischen röm. Attri­ bute Zepter, Blitz und Adler, daneben manchmal ein Rad; inwieweit Letzteres auf → Tanaris hinweist, ist umstritten. Gallo-röm. Plastiken besonders im Rhein- und Moselgebiet zeigen den reitenden J. auf einer Säule, das Pferd tritt auf einen am Boden liegenden Giganten mit Schlangen- oder Fischschwanz (verschiedentlich als Sieg des Himmelsgottes über das Meer- und Chaos­

237 ungeheuer gedeutet). Unter den irischen Göttern entspricht dem gallo-röm. Himmelsgott am meisten → Dagda. Müller: Die J.-Gigantensäulen und ihre Verwandten, Meisenheim 1975. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006

Jūras māte (›Meermutter‹), Wassergöttin bei den Letten; sie spielte auch im Heilzauber eine gewisse Rolle. Jurōjin, in Japan und China gilt er als einer der ›Sieben Glücksgötter‹ (→ Shichi-Fukujin*). Er verleiht langes Leben und wird als alter Mann dargestellt, mit einem Stock, an dem Schriftrollen hängen. Ein Hirsch begleitet ihn. Casal: Die sieben Glücksgötter (Mittei­ lungen der dt. Gesellschaft für Naturu. Völkerkunde Ostasiens 39, 1958). – Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991.

Jurupari (Yurupary), gefürchteter Walddämon (Buschgeist) der alten Ost-Tupí Brasiliens, von den frühen europ. Missionaren mit dem Teufel der christl. Religion gleichgesetzt. Mit der Lingoa geral verbreitete sich sein Name bis nach Nordwestamazonien, wo sich unter ihm die Gestalt eines Ahnherrn und Kulturheroen der dortigen

Jutúrna Aruak- und einiger Ost-Tucano-Stämme verbirgt. Diesem ›J.‹ ist ein Fruchtbarkeitskult zur Zeit der Reife der Waldfrüchte gewidmet, der mit dem Auspeitschen der Teilnehmer und dem Blasen heiliger Flöten als Stimme des J. verbunden ist. Die Beziehung zwischen den beiden anscheinend so verschiedenen Gestalten mag in dem ambivalenten Charakter der letzteren zu suchen sein, die auch makabre Züge aufweist, wie sie den ursprünglichen J. kennzeichnen. Koch-Grünberg: Zwei Jahre unter den Indianern 1, ND Graz 1967.

Jusaas (Jusas, Juesaes), ägypt. Göttin, die eigentlich eine theologische Konstruktion ist und die ›Gotteshand‹ perso­ nifiziert, mit der → Atum (durch Selbstbegattung, Mas­ turbation) aus sich selbst die Welt erschuf. Nach einer Überlieferung ging J. aus dem Scheitel des Erdgottes → Geb hervor. Dargestellt wird die Göttin als Frau mit einem Skarabäus auf dem Haupt. LdÄR.

Jutúrna (Iuturna), röm. Quellgöttin, die in zahlreichen Notfällen, besonders bei Wassermangel, angerufen wurde. DNP 6.

Juvéntas 238 Juvéntas (Iuventas), röm. Göt­ tin der Jugend, der griech. →  Hebe gleichgesetzt. Man opferte ihr, wenn die Knaben die Männertoga anlegten. Jw (Ja’u oder Jawi), aus Personennamen erschlossener altsyrischer Gott, von dem man sonst nichts Sicheres weiß, der vielleicht aber mit dem von dem latein. Schriftsteller Macrobius genannten Erntegott Ao identisch ist. Für eine Gleichsetzung mit → Jahwe, dem Gott der Israeliten, gibt es keine Anhaltspunkte. Jyotishka, Gestirngötter im Jinismus; es werden fünf Arten unterschieden: Sonnen, Monde (beide im Plural), Planeten, Mondstationen (Nakshatra) und Fixsterne.

K Gott K, in der Altamerikanis­ tik Bezeichnung eines Gottes, der einerseits als eine Form von → Kukulcan* erscheint, andererseits dem → Itzamna ähnelt. Vgl. aber auch die Interpreta­ tion im Hinblick auf → Ah Bolom Tzacab. Robicsek: The Mythological Iden­ tity of God K (Third Palenque Round

­Table  IV/1), Austin 1979. – Taube: The major gods of ancient Yucatan, Washington 1992.

Ka (1), bei den alten Ägyptern Bezeichnung der zeugenden und bewahrenden Lebenskräfte (besonders des Mannes), dann ganz allgemein der geistigseelischen Lebenskraft. Das K.-Zeichen (auch als Hieroglyphe) dient mit den abwehrend erhobenen Händen zum Schutz des Menschen. Wie die weiblichen → Hemsut sind die K. eine Art von Schutzgeistern, die über den Tod des ihnen zugehörigen Menschen hinaus noch wirksam sind. In späterer Zeit kann der K. geradezu als Schicksalsgottheit aufgefasst werden, doch findet sich schon in den Pyramidentexten (1623) sein bestimmendes Wesen, wenn die Macht des → Geb umschrieben wird: ›Du bist der K. aller Götter‹. Greven: Der K. in Theologie und Kö­ nigskult der Ägypter des Alten Reiches, Glückstadt 1952. – Schweitzer: Das Wesen des K. im Diesseits und Jenseits der alten Ägypter, Glückstadt 1956. – Borioni: Der K. aus religionswissen­ schaftl. Sicht, Wien 2005. – Kusber: Der altägyptische K. – »Seele« oder »Persönlichkeit«?, Tübingen 2005.

Ka (2), zunächst Fragepronomen ka (›wer‹?) im Hinblick auf den unbekannten Urgott (Rigveda 10,121). In den

239 Brāhmanas wird K. zur Bezeichnung → Prajāpatis, in den Purānas zum Eigennamen des höchsten Gottes. Kabandha (Sanskrit ›Tonne‹), der höchste Dämon im indischen Epos Rāmāyana. → Indra drückt ihm Kopf und Schenkel in den Leib, so dass er einer Tonne ähnelt, ein ungeheurer Rumpf mit dem alles verschlingenden Mund in der Brust.

Rama und sein Bruder Lashmana sit­ zen auf Kabandhas Armen, um sie ab­ zutrennen; Ayodhyapattinam (Indien), wahr­schein­lich 16. Jh.

Kabiren (griech. Kábiroi), zunächst oriental. (kleinasiat.) Vegetationsgottheiten, deren Kult auf dem Weg über die Inseln der Ägäis (v.a. Samothrake und Leninos) nach Griechenland kam und hier unter dem Einfluss orphischer Ideen umgestaltet wurde. Sie galten nun als Söhne des → Hephaistos,

Kadesch wurden gelegentlich als ›große Götter‹ angerufen und hatten eigene Mysterien. Meist wurden sie in der Zweizahl verehrt, oft den → Dioskuren gleichgestellt und galten als Beschützer der Seefahrt. Kerényi: Mysterien der K. (EranosJahrbuch 11, 1944). – Hemberg: Die K., Uppsala 1950. – Der kleine Pau­ ly 3, ND München 1975.

Ka Blei Synshar → U Blei Nongthaw Kabrakan → Zipakna Kadesch, kanaanäische Göttin des Liebeslebens, nackt auf einem Löwen stehend dargestellt, in den Händen hält sie eine Schlange. Während des Neuen Reiches wurde sie von den Ägyptern übernommen. Bei der Herleitung des Namens (auch in der Form Qadesch) dachte man zunächst an den Ort Kadesch in Westsyrien, wahrscheinlicher ist ein Zusammenhang mit den Kedeschen, den ›Geweihten‹ (das sind Tempelprostituierte). Im Nilland wurde K. der → Hathor angeglichen und erhielt das Sistrum mit Kuhhörnern und Sonnenscheibe als Kopfputz. Stadelmann: Syrisch-Palästinensische Gottheiten in Ägypten, Leiden 1967. – Lahn: Qedeschet – Genese einer Transfergottheit im ägypt.-vorderasiat.

Kāhil(ān) 240 Raum (Studien zur Altägypt. 33, 2005).

Kāhil(ān), in arab., vorislam. Inschriften mehrfach angerufener Gott. Der Name bedeutet wahrscheinlich ›der Mächtige‹. Kahukura, bei den Maori (auf Neuseeland) der im Regenbogen sichtbare Gott der Reisenden. Orbell: A Concise Encyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998.

Kaia, dämonische Gestalten bei Stämmen der GazelleHalbinsel auf Neubritannien (Melanesien). In ihrem unterirdischen Reich (besonders Vulkanen) bevorzugen sie Männergestalt, den Menschen erscheinen sie als Schlangen, aber auch als Aale, Wildschweine oder in anderer Gestalt. In der Urzeit traten die K. als Schöpfer aller Dinge auf, jetzt aber haben sie nur Böses im Sinn. Ritter: Die Schlange in der Religion der Melanesier, Basel 1945.

Kaiamunu (Kaiemunu), Dämon bei den Papua im Puraridelta auf Neuguinea. Er spielt bei der Initiation der Knaben eine große Rolle, indem er diese angeblich verschlingt und dann wieder dem Leben zurückgibt. Der K. wird als Rohrgeflecht dargestellt, auch die

Kaiamunu; Zeichnung nach einer Holzskulptur

Männerbundhäuser scheinen sei­ne Gestalt anzunehmen. Kairós, griech. Gott des güns­ tigen Augenblicks, der den Menschen schicksalhaft entgegentritt. Der Bildhauer Lysip­ pos stellte ihn als Jüngling mit großer Stirnlocke und kurz geschorenem Hinterkopf dar (oft kopiert). Wenn der güns­ tige Augenblick (kairos) vorbeihuscht, soll man ihn ›beim Schopfe packen‹. DNP 6.

Kaitab → Mahapurub Kaji, im Volksglauben der kaukas. Georgier Geister beiderlei Geschlechts, die bei den sie

241 nicht ernst nehmenden Menschen Wahnsinn und Stummheit verursachen können; in heidnischer Zeit galten sie als Schmiededämonen in einem unterirdischen Reich. Haussig: Götter und Mythen der kau­ kas. und iran. Völker, Stuttgart 1986. – Fähnrich: Lexikon georgische Mytho­ logie, Wiesbaden 1999.

Kāla, die als kosmogonische Kraft personifizierte Zeit im indischen Glauben, erstmals belegt im Atharvaveda. Als sein Vater war K. zugleich sein Sohn. Seit dem 5. Jh. n. Chr. kann gelegentlich auch der ­Totengott → Yama als K. bezeichnet werden. J. Scheftelowitz: Die Zeit als Schick­ salsgottheit in der indischen und iran. Religion, Stuttgart 1929.

Kalevanpojat (›Söhne des Kalevala‹), in der finnischen Überlieferung riesenhafte dämonische Wesen, die fruchtbares Land in Steinhalden und Moor verwandeln und aus Wäldern sumpfige Wiesen machen. Virtanen/DuBois: Finnish Folkore, Helsinki 2000.

Kāli (Sanskrit ›die Schwarze‹), indische Göttin vom Typ der Großen Mutter. Sie ist der bedrohliche, schreckliche Aspekt der → Durgā*. Gewöhnlich wird sie auf ihrem Gatten →  Shiva* stehend oder den

Kalki linken Fuß auf ihn setzend dargestellt. Sie ist schwarzhäutig und hat flammenförmiges Haar; ihre Zunge hängt heraus und um den Hals trägt sie eine Schädelkette. Als Kālāratri (›schwarze Nacht‹) ist sie die mythische Verkörperung einer Daseinsmacht, die zur Zeit der Schöpfung (oder der Weltzerstörung) das All verhüllte. Unter dem Beinamen Bhavani ist K. die Gattin des schrecklichen → Rudra; ihr wurden bis ins 19. Jh. hinein von der Raubmörderkaste der Thug rituelle Menschenopfer dargebracht. In Südindien verbindet sich der Kult der K. mit dem der örtlichen Muttergottheiten. (Abb. → Bhairava) Gopalakrisnan: Goddess K. (Journal of Madras University, Humanities 47, 1975). – Kinsley: Freedom from death in the worship of K. (Numen 22, 1975). – Kinsley: Indische Göttin­ nen, Frankfurt/Main 1990. – Harding: K.: The black Goddess of Dak­ shineswar, New Delhi 1998. – Chatterji: The Goddess Kali of Kolkata, New Delhi 2006.

Kaliya → Krishna Kalki (Kalkin), zehnter und letzter Avātara → Vishnus*. Wenn am Ende unseres Zeitalters (Kaliyuga) das soziale und geistige Leben seinen Tiefpunkt erreicht hat, wird Vishnu auf Erden erscheinen,

Kalkuti 242 um den Weltuntergang herbeizuführen. Er hat einen pferdeköpfigen Menschenkörper oder reitet auf einem weißen Pferd, im erhobenen Arm ein blankes Schwert haltend. Abegg: Der Messiasglaube in Indien und Iran, Berlin 1928.

Kalkuti → Bhutas Kalliópe (›die Schönsinnige‹), eine der → Musen*, besonders die des heroischen Epos und der Elegie. Kallistó (›die Schönste‹), ursprünglich vielleicht eine alte arkadische (südgriech.) Bärengöttin, die später von → Artemis* verdrängt wurde. Im Mythos wurde sie von → Zeus* geliebt, in eine Bärin verwandelt und schließlich unter die Sterne (›Großer Bär‹) versetzt. LdAG.

Kaltesch, Göttin der sibirischen Hasawa. Sie gilt als Gattin, Schwester oder Tochter des Himmelsgottes (→ Num). Zu ihren Funktionen gehören die Überwachung der Geburten und die Schicksalsbestimmung. Sie wird zu bestimmten Festzeiten durch den Birkenbaum repräsentiert; Hase und Gans sind ihre heiligen Tiere, in denen sie sichtbar werden kann. Diószegi: Glaubenswelt und Folklore der sibirischen Völker, Budapest 1963.

Kalumba, Schöpfergott bei den im südlichen Kongogebiet lebenden Baluba. Er kam aus dem Osten, schmiedete die Sonne und erschuf die ersten Menschen aus einem geschnitzten Stock, den er anhauchte. Das Wort K. bedeutet auch ›Wind‹. Kalunga, höchstes Wesen bei den Ndonga in Namibia. K. hat sich seinen Namen selbst gegeben. Er gleicht zwar den Menschen, aber sein Körper ist nie richtig zu sehen. Weisheit und Barmherzigkeit sind seine Charaktereigenschaften. Er sieht und hört alles und ist ein gerechter Richter. Sein Sohn ist → Musisi. Bei den Ambo ist K. coelarer Schöpfergott, der die ersten Menschen aus einem Baum hervorruft, andererseits ist er auch der Herr über die Toten. Im südlichen Kongogebiet ist K. der Name für das Totenreich oder für den Fluss, den die Toten überqueren müssen. Bonin: Die Götter Schwarzafrikas, Graz 1979. – Knappert: Namibia, land and peoples, myths and fables, Leiden 1981.

Kalypso, griech. Nymphe, die den schiffbrüchigen Odys­ seus rettet und ihn sieben Jahre bei sich behält. Aufgrund ihres Namens (von kalypto = ›verhüllen‹, ›verbergen‹) versuchte

243 man sie als Totengöttin zu interpretieren; dafür könnte auch die von Pappeln und Zypressen umstandene Höhle als Wohnort sprechen. Güntert: K., Hallo 1919.

Kāma (Sanskrit ›das Begehren‹), indischer Liebesgott, seine Begleiterin ist Rati, ›die Wollust‹. In früher Zeit war er der dämonische Geist, der → Pra­ jā­pati beseelte. Als → Brah­mā* zum Schöpfergott wurde, stellte man sich K. aus seinem Herzen entsprungen vor. Er ist ein nie alternder Jüngling, der auf einem Papagei reitet; Bogen und Pfeil mit Blumenspitze sind seine Attribute. Sein Symbol (oft in einem roten Banner) ist ein Fischungeheuer (Makara). Sein Beiname Ananga (›ohne Körper‹) knüpft an einen Mythos an, nach dem der über ihn zornig gewordene →  Shiva* ihn zu Asche verbrannte. (Abb. → Chinna-mastā) Schleberger: Die indische Götterwelt, München 21997.

Kāmākshi (Sanskrit ›die Lie­ besäugige‹), besonders in Süd­ indien verehrte gnädige Göttin; sie gilt als die Parashakti (›die höchste → Shakti‹) und wird vierarmig auf einem Lotos sitzend dargestellt. Die Göttin wird unter dem Abbild des Shri Cakra (Diskus) verehrt.

Kami Kaménen (Kamönen, latein. Camenae), italische Quellgöttinnen; bei ihrem Heiligtum in Rom schöpften die Vestalinnen täglich Wasser. In späterer Zeit wurden die K. als Göttinnen der italischen Dichtung den griech. → Musen* gleichgesetzt. Kami, im Shintoismus übliche Bezeichnung für etwas Göttliches, einen Gott (unter vielen) oder einfach Gott schlechthin; auch japan. Christen sprechen von ihrem Gott oft einfach als K. (oder ehrend K.-sama). Die Etymologie des Wortes ist umstritten; nach häufig vertretener These kommt K. von kami (›oben‹). Die beiden mythologischen Reichschroniken Kojiki und Nihongi unterscheiden zwischen den ›Göttern des Himmels‹ (→ Amatsukami) und den ›Göttern der Erde‹ (→  Kunitsukami). Die Gesamtzahl der Götter gilt im Shintō als unermesslich; symbolisch spricht man von 80 oder 800 Myriaden, wobei eine Myriade ›zehntausend‹ bedeutet. In der Neuzeit kann man die zunehmende Tendenz beobachten, → Amaterasu als Symbol des alle Götter einschließenden einen Gottes darzustellen (inklusive Henotheismus oder Panentheismus).

Kamosch 244 Auch die verschiedenen Ehrensuffixe verdienen Erwähnung, weil sie die Götter klassifizieren; so waren für Amaterasu ursprünglich die Bezeichnungen Sumera-ōkami, Ōmikami und Ōkami reserviert. Weniger ehrwürdige Götter tragen oft den Ehrentitel Myojin oder Daimyojin. Götter, die ursprünglich buddhist. → Bodhisattvas sind, erhalten im RyōbuShintō (eine Verbindung von Buddhismus und Shintoismus) den Titel Gongen/Daigongen (›leibliche Erscheinung‹: Avātara. → Tenjin. Ono: The K. Way, Rutland 291999. – Teuween: Shinto in History: Ways of the K., Honolulu 2000. – Kokusai Gakkai: Shinto and myth: essays on the Japanese K., Tokyo 2012.

Kamosch, Hauptgott von Moab (im heutigen Jordanien), in einer Götterliste dem altmesopotam. → Nergal gleichgesetzt. Selbst bei den Israeliten fand er Verehrer, Salomon ließ ihm eine Kultstätte errichten (1. König 11,7.33). In der in­ terpretatio graeca erscheint er unter Betonung der kriegerischen Funktion als → Ares. Kampir-dar-ghar, Personifika­ tion des Winters in Gestalt einer blinden Alten bei den Tadschiken (Sunniten mit Überresten des vorislam. Glaubens).

Der Name bedeutet ›Alte der Höhle‹. Kamruschepa, hethit. Heilgöttin; sie ist Mutter des Meeresgottes Aruna. Im Mythos von → Telipinu vermag sie es nicht, den zürnenden Vegeta­ tionsgott zu versöhnen. Kamulla, kassitischer Gott in der Bedeutung des babylon. → Ea. Kamumusubi (japan. ›göttliche Erzeugerin‹). Sie bildet mit → Amenominakanushi und → Takamimusubi eine shintoistische Götter-Trias. Darin repräsentiert sie die weiblich empfangende Tätigkeit. Nobutaka/Laube: Neureligionen: Stand ihrer Erforschung in Japan, Wiesbaden 1995.

Kamuy (Kamui), bei dem Volk der Ainu (auf Hokkaido und Sachalin) die Bezeichnung für ›Gott‹/›Göttin‹. Die Gotthei­ten werden menschlich gedacht; kommen sie in das Land der Menschen, dann legen sie eine ›Rüs­ tung‹ (Verkleidung) an und erscheinen als Tier, seltener als Pflanze, um den Menschen als Nahrung zu dienen. Bei der rituellen Tötung des Tieres, z.B. eines Bären, setzt man den Geist der Gottheit frei und schickt ihn mit Geschenken wieder heim ins Land der Götter. Die

245 wichtigsten Gottheiten sind der Schöpfer → Kotan-kar-kamuy, die Sonnengöttin → Tkapcupkamuy, der Mondgott → Kunnecup-kamuy und der Kulturbringer → Aynurakkur. Nach einer (umstrittenen) etymologischen Theorie kommt vom Ainu-Wort K. das japan. Wort → Kami. Munro: Ainu Creed and Cult, New York 1963. – Dettmer: K. (Die My­ thologie der Ainu, WdM, 21. Lief.).

Kan (Kanal → Bacab, ›Gelber Bacab‹), bei den Maya der Gott des Südens. Zur Zeit der span. Landnahme war er unter dem Namen Hobnil Schutzpatron der Imker, dem an einem eigenen Fest Honig als Opfergabe dargebracht wurde. Taube: The major gods of ancient Yu­ catan, Washington 1992. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Kangi-ten, japan. für ›FreudeGott‹ (Sanskrit: Vināyaka, ein früher Name von → Ganesha*), auch Daishō K. oder Daishō-den und Shō-den genannt. Er wird im Hinduismus als Gott des Reichtums, der Liebe, der Fruchtbarkeit, des Kinderglücks und auch der Heilung von Krankheiten betrachtet. Im Buddhismus wurde er zum Schutzgott. Sei-

Kannon ne (menschenähnliche) Gestalt hat einen Elefantenkopf. Stanford: Literary Aspects of Japan’s Dual Ganesha Cult (Brown [Hg.]: Ganesh: Studies of an Asian God), Albany 1991.

Kannon, japan. Bezeichnung für den Bodhisattva → Avalokiteshvara* (chines. → Guanyin). Man nennt ihn auch Kanzeon (Kuan-shi-yin) und Kanjizai (Kuan-tsu-tsai). Einer der beliebtesten Bodhisattvas in ganz Ostasien. Er ist von großem Mitleid mit den Leiden der Menschen bewegt und gelobte, sie alle zu retten. Ursprünglich wurde er als Mann dargestellt, doch schon die frühesten japan. K.-Statuen tragen weibliche Züge. Da dieser Bodhisattva sich in seiner hilfreichen Erscheinungsweise den Bedürfnissen der leidenden Lebewesen anpasst, wird er in vielen Varianten dargestellt. Traditionell zählt man 33 verschiedene Arten von K.-Figuren. Am bekanntesten sind die ›tausend­ armige K.‹-Figur und die ›elfköpfige K.‹-Figur. (Während der Zeit des Verbots des Chris­ tentums 1640–1873 verehrten die ›verborgenen Christen‹ in Japan in der Figur des K.Bodhisattva die Gottesmutter Maria). Wenn der Bodhisattva Avalokiteshvara zusammen mit → Mahāsthāmaprāpta-

Kappa 246 Bodhisattva (Daiseishi) und Amitābha-Buddha (→ Amida) dargestellt wird (→ Sanzon), bedeutet das, dass diese drei den Sterbenden empfangen und ins ›Reine Land‹ einführen. Cahill: Transcendence & divine pas­ sion: the Queen Mother of the West in medieval China, Stanford 1993. – Pauly: K.: Wandel einer Mittlergestalt, München 2003. – Epprecht: K.: gött­ liches Mitgefühl, Zürich 2007. – Höfer: Transformationen des Mitgefühls: Buddhas erbarmungsvolle Helfer; von Avalokiteshvara zu Guanyin und K. Berlin 2009.

Kappa, japan. Wassergeister, die sich von Gurken und Blut ernähren, allerlei böse Taten vollbringen, aber auch den Menschen mit ihrem Wissen helfen können. Dylan Foster: The Metamorphosis of the K. (Asian Folklore Studies 57/1, 1998). – Müller: K. und Tengu: Dä­

Kappa; Detail eines Bestiarums von Katsushi Hokusai (1760–1849)

monen im japan. Volksglauben (Diss.), Köln 2004.

Karei (auch Karai, Kari), unsterbliche, übernatürliche Gott­ heit der Semang auf der Malayi­ schen Halbinsel. Er überwacht die Einhaltung der von → Tak Pedn erlassenen Gebote und bestraft Übertretungen. Wenn es gewittert, glaubt man, K. ­sei erzürnt; um ihn zu versöh­nen, werden ihm einige Tropfen ­Blut geopfert. Yak Manoi, seine ­Frau (manchmal Schwester), lebt ­auf der Erde und gilt als Fürsprecherin der Menschheit. Endicott/Schebesta/Williams-Hunt/ Lye: Semang, New Haven 2009.

Karitei (Sanskrit: → Hāriti, ›die Blaue‹) ist der Name einer ›Teufelin‹ (japan.: → Yasha, im Sanskrit: → Yaksha), die in der Nähe der Burgstadt Rājagriha in Nordindien gelebt haben soll. Sie heiratete einen Teufel und hatte 500 Kinder mit ihm. Aufgrund eines Gelübdes, das sie in einem früheren Leben gemacht hatte, begann sie, Kinder anderer Mütter auf­ zufressen. Um sie zur Erkenntnis ihres bösen Tuns zu bringen, versteckte Buddha eines ihrer eigenen Kinder. Als sie darüber zu klagen anfing, erklärte er: Wenn du schon Schmerzen empfindest beim Verlust eines deiner 500 Kin-

247 der, wie sehr muss eine Mutter von Schmerz erfüllt werden, wenn du ihr einziges Kind tötest! Daraufhin bereute K. ihr bisheriges Verhalten und versprach, von nun an die werdenden Mütter, die buddhist. Klös­ ter und Tempel zu beschützen. Sie heißt auch japan. Karitei-mo (›blaue Mutter‹), Kankibo (›Freudenmutter‹), Kishi-mojin oder Kishi-bojin (›teuflische Muttergöttin‹). In Japan ist sie besonders bei den Anhängern des Nichiren-Buddhismus beliebt. A Dictionary of Buddhist Terms and Concepts, Tokyo 1983. – Maheshwari: From ogress to goddess – H. a Buddhist deity, Mumbai 2009.

Karnos (Karneios), ursprünglich ein alter Gott bei den Hellenist. Dorern, dessen Name ›Widder‹ bedeutet und der dann in Sparta auf → Apollon übertragen wurde. Karpo → Horen Karta, in lettischen Volksliedern erwähnte Schicksalsgöttin, die an → Laima erinnert. Karuilesch schiunesch (›die früheren Götter‹), ursprünglich altsyrische Gottheiten, dann von den Hethitern als Schwurgötter übernommen. Zu siebt oder zu neunt können sie als Richtergötter auftreten und

Kástor und Polydeúkes haben von hier aus auch eine Beziehung zur Unterwelt. Kaschku, protohattischer Na­ me des Mondgottes, der auch ins hethit. Pantheon Eingang fand und der dem hurritischen → Kuschuh entspricht. Kāshyapa (1), der SanskritName bedeutet ›Schildkröte‹. In Indien gehört K. zu den heiligen Sängern (→ Rishis) und wird als schöpferische Macht verehrt. Mit seiner Gattin → Aditi zeugte er die Sonnengötter (→ Ādityas), er wird auch als Vater der dämonischen → Daityas erwähnt. Die kosmogonische Bedeutung der Schildkröte wird auf K. als den Schöpfer aller Wesen übertragen und dieser schließlich mit → Prajāpati identifiziert. Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5). – Cush: Encyclopedia of Hinduism, New York 2008.

Kashyapa (2), in der Vorzeit lebender → Buddha*; er soll in einem Gazellenhain geboren worden sein, wo der historische → Gautama Buddha seine ers­ te Lehrrede hielt. Kástor und Polydeúkes, Name der → Dioskuren, die sich durch viele Heldentaten auszeichneten, besonders als Pferdebändiger, P. auch als

Kataragama 248 Faustkämpfer. Als der sterbliche K. im Kampf fällt, erwirkt der unsterbliche P. von →  Zeus*, dass sie beide für immer verbunden je einen Tag auf der Oberwelt und in der Unterwelt verbringen dürfen. Beide hatten in Sparta eine alte Kultstätte; in Rom hatte K. am Forum einen Tempel. → Dioskuren.

Kataragama, einer der vier großen Götter von Sri Lanka. Er wird dem hinduist. Gott →  Skanda gleichgesetzt und entwickelte sich in neuerer Zeit zu einer Art Nationalgott. In der Sprache der alten Tamilen hatte K. den Namen Cēyōn, d.h. ›Gott mit roter Haut‹. Meist wird er sechsköpfig und zwölfarmig dargestellt, sein Reittier (vāhana ) ist der Pfau. Als Anführer des Götterheeres hat er den Namen Mahāsēna. Symbol des Gottes ist die Speerspitze, sein Name leitet sich von seinem berühmten Wallfahrtsort K. im Waldgebiet des südöstlichen Sri Lanka ab. Wirz: K., die heiligste Stätte Ceylons, Basel 1954. – Bechert: K. (Mythologie der singhales. Volksreligion, WdM 5). – Harrigan: Dionysus and K.: Parallel Mystery Cults, Madras 1991.

Katavi, dämonisches Wesen im Glauben der Nyamwezi (in Tansania); er ist Häuptling der

Wassergeister, lebt aber auch in Steppen und Einöden. Katavul (Kadavul), bei den Tamilen (Südindien und Sri Lanka) Name für das höchs­ te, allgegenwärtige, persönliche We­sen, das die Quelle alles Seienden ist. Der Name bedeutet so viel wie ›Er, der ist‹. K. ist der obers­te Richter, der die Menschen nach ihren Taten bestraft oder belohnt. Inukonda: South India: regions, cul­ tures, and sagas, New Delhi 2004.

Katchinas, bei den Hopi (Arizona) Totengeister, die als mythische Bewohner eines Seegrundes zugleich Herrscher über Wolken und Regen sind. Sie gelten als Beschützer der Kinder und als Urheber der Fruchtbarkeit des Feldes. Bei rituellen Zeremonien (so bei der Initiation) werden die Geis­ ter durch Maskentänzer dargestellt. Waters (Hg.): Das Buch der Hopi, München 2000.

Ka Tyeleo, wichtigste Göttin bei den Senufo (Elfenbeinküs­ te, Westafrika). Sie wurde aus einem Stück des Himmels gemacht, ist aber sonst mehr der Erde verbunden. In zehn – kulturgeschichtlich zu interpretierenden – Schritten unterwies sie das erste Menschenpaar, das

249 durch das Wort des Himmelsgottes Kulo Tyelo erschaffen wurde. K. gilt als die ›Mutter des Dorfes‹; auf figürlichen Darstellungen ist sie manchmal Trägerin einer Kulttrommel. Bonin: Die Götter Schwarzafrikas, Graz 1979. – Krieg/Lohse: Kunst und Religion bei den Gbato-Senufo, Hamburg 1981.

Kaukas, geisterhaftes Wesen bei den Litauern, v.a. in der Bedeutung eines glückbringenden Kobolds, teilweise auch mit der Vorstellung eines schatzhütenden Drachen verbunden. Im Finnischen und Estnischen bedeutet kauko, kauki ›Geist‹ oder ›Teufel‹. Bezzenberger: Litauische Forschungen, Göttingen 1882.

Kauket → Kuk Kaumārī, im Hinduismus den → Mātrikas* zugerechnete Göttin; in ihrem positiven Aspekt ist sie dem Gott Kumāra (→ Skanda) zugeordnet und hat wie dieser einen Pfau als Reittier (vāhana), in ihrem negativen Aspekt verkörpert sie die Verblendung (moha) oder nach einer anderen Quelle das Nichtmurren (anasūya). Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Köln 3 1990.

Kebechet Kavidivi, bei dem Bantu-Volk der Luba-Lulua (Kongo) einer der vier ›alten Geister‹ (Mu­ lapo majewa), der vom Gott →  Mvi­ di Mukulu Maweja Nangila erschaffen wurde, aber als Vertreter des Bösen sein Gegenspieler ist. Kaydara, der Gott des Goldes und der Erkenntnis bei den westafrikan. (zu den Fulbe gehörenden) Peul. Sein Königreich wird in den Legenden vom ›Land der Zwerge‹ erwähnt. Wie das Metall so ist auch der Gott des Goldes unter der Erde zu finden; sein auf vier Beinen (den vier Elementen) stehender Thron dreht sich ständig und ist ein kosmisches Symbol, wie auch K. selbst als Herr der Zeit erscheint: Seine sieben Häupter entsprechen den sieben Wochentagen, seine zwölf Arme den zwölf Monaten, seine dreißig Füße den dreißig Tagen des Monats. Piłaszewicz/Schreiner: Woyengi, die Mutter der Welt. Mythen und Legen­ den westafrikan. Völker, Leipzig 1991.

K’daai, Feuerdämon bei den Jakuten in Sibirien, er gilt als Erfinder des Schmiedehandwerks. Stutley: Shamanism: an introduction, London 2003.

Kebechet, ägypt. Göttin, Personifikation des reinigenden

Kebechsenef 250 Wasserübergusses, dem v.a. im Totenkult belebende Bedeutung zugedacht wurde. Sie galt als Tochter des Totengottes → Anu­bis* und wurde schlangengestaltig dargestellt. Kebechsenef (Kebehsenuf, ›der seine Geschwister labt‹), falkenköpfiger Sohn des →  Horus*, der den Unterleib der Toten bewacht und der westlichen Himmelsrichtung zugeordnet ist. LdÄR.

Kekri, altes finnisches Fruchtbarkeitsfest, verbunden mit dem Schlachten eines Schafes. Aufgrund eines Missverständnisses verschiedener Schriftsteller (auch in einem Götterverzeichnis des 16. Jh.) wurde K. als mit dem Wachstum des Viehs betrauter Gott aufgefasst. Honko: K. (Finnische Mythologie, WdM 2). – Virtanen/DuBois: Fin­ nish Folkore, Helsinki 2000.

Kékrops, in der griech. Überlieferung der erdgeborene Urmensch mit Schlangenbeinen, ältester König Athens. In einem Streit zwischen → Poseidon* und → Athene tritt er als Schiedsrichter auf. Seine drei Töchter, Argauliden (›Feldmädchen‹) genannt, genossen göttliche Ehren. LdAG.

Kel Asuf, bei den hirtennomadischen Tuareg (westliche Zentralsahara) die bösen Geister, die die Kinder bedrohen und Krankheiten bringen. Ke’lets, Todesdämonen der Tschuktschen (Nordostsibirien), die von Hunden begleitet Jagd auf die Menschen machen. Bogoras: Chuckchee Mythology, Leiden/New York 1910.

Kematef, in ägypt. Spätzeit der aus dem → Nun hervorgegangene, schlangengestaltige Urgott → Amun. Der Name bedeutet ›der, der seine Zeit vollendet hat‹; bei den griech. Autoren heißt diese göttliche Urschlange → Kneph. Kemwer (Kemur), der im ägypt. Athribis verehrte schwarze Stier, der mit dem ebenfalls in Athribis beheimateten → Chentechtai oder auch mit → Osiris* identifiziert und dann als linkes (Mond-)Auge gedeutet wurde. Kenosch, bei dem fast ausgestorbenen Jägervolk der Ona (Feuerland) der Demiurg, der die Welt gestaltet, den Menschen Wohltaten erweist und nach seiner Rückkehr in den Himmel zu einem Stern wird. Kentaúren (Singular: Kentauros, latein. Centaurus, einge-

251

Keri Kérberos (latein. Cerberus), griech. Höllenhund mit drei schlangenbedeckten Köpfen, Sohn des → Typhon und der → Echidna. Die in die Unterwelt Eintretenden wedelt er freundlich an, hindert aber jeden an der Rückkehr. Nur von → Herakles konnte er bezwungen werden. Bloomfield: Cerberus, the dog of Ha­ des, Chicago 1905. – Scholz: Der Hund in der griech.-röm. Magie und Religion, Berlin 1937. – Kretschmar: Hundestammvater und K., ND New York 1968.

Drohender Kentaur; Terrakotte, spätes 8. Jh. v. Chr.

deutscht Zentaur), in der griech. Mythologie wilde, halbtierische Fabelwesen mit menschlichem Oberkörper und Pferdeleib, wahrscheinlich durch altoriental. Vorstellungen angeregt. Sie hausen in unwegsamen Wäldern und Gebirgen und sind eine Art von Naturdämonen. Einer der bekanntesten K. ist → Cheiron. Morawietz: Der gezähmte Kentaur: Bedeutungsveränderungen der K.Bilder in der Antike, München 2000. – LdAG.

Kephissos → Narkissos

Keremet, bei den Wolgafinnen und Mordwinen der Beschützer der Dorfgemeinschaft. Er ist zwar nicht Gott, wird aber – oft heimlich – als solcher verehrt; seine Beinamen sind ›Strenger Gott‹ (Staka-pas) und ›Herrscher‹ (Soltan). Ursprünglich dürfte es sich um eine Art Kulturheros gehandelt haben. Kéren, im griech. Glauben schadenbringende Dämonen. Das Wort bedeutet so viel wie ›Verderben‹ oder ›Tod‹. Bei Hesiod werden sie als Kinder der Nacht (→ Nyx) bezeichnet. Ob es sich um die Seelen von Toten handelt, ist nicht gesichert. DNP 6.

Keri, Kulturheros bei den karibischen Bakairi (Brasilien),

Keto 252 der der Sonne behilflich ist. In mehreren Aruaksprachen bedeutet das Wort keri ›Mond‹. Bei den Mosetene Ostboliviens ist Keri ein weißer Kondor, der den Kulturbringer Dohitt begleitet. Nordenskiöld: Forschungen und Abenteuer in Südamerika, Stuttgart 1924.

Keto → Phorkys Kettu → Schamasch* Keurima, acht zornvolle, zu den → Dākinīs gehörende Göttinnen, die in den tibetischen Totenbüchern eine Rolle spielen. Sie erscheinen in wilden Bewegungen, sind in lodernde Flammen eingehüllt und – in verschiedenen Farben – den Himmelsrichtungen zugeordnet. In der esoterischen Überlieferung sind sie Emanationen aus den kosmologisch orientierten Teilen des Gehirns (mit dem achtblättrigen Lotos verglichen) und haben die Aufgabe, das Bewusstsein zu läutern. Lauf: Geheimlehren tibetischer Toten­ bücher, Braunschweig 41994. – Herrmann-Pfandt: Dākinīs: zur Stellung und Symbolik des Weiblichen im tan­ trischen Buddhismus, Marburg 22001.

Keyeme, bei den Arecuna und Taulipang im nördlichen Süd­ amerika (Brasilien und Vene­

zuela) Herr aller Jagdtiere, insbesondere der Wasservögel, deren Seelen nach dem Tod zu ihm gehen. Außer der Gestalt einer großen bunten Wasserschlange, von der einem Mythos nach alle Tiere und Vögel ihre typischen Merkmale und Laute erhielten, nimmt K. auch die Gestalt eines Menschenmannes an. Koch-Grünberg: Vom Roroima zum Orinoco. 2: Mythen und Legenden der Taulipan- und Arekuna-Indianer, ND (digital) Cambride 2009.

Khasarpana (›der durch die Luft Gleitende‹), auch K.Lokeshvara genannt, eine in Indien bekannte Form des Bodhisattva → Avalokiteshvara*. In Weiß sitzt er auf dem Mond über einem doppelten Lotos. Er lächelt, die rechte Hand hält er in der wunschgewährenden Stellung, in der linken hält er einen Lotos. Khmvun, Schöpfergott der Gabun-Pygmäen (Zentralafrika), der den Medizinmännern und Jägern im Traum als riesengroßer Elefant anzeigt, wo sie reichlich Wild finden können. Als Riesenelefant heißt er Gor; er war von Urbeginn an da und trägt den Himmel auf seinen Schultern. Kholomodumo, mythisches Un­ geheuer bei den Sotho in

253 Süd­ ostafrika. Es lebte in der Urzeit und verzehrte alle Menschen außer einer Greisin. Diese gebar Zwillinge, die als Jäger des Waldes zusammen mit einem räudigen Hund das dämonische Wesen stellten und töteten; aus seinem Innern kamen die verschlungenen Menschen wieder hervor. Knappert: Myths and legends of Bots­ wana, Lesotho and Swaziland, Leiden 1985. – Süß: K.: ein afrikan. Mär­ chen, Rudolstadt 1997.

Ki → An Kibuka, Sturm- und Kriegsgott in Buganda (im ostafrikan. Staat Uganda). Kichijō-ten oder Kichijōtennyo (Sanskrit: → Lakshmi*, Mahāshri oder Shrimahādevi), Göttin des Glücks und der (Tugend-)Kraft. Ihre Mutter ist  →  Hariti* (japan.: Kishi­ mojin, d.i. → Karitei), ihr Vater  Takshaka (japan.: Tokusaka). Sie gilt als Gemahlin des Vaishravana (japan.: Tamon-ten/Bishamon-ten, → Bi­ sha(m)). In manchen Darstellungen steht sie unter der linken Achsel des Bishamonten. Auf dem Kopf trägt sie die goldene Krone einer Devi. K. geht oft in die Gestalt der → Benzai-ten über. Casal: Die sieben Glücksgötter (Mittei­ lungen der dt. Gesellschaft für Natur-

Kinich Kakmo u. Völkerkunde Ostasiens 39, 1958). – Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991.

Kineu, bei nordamerikan. Indianerstämmen der Goldadler, der den Ball (Symbol der Sonne) zum kosmischen Spiel zwischen den himmlischen Donnerern und den unterirdischen Mächten mitbringt. Kingu, im akkadischen Schöpfungsepos Enuma elisch erwähnter Dämon, Sohn der → Tiamat, die ihn zum Herrn über die Götter erheben wollte. Doch → Marduk* besiegt die Mächte der Unterwelt und →  Ea erschafft aus dem Blut des K. den Menschen. Garelli/Leibovici: Akkadische Schöp­ fungsmythen (Quellen des alten Orients 1: Die Schöpfungsmythen), ­ ND Darmstadt 1977. – Black/ Green: Gods, demons and symbols of Ancient Mesopotamia, London 22008.

Kinich Kakmo (›der sonnengesichtige Feuer-Arara‹), Sonnengott bei den Maya, der dem solaren Aspekt des aztekischen → Quetzalcoatl* entspricht. Nicht ganz klar ist, inwieweit er mit Knich Ahau (›der sonnengesichtige Herr‹) übereinstimmt; dessen Namenshieroglyphe lautet Ahau Kin oder Ah Kin (›Herr Sonne‹). Auch an eine Überschneidung oder

Kinnara 254 Kontamination mit Gott → G ist zu denken. Hellmuth: Monster und Menschen in der Maya-Kunst, Graz 1987. – Mil­ ler/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Kinnara, zu den → Gandharvas gehörende Gruppe indischer Geistwesen. Sie werden vogelähnlich, aber mit Menschenkopf gedacht, verschiedentlich auch in Kentaurengestalt (halb Mensch, halb Pferd). Oft tragen sie einen roten Lotos, die männlichen Wesen halten in ihren Händen eine Zither (vīnā), zu deren Musik die weiblichen Wesen tanzen. Die K. gehören zum Gefolge des Gottes → Kubera und sind den Menschen wohlgesonnen. Nach einer Überlieferung gingen sie aus einem Fuß → Brah­ mās* hervor. In Myanmar hei-

ßen sie Keinnara, sie finden sich aber auch in der Kunst Thailands und auf Java. Wodilla: Niedere Gottheiten des Bud­ dhismus (Diss.), Erlangen 1928. – Panchamukhi: Gandharvas and K.s in Indian Iconography, Dharwar 1951. – Gonda: Die Religionen Indiens I. Veda und älterer Hinduismus, Stuttgart 21978.

Kinorohingan, ein urzeitliches Schöp­ferwesen der Dusun-Dayak in Nord-Borneo; gemeinsam mit Warunsansadon aus einem Felsen geboren. Während er als Schöpfer des Himmels auch die Funktion des Weltenherrschers übernahm, erschuf die Erdgöttin Warunsansadon die Erde. Beide gelten gelegentlich als Stammeltern der Dusun. Die Entstehung der Nutzpflanzen erklären sich die Dusun mit der urzeitlichen Tötung und Zerstückelung des Mädchens Togoriong durch ihre Mutter Warunsansadon. (→ Dema-Gottheiten). Staal: The Dusun of North Borneo (An­ thropos 18–19, 1923 u. 20, 1925). – Rutter: The pagans of North Borneo, London 1929. – Evans: The Religion of the Tempassuk Dusuns of North Bor­ neo, Cambridge 1953. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976.

Kinnara aus China, 1426–35

Kinyras, auf Zypern verehrter  Gott, der eigentlich aus Syrien stammt (→ Kōtar). Er galt als Meister der Eisenver-

255 hüttung und als Begründer der Magie und der Musik. Der Name des Gottes dürfte kanaanäischen Ursprungs und von kinnôr (›Lyra‹, ›Harfe‹) abzuleiten sein. Brown: Kothar, Kinyras, and Kythereia (Journal of Semitic Studies 10, 1965).

Kiri amma (›Milchmutter‹), bei den Singhalesen (Sri Lanka) verehrte, wohlwollende Göttin, in Mythen wird sie Mutter des → Kataragama genannt. Gewöhnlich gilt sie als Gemahlin von Galē deviyō, dem ›Gott des Felsens‹. Kirischscha → Pinikir Kirke (latein. Circe), zaubermächtige Tochter des griech. Sonnengottes → Helios*, die die Gefährten des Odys­ seus in Schweine verwandelte. Zu ­ ihren lunaren Zügen (sie ist Tochter der Mondgöttin →  Perse) gehört auch ihre Verbindung mit dem großen, unsterblichen Webstuhl (Odyssee 10,222).

Kitanitowit Mensch, der zwei langhalsige Tiere (Giraffen, Schlangen) an den Hälsen packt und bändigt, daher wohl auch sein Name, der ›Bändiger‹ bedeutet. Kisaya Tengri → Tengri Kischar → Anschar Kiskil-lilla, sumerische Nachtdämonin, die in dem später von → Gilgamesch gefällten Ḫaluppu-Baum der → Inanna haust. Der Namensteil lil wurde volksetymologisch zu liht = ›Nacht‹ umgedeutet. Kitanitowit, Hochgott der atlantischen Algonkin (Kanada). Er war das erste existierende Wesen, ewig und überall; sein Name bedeutet ›guter Schöpfer‹. Der unsichtbare, die Welt umspannende Gott wurde durch einen Kreis oder ein Oval dargestellt, in der Mitte ein Punkt (kosmisches Zentrum) und an der Peripherie

Wildhaber: K. und die Schweine (Schweizerisches Archiv für Volkskun­ de 47, 1951). – Paetz: K. und Odys­ seus, Berlin 1970. – Tochtermann: Der allegorisch gedeutete K.-Mythos, Frankfurt/Main 1992. – DNP 6 u. Suppl. 5. – LdAG.

Kis, ägypt. Gott, in der Stadt Kusae verehrt, dargestellt als

Kitanitowit

Klabautermann 256 vier orientierte Ecken (Himmelsgegenden). Müller: Die Religionen der Wald­ landindianer Nordamerikas, Berlin 1956.

Klabautermann (auch Kalfatermann), seit dem 16. Jh. belegter Name für den Schiffskobold mit feuerrotem Kopf und weißem Bart. In ihm lebt die Seele eines unter einem Baum begrabenen Kindes weiter, die mit Bauholz in das Schiff kam. Der Name kommt von kalfa­ tern (die Schiffswände mit Teer und Werg abdichten), das auf ein arab. Wort für ›Asphalt‹ zurückgeht. Die Vorstellung vom Schiffsgeist findet sich schon in dem mittelhochdt. Epos Ort­ nit, wo Alberich (→ Alp*) bei der Fahrt über das Mittelmeer unsichtbar auf dem Mastbaum sitzt. Buss: The K. of the Northern Seas. An Analysis of the Protective Spirit of Ships and Sailors, Berkeley 1973. – Lichtblau: K. (Müller/Wunderlich [Hg.]: Dämonen, Monster, Fabel­ wesen), St. Gallen 1999 – Harmel (Hg.): Sagen vom K., Rostock 2008.

Klio (griech. Kleió = ›die Rühmende‹, latein. Clio), gewöhnlich als die → Muse* der Geschichte aufgefasst; ihr Attribut ist eine Buchrolle. Klotho → Moiren

Kluskap (Gluskab, Glooscap), aus dem Nichts oder auch einem Blitzeinschlag in den Sand geborener Kulturheros bei den Wabanaki (Kanada). Er kommt aus dem Land des Sonnenaufgangs, dem Osten, kämpft gegen seinen bösen Zwillingsbruder Malsumis und erschafft nach der großen Flut aus einem Stück Schlamm eine neue Erde. Eine alte, ehrwürdige Frau führt dem Unverheirateten seinen Haushalt; der Marder ist sein Geselle. Nachdem G. sich von den Menschen zurückgezogen hat, lebt er im Norden und wirkt weiter zum Wohl der Welt. In einigen Überlieferungen nimmt er die Züge eines halb listigen, halb tölpelhaften Schelms (Tricks­ ter) an; verschiedentlich wird er als Hase gedacht. Beck: G. the Liar and Other Indian Tales, Freeport 1966. – Hill: Glooscap and his magic: legens of the Wabana­ ki, ND Toronto 1989. – Bruchak/ Schrader: Gluskabe and the four wishes, Dutton 1995. – Bierhorst: Die Mythologie der Indianer Nord­ amerikas, ND München 1997.

Kneph, bei spätantiken (griech.) Autoren der Name für den ägypt. Ur- und Schöpfergott, wobei die früher angenommene Gleichsetzung mit Chnubis (→ Chnum) weniger wahrscheinlich ist als

257 eine solche mit Amun in seiner schlangengestaltigen Form → Kematef. Von Philo von Byblos wissen wir, dass auch K. in Schlangengestalt gedacht wurde. Die Griechen stellten ihn bedeutungsmäßig in die Nähe von → Aion. K. wurde auch mit den Vorstellungen der sich in den Schwanz beißenden Schlange (Uroboros) und des geflügelten Welteis verbunden und fand Eingang in das Gedankengut esoterischer Kreise. LdÄR.

Kobold, neckischer, schadenfroher, aber auch Wohlstand bringender Hausgeist des mitteleurop. Volksglaubens. Der Name besteht aus einem Wort für ›Gemach‹, ›Haus‹ (vgl. engl. cove) und old = ›walten‹; der K. ist also der im Hause Waltende. K.e werden auch als Bergmännchen gedacht, die das Silber rauben und dafür das früher für wertlos gehaltene Kobalt geben. Der Übergang zu den Naturdämonen ist fließend; oft denkt man sie sich mit einer unsichtbar machenden Kopfbedeckung, also einer Art Tarnkappe. Auch in der bäuer­ lichen Welt Frankreichs ist der Glaube an K.e verbreitet; in der Franche-Comté haben sie den bezeichnenden Namen esprits servants; als dienstbare Geis­ter

Kolanthes wirken sie zum Wohl des Hauses, können aber auch zu Plagegeistern werden. Feilberg: Der K. in nord. Überliefe­ rung (Zeitschrift für Volkskunde 8, 1898). – Müller: Dämonen, Monster, Fabelwesen, St. Gallen 1999. – Weiser-Aall: K. (Handbuch des dt. Aber­ glaubens 5), Berlin 32000.

Koios → Phoibe Kokūzō, K.-bosatsu (Sanskrit: → Ākāshagarbha), er bewahrt in sich unendliche Schätze der buddhist. Weisheit und Kraft und verteilt sie an die bedürftigen Lebewesen in der Welt des Leidens. In Japan wird er seit dem 9. Jh. besonders im esoterischen Buddhismus verehrt. An zentraler Stelle erscheint er auf den Mandalas des Shingon-Buddhismus, manchmal in fünf Gestalten, entsprechend den fünf →  Nyo­rai der fünf Weisheitsstufen des Vajradhātu-mandala (Kongōkai-mandala). de Visser: The Bodhisattva Aka­śa­gar­ bha (K.) in China and Japan (Verhan­ delingen der Koninlijke Akademie van Wetenschapen te Amsterdam, Afdeeling Letterkunde 30, 1931).

Kolanthes, in der ägypt. Stadt Panopolis in griech.-röm. Zeit verehrter jugendlicher Gott, ›Sohn der Isis und des Osiris‹ genannt.

Kōmoku-ten 258 Kōmoku-ten, japan. für den ›weitäugigen → Deva‹ (Sanskrit: Virūpāksha). Einer der ›vier Himmelskönige‹ (→  Shitennō). Er bewacht und beherrscht den Westen (der Welt, aber auch der buddhist. Tempel) und gilt als Herrscher der Drachen bzw. Schlangen (nāgas) sowie der Dämonen (pūtanas). Vgl. auch → ­Jūni-ten. Köndös, finnischer Gott der Saat; möglicherweise war er eine Personifikation des Getreides. Mit der Christianisierung ging in die Gestalt des K. die des heiligen Urban ein, der in südlichen Ländern Patron des Weins, in den Ostseegebieten des Getreides ist. Konfuzius, latinisiert aus Kong-fu-zi (K’ung-fu-tzu = ›Meister Kung‹), chines. Philosoph. Im Jahre 174 v. Chr. opferte ihm erstmals ein Kaiser der Han-Dynastie auf seinem noch heute erhaltenen Grab; kurz danach wurde ihm der ers­ te Tempel erbaut. Schließlich wurde er in einem Edikt aus den letzten Jahren des Kaiserreiches (1906) den höchsten Gottheiten des Himmels und der Erde gleichgestellt. Die legendäre Überlieferung berichtet, dass bei der Geburt des K. zwei Drachen über seinem El-

ternhaus erschienen. Ins buddhist. Pantheon wurde K. als → Bodhisattva aufgenommen. Lessing: Bodhisattva Confucius ­(Oriens 10, 1957). – Eichhorn: Die alte chines. Religion und das Staats­ kultwesen, Brill 1976. – Zotz: K., Reinbek 2000.

Kong-qiao-ming-wang (K’ung-ch’iao-ming-wang), Göttin im chines. Buddhis­mus, der indischen →  Mahāmāyūri entsprechend. Sie ist die ›Wissenskönigin des Pfaus‹, ursprünglich vielleicht einfach die Symbolgestalt des Giftschlangen (d.h. alles Übel) vertilgenden Pfaus. K. gilt als Nothelferin bei Katastrophen und Krankheiten. Zu ihren Attributen gehören Lotos, Zitrusfrucht, Myrobalan (Frucht einer Heilpflanze) und Pfauen­ feder, manchmal auch ein Schwert. de Visser: Die Pfauenkönigin in Chi­ na und Japan (Ostasiat. Zeitschrift 8, 1919–20).

K’op’ala, Schutzgott der Bergvölker im östlichen Georgien. Seine Waffe ist eine Keule, in die er sich manchmal selbst verwandelt. Er hilft bei der Befreiung der vom Dämon besessenen Seelen. Tuite: Lightning, sacrifice and posses­ sion in the traditional religions of the Caucasus (Anthropos 99/1, 2000).

259 Kore-Arethusa, auf Münzen von Syrakus und Karthago dargestellte griech. Göttin, bei den Puniern als eine Form der → Astarte-Tinnit aufgefasst. Ihr Kennzeichen ist der mit Ähren bekränzte Frauenkopf, der auf Kore (→ Persephone*) hinweist, die den lebenspendenden Aspekt der altgriech. Quellgöttin Arethusa an sich gezogen hat. Korrawi, bei den Tamilen (Süd­ indien und Sri Lanka) Göttin der Schlacht und des Sieges. Ihre inmitten der ­Wälder liegenden Tempel wur­ den von Leichendämonen und Geis­ tern beschützt. Als Kātukilal ist sie Waldgöttin, die ›Dame des Dschungels‹. Ihr Sohn ist → Mu­rukān. Zvelebil: Mythologie der Tamilen und anderer drawidisch sprechender Völker (WdM 5). – Inukonda: South India: regions, cultures, and sagas, New Delhi 2004.

Korrigans, in der keltisch-bre­ tonischen Überlieferung feen­ artige, zwergenhafte Wesen von übermenschlicher Stärke, die mit den prähistorischen Megalithbauten in Verbindung gebracht werden. Monagham: The encyclopedia of Celtic mythology and folklore, New York 2004.

Kotan-kar-kamuy Korybanten, dämonische Begleiter der altkleinasiat. (phrygischen) Göttermutter (→ Kybele), dann auch der griech. →  Rheia. Sie führen unter Begleitung greller Schlag- und Blasinstrumente orgiastische Tänze auf. Nach dem Mythos sollen sie von → Zeus* abstammen, der als Regen die Erde befruchtete. Kerényi: Die Mythologie der Griechen 1: Die Götter- und Menschheitsge­ schichten, München 252010.

Kosensai (auch Gama-sennin, ›Kröten-Sennin‹ genannt), in Ja­pan ein Sennin (in den Bergen allein lebender Asket und Hei­ ler), der seine Heilwir­ kungen v.a. mithilfe von Kröten er­zielte. Er wird in den chines. Sen­nin-Legenden erwähnt (Lie-­hsien-chuan). Die Sennin gelten im Taoismus als Heilige. Kotan-kar-kamuy, der obers­ te aller Götter (→ Kamuy) bei den Ainu (Hokkaido und Sachalin). Er schuf die irdische Welt, indem er das Land vom Meer trennte, dabei half ihm die Bachstelze. Nach einer Überlieferung formte er auch die ersten Menschen aus Erde und Weidenzweigen; nach einer anderen Version wurden die Menschen von → Aynurak­ kur geschaffen, der aber verschiedentlich als identisch mit

Kōtar 260 dem höchsten Gott aufgefasst wird. Detter: Die Mythologie der Ainu (WdM 6, 21. Lief.).

Kōtar (Kautar, später Kuschor ausgesprochen), altsyrischer Gott der Schmiedekunst und Herr der Zauberformeln. In den Mythen aus Ugarit ist er Meister aller Künste; er errichtet den Palast des Gottes →  Baal* (1) und fertigt die Waffen im Kampf gegen den Meergott → Jamm. Andere Namensformen des K. sind Chusor und auf der Insel Zypern → Kinyras. Bei dem phöniz. Schriftsteller Sanchuniathon wird Chusor dem griech. → Hephaistos gleichgesetzt. Gese/Höfner/Rudolph: Die Religio­ nen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970. – Smith: The Ugarit Baal cycle, Leiden 1994.

Kótys (auch Kotyttó), thrakische Göttin, deren Kult sich über Griechenland und Italien verbreitete. Tacheva-Hitova: Eastern cults in Moe­ sia Inferior and Thracia, Leiden 1983.

Koyote (Coyote), bei Apachen und Navajos (Nordamerika) Name des Kulturbringers, der die Kinder des Wasserunge­ heuers Tieholtsodi beseitigen musste, damit die Flut zurückging und die (fünfte, gegen-

wärtige) Welt hervorkam. K., dessen Name ›Präriewolf‹ bedeutet, brachte den Menschen das Saatgut. Bei den Miwok (Kalifornien) ist er Schöpfer und höchstes Wesen, bei den Maidu Zentralkaliforniens dagegen der göttliche Gegenspieler; sonst kann er auch die Rolle eines Tricksters übernehmen. Dobie: Coyote. Hero-God and Tricks­ ter (Southwest Review 32, 1947). – Bright (Hg.): Coyote Stories, Chicago 1978; J. Bierhorst: Die Mythologie der Indianer Nordamerikas, ND München 1997. – Lynch/Roberts: Native American Mythology A to Z, New York 22010.

Krios → Eurybia Krishna (altindisch ›der Dun­ kle‹), deifizierter indischer  Sa­ genheld, die achte Erscheinungsform (avātara) von →  Vishnu*. Sohn des Vasudeva (aus der Monddynastie) und der Devaki, einer Inkarnation der Göttermutter → Aditi; sein Bruder ist → Balarāma. Die Purānas berichten, dass er unter Hirten aufwuchs, um der Verfolgung durch seinen Oheim zu entgehen. Er ist Wagenlenker des Prinzen Arjuna und verkündet die Bhagavadgi­ ta (eine der wichtigsten Schriften des Hinduismus), in der er sich selbst als höchsten Gott bezeichnet. Als Darstellungen

261 sind Motive aus der Kindheit und Jugendzeit beliebt, so sein siegreicher Kampf gegen den Schlangenkönig Kaliya, sein Flötenspiel oder seine Liebelei mit dem Hirtenmädchen → Rād­hā. Zu seinen Beinamen gehören Govinda (›Kuhhirte‹) und Gopāla (›Kuhschützer‹). Die Flöte ist ein Symbol für den Menschen, der durch den Hauch des Schöpfers belebt wird und dann in Harmonie mit ihm erklingt. Der flötespielende Hirte (Venugopāla) ist ein beliebtes ikonographisches Motiv. K. starb, als ein Jäger ihn versehentlich an seiner einzig verwundbaren Stelle (der rechten Ferse) mit einem Pfeil traf. Archer: The loves of K., London 1957. – Singer: K. Mythes, rites and attitudes, Chicago 1966. – Frith: The legend of K., London 1975. – Hiltebeitel: The Ritual of Battle. K. in Mahabharata, London 1976. – Banerjee: The Life of K. in Indian Art, New Delhi 1979. – Hawley: At Play with K. Pilgrimage Dramas from Brin­ davan, Princeton 1981. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Köln 3 1990. – Bryant: K., the beautiful le­ gend of God, London 2003. – Bryant: K.: a sourcebook, London 2007. – Skuban (Übers.): Die Bhagavad Gita, München 2013.

Krodhadevatās (altindisch ›zornige Gottheiten‹), furcht­ erregende Götter des Buddhismus. Sie sind blauschwarz

Krónos oder rot, haben ein drittes Auge, flammenartige Haare und einen Schmuck aus acht Schlangen und Totenschädeln. Ihre Funktion besteht in der Abwehr der Feinde der buddhist. Lehre. Zu den KrodhaGöttern gehören z.B. → Acala, →  Sumbarājā und die speziellen Beschützer der buddhist. Lehre (→ Dharmapāla). Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

Krónos, ursprünglich ein vorgriech. Fruchtbarkeitsgott, auf den das Erntefest der Kronien (vergleichbar den röm. Saturnalien) zurückzuführen ist. In der griech. Mythologie ist er ein →  Titan, Sohn des Himmelsgottes → Uranos und der Erdgöttin → Gaia. Er überfiel sei-

Kronos mit Sichel; Zeichnung nach ei­ nem Medaillon

Kshetrapala 262 nen Vater, entmannte ihn und bemächtigte sich der Weltherr­ schaft. Um seinerseits vor ähn­ lichem Schicksal bewahrt zu bleiben, verschlang er alle seine Kinder bis auf → Zeus*, an dessen Stelle seine Gattin → Rheia ihm einen in Windeln gewi­ ckelten Stein reichte. Der in der Verborgenheit herangewachsene Zeus ent­thronte schließlich seinen Vater und stürzte ihn in den Tar­taros. Auf der Insel Rhodos schnitt man am Fest des K. (Kronia) einem Sklaven mit einer Sichel den Kopf ab und sprengte mit seinem Blut die Erde. In der orphischen Spekulation wurde K. wegen der Namens­ ähnlichkeit auch als Gott der Zeit (→ Chronos) gedeutet; bei den Römern wurde er → Saturnus gleichgesetzt.

Schutzpa­tron der Wandermönche, wuchs er in Zentral- und Ost­ asien in die Rolle eines To­ tengottes und Richters der Un­terwelt. In China hat er den Namen →  Di-zang, in Japan → Jizō*. Ku, bei den Maya Bezeichnung für ›Gott‹, darüber hinaus für alles ›Heilige‹. Das Höchs­ te Wesen hatte den Namen → Hunab Ku; die neun Götter der Unterwelt hießen Bolon ti Ku, die 13 Götter des Himmels Oxlahun ti Ku. Kubaba (auch Kupapa), altkleinasiat. Göttin, in Oberme-

v. Wilamowitz-Moellendorff: K. und die Titanen, Darmstadt 1964. – v. Wilamowitz-Moellendorff: Der Glaube der Hellenen, ND Darmstadt 3 1973. – DNP 6. – LdAG.

Kshetrapala, eine insbesondere im Süden Indiens verehrte Form → Shivas* in der Funktion eines Schutzherrn der Felder und heiligen Bezirke; sein Begleittier ist ein großer Hund. Kshitigarbha (altindisch ›dessen Ursprung die Erde ist‹), den acht großen → Bodhisattvas an­ gehörend. Zunächst

Kubaba mit Granatapfel und Ähren; Relief aus Karkemis (Türkei), 850–750 v. Chr.

263 sopotamien unter dem Namen Gubaba verehrt. Ihr wichtigs­ ter Kultort war Karkemisch. In späterer Zeit zeigt sie Züge einer Muttergottheit. Als Attribute finden sich Spiegel und  Granatapfel; Vogel (Taube?) und Hase sind als Fruchtbarkeitssymbole zu verstehen. In manchen Zügen gleicht K.  der hurritischen Liebesgöttin →  Schauschka. Der Übergang zur phrygisch-lydischen → Kybele ist zwar nicht direkt nachweisbar, aber wahrscheinlich. Eisler: K.-Kybele (Philologus, 1909). – Bossert: Šantaš und Kupapa (Mit­ teilungen der Altoriental. Gesellschaft, 1932). – Haas: Hethit. Berggötter und hurritische Steindämonen, Mainz 1982. – Haas: Geschichte der hethit. Religion, Leiden 1994. – RLA 6.

Kubai-Khotum, bei dem Volk der Jakuten (Nordostsibirien) die neben dem Lebensbaum wohnende Göttin; sie gilt als ›Großmutter‹ der Menschen und Tiere und hat Brüste so groß wie Ledersäcke. Stutley: Shamanism: an introduction, London 2003.

Kubera (Kuvera), indischer Gott des Reichtums, in der vedischen Zeit Anführer der in den dunklen Abgründen lebenden Geister (→ Yakshas). Der Dämonenkönig → Rāvana ist

Kud sein Halbbruder. Nach einer Überlieferung erlangte er dank strenger Kasteiungen die Unsterblichkeit. Sein zwergenhafter, fettleibiger Körper hat drei Beine; als Attribute hat er in früherer Zeit Sack und Trinkschale, später Keule und Geldbörse. Er wohnt im Himalaya und ist Hüter der nördlichen Weltgegend. Im Buddhismus entspricht ihm → Vaishravana, im Jinismus ist er ein →  Shā­ sana-deva. Modhey: God K. in the Rāmāyana (Journal of the Oriental Institute 21, 1972). – Getty: The Gods of Northern Buddhism, New York 1988. – Satapathy: K.: origin and development, New Delhi 2002.

Kucumatz (Kukumatz), im heiligen Buch der Quiché vorkommender Hauptgott; er entspricht dem → Kukulcan* der Maya und dem → Quetzalcoatl* der Azteken. Er wurde androgyn gedacht, war Mutter und Vater, ›Erbauerin‹ und ›Erzeuger‹. Er ist das ›Herz des Himmels‹, der zusammen mit seinen drei als ›Blitz‹ (Cakulha) beschriebenen Hypostasen die Erde, die Pflanzen und die Tiere ›erdachte‹. Read/González: Handbook of Meso­ american Mythology, Oxford 2002.

Kud, in der altkorean. Religion Verkörperung des dunklen, bö-

Kudai-Oktu 264 sen, unheilvollen Weltprinzips, Widersacher von → Palk. Hwang: Korean myths and folk le­ gends, Freemont 2006.

Kudai-Oktu, bei den im AltaiSajan-Gebiet (Süd-Sibirien) lebenden Tuwinern der himmlische Urvater und Urschamane, der die Gestalt eines Hasen hat und mit dem Mond verbunden wird. Oelschlägel: Der weiße Weg: Na­ turreligion und Divination bei den West-Tyva im Süden Sibiriens, Leipzig 2004.

Kuei-xing (K’uei-hsing), chines. Gott der Literatur und des Studiums, ursprünglich ein Gelehrter, der angeblich nach versuchtem Selbstmord zum Himmel aufgefahren sein soll, wo er die Form eines Sternbildes (Großer Wagen) angenommen habe. In späterer Zeit wurde allerdings → Wen-chang als Literaturgott populärer. Kujaku, Kujaku Myōō (Sanskrit: Mayūri), es handelt sich um einen → Myōō, d.h. einen kämpferischen Schutzgott des Buddhismus, besonders des esoterischen Buddhismus, aber er zeigt nicht wie die ›fünf großen Myōō‹ (→ Godai-Myōō) ein zorniges Gesicht, das die bösen Geister aus dem Bereich eines buddhist. Tempels

vertreiben soll. Er reitet auf einem ›Pfau‹ (kujaku/mayūri) und bekämpft alle Übel, die mit Vergiftung, Erschreckendem und Feuersbrunst zu tun haben. Es gibt eine These, die besagt, dieser ›Pfauenkönig‹ sei nichts anderes als die Vergöttlichung des schlangenfressenden Pfaus. Ursprünglich wurde er nicht Myōō, sondern Bosatsu (→ Bodhisattva) genannt. In Japan wurde er schon im 8. Jh. verehrt. de Visser: Die Pfauenkönigin in Chi­ na und Japan (Ostasiat. Zeitschrift 8, 1919–20).

Kuk und Kauket, ägypt. Urgötterpaar, der → Achtheit zugehörend und die Dunkelheit vor der Erschaffung der Gestirne repräsentierend. Kuksu → Marunda Kukulcan, ursprünglich auf einen toltekischen Gott zurückgehend, der mit dem Volk der Itza unter dem ebenfalls sich K. nennenden Heerführer ins Land der Maya kam. In seinem Namen (›Federschlange‹) wie in seiner Bedeutung entspricht er dem → Quetzalcoatl* der Azteken; ob und inwieweit er mit dem Gott → B der Bilderhandschriften übereinstimmt, ist umstritten. Er kann Erd-, Wasser- und Feuergott sein,

265

Kulshedra heitsdämon, der die Pest ins Land bringt. K. wird auch die arme Seele eines Geizhalses genannt, die ruhelos umherirrt und Unheil bringt. Elsie: A dictionary of Albanian reli­ gion, mythology, and folk culture, London 2001.

Kukulcan; Zeichnung nach einem Re­ lief in Xaxchilán, 4.–7. Jh.

seine Symbole sind daher der keimende Mais, der Fisch und für das Element Feuer eine ­Eidechse oder eine Fackel. V.a. ist er ein Gott der Auferstehung und der Wiedergeburt; in diesem Sinne dürften auch die zu seiner Ehre in der Tempelstadt Uxmal aufgestellten, steinernen Phalli zu verstehen sein. Willard: K., the bearded Conqueror, Hollywood 1941. – Baldwin: Legends of the plumed serpent: biography of a Mexican god, New York 1988. – Mil­ ler/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Kukuth (Kukudhi), bei den Albanern weiblicher Krank-

Kulitta und Ninatta, im hurritisch-hethit. Pantheon die ­ ständigen Begleiterinnen der anatolischen Ischtar (→ Schauschka); sie galten als glückbringende ›erste Hierodulen‹ (göttliche Diener) der Liebesgöttin, in deren Dienst sie den Menschen zu einem glücklichen Familienleben verhalfen. Wegner: Gestalt und Kult der IštarSawuška in Kleinasien, Kevelaer 1981.

Kulo Tyelo → Ka Tyeleo Kulshedra (Kutschedra), dämonisches Wesen im alban. Volksglauben, das entweder als riesiges Weib mit hängenden Brüsten oder als feuerspeiendes, drachenähnliches Ungeheuer gedacht wird. Als Waffe bedient es sich seines Urins. Die K. kann Wassermangel verursachen und kann dann nur durch ein Menschenopfer besänftigt werden. Ihr Name kommt vom latein. chersydrus, was so viel bedeutet wie ›im Wasser und auf dem Land lebende Schlange‹. Die männ-

Kuma 266 liche Form Kulsheder hat die Funktion eines Teufels. Lambertz: K. (Die Mythologie der Al­ baner, WdM 2). – Elsie: A dictionary of Albanian religion, mythology, and folk culture, London 2001.

Kuma, Große Göttin der Yaruro am Capanaparo (Venezuela), ursprünglich wohl eine Mondgöttin, hat Hochgottcharakter. Sie erschuf die Welt mithilfe zweier Brüder, der Wasserschlange Puana und dem Ja­guar Itciai, sowie die ersten Menschen, die Yaruro. K. herrscht im Jenseits, das im Westen gelegen ist und als Land des Glücks betrachtet wird. Die einzigen, die über sie Bescheid wissen, sind die Schamanen, die nach langer Vorbereitung das Land K.s im Traum oder in einer Vision zu erblicken vermögen. Petrullo: The Yaruros of the Capan­ aparo-River, Venezuela, Washington 1939.

Kumarbi, bei den Hurritern (im alten Kleinasien) der ›Vater der Götter‹, Sohn des Himmelsgottes Anu (→ An), den er vom Thron stürzt; doch schließlich muss er selbst seine Herrschaft im Himmel an jüngere Götter abtreten. Ein Mythos (das Ullikummi-Lied) erzählt, wie K. mit einem Felsen einen Sohn (→ Ullikummi) erzeugt, um mit dessen Hilfe

sein himmlisches Königtum wiederzugewinnen. Eine andere Überlieferung berichtet, wie aus dem von K. verschluckten Sperma des Himmelsgottes der Wettergott → Teschub und die Flussgöttin Aranzaḫ (Tigris) hervorgehen. Gewisse mythologische Texte lassen erkennen, dass im Vergleich mit babylon. Texten K. am ehesten dem → Enlil entspricht. Güterbock: K. Mythen vom churrit. Kronos, Zürich 1946. – Otten: Mythen vom Gotte K., Berlin 1950. – Astour: Semitic Elements in the K. Myth (JNES  27, 1968). – Haas: Hethit. Berggötter und hurritische Steindämo­ nen, Mainz 1982. – RLA 6. – Haas: Die hethit. Literatur, ­Berlin 2006.

Kumli Sin → Ning Kong Wa Kunapipi, eine Art Magna Mater bei den Alawa im Arnhemland (Australien). Sie tötete und verspeiste junge Männer, bis ein Adlerfalke sie selbst tötete. Durch ein Schwirrholz wird ihr geheimer Name im Ritual wieder hörbar; die Männer gehen in ihren Schoß (eine Rinne auf dem Kultplatz) ein, um später neu belebt zu werden. Berndt: K. A study of an Australian aboriginal cult, Melbourne 1951. – Poignant: Ozean. Mythologie, Wiesbaden 1986J. – Rutherford: Aborigi­ nal culture today, Sydney 1991.

Kunitsukami (›Götter der Er­ de‹), eine shintoistische

267 Göt­ tergruppe, die alle solche →  Ka­mi umfasst, die auf der Erde geboren wurden und zu göttlichen Ehren gekommen sind, wie vergöttlichte Ahnen, die Kaiser als ›sichtbar erschienene Götter‹ (Akitsukami oder Arahitokami), mit besonderer Wunderkraft begabte mediale Menschen, durch besonders tugendhaften Wandel hervorstechende Heilige, wegen ihrer Selbstaufopferung bewunderte Kriegshelden o.Ä. Zu ihnen gehören auch – nach der These einiger Religionswissenschaftler – diejenigen Götter, die von den vermuteten Ureinwohnern Japans verehrt und durch die eindringenden heutigen Japaner mithilfe der mitgebrachten Götter verdrängt und untergeordnet wurden. Es kommen dann noch die wegen ihrer übermenschlichen Kräfte verehrten Naturerscheinungen (Meer, Berg, Donner, Wind usw.) und Naturelemente ­(Feuer, Wasser, Luft, Erde, Metalle) sowie die meist als Götterboten betrachteten Naturwesen (wie Schlange, Fuchs, Reh usw.) oder als Göttersitz geltende Bäume und Pflanzen (z.B. ein Sakaki-Zweig) hinzu. Kunnecup-kamuy (›die die Nacht erleuchtende Gottheit‹), der Mondgott bei den Ainu

Kurdalaegon (Hokkaido und Sachalin), manchmal auch feminin gedacht. Er bzw. sie ist Partner(in) der Sonnengottheit → Tokapcup-kamuy. Sein Wohnsitz ist die Unterwelt. Im Kult ist der Mondgott ohne Bedeutung. Detter: Die Mythologie der Ainu (WdM 6, 21. Lief.).

Kun-tu-bzan-mo, sie ist die weibliche Energie (eine Art → Shak­ti) des tibetischen Gottes → Kun-tu-bzan-po, die große Mutter und Schöpferin aller Buddhas, die auch unter dem Namen → Satrig er sangs auftreten kann. Kun-tu-bzan-po, der höchs­ te Gott des tibetischen BönPantheons; K. ist ›der allgütige Gott‹, der die Welt aus einem Schleimklumpen und die Lebewesen aus einem Ei geschaffen hat. Er entspricht dem indischen → Samantabhadra und hat als weibliches Pendant → Kun-tu-bzan-mo. Baumer: Bön: die lebendige Ur-Reli­ gion Tibets, Graz 1999. – Nicolazzi: Geheimnis Tibet: die Ur-Religion des »Bön«, Düsseldorf 2003.

Kurdalaegon, Schmiedegott bei den kaukas. Osseten. Sein Beiname ist ›Himmlischer‹. Er beschlägt dem Verstorbenen sein Pferd und hilft ihm so bei der Reise ins Jenseits (dem-

Kuréten 268 entsprechend die Bestattungs­ riten). Kuréten, in vorgriech. Zeit zurückreichende, in Kreta beheimatete Dämonen, die in enger  Beziehung zur Vegeta­ tion standen. Vielfach wurden sie den → Korybanten gleichgesetzt. Im griech. Mythos schützen sie durch ihre lauten Waffentänze das Zeuskind vor → Kronos*.

Kureten tanzen um das Zeuskind he­ rum; Zeichnung nach einem Relief

Kurkil, das erste Wesen bei den Tschuktschen (in Nordostsibirien), das von niemandem erschaffen wurde; in Gestalt eines Raben erscheint es als Schöpfer der Erde. Bogoras: Chuckchee Mythology, Leiden/New York 1910.

Kūrma (›Schildkröte‹), im Vedismus wurde die Schildkröte als Verkörperung kosmischer Macht mit → Prajāpati in Verbindung gebracht, im

Rāmāyana und in den Purānas mit → Vishnu* identifiziert. Vishnu selbst stieg als Schildkröte auf die Erde herab (gewöhnlich die zweite Inkarna­ tion) und diente so bei der Quirlung des Milchozeans als festes Fundament. Keilhauer: Die Bildsprache des Hindu­ ismus, Köln 31990.

Kurukullā, eine der volkstümlichsten buddhist. Göttinnen; sie kann Männer und Frauen verzaubern, um sie sich dienstbar zu machen; besonders wird sie von den unglücklich Liebenden um Hilfe angerufen und kam deshalb auch in den Ruf einer Liebesgöttin. In Tibet ist sie eine Göttin des Reichtums geworden. Ihre Hauptattribute sind ein roter Lotos und Pfeil und Bogen, Letztere auf die Funktion einer Liebesgöttin deutend. Unter ihrem Lotossitz kann auch der Liebesgott →  Kāma* zusammen mit seiner Partnerin erscheinen. Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959. – Grönbold: K. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5).

Kuschuh, Mondgott der Hurriter (Altkleinasien), mit dem hattischen Mondgott →  Kaschku übereinstimmend. Seine heilige Zahl ist 30, ­dem dreißigtägigen Mond­­

269 monat ent­sprechend. In einem Mythos wird der Mondgott ­ vom Wettergott verfolgt, erhält aber Beistand von der Heilgöttin → Kamruschepa. Ku-shen (chines. ›Gottheit des Tales‹), im Tao-te-king erwähnte Gottheit, die mit dem ›dunklen Weibchen‹ (Hsüanpin) gleichgesetzt wird; das Tor des dunklen Weibchens (oder des tiefen Weiblichen) ist der Ursprung des Himmels und der Erde. K. ist unsterblich. Birrell: Chines. Mythen, Stuttgart 2002.

Kutkinnáku, Heilbringer der in Ostsibirien lebenden Korjaken; er lehrte die Menschen Jagd und Fischfang und schenkte ihnen den Feuerbohrer und die Schamanentrommel. In den Mythen erscheint er als Rabe. Kvasir, in der nord. Mythologie ein Wesen göttlicher Weisheit, Personifikation eines Gärtrankes. K. soll aus dem Speichel der → Asen und → Vanen entstanden sein, als diese einen Krieg beendeten. Das nach ­seiner Ermordung mit Honig vermischte Blut wurde zum Met der Skalden; jeder, der davon trinkt, soll zum Dichter werden. Hagen: On the Origin of the Name K. (Arkiv för nordisk Filologi 28,

Kybéle 1912). – de Vries: Altgerman. Reli­ gionsgeschichte, Berlin 31970. – Doht: Der Rauschtrank im german. Mythos, Wien 1974.– Simek: Lexikon der ger­ man. Mythologie, Stuttgart 32006.

K’viria, bei den im Kaukasus lebenden Ost-Georgiern nach → Morige der zweitmächtigste Gott, Hüter des Rechtes und Schutzherr der männlichen Nachkommen. Haussig: Götter und Mythen der kau­ kas. und iran. Völker, Stuttgart 1986.

Kwoth, in der Sprache der Nuer (Niloten: Sudan und West-Äthiopien) das Wort für ›Gott‹, eigentlich bedeutet es ›Geist‹. Gott ist kwoth a niai, ›Geist des Himmels‹, er ist wie der Wind, Schöpfer und Beweger aller Dinge. Durch Gebet und Opfer kann man mit ihm in Verbindung treten. Ein poetisches Beiwort für ihn ist Tutgar, d.i. ein Ochse mit gespreizten Hörnern, womit seine Stärke und Erhabenheit ausgedrückt werden soll. Evans-Pritchard: Nuer Religion, New York 121985. – Eliade: Geschichte der religiösen Ideen. Quellentexte, Freiburg 31997. – ER 8.

Kybéle (auch Kybebe, latein. Cybele), phrygische Magna Mater, ursprünglich wohl eine Berggöttin mit Zwergen als Dienern. Nach dem IdaGebirge erhielt sie den Beina-

Kyklopen 270 men Idaea Mater; im Mythos tritt sie auch als → Agdis­ tis auf. Ihr Kult verbreitete sich über die Ägäis, sie selbst wurde den griech. Muttergöttinnen →  Demeter* und → Rheia angeglichen. Im Jahre 205/204  v. Chr. wurde der ihr heilige schwarze Stein von Pessinus in Phrygien nach Rom gebracht. Auf bildlichen Darstellungen ziehen Löwen und Panther ihren Wagen; Spiegel und Granatapfel, manchmal ein Schlüssel, sind ihre Attribute. Als Beschützerin der Städte kann sie auch eine Mauerkrone tragen. Ekstatisch tanzende →  Korybanten sind die dämonischen Begleiter der Göttin, die als Herrin der Natur und der Fruchtbarkeit verehrt wurde. Ihre Priester waren die entmannten Galloi. Mit ihrem Kult war der ihres Geliebten → Attis verbunden. Durch die Mysterien der Göttin erhoffte sich der Gläubige die Wiedergeburt zu neuem Leben. Köves: Zum Empfang der Magna Ma­ ter in Rom (Historia 12, 1963). – Bömer: K. in Rom (Rheinisches Museum für Philologie 71, 1964). – Gusmani: Der lydische Name der K. (Kadmos 8, 1969). – Vermaseren: Cybele and At­ tis. The Myth and the Cult, London 1977. – Naumann: Die Ikonogra­ phie der K. in der phrygischen und der griech. Kunst, Tübingen 1983. – Roller: In search of god the mother;

the cult of Anatolian Cybele, Berkeley 1999. – Alvar: Romanising oriental Gods: myth, salvation and ethics in the cults of Cybele, Isis and Mithras, Leiden 2008. – Mastrocinque (Hg.): Demeter, Isis, Vesta, and Cybele: stud­ ies in Greek and Roman religion in honour of Giulia Sfameni Gasparro, Stuttgart 2012.

Kyklopen (griech. Kýklopes, ›Rundaugen‹), nach Homer menschenfressende Riesen mit nur einem Auge auf der Stirn (→ Polyphém). Bei Hesiod sind es die Söhne der → Gaia, die dem → Zeus* die Donnerkeile schmieden. Später galten sie als Gehilfen des → Hephais­ tos und wurden an vulkani-

Marmorkopf des Kyklopen Polyphem aus Thassos (Griechenland), 2. Jh. v. Chr

Laḫama

271 schen Orten lokalisiert. Der Mythos berichtet, dass sie von → Uranos und → Kronos* im Tartaros eingekerkert, von Zeus jedoch im Kampf gegen die →  Titanen wieder befreit wurden. Mondi: The Homeric Cyclopes: Folk­ tale, Tradition, and Theme (Trans­ actions of the American Philological Association 113, 1983). – LdAG.

Kyrene, Göttin der gleichnamigen Stadt im antiken Libyen. Zunächst galt sie als Nymphe, die → Apollon nach Nordafrika entführte; der Sohn aus ihrer Ehe war → Aristaios. sK’yun ka’i mgo-čan, alttibe­ tischer Gott mit dem Kopf des mythischen Vogels K’yun (dem indischen → Garuda* entsprechend). Wie der Vogel dürfte auch der Gott eine Beziehung zur Sonne gehabt ­haben.

der Regel der sog. Muan-Vogel dargestellt ist. Viele Teile seines Körpers sind schwarz bemalt; oft sitzt er auf einem Jaguarfell (Symbol der Unterwelt). Als Gott des Morgensterns (Venus) hat er einen kriegerischen Aspekt und trägt Schild und Speerschleuder. Rätsch (Hg.): Chactun. Die Götter der Maya, München 21994. – Hellmuth: Monster und Menschen in der Maya-Kunst, Graz 1987. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Labbu, in einem akkadischen (altmesopotam.) Mythos erwähntes Ungeheuer, möglicherweise in Schlangengestalt gedacht und mit der Milchstraße assoziiert. Mit seiner Tötung wird der Gott → Tischpak beauftragt. Lachesis → Moiren Lactans, röm. Gott des Landbaus, der die Saaten ›milchen‹ (gedeihen) lässt.

L Gott L, wissenschaftliche Bezeichnung eines mit Namen unbekannten Gottes der Maya; v.a. auf der bemalten Keramik der klassischen Zeit, seltener in den Codices vorkommend. Er trägt einen Hut, auf dem in

Ládon, in der griech. Mythologie dämonischer Schlangen­ drache, der im Garten der →  Hesperiden den Baum mit den goldenen Äpfeln bewacht. Laḫama, bei den Sumerern die dem → Enki* angehörenden Wasserdämonen. Bei den

Laḫar 272 sie bei Geburt, Heirat und Tod eingreift. Nur in dem Haus herrscht Glück, in dem L. wohnt. In Litauen findet sich neben L. eine Dreizahl von L.s, es sind drei Schwestern, die den Schicksalsfrauen anderer indogerman. Völker (→ Moiren, → Nornen) entsprechen. Balys/Biezais: L. (Baltische Mytholo­ gie, WdM 2). Herakles stiehlt die Äpfel der Hes­ periden vom von Ladon bewachten Baum; spätröm. Reliefteller

Babyloniern waren Laḫmu und Laḫamu die Kinder des →  Apsu und der → Tiamat und die Eltern der urzeitlichen Götter → Anschar und Kischar. Black/Green: Gods, demons and sym­ bols of Ancient Mesopotamia, London 2 2008.

Laḫar, sumerische Göttin, die das Mutterschaf repräsentiert und die die Menschen mit der Viehzucht bekannt macht. Laḫurati, elamischer Gott, der dem sumer. → Ninurta entspricht. Lai → Pue mPalaburu Laima, lettische Glücks- und Schicksalsgöttin, die sich auch der gebärenden Frauen annimmt. Sie ist Schöpferin der Menschen, in deren Geschick

Laka, Göttin des Tanzes und des Gesangs auf Hawaii. Obwohl den niederen Göttern zugerechnet, wurde ihr von den sinnenfreudigen Insulanern doch ein besonderer Kult eingerichtet; ihr zu Ehren traten die Hula-Tänzer auf. Ihr Kultbild war ein mit gelbem Baststoff umhüllter Holzblock; L. war ursprünglich eine Waldgöttin. Nevermann: Götter der Südsee. Die Religion der Polynesier, Stuttgart 1947. – Craig: Handbook of Polyne­ sian Mythology, Santa Barbara 2005.

Lakshmi, indische Göttin des Glücks und der Schönheit, auch Shri genannt. In den Ve­ den ist sie Gattin → Varunas oder →  Sū­ryas*, im Hinduis­ mus ist sie die → Shakti von →  Vishnu*. In jeder von Vishnus Inkarnationen ist sie sein weibliches Gegenstück. Für seine Inkarnation als Zwerg → Vā­mana saß sie auf

273 einer Lotosblume und hieß deshalb Padma, für Vishnu als → Rāma* war sie die treue → Sitā, für → Krishna war sie zunächst die Hirtin → Radha, dann seine Gemahlin Rukmini. Gewöhnlich wird L. als goldene Göttin auf der Lotosblüte stehend oder sitzend dargestellt. In Südindien ist das Motiv der Gaja-L. beliebt; dabei wird die Göttin von zwei Elefanten (gaja) mit lebenspendendem Wasser übergossen. Die Göttin wurde auch vom Buddhismus übernommen; in China hat sie den Namen →  Gong-de-tian, in Japan heißt sie → Kichijō-ten. Rao: The Symbolism of Gaja L. (Jour­ nal of Indian History 48, 1971).

Lama – Chandra: Studies in the Cult of the Mother Goddess in Ancient India (Prince of Wales Museum Bulletin 12, 1973). – Sivaramamurti: Sri L. in Indian Art and Thought, New Delhi 1982. – Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Dhal: God­ dess L.: origin and development, Delhi 2 1995. – Kumar: The goddess L.: the divine consort in South Indian Vaisna­ va tradition, Atlanta 1997. – Nagar: L.: the consort of Visnu and goddess of wealth, Delhi 2006.

Lalita Tripurasundari, Göttin des Tantrismus, die als Symbol der kosmischen Energie und als geheime Herrin der Welt gilt. Sie ist die → Shakti, die weibliche – und in Indien dyna­ mische – Kraft, durch die in Vereinigung mit dem männlich-statischen Geistprinzip → Shivas* die vergängliche Welt der Täuschung (māyā) entsteht. Kinsley: Tantric visions of the divine feminine, Berkeley 1997.

Lama (1), akkadisch Lamassu; sumerische wohlwollende Schutzdämonin. In neuassyr. Zeit wurden die weibliche Lamassu und der männliche →  Schē­ du als geflügelte Stiermenschen in schützender Funktion an Palasteingängen aufgestellt. Lakshmi entsteigt dem Milchozean; Raja Ravi Varma, ca. 1848–1906

v. Soden: Die Schutzgenien Lamassu und Schedu in der babylon.-assyr. Li­ teratur (Baghdader Mitteilungen 3, 1964).

Lama 274 Lama (2), als hethitisch-luwischer Schutzgott auch unter dem Namen Innara bekannt. Er wurde bereits in Kanisch (2.  Jt. v. Chr., heute Kültepe/ Türkei) verehrt. In einem Mythos ergreift L. die Herrschaft im Himmel, wird aber we­gen seiner Überheblichkeit von → Ea abgesetzt. Lamaria, bei den westkaukas. Swanen die Göttin des Herdes und Schutzpatronin der Frauen und des Viehs. Ihr Name ist auf christl. Beeinflussung (die heilige Maria) zurückzuführen. Lamaschtu, akkadische Dämonin des Kindbettfiebers und der Säuglingskrankheiten; sie entspricht der sumer. → Dimme. Auf bildlichen Darstellungen wird sie mit entblößten Brüsten gezeigt, an denen ein Hund und ein Schwein saugen; ihre Hände halten Kamm und Spindel. In babylon. Beschwörungstexten wird sie als gewaltige Tochter des Gottes → Anu geschildert; sie ist löwenköpfig und hat den Körper eines Esels; ihre Hände sind ein Fangnetz. Klengel: Neue Mamastu-Amulette aus dem Vorderasiat. Museum zu Berlin und dem Britischen Museum (Mittei­ lungen des Instituts für Orientforschung 7, 1959–60). – Frank: L., Pazuzu und andere Dämonen, ND Osnabrück 1972. – Haas: Magie und Mythen in Babylonien, Gifkendorf 1986. –

RLA 6. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Lamia (›Verschlingerin‹), im alten Griechenland, aber auch im neugriech. Volksglau­ben ein vampirartiges Ge­spenst, das kleine Kinder raubt und den Menschen das Blut aussaugt. Es ähnelt darin den röm. → Lemuren. Lan Cai-he (Lan Ts’ai-ho), einer der ›Acht Unsterblichen‹ (→ Ba-xian). Er kann als Knabe oder auch als Mädchen dargestellt werden; nach einer Überlieferung soll er Herma­ phrodit gewesen sein. Als Attribut erhält er einen Blumenkorb oder eine Flöte. L. soll als Stra-

Lan Cai-he; Holzschnitt, ca. 1916

275 ßensängerin aufgetreten sein, weshalb diese Gestalt besonders von den chines. Musikern verehrt wurde. Eberhard: Lexikon chines. Symbole, München 72001. – Man Ho/O’Brien (Übers.): The Eight Immortals of Tao­ ism, New York 1991.

Lao-zi (Lao-tzu, ›alter Meis­ ter‹), Begründer des Taoismus, der zu einem der höchsten Gottheiten des chines. Pantheons aufstieg und der Trias → San-qing angehört. Seine Mutter soll ihn unter einem Pflaumenbaum aus der Achselhöhle heraus geboren haben, bei seiner Geburt hatte er weiße Haare und konnte bereits sprechen. Nach einer Legende reitet er auf einem Wasserbüffel nach Westen und wird als Buddha wiedergeboren. Im volkstümlichen Taoismus gilt L. als Schutzpatron des geheimen Wissens und der Alchemie und führt in seiner vergöttlichten Form den Namen Lao-jun (Lao Chün), d. h. ›Herr Lao‹. Kaltenmark: L. und der Taoismus, Frankfurt/Main 1981. – Kohn: God of the Dao: Lord Lao in history and myth, Ann Arbor 1998. – Simon (Übers.): Daodejing : das Buch vom Weg und sei­ ner Wirkung, Stuttgart 2009.

Laran, etrusk. Kriegsgott, in der Regel als nackter Jüngling mit Chlamys (Schultermantel), Lanze und Helm dargestellt.

Larunda Der Name dürfte die Grundbedeutung ›stark‹, ›mächtig‹ enthalten. Laren (latein. Láres), röm. Schutzgottheiten des Hauses und der Familie. Der Lar familiaris wurde am häuslichen Herd verehrt. Sein Bild wurde zusammen mit dem der → Penaten und dem des → Genius in einem Schrein (lararium) aufgestellt. In der Kaiserzeit erscheinen die L. in der Zweizahl als tanzende Jünglinge, jeder einen Kranz oder ein Horn emporhaltend; zwischen ihnen ist oft der Genius des Kaisers oder das Bild des Hausherrn dargestellt. Die Lares compitales waren Schutzgötter der Kreuzwege, die Lares viales sicherten den Reisenden eine glückliche Heimkehr. Tabeling: Mater Larum. Zum We­ sen der L.-Religion, Frankfurt/Main 1932. – Clarke: The houses of Roman Italy, Berkeley 1991. – Latte: Röm. Religionsgeschichte, ND München 2 1992. – DNP 6.

Larunda, sabinische (altitali­ sche) Göttin, manchmal als Mutter der → Laren gedeutet, wahrscheinlicher aber ist sie eine Form der Erdgöttin; ihr Name wird von einem Verb in der Bedeutung ›sie soll grünen lassen‹ abgeleitet. DNP 6.

Lasen 276 Lasen, gottähnliche, weibliche Wesen der Etrusker, geflügelt oder ungeflügelt, mit Kranz und Spiegel als Attribute, oft auch reich geschmückt. Häufig befinden sie sich im Gefolge der Liebesgöttin → Turan; dies trifft besonders für die Acaviser (oder Achvistr) genannte Lasa zu. Weitere L. sind → Alpan und Evan. Ähnlich wie die → Genien sind die L. als übersinnliche, personhafte Wesen anzusprechen, die sich von den eigentlichen (höheren) Göttern durch geringere Machtfülle unterscheiden. Enking: Lasa (Röm. Mitteilungen des Dt. Archäologischen Instituts 57, 1942). – Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Laskowice (Leschia, abgeleitet von altslaw. ›Wald‹), satyrähnliche Waldgeister der ost- und südslaw. Mythologie. Sie sind Beschützer der wilden Tiere; eine besondere Beziehung besteht zu den Wölfen. Lāsyā → Pūjādevatās Lature Danö, bei den Bewohnern der Insel Nias (WestIndonesien) der Gott der Unterwelt. Während sein im Kult dominierender, jüngerer Bruder → Lowalangi der Weltenherrscher ist, obliegt L. die Pflicht, die Erde zu tragen

und die Welt zu erhalten. Sein ambivalenter Charakter äußert sich darin, dass er Erdbeben und Krankheiten verursachen kann. Die Farben Schwarz und Rot, die Schlange, der Mond und die Finsternis sind ihm zugeordnet. Möller: Beitrag zur Beleuchtung des religiösen Lebens der Niasser (Inter­ nation. Archiv für Ethnographie 32, 1934). – Suzuki: The religious system and culture of Nias, ’s-Gravenhage 1959.

Lauka māte, lettische Fruchtbarkeits- und Feldgöttin, ›Mut­ ter des Ackers‹ genannt. Ge­bete wurden an sie gerichtet und Opfer wurden ihr dargebracht, damit die Früchte des Fel­ des gedeihen sollten. Laumē, im Volksglauben der Litauer eine typische → Fee; sie erscheint meistens nackt, liebt es zu baden und beschäftigt sich gerne mit Spinnen und Weben. Sie hilft den Armen und beschützt die Waisenkinder. In späterer Zeit nimmt sie dämonische Züge an, in der Volksüberlieferung kann sie auch in die Gestalt der Schicksalsgöttin → Laima übergehen. Die Letten kennen L. unter dem Namen Lauma und nennen sie auch ›weiße Frau‹. Balys/Biezais: Lauma, L. (Baltische Mythologie, WdM 2).

277 Laverna, alte italische Göttin; vielleicht war sie Herrscherin der Unterwelt, denn man goss ihr die Opferspende mit der linken Hand aus, wie dies im Kult der Unterirdischen üblich war. Im Volksglauben galt L. als Göttin der Diebe und Fälscher. Latte: Röm. Religionsgeschichte, ND München 21992.

Léda, im griech. Mythos die Mutter von → Kastor und Polydeukes und der → Helene, nachdem sich ihr → Zeus* in Gestalt eines Schwanes genähert hat. Möglicherweise steht hinter L. eine Form der altklein­ asiat. Erd- und Muttergöttin; bei den Lykiern hieß das Wort lada ›die Frau‹. LdAG.

Legba, göttlicher Trickster in Benin (Westafrika), dem die Menschen die Kunst der Orakeldeutung verdanken. Das ihm heilige Tier ist der Hund, der ihm auch als Bote

Voodoo-Symbol für Papa Legba

Lei-kung dient. Im magisch-religiösen Voodoo-Kult auf Haïti gilt der als hinkender Greis gedachte L. als Mittler zwischen den Menschen und dem Überweltlichen. Gößling: Voodoo: Götter, Zauber, Rit­ uale, München 22004. – Russell: L.’s crossing. narratology in the African At­ lantic, Athen/GA 2009.

Le-hev-hev, verschlingende To­des- und Schwarzmondgöttin auf den Neuen Hebriden (Melanesien); sie ist ein krabbenartiges Ungeheuer mit zwei riesigen Scheren. Durch das Opfern von Schweinen an die Göttin hoffen sich die Melanesier das Fortleben nach dem Tod zu sichern. Leibolmai, Jagdgott der im nördlichen Skandinavien lebenden Samen, dem Pfeil und Bogen als Opfer dargebracht wurden. Lei-kung (chines. ›DonnerHerzog‹), in vielen Tempeln dargestellter taoistischer Donnergott, der Schnabel, Flügel und Krallen eines Uhus hat; an seinem im Übrigen anthropomorphen Körper trägt er nur einen Lendenschurz; in der Hand hält er eine Trommel, mit der er den Donner erzeugt. Storm: Die Enzyklopädie der östl. My­ thologie, Reichelsheim 2000.

Lei-zi 278 Lei-zi (Lei-tsu), chines. Donnergöttin und Vermittlerin der Seidenraupenzucht; sie galt als  die Gemahlin von → Huang-di. Lagerwey/Kalinowski: Early Chinese Religion 1, Leiden/Boston 2009.

Lelwani, hethit. Unterweltsgottheit, ursprünglich männlich gedacht (und ›König‹ genannt), dann aber unter dem Einfluss der altmesopotam. → Ereschkigal als weiblich aufgefasst. Sie wohnt ›in der dunklen Erde‹. Vom Tode bedrohte Menschen ließen der Göttin Ersatzbilder als Opfer darbringen. L.s Tempel waren mit Beinhäusern bzw. Mausoleen verbunden. Wie andere Gottheiten des hethit. Pan­ theons tritt sie als Schlachthelferin des Königs auf. RLA 6.

Lemuren oder Larven (latein. Lemúres, Lárvae), bei den Römern die bösen Geister der Verstorbenen, die als nächtliche Schreckgespenster umherirren. An ihrem Fest, den Lemuria (am 9. November und am 13. Mai) blieben die Tempel geschlossen und Eheschließungen waren nicht erlaubt; um Mitternacht wurden ihnen vom Hausherrn mit abgewandtem Gesicht schwarze Bohnen

als versöhnendes Opfer hingeworfen. Latte: Röm. Religionsgeschichte, ND München 21992.

Léna → Mori Keraéng Lera Wulan (›Sonne-Mond‹), höchste Gottheit auf OstFlores und in Teilen des SolorAlor-Archipels (Ost-Indonesien); auf ihn geht die Weltschöpfung zurück. Er lebt im Himmel und ist für das Wohl der Menschen verantwortlich, indem er für Fruchtbarkeit, Gesundheit, Regen und reiche Ernte Sorge trägt. Ihm gegenüber stand die Erdgöttin Tana Ekan, die von ihm geschaffen worden sein soll. Aus dieser Verbindung stammen die Menschen. Islam. und christl. Einflüsse haben dazu geführt, dass diese Vorstellung des Götterpaares durch eine einzig auf L. bezogene, monotheistische Gottesidee ersetzt wurde. Arndt: Religion auf Ostflores, Adonare und Solor, Wien 1951. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976.

Letó (latein. Latóna), in der griech. Mythologie die Tochter des → Titanen Kois und der → Phoibe. Die von → Zeus* schwanger Gewordene L. gebar auf der Insel Delos die göttlichen Zwillinge → Apollon und → Artemis*. Der Name wird

279 mit dem lykischen Wort lada (›Frau‹, ›Weib‹) in Verbindung gebracht und kennzeichnet ursprünglich vielleicht eine altkleinasiat. Gottheit. Man wollte in L. auch schon eine Göttin der Nacht erblicken, die dem Lichtgott Apollon das Dasein schenkt. Bethe: Das archaische Delos und sein Letoon (Hermes 72, 1937). – Bryce: The Arrival of the Goddess L. in Lycia (Historia. Zeitschrift für alte Geschich­ te 32, 1983). – LdAG.

Leukothea → Inó Leviathan (Liwjatan), Ungeheuer der phöniz. Mythologie, in Ugarit unter dem Namen Lotan (?). Im Alten Testament ist es der von Jahwe überwundene Chaosdrache (Psalm 74,14), in Schlangengestalt gedacht (Jesaias 27,1). Im Allgemeinen lebt er im Meer und wird deshalb auch mit dem Krokodil und dem Walfisch gleichgesetzt. In der Apokalyptik und in christl. Zeit gilt L. als eine Erscheinungsform des Teufels. Kaiser: Die mythische Bedeutung des Meeres in Ägypten, Ugarit und Israel, Berlin 21962. – Gutmann: L., Be­ hemoth and Ziz (The Hebrew Union College Annual 39, 1968). – Lucchesi Palli: L. (Lexikon der christl. Ikonogra­ phie 3), ND Rom u.a. 2012.

Leza, Hochgott südostafrikan. Bantustämme in Sambia; er gilt

Libéra als körper- und geschlechtslos. L. ist Schöpfer aller Dinge, in einem Mythos ›Mutter der Tiere‹. Er tut nur Gutes, v.a. schickt er den Regen. Lha, in der alttibetischen BönReligion die Bezeichnung für ›Götter‹, in der Sanskritübersetzung durch → Deva wiedergegeben. Lhamo ist die schreckliche ›Göttin‹ (→ Shridevi). Li, in China der göttliche Herr des Feuers; unter dem Namen Zhu-rong (Chu-jung) ist er Regent der südlichen Weltgegend. Im Mythos half L. mit, Himmel und Erde voneinander zu trennen. Bei bildlicher Wiedergabe reitet der Gott auf einem Tiger. Líber, altitalischer Gott der animalischen und vegetativen Fruchtbarkeit; später mit → Dionysos* identifiziert, erscheint er fast nur noch als Weingott. An seinem Fest (17.  März) wurde den Jünglingen zum ersten Mal die toga virilis als Zeichen der Männlichkeit angelegt; in einigen Gegenden Italiens wurde das Bild eines Phallus öffentlich ­herum­getragen. Radke: Die Götter Altitaliens, Münster 21979.

Libéra, altitalische Göttin, Tochter der → Ceres und

Libértas 280 Schwester des Fruchtbarkeitsgottes → Liber. Alle drei standen als chthonische Trias ­der  kapitolinischen Götterdreiheit (→ Jupiter, → Juno und → Minerva) gegenüber. L. wurde mit der griech. → Persephone* gleichgesetzt. DNP 7.

Libértas, röm. Göttin, Personifikation der Freiheit; sie hatte auf dem Aventin einen Tempel. Ihre Attribute sind der Freiheitshut (pilleus, d.i. die von den freigelassenen Sklaven aufgesetzte Filzkappe) und ein Zepter oder eine Lanze. DNP 7.

Libitína, röm. Göttin der Bestattung; in ihrem Tempel und Hain hatte das röm. Bestattungswesen sein Zentrum. In der Sprache der Dichter tritt L. an die Stelle des Todes. Ihre spätere Gleichsetzung mit → Venus beruht auf einer Ausdeutung ihres Namens (libita = ›Gelüste‹, libere = ›lieben‹). Li Die- (Li Tieh-kuai), d.h. ›Li mit der eisernen Krücke‹, einer der ›Acht Unsterblichen‹ (→ Ba-xian), einer Art Genien. Angeblich war er Schüler des → Lao-zi und besaß magische Kräfte. Seine Attribute sind die eiserne Krücke, Fledermaus (glückbringendes Symbol) und

Flaschenkürbis, in dem sich ein die Toten auferweckendes Arkanum befinden soll. Eberhard: Lexikon chines. Symbole, München 72001. – Man Ho/O’Brien (Übers.): The Eight Immortals of Tao­ ism, New York 1991.

Lidum → Balitok Lilith, schon im Alten Testa­ ment (Jesaias 34,14) erwähnter weiblicher Dämon des jüdischen Volksglaubens, volksetymologisch als ›die Nächtliche‹ gedeutet, ursprünglich aus der babylon. Dämonologie stammend (→ Lilitu). Die L. (Plural Lilin) wurde als blutsaugendes Nachtgespenst gedacht; in der talmudischen Überlieferung galt sie als teuflisches Wesen und als erste Frau Adams.

Lilith; babylonisches Relief, 1800–1750 v. Chr.

281 Das ihr zugeordnete Tier war die Eule. Aus Palästina gelangte L. auch nach Griechenland, wo sie sich mit → Hekate* verband. Ihre Töchter mit dem Hinterteil einer Eselin (Symbol der Geilheit und Grausamkeit) pflegten das Blut ihrer Opfer auszusaugen. Dan: Samael, L., and the Concept of Evil in Early Kabbalah (AJS Review 5, 1980). – van der Toorn: Diction­ ary of Deities and Demons in the Bi­ ble, Leiden 21999. – Müller-Kessler: L.(s) in der aramäisch-magischen Li­ teratur der Spätantike (Altoriental. Forschungen 28/2, 2001). – Blair: De-Demonising the Old Testament. An Investigation of Azazel, L., Deber, Qeteb and Reshef in the Hebrew Bible, Tübingen 2009. – Zingsem: L., Ad­ ams erste Frau, Ditzingen 22009.

Lilitu (oder Ardat-lili), babylon. Nachtdämonin, der sumer. → Kiskil-lilla entsprechend und in der hebräischen → Lilith* weiterlebend. Liluri, altsyrische Berggöttin, die mit dem Wettergott Manuzi ein Paar bildet; beiden wurden Stieropfer dargebracht. Der Kult der Göttin wurde von den benachbarten Hurritern übernommen. Haas: Hethit. Berggötter und hurriti­ sche Steindämonen, Mainz 1982.

Lir (damit zusammenhängend irisch ler = ›Meer‹), Meeresgott der irischen Überlieferung,

Loa tapferster Mann der → Tuatha Dé Danann. In der Dichtung werden die Wellen des Meeres als L.s Ebene umschrieben. In Wales heißt der Gott Llyr. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Lisa, die bei den Fon in Benin (Westafrika) als Schöpfergottheit verehrte (männliche) Sonne; durch ihre Vereinigung mit dem (weiblichen) Mond →  Mawu entstanden sieben göttliche Zwillingspaare, zu denen die Eisenzwillinge gehörten, die den Menschen die ersten Werkzeuge und Waffen gaben. Piłaszewicz/Schreiner: Woyengi, die Mutter der Welt. Mythen und Legen­ den westafrikan. Völker, Leipzig 1991.

Ljubi, weiblicher Dämon in Albanien. Sie bewohnt einen wunderbaren Gemüsegarten und vermag die Gewässer versiegen zu lassen, bis ihr eine Jungfrau geopfert wird. Loa, im magisch-religiösen Voodoo auf Haïti verehrte göttliche Wesen, die auf die afrikan. Vorstellungswelt zurückgehen und auf die manche Züge kathol. Heiliger übertragen wurden; vgl. → Damballa. Gößling: Voodoo: Götter, Zauber, Ri­ tuale, München 22004.

Locanā 282 Locanā (Sanskrit ›Auge‹), buddhist. Göttin, die als Partnerin (prajñā) dem → Vairocana oder → Akshobya zugeordnet ist; häufig wird sie auf dem Schoß des Letzteren dargestellt, ihn mit Armen und Beinen umschlingend. Mit ihrer weißen Farbe drückt sie die Stimmung des Friedens aus; ihr Attribut ist das Rad. Grönbold: L. (Die Mythologie des in­ dischen Buddhismus, WdM 5).

Lodur(r), im german. Schöpfungsmythos erwähnter Gott, der zusammen mit → Hönir und → Odin* an der Erschaffung der Menschen beteiligt war. Etymologisch versuchte man den Namen als ›der Lodernde‹ zu erklären und stellte ihn mit → Loki* (›Lohe‹) zusammen. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Lógos (griech. ›Wort‹, ›Vernunft‹), in der Stoa, der mächtigsten philosophischen Bewegung des Hellenismus, das ›Weltgesetz‹. Als logos sper­ matikos ist es die Kraft, die alles durchwirkt und alles hervorbringt; es ist der göttliche Geist, ja Gott selbst, aus dem die anderen, die mythologischen Götter entstanden. Bei Philo von Alexandria nimmt

der L. personale und anthropomorphe Züge an. Im Neuen Testament dient L. zur Bezeichnung der Person Jesu als des Sohnes Gottes. Nach dem Glauben der gnostischen Ophiten verkörpert sich der L. in der Schlange, dem durch seine Klugheit ausgezeichneten Tier, das bereits im Alten Testa­ ment in der ehernen Schlange (4. Moses 21,8f.) präfigurativ auftritt. Prestige: God in patristic thought, London 1952. – Kelber: Die L.-­ Lehre. Von Heraklit bis Origines, Frankfurt/Main 1986 – Egli/EgliGerber: Zurück zum L.: Der L. als grundlegendes Prinzip von der antiken Philosophie bis zur heutigen Vernunft­ diskussion, Hamburg 2012. – Perili (Hg.): L.: Theorie und Begriffsge­ schichte, Darmstadt 2013.

Lokapālas (altindisch ›Welthüter‹), seit der Zeit der Upa­ nishaden gebrauchter Ausdruck zur Bezeichnung der Götter, die die vier Himmelsgegenden bewachen, auch Dikpālas, ›Hüter der Himmelsrichtungen‹, genannt. Im Einzelnen sind es: → Indra im Osten, → Varuna im Westen, → Yama im Süden und → Kubera im Norden. Später kommen noch dazu →  Sūr­ ya* (SW), → Soma (NO), → Agni* (SO), und → Vayu (NW), im Tantrismus außerdem noch → Brahman

283 für den Zenith und → Vishnu* für den Nadir. In Japan heißen die Hüter der vier Hauptrichtungen → Shi-tennō. van Lohnizen de Leeuw: The Dikpālas in Ancient Java (Bijdragen tot de ­Taal-, Land- en Volkenkunde 111, 1955). – Keilhauer: Die Bildsprache des Hin­ duismus, Köln 31990. – Kalsang: The guardian deities of Tibet, Delhi 32003.

Loki, tricksterähnliche Gestalt unter den german. Göttern, Vater mehrerer gottfeindlicher Mächte: → Fenriswolf, → Hel und → Midgardschlange. Als Stute soll L. den Hengst Sleipnir geboren haben. Auch sonst kann er sich in die verschiedens­ten Gestalten verwandeln, u.a. in einen Lachs und in eine alte Frau. Der Name wird volksetymologisch

Lorelei mit logi (›Lohe‹) in Verbindung gebracht; wahrscheinlicher ist ein Zusammenhang mit dem altnord. lúka (›schließen‹), was auf seine eschatologische Rolle hinweisen würde, führt er doch die Ragnarök herbei. Ein anderer ihm zugelegter Name ist Loptr, was wohl ›der Luftige‹ bedeutet und zwar im Sinne der Unbeständigkeit. Wo L. zusammen mit → Odin* auftritt, fungiert er als der listenreiche Helfer der Götter, sonst ist er ihr Gegner, beschimpft sie aufs Gröbs­ te (Lokasenna, ›L.s Spottrede‹) und verursacht den Tod → Balders*. Zur Strafe wird er gefesselt; unter dem von einer Schlange herabtropfenden Gift sich windend, bringt er die Erde zum Beben. L.s Gemahlin ist → Sigyn*. de Vries: The Problem of L. (Folklore Fellows Communications 110, 1933). – Ström: L. Ein mythologisches Pro­ blem, Göteborg 1956. – Dumézil: L., Darmstadt 1959. – Rooth, L. in Scandinavian Mythology, Lund 1961. – Drobin: Myth and Epical Motifs in the L.-Research (Temenos 3, 1968). – de Vries: Altgerman. Reli­ gionsgeschichte, Berlin 31970. – ER 9. – Simek: Lexikon der german. Mytho­ logie, Stuttgart 32006.

Loki mit Fischernetz; Illustration, um 1760

Lorelei, alte Ortsbezeichnung für einen am Rhein bei St. Goarshausen aufragenden Felsen, durch den Clemens

Lowa 284 Brentano zu der Phantasiegestalt »Die Lore Lay« (Ballade, 1801) angeregt wurde. Die die Schiffer ins Verderben ziehende Wasserfrau wurde durch Heinrich Heines Gedicht (1827) volkstümlich; bei französ. Dichtern erscheint sie als Fée du Rhin. Der Name bedeutet so viel wie ›Geisterfelsen‹ und ist sprachlich mit mittelhochdt. lure (›Hinterlistiger‹) verwandt. Ehrenzeller-Favre: L. Entstehung und Wandlung einer Sage (Diss.), Zürich 1948. – Arend: Die L. – Entwicklung einer literarischen Gestalt zu einem internationalen Mythos (Hermes/Hirschen/Meißner [Hg.]: Gender und Interkulturalität), Tübingen 2003. – Frenzel: Stoffe der Weltliteratur Stuttgart 102005.

Lowa, Schöpfergott bei den Bewohnern der Marshall-­ Inseln (Mikronesien); er erschuf die Inseln durch sein magisches Summen, die ersten Menschen kamen aus einer Blutblase an seinem Bein hervor. Lowalangi (Lowalani), bei den Bewohnern der Insel Nias (West-Indonesien) der Gott der Oberwelt und die Quelle alles Guten; sein älterer Bruder und Gegenspieler ist → Lature Danö. Das Brüderpaar steht sich zwar antagonistisch gegenüber; beide ergänzen sich jedoch zu einer göttlichen Einheit, die man sich in der Göttin

→ Silewe Nazarata vorzustellen hat. L. ist der Herr über Leben und Tod, er ist allgegenwärtig und allwissend. Er gilt gelegentlich als Schöpfer der Menschen, nicht jedoch der Welt, die von einer Urmutter bzw. einem Ur wesen geschaffen wurde. L.s Name erscheint in Bittgebeten und in Schwüren. Hahn, Nashornvogel und Adler sind ihm heilig; er ist der Sonne und dem Licht zugehörig. (→ Sirao) Möller: Beitrag zur Beleuchtung des religiösen Lebens der Niasser (Interna­ tionales Archiv für Ethnographie  32, 1934). – Suzuki: Critical survey of studies on the anthropology of Nias, ’s-Gravenhage 1958. – Suzuki: The religious system and culture of Nias, ’sGravenhage 1959.

Lucína, altitalische Geburtsgöttin, deren Hain auf dem Cispius lag. Ihr Name ging auf → Juno in ihrer Funktion als Frauengöttin über. DNP 7.

Lü Dong-bin (Lü Tung-pin, auch Lü-yen genannt), einer der ›Acht Unsterblichen‹ (→ Ba-xian). Zahlreiche Wundertaten werden von ihm berichtet. Er gilt als Schutzpatron der Friseure. Sein Attribut ist ein dämonentötendes Schwert. Katz: Images of the immortal: the cult of L. at the palace of Eternal Joy, Honolulu 1999.

