Mit einem Vorwort von Klaus Geus
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German Pages [312] Year 2005
Table of contents :
Titel
Impressum
Vorwort
Hinweise zur Benutzung
Spezielle Abkürzungen
Allgemeine Abkürzungen
Anonyme
A
B
C
D
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F
G
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I
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Z
Sekundärliteratur
Nessun Saprà
Lexikon der deutschen Science Fiction und Fantasy 1870-1918
Mit einem Vorwort von Klaus Geus
Utópica
Materialien und Untersuchungen zur Utopie und Phantastik Band 1
OMNIBVS OBTRECTATORIBVS STVLTIS TARDIS INVIDIS MENDACIBVS WLGATVM
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urhebergesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Mikroverfilmungen, Übersetzungen sowie Einspeicherungen und Verarbeitung in elektronischen Systemen und im Internet.
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.ddb.de abrufbar.
Bibliographie information published by Die Deutsche Bibliothek Die Deutsche Bibliothek lists this publication in the Deutsche Nationalbibliografie. Detailed bibliographic data are available in the Internet at http://dnb.ddb.de © 2005 by Utopica Postfach 11 22, Hopfenstr. 6, D-96173 Oberhaid www.utopica.de Alle Rechte Vorbehalten / All rights reserved Printed in Germany Gedruckt auf säurefreiem und alterungsbeständigem Papier Druck: Digital PS Druck AG, Birkach ISBN: 3-938083-01-8
Vorwort Dem riesigen Berg an Lexika wird ein weiterer Stein angefügt. Trotzdem be darf das vorliegende »Lexikon der deutschen Science Fiction und Fantasy 1870-1918« kaum einer Rechtfertigung. Es handelt sich um das erste und einzige Nachschlagewerk, das ausschließlich diesem Genre und diesem Zeit raum gewidmet ist. Es will Informationen zu deutschsprachigen Autoren, Verlegern, Zeichnern, Regisseuren und anderen Künstlern sowie ihren Wer ken bereitstellen. Die Gründe für die Wahl des Titels und des Zeitraums bedürfen viel leicht der Erläuterung. Da eine allgemein gültige Definition der Science Fiction und der Fanta sy noch aussteht, wird im Folgenden unter Science Fiction und Fantasy rein pragmatisch - diejenige fiktionale Literatur verstanden, in der typische Science-Fiction- und Fantasy-Motive auftauchen. Zu den Science-FictionMotiven zählen insbesondere alle wissenschaftlichen bzw. pseudowissen schaftlichen Erklärungen von Ereignissen und Dingen, die so zur Zeit des Verfassers nicht oder noch nicht existierten, zur Fantasy insbesondere die Beschreibung alternativer Welten, in denen Magie eine wichtige Rolle spielt und die (im Gegensatz zur allgemeinen Phantastik) auch nicht mit der »rea len« Welt in Verbindung stehen. Dass auch eine solche pragmatische Be griffsverwendung letztlich im Bereich des Subjektiven bleiben muss, ist sofort zuzugestehen. Doch führen die in Philologenkreisen so beliebten Definitions spielchen ebenfalls nicht zu unstreitigen Aufnahmekriterien. Bewusst ist auch keine Unterscheidung zwischen Hoch- und Trivialliteratur angestrebt. Robert Kraft und Hans Dominik stehen in diesem Lexikon gleichberechtigt neben Mynona und Max Brod. Die Wahl des Zeitraums lässt sich leichter begründen. Um 1870 wird mit dem Aufstieg der Massenkultur - und damit auch der Massenliteratur ein neues Kapitel der Literaturgeschichte aufgeschlagen. Billige »Groschen hefte«, so genannte »Volks- und Jugendbibliotheken«, wandten sich explizit an die neuen Leserschichten. Obwohl es Science-Fiction- und Fantasy-Ro mane schon lange vor 1870 gab, bildete sich erst zu diesem Zeitpunkt ein Genre heraus, das über typische, rekurrierende Motive, Elemente und Stile verfügte und in größerer Auflage publiziert wurde. Nicht zufällig ist der erste Heros dieser Spielart populärer Literatur - Jules Verne - damals ins Deut sche übersetzt worden. Dieses Kapitel findet 1918 zusammen mit der Kaiser zeit - und mit der Aufhebung der Zensur - einen ersten Abschluss. Während die Genres in der Zeit zwischen 1870 und 1918 noch fast monolithisch aus sahen, erhielten in der Weimarer Republik Science Fiction und Fantasy viel fältige neue Impulse. Diese Zeit soll in einem zweiten Band behandelt wer den. Die Aufgabe eines Lexikons besteht darin, grundlegende und gesicher te Informationen bereit zu stellen. Im Mittelpunkt stand daher die penible bibliografische Erfassung der Bucheditionen durch Autopsie. Gegenüber 5
dem Referenzwerk von Robert N. Bloch sind für den untersuchten Zeitraum zahlreiche bibliografische Irrtümer und Ungenauigkeiten korrigiert worden. Obwohl in diesem Lexikon Vollständigkeit nicht angestrebt war, sind mehr als 100 Titel neu aufgenommen worden. Besonderes Augenmerk wurde auf schwer zugängliche und bisher unbekannte Titel gelegt, da hierzu auch Fachleuten und Sammlern kaum Informationen vorliegen. Neben bibliografischen Angaben will das vorliegende Werk auch Infor mationen zu den Autoren und Beschreibungen der Inhalte der Bücher lie fern. Aus Platzgründen mussten die Biografien knapp ausfallen; die rein de skriptiven Inhaltsangaben beschränken sich auf die wichtigsten Handlungs linien. Allerdings wurde angestrebt, durch kurze Gesamtwertungen die je weilige Stellung des Autors und des Werkes innerhalb der Science Fiction und Fantasy deutlich werden zu lassen. Ausführliche Hinweise auf sekun därliterarische Arbeiten sollen dem interessierten Leser eine weitere Beschäf tigung mit dem Thema erleichtern. Insgesamt sind in dem Lexikon über 400 Autoren und 800 Werke er fasst. Über 200 Romane und Kurzgeschichtensammlungen werden einzeln beschrieben. Da Science Fiction und Fantasy sich einen festen Platz auch in der bil denden Kunst und im Film erobert haben, sind in dem Lexikon - wenn auch in geringerem Maße - Zeichner, Regisseure, Schauspieler und andere Künst ler aufgenommen. Das im Titel firmierende Adjektiv »deutsch« ist im Sinne von »deutsch sprachig« verwendet. Verzeichnet sind also auch Künstler anderer Nationali täten und Wohnorte, sofern sie sich der deutschen Sprache bedient haben. Trotz des Bemühens um die Aufnahme sämtlicher Personen und Romane von Rang kann und will das vorliegende Lexikon eine mit dem Anspruch auf Vollständigkeit und Autopsie auftretende Bibliografie nicht ersetzen. Letztere wird zur Zeit ebenfalls - in Zusammenarbeit mit Horst Ulmer (Reichenberg) erstellt. Der ursprüngliche, mehr als zehn Jahre zurückliegende Plan sah eine Aufteilung der Lexikonlemmata auf vier ausgewiesene Fachleute vor. Zu mei nem Leidwesen ist dieser Plan letztlich gescheitert. Hier ist nicht der Ort, die verschiedenen Gründe darzulegen. Jedenfalls stammen sämtliche Beiträge dieses Buches aus meiner Feder. Da ich allerdings Idee und Konzeption nicht für mich alleine in Anspruch nehmen kann, erscheint das Lexikon nicht unter meinem Namen, sondern unter dem eingeführten Pseudonym Nessun Saprä. Sapienti sat. Obwohl mir Mitarbeit und Unterstützung nicht in dem Maße zuteil ge worden sind, wie ich mir dies erhofft hatte (und wie mir dies von manchen Personen explizit zugesichert worden war), haben doch einige Freunde und Bekannte sehr zum Zustandekommen dieses Projektes beigetragen. Ihnen sei an dieser Stelle herzlich gedankt. Im Einzelnen handelt es sich um Dr. Wolfgang Both, Lars Dangel, Heinz J. Galle, Detlev Hoffmann (der die biogra fischen Informationen zu Fanny Bernstorff bereitgestellt hat), Horst Ulmer
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(der unzählige Hinweise gegeben und mir die Aufzeichnungen Dieter Simons zur Verfügung gestellt hat), Hans-Reinhard Kühnreich, Dieter von Reeken, Gerd-Michael Rose, Klaus Scheffler, Siegfried Seubert, Urs Steiner, Rainer Streng, Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Wirth und last but not least die Damen und Herren der Bibliotheken und Archive in Würzburg, Bamberg und Marbach. Am Schluss dieses Vorwortes möge die Bitte stehen, allfällige Hinweise, Vorschläge, Ergänzungen und Korrekturen - und beträfen sie auch nur Klei nigkeiten - an die Redaktionsadresse des Verlages zu schicken. Dafür im Voraus herzlichen Dank!
Oberhaid, den 1. 4. 2005
Klaus Geus
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Hinweise zur Benutzung
Die nach Künstlern geordneten Lemmata bestehen jeweils aus einem biografi schen, einem bibliografischen und einem sekundärliterarischen Teil. Der biogra fische, alphabetisch geordnete Teil (die Umlaute ä, ö, ü gelten wie ae, oe, ue) ent hält - soweit bekannt - die folgenden Daten: Namen, Vornamen, Geburts- und Todesdaten, evtl. Pseudonyme, Schul- und Berufsausbildung, Berufe oder Tätig keiten, wichtige Veröffentlichungen, spezielle Veröffentlichungen zur Science Fiction und Fantasy, gegebenenfalls auch zur allgemeinen Phantastik. Beson dere Leistungen oder wissenswerte Informationen sind ebenfalls aufgenommen. Der bibliografische, chronologisch geordnete Teil nennt die einschlägigen Werke des Künstlers aus dem Bereich der Science Fiction und Fantasy. Er führt die Buchausgaben und Hefte, gegebenenfalls auch die Vorabdrucke in Periodika auf. Genannt sind in den Bibliografien die Erstausgaben, gegebenenfalls auch die erweiterten Neuauflagen und/oder Taschenbuchausgaben sowie die für das Lexikon benutzten Ausgaben. Nur in ganz wenigen Einzelfällen - wo die literari sche oder historische Bedeutung dies rechtfertigt - sind auch Kurzgeschichten, Novellen, Gedichte usw. aus Zeitungen, Zeitschriften und anderen Periodika aufgenommen. Der dritte, sekundärliterarische Teil nennt die wichtigsten Publikationen zu dem Künstler und/oder seinem Werk. Aus leicht einsehbaren Gründen konn te in manchen Fällen nur eine Auswahl getroffen worden. Die Sekundärliteratur wird abgekürzt mit Nachnamen und Erscheinungsjahr, gegebenenfalls auch mit den entsprechenden Seitenzahlen zitiert. Häufiger benutzte Standardwerke er halten eine eigene Abkürzung (z. B. EPL - Eymers Pseudonymen-Lexikon); sind sie außerdem alphabetisch geordnet, entfällt in der Regel auch die Seitenzahl.
Für die Benutzung gelten außerdem folgende Regeln: Anonym erschienene Werke, deren Verfasser eindeutig identifiziert werden konnten, sind unter dem Namen des Autors eingeordnet. Allerdings findet der Leser an der entsprechen den Stelle unter den Anonymi einen Querverweis. Die anonymen, kryptonymen und phraseonymen Werke sind alphabetisch nach dem Werktitel eingeordnet. Von den verschiedenen Pseudonymen eines Autors erhalten nur die einen eige nen Verweis, unter denen Science-Fiction- oder Fantasy-Werke publiziert wor den sind. Beispielsweise gibt es unter »Menschheit, Ewger Seeliger« einen Ver weis auf »Seeliger, Ewald Gerhard«, da unter diesem Pseudonym Die Entjungfe rung der Welt publiziert wurde; umgekehrt findet sich unter »Velatus« kein Ver weis auf »Laßwitz, Kurd«, da der pseudonym publizierte Roman Schlangenmoos nicht zur utopisch-phantastischen Literatur gehört.
In ganz wenigen Fällen wurde von diesem Muster abgewichen. Pragmatis mus hatte Vorzug vor Schematismus, einsichtige Plausibilität Vorzug vor irre führender Konsequenz.
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Spezielle Abkürzungen BL
EPL
Körber, Joachim (Hrsg.): Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Lite ratur. 1.-74. Lfg. Meitingen: Corian-Verlag Heinrich Wimmer, 1984-2004.
Eymer, Wilfrid: Eymers Pseudonymen-Lexikon: Realnamen und Pseudonyme in der deutschen Literatur. Bonn: Kirschbaum, 1997.
BLVR
HdRB
Wimmer, Heinrich (Hrsg, unter ständiger Mitarbeit von Werner Hoof und Wolfgang Thadewald): Bibliographisches Lexikon der utopisch-phantastischen Literatur. Ver lags- und Reihenbibliographien. 1.-29. Lfg. Meitingen: Corian-Verlag, 1987-2000.
Kerbs, Diethart; Reulecke, Jürgen (Hrsg.): Handbuch der deutschen Reformbewegun gen 1880-1933. Wuppertal: Peter Hammer, 1998.
Bleiler
Bleiler, Everett F.: Science-Fiction: The Early Years. Kent, Ohio; London, England: The Kent State University Press, 1990. Bleymehl
Bleymehl, Jakob: Beiträge zur Geschichte und Bibliographie der utopischen und phantastischen Literatur. Fürth (Saar): Selbstverlag, 1965. Bloch
Bloch, Robert N.: Bibliographie der Utopie und Phantastik 1650-1950 im deutschen Sprachraum. Hamburg; Gießen; Friesland: Achilla Press Verlagsbuchhandlung, 2002.
Heyne
Alpers, [Hans Joachim]; Fuchs, [Werner]; Hahn, [Ronald M.]; Jeschke, [Wolfgang] (Hrsg.): Lexikon der Science Fiction Litera tur. Erw. u. aktualisierte Neuausgabe in einem Band. München: Wilhelm Heyne, 1988 (Heyne Sachbuch; 7287). HSFF
Heyne Science Fiction 8s Fantasy. HZVB
Puschner, Uwe; Schmitz, Walter; Ulricht, Justus H. (Hrsg.): Handbuch zur »Völki schen Bewegung« 1871-1918. München; New Providence; London; Paris: K. G. Saur, 1996. it
Brümmer
Insel Taschenbuch.
Brümmer, Franz: Lexikon der deutschen Dichter und Prosaisten vom Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Sechste völlig neu bearb; u. stark verm. Aull. 8 Bde. Leipzig: Philipp Reclam jun., [1913].
KDLK
CG
Clute, John; Grant, John (Hrsg.): The En cyclopedia of Fantasy. New York: St Mar tin’s Press, 1997.
Kürschner, Joseph (Hrsg): Deutscher Litteratur-Kalender. [Spätere Bde. als Kürsch ners deutscher Literatur-Kalender. Hrsg. v. Heinrich Klenz]. Jg. 5-40. Berlin; Stuttgart: W. Spemann bzw. Berlin; Leipzig: G. I. Gö schen’sehe Verlagsbuchhandlung, 18821918. KLL
Clute, John; Nicholls, Peter (Hrsg.): The Encyclopedia of Science Fiction. New York: St Martin’s Griffin, 1995 (mit Update).
Wömer, Gert; Geisler, Rolf; Radler, Rudolf (Hrsg.): Kindlers Literatur-Lexikon im dtv. Bd. 1-25. München: Deutscher Taschen buch Verlag, 1974.
DLL3
LFL
Berger, Bruno; Rupp, Heinz (Hrsg.): Deut sches Literatur-Lexikon: Biographisch-bib liographisches Handbuch. Begründet von Wilhelm Kosch. Dritte, völlig neu bearb. Aufl. Bd. 1-24 u. 6 Erg.-Bde. Bern; Min den: Franke, später K. G. Saur, 18682004.
Alpers, Hans Joachim; Fuchs, Werner; Hahn, Ronald M.; Munsonionius, Jörg M.; Urbanek, Hermann: Lexikon der FantasyLiteratur. Erkrath: Fantasy Productions, 2005.
CH
dtv
Deutscher Taschenbuch Verlag.
LKJL
Doderer, Klaus (Hrsg.): Lexikon der Kinderund Jugendliteratur: Personen-, Länder und Sachartikel zu Geschichte und Gegen
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wart der Kinder- und Jugendliteratur; In drei Bänden (A—Z) und einem Ergänzungs und Registerband. Weinheim; Basel: Beltz Verlag / Pullach bei München: Verlag Do kumentation, 1975-1984.
WG1
LL
WG2
Das litterarische Leipzig: Illustriertes Handbuch der Schriftsteller- und Gelehr tenwelt, der Presse und des Verlagsbuch handels in Leipzig. Leipzig: Walther Fiedler, 1897.
Wilpert, Gero von; Gühring Adolf: Erstaus gaben deutscher Dichtung: Eine Bibliogra phie zur deutschen Literatur 1600-1990. 2., vollständig überarb. Aufl. Stuttgart: Alf red Kröner Verlag, 1992.
LPhL Zondergeld; Rein A.; Wiedenstrand, Holger E.: Lexikon der phantastischen Literatur. Stuttgart; Wien; Bern: Weitbrecht 1998.
LRAL Schegk, Friedrich; Wimmer, Heinrich (Hrsg.): Lexikon der Reise- und AbenteuerLiteratur. 1.-56. Lfg. Meitingen: CorianVerlag Heinrich Wimmer, 1988-2005.
LSL Barck, Simone; Schlenstedt, Silvia; Bürgel, Tanja; Giel, Volker; Schiller, Dieter (Hrsg.): Lexikon sozialistischer Literatur: Ihre Ge schichte in Deutschland bis 1945. Stutt gart; Weimar: J. B. Metzler, 1994.
MSF Moewig Science Fiction.
MAL Lutz, Bernd (Hrsg.): Metzler-Autoren-Lexikon: Deutschsprachige Dichter u. Schrift steller vom Mittelalter bis zur Gegenwart. 2., überarb. u. erw. Aufl. Stuttgart; Wei mar: J. B. Metzler, 1994.
NKLK Lüdtke, Gerhard (Hrsg.): Nekrolog zu Kürschners Literatur-Kalender 1901-1933. Berlin; Leipzig: Walter de Gruyter, 1936; Schuder, Werner (Hsrg.): Kürschners Deut scher Literatur-Kalender: Nekrolog 19361970. New York: Walter de Gruyter, 1973.
PhB Phantastische Bibliothek.
RUB Reclams Universal-Bibliothek.
WF Rottensteiner, Franz; Koseier, Michael (Hrsg.): Werkführer durch die utopisch phantastische Literatur. 1.-42. Lfg. Meitin gen: Corian-Verlag Heinrich Wimmer, 1989-2005.
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Wilpert, Gero von; Gühring Adolf: Erstaus gaben deutscher Dichtung: Eine Bibliogra phie zur deutschen Literatur 1600-1960. Stuttgart: Alfred Kröner, 1967.
Allgemeine Abkürzungen Abb.
durchges.
Abbildung(en)
durchgesehen(e)
Anm.
EA
Anmerkung(en)
Erstausgabe
Aufl.
ebd.
Auflage(n)
ebenda bzw. ebendort
Ausg.
e. h.
Ausgabe
ehrenhalber
ausgew.
Erg.
ausgewählt(e)
Ergänzung
Bd.
erseh.
Band
erschienen
Bde.
erw.
Bände
erweitert(e)
bearb.
evtl.
bearbeitet(e)
eventuell(e)
Beil.
färb.
Beilage(n)
farbig(e)
bzw.
H.
beziehungsweise
Heft(e)
copyr.
h. c.
Copyright
honoris causa
d. h.
Hrsg.
das heißt
Herausgeber bzw. herausgegeben
d. 1.
I.
das ist
im
dgl.
111.
dergleichen
illustriert(e)
Diss.
Ing.
Dissertation
Ingenieur
Dr.
Je-
doctor/Doktor
Jahrgang
Dr. jur.
Jh.
doctor juris
Jahrhundert(e)
Dr. med.
Krs.
doctor medicinae
(Land-) Kreis
Dr. oec. pol.
Lfg.
doctor rerum oeconomicarum politicarum
Lieferung(en)
Dr. phil.
m.
doctor philosophiae
mit
Dr. rer. nat.
mind.
doctor rerum naturarum
mindestens
dt.
Ms.
deutsch
Manuskript 11
n. v.
unpag.
non vidi / nicht vorgelegen
unpaginiert
Nachaufl.
urspr.
Nachauflage/Neuauflage
ursprünglich
Ndr.
usw.
Nachdruck
und so weiter
Nr.
v.
Nummer
o. J. ohne Jahr
o. O. ohne Ort
P. Pater
S. Seite(n)
s. u. siehe unter
Sekundärlit. Sekundärliteratur
SF Science Fiction
Sp. Spalte(n)
Taf. Tafel(n)
T. Teil
Tie. Teile
tlws. teilweise
u. und
u. a. unter anderem / und andere
u. ä. und ähnlich(e)
u. ö. und öfter
u. zw. und zwar
überarb. überarbeitet(e)
umgearb. umgearbeitet(e)
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von
veränd. verändert(e)
vgl. vergleiche
Vol. Volume (Band)
z. B. zum Beispiel
z. T. zum Teil ZUS.
zusammen
Anonymus: Die Deutschen und Eng länder im Mond —> Bufalo della Valle, Marquesa Emilia del Anonymus: Der fliegende Tod -> Schmidt-Kestner, Hans Anonymus: Germania triumphansl -► Kaerger, Karl Anonymus: Hindenburgs Einmarsch in London —> Münch, Paul Georg Anonymus: Majestät a. D. —► Wert heim, Gertrud Anonymus: Die Schöpfung der Ver einigten Staaten von Europa -> Lehmann-Russbüldt, Otto Anonymus: Triglaw-Bismarck —> Gensichen, Otto Franz Anonymus: Die Überwinder des Todes -> Kresse, Oskar Anonymus: Unser letzter Kampf -+ Kerchnawe, Hugo Anonymus: Völker Europas ...! -> Bleibtreu, Karl
Anonymus Bibliografie: Auch ein Rückblick aus dem Jahre 2000. Dresden: Sächsische Druckerei u. Verlags anstalt F. W. Quidde & Co., |ca. 1898], 24 S. Sekundärlit: Riederer 1961: 106; Riederer 1962: 183-4.
Auch ein Rückblick aus dem Jahre 2000 (ca. 1898)
Die in zehn Kapitel gegliederte Novelle ist »eine etwas plumpe Nachahmung« (Riederer) der Handlung von Edward Bellamys Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887 (1888; dt. 1889). Der Autor wollte sich gegen die Einführung der Umsatzsteuer wenden, ein Wahlkampfthema bei den Stadtrats wahlen von Dresden.
Der Ich-Erzähler Nord fällt - als er von dem entsprechenden Beschluss der Stadtverordneten erfährt - in einen tie fen Schlaf und erwacht im Jahre 2000. Entsetzt muss er feststellen, wie sehr sich die Umsatzsteuer zum Nachteil Dresdens ausgewirkt hat: die einst über 380 000 Einwohner zählende Stadt ist nur noch ein Provinzkaff, während das ehemals winzige Nachbardorf Mickten in dem die Umsatzsteuer nicht einge führt wutde - Dresden den Rang abge laufen hat. Nord gründet eine Zeitung und kämpft für die Rücknahme des Be schlusses. Im Moment seines Trium phes erwacht er wieder in seiner Gegen wart. Das kleine Buch ist ein Kuriosum, als Literatur aber kaum mehr als ein Wahl kampfpamphlet.
Anonymus (J. L.-W.) »J. L.-W.« gibt sich als Verfasser des Ro mans Aus anderen Welten (1901/02) aus, der in Wirklichkeit eine Teilüber setzung des englischen Science-FictionRomans A Honeymoon in Space (1901) von George Griffith (1857-1906) ist. Bibliografie: Aus anderen Welten: Bericht über die Abenteuer, welche Johann Heinrich Fürst und seine junge Gattin auf ihrer Hochzeitsreise im Weltall erlebten. Von J. L.-W. In: Für’s Schweizer-Haus: Illustriertes Wochenblatt für die Schweizerfamilie. 1. Jg. (1901/02). S. 7, 10, 23, 26, 39, 42, 54-5, 71, 74, 87-8, 103, 106, 118-9, 134-5, 150-1, 166-7, 183-4, 198-9, 214-5, 2301, 246-7, 262-3, 278-9, 295-6, 311-2, 324-5, 342-3, 358-9, 375, 390-1; stärker gekürzt als: Der Ausflug auf den Mond: Eine phantastische Geschichte. In: Das große Welt-Panorama der Reisen, Abenteuer, Wunder, Entdeckungen und Kulturthaten in Wort und Bild. 1. Jg. (1901). S. 435-51. Original: George Griffith: A Honeymoon in Space. London: C. Arthur Pearson, 1901, 302 S.; Zeitungsvorabdruck in: Pearson’s Maga zine (January-June 1900).
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Sekundärlit.: Nagl 1972: 132; Bleiler 1990: 306; Ehrig 1998b; Sacha-Eisleb 2000: 94-106.
Aus anderen Welten (1901/02)
25-teilige Serie von jeweils 1-2 Seiten Länge mit den Bilder von Harold Piffard und Stanley Wood aus dem englischen Original. Es handelt es sich hier um die gekürzte Übersetzung des Romans Ho neymoon in Space (1901) des produkti ven Autors George Griffith (d. i. George Chetwynd Griffith-Jones), ohne dass dies irgendwo vermerkt wäre. Die Ge schichte (die auf den Anfang des Origi nals verzichtet und erst mit Kapitel 6 beginnt) erzählt die Hochzeitsreise des »Johann Heinrich Fürst« (im Original: Lord Redgrave) und seiner Braut. Mit einem durch Antigravitation betriebe nen Raumschiff besuchen sie Mond, Mars, Venus, Ganymed und Saturn, wo sie unterschiedliche - meist recht kindi sche - Abenteuer erleben. Die in Das große Welt-Panorama der Rei sen, Abenteuer, Wunder, Entdeckungen und Kulturthaten in Wort und Bild (1901) abgedruckte Fassung beruht auf einer eigenständigen Übersetzung, ist aber noch stärker gekürzt und bearbeitet (Lord Redgrave heißt hier »Graf Reventlow«).
Anonymus (Divinator)
Unter dem Tamnamen »Divinator« (d. h. der Seher) erschien im Jahre 1912 die Broschüre Ein Blick in die Zukunft. Das futurologische Sachwerk enthält auch erzählerische Passagen, u. a. ein See gefecht zwischen japanischen und ame rikanischen Schiffen. Bibliografie: Ein Blick in die Zukunft. Wien: L. W. Seidel & Sohn, 1912,64 S.
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Anonymus Bibliografie: Deutschland auf dem Monde: Ein Sommernachtstraum von ***. Leipzig: Emst Rust, (1892), 48 S.
Deutschland auf dem Monde (1892)
Der mondsüchtige Amerikaemigrant Pe ter Michel gelangt unversehens auf den Mond. Er findet eine Welt vor, die fast ein Spiegelbild unserer Erde darstellt. Der einzige Unterschied ist, dass die Ju den Politik und Kultur dominieren. Da Michel auf dem Mond einiges Ungemach widerfährt, wandelt er sich von einem Philosemiten in einen Antisemiten, bis er schließlich aus seinem Traum er wacht. Deutschland auf dem Monde ist ein agi tatorisches Machwerk, das wahrschein lich auf der von Edward Bellamy ausge lösten Welle der utopischen Traumro mane mitschwimmen wollte.
Anonymus (ein Sachse) Der anonyme Verfasser, offensichtlich ein glühender Verehrer Bismarcks, bringt in seinem utopischen »Rückblick« - Deutschland im Jahre 1921 (1897) virulente monarchistische, antisozialis tische und antisemitische Strömungen dieser Zeit zum Ausdruck. Bibliografie: Deutschland im Jahre 1921: Von ei nem Sachsen. Dresden: Verlag der Druckerei Glöß, 1897, 16 S.
Deutschland im Jahre 1921 (1897)
Am 18. Januar 1921, dem 50-jährigen Jubiläumstag des Sieges über Frank reich, ist die politische Entwicklung Deutschlands an einem Tiefpunkt ange langt. Nach einem Militärstreik regiert unangefochten eine »Regierung des ver einigten Proletariats von Mitteleuropa«.
Anhänger des alten Regimes werden verfolgt. Der Niedergang ist 1890 durch die Entlassung Bismarcks ausgelöst, die letzte Chance auf eine Wende 1896 dem Zeitpunkt der Abfassung der Schrift - verspielt worden. Die knappe Skizze endet mit einem hoff nungsvollen Ausblick: eine Gruppe von entschlossenen Männern schart sich um Herbert Bismarck, um die Politik seines Vaters wieder aufleben zu lassen.
lange ja nur, daß jedem Kinde der Un terricht zu teil wird, der seinen Neigun gen und Fähigkeiten entspricht« (S. 6).
Anonymus Der Autor des apokalyptischen Romans Dies irae (1889) ist unbekannt. Einige Passagen deuten auf einen österreichi schen Offizier hin. Bibliografie: Dies irae: Eine Vision. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1889, 171 S.
Anonymus Unbekannter Autor, vermutlich ein Leh rer. Deutschlands Schule im Jahre 2000 (1891) beschreibt ein utopisches Schul system in einer ungenannten Stadt Deutschlands. Bibliografie: Deutschlands Schule im Jahre 2000: Der Traum eines Pädagogen. Berlin: Wal ther 8s Apolant’s Verlagsbuchhandlung, 1891, 20 S.
Deutschlands Schule im Jahre 2000 (1891)
Die kurze Erzählung baut explizit auf Edward Bellamys Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887 (1888; dt. 1889) auf. Obwohl er dessen Ideen nur in Ausschnitten für realisierbar hält, entwirft der Lehrer Hans Ehrlich im Gespräch mit einem Freund ein für das Jahr 2000 gültiges Schulsystem. Die tägliche sechsstündige Schulzeit, die für alle Kinder zwischen dem vierten und 18. Lebensjahr verbindlich ist, wird stark vom Turn- und Deutschunterricht geprägt, während Religion und Sitten lehre im Fächerkanon gänzlich fehlen. Auch die Wichtigkeit der praktischen Ausbildung streicht der Autor heraus. Sein Schulsystem ist deutlich von ei nem egalitären Ideal geprägt: »Ich ver
Dies irae (1889)
Der im Jahre 1965 spielende Roman be ginnt recht umständlich mit einem his torischen Rückblick (in dem neben eini gen naiven Vorhersagen vor allem die Konzentration auf die Entwicklung der Waffentechnik ins Auge fällt): obwohl noch Kriege geführt würden, habe sich die politische Großlage kaum geändert, selbst Österreich-Ungarn bestehe nach wie vor. Da Erdöl seine Bedeutung voll ständig verloren habe, lebten die »Petro leumkönige« in öffentlichen Armenhäu sern. Protagonist des Romans ist der Wiener Hauptmann Arnold von Kandern. Er er wacht eines Tages in einer veränderten Welt. Durch einen dunklen Himmels körper ist die Erde aus ihrer Bahn ge schleudert worden, der Jüngste Tag scheint angebrochen. In dem gleichen Maße, wie auf der Erde die Kälte zunimmt, brechen die gesellschaftlichen Strukturen zusammen. Arnold kann seine Geliebte, Hipolyta von Rosenfeld, vor einer Vergewaltigung retten - nur um sie dann selbst zu schänden. Nach dieser Tat fällt Arnold in geistige Um nachtung. Das Ende macht deutlich, dass es sich bei dem vorausgegangenen 15
Geschehen nur um die Vision eines Wahnsinnigen gehandelt hat. Nach dem recht unbeholfenen Anfang bietet Dies irae in der zweiten Hälfte ei nige anschauliche und intensive Mo mente.
Anonymus Der Autor des Zukunftskriegsroman Die erste Schlacht im Zukunftskriege (1886) ist unbekannt. Einige Passagen deuten auf einen Preußischen Offizier hin. Bibliografie: Die erste Schlacht im Zukunftskrie ge: Berichte aus dem Hauptquartier. 2. Aufl. Hannover: Helwingsche Verlagsbuchhandlung (Th. Mierzinsky), 1886, 42 S. (nur diese Aufl. bib liografisch nachweisbar).
Die erste Schlacht im Zukunftskriege (1886)
Anhand einer fiktiven Schlacht zwi schen deutschen und französischen Truppen bei Vaudoncourt am 18. Au gust 18** zieht der anonyme Autor Schlussfolgerungen über den sinnvollen Einsatz der Infanterie. Die erste Schlacht im Zukunftskriege ist eine der üblichen Sandkastenspielchen, wie sie die Helwingsche Verlagsbuchhandlung in den 80er Jahren des 19. Jahrhun derts mehrfach publizierte.
Anonymus (Chasseur a cheval) Die ersten Tage in Feindesland (1888) ist ein aus französischer Perspektive ge schilderter (gleichwohl sicherlich aus deutscher Feder stammender) Zu kunftskriegsroman: ein französischer Angriff auf Deutschland wird nach kur zer Zeit blutig zurückgeschlagen. Bibliografie: Die ersten Tage in Feindesland: Der Zukunftstraum eines Chasseur ä cheval. Leipzig: Carl Reißner, 1888, 63 S.
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Anonymus (Vicomte Otojiro Kavakami) Die ersten Auflagen (1912/13) des Zu kunftskriegsromans Der europäische Krieg von 1913 (später leicht verändert als Der europäische Krieg) erschienen noch unter dem Pseudonym »Vicomte Otojiro Kavakami, Major im Kaiserlich Japanischen Generalstabe«. Bibliografie: Der europäische Krieg von 1913: Er innerungen und Beobachtungen. 1.-6. Tsd. Charlottenburg: Paul Baumann, 1912, 121 S. (als Vicomte Otojiro Kavakami) (auch 7.-9. Tsd., 1913); Nachaufl. später anonym als: Der euro päische Krieg: Erinnerungen und Beobachtungen von Vicomte +++, Major im Kaiserlich +++ Gene ralstabe. Autorisierte Übersetzung. Charlotten burg: Paul Baumann, 1914, 121 S. (Volksausga be). Sekundärlit.: Franke 1985; Clarke 1992: 234; WF 1997.
Der europäische Krieg von 1913 (1912)
Der Roman tarnt sich als »Überset zung«, ist aber wahrscheinlich von ei nem deutschen Autor verfasst worden. Es handelt sich um eine Vorwegnahme des 1. Weltkriegs, in dem Deutschland, Österreich und Holland gegen Frank reich, England und Italien - Rußland verharrt in der Neutralität - die Ober hand behalten. Die Handlung endet mit der politischen Einigung Europas. We gen seiner distanzierten Sichtweise ge hört dieser Zukunftskriegsroman zu den interessanteren Produkten vor dem 1. Weltkrieg.
Anonymus (H. W.) Die unter dem Kryptonym »H. W.« publi zierte Kurzgeschichte »Das Ewig-Weibli che« (in: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Jg. 1908, Bd. 6) ist eine Skizze über das Leben in den »Vereinig-
ten Staaten von Europa« des Jahres 2500, in dem zwar vieles verändert er scheint, die Geschlechterrollen aber prinzipiell gleich geblieben sind. Sekundärlit.: Ritter 1982: 269-75; Innerhofer 1996b: 325, 431-2.
Anonymus (»Alldeutscher«) Bibliografie: Großdeutschland und Mitteleuropa um das Jahr 1950. Von einem Alldeutschen. Mit einer Karte in Farbendruck. Berlin: Thormann & Goetsch, 1895, 48 S.; 2., vielfach veränd. Aufl. ebd.
Großdeutschland und Mitteleuropa um das Jahr 1950 (1895)
Im Vorwort kritisiert der Verfasser das anonym publizierte, von Karl —> Kaerger verfasste Werk Germania triumphans! (1895), das kurz vorher erschienen war. Er verspricht eine realistischere Schil derung der Zukunft des deutschen Rei ches bis zum Jahre 1950. Der Autor be fürwortet eine »Germanisierung aller in nerhalb desselben lebenden Sprach fremden und Rassefremden« und eine Expansion nach dem Osten und Südos ten Europas. Den vorläufigen Abschluss der Entwicklung soll die Schaffung ei nes »Großdeutschen Reiches« (ein schließlich von Holland, Belgien, Lu xemburg, Schweiz, Österreich) und ei nes »Großdeutschen Zollvereins« bilden, dem außerdem die baltischen Länder, Polen, Ruthenien, Rumänien und Groß serbien angehören sollen. Von der stark nationalistischen und rassistischen Ausrichtung des Pamphlets mag folgen de »Maßregel« zeugen: »Erhebung des deutschen Volkes zu einem Herrenvolke über niedriger stehende Völker in Euro pa und über die Naturvölker in den Ko lonialgebieten.«
Anonymus Autor der Heftroman-Serie Hans Stark der Fliegerteufel. Von den geplanten 38 Heften erschienen im Jahre 1914 im Berliner Willi Pinkert Verlag 30 Hefte, bevor die Zensur die Serie verbot. Nach dem 1. Weltkrieg erschienen acht weite re Hefte (1918/19), dann wurde die Se rie endgültig eingestellt. Es existiert ein faksimilierter Nachdruck. Ein Heft wur de in Schmidtkes Sammelwerk Das phantastische Abenteuer nachgedruckt. Die Originalhefte zählen zu den gesuch testen Raritäten der Science-Fiction-Literatur. Der Titelheld Hans Stark ist ein Flug zeugkonstrukteur. Sein »Fliegerteufel« nahezu das einzige Science-Fiction-Element der Serie - ist ein Universalfahr zeug, das sich gleichermaßen zu Was ser, auf dem Lande und in der Luft be wegen kann. Mit ihm und mit Hilfe von zwei Vertrauten, seinem englischen Die ner Bill Reff und (ab der Nr. 24) dem Jungen Fritz Eber, bekämpft Stark das Böse. Im Vergleich zu dem ebenfalls unbe kannten Autor von Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff (1908-11) schreibt er stilistisch sicherer, aber mit weniger Phantasie und wissenschaft lich-technischer Kenntnis. Bibliografie/H.: Hans Stark der Fliegerteufel. Berlin: Willi Pinkert Verlag, 1914-19. 38 H. ä 47 oder 48 S. (Nr. 1-31) bzw. 31 oder 32 S. (Nr. 3238). 1: Hundert Millionen durch die Lüfte 2: Im Lande der Sorreks 3: In der Peter Paul-Festung 4: Unter den mexikanischen Insurgenten 5: Eine Spielhölle in den Lüften 6: Im Kampfe gegen Schmuggler 7: In Händen der Würgersekte 8: Die Tunnelzerstörer 9: Der Schatz im australischen Meer 10: Der verschwundene Juwelenhändler
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11: Der Millionendieb 12: Das Ende eines Verräters 13: Die Schlacht in den Bulajawabergen (Außen titel: Die Schlacht in den Bulajawa-Bergen) 14: Dem Tode entronnen 15: Der Goldgraf 16: Unter menschlichen Wölfen 17: Die Seeschlacht im japanischen Meer 18: In Gefangenschaft der Indianer 19: Die Räuber von Aristo 20: Ein Drama in Sibirien 21: Im Lande der Zulukaffern 22: Jack Booth, der Verräter 23: Die Kolibri-Piraten 24: Das Gespensterschiff im Ozean 25: Die Vernichtung des Sklavenhändlers 26: Ein jugendlicher Heldenpilot 27: In den Schluchten von Nevada 28: Das Geheimnis der Garage 29: Im Traumland 30: In den Untiefen des Kraters 31: Das Geheimnis des Sühneberges (Außentitel: Die Opfer des Sühneberges) 32: Im Kampfe mit Kabylen 33: Die Juwelen-Schwindler 34: Zwischen den Eisbergen 35: Kämpfe am Senegal 36: Die Strandräuber 37: Unter gelben Bestien (Außentitel: Unter chi nesischen Bestien) 38: Der Sträfling von Sebastopol
Sekundärlit.: Schmidtke 1979: 12-3; Galle 1988: 74-5; Heyne 1988: 1170-1; Innerhofer 1996b: 173; BLRV 1999.
Anonymus Der Autor des Zukunftskriegsromans Krieg - mobil! 19.. (1913) ist unbekannt. Bibliografie: Krieg - mobil! 19.. Von ***. Berlin: Johannes Baum, 1913, 173 S. (Weltkriegsbüche rei) (mind. fünf Aufl.). Sekundärlit.: Franke 1985; Ritter 1987: 345-58.
Krieg - mobil! 19.. (1913)
Krieg - mobil! 19.. beschreibt einen Zu kunftskrieg zwischen Deutschland und einer Allianz aus Frankreich und Ruß land. Der Roman, der aus der üblichen Mischung von Schlachtenbeschreibun
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gen, deutschtümlerischen Partien und der Schilderung von Einzelschicksalen besteht, ist unbedeutend. Der von Frankreich und Russland vom Zaum gebrochene Krieg endet mit der politi schen Einigung Europas, und nur dem Friedenswillen des deutschen Kaisers ist es zu verdanken, dass es nicht zu ei nem globalen »Weltbrand« kommt.
Anonymus Die Erzählung »Der Krieg der Zukunft« (in: Das Neue Universum. 30. Jg. [1909]) beschreibt einen grauenvollen Luftkrieg zwischen den USA und Japan, der nach der gegenseitigen Vernichtung beider Flotten mit einem Friedensschluss en det. Die Erzählung gehört zu den weni gen pazifistischen Ausblicken vor dem 1. Weltkrieg. Sekundärlit.: Ritter 1987: 247-50; Innerhofer 1996b: 194-5.
Anonymus Hinter dem anonymen Autor des Zu kunftsromans Lueger und. Bebel auf der Düne zu Helgoland (1907) verbirgt sich vielleicht der österreichische Autor And reas Eckhardt. Bibliografie: Lueger und Bebel auf der Düne zu Helgoland: Ein politisches Märchen für Große. Wien: Kommissions-Verlag bei H. Kirsch, 1907, 115 S.
Lueger und Bebel auf der Düne zu Helgo land (1907)
»Dieses Märchen soll eine Andeutung geben, wie nach der gegenwärtigen Lage der Dinge sich die politische Bahn in der Zukunft entwickeln könnte. Der In halt gibt in der Hauptsache ein Bild, wie es aussehen würde, wenn die Staatsver
waltung nach der christlichen und wie, wenn sie nach der sozialdemokrati schen Meinung eingerichtet wäre« (aus dem Vorwort; S. [3]). Fürsprecher der christlichen Richtung ist der österrei chische Politiker und Wiener Bürger meister Karl Lueger, Vertreter des sozi aldemokratischen Kurses der deutsche Marxist August Bebel. Beide schwadro nieren zusammen mit anderen Abgeord neten während einer Friedenskonferenz auf Helgoland über aktuelle politische Probleme. Satirisch geschildert und kommentiert wird das Geschehen aus der Sicht eines kleinen k. k.-Dienst mannes.
Anonymus (A. O. K.) Die Erzählung »Der Luftkrieg der Zu kunft« (in: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Jg. 1908, Bd. 2) be schreibt einen Zukunftskrieg zwischen Deutschland und England, in dem nicht wie sonst in der Literatur dieser Zeit Kriegsschiffe oder Zeppeline, sondern Flugzeuge zum Einsatz kommen. Ent schieden wird die Auseinandersetzung durch eine neuartige Erfindung, die nach Art von Funkwellen elektrische Wirbelstürme erzeugen und so Flugzeu ge zum Absturz bringen kann. Sekundärltt.: Ritter 1987: 244-7; Innerhofer 1996b: 177, 437; Münch 2004: 25.
Anonymus Autor der Heftroman-Serie Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Versuche, ihn mit August —> Niemann oder Oskar -+ Hoffmann oder gar Frank Astor (d. i. Hans Günther) zu identifizieren, können ebenso wenig überzeugen wie die Ver
mutung, dass zwei Autoren abwech selnd die Abenteuer geschrieben haben. Die Serie erschien zwischen 1908 und 1911 in 165 Ausgaben von jeweils 31 Seiten (meist mit einer Risszeichnung auf der Rückseite) bei der Druck- und Verlags-Gesellschaft m. b. H. Berlin, ab der Nummer 94 unter dem Titel Der Luftpirat beim Verlag moderner Lektüre Berlin. Dieser Verlag druckte im Jahre 1914 die Nummern 1, 66-86 als Der Fliegerteufel nach, doch musste diese Serie mit dem Heft 22 auf Anordnung der Militärbehörden eingestellt werden. In der Folgezeit wurden noch einzelne Hefte nachgedruckt, z. B. in Anabis 21 (1968), von der Abi Melzers Production (1976), in dem Sammelband Das phan tastische Abenteuer (1979) oder von Heinz J. Galle (2005). Originalhefte die ser Serie sind wegen der Schundsam melaktionen im 1. Weltkrieg kaum mehr aufzutreiben. Die von Frank Astor ver fasste Serie Kapitän Mors der Luftpirat (1948/49) hat mit dem Original nichts zu tun. Der Luftpirat und sein lenkbares Raum schiff scheint von der Zeppelin-Begeiste rung im ersten Jahrzehnt des 20. Jahr hunderts inspiriert worden zu sein. Ihr Serienheld ist der ehemalige Untersee boot-Kapitän Mors, ein futuristischer Robin Hood, der auf der Erde und im Weltraum gegen das Böse kämpft. Un terstützt wird er dabei von seinem indi schen Freund Lindo, dem Ingenieur Stark, dem Professor van Halen und ei ner überwiegend aus Indern bestehen den Mannschaft. Neben dem »lenkbaren Luftschiff« verfügt der geheimnisvolle Mors ab der Nummer 32 auch über ein »Weltenschiff« namens »Meteor«, mit dem er auch interplanetare Reisen durchführen und außerirdische Mächte 19
bekämpfen kann. Wahrscheinlich ist Der Luftpirat und sein lenkbares Raumschiff die älteste und lange Zeit auch die erfolgreichste Science-Fiction-Magazin-Serie der Welt gewesen. »Vergleicht man den »Luftpira ten« mit der Science Fiction, die zur sel ben Zeit in den USA populär war, z. B. mit Edgar Rice Burroughs’ Mars-Roma nen, die seit 1912 im »All-Story«-Magazin erschienen, so stellt die deutsche Serie in bezug auf astronomisches Inte resse, räumliche Expansion und techni sche Phantasie sogar eine rational avanciertere Stufe der Science Fiction dar« (Nagl 1972: 143). Bibliografie/H.: Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Berlin: Druck- und Verlags-Gesell schaft m. b. H., 1908-10 (Nr. 1-93); Berlin: Ver lag moderner Lektüre, 1910-1 (Nr. 94-165). 165 H. ä31 S. 1: Der Beherrscher des Luftmeers (Außentitel: Der Beherrscher der Lüfte) (auch in Galle 2005: 47-83) 2: Ein Kampf um Millionen 3: Kapitän Mors in Indien 4: Der Luftpirat im Diamanten-Lande (Außenti tel: Der Luftpirat im Diamantenlande) 5: Abenteuer im unbekannten Lande 6: Der Schatz im feuerspeienden Berge 7: Das Geheimnis des Japaners 8: Die Meuterer in der Mandschurei 9: Die geheimnisvolle Insel des Kapitän Mors 10: Der unheimliche Ingenieur 11: Das lenkbare Luftschiff im Wirbelsturm 12: Ein Kampf in den Lüften 13: Das geheimnisvolle Bergwerk des Kapitän Mors 14: Der Elfenbeinschatz im Polarmeer 15: Die Rache des Malayen 16: Kapitän Mors als Gefangener 17: Ein Zweikampf zwischen Himmel und Erde 18: Kapitän Mors und die Verräter 19: Der unheimliche Wolkenkratzer 20: Der Millionenschatzturm des Tyrannen (Au ßentitel: Der Millionenschatz-Turm des Tyran nen) 21: Das Gefängnis auf der Teufelsinsel (Außenti tel: Das Gefängnis auf der Teufels-Insel) 22: Kapitäns Mors’ schwerste Stunde
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23: Das Geheimnis des Bergschlosses 24: Die Rache des Gouverneurs 25: Der Felsen des Todes 26: Die Gespenster-Eisenbahnbrücke am Schaho 27: Der Goldberg am Korallen-Meer (Außentitel: Der Gold-Berg im Korallen-Meer) 28: Der Sprengstoff des alten Mongolen-Zaube rers 29: Das Diamantenfeld in Transvaal 30: Die Spionin auf dem lenkbaren Luftschiff 31: Das Rätsel des Sulioten-Berges 32: Kapitän Mors’ erste Fahrt im Weltenfahrzeug (Außentitel: Kapitän Mors erste Fahrt im Wel tenfahrzeug) 33: Das lenkbare Luftschiff im Geistergebirge 34: Kapitän Mors im Meteorstein-Regen 35: Im Kampf mit dem japanischen Luftschiff 36: Eine Fahrt mit dem Tode 37: Auf den Schienen der Wüstenbahn 38: Kapitän Mors’ Feind im Weltenraume (Au ßentitel: Kapitän Mors Feind im Weltenraume) 39: Die geheimnisvolle Zerstörungsmaschine 40: Die Empörung im Weltenfahrzeug (auch in: Galle 2005: 83-122) 41: Ein Kampf zwischen lenkbaren Luftschiffen 42: Im Todeskrater des neuen Planeten (auch in: Anabis 21 [März 1968). S. 63-110; Galle 2005: 123-60) 43: Der Luftpirat unter dem Meere 44: Im Bannkreis der Vernichtung 45: Zwischen erbarmungslosen Feinden 46: Die Geheimnisse des Meteoriten 47: Der Todesturm von Damaskus (Außentitel: Der Turm des Todes von Damaskus) 48: Die geheimnisvolle Flugmaschine 49: Die Reise nach dem Feuerplaneten (Außenti tel: Die Reise nach dem Feuer-Planeten) 50: Der Luftpirat am Nordpol 51: Wie Kapitän Mors seinen Todfeind vernich tete 52: Der Kampf mit den Bewohnern des KriegsPlaneten 53: Der Luftpirat und die geheimnisvollen Wald räuber 54: Ein Verzweiflungskampf im Weltenraum 55: Der Luftpirat beim Erdbeben von Messina 56: Die Weltenfahrer auf dem Riesen-Planeten (auch in: Galle 2005: 161-96) 57: Ein Duell über den Wolken 58: Eine Rebellion in der Stemenwelt 59: Der unheimliche Hochofen 60: Abenteuer in der Welt des Todes 61: Die Vernichtungsschlacht in den Lüften 62: Das geheimnisvolle Haus auf dem Monde
63: Die Schreckensreise des Weltenfahrzeuges (auch in: Galle 2005: 197-231) 64: Die Todesfahrt auf dem Marskanal (Außen titel: Die Todesfahrt auf dem Mars-Kanal) 65: Der Luftpirat auf dem Pariser Eiffelturm (Außentitel: Der Luftpirat auf dem Pariser Eiffel-Turm) 66: Das Weltenfahrzeug zwischen den RiesenKometen (auch in: Galle: 2005: 233-67) 67: Die Feuerberge der geheimnisvollen Welt 68: Die Kraterseen des unbekannten Planeten (Außentitel: Die Krater-Seen des unbekann ten Planeten) 69: Das Gespenster-Luftschiff des Amerikaners 70: Die geheimnisvollen Feindinnen des Ka pitän Mors 71: Das Nebel-Luftschiff des Empörers 72: Der Untergang einer unbekannten Welt 73: In Fesseln auf brennendem Ballon 74: Die geraubte Fürstentochter 75: Der furchtbarste Kampf des Luftpiraten 76: Die Rätsel des unsichtbaren Planeten 77: Das seltsame Panzerluftschiff (Außentitel: Das seltsame Panzer-Luftschiff) 78: In der Welt des Grauens 79: Das Duell der lenkbaren Luftschiffe 80: Der Tempel in der Mondlandschaft Plato (auch in: Schmidtke 1979: unpag.) 81: Die Geheimnisse des Luftpiraten 82: Die Luftfahrt auf der Metallplatte (Außenti tel: Die Luftfahrt auf der Metall-Platte) 83: In den Krallen des Todes 84: Am Ende der Sonnenwelt 85: Der Geisterwald in der Mandschurei (Au ßentitel: Der Geister-Wald in der Mandschu rei) 86: Die letzte Reise des Weltenfahrzeuges 87: Zwischen Leben und Tod 88: Die geheimnisvolle Unterseemine 89: Kapitän Mors im Kampf mit Meuterern 90: Die Jagd nach der Dokumententasche 91: Ein Kampf um die Herrschaft in den Lüften 92: Der Geheimbund des Todes 93: Der Rebellengeneral und seine Opfer (Au ßentitel: Der Rebellen-General und seine Op fer) 94: Der Totenkopf in der Kajüte des Luftpiraten (Außentitel: Der Totenkopf in der Kajüte) 95: Die Gespensterschlacht in Arizona 96: Ein Kampf zwischen Kriegsschiff und Flug maschine (Außentitel: Kriegsschiff und Flug maschine) 97: Rettung in letzter Stunde 98: Die Rache eines Weibes
99: Der geheimnisvolle Luftballon 100: Abenteuer im Lande der Freiheit 101: Das geheimnisvolle Goldbergwerk in Alaska 102: Der Tod im Weltenraum 103: Die Insel der Schrecken 104: Ein Kampf über den Wolken (Außentitel: Ein Entscheidungskampf über den Wolken) 105: Die Töchter des Rajahs (Außentitel: Die Töchter des Rajah) 106: Der Schrecken im Sudan 107: Die verschollene Nordpolexpedition 108: Das Geheimnis des verfallenen Schlosses 109: Im Feuersturm des Hailey-Kometen 110: Die Flugmaschine in den Meereswogen 111: Der Zwingherr des freien Bergvolkes 112: Das Geheimnis der Mondwelt 113: In Sibiriens Einöden 114: Das Lynchgericht zu Denver 115: Die Feinde der Erdbewohner 116: Die Todesfahrt mit dem Wahnsinnigen 117: Der Schrecken der Sierra 118: Die Selenitenfestung auf dem Monde 119: Die rätselhafte Flugmaschine 120: Die Fahrt in die Urwelt 121: Die Meuterei auf dem lenkbaren Luftschiff 122: Die Geheimnisse des Planeten Mars 123: Die Sträflingsinsel im Stillen Meere (Außen titel: Die Sträflingsinsel im stillen Ozean) 124: Mit dem Panzerboot in die Marswelt 125: An der Schwelle der Grabesnacht (Außenti tel: An der Schwelle des Todes) 126: Abenteuer auf dem neuen Planeten Vulkan 127: Die Luftflotte und ihr Besieger 128: Auf dem Kristall-Mond des Saturn (Außenti tel: Auf dem Kiystall-Mond des Saturn) 129: Die Luftschiffstation in der Wildnis (Außen titel: Die Luftschiff-Station in der Wildnis) 130: Der geheimnisvolle Detektiv 131: Das Geheimnis der schwarzen Felsen 132: Die Schreckensfahrt durch den Stemschnuppen-Schwarm (Außentitel: Die Fahrt durch die Sternschnuppen) 133: Das Luftschiff der Nebelberge 134: Die Signalstation am Mondkrater Cassini 135: Das Rätsel der Teufelsinsel 136: Die Verschollenen auf dem Mars 137: Der Schatz im alten spanischen Bergwerk 138: Der geheimnisvolle Mondkrater 139: Zwischen Himmel und Erde 140: Im Urmeer des fernsten Planeten 141: Der Eisenbahnzug im brennenden Walde 142: Der Schrecken des Nebels (Außentitel: Das Weltenfahrzeug im Tal des Grausens) 143: Der Perlenschatz im Indischen Ozean
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144: Die Weltreise nach dem Feuerplaneten 145: Die Verschwörung der Geheimbündler 146: Das Reich des ewigen Todes (Außentitel: Im Reich des ewigen Todes) 147: Inmitten entfesselter Naturgewalten 148: In den Wüsteneien des Mars 149: Der Panzerturm auf dem Schreckenskap 150: Die Götzenmauer im Mondkrater 151: Kapitän Mors und die Nachtreiter 152: Die Gletscherfee von Nanda-Devi 153: Die Flugmaschine in der Tundra 154: Die furchtbarste Stunde des Luftpiraten 155: Im Hinterhalt des Geheimpolizisten 156: Ohne Steuer im Weltenraum 157: Die Fahrt ins Verderben 158: Der Untergang des Weltenfahrzeuges (Au ßentitel: Der Untergang des Weltenfahrzeug) 159: Im Gletschereis begraben 160: Der Kampf um das Luftschiff-Modell (Au ßentitel: Der Kampf um das Luftschiffmodell) 161: Zwischen Leben und Tod 162: Das geheimnisvolle Weltenfahrzeug 163: Der Todesweg im lenkbaren Luftschiff (Au ßentitel: Der Todesweg im Luftschiff) 164: Der Kampf mit dem Todfeinde (Außentitel: Im Kampf mit dem Todfeinde) 165: Die Stunde der Entscheidung
Nachdrucke als Der Fliegerteufel. Ber lin: Verlag moderner Lektüre, 1914. 22 H. ¿31 S. 1: Ein geheimnisvoller Flieger 2: Das Weltenfahrzeug zwischen den Riesenko meten 3: Die Feuerberge der geheimnisvollen Welt 4: Die Krater-Seen des unbekannten Planeten 5: Das Gespenster-Luftschiff des Amerikaners 6: Die geheimnisvollen Feindinnen des Kapitän Mors 7: Das Nebel-Luftschiff des Empörers 8: Der Untergang der unbekannten Welt 9: In Fesseln auf brennendem Ballon 10: Die geraubte Fürstentochter 11: Der furchtbarste Kampf des Luftpiraten 12: Die Rätsel des unsichtbaren Planeten 13: Das seltsame Panzerluftschiff 14: In der Welt des Grauens 15: Das Duell der lenkbaren Luftschiffe 16: Der Tempel in der Mondlandschaft Plato 17: Die Geheimnisse des Luftpiraten 18: Die Luftfahrt auf der Metall-Platte 19: In den Krallen des Todes 20: Am Ende der Sonnenwelt 21: Der Geister-Wald in der Manschurei
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22: Die letzte Reise des Weltenfahrzeugs Sekundärlit.: Ehrig 1968: 63-4; Nagl 1972: 141— 3; Schmidtke 1979: 11-2; Galle 1988: 71-4; Heyne 1988: 1184-9; CN 740; BLVR 1991; In nerhofer 1996b: 170-3, 272-7, 390-1; Galle 2005.
Anonymus Die wissenschaftlich-technischen De tails in dem Science-Fiction-Roman Luftschiff 13 (1908) nähren die Vermu tung, dass es sich bei seinem Verfasser um auf einen Fachmann auf dem Ge biet der Aeronautik handelte. Bibliografie: Luftschiff 13: Ein Zukunftsroman. Leipzig: A. F. Schlöffel’s Verlag, [1908], 176 S. Sekundärlit.: Innerhofer 1996b: 177-9.
Luftschiff 13 (1908)
Etwa um das Jahr 1913 rebelliert das von Österreich besetzte Rumänien und erhält dabei Unterstützung von Ruß land. Im Dienste der neu aufgestellten russischen Luftflotte befinden sich auch der Engländer Webster und der Deut sche Hallenberg. Durch den Kriegsaus bruch geraten die beiden Westeuropäer in eine Notlage, da sie als unzuverläs sige Elemente eingestuft werden. Als der Hauptmann des »Luftschiffes 13« Webster schikaniert, wirft ihn dieser kurzerhand über Bord. Die im Wesentli chen deutschstämmige Besatzung meu tert. Nach einem Kampf mit ihrem Schwesterschiff geht »Luftschiff 13« auf Kaperfahrt. Durch die fehlende russi sche Luftunterstützung (die nur aus zwei Zeppelinen bestehen sollte!) ver läuft der rumänische Aufstand im San de. Österreich annektiert Rumänien endgültig. Während Webster beim letz ten Flug stirbt, gelangt Hallenberg glücklich nach Hause und kann seine Verlobte Anna Nord, die in einem zwei ten Erzählstrang in Rumänien entführt
wurde, in die Arme schließen. Luftschiff 13 ist ein Zukunftsroman mit deutlich vernehmbaren völkisch-natio nalistischen Untertönen. Obwohl der Autor sich mit den wissenschaftlichtechnischen Details der Aeronautik ver traut zeigt, überschätzt er die kriegs technische Bedeutung des Zeppelins ge waltig.
Anonymus (Pensionirter Offizier) Militairische und sociale Zukunftsträume (1888) enthalten keine Romanhandlung, sondern Vorschläge zur Verbesserung des Schulwesens und der Armee. Nur aufgrund des auf den letzten Seiten ge gebenen Ausblicks auf die segensrei chen Wirkungen der Reformen kann die Broschüre zur Science Fiction gerechnet werden. Bibliografie: Militairische und sociale Zukunfts träume eines pensionirten Offiziers. Hannover: Hahnsche Buchhandlung, 1888, 46 S.
Anonymus (B - C ) Die »Studie« (wegen des Fehlens einer Handlung ist kein anderer Terminus angebracht) Der Oesterreichisch-Russische Zukunftskrieg (1884) beschreibt im Stile des —> anonymen Werks Rußlands nächster Krieg (1888) einen Zukunfts krieg zwischen Österreich und Rußland, in dem vor allem das österreichische Ei senbahnnetz als entscheidender Faktor angesehen wird. Bibliografie: Der Oesterreichisch-Russische Zu kunftskrieg: Eine Studie über den wahrscheinli chen strategischen Aufmarsch der österreichi schen und russischen Streitkräfte längs der gali zischen Grenze. Von B - C. Hannover: Helwingsche Verlagsbuchhandlung, 1884, 68 S. (drei Aufl., tlws. mit veränd. Untertitel).
Anonymus Autor der Heftroman-Serie Phil Morgan der Herr der Welt, von der der Breslauer Rekord Verlag 1914-6 und 1920-2 ins gesamt 170 (?) Hefte publizierte. Der Umfang der Hefte schwankte zwischen 48, 38 und 24 Seiten. Der Leipziger Ver lag Moderner Volksbücher druckte ca. 1922 die Serie nach. Der Titelheld Phil Morgan verfügt wie sein Pendant —» Hans Stark über ein Allzweck-Fahrzeug (»Phaenomen-Apparat«), das sich zu Wasser, zu Lande und zur Luft fortbewegen kann. Spätere Nummern der Serie spielen sogar im Weltraum. Bibliografie/H.: Phil Morgan der Herr der Welt. Breslau: Rekord Verlag, 1914-6, 1920-2. 170 (?) H. ä 48, 38 u. 24 S. 1: Ein geheimnisvoller Flugapparat 2: Um Leben und Tod 3: Die Verschwörung 4: Das rätselhafte Schiff 5: Das Geheimnis der toten Stadt 6: Der Luftpirat 7: In der Wüste des Todes 8: Die Briganten von Taormina 9: Moderne Sklavenhalter 10: Geheimnisse des Harems 11: Der Opferturm des Kabylenfürsten 12: Der Tunnelbruch 13: Die Schrecken des Karatales 14: Der Goldschatz der Yukon-Indianer 15: Im Opfertempel der Thugs 16: Das Rachewerk am St. Lorenzstrom 17: Die Todesfahrt des roten Jack 18: Die Insel der Wahnsinnigen 19: Der Schatz des Polyserkönigs 20. Das Geisterschiff 21: Das Geheimnis des Ikegamatempels 22: In den Händen des Daimo 23. Bello Castro, der Rächer 24: In der Schatzkammer des Maharadschah 25: Der Fürst der Zulu 26: Das Geheimnis des Kastells 27: El Tubo, der Kabylenfürst 28: Das Verbrechen der Stahltrustleute 29: In den Felswänden des Cannons 30: Geheimnis des Schlangenbeschwörers 31: Die Zauberflöte des Nilweisen
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32: Der Held des Franklin-Forts 33: In den Händen des Abessynierfürsten 34: Der Pesthauch von Damaskus 35: Abenteuer in den Tropen 36: Die Tochter des Wassufürsten 37: Unter den Bettelmenschen von Birma 38: Der heilige Stier 39: Auf der Spur der Dschungelbande 40: Im Totenhaus am Euphrat 41: Die Kopfabschneider von Borneo 42: Die Perle des Kaukasus 43: Der Schlächter von Tobolsk 44: Bei den Balis 45: Der Raub des Morganit 46: Das Schlemmermahl des Dollarkönigs 47: Das Geheimnis der Lybischen Wüste 48: In den Minen des Feuerberges 49: Der Sklavenhändler von Tunis 50: Der Untergang der Strandbanditen 51: Das Gefängnis auf dem Meeresgrund 52: In der Totenhöhle vom Bombay 53: Eine gestörte Maskenredoute 54: Eine wahnsinnige Verfolgung 55: In den chinesischen Gewässern 56: In der Pesthöhle von Mexiko 57: Der Herr der Nacht 58: Der Milliarden-Raub 59: Die Schreckensnacht in Texas 60: In Ketten und Banden 61: Die Rache des Drusen-Emirs 62: Die Würger des Sinai-Klosters 63: Der heilige Elefant 64: Die Banditen der Hammerschlucht 65: Die Amokläufer von Batavia 66: In den Lasterhöhlen von Schanghai 67: Im Kampfe um das Recht 68: In der versunkenen Stadt 69: Die Andamanenhölle 70: Insurgentenschicksal 71: Die Geheimnisse des Meeres 72: Eine Wasserfahrt auf Leben und Tod 73: Das Fort am Bärenfluß 74: Die Schlacht in den Lüften 75: Der geheimnisvolle Luftkreuzer 76: Im Lande der Fröschlinge 77: Am Marterpfahl 78: Bei den malaiischen Menschenfressern 79: John Long, der Dieb der Totlateme 80: Die Rache des Kupferkönigs 81: Die Wunderstadt im Eismeer 82: Das Todessignal am Rio Grande 83: Der weiße Zauberer 84: Im Fremdenhaus am Ohi-Fu 85: Die Schatzkammer von Nevada
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86: Das Blockhaus am Baikalsee 87: Die Verfolgung der Gentlemen-Verbrecher 88: Dem Tode geweiht 89: Auf dem Nordstern in fernen Welten 90: Der Zauberer vom Wolkenberg 91: Bill Tomkins Kindesraub 92: Der Negeraufstand 93: Ein furchtbares Verbrechen 94: Der Klub der Geniesser 95: Die Macht des Anti-Morganit 96: Im Dunstkreis des neuen Kometen 97: An der Pforte des Todes 98: Die Geheimnisse auf dem Krater-Komet 99: Die Insel der Unglücklichen 100: Der deutsche Herkules 101: Im Goldgebiet von Victoria 102: Der Geheimbund von Brisbane 103: Verkappte Sklavenhalter 104: Der König der Papua 105: Die Geheimnisse von Tibet 106: Die Rache des Maurenkönigs 107: ? 108: ? 109: ? 110: ? 111: ? 112: ? 113: ? 114: Das Ende des Despoten 115:? 116: ? 117: ? 118: ? 119: ? 120: ? 121: ? 122: Um drei Gold-Milliarden 123: ? 124: Der Wucherer von Rom 125: ? 126:? 127: ? 128: ? 129: ? 130: ? 131: ? 132: ? 133: Das Verbrechen im Irrenhause 134: Der Schwur des Inderfürsten 135: Der Engpaß Cha-Tow 136: In den Felsenregionen der Sahara 137: Der wahnsinnige Milliardär 138: Der Thron des Inka 139: Ein gestörtes Begräbnis
140: Im Schlosse des Königs von Montana 141: Der Präriegeist 142: Richter Lynch 143: Der geheimnisvolle Retter 144: In Ketten und Banden 145: Der unheimliche Turm 146: Die Schrecken von Sachalin 147: Die Anbeter des Teufels 148: Der Schakal von Syrien 149: Das Raubnest auf dem Kantonfluß 150: Eine Minute vor dem Tode 151: Das Geheimnis der sibirischen Goldminen 152: Job Blank, der arme Reiche 153: Die Jagd nach dem Kapdiamanten 154: In den Schlumpfwinkel des Tigris 155: Der Zauberer von Palmyra 156: Im Tale des Todes 157a: Ira, das schöne Maurenmädchen [Rekord Verlag] 157b: Tom Walker, der Goldmacher [Verlag Mo derner Volksbücher] 158: Das Unglück der Lady Smith 159: Die Mondfarm am Owanda River 160: Auf dem Kriegspfade 161: Ein Fort im 20. Stockwerk 162: Viktor Santos, der Despot 163: Der Henker von Bagdad 164: Das Geheimnis der Zisterne 165: Der Schlangenbeschwörer vom Euphrat 166: Das Raubschiff des Fischerdorfes 167: Die Rache der Bajadere 168: Unter kurdischen Briganten 169: Die Rache des Maharadschas 170: Der wilde Bill und seine Spießgesellen Sekundärlit.: Galle 1988: 74; Heyne 1988: 1233-7.
Anonymus Wahrscheinlich ein Wiener Autor. »Professor Dr. Tritremmel’s Reise um die Erde in 20 Tagen, 47 % Minuten« (in: Neue Fliegende. Beilage der «Humo ristischen Blätter von K. Klic«. 3. Jg. [1876]), eine der frühesten deutschen Science-Fiction-Storys überhaupt, ist eine Parodie auf Jules Vernes Reise um die Welt in 80 Tagen (Tour du monde en 80 jours, 1873; dt. 1873). Der Univer salgelehrte Professor Doktor Eustachius
Tritremmel aus Treuenbrietzen macht sich anheischig, die berühmte Fahrt um die Erde in der Zeit von 20 Tagen, 47 14 Minuten mittels eines elektrisch betrie benen »Drachens« zurückzulegen. Unter mancherlei amüsanten Verwicklungen gelangt er »um eine halbe Minute und vier dreiviertel Secunden« früher an sei nem Ziel Wien an. Wie in Moritz von —> Reymonds An Bord des «Jules Verne« (1879) wird vor allem die wissenschaftli che Diktion Vernes karikiert. Sekundärlit.: Innerhofer 1996b: 80-1; Innerhofer 2000a: 826; Innerhofer 2001b.
Anonymus Die anonyme »Studie« (wegen des Feh lens einer Handlung ist kein anderer Terminus angebracht) Rußlands nächs ter Krieg (1888) beschreibt einen Zu kunftskrieg zwischen Rußland und Ös terreich-Ungarn, genauer: sie be schreibt die Truppenstärken und Stra tegien, analysiert die Faktoren, die ei nen solchen Krieg entscheiden, und er läutert die Konsequenzen für die betei ligten Nationen. Bibliografie: Rußlands nächster Krieg: Eine stra tegische Studie. Hannover: Helwingsche Verlags buchhandlung (Th. Mierzinsky), 1888, [6], 70 S.
Anonymus Die zweiteilige Broschüre Der Siege bei Jena (1908) enthält neben einer sozia listisch gefärbten, von der preußischen Niederlage bei Jena (1806) ausgehenden Analyse der politischen Verhältnisse auch die Anti-Kriegs-Erzählung Die letz te Schlacht (1908). Der anonyme Autor beschreibt darin den tatsächlich letzten militärischen Konflikt zwischen aufge klärten Menschen, der damit endet,
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dass die einfachen Soldaten ihre Waffen niederlegen und der König dem Wahn sinn verfällt. Bibliografie: Der Sieg bei Jena: Ein Beitrag zur »Geschichte« Preussen-Deutschlands. / Die letzte Schlacht: Eine zukünftige Begebenheit. Berlin: »Die Einigkeit«, 1908, 32 S.
Anonymus (»S«) Ungelöstes Kryptonym. Eventuell verbirgt sich dahinter der in Schwarzbach (Böhmerwald) geborene Schriftsteller Adolf Schimann (1850— 1939), der ebenfalls unter dem Pseudo nym »S« schrieb. «Sink, bum, destroy« (1905) beschreibt einen Zukunftskrieg, in dem England die deutsche Flotte überrumpelt. Bibliografie: »Sink, bum, destroy«: Der Schlag ge gen Deutschland! Skizze. Darmstadt: L. Vogels berger, 1905, 27 S. (als »S«). Englischer Text in Clarke 1997: 385-90. Sekundärlit.: Clarke 1997: 385-90, 439; EPL.
»Sink, bum, destroy« (1905)
England, neidisch auf die deutschen Er folge im Überseehandel, versenkt im September 19.. mehrere Schiffe im Kai ser-Wilhelm-Kanal und im Kieler Hafen, um die deutsche Handelsflotte zu blo ckieren. Deutschland wird von dem heimtückischen Überfall völlig über rascht, doch läuft die anschließende Mobilmachung zügig an. Bei der ent scheidenden Seeschlacht im Kattegatt siegen die zahlenmäßig überlegenen Engländer über die deutschen Verbän de. Die englischen Schiffe dringen bis Hamburg vor, wo sie eine Kriegskontri bution von 30 Millionen Mark erpressen und zahlreiche Handelsschiffe als Pri sen abschleppen. In Deutschland herrscht nun akuter Notstand. Erst auf die Intervention der USA hin kommen
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Friedensgespräche in Gang, die jedoch nur die Vormachtstellung Englands ze mentieren. «Sink, bum, destroy« steht, von einigen Vorläufern abgesehen, am Beginn einer Schwemme von Zukunftskriegs-Erzäh lungen vor dem 1. Weltkrieg. Das Pam phlet geriert sich als Warnutopie.
Anonymus Der Spiegel (1900) ist religiöse Visionslite ratur. Bibliografie: Der Spiegel: Ein Bild vom Welten drama in Vergangenheit, Gegenwart und Zu kunft. Altona: M. Hoffmann, 1900, 97 S.
Anonymus (neutraler Kaufmann) Die Terrain-Spekulanten auf dem Mars (1918) sind ein Science-Fiction-Roman, der die europäischen Verhältnisse auf den Mars verlegt und dabei auf recht amüsante Weise ins Grotesk-Parabelhafte verzerrt. Bibliografie. Die Terrain-Spekulanten auf dem Mars: Ein modernes Märchen von einem neutra len Kaufmann. Bem: Ferd. Wyss, 1918, 57 S.
Die Terrain-Spekulanten auf dem Mars (1918)
Die Marsiaten sind den Menschen um Jahrtausende voraus. Ihr ganzes Wirt schaftsleben ist in »Aktien-Gesellschaften« (AGS) organisiert, jeder Bewohner Aktionär. Das marsiatische Motto lautet »Der Stärkere hat Recht«. Als zwischen zwei Gesellschaften ein Streit um einen Landstreifen ausbricht, kann die Eska lation der Gewalt nur durch die Ver mählung zwischen Mademoiselle La Vé rité von der »Mariannag« und Siegfried von der »Germaniag« abgewendet wer den. Ihr Beispiel führt für die Marsiaten
die »Morgenröte einer besseren Zukunft« herauf.
Anonymus (aktiver deutscher General) Der Verfasser des extrem bellizistischen, dabei unfreiwillig komischen Zu kunftskriegsroman Und dann ...?! (1912) - angeblich ein »aktiver deut scher General« - ist unbekannt. Bibliografie'. Und dann ...?! Fortsetzung der Schlacht auf dem Birkenfelde in Westfalen 191...! Errettung des deutschen Reichs vom Un tergang! Von einem aktiven deutschen General; Eine Antwort auf die Schmähschrift des frz. Ma jors de Civrieux, darin Faustschlag ins Gesicht jedes Deutschen; Die ganze Oberflächlichkeit und Unwahrscheinlichkeit jener Schrift wird hier ins rechte Licht gestellt. Leipzig: Dieterich’sehe Verlagsbuchhandlung (Theodor Wiecher), 1912, 96 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Franke 1985.
Und dann ...?l (1912)
Der anonyme Autor wendet sich explizit gegen zwei französische, auch auf deutsch erschienene Zukunftskriegsro mane (Oberst Arthur Boucher: Die fran zösische Offensive gegen Deutschland, 1911; Major de Civrieux: Der Untergang des Deutschen Reiches: Die Schlacht auf dem Birkenfelde 191., 1912), denen er vorwirft, »Stimmung für den künftigen Krieg« zu machen und die er - »Gleiches mit Gleichem« vergeltend - persiflieren will. Die Handlung setzt unmittelbar nach dem Schluss von Civrieux’ Roman ein. Die siegreichen französischen Elite garden aus Afrika werden noch auf dem Birkenfelde von den »Millionen der deut schen Jugendwehren - 12- bis 18-jährige Knaben und Jünglinge« geworfen. Auch die deutschen Zeppeline erringen die Lufthoheit über die französischen Flugzeuge und sämtliche Truppen der
Franzosen und Engländer werden auf der Flucht niedergemacht. Als auch noch die deutschen Flotte die feindli chen Verbände versenken kann, müs sen England und Frankreich um Frie den bitten und empfindliche territoriale Einbußen hinnehmen. Die Handlung ist von einer so ausge prägten Naivität, dass sie an vielen Stel len unfreiwillig komisch wirkt und nur schwerlich von einem »aktiven deut schen General« geschrieben sein kann. Wäre der Roman nicht in einem ein schlägig vorbelasteten Verlag erschie nen, hätte man ihn für eine Parodie hal ten können.
Anonymus Autor von Der Untergang der Welt am 13. November 1899 oder Das große Ge heimnis des Sterndeuters (ca. 1898), ei ner frühen Heftroman-Serie mit uto pisch-phantastischem Einschlag. Bibliografie/H.: Der Untergang der Welt am 13. November 1899 oder Das große Geheimnis des Sterndeuters: Großer Sensationsroman nach wahren Begebenheiten von ***. Dresden: H. G. Münchmeyer, ca. 1898, 75 Lfg. ä 24 S. (die Serie ist wahrscheinlich nicht komplett erschienen).
Sekundärlit.: Kosch / Nagl 1993: 235; Innerhofer 1996b: 372-3; Ehrig 2002: 34.
Anonymus (»Z«) Weltuntergangsdämonen an der Arbeit (1891) präsentiert sozialistische Vorstel lungen in Gesprächsform. Ein Tag in socialistisch Utopien (1892) will das Prob lem der Realisierbarkeit dieser Vorstel lungen in dramatischer Form beleuch ten. Dem Autor ist zu Gute zu halten, dass er sich um eine objektive Bewer tung des sozialistischen Zukunftsstaa tes bemüht hat.
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Bibliografie: Weltuntergangsdämonen an der Ar beit. Von Z. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, [1891], 164 S. Ein Tag in socialistisch Utopien: Schauspiel in fünf Akten. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1892, 75 S.
Ein Tag in socialistisch Utopien (1892)
Die Musterfamilie Seefink erhält Besuch von ihrem Verwandten Hellborn, der aus der »alten Welt« stammt und mit den Verhältnissen in »Utopia« noch nicht vertraut ist. Alle versuchen ihn von den Vorzügen der sozialistischen Gesellschaft zu überzeugen und ihn zum Bleiben zu bewegen. Obwohl noch nicht alles zum Besten bestellt ist - die Bewohner haben durchaus noch menschliche Regungen und müssen zu unangenehmen Arbeiten gezwungen werden hat Utopia doch einige sozia listische Ideen erfolgreich in die Tat um gesetzt: der Rassendünkel ist ver schwunden, die Frau hat ihre Gleichbe rechtigung errungen, das Einkommen aller ist gleich. Letztendlich aber flieht Hellborn (zusammen mit seiner neu ge fundenen Liebsten) aus Utopia. Hauptziel des Werkes ist nach eigenem Bekunden des Verfassers »die ruhige, unparteiische Ueberlegung«. In der Tat versucht er in seinem Schauspiel eine dynamische, nicht eine statische Gesell schaft, Menschen, nicht Figuren auf die Bühne zu bringen.
Anonymus Wie kam es doch? (1892) ist ein antiso zialistischer und antisemitischer Brief roman, der von der Prämisse eines sozi alistischen Wahlsieges am Ende des 19. Jahrhunderts ausgeht. Bibliografie: Wie kam es doch? Ein von Eugen Richter vergessenes Kapitel; Aus glücklich be
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wahrten Briefen. Leipzig: Fr. Wilh. Grünow, 1892, 99 S.
Wie kam es doch? (1892)
Wie der Untertitel verrät, ist Wie kam es doch? eine Ergänzung zu Eugen —► Richters Sozialdemokratischen Zukunfts bildern (1892), genauer: seine Handlung ist zeitlich vor diesem utopischen Ro man angesiedelt. Aus der Sicht eines erzkonservativen preußischen Abgeord neten werden die ersten Tage nach dem Wahlsieg der Sozialisten geschildert. In Briefen an seine Frau und seinen Freund beklagt er die sich anbahnen den gesellschaftlichen Veränderungen. Dabei werden insbesondere zwei The men ventiliert: zum einen die mangeln de Wehrertüchtigung (woran neben den Sozialdemokraten auch die »Freisinni gen« Schuld tragen), zum anderen das Vordringen der Juden in hohe und höchste Positionen. Der Roman schließt mit einem Zukunftskrieg Deutschlands gegen seine sozialistischen »Bruder mächte« Frankreich und Russland. Wie kam es doch? ist eine Huldigung ah preußische Tugenden, an Monarchie und Soldatengeist. Trotz seiner antiso zialistischen Tendenz und seiner Anleh nung an Richter hat der Roman wenig mit dessen Sozialdemokratischen Zu kunftsbildern zu tun (im Text wird Rich ter nicht einmal erwähnt). Er vertritt auch antiliberale Ansichten. Offenbar wollte sich der anonyme Trittbrettfahrer nur der außerordentlichen Popularität dieses Romans bedienen.
Anonymus
Der Verfasser des anonymen Zukunfts kriegsroman Wie wir Indien verloren
(1874) ist der als »Übersetzer« auftre tende »Hauptmann Wachs«. Bibliografie: Wie wir Indien verloren. Aus dem Englischen frei übersetzt von Wachs, Haupt mann und Compagnie-Chef im 2. Hannov. Infan terie-Regiment Nr. 77. Hannover: Helwing’sche Hofbuchhandlung (Th. Mierzinsky), 1874, 26 S.
Sekundärlü.: Wille 1889: 234-44; Saprä 2003: 7.
deutschen Marineoffizier. Mit 3 farbigen Illustra tionsbeilagen und 95 Abbildungen im Text nach Photographien und Originalzeichnungen. Minden in Westfalen: Wilhelm Köhler, [1913], VII, 178 S. Sekundärlü.: WF 1998.
A. O. K.: -> Anonymus: Der Luftkrieg der Zukunft
Wie wir Indien verloren (1874)
Wie wir Indien verloren darf als einer der ersten deutschen Zukunftskriegsro mane gelten. Er ist als Übersetzung der englischen Erzählung How we lost India fingiert. Erzählt wird, wie das mit Deutschland, Italien und der Türkei verbündete Rußland über Afghanistan in Indien einmarschiert und dort die englische Herrschaft beseitigt. Auch Ägypten geht dem Empire verloren. Als Ursache für den Erfolg der Russen konstatiert der rassistische Autor, dass den »sklavischen Völkern« die »Knute Rußlands« besser ziemt als »die Re densarten von Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit«.
Anonymus (deutscher Marine offizier) Der anonym publizierte Zukunftskriegs roman Der Zusammenbruch (1913) will vor einer Auseinandersetzung Deutsch lands mit den »blutsverwandten« Eng ländern warnen. Er gehört zu den zu rückhaltenderen Produkten dieses Sub genres. Obwohl der Autor die Schrecken des Krieges teilweise richtig voraussieht und anschaulich ausmalt, ist der prog nostische Wert des Romans gering. Bei spielsweise wird der deutsche Vergel tungsschlag gegen englische Städte ausschließlich mit Zeppelinen geführt. Bibliografie: Der Zusammenbruch: Die See schlacht bei Borkum und Helgoland; Von einem
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Abel, Curt: -> Abel-Musgrave, Curt
Abel-Musgrave, Curt (1860-1938) Schriftstellername von Curt Abel, der später »Musgrave« seinem Namen bei fügte. Geboren am 4. 4. 1860 in Berlin als Sohn eines Professors, gestorben am 3. 11. 1938 in Cambridge, Massachusetts. A. besuchte das Königliche Wilhelmgymnasium in Berlin und das Großher zogliche Gymnasium in Bruchsal. An schließend studierte er Medizin, außer dem moderne Sprachen und Literatur. In den achtziger Jahren des 19. Jh. be reiste A. die USA, später auch England. 1898 kehrte er nach Deutschland zu rück und studierte Chemie in Göttingen und Heidelberg. 1908 wurde er zum Dr. rer. nat. promoviert. Zwischen 1908 und 1913 war er als Lehrer und Jour nalist in England tätig. Während des 1. Weltkriegs analysierte A. in seiner Bro schüre Neuwelt! (1917) die Kriegsgrün de und stellte politisch moderate Forde rungen für ein geeintes und starkes Deutschland unter monarchischer Füh rung auf. Seit 1915 lebte er in Königstein/Taunus. 1931 emigrierte der poli tisch und kulturell engagierte A. nach Holland, 1937 in die USA. Er starb 1938 in Cambridge (Massachusetts). A. arbeitete Autor (u. a. unter den Pseu donymen Ernst Lunge und W. Rosen) und Übersetzer (u. a. von Kipling und Conan Doyle). In seinen Romanen ver arbeitete er meist Ideen von anderen Autoren. Neben Fräulein Eulalia’s gräßliches Abenteuer (ca. 1900), einer sehr freien Bearbeitung von Hollis Godfreys The Re juvenation of Miss Semphore (1897), war sein einziger Science-Fiction-Roman Der
Bacillenkrieg (1922), der Hollis Godfreys The Man Who Ended War (1908) plagi ierte. Die vom Verlag für »Weihnachten 1922« angekündigte Fortsetzung Die Erlösung ist nie erschienen. Einschlägig ist auch das satirische Drama Die grosse Politik (1932): auf einem Frie denskongress haben Diplomaten einen durch Rauschgift verursachten Traum von einem furchtbaren Zukunftskrieg. Bibliografie: Fräulein Eulalia’s gräßliches Aben teuer. Mit autorisierter Benutzung des engli schen Werkes des Hal Godfrey. Freiburg i. Br.: Friedrich Emst Fehsenfeid, (ca. 1900], 142 S. (Fehsenfeids Romansammlung; 1. Jg., Bd. 11). Der Bacillenkrieg: Eine Mahnung an Alle! Ro man. Frankfurt am Main: Impavidus-Verlag, 1922, 316 S. Die grosse Politik: Ein Stueck aus dem Hexen sabbat unserer Zeit in vier Aufzügen. Haag: Ver lag de Zuid-hollandsche Boek en Handelsdrukkerij A. G., 1932, 99 S. Sekundärlit.: Bieder 1990: 290-1; Fisher 1991: 119-22, 255-6; BL 1994; WF 1998; Bernstein 2000; Weigand 2000; Gloss 2005.
Adler, Paul (1878-1946) Geboren am 4. April 1878 im Prager Ju denviertel, verstorben am 8. 6. 1946 in Königssaal (Zbraslav) bei Prag. 1896-1900 Jura-Studium in Prag. 1901 Promotion. Nach mehrjähriger Wander schaft in Frankreich, Kroatien, Italien und Österreich lebte A. von 1912 bis 1933 in Deutschland, überwiegend in der Künstlerkolonie Hellerau bei Dres den. Bekanntschaft mit Max —> Brod. Kritiker bei der Prager Presse. A. trat entschieden gegen den Krieg ein. 1933 Flucht nach Prag. A. war ein expressionistischer Autor, der sich fast ausschließlich in den Jah ren 1910 bis 1920 literarisch betätigte. A.s symbolistische Sammlung Elohim (1914), entstanden in der Hellerau, ent31
hält u. a. die Lost-Race-Story »Das un echte Buch der Johanniden«. Bibliografie: Elohim. Dresden-Hellerau: Helle rauer Verlag, 1914, 105 S.; Ndr. Nendeln: Kraus Reprint, 1973, unpaginiert; Auszug als »Das un echte Buch der Johanniden« in: Otten, Karl (Hrsg.): Ahnung und Aufbruch: Expressionisti sche Prosa. Darmstadt; Berlin-Frohnau; Neuwied am Rhein: Hermann Luchterhand, 1957. S. 52538 (u. ö.). Sekundärlit.: Abicht 1972; Egyptien 1994; Weiß / Schöneberger 1997: 8-9; Kilcher 2000: 5-6; DBE 2001: 1,41.
Aktiver deutscher General: -> Ano nymus: Und dann ...?!
Geboren am 6. 9. 1863 als Sohn eines Bäckermeisters in Ribnitz (Mecklen burg). Schüler in Demmin. Eisenbahnbeamter und Schriftsteller. Sein utopischer, un ter dem Pseudonym Hans Hardt publi zierter Roman Im Zukunftsstaat (1905) steht ähnlich wie die utopischen Roma ne von Friedrich Eduard -» Bilz - ganz im Zeichen der »Zurück zur Natur«-Bewegung. Bibliografie: Im Zukunftsstaat: Roman. Leipzig; Berlin; Paris: Hüpeden & Merzyn, 1905, 262 S. (als Hans Hardt). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 125-6; Ritter 1979: 320-37; EPL.
Im Zukunftsstaat (1905)
Albert, L. (?-?) Nach Lindenstruth 1986 und Weigand 2000 Pseudonym von L. A. Hermann. Endlos empor! (1906) sind kulturphilo sophische Betrachtungen eines auf die Erde verschlagenen Marsbewohners. Aus der Perspektive einer höheren Spe zies erläutert der Ich-Erzähler die histo rische Entwicklung des Menschen und kritisiert die politischen Fehlentwick lungen der Gegenwart, insbesondere in Deutschland. Das Science-Fiction-Element ist dabei kaum mehr als Staffage. Bibliografie: Endlos empor! Ausstrahlungen eines Marsgefallenen. Hrsg. v. L. Albert. Berlin: Her mann Walther, 1906, 153 S. Sekundärlit.: Lindenstruth 1986: 7, 31; Weigand 2000.
Der utopische Staatsentwurf ist im Jah re 2411 angesiedelt. Eine historische Rückschau lässt erkennen, dass sich, ausgehend von einer russischen Revo lution, die Lehre »Leo Tolstois« über die ganze Welt verbreitet hat. Im Jahre 2011 wurde ein Weltbund gegründet. Religion und Fleischnahrung wurden als Grundübel ausgemacht, Prostitu tion, Homosexualität und Trunksucht entschlossen bekämpft. Die teilweise recht überspannten Vorstellungen des Autors werden anhand einer simplen Handlung dem Leser nahe gebracht: der Student Armin Hardt lernt während ei ner Reise von Kiel nach Italien nicht nur seine Gefährtin, sondern auch die sämtlichen Institutionen des »Zukunfts staates« kennen.
Alberti, Conrad: —> Sittenfeld, Konrad
Alldeutscher: -> Anonymus: GroSdeutschland und Mitteleuropa
Albrecht, Paul (1863-?) Pseudonym: Hans Hardt.
Alter kaiserlicher Soldat: -> Kerchnawe, Hugo
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Amersin, Ferdinand (1838-?) Geboren am 12. 4. 1838 in Großlobming (Steiermark), gestorben nach 1894. Österreichischer Arzt und Schriftsteller. 1890 in Wien als Zahnassistent, 1893 in Metnitz (Kärnten) als Arzt tätig. Verfasser von philosophischen Schrif ten. Das Land der Freiheit (1874) ist eine fortschrittsgläubige Utopie, die von einem optimistischen Menschenbild ausgeht. Bibliografie: Das Land der Freiheit: Ein Zu kunftsbild in schlichter Erzälungsform. Graz: Commissions-Verlag »Leykam-Josefsthal«, 1874, VII, 346 S. (Weisheit und Tugend des reinen Menschenthums: In den Formen der Lehre und der Dichtung gemeinverständlich dargestellt; 2).
Sekundärlit.: Kleinwächter 1891: 104-7; Kir chenheim 1892: 264; Reich 1927: 143-4; Hun temann 1953: 55-64; Affeldt-Schmidt 1991; Friedrich 1995; 143, 148, 153; Palla 1997: 6576; Hölscher 1999: 135.
Das Land der Freiheit (1874)
Heinrich, ein reicher und vielseitig be gabter junger Mann, wird an den über kommenen Traditionen irre. Da er in der materialistischen Welt keine Befrie digung mehr findet, ziehen er und seine ebenbürtige Lebensgefährtin sich dar aus zurück. Heinrich gründet im Garten seines Hauses eine Erziehungsanstalt für »gesunde, kräftige, gescheite und gemüthliche Kinder«. Etwa 20 begabte Waisenkinder aus verschiedenen Län dern werden von den beiden in Vernunft und Freiheit erzogen, bis sie bei den Nachbarn Anstoß erregen. Als Heinrich Nachricht von einer einsamen, unbe wohnten Insel erhält, siedelt er mit seinen Schützlingen dahin um. Die In sel wird zum »Freiland«, das schon in der nächsten Generation eine Musterge sellschaft darbietet. Da sich die Bevöl
kerung rasch vermehrt, sendet man »Missionare« aus, die die übrige Welt be kehren sollen. Die in das deutsche Mut terland zurückkehrenden Freiländer scharen allmählich immer mehr Anhän ger um sich. Unter tatkräftiger Mitwir kung edler Fürsten und anderer fort schrittlicher Kräfte wird allmählich Pro vinz um Provinz für das neue Ideal ge wonnen. Selbst das Papsttum in Rom wird auf friedlichem Wege beseitigt.
Ammon, M. (?-?) Der Name ist wahrscheinlich ein Pseu donym (»Mammon«). Bibliografie: Das Ei des Kolumbus: Sozialer Ro man. Leipzig: Zeitbilder-Verlag, 1909, 432 S. Sekundärlit.: Reich 1927: 142.
Das El des Kolumbus (1909)
Der unbekannte Autor schildert die Ein richtung einer neuen industriellen Ge sellschaftsform (»Union«) nach den Vor stellungen des französischen Sozialisten Charles Fourier (1772-1837). Obwohl die Handlung zwischen dem Spätherbst 1899 und dem 31. Dezember 1902 spielt, versteht sich der Roman als Uto pie. Wahrscheinlich ist er weit vor der Publikationszeit geschrieben worden. Dem Romantext folgt ein ausführlicher »Anhang« aus Paragraphen, Bilanzen u. ä.
Amyntor, Gerhardt von: —> Gerhardt, Dagobert von
André, Josef (?-?) Unbekannter, wahrscheinlich Tiroler Autor. A. veröffentlichte außer dem utopischen 33
Roman Nach dem Nordpol (1903) im sel ben Verlag noch zwei weitere Bücher. Bibliografie: Nach dem Nordpol: Dessen Bewoh ner, Kultur, Erfindungen, Volkserziehung; Einzig mögliche Staatsverwaltung ohne Steuern oder das goldene Zeitalter; Eine sozial-reformatorische Studie aus den Memoiren eines welterfahrenen Philanthropen. Meran: F. W. Ellmenreichs Kom missions-Verlag, 1903, [6], 64 S.
Nach dem Nordpol (1903)
In der Vorrede erwähnt A. Theodor —» Hertzkas Freilandsidee, die er auf glaubwürdigerer Grundlage fortführen möchte. Er hält sein utopisches Pro gramm durch die Reform der indirekten Steuern, durch die Verstaatlichung des Versichernngs- und Sparkassenwesens, durch die ökonomische Grundabsiche rung des einzelnen Bürgers und vor al lem durch »Fleiß und Sparsamkeit« für realisierbar. Seine Ideen nehmen in ei nem Staatenbild konkrete Formen an. Der Ich-Erzähler, ein Chemiker, entwi ckelt mit seinem Bruder einen »Lufttor pedo«. Zusammen unternehmen sie ei nen Flug zum Nordpol, der sich - wie z. B. auch in Kurd —» Laßwitz’ Auf zwei Planeten - als Mittelpunkt einer warmen Region erweist. Überdies finden sie eine hoch technisierte Zivilisation, die just auf den Vorstellungen des Verfassers basiert. Abgesehen von der Rahmen handlung, die sich streckenweise recht amüsant liest, ist allenfalls noch die Mi schung aus teils sozialistischen, teils idiosynkratischen Ideen A.s - unter einem rein historischen Blickwinkel von Bedeutung.
Anzelewsky, Erich (?-?) Die aus sieben Kurzgeschichten beste hende Sammlung Die Nachtmahr (1918) behandelt vorwiegend mystische und
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okkulte Themen. Einzig die Erzählung »Das künstliche Herz« kann zur Science Fiction gerechnet werden. Bibliografie: Die Nachmahr: Novellen. Leipzig: Xenien-Verlag, [1918], 116 S. Sekundärlit.: WF 2002.
Ardersleben, G. (?-?) Angeblich Dr. Der Gebärstreik der Frauen und seine Folgen (1913) ist im ersten Teil eine po litische Streitschrift, in der der Autor den Sozialdemokraten vorwirft, mit ih ren Ideen die Volkssubstanz zu gefähr den, namentlich für den Geburtenrück gang verantwortlich zu sein. Auf den letzten Seiten zieht A. in Form eines »Rückblicks aus dem Jahre 1963 auf die vergangenen Jahrzehnte« gleich selbst das Resüme: Zerstörung der Ehe, Dezimierung der Arbeiterklasse, Ver wahrlosung der Sitten seien die verhee renden Folgen der sozialdemokratischen Doktrin gewesen, letztlich sei es sogar zur Selbstvernichtung der eigenen Par tei gekommen. Bibliografie: Der Gebärstreik der Frauen und sei ne Folgen. Lorch (Württemberg): Karl Rohm, 1913, 44 S. [enthält auf S. 37-44: »Ein Rückblick aus dem Jahre 1963 auf die vergangenen Jahr zehnte«].
Argus: —► Clobes, Heinz Wilhelm
Arzen, Eugen Edler von Cserepy (1881—?) Pseudonym: Konrad Wieder. Geboren am 17. 7. 1881 in Budapest. Der unter dem Pseudonym Konrad Wie der während des 1. Weltkriegs erschie nene Zukunftskriegsroman Der Teutone
(1915) enthält einen impliziten Frie densappell. Bibliografie: Der Teutone: Kriegsroman. Leipzig: C. F. Müller, 1915, 386 S. (als Konrad Wieder).
Der Teutone (1915)
Der Teutone (1915) beginnt im Kriegs jahr 1914 (also im Jahr der Abfassung) und endet mit einem Weltkongress in Berlin, bei dem der deutsche Kaiser ein Weltreich aller Völker - unter Führung der »Germanischen Monarchie« - pro klamiert. Trotzdem handelt es sich bei diesem Roman nicht um eines der übli chen bellizistischen Werke, sondern um eine verkappte pazifistische Schrift, wie sie während der Kriegsjahre nur in die ser verschleierten Form erscheinen konnte. Protagonist des Romans ist der Ingenieur Georg Brant, der sich bei Kriegsausbruch freiwillig als Fahrer meldet und infolge einer Kriegserfin dung rasch zum deutschen Kanzler und Nationalhelden aufsteigt. Im Moment seines Triumphes dringt ein französi scher Anarchist in Brants Haus ein und erschießt seine Frau. Auch Brant wird schwer verwundet und muss die näch sten zehn Jahre in einem Irrenhaus ver bringen. Der Teutone spielt raffiniert mit bekann ten Versatzstücken der Zukunftskriegs romane, die zu einer unaufdringlichen und doch unschwer verständlichen Aussage arrangiert werden.
Ascher, Maurice (1873-1965) Geboren am 24. 6. 1873 in St. Imier (Kanton Bern), gestorben am 28. 4. 1965 in Bne B’rak (Israel). Studium der Medizin, später der Philo sophie in Bern, Hamburg und Berlin.
Promotion zum Dr. phil. 1900. Erzieher und Gesandtschaftsattaché in Berlin. 1905 Gründung eines Erziehungsinsti tuts in Neuchâtel, 1925 in Bex-les-Baines. A. verfasste u. a. philosophische und jüdische Schriften. 1915 erschien der utopische Roman Guilliver’s neue Reise. Einige Motive hatte A. bereits in seinem Sachbuch Ausflüge in das Reich des Geistes und der Seele (1904) behandelt. Außerdem schrieb A. einen Jüdischen Robinson (1930). Bibliografie: Guilliver’s neue Reise. Berlin: Con cordia Deutsche Verlags-Anstalt, 1915, 104 S. (als M. Ascher). Sekundärlit.: DLL3 Erg.-Bd. 1, 287-8.
Guilliver’s neue Reise (1915)
Utopischer Roman, der sich an Jona than Swifts Gulliver (1726) anlehnt. Nach einer Notlandung auf einer Insel im Atlantischen Ozean beschließt der Ich-Erzähler - niemand anders als Guilliver - bei den Eingeborenen zu bleiben. Die Insel ist durch einen Fluss in zwei höchst unterschiedliche Länder geteilt. In Risolia leben die lebensfrohen, opti mistischen Risoristen, in Pleuresia die missmutigen, pessimistischen Pleuristen. Guilliver lernt insbesondere die utopische Mustergesellschaft von Riso lia kennen - eine Art aufgeklärte Monar chie, in der Humor, Wahrheitsliebe und Relativismus ganz oben stehen -, wäh rend Pleuresia nur ganz kurz gestreift wird. Der Roman endet nach bekann tem utopischen Motiv: als Lügner ent larvt, muss der Ich-Erzähler aus dem Paradies fliehen. Er hatte nämlich ver schwiegen, dass er verheiratet ist, »um Gnade beim weiblichen Geschlecht zu finden«. Guilliuer’s neue Reise ist zu harmlos-
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naiv, um als echter utopischer Entwurf oder als Satire durchgehen zu können.