285 Lug (Lugus), keltischer Gott, nach ihm ist der alte Hauptort Galliens Lugdunum (Lyon) benannt. Seine Funktionen lassen einen magisch-kriegerischen Aspekt erkennen; sein Heil lässt er nicht nur den Kriegern, sondern auch den Dichtern und Zauberern zukommen. Als Tier ist ihm der Rabe verbunden. Unter den gallischen Göttern nimmt er eine dominierende Stellung ein; sein Name wird unterschiedlich erklärt, wahrscheinlich bedeutet er ›der Leuchtende‹, ›der Lichte‹ und ist wurzelverwandt mit griech. leukos (›weiß‹) und latein. lux (›Licht‹). Manches spricht dafür, dass er dieselbe Gottheit ist, die Caesar als (gallischen) → Mercurius bezeichnet hat. In der irischen Überlieferung wird L. auch Lamfada (›mit der langen Hand‹) genannt; man wollte darin – in Art der naturmythologischen Spekulation – die Strahlen der Sonne erkennen ähnlich wie in seinem Speer den Blitz. Der irische Beiname Samildanach (›der Alleskönner‹) lässt ihn als Meister des Handwerks und der Künste erscheinen. In der mythischen Schlacht der Götter gegen die → Fomore spielt er eine entscheidende Rolle. Eine besondere Beziehung hatte L. zur Erdgöttin → Tailtiu.

Lupércus In althispan. Inschriften findet sich der Gott unter dem Namen Lugones oder Lugui. MacKillop: A dictionary of Celtic Mythology, Oxford 22004. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006

Lugalbanda, ein vergöttlichter Kö­nig der sumer. Stadt Uruk; er gehört zu den Unterweltsgöttern. In den GilgameschDichtungen werden L. und die Göttin → Ninsun als Eltern des → Gilgamesch genannt. RLA 7.

Lugeiläng → Olifat Lúna (latein. ›Mond‹), röm. Mondgöttin, ihr Haupttempel lag auf dem Aventin. Sie wurde der griech. → Selene* gleichgesetzt und nahm wie diese auch Züge der → Hekate* an. Wie der Sonnengott → Sol galt sie im Zirkus als besondere Schutzgottheit der Wagenlenker. DNP 7.

Lung-wang (chines. ›Drachenkönig‹), in den Taoismus übernommene mythische Gestalt, die im Auftrag des Himmlischen ›Ehrwürdigen des Uranfangs‹ (→ Yuan-shih Tian-zun) für Regen und Bestattung der Verstorbenen zuständig ist. Lupércus (latein. ›Wolfsabwehrer‹ oder ›Wolfswesen‹), röm. Gott, mit dem das altröm.

Lur 286 Fest der Luperealien (15.  Februar) in Zusammenhang gebracht wurde. Umstritten ist, inwieweit die schon in der Antike erfolgte Gleichsetzung des L. mit → Faunus berechtigt ist. DNP 7. – Wiseman: The God of the Lupercal (Unwritten Rome), Exeter 2008.

Lur, baskisches Wort für die ›Erde‹ und Name der Erdgöttin; sie gilt als Mutter der Sonne (→ Ekhi) und des Mondes (→ Ilazki). Eine pyrenäische Erdgottheit zur Römerzeit hieß Lurgorr, d.h. ›rote Erde‹.

Neuen Testament auch zur Bezeichnung Christi dient, z.B. in der Apokalypse 22,16. Vollenweider: L. – Herrlichkeit und Sturz des Lichtengels (Jahrbuch für bi­ blische Theologie 26, 2001). – Bocian: Lexikon der biblischen Personen, Stuttgart 22004. → Satan.

Lykurgos, griech. Name eines in Nordarabien verehrten Gottes; vielleicht war er zunächst ein syrischer Gott, der den Anbau fruchttragender Bäume fördern sollte.

Lu-xing → San-xing Luzifer (latein. lucifer = ›Lichtbringer‹), im Christentum ein Name für den Teufel; er geht auf Jesaias (14,12) zurück, wo die Höllenfahrt des Königs von Babel mit dem Sturz des strahlenden Morgensterns (hebräisch Helal) verglichen wird. Von den Kirchenvätern wurde der Name L. auf → Satan übertragen – in Anlehnung an Lukas 10,18, wonach Satan wie ein Blitz vom Himmel fällt. Einige gnostische Gruppen betrachteten L. als eigene göttliche Kraft oder als den ›erstgeborenen Sohn Gottes‹. Meist wird übersehen, dass L. als antiker Name für den Morgenstern (→ Phosphoros) im

M Ma, altkleinasiat. (kappadokische) Erd- und Muttergöttin, eine Personifikation der fruchtbaren Natur, verschiedentlich in die Gestalt der →  Kybele überwechselnd. Ekstatische  Tän­ze und blutige Riten gehörten zu ihrem Kult. In ihrem kriegerischen Charakter wurde sie von den röm. Soldaten der Göttin → Bellona gleichgesetzt. DNP 7.

Maahiset (›Erdbewohner‹), zwergenhafte, unter der Erde wohnende Wesen im finnischen Volksglauben; sie werden auch Maanalaiset (›Unterirdische‹) genannt und überneh-

287 men die Rolle von Erdgeistern, die vielerorts Gegenstand der Verehrung sind, verkörpern sie doch die segenspendende, in manchem aber auch bedrohliche Kraft der Erde. Honko: M. (Finnische Mythologie, WdM 2). – Virtanen/DuBois: Fin­ nish Folkore, Helsinki 2000.

Maat, bei den alten Ägyptern Personifikation der Weltordnung; sie verkörpert die Begriffe ›Recht‹, ›Wahrheit‹ und ›Gesetzmäßigkeit‹. M. gilt als Tochter des Weltschöpfers → Re*. Sie gleicht fast einer welterhaltenden Substanz, von der alle Dinge leben; selbst die Götter ›leben von M.‹, wie es in einem Sargtext heißt. Der Pharao ist der ›Geliebte der M., der in seinen Gesetzen in ihr lebt‹. Richterliche Vernehmungen fanden mit Vorliebe an Kultstätten der Göttin statt; die Richter galten als ihre Priester. Auf Abbildungen trägt M. eine Straußenfeder auf ihrem Kopf. Westendorf: M., die Führerin des Son­ nenlichtes in der Architektur (ZÄS 97, 1972). – LÄ 3. – Assmann: M.: Ge­ rechtigkeit und Unsterblichkeit im Al­ ten Ägypten, München 22006.

Mac Gréine (Ceathur mac Gréine), irischer Gott, der die königliche Funktion innehat und mit Mac Cuill, dem Krieger, und Mac Cecht, dem

Mafdet ›Sohn der Pflugschar‹, eine Dreiheit bildet. Der Name M. bedeutet ›Sohn der Sonne‹, seine Gattin ist → Eriu. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Macha(s), in der alten irischen Religion eine Gruppe von drei Göttinnen mit verschiedenen Funktionen in den Bereichen der Mütterlichkeit, des Ackerbaus und des Krieges. MacKillop: A dictionary of Celtic Mythology, Oxford 22004.

Macha; Illustration von Stephen Reid, um 1904

Mafdet, altägypt. Göttin in Gestalt eines katzenartigen Raubtiers (Gepard?); ihr obliegt die strafende Gewalt, oft wird sie zusammen mit einem

Magni und Modi 288 Hinrichtungsgerät gezeigt. Als Feind der gefährlichen Schlangen kann sie den Menschen, besonders auch den Toten auf ihrem Weg durch die dunkle Unterwelt, behilflich sein. Westendorf: Die Pantherkatze M. (ZDMG 118, 1968). – LdÄR.

Magni und Modi, die Söhne von → Thor*; indem ihre Namen ›der Starke‹ bzw. ›der Zornige‹ bedeuten, sind sie eigentlich Personifikationen zweier hervorstechender Eigenschaften des german. Donnergottes. Die beiden überleben den Weltuntergang und sind Erben von Thors Hammer Mjölnir. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Māh, das persische Wort bezeichnet den Mond wie auch den Mondgott. Er bildet den Ursprung des Rindes, des in der iran. Religion und Mythologie wichtigsten Tieres. Auf Kushan-Münzen erscheint der Mondgott in Mantel, Rock und Hosen, aus seinen Schultern schauen die Enden der Mondsichel heraus. Schlerath/v. Gail: M. (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4).

Mahābodhisattvas, die Gruppe der Acht großen → Bodhisattvas, die besonders in den tibetischen Totenbüchern

eine wichtige Rolle spielen. Sie erfüllen im Bardo, dem Zwischenzustand nach dem Tod, die Aufgabe der Wandlung des Bewusstseins und helfen so den Menschen auf dem Weg zur Erleuchtung. Im Mandala ist jedem M. eine Himmelsrichtung zugeordnet; jeder von ihnen überwacht einen Kommunikationsbereich: der weiße →  Kshitigarbha im Osten das Sehen, der ›wolkenfarbene‹, d.h. weißgelbe → Maitreya im Südosten das Hören, der ›topasfarbene‹ → Samantabhadra im Nordwesten das Riechen, der gelbe → Ākāshagarbha im Süden den Geschmack, der rote → Avalokiteshvara* im Westen das Körperbewusstsein, der safrangelbe →  Mañ­ jushri* im Nordosten das Denkbewusstsein, der rotgelbe Nivaranavishkambhin im Südwesten das Universalbewusstsein und der ›turmalingrüne‹ → Vajrapāni* im Norden das Gesamtbewusstsein. Lauf: Geheimlehren tibetischer Toten­ bücher, Braunschweig 41994.

Mahadeo (altindisch Mahade­ va, ›großer Gott‹), vom Vedismus/Hinduismus über­ nom­ mener Name für den Hauptgott einiger drawidischer ­Völker in Indien, so der Gond und der Baiga.

289 Hermann: Die religiös-magische Welt­ anschauung der Primitivstämme In­ diens 2, Wiesbaden 1966.

Mahākāla (›der große Schwarze‹), buddhist. Gott, der einerseits an den hinduist. → Shiva* erinnert (so mit den Attributen Dreizack und Schädelschale), andererseits ein Gott des Reichtums ist. Seine Hauptform ist zweiarmig, dreiäugig, mit einem Tigerfell und der aus acht Schlangen gebildeten heiligen Schnur. Als grimmige Gottheit soll er die Feinde der buddhist. Lehre (dharma) vernichten. Oft steht er auf einem → Preta oder er trampelt auf dem elefantenköpfigen → Ganesha* herum. Im Lamaismus ist er ein Hauptschutzgott und tritt in einer sechsarmigen Form auf, mGon-po genannt. Auch in der Mongolei wird er als mächtiger Beschützer verehrt, in der Form Panjara-M. besonders als Hüter des Zeltes oder der Jurte; panjara bedeutet ›Käfig‹ und meint das Zeltgestänge. Tucci/Heissig: Die Religionen Tibets und der Mongolei, Stuttgart 1970. – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001.

Mahālakshmi, bei verschiedenen Sekten des Tantrismus die höchste (weiblich gedachte) Gottheit, die als → Durga und

Mahaprabhu → Kāli* eine Verkörperung der großen Muttergottheit ist. Bei den seltenen Darstellungen trägt sie meist eine Frucht, den von → Shiva* entlehnten Dreizack und die zu → Vishnu* gehörende Keule. Mahāmāya, eine viergesichtige Form des buddhist. Gottes →  Vajradāka; in dunkelblau und mit Asche beschmiert, ist er von schrecklichem Aussehen. Seine Haare streben flammengleich nach oben; in den vier Händen hält er als Attribute Schädeldecke, Pfeil, Keule und Bogen. Mahāmāyūrī (›Großes Pfauen­ weibchen‹), zur Gruppe der →  Pañcaraksha gehörende buddhist. Göttin, die eine magische Schutzformel (gegen alles Gift) verkörpert. Sie kommt in einer gelben und in einer grünen Form vor, kann acht- oder sechsarmig sein. Bei Mandala-Darstellungen wird ihr der Norden zugeordnet. Ein ständiges Attribut ist die Pfauenfeder; als Feind der Schlangen wird der Pfau solar gedeutet. Bhattacharyya: The four-handed ­image of M. (Journal of the Asiatic So­ ciety 6, 1966).

Mahaprabhu (altindisch Ma­ hā­ prabhu, ›großer Herr‹),

Māhapratisarā 290 Hauptgott der in Odisha (Indien) lebenden Bondo. Im Urbeginn, als es noch keine Welt gab, schluckte eine Schildkröte seinen Speichel, wurde davon schwanger und gebar ein Mädchen. Als dieses erwachsen war, wurde es von M. getötet und aus seinem Blut die Erde, aus seinem linken Auge der Mond und aus dem rechten Auge die Sonne gebildet. Māhapratisarā → Pañ­ca­rak­ shā Mahapurub, bei den in Zentralindien lebenden Muria der Hauptgott. In der Urzeit gab es außer ihm nur noch eine auf dem Wasser sitzende schwangere Frau namens Kaitab, in deren Bauch die Erde war. M. machte aus dem Schmutz von seiner Stirn einen Mann, der Kaitab tötete; ihr Fleisch wurde zu Erde, ihre Knochen zu Felsen. Mit neun Haaren von seinem rechten Bein befestigte M. die neun Ecken der Welt. Mahāsthāmaprāpta (›der  gro­ ße Kraft erlangt hat‹), ein →  Bodhisattva, der in Indien keine Popularität erlangt hat, dafür umso mehr in China, hier in weiblicher Gestalt unter dem Namen → Da-shi-zhi, und der auch in Indonesien verehrt wird.

Mahatala (Mahatara), neben seinem Bruder → Jata die höchste Gottheit der NgajuDayak in Kalimantan-Tengah (Indonesien). Er ist der Weltenherrscher und regiert in der Oberwelt. Als Ergebnis des ›Heiligen Streits zwischen Oberund Unterwelt‹ vollenden die beiden Brüder die Schöpfung, die von ihren urzeitlichen Vorfahren begonnen wurde. Sie zerstören dabei den Weltenund Lebensbaum, aus dessen Trümmern u. a. die Stammeltern der Menschheit entstehen. Mahatala erscheint den Ngaju als Nashornvogel und wird in dieser Gestalt von ihnen verehrt. Als sein Emblem gilt auch die Sonne. Schäfer: Die Gottesidee der Ngadju Dajak in Süd-Borneo, Leiden 1946. – Schärer: Der Totenkult der Ngadju Dajak, ’s-Gravenhage 1966. – Zimmermann: Studien zur Religion der Ngadju-Dajak (Ethnologica 4, 1968). – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976. – Schiller: Religion and identity in central Kalimantan: the case of the Ngaju Dayaks (Winzeler: Indigenous peoples and the state), New Haven 1997.

Mahāvīra (altindisch ›der gro­ ße Held‹), Ehrenname des Vardhamāna; er ist der letzte → Tirthamkara der heutigen Weltperiode. Nach zwölf qualvollen Jahren erlangte er die Allwissenheit und wurde

291

Mahr

zum Heilskünder. Selbst die Götter huldigen ihm. Nach seinem zweiten Ehrennamen Jina (›Überwinder‹) wurde die von ihm gestiftete Religion Jinismus genannt. Sein Symbol ist der Löwe. Die Begleitgottheiten (→ Shasana-deva) sind Mātanga mit dem Attribut Elefant und Siddhāyikā mit einer Gans.

Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Keilhauer: Die Bild­ sprache des H ­ induismus, Köln 31990.

Deleu: M. (Die Mythologie des Jinis­ mus, WdM 5). – Jain: Lord M. and his times, ND Delhi 1991. – Mette (Übers.): Die Erlösungslehre der Jai­ na: Legenden, Parabeln, Erzählungen, Berlin 2010.

Keilhauer: Die Bildsprache des Hindu­ ismus, Köln 31990.

Mahes (›wildblickender Lö­ we‹), im alten Ägypten, besonders im Nildelta, verehrter, löwengestaltiger Gott in solarer Funktion. Er repräsentiert die verzehrenden Kräfte der sengenden Himmelsglut und hat den Beinamen ›Herr des Gemetzels‹. Bei griech. Schriftstellern findet er sich in der Namensform Miysis oder Mios. LdÄR.

Maheshvari, die Partnerin (→ Shak­ti) des indischen Gottes → Shiva*; als solche ist ihr der Stier zugeordnet, in den Händen hält sie die shivaitischen Embleme wie Sanduhrtrommel, Dreizack und Schlange. M. gehört auch der Gruppe der → Matrikas an.

Mahisha, indischer Dämon (→ Asura), der im Kampf gegen das Götterheer → Indras verschiedene Gestalten annahm, zuletzt die eines Büffels (Symbol des Todes); schließlich wurde er von der Göttin → Durga besiegt.

Mahoragas → Hachibushu Mahr (polnisch Mora, bulgar. Morava), den Slawen und Germanen gemeinsames Wort für ein dämonisches Wesen ähnlich den Alben (→ Alp*). Schon das altisländ. Geschichtswerk Heimskringla berichtet von einem König, der von einer mara im Schlaf zu Tode gedrückt wurde. Tschechen und Serbokroaten glauben, dass der M. die Seele eines lebenden Menschen sei, die nachts in Gestalt eines Falters den Körper verlässt und anderen Menschen das Blut aussaugt, darin dem → Vampir ähnlich. M.e können auch als Haar oder Strohhalm erscheinen. Schneeweis: Grundriß des Volksglau­ bens und Volksbrauchs der Serbokroa­ ten, Celje 1935. – Reiter: M. (My­ thologie der alten Slaven, WdM 2). – Arrowsmith: Die Welt der Naturgeis­

Mahrem 292 ter, Frankfurt/Main 1984. – Váňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992.

Mahrem, Hauptgott im aksumitischen (altäthiop.) Reich, dessen Könige sich vor der Christianisierung ›Sohn des M.‹ nannten. Der Gott hatte eine kriegerische Funktion und vielleicht auch lunare Bedeutung. Munro-Hay: Aksum. An African Ci­ vilisation of Late Antiquity, Edinburg 1991.

Mahuike, polynes. Gott des Feuers und der Erdbeben, bald männlich, bald weiblich gedacht. Craig: Handbook of Polynesian My­ thology, Santa Barbara 2005.

Maia (1), griech. ›Mütterchen‹, zunächst vielleicht eine in vorgriech. Zeit zurückreichende Erdgöttin. Im Mythos ist sie eine Bergnymphe und gehört zu den Pleiaden; auf dem arkadischen Berg Kyllene vermählt sie sich mit → Zeus* und wird Mutter des → Hermes*. DNP 7.

Maia (2), altröm. Göttin des Wachstums, Kultgenossin des → Vulcanus. Umstritten ist, ob der Monatsname Mai von ihr oder von Jupiter Maius abzuleiten ist. DNP 7.

Maidere → Ülgen Maira (auch M. monan), mythischer Kulturheros der Tupinambá und einiger heutiger Tupí-Stämme Brasiliens. Er schuf Teile der Welt und konnte Dinge nach seinem Belieben verwandeln. Er wird als großer Medizinmann (Schamane) beschrieben und hat die Menschen den Bodenbau und die Gesetze gelehrt. Gleichwohl wurde er nicht verehrt, war also keine Gottheit, jedoch ist M. wohl ein Synonym für den mythischen Großvater Tamoi der alten Ost-Tupí. Hier sind Spuren eines an ihn gerichteten Kultes vorhanden. Wagley/Galvão: The Tenetehara In­ dians of Brazil, New York 1949). – Huxley: Affable Savages. An Anthro­ pologist among the Urubu Indians of Brazil, London 21963.

Maitreya (Sanskrit ›der Gütige‹, in Pali: Metteyya), Name des zukünftigen (fünften) → Buddha*, der erneut den Weg zum Nirvana zeigen wird und gegenwärtig noch als → Bodhisattva im Tushita-Himmel lebt. Nach seiner Erleuchtung wird er ein von → Gautama gewirktes Goldkleid erhalten. Ikonographische Kennzeichen sind eine (auf den Bodhi-Baum hindeutende) weiße Blüte und ein kleiner Stupa in seinem

293

Makemake

Kopfschmuck. Beliebt ist seine Darstellung zusammen mit den Buddhas → Dipamkara und Gautama. In China hat der kommende Buddha den Namen → Mi-lo-fo, in Tibet heißt er Byams-pa, in Japan Miroku. In der Mongolei gilt der höchs­ te Würdenträger mit dem Titel Maidari Hutuktu als Inkarnation M.s. Bei den Singhalesen (Sri Lanka) ist es einer der am weitesten verbreiteten Wünsche religiösen Strebens, in einer späteren Existenz dem zukünftigen Buddha, genannt Maitri, zu begegnen, seiner Lehre zu folgen und damit Erlösung zu erlangen. Ikonographische Besonderheit gegenüber den anderen Buddha-Darstellungen ist, dass beide Füße M.s auf dem Boden aufgesetzt sind: symbolische Andeutung seiner Bereitschaft, sich zu gegebener Zeit von seinem Sitz zu erheben und in die Welt zu kommen.

hofften die Bauern durch Gebete und Opfer sein Wohlwollen zu erlangen und damit das Wohlergehen des Hauses und seiner Bewohner zu sichern.

Abegg: Der Messiasglaube in Indien und Iran, Berlin 1928. – Abegg: Der Buddha M. (Bulletin de la Société Suisse des Amis de l’Extreme Orient 7, 1945). – Grönbold: M. (Die Mytho­ logie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Kim: The future Buddha M.; an iconological study, New Delhi 1995. – Sponberg/Hardacre (Hg.): M., the future Buddha, Cambridge 2010.

Felbermayer: Sagen und Überlieferun­ gen der Osterinsel, Nürnberg 1971.

Mājas gars, Hausgeist bei den Letten; bis in das 19. Jh. hinein

Maju, göttlicher Geist der Basken, Gemahl der → Mari; wenn sich beide begegnen, bricht ein furchtbares Unwetter aus. M. erscheint öfters in Schlangengestalt. Maké → Wunekau Makemake, wichtigster Gott der Osterinsel (Polynesien); er ist Meergott, sein heiliges Tier ist die Seeschwalbe. V.a. gilt er als Schöpfer der ersten Menschen, indem er Erde in eine runde Form tat, mit der Hand ein Loch formte und dann hineinblies. Weiter gilt er als Verleiher der Fruchtbarkeit bei Tieren und Pflanzen. Die berühmten Steinfiguren der Osterinsel gehören zu ­seinem Kult.

Makemake; Felsbild von der Oster­ insel

Māl 294 – Craig: Handbook of Polynesian My­ thology, Santa Barbara 2005.

Māl, alter drawidischer Hirtengott (Indien). Sein Name bedeutet ›der Dunkle‹ oder ›der Große‹. Seine Haut war dunkelblau; als Waffen hatte er Muschel, Diskus, Keule, Bogen und Schwert. Unter den Pflanzen war ihm der BanyanBaum heilig. In späterer Zeit wurde M. (oder Tiromāl) mit → Krishna gleichgesetzt. Zvelebil: M. (Mythologie der Tamilen und anderer drawidisch sprechender Völker, WdM 5). – Inukonda: South India: regions, cultures, and sagas, New Delhi 2004.

Malakbēl, in Palmyra (Nord­ arabien) verehrter Sonnengott, der auch Züge eines jugendlichen Vegetationsgottes aufweist. Sein Symboltier ist der Adler. M. wurde öfters zusammen mit dem Mondgott →  Aglibol dargestellt, manch-

Trias des Baal-Schamem (Mitte), links Aglibol, rechts Malakbel; aus Bir Wereb bei Palmyra, ca. 50 n. Chr.

mal auch mit der Göttin → Allat. Ein Altar zeigt den Gott in vier verschiedenen Stadien (des Tages), als erstes die Geburt aus einer Zypresse. Teixidor: The Pantheon of Palmyra, Leiden 1979. – Dirven: The Pal­ myrenes of Dura-Europos: a study of religious interaction in Roman Syria, Leiden 1999.

Malik (Malka), vorislam. Gott in Nordarabien; der Name bedeutet so viel wie ›König‹ und findet sich bei anderen semitischen Völkern als Gottesbezeichnung. Malsumis → Kluskap Malvisien, zur Römerzeit am Niederrhein verehrte weibliche Fruchtbarkeitsgottheiten; sie er­scheinen in Verbindung mit dem Wald- und Bauerngott → Silvanus. Mama (auch Mami), zunächst Lallname für ›Mutter‹, dann Name einer altmesopotam. Muttergöttin, die maßgeblich bei der Erschaffung des Menschen aus Lehm und Blut beteiligt war. Im Akkadischen findet sich der Beiname ›Hebamme‹. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Mamitu (Mammitu, Mammetu), ursprünglich eine akkadi-

295 sche (altmesopotam.) Göttin des Eides, dann Richterin in der Unterwelt und Gemahlin → Nergals. In einer Unterweltsvision wird sie als ziegenköpfig charakterisiert. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Mammon (aramäisch mamon = ›Besitz‹, ›Vermögen‹), im Neuen Testament der Reichtum unter dem Aspekt des unrechten Gewinns (Lukas 16, 9.11.13): Der Mensch kann nicht Gott dienen und zugleich dem M. Letzterer ist die Personifikation des Reichtums, der Götze des Goldes. Als Mamonas begeg­ net er in byzantin. Zauberbüchern. In der mittelalterlichen Scholastik und bei Agrippa von Nettesheim wird er unter die Teufel eingestuft. Frick: Das Reich Satans und die Sata­ nisten 1, Graz 1982. – Weiß: M.: eine Motivgeschichte zur Religiosität des Geldes, Saarbrücken 2012.

Ma-mo, in der tibetischen Religion eine Gruppe von acht weiblichen Dämonen mit Zottelhaar und schwarzer Hautfarbe. Sie sind die Herrinnen des Eides und bringen Unglück über die Menschen, wenn diese die Opfergelübde brechen. Unter den Tieren stehen ihnen besonders die Esel nahe. Im Gefolge von Che-mchog

Manannan →  Heruka bezeichnen sie die acht Arten des Bewusstseins. Neumaier: Mātarak und M. Studien zur Mythologie des Lamaismus, München 1966.

Mänäbusch, in verschiedenen mythischen Versionen der nordamerikan. Menomini (Wisconsin) eine Art Heilbringer; der Name bedeutet ›Großes Kaninchen‹. Er erfand das Ballspiel (auch → Kineu) und bekämpfte die bösen Anamaqkius. M. ist der Enkel bzw. der Sohn der Erdmutter und kam unter einer Schüssel auf die Welt. Bei anderen Stämmen findet er sich in der Namensform Manibozo, Manabuzo oder Nena-bu-schu und kann den Aspekt eines Tricksters aufweisen. Champrey: Legends of Nena-BooShoo, the trickster (Michigan Histo­ ry Magazine 19, 1935). – Helbig: Manabozho: Trickster, Guide and Alter Ego (Michigan Academician  7, 1975). – Bierhorst: Die Mytholo­ gie der Indianer Nordamerikas, ND München 1997.

Manannan, als Sohn des irischen Gottes → Lir mit der Funktion eines Meergottes betraut. Zu seinen Fähigkeiten gehört das Voraussagen des guten oder des schlechten Wetters. M. gehört zu den Führern der → Tuatha Dé Danann, die er durch seinen Zaubergesang

Mānā rābbā 296 unsichtbar machen kann. Sein Name hängt mit der Isle of Man zusammen und bedeutet ›Bewohner der Insel Man‹. Er ist auch Herrscher über das Land der Glückseligen (Tir Tairngire). In Wales tritt – unter dem Namen Manawyddan – der maritime Aspekt fast ganz zurück; der Gott tritt als tüchtiger Landmann und als geschickter Schuhmacher auf. Spaan: The Place of M. Mac Lir in Irish Mythology (Folklore 76, 1965). – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – Markale: Die Druiden. Gesellschaft und Götter der Kelten, Darmstadt 2005.

Mānā rābbā, höchstes göttliches Wesen bei den Mandäern, auch in der Form Mara drabuta (›Herr der Größe‹). Der große Mānā (wörtlich ›Gefäß‹) ruft das Erste Leben ins Dasein; diese erste Emanation wird in einem bestimmten theologischen System als identisch mit dem ›König des Lichts‹ (Malka dnhura) betrachtet. Aus Mānā kommt auch der Erlöser → Manda d-Hiia hervor. Widengren: Der Mandäismus, Darmstadt 1982.

Mānasa, indische Schlangengöttin mit Fruchtbarkeitscharakter. Sie wird besonders in Bengalen verehrt, wo sie zum Schutz vor Schlangenbiss ange-

rufen wird. Ihr Reittier (vāhana = ›Fahrzeug‹) ist eine große Schlange. Im Buddhismus entspricht ihr → Jānguli. Dimock: M., the goddess of snakes (Myths and symbols. In honor of M. Eliade), Chicago 1969.

Manāt, altarab. Göttin, eine der drei sog. ›Töchter Allahs‹. Ihr Hauptidol war in der Gegend zwischen Mekka und Medina aufgestellt. Das Theonym bedeutet ›Schicksal‹; in der hellenist.-arab. Kontaktzone wurde sie deshalb als → Tyche oder → Nemesis aufgefasst; man wollte in ihr auch eine besondere Form der → Allat erblicken. Bei den Nabatäern und in Palmyra findet sie sich in der Namensform Manāwat. Klinke-Rosenberger (Übers.): Das Kitâb al-aṣnâm des Ibn al-Kalbî, Winterthur 1942. – Maier: KoranLexikon, Stuttgart 2001. – Wellhausen: Reste arab. Heidentums, ND Saarbrücken 2007.

Manco Capac, im Inka-Reich der aus einer Höhle hervorgekommene Sohn des Sonnengottes → Inti, der den Menschen die Kultur brachte und der erste Inka-König wurde. Cobo: History of the Inca empire, Austin 1979.

Manda, in Indien der göttliche Regent des Planeten Sa-

297

Manen Mandah (Mundih) bezeichnet eine vorislam. Kategorie von Göttern, deren primäre Funktion mit der Bewässerung zusammenhängt, die aber auch unter dem Aspekt von Schutzgottheiten auftreten. Die Bezeichnung ›M.‹ kann auch mit dem Namen eines einzelnen Gottes verbunden werden, so z.B. bei → Attar. Jettmar: Die vorislam. Religionen Mit­ telasiens, Stuttgart 2003.

Manco Capac; Zeichnung, um 1600

turn, auch Shani genannt. Er gilt als alt, hässlich und lahm und fährt in einem von acht scheckigen Rossen gezogenen eisernen Wagen oder reitet auf einem schwarzen Vogel (Geier oder Rabe).

Mandulis (Merulis), nubischer Gott, der im ägypt. Philae einen Filialkult hatte. Noch in röm. Zeit wird er als Himmelsherr und Sonnengott gepriesen; letztere Bedeutung hat er auch, wenn er – ähnlich wie → Horus* – als Kind (= Morgensonne) dargestellt wird. LdÄR.

Manda d-Hiia (Manda d’Hayyē = ›die Kenntnis des Lebens‹), Gott der Mandäer, seinem Namen nach personifiziert er geradezu die mandäi­ sche Lehre, und da diese die Erlösung zum Hauptinhalt hat, ist er auch Erlöser. Er ist der große Arzt, der durch die Taufe mit Wasser die Seelen zum Aufstieg in den Glanzhimmel befähigt.

Manen (latein. Di Manes, ›die guten Götter‹), bei den Römern die Seelen der Abgeschiedenen, die man sich als in der Unterwelt waltende Gottheiten dachte und zu deren Verehrung das Fest der Parentalien gefeiert wurde. In der Kaiserzeit wurde auf Grabsteinen vor den Namen des Verstorbenen oft die Formel Dis Manibus sacrum (abgekürzt DM) gesetzt, d.h. er wurde den M. geweiht.

Widengren: Der Mandäismus, Darmstadt 1982. – ER 9.

Börner: Ahnenkult und Ahnenglaube im alten Rom, Leipzig 1943. – Otto:

Mangala 298 Die M. oder von den Urformen des Totenglaubens, Darmstadt 1983. – DNP 7.

Mangala, indischer Sterngott, Beherrscher und Repräsentant des Planeten Mars, als dessen Schutzgott er mit → Skanda zusammenfällt. Mangalabulan Guru



Batara

Mangossi, das höchste Wesen bei den Papua auf West-Neuguinea. Zu ihm kommen die Toten und werden mit Speise und Trank versehen. Seine Gattin ist → Bimbajo. Bartle: Death, witchcraft and the spirit world in the highlands of Papua New Guinea, Goroka 2005.

Mani, nach nordgerman. Überlieferung der Mond(gott), Sohn von Mundilferi (in dem vielleicht der alte Mond zu erkennen ist) und Bruder der Sonne (→ Sol, 2). M. lenkt das Mondgefährt am Himmel. Beim Weltuntergang wird der Mond von einem Wolf verschlungen. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Manitu (auch Manito), bei den nordamerikan. Algonkin Name einer allen Dingen innewohnenden, unpersönlichen Macht. Bei einzelnen Stäm-

men (so den Lenape) auch Bezeichnung für das höchste Wesen, den Großen Geist, den Häuptling aller anderen Götter, die seine von ihm ernannten Vertreter (manitowuk) sind. Bei den Cree und Ojibwe sitzt Kitschi manido (›das Große Manido‹) im hellen Himmel und lächelt bei heiterem Wetter auf die Erde herab. Bei den Naskapi (Labrador) wurde die Bezeichnung ›Tsche mentu‹ auf den christl. Gott übertragen. Müller: Die Religionen der Wald­ landindianer Nordamerikas, Berlin 1956. – Basil: Und M. erschuf die Welt: Mythen und Visionen der Ojib­ wa, Köln 41992. – Bierhorst: Mytho­ logy of the Lenape, Tuscon 1995.

Mañjugosha (Sanskrit ›liebliche Stimme‹), besonders in Nepal und Bengalen verehrte Form des Bodhisattva → Mañ­ jushri*: einköpfig, zweiarmig, goldgelb oder safranrot. Er reitet auf einem Löwen oder sitzt auf einem Löwenthron. Öfters wird er – wie auch Mañjushri – von zwei Lotosblumen in Kopfhöhe eingerahmt, auf der rechten ragt das Schwert empor, auf der linken liegt das Buch der transzendenten Weisheit. Mañjushri (Sanskrit ›lieblicher Prinz‹), einer der beliebtesten  → Bodhisattvas, Patron der Weisheit (prajñā), der auch

299

Manu (tibetisch: Jam-dpal-dbyangs) safrangelb und hält die blaue Utpala-Blüte in den Händen. In Japan wird er unter dem Namen → Monju verehrt. Grönbold: M. (Die Mythologie des in­ dischen Buddhismus, WdM 5). – Getty: The Gods of Northern Buddhism, New York 1988. – Ranchan: M.: Tibetan Buddha, Delhi 1992.

Mañjushri; 9. Jh.

indische

Steinskulptur,

seinen Anhängern Wissen und Beredsamkeit verleiht. Mit ihm fängt das Jahr an, dessen erster Tag ihm geweiht ist. M. gilt auch als himmlischer Architekt, nach dessen Eingebung die irdischen Baumeis­ ter ihre Tempel errichten. Seine Hauptattribute sind das Schwert des Wissens, das Buch prajñā pāramitā und die Lotosblume. Ikonographisch kann er in 14 verschiedenen Formen erscheinen, so z.B. als → Arapacana, → Mañjugosha und → Dharmadhātuvāgishvara. Dem chines. Buddhismus galt der Kaiser als Inkarnation M.s (chines. Wen-shu). In tibetischen Totenbüchern ist M.

Mannus, bei den (West-)Germanen der aus → Tuisto entsprungene Urmensch, dessen drei Söhne die Stammväter der Ingvaeonen, Herminonen und Istvaeonen wurden. Der Stammvater der Ingvaeonen dürfte mit → Ing identisch sein, der der Herminonen mit → Irmin und der der Istvaeonen dürfte mit der Verehrung Wodans (→ Odin*) in Verbindung stehen. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Mantus, etrusk. Unterweltsgott, nach dem – laut röm. Überlieferung – die Stadt Mantua benannt worden sein soll. Manu, bei Indern und Iranern der Stammvater der Menschen. Im Altindischen ist er Sohn des → Vivasvat oder des → Sūrya*. Während der Sintflut wurde er durch einen Fisch (→ Matsya*) gerettet, zum Dank brachte er ein Opfer aus Milch und geschmolzener Butter dar; diese

Manuzi 300 Opfergabe wandelte sich nach Jahresfrist in eine schöne Frau, die ihm anvertraute, sie sei seine Tochter → Idā; mit ihrer Hilfe wurde er zum Stammvater der Menschen. Außer M. sollen noch 13 weitere M.s als halbgöttliche Schöpfer und Erhalter der Wesen einer bestimmten Zeitperiode auftreten. Dowson: A classical dictionary of Hindu mythology and religion, ND London 2000.

Manuzi → Liluri Manzashiri, bei dem westmongolischen Volk der Kalmü­ cken das Urwesen, aus dessen Körper die Welt gebildet wurde: aus seinen Augen die Sonne und der Mond, aus seinem Blut das Wasser, aus der Wärme seiner inneren Organe das Feuer. Der Name M. dürfte eine Umformung von → Mañ­ jushri* sein. Guchinova: The Kalmyks, London 2006.

Maponos (keltisch mapos = ›Sohn‹), im keltischen Britannien verehrter Gott, wahrscheinlich in der Funktion eines Schirmherrn der heranwachsenden Jünglinge. Das Theo­ nym findet sich auch als Beiname des gallischen → Apollo. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Māra (altindisch ›Tod‹, ›Vernichtung‹), im Buddhismus das Prinzip des Bösen, der verführerische Gegenspieler → Gau­ tama Buddhas. In der äußeren Erscheinung wird er als König beschrieben und entsprechend seiner Macht mit 100 Armen dargestellt. Später werden einzelne Aspekte M.s personifiziert, so bedeutet Skandha-M. die geistige ›Befleckung‹. M. ist Sinnbild der die Menschen überwältigenden, ihn vernichtenden Leidenschaften; als Person ist er Herr von Kāmaloka, d.i. die Sphäre der Begierden. Boyd: Satan and M., Christian and Buddhist Symbols of Evil, Leiden 1975. – Grönbold: M. (Die My­ thologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Ling: Buddhism and the mythology of evil, ND Oxford 1997. – Laube (Hg.): Das Böse in den Welt­ religionen, Darmstadt 2003.

Marama, Mondgöttin bei den Maori (auf Neuseeland). Ihren von Zeit zu Zeit dahinsiechenden Leib lässt sie im Lebenswasser immer wieder zu neuem Glanz gelangen. Orbell: A Concise Encyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998.

Maran Buru → Bonga Marchocias, in der mittelalterlichen Dämonologie ein Fürst des Höllenreiches; er hat die

301 Flügel eines Greifs und den Schwanz einer Schlange. Vor dem Sturz → Satans, seines Herrn, gehörte er der Engelshierarchie an. Marduk (sumerisch Amarutuk = ›Jungrind des Sonnengottes‹, hebräisch Merodach), zunächst Stadtgott von Babylon, seit König Hammurabi Aufstieg zum Reichsgott. Untermauert wurde seine dominierende Stellung durch das Schöpfungsgedicht Enuma elisch, das über M.s Sieg über → Tiamat berichtet. Durch seine Gleichsetzung

Marduk mit Muschhuschschu; nach einem babylon. Rollsiegel

Marduk mit → Asalluḫi wurde er zum Gott der Beschwörungskunst, der Magie und der Weisheit. Weiter hatte er die Züge eines göttlichen Arztes, Richters und Lichtbringers (Gott der Frühlingssonne), ja er galt als Herr (→ Bel) der Götter. In henotheistischer Tendenz wurden zahlreiche andere Götter als verschiedene Manifestationen M.s aufgefasst; so heißt es ›Ninurta ist M. der Kraft, Nergal ist M. des Kampfes, Enlil ist M. der Herrschaft‹. An anderer Stelle heißt es, dass M. 50 Namen habe, einer davon ist →  Enbilulu. Der Schlangendrache →  Musch­ḫuschschu* galt als sein Emblemtier, ein anderes Attribut war die Ha­cke (marru) oder die Sichel, sein Stern der Planet Jupiter. Seine Gemahlin war → Sarpanitu, sein Sohn der Gott der Schreibkunst → Nabu. Der Kult M.s stand in besonderer Beziehung zu dem  Neujahrsfest (akitu), welches in Erinnerung an die urzeitliche Schöpfung gefeiert wurde. Böhl: Die 50 Namen des M. (Opera Minora), Groningen 1953. – Sommerfeld: Der Aufstieg M.s. Die Stel­ lung M.s in der babylon. Religion des 2. Jahrtausends v. Chr., Kevelaer 1982. – Lambert: Studies in M. (Bul­ letin of the School of Oriental and Af­ rican Studies 47, 1984). – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stutt-

Māri 302 gart 2004. – ER 9. – Black/Green: Gods, demons and symbols of Ancient Mesopotamia, London 22008.

Māri (1), Muttergottheit bei den drawidasprachigen Völkern Indiens. Einerseits ist sie die schreckliche Göttin der Pockenkrankheit, andererseits auch eine Göttin des Regens. M. ist eine der am meisten verehrten Dorfgottheiten. Zu ihrem Kult gehört ein Ritual des Feuerlaufs, bei dem Männer über glühende Kohlen rennen und sich schließlich vor dem Bild der Göttin zu Boden ­werfen. Zvelebil: M. (Mythologie der Tamilen und anderer drawidisch sprechender Völker, WdM 5). – Inukonda: South India: regions, cultures, and sagas, New Delhi 2004.

Mari (2), oberste Gottheit der baskischen Mythologie; der Name bedeutet einfach ›Herrin‹. Sie erscheint als reich geschmückte Dame, manchmal fliegt sie flammensprühend durch die Luft oder reitet auf einem Widder; sie kann auch mit einem von vier Pferden gezogenen Wagen durch die Lüfte fahren. Schließlich vermag sie als weiße Wolke oder als Regenbogen zu erscheinen. Die Wohnung der M. ist das Erdinnere, ihr Gemahl ist → Maju. In christl. Zeit sanken beide zu Geistern herab. Noch immer

verbreitet ist der Glaube, dass man sich vor Blitzschlag schützen kann, wenn man vor dem Haus eine Sichel (Symbol M.s) aufstellt. de Barandiarán: M. (Die baskische Mythologie, WdM 2).

Mārīcī (›Lichtstrahl‹, in China: Mo-li-zhi, Ma-li-chih), buddhist. Göttin mit solaren Zügen. Den Texten nach wird sie von einem Kranz aus blitzenden Strahlen umgeben und hat ein von sieben Ebern gezogenes Gefährt. Besonders wird sie zur Zeit des Sonnenaufgangs angerufen. Ikonographisch gibt es verschiedene Formen, so ist sie als Ashokakānta zweiarmig, goldgelb, reitet auf einem Schwein und hält in der linken Hand einen Zweig des AshokaBaumes. Am häufigsten ist der Typ mit drei Gesichtern (das linke das eines Schweins) und acht Armen mit dem Namen Samkshipta-M. Die Göttin M. gilt als Emanation des → Vairocana, dessen Bild sie in ihrer Flechtenkrone trägt. In der Form Ubhayavarahānāna tritt sie mit ihren Füßen auf hinduist. Götter wie → Shiva*, → Vishnu* und → Brah­mā*. In Japan wurde sie als Marishi-ten zur Schutzgöttin der ­Samurai. Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959. – Bhattacharyya:

303 The concept of M. (Journal of the Asia­ tic Socicty 9, 1967). – Grönbold: M. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Getty: The Gods of Northern Buddhism, New York 1988. – Hall: Marishiten: Bud­ dhism and the warrior goddess (Diss.), Berkeley 1990.

Marilaha, in der syrischen Stadt Harran während der ers­ ten nachchristl. Jahrhunderte verehrter Gott; seine Kultembleme waren eine heilige Säule und ein Thron. Münzen aus Hatra zeigen die Umschrift ›Sin M.‹ und deuten damit auf die Funktion als Mondgott (→  Sin). Etymologisch vergleicht man das Theonym mit dem nabatäischen mara (›Herr‹). Ob M. ein Gott der die Planeten verehrenden Sabier war, ist nicht erwiesen, aber möglich. Marna, in der palästinensischen Küstenebene bei Gaza verehrter Gott, der als Gebieter des Regens in hohem Ansehen stand. Mars (Marspiter, Mamers, Marmar, von den röm. Dichtern häufig Mavors genannt), röm. Kriegsgott und Schützer der Fluren und ihres Wachstums; nach ihm wurde der Monat März (Martius) benannt. Die Römer nannten sich selbst ›Söhne des M.‹, den sie für

Mars, gallischer den Vater von → Romulus und Remus hielten. Als Unterpfand für den Bestand des röm. Reiches galt der angeblich vom Himmel gefallene heilige Schild (ancile) im Amtshaus des Pontifex maximus auf dem Forum. Auch die Lanze war ein Symbol des Gottes; die ihm heiligen Tiere waren Specht (→ Picus), Wolf und Stier. Alle fünf Jahre wurde ihm zur Entsühnung der Bürgerschaft ein feierliches Staatsopfer (die suovetaurilia, bestehend aus Schwein, Schaf und Stier) dargebracht. Die Priester des M. hießen nach ihrem Kulttanz Salier (salii = ›Springer‹). Augustus weihte einen Tempel dem M. Ultor (›Rächer‹). Seit dem 3. Jh. v. Chr. wurde der Gott dem griech. → Ares gleichgesetzt. Hermanse: Studien über den itali­ schen und den röm. M., Kopenhagen 1940. – Dumézil: Jupiter, M., Qui­ rinus, Paris 1941. – Scholz: Studien zum altitalischen und altröm. M.-Kult und M.-Mythos, Heidelberg 1970. – Rosivach: M., the Lustral God (Lato­ mus 42, 1983). – DNP 7.

Mars, gallischer, von den Römern so genannter Gott, der in Gallien unter verschiedenen Namen verehrt wurde, so als → Smertrios, als Camulos (auch in Britannien) und als Segomo, ›der Siegreiche‹ (be-

Mars Thingsus 304 sonders in Südgallien). M.Charakter kann auch der von den Römern sonst → Hercules genannte Gott annehmen, der – bei Gleichsetzung seiner Keule mit dem Blitzhammer – schließlich in die Gestalt des → Taranis* übergeht. Der gallische M. ist nicht nur Kriegsgott; in vielen Weihungen wird er als heil- und fruchtbarkeitsbringender Gott aufgefasst, darin dem → Teutates ähnlich. Merten: Der Kult des M. im Treverer­ raum (Trierer Zeitschrift 48, 1985). – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Mars Thingsus (Mars Thincsus), Gott des Krieges und des Rechts, dem friesische Legionäre in röm. Dienst zwei Votivaltäre am Hadrianswall (England) weihten. Der Name Thingsus dürfte etymologisch zu Thing (›Rechtsversammlung‹) gehören. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Höfler: M. (Hand­ wörterbuch zur dt. Rechtsgeschichte, 18. Lief.), Berlin 1979. – Simek: Le­ xikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Marsýas, Name eines in Phrygien verehrten Dämons, nach der griech. Einwanderung zu einem → Silen umgedeutet. Auf der von → Athene weggeworfenen Flöte erlangte er

eine solche Fertigkeit, dass er → Apollon zu einem musikalischen Wettstreit herausforderte. Apollon siegte und ließ den M. wegen seiner Überheblichkeit an einem Baum aufhängen und ihm die Haut abziehen. Small: Cacus and M. in Etrusco-Ro­ man Legend, Roma 1982. – Meyer: Der weiße und der rote M., München 1987. – Renner (Hg.): Häutung: Les­ arten des M.-Mythos, München 2006. – LdAG.

Martanda → Ādityas Martu, altmesopotam. Steppengott; er gilt als Sohn des Himmelsgottes → An; als seine Gemahlin erscheint →  Bē­ letsēri. Verschiedentlich erscheint M. auch als Sturmgott, der die Siedlungen zerstört. Ursprünglich war er unter dem Namen Amurru der Hauptgott der westsemitischen Amoriter. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Marunda, Gott bei den östlichen Pomo (Kalifornien), der zusammen mit seinem Bruder Kuksu die Welt aus dem Haarflaum ihrer Achselhöhlen erschuf; bei den weiteren Schöpfungsphasen spielte der Rauch aus seiner Pfeife eine wichtige Rolle. Marunogere, mythischer Kul­ turbringer der Kiwai (Papua

305 Neuguinea). Er lehrte Menschen den Bau ihrer ßen Gemeinschaftshäuser erschuf die weiblichen schlechtsteile.

Matres die ground Ge-

Maruts, eine Gruppe indischer Gewitter- und Sturmgeister, Söhne des → Rudra und der Kuh Prishni. Sie sind ständige Begleiter → Indras. Nach dem Rigveda tragen sie goldene Helme und Brustharnische; mit ihren Streitäxten zerschmettern sie die Wolkenfelsen, so dass der Regen herabstürzen kann. Mātanga → Mahāvira Mātaras → Mātrikas* Māte, bei den Letten das Wort für ›Mutter‹ und Namensbestandteil verschiedener mehr oder weniger göttlicher Gestalten. Da gibt es neben der ›Meer-Mutter‹ (→ Juras māte) und der ›Feuer-Mutter‹ (Uguns māte) auch die ›Beeren-Mutter‹ (Ogu māte), die ›Pest-Mutter‹ (Mera māte) und sogar die ›Teufels-Mutter‹ (Joda māte). Ström/Biezais: German. und baltische Religion, Stuttgart 1975.

Máter Matúta, altitalische Göttin des Frühlichts und der Morgenröte, die sich zur Geburts- und Frauengottheit entwickelte und später in ihrer

Gleichstellung mit → Ino zur Schifffahrtsgöttin wurde. Halberstadt: M., 1934. – DNP 7.

Frankfurt/Main

Matres, im röm. Gallien, in Britannien und im Rheinland eine Gruppe mütterlicher Gottheiten, meist in der Dreizahl (manchmal auch nur zu zweit) und sitzend nebeneinander dargestellt, auf ihrem Schoß Körbe mit Früchten oder ein Füllhorn; die mittlere Frau trägt manchmal ein Wickelkind. Ihre Verehrung dürfte auf die häusliche Gemeinschaft beschränkt gewesen sein; im nordgerman. Gebiet sind die → Disen mit ihnen vergleichbar. Am Niederrhein und in Oberitalien findet sich für die M. die Bezeichnung ›Matronen‹, in Gallien werden sie auch ›Matrae‹ genannt. Insgesamt sind über hundert verschiedene Namen von Matronen bekannt, so z.B. → Aufaniae und → Vacallinehae. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Derolez: Götter und Mythen der Germanen, Wiesbaden 1974. – Bauchhenss/Neumann (Hg.): Matronen und verwandte Gott­ heiten, Köln 1987. – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – DNP 7. – Simek: Lexi­ kon der german. Mythologie, Stuttgart 3 2006. – Biller: Kultische Zentren und Matronenverehrung in der südlichen Germania inferior, Rahden 2010.

Mātrikas 306

(Von links nach rechts) Shiva mit den Matrikas Brahmanï, Maheshvari, Kaumari, Vaishnavi, Varahi, Indrani und Chamunda

Mātrikas (›Mütter‹, ›Mütterchen‹), in Indien eine Gruppe von sieben bis neun niederen Göttinnen, die gewöhnlich in Gesellschaft → Shivas* oder →  Ganeshas* plastisch dargestellt werden und deren Namen und Funktionen schwankend sind. Einerseits sind sie in ihrer aufopfernden Mütterlichkeit Ausdruck der → Devī, andererseits können sie die Verkörperung negativer Eigenschaften darstellen, die durch Tugenden überwunden werden sollen. Gewöhnlich rechnet man zu ihnen → Māheshvarī (Personifikation des Zorns), →  Vaish­ navī (Gier), Brāhmi oder Brahmānī (Stolz), → Kaumarī (Verblendung), Indranī (Nörgelei), → Chamundā (Verleumdung), → Vārāhī (Neid) und bei einer Achtergruppe Yogeshvarī (Begierde). Die M. finden sich auch unter dem Namen Mātaras.

Aryan: The little Goddesses (M.), New Delhi 1980. – Kinsley: Indische Göt­ tinnen, Frankfurt/Main 1990. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduis­ mus, Köln 31990.

Matronen → Matres Matsya, in der indischen Mythologie der fischgestaltige Avātara, in dem → Vishnu* den → Manu aus der Flut rettete. In dieser Inkarnation entriss er die von → Hayagriva geraubten Veden und übergab sie → Brahmā*. Hohenberger: Die indische Flutsage und das Matsyapurana, Leipzig 1930. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hin­ duismus, Köln 31990.

Matungulan → Balitok Maui, halbgöttlicher Schelm Polynesiens, der einerseits den Göttern half, die Himmel zu heben und den Lauf der Sterne zu bestimmen, andererseits die Sonne in seinem Netz einfing

307 und das Feuer raubte, um es den Menschen zu bringen. Diese verdanken ihm auch zahlreiche Erfindungen wie Fischreusen und das Fadenspiel. M.s Beiname ist Tikitiki (auf Samoa Ti’it’i); damit deutet sich eine Verbindung zum ersten Menschen (→ Tiki) an. Göttliche Verehrung wurde M. nicht zuteil; auch gehört er nicht zu den Unsterblichen, da nach seiner Geburt die dazu erforderlichen Formeln fehlerhaft oder gar nicht gesprochen wurden. Nevermann: Götter der Südsee, Stuttgart 1947. – Grey: Polynesian Mythol­ ogy and Ancient Traditional History of the Maori, New York 1970. – ER 9. – Craig: Handbook of Polynesian My­ thology, Santa Barbara 2005.

Mawu, Himmelsgott bei den Ewe (Togo/Ghana); er hat die Geister (mawuviwo = ›Gotteskinder‹) erschaffen, um zwischen sich und den Menschen eine Verbindung herzustellen. Er gilt als Geber aller Dinge und liebt die weiße Farbe; selbst die Speise, die er zu sich nimmt, ist weiß. Manchmal wird M. mit der Gottheit Sodza (→ So) gleichgestellt. Bei den Fon in Benin ist M. weiblich und wird mit dem Mond identifiziert, nach anderer Version ist die Gottheit androgyn; M. ist die Schwester der Sonne (→ Lisa).

Mayahuel Pelton: The Trickster in West Afri­ ca, Berkeley 1980. – Piłaszewicz/ Schreiner: Woyengi, die Mutter der Welt. Mythen und Legenden westafri­ kan. Völker, Leipzig 1991. – Meyer: Translating the Devil: Religion and Modernity Among the Ewe in Ghana, Trenton 1999. – ER 9.

Māyā (›Wunderkraft‹, später auch ›Trugbild‹), in vedischer Zeit die Macht der Götter, von → Vishnu* als weibliche Urkraft erschaffen, aus der die Welt hervorgeht. In den Upanishaden erscheint die durch Zauberkraft entstandene Welt als eine Art Illusion, die bei Erkenntnis der Alleinheit →  Brahmans aufgehoben wird.  Die M. wird schließlich auch personifiziert gedacht und im Buddhismus zum Namen der Mutter → Gautama Buddhas. Gonda: Four studies in the lan­ guage of the Veda IV. The »original« sense and etymology of Sanskrit m., s’Gravenhage 1959.

Mayahuel (Mayauel), altmexikan. Göttin des Pulque (berauschendes Getränk aus Agavensaft); sie wird nackt vor einer blühenden Agave auf einer Schildkröte sitzend dargestellt. Nach einer Überlieferung raubte → Quetzalcoatl* sie aus dem Himmel und ließ aus den Knochen der von Dunkelheitsdämonen zerstückelten Göttin

Mayin 308 verschmilzt sie mit der barmherzigen → Guan-yin. Wiethoff: Der staatliche M. Kult (ZDMG 116/2, 1966). – Wu: M. Goddess of the Sea (Echo 1, 1971).

Mayahuel; Zeichnung nach dem »Co­ dex Borgia«, wahrsch. 15. Jh.

die ersten Agavepflanzen entstehen. Carrasco: Quetzalcoatl and the irony of empire: myths and prophecies in the Az­ tec tradition, Boulder 22000. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Mayin, höchster Gott der Ewenken (Sibirien); der Name bedeutet ›Geber des Lebens‹. Er sendet die Seele in den Körper der neugeborenen Kinder und nimmt nach dem Tod die Seele der guten Menschen im Himmel auf. Susłov/Menges: Materialien zum Schamanismus der Ewenki-Tungusen an der mittleren und unteren Tungus­ ka, Wiesbaden 1983.

Ma-zu (Ma-tsu), an der Südküste Chinas verehrte Göttin, die besonders den in Seenot befindlichen Fischern hilft. Sie hat den Beinamen Tian-hou (T’ien-hou), d.h. ›Himmelsherrscherin‹. Im Volksglauben

Mazzikin, im Talmud zusammen mit den → Schedim erwähnte böse Geister, die den Menschen das Leben schwer machen. Mbotumbo, Gott bei den Baule (Elfenbeinküste); er hat den Kopf eines Affen und ist der spezielle Beschützer der Priester, hat im Volksglauben aber auch die Funktion einer Schutzgottheit. Médeia (latein. Medéa), im griech. Mythos die zauberkundige Tochter des Königs Aietes von Kolchis und der Enkelin des Sonnengottes → Helios*. Sie hilft dem mit den Argonauten gekommenen Jason beim Raub des Goldenen Vlieses. Um Jason, der die Ehe mit ihr gebrochen hat, zu strafen, tötet sie ihre eigenen Kinder. In einem Kessel hat sie einen zerstückelten Widder ›jung gekocht‹ und wiederbelebt; zu ihren Zauberkräutern gehört die Herbstzeitlose (›das kolchische Kraut‹). Hinter M. vermutet man eine alte thessalische Gottheit, die an → Hekate* erinnert.

309

Mehit

Meyer: M. und die Peliaden, Rom 1980. – Clauss/Johnston (Hg.): M., Princeton 1997. – Kämmerer/ Schuchard/Speck (Hg.): M.s Wand­ lungen, Heidelberg 1998. – DNP 5. – LdAG. – Eichelmann: Der Mythos M.: sein Weg durch das kulturelle Ge­ dächtnis zu uns, Marburg 2010.

Howe: The Origin and Function of the Gorgon Head (American Journal of Archaeology 58, 1954). – Suhr: An Interpretation of the M. (Folklore 76, 1965). – Wilk: M.: solving the mys­ tery of the Gorgon, New York 2000. – Garber/Vickers (Hg): The M. Reader, New York 2003.

Medeine (Mejdejn, von medis = ›Baum‹, ›Wald‹), aus mittelalterlichen Chroniken bekannte, litauische Waldgöttin.

Mefitis, röm. Göttin, die in Verbindung zu Schwefelquellen gedacht wurde; die berauschenden Schwefeldünste werden ebenfalls mefitis genannt.

Meditrína, alte röm. Heilgöttin, die mit dem Aufkommen des → Aesculapius-Kultes an Bedeutung verlor. Medr (›Erde‹), altäthiop. Erdgottheit, wobei unsicher ist, ob diese männlich oder weiblich gedacht wurde. Médusa (latein. Betonung Medúsa), Tochter des griech. Meergottes → Phorkys und des Seeungeheuers Keto. Ihre Schwestern (→ Gorgonen) waren unsterblich, ihr aber konnte → Perseus das Haupt abschlagen, das dann die Göttin →  Athene an ihren Schild heftete. Das Motiv des schre­ ckenerregenden Hauptes (gor­ gonaion) wurde an Tempeln und Gräbern angebracht und sollte zur Abwehr böser Mächte dienen. Aus dem Hals der M. entsprang das geflügelte Ross → Pegasos.

DNP 7.

Megaira, Megäre → Erinyen Meghamalin → Parshva Mehet-uret (Mehet-weret, ›gro­ße Flut‹), altägypt., kuhge­ staltige Göttin, in der sich das Urgewässer verkörpert, aus dem der Sonnengott auftaucht. Bei Plutarch lautet ihr Name Methyer und wird auf → Isis* bezogen. LdÄR.

Mehit (Mechit), in der Gegend von Thinis verehrte, alt­ ägypt. Löwengöttin, die als Gemahlin  des → Onuris galt. Die ­ Bedeutung des Namens ist nicht gesichert, u.a. dachte man an ›die Volle‹ im Hinblick auf das wiederhergestellte Sonnenauge. LdÄR.

Melpoméne 310 Melpoméne (griech. melpein = ›singen‹), eine der neun → Musen*, gewöhnlich dem Gesang und der Tragödie zugeordnet. Sie wird gekennzeichnet durch Kothurn (riemengeschnürter, hoher Schuh der Schauspieler) und Maske, manchmal ist sie auch mit einem Kranz aus Weinlaub geschmückt. LIMC 6.

Melqart (eigentlich Milk-qart = ›Stadtkönig‹), Hauptgott von Tyrus in Phönizien und auch in deren Tochterstadt Karthago verehrt. Er hat eine Beziehung zum Meer und zur Schifffahrt; auf Münzen wird er abgebildet, wie er auf einem Seepferd reitet. Später galt er auch als Sonnengott, was zur Gleichsetzung mit → Herakles beigetragen haben mag. Auf seinem Altar brannte ein nicht erlöschendes Feuer. Röllig: M. (Die Mythologie der Ugari­ ter und Phönizier, WdM 1). – Sommer: Die Phönizier, Stuttgart 2005.

Melusine, in der altfranz. Sage eine schöne Meerfee, die ihre wahre Gestalt lange Zeit vor ihrem Gatten verbergen konnte, bis er ihr Gebot, sie an einem bestimmten Tag nicht zu betrachten, übertrat und sie mit dem Unterkörper einer Schlange oder eines Fisches sah. Als sagenhafte Stammmutter der

Jean d’Arras: »Le livre de Mélusine«, Genf 1478

Grafen von Lusignan sollte sie diesem Geschlecht jedes Unheil vorhersagen. Aufgrund volkstümlicher Verwechslung wurde die M. auch → Sirene genannt und manchmal mit Vogelflügeln dargestellt. Sicher reicht das Motiv von der Meerfee weit zurück; ob auch die in der mittelalterlichen Kunst wiedergegebene nackte Frau mit zwei symmetrisch hochgebogenen Fischschwänzen hierher gehört, ist nicht erwiesen. Heisig: Über den Ursprung der M.Sage (Fabula 3, 1960). – Kraß: Meer­ jungfrauen: Geschichten einer unmög­ lichen Liebe, Frankfurt/Main 2010.

Men, im alten Kleinasien, besonders in Phrygien, verehrter

311 Mondgott, der gleichzeitig als Herrscher über den Himmel wie über die Unterwelt galt. Seinem himmlischen Einfluss schrieb man das Gedeihen der Pflanzen und der Tiere zu. Sein Beiname war Tyrannos (›Herr‹), ein Wort, das die Griechen der lydischen Sprache entlehnten. Salzmann: Nachlese zum Mondgott M., Berlin 1984.

Mēness, altlettischer Mondgott, Gemahl der Sonnengöttin (→ Saule), Schutzherr der Reisenden. Der Mondgott wurde bei Beginn eines Feldzuges und bei der Weihe der Kriegsfahne angerufen, hatte also auch kriegerische Funktion. Schließlich spielte er bei magischen Beschwörungen eine Rolle. Zicāns: Die Hochzeit der Sonne und des Mondes in der lett. Mythologie (Studia theologica 2, 1935). – Ström/ Biezais: German. und baltische Reli­ gion, Stuttgart 1975.

Menhit (Menchit), altägypt. Göttin in Löwengestalt, besonders in Latopolis (Esna) verehrt. Ihr Name bedeutet ›Schlächterin‹ und weist sie als Kampfgöttin aus. Ihr Gemahl ist →  Chnum, ihr Sohn → Hike. LdÄR.

Menrva (Menerva), etrusk. Göttin, die ikonographisch der griech. → Athena entspricht:

Mephistopheles mit Helm, Lanze und Schild. Auch der Mythos von der Geburt der Athena wurde auf M. übertragen, die aus dem Haupt des → Tin(ia) entspringt. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Men-shen, zwei chines. Götter in der Funktion von Türhütern. In militärischer Uniform und mit Hellebarde, Pfeil und Bogen sowie magischen Zeichen bewaffnet, bewachen sie Haus- und Palasteingänge; auf den Schultern tragen sie als Rangabzeichen kleine Fähnchen. Auf Papierbildern dargestellt, wurden sie während des Neujahrsfestes an die Haustüren geklebt, um die Bewohner vor den bösen Dämonen zu schützen. Menulis (Menuo), göttlich ver­ ehrter Mond im Glauben der alten Litauer. Mythologisch ist er Gemahl der Sonne, lebt aber getrennt von ihr, da er sich in den Morgenstern verliebte. Der Mond wird auch Dangaus karalaitis genannt, d.h. ›himmlischer Prinz‹; als solcher kann er in silbernen Kleidern die Erde besuchen. Ström/Biezais: German. und baltische Religion, Stuttgart 1975.

Mephistopheles (Mephisto), Name des Teufels in der spät-

Mercúrius 312 mittelalterlichen Zauberliteratur und in der Faust-Überlieferung (so auch bei Goethe). Der Name ist wahrscheinlich vom hebräischen mephir (›Zerstörer‹) und tophel (›Lügner‹) abzuleiten. Russel: M.: the devil in the modern world, Ithaca 21988.

Mercúrius (verdeutscht Merkur), röm. Gott des Handels und Gewerbes, dessen Heiligtum in Rom am Circus Maximus lag. Ursprünglich gehörte er zu den älteren Göttern des Reichtums und des Gewinns (dei lucrii) und wurde erst durch die Gleichsetzung mit dem griech. → Hermes* zum Gott der Kaufleute. Von Letzterem übernahm er den Heroldstab mit dem 8-förmig verschlungenen, später als Schlangenpaar gedeuteten Ende (ca­ duceus). Die verschiedentlich beigegebenen Tiere Widder und Hahn weisen auf den Fruchtbarkeitscharakter. Sein Name wurde früher von mer­ cari (›Handel treiben‹) abgeleitet, doch ist auch eine etrusk. Herkunft möglich. Im etrusk. Pantheon wird ihm →  Turms gleichgestellt. Radk: Die Götter Altitaliens, Münster 1979. – DNP 8.

Mercurius, gallischer, für den in röm. Quellen erwähnten

Gott sind auch keltische Namen überliefert, so heißt er bei den Pictonen Adsmerius, bei den Lingonen und Mediomatrikern Clavariatis. Besonders auf Berggipfeln wurde er verehrt, daher die Bergnamen Mont-Mercure in der Vendée und Merkur bei Baden-Baden. Wie beim röm. Vorbild ist der Caduceus sein Attribut (→  Mercúrius), in der Hand hält er eine Geldbörse; seine Tiere sind Hahn, Schildkröte und Widder. Im Gebiet von Mosel und Rhein wurde er zusammen mit → Rosmerta dargestellt. Inwieweit dieser gallische Gott in einzelnen Zügen mit →  Teutates oder mit → Lug übereinstimmt, ist umstritten. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Meresger (Meretseger, ›die das Schweigen liebt‹), schlangengestaltige Schutzgöttin der thebanischen Nekropole (Alt­ ägypten) mit dem Beinamen ›Herrscherin des Westens‹, wobei diese Himmelsrichtung das Reich der Toten kennzeichnet. LdÄR.

Meret (Mert), altägypt. Göttin des Jubels und des Gesangs. Als ›Herrin des Goldhauses‹ steht sie häufig auf dem Schriftzei-

313

Michael

chen ›Gold‹. Sie findet sich auch in eine ober- und eine unterägypt. M. gespalten.

engel verstanden, der mit der ersten Emanation (Sephirah) verbunden ist.

LÄ 4. – Guglielmi: Die Göttin Mr.T: Entstehung und Verehrung einer Perso­ nifikation, Leiden 1991.

Liebermann: M., the meaning of his name and his functions (Gruenwald: Apocalyptic and Merkaveh mysticism), Leiden 1980. – Orlov: The Enoch-M. tradition, Tübingen 2005. – Encyclo­ paedia Jadaica 14, Detroit 22007.

Mescharu → Schamasch* Mesechenet, im alten Ägypten der personifizierte Geburtszie­ gel, auf dem die Gebärende hockte. Die von der Göttin auf dem Kopf getragene Doppelspirale versuchte man als KuhUterus zu deuten. LdÄR.

Meslamta’ea, sumer. Gott, der den kriegerischen Aspekt des Unterweltsgottes → Nergal darstellt. Messineg (›mein Herr‹), bei den berberischen Tuareg eine Bezeichnung für Gott, den sie auch Amanai (›der Sehende‹) und Emeli n terna (›Herr der Kraft‹) nennen. Ritter: Wörterbuch zur Sprache und Kultur der Twareg, Wiesbaden 2009.

Metatron, in der Kabbala genannter guter Dämon, Engel des Angesichts und Vorsteher der Stärke. Er nimmt die Gebete der Menschen in Empfang und flicht daraus Kronen, um sie auf das Haupt Gottes zu setzen. Später wird er in okkultistischen Kreisen als der Erz-

Métis, griech. Göttin der Klugheit, Tochter des → Okeanos* und der → Tethys. Sie war die erste Gemahlin des → Zeus*, der sie jedoch verschlang, weil er die Geburt eines mächtigen Sohnes fürchtete. Ihr Kind (→  Athena) entsprang dann aus dem Haupt des Zeus. Kerény: Die Mythologie der Griechen. Die Götter- und Menschheitsgeschich­ ten, München 252010.

Meža matē, bei den Letten eine niedere Naturgottheit, der Name bedeutet ›Waldmutter‹. Nach der Überlieferung der Volkslieder beschützt sie alle Geschöpfe des Waldes; sie wird auch ›Patronin der Jäger‹ genannt. Balys/Biezais: Baltische Mythologie (WdM 2).

Michael (hebräisch ›Wer ist wie Gott?‹), biblischer Fürst der Engel, der für Israel kämpft (Daniel 10,13.21; 12,1) und die von Gott abgefallenen Engel unter Führung → Satans aus dem Himmel stürzt

Mictlantecutli 314 (Offenbarung 12,7–9). Das Christentum verehrt ihn wie →  Gabriel als Erzengel; als Streiter für Gott sind seine Attribute Schwert und Fahne, auf Bildern des Weltgerichts hält er eine Waage (Wägung der Seelen). Er ist der Seelenführer, der die Verstorbenen vor Gottes Richterthron geleitet und deshalb in altchristl. Zeit dem röm. → Mercurius in seiner (von → Hermes* übernommenen) Funktion als Psychopompos gleichgesetzt wurde. In der jüdischen Gnosis des Talmud ist M. als Planetengeist dem Merkur zugeordnet, im hermetischen Schrifttum des christl. Mittelalters der Sonne. Bei den Mohammedanern gilt er – unter dem Namen Mikāl – als Herr der Naturkräfte. Rosenberg: M. und der Drache. Ur­ gestalten von Licht und Finsternis, Olten 1956. – Lanczkowski: Thot und M. (Mitteilungen des Dt. Archäologi­ schen Instituts, Abt. Kairo 14, 1956). – Kretzenbacher: Die Seelenwaage, Klagenfurt 1958. – Rosenberg: En­ gel und Dämonen, München 31992. – Bocian: Lexikon der biblischen Personen, Stuttgart 22004. – Guiley: The encyclopedia of angels, New York 2 2004.

Mictlantecutli (›Herr des Totenreiches‹), aztekischer Gott der Unterwelt (mictlan), in der eisige Kälte herrscht und Giftschlangen als Nahrung dienen.

Micantecutli; Skulptur aus Teotihua­ cán (Mexiko), 300–550 n. Chr.

Der Todesgott wird meist mit herausstehenden Zähnen wie bei einem Totenschädel dargestellt. Seine Gattin hat den Namen Mictlancihuatl. Smith: The Aztecs, Oxford 32012.

Midgardschlange, in der german. Mythologie ein dämonisches Wesen von riesenhafter Größe, von → Loki* abstammend. Die M. liegt im Weltmeer rings um die als Scheibe gedachte Erde (Midgard). Ihr Hauptgegner ist → Thor*, der vergeblich versucht, sie aus dem Ozean zu angeln. Beim Weltuntergang töten Thor und die M. sich gegenseitig. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Midir, irischer Gott, Herr des Wunderlandes Mag Mor, Erzieher des Gottes → Oengus. Von einer Haselstange getroffen, verlor er ein Auge, das ihm der

315 Gott der Heilkunst (→  Dian Cecht) wieder ersetzte. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Mihr (auch Mehr, Meher), armen. Sonnengott, bedeutungsmäßig verwandt mit dem persischen → Mithra. Er wurde als Sohn des → Aramazd aufgefasst. Als irdische Erscheinungsform des M. galt das Feuer. Ein schwarzer Rabe als Begleiter und die Höhle als Aufenthaltsort bilden die Gegensatzsymbolik zum solaren Wesen des Gottes. Ishkol-Kerovpian: M. (Mythologie der vorchristl. Armenier, WdM 4).

Mikal, auf Zypern verehrter phöniz. Gott, der vielleicht die Funktion eines Pestgottes hatte. Milkom, Hauptgott der im Ostjordanland lebenden Ammoniter. Der Name kommt wohl von einem semiti­ schen Wort für ›König‹ (milk, me­lek, vgl. auch → Malik). M. wird einige Male im Alten Testa­ment erwähnt; Salomon betet i­hn eine zeitlang an (1. Kön 11,33). Hübner: Die Ammoniter, Wiesbaden 1992.

Mi-lo-fo (Mi-lo Fo, auch Busa genannt), chines. Name des Bodhisattva → Maitreya. ­ Er ist der Messias der Endzeit und

Milomaki wird als fettleibiger Mönch mit fröhlich lachendem Gesicht in hockender Stellung wieder­ gegeben; in seinen Händen hält er einen Rosenkranz und einen Geldbeutel. Der dicke Bauch deutet daraufhin, dass er ­›Nephrit im Leibe‹ hat, d.h. Wissen und Weisheit. Der Mönch – mit dem Namen Bu Dai – gilt als auf Erden erschienener ›Verwandlungskörper‹ des im Tushita-Himmel weilenden und auf die erfüllende Stunde seines Erscheinens wartenden Bodhisattva. In chines. Klöstern findet sich seine Statue in der Halle der vier Himmelskönige. Wegner: Ikonographie des chines. Mai­ treya (Ostasiat. Zeitschrift 5, 1929). – Rousselle: Vom Sinn der buddhist. Bildwerke in China, Darmstadt 1958. – Meier: Mi-lo-p’u-sa (Die Mythologie des chines. Buddhismus, WdM 4).

Milomaki, eine Art → DemaGottheit bei den Yahuna in Westbrasilien. Als er – noch ein Jüngling – auf einem Scheiterhaufen verbrannt wurde, sang er wunderbar, bis sein Leib zerplatzte. Aus seiner Asche erwuchs eine Palme, aus deren Holz man große Flöten schnitzt. Die Menschen verdanken M. alle Früchte. Koch-Grünberg: Zwei Jahre bei den Indianern Nordwestbrasiliens, Stuttgart 1921.

Mimir 316 Mimir, in der nord. Mythologie riesenhafter Dämon einer Quelle, deren Wasser höchste Weisheit verleiht. Der Gott → Odin* verpfändet ein Auge, um aus der Quelle trinken zu können. Nach einer späteren Version fällt M. dem Streit zwischen → Asen und → Vanen zum Opfer, doch Odin lässt das abgeschlagene Haupt des Riesen aufbewahren, um es von Zeit zu Zeit befragen zu können. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Min, altägypt. Fruchtbarkeitsgott, in prähistorischer Zeit in einem Fetisch, in geschichtlicher Zeit in menschlicher Gestalt mit erigiertem Phallus verehrt. Zu seinen Attributen gehört ein Beet mit Lattichpflanzen (Aphrodisiakum!). Als Lokalgott von Koptos wurde er Beschützer der Wüstenstraßen. Einer seiner Beinamen ist Kamutef, d.h. ›Stier seiner Mutter‹, wodurch er als sein eigener Erzeuger charakterisiert wird. Sein Hauptfest war das sog. ›Fest der Treppe‹, in dem der Gott auf seiner ›Treppe‹ (Dreschtenne?) die erste, vom König selbst geschnittene Garbe empfängt. M. ist nicht nur Herr der animalischen Zeugungskraft, sondern wird –

ähnlich einem Vegetationsgott – auch als Spender der Nahrung und aller Kräuter gepriesen. Die Griechen setzten ihn mit → Pan oder → Priapos* gleich. Hornblower: M. and his functions (Man 46, 1946). – Bleeker: Die Ge­ burt eines Gottes. Eine Studie über den ägypt. Gott M. und sein Fest, Brill 1956. – Badawy: M., the cosmic fertil­ i­ty god of Egypt (MIO VII, 1959–60). Adams: Lettuce for M. (Göttinger Mis­ zellen. Beiträge zur ägyptolog. Diskus­ sion 37, 1980). – LdÄR.

Mīnākshī (Mīnācī), indische Göttin, Erscheinungsform der → Pārvati. Sie ging aus dem Opferfeuer eines kinderlosen Königs als Mädchen mit drei Brüsten hervor. Ihr Gemahl ist → Shiva*. Die v.a. von Fischern verehrte Göttin wird auf einem Fisch sitzend dargestellt; ihr Name bedeutet ›die Fischäugige‹. Brown: The name of the goddess M. (Journal of the American O ­ riental So­ ciety 67, 1947). – Fuller: The divine couple’s relationship in a south Indian temple: M. and Sundareśvara at Madu­ rai (History of Religions 19, 1980).

Mindscho, der vom Sonnengott → Hekko auserwählte Stammvater des Herrschergeschlechtes in Kaffa (Äthiopien). Als eine Art Kulturbringer gab er seinem Volk Nahrung und Gesetze.

317 Minérva, italische Göttin, die vielleicht über die Etrusker nach Rom kam (→ Menrva). Sie ist Schützerin der Handwerker und Lehrer; ihr Hauptfest, die sog. Quinquatrus (19.–23  März), wurde besonders von den Künstlern und Handwerkern gefeiert. Als M. Medica war sie Schutzgottheit der Ärzte und hatte auf dem Esquilin ein Heiligtum. Ihr Haupttempel – als Stadtgöttin von Rom – lag auf dem Aventin. Später wurde sie der griech. → Athena gleichgesetzt. Der Name der M. dürfte von der indogerman. Wurzel men abzuleiten sein, die jede Art von geistiger Tätigkeit bezeichnet. Enking: M. Mater (Archäologi­ sches Jahrbuch 59–60, 1944–45). – Altheim: Röm. Religionsgeschichte I, Berlin 21956. – DNP 8.

Minerva, gallische, von Caesar erwähnte Göttin des Handwerks (operum) und der Künste (artificiorum), deren keltischer Name nicht bekannt ist. Zahlreiche Inschriften wurden ihr gewidmet, manche mit dem Beinamen → Belisama; in der Regel wurde sie bewaffnet dargestellt. Sie konnte auch als medica, als Ärztin, erscheinen, deren Kult mit Heilquellen in Verbindung stand. Im alten Irland entsprach ihr → Brigit.

Minotauros Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Minos, im griech. Mythos Sohn des → Zeus* und der phöniz. Königstochter → Europa. Wegen seiner vorbildlichen Herrschaft als König über Kreta wurde er nach seinem Tod – wie auch → Aiakos – als Totenrichter in die Unterwelt versetzt. In M. spiegeln sich Züge eines als Gott verehrten Stieres. LdAG.

Minotauros (›Stier des Minos‹), griech. Fabelwesen mit Menschenleib und Stierkopf, Sohn der → Pasiphae und ei-

Theuseus tötet den Minotauros; Bronzeskulptur von Antoine-Louis Barye, 1843

Mirsa 318 nes Stieres. Es wurde von dem kretischen König → Minos in einem von Daidalos entworfenen Labyrinth gefangengehalten; alle neun Jahre wurden ihm 7 Knaben und 7 Mädchen geopfert, bis es schließlich von dem Athener → Theseus erschlagen wurde. Michailovici: Der Kult und kretische Mythos vom M. (Altertum 20, 1974). – DNP 8.

Mirsa, bei Georgiern und Mingreliern (Kaukasus) der göttliche Herr des Lichts und des Feuers. Möglicherweise ist sein Name vom iran. → Mithra abzuleiten. Man erhofft sich von ihm den Schutz vor Augenkrankheiten. Fähnrich: Lexikon georgische Mytholo­ gie, Wiesbaden 1999.

Miru, bei den Maori auf Neuseeland die schreckliche Göttin der Unterwelt, deren Haus ›Tor der Nacht‹ heißt. Orbell: A Concise Encyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998.

Mithra, iran. Lichtgott und Beschützer von Eid und Vertrag, ähnlich dem indischen → Mitra. In seiner ursprünglich überragenden Stellung wurde er durch Zarathustras Reform von → Ahura Mazdā verdrängt, dringt aber im 4. Jh.

v. Chr. erneut in den Kult ein, wenn auch zoroastrisch verbrämt. Nach dem Awesta hat M. zehntausend Ohren und Augen und fährt in einem Wagen, der von weißen Rossen gezogen wird. Er lässt Regen fallen und Kräuter wachsen. Während Ahura Mazdā im ›Haus des Sanges‹ (= Paradies) bleibt, kehrt M. auf die Erde zurück, um die → Daevas zu bekämpfen (Yasht 10). Rudolph: Mitra, M., Mithras. Alt­ iran. M.-Verehrung und hellenist.röm. Mithrasmysterien (Orientalis­ tische Literaturzeitung 74, 1979). – Boyce: M. the king and Varuna the master (FS H. Humbach), Trier 2001. – Gershevitch: The Avestan hymn to M., Cambridge 2008.

Mithras, griech.-latein. Name des iran. → Mithra, dessen Kult und Mysterien im 1. und 2. Jh. n. Chr. durch Soldaten und Seefahrer über das ganze Imperium Romanum verbreitet wurden. Als Gott der Treue, der Wahrheit und der Bekämpfung des Bösen wurde M. zum Lieblingsgott der Krieger. Der die Frauen ausschließende Kult vollzog sich zur Nachtzeit in unterirdischen Räumen (Mi­ thräen); im Mittelpunkt stand die Tötung eines Stieres – in der Urzeit angeblich von dem Gott selbst vollzogen, was die Entstehung der Welt (bzw. der

319

Mithraskultrelief aus dem Rheinland, 2./3. Jh.

Vegetation) zur Folge hatte. Die ursprüngliche Lichtnatur des M. wurde so gesteigert, dass er schließlich zum Sol in­ victus (›unbesiegbare Sonne‹) wurde. Ikonographisch bemerkenswerte Darstellungen sind die Geburt des M. aus einem Felsen (in Händen Fackel und Ährenbündel), die Opferung des Stieres und das zusammen mit → Sol eingenommene himmlische Mahl von Brot und Wein. Als dem Gott zugeordnete Gestalten erscheinen oft → Cautes und Cautopates. In seiner Eigenschaft  als Mysteriengott hat M. den wahrscheinlich aus dem Iran. stammenden Beinamen Nabarzes in der Bedeutung ›der Unüberwindliche‹. Die spätantike Universalität des Gottes zeigt sich in verschiedenen Symbiosen mit anderen Göttern (Mercurius, Zeus, Serapis*). Vermaseren: M. Geschichte eines Kul­ tes, Stuttgart 1965. – Campbell: Mi­

Mixcoatl thraic Iconography and Ideology, Leiden 1968. – Hinnells (Hg.): Mithraic Studies, Manchester 1975. – Speidel: M. – Orion. Greek Hero and Roman Army God, Leiden 1980. – Merkelbach: M. – ein pers.-röm. Mysterien­ kult, Weinheim 21994. – Ulansey: Die Ursprünge des M.-Kults, Stuttgart 1998. – Clauss: The roman cult of M., Edinburg 2000. – Alvar: Romani­sing oriental Gods: myth, salvation and ­ethics in the cults of Cybele, Isis and M., Leiden 2008. – Beck: The Religion of the M. Cult in the Roman Empire, ND Oxford 2010. – Clauss: M. Kult und Mysterium, Darmstadt 2012.

Mitra, vedischer Gott der Freundschaft und der Verträge. Während → Varuna die Nacht beherrscht und die dunklen Opfer erhält, regiert M. über den Tag und empfängt die weißen Opfer. Er gehört zu den → Ādityas und erscheint in spätvedischer Zeit allgemein als freundliche Gottheit. Im Iran entspricht er → Mithra. Thieme: M. and Aryaman, New Haven (Conn.) 1957. – Gonda: The Vedic God Mitra, Leiden 1972. – Dumézil: M.-Varuna: An Essay on Two Indo-European Representations of Sovereignty, New York 1988.

Mixcoatl (›Wolkenschlange‹), Erscheinungsform des aztekischen Gottes → Tezcatlipoca, in welcher er das erste Feuer bohrte; dabei diente das sich drehende Firmament als im Himmelspol angesetzter Quirl-

Mnemosýne 320 nete ihn auch als ›Herold‹ des Sonnengottes → Re*. Otto: Beiträge zur Geschichte der Stierkulte in Ägypten, Hildesheim ND 1964. – LdÄR.

Modi → Magni

Darstellung des Mixcoatl aus dem »Codex Borgia«, wahrsch. 15. Jh.

bohrer. M. selbst ist der Gott des Polarsterns. Daneben hat er auch die Funktion eines Jagdgottes; Pfeil und Jagdtasche sind seine Attribute. Als Verkleidung (nahualli) trägt er den Hirsch und als Ohrschmuck einen Hirschfuß. Sein Sohn ist der Morgensterngott → Tlahuizcalpantecutli. Miller/Taube: An illustrated dictio­ nary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Mnemosýne, griech. Göttin des Gedächtnisses, durch Zeus wird sie Mutter der neun → Musen*. Mnevis (ägypt. Mnewer), heiliger ›Stier von Heliopolis‹, der wie → Apis* als Fruchtbarkeitsträger galt. Man bezeich-

Mog Ruith, irische Sagengestalt, die von den Druiden die Zauberkunst erlernt haben soll. Er soll im 1. oder 3. Jh. n. Chr. gelebt und sich bereit erklärt haben, Johannes dem Täufer den Kopf abzuschlagen, was Kälte, Hunger und Krankheit über Irland gebracht habe. Sein Same wird von einem König namens Roth mac Riguill (›Diener des Roth‹) abgeleitet oder als Magus Rotarum (›RadZauberer‹) gedeutet. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Mohinī, im Hinduismus eine Nymphe, deren Gestalt → Vishnu* annahm, als er den Unsterblichkeitstrank Amrita erlangen wollte. → Shiva* verliebte sich in sie; beider Sohn ist der bei der südindischen Bevölkerung verehrte Gott Aiyanār (→ Ayianāyaka). Cush: Encyclopedia of Hinduism, London 2008.

Moiren (Moirai, griech. moi­ ra = ›Anteil‹), ursprünglich die den einzelnen Menschen zukommenden Anteile am Le-

321 bensschicksal, dann die drei Schicksalsgöttinnen Klotho (›die Spinnerin‹), die den Lebensfaden spinnt, Lachesis, die ihn durch alle Zufälligkeiten erhält, und Atropos (›die Unabwendbare‹), die ihn durchschneidet und damit den Tod herbeiführt. Bei Hesiod sind sie Töchter des → Zeus* und der → Themis. In der antiken Kunst wurden sie mit Spindel, Schriftrolle oder Waage dargestellt; die Römer identifizierten sie mit den → Parzen. Im neugriech. Volksglauben heißen sie Miren. Greene: Moira, Cambridge 1948. – Dietrich: Death, Fate and the Gods, London 1965. – Giannoulis: Die M. Tradition und Wandel des Motivs der Schicksalsgöttinnen in der antiken und byzantin. Kunst, Münster 2010. – LdAG.

Mokoš, ostslaw. Göttin der Fruchtbarkeit, in der Nestorchronik erwähnt. Sie galt als Beschützerin der Entbindung. Ihre Funktionen wurden später mit der Christianisierung auf die Gottesmutter Maria übertragen. Das Theonym wird gewöhnlich mit mokryi (›feucht‹) in einem Zusammenhang gedacht. Váňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992. – Reiter: Das Glaubensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009.

Moma Moloch, griech. Umschreibung des hebräischen Molek für einen kanaanäischen Gott, dem ursprünglich Menschen, besonders Kinder, geopfert wurden. Auch viele Israeliten weihten dem M. ihre Kinder im Feuer (2. König 23,10). Inzwischen erblickt man unter Heranziehung des punischen mlk (›Darbringung‹, ›Opfer‹) in M. keinen Gott mehr, sondern eine bestimmte Opferart. Eißfeldt: Molk als Opferbegriff im Punischen (Beiträge zur Religionsge­ schichte des Altertums 3, 1935). – Bea: M. in den Mari-Tafeln (Biblica 20, 1939). – Weinfeld: The Worship of M. and of the Queen of Heaven and its Background (Ugarit-Forschungen 4, 1972). – Heider: The Cult of M. A Reassessment, Sheffield 1985. – Day: Molech. A god of human sacrifice in the Old Testament, Cambridge 1998.

Moma, Urvater und Schöpfer, die überragende Gottheit der Uitoto des Putumayo-Gebiets (Kolumbien). M. hebt sich als Urheber und Erhalter der Welt aus der komplexen Religion der Uitoto klar heraus. Ein Mythos berichtet, dass er Pflanzen und Tiere von seinem eigenen Körper nahm (→ Dema-Gottheiten). Noch heute soll M. die Fruchtbarkeit der Nutzpflanzen bewirken. Neben seiner Existenz als Mond am Himmel residiert er als Herr der Toten

Mómos 322 in der Unterwelt, nachdem er selbst als erstes Wesen den Tod erlitten hat. In den Baumfrüchten entsteht M. jedoch immer wieder aufs Neue. Preuß: Religion und Mythologie der Uitoto, Leipzig 1921/23. – Jensen: Mythos und Kult bei Naturvölkern, ND München 1992.

Mómos, in der griech. Religion die Personifikation des Tadels, von Hesiod als einer der Söhne der Nacht (→ Nyx) bezeichnet. Mon, im Glauben der Nuris­ tani im östlichen Afghanistan das erste göttliche Geschöpf →  Imras; dargestellt wurde er als Mann mit goldenem Köcher oder als Buckelrind, das in goldenem Berggras weidet. M. ist v.a. der siegreiche Bekämpfer der Dämonen. Jettmar: Die Religionen des Hindu­ kusch, Stuttgart 1975.

Moneiba → Eranoranhan Monimos → Azizos Monju, Monju-bosatsu (Sanskrit: → Mañjushri*), einer der beliebtesten → Bodhisattvas, Patron der Meditation und der höchsten Weisheit. Er gilt als Personifizierung der Weisheit → Buddhas* selbst. Nach dem Avatamsaka-sūtra (japan.: Kegonkyō) liegt seine Wohnung im Osten, nach an-

deren Texten im Nordosten. Seine Hauptattribute sind das Schwert des Wissens und das Prajnaparamita-sutra. Oft sitzt er auf einem Löwen zur Linken von Shakyamuni (→ Gau­ tama Buddha). Vielleicht spielt der Name ›Mandschurei‹ auf ihn an. Gundert: Japan. Religionsgeschichte, Stuttgart 1943. – Tsunoda/de Bary/ Keene (Hg.): Sources of Japanese Tra­ dition, 2 Bde., New York 22005.

Month (ägypt. Namensform: Montu), ursprünglich in Hermonthis verehrter, falkenköp­ figer Gott in kriegerischer Funktion; er wirft die Gegner des Sonnengottes nieder und verleiht dem Pharao den Sieg. In Theben galt er zunächst als Königsgott, bevor er diese Stellung an → Amun abtreten musste. Das heilige Tier des M. war ein weißer Stier mit schwarzem Gesicht, der in späterer Zeit → Buchis genannt wurde. LdÄR.

Morgana (Morgain, Morgan le Fay), eine in den Romanen des Artuskreises überlieferte → Fee; wie ihre acht Schwestern kann sie Vogelgestalt annehmen. Sie leben auf der Toteninsel Avalon, wo Friede und ewiger Frühling herrschen; auch wird von Äpfeln berichtet, die alle

323 Wunden und Krankheiten heilen. Die Bedeutung als Schicksalsfrau findet sich bei der Fa­ta (ursprünglich ›Schicksalsgöttin‹) M. im italien. Volksglauben, deren dämonische Macht man in den Luftspiegelungen der Straße von Messina zu erkennen glaubte. Ob der Name M. keltischen Ursprungs ist und ›die Meergeborene‹ bedeutet, ob ein Zusammenhang mit der irischen Göttin → Morrigan besteht oder ob gar das griech. margarites (›Perle‹) über das arab. marǧan (›Koralle‹) zugrundeliegt, kann hier nicht entschieden werden. Loomis: Morgain la fée in oral tradi­ tion (Romania 80, 1959). – Hebert: Morgan le Fay, shapeshifter, New York 2013.

Morige (›der Ordner‹), höchs­ ter Gott bei den im östlichen Georgien lebenden Bergvölkern. Er ist Schöpfer der Welt; sein Stellvertreter auf Erden ist → K’viria. Fähnrich: Lexikon georgische Mytholo­ gie, Wiesbaden 1999.

Mori Keraéng, höchste Gottheit bei den Manggarai und Riung in West-Flores (Ost-Indonesien). Die Religion dieser beiden Ethnien ist zwar stark islam. beeinflusst, weist jedoch eine Reihe altindones. Elemente auf, die sich z.B. in den

Morrígan antagonistischen Beinamen von M. niederschlagen: Vater/ Mann oben – Mutter/Frau unten, Himmel oben – Erde unten, Sonne und Mond. Im Schöpfungsmythos der R ­ iung nimmt das Thema der Urmutter Tézé und der Inzest mit ihrem Sohn Léna breiten Raum ein, wie auch das Thema der ›Entstehung der Nutzpflanzen aus den zerstückelten Körpern von Urzeitwesen‹. Arndt: Aus der Mythologie der Riunger (Tijdschrift voor Indische Taal-, Lan­ den Volkenkunde 75, 1935). – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976. – Erb: When rocks were young and earth was soft; ritual and mytholo­ gy in Northeastern Manggarai (Diss.), New York 1987.

Mormo, Gespenst und Kinderschreck im griech. Volksglauben. DNP 8.

Mórpheus (von griech. morphe = ›Gestalt‹), griech. Gott der Träume, Sohn des → Hypnos. In der Religion spielte er überhaupt keine Rolle; bekannt ist er eigentlich nur aus den Me­ tamorphosen (11, 633ff.) des Ovid. Grant/Hazel: Lexikon der antiken Mythen und Gestalten, München 18 2004.

Morrígan (Morrigu), irische Kriegsgöttin, deren Name als

Morta 324 ›Kö­ nigin der Spukgeister‹ gedeutet wird; sie wütet als (meist vogelgestaltige) Kampffurie und wechselt auch in die Rolle einer Unterweltsgöttin über. Clark: The Great Queens: Irish God­ desses from the M. to Cathleen Ní Hou­ lihan, Gerrards Cross 1991. – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Morta → Parzen Mōt (semitisch mawt, mōt = ›Tod‹), phöniz. Gott der Dürre, der Unfruchtbarkeit und des Todes; er ist Herr der Unterwelt, dem ›Leichenhaus der Erde‹. M. ist Gegenspieler des → Baal* (1), den er tötet. Daraufhin fährt die Göttin → Anat in die Unterwelt, schlägt M. mit einem Schwert in Stücke, was letztlich d ­ ie Wiederauferstehung Baals zur Folge hat. Wahrscheinlich meint Philon von Byblos den M., wenn er von einem Gott Muth spricht, den die Phönizier ›Tod‹ n ­ ennen. Cassuto: Baal and M. in the Ugaritic Texts (Israel Exploration Journal 12, 1962). – Loewenstamm: The Killing of M. (Orientalia NF 41, 1972). – Pope: M. (Die Mythologie der Ugari­ ter und Phönizier, WdM 1).

dMu (auch rMu geschrieben), in der Bön-Religion Alttibets gleichbedeutend mit den → Lha; es sind die im Himmel wohnenden Geister. Der Him-

melsgott hat den Namen dMubdud kam-po sa-zan.

Nicolazzi: Geheimnis Tibet: die UrReligion des »Bön«, Düsseldorf 2003.

Mugasa (oder Mugu), mythischer Himmelsgott der Bambuti (Pygmäen in der IturiRegion, Kongo), in verschiedenen Überlieferungen mit dem Mondgott zusammenfließend. Er wohnte ursprünglich mit den ersten Menschen, seinen Kindern, zusammen in einem paradiesähnlichen Land. Er lebte in einer Hütte und wollte von den Menschen nicht gesehen werden. Als diese sein Gebot übertraten, entfernte er sich; seither sind die Menschen sterblich. Bis auf vereinzelte Anrufungen wird M. kein Kult gezollt. Mukenge: Culture and Customs of the Congo, Westport (Conn.) 2002.

Mu Gong (Mu Kung), in der Literatur des Taoismus (China) der Gott der Unsterblichen, Herr des Ostens und Verkörperung des Yang. Er ist Gemahl der → Xi-wang-mu, die im Westen wohnt. Fowler: An introduction to the philoso­ phy and religion of Taoism, Brighton 2005.

Mula Jadi na Bolon, Schöpfergottheit der Toba-Batak auf Sumatra (Indonesien); sein

325 Name bedeutet ›der große ­Ursprung des Werdens‹. Er ist der Erzeuger der Götter­ trias → Batara Guru, Soripada und Mangalabulan, die hindu­ ­ indones. beeinflusst ist. M. wohnt im obersten der sieben Himmel und hat die Weltherrschaft ­ an seine ›Söhne‹ abgegeben, steht diesen jedoch im Kult kaum nach. Mit seiner Hilfe er­ schafft seine Enkelin →  Si Boru Deak Parujar die Erde. → Debata. Warneck: Die Religion der Batak, Göttingen 1909. – Tobing: The structure of the Toba-Batak belief in the High God, Amsterdam 1956. – Sinaga: The Toba-Batak High God, St. Augustin 1981. – Winkler: Religion und Heilkunst der Toba-Batak auf Su­ matra, Köln 2006.

Mulapo majewa → Kavidivi Mulo, bei den Roma ein vampirartiger Totengeist, der nachts die Menschen erschreckt. Mulungu (manchmal auch Mungu), Hochgott bei verschiedenen ostafrikan. Stämmen (z.B. bei den Kamba), mit dem Appelativum mumbi (›Schöpfer‹). Etymologisch steht der Name M. in einem Zusammenhang mit ›Ahnenreich‹ oder ›Ahnenseele‹. M. dürfte ursprünglich das Ahnen­ oberhaupt bzw. der Stammvater gewesen sein.

Murukan Frankl: The word for ›God‹ in swahili (Journal of Religion in Africa 20/3, 1990). – ER 10.

Mummu, Ratgeber des altmesopotam. Urgottes → Apsu; beide wurden von → Ea besiegt, der M. seinen Strahlenglanz nahm und sich damit dessen Wesen aneignete. Munda → Chāmundā* Mundilferi → Mani Muntu-untu, der höchste Gott bei den Minahasa auf Nordsulawesi (Indonesien); als Weltenherrscher ist er Gesetzgeber und Schicksalsbestimmer, er wacht über Recht und Ordnung und hat die Funktion als Sonnengott von seinem Vater → Toar übernommen. Gelegentlich wird er als der eigentliche Schöpfergott bezeichnet. Tauchmann: Die Religion der Mi­ nahasa-Stämme, Köln 1969. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976.

Muri-Muri, bei den Bambuti der Ituri-Region (Kongo) der Waldgeist und Herr des Wildes; teilweise wird er nur aus einem Kopf bestehend gedacht. Murukan, alte drawidische Gottheit. Sein Name bedeutet ›der Jugendliche‹; daneben wird er auch Cēyōn (›der Rote‹) genannt. Er ist der göttliche Jäger

Muschḫuschschu 326 und Krieger, daher mit dem hinduist. → Skanda identifiziert. Sein Reittier ist der Elefant oder der Pfau. Seine Flagge wird von einem Hahn geschmückt; als Attribut führt er einen Speer, daneben trägt er eine Girlande aus den roten Blüten des Katampu-Baumes. M. selbst hat den Beinamen Katampan (›Gott des KatampuBaumes‹) oder im Hinblick auf seine kämpferische Funk­ tion Vēlan (›der mit dem Speer‹). Die singhales. Form von M. ist → Kataragama. Bechert: Eine alte Gottheit in Ceylon und Südindien (Wiener Zeitschrift für die Kunde Süd- und Ostasiens 12–13, 1968–69). – Zvelebil: M. (Mythologie der Tamilen und anderer drawidisch sprechender Völker, WdM 5). – Inukonda: South India: regions, cultures, and sagas, New Delhi 2004.

Muschḫuschschu (sumerisch muš-ḫuš = ›feuerroter Drache‹), das im altmesopotam. Mythos

von → Tiamat erschaffene Ungeheuer hat Schlangenleib, einen gehörnten Schlangenkopf, die Vorderfüße eines Löwen, die Hinterfüße eins Adlers und dazu noch einen Skorpion­ stachel; es ist das Emblemtier des → Marduk* und als die von ihm gebändigte und in Dienst genommene Chaosmacht zu verstehen. Lambert: The History of the muš-ḫuš in Ancient Mesopotamia (Borgeaud [Hg.]: L’animal, l’homme, le dieu dans le Proche-Orient ancien), Leuven 1984. – Black/Green: Gods, demons and symbols of Ancient Mesopotamia, London 22008.

Musen (Musae), Töchter des griech. Göttervaters → Zeus* und der → Mnemosyne. Sie wohnen auf dem Olymp und erfreuen die Götter durch ihren Gesang, dabei ist →  Apollon ihr Anführer. Später wies man den einzelnen M. bestimmte Gebiete der Kunst und Wissen-

Muschhuschschus mit Anzu; sumer. Rollsiegel, ca. 3000 v. Chr.

327

Mut

Die neuen Musen (von links nach rechts): Klio, Thalia, Erato, Euterpe, Polyhym­ nia, Kalliope, Terpsichore, Urania, Melpomene; röm. Sarkophag, 2. Jh. n. Chr.

schaft zu: → Erato (Liebesdichtung), → Euterpe (Flötenspiel und lyrische Poesie), →  Kalliope (epische Dichtung, auch Philosophie), →  Klio (Geschichtswissenschaft), →  Melpomene (Tragödie), → Polyhymnia (ins­ trumental begleiteter Gesang), →  Terpsichore (Tanz), → Thaleia (Komödie) und → Urania* (Astronomie). An verschiedenen Orten wurden die M. als Quellnymphen verehrt, besonders heilig war ihnen die Quelle Kastalia am Parnaß. Die Philosophen der Platonischen Akademie und die Gelehrten der Bibliothek zu Alexandria stellten sich unter den Schutz der M. und nannten ihre Wirkungsstätte museion (daher das Wort ›Museum‹). Otto: Die M. und der göttliche Ur­ sprung des Singens und Sagens, Düsseldorf 1955. – Barmeyer: Die M. Ein Beitrag zur Inspirationstheorie, München 1968. – LdAG.

Musisi, Gott bei den Ndonga (in Namibia), einziger Sohn von → Kalunga. M. ist Fürsprecher der Menschen. In einem Sprichwort heißt es: ›Um was M. für dich bittet, das wird dir Kalunga geben‹. Knappert: Namibia, land and peoples, myths and fables, Leiden 1981.

Muso koroni (Mouso Koroni), in der Mythologie der westafrikan. Bambara das erste weibliche Wesen, das der Gott → Pemba aus dem Staub seiner Fußspur und seinem Speichel erschaffen hat. M. ließ Pflanzen und Tiere aus sich hervorgehen, ihr verdanken die Menschen die Kenntnis des Ackerbaus, doch brachte sie auch Unheil und Chaos in die Welt.

Dieterlen: An Essay on the religion of the Bambara, New Haven 1960. – Zahan: The Bambara, Leiden 1974.

Mut, altägypt. Göttin; der Name (in konsonantischer

Mūtu 328 Schreibweise Mw.t) ist etymologisch nicht gesichert, eine Deutung will in ihm das Wort für ›Mutter‹ erkennen, vielleicht ist es aber auch ein Wort für ›Geier‹, in dessen Gestalt die Göttin ursprünglich verehrt wurde; später ist sie vermenschlicht und trägt nur noch die Geierhaube. In Theben galt M. als Gattin des → Amun und Mutter des →  Chons. M. wurde sowohl mit der Himmelsgöttin → Hathor als auch mit der Schlangengöttin → Uto gleichgesetzt. Wenn sie als ›Mutter ihres Erzeugers‹ bezeichnet wurde, dann sollte das ihre Allmutterschaft bezeugen; ›sie gebar, ohne dass sie geboren wurde‹. LdÄR.

Mūtu, in der neuassyr. Dichtung der Gott der Unterwelt und die Personifizierung des Todes; er wird durch ­einen Schlangendrachenkopf gekenn­zeichnet. Mutunus Tutunus, röm. Gott; ithyphallisch oder als Phallus dargestellt; ihm brachten die Frauen in der Hoffnung auf Kindersegen ihre Opfer dar. DNP 8.

Muvu, bei den Luba-Lulua (Kongogebiet) der Schutzgeist (Alter Ego). Der Hochgott

→  Mvidi Mukulu Maweja Nangila hat die Sonne als Schutzgeist des Tages und in der Nacht den Mond. Auch die Menschen haben ihre miuvu. Muzen Cab (›Honigsammler‹), bei den Maya bienengestaltige Götter, nach der Überlieferung der Chilam-Balam-Bücher waren sie (jetzt im Singular: Ah Muzen Cab) am Anfang aller Dinge. Noch heute bringen ihnen Mayastämme Kerzen- und Blumenopfer dar. Miller/Taube: An illustrated diction­ ary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Mvidi Mukulu Maweja Nangile, Hochgott des Bantustammes der Luba-Lulua (Kongo), Schöpfer von Sonne und Mond, der Pflanzen, der Tiere und zuletzt der Menschen. Um ihn herum – gleichsam in den vier Weltgegenden – sitzen die vier ›alten Geister‹, zu denen der böse → Kavidivi gehört. Myōō, japan. für ›Licht-Könige‹ (Sanskrit → Vidyārājas), eine Gruppe von Devas im Gefolge des Mahāvairocana-tathāgata (→ Dainichi-nyorai) des esoterischen Buddhismus. Sie zeigen gewöhnlich ein furchterregendes Äußeres (besonders im Antlitz), um die dem Buddhismus

329

Nāga

übelwollenden bösen Geister zu vertreiben. Besonders bekannt sind die ›fünf großen M.‹ (→ Godai-myōō).

N Gott N, in der Maya-Forschung die Bezeichnung für eine Göttergestalt bzw. einen Komplex ineinander verwobener Göttergestalten, deren gemeinsames Kennzeichen die Namenshieroglyphe (in ›Jahreszeichen-Variante‹ und ›Tierschalen-Variante‹) ist. Der Gott kann ein Schneckenhaus oder einen Schildkrötenpanzer auf dem Rücken tragen; beide Tiere ­haben chthonisch-aquatischen Charakter. Verschiedentlich hat man die N.-Gestalten als die →  Bacab gedeutet. Auffallend ist ein gewisses Abhängigkeitsverhältnis von N. gegenüber Gott → D.

→ Marduk* und der → Sarpanitu. Sein Attribut ist der Schreibgriffel. Als Schreiber der Schicksalstafeln erreicht er im babylon. Pantheon einen hohen Rang. Zusammen mit seiner Gattin → Taschmetu diente ihm die Stadt Borsippa als Hauptkultort. Unter den Planeten wurde ihm der Merkur zugeordnet. v. Soden: Der große Hymnus an N. (Zeitschrift für Assyriologie und Vor­ derasiat. Archäologie 61, 1971). – ER 10. – RLA 9.

Nāga (altindisch ›Schlange‹), im indischen Glauben dämo-

Hellmuth: Monster und Menschen in der Maya-Kunst, Graz 1987. – Rätsch (Hg.): Chactun. Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Nabu (altbabylon. Nabium, im Alten Testament Nebo), babylon. Gott der Schreibkunst und der Weisheit, Sohn des

Hoysala-Skulptur eines Naga-Pär­ chens; Halebid (Indien), 12.–­14. Jh.

Nāgakumāra 330 nenartige Wesen, von denen einige die Unsterblichkeit erlangten. Sie sind schlangengestaltig und haben gewöhnlich fünf oder sieben Köpfe; in der Kunst werden sie oft menschlich, aber abwärts vom Nabel als Schlange dargestellt. Die Schlange Ananta ist Symbol der Unendlichkeit, unter dem Namen → Shesha trägt sie die Erde. Ein anderer N., Vāsu­ ki, diente beim Quirlen des Milch­ozeans als Seil und wird von → Shiva* als dämonenabwehrender Gürtel benutzt. Im indischen Volksglauben werden N.s als Fruchtbarkeitsträger verehrt (Steinsockel mit Schlangenbildnissen), im Buddhismus spielen sie in der Vita → Gautamas eine Rolle. In Tibet gelten die N.s als Wassergottheiten, die die buddhist. Schriften bewachen. Auf Sri Lanka wird häufig in Maskentänzen der mythische Kampf des göttlichen Vogels → Garuda* (singhales.: Gurulā) gegen die N.s dargestellt. Vogel: Indian serpent-lore or the N.s in  Hindu Legend and Art, London 1927. – Mahalingam: The N.s in Indian history and culture (Journal of Indian History 43, 1965). – Kri­ shan:  The N. cult in Indian art and  literature (Oriental Art NS 13, 1967). – Handa: N. cults and tradi­ tions in the western Himalaya, New Delhi 2004.

Nāgakumāra (›Schlangenprinzen‹), im Jinismus eine Unterklasse der → BhavanavāsinGötter. Sie können Regen und Donner erzeugen und waren ursprünglich Wassergottheiten. Naga Padoha → Si Boru Deak Parujar Nage Bonga → Bonga Nagual (aztekisch nahualli, naualli = ›Verkleidung‹, ›Verhüllung‹), in Mittelamerika persönlicher Schutzgeist in Gestalt eines Tieres, manchmal auch einer Pflanze. Mensch und N. sind durch eine mys­ tische Schicksalsgemeinschaft miteinander verbunden. Nach mexikan. Glauben haben selbst die Götter ihren N., so ist →  Huitzilopochtlis Erscheinungsform ein Kolibri oder ein Adler, die des → Quetzalcoatl* die grüne Federschlange. Naḫḫundi (Nachunte), Sonnengott von Elam (im heutigen Iran), dem Land nordöstlich der Einmündung des EuphratTigris in den Persischen Golf. Nahi, thamudischer (altnord­ arab.) Gott, der eine allgemein helfende und schützende Funktion hatte. Nainueama, mythisches Urwesen im Glauben der südameri-

331 kan. Uitoto (Kolumbien). Er knüpfte die Welt (das Seiende) an ein leeres Trugbild an. Auf der erträumten Erde ließ er sich nieder und trat sie fest. Dann spuckte er aus, damit der Wald wachse. Preuß: Religion und Mythologie der Uitoto 1, Leipzig 1921. – Jensen: My­ thos und Kult bei Naturvölkern, ND München 1992.

Nairyōsangha (Nēryōsang), Götterbote des altiran. Gottes → Ahura Mazdā, zu den →  Yazatas gehörend. In mittelpersischen Quellen heißt er Naresahyazd oder kurz Narsē; er erscheint als schöner, nackter Jüngling, der hinter → Ahriman aufgestellt wird, damit die schlechten Weiber ihn, den Unbefleckbaren, begehren und nicht die Gerechten verderben. Im Manichäismus findet sich der Gott als ›Dritter Gesandter‹ und dem Namen → Narisah. Najaden (Naiaden, Naides), in Quellen, Teichen und Flüssen hausende → Nymphen; sie galten als segenbringend und befruchtend und standen in naher Beziehung sowohl zu →  Demeter* als auch zu → Poseidon*. Namita (Namite), bei einigen Papuastämmen (auf Neuguinea) die göttliche Urfrau, die

Nana sich mit der großen Zehe selbst befruchtete und Zwillinge gebar, denen sie die Kulturgüter brachte. Bei einem anderen Papuastamm ist der Kasuar der sie repräsentierende Vogel; auf ihr eigenes Geheiß hin getötet, entstehen aus N.s Blut die ers­ ten Menschen. Bartle: Death, witchcraft and the spirit world in the highlands of Papua New Guinea, Goroka 2005.

Nammu, sumerische Göttin; sie ist die Urmutter, ›die Himmel und Erde geboren hat‹. Auch als Menschenbildnerin tritt sie auf. Namtar, der sumerische Name bedeutet ›das, was abgeschnitten wird‹, und kennzeichnet die Personifikation des Geschicks. N. ist der göttliche (oder auch dämonische) Bote der Unterweltsgöttin → Ereschkigal, der den Menschen den Tod bringt. RLA 9.

Nana, armen. Göttin, Tochter des → Aramazd, in der inter­ pretatio graeca mit → Athene gleichgesetzt. Die Etymologie des Namens ist nicht gesichert; vieles spricht für ein indogerman. Wort für ›Mutter‹, wie es auch im Sanskrit nachweisbar ist. Man hat in N. auch schon die armen. Erscheinungsform der phrygischen → Kybele er-

Nana Buluku 332 kennen wollen. In parthischer Zeit reicht ihre Verehrung bis nach Palmyra und in das ostiran. Kushan-Reich. Eine göttliche N. wird auch als Tochter des altkleinasiat. Flussgottes → Sangarios genannt. Ishkol-Kerovpian: N. (Die Mythologie der vorchristl. Armenier, WdM 4).

Nana Buluku, männliche, manchmal auch weiblich gedachte Schöpfergottheit der Fon (Benin) und der Ewe (Ghana/Togo), besonders in Benin verehrt. In Togo hat er die Funktionen eines Nahrungsspenders und eines Heilgottes; zu seiner Verehrung wird ein eigener Zeremonialstab aufgepflanzt, bei dem der Gott sich niederlässt. Der erste Teil des Theonyms, Nana, bedeutet ›Vater‹.

Nanāja, altmesopotam. Göttin des Geschlechtslebens, die ähnlich wie → Ischtar auch eine kriegerische Funktion hatte. In späterer Zeit wurde sie mit → Taschmetu gleichgesetzt. In hellenist. Zeit erstreckte sich ihre Verehrung auch auf Syrien und den Iran; auf Münzen des Kushan-Reiches erscheint sie mit einer Mondsichel auf dem Haupt. Ambos: N., eine ikonographische Stu­ die zur Darstellung einer altoriental. Göttin in hellenist.-parth. Zeit (Zeit­ schrift für Assyriologie und vorderasiat. Archäologie 93, 2003). – Drewnowska-Rymarz: Mesopotamian Goddess N., Warschau 2008.

Piłaszewicz/Schreiner: Woyengi, die Mutter der Welt. Mythen und Legen­ den westafrikan. Völker, Leipzig 1991. – Meyer: Translating the Devil: Reli­ gion and Modernity Among the Ewe in Ghana, Trenton 1999.

Nandin (›der Erfreuende‹, auch ›der Glückliche‹ übersetzt), weißer Stier im Gefolge des indischen Gottes → Shiva*, dessen Fruchtbarkeitsaspekt er verkörpert; sein Hufabdruck gilt als glückverheißendes Zeichen. In den Purānas wird N. als göttlich angerufen.

Nanahuatzin (Nanautzin, Nanahuatl), mit Geschwüren bedeckter Gott der Azteken, der sich in ein Feuer stürzte und verbrannte, um der Welt Licht und Lebenskraft zu spenden; durch sein Selbstopfer wurde er zur Sonne. N. ist die niedrigste Erscheinungsform → Quetzalcoatls*.

Nan-lha, tibetischer Hausgott, dem Getränke als Opfer dargebracht werden. Er wird meist anthropomorph, aber mit Schweinekopf dargestellt. Sein Aufenthaltsort ist neben den verschiedenen Teilen des Hauses v.a. der Herd, weshalb er auch mit dem Herdgott → T’ab-lha kontaminiert.

333

Nantosuelta

Nanna (1), sumer. Mondgott; sein Hauptkultort war Ur. Er galt als ›Herr des Schicksals‹ und hatte den Beinamen Aschimbabbar, d.h. ›dessen Aufgehen strahlend ist‹. N. entspricht dem akkadischen →  Sin (1), wie dieser fährt er in einer glänzenden Barke über den Himmel. Er kann auch Züge eines Richtergottes annehmen; auf einer Stele wird er thronend dargestellt, Stab und Ring in der rechten Hand sind Symbole der Gerechtigkeit. Sjöberg: Der Mondgott N.-Suen in der sumer. Überlieferung I, Stockholm 1960. – RLA 8.

Nanna (2), Gattin des german. Gottes → Balder*, Mutter des → Forseti. Nach Balders Tod stirbt sie vor Kummer. Der Name dient im Altnord. zur poetischen Bezeichnung einer jungen Frau.

Nantosuelta; Fund aus Speyer, 2.–3 Jh. n. Chr.

Nansche, sumerische Lokalgöttin von Lagasch. Als Tochter des Weisheitsgottes → Enki* ist sie Wahrsagegöttin, Traumdeu­ terin und Künderin des göttlichen Willens. Gleichzeitig ist sie Hüterin des Rechts und ›prüft das Herz des Volkes‹.

Nantosuelta, gallische Göttin. Ihre Zusammenstellung mit → Sucellos lässt an eine Totengottheit denken, das ihr als Attribut beigegebene Füllhorn an eine segenspendende Göttin. Im Gebiet der Mediomatriker findet sie sich mit einem Szepter, das von einem kleinen Haus bekrönt ist, woraus man auf einen häuslichen Charakter schließen kann, vielleicht in der Art einer Schutzgottheit.

Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Kotterba: Sucellus und N.: Untersu­ chu­ng­en zu einem gallo-röm. Götter­

Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Napir 334 paar in den Nordprovinzen des Imperi­ um Romanum (Diss.), Freiburg 2000.