Atlas, Martin (1878-?) Studium an der Handelsakademie in Budapest. A. lebte sieben Jahre in Kon stantinopel. »Handelssachverständiger beim österreichisch-ungarischen Gene ralkonsulat« in Hamburg. A.s Romane - Die Befreiung (1910) und Titan (1913) - gehören zu den historisch interessanten, aber nicht unbedingt überragenden Science-Fiction-Romanen vor dem 1. Weltkrieg. Bibliografie: Die Befreiung: Ein Zukunftsroman. Erster u. zweiter Bd. Berlin: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhandlung, 1910, 475 S. (2. Aufl. 1915 ebd.). Titan: Ein literarischer Luftschiffer- und Zu kunftsroman. Leipzig: Theodor Gerstenberg, 1913, 250 S. (mind. drei Aufl.). Sekundärlit.: Kretzman 1936; Riederer 1962: 189-90; Ritter 1987: 224-36; WF 1989; WF 1994; Friedrich 1995: 173, 199; Innerhofer 1996b: 79, 207-11, 432-4, 450; Innerhofer 1997b: 34-7.
Die Befreiung (1910)
Der »Zukunftsroman« um eine neu auf getauchte Insel im Atlantischen Ozean will in der utopischen Tradition stehen. Der Ich-Erzähler wird im Jahre 19.. be auftragt, auf »Penon« das Nachrichten wesen einzurichten. Er erlebt dort ein Schlaraffenland, das sein Dasein dem Einsatz einer Universalkraft verdankt. Auf Penon befriedigt die Technik alle Grundbedürfnisse des Menschen, so dass die Staatsgebilde alten Zuschnitts überflüssig werden und schließlich tat sächlich von der Erde verschwinden. A. schildert sein - letztlich wohl als an archistisch zu bezeichnendes - Schla raffenland ausführlich und ohne politi sche Häme. Über seine Realisierbarkeit 36
scheint sich der Verfasser aber doch all zu übertriebenen Hoffnungen hingege ben zu haben. Rottensteiners (WF 1994) Urteil (»debile Utopie«) ist hart, aber nicht ungerecht. Titan (1913)
Der sich symbolisch gerierende, meist aber nur pathetische Science-FictionRoman beschreibt den Aufstieg und Fall des eigensüchtigen Erfinders Paul Hardt. Dieser vermag Sonnenstrahlen in elektrische Energie umzuwandeln und zu speichern. Außerdem hat er ein neu artiges Luftschiff entwickelt. Als er sich weigert, seine Erfindungen der deut schen Regierung auszuliefern, muss er seine Experimente in die Sahara verle gen. Bei seinem Rachefeldzug verglüht er wie ein moderner Ikarus am Ende der Geschichte, einer Parabel, die vor menschlicher Überhebung warnen will.
Attenhofer, Eduard (1842-?) Pseudonym: Chiridonius Chrügel. Geboren am 4. 1. 1842 in Zurzach in Lenzburg (Aargau). Lehrer in verschiedenen Orten der Schweiz. A. verfasste u. a. die phantastische Schöpfungsgeschichte Der Urtopf mit dem Urschleim (1905). Der unter Pseu donym verfasste Kurzroman Zürich im Jahre 2000 (1905) ist weniger eine Städteutopie als ein »Anti-Bellamy«: ein toter Journalist kehrt vom Himmel in das Zürich des Jahres 2000 zurück, wo eine sozialdemokratische Regentschaft die Stadt an den Rande des Abgrundes gebracht hat. Bibliografie-. Zürich im Jahre 2000: Ein Zu kunftsbild. Zürich: Verlag & Druck von Arnold
Bopp, 31. Dezember 1999 (recte: 1905), 68 S. (als Chiridonius Chrügel). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 130; Linden struth 1986: 9, 16; Weigand 2000; Thadewald 2002: 18-20.
Augustanus III., Christianus (?-?) Unaufgelöstes Pseudonym. Gross-Deutschland (1899) ist die utopi sche Skizze eines germanischen Deutschlands mit stark restaurativen Zügen. Bibliografie: Gross-Deutschland: Des Traumes Erfüllung. Berlin: C. Berg, 1899, 68 S.
Gross-Deutschland (1899)
Im Jahre 1950 ist der Traum von einem großdeutschen Reich (einschließlich Ös terreichs und Hollands) verwirklicht. Nachdem im Jahre 1910 jedem das Recht auf ein Heim eingeräumt wurde, hat die germanische Rasse einen star ken Aufschwung genommen und Eng länder, Franzosen und Russen auf allen Gebieten hinter sich gelassen. Dies wird nicht mittels einer durchgehenden Handlung, sondern anhand einiger kur zer Szenen aus dem Alltagsleben der Colonie »Birkbusch« demonstriert. Bei der Beschreibung der Landwirtschaft, des Rechtswesens, der Schulbildung und der »Frauenfrage« kommen extrem reaktionäre Positionen zum Vorschein. Der konservativ-humanistische Verfas ser bemüht bisweilen recht kühne Ver gleiche. So sei Deutschland nichts an deres als das antike »Rom«, England da gegen seine Gegenspielerin »Carthago«. Gross-Deutschland ist eine weder syste matisch ausgearbeitete noch in Einzel punkten überzeugende Utopie, dazu in einem sehr ungelenkem Stil geschrie ben.
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B. - C.: -> Anonymus: Der Oesterreichisch-Russische Zukunftskrieg
Bassewitz, Gerdt von (1878-1923) Geboren am 4. 1. 1878 in Allewind (Mecklenburg) als Sohn eines preußi schen Rittmeisters, gestorben am 6. 2. 1923 in Berlin-Nikolassee. B. schlug zunächst die militärische Laufbahn ein. Später war er als Schau spieler und Direktionsassistent am Theater tätig. Zuletzt freier Schriftsteller in Berlin. B. war der Verfasser des KinderbuchKlassikers Peterchens Mondfahrt (1912), in dem der Maikäfer Sumsemann mit den Menschenkindern Peter und Anne liese zum Mond fliegt, um dort nach seinem verloren gegangenen sechsten Beinchen zu suchen. Das beliebte Stück wurde 1912 in Leipzig uraufgeführt, eine Buchausgabe erschien noch im sel ben Jahr (das Jahr 1915, welches das LKJL nennt, bezieht sich auf die umge arbeitete Prosaversion). Die lautma lerische Sprache orientiert sich an einer Forderung von Berthold —> Otto. Der Stoff wurde 1959 auf der Grundlage der Bühnenfassung von Gerhard F. He ring und Hein Beck für das deutsche Fernsehen verfilmt. Bibliografie: Peterchens Mondfahrt: Ein Mär chenspiel. Leipzig: Emst Rowohlt, 1912, 127 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Geißler 1913: 21; NKLK 1936: 31; LKJL 4, 34-5.
Bastine, Wilhelm (?-?) Autor und Zeichner. Zwei seiner Science-Fiction-Kurzgeschichten erschienen in Scherls Jungdeutschland-Buch: »Die ausgenutzte Erdumdrehung« (4 [1917], erseh. 1916)
und »Der Schuß auf den Mond« (7 [1920], erseh. 1919). Am bekanntesten ist sein Roman Die wiedergefundene Zeitmaschine (1914), eine harmlose Fortsetzung von H. G. Wells’ The Time Machine (1895; dt. Die Zeitmaschine, 1904). Bibliografie: Die wiedergefundene Zeitmaschine: Romantische Erzählung. Karlsruhe; Leipzig: Ver lag der Hofbuchhandlung Friedrich Gutsch, 1914, 159 S. (Illustrierte Weltall-Bibliothek; 5).
Die wiedergefundene Zeitmaschine (1914)
Niels, der Freund des anonymen (darin dem Protagonisten in H. G. Wells’ The Time Machine vergleichbaren) Ich-Er zählers, findet beim Umbau seiner Scheune die verrostete Zeitmaschine des englischen Zeitreisenden. Nach der Reparatur unternehmen die beiden Fahrten in die Vergangenheit (der Me chanismus für Fahrten in die Zukunft ist angeblich entfernt, was aber zu Schwierigkeiten bei jeder Rückfahrt hät te führen müssen - einer von mehreren »Schnitzern« B.s). Diese Reisen dienen in erster Linie dazu, die Jugender innerungen der Helden aufzufrischen. Auf Wunsch eines alten Technikers, den sie in das Geheimnis eingeweiht haben, reisen sie zu dritt in das Mittelalter, um einen Alchimisten aufzusuchen. Dieser entpuppt sich als ein Vorfahr des Technikers. Bei der Rückfahrt stoßen sie außerdem auf den verschollenen Zeitreisenden, mit dem sie wieder in die Gegenwart zurückkehren. Die wiedergefundene Zeitmaschine ist eine der frühesten Zeitreisegeschichten und steht somit am Anfang eines be deutenden Subgenres der Science Fic tion. Das Potenzial dieser Gattung mit seinen elaborierten Plots und Paradoxa ist hier längst noch nicht ausgeschöpft. An Die Reise mit der Zeitmaschine (1946) von Egon Friedell oder gar an das Ori
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ginal von Wells reicht B.s Erzählung we der intellektuell noch sprachlich heran; sie ist aber durch ihren hintergründigen Humor doch streckenweise recht unter haltsam.
Bibliografie: Frau Wunderwerk und der Zu kunftshaushalt: Komische Szene. Mit prakti schen Anleitungen für die Kostümierung, die Ausstattung, den Vortrag u. ä. von W. Helbig. München: Val. Höfling, [1915], 10 S. (Höflings Festspiele; Nr. 173).
Frau Wunderwerk und der Zukunftshaus halt (1915)
Baum, (Johann) Peter (1869-1916) Geboren am 30. 9. 1869 in Elberfeld, gefallen am 6. 6. 1916 an der russi schen Front. Expressionistischer Lyriker und Erzäh ler. B. wohnte in Halensee. In seinem Nachlass fand sich ein Ro manfragment mit dem Titel Kyland (1916). Anscheinend versuchte B. dort, die Themen Kultur, Imperialismus und Fremdenhass in Form eines utopischen Romans abzuhandeln. Bibliografie: Kyland. Berlin: Verlag Der Sturm, 1916, 32 S. (Sturmbücher; 13); Neuaufl. in: Sturm-Bücher. Nummern 1-10 (recte: 16), 19141919. Nendeln: Kraus Reprint, 1974, unpag. (u. ö.).
Frau Wunderwerk stellt ihre neuste Er findung vor: »Haushaltsmaschinen« (der Begriff »Roboter« war damals noch nicht geprägt) sollen die Dienstboten über flüssig machen. Die menschenähnli chen Figuren, mit Radium, Röntgen strahlen, Erdmagnetismus und Elektri zität angetrieben, werden aufgezogen und mittels eines »Schlüssels«, mit dem die gewünschten Objekte und Arbeiten berührt werden, gelenkt. Allerdings bricht bei der Vorführung durch die Verwendung eines falschen Schlüssels ein Chaos aus, so dass sogar die Erfin derin der Maschinen die alten Zeiten zurück ersehnt.
Sekundärlit.: Geißler 1913: 24; NKLK 1936: 34.
Beeg, Marie: -> Ille-Beeg, Marie
Baumann, Julius (?-?)
Ein Lebensbund (1891) ist ein belanglo ser utopischer Entwurf, der seine Nähe zur Freimaurerei nicht verleugnen kann. Bibliografie: Ein Lebensbund: Erzählung aus der Zukunft. Frankfurt am Main: C. Koenitzer’s Ver lag, 1891, 112 S.
Bedall, K. (?-?) Die humoristische Szene Frau Wunder werk und der Zukunftshaushalt (1915) ist wegen der frühen Beschreibung von roboterähnlichen Haushaltsgeräten von Interesse.
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Beowulf: —> Kern, Maximilian
Bergen, Fritz (1857-1941) Geboren am 5. 11. 1857 in Dessau, ge storben am 9. 1. 1941 in München. Va ter des Karl-May-Illustrators Claus Ber gen (1885-1964). Produktiver Illustrator und Maler, über wiegend von Jugendbüchern. B. war vor allem in München tätig. Erster Vorsit zender und Ehrenmitglied des Süddeut schen Illustratorenbundes. Zu seinen herausragenden Arbeiten auf dem Ge biet der Science Fiction gehören die Bil
der zu Romanen von Albert —> Daiber und Raoul H. France. Sekundärtit.: Osterwalder 1992: 107-9; LRAL 1988; Ries 1992: 426-31; Ehrig 1998a; Saur 2002.
Bernstorff, Fanny (1840-1930) B. wurde am 1. 9. 1840 als Tochter des Großherzoglich-Oldenburgischen Kam merherrn Graf Gustav von Bemstorff aus Oldenburg und der Gräfin Marie von Holstein aus Waterneversdorf/Holstein geboren. Ihre Familie stellte einige bedeutende Persönlichkeiten, die vor al lem auch im 18. Jh. die dänische Politik weitgehend bestimmten. B. besuchte die Kunstakademie in Dresden. Nach dem Tode ihrer Mutter wurde die unverheira tete B. 1897 »Schulfräulein« im »Adeligen Kloster Preetz«und trat dem Damenstift ein Jahr später als Konventualin bei. Sie schrieb und zeichnete insgesamt 20 Kinderbücher. Davon wurden drei noch vor Ende des 19. Jh. über Verlage in Kiel und Zürich, ein weiteres 1901 bei einem anderen Kieler Verlag vertrieben; 16 weitere Bücher, die im Selbstverlag in Preetz erschienen, verkaufte B. vom Kloster aus. Überlie fert ist auch, dass zu ihrem 80. Ge burtstag ihr zu Ehren Szenen aus ihren Kinderbüchern nachgestellt wurden. B. starb am 31. 10. 1930 und wurde auf dem Klosterfriedhof in Preetz beigesetzt. Zur phantastischen Literatur gehört u. a. die Traumerzählung Die Heinzel männchen bzw. Alfred und Nanny bei den Zwergen (1895). Franz und Minchens Abenteuer (1899) ist ein von der Verfasserin selbst illustriertes Bilder buch für Kinder. In einem Wäschekorb reisen die abenteuerlustigen Kinder Franz und Minchen zum Mond. Nach
einem Aufenthalt auf dem Saturn ge langen sie per Komet wieder zurück zur Erde. Auch Miki das Mondkind (um 1910) zählen zu den seltenen utopisch phantastischen Kinderbüchern: das Mondkind Miki reist mit Hilfe eines Schleiers zur Erde und findet dort neue Freunde. Am Rande gehört auch die erste (märchenhafte) Geschichte in der Sammlung Wie sich der Herr Mond einen lustigen Abend gemacht hat. Willis Traum (um 1905) zur Science Fiction. Bibliografie: Franz und Minchens Abenteuer: mit 21 Illustrationen. Zürich: Art. Institut Orell Füssli, [1899], unpag. (48 S.) (das Buch erschien in zwei leicht unterschiedlichen Versionen). Wie sich der Herr Mond einen lustigen Abend ge macht hat. Willis Traum. (Preetz): Selbstverlag, [um 1905], unpag. (27 S.). Miki das Mondkind: Ein Märchen. [Preetz]: Selbstverlag, [ca. 1910), unpag. (31 S.).
Bernstorff, Graf Hans Nikolaus Ernst von (1856-1914?) Geboren am 26. 9. 1856 in Hanredder bei Elmshorn (Holstein), gestorben in Berlin-Steglitz (nach LKJL erst 1939). B. stammte väterlicher- und mütterlicher seits aus einer adeligen Familie. Besuch des Gymnasiums in Plön. Im Jahre 1873, noch vor Abschluss seines Abiturs, trat B. in die Kaiserliche Flotte ein, wo er bis 1896 Dienst tat. B. wurde bereits nach wenigen Jahren zum See offizier befördert und ging schließlich als Korvetten-Kapitän in den Ruhe stand. B. war seit 1889 auch auf literarischem Gebiet (tlws. unter Pseudonymen wie H. von Benno oder Gräfin Helena Gyldensteen) aktiv. Bekannt geworden ist er vor allem durch maritime Romane wie Auf großer Fahrt (1905), Hans Eisen hart (1905) oder Willi der Schiffsjunge
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(1913), die sich an ein jugendliches Publikum wendeten. Zahlreiche Erzäh lungen erschienen auch in renommier ten Periodika wie Das Neue Universum oder Der Gute Kamerad. Gemessen an der Auflagenzahl war B. einer der profi liertesten Bestsellerautoren seiner Zeit. Die literarische Qualität seiner Werke war jedoch zu gering, um die Leser dauerhaft fesseln zu können. Heute ist B. vollständig vergessen. Zur Science Fiction gehören die beiden Romane Deutschlands Flotte im Kampf (1909) und Ran an den Feind (1913). B.s Zukunftskriegsroman Deutschlands Flotte im Kampf war ein nationalisti sches und monarchistisches Pamphlet, das für eine starke deutsche Flotte wer ben wollte. Auch B.s zweiter Roman, Ran an den Feind, glorifiziert die Opfer bereitschaft deutscher Marinesoldaten und Zeppelinfahrer in einem Zukunfts krieg mit England. Bibliografie: Deutschlands Flotte im Kampf: Eine Phantasie. Minden i. W.; Leipzig: Wilhelm Köhler, 1909, 208 S. (spätere Aufl. mit 216 S. u. 4 Tat). Ran an den Feind: Vom Kampf und Tod auf See. 1.-5. Tsd. Leipzig: C. F. Amelangs Verlag, 1913, IV, 175 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 1208-9; Christad ler 1979: 150-1; LKJL 2, 50; Franke 1985; Roth 1988: 12-5; LRAL 1989; WF 1994; EPL.
Deutschlands Flotte im Kampf (1909)
»Das vorliegende Buch verdankt seine Entstehung dem Wunsch, von neuem das deutsche Volk in seiner Gesamtheit auf die Bedeutung und die Notwendig keit des Bestehens einer starken Flotte hinzuweisen« (S. 3). Entsprechend die ser Absicht ist der Roman Deutschlands Flotte im Kampf eine reine Propaganda schrift geworden. Von einem ungenann ten Feind in seiner nationalen Ehre ge kränkt - man verlangt seinen Rückzug
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aus dem Mittelmeergebiet -, muss Deutschland zu den Waffen greifen. In verschiedenen Kapiteln wird der heroi sche Kampf der deutschen Flottensolda ten gegen den übermächtigen Feind (hinter dem man in erster Linie England sehen soll) geschildert. Dank des militä rischen Genies des Hohenzollernprinzen Heinrich siegen die deutschen Schiffe vor Helgoland. Die hohen Verluste wer den trotz des Widerspruchs der »Sozial demokraten« rasch wieder ausgeglichen, so dass die Flotte nun auf allen Welt meeren für Sicherheit sorgen kann.
Bierbaum, Otto Julius (1865-1910) Geboren am 28. 6. 1865 in Grünberg (Schlesien) als Sohn eines Konditors und einer Bergmannstochter, gestorben am 1. 2. 1910 in Kötzschenbroda bei Dresden. Lyriker, Essayist, Kritiker und Roman schriftsteller. B. lebte lange Zeit in München. Er war Mitbegründer der Zeitschriften Pan und Die Insel. In seinen Werken erweist sich B. als ein ausgezeichneter Beobachter, dessen Satiren und Genrebilder auch heute noch mit Gewinn lesbar sind. Das hölli sche Automobil (1905) ist eine Samm lung von Märchen, Grotesken und Sati ren. Echte Fantasy-Elemente enthält das Kinderbuch Zäpfel Kems Abenteuer (1905). Bibliografie: Zäpfel Kerns Abenteuer: Eine deutsche Kasperlegeschichte in dreiundvierzig Kapiteln; Frei nach Collodis italienischer Pup penhistorie Pinocchio; Mit fünfundsechzig Zeich nungen v. Arpad Schmidhammer. München: Georg Müller, 1905, 280 S.; Taschenbuchaus gabe als Zäpfel Kerns Abenteuer und lustige Streiche: Frei erzählt nach »Pinocchio« von Carlo Collodi; Mit Bildern von Gerhard Oberländer.
München: Deutscher Taschenbuchverlag, 1974, 176 S. (dtv junior; 7120) (u. ö.). Sonderbare Geschichten. 3 Bde. München; Leip zig: Georg Müller, 1908, 252 u. 278 u. 192 S. Sekundärlit.: Ewers 1905: 34-5; Geißler 1913: 41-2; NKLK 1936: 57-8; LKJL 1, 156-7; LFL 2005: 65-6.
Biltz, Karl (Friedrich) (1830-1901) Geboren am 6. 7. 1830 in Schildau (Sachsen), gestorben am 16. 2. 1901 in Groß-Lichterfelde / Berlin. Promotion zum Dr. phil. 1864 in Jena. Anschließend arbeitete er als Lehrer. Mitarbeiter der Norddeutschen Allgemei nen Zeitung. B. ist durch germanistische und dramatische Arbeiten hervorgetre ten. Anno Zweitausend (1877) ist ein klas sisch komponiertes Theaterstück über die Welt des Jahres 2000. Bibliografie: Anno Zweitausend: Zukunfts-Posse mit Gesang und Tanz in drei Acten. Berlin: Leo Liepmannssohn, 1877, 86 S.; 2. Aufl. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesell schaft, 1887, 86 S. Sekundärlit.: NKLK 1936: 59; DLL3 1, 509-9.
Anno Zweitausend (1877)
Mit Hilfe des Genius erschaut August Neumann im Traum die Welt des Jahres 2000. Die Zukunft ist jedoch anders, als sich der zukunftsgläubige Berliner vor gestellt hat. Weil er unabsichtlich eine Leine im Tiergarten zerreißt (die unterschiedlich teuere Luftschichten voneinander getrennt hat), wird er als Reaktionär verurteilt und in das Korps der Amazonenkönigin Minna gepresst. In Gondeln steigt dieses zum Mond auf, um dort gegen das Mondvolk Krieg zu führen. Aber trotz neuartiger Waffen unterliegt die Erdenarmee, woran die walkürenhafte Gattin Neumanns, Au
guste, maßgeblichen Anteil hat. Neu mann und Minna werden auf die Erde verbannt und von erbosten Berlinern erneut vor Gericht geschleppt. Als Lan desverräter fast schon gehenkt, erwacht Neumann im Berlin des Jahres 1877. Anno Zweitausend, vordergründig ein harmlos-naives Unterhaltungsstück, überzeugt mit einigen gelungenen Sei tenhieben auf die Gesellschaft der Kai serzeit, vor allem aber auf das Preußi sche Militär.
Bilz, F. E.: -» Bilz, Friedrich Eduard
Bilz, Friedrich Eduard (1842-1922) Geboren am 12. 6. 1842 in Amsdorf (Sachsen) als Sohn eines Gärtners, ge storben am 30. 1. 1922 in Radebeul. Weberlehre, später Unternehmer. Seit 1882 war B. schriftstellerisch tätig. Sei ne Bücher erreichten hohe Auflagen. Aus seinen Tantiemen errichtete B. 1892 in Dresden-Radebeul die »Bilzsche Naturheilanstalt«, die sich aus kleinen Anfängen zu einer auch heute noch existierenden Erholungsstätte entwi ckelte. Er war mit Karl -> May befreun det. B. war auch als Verleger tätig, der im ei genen Verlag neben einem voluminösen utopischen Roman auch ein Sachbuch mit dem Programm »Zurück zur Natur!« (Erlösung von allem heutigen Erdenelend durch ein neues Staatssystem, das allen Menschen ungeahntes Glück bringt, 1918) und populärwissenschaftliche Ratgeber (u. a. Das neue Naturheilver fahren, 1910) veröffentlichte. In Der Zukunftsstaat (1904) begründet 43
B. in aller Ausführlichkeit sein utopi sches Konzept, das der »Zurück-zur-Natur-Bewegung« nahe stand. Gelegentlich nähert sich B. sogar sozialistischen Vor stellungen, etwa wenn er als 1. Naturge setz verlangt, dass »wir jedem Menschen von Geburt bis zum Grabe seine Nah rung und Notdurft von Staats wegen si cherstellen.« Die belletristische Umset zung erfolgte erst mit In hundert Jahren (1907). Bibliografie: In hundert Jahren: Reich illustrier ter Roman. Leipzig; Dresden-Radebeul: F. E. Bilz, 1907, 1132 S. (auch als Heftausgabe) (als F. E. Bilz). Sekundärlit.: Ritter 1979: 312-8; DLL3 Erg.-Bd. 1, 109.
Bischoff, Diedrich (1866-1946) Geboren am 15. 2. 1866 in Bremen, ge storben in Bremen-Gaschwitz. Mitglied und langjähriger Vorsitzender des Vereins deutscher Freimaurer. Ver fasser zahlreicher Schriften über die Freimaurerei, u. a. der Utopien Masonia (1905) und Heimat (1924). Diese lang atmigen Romane sind eher als Werbe schriften denn als Unterhaltungslite ratur zu charakterisieren. Bibliografie: Masonia: Ein Blick in eine andere Welt. Leipzig: Max Hesses Verlag, 1905, 488 S. Heimat: Eine Botschaft vom neuen Vaterland. Leipzig: Diskus Verlag Emil Krug, 1924, (6), 332 S. Sekundärlit.: Lennhoff / Posner / Binder 2000: 135.
Masonia (1905)
Die Utopie geht von einer Frage aus, die die Mitglieder des »Bildungsvereins zu L.« diskutieren: Wie sieht die Welt in 150 Jahren aus? Einer der Ge sprächsteilnehmer, der Ingenieur und Fabrikbesitzer Eckart Mahner, wird kurz darauf auf den erdähnlichen Pla 44
neten Masonia »gezogen« und verbringt dort zweieinhalb Monate. Seine Gastge ber sind der ehemalige Lehrer Amos Mentor und dessen Familie. Die Masonen sind das vom Bildungsverein postu lierte hoch entwickelte Volk. Sie haben die Grundsätze der Freimaurerei (ohne dass dieser Name fällt) verwirklicht: die vom »Seher« (= Jesus Christus) aufge stellten Sätze der Gottes- und Nächs tenliebe werden befolgt, die Kultur aufgaben gemeinsam und freiwillig be wältigt. Zu den Eckpunkten des masonischen Programms gehören insbeson dere die Liebe zu Heimat und Scholle, die fast bis zur Askese reichende Selbst genügsamkeit des Einzelnen, die freie Wahl des Berufs und das Recht auf Pri vateigentum. Zu diesen Themen wird der Erzähler ausführlich unterwiesen. Unter heutigem Blickwinkel erscheint merkwürdig, dass B. in seinem utopi schen Programm den Frauen kein poli tisches Wahlrecht einräumen will oder keinen substantiellen Zweifel an der Re gierungsform der Monarchie hat. Somit erhält Masonia stellenweise einen pro vinziellen und konservativen Anstrich. Die handlungsarme Utopie schließt mit der Rückkehr Mahners auf die Erde. Dort beginnt er die gelernten masonischen Grundsätze in seinem eigenen Betrieb umzusetzen und sie in der Öffentlichkeit zu propagieren. Der Titel der Utopie ist wahrscheinlich vom englischen Begriff für »Freimaure rei«- masonry - abgeleitet. In Heimat (1924) wird der Stoff in fast unveränder ter Form nochmals aufgegossen.
Blank, Matthias (1881-1928)
Geboren am 14. 6. 1881 in München, gestorben am 6. 12. 1928 in Meißen.
B. lebte in München und Berlin. Beliebter Unterhaltungsschriftsteller, der auch unter verschiedenen Pseudo nymen publizierte. In der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens (Bd. 13) erschien 1908 die Novelle »Ahasvers Brautfahrt«, eine Kombination der My then um den Ewigen Juden und dem Vampir. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 145; Geißler 1913: 43; NKLK 1936: 62-3; DLL3 1, 549-50; EPL; Galle 2003b: 19.
Blasius, Paul (?-?)
Luftschiffers Traum (1910), im Zuge der Zeppelin-Begeisterung verfasst, be schreibt die Traumreise eines Grafen eine Anspielung auf den Grafen Zeppe lin - mittels Luftschiff zum Planeten Ve nus. Bibliografie: Luftschiffers Traum: Dichtung in vier Teilen. Berlin; Leipzig: Modernes VerlagsBureau Curt Weigand, 1910, 40 S.
Blasy, J. (?-?)
Die Frau im Mond (1904) ist trotz des Untertitels »Monderlebnisse« keine Kurzgeschichtensammlung, sondern ein Roman. Er beschreibt in satirischer Weise die Abenteuer des »Professors der Philosophie« Eduard von Katerbard auf dem erdähnlichen Mond. In gewisser Weise erinnern sie an Ludvig Holbergs (1684-1754) Nils Klims unterirdische Reise (1741). Bibliografie: Die Frau im Mond: Monderlebnisse. Dresden: E. Pierson’s Verlag (R. Lincke, k. k. Hofbuchhändler), 1904, 178 S.
Bleibtreu, Carl:
Bleibtreu, Karl
Bleibtreu, Karl (1859-1928)
Geboren am 13. 1. 1859 in Berlin als Sohn eines Malers, gestorben am 30. 1. 1928 in Locarno. Bei vielen seiner Werke ist der Vorname als Carl angegeben. B. war ein Vielschreiber (Kritiker, Dra matiker, Lyriker, Romanschriftsteller), der dem Naturalismus verpflichtet war und häufig den Zukunftskrieg themati sierte. Umfang und Qualität seiner Wer ke - einschließlich der Science-FictionRomane - sind sehr uneinheitlich. Wäh rend gerade die frühen kaum mehr als von Faktenmaterial durchtränkte mili tärische Skizzen sind, bemüht sich B. seit Völker Europas ...! (1906) auch um einen Plot und glaubhafte Figuren. Der von Townsend zitierte Roman Die Viel zuvielen (1909) ist nicht utopisch-phan tastisch. Bibliografie: Die Schlacht von Bochnia. Mit Karte. Leipzig: Wilhelm Friedrich, K. R. Hofbuchhänd ler, 1888, 64 S. (Die Entscheidungsschlachten des europäischen Krieges 18..; 1) (mind. drei Aufl.). Die Schlacht bei Belfort. Mit Karte. Leipzig: Wil helm Friedrich, K. R. Hofbuchhändler, 1888, 44 S. (Die Entscheidungsschlachten des euro päischen Krieges 18..; 2). Die Schlacht bei Chalons. Mit 2 Karten. Leipzig: Wilhelm Friedrich, K. R. Hofbuchhändler, [ca. 1888], 101 S. (Die Entscheidungsschlachten des europäischen Krieges 18..; 3). Massenmord: Eine Zukunftsschlacht. Leipzig: Wilhelm Friedrich, [1893], 48 S. Völker Europas ...I Der Krieg der Zukunft. 1.-15. Tsd. Berlin: Rich. Bong, 1906, 664 S. (anonym). Die »Offensiv-Invasion« gegen England: Eine Phantasie. Berlin: Schall & Rentei, [1907], 70 S. Englischer Text (Auszug) in Clarke 1997: 225-32. Weltbrand: Roman. Berlin: C. A. Schwetschke und Sohn, [1912], 219 S. Sekundärlit.: Ewers 1905: 38-9; Anonym 1906; Brümmer 1913: 8, 146; Geißler 1913: 44; Reich 1927: 173; NKLK 1936: 63-5; Townsend 1958; Humble 1979/80; Franke 1985; Ritter 1987: 293-312, 324-32; Clarke 1992: 10, 80-1; Inner
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hofer 1996b: 161; Clarke 1997: 225-32, 432-3; WF 1998; WF 2002; Saprä 2003.
Die Entscheidungsschlachten des europäi schen Krieges (1888)
In drei miteinander verknüpften Bänden - Die Schlacht von Bochnia, Die Schlacht bei Belfort, Die Schlacht bei Chalons schildert B. die militärische Aus einandersetzung zwischen französi schen und deutschen Truppen. Der Feldzug endet in der Schlacht von Cha lons mit einem Sieg der Deutschen. Die Gründe sieht B. in der kühnen und methodischen Strategie. Zahlreiche Truppen-, Personen- und Ortsangaben versuchen der pseudorealistischen Dar stellung Glaubwürdigkeit zu verleihen. Massenmord (1893)
Skizzenhafte Beschreibung einer Einzel schlacht in einem Zukunftskrieg zwi schen Deutschland und Frankreich, ohne dass Ort und Zeit genau fixiert wären. B. nennt nicht einmal die Grün de, die zum Krieg geführt haben. Das Gefecht zwischen den beiden gleich starken Verbänden endet in einem Un entschieden, wobei jeweils die Hälfte der Truppenteile auf dem Schlachtfeld bleibt. Völker Europas ...I (1906)
Detailreicher Zukunftskriegsroman. In politischer und militärtechnischer Hin sicht ist Völker Europas ...! recht kurz sichtig. Er mündet - wie etwa auch der -♦ anonyme Roman Der europäische Krieg (1912) oder Otto -> LehmannRussbüldts Die Schöpfung der Vereinig ten Staaten von Europa (1914) - in einer politischen Einigung Europas (»Verei nigte Staaten von Europa«). Die Sprache ist pathetisch bis zur Unverständlich keit: »Als Kreuzer »Circe«, »Europa«, auf
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die als Kaper schwärmende United State’s tug »Nina« jagdmachend, vom Unterseeboot »Purpoise« bösen Stachel gruss bekamen, grüsste man das Omen, das Circe Europa ihre Buhl kunst verschwende und ein freies Ame rika nicht in ihren Schweinekofen sper ren könne, das vielmehr als borstiges Stachelschwein sich sträube« (S. 628). Die »OfTensiv-Invasion« gegen England (1907)
In diesem Zukunftskriegsroman be schreibt B. den recht unwahrscheinli chen Fall, dass trotz der erdrückenden Übermacht Englands zur See der deut schen Marine ein Schlag gegen die bri tischen Inseln gelingt (an eine echte In vasion ist - anders als z. B. in Paul Ge org -» Münchs Hindenburgs Einmarsch in London [1915] - gar nicht gedacht, was B.s Szenario dann doch glaubwür diger als das seines Schriftstellerkolle gen macht). B. will mit seiner »Phanta sie« für ein »dauerndes Freundschafts bündnis der beiden großen Germanen rassen« werben. »Die Offensiv-Invasion« gegen England ist aufgrund ihres hohen Anteils an Faktenmaterial weniger ein belletristisches als ein militärtechni sches Produkt. Bedeutend ist es in kei nem Fall. Weltbrand (1912)
Weltbrand ist ein Zukunftskriegsroman, in dem vor allem die Auseinanderset zung Englands mit den USA und Indien thematisiert wird. Die anfangs lokalen Konflikte weiten sich immer mehr zu einem Rassenkrieg aus. Erst durch die englisch-deutsche Allianz wird der »Weltbrand« eingedämmt. Den Schluss bildet ein Ausblick auf die »Verbrüde rung der ganzen weissen Rasse«. Wie
schon in Die »Offensiv-Invasion« gegen England gibt B. mit seinem pathetisch geschriebenen Roman der Sehnsucht nach einer Koalition zwischen England und Deutschland Ausdruck.
Blunt, Charles: —> Brehmer, Arthur Blunt, Charles: -> Falb, Rudolph
Bode, Wilhelm (1862-1922)
Geboren am 30. 3. 1862 als Sohn eines Amtsvorstehers in Hornhausen (Sach sen-Anhalt), gestorben am 24. 10. 1922. Realschule in Halberstadt. Studium der Germanistik und Neueren Philologie in Berlin und Straßburg. Promotion zum Dr. phil. Längerer Aufenthalt in London, später Schriftsteller in Dresden. B. nahm zu vielen sozialen und politischen Fragen öffentlich Stellung (z. B. Die deutsche Alkoholfrage, 1892). Indivi (1892) gehört in die Reihe der BellamyNachfolger. Bibliografie-, Indivi: Ein absonderlicher Reisebe richt. Hrsg. v. Wilhelm Bode. Bremerhaven; Leip zig: Chr. G. Tienken, 1892, 135 S. (Tages- und Lebensfragen; 5-8). SekundärUt: Brümmer 1913: 8, 148; NKLK 1936: 71; HdRB 146.
Indivi (1892)
Der Leipziger Gymnasialoberlehrer Dr. Martin Luginsland erwacht während ei ner Erholungsreise im Idealstaat Indivi. Nachdem er im Siebenjährigen Krieg von seiner Umwelt »vergessen« wurde, liegt er verborgen irgendwo in der Lüne burger Heide. Luginsfeld findet Unter kunft bei dem Lehrer Felix Herber und lernt staunend die utopischen Verhält nisse von Indivi kennen: Alle Bereiche
des Lebens, einschließlich der Religion sind »entstaatlicht«, alles funktioniert aufgrund von privater Initiative: Staat und Regierung existieren nicht mehr. Das Geld ist fast vollständig abgeschafft und die Familien leben weitgehend von den Erträgen ihres Gartens. Die eine Hälfte ihrer Zeit widmen die Bewohner von Indivi der körperlichen, die andere Hälfte der geistigen Arbeit. Nachdem Luginsfeld bei entfernten Verwandten die schöne Anna kennen und lieben gelernt hat, entschließt er sich, in Indivi zu bleiben und für die Deutschen ein Buch über die phantastischen Einrich tungen zu schreiben. Indivi lässt sich am ehesten als »Indivi dualutopie« beschreiben, auch wenn die unaufdringliche und undogmatische Sichtweise eher für ein Märchen als für eine Utopie passt. Die Erzählung durch weht ein Hauch von Ironie und Selbst ironie.
Bodenstedt, Hans (1887-1958) Geboren am 25. 10. 1887 in Magde burg, gestorben 1958 in Feldafing/ Starnberger See. B. schrieb auch unter den Pseudonymen Hans Brennecke, Hans Hansen und Jupp Six. Zur märchenhaften Phantastik gehören u. a. Die Kartoffelfee (1948) und Klaus im Wunschland (1948). Earl of Münch hausens Abenteuer im Weltkriege (1915), übrigens nicht identisch mit dem ano nymen Werk Münchhausen im Welt kriege (1920), bedient sich der bekann ten Gestalt zu propagandistischen Zwe cken. Die Märchen vom Funkheinzelmann (1924) enthalten 13 kuriose Er zählungen, darunter eine Reise zum Mars mittels eines Kometen.
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Bibliografie: Earl of Munchhousens Abenteuer im Weltkriege. Mit 3 Abbildungen und einer Karten skizze. Berlin: Deutsche Zeitungsgesellschaft, [1915], 79 S. (auf Umschlag: Münchhausen im Weltkriege). Märchen vom Funkheinzelmann. Musik von F. Aders. Hamburg: Walter von Danckelmann, (1924), (4 Bl.), 158 S.; Neuaufl. Berlin: Springbom-Verlag, 1924, 158 S. Sekundärlit.: Wackermann 1969: 152, Nr. 2.105; EPL.
Earl of Munchhousens Abenteuer Im Welt kriege/Münchhausen im Weltkriege (1915)
Das Buch umfasst eine Sammlung von losen Kriegsabenteuern des »Earl of Munchhousen«, der an allen Fronten für die englische Sache kämpft. Neben eini gen neuen Technikphantasien sind auch traditionelle Geschichten adap tiert, etwa der berühmte Ritt auf der Kanonenkugel, der hier per Torpedo durchgeführt wird. Durch den Perspek tivwechsel - Münchhausen als engli scher Royalist - wird ein hübscher, aber mit der Zeit doch ermüdender Effekt er zielt. Letzten Endes ist Earl of Munch housens Abenteuer im Weltkriege nur eine Propagandaschrift der eigenen Art, die der Entlarvung der »verbrecheri schen« Absichten der Engländer und anderer Nationen dienen soll.
Böhm, Martin (1844-1912) Geboren am 4. 12. 1844 in Breslau, ge storben am 11.6. 1912 in Berlin. Genre- und Landschaftsmaler, später freier Schriftsteller. B., zu seiner Zeit ein beliebter Dramatiker, schrieb auch unter zahlreichen Pseudonymen. Er gilt als Begründer der Berliner Parodie. Nach 100 Jahren (ca. 1897) ist ein leichtgewichtiges Zukunftsdrama, das der Autor in seinem eigenen Verlag ver öffentlichte.
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Bibliografie: Nach 100 Jahren: Zukunftsposse mit Gesang in 1 Akt. Musik v. G. Steffens. Berlin: Theaterverlag Martin Böhm, [ca. 1897], 12 S. Sekundärlit. : DLL3 1, 676-8.
Nach 100 Jahren (ca. 1897)
Die »Zukunftsposse« verlegt die Szenerie in das Berlin des Jahres 1999. Dort ist nicht nur das traditionelle Verhältnis der beiden Geschlechter vertauscht der Mann besorgt den Haushalt und die Frau macht ihm den Heiratsantrag -, sondern auch das von Arbeitgeber und Angestellten. In der Haupthandlung er findet der umschwärmte Dichter Blondin »eine Maschine zur künstlichen Er zeugung von Gedichten« und gewinnt dadurch das Herz der Studentin Sidonie. Das Stück hat nur wenig satiri sches, geschweige denn gesellschafts kritisches Potenzial.
Bohl, Johannes (1843-?) Geboren am 28. 12. 1843 in St. Gallen als Sohn eines Kantonforstinspektors. Studium der Philosophie und Rechts wissenschaften in Göttingen und Paris, später der Theologie in Basel und Zü rich. B. arbeitete als Pfarrer in der Schweiz und Livland. Wohnhaft in Straßburg (Elsass), zuletzt Archivar in St. Gallen. Im Alter von 70 Jahren veröffentlichte er auf eigene Kosten Das Weltgericht (1913), ein Versepos mit religiös-philo sophischem Inhalt und Anspruch. Nur der Schluss, eine Vision vom Land »Uto pia« (oder eher eine Hoffnung darauf), besitzt echte utopische Züge. Bibliografie'. Das Weltgericht: Ein Testament; Als Manuskript gedruckt. Strassburg-Schiltigheim: Druck von Barti & Reimann, 1913, 110S. Sekundärlit.: DLL3 1, 734.
Bolle, Carl (?-?)
Unbekannter Autor. Die Kosmier (1898) ist ein ebenso volu minöser wie belangloser utopischer Ro man. Im Mittelpunkt der Handlung steht die Errichtung eines »kosmi schen«, d. h. kommunistischen Gemein wesens in dem fiktiven Dorf »Klaßal«. Bibliografie: Die Kosmier: Erzählungen aus der kommunistischen Weltepoche. I. Jaüsös Gruss. Bern: Steiger & Cie., 1898, 448 S.
Bolle, G.: —► Bolle, Gustav
Bolle, Gustav (?-?) B. war Gymnasiallehrer (Professor?) in Berlin. Er setzte sich in Bad Oyenhausen zur Ruhe. Dort sind seine Werke entstanden (u. a. Unsere Kolonie, 1890), das letzte im Jahre 1900. Sozial (1891) ist als Mischung aus Ge nossenschaftsutopie und Kitschpostille ein originelles Werk. Bibliografie: Sozial: Eine Erzählung aus dem Staate der Sozialdemokratie. Berlin: Direkt zu beziehen durch Julius W. Braun, 1891, 163 S.; 2. Aufl. Berlin: F. Fontane, 1891, 192 S. (als G. Bolle). Sekundärlit.: Reich 1927: 140-1.
Sozial (1891)
Südlich von Kassel liegt »Sozial«, ein »sozialdemokratisches« (d. i. sozialisti sches) Gemeinwesen. Sämtliche Bewoh ner dieses Dorfes sind nach den Vor stellungen Ferdinand Lassalles genos senschaftlich organisiert. In »Sozial« ist insbesondere das Prinzip verwirklicht, dass jede Familie eine geschlossene ökonomische Einheit bilden soll. Der Kampf dieses sozialistischen mit dem kapitalistischen System findet in der
kitschigen Romanhandlung seine Ent sprechung im Kampf des Arbeiters Sieg fried mit dem Papierfabrikanten Bruno Kux um die Gunst der schönen Else. In einem »Nachtrag« in der 2. Aufl. ver teidigt sich G. gegen Vorwürfe und Kriti ken, die von Seiten der »Genossen« ge gen den Roman erhoben worden sind.
Bongs, Rolf (1875-?) Nicht zu verwechseln mit dem gleichna migen Düsseldorfer Schriftsteller (19071981). Geboren am 21. 9. 1875 in Solingen. Wohnhaft in Düsseldorf. Verdienstvoller Herausgeber verschiede ner Anthologien aus dem Bereich der populären Literatur. Zu den einschlägi gen Sammlungen gehören Das Buch der Abenteuer (1913), Die Jagd auf Men schen (1914) und Seltsame Begebenhei ten (1918). Außerdem gab er Hanns Heinz —> Ewers’ Brevier (1922) heraus. Bibliografie: Das Buch der Abenteuer. München: Georg Müller, 1913, VIII, 392 S. (mind. 13. Tsd., 1920). Die Jagd auf Menschen: Eine Sammlung der spannendsten Detektivgeschichten. Mit einer Detektivgeschichte vom Sterne Uranus als Vor wort von Paul Scheerbart. München; Berlin: Ge org Müller, 1914, XII, 342 S. (mind. elf Aufl.). Seltsame Begebenheiten: Eine Sammlung merk würdiger Geschichten. München; Berlin: Georg Müller, 1918, XV, 350 S.
Bootswain (?-?) Pseudonym. Da der Zukunftskriegsro man Der Zusammenbruch der englischen Seeherrschaft 1916 (1907) im »Selbst verlag von J. Köster« erschien, ist viel leicht der ansonsten unbekannte Worm ser Verleger »J. Köster« der Autor. Nach dem Vorwort ist B. seit anderthalb
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Jahren als Leiter eines »patriotischen Unternehmens« in Süddeutschland tä tig. Das Vorwort ist unterzeichnet mit »Bootswain«, »Gotha 1907«. In dem Roman Der Zusammenbruch der englischen Seeherrschaft 1916 sieht der patriotisch-kaisertreue Autor in einem Bündnis mit Amerika die Chance, die englisch-französische Allianz zu besie gen. Bibliografie- Der Zusammenbruch der englischen Seeherrschaft 1916: Kritische Betrachtungen der heutigen Weltlage; Eine Antwort auf »Seestern 1906« und »Invasion«. Worms: Selbstverlag von J. Köster, [1907], IV, 64 S.
Der Zusammenbruch der englischen See herrschaft 1916 (1907)
Trotz der im Vorwort vollmundig geäu ßerten Kritik an —> »Seestern« und ande ren Autoren von Zukunftskriegsroma nen unterscheidet sich der Roman kaum von ähnlichen Büchern dieser Jahre. Für seine hurrapatriotische Phantasie wählte der Verfasser sogar eine besonders unrealistische Variante. Nachdem der Panamakanal im Jahre 1915 fertig gestellt wurde, gehen die Amerikaner an die Umsetzung der Mon roe-Doktrin. Ein Zwischenfall in Kanada führt zum Krieg zwischen England und den USA, an dem sich Deutschland, Ös terreich und Italien auf amerikanischer, Frankreich auf englischer Seite beteili gen. Die deutsche Flotte wehrt in einem ersten Treffen bei Bornholm unter gro ßen Verlusten die englische Nordseeflot te ab, die amerikanische bei Port Kings ton die englische Pazifikflotte. Zu Lande marschieren die Amerikaner in Kanada ein und siegen vor Ottawa. Bei Helgo land kommt es zur Entscheidungs schlacht mit englischen und französi schen Schiffen. Durch das Eintreffen amerikanischer Linienschiff siegen auch
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hier die Alliierten. Inzwischen führt der deutsche Kaiser in eigener Person ein Invasionsheer nach Frankreich. Nach der Schlacht von Nancy kapituliert Pa ris. Das deutsche Heer schifft sich dar aufhin umgehend nach England ein. Nach der siegreichen Schlacht bei Cam bridge beginnt die Belagerung von Lon don. Als die Nachricht vom russischen Vordringen in Indien eintrifft, bittet London um Frieden. Auch die italie nisch-österreichischen Truppen siegen zu Wasser und zu Lande über Frank reich. Deutschland erhält neben einer riesigen Reparationszahlung die englischen Be sitzungen in Südafrika sowie die Inseln Sansibar und Mauritius, Amerika be hält Kanada, Italien und Österreich saturieren sich auf Frankreichs Kosten. Zum Abschluss imaginiert B. noch eine Neuauflage des japanischen-russischen Krieges, in dem die »Gelben« zum Ver zicht auf ihre Vorherrschaft in Asien ge zwungen wurden. Der stümperhaft geschriebene Roman wartet auch sonst mit Klischees auf. So lässt er zu Beginn einen vaterlandslosen »Sozialistenhäuptling« im Reichstag ge gen den Krieg wettern (der aber selbst bei Parteigenossen kaum Gehör findet).
Braeunert, F. A. (?-?) Im Jahre 2120 (1905) ist ein recht ge lungener Einakter. Bibliografie: Im Jahr 2120: Dramatisches Origi nal-Zukunftsbild in einem Akt von F. A. Braeu nert und Cons. Dresden: E. Pierson’s Verlag, 1905, (5), 31 S.
Im Jahre 2120 (1905)
Im Jahre 2120 führen die beiden Ma gister Roberto und Carlos Klage vor dem
Göttervater Zeus: seitdem er im Jahre 2000 die Göttinnen Not, Sorge, Mangel und Bedrängnis aus dem Leben der Menschheit verbannt hat, sei diese ver weichlicht und moralisch verkommen. Herbeigerufene Geister - Ludwig van Beethoven, Richard Wagner, Fritz Reu ter, Alfred Krupp, Alfred Nobel und Wil liam Shakespeare - bestätigen den posi tiven Einfluss dieser Göttinnen auf ihr Werk. Zeus beschließt daher, die Le bensumstände der Menschen ein weite res Mal zu ändern, und entfesselt die Elemente. Für die Menschen beginnt er neut der harte Kampf ums Dasein. Innerhalb der utopischen Palette, die von sozialistischen bzw. sozialdemo kratischen Zukunftsentwürfen auf der einen und monarchistischen bzw. reak tionären auf der anderen Seite domi niert wird, ist das kleine Theaterstück ein ebenso hübscher wie ungewöhnli cher Farbtupfer.
Brandau, Hermann (187O-?) Geboren am 14. 7. 1870 in Mühlhausen (Thüringen). Kaufmann. B. lebte zuletzt in Smyrna, dann in Kairo. Redakteur der LeuanteZeitung. B. schrieb mehrere Zukunftsdramen (der in der Verlagswerbung von Der Zu kunftsstaat erwähnte Titel Der Erfinder ist allerdings bibliografisch nicht nach weisbar). In Der Herr der Welt (1904) er zwingt ein Ingenieur mit seinem lenkba ren Luftschiff den Weltfrieden. Die Ko mödie Der Zukunftsstaat (1912) be schreibt den misslungenen Versuch, eine sozialistische Gesellschaft auf einer Südseeinsel zu realisieren. B. schrieb außerdem die Komödie Jugendirrungen sowie die Schauspiele Der Glaube an's
Weib und Die Beduinin - Werke ohne durchschlagenden Erfolg. Bibliografie'. Der Herr der Welt: Ein Zukunftsbild in 3 Aufzügen. Lorch (Württbg.): Karl Rohm, 1904, 71 S. Der Zukunftsstaat: Eine Komödie. Leipzig: Otto Wilhelm Barth, 1912, (8), 136 S. Sekundärlit.: DLL3 1, 865.
Der Zukunftsstaat (1912)
Der Lehrer Ullrich Falke sympathisiert mit den Sozialdemokraten und muss daher seine Demission einreichen. Ein Lotterielos ermöglicht den Arbeitern ei nes »Sparvereins« die Auswanderung auf eine Südseeinsel. Ullrich wird zum Anführer gewählt und lässt sogar seine Verlobte Irmgard zurück. Der Alltag im »Zukunftsstaat« erweist sich als härter als gedacht. Die Unzufriedenheit wächst, bis nur noch das Recht des Stärkeren auf der Insel herrscht. Sogar Ullrich verliert sein Vertrauen in die Machbarkeit des Zukunftsstaates. Nach zwei Jahren kehrt er nach Hause zu Irmgard zurück. Dort scheint sich die Handlung erneut zu wiederholen, bis Ullrich gegen einen zweiten Versuch der Arbeiter, den Zukunftsstaat zu realisie ren, öffentlich Stellung nimmt. Dreiaktige Komödie ohne echte Höhe punkte.
Bratt, Alfred (1891-1918) Geboren am 1891 in Wien, gestorben am 14. 7. 1918 in Berlin. Dramaturg an den Meinhard-BernauerBühnen, zuletzt Lektor im Erich-ReißVerlag. Die Welt ohne Hunger (1916) ist ein be eindruckender Science-Fiction-Roman eines früh verstorbenen Schriftstellers. Bibliografie: Die Welt ohne Hunger: Roman. Ber lin: Erich Reiß, 1916, 382 S. (mind. elf Aufl.).
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Sekundärlit.: Mielke / Homann 1920: 371; Maluschka 1927: 141; Reich 1927: 151-2; NKLK 1936: 84; Majut 1960: 1753; DLL3 1, 897; WF 2003.
Die Welt ohne Hunger (1916)
Der junger Chemiker Alfred Bell hat ein Präparat erfunden, das in konzentrier ter Form alle Nahrung enthält, welche der menschliche Körper täglich braucht. Das Suchen nach einem Finanzier für seine Ideen gestaltet sich langwierig und schwierig. Nach einigen Irrfahrten kann der Idealist seine Idee endlich in den USA verwirklichen. Doch die ameri kanischen Trusts widersetzen sich und lassen die Arbeit in ihren Betrieben ein stellen. Bells Präparat kann zwar den Hunger der Arbeitslosens stillen, aber nicht die übrigen Bedürfnisse befriedi gen. Das umjubelte Weltbeglückungs mittel erweist sich als Fluch. Das Ganze endet in einer Katastrophe: das neuge schaffene Volksernährungsamt fällt der plündernden Masse zum Opfer und von einem brennenden Schiff aus sieht der sterbenden Erfinder der Vernichtung seines Lebenswerkes zu. »Das Kapital erwies sich stärker als der Idealismus« (Maluschka). Trotz einiger melodramatischer Passa gen gehört Die Welt ohne Hunger zu den Kleinodien unter den frühen ScienceFiction- Romanen.
Brehmer, Arthur (1858-1923) Geboren am 8. 2. 1858 in Triest, gestor ben am 1. 12. 1923 in Eichgraben bei Wien. Studium der Medizin und Philosophie in Heidelberg, Leipzig, Graz und Inns bruck, Redakteur und Schriftleiter. 1914 gründete B. Die Illustrierte. B. schrieb unter dem Pseudonym Char
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les Blunt zusammen mit Rudolph -» Falb den Science-Fiction-Roman Der Weltuntergang (1899). Teilweise zur phantastischen Literatur zählen die im Sammelband Die Geisterschar der Dschungeln (1918) vereinten Geschich ten. Für die von ihm herausgegebene Anthologie Die Welt in hundert Jahren (1910), in der sich Science-Fiction-Erzählungen und futurologische Artikel die Waage halten, konnte B. namhafte Autoren wie Rudolf —» Martin und Ber tha von —» Suttner gewinnen. Bibliografie: Der Weltuntergang. Berlin: Hugo Steinitz, 1899, 217 S. (mit Rudolph Falb; als Charles Blunt). Die Welt in hundert Jahren. Mit Illustrationen von Emst Lübbert. Berlin: Verlagsanstalt Bunt druck, [1910], 319 S. (als Herausgeber) Sekundärlit.: NKLK 1936: 86; DLL3 1, 1006-7; Ritter 1987: 257; Innerhofer 1996b: 382-3, 425; EPL; Innerhofer 2001b: 167-9.
Brod, Max (1884-1968) Geboren am 27. 5. 1884 in Prag als Sohn eines gutbürgerlichen Bankange stellten, lebte B. lange Zeit in seiner Vaterstadt. Ebendort Studium und Promotion zum Dr. jur. Mitglied des be rühmten »Prager Kreises«, dem u. a. auch seine Freunde Franz —► Kafka, Os kar Baum und Franz Werfel angehör ten. Mit Karl Kraus und Albert —> Eh renstein führte er eine erbitterte litera rische Fehde. Vor den einmarschieren den deutschen Truppen verließ der Zio nist B. 1939 Prag und ließ sich in TelAviv (Israel) nieder, wo er am 20. 12. 1968 auch verstarb. B. zählt zu den bedeutendsten deut schen Lyrikern, Dramatikern, Essayis ten, Erzählern und Komponisten. Sehr produktiver Polyhistor, dessen Biblio grafie mittlerweile mehr als 1000 Ein-
träge umfasst. Eines der Hauptthemen seiner Werke ist die von der Technik ausgehende Gefahr für den Menschen. Unter dem Eindruck des 1. Weltkriegs entstand der bemerkenswerte utopische Roman Das große Wagnis (1918). Mit ihm legte B. unter Preisgabe seines frü heren autonomen Menschheitsideals ein Bekenntnis für den Zionismus, einen Sozialismus auf jüdischer Basis, ab. Zur Science Fiction gehören außerdem der wenig bekannte utopische Roman Schloss Nomepygge (1908) und die se parat erschienene Erzählung Die erste Stunde nach dem Tode (1916). Bibliografie: Schloss Nornepygge: Der Roman des Indifferenten. Berlin; Stuttgart; Leipzig: Axel Junker, 1908, 512 S. Die erste Stunde nach dem Tode: Eine Gespens tergeschichte. Mit drei Zeichnungen von Ottomar Starke. Leipzig; München: Kurt Wolff, 1916, 47 S. (Der jüngste Tag; 32); Neuaufl. in: Heinz Schöffler (Hrsg.): Der Jüngste Tag: Die Bücherei einer Epoche. Bd. 3. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag, 1981. S. [1197]-[1243); Zeitschrif tenabdruck in: Die weißen Blätter. 3. Jg. (1916), Nr. 3, 2. S. 223-56. Das große Wagnis. Leipzig; Wien: Kurt Wolff, 1918, 331 S. (Ausgewählte Romane und Novel len; 6) (u. ö.). Sekundärlit.: Geißler 1913: 63-4; Börner 1967: 111-37; Wessling 1969; Pazi 1970; Börner 1972; Haas / Gronemeyer 1972; Brod 1979; Hadomi 1987; Lerpeger 1987; Bärsch 1992; MAL 1994: 106-7; Kilcher 2000: 90-3; DBE 2001: 2, 140-1; Gassmann 2002.
Schloss Nornepygge (1908)
Geschrieben zwischen 1903 und 1908, hat der Roman einen typisch Brodschen Charakter zum Protagonisten: den grüblerisch veranlagten Jüngling Wal der Nornepygge (dessen schwache Per sönlichkeit sich schon in seinem Vorna men ausdrückt). Durch eine chemische Erfindung ist Nornepygge zum Multimil lionär geworden, lebt aber trotz seines
Reichtums und seiner Begabung un glücklich und unselbständig in einem Schloss. Dieses befindet sich in einer fiktiven Gegend, die nur »Stadt« heißt und von einem Kaiser regiert wird. Das Schicksal weist Nornepygge mehrere Rollen zu, die eines Bonvivants, eines Ehemanns, eines Don Juan usw. Zum Schluss wird er sogar in die Rolle eines Revolutionärs gedrängt, der gegen den Kaiser rebelliert. Die aufständischen Truppen ernennen Nornepygge zum Consul, doch dieser setzt vor der ent scheidenden Schlacht seinem Leben durch Selbstmord ein Ende. Der utopische Charakter des Romans ist von B. nur schwach ausgeführt und tritt hinter der meisterhaften Charak terschilderung Nornepygges deutlich zu rück. Das große Wagnis (1918)
Die zentrale Persönlichkeit des Romans, die autobiographische Züge aufweist und bis zum Schluss anonym bleibt, agiert in unbekannter Zukunft vor dem Hintergrund eines Weltkriegs, der schon »ungezählt viele Jahre« dauert. Dieser Privatgelehrte wird zu den Waffen gerufen und im Kampf verwundet. Er erwacht in einem Höhlenstaat, der sich in einem verlassenen Kampfgebiet be findet. »Liberia« ist eine Zufluchtsstätte für Freiheit und Vernunft. Jeder seiner Bewohner muss zum Wohl der Ge meinschaft einen Teil seiner Individu alität opfern, weshalb beispielsweise Ei gennamen abgeschafft sind. Den hohen Anforderungen an den Gemeinschafts sinn, der mit der Unterdrückung indivi dueller Freiheiten einhergeht, sind je doch nicht alle Bewohner gewachsen. Die Kluft zwischen Theorie und Praxis führt zu Zwangsmaßnahmen, wie sie
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für totalitäre Staaten typisch sind. Das utopische Experiment scheitert. Liberia geht im Bombenhagel zugrunde und der Erzähler wird als Deserteur erschossen. Der Zwiespalt von Individualismus und Kollektivismus wird von B. bewusst nicht aufgelöst. Das große Wagnis ist hohe Literatur und kann in eine Reihe mit den großen Staatsentwürfen von Platon, Theodor —> Hertzka u. a. gestellt werden. Der pessi mistische Ausgang (der an Erich von —> Mendelssohns Phantasten, 1912, erin nert) ist vor dem zeitgenössischen Hin tergrund wenig erstaunlich.
Brunningen, Johannes Evangelista Luitpold Vinzenz Flesch Edler von: -+ Flesch-Brunningen, Hans
Bufalo della Valle, Marquesa Emilia del(1828-?)
Pseudonym: Moderatus Diplomaticus. Die Autorin des Lustspiels Die Deut schen und Engländer im Mond (1873) ist die aus Hamburg stammende Marquesa Emilia del Bufalo della Valle (Schreib weise auch: Buffalo), geborene Schmidt. Geburt am 11. 3. 1828 als Tochter ei nes Kaufmannes. 1858 Heirat mit dem Marchese Andrea del Bufalo della Valle, mit dem sie in Wien lebte. Nach dem Tod ihres Mannes siedelte sie nach Rom um. Gestorben vermutlich ebd. Die polyglotte B. schrieb Werke in meh reren Sprachen. Bei Die Deutschen und Engländer im Mond handelt sich um ein Gesell schaftsstück mit utopischer Staffage. Bibliografie: Die Deutschen und Engländer im Mond: Humoristisches Lustspiel in drei Acten von Moderatus Diplomaticus. Wien: Druck und
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Commissionsverlag von Carl Gerold’s Sohn, 1873, 128 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 1, 376; DLL3 2, 320-1; EPL.
Die Deutschen und Engländer im Mond (1873)
Aus touristischem Interesse reist eine Gruppe aus Deutschen und Engländern - allesamt Angehörige der Oberschicht mittels eines ballonähnlichen Gefährts zum Mond. Trotz politischer Färbung enthält das Stück nur wenige echt utopische Züge: der Mond wird von ei nem König regiert, der dort ideale Zu stände (d. h. humanistisch-konservative Zustände nach westeuropäischem Mus ter) verwirklichen möchte. Die banale Handlung, die dem Autor vor allem Ge legenheit zu Seitenhieben auf andere Nationen und Kulturen gibt, endet mit einer Doppelhochzeit zwischen Mitglie dern der deutschen und englischen Fa milie. Kurios ist die wissenschaftliche Annah me, dass sich auf dem Mond alle Ge genstände infolge der Anziehungskraft der Erde nach oben bewegen (was offen bar für bühnentechnisch motivierte Hei terkeit sorgen soll).
Buffalo della Valle, Marquesa Emilia del: -> Bufalo della Valle, Marque sa Emilia del
Bundschuh (?-?) Ungelöstes Pseudonym. Der Roman Die Revolution von 1912 (1907), in dem der deutsche Kaiser auf sässige Arbeiter und polnische Immig ranten gewaltsam zur Räson bringt, ist »ein eklatantes Dokument reaktionärs
ter, dumpf-obrigkeitsgläubiger scher Geisteshaltung« (WF).
deut
Bibliografie: Die Revolution von 1912. 1.-5. Tsd. Leipzig: Friedrich Rothbarth, 1907, 276 S. (auch 6.-10. Tsd. ebd.). Sekundärlit.: Franke 1985; WF 1990; Saprä 2003.
Burckhard, Max (Eugen) (18541912) Geboren am 14. 7. 1854 in Komenburg, gestorben am 16. 3. 1912 in Wien. Nach dem Jura-Studium (Dr. jur.) zu nächst im Kultus- und Unterrichtsmi nisterium tätig. Hofrat und Direktor der Wiener Hofburg. Österreichischer Dramatiker, Satiriker und Romancier. Der schwach utopische Roman Die Insel der Seligen (1909) thematisiert das Recht des Staates, die Todesstrafe und Deportation zu verhängen. Für die von Arthur —► Brehmer herausgegebene Anthologie Die Welt in hundert Jahren (1910) verfasste B. außerdem den ironi schen Beitrag »Das Theater in 100 Jah ren«: ein hundert Jahre eingefrorener Mann (vielleicht die erste Erwähnung einer »Kältekammer«) erwacht in einer Welt, in der Monaco der alleinige Staat ist und Theateraufführungen nach Hau se ins Arbeitszimmer gesendet werden. Bibliografie: Die Insel der Seligen; Roman. Berlin: S. Fischer, 1909, 344 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 162; Geißler 1913: 69; NKLK 1936: 97; Görlich 1947: 123; Wunberg 1981: 697-8; Innerhofer 1996b: 424-5.
Die Insel der Seligen (1909)
Dem in weiten Teilen im Wiener Ge richtsmilieu spielenden Roman wird auf den letzten 50 Seiten ein grotesk-phan tastischer Schluss aufgepfropft: durch
eine Regierungskrise sieht sich der Jus tizminister veranlasst, alle Verurteilten auf eine dalmatinische Insel zu depor tieren. Während anfangs noch das Faustrecht herrscht, wandelt sich das Eiland durch den Zusammenschluss der Schwachen allmählich in eine »Insel der Seligen«. Die interessante Grundidee des Romans wird durch den schiefen Aufbau, durch die merkwürdig humoristische Erzähl haltung und durch billige Effekte (bei spielsweise führt B. sich selbst an einer Stelle als Person in den Roman ein) konterkariert. Nicht ganz zu Unrecht bezeichnet Geißler den Roman als »ver fehltes Werk«.
Busch, (Hans Heinrich) Wilhelm (1832-1908) Geboren am 15. 4. 1832 in Wiedensahl (Hannover) als Sohn eines Krämers, ge storben am 9. 1. 1908 in Mechtshausen (Harz). B. war an der Polytechnischen Schule in Mannheim immatrikuliert, wandte sich aber ab 1851 der Kunst zu. Stu dium an der Kunstakademie in Düssel dorf, 1852 in Antwerpen an der Kgl. Akademie für Schöne Künste. Neben vielen Reisen auch längerer Aufenthalt in München, bevor er sich mit seiner Schwester nach Mechtshausen zurück zog. Berühmter Zeichner und Dichter. B. gilt als Begründer der modernen Bilderge schichte. Mitarbeiter der Fliegenden Blätter und des Münchner Bilderbogens. Der vor allem durch Max und Moritz, Die fromme Helene und Maler Klecksei bekannte Humorist sammelte Märchen und Volkserzählungen und schrieb auch Prosa. Drastisches Mittel seiner
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Bilder und Erzählungen sind »komische Grausamkeiten«, die einen Grundzug menschlicher Psyche entlarven wollen. Mehrere seiner Bildergeschichten ent halten phantastische oder allegorische Elemente, etwa Schnurrdiburr oder Die Bienen (1869). Die Erzählung Eduards Traum (1891) kann wegen einer dort be schriebenen Weltraumreise sogar zur Science Fiction gerechnet werden. Bibliografie. Eduards Traum. München: Fr. Bassermann, 1891, 85 S.; Neuaufl. in: Bohne, Fried rich (Hrsg.): Historisch-kritische Gesamtausgabe. Bd. IV. Wiesbaden; Berlin: Vollmer, [1959]. S. 159-201 (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 163; Geißler 193: 70-1; LKJL 1, 234-6; Werner 1980; Ueding 1986; Osterwalder 1989: 203; MAL 1994: 1203; DBE 2, 250-1.
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Caring, Otto (?-?) Der letzte Leutnant (1910) gehört zu den zahlreichen Zukunftspossen um die Jahrhundertwende, die die vertausch ten Geschlechterrollen von Mann und Frau zum Thema machen (vgl. z. B. Ernst —> Scherz’ In fünfzig Jahren, 1908, P. W. —> Kiefers Die Welt ist ein Theater, 1911, oder P. Bartholomäus —> Widmayers Der Afrikaforscher am Kochherd, 1911). Bibliografie: Der letzte Leutnant: Eine Burleske aus der Zukunft in vier Akten. Berlin-Friedenau: Verlag des Bureau Fischer, [1910], 104 S.
Der letzte Leutnant (1910)
Im 21. Jahrhundert haben die Frauen die volle Gleichberechtigung erreicht, in manchen Bereichen sogar die Oberhand über die (verweichlichten) Männer ge wonnen. Da mittlerweile die Armee auf gelöst, ja sogar der Militarismus abge schafft ist, lässt der Reichstagsabgeord nete Dr. Staar ein Kriegsmuseum ein richten. Zum Inventar soll auch ein le bender Leutnant gehören, der über die damaligen Verhältnisse Auskunft ertei len soll. Für diese Stelle wird der Japa ner Otuama eingestellt. Der (durch »Zuchtwahl« große und nicht mehr schielende) Nachkömmling einer »rück ständigen« Militärfamilie wird rasch zum Liebling der Frauenwelt. Doch ver borgene Leidenschaften und ungeahnte Verwicklungen lassen die alten Ge schlechterrollen wieder zu Tage treten. Der Autor lässt Otuama zum Schluss resümieren: »Liebe, Eifersucht, Herrsch sucht und wie alle die Leidenschaften heißen, sie kommen immer wieder zum Vorschein, wenn auch die äußeren Ver hältnisse noch so geändert sind: es sind immer dieselben Menschen, die waren und die sein werden« (S. 103).
Trotz einiger hübscher Einzelzüge trägt C. gerade am Schluss die Farben zu dick auf.
Chasseur ä cheval: —» Anonymus: Die ersten Tage in Feindesland
Chiavacci, Vincenz (1847-1916) Geboren am 15. 6. 1847 in Wien, ge storben am 2. 2. 1916 ebd. Eisenbahnbeamter in Pest, seit 1886 freier Schriftsteller in Wien. Zwischen 1887 und 1891 und wieder seit 1893 Redakteur am Wiener Tagblatt, 1891 Chefredakteur des Kikeriki, seit 1897 Herausgeber des Familienblatts Wiener Bilder. C. schrieb vor allem Humoresken über Wien. Sein Roman Der Weltuntergang (1897) verlegt die Apokalypse durch einen Ko meten in die nahe Zukunft. Bibliografie: Der Weltuntergang: Eine Phantasie aus dem Jahre 1900. Illustriert von Emil Ran zenhofer. Stuttgart: Adolf Bonz & Comp., 1897, 93 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 1, 416-7; NKLK 1936: 108; DLL3 2, 582-3 (dort weitere Litera tur); Innerhofer 1996b: 380-2; Innerhofer 2001b: 166-7.
Der Weltuntergang (1887)
Im Jahr 1899 droht ein Weltkrieg in Eu ropa auszubrechen. Das Wettrüsten der Nationen wird aber nebensächlich, als ein riesiger Komet auftaucht. Er ver schiebt die Erdachse dermaßen, dass sie senkrecht zu ihrer Umlaufbahn steht und es keine Jahreszeiten mehr gibt. Der Mond wird zertrümmert, die Erde, die mit dem Kometen ein neues Doppelgestirn bildet, entfernt sich im mer weiter von der Sonne. Nach Jahren
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sind viele Menschen tot, die Überleben den versuchen gemeinsam dem »Welt untergang« zu entgehen. Der Überle benskampf des letzten Menschen, der von den kulturell überlegenen Marsbe wohnern beobachtet wird, endet abrupt mit seinem Aufwachen aus dem Traum.
ter dem Pseudonym Argus erschienene Erzählung Die Engländer kommen (1908) ist ein nicht uninteressanter Spätling, der auf der von August —► Nie mann und anderen Autoren ausgelösten Welle von Kriegsphantasien mitschwim men möchte.
Chriigel, Chiridonius: Eduard
Bibliografie: Die Engländer kommen! Der Ueberfall Hamburgs durch die englische Flotte. Ham burg: Kommissionsverlag von Conrad H. A. Kloss, 1908, 39 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 1, 429; 8, 166; Geißler 1913: 77; Franke 1985; Lindenstruth 1986: 8; EPL.
Attenhofer,
Clemens, Fr. (?-?) Hinter »Fr. Clemens« verbirgt sich viel leicht der Unterhaltungsschriftsteller Friedrich Thieme (1862-1945), der meh rere Science-Fiction-Erzählungen in der Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens verfasst hat. In »Weltbeben« (in: Bibliothek der Unter haltung und des Wissens. Jg. 1909, Bd. 7) beschreibt C., wie durch eine giganti sche Katastrophe der Nordpol um 90° nach Afrika versetzt wird. Die ansons ten unbedeutende Erzählung wird hier deswegen aufgeführt, weil sie als Quelle für Robert -> Krafts Roman Die neue Erde (1910) in Frage kommt.
Clobes, Heinz Wilhelm (1876-?) Pseudonym: Argus (anders Linden struth 1986: 8: Julius Willhain). Geboren am 27. 2. 1876 als Sohn eines Goldschmieds in Hanau. Besuch der Oberrealschule und der Kgl. Akademie in Hanau. C. arbeitete seit 1894 als Journalist und Redakteur, zu letzt in Wiesbaden. Der routinierte Autor C. schrieb vielfach unter Tarnnamen wie Werner Carlos, Eo ipso, Till von der Oder u. a. Die un
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Die Engländer kommen! (1908)
Die Engländer eröffnen Ende Juni 1908 durch die Einnahme Helgolands und die Zerstörung des Nordseekanals bei Cux haven einen unmotivierten Krieg gegen Deutschland, genauer: gegen deutsche Städte (dem Autor scheinen noch die Kaper- und Prisenfahrten der frühen Neuzeit vor Augen zu stehen). Ihre Schiffsgeschütze legen die Hafenanlagen von Hamburg und Altona in Schutt und Asche. Das Ultimatum des englischen Admirals an die beiden Städte besteht in erster Linie aus der Auslieferung der stationierten Schiffe und der Zahlung einer riesigen Geldsumme. Hier endet bereits die Erzählung A.s, deren offen kundiges Ziel es ist, antibritische Stim mung zu machen. Anders als den meis ten seiner Schreiberkollegen beschränkt sich A. auf ein Minimum an militärtech nischen Informationen, was der Lesbar keit seines Pamphlets zugute kommt.
Cohn, Oskar Justinus (1839-1893) Pseudonym: Oscar Justinus. Geboren am 23. 12. 1839 als Sohn ei nes Kaufmanns, später österreichischen
Konsuls in Breslau, gestorben am 6. 8. 1893 in Bad Nauheim. C. arbeitete im väterlichen Betrieb. 1861 wurde ohne sein Wissen sein ers tes Stück auf die Bühne gebracht. 1880 Umzug nach Berlin. Bibliografie: In der Zehnmillionen-Stadt: Berliner Roman aus dem Ende des zwanzigsten Jahrhun derts. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, [1890], [2], 138 S. (als Oscar Justinus). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 1, 431-2; Höl scher 1989: 443; Glass 1997: 68-72; Weigand 2000.
In der Zehnmillionen-Stadt (1890)
Utopischer Roman, der kurz vor dem Jahre 2000 spielt. Die Kolonie Neu-Deutschland liegt auf einer Insel des Atlantischen Ozeans, wo etwa 5 000 Kolonisten nach Art der Herrnhuter leben. Der junge Hermann Waldheim reist nach Europa, um die Hand seiner Jugendfreundin »Käthe« Tidäus zu gewinnen. In der »Zehnmillio nen-Stadt« Berlin lernt er die dekadente Welt Europas kennen. Hermann entwi ckelt den Plan, dem »schlaftrunkenen« Kontinent neues Leben einhauchen. Als Arminius (»Hermann der Cherusker«) will er besonders die »Wehrkraft der deutschen Nation« erneuern. Obwohl Hermann viele Anhänger findet, darun ter den Fürsten Friedrich, gibt es auch Gegenspieler, nicht zuletzt Katharina Tidäus’ Tante in Berlin, die für ihren Sohn Publius eine »gute Partie« sucht (wozu neben Katharina auch Adele Fitzgerald gehört, in die Friedrich verliebt ist). Waldheims Tatkraft erweist sich auch als dringend nötig, da eine panmongoli sche Bewegung die Länder des Fernen Ostens vereint hat. Ein Urenkel Dschengis-Chans stellt den europäi schen Staaten das Ultimatum, sich ihm
zu unterwerfen. Doch ein von Hermann geführtes Freiwilligen-Heer kann die asiatischen Heerscharen überwinden und Dschengis-Chan II. gefangen neh men. Auch innenpolitisch gibt es Um wälzungen. Deutschland löst sich von der »europäischen Republik« und wird wieder zur Monarchie. Fürst Friedrich wird zum deutschen Kaiser gekrönt, während Hermann das Amt eines Reichskanzlers übernimmt. Selbstre dend gewinnen sie auch die Herzen ih rer Liebsten. Handlung und Aussage des utopischen Romans sind trivial. Allein die von C. geschilderten technischen Erfindungen und Ideen (Fernhypnose; Teleoptik, Staatssprache Volapük u. a.) sind un gewöhnlich einfallsreich und machen den Roman zu einem interessanten Zeitdokument.
Condor (?-?) Ungelöstes Pseudonym. Der Zukunftskriegsroman Im Kampf um Südamerika (1908), wahrscheinlich ausgelöst von der Monroe-Doktrin, will vor den imperialistischen Gelüsten der Nordamerikaner, aber auch vor der »gelben Gefahr« warnen. Bibliografie: Im Kampf um Südamerika: Ein Zu kunftsbild. Berlin: Hermann Paetel, 1908, 261 S. (bei Bloch Verwechslung mit Kondor: GelbWeiss, 1932) Sekundärlit.: Franke 1985.
Im Kampf um Südamerika (1908)
Im Jahre 1920 führt ein Zwischenfall im Hafen von Montevideo zum Krieg zwi schen den USA und Uruguay. Als die »Yankees« eine Strafaktion unter nehmen, machen auch Argentinien, Chile und Brasilien zu Gunsten des 59
Nachbarn mobil. In einer ersten See schlacht siegt die Flotte der Nordameri kaner. Auch ihr Expeditionskorps kann bis nach Buenos Aires vordringen. Un ter den - teilweise mit Lanzenreitern ge führten - Attacken bleibt der amerikani sche Angriff schließlich stecken. Die we nigen Überlebenden der »Schlacht am Concha-Fluß« müssen aus Südamerika abziehen. Da nun auch die Philippinen rebellieren, entschließt sich die ameri kanische Regierung zum Frieden. In der Schlussszene weitet sich der Konflikt sogar zu einem Rassekrieg zwischen »Weiß« und »Gelb« aus, da Japan den Zeitpunkt für gekommen sieht, die ge schwächten USA anzugreifen. Im Kampf um Südamerika gehört zu den genretypischen Zukunftskriegsromanen mit dem fast schon obligatorisch zu nennenden rassistischen Untertönen. Interessant ist hier nur, dass nicht die deutsche, sondern die südamerikani sche Perspektive gewählt ist. Die kennt nisreiche Schilderung der südamerika nischen Verhältnisse hebt den Roman etwas aus der Masse vergleichbarer Science-Fiction-Romane heraus.
Conrad, Michael Georg (1846-1927) Geboren am 5. 4. 1846 in Gnodstadt (Unterfranken) als Sohn eines Büttner meisters, gestorben am 20. 12. 1927 in München. 1868 Promotion zum Dr. phil. C. lebte nach mehrjährigem Aufenthalt in Italien und Frankreich ab 1882 in München. Zeitweise war C. politisch aktiv. 1896 zog er sogar für die »Deutsche Volks partei« in den Berliner Reichstag. C. war ein bedeutender Feuilletonist und Kritiker, der die literarische Zeit
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schrift Die Gesellschaft begründete. Mit der Novellensammlung Lutetias Töchter (1883) entwickelte sich der streitbare C. vom Essayisten zum Künstler. Seine Vorbilder waren Emile Zola und Fried rich Nietzsche. Befreundet war er u. a. mit Oskar -»Panizza. Obwohl C. dem Naturalismus und Rea lismus verpflichtet war, lässt sich sein Werk nur schwer in die üblichen Kate gorien einordnen. Dies gilt insbesondere für den utopischen Roman In purpurner Finstemiß (1895), dem aus der zeitge nössischen Science Fiction nichts Ver gleichbares zur Seite gestellt werden kann. Der Roman schildert u. a. einen Zukunftsstaat auf der Grundlage eines »Idealanarchismus«. Bibliografie: In purpurner Finsterniß: Roman-Im provisation aus dem dreißigsten Jahrhundert. Berlin: Verein für Freies Schriftthum, [1895], 359 S.; Auszüge in: Schreibheft 61 (Oktober 2003). S. 29-48. Sekundärlit.: Panizza 1896; Ewers 1905: 46; Brümmer 1913: 1, 435-6; Geißler 1913: 77; Reich 1927: 135; Sengfelder 1929: 33-5; NKLK 1936: 113; Reisinger 1939; Townsend 1958; Lettau 1960: 161-5; Majut 1960: 1755; Humble 1979/80; Ritter 1982: 159-83; Fischer 1984; Mahr 1986; Innerhofer 1996b: 154, 365-6, 389; Glass 1997: 72-82; Sprengel 1998: 216; Schäfer 2003.
In purpurner Finsterniß (1895)
Nach einem Krieg in Europa wohnen die Bewohner des Landes »Teuta« (Deutsch land) im 30. Jahrhundert in einem un terirdischen Staat. Von den zivilisato risch unterentwickelten »Frankos«, »Slavakos«, »Angelos«, »Amerikanos« u. a. ist es durch Sümpfe und Wüsten abge schlossen. Teuta hat die Natur fast voll kommen eliminiert. Alles ist uniformiert und automatisiert. Die Bürger Teutas sind ewig gleichgelaunt, Lachen und Weinen verboten, Dichtung untersagt,
sogar eine Kontrolle der Gefühle und Empfindungen wird angestrebt. Männer und Frauen leben getrennt und kom men nur an bestimmten Tagen zum Zwecke der Zeugung zusammen. Die Uniformierung und Mechanisierung geht schließlich so weit, dass die hohen Staatsfunktionäre mit ihren ewig glei chen Phrasen durch elektromagnetische Automaten ersetzt werden können.
Aus Teuta bricht der Protagonist Grege mit seiner Geliebten Yala aus (dieses Motiv mag aus Samuel Butlers Erewhon (1872; dt. Ergindwon oder Jenseits der Berge, 1879, stammen). Sie fliehen nach »Nordika«, einem Land, in dem das »Maschinenzeitalter«, die militärische und die sozialistische Diktatur beseitigt sind und in dem ein natürliches und harmonisches Leben möglich ist. Die Einwohner leben dort nicht in Städten, sondern verstreut auf dem Lande - als Arbeiter wie auch als Intellektuelle. In diesem Land stählt sich Grege, ein Übermensch nietzscheanischen Zu schnitts, für seine Aufgabe, die Überzi vilisation Teutas zu beseitigen. Er kehrt in sein Heimatland zurück und erringt den vollen »Sieg über die alte Elendsord nung« (S. 359). Der brillante Roman, der vieles Nietz sche verdankt, hat Anrecht darauf, als eine der ersten Antiutopien überhaupt zu gelten. Seine literarische Bedeutung ist von der Forschung bisher nicht adä quat gewürdigt worden. Neben zahlrei chen literarischen und motivischen Be zügen sind auch einige technische Ein zelaspekte von Interesse. So beschreibt In purpurner Finstemiß in der Tradition von Holberg und Verne ein unterirdi sches Höhlensystem, in dem die Rang höchsten am tiefsten in der Erde woh nen.
Cotta, Johannes(1862-1944) Geboren am 13. 7. 1862 als Sohn eines Rektors in Berlin, gestorben am 28. 8. 1944 in Weinböhla bei Dresden. C. arbeitete als Schauspieler, Hofthea terregisseur, Verleger und Autor. Wohn haft in Weinböhla. Er verfasste mehrere Romane, Antholo gien und andere Prosa (z. B. Ehefolter, 1896; Mit mir allein: Allerlei Wahrheiten, 1911), meist mit satirischem Einschlag. Zur Science Fiction gehört der Kurzro man Die Kaiserprüfung (1914; später unter den Titeln Die Wahl und Das Land der Glückseligkeit erschienen). Ein schlägig ist außerdem die utopische Parabel »Der Besuch bei Frau Gerech tigkeit« (in: Die Oase, 1912), teilweise phantastische Erzählungen enthalten der »Cyklus moderner Novellen« Verweibt (1896) und die Sammlung Eine elektrische Ehe und Anderes (1897). Trotz des Titels ist der Roman Gefilde der Seligen (1912) (bei Bleymehl 1965 unter Lucius Aurunculus gelistet) nicht utopisch-phantastisch. Bibliografie: Die Oase. Leipzig: Theodor Gersten berg, 1912, 190 S. Die Kaiserprüfung: Eine exzentrische Stemgeschichte. Dresden: Carl Reißner, 1914, 66 S.; Neuaufl. als Die Wahl: Zeitgemäße Erzählung von einem anderen Stern. Carl Reißner, 1919, 66 S.; auch als Das Land der Glückseligkeit: Ein Zukunftsbild für Unzufriedene: Zeitgemäße Er zählung von einem anderen Stern. Dresden-A.: E. Horschig, [1920], 66 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 1, 444-5; 8, 167; Geißler 1913: 78; 334-6; DLL3 2, 791-3; Fried rich 1995: 134, 173, 196; Innerhofer 1996b: 334-6, 420.
Die Kaiserprüfung (1914)
Der Ich-Erzähler wird von einem Geist auserwählt, seinen Stern (»einem Fix stern 12. Grades zehnbillionensechshundertundsiebenundvierzigmillionen61
siebenhundertundzweiundreißigtausendfünfhundertundsiebenundsiebenzig und dreiviertel geographische Meilen von der Erde entfernt«) zu besuchen, da er der dümmste unter den «eintausendfünfhundertdreiundsechzigtausendmillionen« Bewohnern der Erde ist: er sagt nämlich immer die Wahrheit. In guter utopischer Tradition erlebt der Erzähler erstaunt die Wunder der außerirdischen Gesellschaft. Er kommt gerade zu der Zeit an, als ein neuer Kaiser bestimmt wird. Denn obwohl völlige Gleichberech tigung unter den Bewohnern herrscht, gibt es eine konstitutionelle Monarchie. Das muss so sein, schließlich »... die Bienen haben ihre Königin, die Räuber bande hat ihren Hauptmann, die Schaf herde ihren Leithammel ...» In einem komplizierten Wahl- und Losverfahren wird nun der Würdigste bestimmt und öffentlich geprüft. Am Ende der Prüfung bringt der Geist den Erzähler zur Erde zurück. C. kontrastiert in seiner lusti gen Satire die Verhältnisse des Wilhel minischen Kaiserreichs mit einer utopi schen Folie, ohne den moralischen Zei gerfinger allzu sehr zu erheben. Der Roman erschien im Jahre 1919 oh ne Änderungen im Text unter dem Titel Die Wahl, im Jahr 1920 nochmals unter dem Titel Das Land der Glückseligkeit. Offenbar war nach der Auflösung der Monarchie in Deutschland eine »Kaiser prüfung« nicht mehr zeitgemäß.
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Dachsteiner, Werter (?-?) Unbekannter Autor, vermutlich ein Pseudonym. Seine Beschreibung von Graz im Jahre Zweitausend (1912), dem Verfasser vor geblich vom Visionär »Jul. Verner« in die Feder diktiert, enthält satirische An spielungen und Übertreibungen. Bibliografie: Graz im Jahre Zweitausend: Nach den Angaben des Fernsehers Jul. Verner heraus gegeben. Graz; Leipzig: Othmar Erber, 1912, 75 S.; Neuaufl. Graz: Friebes, 1996, 75 S. (Bib liotheca Styriaca; 4). Sekundärlit.: Thadewald 2002: 15-6.
Daiber, Albert (Ludwig) (1857-1928)
Geboren am 26. 9. 1857 als Sohn des Rektors der Gewerbe-Universität in Bad Cannstatt (Württemberg). 1890 wurde er in Zürich mit der Dissertation Ueber Hydrirung des Carbodiphenylimids durch Phenylhydrazin und über Verbin dungen der beiden Körper zum Dr. phil. promoviert. D. arbeitete dort längere Zeit im »Physiologischen und Bakterio logischen Laboratorium«, bevor er ab 1900 ausgedehnte Reisen unternahm, u. a. nach Australien, Neu-Guinea und China (beschrieben in Eine Australienund Südseefahrt, 1902). 1909 wanderte D. mit seiner zweiten Frau Hildegard und seinem Sohn Albert nach Chile aus, wo er am 12. 8. 1928 verstarb. In seinem Buch Elf Jahre Freimaurer! (1905) bekannte D., zeitweise zu den Freimaurern gehört zu haben. Neben mehreren Sachbüchern und Abenteuerromanen verfasste D. zu Be ginn des 20. Jahrhunderts die drei Science-Fiction-Romane Anno 2222 (1905), Die Weltensegler (ca. 1910) und Vom Mars zur Erde (ca. 1914), die der Ju
gend astronomische und technische Er kenntnisse auf unterhaltsame Weise vermitteln sollten. Im Luftschiff nach dem Mars (ca. 1927) ist ein Sammel band aus den beiden älteren »Mars-Ro manen«. Bibliografie: Anno 2222: Ein Zukunftstraum. Stuttgart: Strecker & Schröder, 1905, 128 S.; Ndr. Lüneburg: Dieter von Reeken, 2005, 94 S. Die Weltensegler: Drei Jahre auf dem Mars; Der reiferen Jugend erzählt; Mit sechs Vollbildern von Fritz Bergen. Stuttgart: Levy & Müller, [ca. 1910], 148 S. (drei Aufl. m. tlws. unterschiedli chen Bildern); Ndr. Lüneburg: Dieter von Reeken, 2004, 145 S. Vom Mars zur Erde: Eine Erzählung für die rei fere Jugend. Mit sechs Vollbildern von Fritz Ber gen. Stuttgart: Levy & Müller, [ca. 1914], 150 S. (drei Aufl.); Ndr. Lüneburg: Dieter von Reeken, 2004, 143 S. Im Luftschiff nach dem Mars: Erzählung für die Jugend. Mit acht Vollbildern von Fritz Bergen. Stuttgart: Levy & Müller Verlag, [ca. 1927], (4), 146 u. (2), 149 S. (enthält die Romane Die Wel tensegler und Vom Mars zur Erde).
Sekundärlit.: Nagl 1972: 78-9; Abret / Boia 1984: 165-72; Ritter 1987: 185-206; Friedrich 1995: 187: Innerhofer 1996b: 311-23, 386, 423; LRAL 1996; Lennhoff / Posner / Binder 2000: 200; WF 2000; Reeken 2004a; Reeken 2004b; Reeken 2005.
Anno 2222 (1905)
Im Jahre 2222 ist seine Exzellenz Aron von Katzenbuckel der mächtigste Mann der »Vereinigten Staaten von Europa«. In seiner Zeitung Die Weltposaune be schäftigt er nicht nur ein Heer von Journalisten, sondern auch die klügs ten Wissenschaftler. Prof. Gründlich macht ihm die Meldung, dass die »Ge setze der Gravitation« schwer gestört sind (als Grund wird die nebulöse Er klärung gegeben, dass sich die »Zent ralsonne« unserem Fixsternsystem nä here). Katzenbuckel rüstet daher eine Forschungsexpedition aus, an der au ßer Gründlich noch der englische Palä63
ontologe Mob und der französische Ge lehrte Chauvin teilnehmen. Nach Durchfahrt des Panamakanals beo bachten sie, wie aufgrund des Sub stanzverlustes des Mondes der Trabant sich immer mehr dem Muttergestirn nä hert. Nach wenigen Tagen fällt der Mond sogar auf die Erde und spaltet den amerikanischen Kontinent von der Erde ab. Diese Katastrophe erweist sich jedoch als Glücksfall, gleichsam wie ein »chirurgischer Eingriff«: denn in Ame rika wohnten ja »nur« die überheblichen Yankees unter ihrem größenwahnsinni gen Präsidenten Jingo dem Zehnten (dieser hatte kurz vorher sogar den Ver einigten Staaten von Europa mit Krieg gedroht, weil nur die USA die Bezeich nung »Vereinigte Staaten« führen dürf ten). Zum Schluss kreist Amerika als neuer Mond um die Erde, während sich an der ursprünglichen Stelle ein neuer Kontinent aus den Fluten erhebt, der Lemuriavida getauft wird. Die Rückreise nach Berlin gestaltet sich für Gründlich und Chauvin als Triumphfahrt, wäh rend der überarbeitete Mob in geistige Umnachtung fällt. D. erklärt dies damit, dass die Engländer »schon immer« eine »Prädisposition zur Paranoia« gehabt haben sollen. Sie werden als Helden ge feiert und öffentlich ausgezeichnet (ob wohl sie - streng genommen - gar nichts getan haben). Anno 2222 verfügt trotz der rassisti schen und nationalistischen Ausfälle und trotz einer großen Portion unfrei willigen Humors über den rustikalen Charme, der auf die späteren - und we sentlich besseren - Romane D.s voraus deutet. Eine teilweise Rehabilitierung unter nimmt Dieter von Reeken 2005 in sei nem Nachdruck von Anno 2222.
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Die Weltensegler (ca. 1910)
Nach Art von Jules Verne erzählt D. die Geschichte der sieben Tübinger Profes soren Stiller (Astronomie, Physik, Che mie), Paracelsus Piller (Medizin und all gemeine Naturwissenschaft), Dubelmaier (Jurisprudenz), Brummhuber (Philo sophie), Hämmerle (Philologie), Tududium (Nationalökonomie) und Friedolin Frommherz (Ethik und Theologie). In ei nem 200 Meter langen Luftschiff, ge nannt »Der Weltensegler«, starten sie von Stuttgart aus zu einer Reise nach dem Mars. Unter abenteuerlichen Um ständen erreichen sie den roten Plane ten und lernen dessen fortschrittliche Bewohner kennen. Nach zwei Jahren Aufenthalt in der idealen Gesellschaft die D. in aller Ausführlichkeit schildert - schicken die Marsmenschen (nach ei nem bekannten utopischen Motiv) sechs der Reisenden wieder zur Erde zurück. Der siebte, der Theologe Frommherz, bleibt auf eigenen Wunsch hin auf dem Mars zurück und beginnt an einem Wörterbuch zu arbeiten. Der Roman, der das Loblied des schwä bischen Unternehmungsgeistes singt, hat auch heute noch einen gewissen nostalgischen Unterhaltungswert. Vom Mars zur Erde (ca. 1914)
Die Erzählung ist die Fortsetzung von Die Weltensegler. Nach 14 Jahren be schließt der auf dem Mars zurückge bliebene Professor Friedolin Frommherz - da seine Liebe zur jungen Marsianerin Benta unerwidert bleibt - zur Erde zu rückzukehren. Die Marsianer bauen ei nen neuen, verbesserten »Weltensegler«. D. erzählt ausführlich von den Vorbe reitungen der Fahrt und von der gefahr vollen Heimreise zur Erde. Nach einem Abstecher zum Mond wird Frommherz
glücklich in der Nähe des schwäbischen Bad Cannstadt abgesetzt. Ein Polizist greift den Professor, der wie ein Marsite gekleidet ist, auf. Die alten Freunde und Kollegen müssen Frommherz aus dem Gefängnis auslösen. Wie schon in Die Weltensegler mischt D. geschickt astronomische Details in die unterhaltsame, wenn auch für den heu tigen Lesergeschmack naiv wirkende Handlung.
Daub, Hans: —> Hodann, Valerie
Davidsohn, Hans (1887-1942) Anagrammatisches Pseudonym: Jakob van Hoddis. Geboren am 16. 5. 1887 in Berlin als Sohnes eines renommierten jüdischen Arztes. 1906 Abitur in Berlin. Studium der Architektur in Charlottenburg, ab 1908 der Klassischen Philologie in Jena und Berlin. Der Student D. gehörte wie Georg —> Heym und Else Lasker-Schüler dem expressionistischen Literaturkreis »Neuer Club« in Berlin an. 1911 wurde er von der Berliner Universität relegiert. Seit 1914 befand sich D. wegen Schizo phrenie in psychiatrischer Behandlung. 1926 wurde er entmündigt. 1942 wurde D. aus einer jüdischen Pflegeanstalt in Bendorf-Sayn bei Koblenz nach Polen deportiert und vermutlich am 30. 4. 1942 im Vernichtungslager Sobibor er mordet. D. hat ein schmales und künstlerisch ungleichgewichtiges Werk hinterlassen. Bekannt geworden ist er fast aus schließlich durch das zweistrophige Ge dicht »Weitende« (1911), eine sarkasti sche Vision vom Zusammenbruch der Zivilisation, angeregt offenbar vom Er
scheinen des Halleyschen Kometen 1910. Mit ihm schlug die Geburtsstun de der sog. »Aktionslyrik«. Bibliografie: Weitende. In: Der Demokrat. 11. 1. 1911. Sp. 43. Faksimiledruck des Manuskripts: Marbach am Neckar: Schiller-Nationalmuseum, 1987 (Faksimiledruck; 30); Buchausgabe: Weit ende. Berlin; Wilmersdorf: Verlag der Wochen schrift DIE AKTION, 1918, 29 S. (»Der Rote Hahn«; [19]); Neuaufl. in: Weitende: Die zu Leb zeiten veröffentlichten Gedichte. Hrsg. v. Paul Raabe. Zürich; Hamburg, Arche, 2001 (als Jakob van Hoddis) (u. ö.). Sekundärlit: Schneider 1967; Reiter 1970; Hombogen 1986; Falk 1990: 281-5; Läufer 1992; MAL 1994: 373^1; Bremer 1996; Läuffer 1996; EPL; Paulsen 1998: 36-7, 86-91; Kilcher 2000: 256-8; Raabe 2001; Stratenwerth 2001.
Deutscher Dichter, ein: -» Münch, Paul Georg
Deutscher General, aktiver: -> Ano nymus: Und dann ...?!
Deutscher Marineoffizier: —> Ano nymus: Der Zusammenbruch
Deutscher Offizier: —► SchmidtKestner, Hans
Dichter, ein deutscher: —► Münch, Paul Georg
Dickinson, Heinrich Ludwig William Gabriel (1862-1942) Pseudonyme: Bodo Wildberg, Heino Louis Bodo von Dickinson-Wildberg. Geboren am 7. 8. 1862 in Lemberg (Ga lizien), gestorben am 31.1. 1942 in Ber lin.
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Studium der Jurisprudenz in Wien, der Philosophie und Philologie in Prag. An schließend widmete sich W. in Dresden und Berlin ganz seinen literarischen Neigungen und wurde freier Redakteur und Schriftsteller. Er übersetzte z. B. Edgar Allan Poe. W.s Werk ist überwiegend zur Phantas tik (z. B. Tätliche Triebe, 1894) zu zäh len, enthält aber in einzelnen Geschich ten auch Science-Fiction-Motive, z. B. »Das gespenstige Luftschiff« (in: Dunkle Geschichten, 1910), »Der Luftpassagier«, »Der verlorene Strom« (alle in: Schlan genhaut und andere seltsame Novellen, 1911) und »Der Kometenvogel« (in: Der sechste Panther und andere Novellen, 1912) . Auch »Im Lande der Sirenen« (in: Die Hunde von Romanowo, 1927) - eine Variante von »Hand aus Chitin« (in: Schlangenhaut und andere seltsame Novellen) - trägt utopisch-phantastische Züge. Bibliografie-, Dunkle Geschichten: Novellen. Leip zig: Philipp Reclam jun., [1910], 100 S. (RUB; 5160). Schlangenhaut und andere seltsame Novellen. Berlin: Richard Taendler, 1911, 182 S. Der sechste Panther und andere Novellen. Berlin; Leipzig: Hermann Hillger, (1912), 112 S. (Kürsch ners Bücherschatz; 840). Die Hunde von Romanowo. München: Georg Müller, 1927, 238 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 14-5; 8, 171; Geißler 1913: 720; BL 1996; WF 1992; WF 1995; EPL; Weigand 2000.
Dieterich, Erwin (1880?-?) Nahezu unbekannter, wahrscheinlich Stuttgarter Schriftsteller. Der ersoffene Fischvogelmensch (1917) ist eine Sammlung aus schmissigen Grotesken und Satiren, teilweise auch mit phantastischen und utopischen Ele menten.
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Bibliografie: Der ersoffene Fischvogelmensch: Grotesken und Satiren. Stuttgart: First-Verlag, 1917, 174 S.
Diplomaticus, Moderatus: —> Bufalo della Valle, Marquesa Emilia del
Divinator: —> Anonymus: Ein Blick in die Zukunft
Doehler, Gottfried: -> Hoelder, Fritz
Dominik, Hans (Joachim) (1872-1945) Geboren am 15. 11. 1872 als Sohn ei nes Journalisten in Zwickau, gestorben am 9. 12. 1945 in Berlin. D. besuchte ein Gymnasium in Gotha, wo einer seiner Lehrer Kurd —> Laßwitz war. Nach dem Abitur 1893 studierte er Maschinenbau in Berlin und arbeitete später als Elektroingenieur, u. a. auch in den USA. Daneben war er als Fach autor und Projektleiter für mehrere Fir men tätig. 1901 machte er sich als freier Schriftsteller selbständig. D. war ein produktiver Schriftsteller, der Hunderte von wissenschaftlichen Essays und insgesamt 57 Bücher veröf fentlichte. Seit 1907 schrieb er auch utopisch-technische Geschichten für Das Neue Universum (u. a. »Die Reise zum Mars«, 29. Jg. [1908]; »Ein neues Paradies«, 31. Jg. [1910]; »Ein Experi ment«, 34. Jg. [1913]; »Eine Expedition in den Weltraum«, 39. Jg. [1918]). Nach mehreren Unterhaltungsromanen er schien mit Der Kreiselkompaß im Jahr 1913 D.s erster Science-Fiction-Roman. In der Folgezeit schrieb D. im utopisch
technischen Genre weitere 16 Romane, die in hohen Auflagen erschienen und D. zum bekanntesten und erfolgreichs ten SF-Schriftsteller Deutschlands machten (Gesamtauflage heute über 5 Millionen Exemplare). In einer Befra gung von Jugendlichen aus dem Jahre 1944 war D. hinter Karl —» May der zweitbeliebteste Autor überhaupt.