Napir, Mondgott von Elam, dem iran. Nachbarland von Babylonien. Napruscha, in der Beschwörungsserie Schurpu angerufener elamischer Gott, der dem babylon. → Ea gleichgesetzt wird. Nārada, im Hinduismus ein Bote zwischen den Göttern und den Menschen. Den heiligen Sängern (→ Rishis) zugehörend, ist er Erfinder der Laute (vina) und Patron der Musik. N. ist auch eine Erscheinungsform → Vishnus*. Haussig (Hg.): Götter und Mythen des indischen Subkontinents (WdM I/5).

Narasimha (›Mannlöwe‹), die vierte Inkarnation des indi-

Narasimha im Virupaksha-Tempel in Vijaya Nagara (Indien), 16. Jh.

schen Gottes → Vishnu*, in welcher er die Welt von den Plagen des Dämonenkönigs → Hiranyakashipu befreite, indem er diesen in der Dämmerung auf der Türschwelle tötete – beachtenswert ist die Grenzbzw. Übergangssituation von Zeit und Raum. Soifer: The myths of N. and Vāmana, Delhi 1990. – Rosen: N. Avatar: the half-man/half-lion incarnation, New York 1994.

Nārāyana (›Sohn des Urmenschen‹), in Indien ist mit diesem Namen die Vorstellung eines höchsten Wesens verbunden. N. gilt als Erscheinungsform → Brahmās* oder → Vishnus*. Nach einer Überlieferung trieb er auf einem Bananenblatt und saugte an seiner Zehe (Symbol der Ewigkeit), bis er schließlich aus seiner schöpferischen Energie heraus das Universum formte. Eine bekannte ikonographische Darstellung zeigt den Vishnu-N. während der Weltnacht auf der Schlange Ananta, aus seinem Nabel wächst ein Lotos mit dem Gott Brahmā hervor; N. wird ohne Attribute dargestellt, da seine Kräfte und Eigenschaften noch nicht entfaltet und damit unsichtbar sind. Otto: Vishnu-N., Jena 1923. – Moel­ ler: N. (Die Mythologie der vedi­ schen Religion und des Hinduismus,

335 WdM 5). – Schleberger: Die indische Götterwelt, München 21997.

Nareau, Schöpfergott bei den Bewohnern der Gilbert-Inseln (Melanesien). Er formte Himmel und Erde aus einer Muschel; dann hieß er Sand und Wasser sich paaren; schließlich kam N. der Jüngere hervor. Dieser beseitigte die Dunkelheit, indem er aus den Augen seines Vaters Sonne und Mond formte; aus dem Fleisch bildete er Felsen und Steine, aus dem Rückgrat den ›Baum der Ahnen‹, aus dem die Vorfahren der Menschen hervorkamen. Die beiden N. wurden auch als ›Alte Spinne‹ und ›Junge Spinne‹ bezeichnet. Koch: Erzählungen aus der Südsee (Veröffentlichungen des Museums für Völkerkunde Berlin NF 9/IV, 1966).

Narisah, bei den Manichäern der ›Gott der Lichtwelt‹, Vater der zwölf ›Lichtjungfrauen‹ (Herrschaft, Weisheit, Sieg, Überzeugung, Reinheit, Wahrheit, Glaube, Geduld, Rechtschaffenheit, Güte, Gerechtigkeit, Licht), die den zwölf Tierkreiszeichen entsprechen. N. kann auch als ›Jungfrau des Lichts‹ erscheinen und ist damit seinem Wesen nach androgyn. Böhlig: Der Manichäismus, Düsseldorf 1997.

Natha Narkissos (latein. Narcissus), Sohn des griech. Flussgottes Kephissos und der → Najade Leiriope, der sich in unbefriedigter Liebe zu seinem im Wasser erblickten Spiegelbild verzehrte, bis er schließlich in die nach ihm benannte Narzisse verwandelt wurde. Ovid erblickte darin die Strafe dafür, dass N. die Liebe der Nymphe Echo zurückwies. Berger: Mythos N., Leipzig 1999. – LdAG.

Nasr (auch Nasur), altarab. Gott, dessen Name ›Adler‹ bedeutet, von dem aber sonst wenig bekannt ist. Nasu, altiran. Leichendämonin in Fliegengestalt, manchmal auch Drug genannt. Natha (singhales. ›Beschützer‹, ›Herr‹), einer der vier Hauptgötter Sri Lankas, dem Bodhisattva → Avalokiteshvara* gleichgesetzt, in späterer Zeit auch mit dem zukünftigen Buddha → Maitreya identifiziert. Als Gemahlin N.s gilt die buddhist. Göttin → Tārā. Das Ritual der Namensgebung für die singhales. Könige wurde im Tempel des N. durchgeführt, um die Identifizierung des Königs mit dem Bodhisattva zu bekräftigen.

Natura 336 Bechert: N. (Mythologie der singhales. Volksreligion, WdM 5).

Natura, spätantike Personifikation der Natur (bei den Griechen physis genannt); in ihre drei Kleider sind alle Geschöpfe der Luft, der Erde und des Wassers eingewebt. In einem orphischen Hymnus wird sie ›Vater‹ und ›Mutter‹ zugleich genannt. Die mittelalterliche Dichtung betont ihren Fruchtbarkeitscharakter, in der Kunst ist die Darstellung mit vielen Brüsten beliebt. Freden: Orpheus and the Goddess of Nature, Göteborg 1958. – Modersohn: N. als Göttin im Mittelalter, Oldenburg 1997.

Naunet, sie gehört in der alt­ ägypt. Kosmogonie von Hermopolis der → Achtheit an und ist weibliches Gegenstück zu → Nun, der Personifikation des Urgewässers. In alten religiösen Texten erscheint N. wie eine unterirdische Ergänzung zum Himmel (→ Nut) und wird damit zu einer Art Gegenhimmel, den die Sonne bei Nacht durchzieht. Altenmüller: Achtheit (LÄ 1). – LdÄR.

Navi, bei slaw. Völkern eine bestimmte Art von Dämonen, die aus den Seelen von Kindern entstanden sind, die tot geboren oder von der Mutter

im Schlaf erdrückt wurden; bei den Westslawen werden die Seelen der Ungetauften so genannt. Im bulgar. Volksglauben haben die N. Vogelgestalt, bei Serben und Kroaten denkt man sie sich als große Vögel mit Kinderkopf. Das Nomen ist verwandt mit russ. nav’, nav’je, navei (›der Tote‹). Reiter: N. (Mythologie der alten Sla­ ven, WdM 2). – Reiter: Das Glau­ bensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009.

Ndara → Pue mPalaburu Ndengai, schlangengestaltiger Urgott bei den FidschiInsulanern (Melanesien); wenn er sich bewegt, bebt die Erde. Auf seinen Befehl hin kratzte sein Sohn Rokomoutu auf dem Meeresgrund das Land zusammen, auf dem dann N. zwei Eier ausbrütete – aus diesen kamen ein Junge und ein Mädchen hervor: die Urmenschen. Ndjambi, Himmelsgott der Herero (Südwestafrika); alle Wohltaten kommen von ihm. Wer eines natürlichen Todes stirbt, wird von ihm hinweggetragen. Die Aussprache seines Namens ist nur bei wenigen Anlässen erlaubt. Nebtuu (Nebetu, ›Herrin des Feldes‹), in Esna, dem alten Latopolis, zusammen

337 mit →  Chnum verehrte Lokalgöttin. In Angleichung an →  Menhit kann sie als blutdürstige Löwin erscheinen. Nechbet, oberägypt. Schutzgöttin des Königs, dargestellt als Frau mit einem Geierbalg auf dem Kopf oder als G ­ eier; Attribute sind der Herrscherstab und das Symbol für Ewigkeit. Ihr heiliges Tier, der Geier, wird zum Symboltier Oberägyptens und geht zusammen mit der Schlange der unterägypt. → Uto in den Pharaonenschmuck ein. Unter den Pflanzen wird N. die Oberägypten repräsentierende Lotosblume zugeordnet. Im Volksglauben des Neuen Reiches und in der Spätzeit wird sie als Geburtsgöttin verehrt und deshalb von den Griechen mit → Eileithyia identifiziert. LdÄR.

Nechmetawaj (Nehmetawai), in Hermopolis verehrte, alt­ ägypt. Göttin; ihr Name bedeutet ›die sich des Beraubten annimmt‹. Sie ist das weibliche Gegenstück zu → Thot, der ja ein Beschützer des Rechtes ist; beider Sohn ist → Neferhor. In späterer Zeit verschmilzt die Göttin mit → Hathor; bei Plutarch findet sie sich unter dem Namen Dikaiosyne.

Nefertem Nechtan, altirischer Wassergott, dessen Wohnsitzt, Síd Nechtain, man im Heiligtum der → Bóand, an der Quel­le des Flusses Boyne, lokalisier­te. Das Theonym wird in einen Zusammenhang mit dem röm. → Neptunus* gestellt. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Neferhor (in griech. Form Nepheros oder Nopheros), ­alt­ägypt. Gott, der zusammen mit → Nechmetawaj und →  Thot eine Trias bildet. Der Name bedeutet ›der Schöngesichtige‹. Nefertem (in griech. Form Neph­ themis), altägypt. Gott des Wohlgeruchs; eigentlich ist er die vergöttlichte Lotosblume, die er in seiner anthropomorphen Darstellung auf dem Kopf oder in der Hand trägt. Ein Pyramidentext bezeichnet ihn als ›Lotosblume an der Nase des Re‹. In seinem solaren Aspekt wird N. selbst zum Sonnenkind auf der Lotosblüte und zum siegreichen Lichtgott. Manchmal erscheint er mit einem Löwenkopf, wie ja auch seine Mutter → Sachmet* löwengestaltig ist. Der Name N. bedeutet ›der ganz Schöne‹, ›der ganz Vollkommene‹.

Nehalennia 338 Morenz/Schubert: Der Gott auf der Blume, Ascona 1954. – Munro: N. und das Lotos- Emblem (ZÄS 95, 1968). – LdÄR.

Nehalennia, german. Göttin, deren Zeugnisse im niederländ. Raum gefunden wurden. Die Deutung ihres Namens ist ungesichert, man dachte schon an Hinweise auf eine Fruchtbarkeits-, aber auch an eine Totengöttin. Auf ihr geweihten Al­tären wird sie mit Früchten (oder Fruchtkorb) und einem Hund dargestellt, manchmal auch mit einem Schiffsbug, weshalb man sie als Schirmherrin der Schifffahrt zu interpretieren versuchte. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Cramer-Peters: Zur Deutung des Namens N. und Frija – Isis – N. (Amsterdamer Beiträ­ ge zur älteren Germanistik 3, 1972). – Stuart/Bogaers: N. Röm. Stein­ denkmäler aus der Oosterschelde bei Colijnsplaat, Leiden 2001. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Nehebkau, schlangengestaltiger Dämon im Glauben der alten Ägypter. Er steht im Dienst des Sonnengottes (→ Re*), den er in seiner Barke begleitet, und ist eine Art Wächter am Eingang in das Jenseits. Schließlich wächst er in die Stellung eines Urgottes hinein und wird als Herr der (unver-

gänglichen) Zeit zur Hoffnung für die ­Toten. LdÄR.

Neith (›die Schreckliche‹), griech. Namensform für die konsonantische Schreibweise N.t der altägypt. Ortsgöttin von Sais. Ihr eigentliches Wesen war das einer Kriegsgöttin;  zwei sich kreuzende Pfeile, dazu oft noch ein Schild, bilden ihr Kultsymbol, das sie auf ihrem Kopf trägt. Ihr Beiname ›die die Wege öffnet‹ besagt, dass sie dem König ­ und  ­seinem  Heere vorausschreitet. Durch die Lage ihres  Kultortes  im Delta erklärt sich die nahe Beziehung zu dem Krokodilgott → Sobek*, der ihr Sohn genannt wird. Verschiedentlich erscheint N. als Urgöttin, die sogar androgyn gedacht wurde; ab dem Neuen Reich galt sie auch als Schutzpatronin der Weberei. Zusammen mit →  Isis*, →  Nephthys und →  Selket ist sie Totengöttin; alle vier ­werden oft mit ausgebreiteten (= schützenden) Armen an den Außenseiten von Särgen dargestellt. Bleeker: The Egyptian Goddess N. (FS Scholem), Jerusalem 1967. – Kees: Der Götterglaube im alten Ägypten, Darmstadt 41980. – Wilkinson: Die Welt der Götter im alten Ägypten, Stuttgart 2003.

339 Némesis, griech. Göttin, die für die richtige Verteilung von Glück und Recht im menschlichen Leben sorgt und für Frevel und Übermut (hybris) die gerechte Strafe zuteilt. Der Name hängt zusammen mit nemein in der Bedeutung von ›Zuteilen des Gebührenden‹. Hauptkultstätten der Göttin waren Rhamnus in Attika und Smyrna. In hellenist. Zeit galt N. auch als Göttin der agone (Wettkämpfe aller Art) und wurde in röm. Zeit in den Amphitheatern und Rennbahnen verehrt. Schweitzer: Dea N. Regina (Jahrbuch des Dt. Archäologischen Instituts 46, 1931). – Tradler: Die Ikonographie der N., Mainz 1998. – DNP 8.

Nemetona, keltische Göttin, die öfters dem gallischen → Mars zugeordnet wurde. Ihr Name wird von nemeton (›Heiligtum‹) abgeleitet und bedeutet etwa so viel wie ›die zum Heiligtum Gehörige‹. Ob N. auch eine kriegerische Funk­ tion hatte und mit der irischen Kriegsgöttin Nemon zusammenhängt, ist umstritten. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Nemon → Nemetona Nenun (Nenwen), altägypt. Lokalgott von Kus in Falken-

Nepit gestalt, später mit → Haroeris gleichgesetzt. Neper, das altägypt. Wort bedeutet ›Korn‹ und ist zugleich der Name des Gottes, der es verkörpert. Er gilt als Sohn der ›Nährschlange‹ → Renenutet und wird als einer, ›der lebt, nachdem er gestorben ist‹, zur Hoffnung für den Toten. Leibovitch: Gods of agriculture and welfare in Ancient Egypt (JNES 12, 1953). – LdÄR.

Nephthys (Nebthut, konsonantisch Nb.t-hw.t, ›Herrin des Hauses‹), altägypt. Göttin. Sie erscheint zwar dem → Seth zugesellt, steht aber in ihrem Wirken auf der Seite des →  Osiris*, dessen Leiche sie zusammen mit ihrer Schwes­ ter → Isis* bewacht; damit wird sie zur Totengöttin (auch → Neith). Im Osten stehend, empfangen N. und Isis die aufgehende Sonne. (Abb. → Isis) Altenmüller: Zum Ursprung von Isis und N. (Studien zur altägypt. Kultur 27, 1999). – LdÄR. – Lévai: Aspects of the goddess N., especially during the Graeco-Roman period in Egypt (Diss.), Ann Arbor 2007.

Nepit, weibliches Gegenstück des altägypt. Korngottes →  Neper. Meist ist sie anthropomorph dargestellt und trägt ein Ährenbündel auf dem

Neptúnus 340 Haupt; manchmal hat sie auch Schlangengestalt.

bende → Nymphen bilden sie das Gefolge des → Poseidon*. Besonders zu nennen sind →  Amphitríte* und → Thetis. Noch sind die N. als holde Feen im griech. Volksbewusstsein lebendig. Deichgräber: Die Musen, N. und Okeaninen in Hesiods Theogonie, Mainz 1965. – Rumpf: Die Meerwe­ sen auf den antiken Sarkophagreliefs, ND Rom 1969. – LdAG.

Neptunus; Mosaik aus Hadrumentum (heute Tunesien), Mitte 3. Jh. v. Chr.

Neptúnus (Neptun), altitalischer Gott des fließenden Wassers; sein volkstümliches Fest (Neptunalia) wurde am 23. Juli gefeiert und sollte wahrscheinlich der Abwehr der hochsommerlichen Dürre dienen. N. wurde dem griech. Meergott → Poseidon* gleichgesetzt. Darüber hinaus war er auch Gott der Rennbahnen. Als etrusk. Form für N. findet sich → Nethuns, als gälische (keltische) Entsprechung verweist man auf → Nechtan; man dachte schon an eine gemeinsame Wurzel nept (›feucht‹; im Awesta: napta). Radke: Die Götter Altitaliens, Müns­ ter 21979. – DNP 8.

Nereiden (Nereídes), die 50 Töchter des griech. Meergottes → Nereus. Als im Meer le-

Nereus, griech. Gott des Wassers, besonders des Meeres, Sohn des → Pontos und der Erdgöttin → Gaia, Vater der → Nereiden. Wie andere Meergötter besitzt er die Gabe der Weissagung und die Fähigkeit, seine Gestalt zu verwandeln. LdAG.

Nergal (sumerisch Nerigal), altmesopotam. Unterweltsgott, Gemahl der → Ereschkigal. Er wurde besonders in der Stadt Kuthu verehrt, deren Name bezeichnenderweise als Synonym für das Totenreich diente. Andere Namen des Gottes sind Lugalgirra und→ Meslamta’ea. Ursprünglich war N. ein oberirdischer Gott, der die glühende Sonnenhitze verkörperte und der den Menschen Fieber und Seuchen brachte. In spätbabylon. Zeit war ihm der Planet Mars zugeordnet.

341 v. Weiher: Der babylon. Gott N., Kevelaer 1971. – Lambert: Studies in N. (Bibliotheca Orientalis 30, 1973). – Hutter: Altoriental. Vorstellungen von der Unterwelt, Göttingen 1985. – Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004

Nerthus, von dem röm. Geschichtsschreiber Tacitus überlieferte, german. Göttin, Mater Terra (›Mutter Erde‹) genannt. Archäologische Funde und Ortsnamen sprechen für eine Lokalisierung des N.-Kultes in Dänemark. In einem mit einem Tuch bedeckten, von Kühen gezogenen Wagen fährt die Göttin durch das Land; in ihr Heiligtum zurückgekehrt, werden Wagen und Tuch, ja das Bild der Göttin selbst, in einem heiligen See gewaschen. In Norwegen und Schweden ist N. in die Gestalt des männlichen → Njörd übergegangen, beide dürften auf eine ursprünglich androgyne Fruchtbarkeitsgottheit zurückzuführen sein. Schütte: The cult of N. (Saga-Book of the Viking-Society 8, 1913–14). – Dumézil: Gods of the Ancient Northmen, Berkeley 1977. – Motz: The goddess N.: a new approach (Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 36, 1992). – Battaglia: N. as a Female Deity (ebd. 55, 2001). – Simek: Lexikon der ger­ man. Mythologie, ­Stuttgart 32006.

Nethuns, etrusk. Gott des Wassers, besonders der Quellen, später auch des Meeres. Der

Neunheit Name entspricht dem latein. → Neptunus*; wie dieser wird er nackt, bärtig und mit einem Blattkranz im Haar dargestellt. Nach Angabe des Plinius soll dem etrusk. Neptun in der Lehre der haruspices die Gallenblase geweiht gewesen sein. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Neto(n), althispan. Kriegsgott mit astralem Charakter. Der Name hängt wahrscheinlich mit dem keltischen Wort neto (›Krieger‹) zusammen. Neunheit, eine wahrscheinlich schon in vorhistorischer Zeit entstandene, altägypt. Göttergruppe; das Kultzentrum lag im Delta (Junu, griech. Helio­ polis). An der Spitze steht der Schöpfergott → Atum, der durch Selbstbegattung → Schu und → Tefnut hervorbringt, diese sind die Eltern des Erdgottes (→ Geb) und der Himmelsgöttin (→ Nut), deren Kinder sind → Osiris*, → Isis*, → Seth und → Nephthys. Den Begriff der ›N.‹ für eine größere Göttergruppe übernahmen auch andere Orte, ohne sich jedoch immer an die Zahl zu halten; so hatte Theben unter Führung des Gottes → Month eine ›N.‹ von 15 Göttern. Barta: Untersuchungen zum Götter­ kreis der N., München 1973. – LdÄR.

Ngai 342 Ngai, Hochgott der in Ostafrika lebenden Massai; der Name bedeutet eigentlich ›Regen‹ und deutet auf die ursprünglich vorhandene Funktion eines Wettergottes. Beim Tod eines männlichen Stammesangehörigen wird gebetet: ›Mein Gott, ich bitte, gib Gesundheit, gib Besitz, gib Kinder!‹ N. ist auch dem Bantustamm der Kikuyu als Hochgott bekannt; er lebt im Himmel, der Blitz ist sein sichtbares Zeichen. Kenyatta: Kikuyu Religion, Ancestor Worship, and Sacrificial Practices (Af­ rica 10, 1937). – Bonin: Die Götter Schwarzafrikas, Graz 1979. – ER 10.

Ngenechen (›Herr der Menschen‹) oder Ngenemapun (›Herr des Landes‹), Anrede des vermutlich Höchsten Wesens bei den Mapuche (Chile und Argentinien) seit dem 18. Jh. Andere Namen deuten auf einen bisexuellen Charakter hin. N. wird im Himmel, in der Sonne lebend, gedacht. Er gilt als Schöpfer der Welt und Spender des Lebens und der Fruchtbarkeit. Ein öffentliches, an ihn gerichtetes Ritual ›Ngillatun‹ wird noch heute begangen, bei dem die Machi (Schamanin) eine wichtige Rolle spielt. Cooper: The Araucanians (Handbook of South American Indians 2), ND Washington 1963. – Ray: Language

of the land: the Mapuche in Argentina and Chile, Copenhagen 2007.

Niamye (Nyamye), höchster Gott der Baule an der Elfenbeinküste, geboren wurde er von der Göttermutter. Zuerst erschuf sich N. eine Frau, dann entstanden durch seine Hand Menschen und Tiere. Zunächst lebten alle im Himmel, bis es da zu eng wurde; dann machte Gott die Erde. Wenn die Menschen nicht in Frieden leben und böse sind, wirft er seinen Donnerkeil auf die Erde herab. Piłaszewicz/Schreiner: Woyengi, die Mutter der Welt. Mythen und Legen­ den westafrikan. Völker, Leipzig 1991.

Nichi-ten → Jūni-ten Nidhöggr (›Neiddrache‹), leichenfressender Dämon in der nord. Mythologie. Er ist ein Unterweltsdrache, der ständig an einer Wurzel der Weltesche Yggdrasil nagt und damit das ganze All bedroht; als Bote zwischen ihm und dem auf den Ästen sitzenden Adler stiftet das Eichhörnchen Ratatoskr Unfrieden. Nach einer Überlieferung (Gylfaginning 51) haust

Nidhöggr nagt von unten an der Weltenesche Yggdrasil, um 1760

343 er in der Quelle Hvergelmir, wo er die Toten quält. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Níke, griech. Göttin, eine erst seit Hesiod bekannte Personifikation des Sieges, den → Zeus* oder → Athena verleiht. Als ihre Eltern werden der Titan Pallas und die Unterweltsgöttin → Styx angegeben. Meist wird sie als geflügelte Götterbotin mit Lorbeerkranz, Binde und Palmzweig dargestellt. Bei den Römern entspricht ihr → ­Victoria. (Abb. → Zeus) Hölscher: Victoria Romana, Mainz 1967. – Isler-Kerényi: N. DerTypos der laufenden Flügelfrau in archaischer Zeit, Erlenbach-Zürich 1969. – Thöne: Ikonographische Studien zu N. im 5. Jh. v. Chr., Heidelberg 1999.

Nikkal, aus Mesopotamien übernommene, syrische Göttin mit lunarem Aspekt (→  Ningal); sie ist Gemahlin des Mondgottes → Jariḫ. Herrmann: Yarih und N. und der Preis der Kutarāt-Göttinnen, Berlin 1968.

Ninatta → Kulitta Ninazu, sumer. Unterweltsgott, der im Gegensatz zum furchterregenden → Nergal freundliche Züge aufweist; wie schon sein Name (›Herr Arzt‹) erkennen lässt, ist er ein ­Heilgott. RLA 9.

Ningischzida Ninda Chando → Thakur Baba Ningal (sumerisch ›große Herrin‹), Gemahlin des altmesopotam. Mondgottes (→ Nanna bzw. → Sin), Mutter des Sonnengottes. Unter dem Namen → Nikkal findet sie sich in Syrien. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Ningirsu (›Herr von Girsu‹), sumer. Gott, dem Götterkreis von Lagasch angehörend, Gemahl der → Baba. Wahrscheinlich ist er mit → Ninurta identisch; wie dieser erscheint er unter zwei Aspekten: Zunächst ist er Fruchtbarkeits- und Vegetationsgott mit dem Beinamen ›Herr des Ackerlandes‹, dann tritt er in kriegerischer Funk­ tion auf und jagt den Menschen aus anderen Ländern Schrecken ein. Sein Symboltier ist der löwenköpfige Adler →  Im­ dugud*. Edzard: N. (Die Mythologie der Sume­ rer und Akkader, WdM 1). – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Ningischzida (Ningizzida = ›Herr des rechten Baumes‹), chthonischer Gott der Sumerer. Sein Symboltier ist die gehörnte Schlange. Nach akkadischen Beschwörungstexten

Ning Kong Wa 344 bewacht er die in die Unterwelt verbannten Dämonen; andere Überlieferungen lassen in ihm einen Heilgott – ähnlich seinem Vater → Ninazu – vermuten. Schließlich erscheint er auch als Wächter am Him­ melstor. RLA 8.

Ning Kong Wa, bei den Kachin in Myanmar der Gott, der mit dem ›großen Säbel‹ seinen eigenen Bruder Kumli-Sin in zwei Hälften teilt und mit dem ›großen Meißel‹ aus ihnen Mann und Frau als die Stammeltern der gemeinen Leute bildet. Die fürstlichen Leute entstammen einer inzestuösen Verbindung eines Bruders von N. mit seiner Schwester. Gilhodes: The Kachins: religion and customs, ND Bangkok 1996.

Ningyo (japan. ›Fischmensch‹), ein Fabeltier mit menschlichem Oberleib und Fisch-Unterleib, meist weiblichen Geschlechts, daher auch als ›Wasserni­ xe‹, ›Seejungfrau‹, ›Meerweib‹ über­setzt. Manchmal wird sie mit der Seekuh (Dugong, japan.: jugon) identifiziert. Ninḫursanga (Nin-Hursag, Nin-gur-sag, sumerisch ›Herrin des Gebirges‹), Muttergöttin; zahlreiche altmesopotamische Herrscher – wie Hammurabi

und Nebukadnezar – bezeichneten sich als ihre Kinder. Die Göttin erscheint unter verschiedenen Namen als Partnerin von → Enki*, so wird sie Ninsikila (›Jungfrau‹) und →  Nintu (›Herrin der Geburt‹) genannt. RLA 8. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Nin’insina, sumerische Lokalgöttin von Isin, in babylon. Zeit in der Funktion einer Heilgöttin, verschiedentlich der → Inanna angeglichen. Römer: Einige Bemerkungen zur Göt­ tin N. (FS v. Soden), Kevelaer 1969.

Ninlil (sumerisch ›Herrin Windeshauch‹), altmesopotam. Göttin, Gemahlin von → Enlil und Mutter des Mondgottes →  Nanna. Sie ist eine barmherzige Göttin mit mütterlichen Zügen. Bei den Assyrern galt sie als Gemahlin des Reichsgottes → Assur. Behrens: Enlil und N.: ein sumer. My­ thos aus Nippur, Rom 1978. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Ninmaḫ, der sumerische Na­ me bedeutet ›größte Herrin‹ und kennzeichnet eine altmesopotam. Muttergottheit. Sie heißt auch Dingirmaḫ (›größte Gottheit‹) oder einfach Maḫ. Benito: »Enki and N.« and »Enki and the world order« (Diss.), Philadelphia 1969.

345

Ninsun(a); Relief-Fragment, ca. 2000 v. Chr.

Ninsun(a), eine ­altmesopotam. Göt­tin, Gemahlin des →  Lu­ galbanda; im Epos von → Gil­ gamesch, dessen Mutter sie ist, tritt sie als Traumdeuterin auf. Ihr aus der sumer. Sprache stammender Name bedeutet ›Herrin der Wildkuh‹. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Nintinugga → Gula Nintu, eine der weniger bedeutsamen Muttergöttinnen Altmesopotamiens. Nach einem akkadischen Text hält sie mit der Linken ein an ihrer Brust saugendes Kind (auch → Nin­ḫursanga ).

Ni-ō Ninurta (sumerisch ›Herr der Erde‹), altmesopotam. Gott, Sohn → Enlils, Gemahl der Heilgöttin → Gula. Ihm dankt man für die Fruchtbarkeit der Herden und der Felder; daneben weist er kriegerische Züge auf, dem Sturmvogel → Zu jagt er die geraubten Schicksalstafeln wieder ab. Er ist ›Rächer seines Vaters Enlil‹, siegreicher Kämpfer gegen den dämonischen → Asag und ein herrisch im ›Schreckensglanz‹ daherfahrender Sturmgott. Wahrscheinlich ist N. mit dem in Lagasch verehrten → Ningirsu identisch. In spätbabylon. Zeit gilt er als Gott des Planeten Saturn. Alster: N. and the Turtle (Journal of Cuneiform Studios 24, 1972). – Groneberg: Die Götter des Zweistromlan­ des, Stuttgart 2004. – Black/Green: Gods, demons and symbols of Ancient Mesopotamia, London 22008.

Ni-ō (japan. für die ›zwei Kö­ ­ nige‹ oder auch ›menschenfreundlichen Könige‹), sie ste­ hen als Beschützer des Buddhismus zur Rechten und zur Linken buddhist. Tempelhallen. Den Feinden des Buddhismus zeigen sie ihre drohende, mächtige Gestalt, der eine mit offenem, der andere mit ­geschlossenem Mund. Ihre Waffe ist der ›Diamantkeil‹ (Sans­krit vajra, japan. Kongōsho, auch ›Donnerkeil‹).

Niraḫ 346 Ursprünglich be­deuten die beiden Schutzgötter (devas) zwei Aspekte ein- und desselben, nämlich des →  Taishaku-ten, der buddhist. Entsprechung des vedischen → Indra. Niraḫ, altmesopotam. Gott, der die Schlange in ihrem Unheil abwehrenden Wesen verkörpert und auf babylon. Grenzsteinen als Schlange dargestellt wurde. Er galt als Bote des → Sataran. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Nirantali, Schöpfergöttin und Kulturbringerin bei den indischen Khond; als sie in der Urzeit aus der Erde heraus geboren wurde, hatte sie ein hell leuchtendes Feuer in der Hand. Später machte sie Pfeil und Bogen, mit deren Hilfe Blitz und Donner erzeugt werden. Für die bis dahin nur Blätter und Gras essenden Menschen schlachtete sie einen Büffel.

oder einfach auch nur sein verselbständigter weiblicher Aspekt ist → Nirrti. Nirrti (Nirriti), indische Göttin der ›Vernichtung‹, des Verderbens. Sie bedroht Lebende und Tote. Als ihr Sohn gilt Baya (›die Furcht‹). Im Opferritual ist ihr die schwarze Farbe zugeordnet; ihr Bote ist die Taube. N. ist das (wahrscheinlich in ältere Zeit zurückreichende) weibliche Pendant zu → Nirrta. Moeller: N. (Die Mythologie der ve­ dischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Kinley: Indische Göttin­ nen, Frankfurt /Main 1990.

Nisaba, sumerische Göttin der Schreibkunst und der Wissen-

Paitnak: History and culture of Khond tribes, New Delhi 1992.

Nirrta (auch Nirrita oder Nairrita), der indische Name bedeutet ›Unglück‹; der eine Lanze oder ein Schwert tragende Gott ist eine Verkörperung von Zerstörung und Tod, er ist Herr über die südwestliche Weltgegend; seine Gemahlin

Nisaba/Ninhursanga; Gefäßfragment, ca. 2430 v. Chr.

347 schaft, Tochter des Himmelsgottes → An. Sie ›öffnet dem Menschen das Ohr‹, d.h. sie gibt ihm den Verstand. Ihr Emblem ist – wie bei → Nabu – der Schreibgriffel. Ursprünglich war N. eine Getreidegottheit. Auf einem Vasenfragment ist sie mit einer ährengeschmückten Hörnerkrone und langem Haar dargestellt, aus ihren Schultern gehen sechs Pflanzenkolben (?) hervor, während ihre Hand einen Zweig (Dattelrispe?) hält; allerdings ist die Zuordnung dieser Darstellung zu N. nicht unumstritten, man wollte darin auch schon → Ninḫursanga erkennen. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Nitu → Deva (2) Nivaranavishkambhin → Ma­hā­bod­hisattvas Nixe (althochdt. nihhus = ›Krokodil‹, verwandt mit altindisch nijanas = ›sich waschend‹). Der männliche Nix (Nicker) war ursprünglich ein Wasserungeheuer tierischer Art und galt als bösartig; in Schweden ist er unter dem Namen Näck bekannt. Die weibliche N. ist ein Wassergeist mit menschlichem Oberkörper und dem Schwanzteil eines Fisches. Nixenähnliche Wesen als Wassergeister gibt

Nleri es bei zahlreichen Völkern, vgl. bei den Slawen → Rusalka, bei den Japanern → Ningyo. Strömbäck: Some Notes on the Nix in Older Nordic Tradition (Essays in Ho­ nor of Fr. L. Utley), New Brunswick (NJ) 1970. – Bessler: Von N.n und Wasserfrauen, Köln 1995. – Reallexi­ kon der german. Altertumskunde 21, Berlin 22002.

Njörd (Niördr), german. Gott, von den → Vanen abstammend, aber bis zum Weltende bei den → Asen lebend. Er gebietet über Wind, Meer und Feuer; er ist unermesslich reich, spendet den Bauern Ernteglück und verhilft den Fischern zu einem guten Fischfang, hat also die Funktion eines Fruchtbarkeitsgottes. Besondere Verehrung genoss N. in Westnorwegen als Meergott. Seine Kinder sind → Freyr und → Freya*. Das weibliche Pendant zu N. – und mit seinem Namen lautgleich – ist → Nerthus. In der ausgehenden Phase des skandinav. Heidentums wurde N. in seiner Bedeutung durch Freyr verdrängt. Schröder: Die Göttin des Urmeeres und ihr männlicher Partner (Beiträge zur Geschichte der dt. Sprache und Li­ teratur 82, 1960). – ER 10. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Nleri (in der Fachliteratur: N!eri), der gute Schöpfergott

Nommo 348 bei den Nharo in Botswana. Sein Reich ist der obere Himmel, von wo aus er die Seelen  der Menschen zur Erde schickt; sein Gegenspieler ist → Gauwa. Guenther: The Nharo bushmen of Bots­wana, Hamburg 1986. – Guenther: Tricksters and trancers: Bushman religion and society, Bloomington 1999.

Nommo, bei den Dogon (Mali) Bezeichnung der neben dem Schöpfergott → Amma existierenden Urwesen. Sie sind dem Tag und dem Himmel zugehörige, lebenspendende Mächte, die besonders mit Regen und Fruchtbarkeit in Verbindung gebracht w ­ erden. Einzelne N. brachten den Menschen bestimmte Kenntnisse und Fertigkeiten wie z.B. das Weben bei. Die geisterhaften Urwesen werden pfahlartig und mit emporgestreckten Armen dargestellt. Im Schöpfungsmythos wird N. im Singular aufgefasst, er weist bisexuelle Züge auf und hat die Funktion eines Wassergottes. Griaule: Conversations with Ogotem­ mêli: an introduction to Dogon reli­ gious ideas, London 1970. – Unterberger: Das heilige Wissen der Dogon, Wien 1996.

Nona, röm. Geburtsgöttin, die ihren Namen nach der Niederkunft im neunten Monat hat.

Nornen (altnord. norn = ›die Raunende‹), german. Schicksalsfrauen, die das Geschick des Menschen bereits bei seiner Geburt bestimmen; daneben haben sie wie die → Disen geburtshelfende Funktion. Ur­ sprünglich scheint es eine Vielzahl von N. gegeben zu haben,  bis schließlich (unter dem Einfluss der Parzen?) sich die Dreizahl durchsetzte. In der Völuspa sind ihre Namen Urd, Verdandi und Skuld; man deutete sie als die drei Zeitstufen: das Gewordene, das Seiende und das Werdende. Der von den N. gesponnene Schicksalsfaden wird nur vereinzelt erwähnt. Ihrem Wesen nach sind sie mit den → Walküren* eng verwandt. Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006. – Bek-Pedersen: The Norns in Old Norse Mythology, Edinburg 2011.

Nortia, Glücks- und Schicksalsgöttin der Etrusker. Manchmal ist ein großer Nagel ihr ­Attribut. In ihrem Tempel zu Volsini war das Einschlagen eines Jahresnagels üblich; entweder sollten Vergehen des abgelaufenen Jahres festgenagelt werden (Sühnegedanke) oder gute Wünsche für das neue Jahr. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

349

Num

Nótos, griech. Gott, der den Südwind repräsentiert. Wie seine Brüder (→ Boreas, → Euros und → Zephyros) ist er ein Sohn der Morgenröte (→ Eos). Bei den Römern entspricht ihm Auster.

ter werden. Auf­fallend ist eine gewisse Beziehung zum Meer, so hat er den Beinamen Necht (→  Nechtan). Ein im alten Wales vorkommender Gott Nodons dürfte die kymrische Form zu N. sein.

Neuser: Anemoi. Studien zur Darstel­ lung der Winde und Windgottheiten in der Antike, Roma 1982.

de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Nott (altisländ. ›Nacht‹), in der nord. Mythologie die Tochter eines Riesen; sie fährt mit einem Wagen über den Himmel, ihr Pferd Hrímfaxi (›Reifmähne‹) betaut mit seinem Speichel die Erde. Ihr Sohn ist → Dag (›Tag‹). Simek: Lexikon der german. Mytholo­ gie, Stuttgart 32006.

Nsambe, Hochgott der äquatorialafrikan. Fang; zusammen mit seiner Schwester erzeugte er das Menschengeschlecht. Der Name erinnert an → Nzam­bi.

Nü-gua (Nü-kua), altchines. Schöpfergottheit, bald männlich, bald weiblich aufgefasst. Sie hat die ersten Menschen geformt: die Adligen aus gelber Erde, die armen Leute aus Kot; auch die Flöte hat sie erfunden. Durch die Tötung des schwarzen Drachen (→  Gong Gong) hat sie die Welt gerettet. N. wurde wie auch der mythische Urkaiser → Fuxi* mit ­ schlangengestaltigem Unterkör­per dargestellt.

Belcher: African myths of Origin, London 2005.

Münke: Die klassische chines. My­ thologie, Stuttgart 1976. – Birrell: Chinese Mythology, Baltimore 1999. – Eberhard: N. (Lexikon chines. Sym­ bole), München 72001.

Nuadu Argatlám, irischer Gott (König), der in der mythischen Schlacht von Mag Tured den rechten Arm verlor, der ihm aber von → Dian Cecht durch einen silbernen ersetzt wurde. Er ist Gott der königlichen A ­ utorität und konnte als solcher zum Ur­ahn der irischen Königsgeschlech-

Num, Hoch- und Himmelsgott der sibirischen Hasawa; das Wort num bezeichnet auch den sichtbaren Himmel. Der Gott ist Schöpfer von Sonne, Mond und Erde, doch dann überlässt er die Überwachung der Weltordnung niederen Gottheiten. Sein Beiname Jilibeambaertje kennzeichnet ihn

Num-Sänke 350 als Hüter des Viehstandes. Ihm werden Renopfer dargebracht, die an Baum oder Stange aufgehängt werden.

ben. Sein weibliches Pendant ist → Naunet. Die Priester von Memphis verschmolzen N. mit ihrem Schöpfergott → Ptah.

Paulson: Welt- und Himmelsgotthei­ ten der nordasiat. Völker (Ethnos 27, 1962). – Diószegi: Glaubenswelt und Folklore der sibirischen Völker, Budapest 1963.

Sethe: Amun und die acht Urgöt­ ter von Hermopolis, Berlin 1929. – LdÄR.

Num-Sänke, bei den Chanten in Westsibirien der Name des Himmelsgottes; das Wort sänke bedeutet ›hell‹, ›glänzend‹. Num-Torum, Himmelsgott der Mansi (Westsibirien); er wohnt in einem goldglänzenden Haus im siebenten Himmel, vor der Türe steht eine eiserne (oder silberne) Säule in der Bedeutung der axis mundi. Mit N. wird vielfach der Bär in Verbindung gebracht; die Bären gelten als des Gottes Kinder. Diószegi: Glaubenswelt und Folklore der sibirischen Völker, Budapest 1963.

Nun, altägypt. Gott, Personifikation des Urgewässers, aus dem alles entstanden ist. Dem Ozean gleich umschließt er die Erde, ist zugleich aber auch unter ihr. Als in die Zeit des ­Chaos zurückreichender Urgott führt er den Beinamen ›Vater der Götter‹. Gelegentlich wird er – wie die anderen männlichen Götter der Achtheit – mit einem Froschkopf wiedergege-

Nusku, altmesopotam. Lichtund Feuergott, Sohn des → En­ lil, Vater des Feuergottes → Gibil. Er gilt als Feind der Hexen und der Dämonen. Auf babylon. Grenzsteinen erscheint als sein Symbol eine Lampe. Black/Green: Gods, demons and sym­ bols of Ancient Mesopotamia, London 2 2008.

Nut, Himmelsgöttin der alten Ägypter. Sie verschluckt abends im Westen die Sonne, um sie am nächsten Morgen im Osten wieder aus sich hervorgehen zu lassen. Sie ist die ›Sau, die ihre Ferkel frisst‹, d.h., sie nimmt alle Gestirne in sich auf. Im Totenglauben ist sie mit dem Gedanken der Auferstehung verbunden; der Sarg gilt als Symbol des Himmels, ja der N. selbst, aus welcher der Tote zu neuem Leben erwacht. Bildliche Darstellungen zeigen, wie N. vom Luftgott → Schu über dem Erdgott → Geb emporgehoben wird (Trennung von Himmel und Erde). In der in­ terpretatio graeca wird → Rheia an die Stelle der N. gesetzt.

351 Rusch: Die Entwicklung der Him­ melsgöttin N. zu einer Totengott­ heit, Leipzig 1922. – Grapow: Die Himmelsgöttin N. als Mutterschwein (ZÄS 71, 1935). – Wells: The Mytho­ logy of N. and the Birth of Ra (Stu­ dien zur altägypt. Kultur 19, 1992). – Refai: Die Göttin des Westens in den theban. Gräbern des Neuen Reiches, Berlin 1996. – LdÄR. – Billing: N.: The goddess of life in text and iconogra­ phy (Diss.), Upsala 2003.

Nyame, höchstes Wesen der Akan (Elfenbeinküste und Gha­na); es sendet die Seele in den menschlichen Embryo und bestimmt sein Schicksal. Ihm sind Tempel errichtet, in denen Priester lebenslang dienen. Als seine heilige Zahl gilt die Fünf. In der Sonne erscheint sein männlicher Aspekt, im Mond sein weiblicher; aus seinem androgynen Wesen heraus kann N. auch als Göttin auftreten; bei den Baule entspricht er dem Gott → Niamye. Bonin: Die Götter Schwarzafrikas, Graz 1979. – Scheub: A dictionary of African mythology, Oxford 2000.

gNyan, tibetische Geister, die in Bäumen und Steinen hausen und Krankheiten (besonders die Pest) und Tod schicken können. Da sie sich auch in den Bergen herumtreiben, stehen sie den Göttern nahe. Nyikang, nach der Überlieferung der zu den Niloten gehö-

Nymphen renden Schilluk (im Sudan) der erste Mensch, Nationalheros und Urvater der (göttlichen) Könige; er kam direkt vom Himmel und brachte Saatgut und Haustiere mit. Riad: The divine Kingship of the Shilluk and its Origin (Archiv für Völkerkunde XIV, 1959).

Nymphen (griech. nymphe = ›junge Frau‹), niedere weibliche Naturgottheiten der Griechen, manchmal auch als Dämonen verstanden, besonders wenn → Satyrn* und → Silene ihre männlichen Partner sind. Sie wohnen in Bergen und Grotten (Oreaden), im Meer (→ Nereiden), in Quellen und Teichen (→ Najaden) und in Bäumen (→ Dryaden). Im Mythos heißen sie ›Töchter des Zeus‹, im Volksglauben gelten sie als Spenderinnen der Fruchtbarkeit. Meist treten sie in Gruppen auf, oft im Gefolge des → Dionysos*, manchmal auch unter Führung des → Hermes*, dessen Mutter selbst eine Nymphe war (→ Maia). In hellenist.röm. Zeit wurden sie v.a. als Wassergottheiten verstanden und mit Krug oder Muschel dargestellt; die Brunnenhäuser hießen ›Nymphäum‹. Auch in anderen Kulturen gibt es nymphenähnliche Wesen, z.B. in Indien die → Apsaras*.

Nyorai 352 Nilsson: Die Religion Griechenlands bis auf die griech. Weltherrschaft, ND München 31992. – Larsen: Greek nymphs: myth, cult, lore, Oxford 2001. – LdÄR.

Nyorai, japan. für ›So Gekommener‹ (Sanskrit: Tathāgata, → Dhyāni-Buddhas). Die sechs wichtigsten N. im japan. Buddhismus sind: Sha­ ka-nyorai (Shākyamuni Ta­ thā­gata), →  Amida-nyorai (Ami­tā­bha oder Amitāyus Ta­ thā­gata), →  Yakushi-nyorai (Bai­shajyaguru Tathāgata), Jō­ kō-nyorai (Jōkō-butsu, Di­ pan­kara Tathāgata), Biru­sha­nanyorai (Vairocana Ta­thā­gata), → Dainichi-nyorai (Ma­hā­vai­ ro­ca­na Tathāgata). Nyrckes, nach einem finnischen Götterverzeichnis ein Gott, der ›die Eichhörnchen aus dem Wald‹ führt. In Jagdzaubersprüchen erscheint er als Herr der Waldtiere und als Sohn – manchmal aber auch als Gattin (!) – des Waldgottes → Tapio. Nyx, Personifikation der Nacht bei den Griechen; sie galt als Urgöttin, vor der selbst →  Zeus* eine heilige Furcht empfand. Vom Chaos abstammend, gebar sie das Himmelslicht (Aither) und den Tag (Hemera); als ihre Söhne gelten

auch der Schlaf (→ Hypnos) und der Tod (→ Thanatos). Die Göttin der Nacht hatte nur eine einzige griech. Kultstätte in Megara, die mit einer heiligen Höhle in der Burg Karia verbunden war. In der antiken Kunst wurde N. als Frau mit schwarzem Schleier und schwarzen Flügeln dargestellt, oft auch mit Mohnblumen bekränzt. Nach orphischer Kosmogonie ist sie das Urweibliche, aus dessen Verbindung mit → Phanes Himmel und Erde entstehen. DNP 8.

Nzambi, Hochgott der im Kongogebiet lebenden Bakongo. Er ist unsichtbar, hat alle Menschen und Dinge erschaffen und bestraft diejenigen, die seine Gebote übertreten. Er ist für die Menschen unerreichbar, weshalb ihm auch kein Kult dargebracht wird. Nach einer Überlieferung wurde N. als dreiköpfiges und androgynes Wesen geboren. Bei den äquatorialafrikan. Fang findet sich der Gott unter dem Namen Nzame; die Menschen wenden sich nur an ihn, wenn sie um Regen bitten. Mukenge: Culture and Customs of the Congo, Westport (Conn.) 2002. – Belcher: African myths of Origin, London 2005.

353

Odin Hrozny: Der babylon. Fischgott O. in den Keilinschriften (Archiv Orientalni VII, 1935). – RLA 10.

O Göttin O, dem Namen nach unbekannte Göttin der Maya; sie wird als Greisin mit Au­ genfältchen und einem Webstuhl dargestellt; möglicherweise ist sie eine Schicksalsgottheit. Auch mit einem umgestülpten Wassergefäß kann sie erscheinen; eine Schlange auf ihrem Haupt könnte einen dunklen, unheilvollen Aspekt andeuten. Manche Forscher erblicken in ihr das Gegenstück zur jungen Göttin → I und damit in beiden letztlich zwei Aspekte einer einzigen Gottheit. Rätsch (Hg.): Chactun. Die Götter der Maya, München 21994. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Oannes, gräzisierte Form eines altmesopotam. Götternamens, etymologisch vielleicht vom akkadischen ummânu (›Meis­ ter‹) abzuleiten. Der Name findet sich in dem Geschichtswerk des spätbabylon. Priesters Berossos und kennzeichnet einen Kulturbringer, der halb Mensch, halb Fisch war und die Menschen in Handwerk, Baukunst und Wissenschaft unterrichtete.

Obassi-Osa, bei den Ekoi (Nigeria und Kamerun) der Himmelsgott, seine Gattin ist die Erdgöttin Bassi-Nsi. Beide können als Einheit aufgefasst werden, zu deren Vorstellungskomplex auch die janusköpfigen Stülpmasken des mächtigen Ekpe-Geheimbundes gehören dürften; die Masken bestehen aus einem Doppelkopf, auf der einen Seite männlich und schwarz, auf der anderen Seite weiblich und hell. Obatala (Obatalla, Aubatala), bei den Yoruba (Nigeria und Benin) ein Gott mit coelarer Funktion, Sohn des → Olodumare. Die Mythen preisen ihn als Schöpfer und Beschützer der Menschen. Er gilt als Gott der Reinheit, dem die weiße Farbe zugeordnet ist und der deshalb ›König in Weiß‹ genannt wird. Als der böse Meergott → Olokun die Menschen verschlingen wollte, wurde er von O. mit sieben Ketten gefesselt. Beier: Five Myths About the Yoruba Creator God (Black Orpheus 7, 1960). – Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980.

Odin (niederdt. Wodan, althochdt. Wuotan), german.

Odin 354

Odin auf Sleipnir; Illustration, um 1760

Gott, nach dem Zeugnis der Edda der oberste der → Asen, Gemahl der → Frigg. Er ist Gott des Krieges, Schirmherr der Helden und ›Vater der Toten‹ (Walvater); seine Dienerinnen sind die → Walküren*. Wolf und Rabe sind die dem Gott geweihten Tiere; zwei Raben, Hugin und Munin, raunen ihm ins Ohr, was sie auf ihrem Flug durch die Welt gesehen haben. Der Name O./ Wodan hängt mit dem Wort ›Wut‹ (›Erregung‹) zusammen – O. ist der Gott der Ekstase, des Zaubers (Runenmagie) und der Dichtkunst; um Weisheit zu erlangen, opfert er ein Auge. In Sage und Volksglauben tritt er als einäugiger Krieger mit dem Speer oder als Wanderer

mit Schlapphut und blauem Mantel auf. Schließlich ist der Gott auch Führer der im Wilden Heer dahinziehenden Seelen. Sein häufiger Gestaltwandel (u.a. in Adler und Schlange) und seine Vorliebe für Verkleidungen führten zu dem Beinamen Grimnir (›der Maskierte‹); andere kennzeichnende Beinamen sind Yggr (›der Schreckliche‹), Bölverkr (›Unruhestifter‹) und Hangagud oder Hangatyr (beide ›Hänge­ gott‹) im Hinblick auf die kultischen Menschenopfer wie auch auf O.s Selbstopfer, nach dem er vom eigenen Speer verwundet am Weltbaum Yggdrasil hängt. Die Bezeichnung Farmatyr (›Gott der Last‹) könnte auf eine Funktion als Gott des Handels hinweisen, was mit der interpretatio romana (Wodan als → Mercurius) übereinstimmt. In Nordeuropa und England ist der Mittwoch nach ihm benannt (engl. wednesday). Im Mythos wird O. beim Weltuntergang von → Fenrir* verschlungen; frühmittelalterliche Brakteaten zeigen den von zwei Vögeln begleiteten Gott von einem Ungeheuer bedroht. van Hamel: O. hanging on the tree (Acta Philologica Sandinavica 7, 1932). – Ohlmarks: Heimdalls Horn und O.s Auge, Lund 1937. – Nick: Wodan und der german. Schicksals­

355 glaube, ND Darmstadt 1967; de Vries: Altgerman. Religionsgeschichte, Berlin 31970. – Ellis Davidson: The Battle God of the Vikings, York 1972. – Haugen: The Edda as ritual: O. and his masks, Winnipeg 1983. – Bremmer: Hermes-Mercury and Woden-O. as Inventors of Alphabets: A Neglec­ ted Parallel (Amsterdamer Beiträge zur älteren Germanistik 29, 1989). – Reallexikon der german. Altertums­ kunde 35, Berlin 1992. – Motz: The King, the Champion, and the Sorcerer, Wien 1996. – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Odqan, mongolische Feuer­ gottheit; der Name ist aus dem Türkischen entlehnt und bedeutet ›Feuerkönig‹. Älter ist die weibliche Form Yal-un eke (›Feuermutter‹); sie hat ein ›Buttergesicht‹ und wird charakterisiert als die ›mit der Glut aus gelber Butter‹ (die Butter ist Opfergabe).

Ogma er sich den Palast seines Vaters → Dagda: angeblich nur für eine Nacht und einen Tag; da diese Zeitangabe nach keltischer Weltanschauung aber der Ewigkeit entspricht, muss­ te der Vater für immer darauf verzichten. Der volle Name O. mac ind Oc bedeutet ›der junge Knabe‹. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Og (Och), im Alten Testament der Letzte der Riesen (→ Rephaim), in der späteren jüdischen Dämonenlehre Name des Planetengeistes der Sonne. Nach Auffassung der spätmittelalterlichen Magie kann er alle Dinge in reines Gold verwandeln.

Tucci/Heissig: Die Religionen Tibets und der Mongolei, Stuttgart 1970.

Admiel: The Story of a Giant Story – The Winding Way of O. King of Bashan in the Jewish Aggadic Tradi­ tion (Hebrew Union College Annual 73, 2002).

Odudua, Erdgöttin bei den Yoruba (Nigeria und Benin); in ihrem Fruchtbarkeitsaspekt ist sie auch Gottheit der Liebe. Die ihr zugeordnete Farbe ist Schwarz. Ihre beiden Kinder sind Aganju (das Firmament) und das Mädchen → Yemaja.

Oger, franz. ogre (›Menschenfresser‹), in den Märchen und Sagen der roman. Völker ein dämonischer, menschenfressen­ der Riese, häufig als Gegenspieler des Helden auftretend. Der Name kommt vom röm. → Orcus.

Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980.

Oengus (Aengus), irischer Gott. Durch List verschaffte

Ogma, Hauptgott des irischen Pantheons. In der Schlacht gegen die dämonischen →  Fomore gelingt es ihm, deren

Ogmios 356 König das Schwert wegzuneh- Maier: Lexikon der kelt. Religion und men. Einer seiner Beinamen Kultur, Stuttgart 1994. – de Vries: ist ›der mit einem Sonnenant- Kelt. Religion, ND Bern 2006. litz‹. Zu seinen wichtigsten Taten zählt die Erfindung Ohrmizd, im Manichäismus der auf den ältesten irischen der Urmensch, in dem sich Sprachdenkmälern verwende- die Seele vom ›Vater der Gröten Og(h)am-Schrift. Ob der ße‹ personifiziert hat, um die Name des Gottes mit dem der Mächte der Finsternis zu beSchrift zusammenhängt, wird kämpfen. Zuerst wird O. von innerhalb der Fachwissenschaft den Dämonen (den Archonkontrovers beantwortet. Wahr- ten) verschlungen, dann aber scheinlich ist ein sprachlicher vom ›Lebendigen Geist‹ wieZusammenhang von O. und der zum Paradies des Lichtes →  Ogmios mit dem griech. emporgehoben. Später wird er Wort ogmos (›Ackerfurche‹, selbst als ›Sohn Gottes‹ zum ›Bahn von Himmelskörpern‹, Erlöser, der – mit ›Licht-Jesus‹ ›Weg‹); die beiden Theonyme (→ Yishō Zivā) identifiziert würden dann ›Wegbereiter‹/­ – Adam aus dem Todesschlaf erweckt. ›Führer‹ ­be­deuten. Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamt­ darstellung ihrer Kultur, Wien 21997.

Ogmios, gallischer Gott, der vom Namen her dem irischen → Ogma entspricht; der antike Schriftsteller Lukianos setzte ihn dem → Herakles gleich. Als runzeliger Kahlkopf, mit Keule und Bogen ausgestattet, soll er symbolisch die Macht der Rede verkörpern; vielleicht ist er auf Münzbildern wiederzuerkennen, die einen Kopf zeigen, von dessen Mund eine verschlungene Kette mit kleinen Menschenköpfen ausgeht. Man hat O. auch als Psychopompos, als Führer der Toten, gedeutet.

Böhlig: Der Manichäismus, Düsseldorf 1997.

Okeaniden (Okeanides), die Söhne des griech. Wassergottes → Okeanos*, v.a. die Flussgötter wie z.B. der Acheloos. Okeaninen (Okeaninai), die Töchter des → Okeanos* und der → Tethys. Am bekanntes­ ten sind → Styx und Doris, die dem Meergott → Nereus 50 Töchter schenkte. Deichgräber: Die Musen, Nereiden und O. in Hesiods Theogonie, Mainz 1965.

Okeanós, der etymologisch ungeklärte Name bezeichnet

357

Olifat → Ahone. Er wurde von den europ. Kolonisatoren und Missionaren als Teufel bezeichnet. Rice: Nature & History in the Potomac Country, Baltimore 2009.

Okeanos auf einem Mosaik der Basi­ lika im Stadtzentrum Petras (heute Jordanien), spätes 5. Jh. n. Chr.

den Repräsentanten des die Erde umfließenden Wassers, von dem auch alle Quellen, Flüsse und Seen abstammen. Er galt als Sohn des Himmelsgottes (→ Uranos) und der Erdgöttin (→ Gaia) und als Gemahl der → Tethys. Nach Homer und Hesiod ist er der Ursprung aller Götter. Dargestellt wird er mit Bart und Wassergefäß (Urne). Dietz: O. und Proteus, Poseidon und Skamander; Urstrom, Meer und Fluß bei Homer, Frankfurt/Main 1997. – DNP 8.

Okeus (Oke), bei den früher im Raum von Virginia lebenden Powhatan der böse Gegenspieler vom großen Gott

Ōkuninushi, Hauptgott der alten japan. Provinz Izumo. Manchmal wird er als Sohn, manchmal als Nachfahre der sechsten Generation in der Stammlinie des Sturmgottes →  Susano(w)o bezeichnet. Er beherrschte das Land zusammen mit Sukunabikona-­ nokami und lehrte die Menschen die Zauberkunst und die Heilkunst. Der Enkel der Sonnengöttin → Amaterasu, Ninigino-­Mikoto, raubte ihm seinen Herrschaftsanteil über das Land. Er wird im Großschrein von Izumo verehrt. Andere Namen sind Ōnamuchi-no-kami und Kunitama-no-kami. Zachert: Ō. (Die Mythologie des Shintō, WdM, 20. Lief.).

Olifat (andere Namensform Orafat oder Yelafath), im Glauben der Karolinen-Insulaner (Mikronesien) eine übermenschliche Gestalt, die teils an einen Heilbringer, teils an einen Trickster erinnert. Sein Vater war der Himmelsgott (in einigen Überlieferungen namens Lugeiläng oder Lukelong), seine Mutter eine sterbliche Frau, die das Kind aus

Olmai 358 ihrem Kopf heraus gebar. O. brachte den Menschen viele Wohltaten wie z.B. das Feuer und unterrichtete sie in der Kunst der Tätowierung; andererseits verführte er Frauen und gab den Haien Zähne, damit sie die Menschen fräßen. Lessa: Tales from Ulithi Atoll, Berkeley 1961. – Poignant: Ozeanische My­ thologie, Wiesbaden 1968. – Flood/ Strong: Micronesian legends, Honolulu 2002.

Olmai (Olmay), bei den Samen (Nord-Skandinavien) Be­ zeichnung für ›Gottheit‹, so ist Biegg-O. der Windgott und →  Waralden O. ein Gott von universaler Bedeutung. Olodumare, Gott der Yoruba (Nigeria und Benin); er gilt als der ›reine König‹, der ›Besitzer des Lebens‹. O. ist der Urgrund des Seins, allwissend und allsehend. Verschiedentlich stellt man ihn sich als unsichtbaren Hauch vor; nach einem Mythos formte der Gott → Oba­ tala den Menschen aus Erde, und O. blies ihm das Leben ein. Manches spricht dafür, dass O. nur ein anderer Name für → Olorun ist. Bamgbose: The meaning of O.; an etymology of the name (African Notes 2, 1971–72). – Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980. – Idowu: O.: God in Yoruba Belief, New York 21995.

Olokun, bei den Yoruba (in Nigeria und Benin) der Gott des Meeres und des Reichtums. Er ist auf Bronzen des Benin-Reiches oft dargestellt, hat Fischbeine und hält in jeder Hand eine Eidechse. Um den Zorn des Gottes zu besänftigen, sollen ihm früher Menschenopfer dargebracht worden sein. Bei den Igbo wurde O. in Gestalt eines Wasserkruges verehrt. Nach einem Yoruba-­Mythos wollte O. einst die Erde versenken, wurde aber von dem Schöpfergott → Obatala daran gehindert. Ogundele: Ibu O. Shrine of O., London 1956. – Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980. – Izevbigie: O., a Focal Symbol of Religion and Art in Benin, Ann Arbor 1984.

Olorun, Hochgott der Yoruba (Nigeria und Benin). Er beauftragte den Himmelsgott →  Orischa Nla, festen Boden zu schaffen, und schickte den für die Pflanzen lebenswichtigen Regen. Es gibt weder Tempel noch Priester für diesen Gott, der nur in großer Not als letzte Hilfe angerufen wird. Parrat: O. and the high god pattern (Ghana Bulletin of Theology 8, 1970). – Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980. – Idowu: O.: God in Yoruba Belief, New York 21995. – ER 11.

Omaua (Omam, Omao), im westlichen Himmel wohnen-

359 der  Schöpfergott der Yanomami (aus dem Grenzgebiet zwischen Venezuela und Brasilien).  Zusammen mit seinem  Bruder Yoaua (Soao) erschuf er die Männer aus dem Holz von Bäumen; die erste Frau angelten sie in Gestalt eines Fisches oder Fischotters aus dem Wasser. Schildkröte, Specht und Königsgeier sind die Boten des unsterblichen O., mit dem die Schamanen sprechen und von dem sie Hilfe erwarten. Zerries: Yanoama (Müller [Hg.]: Menschenbilder früher Gesellschaften), Frankfurt/Main 1983.

Omecihuatl (›Frau der Zweiheit‹), aztekische Urgöttin; ihr Name deutet ihre Verbundenheit mit → Ometecutli* an. Sie gebar ein steinernes Messer, aus dem 1600 göttliche Wesen hervorgingen. Ein anderer Name ist Citlali(ni)cue oder einfach Tonan, d.h. ›Mutter‹.

Omorka Ometecutli (›Herr der Zweiheit‹), aztekischer Urgott von geringer kultischer Bedeutung. Er ist ›der im Mittelpunkt Seien­ de‹, der Gott, der alles umfasst. Obwohl er sich in unmittelbarer Nähe befindet, bleibt er unsichtbar. O. ist Urheber von allem, ja nach einer Überlieferung hat er sich selbst erdacht. Zusammen mit sei­ ner Gattin →  Omecihuatl* bil­det er ein Paar (verschiedent­ lich Himmelsvater und Erd­ mutter genannt), das die beiden Grund­ aspekte des einzigen Gottes → Ipalnemoa zum Ausdruck bringt. Bei den Maya entspricht O. dem Gott →  Hunab Ku. Er findet sich auch unter den Namen Ometeotl, Citlal­tonac oder → Tonacatecutli). Lanczkowski: Die Religionen der Az­ teken, Maya und Inka, Darmstadt 1989. – Miller/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Omichle → Pothos

Omecihuatl und Ometecutli

Omorka, nach der Kosmologie des spätbabylon. Priesters Berossos die Urfrau, die über Dunkelheit und Wasser herrscht. Der Gott → Bel spaltete sie und formte aus ihrem Körper Himmel und Erde. Die Parallele zu → Tiamat ist unübersehbar.

Ön 360 Ön, bei den südindischen Todas der Sohn des Gottes Pithi, der zusammen mit seiner Frau die Büffel und die Todas erschuf. Als sein eigener Sohn in einer Quelle ertrank und in das Land der Toten entrückt wurde, folgte er ihm nach und herrscht seitdem über die jenseitige Welt. Ongwe, Urwesen in der Mythologie der Irokesen (Nordamerika und Kanada). Sie leben auf der entgegengesetzten Seite des Firmaments, also in der anderen Welt; es sind die im Himmel lebenden, ungeschaffenen Urbilder aller irdischen und vergänglichen Geschöpfe.

die vor Krankheiten schützen können. Im japan. Schauspiel weist eine Maske mit feuerrotem Gesicht und hochstehender Nase auf die Rolle des O. hin; in Wortzusammensetzungen wird oft das Schriftzeichen für O. als -ki ausgesprochen. Eine etymologische Theorie leitet O. von In/kakureru (›sich verbergen‹, ›unsichtbar sein‹) ab. – Im Taoismus kann der

Feest: Indians of Northeastern North America, Leiden 1986.

Oni (japan. für eine Art ›Teufel‹ oder besser ›bösen Geist‹ bzw. Dämon). In der shintoistischen Mythologie des Nihongi (8. Jh. n. Chr.) wird erzählt, dass der Himmelsgott → Izanagi Pfirsiche nach einem ihn verfolgenden O. warf und ihn dadurch vertrieb. Ein O. kann männliche oder weibliche Gestalt annehmen (d.h. Männer und Frauen, auch Kinder, in Besitz nehmen). Meist bringt er Unheil. Aber an manchen Orten wird auch von gutartigen O.s berichtet,

Oni; Rollbild, 17./18. Jh.

361 O. menschliche oder tierische Gestalt annehmen oder halbmenschliche bzw. halbtierische. Im Buddhismus spricht man von den ›hungrigen Teufeln‹ →  Gaki sowie von den ›grünen‹ bzw. ›blauen‹ und ›roten Teufeln‹ ao-oni und aka-oni, die die armen Sünder in der Hölle quälen. Havens (Hg.): An encyclopedia of Shinto, New Haven 2001–06. – Rei­ der: Japanese Demon Lore: O. from Ancient Times to the Present, Logan 2010.

Onuris, griech. Form des in der oberägypt. Stadt This (Thinis) verehrten Gottes Anhuret, dessen Name so viel bedeutet wie ›der die Ferne bringt‹. Er wird anthropomorph und mit vier Federn auf dem Kopf dargestellt, in der Hand hält er eine Lanze. O. ist die vergöttlichte Erscheinung des königlichen Jägers und Kriegers; seine Funktion wird durch den Beinamen ›Herr des Gemetzels‹ noch unterstrichen. Sein Reich ist die Wüste am Rande der Welt. In späterer Zeit verschmilzt er mit → Schu, der das ferne Sonnenauge wieder zurückbringt. Junker: Die O.-Legende, ND Hildesheim 1988. – LdÄR.

Onyame, Gottheit bei den in Westafrika (Ghana und Elfen­

Ops beinküste) lebenden Akan, ohne eindeutiges Geschlecht; er/sie ist ein den Menschen gütig zugewandter Himmelsgott; alle Seelen kommen von ihm und kehren zu ihm zurück. Sein Altar besteht aus einem dreifach gegabelten Baum mit einem Gefäß und einem Steinbeil. O.s Boten, die Mittler zwischen ihm und den Menschen, sind die Abosom, man nennt sie auch ›Kinder des Himmels‹. Meyerowitz: The Akan of Ghana, London 1958. – Bonin: Die Götter Schwarzafrikas, Graz 1979.

Ophion, nach einer weniger bekannten, vielleicht in vorgriech. (pelasgische) Zeit zurückreichenden Überlieferung die schöpferische Urschlange, die sich mit der weiblichen Urgottheit Eurynome vereinigte. Letztere legte in Taubengestalt das Weltei. Siebenmal ringelte sich O. um das Weltei, bis es auseinanderbrach und Himmel und Erde mit allen Wesen hervorkamen. Dräger: Eurynome (DNP 4).

Ops, röm. Saat- und Erntegöttin, Gemahlin des → Saturnus. Ihr zu Ehren wurde am 25. August das Erntedankfest gefeiert; bei ihr dargebrachten Gelübden wurde im Sitzen die Erde berührt. Der Kult der O. fand

Ora 362 auch in Nordafrika (bei den alten Berbern) Eingang. DNP 8.

Ora, weiblicher Schutzgeist im alban. Volksglauben. Jeder Mensch hat von Geburt an eine O., die ein weißes oder ein schwarzes Gesicht haben kann, je nachdem, ob der ihr zugeordnete Mensch tapfer und fleißig oder feige und faul ist. Elsie: A dictionary of Albanian reli­ gion, mythology, and folk culture, London 2001.

Orahan, bei den Guanchen auf der Insel La Gomera der allein verehrte Gott, der im Himmel thront und dessen unversöhnlicher Gegner der dämonische, wollhaarige Hirguan ist. Calvet: Geschichte und Mythen der Kanaren – Spuren einer längst unterge­ gangenen Kultur, Leipzig 2007.

und Illustrationsfigur des 20. Jh. (Tod und Wandel im Märchen), Salzburg 1990. – DNP 9.

Ördög, bei den alten Ungarn dem dunklen Weltaspekt zugehörige Gottheit; nach der Christianisierung Bezeichnung des Teufels. Oreáden, in der griech. Mythologie → Nymphen, die auf Bergen und in Grotten leben. Orion, Sohn des griech. Meergottes → Poseidon*; er war ein gewaltiger Jäger, der von →  Eos als ihr Geliebter entführt wurde. Da die Olym­pier Eos den Besitz des schönen Jünglings nicht gönnten, wurde dieser von einem Pfeil der → Artemis* getötet, nach anderer Version, weil er sich selbst

Orcus, röm. Unterweltsgott, Herr des Totenreiches, dem griech. → Hades gleichgesetzt. Er erscheint als grimmiger Streiter, der den Tapferen zu Boden streckt und den feigen Flüchtling einholt; in der Volksphantasie kann er auch als schwarz geflügelter Dämon erscheinen. Fauth: Der Schlund des O. Zu einer Eigentümlichkeit der röm.-etrusk. Un­ terweltvorstellung (Numen 21, 1974). – Insam: Wandel der O.-Vorstellungen vom Todesdämon bis zur Märchen-

Orion als Sternbild; Illustration, 1603

363 an der Göttin oder einer ihrer Nymphen vergreifen wollte. O. wurde zu den Sternen erhoben; noch heute ist ein Sternbild nach ihm benannt. Fontenrose: O.: the Myth of the Hun­ ter and the Huntress, Berkeley 1981. – LdAG.

Orischa Nla, Himmelsgott der in Nigeria und Benin lebenden Yoruba; er ist im Auftrag des Hochgottes → Olorun Schöpfer der Erde, der anderen Götter und der ersten Menschen. Stephans: O. Festivals (Nigeria Maga­ zine 90, 1966). – Neimark: Die Kraft der O.: Traditionen und Rituale afri­ kan. Spiritualität, Bern 1996.

Ork, in den Alpen, v.a. in Tirol, eine koboldartige Sagengestalt, auch Nork oder Nörgele genannt. Der Name ist vom roman. orco (›Gespenst‹) abzuleiten (auch → Oger). Oro, Kriegsgott auf Tahiti, der die Stellung des alten Kriegsgottes → Tu einnahm; sein Vater ist → Tangaroa. Ein ihn darstellendes, anthropomorphes Götterbild war mit einem Gürtel aus roten Federn geschmückt, dem Zeichen der höchsten Würde. Craig: Handbook of Polynesian My­ thology, Santa Barbara 2005.

Oromatua, im Glauben der Polynesier (besonders auf Tahi-

Orpheus ti) gespenstische Schattenbildwesen, auch niedere Gottheiten, die die Lebenden quälen. Orotal(t), von dem griech. Geschichtsschreiber Herodot überlieferter Name eines alt­ arab. Gottes, der dem nabatäi­ schen → Dusares entsprochen haben könnte. In der interpreta­ tio graeca wird O. mit → Dionysos* gleichgesetzt. Orpheus, Sohn des thrakischen Flussgottes Oiagros und der Muse → Kalliope; manchmal wird auch → Apollon als sein Vater genannt. Mit seinem Gesang und Saitenspiel konnte O. Pflanzen und Tiere bezaubern. Als seine Gattin Eurydike starb, bewog er die Unterweltsgötter durch sein Lied, sie ihm zurückzugeben, doch musste sie umkehren, da O. sich gegen das Gebot der Götter nach ihr umschaute. Später wurde er von thrakischen Mänaden zerrissen und von den → Musen* bestattet. Auf der Insel Lesbos glaubte man, dass sein weissagendes Haupt mitsamt der L ­ eier dort angeschwemmt worden sei. Manches spricht dafür, dass der in der frühchristl. Kunst oft dargestellte O. als Symbolgestalt Christi gedacht wurde. Böhme: O., Der Sänger und seine Zeit, Bern/München 1970. – Warden (Hg.): O. The Metamorphoses of

Orungan 364 a Myth, Toronto u.a. 1982. – Guth­ rie: Orpheus and the Greek Religion, ND Princeton 21993. – Zenk (Hg.): Der O.-Mythos von der Antike bis zur Gegenwart, Frankfurt/Main 2004. – ER 11. – LdAG.

Orungan → Yemaja Orunmila, bei den Yoruba (Nigeria und Benin) der Gott der Barmherzigkeit, der zur Erde herabsteigt, um den Menschen zu helfen. Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980.

Orunmila; Holzschnitzerei

Oschumare → Shango Osiris (in konsonantischer Schreibweise Wsjr, koptisch Usire), in der altägypt. Religion der Sohn des Erdgottes →  Geb und der Himmelsgöttin →  Nut. Hauptkultorte waren in Unterägypten Busiris (Dedu), wo er mit dem alten Gaugott → Anezti verschmolz und die Züge eines Königsgottes annahm, und in Oberägypten Abydos, wo er dem Totengott → Chontamenti gleichgesetzt wurde. Nach mythischer Überlieferung wurde O. von seinem Bruder → Seth ermordet und zerstückelt; die Leichenteile wurden von seiner Schwester → Isis* gesammelt und wiederbelebt, so dass sie von ihm ihren Sohn → Horus* empfangen konnte, der das königliche Erbe des O. antrat, während dieser seither im Reiche der Toten Richter und Regent ist und aus der Erde die Pflanzen hervorsprießen lässt. Auf die Funktion eines Vegetationsgottes weisen schon die in Pyramidentexten anzutreffenden Bezeichnungen ›der Große Grüne‹ und ›Herr des Weines‹. Der Fruchtbarkeitsaspekt zeigt sich auch in der Verbindung mit dem Wasser des Nils und mit dem Stierkult (→ Apis*). Als ›das ewig gute Wesen‹ hat

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Ouiot Zur Etymologie des Götternamens O. (Studien zur altägypt. Kultur 2, 1975). – Griffiths: The Origins of O. and his Cult, Leiden 21980. – LdÄR. – O’Connor: Abydos: Egypt’s first pharaohs and the cult of O., London 2009. – Assmann: Tod und Jenseits im Alten Ägypten, München 22010.

(von links) Horus/Osiris/Isis; Anhänger, 874–850 v. Chr.

er den Namen Wennofer. Als Herr der Unterwelt vertritt O. die Sonne in ihrer nächtlichen Form; ja selbst im Mond wollte man ihn wiedererkennen, wobei die Mondphasen als Hinweis auf des Gottes Tod und Wiederauferstehung gedeutet wurden. Attribute sind der Krummstab (heka) und die sog. Geißel (nechech); auf dem Kopf trägt er die Atefkrone, d.i. eine ursprünglich aus Rohrhalmen geflochtene, konische Mütze, von Straußenfedern umrahmt und oft auf Widderhörnern ruhend. Helck: O. (WdM 1). – Otto: O. und Amun. Kult und Heilige Stätten, München 1966. – Osing: Isis und O. (Mit­ teilungen des Dt. Archäolog. Instituts, Abt. Kairo 30, 1974). – Kuhlmann:

Ostara, german. Göttin; ihr von J. Grimm aus der althochdt. Bezeichnung des Oster­ festes (Ostarun) erschlossener Name stimmt mit der von dem engl. Kirchenschriftsteller Beda überlieferten angelsächs. Göttin Eostra überein. Name und Funktion der Göttin sind verwandt mit denen der griech. → Eos und der röm. → Aurora; O. ist die Personifikation der aufsteigenden Sonne, von den Germanen nicht auf die Tageszeit (Morgenröte), sondern auf die Jahreszeit (Frühling) übertragen. Ungeklärt ist, ob die Göttin ihren Namen von dem Ostermonat (April) hat oder umgekehrt. Philippson: German. Heidentum bei den Angelsachsen, ND New York 1966. – de Vries: Altgerman. Religionsgeschichte, Berlin 31970. – Udolph: Ostern, Heidelberg 22011.

Otos → Aloaden Ouiot, Urvater und Mondgott bei den Luiseño in Südkalifornien. Er sagte den Menschen, dass er drei Tage nach seinem

Oxlahun ti Ku 366 Tod wiederkehren werde, was dann auch geschehen sein soll. Seit O. dahinschied, müssen auch die Menschen sterben. Oxlahun ti Ku → Ku Oya, Wassergöttin der in Nigeria und Benin lebenden Yoruba; als Flussgöttin entspricht sie dem Niger. Sie ist die ›gute Mutter‹, kann aber als Herrin der Stürme auch schrecklich sein; selbst die Geister der Verstorbenen kann sie bezwingen. Sie ist Göttin des Tanzes und wird als solche auf den Tanzstöcken der Yoruba-Frauen dargestellt. Wie ihr Gemahl →  Shango trägt auch sie eine große Axt (Doppelbeil) auf dem Kopf; einzelne Darstellungen zeigen sie dreiköpfig. Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980. – Gleason: O.: in praise of an African goddess, New York 21992.

Oyagami. Je nach den verwendeten japan. Schriftzeichen für oya- und -kami (in Verbindungen oft -gami gelesen) ergibt sich eine andere Bedeutung. O. kann ›Ahnengott‹ oder ›Ahnengötter‹ bedeuten und bezieht sich dann auf Verstorbene aus der eigenen Familie, von denen man glaubt, dass sie in den Bereich des Göttlichen (kami) aufgenommen wurden. O. in diesem Sinne überschnei-

det sich im Sprachgebrauch des Shinto mit Uji-gami (›Klangott‹, ›Klangötter‹), obgleich ›Klangötter‹ in Japan nicht unbedingt auch ›Ahnen‹ des betreffenden ›Klans‹ (uji) sein müssen. In einem bestimmten Sinne bedeutet O. so viel wie ›Elterngottheit‹ (oder: ›VaterMutter-Gottheit‹) und wird in dieser Bedeutung besonders in der japan. Religions­ gemeinschaft Tenrikyō verwendet: Für diese ist es geradezu charakteris­tisch, dass sie ihren Gott eindeutig als ›Elterngottheit‹ im Sinne von ›VaterMutter- Gott‹ versteht und verkündet. Er ist der Gott des ›Ursprungs‹ der Menschheit. In den Heiligen Schriften der Tenrikyō wird er auch einfach als Kami (›Gott‹), als Tsukihi (›Mondsonne‹) oder manchmal als Ten (›Himmel‹) bzw. als Tenri-Ō-no-Mikoto (›Erhabener König des Gesetzes des Himmels‹) bezeichnet. Seine Tätigkeiten als ›Erschaffer‹ bzw. ›Erzeuger‹ werden durch zehn ehemals shintoistische Götternamen einzeln personifiziert vorgestellt: Kunitokotachi-noMikoto, Omotari-no-Mikoto, Kunisazuchi-no-Mikoto, Tsukiyomi-no-Mikoto, Kumoyomi-no-Mikoto, Kashikoneno-Mikoto, Taishokuten-noMikoto, Ōtonobe-no-Mikoto,

367

Pachet

Izanagi-no-Mikoto, Izanamino-Mikoto – diese Personifikationen gelten als ›Werkzeuge‹ (dōgu) des ›Elterngottes‹ (O.). Laube: O. Die heutige Gottesvorstel­ lung der Tenrikyō, Wiesbaden 1978. – Ellwood: Tenrikyo, Tenri 1982.

P Pabilsang, sumer. Gott, Sohn des Götterkönigs → Enlil und Gemahl der Heilgöttin → Nin’insina. In babylon. Zeit wurde er → Ninurta gleichgesetzt. Pabothkwe, weibliche Hochgottheit bei dem nordameri­ kan. Shawnee; der Name bedeutet ›Wolke‹, angerufen wird sie als ›Unsere Großmutter‹. Am Uranfang stieg sie in der Rolle eines Schöpfers aus der Leere herab und erschuf die Erde auf dem Rücken einer Schildkröte. Nachdem eine Flut die Erde vernichtet hatte, formte sie eine neue aus dem Schlamm, den ein Krebs heraufgebracht hatte. Voegelin: The Shawnee female deity, New Haven 1936.

Pachakamaq (Quechua = ›Welterschaffer‹), alter und weithin anerkannter Gott der mittleren peruan. Küste, wo

er, d.h. sein Abbild, eine rohe Holzfigur, in seiner Wallfahrtsstätte im Lurin-Tal aufgesucht und um sein Orakel befragt wurde. Die Inka übernahmen, auch aus politischen Gründen, das Heiligtum und gliederten P. in ihr Pantheon ein, wo er mehr oder weniger mit Viracocha (→ Huiracocha) identifiziert wurde. Cobo: Inca religion and customs, Austin 1990. – Rösing: Jeder Ort – ein heiliger Ort. Religion und Ritual in den Anden, Zürich 1997. – Colata: Ancient Inca, Cambridge 2013.

Pachamama (Quechua: ›Erdmutter‹), sie wird von Quechua und Aymara gleichermaßen häufig als Göttin der Erde und der Fruchtbarkeit angerufen und im Innern der Erde wohnhaft gedacht. Im Inkareich war ihr Kult mit vielen Festlichkeiten und täglichen Riten verbunden; P. wurde mit Trankopfern beschwichtigt. Nach der Conquista wurde P. mit der Jungfrau Maria identifiziert. Ihr Kult ist noch heute bei beiden Völkern lebendig. Kill: P., die Erdgöttin in der altandi­ nen Religion (Diss.), Bonn 1969. – Rösing: Jeder Ort – ein heiliger Ort. Religion und Ritual in den Anden, Zürich 1997.

Pachet (›die Kratzende‹), alt­ ägypt. Wüstengöttin in Löwen­

Padma-Dākinī 368 gestalt. Sie wurde mit der Kronengöttin → Urthekau in Verbindung gebracht. LdÄR.

Padma-Dākinī → Dākinī Padmanarteshvara (›Herr des Tanzes, mit dem Lotos‹), eine Form des Bodhisattva →  Ava­lokiteshvara*. Immer einköpfig, kann er jedoch 2, 8 oder 18 Arme haben. In seiner zweiarmigen Form ist er rot, hält in der linken Hand einen roten Lotos und macht mit der rechten Hand eine Geste des Tanzes. Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959.

Padmasambhava (›der aus dem Lotos Geborene‹), aus Nordindien stammender buddhist. Lehrer (ācārya), der im 8.  Jh. n.  Chr. in Tibet den tantrischen Buddhismus verbreitete. Nach legendärer Überlieferung erschien er als von → Amitābha Erschaffener in einer Lotosblüte; seine Meditationen hielt er mit Vorliebe auf Leichenplätzen. In Tibet soll er viele Dämonen zu →  Dharmapālas gewandelt haben; in den Texten der alten Rotmützensekte wird er als ein ›zweiter Buddha‹ bezeichnet. In den HimalayaLändern wird er noch heute unter der Bezeichnung Guru Rim-

poche, d.h. ›Kostbarer Lehrer‹ verehrt. P. wird auf dem Lotos sitzend dargestellt, als Attribute hat er häufig die blutgefüllte Schädelkalotte (Symbol für die Annahme des Opfers) und den magischen Stab (khatvānga) als Hinweis auf den Besitz übernatürlicher Fähigkeiten. Grönbold: P. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Tsogyal: Der Lotosgeborene im Land des Schnees – Wie P. den Buddhismus nach Tibet brachte, Frankfurt/Main 1996. – Scherer (Hg.): Guru P.: Die Geheimlehre Tibets, München 1998. – Zangpo: Guru Rinpoché – His Life and Times, Boulder 2002. – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001. – Guenther: Die Lehren des P., Berlin 2011.

Padvāxtag → Xrōshtag Pajainen, in einem finnischen Mythos vom Schlachten des großen Stiers (oder Schweines) als Schlächter erwähnter Gott; diesen versucht man von dem samischen Donnergott → Pajonn abzuleiten; der Hammer oder das Beil des Donnergottes dient als Schlachtinstrument. Lauri Honko: P. (Finnische Mytholo­ gie, WdM 2).

Pajonn, Donnergott der Samen (nördl. Skandinavien). Der Name kommt von pad’d’i (›oben‹); der Gott ist also der im Himmel Wohnende.

369 Palaimon, unter dem ursprünglichen Namen Melikertes ein Sohn der griech. Göttin → Ino. Ins Meer gestürzt, wurde er von einem Delfin zur korinthischen Landenge gebracht, wo zu seiner Ehre (nunmehr als der Meergott P.) die Isthmischen Spiele begründet wurden. DNP 9.

Paldans, bei den altkleinasiat. Lydern eine Gottheit, die dem griech. → Apollon entsprach. Pales, röm. Göttin, die mit →  Inuus als Wächterin der Herden gilt; sie ist die P. Panda, d.h. die P., ›die Futter bieten soll‹. Ihr am 21. April gefeiertes Fest galt gleichzeitig als Geburtstag Roms und erinnerte damit an die Stadtgründung durch Hirten. DNP 9.

Palk, Sonnengott in der altkorean. Religion, Gründer des Lichtreiches und Gegenspieler von → Kud. Opfer und Kult für P. wurden auf Berghöhen in strenger Ostorientierung vollzogen. Hwang: Korean myths and folk le­ gends, Freemont 2006.

Pan, aus Arkadien stammender Wald- und Weidegott, Sohn des Herdengottes → Hermes*

Pan oder des → Apollon und einer Nymphe (bzw. von → Zeus* und Kallisto). Dargestellt wurde er mit Hörnern und den Beinen eines Ziegenbocks – einem solchen ähnlich verfolgt er im Mythos die → Nymphen. Eine von ihnen namens Syrinx soll sich auf der Flucht vor ihm in Schilfrohr verwandelt haben; P. schnitt einige Rohre und fertigte daraus die Hirtenflöte (Syrinx). Durch sein überraschendes Erscheinen, besonders in der sommerlichen Mittagsstille, kann er bei Tier und Mensch panischen Schre­ cken hervorrufen. Die von Plutarch erzählte Geschichte vom Tod des P. erweist diesen als Vegetationsgott. Das an sich ungeklärte Theonym wurde mit griech. pan (›all‹) zusammengeworfen und der Gott damit zu einer Art Allgott erhoben. Von den röm. Göttern wurde ihm → Faunus gleichgesetzt. In spätmittelalterlichen Spekulationen galt er als Teufel. Der antike Gott der Mittagsruhe wurde zum daemon meridianus, zum Herrn der Mittagsgeister (→ Psezpolnica). Jünger: Griech. Götter. Apollo, P., Dio­ nysos, Frankfurt/Main 1943. – Herbig: P., der griech. Bocksgott. Versuch einer Monographie, Frankfurt/Main 1949. – Tuchelt: P. und P.-Kult in Kleinasien (Istanbuler Mitteilungen

Pañcarakshā 370 19–20, 1969/70). – Walter: P.s Wie­ derkehr. Der Gott der griech. Wildnis, München 22001. – LdAG.

dargestellt. Überhaupt tritt sie ikonographisch in verschiedenen Formen auf.

Pañcarakshā (›fünffacher Schutz‹), eine Gruppe von fünf buddhist. Göttinnen, die zur Erreichung eines langen Lebens und zum Schutz einzelner Dörfer und Länder angerufen werden. Sie entstanden durch Personifizierung von fünf magischen Schutzformeln (rakshā), die angeblich schon → Gautama Buddha ausgesprochen haben soll. In Mandala-Darstellungen ist Mahāmantrānusārinī bevorzugt dem Süden zugeordnet, im Osten ist Ma­ hā­ sāhasrapramardanī, im Westen Ma­hā­shitavatī, im Norden →  Ma­ hā­ māyurī und in der Mitte Mahāpratisarā (›die große Beschützerin‹), die meistens gelb ist und deren Zauberspruch gegen alle Arten von Übel helfen soll.

Pandora, sie wurde von →  He­phaistos auf Befehl des → Zeus* erschaffen, mit allen verführerischen Gaben ausgerüstet und mit einer Büchse (eigentlich ein Fass, griech. pi­ thos), die Jammer und Leid enthielt, als erste Frau auf die Erde geschickt. Aus Neugier öffnete P. die Büchse und beendete damit das glückliche Dasein des Menschen. Möglicherweise verbirgt sich hinter P. eine alte Erdgöttin, denn auch für eine solche findet sich der Name,

Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959. – Bhattacharyya: The five protective goddesses of Buddhism (Pal [Hg.]: Aspects of Indian art), Leiden 1972.

Pāndarā (›die Weiße‹), buddhist. Göttin, Partnerin (praj­ nā) des → Amitābha. Ihr ent­ spricht das Element Feuer und die Liebesglut, dem entsprechend wird sie auch in rot

Jules-Joseph Lefebvre: »Pandora«, 1882

371 der ›Allgeberin‹ oder ›die Gabenreiche‹ bedeutet. Fink: P. und Epimetheus, Mytholo­ gische Studien (Diss.), Bonn 1958. – Panofsky: P.’s Box. The changing aspects of a mythical symbol, New York 2 1965. – Vogel: Der Mythos von P. Die Rezeption eines griech. Sinnbildes, Hamburg 1972. – Renger (Hg.): My­ thos P. Texte von Hesiod bis Sloterdijk, Leipzig 2002. – LdAG.

Pan-gu (P’an-ku), Urriese der chines. Mythologie. Er wurde aus den fünf Grundelementen geboren und formte mit Hammer und Meißel Himmel und Erde. Nach einer anderen Version entstieg P. dem Weltei, in dem Yin und Yang noch ungetrennt waren und aus dessen Bestandteilen er die Erde (Yin) und den Himmel (Yang) formte. Nach dem Tod des Urriesen entstand aus seinem linken Auge die Sonne, aus dem rechten der Mond, aus seinem Schweiß der Regen, sein Fleisch zerfiel zur Ackererde, aus seinen Haaren entstanden die Pflanzen. Girardot: The Problem of Creation Mythology in the Study of Chinese Re­ ligion (HR 15, 1976). – Eberhard: Weltschöpfer (Lexikon chines. Symbo­ le), München 72001.

Papa → Atea Papaios (Papeus), Name des Himmelsgottes bei den Sky-

Para then (ab dem 8./7. Jh. v. Chr. nördlich des Schwarzen Meeres siedelnd). In seinem Kult gab es – nach dem Bericht des griech. Historikers Herodot – keine Bilder. Parzinger: Die Skythen, München 2009.

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Papaja → Ischduschtaja Papang (›Vater‹), Urgott bei den Mayanga in Honduras und Nicaragua. Zusammen mit sei­ nem jüngeren Bruder hat er Hügel, Wälder und Flüsse erschaffen. Nachdem er von einem Feuer erfasst wurde, stieg er in die Höhe und wurde schließlich zur Sonne. Papas, phrygischer Gott (von den Griechen mit → Zeus* gleichgesetzt), der einen Stein schwängert, der dann den hermaphroditischen → Agdis­ tis gebiert. Papsukkal, altmesopotam. Gott; er ist Bote der Götter und hat außerdem die Funk­ tion eines Torhüters. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Para, im finnischen Volksglauben koboldähnliche Wesen, die als Hausgeister (manchmal in Gestalt von Schlange, Frosch oder Katze) Getreide, Milch, Butter und auch Geld vermeh-

Paramāshva 372 ren. Eine ähnliche Rolle spielt bei den baltischen Völkern → Pukis. Virtanen/DuBois: Finnish Folkore, Helsinki 2000.

Paramāshva (›höchstes Pferd‹), der Name des buddhist. Gottes und seine Darstellung mit einem Pferdekopf erinnern an → Hayagrīva*. Er ist rot, viergesichtig, hat acht Arme und (in der Regel) vier Beine, mit denen er auf hinduistische Götter tritt. Parashu-Rāma (›Rāma mit der Axt‹), sechste Inkarnation → Vishnus*, der in dieser Gestalt die Tyrannei der Kaste der Krieger (Kshatriyas) brach und den Brahmanen zur Macht verhalf. Auf Befehl seines Vaters tötete P. mit der Axt (parashu) seine Mutter und erbat anschließend ihre Wiedererweckung. Dargestellt wird er als zwei- oder vierarmiger Asket, der eine Krone aus Büßerflechten und ein Antilopenfell trägt. Charpentier: P., Madras 1935. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hin­ duismus, Köln 31990.

Pariacaca, Donnerund Sturm­ gott der vorinkaischen Bevölkerung im Gebiet der Zentralanden. Er hat vier falkengestaltige Gefährten. Aus einem Ei entstanden, verwan-

delte sich P. im Kampf mit dem Feuergott Uallallo-Caruincho in den gleichnamigen, seither heilig gehaltenen Schneeberg in der Landschaft Huarochiri. Rösing: Jeder Ort – ein heiliger Ort. Religion und Ritual in den Anden, Zürich 1997.

Parjanya (›Regenwolke‹), altindischer Regengott und damit Erzeuger der Vegetation. Die befruchtete Erde wird als seine Frau aufgefasst. Im Rigveda wird er in Stiergestalt dargestellt. Haussig: Götter und Mythen des indi­ schen Subkontinents (WdM I/5).

Parnashavarī, von indischen Ureinwohnern verehrte Göttin, deren Name ›die Blätter-Shavarī‹ (d.h. die mit einem Blätterschurz bekleidete Shavarī) bedeutet, dann vom Buddhismus übernommen. Es gibt einen gelben und einen grünen Typus von ihr. ­ Ihr Kleid besteht aus Blätterbüscheln oder einem Tigerfell mit Blätterkranz. Sie gilt als Vernichterin aller Epidemien. Auf Skulpturen liegt der Gott →  Ganesha* unter ihren Füßen. Grönbold: P. (Die Mythologie des in­ dischen Buddhismus, WdM 5).

Pārshva, vorletzter in der Reihe der 24 → Tirthamkaras. Der

373 Legende nach beschützte ihn der siebenköpfige Schlangenkönig Dharana vor den Angriffen des Dämonen Meghamalin. Eine Schlange ist deshalb sein Symboltier, auf dem Kopf trägt er eine siebenköpfige Schlangenhaube. Wahrscheinlich geht P. auf eine historische Persönlichkeit zurück, einen Königssohn, der etwa 250 Jahre vor → Mahāvīra lebte und den Orden der Nirgrantha gründete: die ›Fessellosen‹, die von den Banden des Karma frei Gewordenen. Charpentier: Die Legende des hei­ ligen P. (ZDMG 69, 1915). – Deleu: P. (Die Mythologie des Jinismus, WdM 5).

Pārvatī (›Bergtochter‹), die Frau des indischen Gottes → Shiva*, Tochter des Bergkönigs → Himavat, Mutter des Kriegsgot-

Die Hochzeit von Shiva und Parvati; Felsbild aus den Höhlen von Elephan­ ta (nahe Mumbai), 5.–8. Jh.

Pashupati tes Kārttikeya (→ Skanda). P. kontaminierte mit der bekannteren Göttin →  Durgā*. Die Darstellung Shivas mit seiner → Shakti (d.i. P.) wird als die beide Seinsaspekte andeutende Personalisierung des Absoluten aufgefasst. Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Schleberger: Die indische Götterwelt, München 21997.

Parzen (Parcae, zu latein. parere = ›gebären‹), ursprünglich röm. Geburtsgöttinnen mit den Namen Decuma und →  Nona, denen in Angleichung an die Dreizahl der griech. → Moiren noch die Todesgöttin Morta beigegeben wurde. Alle drei zusammen galten nun als Bestimmerinnen des Lebensschicksals. Dietrich: Death, Fate and the Gods, London 1965. – DNP 9.

Pashupati (Sanskrit ›Herr des Viehs‹), bereits auf Siegeln der alten Induskultur auftauchende, ithyphallische Gottheit im Yoga-Sitz, von Tieren (besonders Schlangen als Fruchtbarkeitssymbol) umgeben. Im Veda ist P. ein Name von → Rudra, später eine Form → Shivas* in seinem Fruchtbarkeitsas­ pekt. Pashu bedeutet nicht nur ›Vieh‹, sondern ist auch eine Bezeichnung der ›Seele‹; der Gott als ›Herr der Seele‹ führt seine Anbeter zum ›Ende des

Pasiphae 374 Leids‹, d.h. zur Erlösung. Der Kult P.s ist v.a. in Nepal verbreitet. Nach einer Version soll der Gott als Antilope erschienen sein; das ihm bei einer Ver­ folgung abgebrochene Horn wird als sein Linga (Phallus) verehrt. Moeller: P. (Die Mythologie der vedi­ schen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Flood (Hg.): The Black­ well Companion to Hinduism, ND Oxford 2005.

Pasiphae, in der griech. Mythologie die Gattin des Kreterkönigs → Minos. Sie galt als Tochter des Sonnengottes → Helios* und wurde in Anlehnung an ihren Namen (›die allen Leuchtende‹) als Mondgöttin interpretiert. Aus ihrer Verbindung mit einem von → Poseidon* geschickten Stier ging → Minotauros hervor.

Darstellung des Paynal aus dem »Co­ dex Florentinus«, 1540–85

des → Ptah genannt. Der jugendliche Ptah konnte selbst als Patäk auftreten und war als solcher – aus Ägypten importiert – auch in Karthago beliebt. LdÄR.

DNP 9. – Armstrong: Cretan women: P., Ariadne and Phaedra in Latin poe­ try, Oxford 2006.

Patecatl, aztekischer Gott der Medizin und ›Herr der PulqueGewürze‹; seine Gattin ist die Pulquegöttin → Mayahuel*.

Patäke (Singular: Patäk), nach Herodot Schutzgötter, die die Phönizier am Vordersteven ihrer Schiffe anbrachten, und in Anlehnung daran die zwerghaften männlichen Wesen aus altägypt. Spätzeit. Letztere sollten v.a. gegen böse Tiere schützen; ihr Bild wurde als unheilabwehrendes Amulett am Hals getragen. Die P. wurden Söhne

Pattini, bedeutendste weibliche Gottheit der Singhalesen; sie wacht über die Ehe und schützt vor Epidemien, auch soll sie den Reisanbau nach Sri Lanka gebracht haben. Nach einem Mythos wurde sie aus ­einer Mango geboren, die von einem göttlichen Pfeil getroffen wurde. Mit ihrem Kult ist das ›Feuertreten‹ verbunden; Sym-

375

Pechtrababa

bol der Göttin ist ihre goldene Fußspange. P. kann entsprechend ihrer einzelnen Funktionen in verschiedenen Erscheinungsformen gedacht werden, so u.a. als Gini P. (›Feuer-P.‹) oder als Mal P. (›Blumen-P.‹). Pertold: Die ceylones. Göttin P. (Archiv Orientálni 13, 1942). – Hiatt: The P. Cult of Ceylon (Social Compass, Revue Internationale des Etudes Socio- Reli­ gieuses 20, 1973). – Obeyesekere: The cult of the goddess P., Chicago 1984.

Pax, röm. Friedensgöttin, der griech. → Eirene gleichgesetzt. Sie bekam erst durch Kaiser Augustus auf dem Marsfeld einen Altar (Ara pacis Augustae). Auf Münzen erscheint sie als jugendliche Frau mit einem Ährenkränze, Füllhorn und Ölzweig. Simon: Eirene und P.: Friedensgöttin­ nen in der Antike, Stuttgart 1988.

Paynal, altmexikan. Gott des Morgensterns, der das Erscheinen des jungen Sonnengottes (→ Huitzilopochtli) ankündigt. Bei dem für Letzteren stattfindenden Fest Panquetzaliztli wird P. durch einen Pries­ ter dargestellt. Pazuzu, altmesopotam. (assyr.) Dämon mit vier Flügeln und fratzenhaftem Gesicht; er war Repräsentant des SüdostSturmwindes und gefürchtet

Pazuzu; assyrisch, 1. Jt. v. Chr.

als Krankheitsbringer. Zu seinem Erscheinungsbild gehört noch ein Skorpionschwanz. Durch verschiedene Beschwörungen sollte P.s Macht unwirksam werden. Saggs: P. (Archiv für Orientforschung 19, 1959–60). – Frank: Lamastu, P. und andere Dämonen, ND Osna­ brück 1972. – Heeßel: P.: archäolog. und philolog. Studien zu einem alt­ oriental. Dämon, Leiden 2002.

Pechtrababa, im Volksglauben der Slowenen ein weiblicher böser Geist; P. gilt als Verkörperung des Winters und als verderbenbringende Hexe. Der Name ist eine Zusammensetzung aus der german. → Bercht und der

Pégasos 376 ungarisch-slaw. →  Baba (2); auch → Baba-Jaga. Pégasos (griech. zu pege = ›Quelle‹), geflügeltes Ross der griech. Mythologie, das aus dem Rumpf der → Medusa hervorsprang, nachdem ihr → Perseus das Haupt abgeschlagen hatte. P. wurde von Bellerophon gezähmt, warf ihn jedoch später ab, stieg zum Himmel auf und wurde zum Sternbild. Da sein Hufschlag die den → Musen* geweihte Quelle Hippukrene hervorgebracht haben soll, wurde das geflügelte Pferd zum Dichterross. Yalouris: P. Ein Mythos in der Kunst, Mainz 1987. – DNP 9.

Peithó, griech. Göttin, Personifikation der Überredung; sie erscheint im Gefolge der → Aphrodite. P. war es, die der → Pandora* ein goldenes Halsband umlegte. Pekar (Pehar), tibetischer Dämonenfürst, der ursprünglich der vorlamaistischen Bön-Religion angehört haben dürfte und auch als göttliche Gestalt auftreten kann. Sein Reittier ist ein weißer Löwe; als Himmelsrichtung ist ihm der Norden zugeordnet. Oft erscheint er als ›der große, hohe Mann mit drei Gesichtern‹ (Zal-gsum stod-kyi mi-bo-č’e).

Hoffmann: Symbolik der tibet. Reli­ gionen und des Schamanismus, Stuttgart 1967. – de Nebesky-Wojkowitz: Oracles and demons of Tibet, ND Graz 1975.

Peko → Pellonpekko Pele, Vulkangöttin auf Hawaii, sie gilt als unberechenbar und jähzornig. Der Überlieferung nach kam sie einst aus Kahiki (Tahiti), wo sie wegen ihrer Unbotmäßigkeit von ihren göttlichen Brüdern vertrieben wurde. P. wird auch Hina-aimalama (›Hina, die den Mond isst‹) genannt, möglicherweise ist sie die hawaianische Form der polynes. Mondgöttin → Hina, beide Göttinnen sind auch Herrinnen des Blitzes. Kane: P.: the goddess of Hawaii’s volca­ nos, Captain Cook 92000. – Nimmo: P., volcano goddess of Hawai’i, Jefferson 2011.

Pellonpekko, finnischer Gers­ tengott; der Name kommt von pelto (›Feld‹, ›Acker‹); dem Gott ist das aus Gerste gebraute Bier zu verdanken. In Estland ist Peko ein Getreidegott, dessen wächserne Abbildung in der Getreidekiste aufbewahrt wird. Da finnisch Pekka die Namensform des heiligen Petrus ist und früher an dessen Namenstag das Festbier zubereitet wurde, dachte man auch schon an christl. Beeinflussung.

377 Eisen: Peko (Sitzungsberichte der Ge­ lehrten Estnischen Gesellschaft, 1934). – Honko: P. (Finnische Mythologie, WdM 2).

Pemba (Bemba), Schöpfergott der Bambara in Westafrika. Als er vom Weltgeist (→ Yo) auf die Erde herabgelassen wurde, erwuchs aus ihm ein Baum namens Balanza, unter dem die von → Faro geschaffenen Menschen Zuflucht suchten. Der göttliche Urbaum zeugte unablässig mit den Frauen Lebewesen. Um die Kraft des Baumes zu stärken, opferten ihm die Menschen ihr Blut. Dieterlen: An Essay on the religion of the Bambara, New Haven 1960. – Piłaszewicz/Schreiner: Woyengi, die Mutter der Welt. Mythen und Legen­ den westafrikan. Völker, Leipzig 1991.

Penaten (Di Penates), bei den Römern zunächst die göttlichen Schützer des Vorratsraumes (penus) und der Vorräte, dann ganz allgemein Haus- und Familiengötter. Sie wurden zusammen mit den → Laren am Hausherd verehrt. Eigennamen hatten diese Gottheiten nicht. Den häuslichen P. als Schutzgeistern der Familie entsprachen die P. populi Romani als Schützer des röm. Volkes; sie wurden im Tempel der → Vesta verehrt, der das Herdfeuer des Gemeinwesens barg.

Perchten Börner: Rom und Troja. Untersuchun­ gen zur Frühgeschichte Roms, BadenBaden 1951. – Kleywegt: Varro über die P. und die ›großen Götter‹ (Mede­ lingen der Koninklijke Nederlandse Akademie 35/7, 1972). – Radke: Die Götter Altitaliens, Münster 21979. – DNP 9.

Peneios, thessalischer Fluss und dessen Gott, der ein Sohn des → Okeanos* und der →  Tethys war. Seine Tochter war → Daphne. Penelópe, die treue Gattin des homerischen Helden Odys­seus; das von ihr am Tag gewebte Gewand trennt sie nachts wieder auf. So wird ihr Name von pénos (›Faden‹) abgeleitet, hinter ihr selbst ein urtümliches Bild der Lebens- und Todesgöttin vermutet. Etymologisch noch näher liegt penelops (›Ente‹). Eine Nymphe P. galt als Mutter des Gottes → Pan. Perchten (Berchten), dämonisch-mythische Gestalten aus Sage und Brauch, besonders im Alpenraum. Sie bilden das Gefolge der in der Mittwinterzeit umherziehenden Frau → Bercht. Sagen wissen zu erzählen, dass sich der Teufel unter die unheimlichen Gestalten gemischt habe, um sich unerkannt ein Opfer zu holen; ein Relikt sind die Umzüge der P. mit ihren dämonisch-

Perendi 378 grotesken Vermummungen. In Tirol und auch anderswo wird unterschieden zwischen den ›schiachen‹ (hässlichen) und den ›schönen‹ P., Erstere treten in der Nacht, Letztere am Tag auf. Mögen die abschreckenden Masken, der Lärm und das rhythmische Stampfen aus heutiger Sicht v.a. in der Dämonenabwehr ihren Sinn haben, so dürfte doch auch der vegetationssymbolische Aspekt nicht von der Hand zu weisen sein. Der Südtiroler Name ›Stampe‹ für die Percht lässt vermuten, dass durch Laufen und Stampfen die in der Erde schlummernden Kräfte der Fruchtbarkeit geweckt werden sollten. Rumpf: P.: populäre Glaubensgestal­ ten zwischen Mythos und Kateche­ se, Würzburg 1991. – Wunderlich (Hg.): Dämonen, Monster, Fabelwe­ sen, St. Gallen 1999.

Perendi, altillyrischer Gottesname, der etymologisch mit dem litauischen Donnergott → Perkūnas und dem griech. Wort keraunos (›Blitz‹) verwandt ist. P. war also ein Gewittergott, der nach der Chris­ tianisierung in der alban. Sprache als Bezeichnung für ›Gott‹ weiterlebt. Peri, in türkischen Märchen geisterhafte Wesen, die meis­

tens in böser Absicht, manchmal aber auch als hilfreiche Fee auftreten. Sie können die verschiedensten Gestalten (wie die des Pferdes oder der Taube) annehmen. Perit, alban. weibliche Berggeister in weißen Gewändern. Wer unachtsam mit Brot umgeht, den machen sie bucklig und krumm. Elsie: A dictionary of Albanian reli­ gion, mythology, and folk culture, London 2001.

Pērkons, lettischer Donner­ gott, seine Waffen sind Schwert, Speer, eiserner Pfeil und eiserne Rute. Als Regenspender fördert er die Fruchtbarkeit; im Mythos tritt er auch als Himmels-Schmied, im Märchen als Teufelsbekämpfer auf. Bei den Litauern entspricht ihm → Perkūnas. Zicāns: Der altlettische Gott P. (Ab­ handlungen des Herder Instituts 6/3, 1938). – Biezais: Die Gottesgestalt der lettischen Volksreligion, Uppsala 1961.

Perkūnas, litauischer Donnergott, Spender des Regens und der Fruchtbarkeit. Er beschützt das Recht und verfolgt die Dämonen. Die Eiche und das Feuer sind ihm heilig. In einem Karren fährt er über die Wolken und hält in der Hand eine Axt, die von selbst wieder zurückkehrt, wenn er sie

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Persephóne

wegschleudert. Als Jäger verkleidet, jagt er den Teufel. Bei der Etymologie des Theonyms denkt man an eine Ableitung von perti (›schlagen‹, also ›der Schläger‹) oder an einen Zusammenhang mit dem latein. quercus (›der Eichenmann‹). Balys: Der Donner im litauischen Volksglauben (Tautosakos Darbai 3, 1937). – Gimbutas: P./Perun, The Thunder God of the Balts and Slavs (Journal of Indo-European Studies 1, 1973. – Ström/Biezais: German. und baltische Religion, Stuttgart 1975. – Balys/Biezais: P. (Baltische Mytholo­ gie, WdM 2).

Pérse (Perseis), Gattin des griech. Sonnengottes → Helios*. Sie verkörpert den unterweltlichen Aspekt der Mondgöttin; ein anderer Name ist Neaira, ›die Neue‹, d.h. der neue Mond. Ihre Kinder waren → Kirke und → Pasiphae. Persephóne (auch Persephassa, latein. Proserpina), im griech. Mythos die Tochter des →  Zeus*, Gemahlin des → Hades, der sie als Mädchen (daher ihr Name Kore) entführte. Seitdem weilt sie ein Drittel des Jahres in der Unterwelt (während dieser Zeit verdorren die Pflanzen) und zwei Drittel des Jahres bei ihrer Mutter, der Erdgöttin → Demeter*. Beide wurden als Vegetationsgöttin verehrt und ihr

Gian Lorenzo Bernini: »Der Raub der Proserpina«, 1621/22

Geschick wurde in den eleusinischen Mysterien gefeiert. Die der P. geweihten Pflanzen sind Ähre, Granatapfel und – auf ihren Aspekt als Unterweltsherrscherin weisend – die schwarze Pappel. In ihrem Dienst stehen die → Sirenen. Nach der orphischen Theogonie gebar P. ihrem Vater Zeus den gehörnten →  Zagreus, der als Erwachsener seinen Vater ablösen wollte. Anton: Der Raub der Proserpina. Li­ terarische Traditionen eines erotischen Sinnbildes und mythischen Symbols, Heidelberg 1967. – Zuntz: P., Cambridge 1971. – Lindner: Der Raub der P. in der antiken Kunst, Würzburg

Pérses 380 1984. – Hinds: The Metamorphosis of P., Cambridge 1987. – Brehm: Der Raub der Proserpina. Studien zur Iko­ nographie und Ikonologie eines Ovid­ mythos von der Antike bis zur frühen Neuzeit (Diss.), Münster 1996. – Jung/Kerényi: Einführung in das We­ sen der Mythologie. Das göttliche Kind. Das göttliche Mädchen, Zürich 41999. – LdAG.

Pérses (Persaios), titanenähnlicher Lichtgott. Aus seiner Vereinigung mit der Sterngöttin Asteria ging → Hekate* hervor. Pérseus, Sohn des → Zeus*, der sich als Goldregen mit Danaë vereinigt hat. Im Auftrag des Königs Polydektes von Seriphos sollte P. das Haupt der →  Medusa holen, dessen Anblick alle, die es ansahen, versteinerte. Die → Nymphen gaben ihm Flügel-Sandalen und eine unsichtbar machende Kappe, von den Göttern erhielt er ein Sichelschwert, mit dem er der Medusa das Haupt abschlug. Auf dem Rückweg befreite er Andromeda aus der Gewalt eines Seeungeheuers. Woodward: P. A Study in Greek Art and Legend, Cambridge 1937. – Schauenburg: P. in der Kunst des Al­ tertums, Bonn 1960. – Schefold: Die Urkönige P., Bellerophon, Herakles und Theseus in der klassischen und hellenist. Kunst, München 1987. – Ogden: P. Gods and heroes of the Ancient World, London/New York 2008. – LdAG.

Perun, slaw., besonders im alten Russland verehrter Donnergott, höchster Gott des slaw. Pantheons. Sein Name wird als ›Schlagender‹ gedeutet; das polnische Wort piorun bedeutet ›Donner‹; bei den in Kiew aufgestellten Götterbildern hatte P. eine Keule als Attribut, auf dem Balkan wurden ihm Stier­ opfer dargebracht. Ob P. mit dem baltischen Gewittergott in Verbindung gebracht werden kann, ist zweifelhaft; eine etymologische Gleichsetzung mit dem litauischen →  Perkūnas ist nicht gesichert. Gimbutas: Perkūnas/P. The Thunder God of the Balts and Slavs (Indo-Euro­ pean Studies 1, 1973). – Váňa: Mytho­ logie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992. – Joffe/Krafczik: P.: The god of thunder, New York 2003. – Reiter: Das Glaubensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009.

Petara, die wahrscheinlich höchste Gottheit der Iban in Sarawak (Nordwest-Borneo); wird gelegentlich als der ›Schöpfergott‹ bezeichnet, auf welchen → Singalang Burong, → Pulang Gana und der Menschenformer Salampadai zurückgehen sollen, die Quellen vermitteln jedoch kein einheitliches Bild. So kann P. auch nur ein Titel oder Namensteil sein, der wie in der hindu-javanischen Hochreligion bei allen

381 Göttern Anwendung finden kann (Batara). Jensen: The Iban and their religion, Oxford 1974. – Stöhr: Die altin­ dones. Religionen, Leiden 1976. – Laubscher: Iban und Ngaju. Kogniti­ ve Studie zu Konvergenzen in Weltbild und Mythos (Paideuma 23, 1977).

Petbe, altägypt. Gott der Vergeltung aus ptolemäisch-röm. Zeit; das Wort petbe (›der Vergelter‹) wurde auch dem Tod zur näheren Kennzeichnung beigefügt. Petesuchos, altägypt. Krokodilgott, der in griech.-röm. Zeit im Fayyum verehrt wurde. LdÄR.

Pēy, bei den Tamilen (Südin­ dien und Sri Lanka) dämoni­ sche Wesen, die mit der Vorstellung der Nekrophagie ver­ knüpft sind. Man denkt sie sich als wilde Geschöpfe mit zer­ zaustem Haar, die das Blut der verwundeten und toten Krieger trinken und Unheil über die Menschen bringen. Das Wort pēy bedeutet ›Teufel‹, ›Kobold‹. Zvelebil: P. (Mythologie der Tamilen und anderer drawidisch sprechender Völker, WdM 5). – Inukonda: South India: regions, cultures, and sagas, New Delhi 2004.

Phaéthon (›der Leuchtende‹), Sohn des griech. Sonnengottes → Helios*, der ihm die Er-

Phánes laubnis gab, einmal den Sonnenwagen zu lenken. Da P. zu schwach war, die feurigen Sonnenrosse zu zügeln, kam er der Erde zu nahe und verursachte einen großen Brand. Da schleuderte ihn → Zeus* mit einem Blitz in einen Strom (Eridanos), an dessen Ufer seine ihn betrauern­ den Schwestern, die Heliaden, in bernsteinträufelnde Bäume verwandelt wurden. LdAG.

Phalec, in dem spätmittelalterl. Werk Arbatel de Magia Ve­ terum (1575) einer der sieben Geister, die Gott zu Herrschern der Welt ernannt hat; P. regiert die kriegerischen Aktivitäten und ist dem Planeten Mars zugeordnet. Phánes (griech. ›der Erscheinende‹), in der orphischen Lehre von der Weltschöpfung der erste Gott, der dem aus →  Chronos hervorkommenden Urei entspringt. Nach einer älteren Quelle sitzt er ›im Unbetretenen der Höhle der Nacht‹; eine andere Überlieferung bezeichnet die heilige Nacht (→ Nyx) als seine Tochter, aus beider Verbindung sollen Himmel und Erde hervorgegangen sein. In gewisser Hinsicht ist P. die aus dem Urdunkel hervorbrechende, so-

Pheme 382 lare Potenz und kann in seiner Bedeutung mit → Mithras* zusammenfallen, so auf dem bekannten Kultbild aus Modena, bei dem das Urei zugleich das von den Tierkreiszeichen umgebene Weltei ist; die Darstellung wird von einigen Forschern auch auf →  Kronos* oder → Aion bezogen. DNP 9.

Pheme → Fama Phereia, nach dem griech. Ort Pherai (in Thessalien) benannte Göttin, deren Kult aber auch in Argos und Sikyon verbreitet war. Sie hat eine freundliche und eine zornige Seite und weist Züge von → Brimo, →  Demeter* und → Hekate* auf. Sie wurde mit brennender Fackel auf einem Pferd reitend gedacht. P. findet sich auch als Beiname der schreckenerregenden Jagdgöttin → Artemis*. Phersu, etrusk. Unterweltsdämon, mit roter Mütze und dunkler Maske dargestellt. Der Namensteil pher weist auf das Reich der Toten und findet sich  auch bei der Unterweltsgöttin Phersipnei, der etruskisierten Form der griech. →  Persephone*. Sprachlich verwandt ist das latein. perso­ na, das ursprünglich ›Maske‹ bedeutete.

Altheim: P. (ARW 27, 1929). – v. Va­ cano: Die Etrusker, Stuttgart 1955.

Phoibe, Tochter der griech. Erdgöttin → Gaia und damit zum Geschlecht der → Titanen gehörend. P. ›mit dem goldenen Kranz‹ ehelichte ihren Bruder Koios und gebar → Leto, die wiederum die Mutter von → Apollon und → Artemis* wurde. Bei den röm. Dichtern galt Phoebe, deren Name ›die Glänzende‹ bedeutet, als Schwester des Phöbus Apollo und als Mondgöttin. DNP 9.

Phórkys (auch Phórkos), griech. Meergott mit dem Beinamen Krateios, ›der Starke‹. Er war Gemahl der Keto (ketos ist ein Seeungeheuer); beider ­Kinder sind die hässlichen → Graien und die furcht­ erregenden → Gorgonen. Nach Hesiod war P. ein Sohn der Erdgöttin → Gaia und des Meergottes → Pontos. Kerényi: Die Mythologie der Griechen 1: Die Götter- und Menschheitsge­ schichten, München 252010.

Phosphóros (›der Lichtbringende‹), auch Heosphoros genannt; griech. Gott des Morgensterns. Er wurde als nackter, geflügelter Knabe dargestellt, der mit einer Fackel in der Hand seiner Mutter → Eos

383 oder dem Sonnengott → Helios* vorauseilt. Des P. latein. Name ist Lucifer. Kundert: Lucifer (DNP 7).

Phul, in der Magie des ausgehenden Mittelalters und der Renaissance das dem Mond zugeordnete (bzw. ihn beherrschende) Geistwesen; es kann alle Metalle in Silber verwandeln. Picullus, altpreuß. Unterweltsgott, der die Bedeutung des Höllenfürsten annahm. Altpreuß. pickuls bedeutet ›Teufel‹. Picus (latein. ›Specht‹), zunächst vielleicht ein weissagender Walddämon, dann eine Art Patron der Landwirte. Da der Specht das heilige Tier des → Mars war, wurde P. auch mit diesem gleichgesetzt. Als des Gottes Sohn galt → Faunus. DNP 9.

Pičvu’čin, Gott des Wildes und der Jagd bei den in Ostsibirien lebenden Tschuktschen. Er ist so klein, dass er auf einem von Mäusen gezogenen Grasschlitten fährt, hat aber die Kraft eines Riesen. Seine Nahrung besteht nicht aus fester Speise, sondern nur aus Gerüchen (wohl des Opfers). Bogoras: Chuckchee Mythology, Leiden/New York 1910.

Pistis Sophia Pidrai, Gefährtin des phöniz. Gottes → Baal* (1); sie repräsentiert wahrscheinlich eine meteorologische Erscheinung. Pillán, früher als Donnergott oder sogar als Hauptgottheit der Mapuche (Chile und Argentinien) überliefert; nach neueren Forschungen nennen die Mapuche ›P.‹ eine kraftvolle, außergewöhnliche, gewaltige und unheimliche Erscheinung. Böning: Der P.-Begriff der Mapuche (Studia Missiologici Societas Verbi Di­ vini 14, 1974).

Pinikir (auch Pinenkir), in Elam verehrte Muttergottheit, vergleichbar der babylon. →  Ischtar. Ob P. der in Götteranrufungen häufig erwähnten Kirischscha (Kirišša) entspricht, ist nicht gesichert; der letztere Name bedeutet ›Große Göttin‹ und ist möglicherweise eine Art Tabu-Name für P. RLA 10.

Pirwa (Peruwa), hethit. Gottheit, deren Name von peruna (›Fels‹) abgeleitet wird. Ein ihr beigelegtes Prädikat lautet ›Königin‹, sonst wird sie männlich aufgefasst. Attribut ist das Pferd. Pistis Sophia, eine abstrakte, weibliche Erlösergestalt in

Pitāmaha 384 einem gleichnamigen gnostischen Werk aus dem 3. Jh. G. be­ zeichnet sich als ›die Erste und die Letzte‹ und stellt sich neben den Schöpfergott. Die gnos­tische Richtung der Sethianer nannte sie → Barbelo. Leisegang: Die Gnosis, Stuttgart 5 1985. – Schmitt (Hg.): P.: ein gnosti­ sches Originalwerk des dritten Jh. aus dem Koptischen übersetzt, ND Graz 2010.

Pitāmaha → Dattatreya Pitaras (Sanskrit ›Väter‹), in Indien die verehrungswürdigen Verstorbenen, die als Erste dem von → Yama gefundenen Weg zum Himmel folgten. Nach dem Atharvaveda gelten sie als unsterblich und sind göttlichen Wesens, doch ist ihre Welt von derjenigen der Götter verschieden. Zu den P. gehören u. a. auch die → Angirasas. Chapekar: P. and Yama, Banaras 1957. – Moeller, P. (Die Mythologie der vedischen Religion und des Hin­ duismus, WdM 5).

Pithi → Ön Pleiáden, in der griech. Sage die sieben Töchter von → Atlas und der Pleione, die vom Jäger → Orion* verfolgt und zu ihrer Rettung von → Zeus* als Sternbild an den Himmel versetzt wurden. Der Name könnte ursprünglich die Bedeutung

von peleiades (›Tauben‹) gehabt haben. Eine besonders zu nennende Pleiade ist → Maia (1). Kerényi: Die Mythologie der Griechen 1: Die Götter- und Menschheitsge­ schichten, München 252010.

Plútos, griech. Gott des Reichtums, zunächst der Spender des Ackersegens und als solcher Sohn der Erdgöttin → Demeter* und des sterblichen Iasion, der als erster Sämann galt. P. besaß einen Tempel in Eleusis, spielte aber sonst im Kult keine Rolle. In einer Komödie des Aristophanes tritt der Gott als blinder Greis auf, der seine Gaben wahllos und ungerecht verteilt; in der bildenden Kunst wird er meist als Knabe mit einem Füllhorn dargestellt, manchmal auch auf dem Arm der → Eirene. DNP 9.

Podaleirios, Sohn des griech. Heilgottes → Asklepios*; er war Arzt im Heer der Griechen vor Troja und wurde als Heilheros in Kleinasien und in Thessalien verehrt. Pohitschio → Eschetewuarha Poleramma, bei dem drawidischen Volk der Telugu (in Südindien) die Göttin der Po­ cken, der aber auch die anderen Krankheiten und die Dürre zugeschrieben werden. Ihr Idol

385 ist ein in den Boden gestellter, schmaler, flacher Stein. Polydeukes → Kastor Polyhymnia (auch Polymnia), die → Muse* des ernsten, von Instrumenten begleiteten Gesangs. Ihr Name bedeutet ›die Liederreiche‹. Sie wird meist ohne Attribut in ernster, nachdenklicher Haltung wiedergegeben. Polyphém (griech. Polýphemos), der einäugige Sohn des Meergottes → Poseidon* und der Nymphe Thoosa. Er war einer der → Kyklopen*, in dessen Höhle Odysseus mit seinen Gefährten geriet. Nach einer hellenist. Sage liebte P. die Nereide Galateia und tötete deren Liebhaber Akis. (Abb. →  Kyklopen) Hackmann: Die P.-Sage in der Volks­ überlieferung, Helsingfors 1904. – DNP 10.

Pomóna, röm. Göttin der reifenden Früchte, Gemahlin des Vegetationsgottes → Vertumnus, manchmal erscheint sie auch als Geliebte des → Picus. Ihr Name ist vom latein. po­ mum (›Obst‹, ›Baumfrucht‹) abzuleiten. DNP 10. – LdAG.

Pon, Himmelsgott der in Ostsibirien lebenden Jukagiren. Er

Poseidón ist der Verursacher von Tag und Nacht und der Spender des Regens. Der Name bedeutet so viel wie ›Etwas‹. Ein Kult für den Gott ist nicht bekannt. Diószegi: Glaubenswelt und Folklore der sibirischen Völker, Budapest 1963.

Pong Banggairante → Puang Matua Póntos, im Griech. Wort für ›Meer‹ und Name eines Meergottes. Mit seiner Mutter →  Gaia erzeugte er die Meergötter → Nereus und → Phorkys. Porenutius, auf der Insel Rügen verehrter, slaw. Gott, der mit vier Köpfen dargestellt wurde. Handwerg: Die slaw. Götter in Pom­ mern und Rügen, Elmenhorst 2010.

Portúnus, röm. Gott der Haustür (altlatein. portus), spä­ ter Gott des Tiberhafens, der Ausgangspforte für Rom. An seinem Fest (Portunalia, 17. August) warf man die Türschlüssel in das Feuer, um sie gegen Unheil gefeit zu machen. Radke: Die Götter Altitaliens, Müns­ ter 21979. – Latte: Röm. Religions­ geschichte, ND München 21992. – DNP 10.

Poseidón, griech. Gott des Meeres, Sohn des → Kronos* und der → Rheia. Der bereits

Pothos 386 stand er der Erdgöttin →  Demeter* nahe; als Meergott hat er → Amphitríte* zur Gemahlin. Zu seinen zahlreichen Kindern gehören u.a. → Antaíos*, → Orion* und → Polyphem; sein Gefolge bilden die → Nereiden. Bei den Römern entspricht ihm → Neptunus*. Poseidon mit Dreizack; korinthisch, 550–525 v. Chr.

aus mykenischer Zeit überlieferte Name ist etymologisch nicht gesichert. Bei Homer gehört P. neben dem Himmelsherrscher → Zeus* und dem Unterweltsgott → Hades zu den mächtigsten Göttern. Er sendet Stürme und Erdbeben, kann aber auch dem Reisenden glückliche Fahrt verleihen. Zunächst war P. vielleicht ein alter (pferdegestaltiger) Fruchtbarkeitsgott, der als Schutzherr der Pferdezucht verehrt wurde und dessen heiliges Tier auch später noch das Pferd war; zu seinen Ehren fanden in Korinth Pferderennen statt. Als Gott des Erdbebens hat er den Namen Ennosigaios (›Erderschütterer‹). Seine ursprüngliche Waffe, der Blitz, wurde durch den Dreizack (Symbol des Fischfangs) abgelöst. Als Phytalmios, Förderer des Wachstums,

Schachermeyr: P. und die Entstehung des griech. Götterglaubens, München 1950. – Scott-Littleton: P. as a reflex of the Indo-European, Source and Waters’ God (Journal of Indo-European Stu­ dies 1, 1973). – Nilsson: Geschichte der griech. Religion, München 21992 – Simson: Die Götter der Griechen, München 41998. – DNP 10. – LdAG. – Pevnick: P. and the sea: myth, cult and daily life, London 2013.

Pothos, personifizierte göttliche Urkraft der spätphöniz. Überlieferung. P. ist das Urverlangen, das sich mit Omichle, der Dunkelheit, verbindet; die Kinder der beiden sind Aër, das ›Unvermischte des Geistigen‹, und Aura, ›das vom Geistigen bewegte, lebendige Vorbild‹. Nach Philon von Byblos schwebte P. als ›dunkle‹, windige Luft über dem Chaos und begattete sich selbst. DNP 10.

Pou-tiri-ao → Tane Prahlāda → Daityas Prajāpati (›Herr der Geschöpfe‹), im Rigveda Name des

387 göttlichen Weltschöpfers; im Atharvaveda wird er Schöpfer von Himmel und Erde genannt. Die Welt entstand als Emanation aus seinem unerschöpflichen Wesen; nach einem Text wurde er ›schwanger mit allen Wesen‹. Auf seine zeugerische Funktion deutet, dass er im Mahābhārata Schirmherr des Geschlechtsorgans ist. Verschiedentlich tritt er an die Stelle → Varunas, dessen Tier, die Schildkröte, eine Erscheinungsform P.s sein kann. Durch die Errichtung des Feueraltars (agnicayana) wird der kosmische Leib des Gottes  ­wiederhergestellt; der am Altar Opfernde identifiziert sich mit Gott und hofft so, dass er nach dem Tod in die Seinsweise des Nicht-Todes eingeht. Im Hinduismus wird P. als Name des Gottes → Brahmā* verstanden. Scharbau: Die Idee der Schöpfung in der vedischen Literatur, Stuttgart 1932. – Gonda: P.’s relations with Brahman, Bŗhaspati and Brahmā, Amsterdam 1989. – Diederichs: In­ dische Märchen und Götterlegenden, München 2006.

Prajñā, im Buddhismus die weibliche Grundkraft, beim geistigen Weg die Intuition, die die (männliche) Technik der Meditation ergänzt. Prajñā heißt eigentlich ›Weisheit‹,

Prajñāpāramita ›Ein­sicht‹; nach der Polaritätslehre kann die prajñā bestimmten männlichen Partnern als Ergänzung zugesellt werden. Die personifizierten P.s bilden den passiven Teil, sie sind deshalb immer kleiner als der Gott dargestellt. Wenn beide in Yabyum-Stellung gezeigt werden, ist die Polarität geschlossen. Wayman: Female energy and symbo­ lism in the Buddhist Tantras (HR 2, 1962). – Hoffmann: Die Polaritäts­ lehre des späten Buddhismus (EranosJahrbuch 36, 1967).

Prajñāpāramita (›Vollkommenheit der Weisheit‹), Personifikation einer gleichnamigen Schrift, in der → Gautama Buddha seine Lehre niedergelegt haben soll. Es ist die ›Weisheit‹ (prajñā), die ›hinüber‹ (pāram) ›gegangen ist‹, d.h. die die Grenzen des normalen Verstehens überschritten hat. Ikonographisch wird sie in leicht abgewandelten Formen – meist mit dem P.-Text – bis nach Südostasien und Java dargestellt. Ihren Verehrern verleiht P. Weisheit und Gelehrsamkeit. Ihre Kontemplation versinnbildlicht die ›an das andere Ufer gelangte Weisheit‹ der Transzendenz. Grönbold: P. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Conze (Übers.): Perfect Wisdom, The Short P. Texts, Totnes 1993. – Schu-

Preas Eyn 388 mann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001. – Williams: Mahayana Buddhism: the doctrinal foundations, London 22010.

Preas Eyn, Gott der kambodschan. Khmer, reitet auf einem dreiköpfigen Elefanten, schleudert den Blitz und entspricht dem indischen →  Indra. Al­te Überlieferungen wollen wissen, dass P. selbst die großartige Tempelanlage Angkor Vat erbaute und so den Menschen auf Erden das Abbild der himmlischen Stadt gab. Roveda: Khmer Mythology – Secrets Of Angkor, Bangkok 32000. – Roveda: Images of the gods : Khmer mytho­logy in Cambodia, Thailand and Laos, Bangkok 2005.

Preas Eyssaur, Gott der Khmer (Kambodscha); in seiner zerstörenden, aus dem Tod heraus aber wieder neues Leben schaffenden Funktion entspricht er dem indischen → Shiva*. Das Letzterem eignende LingaSymbol in Form eines aufrechtstehenden Steines wurde den alten Khmer-Königen zum Symbol ihrer Herrschaft. → Preas Eyn.

Preas Prohm, mythischer Urgott der kambodschan. Khmer, selbst unerschaffen, aber alle Macht in sich enthaltend. Ohne dass P. ein Verlangen äu-

ßerte, offenbarte sich alles, was in ihm verborgen war; so entstanden die Welten der Erscheinungen. P. wird viergesichtig dargestellt und entspricht dem indischen → Brahmā*. → Preas Eyn.

Prende (nordalban.: Prenne), altillyrische Liebesgöttin, das weibliche Pendant zum Donnergott → Perendi. Obwohl sie heute als kathol. Heilige gilt, wird sie im alban. Volksglauben noch immer als ›Herrin der Schönheit‹ (Zoja e buku­ ris) verehrt. Ihr ist der Freitag heilig, der ja auch in anderen Kulturen der Liebesgöttin zugeordnet ist. Lambertz/Schroeder: Prenne (Die Mythologie der Albaner, WdM 2). – Elsie: A dictionary of Albanian re­ ligion, mythology, and folk culture, London 2001.

Preta (im Pali: Peta), (›hungrige‹) Geister der Toten im hinduist. und buddhist. Glauben; als Verdammte haben sie einen hässlichen Körper und leben im Yamaloka, in der Welt → Yamas. In der buddhist. Ikonographie stehen einzelne Gottheiten (z. B. → Mahākāla) öfters auf einem P. und versinnbildlichen damit die Macht der Lehre. Law: The Buddhist conception of spi­ rits, ND New Delhi 2005.

389

Prometheus hatte er als Patron der Fischer und Schiffer. Buchheit: Studien zum Corpus Priapeorum (Zetemata 28, 1962). – Fehling: Phallische Demonstration (Siems [Hg.]: Sexualität und Erotik in der Antike), Darmstadt 21994.

Prishnī → Maruts

Priapos; etruskische Statue, vor 100 v. Chr.

Priápos, phrygischer Gott der Fruchtbarkeit, der Gärten, Bie­ nen, Ziegen und Schafe. In Griechenland wurde er erst zur Zeit der makedonischen Vorherrschaft anerkannt, erlangte aber wie auch in Rom keine große Verehrung. Als sein Vater galt → Dionysos*, als Mutter die Liebesgöttin → Aphrodite. Sein Hauptverehrungsgebiet war Kleinasien, in Lampsakos am Hellespont soll er sogar der  wichtigste Gott gewesen sein. Dargestellt wurde P. als hässlicher, satyrähnlicher Mann mit übergroßen Genitalien. Eine zweite Funktion

Prithivī (Sanskrit ›die Weite‹), in Indien die als Mutter empfundene und in Kuhgestalt symbolisierte Erde, im Vedismus zusammen mit dem Himmelsgott → Dyaus verehrt. Zu ihren Kindern gehören die Morgenröte (→ Ushas) und das Feuer (→ Agni*). Als sie → Indra gebar, erbebte die Erde. Haussig: Götter und Mythen des in­ dischen Subkontinents (WdM I/5). – Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990.

Prometheus (›der Vorausdenkende‹), Sohn des Titanen →  Iapetos; er stahl den Göttern das Feuer und schenkte es den Menschen. Zur Strafe wurde er an einen Felsen des Kaukasus gefesselt und ein Adler fraß täglich an seiner immer wieder nachwachsenden Leber, bis er von → Herakles befreit wurde. P. war ein Kulturbringer, dem die Menschen außer dem Feuer auch Handwerk und Kunst verdankten; deshalb galt er in Athen als Schutzherr der Handwerker, besonders der

Proteus 390 hatte die Fähigkeit, sich in verschiedene Gestalten zu verwandeln; wer ihn trotzdem festzuhalten vermochte, dem war er mit seiner Weissagekunst dienlich. In dem Namen dürfte das Wort proto in der Bedeutung ›der Erste‹, ›der Ursprüngliche‹ enthalten sein. Kerényi: Die Mythologie der Griechen 1: Die Götter- und Menschheitsge­ schichten, München 252010.

Pryderi → Pwyll Prometheus; Skulptur von NicolasSébastien Adam, 1762

Töpfer. Nach einer Überlieferung ist er sogar der Schöpfer des Menschengeschlechts, indem er aus Lehm und Wasser Männer und Frauen formte; dabei bildete er zuerst das Skelett. Der listenreiche, sich gegen die Götter auflehnende P. zeigt gewisse Züge eines Tricks­ ters. Kerényi: P. Das griech. Mythologem von der menschlichen Existenz, Hamburg 1946. – Bianchi: P., der titani­ sche Trickster (Paideuma 7, 1961). – Bernardete: The Crimes and Arts of P. (Rheinisches Museum für Philologie 107, 1964). – Storch (Hg.): Mythos P.: Texte von Hesiod bis René Char, Leipzig 42005. – Dougherty: P., London 2006. – LdAG.

Proteus, göttlicher Meergreis der griech. Mythologie. Er

Psezpolnica, weiblicher Mittagsgeist der sorbischen Sage, ihr entspricht im Polnischen die Poludnica. Sie erscheint während der Ernte an heißen Tagen um die Mittagszeit und verwirrt den Menschen den Verstand, lähmt ihre Glieder oder schneidet ihnen mit einer Sichel den Kopf ab. Man stellt sie sich als schwarzbehaarte Frau mit Pferdefüßen vor, aber auch als Wirbelwind. Im deutschsprachigen Raum wird sie einfach als ›Mittagsfrau‹ bezeichnet. Ptah, altägypt. Gott, der besonders in Memphis verehrt wurde. Als Gott des Handwerks rückte er schon früh in die Stellung eines Schöpfers; seine Schöpferorgane sind Herz und Zunge; durch die Macht des Wortes hat er die Welt

391 erschaffen; die Worte selbst werden durch die männlichen Zähne und die weiblichen Lippen ins Dasein gerufen. P. ist der ›Uralte‹, der in sich die Wesenheit des männlichen → Nun und des weiblichen → Naunet enthält. Im Volksglauben galt er als ›Bildner der Erde‹, der dem → Chnum gleich auf einer Töpferscheibe die Wesen erschuf. Schließlich galt er auch als ›Herr der Weltordnung‹ und als ›Oberster der Duat‹, d.h. der Unterwelt. In der Ptolemäerzeit hatte P. die Stellung eines Reichsgottes; in seinem Tempel wurde der König gekrönt. Sandman-Holmberg: The God P., Lund 1946. – LÄ 4. – LdÄR.

Ptahil, in der Religion der Mandäer der Demiurg, der die irdische Welt erschaffen hat, während die himmlische Welt aus → Mānā rābbā hervorgegangen ist. Widengren: Der Mandäismus, Darmstadt 1982.

Puang Matua, der wichtigste Gott der Toraja auf SüdwestSulawesi (Indonesien). Er scheint die ›Schöpfergottheit‹, der Himmelsgott zu sein, aus dessen Verbindung mit der Erdgöttin drei Götter entstanden: der Gott der Oberwelt Gauntikembong, der die Erde

Pue mPalaburu tragende Gott der Unterwelt Tulakpadang und der Gott der Erde Pong Banggairante. Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976. – Nooy-Palm: Sa’dan Toraja: a study of their social life and religion, Dordrecht 1979.

Puck, in Norddeutschland und Skandinavien ein koboldartiges We­sen (norweg. Pukje), im engl. Volksglauben ein böser Geist, bei Shakespeare (Som­ mernachtstraum) spielt er die Rolle eines Hofnarren. Das Wort wurde von den Balten übernommen: → Pukis. Pudicitia (latein. ›Schamhaftigkeit‹), röm. Göttin, Personifikation der Keuschheit und Sittsamkeit, dargestellt als eine in ihr Gewand gehüllte oder sich verschleiernde Matrone. In der Kaiserzeit geriet ihr Kult in Vergessenheit. DNP 10.

Pue mPalaburu, die wichtigste Gottheit der Pamona auf Sulawesi (Indonesien); er ist der Repräsentant der Oberwelt, der Weltenherrscher, der im Mittelpunkt des Kultes steht. Er wacht über die Einhaltung von Recht und Ordnung und gilt als Sohn des entmachteten Himmelsgottes Lai (Ilai) und der Erdgöttin Ndara (Indara), die die Erde auf ihrem Kopf

Pujādevatās 392 oder in ihren Händen trägt. Lai und Ndara sind die eigentlichen Schöpferwesen. Downs: The religion of the Bare’espeaking Toradja of Central Celebes, ’s-Gravenhage 1956.

Pujādevatās, im Buddhismus weibliche Ritualgottheiten; es handelt sich um deifizierte Gegenstände oder Akte wie Dīpā (›Lampe‹), Gandhā (›Parfum‹), Lāsyā (›Tanz‹) und Gitā (›Gesang‹). Tucci: Nomina, Numina (Kitagawa [Hg.]: Myths and Symbols), ND Chicago 1982.

Pūkis, Drachengestalt des lettischen Volksglaubens; der Name dürfte mit dem dt. → Puck verwandt sein. Gewöhnlich ist P. nicht bösartig, ja er hilft beim Anhäufen von Reichtum. In Litauen findet er sich als koboldartiger Hausgeist und schatzbringender Drache in der Namensform Pūkys. Auning: Über den lettischen DrachenMythos (Magazin der lettisch-literar. Gesellschaft 19, 1891).

Pulang Gana, Erdgottheit und Gott der Fruchtbarkeit bei den Iban in Sarawak (NordwestBorneo); auch er soll (wie → Singalang Burong) menschlicher Abstammung sein, kam jedoch als gliederloses Wesen auf die Welt. Zum Gott der Erde wurde er, nachdem man

ihn begraben hatte. Bei allen Festen und rituellen Handlungen, die mit dem Ackerbau zu tun haben, wendet man sich an ihn. → Petara. Stöhr: Das Totenritual der Dajak (Ethnologica NF 1, 1959). – Jensen: The Iban and their religion, Oxford 1974. – Stöhr: Die altindones. Reli­ gionen, Leiden 1976. – Laubscher: Iban und Ngaju. Kognitive Studie zu Konvergenzen in Weltbild und Mythos (Paideuma 23, 1977).

Pultuce → Castur Puntan, Urwesen in der Schöpfungsgeschichte der Chamorro, der alten Bevölkerungsgruppe auf den Marianen (Pazifik). Als er seinen Tod nahen fühlte, befahl er seiner Schwester, die wie er ohne Vater und Mutter geboren war, aus seinem Körper Himmel und Erde zu erschaffen; aus seinen Augen entstanden Sonne und Mond, aus seinen Augenbrauen der Regenbogen. Pupula, bei den austral. Pindupi und Jumu der in Eidechsengestalt auftretende Schöpfer, der die ersten Menschen aus ungestalteten Fleischklumpen erschuf. Purá, Name für ›Gott‹ bei den karibischen Arikena in Guayana, bisweilen mit der ›Ursonne‹ identifiziert. P. wohnt je-

393 denfalls im Himmel und steht über den Elementen, die er auf unbekannte Weise geschaffen hat; auch Tiere und Menschen sind sein Werk. Nach J. Haekel findet sich Pura als Pore bei den brasilian. Yanomami wieder, beide Male angeblich als ›Höchstes Wesen‹ angesehen. Wahrscheinlicher ist die Beziehung P.s zur obersten Gottheit Puru der Saliva (heute v.a. in Kolumbien). Haekel: P. und Hochgott. Probleme der südamerikan. Religionsethnologie (Archiv für Völkerkunde XIII, 1958). Becher: Poré Perimbó (Völkerkundli­ che Abhandlungen VI, 1974).

Purusha (Sanskrit ›Mensch‹), in Indien der Urmensch. Nach dem P.-Lied im Rigveda sind drei Viertel von ihm unsterblich und gehören dem Himmel an, ein Viertel ist irdisch; aus diesem letzteren Teil entließ er seine Frau → Virāj und wurde dann von ihr als Universalgeist geboren. P. nahm die Gestalt eines Riesen an und wurde von den Göttern geopfert, d.h. rituell getötet und in seine Einzelerscheinungen zerlegt: Kopf = Himmel, Nabel = Luftraum, Füße = Erde. In den Brāhmanas und Upanishaden dient P. als Bezeichnung für →  Pra­ jāpati, in buddhist. Texten wird der Name (meist in der Form Mahāpurusha = ›Großer

Pu-xian Mensch‹) auf einen Weltherrscher (→ Cakravartin) oder auf→ Buddha* bezogen. Pūshan (Sanskrit ›der Gedeihen Schaffende‹), altindischer Gott, der als hellstrahlend und zahnlos charakterisiert wird. Er ist mit dem Sonnenmädchen verheiratet und verleiht durch das Licht Wachstum und Gedeihen. Er hat manche Ähnlichkeit mit dem griech. →  Hermes*, so ist er Hirtengott und Wächter der Wege, er beschützt die Reisenden und geleitet die Toten ins Jenseits; im Atharvaveda befreit er von den Fesseln der Sünde. P.s Wagen wird von Ziegen gezogen. Atkins: P., in the Rigveda, Princeton 1941. – Dandekar: P., the pastoral god of the Veda (New Indian Antiquary 5, 1942). – Kramrisch: P. (JRAS 81, 1961). – Gonda: P. and Sarasvati, Amsterdam 1985.

Pu-xian (Pu-hsien), im chines. Buddhismus ein Seligkeit spendender → Bodhisattva, der →  Samantabhadra entspricht. Er thront auf einem weißen Elefanten, dem Symbol der Stärke und Weisheit. P. ist Herr des (reinigenden) Feuerelements und gilt beim Volk als Gottheit der religiösen Ekstase; seine Wohnstätte ist der heilige Berg O-mi Shan in der westlichen Weltgegend.

Pwyll 394 Pwyll (kymrisch ›Verstand‹, ›Ur­teil‹), im alten Wales verehrter Unterweltsgott; von seinem Sohn Pryderi heißt es, er habe die Schweine aus der Unterwelt nach Wales gebracht. P.s Frau ist die auf einem Pferd reitende Rhiannon, deren magische Vögel die Toten zum Leben erwecken können. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Python, Drache, der das Orakel seiner Mutter, der Erdgöttin → Gaia, in Delphi bewachte, aber schließlich von →  Apollon getötet wurde. Nach einer anderen Überlieferung war der eigentliche Feind Apollons eine weibliche Schlange namens Delphynes, während P. ein geradezu apollinisches Tier war, nach dem die weissagende Pries­ terin zu Delphi (Pythia) ihren Namen erhielt. Fontenrose: P. A Study of Delphic Myth and its Origins, Berkeley 1959.

Q Gott Q, in den Bilderhandschriften (Codices) der Maya vorkommender Gott, meistens in Verbindung mit Kriegsszenen oder der Darstellung von Menschenopfern.

Taube: The major gods of ancient Yu­ catan, Washington 1992.

Qadav (›Sonne‹), weibliche Schöpfergottheit der auf Taiwan lebenden Paiwan; sie gilt als Herrin über Leben und Tod, als Na’qmati (›Schöpfergeist‹) erscheint sie maskulin. Ihr untersteht Tjagalaus, Wetter- und Fruchtbarkeitsgott, der besonders bei Aussaat und Ernte der Hirse gefeiert wird. Kaneko: Die Mythologie der ethni­ schen Minderheiten Taiwans (WdM 6, 22. Lief.). – Egli: Mirimiringan: die Mythen und Märchen der Paiwan, Zürich 1989.

Qandisha (auch Aisha Q.), in Quellen und Flüssen lebender, weiblicher Dämon im Volksglauben Nordmarokkos. V.a. jungen Männern stellt Q. nach, um sie zu verführen und ihnen dann den Verstand zu rauben. In einer bestimmten Gegend werden ihr am Sonnwendtag Opfer dargebracht. Möglicherweise verbirgt sich hinter ihrer Gestalt eine alte Liebesgöttin, man dachte dabei an die über Karthago eingedrungene → As­tarte. Vycichl: Q. (Die Mythologie der Ber­ ber, WdM 2).

Qaynān, Gott im vorislam. Südarabien. Da arab. qayn ›Schmied‹ bedeutet, dürfte es

395 sich um einen Gott der Schmiede gehandelt haben. Qormusta (Chormusta), bei den Mongolen der oberste aller Tengri, das sind die Himmlischen. Er wohnt als Götterkönig im Zentrum der Welt und wird mit der Entstehung des Feuers in Verbindung gebracht. Tucci/Heissig: Die Religionen Tibets und der Mongolei, Stuttgart 1970.

Quat, Schöpfergott der BanksInsulaner in Melanesien. Am Anfang der Dinge kam er aus einem vom Himmel gefallenen Felsen hervor; aus Langeweile erschuf er Menschen, Schweine, Bäume und Felsen. Quetzalcoatl (d.  h. ›­gefiederte Schlange‹), ursprünglich altmexikan. Lokalgott, der möglicherweise auf die Gestalt eines historischen Priesterkönigs zurückzuführen ist, dann Kulturheros der Tolteken; nach dem Jahr seiner Geburt erhielt er den Namen Ce acatl (›Eins Rohr‹). Bei den Azteken wurde Q. in verschiedenen Funktionen gedacht: als Windgott, als Gott des Tierkreises (die Federschlange war Himmelssymbol) und als Herr der Wissenschaften. Durch jungfräuliche Geburt auf die Welt gekommen (→ Coatlicue*), soll er sich nach Verführung durch

Quetzalcoatl →  Tezcatlipoca selbst verbrannt haben und in den Morgenstern verwandelt worden sein. Auch den Mond wollte man schon in Q. erkennen, der sich im Feuer der Sonne verbrannte, um in verjüngter Gestalt wieder zu erscheinen; das Verbrennungsmotiv findet sich auf → Nanauatzin übertragen. Dem göttlichen Krieger Tezcatlipoca steht Q. als göttlicher Priester gegenüber. Er ist auch der Schöpfer der ersten Menschen, die er aus dem Mehl des zerriebenen ›Edelsteinknochens‹ und seinem eigenen Blut zusammenknetete und für die er den Mais als Nahrungsmittel entdeckte. Ikonographisch wird Q. als Federschlange oder anthropomorph mit kegelähnlichem Hut und einem spiralförmigen Brustschmuck aus Schneckenschale (ein Symbol für die Zeit?) wie-

Darstellung des Quetzalcoatl aus dem »Codex Magliabechiano«, 16. Jh.

Quilla 396 dergegeben. Als Herr des Tierkreises (mit dem Krokodil als erstem Sternbild) hat er einen Krokodils­rachen; ein Kreuz auf dem Schild ist Hinweis auf die vier Weltrichtungen. Lopez Portillo/Sodi/Infante: Q., Stuttgart 1982. – Lanczkowski: Die Religionen der Azteken, Maya und Inka, Darmstadt 1989. – Florescano: The Myth of Quetzalcoatl, Baltimore 1999. – Carrasco: Q. and the irony of empire: myths and prophecies in the Aztec tradition, Boulder 22000. – Nicholson: Topiltzin Q.: the once and future lord of the Toltecs, Boulder 2001. – Miller/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003. – Anaya: Lord of the dawn: the legend of Q., Albuquerque 2012.

Quilla (Mama-Kiliya, ›Mutter Mond‹), die im Inka-Reich besonders hoch verehrte Mondgöttin. Sie stand mit dem Kalender in Verbindung, da sich die Festzeiten nach den Mondphasen richteten. Ihr Symbol war eine silberne Scheibe. Steele: Handbook of Inca Mythology, Santa Barbara 2004.

Quirinus, er wurde mit → Jupiter und → Mars in einer alten Götterdreiheit verehrt. Ursprünglich Lokalgott der auf dem Quirinal wohnenden Sabiner, dann in kriegerischer Funktion, wohl aber mehr beschützend als angreifend; deshalb bildete man ihn in

friedlicher Haltung als bärtigen Mann in halb priesterlichem, halb kriegerischem Kostüm ab. Q. war die Myrte geweiht, die in der Antike als Symbol des unblutigen Sieges galt. Später wurde sein Kult mit dem des vergöttlichten → Romulus ­verbunden. Dumézil: Jupiter, Mars, Q., Paris 1941. – Koch: Bemerkungen zum röm. Q.-Kult (Zeitschrift für Religionsund Geistesgesch. 5, 1953). – DNP 10.

Quiritis, von den italischen Sabinern verehrte Schutzgöttin der Mütter; sie entspricht in etwa der → Juno. Quzah, altarab. Gewittergott, der in der Nähe von Mekka verehrt wurde. Seine Waffe ist ein Bogen, mit dem er die Hagelpfeile abschießt.

R Rabie → Tuwale Rādhā, in der indischen Überlieferung Hirtin und Geliebte bzw. Gattin von → Krishna. Die Liebe beider versinnbildlicht die Beziehungen Gottes zur Einzelseele. R. wird von einzelnen vishnuit. Sekten gött­lich verehrt. Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990.

397

Rāma

Rahab, alttestamentar. Chaos­ ungeheuer, Bild gottfeindlicher Mächte (Hiob 9,13; 26,12), als Seeschlange gedacht; man hat R. auch als eine Art Personifikation des lebenbedrohenden Meeres gedacht.

dismus nächtliche Dämonen, die auf Friedhöfen hausen und in Gestalt von Hunden oder Nachtvögeln den Menschen Übles antun. Ihr König ist → Rā­vana, der → Sitā, die Gattin → Rāmas*, entführt.

Gunkel: Schöpfung und Chaos in Urzeit und Endzeit, ND Göttingen 1921.

Wodilla: Niedere Gottheiten des Bud­ dhismus (Diss.), Erlangen 1928. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hin­ duismus, Köln 31990.

Rāhu, indischer Dämon der Verfinsterung; in der Kosmogonie ist er der aufsteigende Knoten in der Mondbahn. Er fährt in einem von acht schwarzen Rossen gezogenen Wagen und verfolgt mit geöffnetem Rachen Sonne und Mond. Wenn er eines der Gestirne verschlingt, entsteht eine Sonnen- bzw. Mondfinsternis. In der buddhist. Ikonographie wird er den → Krodhadevatās gleich mit flammenförmigen Haaren und Tigerschurz dargestellt; neun Köpfe symbolisieren die neun Planeten, deren Herr er ist. Als er einmal den Mond in seine Gewalt brachte, musste er ihn auf Buddhas Gebot hin wieder frei geben. Waldschmidt: Buddha frees the disc of the moon (Bulletin of the School of Oriental and African Studies 33, 1970). – Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Köln 31990.

Rakshasas (d.  h. ›­Beschädiger‹, weib­ lich Rākshasis), im Ve-

Raluvimbha, Hochgott der im Norden Südafrikas lebenden Bavenda. Der Name des Gottes enthält das Wort luvimbha (›Adler‹). Alle Na­ turerscheinungen wie Donner,  Erdbeben, Trockenheit und Überschwemmung, aber auch Epidemien gelten als Manifestation des Gottes. Der Häuptling darf mit ihm sprechen und redet ihn als ›Großvater‹ an. Stayt: The Bavenda, ND London 1968. – Eliade: Geschichte der religiö­ sen Ideen 4: Quellentexte, Freiburg 3 1997.

Rāma (Sanskrit ›der Dunkelfarbige‹), auch Rāmacandra (›R. der Mond‹) genannt. Er entspricht der siebten Inkarnation des indischen Gottes → Vishnu*. Im Heldenepos Rāmāyana wird berichtet, wie R. den König der dämonischen → Rakshasas überwindet und seine Gattin → Sitā befreit;

Ran 398 Ran, Seefrau der nord. Mythologie, Frau des → Aegir. Sie besitzt ein Netz, mit dem sie alle Ertrunkenen auffischt. Später ist sie in die Stellung einer Totengöttin hineingewachsen, die über ein eigenes Totenreich am Grund des Meeres herrscht. Ihr Name bedeutet wahrscheinlich ›Räuberin‹ (von altnord. ran = ›Raub‹). Schröder: Die Göttin des Urmeeres (Beiträge zur Geschichte der dt. Spra­ che und Literatur 82, 1960). – Simek: Lexikon der german. Mythologie, Stuttgart 32006. Rama, um 1816

ikonographisch gehören Pfeil und Bogen zu seinen Attributen. Seit dem 11. Jh. ist ein Kult für R. nachweisbar. Im vishnuit. Nordindien bezeichnet sein Name den höchsten Gott; mehrere nordindische Königsdynastien erblickten in ihm ihren göttlichen Ahnherrn. Skulpturen zeigen ihn gewöhnlich in dreifach geschwungener Körperhaltung mit einer Krone auf dem Haupt. Zieseniss: Die R.-Sage bei den Malaien, Hamburg 1928. – Buck: Lord R. and the faces of God in India (Journal of the American Academy of Religion 36, 1968). – Antoine: R. and the Bards, Calcutta 1975. – ER 12. – Vyas (Hg.): Vālmīki Rāmāyana, criti­ cal edition, Vadodara 1992.

Ran-deng-fo (Jan-teng-fo, chi­nes. ran-deng = ›brennende Lampe‹), nach chines. Legende eine Bettlerin, die von ihrem ersparten Geld am Altar Buddhas ein Lämpchen anzündete, woraufhin ihr vorausgesagt wurde, dass sie zur Belohnung ein zukünftiger Buddha werden würde. Nach anderer Überlieferung war R. ein berühmter TaoLehrer, der Buddha in die Lehre der Vollkommenheit einführte. V.a. aber ist R. der Buddha der vergangenen Weltalter und entspricht darin → Dipamkara. Rangi, Himmelsgott bei den Maori (auf Neuseeland) zusammen mit der Erdgöttin Papa das göttliche Urpaar, aus dessen warmer Umarmung alle Lebewesen hervorkamen,

399

Ratnapāni Erzengel. Bei der Erklärung seines Namens dachte man schon an die → Rephaim. In der jüdischen Gnosis des Talmud ist R. als Planetengeist der Sonne zugeordnet; in der neueren Magie wird er u.a. auch als Erzengel der Luft angerufen. Rosenberg: Engel und Dämonen. Ge­ staltwandel eines Urbildes, München 3 1992. – Bocian: Lexikon der bibli­ schen Personen, Stuttgart 22004.

Rangi und Papa; Maori aus Neusee­ land, um 1870

zuerst die Götter wie → Tangaroa und → Tane. Letzterer trennte Himmel und Erde und errichtete einen Pfahl zwischen ihnen, seither findet man jeden Morgen die Tränen von R. als Tau auf der Erde. Orbell: A Concise Encyclopedia of Māori Myth and L ­ egend, ­Christchurch 1998. – Craig: Handbook of Polyne­ sian Mythology, Santa Barbara 2005.

Raphael (hebräisch ›Heil von Gott‹), der in den alttestamentar. Apokryphen erwähnte, engelhafte Reisebegleiter des jungen Tobias; später wurde er zum Patron der Pilger und Reisenden, zum Inbegriff des Schutzengels überhaupt. Er gilt als einer der vier (oder sieben)

Rapithwin, altiran. Gott der Mittagszeit, Herr des Sommers und der südlichen Himmelsrichtung. Rasha-ten → Jūni-ten Rashnu, in der altiran. Reli­ gion die personifizierte Gerechtigkeit, Gott des Ordals und Wächter an der ins Jenseits führenden Cinvat-Brücke. Er tritt auch beim Totengericht auf, indem er mit einer goldenen Waage die guten und die schlechten Taten abwiegt. In der Namensform Rajña wurde er auch in Nordindien bekannt. Rati → Kāma* Ratna-Dākinī → Dākinī Ratnapāni (›der das Juwel in der Hand hält‹), ein → Dhyā­ ni-Bodhisattva von geringerer Bedeutung. Er ist grün, hält rechts das Juwel und links die Mondscheibe auf einem Lotos.

Ratnasambhava 400 Ratnasambhava (›Edelsteingeborener‹, in China Baoshengfo genannt), ein →  Dhy­ā­niBuddha. Er ist gelb, seine Himmelsrichtung ist der Süden, die ihm zugeordnete Jahreszeit der Frühling; er reitet auf einem Löwenpaar oder einem Pferd, seine linke Hand ruht mit nach oben gekehrter Handfläche in seinem Schoß und hält den Edelstein (das Juwel, cintāmani). Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

Ratri, in der indischen Mythologie die Nacht, Schwester der Morgenröte (→ Ushas). Als wohlwollende Gottheit wird sie um Schutz gegen Räuber und Wölfe angerufen. Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990.

Rat-taui (Rait-taui, ›Sonne der beiden Länder‹), altägypt. Göttin, Gemahlin des → Month, Mutter des → Harpre. Sie wurde anthropomorph dargestellt mit Geierhaube und Kuhgehörn mit Sonnenscheibe. Die Griechen gaben ihren Namen mit Ratos wieder und setzten sie der → Leto gleich. LdÄR.

Raudna, samische Göttin, Gemahlin des Donnergottes →  Horagalles. Ihr Name be-

deutet ›Eberesche‹ und könnte mit der finnischen → Rauni zusammenhängen. Rauni, wissenschaftlich umstrittene Göttergestalt der fin­ nischen Mythologie, teils als Frau des Donnergottes →  Ukko aufgefasst, andererseits auch als männliche Gottheit. In jedem Fall ist der Gedanke der Fruchtbarkeit mit ihr verbunden. Etymologisch versuchte man den Namen R. mit dem samischen raudna (›Eberesche‹) zusammenzustellen. Auch den mit dem Gewitter in einem Zusammenhang stehenden Regenbogen wollte man in R. erkennen. Honko: R. (Finnische Mythologie, WdM 2). – Virtanen/DuBois: Fin­ nish Folkore, Helsinki 2000.

Rāvana, zehnköpfiger und zwanzigarmiger Fürst der indischen Dämonengruppe der → Rakshasas. Durch Askese erzwang er von → Brahmā* göttliche Waffen und Unsterblichkeit. Um seine Macht zu brechen, wurde der Gott → Vishnu* als der Königssohn → Rāma* geboren. Re (Ra, in mittelbabylon. Texten Ria), altägpyt. Name der Sonne und des Sonnengottes, der schon früh in On (griech. Heliopolis = ›Sonnenstadt‹)

401

Re mit Amentet; Wandbild aus der Grabkammer der Nofretete, Tal der Könige (Ägypten), 14./13. Jh. v. Chr.

eine Kultstätte besaß; er verband sich mit → Harachte, von dem er zu seiner menschlichen Gestalt den Falkenkopf übernahm. Durch die Verbindung mit → Atum wurde R. zum Weltschöpfer; auch mit anderen Göttern wurde er identifiziert, so mit → Amun und mit dem Krokodilgott → Sobek*. Seit der 4. Dynastie bezeichnen sich die Könige als ›Sohn des R.‹. In seiner Barke überquert der Sonnengott und Weltenlenker den Himmelsozean, begleitet von seinem Wesir →  Thot und seiner Tochter → Maat, der Verkörperung der kosmischen Ordnung. Auf seiner Fahrt durch das Nachtreich (die Unterwelt) wird er von der → Apophisschlange bedroht, andererseits aber von

Renenutet → Seth beschützt; auch die in vielfachen Windungen über der Kajüte des Sonnenschiffes dargestellte Schlange Mehen (›Ringler‹) dient der Abwehr böser Mächte. Das Sonnengestirn galt als der sichtbare ›Leib‹ des Himmelsherrn, wurde aber auch als sein Auge gedeutet. Eine Art Kultsymbol des R. waren die Obelisken, deren (häufig vergoldete) Spitze morgens von den ersten Sonnenstrahlen getroffen wurde. Assmann: Liturgische Lieder an den Sonnengott, Berlin 1969. – Hornung: Das Buch der Anbetung des R. im Westen (Aegyptiaca Helvetica 2–3, 1975–76). – Assmann: R. und Amun. Die Krise des polytheistischen Weltbil­ des im Ägypten der 18.–20. Dynastie, Fribourg 1983. – LÄ 5. – LdÄR. – Quirke: The cult of R.: Sun-worship in ancient Egypt, London 2001.

Reahu, bei den kambodschan. Khmer der dunkle, strahlenlose Himmelsdämon, der Sonne und Mond nachjagt, um sie zu verschlingen (→ Rahu). Remanta, im Buddhismus König der Pferdegötter und Herr der östlichen Weltgegend. Er reitet auf einem roten Pferd und hält eine rote Fahne; falken- und geierähnliche Vögel sind seine Begleiter. Renenutet, altägypt. Göttin der Landwirtschaft und der Ernte.

Rephaim 402 Beim Einbringen des Korns und beim Keltern des Weines wurde ihr vor einem schlangengestaltigen Bildnis geopfert. Ihr Name besteht aus den zwei Teilen renen (›Nahrung‹) und utet (›Schlange‹); einer ihrer Beinamen lautet ›Herrin des Fruchtlandes‹. Die Griechen nannten sie Thermuthis; griech.-ägypt. Terrakotten zeigen sie mit einem aus einem Schlangenleib herauswachsenden Frauenkörper, der häufig eine Fackel als Attribut hat. Leibovitch: Gods of Agriculture and Welfare in Ancient Egypt (JNES 12, 1953). – LÄ 5. – LdÄR.

Rephaim (konsonantisch rp’m), altsyrische chthonische We­sen, die mit der Vorstellung der Fruchtbarkeit verbunden sind. Ob sie als ›Gottwesen‹ oder als ›Geister‹ anzusprechen sind, ist nicht geklärt; einiges deu­ tet auch auf Unterweltsbewohner. Im Alten Testament werden die Riesen R. oder Rephaiter genannt. Repit (›hohe Frau‹, griech. Triphis); eigentlich war es ein Ehrentitel, mit dem besonders →  Hathor bedacht wurde. R. ist aber auch ein Eigenname einer im 9. oberägypt. Gau (mit dem Kultort Athribis) verehrten Löwengöttin. LdÄR.

Reret, altägypt. Nilpferdgöttin, deren Name eigentlich ›Sau‹ bedeutet, eine Bezeichnung, die auf die immer wieder Leben schaffende mütterliche Fruchtbarkeit hinweisen sollte. Reschef (Rescheph), kanaanäisch-phöniz. Gott des Blitzes und der Seuchen, von den Griechen mit → Apollon identifiziert. Sein Name bedeutet so viel wie ›Feuer‹ oder ›Seuche‹; in beiden Bedeutungen wird das Wort rešep auch im Alten Testament gebraucht (5 Moses  32,24; Psalm 76,4). R. ist der Gott der Pest, der Tod um sich verbreitet und den Beinamen ›Herr des Pfeiles‹ führt. Von den Ägyptern übernommen, wurde er zu einem Kriegsgott, der mit Schild und Keule (oder Kugelbeil?) dargestellt wurde; an seiner oberägypt. Krone trägt er statt des Uräus einen Gazellenkopf. Simpson: New Light on the God R. (Journal of the American Oriental So­ ciety 73, 1953). – Conrad: Der Gott R. (ZATW 83, 1971). – Giveon: R. in Egypt (The Journal of Egyptian Archaeology 66, 1980). – Fulco: The Canaanite god R., New Haven 21986. – Liṕinski: R.: a Syro-Canaanite deity, Leuven 2009. – Blair: De-Demonising the Old Testament. An Investigation of Azazel, Lilith, Deber, Qeteb and R. in the Hebrew Bible, Tübingen 2009. – Münnich: The god R. in the Ancient Near East, Tübingen 22013.

403 Rhadámanthys, Bruder des Kreterkönigs → Minos; er ist Richter auf den Inseln der Seligen, wohin die von den Göttern geliebten Helden entrückt werden. Rheia (Rhea), Tochter des griech. Himmelsgottes → Uranos und der Erdgöttin → Gaia, Schwester und Gemahlin  des → Kronos* und Mutter von →  Zeus*, → Poseidon*, → Ha­des, → Hera, → Hestia und → Demeter*. Um ihren Sohn Zeus vor Kronos zu retten, flüchtete sie nach Kreta und gebar ihn in einer Berghöhle; in ihren Wehen krallte sie ihre Finger in den Fels, aus dem dann die Daktyloi I­daioi, die ›Finger vom Berg Ida‹ (→  Daktylen) hervorkamen und ihr Geburtshilfe leisteten. Später wurde R. der kleinasiat. Göttermutter →  Kybele angeglichen. DNP 10. – Rose: Griech. Mythologie, München 32012.

Rhiannon → Pwyll Ribhus, eine indische Götterdreiheit niederen Ranges namens Ribhu, Vaja und Vibh­ van, Söhne → Indras und Saranyus, einer Tochter von →  Tvashtar. Nach einer anderen Überlieferung sind sie

Rind menschlichen Ursprungs und wurden zum Lohn für ihre kunstfertigen Arbeiten (z.B. die Fahrzeuge → Indras und der → Ashvins) unter die Götter aufgenommen. Haussig: Götter und Mythen des indi­ schen Subkontinents (WdM I/5).

Rigenmucha, höchstes Wesen bei dem Papuastamm der Baining (Neuguinea, GazelleHalbinsel). Er wird als körperloses, einsames Wesen über den Wolken und als Schöpfer der Welt gedacht. Leben und Tod kommen von ihm. Läufer: R., das höchste Wesen der Bai­ ning (Anthropos 41–44, 1946–49). – Hesse: A Jos! Die Welt, in der die Cha­ chet-Baininger leben – Sagen, Glaube und Tänze von der Gazelle-Halbinsel Papua-Neuguineas, Wiesbaden 2007.

Rigs-kyi bu-mo → Beg-tse Rind (Rinda, altisländ. Rindr), nordgerman. Göttin. Ihr Na­ me ist nicht sicher gedeutet, könnte aber an das Wort rind für ›Efeu‹ anknüpfen und die Göttin in Verbindung mit der Wachstumskraft erscheinen lassen. Auch als Erdgöttin hat man sie schon interpretiert. In einer Verbindung mit →  Odin* gebar sie → Vali. Lindow: Norse Mythology, Santa Barbara 2001. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Risabha 404 Risabha (›der Stier‹), erster Heilskünder (→ Tirthamkara) des Jinismus. Er ist golden und hat einen Stier als Symbol. R. war erster König, der seine Untertanen in allen Künsten und Handwerken unterrichtete, dann durchzog er als erster Bettler das Land und erlangte schließlich als erster ›Überwinder‹ (jina) die Allwissenheit. Deleu: R. (Die Mythologie des Jinis­ mus, WdM 5).

Rishis (›Seher‹), im vedischen Glauben die vorzeitlichen Sänger heiliger Lieder, ins Übermenschliche gesteigerte Heili­ ge, die die sieben Sterne des Großen Bären bilden. Später werden noch andere R. genannt, darunter auch → Daksha* und Kashyapa. Attribute der R. sind Buch (= Weisheit) und Wassergefäß (= Fruchtbarkeit). Robiqus, altröm. Getreidegott, Schützer gegen den Getreiderost. An seinem von den Bauern gefeierten Fest (Robigalia, 25. April) wurde ein Hund ge­ opfert, der ursprünglich den Getreiderost verkörperte; durch seine Tötung sollte die durch Rostpilze verursachte Pflanzenkrankheit abgewehrt werden. DNP 10.

Rokomoutu → Ndengai Rómulus, Sohn der Vestalin Rhea Silvia und des Kriegsgottes → Mars. Er wurde zusammen mit seinem Zwillingsbruder Remus auf dem Tiber ausgesetzt, von einer Wölfin gesäugt und von einem Hirten erzogen. Bei der Gründung Roms erschlug er Remus und wurde erster König der aufstrebenden Stadt. Am Ende seines Lebens soll er in einem feurigen Wagen gen Himmel gefahren sein und wurde später als der Gott → Quirinus verehrt. Alföldi: Die trojan. Urahnen der Römer, Basel 1957. – Classen: Zur Herkunft der Sage von R. und Re­ mus (Historia 12, 1963). – York: R. and Remus, Mars and Quirinus (The journal of Indo-European Studies 16, 1988). – Hölkeskamp: Von R. zu Au­ gustus: große Gestalten der röm. Repu­ blik, München 2000. – LdAG.

Rongo (auf Tahiti Ro’o, auf Hawaii Lono), polynes. Gott des Friedens und des Landbaus, der die Nahrungspflanzen gedeihen lässt. Er verabscheut blutige Opfer. Auf Mangareva wurde er zum Regengott, der sich im Regenbogen zeigt. R. liebt Gesang und Festlichkeit; sein Name bedeutet ›Klang‹, er ist also ›der Klingende‹, der von den Bewohnern Mangaias als großes Tritonshorn dargestellt wurde.

405 Williamson: Religion and Social Organization in Central Polynesia, Cambridge 1937. – Orbell: A Con­ cise Encyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998. – Craig: Handbook of Polynesian Mythology, Santa Barbara 2005.

Rosmerta, besonders in Nordostgallien (bei den Lingonen, Treverern, Mediomatrikern) verehrte Göttin der Fruchtbarkeit und des Reichtums. Auf bildlichen Darstellungen sind ihre Attribute das Füllhorn und ein Caduceus (Stab mit zwei Schlangen); aufgrund des Letzteren wollte man in der Göttin die weibliche Dublette des gallischen → Mercurius erkennen. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994. – de Vries: Kelt. Religion, ND Bern 2006. – DNP 10.

Rübezahl, seit dem 16. Jh. in schlesischen Sagen auftretender Berggeist, der eigentliche Herr des Riesengebirges, der in verschiedenen Gestalten (Bergmännlein, Riese, Mönch, Tier) die Wanderer in die Irre führt, die Armen beschenkt und die Schätze in den Bergen hütet. Der Name des die Rüben zählenden Dämons ist eine volksetymologische Umdeutung; ›-zahl‹ hieß ursprünglich zagel in der Bedeutung von ›Ende‹ (z.B. die letzte Garbe) wie auch von ›Schwanz‹ (in obszöner

Rudra Bedeutung), ›Rübe‹ kann von mittelhochdt. ribe (›Hure‹) abgeleitet werden. Hinter der satyrähnlichen Gestalt steckt eine Art Fruchtbarkeitsdämon. Klapper: Der schlesische Berggeist R., Breslau 1936. – Eichberg: R. Histo­ rischer Gestaltwandel und schamani­ sche Aktualität (Jahrbuch der Schles. Friedrich-Wilhelms-Univ. zu Breslau, 1991). – Peuckert: Schlesische Sagen, München 41993. – Sass (Hg.): Der Herr der Berge R., Königswinter-­ Heisterbacherrott 2000.

Rudā (auch in der Form Radū, von rdw = ›gnädig sein‹), vorislam., in Nordarabien verehrte Gottheit, teils weiblich, teils männlich gedacht und gewöhnlich mit dem Abendstern verbunden. In Palmyra war R. unter dem Namen → Arsū bekannt. Wellhausen: Reste altarab. Heiden­ tums, ND Berlin 1961. – Höfner: R. (Die Stammesgruppe Nord- und Zentralarabiens in vorislam. Zeit, WdM 1). – Jettmar: Die vorislam. Re­ ligionen Mittelasiens, Stuttgart 2003.

Rudianos, gallischer Lokalgott in kriegerischer Funktion; er ist eine Erscheinungsform des gallischen → Mars. Der Name hängt mit der Sprachwurzel ru­ dio (›rot‹) zusammen. Aldhouse-Green: Dictionary of Celtic myth and legend, London 1992.

Rudra, indischer Sturmgott. Nach einer Überlieferung ist

Rudras 406 er ohne Mutterleib, nur aus dem Samen des Schöpfers entstanden. Im Gegensatz zu den anderen, im Osten lebenden Göttern haust er im Norden. Im Rigveda tritt er als des Himmels rötlicher Eber oder als rächender Bogenschütze auf; seine Krankheitspfeile schießt er auf Götter, Menschen und Tiere. In seinem furchterregenden Aspekt erscheint er rötlich oder schwärzlich, während er als freundlicher Gott strahlend wie die Sonne gedacht wird und den Beinamen Shankara (›der Wohltäter‹) erhält. Er ist helfender Arzt (Shambu, ›der Heilbringende‹) und Herr der Tiere; als Letzterer erscheint er in Stiergestalt. Im älteren Hinduismus wird er mit → Shiva* identifiziert. Der Name R. wird teils als ›Heuler‹, teils als ›der Rote‹ erklärt. Seine Söhne Bhava und Sharva jagen wie beutegierige Wölfe durch den Wald; auch die → Maruts gelten als seine Kinder. Arbman: R., Uppsala 1922. – Mayr­hofer: Der Gottesname R. (ZDMG  103, 1953). – Dandekar: R. in the Veda (Journal of the Univer­ sity of Poona, 1953). – Deppert: R.s Geburt, Wiesbaden 1977. – ER 12. – Chakravarti: The concept of R.-Śhiva through the ages, ND Delhi 2002. – Hensel: Die Entwicklung des Gottes R. in der vedischen Literatur, München 2011.

Rudras, das besonders im Rig­ veda erwähnte Gefolge des indischen Sturmgottes → Rudra; manchmal werden sie auch als eigene Gruppe unsichtbarer Wesen neben den Göttern aufgefasst. Rugievit (›Herr auf Rügen‹), auf der Insel Rügen von der einst slaw. Bevölkerung verehrter Gott, wahrscheinlich in kriegerischer Funktion. Nach dem altdänischen Geschichtsschreiber Saxo Grammaticus soll er mit einem Schwert in der Hand und mit sieben Köpfen dargestellt worden sein. Handwerg: Die slaw. Götter in Pom­ mern und Rügen, Elmenhorst 2010.

Ru-lai (Ju-lai), chines. Bezeichnung der → Tathāgatas. Eine besondere Bedeutung kommt der Fünfergruppe zu, die den → Dhyāni-Buddhas entspricht; zu ihnen gehören Da-ri-ru-lai (Ta-jih-ju-lai), Azhu-ru-lai (A-chu-ju-lai), Baosheng-ru-lai (Pao-sheng-ju-lai), A-mi-to-ru-lai (A-mi-t’o-ju-lai) und Bu-kung-cheng-jiu-ru-lai (Pu-k’ung-ch’eng-chiu-ju-lai); der Reihe nach sind ihnen folgende Farben zugeordnet: Weiß, Blau, Gelb, Rot, Grün; weiter folgende Körperteile: Kopf, Herz, Nabel, Mund, ­Beine.

407 Meier: Ju-lai (Die Mythologie des chi­ nes. Buddhismus, WdM 4).

Rundas, hethit. Jagd- und Glücksgott; sein Emblem ist ein Doppeladler, der mit seinen Fängen je einen Hasen schlägt. Aber auch der Hirsch wird mit ihm verbunden; in der Fachliteratur wird er oft direkt als ›Hirschgott‹ bezeichnet, manchmal in der Namensform Ruwa(s). Riemschneider: Die Welt der Hethi­ ter, Stuttgart 71965.

Rusalka, dämonische weibliche Wesen bei den Ostslawen. Es sind Wassernymphen, die in Neumondnächten auf Waldwiesen tanzen; ihr schallendes Gelächter tötet Menschen. Im Allgemeinen sind sie nackt oder tragen gürtellose, weiße Gewänder. Der Name – auch in der Form Russalky – dürfte über das altruss. rusalija (ein Frühlingsfest) auf die für den antiken Balkan belegten Rosalien und damit auf ein ursprünglich mit dem Totenkult zusammenhängendes röm. Rosenfest zurückgehen. Reiter: R. (Mythologie der alten Sla­ wen, WdM 2). – Arrowsmith: Die Welt der Naturgeister, Frankfurt/ Main 1984.

Ru-shou → Gou-mang

Sabazios Ruti, das im altägpyt. Letopolis verehrte Löwenpaar, das schon früh mit → Schu und → Tefnut identifiziert wurde und zu dessen Aufgaben die Ernährung der Toten gehört. LdÄR.

Ruttu, bei den Samen der Totengott, dem nach Überlieferung der Naero-Handschrift das hölzerne Bild eines Menschen als Opfer dargebracht wurde. Ruwa, Schöpfergott bei den Chagga (am Kilimandscharo); er ist Wächter über die Sittengesetze, bei Trockenheit und schwerer Krankheit werden ihm Opfer dargebracht. Das Wort ruwa heißt ›Sonne‹, doch ist der Gott nicht die Sonne, sondern er wohnt nur in ihr.

S Sabazios (Sabos), phrygischer Gott des Ackerbaus und der Geburtshilfe, dessen Gestalt teilweise mit dem jüdischen Zebaoth (→ Jahwe) zusammengeflossen ist. Der Kult verbreitete sich über Thrakien nach Griechenland und Rom. Der Beiname Bassareus kennzeichnet ihn als einen ›mit einer langen Fuchshaut Beklei-

Sachmet 408 Oesterley: The Cult of S. (Hooke [Hg.]: The Labyrinth), London 1925. – Fellmann: Belege zum S.-Kult im frühkaiserzeitl. Legionslager von Vin­ donissa (Studien zur Religion und Kultur Kleinasiens, FS Dörner), Leiden 1978. – Vermaseren: The HandsCorpus Cultus Jovis Sabazii 1, Leiden 1983. – ER 12.

Bronze-Hand aus dem Kult des Saba­ zios, 1.–2. Jh. n. Chr.

deten‹. Zu den Weiheriten gehörte auch die Berührung mit einer Schlange. Die heilbringende und heilende Kraft des Gottes wurde durch eine Hand mit drei ausgestreckten Fingern symbolisiert; oft wurde die Hand mit Attributen verziert, besonders mit Pinienzapfen, Schlange, Eidechse, Frosch. Das mit der Natursymbolik verbundene orgiastische Treiben führte zeitweise zu einer Gleichsetzung mit → Dionysos*. Die Römer identifizierten ihn mit → Jupiter.

Sachmet (›die Mächtige‹), altägypt. Kriegsgöttin, die zu­ sammen mit ihrem Gatten →  Ptah und ihrem Sohn → Nefertem die Triade von Memphis bildet. Sie begleitet den Pharao, als dessen Mutter sie bezeichnet wird, in den Kampf und verbreitet überall Schrecken. Ihre Waffen sind Pfeile, ›mit denen sie die Herzen durchschießt‹. Die heißen Wüstenwinde sind der Göttin Feueratem. Auch wird sie mit dem feuerspeienden Uräus des Königs verbunden und dadurch zum ›Auge des → Re*‹. Dargestellt wurde sie als Löwin oder als Frau mit Löwenhaupt. S. galt als Herrrin des Zaubers, die ihr magisches Wissen in den Dienst der Heilkunde stellte. Andere Schreibweisen des Theonyms sind Sechmet und Sekhmet. Auf Abbildungen hält die Göttin die Lebensschleife (das Anch-Zeichen) und das auf Unterägypten hinweisende Papyrusszepter in Händen.

409

Sálus

Hoernes: Untersuchungen zu Wesen und Kult der Göttin S., Bonn 1976. – LÄ 5. – LdÄR.

Sa’d, nordarab. Gott, nach der Islamisierung als ›Götze‹ bezeichnet. Er wurde in Gestalt eines großen Felsens in der Küstengegend von Dschidda verehrt. Als Sa’ad findet er sich auch in Palmyra, wo er als Kamelreiter dargestellt wurde. Klinke-Rosenberger (Übers.): Das Götzenbuch des Kitâb al-aṣnâm des Ibn al-Kalbî, Winterthur 1942.

Sādhita, im buddhist. Tantrismus ein Wesen außerhalb der irdisch-materiellen Welt; es besitzt überhaupt kein objektives Dasein, sondern wird vom Tantriker durch meditatives Wünschen, durch einen rein geistigen Prozess der ›Verwirklichung‹ (sādhana) ins Dasein gerufen. Die S.s sind subjektive Geistrealitäten, sog. Wunschgottheiten, im Sanskrit →  Ishtadevatās genannt (ishta = ›Gelieber‹, devatā = ›Gottheit‹), in Tibet entsprechen ihnen die → Yidams. Der Tantriker hofft, dass der S. das Wissen um die Erlösung auf ihn überströmen lassen wird. Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

Safa, bei den Osseten (im Kaukasus) der Waffengott und besonders der Schutzgeist der

Kette des häuslichen Herdes. Kinder und Brautleute wurden – immer in Verbindung mit der Kette – seiner Obhut anvertraut. Haussig: Götter und Mythen der kau­ kas. und iran. Völker, Stuttgart 1986.

Sāgara, im Buddhismus der Beherrscher der Weltmeere und zugleich ein → Bodhisattva in Drachengestalt. Er hütet nicht nur die Perlen (Symbol der Reinheit), sondern ist auch im Besitz aller Schätze der Erkenntnis und Magie. Sajigor, Gott im Pantheon der Kalasha (in der HindukuschRegion), vielleicht in kriegerischer Funktion. Sein Kultsymbol ist ein Messer. Jettmar: Die Religionen des Hindu­ kusch, Stuttgart 1975.

Salmān (Schalmān), vorislam., in Nordarabien verehrter Gott, dessen Name ›Friede‹, ›Heil‹ bedeutet. Salmakis → Hermaphroditos Sálus (latein. ›Heil‹, ›Rettung‹), röm. Göttin, Personifikation des allgemeinen Staatswohls (salus publica), später mit der griech. → Hygieia identifiziert und als Schützerin der Gesundheit verehrt. Das sie begleitende Tier ist die Schlange, ein weiteres Attribut ist eine Schale.

Samael 410 Marwood: The Roman cult of S. (Diss.), Oxford 1988. – Winkler: S. Vom Staatskult zur politischen Idee. Eine archäologische Untersuchung, Heidelberg 1995.

Samael (Sammael, Samiel), Engelname in den apokalyptischen Schriften; seit dem 3. Jh. im Judentum Bezeichnung für → Satan, der die Menschen zu allen Übeltaten verführt; kennzeichnend für ihn ist seine Liebesverbindung mit →  Lilith*. Verschiedentlich wird S. auch als Todesengel verstanden. Einige Überlieferungen bezeichnen ihn als ›blinden Engel‹ oder in Gleichsetzung mit → Leviathan als ›blinden Drachen‹.

der acht großen → Bodhisattvas, der von → Vairocana emaniert wurde. Er ist der Herr der Meditation, der die Lehre von der ›Reinigung der sechs Sinne‹ (Augen, Ohren, Nase, Zunge, Körper, Bewusstsein) predigt. Er reitet auf einem Elefanten mit sechs Zähnen, die das Haften an den sechs Sinnen überwinden. Nur in Tibet erlangte er unter dem Namen → Kuntu-bzan-po größere Bedeutung, indem er als Urbuddha (→ Adibuddha) gilt. In China

Dan: S., Lilith, and the Concept of Evil in Early Kabbalah (AJS Review 5, 1980). – Scholem: S. (Encyclopaedia Judaica 17), Gießen 2004.

Saman, singhales. Gott des Berges Samanala (Adam’s Peak), auf dem → Buddha* bei einem Besuch Sri Lankas seinen Fußabdruck hinterlassen haben soll. Verschiedene niedere Gottheiten leiten ihre Vollmacht von S. ab, der auch Züge des Bodhisattva → Samantabhadra aufweist. Paranavitana: The God of Adam’s Peak, Ascona 1958.

Samantabhadra (Sanskrit ›der vollständig Glückliche‹ oder ›der allumfassend Gute‹), einer

Samantabhadra; Hängerolle aus dem Shokoku-ji-Tempel in Kyoto, um 1765

411 hat er den Namen → Pu-xian, in Japan Fu-gen, bei den Singhalesen verschmolz er mit dem Gott → Saman. Hokei: The Hymn of Life and vows of S. (Eastern Buddhist 5, 1930). – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001.

Samdzimari, bei den vorchristl. Georgiern (in Kaukasien) eine wilde Göttin, besonders Beschützerin der Frauen, der Kühe und der Milchprodukte. Ihr Name dürfte die Grundbedeutung ›Trägerin des Halsbandes‹ haben. Fähnrich: Lexikon georgische Mytholo­ gie, Wiesbaden 1999.

Samjaya, buddhist. Himmelsgeneral, der die Heerscharen der → Yakshas befehligt. Er ist im Besitz der höchsten Geheimnisse und gilt als Sohn des Drachenkönigs Takshaka und der ursprünglich dämonischen → Hariti*. Sämpsä, finnischer Vegetationsgott, dessen Name ein Schilfgewächs (›Riedgras‹) bezeichnet. Wenn S. untätig im Bett liegt (seinen Winterschlaf hält), können Roggen und Hafer nicht wachsen, deshalb muss der Gott aufgeweckt werden. Vor der Saat begeht er die Hochzeit mit seiner Stiefmutter. S. wird auch als Sämann

Sancus bezeichnet, der Kiefern, Fichten und Wacholder aussät. Honko: S. (Finnische Mythologie, WdM 2). – Virtanen/DuBois: Fin­ nish Folkore, Helsinki 2000.

Samvara (auch Cakrasamvara), Initiationsgott des Tantrismus. In seinem Mandala ist er viergesichtig und zwölfarmig; seine heilige Schnur besteht aus einer Schlange und seine Krone aus fünf Schädeln. Sein Name besagt, dass er derjenige ist, der das Rad (cakra) der Wiedergeburt (samvara) anhält. Das Ende aller durch das Dasein bedingten Spannungen symbolisiert seine Vereinigung mit der Yogini → Vajravārāhī. Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

San-chong (San-ch’ung, chines. ›drei Würmer‹), im Taoismus drei transzendente dämonische Wesen, die – als Würmer – im Körper hausen, die verschiedensten Krankheiten verursachen und dem Himmel die Sünden des Menschen melden, um dessen Leben zu verkürzen. Sancus, der Name wird für → Jupiter in seiner Eigenschaft als Schwurgott und Eidesschützer gebraucht. Auch die italischen Volsker verehrten einen Gott S., der möglicherweise

Sandalphon 412 auf das sabinische Wort sancus für ›Himmel‹ zurückgeht. Vgl. weiter einen Beinamen des etrusk. → Selvans. DNP 11.

Sandalphon, in der jüdischen Mystik einer der Erzengel, der mit der zehnten Emanation (Sephirah) in Verbindung gebracht wird. Sangarios, altkleinasiat. (phrygischer) Flussgott. Seine Tochter Nana (eine Epiphanie der Magna Mater) wird von der Frucht eines Mandelbaumes schwanger und gebiert den → Attis. Sangs-po ’bum-khri, in der tibetischen Bön-Religion der die jetzige Welt regierende Gott (Sridpa, ›Weltgott‹), er ist weiß (silbern), hält ein Banner in der rechten Hand und sitzt auf einem von einem → Garuda* getragenen Thron. Zusammen mit gShen-Iha-od-dkar (→  Shen Iha ökar) und dem göttlichen Lehrer → gShen-rab bildet er eine Trias. Baumer: Bön: die lebendige Ur-Reli­ gion Tibets, Graz 1999. – Nicolazzi: Geheimnis Tibet: die Ur-Religion des »Bön«, Düsseldorf 2003.

San-guan (San-kuan, chines. ›Drei Herrscher‹), bis in die Frühzeit des Taoismus zurück-

reichende Trias, bestehend aus Tian-guan, dem Herrscher des Himmels, Ti-guan, dem Herrn der Erde, und Shui-guan, dem Gebieter über das Wasser. Von Ersterem erhofft man sich Reichtum und Glück, vom zweiten die Vergebung der Sünden und der dritte soll bei bestimmten Schwierigkeiten eine Art Nothelfer sein. Fischer-Schreiber: Lexikon der östl. Weisheitslehren, München 52001.

Sanni yaka, bei den Singhalesen einer der gefährlichsten Krankheitsdämonen. Zur Heilung der von ihm verursachten Krankheiten soll ein Ritual mit Maskentanz dienen. San-qing (San ch’ing), die taoistische Trias, die ›die drei waltenden Götter‹ umfasst: Im ersten Himmel Yü-qing regiert der Gott → Yuan-shi Tian-zun; er ist die Quelle aller Wahrheit und wird oft mit →  Yudi gleichgesetzt. Im zweiten Himmel Shang-qing herrscht Ling-bao Tian-zun, der Herr über die Zeit, der auch die Beziehung zwischen Yang und Yin regelt. Der dritte Himmel Tai-qing ist → Lao-zi zugeordnet, den man auch Shen-bao, ›Schatz der Geister‹, nennt. Fowler: An introduction to the philoso­ phy and religion of Taoism, Brighton 2005.

413 Santas (Sandas, Schanda), Hauptgott der kleinasiat. Lyder; er hatte die Funktion eines Blitz- und Wettergottes und findet sich als Genosse der →  Kubaba*. In Kilikien tritt er als Gründer der Stadt Tarsos auf. Bossert: S. und Kupapa (Mitteilungen der Altoriental. Gesellschaft, 1932).

San-xing (San-hsing, chines. ›Drei Sterne‹), in der chines. Volkskunst oft dargestellte Glücksgötter; ursprünglich waren es historische Persönlichkeiten, die dank ihrer besonderen Verdienste deifiziert wurden. Es sind der mit einer Fledermaus dargestellte Fu-xing, der Stern des Glücks, der oft in seiner symbolischen Form als Hirsch wiedergegebene Lu-xing, der Stern der Würden, und Shouxing, der Stern der Langlebigkeit (→ Shou Lao). Fischer-Schreiber: Lexikon der östl. Weisheitslehren, München 52001.

San-yi (San-i, chines. ›die Drei Einen‹), Trias taoistischer Gottheiten, die über die drei Körperregionen (›Zinnoberfelder‹) von Kopf, Herzgegend und Bauch wachen; sie sind Widersacher der drei dämonischen Würmer (→ San-chong). Sanzon, japan. für ›die drei Verehrungswürdigen‹ (Bud-

Saoshyant dhas oder Bodhisattvas). Es gibt v.a. drei feste DreierGruppen in den buddhist. darstellenden Künsten: 1. Ami­ tāb­ha-Buddha mit →  Ava­lo­ ki­te­shvara*-Bodhisattva und →  Mahāsthāmaprāpta-Bod­ hi­sat­tva; 2. →  Bai­shaj­ya­guruvai­dur­yaprabha-Būddha mit Sūr­yaprabha-Bodhisattva und Can­dra­prabha-Bodhisattva; 3. Sha­kya­muni-Buddha (→ Gau­ tama Buddha) mit →  Mañ­ju­ shri*-Bodhisattva und → Sa­ man­­ta­bhad­ra-Bodhisattva. Saoshyant (spätere Form So­ shāns), in Iran ursprünglich Titel des eschatologischen ­ Helden und künftigen Hei­ lands. Nach dem Awesta ­erneuert er die Welt und lässt die Toten auferstehen. Er vollzieht die Opfer des S­ tie­res Hadayosh und b­ereitet aus dem Fett des Tieres und dem Haoma-Saft einen Unsterblichkeitstrank für die ganze Menschheit. Eine Überlieferung aus dem 4.  Jh. be­ richtet, dass S. von einer Jungfrau geboren wird, die in einem See badet, dessen Wasser  in wunderbarer Wei­se den Samen Zarathustras aufbewahrte. Kellens: S. (Studia Iranica 3, 1974). – Lincoln: S. (Altiran. und zoroastr. ­Mythologie, WdM 4). – Boyce: A History of Zoroastrianism 1, Leiden 2 1989.

Saptākshara 414 Saptākshara (›Siebensilbiger‹), eine Form des buddhist. Gottes → Heruka. Er ist blau, sechsarmig, dreiköpfig mit je drei Augen. Seine Flechtenkrone ist mit einem doppeltem Donnerkeil und der Mondsichel geschmückt. Auf seinen Knien sitzt seine → Prajñā, die ihn umarmt. Weiter ist er von sechs Göttinnen umgeben, die sein Mandala bilden. Sarasvati, zunächst eine altindische Flussgöttin, in den Brāhmanas mit der Rede identifiziert, dann Göttin der Beredsamkeit und Weisheit und mit → Vāc gleichgesetzt, bei den Hindus als Vagdevi (›Göttin der Sprache‹) verehrt. Sie gilt als Geschöpf und Gemahlin →  Brahmās* und wird als Mutter der Veden bezeichnet; sie ­ reitet auf einem Schwan (­seltener auf einem Pfau) oder sitzt auf einem Lotos. Im Buddhismus gibt es verschiedene Formen, darunter die eingesichtige und  zwei­armige Mahāsarasvati; sie steht oder sitzt auf dem Mond über einem weißen Lotos und wird als etwa 12-jähriges Mädchen  ­ dargestellt. Die dreigesichtige und sechsarmige Vajra­sarasvati mit sägeartigem Messer, Lotos und Schwert in ihren rechten Händen wird als

etwa 16-jähriges Mädchen wiedergegeben. Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959. – Yasodadevi: S. through the ages (Journal of Indian History 41, 1963). – Davane: The god­ dess S. in Sanskrit literature (Journal of Bombay University, Arts 37, 1968). – Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Kinsley: Tantric visions of the divine feminine; the ten Mahāvidyās, Berkeley 1997. – ER 13.

Sárkány, sieben- oder neunköpfiger Wetterdämon bei den Ungarn; er lebt in der Unterwelt und ist mit Säbel und Morgenstern bewaffnet. Auf seinem Ross stürmt er mit den Gewitterwolken daher; oft ist ein Zauberer in seiner Begleitung. S. kann Menschen in Steine verwandeln. In den Märchen bezeichnet der Name des Dämons einen Drachen. de Ferdinandy: Die Mythologie der Ungarn (WdM 2).

Sarpanitu (akkadisch ›die Silberglänzende‹), Gemahlin des babylon. Hauptgottes → Marduk*. Unter dem Beinamen Erua galt sie als Göttin der Schwangerschaft. Satan (hebräisch ›Widersacher‹, griech. Satanas), im Alten Testament hat er die Rolle des ›Anklägers‹ vor dem göttlichen Gericht (Sacharja 3,1ff.; Hiob 1,6–2,7), daneben tritt er

415 aber auch schon als der eigentliche Versucher und Verführer auf (1.  Chronik 21,1) und erscheint im Christentum als das leibhaftige Prinzip des Bösen (Markus 4,15). Nach dem apokryphen Buch Henoch wurde er wegen seines Aufruhrs gegen Gott durch den Engel → Michael in den Abgrund gestürzt. Erst die Kirchenväter übertrugen den Namen → Luzifer auf S., der die diabolischen Mächte repräsentiert, ›Fürst dieser Welt‹ ist und als Schlange und Drache gedacht wird. Andere Namen für ihn sind → Beelzebub und → Belial. In spätmittelalterlichen Darstellungen kann er als seelenverschlingendes, menschenfressendes Ungeheuer erscheinen; schließlich mehren sich die tierischen Merkmale wie Hörner, Schwanz, Tier­ ohren, Klauen oder Raubvogelfüße, mehr literarisch belegt ist der Pferdefuß. In dem gnostisch-kabbalistischen Buch Bahir ist S. eine Kraft, die vom Norden (Region des Unheils, des Todes) her wirkt, ja er wird geradezu als ›Nordwind‹ bezeichnet. Bei verschiedenen von Manichäismus und Gnosis beeinflussten Sekten des Mittelalters war Satanael der erstgeborene Sohn Gottes, der sich gegen seinen Vater empörte, aus dem Himmel gestoßen wur-

Satene de und nunmehr – in seinem neuen, irdischen Reich – aus Lehm und Wasser den Körper des Menschen bildete. Ricoeur: The Symbolism of Evil, Boston 1967. – Schaerf Kluger: S. in the Old Testament, Evanston 1967. – Frick: Das Reich S.s. Luzifer/S./Teufel, Graz 1982. – Rosenberg: Engel und Dämonen, München 21986. – Russell: S. The early Christian tradition, Ithaca 21988. – Forsyth: The Old Ene­ my: S. & the Combat Myth, Princeton 1987. – Böhlig: Der Manichäismus, Düsseldorf 1997. – Kelly: S.: a bio­ graphy, Cambridge 2006.

Sataran (Ischtaran), altmesopotam. Gott, der einerseits als Richter auftritt, andererseits den Aspekt eines Arztes hat; zu Letzterem passt auch, dass der schlangengestaltige → Nirah als sein Bote auftritt. Satene, Herrscherin der urzeitlichen Menschen im Mythos der Wemale auf Seram (OstIndonesien). Sie gehört zu den drei göttlichen Mädchen des Hainuwele-Mythos (→ DemaGottheiten, → Hainuwele, → Tuwale). Die Tötung der Hainuwele erzürnt sie so stark, dass sie die Menschen sterblich werden lässt. Auch die Entstehung der Tier- und Geisterwelt ist auf ihren großen Zorn zurückzuführen. Jensen: Die drei Ströme. Züge aus dem geistigen und religiösen Leben der

Satī 416 Wemale, Leipzig 1948. – Jensen: Die getötete Gottheit. Weltbild einer frühen Kultur, Stuttgart 31966. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976.

Satī (Sanskrit ›treue Gattin‹), Gestalt der indischen My­ thologie, Tochter des → Daksha*, Gattin → Shivas*. Aus Kummer über den Zwist ihres Gatten mit ihrem Vater suchte sie den Tod; → Vishnu* zerstückelte ihren Leichnam, doch wurde die Göttin als →  Pārvatī* wiedergeboren. Weil sie nach einer Überlieferung der Puranās auf dem Scheiterhaufen ihr Leben beschloss, wurden die Witwen, die sich früher nach dem Tod ihres Gatten freiwillig verbrennen ließen, S. genannt. Chandra Sen: S., a mythical story, Calcutta 1916. – Moeller: S. (Die Mythologie der vedischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Major: S.: a historical antho­ logy, New Delhi 2007.

Satis, Gattin des altägypt. Schöpfergottes → Chnum, ›Herrin von Elephantine‹ und Spenderin des kühlenden Kataraktwassers. Sie wurde in menschlicher Gestalt dargestellt, auf dem Haupt die oberägypt. Krone, an deren Seiten zwei geschweifte Antilopenhörner sitzen. LdÄR.

Satrig er-sangs, höchstes weibliches Prinzip der tibetischen Bön-Religion. Die goldene Göttin mit dem Beinamen ›Große Mutter des Raumes‹ sitzt auf einem von zwei Löwen flankierten Thron und hält in der linken Hand einen goldenen Spiegel. Sie gilt als Ursprung aller anderen weiblichen Gottheiten und wirkt durch ihren Segen für das Heil der Wesen. Baumer: Bön: die lebendige Ur-Reli­ gion Tibets, Graz 1999. – Nicolazzi: Geheimnis Tibet: die Ur-Religion des »Bön«, Düsseldorf 2003.

Satúrnus, röm. Gott des Acker­ baus, wahrscheinlich wur­de er von den Etruskern übernommen. Schon im 5.  Jh. v. Chr. erhielt er auf dem Forum einen Tempel, in dem die röm. Staatskasse (aerarium) aufbewahrt wurde. Sein Fest waren die Saturnalien (17.–19. Dezember) mit dem Brauch, dass die Herren die Sklaven zu bedienen hatten; auch schenkte man sich Kerzen, deren Licht eine magische Feuerzufuhr an die ­ entkräftete Wintersonne be­ wirken sollte. Im Mythos erscheint S. als Gemahl der → Ops und als Vater des → Jupiter; mit seinem Namen ist die Vorstellung eines goldenen Zeitalters verbunden. Seit dem 3. Jh.

417

Saule

n. Chr. wird er mit dem griech. → Kronos* gleichgesetzt, dessen Sichel man verschie­ dentlich in dem astrologischen Zeichen des Planeten(gottes) wieder­erkennen will. Von dem seine eigenen Kinder verschlin­ genden Kronos stammt der später S. zugelegte dunkle, ­todbringende Aspekt. Albrecht: S. Seine Gestalt in Sage und Kult, Halle 1943. – Radke: Die Götter Altitaliens, Münster 21979. – Krause: Iuppiter Optimus Maximus S. Ein Beitrag zur ikonographischen Dar­ stellung S.s, Mainz 1984. – Versnel: S. and the Saturnalia (Inconsistencies in Greek and Roman Religion), Leiden 1993/94. – DNP 11.

Satúrnus africanus, im röm. Nordafrika verehrter Gott, der in einigen Zügen an den pu­ nischen → Baal* (1) erinnert. Er erscheint als bärtiger Greis und ist Gott des Himmels, der Zeit und des Ackerbaus. Als Attribute finden sich Sichel, Honigwaabe oder Fichtenzapfen und ein Löwe. Er ist der ›heilige Gott‹ (deus sanctus) und der ›Gott der Früchte‹ (deus frugum). Satyr, in der griech. Mythologie ein Mischwesen in menschlicher Grundgestalt mit tierischen Ohren, zottiger Behaarung, Hörnern und Pferdeschwanz, dazu meist ithyphallisch. Die S.n waren

Ein geschickter Satyr; attischer Psyk­ ter, um 500–490 v. Chr.

die ausgelassenen, lüsternen Begleiter des griech. Gottes → Dionysos*, den → Silene verwandte, manchmal von ihnen nicht zu unterscheidende Fruchtbarkeitsdämonen. Auch die von der Peloponnes stammenden, seit dem 5. Jh. auf attischen Vasen vorkommenden Mischgestalten aus Mensch und Bock (tragoi) wurden später S.n g­ enannt. Brommer: Satyroi, München 1937. – Buschor: S.-Tänze und frühes Drama, München 1943. – DNP 11. – LdAG.

Saule, lettische Sonnengöttin, in Mythologie und Volksglauben teils als ›Sonnenjungfrau‹, teils als ›Mutter Sonne‹ charakterisiert. Ihre Freier sind der Himmelsgott → Dievs und der Mondgott → Mēness. Von S., die selbst als auf dem Himmelsberg wohnende Hofbäuerin ge-

Saules meitas 418 dacht wurde, erhoffte man sich die Förderung der vegetativen Fruchtbarkeit. Bei den Litauern tritt S. (›die Sonne‹) weniger als Gottheit auf, sie wurde vom himmlischen Schmied an den Himmel gesetzt; doch gibt es auch die Überlieferung, dass Sonne und Mond (→ Menulis) ein Ehepaar sind. Zicāns: Die Hochzeit der Sonne und des Mondes in der lett. Mythologie (Studia theologica 1, 1935). – Balys/Biezais: S. (Baltische Mythologie, WdM 2).

Saules meitas, bei den alten Letten die ›Sonnentöchter‹, die häufig mit den → Dieva dēli zusammen genannt werden. Während die Töchter der Sonne Rosen säen, streuen die Söhne des Himmelsgottes goldenen Tau. Sāvitar, der den Himmelsraum überschauende vedische Gott, der Mensch und Tier zur Tätigkeit antreibt (S. bedeutet ›Antreiber‹). Auf goldenem Wagen fahrend und mit goldenen Armen, die bis an des Himmels Grenzen reichen, ist er eine solare Gottheit. Im Rig­ veda erweckt er in den Göttern Unsterblichkeit, den Menschen teilt er Schätze aus. Sāvitrī, indische Göttin, ursprünglich die Personifikation

des vedischen Versmaßes. Der Name bedeutet, dass sie dem S. geweiht ist. Ihr Vater ist der Sonnengott → Sūrya*, der sie → Brahmā* zur Frau gab. S. kann aber auch zu einem Beinamen Sūryas werden, besonders in seinem morgendlichen Aspekt. Haussig: Götter und Mythen des indi­ schen Subkontinents (WdM I/5).

Saxnot (von althochdt. sahs = ›Messer‹, ›Schwert‹, davon abgeleitet ›Sachsen‹; der Name bedeutet also ›Schwertgenosse‹ oder, wahrscheinlicher, ›Sachsenfreund‹), ursprünglich der Stammesgott der Sachsen; in einer alten niederdt. Handschrift wird er neben → Donar (→  Thor*) und Wodan (→  Odin*) genannt. Er ist möglicherweise eine lokale Form des → Tyr oder (eher) des → Freyr. Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Schaddai, im Alten Testament schwer deutbarer Beiname von → Jahwe; in der Verbindung El S. übersetzt man gewöhnlich ›Gott der Allmächtige‹ oder ›Höchster Gott‹. Ob S. vom akkadischen shadu (›Brust‹, ›Busen‹) abzuleiten ist und damit ursprünglich eine weibliche Gottheit repräsentierte, dürfte sehr fraglich sein. Auch

419 vom hebräischen shaddad (›beschädigen‹) wollte man den Namen ableiten und verstand ihn damit als Ausdruck des schrecklichen, zerstörerischen Aspektes der Gottheit. Loretz: Der kanaanäische Ursprung des biblischen Gottesnamens El S. (Ugarit-Forschungen 12, 1980). – Bia­le: The God with Breasts. El S. in the Bible (HR 21, 1981–82).

Schadrapa, altsyrischer Heilgott; in Palmyra in jugendlicher Gestalt mit Schlange oder Skorpion dargestellt. Er fand auch in Karthago und im röm. Leptis Magna Verehrung und unter dem Namen Satrapas in einigen griech. Küstenge­ genden. Röllig: Heilgötter, 2. (Syrien. Die My­ thologie der Ugariter und Phönizier, WdM 1).

Schahapet, an bestimmten Orten lebende Schutzgeister im altarmen. Glauben; sie leben auf Feldern und können außer in menschlicher Gestalt auch in der von Schlangen erscheinen. Schai (in gräzisierter Form Psais), bei den alten Ägyptern die Personifikation der Schicksalsbestimmung. S. ist die Segensmacht, die im Zusammenwirken mit → Renenutet des Menschen Leben ermöglicht. Ähnlich wie der griech.

Schamasch → Agathos Daimon kann er auch als Schlange dargestellt werden. Das Theonym kommt von dem Verb š’j (›bestimmen‹, ›festsetzen‹). Morenz: Untersuchungen zur Rolle des Schicksals in der ägypt. Religion, Berlin 1960. – LdÄR.

Schaitan, arab. Form des Wortes → Satan. Schon im vorislam. Schrifttum ist S. ein Synonym des Ausdrucks → Dschinn. The Encyclopaedia of Islam 9, Leiden 21997. – Maier: Koran-Lexikon, Stuttgart 2001.

Schakan, sumer. Gott der in der Steppe lebenden Tiere; als chthonischer Gott wird er mit der Unterwelt verknüpft, wo ihn → Gilgamesch antrifft. Im Akkadischen heißt der Gott Sumuqan. Schala(sch), altmesopotam. Göttin, Gemahlin des akkadischen Wettergottes → Adad* oder des von den Westsemiten übernommenen → Dagan. Nach einem akkadischen Beschwörungstext ist sie die Mutter des Feuergottes Girra (→ Gibil). Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Schalim → Schar Schamasch, das semitische Wort für ›Sonne‹ wurde zum Namen des babylon. Son-

Schams 420 Falkenstein/v. Soden: Sumerische und akkadische Hymnen und Gebete, Zürich 1953. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Schamasch mit dem Sonnensymbol; babylon. Relief aus dem 9. Jh. v. Chr.

nengottes, der während des Tages alles sieht und deshalb auch Gott des Rechts und des Orakels ist. Sein Symbol ist die Sonnenscheibe mit einem vierzackigen Stern und davon ausgehenden Strahlen, in Assyrien ist es eine Sonnenscheibe mit Flügeln. Sonst wird er als König auf einem Thron sitzend dargestellt. S. ist ›Richter des Himmels und der Erde‹; Recht und Gerechtigkeit, Mescharu und Kettu, werden geradezu zu Personifikationen, die ihn ständig begleiten. Während der Nacht wandert der Sonnengott durch die Unterwelt und bringt den Toten Licht und Nahrung. Eine Stele zeigt den König Hammurabi vor dem thronenden Sonnengott, aus dessen Schultern Strahlen (oder Flammen) hervorkommen und der einen Stab und einen Ring als Symbole der Gerechtigkeit in der Hand hält.

Schams, vorislam. Gottheit, deren arab. Name ›Sonne‹ bedeutet und die in Nordara­ bien männlich gedacht wurde (ähnlich dem altmesopotam. →  Schamasch*) und in Südarabien weiblich. Die südarab. Sonnengöttin hat die Beinamen Aliyat (›die Hohe‹) und Tanūf, Letzteres wird von arab. nafā (›hervorragen‹) abgeleitet. Höfner: S. (Südarabien, WdM 1). – Jettmar: Die vorislam. Religionen Mit­ telasiens, Stuttgart 2003.

Schanda, altkleinasiat. (luwi­ scher) Gott, Genosse der →  Kubaba*. Er tritt verschiedentlich als – aus Babylonien übernommener – → Marduk* auf. Als Sandas war er auch in Kilikien und Lydien bekannt. Schapsch, Sonnengöttin in den ugaritischen Mythen; sie wird ›Leuchte der Götter‹ genannt. Schar und Schalim, altsyrische Gottheiten, die den Morgen und den Abend oder vielleicht den Morgen- und ­den Abendstern repräsentieren. Das Wort schar oder schachar bedeutet eigentlich ›Morgenröte‹ und findet sich auch im

421 Alten Testament (Jesaias 14,12). Verschiedentlich will man in dem Stadtnamen Jerusalem (hebräisch Jeruschalajim) die ›Gründung‹ des Gottes Schalim erkennen. Eine etymologische Verbindung mit dem hebräischen schalom (›Friede‹) ist nicht gesichert, zudem ist die Personifizierung dieser Eigenschaft in einer eigenen Gottheit anzunehmen. Mackay: Salem (Palestine Exploration Quarterly, 1948). – Pope: Sahr und Salim (Syrien. Die Mythologie der Ugariter und Phönizier, WdM 1).

Schara, altmesopotam. Stadtgott von Umma; er gilt als Sohn der → Inanna. Scharruma (Sarrumma), altkleinasiat. (hurritischer) Gott, ›der Bergkönig‹, Sohn des in Stiergestalt auftretenden Wettergottes → Teschub und der → Hebat; S. wird deshalb auch als ›Stierkalb‹ bezeichnet. Sein Reittier ist ein Panther, seine Waffe eine Axt. Die Gottheit dürfte auch noch in Lykien verehrt worden sein und findet sich bis in hellenist. Zeit als theophores Element in Personennamen. Haas: Hethit. Berggötter und hurriti­ sche Steindämonen, Mainz 1982.

Schauschka (Shawushka, Sausga), Göttin der in Altklein­asien

Schechina lebenden Hurriter, in ihren Funktionen der altmesopotam. Liebesgöttin → Ischtar vergleichbar. Wie diese bewirkt sie nicht nur Gesundheit und Fruchtbarkeit, sondern hat auch kriegerische Züge; ihr Name bedeutet ›die Bewaffnete‹. Auf bildlichen Darstellungen trägt sie die Mütze der männlichen Gottheiten und einen das Bein freigebenden Schlitzrock, aus dem Rücken kommt ein Flügelpaar hervor. Das ihr zugeordnete Tier ist der Löwe. Als Heilgöttin drang S.s Ruf bis nach Ägypten. Haas: Hethitische Berggötter und hur­ ritische Steindämonen, Mainz 1982. – Wegner: Gestalt und Kult der Ištar-S. in Kleinasien, Kevelaer 1981.

Schechina (hebräisch ›das Wohnen‹), in der jüdischen Theologie ein Ausdruck für die in der Welt weilende Herrlichkeit Gottes; gemeint ist die Präsenz Gottes, das, was in der Bibel sein ›Angesicht‹ genannt wird. Im Sprachgebrauch der Kabbala ist die S. das weibliche Element Gottes, das verselbständigt wird. Sie hat ›nichts aus sich selbst‹ und ist rein empfangend. Durch der Menschen Sünde wurde das weibliche vom männlichen Prinzip Gottes getrennt, die S., der ›heilige Mond‹, kam ins

Sched 422 (kosmische) Exil – analog dem Schicksal Israels. Der Sinn der Erlösung ist die Wiedervereinigung Gottes und seiner S.; im kabbalistischen Buch Sohar wird geradezu von einem hieros gamos zwischen beiden gesprochen. Goldberg: Unters. über die Vorstel­ lung von der Schechina in der frühen rabbinischen Literatur, Berlin 1969. – Umans­ky: Shekhinah (ER 13). – Lodahl: S. spirit: divine presence in Jew­ ish and Christian reli­gion, New York 1992. – Ernst: Die S. in rabbinischen Gleichnissen, Bern 1994. – Scholem: Zur Kabbala und ihrer Symbolik, Frankfurt/Main 91998

Sched (1), volkstümlicher Gott der alten Ägypter. Der Name bedeutet ›Retter‹ und kennzeichnet den auf Amuletten oft dargestellten Gott als Nothelfer der Menschen. V.a. sollte er vor wilden Tieren schützen. Brunner (Mitteilungen des Dt. Ar­ chäolog. Instituts, Abt. Kairo 16, 1958).

Sched (2) → Schedim Schedim, alttestamentar. Dämonen, in einigen Bibelübersetzungen auch Kobolde genannt, denen die glaubensabtrünnigen Israeliten Opfer darbrachten (5 Moses 32,17; Psalm 106,36). Die S. dürften mit dem altmesopotam. → Schedu zusammenhängen. In der rabbinischen Literatur bezeichnet ›Sched‹ den gefährlichen, mit Zauberkräften ausgestatteten Dämon. Hauck: Feldgeister, Feldteufel – Dä­ monen im Alten Testament (Realency­ clopädie für protestantische Theologie und Kirche 6), Leipzig ND 1970. – Ben-Amos: On Demons (Elior/Schäfer [Hg.]: Creation and Re-creation in Jewish Thought, FS J. Dan), Tübingen 2005.

Schedu, in babylon. Zeit ein guter, hilfreicher Dämon. In neuassyr. Zeit sind S. und die weibliche Lamassu (→ Lama) geflügelte Stiermenschen, die die Palasteingänge schützen. Schelardi, Mondgöttin der Urartäer, die zur Zeit des Assyrerreiches in Armenien lebten.

Sched; Anhänger, 2. Jh. v. Chr.

Schentait, Name einer altägpyt. Göttin in Kuhgestalt. Sie ging in den Kreis der Schutzgötter des Toten ein und kontaminierte in der Spätzeit als Bild

423 der mütterlichen Fruchtbarkeit mit → Isis*. Wilkinson: Die Welt der Götter im al­ ten Ägypten, Stuttgart 2003.

Scheri und Hurri, göttliche Stiere und Begleiter des altklein­asiatischen Wettergottes (→  Ischkur, → Teschub), sie leben in zerstörten Städten. Die Namen bedeuten ›Tag‹ und ›Nacht‹. Die beiden Stiergötter sind auch in Schwurgötter- Listen aufgeführt. Haas: H. und S. (RLA 4). – Schwemer: Die Wettergottgestalten Mesopo­ tamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden 2001.

Schesmu (Schesemu, Schezemu), altägypt. Gott der Öl- und Weinpresse. Den Toten reicht er den Wein als lebenserhaltendes Getränk, den Sündern aber reißt er die Köpfe herunter und presst sie in seiner Kelter aus. Schott: Das blutrünstige Keltergerät (ZÄS 74, 1938). – LÄ 5.

Schimigi, Sonnengott der im alten Kleinasien lebenden Hurriter. In Bedeutung und Erscheinungsform stimmt er mit dem hethitischen → Ischtanu überein. Schiusch, Himmels- und Sonnengott der in Kleinasien einfallenden Hethiter. Den solaren Aspekt hat er in der Folgezeit

Schu an andere Gottheiten abgetreten (→ Ischtanu, Sonnengöttin von → Arinna). Das Wort šiuš ist indogermanisch und verwandt mit dem griech. Götternamen → Zeus* wie auch mit dem latein. Wort deus (›Gott‹). Haas: Hethitische Berggötter und hur­ ritische Steindämonen, Mainz 1982.

Schiwini, Sonnengott im Reich Urartu, bei den Hurritern → Schimigi genannt. Schrat, fliegender Hauskobold bei den Westslawen; er zeigt sich in feuriger Gestalt. Der Name ist aus dem Dt. entlehnt: althochdt. scrato = ›Waldgeist‹. Mitteleurop. Namensformen sind Schratt, Schradl oder Schrättel; im Schradlwind fährt die Hexe daher (Ostbayern). In Kärnten ist ›Schratile‹ ein Schreckwort für Kinder. Das elbische Wesen kann die Gestalt eines Käfers annehmen; so findet sich in Schwaben für den Hirschkäfer die Bezeichnung Hornschretele. Leconteux: Vom S. zum Schrättel. Dämonisierungs- und Euphemisie­ rungsprozeß einer volkstümlichen Vor­ stellung (Euphorion. Zeitschrift für Li­ teraturgeschichte, 1985). – BächtoldStäubli: Handwörterbuch des dt. Aber­ glaubens 7, Berlin 2000.

Schu (gräzisiert Sos), nach altem ägypt. Mythos ist S. als Atem aus der Nase des Urgot-

Schulmanu 424 tes → Atum hervorgegangen; sein Name bedeutet ›Leere‹ und kennzeichnet ihn als Gott der Luft und damit des Raumes zwischen Himmel und Erde, die er voneinander getrennt haben soll. Zusammen mit seiner Schwester → Tefnut (Feuchtigkeit) verkörpert S. die zum Leben notwendigen Kräfte. Durch die Gleichsetzung Atums mit dem Sonnengott → Re* wird S. zum ›Sohn des Re‹ und kann als solcher mit Löwenkopf dargestellt werden. Faulkner: Some notes on the god S. (Jaarbericht van het VooraziatischEgyptische Gezelschap Ex Oriente Lux 18, 1964). – te Velde: Some aspects of the god S. (ebd. 27, 1981). – LdÄR.

Schulmanu, bei den Assyrern der Gott des Krieges und der Unterwelt. Schulpa’e, ein altmesopotam. Gott, dessen sumer. Name ›strahlend erscheinender Jüngling‹ bedeutet und der als Gemahl der Muttergöttin → Ninhursanga auftreten kann. Er gilt als Repräsentant des Planeten Jupiter. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Sebettu (akkadisch ›die Sieben‹), Name einer bösen wie einer guten Dämonengruppe: Die bösen Sieben sind zwar Kinder des Himmelsgottes

→  An, helfen aber dem Pestgott → Erra, ein andermal umringen sie den Mond und verursachen so eine Finsternis. Gleich Vampiren essen sie das Fleisch der Menschen und trinken ihr Blut. In der babylon. Astrologie werden die bösen Sieben mit den Plejaden identifiziert. Die guten Sieben sind die Söhne des → Enmescharra und treten als Bekämpfer der bösen Dämonen auf. Frank: Babylon. Beschwörungsreliefs, ND Leipzig 1968. – Haas: Magie und Mythen in Babylonien, Gifkendorf 1986. – Freydank: Siebengottheit (Lexikon alter Orient), Wiesbaden 1997. – Reinhold/Golinets: Die Zahl Sieben im alten Orient, Frankfurt/ Main 2008.

Sechat-Hor (›die sich des Horus erinnert‹), altägypt. Kuhgöttin, Herrin der Herden und Amme des kleinen → Horus*. Verehrung fand sie besonders im 3. unterägypt. Gau. Bohms: Säugetiere in der altägypt. Li­ teratur, Berlin/Münster 2013.

Secúritas, Personifikation der Sicherheit, in der röm. Kaiserzeit verehrte Göttin, die den Bestand des Reiches sichern sollte. DNP 11.

Sedna, Meergöttin der auf der Baffininsel lebenden Inuit; in Ostgrönland wird sie ›Mut-

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Selket

ter des Meeres‹ (Immap ukua) genannt, die Polar-Inuit sprechen von ihr als Nerrivik, d.h. eigentlich ›der Essplatz‹ und ist eine treffliche Charakterisierung des Meeres als Nahrungsquelle. S. ist Herrin der Seetiere, gilt aber auch als eine Art Totengöttin; die Menschen nennen sie häufig ›die Schreckliche dort unten‹. Fisher: An Analysis of the Central Es­ kimo S. Myth (Temenos 11, 1975). – Moss: Echoing silence: essays on Arctic narrative, Ottawa 1997. – Tamra: Dictionary of Nature Myths, Oxford 2000.

Se’irim (Sahirim), im Alten Testament erwähnte Tierdämonen in Bocksgestalt; der Name wird von sā’ir (›haarig‹) abgeleitet. Im Buch Leviticus 17,7 wird den Kindern Israels verboten, den S. (Bocksgeistern) Schlachtopfer darzubringen. Seishi, S.-bosatsu (japan. auch Daiseishi, Sanskrit: Mahāsthāmaprāpta). Gewöhnlich steht er (sie) zur Rechten des → Amitābha Buddha. Er drückt die Weisheit aus. Mit seinen Weisheitsstrahlen erleuchtet er alle Lebewesen und hilft ihnen, die drei Wege des Bösen und des Leidens zu fliehen. In China entspricht ihm der weibliche Bodhisattva → Da-shi-zhi.

Selene mit Fackel und Mondsichel; röm. Sarkophag, Anfang 3. Jh. n. Chr.

Seléne (von griech. selas = ›Licht‹, ›Glanz‹), griech. Mondgöttin, Tochter des Titanen →  Hyperion und Schwester des Sonnengottes → Helios*. Sie fährt in einem von zwei Pferden gezogenen Wagen oder reitet auf einem Maultier. Die auch Mene (›Mond‹) genannte Göttin galt als Schutzherrin der Zauberer. Die Sage erzählt von ihrer Liebe zu → Endymion. In hellenist. Zeit verschmolz sie mit → Artemis* oder mit → Hekate*; von den Römern wurde sie mit → Luna gleichgesetzt. Kerényi: Die Mythologie der Griechen 1: Die Götter- und Menschheitsge­ schichten, München 252010.

Selket (Serket), der Name der altägypt. Göttin lautete eigentlich Serket-hetu, d.h. ›die, die Kehlen atmen lässt‹. Sie ist Schutzgöttin der Toten und

Selvans 426 hilft mit ihren Zaubersprüchen dem Sonnengott gegen seine Feinde. Ihr Symboltier, das sie auch auf dem Kopf trägt, ist der Skorpion. Wegen ihrer Zaubermacht ist S. im Neuen Reich mit → Isis* zusammengeflossen. Von den Griechen wurde sie Selkis genannt. LdÄR.

Selvans, etrusk. Gott; wegen der Namensähnlichkeit hat man ihn mit dem röm. Feld- und Waldgott → Silvanus verglichen. Der Beiname Sanxu­ neta (Sanchuneta) bedeutet ›der zu Sancu Gehörige‹; etymologisch denkt man an einen Zusammenhang mit dem sabinischen Wort sancus (›Himmel‹; → Sancus). Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Semataui → Somtus Seméle, ursprünglich wohl ei­ ne thrakisch-phrygische Erdgöttin; im griech. Mythos ist sie die Tochter des Thebanerkönigs Kadmos. Als der sie liebende → Zeus* sich ihr in seiner göttlichen Gestalt zeigt, verbrennt sie unter dem Blitzstrahl; das noch ungeborene Kind rettet Zeus, indem er die Leibesfrucht in seinen Schenkel einnäht – daraus geht → Dionysos* hervor, der später in die Unterwelt

Semele mit ihrem Sohn Dionysos, Apollon und einem Satyr; Zeichnung nach einem etrusk. Spiegel, 1877

hinabsteigt und seine Mutter in den Olymp führt, wo sie unter dem Namen Thyone unter den Göttern weilt. Dalby: The story of Bacchus, London 2005. – LdAG.

Semnai Theai (griech. ›erhabe­ ne Göttinnen‹), zunächst typische Erdgottheiten der Fruchtbarkeit, die in einer Höhle des Areopag (Hügel in Athen) verehrt wurden. Später wurden sie mit den → Erinyen identifiziert. Semnococus, im nördlichen Hispanien verehrter Kriegsgott, der auch bei röm. Söldnern Verehrung fand und dem

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Serapis

Gefangene, Pferde und Ziegenböcke als Opfer dargebracht wurden.

Totengott → Osiris* gleichgesetzt.

Senmurw (Simurgh), mythi­ sches Vogelungeheuer des Iran; zuerst im Awesta unter dem Namen Saēna erwähnt, als Adler oder Falke gedacht; sein Nest hat er auf dem Allsamenbaum. Später wird S. eine Fledermaus genannt, die aus den drei Arten des Hundes, des Vogels und des Moschustieres besteht; in der sasanidischen Kunst wird er als Pfauendrache (mit Hundekopf ) dargestellt. Vorstellungen von S. wurden auf den neupersischen Wundervogel Simurgh übertragen; er soll so alt sein, dass er bereits dreimal gesehen hat, wie die Welt zerstört wurde. Seinen Federn wird zugeschrieben, dass sie Wunden heilen können.

Sequana, gallische Göttin der Seine und der Sequaner; das ihr heilige Tier ist die Ente.

Trever: The dog-bird S.-Paskudj, Leningrad 1938. – Schmidt (Persica 9, 1980). – v. Gail: Simurg (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4). – Schöpf: Fabeltiere, Graz 1988.

Sennin → Kosensai Sepa (Sep), das altägypt. Wort bedeutet ›Tausendfuß‹ und ist der Name eines Gottes, der bei Beschwörungen gegen bösartige Tiere und Götterfeinde angerufen wurde. Als chthonisches Wesen wurde er mit dem

Kees (ZÄS 58, 1923).

Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Seraphim (Serafim, hebräisch saraph = ›brennen‹; ›feurige Schlange‹, bezieht sich auf die Uräusschlange), alttestamentar. Geistwesen, die in der Berufungsvision des Jesaja (6,2) durch drei Flügelpaare gekennzeichnet sind. In der himmlischen Hierarchie des Dionysius Areopagita bilden sie den höchsten der neun Engels­ chöre; unter ihnen befinden sich die → Cherubim*. Wie die Cherubim Gott als Thron­ engel zugeordnet sind, so die S. als Feuerengel – in der mittelalterlichen Kunst umgeben sie als roter Engelkranz Gott, Christus oder auch Maria. Joines: Winged Serpents in Isaiah’s Inaugural Vision (Journal of Biblical Literature 86, 1967). – Görg: Die Funktion der S. bei Jesaja (Bibl. Noti­ zen 5, 1978). – Morenz/Schorch: Der Seraph in der Hebräischen Bibel und in Altägypten (Orientalia 66, 1997).

Serapis (Sarapis), gräzisierte Form von Osiris-Apis, dem zum → Osiris* erhobenen Stiergott → Apis*. Es ist die

Seschat 428 bei den Griechen und Römern, Berlin 1970. – Hornbostel: S. Studien zur Überlieferungsgeschichte, den Erschei­ nungsformen und Wandlungen der Gestalt eines Gottes, Leiden 1973. – Wild: Water in the cultic worship of Isis and S., Leiden 1981. – Merkelbach: Isis regina – Zeus S. Die griech.ägypt. Religion nach den Quellen dar­ gestellt, München u.a. 22001.

Serapis; Marmorbüste aus Karthago, frühes 3. Jh. n. Chr.

Bezeichnung eines Gottes, der erst unter dem aus Makedo­ nien stammenden König Ptolemaios I. in das ägypt. Pantheon eingeführt wurde. Als Herr der Fruchtbarkeit trägt er einen von Ähren umwundenen Kalathos (korbähnliche Kopfbedeckung); sonst hatte er die Bedeutung eines Allgottes und vereinigte in sich die Züge von → Zeus* und → Hades. Von seinem Tempel (Serapeum) in Alexandria verbreitete sich sein Kult über das ganze röm. Reich. Kennzeichnend für das Wesen des S. ist seine Gleichsetzung mit dem griech. Sonnengott → Helios*. Stiehl: The Origin of the Cult of S. (HR 3, 1963). – Vidman: Isis und S.

Seschat, altägypt. Göttin der Schreibkunst. Sie ist ›die dem Bücherhaus Vorstehende‹ und ›Herrin der Bauleute‹. Ihre wichtigste Funktion besteht darin, die dem Pharao zugemessenen Regierungsjahre und Jubiläen aufzuschreiben. Sie gilt als Schwester oder Tochter des → Thot. Abou-Ghazi: S., die Klio der Ägypter (Altertum 15, 1969). – Budde: Die Göttin S., Leipzig 2000.

Seth (Setech, Sutech), zwielichtiger Gott der alten Ägypter, Sohn der Himmelsgöttin →  Nut. Als Herr der Wüste ist er Widersacher des Vegeta­ tionsgottes → Osiris*; im Streit der beiden Brüder wird die ständige Auseinandersetzung in der Welt widergespiegelt. Da S. seinen Bruder ermordete, wurde er später zur Verkörperung des Bösen und deshalb in der interpretatio graeca mit →  Typhon gleichgesetzt; hierzu passt auch, dass er als Gott der nichtägypt. Länder aufgefasst

429 wurde. Als S. zugehörige Tiere galten neben Antilope, Esel und Schwein auch Nilpferd und Krokodil; er selbst konnte durch das zoologisch nicht definierbare, sog. S.-Tier mit hochgestelltem, pfeilähnlichem Schwanz symbolisiert werden. Einer seiner kennzeichnenden Beinamen lautet ›der mit großer Kraft‹. In seinem positiven Aspekt erscheint der Gott als (oberägypt.) Partner des (unterägypt.) Königsgottes → Horus*; am Bug des Sonnenschiffes stehend, bekämpft er die → Apophisschlange. Die in der Oase Charga lebenden Berber verehrten S. als ihren Gott und stellten ihn im Tempel zu Hibis als Falken dar, der gegen Apophis streitet. Kees: Horus und S. (Mitteilungen der Vorderasiat.-Ägypt. Gesellschaft 28–29, 1923–24). – Griffiths: The conflict of Horus and S. from Egyptian and classical sources, Liverpool 1960. – te Velde: S., God of Confusion, Leiden 1967. – Vycichl: S. (Die Mytholo­ gie der Berber, WdM 2). – Hornung: S. Geschichte und Bedeutung eines ägypt. Gottes (Symbolon NF 2, 1974). Bietak: Zur Herkunft des S. von Avaris (Ägypten und Levante 1, 1990). – Altmann: Die Kultfrevel des S., Wiesbaden 2010.

Sethlans, etrusk. Gott des Feuers und der Schmiedekunst, ikonographisch dem griech. → Hephaistos angeglichen.

Shakti Shaka-nyorai → Nyorai Shakra (1), Sanskrit: ›der Kräftige‹, einer der Götterfürsten des jinistischen Pantheons; im kanonischen Schrifttum hat er den Beinamen Devadhipati (›Herr der Götter‹). S. entspricht in seinem Reittier (Elefant, → Airāvata) und seiner Waffe (vajra = Donnerkeil) dem brahmanisch-hinduist. → Indra. Shakra (2), in buddhist. Texten der Name des hinduist. → Indra; er wird aber als spezifisch buddhist. Gestalt aufgefasst. Als Götterkönig leitet er den Kampf gegen die Dämonen (in Korea → Chesǒk). Auf Sri Lanka ist S. der Beschützer der buddhist. Lehre. In der Literatursprache Pali lautet das Theonym Sakka. Godage: The place of Indra in early Buddhism (University of Ceylon Re­ view 3, 1945).

Shakti (Sanskrit: ›Kraft‹), schöpferische weibliche Energie, im Hinduismus meist als Göttin personifiziert. Die S. ist als Gattin dem schöpferischen männlichen Prinzip zugeordnet; sie kann unter den Namen → Durgā*, → Lakshmī oder → Pārvatī* auftreten. In der Volksverehrung wird →  Kā­ mākshī als höchste S. verehrt.

Shalākā-purusha 430 Das tantrische Symbol der S. ist die Yoni (›Mutterschoß‹), die in Vereinigung mit dem Lingam → Shivas* die Einheit alles Polaren zum Ausdruck bringt. S. ist die Personifika­tion der (weiblichen) Urenergie, durch die das transzendente Absolute (Shiva) alles erschafft, erhält und zerstört. Woodroffe: S. and Shakta, London 2 1920. – Kumar Das: S. or Divine Power, Calcutta 1934. – Beane: The cosmological structure of mythical time; Kali-S. (HR 13, 1973). – → Durgā.

Shalākā-purusha (oder Lak­ shana-purusha), im Jinismus die Sammelbezeichnung für die 63 normalmenschliches Maß überragenden Gestalten einer ab- oder aufsteigenden Bewegung des Zeitrades. Zu ihnen gehören die 24 das Heil verkündenden → Tirthamkaras, die 12 Weltherrscher (→  Cakravartin) und neun Gruppen von drei zeitgenössischen Helden, nämlich je einem Baladeva, einem Prativāsudeva und einem → Vāsudeva*. Deleu: S. (Die Mythologie des Jinis­ mus, WdM 5).