Nach Franz Rottensteiner (BL) war D. ein »Sensationsschriftsteller, der seine Stoffe aus der Technik, keinesfalls aber der Wissenschaft bezieht und dabei für seine Abenteuer-, Spionage- und Intri gengeschichten offensichtlich psychi sche Quellen der Volksseele anzapft und allen möglichen Vorurteilen natio nalistischer und rassistischer Art das Wort redet; das tut er aber immerhin in spannender Form.« Obwohl D. als das Paradebeispiel für den utopisch-techni schen Zukunftsroman der Weimarer Zeit gilt, ist merkwürdigerweise die von Hermann Oberth und Max Valier aus gelöste Raumfahrtbegeisterung an ihm vorübergegangen. Die Romane Otto Wil li Gails oder sogar von Karl August von Lafferts sind technisch überzeugender. Nur in den Kurzgeschichten (z. B. »Die Erfindung«, in: Technische Märchen, 1903) und zwei (relativ späten) Roma nen spielt die Raumfahrt überhaupt eine Rolle: Das Erbe der Uraniden (1935) und Treibstoff SR (1940). Besser sieht es für die Prognostik der Rolle der Atom energie voraus: Die Romane Die Spur des Dschingis Khan (1923), Der Brand der Cheopspyramide (1926), Das Erbe der Uraniden, Atomgewicht 500 (1935) und Treibstoff SR, am Rande auch Le bensstrahlen (1938) behandeln dieses Thema. Nicht zur utopisch-phantasti schen Literatur gehört der bei Bloch ge listete Roman Moderne Piraten (1931).
Weniger bekannt ist, dass auch D.s Ju gendroman Klaus im Glück (1928) ein Science-Fiction-Element - die Herstel lung von künstlichen Diamanten - ent hält. Die literarische Qualität von D.s Erzäh lungen und Romanen wird meist gering eingeschätzt. Die schnellen Szenen wechsel, gepaart mit einem elliptischen Stil, vermögen jedoch Tempo und Span nung zu erzeugen. Bibliografie: Technische Märchen. Berlin: Hugo Steinitz, 1903, 156 S. Der Kreiselkompaß: Der Roman einer techni schen Sensation. Berlin: Carl Duncker, [1913], 280 S. Die Macht der Drei: Ein Roman aus dem Jahre 1955. Leipzig: Ernst Keils Nachfolger (August Scherl), 1922, 359 S.; Taschenbuchausgabe nach den Originaltexten hrsg. v. Holger Mielke. München: Wilhelm Heyne, 1997, 460 S. (HSFF; 06/8111); Zeitungsvorabdruck in: Die Woche. Nr. 48 (3. 10. 1921) - Nr. 21 (27. 5. 1922) (u. ö.). Die Spur des Dschingis-Khan: Roman aus dem 21. Jahrhundert. Leipzig: Ernst Keils Nachfolger (August Scherl), 1923, 312 S.; Taschenbuchaus gabe München: Wilhelm Heyne, 1971, 159 S. (HSFF; 3271); Zeitungsvorabdruck in: Die Wo che. Nr. 22-43 (2. 6. - 27. 10. 1923) (u. ö.). Atlantis: Roman. Leipzig: Emst Keils Nachfolger (August Scherl), 1925, 317 S.; Neuaufl. tlws. als Minute X; Taschenbuchausgabe nach den Origi naltexten hrsg. v. Holger Miehlke. München: Wil helm Heyne, 1997, 382 S. (HFSF; 06/8112); Zei tungsvorabdruck in: Die Woche. Nr. 6-27 (Feb ruar-Juli 1925) (u. ö.). Der Brand der Cheopspyramide: Roman. Berlin; Leipzig: Emst Keils Nachfolger (August Scherl), 1927, 295 S.; Taschenbuchausgabe nach den Originaltexten hrsg. v. Holger Mielke. München: Wilhelm Heyne, 1998, 366 S. (HSFF; 06/8114); Zeitungsvorabdruck in: Funk-Stunde. Nr. 50 (Dezember 1926) - Nr. 20 (Mai 1927) (u. ö.). Das Erbe der Uraniden: Roman. Berlin: Ernst Keils Nachfolger (August Scherl), 1928, 321 S.; Taschenbuchausgabe nach den Originaltexten hrsg. v. Holger Mielke. München: Wilhelm Heyne, 1999, 474 S. (HSFF; 06/8115); Zeitungsvorab druck in: Die Woche. Nr. 43 (22. 10. 1927) - Nr. 2 (14. 1. 1928) (u. ö.). Klaus im Glück: Vom Hirtenjungen zum Diaman-
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tenkönig; Eine Erzählung. 1.-5. Tsd. Leipzig: Köhler & Amelang, [1928], 231 S. (auch 6.-8. Tsd. ebd.); Neuaufl. Düsseldorf: Hoch-Verlag, 1952.221 S. (u. ö.). König Laurins Mantel: Roman. 1.-15. Tsd. Ber lin: Ernst Keils Nachfolger (August Scherl), 1928, 304 S.; Neuaufl. als Unsichtbare Kräfte; Ta schenbuchausgabe als Unsichtbare Kräfte. Mün chen: Wilhelm Heyne, 1971, 144 S. (HSFF; 3254); Zeitungsabdruck in: Fridericus/Beilage Schildwache. Nr. 16-39 (1929) (u. ö.). Kautschuk: Roman aus der Industrie. Berlin: Emst Keils Nachfolger (August Scherl), 284 S.; Taschenbuchausgabe nach den Originaltexten hrsg. v. Holger Mielke. München: Wilhelm Heyne, 2000, 381 S. (HSFF; 06/8117); Zeitungsvorab druck in: Berliner Lokalanzeiger. 25. 9. - 29. 10. 1930 (u. ö.). Befehl aus dem Dunkel: Roman. Berlin: Ernst Keils Nachfolger (August Scherl), 1933, 377 S.; Taschenbuchausgabe als Der Befehl aus dem Dunkel. München: Wilhelm Heyne, 1972, 188 S. (HSFF; 3319); Zeitungsvorabdruck in: Die Wo che. Nr. 7-18. (18. 2. - 6. 5. 1933) (u. ö.). Der Wettflug der Nationen. Mit einer mehrfach gefalteten farbigen Karte. Leipzig: Koehler & Amelang, 1933, 281 S.; Taschenbuchausgabe München: Wilhelm Heyne, 1969, 207 S. (HSFF; 3701) ; Zeitungsvorabdruck in: Berliner Illustrier te Nachtausgabe. Nr. 195-? (22. 8. - Oktober 1933) (u. ö.). Das stählerne Geheimnis: Roman. Berlin: August Scherl, 1934, 326 S.; Taschenbuchausgabe Mün chen: Wilhelm Heyne, 1975, 159 S. (HSFF; 3456); Zeitungsvorabdruck in: Berliner LokalAnzeiger. Nr. 450-98 (23. 8.- 21. 10. 1934) (u. ö.). Ein Stern fiel vom Himmel. Leipzig: Koehler & Amelang, 1934, 340 S.; Taschenbuchausgabe München: Wilhelm Heyne, 1969, 191 S. (HSFF; 3702) ; Zeitungsvorabdruck als Ein Stern stürzt auf die Erde in: Berliner Illustrierte Nachtausga be. Nr. 31-65 (6. 2. - 13. 3. 1934) (u. ö.). Atomgewicht 500: Roman. Berlin: Scherl, 1935, 318 S.; Taschenbuchausgabe München: Wilhelm Heyne, 1975, 239 S. (HSFF; 3438); Zeitungsvor abdruck in: Die Woche. Nr. 25-39 (19. 7. - 25. 9. 1935) (u. ö.). Himmelskraft: Roman. Berlin: Scherl, 1937, 306 S.; Taschenbuchausgabe München: Wilhelm Heyne, 1972, 157 S. (HSFF; 3279); Zeitungsvor abdruck in: Berliner Illustrierte Nachtausgabe. 26. 8.-25. 9. 1937 (u. ö.). Lebensstrahlen: Roman. Berlin: Scherl, 1938,
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331 S.; Taschenbuchausgabe München: Wilhelm Heyne, 1972, 156 S. (HSFF; 3287); Zeitungsvor abdruck in: Berliner Illustrierte. Nr. 31-43 (3. 8. -26. 10. 1938) (u. ö.). Land aus Feuer und Wasser. Leipzig: v. Hase & Koehler, 1939, 336 S.; Taschenbuchausgabe München: Wilhelm Heyne, 1969, 191 S. (HSFF; 3703) (u. ö.). Treibstoff SR: Roman. Berlin: August Scherl Nachfolger 1940, 310 S.; Neuaufl. als: Flug in den Weltraum; Taschenbuchausgabe als Flug in den Weltraum. München: Wilhelm Heyne, 1974, 207 S. (HSFF; 3411); Zeitungsvorabdruck in: Berliner Illustrierte Nachtausgabe. Nr. 31-41 (31. 7.-9. 10. 1940) (u. ö.). Ein neues Paradies: Klassische Science-FictionErzählungen. Hrsg. v. Susanne Päch u. Wolfgang Jeschke. München: Wilhelm Heyne, 1977, 221 S. (HSFF; 3562). Sekundärlit.: Reich 1927: 152, 156-7; Holder 1967: 160-9; Sichelschmidt 1969: 187-8; Thiele 1973: 160-5; Müller 1975; Seeßlen / Kling 1977: 86-7; LKJL 1, 323; Klinger 1981; Fischer 1984; BL 1987; Fisher 1991: 104-6, 112-5; Friedrich 1995; Innerhofer 1996b: 15, 21, 28994, 305, 430-1, 451; Jäckel 2000; Both 2001: 12-3; Miehlke 2002; Hermand 2003; Münch 2004: 22, 53, 54, 55, 58.
Technische Märchen (1905)
Die Sammlung enthält 15 Kurzge schichten, alle routiniert erzählt, aber aufgrund ihres didaktischen Impetus recht pedantisch und in ihrer Erzähl perspektive etwas eintönig (die meisten Storys personifizieren technische Objek te und neue Erfindungen). Ausnahme ist »Eine Erfindung«: hier beschreibt D. humorvoll den Bau eines Weltraum schiffes, das durch eine Unachtsamkeit zum Schluss ohne Passagiere startet. Die Technischen Märchen sind eine der ersten echten Science-Fiction-StoiySammlungen überhaupt. Der KreiselkompaB (1913)
Der deutsche Wissenschaftler und Inge nieur Kurt Heller hat einen neuartigen Kreiselkompaß (nach den Ideen Fou-
caults) entwickelt, der den altherge brachten Kompass überflüssig macht. Während des ersten Tests auf einem Dampfer zwischen Deutschland und den USA versucht der amerikanische Millionär Grey die Erfindung zu sabotie ren, um das Patent billig erwerben zu können. Mit Hilfe seines Freundes, des Schiffsarztes Dr. Jensen, kann aber Heller dessen Pläne immer wieder durchkreuzen. Am Ende der Überfahrt löst sich der Konflikt in Wohlgefallen auf: Heller verlobt sich mit Greys Toch ter Lilian und tritt als Teilhaber in die amerikanische Firma ein. Obwohl der schmissige Schreibstil D.s schon in manchen Passagen aufscheint, sind Aufbau und Fabel des Romans noch sehr unbeholfen. Der Kreiselkom paß - mehr Kriminal- als Zukunftsro man - ist nur deshalb erwähnenswert, weil er D.s ersten Versuch im ScienceFiction-Genre darstellt (und nicht, wie häufig behauptet, Die Macht der Drei} und weil das Gerät ein beliebtes Requi sit dieser Art von Romanen werden soll te (vgl. z. B. Paul G. Ehrhardts Die letzte Macht, 1921).
Dreßler, Hermann (1882-?) Geboren am 14. 4. 1882 in Leipzig. D. war Oberlehrer und Schulleiter. Zeit weise wohnhaft in Chemnitz. Bekannt wurde D. durch seine 17-bändige Till-Mark-Serie, von der drei Bände zur Science Fiction (Das Haus im Sumpf, 1921, gehört eher zur Phantas tik) zu zählen sind: Der Doppelgänger (1921), wo Mark einen selbsterfundenen fotografischen Apparat verwendet, mit dem man das letzte Bild eines Toten von dessen Netzhaut aufzeichnen kann,
Sein eigener Schatten (1922), wo es um die Erfindung von »Aluminiumglas« geht, und Die Priester der Erde (1922), wo neben der pseudowissenschaftlichen Grundidee einer lebendigen Erde (GäaHypothese) auch eine Kommunikation mit den Marsbewohnern erwähnt wird. Dieses Motiv hatte D. bereits in »Ein Marstelegramm« (in: Ein Opfer und an dere Luftschiffemovellen, 1911) verwen det. Außerdem sind in diesem Zusam menhang noch zu erwähnen: »Die Kon kurrenten« (in: Die Konkurrenten und andere Novellen, 1916), »Mondvögel« (in: Ein Opfer und andere Luftschiffemovel len bzw. Mondvögel, 1919, bzw. Nacht mahr, 1919) und die drei anderen in dem Sammelband Ein Opfer und andere Luftschiffemovellen vereinigten Ge schichten. Am Rande einschlägig sind auch die übernatürlichen Erzählungen »Die Augen des Fakirs« und »Die weiße Fledermaus« (in: Die Augen des Fakirs, 1921) sowie »Scheintot« (in: Scheintot!, 1921) da sie eine (pseudo-) wissen schaftliche Erklärung der Phänomene anbieten, außerdem die Bände 2-4 von Der Ton aus der vierten Dimension (1919). Zur Phantastik gehört außerdem der ursprünglich unter dem Pseudonym R. Corth erschienene Titel Die Fratze des Satans (1920; später als: Der Drui de). D.s Romane und Erzählungen - meist Kriminalerzählungen mit einem phan tastischen Einschlag - bieten belanglo se, politisch wie sozial wertneutrale Un terhaltung. Bibliografie: Ein Opfer und andere Luftschiffer novellen. Wien; Leipzig: Huber & Lahme Nachfg., 1911, 152 S. Mondvögel: Phantastische Novellen. 1.—10. Tsd. München: Universal-Verlag, 1919, 196 S. Die Augen des Fakirs. Leipzig: Krömer & Co., 1921, 143 S.
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Der Doppelgänger: Detektiv-Roman in 6 Aben teuern. München: Universal-Verlag, 1921, 191 S. (Till Marks Abenteuer; 1) Die Priester der Erde: Detektiv-Roman. Mün chen; Leipzig: Universal-Verlag, 1922, 159 S. (Till Marks Abenteuer; 5) Sein eigener Schatten: Detektiv-Roman. Mün chen; Leipzig: Universal-Verlag, 1922, 160 S. (Till Marks Abenteuer; 7) H.: Die Konkurrenten und andere Novellen. Heil bronn a. Neckar: Otto Weber Verlag, [1916], 111S. (Weber’s Moderne Bibliothek; 225). Nachtmahr. Königshütte: Sonnen-Verlag Karl Krömer, [1919], 24 S. (Seltsame Abenteuer aus aller Welt: Abenteuer-Bücherei; 8). Der Ton aus der vierten Dimension und andere Kriminal-Erzählungen. 5 Bde. Breslau: RekordVerlag, 1920, 24 u. 24 u. 24 u. 24 u. 24 S.; an geblich auch Breslau: Sonnen-Verlag, Gebr. Krämer, 1919, 24 S. (Kriminal-Bibliothek; 4). Der Kampf und Skizzen. Breslau: Rekord-Verlag, 1920, 128 S. (Die neuen Record-3 Mark-Bücher; 4) (n. v.). Scheintot! 2. Aufl. Breslau: Rekord-Verlag, [1921], 128 S. (Phantastische Bücherei; 1). Sekundärlit.: DLL3 2, 533-4; Lindenstruth 1986: 17; WF 1990; WF 1991; Innerhofer 1996b: 173, 280-1, 294, 391, 450; Innerhofer 1997b: 40; WF 2000.
Driesmans, Heinrich (1863-1927) Geboren am 7. 5. 1863 in Frankfurt am Main, gestorben am 7. 5. 1927 in Ber lin. Lyriker, Dramatiker, Romanschreiber, der tlws. unter den Pseudonymen Driesmans-Saint-Trond und Clemens Henri publizierte. Verfasser populärwissen schaftliche Werke zur »Rassenkunde«, in denen er eine »Germanisierung« und »Arisierung« Deutschlands forderte. Dr. phil. In seinem wenig bekannten utopischen Roman Jahrtausendwende (1912) be schreibt D. das Entstehen einer neuen Rasse auf Erden. Bibliografie: Jahrtausendwende: In tausend und einem Jahr; Ein bisophischer Erziehungsroman
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auf erdpolitischer Grundlage. Dresden; Leipzig: E. Piersons Verlag, 1912, XI, 173 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 174; NKLK 1936: 139; Hermand 1995: 77, 81; EPL.
Jahrtausendwende (1912)
In den USA übernehmen die »Trustmen« unter ihrem Führer Macdonald die Re gierung. Das neue oligarchische Regime wendet sich zusammen mit dem japani schen Mikado, dem Kaiser von Südame rika und anderen Nationen gegen Eu ropa. Dort hat sich ein loser Staatenver band gebildet, der von dem »Pangerma nischen Bund« aus Deutschland, Skan dinavien, Holland und den flämischen Provinzen dominiert wird. Unter dem Druck Macdonalds, der Europa von je der Zufuhr abschneidet, verbrüdern sich die Europäer und ein neuer »Ras setypus« entsteht. Dieser vereinigt die wertvollsten Eigenschaften aller Natio nen in sich. Ihre Angehörigen, durch ei nen Zucht- und Ausleseprozess zu Hö herem gereift, können durch sexuelle Entsagung sogar den Tod überwinden. In einer furchtbaren Schlacht gegen das »ideenlosen Mongolentum« und den »reinmerkantilen Amerikanismus« un terliegen zwar die Europäer, doch die Überlebenden werden zum Schluss zu göttergleichen »Lichtmenschen«, die über die Kräfte der Natur gebieten kön nen. In die chronikhafte Handlung hat D. außer einigen Gedichten auch eine Lie besgeschichte um vier junge Deutsche Falkhorst und Elisa, Folger und Ellen eingebaut, eine banale Vierecks-Ge schichte mit zweifelhafter Moral und noch zweifelhafteren Motiven (die dann auch noch auf die Kindergeneration übertragen wird). Durchsetzt ist das Ganze außerdem von antidemokrati schen, antiklerikalen und antisozialisti-
sehen Zügen, wie sie für Utopien aus dem völkischen Lager fast die Regel sind (wobei einzuräumen ist, dass Jahr tausendwende in dieser Hinsicht beilei be nicht die schlimmste ist). Jahrtau sendwende ist ein in jeder Hinsicht merkwürdiger Roman, stilistisch, in haltlich und ideologisch.
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Eckhardt, Andreas: ->Anonymus: Lueger und Bebel auf der Düne zu Helgoland
Efendi, Dr. Mehemed Emin: —» Lichtenstaedter, Siegfried
Ehrenstein, Albert (1886-1950) Geboren am 23. 12. 1886 in Wien als Sohn eines Brauerei-Kassierers, gestor ben am 8. 4. 1950 in New York. Österreichischer Lyriker, Erzähler, Feuilletonist und Kulturkritiker. Stu dium der Geschichte, Philologie, Geo graphie und Philosophie in Wien. 1910 wurde E. zum Dr. phil. promoviert. Er unternahm ausgedehnte Reisen in Eu ropa, Afrika und Asien. Längerer Auf enthalt in Berlin (»Sturm«-Kreis um Herweth Walden). 1932 emigrierte der Jude E. aus Deutschland, zuerst in die Schweiz, dann in die USA. Er starb 1950 in einem Armenspital New Yorks. E. war auf literarischem Gebiet fast ausschließlich zwischen 1910 und 1925 tätig. Bekannt wurde er durch seine ex pressionistische Lyrik und phantasti schen Erzählungen (u. a. Tubutsch, 1911). Zeitweilig war er Lektor für den Kurt —» Wolff Verlag in Leipzig und den S. Fischer Verlag in Berlin. Er gab 1925 auch eine Ausgabe des antiken Satiri kers und Utopisten Lukian von Samosata heraus. Nach dem Verebben des Ex pressionismus wandte sich E. der ost asiatischen Literatur zu. Zu seinen Be kannten und Freunden zählten u. a. Franz —> Kafka und Oskar Kokoschka. Zwischen 1919 und 1921 führte er mit seinem früheren Freund und Förderer Karl Kraus eine literarische Fehde, ebenso mit Max —> Brod.
E.s pessimistisch-nihilistische Grund haltung, die sein Frühwerk durchzieht, kommt besonders in der Science-Fiction-Kurzgeschichte »Ansichten eines Extraterritorialen« (in: Die Fackel, 13. Jg., H. 321 [18. Mai 1911]; erste Buch ausgabe in: Der Selbstmord eines Ka ters, 1912; auch in: Bericht aus einem Tollhaus, 1919, als »Rapport«; auch in: Ritter des Todes, 1926, als »Ruähepu«) zum Ausdruck. Dort schildert er die Nichtigkeit der menschlichen Existenz aus der Sicht eines Jupiter-Bewohners. Utopisch-groteske bzw. Fantasy-hafte Züge finden sich auch in »Mammuthbaum« (in: Nicht da, nicht dort, 1916; auch in: Zaubermärchen, 1919, als »Krasser Fall von Soldatenmisshand lung«, u. ö.), »Fluch des Magiers Anateiresiotidas« (in: Nicht da, nicht dort; auch in: Zaubermärchen, 1919, als »Fluch«), »Knecht seines Schicksals« (in: Nicht da, nicht dort), »Tod eines Seebären« (in: Nicht da, nicht dort), »Vorbild« (in: Nicht da, nicht dort), »Wodianer« (in: Nicht da, nicht dort; auch in: Bericht aus einem Tollhaus als »Wudandermeer«, u. ö.), »Die Schuld« (in: Den ermordeten Brü dern, 1919), »Arahar« (in: Ritter des To des, 1926) und weiteren Erzählungen. Eine apokalyptische Vision ist das Ge dicht »Stimme über Barbaropa« (in: Den ermordeten Brüdern, u. ö.). Gerade seine Gedichte durchzieht die Sehnsucht nach einer utopischen - sozialistischen - Gesellschaft. E.s Werk erinnert in vielem an Paul —> Scheerbart (von E. einmal »Ehrenbürger der vereinigten Mondstaaten« genannt), dessen Vorliebe für groteske makrokos mische Szenarien er teilt. Anders als je ner gilt E. aber nicht als Phantastik oder gar Science-Fiction-Autor. Bibliografie: Der Selbstmord eines Katers: Erzäh lungen. München; Leipzig: Georg Müller, [1912],
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220 S.; Neuaufl.: Nendeln: Kraus Reprint, 1973, 220 S. Nicht da, nicht dort. Leipzig: Kurt Wolff, 1916, 76 S. (Der jüngste Tag; 27). Neuaufl. in: Heinz Schöffler (Hrsg.): Der Jüngste Tag: Die Bücherei einer Epoche. Bd. 2. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag, 1981. S. [969[-[1044[. Bericht aus einem Tollhaus. [Der Selbstmord ei nes Katers nach dem ursprünglichen Plan umgearbeitet]. Leipzig: Insel-Verlag, 1919, 156 S. Den ermordeten Brüdern. Zürich: Max Rascher, 1919, 32 S. Zaubermärchen. 2., veränd. Aufl. (3.-4. Tsd.). Berlin: S. Fischer, 1919, 83 S. Die Gedichte. Leipzig; Prag; Wien: Ed. Strache, 1920, 215 S. Ritter des Todes: [Die Erzählungen 1900-1919|. Berlin: Emst Rowohlt, 1926, 308 S. Sekundärlit.: Beck 1969; Drews 1969; Beigel 1972; Metzner 1976: 49-50; Gauß 1986; Laug witz 1987; MAL 1994: 167-8; Walias 1994; Paulsen 1998: 120, 228-9; Kilcher 2000: 12831; DBE 2001:3, 40.
Eisenhart, Karl (?-?) Unbekannter Verfasser, evtl. Pseudo nym. Laut Titelblatt von Die Abrechnung mit England (1900) »Dr.«. Bibliografie: Die Abrechnung mit England. Mün chen: J. F. Lehmann, 1900, 75 S. Englischer Text in Clarke 1997: 87-98. Sekundärlit.: Franke 1985; Clarke 1992: 118-9, 125; Clarke 1997: 87-98, 426-8.
Die Abrechnung mit England (1900)
Diese deutsche Großmachtphantasie wurde laut Angabe des Verfassers im Sommer des Jahres 1899 geschrieben. Der Ich-Erzähler erhält von einem »Fremdling« das Buch Die Abrechnung mit England. Die Geschichte (die sich zum Schluss als Traum erweist) erzählt, wie Deutschland mit kriegerischen und diplomatischen Mitteln gegen England, Frankreich und Amerika die Oberhand behält. Routinearbeit.
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Elcho, Rudolf (1839-1923) Geboren am 3. 3. 1839 in Enkirch a. d. Mosel (Geißler 1913: 106: Simmern), ge storben am 30. 11. 1923 in Berlin. Besuch der Polytechnischen Schule in Karlsruhe. Ausgedehnte Reisetätigkeit. 1862 Auswanderung nach Amerika, 1868 Rückkehr. E. arbeitete als Re dakteur in Bielefeld und Berlin. 1890 brachte er Jules Vernes Der Kurier des Zaren auf die Bühne des Neuen Thea ters von Leipzig. Wohnhaft in Berlin. Freiland (1898) ist trotz seines Titels der sich auf das gescheiterte Experi ment von Theodor —> Hertzka bezieht kaum mehr als ein Gesellschaftsroman. Das utopische Element spielt nur am Rande eine Rolle. Bibliografie: Freiland: Roman. Berlin; Leipzig; Wien; Stuttgart: Deutsches Verlagshaus Bong, [1898], 415 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 129-30; Geißler 1913: 106; NKLK 1936: 156; DLL3 4, 136; Ritter 1979: 205-8; Innerhofer 1996b: 55.
Freiland (1898)
Der idealistische Arzt Leuthold ist von Theodor —» Hertzkas Freiland-Idee über zeugt. Sein Sohn Benno, ein ehemaliger Offizier, schließt sich sogar einer Kolo nistenbewegung nach Südamerika an, begeht aber dort Selbstmord. Seine Tochter Marianne heiratet den materia listisch veranlagten Robert Mailing und bringt einen Sohn zur Welt. Die Ehe scheitert, als sich Robert mit einer Ju gendfreundin Mariannes einlässt. Mari anne endet in geistiger Umnachtung. Robert übergibt ihren Sohn den Schwie gereltern zur Erziehung. Er soll so erzo gen werden, dass er »das Recht des Wei bes auf Willensfreiheit achtet« (Schluss satz). In dem Roman geht es weniger um die liberal-sozialistischen Ideen als um die
zukünftige Rolle der Frau - hier erweist sich E. als progressiv. Eine verzerrende Darstellung des Inhalts gibt Claus Rit ter 1979.
Elsa, Carl (?-?) Wenig bekannter Autor. Das Versepos Revoluzzer (1906), ge schrieben und illustriert in der Manier von Wilhelm —> Busch, karikiert einen »roten« Zukunftsstaat«, der allerdings nach einem Angriff der Franzosen und Engländer wieder aufgelöst wird: »Als mit Hohn, mit Schimpf und Schande / Sie der Franzmann jagt vom Lande, / Fand man, daß die Heimatstätte / Doch wohl noch Berecht’gung hätte / Und da über’m Haß der Klassen / Steht der Ge gensatz der Rassen / Der sich mit Ge schrei und Wünschen / Nicht läßt spur los übertünchen.« Bibliografie: Revoluzzer: Satyrische Beleuchtung des Zukunftsstaates 19?? Zeichnungen von Wal ter Prescher. Leipzig: Bauer’s Verlag, [1906], 45 S.
Emin Efendi, Dr. Mehemed: —► Lichtenstaedter, Siegfried
Engel, Leopold (1858-1931) Geboren am 19. 4. 1858 in St. Peters burg. Wohnhaft in Adlershof bei Berlin. Theosophische Grundhaltung. Angeb lich mit der Gabe des »geistigen Hellhö rens« ausgestattet. E. schrieb auch unter dem Pseudony men Leopold Eckhardt und Emil Leo. Das Thal der Glücklichen (1905) ist eine frühe Lost-Race-Novel mit mystisch-reli giöser Grundhaltung. Die Sammlung Der Magier und andere Erzählungen
(1928) enthält neben der auch separat veröffentlichten Novelle »Das Tal der Glücklichen« nur spiritistisch-okkultis tische Erzählungen. Die spiritistische Novelle Im Jenseits (1922) gibt sich als Kundgabe eines Verstorbenen an seinen Sohn. E. war ein kompetenter Schrift steller, allerdings hat seine Prosa wegen der z. T. aufdringlich vermittelten Bot schaften nur wenig Unterhaltungswert. Dies gilt auch für den parabelhaften Ro man Mallona (1911), der den Untergang des Planeten, der heute als Asteroiden gürtel zwischen Mars und Jupiter die Sonne umkreist, zum Inhalt hat. Die Ursache sieht E. in dem zunehmenden Egoismus und der Dekadenz seiner Be wohner. Bibliografie: Das Thal der Glücklichen oder Der Weg zur Wahrheit. Bitterfeld; Bad Schmiedeberg: F. E. Baumann, [1905], 48 S.; Neuaufl. als Das Tal der Glücklichen (Das wiedergefundene Para dies) oder Der Weg zur Wahrheit. Lorch (Würt temberg): Renatus-Verlag, 1936, 72 S. (u. ö.). Mallona: Die letzten Zeiten eines untergegange nen Planeten. Lorch: Karl Rohm, 1911, 285 S.; Neuaufl. als Mallona: Der Untergang des Asteroiden-Planeten. Vorwort u. neu bearb. v. M. Kahir. Illustrationen v. Franz Reins. Bietigheim / Württ.: Turm Verlag, 1987, 205 S. (u. ö.). Der Magier und andere Erzählungen. Lorch (Württemberg): Renatus-Verlag, 1928, 404 S. Sekundärlit: Kahir 1987; WF 1993; Innerhofer 1996b: 149-50, 303, 391, 415-6; Innerhofer 1997b: 33; EPL; Weigand 2000; WF 2000.
Das Thal der Glücklichen (1905)
Der Forschungsreisende Kristján ver tritt in einer Diskussion eine idealisti sche Weltanschauung, die auf Nächs ten- und Gottesliebe gründet und zu höchster Erkenntnis und Glück führen soll. Als Beweis erzählt er von einem Aufenthalt im Innern Afrikas. In dem sagenhaften »Mondgebirge« begegnet er antimaterialistischen und selbstgenüg samen Bewohnern. Sie verfügen über
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große Willenskraft, mit der sie sogar wilde Tiere bändigen können (was an Bulwer-Lyttons »vril« in The Coming Race [1871 ; dt. Das Geschlecht der Zu kunft, 1874] erinnert). Der Oberpriester Chorillus nimmt sich seiner an und führt ihn auf den Weg der Selbster kenntnis. Die Kernbotschaft »Gott ist Liebe« will Kristján auch in der westli chen Welt verbreiten, findet dort aber keinen Glauben und kehrt schließlich nach Afrika zurück. Mallona (1911)
Der Roman gibt sich als spiritistische Vision einer Wahrsagerin über den Pla neten Mallona, der einst auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter unsere Sonne umkreiste. Seine Bewohner sind fortgeschritten, haben sogar schon die Atomkraft gemeistert, sind aber nicht in gleicher Weise ethisch erwachsen ge worden. Beherrscht werden sie vom Kö nig Areval, dessen Macht von der auf strebenden Priesterkaste bedroht wird. Die politischen Ränke und Machinatio nen zwischen den beiden Gruppierun gen führen den Planeten letztlich in den Untergang: Upal, der Rivale Arevals, entfesselt unabsichtlich die Elemente, die Mallona zerstören.
Erdmann, Gustav Adolf (1859-?) Geboren am 16. 7. 1859 als Sohn eines Lehrers in Ahrenshaben bei Stralsund. Gymnasium in Wittenberg. Seit 1896 Lehrer an der Unteroffizierschule in Weißenfels. In seinen Sach Schriften Deutschlands Kriegsmarine in zwölfter Stunde (1899), Deutschlands Seeherrschaft im XX. Jahrhundert (1900) und in der »Flotten phantasie« Wehrlos zur See (1900) trat
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E. vehement für das deutsche Flotten programm ein. Bibliografie-, Wehrlos zur See: Eine Flottenphan tasie an der Jahrhundertwende. Berlin; Leipzig: Friedrich Luckhardt, 1900, 88 S. Sekundärlit.: Brummer 1913: 2, 154-5; DLL3 4, 400-1; Franke 1985; Clarke 1992: 39, 81, 118; WF 1992; Innerhofer 1996b: 444.
Wehrlos zur See (1900)
Anders als die meisten maritimen Phan tasten seiner Zeit siedelt E. den Zu kunftskrieg nicht in der unmittelbaren, sondern in einer 30 Jahre entfernten Zukunft an. Die langjährige Vernach lässigung eines Flottenprogramms rächt sich, als Rußland in Verbund mit Frankreich einen Krieg gegen Deutsch land forciert. Obwohl zu Lande sieg reich, zwingt die Niederlage zur See und die nachfolgende Seeblockade Deutsch land in die Knie. Durch das Eingreifen Englands kommt es zwar zu einem Waf fenstillstand, doch hat Deutschland em pfindliche Einbußen in seinen Übersee besitzungen hinzunehmen und hohe Kontributionszahlungen, die die deut schen Wirtschaft dauerhaft belasten, zu leisten. Wehrlos zur See will für das deutsche Flottenprogramm werben; daher scheut sich der Verfasser trotz seiner seemän nischen Kenntnisse nicht, die Bedeu tung und den Nutzen einer deutschen Kriegsmarine gehörig zu übertreiben.
Erman, G. (?-?) Der Verfasser des utopischen Büchleins Deutschland im Jahre 2000 (1891) ist nicht weiter bekannt; eventuell handelt es sich um ein Pseudonym (»G-erman«). Bibliografie: Deutschland im Jahre 2000. Kiel; Leipzig: Lipsius & Tischer, 1891, 40 S. (Deutsche Schriften für nationales Leben; 1. Reihe, H. 4).
Sekundärlit.: Reich 1927: 139; Ruppelt 1999: A715.
Deutschland im Jahre 2000 (1891)
Im Traum liest der Erzähler die Deut sche National-Zeitung vom 10. Februar 2000. In den einzelnen Rubriken und Artikeln bringt er Kritik und Reformvor schläge an, ohne dass hieraus ein kon kretes politisches Programm ersichtlich würde. Zu den Kuriosa gehört, dass die Deutschen die Sahara kolonisiert ha ben, die Frauen immer noch kein passi ves Wahlrecht besitzen oder Deutsch land in der »Brieftaubenpost« an vorde rer Stelle in der Welt steht. Manches wirkt unfreiwillig komisch, etwa wenn der Autor das Gehen auf Händen emp fiehlt, »wird doch endlich auch den Fü ßen Gelegenheit gegeben, zu ihrem Schöpfer andächtig emporzublicken«. Als visionärer Entwurf ist Deutschland im Jahre 2000 wenig bedeutend.
Eschwege, Heinz von (1890-1951) Pseudonym: Heinz von Lichberg. Geboren am 7. 9. 1890 als Sohn eines Oberstleutnants in Marburg, gestorben am 14. 3. 1951. Offizier im 1. Weltkrieg, später Redak teur und Feuilletonist in Berlin (u. a. für Die Woche). 1933 Eintritt in die NSDAP. E. gehörte der Schriftleitung des Völkischen Beobachters an. Wäh rend des 2. Weltkriegs geriet er in briti sche Kriegsgefangenschaft. Nach der Freilassung 1946 arbeitete er für die Lübecker Lokalpresse. E.s Werk ist schmal. Nach Die verfluchte Gioconda (1916) erschienen nur noch die Gedichtsammlung Vom Narrenspie gel der Seele (1917) und der Roman Nantucket-Feuerschiff (1935) in Buch
form. Die überwiegend zur Phantastik zu zählende Kurzgeschichten-Sammlung Die verfluchte Gioconda enthält auch die beiden recht amüsanten Science-Fiction-Storys »Das untaugliche Objekt« und »Atomit«. Bibliografie: Die verfluchte Gioconda: Grotesken. Darmstadt: Falken-Verlag, 1916, 196 S. Sekundärlit.: BL 2004.
Eßwein, (Heinrich Edmund August) Hermann (1877-1934) Geboren am 13. 5 1877 als Sohn eines Zeichners in Mannheim. Besuch des humanistischen Gymnasi ums in Mainz. Nach dem Studium der Rechtswissenschaft, Literaturund Kunstgeschichte arbeitete E. als Kunst redakteur. Seine mehrbändige Reihe Moderne Illustratoren ist noch heute eine wichtige Quelle und Studie zur Il lustrationskunst um 1900. Kunstkritiker, Übersetzer und Autor. E.s erstes Werk war der Kurzgeschich tenband Das Atelier (1902). Nach 1912 erschien keine Belletristik mehr. In seinem satirisch-sozialkritischen Er zählwerk finden sich auch Science-Fiction-Motive, beispielsweise beschreibt er den Weltuntergang mittels des neuen Elements Radion in »Das Bekenntnis des Dr. Webeihorst« (in: Megander, 1912) oder die Entwicklung übernatürli cher Fähigkeiten in »Das Wunderbare« (in: Die Schrittmacher und Anderes, 1908). E.s grotesker Roman Flimperpimper (1908) bedient sich des Atlantis-My thos als Kulisse, um die Wilhelminische Monarchie, das Preußische Beamten tum und den Sozialismus satirisch zu überzeichnen. E.s ausgefeilte Prosa muss auf einer Stufe mit der von Ale xander Moritz —> Frey gestellt werden. 77
Bibliografie: Flimperpimper, das große Geldschiff: Eine prähistorisch-moderne Kulturgroteske. München; Leipzig: Georg Müller, 1908, 351 S. Die Schrittmacher und Anderes. München; Leip zig: R. Piper, 1908, 98 S. (auch 2. Aufl. ebd.). Megander der Mann mit den zween Köpfen und andere Geschichten. München: Delphin-Verlag, 1912, 255 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 165; 8, 184; Mielke / Homann 1920: 367; Geißler 1913: 114; Maluschka 1927: 140; WF 1997; BL 1998; WF 1998.
Ewers, Hanns Heinz (1871-1943) Geboren am 3. 11. 1871 in Düsseldorf, aus gutbürgerlichen Verhältnissen stammend. Unter dem Eindruck des Werkes von Heinrich Heine entstanden 1888 erste Gedichte. E. studierte Jura, bevor er 1901 nach Berlin übersiedelte. Zwischen 1901 und 1912 war er mit der Illustratorin und Schriftstellerin Ilna —> Ewers-Wunderwald verheiratet. Mit Os car Wilde war er bekannt, mit Walter —> Rathenau befreundet. E. verbrachte viel Zeit auf Reisen (von seinen Fahren durch die lateinische Welt berichtet er in »Mit meinen Augen —«, 1909). Zwi schen 1914 und 1920 lebte er in den USA, zeitweilig interniert als Kriegsge fangener. In diese Zeit fällt E.s Wand lung zum Nationalisten. Trotz seiner Sympathie für die National sozialisten und trotz seines Versuchs, sich mit dem biographischen Roman Horst Wessel (1932) bei ihnen anzubie dern, verfiel E. kurz nach der Macht übernahme 1933 dem Verdikt. Seine Bücher wurden verbrannt, er selbst er hielt Schreibverbot. Der Hauptgrund dürfte neben seinem nonkonformis tisch-exzessiven Lebensstils vor allem seine Weigerung gewesen zu sein, in das antisemitische Horn zu blasen. E. half verfolgten jüdischen Freunden und
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unterhielt bis zu seinem Tod eine Be ziehung mit der halbjüdischen Archi tektin Rita Grabowski. Am 12. 6. 1943 verstarb er in Berlin. E. war sehr an dem noch jungen Me dium Film interessiert und arbeitete dort auch als Produzent und Regisseur (u. a. zweimal für Der Student von Prag}. Angeblich soll er sogar den Begriff »Kintopp« eingeführt haben. In führen der Stellung war er am »Überbrettl« und an der »Deutschen Bioscop-Filmgesellschaft«, einer Vorläuferin der »Ufa«, tä tigE. war auch als Übersetzer und Heraus geber erfolgreich, u. a. mit den heraus ragenden Reihen Rara und Galerie der Phantasten. Er debütierte mit einer Rei he von satirischen und phantastischen Märchenbüchern und entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einem der bedeu tendsten Autoren der deutschen Phan tastik. Seine Geschichten handeln oft vom Abnormen, Krankhaften, Wider natürlichen. Sein Hang zum »Perversen« hat ihm viel Kritik eingebracht und eine wissenschaftliche Aufarbeitung seiner Werke lange verhindert. In Fundvogel (1928) beschreibt E. die Lebensgeschichte der jungen Frau And rea Woyland, die nach einer Ge schlechtsumwandlung zu Andreas Woy land wird. Das Motiv der sexuellen Ab normität bildet auch die Grundlage des Romans Alraune (1911) und der Kurzge schichte »Anthropoovaropartus« (in: Der gekreuzigte Tannhäuser und andere Gro tesken, 1901, u. ö.). Kurzgeschichtensammlungen mit ein schlägigen Motiven sind Der gekreuzigte Tannhäuser und andere Grotesken (1901), Die verkaufte Grossmutter (1903/1923), Mein Begräbnis und ande re seltsame Geschichten (1915), Die
blauen Indianer und andere Geschichten (1921), Brevier (1922) und Die schöns ten Hände der Welt (1943), während C. 33 und anderes (1904), Die Ginsterhexe (1905), Das Grauen (1908), Die toten Au gen (1913, mit Marc Henry), Nachtmahr (1922) und Abseitige Novellen: Eine Aus wahl seiner Novellen (1923) nur (teil weise) Phantastik enthält. In den letzten Jahren hat sich das Inte resse an E. (das z. B. in Frankreich un gebrochen war) wieder verstärkt. Im Leipziger Festa-Verlag soll ab dem Herbst 2005 eine Werkausgabe erschei nen. Bibliografie: Der gekreuzigte Tannhäuser und an dere Grotesken. 1.-5. Aull. Berlin: C. Messer 8s Co., 1901, 194 S. (im Laufe der Zeit verschiedene Zusammenstellungen, z. B. 12. Aull. München: Georg Müller, 1916,291 S.). Die verkaufte Grossmutter. Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger, 1903, 76 S.; erw. Neuaufl. München: Georg Müller, 1922, 229 S. (u. ö.). Grotesken. München; Leipzig: Georg Müller, 1910, 179 S.; erw. Neuaufl. München: Georg Müller, 1926, (4), 348 S. (u. ö.). Alraune: Die Geschichte eines lebenden Wesens. München: Georg Müller, 1911, 463 S. (Frank Brauns Romane 2); Taschenbuchausgabe Frank furt am Main; Berlin: Ullstein, 1993, 362 S. (Ull stein-Buch; 22939) (zahlreiche weitere Aufl.). Mein Begräbnis und andere seltsame Geschich ten. München: Georg Müller, 1915, XXXI, 295 S. (Galerie der Phantasten; 6) (mind. 25. Tsd.). Die blauen Indianer und andere Geschichten. Berlin: Ullstein, 1921, 62 S. (Die spannenden Bücher). Vampir: Ein verwilderter Roman in Fetzen und Farben. München: Georg Müller, 1921, 478 S. (Frank Brauns Romane 3); Neuaufl. Berlin: Sie ben Stäbe Verlags- und Druckereigesellschaft, 1928, 608 S. (Frank Brauns Romane; 3) (u. ö.). Brevier. Hrsg. v. Arthur Gerstel und Rolf Bongs. München: Georg Müller, 1922, XVII, 120 S. Fundvogel: Die Geschichte einer Wandlung. Ber lin: Sieben Stäbe-Verlags- und Druckerei-Gesell schaft, 1928, 537 S.; 2. Aufl. ebd. 1929. Die schönsten Hände der Welt: Geschichten in der Sonne. München; Wien; Leipzig: Zinnen-Verlag, 1943, 362 S.
Sekundärlit.: Ewers 1905: 59-60; Poritzky 1910/11; Strobl 1911: 1530; Brümmer 1913: 2, 174; 8, 185; Geißler 1913: 118; Mielke / Homann 1920: 365-6; Krüger-Welf 1922; Strobl 1923; Sennewald 1973; KLL III: 943; Schuetz 1974; Ewers 1978; Freund 1983; Seeßlen 1985: 93-4; Galle 1986; Wörtche 1987; Kugel 1992; Raymond / Compere 1994: 67; Hahn / Jansen 1997: 49-51; Knobloch 1997; BL 1998; Stock horst 1999; Brandenburg 2003; Ruthner 2003; Sprengel 2004: 188-92.
Alraune (1911)
Alraune ist der zweiter Band der »Frank Brauns Romane«, zu denen außerdem Der Zauberlehrling oder die Teufelsjäger (1909) und Vampir (1921) gehören. Im ersten Band Der Zauberlehrling oder die Teufelsjäger, der allenfalls am Rande zur Phantastik gehört, provoziert Frank Braun, fasziniert von den Möglichkeiten moderner Manipulationstechniken, in einer dörflichen Alpengemeinschaft eine religiöse Hysterie, die in einer Gewaltor gie endet. Im dritten Band, Vampir, ge rät Braun in den Bann der Halbjüdin Lotte van Neß, aus deren Blutfonds er seine Energie für politische Aktivitäten bezieht. Die im Titel des Roman figurierende »Al raune« ist ein in der Romantik, beson ders bei Achim von Arnim häufig auf tretendes Geschöpf, das ihrem Besitzer Macht und Reichtum oder Unglück be scheren soll. Auf Vorschlag von Frank Braun erschafft sein Onkel, der geheime Rat ten Brinken, der sich mit medizi nisch-biologischer Forschung befasst, »wissenschaftlich« eine Alraune: die durch künstliche Befruchtung gezeugte Tochter eines Mörders und einer Hure (die bei der Geburt stirbt) wird von ihm adoptiert. Das Mädchen entfaltet eine erotische Kraft und Ausstrahlung, die die alte Sage zu erfüllen scheint. Wäh rend sie selbst unbeteiligt bleibt, stürzt
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sie andere immer weiter ins Verderben schließlich auch ihren Adoptivvater ten Brinken. Daraufhin übernimmt ihr »geistiger Vater« Braun die Vormund schaft. Als Alraune sich ihn verliebt, stürzt sie während eines somnambulen Spaziergangs in den Tod. Der Roman brachte E. mit einer Millio nenauflage und Übersetzungen in 25 Sprachen den erhofften Welterfolg. Der Stoff wurde noch während des 1. Welt kriegs zweimal - von Eugen Iles und Mi hály Kertesz (Michael Curtiz) - verfilmt.
Ewers-Wunderwald, Ilna (18751957)
Geboren am 7. 05. 1875 in Düsseldorf, gestorben am 29. 01. 1957 in Allens bach/Bodensee. Graphikerin und Schriftstellerin. E. un ternahm zahlreiche Reisen. Zwischen 1901 und 1912 war sie mit dem Schrift steller Hanns Heinz —> Ewers verheira tet, dessen Bücher sie zum Teil konge nial illustrierte (z. B. C. 32 und anderes, 1904; Moganni Nameh, 1910; Alraune, 1911; Die toten Augen, 1913). In erster Linie war E. für den Georg Müller Verlag tätig. Sekundärlit.: Krüger-Welf 1922; Brandstätter 1981: 213; Ries 1992: 510 (dort auch Literatur).
Ewger Seeliger Menschheit: —> Seeliger, Ewald Gerhard
Excelsior (1865-1945) Wahrscheinlich Pseudonym des Barons Dr. Siegmar von Schultze-Gallera. Ritter 1979, EPL und Weigand 2000 lösen (vielleicht aufgrund einer Verwechslung
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von Excelsior/Exzelsior) das Pseudo nym als Rose Unterweger (1849-?) auf. Schultze-Gallera wurde als Siegmar Schultze am 6. 1. 1865 in Magdeburg geboren; gestorben am 19. 5. 1945 in Nietleben bei Halle. Privatdozent und Autor (u. a. des historischen Romans Der Hüttenmeister von Dömitz, 1915). Der utopische Roman Michael der Gros se (1912) bringt zeitgenössische Hoff nungen auf eine Revision des Monar chismus in Form einer fiktiven »Kaiser biographie« zum Ausdruck. Bibliografie: Michael der Grosse: Eine Kaiserbio graphie der Zukunft. Leipzig: Ethnologischer Ver lag, 1912, V, 146 S. (auf Umschlag: »Exzelsior«). Sekundärlit.: Ritter 1979: 276-88; Franke 1985; Lindenstruth 1986: 23, 55; EPL; Weigand 2000.
Michael der Grosse (1912)
Der Kronprinz Michael besteigt im Alter von 28 Jahren den Kaiserthron von »Mittelland«, einer Allegorie Deutsch lands (der Verfasser will es offenbar vermeiden, explizite Kritik an den da maligen Verhältnissen zu üben). Partei enhass, soziale und wirtschaftliche Un gleichheit, großstädtische Auswüchse haben das Volk gespalten. Michael macht sich auf, alle Ungerechtigkeiten aus der Welt zu schaffen. In einer ers ten Amtshandlung erlässt er eine all gemeine Amnestie. Der marode Staats haushalt wird durch eine rigorose Spar politik konsolidiert, die Missverhältnisse in der Rechtsprechung beseitigt (mit ei nigen Merkwürdigkeiten: so muss ein Todesurteil dem Kaiser zweimal zur Un terzeichnung vorgelegt werden). Die Be amtenschaft wird diszipliniert, die Volksbildung reformiert. Den Frauen wird wieder ihre traditionelle Rolle in der Familie zugewiesen. Vor allem
durch sein persönliches Vorbild leitet Michael seine Untertanen an. Der Ver fasser verwendet viel Platz auf die Be schreibung der institutionellen Verän derungen, ohne die Handlung voranzu treiben. Nur am Ende wird erwähnt, dass unter Michaels Führung die Macht und das Ansehen »Mittellands« nach 25 Jahren so angewachsen seien, dass sich ihm die Nachbarstaaten zu einem Staa tenbund anschließen, um gegen das westliche »Atlantis« und die »gelbe Rasse« gerüstet zu sein. Das Ziel dieser »Kaiserbiographie der Zukunft« ist es, »die großartige, überra gende Persönlichkeit zu zeichnen, deren selbstherrlicher Macht wir uns alle gern beugen«. In dem Roman artikuliert der Verfasser weniger konkrete (partei-)politische Forderungen als vielmehr ver schwommene Wunschvorstellungen. Das Werk macht einen intellektuell wie literarisch unausgegorenen Eindruck.
Exzelsior: —► Excelsior
waltsamen und heimtückischen Mitteln unternehmen. Bibliografie: Pereat Austrial Geschichte einer Zu kunftrevolution in Österreich-Ungarn. Leipzig: Verlag Deutsche Zukunft, [1909], 257 S. (als C. von Eynatten). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 177; 8, 185; NKLK 1936: 170-1; Franke 1985; WF 1998.
Pereat Austrial (1909)
Nachdem sich die ungarischen Abgeord neten von Österreich losgesagt haben, greift die Zentrifugalbewegung auch auf andere - insbesondere serbische, bosni sche und tschechische - Separatisten über. Es kommt zu kriegerischen Ausei nandersetzungen, in denen die slawi schen Soldaten schlimme Gräueltaten begehen. Während die Magyaren recht bald ihren Irrtum einsehen und sich wieder den Österreichern anschließen, können die übrigen Aufständischen erst mit Hilfe deutscher Truppen besiegt werden. Der Roman endet mit dem Sta tus quo ante: die Österreicher (und in geringerem Maße die Magyaren) sind das dominierende Volk im Südosteuro pa. Pereat Austria! »offeriert nur plumpe und rassistische Propaganda« (WF).
Eynatten, (Marie) Carola Freiin von (1857-1917) Geboren am 31. 12. 1857 in Wien, ge storben am 3. 11. 1917 in Heidelberg. Verheiratete Dirking. Private Schulbil dung. Österreichische Schriftstellerin, die lan ge Zeit in Freiburg und Heidelberg wohnte. E. war auch auf dem Gebiet der Phan tastik (Harzsagen, 1889) tätig. Pereat Austria! (1909) schildert, wie verschie dene nationale Separatistenbewegungen die Abtrennung von Österreich mit ge
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Falb, Rudolf: —> Falb, Rudolph
Falb, Rudolph (1838-1903) Geboren am 13. 4. 1838 in Obdach (Steiermark), gestorben am 29. 9. 1903 in Berlin. Theologie-Studium in Graz. Katholi scher Geistlicher, später Protestant. F. war auch Naturwissenschaftler, der sich mit der Theorie der Erdbeben und Vulkanausbrüche beschäftigte. Be gründer der Zeitschrift Sirius. s zusammen mit Charles Blunt (d. i. F. Arthur —> Brehmer) verfasster Zukunfts roman Der Weltuntergang (1899) hat die Vernichtung der Erde durch einen Ko meten zum Thema. Bibliografie: Der Weltuntergang: Roman. Berlin: Hugo Steinitz, 1899, 217 S. (mit Charles Blunt). Sekundärlit.: DLL3 4, 732; Ritter 1982: 197-209; WF 1994; Innerhofer 1996b: 382-3, 425; Inner hofer 2001b: 167-9.
des Ozeandampfers befindet sich auch Mr. Loster, ein weiteres Mitglied des Klubs, das sich in Mary verliebt hat (zum Schluss soll Nickolls großmütig zugunsten Losters auf seine Frau ver zichten). Noch während der Überfahrt entwickelt Crookes, der eine Million Dollar gewettet hat, dass der Clinsinklub die Apokalypse überleben wird, die Idee einer modernen Arche Noah. In den nächsten Jahren lässt er im Atlantik eine 1500 Meter große Kugel namens »Elektra« erbauen. Tatsächlich trifft, wie vorausberechnet, der Weltuntergang ein. Die Erde zerbricht und die »Elektra« wird ins Weltall geschleudert. Einige offene Fäden und der abrupte Schluss mindern den Unterhaltungs wert des ansonsten recht schmissig ge schriebenen Science-Fiction-Romans. Die Figuren - von Personen lässt sich kaum sprechen - scheinen einigen Jules-Verne-Romanen entsprungen zu sein.
Der Weltuntergang (1899)
Im Jahre 1896 sagt der Stuttgarter Pro fessor Schwarz den Untergang der Erde für den 14. 11. 1899 voraus: dann wer de die Erde mit einem Kometen Zusam menstößen. James Crookes, der »Electric King« von Niagara Falls, überprüft die Berechnungen und kommt zum gleichen Schluss. Der Amerikaner be schließt zu heiraten und macht seiner Angestellten Jane Raleigh, deren Gewis senhaftigkeit ihm imponiert hat, einen Antrag. Auch der Werkdirektor Charles Ben Nickolls, wie Crookes ein Mitglied des elitären Clinsinklubs, verlobt sich Hals über Kopf mit der jungen Mary Shippers Doile. Nach der Doppelhoch zeit reisen die Vier nach Deutschland, um Schwarz aufzusuchen (das Treffen kommt merkwürdigerweise nicht zu stande). Unter den Passagieren an Bord
Faulhaber, Hermann (1842-?) Geboren am 8. 2. 1842 in Lauffen. Ordiniert 1889. Ende der 90er Jahre wanderte der schwäbische Pfarrer nach Amerika aus, wo er in Blumenau / San ta Catharina eine deutsche Gemeinde betreute. Das zukünftige Reich Christi auf Erden (1894) ist ein langer Dialog zwischen ei nem »Meister« und einem »Freund« über biblische Prophezeiungen, die F. ganz im wörtlichen Sinne versteht: Das Kom men des Antichristen interpretiert er als das Auftauchen eines tyrannischen Herrscher am Ende einer »Weltzeit« und die Wiederkunft Christi als erneute Er scheinung (und nicht etwa nur als In karnation) von Jesus Christus auf Er den.
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Bibliografie: Das zukünftige Reich Christi auf Er den, seine menschlich-geschichtliche Denkbarkeit und Vorstellbarkeit. Schw. Hall.: Verlag der Buchhandlung für Innere Mission, 1894, 187 S. (2. Aufl. ebd.|. Das Goldene Zeitalter der Zukunft: Eine Erzäh lung aus den Jahren 2000-2030. Mit 24 Bildern von Oskar Herrfurth. 2. Aufl. Schwäbisch Hall: Verlag der Buchhandlung für Innere Mission, 1896, 728 S. Sekundärlit.: DLL3 4, 799; Hölscher 1989: 87, 126; Affeldt-Schmidt 1991: 224-6.
Autor und Kritiker. Schrieb u. a. Kö nigskinder, Das Haus am Weserstrande (1917), Alles oder Nichts (1911). In dem utopischen Roman Menschen von Mor gen (1918) wird ein »Mitteleuropäischer Staatenbund« aus Deutschland und Ös terreich-Ungarn gegründet. Bibliografie: Menschen von Morgen: Ein Roman aus zukünftigen Tagen. Leipzig: Oldenburg & Co., [1918], 285 S.; veränd. Neuaufl.: 17.-19. Aufl. ebd. ca. 1926, 235 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 194; Reich 1927: 137; DLL3 4, 868-9; WF 1991.
Menschen von Morgen (1918)
Feddersen, Friedrich August (18381908)
Geboren am 26. 5. 1838 in Schnatebüll, gestorben am 15. 7. 1908 in Niebüll (Schleswig). Prediger und Publizist. Das Glück des Dorfes (1896) ist eine christlich inspirierte Phantasie in ge bundener Sprache. Der »Geist der Liebe« hat in einer dörflichen Gemeinschaft von »Zukunftsmenschen« ein Paradies erstehen lassen. Bibliografie: Das Glück des Dorfes: Ein Zukunfts traum. Berlin: August Deubner, 1896, 20 S.
Der Roman ist Josef Popper-Lynkeus gewidmet. F. schildert die Realisierung eines Idealstaates nach dessen Vorstel lungen bis in kleinste Details (als das bedeutendste erscheint zum Schluss die Annahme des Frauenstimmrechts durch den Reichstag - von F. als die »Herrschaft der Frau« apostrophiert). In die utopische Szenerie ist eine banale Liebesgeschichte eingewoben. »Die be deutende nationalökonomische Reso nanz, die sich dieser Roman zunutze macht, lässt ihn durch die inadäquate Ausführung der Idee besonders unbe deutend erscheinen« (Reich).
Sekundärlit.: NKLK 1936: 176-7.
Felden, Emil (Jakob) (1874-1959)
Geboren am 7. 5. 1874 in Montigny bei Metz als Sohn eines Fußgendarmen, ge storben am 4. 12. 1959 in Bremen. Gymnasium in Diedenhofen. Studium der Theologie, Psychologie und Philoso phie in Straßburg. Vikar und Pfarrer. 1904 Aufgabe seines Pfarramtes, da nach Redakteur. 1907-33 wieder Pfar rer in Bremen. 1943 Ausweisung. Spä ter Rückkehr nach Bremen. 84
Ferch, Johannes(1879-1954) Geboren am 3. 6. 1879 in Wien, gestor ben am 26. 1. 1954 ebd. österreichischer Autor, der auch unter den Pseudonymen J. Ferron, Johann Freiner und J. Silvanus publizierte. Ne ben Romanen schrieb er auch Sachbü cher (z. B. Geburtenregelung, 1929). Der verhängnisvolle Opal (1917) ist ein phantastischer Roman um einen ge heimnisvollen Opal, der seinem Träger Unglück bringt. In Der bezwungene Ozean (1915) verwirklicht ein adeliger
Ingenieur den alten Traum von der Überquerung des Atlantiks in einem Ae roplan. Atempause (1932; auch als Mo loch Maschine) wendet sich einem sozi alpolitischen Thema zu: der Verdrän gung des Menschen aus dem Arbeits markt durch die Maschine. Bibliografie: Atempause: Ein Roman vom morgi gen Deutschland. Leipzig: Lipsia-Verlag, 1932, 174 S.; 2. Aufl. als Moloch Maschine: Ein Roman vom morgigen Deutschland. Leipzig: Lipsia-Ver lag, 1932, 174 S. H.: Der bezwungene Ozean: Ein Zukunftsflieger roman. Berlin: Verlagshaus für Volksliteratur u. Kunst, (ca. 1915], 96 S. (Roman-Perlen; 178). Sekundärlit.: EPL; WF 2005.
Der bezwungene Ozean (1915)
Der verarmte Baron von Rohren wirbt um Annette Neßler, die Tochter eines reichen Flugzeugfabrikanten. Der Inge nieur hat einen »Eindecker« entwickelt, mit dem er den ersten Flug über den Ozean nach Amerika durchführen will. Annettes Vater versucht mit allen Mit teln, diese Beziehung zu verhindern, und stiehlt sogar Rohrens Konstrukti onspläne. Mittels einer neuen Erfindung - eines drahtlosen Telefons - erfährt Rohren davon und lässt sein Eigentum durch einen Dieb zurückstehlen. Annet te verschafft ihm sogar die Pläne von ei nem neuartigen Flugmotor Neßlers. Rohren verwirklicht sein Projekt mit Hilfe eines anderen Fabrikanten und heiratet Annette ohne die Einwilligung ihres Vaters. Nach und nach bröckelt Neßlers Widerstand gegen den unge liebten Schwiegersohn ab. Als diesem der triumphale Flug nach Amerika ge lingt, söhnen sich die beiden aus.
Fetz, August Friedrich (1877-?) Geboren am 15. 10. 1877 in Sulzbach bei Nassau.
Weitere biographische Daten sind nicht sicher bekannt. Vermutlich war F. Leh rer und Rektor in Bremerhaven. In dem utopischen Roman Ein Blick in die Zukunft 2407 (1907) reist Professor Wunderlich mit Hilfe von magischen Stiefeln 500 Jahre in die Zukunft, um dort das Schulsystem zu studieren. Das Motiv ist auch aus Michael —> Flürscheims Deutschland in 100 Jahren oder Die Galoschen des Glücks (1890) und Heinrich -> Seidels »Im Jahre 1984« (in: Kinkerlitzchen, 1895) bekannt. Bibliografie: Ein Blick in die Zukunft 2407: Dr. Wunderlichs seltsame Erlebnisse in Berlin vom 1. bis 7. Oktober 2407. Mit vielen Illustrationen. Leipzig: Robert Hahn, 1907, 136 S. Sekundärlit.: Schmidt 1976; DLL3 4, 951; Inner hofer 1996b: 431.
Fidus: —> Höppener, Hugo (Karl Jo hann)
Figdor, Karl (1881-1957) Geboren am 31. 8. 1881 in Wien, ge storben am 21.6. 1957 in Zürich. Redakteur für auswärtige Politik an der Vossischen Zeitung. 1935 Emigration nach Jugoslawien, 1937 in die Schweiz. F.s Romane spielen an exotischen Schauplätzen. Hegemoniale Vorstellun gen von einem deutschen Großreich »vom Nordmeer bis zum Indischen Ozean« - werden in Das Reich von mor gen (1916) laut. In Die Herrin der Welt (1919) sucht und findet die junge Maud Gregaards den Schatz der Königin von Saba. Damit lässt sie eine »Maschine der Menschlichkeit«, die Metall auf große Entfernungen hin schmelzen kann, bauen. Ihr Plan, damit den Welt frieden zu erzwingen, scheitert, als die 85
englische Regierung die Maschine ver nichten und den Ingenieur töten lässt. Bibliografie: Das Reich von morgen: Roman. Ber lin; Wien: Ullstein & Co., 1916, 412 S. (zahlrei che Aufl.) Die Herrin der Welt: Ein Abenteuer-Roman. Ber lin: Dr. Eysler 8s Co., 1919, 380 S. (copyr.: 1920); Neuaufl. als Der Schatz der Königin von Saba. Die Herrin der Welt. Berlin: Neufeld 8s Henius, 1930, 256 S. (Lutz Kriminalromane) (mind. 102. Tsd.). Sekundärlit.: Reich 1927: 174; DLL3 4, 1019-20; Ritter 1982: 335; WF 2000.
Fischer, Wilhelm (1861-?) F. ist nicht identisch mit dem Grazer Schriftsteller Wilhelm Fischer (1846— 1932), der durch Atlantis (1880) be kannt geworden ist. Geboren am 29. 12. 1861 in Bous (Krs. Trier). Domschule in Frankfurt am Main. Ly zeum in Metz. Autodidaktische Weiter bildung. Seit 1882 schriftstellerisch tätig. Her ausgeber der »Allgemeinen Handbiblio thek zur Kultur- und Sittengeschichte« in Stuttgart. Umfangreiches Oeuvre. Für Aufsehen sorgte Manteuffel in Elsaß-Lothringen und seine Verdeut schungspolitik (1885). Der im Heyne-Lexikon zitierte Roman Übermenschen (1912) ist ebenso wenig utopisch-phantastisch wie die Samm lung Das Geheimnis des Weltalls (1921). F.s Roman Im Jahre 2356 (1905) um ei nen anarchistischen Weltverbesserer ist eine der originellsten Schöpfungen der Kaiserzeit. Bibliografie: Im Jahre 2356: Der Roman eines russischen Terroristen. Dresden: Niedersedlitz: H. G. Münchmeyer, [1905], 255 S.
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 223; DLL3 5, 149-50; Heyne 1988: 441; WF 2000.
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Im Jahre 2356 (1905)
Vier Terroristen haben die Monarchin eines »mitteleuropäischen« Staates getö tet. Einer von ihnen, Sascha Herrmann, scheint ein gebildeter und idealistischer Überzeugungstäter zu sein. Vor Gericht verfällt der epileptische Angeklagte dem Wahnsinn: Er glaubt im Jahre 2356 nach der Hinrichtung des Tempelschän ders Herostrates, also im Jahre 2001 der christlichen Zeitrechnung zu leben. Die Selbstgespräche und Aufzeich nungen ergeben ein suggestives Zu kunftsbild, dem sich auch der Arzt, der als Fachmann und Erzähler im Roman fungiert, nur mit Mühe entziehen kann. Herrmann hält sich für den ersten Konsul des »Freilandes«. Als Sohn eines russischen Popen wird er in jungen Jahren zum Nihilisten. Durch seinen Mut und seine Umsicht steigt er zum Führer der Harmonisten, d. h. der Intel lektuellen in der anarchistischen Bewe gung, auf. Sie sprengen den Zarenpa last in St. Petersberg in die Luft und errichten »den föderativen Staat unserer Träume, eine Staatsvereinigung freier Bürger, den absoluten Individualismus, vereint mit dem föderativen Kommu nismus« (S. 46). Zu den geistigen Urhe bern des Staates zählen u. a. Robes pierre und Michael Bakunin. Die idealistische Herrschaft kippt aber all mählich in ein rigides Terrorregime um. Wie nach der Französischen Revolution (die deutlich sichtbar als Folie dient) tritt ein »Napoleon« auf den Plan, der sich zum Imperator ausruft. Herrmann muss fliehen. Hier findet auch das ein gangs erwähnte Attentat seine Erklä rung: in seinem Wahnsinn hat Herr mann die Fürstin für eine russische Verräterin gehalten und deshalb ermor det. Der Roman endet mit dem Tode des
Anarchisten, der im Gefängnis an einem paralytischen Anfall stirbt. F. erweist sich im Roman nicht nur als geschichtskundiger Autor, der mit der anarchistischen Literatur vertraut ist, sondern auch als fähiger Literat. Sein doppelbödiger, fast schon allegorischer Roman erschien in dem Kolportage-Ver lag von H. G. -> Münchmeyer. Es nimmt daher wenig Wunder, dass ihm ein Erfolg versagt geblieben ist.
Flake, Otto (1880-1963) Geboren am 29. 10. 1880 in Metz, ge storben am 10. 11. 1963 im Baden-Ba dener Krankenhaus. Nach der Reifeprüfung 1900 studierte F. Germanistik, Philosophie und Sansk rit in Straßburg. Um der Rekrutierung im 1. Weltkrieg zu entgehen, ließ sich F. als Ausländskorrespondent einstellen. Er lebte seit 1928 in Baden-Baden. F. war Übersetzer, Essayist, Kritiker und Erzähler, der hauptsächlich für S. Fischer schrieb. Sein Freund und Nach bar in Baden-Baden war Hermann Wolf gang -»Zahn. F. galt als einer der führenden Autoren seiner Zeit. Seine Romane behandeln vor allem politisch-kulturelle und zwi schenmenschliche Themen. Der Elsäs ser F. trat für die deutsch-französische Freundschaft und ein Vereintes Europa auf intellektueller und demokratischer Grundlage ein. Umso erstaunlich ist, dass er auch noch in der Zeit des Natio nalsozialismus schreiben durfte. F.s einziger Science-Fiction-Roman - Der schwarze Ring (1914) - soll nach Anga ben des Autors bei Kriegsende einge stampft worden sein. Unter dem Ein druck des ersten Kriegsjahres kürzte und arbeitete ihn F. zu Homs Ring
(1916) um. Vereinzelt schrieb F. auch Phantastik, z. B. »Der Wichtelprinz« (in: Velhagen & Klasings Monatshefte. 45. Jg„ H. 5 [Januar 1931]). Bibliografie: Der schwarze Ring: Roman. Berlin: S. Fischer, 1914, 402 S.; Neuaufl. als: Homs Ring: Roman. Berlin: S. Fischer, 1916, 373 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 191; Geißler 1913: 127-8; Möwe 1931; Mendelssohn 1970: 624-9; Flake 1980; Farin 1985; Beck 1986: 143; Stach 1986: 77; Stockebrand 1986; Zeller 1986: 276-8, 286-7; Gerlach 1991; MAL 1994: 195-6; Ehrig2001.
Der schwarze Ring (1914) / Horns Ring (1916)
Stephan Horn, eben 30 Jahre alt gewor den, gibt seine Stellung als Lehrer auf und zieht in die Großstadt Berlin. Dort nimmt er eine Stellung als Herausgeber einer Kolonialzeitschrift an und beginnt mit der schönen Studentin Rudi ein Verhältnis. Der Tod seiner Mutter ruft ihn vorübergehend nach Süddeutsch land zurück. In einem Irrenhaus, das er mit einem befreundeten Arzt besucht, begegnet Horn einem 110 Jahre alten Insassen. Dieser übergibt ihm einen schwarzen Ring, der unsichtbar machen soll. Diese Behauptung erweist sich als wahr und Horn steht vor der Frage, wie er diese ungeheure Macht nutzen soll. Nach Berlin zurückgekehrt, heiratet er Rudi und beginnt, einen politisch (el sässischen) und künstlerisch (deutsch französisch) interessierten Kreis um sich zu scharen. Obwohl er den Ring nur selten einsetzt, wächst der Egois mus Horns. Er fängt an, den Ring zum persönlichen Vorteil - Raub und Verge waltigung - einzusetzen, und kapselt sich immer mehr von seiner Frau ab. Doch bevor es zu einer endgültigen Trennung kommt, wird er von dem De tektiv Abels, dem Horn verdächtig ge 87
worden ist, gefangen genommen. Abels nimmt ihm den Ring ab und beginnt damit in England eine Verbrecherkar riere. Horn wendet sich wieder seiner Frau zu, doch sie stirbt bereits kurze Zeit später bei einem Verkehrsunfall. Der Roman endet mit Horns Verspre chen, Abels den Ring wieder abzujagen.
In der ersten Fassung (Der schwarze Ring) endet der Roman recht abrupt. Vielleicht hatte F. eine Fortsetzung ge plant. Für diese Vermutung lässt sich neben dem Schluss und mehreren losen Strängen anführen, dass der fiktive He rausgeber des Hornschen Manuskripts im Vorwort von einem »ersten Teil« spricht. Überhaupt ist diese Vorrede das einzige echte Science-Fiction-Element in diesem Roman (das Motiv eines unsichtbar machenden Rings gehört eher zur Phantastik und ist seit dem mythischen Ring des Gyges fester Be standteil der Märchenliteratur). Dort wird nämlich fingiert, dass die Aufzeich nungen Horns etwa 30 Jahre nach den geschilderten Ereignissen - also 1945 entstanden sind. Der schwarze Ring wurde vom August 1913 bis Februar 1914 verfasst und er schien teilweise als Vorabdruck in Zeit im Bild (die Behauptung, die Publika tion des Romans sei mit der 18. Fort setzung unmittelbar nach Kriegsaus bruch abgebrochen worden, ist übri gens falsch). Da auch F. mit der Fas sung nicht zufrieden war, ließ S. Fi scher die Buchausgabe bis auf drei Ex emplare einstampfen (eines befindet sich in einer Duisburger Bibliothek). F. arbeitete im Frühjahr 1915 den Roman um, und letztlich erschien er im März 1916 als Homs Ring in einer Auflage von 3000 Exemplaren. Die Änderungen betreffen hauptsächlich die Perspektive
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(in Der schwarze Ring ist die Erzählung noch in der Ich-Perspektive geschrie ben) und tagespolitische Ansichten (z. B. F.s Eintreten für eine Unabhän gigkeit des Elsass). Zudem ist der Schluss radikal umgeschrieben und die Handlung in eine Traumerzählung um gewandelt worden. Die Kritiker sind über F.s Roman un eins. Während ihn etwa Fischers Lektor Heimann als »fabelhaft dumm« und »un glaublich unreif« bezeichnete, charakte risierte ihn etwa Mendelssohn als »vor züglichen Roman«. Die Wahrheit liegt wohl in der Mitte. Die Schreibweise F.s ist gepflegt, aber trocken-humorlos, die Motive Horns werden intellektuell-ana lytisch, aber wenig plastisch und nach vollziehbar dargestellt. Unter Genre-Ge sichtspunkten muss konstatiert wer den, dass F. die Möglichkeiten des uto pischen Romans nicht voll ausschöpft.
Flesch, Hans: —» Flesch-Brunningen, Hans
Flesch-Brunningen, Hans (18951981) F., eigentlich Johannes Evangelista Luitpold Vinzenz Flesch Edler von Brunningen, katholisch getauft wie sei ne Vorfahren, die aber einer ehemaisjü dischen Familie entstammten, wurde am 5. 2. 1895 im österreichischen Brünn als Sohn eines Industriellen ge boren. Während des 1. Weltkriegs diente er in der k. u. k. Armee in Ruß land und Italien. Anschließend studierte er in Wien Rechtswissenschaften und promovierte dort als Jurist. Ab 1917 er schienen erste Werke, die im Banne des
Expressionismus standen. F. war Mitar beiter der Aktion. Freundschaften ver banden ihn mit Albert —> Ehrenstein, Ernst Angel und Georg Kulka. Seit 1925 war F. freier Schriftsteller. Für längere Zeit hielt er sich in Capri, Ischia, Paris und Berlin auf. 1938 emigrierte er nach London. Dort arbeitete F. 1940-58 als Rundfunkkommentator in der deut schen Abteilung der BBC. 1963 kehrte er endgültig nach Wien zurück. F. starb am 1. 8. 1981 in Bad Ischl. Zwischen 1917 und 1948 veröffentlichte er zwei Sachbücher, elf Romane und zahlreiche Kurzgeschichten. Zu den ein schlägigen Werken zählen die grotesk utopische Erzählung »Satan« (in: Das zerstörte Idyll, 1917), in dem das Böse in Gestalt eines reichen Prinzen auftritt. Dieser kauft im Nachkriegsdeutschland die Stadt Köln und errichtet dort den Staat Libertia, in dem jeder seiner Lust frönen darf. Antiutopische Züge finden sich auch in dem Science-Fiction-Roman Baltasar Tipho (1919), einem zu Unrecht wenig bekannten expressionis tischen Meisterwerk. In gewisser Weise gehört auch der Essay »Die Revolution der Erotik« (in: Wiecker Bote. 1. Jg., H. 11/2 [Juli 1914]) in diesen Zusammen hang. F. entwickelte dort, nach einer schonungslosen Analyse der Geschlechterbeziehung seiner Gegenwart, eine »erotische Utopie«, in der die Ehe abge schafft ist und die Frauen nach »Müt tern« und »Geliebten« eingeteilt sind. Motive aus »Satan« und Baltasar Tipho sind hier präfiguriert. Bibliografie: Das zerstörte Idyll: Novellen. Leipzig: Kurt Wolff, 1917, 68 S. (Der jüngste Tag; 44/45). Faksimile-Ausgabe: Schöffler, Heinz (Hrsg.): Der Jüngste Tag: Die Bücherei einer Epoche. Bd. 4. Franfurt am Main: Societäts-Verlag, 1981. S. [1709]—(76). Baltasar Tipho: Eine Geschichte vom Stern Kari
na. 1.-3. Tsd. Leipzig; Wien: E. P. Tal & Co., 1919, 275 S. (als Hans Flesch); Auszüge in: Schreibheft 61 (Oktober 2003). S. 53-75. Sekundäriit.: Broch 1920; Scheller 1922/23: 701-2; Doderer 1956; Arnold 1972: 144-6; Kesten 2003; Schäfer 2003.
Flürscheim, Michael (1844-1912) Geboren am 27. 1. 1844 als Sohn eines Bankiers in Frankfurt am Main, gestor ben am 26. 4. 1912 in Berlin. F. lebte zwischen 1867 und 1872 in den USA. Nach seiner Rückkehrte gründete er in Gaggenau eine Fabrik, die 1888 in ein Aktienunternehmen umgewandelt wurde. 1892 siedelte er nach Castagnola bei Lugano um und betätigte sich als politisch aktiver Publizist (u. a. Der ein zige Rettungsweg, 1891; Auffriedlichem Wege, 1894). Auf seine Anregung hin wurde 1888 der »Deutsche Bund für Bodenbesitzreform« gegründet, der für eine Verstaatlichung von Grund und Boden eintrat (eine Forderung, die auch Theodor —* Hertzka erhob). Der Bund publizierte die von F. gegründete Zeit schrift Deutsch Land als Frei Land wei ter. Seine politisch-ökonomischen Vor stellungen legte F. auch in utopischer Form vor (Deutschland in 100 Jahren, 1890). Bibliografie: Deutschland in 100 Jahren oder Die Galoschen des Glücks: Ein soziales Märchen. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, (1890), VI, 87 S.; Zeitungsausgabe in: Badischer Landbote 1886. Sekundäriit.: Reich 1927: 139; DLL3 5, 254-5 (dort weitere Literatur); Hölscher 1989: 229-30, 443; HdRB 1998: 247, 270, 280; Hölscher 1999: 135-6.
Deutschland in 100 Jahren oder Die Galo schen des Glücks (1890)
Der Roman erschien zuerst 1886 im Badischen Landboten. Die Glückgöttin
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Fortuna verleiht dem Gelehrten Dr. Ehrhardt die Galoschen des Glücks (ein Motiv aus Andersens Märchen, das spä ter auch Heinrich —> Seidel in seiner Er zählung »Im Jahre 1984« gebrauchte). Damit läßt er sich 100 Jahre in die Zu kunft versetzen. Wie Dr. Leete bei Ed ward Bellamy begleitet ihn Fortuna und führt ihn in das Deutschland der Zu kunft ein. Ehrhardt erfährt, dass die utopische Verhältnisse und die soziale Gerechtigkeit (u. a. sind die Frauen wahlberechtigt und der Antisemitismus verschwunden) allein auf der Bodenver staatlichung (Idee der Bodenreform von Henry George) beruhen. Das Ganze er weist sich zum Schluss als ein Traum. Doch am nächsten Tag hört der Gelehr te von einem »Michael Flürscheim«, der in seiner Gegenwart genau diese Auffas sung vertritt. Der in der Handlung stark an Bellamy erinnernde (aber tatsächlich unabhängige) Roman ist eine Werbe schrift für die Ideen F.s.
Frank, Leonhard (1882-1961) Geboren am 4. 9. 1882 in Würzburg, aufgewachsen in bescheidenen Verhält nissen. F. studierte in München zwi schen 1904 und 1910 Malerei und ar beitete dann als Graphiker. Nach fünf Jahren Aufenthalt emigrierte er 1915 in die Schweiz. Rückkehr 1918 nach München. Zwischen 1920 und 1933 lebte er in Berlin, bevor er 1933 über die Schweiz, Frankreich und Portugal in die USA auswanderte. 1950 kehrte er nach München zurück, wo er am 18. 8. 1961 verstarb. Die zentralen Themen F.s kreisen um Pazifismus, Sozialismus und (besonders im Spätwerk) um Erotik. Die fünf Kriegsgeschichten umfassende
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Sammlung Der Mensch ist gut (1917) kann wegen ihres Aufrufs zur Völker verständigung und ihrer Hoffnung auf eine sozialistische Gesellschaft zur uto pischen Literatur gerechnet werden. Sie wurde nach ihrem Erscheinen verboten, trotzdem aber 1918 mit dem KleistPreis ausgezeichnet. Bibliografie: Der Mensch ist gut. 1.-5. Tsd. Pots dam: Gustav Kiepenheuer, [1917], 141 S.; Neuaufl. Zürich: Rascher, [1918], 207 S. (Europäi sche Bücherei); 1.-50. Tsd. Potsdam: Gustav Kie penheuer, [ca. 1919], 142 S. (u. ö.).
Frank, Paul (1885-1976) Geboren am 14. 4. 1885 in Wien, ge storben am 20. 3. 1976 in Los Angeles. Nach dem Studium und dem Besuch der Handelsakademie betätigte sich F. als freier Schriftsteller in Wien. Er ar beitete als Drehbuchautor in Berlin, kehrte 1933 nach Wien zurück und emigrierte 1941 nach Amerika. In Holly wood wirkte er an mehreren Filmdreh büchern mit. F. verfasste über ein Dutzend Romane und Novellen sowie über 40 Lustspiele. Die Romane Der tönerne Gott (1920) und Der Ruf durchs Fenster (ca. 1920) gehören ebenso zur Phantastik wie der Sammelband Mittemachtsbuch (1922). Mit Leo —> Perutz schrieb er die Romane Das Mangobaumwunder (1916) und Der Kosak und die Nachtigall (1927), von de nen ersterer zu Science Fiction gezählt werden kann. Bibliografie: Das Mangobaumwunder: Eine un glaubwürdige Geschichte. München: Albert Lan gen, 1916, 207 S.; Neuaufl. als Das Mangobaum wunder. Der Kosak und die Nachtigal: Zwei Ro mane in einem Band. München: Langen Müller, [1991], 414 S. (mit Leo Perutz). Sekundärlit.: WF 1989; WF 1990; WF 1991; BL 1997.
Das Mangobaumwunder (1916)
Der Toxikologe Dr. Franz Kircheisen wird in die Villa des Barons Felix von Vogh gerufen. Dessen Gärtner Ulam Singh wurde von einer Giftschlange ge bissen. Während der Behandlung be merkt Kircheisen merkwürdige Dinge. Der berühmte Bergsteiger, der als die Verkörperung von Energie von Kraft gilt, ist in Wirklichkeit ein gealterter Mann, seine elfjährige Tochter Gretl eine schon reife Frau. Nach und nach wird das Ge heimnis entschlüsselt: Singh ist ein ceylonesischer Sadhu, ein Hinduheili ger, der Kräfte über fremde Organismen hat, sie altern lassen und wieder zu rückverwandeln kann (wofür auch eine wissenschaftliche Erklärung - Strah lung - angeboten wird, was den Roman zur Science Fiction macht). Diese Kräfte haben während eines Experiments alle Lebewesen des Hauses reifen lassen. Der Roman endet mit dem Tod von Singh, der vorher noch die Folgen rück gängig macht.
vor allem in feinen Grotesken ihren adäquaten Ausdruck findet. Zur Phan tastik gehört F.s »Novellencyclus« Von gekrönten Häuptern (1906). Dagegen enthält Wenn die Welt anders wär’ (1909) mehrere Science-Fiction-Kurzgeschichten. Von Interesse ist besonders »Mutaki«, eine frühe Alternativwelt-Er zählung, in der nicht der Mensch, son dern die von Elefanten abstammenden Mutaki die dominierende Spezies der Erde geworden sind. Das Heil der Höhe (1908) ist ein merkwürdiger ScienceFiction-Roman um die Zukunft des Luftfahrtwesens. Das Flugzeug wird hier als Instrument der gesellschaftli chen Emanzipation der unteren Schich ten verstanden. Bibliografie: Das Heil der Höhe: Roman. Berlin: Oesterheld & Co, 1908, 315 S. Wenn die Welt anders wär’: Grotesken. Berlin: Oesterfeld & Co, 1909, 173 S.
Sekundärlit.: Poritzky 1908; Zobeltitz 1910/ 11: 395; Geißler 1913: 131; Mielke / Homann 1920: 370; Innerhofer 1996b: 140, 191-4; DBE 2001: 3, 407.
Das Heil der Höhe (1908)
Frankfurter, Richard Otto (18731953) Geboren am 12. 12. 1873 in Bielitz, ge storben am 2.2. 1953 in Montevideo. Studium der Rechtswissenschaften an der Universität Erlangen u. a. Promo tion zum Dr. jur. Rechtsanwalt und No tar in Berlin. Mitbegründer der linksli beralen Deutschen Demokratischen Partei und 1928 Reichstagsabgeordne ter. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten musste der Jude F. in die Schweiz fliehen. 1939 Emigration nach Uruguay, wo er 1941 Staatsbürger wurde. F. ist ein verkannter Meister des Phan tastischen, dessen kultivierte Phantasie
Der Oberst a. D. Jürgaß hat den Plan für ein lenkbares Luftschiff entwickelt. Seine Tochter Käte versucht dafür fi nanzielle Unterstützung einzuwerben. Der Ingenieur Robert von Muilen, der die Unterlagen prüft, erkennt, dass Jürgaß’ Idee mit überspannten Vorstel lungen und Hoffnungen gekoppelt ist. Für Jürgaß ist das Luftschiff Mittel zum Zweck, nur Werkzeug für die Verwirkli chung seiner sozialistischen Zukunfts träume. Dagegen arbeitet Jürgaß’ Mitar beiter, der geniale Techniker Johannes Göttschke, auf den Spuren Otto Lilien thals daran, dem Menschen selbst das Fliegen beizubringen. Obwohl er Robert aus Eifersucht überheblich behandelt 91
dieser hat inzwischen Käte geheiratet nimmt er dessen Hilfe an. Ihre erste Versuche mit Riesenflügeln sind erfolg reich. Robert entwickelt sogar einen Steuermechanismus, stürzt aber beim Jungfernflug tödlich ab. Resigniert ver nichtet Göttschke alle Aufzeichnungen und damit auch die Hoffnung auf die baldige Verwirklichung des menschli chen Traums vom Fliegen.
Krieg« 1896/97 befreit worden. Durch einen »Regelungsversuch der Produk tion auf internationalem Weg«, durch die Einführung des Prinzips der allge meinen Arbeits-Pflicht, durch die Re formation des Erbrechts und durch die Abschaffung des Klerus haben sich in der Mitte des 20. Jahrhunderts die Kul turstaaten Europas in einem Staaten bund zusammengefunden. Eigenwillig.
Freiing, Karl Otto (?-?)
Frey, A. M.: -» Frey, Alexander Moritz
Unbekannter Autor. Die Aera der Menschenbefreiung 18901950 (1893) ist eine formal wie politisch ungewöhnliche Europa-Utopie. Trotz der Publikation des Buches in Zürich und trotz der Fiktion eines in Innsbruck gehaltenen Vortrags steht die innenpo litische Entwicklung Deutschlands im Mittelpunkt, was auf einen deutschen Autor schließen lässt. Bibliografie: Die Aera der Menschenbefreiung 1890-1950: Kulturhistorisch-kritischer Vortrag über die letztverflossene Entwicklungsphase Europa’s gehalten im Harmoniesaale zu Innsbruck am 12. Nov. 2143. Zürich: Caesar Schmidt, 1893, 32 S.
Sekundärlit: Reich 1927: 138.
Die Aera der Menschenbefreiung 18901950(1893)
Die literarische Fiktion liegt ähnlich wie bei Paul —» Michaelis und Bertha von —> Suttner in Form eines Vortrags eines Geschichtskundigen der Zukunft vor, der sich über das 19. Jahrhundert, das Zeitalter der »Halbheit«, auslässt. Kriti siert werden explizit die Parteien des »Centrums«, der Sozialdemokratie sowie der Antisemiten und besonders der Kle rus. Aus deren Klauen seien die Men schen erst nach einem »Europäischen 92
Frey, Alexander Moritz (1881-1957) Geboren am 29. 3. 1881 in München als Sohn eines Kunstmalers, kam F. mit seinen Eltern 1895 nach Mannheim. Er studierte Jura in Heidelberg und Frei burg (F. fiel absichtlich durchs Ex amen). Im 1. Weltkrieg war er als Sani täter tätig. Seinen Lebensunterhalt ver diente sich F. als Journalist und Schriftsteller in München. 1933 ging er ins Exil nach Österreich. Später siedelte er in die Schweiz um, wo F. unter ärm lichen Bedingungen lebte. Ein Einbür gerungsantrag wurde abgelehnt. F. starb am 24. 1. 1957 in Zürich. F. war ein sehr produktiver Autor. 1908 debütierte er mit Gedichten. 1913 er schien sein erstes Buch unter dem Titel Dunkle Gänge, eine Anthologie aus phantastischen und makabren Ge schichten. Zur Science Fiction gehören außerdem Robinsonade zu Zwölft (1925) und die grotesk-satirische Autobiografie Das abenteuerliche Dasein (1930). Sein berühmtester Roman war Solneman der Unsichtbare (1914), ein Meisterwerk der deutschen Phantastik. Bereits 1909 las er in einem kleinen Kreis (u. a. vor Tho mas Mann, mit dem er Freundschaft
schloss) aus ihm vor. Bis zu seinem Tod arbeitete er an einer Fortsetzung. Insge samt veröffentliche F. 24 Bücher und Hunderte von Erzählungen. Viele kön nen auch zur Science Fiction gezählt werden. Einschlägig sind außer den ge nannten Romanen auch die Sammlun gen Dunkle Gänge (1913), Sprünge (1922), Phantastische Orgie (1924), Phantome (1925), und Missetaten (1928). Bibliografie: Dunke Gänge: Zwölf Gänge. Mün chen: Delphin-Verlag, 1913, 220 S. (Sammlung abenteuerlicher Geschichten; Bd. 2); auch Lud wigshafen: Hans Lhotzky Verlag, 1921, 134 S. (Die Spannung; Bd. 2) (u. ö.). Solneman der Unsichtbare: Roman. München: Delphin-Verlag, 1914, 193 S.; Taschenbuchaus gabe Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1984, 228 S. (st; 855 = PhB 241) (u. ö.). Sprünge: Dreizehn Grotesken. 1.-5. Tsd. Stutt gart: Wagnersche Verlagsanstalt / Otto R. Wag ner, Inh. Anton Bippi, 1922, 171 S. (Die Span nung; Bd. 4); Parallelausgabe: Stuttgart: Chro nos Verlag, 1922, 172 S. Phantastische Orgie. Ludwigsburg: Chronos Ver lag, (1924), 63 S. (Welt-Kaleidoskop; 3. Bild). Phantome: Seltsame Geschichten. 1.-5. Tsd. Grünwald-München: Hans Lhotzky Verlag, 1925, 268 S. Robinsonade zu Zwölft: Roman. München: Drei Masken Verlag, 1925, 379 S. Missetaten: Achtzehn Ereignisse. München: C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung, 1928, IX, 225 S. Das abenteuerliche Dasein: Ein biographischer Musterroman. 1.-5. Tsd. Berlin: Gustav Kiepen heuer, 1930, 304 S.
Sekundärlit: Reich 1927: 172; Stemfeld / Tiede mann 1970: 149; Wolff 1983; Hoffmann-Wal beck 1984 (mit Bibliografie); Walter 1988; Kirde 2001; Hierl 2002.
Solneman der Unsichtbare (1914)
Skurrile Phantastik mit einigen ScienceFiction-Zügen (z. B. einer Glasur, die stärker ist als Diamant; Aluminium zer störende Strahlen usw.). Der reiche Ausländer Hciebel Solneman kauft in
einer deutschen Stadt einen Park, den er mit einer 30 Meter hohen Mauer ein zäunt und vor den Blicken seiner Mitbe wohner verbirgt. Obwohl er beim Kauf nur die Bedingung gestellt hat, dort un gestört bleiben zu können, provoziert Solnemans bloße Existenz. Die Stim mung in der Bevölkerung heizt sich im mer mehr auf. Solneman wird bestimm ter Streiche und Verbrechen bezichtigt. Alle Versuche, die Mauer zu überwin den, scheitern. Die ablehnende Stim mung steigert sich erst zur Hysterie, dann zum Hass, der schließlich darin gipfelt, dass man sich unberechtigt und gewaltsam Zutritt ins Innere des Parks verschafft. Dort findet man einen Ab schiedsbrief von »Hciebel Solneman« (rückwärts für »namenlos lebe ich«), aus dem hervorgeht, dass er den Park nur für harmlose wissenschaftliche Experi mente nutzen wollte. Solneman der Unsichtbare ist eine der schärfsten und zugleich amüsantesten Satiren, die den Fremdenhass und die Verfolgung von Andersdenkenden vor führt und entlarvt.
Friedlaender, Salomo (1871-1946) Pseudonym: Mynona. Geboren am 4. 5. 1871 in Gollantsch (Posen), gestorben 9. 9. 1946 in Paris. Der Sohn eines jüdischen Arztes stu dierte Medizin, Zahnmedizin und Philo sophie in München, Berlin und Jena. Promotion über Kant und Schopen hauer. Bekannter Philosoph, Herausgeber, Kritiker, Lyriker und Erzähler. Ab 1906 begann M., ermuntert von Ludwig Rubiner, Grotesken zu schreiben. Befreun det mit Paul —> Scheerbart, Alfred -+ Kubin und dem Philosophen Emst Mar-
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eus, die ihn alle stark beeinflussten. Wegen asthmatischer Konstitution und mangelnder Zurechnungsfähigkeit wur de er nicht zum Kriegsdienst eingezo gen. 1919 gründete er mit seinem Vetter und Schwager Anselm Ruest (d. i. Ernst Samuel) die Zeitschrift Der Einzige, wo in Fortsetzungen sein Science-FictionRoman Der Schöpfer erschien. 1933 floh M. mit seiner Familie vor der Gestapo nach Frankreich. Nach dem Einmarsch der Deutschen in Paris verließ er seine Wohnung nicht mehr. 1946 wurde er auf einem Pariser Friedhof beerdigt. M. war ein produktiver Autor, der über 300 - meist kürzere - Prosatexte ver fasste. Die von ihm bevorzugte Form war die Groteske. Vieles gehört zur Phantastik (Unterm Leichentuch, 1927, ist eine Spukgeschichte), etwa 40 Er zählungen, dazu die Mehrzahl seiner längeren bzw. eigenständigen Texte (Der Schöpfer, 1920; Graue Magie, 1922; Tarzaniade, 1924; Sautomat, 1931; Biblianthropen, 1933), sogar zur Science Fiction. Herausragend ist der Roman Graue Magie (später nannte M. ihn, of fenbar in Anlehnung an Eugène Sues berühmten Kolportageroman Geheim nisse von Paris, Geheimnisse von Berlin). M. setzte dort Kants Vorstellung von der Vernunft als magischer Kraft und Mar cus’ Theorie der natürlichen Magie bel letristisch um. M. schrieb auch unter seinem eigentli chen Namen Salomo Friedlaender zahl reiche Kritiken, Essays, Sachbücher u. dgl., in denen er sich als scharfzüngiger Kritiker zeitgenössischer literarischer Größen wie Kurt —► Tucholsky und Erich Maria Remarque erwies. Daneben verfasste er auch geistvolle Repliken auf Albert Einstein und Sigmund Freud. Das vor einigen Jahren neu aufge
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flammte Interesse an M. - es erschienen mehrere Sammlungen mit seltenen Nachdrucken und Erstveröffentlichun gen - scheint mittlerweile wieder erlo schen zu sein. Als Science-Fiction-Autor, dazu noch einer mit ungewöhnli cher satirischer Schärfe und Tiefsinn, harrt er ohnehin noch seiner Entde ckung. Bibliografie: Rosa die schöne Schutzmannsfrau. Leipzig: Verlag der Weißen Bücher, 1913, 202 S. (als Mynona). Schwarz-weiß-rot: Grotesken. Mit zwei Zeichnun gen von L. Meidner. Leipzig: Kurt Wolff, 1916, 43 S. (Der jüngste Tag; 31). Neuaufl. in: Schöffler, Heinz (Hrsg.): Der Jüngste Tag: Die Bücherei einer Epoche. Bd. 3. Frankfurt am Main: Societäts-Verlag, 1981. S. [1153]—[95] (als Mynona). Die Bank der Spötter: Ein Unroman. München; Leipzig: Kurt Wolff, 1919, 450 S. (als Mynona). Der Schöpfer: Phantasie. Mit achtzehn Feder zeichnungen von Alfred Kubin. München: Kurt Wolff, 1920, 92 S.; Neuaufl. in: Geerken, Hart mut (Hrsg.): Mynona: Prosa Band 2: Der Schöp fer. Phantasie; Tarzaniade. Parodie; Der antiba bylonische Turm. Utopie. München: edition text + kritik, 1980. S. 7-73 (Frühe Texte der Mo derne); Zeitschriftenvorabdruck in: Der Einzige (Berlin). Jg. 1 (1919), H. 9-15/16 (als Mynona) (u. ö.). Mein Papa und die Jungfrau von Orleans nebst anderen Grotesken. 1.-3. Tsd. München: Kurt Wolff, 1921, 79 S. (als Mynona). Das widerspenstige Brautbett und andere Gro tesken. 1.-3. Tsd. München: Kurt Wolff, 1921, 80 S. (als Mynona). Graue Magie: Berliner Nachschlüsselroman. Mit sechs Zeichnungen von L. Homeyer. Dresden: Rudolf Kammerer, 1922, 374 S.; Neuaufl. als: Geheimnisse von Berlin: Ein Roman. Berlin; Leipzig: Paul Steegemann, [1931], 374 S.; Ndr. Berlin: Fannei& Walz, 1989, 309 S. (Berliner Texte; 5) (als Mynona). Trappistenstreik und andere Grotesken. Mit ei ner Zeichnung von Gustav Henselmann. Frei burg (Baden): Walter Heinrich, 1922, 98 S. (als Mynona). Tarzaniade: Parodie. Hannover: Verlag der Tage blatt-Buchhandlung, 1924, 160 S.; Neuaufl. in: Geerken, Hartmut (Hrsg.): Mynona: Prosa Band 2: Der Schöpfer. Phantasie; Tarzaniade. Parodie;
Der antibabylonische Turm. Utopie. München: edition text + kritik, 1980. S. 75-164 (Frühe Tex te der Moderne) (als Mynona). Mein hundertster Geburtstag u. a. Grimassen. Wien; Leipzig: Jahoda 8s Siegel, 1928, 107 S. (als Mynona). Sautomat, eine Groteske. Berlin: Pandora, 1931, (37) S. (Pandora-Drukke; 16) (als Mynona). Biblianthropen. [Weimar]: [Gesellschaft der Bibli ophilen], [1933], 38 S.; Ndr. Hamburg: Porcus Presse Dietrich Schaper, 1980, unpaginiert; Neuaufl. als Der antibabylonische Turm: Utopie. In: Geerken, Hartmut (Hrsg.): Mynona: Prosa Band 2: Der Schöpfer. Phantasie; Tarzaniade. Parodie; Der antibabylonische Turm. Utopie. München: edition text + kritik, 1980. S. 165-99 (Frühe Tex te der Moderne) (als Mynona). Der Lachende Hiob und andere Grotesken. Paris: Editions du Phenix, 1935, 64 S. (Phoenix Bücher; 2) (als Mynona). Rosa die schöne Schutzmannsfrau und andere Grotesken. Hrsg. v. Ellen Otten. Zürich: Die Ar che, 1965, 246 S. (als Mynona). Das Nachthemd am Wegweiser und andere höchst merkwürdige Geschichten des Dr. Salomo Friedlaender. Berlin: Eulenspiegel, 1980, 264 S. (als Mynona). Prosa. 2 Bde. Hrsg. v. Hartmut Geerken. Mün chen: edition text + kritik, 1980, 282 u. 328 S. (Frühe Texte der Moderne) (als Mynona). Der verliebte Leichnam: Grotesken - Erzählun gen - Gedichte. Hrsg. v. Klaus Konz. Hamburg: Verlag am Galgenberg, 1985, 160 S. (als Myno na). Sekundärlit.: Stemfeld / Tiedemann 1970: 153; Huder 1972; Geerken 1980; Kiefer 1986; Car dorff 1988; Kuxdorf 1990; Innerhofer 1996b: 228-9; Kilcher 2000: 442-3; Weigand 2000; Kötz2001.
Rosa die schöne Schutzmannsfrau (1913)
Die Sammlung aus Kurzgeschichten und Grotesken enthält neben einigen phantastischen und nicht phantasti schen Stücken auch sechs, die zur Sci ence-Fiction zu rechnen sind: »Aerosophie«, »Fasching der Logik«, »Von der Wollust, über Brücken zu gehen«, »Cha raktermusik«, »Präsentismus« und »Idee vom Ferntaster«. Von besonderem Inte resse ist die Erzählung »Fasching der
Logik« (Untertitel: »Vortrag eines Mars bewohners«), in der M. sein philosophi sches Grundkonzept vom Indifferentismus am deutlichsten zum Ausdruck bringt. Der Dualismus zwischen Ich und Welt, zwischen Subjekt und Objekt, zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit ist nur ein scheinbarer. Die Trennung in Ich und Welt wird dadurch aufgeho ben, dass die Welt von einem Nullpunkt (dem Absoluten, dem Nichts, dem Schöpfer, dem Unendlichen etc.) her verstanden wird. Insofern ist die Welt eine Aktion des Ichs, das sich durch Selbstdifferenzierung zur Geltung brin gen will. Man muss daher die Welt als innere Differenz des Ichs begreifen und das Selbst als absolute Indifferenz, als schöpferisches Nichts, quasi als Mittel punkt der Welt bestimmen. Dieses Kon zept schlägt in fast allen Schriften M.s durch, selten aber so deutlich und tief sinnig wie in Rosa die schöne Schutz mannsfrau. Es ist sein vorzüglichster Verdienst, es in einer humorvollen Ver packung präsentieren zu können.
Friedrich, Ernst: —► Mader, (Ernst) Friedrich Wilhelm
Friedrich, Johannes (?-?) In dem Science-Fiction-Roman Das Luft gespenst (1909) siegt Deutschland in einem Zukunftskrieg gegen England durch den Einsatz von Flugzeugen. Bibliografie: Das Luftgespenst. Berlin: Gustav Großkopf, 1909, 185 S. (auch 5. Tsd. ebd.).
Da* Luftgespenst (1909)
England fühlt sich von Deutschland be droht und fordert von ihm eine Be schränkung seines Luftflottenbaus. Als
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Berlin dies ablehnt, bricht ein Zu kunftskrieg aus. Die anderen Nationen verpflichten sich zur Neutralität. Unter starken Verlusten kann die englische Flotte abgewehrt werden, aber der Zu gang zum offenen Meer bleibt Deutsch land verwehrt. Ein Zeppelin-Angriff auf die englischen Schiffe wird abgeschla gen. Dennoch lehnt Deutschland es ab, um Frieden zu bitten. Rettung bringt ein neuartiger Äroplan, den der deut sche Ingenieur Heinz Sommer, ein Mit arbeiter Otto Lilienthals, erfunden hat. Das anfangs zu Schmuggelzwecken missbrauchte Flugzeug kann eine Nutz last von über einer Tonne - entspre chend zwei »Torpedos« - transportieren. Der Kaiser lässt nach einer Vorführung innerhalb weniger Wochen 50 Exempla re herstellen. Beim ersten Angriff deut scher Flieger wird die komplette engli sche Nordseeflotte vernichtet. Der von England vom Zaum gebrochene Zu kunftskrieg endet, als in Indien ein Auf stand gegen die englische Kolonialregie rung losbricht. Das Luftgespenst gehört zu den ersten Science-Fiction-Romanen, die voraussa gen, dass die militärische Zukunft nicht den Schlachtschiffen oder Zeppelinen, sondern den Flugzeugen gehört.
Friese, Eugen (Karl) (1845-1915) Geboren am 10. 9. 1845 in Königsberg, gestorben Ende März 1915 in Dresden. Hauptmann. F. schrieb häufig unter dem Pseudonym Karl Holderberg. Das nationalistische Drama Traumland (1912) enthält die Vision eines negati ven, auf August Bebels Vorstellungen aufgebauten sozialdemokratischen Zu kunftsstaates, der bei einem Angriff französischer und russischer Truppen
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auf Deutschland wieder beseitigt wird. In seiner Kritik und Darstellung macht F. deutliche Anleihen bei Eugen —> Richters Sozialdemokratischen Zukunfts bildern (1892). Bibliografie: Traumland: Vision in drei Aufzügen mit einem Vorspiel und einem Nachspiel. BerlinWilmersdorf: Hausbücher Verlag, 1912, 114 S. Sekundärlit.: NKLK 1936: 309; EPL.
Fritsch, Theodor (Emil) (1852-1933)
Geboren am 28. 10 1852 als Bauern sohn in Wiesenau (Sachsen), gestorben am 8. 9. 1933 in Gantzsch bei Leipzig. Realschule in Delitzsch, Maschinenbau lehre, Studium an der Technischen Hochschule in Berlin. Der Leipziger Publizist, Antisemit und völkische Sozi alreformer (u. a. Antisemiten-Katechismus, 1897; Zwei Grund-Uebel: BodenWucher und Börse, 1894) gründete 1912 den »Reichshammer-Bund«, einen Vor läufer des »Germanenordens« und der »Thule-Gesellschaft«, und die »Deutsch völkische Freiheitspartei«, für die er 1924 in den Reichstag gewählt wurde. Pseudonyme: Thomas Frey, Athanasius Fern; Fritz Thor; F. Roderich-Stoltheim. F. entwickelte in seinem Buch Die Stadt der Zukunft (1896) den Plan, eine neue Art städtischer Siedlung anzulegen. Sein kreisförmiges, aus acht konzen trisch angeordneten »Zonen« bestehen des Modell enthält von innen nach au ßen den Mittelplatz mit den monumen talen öffentlichen Gebäuden, die weit räumigen Villen, die »besseren« Wohn häuser, die Wohn- und Geschäftshäu ser, die Arbeiterwohnungen und kleinen Werkstätten, die Fabriken, Bauhöfe, La gerplätze und zuletzt die Gärtnereien, Mietgärten etc.
Bibliografie-, Die Stadt der Zukunft. Mit einer far bigen Tafel und 14 Text-Abbildungen. Leipzig: Theod. Fritsch, 1896, 29 S.; angebunden ist: Die neue Gemeinde (Begleitschreiben zu der Schrift »Die Stadt der Zukunft«.), 12 S. u. 2 Tat; Neuaufl. als Die neue Gemeinde: (Die Gartenstadt). Leipzig: Hammer Verlag Theodor Fritsch, 1912, 32 S. (u. ö.). Sekundärlit: LL 89-90; NKLK 1936: 201; HZVB 1996: passim (dort weitere Literatur); EPL; DBE 2001: 3, 494.
Fürstenau, Robert (?-?)
Fuchs-Liska, Robert (1870-1935) Geboren am 14. 11. 1870 in Bad Homburg, gestorben im Dezember 1935 ebd. F. ging mit 16 Jahren zur See, mit 23 an die Opern- und Schauspielbühne. Studium in Bem. Umsiedlung nach Amsterdam und Frankfurt. Autor der Sammlung Die Siebhäuser gasse und andere Novellen (1915). Zur phantastischen Literatur sind zum Teil die Sammlung Der Haschischraucher (1915) und der Kriminalroman Das Amulett aus Menschenhaut (1921) zu rechnen, wo ein Mann von malaiischen Zauberern lernt, sich in einen scheinto ten Zu stand zu versetzen. Pithekonat, das Urmenschwesen (1915) ist ein fortschrittskritischer Roman über den erfolgreichen Versuch eines Wissenschaftlers, Mensch und Affe zu kreuzen (Pithekonat ist Abkürzung von »Pithekonatus«, d. h. »der vom Affen ge zeugte«). Der Untertitel »Grotesker Ro man« bezieht sich nicht auf das literari sche Genre, sondern auf die (seinerzeit) phantastische Idee.
Fuhrmann, Manfred (?-?)
Bibliografie: Pithekonat, das Urmenschwesen. Grotesker Roman. Leipzig: Xenien-Verlag, 1915, 185 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 302; DLL3 5, 863-4.
Der Platinraub (1914) ist ein Kriminalro man mit einem Science-Fiction-Element. Der im Titel angesprochene Raub entpuppt sich als Ergebnis eines Versu ches mit neuartigen Strahlen. Bibliografie: Der Platinraub: Original-Erzählung Karlsruhe; Leipzig: Verlag der Hofbuchhandlung Friedrich Gutsch, 1914, 84 S. (Illustrierte Welt all-Bibliothek; 2).
F. reitet mit seinem rassistischen und antisozialistischen Briefroman Ein Mars bewohner über die Erde (1898) auf der von Kurd —> Laßwitz ausgelösten Woge der Marsromane. Er ist allerdings weni ger ein »Laßwitz-Epigone« als vielmehr ein »Anti-Laßwitz«. Bibliografie: Ein Marsbewohner über die Erde: Briefe aus dem Jahre 10 000. Leipzig: Oskar Gottwald’s Verlag, 1898, 68 S.
Bin Marsbewohner über die Erde (1898)
Ein Marsbewohner, der die entvölkerte Erde besucht, erzählt in kurzen, gleich förmigen Briefen von der Geschichte der Menschheit. Um 3000 waren die Ger manen zu voller Geistesgröße gereift, wozu vor allem die Emanzipation der Frau beitrug. Zu Beginn des 5. Jahrtau sends breiteten sich jedoch die Mongo len nach Europa aus, weil der sozialisti sche Gedanke die Germanen hatte schwach und geistig verarmt werden lassen. Deren Ansturm konnten sie nicht standhalten. Die überlebenden Germanen wanderten nach Amerika aus. Dort trugen zu Beginn des 6. Jahr tausends die Individualisten den Sieg über die Sozialisten davon. Das regene rierte Germanentum trat im 8. Jahr tausend zum letztlich siegreichen End-
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kämpf mit dem »Erbfeind« an. »Die mon golische Rasse hörte auf zu existieren«. Die germanische Rasse verbrauchte al lerdings im Krieg ihre Lebenskraft. Als auch noch eine kosmische Katastrophe die Erde traf - durch die Neigung der »Erdparalaxe« (sic!) schwand die Atmo sphäre hörte alles Leben auf ihr auf. Aus dem letzten Brief wird deutlich, dass auch den Marsbewohnern das glei che Schicksal bevorsteht. Unter literarischen Gesichtspunkten ist der Roman Ein Marsbewohner über die Erde mehr als dürftig. Die Sätze sind gespreizt (und reichen teilweise über mehr als eine volle Seite), der Stil pathe tischer Schwulst und die Emotionen des Marsbewohners nur schwer nachvoll ziehbar. Auch die literarische Form des Briefromans kann keine Spannung überzeugen. Interessant ist an ihm nur die Vorstellung einer vollständigen Aus löschung der Menschheit, wie sie so in der Science Fiction zwischen 1870 und 1918 kaum je beschrieben wird.
Fulvius, E. (?-?) Wahrscheinlich Pseudonym von Peter Brandts, da Der Zukunftsstaat (1892) in Köln im »Selbstverlag des Verfassers« erschienen ist. Das Werk besteht aus einem Gespräch zwischen Fritz und Joseph - einem sozi aldemokratischen und einem katholi schen Arbeiter - über den Zukunfts staat. In einem »kontrafaktischen« Spiel diskutieren sie u. a. die Frage, wie die Verhältnisse aussähen, wenn das Tri umvirat Bebel, Singer, Grillenberger an Stelle der aktuellen Regierung die Zügel in der Hand hielte. In der Diskussion widerlegt Joseph Punkt für Punkt die Behauptungen seines Freundes Fritz
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und erweist so den sozialistischen Zu kunftsstaat als Chimäre. Bibliografie: Der Zukunftsstaat. Köln: Selbstver lag des Verfassers / Peter Brandts, 1892, 60 S.
Futurus (?-?) Nach Lindenstruth 1986 und Weigand 2000 Pseudonym von Th. Nickel (?-?). Die im Titel seines Pamphlets aufgewor fene Frage Hohenzollem oder Habsburg? (1907) beantwortet F. eindeutig mit Hohenzollern, und dies obwohl in seiner Vision in den meisten Staaten das mo narchische System dem republikani schen weichen musste. Ansonsten ent hält die Broschüre die üblichen militä risch-politischen Sandkastenspielchen. Aus dem Rahmen fällt allerdings, dass der Autor an einen Zukunftskrieg mit Amerika denkt. Bibliografie: Hohenzollem oder Habsburg? Von der innerpolitischen Gesundung Alldeutschlands bis zur Deutschen Weltmachtstellung. Papier mühle: Gebr. Vogt, (1907), VII, 88 S. Sekundärlit.: Lindenstruth 1986: 26, 45; Wei gand 2000.
Gans-Ludassy, Julius von (18581922) Geboren am 13. 4. 1858 in Wien, ge storben am 2. 10. 1922 ebd. Studium der Jurisprudenz, Medizin und Philosophie in Wien. Promotion zum Dr. jur. Österreichischer Journalist und Schrift steller. Zwischen 1886 und 1907 Re dakteur bei verschiedenen Wiener libe ralen Zeitungen (Neues Wiener Tagblatt; Fremdenblatt; Wiener Allgemeine Zei tung; Neue Freie Presse), danach freier Schriftsteller. Als Dramatiker trat G. zu nächst mit einaktigen Lustspielen her vor. Um die Jahrhundertwende erregten einige seiner naturalistischen Volksstü cke wegen ihrer Sozialkritik großes Auf sehen. Später widmete sich G. der er zählenden Prosa (Die heilige Schlange, 1912; Die Macht der Schatten, 1914). Sein wenig bekanntes Drama Der Son nenstaat (1904) spielt in einem monar chistischen Staat namens »Utopien«, wo eine Revolution ausbricht. Bibliografie: Der Sonnenstaat: Drama in fünf Ak ten. Wien; Leipzig: Wiener Verlag, 1904, 150 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 318-9; 8, 198; Geißler 1913: 144; NKLK 209; Kremsner 1951.
Gaulke, Johannes (1869-?) Geboren am 25. 7. 1869 in Kolberg (Pommern). Besuch des Gymnasiums in Kolberg. Ausgedehnte Reisen. Seit Mitte der 90er Jahre Schriftsteller und Redakteur in Berlin. G. übersetzte Oscar Wilde. In seinem Romanen macht G. die Verlo renheit des Menschen in der modernen Welt zum Thema. Der gefesselte Faust (1910) ist ein utopisch-phantastischer Roman, der auf dem altem Faust-My
thos beruht: Der Ich-Erzähler erhält von Mephisto für seine Seele das Verspre chen, ihn mit den Sitten und Gebräu chen der Völker aller Zeiten bekannt zu machen. Er gelangt sogar in einen sozi alistischen Zukunftsstaat, in dem alle Individualität ausgerottet ist. Bibliografie: Der gefesselte Faust: Der Mensch heitskomödie letzter Schluß. Berlin-Tempelhof: Freier Literarischer Verlag, 1910, 395 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 327; 8, 198; Geißler 1913: 146 DLL3 6, 95-6.
General, aktiver deutscher: —» Anony mus: Und dann ...?!
Gensichen, (Otto) Franz (18471933) Geboren am 4. 2. 1847 in Driesen, ge storben am 23. 7. 1933 in Berlin. Studium der Mathematik, Philosophie und Klassischen Philologie in Berlin. Promotion zum Dr. phil. 1869. Direktor und Dramaturg am Wallner-Theater in Berlin, dann freier Schriftsteller. Das anonym publizierte Gedicht Triglaw-Bismarck (1887) ist eine Huldigung Bismarcks, die in einer Vision endet. Bibliografie: Triglaw-Bismarck: Zum 23. Septem ber 1887; Eine Sage im vierten Jahrtausend. Berlin: Eugen Grosser, 1887, 16 S. (anonym). Sekundärlit.: DLL3 6, 196-7.
Georgiewitz-Weitzer, Demeter (1873-1949) Pseudonym: G. W. Surya. Geboren am 28. 3. 1873 in Baden bei Wien, gestorben am 3. 1. 1949 in Graz. Bekannter Okkultist. Befreundet mit Franz —> Hartmann. G. schrieb viele
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Sachbücher über okkulte Medizin, Al chemie, Astrologie und ähnliche The men. Sein Roman Moderne Rosenkreu zer (1907) gehört zur okkultistisch-spi ritistischen Literatur, besitzt aber auch einige wenige Science-Fiction-Motive (z. B. eine Chronik der Zukunft). Zu den von ihm beeinflussten Autoren gehört auch der Raketenpionier und ScienceFiction-Schriftsteiler Max Valier. Bibliografie: Moderne Rosenkreuzer oder Die Re naissance der Geheimwissenschaften: Ein ok kult-wissenschaftlicher Roman. Leipzig: Max Alt mann, 1907, XIII, 365 S.; 2., verm. Aull. ebd. 1914, XXV, 358 S. (als G. W. Surya) (u. ö.).
Sekundärlit: Geißler 1913: 635; EPL; Weigand 2000.
Gerhardt, Dagobert von (18311910) Pseudonyme: Gerhard von Amyntor, Dagobert von Gerhardt-Amyntor. Geboren am 12. 7. 1831 als Sohn eines preußischen Oberstleutnants in Liegnitz, gestorben am 24. 2. 1910 in Pots dam. Mehr Kriminal- und Liebesgeschichte als Science Fiction ist die Novelle »Rönt genstrahlen« (in: Röntgenstrahlen. Das Amselnest, 1902). Mehrere bei Bleymehl 1965 gelistete Werke sind nicht uto pisch-phantastisch . Bibliografie: Röntgenstrahlen. Das Amselnest: Novellen. Breslau: Schlesische Verlags-Anstalt v. S. Schottlaender, 1902, 144 S. (als Dagobert von Gerhardt-Amyntor) Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 354-5; 8, 199; Geißler 1913: 6; NKLK 1936: 11; Ritter 1979: 90-2; EPL; Weigand 2000.
Gerhardt-Amyntor, Dagobert von: -+ Gerhardt, Dagobert von
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Germanus (?-?)
Unbekannter Autor. Vielleicht das Pseudonym des in Düren geborenen Schriftstellers Wilhelm Felten (1856-?). Bibliografie: Die soziale Entwicklung Deutsch lands im 20. Jahrhundert: Ein Vortrag aus dem Jahre 2000. Berlin: Hermann Walther Verlags buchhandlung, 1906, 80 S. (als Germanus). Sekundärlit: Reich 1927: 138; Riederer 1961: 114;Riederer 1962: 188; EPL.
Die soziale Entwicklung Deutschlands im 20. Jahrhundert (1906)
Der unter dem Pseudonym Germanus (der »Deutsche«) schreibende Autor gibt in dem »Vortrag« ein antisozialdemokra tisches und antikatholisches Programm, das sozialdarwinistische Züge (»künstli che Zuchtwahl«) trägt. Er versucht da mit einen Kompromiss zwischen sozi alistischer und kapitalistischer Wirt schaftsordnung herbeizuführen.
Gilbert, Leo (1861-?)
Laut Lindenstruth 1986, EPL, Weigand 2000 und WF ist »Leo Gilbert« das Pseu donym von Leo Silberstein (1907-?). Dann kann er jedoch nicht der Verfas ser des 1907 erschienenen Science-Fiction-Romans Seine Exzellenz der Auto mat sein. Der Autor ist wahrscheinlich identisch mit dem Leo Gilbert, der 1905 einen Nachruf auf Jules Verne verfass te. Bibliografie: Seine Exzellenz der Automat: Ein phantastisch-satirischer Roman. Geleitwort v. Rudolf Goldscheid. Berlin; Leipzig: Schuster & Löffler, 1907, 412 S.
Sekundärlit.: Lindenstruth 1986: 27, 56; Inner hofer 1996b: 70, 71, 76; EPL; Weigand 2000; WF 2002.
Seine Exzellenz der Automat (1907)
Der norwegische Ingenieur Frithjof An dersen hat eine Maschine - genauer: ei nen Androiden - konstruiert, die einfa che Denkoperationen durchführen kann. Diese Fähigkeit genügt, um sogar als Minister zu reüssieren. Nur mit Mü he gelingt es seinem Erfinder, den An droiden zu entlarven und abzuschalten. Der grotesk-phantastische Roman ist eine langatmige Ausarbeitung eines klassischen Motivs, das sich bis zu Goe thes »Zauberlehrling« zurückverfolgen lässt. Erwähnenswert ist der (in der frü hen Science Fiction selten auftauchen de) Gedanke, dass Maschinen lernen und sich weiter entwickeln können.
Grabowsky, Adolf (1880-1969) Geboren am 31. 8. 1880 in Berlin, ge storben am 23. 8. 1969 in Arlesheim bei Basel (Schweiz). Gymnasium in Berlin. Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Genf, Freiburg und Berlin, daneben auch der Philosophie und Kunst. Pro motion zum Dr. jur. G. arbeitete danach als Schriftsteller in Berlin. 1934 Emig ration in die Schweiz. Seit 1950 Profes sor an der Universität Gießen. Der bibliophile Band Gott und der Zau berer (1912) ist am Rande zur FantasyLiteratur zu rechnen: er beschreibt den Kampf zwischen dem der Menschheit überdrüssigen Gott und dem Zauberer Yggdrasill auf einer fernen Insel.
Gleichen-Rußwurm, Alexander von (1865-1947)
Bibliografie: Gott und der Zauberer: Ein Mythos. Berlin: Bruno Cassirer, 1912, 33 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 423; 8, 202; Geißler 1913: 160-1; DLL3 6, 682-3.
Geboren am 6. 11. 1865 auf Schloß Greifenstein ob Bonnland (Bayern) als Sohn eines Freiherrn, gestorben am 25. 10. 1947 in Baden-Baden. Urenkel Schillers. G. schlug anfangs die Offizierslaufbahn ein. Seit 1895 als Schriftsteller tätig. s G. Werke sind schwer bestimmbar. Utopisch-phantastische Züge trägt das allegorische Drama Die Ewigen (1918). Außerdem kann die Titelgeschichte der Sammlung Der Narrenturm (1915) zur Science Fiction gezählt werden. G. ver fasste für die von Arthur -> Brehmer herausgegebene Anthologie Die Welt in hundert Jahren (1910) optimistische »Gedanken über die Geselligkeit«. Bibliografie: Der Narrenturm: Grotesken und Sa tiren. Stuttgart: Julius Hoffmann, 1915, 148 S. Die Ewigen: Groteske. Darmstadt: Otto Reichl Verlag / Der Leuchter, 1918, 154 S.
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 381; DLL3 6, 389-92.
Granitz, Valentin von (?-?) Das »politische Zukunftsbild« Fräulein Abgeordnete (1910) spielt im Erschei nungsjahr des Buches. Ilse Wiegand, ei ne junge bayerische Volksschullehrerin, wird als einzige Frau in den neuen Reichstag gewählt. Ihre Willenskraft und Zähigkeit führen nicht nur dazu, dass die von Rechts bekämpfte Reichsfi nanzreform angenommen wird, sondern auch, dass sich der Abgeordnete Dr. Wilden in sie verliebt. Beide heiraten und nach einem Jahr gebiert Ilse einen Knaben: »Sie bewies dadurch, daß man wohl emanzipiert sein kann, ohne seine Pflichten als Weib und Mutter zu ver nachlässigen« (S. 78). Bibliografie: Fräulein Abgeordnete: Politisches Zukunftsbild. Leipzig-Gohlis: Bruno Volger Ver lagsbuchhandlung, 1910, 79 S.
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Grautoff, Ferdinand (1871-1935) Pseudonyme: Parabellum, Seestern. Geboren am 10. 8. 1871 als Sohn eines Buchhändlers in Lübeck, gestorben am 15. 5. 1935 in Leipzig. Studium der Philosophie und Ge schichte in Berlin, Tübingen und Mar burg. Promotion zum Dr. phil. Haupt schriftleiter der Leipziger Neuesten Nachrichten. Verfasser mehrerer Zukunftskriegsro mane, oft mit stark rassistischen Unter tönen, etwa in »1906« (1905) und Bansai! (1908), weniger - aufgrund der ver änderten geopolitischen Situation - in Fu der Gebieter der Welt (1925), wo sich Deutschland mit Japan und China ver bindet, um der Knechtschaft des Ver sailler Vertrages zu entkommen. G. ist ein besserer Autor als die meisten sei ner bellizistischen Kollegen. Bibliografie: »1906«: Der Zusammenbruch der al ten Welt. Leipzig: Dieterich’sche Verlagsbuch handlung Theodor Weicher, (1905), IV, 203 S. (als Seestern) (mindestens 20 Aufl.). Englischer Text (Auszug) in Clarke 1997: 201-25. Bansai! Leipzig: Dieterich’sche Verlagsbuchhand lung Theodor Weicher, 1908, VII, 277 S. (als Parabellum) (drei Aull.). Fu der Gebieter der Welt. 1.—10. Aufl. Leipzig: Verlag Theodor Weicher 1925, 247 S. (als See stern) (Neuaufl. 1927). Sekundärlit.: Anonymus 1906; Brümmer 1913: 2, 430; Geißler 1913: 163; NKLK 1936: 233; Franke 1985; Ritter 1987: 137-62; WF 1991; Clarke 1997: 201-25, 431-2; Hahn 2003; Saprä 2003.
»1906« (1905)
An einer harmlosen Auseinanderset zung in Samoa entzündet sich ein Krieg zwischen England und Deutschland, der sich durch den Beitritt Frankreichs auf die eine sowie Österreich-Ungarns und Italiens auf die andere Seite aus weitet. Obwohl Deutschland wie schon 102
1870/71 Frankreich zu Lande nieder ringt (zur See war man der englische Marine allerdings unterlegen), darf es sich nicht als Sieger fühlen. In Afrika und Südostasien erheben sich die Ein heimischen gegen die weißen Kolonial herren. So sind es letztlich die neutra len Nationen Rußland und USA, die als die eigentlichen Kriegsgewinnler aus dem Konflikt hervorgehen. Das Menete kel vor der gelben Rasse findet sich etwa auch in Hans —► Schmidt-Kestners Der fliegende Tod (1911). Direkt beein flusst ist sicherlich auch -♦ Beowulfs Der deutsch-englische Krieg (1906). Unter den Zukunftskriegsromanen der Jahre vor dem 1. Weltkrieg war »190& einer der ersten, bekanntesten und er folgreichsten. Der Roman erschien in mindestens 135 000 Exemplaren. Bansail (1908)
Im Jahre 1908 bricht Japan einen von langer Hand geplanten Krieg gegen die USA vom Zaum. Innerhalb von 24 Stunden unterwirft sich Japan die Pa zifikstaaten. Die amerikanische Pazifik flotte wird von den Japanern vernichtet und auch auf dem Festland, das von einer gelben Flut - insgesamt 170.000 Mann - überschwemmt wird, erleiden die Amerikaner eine vernichtende Nie derlage. Trotzdem zieht sich der Krieg in die Länge und geht Ende des Jahres in einen verlustreichen Stellungskrieg über. Die japanischen Friedensbedin gungen, die große Gebietsansprüche vorsahen, werden abgelehnt. Das bisher neutral eingestellte England neigt sich allmählich den USA zu (woraufhin die Japaner in den Kolonien den Aufstand schüren). Im Februar des folgenden Jahres rüsten sich beiden Parteien zu einer Entscheidungsschlacht bei Geor
getown. In der letzten Szene erfährt man vom japanischen Rückzug. In kurzen, fast schon hektisch zu nen nenden Szenen stilisiert G. die amerika nisch-japanische Auseinandersetzung zum »großen Krieg« zwischen der weißen und gelben Rasse hoch - was man in Europa viel zu lange verkannt habe. Der Roman, wahrscheinlich von dem Erfolg Japans über Rußland wenige Jahre vor der Publikation inspiriert, propagiert den Schulterschluss der »weißen« gegen die »gelben« Nationen. Daher nimmt es nicht Wunder, dass G. in diesem Zu kunftskriegsroman ein recht ungewöhn liches Szenario - Deutschland ist nur in Form von Kriegsfreiwilligen auf amerikanischer Seite beteiligt - wählt.
Gregorovius, Emil (?-?) Preußischer Seminardirektor in Schles wig. Die Stadt der Wahnsinnigen (1914) ist eine Sammlung historischer Erzählun gen. Bibliografie: Der Himmel auf Erden in den Jahren 1901 bis 1912. Leipzig: Fr. Wilh. Grü now, 1892, 159 S. (auch in Mikrofiche-Form nachgedruckt). Sekundärlit.: Popp 1909: 189; Reich 1927: 1267; Huntermann 1953: 84-90; Riederer 1961: 104-6; Riederer 1962: 182-3; Schmidt 1976; Ritter 1979: 144-55; Hölscher 1989: 230, 406, 443; Friedrich 1995: 145, 148, 195.
Der Himmel auf Erden (1892)
G. schildert in dunkelsten Farben die unmenschlichen Gräuel, die ein sozial demokratischer Staat in Deutschland zwischen 1901 und 1912 anrichtet. In einzelnen Bildern, ohne eine durchlau fende Romanhandlung, wird die Dikta tur des Proletariats vorgeführt, die bis zur Menschenschlächterei reicht. Erst
der strenge Winter des Jahres 1912 treibt die Bevölkerung zum Aufstand. Im Hilfe von Kriegervereinen wird die alte Monarchie wieder hergestellt. G. wollte - offenbar in Anlehnung an Eugen —» Richters Sozialdemokratischen Zukunftsbildern (1892) - ein Gegenbild zu Edward Bellamys Rückblick schaffen. Auch wenn er nur die bekannten Kli schees gegen den Sozialismus wiederkäut, sind ihm die einzelnen Bilder doch recht beeindruckend gelungen.
Greinz, Rudolf Heinrich (18661942) G. wurde am 16. 8. 1866 in Pradl bei Innsbruck geboren, gestorben am 16. 8. 1942 ebd. Tiroler Schriftsteller, lange wohnhaft in München. Verfasser von religiösen Schriften, volkstümlichen Erzählungen und konservativen historischen Roma nen. Sein Verhältnis zur Kirche war stets ambivalent. Obrigkeitsorientiert und dennoch kirchenfeindlich ist z. B. der Roman Äbtissin Verena (1915). G.s Nachlass wird an der Universität Inns bruck verwaltet. Zur Phantastik gehören seine Kurzge schichtensammlung Die Fforten der Ewigkeit (1920) sowie die beiden Ro mane Der jüngste Tag (1893) und Mys terium der Sebaldusnacht (1925), wobei der erstere durch die Verwendung eines Katastrophenmotivs (Apokalypse und Jüngster Tag) auch zur Science Fiction gezählt werden kann. Bibliografie: Der jüngste Tag. Erfurt; Leipzig: Bacmeister’s Verlag, 1893, 43 S. Er ist auferstanden! Sozialer Roman aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Stuttgart: Süddeut sches Verlags-Institut, [1897], 172 S.
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Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 436-8; 8, 203; Geißler 1913: 166; Ritter 1982: 225; Innerhofer 1996b:386.
1996b: 414-5; Innerhofer 1997b: 32-3; Lifka 1999; Hohwiller 2000: 3-4; Lindenstruth 2004: 7-8.
Mene tekel.... (1910)
Gröfitdeutscher, ein: —► Kaerger, Karl
Groner, Auguste (1850-1929) Geboren am 16. 4. 1850 als Kind böh mischer Auswanderer unter dem Na men Auguste Wilhelmine Kopallik in Ot takring (Wien), gestorben am 7. 3. 1928 in Alt-Teuffenbach (Steiermark). Besuch des Wiener Musik-Konservatori ums und der Malschule am k. k. Mu seum für Kunst und Industrie. Im Jahre 1879 heiratete G. den Journalis ten Richard Groner. Lange Zeit wohnte sie in der »Villa Groner« in Wien-Hitzing. Österreichische Autorin. G. schrieb seit 1888 (teilweise unter Pseudonymen wie Mathilde Renorga und Amalie von der Paura) zahlreiche historische und krimi nalistische Erzählungen und Romane auf gehobenem Unterhaltungsniveau. Sie gilt als die erste Kriminal schriftstellerin der Welt. Auf dem Höhe punkt ihrer Karriere verfasste G. mit Mene tekel .... (1910) auch einen Science-Fiction-Roman, der sogar ins Eng lische übersetzt wurde. Zur Phantastik gehören die Seltsamen Geschichten (1925). Unter dem Titel Der Unsichtbare (2004) hat vor kurzem Gerhard G. Lin denstruth einige verstreute unheimliche Erzählungen G.s neu ediert. Bibliografie: Mene tekel ....: Eine seltsame Ge schichte. Wien; Leipzig: Edmund Schmid, 1910, 412 S. Sekundärlit.: Schimmelpfennig 1908: 10; Colbron 1909/10; Poritzky 1910/11; Mielke 1912: 351; Brümmer 1913: 2, 451-2; 8, 204; Geißler 1913: 167-8; NKLK 1936: 238; Hügel 1978: 12, 207, 222; Bleiler 1990: 313; Lifka 1991a; Lifka 1991b; Lindenstruth 1992; WF 1994; Innerhofer
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Der englische Gelehrte Lord Tannemore begibt sich auf eine Reise in den Nahen Osten. Er will dort seine Hypothese be weisen, dass es sich bei neu gefunde nen Inschriften, die ein gewisser Redfowles der englischen Regierung ver kauft hat, um Fälschungen handelt. Dafür will er gegenüber Redfowles mit seinem Leben einstehen. Begleitet wird er dabei u. a. von dem schwedischen Wissenschaftler Clusius, genannt N2. Clusius hat die Entdeckung gemacht, dass Lichtbilder aus der Vergangenheit gespeichert und durch ein Gas wieder sichtbar gemacht werden können. Vor Ort wollen beide die Richtigkeit von Tannemores Behauptung beweisen. Die Reise findet inkognito unter vielerlei Verwicklungen und Abenteuern statt. In einem unbekannten Thronraum Nebukadnezars von Babylon erscheint die bekannte Warnung »Mene tekel upharsin« in Flammenschrift. Die Fälscher und Verbrecher - darunter Redfowles werden dingfest gemacht, nur das No tizbuch des Professors und damit auch seine Erfindung gehen in Flammen auf. Die fähige Autorin wollte mit dem Ro man wohl eine Variation des Wunders der Kinematographie schreiben. Er ist aber durch die melodramatische Hand lung, die komischen Nebenfiguren, die alberne Verwechslungsgeschichte und andere Klischees ins Banal-Lächerliche abgerutscht.
Groß, Ferdinand (1849-1900) Geboren am 8. 4. 1849 in Wien, gestor ben 1900 ebd.
Seit 1868 Journalist und Redakteur. Herausgeber der Zeitschrift Der Frauen feind. Produktiver Schriftsteller. Reiselatein (1899) enthält elf kleine Geschichten in Form von Reisererlebnissen des Ich-Er zählers in verschiedenen fiktiven Städ ten, Ländern und Zeiten. Unterhaltsam und scharfsinnig. Bibliografie: Reiselatein: Elf Lügen. Leipzig: Philipp Reclam jun., [1899], 87 S. (RÜB; 4018). Partieller Ndr. in: Bärzin 17 (24. 3. 2000). S. 137; 18 (26. 5. 2000). S. 18-22; 19 (28. 7. 2000). S. 19-23. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 453-4; DLL3 6, 870-1.
Grotewold, Christian Stephan (1873-?) Pseudonym: A. Venir. Geboren am 27. 9. 1873 in Bremen. Sein unter dem sprechende Pseudonym A. Venir (avenir, frz. »Zukunft«) publi zierter, utopischer Roman Ein Blick nach vom (1906) beschreibt neben einer eigentümlichen Form des »Staatssozia lismus« auch einen Zukunftskrieg zwi schen dem Deutschen Reich und dem Panslavistischen Bund. Bibliogiafie: Ein Blick nach vorn: Staatssozialisti scher Zukunftsroman. Leipzig: Deutsche Verlagsactiengesellschaft, 1906, 171 S. (als A. Venir). Sekundärlit.: Reich 1927: 141; Ritter 1979: 26376; EPL; Weigand 2000.
tes ist nicht die Nächstenliebe, sondern die »Selbstsucht« des Menschen. Die Hauptübel der Vergangenheit sieht der Autor in der ungleichen Verteilung des Eigentums und im Erbrecht. Exempli fiziert wird dieses »Vorher-Nachher« an der Familie des ehemaligen Grafen Wareinmal. Der verstockte Adelige kann sich nur schwer mit den neuen Verhält nissen anfreunden, während seine Tochter die neuen Chancen nutzt und einen Beruf als Lehrerin ergreift (den sie allerdings gleich wieder aufgibt, als sie sich in den schneidigen Offizier Franz Rauchlos verliebt: »Ach Franz, dann ha be ich ja auch den viel schöneren Beruf, Dich glücklich zu machen!« [S. 71]).
Der größte Teil des Buches ist ausge füllt von der banalen Liebesgeschichte, die jede Gelegenheit wahrnimmt, die utopischen Verhältnisse und Einrich tungen zu beschreiben. Die flache Handlung mündet zuletzt in einen Zu kunftskrieg mit Rußland, was der Autor nutzt, um neben seinen antisozialisti schen Überzeugungen auch noch ras sistische und antipazifistische Parolen zu äußern. Ein Blick nach vom ist ein stark zeitbedingtes Produkt und heute ausschließlich von historischem Wert. Beispielweise erwähnt G. den schrei benden Kollegen Eugen -» Richter lo bend, während er August Bebel als »fal schen Propheten« apostrophiert.
Ein Blick nach vom (1906)
Im Jahre 2006 sind die Standesunterschiede abgeschafft und die Produkti onsmittel verstaatlicht. Allerdings hat es keine sozialistische Revolution gegeben, sondern der »Staatssozialismus« ist quasi von oben verordnet und durch die »feste Hand« des Kaisers durchgesetzt worden. Grundlage dieses idealen Staa
Grunert, Carl (1865-1918)
Geboren am 2. 11. 1865 in Naumburg an der Saale. Besuch des Lehrerseminars in Wießenfels. G. arbeitete als Lehrer in Naum burg und Berlin. Er war verheiratet.
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In seiner Freizeit verfasste G. Dramen, Gedichte und Erzählungen. Seine erste Buchveröffentlichung war die unter dem Pseudonym Carl Friedland erschienene Gedichtsammlung Schlichte Gedichte (1887). In der Nachfolge von Kurd —» Laßwitz schrieb er auch mehr als 30 Science-Fiction-Kurzgeschichten, die zum großen Teil in vier Sammlungen Im irdischen Jenseits (1904), Menschen von morgen (1905), Feinde im Weltall? und andere Novellen (1907) und Der Marsspion und andere Novellen (1908) publiziert wurden (weitere fünf Ge schichten hat Gerd-Michael Rose in Die Maschine des Theodulos Energeios [2000] neu herausgegeben) und ihn als einen der frühen Klassiker des Genres ausweisen. Bemerkenswert sind vor al lem die Titelgeschichten von Feinde im Weltall? und Der Marsspion. G.s Ge schichten spielen in der Regel in der Gegenwart. Auffällig oft findet sich ein (unglückliches) Liebesverhältnis als Haupt- oder Nebenmotiv (etwa in »Der Fremde« [in: Feinde im Weltall? und an dere Novellen], einer Geschichte, die üb rigens Josef Saltner und den marsitischen Arzt Hil aus Laßwitz’ Auf zwei Planeten wieder aufleben lässt). G. hatte ein großes Interesse an technischen Er findungen (insbesondere Funktechnik und Elektronik), das sich auch in zahl reichen Plots niederschlägt. Unter lite rarischen Gesichtspunkten sind G.s Er zählungen zwar wenig bemerkenswert, besitzen aber meist einen eigenwilligen Charme. Vorbild ist trotz seiner eigenen Beteuerungen weniger Jules Verne oder Kurd —> Laßwitz als vielmehr H. G. Wells. Bibliografie: Im irdischen Jenseits: Zukunfts-No vellen. Berlin: Verlag Continent Theo Gutmann, [1904], 184 S.; Neuaufl. Stuttgart: Franckh’sche Verlagshandlung, [1907], 184 S.; ein Ndr. ist bei
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Dieter v. Reeken (Lüneburg 2005) angekündigt. Menschen von morgen: Zukunfts-Novellen. 1.-3. Tsd. Berlin: Verlag Continent Theo Gutmann, [1905], 110S. (1 Mark Bibliothek »Continent«); Neuaufl. Stuttgart: Franckh’sche Verlagshand lung, [1907], 110 S.; Ndr. hrsg. v. Gerd-Michael Rose. Erfurt: TES, 2000, 110 S. Feinde im Weltall? und andere Novellen. Stutt gart: Franckh’sche Verlagshandlung, W. Keller, [1907], 80 S. (mind. vier Aufl.); Ndr. hrsg. v. Gerd-Michael Rose. Erfurt: TES, 2000, 80 S. Der Marsspion und andere Novellen. Illustriert von Ernst Stern. Berlin; Leipzig: Buchverlag fürs Deutsche Haus 1908, 303 S. (Die Bücher des Deutschen Hauses; 1. Reihe, Bd. 13; Neuaufl. Leipzig: Georg Hösemann, |ca. 1921], 303 S.; ein Ndr. ist bei Dieter von Reeken (Lüneburg 2005) angekündigt. Die Maschine des Theodulos Energeios: Erzäh lungen. Hrsg. v. Gerd-Michael Rose Erfurt: TES, 2000, 126 S. Sekundärlit.: Popp 1909: 186-7, 204; Brümmer 1913: 2, 474; 8, 205; Maluschka 1927: 135, 142; Abret / Boia 1984: 165-6; Ritter 1982: 232-68; BL 1989; Friedrich 1995; Innerhofer 1996b: 79, 195-6, 278-80, 363, 386-7, 409, 410-2, 446-8; Innerhofer 1997b; WF 1998; In nerhofer 1999a: 237; WF 1999; Münch 2004: 20-1; 55, 56; WF 2005.
Feinde im Weltall? und andere Novellen (1907)
»Feinde im Weltall?«: Der junge Erfinder Justus Starck, »armer Leute Kind, be saß keinerlei Protektion oder Konnexion und hatte sich durch eigene Arbeit und Weiterbildung den Posten eines Kon struktionszeichners an einem der gro ßen Elektrizitätswerke errungen.« Seine Entwicklung eines »verbesserten Emp fängers für die Telegraphie mit Hertz sehen Wellen« wird als untauglich ein gestuft, bis damit eine verschlüsselte Warnung an die Erdbewohner aufge fangen wird. Trotz der Skepsis soge nannter Fachleute (»Jules-Verniade«) darf er beim deutschen Reichskanzler vorsprechen. In diesem Moment trifft eine zweite Botschaft ein. Sie stammt
von einem deutschen Astronomen, der von Außerirdischen entführt wurde und unter Opfer seines Lebens vor einem drohenden Angriff der Außerirdischen warnt. Bevor er den Namen des feindli chen Planeten nennen kann, wird er getötet. Für Justus Starck wendet sich nun alles zum Guten. Der deutsche Staat kauft seine Erfindung, er erhält eine gute Stellung und erringt die Auf merksamkeit der Tochter seines Chefs. »Überall beginnen die Rüstungen gegen die geheimnisvollen Piraten des Welt raums. Die Zeit wird lehren, ob die Menschen gewappnet sind zum Kampf mit den hö her entwickelten, mächtigeren Wesen jenseits des Erdballs, zum Kampf mit unseren rätselhaften Feinden im Weltall. [S. 20]« Der merkwürdig optimistische Abschluss ist wohl auch auf das zeitge nössische Wettrüsten zwischen den europäischen Mächten gemünzt. »Der Fremde«: Während eines Aufent halts des Nachtschnellzugs Berlin-Mün chen steigt ein Fremder namens Hil mit einem großen Koffer in das Abteil des Erzählers. Später kommt auch noch eine verschleierte Frau hinzu, die sich als dessen Jugendliebe Helene ent puppt. Sie ist auf dem Weg zum Kran kenlager ihres verunglückten Mannes. Als durch einen Bergrutsch der Zug bei Naumburg (der Heimat des Erzählers) anhalten muss und die Weiterfahrt unmöglich ist, bietet der merkwürdige Fahrgast Helene an, sie und den Er zähler nach Solnhofen in der Nähe von Regensburg zu bringen. Aus seinem Koffer baut er eine Art Luftkissenfahr zeug und fliegt damit in Minuten schnelle ans Ziel. Trotzdem kommen sie zu spät: Helenes Gatte ist schon tot. Wieder bietet der Fremde seine Hilfe an
und holt mit seiner Apparatur den Ver storbenen ins Leben zurück. Als er an weist, ihm seine Maschine an die Adres se eines gewissen Josef Saltner nachzu schicken, erkennt der Erzähler am Na men, daß es sich bei dem Fremden um den Marsianer Hil aus dem Roman Auf zwei Planeten von Kurd -» Laßwitz han delt. Grunert setzte hier seinem großen Vorbild ein Denkmal. Feinde im Weltall? enthält außerdem die beiden trivialen Erzählungen »Nitakerts Erwachen« und »Adam Perennius, der Zeitlose«. Der Marsspion und andere Novellen (1908)
Ein dreiäugiger und vierfingriger Marsi aner (ein Zerrbild der meist idealisierten Marsianerdarstellung in der Frühzeit der Science Fiction) hat sich als »Mr. Ferrum« in ein amerikanisches Obser vatorium eingeschlichen, um die Entde ckung eines »wandernden Fleckes« beim Mars zu hintertreiben. Nach seiner Entlarvung stellen die Astronomen fest, dass sich ein riesiges Marsschiff auf dem Weg zur Erde befindet. Seinem Vorbild H. G. Wells erweist G. in »Pierre Maurignacs Abenteuer«, in ge wisser Weise eine Fortsetzung der Zeit maschine (The Time Machine, 1895; dt. 1904), seine Reverenz. Ein anderes Wellssches Motiv - das Unsichtbarma chen - ist Gegenstand der Erzählung »Mysis«. In »Das Ende der Erde« verwendet G. einen damals beliebten Plot: die (Beinahe-)Vernichtung der Erde durch einen Kometen. Außerdem enthält Der Marsspion noch »Das Ei des Urvogels«, »Katalyse«, »Ein verirrter Telephondraht«, »Mr. Vivacius Style«, die Robinsonade »Ballon und Ei land«, und »Heimkehr«. 107
Grunwald, E. (?-?) Die Volksschule im Jahre 2008 (1908) ist eine recht witzige Schilderung des Schulalltags im Jahre 2008. Eine In spektion der »Klasse 87, Schule 893 durch den Rektor und den Kreisschul major erbringt ein »ziemlich mäßiges« Resultat, obwohl den Volksschülern enorm schwierige Aufgaben vorgesetzt werden. In den hyperbolisch-satirischen Details - bemerkenswert sind hier vor allem der hohe Grad der Automatisie rung und die dauernde Überwachung der Klasse - schwingt unverhohlener Fortschrittsoptimismus mit. Bibliografie: Die Volksschule im Jahre 2008: Bierdrama. 2. Aufl. Breslau: Franz Goerlich, [1908], 15 S.
108
H. W.: —> Anonymus (H. W.): Das EwigWeibliche
Hackmann, August (?-?) Unbekannter Autor, evtl, ein Pseudo nym. Jugendschriftsteller, unter dessen Namen auch Erzählungen und Aufsätze publiziert worden sind. Unter seinem Namen erschien 1917 der Science-Fiction-Roman Der Kampf um die Weltmacht (1917), der weitgehend textgleich - wenn auch nicht textiden tisch - mit dem vorher unter dem Pseu donym Volatilius Volantius publizierten Roman An Bord des Sirius (in: Leucht turm: Illustrierte Halbmonatsschrift für Studierende. 3. Jg. [1910]) bzw. dem von Wilhelm -> Middeldorf herausgege benen Roman An Bord des Sirius (1913) ist. Franz Rottensteiner (WF 1998; vgl. schon Innerhofer 1996b: 212, Anm. 142) hat daher vermutet, dass der Autor des Romans H. sei und Middeldorf nur sein Pseudonym. Es scheint aber - falls es sich in diesem Fall nicht doch eher um ein Plagiat handelt - umgekehrt zu sein. Der ebenfalls in der »Illustrierten Welt all-Bibliothek« erschienene Roman Durch Nacht zum Licht (1914) ist ein his torischer Roman ohne utopisch-phan tastische Elemente. Eine Erzählung (»Getreu bis in den Tod«) H.s erschien im 24. Bd. (o. J.) von Deutschlands Ju gend. Bibliografie: Der Kampf um die Weltmacht oder Der fliegende Mensch: Friedens- und Kriegs fahrten an Bord des Sirius; Erzählung. Karls ruhe; Leipzig: Verlag der Hofbuchhandlung Friedrich Gutsch, 1917, 151 S. (Illustrierte Welt all-Bibliothek; 10). Weitgehend identisch mit: An Bord des Sirius: Reise- und Kriegserlebnisse aus
der Zeit des fliegenden Menschen nach dem Tagebuch des Volatilius Volantius herausgege ben. Trier: Paulinus, 1913, 192 S. (LeuchtturmBücherei; 7) (Neubearbeitung von »An Bord des Sirius: Reise- und Kriegserlebnisse aus der Zeit des fliegenden Menschen von Volatilius Volan tius«. In: Leuchtturm: Illustrierte Halbmonats schrift für Studierende. 3. Jg. (1910). S. 27-30, 50-3, 72-6, 96-100, 128-31, 160-4, 186-90, 210-4, 235-8, 260-2, 282-5, 307-10, 330-4, 352-7, 391-401, 425-37, 455-61). Sekundärlit.: Christadler 1979: 195; Franke 1985; Ritter 1987: 271-4; WF 1990; Trappe 1993; Innerhofer 1996b: 211-3; WF 1998.
An Bord des Sirius (1913) / Der Kampf um die Weltmacht (1917)
Die in diesem Jugendroman beschrie bene Flugmaschine »Sirius« ist kein lenkbares Luftschiff oder ein Flugzeug, sondern eine Art Propellerhubschrau ber, der durch »hochexplosive Nitrozel lulose« angetrieben wird. Erfinder ist ein namenloser »Doktor«, jedenfalls ein »guter Deutscher«. Nachdem der »Sirius« seine Tauglichkeit während eines Fluges zum Nordpol unter Beweis gestellt hat, wird er auch in einem Zukunftskrieg ge gen England eingesetzt. Der Autor lässt den Kampf mit einem knappen Sieg der Deutschen enden: England regiert zwar zur See, Deutschland aber zur Luft. Der »Sirius« selbst wird aber während eines Sturmes zerstört. Laut WF ist An Bord des Sirius ein »von frisch-fromm-freiem Erfindergeist erfüll tes Stück trivialen Schrifttums«, das zu dieser Zeit nicht ungewöhnlich - mit grobschlächtigem Humor einige Gräuel des Krieges beschreibt. Allerdings ist nicht zu verkennen, dass dem Autor auch pazifistische Ideen umtreiben.
Halbe, Max (1865-1944) Geboren am 5. 10. 1865 als Sohn eines Gutsbesitzers in Güttland bei Danzig,
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gestorben am 30. 11. 1944 in Burg bei Neuötting (Oberbayern). Studium der Jurisprudenz in Heidel berg und München, dann der Germa nistik und Geschichte in Berlin. Pro motion zum Dr. phil. in München. Durch sein Drama Die Jugend (1893) wurde H. rasch populär. Die Insel der Seligen (1906) ist eine Ko mödie mit einem utopischem Grund motiv: der Gründung eines Staates auf einer Südseeinsel. Sie ist weniger wegen der politischen Konzeption als wegen der literarischen Anspielungen - z. B. taucht Frank —» Wedekind als der Pamphletist Dubsky auf - bedeutsam. In Die Auferstehungsnacht des Doktors Adalbert (1928) experimentiert die Ti telfigur mit einem Verjüngungselixier. Das in der Bibliografie von Bleymehl 1965 gelistete Schauspiel Die Traumgesichte des Adam Thor (1929) enthält kei ne utopisch-phantastischen Elemente. Bibliografie: Die Insel der Seligen: Eine Komödie in vier Akten. 1.-3. Tsd. München: Albert Langen / Verlag für Litteratur und Kunst, 1906, 157 S. Die Auferstehungsnacht des Doktors Adalbert: Osternovelle. Mit Zeichnungen von Erich Gruner. Leipzig: Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei, 1928, 88 S. (Zehnte Jahresgabe der Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bü cherei). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 48-9; 8, 209; Geißler 1913: 176-7; DLL3 7, 169-7 (dort wei tere Literatur).
Hamerling, Robert (1830-1889) Geboren am 24. 3. 1830 als Rupert Jo hann Hamerling in Kirchberg am Walde (Niederösterreich), gestorben am 13. 7. 1889 in Stifting bei Graz. Aus einfachen Verhältnissen stam mend, war H. zwischen 1840 und 1844 Sängerknabe am Stift Zwettl. Universi
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tätsstudium. Bis 1866 Gymnasialpro fessor in Triest. Danach wohnhaft in Graz. H.s Dichterruhm gründet sich vor allem auf zwei Epen: Ahasver in Rom (1866) und Der König von Sion (1869). Er ver fasste auch Dramen und Lustspiele (z. B. Lord Lucifer, 1880). In dem Epos Homunkulus (1888), einer Satire auf die Technikgläubigkeit, lässt H. seinen Hel den Munkel, die Verkörperung des von ihm bekämpften Materialismus, wie den Fliegenden Holländer auf einem Luft schiff in ewige Verdammung fliegen. Bibliografie: Homunculus: Modernes Epos in zehn Gesängen. Hamburg; Leipzig: J. F. Richter, 1888, 320 S.; Neuaufl: Hamerlings Werke: Volksausgabe in vier Bänden. Hrsg. v. Michael Maria Rabenlechner. Bd. 2. 2. Aufl. Hamburg: Verlagsanstalt und Druckerei A.-G. (vorm. J.-F. Richter), [1901]. S. 7-265. (u. ö.). Sekundärlit.: Rabenlechner 1901; Brümmer 1913: 3, 56-7; 8, 210; Görlich 1947: 123; DBE 2001: 4, 359.
Hamilton, Fred. W.: —► Hoffmann, Oskar
»Hansa«: -> Hoepner, Otto
Hanstein, (Ludwig) Adalbert von (1861- 1904) Geboren am 29. 11. 1861 als Sohn ei nes Professors für Botanik in Berlin, ge storben am 11. 10. 1904 in Hannover Besuch des Gymnasiums in Bonn. Stu dium der Naturwissenschaften in Ber lin. Promotion zum Dr. phil.; Habilita tion 1900 für Literaturgeschichte und Ästhetik in Hannover. Seit 1903 Profes sor.
H. schrieb auch unter dem Pseudonym Ludwig Bertus und war zeitweise Re dakteur des Berliner Fremdenblattes. Die Aktien des Glücks (ca. 1895) sind ein »humoristisch-satirischer« Roman um ein utopisches Projekt namens Eusymbiosia (»glückliches Zusammenle ben«), in dem vor allem die Stellung der Frau aufgewertet ist. Da zum Ende die Kolonie scheitert, können Die Aktien des Glücks zu den ersten deutschen Dysto pien gezählt werden. Bibliografie: Die Aktien des Glücks: Humoris tisch-satirischer Zeitroman. Berlin: Verein für Freies Schriftthum, [1895], 372 S.; Neuaufl. Leipzig: Tiefenbach, [ca. 1899], 372 S. (Bibliothek Tiefenbach). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 70; EPL.
1896) mit Hilfe eines »Spiritoskops« nachgewiesen, während die Haupter zählung um die Prinzessin Adalaga ge wisse Züge der späteren Fantasy-Litera tur vorwegnimmt. In dem okkult-phan tastischen Roman Ein Abenteuer unter den Rosenkreuzern (1899) schildert der Erzähler, wie er in einem theosophi schen Kloster durch Ausbildung und Unterweisung übernatürliche Fähig keiten erlangt. Bibliografie: Unter den Gnomen im Untersberg: Eine sonderbare Geschichte. Leipzig: W. Fried rich [ca. 1896], (6), 332 S.; Neuaufl. Leipzig: Theosophisches Verlagshaus Dr. Hugo Vollrath, [ca. 1896], (6), 332 S.; Calw/Württ.: Schatzkam mer-Verlag Fändrich, [ca. 1980], 213 S. (Bücher der Schatzkammer). Ein Abenteuer unter den Rosenkreuzern. Leipzig: Theosophisches Verlagshaus, [1899], 147 S.
Hardt, Hans: —> Albrecht, Paul
Hartenau, W.: —► Rathenau, Walther
Hartmann, Franz (1838-1912) Geboren am 22. 11. 1838 als Sohn ei nes Gerichtsarztes in Donauwörth (Bay ern), gestorben am 7. 8. 1912 in Kemp ten (Allgäu). Bekannter deutscher Mys tiker und Okkultist. Befreundet mit dem okkultistischen Schriftsteller G. W. Surya (d. i. Demeter —> GeorgiewitzWeitzer). Studium der Pharmakologie. In Ame rika, wo H. 18 Jahre lang lebte, erwarb er sich den Titel eines Dr. med. Herausgeber der theosophischen Zeit schrift Lotusblüten, die dem deutschen Publikum fernöstliche Literatur nahe bringen wollte. H. glaubte an Natur kräfte (»Geister«). Deren Existenz wird in der Rahmenhandlung des Romans Unter den Gnomen im Untersberg (ca.
Haupt, Wilhelm (»Willy«) (1891-?) Pseudonym: Georg Heidemarck. Geboren am 27. 10. 1891 in Magde burg. Die pseudonym erschienene Sammlung Männer (1913) enthält sieben Geschich ten aus einem Zukunftskrieg. Das Hauptaugenmerk des Verfassers richtet sich weniger auf die Beschreibung tech nischer oder militärtaktischer Details als auf die soldatischer Tugenden wie Disziplin und Opferbereitschaft. Bibliografie: Männer: Skizzen aus dem Kriege von morgen und dem Frieden von heute. Leipzig: C. F. Amelangs Verlag, 1913, 157 S. (als Georg Heidemarck) (mind. 16. Tsd.). Sekundärlit: EPL.
Haushofer, Max (1840-1907) Geboren am 23. 4. 1840 in München als Sohn des gleichnamigen Land schaftsmalers, gestorben am 10. 4.
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1907 in Gries bei Bozen. Nach der in Prag und München verleb ten Kindheit studierte H. Jura in Mün chen. 1865 wurde er zum Dr. oec. pol. promoviert. Bereits ein Jahre später ha bilitierte er sich an der Universität Mün chen. 1868 wurde H. als Professor für Nationalökonomie an die Technische Hochschule berufen. Neben mehreren wissenschaftlichen Werken (Lehrbuch der Statistik, 1873; Eisenbahngeographie, 1875; Grundzüge der politischen Ökonomie, 1894) ent standen dramatische, lyrische und er zählerische Werke. H., der mit der Schriftstellerin Emma Merk verheiratet war, verstarb während eines Gene sungsaufenthalts in Südtirol. H. tat sich auf allen Gebieten der Phan tastik hervor. Unhold der Höhlenmensch und Anderes (1880) enthält Gedichte mit teilweise phantastischem Einschlag, Prinz Schnuckelbold (1906) ist ein Versepos mit utopisch-phantastischen Moti ven. Planetenfeuer (1899) ist ein her ausragendes, wenn auch umstrittenes Beispiel für die frühe deutsche Science Fiction. Auch die Kurzgeschichten sammlungen Geschichten zwischen Diesseits und Jenseits (1888) und An des Daseins Grenzen (1908) enthalten einschlägiges Material. Bibliografie: Geschichten zwischen Diesseits und Jenseits: Ein moderner Todtentanz. Leipzig: A. G. Liebeskind, 1888, 283 S.; Neuaufl. Stuttgart; Berlin: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nach folger, 1910, 244 S. Planetenfeuer: Ein Zukunftsroman. Stuttgart: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, 1899, 334 S. Prinz Schnuckelbold: Märchendichtung. Stutt gart: Adolf Bonz, 1906, 168 S. An des Daseins Grenzen: Geschichten und Phantasien. Mit dem Bildnisse des Verfassers. München. C. H. Beck’sche Verlagsbuchhandlung Oskar Beck, 1908, VI, 264 S. (u. ö.).
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Sekundärlit.: Berg 1899: 164-5; Popp 1909: 190-1; Brümmer 1913: 3, 105; 8, 213; Geißler 1913: 192; Mielke / Homann 1920: 369; NKLK 1936: 271; Majut 1960: 1752; Ritter 1982: 20910; WF 1992; Hermand 1995: 57-8; Innerhofer 1996b: 21, 266, 342, 344, 374, 383-5; 387, 417-8, 431, 452.
Planetenfeuer (1899)
In Planetenfeuer drückt sich eine pessi mistische Grundstimmung aus, wie sie in damaligen Zukunftsromanen nur sel ten anzutreffen war. Im Jahre 1999 hat sich die Welt nicht immer zum Besseren verändert. Die Menschen müssen nur noch sieben Stunden arbeiten, erbrin gen aber im Dienst der Gemeinde weite re »freiwillige« Arbeiten. Die Frauen sind emanzipiert, doch oft vereinsamt. Allge mein sind die Menschen durch den »Staatssozialismus« freier, aber durch technische Errungenschaften und Dro gen auch vielfach dekadenter geworden. (Ein Kapitel trägt sogar die Überschrift »Im Zeichen des Verfalls«.) Eine tödliche Seuche lässt vor dem Tod die Befallenen in ein entsetzliches Lachen ausbrechen. Der Wissenschaftler Heinz Rudhardt, der auf der Suche nach der Ursache dieser »amerikanischen« Krankheit ist, wird im Verlauf des Romans mit all diesen Dingen konfrontiert. Er erlebt eine Reihe kolportagehafter Abenteuer, die die Handlung nicht wirklich vor antreiben. Erst im zweiten Teil des Ro mans wird die Gesellschaft durch eine Katastrophe in ihren Grundfelsen er schüttert. Beim Zusammenstoß zweier Planeten schlagen Trümmer auf der Erde ein. In einem drei Tage währenden Steinregen werden Tausende getötet, die Menschheit aber überlebt. H., der mehrfach ältere Zukunftsroma ne erwähnt, zeigt beachtliche Phantasie bei der Beschreibung der Zukunft. Trotz der zahlreichen, oft nur nachlässig ver-
knüpften Handlungsfäden finden sich in dem Roman »großartige Szenen voll düsterer Kraft« (Mielke / Homann).
Hawel, Rudolf (1860-1923) Geboren am 19. 4. 1860 in Wien, ge storben am 25. 11. 1923 ebd. Nach dem frühen Tod des Vaters Be such des niederösterreichischen Lan deslehrerseminars. Zwischen 1879 und 1916 Volksschullehrer in Wien. Dramatiker und Prosaist. Sein erstes Werk, Märchen für große Kinder und an dere Geschichten (1900), enthält u a. die satirische Erzählung »Das Eselshirn«, wieder abgedruckt in der Sammlung Das Eselshim und andere Geschichten (1906): ein Beamter, dem das Gehirn ei nes Esels eingepflanzt wurde, macht durch seine Ordnungsliebe und Arbeits kraft Karriere. H.s utopischer Roman Im Reich der Homunkuliden (1910), in ge wisser Weise eine Satire auf Edward Bellamys Rückblick auf das Jahr 2000, thematisiert den hoch technisierten Zu kunftsstaat, in dem die Gleichheit sei ner Bürger negative Folgen zeitigt. Bibliografie: Märchen für große Kinder und an dere Geschichten. Leipzig: H. W. Theodor Dieter, 1900, 135 S. Im Reiche der Homunkuliden: Roman. Wien: Hu ber 8s Lahme, 1910, 429 S.; Neuaufl. Wien: Gerlach 8s Wiedling, 1948, 368 S. Das Eselshim und andere Geschichten. Wien; Leipzig: Akademischer Verlag, 1906, (5), 147 S.; gekürzte Neuaufl. Leipzig: Philipp Reclam jun., 1920, 94 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 110; Geißler 1913: 194; Wolkan 1920; Reich 1927: 136-7; NKLK 1936: 272; Görlich 1947: 127; Schmidt 1976; WF 1999.
Im Reiche der Homunkuliden (1910)
Der deutsche Professor Voraus hat das Mittel gefunden, einen Jahrtausende
langen magnetischen Schlaf zu erzeu gen. Gemeinsam mit seinem treuen Diener Lorenz versetzt er sich in einen 2000 Jahre währenden Schlaf. Wie ge plant, erwachen beide im Jahr 3907 »im Reiche der Homunkuliden«. Die Ho munkuliden sind im Hitzekolben herge stellte, geschlechtslose Menschen. Ihre Welt ist im höchsten Grade technisiert und vollkommen. Allerdings sind die Frauen überflüssig geworden, die Liebe und damit die Voraussetzung für ein Familienleben abgeschafft. Nur geringe Reste der »Weibgeborenen« wohnen noch in den nördlichsten Gegenden der Welt. Nach anfänglicher Begeisterung ruft der Automatenstaat bei den Neuan kömmlingen Grauen hervor. Lorenz, der Sehnsucht nach seiner Welt, insbeson dere nach seine Köchin Wetti hat, äu ßert den Wunsch, dass er eine Homunkulidin erhält. Sein Ansinnen verur sacht eine derartige Empörung gegen die beiden, dass sie nach Island flüch ten müssen. Dort finden sie bei den letzten Menschen Zuflucht. Im Reiche der Homunkuliden ist einer der wenigen Romane dieser Epoche, der auch heute noch uneingeschränkt emp fehlenswert ist.
Heidemarck, Georg: -» Haupt, Wil helm
Heinrich, Hermann (Karl Robert) (1852-?) Geboren am 6. 3. 1852 in Peitz. Arbeitete als Schreiber und Schlosser. Ausbildung zum Lehrer 1869-72 in Neuzelle. Lehrer in Cottbus, Peitz und Berlin, dann Schulrektor in Plaue und Spandau. 113
Das geflügelte Rad (1892) ist ein behä biger Roman um einen deutschen Ei senbahn-Erfinder. Bibliografie: Das geflügelte Rad: Roman. Leipzig: Carl Reißner, 1892, 322 S.
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 132-3; 8, 215; Ritter 1982: 153; DLL3 7, 766.
Heinrichka, Max (?-?)
Unbekannter Autor. In H.s beiden Romane 100 Jahre deut sche Zukunft (1913) und Ein Flug auf den Marsplaneten und eine Reise um den Mars (1918) - in denen die Hand lung nur von untergeordneter Bedeu tung ist - skizziert H. ein optimistisches Zukunftsbild. Bibliografie-, 100 Jahre deutsche Zukunft: Ein kurzer phantastisch-historischer Rückblick aus dem Jahre 2021, dem Jahre der 150. Wiederkehr der Gründung des Deutschen Reiches. Leipzig: Vogel 8s Vogel, 1913, 68 S.; Ndr. in The Prelude to War with England and some Voices of Reason; Part 1 no. 1. Nendeln: Kraus Reprint, 1976, un paginiert (Seeds of Confict; Series 5). Englischer Text (Auszug) in Clarke 1997: 398-408. Ein Flug auf den Marsplaneten und eine Reise um den Mars: Die Wunderwelt und das Leben auf dem Marsplaneten; Mit Anhang: Der Welt krieg auf dem Mars und seine Friedensergebnis se. Berlin: Freia-Verlag, 1918, 100 S. Sekundärlit.: Abret / Boia 1984: 195-200; Ritter 1987: 342-5; Fisher 1991: 105; Hermand 1995: 62; Clarke 1997: 398-408, 439; WF 1997.
100 Jahre deutsche Zukunft (1913)
In zwei erfolgreichen Kriegen gegen Eng land und Österreich wird Deutschlands Vormachtstellung in Europa zementiert. An der Spitze des neu geschaffenen großdeutschen Einheitsstaates steht weiterhin der Hohenzollern-Kaiser. Hundert Jahre später, im Jahre 2021, hat die Verfassungsänderung sich posi tiv auf das Leben in Deutschland ausge wirkt. Das Reich besteht aus über 200 114
Millionen Einwohnern, hat aber nicht mehr Beamte und Verwaltungsange stellte als früher. Das Justizwesen wird hauptsächlich von Laienrichtern be stritten, und das Kulturleben hat an »Innerlichkeit« gewonnen. »Alles in al lem: im 21. Jahrhundert sind wir an in nerem Behagen, an innerem Genießen reicher geworden, als es die Kinder der Zeit von 1921 waren, die nur ein Leben voll Hast und voll äußerem Genuß führ ten« (S. 68). 100 Jahre deutsche Zukunft ist eine recht detaillierte völkische Utopie. H. schlägt einen mäßigend-konservativen Ton an (erstaunlicherweise fehlt jede rassistischer Bemerkung, vor allem der in derartigen Publikationen fast schon übliche Ausfall gegen die Juden). Ob wohl ihm einige treffende Voraussagen gelingen (die drohende Auseinanderset zungen mit England, Frankreich und den USA; die Reformbedürftigkeit der Bismarckschen Verfassung), ist der Au tor aufs Ganze gesehen politisch eher kurzsichtig, wie beispielsweise sein Festklammern am monarchischen Prin zip zeigt. Ein Flug auf den Marsplaneten und eine Reise um den Mars (1918)
Nach eigener Aussage will das »vorlie gende Buch ... nach freier Phantasie, je doch unter annähernder Berücksichti gung der durch die astronomischen Forschungsergebnisse gezogenen Richt linien, eine Lösung der Fragen suchen, wie die ferne Welt des Marsplaneten wohl aussehen mag« (S. 6). Zwei Men schen - der Ich-Erzähler und sein Freund Heinrich - reisen zum Mars und treffen dort auf eine hoch entwickelte Zivilisation. Diese muss sich vor allem mit den Unbilden der marsianischen
Natur auseinandersetzen, die durch technische Meisterleistungen nur not dürftig im Zaum gehalten wird. Die schlichte Handlung wird dem Leser in Form einer Traumerzählung serviert. Unter dem Eindruck der Geschehnisse am Ende des 1. Weltkriegs fügte H. sei nem Kurzroman noch die Geschichte um einen blutigen Krieg zwischen zwei Marsstaaten hinzu und mahnt damit die Ächtung des Krieges und maßvolle Friedensbedingungen an.
Hellen, Eduard von der (1863-1927) Geboren am 27. 10. 1863 auf dem Rit tergut Wellen in Nordhannover, gestor ben am 17. 12. 1927 in Stuttgart. Studium der deutschen Sprach- und Literaturwissenschaft und Geschichte in Bonn und Berlin. Archivar des Goe the-Schiller-Archivs in Weimar. H. rich tete das Nietzsche-Archiv ein. Literari scher Beirat des Cotta’schen Verlages in Stuttgart. Dr. phil. und Professor. Hyazinth (1918) ist gelungenes utopi sches Drama in Form eines Traumes. Bibliografie: Hyazinth: Eine dramatische Utopie in vier Aufzügen. Stuttgart; Berlin: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, 1918, 125 S.; als Ms.: Stuttgart: Union Deutsche Verlags-Ge sellschaft, 1918, 125 S. Sekundärlit.: NKLK 1936: 281-2.
Hyazinth (1918)
Auf seinem Sterbebett träumt der des Hochverrats angeklagte und an Typhus erkrankte Schriftsteller Georg Weber von der Welt in seinem Buch Elektra, ein utopisches Gedicht. Nach Ende des Weltkriegs sind eine große Schar von Männern und Frauen auf eine abge schiedene Insel ausgewandert, wo sich
in 10 000 Jahren eine vom Mutterland unabhängige Gesellschaft entwickelt hat. Auch dort gilt Heller bzw. sein alter ego Hyazinth als Verräter, da er das Ge setz brechen wollte, mit der Außenwelt keinen Kontakt aufzunehmen. Eine Ex pedition des dämonischen Erfinders Se rin, der ein uraltes Manuskript entzif fert und nach Nachkommen der alten Aussiedler gesucht hat, findet den ange ketteten Hyazinth und nimmt ihn mit in die alte Welt. Dort leben »Tausende von Milliarden« Menschen in unterirdischen Wohnungen in einer rigiden Gesell schaftsordnung, in der das oberstes Ge bot Disziplin lautet. Als Elektra, die Ge liebte Serins und Ebenbild der Gelieb ten Hyazinths, ihr Kind (das dem Staat gehört) tötet, wird sie ins Gefängnis ge worfen. Die Volksversammlung - an der alle Männer und Frauen auf fern meldetechnischem Weg teilnehmen spricht Elektra schuldig. Mit Hilfe von Serins Gehilfen will Hyazinth Elektra befreien und auf seine Insel fliehen, doch Serin durchkreuzt seine Pläne und tötet ihn. Elektra geht mit ihm in den Tod. H. verschmilzt geschickt griechische (Prometheus, Elektra, Antigone, Medea etc.) und andere Mythen (Goethes Faust und Mephistopheles standen für die Fi gur des Serin Pate) sowie Züge der Ra dikaldemokratie des alten Athen (z. B. die Wahl des Präsidenten für einen Tag) und aktuelle gesellschaftlicher Bewe gungen (z. B. die Frauenbewegung) mit einander zu einem unterhaltsamen und sozialkritischen Drama.
Hellenbach, L. B.: —> Hellenbach, Lazar Freiherr von
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Hellenbach, Lazar Freiherr von (1827-1887) Geboren am 3. 9. 1827 auf Schloß Paczolay (Neutra) in Ungarn, gestorben am 24. 10. 1887 ebd. Wiener Parlamentarier, der wegen sei ner spiritistisch-okkultistischen Neigun gen berüchtigt war. H. sympathisierte mit sozialistischen Ideen und gerierte sich als Philanthrop, was ihn aber nicht hinderte, dem Anti semitismus und der Euthanasie ä la Malthus das Wort zu reden. Das von Bloch verzeichnete Werk Das neunzehnte und zwanzigste Jahrhundert (1893) enthält philosophische Essays teilweise futurologischen Inhalts. Zur futurologischen Sachliteratur gehört au ßerdem Ursache und Wirkung des nächsten Krieges (1869). Einschlägig ist nur der utopische Roman Die Insel Mellonta (1883). Bibliografie: Die Insel Mellonta. Wien: L. Rosner, 1883, 237 S.; 2., vertn. Aufl. Wien: Wilhelm Braumüller, 1885, VI, 248 S. (als L. B. Heilen bach) (u. ö.).
Sekundärlit.: Reich 1927: 133-4; Riederer 1961: 109-10; Riederer 1962: 186-7; Sawacki 2002: 309-10, 334.
Die Insel Mellonta (1883)
Durch Schiffbruch wird ein junger Mann auf die Südseeinsel Mellonta ver schlagen, wo eine kommunistische Ge sellschaft existiert. Der Schwerpunkt des Romans liegt auf den Schilderungen der glückseligen Wirkungen der freien Liebe auf Mellonta. Schließlich stürzt ein Vulkanausbruch den Helden mit der sinkenden Insel in die Fluten des Mee res. Am Ende erweist sich alles nur als hypnotisch beeinflusster Traum. Die Handlung ist eine Inselutopie, wie sie seit Platon kanonisch geworden ist.
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Heller, Leopold (1853-?) Geboren am 10. 7. 1853 in Hrischkow (Böhmen). Kaufmannslehrling in Prag. Autodidakt. Handelsreisender für ein Wiener Unter nehmen. Der mehr von humanistischen als sozia listischen Idealen getragene Roman Selbsthilfe (1894) imaginiert das utopi sche Ideal in einer ökonomischen Le bensweise. Bibliografie: Selbsthilfe: Ein Roman der Spar samkeit und Lebenskunst: Realsocialistisches Zukunftsbild. Leipzig: H. Hartung 8s Sohn, 1894, 196 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 145-6; Reich 1927: 141; DLL3 7, 837.
Selbsthilfe (1894)
»Selbsthilfe« ist eine »unendlich öde Fik tion« (Reich). Der optimistische Autor ist der Überzeugung, dass ausschließlich durch vernünftige Lebensökonomie und Verbesserung des medizinischen Stan dards das utopische Ideal -persönliche sowie korporative Glückseligkeit - er reicht werden kann. Seine eigenwilligen Vorstellungen von einer friedlichen Evo lution der Gesellschaft (»Realsozialis mus«) werden anhand der Gründung ei nes Arbeitervereins und seiner Errun genschaften exemplifiziert.
Helmes, A. (?-?) Unbekannter Autor, der laut Titelblatt von Drei Jahre Geschichte der österrei chisch-ungarischen Zolltrennung 19071910 (ca. 1901) »Dr.« und »Docent« an der »Universität Barmen« war. Die »wis senschaftliche« Darstellung samt An merkungsapparat und zahlreichen fikti ven Literaturangaben haben sogar dazu geführt, dass das Werk in österreichi-
sehen Bibliotheken als Sachbuch einge stuft und auf das Jahr 1911 datiert wird. Ziel der Zukunftsvision ist es, ei nen Ausgleich zwischen den ökonomi schen Interessen Österreichs und Un garns zu finden. Bibliografie: Drei Jahre Geschichte der österrei chisch-ungarischen Zolltrennung 1907-1910: Eine Zukunftsvision. Wien; Leipzig: J. Eisenstein & Co., [ca. 1901], 56 S.
Helwigk (?-?) H.s antisozialistische Humoreske Im Ni hilistenstaate Neu-Sodom (ca. 1879) weist ihn als talentierten Erzähler aus. Bibliografie: Im Nihilistenstaate Neu-Sodom oder Historia von der schönen Dinah: Eine überaus tendenziöse Humoreske an den Tag gegeben von Helwigk. Paris, anno 3000 p. Chr. n. Leipzig: Wilhelm Friedrich, Verlagsbuchhandlung, [ca. 1879], (5), 49 S.
Im Nihilisten-Staate Neu-Sodom (ca. 1879)
De Handlung spielt trotz des Untertitels »Paris, anno 3000 p. Chr. n.« in den Jahren 1900/01, wird aber zu Beginn des Werkes als längst vergangene »His toria« vom »Zukunftsstaate« gekenn zeichnet: Der Unterteufel Beleb - offen sichtlich ein Anagramm des sozialisti schen Politikers August Bebel - wird von der Hölle (wo bereits das Prinzip der Gleichheit verwirklicht ist) auf die Erde geschickt, um auch dort dem Kommu nismus zum Sieg zu verhelfen. Beim Schuster Simplicius und seiner schö nen Frau Dinah findet er Unterschlupf. Beleb beginnt die Armen gegen die Rei chen aufzuwiegeln und führt schließlich den Umsturz herbei. Von den »Nihilis ten«, wie sich die Bürger nunmehr nen nen, wird Beleb beauftragt, eine neue Verfassung zu konstituieren. Die Rei chen werden gewaltsam gezwungen zu
arbeiten, ihre angehäuften Vorräte ver teilt. Trotzdem macht sich bereits nach kurzer Zeit Unzufriedenheit breit. Als Beleb daran geht, auch die »Ehe- und Weibergemeinschaft« zu beseitigen - er hat ein Auge auf die schöne Dinah ge worfen - und sich mit einem anderen Unterteufel Haßknecht (eine Anspielung auf Wilhelm Liebknecht) streitet, findet der »Zukunftsstaat« ein rasches Ende. Die von Dinah befreiten Gefangenen stellen die alte Ordnung her, Beleb und Haßknecht verschwinden wieder in der Hölle.
Henne-Am Rhyn, Otto (1828-1914)
Geboren am 26. 8. 1828 als Sohn eines Historikers und Publizisten in St. Gal len (Schweiz), gestorben am 1. 5. 1914 in Weiz bei Graz. Studium der Philosophie, Geschichte und Jurisprudenz in Bern. Dr. phil. h. c. Schweizer Staatsarchivar und Historiker in St. Gallen, der mehrere kulturgeschichtliche Werke (u. a. Kul turgeschichte des deutschen Volkes, 1886; Anti-Zarathustra, 1899) verfasste; besonders interessant ist hier sein se kundärliterarischer Beitrag zur Phan tastik: Das Jenseits (1881). Sein utopischer Roman Aria (1895) be schreibt die Einführung eines modernen Ständesystems in Deutschlands, aus dem sich innerhalb von 100 Jahren auf friedlichem Wege ein Weltenbund - das »Reich Aria« - entwickelt. Bibliografie: Aria: Das Reich des ewigen Friedens im zwanzigsten Jahrhundert; Ein Zukunftsbild auf der Grundlage der Geschichte. 1.-3. Tsd. Pforzheim: Ernst Haug (Otto Riecker’s Buch handlung), 1895, VIII, 153 S.; Neuaufl. Fürth/ Saarland: Bleymehl, 1964, 320 S. (Sammlung Antares; 5).
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Sekundärlit: Brümmer 1913: 3, 152-3; 8, 216; NKLK 1936: 285; Affeldt-Schmidt 1991: 224-6, 246-9, 280, 302-4; Hermand 1995: 61-2.
Aria (1895)
Am Ende des 19. Jahrhunderts wird auf Bestreben der »Deutschen Rettungspar tei« ein neues Wahlsystem in Deutsch land eingeführt. Die Abgeordneten wer den nun in vier Bundesgenossen schaften - Landwirtschaft; Industrie; Handel und Verkehr; Geistesarbeit - ge wählt. Aus der ehemaligen Rettungspar tei geht ein internationaler Ausschuss das »Reich Aria« - hervor, der eine Syn these aus Klassischem Altertum und Urchristentum propagiert. Durch die Ausschaltung der eigensüchtigen Par teien entsteht eine neue »ethische Bewe gung«, die in ganz Europa um sich greift. 1917 wird ein Europäischer Staa tenbund gegründet, der sich immer wei ter friedlich ausdehnt und trotz ver schiedener Rückschläge, Usurpationen und Chauvinismen im Jahre 1994 sogar Teile von den USA, China, Japan und Korea umfasst. Obwohl der Titel darauf hindeutet (und H. explizit den Anbruch eines »1000jährigen Reiches« beschreiben will), ist der Autor weder deutschtümelnd noch rassistisch (dazu ist H. zu nüchtern). Allerdings sind in seine Utopie durch aus auch ideosynkratische Züge einge woben, etwa die Abschaffung des Frau enwahlrechts oder die Lehre vom »AntiHypnotismus«. Die umfassenden Kennt nis der politischen, sozialen und religiö sen Verhältnisse seiner Zeit ermögli chen es H., eine Zukunftsordnung zu imaginieren, wie sie unter den zeitge nössischen Utopien nahezu einmalig ist. Gegenüber dem geradezu überborden den Detailreichtum ist die Handlung nur ephemer. In Tagebuchform (die an 118
manchen Stellen merkwürdigerweise in Briefform übergeht) werden die politi schen Großereignisse von den verschie denen Generationen einer Schweizer Diplomatenfamilie kommentiert. Lesenswert an diesem Werk ist nicht zuletzt auch das Vorwort des Autors, im Wesentlichen eine Rezension der utopi schen Literatur der letzten Jahrzehnte, in der er die Qualität der rechten und linken Schriften gleichermaßen kriti siert. Zu den wenigen rühmenswerten Werken zählt H. Kurd —> Laßwitz’ Bilder aus der Zukunft (1878) und Theodor -> Hertzkas Freiland (1890).
Hertzka, Theodor (1845-1924) Geboren am 13. 7. 1845 in Budapest, gestorben am 22. 10. 1924 in Wiesba den. Studium der Nationalökonomie in Wien und Budapest. österreichisch-jüdischer Volkswirt und Politiker H. war als volkswissenschaftli cher Redakteur bei einigen angesehenen Zeitungen in Wien tätig. Er wandelte sich vom Anhänger des »Manchester tums« zu seinem erbitterten Gegner. Be rühmter Verfasser von utopischen Ro manen (Freiland, 1893; Eine Reise nach Freiland, 1893; Entrückt in die Zukunft, 1895), die bei ihrem Erscheinen großes Aufsehen erregten. In ihnen propagiert H. die Auswanderung nach Afrika und die Gründung eines liberal-sozialisti schen Gemeinwesens. Bibliografie: Freiland: Ein sociales Zukunftsbild. Leipzig: Duncker & Humblot, 1890, XXXIV, 677 S.; spätere Aufl. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, [1892], 333 S. Amerikanische Aus gabe: Freeland: a social anticipation. Translated by Arthur Ransom. London: Chatto, 1891, 443 S.
Eine Reise nach Freiland. Leipzig: Philipp Reclam jun., [1893], 184 S. (RUB; 3061/3062). Entrückt in die Zukunft: Sozialpolitischer Ro man. Berlin: Ferd. Dümmlers Verlagsbuchhand lung, 1895, 279 S. Sekundärlit.: Kleinwächter 1891: 125-47; Schaeffer 1907; Popp 1909: 188-9; Brümmer 1913: 3, 179; Hertzler 1923: 236-44; Reich 1927: 129-31; Sengfelder 1929: 8-14; Ross 1938: 159-75; Huntermann 1953: 73-80; Majut 1960: 1754-5; Riederer 1961: 85-6; Riederer 1962: 186; Plank 1974; Ritter 1979: 194-205; Eder 1981; Eder 1982; Rosner 1986; Ritter 1987: 59-68; Hölscher 1989: 322, 443; AffeldtSchmidt 1991; Friedrich 1995; Saage 1995; In nerhofer 1996b: 157, 250-1, 363, 431; Glass 1997: 37-59; HDRB 248, 266; DBE 2001: 4, 655.
Freiland (1890)
Im Juli 18.. gründen edel gesinnte Män ner eine »Internationale freie Gesell schaft«. Die Idee von »Freiland« findet begeisterten Anklang. Ein Expeditions korps aus 200 Freiwilligen errichtet im Hochgebirgstal des Kenia in Zentralaf rika ein etwa 100 Quadratkilometer gro ßes Gemeinwesen mit kommunisti schen, aber auch einigen kapitalisti schen Grundzügen. »Freiland« ist weni ger eine ländliche Kommune als ein hoch technisierter Gemeinschaftsver band. Im Kampf mit der Natur, aber auch mit Eingeborenen wird ein moder ner Garten Eden errichtet. Die stellen weise ermüdenden Details der Wirt schafts- und Gesellschaftsordnung wer den dem Leser in verschiedenen, zeitlich gestaffelten Tagebuchaufzeichnungen, Briefen und Redebeiträgen vorgeführt. Am Ende der Utopie wird die freiländi sche Idee in die Welt hinaus getragen. Ein Vorbild für H. mag Michael —> Flürscheims utopischer Roman Deutschland in 100 Jahren (Zeitungsausgabe 1886; Buchausgabe 1890) gewesen sein, der ähnliche Vorstellungen propagierte.
Ein Reise nach Freiland (1893)
Die Reise nach Freiland ist das novellis tische Gegenstück zu Freiland, eine »Tendenzschrift«, wie H. im ersten Satz seines Vorwortes selbst zugibt. Der IchErzähler des Buches flieht vor den be drückenden Verhältnissen seiner Hei mat nach »Freiland« in Ostafrika. Im Hochgebirge des Kenia siedeln über 500.000 gleichberechtigte Menschen. Ihr oberstes Prinzip lautet: »Jeder Be wohner Freilands hat das gleiche un veräußerliche Anrecht auf den gesam ten Boden und auf die von der Gesamt heit beigestellten Produktionsmittel« (S. 31). Wie schon in seinem ersten Roman verwendet H. viel Zeit darauf, seinen Staatsentwurf in hellstem Licht erschei nen zu lassen. Dazu wird etwa ein Pro fessor Tenax eingeführt, dessen Fragen und Kritiken dem Verfasser Gelegenheit geben, die schon in Freiland geschil derten Prinzipien und Institutionen vor zustellen. Entrückt in die Zukunft (1895)
Entrückt in die Zukunft, weniger theore tisch abgefasst als sein utopisches Pen dant Freiland, ist nach der real geschei terten Freiland-Expedition des Jahres 1894 erschienen. Seine Handlung ist nun nicht mehr in einer afrikanischen Kolonie, sondern in der Zukunft des Jahres 2093 angesiedelt. Im Jahre 1893 besucht der Ich-Erzähler den jungen Arzt Jules Raymont in Paris, der auf mysteriöse Weise verschwindet. Ein Jahr später taucht auf dem Schreibtisch des Verschollenen ein Manuskript auf (möglicherweise ein Mo tiv aus H. G. Wells’ Zeitmaschine, 1895), das sein Verschwinden aufklärt. Ray mont ist 200 Jahre später in der Zu kunft erwacht. Seine Heimatstadt Paris
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hat sich in eine Idylle verwandelt, in der die Bewohner ein paradiesisches Dasein führen. Nach der Revolution des Jahres 1918, dem Beginn einer neuen Zeitrech nung, haben die Menschen H.s sozi alliberale Ideen verwirklicht. Die ganze Erde ist nun »Eigentum und Heimat des zu einer Familie vereinigten Menschen geschlechts« (S. 27). Über 3 Vi Milliar den Menschen leben in vollster Zufrie denheit auf der Erde. Auch in techni scher Hinsicht hat man große Fort schritte gemacht. Das Flugwesen ist bis zu dem Punkt gereift, dass man Expedi tionen zum Mond schickt. Raymont findet in diesem Garten Eden auch die Liebe seines Lebens. Er schreibt seine Erlebnisse in einem Manuskript nieder, bevor er in einem Hypnose-Experiment wieder Verbindung mit seiner Vergan genheit aufnimmt. An diesem Punkt bricht das Manuskript ab. H. greift auch einige Ideen seiner utopi schen Kollegen auf. Nicht zufällig tragen die Protagonisten Vornamen wie Jules, Kurt oder Bertha.
Herzl, Theodor (1860-1904) Geboren am 2. 5. 1860 in Budapest als Sohn eines jüdischen Kaufmanns, ge storben am 3. 7. 1904 in Edlach bei Reichenau. Österreichischer Journalist. Begründer des Zionismus. Studium der Jurisprudenz in Wien. Pro motion zum Dr. jur. Unter dem Eindruck der Dreyfus-Affäre schrieb H. auch ein Sachbuch mit utopischem Programm (Der Judenstaat: Versuch einer modernen Lösung der Ju denfrage, 1896). Zur Science Fiction ge hören mehrere seiner Erzählungen, z. B. »1901« (in: Buch der Narrheit,
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1888) oder »Das lenkbare Luftschiff« (in: Philosophische Erzählungen, 1900). Da gegen enthält die bei Bloch gelistete Sammlung Neues von der Venus (1887) kein einschlägiges Material. Bibliografie: Buch der Narrheit. Leipzig: F. Freund Buch- und Kunst-Verlag, 1888, 266 S. Philosophische Erzählungen. Berlin: Verlag der Gebrüder Paetel, 1900, [4], 244 S.; Neuaufl. Ber lin; Wien: B. Harz, 1919, 265 S.; Taschenbuch ausgabe Speyer: Joachim Lösch, 2004, 195 S. Altneuland: Roman. Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger, [1902], 343 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Wetzlar 1917: 109-18; Brümmer 1913: 3, 183-4; Reich 1927: 144; Riederer 1961: 106-9 (mit falscher bibliografischer An gabe); Adler 1962; Riederer 1962: 184-5; Plank 1974; Wunberg 1981: 702; Berentsen 1986: 275-89, 307-15; Hölscher 1989: 443; AffeldtSchmidt 1991; Beller 1996; HDRB 268, 557, 563; Sprengel 1998: 214-5; Kilcher 2000: 2313.
Altneuland (1902)
Der Protagonist des Romans, Dr. Fried rich Löwenberg, ein junger jüdischer Jurist, lebt melancholisch und verarmt in Wien. Daher geht er auf die Annonce des reichen Deutschamerikaners Kingscourt ein, der aus Menschenverachtung auf einer einsamen Südseeinsel im Cook-Archipel leben will und einen gleichgesinnten Gesellschafter sucht. Nach zwanzigjährigem Aufenthalt auf der Insel wollen die beiden für kurze Zeit nach Europa zurückkehren, um sich über die dortigen Verhältnisse zu informieren. Doch auf ihrer Fahrt durch den Suezkanal erfahren sie von dem blühenden Judenstaat, der während ih rer Abwesenheit in Palästina gegründet worden ist. Neugierig suchen sie dieses Land auf. David Littwack, ein Bekann ter Löwenbergs aus seiner Wiener Zeit, übernimmt (wie Dr. Leete in Edward Bellamys Rückblick, aus dem H. einiges übernommen hat) die Aufgabe, die bei
den in das neue Palästina einzuführen. Vor ihren staunenden Augen breitet sich die »Neue Gesellschaft«, für die Ko lonisierung von Palästina«, eine supra nationale und suprakonfessionelle Zweckgemeinschaft, aus. Privatbesitz an Boden ist ausgeschaltet, und durch den Einsatz von Technik herrscht über all Wohlstand. Altneuland ist das Pendant zu H.s Sach buch Der Judenstaat (1896) und kleidet seine zionistische Utopie in eine Ro manhandlung.
Herzog, Johann Adolf (1850-1915) Pseudonyme: Viktor Frey, Hansel Truth. Geboren am 12. 4. 1850 in Wettingen, gestorben am 30. 12. 1915 ebd. Studium der alten Sprachen, Ge schichte und Deutsch in Basel. Lehrer in Laufenburg. 1898 Professor für deut sche Sprache und Literatur am Gymna sium Aarau. 1901 Direktor des Semi nars Wettingen. Unter dem Pseudonym Hansel Truth schrieb er den utopischen Roman Am Ende des Jahrtausends (1891). Bibliografie: Am Ende des Jahrtausends: Ein Ro man. Basel: Benno Schwabe, 1891, 244 S. (als Hansel Truth). Sekundärlit.: Kleinwächter 1891: 104-5, Anm. 21; Reich 1927: 143; Sengfelder 1929: 31-3; Riederer 1962: 189; DLL3 7, 1054; EPL; Ruppelt 1999: A708; Weigand 2000.
Am Ende des Jahrtausends (1891)
In eine Traumerzählung ist die Schilde rung der Verhältnisse des Jahres 1999 eingebettet. Die Voraussagen Bellamys sind großenteils eingetroffen: Die Indus trie ist verstaatlicht, Männer und Frau en genießen gleiche Rechte, Kriege gibt es nicht mehr. T.s Schwerpunkt ruht auf der Beschreibung des sozialen Le
bens und der technischen Erfindungen (Radio, Fernsehen usw.), während die wirtschaftlichen Züge nur angedeutet sind. Die Rahmenerzählung bildet die Suche zweier Studenten nach einer Kellnerin. Der Roman ist weniger ein utopisches Programm als ein Studen tenulk.
Hevesi, Ludwig: -> Hirsch, Ludwig
Heym, Georg (1887-1912) Geboren als Sohn eines Gerichtsan waltes in Hirschberg (Schlesien). Als Dreizehnjähriger kam H. nach Ber lin, wo er das Joachimsthalsche Gym nasium und das Friedrich-WilhelmGymnasium besuchte. Studium der Ju risprudenz in Würzburg, Jena und Ber lin. 1911 Promotion zum Dr. jur. An schließend Dolmetscher-Ausbildung. Seit 1910 gehörte H. wie der gleichaltri ge Jakob van Hoddis (d. i. Hans —» Davidsohn) dem expressionistischen »Neu en Club« in Berlin an. Am 16. Januar 1912 ertrank er beim Eisläufen auf der Havel. H. war ein bedeutender expressionisti scher Autor, der vor allem als Lyriker, in geringerem Maße auch als Dramati ker und Erzähler hervortrat. Sein Hauptthema ist der heteronome, von Dämonen getriebene Mensch vor dem Hintergrund einer zusammenbrechen den Gesellschaftsordnung. Die Tragödie Der Athener Ausfahrt (1907) und die Gedichtsammlung Der ewige Tag (1911), entstanden zwischen März 1910 und Januar 1911, sind die einzigen zu Lebzeiten H.s veröffentlich ten Bücher. Den Novellenband Der Dieb (1913) bereitete H. noch selbst für den
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Druck vor. Die Gedichtsammlung Umbrae vitae (1912) wurde aus dem Nach lass zusammengestellt. Im Jahre 1911 verfasste H. einige Er zählungen (alle in: Dichtungen und Schriften. Bd. 2, 1962), die zur Science Fiction gezählt werden können, z. B. »Die Bleistadt«, »Die Südpolfahrer« oder »Das Tagebuch Shakletons«. Sie be schreiben mysteriöse Fahrten an den Rand der Terra Cognita (afrikanische Wüste; Südpol; Nordpol), ein Motiv, das bereits in der phantastischen Erzählung »Das Schiff« (in: Der Dieb; auch in: Dichtungen, 1922) auftaucht. In »Der Höhenmesser zeigte ...« findet sich sogar eine Weltraumfahrt. »Der Besuch des Marsmenschen oder die drei Säulen des Staates« handelt wie schon das Gedicht »Der Alte vom Berge« (entstanden Okto ber 1904; posthum erschienen in: Dich tungen und Schriften. Bd. 1, 1964) von der Ankunft der Marsianer und der damit verbundenen Hoffnung der Men schen auf Rettung - offenbar eine An spielung auf Kurd —> Laßwitz’ Auf zwei Planeten (1897). Außerdem schrieb H. einige Weltuntergangsgedichte, z. B. »Die niedren Himmel hingen auf dem Rand ...« (entstanden am 5. 7. 1909; posthum erschienen in: Dichtungen und Schriften. Bd. 1, 1964). Bibliografie: Dichtungen. [Hrsg. v. Kurt Pinthus u. Erwin Loewenson). München: Kurt Wolff, 1922, 308 S. [erste Gesamtausgabe]. Dichtungen und Schriften: Gesamtausgabe. Hrsg. v. Karl Ludwig Schneider [u. Gerhard Burkhardt]. 4 Bde. Hamburg; München: Hein rich Ellermann, 1960-8, 847 u. 894 u. 300 u. 651 S. (die Ausgabe wurde 1981 vom Verlag C. H. Beck mit teilweise anderer Nummerierung übernommen).
Sekundärlit.: Geißler 1913: 211; Greulich 1931; NKLK 1936: 294; Schneider / Burckhardt 1968; Mautz 1972; Metzner 1976; Korte 1981; Schü nemann 1986; Schneider 1987; Krüger 1993;
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MAL 1994: 361-2; DBE 2001: 5, 23-4; Menke 2001; Rzeszotnik 2002.
Heymann, Robert (1879-1946) Geboren am 28. 2. 1879 in München, gestorben am 23. 1. 1946 in Oberita lien. H. war Journalist (zeitweilig Redakteur u. a. der Zeitschriften Sturm, Die Mo derne und Die schöne Frau sowie Her ausgeber des Kriminal-Magazins], The aterdramaturg in Zürich und Wien so wie Autor von zahlreichen Trivialroma nen, teilweise unter den Pseudonymen Robert Heymann-Dvoräk, Max Laden burg, Fred Roberts und Sir John Retcliffe d. J. Über sein späteres Leben (Aus wanderung nach Kanada?) ist wenig be kannt. H. war ein vielseitiger Unterhal tungsschriftsteller, der auch Versepen (Kaiser Commodus Ende, 1902), Phan tastik (Weiße Nächte, 1901) und histori sche Romane schrieb. Im Science-Fiction-Genre trat er vor al lem mit der ursprünglich auf sechs Bände konzipierten Heftromanreihe »Wunder der Zukunft: Romane aus dem dritten Jahrtausend« (1909/10) hervor. Schon vorher - ca. 1908 - erschienen in der zehnbändigen »Kollektion R. Hey mann« (eingeteilt in Bd. 1-5: »Aus dem Reiche der Illusion« u. Bd. 6-10: »Ser geant Puck’s Abenteuer«) einschlägige Romane und Erzählungen. Am Rande kann auch der Roman Radanika die Ge fangene des Urwalds (1930) hier Erwäh nung finden. Dieser Roman plagiiert E. R. Burroughs’ Tarzan in starkem Ma ße. Beispielweise entpuppt sich das im Dschungel gefundene Mädchen - ähn lich wie Lord Greystoke - als Mitglied der englischen Hocharistokratie. Bibliografie: Wunder der Zukunft: Romane in 3
Teilen. 0. 0.: o. V., |ca. 1910), 96, 96, 96 S. [ent hält die drei Hefte: Der unsichtbare Mensch vom Jahre 2111; Der rote Komet; Die über und unter der Erde]. Radanika die Gefangene des Urwalds: Roman. Berlin: Dom-Verlag, 1930, 250 S.
H.: Aus dem Reiche der Illusion: Geheimnisse der übersinnlichen Welt. 5 Bde. Gotha: Verlags anstalt und Druckerei H. Bartholomäus, [ca. 1908], 113 u. 120 u. 122 u. 126 u. 116 S. Sergeant Pucks Abenteuer. Bd. 2: Erlebnisse ei nes Vielgereisten. |Die Todesfahrt im lenkbaren Luftschiff). Mit Illustrationen von Oscar Bern hardt Mit Anhang: Die Notheirat: Eine morali sche Novelle u. Die Leimrute: Schattenbild. Go tha: Verlagsanstalt und Druckerei (H. Bartholo mäus), |ca. 1908], 122 S. (Kollektion R. Heymann; 7). Der unsichtbare Mensch vom Jahre 2111. Leip zig; Berlin: Julius Püttmann, 1909, 96 S. (Wun der der Zukunft: Romane aus dem dritten Jahr tausend; 1). Der rote Komet. Leipzig; Berlin: Julius Pütt mann, 1909, 96 S. (Wunder der Zukunft: Roma ne aus dem dritten Jahrtausend; 2). Die über und unter der Erde. Leipzig; Berlin: Ju lius Püttmann, 1909, 96 S. (Wunder der Zu kunft: Romane aus dem dritten Jahrtausend; 3). Die Seele des ägyptischen Priesters. Leipzig; Berlin: Julius Püttmann, 1910, 96 S. (Wunder der Zukunft: Romane aus dem dritten Jahrtau send; 4). Sekundärlit.: Poritzky 1910/11; Brümmer 1913: 3, 200-1; 8, 218; Geißler 1913: 211-2; Reich 1927: 155-6; Welzig 1941: 8; Ritter 1979: 17885; Schmidtke 1980; Ritter 1982: 310-46; Schmidtke 1984: 205-6; Schmidtke 1987; Galle 1988: 69-71; Schmidtke 1990; Hohwiller 1991; Innerhofer 1996b: 79, 217-8, 408, 449-50; EPL; Innerhofer 1997b; WF 1997; Weigand 2000.