Shang-di (Shang-ti), kurz Di (Ti), ›Herr‹, genannt, in Altchina der oberste Gott; das Schriftzeichen shang bedeutet ›oben‹ oder ›allen anderen übergeordnet‹. Der Gott regiert

über alles im Himmel, genauso wie der dynastische Herrscher der Erde vorsteht. Wegen seiner Kontrollfunktion über die Naturkräfte wie Donner und Blitz, Wind und Regen galt S. auch als Gott des Ackerbaus. In Orakelinschriften erscheint Di als höchster Herrscher, der über den Menschen nicht zugängliche Kräfte verfügt. Verschiedenes spricht dafür, dass S. ursprünglich mit dem Polarstern assoziiert wurde. Nach dem kanonischen ›Buch der Lieder‹ (Shi-king) hört und sieht er alles. Schindler: The development of Chinese conceptions of Supreme Beings, London 1922. – Shih: The Notion of God in the Ancient Chinese Religion (Numen 16, 1969). – Yao: Chinese Religion: A Contextual Approach, London 2010.

Shango, Donnergott bei den afrikan. Yoruba (Nigeria und Benin); auf dem Kopf trägt er eine große Axt mit sechs Augen. Der Donner wird durch das Gebrüll des dem Gott geweihten Widders repräsentiert. Sein Diener ist Oschumare, die Regenbogenschlange, die täglich das Wasser in seinen Palast bringt. Bemerkenswert ist, dass S. wie auch seine Gattin → Oya oft dreiköpfig dargestellt werden. Der Kult des afrikan. Gottes fand auf den karibischen Inseln Verbreitung.

431

Shen

Bascom: S. in the New World, Austin 1972. – McKenzie: S. (Africana Marburgenisa IX/1, 1976). – Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980. – Lange: Der Ursprung des westafrikan. Wettergottes S. (Saculum 45, 1994). – Tishken: S. in Africa and the African diaspora, Bloomington 2009.

Sharva → Rudra Shāsana-deva, Shāsana-devī (›Götter und Göttinnen der Lehre‹), jinistische Gottheiten, die einen jeden → Tirthamkara begleiten; während Letztere erlöst und damit allem Irdischen enthoben werden, sind die Götter im Gebet noch erreichbar. Unter den Götternamen finden sich zahlreiche, die mit denen des BrahmanismusHinduismus übereinstimmen, so z.B. → Kubera, →  Apa­ rāj­ita, → Varuna, → Kālī und →  Gau­ rī. Die meisten Begleitgottheiten sind durch ein Attribut gekennzeichnet, so hat Kubera einen Elefanten und Aparājita eine Gans. Die männlichen Begleitgottheiten werden auch Yakshas genannt, die weiblichen Yakshinīs. Moeller: Symbolik des Hinduismus und des Jainismus, Stuttgart 1974.

Shasti, auf einer Katze reitende hinduist. Göttin, besonders in Bengalen verehrt. Als Beschützerin der Kinder entspricht sie der buddhist. → Hāritī.

Sheela-na-Gig an der Church of St Mary and St David in Kilpeck, Here­ fordshire (Großbritannien), 12. Jh.

Sheela-na-gig, in keltische Zeit zurückreichender, weiblicher Dämon auf den britischen Inseln, der seine Pudenda zeigt (apotropäische Geste) und damit ein Gegenstück zur antiken → Baubo ist. S. wurde im Mittelalter zur Abwehr des Bösen an der Außenwand verschiedener engl. Kirchen dargestellt. Bei ihrer Deutung ist auch an einen fruchtbarkeitssymbolischen Aspekt zu denken. Andersen: The Witch on the Wall, Copenhagen/London 1977. – Freitag: S.s. Unravelling an enigma, London 2004. – Oakley: Lifting the veil: a new study of the S.s of Britain and Ire­ land, Oxford 2009.

Shen, chines. Bezeichnung einer Gottheit oder eines Geis­tes.

Shen Iha ökar 432 Nach taoistischer Lehre ist das Universum von 36.000 Gottheiten bewohnt, die höchs­ ten S. sind die ›Drei Reinen‹ (→  San-qing), die über Himmel, Erde und Ozean waltenden Götter. Nicht nur im Universum leben die S., sondern auch im menschlichen Körper (→ San-yi); ebenso werden die Schutzgeister von Feld, Weg und Brücke S. genannt. Eberhard: Geister (Lexikon chines. Symbole), München 72001.

Shen Iha ökar (gShen-Iha-oddkar), tibetische Gottheit aus dem vorlamaistischen BönPantheon. Er ist der ›Gott des weißen Lichtes‹, aus dem alle anderen Götter durch Emanation entstanden sind. In den Lamaismus wurde S. als Gott der Weisheit übernommen. Nicolazzi: Geheimnis Tibet: die UrReligion des »Bön«, Düsseldorf 2003.

Shen-nong (Shen-nung), chines. Kulturheros mit dem Namen ›der göttliche Landmann‹; er wird als ochsen­ köpfig beschrieben. Die Menschen verdanken ihm die Kunst des Ackerbaus und die Kenntnis der Heilkräuter, als Gott des heißen Windes kann er den Bauern aber auch Schaden zufügen. Seine Gemahlin ist ­ die Göttin der Seidenraupenzucht.

Adolph: S., ancient pharmacologist and agriculturalist (China Journal 24, 1936). – Yang/An/Turner: Handbook of Chinese Mythology, Santa Barbara 2010.

gShenrab, Begründer der BönReligion. In der Kunst wird er als übernatürliches (weltentrücktes) Wesen auf einem Lotos sitzend dargestellt; in der rechten Hand hält er das Swas­ tika-Zepter. Das Wort gShen bedeutet (göttlicher) Priester. S. ist die Erlösergestalt, die sich in verschiedenen Emanationen in die sechs Daseinswelten des leidvollen Samsāra begibt, um die Lehre der Befreiung aus dem Leiden zu bringen. In reichen Gewändern und mit Edelsteinen geschmückt, entspricht seine Darstellung meist der eines → Bodhisattvas; in Andeutung seiner letztendlich vollkommenen Weltentsagung findet sich auch der BuddhaTyp im Mönchsgewand, das die rechte Schulter frei lässt. Martin: Unearthing Bon treasures: life and contested legacy of a Tibetan scripture revealer, Leiden u.a. 2001. – Nicolazzi: Geheimnis Tibet: die UrReligion des »Bön«, Düsseldorf 2003. – Bellezza: S. Myi-bo, His life and times according to Tibet’s earliest lite­ rary sources (Revue d’Etudes Tibétaines 19, 2010).

Shen-yi (Shen I), auch in der Kurzform Yi, chines. Sonnen-

433 gott, ›der himmlische Bogenschütze‹ genannt. Als einst die Hitze von zehn Sonnen alles Leben bedrohte, schoss er neun vom Himmel herunter und wurde Herr der einen, die übrigblieb. In der Sage werden die zehn Sonnen durch zehn Raben symbolisiert; der übrig bleibende Rabe (mit drei Füßen) soll heute noch in der Sonne zu sehen sein. In der chines. Polaritätssymbolik entspricht S. dem männlichen Yang, seine Gemahlin → Heng-e dem weiblichen Yin. Krieg: Chines. Mythen und Legenden, Zürich 1946.

Shesha, indischer Schlangendämon, der die Erde trägt oder sie umschlingt; er ist König der → Nāgas*; unter dem Namen Ananta ist er Symbol der Unendlichkeit und → Vishnu* zugeordnet. Dange: S. – the cosmic serpent (Purina 7, 1965).

Shichi-Fukujin, japanische Glücks­ gottheiten. Sie werden gewöhnlich in der Siebenzahl

Shītalā dar­ gestellt (in einem Schiff). Ih­re Namen sind: → Benzaiten (oft in Personalunion mit Kichijō-ten ), → Hotei*, → Jurōjin, → Fukurokuju*, Bisha­mon-ten (→  Bisha(m)), → Ebisu* und → Daikokuten*. Obgleich taoistische, buddhist. und shintoistische Vorstellungen die Verehrung und Darstellung dieser menschenfreundlichen Götter mit­ gestaltet haben, gehören ihre Urformen zum spontanen Volksglauben, besonders bei Ebisu und Daikoku-ten, den Hausglücksgöttern. Casal: Die Sieben Glücksgötter (Mit­ teilungen der Dt. Gesellschaft für Na­ tur- und Völkerkunde Ostasiens 39/D, 1958). – Ehrich: S.: die sieben Glücks­ götter Japans, Recklinghausen 1991.

Shi-jia-mu-ni → Fo Shimo-rapao → Tau-ro-to Shītalā (Sanskrit: ›die Kühle‹), bengalische Pockengöttin, als hässliche Frau mit einer Rute und auf einem Esel reitend dargestellt. In Südindien wird sie

Shichi-Fukujin, die sieben Glücksgötter (von links nach rechts): Hotei, Jurojin, Fukurokuju, Bishamon-ten (→ Bisha(m)), Benzai-ten, Daikoku-ten, Ebisu

Shi-tennō 434 unter dem Namen Mariamma verehrt; ihre in ekstatischem Tanz weggeschleuderten Perlen verursachen die Pocken. Bang: Current concepts of the smallpox goddess S. in parts of West Bengal (Man in India 53, 1973). Ferrari: Old ri­ tuals for new threats. The post-smallpox career of S., the cold mother of Bengal (Brosius [Hg.]: Ritual Matters), London 2010.

Shi-tennō, ›Vier Himmelskönige‹, Beschützer der vier Weltgegenden schon im Vedismus (Hinduismus); dort heißen sie → Caturmahārājās oder → Lo­ ka­pālas. Im chines. und japan. Buddhismus übernahmen sie auch den Schutz der Tempelanlagen. In Japan heißen sie: → Jikoku-ten (Beschützer des Ostens), → Zōchō-ten (Süden), → Kōmoku-ten (Wes­ ten), → Tamon-ten (Norden). Shiva (Sanskrit: ›der Freundliche‹, ›der Gütige‹), bis in die bronzezeitliche Induskultur zurückreichende Gottheit, die schon früh Züge des vedischen → Rudra annahm; zusammen mit → Brahmā* und → Vishnu* eine Dreiheit (→ Trimurti) bildend. In ihm verschmolzen zahlreiche Götter verschiedener Kulturkreise, die in seinen einzelnen Aspekten (rnurtis) ihren Niederschlag fanden. In seinem dunklen, zerstöreri-

Shiva als Nataraja, tanzend auf dem Apasmara Purusha; Indien, 11. Jh.

schen Aspekt ist er Ugra (›der Gewaltige‹), Mahākalā (›der Tod‹) und → Bhairava*; dargestellt wird er mit einem Fell bekleidet oder nackt und mit Asche beschmiert sowie mit einem Kranz von Totenschädeln geschmückt. In seinem friedfertigen Aspekt erscheint er als Mahāyogin (›der große Yogin‹) und als Natarāja (›König des Tanzes‹). Als Ardhanarishvara vereint er in sich männliche und weibliche Wesenszüge; seine linke Körperhälfte gilt als weiblich und wird auf Darstellungen durch hervorgehobene Brust und einen Spiegel als Attribut gekennzeichnet. Ganz allgemein gehören zu seinen Attributen Mondsichel, Dreizack (trishula) und ein drittes Auge. In südindischen Bildwerken hält er eine Axt und eine Gazel-

435 le in Händen; um seinen linken Arm windet sich eine Schlange, weshalb er auch den Beinamen Nāga-bhūsana hat, d.h. ›der Schlangen als Schmuck trägt‹; die rechte vordere Hand des tanzenden oder thronenden Gottes zeigt die abhaya-mudrā (Gewährung von Schutz). S. ist der große Gott der Zeugung, der unter dem Symbol des Linga(m) verehrt wird; in seinem Fruchtbarkeitsaspekt kann er als → Pashupati auftreten; weiter ist hier der Stier →  Nandin anzuführen. Seine Gattin ist → Durgā*, episch auch → Pārvatī*. Bei seinen Anhängern gilt S. als höchstes Wesen, als Versinnbildlichung der schöpferischen wie der zerstörerischen Kräfte des Alls, komplementär zu ihm wird → Shakti gedacht. Als Isha oder Ishana ist S. Hüter der nordöstlichen Weltgegend. Auf Sri Lanka ist er unter dem Namen → Ishvara bekannt; in einigen Gegenden Indiens hat er als Urgrund des Kosmos und des Selbst den Beinamen Parameshvara, d.h. ›der alles übersteigende Gebieter‹. Maitra: Ikonographie der S.-Darstel­ lung (Ostasiat. Zeitschrift, 1927). – Agravala: S. Mahadeva, The Great God, an exposition of the Symbolism of S., Benares 1966. – Kramrisch: S., the Archer (Indologen-Tagung 1971), Wiesbaden 1973. – Flaherty: Asceti­ cism and Eroticism in the Mythology of

Shou Lao Siva, Oxford 1973. – Sivaramamurti: Nataraja in Art, Thought and Litera­ ture, New Delhi 1975. – Dye: Ways to S. Life and Ritual in Hindu India, Philadelphia 1981. – Kramrisch: Manifestation of Shiva, Philadelphia 1981. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Köln 31990. – Michaels: Der Hinduismus, München 2 2012. – Storl: S. Der wilde, gütige Gott, Burgrain 22012.

Shosshu, bei den kaukas. Abchasen der Schutzgott der Schmiede und der Schlosser. Auf den Amboss und damit auf den Gott wurde der Eid ge­ leistet. Hewitt: The Abkhazians: a handbook, Richmond 1999.

Shou Lao, auch Shou-xing Lao-tou-zi (Shou-hsing Laotou-tse), in China der ›Gott des langen Lebens‹; er findet sich auch unter dem Namen Nan-ji Xian-weng (Nan-chi Hsien-weng) als ›der Alte des Südpols‹. Nach der kosmologischen Symbolik der Chinesen wird der Süden mit Leben, der Norden mit Tod verbunden. Ursprünglich eine Sterngottheit, wurde S. später Vorsitzender der himmlischen Verwaltungsabteilung, die die Lebensdauer der Menschen festsetzt. Das ihm zugeordnete Tier ist der weiße Kranich oder ein Hirsch, beide Symbol der Langlebigkeit. In der Hand

Shridevi 436 hält er oft einen Pfirsich und eine Kürbisflasche mit dem Lebenswasser.

Shui-guan → San-guan

Eberhard: Langlebigkeit, Gott der (Lexikon chines. Symbole), München 7 2001.

Shurdi, in altillyrische Zeit zu­rückreichende Gewittergottheit des alban. Raumes. Der Name wird als ›der Taube‹ gedeutet, vielleicht hängt er aber auch mit dem Namen des thrakischen Gewittergottes Zibelthiurdos zusammen.

Shridevi, eine der schrecklichen Göttinnen des Lamais­ mus; ihr tibetischer Name lautet dPal-ldan lhamo oder kurz Lhamo (›Göttin‹). Sie entspricht im Hinduismus der Gattin von Shiva (→  Devī). S. gilt als Schutzgottheit (→ Dhar­ma­pāla), die den gläubig Suchenden Hilfe gewährt; im Besonderen ist sie Schutzherrin der Hauptstadt Lhasa und des Dalai-Lama. Daneben hat sie auch eine Funk­tion beim Totengericht und verzeichnet die Sünden der Menschen auf einem Kerbholz. Auf bildlichen Darstellungen reitet S. mit fliegenden Haaren und von Flammen umlodert auf einem Maultier (oder Wildesel), dessen Zügel aus Giftschlangen bestehen. Der Stab in ihrer rechten Hand versinnbildlicht ihre richterliche Gewalt über die Feinde der Buddha-Lehre; in der linken Hand hält sie eine Schädelschale. Rona Tas: Tally-stick and DivinationDice in the Iconography of Lhamo (Acta Orientalia Hingarica VI, 1956). – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001.

Shukra → Usanas

Si, Mondgott, der im Reich der Chimú an der Nordküste des alten Peru an der höchsten Stelle des Pantheons stand. Im Wüs­ tengebiet der Küste hatte der Mond als Spender von Regen und Fruchtbarkeit den Vorrang vor der versengenden Sonne. In der Vasenmalerei der Chimú erscheint S. in der Mondsichel mit einer Federkrone auf dem Haupt. Seine Kultstätte nannten die Chimú Si-an, das Haus des Mondes. Kutscher: Religion und Mythologie der frühen Chimu, Paris 1948. – Jontes (Hg.): Perus versunkene Kulturen, Leoben 2000.

Sia → Hu Si Boru Deak Parujar, bei den Toba-Batak auf Sumatra (Indonesien) die Tochter des → Batara Guru. Sie flieht vor ihrer Heirat mit dem Sohn des Mangalabulan aus der Götterwelt und lässt sich auf die Erde hin-

437 ab. Nach erfolgreichem Kampf gegen den Unterwelt-Drachen Naga Padoha können die Erde und die Menschen von ihr geschaffen werden; den Anstoß dazu gibt aber → Mula Jadi na Bolon. Ein von ihr geborenes Zwillingspaar bleibt als Stammelternpaar auf der Erde zurück, während sie in die Oberwelt zurückkehrt. → Debata. Warneck: Die Religion der Batak, Göttingen 1909. – Sinaga: The TobaBatak High God, St. Augustin 1981. – Winkler: Religion und Heilkunst der Toba-Batak auf Sumatra, Köln 2006.

Siddhaikavīra, eingesichtige und zweiarmige Form des Bodhisattva → Mañjushri*, in weiß oder rot. In der linken Hand hält er eine blaue Lotosblume, mit der rechten führt er die wunschgewährende Geste (varada-mudrā) aus, so dass die nach außen gewendete, offene Hand gesenkt ist und die Finger nach unten weisen. Er gilt als Stütze des Mondes und erleuchtet die Welt.

Sigyn groß ist ihre Macht in den Stunden des Zwielichts und um die Mittagszeit. Die S. bewohnen die síd, unterirdische Wohnsitze unter Bergen und Hügeln, und gehören zu der großen Gruppe der → Feen, daher ›Feenhügel‹. Arrowsmith: Die Welt der Naturgeis­ ter, Frankfurt/Main 1984. – Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstel­ lung ihrer Kultur, Wien 21997.

Sif, Gemahlin des german. Gottes → Thor*, der Name weist sie lediglich aus ›Frau Thors‹ aus. Das ihr zugehörige goldene Haar wurde (rein spekulativ) als poetisches Bild für das wogende Getreidefeld gedeutet. Die Funktion einer Vegetationsgottheit ist nicht belegt; es gibt keine Anhaltspunkte für einen Kult der S. Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Sigyn, Gemahlin des german. Gottes → Loki*. Dieser wird

Siddhāyikā → Mahāvīra sidhe (síde), Nachkommen der sagenhaften Ureinwohner Irlands, der göttlichen → Tuatha Dé Dannan. Ihre sinnbetörende Musik ist für die Menschen gefährlich, ihre Berührung kann Krankheit oder Wahnsinn verursachen. Besonders

Sigyn mit dem gefesselten Loki; Gos­ forth-Kreuz (1. Hälfte 10. Jh.)

Sihai 438 wegen seiner Schuld an → Balders* Tod bestraft, indem eine Giftschlange über sein Haupt gehängt wird; das herabträufelnde Gift wird aber von der treuen Gattin in einer Schüssel aufgefangen. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970.

Sihai (auch Tuha Sihai), ers­ tes urzeitliches Wesen in der Mythologie von Nord-Nias (West-Indonesien), aus dessen Leib (bzw. aus dem eines ihm nachfolgenden Wesens) der Weltbaum wuchs; aus S.s Augen entstanden Sonne und Mond. In dieser Mythologie werden aus den Knospen des Weltbaums → Lowalangi und → Lature Danö, denen nach mehreren Generationen → Sirao nachfolgt. In einer anderen Überlieferung erscheint Sirao als Vorläufer von S. Möller: Beitrag zur Beleuchtung des religiösen Lebens der Niasser (Intern. Archiv für Ethnographie 31, 1934). – Suzuki: The religious system and cul­ ture of Nias, ’s-Gravenhage 1959.

Silla (oder Silap inua), göttlicher Beherrscher des Universums im Glauben der Inuit, in einigen Kulturen tritt er besonders als Luftgeist auf, in anderen ist er der über die Seelen von Mensch und Tier herr-

schende Gott, an den sich auch die Schamanen wenden. Merkur: Becoming Half Hidden: Shamanism and Initiation among the Inuit, New York 1992.

Siléne, zweibeinige, halbmenschliche Pferdewesen der griech. Mythologie. In der Einzahl ist der Silenos der Anführer der → Satyrn* und tritt als Erzieher des jungen→ Dionysos* auf; er wird glatzköpfig und dickbäuchig dargestellt. Zu den S. gehört auch → Marsyas. Bulle: Die S. in der archaischen Kunst der Griechen (Diss.), München 1893. – Harwood: Sirens and S.: the para­ doxical encomium from antiquity to the renaissance, New Haven 1996. – LdAG.

Silewe Nazarata, auf der Insel Nias (West-Indonesien) verehrte Göttin, die das Leben in all ihren Formen repräsentiert. Sie ist die Schwester des göttlichen Bruderpaares → Lature Danö und → Lowalangi und gleichzeitig dessen Frau. Als Mittlerin zwischen diesen beiden, aber auch zwischen Göttern und Menschen wurde sie zur Stifterin des Priestertums. Zwar sollen in ihr alle Gegensätze ihren Ausgleich finden, doch scheint auch sie einen ambivalenten Charakter zu haben, denn obwohl sie als Helferin

439 der Menschen gilt, hat sie den Beinamen ›die Gefürchtete‹. Möller: Beitrag zur Beleuchtung des religiösen Lebens der Niasser (Intern. Archiv für Ethnographie 32, 1934). – Suzuki: Critical survey of studies on the anthropology of Nias, Mentawei, and Enggano, ’s-Gravenhage 1958. – Suzuki: The religious system and culture of Nias, ’s-Gravenhage 1959.

Silvanus, röm. Feld- und Waldgott, dargestellt als nackter oder mit einer geschürzten Tunika bekleideter Bauer, der im langen Haar einen Kranz aus Pinienzweigen trägt; über die Schulter hängt ihm ein Ziegenfell. Einen Staatskult hatte er nicht, doch war er im Volksglauben sehr beliebt. Möglicherweise geht der Gott auf den etrusk. → Selvans zurück, dessen Name dann volksetymologisch als ›der im Wald (silva) Lebende‹ verstanden wurde. Jensen: S. and his Cult (Analecta Romana Instituti Danici 2, 1962). – Dészpa: Peripherie-Denken. Transfor­ mation und Adaption des Gottes S. in den Donauprovinzen, Stuttgart 2012.

Si-ming (Ssu-ming, chines. ›Herr des Schicksals‹), im Taois­ mus der Gott, der über die Lebensspanne des einzelnen Menschen entscheidet. Im Auftrag des Höchsten Einen (→ Tai-yi) führt er ein Register, in dem alle Verfehlungen und Verdienste der Menschen auf-

Sin geschrieben werden. In späterer Zeit wurde S. mit dem Herdgott Zao-jun identifiziert. Fischer-Schreiber: Lexikon der östl. Weisheitslehren, München 52001.

Simurgh → Senmurw Sin (1), ältere Form Suen, altassyr. Suin. Babylon. Mondgott, sein Symbol ist die Mondsichel, diese konnte als Boot gedacht werden und der Gott selbst wurde ›glänzendes Boot des Himmels‹ genannt. Daneben gab es die Vorstellung vom Mondgott als Stier, dessen Gehörn die Mondsichel bildet. S. galt als weiser, alter Gott, als Herr des Schicksals und ähnlich wie der Sonnengott → Schamasch* als Richter des Himmels und der Erde. Die ihm zugeordnete Zahl ist 30. Auf babylon. Grenzsteinen (kudurru) finden sich Mondsichel, Sonnenscheibe und Stern als Symbole für die Triade S., Schamasch und → Ischtar. Als Gemahlin von S. gilt → Ningal. Sjöberg: Der Mondgott Nanna-Suen in der sumer. Überlieferung I, Stock­ holm 1960. – Edzard: Mondgott (Die Mythologie der Sumerer und Akkader, WdM 1). – Green: The City of the Moon God: Religious Traditions of Harran, Leiden 1992. – Kerebernik: Mondgott (RLA 8).

Sin (2), im vorislam. Hadra­ maut (Südarabien) verehrter

Singalang Burong 440 Mond- und Reichsgott; man fand an ihn gerichtete Votivinschriften, die stilisierte Stierköpfe als Schmuck tragen. Walker: The Moon-God on Coins of the Hadramaut (Bulletin of the School of Oriental and African Studies 14, 1952).

Singalang Burong, Stammvater der Iban in Sarawak (Nordwest-Borneo); er soll früher als Mensch auf der Welt gelebt haben, regiert nun jedoch in der Oberwelt als Weltenherrscher, Kriegsgott und Herr der Vorzeichenvögel burong, die für das tägliche Leben der Iban so entscheidend sind. Von S. erhielten die Iban Gesetz und Ordnung, ihn ehrten sie mit Kopfjagd und Festen. Die farbig gefasste Holzskulptur des Nashornvogels, die im Ritus eine sehr wichtige Funktion hat, ist eindeutig auf ihn bezogen. → Pulang Gana, → ­Petara. Jensen: The Iban and their religion, Oxford 1974. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976. – Laubscher: Iban and Ngaju. Kognitive Studien zu Konvergenzen in Weltbild und Mythos (Paideuma 23, 1977). – Sandin: The chants and celebrations of the Iban Bird Festival, Pulau Pinang 1977.

Singbonga, Hauptgott der Munda in Indien. Das Wort sing dürfte die Bedeutung von

›Sonne‹ haben, bonga bedeutet ursprünglich ›Geist‹, ›höheres Wesen‹. Bei den Ho hat der Gott den Beinamen Sirma Thakur, d.h. ›Herr des Himmels‹. S. empfängt weiße Böcke und Hähne als Opfer. Pfeiffer: S. (Mythologie der indischen Primitivvölker, WdM 5). – Oraon: Dimension of religion, magic, and festivals of Indian tribe: the Munda, New Delhi 2002.

Sing Chando → Thakur Baba Sipe gyalmo, Göttin der tibe­ tischen Bön-Religion, ›Herrscherin der Welt‹. Darstellungen zei­ gen sie mit einem dreiäugigen Kopf und sechs Armen, in de­nen sie folgende Attribute hält: Siegesbanner, Schwert, Kö­ nigsschirm, Hakenkreuz (Swas­ tika), Schädelschale und Drei­zack. Sie reitet auf einem ro­ten Maultier. Baumer: Bön: die lebendige Ur-Reli­ gion Tibets, Graz 1999. – Nicolazzi: Geheimnis Tibet: die Ur-Religion des »Bön«, Düsseldorf 2003.

Sirampa-kamuy, bei den Ainu (Hokkaido und Sachalin) der Gott des Waldes und der Bäume. Als Spender des Bau- und des Feuerholzes genießt er große Verehrung; bei Krankheiten erwartet man Heilung von ihm und ruft ihn in Gebeten an. Detter: Die Mythologie der Ainu (WdM 6, 21. Lief.).

441 Sirao, ein Urzeitwesen in der Mythologie von Nias (WestIndonesien), das als Herrscher der frühen Menschheit in der Oberwelt lebt. S. gilt als Erschaffer oder auch Sohn von → Sihai. Auf S. bzw. vier seiner Söhne (Hia, Gözö, Hulu und Daeli) beruft sich die Adelsschicht, um ihren Herrschaftsanspruch zu legitimieren. In einem anderen Schöpfungsmythos erscheint S. als ›Schöpfergott‹, als Vater von → Lowalangi und → Lature Danö, denen er die Verantwortung für Weltherrschaft und -erhaltung übertragen hat. Möller: Beitrag zur Beleuchtung des religiösen Lebens der Niasser (Intern. Archiv für Ethnographie 32, 1934). – Suzuki: The religious system and cul­ ture of Nias, ’s-Gravenhage 1959.

Sirenen (griech. Seirénes), mit betörendem Gesang begabte, göttliche Mischwesen aus Vogel- und Mädchenleibern. Sie wohnen im Hades oder in himmlischen Gefilden, können aber auch als Töchter des → Phorkys auf einer Insel hausen, vorüberfahrende Seeleute anlocken und ihnen das Blut aussaugen. Damit stehen die S. alten Todesdämonen wie den Harpyen nahe; als Symbolgestalten der Totenklage wurden sie öfters auf Grabmälern dargestellt. Nach einer Überliefe-

Sitā rung sind die S. die Töchter des Flussgottes → Acheloos und der Muse → Melpomene und heißen dann Acheloiden. Buschor: Die Musen des Jenseits, München 1944. – Hofstetter: S. im archaischen und klassischen Griechen­ land, Würzburg 1990.

Sirona, im Moseltal verehrte, keltische Göttin, oft mit dem gallo-röm. → Apollo verbunden. Nach einander widersprechenden Interpretationen war sie Quellgottheit oder auch eine Sterngöttin. Auf Abbildungen wird sie meistens mit Früchten oder Ähren in der Hand wiedergegeben. DNP 11.

Sitā, hinduist. Göttin der Landwirtschaft, eine Inkarnation der → Lakshmi*. Aus eigenem Willen wurde sie aus einem frisch gepflügten Feld geboren, daher auch ihr Name S., der ›Furche‹ bedeutet. Sie wurde die Gattin von → Rāma*. Von dem Rakshasas-König →  Rā­vana geraubt, wurde S. nach ihrer Befreiung des Ehebruchs verdächtigt und kehrte zu ihrer Mutter Erde zurück. Der ihr beigelegte Name Kumārī bedeutet ›Jungfrau‹. Moeller: S. (Die Mythologie der vedi­ schen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Kinsley: Indische Göttin­ nen, Frankfurt/Main 1990. – Schle-

Sitabrahman 442 berger: Die indische Götterwelt, München 21997.

Sitabrahman → Dharmapāla Skadi, im german. Mythos Göttin der Jagd und des Skilaufens; Tochter des Riesen → Thiassi und Gattin des Gottes → Njörd, mit dem es aber zum Zwist wegen des Wohnsitzes kommt; Njörd liebt die See, S. die Berge. Nach der Ynglinga-Saga ging S. später eine neue Ehe mit → Odin* ein. Der Zusammenhang der Namen S. und Skandinavien ist hypothetisch. Schröder: S. und die Götter Skandi­ naviens, Tübingen 1941. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 3 2006.

Skadi; Zeichnung, 1901

Skan, Himmelsgott der nord­ amerikan. Lakota. Er galt als Quelle aller Stärke und Macht sowie als Gestalter der Welt, die er nach der Vierzahl ausrichten ließ. S. ist der Richter über alle Götter und über die Seelen der Menschen. Walker: Lakota Belief and Ritual, Lincoln 1991. – Rice: Before the great spi­ rit: the many faces of Sioux spirituali­ty, Albuquerque 1998.

Skanda, indischer Kriegsgott, Sohn → Shivas*, nach anderer Version entstammt er dem in das Opferfeuer geflossenen Samen → Agnis*. Weil er von sechs astralen Nymphen, dem Sechsergestirn der Plejaden (Kirttikah), aufgezogen wurde, erhielt er den Namen Kārttikeya sowie sechs Köpfe und Münder, damit alle sechs himmlischen Ammen ihn säugen konnten. Als schöner, junger Mann wird er Kumāra (›Jüngling‹) genannt, als Schutzgottheit des Planeten Mars fällt er mit →  Mangala zusammen. In Südindien wird er unter dem Namen Subrahmanya (›Freundlich zu den Brahmanen‹) verehrt. Sein Reittier ist ein Pfau oder ein Elefant. Dargestellt wird S. mit zwei bis zwölf Armen; in den Händen hält er eine Art Meißel (thanka) als Variante des Donnerkeils, einen Hahn

443

Sobek

als Herold der morgendlichen Schlacht, oft auch Speer, Pfeil und Bogen.

chäolog. Instituts 112, 1997). – Hopman: S.: myth, metaphor, paradox, Cambridge 2012.

Chatterjee: The Cult of S.-Karttikeya in Ancient India, Calcutta 1970. – Navaratnam: Karttikeya. The Divine Child, Bombay 1973. – Moeller: S. (Die Mythologie der vedischen Reli­ gion und des Hinduismus, WdM 5). – Schleberger: Die indische Götterwelt, München 21997.

Smertrios, kriegerische Gottheit bei den Galliern (besonders  bei den Treverern). Auf einem in Paris gefundenen Relief ist er als bärtiger Athlet  ­ dargestellt, wie er seine Keule über einer Schlange schwingt.

Skirnir → Freyr Skoll, in der nord. Mythologie der die Sonne verfolgende Wolf, Bruder des → Hati. Beim Weltuntergang ist er oft nicht von → Fenrir* zu unterscheiden. de Vries: Altgerman. Religionsge­schich­ te, Berlin 31970.

Skrymir → Utgard-Loki Skuld → Nornen Skýlla (griech. ›Hündin‹, latein. Scylla), nach der Odyssee an einer Meerenge hausendes Ungeheuer, das die Vorüberfahrenden verschlingt; es wurde  zwölffüßig und mit sechs Hunde- oder Wolfsköpfen gedacht. Später wurden S. und die ihr gegenüberliegende Charybdis an der Meerstraße von Messina lokalisiert und als die Schiffe bedrohende Wirbel gedeutet. Walter-Karydi: S.: Bilder und Aspekte eines Mischwesens (Jahrb. des dt. ar­

Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

So, Gewittergott der Ewe (in Togo und Ghana); er ist in ein Paar aufgespalten: in den männlichen Sogblā und in die weibliche Sodza; beide kann der Mensch im Donner wahrnehmen. Sogblā bewohnt den Himmel und ist von flammendem Feuer umgeben; er wird v.a. von den Jägern verehrt und von Übeltätern gefürchtet. Sodza ist die Spenderin von Regen und Fruchtbarkeit. Die Ewe dürfen kein Regenwasser trinken, da dieses Wasser des S. ist. Piłaszewicz/Schreiner: Woyengi, die Mutter der Welt. Mythen und Legen­ den westafrikan. Völker, Leipzig 1991. – Meyer: Translating the Devil: Reli­ gion and Modernity Among the Ewe in Ghana, Trenton 1999.

Sobek (griech. Suchos), alt­ ägypt. Krokodilgott, der konsonantisch Sbk geschrieben

Soido 444

Möglicherweise Horus mit Falken­ kopf und Krokodilkörper oder eine Kombination von Sobek und Re, ca. 400–250 v. Chr.

wird. Seine Hauptkultorte waren Krokodilopolis im Fayum und Kom Ombo in Oberägypten. Im Mythos erscheint er als Sohn der → Neith. Auf die Verbindung des Gottes mit → Horus* gehen Darstellungen von Krokodilen zurück, die einen mit Doppelkrone geschmückten Falkenkopf tragen; eine Identifizierung mit → Re* führte zu der Krokodilgestalt mit der Sonnenscheibe auf dem Kopf. Die Griechen stellten S. als → Helios* mit Strahlenkranz dar und gaben ihm als Attribut ein Krokodil in die Hand. LÄ 5. – Bresciani: S., Lord of the Land of the Lake (Ikram [Hg.]: Di­ vine Creatures), Cairo 2005. – Zecchin: S. of Shedet: The Crocodile God in the Fayyum in the Dynastic Period, Todi 2010.

Soido, bei den Kiwai auf NeuGuinea eine → Dema-Gottheit. In seinen Genitalien sind alle Früchte enthalten, die er

mit dem austretenden Samen über die Erde verstreut. In einer anderen Version heißt er Sido; dieser erleidet als erstes Wesen den Tod und verwandelt seinen Körper in ein Schwein, das zu dem Haus wird, in das die Toten eingehen. Landtman: The Folk Tales of the Kiwai Papuans (Acta Societatis Scientiarum Fennicae XLVII, 1917).

Sokar (Seker, Sokaris), im Gebiet des altägypt. Memphis verehrter, falkengestaltiger Totengott. Als Herr der Nekropole wurde er zum Schutzgott der in der Totenstadt arbeitenden Handwerker und mit →  Ptah gleichgesetzt, später auch mit dem Totengott →  Osiris*. Der ›auf seinem Sande‹ (d.i. die Unterwelt) ruhende S. erinnert an den auf der Bahre liegenden, toten Osiris. Zu den Riten des zu Ehren des S. gefeierten Festes gehörte, dass ein Esel (als Repräsentant des bösen → Seth) geschlagen und schließlich vom König mit einer Lanze getötet wurde. Kindler-Freier: Untersuchungen zu Wesen und Wirken des ägypt. Gottes S., Leipzig 1970. – LÄ 5.

Sol (1), röm. Sonnengott, dem griech. → Helios* entsprechend. Sein Tempel stand auf dem Quirinal, einen zweiten hatte er als Schutzherr der

445 Pferdegespanne im Circus Maximus. In der Kaiserzeit wurde die Bezeichnung ›S. invictus‹ auf verschiedene oriental. Sonnengötter übertragen, z.B. auf den syrischen → Elagabal, der unter dem gleichnamigen Kaiser zum höchsten röm. Staatsgott erhoben wurde. Als ›unbesiegbare Sonne‹ galten auch der von Kaiser Aurelian aus Palmyra übernommene → Bel und v.a. → Mithras*. Altheim: Der unbesiegte Gott, Hamburg 1957. – Halsberghe: The Cult of S. Invictus, Leiden 1972. – Mattern: Helios und S.: Kulte und Ikonographie des griech. und röm. Sonnengottes, Istanbul 2002. – Berrens: Sonnenkult und Kaisertum von den Severern bis zu Constantin I., Stuttgart 2004.

Sol (2), altisländ. ›Sonne‹, in der Edda Tochter des Mundilferi, Schwester des → Mani. Das Gefährt der Sonne wird von zwei Pferden namens Ar­ vakr (›der Frühwache‹) und Alsvidr (›der Allgeschwinde‹) über den Himmel gezogen. Obwohl sich die Personifizierung der Sonne (unter dem Namen Sunna) auch im 2. Merseburger Zauberspruch findet, ist nicht gesichert, ob sie auch als göttliche Person aufgefasst wurde. Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Soma, in Indien das aus der (bisher nicht identifizierten)

Sopdu S.-Pflanze gewonnene Rauschgetränk, das Hauptbestandteil des vedischen Opfers war und als Gottheit personifiziert wurde. S. galt als Lebenssaft aller Wesen; das rituelle Auspressen wurde zu einem Symbol für kosmische Vorgänge; die Götter trinken das S. (auch Amrita genannt) aus der Mondschale. Das Trinkfest der Götter galt als magische Zeremonie: ›Der herabtröpfelnde S. lässt den Himmel regnen‹. In nachvedischer Zeit ist S. ein gebräuchlicher Name für den Mond(gott) → Candra. Dikshitar: The Lunar Cult in In­ dia (Indian Antiquary 62, 1963). – Shende: S. in the Brāhmanas of the Rgveda (Journal of the Asiatic So­ ciety Bombay 38, 1963). – Gonda: Die Religionen Indiens I. Veda und älterer Hinduismus, Stuttgart 21978. – Gupta: Plant Myths and Traditions in India, New Delhi 21991.

Somtus (bekannter als Harsomtus = ›Vereiniger der beiden Länder‹, auch Semataui), im altägypt. Dendera verehrter Gott, Schöpfer und Sonnenkind. Späte Tempelbilder zeigen ihn als Schlange oder als Lotosblume. Morenz/Schubert: Der Gott auf der Blume, Ascona 1954.

Sopdu, altägypt. Gott der Grenze und des Ostens; ursprünglich im 20. unterägypt.

Sophia 446 Gau, dann auf der Sinai-Halbinsel verehrt. Sein Schrift- und sein Kultbild zeigen ihn als ho­ ckenden Falken, sonst erscheint er anthropomorph mit einer Krone aus zwei Falkenfedern. Im Mittleren Reich wurde er mit → Horus* verbunden. LÄ 5.

Sophia (griech. ›Weisheit‹), die im Alten Testament personifizierte Weisheit, hebräisch chokmā, von Gott ›als Erstling seines Wirkens‹ in der Urzeit erschaffen (Sprüche 8,22). Sie ist ein Teil Gottes, auch wenn sie wie ein selbständiges Wesen auftritt oder bei altchristl. Theologen (z.B. bei Bischof Theophilos von Antiochien) als Mutter des → Logos erscheint. In der russ. Religionsphilosophie wird die S. zur eigenen Gestalt neben Gott; ihre Töchter sind Vera (russ. ›Glaube‹), Ljubow (›Liebe‹) und Nad­ jéshda (›Hoffnung‹). Vgl. auch → Pistis S.

Sothis, gräzisierte Form der altägypt. Göttin Sopdet, die den Sirius-Stern verkörpert. Da einst mit dessen Erschei­ nen d ­ie Nilüberschwemmung zusammenfiel, glaubte man, dass ­ der Göttin selbst das lebens­ notwendige Nass und die damit zusammenhängende Fruchtbarkeit zu verdanken seien. Später geht S. in → Isis* über, die als Sirius-Stern ihrem im Orion verkörperten → Osiris* nachfolgt. LÄ 5. – LdÄR.

Spandaramet, armen. Erdgöttin, ihr Name kommt vom iran. Spenta → Armaiti. Sie ist auch Göttin der ›Entschlafenen‹, d.h. der Toten. In christl. Zeit nahm das Wort spandaramet die Bedeutung von ›Hölle‹ an.

Heinisch: Die persönliche Weisheit des AT in religionsgeschichtl. Beleuchtung, Münster 1923. – Benz: Ist der Geist männlich? (Antaios VII, 1966). – Good: Reconstructing the tradition of S. in gnostic literature, Atlanta 1987. – Walter: S.: Göttin der Weisheit, Solothurn 1993. – v. Rad: Weisheit in Israel, Neukirchen-Vlyn 42013.

Spenta Mainyu (Spēnāk Mēnoi), im altiran. Mythos der ständige Widersacher von Angru Mainyu (→ Ahriman). Während S. das Leben erschuf, ist der Tod auf Angru Mainyu zurückzuführen. Als guter und als böser Geist bleiben beide während der ganzen Weltgeschichte wirksam. In der Pahlavi-Literatur geht Spēnāk Mēnoi in die Gestalt des Ormazd (→ Ahura Mazdā) über.

Soripada → Batara Guru

Colpe: S. (Altiran. und zoroastr. My­ thologie, WdM 4).

447 Spes, röm. Göttin, Personifikation der Hoffnung, auch im Hinblick auf den Pflanzenwuchs. Somit war sie u.a. eine Gartengöttin, die auf dem Gemüsemarkt einen Tempel hatte und als blumen- oder kornährentragendes Mädchen dargestellt wurde. Auch ein Bienenkorb kann ihr Attribut sein. Clark: S. in the Early Imperial Cult: ›The Hope of Augustus‹ (Numen 30/1, 1983). – DNP 11.

Sphinx (1), griech. Bezeichnung für die ägypt. Königsbilder, in denen die Macht des Herrschers durch die Verbindung des Menschengesichts mit dem Löwenkörper Ausdruck gefunden hat. Der S. von Giseh (also männlich) wurde als → Harmachis göttlich verehrt, zeitweise auch als

Begräbnis-Sphinx (2), ca. 560–550 v. Chr.

Sphinx → Horon. Später wurde die S.Gestalt besonders dem König unter den Göttern, dem Sonnengott Amun-Re (→ Amun), zugeschrieben und erhielt dann den Kopf eines Widders. Das ägypt. Wort für S. lautete seshep (›Bild‹) oder seshep anch (›lebendes Bild‹). Schweitzer: Löwe und S. im alten Ägypten, Hamburg 1948. – Demisch: Die S. Geschichte ihrer Darstellung von den Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1977.

Sphinx (2), im alten Griechenland ist die (feminine) S. – ursprünglich Phix genannt, dann volksetymologisch als ›Würgerin‹ (sphinx) gedeutet – als eine Art Todesdämonin zu interpretieren. Der mythischen Überlieferung nach war sie die Tochter des → Typhon und der → Echidna. Sie war eine Löwin mit dem Kopf einer Frau, die in der Gegend des böotischen Theben beim Phikiongebirge hauste und jeden Vorübergehenden auffraß, der ihr Rätsel nicht lösen konnte. Aischylos nennt die S. eine ›männerraubende Ker‹ (→ Keren). Hinzuweisen ist auch auf die Funktion der S. als Grabwächter in der griech. und etrusk. Sepulkralkunst. Walter: Sphingen (Antike und Abend­ land 9, 1960). – Demisch: Die S. Geschichte ihrer Darstellung von den

Sraosha 448 Anfängen bis zur Gegenwart, Stuttgart 1977. – Schneider/Seifert: S. – Ama­ zone – Mänade: bedrohliche Frauen­ bilder im antiken Mythos, Stuttgart 2010.

Sraosha (neupersisch Srosh), in der altiran. Religion zeitweise den → Amesha Spentas nahestehend oder zugehörig; er personifiziert das ›Gehör‹ → Ahura Mazdās, durch das der Gläubige Zugang zum Gott hat. Nach Sonnenuntergang behütet er die Schöpfung vor den dämonischen Mächten; durch den Hahn ruft er die Menschen zur religiösen Pflicht. Im Manichäismus wird Srosh auf eine kosmische Lichtgestalt mit eschatologischer Funktion übertragen. Geiger: Die Amesa Spentas, Wien 1916.

Sri, dämonische Wesen in der alttibetischen Bön-Religion. Sie hausen im Unterirdischen, verfolgen kleine Kinder und betätigen sich als Vampire an der Leichenstätte. Baumer: Bön: die lebendige Ur-Reli­ gion Tibets, Graz 1999.

Srog-bdag dmar-po → Begtse Stambeshvari (Sanskrit ›Herrin des Pfahles‹), bei mehreren Stämmen in der ostindischen Provinz Odisha, besonders bei

den Khond, verehrte Göttin, auch Kambeshvari genannt; sie ist ein Aspekt der → Durgā*. Ein Pfahl oder ein Stein ist ihr Kultbild, bei dem die Gläubigen eine Lampe, Blumen und Reis niederlegen. Eschmann: Zeichen und Bild: zur Symbolik der indischen Volksreligion (Symbolon NF 3, 1977).

Stata Mater → Vulcanus Stheno → Gorgonen Stihi, in Südalbanien gefürchteter, weiblicher Dämon, der als feuerspeiender Drache Schätze bewacht. Stribog, ostslaw. Gott, u.a. in der Nestorchronik erwähnt. Mit ›S.s Enkel‹ wurden die Winde bezeichnet, so dass man den Gott selbst als Beherrscher der Winde gedeutet hat. Váňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992.

Strigen (Strigae, Singular: Striga = ›die Kreischende‹), im röm. Volksglauben kinderraubende, vogelgestaltige Dämonen oder in Vögel verwandelte alte Weiber. Bei dem röm. Dichter Ovid finden sich die S. als gefräßige Wesen in Eulengestalt. Im alban. Volksglauben treten sie als blutrünstige, menschenfressende Hexen auf (Singular: Shtrigē).

449 Bauer: Der Werwolf und die Hexe in der antiken Literatur und ihre Dar­ stellung in Petrons Spukerzählungen (61,1 - 64,1), München 2010.

Styx (vom griech. stygein = ›hassen‹). Name des griech. Unterweltsflusses und der sie repräsentierenden Göttin. Bei Hesiod ist sie die mächtigste unter den Töchtern des → Okeanos* und der → Tethys. Beim Wasser des S. (der Fluss ist maskulin) schworen die Götter ihre unverbrüchlichen Eide. Zu den Kindern der Göttin gehören → Bia und → Nike. Suaixtix, Bezeichnung der Sonne und Name des Sonnengottes bei den alten Preußen (Pruzzen); man versuchte eine Ableitung vom Wort svaistikas (›Umherleuchter‹). Succubus (vom latein. succum­ bere = ›darunterliegen‹), weiblicher Dämon, der den Mann im Schlaf sexuell bedrängt. Damit ist der S. eine Art des → Alp*. In Hexenprozessen wurden viele Frauen beschuldigt, des Teufels S. und Buhle zu sein. Sein männliches Pendant ist der → Incubus. Davidson: Early modern supernatu­ ral: the dark side of European culture, Santa Barbara 2012.

Sucellos (keltisch ›der gut zuschlägt‹), gallischer Gott mit

Sugaar synkretistischen Zügen. Sein Hauptattribut ist ein Hammer; die Keltologie bezeichnet  ihn deshalb als ›Hammergott‹. Seine mehr zufälligen Attribute Keule und Geldbeutel erinnern  an Gestalten wie →  Herakles und → Mercurius. Oft hat er in der einen Hand eine Vase oder einen Trinknapf (olla), möglicherweise ein Sym­ bol des Überflusses und Hinweis auf einen Fruchtbarkeitsgott. Auch einen Totengott wollte man schon in ihm erkennen; dafür könnte der ihm auf einem Altar zugeordnete Hund sprechen. In Hispanien wurden zwar keine Weihinschriften an S. gefunden, doch werden Grabdenkmäler in Lusitanien mit Abbildungen von Fässern (entsprechend Vase bzw. Trink­napf ) auf den Gott bezogen. Kotterba: S. und Nantosuelta: Un­ tersuchungen zu einem gallo-röm. Götterpaar in den Nordprovinzen des Imperium Romanum (Diss.), Freiburg 2000. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Suchos → Sobek* Sugaar, männlicher, schlangengestaltiger Geist der Basken, der unter der Erde lebt, aber auch als Feuersichel den Himmel überqueren kann; in einer Gegend hält man ihn für

Sugriva 450 den Geist → Maju, andererseits für einen Teufel. Sugriva → Hanuman* Sui-ten → Jūni-ten Sülde, Schutzgeist bei den Mongolen; er wurde gegen Dämonen und Krankheiten und für langes Leben und Vermehrung der Herden angerufen. Der Schutzgeist des Herrschers, insbesondere des deifizierten → Dschingis Chan, wurde als einer der → Tengri (Götter) angerufen. Als Symbol des S. galten Fahnen und Standarten, denen Menschenopfer dargebracht wurden. Tucci/Heissig: Die Religionen Tibets und der Mongolei, Stuttgart 1970. – Heissig: Götter im Wandel: Ge­ sammelte Aufsätze zum Synkretismus der mongol. Volksreligion, Wiesbaden 1996.

Suleviae, keltische Muttergottheiten, die durch Weihinschriften von Britannien bis nach Dacien bezeugt sind, vermutlich handelte es sich um persönliche Schutzgottheiten. Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Sulis, in Bath (Südengland) verehrte, keltische Göttin, in deren Tempel ein ewiges F ­ euer brannte und deren Name ›Sonne‹ bedeutet. In röm. Zeit wur-

de sie mit → Minerva verglichen. Cunliff: The Temple of Sulis Minerva at Bath, Oxford 1985/88. – Maier: Lexikon der kelt. Religion und Kultur, Stuttgart 1994.

Sumbharāja, einer der buddhist. → Krodhadevatās, Wäch­ ter der Mandalas. Er ist dreiäugig, sechsarmig und trägt in der Krone das Bild von → Ak­ shobya. Grönbold: S. (Die Mythologie des in­ dischen Buddhismus, WdM 5).

Summanus, etrusk. Gott, der die Nachtblitze schleudert. Er erhielt in Rom einen eigenen Tempel; die Arvalbrüder opferten ihm schwarze Hammel. Sun Hou-zi (Sun Hou-tzu), göttlicher Affe der chines. Mythologie, auch Wu-kong (Wuk’ung) genannt, d.h. ›der zur Leere (nirvānā) Erwachende‹. Er war in zahlreichen Zauberkünsten bewandert; schließlich gelang es ihm – gegen den Willen der Götter – von den Pfirsichen der Unsterblichkeit und den Pillen des ewigen Lebens zu essen. Bemerkenswert ist auch die Geburt des Affen aus einem Ei, das der Wind befruchtet hatte. Christie: Chines. Mythologie, Wiesbaden 1968.

451

Susano(w)o

Supārshvanatha, in der Reli­ gion des Jinismus siebter →  Tir­ thamkara. Sein Erkennungszeichen ist der Swastika als Symbol der vier Daseinsstufen (Götterwelt, Menschenwelt, Tierwelt, Höllenwelt). Tukol: Compendium of Jainism, Dharwad 1980.

Surtr (altnord. ›der Schwarze‹), Feuerriese in der german. Mythologie und Gegner der Götter zur Zeit des Weltuntergangs. Er ist Wächter von Muspelheim und besitzt ein lohendes Schwert, mit dem er die Welt am Ende der Zeiten in Brand setzen wird. Im letzten Kampf erschlagen er und → Freyr sich gegenseitig. Wahrscheinlich dachte man sich S. mit den vulkanischen Feuermächten im Erdinnern verbunden; eine Vulkanhöhle Islands heißt Surtshellir, eine 1963 entstandene Insel Surtsey. de Vries: Altgerman. Religionsge­ schichte, Berlin 31970. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 3 2006.

Sūrya, indischer Sonnengott und Hüter der südwestlichen Weltrichtung. Sein Vater ist der Himmelsgott → Dyaus oder → Indra; nach einem Mythos entstand er aus einem Auge des Weltriesen → Purusha. S.s Haare und Arme sind golden;

Surya wird von den Massen verehrt; Tanjore-Miniatur, 19. Jh.

er fährt auf einem mit sieben Pferden (= Symbol der sieben Wochentage) bespannten Wagen und hält eine Lotosblume, manchmal auch einen Diskus (cakra) in der Hand; sein Wagenlenker ist → Aruna. Die Tochter des Sonnengottes heißt ebenfalls S. Panday: S. (Diss.), Leiden 1939. – Banerjea: S., Adityas and the Navagrahas (Journal of the Indian Society of Orien­ tal Studies 16, 1948). – Gupta: S., the sun god, Bombay 1977. – Moeller: S. (Die Mythologie der vedischen Religion und des Hinduismus, WdM 5).

Susano(w)o, japan. Gott des Sturmes sowie des Meeres, Bruder der Sonnengöttin → Ama­ terasu, die er durch böse Streiche

Svantovit 452 ärgert, um ihr die Herrschaft über die Erde zu vergällen; Sohn des → Izanagi. Als Donnergott wird S. mit Schlangen und Drachen in Verbindung gebracht. Sein Hauptheiligtum ist heute der ›Großschrein von Izumo‹ (Izumo Taisha). Holtom: The Stormgod Theme in Japanese Mythology (Sociologus 6, 1956). – Ouwehand: Some Notes on the God S. (Monumenta Nipponica XIV, 1959). – ER 14.

Svantovit (latinisiert Svantovitus), bei den slaw. Bewohnern der Insel Rügen verehrter Kriegsgott, der aber auch Beschützer der Felder war, ihm war das Erntefest geweiht. Nach dem altdänischen Schriftsteller Saxo Grammaticus waren ein Füllhorn und ein weißes Pferd seine besonderen Kennzeichen; weiter finden sich Angaben, dass man ihn sich viergesichtig vorstellte. Das Theonym (auch in der Form Swiatovit) dürfte etymologisch mit dem polnischen swiety (›heilig‹) verwandt sein. Machek: Die Stellung des Gottes S. in der altslav. Religion (Orbis Scriptus Tschižewskij), München 1966. – Reiter: S. (Mythologie der alten Slaven, WdM 2). – Handwerg: Die slaw. Götter in Pommern und Rügen, Elmenhorst 2010.

Svarog (Svarožič), slaw. Feuer- und Sonnengott, wird von

griech.-christl. Schriftstellern dem → Hephaistos gleichgesetzt; der göttliche Schmied galt auch als Stifter der Ehe. Ursprünglich nahm S. im slaw. Pantheon die höchste Stelle ein, bis er schließlich zu einer Art Feuergeist herabsank; in Russland trat an seine Stelle → Perun. Bei den Westslawen findet er sich in der Namensform Zuarasici; seine Priester führten Weissagungsriten aus, u.a. ein Pferdeorakel. Jagić: Mythologische Skizzen I. S. und Svarožič (Archiv für slav. Philologie 4, 1880). – Brückner: Mythologische Thesen (Archiv für slav. Philologie 40, 1926). – Reiter: S. (Mythologie der al­ ten Slaven, WdM 2). – Váňa: Mytho­ logie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992.

Sylphen, männliche Luftgeis­ ter in der spätmittelalterlichen Magie; verschiedentlich wurde auch der sagenhafte Oberon (Alberon, eine Nebenform des Zwergenkönigs Alberich, →  Alp*) dazu gezählt. Bei Paracelsus waren die S. die Elementargeister der Luft (auch → Undine). Die Etymologie des Namens ist ungeklärt; u.a. dachte man an latein. silva (›Wald‹) und den Gott Silvanus, aber auch an griech. silphe (›Schabe‹, ›Motte‹). Syrinx → Pan

453

Tai-yi

T Tabiti, Göttin des Feuers und Herrin der Tiere bei den ab dem 8./7. Jh. nördlich des Schwarzen Meeres lebenden Skythen. Sie war die ›Große Göttin‹, wurde geflügelt und von ihren heiligen Tieren (v.a. Rabe und Hund) flankiert dargestellt. In der interpretatio romana wurde sie der → Vesta gleichgesetzt. Rice: Die Skythen. Ein Steppenvolk an der Zeitenwende, Köln 1957. – Parzinger: Die Skythen, München 32009.

Tages, in der etrusk. Überlieferung ein Knabe mit der Weisheit eines Greises; er soll beim Pflügen eines Ackers plötzlich aus einer Furche hervorgekommen sein und die Disziplin der haruspices (Eingeweideschau) offenbart haben. Der von einem → Genius gezeugte Tages, das Erdkind, wurde auf Bronzespiegeln mit einem Schlangenpaar als Unterkörper dargestellt. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Tailtiu, irische Göttin, Verkörperung der Boden- und Naturkräfte. Im Mythos ist sie Amme bzw. Stiefmutter des → Lug.

Auf ihre Bitte hin wird nach ihrem Tod für sie ein Fest veranstaltet, die Lugnasad, d.h. ›die Vermählung des Gottes Lug‹. In diesem Fest wollte man schon einen versteckten hieros gamos zwischen dem Lichtgott und der Erdgöttin (Tailtiu) erkennen. MacKillop: A Dictionary of Celtic Mythology, Oxford 2004.

Taishaku-ten, japan. für Shakra devānām Indra. Als T. bildet → Indra zusammen mit Brāhmā (→ Bon-ten) ein Paar, das die buddhist. Tempel beschützt (→ Ni-ōā). T. gehört auch zu den → Jūni-ten. Tai-sui-xing (T’ai-sui-hsing), ›der Stern des großen Jahres‹, d.h. des Planeten Jupiter, dessen Kreislauf sich in zwölf Jahren vollzieht und der in China als Gott der Zeit betrachtet wird. Tai-yi (T’ai-i, chines. ›der AllEine‹ oder ›der Höchste Eine‹), taoistischer Himmelsgott, der im ›Purpurpalast‹ (dem Sternbild Tzu-gong) wohnt. Er war das Wesen, das bereits vor der Schöpfung vollendet war. Unter der Sung-Dynastie (960–1279) galt T. als oberster von neun oder zehn Sterngöttern und hieß Jiu-gong Tai-yi (Chiu-kung T’ai-i), d.h. ›T. der

Tai-yue Da-di 454 neun Paläste‹. Schon seit der Han-Dynastie rechnete man ihn zu den sog. Körpergottheiten (→ San-yi); der in die taoistische Geheimlehre Eingeweihte versuchte das T. (die allen Erscheinungen zugrunde liegende Einheit) als höchste Gottheit in seinem Körper zu visualisieren. Fischer-Schreiber: Lexikon der östl. Weisheitslehren, München 52001.

Tai-yue Da-di (T’ai-yüeh Ta-ti, chines. ›Großer Herrscher des Heiligen Berges des Ostens‹). T. ist der volkstümlichste Berggott des Taoismus, der direkt dem Jadekaiser (→ Yu-di) untersteht. In der himmlischen Kanzlei führt er die Register über Geburt und Tod der Menschen, außerdem unterstehen ihm die Büros für die einzelnen Berufsgruppen. Fowler: An introduction to the philoso­ phy and religion of Taoism, Brighton 2005.

Takamimusubi (japan. ›hoher, erhabener Erzeuger‹), er regiert als Himmelsgott zusammen mit der Sonnengöttin → Amaterasu die Erde; mit ihr zusammen führt er die Ahnenreihe der Yamato-Dynastie, d.h. des japan. Kaiserhauses, an. Mit →  Amenominakanushi und →  Kamumusubi zusammen bildet T. eine Götter-Trias,

darin vertritt er die männliche, zeugende Tätigkeit. Numazawa: Die Weltanfänge in der japan. Mythologie, Paris 1946. – Nobutaka/Laube: Neureligionen: Stand ihrer Erforschung in Japan, Wiesbaden 1995.

Takanakapsāluk, bei den I­nuit der Melville-Halbinsel und der Baffininsel die Göttin des Meeres, aus deren abgeschnittenen Fingern die Seetiere entstanden. Ihr verdanken die Menschen die Jagdbeute, doch schickt sie in ihrem Zorn auch Stürme und Krankheiten. Moss: Echoing silence: essays on Arctic narrative, Ottawa 1997. – Tamra: Dictionary of Nature Myths, Oxford 2000.

Tak Pedn (auch Ta Ped’n), gehört wie → Karei und Yak Manoi zu den ›Orang hidop‹ der Semang auf der malayischen Halbinsel. Orang hidop sind im Verständnis der Semang unsterbliche, übernatürliche Wesen, die göttlichen Charakter haben. T. ist der Schöpfer von Welt, Menschheit, Tier- und Pflanzenwelt; er lebt im Himmel, nimmt im rituellen Leben jedoch nur eine untergeordnete Stellung ein. Schebesta: Die Negrito Asiens: Reli­ gion und Mythologie, Wien 1952–57. – Carey: Orang Asli. The Aboriginal Tribes of Peninsular Malaysia, Oxford 1976. – Endicott/Schebesta/

455 Williams-Hunt/Lye: Semang, New Haven 2009.

Takshaka → Samjaya Ta’lab, sabäischer (altsüdarab.) Gott. Der Name wird als ›Steinbock‹ gedeutet, dem Gott selbst die Funktion eines Mondgottes zuerkannt. Daneben war er auch eine Art Orakelgott. Gese/Höfner/Rudolph: Die Religio­ nen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970.

Tamon-ten, → Bisha(m) (→  Vai­ shravana), einer der ›Vier Himmelskönige‹ (→ Shitennō), aber auch einer der ›Sieben Glücksgötter‹ (→ Shichi-Fukujin*). Er bewacht den Norden, als Farbe ist ihm Gelb zugeordnet. Ehrich: Shichifukujin: die sieben Glücksgötter Japans, Recklinghausen 1991.

Tana Ekan → Lera Wulan Tane (auf Hawaii Kane), polynes. Gott des Waldes, Schutzpatron der Handwerker, besonders der Bootsbauer. T. ist der Gott des Lichts, auf Tahiti der Gott alles Schönen; an ihn wenden sich die Menschen in ihrer Bedrängnis. Der Name T. bedeutet so viel wie ›Mann‹. Bei den Maori heißt es von T.s Weg, dass er nach Westen führt, also dem Lauf der Sonne entsprechend. Sein Eingang in die

Tangaroa Unterwelt (Nachtmeerfahrt) wird mythisch durch sein Verhältnis zu → Hine-nui-te-po beschrieben. T. war es, der die Pou-tiri-ao als Schutzgeister in den Himmeln und auf der Erde einsetzte; diese Geister sorgen für den ordentlichen Lauf aller Dinge in der Welt. Best: Some Aspects of Maori Myth and Religion (Dominion Museum Mono­ graph 1, 1922). – Nevermann: Götter der Südsee, Stuttgart 1947. – Orbell: A Concise Encyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998.

Tang (T’ang), in der chines. Mythologie die Himmelsschwalbe in der Funktion des Messias und Erlösers. Um den Menschen zu helfen, brachte sie im Hain der Maulbeerbäume ihren eigenen Leib als Opfer dar. T.s größte Tat ist der Sieg über den Höllenfürsten. Münke: Die klassische chines. Mytho­ logie, Stuttgart 1976.

Tangaroa (Tangaloa), polynes. Meergott, zugleich Schöpfer aller Dinge. Auf den MarquesasInseln ist er (unter dem Namen Tana’oa) Gott des Windes und der Fischerei; gleichzeitig heißt es von ihm, dass er im Uranfang im Himmel weilte und die Nacht beherrschte, bis aus ihm → Atea hervorging. Nach der tahitischen Überlieferung weilte der Urgott in einer dunklen

Tan-gun 456 Muschel, aus der er schließlich Himmel und Erde bildete. Manche Abbildungen zeigen T. im Augenblick der Erschaffung anderer Götter und der Menschen. Sein Bote ist der Vogel Tuli. Scheffrahn: T.: ein Beitrag zur poly­ nes. Religionsgeschichte (Diss.), Tübingen 1965. – Nevermann: Götter der Südsee, Stuttgart 1947. – Poignant: Ozeanische Mythologie, Wiesbaden 1968. – Orbell: A Concise Encyclo­ pedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998. – Craig: Hand­ book of Polynesian Mythology, Santa Barbara 2005.

Tan-gun (Tan-kun), altkorean. Gott, von dem das korean. Volk abstammen soll. Sein Vater war der ›Himmlische König‹ Hwan’ung, die Mutter war ursprünglich eine Bärin. Hwang: Korean myths and folk le­ gends, Freemont 2006.

Tannin, drachenähnliches Un­ geheuer bei den Westsemiten; es  wird von → Anat(h) bekämpft. Eine bedeutungsgleiche Parallele findet sich im Alten Testament bei Jesaias (51,9); T. (tnn) ist der urzeitliche ›­Drache‹, der wie  → Leviathan im Meer lebt und von →  Jahwe zerschmettert wird (Ps 74,12–14). Ohler: Mythologische Elemente im Alten Testament, Düsseldorf 1969. – van der Toorn (Hg.): Dictionary of

Deities and Demons in the Bible, Leiden u.a. 21999.

Tapio, ostfinnischer Waldgeist oder Waldgott, in den Gebeten der Jäger wird er öfters angerufen. Mit der Christianisierung wächst er in die Rolle eines Jagdpatrons; als seine Tochter gilt die Hl. Anna (Anniki). Virtanen/DuBois: Finnish Folkore, Helsinki 2000.

Tārā (seltener Tārini), wichtigs­ te buddhist. Göttin; der Name bedeutet sowohl ›Retterin‹ als auch ›Stern‹. Nach einer Legende soll sie aus einer Träne von → Avalokiteshvara* entstanden sein. Ihre frühesten Darstellungen fallen in das 6. Jh. n. Chr. Sie verkörpert die weibliche Gottheit an sich und kann deshalb als Appelativ anderen Göttinnen beigegeben werden, ja diese erscheinen oft einfach als eine Sonderform der T. Insgesamt werden 21 Formen der Göttin unterschieden; so gibt es die weißen Formen (in der linken Hand gewöhnlich einen Lotos haltend) und die farbigen (blauen, gelben, roten) Formen. Am bedeutendsten ist die Grüne T. (Shyāmatārā), die als Beschützerin vor allen Gefahren verehrt wird; ihre rechte Hand ist in der Geste der Wunschgewährung (varadamudrā) nach unten gerichtet,

457 die linke Hand zeigt die Geste der Schutzgewährung (abhayamudrā). Auch → Vajratārā. Shastri: The origin and cult of T., Calcutta 1925. – Sircar (Hg.): The Sakti Cult and T., Calcutta 1967. – Beyer: The Cult of T. Magic and Ritual in Tibet, Berkeley 1974. – Grönbold: T. (Die Mythologie des indischen Bud­ dhismus, WdM 5). – Willson (Hg.): In Praise of T., London 1986. – Kins­ ley: Indische Göttinnen, Frankfurt/ Main 1990.

Tarai → Buluga Taranis (keltisch taran = ›Donner‹), gallischer Donnergott und Herr des Himmels, in der interpretatio romana → Jupiter

Taru gleichgesetzt; möglicherweise entspricht er auf bildlichen Darstellungen dem Gott mit dem Rad – Letzteres wurde als Symbol des Donners oder der Sonne gedeutet. Man hat auch schon den gallischen Hammergott mit T. verbunden, gewöhnlich hat dieser jedoch einen Blitzstrahl in der Hand. Sprachlich eine Wechselform zu T. ist der in England gefundene Gottesname Tanaros, der mit brit(on)isch tan (›Feuer‹) in Zusammenhang gebracht werden kann; einige Forscher möchten hier den german. Donar (→ Thor*) anschließen. Nach Lucan brachten die Gallier T. Menschenopfer dar. MacKillop: A Dictionary of Celtic Mythology, Oxford 2004. – de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Tarḫunt, altkleinasiat. (lu­ wischer) Wettergott; der Na­ me bedeutet ›Mächtiger‹, ›Sieger‹. Er entspricht dem hethit. → Ischkur (auch → Taru). Melchert: The Luwians, Leiden 2003.

Taranis mit Rad und Donnerkeil; Le Châtelet de Gourzon (Frankreich), 1. Jh. n. Chr.

Taru, altkleinasiat. (hattischer) Wettergott, sein luwischer Name ist → Tarḫunt. Als Gemahlin wird die Erdgöttin →  Wuru(n)schemu genannt, sein Sohn ist der Vegetationsgott → Telipinu. In der nord­ anatol. Stadt Nerik (politisch bedeutungslos, aber durch ih-

Taschmetu 458 ren Kult berühmt) galt T. auch als Vegetationsgott, der sich im Herbst zu seiner Mutter in die Unterwelt begab und im Frühjahr als Regen spendender Gott wiederkehrte. Haas: Hethitische Berggötter und hur­ ritische Steindämonen, Mainz 1982. – Schwemer: Die Wettergottgestal­ ten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden 2001.

Taschmetu, altmesopotam. Göttin, die die Funktion der die Gebete Erhörenden personifiziert; sie ist die Gemahlin von → Nabu. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Taschmischu, altkleinasiat. Gott, der in den Mythen wiederholt als Bruder und Helfer des Wettergottes → Teschub auftritt. Haas: Geschichte der hethit. Religion, Leiden 1994.

Tate, Windgott bei den nordamerikan. Lakota. Er lenkt die Jahreszeiten und lässt nur diejenigen Seelen den Geisterpfad passieren, die → Skan für würdig hält. Walker: Lakota Belief and Ritual, Lincoln 1991. – Rice: Before the great spi­ rit: the many faces of Sioux spirituali­ty, Albuquerque 1998.

Tatenen (Tenen, Ten), der Name des altägypt. Gottes be-

deutet ›das erhobene Land‹, worunter die am Weltanfang aus dem Urmeer aufsteigende Erde (der Urhügel) zu verstehen ist. T. ist Ur- und Erdgott; in Memphis wurde er als PtahTenen mit → Ptah verbunden. Bildlich erscheint er in Menschengestalt mit Widderhörnern und Federkrone. Als Urgott ist T. auch ein Gott der Zeit, der den Königen lange Regierung und Dreißigjahrfes­ te beschert. Schlögl: Der Gott T. nach Texten und Bildern des Neuen Reiches, Göttingen 1980. – LÄ 6.

Tathāgata (Sanskrit, Pali; japan. → Nyorai), ein ins Nirvana eingegangener → Buddha*, auch Ehrenprädikat des historischen Buddha (→ Gautama) als ›Vollendeter‹. Im HīnayānaBuddhismus bedeutet T. ›einer, der in die Soheit, d.h. in die wahre Wirklichkeit eingegangen ist‹; im MahāyānaBuddhismus wird die Bezeichnung verstanden als ›einer, der zur Soheit fortgegangen und wiedergekommen ist‹ oder auch einfach als ›So Gekommener‹. Insbesondere werden die fünf transzendenten oder meditierenden Buddhas (→  Dhy­āniBuddhas) so gekennzeichnet. Grönbold: T.s (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). –

459 Schumann: Buddhist. München 42001.

Tawiskaron Bilderwelt,

Tatzizetze (›Erster Vater‹), bei den Emberá in Panama und Kolumbien der aus sich selbst entstandene Hochgott; er lässt aus seinem Speichel → Caragabi entspringen, der sich gegen seinen Vater empört und ihn entmachtet. Schilling: Religiöse und soziale Ver­ hältnisse der Catios-Indianer (ARW XXIII, 1925).

Ta-uret (›die Große‹; Taweret, griech. Toeris), altägypt. Nilpferdgöttin, die in stehender Haltung mit menschlichen Armen und Brüsten dargestellt wurde. In ihrer Funktion als Schutzgöttin wurde sie an Betten, Kopfstützen und in den Vignetten der Totenbücher abgebildet. Als Attribut hält sie die Sa-Schleife (Zeichen des Schutzes), manchmal auch eine dämonenabwehrende Fa­ ckel in ihren Händen. T. hilft besonders den Frauen bei der Entbindung. LdÄR. – Weingarten: The transforma­ tion of Egyptian T. into the Minoan ge­ nius, Partille 1991. – Redford (Hg.): The ancient gods speak: A guide to Egyptian religion, Oxford 2002.

Tau-ro-to (›Wesen in der Höhe‹), überirdische, göttliche Wesen der Tao auf der im Süden von Taiwan liegenden Insel

Lan Yü (Orchideeninsel). An oberster Stelle steht Shimo-rapao (›Ahnherr‹), der den ersten Stein auf die Insel warf, aus dem der erste Mensch hervorkam; den Menschen gegenüber ist er wohlwollend, kann sie aber durch Naturkatastrophen strafen. de Beauclair/Kancko: Götter und My­ then der Yami (WdM 6, 22. Lief.).

Tawa, bei den nordamerikan. Pueblo-Völkern der große Sonnengeist, der die Menschen erschaffen hat, dabei half ihm ›Großmutter Spinne‹, die die Menschen das Weben lehrte. Bei den Hopi (Arizona) stellt eine Scheibe die Sonne dar, durch die T. sieht und handelt. Waters (Hg.): Das Buch der Hopi, München 2000.

Tawhiri, bei den Polynesiern der Herr des Sturmes, seine Kinder sind die vier großen Winde. Craig: Handbook of Polynesian My­ thology, Santa Barbara 2005.

Tawiskaron (›Feuerstein‹),  bö­ ser Geist bei den nordamerikan. Irokesen und Wyandot (Nordamerika und Kanada). Er raubt die Sonne, schafft Ungeheuer mit Menschengesichtern, lässt eine Kröte das für die Menschen wichtige Süßwasser trinken und verdirbt die guten

Tecciztecatl 460 Schöpfungen seines Zwillingsbruders → Teharonhiawagon. In den Riten erscheint T. als der große Zauberer, dem die Nachtzeremonien gewidmet waren und dem man zutraute, die Krankheiten bannen zu können. Hewitt: T. (Handbook of American Indians North of Mexico II), Washington 1912. – Müller: Die Religionen der Waldlandindianer Nordameri­ kas, Berlin 1956. – Feest: Indians of Northeastern North America, Leiden 1986.

Tecciztecatl (›der aus dem Land des Meerschneckengehäuses‹), aztekischer Mondgott; seinen Namen verdankt er dem Vergleich des Mondes mit der Schnecke. Ursprünglich war er (nach seiner Selbstverbrennung) wie → Nan­autzin eine Sonne; erst als ihn die Götter beim Spiel mit einem Kaninchen ins Gesicht schlugen, verblasste er zum Mond. Lanczkowski: Die Religionen der Az­ teken, Maya und Inka, Darmstadt 1989. – Taube: Aztekische und MayaMythen, Stuttgart 2002.

Tefnut (in griech. Form Tphenis), altägypt. Göttin, die mit dem Luftgott → Schu zusammen aus → Atum hervorgeht. Sie repräsentiert die Feuchtigkeit, wird aber in späterer Zeit als Weltordnung verstanden. Schon früh werden Schu und

T. mit dem in Leontopolis verehrten Löwenpaar → Ruti identifiziert und dementsprechend theriomorph dargestellt. Im Mythos kann die Göttin sowohl das Mondauge als auch das Sonnenauge repräsentieren; da Letzteres wiederum als Uräus­schlange erscheint, kann T. zur ›Stirnschlange am Haupt aller Götter‹ werden. LÄ 6. – Kees: Der Götterglaube im al­ ten Ägypten, Darmstadt 41990.

Teharonhiawagon, bei den Irokesen und Wyandot (Nordamerika und Kanada) der gute Gott; sein Name bedeutet ›der den Himmel mit zwei Händen hält‹; ein anderer Name für ihn ist Oterongtongnia, d.h. ›Bäumchen‹. Er hat alle guten Dinge erschaffen und ist Spender von Gesundheit und Wohlstand. Ihm sind Morgen und Tag zugeordnet, seinem Gegenspieler → Tawiskaron der Abend und die Nacht. Nach einer Überlieferung der zu den Irokesen gehörenden Seneca hat der gute Gott den Namen Djuskaha (›Kleiner Spross‹); ihm gehört der Osten der Erde, während der böse Bruder den Westen beherrscht. Hewitt: T. (Handbook of American Indians North of Mexico II), Washington 1912. – Müller: Die Religionen der Waldlandindianer Nordameri­ kas, Berlin 1956. – Feest: Indians of

461 Northeastern North America, Leiden 1986.

Teisiphone → Erinyen Telchinen, mit dem bösen Blick begabte, zauberkundige Dämonen der Schmiedekunst in der Mythologie der Inselgriechen (besonders auf Rhodos); in manchen Zügen ähneln sie den → Kabiren. Den T., die manchmal als kleine Meermänner erscheinen, wurde der junge → Poseidon* zur Erziehung übergeben. DNP 12.1.

Telipinu (Telipuna), altklein­ asiat. Vegetationsgott, Sohn des Wettergottes → Taru. Er bringt den Regen und verfügt wie sein Vater über Donner und Blitz, er lässt Pflanzen gedeihen und schenkt Tieren und Menschen Fruchtbarkeit. Wenn er sich aus Zorn und Enttäuschung von der Gemeinschaft der Götter absondert, steht alles himmlische und irdische Leben still. Die Rezitation des Mythos von T. war Teil eines Rituals, durch das der verschwundene Gott wieder herbeigerufen werden sollte. Das Namenselement pinu bedeutet ›Sohn‹ oder ›Kind‹. Otten: Die Überlieferungen des T.Mythos (Mitteilungen der Vorderasiat.ägypt. Gesellschaft 46/1, 1943). – Güterbock: Gedanken über das Werden

Ten des Gottes T. (FS J. Friedrich), Heidelberg 1959. – Haas: Magie und Mythen im Reich der Hethiter, Hamburg 1977. – Asan: Der Mythos vom erzürnten Gott, Würzburg 1989.

Teljawelik, in der litaui­schen Mythologie der himmlische Schmied. Er hat die Sonne (→ Saule) geschmiedet und an den Himmel gesetzt. Téllus (latein. ›Erde‹), röm. Göttin der Erde und des Saatfeldes. In ihrem Fruchtbarkeitsaspekt ist sie mit → Ceres verwandt, ihr Hauptfest wurde im Frühjahr gefeiert. T. wurde auch mit einem anderen latein. Wort für ›Erde‹ bezeichnet und hieß dann Terra. Weinstock: T. (Glotta 22, 1933–34). – Gerztelyi: The Cult of T. – Terra Mater in North Africa (Acta Classica Universitatis Scientiarum Debrecen­ siensis 8, 1972). – DNP 12.1.

Temaukel → Watauinewa Ten, japan. für ›Himmel‹ oder für ein Wesen, das im Himmel als dem Bereich der Götter lebt oder aus ihm kommt. In diesem Sinne entspricht T. dem hinduist. → Deva (weiblich Devī). Im Buddhismus erhielten diese Wesen den dritten Rang nach den → Buddhas* und → Bodhisattvas. Wegen ihrer übermenschlichen Kräfte dürfen sie den Buddha, die

Tenenit 462 buddhist. Gemeinde und die buddhist. Klöster und Tempel bewachen und beschützen. Bekannt sind v.a. die ›Zwölf Devas‹ (→ Jūni-ten). Tenenit, im ägypt. Totenbuch und in Texten aus ptolemäi­ scher Zeit genannte Göttin des Bieres und der Geburt. Tengri, Bezeichnung für himmlische Wesen bei den Turkvölkern und Mongolen. Bei den Burjaten heißt der Himmelsgott Esege Malan T. (›Vater Kahlkopf T.‹). Der höchste Himmelsgott der Mongolen hat den Namen → Qormusta T.; diesem entspricht bei den Jakuten Tangara mit dem Beinamen Urün ajy tojon (›weiser Herr Schöpfer‹). In den volksreligiösen Gebeten der Mongolen gibt es eine Gesamtzahl von 99 T. (Himmlischen), denen 77 Erdmütter gegenüberstehen. Eine besondere Gruppe sind die Götter der vier Ecken (Dörben jobkis-un tengri). Kisaya T. gilt als Beschützer des Reichtums und der Seelen der Lebewesen, Daitschin T. ist der Gott des Krieges. Von T., der (im Singular) mit den Adjektiven ›weiß‹, ›himmlisch‹ und ›ewig‹ gekennzeichnet ist, hängt die kosmische Ordnung wie auch das Schicksal der Menschen

ab. In alttürk. Schriften findet sich für ihn die Namensform Tängri. Tucci/Heissig: Die Religionen Tibets und der Mongolei, Stuttgart 1970. – ER 13/14.

Tengu, wörtlich ›Himmelshund‹. T. wird in Japan ­verschiedenartig beschrie­ben. Manchmal soll er ein in tiefen Wäldern lebendes Gespenst sein oder ein Kobold mit menschlicher Gestalt, rotem Gesicht, hochstehender oder herausstechender Nase, dessen Eigenart es ist, plötzlich aus der Luft geflogen zu kommen und flugs wieder zu verschwinden. Diese Art T. hat Flügel und vermag übermenschliche

Krähen-Tengu, 18./Anfang 19. Jh.

463 Kräfte einzusetzen. Manchmal erinnert die Beschreibung aber auch an einen Affen. Es gibt sogar die Bezeichnung T.-zaru (›T.-Affe‹) für eine bestimmte Affenart aus Borneo, die man an der großen, herausstehenden (aber am Ende nach unten gebogenen) Nase erkennen kann. Fister: T., the Mountain Goblin (Addiss [Hg.]: Japanese Ghosts and De­ mons), New York 1985. – Müller: Kappa und T.: Dämonen im japan. Volksglauben (Diss.), Köln 2004.

Tenjin (›himmlischer Gott‹, ›Himmelsgott‹), Bezeichnung für einen vergöttlichten Menschen wie z.B. Sugawara Michizane (845–903, Staatsmann und Gelehrter), der unter dem Namen Kitano-T. als Gott der Literatur verehrt wird. Die T. dürfen nicht mit den →  Amatsukami, den ›Göttern des ­Himmels‹, verwechselt werden,  obwohl die entsprechenden Schriftzeichen die gleichen sind. Tepeyollotli, ursprünglich in Mittelamerika beheimateter Erd- und Höhlengott (›Herz des Berges‹) und Verursacher der Erdbeben. Sein Symboltier ist der Jaguar. Bei den Azteken ist er einer der Nachtgötter und stellt einen Aspekt des → Tezcatlipoca dar.

Terpsichóre Teraphim, das hebräische Wort wird am besten mit ›Hausgötze‹ wiedergegeben; die sprachliche Ableitung ist unklar, man vergleicht mit einem arab. Wort für ›Maske‹ oder denkt an die Bedeutung ›Wohlfahrt und Überfluss schenken‹. Im Alten Testament werden die T. öfters erwähnt; sie stellen möglicherweise Ahnenfiguren dar, sollten die führende Stellung in der Familie und den Erbanspruch sichern und dienten auch zu Orakelzwecken (so im Buch der Richter 17,5). Eiliger: T. (Die Religion in Geschichte und Gegenwart 6, 1962). – Van der Toorn: The Nature of the Biblical T. in the Light of Cuneiform Evidence (Catholic Biblical Quarterly 52, 1990).

Teriel, ein hexenartiges, menschenfressendes Ungeheuer bei den zu den Berbern gehörenden Kabylen. Términus, röm. Gott des Grenzsteins, dessen Fest (Terminalia) am 23. Februar gefeiert wurde. DNP 12.1.

Terpsichóre (griech. ›die Tanzfreudige‹), die → Muse* des feierlich erhabenen Tanzes; gewöhnlich hält sie in der linken Hand eine Lyra, die rechte mit dem Plektron schlägt die ­Saiten.

Teschub 464 Teschub (Teschup), Wettergott der Hurriter, Verkörperung der befruchtenden wie auch zerstörenden Naturgewalten und darin dem hethit. → Ischkur entsprechend. Er galt als oberster Staatsgott, der den regierenden König als seinen Stellvertreter einsetzte. Doppelaxt und Blitzbündel sind seine Attribute; sein Wagen wird von den Stieren → Scheri und Hurri gezogen, ja ursprünglich dürfte er selbst als Stier gedacht worden sein. Seine Gattin ist → Hebat, sein Sohn → Scharruma. Im Pantheon der Urartäer lebte er noch im 1. vorchristl. Jahrtausend unter dem Namen Tescheba (Teischeba) weiter. Otten: Die Religionen des alten Klein­ asien (Handbuch der Orientalistik VIII/1,1), Leiden 1964 – Haas: He­ thitische Berggötter und hurritische Steindämonen, Mainz 1982. – ER 14. – Schwemer: Die Wettergottgestal­ ten Mesopotamiens und Nordsyriens im Zeitalter der Keilschriftkulturen, Wiesbaden 2001.

Teteo innan (›Göttermutter‹), alte Erdgottheit der Azteken, auch Tonantzin (›unser Mütterchen‹) genannt. Die Frauen verehrten sie als Göttin der Geburten und der Kinderpflege, die Männer als göttliche Kriegerin, als Quauhcihuatl (›Adlerfrau‹); ein weiterer kennzeichnender Beiname ist ›Herz der Erde‹.

Als Göttin der Heilkunde wurde T. in enger Beziehung zu den der Therapie wie auch der kultischen Reinigung dienenden Schwitzbädern gedacht, sie kann in die Gestalt der →  Cihuacoatl überwechseln oder der Liebesgöttin →  Tlazolteotl gleichgesetzt werden. Ihre Kultstätte nördlich von Tenochtitlan wurde mit der Christianisierung von einem Marienheiligtum abgelöst. Lanczkowski: Götter und Menschen im alten Mexiko, Olten 1984. – Mil­ ler/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Tethra, in der keltischen Mythologie ein König der dämonischen → Fomore und nach seinem Tod Herrscher im Land Mag Mell (›das liebliche Gefilde‹), einer Art Totenreich. Von T.s Gemahlin heißt es, sie sei gierig nach vom Schwert zerrissenen Kriegern, nach Blut und nach Augen in Todesstarre. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Tethýs, den → Titanen zugehörige Tochter des Himmelsgottes → Uranos und der Erdgöttin → Gaia, Schwester und Gemahlin des → Okeanos*. Teutates, in Gallien verehrter Gott, in Britannien auch als

465 Totatis/Tutatis überliefert. Der Name könnte ›Vater des Stammes‹ oder des ›Volkes‹ bedeuten. Er wurde mit Krieg und Kampf in Verbindung gebracht (also eine Art gallischer →  Mars), aber auch mit Fruchtbarkeit und Reichtum (→ Mercurius, gallischer). Nach Lucan brachten die Gallier ihm Menschenopfer dar. Die wichtige Stellung des Gottes zeigen die ihm zugelegten Beinamen wie Albiorix (›König der Welt‹) und Louce­ tios (›der Glänzende‹), auf den kriegerischen Aspekt weist Caturix (›König des Kampfes‹). Verschiedene Forscher wollen in T. keine autonome Gottheit erkennen, sondern einfach nur die Bezeichnung für die Stammesgottheit. ER 14. – Birkhan: Kelten. Versuch einer Gesamtdarstellung ihrer Kultur, Wien 21997. – Vries: Keltische Reli­ gion, ND Bern 2006.

Tezcatlipoca (tezcatl = ›Spiegel‹, popoca = ›rauchend‹), aztekischer Schutzgott der Krieger und Rächer der Missetaten. Einer seiner Beinamen lautet Moyocoya, d.h. ›Allmächtiger‹. Er repräsentiert die Sterne (→ Mixcoatl*), den Nachthimmel, den Winter und den Norden und ist darin Widerpart → Huitzilopochtilis. Das ihm zugeordnete Tier ist der wegen

Tezcatlipoca seines gefleckten Fells an den Sternenhimmel erinnernde Jaguar, andererseits kann T. aber auch die Sonne verkörpern. Zu seinem zwiespältigen Wesen passt es, dass er → Quetzalcoatl* in Versuchung führt. In seinem Spiegel sieht er alles, was auf Erden vorgeht, er war deshalb auch der Gott der Belohnung und der Strafen. Ikonographisch kennzeichnend für ihn ist das Opfermesser aus Obsidian, der Querstreifen über dem Gesicht und dass ihm ein Fuß fehlt, an dessen Stelle ein Ring mit Vogelfuß zu sehen ist; am Arm hängt das beim (kosmischen) Ballspiel verwendete Gesäßleder. Als irdischer Repräsentant T.s wurde alljährlich ein Kriegsgefangener ausgewählt und ihm schließlich das Herz aus der Brust geschnitten. Die universale Bedeutung des Gottes zeigt sich in seiner Verbindung mit den vier Weltgegenden und vier Farben: Als schwarzer T. ist er mit dem Norden verbunden (und damit Ausdruck seines eigenen Wesens); als roter, dem Osten zugeordneter T. ist er eine Widerspiegelung des Frühlingsgottes → Xipe totec; als blauer T. (Süden) repräsentiert er den Regengott → Tlaloc*; als weißer T. (Westen) wird er mit Quetzalcoatl assoziiert.

Tézé 466 Lehmann-Nitzsche: T. und Quetzal­ coatl. Ihre ursprüngliche Sternennatur (Zeitschrift für Ethnologie 70, 1938). Burland: The Gods of Mexico, London 1967. – Nicholson: Mexikan. My­ thologie, Wiesbaden 1967. – Brundage: The Fifth Sun: Aztec Gods, Aztec World, Austin 1979. – Miller/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003. – Olivier: Mockeries and metamorphoses of an Aztec god: T., ›lord of the smoking mir­ ror‹, Boulder 2003.

Tézé → Mori Keraéng Tha, bei den nichtchristl. Tscherkessen (in Kaukasien) Gattungsname für die Götter, mit der Islamisierung auf → Allah übertragen. Thab-Iha, tibetischer Herdgott aus der Bön-Religion. Jede Verunreinigung seines Feuers bestraft er mit Unheil. Der Gott wird als roter Mann gedacht, der eine Schlange wie eine Schlinge hochhält. Baumer: Bön: die lebendige Ur-Religi­ on Tibets, Graz 1999.

Thakur Baba, Hauptgott der in Indien lebenden Santal, er ist zugleich Sing Chando (die Sonne) und Ninda Chando (der Mond). Weil T. sich über die Untaten der Menschen ärgerte, ließ er Feuer vom Himmel regnen, so dass bis auf zwei alle umkamen.

Troisi: Tribal religion: religious beliefs and practices among the Santals, ND New Delhi 2000.

Thaleia → Chariten Thalia (griech. Thaleia, ›die Blühende‹), die → Muse* der heiteren Dichtkunst, der Komödie. Zu ihren Attributen gehören eine komische Maske, Efeukranz und Krummstab. Thallo → Horen Thalna, etrusk. Geburtsgöttin, als reich bekleidete, junge Frau dargestellt; sie befindet sich sehr oft in Gesellschaft des Himmelsgottes → Tin. Thánatos, in der griech. Mythologie Sohn der Nacht (→ Nyx) und Zwillingsbruder des → Hypnos. In späterer Zeit wurde er als schöner geflügelter Jüngling dargestellt, in der Hand hält er eine gesenkte Fackel: Sinnbild des Todes, den der Gott verkörpert. Willinghöfer: T. Die Darstellung des Todes in der griech. Kunst der archai­ schen und klass. Zeit, Marburg 1996. – Hypnos und T. (LdAG).

Theandr(i)os, ein aus griech. und latein. Inschriften bekannter, vorislam. Gott, der in Nordarabien verehrt wurde. Theia, in der griech. Mythologie zu den → Titanen gehören-

467 de Gemahlin des → Hyperion, beider Kinder sind der Sonnengott → Helios*, die Mondgöttin → Selene* und die Göttin des Morgenrots →  Eos. Der Name T. bedeutet ›die Göttliche‹, ein anderer Name (Euryphaessa = ›die weithin Leuchtende‹) kennzeichnet ihren Lichtcharakter. Kerényi: Die Mythologie der Griechen 1: Die Götter- und Menschheitsge­ schichten, München 252010.

Thémis, griech. Göttin des Rechts, der Ordnung und der Sittlichkeit. Sie galt als Tochter des Himmelsgottes → Uranos und der Erdgöttin → Gaia; sie war Gemahlin des → Zeus* und Mutter der → Horen wie der → Moiren. Harrison: T., a Study of the social Ori­ gins of Greek Religion, ND London 1963.

Thesan, etrusk. Göttin der Morgenröte, die nicht nur den Tag herbeiführt, sondern – nach einer bei den Griechen belegten Auffassung – auch als Geburtshelferin zu verstehen ist. Haynes: Kulturgeschichte der Etrusker, Mainz 2005.

Théseus, kultisch verehrter Nationalheros der Athener; als sein Vater wird einerseits der Meergott → Poseidon* genannt, andererseits ein sagenhafter at­

Thor ti­scher König Aigeus, nach dem das Ägäische Meer seinen Na­ men hat. Zu den bedeutends­ ten Taten des T. gehört die Über­windung des Ungeheuers → Minotauros; mit → Ariad­ nes Hilfe konnte er sich aus dem Labyrinth retten. (Abb. → Minotauros, Triton) Den Boer: T. The growth of a myth in history (Greece and Rome 2/16, 1969). – Herter: T., München 1973. – Brommer: T. Die Taten des griech. Helden in der antiken Kunst und Literatur, Darmstadt 1982. – Neils: The youthful deeds of T., Rom 1987. – Walker: T. and Athens, New York 1995. – LdAG.

Thétis, Tochter des griech. Meergottes → Nereus und Gemahlin des sterblichen Peleus; ihr Sohn ist → Achilleus. Slatkin: The power of T. and selected essays, Washington 2011.

Thiassi (Thjazi), Riese der nord. Mythologie, Vater der → Skadi*. Als Widersacher der Götter nimmt er die Gestalt eines Adlers an; er wird von →  Thor* getötet, seine Augen werden als Sterne an den Himmel geworfen. Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Thor (altsächs. Thunar, im südgerman. Raum Donar, etymologisch mit ›Donner‹ zusammenhängend), german.

Thot 468

Thor mit Mjölnir; Zeichnung, um 1760

Gewitter- und Fruchtbarkeitsgott aus dem Geschlecht der →  Asen, Sohn → Odins* und der göttlich personifizierten Erde →  Jörd, Bruder von →  Balder*, seine Frau ist →  Sif. T. fährt in einem von zwei Böcken gezogenen Wagen und besitzt den Wurfhammer Mjölnir. Die Edda bezeichnet ihn als den stärksten aller Götter, der diese wie auch die Menschen gegen die dämonischen Riesen verteidigt. Zur Zeit der Ragnarök tötet er die Midgardschlange, geht aber nach siegreichem Kampf selbst zugrunde. Von dem Gott erhoffte man sich Segen bei der Eheschließung und Schutz des Viehs wie der Saaten, er spielte eine wichtige Rolle im Kult; der

ihm geweihte Baum war die Eiche (Donar-Eiche zu Geismar, von Bonifatius gefällt). In der interpretatio romana entspricht ihm → Hercules oder → Jupiter; unter den Wochentagen ist ihm der Donnerstag zugeordnet. Eine urindogerman. Verwandtschaft wird zum indischen → Indra angenommen; beide sind mit dem Wetter verbunden, sind Wagenfahrer, Dämonenbekämpfer und in den Mythen große Esser und Trinker. T.s Söhne sind →  Mag­ni und Modi. Schröder: Indra, T. und Herakles (Zeitschrift für dt. Philologie 76, 1957). – Ellis Davidson: T.’s Ham­ mer (Folklore 76, 1965). – de Vries: Altgerman. Religionsgeschichte, Berlin 3 1970. – ER 14. – Motz: The King, the Champion, and the Sorcerer, Wien 1996. – Kroesen: The great god T. – a war god? (Arkiv för Nordisk Filologi 116, 2001). – Simek: Lex. der ger­ man. Mythologie, Stuttgart 32006.

Thot (Thoth, Dehuti), altägypt. Gott des Mondes, des Kalenders und der Zeitrechnung. Ein Schreibgerät oder eine Palmrippe (als Jahreszeichen) ist sein Attribut. Die Ibisköpfigkeit weist auf das Delta als seine Heimat; in Hermopolis verschmolz er schon früh mit dem Paviangott → Hez-ur. Im Mythos sucht und findet T. das verschwundene Mondauge, das er

469 mit seinem Speichel heilt. Verschiedentlich wird er als Zunge oder Herz des Sonnengottes → Re* bezeichnet. Nach einer Überlieferung ist der Mondgott aus dem Haupt des → Seth herausgetreten, nachdem Letzterer versehentlich den Samen des → Horus* verschluckt hatte. T. ist ›Stellvertreter des Re‹ und im Besitz großer Zaubermacht. Als Schützer des → Osiris* wird er zum Helfer der Toten, was zu einer Gleichsetzung mit dem griech. Seelengeleiter → Hermes* führte. Bleeker: T. in den altägypt. Hymnen (Ex Orbe Religionum Studia Geo Widengren), Leiden 1972. – Bleeker: Hathor and T. Two Key Figures of the Ancient Egyptian Religion, Leiden 1973. – Boylan: T., the Hermes of Egypt, ND Chicago 1987. – LÄ 6. – Jasnow: The Ancient Egyptian Book of T, A Demotic Discourse on Knowledge and Pendant to the Classical Hermeti­ ca, Wiesbaden 2005.

Th-uban, feuerspeiender, drachenartiger Dämon der islam. Literatur, bei den Arabern unter dem Namen Tinnin bekannt. Möglicherweise steckt hinter dieser Gestalt eine vorislam. Schlangengottheit. Ob eine Beziehung zu dem alttes­ tamentar. Drachen → Tannin besteht, ist nicht gesichert. Thunupa (Tonapa), Kulturheros der Aymara (Bolivien und

Tiamat Peru), der aus dem Norden gekommen war und als bärtig und weißhäutig geschildert wird. Er vermischt sich hier mit dem Schöpfergott → Huiracocha. T. lässt bereits christl. Einflüsse erkennen und wird nach der Conquista ähnlich wie → Illapa mit Santiago identifiziert. Karsten: Das altperuan. Inkareich, Leipzig 1949. – Tschopik: The Ay­ mara (Handbook of South American Indians 2), ND Washington 1963.

Thursen, bei den Germanen riesenhafte dämonische Wesen, zottelig und mit großen Ohren. Sie können Krankheiten verursachen und dem Menschen den Verstand verwirren. Im Mythos reichen die T. bis in die Zeit des Weltanfangs zurück; der Weltriese → Ymir* ist der Stammvater aller Hrimthursen, d.h. aller Frost- und Reifriesen. Noch im Mittelalter herrschte in Skandinavien der Volksglaube, dass ein Thurs v.a. Frauen an Körper und Geist schaden könne. de Vries: Altgerman. Religionsge­ schichte, Berlin 31970. – Schulz: Riesen: von Wissenshütern und Wild­ nisbewohnern in Edda und Saga, Heidelberg 2004.

Tiamat (akkadisch ›Meer‹), im altmesopotam. Mythos der Name der Urmutter des Alls, Personifikation des Salzwassers

Tian 470 und Gemahlin des Süßwassergottes Apsu. T. ist das urzeitliche, drachenartige Chaos­ ungeheuer, das vom Gott →  Marduk* besiegt wird und aus dessen zwei Hälften dieser Himmel und Erde bildet. In T.s Dienst steht der dämonische → Kingu.

in China 1), Chicago 1970. – Eichhorn: Die alte chines. Religion und das Staats­kultwesen, Leiden 1976. – ER  14. – Chang: Understanding Di and T. (Sino-Platonic Papers 108, 2000).

Lambert: Enuma elis. The Babylo­ nian Epic of Creation, Oxford 1966. – Garelli/Leibovici: Akkadische Schöpfungsmythen (Quellen des alten Orients 1: Die Schöpfungsmythen), ND Darmstadt 1977. – Black/ Green: Gods, demons and symbols of Ancient Mesopotamia, London 22008.

Tian-mu, in der chines. Mythologie die Mutter des Blitzes. Sie ist eine in Blau, Grün, Rot und Weiß gekleidete Gottheit mit zwei Spiegeln in den Händen. Wenn sich die Reflexion beider Spiegel kreuzt, zuckt ein Blitz auf.

Tian (T’ien), in China Bezeichnung des Himmels und seiner Personifikation. T. verschmolz teils mit dem alten Himmelsgott → Shang-di, teils mit dem höchsten Wesen des Taoismus, mit → Yu-di. Ab der Chou-Dynastie (ca. 1050– 256  v. Chr.) galt der chines. Kaiser als ›Sohn des Himmels‹ (Tian-zi, T’ien-tzu). In der Bedeutung ›oberster Herrscher‹ sind die Wörter tian (›Himmel‹) und ti (›Kaiser‹) austauschbar. Während wesentlicher Momente des agrarischen Kreislaufs vertritt der irdische Herrscher den die Jahreszeiten regierenden Himmelsgott. Lübke: Der Himmel der Chinesen, Leipzig 1931. – Creel: The origin of the deity T. (The origin of statecraft

Tian-guan → San-guan Tian-long → Di-ya

Tian-zhu (T’ien-chu, ›Himmelsherr‹), bei den Chinesen im kathol. Katechismus die Bezeichnung für Gott. Tiberínus, wichtigster Flussgott der Römer; sein Heiligtum stand seit ältester Zeit auf einer Insel des Tiber. Um den Gott nicht herauszufordern, durfte bis in republikanische Zeit hinein nur eine hölzerne Brücke ohne Eisenteile den Strom überqueren. Im Mythos ist seine Gattin die in den Tiber geworfene Vestalin Rhea Silvia. Meyers: The Divine River: Ancient Roman Identity and the Image of T. (Kosso/Scott [Hg.]: The Nature and Function of Water, Baths, Bathing, and Hygiene from Antiquity through the Renaissance), Leiden 2009.

471 Tieholtsodi → Koyote Ti-guan → San-guan Tiki (auf Tahiti Ti’i, auf Hawaii Ki’i genannt), in Polynesien der Gott, der den ersten Menschen erschuf, verschiedentlich aber auch der erste Mensch selbst. Darüber hinaus ist T. die Bezeichnung für menschenähnliche Götterbilder, die aus Holz oder Stein angefertigt wurden. Die Maori tragen einen menschenförmigen Brustschmuck namens hei-tiki, wohl als Erinnerung an den Urahnen. Orbell: A Concise Encyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998. – Craig: Handbook of Polynesian Mythology, Santa Barbara 2005.

Tilla, Stiergott der altkleina­ siat. Hurriter; er kann zusammen mit dem Stiergott → Scheri den Wagen des Wettergottes ziehen. Tin (Tinia), etrusk. Himmelsgott; teils bärtig, teils bartlos dargestellt, jedes Mal mit Blitz(bündel); auch Speer oder Zepter können Attribut sein. Nach den Darstellungen auf den Bronzespiegeln steht T. an zentraler Stelle des etrusk. Pantheons. Beachtenswert ist, dass sein Kult (mit Trankopfern) auch einen chthonischen Aspekt erkennen lässt. Die Rö-

Tinnit mer haben T. mit → Jupiter gleichgestellt. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Tinirau, ostpolynes. Gott des Meeres und der Fische; er kann mit menschlichem Leib oder in Fischgestalt auftreten. Auf seinen furchterregenden Aspekt deutet der Beiname ›Verschlinger‹. In verschiedenen mythischen Versionen wird seine Liebe zur Mondfrau → Hina erzählt. Tremewan: Traditional Stories from Southern New Zealand, Christchurch 2002.

Tinnit (Tanit, auch Thinit), Hauptgöttin von Karthago; ihr ständiger Beiname ist ›Angesicht des Baal‹. Sie ist himmlische Herrscherin, gilt als Jungfrau und als Mutter und ist die Spenderin der Fruchtbarkeit; als Letztere hat sie den Namen Nutrix (›Amme‹, ›Ernährerin‹) und als Symbole Granatapfel, Feige, Ähre sowie unter den Tieren die Taube. Besonderes Symbol der Göttin ist das sog. T.-Zeichen: Dreieck mit waagrechtem Balken darüber, auf dem eine Scheibe liegt. Als Dea Caelestis scheint sie eine Beziehung zum Mond gehabt zu haben. Der Name T. ist noch ungeklärt; im phöniz. Mutterland ist er nicht nachweisbar.

Tir 472 Gese/Höfner/Rudolph: Die Religio­ nen Altsyriens, Altarabiens und der Mandäer, Stuttgart 1970. – Görg: Zum Namen der punischen T. (UgaritForschungen 11, 1979). – Hurst: The sanctuary of T. at Carthage in the Ro­ man period: a re-interpretation, Portsmouth 1999.

Tir (auch in der Schreibweise Tyr, Tiwr), armen. Gott der Schrift, der Weisheit und des Orakels; auf einen iran. Einfluss weist der Beiname ›Sekretär des Ormizd‹. In den Mysterien des → Mithras* entspricht T. dem → Hermes*/Mercurius, so auch in seiner Eigenschaft als Begleiter des Menschen auf dem Weg ins Jenseits. Ishkol-Kerovpian: T. (Mythologie der vorchristl. Armenier, WdM 4).

Tirawa, Gott der in Kansas lebenden Pawnee. Er ist Schöpfer aller Dinge und Spender des Lebens; der Wind ist sein Atem und die Blitze sind seine Blicke, doch seine Gestalt kennt niemand. T. ist die Kraft, die alles geordnet hat und dem Menschen alles gab, was er braucht. Dangel: T., der höchste Gott der Paw­ nee (ARW 27, 1929). – Weltfish: The Lost Universe – Pawnee Life and Cul­ ture, Lincoln 1977.

Tirthamkara (›Furtenmacher‹, d.h. Auffinder einer Furt durch den Strom des Geburtenkreislaufs), Heilskünder und

›höchs­te Gottheiten‹ im Jinismus. Es soll deren 24 gegeben haben, von denen hier einzeln genannt seien: → Risabha, →  Su­pārsh­va, → Pārshva und → Ma­hāvira. Symbol aller T.s ist die mystische Silbe Hrim mit der Mondsichel, Letztere als Zeichen der Erlösung. Ab dem 11. Jh. erhalten die T.s eigene Begleitgottheiten (→ Shasana-deva). Deleu: T. (Die Mythologie des Jinis­ mus, WdM 5). – ER 14.

Tischpak, babylon. Stadtgott von Eschnumma; möglicherweise wurde er von den Hurritern übernommen (Wettergott → Teschub). Tishtrya, iran. Sterngott (Si­ rius), der als Heerführer →  Angru Mainyus (→ Ahriman) gegen die bösen Mächte kämpft. Er spendet auch Regen und den Samen nützlicher Pflanzen. In Armenien tritt T. mit geänderter Funktion unter dem Namen → Tir auf. Boyce: A history of Zoroastrism (Handbuch der Orientalistik 1/8, 2.2), Leiden 1982.

Titanen, das zweite Göttergeschlecht der griech. Mythologie; es sind die sechs Söhne und sechs Töchter des Himmelsgottes → Uranos und der Erdgöttin → Gaia. Nach einer

473 Überlieferung von Hesiod sind sie zu Paaren verbunden; am bekanntesten sind → Okeanos* und → Thetys, → Hyperion und → Theia, → Kronos* und → Rheia; weiter gehören zu ihnen Koios und → Phoibe, Kreios und Eurybie, → Iapetos und Klymene. Unter Führung des jüngsten Sohnes, Kronos, stürzen die Titanen ihren Vater Uranos, werden aber später von → Zeus* mithilfe der →  Kyklopen* entmachtet. Jünger: Die T., Frankfurt/Main 1944. – Dörig/Gigon: Der Kampf der Götter und T., Basel 1961. – v. WilamowitzMoellendorff: Kronos und die T., ND Berlin 1964. – LdAG.

Tiwaz, im Luwischen, einer mit dem Hethit. verwandten Sprache, der Name des Sonnengottes, im Palaischen in der Form Tijaz. In Bedeutung und Erscheinung stimmt er mit dem hethit. → Ischtanu überein.

Tlaloc Bierhorst: History and Mythology of the Aztecs: The Codex Chimalpopoca, Tuscon 1992.

Tlaloc, aztekischer Regengott, dessen Wohnung man sich teils in den wolkenverhangenen Bergen, teils in Quellen und Seen dachte. Da er sich oft hinter einer dunklen Gewitterwolke verbirgt, wird er in Handschriften mit schwarzer Körper- und Gesichtsbemalung gezeigt. In der Hand trägt er einen schlangenförmig gewundenen oder mit Zacken besetzten Stab (Symbol des Blitzes). Die Ertrunkenen, vom Blitz Erschlagenen und die Aussätzigen kommen in das Reich T.s, nach

Tjagalaus → Qadav Tlahuizcalpantecutli (›Herr im Hause der Dämmerung‹), aztekischer Gott des Morgensterns. Unter dem Kalendernamen Ce acatl (›Eins Rohr‹) galt er als mythischer Held, der von der Jungfrau Chimalman (Verkörperung der Erde) geboren wurde; in gewisser Hinsicht erscheint er als ein Aspekt von → Quetzalcoatl*.

Tlaloc; Illustration aus dem 17. Jh.

Tlazolteotl 474 Tlalocan, wo sie keine Not mehr leiden müssen. Bei den Maya entspricht ihm der Gott → Chac. Pasztory: Aztec Art, New York 1983. – Lanczkowski: Götter und Menschen im alten Mexiko, Olten 1984. – López Austin: Tamoanchan, Tlalocan: places of mist, Niwot 1997. – Miller/ Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

darüber hinaus Eideshelfer bei Schwüren. Tnong, Sonnengott der Semang auf der malayischen Halbinsel; er wird in Gestalt einer Libelle gedacht. Auf den Mond ist er eifersüchtig, weil dieser so viele Sternenkinder hat. Eliot (Hg.): Mythen der Welt, Luzern 1976.

Tlazolteotl, Liebesgöttin der altmexikan. Nahua-Völker, Mutter des Maisgottes → Cinteotl. Von den Huaxteken kommt ihr Beiname Ixcuinan (›Herrin der Baumwolle‹); sie trägt eine Stirnbinde und Ohrgehänge aus Rohbaumwolle. Die Azteken identifizierten sie mit ihrer alten Erdgöttin → Teteo innan und betrachteten sie als Gebärerin des Maisgottes. Der Name T. (›Göttin des Unrats‹) deutet auf den sündhaften Geschlechtsverkehr; die Ehebrecher kamen zu T.s Priester zur Beichte. Ein anderer Name für sie ist Tlaelquani (›Dreckfresserin‹).

Toar, Sonnengott bei den Minahasa auf Nordsulawesi (Indonesien); T. ist Sohn und zugleich Ehemann von Empung Lumimu’ut. Dieser inzestuösen Verbindung entstammen die Götter und Menschen, darunter auch der Gott → Muntu-untu. In dieser Verbindung erkennt man das Thema der ›Heiligen Hochzeit von Himmel und Erde‹. T. hat im Kult keinerlei Bedeutung mehr, Lumimu’ut und v.a. Muntu-untu sind die zentralen Gottheiten.

Lanczkowski: Götter und Menschen im alten Mexiko, Olten 1984. – Hasel: Die große Göttin im Codex Laud, Hamburg 1993. – Taube: Aztekische und Maya-Mythen, Stuttgart 2002.

Togoriong → Kinorohingan

Tleps, bei den kaukas. Tscherkessen der Gott des Eisens und Schutzherr der Schmiede,

Tauchmann: Die Religion der Mi­ nahasa-Stämme, Köln 1969. – Stöhr: Die Altindones. Religionen, Leiden 1976.

Tokapcup-kamuy (›die den Tag erleuchtende Gottheit‹), bei den Ainu (Hokkaido und Sachalin) die Sonnengottheit, überwiegend als Frau, manchmal aber auch männlich ge-

475 dacht. Ihr Gemahl ist der Mondgott → Kunnecup-­kamuy, der seinerseits wiederum auch als Frau auftreten kann. Das Kleid der Sonnengöttin ist mit dem Sonnenrad bestickt. Durch das im Osten des Ainu-Hauses angebrachte heilige Fenster tritt die Sonnengöttin mittels ihrer Strahlen mit der Feuergöttin → Ape-huci-kamuy am Herd in Verbindung. Munro: Prehistoric Japan, Yokohama 1908. – Dettmer: Die Mythologie der Ainu (WdM 6, 21. Lief.).

Tomam, Vogelgöttin der sibirischen Keten; sie ist Herrin der Zugvögel. Tomor(r), in altillyrische Zeit zurückreichende Gottheit, Vater der Götter und der Menschen, auch Baba T. ge­ nannt. Zu seinen Seiten sitzen je zwei langschnäbelige Adlerweibchen, die Winde sind seine Diener. Noch heute schwören alban. Bauern auf ihn. Als seine Gemahlin gilt → Bukura e dheut. T. ist eigentlich ein Berg in Südalbanien, auf dem man sich den Gott thronend dachte. Lambertz: T. (Die Mythologie der Al­ baner, WdM 2). – Elsie: A dictionary of Albanian religion, mythology, and folk culture, London 2001.

Tonacacihuatl (›Herrin unseres Fleisches‹), aztekische Göttin, die zusammen mit ihrem

Tonatiuh Gemahl → Tonacatecutli die Kinderseelen vom Himmel in den Leib der Mütter eingehen lässt. Verschiedentlich geht sie in die Gestalt der → Omeci­ huatl* über. Tonacatecutli (›Herr unseres Fleisches‹), aztekischer Hochgott; den Namen hat er daher, weil ihm die Lebensmittel zu verdanken sind, die den Körper des Menschen aufbauen. Zusammen mit seiner Frau → Tonacacihuatl sitzt er im obersten Himmel, beide sind Urheber der Zeugung und der Geburt. Als solcher hat der Gott den Namen → Ometecutli* (›Herr der Zweiheit‹). Lanczkowski: Götter und Menschen im alten Mexiko, Olten 1984.

Tonatiuh (›aufsteigender Adler‹), aztekischer Sonnengott, gewöhnlich mit Krone aus Adlerfedern dargestellt. In seinem Haus (tonatiu ichan) fanden die im Krieg Gefallenen und die im Kindbett gestorbenen Frauen Aufnahme. Da der Sonnengott auf seiner nächtlichen Unterweltfahrt zum Skelett abmagert, soll ihm durch Menschenopfer neue Kraft zugeführt werden. T. konnte auch in der Gestalt → Huitzilopochtlis verehrt werden. Lanczkowski: Götter und Menschen im alten Mexiko, Olten 1984. – Tau-

Tore 476 be: Aztekische und Maya-Mythen, Stuttgart 2002.

Tore, Gott des Urwaldes und Herr der Tiere bei den Bambuti (Pygmäen in der Ituri-Region, Kongo); er kann auch als Windund Sturmgott erscheinen und in der Gestalt eines Leoparden sichtbar werden. Bei der Initiation der Knaben soll der Gott selbst in seiner theriomorphen Gestalt auftreten. Schebesta: Die Bambuti-Pygmäen 3: Religion, Brüssel 1950. – Mukenge: Culture and Customs of the Congo, Westport (Conn.) 2002.

Tork, bis in altkleinasiat. Zeit zurückreichender Berggott der altarmen. Literatur, nunmehr mit dämonenhaften Zügen. Ursprünglich war er der Berg selbst und wurde dann zum Beschützer der Bergwelt und der in ihr lebenden Tiere. Häss­ lich, war er doch ein Wesen mit übermenschlichen Kräften. Mardirossian: Altarmen. Volksüber­ lieferungen über T. (Archiv Orientalin 2, 1930). – Haas: Hethit. Berggötter und hurritische Steindämonen, Mainz 1982.

Torto, einer der schrecklichen Geister des baskischen Volksglaubens. Er hat nur ein Auge mitten auf der Stirn und entführt mit Vorliebe Jünglinge, die er zerstückelt und verzehrt.

Triglav (Trigelawus), Gott der Ostseeslawen (Pomeranen), wahrscheinlich in kriegerischer Funktion. Der Name bedeutet ›Dreikopf‹, nach alten Chronisten soll er in Stettin und Brandenburg auch dreiköpfig dargestellt worden sein. In Stettin galt T. als höchster aller Götter (seine Bildsäule wurde 1124 durch Otto von Bamberg vernichtet), mit seinem Kult war ein Pferdeorakel verbunden. Ein mehrfach behaupteter südslaw. Gott T. ist nicht gesichert – trotz des gleichnamigen Berges in Slowenien. Wienecke: Untersuchungen zur Religion der Westslaven (Forschun­ gen zur Vor- und Frühgeschichte 1), Leipzig 1940. – Pettazoni: West Slav Paganism (Essays on the History of Reli­gions), Leiden 1967. – ER 15. – Váňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992.