Die Todesfahrt im lenkbaren Luftschiff (ca. 1908)
Der französische Professor Harvay, der Erfinder eines lenkbaren Luftschiffes, seine Tochter Maja, ihr Verlobter Fran cois de Mariot und der deutsche Serge ant Puck unternehmen eine Flugexpe dition zum Nordpol. Statt des üblichen Zeppelins verwenden sie ein riesiges »Flügelschiff«, das von elektrisch betrie
benen »Luftschrauben« pfeilschnell an getrieben wird. Erstaunlich modern wirkt auch, dass die Kabinen im »Sie ger« luftdicht gemacht und mit Sauer stoff betankt werden können. Dies er weist sich auch als nötig, weil ein Zu sammenstoß mit einem Eisberg das Luftschiff in Höhen über 500 km (!) stei gen läßt. Nach einiger Zeit brechen die Spannungen innerhalb der Besatzung offen aus. Der Professor wird wahnsin nig und Puck ist gezwungen, Mariot, der sich als feiger Egoist entpuppt, über Bord zu werfen. Bei der Notlandung stirbt Harvay und wenig später findet auch Maja in der Eiswüste Grönlands den Tod. Nur Puck wird von Eskimos gerettet. Die Todesfahrt im lenkbaren Luftschiff ist sogar nach damaligen Maßstäben trivialste Unterhaltungsliteratur. Dass H. durchaus besser schreiben konnte, beweisen die im Anhang angefügten nicht utopisch-phantastischen - Erzäh lungen »Die Notheirat« und »Die Leimru te«. Wunder der Zukunft (1909)
In der Heftreihe »Wunder der Zukunft« bediente sich H. - obwohl er E. A. Poe als Vorbild angab - bei seinem be rühmten Kollegen H. G. Wells. Der un sichtbare Mensch vom Jahre 2111 macht Anleihen bei Der Unsichtbare, Der rote Komet bei Im Jahre des Kome ten, Die unter und über der Erde bei Die Zeitmaschine. Im ersten Band Der unsichtbare Mensch gelingt es einem jungen Berliner Chemi ker im Jahre 2111, einen Farbstoff aus einer Himalaja-Pflanze herzu stellen, der für das menschliche Auge nicht sicht bar ist. Die Erfindung bringt aber nur wenig Glück. Ein Nebenbuhler stürzt in 123
den Tod, der Chemiker selbst wird hin gerichtet und auch der Dieb, der zuletzt die Formel vernichtet, endet im Selbst mord. Interessanter als die Roman handlung ist die Schilderung Berlins im Jahre 2111, die fast als (großenteils ne gative) Städteutopie gelten darf. Sie wird in den anderen Heften der Serie ausge baut. Der zweite Band - Der rote Komet - ist einer (Beinahe-)Weltkatastrophe gewid met. Ein roter Komet, der die Erde zu vernichten droht, lässt im Jahre 2439 überall Panik ausbrechen. Vor diesem Hintergrund rollt auch die persönliche Katastrophe des Erfinders Romulus Futurus ab, der Gedanken auf Foto platten bannen kann (vgl. —> Laifos Die Y-Z-Strahlen des Professors Dr. Antinom, 1899). Er erkennt, dass seine Frau ihn betrügt. Deshalb will er die Seele der Fürstin Angelika, die in Futurus verliebt ist, in den Körper seiner Frau transfe rieren. Als das Experiment scheitert, stirbt Futurus in geistiger Umnachtung.
Mit Die über und unter der Erde greift H. ein aktuelles Thema, den Kampf zwi schen Kapitalismus und Sozialismus, auf und projiziert es ins Berlin des Jah res 2913. Während im unterirdischen Berlin die Armen in künstlichem Licht vegetieren, thronen die Reichen in gro ßen und sauberen Häusern über der Erde. Der 50-jährige Reichsgraf Fred Urban verliebt sich in die »unterirdi sche« Clea und holt sie in die Oberwelt. Nach einer Veijüngungskur testet er die Treue seiner neuen Frau, die sich prompt in ihn verliebt und ihn zum Mord an seinem eigenen Sohn aus ers ter Ehe aufstachelt. Schon halb wahn sinnig, lässt Urban den rebellierenden Arbeitermob in die Oberstadt hinein. Er selbst endet im Selbstmord, als er er 124
fährt, dass die Verjüngung nicht rück gängig gemacht werden kann. Die Seele des ägyptischen Priesters, der vierte und letzte erschienene Band der Reihe, spielt im Berlin des Jahres 2204. Der gnomenhafte Alessandro Mystimus ist die Reinkarnation eines Priesters. Er begeht scheußliche Verbrechen, sogar noch über den Tod hinaus, weil man sein Hirn in den Schädel seines wahn sinnig gewordenen Rivalen Graf Cesare von Wartenberg einpflanzt. Die in der Verlagswerbung angekündig ten Hefte Die Schreckensfahrt der Atlan tik und Die dreizehn Femrichter sind wahrscheinlich nie erschienen. Die ers ten drei Romane erschienen auch in einem Verlagseinband.
Hindenburg, Herbert von (1872-?) Pseudonym: Friedrich Terburg. Geboren am 1. 4. 1872. Momos und Circe (1913), pseudonym publiziert, ist ein mythologischer Ro man, der anscheinend in die nahe Zu kunft (»Mai 19..«) verlegt wird und die Zauberin Kirke und Momos, den Gott des Tadels, als Protagonisten hat. Bibliografie: Momos und Circe: Eine Phantasmagorie. Berlin-Charlottenburg: Vita, Deutsches Ver lagshaus, 1913, 180 S. (als Friedrich Terburg).
Hirsch, Ludwig (1843-1910) Pseudonym: Ludwig Hevesi. Geboren am 20. 12. 1843 in Heves (Un garn), gestorben am 27. 2. 1910 in Wien. Wiener Autor und Sammler, der auch als Kunstkritiker (Wiener Sezession) hervorgetreten ist.
H.s Phantastica-Bibliothek bildet die Grundlage des berühmten Katalogs ei ner merkwürdigen Sammlung von Wer ken utopistischen Inhalts. Zwei seiner Bücher zählen zur Science Fiction. Die fünfte Dimension (1906) ist eine Samm lung aus 26 Kurzgeschichten, Grotes ken, Essays und Skizzen, die überwie gend nicht phantastisch sind und - wie der Titel andeutet - das Übernatürliche und Unerklärliche thematisieren. Von Interesse ist vor allem »Das zwanzigste Jahrhundert«, wo H. eine humorvolle Chronik der Zukunft entwirft. Mac Eck’s Sonderbare Reisen zwischen Konstanti nopel und San Francisco (1901) umfasst 25 Skizzen aus dem Leben »Mac Ecks«, hinter dem sich, wie H. im Vorwort er klärt, sein Wiener Freund Fritz Eckstein verbirgt. Es handelt sich dabei um handlungsarme Reiseerlebnisse anek dotenhaften Charakters, die nur am Rande Science-Fiction-Züge aufweisen. Der gepflegte Plauderton H.s schlägt bisweilen ins Ironisch-Sarkastische um, etwa wenn er auf berühmte Zeitgenos sen wie »Madame« Blavatsky oder Tho mas Alva Edison zu sprechen kommt. Bibliografie: Mac Eck’s Sonderbare Reisen zwi schen Konstantinopel und San Francisco. Stutt gart: Adolf Bonz, 1901, VIII, 372 S. (als Ludwig Hevesi). Die fünfte Dimension: Humore der Zeit, des Le bens, der Kunst. Wien: Verlagsbuchhandlung Carl Konegen (Emst Stülpnagel), 1906, 308 S.; Auszüge in: Lichtjahr 6: Ein Phantastik-Alma nach. Berlin: Verlag Das Neue Berlin, 1989. S. 114-22 (als Ludwig Hevesi).
Sekundärlit.: Wunberg 1981: 702-3; Innerhofer 1996b: 155; Innerhofer 2001b: 165-6.
Hochfeldt, Hans (1856-1911)
Pseudonyme: Hans Dreger, Hans Hardt.
Geboren am 11. 9. 1856 in Potsdam, gestorben am 29. 4. 1911 in Berlin. H. schlug eine militärische Laufbahn. Er schied als Oberleutnant aus und wandte sich dann der Schriftstellerei zu. Längerer Aufenthalt in der Schweiz. Ypsilon-Strahlen, 1898 unter dem Pseu donym Hand Hardt publiziert, ist ein biederer Schwank. Zwei Erfinder kön nen mit Hilfe der »Ypsilon-Strahlen« (in der Phantasie des Autors eine Art nega tiver Röntgenstrahlen) und chemischer Präparate innerhalb kürzester Zeit den Haarwuchs stimulieren. Bibliografie: Ypsilon-Strahlen: Schwank in drei Akten. München: Rubinverlag. Hof-Kunst- und Verlags-Buchhandlung. Theater- und Manu skriptverlag, [1898], 109 S. (Rubin-Bibliothek) (als Hans Hardt).
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 8, 174; NKLK 1936: 301; EPL.
Hodann, Valerie (1866-?)
Pseudonym: Hans Daub. Geboren am 15. 6. 1866 als Tochter des Rittergutsbesitzers Friedrich Berka in Chlewo bei Schildberg (Posen). Schule in Breslau. Heirat mit dem Zoll inspektor Paul Hodann. Seit 1904 in Landsberg/Warthe. Für ihre Kinder begann H. Märchen zu schreiben. Zur Science Fiction gehören die beiden unter dem Pseudonym Hans Daub publizierten Romane Im Luftschiff über den Ozean (1911) und Der Gold macher (1912). Ersterer ist ein unbe deutender Erfinderroman, der die Fort entwicklung des Zeppelins (mit Hilfe des Radiums!) beschreibt, letzterer eine uninspirierte Variation des alten Menschheitstraums, Gold herzustellen (was sich zuletzt als Halluzination herausstellt).
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Bibliografie: Im Luftschiff über den Ozean: Er zählung. Dresden: Rich. Herrn. Dietrich, 1911, 224 S. (Dietrichs Bibliothek für die reifere Ju gend und deren Freunde; Bd. 19) (als Hans Daub). Der Goldmacher: Irrfahrten eines Alchimisten, der erfand, Gold zu machen; Romantische Er zählung. Heidenau-Nord: Verlagshaus Freya, 1912, 244 S. (Seltsame Geschichten: Eine Sammlung abenteuerlicher Erzählungen) (als Hans Daub). Sekundärlit.: DLL3 8, 1288; EPL; Weigand 2000.
Hoddis, Jakob van: —> Davidsohn, Hans
Hoelder, Fritz (1863-1943) Pseudonym: Gottfried Doehler. Geboren am 25. 5. 1863 auf dem Rit tergut Klein-Gera (Vogtland), gestorben am 23. 1. 1943 in Greinz. Philologe (Dr. phil.) und Autor. Wohn haft in Plauen. H. schrieb u. a. Lyrische Dichtungen (1889) und das Schauspiel Die Pflicht (1890). Seine dramatische, pseudonym erschienene Komödie Im Zukunftsstaat (1892) spielt in einem kleinen Städtchen Mitteldeutschlands »im nächsten Jahr hundert«. Die konservative Gesinnung des Autors lässt dort die traditionellen Werte von Familie, Nation, Bluts- und Seelenverwandtschaft über sozialisti sche Ideen triumphieren. Bibliografie: Im Zukunftsstaat: Lustspiel in 4 Ak ten. Plauen i. B.: F. E. Neupert, 1892, 90 S. (als Gottfried Doehler). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 2, 40; Geißler 1913: 90-1; EPL.
Hoepner, Otto (?-?) Pseudonym: »Hansa«. Seeoffizier. Die wenigen biographischen
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Daten sind der Broschüre Der Wert un serer deutschen Schlachtflotte (1906) zu entnehmen, die er seinem erfolgreichen, unter dem Pseudonym »Hansa« publi zierten Zukunftskriegsroman Hamburg und Bremen in Gefahr! (1906) nach schob. Danach hat er zwischen 1873 und 1904 als aktiver Seeoffizier gedient, 1902 sogar als Kommandant eines Li nienschiffes. Bibliografie: Hamburg und Bremen in Gefahr! Sind unsere Hansestädte Hamburg und Bremen in einem Seekriege mit England in Gefahr und können sie auf genügenden Schutz durch unsere Flotte und die Küstenbefestigungen rechnen? Altona: J. Harder (Inhaber: H. Funke), 1906, 108 S. Sekundärlit.: Anonym 1906; Franke 1985.
Hamburg und Bremen in Gefahrl (1906)
Im Vorwort erklärt der Autor, dass er in »keinerlei Beziehungen zu offiziellen noch offiziösen Kreisen« stünde (eine ähnliche Formulierung auch in der Bro schüre Der Wert unserer deutschen Schlachtflotte). Im Schlusswort spricht er dann verräterischer Weise von »wir deutsche Seeoffiziere«. Der 1. Teil des Buches besteht aus einem historischen Abriss der jüngeren Vergangenheit und einer militärischen Analyse der aktuel len Truppenstärken Deutschlands, Eng lands und Frankreichs. Im 2. Teil wird ein Zukunftskrieg zwischen Deutsch land, Österreich und Italien auf der ei nen und England und Frankreich auf der anderen Seite geschildert. Die tiefe re Ursache für den Konflikt sieht H. in dem »Konkurrenzneid« des englischen Kaufmanns. Das erste Kriegsjahr - wo mit auch die Handlung schließt - endet unentschieden. Während zu Lande Er folge errungen werden, endet der Krieg zur See trotz tapferer Gegenwehr mit der totalen Vernichtung der Reichsflotte
und der Blockade der deutschen Küste. Dieses Szenario liefert H. die Bestäti gung für seine Forderung nach einer starken deutschen Armada.
Höppener, Hugo (Karl Johann) (1868-1948) Pseudonym: Fidus. Geboren am 18. 10. 1868 als Sohn ei nes Konditors in Lübeck, gestorben am 23. 2. 1948 in Woltersdorf bei Berlin. Maler, Graphiker, völkischer Reforma tor. Schüler des Malers und »Natur apostels« Karl Wilhelm Diefenbach und des Theosophen Wilhelm Hübbe-Schleiden. F. lebte seit 1892 in Berlin, seit 1907 in der Villensiedlung Schönblick bei Woltersdorf. Mit der Schriftstellerin Gertrud Prellwitz gründete er den St.Georgs-Bund, der germanische und theosophisch-okkulte Ideologeme zu sammenrührte. F. war Mitarbeiter der Zeitschriften Sphinx, Pan, Simplicissimus und Ju gend. Sein Werk, für das er 1943 zum Professor h. c. ernannt wurde, war zu Anfang des 20. Jahrhunderts in Deutschland sehr populär. In vielerlei Hinsicht ist F. ein Antipode zu Heinrich —» Vogeler. Seine Darstellung des nack ten Menschen galt als »keusch« und »er haben«, seine Bilder mit Männern in he roischer Pose sind gleichsam Paradig mata der rechten Kunst. Unter den Na tionalsozialisten wurde sein Werk als »ariosophisch« und »okkultistisch« abge wertet, ohne gänzlich aus der Mode zu kommen. Zu den von ihm illustrierten Science-Fiction-Büchem gehören Hein rich —> Driesmans’ Jahrtausendwende (1912) und Bruno Willes Offenbarung des Wacholderbaums (1920). Sekundärlit.: Rentsch 1925; Frecot / Geist /
Kerbs 1972; Hermand 1972; Osterwalder 1989: 364; Ries 1992: 516-7; HZVB 1996: 634-50, 904-5 (dort weitere Literatur); EPL.
Hoerhammer, Artur (?-?) Die Schreibweise seines Namens auch: Hörhammer (so in: Tragikomödien des Ich, 1907). Autor des Romans Die verlorene Naivität (1909) und der Sammlung Tragikomö dien des Ich. Die Sammlung Nessukareni und andere Geschichten von irgendei nem Planeten (1912) weist ihn als Hu moristen mit einem feinen Gespür für Stil aus. Die sieben Kurzgeschichten spielen auf einem fremden Planeten, ka rikieren aber deutlich die politischen und kulturellen Zustände in Westeuro pa. Bibliografie: Nessukareni und andere Geschich ten von irgendeinem Planeten. München: Albert Langen, 1912, 243 S. Sekundärlit: Innerhofer 1996b: 333-4, 336.
Hoffmann, Adolph (1858-?) Geboren am 22. 3. 1858 in Berlin. H. schrieb auch unter den Pseudony men Civis und J. F. A. Volkmann. Er ist der Verfasser des unter dem Phraseonym »Ein Menschenfreund« er schienenen utopischen Romans Die friedliche soziale Revolution am Anfänge des zwanzigsten Jahrhunderts (1897). Das in Form einer Broschüre mit meh reren Rechenbeispielen und Tabellen ausgestattete Werk ist weniger Science Fiction als Futurologie. Die Handlung setzt am 1. Mai 195. ein. Postuliert wird, dass sich infolge der Aufklärung der Europäer alle Friedenswilligen unter der weißen Fahne scharen und wegen des lange andauernden Friedens der Volkswohlstand steigt.
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Bibliografie: Die friedliche soziale Revolution am Anfänge des zwanzigsten Jahrhunderts: Ein Zu kunftsbild von einem Menschenfreunde. 2. Aufl. München; Leipzig: August Schupp, [1897], IV, 87 S. Sekundärlit.: DLL3 8, 1366; Hölscher 1989: 230; EPL.
Hoffmann, Arno (1862-?) Geboren am 27. 6. 1862 in Chemnitz. H. lebte in Dresden. Er verfasste auch populärwissenschaftliche Schriften. Silvester 2999 (1907) ist eine utopischer Entwurf auf sozialdistischer Grundlage mit einigen originellen Zügen. Bibliografie: Silvester 2999. Leipzig: Webels Ver lag Dr. Abel & Born, 1907, XI, 233 S. Sekundärlit.: DLL3 8, 1367; WF 1990.
Silvester 2999 (1907)
Im Vorwort (später auch in der Roman handlung) exponiert der Autor ein zykli sches Weltbild: bereits in vergangenen Eiszeiten hätten sich Menschen entwi ckelt, und zwar - da es keinen Zufall gäbe - jeweils nach demselben Muster. Daher könne ein am Nordpol gefunde nes Manuskript genaueste Auskunft über die weitere Entwicklung der Men schen erteilen. Der Roman führt dies dann näher aus. Die Haupthandlung konzentriert sich auf den Geschichtsprofessor Grobecker, der im Jahre 2999 die Geschichte der Menschheit studiert und einem rück ständigen »Insulaner« die aktuelle Ge sellschaftsordnung, ein Kompromiss aus konservativen und kommunisti schen Ideen, erläutert. Als geschichtli ches Vorbild der aktuellen Gesellschaft wird ausdrücklich die sozialdemokrati sche Bewegung des 20. Jahrhunderts gerühmt. Nach der Vernichtung Berlins
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durch die französische Luftwaffe im Jahre 1998 hat sich von deutschem Bo den aus diese soziale Bewegung über die Erde verbreitet. Durch die »LiebesZuchtwahl«, bei der sich »das Weib nur dem Würdigsten hingibt«, hat die Ge sellschaft einen gewaltigen Aufschwung genommen. Das erste Prinzip »gleiches Recht für alle« ist fast überall auf der Erde verwirklicht. Der Staat ist zum al leinigen Arbeitgeber für die Menschen geworden. Nicht der Erwerb, sondern nur die Vererbung des Privateigentums wurde verboten. Müßiggang, der ohne hin »unnatürlich« sei, ist ebenso verpönt wie kriegerische Aktionen. Die hochent wickelte Technik (wo H. einiges bei Kurd —» Laßwitz abgeschaut hat) beruht auf der Ausnutzung des Erdmagnetismus. Dazu gehören u. a. rollende Trottoirs, künstlich gezeugte »Homunculi« und ein »Ätherraumschiff«, das zum Mars reist. Die Medizin hat die Menschen nahezu unsterblich gemacht. (Eine Gesund heitspolizei wacht darüber, dass die Bürger nicht länger als das normale Maß von acht Stunden arbeiten.) Utopische Konzeption und literarische Durchführung können - trotz einer Fül le interessanter Ideen - mit der origi nellen Exposition nicht ganz Schritt hal ten. Trotzdem zählt Silvester 2999 zu den interessantesten utopischen Roma nen seiner Zeit.
Hoffmann, Carl (1881-1947) Geboren in Neiße/Wobert (Schlesien), gestorben in Minden (Westfalen). Kameramann und Regisseur. Seit seiner Jugend war H. als Fotograf, später auch als Vorführer und Kameramann tätig. H. gilt als einer der besten Kameramän ner der Weimarer Zeit. Er arbeitete u. a.
mit Fritz Lang und Friedrich Wilhelm Murnau zusammen. Früh wandte er sich dem Tonfilm zu. H. besaß eine eigene Produktionsfirma (»Meteor-Film«), kehrte aber nach eigenen Ausflügen ins Regiefach hinter die Kamera zurück. Angeblich war H. neben Robert Reinert auch am Drehbuch zu Homunculus (1916) beteiligt. Diese berühmte Filmse rie, bei der Otto Rippert Regie führte und Fritz Lang die Massenszenen ar rangierte, besteht aus sechs Teilen: Homunculus-, Das geheimnisvolle Buch; Die Liebestragödie des Humunculus-, Die Rache des Homunculus; Die Vernichtung der Menschheit; Das Ende des Homun culus (1920 in einer auf 225 Minuten gestrafften Fassung neu herausgege ben). Sie gehören zu den ersten deut schen Science-Fiction-Filmen. Homun culus schildert die Erschaffung eines künstlichen Menschen, der aus Rache dafür, dass er keine Seele besitzt, Re volutionen anzettelt und sich zum Dik tator aufschwingt. Erst ein Blitzschlag setzt dem Leben des Homunculus (kon genial gespielt von dem dänischen Schauspieler Olaf Fönns) ein Ende. Sekundärlit: Brennecke / Hembus 1983: 193-4; Seeßlen 1985: 92; Hahn / Jansen 1997 1, 4313; Hardy 1998: 56-7; DNB 2001: 5, 122; Seeß len / Jung 2003: 88-9.
Hoffmann, Franz Ludwig (1851-?)
Pseudonym; Arnold von der Passer. Geboren am 27. 6. 1851 als Sohn eines Kammermusikus in Dresden. Ursprüng lich Franz Ludwig Lewy, nahm er den Namen seiner Mutter an. Studium am Polytechnikum in Dresden und München. H.s utopischer, unter dem Pseudonym Arnold von der Passer erschienener Ro
man Mene tekel! (1893) malt ein zu künftiges Deutschland in den düsters ten Farben. Bibliografie: Mene tekel! Eine Entdeckungsreise nach Europa. 9. Aufl. Erfurt; Leipzig: Bacmeister’s Verlag, 1893, 106 S.; Neuaufl. Fürth/ Saar: Offizin Bleymehl, 1965, 171 S. (Sammlung Antares; 8) (als Arnold von der Passer). Sekundärlit: Brümmer 1913: 3, 248-9; Reich 1927: 131-2; Ritter 1979: 211-24; AffeldtSchmidt 1991: 314-9; Innerhofer 1996b: 363; EPL.
Mene tekel! (1893)
Im Jahre 2398 feiert der sozialistische Freilandstaat (Theodor —> Hertzka) in Afrika das 500-jährige Jubiläum seiner Gründung. Die Freiländer sind bis an die Grenzen des Kontinents vorgedrun gen und haben ihn zur höchsten Blüte gebracht. Nur von den Verwandten in Europa hat man seit langem keine Nachricht mehr. Daher wird eine Expe dition nach Norden gesandt. Vor den Freiländern, die in Hamburg vor Anker gehen, breitet sich ein Bild des Grauens aus: Deutschland ist eine Wüste, die Städte ein Trümmerhaufen, die Bevöl kerung auf ein primitives Niveau herab gesunken. Die 800 Mann starke Truppe kämpft sich, bedrängt durch kannibali sche Eingeborene, durch Deutschland nach Süden vor, um die Ursache für diesen Niedergang herauszufinden. Der von seinen Kameraden getrennte Frei länder Kurt findet am Ammersee bei der blonden Waltraut Unterschlupf. Ihr Vater Günther enthüllt ihm anhand ei nes uralten Tagebuchs das nieder schmetternde Geheimnis: Die wirt schaftliche und soziale Zerrüttung ist letzten Endes durch Eugen -> Richters Sozialdemokratische Zukunftsbilder ver ursacht worden. Dieses Buch hat der friedvollen und »natürlichen« Entwick
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lung von der »capitalistischen« zur »soci aldemokratischen« (d. h. sozialistischen) Wirtschaftsordnung eine jähes Ende gesetzt. Bereits um 1901 war die So zialdemokratie, und mit ihr der »gebil dete Arbeiter« vollständig ausgerottet worden. Der nun ungehemmte Kapita lismus führte 100 Jahre später zu einer wüsten Revolution und dem vollkomme nen Ruin in Europa. Nach einigen Mo naten Aufenthalt reist Kurt mit seiner neuen Frau Waltraut (die wie er ein Nachkomme des Tagebuchschreibers ist) nach Afrika zurück. Unterdessen strömen die ersten Freiland-Kolonisten nach Europa, um den alten Kontinent wieder zu besiedeln. Mene tekel! ist alles in allem ein gelun gener utopischer Roman. Zwar mutet es merkwürdig an, dass die Schuld einem einzigen Buch angelastet wird, doch ist dies aus der umkämpften Tagespolitik der Jahre um 1892 zu erklären. Da P. auch weniger die Vorzüge des Freiland staates als die düsteren Verhältnisse in Deutschland schildert, vermag das Buch den Leser nicht nur intellektuell, sondern auch emotional zu fesseln.
Hoffmann, Oskar (1868-?) Pseudonym: Fred. W. Hamilton. Geboren am 29. 10. 1868 in Gotha. H. verbrachte sein Jugend in Halle. Vo lontär an einer Berliner Sortiments buchhandlung. Autodidaktische Ausbildung. Populär wissenschaftlicher Autor, der über 20 Bücher (z. B. Das illustrierte Buch der Technik, 1913) und zahlreiche Artikel publizierte, z. B. im Periodikum Franz Hoffinanns Neuer Deutscher Jugend freund mehrere Aufsätze zur Astrono mie.
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H. gehörte neben Kurd —» Laßwitz zu den frühesten Vertretern der deutschen Science Fiction. Neben einschlägigen Romanen wie Die Eroberung der Luft (1902), Mac Milfords Reisen im Univer sum (1902), Unter Marsmenschen (1905), Der Goldtrust (1907), Bezwinger der Natur (1908) und Die Vierte Dimen sion (1909) schrieb er auch populärwis senschaftliche Bücher. Unter dem Pseu donym Fred. W. Hamilton verfasste er außerdem den Science-Fiction Roman Ypsilons Gefrorene Elektrizität (1911). Die nationalistischen Tendenzen seiner meisten Kollegen liegen H. fern. Die Protagonisten der Romane stammen aus den unterschiedlichsten Ländern. H. ist ein überaus phantasievoller, zu weilen auch ansprechender, aber nicht sehr systematischer Autor. Bibliografie'. Die Eroberung der Luft: Kulturro man vom Jahre 1940. Berlin; Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger, [1902], 240 S. (Siesta: Bib liothek beliebter zeitgenössischer Erzähler; Bd. 19); später unter dem Reihentitel: ChampionRomane (Bd. 2) (mind. 13 Aufl.). Mac Milfords Reisen im Universum: Von der Terra zur Luna oder Unter den Seleniten; Astro nomische Erzählung. Mit 60 Illustrationen von Fritz Brändel. Papiermühle b. Roda S.-A.: A. Wel ler & Co., 1902, 239 S. (Kollektion Kosmos); 2. Aufl. Papiermühle S.-A.: Gebr. Vogt, 1913, 239 S. (ohne färb. Bilder). Unter Marsmenschen: Erzählung. 2. Tsd. Bres lau: Schlesische Verlags-Anstalt v. S. Schottlaender; Leipzig: E. F. Steinacker; New York: G. E. Stechert, 1905, 490 S. Der Goldtrust: Internationaler Finanzroman. Berlin; Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger, [1907], 262 S. [Champion-Romane; Bd. 1] (mind. vier Aufl.). Bezwinger der Natur: Phantasieroman. 6. Aufl. Berlin; Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger, [1908], 199 S. (Champion-Romane; Bd. 3) (mind. sieben Aufl.). Die Vierte Dimension: Phantasieroman. Berlin; Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger / Verlags gesellschaft m. b. H., [1909], 205 S. (ChampionRomane; Bd. 4) (mind. vier Aufl.).
Ypsilons Gefrorene Elektrizität: Der Roman einer phantastischen Erfindung. Berlin: Dr. Potthoff & Co. Verlag, 1911, 113 S. (als Fred. W. Hamilton). Das Rätsel des Lebens: Geschichte eines Grüb lers. Leipzig: Bilz, 1911, 135 S. (n. v.).
H. stellt in seinem Episodenroman trotz einiger deutschnationalistischer Untertöne - den französischen Erfinder Saint-Martin in den Mittelpunkt. Er hat im Jahre 1940 das Flugproblem durch einen leichten elektrischen Akkumula tor gelöst und damit eine neue Ära der Luftfahrt eingeleitet. Flugmaschinen werden in Frankreich zur Massenware. Übermütig beschwören französische Aufklärungsflieger 1941 einen Zu kunftskrieg mit Deutschland herauf, der sich durch das imperialistische Ein greifen Amerikas und weiterer Nationen zu einem Weltkrieg ausweitet. Durch den Einsatz einer neuen Elektrowaffe, die hochgespannte Energiewellen ver sendet, geht Deutschland aus dem Rin gen um die Weltherrschaft als Sieger hervor. Nicht ungeschickt mildert H. diesen chauvinistischen Zug durch ein romantisches Happy End für seinen Protagonisten Saint-Martin ab.
tigravitationsvehikel«) aus Aluminium zum Mond reisen, wo sich bereits ein Student von Milford befindet. Dieser war nämlich durch eine andere Erfin dung, das »Atomistikum«, mit dem man einen Körper in seine Atome zerlegen und versenden kann, dorthin gelangt. Auch Tom, der Diener des Professors, wurde durch einen Unfall auf den Mond gestrahlt. Nach einer Zwischenstation auf einem kleinen Erdtrabanten, der wie die anderen Gestirne über Atmosphäre und Leben verfügt, landen Mac Milford und Mary Watson im Mondkrater Triesnecker. Der Mond erweist sich als be wohnt. Die Seleniten unterteilen sich in verschiedene miteinander verfeindete Stämme. Die Erdbewohner - zu denen sich auch der Amerikaner Lowell gesellt - erleben verschiedene, teilweise recht skurrile Abenteuer. Während am Ende Mary Watson und der Student George Price, den Mac Milford zum englischen Vizekönig ernannt hat, auf dem Mond Zurückbleiben, kehren der Professor und sein Diener zur Erde zurück. Al lerdings findet Milford bei der Königin Viktoria keinen Glauben, sondern wird in eine Irrenanstalt eingewiesen, aus der ihn Tom befreien muss. Wie August —> Niemanns Aetherio (1909) ist auch Mac Milfords Reisen im Universum eine krause Räuberpistole, in der ungehemmt drauflos fabuliert wird.
Mac Milfords Reisen im Universum (1902)
Unter Marsmenschen (1905)
Dem greisen Astronomen Mac Milford von der Universität Edinburg ist die Entdeckung von der Aufhebung der Gravitation durch »magnetisches Flui dum« gelungen. Zusammen mit der schottischen Studentin Mary Watson will er in einem Raumfahrzeug (»An
Fortsetzung von Mac Milfords Reisen im Universum. Bei einer missglückten Vorführung sei nes »Atomistikum s« wird der betagte Professor Mac Milford schwer verletzt. Nach seiner Genesung treten er, der Re porter John Jenkinson, der Ingenieur
Sekundärlit.: KDLK 1907: 653; Popp 1909: 1937; Brümmer 1913: 3, 254-5; 8, 220; Abret / Boia 1984: 129—31; Franke 1985; Ritter 1987: 209-11; 237^14; Heyne 1988: 552-3; Riha 1989; WF 1991; WF 1994; Innerhofer 1996b: passim; EPL; Innerhofer 1997b; WF 1997; Münch 2004: 51, 54, 67.
Die Eroberung der Luft (1902)
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William Morton und der indische Hauptmann Palgrave in seinem »Anti gravitationsvehikel« die Reise zum Mars an, um den roten Planeten für die briti sche Krone in Besitz zu nehmen. Dafür wird eigens ein »Weltallkolonialklub« ge gründet. Mittels eines Multi-Mikroapparats (der später von einem Amerikaner gestohlen wird) verfolgt der Astronomie professor Smith ihren Flug. Mehrfach entrinnen die vier Reisenden nur knapp dem Tod. Nach ihrer Landung im Mars meer werden sie von menschenähnli chen, kulturell hoch stehenden Mars bewohnern aufgenommen. Wie in Kurd -» Laßwitz’ Auf zwei Planeten (1897) werden die Errungenschaften des Mars vor den Erdbewohnern ausgebreitet. Al lerdings bewahren sich die Marsiten ein gesundes Misstrauen. Als sich eine amerikanische Expedition dem Mars nähert (wie schon in Mac Milfords Rei sen im Universum erheben auch diesmal die Amerikaner Anspruch auf den Himmelskörper, Mac Milfords Erfindung soll sogar dem Thomas Alva Edison ge stohlen worden sein), wird sie kurzer hand vernichtet. Die vier beschließen daher, heimlich zur Erde zu fliehen. Trotz des Versuches der Marsiten, das menschliche Fahrzeug abzuschießen, erreichen sie wohlbehal ten die Erde. Mac Milford stirbt jedoch kurze Zeit später während des Emp fangs der Helden in London (das Motiv des zum Schluss sterbenden Erfinders kommt häufig bei H. vor). Da die erhoff te Ausbeutung des Mars nicht durchge führt werden kann, wird der Weltallko lonialklub aufgelöst. Mit der im Jahre 1900 unter dem Titel »Unter Marsmenschen« erschienenen Erzählung (in: Franz Hoffmanns Neuer Deutscher Jugendfreund. 55. Jg. [1900]; 132
nochmals in: 74. Jg. [1919]) hat der vor liegende Roman nur am Rande zu tun. Der Goldtrust (1907)
Ein russischer »Adept« verwirklicht den alten Alchemistentraum, die Herstel lung von künstlichem Gold. Dadurch erweckt er das Interesse vieler Staaten, die ihm das Geheimnis abjagen wollen. Nachdem er in Italien wegen Falsch münzerei angeklagt und von den Eng ländern entführt wurde, versucht er in Amerika den »Goldtrust« zu verwirkli chen. Als er mit seiner Geliebten wieder aus den USA fliehen will, findet er beim Absturz seines Luftschiffs den Tod. Der Roman hat gewisse Beziehungen zu H.s Erzählung »König Mammon« (in: Welt und Wissen. Jg. 1912, Bd. 1). Bezwinger der Natur (1908)
Der englische Sanskrit-Forscher George Robinson stößt in einer Handschrift auf ein uraltes Vermächtnis. Er stiehlt aus einem Hindu-Tempel am Ganges Schriftrollen, in denen welterschüttern de wissenschaftliche Geheimnisse ver borgen sind. Robinson zieht den hollän dischen Forscher Mynheer Butkens ins Vertrauen. Zusammen entschlüsseln sie die Möglichkeit, Wasser mittels Erd elektrizität in seine Bestandteile zu zer legen. Das Experiment gerät außer Kontrolle und fast die gesamte Nordsee wird trockengelegt. Beide widmen sich daher einem anderen in den Schriftrol len verborgenen Geheimnis: der Verflüs sigung der Luft. Im großen Stil wird die Atmosphäre von Bakterien und anderen Keimen gereinigt (wovon sich der Autor das Ende aller Krankheiten erhofft). Die Demonstration zweier gleichzeitig unter nommener Experimente führt aber zur Katastrophe: Robinson und Butkens
nehmen ihr Geheimnis mit ins Grab. Die Natur hat sich an ihren Bezwingern gerächt. Die Vierte Dimension (1909)
Der Kopenhagener Mathematikprofessor Arrild Lund, Autor des Buches Metaphy sische Geometrie, will nicht nur theoretisch die Vierdimensionalität des Raumes beweisen, sondern auch prak tisch auf diese übersinnliche Ebene ge langen. Mit Hilfe eines radiumbetriebe nen »Telepators« versetzt er sich in Trance. In einem nebelhaften Kontinu um trifft er auf »Nulldimensionale«, Li niengeschöpfe, Flächenkreaturen, aber auch auf Seelen und Geister, z. B. auf einen Offizier aus dem Dreißigjährigen Krieg, Charles Darwin, Karl den Gro ßen, Francis Bacon, Goethe, Voltaire, Moses und Ramses II. Die Gespräche geben dem Autor Gelegenheit, eigene Theorien und Ansichten an den Mann zu bringen. Beispielsweise widerruft Darwin einen Teil seiner Theorien (die natürliche Zuchtwahl) oder Bacon gibt sich als der Autor der Stücke Shakes peares zu erkennen. Inzwischen gerät das Experiment in Ko penhagen außer Kontrolle. Erst nach fünf Wochen erwacht Lund wieder aus der Trance, muss aber ins Irrenhaus eingewiesen werden und stirbt bald da nach. Sein Assistent Jensen führt auf den Spuren Lunds die Experimente mit Pflanzen weiter, scheitert aber. Der Menschheit bleibt das Geheimnis der Vierten Dimension verschlossen. Ähnlich wie andere Romane H.s endet auch Die Vierte Dimension recht abrupt (und für den Protagonisten tödlich). Ypsilons Gefrorene Elektrizität (1911)
Aufgrund einer Wette arbeitet der erfin
derische Bauernsohn Simon Ellbogen alias Doktor Ypsilon in dem Dorf X. in einer Gegend Hessen-Nassaus an zwei Erfindungen: Blitze und Licht zu »gefrie ren« und sie so als unerschöpfliche Energiequelle zum Wohle der Mensch heit zu nützen. Zusammen mit seinem Assistenten, dem Elektroingenieur Kurt Nobel, unternimmt Ellbogen auf einer schwedischen Insel einen ersten - noch wenig erfolgreichen - Versuch. Trotzdem erregt er die Aufmerksamkeit der in ternationalen Finanzwelt, die sich um die Erfindung reißt. Lind tatsächlich führen weitere Versuche zum Erfolg. Während eines Besuches des Erbprin zen im Dorf X. kommt es aber zu einem tragischen Unfall: das Haus des Erfin ders wird von starken elektrischen Ent ladungen zerstört. Der Erfinder und sein Assistent werden Opfer ihrer eige nen Erfindung. Die Handlung ist - bis auf den abrupten Schluss - recht schmissig erzählt, die fiktive Technik pfiffig ausgedacht. Rou tinierte Unterhaltungsliteratur.
Holten, Fritz: —> Kaltenboeck, Jo hannes
Holtz, Heinrich (?-?) Hamburger. H. verbrachte viel Zeit auf Reisen. Neben den beiden Schauspielen Judas (1913) und Moses (1913) verfasste H. das unterhaltsame Astronomiebuch Weltenträume (1908), in das auch bel letristische Passagen und ein längeres Gedicht eingelegt sind. H. spekuliert dort über die Möglichkeit, mit Bewoh nern anderer Welten in Kontakt zu tre-
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ten. Diese Thematik wird in Ein Erden winter (1903) wieder aufgenommen. Der beeindruckende Zukunftsroman be schreibt das Schicksal einer Handvoll Menschen, die sich vor der Kälte einer neuen Eiszeit in das Innere der Erde zurückgezogen haben. In seinem zwei ten utopischen Roman Nach 600 Jahren (1907) zeichnet H. ein südamerikani sches Paradies, das stark mit einem de kadenten, von Mongolen dominierten Europa kontrastiert. Bibliografie: Ein Erdenwinter: Erzählung aus fer ner Zeit. Hamburg: Alfred Janssen, 1903, (5), 212 S. Nach 600 Jahren: Eine Erzählung aus ferner Zeit. Leipzig: Walther Fiedler, 1907, III, 338 S. Sekundärlit.: Heyne 1988: 561.
Höhlen Zurückgebliebenen finden beim Einschlag des Kometen den Tod. Einzig Halos Frau Heva kann sich mit ihrem Baby zur Erdoberfläche durchschlagen, wo sie auf ihren vermissten Gatten Halo trifft. Da der Komet den Eismantel der Erde gesprengt hat, kann endlich der lang ersehnte Erdensommer - mit Halo und Heva als »Adam und Eva« - anbre chen. Ein Erdenwinter kombiniert biblische Motive mit dem Hohlwelt-Mythos und den sozialen Ideen Edward Bellamys. Die apokalyptische Situation und der Überlebenskampf der Menschheit wer den in einer selten erreichten Intensität geschildert.
Ein Erdenwinter (1903)
Nach 600 Jahren (1907)
Der Roman spielt in ferner Zukunft »während einer Kälteperiode der Erde«. Die letzten Menschen haben sich unter dem Himalaja in die Tiefen der Erde zu rückgezogen. Täglich wird das »starke« und »schweigsame« Geschlecht von der gnadenlosen Kälte und überraschenden Wassereinbrüchen bedroht. Auch die hoch entwickelte Technik - darunter an moderne Videokameras erinnernde »Fernspiegel« und Fahrzeuge, die sich durch nackten Stein bohren können vermag die Menschen nur unzureichend zu schützen. Als zwei Mitglieder der Gruppe vermisst werden, bricht eine Expedition unter Adon und Halo zu ihrer Rettung auf. Unterwegs finden die beiden eine Warnung der Marsbewoh ner vor dem Einschlag eines Kometen auf die Erde. Die Versprengten können zwar Kontakt mit anderen Überleben den aufnehmen, aber nach und nach fallen die Mitglieder der Gruppe den Gefahren unter der Erde zum Opfer, zu letzt auch Adon. Auch die in tieferen
Nach 600 Jahren ist einer der ersten utopischen Romane aus deutscher Fe der, in denen nicht das alte Europa die Rolle des Kulturbringers spielt. Viel mehr sind seine Völker und Nationen durch Klassenhass, verkehrte Erzie hung und verfehlte Wirtschaftspolitik innerlich derart ausgehöhlt, dass es wie zuvor schon Rußland und Asien den Mongolen in die Hände fällt. Ge genbild sind die jung gebliebenen Verei nigten Staaten von Südamerika, denen sich auch Nordamerika anschließt. Im Vordergrund der Handlung stehen die Beziehungen eines südamerikanischen Geschwisterpaares zu dem Sohn eines europäischen Fürstentums.
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Hoppenstedt, Julius (Georg Fried rich Jenny) (1861-1936)
Bataillons-Kommandeur, später hoher Generalstabsoffizier im Kaiserlichen Heer. Wohnhaft in Aachen.
In Die Schlacht der Zukunft (1907), Ein neues Wörth (1909) und Die Millionen schlacht an der Saar (1913) beschreibt H. Zukunftskriege aus militärtaktischer Sicht. Bibliografie: Die Schlacht der Zukunft. Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn / Königliche Hofbuchhandlung, 1907, VI, 241 S. (u. ö.). Ein neues Wörth: Ein Schlachtenbild der Zu kunft. Mit 2 Plänen und 9 Abbildungen und Skizzen im Text. Berlin: Emst Siegfried Mittler und Sohn, Kgl. Hofbuchhandlung, 1909, VIII, 239 S. Die Millionenschlacht an der Saar: Ein Beispiel moderner Kriegskunst. Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1913, VIII, 232 S. (vier Auil.J; Neuaufl. als: Deutschlands Heer in der Entschei dungsschlacht. Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1913, VIII, 164 S. Sekundärlit.: Franke 1985; Ritter 1987: 312; In nerhofer 1996b: 160-1; 440; Saprä 2003.
Die Schlacht der Zukunft (1907)
Taktisches Lehrbuch in Erzählform. Der strategische Rahmen geht von folgen dem Szenario aus: bei Kriegsbeginn ist die deutsche Armee in Elsaß-Lothringen eingedrungen, während die Franzosen zwischen Bonn und Remagen den Rhein überquert haben. Nach wechselvollen Gefechten endet der am 1. Juli begon nene Krieg bereits am 4. Juli mit einer schweren Niederlage der Franzosen. Ein neues Wörth (1909)
Die berühmte Schlacht von Wörth (Unterelsass), geschlagen am 6. August 1870 zwischen französischen und preu ßischen Truppen, dient H. als Vorbild für dieses Zukunftsgefecht (sinniger weise am 6. August 191*). Die ausführ liche Schilderung ist nicht ohne Reiz, entbehrt aber auch unter militärhisto rischen Gesichtspunkten jeder Glaub würdigkeit. So wird z. B. der Kavallerie eine tragende Rolle in der Schlacht ein geräumt, während der Zeppelin aus
schließlich zu Aufklärungszwecken he rangezogen wird. »Und noch eins, erwägt man alles, so ist unser Sieg bei Wörth auch ein Sieg der Monarchie, unserer Monarchie« (S. 238). Die MiUionenschlacht an der Saar (1913)
Nach dem Muster seiner beiden ande ren Zukunftskriegsromane Die Schlacht der Zukunft und Ein neues Wörth be schreibt H. hier eine »moderne« Phanta sieschlacht zwischen Deutschen und Franzosen. Zum Vorbild nimmt sich H. die von Moltke durchgeführte Grenz schlacht des preußisch-französischen Kriegs im August 1870.
Hyan, Hans (1868-1944) Geboren am 2. 6. 1868 in Berlin, ge storben am 6. 1. 1944. Besuch von Gymnasien in Berlin, Charlottenburg und Prenzlau. Deutscher Drehbuchautor, Romancier, Novellist und Humorist, der vor allem für das Genre des Kriminalromans eine große Bedeutung erlangte. Er gilt u. a. als der geistige Vater von »Tom Shark«. H.s Karriere begann 1900 mit dem Ro man Spitzbuben, obwohl er schon vor her schriftstellerisch tätig war; z. B. schrieb er 1907 satirische Verse über die Auflösung des deutschen Reichsta ges durch Kaiser Wilhelm II. und den darauffolgenden Wahlkampf (Der neue Reichstag}. Zu H.s bekanntesten Roma nen zählen Lumpengesindel (1902), Die Spitzenkönigin (1910), Lehrer Mathiessen (1912) und Der Familienschmuck (1914). Die Verführten (1911) wurden beschlagnahmt. Die Flugmaschine (1901) gehört zu den frühesten und seltensten aeronauti schen Utopien.
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Bibliografie: Die Flugmaschine. Berlin: H. Hillger, 1901, 124 S. (Kürschner’s Bücherschatz; 238). Sekundärlit.: Schimmelpfennig 1908: 9; Mielke 1912: 313; Brümmer 1913: 3, 325; 8, 225; Geißler 1913: 244-5; Hügel 1978: 220; Hohwiller 1996: 9-10, 14; Hohwiller 2000: 6.
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Ille-Beeg, Marie (1855-1927) Geboren am 14. 9. 1855 in Fürth (Fran ken), gestorben am 28. 11. 1927 in München. Die in München wohnende Autorin I. schrieb auch unter dem Namen Marie Beeg. Auf dem Flügelschifflein durch die Wun derwelt (1913) ist ein phantastisches Kinderbuch im Stile von Gerdt von —> Bassewitz’ Peterchens Mondfahrt (1912). Neben Fahrten zu den Elfen und Zwer gen werden auch solche zu den Eski mos und zum Mond beschrieben. Bibliografie: Auf dem Flügelschifflein durch die Wunderwelt: Eine Erzählung für die Jugend. Berlin: Meidingers Jugendschriften Verlag, [1913], 175 S. Sekundärlit.: Geißler 1913: 254; NKLK 1936: 332; LKJL 2, 295-6; DLL3 8, 358-60; EPL.
Intrus: —♦ Köhler, Paul Oswald
Iuvenalis Martial: -♦ Severus, Severin
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Jacobsen, Friedrich (1853-1919) Geboren am 15. 11. 1853 in Emmelsbüll (Friesland), gestorben am 1. 1. 1919 in Flensburg. Gymnasium in Flensburg. Nach JuraStudium in Marburg, Leipzig und Jena Promotion zum Dr. jur. Geheimer Jus tizrat und seit 1903 Landgerichtsdirek tor in Erfurt. J. schrieb Romane mit religiös-philoso phischem Einschlag. Die letzten Menschen (1905) ist ein sprachgewaltiger, mit biblischen und jüdischen Motiven durchsetzter Zu kunftsroman über das Ende der Menschheit. Bibliografie: Die letzten Menschen. Leipzig: Georg Wigand, [1905], 146 S.
Sekundärlit: Brümmer 1913: 3, 228; 8, 226; Geißler 1913: 246; NKLK 1936: 323; LKJL 2, 294-6; DLL3 8, 438-9; Ritter 1982: 225-32; In nerhofer 1996b: 385-6.
Die letzten Menschen (1905)
Auf einer uralten, dekadent gewordenen Erde lebt der greise Henoch mit seinen Findelkindern Baldur und Eva. Der Ge lehrte prognostiziert die nahende Apo kalypse, findet aber keinen Glauben. Als die Sintflut über die Erde herein bricht, gelingt nur Baldur und Eva in einem Luftschiff die Flucht. In einem hochgelegenen Tal des Himalajagebir ges, einem Gegenstück des biblischen Gartens Eden, finden sie kurzzeitig Un terschlupf. Doch das Geschehen aus dem Buch Genesis wiederholt sich noch einmal. Nach dem Sündenfall - auf An raten des Ewigen Juden Ahasver essen die beiden die Frucht vom »Baum der Erkenntnis« - müssen Eva und Baldur das Paradies verlassen. Zusammen stei gen sie in immer höhere Regionen auf, ohne den nachdringenden Fluten ent
kommen zu kommen. Nachdem Baldur und Eva sich gegenseitig ihre Liebe ge standen haben, reißt sie eine Woge hin weg. Der Roman endet mit den Anfangs worten der Bibel: »Und die Erde war wüst und leer«. Die letzten Menschen zerfallen in zwei sehr ungleiche Abschnitte. Im ersten Teil entwirft J. ein beeindruckendes Bild einer dekadenten Zivilisation, wäh rend er im zweiten Teil dem biblischen Geschehen eine fatalistische und pessi mistische Weltdeutung gibt.
Jahn, Hans Henny (August) (18941959) Pseudonym: Hanns Henny Jahnn. Geboren am 17. 12. 1894 als Sohn ei nes Tischlers in Hamburg-Stellingen, gestorben am 29. 11. 1959 in Hamburg. Der überzeugte Pazifist J. emigrierte 1915-8 nach Norwegen. Dort entstand sein erstes Drama Pastor Ephraim Mag nus (1919), für das er 1920 den KleistPreis erhielt. Mit seinen Freunden Gott lieb Friedrich Harms und Franz Buse gründete J. 1921 die »Glaubensgemein schaft Ugrino« mit einer eigenen Verfas sung und einem eigenen Verlag. Nach dem Scheitern dieses utopischen Expe riments widmete er sich dem Orgelbau und der Schriftstellerei. 1934 floh der bisexuelle J. vor den Nationalsozialisten auf die dänische Insel Bornholm. Dort entstand J.s berühmtestes Werk, der Roman Fluß ohne Ufer (erschienen 1949), mit dem er Weltgeltung erlangte. Ab 1950 war der stark angefeindete Schriftsteller Präsident der Hamburger Freien Akademie der Künste. Als Kriti ker der Wiederbewaffnung war J. eine der bedeutendsten intellektuellen Ge stalten im Nachkriegsdeutschland. 139
J.s Frühwerk ist dem Expressionismus zuzurechnen. Bereits vor der Publika tion von Pastor Ephraim Magnus arbei tete J. - mitten im ersten Weltkrieg - an einem utopisch-phantastischen Roman, der Fragment geblieben ist (Ugrino und Ingrabanien, 1916). In ihm scheint das (schon 1912/3 als Schloß Ugrino er wähnte) Konzept einer versunkenen Stadt bzw. einer utopischen Insel auf, das J. in der Folgezeit in architektoni schen, musikalischen und literarischen Entwürfen mehr und mehr konkreti sierte. J.s eigenwillige, sinnliche Spra che verstärkt den surrealen Eindruck des um die Themen Tod, Gewalt und Erlösung kreisenden Prosatextes. Bibliografie: Ugrino und Ingrabanien: Fragment aus dem Nachlaß. Hrsg. v. Rolf Burmeister. Frankfurt am Main: Heinrich Heine Verlag 1968, 130 S. (der Anfang des Romans erschien leicht verändert als »Der Mann, den nach vierundzwan zig Stunden das Erinnern verläßt« in der Ham burger Illustrierten vom 16. Juli 1932 (14. Jg., Nr. 29], S. 12-3). Sekundärlit.: Meyer 1967; Freeman 1986; Wolffheim 1989; Hengst / Lewinski 1991; MAL 1994: 406-8; Paulsen 1998: 179-81, 239-40; Weigand 2000; DBE 2001: 5, 292-3; Bürger 2002; Bürger 2003.
Jahnn, Hanns Henny: —► Jahn, Hanns Henny (August)
Jaques, Hermann (1874-?) Geboren am 16. 9. 1874 in Berlin. Dr. jur. J. lebte als Schriftsteller in München. Die Sammlung Aus den Gallerieen mei ner Träume (1901) enthält persönliche Skizzen, nachdenkliche Beschreibungen u. ä. kleinformatige Prosa, teilweise mit phantastischen Elementen. Münchens Ende (1903) ist ein mäßig spannender
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Unterhaltungsroman, in dem München von einer alles vernichtenden Über schwemmung heimgesucht wird. Bibliografie: Münchens Ende: Roman. Dresden; Leipzig: Carl Reißner, 1903, (5), 232 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 347; 8, 227; WF 2003.
Münchens Ende (1903)
Die Erzählung spielt »in einer noch un berechenbaren Zukunft« (S. 1), enthält aber als einziges Science-Fiction-Element die Zerstörung der Stadt München durch eine riesige Wasserflut. Diese, von einem Erdrutsch zwischen Kochel und Walchensee hervorgerufen, wird von einem Professor prognostiziert, der aber keinen Glauben findet. Das bib lische Szenario des Schlusses wird vom Verfasser in langatmigen Szenen, in de nen körperlich und geistig dekadente Menschen vorgestellt werden, vorberei tet.
Jemand: -> Suttner, Bertha von
Joseflni, Josef (?-?) Unbekannter, vermutlich österreichi scher Autor. Eine Schlacht im Jahre 2002 (1901) ist ein wenig bekannter utopischer Roman, der das Militärwesen der Zukunft paro diert. Bibliografie: Eine Schlacht im Jahre 2002: Sämt lichen Friedensengeln gewidmet. Dresden; Leip zig: E. Pierson’s Verlag, 1901, 229 S.
Eine Schlacht im Jahre 2002 (1901)
Der Ich-Erzähler, ein frischgebackener Leutnant, bereut bald seinen Ent schluss, in die österreichische Armee eingetreten zu sein. Er interessiert sich
mehr für Literatur und Philosophie. Nach der Lektüre von Edward Bellamys Looking Backward 2000-1887 (1888; dt. Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889) erwacht er als dessen Held Julian West. Hauptmann »Leete« macht ihn langsam mit dem Le ben des 21. Jh. vertraut (wovon der Le ser aber nur wenig erfährt). Nach gewal tigen Kriegen 1921 und 1946 wurden tödliche Waffen verboten. Statt dessen darf im Krieg nur einschläferndes Gas eingesetzt werden. Während eines Krie ges mit einem ungenannten Gegner setzt aber dieser unter Bruch der Ver träge echte Waffen ein und erringt da durch den Sieg in der Schlacht. Nun werden auch auf österreichischer Seite die alten Waffen wieder hervorgeholt. An dieser Stelle erwacht der Erzähler. Er entschließt sich, den Militärdienst zu kündigen und zu heiraten. Das Augenmerk des Autors ist fast aus schließlich auf das Militärwesen ge richtet. Daher tritt das sozialutopische Element in dem Roman kaum in Er scheinung.
Judeich, Helene (1863-1951) Geboren am 26. 10. 1863 als Tochter eines Rechtsanwaltes in Dresden, ge storben am 5. 9. 1951 in Dresden. J. arbeitete am Dresdener Lehrerinnen seminar. Sie schrieb vorwiegend Dra men. Neugermanien (1903) ist ein ver gnüglicher Zukunftsschwank, der sich durch sein überzeugendes Frauenbild von anderen Possen gleichen Themas (vgl. Martin —> Böhm; Otto -» Caring; Emst —> Scherz; P. Bartholomäus -♦ Widmayer; P. W. —► Kiefer u. a.) positiv abhebt. Bibliografie: Neugermanien: Zukunftsschwank in
2 Akten, aus dem Jahr 2075. Dresden: Holze & Pohl, 1903, 60 S. Sekundärlit.: Weiß / Schöneberger 1997: 92-3.
Neugermanien (1903)
Die Handlung ist in der Stadt Absur dum im Jahre 2075 angesiedelt. Durch die Männeremanzipation im Jahre 2000 - die offenbar die zeitgenössische Frau enemanzipation abgelöst haben soll hat die Intelligenz der Frau auf drama tische Weise gelitten (wovon J. einige köstliche Proben abliefert). Da sie sich nur noch auf äußerliche Dinge konzent rieren, fallen immer mehr junge Frauen durch das Examen und werden in die Kolonie Neugermanien in Afrika depor tiert. (Dorthin waren auch schon 50 Jahre vorher die letzten Vertreter der weiblichen Emanzipation abgeschoben worden.) Der Oberfrauenwart Bazillner beobachtet diese Entwicklung mit Be sorgnis und wirbt bei seinen männli chen Kollegen - die teilweise die Frau für »bildungsunfähig« halten - um ein neues Erziehungsprogramm. Unterstüt zung findet er überraschenderweise auch in einer Deputation zweier Abge sandter aus Neugermanien. Dort hat sich unbemerkt vom Mutterland durch die Vermischung der Suffragetten und der Deportierten ein Idealstaat gebildet. Die Erziehung der Frau nach »altem« Muster (namentlich genannt werden u. a. die zeitgenössischen Pädagoginnen Auguste Schmidt [1838-1902] und He lene Lange [1848-1930]) hat sogar zur harmonischen Gleichberechtigung der Geschlechter geführt. Begeistert be schließt Bazillner, in Zukunft alle Mäd chen nach Neugermanien zu schicken.
Justinus, Oscar: -> Cohn, Oskar Justinus
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Kaerger, Karl (?-?) Verfasser juristischer Bücher. Er ist wahrscheinlich der Verfasser der nationalistischen, unter dem Phraseonym »ein Größtdeutscher« erschienenen Utopie Germania triumphans! (1895). Bibliografie: Germania triumphans! Rückblick auf die weltgeschichtlichen Ereignisse der Jahre 1900-1915 von Einem Größtdeutschen. Berlin: A. W. Hayn’s Erben, 1895, 78 S. Sekundärlit.: Hermand 1995: 61-2.
Germania triumphansl (1895)
Das in einem merkwürdig taciteischen Stil abgefasste Werk beschreibt in Form eines Traktats ohne handelnde Perso nen die Zeit von 1900-1915, lässt sich also am ehesten als Vision charakteri sieren. Ein Krieg im Osten schafft den Deutschen neue Siedlungsgebiete auf dem Balkan und in Rußland. Nach ei nem weiteren Krieg, diesmal explizit als »Weltkrieg« deklariert, kann sich das deutsche Reich sogar größere Kolonien in Südafrika aneignen. Die damit ver bundenen wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Umwälzungen werden mit großer Detailversessenheit geschil dert. Um 1915, dem Endpunkt der Vi sion, sieht der Verfasser die »Germanisierung« der unterworfenen Gebiete ab geschlossen - der kaum verhüllte Des potismus wird natürlich als notwendige »kulturpolitische Maßnahmen« ausgege ben. Der deutsche Kaiser kann seine »Diktatur« (siel) zurückgeben. Die Hohenzollem-Herrschaft wird als Segnung für das deutsche Reich gefeiert. Trotz der teilweise lächerlichen Progno sen scheint Germania triumphans! im merhin so viel Aufmerksamkeit erregt zu haben, dass noch im Erscheinungs jahr die —> anonyme Gegenschrift bzw. Fortsetzung Großdeutschland und Mit
teleuropa und das Jahr 1950 erschienen ist.
Kafka, Franz (1883-1924) Geboren am 3. 7. 1883 in Prag als das älteste von sechs Kindern des Kauf manns Hermann Kafka und seiner Ehe frau Julie, geborene Löwy. Gestorben am 3. 6. 1924 in Kierling bei Kloster neuburg. Der deutschsprachige Autor lebte einige Zeit in Wien. Studium und Promotion zum Dr. jur. (1906). K. fing bereits wäh rend seiner Studienzeit an, die eigenen Selbstzweifel, die familiären Konflikte, die gescheiterten Liebesbeziehungen und die Frustration über den ungelieb ten Beruf in einer Versicherungsanstalt literarisch zu verarbeiten. Zusammen mit Max —> Brod und Franz Werfel bildete K. den Mittelpunkt des sog. »Prager Kreises«. Nach der Tren nung von der tschechischen Übersetze rin Milena Jesenskä verschlechterte sich K.s Gesundheitszustand in den zwanziger Jahren rapide. Er starb 1924 in einem Sanatorium bei Wien. Sein Gesamtwerk wurde von Brod entgegen K.s testamentarischer Verfügung post hum der Öffentlichkeit zugänglich ge macht. K.s Werk - von dem er selbst nur Weni ges für veröffentlichenswert hielt - stellt in immer neuen Variationen den Men schen dar, der einer ihm feindlichen Welt Verständnis- und hilflos ausgelie fert ist. Seine surrealistisch anmuten den Schauplätze in fiktiven totalitären Staaten haben zahlreiche Autoren be einflusst. Heute zählt K. durch Werke wie Der Proceß (1925) und Das Schloß (1926) zu den bedeutendsten Autoren des 20. Jahrhunderts. 143
Da sich auf K.s Werk mehrere Interpre tationsmuster anwenden lassen, kön nen manche Erzählungen mit einigem Recht zur Utopie bzw. zur Science Fic tion gezählt werden, auch wenn Citatis Einschätzung (»Kafka ist kein Utopist«) grundsätzlich richtig ist. In der Strafko lonie (die erste Fassung entstand im Ok tober 1914, Erstveröffentlichung in: Ein Landarzt, 1919) wird den Gefangenen mit Hilfe eines Apparates, bestehend aus »Bett und Egge«, das Gebot, das sie übertreten haben, qualvoll auf den Leib geschrieben. »Ein Bericht für eine Aka demie«, verfasst im April 1917, ist »die Selbstdefinition eines einzigartigen Wesens, des Mensch gewordenen Affen Rotpeter« (Binder). Die in diesem Zu sammenhang oft genannte Erzählung »Die Verwandlung« (1915), in der sich Gregor Samsa eines Morgens in ein Un geziefer verwandelt wieder findet, gehört eher zur Phantastik als zur Science Fic tion. Bibliografie: Ein Landarzt: Kleine Erzählungen. München; Leipzig: Kurt Wolff, 1919, 189 S. (erste Buchveröffentlichung von »Ein Bericht für eine Akademie«; Zeitschriftenvorabdruck in: Der Jude 2 [1917/18], S. 559-65) (u. ö.). In der Strafkolonie. Leipzig: Kurt Wolff, 1919, 69 S. (Drugulin-Drucke; Neue Folge 4) (u. ö.J. Sekundärlit: Wagenbach 1964; Welzig 1970: 281-90; Beicken 1974; Binder 1979; Krolop 1981: 133-40; Anz 1989; Citati 1990; Falk 1990; MAL 1994: 429-33; Raymond / Compere 1994: 132-4; Serrer 1994; Weiß / Schöneberger 1997: 94; Paulsen 1998: 82-4, 240-4; Kilcher 2000: 278-83; Gassmann 2002.
Kaiser, Georg (1878-1945) Geboren 25. 11. 1878 in Magdeburg, gestorben am 4. 6. 1945 in Monte Veritä (Ascona, Schweiz). K. wurde als Kaufmann ausgebildet und arbeitete in diesem Beruf einige Jahre
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im Ausland. Als freier Schriftsteller kehrte er in seine Heimatstadt zurück. 1938 emigrierte er über Holland in die Schweiz, wo er vergessen und verarmt starb. Heute gilt K. als einer der bedeu tendsten Dramatiker des Expressionis mus. Von seiner »Gas-Trilogie« (Die Koralle, 1917; Gas, 1918; Gas II, 1920) sind die Dramen Gas und Gas II zur utopischen Literatur zu rechnen. Gerade im letzten Stück gelingt es K., die moderne Auto matenwelt und die entmenschlichte Massengesellschaft mit einer abstrakt logischen Sprache plastisch darzustel len. Bibliografie: Gas: Schauspiel in fünf Akten. Ber lin: S. Fischer, 1918, 118 S.; Neuaufl. Potsdam: Gustav Kiepenheuer, 1922, 118 S. (u. ö.). Gas: Zweiter Teil; Schauspiel in drei Akten. Pots dam: Gustav Kiepenheuer, 1920, 67 S. (u. ö.). Sekundärlit:: Geißler 1913: 261; Koenigsgarten 1928; Paulsen 1960; Petersen 1976; Reclam 1982: 224; Falk 1990: 316-22; Valk 1993; MAL 1994: 433-5; Paulsen 1998: 183-93; DBE 2001: 5, 406.
»Gas-Trilogie« (1917/20)
Die drei Dramen der »Gas-Trilogie« sind nur lose miteinander verknüpft. Im ers ten, noch nicht phantastischen Teil (Die Koralle) versucht ein Milliardär seinem monotonen Dasein zu entfliehen, indem er seinen Sekretär - der sich nur durch eine Koralle an seiner Uhr von ihm un terscheidet - tötet und an dessen Stelle tritt. In Gas führt der »Milliardärssohn« den ererbten Betrieb nach sozialistischem Muster weiter. Bei der Produktion eines neuartigen Gases, das alle anderen Rohstoffe verdrängt hat, kommt es zu einem tödlichen Unfall. Weil der Milliar därssohn daraufhin den Betrieb nicht mehr eröffnen und statt dessen ein grü
nes Utopia verwirklichen will, drohen ihn die fanatisierten Arbeiter zu steini gen. Da aber ein Krieg vor der Tür steht und ohne Gas ein militärischer Konflikt für die »schwarzen Herren« unmöglich zu lösen ist, lässt sie ein »Regierungs vertreter« mit Maschinengewehrsalven niedermachen. K. verfasste das er folgreiche Drama 1917/18. Das dreiaktige Zukunftsdrama Gas: Zweiter Teil (im Winter 1919/20 ent standen, 1920 in Brünn uraufgeführt) beschließt die »Gas-Trilogie«. Vor einer trostlosen Zukunftskulisse lässt K. die entmenschlichten Arbeiter als »Gelbfi guren« und »Blaufiguren« agieren, die miteinander bis zur allgemeinen Selbst vernichtung kämpfen.
Kaiserlicher Soldat, alter: -> Kerchnawe, Hugo
Das Polarschiff: Eine Erzählung für die reifere Jugend. Mit 25 Abb. v. M. Barascudts. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesell schaft, (1913), 246 S. (als Fritz Holten) (mind. 14 Aufl.) (andere Erscheinungsdaten bei Heyne, Bloch u. WF). Sekundärlit.: Geißler 1913: 232; Ritter 1987: 212-9; Heyne 1988: 561; WF 1989; Innerhofer 1996b: 198-201; EPL, Weigand 2000.
Das Aeromobil (1912)
Professor Heinrich Ehrfried, der zurück gezogen in Bad Schachen am Bodensee lebt, hat das Problem der Aufhebung der Schwerkraft gelöst. Japanische Agenten wollen ihm das Geheimnis ab jagen und entführen ihn in die Alpen. Da aber die Japaner Verdacht erregt haben, werden sie aufgespürt und in ih rem Versteck umstellt. Als sie mit dem Antigravitationsschiff zu entfliehen dro hen, wird dieses von einem Lufttorpedo getroffen und vernichtet. Einige komische Momente und Nebenfi guren können den Roman nicht aus dem Bereich des Trivialen herausheben.
Kaltenboeck, Johannes (1853-?)
Das Polarschiff (1913)
Pseudonym: Fritz Holten. Geboren am 29. 6. 1853 in Bozen. K. schrieb auch unter den Namen Max Fel de, Ivan Novic und Andries van Straaden. K. verfasste zur moralischen Erbauung der Jugend auch zwei Science-FictionRomane. In Das Aeromobil (1912) ver knüpft er zwei Standardmotive, das Flugproblem und die »Gelbe Gefahr«. In Das Polarschiff (1913) beschreibt H. ein Fahrt zum Nordpol. Durch beide Roma ne weht eine ungebrochene Technikbe geisterung.
Der reiche Amerikanischer Geffrey Wolsey ist auf der Suche nach seinem Bru der Thomas, der im Nordmeer ver schollen ist. Er finanziert den Bau eines phantastischen Schiffes, halb U-Boot, halb Eisbrecher, das der norwegische Ingenieur Olaf Eriksen erfunden hat. Die »Arktis«, gebaut aus einem neuarti gem Metall und angetrieben durch leis tungsfähige Elektromotoren, bahnt sich sicher ihren Weg zum Nordpol. An Bord befinden sich mit dem radebrechenden Schiffskoch Miki und dem französi schen Marquis de Lepeau auch zwei »Side-kicks«, die die simple Handlung mit komischen Einlagen auflockern. Obwohl Thomas Wolsey nicht gefunden wird (er wurde, wie sich im Schlusska
Bibtiografie: Das Aeromobil: Eine Erzählung für die reifere Jugend. Mit 25 Abb. v. A. Wald. Stutt gart: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, [1912], 248 S. (als Fritz Holten) (mind. zwölf Aufl.).
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pitel herausstellt, wegen einer Prügelei in ein russisches Gefängnis geworfen), wird den Nordpolfahrern nach ihrer Rückkehr in Norwegen ein triumphaler Empfang bereitet.
Kappus, Franz Xaver (1883-1966)
Geboren am 17. 5. 1883 als Sohn des Magistrats in Temesvar (Rumänien), ge storben am 9. 10. 1966 in Berlin. Besuch der Militärakademie Wiener Neustadt. 1914-18 Militärberichterstat ter. 1919-24 Journalist in Brünn und Temesvar. 1925 Übersiedelung nach Berlin, wo er 1945 an der Gründung der Liberal-Demokratischen Partei teil nahm. K.s literarisches Oeuvre ist umfang reich. Die lebenden Vierzehn (1918) sind ein Katastrophenroman, der »mit ungewoll ter Komik neben Irre und Perverse ein Paar von süßlichster Engelhaftigkeit stellt« (Mielke / Homann). Bibliografie: Die lebenden Vierzehn: Roman. Mit Zeichnungen von Kurt Szafranski. Berlin: Ull stein & Co., 1918,442 S. Sekundärlit.: Mielke / Homann 1920: 369-70; DLL3 8, 908-9; WF 2003.
Die lebenden Vierzehn (1918)
Dem Bankdirektor Jacques Weizner wird im Traum geweissagt, dass die Welt untergehen wird. Er darf sich drei zehn Personen aussuchen, die mit ihm zusammen überleben sollen. Das Uner klärlich tritt tatsächlich ein, die Menschheit verschwindet. In dieser ex tremen Situation gehen fast alle ihren menschlichen Leidenschaften nach, sterben oder verfallen nach und nach dem Wahnsinn. Nur Lorenz Klemm, ein Mörder aus politischem Fanatismus,
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wandelt sich zum Guten. Zusammen mit Elise, der blinden Tochter Weizners, verlässt er die Stadt. Sie finden Auf nahme bei einem stoischen Bauern paar, bis Elise bei der Geburt ihres Soh nes stirbt. Die biblischen Motive und Symbole bil den für K. nur das Vehikel, um in sei nem Roman menschliche Perversionen auf recht vordergründige Art - darzu stellen zu können.
Karstedt, Richard von (?-?) K.s Roman Auferstehung (1914) handelt von der Wiederkehr Napoleons und dem Wiedererstarken Österreich-Ungarns. Bibliografie: Auferstehung. Wien; Leipzig: Wil helm Braumüller / K. u. k. Hof- und Universi tätsbuchhändler, 1914, 187 S. Sekundärlit.: Reich 1927: 173-4.
Auferstehung (1914)
Napoleon entsteigt seinem Grab in Pa ris. Die Nachricht von diesem unerklär lichen Geschehen verbreitet sich mit ra sender Geschwindigkeit in Europa und dem berühmten Privatmann wird über all ein triumphaler Empfang bereitet. In Wien ernennt man ihn sogar zum Feld marschall der gesamten Land- und See streitkräfte Österreich-Ungarns. In kur zer Zeit bringt Napoleon das verschlafe ne Land auf Vordermann: er beseitigt die zentrifugalen Kräfte in dem Vielvöl kerstaat und haucht der erschlafften Armee neues Leben ein. In einem von Napoleon provozierten Krieg mit Ruß land erweist sich sein militärisches und diplomatisches Genie als überlegen. Rußland muss nach einer vernichten den Niederlage um Frieden bitten. Doch mitten im Jubel erkrankt Napoleon an Krebs und stirbt auf dem Operations-
tisch. Allerdings gelingt es, sein »tita nenhaftes« Gehirn zu konservieren. Die interessante Idee - das wohl größte militärische Genie der Geschichte in der Gegenwart agieren zu lassen - dient K. einzig zu militaristischen und propa gandistischen Zwecken. Letztlich ist Auferstehung nicht mehr als eine weite re Großmachtphantasie.
Main: Suhrkamp, 1952, 507 S. Sekundärlit.: DBE 2001: 5, 456.
Kaufmann, neutraler: —► Anonymus: Die Terrain-Spekulanten auf dem Mars
Kavakami, Vicomte Otojirp: —»Ano nymus: Der europäische Krieg...
Kasack, Hermann (1896-1966) Geboren am 24. 7. 1896 als Sohn eines Arztes in Potsdam, gestorben am 10. 1. 1966 in Stuttgart. Studium der Philologie, Volkswirtschaft und Kunstgeschichte in Berlin und München. Lektor, später Direktor des Kiepenheuer-Verlages in Potsdam, da nach bei S. Fischer. Freier Schriftstel ler. K. leitete lange Jahre das literari sche Programm im Rundfunk. 1933 Sendeverbot durch die Nationalsozialis ten. Zwischen 1941 und 1949 Cheflek tor des Suhrkamp-Verlages in Berlin. Später lebte K. in Stuttgart, wo er auch starb. Professor und Präsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Mitbegründer des PEN-Clubs. Zur Science Fiction gehören die Romane Die Stadt hinter dem Strom (1947), Der Webstuhl (1949) und Das große Netz (1952), von denen Die Stadt hinter dem Strom zxi den besten Leistungen der deutschen Science Fiction zu zählen ist. Bereits mit 20 Jahren schrieb K. die Kurzgeschichte »Der Automat« (in: Die Aktion. 6. Jg., Nr. 24/25 [1916]). Bibliografie: Die Stadt hinter dem Strom. Berlin: Suhrkamp, 1947, 600 S. Der Webstuhl: Erzählung. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1949, 60 S. Das große Netz: Roman. Berlin; Frankfurt am
Kayßler, Friedrich (1874-1945) Geboren am 7. 4. 1874 als Sohn eines Stabsarztes in Neurode (Schlesien), ge storben am 30. 4. 1945 in Kleinmach now bei Berlin. Studium in München. Schauspielaus bildung. Mitglied des Ensembles von Max Reinhardt. Die interessante Sammlung Der Pan im Salon (1907), bestehend aus Szenen, Prosastücken und Gedichten, enthält u. a. die Story »Der Germane«, eine »Groteske aus dem 21. Jahrhundert«. Bibliografie: Der Pan im Salon. Berlin: Oesterheld & Co, 1907, 207 S. Sekundärtit.: DLL3 8, 990-1.
Keller, Paul (1873-1932) Geboren am 6. 7. 1873 als Sohn eines Maurers in Arnsdorf (Schlesien), gestor ben am 20. 8. 1932 in Breslau. Besuch der Präparandenanstalt in Lan deck und des Lehrerseminars in Bres lau. K. arbeitete als Volksschullehrer in Jauer, Schweidnitz und Breslau. 1908 schied er aus dem Schuldienst aus und wurde freier Schriftsteller in Breslau. Redakteur, später auch Herausgeber der Familienmonatsschrift Die Berg stadt. 147
K. war ein vielgelesener Autor, der über wiegend Idylle und Heimat thematisier te. Die Gesamtauflage seiner Bücher be trug schon 1931 über fünf Millionen. K.s Roman Ferien vom Ich (1915), mehr fach verfilmt, schildert ein neuartiges Erholungsheim, in dem der Kurgast kei nerlei Beziehungen mehr zur Außenwelt hat und sich dadurch vollkommen ent spannen und erholen soll. Das letzte Märchen (1905) ist ein Kunst märchen mit utopischen und satiri schen Zügen. Darin unternimmt der Ich-Erzähler eine Fahrt in das Zwergen reich Herididasuforturanien, um dort für das astronomisch hohe Jahresgehalt von 20 Millionen Reichsmark den Pos ten eines Chefredakteurs zu überneh men. Bibliografie: Das letzte Märchen: Ein Idyll. Mün chen: Allgemeine Verlags-Gesellschaft, (1905), 368 S.; Neuaufl. mit dem Untertitel Ein Mär chenroman. 88.-107. Aull. Breslau; Leipzig: Bergstadtverlag, 1922, 307 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Geißler 1913: 268; Reich 1927: 170; DBE 2001: 5, 496.
Kellermann, Bernhard (1879-1950)
Geboren am 4. 3. 1879 als Sohn eines Beamten in Fürth (Franken), gestorben am 17. 10. 1951 in Klein-Glienicke bei Potsdam. Aufgewachsen in Ansbach und Nürn berg. Nach dem Studium an der Tech nischen Hochschule München ging K. ab 1907 längere Zeit auf Reisen und arbeitete als Journalist und als Schrift steller (vielfach Reiseliteratur). Mit 23 Jahren veröffentlichte K. seinen ersten Roman. Sein größter Erfolg war der Science-Fiction-Roman Der Tunnel (1913), der bis 1940 eine Auflagenhöhe von 358.000 Exemplaren erreichte und 148
somit der erfolgreichste deutsche Sci ence-Fiction-Roman überhaupt wurde. Obwohl der Roman von Hitler geschätzt wurde, galt K. als politisch unzuverläs sig und wurde von den Nationalsozialis ten aus der Akademie für Dichtkunst ausgeschlossen. Nach dem 2. Weltkrieg lebte K. in der DDR. Anfang der 30-er Jahre wandte sich K. nochmals dem Thema zu, das er in Der Tunnel behandelt hatte: in Die Stadt Anatol (1932) werden von einem energi schen Ingenieur in einer abgelegenen Stadt auf dem Balkan Ölfelder erschlos sen. Über »Phantastische Verkehrswege« machte sich K. im 2. Weltkrieg Gedan ken (in: Velhagen & Klasings Monatshef te. 58. Jg. [1943/44]). Bibliografie: Der Tunnel: Roman. Berlin: S. Fi scher, 1913, 402 S.; Zeitschriftenvorabdruck in: Velhagen & Klasings Monatsheften. 27. Jg. (1912/13), H. 4-7; Taschenbuchausgabe Mün chen: Wilhelm Heyne, 1981, 304 S. (HSFF; 3111) (u. ö.). Die Stadt Anatol: Roman. 1.—10. Aufl. Berlin: S. Fischer, 1932, 489 S.
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 438; 8, 231-2; Geißler 1913: 268-9; Kraus 1913; Maluschka 1927: 139^10; Reich 1927: 156; llberg 1959; Kel lermann 1963; Börner 1967: 40-73; Sichelschmidt 1969: 186-7; Ritter 1982: 301; Segeberg 1987; Bleiler 1990: 402; Tschörtner 1991; Scholz 1994; Innerhofer 1996b: 27, 364; Glass 1997: 117-142; WF 1999; Treuheit 2000; DBE 2001: 5, 499; Münch 2004: 65-6.
Der Tunnel (1913)
Der Erfinderroman beschreibt eine fik tive technische Errungenschaft von glo baler Tragweite. Der dynamische Mi neningenieur Mac Allan baut einen submarinen Tunnel, der die Kontinente Europa und Amerika verbinden soll. Unterstützt wird er von seinem Freund Frank Hobby und dem jüdischen Fi nancier S. Woolf. Letzterer verfolgt aber eigene Pläne, so dass das Projekt mehr-
fach zu scheitern droht. Nach 26 Jah ren Bauzeit ist der Tunnel endlich fer tig. Alle Schwierigkeiten - u. a. eine rie sige Explosion, ein Streik der Arbeiter und die Ermordung von Aliens Familie sind überwunden, doch der Preis ist ge waltig: 9000 Arbeiter fanden den Tod und auch Mac Allen ist physisch und psychisch ausgelaugt. Symbolisch be zeichnend ist, dass der von Allen ge steuerte erste Zug - obwohl er unter wegs einen Geschwindigkeitsrekord auf stellt - mit ein paar Minuten Verspä tung in Europa eintrifft. K.s Roman ist (auch) eine Anklage ge gen den unverantwortlichen Einsatz der Technik. Das moderne rastlose Leben wird durch die rasanten Szenenwechsel, atemlose Erzählweise und eingängige Symbolik eingefangen. Der Tunnel ist das wohl gewaltigste Epos über den Konnex zwischen Mensch und Technik, das in dieser Epoche geschrieben wor den ist. Im Jahre 1935 erschien eine Adaption des Romans von Thomas Kornitzer.
Kemsies, Ferdinand (?-?) Berliner Oberlehrer. K. wurde mit der Dissertation Herbart und A. Diesterweg, ein Vergleich ihrer Erziehungs- und Unterrichtsgrundsätze, mit Rücksicht auf die Voraussetzungen aus Psychologie und Ethik 1889 promo viert. Später Ernennung zum Professor. K. verfasste mehrere pädagogische Schriften, z. B. Psychologie und Hygiene der Einheitsschule (1919). 1899 gründe te er die Zeitschrift für Pädagogische Psychologie. Der utopische Roman Socialistische und Ethische Erziehung im Jahre 2000 (1893) ist eine interessante Fortsetzung
und Widerlegung von Edward Bellamys Looking Backward 2000-1887 (1888; dt. Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889). Bibliografie: Socialistische und Ethische Erzie hung im Jahre 2000. Berlin: Verlag des Biblio graphischen Bureaus, 1893, 142 S. Sekundärlit.: Sengfelder 1929: 20-4; Riederer 1961: 98-100; Riederer 1962: 180-1.
Socialistische und Ethische Erziehung im Jahre 2000 (1893)
K. übernimmt aus Bellamys Rückblick das Personal und die Szenerie: der deutschstämmige Julian West, der in seiner Jugend einige Jahre ein Gymna sium in Deutschland besucht hatte, be gibt sich im Jahre 2001 auf Anraten von Dr. Leete wieder dorthin, um die von Amerika abweichenden Zu stände vor Ort zu studieren. An seinem alten Gymnasium trifft er den ehemaligen Di rektor Dr. Weiss. Dieser demonstriert ihm, dass die sozialen Umwälzungen in Deutschland geringer ausfielen als in Amerika, dass dagegen die ethischen Veränderungen tiefgreifender wirkten. K. entwickelt ein Zukunftsbild, in dem Gleichheit und Brüderlichkeit nicht durch wirtschaftliche Reformen und staatlichen Rigorismus, sondern durch ethische Erziehung erreicht wurden. »Obwohl Kemsies seine Ideen in Bel lamy’s Bilder kleidete und Bellamy’s Methode von Rede und Gegenrede aufs Genaueste imitierte, erreichte er weder die literarische Höhe von Bellamy’s Loo king Backward noch die Überzeugungs kraft, mit der Bellamy seine Ideen nie dergeschrieben hatte« (Riederer). Trotz dem gehört Socialistische und Ethische Erziehung im Jahre 2000 zu den besse ren Bellamy-Fortsetzungen (vgl. z. B. -» Anonymus: Deutschlands Schule im Jahre 2000, 1891).
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Kemuri, G. (?-?) Unbekannter Autor. Der aus zwei Büchern bestehende, möglicherweise unvollständig gebliebene Science-Fiction-Roman Auf den Flügeln des Kosmoplan (1910) beschreibt einen Flug zum Mars. Bibliografie- Auf den Flügeln des Kosmoplan: Ein Sommemachtstraum. Berlin; Leipzig: Modernes Verlagsbureau Curt Wigand, 1910, 144 S.
Auf den Flügeln des Kosmoplan (1910)
Im Jahre 2507 hat der Erfinder Toutpossible das Unmögliche vollbracht und das erste Weltraumschiff, einen riesigen »Kosmoplan« aus Aluminium, gebaut. Mit einer umfangreichen Besatzung will er zum Mars fliegen. Mehrere Anschläge drohen das Projekt zum Scheitern zu bringen, bis Toutpossibles Schützling Bill Percy den neidischen Obermaschi nisten Blackbeard als Schurken ent larvt. Während der Fahrt zum Mars kommt es innerhalb der Besatzung zu Streitereien und Liebeshändeln - an Bord herrscht frei nach Nietzsche das Recht des »Besseren« und »Stärkeren«. Nach etwa einem Jahr Fahrtdauer fliegt ein marsiatischer Kosmoplan, offenbar auf dem Weg zur Erde, am irdischen Raumschiff vorbei. Mit der Landung auf dem Mars endet das 2. Buch des Ro mans abrupt und damit anscheinend auch der »Sommernachtstraum«. Der Verfasser bemüht sich umsonst, durch philosophische und literaturwis senschaftliche Einlagen die Handlung aus dem Bereich des Trivialen heraus zuheben.
Kerchnawe, Hugo (1872-1949) Österreichischer Stabsoffizier, der es im 1. Weltkrieg bis zum General brachte.
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K. verfasste mehrere Studien zur Mili tärgeschichte. Im Auftrag des Verlags »C. W. Stern« schrieb er anonym den Zukunftskriegsroman Unser letzter Kampf (1907), um damit den Wehrwil len Österreichs zu wecken. Wahrschein lich stammt von ihm auch die futurolo gische Schrift Die Vorgeschichte von 1866 und 19?? (1909). Bibliografie: Unser letzter Kampf: Das Vermächt nis eines alten kaiserlichen Soldaten. Wien; Leip zig: C. W. Stern, 1907, 230 S. (anonym). Sekundärlit.: Franke 1985; WF 1998.
Unser letzter Kampf (1907)
Ein österreichisch-italienischer Krieg weitet sich durch den Eintritt von Deutschland, Rußland und anderen Oststaaten zu einem Weltkrieg aus, der letztlich zum Nachteil der heldenhaften österreichischen Armee endet. In seiner Durchführung ähnelt Unser letzter Kampf, der an ein militärtaktisches Handbuch erinnert, den Romanen Ju lius —> Hoppenstedts.
Kern, Maximilian (1877-1945) Pseudonym: Beowulf. Geboren am 5. 5. 1877 in Böhmisch Wiesenthal, gestorben 1945 in Berlin. Chefredakteur der Koralle. Der nationalistische und rassistische Zukunftskriegsroman Der deutsch-engli sche Krieg (1906) steht in der Tradition von Karl —> Bleibtreu und August —> Niemann und ist ohne jeden literari schen Wert. Bibliografie: Der deutsch-englische Krieg: Vision eines Seefahrers. Berlin: Hermann Walther Ver lagsbuchhandlung, 1906, (6), 123 S. (als Beo wulf) (mind. vier Auf!.). Sekundärlit.: Anonym 1906; DLL3 8, 1081-2; Franke 1985; EPL; Weigand 2000.
Der deutsch-englische Krieg (1906)
Im Jahre 19xx bricht in Südafrika ein »allgemeiner Neger-Aufstand« aus. Wäh rend seiner Niederschlagung greifen die Engländer auch auf deutsches Gebiet über. Daraufhin entbrennt zwischen beiden Nationen ein Krieg. Der engli sche Angriff auf Helgoland scheitert und zu einer Entscheidungsschlacht kommt es vorerst nicht. Vielmehr beschränken sich beide Seiten in den ersten Monaten auf den Kreuzerkrieg, um die Ver sorgung des Feindes zu stören. Diese Zermürbungstaktik zeigt bald Wirkung. Die kriegsmüden Völker schließen auf Grund des Status quo ante wieder Frieden. Die Handlung des Zukunftskriegsro mans verliert sich oft in marinetechni schen und -taktischen Einzelheiten. Der Versuch, die ermüdenden und wirren Ausführungen mit einer süßsauren Liebesgeschichte zwischen einem deut schen Offizier und einer Engländerin aufzulockern (vgl. August -> Niemanns Der Weltkrieg, 1904), scheitert am lite rarischen Unvermögen des Autors.
Olga und Paula die männlichen Berufe eines Rechtsanwalts und eines Leut nants. Es bringt ein Lob auf das häusli che Frauenideal aus. Bibliografie: Die Welt ist ein Theater: Humoris tisch-satirisches Zukunftsbild in zwei Aufzügen. München: Druck und Verlag Val. Höfling, [1911], 23 S. (Höflings Vereins- und Dilettanten-Theater; Nr. 4); 2., durchges. Aufl. als Die Welt ist ein Theater: Launiges Zukunftsbild in zwei Auf zügen. München: Druck und Verlag Val. Höfling, [1922], 38 S. (Höflings Volkstümliche Bühne; Nr 4) (als P. W. Kiefer). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 455-6; 8, 232.
Kienzl, Wilhelm (1857-1941) Geboren am 17. 1. 1857 in Waizenkirchen (Oberösterreich), gestorben am 3. 10. 1941 in Wien. Studium in Graz, Leipzig und Wien. Promotion zum Dr. phil. Kapellmeister und Komponist. K. verfasste für die von Arthur —► Breh mer herausgegebene Anthologie Die Welt in hundert Jahren (1910) den Bei trag »Die Musik in 100 Jahren: Eine überflüssige Betrachtung«, in dem ein Musikstammtisch über die Zukunft der Tonalität diskutiert.
Kiefer, P. W.: -» Kiefer, Peter Wendel
Sekundärlit.: DLL3 8, 1147-8.
Kiefer, Peter Wendel (1858-?) Geboren am 3. 5. 1858 in Merzig (Krs. Trier). Gymnasium in Köln. Prokurist in einer Kölner Firma. Auch als Schriftsteller und Herausgeber tätig. Seine zahlreichen Schwänke für Volks bühnen fanden in katholischen Kreisen viel Anklang. In dem wertekonservativen Zukunfts bild Die Welt ist ein Theater (1911 bzw. 1922) ergreifen die beiden Studentinnen
Kiesgen, Laurenz (1869-1957) Geboren am 3. 12. 1869 in Köln, gestor ben am 19. 2. 1957 in Dattenfeld/ Sieg. Volksschule und Präparandenkursus in Köln. Seit 1860 Lehrer in Caster bei Bedburg, seit 1895 in Köln. Produktiver Autor (Dramatiker, Lyriker, Erzähler). Mitarbeiter an verschiedenen katholischen Zeitungen. Unter dem Pseudonym Karl -* Lorenz soll er auch den Dialog Die Rosen (1913) publiziert haben. Dieses pazifistische
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Werk ist aber von ganz anderer Denkund Machart als die stark nationa listische Münchhauseniade Mickelpi ckels Abenteuer auf drei Kriegsschau plätzen (1915), weshalb diese Angabe fraglich erscheint. Bibliografie: Mickelpickels Abenteuer auf drei Kriegsschauplätzen: Nach seinen eigenen Erzäh lungen aufgezeichnet. 1.-3. Tsd. Buchschmuck von M. Grengg. Cöln: Verlag und Druck von J. P. Bachem, 1915, 154 S. (Aus allen Zeiten und Län dern: Eine Sammlung von Volks- und Ju gendschriften; 26).
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 3, 459-60; 4, 301; 8, 232; Geißler 1913: 273; DLL3 8, 1154-5; WF 2004.
Mickelpickels Abenteuer auf drei Kriegs schauplätzen (1915)
Die Münchhauseniade beschreibt die grotesk-phantastischen Abenteuer des Tausendsassas Mickelpickel. Dieser einst nach Amerika ausgewanderte Deutsche kehrt zu Beginn des 1. Welt kriegs via selbstkonstruierten Fliegerap parats (der mittels Körperelektrizität be trieben wird) nach Deutschland zurück, um seinem Vaterland gegen die »bösen« Engländer und Franzosen beizustehen. An West- und Ostfront tut sich Mickel pickel als Flieger und Infanterist hervor. Zu seinen Großtaten gehört beispiels weise, dass er sich in einer Bombengra nate durch das Erdinnere in den Indi schen Ozean schießen lässt. Die Hand lung endet mit Mickelpickels Plan, die Insel Helgoland vor die Themsemün dung zu schieben, um mit ihren gewal tigen Kanonen London in Schutt und Asche zu legen. Die bisweilen recht amüsanten Passa gen - diese in der Regel Varianten der alten Münchhausen-Geschichten - sind von einem kaum überbietbaren Chau vinismus eingeschwärzt.
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Kirchbach, Wolfgang (1857-1906) Geboren am 18. 9. 1857 als Sohn eines Kunstmalers in London, gestorben am 8.9. 1906 in Bad Nauheim. Nach seiner Jugend in Dresden lebte K. zwischen 1879 und 1887 in München. Danach arbeitete er in Dresden als Re dakteur und Theaterkritiker der Dresd ner Nachrichten. In seinen letzten Le bensjahren ausgedehnte Reisen. Seinen ersten literarischen Versuch un ternahm K. 1877/78 mit dem Malerro man Salvator Rosa (erst 1879 erschie nen). Zur Phantastik gehören seine symboli schen Märchen (1878). K. s dramati sches Versepos Die letzten Menschen (1890) handelt vom Ende der Mensch heit auf einer vereisten Erde. Das Werk erregte viel Aufsehen. Am Rande ein schlägig ist auch der Roman um einen ehrgeizigen Naturforscher: Der Weltfah rer (1891). Bibliografie: Die letzten Menschen: Ein Bühnen märchen in fünf Aufzügen. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1890, 118 S.; 2. Aufl. Dresden: E. Pierson’s Verlag, 1904, 119 S. Der Weltfahrer: Roman in drei Büchern. Dres den; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1891, (7), 508 S. Sekundärlit.: Becker / Levetzow 1910; Brümmer 1913: 3, 465-6; Geißler 1913: 274; Innerhofer 1996b: 386; Weiß / Schöneberger 1997: 97.
Kley, Heinrich (1863-1945) Geboren in Karlsruhe. Maler, Zeichner, Illustrator und Kari katurist, seit 1908 wohnhaft in Mün chen. Seine vor allem in der Jugend und im Simplicissimus veröffentlichten Fe derzeichnungen verraten viel Witz und Ironie. K. illustrierte außer einer Grim melshausen-Ausgabe (1911) u. a. Leon hard Adelts Anthologie Der Herr der Luft
(1914) und Paul G. Erhardts Die letzte Macht (1921). Sekundärlit.: Osterwalder 1989: 561; Ries 1992: 639^10; Ehrig 1997.
Klie, Anna: -» Schultz, Anna
Köhler, Paul Oswald (1851—?)
Pseudonym: Intrus. Unter diesem Tarnnamen publizierte K. den utopischen Roman Passyrion über Deutschland (1905). Bibliografie: Passyrion über Deutschland: Beob achtungen und Kritiken eines Marsbewohners. Aus dem Marsischen übers, v. Intrus. Rostock i. M.: C. J. E. Volckmann (Volckmann & Wette), 1905, 183 S.; 3. Aull, als Deutschland im Spiegel des Marsbewohners Passyrion: Satirische Kulturund Sittenschilderungen, ebd. 1908.
Sekundärlit.: Abret / Boia 1984: 131-3; Inner hofer 1996b: 281-3, 336; Weigand 2000.
Passyrion über Deutschland (1905)
Der utopische Roman besteht aus drei Vorlesungen des Marsprofessors Passy rion über die Zustände auf der Erde. Die menschenähnlichen Marsbewohner haben für viereinhalb Jahre die Erde, insbesondere das Wilhelminische Deutschland besucht. In der Maske des Passyrion kritisiert Köhler weitschweifig die dortigen Verhältnisse, angefangen von den hygienischen Verhältnissen bis hin zur Verwendung von Margarine als Nahrungsmittel. Die Form der Zukunftsvorlesung haben z. B. auch Bertha von —> Suttner (Das Maschinenalter, 1888) und Richard C. —» Michaelis (Ein Blick in die Zukunft, 1890) verwendet.
Korf, Georg (1871-?) Die andere Seite der Welt (1914) ist ein spiritistischer Roman, der auch SFElemente - Außerirdische und Telepa thie - enthält: der Marsbewohner Atlamos besucht die Erde, wo er vorüberge hend vom Körper eines Schauspielers Besitz ergreift. Der im Heyne-Lexikon und der Bibliografie von Robert N. Bloch gelistete Titel So werden wir fliegen! (1909) ist - abgesehen von einigen Pro phezeiungen und Wunschvorstellungen - eher als futurologisches Buch einzu stufen und daher hier nicht berücksich tigt. Das kommende Flugzeug für Jeder mann (1928) ist ebenfalls ein Sachbuch. Bibliografie: Die andere Seite der Welt: Metaphy sischer Roman. München: Hermann A. Wiechmann, 1914, 388 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Sprengel 2004: 200.
Kraft, (Emil) Robert (1869-1916) Geboren am 3. 10. 1869 in Leipzig als Sohn eines Weinhändlers, gestorben am 10. 5. 1916 in Haffkrug. K. wuchs einsam auf und lief mehrfach von zu Hause weg. 1879 unternahm er einen Selbstmordversuch. Nach dem Besuch des Thomasgymnasiums be gann K. eine Schlosserlehre und ein Studium. Mit zwanzig Jahren musterte er zum ersten Mal auf einem Schiff an. Während einer Reise erkrankte K. in Istanbul und kehrte nach Deutschland zurück. In Wilhelmshaven verbrachte er drei Jahre als Vollmatrose in der Mari nedivision, wo er sich fast ganz der Lite ratur - er hatte die ausrangierten Bü cher der Schiffsbibliotheken zu beauf sichtigen - widmen konnte. 1893 durchschwamm K. den Jadebusen, ein Leistung, die ihm drei Tage Arrest, aber auch einige Würdigung einbrachte.
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1894 unternahm er wieder ausgedehnte Reisen, bevor er sich in London als Schriftsteller niederließ. Ab dem Winter 1894/95 schrieb er für den H. G. —> Münchmeyer Verlag Kolportageromane. Nach Anfangserfolgen (sein erstes Werk war - abgesehen von einigen kleineren Erzählungen - Die Vestalinnen, 1895) zog K., inzwischen verheiratet, im Jahre 1896 nach Leipzig-Gohlis um. Er verleg te noch mehrfach seinen Aufenthaltsort zwischen England und Deutschland, bevor er ab 1906 endgültig, mit wechselndem Wohnsitz, in Deutschland lebte. K. starb bei einem Erholungsauf enthalt 1916 an einem Magenbluten. K. war ein äußerst produktiver Autor, der auch unter mehreren Kryptogram men und Pseudonymen (Fred Barker, Kurt F. Barker, Frett Barkor, Harry Drake, Graf Leo von Hagen, Knut Lar sen, R. Starke, Dr. Warner) schrieb. Ne ben Karl -> May gilt K. als der bekann teste deutsche Abenteuerschriftsteller, für dessen Werke auch heute noch im mens hohe Preise gezahlt werden. Lite rarisch sind K.s Romane ziemlich be deutungslos, auch wenn unter seiner wuchernden Phantasie an manchen Stellen echtes erzählerisches und hu moristisches Talent durchscheint. Ins besondere das Spätwerk, als K. dem Druck der Kolportageschinderei ent kommen konnte, hebt sich positiv aus der Masse der Unterhaltungsliteratur hervor. Sein letztes, posthum unter Pseudonym veröffentlichtes Werk - Un tersee-Teufel - sollte ihm nach seiner ei genen Vorstellung sogar den Beifall der Literaturwissenschaft einbringen. Be deutende Autoren und Kritiker wie Karl Hans -> Strobl und Salomo Friedlaender (d. i. —> Mynona) sind für K. einge treten.