Trimurti (Sanskrit ›Dreigestalt‹), indische Götterdreiheit, bestehend aus dem Weltschöpfer → Brahmā*, dem Erhalter → Vishnu* und dem Zerstörer → Shiva*. Nach der SāmkhyaPhilosophie bilden alle drei nur Erscheinungsformen einer Wesenheit; im Volksglauben werden sie oft als Manifestation des höchsten Gottes (→ Ishvara) aufgefasst. Der T. entsprechen in der indischen Philosophie die drei das Weltall durch-

477 waltenden Prinzipien (gunas = ›Fäden‹, ›Eigenschaften‹): Schöpfung (rajas = ›Staub‹), Erhaltung (sattva = ›Güte‹) und Vernichtung (tamas = ›Finsternis‹). Sprachliches Symbol der göttlichen Dreiheit ist die mys­ tische Silbe OM, eigentlich ­A-U-M mit der Interpretation A = Brahmā, U = Vishnu, M = Shiva. Kirfel: Die dreiköpfige Gottheit, Bonn 1948. – Gonda: The Hindu trinity (Anthropos 63–64/1968–69). – Mathothu: The development of the concept of Trimurti in Hinduism (Diss.), Rom 1971. – Moeller: Trinität (Die My­ thologie der vedischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Keil­hauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Köln 3 1990.

Triptólemos, Gestalt des griech. Mythos; ursprünglich in kriegerischer Funktion, daher sein Name ›dreifacher Krieger‹. Die antike Etymologie ›Dreimalpflüger‹ lehnt sich an den Mythos an: In einem von geflügelten Drachen gezogenen Wagen brachte der Jüngling T. den Menschen das Getreide von → Demeter*; eine Ähre ist deshalb sein Attribut. In der Apologie des Sokrates und auf apulischen Unterweltsvasen erscheint der Heros als Totenrichter. Hayashi: Bedeutung und Wandel des T.-Bildes vom 6.–4. Jh. v. Chr. (Diss.), Würzburg 1992. – DNP 12.1.

Trolle

Triton mit Theuseus; Terracotta-Relief aus Milo, ca. 470–460 v. Chr.

Tríton, griech. Meeresgott; halb Mensch, halb Fisch. Seine Eltern sind → Poseidon* und → Amphitríte*. In späterer Zeit vervielfacht, spricht man nun von den Tritonen; es sind die männlichen, muschelblasenden Begleiter der weiblichen → Nereiden. Buschor: Meermänner, 1941. – LdAG.

München

Trolle (altnord. ›Unhold‹, ›Riese‹, ›Zauberwesen‹), feindliche, männliche oder weibliche Dämonon im skandinav. Volksglauben; sie können Riesen-, aber auch Zwergenwuchs aufweisen und werden als be­ sonders hässlich beschrieben. Ihre Zauberkräfte haben sie nur nachts, deshalb fürchten sie den Tag; nach einer Sage werden T.e in Steinblö­ cke verwandelt, wenn sie ein Sonnenstrahl trifft. Im dänischen  ­Volksglauben ähneln sie

Trophonios 478 dagegen den → Heinzelmännchen. Hartmann: Die Trollvorstellungen in den Sagen und Märchen der skandi­ nav. Völker, Stuttgart 1936. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 3 2006.

Trophonios, griech. Gott, der in einer unterirdischen Höhle in Böotien seine Orakelstätte hatte; in seinem Kult spielten Widderopfer und Widderfell eine wichtige Rolle.

Veit: Griech. Orakel, Darmstadt 2001.

Trowo (Singula: Tro), bei den Ewe (Togo und Ghana) von Gott geschaffene Wesen, die jeweils bestimmten Teilen des Kosmos (Himmel, Sterne, Blitz) entsprechen oder sie repräsentieren. Das höchste Alter unter ihnen hat Anyigba, die Erde, deren Teile (Berge, Bäche, Wälder, Termitenhügel) wieder eigene T. bilden, die Kinder schenken, den Yams gedeihen lassen und Krankheiten schicken oder auch heilen. Meyer: Translating the Devil: Religion and Modernity Among the Ewe in Ghana, Trenton 1999.

Tsaghan ebügen (›Weißer Alter‹), bei den Mongolen verehrter Herden- und Fruchtbarkeitsgott in Gestalt eines weißgekleideten, weißhaarigen Greises, der sich auf einen

­ rachenbekrönten Stock stützt. d Er ist Herr der Erde und aller  Gewässer, bei den Burjaten  auch Beschützer vor den Pocken. Tucci/Heissig: Die Religionen Tibets und der Mongolei, Stuttgart 1970.

bTsan (bCan), tibetische Dämonen, deren Herrschaftsbereich die Luft ist. Sie reiten als wilde, rote Jäger auf hellroten Pferden über die Berge dahin. Wer ihnen in der Einsamkeit begegnet, wird von ihren Pfeilen tödlich getroffen. Der alttibetische König galt als Repräsentant der T. in der Menschenwelt und hatte den Titel bTsan-po. Tsekabesch (›der vollendete Mensch‹), Kulturheros bei den Innu und Naskapi (Quebec und Labrador, Kanada), der die Sonne und den Mond einfängt, ihren Lauf regelt und die Welt von Ungeheuern befreit. Sturtevant: Handbook of North Amer­ ican Indians 6: Subarctic, Washington 1981.

Tsui-Goab, Schöpfer und Him­melsgott der San; er gilt als großer Zauberer und Pries­ terhäuptling der Urzeit. Da er am Knie verletzt wurde, erhielt er den Namen ›Wundknie‹. Lewis-Williams/Pearce: San spiritual­ ity, Walnut Creek 2004.

479 Tsukiyomi (T.-no-Mikoto, Tsu­kuyomi): Gott des Mondes, der Nacht und der Unterwelt im japan. Shintoismus, Sohn des → Izanagi (er entstand, als Izanagi sich am Meeresufer das rechte Auge auswusch), Bruder der Sonnengöttin → Amaterasu und des Sturmgottes → Susanoo. Er wird in den japan. Mythologien des Kojiki und des Nihongi (8. Jh. n. Chr.) erwähnt. Tu (1), bei den Maori auch Tumatauenga, auf Hawaii Ku; Kriegsgott der Polyne­ sier, sein Name bedeutet ›der Stehende‹; er gilt auch als der große Handwerksmeister bei der Erschaffung der Welt, auf Mangarewa erwartete man von T.das Gedeihen der Brotfruchtbäume. Der hawaianische Gott ›Ku mit dem madenwimmelnden Maul‹ erhielt in älterer Zeit Menschenopfer; unter dem Namen Ku-kaili-moku (›Ku, der nach Inseln gierig ist‹) war er eine Art Nationalgott.

Tuatha Dé Danann de auch She genannt und war Gegenstand eines Fruchtbarkeitskultes. Auf den Feldern des Herrschers und seiner Vasallen wurden aus gestampfter Erde She-Altäre in Phallusform errichtet. In historischer Zeit wurde T. mit dem Erntegott Hou-ji (›Fürst Hirse‹) verbunden; er galt als Symbolfigur des Herrschers, da ja alles Land Eigentum des Monarchen war. Münke: Hou T’u und She (Die klas­ sische chines. Mythologie), Stuttgart 1976. – Keith: Chinese Mythological Gods, Oxford 2001.

Plischke: Kukailimoku, ND Nendeln 1970. – Orbell: A Concise En­ cyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998. – Craig: Hand­ book of Polynesian Mythology, Santa Barbara 2005.

Tuatha Dé Danann (›Volk der Göttin → Danu‹), keltische Götterfamilie in Irland, zu der u.a. auch → Dagda, →  Lug und → Ogma gehören. Im Mythos und Kult erscheinen die Heldengötter als Partner der Menschen. Sie sind im Zauber und in der DruidenWeisheit erfahren, haben den Königstein Lía Fáil auf die Insel mitgebracht und in den beiden Schlachten von Mag Tured zuerst die Fir Bolg und dann die → Fomore besiegt. Nach der Niederlage in der Schlacht von Tailtiu sollen sie sich in unterirdische Behausungen zurückgezogen haben (→ sidhe).

Tu (2), auch Tu Di Gong; gottähnlicher Erdgeist in der alten chines. Religion; er wur-

O’Rahilly: Early Irish History and ­Mythology, ND Dublin 1984. – ER  15. – MacKillop: A Dictionary of Celtic Mythology, Oxford 2004. –

Tuchulcha 480 de Vries: Keltische Religion, ND Bern 2006.

Tuchulcha, etrusk. Unterweltsdämon; der Kopf ähnelt dem von → Charun*, Schlangen umwinden seine Arme. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Tu-di → Cheng-huang Tuisto, nach Angaben des röm. Geschichtsschreibers Tacitus im Glauben der Westgermanen der ›erdgeborene‹ Gott, der aus sich den Urmenschen → Mannus (›Mann‹, ›Mensch‹) hervorbringt, dessen drei Söhne als Ahnen der german. Völker der Ingaevonen, Hermionen und Istaevonen betrachtet wurden. Es ist naheliegend, dass T. als doppelgeschlechtliches Wesen gedacht wurde; in diesem Sinne wird auch sein Name gedeutet: twist = ›zwei‹, d.h. ›zweifaches Wesen‹, ›Zwitter‹. Much: Die Germania des Tacitus, Heidelberg 31967. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Tulakpadang → Puang Matua Tulungersaq, Urwesen bei den Inuit; es wird gedacht in der Gestalt eines Menschen, der zunächst in der Finsternis zusammengekauert dasaß, erst allmählich zum Bewusstsein

kam und sich dann in einen Raben verwandelte, der die Welt erschuf. Rasmussen: Die Gabe des Adlers. Es­ kimoische Märchen aus Alaska, ND Berlin 21988.

Tupa(n), einstiger Dämon des Donners bei den alten TupíGuaraní. T. wurde von den europ. Missionaren zur Würde eines höchsten Wesens erhoben und mit dem Christengott gleichgesetzt. T. hat auch die Bedeutung von ›heilig‹ und ist noch heute die allgemeine Bezeichnung für ›Gott‹ der Guarani sprechenden Landbevölkerung Brasiliens und Paraguays. Wagley/Galvão: The Tenetehara of Brazil, New York 1949.

Turan, etrusk. Liebesgöttin; ihre Attribute sind Schwan und Taube, oft auch ein Zweig oder eine Blüte. Meistens wird sie geflügelt dargestellt und entspricht damit dem Typus der altmediterranen Großen Mutter. T. war auch die Schutzgottheit der Stadt Vulci. In spätetrusk. Zeit hören die Weihungen an sie auf; sie wurde an Bedeutung von → Menrva übertroffen. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Turms, etrusk. Gott mit der Funktion eines Psychopom-

481

Tyché →

pos. Als solcher übernimmt er die ikonographischen Kenn­ ­ zeichen des → Hermes*: nackte Gestalt, nach rückwärts fallende Chlamys (Schultermantel), Flügelschuhe und Kerykeion (Heroldstab).

Gottheiten, → ­Satene).

Tursas (Iki-Turso), in der finnischen Volksdichtung ein Ungeheuer der Tiefe, das seinen Kopf aus dem Meer erhebt. Der Name dürfte von german. thurs (›Riese‹, ›Ungeheuer‹) abzuleiten sein (→ Thursen). Inwieweit T. mit dem in einem Götterverzeichnis des 16. Jh. erwähnten Turisas zusammenhängt, ist unklar.

Tutéla (latein. ›Obhut‹, ›Fürsorge‹), röm. Personifikation des häuslichen Schutzes.

Tvashtar (Tvashtri, altindisch ›der Former‹), indischer Handwerkergott, der allen Wesen ihre Form gegeben hat. Nach dem Rigveda (8, 29, 3) ist sein Kennzeichen eine eiserne Axt, v.a. hat er die Somaschale der Götter und den Donnerkeil (vajra) für → Indra gefertigt. In den frühen Überlieferungen ist T. auch der Schöpfer, der Himmel und Erde ihre Gestalt gab und den Menschen das Leben schenkte. Im Hinduismus gilt er als einer der zwölf → Ādityas.

Tuwale (auch Dunioi), Sonnengott und Weltenherrscher bei den Wemale auf Seram (Ost-Indonesien). Er gilt als Nachfolger urzeitlicher Schöpferwesen und veranlasst die Entstehung der Menschen. T. ist verheiratet mit Rabie, die als Mond am Himmel zu sehen ist und zu den drei göttlichen Mädchen gehört, die in den Schöpfungsmythen der Wemale eine sehr wichtige Position einnehmen. (→ Dema-

Tyché, griech. Göttin der Schicksalsfügung. In Hesiods Theogonie erscheint sie als eine der Töchter des → Okeanos*, Pindar bezeichnete sie als Tochter des → Zeus*. Als Repräsentantin des Weltenlaufs erlangte T. besonderes Ansehen zur Zeit der Sophisten, als der Glaube

Virtanen/DuBois: Finnish Folkore, Helsinki 2000.

Hainuwele,

Jensen: Die drei Ströme. Züge aus dem geistigen und religiösen Leben der Wemale, Leipzig 1948. – Jensen: Die getötete Gottheit. Weltbild einer frühen Kultur, Stuttgart 31966. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976.

Ammer: T., ein altindischer Schöpfer­ gott (FS W. Hävers), Wien 1949. – Leumann: Der indoiran. Bildnergott T. (Asiat. Studien, 1954). – Gonda: Die Religionen Indiens I. Veda und älterer Hinduismus, Stuttgart 21978.

Typhón 482 an die anderen Götter ins Wanken geriet. Verschiedene hellenist. Städte (wie Antiochia am Orontes) wählten sie zur Stadtgöttin. Bildliche Darstellungen zeigen T. mit Steuerruder (als Lenkerin des Schicksals) und Füllhorn (als Glücksbringerin); Rad und Kugel verweisen auf die Unbeständigkeit. Bei den Römern entsprach ihr → Fortuna. Strohm: T.: zur Schicksalsauffassung bei Pindar und den frühgriech. Dich­ tern, Stuttgart 1944. – DNP 12.1. – Christof: Das Glück der Stadt: die T. von Antiochia und andere Stadt-T.n, Frankfurt/Main 2001.

Typhón (Typhoeus), Spröss­ ling der Unterwelt (Tartaros) und der Erde (→ Gaia), Ungeheuer mit hundert Drachenköpfen und Schlangenfüßen. Aus seiner Verbindung mit → Echidna gehen → Kerberos, → Ladon* und die → Chimaira hervor. Der Name T. (oder Typhos) bedeutet eigentlich ›Wirbelwind‹; der Riese selbst wurde später als Dämon aufgefasst, der Stürme und Erdbeben verursacht.

→ Zeus* und dem altindischen → Dyaus. Bei den alten Germanen zunächst Himmelsgott, dann von → Odin* verdrängt. Schon die Römer erblickten in T. einen Kriegsgott; der dem Mars geweihte Tag fiel nun ihm zu (Dienstag, alemannisch Zisch­di, angelsächs. tiswesdaeg, engl. Tuesday). T./Ziu war nicht nur Gott des Krieges, son­dern auch des Rechts; sein Speer war Waffe wie Zeichen der richterlichen Ge­walt. Seinen rechten Arm ver­lor er bei der Fesselung des Wol­fes →  Fenrir*; in den Ragna­ rök fallt er im Kampf gegen →  Garm. Als lokale Formen des Gottes werden → Saxnot und → Mars Thing­ sus gedeutet. Much: Der german. Himmelsgott, Halle 1898. – Krause: Ziu (Nachrich­ ten der Gesellsch. der Wissenschaften zu Göttingen. Phil.-hist. Kl. NF 3–6, 1940). – de Vries: Altgerman. Reli­ gionsgeschichte, Berlin 31970. – Dumézil: Gods of the Ancient Northmen, Berkeley 1977. – ER 15. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 3 2006.

Seippel: Der T.-Mythos, Greifswald 1939. – DNP 12.1.

U

Tyr, ursprünglich in der Lautform Tiwaz, angelsächs. Tiw, althochdt. Ziu; etymologisch verwandt mit dem griech.

Uacilla, bei den kaukas. Osseten der über Donner, Blitz und Regen gebietende Geist. Der Namensteil illa ist auf alt-

483 testamentar. Propheten Elias zurückzuführen, der in Osteuropa über Donner und Sturm gebietet. Dumézil: U. (Mythologie der kaukas. Völker, WdM 4).

Uallallo → Pariacaca Uastirji, himmlischer Geist bei den Osseten (Kaukasus), der die Meineidigen und die Diebe bestraft. U Blei Nongthaw (›Er Gott Schöpfer‹) verkörpert bei den in Assam lebenden Khasi den männlichen Aspekt der großen Gottheit, deren weiblicher Aspekt durch Ka Blei Synshar (›Sie Gott Verwalter‹) dargestellt wird, beide zusammen werden in Gebeten als (androgyne) Einheit angerufen. Ehrenfels: The Double Sex Character of the Khasi Great Deity (Journal of the Madras University, 1950).

Ubusuna-gami → Uji-gami Udug (akkadisch Utukku), altmesopotam. Dämon, überwiegend böse aufgefasst. Die schreckenerregenden Utukku können in die bösen → Sebettu überwechseln. Black/Green: Gods, demons and sym­ bols of Ancient Mesopotamia, London 2 2008.

Ugar, altsyrischer Gott; der Name kommt wahrscheinlich

Uji-gami vom akkadischen ugar (›Feld‹) und weist auf eine agrarische Funktion. Ob der Name der Stadt Ugarit mit U. zusammenhängt, ist nicht gesichert. Uis Neno, der Herr des Himmels und höchste Gottheit der Atoni auf West-Timor (Ost-Indonesien); er wird mit der Sonne identifiziert. Ihm gegenüber steht Uis Pah, der Herr der Erde, der U. in wichtigen Bereichen ergänzt. Beide sind untrennbar miteinander verbunden, bilden eine duale Gottheit, in welcher U. die größere Bedeutung hat. Ältere Quellen sprechen von Uis Pah als einer weiblichen Erdgöttin. Middelkoop: Curse – Retribution – Enmity as data in natural religion es­ pecially in Timor, Amsterdam 1960. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976.

Uis Pah → Uis Neno Uji-gami (›Sippen-/Klan-Götter‹), die Ahnengötter einer japan. Sippe (eines Klans) oder ähnlicher Einheiten der Verwandtschaft. Ihr Kult bedeutet zunächst die Verehrung der Sippenahnen als (im weitesten Sinne) Götter, zu den Göttern Erhobene, schließt aber auch die von den Ahnen verehrten Götter ein. Diese doppelte Bedeutung zeigt sich beim Ahnenkult des japan. Kaiser-

Ukko 484 hauses, das sich einerseits auf die Linie seiner historischen (ursprünglich menschlichen) Vorgänger, andererseits aber auch auf das Götterpantheon bezieht, das jene Ahnen verehrten (vgl. das über die Sonnengöttin → Amaterasu Gesagte). Als U. können von einer Sippe auch bestimmte große, historische oder legendäre Persönlichkeiten bzw. Götter (aus den Reichschroniken Kojiki und Nihongi) verehrt werden, wenn sie zugunsten dieser Sippe wirken sollen, selbst wenn keine Blutsverwandtschaft besteht. Eine Variante besteht darin, dass die Schutzgötter eines bestimmten Ortes (die Ubusunagami, d.h. die Schutzgötter des Ortes, wo man ›geboren‹ ist) mit den U. vermischt und als solche verehrt werden. Zachert: uji (Die Mythologie des Shintō, WdM, 20. Lief.). – Kitagawa: Religion in Japanese History, New York 1990. – Anesaki: History of Ja­panese Religion, London 21995. – Nobutaka (Hg.): Shinto – a short his­ tory, London u.a. 2003.

Ukko (›alter Mann‹), finnischer Donnergott, auch Isäi­ nen (›Väterchen‹) genannt. Wenn er mit seinem Wagen einen steinigen Weg am Himmel entlangfährt, sprühen die Funken von den Pferdehufen; wenn es gewittert, sagt man,

dass der Gott Steine wälze oder Getreide mahle. In Gebetszaubersprüchen hat U. als Attribute einen blauen Umhang, einen feurigen Pelz, Schwert, Beil und Hammer. In Karelien und Ingermanland trat der heilige Elias an die Stelle des U. Honko: U. (Finnische Mythologie, WdM 2). – ER 15. – Salo: U.: the god of thunder of the ancient Finns and his Indo-European family, Washington 2006.

Ülgen (Bai-Ulgan), Himmelsgott im Glauben der südsibirischen Altaier. Er sendet den Heilbringer Maidere auf die Erde, um die Menschen die Gottesfurcht zu lehren, doch wird dieser von dem bösen → Erlik erschlagen. Aus Maideres Blut entsteht ein Feuer, das bis zum Himmel schlägt, woraufhin der Himmelsgott Erlik und dessen Anhänger zugrunde gehen lässt. Bei der Erschaffung der Menschen hat Ü. zuerst den Mann gebildet und dann aus dessen Rippe die Frau. Holmberg: Finno-Ugric, Siberian (Mythology of all Races IV), ND New York 1964. – ER 15. – Shodoev: Spiritual Wisdom from the Altai Mountains, Lanham 2012.

Ull(r), nordgerman. Gott; sein Name dürfte mit got. wulthus (›Herrlichkeit‹) verwandt sein. U. steht in enger Beziehung zur Rechtsordnung (auf seinen

485

Umvelinqangi Steins erschaffen wurde, um ihm bei der Wiedererlangung seiner Herrschaft im Himmel behilflich zu sein. U. wurde auf die Schultern des Riesen → Upelluri gestellt und wuchs immer höher gen Himmel hinauf, so dass die Götter von Angst ergriffen wurden.

Ull(r) beim Jagen; Illustration, 1760

Ring wurden Eide geschworen) und wird im Zweikampf als Beschützer angerufen; er ist schön und gilt als guter Bogenschütze, Schlittschuh- sowie Skiläufer. Einerseits hat U. die Züge eines Wintergottes, andererseits scheint er mit den Mächten der Fruchtbarkeit in Verbindung zu stehen; von ihm abgeleitete Ortsnamen sind häufig mit ›Acker‹ und ›Weide‹ verbunden. Im Mythos ist U. Sohn der → Sif und Stiefsohn → Thors*. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Ullikummi, altkleinasiat. Dämon, der von dem entthronten Götterkönig → Kumarbi durch Schwängerung eines

Güterbock: The Song of U., New Haven 1952. – Burkert: Von U. zum Kaukasus. Die Felsgeburt des Unholds (Würzburger Jahrbücher für die Al­ tertumswissenschaft NF 5, 1979). – Haas: Die hethit. Literatur: Texte, Stilistik, Motive, Berlin 2006.

Umā, indische Personifikation von Licht und Schönheit, auch unter dem Namen →  Gauri verehrt. Sie ist die → Shiva* zugeordnete Devī (Göttin) und kann als solche in die → Durgā* wie in die → Pār­ vatī* überwechseln. Als ›die vom Himalaya Stammende‹ (Haimavatī) wird sie in spirituellen Kreisen zum Symbol für die höchste Seinsstufe. Das Zentrum ihrer Verehrung lag in Bengalen. Umvelinqangi, Schöpfergott der südafrikan. Zulu. Er ließ Bäume und Gras wachsen und erschuf alle Tiere. Schließlich fertigte er auch ein Rohr (einen Stock), aus dem der Gott → Unkulunkulu hervorkam. Lynch/Roberts (Ed.): African Mythol­ ogy, A to Z, New York 22010.

Undine 486 Undine (latein. unda = ›Welle‹), der erstmals im 16. Jh. von Paracelsus überlieferte Name dürfte eine auf der Grundlage gemeineurop. Tradition wurzelnde Erfindung des späten Mittelalters sein. Von den Elementargeistern dachte man sich die des Wassers am engs­ ten mit den Menschen verbunden (auch → Melusine*, →  Nymphe). Von menschlicher Gestalt hat U. aber keine unsterbliche Seele; diese kann sie erst durch Vermählung mit einem irdischen Mann erhalten. U. kann als Eigenname gebraucht werden (so besonders in der dt. Romantik: Fouqué, E.T.A. Hoffmann) wie auch als Gattungsname. Paracelsus unterschied vier Arten von Elementargeistern: undina (›Wasserleute‹), sylvestres oder sylphis (→ Sylphen, ›Luftleute‹), gno­ mi (›Bergleute‹) und vulcani (›Feuerleute‹). Goldammer: Paracelsus in der dt. Ro­ mantik, Wien 1980. – Frenzel: Stoffe der Weltliteratur, Stuttgart 102005. – Kraß: Meerjungfrauen: Geschichten einer unmöglichen Liebe, Frankfurt/ Main 2010.

Uneg (Weneg), in den Pyramidentexten erwähnter Gott der kosmischen Ordnung, Begleiter und möglicherweise Sohn des Sonnengottes → Re* sowie Träger des Himmels, in der

Funktion ähnlich der Göttin → Maat. Wilkinson: Die Welt der Götter im al­ ten Ägypten, Stuttgart 2003.

Ungut, göttliche Schöpfungsmacht der nordwestaustral. Unambal; sie hat Schlangengestalt und kann männlich, weiblich oder androgyn gedacht werden. U. kann auch den Regenbogen repräsentieren. Die Schamanen glauben, dass ihr erigierter Penis U. gleich sei. Lommel: Die Unambal, Hamburg 1952.

Uni, etrusk. Göttin, die in Szenen des griech. Mythos der → Hera entspricht und die deshalb dem Himmelsgott → Tin zugeordnet ist; darüber hinaus war sie Stadtgöttin von Perugia. Der Name U. dürfte nicht etrusk. sein, sondern mit dem italisch-latein. Namen Iuno (→ Juno) zusammenhängen. Unkulunkulu, Hochgott der Zulu (Südafrika), der in der Urzeit aus einem ›Urstock‹ hervorging. Er und seine gleichnamige Frau (beide zusammen eine androgyne Einheit?) erzeugten die ersten Menschen. Wanger: The Zulu notion of God (Anthropos, 1925). – Berglund: Zulu Thought-Patterns and Symbo­ lism, London 1976. – Lynch/Roberts (Ed.): African Mythology, A to Z, New York 22010.

487

Upulero

Unumbotte, mythischer Gott der im Senegal lebenden Bassari; er erschuf zuerst die Menschen, dann die Tiere.

Lesky: Hethit. Texte und griech. My­ thos (Anzeiger der Österr. Akademie der Wissenschaften, phil.-hist. Kl. 9, 1950). – Haas: Die hethitische Litera­ tur, Berlin 2006.

Unut, im 15. oberägypt. Gau (Hermopolis) verehrte Göttin in Hasengestalt, die später Züge einer Löwin annahm. Sie wird schließlich in ihrer Bedeutung von → Thot verdrängt und spielt nur noch als mit Messern bewehrte Schutzgöttin eine Rolle.

Upuaut (Wep-wawet, in griech. Wiedergabe Ophois), altägypt. Gott von Siut in Gestalt eines schwarzen Schakals oder Wolfes. Sein Name bedeutet ›Wegöffner‹ und dürfte sich auf ein siegreiches Vorausgehen im Kampf bezogen haben. Seine Standarte begleitete als eine Art Feldzeichen den König; wie dem König, so schreitet er bei Prozessionen auch dem Gott → Osiris* voraus. Als Kriegsgott sind Keule und Bogen seine Attribute. In Abydos wurde er als ›Herr der Nekropole‹ zum Totengott.

Wilkinson: Die Welt der Götter im al­ ten Ägypten, Stuttgart 2003.

Uparatāt, altiran. Siegesgöttin, im jüngeren Awesta 25-mal genannt, häufig zusammen mit dem Kriegsgott → Verethragna. Ihr ständiges Beiwort vanain­ti (›siegreich‹, ›erobernd‹) wur­ de im ostiran. Kushan-Reich ­zur selbständigen Namensform Oa­ ninda; Letztere wurde ­ als geflügelte, einen Kranz haltende Göttin dargestellt. Upelluri, hurritischer (altklein­ asiat.) Weltriese, der mit seinem halben Körper aus dem Meer herausragt und Himmel und Erde trägt. Auf seine rechte Schulter wird der Steindämon → Ullikummi gesetzt. Zwischen Upelluri und → Atlas können Querverbindungen angenommen werden.

Kees: Der Götterglaube im alten Ägyp­ ten, Darmstadt 41990. – LdÄR.

Upulero, Sonnengott auf den Molukken (Ost-Indonesien); mög­licherweise ist er als höchs­ te Gottheit zu bezeichnen. Seine Hochzeit mit Upunusa, der Erdgöttin, wurde jeweils zu Beginn der Regenzeit aufs Neue gefeiert. Bei diesem ›Großen Fest‹ (Porka genannt) kommt U. über den großen Feigenbaum (waringin), der im Dorfzentrum steht, herab auf die Erde, um Upunusa zu befruchten. Im Rahmen des Porka, das

Upulvan 488 als eine rituelle Wiederholung des urzeitlichen Schöpfungsgeschehens zu deuten ist, wurde eine große Zahl von Büffeln, Schweinen und anderen Haustieren geschlachtet und U. geopfert. Schmidt: Grundlinien einer Verglei­ chung der Religionen und Mytholo­gien der austrones. Völker, Wien 1910. – Stöhr: Die altindones. Religionen, Leiden 1976. – Bonnefoy: Asian My­ thologies, Chicago 1993.

Upulvan (Kurzform Pulvan), höchster der vier großen Götter des singhales. Pantheons. Sein Name bedeutet ›der Wasserlilienfarbige‹, sein Symbol ist der Bogen. Er ist der Überlieferung nach der einzige Gott, der dem → Gautama Buddha in seinem Kampf gegen → Mara beistand; verschiedene Texte bezeichnen U. als einen Bosat, d.i. ein Bodhisattva. In neuerer Zeit wird der Gott mit dem hinduist. →  Vishnu* identifiziert. Bechert: Eine alte Gottheit in Ceylon und Südindien (Zeitschrift für die Kunde Süd- und Südostasiens 12–13, 1968–69). – Bechert: U. (Mythologie der singhales. Volksreligion, WdM  5). – Holt: The Buddhist Vishnu: Reli­ gious Transformation, Politics, and Culture, New York 2004.

Upunusa → Upulero Urania (›die Himmlische‹), eine der neun → Musen*, die

Urania; röm. Kopie nach einem griech. Original aus dem 4. Jh. v. Chr., gefun­ den in Villa Adriana bei Tivoli

die Sterblichen tröstend auf die himmlische Harmonie hinweist. Sie vertritt die Astronomie, ihr Attribut ist die Himmelskugel. Uranós (›Himmel‹), griech. Himmelsgott und erster Gott, zeugte mit seiner Mutter, der Erdgöttin → Gaia, die → Titanen, die → Kyklopen* und die Hekatoncheiren. Da U. seine Kinder aus Angst und Hass in die Unterwelt verbannte,

489 hetzte Gaia sie auf, bis schließlich der jüngste Sohn →  Kronos* seinen Vater mit einer Sichel entmannte und vom Thron stieß. Aus den dabei ins Meer  gefallenen Blutstropfen bzw. aus dem schäumenden ­Samen gingen → Aphrodite und die → Giganten hervor. Des Gottes ­Kastration ist sichtbares Zeichen dafür, dass er seiner Schöpferkraft beraubt ist, dass er nur noch ein deus otiosus ist. Staudacher: Die Trennung von Him­ mel und Erde, ND Darmstadt 1968. – DNP 12.1.

Urasch, eine altmesopotam. Form der Erdgöttin, die mit dem Himmelsgott → An vermählt war; beider Kind war die Heilgöttin → Nin’insinna. Groneberg: Die Götter des Zweistrom­ landes, Stuttgart 2004.

Urd → Nornen Uriel (hebräisch ›Mein Licht ist wie Gott‹), in den alttestamentar. Apokryphen erwähnter Engel, der dem Esdra (4,4) Geheimnisse offenbart. Im Christentum gilt er als einer der Erzengel, bei den Kopten darüber hinaus unter dem abgewandelten Namen Suriel als Engeltrompeter bei der Auferstehung. In der neueren Magie wird er der nördlichen Welt-

Urthekau gegend und dem Element der Erde zugeordnet. Rosenberg: Engel und Dämonen. Ge­ staltwandel eines Urbildes, München 3 1992. – van der Toorn: Dictionary of Deities and Demons in the Bible, Leiden 21999.

Urmen (auch Ursitory genannt), bei polnischen, russ. und serbischen Roma weibliche Geister, die der Menschen Schicksal bestimmen. Sie werden in der Dreizahl gedacht; ihr eigenes Leben ist mit drei goldenen Haaren ihres Hinterkopfes verknüpft. Berger: U. (Mythologie der Zigeuner, WdM 5).

Urschanabi (Sursunabu), im Gilgamesch-Epos erwähnter Fährmann des Unterweltsstroms. George: The Babylonian Gilgamesh epic, 2 Bde., Oxford 2003.

Urthekau (Werethekau, ›die Zauberreiche‹), Personifika­tion geheimnisvoller übernatürlicher Kräfte, die die alten Ägypter der Krone zuschrieben. Die löwenköpfige Kronengöttin wohnte im Reichsheiligtum. U. konnte auch Beiname anderer Göttinnen sein, z.B. der → Isis*. Hornung: Der Eine und die Vie­ len.  Altägypt. Götterwelt, Darmstadt 7 2011.

Urtzi 490 Urtzi (Ortzi, Urcia), das Wort bezeichnet bei den Basken das Firmament und den Himmelsgott, dem man auch die Funktion des Donnerers zuschrieb. Usanas (Ushanas, Shukra), in Indien der göttliche Regent des Planeten Venus; er ist weiß und hält Stab, Gebetskranz und Wassertopf (als Symbol der Segenskraft) in seinen Händen. Der Gott kann auch als Frau dargestellt werden, die auf einem Kamel sitzt. U. gilt als Lehrer der Dämonen (→ ­Daityas). Williams: Handbook of Hindu mytho­ logy, Oxford 2008.

Ushas, indische Göttin der Morgenröte, Tochter des Himmelsgottes → Dyaus, Geliebte von → Sūrya*. Nach den Veden gleicht sie einer zarten Braut in rosenroten Gewändern und mit goldenem Schleier. U. fährt auf einem von rötlichen Kühen (ein Bild für die Wolken) gezogenen Wagen, in der griech. Mythologie entspricht ihr → Eos. Brandes: U. (Diss.), Kopenhagen 1879. – Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990.

Ushnīshavijayā (Sanskrit ›die Turban-Siegreiche‹), eine der volkstümlichsten Göttinnen des Mahāyāna-Pantheons; in

Nepal fehlt ihr Bild in keinem Tempel. Sie ist weiß, mit weißer Mandorla, dreigesichtig und achtarmig; in ihrer Krone wird → Vairocana sichtbar. U. besitzt die Tugenden aller Buddhas und gilt besonders als Hüterin der Buddha-Weisheit, die im Schädelauswuchs (ushnīsha) ihren Sitz haben soll. Mit Pfeil und Bogen wehrt sie die bösen Geister ab. Grönbold: U. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001.

Usinš, lettische Gottheit, deren Funktionen nicht eindeutig erkennbar sind. Teils weist sie die Züge eines Lichtgottes auf mit Beziehungen zum Abend- bzw. Morgenstern, teils ist sie mit dem Frühling verbunden und wird schließlich auch noch Bienenpatronin genannt. Mit der Christianisierung ging die Gestalt des Gottes in die des Hl. Georg über. Auning: Über den U.-Mythus (Maga­ zin der lett.-literär. Gesellschaft XX/4, 1913).

Utbor, im skandinav., besonders norweg. Volksglauben ein dämonisches Wesen, das aus der nicht sorgfältig beseitigten Plazenta (Nachgeburt) entsteht, sich sichtbar und unsichtbar machen kann und

491 danach trachtet, seiner Mutter das Leben zu nehmen. Utgard-Loki (auch Skrymir), in der nord. Mythologie dämonischer Riese, dem selbst die Götter → Loki* und → Thor* im Wettkampf unterliegen. Letzterer versucht etwa vergeblich, des Riesen Amme (Personifikation des Alters) im Ringkampf zu besiegen und seine Katze (die Midgardschlange) vom Boden zu heben – wobei sich die Wettkämpfe letztlich als Täuschungen erweisen. Chadwik: The Russian Giant Svya­ togor and the Norse U. (Folklore 75, 1964). – Lindow: Norse Mythology, Santa Barbara 2001.

Uto (Wadjet), der Name der altägypt. Schlangengöttin von Buto (im 6. unterägypt. Gau) bedeutet ›die Papyrusfarbene‹, d.h. ›die Grüne‹, die mit den Kräften der Vegetation verbunden ist. Als Landesgöttin Unterägyptens wird sie mit der Papyruspflanze verbunden; sie ist das Pendant der oberägypt. Geiergöttin → Nechbet. U. wird mit dem Uräus des Königs gleichgesetzt und so zu einer Erscheinungsform des Sonnenauges. Durch den solaren Aspekt bedingt, kann sie auch mit Löwenhaupt dargestellt werden. LÄ 6. – LdÄR.

Uzume Utu, sumer. Sonnengott, der v.a. als Hüter des Rechts eine Rolle spielte, sonst aber nicht die große Bedeutung hatte wie der akkadische Sonnengott →  Schamasch*, was auch aus der generationsmäßigen Unterordnung unter den Mondgott (→ Nanna), der sein Vater war, ersichtlich wird. In sumer. Schriftzeichen dient U. auch zur Kennzeichnung des hethit. Sonnengottes (→ Ischtanu). Fauth: Sonnengottheit (dU.) und ›Königliche Sonne‹ bei den Hethitern (Ugarit-Forschungen 11, 1979). – ER 15. – Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes, Stuttgart 2004.

Uzume, japan. Göttin im Shintō-Pantheon. In den mythologischen Texten des Kojiki und Nihongi (8. Jh. n. Chr.) wird erzählt, dass sie durch ihren erotischen Tanz die Götterschar zu jubelndem Lachen und Klatschen brachte. Neugierig gemacht von diesem Gelächter vor ihrer Höhle, kam die Sonnengöttin → Amaterasu, die sich vor den Streichen ihres Bruders in die Höhle zurückgezogen hatte, heraus und die Welt hatte wieder Licht. Wedemeyer: Das Verbergen der Son­ nengöttin in der Felsenhöhle (Mittei­ lungen der Dt. Gesellsch. für Naturund Völkerkunde Ostasiens XXV, Teil B, 1935). – Zachert: U. (Die Mytho­ logie des Shintō, WdM, 20. Lief.).

al-Uzzā 492 al-Uzzā (›die Mächtige‹, ›die Starke‹), bei den alten zentralarab. Stämmen die jüngste Tochter von → Allah (neben → Allāt und → Manāt). Sie wohnt in einem akazienähnlichen Baum, doch wird auch ein Kultstein erwähnt, über dem die Opfer geschlachtet wurden. Als Han-Uzzai ist ihr Kult auch in Nordarabien nachweisbar; belegt ist ihre Identifikation mit dem Morgenstern. Klinke-Rosenberger (Übers.): Das Götzenbuch des Kitâb al-aṣnâm des Ibn al-Kalbî, Winterthur 1942. – Höfner: U. (Die Stammesgruppen Nord- und Zentralarabiens in voris­ lam. Zeit, WdM 1). – Maier: KoranLexikon, Stuttgart 2001.

V Vāc (auch Vāk, Sanskrit ›die Rede‹), in Indien vergöttlichte Personifizierung des Wortes, dem magische Kraft zugeschrieben wird. Im Rigveda ist V. das Weltprinzip, das allen Handlungen der Götter zugrundeliegt; die Göttin gilt als Frau des Schöpfergottes → Prajāpati. Im Buddhismus ist V. ein Name für → Mañ­ jushri*; er sitzt in der meditativen Positur, die Hände im Schoß.

Brown: The Creative Role of the God­ dess V. in the Rig Veda (Pratidānam. Studies presented to F.B.J. Kuiper), Leiden 1968. – Kinsley: Indische Göt­ tinnen, Frankfurt/Main 1990.

Vacallinehae, mit über 130 Inschriften belegter Name von Matronen (→ Matres), deren Kultzentrum mit eigenen Tempelbauten aus galloröm. Zeit im Kreis Euskirchen (NordrheinWestfalen) freigelegt wurde. Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Vadatajs, böses Wesen im lettischen Volksglauben. Es kann in Tiergestalt, aber auch anthropomorph erscheinen und versucht, die Menschen an Kreuzwegen irrezuführen. Vagdavercustis, an mehreren Stellen (u.a. am Niederrhein) nachweisbare, german. Göttin; von ihrem (nicht eindeutig erklärbaren) Namen versucht man eine kriegerische Funk­ tion abzuleiten. Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006. – Bödecker: Waffen für V., Bad Homburg 2010.

Vāgishvara, eine Form des Bodhisattva → Mañjushri*, eingesichtig, zweiarmig, rot und gelb (und nicht zu verwechseln mit → Dharmadhātuvāgishvara). Er sitzt auf einem Löwen oder

493 auf einem Thron und gilt als Schutzgottheit Nepals. Vahagn, armen. Gott der Tapferkeit und des Sieges, mit dem iran. → Verethragna übereinstimmend. Sein Beiname Vishpakal ist etymologisch nicht einwandfrei geklärt: ob er ›Drachenwürger‹ (Drachentöter) oder ›Drachenemporzieher‹ im Sinne eines Gewittergottes bedeutet. Dem Mythos nach ist V. dem Feuer entsprungen und hatte Flammen als Haare. In der interpretatio graeca wird er dem → Herakles gleichgesetzt. Ishkol-Kerovpian: V. (Mythologie der vorchristl. Armenier, WdM 4).

Vahguru (Waheguru, ›Großer Guru‹), Name für den einen wahren Gott in der von Hinduismus und Islam beeinfluss­ ten Religionsgemeinschaft der Sikh; er wird auch mit den hinduist. Namen Hari (für →  Vishnu*) und Govinda (›Hirte‹) bezeichnet. Im ›goldenen Tempel‹ zu Amritsar finden sich keine Gottesbilder. Vaikunthanātha, der im Paradies (vaikuntha) weilende →  Vishnu*, mit vier Gesichtern nach den Himmelsrichtungen. Dieser Darstellungstyp findet sich besonders in Nord­ indien und Kaschmir.

Vairocana Vaimānika, im Jinismus eine Gruppe von Göttern, die in fahrenden Himmelspalästen in der Überwelt wohnen. Einer der bedeutendsten V. ist → Shakra (1). Väinämöinen, zentrale Gestalt des finnischen Volksepos Kale­ vala, zaubermächtiger  Sän­ger und Erfinder der zitherähnlichen Kantele. Er trägt die Züge eines Schamanen, der in Schlangengestalt ins Totenreich reisen kann, wird schließlich aber auch an den Himmel versetzt: Der Orion ist seine Sense, die Plejaden bilden seine Bastschuhe. In einem Götterverzeichnis des 16. Jh. heißt V. Äinemöinen, ›der Gedichte schmiedet‹. Nach einem finnisch-estnischen Weltschöpfungsgedicht erscheint er als im Meer schwimmender Urgott, dessen Knie als Nest für ein goldenes Ei dient, aus dem Himmel und Erde entstehen. Krohn: Kalevalastudien V: V., Helsinki 1928. – Haavio: V., Eternal Sage, Helsinki 1952. – Honko: V. (Finnische Mythologie, WdM 2). – Virtanen/DuBois: Finnish Folkore, Helsinki 2000.

Vairocana (Sanskrit ›Sonnensproß‹), im Hinduismus ein → Asura, im Buddhismus einer der fünf → Dhyāni-Buddhas. Von den fünf Weltgegenden

Vaishnavī 494 ist ihm die Mitte, von den Jahreszeiten der Winter zugeordnet. Er ist weiß; seine Hände hält er in der sog. Predigtgeste (dharmacakra-mudrā, Geste des Rad-Drehens, da Buddhas erste Predigt das ›Rad der Lehre‹ in Bewegung setzte). Eine andere für ihn allein typische Geste besteht im Umschließen des Zeigefingers der rechten Hand mit den Fingern der linken: Symbol für das Ineinander von Geistigem (Absolutem) und Materiellem (die Welt der Vielfalt in den fünf Elementen) – hier wird V. in seinem Weisheitsaspekt gezeigt, daher auch das Mönchsgewand; sonst zeigt er sich als Herrscher mit der Krone auf dem Haupt, reichem Schmuck und der meistens in ein Rad umgewandelten Sonnenscheibe; als Vehikel kann ihm ein Drachen- oder ein Löwenpaar dienen. Im Tantrismus kann er dreigesichtig und sechsarmig sein. In China ist V. unter dem Namen Bi-lu-fo (Pi-lu-fo) bekannt; verschiedentlich rückt er in die Stellung eines Weltherrschers. In japan. Sekten (Tendai und Shingon) wird V. mit dem All-Buddha (Ādibuddha) identifiziert; alle anderen Buddhas, Bodhisattvas und Götter sind nur ­Einzelgestalten V.s. Banerjee: V. Buddha from Central Asia (Oriental Art NS 18, 1972). – Grön-

bold: V. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – ER 9.

Vaishnavī → Matrikas Vaishravana (in Pali Vessavana, in China Du-wen), einer der vier buddhist. Welthüter (→ Caturmahārājas), er bewacht den Norden. Die ihm zugeordnete Farbe ist Gelb, er hält eine Fahne (als Siegeszeichen des Glaubens) und ist Herr der die Reichtümer bewachenden → Yakshas. Sein besonderes Emblem ist der Mungo bzw. das als Geldbeutel verwendete Mungofell. In Mandalas wird er mit dem Namen des hinduist. Reichtumsgottes → Kubera bezeichnet. Bei den Singhalesen ist V. unter dem Namen Vesamu bekannt; einerseits gilt er als treuer Anhänger Buddhas, andererseits als furchterregender Herrscher über die Dämonen. Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

Vaja → Ribhus Vajrabhairava, buddhist. Gott, der als Manifestation → Mañ­ jushris* gedacht ist und dessen Funktion im Sieg über den Totengott (→ Yama) besteht. Er ist neunköpfig, hat 34 Arme und 16 Beine; sein Hauptkopf ist der eines Stieres. Zu V.s Attributen gehören das die Un-

495 wissenheit tötende Messer, der abwegige Vorstellungen durchstechende Pfeil, der den Geiz zerschlagende Hammer und ein mit Blut gefüllter Schädel, der zur Wahrung des Gelübdes mahnt. Sein Zeugungsorgan ist stets erigiert: ein Bild für den nie erlahmenden Kampf gegen den Tod und gegen die Wiedergeburt, aus der nach buddhist. Lehre ja nur immer wieder neuer Tod entsteht. Der ›Schreckliche mit dem Donnerkeilzepter‹ – so sein Name – wird deshalb keinen → Arhat in Furcht versetzen, da diese den Tod überwunden haben. Tucci: Geheimnis des Mandala, Düsseldorf 21995. – Siklós: The V. Tan­ tras: Tibetan and Mongolian Versions, Tring 1996.

Vajradaka, eine mit dem buddhist. → Heruka verwandte Gestalt, die von dem DhyāniBuddha → Akshobhya emaniert wurde und selbst wiederum in verschiedenen Formen erscheinen kann (→ Ma­hā­mā­ ya, → Samvara). Vajra-Dākinī → Dākinī Vajrapāni (›der einen Vajra in der Hand hält‹), in älterer buddhist. Zeit zunächst eine Art Schutzgeist, der → Gau­ tama begleitete; später wird er den acht großen → Bodhi-

Vajrapāni

Vairapani; 8. Jh., Todai-ji-Tempel in Nara (Japan)

sattvas zugerechnet; er wurde von →  Akshobya emaniert. Schließlich erblickte man in ihm den Initiator esoterischer Lehren, den ›Herrn der Geheimnisse‹. Der Donnerkeil (vajra) ist ein Symbol des Metaphysischen, das dem Diamanten gleich unverletzlich ist, selbst aber alles durchdringt. In Tibet wird V. unter dem Namen Ph’yag-na rdo-rje als Bodhisattva esoterischer Lehren verehrt, im Volklsglauben auch als eine Art Wettergott. Bei den Singhalesen gehört V. zu den → Yakku. Konow: Note on V.-Indra (Acta Orien­ talia 8, 1930). – Grönbold: V. (Die

Vajrasattva 496 Mythologie des indischen Buddhis­ mus, WdM 5). – Getty: The gods of northern Buddhism, New York 1988. – DeCaroli: Haunting the Buddha: Indian Popular Religions and the For­ mation of Buddhism, Oxford 2004.

Vajrasattva (›Vajra-Wesen‹), in Nepal verehrter, sechster → Dhyāni-Buddha. Er gilt als mystischer Buddha vieler tantrischer Rituale; unter den Tageszeiten ist ihm die zweite Nachthälfte zugeordnet, unter den Jahreszeiten der Herbst. Darstellungen zeigen V., wie er auf der rechten Hand vor der Brust einen Vajra balanciert, das Symbol für die innerste, unwandelbare Wesensnatur  al­ les Existierenden; in der linken Hand hält er eine Glocke als Symbol für die vergängliche und trügerische Erscheinungswelt – es sind die beiden Hälften des Weltbestandes. V. erscheint damit als unentstandener, unvergänglicher und alldurchdringender Weltenherr, als Allbuddha und Urbuddha (→ Ādibuddha). Bhattacharyya: Buddhist Iconography. Vajradhara vs. V. (Journal of the Bihar and Orissa Research Society 9, 1923). – Grönbold: V. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5).

Vajratārā (›Diamant-Tārā‹), ei­ ne der populärsten buddhist. Göttinnen; sie ist golden, hat vier Gesichter und acht Arme.

Dargestellt wird sie als reich geschmückte Jungfrau, in deren Krone sich das Bild der fünf → Dhyāni-Buddhas findet. Hervorgegangen sein soll V. aus Opferspenden an Vajra und die Sonne. Sie schützt ihre Verehrer vor wilden Tieren und Feinden und hilft bei allen tantrischen Riten. In MandalaDarstellungen ist V. in der Art eines mystischen Zirkels von zehn Göttinnen umgeben. Bhattasali: V. (Modern Review 29, 1921). – Kirfel: Symbolik des Bud­ dhismus, Stuttgart 1959.

Vajravārāhi, in der buddhist. Glaubenswelt eines der bedeutendsten übernatürlichen weiblichen Wesen (→ Dākinī). Ihren Namen ›Diamantsau‹ hat sie, weil sie beim rechten Ohr einen schweinskopfähnlichen Auswuchs hat. Ihr nackter Körper ist wie eine Granatapfelblüte rot, in der rechten Hand hält sie den Donnerkeil (vajra) und in der linken eine blutgefüllte Schädeldecke sowie den auch als Keule bezeichneten magischen Stab (khatvānga), der den Besitz übernatürlicher Fähigkeiten andeutet. Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959. – Meisezahl: Die Göt­ tin V. Eine ikonograph. Studie (Oriens 18–19, 1967). – Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Herrmann-Pfandt: Ḍākinīs : zur

497 Stellung und Symbolik des Weiblichen im tantrischen Buddhismus, Marburg 2 2001.

Vajrayoginī, buddhist. Initia­ tionsgöttin, den → Dākinīs zugehörig. In ihrer gelben Form ist sie kopflos und trägt ihren Kopf in der Hand, aus ihrem Rumpf kommt ein Blutstrom, um sie herum ist ein Leichenplatz. In ihrer gewöhnlichen roten Form steht sie auf einer Leiche, hat Donnerkeil, Schädeldecke und Keule als Attribute und ist mit → Vajravārāhi bedeutungsgleich. In den Geschichten der Mahāsiddhas, der großen Zauberer, tritt V. öfters als Branntweinverkäuferin auf; nach außen hin verleitet sie die Adepten zum Brechen der religiösen Gebote, in Wirklichkeit vermittelt sie ihnen magische Fähigkeiten und Initiation.

Vāmana Altersangabe bezieht sich wohl nicht auf die Geburt, sondern auf die Initiation. Nach einer anderen Quelle ist V. Überlebender der Ragnarök. de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Vāmana (Sanskrit ›Zwerg‹), die fünfte Avatāra des indischen Gottes → Vishnu* in Gestalt eines Zwerges, der dem dämonischen König → Bali die drei Welten (Himmel, Erde, Unterwelt) abnahm, indem er zum Riesen Trivikrama (›Dreischritt‹) emporwuchs und mit drei Schritten die ganze Welt durchmaß. Der sich demütig beugende Bali erhielt die Unterwelt (Pātala) als Reich zugewiesen.

Grünwedel: Tāranātha’s Edelsteinmi­ ne, Petrograd 1914. – Grönbold: V. (Die Mythologie des indischen Bud­ dhismus, WdM 5). – HerrmannPfandt: Ḍākinīs : zur Stellung und Symbolik des Weiblichen im tantri­ schen Buddhismus, Marburg 22001. – English: V.: Her Visualizations, Rituals, and Forms, Somerville 2013.

Vali, german. Gott, Sohn →  Odins* und der → Rind. Nach einer Quelle war er erst einen Tag alt, als er den Tod → Balders* rächte und dessen Mörder → Höd(u)r tötete – die

Vamana verweist Bali in die Unter­ welt; Nepal, 19. Jh.

Vampir 498 Tripathi: Der Ursprung und die Ent­ wicklung der V.-Legende in der indi­ schen Literatur, Wiesbaden 1968. – Rai: V. legend in the Vedas, epics and Purānas (Purāna 12, 1970). – Soifer: The myths of Narasimha and V., Delhi 1990.

Vampir, nach südslaw. Volksglauben der Geist oder der durch einen bösen Geist zum Leben erwachte Leichnam eines Verstorbenen. Die V.e entsteigen nachts den Gräbern und saugen den Menschen das Blut aus; ihrer Gestalt nach sollen sie halb Fledermaus, halb Mensch sein; man denkt sie sich aber auch behaart wie einen Hund und mit blutigen Augen. Die Etymologie des Wortes V. ist noch immer nicht ganz geklärt; tschech. upir bedeutet neben dem blutsaugenden Wesen auch ›Fledermaus‹. Im griech. Volksglauben entspricht dem V. die → Lamia. In der belletristischen Literatur des 19./20. Jh. (E.T.A. Hoffmann, Gogol) nimmt der V. verstärkt dämonische Züge an; man denke an Bram Stokers Dracula (1897). Summers: The V., his kith and kin, London 1928. – Reiter: V. (My­ thologie der alten Slaven, WdM 2). – Sturm (Hg.): Von denen V.en oder Menschensaugern, Frankfurt/Main 1994. – Kreuter: Der V.-Glaube in Südosteuropa. Studien zur Genese, Bedeutung und Funktion. Rumänien

und der Balkanraum, Berlin 2001. – Schaub: Blutspuren: Die Geschichte der V.e. Auf den Spuren eines Mythos, Graz 2008. – Reiter: Das Glaubensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009. – Barber: V.es, Burial, and Death: Folklore and Reality, ND New Haven 2010.

Vanen (auch Wanen, altnord. Vanir), Gruppe nordgerman. Götter; zu ihnen gehören →  Freyr, → Freya* und →  Njörd, alle drei Fruchtbarkeitsgottheiten. Der Streit der V. mit den → Asen (im sog. V.Krieg) und die darauffolgende Aussöhnung dürfte den Gegensatz zwischen Bauerntum und Kriegertum widerspiegeln. Im Gegensatz zu den Asen war bei den V. die Geschwisterehe erlaubt; sie waren Meister eines von den Asen als schändlich betrachteten Zaubers (seidr). Schulz, Archäologisches zur Wodanund Wanenverehrung (Wiener Prähis­ torische Zeitschrift 19, 1932). – de Vries: Altgerman. Religionsgeschichte, Berlin 31970. – Dumézil: Gods of the ancient Northmen, Berkeley 1973. – Simek: The Vanir – an Obi­ tuary (Seiler [Hg.]: Herzort Island), Lüdenscheid 2005. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Vanth, weiblicher Unterweltsdämon der Etrusker, geflügelt dargestellt; als Attribute finden sich Schlange, Fackel und Schlüssel. Auf Alabasterurnen aus Volterra ist auf den

499 Innenseiten der Flügel je ein großes Auge abgebildet – ein symbolischer Hinweis darauf, dass dieses dämonische Wesen jeden beobachtet und überall zugegen ist. V. ist Todesbotin und Helferin im Sterben. Scheffer: Harbingers of Death? The Female Demon in Late Etruscan Fune­ rary Art (Leander Touati [Hg.]: Mu­ nuscula Romana), Stockholm 1991. – Paschinger: Die etrusk. Todesgöttin V., Wien 1992. – Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Varāha (›Eber‹), dritte Inkarnation des indischen Gottes → Vishnu*, der in Ebergestalt

Varuna den Dämon Hiranyaksha tötete und die von diesem in den Ozean versenkte Erde befreite. In einem anderen Text wird der Eber zwar nicht auf Vishnu bezogen, hat aber doch kosmogonische Funktion, indem er – unter dem Namen Emusa – die Erde aus dem Wasser des Uranfangs emporhebt. Keilhauer: Die Bildsprache des Hin­ duismus, Köln 31990. – Krishna: The book of Vishnu, New Delhi 2001.

Varāhī, die Partnerin von Vishnus Verkörperung als Eber (→ Varāha*); sie wird den →  Matrikas zugerechnet und hat ebenfalls einen Eber als Attribut; in den Händen hält sie Rad und Muschel. Kinsley: Indische Göttinnen, Frankfurt/Main 1990. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Köln 3 1990.

Varaha mit Erdgöttin und Dämonen; aus Kumbakonam (Indien), 18./19. Jh.

Varuna, im Vedismus oberster Gott, Schöpfer der drei Welten (Himmel, Erde, Luftraum). Der Name ist etymologisch ungeklärt, vielleicht kommt er von varas (›Weite‹, ›Raum‹) und entspricht dem griech. → Uranos (›Himmel‹). V. ist Hüter der kosmischen und der sittlichen Weltordnung (rita). Mit seinen Schlingen bindet er die Übeltäter; er kann aber auch die Sünde wie eine Schlinge lösen. In der spätvedischen

Vārunī 500 Theologie wird V. der Nacht, → Mitra dem Tag zugeordnet; in der späteren Mythologie ist V. Gott des Wassers und Hüter der westlichen Weltrichtung. Ein Beiname ist Nāgarāja, ›König der Schlangen‹. Als Reittier wird ein Seeungeheuer (maka­ ra) oder ein Delfin genannt; von den Pflanzen ist ihm besonders die Bananenstaude heilig. Im drawidischen Südindien findet sich die Namensform Varunan und als zugehörige etymologische Interpretation ›der Farbige‹. Bohnenberger: Der altindische Gott V., Tübingen 1893. – Lüders: V., Göttingen 1951–59. – Hiersche: Zur Etymologie des Götternamens V. (Mitteilungen des Instituts für Orient­ forschung 4, 1956). – Johnson: V. and Dhrtarastrā (Indo-Iranian Journal 9, 1966). – Gonda: Die Religionen In­ diens I. Veda und älterer Hinduismus, Stuttgart 21978. – Moeller: V. (Die Mythologie der vedischen Religion und des Hinduismus, WdM 5).

Vārunī, Gemahlin des indischen Gottes → Varuna; sie ist die Göttin des Weines und des Rausches. V. entstand zusammen mit einer Schale Branntwein als eine der 14 Kostbarkeiten durch das Quirlen des Milchozeans. Vasanta, indischer Gott des Frühlings; er spielt eigentlich nur als Begleiter des Liebes-

gottes → Kāma* eine Rolle, indem er dessen Bogen spannt und bestimmte Blumen als Spitzen für die einzelnen Pfeile aussucht. Vasishta, in der indischen Mythologie ein Dichter (→ Rishi), der mit den Göttern Umgang hatte, ja selbst göttlicher Abstammung war; er wird von der Wunschkuh Nandini mit allem Notwendigen versorgt. Nach den Purānas gehört er zu den → Prajāpatis. Vāsudeva, eine Form von → Vishnu* als Gott des Gedeihens; auch Name von → Krishnas Vater. Im Jinismus eine Art vergöttlichter Held mit gelbem Gewand, GarudaBanner und den vishnuitischen Attributen Keule, Muschel und Wurfscheibe. Vasudhārā (›die Schätze hält‹), buddhist. Göttin des Reichtums, ursprünglich vielleicht eine Erdgöttin. Sie ist Partnerin von → Vaishravana. Dargestellt wird sie mit gelber Haut, im Alter von 16 Jahren und mit viel Schmuck behangen. Meis­ tens ist V. eingesichtig, seltener wird sie mit drei Gesichtern dargestellt; die rechte Hand macht die gabenspendende Gebärde, in der linken hält sie Kornähren und manchmal ein

501

Vāyu Vāta, altiran. Windgott (vata = ›Wind‹), er hat den Beinamen Ashvara (›der Wahrhaftige‹) und wird öfters zusammen mit → Mithra und → Rashnu erwähnt. Der Siegesgott →  Verethragna erschien dem Zarathustra in der Gestalt des V.; eine wichtigere Rolle spielte allerdings der Windgott → Vayu (2). Lommel (Übers.): Die Yäst’š des Awes­ ta, Göttingen 1927. – Moeller: V. (Götter und Mythen des indischen Subkontinents, WdM I/5).

Vasudhara; Nepal, 11. Jh.

Gefäß, über dessen Inhalt die Deutungen auseinandergehen (Juwelen oder der Lebenstrank Amrita). Agrawala: V. (Journal of the Indian Society of Oriental Art 7, 1939). – Schumann: Buddhist. Bilderwelt, München 42001. – Shaw: Buddhist Goddesses of India, New Delhi 2007. – Johne: V. (Diss.), Berlin 2011.

Vāsuki → Nāga* Vasus, indische Göttergruppe; ihr Anführer ist im Rigve­ da →  Indra, später → Agni*. Die  anderen sieben V. sind die Deifizierungen von Erde (Dharā), Wasser (Āpas), Mond (Soma), Polarstern (Dhruva), Wind (Anila), Licht (Prabhāsa) und Morgendämmerung (Pra­ tyū­sha).

Vaya (altiran. va = ›wehen‹), dämonisches Wesen, das mit dem Verlust des Lebensatems verbunden ist. V. bringt den Tod (Todeshauch) und fällt in den Pahlavi-Texten mit dem verderblichen Aspekt des Windgottes → Vayu (2) zusammen, jetzt in der Namensform Wāi ī wattar (›der böse Wāi‹. Vāyu (1), Sanskrit ›Wind‹; indischer Windgott, nach einigen Mythen ist er aus dem Atem des Weltriesen → Purusha entstanden. V. bildet zusammen mit → Agni* und → Sūrya* eine der ältesten Triaden, dargestellt wird er auf der schnellfüßigen Antilope (Symbol des Luft- und Lebenshauchs) und mit einer Flagge als Attribut. Im Rigveda sind die → Maruts seine Söhne.

Vayu 502 Wikander: V.: Texte u. Untersuchgen zur indo-iran. Religionsgeschichte, Up­ sa­la 1941. – Gonda: Die Religionen In­diens I. Veda und älterer Hinduis­ mus, Stuttgart 21978. – Jansen: The Book of Hindu Imagery, Haarlem 8 2007.

Ziege. Moderne Interpretationen als Jupiter in der Funk­tion eines Unterweltsgottes sind um­stritten; wahrscheinlicher ist eine ursprüngliche Identität mit dem etrusk. → Veive.

Vayu (2), awestisch/altiran. va = ›wehen‹; iran. Gott des Windes und der von Winden beherrschten Übergangszone zwischen Himmel und Erde, Diesseits und Jenseits. Er ist den Seelen auf ihrem Weg in die andere Welt eine Bedrohung. V. ist auch Schutzpatron der Krieger, der (in Yasht 15) den bedeutungsvollen Namen Rāman (›Ruhe‹, ›Frieden‹) hat; daneben ist er Schicksalsgottheit und kann sich – v.a. in den Pahlavi-Texten – in einen guten und einen bösen V. (auch Wāi genannt) spalten (auch →  Vaya). In pantheistischer Spekulation wurde V. zum Atem Gottes bzw. zur Hauchseele des Kosmos.

Veive (Vetis, latein. Namensformen sind → Veiovis und Vedius), etrusk. Gott, bartlos, mit Pfeilen und einer Ziege als Attribut. Er wird jugendlich dargestellt und erinnert – auch mit dem Lorbeerkranz auf dem Haupt – an → Aplu, von dem er verdrängt wurde oder mit dem er kontaminierte.

Widengren: Hochgottglaube im alten Iran, Uppsala 1938. – Lincoln/Schlerath: V. (Altiran. und zoroastr. Mytho­ logie, WdM 4).

Ve → Vili Veiovis, alte röm. Gottheit, die von röm. Schriftstellern als kleiner oder böser → Jupiter erklärt wurde. Man opferte ihm wie dem → Apollon eine

Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998.

Veja māte (›Windmutter‹), lettische Windgöttin, die das Wetter beherrscht. Wenn sie über das Land braust, heißt es: ›Sie bläst die Flöte‹. Zusammen mit → Meza māte sorgt sie für den Wald und die Vögel. Balys/Biezais: Baltische Mythologie (WdM 2).

Veles (Volos), slaw. Gott der Unterwelt; im modernen Tsche­chischen heißt V. so viel wie ›Teufel‹. In altruss. Texten wird Volos mit dem Zusatz ›Viehgott‹ charakterisiert; bei ihm hatten die nichtwarägischen Russen zu schwören; sein Name hängt entweder mit vol (›Ochse‹) zusammen oder ist

503 eine Anlehnung an den Namen des Hl. Blasius, des Schutzpatrons des Viehs. Religionsgeschichtlich wird auch die Auffassung vertreten, dass V. und Volos zwei verschiedene Götter seien.

Vénus

Velu māte (›Mutter der Toten‹), lettische Totenherrscherin;  sie ist in ein weißes, wollenes Umschlagtuch eingehüllt und empfängt die Verstorbenen am Eingang des Begräbnisplatzes. Bezeichnenderweise hat sie den Beinamen Kapu māte (›Friedhofsmutter‹).

Vénus (latein. ›Liebreiz‹,  ›Liebe‹, ›sinnliches ­Begehren‹), alt­ italische Göttin des Frühlings  und der Gärten, ursprünglich in Latium beheimatet; erst zu Beginn des 3.  Jh. v.  Chr. kam ihr Kult nach Rom. Ihr Fest (Veneralia) wurde am 1. April gefeiert. Unter dem Einfluss der griech. Literatur wurde V. der Liebesgöttin →  Aphrodite  angeglichen. Caesar, der sich von →  Aeneas und damit von der Aphrodite/V. ableitete,  führte den Kult der V. Genetrix ein, womit die lebenspendende Funktion der Göttin betont wurde; als V. Cloacina war ihr der Schutz der Entwässerungsanlage (cloaca maxima) auf dem Forum Romanum anvertraut. Schließlich wurde sie mit → Libitina gleichgesetzt. Ursprünglich war V. vielleicht gar keine eigene Gottheit, sondern bezeichnete nur eine göttliche Eigenschaft, nämlich die des magischen Reizes.

Velu mate; Gemälde von Janis Rozen­ tals, 1897

Koch: Untersuchungen zur Ge­ schichte  der röm. V.-Verehrung (Her­ mes  83,  1955). – Lloyd-Morgan: Ro­ man  V.: public worship and pri­ vate  rites (Henig/King [Hg.]: Pagan Gods and Shrines of the Roman Em­ pire), Oxford 1986. – Latte: Röm. Religionsgeschichte, ND München 2 1992. – DNP 12.2. – Beard/North/ Price: Religions of Rome I, Cambridge 11 2010.

Jacobson: The Slavic God V. and His Indo-European Cognates (Studi lin­ guistici in onore di V. Pisani), Brescia 1969. – ER 15. – Váňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992. – Reiter: Das Glaubensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009.

Velnias, litauischer Name für den Teufel, etymologisch von pelé/velionis (›der Tote‹) abzuleiten.

Verbti 504 Verbti (Verbi, ›der Blinde‹), alter alban. Gott des Feuers und des Nordwinds, der das Feuer entfacht. Er hasst die Unsauberkeit und hässliche Redensarten. Mit seiner Dämonisierung durch das Christentum hängt die Vorstellung zusammen, dass alle seine Anbeter blind werden. Lambertz: V. (Die Mythologie der Al­ baner, WdM 2). – Elsie: A dictionary of Albanian religion, mythology, and folk culture, London 2001.

Verdandi → Nornen Verethragna, altiran. Siegesgott, er kann als Wind und in Tier- oder Menschengestalt erscheinen; bsonders hervorzuheben ist die Inkarnation als Eber, der mit seinen metallenen Füßen die Gegner niederschlägt. In dem Namen V. steckt das Wort vritra (›Widerstand‹, ›Versperrung‹; indisch → Vritra); V. ist der Widerstandsbrecher, der Sieger. Im griech. Kulturraum wurde er mit → Herakles oder → Ares gleichgesetzt. Im Mittelpersischen findet sich V. unter dem Namen Wahrām als Sieger über den finsteren → Ahriman. Kippenberg: V. (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4). – Curtis: Pers. Mythen, Stuttgart 2002.

Vertúmnus ur­ sprünglich

(Vortumnus), etrusk. Gott

(→  Vol­tumna), der im 3. Jh. v. Chr. von den Römern übernommen wurde. Er galt als ein Gott der Wende (latein. vertere = ›wenden‹); sein Fest (Vortumnalia) wurde am 13. August gefeiert. Als des Gottes Gemahlin galt → Pomona. Latte: Röm. Religionsgeschichte, ND München 21992.

Vésta, altitalische Göttin des Herdfeuers, als solche mit der griech. → Hestia verwandt. Der ihr am Fuße des Palatin geweihte kleine Rundtempel enthielt kein Götterbild, sondern nur den Staatsherd mit dem heiligen Feuer. Neben dem Tempel lag das atrium Vestae, in dem die mit der Versorgung des Feuers betrauten Vestalinnen lebten. Als heiliges Tier der Göttin galt der Esel; ein solcher soll sie angeblich vor der Zudringlichkeit des →  Priapos* bewahrt haben. Eine Beziehung der V. besteht auch zur Mühle; am Fest der Göttin wurden die Esel und die Mühlen bekränzt. Löb: Staatsfeuer und Vestalinnen (Pai­ deuma 8, 1961). – Hommel: V. und die frühröm. Religion (Haase [Hg.]: Aufstieg und Niedergang der röm. Welt 1.2), Berlin 1972. – DNP 12.2. – Staples: From good goddess to vestal virgins: sex and category in Roman reli­ gion, London 1998. – Mastrocinque (Hg.): Demeter, Isis, V., and Cybele:

505

Vidyā-rājas

studies in Greek and Roman religion in honour of Giulia Sfameni Gasparro, Stuttgart 2012.

Vestius Alonieus, im Nordwes­ ten des alten Hispanien verehrter Gott, der mit dem Stier verbunden war und kriegerischen Charakter hatte. Vibhvan → Ribhus Victória, röm. Siegesgöttin, der griech. → Nike entsprechend; sie besaß einen eigenen Tempel auf dem Palatin in Rom. Kultgeschichtlich gehört V. zusammen mit → Fides, →  Honos und → Salus zur Gruppe der personifizierten Wertbegriffe. Vor Senatssitzungen wurden ihr Weihrauch und Wein geopfert. Die häufig auf Münzen abgebildete Göttin galt als jungfräuliche Hüterin des Reiches; manchmal wird sie auf einem Thron sitzend dargestellt. Hölscher: V. Romana. Archäolog. Untersuchungen zur Geschichte und Wesensart der röm. Siegesgöttin, Mainz 1967. – DNP 12.2.

Vidar(r), nordgerman. Gott, Sohn → Odins* und der Riesentochter Gridr. Er ist der Rachegott, der Vergeltung übt für den Tod Odins beim Weltuntergang, indem er den Fenriswolf besiegt. Zusammen mit seinem Halbbruder → Vali

Vidar(r) im Rachen von Fenrir; Gos­ forth-Kreuz, 1. Hälfte 10. Jh.

wird V. nach den Ragnarök in der erneuerten Welt leben; das Theonym selbst bedeutet ›der weithin Herrschende‹. Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Vidyādhara (›Wissenshalter‹), halbgöttliche Wesen im Buddhismus, die im Besitz eines Wissens um übernatürliche Kräfte sein sollen. Da sie durch die Luft fliegen können, werden sie auch Vāyu-putras (›Söhne des Windes‹) genannt. Sie halten Blütenkränze und  erin­ nern  an fliegende Genien. In Tibet sind sie unter dem Namen Rig-’dzin Inga tantrische Gottheiten und bilden eine Fünfergruppe. Lüders: Die V.s in der buddhist. Lite­ ratur und Kunst (ZDMG 93, 1939). – Grafe: V.s: früheste Zeit bis zur kaschmir. Bṛhatkathā (Diss.), Frankfurt/Main u.a. 2001.

Vidyā-rājas (›Könige des Wissens‹), zunächst zu dem indi-

Vidyujjvālākarāli 506 schen Götterkreis der →  Devas gehörend, sind sie im Buddhismus die zornerfüllten Kämpfer gegen das Dunkel der Verblendung und das daraus entstehende Böse; in Japan finden sie sich unter dem Namen →  Myōō. Sie sind an ihrem flammenden, das verzehrende Feuer der Wahrheit symbolisierenden Nimbus zu erkennen. Einer der bekanntesten Weisheitskönige ist → Acala. Vidyujjvālākarāli, buddhist. Göttin, eine Sonderform der →  Eka­ ja­ tā. Der Name (›die schrecklich ist wie das Feuer des Blitzes‹), ihre tiefschwarze Haut, mehrere ihrer Attribute (Schwert, Vajra, Pfeil, Speer, Hammer, Keule, Messer, Schlinge, Schädel) und die gebleckten Zähne, dazu noch die 12 Köpfe und 24 Arme kennzeichnen sie als eine furchtbare Göttin. Ihr braunes Haar steigt wie eine Flamme empor. Kirfel: Symbolik des Buddhismus, Stuttgart 1959.

Vighnānthaka (›der die Hindernisse beseitigt‹), auch in der  Namensform ­Vighnari. Buddhist. Gott, er ist ein ­Tor­hüter der Mandalas. Meis­ tens ist er einköpfig, zweiarmig, blau und furchterregend anzusehen. In der linken Hand mit dem drohenden Zeigefinger

hält er eine Schlinge, die rechte Hand erhebt den Donnerkeil. Als ›zorniger Gott‹ kann er dreigesichtig und sechs­ armig sein. Grönbold: V. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5).

Vila, slaw. Wind- und Sturmgeist; in der Slowakei erblickt man in ihnen die Seelen verstorbener Mädchen, die junge Männer in den Tod führen. Im südslaw. Volksglauben ist eine V. ein schönes, weibliches Wesen mit überirdischen Kräften; sie erscheint oft in der Gestalt eines Schwanes oder auch eines Pferdes. Meist sind die Vily den Menschen wohlgesonnen, können aber auch mit ihren Pfeilen den Verstand verwirren. Man legte Blumen und Speisen vor die Höhlen, in denen man die Vily vermutete. Reiter: V. (Mythologie der alten Slaven, WdM 2). – Arrowsmith: Die Welt der Naturgeister, Frankfurt/Main 1984. – Váňa: Mythologie und Götterwelt der slaw. Völker, Stuttgart 1992. – Reiter: Das Glaubensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009.

Vili und Ve (auch Wili und We), in der nord. Mythologie Söhne des → Bor(r) und Brüder → Odins*. Die drei Brüder erschaffen aus den Körperteilen des von ihnen erschlagenen Urriesen → Ymir* die

507 Erde und aus seinem Blut das Meer. Die etymologische Deutung ›Wille‹ für V. und ›Heiligkeit‹ (got. weihs) für V. ist nicht gesichert. (Abb. → Ymir) Schröder: German. Schöpfungsmythen (German.-Roman. Monatsschrift 19, 1931). – de Vries: Altgerman. Reli­ gionsgeschichte, Berlin 31970.

Vilkacis, Werwolf im Volksglauben der Letten, bei den Litauern hat er den Namen Vilkates. Neben den bedrohlichen Zügen kann er auch die Funktion eines Schatzbringers haben.

Virūdhaka rer Überlieferung als weibliches Schöpfungsprinzip aus → Purusha hervorgegangen. Virbius, mit der röm. Göttin → Diana* in Verbindung stehender Walddämon (oder niedere Gottheit), der im Hain zu Aricia in den Albanerbergen verehrt wurde. DNP 12.2.

Vírtus (latein. ›Mannhaftigkeit‹, ›Mut‹), röm. Göttin, öfters mit → Honos zusammengestellte Personifikation des kraftvollen Mannestums, der Tapferkeit des Soldaten; häufig dargestellt als Jungfrau in kurzer Tunika, mit dem Helm auf dem Haupt, Schwert und/oder Lanze in der Hand, aber auch als Matrone. In der Kaiserzeit wurde sie besonders von den Legionären in Nordafrika verehrt und der → Bellona gleichgesetzt. Radke: Die Götter Altitaliens, Müns­ ter 21979. – DNP 12.2.

Vilkacis; Lucas Cranach: »Werewolf« (Holzschnitt), 1512

Virāj (›die sich mächtig Ausbreitende‹), in der indischen Mythologie von → Brahman gezeugtes Urwesen, manchmal als Urkuh gedacht, nach ande-

Virūdhaka (in Pali Virulha, in China Zeng-zhang), einer der vier buddhist. Welthüter (→  Ca­ turmahārājas). Er bewacht den Süden, die ihm zugeordnete Farbe ist Blau, er hält ein Schwert und ist Herr über die dämonischen Kumbhanda. Der Name V. bedeutet ›das Sprösschen‹, weil ihm schein-

Virūpāksha 508 bar ein Spross über der Stirn hervorwächst, in Wirklichkeit ist es der hochstehende Rüssel eines elefantenähnlichen Ungeheuers, das er besiegt hat. Schumann: Buddhist. München 42001.

Bilderwelt,

Virūpāksha (in Pali Virupakkha, in China Guang-mu), im Buddhismus Hüter der westlichen Himmelsgegend, zu den vier göttlichen Großkönigen (→ Caturmahārājas) gehörend. Er ist rot und hält als Herr über die → Nāgas* in einer Hand eine Schlange, in der anderen eine Perle oder ein Juwel, manchmal auch einen Reliquienschrein (stūpa). Schumann: Buddhist. München 42001.

drei Schritten Durcheilender ist er eine Manifestation des Sonnenlaufs (Aufgang, Zenit, Untergang), auch als Hinweis auf die drei Welten (Himmel, Luftraum, Erde) gedeutet. Im Hinduismus ist V. eine der wichtigs­ten Gottheiten, bei seinen Anhängern, den Vishnuiten, gilt er als höchster Gott und verbindet sich mit der Vorstellung von → Nārāyana. Zu seinen zahlreichen Beinamen gehören Hari (›Gott‹, → Harihara), Purosottama (›der höchs­

Bilderwelt,

Vishap, böser Geist in armen. Märchen und Sagen; der Name wird etymologisch als ›Drache‹  erklärt, der Geist selbst überwiegend schlangengestaltig gedacht. Bemerkenswert ist die Beziehung zum Gewitter; die meteorologische Erscheinung heißt im Volksmund ›Drachenemporhebung‹ (vi­ shap hanel). Ishkol-Kerovpian: V. (Mythologie der vorchristl. Armenier, WdM 4).

Vishnu (Wischnu), indischer Gott, in vedischer Zeit Gefährte des → Indra; als die Welt mit

Vishnu; Zeichnung, 1901

509 te Gott‹), → Jagannātha (›Herr der Welt‹) und Somnātha (›Herr des Mondes‹); der Name V. selbst wird gewöhnlich mit ›Durchdringer‹ oder ›Alldurchdringer‹ übersetzt. Der → Trimurti angehörend, besteht seine Hauptfunktion darin, die Welt zu erhalten. In verschiedenen Erscheinungsformen (avatāras) bekämpft er die Dämonen und stellt die gottgewollte Ordnung wieder her. Die Puranās nennen zehn Avatāras: als Fisch (→  Matsya*), Schildkröte (→ Kūr­ma), Eber (→ Vā­rā­ha), Mannlöwe (→ Narasimha*), Zwerg (→ Vāmana), ParashuRama (→ Rama), → Krishna, → Buddha* und → Kalki. Später werden noch andere Avatāras genannt wie z.  B. Gajarāja (›Herr der Elefanten‹). V. wird meist vierhändig dargestellt, seine Attribute sind Keule, Muschel (bei deren Tönen die Dämonen erzittern), Wurfscheibe (cakra) und Lotos, sein Reittier ist der mythische Vogel → Garuda*; als Ruhelager kann ihm die siebenköpfige Weltschlange (Ananta) dienen. Oft zeigt die rechte, nach oben gerichtete Hand die Geste der Schutzverheißung (abhayamu­­­­dra); die linke, nach unten weisende und dem Gläubigen entgegengestreckte Hand deutet an, dass die Gottheit bereit

Vishvapāni ist, einen Wunsch zu gewähren (varada-mudrā). Gonda: Aspects of early Visnuism, Utrecht 1954. – Machec: Origin of the god V. (Archiv Orientalin 28, 1960). – Desai: Iconography of V., New Delhi 1973. – Gupta: V. and his incar­ nations, Bombay 1974. – Gonda: Die Religionen Indiens I. Veda und älterer Hinduismus, Stuttgart 21978. – Moel­ler: V. (Die Mythologie der ve­ dischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – Keilhauer: Die Bildspra­ che des Hinduismus, Köln 31990. – Glucklich: The strides of V.: Hindu culture in historical perspective, New York 2008. – Varadpande: Mythology of V. and his incarnations, New De­ lhi 2009. – Srinivasan/Cummins: V.: Hinduism’s blue-skinned savior, Ahmedabad 2011.

Vishva-Dākinī → Dākinī Vishvakarman (Sanskrit ›der Allschaffende‹), in Indien mit der Idee eines höchsten Gottes verbunden; in den Brāhmanas wird er mit dem Schöpfergott → Prajāpati identifiziert. In hinduist. Zeit übernahm V. die Aufgaben von → Tvashtar als Bauherr und Waffenschmied der Götter. In V. verkörpert sich die Weisheit und die schöpferische Kraft von → Brahmā*. Haussig: Götter und Mythen des indi­ schen Subkontinents (WdM I/5).

Vishvapāni, ein → DhyāniBodhisattva von geringer  Be­

Vivasvat 510 deutung; er wurde von → Amo­ ghasiddhi emaniert. V.s Symbol ist der doppelte Lotos. Vivasvat (Vivasvant, ›der Aufleuchtende‹), in der indischen Mythologie Vater der → Ashvins, des Totengottes → Yama und des Ahnherrn der Menschen (→ Manu). V. ist ein Aspekt der aufgehenden Sonne, nach dem Rigveda bringt er den Menschen das Feuer. Lommel: Der Mythos von V. und Saranyū (ZDMG 99, 1945–49). – Dowson: A classical dictionary of Hindu mythology and religion, ND London 2000.

Vohu Manah (›gutes Denken‹), Personifikation der iran. Reli­ gion, zu den → Amesha Spentas gehörend. ›Gutes Denken‹ ist einerseits eine Ausdrucksform → Ahura Mazdās, andererseits seine Schöpfung. Ein eschatologischer Gedanke besteht darin, dass die Gerechten in die Wohnung V.s als Stätte der Seligkeit eingehen. Auf der Erde wird V. durch die guten Tiere (v.a. das Rind) repräsentiert. Im Manichäismus hat er den Namen Wahman; er beruft die Apostel und hilft bei der Errichtung des Neuen Menschen. Widengren: The Great V. and the Spostle of God, Uppsala 1945. – Colpe: V. (Altiran. und zoroastr. Mytholo­ gie, WdM 4).

Voltumna, etrusk. Gott, zunächst chthonischer Natur, dann in den obersten Gott (deus Etruriae princeps) umgeformt. Für die Etrusker hatte er v.a. die Funktion eines Bundesgottes; man wollte in ihm auch schon eine Sonderform des Himmelsgottes → Tin erkennen, wie er besonders in Volsinii verehrt wurde; einige Forscher vermuten in ihm eine weibliche Gottheit. V. wurde von den Römern als → Vertumnus übernommen. Pfiffig: Die etrusk. Religion, Wiesbaden 1998. – Amann (Hg.): Kulte, Riten, religiöse Vorstellungen bei den Etruskern und ihr Verhältnis zu Politik und Gesellschaft, Wien 2013.

Volumna, röm. Göttin der Kinderstube, die für Gesundheit und Heil ihrer Schützlinge sorgen sollte. Vör (Vár, Wara), german. Göttin; bei dem isländ. Dichter Snorri als Göttin der Verträge zwischen Mann und Frau gedeutet, ihr Name als ›Geliebte‹ bzw. ›die Vorsichtige‹. V. sind die Eide heilig, weiter ist sie Hüterin der Ehe. Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Vosegus, keltischer Schutzgott der Vogesen (Silva V., Wasgenwald); wahrscheinlich wur-

511 de er  mit dem → Mercurius gleichgesetzt, der auf dem Berg Donon ein Gipfelheiligtum hatte. Birkhan: Kelten. Versuch einer Ge­ samtdarstellung ihrer Kultur, Wien 2 1997.

Votan (Uotan), möglicherweise zuerst ein religiöser Erneuerer bei den Maya, der dann deifiziert wurde. Er erhielt den Beinamen ›Herz der Städte‹ und galt als Hüter der Schlitztrommel (tepanaguaste). Seine Gemahlin war → Ixchel. Vritra, indischer Dämon, der beide Welten umschließt (Rig­ veda 8,6,17) und die Wasser gefangenhält, daher sein Name, der ›Versperrung‹ bedeutet. Er ist der schreckliche Feind der Götter und Menschen, der schließlich von → Indra mit seiner Wurfkeule getötet wird. V. wurde als Drache, Schlange oder auch als Wolke gedacht. Nach seiner Unterwerfung soll er ein Verehrer von → Vishnu* geworden sein. Keith: Indra and V. (Indian Culture 1, 1935). – ER 15.

Vucub Came → Came Vucub-Caquix (›Sieben Ara‹), im Popol Vuh, dem heiligen Buch der Quiché (Guatemala),

Vulcánus erwähnter Dämon. Er behauptete, Sonne, Mond und Licht zu sein, und musste von den göttlichen Brüdern → Hunapu und → Ixbalanqué besiegt werden, bevor sie die Menschen erschaffen konnten. Cordan (Hg.): Popol Vuh. Das Buch des Rates, München 1998. – Read/ González: Handbook of Mesoamerican Mythology, Oxford 2002.

Vulcánus (Volcanus), von den Etruskern übernommener röm. Gott des Feuers und der  Schmiedekunst, später dem griech. → Hephaistos gleich­ gesetzt. Mit seinem  am 23. ­August, zur Zeit der größten Dürre, gefeierten Fest (Volcanalia) sollten Feuersbrünste verhindert werden; der  Besänftigung des Feuers sollten auch Fische dienen, die man lebend in die Flammen warf. In der Hafenstadt Ostia, wo die brandgefährdeten Getreidevorräte lagerten, war V. der Hauptgott. Dem zum Schutz gegen die Feuersnot angerufenen Gott zur Seite stand die Stata Mater, die das Feuer zum Stillstand brachte und sonst als Schutzgöttin der Straßen galt. Radke: Die Götter Altitaliens, Müns­ ter 21979. – Altheim: Griech. Götter im alten Rom, ND Gießen 1980. – Latte: Röm. Religionsgeschichte, ND München 21992.

Wadd 512

W Wadd, Mond- und Reichsgott der altsüdarab. Staaten Ausam und Main (5.–2. Jh. v. Chr.). Das Theonym bedeutet ›Liebe‹, ›Freundschaft‹; W.s heiliges Tier ist die Schlange. Auch in Zentralarabien war W. bekannt, später als ›Götze‹ verschrien. Wellhausen: Reste altarab. Heiden­ tums, ND Berlin 1961.

Waka (Waqa), Hochgott des äthiop. Hirtenvolkes der Oromo, Schöpfer aller Dinge und Spender der Nahrung; der Name bedeutet ›Himmel‹, der Gott selbst wird auch mit hohen Bergen verbunden. Sein Auge durchdringt alle Wände. Wakan, Bezeichnung für die Götter bei den nordamerikan. Dakota. Jedes Ding in der Welt hat seinen wakan (›Geist‹), der ungeboren ist und nicht stirbt. Häuptling der W.-Wesen ist die Sonne mit dem Namen W. Tanka Kin. Bei den nordamerikan. Lakota war W. Tanka der allumfassende Gott, unter dem vier andere Gottheiten (darunter der Sonnengott → Wi) standen. Walker: Lakota Belief and Ritual, Lincoln 1991. – Rice: Before the great

spirit: the many faces of Sioux spiritual­ ity, Albuquerque 1998.

Wakan Tanka → Wakan Wakonda (Wakanda), Schöpfer aller Dinge im Glauben der nordamerikan. Omaha; er ist in allen Dingen präsent, so dass der (kreisrund gedachte) Kosmos zu seinem Symbol wurde. Heute bezeichnet W. eine unsichtbare Lebenskraft, die überall gegenwärtig ist und von den Menschen zu Hilfe gerufen werden kann, v.a. vom Jäger und vom Medizinmann. Müller: Die Religionen der Wald­ landindianer Nordamerikas, Berlin 1956.

Walanganda, bei den nord­ west­austral. Unambal der Herr des Himmels, der im Zusammenspiel mit → Ungut ›alles gemacht‹ hat. Die Geschöpfe konnten erst geschaffen werden, nachdem W.s ›Seelenkraf‹« in entsprechenden Bildern Form erlangt hatte, doch fehlte diesen Urwesen (→ Wandjina*) der Mund, den erst Ungut beschaffen konnte. Nach einer Überlieferung verwandelte sich W. (›der zum Himmel Gehörige‹) in die Milchstraße. Lommel: Die Unambal, Hamburg 1952.

Walküren (Valkyrien, von altnord. valkyrja = ›Totenwähle-

513

Wandjina

Walküren mit Bierkrügen in Walhall; Illustration, 1895

rin‹), überirdische weibliche Wesen, ursprünglich wohl To­ tendämonen, denen die  Ge­ fallenen zufielen; später im Auftrag des german. Gottes → Odin* in die Schlacht eingreifende, überirdische Kriegerinnen, die die zum Tode bestimmten Helden (Einherjer) nach Walhall, in die ›Totenhalle‹, bringen; in der Lieder-Edda werden 13 W. genannt, die in Walhall Bier ausschenken. An einzelnen Namen der W. erkennt man die ursprüngliche Funktion von Naturdämonen, z.B. Wolkenthrut (›Wolkenkraft‹) oder Mist (›Nebel‹); erst in der Heldendichtung entsteht das vermenschlichte Bild von der Schildmaid. Die W. sind ein Topos für das Eingreifen übernatürlicher Mächte in den irdischen Kampf; von einzelnen (z.B. von Hildr) wird erzählt, wie sie die am Tag ge-

fallenen Krieger des Nachts wieder zum Leben erwecken. Müller: Zur Heilkraft der W. (Früh­ mittelalterl. Studien 10, 1976). – Steblin-Kamenskij: Valkyries and heroes (Arkiv för nordisk Filologi 97, 1982). – Praestgaard Andersen: On Vaky­ ries, shield maidens and other armed women (Simek/Heizmann [Hg.]: Mythological women, FS Motz), Wien 2002. – Simek: Lex. der german. My­ thologie, Stuttgart 32006.

Wandjina (Wondjina), Urzeitwesen bei den Unambal in Nordwest-Australien. Es sind Wolken- und Regengeister, zum Teil auch mit der Regenbogenschlange identifiziert. Die meisten von ihnen wurden zu Felsbildern (auf diesen ohne Mund dargestellt), während ihr Geist in eine nahe gelegene Wasserstelle tauchte, um dort als lebensspendende Kraft den Menschen zugänglich zu sein. Nach einer Überlieferung sind

Waralden Olmai 514 barkeitsspender, besonders als Korngott.

de Vries: Altgerman. Religionsgeschich­ te, Berlin 31970.

Warunsansadon → Kinorohingan Wandjina; Felszeichnungen aus Kim­ berley (Australien), spätestens 2000 v. Chr.

die W. aus Eiern entstanden, die → Ungut auf die noch weiche Erde gelegt hatte. In der Schöpfungsgeschichte der Unambal werden die W. zusammen mit → Walanganda genannt; bei den Ngarinyin gelten sie als totemistische Ahnen. Lommel: Die Kunst des fünften Erd­ teils, München 1959. – Crawford: The art of the W., Melbourne u.a. 1968. – ER 15. – Flood: Rock art of the dreamtime, Sydney u.a. 1997.

Waralden Olmai, einer der am höchsten angesehenen Götter der Samen (nördl. Skandinavien). Der Name leitet sich vom altnord. veraldar god (›Weltgott‹) ab, mit dem der german. → Freyr bezeichnet wurde. W.s Kultsymbol ist ein Abbild der Weltsäule (maylmen stytto), vor dem früher ein Rentieropfer dargebracht wurde; ein anderer Name des Gottes ist Maylmen Olmai. Wie Freyr, so galt auch der samische Gott als Frucht-

Watauinewa, Höchstes Wesen der einst auf den Inseln des Magellanischen Archipels (Feuerland) lebenden Yamana (Yahgan). Er galt als der ›Uralte‹, als Herr über Leben und Tod und wurde auch als Herr und Spender der Jagdtiere angesehen. Obwohl W. in zahlreichen Gebeten mit ›Unser Vater‹ angerufen wurde, spielte er in Mythos und Folklore keine Rolle. Das Gegenstück zu ihm bildet in der Religion der Selknam (Ona) auf der großen Feuerlandinsel das ›Höchste Wesen‹ Temaukel (unübersetzbar) mit annähernd gleichen Eigenschaften. Gusinde: Die Feuerlandindianer 1: Die Selk’nam, Mödling 1931; Die Feuerlandindianer 2: Die Yamana, Mödling 1937.

Wei-to (auch in der Form Weto), im chines. Buddhismus himmlischer Feldherr, zu den Göttern (→ Zhu-tian) gehörend. Er wird im jugendlichen Alter und in voller Kriegsrüs­ tung mit Helm und Schwert (oder Keule) dargestellt. Er gilt als Beschützer der Lehre

515 (→  Dhar­mapāla) und ist eine Art Seelengeleiter von der irdischen Welt in den untersten Himmel. Da er → Buddha* von Angesicht zu Angesicht gesehen haben soll, steht in der Haupthalle der Klöster seine Statue direkt gegenüber dem Buddha-Bild. In China wird sein Name von dem Sanskritwort veda (›Wissen‹) abgeleitet. In Japan heißt er I-da-ten (I-da).

Whiro das Viereck im Sternbild Großer Wagen. Im 14. Jh. wurde ein legendärer Dichter namens Chang Ya mit W. identifiziert. Werner: A Dictionary of Chinese My­ thology, New York 1961. – Fowler: An introduction to the philosophy and religion of Taoism, Brighton 2005.

Weneg → Uneg

Rousselle: Vom Sinn der buddhist. Bildwerke in China, Darmstadt 1958.

Wen-kamuy, bei den auf Hokkaido und Sachalin lebenden Ainu die Bezeichnung für die bösen Götter, Dämonen und Schreckgestalten.

Wele, höchste Gottheit der Luhya (Kenia und Uganda); er tritt unter zwei Aspekten auf: mit dem Prädikat omuwanga versehen, ist er der ›weiße‹, gute Gott; als gumali verkörpert er den ›schwarzen‹ Gott des Unheils, Letzterer ist vom weißen W. in den dichten Busch oder in die Hölle vertrieben worden.

Wen-shu, chines. Name für den Bodhisattva → Mañjushri*. Er soll der Überlieferung nach beim Wu-tai-shan, einem der ›Vier Berühmten Berge‹, erschienen sein; dieser Berg gilt als sein Heiligtum und ist das Ziel zahlreicher Pilger.

Demo: The coming of Christianity into Luhya Land, Berlin 2008.

Wen-chang (chines. wen = ›Schrift‹), taoistischer Gott der Literatur, auch bei Examen zum Eintritt in die Beamtenlaufbahn ist er hilfreich. In zahlreichen chines. Häusern wird er in Form einer Namenstafel verehrt bzw. sein Bildnis (im Gewand eines Mandarins mit wunscherfüllendem Zepter) aufgestellt. Sein Palast ist

Detter: Die Mythologie der Ainu (WdM 6, 21. Lief.).

Wer (oder Mer), bei der semitischen Bevölkerung Altmeso­ potamiens neben → Adad* gebräuchlicher Name für den Wettergott; in Mari hieß er Iturmer. In Assur war eine Göttin Wertum die Gemahlin von W. Wertum → Wer Whiro, bei den Maori (Neuseeland) der Gott des Dunkels, des Bösen und des Todes. Er ist

Whope 516 der Widersacher des Licht- und Fruchtbarkeitsgottes → Tane. W.s Helfer sind die Krankheitsgeister. Orbell: A Concise Encyclopedia of Māori Myth and Legend, Christchurch 1998.

Whope, bei den nordamerikan. Lakota die Tochter des Sonnengottes → Wi und Gattin des Südwindes. Eines Tages kam sie auf die Erde und besuchte das Volk der Lakota, denen sie die Pfeife als Symbol des Friedens brachte; sie soll aber auch als Mittler zwischen den Menschen und → Wakan Tanka dienen. Walker: Lakota Belief and Ritual, Lincoln 1991.

Wi, Sonnengott der Lakota. Er galt als allwissend und als Verteidiger von Tapferkeit und Treue. Unter den Tieren stand ihm der Bison besonders nahe, verschiedentlich wurde dieser geradezu als Erscheinungsform des Gottes betrachtet. W.s Tochter war die schöne → Whope.

Wodnik; I. Bilibin: »Vodyanoy«, 1934

er soll aus einem ertrunkenen, nicht getauften Kind entstanden sein. Der W. lockt Menschen ins Gewässer, um sie zu ertränken. Damit man ihn günstig stimmt, werden Opfer dargebracht, in Polen z.B. ein Huhn. Reiter: Das Glaubensgut der Slawen im europ. Verbund, Wiesbaden 2009.

Wigam → Balitok

Wonajö (Wanajo), schlangengestaltiger Kulturbringer auf den Louisiaden (Papua-Neuguinea); er hat das erste Feuer entzündet und dessen Asche in den Himmel geworfen, so dass die Wolken entstanden. Den Insulanern brachte er das Schwein, den Hund und die Taropflanze.

Wodnik (auch Vodnik, russ. Vodjanoj); slaw. Wasserdämon,

Armstrong: Rossel-Island, Cambridge 192. – Ritter: Die Schlange in der Re­ ligion der Melanesier, Basel 1945.

Walker: Lakota Belief and Ritual, Lincoln 1991. – Rice: Before the great spirit: the many faces of Sioux spiritual­ ity, Albuquerque 1998.

517

Xian

Wondjina → Wandjina* Wosret (›die Starke‹, auch Usret/Useret), altägypt. Göttin, im Mittleren Reich in Theben als Schützerin des jugendlichen → Horus* verehrt. LdÄR.

Wunekau, auf der Insel Neuguinea bei verschiedenen Papua-Stämmen verehrter  Son­ nengott. Er gilt als Schöpfer aller Dinge, dessen Name nur mit größter Scheu ausgesprochen wird. Der von ihm geschickte Wind macht die ­ Frauen schwanger; als seine besondere Erscheinungsform gilt die Riesenschlange Maké. Meyer: W. oder Sonnenverehrung in Neuguinea (Anthropos 27/28, 1932/33).

Wuru(n)katte, altkleinasiat. (protohattischer) Kriegsgott mit dem Beinamen ›König des Landes‹. Seine Rolle übernahm in hethit. Zeit der von den Akkadern übernommene →  Zababa. Bryce: Life And Society In The Hittite World, Oxford 2002.

Wuru(n)schemu, protohattischer Name der altkleinasiat. Sonnengöttin, sie entspricht im Wesentlichen der Göttin von → Arinna. W. tritt auch als Erdgöttin auf und ist dann Partnerin des ­Wettergottes → Taru.

X Xalpen, bei den Selknam (Ona; Feuerland) die böse Erdgöttin, die bei der Initiation die Knaben in die Erde zu ziehen versucht, grausam quält und geschlechtlich missbraucht. Gusinde: Die Feuerlandindianer 1: Die Selk’nam, Mödling 1931. – Hirschberg: Wörterbuch der Völker­ kunde, Stuttgart 1965.

Xewioso (Xevyoso), in Benin (Westafrika) verehrter Donnerund Fruchtbarkeitsgott; er wird in Widdergestalt dargestellt mit der Donneraxt als Attribut. Die Kleidung seiner Priester ist rot. Der Gott entspricht dem in Togo verehrten → So. Xhind-i, elfenähnliche, unsichtbare Geister des alban. Volksglaubens und Märchens. Ihr Kommen wird durch krachende Türen und flackernde Lichter angezeigt. Sie können als hilfreiche Wesen, aber auch als eine Art drückender → Alp* auftreten. Lambertz: X. (Die Mythologie der Al­ baner, WdM 2). – Elsie: A dictionary of Albanian religion, mythology, and folk culture, London 2001.

Xian (Hsien), in China Bezeichnung für Genien, Geister und Unsterbliche. Die himm-

Xian Yao 518 lischen Geister (Tian-xian) wohnen auf den Gestirnen und überragen alle anderen an Macht. Von besonderer Bedeutung sind die ›Acht Unsterblichen‹ (→ Ba-xian). Feenhafte Wesen sind die Xian-nü, die ›unsterblichen Mädchen‹; sie wohnen in purpurnen Palästen auf den Inseln der Seligen. Robinet: The Taoist Immortal: Jes­ters of Light and Shadow, Heaven and Earth (Journal of Chinese Religions 13–14, 1986).

Xian Yao → Gong Gong Xibalba, bei den Maya ein Dämon oder ein Totengott, auch die Unterwelt selbst. Bei anderen mesoamerikan. Völkern, so bei den Quiché, ist xibalba die Bezeichnung für die Unterwelt, deren Eingang man in Höhlen vermutete.

zenkleid der Erde. X. war auch Patron der aztekischen Goldarbeiter. Ein anderer Name des Gottes, Youallitlavana (›Nachttrinker‹), bezog sich auf die Vorstellung, dass er während der Nacht Pulque trinke. Fiechtner/Veseley: X.: Legenden, Mythen, Märchen der Sonnenvölker Lateinamerikas, Tübingen 21981. – Lanczkowski: Götter und Menschen im alten Mexiko, Olten 1984.

Xiuhtecutli (›Herr des Türkises‹), aztekischer Feuergott. Eine ältere Feuergottheit war Huehue teotl (›Alter Gott‹), beide werden auch als identisch betrachtet, obwohl X. als junger, Huehue teotl als alter Mann dargestellt wird. Die Türkisschlange bildet X.s Ver-

Cordan (Hg.): Popol Vuh. Das Buch des Rates, München 1998. – Read/ González: Handbook of Mesoamerican Mythology, Oxford 2002.

Xipe totec (›unser Herr, der Geschundene‹), altmexikan. Frühlingsgott, der die Saat in der Erde zum Keimen bringt. In der Kunst ist er oft mit einer abgezogenen Menschenhaut bekleidet. Bei voraztekischen Stämmen war das Menschenschinden ein Kultbrauch; die Azteken betrachteten des Gottes Gewand als das neue Pflan-

Xiuhtecutli; 1325–1521

519 kleidung (nahualli), in Bilderhandschriften hat er ein gelbes oder rotes Gesicht mit schwarzer Kinnpartie. Seine heilige Zahl ist die Drei; es ist die Zahl der Herdsteine, auf denen die Backplatte und der Kochtopf aufliegen. Die von ihm getragene Brustplatte stellt einen stilisierten Schmetterling dar, das Symbol der Flamme. Coe/Koontz: Mexico: from the Olmecs to the Aztecs, New York 52002. – Mil­ ler/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Xi-wang-mu (Hsi-wang-mu), chines. Göttin der Unsterblichkeit und Verkörperung des weiblichen Prinzips (yin). Sie wohnt in dem mythischen Berg Kun-lun (im Westen) und wird als ›königliche Mutter des westlichen Paradieses‹ bezeichnet. Ursprünglich dachte man sich X. als bedrohliches Wesen mit Tigerzähnen und Leo­pardenschwanz; sie schickte die ansteckenden Krankheiten. Später wandelte sie sich im taoistischen Volksglauben in ein anmutiges Wesen, das das Kraut der Unsterblichkeit bewacht und den Auserwählten die Pfirsiche des unvergänglichen Lebens reicht. Ihr Begleittier ist der Phönix. Münke: Si Wang Mu (Die klassische chines. Mythologie), Stuttgart 1976.

Xocotl – Cahill: Transcendence & divine pas­ sion. The Queen Mother of the West in medieval China, Stanford 1993. – Eberhard: Hsi-wang-mu (Lexikon chines. Symbole), München 72001.

Xochipilli (›Blumenprinz‹), altmexikan. Gott der Blumen, des Tanzes und der Spiele, darüber hinaus ist er einer der 13  Wächter der Tagesstunden. Als Gesichtsbemalung  zeigt  er eine Schmetterlingsfigur. In ei­ ner Sonderform kann er unter dem Kalendernamen Macuilxochitl (›Fünf-Blume‹) auf­ treten; er hält einen Stab, dessen Spitze in einem Menschenherz (Symbol des Lebens) endet. Miller/Taube: An illustrated diction­ ary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Xochiquetzal (›Blumenfeder‹), ursprünglich hatte die Göttin als Gemahlin des altmexikan. Sonnengottes lunaren Charakter. Bei den Azteken war sie Göttin der Jugend, der Liebe und der Leidenschaft, die Patronin des weiblichen Kunsthandwerks und die Herrin der Pflanzen. Als ihr Zwillingsbruder galt → Xochipilli. Kroger/Granziera: Aztec goddesses and Christian Madonnas: images of the divine feminine in Mexico, Farnham u.a. 2012.

Xocotl, ein ursprünglich bei den Otomi (in Mexiko) verehr-

Xolas 520 bracht; insbesondere erblickte man in ihm den Planeten Venus als Abendstern. Im Mythos ist er ein Zwillingsbruder von → Quetzalcoatl*. Lanczkowski: Die Religion der Az­ teken, Maya und Inka, Darmstadt 1989.

Xolotl; Darstellung aus dem »Codex Féjerváry-Mayer«, 15. Jh.

ter Feuer- und Sterngott, der von den Nahuavölkern (auch den Azteken) übernommen wurde. Ihm zu Ehren wurde im August das ›große Totenfest‹ X. vetzi gefeiert; die toten Krieger dachte man sich als Sterne, die zum astralen Gott in besonderer Beziehung standen. Lanczkowski: Götter und Menschen im alten Mexiko, Olten 1984.

Xolas (Xelas), Schöpfergott bei den Kawesqar auf Feuerland, auf dessen Veranlassung die Seele in den Körper des Neugeborenen eintritt. Xolotl, hundsköpfiger Begleiter der Sonne, der den Verstorbenen auf ihrem Weg über den ›neunfachen Strom‹ in die Unterwelt (mictlan) hilft. Er wird mit dem unterweltlichen Abund Aufstieg in Verbindung ge-

Xrōshtag und Padvāxtag, zwei manichäische Gottheiten, die Personifikationen von ›Ruf‹ und ›Antwort‹: X. wird vom ›Lebendigen Geist‹ von oben ausgestoßen, dann folgt von unten vom zu erlösenden Menschen die Antwort. Xsathra vairya (Ḫshathra vai­ rya, ›erwünschte Herrschaft‹), im Parsismus Herr der Metalle, zu den → Amesha Spentas gehörend. Er taucht später im Pantheon der ostiran. Völker (v.a. der Saker) als Sharēvar in der Funktion eines Kriegsgottes mit (griech.) Helm und Schild auf. Xucau, bei den Osseten im Kaukasus der Name des obersten Gottes, der über die anderen himmlischen Geister (wie z. B. → Uacilla) herrscht. In christl. wie auch islam. Gegenden ist X. einfach die Bezeichnung für Gott. Haussig: Götter und Mythen der kaukas. und iran. Völker, Stuttgart ­ 1986.

521

Yakshas

Xvarnah (Xvarenah, Ḫvarenah, im Mittelpers. Xvarr, Farr), der als Lichterscheinung gedachte, königliche ›Glücksglanz‹, dessen eigentlicher Besitzer →  Ahura Mazdā ist, der als göttliche ›Flamme‹ aber auch der Stirn → Mithras* entspringt (Yasht X, 127). Im Kushan-Reich und der sasanidischen Epoche wurde X. personifiziert und als Gott aufgefasst; sein Symbol war ein mit einer Binde geschmückter Widder.

die gutartigen Baumgötter als auch die gefürchteten Krankheitsdämonen; andere Y. sind Totengeister von gewaltsam ums Leben gekommenen Men­ schen. Besonders gefürchtete Y. werden oft respektvoll ›Gottheit‹ (devi) genannt. Zu einem wichtigen Yakā wurde → Vajrapāni*, der mit seinem Donnerkeil (vajra) jedem den Kopf spaltet, der sich dreimal weigert, eine Frage des Buddha wahrheitsgetreu zu beant­ worten.

Schlerath/v. Gall: Hvarenah (Altiran. und zoroastr. Mythologie, WdM 4).

Bechert: Y. (Mythologie der singhales. Volksreligion, WdM 5).

Yak Manoi → Karei, Tak Pedn

Y Yacatecutli (›Herr an der Spitze‹), bei den mesoamerikan. Nahua-Völkern der Gott der Kaufleute, dargestellt mit Wanderstab und in Kriegertracht; wie der Name sagt, schreitet er  den Kaufleuten bei ihrer Reise voran. Im Pantheon der Maya entspricht ihm → Ekchuah. Lanczkowski: Götter und Menschen im alten Mexiko, Olten 1984.

Yakku (Singular: Yakā), bei den Singhalesen halbgöttliche Wesen, auch niedere Gottheiten; zu ihnen gehören sowohl

Yakshas (feminin: Yakshinī), in Indien halbgöttliche Wesen chthonischen Charakters; sie leben im Himalaya, bewachen als Gefolge → Kuberas die verborgenen Schätze und werden wie dieser kurzgliedrig und dickbäuchig dargestellt. Neben den bösen Y. gibt es die gutmütigen, die als Schutzgeis­ ter und  Fruchtbarkeitsgenien volkstümliche Verehrung genießen und auch vom Buddhismus übernommen wurden, in der Kunst zum Teil als Trägerfiguren. Im Jinismus treten die Y. als Begleitgottheiten (→ Shasana-deva) auf, auf

Yakushi-nyorai 522 Sri Lanka finden sie sich unter dem Namen → Yakku. Coomaraswamy: Y., ND New Delhi 1971. – Modler: Y. (Die Mythologie der vedischen Religion und des Hin­ duismus, WdM 5). – Sutherland: The disguises of the demon: the development of the Yaksha in Hinduism and Bud­ dhism, Albany 1991.

Yakushi-nyorai (Sanskrit: →  Bhaishajyaguru), der heilende Buddha, Herr der reinen Smaragd-Welt im Osten. Er gelobte, alle Krankheiten zu heilen. Als → Yao-shi-fo war er schon im 5. Jh. in China populär; in Japan wird er seit dem 6. Jh. angerufen, nicht nur um Heilung von körperlichen und seelischen Leiden, sondern auch langes Leben zu erlangen. Suzuki: Medicine Master Buddha: the iconic worship of Y. in Heian Japan, Leiden 2012.

Yalu (Yaru), bei verschiedenen Stämmen der in Venezuela/ Brasilien lebenden Yanomami der Donnergott und Herr des Totenhimmels. Im brüllenden Donner zeigt sich die Stimme des Totenrichters. Zerries: Yanoama (Müller [Hg.]: Menschenbilder früher Gesellschaften), Frankfurt/Main 1983.

Yal-un eke → Odqan Yama, in indorarischer Zeit mythischer König (im Awesta

→ Yima), der als erster verstorbener Mensch den Weg ins Totenreich gegangen ist und nun als Gott über die Toten herrscht; zwei vieräugige, gescheckte Hunde sind seine Begleiter. In der hinduist. Mythologie ist Y. Totenrichter und Höllenfürst, in rote Gewänder gehüllt und mit einer Schlinge als Attribut; mit ihr zieht er die Seele aus dem Körper. Sein Reittier ist ein schwarzer Büffel, als Todesbote dient ihm die Taube. Im Epos wird Y. manchmal mit → Kāla (›die Zeit‹) als dem großen Vernichter identifiziert. Auch der Buddhismus kennt ihn als Richter der Toten; dort hat er häufig ein Rad auf der Brust als Symbol der buddhist. Lehre. Auf tantristischen Bildern kann Y. auf einem Stier stehen, der eine Frau begattet. In Tibet gehört er zu den → Dharmapālas, er wird mit Stierkopf, Menschenkopfgirlande, flammendem Haar und einer Keule dargestellt. In China entspricht ihm → Yenlo, in Japan → Emma-ō*. Gadgil: Y. and Yami (Journal of the Royal Asiatic Society of Bengal 20, 1944). – Wayman: Studies in Y. and Māra (Indo-Iranian Journal 3, 1959). – Moeller: Y. (Die Mythologie der ve­ dischen Religion und des Hinduismus, WdM 5). – ER 14. – Keilhauer: Die Bildsprache des Hinduismus, Köln 3 1990.

523 Yamāntaka (›der dem Yama ein Ende setzt‹), im Buddhismus zu den → Krodhadevatās gehörend; in Tibet gilt er als eine Schutzgottheit, in dem der Bodhisattva → Mañjushri* Gestalt annahm, um dem Sterben Einhalt zu gebieten. Meistens hat der Gott schwarzblaue Haut; er steht auf einem Stier über Sonne und Lotos. Oft zeigt er – wie der von ihm unterworfene → Yama – ein Büffelgesicht und trägt eine Girlande von Köpfen. In seinem Mandala ist er dreigesichtig, sechsarmig und tritt auf Yama, was bedeutet, dass er den Tod überwindet. Man nennt ihn auch Yamāri (›Feind Yamas‹); als → Vajrabhairava* hat er 34 Arme, 16 Beine und 9 Köpfe; der Hauptkopf ist der eines Stiers. Grönbold: Y. (Die Mythologie des indischen Buddhismus, WdM 5). – Siklós: The Vajrabhairava Tantras: Ti­ betan and Mongolian Versions, Tring 1996. – Schumann: Buddhist. Bilder­ welt, München 42001.

Yamunā, indische Flussgöttin, symbolisch als Fisch dargestellt; in menschlicher Gestalt steht sie auf einer Schildkröte und hat einen Wassertopf als Attribut. In der Namensform → Yamī ist sie die Gattin des Todesgottes → Yama.

Yarhibol

Yamuna mit Bediensteten; Rajasthan (Indien), ca. 800 n. Chr.

Yao, mythischer Urkaiser der Chinesen, der zusammen mit dem himmlischen Bogenschützen → Shen-yi die unbändigen Winde bezwang und der den Kalender festsetzte. Dem Konfuzianismus galt er als Ideal des guten Herrschers. Münke: Die klassische chines. Mytho­ logie, Stuttgart 1976. – ER 15.

Yao-shi-fo (chines. ›Medizinmeister-Buddha‹). Er hat das Gelübde abgelegt, sich ganz der Rettung der Menschheit zu widmen und sie von körperlichen und geistigen Krankheiten zu befreien (japan. → Yakushi-nyorai). Yarhibol (Jarchibol), altarab. Sonnengott, der in Palmyra und Dura Europos zusammen mit dem Himmelsgott → Bel und dem Mondgott → Aglibol

Yazata 524 verehrt wurde. Er galt auch als Gott der heiligen Quelle Efka und dürfte mit einem Orakel verbunden gewesen sein. Teixidor: The Pantheon of Palmyra, Leiden 1979.

Yazata (›verehrungswürdig‹), in der altiran. Religion neben → Baga eine Bezeichnung für ›Gott‹. Die Y.s sind teils Schutzgeister, teils Personifikationen abstrakter Ideen wie → Rashnu (›Gerechtigkeit‹), → Daēna (›Religion‹) oder →  Mithra (›Vertrag‹). Im monatlichen Kalender ist jeder Tag einem Y. zugeordnet. Zu den ›Verehrungswürdigen‹ gehören auch das Feuer (→ Atar) und der Mond (→ Māh). Hansen: Y. (Altiran. und zoroastr. My­ thologie, WdM 4).

Yehl (Yeti), Schöpfergott in Gestalt eines Raben bei den Tlingit in Nordwestkanada. Er schwebte über dem Urnebel und schlug mit seinen Flügeln die Verwirrung nieder, bis das trockene Land zum Vorschein kam. Nach einem Mythos verwandelte er sich in einen Grashalm, ließ sich von einer  Häuptlingstochter verschlu­ cken und wurde von ihr als ers­ter Mensch geboren. Pinnow: Die wichtigsten Termini aus Religion und Mythologie der TlingitIndianer, Alaska, Nortorf 1993.

Yelafaz, auf den mikrones. Yap-Inseln (westliche Karolinen) der gütige Schöpfergott; die Verehrung der Insulaner gilt allerdings weniger ihm als vielmehr den Geistern (tali­ ukan). Flood/Strong: Micronesian legends, Honolulu 2002.

Ye’loje (älterer Name Púgu), Sonnengottheit der in Sibi­ rien lebenden Jukagiren. Sie ist Beschützer der Unterdrückten und wacht über Sitte und Recht. Diószegi: Glaubenswelt und Folklore der sibirischen Völker, Budapest 1963.

Yemaya, bei den westafrikan. Yoruba die Göttin des Meeres; sie heiratet ihren Bruder,  den Himmelsgott Aganju; ihr erstgeborener Sohn ist der Sonnengott Orungan, der zweitgeborene → Shango. Als Orungan die Mutter vergewaltigte, entsprangen ihrem sich auflösenden Körper die 16 großen Weltgötter. Y. wird auch in Brasilien und auf Kuba verehrt. Beier: Yoruba myths, Cambridge 1980. – Torre: Santería: the beliefs and rituals of a growing religion in America, Grand Rapids 2004. – Lachatañeré: Afro-Cuban myths: Y. and other orishas, Princeton 2006.

Yen-lo (Yan-lo) oder Yen-wang, in China der gefürchtete Fürst der Unterwelt, Gott der Toten;

525 er entspricht dem indisch-buddhist. → Yama und dem japan. → Emma-ō*. Y. trägt die Kleidung eines Kaisers. Yidam (tibetisch ›fester Geist‹), in der esoterischen Tradi­ tion des Vajrayāna-Buddhismus die persönliche Schutzgottheit (→ Ishtadevatās), die der Meditierende mit dem inneren Auge schaut. Wie andere tibetische Gottheiten kann sie eine friedvolle oder eine rasende Erscheinungsform annehmen; beide entsprechen den Energien, die zur Verwirklichung der Erleuchtung unentbehrlich sind. Besonders beliebte Y.s sind →  Chenresi und der schreckenerregende → Yamāntaka als spezieller Schutzgott der ›Gelben Kirche‹ des tibetischen Buddhismus. Zu den weiblichen Yidams gehören die Grüne → Tārā und die → Dākinīs. Knödel: Symbolik der tibetischen Religionen und des Schamanismus, Stuttgart 2000. – Fischer-Schreiber: Lexikon der östl. Weisheitslehren, München 52001.

Yima, Urmensch und Urkönig der iran. Mythologie; der Name bedeutet – wie auch indisch → Yama – so viel wie ›Zwilling‹. Als König vertritt er alle drei sozialen Funktionen: Er ist fromm wie ein Priester, stark wie ein Krieger, herden-

Ymir reich wie ein Viehzüchter. Seine Regierungszeit ist das Goldene Zeitalter, in dem es keinen Tod gab. Y. wurde in einem Feuerpfeiler als ein Blitz vom Himmel geboren; nach anderer Version ist er der Bruder von Sonne und Mond. Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965. – Stausberg: Zara­ thustra und seine Religion, München 2 2011.

Yishō Zīvā, im Manichäismus eine göttliche Hypostase, die mit der ›Säule der Herrlichkeit‹ und der ›Lichtjungfrau‹ eine Triade bildet. Der Name bedeutet ›Jesus der Glänzende‹ (griech. Iesous phengos). Y. ist v.a. Erlösergestalt, wird Nus (›Verstand‹) genannt und gilt als der dritte Gesandte. Puech: Y. (König [Hg.]: Religions­ wissenschaftl. Wörterbuch), Freiburg 1956. – Böhlig: Der Manichäismus, Düsseldorf 1997

Ymir (von indogerman. ›Zwilling‹, ›Zwitter‹), Urriese der german. Mythologie; er ist aus Eis- und Reifwasser entstanden, ernährt hat er sich von der Milch der Urkuh Audhumla; er ist Stammvater aller Riesen. Y. wurde von den Göttern →  Odin*, → Vili und Ve erschlagen; sein zerstückelter Körper diente als Urstoff bei der Weltschöpfung: Aus sei-

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Yo Yoaua → Omaua

Ymir wird von Odin und Vili und Ve getötet; Illustration, 1895

nem Fleisch entstand die Erde, aus den Knochen die Berge, aus seinem Blut das Meer, aus dem Schädel der Himmel, aus den Haaren die Bäume und aus seinem Gehirn die Wolken. Börtzler: Y. Ein Beitrag zu den ed­ dischen ­Weltschöpfungsvorstellungen (ARW 33, 1936) – de Vries: Altger­ man. Religionsgeschichte, Berlin 3 1970. – Simek: Lex. der german. Mythologie, Stuttgart 32006.

Yo, bei den Bambara (Westafrika) eine Art unpersönlicher Weltgeist. Das Y. erschuf die zwei männlichen Elemente Luft und Feuer und die zwei weiblichen Elemente Erde und Wasser. Schließlich ließ der Weltgeist etwas Schweres auf die Erde fallen – es war der Schöpfergott → Pemba. Dieterlen: An Essay on the religion of the Bambara, New Haven 1960. – Zahan: The Bambara, Leiden 1974.

Yu (Yü), wie auch → Huang-di mythischer Kaiser der chines. Urzeit und Kulturheros, der als geflügelter Drache zur Welt kam, dann aber menschliche Gestalt annahm. Er warf an den vier Ecken der Erde Berge auf, damit das Land nicht überflutet wird. Immer wieder kämpfte er gegen die alles bedrohenden chaotischen Wasser des → Gong Gong. Bei der Zähmung der Fluten soll Y. in Gestalt eines Bären getanzt haben; der davon abgeleitete Tanzschritt wird bei Opferzeremonien noch heute von taoistischen Priestern aufgeführt. Zimmermann/Gruschke: Als das Wel­ tenei zerbrach: Mythen und Legenden Chinas, München 2008.

Yuan-shi Tian-zun (Yüan-shi T’ien-tsun, chines. ›Himmlischer Ehrwürdiger des Uranfangs‹), er gehört der taoistischen Trias San-qing an, ist Schöpfer des Himmels und der Erde und lässt den Menschen zu Beginn eines jeden Zeitalters zur Unterweisung in der Lehre des Tao die Schriften des Magischen Juwels (ling-paoqing) zukommen. Fowler: An introduction to the philoso­ phy and religion of Taoism, Brighton 2005.

527 Yu-di (Yü-ti, ›Jadekaiser‹), auch Yü-huang, im chines. Universismus der oberste Himmelsherrscher, einer der ›drei waltenden Götter‹ (→ San-qing), dem eine große himmlische Administration (Abbild der irdischen Verwaltung) untersteht, mit eigenen Ministerien für Donner und Wind, für Kriege und Epidemien, für Literatur und Medizin usw. Y. hat neun Töchter, die in den neun verschiedenen Himmeln wohnen. Nach einigen Überlieferungen soll er auch die ersten Menschen aus Lehm geformt haben. Dem Himmelskaiser wurde vom irdischen Kaiser Chinas zweimal im Jahr auf dem Himmelstempel in Peking ein Opfer dargebracht. Y.s Gemahlin ist Wang Mu niangniang, eine Form der → Xiwang-mu. Feng: The origin of Yü huang (Harvard Journal of Asiatic Studies 1, 1936). – Er-wei Tu: The moon-mythical char­ actcr of the god Yu-huang (Bharati: The realm of the extra-human), The Hague 1976. – ER 15.

Yu-jiang (Yü-chiang), in der chines. Mythologie der Gott des Meeres und des Ozeanwindes. Als Ersterer hat er einen Fischkörper und reitet auf zwei Drachen, als Windgott hat er einen Vogelkörper mit Menschengesicht. Y. ist die nördli-

Zababa che Himmelsrichtung und die schwarze Farbe zugeordnet. Münke: Die klassische chines. Mytho­ logie, Stuttgart 1976.

Yum Kaax, Maisgott bei den Maya, von der wissenschaftlichen Fachliteratur als Gott E bezeichnet. Er entspricht in etwa dem aztekischen → Cinteotl. In den Bilderhandschriften ist das den Gott kennzeichnende Attribut ein Maiskolben (als Kopfschmuck); von den Zahlen wird ihm die Acht zugeordnet. Y. hat auch den Beinamen Uaxac Yol Kauil (›Acht Herz des Überflusses‹). Taube: The Classic Maya Maize God (Robertson/Fields [Hg.]: Fifth Palenque Round Table VII), San Francisco 1985. – Rätsch (Hg.): Chactun – Die Götter der Maya, München 2 1994. – Miller/Taube: An illustrated dictionary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Z Zababa, altmesopotam. Stadtgott von Kisch; in altbabylon. Zeit wurde er mit → Ningirsu oder mit → Ninurta gleichgesetzt. Seine Gemahlin ist die kriegerische → Inanna; er selbst ist Kriegsgott und wird in einem Text ›Marduk der

Zac 528 Schlacht‹ genannt. Der Name des Gottes findet sich auch im hethit. Pantheon und ist ein Akkadogramm (von den Akkadern übernommenes Schriftzeichen) für den Kriegsgott → Wuru(n)katte. Haas: Die hethit. Literatur: Texte, Sti­ listik, Motive, Berlin 2006.

Zac (›der Weiße‹), bei den Maya als → Bacab der Gott des Nordens, auch Z. Xib Chac genannt, d.h. ›Weißer Mann des Regens‹. Zaed, bei den kaukas. Osseten Bezeichnung für die himmlischen Geister; das Wort zaed entspricht dem awestischen → Yazata. Zagreus, ursprünglich vorgriech. Gott der Tiere und der Jagd, dann Hauptgott der orphischen Theologie. Er gilt als Sohn des → Zeus* und der Unterweltgöttin → Persephone* und wird auf Anstiften der eifersüchtigen → Hera von den → Titanen zerrissen. Das noch zuckende Herz verschlingt Zeus oder nach anderer Version → Semele*, wodurch die Wiedergeburt des jungen → Dionysos* (in orphischer Gleichsetzung mit Z.) ermöglicht wird. Der erstmals in einem Epos (Alkmaionis) des 6.  Jh. v. Chr. erwähnte Name

Z. bedeutet ›Großer Jäger‹, was dem orgiastischen Charakter des Dionysos entspricht. Klein: Der zerstückelte Gott: [Di­o­ny­ sos/Z.], München 1967. – Kerényi: Di­ o­ nysos: Urbild des unzerstörbaren Lebens, München 1976. – Gallistl: Der Z.-Mythos bei Euripides (Würz­ burger Jahrbücher für die Altertums­ wissenschaft 7, 1981). – DNP 12.2.

Zaliyanu → Zaschhapuna Zalmoxis, höchster Gott der thrakischen Geten und Daker (Dacia ist das heutige Rumänien). Die einzige wichtige Information über ihn stammt von Herodot. Die alten Griechen erblickten in ihm einen Religionsstifter, moderne Gelehrte interpretieren ihn als Erdgott, Himmelsgott, Totenherrscher oder als Mysteriengottheit; für Letzteres sprechen das zeremonielle Festmahl, das Verborgensein in der ›unterirdischen Bleibe‹ und die Epiphanie. Der Sage nach wandelte Z. als Mensch unter seinem Volk, war dann drei Jahre lang verschwunden und wurde als tot betrauert, kam aber im vierten Jahr wieder aus einer unterirdischen Höhle (Totenwelt) hervor. Eliade: Z., the Vanishing God, Chicago 1972. – ER 15. – Eliade: Von Z. zu Dschingis Khan: Religion und Volkskultur in Südosteuropa, Frank­ furt/Main 1990. – DNP 12.2. –

529 Gorgoi: Dionysos und Z. zwischen alter und neuer Mythologie (Zeitschrift der Germanisten Rumäniens 17–18, 2008–09).

Zaltys, bei den alten Litauern die göttlich verehrte Ringelnatter, die besonders bei der Weissagung eine Rolle spielte; in einem Volkslied wird sie ›Abgesandte der Götter‹ genannt. Das lettische Wort für diese Schlangenart ist zaltis, dem entsprechend heißt auch der Gott Zaltis. Gimbutas: Ancient symbolism in Lithuanian folk art (Memoirs of the American Folklore Society 49, 1958).

Zam, awestisches (persisches) Wort für ›Erde‹; diese wurde auch vergöttlicht und neben dem Himmel als Objekt der Verehrung angerufen. Z. gehört zu den → Yazatas.

Zazel Zao-jun (Tsao-chün, chines. ›Herr des Herdes‹), taoistischer Küchengott, dessen Bild bis ins 20. Jh. hinein fast in jeder chines. Küche in einer Nische über dem Herd (tsao) hing. An einem bestimmten Tag opferte man ihm Süßigkeiten und Honiggebäck, damit er dem Jadekaiser (→ Yu-di) nur Gutes über die Familie berichten konnte. Für seine Volkstümlichkeit spricht, dass ihm sogar im buddhist. Pantheon ein Platz eingeräumt wurde. Verschiedentlich findet sich der Gott auch unter dem Namen Tsao-wang. Day: Studying the kitchen god (Chi­ nese Recorder 57, 1926). – Fowler: An introduction to the philosophy and reli­ gion of Taoism, Brighton 2005.

Zana, vorröm. Balkangottheit, in der interpretatio romana der Jagdgöttin → Diana* gleichgesetzt, obwohl sich dafür keine stichhaltigen Belege nachweisen lassen. Schutztiere der Göttin waren drei Ziegen mit goldenen Hörnern. In den alban. Bergen lebt Z. als Fee weiter, die wegen ihrer Tapferkeit und Schönheit gepriesen wird.

Zaschhapuna, in der altklein­ asiat. Bergstadt Kaschtama (Nordanatolien) verehrte Vegetationsgöttin. In ihrem heiligen Hain versammeln sich die Götter des Landes. Ihr Gemahl ist der Berggott Zaliyanu, doch steht sie auch in enger Beziehung zu dem Wettergott von Nerik (→ Taru). Der Namensteil puna (›Kind‹) zeigt den mädchenhaften Charakter der Göttin.

Lambertz: Z. (Die Mythologie der Al­ baner, WdM 2). – Elsie: A dictionary of Albanian religion, mythology, and folk culture, London 2001.

Zazel (von arab. zuhal = ›Saturn‹), in der Kabbala und in der spätmittelalterlichen Magie

Zemepatis 530 die Bezeichnung des den Planeten Saturn beherrschenden Dämons.

Göttin; sie galt als Partnerin des → Month und verschmolz mit → Rat-taui.

Zemepatis (›Herr der Erde‹), chthonischer Gott bei den Litauern, Schutzherr des Viehs und des ganzen Bauernhofs. Er galt als Bruder der Erdgöttin → Žemýna.

Zéphyros, Gott des Westwindes, im griech. Mythos Sohn des Sterngottes → Astreios (›der Gestirnte‹) und der Morgenröte (→ Eos). Als Bote des Frühlings ist er mit einer der →  Horen vermählt; von → Eros beauftragt, entführt er Psyche. Bei den Römern hieß der Windgott Favonius.

Zemes māte (›Erdmutter‹), bei den alten Letten Erd- und Muttergottheit. Sie kümmert sich um das Wohlergehen der Menschen und um die Fruchtbarkeit des Ackers, übernimmt aber auch die Funktion einer Totenherrscherin und berührt sich darin mit → Velu māte*. Mit der Christianisierung geht sie in die Gestalt der Hl. Maria über. Biezais: Die Hauptgöttinnen der al­ ten Letten (Diss.), Uppsala 1955. – ER 15.

Žemýna (Žemynele), litauische Erdgöttin, Mutter der Pflanzen; in Gebeten hat sie den poetischen Beinamen Ziedkele (›Erheberin der Blüte‹). Als Ernährerin von Mensch und Tier wurden ihr Opfer dargebracht, besonders bei Saat und Ernte. Balys/Biezais: Z. (Baltische Mytholo­ gie, WdM 2). – Gimbutas/Dexter: The living goddesses, Berkeley 2001.

Zenenet (›die Erhabene‹), im altägypt. Hermonthis verehrte

Neuser: Anemoi. Studien zur Darstel­ lung der Winde und Windgottheiten in der Antike, Roma 1982. – DNP 12.2.

Zeus, höchster Gott der Griechen, Sohn des → Kronos* und der → Rheia. Sein Name wird von der indogerman. Sprachwurzel dei (›leuchten‹) abgeleitet und ist verwandt mit dem Namen anderer Himmelsgötter (→ Dyaus, Diu-pater → Jupiter). In kretisch-mykenische Zeit zurück reicht der Mythos vom göttlichen Kind, das von der Ziege → Amaltheia oder der Biene Melissa ernährt und von den in Waffen tanzenden → Kureten* vor Kronos verborgen wird. Der erwachsene Z. hat seinen Vater und die anderen → Titanen in den Tartaros gestürzt und teilt seither die Weltherrschaft mit seinen Brüdern → Poseidon* und → Hades; mit seiner Ge-

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Zeus mit Nike; Nachbildung der ZeusStatue des Phidias, 438–430 v. Chr.

mahlin → Hera thront er im Olymp. Daneben kennt der Mythos auch eine Beziehung des Himmelsgottes zur Erdgöttin → Demeter*, deren segenspendende Bedeutung im Kult durch den hieros gamos seinen Ausdruck fand. Bei seinen Verbindungen mit sterblichen Frauen erscheint Z. in verschiedenen Gestalten: als Goldregen (bei Danae), als Stier (bei → Europa), als Schwan (bei Leda). Neben seiner Funktion als Himmelsgott ist er auch Wettergott mit dem Beinamen Keraunos (›Blitz‹); als Katachthonios (›der Unterirdische‹)

Zeus steht er der Unterwelt nahe; als Meilichios (›der Milde‹) tritt er als Richter auf; panhellenische Bedeutung hat er als Hüter der Freiheit (Eleutherios). Unter dem Namen Ktesios ist Z. Beschützer des Hauses und Spender des Wohlstandes. Er ist Schwurgott (Horkios) und gilt als Siegbringer (Nikephoros), der → Nike auf seiner Hand trägt; schließlich erblickt man in ihm ganz allgemein den ›Retter‹ (Soter). Sein Symboltier ist der Adler; seine Stimme glaubte man aus dem Rauschen der Eiche herauszuhören (Orakel zu Dodona). Das auf Kreta gezeigte Grab des Z. gehört zum Vorstellungskreis eines sterbenden und wieder auferstehenden Gottes (→ Felchanos). Bei der Berührung mit den Persern wird deren Gott Ohrmazd (→  Ahura Mazdā) in Z. wiedererkannt, so bei Herodot und Xenophon; im syrischen Raum übernahm Z. Kasion (oder Kasios) die Rolle des Berggottes →  Baal Sapon. Bei den Römern ist → Jupiter das Gegenstück zum griech.  Göttervater. Sjövall: Z. im altgriech. Hauskult, Lund 1931. – v. Hülsen: Z. Vater der Götter und Menschen, Mainz 1967; Cook: Z. A Study in ancient Religion, ND Cambridge 1964–65. – LloydJones: The Justice of Z., Berkeley 1971. – Kerényi: Z. und Hera. Urbild des Vaters, des Gatten und der Frau,

Zhang Guo-lao 532 Leiden 1972. – Arafat: Classical Z., Oxford 1990. – Simon: Die Götter der Griechen, München 41998. – DNP 12.2. – Dowden: Z., London u.a. 2006. – LdAG.

Zhang Guo-lao (Chang Kuolao), einer der ›Acht Unsterblichen‹ (→ Ba-xian). Er soll eigentlich eine Fledermaus gewesen sein, die sich in einen Menschen verwandelt hat. Sein Reittier ist ein weißer Esel, sein Attribut eine Bambustrommel mit zwei Stäben. Man Ho/O’Brien (Übers.): The Eight Immortals of Taoism, New York 1991. – Eberhard: Chang Ko-lao (Lexikon chines. Symbole), München 72001.

Zhong-kui (Chung K’ui), in China Gott der Literatur und der Examen, weiter Beschützer gegen böse Geister und Dämonen. Eigentlich gehört Z. zu den dämonischen Wesen (→  Guixian), da er Selbstmord beging, nachdem man ihm den beim Examen verdienten ersten Platz versagt hatte. Z.s Bild wird am Jahresende aufgehängt, um Dämonen zu vertreiben; als Attribut hat er ein Schwert, mit dem er die fünf Gifttiere (Schlange, Tausendfüßler, Skorpion, Eidechse und Kröte) abwehrt. Eberhard: Chung K’ui (Lexikon chi­ nes. Symbole), München 72001. – v. Glahn: The sinister way: the divine and the demonic in Chinese religious culture, Berkeley 2004.

Zhang Guo-lao; Holzschnitt, 1906

Zhong-li Quan (Chung-li Ch’üan), zu den ›Acht Unsterblichen‹ (→ Ba-xian) gehörend. Sein Erkennungszeichen ist der Fächer, mit dem er Tote wiederbeleben kann. Überhaupt besitzt er magische Kräfte, kann durch die Luft fliegen und Metalle verwandeln. Man Ho/O’Brien (Übers.): The Eight Immortals of Taoism, New York 1991.

Zhu-tian (Chu T’ien), chines. Bezeichnung der buddhist. Götter, die ursprünglich aus Indien kamen wie z.B. → Gongde-tian oder He-li-di (→ Hariti*). In den Tempeln dargestellt, bilden sie meistens eine Gruppe von zwölf Gottheiten,

533 denen öfters noch die vier Welthüter beigegeben sind. Rousselle: Vom Sinn der buddhist. Bildwerke in China, Darmstadt 1958.

Zibelthiurdos → Shurdi Žiniši Ort’a (›Herr von oben‹), bei den kaukas. Mingreliern der Geist des Donners und des Blitzes, dem im Sommer ein junger Hahn geopfert wurde. Zip (›Hirsch‹), ein bis heute verehrter Jagdgott und Herr der im Wald lebenden Tiere der Maya und ihrer Nachfolger. Ob er mit dem durch ein Geweih oder einen Hirschkopf auf dem Kopf gekennzeichneten Gott Y der alten Bilderhandschriften identisch ist, lässt sich vorerst nicht nachweisen. Miller/Taube: An illustrated diction­ ary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Zipakna und Kabrakan, Erdbebengötter der Maya; Ersterer galt als ›Schöpfer‹, Letzterer als ›Zerstörer der Berge‹. Beide galten als Söhne des dämonischen → Vucub-Caquix. Miller/Taube: An illustrated diction­ ary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Zōchō-ten, einer der ›Vier Himmelskönige‹ (→ Shi-ten­

Zun nō) des japan. Buddhismus, die die buddhist. Tempelanlagen, aber auch die vier Weltgegenden vor dem Ansturm böser Dämonen beschützen. Z. bewacht den Süden und entspricht dem indischen Schutzgott → Virūdhaka. Er trägt eine Lanze, seine Farbe ist Blau. Zom, bei den in Westindien lebenden Bhil eine Art Totengott; er ist ein Untergebener des Hochgottes → Bhagwan, zu dessen Richterstuhl er die Seelen der Verstorbenen führt. Zotz (Camazotz), FledermausGott der Maya und heute noch Schutzgott der in Chiapas lebenden Tzotzil und einiger guatemaltekischer Stämme. Miller/Taube: An illustrated diction­ ary of the gods and symbols of Ancient Mexico and the Maya, New York 2003.

Zun, bei ostiran. Völkern ein Gott, dessen Funktionen nicht mehr eindeutig zu erkennen sind; sein Heiligtum galt selbst den Arabern und Chinesen als bekannte Wallfahrtsstätte. Sein Symboltier war ein Fisch. Während man einerseits an eine dialektale Lautverschiebung und Ableitung des Namens vom iran. → Zurvan denkt, wird von anderer Seite an eine Herkunft von den in spätantiker

Zurvan 534 Zeit aus Innerasien einbrechenden Chioniten gedacht. Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965.

Zurvan (auch Zervan, zrvan = ›Zeit‹), iran. Gott der Zeit; von ihm sind alle Pfade geschaffen, die zur Cinvat-Brücke (Übergang ins Jenseits) führen. In der Zurvanismus genannten Religion, die von Magiern verbreitet wurde, ist Z. der höchste Gott, Herr des Lichts und der Finsternis; der lichte → Ahura Mazdā und der dunkle → Ahriman sind seine Kinder. Z. ist ›der viergestaltige Gott‹, der in sich Gottheit, Licht, Macht und Weisheit zusammenfasst. Der Glaube an

ihn lässt sich bis in das 12. Jh. v. Chr. zurückverfolgen, erlangt aber erst in späteren Jahrhunderten größere Bedeutung. Als Schicksalsgottheit ist Z. dem griech. → Chronos verwandt. Im Manichäismus gilt er als höchster Gott, als ›Vater der Größe‹ und als Gott mit vier  Gesichtern (tetraprosopos), d.h. als Herr über die vier Elemente. Schaeder: Der iran. Zeitgott und sein Mythos (ZDMG 95, 1941). – Widengren: Die Religionen Irans, Stuttgart 1965. – Zaehner: Z. A Zoroastrian Dilemma, ND New York 1955. – Shaked: The Myth of Z. (Gruenewald u.a. [Hg.]: Messiah and Christos), Tübingen 1992. – Böhlig: Der Manichäismus, Düsseldorf 1997. – DNP 12.2.



Glossar Adept: der in die Mysterien Eingeweihte androgyn: das Wesen beider Geschlechter enthaltend Anthropogonie: Erschaffung des Menschen anthropokephal: mit Menschenkopf anthropomorph: in Menschengestalt Apokryphen: bibelnahe, aber nicht in den biblischen Kanon aufgenommene Schriften apotropäisch: Unheil abwehrend Appelativ(um): Anredeform, Anrufung astral: auf einen Stern/die Sterne bezogen Atharvaveda: altindische Liederund Zauberspruchsammlung, heilige Textsammlung des Hinduismus Avatāra: Inkarnation eines (indischen) Gottes Awesta: heiliges Buch des Zoroas­ trismus/Parsismus axis mundi: Weltachse Brāhmanas: Teil der → Veden Brakteaten: münzähnliche goldene Zierscheiben Buddhaschaft: Zustand der Erlösung, wie Buddha in erreicht hat Caduceus: von zwei Schlangen umwundener Stab chthonisch: irdisch, unterirdisch

coelar: auf den Himmel bezogen, himmlisch Deifizierung: Vergöttlichung Determinativ: Deutzeichen in der (Hieroglyphen-)Schrift deus otiosus: untätiger, nicht mehr ins Weltgeschehen eingreifender Gott Edda: zwei altisländische Sammlungen altnordischer Lieder und Mythen: die Snorra-Edda oder Prosa-Edda des Snorri Sturluson (um 1220) und die sog. Lieder-Edda (2. Hälfte 13. Jh.) Emanation: ›Herausfließen‹; Her­vorgehen einer Vielheit aus einem einheitlichen Urgrund, wobei ›Emanation‹ das Hervorgegangene bezeichnet Emblem: Kennzeichen, z.B. im Hinblick auf altorientalische Gottheiten eschatologisch: die Endzeit, das Weltende betreffend etymologisch: der sprachlichen Herkunft nach euphemistisch: beschönigend; etwas Furchtbares oder Anstößiges mit schönen Worten verhüllend gräzisiert: die griech. Ausdrucksweise nachahmend Henotheismus: Religion, die mehrere Götter kennt, von denen aber ein einzelner so ange-

Glossar 536 rufen (verehrt) wird, als ob er der einzige sei Heros: götterähnlicher Held, Halbgott hieros gamos: heilige Hochzeit Hypostase: verselbständigte Eigenschaft (eines) Gottes Ichneumon: eine afrikanische Schleichkatze Ikonographie: bildhafte Darstellung, Bildbeschreibung Initiation: ›Einweihung‹; durch bestimmte Riten gekennzeichneter Eintritt in ein neues Lebensstadium Inkarnation: ›Verkörperung‹; irdische Gestaltwerdung göttlicher Wesen interpretatio graeca/romana: ›­griech./röm. Deutung‹; Übertragung in die griech./röm. Mythologie ithyphallisch: mit erigiertem Phallus kalligraphisch: in Schönschrift Karma(n): Summe der guten und bösen Taten eines Lebens mit gesetzmäßiger Vergeltungskausalität kontaminieren: verschmelzen Kontemplation: Versunkenheit, (religiöse) Versenkung Kosmogonie: Erschaffung/Entstehung der Welt Linga(m): entspricht in Indien dem Phallus lunar: auf den Mond bezogen Makrokosmos: die Welt als Ganzes Mandala: kosmosbezogenes Symbolbild für meditative Zwecke

Mikrokosmos: die Welt im Kleinen; ein Teil der Welt als Ganzheit, besonders der Mensch in seinem kosmischen Bezug Monotheismus: Glaube an (nur) einen Gott Mudra, mudrā: bestimmte Hand- und Fingerstellung in magisch-symbolischer Bedeutung Nekrophagie: das Essen des Fleisches Verstorbener Nekropole: Totenstadt, Begräbnisstätte Nestorchronik: älteste russ. Chronik Nirvāna: im Buddhismus das vom Menschen zu erstrebende Endziel des Erlöschens Ordal: Gottesurteil Pali: Sprache des buddhist. Kanons heiliger Schriften Pantheon: Gesamtheit der in einer polytheistischen Religion verehrten Gottheiten Pantokrator: Allherrscher pluralis majestatis: Majestätsplural: wenn ein Regierender von sich in der Mehrzahl spricht Prajña: Partnerin eines (indi­ schen) Gottes Pudenda: Schamgegend, Geschlechtsteile Purānas: eine Gruppe alter Sanskrit-Texte der religiösen hinduist. Literatur Ragnarök: Weltuntergang (›Ver­ hängnis der Götter‹) in der german. Mythologie Rigveda: Sammlung altindischer Hymnen an einzelne Götter

537 Samsāraā: Kreislauf (der Exis­ tenzen) von Geburt, Tod und Wiedergeburt Sanskrit: in Indien die literarische Kunstsprache für Dichtung und Wissenschaft Sistrum: Rassel im alten Ägypten Skalden: altnord. Dichter und Sänger solar: auf die Sonne bezogen Stele: aufgestellte, in der Regel steinerne Platte Stupa: buddhist. Bauwerk Swastika: altindische Bezeichnung des Hakenkreuzes Symbiose: Zusammenleben; in der Religion eine Kultgemeinschaft Synkretismus: Vermischung verschiedener Religionen (meist ohne innere Einheit) Synonym: sinnverwandtes Wort, Parallelausdruck Tartaros: in der griech. Mythologie der Abgrund, die Unterwelt Theonym: Gottesname theriomorph: in Tiergestalt Trias/Triade: Dreiheit (von Göttern) Trickster: wandlungsreiche, mythische Gestalt, die sich durch einen zwiespältigen Charakter auszeichnet und oft schelmenhafte Züge aufweist

Glossar Trimurti: indische Götterdrei­ heit Upanishaden: antindische theologisch-philosophische Texte, Teil der → Veden Uroboros: Schlange, die sich in den Schwanz beißt Uräus: von ägypt. Königen und Göttern als Diadem getragene Schlange Vajra: als Donnerkeil oder Diamant verstandene Waffe indischer Götter; im buddhist. Tantrismus Bezeichnung des kultischen Zepters wie des Absoluten Veden: älteste religiöse Literatur der Inder, bestehend aus den Samhitas, den Brāhmanas, den Aranyakas und den Upanisha­ den Völuspa: Götterlied der → Edda Yab-yum-Stellung: Vater-Mutter-Stellung, Koitus (im Tantrismus) Yasna: in der iran. Religion Texte, die während der Darbringung des Feueropfers rezitiert werden Yashts: Opferlieder im → Awesta Yin und Yang: in der chines. Philosophie kosmologische Prinzipien; Gegensatzpaar (Erde/ Himmel, Weibliches/Männliches usw.)

Register I. Beinamen, Zweitnamen und abweichende Namensformen (Gott A) → Hunhau A’asch → Ea Abo → Hekko Abzu → Apsu Achaman → Acoran Acheloiden → Sirenen Achlae → Acheloos Adam Qadmaia → Adam kasia Adroa → Adro Adsmerius → Mercurius, gallischer Afua → Asase Agunua → Hatuibwari Agyieus → Apollon Aha → Bes* Ahau Kin → Kinich Kakmo Ah Muzen Cab → Muzen Cab Ahpuch → Hunhau Aidoneus → Hades Aineias → Aeneas Ainemöinen → Vainämöinen Aisha Qandisha → Qandisha Aiyanār → Ayiyanayaka Akaman → Aka Manah Äkräs → Egres Alannus → Alaunus Alb → Alp* Alben → Elfen Albiorix → Teutates Alexikalos → Herakles Alijan → Baal* (1) Alilat → Allat Aliyat → Schams Alounis → Alaunus

Alpnu → Alpan Aman → Amun Amanai → Messineg Amar-utuk → Marduk* Ama’uschumgal → Dumuzi Ambā → Devī Amenapet → Amun Amitāyus → Amitābha A-mi-to → Amitābha Amon → Amun Amset → Imset Amurru → Martu Ana → Anu, Danu Anadyomene → Aphrodite Anaïtis → Anāhitā Ananga → Kāma* Ananta → Shesha Anat-Jahu → Anat Andarta → Adraste Andate → Bhagwan Andraste → Adraste Androphonos → Aphrodite Angnipede → Abraxas* Angru Mainyu → Ahriman Angus → Oengus Anhuret → Onuris Annapurna → Durgā* Annunaku → Anunna Ansis → Asen Antaia → Hekate* Anu → An Anukis → Anuket Anzu → Zu Ao → Jw

539 Apkallu → Abgall Apo Dios → Apo Katawan Appollyon → Abaddon Ara → Aray Aradia → Herodias Aralo → Aray Aramati → Armaiti Aratxegorri → Aatxe Ardanarishvara → Shiva* Ardat-lili → Lilitu Ardvi Sur → Anāhitā Areimanios → Arimanius Arensnuphis → Arsnuphis Argeia → Hera Argestes → Euros Aridela → Ariadne Ariniddu → Arinna Ariz → Aschtar Asakku → Asag Asariluchi → Asalluḫi Ascherdusch → Aschertu Aschimbabbar → Nanna (1) Aschmedai → Asmodaios Aschterat → Astarte Asherat → Aschera(t) Ashokakanta → Māricī Ashvara → Vata Asmodai → Asmodaios Asräa → Dike Astroarche → Juno Caelestis Astwidāt → Asto Vīdātu Asyse → Asase Atahensic → Ataensic Attart → Astarte Atua → Aitu Aubatala → Obatala Auramazda → Ahura Mazdā Auster → Notos Avalokita → Avalokiteshvara* Ayiyan → Ayiyanayaka Azazel → Asasel

Beinamen, Zweitnamen Baal-Zebub → Beelzebub Baba Tomor → Tomor(r) Ba-djedet → Ba neb Dedet* Bafomet → Baphomet Bagmashtu → Bagvarti Bai Ülgan → Ülgen Bakchos → Bacchus, Dionysos* Baldr, Baldur → Balder* Balmarkos → Baal-Marqōd Bao-sheng-fo → Ratnasambhava Bapho → Babi Barastaer → Barastir Barbero → Barbelo Bassareus → Sabazios* Bau → Baba (1) Baw → Ba Bebon → Babi Beelzebul → Beelzebub Befania → Befana Beg-ce → Beg-tse Bela Pinnu → Bura Pinnu Beliar → Belial Belos → Bel (1) Bemba → Pemba Ben-ten → Benzai-ten Berchten → Perchten (Frau) Berta → Bercht Bhairavi → Durgā* Bhavani → Kāli* Bhringin → Andhakā Bhū Devī → Bhūmi Biliku → Buluga Bi-lu-fo → Vairocana Bing-yi → He-bo Bishamon-ten → Bisha(m) Bodb → Badb Bol → Bel (2) Bolon Zacab → Ah Bolom Tzacab Bölverkr → Odin* Bosatsu → Bodhisattva

Register 540 Brahmanaspati → Brhaspati Brauronia → Artemis* Brihaspati → Brhaspati Bromios → Dionysos* Bubastis → Bastet* Bu Dai → Mi-lo-fo Bullar → Bolla Bundjil → Bunjil Burr → Bor(r) Byams-pa → Maitreya Caelestis → Juno Caelestis (Dea) Caelestis → Tinnit Caelus → Baal-Schamēm Cakrasamvara → Samvara Cakulha → Kucumatz Camazotz → Zotz Camenae → Kamenen Camulos Mars, gallischer bCan → bTsan Candamahārosana → Candarosana Candi → Durgā* Candrā → Cundā Caturix → Teutates Cautha → Cath Ce acatl → Quetzalcoatl*, Tlahuizcalpantecutli Ceathur mac Gréine → Mac Gréine Centeotl → Cinteotl Cerberus → Kerberos Cēyōn → Kataragama, Murukan Chakravartin → Cakravartin Chandra → Candra Chang-e → Heng-e Chang Kuo-lao → Zhang Guolao* Ch’ang-o → Heng-e Charis → Chariten Charos → Charon

Chenti-cheti → Chentechtai Chepat → Hebat Chespisichis → Chons Chi-guo → Dhrtarāshtra Chimäre → Chimaira Chin-kang-shou → Jin-gangshou Chiron → Cheiron Chiu-kung T’ai-i → Tai-yi Chonti-amentiu → Chontamenti Chormusta → Qormusta Chu-jung → Li Chung K’ui → Zhong-kui Chung-li Ch’üan → Zhong-li Quan Chusor → Kōtar Chu T’ien → Zhu-tian Cinnamastakā → Chinna-mastā* Cintamani-cakra → Avalokitesh­ vara* Circe → Kirke Citlali(ni)cue → Omecihuatl* Citlaltonac → Ometecutli* Clavariatis → Mercurius, gallischer Cloacina → Venus Coyote → Koyote Cuntī → Cundā Cupido → Amor Cybele → Kybele Dagon → Dagan Dahman Āfri → Āfriti Daiseishi → Seishi Daishō-den → Kangi-ten Daitschin Tengri → Tengri Daiwa → Daēvas Damkina → Damgalnunna Dea Caelestis → Tinnit Dea Syria → Atargatis

541

Beinamen, Zweitnamen

Dehuti → Thot Del → Devel Deo → Demeter* Devadeva → Brahmā* Devadhipati → Shakra (1) Dēvata bandarā → Dādimunda Dew → Daēvas Dewden → Dedun Dharmarāja → Dharma Dhatarattha → Dhrtarāshtra Di → Shang-di Di Dsang → Di-zang Dikaiosyne → Nechmeta- waj Dikpālas → Lokapālas Di Manes → Manen Di-mu → Di-ya Dingir.maḫ → Ḫannaḫanna Dingirmaḫ → Ninmaḫ Di Penates → Penaten Di-shen → Jian-lao Disir → Disen Diu-pater → Jupiter Diviana → Diana* Djata → Jata Djuskaha → Teharonhiawagon Donar → Thor* Dreqi → Djall Druh → Drug Duellona → Bellona (2) Dundra → Alako Dusch-Schara → Dusares Du-wen → Vaishravana

Eliun → Eljon Ellil → Enlil Ellilusch → Ellel Elo → Isten (2) Elqonera → El El Schaddai → Schaddai Emeli → Messineg Emma-ten → Emma-ō* Emusa → Varāha* Enagonios → Herakles Endovelicus → Endouellicus Ennosigaios → Poseidon* Enodia → Hekate* Enyalios → Ares Eostra → Ostara Eraḫ → Jaraḫ Ergane → Athena Erh Chiang, Er Jiang → Dvā­ra­ pāla* Erua → Sarpanitu Er Wang → Dvārapāla* Eschara → Ischara Eschtan → Ischtanu Eschtar → Ischtar Eschu → Isis* Ese → Isis* Esege Malan Tengri → Tengri Eshu* → Exu Etsai → Aatxe Eumeniden → Erinyen Euploia → Aphrodite Euryphaessa → Theia

(Gott) E → Yum Kaax Egata → Eate Eguzki → Ekhi Ehi → Ihi Ehye → Eheie Eire → Eriu Eisenberta → Bercht Eleutherios → Zeus*

Farmatyr → Odin* Farr → Xvarnah Favonius → Zephyros Fei → Huang-fei-hu Feng-bo → Fei-lian Fenrisulfr → Fenrir* Feretrius → Jupiter Folkvaldi Goda → Freyr

Register 542 Fors Fortuna → Fortuna Fosite → Forseti Frea, Frija → Frigg Frodi → Freyr Frugifer → Baal-Hammon Fu-gen → Samantabhadra Fulgur → Jupiter Fylgjur → Fylgien Gabrā’il → Gabriel Galgamisch → Gilgamesch Gallu → Galla Ganapati → Ganesha* Gara yaka → Dala kadavara Gayo Marta → Gayomart Ge → Gaia Gella → Galla Genetrix → Venus Gerovitus → Jarovit Gien Lau → Jian-lao Ǧinn → Dschinn Girra, Girru → Gibil Glaukopis → Athena Glooscap, Gluskab → Kluskap Gong-de-tian → Lakshmi* Gongen → Kami mGon-po → Makākāla Gopala → Krishna Gor → Khmvun Goshurun, Goshurwan ­→ ­Ge­ush Urvan Gotama → Gautama Govinda → Krishna, Vahguru Grimnir → Odin* Guang-mu → Virupāksha Guan-yu → Guan-di Gubaba → Kupapa Gui → Gui-xian Gul-ashshesh → Gul-schesch Guru Rimpoche → Padmasambhava

Habonde → Abundantia Haimavatī → Umā Halios Geron → Glaukos Hangagud, Hangatyr → Odin* Han Hsiang-tzu → Han Xiangzi Hanumat → Hanuman* Han-Uzzai → al-Uzzā Hapatu → Ḫebat Hapi* → Apis* Harensnuphis → Arsnuphis Hari → Vahguru, Vishnu* Harpokramun → Harpokrates* Harsomtus → Somtus Haruer-Chnum → Chnum Heh → Hah Heka → Hike Helal → Luzifer He-li-di → Hariti* Heliogabalos → Elagabal Heller → Elal Hemera → Eos Hemuset → Hemsut Heosphoros → Phosphoros Hepat → Ḫebat Hephästus → Hephaistos Heramba → Ganesha* Here → Hera Herischef → Harsaphes Her-ur → Haroeris Hevajra → Heruka Hillaly → Hilal Hina-ai-malama → Pele Hittauanin → Hittavainen Hlér → Aegir Hlödin → Hlodyn Hobas → Haubas Hobnil → Kan Ho-ho → He-he Ho Hsien-ku → He Xian-gu Ho-li-ti → Hariti*

543 Ho-po → He-bo Hor-Amun → Harpokrates* Horkios → Zeus* Hotoke → Butsu Hsathra vairya → Xsathra vairya Hsien → Xian Hsien-yüan → Huang-di Ḫuban → Ḫumban Huci, Huchi → Ape-huci-kamuy Huehue teotl → Xiuhtecutli* Hu-fa → Dharmapāla Huh → Hah Humbaba → Ḫuwawa Ḫvarenah → Xvarnah Hypsistos → Alalu, Eljon (Göttin) I → Ixchel Ianus → Janus* Idaea Mater → Kybele Idisi → Disen Iki-Turso → Tursas Il → El Ilithyia → Eileithyia Illargui → Ilazki Illinos → Enlil Ilyapa → Illapa Immap ukua → Sedna Imuthes → Imhotep Inini → Inanna Innara → Lama (2) Innin → Inanna Innus → Faunus Inschuschinak → Ninschuschinak Invictus → Hercules Ipi → Ipet Irene → Eirene Iretargui → Ilazki Irra → Erra Isäinen → Ukko Isanagi → Izanagi

Beinamen, Zweitnamen Isanami → Izanami Ischtaran → Sataran Isden → Isten (1) Isha, Ishana → Shiva* Itūr-mer → Wer Iunmutef → Inmutef Iuno → Juno Iuppiter → Jupiter Iusas → Jusaas Iuturna → Juturna Iuventas → Juventas Ixcuinan → Tlazolteotl Izamna → Itzamna Jagannatha → Vishnu* Jah → Joh Jam-dpal-dbyangs → Mañjushri* Jan-teng-fo → Ran-deng-fo Jarchibol → Yarhibol Jati → Aton Ja’u, Jawi → Jw Jezi-Baba → Baba-Jaga Jilibeambaertje → Num Jina → Mahāvīra Jiu-gong Taiyi → Tai-yi Jo → Io Jo-ru → Gesar Juesaes → Jusaas Ju-lai → Ru-lai Jupiter Caelestis → Baal-Scha­ mēm Ju Shou → Ru-shou Kaang → Cagn Kaapora → Curupira Kadavul → Katavul Kaggen → Cagn Kālacakra → Ādibuddha Kālāratri → Kālī Kallinikos → Herakles Kamalasana → Brahmā*

Register 544 Kambeshvari → Stambeshvari Kamönen → Kamenen Kamutef → Min* Kane → Tane Kankibo → Karitei Kanzeon → Kannon Kao Yao → Gao Yao Kapu māte → Velu māte* Kari → Karei Karttikeya → Skanda Kasion, Kasios → Zeus* Katachthonios → Zeus* Katampan → Murukan Katoylla → Illapa Kātukilal → Korrawi Kautar → Kōtar Keinnara → Kinnara* Kemur → Kemwer Keraunos → Zeus* Kerubim → Cherubim* Ke-sar → Gesar Khagarbha → Ākāshagarbha Khyun → Garuda* Kiho → Io (2) Ki’i → Tiki Kilya → Quilla Kinich Ahau → Kinich Kakmó Kinyras → Kotar Kisboldogasszony → Boldogass­ zony Kitschi manido → Manitu Kleio → Klio Kluskave → Kluskap Kompira → Bisha(m) Kong-fu-zi → Konfuzius Kore → Persephone* Kotyttó → Kotys Krateios → Phorkys Kriophoros → Hermes* Ktesias → Zeus* Ku → Tu (1)

Kuan-chung, Kuan-ti → Guandi Ku Citbil Ti Caan → Hahal Ku Kuei, Kuei-hsien → Gui-xian Ku-kaili-moku → Tu (1) Kukudhi → Kukuth Kukumatz → Kucumatz Kumarā→ Skanda Kumāri → Sitā K’ung-fu-tzu → Konfuzius Kung Kung → Gong Gong Kunitama-no-kami → Ōku­ni­ nushi Kupapa → Kubaba* Kur-gal → Enlil Kurupira → Curupira Kuschor → Kōtar Kutschedra → Kulshedra Kuvera → Kubera Kwannon → Kannon Kybebe → Kybele Kypris → Aphrodite Kyrios → Jahwe K’yun → Garuda* Laḫmu → Laḫama Lakshana-purusha → Shalākāpu­rusha Lamassu → Lama (1) Lamfada → Lug Lan Tsai-ho→ Lan Cai-he* Lao Chün, Lao-tzu → Lao-zi Lapis → Jupiter Larven → Lemuren Latona → Leto Lauma → Laumē Lcam-srin → Beg-tse Lei-tsu → Lei-zi Leschia → Lasciwice Leukothea → Ino Lhamo → Shridevi

545 Liknites → Dionysos* Lilin → Lilith* Liwjatan → Leviathan Llyr → Lir Logios → Hermes Trismegistos Lohan → Arhat Lokeshvara → Avalokiteshvara* Lono → Rongo Loptr → Loki* Lotan → Leviathan Loucetios → Teutates Lucetius → Jupiter Lucifer → Luzifer, Phosphoros Lucina → Juno Lugalgirra → Nergal Lugones → Lug Lugus → Lug Lurgorr → Lur Lü Tung-pin → Lü Dong-bin Lü-yen → Lü Dong-bin Lyaios → Dionysos* Lykeios → Apollon (Gott) M → Ekchuah Maanalaiset → Maahiset Machenti-irti → Chenti-irti Macuilxochitl → Xochipilli Magasanus → Hercules Maḫ → Ninmaḫ Mahādeva → Mahadeo Mahākāla → Shiva* Mahāpurusha → Purusha Mahāsēna → Kataragama Mahāvidyā → Jānguli Mahāyakshīni → Hariti* Mahāyogin → Shiva* Mahishā(sura)mardinī → Dur­ gā* Maitri → Maitreya Maké → Wunekau Ma-li-chih → Mārici

Beinamen, Zweitnamen Malka → Malik Malka dnhura → Mara drabuta Malophoros → Demeter* Mama-Kilya → Quilla Mamers → Mars Mami → Mama Mammitu → Mamitu Mamonas → Mammon Manabuzo, Manibuzo → Mä­nä­ busch Managarm → Hati Manāwat → Manāt Manawyddan → Manannan Mandu → Mon Manito → Manitu Mara → Imra Mara drabuta → Mānā rābbā Marg → Astō Vidātu Mariamma → Shitalā Marmar → Mars Mater Terra → Nerthus Matrae → Matres Mātrikas* → Mātaras Matronen → Matres Ma-tsu → Ma-zu Mavors → Mars Mayauel → Mayahuel* Mechit → Mehit Medea → Medeia Meher → Mihr Meilichios → Zeus* Mejdejn → Medeine Melainis → Aphrodite Melikertes → Ino Melissa → Demeter* Mene → Selene* Menchit → Menhit Menerva → Menrva Menuo → Menulis Mer → Wer Meretrix → Flora

Register 546 Meretseger → Meresger Merkur → Mercurius Merodach → Marduk* Mert → Meret Merulis → Mandulis Methyer → Mehet-uret Metteyya → Maitreya Mi Dsi Gin Gang → GuhyakaVajra Mikāl → Michael Milk-qart → Melqart Minaci → Mināksi Mios → Mahes Miren → Fatit, Moiren Miroku → Maitreya Mittagsfrau → Psezpolnica Miysis → Mahes Mnewer → Mnevis Molek → Moloch Mo-li-zhi → Mārici Moneta → Juno Monju → Mañjushri* Montu → Month Mora(va) → Mahr Morrigu → Morrigan Mouso Koroni → Muso koroni Moyocoya → Tezcatlipoca Mugu → Mugasa Mumbi → Mulungu Mundih → Mandah Mungu → Mulungu Musagetes → Apollon Muth → Mōt Myojin → Kami Nabarzes → Mithras* Nabium → Nabu Nachunte → Naḫḫundi Näck → Nixe Nāga-bhūsana → Shiva* Nāgarāja → Varuna

Nagyboldogasszony → Boldogasszony Naiaden, Naides → Najaden Nairrita → Nirrta Nam-mkhai snying-po → Ākā­ sha­garbha Nan-chi Hsien-weng, Nan-ji Xian-weng → Shou Lao Na’qmati → Qadav Narcissus → Narkissos Naresahyazd, Narsē → Nai­ryō­ sangha Nāsatyas → Ashvins Nasr → Nasur Natarāja → Shiva* Neaira → Perse Nebetu → Nebtuu Nebo → Nabu Nebthut → Nephthys Nehmet-awai → Nechmetawaj Nemti → Anti Nena-bu-schu → Mänäbusch Nenwen → Nenun Nepheros → Neferhor Nerigal → Nergal Nerrivik → Sedna Nēryōsang → Nairyōsangha Ngenemapun → Ngenechen Nicker → Nixe Nikephoros → Zeus* Ninanna → Inanna Ninda Chando → Thakur Baba Ningizzida → Ningischzida Ningursag, Ninsikila → Nin­ḫur­ sanga Nintu → Ḫannaḫanna Nirrita → Nirrta Nomios → Hermes* Nopheros → Neferhor Nörgele, Nork → Ork Nudd → Nuadu

547 Nudimud → Ea Nus → Yishō Zīvā Nusur → Nasr Nutrix → Tinnit Nyamye → Niamye Nzame → Nzambi Oaninda → Uparatāt Obsequens → Fortuna Och → Og Ohrmazd → Ahura Mazdā Ojin → Hachiman* Oke → Okeus Ollathir → Dagda Olmay → Olmai Omam → Omaua Ometeotl → Ometecutli* Ōmikami → Amaterasu Ompu → Debata Ōnamuchi-no-kami → Ōku­ni­ nu­shi Ophois → Upuaut Optimus Maximus → Jupiter Orafat → Olifat Ormazd, Oromasdes → Ahura Mazdā Orthia → Artemis* Ortzi → Urtzi Oterongtongnia → Teharonhiawagon Oyna-kamui → Aynurakkur Pa → Ba (2) Pacha → Fufluns Pachamac → Huiracocha Padma → Lakshmī Padmapāni → Avalokiteshvara* Pa-hsien → Ba-xian Pallas → Athena dPal-ldan lha-mo → Shridevi Pandemos → Aphrodite

Beinamen, Zweitnamen P’an-ku → Pan-gu Pao Sheng Fo → Ratnasambhava Papeus → Papaios Parashakti → Kāmākshī Parcae → Parzen Parmesar → Bhagwan Parthenos → Athena Pehar → Pekar Peko → Pellonpekko Perchta → Bercht Persaios → Perses Perseis → Perse Persephassa → Persephone* Peruwa → Pirwa Peta → Preta Pharia → Isis* Phix → Sphinx* (2) Phoibos → Apollon Phorkos → Phorkys Phosphoros → Artemis* Ph’yag-na rdo-rje → Vajrapāni* Phytalmios → Poseidon* Pi-hsia yüan-chün → Bi-xia yüan-chün Pi-lu-fo → Vairocana Pilwiz → Bilwis Pinenkir → Pinikir Plutos → Hades Poludnica → Psezpolnica Polymnia → Polyhymnia Pontarchos → Achilleus Pore → Purá Prenne → Prende Promachos → Athena Pronuba → Juno Propylaios → Hermes* Proserpina → Persephone* Psais → Schai Púgu → Ye’loje Pu-hsien → Pu-xian Pukje → Puck

Register 548 Puluga → Buluga Pulvan → Upulvan Purusottama → Vishnu* Pusa → Mi-lo-fo sPyan-ras-gzigs → Chenresi Pylaios → Hermes* Pylartes → Hades Pythios → Apollon Qadesch → Kadesch (Adam) Qadmeia → Adam kasia Qone’ars → El Quauhcihuatl → Teteo innan Ra → Re* Radū → Rudā Rait-taui → Rat-taui Rajna → Rashnu Ral-gčig-ma → Ekajata Rāmacandra → Rāma* Rāman → Vayu (2) Ramman → Hadad Ratos → Rat-taui Regina → Juno Respiciens → Fortuna Rhea → Rheia Ria → Re* Rig-’dzin Inga → Vidyādhara Rimpoche → Padmasambhava Rimu → Enlil Ro’o → Rongo Rsabha → Risabha Rugaba, Rugira → Imana Rukimnī → Lakshmī Rurema → Imana Russalky → Rusalka Ruwa(s) → Rundas Sabos → Sabazios* Saeculum → Aion Saēna → Senmurw

Sahirim → Se’irim Sakka → Shakra (2) Samiel → Samael Samildânach → Lug Samkshipta → Māricī Sammael → Samael San-ch’ung → San-chong Sandas → Santas San-hsing → San-xing San-i → San-yi San-kuan → San-guan Sanxuneta → Selvans Sarapis → Serapis* Sarruma → Scharruma Satanael → Satan Satrapas → Schadrapa Sauroktonos → Apollon Sausga → Schauschka Schalman → Salman Schesemu → Schesmu Schmun → Achtheit Schuschinak → Ninschuschinak Seb → Geb Sechmet → Sachmet* Segomo → Mars, gallischer Seirenes → Sirenen Sejon → Chesǒk Seker → Sokar Sekhmet → Sachmet* Selkis → Selket Semataui → Somtus Serket → Selket Seson → Butsu Setech → Seth Shakuson → Butsu Shākyamuni → Gautama Shambu → Rudra Shang-ti → Shang-di Shani → Manda Shankara → Rudra Sharevar → Xsathra vairya

549 Shawushka → Schauschka She → Tu (2) Shen I → Shen-yi Shou-hsing, Shou-xing → Shou Lao Shrī → Lakshmī Shtrigē → Strigen Shukra → Usanas Shyāmatā → Tārā Siddharta → Gautama Sido → Soido Silap inua → Silla Silenos → Silene Simurgh → Senmurw Sing Chando → Thakur Baba Sirma Thakur → Singbonga Skandha → Māra Skrymir → Utgard-Loki Smintheus → Apollon Sodza, Sogblā → So Sokaris → Sokar Soltan → Keremet Somadeva → Candra Somnatha → Vishnu* Sopdet → Sothis Sos → Schu Soshāns → Saoshyant Soter → Divus, Zeus* Spenak → Menoi Sridpa → Sangs-po’bum-khri Srosh → Sraosha Ssu-ming → Si-ming Staka-pas → Keremet Stampe → Perchten Stator → Jupiter Striga → Strigen Subramanya → Skanda Suchos → Sobek* Sudapani → Dhanvantari Suen, Suin → Sin (1) Sumuqan → Schakan

Beinamen, Zweitnamen Sun Hou-tzu → Sun Hou-zi Sunne → Sol (2) Suriel → Uriel Sursunaba → Urschanabi Sutech → Seth Svantovitus → Svantovit Svarožič → Svarog T’ai-i → Tai-yi Taleju → Durgā* Tammuz → Dumuzi Tamon-ten → Bisha(m) Tana’oa → Tangaroa Tanaros → Taranis* Tangaloa → Tangaroa Tangara, Tängri → Tengri Tanit → Tinnit Tanūf → Schams Tarini → Tara Ta-shih-chi → Da-shi-zhi Ta-ti → Dong-yo Da-di Teleia → Hera Ten → Oyagami, Tatenen Tenen → Tatenen Tenri-Ō-no-Mikoto → Oyagami Terra → Tellus Tescheba → Teschub Tešup → Teschub Tetraprosopos → Zurvan Thermuthis → Renenutet Thesmophoros → Demeter* Thinit → Tinnit Thjazi → Thiassi Thoëris → Ta-uret Thraetona → Ferīdūn Thunar → Thor* Thyone → Semele* Ti → Shang-di Tian-hou → Mazu Tian-mu → Dou-mu Tian-wang → Caturmahārājas

Register 550 T’ien → Tian T’ien-chu → Tian-zhu T’ien-hou → Ma-zu Ti’i → Tiki Ti’it’i, Tikitiki → Maui Tijaz → Tiwaz Tindaridai → Castur und Pultuce Ting-jian, T’ing-kien → Gao Yao Tinia → Tin Tinnin → Th’uban Tiromāl → Māl Ti-tsang → Di-zang Tiw, Tiwaz → Tyr Tiwr → Tir Tlaelquani → Tlazolteotl Tloque Navaque → Ipalnemoa Toeris → Ta-uret Tolan Dian → Apo Katawan Tonan → Omecihuatl* Tonans → Jupiter Tonantzin → Teteo innan Tonapa → Thunupa Totatis → Teutates Tou-mu → Dou-mu Tphenis → Tefnut Tranquilla → Fortuna Trigelawus → Triglav Trioditis → Hekate* Triphis → Repit Trivia → Hekate* Trivikrama → Vāmana Tro → Trowo Truden → Druden Tsao-chün → Zao-jun Tsao-wang → Zao-jun Tsche mentu → Manitu Tschingis Chan → Dschingis Chan Tsukihi → Oyagami Tuha Sihai → Sihai

Tung-yo Ta-ti → Dong-yo Da-di Tutatis → Teutates Tutgar → Kwoth Typhoeus → Typhon Tyr → Tir Tyrannos → Men* Uanre → Aton Uaxac Yol Kanil → Yum Kaax Ubhayavarāhānana → Māricī Ueueteotl → Xiuhtecutli* Ugra → Shiva* Ugra-Tārā → Ekajatā Ultor → Mars Uotan → Votan Ur → Isten (2) Urania* → Aphrodite Urcia → Urtzi Ursitory → Urmen Urthekau → Isis*, Pachet Urün ajy tojan → Tengri Ushanas → Usanas Usil → Cath Usire → Osiris* Us(u)mu → Isimu Utukku → Udug Vagdevi → Sarasvati Vagishvara → Dhar­mad­hā­tu­va­ gish­vara Vaishvānara → Agni* Vajrabhairava* → Yamāntaka Vajradhara → Ādibuddha Vajrasarasvati → Sarasvati Vāk → Vāc Valkyrja → Walküre Vanadis → Freya* (→ Disen) Vanir → Vanen Vár → Vör Vardhamāna → Mahāvira Varunan → Varuna

551 Vāya-putras → Vidyādhara Vedius → Veive Vehujah → Eheie Velan → Murukan Velchanos → Felchanos Venugopala → Krishna Veraldar God → Freyr Vesamu, Vessavana → Vaishravana Vetis → Veive Victor → Jupiter Vidhātri → Brahmā* Vighnāri → Vighnāntaka Vighneshvara → Ganesha* Vilkatas → Vilkacis* Viracocha → Huiracocha Virulha → Virūdhaka Vishapakal → Vahagn Vodjanoj → Wodnik* Volcanus → Vulcanus Volos → Veles Vortumnus→ Vertumnus Vritrahan → Indra Wadjet → Uto Waheguru → Vahguru Wahman → Vohu Manah Wahrām → Verethragna Wai → Vayu (2) Wanajo → Wonajö Wanen → Vanen Waqa → Waka Wara → Vör We → Vili und Ve Weneg → Uneg Wennofer → Osiris* Wen-shu → Mañjushri* Wep-wawet → Upuaut Werethekau → Urthekau We-to → Wei-to Wili → Vili und Ve

Beinamen, Zweitnamen Wischnu → Vishnu* Wodan → Odin* Wondjina → Wandjina* Wu-kong, Wu-k’ung → Sun Hou-zi Wuotan → Odin* Xbalanque → Ixbalanqué Xelas → Xolas Xevyoso → Xewioso Xhuli → Judi Xian-yuan → Huang-di Xtabay → Ixtab Xvarr → Xvarnah (Gott) Y → Zip Yaa → Asase Yahata-no-kami Hachiman* Yahveh → Jahwe Yakā → Yakku Yakshinī → Shasana-deva, Yakshas Yal-un eke → Odqan Yamari → Yamāntaka Yan-lo → Yen-lo Yaru → Yalu Yaxkokahmut → Itzamna Yeh-mo-wang → Emma-ō* Yelafath → Olifat Yen-wang → Yen-lo Yetl → Yehl Yi → Shen-yi Yngoi → Ing Yngvi → Freyr Youallitlavana → Xipe totec Yü-chiang → Yu-jiang Yü-Huang, Yü-ti → Yu-di Yulunggul → Julunggul Yurupary → Jurupari Zaltis → Zaltys Zebaoth → Jahwe

Register 552 Zebauti → Djebauti Zeng-zhang → Virūdhaka Zentauren → Kentauren* Zervan → Zurvan Zhu-rong → Li

Ziedkele → Zemyna Ziu → Tyr Zoja e bukuris → Prende Zuarasici → Svarog Zyklopen → Kyklopen*



II. Funktionen, Aspekte Bereiche Ackerbaugottheiten (→ Getreidegottheiten): Ah Bolom Tzacab, Amaethon, Ao (→  Jw), Apollon, Aray, Aristeios, Ba­ la­rāma, Bres(s), Buriro, Ceres, Ceres africana, Consus, Dea Dia, Enbilulu, Fauna, Feronia, Freyr, Hou-ji, Janus*, Jumis, Lactans, Lauka māte, Macha, Mars, Ops, Picus, Pulang Gana, Renenutet, Rongo, Sabazios*, Saturnus, Saturnus africanus, Shang-di, Silvanus, Sitā, Svantovit, Tellus, Ugar, Xipe totec. Ahnengottheiten, Stammväter (→ Urmenschen): Aeneas, Aiolus, Amaterasu, Balitok und Bungan, Bumba, Chia, Deng, Déva (2), Djanggawal, Dschingis Chan, Empung Luminu’ut, Epaphos, Freyr, Hachiman*, Hina, Hintubuhet, Ing, Jurupari, Kinarohingan, Manen, Mindscho, Mulungu, Nuadu, Oyangami, Singalang Burong, Takamimusubi, Tangun, Uji-gami, Wandjina*.

Brhaspati, Budha, Gott C, Camaxtli, Dhruva, Dike, Dioskuren, Inanna, Ischtar, Isis*, Itzpalotl, Jyotishka, Kallisto, Kenosch, Kuei-xing, Gott L, Manda, Mangala, Mixcoatl*, Neto, Orion*, Pleiaden, Quetzalcoatl*, Rishis, Schulpa’e, Shou Lao, Sirona (?), Sothis, Tai-yi, Tishtrya, Usanas, Xocotl, Xolotl. Baum- und Waldgottheiten: Abellio, Abnoba, Artio Diana* (1), Dionysos*, Fagus, Fauna, Hathor, Helene, Hiisi, Korrawi, Laka, Lykurgos, Medeine, Meža māte, Pan, Silvanus, Tane, Tapio, Tore, Virbius, Yakku.

Arztgottheiten → Heilgottheiten

Berggottheiten: Adrasteia, BaalKarmelos, Baal-Qarnaim, Baal Sapon, Candamius, Dercetius, Ebech, Elagabal, Ḫazzi, Himavat, Huang-fei-hu, Ischara, Jahwe, Kybele, Liluri, Maran Buru (→ Bonga), Pele, Saman, Tai-yue Da-di, Tork, Vosegus, Zaliyanu, Zeus* Kasion (→ Zeus*).

Astralgottheiten (→ Mondgott­ heiten, → Morgensterngott­ heiten, → Sonnengottheiten): Allat, Asteria, Astlik, Astrei­ os, Auseklis, Bahram, Baltis,

Blitzgötter (→ Wettergottheiten): Aplu, Apo Katawan, Deng, Illapa, Jupiter, Pele, Perendi, Reschef, Santas, Summanus, Tian-mu, Žiniši Ort’a.

Register 554 Dämonen und Geister als Ver­ körperung des Bösen (→ Götterfeinde, → Krank­ heitsdämonen, → Menschen­ fresser): Aēshma Daēva, Ahriman, Ah uoh puc, Aka Manah, Angrboda, Aremanius, Asag, Asasel, Asmodaios, Aži D ­a­ haka, Babi, Bhūtas, Bolla, Cherufe, Diana (2), Diwe, Drug, Elel, Fene, Gandarewa,  Guta, Harpyen, Ḫedammu, Herensugue, Imdugud*, Incubus, In­dra (2), Inguma, Iya, Judi, Kabandha*, Kaia, Kalevanpojat, Kavidivi, Kel Asuf, Keren, Kingu, Kulshedra, La­ mia, Lilith*, Lilitu, Ljubi, Mahr, Mazzikin, ­ Nidhöggr*, Oni*, Pechtrababa, Pēy, ­Psez­polni­ca,  Puck,  Rāhu, Rakshasas, Reahu, Sebettu, Strigen, Succubus, Tawis­ karon, Udug, Vadātājs, Vishap, Vucub-Caquix, Wenkamuy, Xtabay (→ Ixtab), Zu. Dämonenbekämpfer: Acala, Apa­rājitā, Bhutadāmara, Cā­ mun­dā, Dharmapāla, Er-lang, Ferīdūn, Gesar, Hayagriva, Heruka, Ihi, Inar, Indra (1), Krodhadevatās, Lü Dong-bin, Men-shen, Michael, Mithra, Mon, Myōō, Narasimha*, Nus­ ku, Ogma, Perkūnas, Rāma*, Shakra (2), Tang, Thor*, Tishtrya, Tsekabesch, Ush­nishavijaya, Varaha, Vishnu*, Zhong-kui, Zōchōten.

Donnergottheiten (→ Wettergottheiten): Ah Bolom Tzacab, Apo Katawan, Asurkumāra, Hawenio, Horagalles, Jupiter, Lei-kung, Lei-zi, Nāgakumara, Pajonn, Pariacaca, Perkons, Perkūnas, Perun, Pillán (!), Shango, Susano(w)o, Taranis*, Thor*, Tupa(n), Ukko, Urtzi, Xewioso, Yalu. Ehe-, Hochzeitsgottheiten:  Ai­ r­yaman, Aryaman, Bhaga, Ceres, Fu-xi*, Hera, Hymen*, Juno, Pattini, Svarog, Thor*, Vör. Engel → Götterboten Erdgottheiten: Aditi, Aker, Ala, Anu, Anna Perenna (?), Aretia, Armaiti, Asase, Bhumi, Cheng-huang, Chibchachum, Cihuacoatl, Coatlicue*, Darni Pinnu, Dea Dia, Demeter*, Di-Dsang, Gaia, Geb, Gerd, Hera (!), Hlodyn, Hosodam, Izanami, Jian-lao, Ji-ten, Jörd  (!), Kunitsukami, Larunda, Leda(?), Lur, Ma, Maia (1), Medr, Ndara, Nerthus, Nitu, Odudua, Pachamama, Pandora* (?), Papa, Prithivi, Pulang Gana, Rind, Semele*, Semnai Theai, Spandaramet, Tailtiu, Tana Ekan, Tatenen, Tellus, Tepeyollotli, Teteo-innan, Tiguan, Ti-ya, Tu (2), Uis Pah, Upunusa, Urasch, Warunsansadon, Wuruschemu, Xalpen, Zalmoxis (?), Zemepatis, Zemes mate, Žemýna.

555 Erlöser, Heilskünder: Adam kasia, Aditi, Ādityas, Āfriti, Airyaman, Amida, Amogapāsha, Avalokiteshvara*, Bodhisattva, Cao Dai, Caragabi, Da-shizhi, Guan-yin, Kannon, Maitreya, Manda d-Hiia, Mi-lofo, Musisi, Ohrmizd, Orunmila*, Pashupati, Pistis Sophia, Sādhita, Saoshyant, Seishi, gShenrab, Tang, Tirthamkara, Xrōshtag und Padvāxtag, Yisho Ziva. Feuergottheiten: Agni*, Apehu­ ci-kamuy, Atar, Cacus, Coat­licue*, Eate, Gabija, Gi­ bil, Govannon, Hephais­ tos, Hinokagutsuchi, ­Itzpapa­lotl, Jagaubis, Kukulcan*, Li, Ma­ huike, Mirsa, Nusku, Odqan, Sethlans, Svarog, Tabiti, Verb­ ti, Vulcanus, Xiuhtecutli*, Xocotl, Yal-un eke. Flussgottheiten: Acheloos, Asopos, Benzai-ten (1), Gangā, Hapi* (2), He-bo, Iberus, Jamm, Okeaniden, Oya, Pe­ nei­ os, Sangarios, Sarasvati, Se­quana, Styx, Tiberinus, Ya­ munā*. Friedensgottheiten: Athena, Con­­cordia, Eirene, Freyr, Pax, Rongo, Salmān, Salus, Whope. Fruchtbarkeitsdämonen: Alp*, Baubo, Kureten*, Nāga*, Re­ phaim, Rübezahl, Satyr*, Shee­ la-na-gig*, Tu (2), Yakshas.

Funktionen, Aspekte Fruchtbarkeitsgottheiten (→  Ackerbaugottheiten): Amun, Anahit, Anāhitā, Anu, Aphrodite, Apis*, Armaiti, Artemis*, Aschera(t), Astarte, Astoreth, Atargatis, Baal* (1), Baal-Addir, Baalat(h), BaalHammon, Bacchus, Ba neb Dedet*, Bóand, Bona Dea, Bres(s), Buriro, Ceres, Ceres africana, Cernunnos*, Curche, Datin, Demeter*, Diana* von Ephesos, Dionysos*, Disen, Egres, El, Fauna, Faunus, Fjörgyn, Freya*, Freyr, Harpokrates*, Hlodyn, Jumis, Kangi-ten, Katchinas, Kronos*, Kybele, Lauke māte, Liber, Makemake*, Malvisien, Mānasa, Mars (gallischer), Men*, Mer­curius, Min*, Mne­ vis, Mokoš, Nandin, Nehalennia, Nerthus, Nin­girsu, Ninurta, Njörd, Nommo, Nym­phen, Osiris*, Pachamama, Pashupati, Poseidon*, Priapos*, Pulang Gana, Rauni, Reret, Rosmerta, Schauschka, Schentait, Serapis*, Shiva*, Sothis, Sucellos  (?), Telipinu, Thor*, Tinnit, Tjagalaus, Tsaghan ebügen, Ull(r)*, Vanen, Waralden Olmai, ­Xewioso. Frühlingsgottheiten: G­oumang, Maia (2), Ostara, Thallo (→ Horen), Usinš, Vasanta, Venus, Xipe totec, Zephyros. Geburtsgottheiten und Kindes­ beschützer: Artemis*, Bi-­xia

Register 556 yuan-chün, Bo­ldogasszony, Car­ menta, Disen, Egeria, Ei­ leithyia, Freya*, Frigg, Guan yin, Ḫannaḫanna, Hariti*, Heket, Hera, Ixchel, Jizō*, Juno, Kaltesch, Laima, Laumē, Lucina, Mater Matuta, ­Meschenet, Mokoš, Nechbet, Nona, Nornen, Parzen, Sa­ bazios*, Sarpanitu, Shasti, ­Ta-uret, Teteo innan, Thalna, Thesan, Tonacacihuatl, Volumna. Geister, Dämonen (→ Dämonen als Verkörperung des Bösen, → Gute Geister, → Naturdämonen, →  Schutzgeis­ ter): Abgal, Aitvaras, Baba (2), Baba-Jaga, Bardha, Bercht, Deven, En, Gaki, Gandharvas, Gaueko, Hesperiden, Kinnara*, Kiskil-lilla, Laumē, Maju, Ma-mo, dMu, Najaden, Nymphen, Ork, Pekar, Perchten, Peri, Shen, Sugaar, Thetra, bTsan, Ullikummi, Xhind-i, Xian, Zaed. Getreidegottheiten: Aschnan, Bhagwān, Ceres, Chalchihuitlicue, Cinteotl, Dagan, Demeter*, Dewi Sri, Gabjauja, Ḫalki, Köndös, Neper, Nepit, Nisaba*, Pellonpekko, Robiqus, Waralden Olmai, Yum Kaax. Glücksgötter, Gab­enspender: Benzai-ten (1), Bhaga, Bi­ sha(m), Chesok, Daikoku-

ten* (1), Diti, Ebisu*, Eka­ ja­tā, Fortuna, Fukurokuju*, Fu-shen, Fu-xing, Gad, Gar­ mangabi(s), Gefjon*, Gongde-tian, Gou-mang, Hotei*, Jurōjin, Kichijo-ten, Kulitta, Laima, Lakshmī, Lu-xing, Nortia, Rundas, San-xing, Shichi-Fukujin*, Shou Lao, Tyche. Götterboten, engelhafte Wesen: Abosom, Amesha Spentas, Angirasas, Ariel, Azrail, Be­ rekyndai, Buchis, Camael, Che­rubim*, Daramulun, Exu, Ga­briel, Gapn, Harinaigamai­ sin, Hermes*, Hermod(u)r, Iris, Ischum, Isimu, Isrāfil, Leg­ba*, Metatron, Michael, Mnevis, Nairyōsangha, Namtar, Nike, Niraḫ, Papsukkal, Raphael, Samael, Sandalphon, Seraphim, Tamon-ten, Uriel, Walküren*. Götterfeinde (→ Teufel): Ahriman, Aloaden, Andhakā, Apophis, Asura, Bali, Daityas, Erlik, Fenrir*, Fomore, Garm, Giganten, Iapetos, Illujanka, Jötun, Kabandha*, Kingu, Koyote, Leviathan, Loki*, Mahisha, Māra, Midgardschlange, Okeus, Rahab, Ravana, Surt(r), Thiassi, Utgard-Loki, Vritra. Gute Geister und Dämonen (→ Hausgeister): Agathos Dai­ mon, Amaltheia, Aralez, Bercht, Bukura e dheut, Elfen,

557 Heitsi-Eibib, Holle, Kaukas, Kinnara*, Kobold, Metatron, Para, Pukis, Schedu, Sebettu, Spenta Mainyu. Handel, Verkehr, Reise, Weg (Gottheiten): Ebisu*, Ekchuah, Guan-di, Hekate*, Hercules, Hermes*, Ilmarinen, Jizó, Kahukura, Laren, Mēness, Mercurius, Odin* (?), Poseidon*, Pūshan, Yacatecutli. Handwerkergottheiten (→  Schmiedegötter): Athena, Hephaistos, Kōtar, Lug, Manannan, Minerva, Minerva (gallische), Prometheus*, Ptah, Ribhus, Sokar, Tane, Tu  (1), Tvashtar, Vishvakarman, Xochiquetzal.

Funktionen, Aspekte shaj­yaguru, Bona Dea, Borvo, Cai-­ shen, Cheiron, Damu, Dhan­vantari, Dian Cecht, Ek, Endouellicus, Eschmun, Gau­ wa, Grannus, Gula, Hala, Hi­ ke (!), Hygieia, Ifa, Imhotep, Itzamna, Ixchel, Jizō*, Jūras māte, Kamruschepa, Kangiten, Manda d-Hiia, Marduk*, Meditrina, Minerva, Minerva (gallische), Ninazu, Ningischzida, Nin’insina, Okuninushi, Parnashavarī, Pa­ tecatl, Podaleirios, Rudra, Sa­bazios*, Salus, Sataran, Schadrapa, Teteo-innan, Yakushi-nyorai, Yao-shi-fo.

Haus- und Herdgottheiten: Daikoku-ten (2), Dievini, Hestia, Ikenga*, Lamaria, Laren, Nan-lha, Nantosuelta*, Penaten, Portunus, Thab-lha, Tutela, Vesta, Zao-jun, Zeus*.

Herr(in) der Tiere, Schutzgott­ heiten der Tiere: Akerbeltz, Anky-Kele, Aphrodite, Apo Katawan, Apollon, Aristeios, Artemis*, Curupira, Diana von Ephesos, Donbittir, Faunus, Geush Tashan, Geush Urvan, Hermes*, Hinkon, Inuus, Kekri, Keyeme, Kis (!), Laḫar, Lamaria, Māl, MuriMuri, Num, Nyrekes, Pales, Pashupati, Pičvu’čin, Priapos*, Rudra, Schakan, SechatHor, Sedna, Tabiti, Tomam, Tore, Tsaghan ebügen, Volos (→  Veles), Watauinewa, Zagreus, Zemepatis, Zip.

Heil- und Arztgottheiten: Aesculapius, Airyaman, Apollo (gal­lischer), Apollon, Ashvins, Asklepios*, Baal-Marqōd, Ba­ba (1), Baschāmum, Bhai­

Himmelsgottheiten: Aganju, Ākā­shagarbha, Amatsuka­ mi, Amenominakanushi, An, Ani (?), Arebati, Arinna, Astar, Baal-Biq’āh, Baal-Schamēm,

Hausgeister: Aitvaras, Brownie, Chesǒk, Domovoj, Haltia, Heinzelmännchen, Juma, Kobold, Mājas gars, Para, Pukis, Teraphim (!).

Register 558 Barshamin, Batara Guru, Bel  (2), Bhima, Candamius, Déva (2), Dievs, Dou-mu, Dyaus, Es, Faro, Hananim, Haroeris, Hathor, Ḫebat, Horus*, Huang-di, Igigi, Inmar, Itzamna, Jabru, Juma, Jumala, Jupiter, Jupiter (gallischer), Lai, Lugeiläng, Mandulis, Mawu, Men*, Mugasa, Ndjambi, Num, Num-Sänke, Num-Torum, Nut, ObassiOsa, Obatala, Onyame, Orischa Nla, Papaios, Pon, Puang Matua, Rangi*, Saturnus africanus, Schiusch, Shang-di, Singbonga, Skan, Tai-yi, Takamimusubi, Tengri, Tian, Tianguan, Tin, Tsui-Goab, Tyr, Uis Neno, Ülgen, Uranos, Urtzi, Walanganda, Yu-di, Zeus*. Himmelsträger → Träger des Himmels und der Erde Hochgötter, höchstes Wesen (→ Reichs- und Nationalgott­ heiten): Aborac, Acoran, Ahone, Ahura Mazdā, Akongo, Alt­jira, Alurwa, Anu, Aramazd, Ar­ maz, Baiame, Bhagavān, Bhag­wan, Brahmā*, Bumba, Bun­ jil, Bura Pinnu, Cagn, Cao Dai, Cghene, Chapanga, Chi, Déva (2), Devel, Hananim, Hintubuhet, Huiracocha, Humban, Hunab Ku, Hu­racan, Imana, Imra, Io (2), Ipal­ nemoa, Ishvara, Ja Pu­ deu, Ka (2), Kalunga, Karei, ­Ka­tavul, Ka Tyeleo, Kitani­to­

wit*, Kotan-kar-kamuy, Ku­ ma, Kun-­ tu-bzan-po, Lera Wul­ an, Leza, Mānā rābbā, Man­ gossi, Manitu, Mayin, Mo­r i Keraeng, Mulungu, Mun­t u-untu, Mvidi Mukulu, Nārāyana, Ngai, Ngenechen, Niamye, Nsambe, Num, Nyame, Nzambi, Odin*, Olorun, Pabothkwe, Petara, Purá, Raluvhimba, Rigenmucha, Shang-di, Shiva*, Silla, Tatzizetze, Temaukel, Tonacatecutli, Uis Neno, Unkulunkulu, Upulvan, Vishnu*, Vishvakarman, Waka, Watauinewa, Wele, Xucau, Zurvan, Zeus*. Jagdgottheiten: Aphaia, Arduinna, Artemis*, Artio, Camaxtli, Diana* (1), Geser Chan, Hin­ kon, Hittavainen, Lei­ bolmai, Me­ža māte, Mixcoatl*, Muru­ kan, Onuris, Pičvu’čin, Rundas, Tapio, Zagreus, Zana (?), Zip. Kinderschreck, Kindestöter: Bercht, Bilwis, Butz, Elfen, Halitā, Hāriti, Karitei, Kel Asuf, Lamia, Mormo, Schrat, Sri, Strigen. Königs-, Herrsche­rgottheiten (→ Reichs-, Haupt- und Na­ tionalgottheiten): Alalu, Albiorix, Amun, Arinna, Asch­ tar, Beh(e)deti*, Cakravartin, En­lil, Ḫanwashuit, Harpre, Ḫebat, Horus*, Inmutef, Inti, Ischkur, Kumarbi, Mac Gréi­

559 ne, Malik, Milkom, Month, Natha, Nechbet, Nuadu, Olodumare, Osiris*, Qormusta, Seth, Shakra (1), Shakra (2), Teschub, Uto. Krankheitsdämonen: Agash, Ah­riman, Alardi, Alp*, Alu, Asag, Ays, Bilwis, Dimme, Dschinn, Elel, Guta, Iya, Kaji, Kukuth, Lamaschtu, gNyan, Pazuzu*, San-chong, Sanni yaka, Sidhe, Thursen, Yakku. Krankheitsgötter: Apollon, Da­ la Kadavara, Erra, Gauwa, Jar­ri, Lature Danö, Māri (1), Mi­kal (?), Nergal, Poleramma, Reschef, Rudra, Shītalā, Taka­ nakapsāluk, Xi-wang-mu. Kriegsgottheiten (→ Dämonen­ bekämpfer): Adraste, Anat(h), Apam napat, Aray, Ares, Assur, Astarte, Asthoreth, Athena, Attar, Badb, Balder*, Beg-tse, Bellona (2), Cariociecus, Daho, Daikoku-ten* (1), Daitschin Tengri (→  Tengri), Diomedes, Dolichenus*, Ekchuah, Fe’e, Guan-di, Gwydyon, Hachiman*, Hadur, Honos, Inanna, Indra (1), Ischtar, Jarovit, Jupiter, Kamosch, Kibuka, Korrawi, Gott L, Laran, Lug, Ma, Macha(s), Mahrem, Mars, Mars (gallischer), Mars Thingsus, Mēness, Menhit, Menrva, Meslamta’ea, Mi­ thras*, Month, Morrigan, Murukan, Nanaja, Neith, Ne-

Funktionen, Aspekte metona (?), Neto, Ningirsu, Ninurta, Odin*, Onuris, Oro, Gott Q, Quirinus, Reschef, Rudianos, Rugievit, Sachmet*, Safa, Sajigor, Schauschka, Schulmanu, Semnocosus, Singalang Burong, Skanda, Smertrios, Svantovit, Teteo innan, Teutates, Tezcatlipoca, Triglav, Tu (1), Tyr, Upuaut, Vagdavercustis, Vestius Alonieus, Wei-to, Wuru(n)katte, Xsathra vairya, Zababa. Kulturbringer, Kulturheroen: Ay­ nurakkur, Basajaun, Bochica, Dema-Gottheiten, Elal, Fidi Mukullu, Fu-xi*, Huangdi, Ilmarinen, Itzamna, Julunggul, Jurupari, Keremet, Keri, Kluskap, Koyote, Kutkinnáku, Maira, Mänäbusch, Manco Capac*, Marunogere, Nirantali, Oannes, Olifat, Prometheus*, Quetzalcoatl*, Shen-nong, Thunupa, Tsekabesch, Wonajö, Yao, Yu. Lichtgottheiten (→ Sonnen­ gott­ heiten): Ahura Mazdā, Apollon, Artemis*, Balder*, Belenus, Belisama, Brhaspati, Dag, Helios*, Horus*, Hyperion, Jupiter, Mānā rābbā, Mirsa, Mithra, Mithras*, Narisah, Nefertem, Nusku, Perses, Pūshan, Shen Iha ökar, Srosh (→ Sraosha), Tane, Theia, Umā, Usinš, Zurvan. Liebesgottheiten: Alpan, Amor, Aphrodite, Artimpaa­sa, Asche­

Register 560 ra(t), Astarte, Astlik, Astoreth, Eros, Eroten, Freya*, Frigg, Hathor, Huitaca, Inanna, Isch­tar, Kadesch, Kāma*, Kangi-ten, Kubaba*, Kurukullā, Nanāja, Odudua, Prende, Qan­­disha  (?), Schauschka, Tla­zolteotl, Turan, Venus, Xo­ chiquetzal. Literaturgottheiten → Musik, Literatur, Tanz (Gottheiten) Lokal-, Stadtgottheiten: Alau­ nus, Alisanos, Arduinna, Arin­ na, Assur, Athena, Baal-Addir, Baal-Biq’āh, Baba  (1), Beelzebub, Beh(e)deti*, Bel  (2), Cheng-huang, Djebau­ti, Dumuziabzu, Elaga­ bal, Gatum­ du(g), Harmerti, Helio­po­ litanus, Hemen, Ipet, Junit, Kis, Kolanthes, Kyrene, Lu­ gal­ banda, Marduk*, Marilaha, Mehit, Melqart, Menhit, Minerva, Nabu, Nansche, ­ Neb­tuu, Neith, Nenun, Nin­ gir­ su, Nin’insina, Quetzalcoatl*, Qui­rinus, Rudianos, Schara, Tischpak, Turan, Ty­ che, Uni, Zababa, Zenenet. Meergottheiten, -beherrscher (→ Seefahrt, Gottheiten): Achil­leus, Amphitríte*, AnkyKe­le, Apsu, Bangputys, Behēr, Glaukos, Jamm, Leukothea (→  Ino), Lir, Makemake*, Manan­ nan, Melqart, Neptu­ nus*, Ne­reus, Nethuns, Njörd, Okea­nos*, Olokun, Phorkys, Pontos, Poseidon*, Proteus,

Sā­gara, Sedna, Susano(w)o, Ta­ kanakapsāluk, Tangaroa, The­ tis, Tiamat, Tinirau, Triton*, Yemaja, Yu-jiang. Menschenfresser, Blutsauger: Am­mit*, Bolla, Cherufe, Dā­ kini, Diwe, Fene, Ghul, Hali­ ta, Hāriti, Iya, Kaiamunu*, Kho­lomodumu, Kyklopen*, La­ mia, Lilith*, Mahr, Oger, Pēy, Sebettu, Sirenen, Skylla, Sphinx* (2), Strigen, Teriel, Tor­to, Vampir. Mondgottheiten: Aglibol, Alako, Almaqah, Amm, Arebati, Arma, Artemis*, Artimpaasa (?), Bimbajo, Candra, Chia, Chons, Gott D, Daramulun, Diana* (1), Heng-e, Hilal, Hina, Ilazki, Isis*, Ixchel, Jariḫ, Joh, Juno Caelestis, Kaschku, Kemwer, Kuma, Kunne­ cupkamuy, Le-hev-hev, Luna, Māh, Mahrem (?), Mani, Marama, Marilaha, Mawu, Men*, Mēness, Menulis, Nanna (1), Napir, Nikkal, Ouiot, Pasiphae, Pele (?), Perse, Phoibe, Quilla, Schelardi, Selene*, Si, Sin (1), Sin (2), Soma, Ta’lab, Tecciztecatl, Thot, Tinnit, Tsukiyomi, Wadd, Xochiquetzal. Morgenröte (Gottheiten): Aruna, Aurora, Bi-xia yüan chün, Eos, Mater Matuta, Thesan, Ushas. Morgen- und Abendsterngott­ heiten (→ Register 3: Venus):

561 Arsu, Auseklis, Azizos und Monimos, Delling(r), Paynal*, Phosphoros, Quetzalcoatl*, Rudā, Schar und Schalim (?), Tlahuizcalpantecutli, Usins, al-Uzza. Musik, Literatur, Tanz (Gott­ hei­ten): Ah Bolom Tza­ cab, Apollon, Baal-Marquod, Ben­ zai-ten (1), Bragi, Brigit, Dhrta­rāshtra, Erato, Euterpe, Gan­ dharvas, Grazien, Guandi, Gwydyon, Hathor, Hermes*, Huitaca, Ihi, Kalliope, Ka­ menen, Kinyras, KitanoTen­jin (→ Tenjin), Kuei-xing, La­ ka, Melpomene, Meret, Mu­sen*, Nārada, Odin*, Or­ pheus, Oya, Polyhymnia, Ron­ go, Shiva*, Terpsichore, Thalia, Wen-chang, Zhong-kui. Muttergottheiten, weibliches Prin­zip: Adam(m)as, Aditi, Ala, Amaunet, Ambikā, Ammavaru, Anāhitā, Aretia, Artemis*, Aruru, Atargatis, Aufaniae, Baba (1), Barbelo, Bēlet-ilī, Boldogasszony, Cihuacoatl, Coatlicue*, Damgalnunna, Devī, Diana von Ephesos, Durgā*, Eschetewuarha, Gatumdu(g), Gauri, Ḫannaḫanna, Hesat, Juno, Kāli*, Ka Tyeleo, Kubaba*, Kunapipi, Kun-tu-bzan-mo, Kybele, Lalita Tripurasundari, Leda (?), Ma, Macha(s), Mama, Māri (1), Matres, Mut, Nammu, Ninḫursanga,

Funktionen, Aspekte Ninmaḫ, Nintu, Oya, Pinikir, Prajñā, Shakti, Tārā, Turan, Vacallinehae, Zemes māte. Mysterien-, Initiationsgottheiten: Adonis, Attis, Bacchus, Daramulun, Demeter*, Dionysos*, Elel, Guhyasamāja, Iakchos, Ishtadevatās, Jetaita, Julunggul, Kabiren, Kaiamunu*, Kybele, Mithras*, Persephone*, Sabazios*, Samvara, Tore, Vajrapani, Vajrayoginī*, Xalpen (!), Zalmoxis. Nachtgottheiten, Vertreter des dunklen Weltaspektes: Abhi­ yoga, Arimanius, Armany, Gott D, Gaunab, Kāli*, Kud, Kuk und Kauket, Lature Danö, Leto (?), Nott, Nyx, Omichle, Ördög, Ratri, Satrig er-sangs, Suleviae, Tawiskaron, Tepeyollotli, Varuna, Wele (gumali), Whiro. Nahrungsgottheiten (→ Getreidegottheiten): Ameretāt, Chicome coatl, Curche, Daikokuten*, Durgā*, Hathor, Inari, Min*, Renenutet, Ruti, Tonacatecutli, Waka, Yum Kaax. Naturdämonen und -geister (→ Wasserdämonen, -geis­ ter): Alu, Ariel, Ays, BabaJaga, Bardha, Basajaun, Bilwis, Dryaden, Dschinn, Elben, Fee, Gandharvas, Gnomen, Heitsi-Eibib, Juma, Jurupari, K’daai, Kentauren*, Kobold,

Register 562 Kureten*, Laskowice, Lorelei, Maahiset, Maruts, Mi­kāl (→ Michael), gNyan, Nym­ phen, Oreaden, Perit, Pi­ cus, Rübezahl, Sárkány, Schrat, Sylphen, Tengu*, ­bTsan, Typhon, Uacilla, Vilen, Walküren*, Wandjina*. Orakelgottheiten: Ammon, Anbay, Apollon, Baal-Hammon, Baal-Karmelos, Buchis, Endouellicus, Fortuna, Hubal, Ifa, Legba*, Nansche, Nereus, Pachakamaq, Proteus, Schamasch*, Svarog, Tages, Ta’lab, Tir, Triglav, Trophonios, Yarhibol.

Thingsus, Muntu untu, Nansche, Nechmetawaj, Nemesis, Perkūnas, Ptah, Pue mPalaburu, Rashnu, Schamasch*, Singalang Burong, Tefnut, Tengri, Themis, Tyr, Ull(r)*, Utu, Varuna, Ye’loje. Regengottheiten: Abhiyoga, Adad*, Afi, Ah Bolom Tzacab, Asura-kumāra, Gott B, Chac, Illapa, Indra (1), Leza, Māri (1), Marna, Nāgakumāra, Ngai, Nommo, Nzame (→  Nzambi), Parjanya, Pērkons, Perkunas, Pon, Rongo, Sodza (→ So), Taru, Telipinu, Tishtrya, Tlaloc*.

Rachegottheiten: Adra­steia, Anat(h), Apo Katawan, Erin­ yen, Ninurta, Petbe, Rudra, Tezcatlipoca, Vidar(r)*.

Reichs-, Haupt- und Nationalgottheiten: Almaqah, Amm, Amun, Amurru (→ Martu), Assur, Baal-Hammon, Dusares, Enlil, Hadad, Ḫaldi, Huitzilopochtli, Inschuschinak, Inti, Itzamna, Juno, Jupiter, Kamosch, Kataragama, Kucumatz, Mahādeo, Mahaprabhu, Mahapurub, Mahrem, Marduk*, Melqart, Milkom, Ogma, Ptah, Saxnot, Sin (2), Singbonga, Teschub, Thakur Baba, Tinnit, Tu (1), Voltumna, Wadd, Zagreus, Zalmoxis.

Recht, Gesetz, Weltordnung (Gottheiten) (→ Richtergottheiten): Adrasteia, Apehuci-kamuy, Bochica, Chenghuang, Chenti-irti, Dharma, Dike, Eunomia, Ḫendursanga, K’viria, Logos, Maat, Mars

Reichtum, Wohlstand (Gott­ heiten) (→ Glücksgötter): Abundantia, Adad*, Baba (1), Cai-shen, Cernunnos*, Dis Pater, Freyr, Gabjauja, Hades, Jambhala, Kangi-ten, Kubera, Kurukullā, Mahākala, Mam-

Pflanzengottheiten (→ Baumund Waldgottheiten, Getreidegottheiten, Vegetationsgott­ heiten): Ameretāt, Chalchi­ huitlicue, Flora, Hainuwele, Han Xiang-zi, Haoma, Horen, Maia (2), Nefertem, Pomona, Rongo, Spes, Uneg, Xipe totec, Xochipilli, Xochiquetzal, Žemýna.

563 mon, Mercurius, Olokun, Plutos, Rosmerta, Sucellos, Teutates, Vaishravana, Vasudhara. Richtergottheiten (→ Recht, Ge­ setz): Abat(h)ur, Aiakos, Assur, Bhagwān, Chenti-irti, Emma-ō*, Forseti, Gao Yao, Hananim, Haukim (?), Huangfei-hu, Ischara, Ischtanu, In­ schuschinak, Isdes, Kalunga, Karei, Karuilesch schiunesch, Katavul, Kshitigarbha, Maat, Mafdet, Mamitu, Marduk*, Minos, Nanna (1), Nzambi, Osiris*, Pugu, Rashnu, Sataran, Schamasch*, Shridevi, Sin  (1), Skan, Tezcatlipoca, Triptolemos, Yama, Zeus*.

Funktionen, Aspekte Daktylen, Goibniu, Ḫa­scha­ m(m)eli, Hephaistos, Ilmarinen, Ivaldi, Kaji, K’daai, Kin­ yras, Kōtar, Kurdalaegon, Pērkons, Qaynān, Sethlans, Shosshu, Svarog, Teljawelik, Tleps, Vulcanus.

Schöpfer: Adro, Ai Tojon, Akongo, Allah, Alow, Alurwa, Amma, Amun, Aramazd, Arebati, Atum, Awonawilona, Bai­ame, Brahmā*, Bulaing, Buluga, Bunjil, Bura Pinnu, Cagn, Cao Dai, Cghene, Chi, Chnum, Damballa, Djamar, El, Elkunirscha, Elohim, En­ ki*, Eros, Es, Fidi Mukul­ lu, Gauteovan, Gudatrigakwitl, Hek­ko, Hiranyagarbha, Hö­nir, Schatzhüter, Schatzbringer Hu und Sia, Hubeane, Huira(Dä­monen): Aziel, Fafnir, cocha, Hunab Ku, Huracan, Kau­kas, Ladon*, Pukis, Stihi, Imana, Imra, Ipalnemoa, Isten Vil­kacis*, Yakshas. (2), Izanagi, Jahwe, Jaldabaoth, Julunggul, Kaia, Kalmuba, KaSchicksalsgottheiten und -geis­ lunga, Kashyapa (1), Kenosch, ter: Alatala, Ananke, Aruru, Khmvun, Kinorohingan,  KiAstō Vidātu, Camaxtli, Daitanitowit*, Kneph, Kotan-kar-­ mon, Disen, Ea, Enlil, Fatit, kamuy, Ko­yote, Kuma,  Kun-­ Fee, Gul-schesch, Hemsut, tu-bzan-po, Kurkil, Kwoth, Isch­ duschtaja, Ka (1), KalLaima, Lera Wulan, Leza, Li­sa, tesch, Karta, Laima, Manāt, Moiren, Morgane, Muntu-­ Lodur, Lowa, Mahatala, Makemake*, Marunda, Moma, untu, Nabu, Namtar, NanMorige, Mula Jadi, Mvidi na  (1), Nornen, Nortia, NyaMukulu, Nareau, Ngenechen, me, Göttin O (?), Parzen, Niamye, Nirantali, Nleri, NüSchai, Sin (1), Si-ming, Tengua, Num, Nzambi, Obatala, gri, Tyche, Urmen, Vayu (2), Omaua, Orischa Nla, Paboth­ Zurvan. kwe, Pemba, Prajāpati, Ptah, Schmiedegötter und -geis­ Pupula, Purá, Qadav, Quat, ter: Basajaun, B ­ oschintoi, Quetzalcoatl*, Re*, Rigenmu-

Register 564 cha, Ruwa, Si Boru Deak Pa­ rujar, Sirao, Somtus, Tak Pedn, Tangaroa, Teharonhiawagon, Tiki, Tirawa, Tsui-Goab, Tvash­tar, Umvelinqangi, Ungut, Unumbotte, Varuna, Vili und Ve, Waka, Wakonda, Wunekau, Xolas, Yehl, Yelafaz, Yuan-shi Tian-zun. Schutzgeister, -dämonen (→ Haus­geister): Alardi, Alp*, Basajaun, Bes*, Beset, Curupira, Daimon, Fravashi, Fylgien, Genien, Gra-lha, Ka (1), Keremet, Lama (1), Muvu, Nagual, Ora, Pou-tiri-ao, Raphael, Schaha­pet, Shen, Sülde, Yak­ shas, Yazata. Schutz- und Wächtergottheiten (→ Dämonenbekämpfer): Acala, Aitu, Aker, Alcis, Anahit, Apollon, Athena, Ayiyanayaka, Benzai-ten  (2), Bhairava*, Bisha(m), Bon-ten, Brigit, Chenresi, Dādimunda, Dākini, Dam-čan, Diva An­ gerona, Dschingis Chan, Dur­ gā*, Dvārapāla*, Eranoran­ han, Fudo Myōō, Geser Chan, Geush Urvan, Grama-­­de­ va­tā, Guhyasamāja, Haren­ do­tes, Harsiesis, Heim­dall, Hemsut, Hera, Herakles, Hermes*, Heruka, He Xiangu, Hlin, Hor-Hekenu, Ima­ na, Imiut, Ishtadevatās, Isis*, Ixtab, Jānguli, Janus*, Jiko­ ku-ten, Juno Caeles­ tis, Ka­ ri­ tei, K’op’ala, Kro­

dhadevatās, Kshe­ trapala, Ku­ jaku, Lama  (2), Lokapalās, Mahākāla, Mandah, Mbo­ tumbo, Men-shen, Meresger, Meža māte, Nahi, Nehebkau, Ningischzida, Ni-ō, Pañcarak­ sha, Papsukkal, Patäke, Qui­ ritis, Rashnu, Safa, Samdzimari, Sched*, Shak­ra  (2), Shi-tennō, Shosshu, Shridevi, Sraosha, Stata Mater, Sumbharāja, Taishaku-ten, Ta-­uret, Ten, Unut, Vagishvara, Vajratārā, Vighnāntaka, Yamāntaka, Yidam, Zōchōten, Zotz. Schwur- und Vertragsgottheiten: Dagda, Dius Fidius, Fides, Gaia, Ḫazzi, Helios*, Inschuschinak, Ischara, Jupiter, Karuilesch schiunesch, Mamitu, Mithra, Mitra, Sancus, Scheri und Ḫurri, Shosshu, Styx, Tleps, Tomor, Ull(r)*, Veles, Vor, Zeus*. Seefahrt, Fischfang (Gottheiten): Aphaia, Baal Sapon, Dioskuren, Ebisu*, Isis*, Ka­ biren, Ma-zu, Melqart, Minākshī, Nehallenia, Njörd, Priapos*, Tangaroa. Seelen-, Totengeleiter: Anubis*, Camaxtli, Charon, Charun*, Cherti, Di-zang, Ḫendursanga, Hermanubis, Hermes*, Kurdalaegon (!), Mafdet, Michael, Ogmios, Pūshan, Tate, Thot, Tir, Turms, Urschunabi, Wal­ küren*, Wei-to, Xolotl, Zorn.

565 Siegesgottheiten: Anāhitā, Jupiter, Korrawi, Nike, Uparatāt, Vahagn, Verethragna, Victoria. Sonnengottheiten: Ādityas, Ama­ terasu, Apollon, Arinna, Aton, Atum, Baal-Biq’āh, Beh(e)­deti*, Bobo-i-Dikhon, Bochica, Bura Pinnu, Cath, Chateri, Chepre, Chons(-Re), Chors, Da(ž)bog, Dharam, Ekhi, Elagabal, Freyr, Gott G, Gayatri, Hammon, Harach­ te, Harmachis, Harpokrates*, Har­ saphes, Hekko, Helios*, Horus*, Huiracocha, Huitzilo­ pochtli, Hunapu, Hun-Huna­ pu, Hvar, Inti, Ischtanu, Itzamna, Kinich kakmó, sK’yun ka’i mgo-čan, Lisa, Mahes, Malakbēl*, Mandulis, Marduk*, Māricī, Melqart, Mihr, Mithras*, Mog R­uith, Muntu untu, Naḫḫundi, Orungan, Palk, Re*, Saule, Savitar, Schamasch*, Schams, Schapsch, Schimigi, Schiusch, Schiwini, Shen-yi, Sobek*, Sol  (1), Sol (2), Somtus, Suaixtix, Sulis, Sūrya*, Svarog, Tawa, Tezcatlipoca, Tiwaz, Tnong, Toar, Tokapcup-kamuy, Tonatiuh, Tuwale, Upulero, Utu, Vivas­ vat, Wi, Wunekau, Wu­ru(n)schemu, Yarhibol, Ye’loje. Spuk- und Totengeister, Gespenster: Akephalos, Befana, Butz, Citipati, Empusa, Etemmu, Galla, Gui-xian, Keren, Klabautermann, Kukuth, La-

Funktionen, Aspekte mia, Lemuren, Mahr, Mormo, Mulo, Nasu, Navi, Oromatua, Preta, Tengu*, Utbor, Vampir, Vilen, Wodnik*, Yakku. Stadtgottheiten → Lokalgott­ heiten Sterngottheiten → Astralgott­ heiten Teufel, höllische Wesen (→  Göt­terfeinde): Aatxe, Abad­don, Ammit*, Astaroth*, Astō Vidātu, Baal (2), Ba­ bi, Bali, Baphomet, Beel­ ze­ bub, Behemoth, Belial,  Beng, Camael, Daēvas, Da(ž)bog, Djall, bDud, Forneus, Forras, Gaueko, Gong Gong, Hiisi, Iblis, Jurupari, Karitei, Ke’lets, Kerberos, Kulshedra, Leviathan, Luzifer, Mammon, Marchocias, Mephistopheles, Okeus, Oni*, Ördög, Pan, Pēy, Picullus, Samael, Satan, Schaitan, Sugaar, Veles, Velnias. Tiere → Herr(in) der Tiere Todes- und Unterweltsdämonen: Ammit*, Astō Vidātu, Charon, Charonten, Charun*, Culsu, Elel, Erge, Galla, Hraesvelgr (?), Ke’lets, Phersu, Sárkány, Sirenen, Sphinx* (2), Tuchulcha, Vanth, Vaya. Totengottheiten (→ Unterwelts­ gottheiten): Amentet, Anubis*, Apis*, Arimanius, Armaiti, As­tō Vidātu, Bhagwān,

Register 566 Cherti, Chontamenti, Consus, Dua, Duamutef, Erlik, Estanatlehi, Giltine, Ha, Hapi (1), Harendotes, Hathor, Hel, Her­manu­bis, Heros, Huangfei-hu, Hun­ hau, Isdes, Isis*, Kalunga, Kalypso, Katchi­nas, Kebechet, Kebechsenef, Kshitigarbha, Le-­hev-hev, Libiti­na, Mangossi, Meresger, Mo­ ma, Mor­ta, Nantosuelta*, Ne­ha­ lennia, Neith, Nephthys, Nut, Odin*, Osi­ris*, Ran, Rhadamanthys, Ruti, Ruttu, Schentait, Sedna, Selket, Soido, Sokar, Spandaramet, Su­cellos (?), Thanatos, Upuaut, Velu māte*, Whiro, Xibal­ba, Yalu, Yama, Yen-lo, Zalmo­ xis (?), Zemes māte, Zorn. Träger des Himmels und/oder der Erde: Atlas, Bacab, Basuki, Chibchachum, Chons, Hah, Inmutef, Khmvun, Lature Danö, Schu, Shesha, Teharonhiawagon, Tulakpadang, Uneg, Upelluri. Trickster: Eshu*, Gauwa, Kluskap, Koyote, Legba*, Loki*, Mänäbusch, Maui, Olifat, Prometheus*. Unterweltsgottheiten: Ahriman, Aiakos, Alpan, Asura-kumāra, Ataecina, Baal-Addir, Barastir, Bēletsēri, Belili, Bhavanavāsin, Came, Cernunnos*, Dis Pater, Dur, Emma-ō*, Endouellicus, Enmescharra, Epona*, Ereschkigal, Fe’e, Geschtinanna, Gil-

gamesch, Gwydyon, Hades, Hel, Hine-nui-te-po, Hunhau, Izanami, Jata, Karuilesch schiunesch, Lature Danö, Laverna, Lelwani, Lugalbanda, Mamitu, Manen, Mantus, Meslamta’ea, Mictlantecutli*, Miru, Morrigan, Mot, Mūtu, Nergal, Ninazu, Ningischzida, Ön, Orcus, Persephone*, Picullus, Ptah (!), Pwyll, Schakan, Schulmanu, Styx, Tsukiyomi, Tulakpadang, Veles, Yen-lo. Urgottheiten (→ Schöpfer, Ur­ wesen): Achtheit, Ādi­bud­dha, Aion, Amaunet, Ammavaru, Amun, Anschar und Kischar, Arikina, Ataensic, Atea, Atum, Chepre, Chnum, Empung Luminu’ut, Harsaphes, Heket, Ipet, Izanagi, Izanami, Kematef, Kneph, Moma, Namita, Nammu, Ndengai, Nehebkau, Neith, Nun, Nyx, Omecihuatl*, Ometecutli*,  Pa­ pang, Phanes, Preas Prohm, Ptah, Tangaroa, Tatenen, Tuis­ to, Väinämöinen, Yuan-shi. Urmenschen: Adam Kadmon, Bu­ ri, Daksha*, Gauteovan, Ga­yomart, Kekrops, Mannus, Ma­ nu, Martanda, Nyikang, Ohr­ mizd, Ouiot, Purusha, Tiki, Yama, Yehl, Yima. Urwesen: Alonkok, Anansi, Ba­ suki, Chronos, Ci­pactli, Dainichi-nyorai, Jötun, Kaitab, Kudai-Oktu, Kurkil,  Man­

567 zashiri, Muso koroni, Nainu­ ema, Nommo, Omorka, Ong­ we, Ophion, Pan-gu, Pothos, Puntan, Sihai, Sirao, Tézé, Tia­mat, Tulungersaq, Virāj, Wan­djina*, Ymir*, Yo. Vegetationsgottheiten (→  Pflan­zengottheiten): Abu, Ado­nis, Ariadne, Artemis*, At­ tis, Balder*, Dionysos*, Disen, Duillae, Dumuzi, Egres, Fel­ cha­ nos, Helene, Hyakinthos, Kabiren, Maia (2), Malakbēl*, Ningirsu, Osiris*, Pan, Perse­ pho­ne*, Rind, Sämpsä, Sif, Ta­ ru, Telipinu, Uto, Zaschhapuna. Wächter, dämonische: Argos, Ḫuwawa, Kerberos, Ladon*, Nehebkau, Python, Sphinx* (2), Stihi. Waldgottheiten → Baumgottheiten Wasserdämonen, -geister: A­egir, Ahti, Asparas, Egeria, Forne­us, Gandarewa, Harun(a),  Kap­ pa*, Katavi, Laḫama, Melusi­ ne*, Mimir, Najaden, Nereiden, Ningyo, Nixe, Qandisha, Ran, Rusalka, Undine, Wodnik*. Wassergottheiten (→ Fluss-, Meer-, Regengottheiten): Ahu­ rani, Anahit, Anāhitā, Anuket, Apam napat, Apsu, Atlaua*, Attar, Chalchihuitlicue, Chnum,

Funktionen, Aspekte Dione, Donbittir, Ea, Enki*, Faro, Haurvatāt, Jamm, Juras māte, Juturna, Kamenen, Kukulcan*, Mandah, Mehet-uret, Nāga*, Nāgakumāra, Nage Bonga (→  Bonga), Nechtan, Neptunus*, Nethuns, Nommo, Nun, Nymphen, Okeaniden, Oya, Satis, Shui-guan, Sirona (?), Tiamat, Varuna. Wein-, Getränkegottheiten: Bac­ chus, Dionysos*, Gany­ med, Ḫalki, Haoma, Hebe, Kvasir, Liber, Mayahuel*, Pellonpekko, Schesmu, Soma, Tenenit, Vārunī. Weisheit, Erleuchtung, Wissen, Schreibkunst (Gottheiten): Ai Tojon, Ākāshagarbha, Anāhitā, Athena, Benzaiten  (1), Bodhisattva, Brah­ mā*, Buddha*, Dhyāni-Bod­ hi­ satt­ vas, Ea, Enki*, Fu-xi*, Ganesha*, Gautama Buddha, Hanuman*, Hermes* Trismegistos, Itzamna, Kokūzō, Kvasir, Lao-zi, Mahābodhisattvas, Mahāvira, Mañjushri*, Marduk*, Metis, Mi-lo-fo, Monju, Nabu, Nisaba*, Odin*, Ogma, Prajñā, Prajñāpāramita, Quet­ zalcoatl*, Sarasvati, Seishi, Seschat, Shen Iha ökar, Sophia, Tir, Ushnishavijaya, Vairocana, Vidyādhara, Vidyā-rājas, Zurvan. Wettergottheiten (→ Blitz-, Donner-, Regengottheiten):

Register 568 Adad*, Afi, Amadhi Oha, Amm, Baal* (1), Baal-Biq’āh, Bhima, Bobo-Kyldar, Buluga, Dobeiba, Dolichenus*, Fjörgynn, Fujin, Gebeleizis, Hadad, Illapa, Imarinen, Ischkur, Karei, Ngai, Perendi, Quzah, Santas, Shurdi, So, Tarḫunt, Taru, Teschub, Thor*, Tjagalaus, Uacilla, Veja māte, Wer, Zeus*. Wind- und Sturmgottheiten: Aiolos, Amaunet, Amun, Bah­ ram, Biegg-Olmai, Boreas, Ea­te, Ehecatl, Euros, Fei-lian, Fujin, Hadad, Ilmarinen, Kibuka, Martu, Ninurta, Notos, Oya, Pariacaca, Quetzalcoatl*, Rudra, Shen-nong, Stribog, Susano(w)o, Tangaroa, Tate, Tawhiri, Tore, Vata, Vāyu (1), Vayu (2), Verbti, Yu-jiang, Zephyros. Zauberdämonen, -geister: Aziel, Baba-Jaga, Beelzebub, Dā­kini, Daktylen, Druden,

Forras, Gullveig, Kirke, Mam­ mon, Mephistopheles, Sár­ kány, Schedim, Tawiskaron, Teichinen, Trolle. Zauber, Magie (Gottheiten): Akerbeltz, Anāhitā,  Ba­ cab, Brahman, Cagn, Chnum, Dhā­ranī, Freya*, ­Gauwa, ­Goibniu, Hekate*, Hephaistos, Her­ mes*, Hermes* Trismegis­tos, Hike, Isis*, Kinyras, Kōtar, Lug, Mahāmāyuri, Marduk*, Medeia, Odin*, Ōkuninushi, Sachmet*, Selene*, Selket, Sun Houzi, Thot, Tuatha dé Danann, Väinämöinen, Vanen, Zhong-li Quan. Zeit, Ewigkeit (Gottheiten): Aeternitas, Aion, Chons, Chronos, Hah, Kairos, Kala, Kaydara, Kematef, Ling-bao Tian-zun, Nehebkau, Nornen  (!), Saturnus africanus, Tai-sui-xing, Tatenen, Thot, Zurvan.



III. Symbole, Attribute, Motive Aal: Kaia.

Ameisenhaufen: Amma.

Achselhöhle: Dharam, Lao-zi, Marunda.

Androgynität: Adam Kadmon, Agdistis, Attar, Awonawilona, Faro, Hermaphroditos, Hintubuhet, Ischtar (?), Kucumatz, Lan Cai-he*, Mawu, Narisah, Neith, Nyame, Nzam­bi, Oyagami, Ptah, Shiva*, Twisto, Ungut.

Adler (→ Doppeladler): Azizos, Baal-Schamēm, Bel (2), Dusares, Elagabal, Garuda*, Hraesvelgr, Isten (2), Jupiter, Jupiter (gallischer), Kineu, Lowanlangi, Malakbēl*, Nasr, Ningirsu, Raluvimbha, Senmurw, Teteo innan, Thiassi, Tomor(r), Tonatiuh, Zeus*. Adler, löwenköpfiger: Imdugud*. Affe, Pavian: Achtheit, Hanuman*, Hapi (1), Hez-ur, Isten  (1), Mbotumbo, Sun Hou-zi, Tengu*, Thot. Agave: Mayahuel*. Ähre: Atargatis, Demeter*, Fides, Jian-lao, Jumis, KoreArethusa, Mithras*, Nepit, Nisiba, Persephone*, Serapis*, Sirona, Spes, Tinnit, Triptolemos, Vasudhārā Ährenkranz: Pax. Almosenschale, -topf: Ami­tā­ bha, Bhaishajyaguru, Fo. Amboss: Shosshu.

Angel: Ebisu*. Antilope: Attar, Candra, Harinaigamaisin, Pashupati, Seth, Vāyu (1). Antilopenfell: Hari­hari­harivā­ ha­no­dbhava, Parashu-Rāma. Antilopenhörner: Satis. Apfel: Demeter*, Eris, Hesperiden, Idun, Morgane. Apfelbaum: Abellio. Asche: Heruka, Kāma*, Ma­hā­ māya, Milomaki, Wonajö. Atem, Hauch: Bunjil, Imra, Ja Pudeu, Kalumba, Makemake*, Olodumare, Schu, Selket, Vayu (2). Äther: Akshobhya. Auge: Amaterasu, Argos, Arhat, Azrail, Bastet*, Basuki,

Register 570 Cao Dai, Chenti-irti, Cherubim*, Ereschkigal, Harmerti, Haroeris, Horus*, Kemwer, Mahaprabhu, Manzashisi, Midir, Mithra, Mog Ruith, Nareau, Odin*, Pan-gu, Puntan, Re*, Schai, Shango, Surya, Tefnut, Thiassi, Tsukiyomi, Vanth. Axt (→ Doppelaxt): Esus, Oya, Parashu-Rama, Perkūnas, Schar­ ruma, Shango, Shiva*, Tvashtar, Xewioso. Bachstelze: Kotan-kar-kamuy. Badestube, Schwitzbad: Ause­ klis, Dieva dēli, Teteo innan. Ball: Adrasteia, Awonawilona, Kineu. Ballspiel: Came, Hun-Hunapu, Kineu, Mänäbusch, Tezcatlipoca. Bananenblatt, -staude: Nārā­ya­ na, Varuna. Bär, Bärin: Artemis*, Artio, Kallisto, Kamuy, Num-Torum, Tan-gun, Yu.

mis*, Dryaden, Esus, Felchanos, Gau­ tama, Genien, Ḫa­ scham(m)eli, Hathor, Heim­ dall, Helene, Hun Hunapu, Isten (2), Kal­tesch, Kalunga, Kiskil-lilla, Ku­bai-Khotum, Lao-zi, Mahata­la, Māl, Marsyas, Murukan, Nareau, Ningischzida, Onyame, Pemba, Sihai, Teharonhiawagon, alUzza. Baumgeburt: Ape-huci-kamuy, Bestla. Beil: Acala, Gott B, Onyame, Pajainen, Ukko. Berg (→ Register 2: Berggott­ heiten): Acoran, Albiorix, Assur, Caturmāhārajas, Enlil, Guan-yin, Hadad, Jupiter, Mercurius (gallischer), Palk, Pariacaca, Pu-xian, Tomor(r), Waka, Wen-shu, Xi-wang-mu. Besen: Baba-Jaga. Biene: Aristaios, Brownie, Demeter*, Ḫannaḫanna, Hobnil, Muzen Cab, Spes, Ušinš. Birke: Kaltesch.

Bauch (Dickbauch): Ganesha*, Hayagriva, Hotei*, Jambhala, Mi-lo-fo, Silene, Yakshas.

Bisamratte: Ataensic.

Bauchschmerzen: Bumba.

Blau: Akshobhya, Dharma, Eka­ jatā, Karitei, Ma­hā­mā­ya, Māl, Saptākshara, Vig­hnāntaka, Vi­ rūdhaka, Zōchō-ten.

Baum (→ Register 2: Baumgott­ heiten): Amoghāpasha, Arte-

Bison: Wi.

571 Blitz (→ Register 2: Blitzgötter): Asopos, Aynurakkur, Bobo-Kyldar, Jahwe, Jupiter (gallischer), Kucumatz, Luzifer, Ngai, Poseidon*, Preas Eyn, Semele*, Tirawa, Tlaloc*, Yima, Zeus*. Blitzbündel, -strahlen, -fa­ ckel: Adad*, Almaqah, Amm, Baal*  (1), Bel (2), Chac, Dolichenus*, Ischkur, Taranis*, Teschub, Tin. Blumen(korb), Blüten: Adonis, Attis, Chasa Coyllur, Da-shih-zhi, Flora, Grazien, Han Xiang-zi, Hyakinthos, Ja Pudeu, Kāma*, Lan Cai-he*, Maitreya, Mañjushri*, Murukan, Narkissos, Pattini, Spes, Turan, Vasanta, Vidyādhara, Xochipilli, Xochiquetzal. Blut: Adonis, Andhakā, Apo Katawan, Apophis, Attis, Bhairava*, Chinna-mastā*, Djamar, Erinyen, Gauteovan, Giganten, Harsaphes, Heruka, Hyakinthos, Kappa*, Karei, Kingu, Kvasir, Mahaprabhu, Maidere, Mama, Manzashiri, Namita, Pemba, Quetzal­ coatl*, Uranos, Ymir*.