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Die meisten von K.s Romanen haben ei nen utopisch-phantastischen Einschlag und können daher zur Science Fiction gerechnet werden. Besondere Erwäh nungen verdienen aber Die Nihilit-Expedition (1909) und Die neue Erde (1910). K. kann auch das Verdienst für sich in Anspruch nehmen, eine der ersten Science-Fiction-Heftreihen geschrieben zu haben: Aus dem Reiche der Phantasie (1901). Da die auf 30 Hefte konzipierte Reihe bereits nach zehn Ausgaben ein gestellt wurde, verarbeitete K. dieses Material neun Jahre später in dem uto pischen Roman Die neue Erde (1910). Bibliografie: Vorbemerkung: In der Edition Braatz & Mayrhofer (Leipzig; Wien) erscheinen seit 2001 »Gesammelte Romane und Novellen«. Auf eine Auflistung der zahlreichen Nachdrucke wird hier verzichtet. Die Vestalinnen: Eine Reise um die Erde; Aben teuer zu Wasser und zu Lande; Erzählt nach ei genen Erlebnissen. Bd. I-V. Illustrierte Ausgabe. Dresden-Niedersedlitz: H. G. Münchmeyer, (ca. 1903/04], 790 u. 788 u. 872 u. 899 u. 1024 S. (insgesamt sechs Aufl.); erste Lieferungsausgabe 1895 in 103 Lieferungsheften. Detektiv Nobody’s Erlebnisse und Reiseaben teuer: Nach seinen Tagebüchern bearbeitet. Bd. 1-XI. Dresden-Niedersedlitz: H. G. Münchmeyer, (1904-6), 592 u. 639 u. 619 u. 619 u. 691 u. 698 u. 715 u. 644 u. 636 u. 644 u. 564 S.; Neuaufl. 1907 bzw. 1919/20 bzw. 1921/24 (gekürzt) bzw. 1922/23; Lieferungsausgabe ab 10. 11. 1904 in 110 (60 u. 50) Lieferungsheften (Untertitel der Heftausgabe: »30 Jahre im Dienste einer Weltzei tung«). Wir Seezigeuner: Erlebnisse des Steuermanns Ri chard Jansen aus Danzig; Nach seinen Aufzeich nungen bearbeitet. Bd. 1-5. Dresden-Niedersed litz: H. G. Münchmeyer, [1907], 600 u. 670 u. 640 u. 664 u. 768 S.; Neuaufl. (mit Titelblatt ohne Untertitel) Niedersedlitz-Dresden: Verlag der Buchhandlung Gustav Haring, (nach 1922], 600 u. 670 u. 640 u. 656 u. 760 S. (zus. 3326 S.) (insgesamt sechs Auf!.); Lieferungsausgabe in 52 Lieferungsheften 1907. Gesammelte Reise- und Abenteuer-Romane. Sechste Serie: Die Augen der Sphinx. (7 Romane in 4 Bde.). Bd. 1: Eine kurze Beschreibung sei-
nes abenteuerlichen Lebens von ihm selbst ver faßt. / Im Panzerautomobil um die Erde. Niedersedlitz-Dresden: H. G. Münchmeyer, |ca. 1909], 31 u. 663 S.; Bd. 2: Das Rätsel von Garden Hall. / Bd. 3: Die Wildschützen vom Kilimandscharo. Niedersedlitz-Dresden: H. G. Münchmeyer, [ca. 1909] , 212 u. 420 S.; Bd. 4: Der Herr der Lüfte. / Bd. 5: Das Hohelied der Liebe. NiedersedlitzDresden: H. G. Münchmeyer, [ca. 1910], 423 u. 424 S.; Bd. 6: Die Nihilit-Expedition. / Bd. 7: Novacasas Abenteuer. Niedersedlitz-Dresden: H. G. Münchmeyer, [ca. 1910], 272 u. 607 S. (mind. sechs Aufl.; spätere Aufl. tlws. in Einzelbänden); Lieferungsausgabe in 60 Lieferungsheften ca. 1909. Gesammelte Reise- und Abenteuer-Romane. Sie bente Serie: Der Graf von Saint Germain (u. a.) (5 Romane in 4 Bde.). Bd. I u. II: Der Graf von Saint-Germain. Illustrierte Ausgabe. Niedersed litz-Dresden: H. G. Münchmeyer, [ca. 1909], 748 u. 766 S.; Bd. 3 u. 4: Wenn ich König wäre! Ro man. / Das Glück von Robin Hood: Roman. Nie dersedlitz-Dresden: H. G. Münchmeyer, [ca. 1910] , 252 u. 348 S.; Bd. 5 u. 6: Die Arbeiten des Herkules: Roman. / Im Aeroplan um die Er de: Roman. Niedersedlitz-Dresden: H. G. Münch meyer, [ca. 1910], 152 u. 461 S. (sechs Aufl.; spätere Aufl. tlws. in Einzelbänden); Lieferungs ausgabe in 60 Lieferungsheften ca. 1909. Die neue Erde: Phantastisch-weltgeschichtlicher Roman. Erster Band. Leipzig: Oswald Mutze, 1910, IV, 282, (2), VIII S. (insgesamt vier Aufl.). Atalanta: Die Geheimnisse des Sklavensees; Lie ferungs-Roman. Dresden: Dresdner Roman-Ver lag, [ca. 1911], 3840 S. (Ausgabe in 6 bzw. 7 Bänden, die durchgehend paginiert sind (S. 1640; 641-1280; 1281-1920; 1921-2560; 25613200; 3201-3840 bzw. 1-544; 545-1088; 10891632; 1633-2176; 2177-2720; 2721-3264; 3265-3840); Neuaufl. 1919 bei der Mitteldeut schen Verlagsges. bzw. 1922 u. 1924 bei Freya (insgesamt vier Aufl.); Lieferungsausgabe in 60 Lieferungsheften ca. 1911. Untersee-Teufel: Phantastischer Roman. Rade beul: Haupt & Hammon, 1918, 349 S. (als Knut Larsen). H.: Aus dem Reiche der Phantasie. Hrsg. v. Ro bert Kraft. (10 Hefte). Dresden: H. G. Münch meyer [1901], 328 S. (H. 1: Der letzte Höhlen mensch; H. 2: Die Totenstadt; H. 3: Der rote Messias; H. 4: Die Weltallschiffer; H. 5: Die ver zauberte Insel; H. 6: Der König der Zauberer oder Im Lande des lebenden Todes; H. 7: Das Stahl roß; H. 8: Die Ansiedlung auf dem Meeresgrün
de; H. 9: Eine Nordpolfahrt; H. 10: Die indischen Eskimos). Heft 11 (Vor Troja) ist nie erschienen. Eine Buchausgabe ist nicht nachweisbar. Im »Zeppelin« um die Welt: Erzählungen. (3 Hefte). Berlin: Verlagshaus moderner Lektüre, [1909], 96 u. 96 u. 96 S. (H. 1: Eine Botschaft aus dem Weltenraum. Grünes Gold. Das Ge heimnis der Sahara; H. 2: Der Zauberer der Lüfte. Das fliegende Haus; H. 3: Die Geheimnis volle Werkstatt). Das Gauklerschiff: Die Irrfahrten der Argonau ten. Lieferungs-Roman. Dresden: Dresdner Ro man-Verlag, [1912], 3840 S. (Lieferungsausgabe in 60 Heftlieferungen; fraglich, ob eine Buchaus gabe existierte); 2. Aufl. in 6 Bde. HeidenauNord: Druck und Verlag: Mitteldeutsche Verlags anstalt, [ca. 1919], S. 1-640, 641-1280, 12811920, 1921-2560, 2561-3200, 3201-3840 (Titel auf dem Einband: »Das Gauklerschiff oder Die Irrfahrten der Argonauten. Roman von Robert Kraft.«) (insgesamt fünf Aufl.). Das zweite Gesicht oder Die Verfolgung rund um die Erde: Lieferungs-Roman. Dresden: Dresdner Roman-Verlag, [1913], 2944 S. (Lieferungsausga be in 46 Heftlieferungen; fraglich, ob eine Buch ausgabe existierte); 2. Aufl. in 5 Bde. mit der Be zeichnung Roman. Heidenau-Nord: Druck und Verlag: Mitteldeutsche Verlagsanstalt, [ca. 1919], S. 1-576, 577-1152, 1153-1728, 1729-2304, 2305-2944 (insgesamt vier Aufl.). Loke Klingsor der Mann mit den Teufelsaugen: Roman. Heidenau bei Dresden: Verlagshaus Freya, [1927], 3840 S. (Lieferungsausgabe in 60 Lieferungsheften; keine Buchausgabe). Sekundärlit.: LL 60; Schimmelpfennig 1908: 16; Kraft 1909; Strobl 1911: 1525-6; Geißler 1913: 291-2; Lhotzky 1918: 105-11; Bühler 1919; Friedlaender 1926; Hatzig 1960; Mörth 1966; Ehrig 1968b: 133-4, 144; Klein 1969: 149-51, 170-81; Sichelschmidt 1969: 177-9; Eßbach 1974; Pleticha 1978: 102-3; Grebe 1980; Augustin 1981; Stein 1981; Steinbrink 1981; Alpers / Fuchs / Hahn 1982: 239-40; Stein brink 1983: 229-53; Galle 1984; Roth 1985; Schmid 1985; Rottensteiner 1986a; Rottensteiner 1987; Neumann 1987: 176-7; Backhau sen 1988; Henle 1988; Wanjek 1988; WF 1990; Henle / Richter 1991; Bock 1996; Innerhofer 1996b: 186-90, 208, 272, 388-9, 434-6, 448; Lorenz 1996a; Lorenz 1996b; Innerhofer 1997b: 37-8, 43; EPL; Weiß / Schöneberger 1997: 109; Braatz 1998; Weigand 2000; Leupold-Löwenthal 2002; Petzei / Wehnert 2000: 244-6; Haug 2003; Henle / Richter 2005.
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Die Nihilit-Expedition (1909)
Die neue Erde (1910)
In der australischen Wüste wird bei ei nem erschlagenen Mann in Ritterrüs tung ein seltsamer Dolch entdeckt. Er besteht aus einem unzerstörbaren Ma terial. Der Erzähler, der in einer Fahr radfabrik arbeitet, und zwei weitere Per sonen reisen mit Fahrrädern los, um das Geheimnis des »Nihilits« zu ergrün den. Sie treffen auf eine alte Rasse von Fremden, die sie in das Tal »Wulodschistan« (»Menschenreich«) bringen. Ähnlich wie in Indien ist dort das Volk in ein Kasten-System eingeteilt. Die kleinwüchsige, schwarzhaarige Rasse verrichtet alle Arbeiten, während die wieße, arische Rasse den Ton angibt. Da Wulodschistan nur eine bestimmte Anzahl von Menschen ernähren kann, wird die Bevölkerung durch eugenische und andere Maßnahmen kontrolliert. In dieses starre System führen die Neuan kömmlinge Wissen und Technik ein, was rasch zu gesellschaftlichen Verwer fungen führt. Die Arbeiter und Bauern zetteln sogar eine Revolution an, die obere Klasse muss kurzzeitig vor den »Sozialisten« kapitulieren. Eine Hungerund Seuchenkatastrophe führt aber die alten Zustände wieder herauf. Die drei »Outsider« müssen nach dem bekann ten utopischen Motiv aus Wulodschis tan fliehen. Auf dem Rückweg zur Fahr radfabrik verdursten sie in der Wüste.
K.s zweiteiliger Roman schildert eine Welt, in der ein Komet eine Polverschie bung um 90° bewirkt hat und der neue Nordpol nun in der Nähe von Singapore liegt (vgl. Fr. —» Clemens’ »Weltbeben«, 1907). Im ersten Teil (»Claudius der Pro phet«) begründen die Überlebenden eines deutschen Passagierdampfers im polaren Indien einen autokratischen Staat. Der Herrscher Claudius Heer mann führt ein Kastensystem aus Pries tern, Kriegern und Volk ein (eine Re miniszenz an Platons Politeia) und läßt seine germanischen Weisheiten in Kup fertafeln eingravieren. Sie dienen nach seinem Tod als Gesetze. Der zweite Teil (»In den Ruinen Leip zigs«) spielt in der Stadt Leipzig, die auf grund der Polverschiebung nun am Äquator liegt. Eine Wolke aus Kohlen oxid hat alles Leben bis auf vier Men schen - zwei junge Dachdeckergehilfen und ihre Freundinnen - vernichtet. Auf grund der günstigen klimatischen Um stände entwickelt sich die Gegend je doch bald zu einem dschungelähnlichen Paradies, in dem die beiden Paare zwei unterschiedliche Menschengeschlechter begründen. Während die einen zu Jägern werden, leben die anderen sorglos dahin und verwildern allmäh lich. Der ursprünglich auf sechs Teile konzi pierte Roman ist unvollendet geblieben. Nach Aussage der Verlegers sollten in den übrigen Teilen weitere Schilderun gen von neuen Zivilisationen und Kultu ren folgen. Die Neue Erde vereinigt wie andere Wer ke K.s Bausteine aus verschiedenen li terarischen Genres. Außer auf die uto pische Tradition greift der Autor vor al lem auf die Robinsonade zurück, die
Der Roman ist eine interessante Mi schung aus Utopie und Abenteuer. K. scheute sich nicht, Versatzstücke aus den unterschiedlichsten Genres einzu bauen. Beispielsweise spielt er mit den virulenten Themen Eugenik und Ras sentheorie (was allerdings nicht mit Haug 2003 prima facie genommen wer den darf, da sie an verschiedenen Stel len konterkariert werden). 156
mit den Evolutionstheorien von Darwin und Haeckel kombiniert werden.
Berührungspunkte zwischen den beiden Romanen existieren.
Untersee-Teufel (1918)
Der Ich-Erzähler Knut Larsen heuert im Jahr 1913 auf einem Segelschiff als zweiter Steuermann an. Bei Ausbruch der Krieges wird die »Angela« von den Engländern aufgebracht, die Besatzung auf einem Schiff interniert. Ein Bekann ter Larsens, der dort unter falschem Namen als Koch gearbeitet hat, befreit sie. Zusammen bemächtigen sie sich der voll ausgerüsteten »Wasserhexe«. Sie finden auch einen geheimen Stütz punkt und ein amerikanisches Unter seeboot, so dass sie nun als »UnterseeTeufel« für das deutsche Reich tätig sein können. Durch den schwarzen Koch Po panz (auch Ahasver nach dem Ewigen Juden genannt), der über hellsichtige Gaben verfügt, erhält die Besatzung alle notwendigen Information. Als Larsen durch einen Sturm aufs Meer hinaus getragen und von den Franzosen aufge griffen wird, spüren ihn seine Freunde auf und kommen ihm zu Hilfe. Dabei kann nicht nur die unter einem franzö sischen Gouverneur stehende Insel »Nuku Hiwa« erobert, sondern auch eine englische Flotte vernichtet werden. Weitere Abenteuer der Untersee-Teufel waren anscheinend geplant, sind aber durch den Tod K.s nicht zur Ausfüh rung gekommen. Nach Henle 1988: 50 (wiederholt von Braatz 1998: 217 und Haug 2003: 317) soll die bearbeitete (?) Fassung an E. G. —► Seeligers Der gelbe Seedieb (1915) stark angelehnt sein, aber dann müsste man postulieren, dass er überhaupt nicht oder zumindest in großen Teilen nicht von K. stammt. Zudem zeigt ein Textvergleich, dass nur oberflächliche
Kresse, Oskar (1862-?) Geboren am 14. 1. 1862 in Langendorf bei Zeitz. Redakteur mehrerer Berliner Blätter. Bibliografie: Die Überwinder des Todes. Berlin: John Schwerins Verlag, (1908), 237 S. (anonym); Neuaufl. (5.-6. Aufl., 1.-2. d. ill. Ausg. mit zahl reichen Zeichnungen von Carl Reimann) ebd. ca. 1911, 232 S. (als Oskar Kresse). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 110; 8, 238; Geißler 1913: 299; WF 1989.
Die Überwinder des Todes (1908)
Im Traum besucht der Buchhalter En der den Planeten »Midgard«, der um die Wega kreist und auf dem sich eine geistig und kulturell höher stehende Zi vilisation als auf der Erde befindet. Denn die Seelen der Midgardmenschen bestehen aus feinem unsichtbaren Stoff, was ihre Empfindungs- und Denkfähigkeiten erheblich steigert und sie fast vollkommen macht. Ihr höchs tes Ziel ist das »Eingehen in Gott«, ei nem Telos, das nicht von ungefähr an neuplatonische Vorstellungen erinnert. K.s Roman, eingebettet in eine merk würdige Rahmenhandlung um einen Mord, greift virulente mystische und theosophische Vorstellungen seiner Zeit auf, ohne allerdings über den Rang des Trivialen hinauszukommen. Die Überwinder des Todes wurden von Kurt Weiß zu einer fünfaktigen Tragödie adaptiert.
Kringel, Ferdinand: demar
Schilling, Wal
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Kubin, Alfred (1877-1959) Geboren am 10. 4. 1877 in Leitmeritz (Böhmen) als Sohn eines Geometers und einer Pianistin, gestorben am 20. 8. 1959 in Zwickledt bei Schärding (Ober österreich). K. war einer der bekanntesten Maler und Illustratoren des 20. Jahrhunderts. Besuch des Gymnasiums in Salzburg, dann Lehrzeit als Fotograf in Klagen furt. 1902 erste Ausstellung. Befreundet war er u. a. mit Mynona (d. i. Salomo —> Friedlaender), Hans Carossa und Paul Klee. 1937 wurde K. der Professorentitel verliehen. 1959 verstarb er, nachdem ihm zahlreiche Ehrungen und Auszeich nungen zu Teil geworden waren. K., der auch als Autor hervorgetreten ist, hat zahlreiche Werk der Phantastik illustriert, u. a. Paul —> Scheerbarts Lesabendio und Friedrich —> Ottos Ultra. Sein Roman Die andere Seite (verfilmt als »Traumstadt« von Johannes Schaaf 1973) ist sein einziger längerer Prosa text. Er entstand innerhalb weniger Wochen im Jahre 1909 und vermischt Traum und Wirklichkeit zu einer un trennbaren Einheit. Obwohl der Roman eher zur Phantastik zu zählen ist, ma chen ihn die Anleihen bei der utopi schen Tradition auch zu einem ScienceFiction-Roman. Bibliografie: Die andere Seite: Phantastischer Ro man. München: Georg Müller, 1909, 339 S.; Ta schenbuchausgabe Reinbek bei Hamburg: Ro wohlt Taschenbuch Verlag, 1994, 253 S. (rororo; 13771) (u. ö.). Sekundärlit.: Poritzky 1910/IT Mielke/ Homann 1920: 367; Welzig 1941: 71^4; Kühnelt 1953; Kühnelt 1957; Hewig 1967; Plank 1974; Schuetz 1974; Lippuner 1977; Fischer 1978; Brandstetter 1980; Klein 1980; Cersowsky 1983; Schumacher 1983; Karle 1986; Müller 1988; Müller 1989; Osterwalder 1989: 572-3; Berg 1991; MAL 1994: 512-3; Raymond / Compere 1994: 68; Freund 1995; Ruthner 1995a;
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Ruthner 1995b; Innerhofer 1996b: 345-8, 3513, 369; Ahrendt 1997; Baumgartner 1997; Bernard 1997; Berners 1998; Assmann 1999; Ger hards 1999; Koläfovä 1999; Lachinger 1999; Schwanberg 1999; Zahn 2000; DBE 2001: 6, 136; Innerhofer 2001b: 170-1; Schweikert 2001; Sprengel 2004: 197-9.
Die andere Seite (1909)
Der namenlose Erzähler wird von sei nem Freund Claus Patera in das »Traumreich« eingeladen. Dieser hat ihm einen Boten geschickt, der in einem aufwändigen Werbungsgespräch die Vorzüge des neuen Staates schildert. Patera ist zu großem Reichtum gekom men, hat im Orient ein über 3000 Quadratkilometer großes Gelände er worben und auf ihm sein Reich mit der Hauptstadt »Perle« errichtet. Bevölkern sollen es einzelne, ihm wertvolle Men schen. Der Erzähler verbringt drei schreckliche Jahre in diesem Fabelland, das er ohne Erlaubnis Pateras nicht verlassen darf, selbst als seine Frau tödlich erkrankt. Im Laufe der Zeit lernt er die Institutionen und Bewohner von Perle kennen. Nur Patera selbst lässt sich nicht einordnen. Immer wieder er heben sich Zweifel, ob er überhaupt existiert, dann jedoch taucht er in den verschiedensten Gestalten auf und scheint allgegenwärtig zu sein. Mit der Ankunft des Amerikaners Herkules Bell ändert sich das soziale Gefüge, wenn auch nicht unbedingt zum Besseren. Der Verfall wird sichtbar und beschleu nigt sich unaufhaltsam weiter, bis das Traumreich unter einer Lawine von »Schmutz, Abfall, geronnenem Blut, Gedärmen, Tier- und Menschenkada vern« versinkt. Bewusst arbeitete K. in seinem Werk mit starken inhaltlichen, sprachlichen und motivischen Kontrasten, einem ar-
tistischen Sprachspiel, das bis heute nichts von seinem Reiz verloren hat.
Kurz, Isolde (1853-1944) Geboren am 21. 12. 1853 als Tochter des Schriftstellers Hermann Kurz in Stuttgart, gestorben am 5. 4. 1944 in Tübingen. Ausbildung durch ihre Mutter. Überset zerin für den »Novellenschatz des Aus landes«. Zwischen 1877 und 1905 lebte K. in Florenz, dann bis 1944 in Mün chen. Während des Dritten Reiches erfolgrei che Literatin (Lyrik, Prosa, Biografie), z. B. Florentiner Novellen (1890). Zur Science Fiction kann die Erzählung »Sternenmärchen« (in: Phantasieen und Märchen, 1890) gezählt werden. Bibliografie: Phantasieen und Märchen. Stutt gart: G. I. Göschen’sche Verlagshandlung, 1890, 164 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 153-4; Geißler 1913: 307; DBE 2001: 6, 180.
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-W., J.: —> Anonymus: Aus anderen L. Welten Lahrssen, Hermann (?-?) Volksschullehrer. Unter der roten Fahne (1894) ist ein we nig bekannter utopischer Roman mit antisozialistischer Tendenz, der sich auf die Reform des Schulwesens konzent riert. Bibliografie: Unter der roten Fahne: Blätter aus dem Tagebuche eines Volksschullehrers im Jah re 151 (1943). 1.-3. Tsd. Leipzig: Peter Hobbing, 1894, 233 S. Sekundärlit.: Hölscher 1989: 444.
Unter der roten Fahne (1894)
Im Vorwort erläutert der Autor, dass es ihm darum geht zu zeigen, »1. welche Einbuße unsere hauptsächlichsten staatsbürgerlichen Rechte und beson ders die Sittlichkeit erleiden, 2. wie etwa die Schulen unter der Herrschaft der roten Fahne sich entwickeln würden, und 3. was bei der neuen Ordnung für meinen Stand, die Volksschullehrer, he raus käme.« Dies exemplifiziert er dann recht langatmig an einem sozial demokratischen Zukunftsstaat. Obwohl prätentiös in Tagebuchform abgefasst, ist Unter der roten Fahne weniger Ro man als Kampfschrift.
Laicus, Philipp: -> Philipp Wasserburg
Laifo (?-?) Unaufgelöstes Pseudonym. Unter dem Namen L. publizierte der Autor auch Lyrik (Zur Jahrhundertwen de, 1898). Die Y-Z-Strahlen des Profes sors Dr. Antinom (1899) ist ein interes santer Science-Fiction-Roman, der die
stark diskutierten Themen Psychoana lyse und Röntgenstrahlen auf amüsante Weise kombiniert. Bibliografie: Die Y-Z-Strahlen des Professors Dr. Antinom. Erfurt; Leipzig: Georg Moos, 1899, 171 S. Sekundärlit.: Ritter 1982: 214-22; Innerhofer 1996b: 408-9; Innerhofer 1997b.
Die Y-Z-Strahlen des Professors Dr. Anti nom (1899)
Durch die Y-Z-Strahlen des genialen Professors Oskar Antinom können die bewussten und unbewussten Gedan keninhalte auf Platten gebannt werden. Die ersten zehn Versuchspersonen wei sen erhebliche Diskrepanzen in ihrem Ober- und Unterbewusstsein auf (was der Autor auch dadurch anschaulich macht, dass er die »Zeichen« des Ober bewusstseins auf der linken, die des Unterbewusstseins auf der rechten Sei te abbildet). Nacheinander entlarven ein Gerichtspräsident, eine junge Frau, ein Reichstagsabgeordneter, ein Naturwis senschaftler, eine Beamtentochter, ein Aristokrat, ein Maler, ein Privatdozent, eine Frauenrechtlerin und ein Arzt sich selbst. Der elfte Proband, ein Bauer, lebt allerdings zufrieden, so dass Anti nom keine Unterschiede zwischen Oberund Unterbewusstsein feststellen kann. Die Platten der zwölften Person, Anti noms Ehegattin, hält aber für den Professor eine herbe Überraschung be reit: sie hat einen Liebhaber. Als Anti nom dies liest, bricht er tot zusammen. Während er in der Zeitung als »Opfer der Wissenschaft« gefeiert wird, sucht seine Frau mit den Platten und ihrem Geliebten das Weite.
Lamszus, Wilhelm (1881-1965) Geboren am 13. 7. 1881 als Sohn eines 161
Schuhmachers in Altona, gestorben am 18. 1. 1965 in Hamburg. Nach Besuch des Lehrerseminars seit 1902 Volksschullehrer in Altona. Zwi schen 1919 und 1927 Mitglied der KPD. Bei der Machtergreifung der Nationalso zialisten 1933 wurde er aus dem Schul dienst entlassen und erhielt Schreibver bot. Nach dem 2. Weltkrieg kehrte er nicht mehr in den Schuldienst zurück. 1960 Dr. h. c. der Humboldt-Universität in Berlin. L. verfasste neben reformpädagogischen Schriften (z. B. Unser Schulaufsatz, ein verkappter Schundliterat, 1910) auch teilweise unter den Pseudonymen Lucia Kahl und Paul Willis - Belletristik. Der Roman Das Menschenschlachthaus (1912) war einer der erfolgreichsten pa zifistischen Romane vor dem 1. Welt krieg. Angeblich war ein Manöverbe such der Anlass für seine Niederschrift. 1919 erschien die Fortsetzung Das Ir renhaus (1919). Bibliografie: Das Menschenschlachthaus: Bilder vom kommenden Krieg. Hamburg; Berlin: Alfred Janssen, 1912, 111 S. (zahlreiche Neuaufl.). Das Irrenhaus: Visionen vom Krieg. II. Teil. 1.-5. Tsd. Hamburg: Pfadweiser-Verlag, 1919, 140 S. (10.-15. Tsd. ebd. 1921). Sekundärlit.: Kuh 1912; Reich 1927: 173; Bredel 1955; Christadler 1979: 25, 33-4, 175-6, 30616, 389, 439-40; Linse 1980a; Linse 1980b; Franke 1985; Berentsen 1986: 289-306; Ritter 1987: 334-8; Clarke 1992: 112; LSL 1994: 27980; EPL; WF 1998; DBE 2001: 6, 212; Saprä 2003; Schneider 2003: 18-20.
Das Menschenschlachthaus (1912)
Der Kurzroman ist eine pazifistische Kriegsvision, die sich absichtlich vage über die geschilderte Zeit und den Geg ner äußert. In drastischen Bildern und Szenen zeichnet der Autor die Gräuel ei nes Krieges, der unter dem Deckmantel des Patriotismus geführt wird. Aus der
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Sicht eines einfachen Soldaten werden in Ich-Form verschiedene Stadien des Krieges - von der Mobilisierung über die ersten Kämpfe bis zu einer apokalypti schen Vision, in der der Erzähler Selbstmord begeht - geschildert. Anders als in den meisten Zukunfts kriegsromanen dieser Zeit ist er hier je der Idealisierung und Poetisierung ent kleidet. Nach dem 1. Weltkrieg erschien die (schon 1914 geschriebene) Fortsetzung Das Irrenhaus (1919).
Landauer, Gustav (1870-1919) Geboren am 7. 4. 1870 in Karlsruhe als Sohn eines jüdischen Kaufmanns, er mordet am 2. 5. 1919 in München-Sta delheim. Kulturkritiker und Denker. Studium der Germanistik und Philosophie in Heidel berg, Berlin und Straßburg. L. wohnte zwischen 1891 und 1917 in Berlin, danach in Krumbach (Schwaben). Nach einem abgebrochenem Studium arbeitete L. als Publizist, Vortragsredner und Redakteur für die Zeitschrift Der Sozialist. L. ist die vielleicht bedeutendste Persön lichkeit des deutschsprachigen Anar chismus. Er verbüßte zwei Freiheits strafen. 1919 fungierte L. in der ersten Bayerischen Räterepublik als »Volks beauftragter« für Kulturangelegenhei ten. Nach seiner Verhaftung wurde er am 2. 5. 1919 von Freikorpssoldaten er mordet. Der hochgebildete L. war in seiner Ju gend stark von Friedrich Nietzsche be einflusst; später lassen sich mystisch spirituelle Einflüsse in seinem Denken ausmachen. L. trat für einen ethisch motivierten, gewaltfreien Anarchismus
ein, der nicht nur die Probleme der Lohnarbeiter, sondern die der gesamten Menschheit ins Auge fasst. Seinen Kom munensozialismus wollte er durch Gründungen von genossenschaftlich wirtschaftenden Gemeinden (nach altem Owenschen Muster) verwirklichen. In seinen Werken (z. B. Aufruf zum Sozia lismus, 1911) entwarf L. ein Modell der Weltgeschichte, in dem abwechselnd Phasen des Stillstands auf Phasen ge sellschaftlicher Dynamik folgten. Der Todesprediger (1893) ist ein auto biografisch gefärbter Roman um den Sozialreformer Karl Starkblom, in den auch utopische Sendschreiben und Pro gramme eingelegt sind. Am Rande er wähnt sei, dass die Zweitauflage seiner Sammlung Macht und Mächte (1923; EA: 1903) auch eine wenig bekannte phantastische Novelle (»Der gelbe Stein«) enthält. Bibliografie: Der Todesprediger: Roman. Dresden; Leipzig: Heinrich Minden, [1893], 258 S.; Neuaufl. mit einem Nachwort von Gustav Landauer. Münster; Wetzlar: Verlag Büchse der Pandora, 1978, 126 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 167; 8, 241; Theimer 1955: 352; Link-Salinger 1977; Wolf 1988; LSL 1994: 280-2; Braun 1995; Matzigkeit 1995; Kilcher 2000: 366-9; DNB 2001: 6, 215.
Landsberger, Artur (1876-1933) Geboren als Sohn eines Handelsrichters am 26. 3. 1876 in Berlin, Selbstmord am 4. 10. 1933 ebd. Gymnasium und Studium in Berlin. Promotion zum Dr. jur. in Greifswald. Später erneutes Studium der Literatur und Kunstgeschichte. L. war Gründer der Zeitschrift Morgen. L. ist als Satiriker bekannt geworden. Später schrieb er vor allem Kriminalro mane (z. B. Der Fall Hirn, 1918). Am
Rande phantastisch ist der Roman Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte (1918), in dem eine zum Ka tholizismus konvertierte Jüdin an einer Schwarzen Messe teilnimmt und später ein Kind gebärt. Im religiösen Wahn er würgt sie es und endet schließlich auf dem Schafott. Zur Science Fiction zählen seine beiden zweifelhaften Romane Haß (1915) und Berlin ohne Juden (1925). In ersterem finden sich - obwohl im Jahre 1950 spielend - nur wenige utopische Motive, in letzterem geht L., ausgehend vom Hugo Bettauers Buch Die Stadt ohne Ju den (1922), der Frage nach, wie ein Deutschland ohne Juden aussehen und wie es »entjudet« werden könne. Bibliografie: Haß: Der Roman eines DeutschEngländers aus dem Jahre 1950. München; Berlin: Georg Müller, 1915, 384, XVI S. (mind. 18 Aufl.). Berlin ohne Juden: Roman. 1.—10. Tsd. Hanno ver: Paul Steegemann, 1925, 331 S. (u. ö.). Sekundärlit: Brümmer 1913: 4, 167; 8, 241; Geißler 1913: 311; Mielke / Homann 1920: 366; Reich 1927: 145; DLL3 9, 861-2; WF 1990; Kilcher 2000: 371-2.
HaS (1915)
Im schweizerischen Luzern geraten bei Kriegsausbruch Deutsche und Englän der aneinander. Während der Hinrich tung des Mörders Smith wird auch sei ne Frau versehentlich erschossen. Willi Stoelping adoptiert das Waisenkind Wil liam und erzieht es - ohne den Jungen über seine Herkunft aufzuklären - in einem antibritischen Sinne. 36 Jahre später, im Jahre 1950, ist »Jung-Willi« Staatsanwalt geworden. Er fungiert als Ankläger im Prozess gegen den Germa nisten Dr. Hempel, dem wegen seiner Verbindung zu anarchistischen Kreisen (fälschlich) die Ermordung eines russi-
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sehen Staatsministers zur Last gelegt wird. Stoelping bemüht sich außerdem um Hempels Verlobte Ilse Schott. Als diese sich bereit erklärt, Stoelping zu heiraten, wenn dieser auf eine weitere Verfolgung Hempels verzichtet, tritt Stoelping großmütig zurück. Obwohl er inzwischen erfahren hat, dass er engli scher Abstammung ist, hat er doch »deutsch« zu fühlen gelernt. Der ganz dem Zeitgeist verhaftete Ro man war trotz (oder wegen) seiner pe netranten Deutschtümelei ein großer Erfolg.
Larsen, Knut: -> Kraft, Robert
Lafiwitz, (Carl Theodor) Kurd (1848-1910) Geboren am 20. 4. 1848 in Breslau als Sohn eines Eisengroßhändlers und Ab geordneten des Preußischen Landtags, gestorben am 17. 10. 1910 in Gotha. Nach dem Abitur studierte L. von 1866 bis 1870 Mathematik und Physik in Breslau und Berlin. Mit dem Thema Ueber Tropfen, welche an festen Körpern hängen und. der Schwerkraft unterwor fen sind wurde er 1873 in Breslau pro moviert, im folgenden Jahr legte er das Staatsexamen für die Fächer Mathema tik, Physik, Geographie und Philosophie ab. Obwohl L. sich durch philosophie geschichtliche Werke (z. B. Die Lehre Kants von der Idealität des Raumes und derZeit, 1883; Geschichte der Atomistik vom Mittelalter bis Newton, 1890; Gus tav Theodor Fechner, 1896/1910 u. a.) große wissenschaftliche Meriten erwarb, erfüllte sich seine Hoffnung auf eine
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Universitätsprofessur nicht. Bis 1907 arbeitete L., der mit einer jüdischen Kaufmannstochter verheiratet war, als Lehrer am Gymnasium Ernestinum in Gotha (wo Hans —> Dominik sein Schü ler war). L. wurde wegen seinen natur wissenschaftlich-philosophischen Stu dien im Jahre 1909 zum Hofrat ernannt und war Mitglied der Leopoldinisch-Carolinischen Akademie der Naturfor scher. 1910 starb er an den Folgen ei ner Blinddarmentzündung.
Das Zusammenwirken von Naturwis senschaft und Philosophie bestimmte auch seine ersten literarischen Gehver suche (erste nachweisbare, unter dem Pseudonym Jeremias Heiter erschie nene Erzählung: »Herr Strehle oder der poetische Hauslehrer«, in: Industrieller Humorist, 1868). 1871 erschien in der Schlesischen Zeitung die Kurzgeschichte »Bis zum Nullpunkt des Seins« (aufge nommen in die Sammlung Bilder aus der Zukunft, 1878), in der L. eine ethi sche Konfliktsituation in einer techni sierten Zukunftswelt darstellte. Wie in vielen späteren Werken steht auch hier die Philosophie Immanuel Kants im Hintergrund. »Reich an überschäumen der, wenn auch etwas philisterhafter Phantasie« (Hanns Heinz -> Ewers) ent warf L. in der Folgezeit prächtige, bis dahin so nicht gekannte Zukunftsbilder. Mit seinen Kurzgeschichten und Ro manen übte er einen so starken Ein fluss auf die junge deutsche Science Fiction aus, dass er heute als ihr »Va ter« gilt und der wichtigste deutsche Science-Fiction-Preis seinen Namen trägt. Von seinen Epigonen (Carl —» Grunert u. a.) unterscheidet sich L. je doch insofern, als er über den Unterhal tungsaspekt hinaus einen didaktischen Impetus in seinen Werken hatte. Dies
gilt für sein - von Gustav Theodor Fechner beeinflusstes - Spätwerk (Aspira, 1905; Stementau, 1909) in noch höhe rem Maße als für sein Frühwerk (Bilder aus der Zukunft, 1878). Die wichtigsten Werke L.s entstanden zwischen 1890 und 1902 und sind auch heute noch mit großem Gewinn zu lesen. Dazu ge hören Seifenblasen (1890), Nie und Im mer (1902) und vor allem der ScienceFiction-Roman Auf zwei Planeten (1897). Bibliografie: Bilder aus der Zukunft: Zwei Erzäh lungen aus dem vierundzwanzigsten und neununddreißigsten Jahrhundert. Breslau; Leipzig: S. Schottlaender, [1878], VI, 88, 170 S. (u. ö.). Seifenblasen: Moderne Märchen. Hamburg; Leip zig: Leopold Voß, 1890, 2, 261 S.; 2., verm. Aufl. Weimar: Emil Felber, 1894, 291 S. (u. ö.). Auf zwei Planeten: Roman in zwei Büchern. 2 Bde. Weimar: Emil Felber, 1897, IV, 421 u. IV, 545 S.; Taschenbuchausgabe hrsg. u. m. einem Vorwort, Nachwort, einer Werkgeschichte und ei ner Bibliographie versehen v. Rudi Schweikert. München: Wilhelm Heyne, 1998, 1071 S. (HSFF; 06/8007) (u. ö.). Nie und immer: Neue Märchen. Mit Buch schmuck von Heinrich Vogeler. Leipzig: Eugen Diederichs, 1902, 337 S. [Bd. 1: Traumkristalle; Bd. 2: Hörnchen); Neuaufl. von Traumkristalle ab dem 3. u. 4. Tsd. (Leipzig: B. Elischer Nachfolger, [1907]), 207 S.) stark vermehrt; einzeln auch als Taschenbuchausgaben: Traumkristalle. Hrsg. u. mit einem Nachwort v. Hans Joachim Alpers. München: Moewig, 1981, 352 S. (MSF; 3535); Hörnchen: Ein Tiermärchen aus der oberen Krei de. Berlin: Shayol, 2002, 149 S. (SF; 1002). Aspira: Der Roman einer Wolke. Leipzig: B. Eli scher Nachfolger, [1905], 265 S. (u. ö.). Stementau: Die Pflanze vom Neptunsmond. Leip zig: B. Elischer Nachfolger, [1909], 377 S. (u. ö.). Empfundenes und Erkanntes: Aus dem Nach lasse. 1.-3. Tsd. Leipzig: B. Elischer Nachfolger, [1920], VII, 312 S. Die Welt und der Mathematikus: Ausgewählte Dichtungen von Kurd Laßwitz. Hrsg. v. Dr. W. Lietzmann. Leipzig: B. Elischer Nachfolger, [1924], 92 S. Bis zum Nullpunkt des Seins: Utopische Erzäh lungen. Hrsg. v. Adolf Sckerl. 1. Aufl. Berlin: Ver lag Das Neue Berlin, 1979, 344 S.; andere Aus
gabe: Bis zum Nullpunkt des Seins und andere Erzählungen. Norderstedt: Allitera/BoD, 2001, 150 S. Die Universalbibliothek: Erzählung. 1. Aufl. Han nover: Wehrhahn, 1998, 17 S. Sekundärlit: Ewers 1905: 116; Popp 1909: 1804, 202-3; Poritzky 1910/11; Brümmer 1913: 4, 193-4; Geißler 1913: 316; Karell 1925: 132-6; Reich 1927: 134-5, 168-9; Sichelschmidt 1969: 185-6; Nagl 1972: 81-7; Metzner 1976: 20-1; Ritter 1979: 36-57, 65-86, 308-11; Schweikert 1979/1998a; Schweikert 1979/1998b; Boia 1980: 157-9; Roob 1981; Ritter 1982: 139-45, 196-7; Abret / Boia 1984: 103-9, 120-3; BL 1984; Fischer 1984; Schweikert 1985; Berentsen 1986: 315-43, 458-66; Ritter 1986; Ritter 1987: 16; 32-3; Rottensteiner 1987a; Rottensteiner 1987b; Wenzel 1987; Pack 1990; Fried rich 1995: 171-80, 190-204; Innerhofer 1996b; Glass 1997: 87-115; Innerhofer 1997b; Roob 1997; Daum 1998: 312-3, 408, 459, 499; Roob 1998; Sprengel 1998: 217-8; DBE 2001: 6: 261; Schweikert 2001; Kempen 2002; Figatowski 2004; Münch 2004: 45, 52.
Auf zwei Planeten (1897)
Zwei verunglückte Forscher einer deut schen Nordpol-Expedition werden von menschenähnlichen »Martiern« gerettet. Auf deren geostationärer Raumstation lernen der Astronom Grunthe und der Naturforscher Saltner die kulturellen und wissenschaftlichen Errungenschaf ten der »Nume« kennen, die den »Baten« weit überlegen sind (nach der alten Laplace-Theorie ist der Mars älter und da mit auch seine Kultur fortschrittlicher als die Erde). Bei einem Besuch auf dem Mars erweist sich der Planet als technisches und soziales Utopia. Die Martier verfügen u. a. über rollende Straßen, Photozellen, synthetische Nah rungsmittel und ein Retrospektiv, mit dem sich vergangene Ereignisse sicht bar machen lassen. Grundlage ihrer Zi vilisation ist ein an Immanuel Kant an gelehntes Lebensideal (»Numenheit«). Die Frage nach der freien Selbstbestim mung steht im Mittelpunkt des zweiten 165
Teils des Romans: Sind den Menschen die gleichen Rechte wie den höher ent wickelten Marsbewohnern einzuräumen (eine Frage, mit der L. auf die zeitgenös sische Behandlung der Kolonialbewoh ner in Übersee abzielt)? Ein von Englän dern provozierter Zwischenfall gibt auf dem Mars der Partei der »Antibaten« Auftrieb und es kommt zu einer militä rischen Auseinandersetzung zwischen den Martiern und den Menschen. Die Martier errichten ein Protektorat über die Erde und beginnen mit der Koloni sation des »rückständigen« Planeten. Ein geheimer Bund, der die Ideale der Numenheit ohne Einmischung von au ßen auch auf der Erde verwirklichen möchte, setzt sich an die Spitze der Menschen und kämpft für ihre Freiheit. Letztlich müssen die Martier aufgrund ihrer eigenen Moralvorstellungen die Autonomie der Erde respektieren und ihre Kolonialisierungsbestrebungen auf geben. In den Roman integriert ist eine Liebesgeschichte zwischen Saltner und der schönen Martierin La, die zur ei gentlichen Handlung parallel läuft und wie diese positiv endet. Ohne Frage ist Auf zwei Planeten der wichtigste deutsche Science-Fiction-Roman seiner Zeit. Seine Wirkung lässt sich nicht nur bei den Zeitgenossen (u. a. Bertha von —> Suttner, Carl —> Grunert), sondern auch bei späteren Generationen (u. a. Wernher von Braun, Arno Schmidt) ausmachen, wobei die Gründe durchaus unterschiedlich sein konnten: technische Extrapolation, lite rarische Innovation und politisch philosophische Konzeption gehen in dem Roman eine einmalige Symbiose ein. Seine Faszination hält bis heute na hezu ungebrochen an. Die häufig zu le sende Behauptung, L.s Werk sei von
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den Nationalsozialisten verboten wor den, ist nicht verifizierbar. Nie und immer (1902/07)
Das zweibändige Werk enthält die Kurz geschichtensammlung »Traumkristalle« und die Novelle »Hörnchen: Ein Tiermär chen aus der oberen Kreide«. »Traum kristalle« besteht aus zehn, seit 1907 aus 15 Erzählungen, die durchweg als märchenhaft-phantastisch beschrieben werden können. Die Palette reicht vom satirischen »Jahrhundertmärchen« über mathematische und naturphilosophische Träumereien zu technischen Zu kunftsspekulationen. In »Die Fernschu le« träumt sich ein geplagter Gymnasial lehrer (ein alter ego von L.) in das Jahr 1999, wo Lehrer und Schüler nicht mehr in die Schule gehen, sondern durch Fernseher und Fernsprecher mit einander in Verbindung treten. Der Überforderung der Schüler wird da durch vorgebeugt, dass Messapparate den Verbrauch an Gehirnenergie regist rieren und bei Ermüdung den Kontakt zwischen Lehrer und Schüler unterbre chen. Zur Science Fiction gehört außer dem »Der gefangene Blitz«. »Hörnchen«: In dieser vor Jahrmillionen spielenden Erzählung wird eines der ersten Säugetiere der Erdgeschichte vorgeführt, das sich in einer von Sau riern beherrschten Urwelt seinen Platz erkämpft. »Hörnchen« ist der vielleicht schönste Text aus L.s Feder. Aspira (1905)
Die wissbegierige Wolke Aspira erhält von ihrem Vater, dem Höhenkönig Migro, und dem Schöpfergeist, die Erlaub nis, das den Elementargeistern fremd artige Leben der Menschen kennen zu lernen. Aspira vereint ihre Seele und ihr
Bewusstsein mit der jungen Chemiela borantin Wera Lentius. Für Aspira tut sich eine neue Welt auf. Hin- und her gerissen zwischen ihren Gefühlen für ihren Verlobten Paul Sohrn und dem Bergbauingenieur Theodor Martin, be schließt Aspira sich in eine Wolke zu rückzuverwandeln. Weil aber ein Stück ihrer Menschenseele in einem Glasbe hälter gefangen war, kommt es zu ei nem Unglück, bei dem zwar Aspira die Rückverwandlung gelingt, aber Martin stirbt. Wiewohl der ambitionierteste unter L.s Romanen, hat Aspira doch am meisten unter dem Zahn der Zeit gelitten. Stel lenweise wirkt die altmodische, an Fouques Undine (1811) angelehnte Erzähl weise recht hausbacken. Sternentau (1909)
Harda Kern, Tochter eines Fabrikanten, teilt mit dem Arzt Werner Eynitz das In teresse an der Botanik (das Motiv hat L. aus seinem Erstling, dem nicht-uto pisch-phantastischen Roman Schlan genmoos [1884], übernommen). Beide finden eine unbekannte, von Harda als »Stementau« bezeichnete Pflanze. Sie stammt vom »Neptunsmond« (zu L.s Zei ten war nur ein Mond - Triton - be kannt) und ist als Spore nach 40 Jahre Flugzeit auf die Erde gelangt. Aus ihren Früchten gehen in einem zweiten Sta dium elfenartige Gebilde hervor, die über hohe Intelligenz verfügen und sich selbst »Idonen« nennen. Um den dro henden Kampf mit den Menschen zu vermeiden, beschließen die Idonen, sich selbst zu opfern, indem sie im All aufge hen. Als Gastgeschenk hinterlassen sie für Harda einen Saft, der in der Kern sehen Fabrik industriell verwertet wer den kann.
Wie schon in Aspira exemplifiziert L. in Stementau die aus dem Werk des Psy chophysikers Gustav Theodor Fechner (1801-77) abgeleitete Grundüberzeu gung, dass die gesamte Natur belebt ist und über eine Seele verfügt.
Leberecht, Gerd Fritz: -> Stein, Adolf
Lehmann-Russbüldt, Otto (Gustav Albert Willy) (1873-1964) In den Originalwerken und Lexika schwanken die Namensvarianten zwi schen Rußbüldt und Russbueldt. Geboren am 1. 1. 1873 in Berlin, ge storben am 7. 10. 1964 ebd. Nach Absolvierung einer Buchhändler lehre arbeitete L. als selbstständiger Versandbuchhändler und Sekretär des »Giordano-Bruno-Bundes«. 1914 war er Mitbegründer und zeitweise Generalsek retär des »Bundes Neues Vaterland« (später: »Deutsche Liga für Menschen rechte«). 1933 emigrierte L. nach Eng land und schrieb für mehrere Exilverla ge. 1951 kehrte er nach Deutschland zurück und erhielt in Anerkennung sei ner Friedensbemühungen einen Ehren sold vom Berliner Senat. L. verfasste zahlreiche Schriften, darun ter auch das vielfach übersetzte Werk Die blutige Internationale der Rüstungs industrie (1929). Sein utopisches Werk Die Schöpfung der Vereinigten Staaten von Europa (1914), kurz nach Ausbruch des 1. Weltkriegs anonym erschienen, plädiert für die Aussöhnung mit den Brüdervölkern England und insbesondere Frankreich. Die beiden von Bloch gelisteten Werke Republik Europa (1925) und Die Revolu tion des Friedens (1932) sind futurologi167
sehe Sachbücher, mit denen L. für eine aktive Friedenspolitik werben will. Bibliografie. Die Schöpfung der Vereinigten Staa ten von Europa. (Eine Phantasie von 1910 und eine Betrachtung von 1914). Von ***. Berlin: Ver lag »Neues Vaterland« (L. Jannasch), 1914, 40 S. (anonym).
Sekundärlit.: Sternfeld / Tiedemann 1970: 298; Röder / Strauss 1980: 425-6; Franke 1985; In nerhofer 1996b: 165, 438; HDRB 542; DBE 2001: 6, 297.
Die Schöpfung der Vereinigten Staaten von Europa (1914)
Das Werk enthält ein umfangreiches Vorwort, das fast die Hälfte des Buches füllt. Daraus wird deutlich, dass die nachfolgende »Luftflottenphantasie« be reits im Jahr 1910 (angeblich mit zwei weiteren utopischen Erzählungen) ent standen ist und »bei der Bekämpfung der Schlammflut an Schundliteratur« mithelfen sollte. Explizit nimmt L. hier gegen die Großmachtpläne der »Alldeut schen« Stellung. Die utopische Erzählung selbst ist we nig spektakulär: im Jahre 1937 entzün det sich an der Frage der Verteilung der Polarländer ein internationaler Konflikt. Als der »Störenfried Rußland« ein deut sches Ultimatum unbeantwortet ver streichen lässt, schlägt die deutsche Luftwaffe los. Ein Zukunftskrieg be ginnt. Mit Hilfe von radiumbetriebenen Waffen, einer Erfindung des genialen deutschen Erfinders van Uhlen, werden per Fernzündung alle russischen Muni tionslager in die Luft gesprengt. Bereits nach fünf Tagen muss sich Rußland allen Bedingungen Deutschlands fügen. Dazu gehört auch der Beitritt in die neu gegründeten »Vereinigten Staaten von Europa«, einen Staatenband, dem die vier europäischen Großmächte Deutschland, Rußland, England, Frank
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reich - vorstehen sollen. Obwohl das Buch anonym erschien (und wahrscheinlich nur anonym er scheinen konnte), zeugte es von großem persönlichen Mut, kurz nach Ausbruch des 1. Weltkriegs publizistisch für eine Aussöhnung mit den »Brudervölkern« England und Frankreich zu werben. Dass L. zu diesem Zeitpunkt noch eine militärische Lösung rechtfertigte (»Die Diplomatie Deutschlands hatte gezeigt, daß man auch einmal den Teufel durch den Beelzebub austreiben kann, wenn man die Sache nur am richtigen Ende anfängt«), ist den besonderen Verhält nissen der Zeit geschuldet.
Leixner, Otto von: —► Leixner von Grünberg, Otto
Leixner von Grünberg, Otto (1847-1907) Autorenname: Otto von Leixner. Geboren am 24. 4. 1847 als Sohn eines fürstlichen Rentmeisters auf Schloß Saar (Mähren), gestorben am 12. 4. 1907 in Groß-Lichterfelde bei Berlin. Aufgewachsen in Weißkirchen. Gymna sium in Graz und Marburg. Studium der Ästhetik, Germanischen Philologie und Literaturgeschichte in Graz, Mar burg und München. Seit 1874 Redak teur der Spenerschen Zeitung, der Ge genwart und der Deutschen Roman-Zei tung in Berlin. Lyriker und Erzähler (meist unter dem Namen Otto von Leixner). Obwohl er zu seiner Zeit ein bekannter Schriftsteller war, ist L. heute vor allem durch seinen Beitrag zum »Schundliteratur-Kampf« Zum Kampfe gegen den Schmutz in Wort
und Bild, 1904 - bekannt bzw. berüch tigt. Zur Science Fiction bzw. Fantasy gehö ren sein »Anti-Bellamy« 2086 oder Das Weltalter der Gleichheit (1887) bzw. sei ne Humoresken-Sammlung Aus vier Di mensionen (1890). Bibliografie: Im Hohlspiegel: Satiren. 1: 2086 oder Das Weltalter der Gleichheit. Frankfurt am Main; Berlin: C. Koenitzer’s Verlag, 1887, 70 S.; Neuaufl. Berlin: Deutsche SF-Pressevereinigung Raguse 8s Rump, 1963, 44 S. (als Otto von Leixner). Aus vier Dimensionen: Humoresken. Berlin: Otto Janke, (1890), 139 S. Sekundärlit.: Storck 1897; Geißler 1913: 321; Schenda 1974: 78; WF 1989; Hölscher 1999: 135-6; DBE 2001: 6, 313.
2086 oder Das Weltalter der Gleichheit (1887)
Der erste und einzige Band von L.s »Sa tiren« ist zu den Nachfolgern von Ed ward Bellamys Looking Backward 20001887 (1888; dt. Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889) zu rechnen. Die Bezeichnung »Satire« trifft trotz einiger schwarzhumoriger Senten zen nur zum Teil zu. In Wirklichkeit handelt es sich um eine Dystopie, die aus erzkonservativer Perspektive die schrecklichen Folgen eines egalitären Weltstaates darstellen will. Geschildert wird die Gesellschaft von einem Men schen der Gegenwart, der zweihundert Jahre in die Zukunft verschlagen und als geisteskranker Wilder in dem »Ideal staat« herumirrt. Im Jahre 2086 haben sich die Men schen verändert: Die Verstandesmen schen verfügen über größere Köpfe, aber schwächlichere Körper. Dabei sind sie vollendete Materialisten. Sie entei sen die Pole und machen die Sahara fruchtbar. Liebe ist ebenso verboten wie belletristische Literatur. Eine Einheits
sprache mit 3580 Wörtern ist in Vorbe reitung. Zur Vermischung der Rassen werden z. B. Buschmänner in Luft schiffen nach Berlin gebracht, um dort mit durch Los bestimmten Frauen Mischlinge zu zeugen. Kinder werden im Alter von zwei Jahren von den Eltern getrennt, »cerebromikroskopisch« auf ihre Tauglichkeit hin untersucht und von jeder Verbindung zu ihren Eltern abgeschnitten. Die Wissenschaftler ar beiten an der »Vervollkommnung« des Menschen. Ziel ist die physiologische Vereinheitlichung von Mann und Frau, aber über die Erschaffung eines Affen das manifeste Symbol dieser Einheits gesellschaft - ist man noch nicht hi nausgekommen. Die Anklage gegen Materialismus und Egalitarismus ist in 2086 oder Das Welt alter der Gleichheit eindrucksvoll in Sze ne gesetzt, aber der Roman ist ganz entschieden ein Zeitdokument und da her ohne bleibenden literarischen oder pädagogischen Wert.
Leixner-Gruenberg, Otto von: ->■ Leix ner von Grünberg, Otto
Levita, Benedictus (?-?) Unbekannter Autor. »In Lewita [siel] steckt kein Dichter aber ein gewandter Schriftsteller auf alle Fälle« (Geißler). Der utopische Roman Der König von Juda (1912) beschreibt, wie unter tatkräftiger Mithilfe der Deut schen in Palästina ein zionistischer Staat mit einem König an der Spitze ge gründet wird. Bibliografie: Der König von Juda: Eine Geschich te, die einmal wahr werde könnte. Leipzig: Diete-
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richsche Verlagsbuchhandlung (Theodor Wei cher) 1912, (7), 376 S. Sekundärlit.: Geißler 1913: 325.
gegeben. 1. Theil: Vom chinesischen Kriege bis zur Eroberung Konstantinopels. München: Staegmeyr’sche Verlagshandlung (Ant. Carl Staegmeyr.), 1901, VI, 148 S. (als Dr. Mehemed Emin Efendi) (unbekannt, ob mehr erschienen).
Lewy, Franz Ludwig: -> Hoffmann, Franz Ludwig
Lichberg, Heinz von: -» Eschwege, Heinz von
Lichtenstaedter, Siegfried (18651942) Pseudonym: Dr. Mehemet Emin Efendi. Geboren am 8. 1. 1865 in Baiersdorf, verstorben am 6. 12. 1942 in Theresien stadt. 1923 Oberregierungsrat (?) in München. L. publizierte viel zum Judentum. Er schrieb u. a. Kultur und Humanität: Völkerpolitische und politische Untersu chungen (1897) und Praktisches Juden tum (1931). Bekannt wurde er in den 20-er Jahren des 20. Jh. durch seinen Vorschlag, die italienische Bevölkerung des Schweizer Kantons Tessin mit der deutschspra chigen Bevölkerung in Südtirol auszu tauschen. Unter dem Pseudonym Dr. Mehemed Emin Efendi schrieb L. das Neue Welt reich (1901). Im 1. Teil entwickelt er aus fiktiven Zeitungsausschnitten, Tele grammen und offiziösen Meldungen ei ne Art Chronik der Zukunft bis zum Jahre 1910. Im Mittelpunkt steht eine militärische Auseinandersetzung im Os ten. Bibliografie: Das Neue Weltreich (Ein Beitrag zur Geschichte des 20. Jahrhunderts): Psychologi sche und politische Phantasien mit erläuternden Anmerkungen versehen und in 3 Teilen heraus
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Liebich, Constantin (Gebhard) (1847-1928) Geboren am 9. 6. 1847 als Sohn eines Uhrmachers in Breslau. Nach dem frühen Tod seines Vaters lebte er zwischen 1851 und 1861 in ei nem Waisenhaus. Nach einer Drechs lerlehre Geselle in Berlin. Freiwilliger Krankenpfleger während des deutsch französischen Kriegs 1870/71. Nach ei nem Wanderleben arbeitete L. seit 1880 als sozial engagierter Journalist und Schriftsteller in Berlin. Begründer der »Schrippenkirchen« (Gottesdienste für Arbeitslose) und des Vereins »Dienst an Arbeitslosen«. L. war Verfasser von Der Somnambule (1883), Obdachlos (1894) und weiterer Bücher. In Das Arbeitsheer (1902) schlägt er die »innere Kolonisation«, insbesondere die Kultivierung von Ödland als Lösung bei der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit vor. Die Erfüllung »ist frühestens in 60, spätestens in 150 Jahren gedacht« (S. IV). Bibliografie. Das Arbeitsheer: Ein Zukunftsbild der staatiichen Beseitigung der Arbeitslosigkeit. Berlin: Wiegandt & Grieben, 1902, IV, 80 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 254; DLL3 9, 1387-8.
Lincke, Paul (1866-1946) Geboren am 7. 11. 1866 in Berlin, ge storben am 4. 9. 1946 in Hahnenklee (Harz).
Komponist, Dirigent, Verleger. Aufgewachsen in ärmlichen Verhältnis sen. Lehrling am Wittenberger Stadtor chester, danach Aushilfsmusiker, Diri gent, Kapellmeister und Komponist in Berlin. Mit seinen Operetten und Filmmusiken feierte L. um die Jahrhundertwende große Triumphe, u. a. mit Im Reich des Indra (1899), Lysistrata (1902) und Casanova (1913). Die noch heute wegen des Marschs »Berliner Luft« berühmte Operette Frau Luna (Erstaufführung am 1. Mai 1899) beschreibt eine Ballonfahrt zum Mond. Der luftfahrtbegeisterte L. mag nach einer Vermutung Schneidereits durch den Tod Otto Lilienthals (1898) dazu angeregt worden sein. Aller dings komponierte er bereits 1897 eine burlesk-phantastische Operette namens Venus auf Erden. Bibliografie: Frau Luna: Operette. Berlin: ApolloVerlag, 1901,91 S. Sekundärlit.: Nick 1953; Ritter 1979: 164; Schneidereit 1981; DBE 2001: 6, 399.
Lippmann, Jakob (1851—?) Geboren 1851 (nicht: 1853) in Mainz. Über sein Leben ist wenig bekannt, da er seine Unterlagen vernichtete. L. ar beitete als Journalist, später freier Schriftsteller in Mainz. In der »Zukunfts-Posse« Don-Juans Ende (1908) will Dr. Faust seine Gattin mit »wissenschaftlicher« Hypnose von ihrer Schwärmerei für »Don-Juanlein« heilen. Bibliografie: Don-Juans Ende: Zukunfts-Posse mit Gesang in einem Akt. (Musik von Franz Bühnert). Leipzig: Theaterverlag Gustav Richter, [1908], 23 S. (Vereinstheater; 5). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 280; DLL3 9, 1511-2.
Löhl (?-?) In Freiburg im Frühling 1980 (1890) wirft L. einen lokalhistorisch interessan ten, aber wenig innovativen Blick auf ein zukünftiges Freiburg. Bibliografie: Freiburg im Frühling 1980: Auszüge aus einer Reisebeschreibung am Ende des 20. Jahrhunderts. Freiburg i. Br.: H. Schick’s Buch handlung, 1890. 14 BL; 2., veränd. Aufl. Frei burg: Rombach, 1979, 64 S. Sekundärlit.: Thadewald 2002: 14-5.
Loewenthal, Eduard (1836-1917) Philosoph (Dr. phil.), Parlamentarier, Journalist und Schriftsteller. Er kämpfte für ein vereintes Europa und für ein internationales Schiedsund Friedenssystem. 1901 wurde er für den Nobel-Preis nominiert. Über sein Leben sind wir vor allem aus seinen Memoiren (Mein Lebenswerk auf sozialpolitischem, neureligiösem, philoso phischem und naturwissenschaftlichem Gebiet, 1910) unterrichtet. Verfasser von sehr unterschiedlichen Sachbüchern mit teilweise utopischem Einschlag (System und Geschichte des Naturalismus, 1863; Das preussische Völker-Dressur-System und die europäi sche Föderativ-Republik der Zukunft, 1871; Grundzüge zur Reform und Codification des Völkerrechts, 1874; Grundzü ge des inductiven Spiritualismus, 1889; Die Religion der Religionen, 1890; Ein Welt-Staatenbund als sicherstes Mittel zur Beseitigung des Krieges, 1896, u. a.). L. war Verfechter eines eigenwilli gen astronomischen Weltbildes, nach dem die Erde sich nicht um ihre eigene Achse dreht. Seine »Vision« Neu-Wien im Jahre Zwei tausend (1891), anonym erschienen, ist ein Gedicht, Der Staat Bellamy’s und 171
seine Nachfolge (1891) eine utopische Erzählung. Bibliografie: Neu-Wien im Jahre Zweitausend: Eine Vision von Leipzig: Literarische Anstalt August Schulze, 1891, 80 S. (anonym). Der Staat Bellamy’s und seine Nachfolge. Berlin: Hugo Muskalla, 1891, 29 S. (mind. drei Aull.). Sekundärlit.: Reich 1927: 127; Schmidt 1976.
Der Staat Bellamy’s und seine Nachfolge (1891)
In seinem Luftschiff »Aeolus« unter nimmt der Autor eine Reise (bei der er u. a. feststellt, dass die Erde sich nicht um ihre Achse dreht). Als er immer hö her steigt, erklingt Sphärenmusik und eine Lichtgestalt rettet das Luftschiff vor dem »elektrischen Strome« der Mond sphäre. Der wissbegierige Ich-Erzähler stellt dem überirdischen Wesen die Frage, ob die Menschheit sich im Sinne Edward Bellamys (Looking Backward 2000-1887, 1888; dt. Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889) entwickeln wird. Er erfährt, dass sich der Staat des Jahres 2000 nach der »Geldcorruption« und der »Corruption des Weiberregiments« zu einer »Individualdemokratie« durchringen wird, getragen von der Philosophie und der Religion des »Cogitantenthums« (»Religion der Religionen«), einer Art von pantheistischem Rationalismus. Im Jahre 2090 werden sich dann ewiger Friede und höchste Kultur auf Erden herausgebildet haben. In seiner Mischung von bizarren Vor stellungen ist Der Staat Bellamy’s und seine Nachfolge ein Kuriosum der uto pisch-phantastischen Literatur.
Lohwag, Ernst (1847-1918) Geboren am 16. 2. 1847 als Sohn eines Grundbesitzers in Dobischwald (Öster
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reich-Schlesien), gestorben am 1. 2. 1918 in Wien. Studium der Klassischen Philologie in Wien. Journalist und Schriftsteller ebd. L. erzielte mit dem Roman Hans Schönbichler (1910) einen Achtungserfolg. Sein Drama Der Planetenkongreß (1912) ist ein allegorisches Spiel mit realen und fiktiven Gestalten. Bibliografie: Der Planetenkongreß: Ein Weltspiel in 3 Akten. Wien; Leipzig: Wilhelm Braumüller / k. u.k. Hof- und Universitäts-Buchhändler, 1912, 80 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 297; 8, 244; Geißler 1913: 337; NKLK 1936: 430; DLL3 9, 1642.
Loose, Paul (?-?) Der Heftroman Hans Hardigs Flugma schine (1911) ist typische Kolportagelite ratur: ein deutscher Erfinder nimmt mit einer Eigenkonstruktion an einer Flug woche in Frankreich teil. Zwei seiner Mitbewerber wollen sein Flugzeug sabo tieren, werden aber von einem schlag kräftigen Monteur und einem findigen Detektiv daran gehindert. Bibliografie/H.: Hans Hardigs Flugmaschine: De tektiverzählung. Mit zahlreichen Bildern von R. Trache. Reutlingen: Enßlin & Laiblins Ver lagsbuchhandlung, (1911), 96 S. (Ensslins Ro man- und Novellenschatz; 197).
Lorenz, Karl (Eugen Gustav) (1858-?) Nach Brümmer 1913 identisch mit Lau renz —> Kiesgen (unwahrscheinlich). Geboren am 31. 3. 1858 in Stuttgart als Sohn eines Baumeisters. Philologiestudium in der französischen Schweiz, Genf, Paris und London, wo er auch als Sprachlehrer arbeitete. 1881
Übersiedelung nach New York, 1887 nach Cleveland. Bibliografie: Die Rosen oder Zwei Brüder im Ge spräch über den Weltkrieg. Leipzig: Modernes Verlagsbureau Curt Wigand, 1913, 50 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 302.
Die Rosen (1913)
In - teilweise - merkwürdig gereimter Rede unterhalten sich die Brüder Hein rich und Otto von Wellhagen über einen eben ausgebrochenen Weltkrieg. Otto erwartet schlimme Gräueltaten, was von Heinrich in einem zweiten Ge spräch, das 14 Tage später stattfindet, auch bestätigt wird. Das Werk endet mit Ottos Prophezeiung einer Revolution der Bürger.
Lucifer: —> Michaelis, Paul
Lungwitz, Hans (1881-1967) Geboren am 19. 10. 1881 in Gössnitz (Thüringen), gestorben am 24. 6. 1967 in Berlin. Dr. phil. und Dr. med. L. arbeitete als Nervenarzt in Berlin. Der Zukunftsroman Der letzte Arzt (1913) ist die Fortsetzung des nicht uto pisch-phantastischen Romans Führer der Menschheit? (1911). Er beschreibt in Tagebuchform den Kampf eines jungen Mediziners und Politikers um eine Re form des Ärztestandes. Bibliografie: Der letzte Arzt: Ein sozialer Roman aus der Zukunft; Des sozialen Romans »Führer der Menschheit?« zweiter Teil. Berlin: Adler-Ver lag, 1913, 240 S. (mind. drei Aull.). Sekundärlit.: DLL3 10, 112-3.
Der letzte Arzt (1913)
Der Roman besteht aus dem Tagebuch aufzeichnungen der Apotheker-Tochter Magdalena Stahl, genannt Leni, die in
den jungen und idealistischen Arzt Paul Prüfer verliebt ist. Da sich dieser jedoch einer anderen zuwendet, heiratet sie den unsteten Dr. Max Weber, löst aber die Verbindung, als sie erfährt, dass dieser ein Ehebrecher und Spieler ist. Als Weber Selbstmord begeht, tritt Leni in einen Orden ein. Dort arbeitet sie mit Prüfer zusammen. Dieser will den Ärzte stand durch die Aufhebung der Standesgerichte, durch eine bessere Schu lung der Studenten und durch Grün dung neuer Krankenkassen reformie ren. Trotz zahlreicher Anfeindungen und Intrigen werden seine Ideen immer populärer und Prüfer wird in den Reichstag gewählt. Hier kann er zwar seine Reformen umsetzen, doch entwi ckeln sich die weiteren Dinge gegen sei ne ursprünglichen Intentionen: die SPD greift Prüfers Ideen auf und verlangt eine »Verstaatlichung« der Ärzteschaft. Da Prüfer eine »medizinale Bureaukratie« und »Heilbeamte« befürchtet, erfährt er nun Kritik aus den eigenen Reihen. Resigniert gibt er seinen Beruf auf, als das Gesetz durchgebracht wird. Jahrzehnte später sind, wie den spärli cher werdenden Tagebuchaufzeichnun gen zu entnehmen ist, die Folgen der Reform doch positiver, als Prüfer be fürchtet hat. Volksgesundheit und me dizinische Vorsorgung sind besser ge worden, nicht zuletzt durch die Einfüh rung einer »Gesundheitssteuer«. Auch für Leni haben sich einige Veränderun gen ergeben (ohne dass ihre Liebe zu Prüfer ihre Erfüllung gefunden hätte). Sie hat einen Freund Prüfers, den Wit wer Fritz Kluge, geheiratet, für dessen Kinder sie schon seit längerer Zeit ge sorgt hatte. Der im August 1912 auf Hiddensee ent standene Roman ist nur aus zwei Grün-
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den bemerkenswert: zum einen greift er ein zu seiner Zeit brisantes Thema auf, zum anderen ist die gewählte Perspekti ve - die Tagebuchaufzeichnungen einer Ordensschwester - ziemlich ungewöhn lich. Der letzte Arzt ist mehr medizinpoliti scher Traktat als Roman (auch wenn es einige sprachlich gut durchgearbeitete Stellen gibt). Die detaillierten Beschrei bungen der Mängel des Kranken- und Ärztesystems vermochten wahrschein lich schon um 1913 nur wenige Leser zu fesseln.
Lutz, Siegfried von (1886-?) Geboren am 5. 7. 1886 als Sohn eines Predigers in Zwickau (Sachsen). Gymnasium in Bremen. Ausgedehnte Auslandsreisen. Seit 1908 wohnte L. in Berlin. Außer dem phantastischen SherlockHolmes-Roman Der Blitz-Trust (1907) schrieb L. noch zwei weitere Krimi-Bü cher und mehrere Dramen. Bibliografie: Der Blitz-Trust: Ein Zukunftsroman. Leipzig: Otto Zöphel, 1907, 80 S. (Interessante Bibliothek; 31); Neuaufl. als Der Blitztrust: Ein phantastischer Detektivroman aus dem Jahre 1907. Giessen: Lindenstruth, 2004, 100 S. (Bibliotheca Arcana; Bd. 5). Sekundärlit.: Brümmer 1914: 4, 332; DLL3 10, 154.
Der Blitz-Trust (1907)
Der russische Graf Markowitsch hat das Rätsel der Elektrizität gelöst. Er ist in der Lage, dem »elektrischen Fluidum« der Erde sämtliche Energie zu entziehen und am Nordpol zu speichern. Trotz aller Warnungen übernimmt der Multi millionär Calvert die kommerzielle Aus wertung dieser Erfindung. Er will die gespeicherte Energie an alle Nationen 174
der Erde verkaufen. Russische Terroris ten planen Markowitsch zu ermorden und beauftragen damit Calverts Sohn Ronald. Als dieser heimlich nach St. Pe tersburg abreist, wird auf Wunsch Cal verts, der um seinen verschwundenen Sohn besorgt ist, Sherlock Holmes ak tiv. Der berühmte Detektiv kommt der Sache schnell auf die Spur, lässt die Terroristen auffliegen und bringt Ronald wieder nach London zurück. Inzwischen ist am Nordpol Markowitschs Anlage er folgreich angelaufen. Alle elektrischen Geräte auf der Erde funktionieren da raufhin nicht mehr. Dürre, Krankhei ten, Metallermüdung und andere Er scheinungen sind die Folge. Nach sechs Wochen wird glücklicherweise die An lage durch einen Unfall zerstört, die Na tur kehrt in ihr Gleichgewicht zurück. Der einzige Überlebende, Markowitsch, stirbt kurze Zeit später an den Folgen seiner Verletzungen.
Mader, (Emst) Friedrich Wilhelm (1866-1947) Geboren am 1. 9. 1866 in Nizza als Sohn eines Predigers der deutsch-evan gelischen Kirche, gestorben am 16. 9. 1947 in Bönnigheim. Besuch des Staatsgymnasiums, dann Studium der evangelischen Theologie in Tübingen, anschließend Vikar in Nizza und Pfarrer in Württemberg. M. war ein deutscher Lyriker, Dramati ker und Romancier, der bereits in jun gen Jahren mit dem Schreiben anfing. Bekannt geworden ist er durch seine Abenteuer- und Reiseerzählungen, die zum Teil als W. Mader oder unter dem Pseudonym Ernst Friedrich (z. B. »Meine Abenteuer mit dem Baron von Münkhuysen« [2 Tie.], in: Das Neue Uni versum. 20.-21. Jg. [1899/1900]; »Die Geheimnisse von Polstadt« [2 Tie.], in: Das Neue Universum. 22.-23. Jg. [1901/02]) erschienen. Manche seiner Storys (z. B. »Im Lande der Zwerge: Er zählung«, in: Das Neue Universum. 27. Jg. [1906]; »Die Messingstadt«, in: Das Neue Universum. 33. Jg. [1912]; Weite res bei Münch 2004), Theaterstücke (Die Emanzipierten, 1901) und Romane (El Dorado, 1904; Der König der Unnah baren Berge, 1909; Wunderwelten, 1911; Die Tote Stadt, 1923; Der letzte Atlantide, 1923; am Rande auch Im Lande der Zwerge, 1911, Die Messing stadt, 1924, und Die Flucht aus dem Sudan, 1925) können der Science Fic tion zugerechnet werden. Zur märchen haften Phantastik gehören die teilweise auch einzeln veröffentlichten Kronen märchen (1924). Vom Stuttgarter UnionVerlag wurde M. wie schon andere Au toren vor ihm als der »deutsche Jules Verne« apostrophiert. Aufgrund der einfachen Sprache und
der didaktischen Zielsetzung sind seine Erzählungen vor allem für ein jugendli ches Publikum geschrieben. El Dorado handelt von der Auffindung des wun dersamen »Steins der Weisen«, Wunder welten erzählt die Geschichte vom Flug des englischen Lords Flitmore durch das Sonnensystem, wobei interessanter weise ein Raumschiff mit Antigravantrieb Verwendung findet. Dessen phan tastische Erfindungen werden auch in dem Roman Im Lande der Zwerge er wähnt. Außerdem findet sich in M.s Er zählungen häufig das Lost-Race-Motiv. M. war ein Verfechter der sauber re cherchierten, literarisch gepflegten (trotz alledem aber recht unspektakulä ren) Abenteuererzählung. Seine Romane lassen sich im Grunde als großer Zyk lus mit rekurrierendem Personal und Identifikationsfiguren beschreiben. Von den rassistischen, nicht aber nationalis tischen Tendenzen mancher Zeitge nossen ist M. frei. In Der König der Un nahbaren Berge tritt er sogar explizit für die Rechte der Aborigines ein. Bibliografie: Die Emanzipierten: Eine dramati sche Zukunftsphantasie. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, 1901, 88 S. El Dorado: Reisen und Abenteuer zweier deut scher Knaben in den Urwäldern Südamerikas. Mit zwei Bildern in Farbendruck und mehreren Abbildungen. Stuttgart: D. Gundert, 1904, 387 S.; 2. verb. u. verm. Aufl. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, 1919, VIII, 439 S.; Neuaufl. als Auf den Spuren der Inkas: Abenteuer-Erzählung. Neu bearb. v. Günter Bröhl. Düsseldorf: Bären-Verlag, 1961, 320 S. (u. ö.). Der König der Unnahbaren Berge: Wunderbare Abenteuer auf einer kühnen Automobilfahrt ins innerste Australien. Stuttgart: Gustav Weise, [1909], VIII, 290 S.; 2. verb. Aufl. Stuttgart; Ber lin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, [1924], VIII, 318 S. (mind. vier Aufl.). Im Lande der Zwerge: Abenteuer und Kämpfe unter den Zwergvölkern des innersten Afrikas; Erzählung. Stuttgart: Verlag für Volkskunst
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Rich. Keutel, [1911], XII, 273 S.; 2. verb. u. verm. Aufl. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, [1920], 301 S. (mind. drei Aufl.). Wunderwelten: Wie Lord Flitmore eine seltsame Reise zu den Planeten unternimmt und durch ei nen Kometen in die Fixstemwelt entführt wird; Erzählung für Deutschlands Söhne und Töchter. Stuttgart: Verlag für Volkskunst Rich. Keutel, [1911], VII, 328 S.; Neuaufl. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, [1921], VII, 326 S. (mind. zwölf Aufl.); Taschen buchausgabe München: Wilhelm Heyne, 1987, 463 S. (HSFF; 06/4374). Die Tote Stadt: Erzählung. Mit einem farbigen Titelbild und acht Tondruckbildern von Karl Mühlmeister. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsanstalt, [1923], 294 S. (mind. neun Aufl.). Der letzte Atlantide: Erzählung; Zugleich zweiter Teil und Schluß der Erzählung Die Tote Stadt. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Ver lagsgesellschaft, [1923], VIII, 276 S. (u. ö.). Die Messingstadt: Erzählung. Mit einem farbigen Titelbild und acht Tondrucktafeln von Karl Mühlmeister. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, [1924], VIII, 361 S.; Neuaufl. als Das Geheimnis der Sahara: Abenteuer-Erzählung. Neu bearb. v. Günter Bröhl. Berlin; Düsseldorf: Deutsche Buchver triebs- und Verlags-Gesellschaft, 1953, 216 S. (u. ö.). Die Flucht aus dem Sudan: Erzählung. Mit farbi gem Titelbild und acht Tondrucktafeln sowie zwei Karten von Richard Herdtle. Stuttgart; Berlin; Leipzig: Union Deutsche Verlagsgesellschaft, [1925], VIII, 294 S.; Neuaufl. bearb. v. Günter Bröhl. Berlin; Düsseldorf: Deutsche Buchver triebs- und Verlags-Gesellschaft, 1954, 216 S. (Abenteuer in aller Welt). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 339; 8, 245; Mader 1926; Pleticha 1978: 112; Abret / Boia 1984: 173-7; Baumgärtner / Pleticha 1984: 2, 426; Hasseiblatt 1987; Bleiler 1990: 474; LRAL 1991; Schlagenhauf 1992: 108-149; Lorenz 1994: 75-100; WF 1994; Innerhofer 1996b: 303-11, 344, 390, 413^1, 435-6, 448-9; Inner hofer 1997b; WF 2000; Schlagenhauf 2001; Münch 2004: 36, 39, 53, 54, 55.
Die Emanzipierten (1901)
M.s erster Versuch auf dem Gebiet des Phantastischen war die gereimte Posse
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Die Emanzipierten. Im Tübingen des Jahres 1950 ist die Emanzipation der Frau über das Ziel hinausgeschossen. Die Frauen haben fast alle Berufe be setzt und die Männer in den Haushalt abgedrängt. Als aber wilde »Gökenweiber« in die Stadt eindringen wollen, wer den sie von tatkräftigen Männern unter der Führung der Burschenschaft »Reaktionia« in die Flucht geschlagen. Sofort fallen die Frauen wieder in das alte Geschlechterrollen-Schema zurück und werben mit ihren häuslichen Fähigkei ten um die Männer. Der Emanzipation der Frau wird - explizit - der »Todes stoß« versetzt. Die Emanzipierten sind noch recht kon ventionelle Literatur, sowohl vom The ma als auch von der Durchführung. Vergleichbar sind z. B. Otto -> Carings Der letzte Leutnant (1910), P. W. —> Kie fers Die Welt ist ein Theater (1911), Ernst —> Scherz’ In fünfzig Jahren (1908), oder P. Bartholomäus —> Widmayers Der Afrikaforscher am Kochherd (1911). Der König der Unnahbaren Berge (1909)
In einem kuriosen Panzerautomobil (vergleichbar dem Ungetüm in Robert —► Krafts Im Panzerautomobil um die Erde, 1906, und in Jesco von —> Puttkamers Im Panzer-Automobil, 1907) bewegt sich eine deutsch-holländische Expedition durch den australischen Busch. Sein Erfinder ist der geniale Aufschneider Kapitän von Münchhausen. Auch ande re Personen aus den späteren Romanen M.s sind beteiligt, etwa Professor Hein rich Schulze und sein Diener Heinz Friedung, sowie Otto von Rothenfels. Nach mancherlei Abenteuern lösen sie schließlich das Rätsel um den »König der Unnahbaren Berge«, dem phantas-
tische Erfindungen zu Gebote stehen (etwa »negative Strahlen«, die unsicht bar machen können): es ist der ver schollene Onkel Ottos von Rothenfels. Um den Eingeborenen in ihrem Kampf gegen weiße Räuber beizustehen, hatte er sich in die Einöde zurückgezogen. M. spinnt sein Abenteuergam in hübsch überschaubaren Portionen. Das dabei entstehende Muster - ausstaffiert mit naturkundlichen Passagen oder Münchhauseniaden - verziert den an sonsten schlichten Erzählstrang. Wunderwelten (1911)
Lord Flitmore hat das Raumschiff »San nah« gebaut, das die Gegenkraft zur Gravitation, die »Fliehkraft«, ausnützt. An der ersten Raumfahrt nehmen außer ihm noch seine Ehefrau Mietje, sein Diener John Rieger, Professor Heinrich Schultze, Kapitän Münchhausen und Heinz Friedung teil. Sie führt zunächst am Mond, der auf der Rückseite über eine Atmosphäre und Vegetation ver fügt, vorbei zum Mars. Nach der Lan dung stoßen sie auf gigantische Insek ten und Würmer, aber auch auf den letzten »Marsiten«. Sie erfahren, dass die Marszivilisation durch Erdbeben ausgelöscht worden ist. Beim Flug zu den äußeren Planeten entgeht die »San nah« nur knapp einem »Meteorenschwarm«. Der Jupiter erweist sich als gasförmig, der Saturn als urweltlicher Planet. Ein vorbeifliegender Komet »reißt« die Raumfahrer in Richtung Al pha Centauri. Da man mit Überlichtge schwindigkeit fliegt, erreicht die »San nah« schon nach einigen Monaten einen unbekannten paradiesischen Planeten. Auf »Eden« leben humanoide Lebewe sen, mit denen sich Friedung bald ver ständigen kann. Die Edeniten leben
friedlich und ohne Krankheiten 30005000 Jahre. Friedung und die Edenitin Heliastra verlieben sich ineinander. Als Lord Flitmore nach einigen Monaten die Heimreise anordnet, schließt sich Heli astra der Gruppe an. Durch einen Zu sammenprall zweier Weltkörper wird die »Sannah« so stark bescheunigt, dass sie nach wenigen Wochen wieder in unser Sonnensystem eintreten und sogar ei nen Beinahe-Zusammenstoß mit der Sonne überstehen kann. Schließlich landen die Raumfahrer wohlbehalten in Südafrika. M.s Roman, der die Wunder des Welt alls beschreiben und erläutern will, ist eines der ältesten Beispiele für eine Weltraumfahrt, die über unser Sonnen system hinausführt. Wie auch sonst hat sich M. bei Wunder welten Jules Verne (genauer: dessen Roman Hector Servadac, 1877) zum Vorbild genommen. Lord Flitmore taucht außerdem in den Abenteuerro manen Im Lande der Zwerge (1911) und Nach den Mondbergen (1911; auch als: Ins dunkle Afrika, 1954) auf und ist auch Nebenfigur in dem nicht-utopi schen Roman Von Hankou bis zum Ku kunor (1930; auch als: Im Banne des goldenen Drachen, 1952). Die Tote Stadt (1923)
Noch vor Der König der Unnahbaren Berge geschrieben, war Die Tote Stadt (zusammen mit der Fortsetzung Der letzte Atlantide) der erste Versuch M.s, einen utopisch-phantastischen Roman zu schreiben. Ein geheimnisvolles Dokument wird von Professor Frank als Botschaft einer Prinzessin Atlanta entziffert. Die Ver mutung, dass sie von einem warmen Kontinent in der Antarktis stammt (die
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Vorstellung von einem idyllischen Para dies am Pol scheint - wie noch anderes - von Kurd -» Laßwitz übernommen zu sein), wird durch das Paläoskop - ein Gerät, mit dem man in die Vergangen heit schauen kann - bestätigt. Eine deutsch-holländische Forschungsexpedition bricht zum Südpol auf. Zu den Teilnehmern gehören, neben Professor Frank, sein Sohn Ernst, Kapitän Hugo von Münchhausen (hier »Münkhuysen« genannt), dessen Tochter Eva, Michael Mäusle und weitere Personen. Nach ei nigen Abenteuern in der Eiswüste sto ßen sie auf eine urweltliche Vegetation mit phantastischen Pflanzen und Tie ren. Genau am Südpol entdecken sie eine riesige, unbevölkerte Stadt, in der Eva von Münkhuysen verloren geht. Der letzte Atlantide (1923)
Im Mittelpunkt des Romans Der letzte Atlantide steht ein Freund Emst Franks, der junge Deutsche Georg Wer ner, den es auf einen Robbenfänger ver schlägt. Von dem barbarischen Kapitän wird er zusammen mit dem Irländer Ri chard (»Dick«) in der Eiswüste der Ant arktis ausgesetzt. Die beiden stoßen auf den hessischen Segelflieger Max Sonne wald. Zusammen machen sie sich auf den Weg nach Süden, nach dem ge heimnisvollen »Atlanta«. Dort finden sie eine mit Sauriern bevölkerte Welt, in deren Mittelpunkt sich die »Tote Stadt« (später als »Polstadt« bezeichnet) befin det. Ein greiser Hüne, der letzte König der Atlantiden, und seine Urenkelin At lanta erzählen ihnen die Geschichte ih res kulturell hoch stehenden Volkes. Ei nige Wochen später stößt Eva von Münkhuysen zu ihnen, wieder einige Zeit später auch der Baron Münkhuy sen. Als die Zeit des Abschieds naht,
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schließt sich Atlanta, die sich in Georg verliebt hat, der Expedition an. Kurz nach der Hochzeit entschläft »der letzte Atlantide«. Die tote Stadt geht in einem Vulkanausbruch unter und die Expedi tionsteilnehmer fliegen zuletzt im Luft schiff Baron Münkhuysens nach Hol land zurück. Wie in anderen Büchern M.s nennt der Autor auch in diesen am Schluss seine Hauptquellen. Der Roman selbst ist simpel gestricktes Abenteuergarn, alt modisch, aber gerade deswegen mit ei nem unverwüstlichem Charme. Marineoffizier, deutscher: -»Ano nymus: Der Zusammenbruch
Markus (?-?) Ungelöstes Pseudonym. Im utopischen Roman Die Volksherr schaft im Gottesstaat, der Staat der Zu kunft (1913) entwickelt sich Deutsch land im 20. Jahrhundert zu einem ka tholischen Gottesstaat. Führer der Re formbewegung ist ein preußischer Bau ernsohn, der von einem Funktionär im Katholikenbund zum Reichstagsabge ordneten und schließlich sogar zum Friedenspapst Innozenz XIV. aufsteigt. Bibliografie: Die Volksherrschaft im Gottesstaat, der Staat der Zukunft: In Form einer Erzählung geschildert. Berlin: Kommissionsverlag der Ver lagsanstalt Politik, 1913, VIII, 153 S.
Martial, Iuvenalis: -> Severus, Severin
Martin, Rudolf (Emil) (1867-1916) Geboren am 1. 6. 1867 in Herrnhut (Sachsen) als Sohn eines Herrnhuter Direktors.
Besuch des Gymnasiums in Zittau. Stu dium der Rechts- und Staatswissen schaften in Leipzig. 1897 Richterexa men. Seit 1901 Preußischer Regierungs rat im Reichsamt des Innern bzw. im Statistischen Reichsamt. M. trat vehe ment für eine Luftrüstung ein, was ihn mit Regierungskreisen, die die Wilhelmi nische Flottenpolitik favorisierten, in Konflikt brachte. 1908 wurde M. aus dem Staatsdienst entlassen, weil er das Ausgreifen der russischen Revolution und den Staatsbankrott prognostizierte. M. verfasste außer zahlreichen Büchern mit vorwiegend futurologischem und technischem Inhalt (Die Zukunft Ruß lands und Japans, 1905, auch als Die Zukunft Rußlands, 1906; Die Eroberung der Luft: Kritische Betrachtungen über die Motorluftfahrt, 1907; Die Zukunft Deutschlands, 1908; Der Weltkrieg und sein Ende, 1915) und Aufsätzen (z. B. in der von Arthur —> Brehmer herausgege benen Anthologie Die Welt in hundert Jahren, 1910) auch Science-Fiction-Erzählungen (mehrere finden sich in der von Wilhelm Köhler herausgegebenen Anthologie Im Luftschiff, 1910) und -Ro mane (z. B. Berlin-Bagdad, 1907). Der Weltkrieg in den Lüften (1909) be schreibt einen Zukunftskrieg mit Eng land, Frankreich und Rußland. Die zusammen mit Gustav Schalk ver fassten Werke Die Eroberung der Luft: Ein Luftschifferbuch (1908; nicht iden tisch mit dem Sachbuch gleichen Na mens) und Von Ikarus bis Zeppelin (1909) sind in erster Linie Sachbücher, enthalten aber auch utopische Erzäh lungen. Nicht zur utopisch-phantasti schen Literatur gehört Der Verlust des Luftkreuzers (1908). Bibliografie: Berlin-Bagdad: Das deutsche Welt reich im Zeitalter der Luftschiffahrt 1910-1931.
Stuttgart; Leipzig: Deutsche Verlags-Anstalt, 1907, 160 S. Englischer Text (Auszug) in Clarke 1997: 233^17. Die Eroberung der Luft: Ein Luftschifferbuch. Mit 22 Textabbildungen. Berlin: Verlag Jugend hort (Walther Bloch Nachf.), [1908], 188 S. (mit Gustav Schalk). Von Ikarus bis Zeppelin: Ein Luftschifferbuch für die Jugend. Leipzig: Brandus’sche Verlagsbuch handlung, [1909], 164 S. (mit Gustav Schalk). Der Weltkrieg in den Lüften. 1. Tsd. LeipzigGohlis: Bruno Volger, 1909, 236 S. Die Luftpiraten und andre Fluggeschichten. 110. Tsd. Berlin: Wolf Wertheim Verlag, 1910, 169 S. Sekundärlit.: Popp 1909: 208; Brümmer 1913: 8, 246-7; Geißler 1913: 353-4; Mielke/ Homann 1920: 370; Christadler 1979: 195; Franke 1985; Ritter 1987: 206-9, 234-6, 257-62, 2668; Clarke 1992: 129; Innerhofer 1996b: 161-4, 166-7, 177, 191; Clarke 1997: 233-47, 433; WF 1999; WF 2000.
Berlin-Bagdad (1907)
Im Jahre 1916 bricht ein Zukunftskrieg zwischen Deutschland und Österreich auf der einen, sowie Rußland auf der anderen Seite aus. Letztere haben in dem deutschstämmigen General Mi chael Sacharow eine starke Führungs persönlichkeit, die schon frühzeitig die militärische Bedeutung der Luftschiffe erkannt hat. Trotzdem setzen sich nach einem schweren Bombardement von Berlin die zahlenmäßig überlegenen deutschen Truppen durch und dringen im Gegenzug weit nach Osten vor. Nach wenigen Jahrzehnten ist »Alldeutsch land« die führende Macht in Europa. Um an den paradiesischen Zuständen partizipieren zu können, schließen sich ihr weitere Nationen wie die Türkei und Südafrika an. Berlin-Bagdad endet mit einem Interessensvertrag zwischen Eng land und Deutschland im Jahre 1931. Der Roman gehört zu den zahlreichen Großmachtphantasien, die vor dem 1. Weltkrieg Konjunktur hatten. 179
Die Luftpiraten und andre Fluggeschichten (1910)
Die Sammlung enthält 21 kurze Storys, die zu vier längeren Abschnitten zusam mengefasst sind. Die Titelgeschichte »Luftpiraten« beschreibt, wie die Bank von England mittels Motorluftschiff aus geraubt wird. Der amerikanische Dieb (der in einer weiteren Geschichte - »Das Nest der Luftpiraten« - auch noch das Casino von Monte Carlo überfällt) lässt sich zuletzt mit seiner Familie in Neu seeland nieder. Mehrere andere Erzählungen (z. B. »Fliegende Suffragettes«; »Die Harems dame im Luftschiff«) zeigen auch die Frau als Luftschifferin (auch wenn das Thema der Gleichberechtigung der Ge schlechter für M. nur eine untergeord nete Rolle spielt). Die bisweilen arg nai ven Geschichten wollen den mutmaßli chen Einfluss der Luftschifffahrt auf das politische und soziale Leben der Zukunft ausmalen.
Maurus (?-?) Ungelöstes Pseudonym. M.s Zukunftskriegsroman Aue Caesar! (1909) nimmt die Marokko-Krise des Jahre 1911 vorweg. Bibliografie: Ave Caesarl Deutsche Luftschiffe im Kampfe um Marokko. 1.-5. Tsd. Berlin: Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Theodor Wei cher, 1909, VII, 230 S.
Sekundärlit.: Ritter 1987: 317-8; Innerhofer 1996b: 196-7.
gemacht. Als sich Frankreich im April 191? das Reich des Sultans von Ma rokko einverleiben will, stehlen deut sche Luftkapitäne in Friedrichshafen zwei Luftschiffe und fliegen damit zum Kampf gegen den »gemeinsamen Feind« nach Afrika. Das eigenmächtige Vorge hen erregt nicht nur die Franzosen, sondern auch die Engländer. Der »Meis ter vom Bodensee« (der nicht nament lich genannte Graf Zeppelin) fliegt da raufhin persönlich nach Windsor, um dem englischen König ein Ultimatum zu stellen. England bewahrt daraufhin den Frieden. Deutschland erhält als Dank für seine Unterstützung Siedlungsgebiet an der marokkanischen Ätlantikküste. M.s Zukunftskriegsroman Ave Caesar! (1909) bedient die üblichen Klischees dieser Zeit, vermag aber durch sein Lo kalkolorit etwas Interesse zu erwecken.
May, Adolf (1879?-?) Es ist unsicher, ob der Verfasser der Er zählung »Die Marsreise« (in: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Jg. 1905, Bd. 8; auch in: Science Fiction Al manach 1984, 1983) mit dem am 10. 3. 1879 in Wien geborenen Autor dieses Namens identisch ist. Dieser schrieb auch unter dem Pseudonym Ama. Die »Phantasie« beschreibt den Flug dreier Personen zum Mars, wo sie auf eine degenerierte menschenähnliche Be völkerung treffen. Sekundärlit.: EPL.
Ave Caesarl (1909)
Bereits zwei Jahre vor dem deutschen »Panthersprung nach Agadir« im Jahre 1911 hat der (in dieser Hinsicht) hell sichtige Verfasser Marokko zum Aus gangspunkt einer internationalen Krise
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May, Karl (1842-1912) Geboren am 25. 2. 1842 in HohensteinErnstthal (Sachsen) als Sohn eines We bers und einer Hebamme, gestorben am 30. 3. 1912 in Radebeul.
M. besuchte das Lehrseminar in Wal denburg, wurde aber wegen Diebstahls relegiert und musste in Plauen die Schulamtskandidatenprüfung beenden. In der Folgezeit geriet er noch mehrfach wegen Diebstahl, Betrug, Fälschung und Amtsanmaßung mit dem Gesetz in Konflikt und verbüßte zwischen 1865 und 1868 sowie zwischen 1870 und 1874 jeweils vierjährige Freiheitsstra fen. 1875 begann seine schriftstelleri sche Tätigkeit, zunächst als Redakteur der Zeitschrift Schacht und Hütte (später auch des Deutschen Familienblatts}, dann als Autor bei H. G. —> Münchmeyer. Die ersten fünf - noch anonym erschie nenen - Kolportage-Romane verschaff ten M. so viel Ansehen, dass er auch bei renommierteren Verlagen (ursprünglich für Erwachsene konzipierte) Abenteuerund Reiseerzählungen veröffentlichen konnte. Seit 1892 erschienen seine Ro mane im Verlag Friedrich Ernst Fehsen feids. Mit Titeln wie Winnetou oder Durch die Wüste wurde M. zu einem der am meisten verehrten Schriftsteller Deutschlands. Seine große Popularität trug ihm auch viel Neid, Häme und Widrigkeiten ein. M. führte eine Serie von Prozessen, die alle Einzelheiten sei nes Privatlebens aufdeckten und seinen Ruf stark beschädigten. Die letzten Jah re seines Lebens - M. lebte seit 1896 in der »Villa Shatterhand« in Radebeul bei Dresden - sind ganz der Apologetik (Mein Leben und Streben, 1910) und der Selbsterhöhung in seinem symbolischen Alterswerk gewidmet. Zweifellos ist M. mit einer Gesamtauf lage von über neunzig Millionen Exemp laren (ohne Übersetzungen) einer der er folgreichsten deutschen Autoren über haupt. Nach einem Urteil Emst Blochs
ist er aber auch »einer der besten deut schen Erzähler«. Jüngere Untersuchungen haben aufge deckt, dass die Palette seiner stilisti schen Möglichkeit viel reichhaltiger, seine Weitsicht weit komplexer ist, als von den zeitgenössischen Schundkämp fern angenommen. Seine sprachlich wie konzeptionell be deutendsten Werke sind die nach der Jahrhundertwende entstandenen »sym bolischen« Romane Im Reiche des sil bernen Löwen (Bd. 3 u. 4, 1902/03) und Ardistan und Dschinnistan (1909) - die nicht zufällig auch utopisch-phantasti sche Elemente enthalten. Nach Roxin hat M. dort eigene biographische Erfah rungen »mit der Utopie einer Mensch heitsentwicklung von der Gewalt zur Versöhnung, von Haß zur Liebe, von Krieg zum Frieden« verbunden. Am Rande einschlägig sind bereits die Ro mane Am Jenseits (1899; eine Fortset zung von Franz Kandolf erschien unter dem Titel In Mekka], da dort ein blinder »Mürdschi« auftaucht, der über die Ga be des Hellsehens verfügt, und Winne tou IV (auch bekannt als Winnetous Er ben, 1910), da dort der »Edelmensch« Tatella Satah eine humanistische Be wegung gründet. Eine ähnliche utopi sche Vereinigung - der »Shen« - wird in Und Frieden auf Erden! (1904) erwähnt. Dieses Motiv wurde bereits im Reiche des silbernen Löwen verwendet, wo im fiktiven Reich der Dschamikun in Per sien alle in »steter Eintracht« leben. Bibliografie: Am Jenseits: Reiseerlebnisse. 1.-15. Tsd. Freiburg i. Br.: Friedrich Ernst Fehsenfeid, 1899, 594 S. (Karl May’s gesammelte Reiseerzäh lungen; Bd. XXV); Lieferungsausgabe März (?) 8. 5. 1899 (u. ö.). Himmelsgedanken: Gedichte. Freiburg i. Br.: Friedrich Emst Fehsenfeid, [1900], XI, 364 S. (u. ö.).
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Im Reiche des silbernen Löwen: Reiseerlebnisse. з. u. 4. Bd. 1.-5. Tsd. Freiburg i. Br.: Friedrich Emst Fehsenfeid, [1902 u. 1903], 636 S. u. 644 S. (Karl May’s gesammelte Reiseerzählun gen; Bd. XXVIII u. XXIX); Lieferungsausgaben 10. 4. - 9. 8. 1902 u. 8. 12. 1902 - 17. 10. 1903 (u. ö.). Und Frieden auf Erden! Reiseerzählung. 1.-5. Tsd. Freiburg i. Br.: Friedrich Emst Fehsenfeid, [1904], 660 S. (Karl May’s gesammelte Reiseer zählungen; Bd. XXX); Voredition als: Et in terra pax: Reise-Erzählung. In: Joseph Kürschner (Hrsg.): China: Schilderungen aus Leben und Ge schichte Krieg und Sieg; Ein Denkmal den Strei tern und der Weltpolitik. 3. Teil. Leipzig: Her mann Zieger, [1901]. Sp. 1-284; Lieferungsaus gabe 1. 11. 1903-26. 8. 1904 (u. ö.). Ardistan und Dschinnistan: Reiseerzählung. 1. и. 2. Bd. 1.—10. Tsd. Freiburg i. Br.: Friedrich Emst Fehsenfeid, [1909], 602 S. u. 651 S. (Karl Mays Reiseerzählungen; Bd. XXXI u. XXXII); Lie ferungsausgabe 6. 8. 1909 - ? (u. ö.). Winnetou. 4. Band. 1.-10. Tsd. Freiburg i. Br.: Friedrich Ernst Fehsenfeid, [1910], 623 S. (Karl May’s gesammelte Reiseerzählungen; Bd. XXXIII); Lieferungsausgabe existent (Datierung unbekannt) (u. ö.). Babel und Bibel: Arabische Fantasia in zwei Ak ten. Freiburg i. Br.: Friedrich Ernst Fehsenfeid, 1906, 203 S. (u. ö.). Mein Leben und Streben: Selbstbiographie. Bd. 1. Freiburg i. Br.: Friedrich Ernst Fehsenfeid, [1910], 320 S.; Neuaufl. als »Ich«: Aus Karl May’s Nachlaß hrsg. v. E. A. Schmid. 1.-5. Tsd. Rade beul b. Dresden: Karl May Verlag, [1916], S. 269506 (Karl May’s Gesammelte Werke: Bd. 34) [ent hält: »Das Märchen von Sitara«] (u. ö.).
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 4, 339-40; Geiß ler 1913: 356-7; Bühler 1919; May 1922; Ra guse 1963; Schmidt 1963; Oel-Willenborg 1973; Pleticha 1978: 116-8; May 1982; Stein brink 1983; 208-28, 258-9; Roxin 1984; Schmiedt 1984; Hamann 1986: 486-7; Neu mann 1987: 204-8; Heermann 1988; Plaul 1988; Wanjek 1988; Sudhoff / Vollmer 1993 (verschiedene einschlägige Beiträge); MAL 1994: 587-90; Wohlgschaft 1994; Ilmer 1995; Pleticha / Augustin 1996; Sudhoff / Vollmer 1997; Weiß / Schöneberger 1997: 128; Essig/ Schury 1999; Pütz 1999; Schmiedt 2000; DBE 2001: 7, 2-3; Leupold-Löwenthal 2002; Pet zei / Wehnert 2002; Sawacki 2002: 324-30; Sprengel 2004: 201-2.
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Ardistan und Dschinnistan (1909)
Die dem Doppelroman zu Grunde lie gende allegorische Konzeption erläutert M. in »Das Märchen von Sitara« (in: Mein Leben und Streben, 1910): Auf Si tara, einem erdähnlichen Planeten auf der anderen Seite unserer Sonne, leben die Menschen in Ardistan und Dschin nistan. Ardistan ist das Tiefland der pri mitiven Fleischesmenschen, in dem Ge walt und Egoismus in allen Variationen verbreitet sind. Obwohl das Verlassen des Landes verboten ist, machen sich einige Wenige - wie Old Shatterhand nach Dschinnistan, dem Bergland der Edelmenschen, auf, wo Humanismus und Menschenliebe regieren. Um dort hin zu gelangen, muss der Suchende (das auch in Babel und Bibel, 1906, er wähnte) Märdistan, das Zwischenland, durchwandern, in dessen geheimnis vollem Wald von Kulub (eine Allegorie des Herzen) er viele Gefahren und Aben teuer bestehen muss, bis er schließlich in die »Geisterschmiede« gezerrt und dort in unsäglichem Schmerz gestählt wird. Unter dem Protestgeschrei der ardistanischen »Normalmenschen« steigt er dann nach Dschinnistan auf.
In Ardistan und Dschinnistan wird die ser Kampf zwischen den beiden allegori schen Mächten beschrieben. Um einen Krieg zu verhindern, schickt die Herr scherin von Sitara, Marah Durimeh, Ka ra Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar nach Ardistan. Sie gelangen über das Land der Ussül, primitiven Riesen (eine Allegorie auf Naturvölker), und das Ge biet der nomadisierenden Tschobän (eine Allegorie auf mündig gewordene Menschen) in die Hauptstadt Ard (eine Allegorie der Zivilisation). Dort befreien sie den Mir von Dschinnistan aus der Gewalt des Panthers (eine Allegorie der
Leidenschaften). An der Grenze nach Dschinnistan werden die Truppen Ardistans besiegt, der Panther ertrinkt im Fluss Sulh (eine Allegorie des Friedens). Ardistan und Dschinnistan ist das origi nellste Werk M.s. Es sucht seinesglei chen in der deutschen Literatur.
Mayer, Theodor Heinrich (18841949) Geboren am 27. 2. 1994 in Wien, ge storben am 3. 11. 1949 ebd. Studium der Chemie und Pharmazie (abgeschlossen mit der Promotion). M. übernahm die väterliche Apotheke, ver kaufte diese aber 1924, um sich ganz der Schriftstellerei zu widmen. M. war auch noch nach dem 2. Weltkrieg aktiv. Sein Roman Menschenland (1947) ist eine Inselutopie mit Lost-Race-Motiven. Viele Erzählungen und Romane sind wegen des Einbruchs des Übersinnli chen ins reale Leben typische Phan tastik, einige sogar Science Fiction (z. B. »Der ewige Aeroplan«, in: Die Macht der Dinge, 1924). In dem apokalyptischen Drama Wir (1921) steht ein alles ver nichtender Sprengstoff im Mittelpunkt des Geschehens; Rapanui (1923) ist eine Variante von Platons Atlantis-My thos; in Cyprian der Abenteurer (1924) figuriert ein fiktiver Staat namens »Eleutheria«; in Tod über der Welt (1930) führt eine äußere Katastrophe die Menschheit in einem Weltbund zusam men; in Ärzte (1936) sucht ein Arzt nach einem Serum, das alle Krankhei ten heilt. Während Von Menschen und Maschinen (1915) - abgesehen von eini gen Einzelzügen - mehr der Phantastik angehört, enthält die Sammlung Die Macht der Dinge (1924) zehn einschlä gige Kurzgeschichten.
Die in die bekannte Leonhard-Adelt-Anthologie Lebendiger Stahl (1920) aufge nommene Erzählung »Expreßzug WienNizza« (bereits in: Von Menschen und Maschinen) ist nicht utopisch-phantas tisch. Bibliografie: Von Maschinen und Menschen: Novellen. Leipzig: L. Staackmann, 1915, 334 S. Wir: Eine dramatische Phantasie. Leipzig: L. Staackmann, 1921, 127 S. Rapanui: Der Untergang einer Welt; Roman. Leipzig: L. Staackmann, 1923, 354 S. Cyprian der Abenteurer: Eine anscheinend hei tere Geschichte. Leipzig: L. Staackmann, 1924, 283 S. Die Macht der Dinge: Novellen. Leipzig: L. Staackmann, 1924, 229 S. Tod über der Welt: Roman. Leipzig: L. Staack mann, 1930, 320 S. Ärzte: Roman. Leipzig; Berlin: Curt Zschäpe-Ver lag, 1936, 383 S. Menschenland: Roman. Wien: Bellaria-Verlag, 1947, 368 S. Sekundärlit.: Geißler 1913: 357; Reich 1927: 162-3; DLL3 10, 651-2; WF 2002; WF 2003.
Meister, Friedrich (1841-1918) Geboren in Baruth am 28. 7. 1841, ge storben am 10. 1. 1918 in Berlin. In Berlin lebender Jugend- und Aben teuerschriftsteller, der auch unter meh reren Pseudonymen schrieb. M. verfasste am Ende des 19. Jh. Meh rere Kurzgeschichten für Das Neue Uni versum. Am interessantesten ist »Mon tezuma: Ein technisches Märchen« (in: Das Neue Universum. 12. Jg. [1891]; auch in: Deutschlands Jugend. Bd. 14. [ca. 1912]), eine Variation des Franken stein-Motivs, in der eine Lokomotive künstliche Intelligenz entwickelt. »Der Zug nach oben« (in: Das Neue Univer sum. 13. Jg. [1892]) schildert die Ent deckung und Anwendung der Antigravi tation (»negative Schwerkraft«) durch ei-
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nen deutschen Physik-Lehrer. »Profes sor Baumgarts Experiment« (in: Das Neue Universum. 14. Jg. [1893]) ist eine belanglose okkultistische Geschichte mit Science-Fiction-Einschlag um ein wissenschaftliches Experiment, bei dem zwei Seelen vertauscht werden. Weitere Geschichten: »Geschwindigkeit« (in: Das Neue Universum. 5. Jg. [1884]); »Unser Trabant: Eine astronomische Idee« (in: Das Neue Universum. 8. Jg. [1887]; auch in: Als der Welt Kohle und Eisen ausging, hrsg. v. Susanne Päch, 1980); »Weiteres von »Unserm Trabanten«« (in: Das Neue Universum. 9. Jg. [1888]; auch in: Als der Welt Kohle und Eisen ausging, hrsg. v. Susanne Päch, 1980); »Nach der großen Revolution« (in: Das Neue Universum. 11. Jg. [1890]); »Die Weltfahrten und Abenteuer der „Stern schnuppe“« |2 Tie.] (in: Das Neue Univer sum. 18-19. Jg. ,1897/98]; auch in: Als der Welt Kohle und Eisen ausging, hrsg. v. Susanne Päch, 1980). Teilweise beru hen diese Geschichten auf Vorlagen englischer und amerikanischer ScienceFiction-Autoren. M.s Erzählungen sind schlichte Unter haltungsliteratur. Dass seine Geschich ten immer wieder im Neuen Universum abgedruckt wurden, lässt vermuten, dass ihr rustikaler Charme bei den jun gen Lesern gut ankam. Sekundärlit.: Geißler 1913: 361; NKLK 1936: 455-6; Ritter 1987: 68-70; Päch 1980: 328-9; EPL; Münch 2004: 22, 35, 39, 40, 53-4, 64.
Melchers, Gustav Adolf (?-?) Unbekannter Autor. In dem utopischen Roman Die Vergan genheit unserer Zukunft? (1908) wird unsere Gegenwart aus der des Jahres
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100 000 trocken kritisiert. Die neue Sintflut (1914) zählt zu den Weltunter gangsromanen. Aus dem Jenseits! (1909) ist ein episodenhafter Roman um eine Seele und somit im Grunde ein spiritistischer Roman, doch finden die Inkarnationen auf verschiedenen Plane ten im Universum statt, was den Roman auch als Science Fiction qualifiziert. Bibliografie: Die Vergangenheit unserer Zukunft? Der Verfall unserer Vormenschen. Berlin; Düs seldorf; Leipzig; Stuttgart: Zeit-Verlag, 1908, 312 S. Aus dem Jenseits! Aufzeichnungen eines Toten. 1.-3. Tsd. Düsseldorf: Eduard Trewendt’s Nach folger, 1909, 246 S. Die neue Sintflut: Roman. 1.-3. Tsd. Berlin: Hyperionverlag, 1914, 308 S.
Sekundärlit.: Geißler 1913: 361; Franke 1985; Innerhofer 1996b: 194, 362.
Die Vergangenheit unserer Zukunft? (1908)
Das Buch gibt sich als Niederschrift mehrerer Vorlesungen, die ein Histori ker über den Aufstieg und Untergang der Menschheit mehr als 100 000 Jahre in der Zukunft angefertigt hat. Der Bo gen, den M. schlägt, reicht von seiner jüngsten Zukunft über die Blütezeit um das Jahre 2600 bis zur völligen Ver dummung der Menschen um 3000. Die Ursache für die Dekadenz sieht M. wie viele seiner Zeitgenossen in der allge meinen »Überreizung« der Nerven durch Genussmittel. Obwohl es keine durchgehende Hand lung gibt, lockert M. die Erzählung (sie ist in Ich-Form geschrieben) dadurch auf, dass er die Ereignisse einem per sönlichen Kommentar unterwirft. Die Vergangenheit unserer Zukunft erinnert an die Zukunftsentwürfe Olaf Stapledons, auch wenn M. nicht über die in tellektuelle Reflexionskraft des engli schen Philosophen verfügt.
Die neue Sintflut (1914)
Über Europa bricht völlig unerwartet eine neue Sintflut herein. Die Ursache bleibt im Dunkeln und der Autor lässt eine religiöse Deutung bewusst offen. Vor den steigenden Wassermassen flie hen die Menschen in Schiffen oder ins Gebirge. Die Zivilisation bricht zusam men und zwischen den Überlebenden entbrennt ein barbarischer, letztlich hoffnungsloser Überlebenskampf. Am Schluss bleiben - als neuer Adam und neue Eva - zwei Menschen übrig (ein Motiv, das in ähnlicher Form schon in —» Jacobsens Die letzten Menschen, 1905, verwendet ist). Obwohl der Roman nicht frei von Län gen und losen Fäden ist, gehört er zu den besseren apokalyptischen Visionen vor dem 1. Weltkrieg. Gerade am An fang gelingt M. eine glänzende Schilde rung einer dekadenten Hamburger Bür gerschicht.
Mendelssohn, Erich (Wilhelm) von (1887-1913)
Geboren am 19. 7. 1887 in Dorpat als Sohn eines russischen Staatsrates, ge storben am 2. 6. 1913 in Hallebäk bei Kopenhagen. 1896 Umsiedelung nach Deutschland. Studium der Kunstgeschichte und Phi losophie in Jena und Berlin. Umfangrei che Reisetätigkeit. 1909 Niederlassung in Kopenhagen. Phantasten (1912) ist das beeindru ckende Werk eines begabten, früh ver storbenen Erzählers. Es schildert, wie ein neu gegründeter utopischer Staat trotz der besten Startvoraussetzungen und trotz des Idealismus aller Beteilig ten in einer Despotie endet.
Bibliografie-. Phantasten: Roman. Berlin: Oester held & Co., 1912, 246 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 248; Mielke / Homann 1920: 370; Majut 1960: 1752; DLL3 10, 821-3; Affeldt-Schmidt 1991: 347-8.
Phantasten (1912)
In der Nähe des Bismarck-Archipels wird eine neu entstandene vulkanische Insel entdeckt. Der Forschungsreisende Paul Seebeck nimmt sie für das Deut sche Reich in Besitz und wird dafür zum »Reichskommissar« ernannt. Er will auf dem 1200 Quadratkilometer großen Eiland eine »korrekte«, rein auf Vernunft basierende Gesellschaft grün den und einen neuen Typus Mensch heranziehen. Zu den ersten Siedlern gehören außer Seebeck der Journalist und Politiker Jakob Silberland, der Ar chitekt Edgar Allan, der jüdische Refe rendar Otto Meyer, Hauptmann a. D. von Rochow, der Student Melchior und der idealistische russische Flüchtling Nechlidow. Nach einem Jahr ziehen 350 weitere Kolonisten auf die Insel. Ein weiteres Jahr später tritt das egalitäre Prinzip in Kraft und ein fünfköpfiges Beamtengremium wird von der Gemein schaft gewählt. Der Start der utopi schen Gesellschaft gibt zu höchsten Hoffnungen Anlass. Doch nach und nach müssen Kompromisse geschlossen werden und trotz des guten Willens aller nehmen die Spannungen zu. Sie re sultieren weniger aus dem Neid als aus den unterschiedlichen Vorstellungen über das gemeinsame Gute. Als Nechidlow eine Beschwerde nach Berlin schickt, nimmt das Unheil seinen Lauf. Ein Untersuchungsbeamter fordert See beck auf, sein Reichskommissariat nie derzulegen. Dieser weigert sich, miss braucht seine Stellung und beginnt die Insel zu befestigen. Die Inselbewohner,
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die sich hinter Seebeck stellen, können sich für eine Zeitlang gegen die deut sche Marine behaupten, doch zum Schluss versinkt die Insel in einer Orgie der Gewalt: alle Hauptpersonen sterben im Kugelhagel oder enden durch Selbst mord. Phantasten ist eine Abart der Robinsonade, die Handlung eindeutig eine Tra vestie von Johann Gottfried Schnabels utopischem Klassiker Die Insel Felsen burg (1731/43). Affeldt-Schmitt deutet das Ende als misslungenen Versuch ei ner »Abtrennung von der Muttergesell schaft«.
Menschenfreund, ein: -» Hoffmann, Adolph
Menschheit, Ewger Seeliger: —> Seeliger, Ewald Gerhard
Merriman, John (?-?) Wahrscheinlich Pseudonym eines deut schen Autors. M.s Romane geben sich als Übersetzun gen aus dem Amerikanischen. Verbin dendes, wenn auch nicht immer zent rales Element der Romane ist der greise idealistische Erfinder Thomas Alva Edi son (1847-1931), der (wie auch andere Zeitgenossen) in persona auftritt (mögli cherweise ist dieses Motiv von Villiers de llsle-Adams Roman L’eve fiiture [1886; dt. Edisons Weib der Zukunft, 1909] übernommen). Die Romane ha ben einen antikapitalistischen Stand punkt, ohne zu reinen Tendenzschriften zu verkommen. Deutschtümelei und rassistische Ressentiments (die »gelbe 186
Gefahr« wird in mehreren Romanen er wähnt) kommen in geringem Umfang vor. M. zeigt Sympathien für Sozialisten (aber auch für den deutschen Kaiser) und Interesse an technischen und öko nomischen Fragen der Zeit. Seine Romane (Die Marsmenschen kom men, 1908; Das lenkbare Luftschiff, 1908; Die Welt verhungert, 1908; Die künstlichen Menschen, 1908; Der Welt streik, 1908) beruhen meist auf Ideen von H. G. Wells. Nach Ehrig handelt es sich auch bei dem vor kurzem entdeck ten sechsten Science-Fiction-Roman von M. (Das unsterbliche Automobil, ca. 1911) um ein Plagiat von Wells’ The Time Machine (1895; dt. Die Zeitma schine, 1904). Bibliografie: Die Marsmenschen kommen. Deut sche Ausgabe. Berlin: Schreitersche Verlags buchhandlung, [1908], 332 S. (Thomas Alva Edi son - der große Erfinder; Bd. 1). Das lenkbare Luftschiff. Deutsche Ausgabe. Ber lin: Schreitersche Verlagsbuchhandlung, [1908], 295 S. (Thomas Alva Edison - der große Erfinder; Bd. 2). Die Welt verhungert. Deutsche Ausgabe. Berlin: Schreitersche Verlagsbuchhandlung, [1908], 287 S. (Thomas Alva Edison - der große Erfinder; Bd. 3). Die künstlichen Menschen. Deutsche Ausgabe. Berlin: Schreitersche Verlagsbuchhandlung, [1908], 350 S. (Thomas Alva Edison - der große Erfinder; Bd. 4). Der Weltstreik. Deutsche Ausgabe. Berlin: Schreitersche Verlagsbuchhandlung, [1908], 289 S. (Thomas Alva Edison - der große Erfinder; Bd. 5). Das unsterbliche Automobil: Der Roman einer Erfindung. Hamburg: Vitrus-Verlag, [ca. 1911], 80 S. (Vitrus-Bücher; 7). Sekundärlit: Popp 1909: 187-8, 206; Seeßlen / Kling 1977: 120; Rottensteiner 1967; Innerhofer 1996b: 183-5, 294-7, 363, 410, 419-20, 437; Ehrig 2000; Innerhofer 2000c: 96.
Die Marsmenschen kommen (1908)
Der amerikanische Erfinder Thomas Alva Edison und sein deutscher Assis
tent Hans Lehmann beobachten eine Brandkatastrophe auf dem Mars. Kurze Zeit später landen Marsmenschen in Deutschland (ähnlich wie bei H. G. Wells’ War ofthe Worlds [1898; dt. Der Krieg der Welten, 1901] gibt es zwei Marsianerrassen, die intellektuellen Marsköpfe und die arbeitenden Marsrie sen). Sie stellen das Ultimatum, sich der höher stehenden Marskultur zu un terwerfen. Der deutsche Kaiser lehnt ab. Bei einer ersten militärischen Aus einandersetzung bleiben die Marsmen schen dank ihrer »Vakuatoren« sieg reich. Auf einem Kongreß in London kommt es zum Schulterschluss der eu ropäischen Mächte, die sich im Dezem ber 1910 zu den »Vereinigten Staaten von Europa« zusammenschließen. Die von Edison entwickelten Elektrisierma schinen und Bazillenbomben bringen in einer Schlacht bei Berlin die Wende des Krieges. Die Marsmenschen werden ver nichtet. Zwei Jahre später startet eine Luftflottille der »Vereinigten Staaten von Europa« und »Vereinigten Staaten von Amerika« zum Mars. Im Schlusskapital, das zwanzig Jahre später spielt, erfah ren wir, dass die Marsköpfe besiegt wurden und die Menschen den Mars kolonisierten. M. greift wie schon Kurd —> Laßwitz (dessen Roman Auf zwei Planeten eben so wie H. G. Wells’ War of the Worlds als Vorlage diente) das Thema des Kolonia lismus auf, hinterfragt aber weit un kritischer als jener virulente sozialdar winistische Vorstellungen. Der Weltstreik (1908)
In Deutschland, dem »klassischen Land des Streikes«, hat Lassalle einen sozia listischen Staat errichtet. Die »Sozial demokratie« hat sich über ganz Europa
ausgebreitet und schickt sich nun an, nach Amerika überzuschwappen. Mittel zur Durchsetzung ist der »Weltstreik« aller Arbeiter. Dem berühmten Erfinder Edison wird die Führung der Kapitalis ten angetragen, was er aber aus Sym pathie für die Arbeiter ablehnt. Im dar auf folgenden Konflikt nimmt der »Die ner der Entwicklung der Menschheit« persönlich nicht teil, stattet aber die streikenden Massen mit elektrischen Waffen aus, so dass sie die von der ka pitalistischen Regierung eingesetzten Soldaten besiegen können. Zehn Jahre später hat Amerika die »Geldwirtschaft« immer noch nicht abgeschafft, doch be findet sich das Land auf seinen Weg zu einer idealen Gesellschaft in einem neuen Entwicklungsstadium. Die Welt verhungert (1908)
Nach jahrelangen Missernten bricht 1920 eine weltweite Hungerkatastrophe aus. Edison beginnt daher, künstliche Stärke aus Zellulose herzustellen. Doch auf Betreiben des »Getreidetrusts« un tersagt der amerikanische Präsident eine industrielle Auswertung der Erfin dung und lässt Edisons Fabrik zerstö ren. Erst als dessen diktatorisches Regi me abgesetzt und die Republik wieder eingeführt wird, wendet sich der neue Präsident der Vereinigten Staaten an Edison. Dieser hat inzwischen seine Erfindung weiter verbessert und kann nun auch Eiweiß künstlich herstellen. Die künstlichen Menschen (1908)
Edisons Freundeskreis diskutiert die Möglichkeit der Erschaffung künstlicher Menschen. Verschiedene Theorien wer den vorgeschlagen und verworfen. Edi son selbst favorisiert eine mechanische Lösung mittels elektrischer Wellen, die 187
ähnlich wie Schallwellen aufgezeichnet werden. M. lässt im Roman die ver schiedenen Lösungen Gestalt anneh men. Am interessanten ist sicherlich eine - nach modernem Sprachgebrauch -»genetische« Theorie, die zur Schaffung von Tiermenschen führt (ein Motiv, das aus H. G. Wells’ Die Insel des Dr. Mo reau übernommen) ist. Letztendlich er weist sich nur Edisons Lösung als prak tikabel.
Meyer, Max Wilhelm (1853-1910) Geboren am 14. 2. 1853 in Braun schweig, gestorben am 17. 12. 1910 in Meran. Dr. phil. Astronom. Begründer der Volkssternwarte »Urania«. M. schrieb zahlreiche astronomische und futurologische Sachbücher (z. B. Der Untergang der Erde, 1902; Be wohnte Welten, 1909) und Romane (z. B. Der neue Stern, 1907). Bis ans Ende der Welt (1900) ist ein Theaterstück, das wegen seiner Hand lung - eine Zeitreise in die Vergangen heit und Zukunft - vielleicht inspiriert von H. G. Wells’ The Time Machine (1895; dt. Die Zeitmaschine, 1904) - oh ne Einschränkung zur Science Fiction gerechnet werden kann. Bibliografie: Bis ans Ende der Welt: Ein Schöp fungsdrama; In 12 Bildern und einem Prolog. Berlin: Verlags-Firma A. Entsch, 1900, 79 S. Sekundärlit.: Meyer 1908; NKLK 1936: 461; Ritter 1982: 125-7; Innerhofer 1996b: 21, 78, 266, 338-41, 375-8, 393; Daum 1998: 501-2.
Bis ans Ende der Welt (1900)
Ein Professor und ein Doktor - beide namenlos - entdecken in ihrem Pariser Observatorium einen neuen »Planeten« zwischen der Mars- und Erdbahn, der auf die Erde stürzt. Nach dem Ein
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schlag erwachen sie auf einem urweltli chen Himmelskörper und nehmen in einer Art Zeitreise an der Entwicklung des Planeten (von den Anfängen bis in eine phantastische Zukunft) teil. Zum Schluss erweist sich der Weltuntergang als ein Traum, ausgelöst durch den Ein schlag eines Meteoriten. Als Theaterstück war Bis ans Ende der Welt nur kurzfristig erfolgreich (es wur de u. a. in der Stat. Hall in London und am Belle-Alliance-Theater in Berlin, auf geführt), auch wenn sich einige köst liche Züge finden, etwa wenn der Pro fessor verzweifelt über einen Rechen fehler brütet und zum Schluss zufrie den feststellt, dass der Zusammenstoß zwischen Erde und Meteor doch wie vorausberechnet stattfinden wird.
Meyrink, Gustav (1868-1932) Geboren am 19. 1. 1868 in Wien als un ehelicher Sohn des Barons Friedrich Karl Gottlieb Freiherr Vernbüler von und zu Hemmingen und der Schau spielerin Maria Wilhelmine Adelaide Meyer, gestorben am 4. 12. 1932. Im Jahre 1917 nahm er den Namen Mey rink an. M. besuchte Schulen in München, Hamburg und zuletzt in Prag. Nach der Absolvierung der Handelsakademie Mit gesellschafter, dann selbstständiger Bankier der Bank Meyer & Morgens tern, der »einzigen christlichen Bank in Prag« (diese Bezeichnung als Reaktion auf den unzutreffenden Vorwurf, er sei Jude). 1902 wurde er durch einen Be trugsvorwurf ruiniert. Der Dandy M. war eine Reizfigur der Prager Gesell schaft, besonders seine Liebesaffären und seine okkultistischen Neigungen provozierten die Prager Bürger. 1904
siedelte er nach Wien, 1907 nach Mün chen, 1911 nach Starnberg um, wo er auch verstarb. Zusammen mit Hanns Heinz —► Ewers und Karl Hans -+ Strobl bedeutendster Vertreter der deutschen Phantastik. Zu seiner Zeit war M. einer der populärsten Autoren überhaupt. In seinem Werk vereinen sich oft mystische und okkul tistische Züge. Seine Angriffsziele sind der kleingeistige Offizier und der »deut sche Spießer«, der Wunder und über natürliche Dinge nicht mehr Emst nimmt. M., der 1897 mit dem Schreiben anfing (seine erste Veröffentlichung datiert auf das Jahr 1901) war ein Meister der klei nen Form, seine Romane - insbeson dere in seiner späteren Phase - errei chen selten das Niveau seiner stilistisch brillanten Erzählungen. Sein bekann testes Werk ist Der Golem (1915). Der Roman greift die alte jüdische Sage von einem künstlichen Menschen auf, ver arbeitet aber noch weitere phantasti sche Elemente (Visionen; DoppelgängerMotiv, u. a.), weshalb er am Rande zur Science Fiction gezählt werden kann. Obwohl M.s Einfluss auf dieses Genre im Gegensatz zu dem der allgemeinen Phantastik - sehr begrenzt ist, finden sich gerade in seinen Erzählungen durchaus Science-Fiction-Motive. Ein schlägige Geschichten sind z. B. »Der heiße Soldat« (in: Simplicissimus. 6. Jg., Nr. 29 [29. 10. 1901]; auch in: Der heiße Soldat und andere Geschichten, 1903, u. ö.), »Der violette Tod« (in: Simplicissi mus. 7. Jg., Nr. 8 [1902]; auch in: Der heiße Soldat und andere Geschichten, u. ö.), »Das Präparat« (in: Simplicissi mus. 8. Jg., Nr. 12 [1903]; auch in: Or chideen, 1904, u. ö.), »Dr. Lederer« (in: Simplicissimus. 8. Jg., Nr. 24 [1903];
auch in: Orchideen, u. ö.), »Das Wachs figurenkabinett« (in: Der liebe Augustin. 1. Jg., Nr. 9 [1904]; auch in: Des Deut schen Spießers Wunderhom, 1913, u. ö.), »Schöpsoglobin« (in: Simplicissi mus. 11. Jg., Nr. 17 [1906]; auch in: Des deutschen Spießers Wunderhom, u. ö.), »Der Satumring« (in: Simplicissi mus. 11. Jg., Nr. 44 [1907]; auch in: Des deutschen Spießers Wunderhom, u. ö.), »Wie Dr. Hiob Paupersum seiner Tochter rote Rosen brachte« (in: Simpli cissimus. 20. Jg., Nr. 20 [1915]; auch in: Fledermäuse, 1916, u. ö.). In der Er zählung »Das Präparat« (in: Simplicissi mus. 8. Jg., Nr. 12 [1903]; auch in: Des deutschen Spießers Wunderhom, u. ö.) steigert M. das Thema vom Automaten menschen ins Groteske: ein persischer Arzt enthauptet seinen Todfeind und baut den Kopf in eine Uhr um, die mit qualvoll lallender Stimme die Stunden an sagt.
Einschlägige Sammlungen M.s sind Der heiße Soldat und andere Geschichten (1903), Orchideen (1904), Wachsfiguren kabinett (1908), Des deutschen Spießers Wunderhom (1913), Fledermäuse (1916), Der Golem (1916), Der violette Tod und andere Novellen (1922), Die heimtückischen Champignons und ande re Geschichten (1925), Der Engel vom westlichen Fenster (1927), Das Haus zur letzten Latem (1973). Dagegen sind die selbstständig erschienenen Erzählun gen Der Kardinal Napellus (1915), Der Mann auf der Flasche (1920), Meister Leonhard (1925), Der Uhrmacher (1937), die Romane Das grüne Gesicht (1917), Walpurgisnacht (1917), Der weiße Domi nikaner (1921) und die Sammlungen Der Löwe Alois und andere Geschichten (1917) und Goldmachergeschichten (1925) zur Phantastik zu rechnen. 189
M. trat auch als Herausgeber (Romane und Bücher der Magie, 1921-4) und Übersetzer (von Camille Flammarion, Charles Dickens u. a.) hervor. Bibliografie: Der heiße Soldat und andere Ge schichten. München: Albert Langen / Verlag für Litteratur u. Kunst, 1903, 147 S. (Kleine Biblio thek Langen; 62). Orchideen: Sonderbare Geschichten. München: Albert Langen Verlag für Literatur und Kunst, [1904], 148 S. (auch 8.-10. Tsd. ebd. ca. 1915). Wachsfigurenkabinett: Sonderbare Geschichten. München: A. Langen, 1908, VIII, 233 S. Des deutschen Spießers Wunderhorn: Gesam melte Novellen. (In 3 Bänden.) München: Albert Langen, 1913, 143 u. 140 u. 145 S. (enthält die Geschichten aus Wachsfigurenkabinett, Orchi deen und Der heiße Soldat] (u. ö.). Fledermäuse: Sieben Geschichten. Leipzig: Kurt Wolff, 1916, 238 S.; 2., erw. Aufl. ebd. 1917; stark erw. Aufl. hrsg. v. Eduard Frank. Mün chen; Wien: Langen Müller, 1981, 446 S. [die Ausgabe in den »Gesammelten Werken; Bd. 6« enthält einen Anhang von Fragmenten und ein Schlusskapitel »Zu Meyrinks Werken«]; Taschen buchausgabe in zwei Bänden Rastatt: Moewig, 1984, 160 u. 173 S. (Moewig Phantastica; 1803 u. 1804) (u. ö.). Der Golem: Ein Roman. Leipzig: Kurt Wolff, 1915, 501 S. (zahlreiche Neuaufl. m. tlws. veränd. Ausstattung). Der violette Tod und andere Novellen. Leipzig: Philipp Reclam jun., [1922], 76 S. (RUB; 6311) [enthält Geschichten aus Des deutschen Spie ßers Wunderhom]. Die heimtückischen Champignons und andere Geschichten. Berlin: Ullstein, [1925], 253 S. (Das neue Ullstein-Buch). Der Engel vom westlichen Fenster: Roman. Leip zig; Zürich: Grethlein & Co., 1927, 441 S.; Neu aufl. Bremen: Carl Schünemann Verlag, 1927, 441 S. Das Haus zur letzten Latem: Nachgelassenes und Verstreutes. München; Wien: Langen Müller Verlag, 1973, 470 S.; Taschenbuchausgabe in zwei Bänden Rastatt: Moewig, 1984, 160 u. 173 S. (Moewig Phantastica; 1801 u. 1802) (u. ö.). Erzählungen und Essays aus dem Nachlaß. Kö nigswinter: Robert Karle, 1974 (n. v.). Sekundärlit.: Ewers 1905: 129-30; Brümmer 1913: 4, 457; 8, 249; Geißler 1913: 367-8; Mielke / Homann 1920: 367-8; Frank 1957;
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Schödel 1965; KLL X: 4039-41; Schödel 1976; Frank 1977; Binder 1978; Lube 1978; Abret 1979; Binder 1979; Lube 1980; Cersowsky 1983; Marzin 1983/84; Mathiere 1985; Karle 1986; Wörtche 1987; BL 1988; Berg 1991; MAL 1994: 603-4; Raymond / Compere 1994: 65-6; Ruthner 1994; WF 1994; Konieczny 1996; WF 1996; Reiter 1997; WF 1997 (dort weitere Lite ratur); Reiter 1998; Abret 1999; Ritter 2002; Sprengel 2004: 192-6.
Michaelis, Paul (1863-1934) Pseudonym: Lucifer. Geboren am 8. 3. 1863 als Sohn eines Lehrers in Libbesdorf (Anhalt), gestor ben am 24. 1. 1934 in Naumburg. Besuch des Gymnasiums in Köthen. 1882-85 Studium der Theologie in Leip zig, Halle und Berlin. Danach arbeitete M. als Journalist und Redakteur der Vossischen Zeitung. Erneutes Studium, das er mit der Promotion zum Dr. phil. in Halle abschloss. 1898 gründete er die Neue Hamburger Zeitung. M. schrieb unter den Tarnnamen Luci fer und Paul Lebrecht. Seine pseudo nym erschienenen Kometenbriefe (1888) sind ein herausragendes Beispiel für die frühe deutsche Science Fiction. Bibliografie: Kometenbriefe. Berlin: Hermann Costenoble Verlagsbuchhandlung, [1888], 218 S. (2. Aufl. ebd. 1893); Neuaufl. Fürth: Offizin Bleymehl, 1964, 134 S. (Sammlung Antares; 7) (als Lucifer). Sekundärlit.: NKLK 1936: 464; DLL3 10, 1037-8; Innerhofer 1996b: 250; EPL; WF 1998; Weigand 2000.
Kometenbriefe (1888)
Dem Ich-Erzähler Fritz fällt während seines Erholungsurlaubes in Ems ein Meteorstein vor die Füße. Bei seiner Be rührung entfaltet sich ein Zelt und der neugierige Erzähler wird darin zu einem Kometen geflogen. Dort lernt er die technisch weit fortgeschrittene Kultur
der Kometenbewohner kennen. Die nach »hunderttausend Millionen« zäh lenden Bürger verfügen über die »Ur kraft«, mit der sie sich die Materie un terworfen und ein Paradies auf dem rie sigen Kometen erschaffen haben. Vorü bergehend wird Fritz Mitarbeiter in ei ner Zeitung und beginnt ein Verhältnis mit der schönen Venusbewohnerin Salmancis. Während seines Aufenthalts auf dem Kometen und einigen Ausflü gen (u. a. auf die Sonne) begegnet er neben zahlreichen anderen Wesen auch zwei Menschen, Major von Rabenstein und seiner Tochter Helene. Als der Ma jor erkrankt und schließlich stirbt, keh ren die zwei Erdenbewohner in einer Äthergondel in ihre Heimat zurück. Die Kometenbriefe sind ein Briefroman im amüsant-ironischen Plauderton, mit einigen hübschen Science-Fiction-Ideen und gelegentlichen Seitenhieben auf zeitgenössische Zustände.
Michaelis, Richard C. (1839-1909) Journalist und Verleger. Geboren in Deutschland, wanderte M. nach seinem Militärdienst 1866 in die USA aus. Dort gab er mehrere deutschsprachige Zeit schriften heraus. Bibliografie: Ein Blick in die Zukunft: Eine Ant wort auf: Ein Rückblick von Edward Bellamy. Leipzig: Philipp Reclam, jun., [1890), 107 S. (RUB; 2800). Die erste amerikanische Ausgabe (Looking Further Forward: An Answer to Looking Backward by Edward Bellamy. Chicago; New York: Rand, McNally and Co., 1890, 123 S.) er schien parallel zur deutschen. Sekundärlit.: Reich 1927: 123-4; Sengfelder 1929: 18; Huntemann 1953: 90-2; Riederer 1961: 86-9; Riederer 1962: 174-6; Schmidt 1976; Ritter 1979: 133-5; Eder 1981: 14; Bieder 1990: 498-9.
Ein Blick in die Zukunft (1890)
M. gibt eine antikommunistische Fort setzung und Widerlegung von Edward Bellamys utopischem Roman Looking Backward 2000-1887 (1888; dt. Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889). Julian West erzählt in unmittelbarem Anschluss an die Er eignisse dieses Romans seine weiteren Erfahrungen. Er wird zum Professor für Geschichte am Historischen Institut der Bostoner Shawnut-Universität ernannt. Seine Antrittsvorlesung »Vor 113 Jah ren«, in der er das Jahr 2000 gegenüber dem finsteren 19. Jahrhundert in den schönsten Farben preist, findet kühle Aufnahme. Nach der Vorlesung klärt ihn ein gewisser Herr Forest, sein aka demischer Vorgänger für die Geschichte des 19. Jahrhunderts, darüber auf, dass die gegenwärtigen Verhältnisse keineswegs so rosig seien wie gedacht. Das System begünstige Korruption und Nepotismus, während Eigeninitiative und Wettbewerb behindert würden. Durch den Mund dieses Herrn Forest (einer Parallelfigur zu Dr. Leete bei Bellamy) widerlegt nun M. systematisch die sozialistischen Einrichtungen und zeigt ihre abschreckenden Folgen auf. Der Roman endet damit, dass Julian West wieder am 31. Mai 1887 in seinem un terirdischen Schlafgemach aufwacht: er preist sich nun dafür glücklich, dass das Ganze nur ein Alptraum war. Erwähnt sein noch, dass 1891 eine Ge genschrift auf M. von Ludwig A. Geissler (Looking Beyond] erschienen ist.
Middeldorf, Wilhelm (1874-1919) Geboren am 19. 12. 1874 als Sohn ei nes Bauern in Waltrop, gestorben am 1. 5. 1919 in München. 191
Volksschule ebd. Nach Ableistung des Militärdienstes und Abitur 1899 Eintritt in den Jesuitenorden. Studium der Phi losophie und Theologie, 1910 Priester weihe. Herausgeber der Jugendzeitschrift Die Burg. 1910 veröffentlichte er anonym den Zu kunftskriegsroman An Bord des Sirius in der Zeitschrift Leuchtturm. Der Ro man wurde 1913 leicht verändert unter seinem Namen, 1917 unter dem Namen August —> Hackmann veröffentlicht. Bibliografie: An Bord des Sirius: Reise- und Kriegserlebnisse aus der Zeit des fliegenden Men schen nach dem Tagebuch des Volatilius Volantius herausgegeben. Trier: Paulinus, 1913, 192 S. (Leuchtturm-Bücherei; 7) [Neubearbei tung von »An Bord des Sirius: Reise- und Kriegs erlebnisse aus der Zeit des fliegenden Menschen von Volatilius Volantius«. In: Leuchtturm: Illus trierte Halbmonatsschrift für Studierende. 3. Jg. (1910). S. 27-30, 50-3, 72-6, 96-100, 128-31, 160-4, 186-90, 210-4, 235-8, 260-2, 282-5, 307-10, 330-4, 352-7, 391-401, 425-37, 45561]; der Text ist weitgehend identisch mit A. Hackmann: Der Kampf um die Weltmacht: Frie dens- und Kriegsfahrten an Bord des Sirius. Karlsruhe; Leipzig: Verlag der Hofbuchhandlung Friedrich Gutsch, 1917, 146 S. (Illustrierte Welt all-Bibliothek; 10). Sekundärlit.: Christadler 1979: 195; Franke 1985; Ritter 1987: 271-4; WF 1990; Trappe 1993; Innerhofer 1996b: 211-3; WF 1998.
Moderatus Diplomaticus: ->Bufalo della Valle, Marquesa Emilia del
Modersohn, Ernst (1870-1948) Geboren am 14. 2. 1870 in Soest (West falen), gestorben 1948 in Blankenburg (Thüringen). M. verbrachte seine Jugend in Münster. Nach dem Theologie-Studium Pastor in Weidenau bei Siegen, später in Mühl heim an der Ruhr (bis 1906). Danach 192
Journalist und Redakteur. Wohnhaft in Blankenburg. Autor zahlreicher populärwissenschaft licher und erbaulicher Schriften zur Bi bel. Die erfolgreiche Novelle In den Ta gen des Menschensohnes (1901) be schreibt die letzten Tage vor dem Jüngsten Gericht. Bibliografie: In den Tagen des Menschensohnes: Eine Geschichte aus der Zukunft. Neumünster: Vereinsbuchhandlung G. Ihloff, [1901], 47 S.; 30.-35. Tsd. ebd. 1910. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 5, 12; 8, 250; DLL3 10, 1162-4.
In den Tagen des Menschensohnes (1901)
In einem Zugabteil entspinnt sich eine Debatte zwischen einem Professor, ei nem Fabrikbesitzer und einem religiö sen Schwärmer. Kurz Zeit später ist letzterer verschwunden, und mit ihm alle anderen frommen Menschen. Der Professor erkennt, dass sie zu Gott ent rückt wurden und den übrigen noch ei ne Gnadenfrist gewährt ist. Während um ihn alles im Chaos versinkt, findet er den Weg zurück zu Gott. Dem Profes sor wird sogar der »Segen« zuteil, für seinen Glauben sterben zu dürfen: von einer aufgeputschten Menge, zu der auch sein eigener Sohn gehört, wird er zu Tode gesteinigt. In den Tagen des Menschensohnes (der Titel bezieht sich auf eine Stelle im Mat thäus-Evangelium) verschenkt durch seine allzu aufdringliche Tendenz eine durchaus interessante und spannende Grundidee.
Möller, Max (Emil Karl) (1854-1935) Nicht identisch mit dem in Erfurt gebo renen Schriftsteller gleichen Namens. Geboren am 19. 2. 1854 in Hamburg,
gestorben am 19. 12. 1935 in Braun schweig. Nach seiner Ausbildung als Bauingeni eur in Berlin und Hannover wurde M. 1890 als Professor an die Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig berufen. Dr.-Ing. e. h., Regierungs-Baumeister und Geheimrat. Fachmann für Fluss- und Brückenbau. Wegbereiter des Eisenbetonbaus. Neben Fachpublikationen verfasste M. auch philosophische und populärwis senschaftliche Werke (z. B. Die Natur kraft oder die Bewegung der Masse, be herrscht durch äußeren Druck, und die Freiheit als Bethätigungsform geistiger Kraft, begrenzt und geleitet durch eige nen Willen, 1891; Das räumliche Wirken und Wesen der Elektrizität und des Magnetismus, 1892; Grundriß des Wasserbaus, 1906). Die dort geäußerten Vorstellungen gingen teilweise in Der deutsche Orden Natuliens im Jahre 2000 (1892) ein. Dieses Werk gehört zu den seltenen Utopien, die ihren Schwer punkt fast ausschließlich auf kulturelle und nicht auf politische oder religiöse Ideologeme legen. Bibliografie: Der deutsche Orden Natuliens im Jahre 2000. Braunschweig: C. A. Schwetschke 8s Sohn (Appelhans 8s Pfenningstorff), 1892, 48 S. Sekundärlit.: DBE 2001: 7, 170.
Der deutschen Orden Natuliens im Jahre 2000 (1892)
»Südlich von Victoria Nyansa gelegen«, ist Natulien im Jahre 2000 ein prospe rierendes Schutzgebiet des deutschen Reiches. Ursache ist das kulturelle Wir ken des »Deutschen Ordens«, der dort seit 1948 ansässig ist. In bekannter utopischer Tradition referiert ein Ich-Er zähler die Prinzipien und Einrichtungen des Ordens (in den Anmerkungen zitiert M. seine eigenen Werke). Von seinen
Mitgliedern werden u. a. ein Mindestal ter von 35 Jahren, eine philosophische Schulung und eine Ausbildung in ver schiedenen Studiengängen verlangt. Da das Werk kaum mehr als eine rasch hingeworfene Skizze ist, bleiben die konkreten Wirkungsabsichten - falls der Autor sich überhaupt mit seinem Werk an breitere Kreise wenden wollte weitgehend im Dunkeln. Der im Titel figurierende »Deutsche Or den« hat nichts mit der erst 1911 von Otto Sigrid Reuter und Ernst Hunkel gegründeten völkischen Glaubensge meinschaft gleichen Namens zu tun.
Morgenstern, Christian (Otto Jo seph Wolfgang) (1871-1914) Geboren am 6. 5. 1871 in München als Sohn eines Landschaftsmalers, gestor ben am 31. 3. 1914 in Meran-Unter mais. M. studierte Volkswirtschaft und Jura, später Philosophie und Kunstgeschichte in Breslau. Ab 1894 Redakteur, Jour nalist und Schriftsteller in Berlin. M. lebte zuletzt in Meran. Lyriker, Kritiker, Erzähler, Übersetzer. M. hat sich vor allem durch seine bur lesken Galgenlieder (1905) einen festen Platz in der deutschen Literaturge schichte erobert. Er schrieb aber auch tiefsinnige, anfangs von Nietzsche, spä ter von Rudolf Steiner beeinflusste Ly rik. Die »kosmische« Lyrik seines Frühwerks (z. B. Phanta’s Schloss, 1895; Auf vielen Wegen, 1897; Ich und die Welt, 1898) schlägt mehrfach mythisch-allegorischphantastische Themen an, ohne des halb direkt zur Science Fiction gezählt werden zu können. Einschlägige Ge
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dichte finden sich vor allem in seinem späteren Werk, beispielsweise »Die Ge ruchs-Orgel«, »Der Aromat« (in: Palmström, 1910/1912/1916), »Die Mittags zeitung« (in: Palma Kunkel, 1916), »Auf dem Fliegenplaneten«, »Aus dem Anzei genteil einer Tageszeitung des Jahre 2407« (in: Der Gingganz, 1919) oder »Entwickelungs-Skizzen« (in: Mensch Wanderer, 1927). Von M.s Erzählungen gehören »Die Schallmühle: ein Märchen« und »Das Ende der Welt« (beide in: Die Schallmühle, 1928) zur Science Fiction. Während der Mystiker M. schon mehr fach analysiert worden ist, steht eine Untersuchung des utopisch-phantasti schen Autors M. noch aus. Bibliografie: Palmström. Berlin: Bruno Cassirer, 1910, 55 S.; 3., verm. Aufl. Berlin: Bruno Cas sirer, 1912, 72 S.; Neuaufl. in: Palmström, Korf und Palma Kunkel. Neuherausgabe u. Nachwort v. H. 0. Proskauer. Basel: Zbinden, 1973, 179 S. (Sämtliche Dichtungen; I 8); Auszüge in: Schreib heft 61 (Oktober 2003). S. 79-92 (u. ö.). Palma Kunkel. Berlin: Bruno Cassirer, 1916, 84 S.; Neuaufl. in: Palmström, Korf und Palma Kunkel. Neuherausgabe u. Nachwort v. H. O. Proskauer. Basel: Zbinden, 1973, 179 S. (Sämtli che Dichtungen; I 8) (u. ö.). Mensch Wanderer: Gedichte aus den Jahren 1887-1914. 1.-5. Tsd. München: R. Piper, 1927, 281 S.; Neuaufl. hrsg. u. Nachwort v. H. O. Proskauer. Basel: Zbinden, 1976, 323 S. (Sämtli che Dichtungen; II 12) (u. ö.). Der Gingganz: Aus dem Nachlass hrsg. v. Marga rete Morgenstern. Berlin: Bruno Cassirer, 1919, 76 S.; Neuaufl. in: Galgenlieder, Gingganz und Horatius travestitus. Neuherausgabe u. Nach wort v. H. 0. Proskauer. Basel: Zbinden, 1972, 263 S. (Sämtliche Dichtungen; 16) (u. ö.). Die Schallmühle: Grotesken und Parodien. Aus dem Nachlaß hrsg. v. Margarete Morgenstern. Mit vier Scherenschnitten von der Hand des Dichters. München: R. Piper & Co., 1928, 168 S.; Neuaufl. hrsg. u. Nachwort v. H. O. Proskauer. Basel: Zbinden, 1976, 174 S. (Sämtliche Dich tungen; II 13) (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 5, 30; Geißler 1913: 375-6; Giffei 1931; Martin 1931; Bauer 1948; Beheim-Schwarzbach 1964; Gumtau
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1971; Kretschmer 1985; Kretschmer 1989: MAL 1994: 607-8.
Moriturus (?-?) Ungelöstes Pseudonym (lat. »Der zum Sterben Bereite«). M.s Briefroman Mit deutschen Waffen über Paris nach London (1906) be schreibt - mit den fast schon üblichen Stereotypen - einen englisch-französi sch-deutschen Zukunftskrieg. Bibliografie: Mit deutschen Waffen über Paris nach London: Briefe von der Elbe; Eine sachliche Antwort auf Seestern, Hansa, Beowulf. Hanau: Clauss & Feddersen, 1906, (8), 84 S. Sekundärlit.: Anonym 1906; Franke 1985.
Mit deutschen Waffen über Paris nach Lon don (1906)
Der Verfasser nimmt im Vorwort (und an vielen Stellen seines Romans) explizit zu Seesterns (d. i. Ferdinand -> Grautoffs) »1906«, »Hansas« (d. i. Otto —> Hoepners) Hamburg und Bremen in Ge fahr! und Beowulfs (d. i. Maximilian —> Kems) Der deutsch-englische Krieg Stel lung. Anders als diese Zukunftskriegs romane will er »dem Leserkreise« »die nüchterne Wirklichkeit des kriegeri schen Aktes vor Augen führen (womit der Autor aber keineswegs den Schre cken und die Rohheit des Krieges meint). In Wirklichkeit unterscheidet sich das Pamphlet nur marginal von seinen bellizistischen Vorläufern. In Briefen eines deutschen Flottenoffi ziers an seinen Freund wird eine kriege rische Auseinandersetzung zwischen Deutschland auf der einen und England und Frankreich auf der anderen Seite im Jahr 19.. beschrieben. Während die Engländer die deutsche Flotte lange in Schach halten können, unterliegen die Franzosen (ähnlich wie schon 1870) in
einer Schlacht an der Marne den deut schen Truppen. Durch den erzwunge nen Seitenwechsel Frankreichs wendet sich auch das Kriegsgeschick an der zweiten Front: die deutsche Invasions flotte siegt vor Helgoland über die Eng länder. Die gelandeten Truppen erzwin gen vor London die endgültige Kapitu lation Englands.
Mosegaard, Anna (Dorothea) (1881-1954) Geboren am 2. 1. 1881 als Tochter eines Brauereiarbeiters in Nordhausen, ge storben am 26. 3. 1954 in Hadersleben. Nach dem frühen Tod ihres Vaters ar beitete M. als Magd, Dienstmädchen und Tabakarbeiterin. Umzug 1906 nach Hadersleben. M. war für die sozialisti sche Bewegung aktiv. Seit 1908 Schriftstellerin. M. ist haupt sächlich als Dramatikerin bekannt ge worden. Zur märchenhaften Phantastik gehört das Bühnenspiel Der Zaubergeiger (ca. 1920). Die einzige einschlägige Ge schichte in der Kurzgeschichten-Sammlung Im Jahre 2000 (1914) ist die im Titel genannte Short Story »Im Jahre 2000«: Gott erwacht aus einem 2000 Jahre währenden Schlaf, erkennt, wie schlecht die Welt inzwischen geworden ist, und zerstört sie deshalb wieder. Bibliografie: Im Jahre 2000 und andere Skizzen. Düsseldorf: Oskar Borckenhagen, 1914, 144 S. (Literatur-Blüten und Perlen; Nr. 4). Sekundärlit.: LSL 1994: 332.
Moser, Ernst (1863-1927) Geboren am 9. 1. 1863 in Königsberg (Preußen), gestorben am 11. 6. 1927 ebd.
Schulbildung und Studium in Königs berg, dann arbeitete er als selbstständi ger Buchhändler. M. ist vorwiegend als Dramatiker in Er scheinung getreten. Der Geburtstag des sozialdemokrati schen Zukunftsstaates (1905) ist eine antisozialistische Humoreske. Bibliografie: Der Geburtstag des sozialdemokrati schen Zukunftsstaates: Humoreske. Dessau: Verlagsbuchhandlung von Paul Baumann, Herzogl. Anhalt, u. Sachsen-Altenb. Hofbuchhänd ler, 1905, 96 S.
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 5, 41; Geißler 1913: 376; NKLK 1936: 474; DLL3 10, 1358.
Der Geburtstag des sozialdemokratischen Zukunftsstaates (1905)
Der beschauliche Haushalt der Baronin von Ramberg wird von der Nachricht überrascht, dass eine sozialdemokrati sche Regierung an die Macht gekommen ist: die allgemeine Arbeitspflicht sei eingeführt, Militär und Polizei aufgelöst, alles verstaatlicht. Unter Berufung auf die neue Gleichheit macht sich der »Umstürzler« Klaus Mix im Schloss breit. Beim gemeinsamen Mahl schmie den die Domestiken (phantastische) Zu kunftspläne. Bald darauf bricht unter den Genossen ein Streit über die Besitz tümer aus. Der von der Baronin herbei gerufene Oberst Kurt von Ransberg be endet schließlich den Spuk: die Revolu tion erweist sich als eine Charade, die der »Magnetopath« und »Suggestor« Mix heraufbeschworen hat. Die Humoreske gehört zu den groben Beispielen kaiserzeitlicher Unterhal tungsliteratur. Der Versuch des Autors, die Ideen des Sozialismus ins Lächerli che zu ziehen, wirken an manchen Stel len tatsächlich (wenn auch eher unfrei willig) komisch.
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Müller, Ernst (1861-1927) Geboren in Stockholm. Promotion zum Dr. phil. Wissenschaftli cher Schriftsteller, der seit 1891 in Hamburg lebte. Sein Kurzroman Ein Rückblick aus dem Jahre 2037 auf das Jahr 2000 (1891) ist eine Fortsetzung und Widerlegung von Edward Bellamys Rückblick. Bibliografie: Ein Rückblick aus dem Jahre 2037 auf das Jahr 2000: Aus den Erinnerungen des Herrn Julian West; Herausgegegeben von Dr. Emst Müller. Berlin: Carl Ulrich & Co., 1891, 95 S. (insgesamt drei Aufl.).
Sekundärlit.: Popp 1909: 188; Brümmer 1913: 5, 37; Reich 1927: 124-5; Riederer 1961: 95-8; Riederer 1962: 179-80; DLL3 10, 1453.
Ein Rückblick aus dem Jahre 2037 auf das Jahr 2000 (1891)
Wie in Richard —> Michaelis’ Blick in die Zukunft (1890) und in Laicus’ (d. i. Phi lipp —> Wasserburgs) Etwas später! (1891) wird Julian West, der Protagonist aus Edward Bellamys Looking Backward 2000-1887 (1888), Professor für Geschichte an der Bostoner ShawnutUniversität. Bald nach seiner Antritts vorlesung gerät der Ich-Erzähler in Kon flikt mit den Erziehungsbehörden, die seine öffentlichen Äußerungen als Kritik an der sozialistischen Gesellschaft auf fassen und missverstehen. West wird als Regierungsbefugter in die Kleinstadt Ebertytown abgeschoben. Immer mehr lernt er die verheerenden Wirkungen des Kommunismus - insbesondere Kor ruption und Bürokratie - am eigenen Leibe kennen. Nach 37 Jahren beseiti gen Revolution und Umsturz die beste hende Ordnung und das kapitalistische System wird wieder eingeführt. Geschildert wird das Geschehen aus der Perspektive des 180-jährigen Julian West, der inzwischen - im Jahr 2037 -
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von seinem früheren »Wahn« geheilt ist. M.s Anliegen ist es, die unseligen Folgen des Sozialismus für das bürgerliche Familienleben zu illustrieren.
Müller, Georg (1877-1917)
Geboren am 29. 12. 1877 in Mainz als Sohn eines wohlhabenden Lederhänd lers, gestorben am 29. 12. 1917 in München. M. verbrachte seine Volontärszeit in München, wo er 1903 den »Georg Mül ler Verlag« gründete. Zu seinem Mitar beitern zählten u. a. der spätere Verle ger Reinhard Piper und der Lektor Alf red Neumann. Kennzeichnend für die Publikationen des Georg Müller Verlags war die vorbildliche Buchgestaltung und Ausstattung, während das Verlags programm nahezu das gesamte Spekt rum der Literatur abdeckte. M. war ein Verleger, der sich in herausragender Weise um die utopisch-phantastische Literatur verdient gemacht hat. Zu den von ihm besonders geschätzten Autoren gehörten Edgar Allan Poe, E. T. A. Hoff mann, Otto Julius —► Bierbaum, Alfred —> Kubin, Hanns Heinz —> Ewers, Karl Hans -* Strobl und Paul —» Scheerbart. Insgesamt erschienen etwa 160 Publi kationen auf dem Gebiet der utopisch phantastischen Literatur. Die in seinem Verlag erschienene Reihe »Galerie der Phantasten« gehört zu den verlegeri schen Spitzenleistungen überhaupt. Nach M.s Tod geriet der Verlag in eine Krise. In den 30er Jahren gelangte er in den Besitz der Nationalsozialisten, die ihn mit dem Verlag Albert Langen fusio nierten. Die Verlagseinheit besteht auch heute noch, hat aber inzwischen weite ren Zuwachs bekommen.
Sekundärlit.: Neumann 1928; Galle 1969; DBE 2001; 7, 260.
Müller, Hans (1882-1950) Geboren am 25. 10. 1882 (nicht: 1881) in Brünn, gestorben am 9. 3. 1950 in Einigen (Schweiz). Nach Studium der Philosophie und Rechtswissenschaften in Wien, Gre noble und Leipzig Promotion zum Dr. jur. in Wien, wo M. sich nach ausge dehnten Reisen 1906 als Schriftsteller niederließ. Später Chefdramaturg der Ufa sowie bei Metro-Goldwyn-Mayer. 1928 Übersiedelung nach Hollywood, 1933 nach Einigen am Thuner See. M., der tlws. unter dem Pseudonym Müller-Einigen publizierte, zählt zu den neuromantischen Schriftstellern. Er schrieb Lyrik, Dramen und Erzählun gen. Die nur teilweise zur Phantastik zu rechnende Novellensammlung Geheim nisland (1909) enthält die Variation ei ner Inselutopie (»Lao«), in der die exo tisch gezeichneten Bewohner ihren Tod furchtlos erwarten. Ein dämonischer Geist (»Das Männchen«) ist Protagonist des phantastischen Schauspiels Der Vampir (1923). Bibliografie'. Geheimnisland: Novellen. Berlin: Egon Fleischei & Co., 1909, 259 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 5, 59; 8, 251; Geißler 1913: 381; WF 1993; DBE 2001: 7, 262.
Müller-Guttenbrunn, Herbert (18871945) Geboren am 5. 6. 1887 in Wien, gestor ben am 10. 4. 1945 in Kostemeuburg. Jura-Studium in Wien. Promotion zum Dr. jur 1911. M. arbeitete als Redak teur, freier Schriftsteller und Landwirt.
In der Satire Die Frauen von Utopia (1914) nimmt M. mit arg konventionel len Mitteln die zeitgenössische Frauen bewegung aufs Korn. Bibliografie: Die Frauen von Utopia: Eine Komö die. Wien: Gerlach & Wiedling, [1914], 96 S. Sekundärlit.: DLL3 10, 1555.
Die Frauen von Utopia (1914)
Das englische Forschungsschiff »Pan ther« strandet auf der Insel Utopia, wo hin vor zehn Jahren die »wilden Weiber« abgeschoben worden sind. Zur gleichen Zeit erreicht seinen Kapitän Shakleton die drahtlose Depesche, dass der Pre mierminister Lord Landfried just von diesen Suffragetten entführt worden ist und er ihn befreien soll. Das männliche Auftreten Shakletons führt dazu, dass sich die Präsidentin von Utopia, Gertrud George, sofort in ihn verliebt. Auch den anderen Offizieren werfen sich die Suff ragetten rasch an den Hals. Die wei bischen Inselmänner, die um ihre Stel lung als Drohnen fürchten, revoltieren daraufhin. Als Frau Prof. Häkel-Garn verkündet, dass sie durch Experimente mit Vogelblut die eierlegende Frau ge schaffen und den Mann überflüssig ge macht hat, steigern sich die Unruhen, Häkel-Gam wird sogar zur Kaiserin ausgerufen. Die alte Präsidentin flieht mit dem Kapitän von der Insel, Utopia versinkt schließlich im Chaos. Dem weit verbreiteten Thema des »Frau enstaates« kann M., ohnehin ein Nach zügler in diesem Subgenre, keine neuen Facetten abgewinnen.
Münch, Paul Georg (1877-1956) Geboren am 16. 2. 1877 in Leipzig, ge storben am 16. 6. 1956 ebd.
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Schulbesuch in Leipzig. Lehrer in Leip zig-Connewitz. Der populäre Schriftsteller (z. B. Räb chen aus meinem Nest, 1936) trug wäh rend des 1. Weltkriegs mit Hindenburgs Einmarsch in London (1915) sein Scherf lein zu der Masse an nationalistischen Zukunftskriegsromanen bei. Bibliografie: Hindenburgs Einmarsch in London: Von einem deutschen Dichter. Leipzig: Grethlein & Co., 1915, 260 S. (anonym). Englischer Text (Auszug) in Clarke 1997: 408-10. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 5, 80; Geißler 1913: 384-5; DLL3 10, 1582-3; Franke 1985; Fisher 1991: 27; Clarke 1992: 129-30, Clarke 1997: 408-10, 440; WF 1998.
Hindenburgs Einmarsch in London (1915)
Hindenburgs Einmarsch in London ist ein stark nationalistischer Zukunfts kriegsroman. Im Jahre 1915 hat das kriegsmüde Rußland einen Sonderfrie den mit Deutschland ausgehandelt. Die von der Ostfront nach Westen verfrach teten deutschen Truppen erobern dar aufhin Calais und Dünkirchen. Der Ro man endet mit der Invasion Englands und der Eroberung Londons durch Paul Hindenburg. In ähnlicher Weise hat schon —► Moriturus einige Jahre vorher einen Zukunftskrieg beschrieben.
Münchmeyer, Heinrich Gotthold (1836-1892) Geboren am 29. 6. 1836 in Lauterbach bei Bischofswerda, gestorben am 6. 4. 1892 in Davos-Platz. Berühmt-berüchtigte Verlegerpersön lichkeit. Ursprünglich Zimmermann und Musikant. Im Jahre 1862 gründete M. den Verlag H. G. Münchmeyer, der sich bis zum Ende der 19. Jahrhun derts zu einem der erfolgreichsten Kol portage-Verlage in Deutschland entwi
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ckelte. Mitte der 1860er Jahre musste M. seinen (mit seinem Bruder geführ ten) Verlag an einen Ort außerhalb von Dresden verlegen. Nach seinem Tod leitete ihn seine Frau Ida (1840-1928, geborene Ey) weiter. Der Verlag bestand bis 1936. Zu den von M. verlegten Autoren gehör ten u. a. Karl —> May und Robert —> Kraft. Sekundärlit.: Plaul 1977; May 1982; Steinbrink 1984: 98-9; Weiß / Schöneberger 1997: 136; Essig / Schury 1999: 110, 118-9: Petzei / Wehnert 2002: 296.
Mynona: —> Friedlaender, Salomo
Neckeben, Johannes (?-?) Arzt (Dr. med.) in Breslau, der laut Vor wort in Ein Vorblick auf das Jahr 2000 ODER ein Tag in einer Strafanstalt des XXI. Jahrhunderts (1891) durch seinen Beruf gezwungen war, alle Neuerungen auf dem Gebiet der »Gefängnisswissenschaft« zu lesen. Eventuell handelt es sich um einen Gefängnisarzt. N.s »Zukunftstraum« karikiert den hu manen Strafvollzug. Bibliografie: Ein Vorblick auf das Jahr 2000 ODER ein Tag in einer Strafanstalt des XXI. Jahrhunderts: Ein gefängnisswissenschaftlicher Zukunftstraum. Breslau: Wilhelm Koebner, 1891, V, 64 S.
Ein Vorblick auf das Jahr 2000 ODER ein Tag in einer Strafanstalt des XXI. Jahr hunderts (1891)
Satirische Auseinandersetzung mit Ed ward Bellamys Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887 (1888; dt. 1889) und Karl Kröhnes Lehrbuch der Gefängniskunde (1889). Nach der Lektüre von letzterem Werk fällt der Ich-Erzähler in den Schlaf und erwacht in der Zukunft. Begeistert lernt er die hauptsächlich aus Amerika importier ten Fortschritte in der »Gefängnisswissenschaft« kennen. Die Disziplinarstra fen sind abgeschafft, es gibt nicht ein mal Wachen, da Jeder seine Strafe frei willig auf sich nimmt. Die Insassen mu sizieren und gärtnern, haben sogar Waf fen und eigene Möbel. Allem liegt Kröh nes Gedanken zu Grunde, dass der »Schönheitssinn« des Sträflings entwi ckelt werden müsse. Während einer Re de vor Gefangenen entfesselt der Erzäh ler ungewollt ihren Groll. Als diese ihn totschlagen wollen, erwacht er zu Hause aus seinem Traum. Ephemere Satire.
Neupauer, Josef Ritter von (1810?1902?) Nicht identisch mit dem steirischen Landeshauptmannvertreter Joseph Ed len von Neupauer, möglicherweise iden tisch mit dem Mitglied der niederöster reichischen Advokatenkammer (Eder 1982: 27, Anm. 120). Sozialreformer. Dr. Ritter. Autor verschiedener Streitschriften (z. B. Der Kollektivismus und die soziale Monarchie, 1909). Seine utopischen Vorstellungen, die auf eine Kombination von monarchischen, aristokratischen und kommunistischen Elementen hi nauslaufen, hat er auch in dem Roman Oesterreich im Jahre 2020 (1893) nie dergelegt. Bibliografie: Oesterreich im Jahre 2020: Social politischer Roman. Dresden; Leipzig: E. Pierson’s Verlag, [1893], 344 S. Sekundärlit.: Reich 1927: 127-8; Schmidt 1976; Eder 1981: 13-4, 16; Eder 1982: 3-28; WF 2000.
Oesterreich im Jahre 2020 (1893)
N.s Roman schließt sich mit einigen Modifikationen an Edward Bellamys Rückblick (1888) und Richard -> Micha elis’ antikommunistischer Widerlegung Blick in die Zukunft (1890) an. Julian West, der Ich-Erzähler des Romans, und Mr. Forest, Wests akademischer Vorgänger bei Michaelis, reisen im Jah re 2020 von Boston nach Oesterreich. Dort lernen sie eine merkwürdige Ver quickung der k. u. k.-Monarchie und ei ner kommunistischen Gesellschaftsord nung kennen. Durch den Druck äuße rer Ereignisse hat sich Oesterreich zu einem Idealstaat entwickelt. Erbmonarchie und Adel sind als Überbleibsel des alten Staates erhalten, doch sind die Aristokraten nicht aus der Menge he
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rausgehoben und dienen eher als Vor bilder. Der Privatbesitz ist abgeschafft, die Rolle der Frau aufgewertet und die nach wie vor dominierende Beamten schaft reglementiert. Beeindruckt von den österreichischen Verhältnissen kehrt West, der auch ein Liebesaben teuer erlebt, wieder nach Amerika zu rück. Neutraler Kaufmann: Anonymus: Die Terrain-Spekulanten auf dem Mars
burg: Andreas Isler, 1904, 386 S. (mind. 33 000 Ex. in verschiedenen Ausgaben, darunter auch eine in St. Petersburg bei A. Isler erschienene so wie eine kartonierte Ausgabe mit elf Vollbildern). Englischer Text (Auszüge) in Clarke 1997: 183201, 390-8. Aetherio: Eine Planetenfahrt. Regensburg: W. Wunderling’s Hofbuchhandlung, 1909, 222 S. Sekundärlü.: LL 110-1; Anonym 1906; Brümmer 1913: 5, 132-3; 8, 253; Geißler 1913: 393; Christadler 1979: 37, 125, 371; Baumgärtner/ Pleticha 1984: 2, 427; Franke 1985; Ritter 1987: 120-37; WF 1989; Clarke 1992: 108, 118, 120-1; WF 1993; Innerhofer 1996b: 297-303; Clarke 1998: Clarke 1997: 183-201, 390-8, 430-1, 439; Weiß / Schöneberger 1997: 138; Saprä 2003.
Der Weltkrieg (1904)
Nickel, Th.: -> Futurus
Niemann, August (Wilhelm Otto) (1839-1919) Geboren am 27. 6. 1839 als Sohn eines Oberstleutnants in Hannover, gestorben am 17. 9. 1919 in Dresden. Der aus einer Militärfamilie stammende N. diente zwischen 1857 und 1866 als Offizier im Kaiserlichen Heer. Nach sei nem Ausscheiden übernahm N. zwanzig Jahre lang die Redaktion des Gothaischen Hofkalenders. 1902 zog er nach Dresden um, wo er auch verstarb. N. war ein erfolgreicher Abenteuer- und Jugendbuchautor. Insgesamt schrieb er mehr als 40 Bücher. Bekannt geworden ist N. vor allem durch den Roman Pieter Maritz der Burensohn von Transvaal (1885). Zur Phantastik gehört der theo sophische Roman Der Mahatma (1902) sowie die beiden Novellen in Immer ver nünftig. Die schwarze Messe (1904). Zur Science Fiction zählen der Zukunfts kriegsroman Der Weltkrieg (1904) und die frühe »Space Opera« Aetherio (1909). Bibliografie- Der Weltkrieg: Deutsche Träume; Roman. Berlin; Leipzig: W. Vobach / St. Peters
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Der Roman beschreibt einen Weltkrieg der vereinten kontinentalen Mächte Deutschland, Frankreich und Rußland gegen den »allgemeinen« und »bösen« Feind England. Letzterer hat nach An sicht N.s. bewusst Kriege zum eigenen Vorteil angestiftet. Auch in Der Welt krieg geht der Krieg letztlich von Eng land aus, das durch seine Unterstüt zung Japans Rußland in den Krieg treibt. Die Deutschen halten sich vor erst zurück, schicken aber als Agenten den preußischen Hauptmann Hermann Heideck nach Indien. Heideck nimmt zwar nicht aktiv am Kriegsgeschehen teil, leistet aber auf dem Schlachtfeld medizinische Hilfe. Deswegen wird er von den Russen zum Tode verurteilt, durch die Intervention des Fürsten Tschadschawadse aber gerettet. Er avanciert auch zum Beschützer der Engländerin Irwin, die sich in Heideck verliebt. Nach weiteren Verwicklungen spielt ihm Mrs. Irwin die Schlachtpläne der englischen Flotte in die Hände. Die Vaterlandsverräterin kommt für den aufrechten preußischen Offizier als Frau nun nicht mehr in Frage. Während sie bei einem Sturm auf See über Bord
gespült wird, fällt Heideck in einer See schlacht. Die Engländer müssen nach ihrer Niederlage gegen die deutsche Flotte und einem französischen Gegen schlag um Frieden bitten. In einem Frie densvertrag verlieren sie einen Großteil ihrer überseeischen Besitzungen an Frankreich und Rußland, Deutschland erhält neben einigen kleineren Zugewin nen in Afrika auch noch die Niederlande als neues Bundesland. Der Weltkrieg löste eine Welle von ähnli chen Zukunftskriegsromanen (vgl. —> Grautoff, —> Moriturus, —> Wicking u. a.) aus. Die merkwürdigen Ansichten des Autors schlagen sich in einer recht kon fusen Handlung nieder - insbesondere das tragische Ende der Protagonisten ist völlig unnötig. Durch den bald nach Erscheinen des Buches ausgebrochenen russisch-japanischen Krieg war es oh nehin rasch veraltet. Umso überra schender sind die hohen Auflagenzah len des Romans, der übrigens sogar ins Englische übersetzt wurde. Der Roman wurde in Bücherverzeichnissen der Zeit für Jugend- und Schulbibliotheken be sonders empfohlen. Aetherio (1909)
Der Arzt Dr. Pratico und der Chemiker Meditor arbeiten für die Prinzessin Fan tasia. Obwohl beide in sie verliebt sind, hat diese nur Interesse für die Wissen schaft, weshalb sie am Hof in Ungnade fällt. Als ihre Gefolgsleute auf königli chem Befehl entfernt werden sollen, flie hen die drei in Meditors neuester Erfin dung, einem Flugapparat aus »Aetherio«. Dies ist kristallisierter Äther (nach Meinung des Autors identisch mit Was serstoff), der sowohl als Baumaterial als auch als Treibstoff dient. In dem Raum schiff unternehmen Fantasia, Pratico, Meditor und der tüchtige Mechaniker
Peppino eine Reise, die sie zum Mond, zur Venus und zum Mars führt. Alle Himmelskörper sind bewohnt. Auf dem Mond, der sich als Scheibe und als identisch mit Platons Erdteil Atlantis er weist, entgehen sie nur knapp gefräßi gen »Fettkugeln«. Auf der Venus treffen sie auf den Wissenschaftler Lesneh, der wegen seiner fortschrittlichen Ansichten von den anderen Venusbewohnern verfolgt wird und sich den Vieren an schließen muss. Der Mars schließlich wird von einem Matriarchat regiert. Ob wohl die Königin in leidenschaftlicher Liebe zu Pratico entbrennt und ihn zu ihrem Ehemann erwählt, flieht dieser mit seinen Freunden zurück zur Erde. Bei der Landung macht der zufällige Fund einer Diamantenmine Pratico zum reichen Mann. Fantasia kann sich nun weiterhin der Wissenschaft widmen, Meditor und Peppino an einer verbes serten Version des »Aetherio« arbeiten. Unbekümmert von wissenschaftlichen Erkenntnissen fabuliert N. in seinem Roman drauflos. Fast alle bekannten Naturgesetze - von Darwin bis zum Trägheitsgesetz - werden im Laufe des Romans für ungültig erklärt, nur um von N. durch phantastische Ad-hoc-Erklärungen ersetzt zu werden. Aetherio ist eine merkwürdige Räuberpistole, li terarisch und wissenschaftlich gleicher maßen bedeutungslos, aber ein interes santes Zeitdokument mit nostalgischem Unterhaltungswert. Am ehesten lässt sich der Roman mit Oskar —> Hoff manns Mac Milfords Reisen im Univer sum (1902) vergleichen.
Nord, Emil von (?-?) 1896 erschienen in der Indianer- und »Volksbibliothek« zwei Bände von N., die 201
heute zu den größten Raritäten der deutschen Science Fiction gehören: Der Untergang der Erde und die Reise der letzten Erdenbewohner nach dem Mars, ein apokalyptischer Kurzroman, und Reise nach dem Mittelpunkt der Erde, eine Nacherzählung von Jules Vernes berühmten Roman. Bibliografie: Der Untergang der Erde und die Rei se der letzten Erdenbewohner nach dem Mars. Erzählung für die Jugend. Berlin: Druck und Verlag von A. Weichert, [18961, 64 S. (Indianerund Volksbibliothek; 55). Reise nach dem Mittelpunkt der Erde. Berlin: A. Weichert, [1896], 64 S. (Indianer- und Volksbib liothek; 87). Sekundärlit: Innerhofer 1996b: 39.
Nordhausen, Richard (1868-?) Geboren am 31.1. 1868 in Berlin. Schriftsteller und Redakteur in Berlin. N. schrieb auch unter dem Pseudonym Caliban. Zur Zeit der »Schmutz-und-Schund«Kampagne versuchte sich N. als Autor eines »seriösen« Kolportage-Romans. Das Experiment scheiterte nach sechs Nummern. Die rote Tinktur (1895) lässt den alten Alchemistentraum in der Gegenwart neu aufleben. Der Ich-Erzähler Max Kempff wird zum Mörder, um sich in den Besitz einer roten Tinktur zu set zen, die Blei zu Gold verwandeln kann. Psychologisch eindringlich geschildert. Bibliografie: Die rote Tinktur: Eine kuriose Ge schichte. Berlin: Verlag des Vereins der Bücher freunde Schall & Grund, [1895], 503 S. (außer dem in zwei anderen Verlagen erschienen). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 5, 154; Geißler 1913: 400; Mohr 1954: 21; Heyne 757; EPL.
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Octavius (?-?) Ungelöstes Pseudonym. Der Autor war laut Vorwort von GroßHabsburg das Resultat des russisch-ös terreichischen Krieges 1918 (1914) wohnhaft in »Röwersdorf (Ö-Schl.) «. Der Kurzroman beschreibt einen Zu kunftskrieg zwischen Österreich und Rußland, der 1918 durch die Wieder herstellung des alten HabsburgerReichs als Bundesstaat »Groß-Habs burg« seinen Abschluss findet. Zu den Bundesmitglieder gehören Österreich, Ungarn, Polen, Ukraine, Kroatien, Bos nien und Herzegowina. Das Pamphlet erreichte bereits im Jahre 1914 eine fünfte Auflage, ein Erfolg, der allerdings kaum den literarischen oder prognosti schen Fähigkeiten des Autors zuzu schreiben ist. Bibliografie: Groß-Habsburg das Resultat des russisch-österreichischen Krieges 1918. 5., verb. Aufl. Krakau: M. Deutscher, 1914, 51 S. (die EA erschien ebd.J.
Oelwein, Arthur (1868-1925) Geboren am 20. 3. 1868 in Wien, ge storben am 12. 2. 1925 ebd. Nach Jura-Studium Promotion zum Dr. jur. 1894, danach freier Schriftsteller. In der Novelle »Die Reise ins Aschgraue« (in: Paul Kellers Monatsblätter Die Berg stadt. 1. Jg. [1912/13], Bd. 2) be schreibt O. eine streckenweise recht amüsante Zeitreise in das Rom zur Zeit Neros. Ausschließlich zur Phantastik gehören die Neunzehn Märchen (1902). Sekundärlit.: Geißler 1913: 405-6; DLL3 11, 579.
Offizier, deutscher: -♦ SchmidtKestner, Hans
Offizier, Pensionirter: -> Anonymus: Militairische und sociale Zu kunftsträume
Osterberg-Verakoff, Max (1865-1938) Geboren am 7. 6. 1865 als Sohn eines Bankiers in Fürth, gestorben am 20. 3. 1938 in Stuttgart. O. war zunächst Theaterkritiker in München, siedelte 1890 nach Stuttgart um und nahm eine Stelle als Chefre dakteur der Zeitschrift Vor der Ehe, in der Ehe an. Gründer und Vorsitzender des Vereins »Freie Bühne«, Herausgeber der Zeitschriften Ehekultur und Süd deutsche Literaturschau. O verfasste - teilweise unter dem Pseu donym Ernst Verakoff - neben Theater stücken (u. a. Kunst und Leben, 1886), Romanen (u. a. Himmlische Liebe, 1889) auch ein stadtgeschichtliches Buch über Stuttgart. Sein Roman Das Reich Judäa im Jahre 6000 (2241 christlicher Zeitrechnung) (1893) nimmt die Gründung des Staates Israel vorweg. An die Spitze der von Ju den verschiedener Herkunft gegründe ten Gesellschaft werden nach altem Vorbild ein König (David II.) und ein Hohepriester (Rabbi Aaron Kohn) ge stellt. Im Mittelpunkt des Romans steht aber kein Jude, sondern der Christ Ludwig von Fürsprech, der als Gast in Judäa weilt und sich in die Tochter des Hohepriesters verliebt. Bibliografie: Das Reich Judäa im Jahre 6000 (2241 christlicher Zeitrechnung): Roman. Stutt gart: Druckerei und Verlagshaus Dr. Foerster & Cie., 1893, 245 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 5, 201; EPL; DBE 2001: 7, 516.
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Otto, Berthold (1859-1933)
Geboren am 6. 8. 1859 als Sohn eines Gutsbesitzers in Bienowitz (Schlesien), gestorben am 29. 6. 1933 in BerlinLichterfelde. O. brach sein Studium der Klassischen Philologie, Philosophie, Pädagogik, Sprachwissenschaft, Volkswirtschafts lehre und Staatsrecht in Kiel und Köln vorzeitig ab und arbeitete als Hausleh rer und Redakteur. Reformpädagoge, politischer Publizist und Herausgeber der Zeitschrift Der Hauslehrer. O. vertrat eine »Pädagogik vom Kinde aus«, die dem natürlichen Bildungstrieb des Heranwachsenden Geltung verschaffen sollte. Seine Forde rung nach einer lautmalerisch-kindertümelnden Mundart in den Kinder büchern löste u. a. Gerdt von —» Basse witz mit Peterchens Mondfahrt (1912) ein. O. war der Verfasser des futurologi schen Sachbuchs Der Zukunftsstaat als sozialistische Monarchie (1910), in der ein Zukunftsstaat mit sozialistischen und monarchistischen Zügen skizziert wird. Wahrscheinlich stammt auch der anonyme Separatdruck der Rede Der Zukunftsstaat als sozialistische Monar chie (1917) von diesem Autor. Der Ge danke von der Aussöhnung des Sozia lismus mit der deutschen Monarchie ist ebenfalls die Grundlage des belletristi schen Werk Der Umsturz (1896), das aus 21 Briefen, einem Zwischenbericht des Herausgebers und einem Klubge spräch besteht. Bibliografie: Der Umsturz: Briefe und Gespräche herausgegeben von Berthold Otto. Leipzig: Albert Warnecke, 1896, VIII, 220 S. Sekundärlit.: Reich 1927: 132-3; NKLK 1936: 522-3; Christadler 1979: 137; Ritter 1979: 578, 60, 251-9; LKJL 3, 622-3; DBE 2001: 7, 534.
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Der Umsturz (1896)
Der Rechtsanwalt Kurt Altmann und der »Rentier« Karl Stehen bekehren sich gegenseitig in Briefen zu der im Jahre 1910 neu eingeführten Wirtschaftsord nung. Es ist dies der Sozialismus im Geiste Edward Bellamys und August Bebels, mit dem Unterschied, dass O. in einem Kompromiss zwischen sozialisti scher Wirtschaftsordnung und Monar chie die einzige Möglichkeit für eine Sta bilisierung der prekären wirtschaft lichen und sozialen Verhältnisse sieht. Während insbesondere die Beschrei bung des Wirtschaftssystems - Beseiti gung des Geldes, Verstaatlichung des Bodens, Aufhebung des Privateigen tums - gängigen sozialistischen Vorstel lungen folgt, ist die Forderung nach kai serlicher Autorität O.s ureigenste Zutat (die nach dem 1. Weltkrieg z. B. bei Otto Autenrieth wieder Nachahmung findet). Trotz der literarischen Form des Briefro mans, der noch zusätzlich durch An merkungen des Herausgebers, Dialoge und durch Zeitungsberichte aufgelo ckert wird, ist die Darstellung recht tro cken und ermüdend.
Otto, Friedrich (1877-1924) Geboren am 22. 11. 1877 in Neumüns ter, gestorben am 6. 2. 1924. Redakteur der Zeitschrift Motor in Ber lin. Schrieb vor allem bellizistische Literatur (z. B. Die fliegenden Pioniere, 1915; Die Schlacht über dem Nebel und andere Er zählungen, 1917). O.s Fähigkeiten als Schriftsteller waren stark limitiert. Die se Aussage gilt insbesondere für seine kürzere, im Krieg erschienene Prosa. Beispielsweise ist »Die Vernichtung der englischen Schlachtflotte durch „U
632“: Eine technische Phantasie aus dem Jahre 1969« (in: Scherls Jung deutschland-Buch. Bd. 4 [1917], erseh. 1916) ein einziges Klischeegewitter: durch den Einsatz einer neuen Super waffe (»S-Torpedos«) versenkt ein einzi ges deutsches U-Boot die gesamte engli sche Flotte und gewinnt damit die Fort setzung des »Großen Krieges«. Etwas besser, ohne jedoch voll zu überzeugen, ist die von Alfred -* Kubin illustrierte, überwiegend phantastische Kurzge schichtensammlung Ultra (1918). Sie enthält auch mehrere Erzählungen, die zur Science Fiction gezählt werden kön nen. Gleiches gilt für die Sammlung Abenteuer aus aller Welt (1919). Weitere Kurzgeschichten: »Das Barkoboot: Ge schichte einer Erfindung aus dem Jahre 2001« (in: Scherls JungdeutschlandBuch. Bd. 5 [1918], erseh. 1917); »Im Banne des Duftlasters« (in: Scherls Jungdeutschland-Buch. Bd. 12 [1926], erseh. 1925) und andere bei Münch 2004 gelistete Erzählungen. Bibliografie: Ultra: Sieben Erzählungen. Mit 7 Bildbeigaben von Alfred Kubin. München: Georg Müller, [1918], 228 S. Abenteuer aus aller Welt. Berlin: August Scherl, [1919], 234 S. Sekundärlit.: NKLK 1936: 522; WF 1995; Münch 2004: 36, 59, 60.
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Pädagoge, ein: -» Anonymus: Deutsch lands Schule im Jahre 2000
Panizza, Oskar (1853-1921) Geboren am 12. 11. 1853 als Sohn ei nes Hoteliers in Bad Kissingen, gestor ben am 30. 9. 1921 in Bayreuth. P. wuchs in München auf. Zwischen 1876 und 1880 Studium der Medizin, danach zeitweise Assistenzarzt in einer Anstalt für Geisteskranke und in der Armee. Ausgedehnte Reisen in Europa. P. war eine hochgebildete und schillern de, aber auch sehr labile Persönlichkeit (1905 entmündigt und eingewiesen). Kennzeichnend waren seine antikatholi sche und autoritätsfeindliche Einstel lung. Sechszehn Jahre verbrachte P. anfangs noch unermüdlich schreibend in der Anstalt Herzogshöhe bei Bay reuth, bevor er verstarb. Sein umfang reiches Werk ist trotz des wachsenden Interesses im P. noch nicht vollständig aufgearbeitet. Seit 1885 publizierte P., teilweise auch unter Pseudonymen wie Publius und Sarcastius, Lyrik, Dramen und Romane. Für sein Drama Das Liebeskonzil (1895) verbüßte P. eine einjährige Strafe wegen Gotteslästerung. Es schildert mit beißendem Hohn Geschehnisse am Hofe des ausschweifenden Papstes Alexander VI. und im Himmel und thematisiert das Aufkommen der Venusseuche in Italien. Zu seinen utopisch-phantasti schen Geschichten gehören beispiels weise »Eine Mondgeschichte« (in: Dämmrungsstücke, 1890), »Der Goldregen« (in: Visionen, 1893) und »Ein Kapitel aus der Pastoralmedizin« (in: Visionen der Dämmerung, 1914). Bibliografie: Dämmrungsstücke: Vier Erzählun gen. Leipzig: Wilhelm Friedrich, [1890], 303 S.
Visionen: Skizzen und Erzählungen. Leipzig: Wil helm Friedrich, [1893], [4], 298 S. Visionen der Dämmerung. Einleitung von Han nes Ruch und 16 Bildern von P. Haase. Mün chen; Leipzig: Georg Müller, 1914, 380 S. (Gale rie der Phantasten; 3) (u. ö.). Der Korsettenfritz: Gesammelte Erzählungen. Mit einem Beitrag von Bernd Mattheus. München: Matthes & Seitz, 1981, 390 S. Eine Mondgeschichte: Novelle. Stuttgart: KlettCotta, 1983, 124 S.; erw. Neuaufl. Gifkendorf: Merlin-Verlag, [1995], 100 S. Die Menschenfabrik und andere Erzählungen. Hrsg. u. mit einem Nachwort v. Walter Rösler Berlin: Buchverlag Der Morgen, 1984, 295 S. Sekundärlit.: Ewers 1905: 140; Lippert 1926; Galle 1970; Mattheus 1981; Brown 1983; Bauer 1984; BL 1985; Bauer / Düsterberg 1988; Breuer 1988: 194-5; Freund 1995.
Parabellum: > Grautoff, Ferdinand
Passer, Arnold von der: Franz Ludwig
Hoffmann,
Pensionirter Offizier: —► Anonymus: Militairische und sociale Zu kunftsträume
Perutz, Leo (1884-1957) Geboren am 2. 11. 1884 als Sohn eines jüdischen Industriellen spanischer Ab stimmung in Prag, gestorben 25. 8. 1957 in Bad Ischl (Oberösterreich). P. studierte Mathematik. Befreundet war er u. a. mit Gustav —> Meyrink, Franz —► Kafka, Franz Werfel und Max —> Brod, verfeindet mit Otto —» Soyka. Nach dem 1. Weltkrieg, in dem P. schwer verwundet wurde, lebte er in Wien und arbeitete in einer Wiener Ver sicherungsgesellschaft. 1938 emigrierte er nach Palästina, 1957 verstarb er
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während eines Urlaubsaufenthaltes in Österreich. P.s erste Erzählung erschien 1907, sein erster Roman (Die dritte Kugel( im Jahre 1915. Er gilt als eigenwilliger Phantast, dessen schwer verortbares Werk als »psychedelische Science Fiction« (Rottensteiner [BL 1988]) beschrieben wur de. Merkmale seiner Romane sind die sorgfältig konstruierte Binnenstruktur und das virtuose Spiel mit allen Mitteln fiktionaler Literatur. P. zentrales Thema ist der Zusammenhang von Gedächtnis, Geschichte und Identität, besonders vir tuos vorgeführt in dem Roman St. Petrie-Schnee (1933), der wegen der wis senschaftlichen Erklärung des Gesche hens zur Science Fiction gezählt werden kann. Eher zur Phantastik gehören da gegen Die dritte Kugel, Zwischen neun und neun (1918), Der Marques de Bolibar (1920), Die Geburt des AntiChrist (1921), Der Meister des jüngsten Tages (1923), Nachts unter der steiner nen Brücke (1953) und die Sammlung Herr erbarme dich meiner! (1930). Mit dem Wiener Autor Paul -♦ Frank schrieb er die Romane Das Mangobaum wunder (1916) und Der Kosak und die Nachtigall (1927). Bibliografie: Das Mangobaumwunder: Eine un glaubwürdige Geschichte. München: Albert Lan gen, 1916, 207 S.; Neuaufl. als Das Mangobaum wunder. Der Kosak und die Nachtigal. München: Langen Müller, [1991], 414 S. (mit Paul Frank). St. Petrie-Schnee: Roman. 1.-5. Tsd. Berlin; Wien; Leipzig: Paul Zsolnay, 1933, 313 S.; Neu aufl. Berlin; Weimar: Aufbau-Verlag, 1989, 169 S. Sekundärlit.: Frank 1963; Sternfeld / Tiede mann 1970: 385; Neuhaus 1982; Neuhaus 1984; Lüth 1985a; 1985b; Carbonell 1986; Lüth 1986a; Lüth 1986b; Lüth 1987; Lüth 1988; BL 1988; Lüthe 1988; Müller / Eckert 1989; WF 1989; Berg 1991; Müller / Schemus 1991; Müller 1992; Viaud 1992/3; MAL 1994: 660-1; Raymond / Compere 1994: 135-7; Ruthner
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1994; Koseier 1995; LPhL 1998: 263-4; Kilcher 2000: 458-9; Siebauer 2000; DBE 2001: 8, 6067; Klotz 2004.
Peters, Carl (1856-1918) Geboren am 27. 9. 1856 als Sohn eines Pfarrers in Neuhaus an der Elbe, ge storben am 10. 9. 1918 in Woltorf (heu te zu Peine gehörig). Studium der Geschichtswissenschaft und Philosophie in Göttingen, Tübingen und Berlin. 1879 zum Dr. phil. promo viert, 1884 in Leipzig habilitiert. Grün der der »Gesellschaft für deutsche Kolo nisation«. Ab 1884 bereiste er Ostafrika und schuf durch den Abschluss von Verträgen die Grundlage von DeutschOstafrika. 1891 Gründung des »Alldeut schen Verbandes«. Zwischen 1891 und 1895 Reichskommissar im Kilimandscharo-Gebiet, wegen grausamer Amtsführung von seinem Amt entho ben. Er verbrachte einige Jahre in Eng land und Afrika, bis er mit Beginn des 1. Weltkriegs nach Deutschland zurück kehrte und vom Kaiser rehabilitiert wurde. P. war auch publizistisch tätig. Für die von Arthur -» Brehmer herausgegebene Anthologie Die Welt in hundert Jahren (1910) verfasste er die Kurzgeschichte »Die Kolonien in 100 Jahren«: zu Beginn des 21. Jahrhunderts ist Afrika ganz von den Engländern dominiert, wäh rend Deutschland durch eine verfehlte Kolonialpolitik in der Vergangenheit keine Rolle spielt. Ein durchsichtiges Plädoyer. Sekundärlit.: NKLK 1936: 534; HZVB 1996: 302-5; Innerhofer 1996b: 162, 294; DBE 2001: 7,615.
Peters, Karl: -> Peters, Carl
Petzler, Johann Aloys (?-?)
Mitglied des deutschen communistischen Arbeitervereins in London. Ver fasser mehrerer sozialkritischer und fu turologischer Schriften (z. B. Die sociale Baukunst, 1879/80; Life in Utopia, 1890). In Große Jubiläumsfeier und im posanter Triumphzug in Erinnerung des hundertjährigen Bestehens der socialde mokratischen Staatseinrichtung in Britannien (1897) beschreibt er ein zu künftiges England als kommunistischen Musterstaat. Bibliografie: Große Jubiläumsfeier und imposan ter Triumphzug in Erinnerung des hundert jährigen Bestehens der socialdemokratischen Staatseinrichtung in Britannien. Nürnberg: Selbstverlag des Verfassers, 1897, VIII, 256 S. (als Johannes Petzler). Sekundärlit.: Reich 1927: 140.
GroSe Jubiläumsfeier und imposanter Tri umphzug ... (1897)
Im Jahre 2000 feiert der kommunisti sche Staat in England sein hundertjäh riges Bestehen. Zu diesem Anlass reist die deutsche »Spießbürger-Familie Gimperle« (vom Verfasser selbst so bezeich net) von Frankfurt nach London, um an der Jubiläumsfeier und dem Triumph zug teilzunehmen. Ein offizieller Führer zeigt ihnen die Einrichtungen des Staa tes und diskutiert mit den Gästen über die jeweiligen Vorzüge (in einer Schul szene werden z. B. »Heirathsanträge« vorgelesen). Der zweite Teil besteht aus einer ausführlichen Beschreibung der Prozession und der Teilnehmer, der letzte Teil aus einer Schilderung der Übergangszeit der Jahre 1900-2000. Die äußerst detailreiche Utopie wird in Form von Gesprächen - an denen sich vor allem die vier Mitglieder der Kauf mannsfamilie und deren Führer beteili gen - dargelegt.
Petzler, Johannes: -► Petzler, Johann Aloys
Pflüger, Paul (?-?) Schweizer Pfarrer. Herausgeber der Reihe »Sozialwissen schaftliche Volksbibliothek«, in der auch seine Utopie Der schweizerische Sozialstaat (1899) erschienen ist. Das in einschlägigen Bibliografien genannte Werk Der Himmel auf Erden (1899) ist eine christliche Broschüre. Bibliografie: Der schweizerische Sozialstaat: Eine Umschau im Jahre 1950. Zürich: Kommissions verlag der Buchhandlung des Schweiz. Grütlivereins, 1899, 16 S. (Sozialwissenschaftliche Volks bibliothek; 13).
Pfutzenreuter, Otto (1870-1931) Pseudonym: Otto Reutter. Geboren am 24. 4. 1870 in Gardelegen (Altmark) als Sohn eines Hausierers, ge storben am 3. 3. 1931 in Düsseldorf. Gelernter Kaufmann. P. arbeitete als Bühnentechniker, Dichter, Vortrags künstler. 1895 gelang ihm der Sprung an das Berliner Metropol Theater. Nach wenigen Jahren wurde P. der höchstbe zahlte Varietehumorist seiner Zeit. Er starb 1931 an einem Herzleiden. Berühmt geworden ist P. durch seine geistreich-satirischen Berliner Couplets (z. B. »Der Überzieher«). Unter den Tausenden von Couplets, die R. zu allen Lebensbereichen verfasste, finden sich auch einige mit Science-Fiction-Themen, darunter »Ach wie fein wird’s in 100 Jahren sein!« (1900), »Die Frauen in 100 Jahren« (ca. 1900), »Der Zukunftsreichstag« (1911) und »Der Zu kunftsstaat« (Entstehungszeit unsicher).
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Bibliografie: Original-Couplets und Vorträge. Mit ;inem Vorwort des Verfassers. Mühlhausen i. rhür.: G. Danner, [1904], 136 S. Sekundärlit.: Reutter 1931; Ehrig 1968b; Budlinski / Hippen 1996: 329; Bemmann 1996; EPL; DBE 2001: 8, 262.
Piel, Harry (1892-1963) Geboren am 12. 7. 1892 als Sohn eines Gastwirts in Düsseldorf, gestorben am 27. 3. 1963 in München. Filmregisseur, Produzent, Schauspieler. Kaufmännische Ausbildung. Seit 1912 wandte sich P. dem Film zu, arbeitete als Kameramann, Regisseur und Schauspieler. Er gründete die »KunstFilm-Verlags-Gesellschaft« und produ zierte mit Schwarzes Blut (1912) den ersten »Sensationsfilm«. P. wirkte auch als Schauspieler in seinen eigenen Fil men mit, u. a. in Die große Wette (1915), einem Science-Fiction-Film, der in den Vereinigten Staaten des Jahres 2000 spielt und das dekadente Leben der oberen Zehntausend satirisch beleuch tet. Weitere humoristische Science-Fiction-Filme P.s. sind Ein Unsichtbarer geht durch die Stadt (1933) und Die Welt ohne Maske (1934). Berühmt waren P.s Filme durch ihre Akrobatiknummern, Action-Szenen und Trickaufnahmen. Seine 1921 gegrün dete Produktionsfirma »Harry-Piel-Film« (seit 1929 »Ariel-Film«) genoss vor dem 2. Weltkrieg einen guten Ruf. Sekundärlit.: Hahn / Jensen 1997: 1010; Hardy 1998: 53, 95, 96; DNB 2001: 7, 666.
Pierson, Edgar (1849-1908) Geboren am 14. 3. 1849 in Hamburg, gestorben um 1908 in Dresden.
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Verlegerpersönlichkeit. Gründer von »E. Pierson’s Verlag«, in dem während der Wilhelminischen Zeit die meisten deutschen Science-FictionRomane und -Dramen (z. B. Friedrich Wilhelm — Scheerbart, Alexander Mo ritz —> Frey oder Ernst —> Friedrich. Sei nen Reiz gewinnt der Roman aber weni ger durch seine derb-makabren Späße als durch seine Parodien und Travestien von zahlreichen Zukunftsromanen, ins besondere von Kurd —> Laßwitz’ Auf zwei Planeten (1897), aber auch von Bertha von —» Suttner, H. G. Wells, Ar thur Conan Doyle, Maurice Renard u. a.
Pollaczek, Max (1868-?) Geboren am 15. 3. 1868 (nach anderen: 1851) in Nikolai (Oberschlesien). Gymnasium in Breslau. Jura-Studium in Breslau und Berlin. Promotion zum Dr. jur. Referendar am Kammergericht.
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Später General-Agent in Plauen für das Versicherungswesen. Seit 1898 Redak teur und Schriftsteller. Mehrere Science-Fiction-Storys erschie nen in Scherls Jungdeutschland-Buch, z. B. »Der Gefangene der Urwelt« (Bd. 6 [1919]) und »Mynheer von Kuylen« (Bd. 7 [1920]). Sekundärlit: DLL3 11, 146; Münch 2004: 58, 61.
Pratsch, H.: -> Pratsch, Hugo
Pratsch, Hugo (1854-1920) Geboren am 22. 12. 1854 in Berlin, ge storben am 25. 10. 1920 ebd. Dr. phil. Chefredakteur der Berliner Börsen-Zeitung. Die Welt als Werkstatt (1893) enthält sechs fiktive Stammtisch-Reden aus der Sicht des »kleinen Mannes«. Die durch aus zur utopischen Literatur zu zählen den Bilder sind im Berliner Dialekt verfasst und zeichnen sich durch eine monarchistische Grundhaltung aus. Bibliografie: Die Welt als Werkstatt: Socialpoliti sche Ansichten des Herrn Wilh. Lehmann, Tisch lermeister a. D. Niedergeschrieben von H. Pratsch. Berlin: A. Hofmann, [1893], 96 S. Sekundärlit.: NKLK 1936: 552; Ritter 1979: 15961.
Preetorius, Emil (1883-1973) Geboren am 21. 6. 1883 in Mainz als Sohn eines Generalstaatsanwaltes, ge storben am 27. 1. 1973 in München. Graphiker, Illustrator, Bühnenkünstler und Kunstkritiker. Aufgewachsen in Darmstadt. P. arbeitete mit allen Zei chen- und Maltechniken, wie er über haupt ein seltenes Multitalent war. Er
studierte Medizin, Physik, Kunstge schichte und Jura in München, Berlin und Gießen und arbeitete als Doktor der Rechtswissenschaft, Schriftsteller, Bühnenbilder und schließlich als Pro fessor. Ab 1932 fungierte P. als szeni scher Leiter der Bayreuther Festspiele. Zeitweise war er Mitarbeiter der be rühmten Zeitschriften Jugend und Simplicissimus. Als Künstler war P. weitgehend Autodi dakt. Beeinflusst zeigte er sich vor allem von ostasiatischer Kunst; nach vorläufi ger Auswertung der von Zeller heraus gegebenen Bibliografie Tillmanns gibt es etwa 30 »phantastische« Umschläge vor 1945, was nicht einmal ein Zehntel des Gesamtwerkes ausmacht, darunter sehr viele Almanache und Verlagskataloge. Herausragend sind die Illustrationen zu Büchern von Hanns Heinz —► Ewers, Hermann Harry —> Schmitz und älteren Klassikern wie Chamisso und Jean Paul. P. arbeitete hauptsächlich für Georg —> Müller und Kurt —> Wolff, aber auch für andere Verlage wie Hyperion List und Staackmann,. Sekundärlit.: Hölscher 1943; Zeller 1971; Stürz 1984; Osterwalder 1992; 926; Ries 1992: 786; DBE 2001:8, 57.