Symbole, Attribute Girtablulu, Jarri, Māl, Ogmios, Quzah, Rudra, Shenyi, Skanda, Ull(r)*, Upuaut, Upulvan. Bohnen: Lemuren. Boot → Schiff Brücke: Heimdall, Izanagi, Janus*, Rashnu, Tiberinus. Brunnen: Chac, Goibniu, Nymphen. Brust: Anu, Diana von Ephesos, Estanatlehi, Hatuibwari, Imra (→ Disane), Kubai-Khotum, Lamaschtu, Minākshi, Natura. Buch, Buch-, Schriftrolle: Arapacana, Cund, Imhotep, Jurojin, Klio, Mañjugosha, Mañjushri*, Moiren, Monju, Prajñāpāramita, Rishis. Büchse: Pandora*. Büffel: Lao-zi, Mahisha, Nirantali, Yama. Bundeslade: Jahwe. Butter, Buttern: Agni*, Idā, Imra, Manu, Yal-un eke.

Bock (→ Ziegenbock): Asasel, Dionysos*, Satyr*, Se’irim, Thor*.

Caduceus → Schlangenstab

Bogen (→ Pfeil): Assur, Dā­di­ munda, Diana* (1), Ekajat,

Delfin: Apollon, Hatmehit (?), Palaimon, Varuna.

Daumen: Daksha*.

Register 572 Diadem: Anahita, Demeter*, Hera.

San-qing, San-yi, Sanzon, Trimurti, Urmen.

Diskus: Dattātreya, Hyakinthos, Kāmākshi, Māl, Surya, Vāsudeva*, Vishnu*.

Dreiäugigkeit: Acala, Bhuta­ dā­mara, Ekajatā, Heruka, Kro­dhadevatās, Mahākala, Sa­ptākshara, Shiva*, Sipe gyalmo, Sumbharāja.

Donner (→ Register 2: Donnergottheiten): Adad*, Baiame, Buluga, Jahwe, Nāgakumara, So, Yalu. Donnerkeil (→ Vajra): Ak­sho­ bhya, Amoghasiddhi, Ky­ klo­ pen*, Niamye, Ni-ō, Sa­ptā­k­ shara, Vighnāntaka. Doppeladler: Ai Tojon, Rundas. Doppelaxt: Dolichenus*, Teschub. Drache: Astaroth*, Bel (1), Djall, Fafnir, Gong Gong, Huang-di, Itzamna, Kaukas, Konfuzius, Kulshedra, Ladon*, Leviathan, Marduk*, Muschḫuschschu*, Mūtu, Nidhöggr*, Pukis, Python, Sāgara, Samael, Sárkány, Satan, Stihi, Susano(w)o, Tannin, Th’uban, Tiamat, Triptolemos, Vahagn, Vairocana, Vishap, Vritra, Yu, Yu-jiang. Drei: Ouiot, Vishnu*, Xiuhtecutli*. Dreiergruppe, Triade: Chari­ ten, Erinyen, Fatit, Fee, Gorgonen, Graien, Grazien, Horen, Laimos (→ Laima), Macha(s), Matres, Moiren, Parzen, San-chong, San-guan,

Dreiköpfigkeit, Dreigesicht: Amo­ghasiddhi, Apārajita, Dat­tātreya, Dhvajāgrakeyūrā, Ge­ryoneus*, Guhyasamāja, He­kate*, Kerberos, Mahākāla, Mā­rici, Nzambi, Oya, Pekar, Saptākshara, Sarasvati, Triglav, Ushnīshavijayā, Vairocana, Vigh­nāntaka, Yamantaka. Dreißig: Kuschuh, Sin (1).

Kaydara,

Dreistock: Bhrkuti. Dreizack: Agni*, Dattātreya, Harihara, Mahākala, Ma­hā­ lak­ shmi, Mahesvari, Poseidon*, Shiva*, Sipe gyalmo. Eber: Adonis, Arduinna, Attis, Freya*, Freyr, Mārici, Rudra, Varāha*, Varāhī, Verethragna. Eberesche: Alisanos, Raudna. Edelstein → Juwelen Edelsteinnetz: Ek Efeu(kranz): Dionysos*, Thalia. Ei: Alonkok, Amma, Ammavaru, Arikina, Chronos, Kneph,

573 Kun-tu-bzan-po, Ndengai, Ophion, Pan-gu, Pariacaca, Phanes, Sun Hou-zi, Väi­ nä­ möi­nen.

Symbole, Attribute Eule, Uhu: Athena, Came, Cā­ mundā, Lei-kung, Strigen. Eulenkopf: Hunhau.

Eiche: Perkūnas, Thor*, Zeus*.

Fächer: Zhong-li Quan.

Eichhörnchen Nyrckes, Ratatoskr (→ Nidhöggr*).

Fackel: Amor, Cautes und Cautopates, Culsu, Diana* (1), Dionysos*, Erinyen, Hekate*, Hymen*, Kukulcan*, Mi­ thras*, Phereia, Phosphoros, Re­nenutet, Ta-uret, Thanatos, Vanth.

Eidechse: Apollon, Ischara, Itzamna, Kukulcan*, Olokun, Pupula, Sabazios*. Eisblock: Buri. Elch: Alcis.

Fährmann: Charon, Cherti, Urschunabi.

Elefant: Airāvata, Akshobhya, Cakravartin, Dādimunda, Da­la kadavara, Ganesha*, Indra  (1), Kangi-ten, Khmvun, Lak­ shmi*, Matanga, Muru­ kan, Preas Eyn, Pu-xian, Sa­ man­ tabhadra, Shakra (1), Skanda, Vishnu*.

Falke: Beh(e)deti*, Bunjil, Chen­techtai, Chenti-irti, Harachte, Harmerti, Haroeris, Hemen, Hor-Hekenu, Horus*, Kebechsenef, Kunapipi, Month, Nenun, Pariacaca, Senmurw, Seth, Sokar.

Emu: Altjira. Ente: Penelope (?), Sequana. Erdbeben: Chibchachum, Lature Danō, Loki*, Mahuike, Ndengai, Poseidon*, Prithivi, Raluvimbha, Tepeyollotli, Typhon, Zipakna. Esel: Bali, Diwe, Lamaschtu, Lilith*, Ma-mo, Seth, Shitalā, Sokar, Vesta, Zhang Guo-lao*. Eselsfuß: Empusa.

Falkengewand: Freya*. Falkenkopf: Asch, Re*. Feder (→ Straußenfeder): Bes*, Chensit, Onuris, Oro, Senmurw, Tatenen. Federkrone: Adad*, Amun, Anat, Beset, Si, Sopdu, Tatenen, Tonatiuh. Federschlange: Quet­zalcoatl*. Feige: Tinnit.

Kukulcan*,

Register 574 Feigenbaum: Juno, Upulero. Felsen: Dike, Empung Lu­ mi­ nu’ut, Eranoranhan, Kumarbi, Peruna, Quat, Rheia, Sa’d. Fenster: Aphrodite. Ferse: Achilleus, Krishna. Feuer, Flamme (→ Register 2: Feuergottheiten): Agni*, Ahura Mazdā, Asha, Atri, Brigit, Caca, Diwe, Gabriel, Ischum  (?), Maidere, Maui, Melquart, Mihr, Minākshi, Mixcoatl*, Nirantali, Olifat, Pāndarā, Pattini, Perkūnas, Prometheus*, Pu-xian, Qormusta, Reschef, Schrat, Seraphim, So, Surt(r), Thakur Baba, Vahagn, Vesta, Vidyujjvālākarāli, Vivasvat. Feueraltar: Prajāpati. Feuerball: Cath. Feuersichel: Sugaar. Fichtenzapfen: Saturnus africanus. Finger: Daktylen, Takanakapsā­ luk. Finsternis: (→ Register 2: Nachtgottheiten): Abhiyoga, Ahriman, Apophis, Arima­ nius, Belial, Gaueko, Kiskillilla, Lilith*, Rāhu. Fisch: Ashtamangaladevī, Atargatis, Behanzin, Dagan, Ebi­

su*, Hatmehit, Kāma*, Kukulcan*, Manu, Matsya*, Mi­nāk­ shī, Omaua, Tinirau, Vishnu*, Vulcanus, Yamunā*, Zun. Fischgestalt: Abgal, Andvari, Melusine*, Ningyo, Nixe, Oannes, Olokun, Triton*, Yujiang. Fledermaus: Fu-xing, He-he, Hunapu, Li Die-guai, Senmurw, Vampir, Zhang Guolao*, Zotz. Fliege: Beelzebub (?), Nasu. Flöte: Athena, Euterpe, Han Xiang-zi, Jurupari, Krishna, ­ Lan Cai-he*, Marsyas, Milomaki, Nü-gua, Veja māte. Flügel: Alardi, Alpan, Amor, Arma, Artemis*, Charun*, Che­ rubim*, Eros, Genien, Gor­ gonen, Hatuibwari, Hymen*, Hypnos, Isir, Isis*, Lasen, Marchocias, Nike, Nyx, Orcus, Phosphoros, Schauschka, Seraphim, Tabiti, Tengu*, Turan, Uparatāt, Vanth, Vid­ yā­dhara. Flügelschuhe, -Sandalen: Hermes*, Perseus, Turms. Flügelsonne, -ring: Ahura Maz­ dā, Assur, Beh(e)deti*, Ḫaldi, Horus*, Ischtanu, Schamasch*. Fluss → Register 2: Flussgottheiten

575 Frosch: Achtheit, Heket, Nun, Para, Sabazios*. Früchte, Fruchtkorb (→ Apfel, Granatapfel, Pfirsich): Amitābha, Fides, Gaia, Jumis, Mahālakshmi, Matres, Moma, Nehalennia, Pomona, Sirona. Frühling → Register 2: Frühlingsgottheiten Fuchs: Inari. Fuchshaut: Sabazios*. Füllhorn: Amaltheia, Concordia, Epona*, Fides, Fortuna, Gaia, Harpokrates*, Isis*, Ma­ tres, Nantosuelta*, Pax, Plu­ tos, Ros­merta, Svantovit, Ty­che. Fünf: Nyame. Fünfzig: Enlil. Fuß: Gangā, Kinnara*, Purusha. Fußspuren: Gautama Buddha, Muso koroni, Saman. Gans: Amun, Brahmā*, Geb, Kaltesch, Siddhāyikā. Gazelle: Anuket, Shiva*. Gazellenkopf: Reschef. Geburtsziegel: Meschenet. Gefäß (→ Kessel, Schale, Wassergefäß): Amoghapāsha, Har-

Symbole, Attribute pokrates*, Mānā rābbā, Sucellos, Vāsudhara. Geier: Manda, Nut, Nechbet. Geierhaube: Rat-taui. Geißel (sogenannte): Anezti, Osiris*. Gelb: Akāshagarbha, Aparājit, Bhrkuti, Janguli, Kann, Ratnasambhava, Tamon-ten, Vai­sh­ ravana, Vāsudeva*, Va­su­dhā­rā. Geldbörse: Kubera, Mercurius (gallischer), Mi-lo-fo, Sucellos, Vaishravana. Geschlechtsteile (→ Phallus, Schoß): Agdistis, Amma, Baubo, Buriro, Hine-nui-te­ po, Marunogere, Prajāpati, Priapos*, Sheela-na-gig*, Soido. Getreide → Ähre, Register 2: Getreidegottheiten Glocke: Akāshagarbha, Vajra­ sattva. Gold: Aegir, Andvari, Armaz, Fafnir, Gullveig, Inti, Jambhala, Kaydara, Mammon, Meret, Og. Goldfarbe, -glanz: Anāhitā, Apam napat, Apollon, Freya*, Garuda*, Gautama Buddha, Hiranyakashipu, Indra (1), Lakshmi*, Maitreya, Num-

Register 576 Torum, Risabha, Satrig ersangs, Sāvitar, Sif, Sūrya*, Vajratārā. Goldregen: Zeus*. Granatapfel: Hāriti, Kubaba*, Kybele, Persephone*, Tinnit. Granatblüte: Anāhitā. Grashalm: Yehl. Grün, Grünen: Amoghasiddhi, Larunda, Osiris*, Ratnapāni, Uto. Gürtel: Alberich (→ Alp*), Oro, Vasuki. Haar: Balarama, Mahapurub, Mahr, Pan-gu, Urmen, Ymir*. Haaropfer: Artemis*. Hacke: Marduk*. Hagel: Eate. Hahn: Aitvaras, Apollon, Felchanos, Mercurius, Mercurius (gallischer), Murukan, Skanda, Sraosha, Žiniši Ort’a. Hahnenkopf: Abraxas*. Hakenkreuz → Swastika Halskette: Freya*, Peitho, Samdzimari. Hammer: Charonten, Charun*, Horagalles, Magni und Modi,

Pajainen, Pan-gu, Sucellos, Thor*, Ukko, Vajrabhairava*. Hand: Atum, Cheiron, Dian Cecht, Fides, Hetepet, Jusaas, Ka, Lug, Niamye, Nuadu, Sabazios*. Hand-, Daumengeburt: Ayiyanayaka, Daksha*. Handhaltung: Akshobhya, Ami­ tāb­ ha, Amoghasiddhi, Asho­ ka­kāntā, Bhrkuti, Cundā, Gau­ tama Buddha, Gong-detian, Khasarpana, Shiva*, Sid­ dhai­kavīra, Tārā, Vairocana, Vishnu*. Harfe: Dagda. Hase, Kaninchen: Kaltesch, Kluskap, Kubaba*, Mänäbusch, Tecciztecatl, Unut. Helm: Armaz, Geser Chan, Laran, Maruts, Menrva, Virtus, Wei-to, Xsathra vairya. Herd: Ape-huci-kamuy, Hestia, Lamaria, Laren, Nan-lha, Safa, Thab lha, Vesta, Zao-jun. Heroldstab: Hermanubis, Hermes*, Iris, Mercurius, Mercurius (gallischer), Turms. Herz: Cao Dai, Dam-čan, Hike, Huracan, Kāma*, Kucumatz, Ptah, Teteo innan, Thot, Votan, Xochipilli, Zagreus.

577 Heuschrecke: Abaddon, Cagn.

Symbole, Attribute

Hirsch: Artemis*, Cernunnos*, Finn, Itzpapalotl, Jurojin, Luxing, Mixcoatl*, Odin*, Rundas, Shou Lao, Zip.

kate*, Hunhau, Input, Ke’lets, Kerberos, Kholomodumo, Kshetrapala, Lamaschtu, Legba*, Nehalennia, Rakshasas, Robiqus, Skylla, Sucellos, Tabiti, Tengu*, Xolotl, Yama.

Hirschkopf: Fei-lian, Gott Y (→ Zip).

Hundekopf: Anubis*, Chors, Hermanubis, Senmurw.

Höhle: Aatxe, Adrasteia, Amaterasu, Anubis*, Bacax, Chei­ ron, Demeter*, Drug, Endy­ mion, Garm, Hermes*, Horon, Kalypso, Manco Capac*, Mihr, Nyx, Phanes, Polyphem, Semnai Theai, Trophonios, Vilen, Zalmoxis.

Ibis: Chons, Thot.

Holz, Holzblock: Aēshma Daē­ va, Brahman, Laka, Omaua. Honig: Ashvins, Dionysos*, Hobnil, Kvasir, Muzen Cab. Horn (→ Kuh-, Stierhörner): Amaltheia, Asthoreth, Chors, Diwe, Faunus, Hadad, Hathor, Heimdall, Hypnos, Ikenga*, Kwoth, Laren, Pashupati, Satan, Sin (1). Hörnerkrone: Arma, Baal* (1), Enlil, Nisaba*. Hufabdruck: Nandin, Pegasos. Hund: Ah uoh puc, Alow, Anubis*, Aralez, Bhairava*, Bimbajo, Bukura e dheut, Charon, Chontamenti, Epona*, Erlang, Finn, Garm, Gula, He-

Ichneumon: Horus*.

Atum,

Chateri,

Jagd, Jäger → Register 2: Jagdgottheiten Jaguar: Ixbalanque, Kuma, Gott L, Tepeyollotli, Tezcatlipoca. Jupiter (Planet): Asase, Brhas­ pati, Marduk*, Schulpa’e, Taisui-xing. Juwelen, Edelsteine: Ākāsha­ garb­ha, Anāhitā, Aparājitā, Armaz, Ashokakanta, Avalokiteshvara*, Bhavanavāsin, Cakravartin, Chalchihuitlicue, Di-zang, Ratnapani, gShen­ rab, Virūpāksha. Käfer (→ Skarabäus): Schrat. Kamel: Arsu, Sa’d, Usanas, Kamm: Lamaschtu. Kastration: Agdistis, Attis, Esch­ mun, Uranos.

Register 578 Kasuar: Namita. Katze, Kater: Aitvaras, Baal (2), Bastet*, Freya*, Para, Shasti, Utgard-Loki.

Hun Hunapu, Imiut, Vaj­ ra­ yoginī*.

Kerykeion → Heroldstab

Kopf(Scheitel-)geburt: Abu, Am­ bikā, Athena, Bhairava*, Jusaas, Menrva, Olifat, Thot, Xvarnah.

Kerze: Saturnus.

Krähe: Badb.

Kessel: Baba-Jaga, Dagda, Hy­ mir, Medea.

Kranich: Fukurokuju*, Jorojin, Shou Lao.

Kette: Ogmios, Safa.

Kranz (→ Efeu, Lorbeerkranz): Hymen*, Laren, Lasen, Mel­ po­mene, Nethuns, Pax, Phoi­ be, Silvanus, Uparatāt.

Keule: Baal* (1), Buddhakapāla, Budha, Dagda, Dattātreya, Deng, Dharma, Ferīdūn, Isch­ kur, K’op’ala, Kubera, Ma­ hālakshmi, Mahāmāya, Māl, Mars (gallischer), Ogmios, Pe­run, Reschef, Smertrios, Sucellos, Upuaut, Vajrayoginī*, Vishnu*, Wei-to, Yama. Knie: Tsui-Goab, Väinämöinen. Knochen: Buddhakapāla, Hunhau, Kaitab, Mayahuel*, Ymir*. Kokosnuss: Hainuwele. Kolibri: Huitzilopochtli. Kondor: Keri. Kopf, Haupt: Heruka, Ikenga*, Medusa, Mimir, Ogmios, Orpheus, Purusha, Schesmu. Kopf (ohne): Akephalos, Baubo, Chinna-mastā*, Hunapu,

Krebs: Alow, Pabothkwe. Kreis: Adam Kadmon, Kitanitowit*, Wakonda. Kreuz (→ Swastika): Quetzalcoatl*. Krokodil: Chentechtai, Cipactli, Leviathan, Nixe, Petesuchos, Quetzalcoatl*, Seth, Sobek*. Krokodilkopf: Ammit*. Krone (→ Federkrone): Ahura Maz­dā, Anāhitā, Ariadne, Ava­lo­ki­teshvara*, Beg-tse, Bhū­tadāmara, Bodhisattva, Can­da­rosana, Chensit, Cun­ dā, Ganesha*, Geb, Inanna, Ki­chijo-ten, Mārici, Metatron, Osiris*, Parashu-Rāma, Rāma*, Reschef, Samvara, Sa­tis, Sumbharāja, Urthekau, Ush­nishavijay, Vairocana.

579 Kröte: Baal (2), Heng-e, Kosensai, Tawiskaron. Krücke: Li Die-guai. Krug: Nymphen, Olokun. Krummstab: Anezti, Osiris*, Thalia. Kugel: Fortuna, Tyche, Urania*.

Symbole, Attribute Leopard: Tore. Libelle: Tnong. Licht (→ Register 2: Lichtgott­ heiten): Ahura Mazdā, Ai Tojon, Allah, Amaterasu, Amida, Avalokiteshvara*, Basuki, Bura Pinnu, Gibil, Lowalangi, Luzifer, Mānā rābbā, Mārici, Narisah, Pushan, Xvarnah.

Kuh (→ Rind): Armaiti, Bat, Bóand, Damona, Gaueko, Ha­ thor, Hera, Hesat, Io (l), Mehet-uret, Nerthus, Prithivi, Schentait, Sechat-Hor, Ushas, Viraj.

Linga: Pashupati, Preas Eyssaur, Shiva*.

Kuhhörner: Isis*, Kadesch, Rattaui.

Löffel: Durgā*, Eshu*, He Xiangu.

Kuss: Amor.

Lorbeer: Apollon, Daphne.

Lampe, Leuchte: Dīpā, Dī­ pamkara, Nusku, Ran-dengfo, Stambeshvari.

Lorbeerkranz: Aplu, Nike, Veive.

Lanze: Laran, Libertas, Mars, Menrva, Nirrta, Onuris, Virtus, Zōchō-ten. Lapislazuli: Bhaishajyaguru. Lattich: Min*. Leber: Imset, Prometheus*. Lehm: Arebati, Bunjil, Mama, Prometheus*, Satan, Yu-di. Leier (Lyra): Apollon, Hermes*, Kinyras, Terpsichore.

Links: Daktylen, Dam-čan, Es, Fidi Mukullu, Laverna, Mahaprabhu, Pan-gu.

Lotos: Ākāshagarbha, Ami­tāb­ha, Arapacana, Ash­ta­man­ga­la­devī, Avalokiteshvara*, Brah­mā*, Chen­resi, Cunda, Dhar­ma­ dha­tuvā­gi­shvara, Gangā,  Gā­ yatrī, Harpokrates*, He-he, He Xian-gu, Kāmākshi, Keu­ rima, Khasarpana, Kinnara*, Kurukulla, Lakshmi*, Mañjugosha, Mañjushri*, Nā­rā­ya­ na, Nechbet, Nefertem,  Pad­ manar­teshvara, Padmasambhava, Sarasvati, Somtus, Sūr­ya*, Tārā, Vasudhara, Vishnu*, Vish­vapāni.

Register 580 Lotosthron: Buddha*, Dou-mu, Kurukulla, Padmasambhava, gShenrab. Löwe: Aker, Arsnuphis, Artemis*, Atargatis, Bastet*, Budha, Chi­ maira, Dedun, Durgā*, Gesar, Gilgamesch, Ḫebat, Kadesch, Kybele, Mahāvira, Mahes, Mañjugosha, Mehit, Monju, Narasimha*, Nebtuu, Pachet, Pekar, Ratnasambhava, Repit, Ruti, Sachmet*, Satrig er-sangs, Saturnus africanus, Schauschka, Sphinx (1), Sphinx* (2), Vagishvara, Vairocana. Löwenfell: Bes*, Herakles. Löwenkopf: Ahriman, Aion (!), Aker, Chnubis, Dākini, Imdugud*, Lamaschtu, Schu, Urthekau, Uto. Lunge: Hapi (1). Magen: Duamutef. Mais, Maiskolben: Chicome coatl, Estanatlehi, Huracan, Kukulcan*, Yum Kaax.

Maske: Dala kadavara, Dionysos*, Melpomene, Nāga*, Obassi-Osa, Perchten, Phersu, Sanni yaka, Teraphim (!), Thalia. Mauerkrone: Atargatis, Kybele. Maultier: Selene*, Shridevi, Sipe gyalmo. Maus: Apollon, Ganesha*, Halita, Horus*, Pičvu’čin. Menschenopfer: Adraste, Artemis*, Baal-Hammon, Coatlicue*, Dobeiba, Esus, He-bo, Kāli*, Kulshedra, Ljubi, Moloch, Odin*, Olokun, Gott Q, Sülde, Tezcatlipoca, Tonatiuh, Tu. Merkur (Planet): Budha, Michael, Nabu. Messer: Bes*, Buddhakapāla, Ekajatā, Omecihuatl*, Sajigor, Sarasvati, Unut, Vajrabhairava*. Met: Goibniu, Hymir, Kvasir, Walküren*.

Mandelbaum: Agdistis, Sangarios.

Metalle (→ Gold): Gayomart, Govannon, Ilmarinen, Phul, Xsathra vairya.

Mango: Pattini.

Milch: Amaltheia, Boldogasszony, Dionysos*.

Marder: Halita, Kluskap. Mars (Planet): Bahram, Camael, Mangala, Nergal, Phalec, Skanda.

Milchopfer: Acoran, Idā, Manu. Milchozean: Airāvata, Ammavaru, Apsaras*, Kūrma, Nāga*.

581 Milchstraße: Citlalinicue, Gwy­ dyon, Heimdall, Labbu, Walanganda, Wandjina*.

Symbole, Attribute

Mistelzweig: Balder*.

Muschel: Ashtamangaladevī, Ca­kra­vartin, Eshu*, Jambhala, Māl, Nareau, Nymphen, Tangaroa, Varāhī, Vāsudeva*, Vishnu*.

Mittag: Pan, Psezpolnica, Sidhe.

Muschelwagen: Aphrodite.

Mohn, Mohnstengel: Demeter*, Hypnos, Nyx.

Muskinstrumente (→ Flöte, Harfe, Leier, Trommel): Benzai-ten (1), Bes*, Dhrtarāshtra, Erato, Hathor, Hermes*, Ihi, Isrāfil, Jānguli, Kinnara*, Kory­banten, Nārada, Pan, Väinämöinen.

Mönch: Akshobya, Di-zang, Fo, Jizō*, Mi-lo-fo, gShenrab, Vairocana. Mond (→ Register 2: Mondgott­ heiten): Aeternitas, Ahura Maz­dā, Amoghapasha, Asho­ ka­­kā­ntā, Avalokiteshva­ra*, Baal-Scha­mēm, Bhrkuti, Dhar­mad­hā­tu­vā­gishvara, Diana*, Gabriel, Harmerti, Hati, Horus*, Jata, Juno, Keri, Khasarpana, Lature Danö, Moma, Nya­me, Osiris*, Phul, Rāhu, Rat­napāni, Sarasvati, Schechina, Siddhaikavira. Mondsichel: Aglibol, Arma, Chons, Māh, Nanaja, Sap­tāk­ shara, Shiva*, Si, Sin (1), Tirthamkara. Morgen- und Abendstern (→ Re­gister 2): Luzifer. Mühle: Vesta. Mungo: Jambhala, Vaishravana. Münzen (→ Geldbörse): Cernunnos*, Charon, Janus*, Juno.

Myrrhenbaum: Adonis. Myrte: Aphrodite, Bona Dea, Quirinus. Nabel: Aditi, Nārāyana, Puru­ sha. Nagel: Nortia. Name (geheim, un­aus­sprech­ bar): Abraxas*, Afi, Allah, Bunjil, Hiranyagarbha, Io (2), Jahwe, Jehova, Kunapipi, Ndjambi, Wunekau. Narzisse: Narkissos. Nase: Ah Bolom Tzacab, Gott B, Baba (2), Bercht, Charun*, Tengu*. Nashornvogel: Lowalangi, Mahatala, Singalang Burong. Netz: Airyaman, Alu, Enlil, Lamaschtu, Maui, Ran.

Register 582 Nilpferd: Ammit*, Behemoth, Ipet, Reret, Seth, Ta-uret. Norden: Amoghasiddhi, Ani, Bisha(m), Hapi (1), Kluskap, Kubera, Mahāmāyūrī*, Satan, Shiva*, Tamon-ten, Tezcatlipoca, Thunupa, Uriel, Vaish­ ravana, Yu-jiang, Zac. Nordosten: Monju. Obelisk: Re*. Ochse: Enlil, Kwoth, Shennong, Veles.

Papagei: Kāma*. Pappel: Kalypso, Persephone*. Papyrus: Sachmet*. Pavian → Affe Perle: Allah, Gong-de-tian, Jambhala, Sāgara, Shītalā, Virū­ pāksha. Pfahl: Aschera(t), Asen, Cghene, Chi, Nommo, Rangi*, Stambeshvari.

Ölzweig: Pax.

Pfau: Amitābha, Anāhitā, Hera, Kataragama, Kaumārī, Kujaku, Mahāmāyūrī*, Murukan, Sarasvati, Skanda.

Opferschale: Concordia.

Pfauendrache: Senmurw.

Osten: Airāvata, Akshobya, Anti, Baal (2), Bhaishajyaguru, Bochica, Chac, Dhrtarāshtra, Duamutef, Gou-mang, Indra  (1), Itzamna, Jikoku-ten, Kalumba, Kluskap, Monju, Mu Gong, Nephthys, Palk, Remanta, Sopdu, Teharonhiawagon, Tokapcup-kamuy, Ya­ ku­shi-nyorai.

Pfeife: Eshu*, Marunda, Whope.

Ölbaum: Athena.

Palme, Palmzweig: Apollon, Endouellicus, Hathor, Milomaki, Nike. Palmrippe: Hah, Thot. Panther: Dusares, Ḫebat, Kybele, Scharruma.

Pfeil: Amor, Apollon, Artemis*, Atlaua*, Ekajatā, Eros, Hemsut, Hubal, Isten (2), Kāma*, Kurukulla, Leibolmei, Mahāmāya, Men-shen, Mixcoatl*, Neith, Nirantali, Pattini, Pērkons, Quzah, Rāma*, Reschef, Rudra, Sachmet*, Skanda, bTsan, Ushnīshavijay, Vajrabhairava*, Veive, Vilen. Pfeiler: Apollon, Hermes*, Inmutef, Junit, Yima. Pferd, Ross (→ Pferdereiter, Stute): Apam napat, Ashvins, Bhutas, Cakravartin, Candra,

583 Dioskuren, Eos, Gandharvas, Hvar, Isten (2), Kalki, Kentauren*, Mithra, Nott, Pegasos, Pirwa, Poseidon*, Remanta, Selene*, Svantovit, bTsan, Vilen. Pferdekopf: Hayagriva, Kalki, Paramāshva. Pferdereiter, -treiber: Ahura Mazdā, Arsu, Charos (→ Charon), Dievs, Epona*, Fravashi, Heron, Heros, Indra (1), Jupiter (gallischer), Phereia, Rhiannon, Sárkány. Pfirsich: He Xian-gu, Oni*, Shou Lao, Sun Hou-zi, Xiwang-mu. Pflaumenbaum: Lao-zi. Pflug, Pflüger: Balarāma, Gef­ jon*, Mac Gréine, Tages, Triptolemos. Phallus, Penis (→ Linga): Amun, Dionysos*, Freyr, Her­ mes*, Isten (2), Kukulcan*, Liber, Min*, Mutunus Tutunus, Pashupati, Satyr*, Tu (2), Ungut, Vajrabhairava*. Phönix: Aeternitas, Xi-wangmu. Pinie: Attis, Silvanus. Pinienzapfen: Demeter*, Sabazios*. Platane: Europa, Helene.

Symbole, Attribute Plazenta: Utbor. Polarstern: Gott C, Dhruva, Mixcoatl*, Shang-di. Quelle: Abnoba, Baal-Marqod, Borvo, El, Grannus, Juturna, Kamenen, Mimir, Musen*, Nechtan, Nethuns, Nid­ höggr*, Nymphen, Ön, Pegasos, Yarhibol. Rabe: Kurkil, Kutkinnáku, Lug, Manda, Mihr, Odin*, Shen-yi, Tabiti, Tulungersaq, Yehl. Rad: Ashtamangaladevī, Bud­ dha*, Cakravartin, Fortuna, Gautama Buddha, Harihara, Jupiter (gallischer), Locanā, Mog Ruith, Samvara, Taranis*, Tokapcup-kamuy, Tyche, Vairocana, Varāhī, Yama. Rasselstab: Chalchihuitlicue, Chicome coatl. Ratte: Ganesha*. Rechts: Daktylen, Disane, Es, Fidi Mukullu, Ha, Mahaprabhu, Pan-gu. Regen → Register 2: Regengottheiten Regenbogen: Binbeal, Iris, Ixchel, Kahukura, Mari (2), Puntan, Rauni, Rongo, Ungut. Regenbogenschlange: Julunggul, Shango, Wandjina*.

Register 584 Reiher: Djebauti. Rentier: Horagalles, Num, Waralden Olmai. Richter → Register 2: Richtergottheiten Riese: Aegir, Aloaden, Angrboda, Antaíos*, Argos, Bhutas, Diwe, Fornjotr, Geryoneus*, Giganten, Hraesvelgr, Hymir, Jötun, Kalevanpojat, Kulshedra, Kyklopen*, Mimir, Og, Oger, Pan-gu, Purusha, Rephaim, Rübezahl, Surtr, Thias­ si, Thursen, Trolle, Typhon, Upelluri, Utgard-Loki, Ymir*. Rind: (→ Kuh, Stier): Aēshma Daēva, Geush Urvan, Māh, Mon, Vohu Manah. Ring: Ahura Mazdā, Andvari, Nanna (1), Schamasch*, Tezcatlipoca, Ull(r)*. Ringelnatter: Zaltys. Rippe: Ülgen. Rose: Aphrodite, Saule meitis. Rosenkranz, Gebetskranz: Allah, Avalokiteshvara*, Bhrkuti, Brahmā*, Brhaspati, Dattātreya, Ganesha*, Mi-lofo, Usanas. Rot: Aatxe, Agni*, Amitābha, Arapacana, Aruna, Ash­ta­bhu­ ja-­Kurukulla, Asura-ku­mā­ra, Cā­mun­dā, Chac, Heinzel­

männ­ chen, Kataragama, La­ tu­ re Danö, Murukan, Pad­ ma­narteshvara, Pāndarā,  Pa­ ra­māshva, Rudianos, Rudra, Thab-lha, Virūpāksha, Xe­ wioso. Rübe: Egres. Sack, Schlauch: Aiolos, Fei-lian, Fujin, Kubera. Salbe: Bastet*, Hor-Hekenu. Salz: Gabija. Samen (männlich): Enki*, Erich­thonios*, Gayomart, Kumar­bi, Saoshyant, Skanda, Ura­nos. Sarg: Nut. Sa-Schleife: Bes*, Ta-uret. Saturn (Planet): Beelzebub, Man­ da, Ninurta, Saturnus, Zazel. Säule: Bellona (2), Irmin, Jupiter (gallischer), Marilaha, NumTorum, Waralden Olmai. Schädel → Totenschädel Schaf: Kekri, Laḫar. Schakal: Ammavaru, Anubis*, Chon­ tamenti, Duamutef, Upu­aut. Schale, Schüssel: (→ Almosenschale): Bhairava*, Concor-

585 dia, Cundā, Durgā*, Epo­na*, Ganesha*, He-he, Hy­ gieia, Jambhala, Kubera, Mä­ nä­ busch, Salus, Sigyn*, Vā­runī. Scheibe (→ Sonnenscheibe): Inti, Quilla, Tawa, Tinnit. Scheitelgeburt → Kopfgeburt Schere: Culsu. Schiff, Schiffskarren, Boot: Bimbajo, Charon, Dionysos*, Freyr, Gudatrigakwitl, Janus*, Nanna (1), Nehalennia, Re*, Shichi-Fukujin*, Sin (1). Schild: Anat, Astarte, Budha, Hemsut, Gott L, Mars, Menrva, Neith, Reschef, Xsathra vairya. Schildkröte: Ataensic, Fukurokuju*, Jurojin, Kāshyapa (1), Kūrma, Mahaprabhu, Mayahuel*, Mercurius (gallischer), Gott N, Omaua, Pabothkwe, Yamunā*. Schilfringbündel: Inanna. Schirm, Sonnenschirm: Ash­ ta­man­galadevī, Cakravartin, Sipe Gyalmo. Schlange (→ Feder-, Regenbogenschlange): Acheloos, Aeter­ nitas, Agathos, Daimon, Ah­ ri­ man, Aion (!), Aparājitā, Apollon, Apophis, Asklepios*,

Symbole, Attribute As­tharoth, Athena, Atum, Aži Dahaka, Beh(e)deti*, Bes*, Bhai­rava*, Bhutadāmara, Bol­ la, Bona Dea, Bulaing, Canda­ rosana, Chac, Chensit, Chepre, Chimaira, Chnubis, Damballa, Delphynes (→ Python), Demeter*, Devī, Echidna, Erichthonios*, Erinyen, Genius, Glykon*, Harun, Hatuibwari, Ḫedammu, Herakles, Herensugue, Heron, Huitzilipoch­ tli, Hygieia, Illujanka, Ischara, Jānguli, Jata, Kadesch, Kaia, Kebechet, Kematef, Keyeme, Kneph, Krodhadevatās, Labbu  (?), Lature Danö, Leviathan, Logos, Mahākāla, Maheshvari, Maju, Manasa, Meresger, Midgardschlange, Nāga*, Nden­ gai, Nehebkau, Nepit, Ningischzida, Niraḫ, Göttin O, Ophion, Pārshva, Pashupati, Rahab, Re*, Renenutet, Sabazios*, Salus, Samvara, Satan, Schadrapa, Schahapet, Schai, Seraphim, Shesha, Shiva*, Shridevi, Smertrios, Somtus, Sugaar, Susano(w)o, Tefnut, Thab-lha, Tuchulcha, Ungut, Uto, Vänämöinen, Vanth, Varuna, Virūpāk­ sha, Vishap, Vishnu*, Vritra, Wadd, Wonajö, Wunekau. Schlangenbeine, -unterkörper: Abraxas*, Fu-xi*, Kekrops, Nü-gua, Tages. Schlangenhaare: Charun*, Gorgonen, Hekate*, Medusa.

Register 586 Schlangenrock: Coatlicue*. Schlangenstab: Aesculapius, Asklepios*, Mercurius, Mercurius (gallischer), Rosmerta. Schleier: Diana* (1), Europa, Nyx, Pudicitia, Ushas. Schlinge: Acala, Amoghapa­sha, Astō Vidātu, Candarosa­na, Dhvajāgrakeyūr, Ganesha*, Va­runa, Vignānthaka, Yama. Schlüssel: Ahriman, Anubis*, Dike, Janus*, Kybele, Portunus, Vanth. Schmetterling: Fatit, Hintubuhet, Itzpapalotl, Mahr, Xiuhtecutli*, Xochipilli. Schmied (→ Register 2: Schmiedegötter): Dam-čan. Schnecke: Coatlicue*, Gott D, Gott N, Quetzalcoatl*, Tecciztecatl. Schoß: Aditi, Ākāshagarbha, Ceres, Hathor, Kunapipi, Shakti. Schreibgriffel: Nabu, Nisaba*. Schriftzeichen: Allah, Jahwe, Tirthamkara. Schwalbe: Makemake*, Tang. Schwan: Brahmā*, Graien, Saras­vati, Turan, Vilen, Zeus*. Schwarz: Ahriman, Akerbeltz, Aphrodite, Apollon, Asu­ ra­ ku­ māra, Bhutādamara, Cā­

mun­dā, Czernobog, Daē­vas, bDud, Ek, Ekchuah, Gau­nab, Hunhau, Kāli*, Lature Danö, Mahākāla, Ma-mo Nirrti, Odudua, Orcus, Rahu, Surtr, Tlaloc*, Wele, Yu-jiang. Schwein, Ferkel: Ashokakāntā, Bhutas, Demeter*, Endouellicus, Kirke, Lamaschtu, Lehev-hev, Mārici, Nang-lha, Nut, Pryderi (→ Pwyll), Reret, Seth, Soido, Vajravārāhi. Schwert, Säbel: Acala, Ākā­ shagarbha, Arapacana, Armaz, Budha, Cakravartin, Candarosana, Dievs, Ekajatā, Fudo Myōō, Ikenga*, Jahwe, Jikokuten, Kalki, Lü Dong-bin, Mal, Mañjugosha, Mañjushri*, Mi­ chael, Monju, Mōt, Ning Kong Wa, Nirrta, Pērkons, Perseus, Rugievit, Sárkány, Saxnot, Sipe gyalmo, Surtr, Ukko, Virtus, Virūdhaka, Wei-to, Zhong-kui. Sichel: Bilwis, Chronos, Kronos*, Marduk*, Mari (2), Psezpolnica, Saturnus, Saturnus africanus, Uranos. Skarabäus: Atum, Chepre, Jusaas. Skelett: Ah uoh puc, Citipati, Hunhau, Prometheus*, Tonatiuh. Skorpion: Asase, Ekchuah, Girtablulu, Hededet, Ischara,

587 Muschḫuschschu*, Schadrapa, Selket.

Symbole, Attribute Pazuzu*,

Sommer: Auxo (→ Horen), Huitzilopochtli, Rapithwin. Sonne (→ Register 2: Sonnengottheiten): Aeternitas, Ahura Mazdā, Ākāshagarbha, Aker, Allah, Ashtabhuja-Kurukulla, Atri, Baal-Schamēm, Chi, Ga­ ruda*, Harmerti, sK’yun ka’i mgo-čan, Lowalangi, Mac Gréi­ne, Mahatala, Mi­chael, Ngenechen, Nyame, Og, Og­ ma, Osiris*, Ostara, Papang, Purá, Qadav, Raphael, Ruwa, Singbonga. Sonnenscheibe (→ Flügelsonne): Apis*, Arinna, Aton, Cath, Hathor, Isis*, Kadesch, Rat-taui, Sobek*, Vairocana. Sonnenschirm → Schirm Specht: Mars, Omaua, Picus. Speer: Anat, Astarte, Horus*, Inanna, Izanagi, Lug, Murukan, Odin*, Pērkons, Skanda, Tin, Tyr. Speerspitze: Attar, Kataragama. Speichel, Spucken: Bumba, Caragabi, Julunggul, Kvasir, Mahaprabhu, Muso koroni, Nainuema, Tatzizetze, Thot. Spiegel: Ischduschtaja, Kubaba*, Kybele, Lasen, Satrig er-sangs, Shiva*, Tezcatlipoca, Tian-mu.

Spindel, Spinnwirtel: Ananke, Ischduschtaja, Lamaschtu, Moi­ren. Spinne: Anansi, Nareau, Tawa. Spinnen und Weben: Anansi, Bibi -se-schambe, Laumē, Moiren, Neith, Nommo, Pe­ ne­lope. Stab, Stock (→ Heroldstab, Krummstab, Schlangenstab): Aplu, Bochica, Brhaspati, Ca­ kravartin, Dionysos*, Di-zang, Djanggawal, Ischtanu, Janus*, Jizō*, Jurojin, Kalumba, Nan­ na (1), Nechbet, Padmasam­ bhava, Schamasch*, Shridevi, Tlaloc*, Tsaghan ebügen, Umveliqangi, Unkulunkulu, Usanas, Vajravārāhi, Xochipilli, Yacatecutli. Stein (→ Felsen): Allat, Chi, Dei­ ve, Dusares, Elagabal, Eros, Grama-devatā, du-l Ha­ lasa, Hubal, Jagannātha, Ju­ piter, Kybele, Papas, Poleram­ mo, Preas Eyssaur, Stambe­sh­ vari, Tau-ro-to, Ullikumi. Steingeburt: Agni*, Kinorohingan, Mithras*. Steinhaufen: Heitsi-Eibib, Hermes*. Steinbock: Almaqah, Baschā­ mum, Ta’lab. Stern, Sterne (→ Register 2: Astralgottheiten): Adad*,

Register 588 Ahu­ra Mazdā, Altjira, Anahit, Ariadne, Heliopolitanus, Ischtar, Schamasch*, Tārā, Väi­ nä­möinen, Wen-chang, Xian.

Stūpa: Gautama Buddha, Maitreya, Virūpāksha.

Steuerruder: Fortuna, Isis*, Tyche.

Süden: Huitzilopochtli, Imset, Kan, Li, Notos, Rapithwin, Shou Lao, Virudhaka, Zōchōten.

Stier: Aatxe, Acheloos, Adad*, Almaqah, Apis*, Bata, Buchis, Chentechtai, Dionysos*, Dolichenus*, Dyaus, El, Gurzil, Hadad, Ischkur, Kemwer, Ma­ heshvari, Mars, Min*, Mnevis, Month, Nandin, Pajainen, Par­ janya, Risabha, Rudra, Schar­ruma, Scheri und Ḫurri, Shiva*, Sin (1), Teschub, Tilla, Vestius Alonieus, Yama, Yamātaka, Zeus*. Stierhörner: Achlae (→ Acheloos), Aglibol. Stierkopf: Astarte, Minotauros, Sin (2), Vajrabhairava*. Stiermensch: Lama (1), Schedu. Stieropfer: Dis Pater, Liluri, Mithras*, Perun, Saoshyant. Strahlen: Amun, Arapacana, Ariad­ne, Aton, Baal-Schamēm, Bhutadāmara, Cath, Chnubis, Ekhi, Helios*, Inanna, Lug, Mārici, Mummu, Schamasch*, Seishi, Tokapcup-kamuy. Straußenfeder: Osiris*.

Anat,

Maat,

Streitaxt: Anat, Inanna, Maruts.

Stute: Epona*, Loki*.

Südosten: Agni*, Euros, Pazuzu*. Südwesten: Nirrta, Sūrya*. Swastika: gShenrab, Sipe gyal­ mo, Supārshva. Tabak: Curupira, Hawenio. Tanz: Baal-Marqōd, Elfen, Korybanten, Kureten*, Laka, La­ren, Lasya, Ma, Mars, Oya, Pad­manarteshvara, Shītalā, Shi­va*, Uzume, Yu. Tarnkappe: Alp*, Hades, Kobold, Perseus. Tau: Eos, Nott, Rangi*. Taube: Anāhitā, Aphrodite, As­ tar­ te, Atargatis, Caragabi, Dio­ ne, Eurynome, Hachiman*, Ischtar, Nirrti, Shurdi, Tinnit, Turan, Yama. Tausendfuß: Gott D, Sepa. Termitenhügel: Gauwa. Thron (→ Lotosthron): Allah, Atargatis, Cherubim*,

589 Gott  D, Enki*, Ḫanwashuit, Ḫebat, Isis*, Kaydara, Marilaha, Satrig er-sangs, Schamasch*, Vic­toria.

Symbole, Attribute Türkisschlange: Huitzilo­pocht­ li. Ūrnā: Fo, Gautama Buddha.

Thyrsosstab: Dionysos*.

Ushnīsha: Fo, Gautama Buddha.

Tieropfer (→ Stieropfer): Ahriman, Ares, Hawenio, Horagalles, Mars, Num, Robiqus, Senmocosus, Singbonga, Sum­ mamus, Trophonios, Upu­lero, Veiovis, Vulcanus, Waralden Olmai, Wodnik*.

Vajra: Acala, Akshobya, Guh­ yaka-Vajra, Indra (1), Shak­ ra (1), Vajrapāni*, Vajrasattva, Vajravā­rāhi.

Tiger: Cai-shen, Dharam, Li. Tigerfell: Candarosana, Dhva­jā­ g­ra­ke­yūrā, Ekajatā, Hayagriva, Mahākala, Parnashavarī, Rāhu. Tintenfisch: Fe’e. Töpfer, Töpferscheibe: Allah, Chnum, Prometheus*, Ptah. Totenschädel, Schädel: Bhuta­ dā­ mara, Buddhakapāla, Eka­ jatā, Kāli*, Krodhadevatās, Pad­masambhava, Samvara, Shiva*, Vajrabhairava*, Ya­ mān­taka. Träne: Eos, Freya*, Rangi*, Tārā. Triade → Dreiergruppe Trommel: Adrasteia, Fujin, Ka Tyeleo, Kutkinnáku, Leikung, Votan, Zhang Guo-lao*. Tür, Tor: Culsu, Janus*, Miru, Men-shen.

Venus (Planet): Allat, Anahita, Asase, Attar, Baltis, Gott C, Inanna, Ischtar, Gott L, Usanas, Xolotl. Verbrennung: Gullveig, Hera­ kles, Milomaki, Nana­huat­zin, Papang, Quetzalcoatl*, Satī, Semele*. Viergesicht, Vierköpfigkeit: Brah­mā*, Dharmadhātuvā­­gi­ sh­va­ra, Dhvajāgrakeyūrā, Ga­­ nesha*, Paramāshva, Porenu­ tius, Preas Prohm, Samvara, Svan­tovit, Vaikunthanātha, Va­jratārā, Zurvan. Vierzig: Enki*. Vogel (→ Adler, Falke, Phönix, Rabe, Reiher, Taube): Ah uoh puc, Atlaua*, Ba, Gandharvas, Garuda*, Harpyen, Kinich Kakmó, Kinnara*, Kubaba*, sK’yun ka’i mgo-čan, Gott L, Mog Ruith, Morgane, Navi, Rakshasas, Remanta, Rhiannon, Senmurw, Strigen, Tangaroa, Tomam, Yu-jiang, Zu. Vogeldrache: Fei-lian.

Register 590 Waage, Wägung: Abat(h)ur, Ammit*, Anubis*, Michael, Moiren, Rashnu. Wagenfest: Jagannātha. Wagenlenker, -fahrer: Aruna (2), Candra, Dag, Dievs, Eos, Helios*, Indra (1), Ischkur, Krishna, Manda, Mani, Mari (2), Mithra, Mog Ruith, Nerthus, Nott, Phaeton, Pushan, Rāhu, Romulus, Savitar, Selene*, Sol (2), Sārya, Teschub, Thor*, Ukko, Ushas. Wasser (→ Register 2: Wasserdämonen, Wassergottheiten): Amitābha, Amoghasiddhi, Apsu, Bhima, Ea, Kebechet, Manda d-Hiia, Marama, So. Wasserbüffel: Lao-zi. Wassergefäß (→ Krug): Ag­ ni*, Amitābha, Anāhitā, Ashtamangaladevī, Bhrkuti, Brahmā*, Brhaspati, Chi, Dat­ tā­treyaā, Gangā, Göttin O, Okeanos*, Rishis, Usanas. Weben → Spinnen und Weben Webstuhl: Athena, Kirke, Göttin O. Weihrauch: Dedun, Victoria. Weinstock, Rebe: Dionysos*, Gapn, Geschtinanna, Melpomene. Weiß: Amoghapāsha, Aparājita, Arapacana, Bardha, Buchis,

Can­dra, Cundā, Damballa, Dhar­madhātuvāgishvara, Dhrta­rā­shtra, Faro, Gauri, Giltine, Hez-ur, Jikoku-ten, Khasarpana, Locanā, Mawu, Mitra, Obatala, Ora, Pāndarā, Sangs-po’bum-khri, Singbonga, Tengri, Ushnishavijayā, Vairocana, Wele, Zac. Westen: Amentet, Amitābha, Anubis*, Chontamenti, Ek, Estanatlehi, Geryoneus*, Gorgonen, Ha, Isdes, Itzamna, Kebeehsenef, Kōmoku-ten, Kuma, Omaua, Pu-xian, Rushou (→ Gou-mang), Tane, Varuna, Virūpāksha, Xi-wangmu. Widder: Agni*, Ammon, Amun, Ba neb Dedet*, Cherti, Chnum, Gao Yao, Harsaphes, Heimdall, Hermes*, Karnos, Mari (2), Medeia, Mercurius, Mercurius (gallischer), Shango, Sphinx (1), Trophonios, Xewioso, Xvarnah. Widderhörner: Hammon, Tatenen. Wind, Sturm (→ Register 2: Windgottheiten): Adad*, Adro, Ays, Buluga, Empung Lumimu’ut, Enlil, Gaueko, Gauwa, Harpyen, Hraevelgr, Iya, Kalumba, Kwoth, Ninlil, Psezpolnica, Sachmet*, Sun Hou-zi, Tirawa, Tomor(r), Typhon, Verethragna, Wunekau.

591 Winkelmaß: Fu-xi*. Winter: Akshobya, Kampir-darghar, Tezcatlipoca, Ull(r)*, Vairocana. Wolf: Fenrir*, Laskowice, Lupercus, Mani, Mars, Odin*, Romulus, Rudra, Skoll, Upuaut.

Symbole, Attribute ris*, Purusha, Satī, Togoriong, Ymir*, Zagreus. Ziege: Amaltheia, Asase, Chimaira, Mamitu, Pūshan, Veive, Veiovis, Zana. Ziegenbock: Agni*, Akerbeltz, Ba neb Dedet*, Pan.

Wolke: Amenominakanushi, Garuda*, Hadad, Mari (2), Pabothkwe, Parjanya, Vritra.

Ziegenfell: Silvanus.

Wollknäuel: Ariadne.

Ziegenkopf: Daksha*.

Wort, schöpferisches: Allah, Hu, Hurucan, Io (2), Jahwe, Kulo Tyelo, Ptah, Vāc.

Zitrone: Jambhala.

Würfelspiel: Apsaras*.

Zweiköpfigkeit, Zweigesicht: Ani, Harihara, Isimu, Janus*.

Wüste, Steppe: Beletseri, Ha, Martu, Onuris, Pachet, Seth.

Ziegenfisch: Ea.

Zunge: Azrail, Hike, Ptah, Thot.

Zehn: Ischkur.

Zwerg: Alp*, Andvari, Apasmāra Purusha, Curupira, Gana, Hayagriva, Heinzelmännchen, Ivaldi, Korrigans, Kubera, Maahiset, Patäke, Pičvu’čin, Trolle, Vāmana.

Zerstückelung: Akephalos, Hai­ nuwele, Mayahuel*, Mōt, Osi-

Zypresse: Ataecina, Malakbēl*.

Zähne: Ptah, Samantabhadra. Zehe: Namita, Nārāyana.

Kalypso,

IV. Völker, Religionen, Länder und Landschaften Ägypten: Achtheit, Aker, Amaunet, Amentet, Ammit*, Ammon, Amun, Anat(t), Anezti, Anti, Anubis*, Anuket, Apis*, Apophis, Arsnuphis, Asch, Aton, Atum, Ba (1), Babi, Ba neb Dedet*, Bastet*, Bat, Bata, Beh(e)deti*, Bes*, Beset, Buchis, Chateri, Chensit, Chentechtai, Chenti-irti, Chepre, Cherti, Chnubis, Chnum, Chons, Chontamenti, Dedun, Djebauti, Dua, Duamutef, Esenchebis, Geb, Ha, Hah, Hapi (1), Hapi* (2), Harachte, Harendotes, Harmachis, Harmerti, Haroeris, Harpokrates*, Harpre, Harsaphes, Harsiesis, Hathor, Hatmehit, Hededet, Heket, Hemen, Hemsut, Hesat, Hetepet, Hez-ur, Hike, HorHekenu, Horon, Horus*, Hu, Ihi, Imhotep, Imiut, Imset, Inmutef, Input, Ipet, Isdes, Isis*, Isten (1), Joh, Junit, Jusaas, Ka (1), Kadesch, Kauket (→ Kuk), Kebechet, Kematef, Kemwer, Kis, Kolanthes, Kuk, Maat, Mafdet, Mahes, Mehet uret, Mehit, Menhit, Meresger, Meret, Meschenet, Min*, Mnevis, Month, Mut, Naunet, Nebtuu, Nechbet, Nechmetawaj, Neferhor, Nefertem, Nehebkau, Neith, Nenun, Neper, Nephthys, Nepit,

Neunheit, Nun, Nut, Onuris, Osiris*, Pachet, Patäke, Petbe, Petesuchos, Ptah, Rat-taui, Re*, Renenutet, Repit, Reret, Reschef, Ruti, Sachmet*, Satis, Schai, Sched*, Schentait, Schesmu, Schu, Sechat-Hor, Selket, Sepa, Serapis*, Seschat, Seth, Sia (→ Hu), Sokar, Somtus, Sopdu, Sothis, Sphinx (1), Sobek*, Tatenen, Ta-uret, Tefnut, Tenehit, Thot, Uneg, Unut, Upuaut, Urthekau, Uto, Wosret, Zenenet. Ainu: Ape-huci-kamuy, Aynurakkur, Kamuy, Kotan-karkamuy, Kunnecup-kamuy, Tokapcup-kamuy, Wen-kamuy. Albanien: Bardha, Bolla, Bukura e dheut, Bukuri i quiellit, Djall, En, Fatit, Judi, Kukuth, Kulshedra, Ljubi, Ora, Perit, Prende, Shtrigē (→ Strigen), Shurdi, Stihi, Tomorr, Verbti, Xhind’i, Zana. Althispanien: Ataecina, mius, Cariociecus, Der­ cetius, Duillae, En­ douellicus, Fagus, Neto, Semnocosus, Alo­nieus.

CandaDaho, Eacus, Iberus, Vestius

Altaier/Turkvölker [Ja = Jakuten]: Ai Tojon [Ja], Erlik,

593

Völker, Religionen

Hinkon, K’daii [Ja], KubaiKhotum [Ja], Kudai-Oktu, Mayin, Tangara [Ja] (→ Tengri), Tengri, Ülgen.

Ays, Barshamin, Deven, Mihr, Nana, Schahapet, Spandaramet, Tir, Tork, Vahagn, Vishap.

Anatolien (→ Hethiter, Hurriter) [Phr = Phryger]: Adras­ teia [Phr], Agdistis [Phr], Anaïtis (→ Ānahitā), Attis [Phr], Baubo, Bellona (1), Berekyndai [Phr], Inar, Kabiren, Kaschku, Korybanten [Phr], Kubaba*, Kybele [Phr], Ma, Marsyas [Phr], Men* [Phr], Paldans, Papas [Phr], Priapos* [Phr], Sabazios* [Phr], Sangarios [Phr], Santas, Schanda, Tarḫunt, Taru, Tiwaz, Tork, Zaschhapuna.

Assam: Alow, Arikina, U Blei Nongthaw.

Andamanen: Buluga Araber (vorislamisch) [Pa = Palmyra]: Aglibol [Pa], Allat, Almaqah, Amm, Anbay, Arsu [Pa], Aschar [Pa], Atirat, Attar, Baltis, Baschāmum, Bebellahamon [Pa], Bel (2) [Pa], Datin, Dschinn, Dusares, Gad, Ghul, du-1 Halesa, Haubas, Hilal, Hubal, Kahil(ān), Lykurgos, Malakbel [Pa], Malik, Manāt [Pa], Mandah, Nahi, Nasr, Orotal(t), Qaynān, Quzah, Ruda, Sa’d [auch Pa], Salman, Schams, Sin (2), Ta’lab, Theandr(i)os, al-Uzza, Wadd, Yarhibol [Pa]. Armenien: Anahit, Aralez, Aramazd, Aray, Aretia, Astlik,

Assyrer → Babylonier Äthiopien: Astar, Behēr, Hekko, Mahrem, Medr, Mindscho, Waka. Australien (Aborigines): Altjira, Baiame, Bulaing, Bunjil, Daramulun, Djamar, Djanggawal, Julunggul, Kunapipi, Pupula, Ungut, Walanganda, Wandjina*. Azteken → Nahuavölker Babylonier und Assyrer: Adad*, An, Anschar, Antum, Anunnaku (→ Anunna), Apsu, Aruru, Asakku (→ Asag), Assur, Baba (1), Bel (1), Bēlet-ili, Bēletsēri, Dumuzi, Dumuziabzu, Ea, Enbilulu, Erra, Etemmu, Gallu (→ Galla), Girra (→ Gibil), Girtablulu, Gula, Ḫuwawa, Igigi, Ischara, Ischtar, Ischum, Kingu, Kischar (→ Anschar), Labbu, Lamaschtu, Lamassu (→ Lama, 1), Lilitu, Mama, Mamitu, Marduk*, Mummu, Muschḫuschschu*, Mū­ tu, Nabu, Nanāja, Nergal, Ninḫursanga, Nintu, Ninurta, Niraḫ, Nusku, Oannes, Omor-

Register 594 ka, Papsukkal, Pazuzu*, Sarpanitu, Sataran, Scha­ la(sch), Schamasch*, Scha­ra, Schedu, Schulmanu, Schul­pa’e, Sebettu, Sin (1), Sumuqan (→ Schakan), Taschmetu, Tiamat, Tischpak, Usmu (→ Isimu), Utukku (→  Udug), Urschunabi, Wer, Zababa, Zu. Balten → Pruzzen

Letten, Litauer,

Bambara → Schwarzafrikaner Bambuti → Pygmäen Baskenland: Aatxe, Akerbeltz, Basajaun, Eate, Ekhi, Erge, Gaueko, Herensugue, Ilazki, Inguma, Lur, Maju, Mari (2), Sugaar, Torto, Urtzi. Berber [Ka = Kanarische Inseln]: Aborac [Ka], Acoran [Ka], Bacax, Bonchor, Dii Mauri, Emeli-hin, Eranoranhan [Ka], Gurzil, Hammon, Harun(a), Kel Asuf, Messineg, Orahan [Ka], Qandisha, Saturnus africanus, Teriel. Bon-Religion → Tibet Buddhismus: Acala, Ādibuddha, Ākāshagarbha, Akshobhya, Ami­tābha, Amoghapāsha, Amo­ghasiddhi, Aparājita, Apas­māra Purusha, Arapaca­ na, Arhat, Ashokakāntā, Ash­tabhuja-Kurukulla, Ash-

tamangaladevi, Asura, Avalokiteshvara*, Bhaishajyaguru, Bhrkuti, Bhūtadāmara, Bodhisattva, Buddha*, Buddhakapala, Cakravartin, Canda­ro­ sana, Caturmahārājas,  Chin­ na-mastā*, Citipati, Cun­ dā, Dākinī, Deva (1), De­vaputra, Dhāranī, Dhar­ ma­dhātuvāgishvara, Dhar­ ma­pāla, Dhrtarāshtra, Dhva­ jāg­rakeyūrā, Dhyani-Bodhisattvas, Dhyani-Buddhas,  Dī­ pamkara, Dvārapāla*, Eka­jatā, Gautama Buddha, Guh­ yaka-Vajra, Guhyasamāja, Ha­riti*, Hayagrīva*, Heruka, Ishtadevatās, Jambhala, Jān­ guli, Kashyapa (2), Khasarpana, Krodhadevatās, Kshitigarbha, Kurukullā, Lalita Tripurasundari, Locanā, Mahā­ bodhisattvas, Mahābrahmā (→ Brahmā*), Mahākāla, Ma­hāmāya, Mahāmāyūri, Ma­hāsthāmaprapta, Maitreya, Mañ­jugosha, Mañjushri*, Māra, Mārici, Padmanarteshvara, Padmasambhava, Pañcarakshā, Pāndarā, Pa­ra­ māshva, Parnashavari, Praj­ñā, Prajnāpāramita, Preta, Puja­ devatās, Rāhu, Ratnapāni, Ratnasambhava, Remanta, Sā­dhi­taā, Sāgara, Samanta­ bhadra, Samjaya, Samvara, Saptākshara, Sarasvati, Sha­ kra (2), Siddhaikavīra, Sum­ bharāja, Tārā, Tathāgata, Ush­ nishavijayā, Vāgishvara, Vairocana, Vaishravana, Vajrabhai-

595 rava*, Vajradāka, Vajrapāni*, Vajrasattva, Vajratārā, Vaj­ra­vā­ rāhi, Vajrayoginī*, Va­su­dhārā, Vidyādhara, Vidyā-rā­jas, Vi­ dyujjvālākarāli, Vi­ghnān­ta­ka, Virūdhaka, Vishvapāni, Yak­ shas, Yama, Yamāntaka. Chile → Feuerland China [T = Taoismus und protochines. Religion]: Ami-to → (Amitābha), Ba (2), Ba-xian [T], Bi-lu-fo, Bi-xia yüan-chün [T], Caishen [T], Cao Guo-jiu [T], Cheng-huang [T], Chi-guo (→ Dhrtarāshtra), Da-shi-zhi, Di-ya [T], Di-zang, Dong-yo Da-di [T], Dou-mu [T], Duwen (→ Vaishravana), Er-lang [T], Fan-tian, Fei-lian [T], Fo, Fu-shen [T], Fu-xi* [T], Gao Yao [T], Gong-de-tian, Gong-gong [T], Gou-mang [T], Guan-di [T], Guan-yin, Gui-xian [T], Han Xiang-zi [T], He-bo [T], He-he [T], He-li-di (→ Hariti*), Heng-e [T], He Xian-gu [T], Huangdi [T], Huang-fei-hu [T], Hufa (→ Dharmapāla), Jian-lao, Konfuzius, Kuei-xing [T], Ku-shen [T], Lan Cai-he* [T], Lao-zi [T], Lei-kung [T], Leizi [T], Li [T], Li Die-guai [T], Lo-han (→ Arhat), Lü Dongbin [T], Lung-wang [T], Ma-zu [T], Men-shen, Milo-fo, Mo-li-zhi (→ Mārici), Mu Gong [T], Nü-gua [T],

Völker, Religionen Pan-gu [T], Pao-sheng-fo (→ Ratnasambhava), Puxian, Ran-deng-fo, Ru-shou (→ Gou-mang), San-chong [T], San-guan [T], San-qing [T], San-xing [T], San-yi [T], Shang-di [T], Shen [T], Shen-nong [T], Shen-yi [T], Shou Lao [T], Si-ming [T], Sun Hou-zi [T], Tai-sui-xing [T], Tai-yi [T], Tai-yue Da-di [T], Tang [T], Tian [T], Tianlong [T], Tian-mu [T], Tianwang (→ Caturmahārājas), Tian-zhu, Tu (2) [T], Wei-to, Wen-chang [T], Wen-shu, Xian [T], Xi-wang-mu [T], Yao [T], Yao-shi-fo, Yen-lo, Yu [T], Yuan-shi Tian-zu [T], Yu-di [T], Yu-jiang [T], Zaojun [T], Zeng-zhang (→ Vi­ rūdhaka), Zhang Guo-lao* [T], Zhong-kui [T], Zhong-li Quan [T], Zhu-tian. Dayak → Indonesische Völker Drawidisch sprechende Völker: Ayiyanayaka, Ammavaru, Katavul, Korrawi, Māl, Māri (1), Murukan, Pēy, Poleramma. Elam: Ḫumban, Inschuschinak, Jabru, Laḫurati, Naḫḫundi, Napir, Napruscha, Pinikir. Etrusker: Alpan, Ani, Aplu, Atunis, Castur, Cath, Charonten, Charun*, Culsu, Fufluns, Genien, Laran, Lasen, Mantus, Menrva, Nethuns, Nortia,

Register 596 Phersu, Pultuce (→ Castur), Selvans, Sethlans, Summanus, Tages, Thalna, Thesan, Tin, Tuchulcha, Turan, Turms, Uni, Vanth, Veive, Voltumna. Europa (mittelalterliche und nachmittelalterliche Überlieferung): Ariel, Asmodai (→  Asmodaios), Astaroth*, Aziel, Baal (2), Baphomet, Beel­ zebub, Behemoth, Camael, Diana (2), Forneus, Forras, Hermes*, Herodias, Holle, Incubus, Luzifer, Mammon, Marchocias, Mephistopheles, Og, Phalec, Phul, Satan, Sheela-na-gig*, Succubus, Sylphen, Trismegistos, Zazel. Europa (Volksglaube): Alp*, Befana, Bercht, Bilwis, Brownie, Butz, Druden, Elfen, Fatit, Fee, Fene, Gnomen, Guta, Habonde (→ Abundantia), Heinzelmännchen, Klabauter­ mann, Kobold, Korrigans, Lamia, Lorelei, Mahr, Melusine*, Mittagsfrau (→ Psezpolnica), Morgane, Mormo, Nixe, Oger, Ora, Ork, Para, Pechtrababa, Perchten, Perit, Psezpolnica, Puck, Pukis, Rübezahl, Rusalka, Schrat, Sidhe, Trolle, Undine, Utbor, Vadatajs, Vampir, Vilen. Feuerland (Chile): Jetaita, Kenosch, Temaukel (Watauinewa), Watauinewa, Xalpen, Xolas.

Finnland: Ahti, Egres, Haltia, Hiisi, Hittavainen, Ilmarinen, Jumala, Kalevanpojat, Kekri, Köndös, Maahiset, Nyrckes, Pajainen, Para, Pellonpekko, Rauni, Sämpsä, Tapio, Tursas, Ukko, Väinämöinen. Finno-ugrische Völker: Inmar, Juma, Kaltesch, Keremet, Num, Num-Sänke, NumTorum. Georgien → Kaukasus Germanen: Aegir, Alcis, Alp*, Andvari, Angrboda, Asen, Aufaniae (?), Balder*, Bestla, Bor(r), Bragi, Buri, Dag, Delling(r), Disen, Fafnir, Fenrir*, Fjörgyn, Fjörgynn, Fornjotr, Forseti, Freya*, Freyr, Frigg, Fulla, Fylgien, Garm, Garmangabi(s), Gefjon*, Gerd, Gullveig, Hati, Heimdall, Hel, ­ Herrnod(u)r, Hlin, Hlodyn, Höd(u)r,  Hö­ nir, Hraesvelgr, Hymir,  Idun, Ing, Irmin, Ivaldi, Jörd, Jötun, Kvasir, Lodur(r), Loki*, Magni, Malvisien (?), Mani, Mannus, Mars Thingsus, Midgardschlange, Modi (→ Mag­ ni), Mimir, Nanna (2), Nehalennia, Nerthus, Nidhöggr*, Njörd, Nornen, Nott, Odin*, Ostara, Ran, Rind, Saxnot, Sif, Sigyn*, Skadi*, Skoll, Sol (2), Surtr, Thiassi, Thor*, Thursen, Tuisto, Tyr, Ull(r)*, Utgard-Loki, Vagdavercustis,

597 Vali, Vanen, Ve (→ Vili und Ve), Vidar(r)*, Vili, Vör, Walküren*, Ymir*. Gnosis: Abraxas*, Adam(m)as, Barbelo, Glykon*, Jaldabaoth, Logos, Luzifer, Pistis Sophia. Griechen [O = Orphik]: Acheloos, Achilleus, Adrasteia, Aineias (→ Aeneas), Agathos Daimon, Agnostos Theos, Aiakos, Aiolos, Aion, Akepha­ los, Aloaden, Amaltheia, Amphitríte*, Ananke [auch O], Antaíos*, Aphaia, Aphro­ dite, Apollon, Ares, Argos, Ariadne, Aristaios, Artemis*, Asklepios*, Asopos, Astreios, Ate, Athena, Atlas, Baubo [O], Bia, Boreas, Brimo, Britomartis, Chariten, Charon, Cheiron, Chimaira, Chronos, Daimon, Daktylen, Daphne, Demeter*, Dike, Diomedes, Dione, Dionysos*, Dios­ kuren, Dryaden, Echidna, Eileithyia, Eirene, Empusa, Endymion, Eos, Epaphos, Erato, Erinyen, Erichthonios*, Eris, Eros [auch O], Eunomia, Europa, Eurybia, Euterpe, Felchanos  (!), Gaia, Ganymed, Geryo­ neus*, Giganten, Glaukos, Gorgonen, Graien, Hades, Harpyen, Hebe, Hekate*, Helene, Helios*, Hephaistos, Hera, Herakles, Hermaphroditos, Hermes*, Hesperiden, Hestia, Horen, Hyakinthos, Hygieia,

Völker, Religionen Hymen*, Hyperion, Hypnos, Iakchos, Iapetos, Ino, Io (1), Iris, Kabiren, Kai­ros, Kalliope, Kallisto, Ka­lyp­so, Karnos, Kastor, Ke­ krops, Kentauren*, Kerbe­ros, Keren, Kirke, Klio, Kore-Arthusa, Korybanten (!), Kronos*, Kureten*, Kyklopen*, Kyrene, Ladon*, Lamia, Leda, Leto, Maia (1), Marsyas (!), Medeia, Medusa, Melpomene, Metis, Minos, Minotauros, Mnemosyne, Moi­ ren, Momos, Morpheus, Musen*, Najaden, Narkissos, Nemesis, Nereiden, Nereus, Nike, Notos, Nymphen, Nyx [auch O], Okeaniden, Okeaninen, Okeanos*, Ophion, Oreaden, Orion*, Orpheus [O], Palaimon, Pan, Pandora*, Pasiphae, Pegasos, Peitho, Peneios, Penelope, Perse, Persephone*, Perses, Perseus, Phaeton, Phanes [O], Phereia, Phoibe, Phosphoros, Pleiaden, Plutos, Podaleirios, Polydeukes (→ Kastor), Polyhymnia, Polyphem, Pontos, Poseidon*, Prometheus*, Proteus, Python, Rhadamanthys, Rheia, Satyr*, Selene*, Semele*, Sem­ nai Theai, Silene, Sirenen, Skylla, Sphinx* (2), Styx, Telchinen, Terpsichore, Tethys, Thalia, Thanatos, Theia, The­ mis, Theseus, Thetis, Titanen, Triptolemos, Triton*, Trophonios, Tyche, Typhon, Urania*, Uranos, Zagreus [O], Zephyros, Zeus*.

Register 598 Hethiter: Adamma, Arinna, Arma, Elkunirscha, Ellel, Gulschesch, Ḫalki, Ḫanwashuit, Ḫascham(m)eli, Ḫazzi, Ḫurri (→ Scheri), Illujanka, Ischara, Ischtanu, Jarri, Kamruschepa, Karuilesch schiunesch, Kaschku, Kulitta, Lama (?), Lelwani, Ninatta (→ Kulitta), Pirwa, Rundas, Scheri, Schiusch, Telipinu, Ullikummi, Wuru(n)katte, Wuru(n) schemu. Hinduismus/Vedismus: Aditi, Ādityas, Agni*, Airāvata, Ambikā, Andhakā, Angirasas, Apam napat, Apsaras*, Aruna (2), Aryaman, Ashvins, Asura, Atri, Balarāma, Bali, Bhaga, Bhagavān, Bhairava*, Bhū­ mi, Bhūtas, Brahmā*, Brah­ man, Brhaspati, Budha, Cakravartin, Cāmundā,  Can­ dra, Chāyā, Daityas, Daksha*, Dānavas, Dattātreya, De­ va  (1), Dhanvantari, Dharma, Dhruva, Diti, Durgā*, Dyaus, Gana, Gandharvas, Ganesha*, Gangā, Garuda*, Gauri, Gāyatrī, Gramadevatā, Hanuman*, Harihara, Ha­ ri­ ha­ri­hari­vā­hanod­bhava, Hi­ma­ vat, Hiranyagarbha, Hiran­ yakashipu, Idā, Indra (1), Ishvara, Jagannātha, Ka (2), Kabandha*, Kāla, Kālī, Kalki, Kāma*, Kāmākshi, Kashyapa  (1), Kaumārī, Kinnara*, Krishna, Kshetrapala, Kubera, Kūrma, Lakshmi*, Lokapālas,

Mahālakshmi, Maheshvari, Ma­hisha, Mānasa, Manda, Man­ gala, Manu, Maruts, Mā­taras, Matsya*, Māyā, Mi­nākshi, Mitra, Mohinī, Nāga*, Nandin, Nārada, Narasimha*, Nārāyana, Nirrta, Nirrti, Parashu-Rāma, Parjanya,  Pār­ vatī*, Pashupati, Pitaras, Prajāpati, Preta, Prithivi, Purusha, Pūshan, Rādhā, Rā­ hu, Rakshasas, Rāma*, Ratri, Rāvana, Ribhus, Rishis, Rudra, Rudras, Sarasvati, Satī, Sāvitar, Sāvitrī, Shakti, Shasti, Shesha, Shītalā, Shiva*, Sitā, Skanda, Soma, Sūrya*, Trimurti, Tvashtar, Umā, Usanas, Ushas, Vāc, Vaikunthanātha, Vāmana, Varāha*, Varāhī, Va­runa, Vārunī, Vasanta, Va­ sishta, Vāsudeva*, Vasus, Vāyu (1), Vidyā-rājas, Virāj, Vish­nu*, Vishvakarman, Vivasvat, Vritra, Yakshas, Yama, Yamunā*. Hurriter: Alalu, Anu (→ An), Galgamisch (→ Gilgamesch), Ḫazzi, Ḫebat, Ḫedammu, Ḫurri (→ Scheri), Ḫutena (→ Gul-schesch), Kulitta, Kumarbi, Kuschuh, Liluri (!), Ninatta (→ Kulitta), Scharruma, Schauschka, Scheri, Schimigi, Taschmischu, Teschub, Tilla, Ullikummi, Upelluri. Illyrer: En, Perendi, Shurdi, Tomorr, Zana. Indien (verschiedene Völker): Basuki, Bhagwan, Bhima,

599 Bonga, Bura Pinnu, Dharam, Mahādeo, Mahaprabhu, Mahapurub, Nirantali, Ön, Parnashavari, Singbonga, Stambeshvari, Thakur Baba, Zorn. Indonesien (entsprechend den indones. Sprachen) [D = Dayak]: Alatala, Balitok, Batara Guru, Bungan (→ Balitok), Debata, Dema-Gottheiten, Deva (2), Dewi Sri, Empung Lumimu’ut, Hainuwele, Halita, Jata [D], Kinorohingan [D], Lature Danö, Lera Wulan, Lowalangi, Mahatala [D], Mori Keraeng, Mula Jadi na Bolon, Muntu-untu, Petara [D], Puang Matua, Pue mPalaburu, Pulang Gana [D], Qadav, Satene, Si Boru Deak Parujar, Sihai, Silewe Nazareta, Singalang Burong [D], Sirao, Tau-ro-to, Toar, Tuwale, Uis Neno, Upulero. Inka/Quechua → Südamerika Inuit: Sedna, Silla, Ta­kana­kap­ sā­luk. Iran (Zoroastrismus/Parsis­ mus): Aēshma Daēva, Āfriti, Agash, Ahriman, Ahura Maz­ dā, Ahurani, Airyaman, Aka Manah, Ameretāt, Amesha Spentas, Anāhitā, Apam napat, Arimanius, Armaiti, Asha, Astō Vidātu, Atar, Aži Dahāka, Baga, Bahram, Daēna, Daēvas, Diwe, Drug, Ferīdūn, Fra-

Völker, Religionen vashi, Gandarewa, Gayomart, Geush Tashan, Geush Urvan, Hamkār, Haoma, Haurvatāt, Hvar, Indra (2), Māh, Mi­thra, Nairyōsangha, Nanāja  (!), Nasu, Rapithwin, Rashnu, Saoshyant, Senmurw, Spenta Mainyu, Sraosha, Tish­ trya, Uparatāt, Vata, Vaya, Vayu  (2), Verethragna, Vohu Manah, Xsathra vairya, Xvarnah, Yazata, Yima, Zam, Zun, Zurvan. Irland → Kelten Islam: Allah, Azrail, Dschinn, Gabrā’il (→ Gabriel), Iblis, Isrāfil, Mikāl (→ Michael), Schaitan, Th’uban. Jakuten → Altaier/Turkvölker Japan [S = Shintō/Shintoismus]: Ama (2) [S], Amaterasu [S], Amatsukami [S], Amenominakanushi [S], Amida, Benzai-ten (1), Benzai-ten (2), Bisha(m), Bon-ten, Butsu, Daikoku-ten* (1), Daikokuten (2), Dainichi-nyorai, Ebisu* [S], Emma-ō*, Fudo Myōō, Fu-gen (→ Samantabhadra), Fujin [S], Fukuro­ kuju*, Gaki, Godai-myōō, Hachibu-shu, Hachiman* [S], Hinokagutsuchi [S], Hotei*, Inari [S], Izanagi [S], Izanami [S], Jikoku-ten, Ji-ten, Jizō*, Jūni-shōgun, Jūni-ten, Jurōjin, Kami [S], Kamumusubi [S],

Register 600 Kangi-ten, Kannon, Kappa*, Karitei, Kichijō-ten, Kokūzō, Kōmoku-ten, Kosensai, Kujaku, Kunitsukami [S], Monju, Myōō, Ningyo, Ni-ō, Nyorai, Ōkuninushi [S], Oni* [S], Oyagami [S], Sanzon, Seishi, Shichi-Fukujin*, Shi-tennō, Susano(w)o [S], Taishaku-ten, Takamimusubi [S], Tamonten, Ten, Tengu*, Tenjin [S], Tsukijomi [S], Uji-gami [S], Uzume [S], Yakushi-nyorai, Zōchō-ten. Jinismus: Abhiyoga, Ambi­ kā, Arhat, Asura-kumāra, Bha­vanavāsin, Cakravartin, Deva  (1), Devī, Gane­ sha*, Harinaigamaisin, Indra  (1), Iyo­tishka, Mahāvīra, Nā­ gakumāra, Pārshva, Risa­bha, Shakra (1), Shalākā-purusha, Shāsana-deva, Supār­shva, Tirthamkara, Vaimānika, Yakshas. Judentum: Abaddon, Adam Kadmon, Adonai, Ariel, Asasel, Aschera (!), Asmodaios, Behemoth, Belial, Bethel, Cherubim*, Eheie, Eljon, Elohim, Gabriel, Hamakom, Jahwe, Jehova (!), Leviathan, Lilith*, Mammon, Mazzikim, Metatron, Mi­ chael, Moloch (!), Og, Rahab, Raphael, Rephaim, Samael, Sandalphon, Satan, Schaddai, Schechina, Schedim, Se’irim, Seraphim, Sophia (!), Tannin, Teraphim, Uriel, Zazel.

Kanaanäer: Amurru (→ Martu), Aschera(t), Aschertu, Asthoreth, Beelzebub, Dagan, Ebech, El, Horon, Jamm, Jariḫ, Kadesch, Kamosch, Marna, Milkom, Moloch, Reschef. Kanarische Inseln → Berber Kambodscha: Preas Eyn, Preas Eyssaur, Preas Prohm, Reahu. Kassiten: Burijasch, Dur, Ḫalah, Kamulla. Kaukasus [G = Georgier]: Afi, Alardi, Armaz [G], Barastir, Donbittir, Itrujan [G], Kaji [G], K’op’ala, Kurdalaegon, K’viria, Lamaria, Mirsa [auch G], Morige, Safa, Samdzimari [G], Shosshu, Tha, Tleps, Uacilla, Uastirji, Xucau, Zaed, Žinisi Ort’a. Kelten [I = Irland]: Abellio, Abnoba, Adraste, Alaunus, Albiorix, Alisanos, Amaethon, Anu [I], Apollo (gallischer), Arduinna, Artio, Aufaniae, Badb [I], Belenus, Belisama, Bóand [I], Borvo, Bres(s) [I], Brigit [I], Cernunnos*, Dadga [I], Damona, Dana [I], Dian Cecht [I], Don, Epona*, Eriu [I], Esus, Finn [I], Fomore [I], Goibniu [I], Govannon, Grannus, Gwydyon, Jupiter (gallischer), Lir [I], Lug, Mac Gréine [I], Macha(s) [I], Ma-

601 nannan [I], Maponos, Mars (gallischer), Matres, Mercurius (gallischer), Midir [I], Minerva (gallische), Mog Ruith [I], Morrigan [I], Nantosuelta*, Nechtan [I], Nemetona, Nemon [I] (→ Nemetona), Nuadu [I], Oengus [I], Ogma [I], Ogmios, Pwyll, Rosmerta, Rudianos, Sequana, Sirona, Smertrios, Sucellos, Sulis, Suleviae, Tailtiu [I], Taranis*, Tethra [I], Teutates, Tuatha Dé Danann [I], Vacallinehae, Vosegus. Keten: Es, Hosodam, Tomam. Khmer → Kambodscha Korea: Chešok, Hananim, Kud, Palk, T an-gun. Lakota → Nordamerika Lettland: Auseklis, Diēva dēli, Dievini, Dievs, Jumis, Juras māte, Karta, Laima, Lauke māte, Lauma (→ Laumē), Mājas gars, Māte, Meness, Meža māte, Pērkons, Saule, Saules meitas, Usinš, Vadatajs, Veja māte, Velu māte*, Vilkacis*, Zemes māte. Litauen: Aitvaras, Bangputys, Deive, Gabija, Gabjauja, Giltine, Jagaubis, Kaukas, Laumē, Medeine, Menulis, Perkūnas, Saule, Teljawelik, Velnias, Zaltys, Zemepatis, Žemýna.

Völker, Religionen Mandäismus: Abathur, Adam kasia, Mānā rābbā, Manda ­d-Hiia. Manichäismus: Narisah, Ohrmizd, Padvāxtag (→ Xrōstag), Xrōstag, Yishō Zīvā, Zurvan. Maori → Polynesien Maya [Q = Quiché]: Ah Bolom Tzacab, Ah uoh puc, Gott B, Bacab, Gott C, Came [Q], Chac, Gott D, Ek, Ekchuah, Gott G, Hahal Ku, Hunab Ku, Hunapu [Q], Hunhau, Hun-Hunapu [Q], Huracan [Q], Itzamna, Ixbalanque [Q], Ixchel, Ixtab, Gott K, Kabrahan (→ Zipakna), Kan, Kinich Kakmo, Ku, Kukulcan*, Kucumatz [Q], Gott L, Muzen Cab, Gott N, Göttin O, Gott Q, Votan, Vucub-Caquix [Q], Xibalba, Yum Kaax, Zac, Zip, Zipakna, Zotz. Melanesien: Hatuibwari, Hintubuhet, Kaia, Le-hev-hev, Nareau, Ndengai, Quat, Wonajö. Malaysia: Ja Pudeu, Karei, Tak Pedn, Tnong. Mexiko → Maya, Nahuavölker Mikronesien: Lowa, Puntan, Yelafaz.

Olifat,

Mittelamerika → Maya, Na­ huavölker

Register 602 Mongolei: Boschintoi, Dschingis Chan, Geser Chan, Manzashiri, Odqan, Qormus­ ta, Sülde, Tengri, Tsaghan ebügen.

Nuristani: Disane, Imra, Mon.

Myanmar: Ning Kong Wa.

Orphik → Griechen

Nahuavölker (Azteken, Tolteken): Atlaua*, Camaxtli, Chalchihuitlique, Chicome coatl, Cihuacoatl, Cintcotl, Cipactli, Citlalinicue, Coatlicue*, Ehecatl, Huitzilopochtli, Ipalnemoa, Itzpapalotl, Mayahuel*, Mictlantecutli*, Mixcoatl*, Nagual, Nanahuatzin, Omecihuatl*, Ometecutli*, Patecatl, Paynal*, Quetzalcoatl*, Tecciztecatl, Tepeyollotli, Teteo innan, Tezcatlipoca, Tlahuizcalpantecutli, Tla­ loc*, Tlazolteotl, Tonacacihuatl, Tonacatecutli, Tonatiuh, Xipe totec, Xiuhtecutli*, Xochipilli, Xochiquetzal, Xocotl, Xolotl, Yacatecutli.

Palmyra → Araber

Niloten: Deng, Kwoth, Ngai, Nyikang. Nordamerika [L = Lakota]: Ahone, Ataensic, Awonawilo­ na, Estanatlehi, Gudatrigak­witl, Hawenio, Iya [L], Katchinas, Kineu, Kitanitowit*, Koyo­ te, Kluskap, Mänäbusch, Manitu, Marunda, Okeus, Ong­we, Ouiot, Pabothkwe, Skan [L], Ta­te [L], Tawa, Tawiska­ron, Te­haronhiawagon, Tirawa,

Tse­kabesch, Wakan [L], Wakonda [L], Whope [L], Wi [L], Yehl.

Papua Neuguinea: Bimbajo, Dema-Gottheiten, Kaiamunu*, Mangossi, Marunogere, Namita, Rigenmucha, Soido, Wunekau. Philippinen: Apo Katawan. Philister: Baal Zebub (→ Beelzebub), Dagan. Phönizier/Syrer [Pu = Punier]: Admma, Adonis, Anat(h), Arsu, Aschera(t), Aschtar, Astarte, Atargatis, Atirat, Azizos, Baal* (1), Baal-Addir, Baalat(h), Baal-Biq’āh, BaalHammon, Baal-Karmelos, Baal-Marqōd, Baal-Qarnaim [Pu], Baal Sapon, BaalSchamēm [auch Pu], Ceres africana [Pu], Dagan, Dolichenus*, El, Elagabal, Eljon, Eschmun [auch Pu], Gapn, Hadad, Horon, Jamm, Jw, Karuilesch schiunesch, Kōtar, Liluri, Marilaha, Melqart [auch Pu], Mikal, Monimos (→ Azizos), Mōt, Nikkal, Patäke [Pu], Pidrai, Pothos, Rephaim, Reschef, Schadrapa [auch Pu],

603

Völker, Religionen

Schalim (→ Schar), Schapsch, Schar, Tannin, Tinnit [Pu], Ugar. Phryger → Anatolien Polynesien [M = Maori]: Aitu, Atea, Hina, Hine-nui-te-po [M], Io (2), Kahukura [M], Laka, Mahuike, Makemake*, Marama [M], Maui [auch M], Miru [M], Oro, Oromatua, Pele, Rangi*, Rongo, Tane, Tangaroa, Tawhiri, Tiki, Tinirau, Tu (1), Whiro [M]. Pruzzen: Curche, Suaix­tix.

Picullus,

Punier → Phönizier/Syrer

Juno, Juno Caelestis, Jupiter, Juturna, Juventas, Kamenen, Lactans, Laren, Larunda, Laverna, Lemuren, Liber, Libera, Libertas, Libitina, Lucina, Luna, Lupercus, Maia (2), Manen, Mars, Mater matuta, Meditrina, Mefitis, Mercurius, Minerva, Mutunus Tutunus, Neptunus*, Nona, Ops, Orcus, Pales, Parzen, Pax, Penaten, Picus, Pomona, Portunus, Pudicitia, Quirinus, Quiritis, Robiqus, Romulus, Salus, Saturnus, Securitas, Silvanus, Sol (1), Spes, Strigen, Tellus, Terminus, Tiberinus, Tutela, Veiovis, Venus, Vertumnus, Vesta, Victoria, Virbius, Virtus, Volumna, Vulcanus.

Pygmäen (v.a. Bambuti): Arebati, Khmvun, Mugasa, MuriMuri, Tore.

Shintoismus → Japan

Qechua → Südamerika

Singhalesen: Ayiyanayaka, Ban­ dāra, Bosat, Dādimunda, Dala kadavara, Kataragama, Kiri amma, Natha, Pattini, Saman, Sanni yaka, Upulvan, Yakku.

Quiché → Maya Römer: Abundantia, Aeneas, Aesculapius, Aeternitas, Aius Locutius, Amor, Anna Perenna, Aurora, Bacchaus, Bellona  (2), Bona Dea, Caca, Cacus, Carmenta, Castor, Ceres, Concordia, Consus, Dea Dia, Diana* (1), Dis Pater, Dius Fidius, Diva Angerona, Divus, Egeria, Fama, Fauna, Faunus, Feronia, Fides, Flora, Fortuna, Genien, Genius, Grazien, Hercules, Honos, Inuus, Janus*,

Sikh: Vahguru.

Samen: Horagalles, Leibolmai, Olmai, Pajonn, Raudna, Ruttu, Waralden Olmai. San: Cagn, Gaunab, Gauwa, Heit­si-Eibib, Nleri, Tsui-­ Goab. Schwarzafrikaner (→ Niloten, Yoruba) [Ba = Bambara]: Adro, Akongo, Ala, Alonkok,

Register 604 Alurwa, Amma, Anansi, Asase, Behanzin, Bumba, Cghene, Chapanga, Chi, Faro [Ba], Fidi Mukullu, Hubeane, Ikenga*, Imana, Kalumba, Kalunga, Katavi, Ka Tyeleo, Kavidivi, Kaydara, Kholomodumo, Kibuka, Legba*, Leza, Lisa, Mawu, Mbotumbo, Mulungu, Musisi, Muso koroni [Ba], Muvu, Mvidi Mukulu, Ndjambi, Niamye, Nommo, Nsambe, Nyame, Nzambi, Obassi-Osa, Onyame, Pemba [Ba], Raluvimbha, Ruwa, So, Trowo, Umveliqangi, Unkulunkulu, Unumbotte, Wele, Xewioso, Yo [Ba]. Sinti und Roma: Alako, Beng, Devel, Mulo, Urmen. Skythen: Artimpaasa, Papaios, Tabiti. Slawen: Baba-Jaga, Chors, Da(ž) bog, Domovoj, Jarovit, Laskowice, Mahr, Mokoš, Navi, Perun, Porenutius, Psezpolnica, Rugievit, Rusalka, Schrat, Stribog, Svantevit, Svarog, Triglav, Veles, Vilen, Wodnik*. Südamerika (→ Feuerland) [I  = Inka/Quechua]: Bochica, Caragabi, Chasca Coyllur, Cherufe, Chia, Chibchachum, Curupira, Dobeiba, Elal, Elel, Eschetewuarha, Gauteovan, Hua­ ca [I], Huiracocha [I], Hui­taca, Illapa [I], Inti [I], Ju-

rupari, Keri, Keyeme, Kuma, Maira, Manco Capac* [I], Milomaki, Moma, Nainuema, Ngenechen, Omaua, Pachakamaq [I], Pachamama [I], Pariacaca, Pillan, Purá, Quilla [I], Si, Tatzizetze, Thunupa, Tupa(n), Yalu. Sumerer: Abgal, Abu, Abzu (→  Apsu), Alu, An, Anunna, Asag, Asalluḫi, Aschnan, Ba­ ba  (1), Belili, Damgalnunna, Damu, Dimme, Dumuzi, Dumuziabzu, Enbilulu, Enki*, Enlil, Enmescharra, Ereschkigal, Galla, Gatumdu(g), Gesch­ tinanna, Gibil, Gilgamesch, Gula, Ḫendursanga, Ḫuwawa, Imdugud*, Inanna, Ischkur, Isimu, Kiskil-lilla, Laḫama, Laḫar, Lama (1), Lugulbanda, Martu, Meslamta’ea, Nammu, Namtar, Nanna (1), Nansche, Nerigal (→ Nergal), Ninazu, Ningal, Ningirsu, Ningischzida, Ninḫursanga, Nin’insina, Ninlil, Ninmaḫ, Ninsun(a)*, Ninurta, Nusku, Pabil­ sang, Schakan, Schara, Schul­ pa’e, Udug, Urasch, Utu, Zababa. Synkretismus (hellenistischspätröm.): Aglibōl, Aion, Akephalos, Ammon, Anaïtis (→ Anāhitā, Atargatis, Cautes, Cautopates (→ Cau­ tes), Diana von Ephesus, Divus, Dolichenus*, Elagabal, Eroten, Glykon*, Heliopolitanus, Hermanubis, Hermes*

605 Trismegistos, Heron, Isis*, Kneph, Kolanthes, Logos, Mithras*, Natura, Serapis*. Syrer → Phönizier Tadschiken: Bibi-se-schambe, Bobo-i-Dihkon, Bobo-Kyldyr, Kampir-dar-ghar. Taoismus → China Thraker: Adrasteia, Ares (!), Bendis, Gebeleizis, Heros, Kotys, Zalmoxis, Zibelthiurdos (→ Shurdi). Tibet [B = Bon-Religion]: Begtse, Chenresi, Dam-čan, bDud [B], Gesar, dGra-lha [B], Ishtadevatās, Keurima, Kuntu-bzan-mo [B], Kun-tu-bzanpo [B], K’yun (→ Garuda*), sK’yun ka’i mgo-čan, Lha [B], Ma-mo [ursprünglich B], dMu [B], Nam-mkhai snyingpo (→ Ākāshagarbha), Nanlha [B], gNyan [B], Pekar [B], sPyan-ras-gzigs (→ Chen­resi), Ral-gčig-ma (→ Ekajatā),

Völker, Religionen Sangs-po’bum-khri [B], Satrig er-sangs [B], Shen Iha ökar [B], gShenrab [B], Shridevi, Sipe gyalmo [B], Sri [B], Thablha [B], bTsan [B], Yidam. Tschuktschen, Korjaken, Jukagiren (altsibirische Völker): Anky-Kele, Ke’lets, Kurkil, Kutkinnáku, Picvu’čin, Pon Ye’loje. Ungarn: Armany, Baba (2), Boldogasszony, Fene, Guta, Hadur, Isten (2), Ördög, Sárkány. Urartäer: Bagvarti, Ḫaldi, Schelardi, Schiwini, Tescheba (→ Teschub). Vedismus → Hinduismus Vietnam: Cao Dai. Voodoo: Damballa, Legba*, Loa. Yoruba: Eshu*, Ifa, Obatala, Odu­ dua, Olodumare, Olo­ kun, Olorun, Orischa Nla, Orun­mila*, Oya, Shango, Yemaja.

Abbildungsverzeichnis S. 4: Zeichnung aus: Nordisk familjebok, Stockholm 1904. S. 6: Zeichnung von Faucher-Gudin nach Austen Henry Layard, aus: G. Mas­ pero/A.H. Sayce/M.L. McClure: History of Egypt, Chaldea, Syria, Babylonia and Assyria, London ca. 1903. S. 13: Miniatur, 18. Jh. S. 23: Heinrich Füssli: Nachtmahr, 1802. S. 30: Ausschnitt eines Papyrus, ca. 1285 v. Chr. (London: British Museum). S. 32: Korinthische Kachel aus Penteskouphia, ca. 575–550 v. Chr. (Paris: Louvre). S. 37: Krater von Euphronios, ca. 515–510 v. Chr. (Paris: Louvre). S. 38: Wandbild aus der Grabkammer des Senedjem, um 1250 v. Chr. (Deir el-Medina, Ägypten). S. 41: Ägyptisch, 2. Jh. v. Chr. (Rom: Palazzo Altemps). S. 43: Kambodscha, 13. Jh. (Manfred Werner [de:Benutzer:Tsui] unter GNUFDL-Lizenz, August 2001). S. 49: Röm. Kopie einer Statue aus dem Tempel von Ephesos, 1. Jh. n.  Chr. (Selçuk: Ephesos-Museum; Lutz Langer unter GNU-FDL-Lizenz, 31. 10. 2004). S. 54: Röm. Kopie eines griech. Originals aus dem 5. Jh. v. Chr. (Rom: Vatikanische Museen). S. 55: Illustration Louis Breton, Ausführung M. Jarrault, aus: J.A.S. Collin de Plancy: Dictionnaire Infernal, Paris 1863. S. 60: Darstellung aus: Daniel G. Brinton (Hg.): Rig Veda Americanus. Sacred songs of the ancient Mexicans with a gloss in Nahuatl, o.O. 1890. S. 63: Relief (Jiuhua-Gebirge, Provinz Anhui, China). S. 67: Aus der Akropolis von Ugarit (heute Ras Schamra, Syrien), ca. 1500– 1300 v. Chr. (Paris: Louvre). S. 72: Illustration aus: Ólafur Brynjúlfsson: Sæmundar og Snorra Edda, o.O. 1760 (Kopenhagen: Det Kongelige Bibliotek). S. 73: Wandbild aus der Grabkammer des Mentuherkhepsef, um 1100 v. Chr. (Tal der Könige, Ägypten; Kairoinfo4u photographer: Manna unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic-Lizenz). S. 75: Griech.-röm., ca. 400–250 v. Chr. (The Walters Arts Museum unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz). S. 78: Relief am Tempelpylon von Edfu (Ägypten), ca. 237–57 v. Chr. (Olaf Tausch unter GNU-FDL-Lizenz, 31. 3. 2009). S. 82: Relief am Tempelkomplex von Dendera (Ägypten), 1. Jh. v. Chr. (Olaf Tausch unter GNU-FDL-Lizenz, 7. 3. 2011). S. 83: Nepal, 18. Jh. (The Los Angeles County Museum of Art).

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Abbildungsverzeichnis

S. 90: Pahari (Indien), ca. 1700 (Boston: Museum of Fine Arts). S. 93: 3.–4. Jh. n. Chr. (Honolulu Academy of Art). S. 101: Kessel von Gundestrup (Dänemark), 5.–1. Jh. v. Chr. (Kopenhagen: Nationalmuseet; Malene Thyssen, http://commons.wikimedia.org/wiki/ User:Malene, unter GNU-FDL-Lizenz, 29. 6. 2004). S. 102: Plastik, 12./13. Jh. (Bhubaneshwar: Orissa State Museum; Steve Browne & John Verkleir unter Creative Commons Attribution 2.0 GenericLizenz, Flickr: Goddess Chamunda, 27. 10. 2010). S. 103: Rotfiguriger etruskischer Kelch-Krater, Ende 4. – Anfang 3. Jh. v. Chr. (Paris: Bibliothèque nationale de France). S. 106: Mosaiken der Kathedrale von Cefalù (Sizilien), ca. 1150 (The Yorck Project: 10.000 Meisterwerke der Malerei, DVD-ROM, 2002, ISBN 3936122202, Distributed by DIRECTMEDIA Publishing GmbH unter GNU-FDL-Lizenz). S. 108: Koloriertes Holz, Bengalen, 19. Jh. (London: British Museum). S. 110: Gefunden in Mexiko-Stadt, 1250–1521 (Mexiko-Stadt: Museo Nacional de Antropología; Luidger unter GNU-FDL-Lizenz, 29. 12. 2004). S. 114: Statue im Kanda-Myōjin-Schrein, Tokio, urspr. 730 n. Chr. erbaut, 1934 wiederaufgebaut. S. 117: Ca. 1820 (London: British Museum). S. 121: Zeichnung nach einem Wandgemälde in Pompeji, aus: Meyers Konver­ sationslexikon, Leipzig 41885–90. S. 126: Röm. Mosaik aus Utica (Tunesien), 2. Jh. n. Chr. (Tunis: Musée National du Bardo). S. 129: Röm. Marmor-Sarkophag, 260–270 n. Chr. (New York: Metropolitan Museum). S. 133: Statue, 3. Jh. n. Chr. (Bad-Deutsch Altenburg: Museum Carnuntinum; Matthias Kabel unter GNU-FDL-Lizenz, 23. 7. 2007). S. 137: 10. Jh. (Jagat/Rajasthan, Indien: Ambika-Mata-Tempel). S. 138: Candi Plaosan in Bugisan Village (Zentral-Java, Indonesien), 9. Jh. (Gunkarta unter GNU-FDL-Lizenz, Februar 2007). S. 139: Statue in Kesennuma (Japan; Searobin unter GNU-FDL-Lizenz, 16. 7. 2005). S. 144: Miniatur aus dem 19. Jh. (Amcaja unter GNU-FDL-Lizenz, 1. 3. 2006). S. 147: Relief aus dem Limes-Kastell Kapersburg, Ende 1. – Mitte 3. Jh. n. Chr. (Friedberg: Wetterau-Museum; Haselburg-müller unter GNU-FDLLizenz, 27. 5. 2005). S. 148: Attischer rotfiguriger Stamnos, 470–460 v. Chr. (München: Staatliche Antikensammlungen). S. 151: Statue aus Oyo (Nigeria), ca. 1920 (Humansdorpie at en.wikipedia unter GNU-FDL-Lizenz, 7. 10. 2005).

Abbildungsverzeichnis 608 S. 155: Illustration aus: Karl Gjellerup/Lorenz Frølich: Den ældre Eddas Gudesange, Kopenhagen 1895. S. 159: John Bauer: Freja, ca. 1910. S. 160: Illustration aus: Alexander Francis Otto/Theodore S. Holbrook (Hg.): Mythological Japan. The symbolisms of mythology in relation to Japanese art, with illustrations drawn in Japan, by native artists, Philadelphia 1902. S. 162: Astana-Gräber in Turfan (China), Mitte 8. Jh. (Urumqi: Xinjiang Uygur Autonomous Region Museum). S. 166: Tanjore-Malerei, ca. 1816 (London: British Museum). S. 167: Indien, ca. 1725 oder früher (New York: Brooklyn Museum). S. 171: Illustration von Carl Ehrenberg aus: Wilhelm Wägner: Nordischgermanische Götter und Helden, Leipzig/Berlin 1882. S. 172: Schwarzfigurige Amphora, ca. 540 v. Chr. (Paris: Louvre). S. 175: Gefunden in den Ruinen der antiken Hafenstadt Tomis (heute auf dem Gebiet von Constanta, Rumänien) spätes 2. Jh. n. Chr. (Constanta: Muzeul de Istorie Nationala si Arheologie). S. 180: Statue des Kaikei, um 1201 (Todai-ji-Tempel in Nara, Japan). S. 185: Zeichnung aus: Thomas Kelly Cheyne/J. Sutherland Black: Encyclopaedia Biblica, London 1899. S. 186: Tiruchirappalli (Indien), ca. 1825 (London: Victoria and Albert Museum). S. 187: Gandhara, 2. oder 3. Jh. n. Chr. (London: British Museum; PHGCOM unter GNU-FDL-Lizenz, 2007). S. 188: Griech.-röm., ca. 350–330 v. Chr. (Lissabon: Fundação Calouste Gulbenkian; Patrick Clenet unter GNU-FDL-Lizenz, 2006). S. 191: Illustration aus: Ramanarayanadatta astri: Mahabharata, Gorakhpur 1901. S. 193: Röm. Kopie eines griech. Originals der hellenist. Periode (Rom: Vatikanische Museen). S. 195: Röm., aus Nordägypten, ca. 100–200 n. Chr. (Paris: Louvre). S. 199: Röm. Kopie des 2. Jh. v. Chr. nach einem griech. Original des 5. Jh. v. Chr. (Rom: Vatikanische Museen). S. 206: Statue aus dem Horus-Tempel von Edfu (Ägypten), erbaut 237–57 v. Chr. (Hajor unter GNU-FDL-Lizenz, Dezember 2002). S. 207: Statue im Jochi-ji-Tempel in Kamakura (Japan), erbaut im 13. Jh. (Andrea Schaffer from Sydney, Australia, unter Creative Commons Attribution 2.0 Generic-Lizenz, 31. 7. 2009). S. 212: Detail aus dem Mosaik im Innenhof der Thermen des Neptun in Ostia Antica bei Rom, 1.–2. Jh. n. Chr. S. 214: Um 350 v. Chr. (Berlin: Ägyptisches Museum). S. 215: Nigeria, vor 1987 (Amsterdam: Tropenmuseum of the Royal Tropi-

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Abbildungsverzeichnis

cal Institute [KIT] unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz). S. 216: Votiv-Relief, 2400 v. Chr. (London: British Museum). S. 224: Wandbild in der Grabkammer der Nofretete, Tal der Könige (Ägypten), ca. 1298–35 v. Chr. S. 230: Münze, ca. 220 n. Chr. S. 233: Statue aus Osorezan (Japan; Jpatokal unter GNU-FDL-Lizenz). S. 239: Deckengemälde im Sri Kothanda Ramasamy-Tempel von Ayodhyapattinam bei Salem (Indien), wahrsch. 16. Jh. (Kabandha.jpg: Balaji Srinivasan unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 GenericLizenz). S. 240: Zeichnung nach einer Holzskulptur. S. 246: Detail eines Bestiarums von Katsushi Hokusai (1760–1849). S. 251: Terrakotte, spätes 8. Jh. v. Chr. (München: Staatliche Antikensammlungen). S. 254: China, 1426–35 (Paris: Musée Guimet). S. 255: Zeichnung. S. 261: Zeichnung nach einem Medaillon, aus: Dr. Vollmers Wörterbuch der Mythologie aller Völker, Stuttgart 31874. S. 262: Relief aus Karkemiš (Türkei), 850–750 v. Chr. (Ankara: Museum für anatolische Zivilisationen). S. 265: Zeichnung nach einem Relief in Xaxchilán, 4.–7. Jh. S. 268: Zeichnung nach einem Terrakottarelief, aus: Wilhelm Heinrich Roscher: Ausführliches Lexikon der griechischen und römischen Mythologie, Leipzig 1890. S. 270: Marmorkopf aus Thassos (Griechenland), 2. Jh. v. Chr. oder spätere röm. Kopie (Boston: Museum of Fine Arts). S. 272: Spätröm. Reliefteller/Öllampe (München: Staatliche An­ti­ken­samm­ lungen). S. 273: Raja Ravi Varma, ca. 1848–1906. S. 274: Holzschnitt aus: W. Perceval Yetts: »The eight immortals«, in: Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland, London 1916. S. 277: Voodoo-Symbol für Papa Legba. S. 280: Babylon. Relief der ›Königin der Nacht‹, 1800–1750 v. Chr. (London: British Museum). S. 283: Illustration aus: Ólafur Brynjúlfsson: Sæmundar og Snorra Edda, o.O. 1760 (Kopenhagen: Det Kongelige Bibliotek). S. 287: Illustration von Stephen Reid, aus: Eleanor Hull: The Boys’ Cuchulain, New York 1904. S. 293: Felsbild von der Osterinsel (Rivi unter GNU-FDL-Lizenz). S. 294: Aus Bir Wereb bei Palmyra, ca. 50 n. Chr. (Paris: Louvre; PGHCOM unter GNU-FDL-Lizenz, 2006).

Abbildungsverzeichnis 610 S. 297: Zeichnung von Waman Puma de Ayala, Anfang 17. Jh. S. 299: Indische Steinskulptur, 9. Jh. (Honolulu Academy of Arts). S. 301: Nach einem babylon. Rollsiegel. S. 306: Relief (New Delhi: National Museum). S. 308: Zeichnung nach dem Codex Borgia, wahrsch. 15. Jh. (Vatikan: Apos­ tolische Bibliothek). S. 310: Jean d’Arras: Le livre de Mélusine, Genf 1478. S. 314: Skulptur aus Teotihuacán (Mexiko), 300–550 n. Chr. (Mexiko-Stadt: Museo Nacional de Antropología). S. 317: Bronzeskulptur von Antoine-Louis Barye, 1843 (Paris: Louvre). S. 319: Kultrelief aus dem Rheinland, 2./3. Jh. (Köln: Römisch-Germanisches Museum; Marcus Cyron unter GNU-FDL-Lizenz, 20. 5. 2006). S. 320: Darstellung aus dem Codex Borgia, wahrsch. 15. Jh. (Vatikan: Apos­ tolische Bibliothek). S. 326: Sumer. Rollsiegel, ca. 3000 v. Chr. (Paris: Louvre: PHGCOM unter GNU-FDL-Lizenz, 2007. S. 327: Röm. Sarkophag, 2. Jh. n. Chr. (Paris: Louvre). S. 329: Hoysala-Skulptur aus Halebid (Indien), 12.–14. Jh. S. 333: Fund aus Speyer, 2.–3. Jh. n. Chr. (Speyer: Dom- und Diözesanmuseum; QuartierLatin1968 unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported-Lizenz, 9. 10. 2010). S. 334: Virupaksha-Tempel in Vijaya Nagara (Indien), 16. Jh. S. 340: Mosaik aus Hadrumentum (heute Tunesien), Mitte 3. Jh. v. Chr. (Sousse: Musée archéologique; Asram at fr.wikipedia unter GNU-FDL-Lizenz). S. 342: Illustration aus: Ólafur Brynjúlfsson: Sæmundar og Snorra Edda, o.O. 1760 (Kopenhagen: Det Kongelige Bibliotek). S. 345: Relief-Fragment, ca. 2000 v. Chr. (Paris: Louvre). S. 346: Gefäßfragment, ca. 2430 v. Chr. (Berlin: Vorderasiatisches Museum; Wolfgang Sauber unter GNU-FDL-Lizenz, 5. 4. 2012). S. 354: Illustration aus: Ólafur Brynjúlfsson: Sæmundar og Snorra Edda, o.O. 1760 (Kopenhagen: Det Kongelige Bibliotek). S. 357: Mosaik der Basilika im Stadtzentrum Petras (heute Jordanien), spätes 5. Jh. n. Chr. S. 359: Mexiko-Stadt: Museo Nacional de Antropología. S. 360: Rollbild, 17./18. Jh. (The Cleveland Museum of Art). S. 362: Illustration aus: Johann Bayer: Uranometria, Augsburg 1603. S. 364: Holzschnitzerei, Karibik (Salvador/Brasilien: Museu Afro Brasileiro). S. 365: Anhänger, 874–850 v. Chr. (Paris: Louvre). S. 370: Jules-Joseph Lefebvre: Pandora, 1882. S. 373: Felsbild aus den Höhlen von Elephanta, nahe Mumbai, 5.–8. Jh. S. 374: Darstellung aus dem Codex Florentinus, 1540–85.

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S. 375: Assyr., 1. Jt. v. Chr. (Paris: Louvre; PHGCOM unter GNU-FDLLizenz, 2007). S. 379: Gian Lorenzo Bernini: Der Raub der Proserpina, 1621/22 (Rom: Galeria Borghese). S. 386: Korinthisch, 550–525 v. Chr. (Paris: Louvre). S. 389: Etruskische Statue, vor 100 v. Chr. (Arnhem: Archiv Dr. Dirk Schult­ heiss). S. 390: Skulptur von Nicolas-Sébastien Adam, 1762 (Paris: Louvre). S. 395: Darstellung aus dem Codex Magliabechiano, Mitte 16. Jh. S. 398: Um 1816 (London: British Museum) S. 399: Maori aus Neuseeland, um 1870 (Auckland Museum). S. 401: Wandbild aus der Grabkammer der Nofretete, Tal der Könige (Ägypten), 14./13. Jh. v. Chr. S. 408: Bronze-Hand, 1.–2. Jh. n. Chr. (London: British Museum). S. 410: Hängerolle aus dem Shōkoku-ji-Tempel in Kyoto (Japan), um 1765. S. 417: Attischer, rotfiguriger Psykter des Cerveteri, 500–490 v. Chr. (London: British Museum). S. 420: Babylon. Relief aus dem 9. Jh. v. Chr. (London: British Library). S. 422: Anhänger, 2. Jh. v. Chr. (Hildesheim: Roemer- und Pelizaesmuseum; Einsamer Schützer unter GNU-FDL-Lizenz, 29. 11. 2011). S. 425: Detail von einem röm. Sarkophag des frühen 3. Jh. n. Chr. (Rom: Diokletiansthermen). S. 426: Zeichnung nach einem etrusk. Spiegel, aus: Ernst Wallis (Hg.): Illus­ trerad verldshistoria, Stockholm 1877. S. 428: Marmorbüste aus Karthago, frühes 3. Jh. n. Chr. (Paris: Louvre). S. 431: Church of St Mary and St David in Kilpeck, Herefordshire (Großbritannien), 12. Jh. (Pryderi unter GNU-FDL-Lizenz, 25. 2. 2006). S. 433: Holzschnitzerei, Japan. S. 434: Indien, 11. Jh. (Paris: Musée Guimet). S. 437: Zeichnung von W.G. Collingwood nach einem Motiv vom GosforthKreuz (1. Hälfte 10. Jh.), aus: Olive Bray (Hg.): The Elder or Poetic Edda; commonly known as Sæmund’s Edda, London (1908). S. 442: Illustration von Mabel H. Cummings, aus: Mary H. Foster: Asgard Stories: Tales from Norse Mythology, New York/Boston/Chicago 1901. S. 444: Ca. 400–250 v. Chr. (Baltimore: Walters Art Museum). S. 446: Ca. 560–550 v. Chr. (Athen: Kerameikos; Μαρσύας unter GNUFDL-Lizenz, 2005). S. 451: Tanjore-Miniatur, 19. Jh. S. 457: Gefunden in Le Châtelet de Gourzon (Frankreich), 1. Jh. n. Chr. (Saint-Germain-en-Laye: Musée d’archéologie nationale). S. 462: 18./Anfang 19. Jh. (private Sammlung; Wolfgang Michel unter GNUFDL-Lizenz, 29. 11. 2013).

Abbildungsverzeichnis 612 S. 468: Illustration aus: Ólafur Brynjúlfsson: Sæmundar og Snorra Edda, o.O. 1760 (Kopenhagen: Det Kongelige Bibliotek). S. 473: 17. Jh., Sammlung E. Eugène Goupil (Paris: Bibliothèque nationale de France). S. 477 Terracotta-Relief aus Milo, ca. 470–460 v. Chr. (Paris: Louvre). S. 485: Illustration aus: Ólafur Brynjúlfsson: Sæmundar og Snorra Edda, o.O. 1760 (Kopenhagen: Det Kongelige Bibliotek). S. 488: Röm. Kopie nach einem griech. Original aus dem 4. Jh. v. Chr., gefunden in Villa Adriana bei Tivoli (Italien; Rom: Vatikanische Museen). S. 495: 8. Jh. (Todai-ji-Tempel in Nara, Japan). S. 497: Nepal, 19. Jh. (The Los Angeles County Museum of Art). S. 499: Aus Kumbakonam (Südindien), 18./19. Jh. (New Delhi: National Museum; Benjamín Presiado Centro de Estudios de Asia y África de El Colegio de México unter GNU-FDL-Lizenz). S. 501: Nepal, 11. Jh. (Washington, D.C.: Arthur M. Sackler Gallery). S. 503: Janis Rozentāls: Veļu mātes mitoloģiskā tēla ietekme latviešu glezniecībā, 1897. S. 505: Zeichnung von W.G. Collingwood nach einem Motiv vom GosforthKreuz (1. Hälfte 10. Jh.), aus: Olive Bray (Hg.): The Elder or Poetic Edda; commonly known as Sæmund’s Edda, London (1908). S. 507: Lucas Cranach: Werewolf (Holzschnitt), 1512 (Herzogliches Museum Gotha). S. 508: Zeichnung aus: Ramanarayanadatta astri: Mahabharata, Gorakhpur 1901. S. 513: Illustration aus: Karl Gjellerup/Lorenz Frølich: Den ældre Eddas Gu­ desange, Kopenhagen 1895. S. 514: Felszeichnungen aus Kimberley (Australien), spätestens 2000 v. Chr. (Whinging Pom from Everywhere, Australia unter Creative Commons Attribution-Share Alike 2.0 Generic-Lizenz, 21. 7. 2007). S. 516: Ivan Bilibin: Vodyanoy, 1934. S. 518: 1325–1521 (London: British Museum; Simon Burchell unter Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0 Unported, 21. 2. 2009). S. 520: Darstellung aus dem Codex Féjerváry-Mayer, 15. Jh. S. 523: Rajasthan (Indien), ca. 800 (The Los Angeles County Museum of Art). S. 526: Illustration aus: Karl Gjellerup/Lorenz Frølich: Den ældre Eddas Gu­ desange, Kopenhagen 1895. S. 531: Nachbildung der Zeus-Statue des Phidias, 438–430 v. Chr. (Sankt Petersburg: Eremitage; George Shuklin unter GNU-FDL-Lizenz, 15. 6. 2007). S. 532: Holzschnitt aus: W. Perceval Yetts: »The eight immortals«, in: Journal of the Royal Asiatic Society of Great Britain and Ireland, London 1916.