Prehn-von Dewitz, Hanns (1885-?) Geboren am 22. 7. 1885. P. lebte in Schmalenbeck (Holstein), später in Köln. Obwohl der mitten im 1. Weltkrieg er schienene Zukunftsroman Der Herr des stillen Meeres (1916) ungewöhnlicher weise nicht eine deutsche Persönlich keit, sondern einen japanischen Politi ker zum Protagonisten macht, ist er doch nicht frei von nationalistischen und völkischen Klischees. Insbesondere
gegenüber den Engländern finden sich abfällige Bemerkungen, was in der Handlung seine Parallele darin findet, dass Japan seinen Aufstieg zu Lasten des englischen Empires erzwingt. Bibliografie: Der Herr des stillen Meeres: Ein Welten-Roman. Hamburg: Gebrüder Enoch, 1916, 317 S. Sekundärlit.: DLL3 12, 265; WF 2004.
Probus: —> Sermage, Richard Graf von
Pulvermann, M. (?-?) Bibliografische Daten unsicher. Viel leicht handelt es sich um den Autor des Freimaurer-Romans Die Söhne des Bundes B’ne B’rith (1913) und der Fest geschichten für die reifere jüdische Ju gend (1909). Die Traumerzählung Die Gleichheit des Zukunftsstaates (1906) zieht die sozia listische Idee der Gleichheit aller Men schen ins Grotesk-Utopische. Bibliografie: Die Gleichheit des Zukunftsstaates. Nach dem Englischen bearbeitet. Berlin: Reichs verbands-Verlag, 1906, 20 S. Sekundärlit.: Riederer 1961: 112-3; Riederer 1962: 187.
Die Gleichheit dea Zukunftsstaates (1906)
Die angeblich nach dem Englischen be arbeitete Erzählung will sich der Popu larität von Edward Bellamys Looking Backward 2000-1887 (1888; dt. Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889) bedienen. Ähnlich wie Julian West erwacht P.s Erzähler aus einem 200 Jahre langen Schlaf und fin det eine egalitäre Gesellschaft vor. P. schildert den sozialistischen Staat, der im Jahre 1950 entstanden ist, in sar kastischem Tonfall. Das Streben nach
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Gleichheit wird etwa dadurch ad absur dum geführt, dass alle Bürger auf Staatskosten gewaschen werden, um auch ja den gleichen Grad an Hygiene zu erzielen.
Puttkamer, Jesco von (1858-1916) Geboren am 12. 3. 1858 in Charlottenburg, gestorben am 23. 1. 1916 in Dres den. Realgymnasium in Kolberg. Examen in Stettin. Bis 1878 Offizier. Ausgedehnte Reisetätigkeit. Seit 1880 Verleger in Dresden. Gründer der Zeitschrift Uni versum. P. schrieb auch unter den Pseudony men Ernst von Bernouilly und Johan nes von Parten. Im Panzer-Automobil (1907) verarbeitete P. persönliche Erfahrungen in Form ei nes Science-Fiction-Romans für Ju gendliche. Bibliografie: Im Panzer-Automobil: Erzählung einer Weltreise. Leipzig; Kattowitz: Carl Siwinna Phönix-Verlag, 1907, IV, 162 S. Sekundärlit.: Brümmer 5, 368-9; 8, 257; Geißler 1913: 453^1; NKLK 1936: 525; DLL3 11, 417-8; EPL.
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Rathenau, Walther (1867-1922) Geboren am 29. 9. 1867 in Berlin als Sohn des jüdischen Großindustriellen Emil Rathenau (1838-1915), ermordet am 24. 6. 1922 in Berlin. Nach dem Studium der Physik und Chemie in Straßburg und Berlin über nahm R. den Aufbau der Elektrochemi schen Werke in Bitterfeld und Rheinfel den. Ab 1899 war er im väterlichen AEG-Konzern tätig, zuletzt als Vorsit zender und als sein »Präsident«. Im 1. Weltkrieg leitete er die Kriegsrohstoffab teilung im preußischen Kriegsministe rium. Als Wirtschaftssachverständiger und Mitglied der Deutschen Demokrati schen Partei wurde R. 1921 in das Ka binett Wirth berufen. Wenige Monate später übernahm er das Amt des Au ßenministers, um Deutschland bei der Weltwirtschaftskonferenz von Genua 1922 zu vertreten. Sein auf Völkerver ständigung ausgerichteter Kurs war den Rechtsradikalen ein Dorn im Auge. Sie ermordeten den erfolgreichen Politiker 1922 auf offener Straße. R., der mit Hanns Heinz —► Ewers und Gerhart Hauptmann befreundet war, betätigte sich seit 1897 auch literarisch und publizistisch. In zahlreichen Sach büchern (u. a. Zur Kritik der Zeit, 1912; Zur Mechanik des Geistes, 1913; Von kommenden Dingen, 1917) zeigte er sich als scharfsichtiger Kritiker der wirt schaftlichen und sozialen Verhältnisse, der neben einer ökonomisch-politischen auch einer geistige Erneuerung des Bürgertums das Wort redete. R. schrieb für die Zeitschrift Die Zukunft 1898/99 auch vier »talmudische« Geschichten mit phantastischem Einschlag, wo u. a. das Golem-Motiv aufgegriffen ist. Die 1898 geschriebene, unter dem Pseudonym W. Hartenau veröffentlichte
Kurzgeschichte »Die Resurrection Co.« (in: Die Zukunft. 24 [1898]) ist eine Sa tire auf eines der modernen Kommuni kationsmittel. Um das Begraben von Scheintoten zu verhindern, werden in der amerikanischen Stadt Necropolis te lefonische Leitungen zwischen den Sär gen und der Leichenstation gelegt. Dies führt jedoch zu dem unerwünschten Nebeneffekt, dass die Verstorbenen nun lautstark Bitten und Beschwerden zu äußern beginnen. Die Idee des Kontakts zwischen Lebenden und Toten mittels moderner Funktechnik ist vorgeprägt in Max —► Haushofers Erzählung »Der Thanatograph« (in: Geschichten zwischen Diesseits und Jenseits, 1888), die wiede rum auf Edgar Allan Poes »The Premature Burial« (1844) Bezug nimmt. Bibliografie: Gesammelte Schriften in fünf Bän den. Bd. 4. Berlin: S. Fischer, 1917. S. 285-97. Sekundärlit.: Kittier 1986: 23; Heimböckel 1996: 70-5; Innerhofer 1996b: 399; Innerhofer 1999a: 232; DBE 2001: 8, 150-1.
Rautenburg, L. (?-?) Österreichischer (?) Autor des ScienceFiction-Romans Der Dreibund an die Front! (1914). Bibliografie: Der Dreibund an die Front! (Roman). Dresden: Carl Reissner, 1914, 377 S.
Sekundärlit.: Franke 1985; WF 2002.
Der Dreibund an die Frontl (1914)
Der vor dem Ausbruch des 1. Weltkriegs verfasste Zukunftskriegsroman Der Dreibund an die Front! (1914) beschreibt in großer Ausführlichkeit eine Ausein andersetzung zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn auf der einen und Rußland und Serbien auf der ande ren Seite. Der von Rußland geschürte Konflikt entzündet sich in Dalmatien
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und endet mit dem eindeutigen Sieg der Mittelmächte (einschließlich Italien und Rumänien): Österreich-Ungarn annek tiert Serbien, das Deutsche Reich erhält hohe Kriegskontributionen und freie Hand in Asien. Der Dreibund an die Front! ist ein typi scher Vertreter des Genres Zukunfts kriegsromans, das gerade in Österreich vor dem 1. Weltkrieg sehr beliebt war (vgl. —> Anonymus [B - CJ; -+ Eynatten; -> Karstedt; —> Kerchnawe; —► Octavius u. a.). Von anderen Autoren unterschei det sich der Verfasser allenfalls durch die größere Unbedarftheit in militär technischen Dingen, etwa durch seine Vorliebe für maritime und kavalleristische Operationen.
Reichardt, A.: -> Reichardt, Alexan der
Reichardt, Alexander (1858-1922) Bibliografie: Des Bellamy Zeitalter * 2001-2010 *: Erfindungen, Entdeckungen und Begebnisse: Der Gegenwart zur Belustigung aufgezeichnet. Berlin: R. v. Decker’s Verlag G. Schenck, [1893], VIII, 175 S. (als A. Reichardt). Sekundärlit.: Riederer 1961: 100-103; Riederer 1962: 181-2; Schmidt 1976: 34.
Des Bellamy Zeitalter * 2001-2010 * (1893)
Satire auf Edward Bellamys Looking Backward 2000-1887 (1888; dt. Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889). Nepomuk West, ein entfernter Verwandter Julian Wests, rettet diesen vor dem »chemischen Bad«. West ist der Oberschicht der neuen Ge sellschaft, die in Wirklichkeit eine Dik tatur ist, unangenehm aufgefallen und sollte beseitigt werden. Am Ende des
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Romans erhebt sich die unterdrückte Bevölkerung der USA, beseitigt in einer Konterrevolution die sozialistische Ord nung und führt die Monarchie ein. R. will Bellamys Gesellschaftsentwurf ad absurdum führen: Seine These ist es, dass Fehler und Schwächern der alten Gesellschaftsordnung auch in der neu en - dann sogar in verstärkter Form wieder auftreten werden. Interessant an diese Roman sind allenfalls die vielen technischen Voraussagen wie eine Wetterregulierungsmaschine, Fließbän der als Gehsteige u. ä.
Reimann, Hans (1889-1969)
Geboren am 18. 11. 1889 in Leipzig, ge storben am 13. 6. 1969 in Schmalen beck bei Hamburg. R. war ein Meister der grotesken Phan tastik, der über ausdrucksvolle Stilmit tel souverän gebot. Der produktive R. publizierte auch unter den Pseudony men Max Bunge, Hans Heinrich, Artur Sünder, Hanns Heinz Vampir und And reas Zehner. Einschlägiges Material findet sich in den Sammlung Die Dame mit den schö nen Beinen und andere Grotesken (1916) und Das verbotene Buch (1917). Eine Parodie auf Hanns Heinz -> Ewers Roman Vampir (1921) ist Ewers (1921). Bei Des Teufels Phiole (1939) handelt es sich um die Parodie eines Kriminalro mans, der zwischen 1970 und 1981 spielt und einige utopische Elemente enthält. Bibliografie: Die Dame mit den schönen Beinen und andere Grotesken. 2. Aufl. München: Georg Müller, 1916, (5), 214S. Das verbotene Buch: Grotesken und Schnurren. München: Georg Müller, 1917, 245 S.
Ewers: Ein garantiert verwahrloster Schundro man in Lumpen, Fetzchen, Mätzchen und Un terhosen. CCXIXCViniX. Aufl. Hannover; Paris; Trippstrill: Paul Steegemann Verlag, 1921, 83 S. (Die Silbergäule Band 139-46); auch 11.-20 Tsd. ebd. 1922. Des Teufels Phiole: Ein utoparodistischer Ro man. Berlin: Schützen-Verlag, 1939, 260 S. (als Andreas Zeltner). Die kobaltblaue Tarnkappe: Eine Lausbüberei in der Kleinstadt. München: Braun & Schneider, [1942], 126 S. Sekundärlit.: Mielke / Homann 1920: 369; Ehrig 1968: 145-6; WF 1997.
Reuling, Carlot Gottfrid (1861—?)
Geboren am 20. 3. 1861 in Michelstadt (Hessen). R. wohnte in Leipzig, Berlin und Frank furt, seit ca. 1930 in Steinbach/Mittel stadt. Dr. phil. Dramatiker und Erzähler. Der grotesk-utopische Roman Knecht Hagebuchen (1892) beschreibt die Ver hältnisse in Dämmerland, »dem geseg neten Reiche der seltsamen Sitten und sonderbaren Einrichtungen, westlich von der Erde und südlich von der Son ne«. Die Geschichte um den künstlich erschaffenen Knecht Hagebuchen, der bis zum »Großwürdenträger« des Landes aufsteigt, ist zwar hübsch erzählt, doch besitzt sie nicht mehr als einen gewis sen Unterhaltungswert. Bibliografie: Knecht Hagebuchen: Eine Holzschnit zerei aus Dämmerland dem Reiche der seltsamen Sitten und sonderbaren Einrichtungen. Berlin: Hans Lüstenöder, 1892, 150 S. (Sammlung deut scher Schriften; 5); 2. Aull. ebd. 1913. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 5, 445; Geißler 1913: 477-8; DLL3 11, 1052.
Reutter, Otto: —> Pfützenreuter, Otto
Reyberlein, Fritz Abel (?—?)
Unbekannter Autor. Da im Roman mehrfach ein »Kriegsminister Reyber lein« erwähnt wird, darf man den Autor wohl im Umfeld des Militärs (Offizier korps?) suchen. Sein Science-Fiction-Roman Das Re formheer oder: Auf nach Sedan! (1904) singt das Loblied militärischer Tugend in den höchsten Tönen. Bibliografie: Das Reformheer oder: Auf nach Sedanl Ein Überroman aus der Mitte des 20. Jahr hunderts. Cassel: Georg Dufayel, 1904, 102 S.
Das Reformheer oder: Auf nach Sedanl (1904)
Als der eigentliche Held des im Jahre 1950 spielenden Zukunftskriegsromans ist eines »der schönsten Infanterie-Regi menter« anzusehen. Es ist abgesehen von dem Rekruten Fuchs fast frei von »überspannten Sozialdemokraten«. Als dieser aber wegen Ungehorsams zu ei nem Monat Festungshaft verurteilt wird, besinnt auch er sich auf seine sol datischen Pflichten. Nach den Reformen des »Kriegsministers Reyberlein« (sic!) steht nicht nur das deutsche Militär, sondern auch »das deutsche Volk an der Spitze aller Nationen« (S. 49). Wäh rend eines Manövers im Jahre 1951 er reicht das Regiment die Nachricht, dass »die europäischen Mächte« aus Neid Deutschland mit Krieg überziehen wol len. In einer ersten Schlacht wird die Hälfte der österreichischen Armee ver nichtet. »Die Welt sah ein, daß Deutsch land unüberwindlich war« (S. 102). Die Mächte bitten auf dem Friedenskon gress von Sedan um Frieden. Neben einer riesigen Kriegskontribution von »hundert Milliarden Mark« müssen ihre Hauptstädte starke deutsche Besatzun gen aufnehmen. »Deutschland hatte die
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Weltherrschaft angetreten!« (Schluss). Selten wurde für das Militär unverhüll ter Werbung gemacht als hier.
Reymond, M.: -» Reymond, Moritz von
Reymond, Moritz von (1833-1919) Geboren am 30. 6. 1833 als Sohn eines Staatsbeamten in Wien, gestorben am 27. (?) 1. 1919 (nach anderen: 1921) in Berlin. Zwischen 1849 und 1856 Offizier in der österreichischen Armee. Später wandte sich R. der Publizistik zu und arbeitete als Redakteur für verschiedene Blätter in der Schweiz, in Österreich und in Deutschland. R. schrieb u. a. die Komödie Das Laien brevier des Häckelismus und die Naturforscher-Satumalien, in denen er Hae ckels Evolutionstheorie satirisch be handelte. Sein Kurzroman An Bord des »Jules Verne« (1879) ist neben der —> anonymen Erzählung »Professor Dr. Tritremmel’s Reise um die Erde in 20 Ta gen, 47 ‘/2 Minuten« (1876) die erste Pa rodie auf den berühmten Begründer der Science Fiction. Bibliografie: An Bord des »Jules Verne«: Eine hu moristisch-satyrische Weltumsegelungsnovelle als Supplement zu Jules Verne’s sämmtlichen Werken. Leipzig: Carl Garte, [1879], 124 S.; Pa rallelaufl. Bern; Leipzig: Georg Froeben & Cie., 1879, 124 S.; auch Leipzig: Glaser und Garte, 1879, 124 S. (als M. Reymond). SekundärUt.: Brümmer 1913: 5, 451-2; DLL3 11, 1092-3; Burgaud 1996; Innerhofer 1996b: 82-4, 144-5; WF 1998; Innerhofer 2000a: 826; In nerhofer 2001b: 163-5.
An Bord des »Jules Verne« (1879)
Am 8. 11. 1877 wird das fünfzigtau sendste Exemplar von »Jules Verne’s 218
Schriften« bei Hartleben ausgeliefert. Für kurze Zeit nimmt sogar der franzö sische Autor an dem Festakt teil, ob wohl er gerade mit seinem neuesten Werk Vierzehn Tage auf den Plejaden beschäftigt ist. Bei dem Bankett wettet der Bankier Walter Haupt mit dem Großhändler Eduard Königstetten, dass die vor Jahren von Phileas Fogg durch geführte Reise um die Welt in 80 Tagen nicht zu wiederholen sei. An Königstet tens Stelle unternimmt sein Angestellter Wemdt die Fahrt und auch seine reso lute Nichte, Adele von Schwalbenthal, tritt die gleiche Reise an. Beide befinden sich an Bord des Dampfers Aouda, als dieser versehentlich torpediert wird. Schuld ist der geniale Ingenieur und Er finder Chapeman, der für den Khediven als »Ober-Pumpmeister des egyptischen Schatzes« Silber aus Meerwasser ge winnt. Er bietet den beiden an, sie in seinem neuentwickelten »Cigarrenschiff« um die Welt zu fahren. Der »Jules Verne« ist nämlich in der Lage, mit er staunlicher Geschwindigkeit über und unter Wasser zu fahren - und sogar zu fliegen. Mehrere Abenteuer und Prob leme können die Reisenden nicht ernst lich stoppen und selbst eine Havarie des Schiffes auf dem Gipfel des Miltsin ist noch nicht das Ende. Chapeman bastelt aus den Überresten eine mit Knallgas betriebene Rakete. Werndt und Adele, die sich inzwischen ineinander verliebt haben, treffen so noch recht zeitig ein, um die Wette für Königstetten zu gewinnen. R.s An Bord des Jules Verne ist ein fachste Unterhaltungsliteratur ohne je den literarischen Anspruch. Selbst die satirischen und parodierenden Züge sind harmlos und beschränken sich fast ausschließlich darauf, dass R. einige
stilistische Eigenheiten V.s (wissen schaftliche Anmerkungen und Exkurse) aufs Korn nimmt.
schem Muster malte. Angeblich wurde der Roman in 40 Zeitungen nachge druckt und erreichte bereits nach vier Monaten eine Auflage von 215 000 Exemplaren.
Richter, Eugen (1838-1906) Geboren am 30. 7. 1938 in Düsseldorf als Sohn eines Militärarztes, gestorben am 10. 3. 1906 in Berlin. R. wuchs großenteils in Koblenz auf. Studium der Rechts- und Staatswissen schaften in Bonn, Heidelberg und Ber lin. Anschließend wurde R. als Beamter in Düsseldorf ausgebildet (Assessor-Ex amen). Nebenbei publizierte er Artikel und hielt Vorträge zu politischen und ökonomischen Themen. 1864 fand er vorübergehend eine Anstellung bei einer Magdeburger Versicherung, bevor er sich entschloss, freier Schriftsteller und Politiker zu werden. 1869 wurde R. Ab geordneter des Preußischen Landtages, 1871 Mitglied des Reichstages für die linksliberale Deutsche Fortschrittspar tei. Bis zu seinem Tod gehörte er diesem Gremium an. Als Gegner Bismarcks und fanatischer Anti-Sozialist war er einer der bekanntesten und einfluss reichsten Politiker seiner Zeit, bevor er infolge der Spaltung seiner Partei (R. war nun Führer der »Freisinnigen Volkspartei«) ins politische Abseits ge riet. R., der fast ausschließlich Sachliteratur schrieb (u. a. verfasste er Die Sozialde mokraten, was sie wollen und wie sie wirken, 1878; Die Irrlehren der Sozialde mokratie, 1890), wollte mit seinem im November 1891 erschienenen utopi schen Kurzroman Sozialdemokratische Zukunftsbilder (Buchausgabe 1892) bei den Massen Stimmung gegen die Linken machen, indem er das Horrorbild einer zukünftigen Gesellschaft nach sozialisti
Bibliografie'. Sozialdemokratische Zukunftsbilder: Frei nach Bebel. Berlin: Verlag »Fortschritt«, Ak tiengesellschaft, 1892, 48 S.; Neuaufl. in: Bres tei, Heinz: Zukunftsbilder aus der Vergangenheit: Mit Faksimile-Nachdrucken von August Bebel: Unsere Ziele, 1870; Eugen Richter: Sozialdemo kratische Zukunftsbilder, 1893; Eine historische Kontroverse, wiederentdeckt für die Gegenwart. Niederglatt: Fortuna-Finanz-Verlag; W. Hei delberger AG, 1979, unpaginiert. Sekundärlit.: Nathansohn 1912: 54-8; Reich 1927: 126; NKLK 1936: 581; Riederer 1961: 845; Riederer 1962: 185-6; Swoboda 1972: 34577; Schmidt 1976; Ritter 1979: 135-44; Eder 1981: 14-55; Lorenz 1981; Berentsen 1986: 266-75; Seeber 1986; Hölscher 1989: 405-7, 411, 414, 443; Hermand 1995: 57, 349.
Sozialdemokratische Zukunftsbilder (1892)
Am Ende des 19. Jahrhunderts haben sich die Sozialisten in ganz Europa außer in England und der Schweiz durchgesetzt. In Deutschland wird das Militär entlassen, die Steuern aufgeho ben und das Münzgeld eingezogen. Pa radiesische Zeiten scheinen angebro chen zu sein. Aber bald macht sich Er nüchterung breit. Die Gleichmacherei führt zu vielerlei Ungerechtigkeiten und bösem Blut (beispielsweise erhalten Frauen die gleiche Essensportion wie Bergbauarbeiter). Die fähigsten Köpfe beginnen aus Deutschland zu emigrie ren und die Zurückgebliebenen sind weder willens noch in der Lage, die frü heren Produktionsleistungen zu erbrin gen. Das Außenhandelsdefizit führt zu einem Krieg mit den sozialistischen Bruderstaaten Frankreich und Ruß land. Zuletzt führt eine blutige Revolu tion die Anarchie herbei. Die Tagebuchaufzeichnungen eines ein
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fachen Berliner Handwerkers und be geisterten Sozialdemokraten zeigen in immer krasser werdenden Bildern die verheerenden Wirkungen, die sich nach Meinung R.s aus der konsequenten Ausrichtung der Gesellschaft nach sozi alistischen Vorstellungen (insbesondere denen August Bebels) ergäben. Das Hauptübel sah R. in der Konfiskation des Privatvermögens. Die Sozialdemokratischen Zukunftsbilder sind weniger ein »antisozialistisches Ge genstück« (Reich) zu Bellamys Rückblick als eine »Streitschrift gegen die damalige Sozialdemokratische Partei« (Riederer) insbesondere gegen August Bebels Werk Die Frau und der Sozialismus (1883) - in Form einer utopischen Erzählung. Sie war so erfolgreich, dass sie sogar einige phantastische (Arnold von der Passers [d. i. Franz Ludwig —» Hoffmanns] Mene Tekell, 1893) und nicht-phantastische Gegenschriften (Franz Mehrings Herrn Eugen Richters Bilder aus der Gegenwart: Eine Entgegnung, 1892, und B. Augusts [d. i. August Bebels] Eugen Richters Sozialdemokratische Zerrbilder, 1891, u. a.) und Seitenstücke (-> Anonymus’ Wie kam es doch?, 1892; Emil —> Gregorovius’ Der Himmel auf Er den, 1892) provozierte.
Riekes, Hugo (?-?) Unbekannter Autor. Utopia (1911/1918), von R. zuerst unter dem Pseudonym »H. Wilbertsen« publi ziert, ist ein kurioses Drama, das in ei nem fiktiven Staat (»Nirgendheim«) spielt: nach Schildbürgermanier wird unter dem Deckmantel des Kapitalis mus die sozialistische Gesellschaftsform eingeführt. Bibliografie: Utopia: Eine volkswirtschaftliche Ko
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mödie in zwei Akten. 1.-2. Tsd. Leipzig: Moder nes Verlags-Bureau Curt Wigand, 1911, 96 S. (auf Umschlag: 1912); Neuaufl.: Utopia: Eine volkswirtschaftliche Illusion in 2 Akten. Zweite, neubearb. Aufl. Leipzig: Otto Wigand, 1918, 100 S. (als H. Willbertsen). Sekundärlit.: Geißler 1913: 718.
Utopia (1911/1918)
Emil Sondermann ist nicht nur Proku rist der größten Firma von »Nirgend heim« (eine Stadt und ein Staat), son dern auch Sympathisant der Arbeiter. Als der Streit zwischen ihnen und den Arbeitgebern eskaliert, handelt Sonder mann einen Kompromiss aus, der höhe re Löhne und eine Beteiligung der Ar beiter an den Produktionsmitteln vor sieht. 25 Jahre später ist unter dem neuen Bürgermeister Sondermann Nir gendheim zu einem prosperierenden Staat herangereift. Die »Sozialisten« sind fast vollkommen verschwunden, da die Löhne in der Zwischenzeit auf das Zehnfache gestiegen und alle Einwoh ner zufrieden sind. Die Nirgendheimer Bevölkerung besteht nur noch aus Ka pitalisten, die sich fast vollständig zu ei ner »Produktions-Aktien-Gesellschaft« zusammengeschlossen haben. Deren Betriebsgewinn geht an den Staat. Erst ein ausländischer Ökonomieprofessors führt den Nirgendheimern vor Augen, dass es sich bei ihrem Staat in Wirk lichkeit nicht um ein kapitalistisches, sondern um ein sozialistisches Gemein wesen handelt. Trotz des Untertitels ist Utopia weniger eine Komödie im klassischen Sinne als eine Werbeschrift für die sozialistische Bewegung - natürlich mit genretypisch überzeichneten Figuren, aber durchaus auch mit Pfiff geschrieben. Die Änderungen der 2. Auflage betreffen neben einigen Regieanweisungen den
Schluss, der zwar umgeschrieben, aber in seiner Intention gleich geblieben ist.
Roemer, Hermann: -> Thieme, Fried rich
Rosegger, Hans Ludwig (1880-1929) Geboren am 19. 8. 1880 als Sohn des Heimatdichters Peter Rosegger (1843— 1918) in Krieglach (Steiermark), gestor ben am 17. 2. 1929 in Graz. Schulbildung in Graz. Rechtsstudium in Leipzig und Graz. Promoüon zum Dr. jur. R. arbeite nach längeren Reisen seit 1910 als Journalist und Redakteur. Wohnhaft in Krieglach. Die Sammlung Die blutrote Perle (1910) enthält 18, teilweise einschlägige Kurz geschichten. Der Katastrophenroman Der Golfstrom (1913) feiert, bisweilen in grandiosen Bildern, die Bewährung der »germanischen Rasse« im Eis. Bibliografie: Die blutrote Perle Und andere Son derbarkeiten. Köstritz; Leipzig: C. Seifert Verlag, 1910, 256 S. Der Golfstrom. 1.-5. Aufl. Berlin; Leipzig: Schus ter & Loefiler, 1913, 169 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 45; 8, 260; Geißler 1913; 495-6; Maluschka 1927: 140; Reich 1927: 154; NKLK 1936 : 596; Franke 1985; DLL3 12, 276; Hermand 1995: 58-61; In nerhofer 1996b: 364-5, 389.
Der Golfstrom (1913)
Der deutschamerikanische Ingenieur William Sanders plant - nachdem er schon den Panamakanal auf drei Kilo meter Breite erweitert hat - ein weiteres Titanenwerk: er will durch die Abtra gung Floridas den warmen Golfstrom nach Amerika umleiten. Das »alte Euro pa«, »übervölkert, durch einen sinnlosen Luxus geschwächt, durch eine doktrinä
re Demokratie irregeleitet, dabei stolz auf seine fragwürdigen Errungenschaf ten« (S. 32), versucht dies mit Waffenge walt zu verhindern. Die von Kaiser Wil helm II. aufgebotene Flotte der Euro päer wird aber in einem Krieg gegen die USA bei Neuyork und Colon vernichtet. Nachdem der Plan Sanders (der sogar der Nachfolger Roosevelts als amerika nischer Präsident wird) realisiert wor den ist, bricht über Europa eine neue Eiszeit herein (vgl. Hans —► Dominiks Atlantis, 1925). Eis und Schnee, Seu chen und Hungerskatastrophen raffen Millionen hinweg. Doch nach 40 Jahren Eiszeit »gesundet« die Bevölkerung Eu ropas, während Amerika nun an den gleichen Degenerationserscheinungen wie früher der alte Kontinent leidet. Als im Jahre 1980 die Amerikaner, durch Hitze und Rassenvermischung ins Cha os gestürzt, den Golfstrom in seine alte Bahn leiten wollen, verhindert dies der europäische Staatenbund aus Deutsch land, England, Frankreich und Teilen Österreich-Ungarns unter dem Präsid des deutschen Kaisers Friedrich Wil helm V. Seine kleine Flotte bezwingt die zehnfache Übermacht und zwingt die Amerikaner, die bestehenden Verhält nisse zu belassen. Die gestählte germa nische Rasse will nie mehr an den An nehmlichkeiten, die die Wärme mit sich bringt, teilhaben. Wie in Max —» Haushofers Planetenfeuer (1897) dient das Katastrophenszenario in erster Linie dazu, rassistische und faschistische Überlegenheitsphantasien bildreich auszumalen.
Rosenberger, Erwin (?-?)
Wenig bekannter Autor von zwei Samm lungen - Der König der Diebe und ande221
re Erzählungen (1910) und 1+1=3 und andere Geschichten (1913) die meist skurrile Phantastik in historischem Ge wand bieten. In der zweiten Sammlung findet sich die Science-Fiction-Erzählung »Im Zeitalter des lenkbaren Luft schiffes«, ein Ausblick auf das Ende des 20. Jahrhunderts, in dem das gesamte Leben vom Flug(un)wesen dominiert wird. Bibliografie: 1+1=3 und andere Geschichten. Leipzig: Philipp Reclam jun., 1913, 96 S. (RÜB; 5496). Sekundärlit.: Innerhofer 1996b: 156.
Ross, Colin (1885-1945) Geboren am 4. 6. 1885 in Wien, gestor ben am 29. 4. 1945 in Urfeld bei Bad Tölz. Nach dem Studium (Maschinenbau, Hüttenkunde und Nationalökonomie) arbeitete der promovierte Ingenieur R. zeitweise als Angestellter des Deutschen Museums für Naturwissenschaft und Technik. Danach war er als Journalist tätig. R. war zu seiner Zeit ein sehr bekannter Reiseschriftsteller. Über seine ausge dehnten Reisen in alle Kontinente ver fasste er umfängliche, in hohen Aufla gen erscheinende Tagebücher, die zu erst im Ullstein-Verlag, dann bei Brock haus publiziert wurden. Bei Kriegsende beging der stramme Nationalsozialist Selbstmord. Von seinem umfangreichen, heute fast vollständig vergessenen Oeuvre war wohl Im Banne des Eisens (1911) am er folgreichsten. Zur Science Fiction zählt die Kurzge schichte »Als der Welt Kohle und Eisen ausging« (in: Das Neue Universum. 34. Jg. [1913]; auch in: Als der Welt Kohle
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und Eisen ausging, 1980, HSFF 3754). In dieser Geschichte wird der Kampf um die letzten Erzvorkommen in der Welt dadurch abgewendet, dass ein helden hafter deutscher Ingenieur neue Vor kommen durch das Anbohren des flüs sigen Erdkerns erschließt. Die in der bekannten Leonhard-Adelt-Anthologie Lebendiger Stahl (1920) erschienene Kurzgeschichte »Stahlwerk« ist dagegen nicht utopisch-phantastisch. Sekundärlit.: Innerhofer 1996b: 368-9; Ruppelt 1999: A715; DBE 2001: 8, 404; Innerhofer 2001b: 169.
Rothgießer, Georg (?-?)
Eine Automobilfahrt in die Zukunft (1905) ist eine seltene Technikphantasie in Form einer Traumerzählung. Bibliografie: Eine Automobilfahrt in die Zukunft: Berlin: Verlag »Nec Sinit«, [1905], 63 S.
Eine Automobilfahrt in die Zukunft (1905)
In der Lüneburger Heide trifft der IchErzähler auf seinen Schulfreund Fritz, der ihm stolz von seiner neuesten Er findung - der Konservierung von leben digem Fleisch in einer Flüssigkeit - be richtet. Bei einem Autounfall werden die beiden zusammen mit ihrem Chauffeur bzw. Assistenten der Flüssigkeit ausgesetzt und erwachen erst nach fast einem Jahrhundert im Jahre 1999. Von einem interessierten Ingenieur werden die Vier aufgenommen und mit der Zu kunft bekannt gemacht. Auf techni schem wie kulturellem Gebiet hat sich viel getan: Den Energiebedarf decken Sonnenmotoren in der Sahara und Aus tralien, die Automobile (falls die Men schen nicht ohnehin im Gleitflug unter wegs sind) werden mit »flüssigem Knall gas« betrieben. Die Goldwährung ist er-
setzt, Deutschland im »Europäischen Bund«, der von Wilhelm II. gegründet wurde, aufgenommen. An dieser Stelle bricht die Schilderung des Ingenieurs ab und der Ich-Erzähler erwacht aus seinem Schlaf.
Rowohlt, Ernst (Hermann Heinrich) (1887-1960)
Geboren am 23. 6. 1887 in Bremen als Sohn eines Fond- und Effektenmaklers, gestorben am 1. 12. 1960 in Reinbek. Kaufmännischer Lehrling in einem Bankhaus, dann Volontär im Leipziger Verlag Breitkopf & Härtel. 1910 offizielle Gründung des »Emst Rowohlt Verlags« in Leipzig (stiller Teilhaber war Kurt —► Wolff), nachdem bereits 1909 Paul —> Scheerbarts Kater-Poesie mit einem ent sprechenden Impressum erschienen war. Zu den ersten Autoren zählten u. a. Max Dauthendey, Herbert Eulen berg, Franz —> Kafka und Georg —» Heym. 1912 trennten sich R. und Wolff. Im nächsten Jahr wurde R. Prokurist im S. Fischer Verlag, dann Geschäfts führer im Berliner Hyperion-Verlag. Nach dem 1. Weltkrieg, an dem er als Kriegsfreiwilliger teilnahm, gründete er in Berlin den »Ernst Rowohlt Verlag« neu. Zu den von ihm verlegten Autoren gehörten Kurt Pinthus, Johannes R. Be cher, Carl Sternheim, Arno Holz, Albert —» Ehrenstein, später auch Robert Mu sil, Joachim Ringelnatz, Kurt -♦ Tu cholsky u. a. 1938 wurde R. aus der Reichskulturkammer ausgeschlossen. Daraufhin emigrierte er mit seiner Frau nach Brasilien. 1940 kehrte er nach Deutschland zurück und nahm am 2. Weltkrieg teil, bevor er 1943 endgültig aus der Wehrmacht ausschied. 1946 wurde zum dritten Mal der »Ernst Ro
wohlt Verlag« gegründet. 1947 erschie nen die ersten »Rowohlts Rotations Ro mane«, 1950 die »rororo-Taschenbücher«. R.s Verlag gehörte zu den erfolg reichsten der Nachkriegsära. R. förderte u. a. Arno Schmidt. 1957 erhielt R. das Große Verdienstkreuz und die Ehren doktorwürde der Universität Leipzig. 1959 zog sein Verlag von Hamburg nach Reinbek um. Bereits ein Jahr spä ter erlag R. einem Herzinfarkt. Zu den von ihm verlegten Science-Fiction-Romanen und -Sammlungen gehö ren u. a. —« Bassewitz’ Peterchens Mond fahrt (1912), Brunngrabers Radium (1936) und Die Engel in Atlantis (1938), —» Ehrensteins Ritter des Todes (1926), Kusenbergs La Botella (1940) und Der blaue Traum (1942) sowie Sternheims Fairfax (1921). Sekundärlit.: Pinthus 1962; Pfäfflin 1987; DBE 2001: 8, 429-30.
Rubiner, Wilhelm (1851-1925)
Im Mittelpunkt des Romans Das Ju gendwunder (1916) steht die Entwick lung eines verjüngenden Lebenselixier durch einen idealistischen Arzt. Dieses klassische Thema wird von R. langatmig und ohne echte Überraschungsmo mente abgehandelt. Bibliografie: Das Jugendwunder: Roman. Berlin; Leipzig: Rich. Bong, [1916], 456 S.
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Sachse, ein: -> Anonymus: Deutsch land im Jahre 1921
Sandt, Emil (1864-1938) Geboren am 27. 12. 1864 in Middelwalde. Seit 1907 Hamburger. Stilsicherer Erzähler und erfolgreicher Autor. Selten wurde die Begeisterung fürs Flie gen eindringlicher dargestellt als von S. Von seiner Reise in einem Zeppelin be richtet er in »Eine Fahrt ins Reich der Lüfte mit dem Grafen Zeppelin« (in: Im Luftschiff, hrsg. v. Wilhelm Köhler, . 1910) S. ist vor allem durch Cavete! (1907) bekannt geworden, einen der er folgreichsten Science-Fiction-Romane der Wilhelminischen Zeit. Er brachte S. den Ruf ein, der deutsche »Jules Verne« zu sein (ein Vergleich, den S. selbstsi cher ablehnte). Neben der Flugbegeisterung durchzieht S.s Romane ein weiteres Thema: die Schaffung des Weltfriedens, nötigenfalls mit Gewalt. Es taucht bereits in Ca vete!, dann im Roman Die Schmiede (1926) und in Ansätzen auch in Im Aether (1910) sowie Das Lichtmeer (1912) auf. Ziel für S. ist allerdings nicht die Schaffung eines supranationa len Verbandes, sondern die Sicherheit und Vormachtstellung Deutschlands. Besonders deutlich kommt dies in Ca vete! zum Ausdruck, wo der Erfinder seine Waffe dem deutschen Kaiser aus liefert. Im Aether gehört zu den besseren Werken des Autors, in dem die über schwängliche Technik- und Flugbegeis terung durch die Handlung gebrochen wird. S.s weitere Romane sind wesent lich behäbiger als die beiden ersten. Im Lichtmeer beschreibt die Erfindung der
Umwandlung des Lichts in Elektrizität. S.s Spätling Die Schmiede handelt von einer Geheimorganisation, die über phantastische Erfindungen verfügt und den Weltfrieden erzwingen will. Bibliografie: Cavetel Eine Geschichte, über deren Bizarrerien man nicht ihre Drohungen vergessen soll. Minden i. W.: J. C. C. Bruns’ Verlag, [1907], 470 S. (mind. 24 Aufl.). Im Aether: Das Testament eines Einsamen; Ro man. Berlin-Charlottenburg: Vita, Deutsches Verlagshaus, 1910, 317 S. Das Lichtmeer: Roman. Berlin-Charlottenburg: Vita, Deutsches Verlagshaus, 1912, 428 S. Die Schmiede. Berlin-Zehlendorf: Sieben-StäbeVerlag, 1926, 253 S. (drei Aufl.). Sekundärlit.: Poritzky 1907; Poritzky 1908; Popp 1909: 206-7; Strobl 1911: 1527-8; Brümmer 1913: 6, 116; Geißler 1913: 510-1; Franke 1985; Ritter 1987: 173, 177-85; Affeldt-Schmidt 1991: 319-20; WF 1991; Innerhofer 1996b: 7980, 158-60, 174, 458.
Cavetel (1907)
Der Held des Romans ist der Hambur ger Ingenieur Fritz Rusart, der das Problem des lenkbaren Luftschiffes ge löst hat. Auf einer Elbinsel lässt er die 120 Fuß lange »Pax« erbauen, mit deren Hilfe er den Weltfrieden zu verwirkli chen plant. Rusart will seine Erfindung erst dann preisgeben, wenn alle Kultur nationen bereit sind, sie unter den Be dingungen zu erwerben, die einen Ein satz gegen andere Staaten unmöglich machen. Während Rusart auf die Welt friedenskonferenz wartet, versuchen verschiedene Mächte und Gruppierun gen, ihm sein Geheimnis abzukaufen oder abzujagen. Den Engländer gelingt es sogar, die »Robur«, ein Schwester schiff der »Pax«, in ihre Gewalt zu brin gen. Rusart kann es zwar zurückero bern, erkennt aber, dass er als Einzel ner der Menschheit seinen Willen nicht aufzwingen kann. Er übergibt daher sei ne Erfindung dem deutschen Kaiser. 225
Im Aether (1910)
Auf ihrem Weg nach Labrador stoßen der kanadische Pelzjäger Michael und der Ich-Erzähler auf einen abgestürzten Flugapparat. Im Innern finden sie ein Manuskript mit dem Titel »Der Zug des Siegers. Das Testament eines Einsa men«, das der Ich-Erzähler in »Im Aether« umbenennt. Es handelt sich um die autobiografischen Aufzeichnungen eines genialen Erfinders und Piloten, der in seinem neuartigen motorlosen Flugapparat eine Reise von Berlin über Brüssel und Paris nach New York un ternommen hat. Unterwegs erlebt er ei ne Reihe von Abenteuern - etwa die Ret tung einer abstürzenden Fliegerin, die Auseinandersetzung mit einem franzö sischen Journalisten und die Landung auf einem Dampfer. Parallel zur äußeren Handlung wandelt sich die Ge mütslage des »Einsamen« von selbstbe wusstem Optimismus (»Ich bin der Trä ger eines Fortschrittes in der Entwick lung« [S. 37]) in düstere Melancholie. Der Schluss endet offen. Der Erfinder lässt seinen »Frigidus« führerlos starten. Geschickt stößt S. in seinem Roman au ßer der Flugbegeisterung, die er als »Kulturaufgabe« propagiert, weitere The men aus Philosophie und Religion an. Das Lichtmeer (1912)
Anselm Träger hat zusammen mit sei nen Freund Richard Marteau eine Me thode entwickelt, das »Lichtmeer« zu nutzen und Licht in Elektrizität zu ver wandeln. Da diese Epoche machende Erfindung Kohle und Öl überflüssig ma chen würde, schlägt sie große Wellen. Die Baumaßnahmen in Wilhelmshaven werden durch englische Spione und aufgehetzte Arbeiter behindert. Doch auch der Tod seiner Frau kann Träger
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nicht von seinem Weg abbringen (dieses und einige weitere Motive hat Das Licht meer mit dem fast zeitgleich erschiene nen Roman Der Tunnel von Bernhard —> Kellermann gemeinsam). In Gegenwart des Kaisers wird eine Testvorführung erfolgreich durchgeführt. Zweifellos ist Das Lichtmeer S.s schwächster Roman, voll von nationa listischen und mystisch-religiösen Zü gen.
Saudek, Robert (1880-1935) Geboren am 21. 4. 1880 in Kolin (Böh men), gestorben am 15. 4. 1935 in Lon don. Kaufmann mit wechselndem Wohnsitz, u. a. Berlin, London und Den Haag. Mehrjähriger Auslandsaufenthalt. In England gelang S. eine technische Erfindung, die ihn finanziell weitgehend unabhängig machte. Freier Schriftsteller und Übersetzer. Zu seiner Zeit recht bekannter Autor, u. a. von Dämon Berlin (1907). Der entfesselte Riese (1910) beschreibt die Folgen einer umwälzenden Erfin dung. Der bei Bleymehl genannte Titel Das Märchen des Meeres (1919) ist bib liografisch nicht nachweisbar. Bibliografie: Der entfesselte Riese: Roman. 1.-5. Aufl. Berlin; Leipzig: Schuster & Loeffler, 1910, 292 S. Sekundärlit.: Poritzky 1910/11; Brümmer 1913: 6, 119; Geißler 1913: 511; Reich 1927: 153-4; NKLK 1936: 614; WF 1992; DLL3 14, 90-1.
Der entfesselte Riese (1910)
Der deutscher Erfinder Otto Breitfeld hat einen Stoff erzeugt, den er nach dem Ort der Erfindung »BuggerowStein« nennt. Er ist sehr leicht, billig aus Quarz herzustellen und durch seine
vielfältigen Verwendungsmöglichkeiten macht er jedes andere Material für immer wertlos. Seine wunderbarste Eigenschaft besteht darin, dass er sich trotz andauernder Energieabgabe nicht verbraucht, also schlichtweg das Perpe tuum mobile darstellt. Der von der deutschen Regierung im Monopol pro duzierte Stein sorgt für gewaltige Unru hen, sowohl bei den Industriellen, die um den Absatz ihrer Produkte, als auch bei den Arbeitern, die um ihre Arbeits plätze fürchten. Ein ehemaliger Ange stellter Breitfelds, Richard Kosterlitz, wendet sich gegen den Erfinder und stellt die deutsche Regierung vor die Al ternative: Vernichtung der Erfindung oder Generalstreik. Als es zu letzterem kommt, führt dies in Berlin zu anarchi schen Zu ständen. Buggerow geht in Flammen auf, Breitenfeld stirbt in sei nem Labor und Kosterlitz wird verhaftet und vor Gericht gestellt. Obwohl er letztlich frei gesprochen wird, ist er ein gebrochener Mann. Der entfesselte Riese (gemeint ist damit wohl weniger die Masse als die Technik) taumelt meist richtungslos zwischen wilhelminischem Melodram und natu ralistischem Genrebild auf das wenig plausible Ende zu. Im Grunde ist er ein Erfinderroman von der Sorte, wie sie nach dem 1. Weltkrieg sehr populär werden sollte.
Schaefer, W. (?-?) Unbekannter Autor. Nicht identisch mit dem bekannten Dramatiker und Er zähler Wilhelm Schäfer (1868-1952). S.s Erzählung Ans einem anarchischen Idealstaat (1906) ist eine Parodie auf den sozialistischen Zukunftsstaat, na
mentlich auf Bellamy und Bebel, die beide explizit genannt sind. Der Globe trotter Meier wird nach einem Schiff bruch auf eine idyllische Südseeinsel verschlagen. Dort lernt er die »anarchi schen« (d. h. sozialistischen) Verhältnis se im Staat Anarchia und seiner Hauptstadt Anarchopolis kennen, bis er nach sechs Monaten in seine Heimat zurückflieht. Bibliografie: Aus einem anarchischen Idealstaat: Erinnerungen eines Globetrotters. Hannover: Göhmannsche Buchdruckerei, (1906), 40 S.
Sekundärlit.: Riederer 1961: 111-2; Riederer 1962: 187; Schmidt 1976.
Schafheitlin, Adolf (1852-1917) Geboren am 31. 3. 1852 als Sohn eines Konstanzer Bürgers in Pernambuco (Brasilien), gestorben im Oktober 1917 auf Capri. Im Alter von zwei Jahren kam S. nach Berlin. Er ergriff einen kaufmännischen Beruf. Ausgedehnte Reisen, später wohnhaft in Anacapri auf Capri. Schriftsteller, der fast ausschließlich als Lyriker hervorgetreten ist. Seine unter haltsamen und flüssigen Reime verra ten hohe Bildung, aber wenig echtes poetisches Talent. Die drei Bände Der große Ironiker und sein Werk (Bd. 1: Träumereien zwischen Fels und Meer, Bd. 2: Die Utopie-, Bd. 3: Das Mysterium des Demiurgos, 190711) enthalten nur philosophische Es says, Aphorismen u. ä. Die Titanen (1896) sind Gedichte, die auf der griechischen Mythologie basieren. Uto pische Züge finden sich vor allem in sei nen längeren Gedichten, z. B. in der Sa tire Die Götterfarce (1903) und in der dreibändigen Sammlung Gedichte eines Lebendig-Begrabenen (1910).
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Bibliografie: Die Götterfarce: Ein reichsdeutscher Fastnachtstraum. Zürich: Verlags-Magazin (v. J. Schabelitz) / Th. Schröter, 1903, 31 S. Gedichte eines Lebendig-Begrabenen: GesammtAusgabe. T. 1: Ariana, Traum der Luft, und Heb räische Lieder; T. 2: Lazzaronesken, Saturnische Phantasien, Oden und Anderes; T. 3: Der Pilger der Sophrosyne: Die Zukunfts-Welt und Anderes. Berlin: S. Rosenbaum, 1910, 181 u. 295 u. 252 S. Sekundärlit.: Ewers 1905: 150; Brümmer 1913: 6, 138; Geißler 1913: 517; NKLK 1936: 619; Ritter 1979: 312; DLL3 14, 229-30.
Scharrelmann, (Ludwig) Heinrich (1871-1940) Geboren am 1. 12. 1871 in Bremen, ge storben am 31. 8. 1940 in Ludwigshafen/Bodensee. Bremer Lehrer, der vorübergehend sein Schulamt aufgab. Ab 1920 leitete er die erste »Gemeinschaftsschule«. Bedeuten der Pädagoge und Schulreformer, der als Sach-, Kinder- und Jugendbuch autor hervortrat. Redakteur der päda gogischen Zeitschrift Roland. 1910 Um siedelung nach Hamburg. Die Tarnkappe (1917) ist eine Jugender zählung um ein zwölfjähriges Mädchen, das eine unsichtbar machende Mütze findet. Die beiden Bände Die Fahrt ins Leben (1907) und Traumland (1923) ge hören zur phantastischen Literatur. Bibliografie: Die Tarnkappe: Eine Erzählung. Hamburg: Alfred Janssen Verlag, 1917, 96 S.; 7.-9. Tsd. Braunschweig; Berlin; Hamburg: Ge org Westermann, 1929, 96 S. (u. ö.). Sekundärlit. : Geißler 1913: 521; Baumgärtner / Pleticha 1984: 2, 428-9; LKJL 3, 269; DLL3 14, 282-3.
Scheerbart, Paul (1863-1915) Geboren am 8. 1. 1863 in Danzig als jüngstes von elf Kindern eines Zimmer 228
manns, gestorben am 15. 10. 1915 in Berlin. Schon früh legte S. eine wild wuchernde Phantasie an den Tag, die ihn für die Rolle eines Sonderlings und literari schen Einzelgängers prädestinierte. Un ter dem Einfluss seiner pietistischen Stiefmutter entschloss er sich, Theologe und Missionar zu werden. Später zog es ihn zur Philosophie. Zwei Denkrichtun gen prägten S. und sein Werk: der Pes simismus Arthur Schopenhauers und eine hedonistische Weltanschauung orientalischer Prägung. Nach dem Stu dium der Philosophie und Kunstge schichte in Leipzig, Halle und München siedelte er 1887 endgültig nach Berlin über, wo zwei Jahre später sein erstes Buch Das Paradies, die Heimat der Kunst erschien. In den literarischen Kreisen um Richard Dehmel, Erich Mühsam und Otto Julius —> Bierbaum war S. als launiger Literat und sybaritisches Original geschätzt. Aus Protest gegen den 1. Weltkrieg soll er sich zu Tode gehungert haben. S.s skurrile Texte verschlossen sich al len gängigen literarischen Strömungen, weshalb er nie die Anerkennung erhielt, die er aufgrund seiner Werke verdiente. Arno Schmidts Urteil - »ein kosmischer Schwadroneur mit beschränkter Haf tung« - darf als symptomatisch für den Großteil der Literaturkritiker gelten. Viele seiner Erzählungen und Romane fallen in den Bereich der Phantastik und können meist sogar der Science Fiction zugerechnet werden, obwohl S. im Grunde weder an technischer noch an utopischer Extrapolation interessiert war. Ich liebe dich1 (1897) enthält u. a. die »Zukunftsnovellette« »Eine Gerichts sitzung im Jahre 1901«, in Na prost! (1898) fliegen drei Germanisten in einer
achtkantigen Flasche in den Weltraum, in Rakköx der Billionär (1900) lässt der Protagonist neue Waffensysteme entwi ckeln, in Der Kaiser von Utopia (1904) lernt der Monarch auf seiner Reise durch Utopia den wahren »Volksgeist« kennen, in Münchhausen und Clarissa (1906) werden Sonnenbewohner er wähnt, in Jenseits-Galerie (1907) wer den Lebewesen jenseits des Neptun bildlich vorgeführt, ein Teil von Das Per petuum mobile (1910) spielt im Jahre 2050, mehrere Außerirdische tauchen in Astrale Novelletten (1912) auf und Das graue Tuch und zehn Prozent Weiß (1914) spielt im Jahre 1950, Zu seinen einschlägigen Büchern gehören außer dem: »Ja ... was ... möchten wir nicht al les!« (1893), Der Tod der Bermekiden (1897), Die wilde Jagd (1900), Die große Revolution (1902), Immer mutig (1902), Liwüna und Kaidöh (1902), Kometentanz (1903), Revolutionäre Theater-Bibliothek (1904), die Münchhauseniade Das große Licht (1912), Lesabendio (1913) und am Rande auch Das Paradies (1889), Die Seeschlange (1901) und die Gedichte in Kater-Poesie (1909). Der kosmopolitische und pazifistische S. ist eine der merkwürdigsten, aber auch interessantesten Gestalten der deutschen utopisch-phantastischen Li teratur. Bibliografie: Der »Edition Phantasia« gebührt das Verdienst, nicht nur die Einzelausgaben, son dern auch die verstreuten nicht selbstständigen Veröffentlichungen S.s in einer 10-bändigen Werkausgabe (hrsg. v. Thomas Bürk, Joachim Körber u. Uli Kohnle 1986-1996) wieder zugäng lich gemacht zu haben. Das Paradies: Die Heimat der Kunst. Berlin: George & Fiedler, 1889, 194 S.; 2. Aufl.: Berlin: Verlag deutscher Phantasten, 1893, 194 S. »Ja ... was ... möchten wir nicht alles!«: Ein Wun derfabelbuch. Erstes Heft. Berlin: Verlag deut scher Phantasten, 1893, (2), 24, (2) S.; Neuaufl.
Paderborn: Igel-Verlag, 1988, 95 S. Ich liebe Dich! Ein Eisenbahn-Roman mit 66 In termezzos. Berlin: Schuster & Loeffler, 1897, 296 S. Der Tod der Bermekiden: Arabischer Haremsro man. Leipzig: Verlag Kreisende Ringe (Max Spohr), 1897, 208 S. Na prost! Phantastischer Königsroman. Berlin; Leipzig: Schuster & Loeffler, 1898, 142 S. Rakköx der Billionaer: Ein Protzenroman. / Die wilde Jagd: Ein Entwicklungsroman in acht an deren Geschichten. Berlin; Leipzig: Insel-Verlag bei Schuster 8s Loeffler, 1900, VIII, 119 S.; Ta schenbuchausgabe Frankfurt am Main: Insel, 1976, 137 S. (it; 196). Die Seeschlange: Ein See-Roman. Minden in Westf.: J. C. C. Bruns, [1901], 228 S. Immer mutig! Ein phantastischer Nilpferderoman mit dreiundachtzig merkwürdigen Geschichten. 2 Bde. Minden in Westfalen: Herzogi. Sächsische und Fürstlich Schaumb.-Lippische Hof-Verlags buchhandlung von J. C. C: Bruns, 1902, 235 u. 250 S.; Taschenbuchausgabe Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1990 (st; 1759 = PhB; 257). Die große Revolution: Ein Mondroman. Leipzig: Insel-Verlag, 1902, 190 S. Liwüna und Kaidöh: Ein Seelenroman. Leipzig: Insel-Verlag, 1902, 131 S.; Zeitungsvorabdruck in: Die Insel. 2. Jg., 2. Quartal (Januar-März 1901) . S. 33-101; Taschenbuchausgabe in: Ko metentanz. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1990. S. 5-91 (st; 1652). Kometentanz: Astrale Pantomime in zwei Aufzü gen. Leipzig: Insel-Verlag, 1903, 65 S.; Zeitungs vorabdruck in: Die Insel. 3. Jg., H. 6 (März 1902) . S. 309-41; Taschenbuchausgabe in: Ko metentanz. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1990. S. 93-127 (st; 1652). Der Kaiser von Utopia: Ein Volksroman. GroßLichterfelde; Berlin: Eduard Eisselt, 1904, 233 S.; Taschenbuchausgabe in: Der Kaiser von Utopia. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1988. S. 5-107 (st; 1565 = PhB 218) (u. ö.). Revolutionäre Theater-Bibliothek. Mit Feder zeichnungen von Paul Scheerbart. 1.-6. Tsd. Groß-Lichterfelde; Berlin: E. Eisselt, 1904, 132 u. 96 u. 84 u. 94 u. 88 u. 93 S. Münchhausen und Clarissa: Ein Berliner Ro man. Berlin: Oesterheld & Co., 1906, 142 S.; Ta schenbuchausgabe in: Das große Licht: Gesam melte Münchhauseniaden. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1987. S. 7-89 (st; 1400 = PhB; 194). Jenseits-Galerie. Berlin: Oesterfeld 8s Co., 1907, 4 S.
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Kater-Poesie. Paris; Leipzig: Emst Rowohlt, 1909, 58 S.; 2. Aufl. Berlin: Emst Rowohlt, [1920], 57 S.; Neuaufl. Stuttgart: Henry Goverts, [1963], 61 S. (Neue Bibliothek der Weltliteratur) (u. ö.). Das Perpetuum mobile: Die Geschichte einer Er findung. 1.-4. Aufl. Leipzig: Rowohlt, 1910, 44 S.; Neuaufl. Erlangen: Klaus Renner, 1977, VI, 43 S. (u. ö.). Das große Licht: Ein Münchhausen-Brevier. Leipzig: Dr. Sally Rabinowitz, 1912, 152 S.; 2. Aufl. ebd. 1912; Taschenbuchausgabe in: Das große Licht: Gesammelte Münchhauseniaden. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1987. S. 90-185 (st: 1400 = PhB; 194). Astrale Novelletten. Karlsruhe; Leipzig: DreililienVerlag, 1912, 209 S.; Neuaufl. München; Leipzig: Georg Müller, 1912, 209 S. (u. ö.). Lesabendio: Ein Asteroiden-Roman. München; Leipzig: Georg Müller, 1913, 282 S. [mit 14 Fe derzeichnungen v. Alfred Kubin]; 2. Aufl. ebd. 1913; Taschenbuchausgabe mit einem Nachwort v. Paul Raabe. München: Deutscher Taschen buch Verlag, 1964, 169 S. (sonderreihe dtv; 34). Das graue Tuch und zehn Prozent Weiß: Ein Da menroman. Berlin; München: Georg Müller, 1914, 246 S.; 2. Aufl. ebd. 1914; Neuaufl. Mün chen: edition text + kritik, 1986, 121 S.; Ta schenbuchausgabe in: Der Kaiser von Utopia. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1988. S. 5-106 (st; 1565 = PhB 218). Sekundärlit.: Die ältere Literatur ist bei Rottensteiner 1969 aufgelistet. Weiterhin ist zu erwäh nen: Rottensteiner 1971; Gemmingen 1976; Bär 1977; Osterkamp 1977; Ingold 1978: 113-8; Boia 1980: 159-60; Riha 1980; Rottensteiner 1981; Wolff 1982; Rolli 1983; Speier 1983; BL 1984; Rottensteiner 1986b; Ritter 1987: 263-6; WF 1990; Osterwalder 1992: 1036; Lörwald / Schardt 1992; Friedrich 1995; Schmidt 1995; Innerhofer 1996: 221-5, 227, 344-59, 392, 439, 460; Schardt / Steffen 1996; Innerhofer 1997a; Kaltefleiter 1998; Lindengrün 1998; Brunn 2000; Innerhofer 2000b; Zahn 2000; Innerhofer 2001a; Sprengel 2004: 200-1.
Astrale Novelletten (1912)
Der Band besteht aus zwölf Geschich ten (»Novelletten«), deren bizarre Prota gonisten mehrfach Bewohner von Ge stirnen unseres Sonnensystems sind. Zentrales Motiv ist die Suche nach dem
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»Höheren«. Auf der Venus haben die Bewohner unter der ungewöhnlichen Fruchtbarkeit der Natur zu leiden (»Die neue Oberwelt«). In »Steuermann Malwu« versperren dicke Wolken den Be wohner des Asteroiden Vesta die Sicht auf den Kosmos. Malwu macht daher den Vorschlag, auf Leuchttürme umzu siedeln, um dem unbekannten »Höhe ren« näher zu sein. In »Zack und Sidi und der große Kopf« treffen zwei Ceresianer auf ihrer Suche nach dem großen Unbekannten einen Riesenkopf. In »Pro fessor Kienbeins Abenteuer« begegnet ein deutscher Professor einem Neptun mann und wird von diesen in die Ge heimnisse des Kosmos eingeweiht. Die anderen (offenbar bewusst chronolo gisch angeordneten) Geschichten spie len meist in der Zukunft, die letzte (»Die Kühnsten«) im Jahre 3800. Dort bevöl kern mittlerweile neben den Menschen hoch entwickelte »Drachenwesen« mit »Kopforganen« die Erde. Lesabendio (1913)
Die Bewohner des Asteroiden Pallas se hen als das »Wichtigste der großen Son nenphilosophie« das Sichunterordnen und das Aufgehen im Größeren an. Da her sterben sie auch nicht, sondern lö sen sich in dem auf, den sie als Größe ren erkennen. Für viele Pallasianer ist dies Lesabendio. Dieser verfällt auf die Idee, einen zehn Meilen hohen Turm, ei nen neuen Turm zu Babel, zu errichten, um die »große weiße Wolke« zu erfor schen. Zuletzt schießt sich Lesabendio ins All und geht selbst im Größten, dem Universum, auf. Lesabendio, formal der geschlossenste unter den Romanen S.s, bringt Form und Aussage in eins.
Scheff, Werner (1888-1947) Geboren am 5. 5. 1888 in Berlin, ge storben Ende September 1947 in Eng land. f Berliner, später Wiener (?) Autor. S. schrieb auch unter dem Pseudonym B. Hardy. S. verfasste mit Die Arche (1917), Das flammende Meer (1919) und Im Tal des Schweigens (1928) drei überdurch schnittliche Science- Fiction-Romane. Die Arche handelt von den Überleben den einer kosmischen Katastrophe, Im Tal des Schweigens von unsichtbaren Menschen und Das flammende Meer von dem Erfinder eines neuartigen Sprengstoffs. Die wandernde Seele (1919) ist trotz des Versuchs, die See lenwanderung wissenschaftlich zu be gründen, eher der Phantastik als der Science Fiction zuzurechnen. Die verlo rene Nacht (1931) handelt von einem schizophrenen Schauspieler. S. schrieb auch für die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Bibliografie: Die Arche: Roman; Mit einer Vorrede von Georg Engel. Berlin: Ullstein, 1917, 410 S. Das flammende Meer: Utopischer Roman. Berlin: Ullstein & Co., 1919, 510 S.; Neuaufl. ebd. 1920. Im Tal des Schweigens: (Roman). München: Kul tur-Verlag, 1928, 320 S.; Neuaufl. München: Ar beitsgemeinschaft für Kultur und Aufbau, [1928], 320 S. (diese Ausgabe erschien nicht im Buchhandel); Oldenburg: Gerhard Stalling, [1930], 320 S.; Berlin: Die Buchgemeinde, 1931, 320 S. Sekundärlit.: Mielke / Homann 1920: 369-70; Scheller 1921/22: 698; Reich 1927: 153; WF 1989; DLL3 14, 340-1; EPL.
Die Arche (1917)
Während der Jungfernfahrt eines tauchfähigen Passagierschiffes kommt es zu einem Sabotageakt. Die »Gloria« muss längere Zeit unter Wasser bleiben. Verantwortlich für den Zwischenfall ist
der japanische Professor Sotuma. Er hat vorausgesagt, dass das »Kohlen oxydgas« aus dem Schweif des »Lundko meten« die Erdatmosphäre vergiften würde (ein gängiges Motiv, das z. B. auch bei Arthur Conan Doyles The Poison Belt, 1913; dt. Im Giftstrom, 1923) Verwendung findet). Kotumas Ansicht erweist sich als korrekt. Nach dem Auftauchen findet man nur noch tote Lebewesen. Die Besatzung und die Passagiere - darunter zwei Frauen und zwei Kinder - gründen in Seehaide eine Kolonie. An der Spitze steht der Reeder Pogge. Seine Tochter Helga ist in den In genieur der »Gloria«, Walter Fahr, ver liebt. Als die beiden heiraten wollen, wird bekannt, dass Fahrs Vater im Wahnsinn gestorben ist und dass Wal ters Kinder möglicherweise ebenfalls dem Wahnsinn verfallen könnten. Der kühle Logiker Kotuma, der um den Fortbestand der Menschheit fürchtet, bringt daher Fahr dazu, die Kolonie zu verlassen. Doch Helga hält zu Walter und beide heiraten heimlich. »Auch der Kranke hat ein Recht auf Leben und Glück« (S. 409). Kurze Zeit später tref fen sie auf andere Überlebende. Der Roman erschien mitten im 1. Welt krieg (der Verfassers spricht an einer Stelle (S. 15) vom »glorreichen Krieg der Jahre 1914 bis 1917«), enthält sich aber fast völlig nationalistischer Tendenzen.
Scheicher, Josef (1842-1924) Geboren am 18. 2. 1842 in Lichtenhof (Steiermark) als Sohn eines armen Bergbauern, gestorben am 28. 3. 1924 in Wien. Bekannter österreichischer »Priesterpo litiker« (Kendl). Katholische Erziehung bei den Jesuiten. Nach dem Studium in 231
St. Pölten 1869 Weihe zum Priester, 1875 Promotion, 1878 Professor für Mo raltheologie. Landtags- und Reichstags abgeordneter, der als Redner und Publi zist für eine christlich-soziale Volksbe wegung warb. In dem Zukunftsroman Aus dem Jahre 1920 (1900) prognostizierte S., dass sich Österreich von einer zentralisti schen Monarchie in einen föderalisti schen Staatenbund verwandeln wird. Bibliografie'. Aus dem Jahre 1920: Ein Traum vom Landtags- und Reichsraths-Abgeordneten Dr. Joseph Scheicher. St. Pölten: Joh. Gregora, 1900, 89 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 157; Kendl 1967; Eder 1981; Eder 1982; DBE 2001: 8, 587.
Aus dem Jahre 1920 (1900)
Nach 23 Jahren kehrt der schwedische Nordpolfahrer Andree von seiner ge scheiterten Expedition in die Zivilisation zurück. Eine Zufallsbekanntschaft am Wiener Bahnhof klärt ihn über die Ver hältnisse des Jahres 1920 auf. Die po litische Landschaft hat sich stark verändert, insbesondere in Wien: Öster reich heißt nun Ostmark und ist Zent rum der »Vereinigen Oststaaten«, eines föderalistischen Staatenbundes. Ursa che dieser positiven Entwicklung war der Streit zwischen den Sozialdemo kraten (»Judensoci«) und den Anhän gern Schönerers (»Wurzelhaften«), der gleichsam einen katalysatorischen Pro zess in Gang gesetzt hat. In den politi schen Wirren trat der Abgeordnete Dr. Lueger an die Spitze des Landraths und gründete aufgrund der Idee eines St. Pöltener Abgeordneten - womit S. nicht ganz unbescheiden auf sich selbst ver weist - die Vereinigten Oststaaten. Auch kulturell und ökonomisch ist die Ost mark an die Spitze der europäischen Staaten aufgestiegen, hauptsächlich
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deswegen, weil nach dem Exodus der Juden wieder eine christliche Gesin nung ins Land zurückgekehrt ist. Aus dem Jahre 1920 ist eine stark anti semitische Utopie im Stile Edward Bellamys mit den typischen Auswüchsen vieler Staatsromane: sie liest sich wie ein trockener juristischer Verfassungs kommentar, nur wenig aufgelockert durch die Kommentare und Fragen des unverständigen, aber nichtsdestotrotz begeisterten Andree. Als Literatur ist S.s Utopie völlig unbedeutend, als Zeugnis für die geistige Verfasstheit der Bildungsschicht dieser Epoche ein na hezu einmaliges Dokument.
Scherl, August (Hugo Friedrich) (1849-1921) Geboren am 24. 7. 1849 in Düsseldorf, gestorben am 18. 4. 1921 in Berlin. Verleger. Arbeitete im väterlichen Zeit schriften- und Kolportage-Buchverlag »Möser & Scherl«. S. gründete die Kom manditgesellschaft »Berliner Lokal-An zeiger August Scherl & Comp.« (später GmbH) und druckte als erster deut scher Verleger mit Linotype-Setzma schinen auf Rotationsmaschinen. Ver legte seit 1895 Adressbücher, seit 1899 die Illustrierte Die Woche, seit 1900 Der Tag, seit 1903 Die Gartenlaube u. a. Pe riodika. Nachdem sich S. aus dem Ge schäftsleben zurückgezogen hatte, wur de die Verlagsgesellschaft mittelbar durch die Reichsregierung an Alfred Hugenberg übergeben. In S.s Verlag erschienen zahlreiche ein schlägige Bücher und Periodika, z. B. die Romane Hans —» Dominiks oder Scherls Jungdeutschland-Buch. Sekundärlit.: Erman 1954; Ritter 1982: 290-7; DBE 2001:8,613.
Scheitel, Ernst (1884-1958) Geboren am 20. 6. 1884 in München, gestorben am 30. 1. 1958 in Hof/Saale. 1910 Promotion zum Dr. phil. Tanzpä dagoge. 1934 kurzzeitige Emigration. 1944—49 Konstrukteur bei einer Möbel firma, ab 1949 freier Schriftsteller und Archäologie in Hof. Autor und Illustrator. S. gehörte zum Stefan-George-Kreis. Er schrieb Sach bücher, u. a. über den Flagellantismus und Schellings Metaphysik. Außerdem war S. ein begabter Zeichner, der seine Bücher teilweise selbst illustrierte (z. B. Die Sünde des Ewigen, 1918). Die Katakomben von Ombos (1917) sind eine phantastische, in Ägypten spie lende Abenteuergeschichte, in die auch Science-Fiction- und Prähistorik-Motive eingewoben sind. Der Roman Die Sünde des Ewigen ist dagegen rein phantas tisch.
Geschlecht ihre Rollen getauscht, son dern auch die Kulturen in Europa und Amerika: Während hier alles aufgrund praktischer und utilitaristischer Erwä gungen entschieden wird, ist die USA zum Hort abendländischer Zivilisation geworden. In der Handlung nutzt ein amerikanischer Professor seinen Be such bei einer befreundeten deutschen Familie, um in Europa berühmte Kunstsammlungen aufzukaufen. An ders als etwa Martin —» Böhm oder Bar tholomäus —> Widmayer bezieht S. keine eindeutige Stellung zugunsten der zeit genössischen Gesellschaft, sondern hin terfragt (in Ansätzen) die traditionellen Werte - wobei aus literarischer Sicht durchaus auch Mängel im Aufbau und Personal festzustellen sind.
Bibliografie: Die Katakomben von Ombos: Ro man. Stuttgart: J. Engelhorns Nachf., 1917, 142 S. (Engelhorns Allgemeine Roman-Biblio thek; 16). Sekundärlit.: DLL3 14, 479-81; WF 1994.
Pseudonym: Ferdinand Kringel. Deutscher Schriftsteller, der sowohl unter seinem eigenen Namen als auch unter dem Pseudonym Ferdinand Krin gel Science-Fiction-Romane verfasste. In Thematik und Stil erinnert er an den —> Laßwitz-Epigonen Carl —» Grunert.
Scherz, Ernst (?-?) Trotz des Untertitels »Zukunftskomödie« handelt es sich bei In fünfzig Jahren (1908) um ein relativ ernsthaftes Dra ma, das trotz des Themas - Tausch der Geschlechterrollen - nicht nur auf billige Lachnummern abzielt.
Schilling, Waldemar (?-?)
In fünfzig Jahren (1908)
Bibliografie: Von der Erde zum Mars: Phantas tisch-naturwissenschaftlicher Roman nach eige nen Erlebnissen in acht Kapiteln. Berlin; Leipzig: Modernes Verlagsbüro, 1907, 81 S. (als Ferdi nand Kringel). Der Mondanzünder. Leipzig: Sattler, 1908, 67 S. (Sattler’s interessante Bibliothek; 5/6) (als Ferdi nand Kringel) (n. v.). Die Diamantenjagd im Weltenraume. Heilbronn: O. Weber, 1911; 48 S. (Bücherei fürs deutsche Haus; 1) (als Ferdinand Kringel). Fünf Jahre auf dem Mars: Phantastischer Ro man. Kattowitz; Breslau; Berlin; Leipzig: PhönixVerlag Inh. Fritz u. Carl Siwinna, [1913], 79 S.
Die Welt in der Mitte des 20. Jahrhun derts ist auf den Kopf gestellt: nicht nur haben das »starke« und das »schwache«
Sekundärlit.: Popp 1909: 197, 199; Abret / Boia 1984: 143-9; Innerhofer 1996b: 284-9, 445-6, 450; Innerhofer 1997b: 62; Weigand 2000.
Bibliografie: In fünfzig Jahren: Zukunftskomödie in 3 Aufzügen. Leipzig: Gustav Richter, Theater verlag, (1908], 36 S. (Richters Mehrakter; Nr. 7).
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Von der Erde zum Mars (1907)
Im Jahre 1900 lobt eine französische Milliardärin 3000 Millionen Francs für denjenigen aus, der »Beziehungen zwi schen der Erde und dem Stern Mars anbahnt«. Sieben Jahre später will der marsianische Gelehrte Carolus Martius - durch einen Kometen ist die Nachricht auch auf den Mars gelangt - diese Belohnung erringen. Mittels Morsezei chen tritt er in Kontakt mit der Tochter des Berliner Professors Ferdinand Krin gel, der seinerseits an einer Verständi gungsmöglichkeit mit dem Mars arbei tet. Martius und Kringel beschließen, das Geld zu teilen und errichten außer dem auf beiden Planeten eine Telegra phenstation, wo gegen Gebühr Nach richten übermittelt werden können. Zu einer echten Begegnung zwischen Men schen und Marsianer kommt es, anders als in anderen Mars-Romanen dieser Zeit, nicht. Von der Erde zum Mars gehört zu den interessantesten und amüsantesten deutschen Mars-Romanen in der Nach folge von Kurd —> Laßwitz. Fünf Jahre auf dem Mars (1913)
Der Kurzroman ist in gewisser Weise die Fortsetzung von S.s Erstling —> Von der Erde zum Mars (1907). Per Astralreise verursacht durch die Elektronenstrah lung von drei Kilogramm Radium - ver schlägt es den Astronomen und Natur forscher Julius de Terra auf den Mars. Dort trifft er auf die hoch entwickelten Marsbewohner, menschenähnlichen, aber sieben Meter großen Lebewesen. Als der »Privatdozent der Technischen Hochschule Charlottenburg« nach einigen Tagen zu verhungern droht - die Marsbewohner ernähren sich von riesigen, steinharten Nahrungspillen -,
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wird er von einer Marsianerin wie ein Baby gesäugt. Während seines Aufent halts auf dem Mars lernt er die dortigen Verhältnisse kennen. Nach der alten Theorie von Laplace ist der Mars ein äl terer Planet als die Erde, die Zivilisation entsprechend weiter entwickelt. Aller dings sind Flora und Fauna auf dem roten Planeten fast ausgestorben und nur einige Tausend Marsianer leben im warmen Äquatorgürtel. Durch die Marskanäle erhalten sie von den Polen lebensnotwendiges Schmelzwasser. Mit riesigen Akkumulatoren sammeln die Marsbewohner durch Radioaktivität ausgestrahlte Elektronen wieder auf (so ist auch der Erzähler quasi zum Mars »gesaugt« worden). Nach fünf Jahren der Langeweile begegnet Julius die (nach marsianischen Begriffen) zwergenhafte Soldanella und verliebt sich in sie. Wäh rend er sich noch das Hirn zermartert, wie er mit »Nelly« zur Erde zurückkeh ren kann, erwacht er in seinem Bett auf der Erde. Obwohl Fünf Jahre auf dem Mars einige amüsante Passagen aufweist (die stark an Rabelais’ Gargantua erinnern), hält die Erzählung einen Vergleich mit Von der Erde zum Mars nicht aus.
Schimann, Adolf: -> Anonymus: »Sink, burn, destroy«
Schleyer, Johann Martin (1831— 1912) Geboren am 18. 7. 1831 als Sohn eines Lehrers in Oberlauda (Baden), gestor ben am 16. 8. 1912 in Konstanz. Gymnasium in Tauberbischofsheim. Theologie- und Philosophiestudium in Freiburg.
S. arbeitete als Pfarrer und Seelsorger, daneben auch als Redakteur, Herausge ber und Schriftsteller (auch unter dem Pseudonym Bruder Hilarius Frohsang). Er gilt als Erfinder der Weltsprache Vo lapük. S.s Vision einer besseren Welt (Ein Ide alvolk, 1912) besteht aus 273 durch nummerierten Sentenzen von meist ei nem Satz Länge in eigenwilliger »Ortografi«. Mehrfach grenzt der Inhalt ans Banale (»147. Jedes Menschenleben ist einem jeden heilig«} oder Kryptische (»271. Gebirgstüren werden viele ge macht; aber keine waghalsigen«). Bibliografie: Ein Idealvolk: Vision. 2. Aufl. Kon stanz a. B. i. B.: Weltspracheverlag, 1912, 25 S. (als J. M. d. v. Schleyer). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 199-200; 8, 262; EPL.
Schleyer, J. M. d. v.t —> Schleyer, Johann Martin
Schlözer, Karl von (1854-1916) Geboren am 22. 4. 1854 in Stettin, ge storben am 6. 10. 1916 in Dresden. Referendar. Geheimer Rat und Ge sandter a. D.; Exzellenz. Posthum erschienen seine Lebenserin nerungen (Menschen und Landschaften, 1926). Die bibliophile Erstauflage seiner Kurzgeschichtensammlung Aus Dur und Moll (1885) enthält u. a. die ScienceFiction-Erzählung »Jetzt und Einst«, in der ein Professor 50 000 Jahre in die Zukunft reist. Spätere Auflagen - teil weise unter dem Titel Seltsame Ge schichten veröffentlicht - sind um die »Fantasia« »Auf dem Mars« erweitert.
Bibliografie: Aus Dur und Moll: Concertstücke ohne Noten. Berlin: Georg Stilke, 1885, 143 S. (spätere Aufl. sind inhaltlich verändert).
Sekundärlit.: NKLK 1936: 634; EPL.
Schmidt, Wilhelm (1876-1952)
Pseudonym: Wilhelm Schmidtbonn. Geboren am 6. 2. 1876 als Sohn eines Kaufmanns in Bonn, gestorben in Bad Godesberg. Gymnasium in Bonn und Moers. Buch händler in Gießen. Studium der Lite ratur- und Kunstgeschichte in Bonn, Berlin, Göttingen und Zürich. Wohnhaft in München, Tirol und Düsseldorf. Produktiver Autor, der auch einige Wer ke im Bereich der utopisch-phantasti schen Literatur schrieb. Der Wunder baum (1913), eine Sammlung aus »Le genden«, enthält mit »Der Flieger« (auch in Leonhard Adelts Sammlung Der Herr der Luft, 1914), »Weigand« und »Der letzte Mensch« drei Geschichten, die zur Science Fiction gezählt werden können. Der kleine Wunderbaum (1941) ist kein »Auszug« dieser Sammlung (so WG1), sondern enthält auch neues Material, u. a. die einschlägigen Storys »Der Mondspiegel« und »Der Flieger der Gott sah«. Eine Märchenerzählung der Ge genwart sind Die tapferen Heinzelmänn chen (1943). Bibliografie: Der Wunderbautn: Dreiundzwanzig Legenden. Berlin: Egon Fleischei, 1913, 209 S. Der Verzauberte: Seltsame Geschichte eines Pelz händlers. Vorwort v. Fritz Droop. Wien: Tal, 1924, 270 S. (spätere Aufl. unter dem Titel Der Pelzhändler). Der kleine Wunderbaum: Zwölf Legenden. Leip zig: Insel-Verlag, 1941, 67 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 244; 8, 263; Geißler 1913: 537-8; DLL3 15, 452-4; EPL; Wei gand 2000.
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Schmidtbonn, Wilhelm: ->Schmidt, Wilhelm
Schmidt-Kestner, Hans (1882-1915) Geboren am 24. 12. 1882 in Hannover, als Fliegerhauptmann am 5. 2. 1915 in Döberitz verunglückt. S. arbeitete als Journalist, außerdem als Redakteur des Hannoverschen An zeigers. Bibliografie: Der fliegende Tod: »Die gelbe Ge fahr«. Von einem deutschen Offizier. Wiesbaden: Westdeutscheverlagsgesellschaft, 1911, 124 S. (anonym) (u. ö.). Sekundärlü.: KDLK 1915: 1545; NKLK 1936: 641; Franke 1985; DLL3 15, 440-1.
Der fliegende Tod (1911)
Kriegsutopie im Stile von George Tomkyns Chesneys »Battle of Dorking« (1871). Der Autor will vor den Folgen ei nes dauerhaften Friedens warnen. In Form eines Tagebuchs wird der Kampf zwischen der gelben und der weißen Rasse im Jahre 1930 beschrieben. Nach zehnjährigem Frieden sind die europäi schen Mächte für die japanisch-chinesi schen Koalition kein ebenbürtiger Geg ner mehr. Gigantische Luftschiffe legen alle westlichen Großstädte in Schutt und Asche. Die Armee löst sich auf und überall bricht Anarchie aus. Am Ende richtet der Ich-Erzähler, ein junger Leutnant, seine Waffe gegen sich selbst. Sowohl als literarisches wie auch als prognostisches Werk ist Der fliegende Tod wenig bedeutsam. Wes Geistes Kind der Autor ist, verrät er in der Einleitung zu seinem Werk: »Mir ist das Gefühl, mit Barbaren, mit grausamen, herrsch süchtigen Kampfmenschen zu verkeh ren, niemals verloren gegangen, wenn ich Gelegenheit hatte, mich unter glat ten, gelben Ostasiaten zu bewegen.«
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Schmitz, Hermann Harry (18801913) Geboren am 12. 6. 1880 als Sohn eines Fabrikbesitzers in Düsseldorf. S. endete am 8. 8. 1913 durch Selbstmord. Besuch des Gymnasiums in Düsseldorf, wegen gesundheitlicher Probleme abge brochen. Kaufmannslehrling im Kontor einer Kesselschmiede ebd. Ab 1911 widmete sich S. ganz der Schriftstellerei. In seinen makabren Kurzgeschichten thematisiert er vor al lem die Tücke des Objekts, der der Mensch im Alltag hilflos ausgeliefert ist. Vereinzelt finden sich Science-Fiction Elemente in den Sammlungen Der Säugling und andere Tragikomödien (1911) und Buch der Katastrophen (1916). Bibliografie'. Der Säugling und andere Tragi komödien. Leipzig: Ernst Rowohlt, 1911, 250 S.; bearb. Neuaufl. München: Verlag für zeitlichen Fortschritt, 1935, 254 S.; veränd. Neuaufl. als Der Säugling und andere Katastrophen. Düssel dorf: Droste, (1964), 180 S. (u. ö.). Buch der Katastrophen. Leipzig: Kurt Wolff, 1916, 229 S.; Neuaufl. hrsg. v. Victor M. Mai. Geleitwort v. Herbert Eulenberg. München: Fort schritt-Sprachenverlag Richard Pille, 1940, 238 S. (u. ö.). Sekundärlü.: Eulenberg 1914; BL 1989.
Schmitz, Oskar A. H. (1873-1931) Geboren am 16. 4. 1873 als Sohn eines Eisenbahndirektors in Bad Homburg, gestorben am 18. 12. 1931 in Frankfurt am Main. Philosoph, Kritiker und Schriftsteller. Abitur in Weilburg an der Lahn. Stu dium der Rechtswissenschaft und Nati onalökonomie in Heidelberg, Leipzig, München, Berlin und Rom. Der unste tige S. lebte in München, Berlin, Salz burg und Frankfurt.
S. war ein impressionistischer, mys tisch-erotischer Autor, dessen Einfluss auf zeitgenössische Autoren (u. a. Alfred —> Rubin, mit dem er verschwägert war) als recht beachtlich eingeschätzt wer den muss. Zu S.s Freundeskreis ge hörten auch Fritz von HerzmanovskyOrlando und der Psychologe C. G. Jung, der für Märchen aus dem Unbewussten (1932) das Vorwort schrieb. Zur Phantastik zählen die Storysamm lungen Haschisch (1902), Halbmaske (1903) Der gläserne Gott (1906), Das andere Ich (1910), Herr von Pepinster und sein Popanz (1915), Heimliche Ge schichten (1925), Geschichten im Zwie licht (1927) und Märchen aus dem Unbe wussten (1932). Einige seiner Kurzge schichten können zur Science Fiction gerechnet werden, z. B. »Heimliche Ge schichte« (in: Menschheitsdämmerung, 1918). Bibliografie: Menschheitsdämmerung: Märchen hafte Geschichten. München: Georg Müller, 1918, 363 S. (mind. drei Aufl.).
Sekundärlit: Brümmer 1913: 6, 251; 8, 263; Ewers 1905: 157; Geißler 1913: 540; Schnack 1925; Kohlmann 1928; BL 1986.
Scholz, Wilhelm von (1874-1969) Geboren am 15. 7. 1874 als Sohn eines Politikers in Berlin, gestorben am 29. 5. 1969 im Gut Seeheim bei Konstanz. Studium der Literaturgeschichte, Philo sophie und Psychologie. Freier Schrift steller in Weimar, später Spielleiter am Hoftheater in Stuttgart. Zeitweise wohn haft in München. Dr. phil. S.s umfangreiches, zur Neuromantik zu rechnendes Werk enthält einiges, das zur mystischen Phantastik gehört (z. B. Der Wettlauf mit dem Schatten, 1921; Der Kopf im Fenster, 1922; Zwischen
reich, 1922). Die skurrile Geschichte »Seelenwanderungskunst« (in: Die Un wirklichen, 1916) kann als »ProtoFantasy« eingestuft werden. Bibliografie: Die Unwirklichen: Sieben kurze Ge schichten. Konstanz am Bodensee: Reuß & Itta, Verlag, 1916, 77 S.
Sekundärlit.: Geißler 1913: 546-7.
Schott, E. (?-?) Terra incognita (1913) gehört zu den Hohlweltutopien. Bibliografie/H.: Terra incognita: Phantastischer Roman. Mit zahlreichen Bildern von R. Trache. Reutlingen: Enßlin & Laiblins Verlagsbuchhand lung, [1913], 96 S. (Enßlins Roman- und Novel lenschatz; 232). Sekundärlit: Innerhofer 1996b: 419.
Terra incognita (1913)
Der Ich-Erzähler rettet in der Nähe von Hausen bei Reutlingen dem Erfinder Garfeld das Leben. Dieser lädt ihn als Gast in eine unterirdische Kolonie von Menschen ein. Diese verstehen sich nicht nur bestens auf die Ausnutzung der Elektrizität, sondern auch aufs Ge dankenlesen und leben daher zufrieden und glücklich. Während seines Aufent halts verliebt er sich in die junge Sil, die aber schon nach kurzer Zeit stirbt. Der trauernde Ich-Erzähler erleidet einen Unfall und erwacht wieder in der Ober welt. Terra incognita ähnelt stark Edward Bulwer-Lyttons The Coming Race (1871; dt. Das Geschlecht der Zukunft, 1874).
Schrickel, Leonhard (1876-1931) Geboren am 7. 9. 1876 in Weimar, ge storben am 16. 1. 1931 in Frankenhau sen am Kyffhäuser.
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Besuch des Musikkonservatoriums in Köln. Später freier Schriftsteller, wohn haft in Klotzsche-Königswald bei Dres den. In seinen Novellen und Romanen (z. B. Zukunft, 1910) thematisiert S. in schwärmerischer Weise soziale Fragen. Dies gilt auch für den (schwach) utopi schen Roman Die Weltbrandschmiede (1911), der den Versuch beschreibt, ge gen den Widerstand der einheimischen Bevölkerung eine Kommune - im Volks mund »Weltbrandschmiede« genannt zu gründen, in der eine »neue Art von Menschen« heranwachsen soll. Bibliografie: Die Weltbrandschmiede: Roman. Berlin: Egon Fleischei, 1911, 283 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 308; Geißler 1913: 552-3; NKLK 1936: 656-7; DLL3 16, 3323.
Schubert, Margarete (1870-1930) Geboren am 9. 10. 1870 in Berlin, ge storben am 30. 11. 1930 in Quedlin burg. Dr. phil. Die letzten Menschen (1917) ist ein post apokalyptisches Drama. Das Exemplar der Universitätsbibliothek Göttingen stammt aus dem Nachlass der Autorin und enthält zahlreiche handschriftliche Änderungen und Eintragungen. Bibliografie: Die letzten Menschen: Drama in fünf Aufzügen. Osterwieck: A. W. Zickfeldt, 1917, 64 S. Sekundärlit.: NKLK 1936: 659; DLL3 16, 424.
Schultz, Anna (1858-1913) Mädchen- und Autorenname: Anna Klie. Geboren am 1. 2. 1858 in Cramme (bei Braunschweig) als Tochter eines in
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Braunschweig ansässigen Kaufmanns, gestorben am 22. 9. 1913 in Braun schweig. S. besuchte die höhere Mädchenschule in Braunschweig. Lehrerin für Zeichnen und Handarbeiten. Im Jahr 1887 erste schriftstellerische Arbeiten. Dr. Lyrikerin, Dramatikerin, Erzählerin, die vor allem durch ihre Jugendbücher be kannt geworden ist. Das Lustspiel »Eine Konferenz im Jahre 2000« (in: Deut sches Mädchenbuch. Bd. 5 [1896]) be schreibt den Alptraum eines männli chen Lehramtskandidaten: die Pädago gen des Jahres 2000 sind allesamt weiblich und der Unterricht wird durch Automaten abgehalten. Die konservati ve, um Verständnis und Aufklärung werbende Perspektive stellt interessan terweise die traditionelle Geschlechterrolle in der Pädagogik nicht grundsätz lich in Frage. Sekundärlit.: Patacky 1898: I 433, II 281; Brüm mer 1913: 6, 338-9; 8, 264; Geißler 1913: 2767; NKLK 1936: 364; Göbels 1974: 99; EPL.
Schultze, Ernst (1874-1943)
Bibliothekar. Dr. 1918 Privatdozent. Antibritischer Publizist. Gründer der »Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stif tung«. Neben Heinrich -» Wolgast der bekannteste »Schundkämpfer«. Seine Streitschrift Die Schundliteratur (1909 u. ö.) ist wegen ihrer Abbildungen und Verzeichnisse eine der wichtigsten Quel len zur wilhelminischen Trivialliteratur. Bibliografie: Die Schundliteratur: Ihr Wesen - Ih re Folgen - Ihre Bekämpfung. 3. Auf! mit 12 Abb. Halle a. d. S.: Verlag der Buchhandlung des Waisenhauses, 1925, 172 S. (EA 1909; 2. Aufl. 1911). Sekundärlit.: Müller 1986.
Schultze-Gallera, Siegmar: —> Excel sior
Schultzky, Otto (1848-?) Geboren am 5. 12. 1848 in Waldkeim (Ostpreußen). Todesdatum und -ort un bekannt. Besuch des Realgymnasiums in Königs berg. Kaufmännische Ausbildung. 1871 eigenes Geschäft in Birmingham. Nach dem Verkauf ausgedehnte Reisen und umfängliche private Studien. Seit 1900 lebte S. in Wiesbaden, wo er bis 1910 nachgewiesen ist. Hoch gebildeter Dramatiker und Erzäh ler, der in sechs Sprachen schrieb. S. verfasste zwei zweiteilige Science-Fiction-Romane, Modernismus (1911/ 13) und Im Satumsystem (1919). Einschlä gig ist außerdem das Lustspiel »Die Herrscher« (in: Schauspiele. Zweiter Band, 1905), das in einer Zukunft spielt, »wann der Balkan eine Staaten vereinigung sein wird unter der Kaiser krone von Byzanz«. Das zweibändige Werk Modemimus ist ein prätentiöser, an expressionistische Vorbilder angelehnter Zukunftsroman um Evolution und Metaphysik, der ei nige Motive von Kurd —> Laßwitz über nimmt. S.s wirre Romanhandlung ist in ein pantheistisches Weltbild eingeord net, in dem die Gestirne beseelt oder bevölkert sind und kosmische Reisen auf Astralebene durchgeführt werden. Hierin suchen die Protagonisten Ormud und Leta nach ihrer göttlichen Bestim mung. Die beiden präfigurieren auch im Roman Im Satumsystem. Bibliografie: Schauspiele. Zweiter Band. Wiesba den: Selbstverlag, [1905], ohne durchgehende Paginierung. Modernismus: Ein Weltraum-Roman. 2 Bde.
Potsdam: A. Stein’s Verlagsbuchhandlung, 1911 u. 1913, 270 u. 235 S. Im Satumsystem. 1. Teil: Die Monde Rhea und Titan; 2. Teil: Auf Saturn; Illustrierte WeltraumNovelle. Mainz: Mainzer Verlagsanstalt und Dru ckerei, 1919, 163 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913 : 6, 343-4; Kroll mann / Forstreuter / Gause 1967: 645-6; DLL3 1996: 16, 579; Innerhofer 1996b: 327-33, 344, 445.
Seeliger, Ewald Gerhard (Hartmann) (1877-1959) Geboren am 11. 10. 1877 in Rathau bei Brieg (Schlesien), wuchs S. in einem li beralen Elternhaus auf. Seit 1897 arbeitete er als Lehrer, zuerst in Dörfern (Mittelschlesien), dann in Ge nua, zuletzt in Hamburg. Seit 1899 war S. auch literarisch tätig. Er schrieb Gedichte, Erzählungen, Ko mödien und Romane, tlws. unter dem Namen Ewger Seeliger Menschheit. Sei ne satirischen Werke brachten S. mehr fach - sowohl in der Weimarer Republik als auch in der Nazi-Zeit als auch in der Adenauer-Ära - mit den Behörden in Konflikt. S. Ruhm beruht fast ausschließlich auf seinem Roman Peter Voß, der Millionen dieb (1913), der mehrfach (u. a. mit Vik tor de Kowa und O. W. Fischer) verfilmt worden ist. Der Schrecken der Völker (auch: Eng lands Feind, 1908) ist ein spannender, aber literarisch bedeutungsloser Ro man, der den Weltfrieden imaginiert. Ein einfach gestrickter Abenteuerroman mit einem utopischen Motiv (ein Staat aus Verbrechern) ist Das Paradies der Verbrecher (1914). Zur Science Fiction kann auch Der gelbe Seedieb (1915) ge zählt werden, in dem ein amerikani scher Millionär mit seinem Untersee
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boot einen Privatkrieg mit Japan führt. Während die frühen Romane S. noch ganz im Konventionellen verhaftet sind, ändert sich dies ab der Weimarer Zeit. In der »Politikgroteske« (WF 1990) Die Zerstörung der Liebe (1921) wird der Ab zug der Franzosen aus dem Rheinland mittels eines Wirkstoffes, der die Sexu alität anstachelt, erreicht. Ähnlich bis sig und nonkonformistisch ist der Hohlwelt-Roman Die Entjungferung der Welt (1923), in dem sich S. über Preu ßische Tugenden, aber auch über Wis senschaft, Religion, Politik und Anderes lustig machte. Bibliografie: Der Schrecken der Völker: Ein Welt roman. Berlin: Concordia Deutsche Verlagsan stalt Hermann Ehbock, 1908, 663 S. (mehrere Aufl.); auch als: Englands Feind: Der Herr der Luft; Roman. Wiesbaden: Westdeutsche Verlags gesellschaft, 1910, 352 S. Das Paradies der Verbrecher: Roman. München; Leipzig: Georg Müller, 1914, 458 S. Der gelbe Seedieb: Roman. Berlin; Wien: Ullstein, 1915, 312 S. (Ullstein Bücher: Eine Sammlung zeitgenössischer Romane). Die Zerstörung der Liebe: Roman. 1.-20. Tsd. München: Georg Müller, 1921, 321 S. Die Entjungferung der Welt: Ein göttlicher Ro man von Ewger Seeliger Menschheit. 1.—10. Tsd. Wien: Gloriette-Verlag, 1923, 227 S. Sekundärlit.: Poritzky 1908; Popp 1909: 207; Brümmer 1913: 6, 393; Geißler 1913: 571; Reich 1927: 155; Franke 1985; Heigl 1986; WF 1990; WF 1993; Innerhofer 1996b: 174-6.
Der Schrecken der Völker (1908) / Englands Feind (1910)
Der »Aviatikroman« (so die Verlagswer bung) ist trotz des Lobes von Max Popp der wohl schwächste Roman S., eine Mischung aus Utopie, Abenteuerroman und Satire. Der Erfinder Waldemar Quindt experimentiert in seinem Hei delberger Laboratorium mit Wasserstoff, um mit Hilfe von Luftschiffen und Ex plosivstoffen den Weltfrieden zu erzwin
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gen. Die dazu nötigen finanziellen Mittel beschafft er sich aus einer Spielbank in Madeira. Von einer Insel aus stellt er England das Ultimatum, seine Flotte und einige Stützpunkte auszuliefern, eine Forderung, der er durch die Ver nichtung einiger englischer Kriegsschif fe Nachdruck verleiht. Zuletzt wird Quindt in seinem Stützpunkt gestellt und bei einem Fluchtversuch in seinem Ballon abgeschossen. Das Paradies der Verbrecher (1914)
Nach der Idee eines amerikanischen Nervenarztes gründet der junge deut sche Gelehrte Karl von Gontarp im Amazonas-Becken einen Staat, der überwiegend aus deutschen Verbre chern besteht. Finanziert wird die (pseudokommunistische) Republik El dorado durch die Edelmetallvorräte des Landes, die man in englische Währung ummünzt. Damit können einheimische Politiker bestochen, Verbrecher aus den peruanischen Gefängnissen gekauft und sogar Frauen aus dem internatio nalen Mädchenhandel bezogen werden. Zuletzt verschlingt ein gewaltiges Erdbe ben einen großen Teil des Verbrecher staates samt dem Goldschatz, so dass die Überlebenden in Zukunft als »nor male« Kolonisten im Dschungel ihr Le ben fristen müssen. S.s Roman enthält zwar einige hübsch ausgeführte Einzelzüge, ist aber als Sa tire zu zahnlos und als Gesellschafts entwurf zu flüchtig ausgeführt. Der gelbe Seedieb (1915)
Der deutschstämmige US-amerikani sche Werftbesitzer Washington Moller führt zu Beginn des 1. Weltkriegs einen Privatkrieg mit Japan. Er hasst die Ja paner, weil sie seine Schwester Gwen-
dolyn entführt haben. Mit einer Kombi nation aus Jacht und Unterseeboot kommt er dem deutschen Handelsfah rer Jasper Witt zu Hilfe, dessen Schiff von Japanern aufgebracht worden war. Zusammen fahren sie nach Japan, um Gwendolyn zu befreien. Mit an Bord ist der gewandte Chinese Li-po-tai, dem es schließlich gelingt, ihren Aufenthaltsort zu eruieren. Während der geglückten Befreiungsaktion stirbt Moller und Lipo-tai wird verwundet. Witt übernimmt nun das Kommando. Bei der Flucht versenkt er die Jacht und entkommt im Unterseeboot nach Manila. Von dort rei sen die Überlebenden nach Deutsch land, um sich dem Kampf gegen die eu ropäischen Mächte anzuschließen (und auch Gwendolyn, die sich in Witt ver liebt hat, schließt sich dem Helden an). Der gelbe Seedieb ist ein schwachbrüsti ger, von nationalistischen Ausfällen ge spickter Abenteuerroman, in dem noch nichts auf die wesentlich gelungeneren Werke S.s der späteren Zeit hindeutet.
Seestern: -+Grautoff, Ferdinand
Seidel, Heinrich (1842-1906) Geboren am 25. 6. 1842 in Perlin (Mecklenburg) als Sohn eines Predigers und Schriftstellers, gestorben am 7. 11. 1906 in Groß-Lichterfelde bei Berlin. Maschinenbau-Studium in Schwerin und Güstrow, danach am Polytechni kum in Hannover und Berlin. Erfolgrei cher Ingenieur. 1871 debütierte er mit der Novelle »Der Rosenkönig«, 1880 wandte er sich ganz der Schriftstellerei zu. Sein erster größerer Erfolg war die Sammlung Jorinde und andere Ge schichten (1882), die S.s Ruf als einer
der großen humoristischen Schriftstel ler begründete. S. gradlinig erzählte, oft mit phantastischen Motiven durchsetzte Geschichten schildern häufig humor voll-skurrile Begebenheiten des bürger lichen Alltags. Seine Kurzgeschichte »Im Jahre 1984« (in: Kinkerlitzchen, 1895; angeblich bereits 1884 geschrieben) ge hört zu den bekanntesten deutschen Science-Fiction-Erzählungen der Früh zeit. Ähnlich wie in Michael —» Flürscheims Deutschland in 100 Jahren (1890) erhält Gottlieb Nothnagel von der Göttin Fortuna die Galoschen des Glücks und reist 100 Jahre in die Zu kunft. Am Rande einschlägig sind au ßerdem die beiden Erzählungen »Das Zauberklavier« und »Höchst merkwürdi ges Abenteuer eines Luftschiffers« (in: Phantasiestücke, 1900). Ausschließlich zur Phantastik gehören die Geschichten in den Sammlungen Fliegender Sommer (1873), Wintermärchen (1885) und Son derbare Geschichten (1891). Bibliografie: Kinkerlitzchen: Allerlei Scherze. Leipzig: A. G. Liebeskind, 1895, VIII, 172 S. (u. ö.). Phantasiestücke. Stuttgart: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, 1900, 374 S. (Erzäh lende Schriften; 6); Neuaufl. als Gesamtausgabe der in den Gesammelten Schriften Band I-XIV verstreuten Märchen. Stuttgart; Berlin: J. G. Cotta’sche Buchhandlung Nachfolger, 1903, (2), 374 S. Sekundärlit.: Reich 1927: 168; LKJL 3, 271-2; Innerhofer 1996b: 21, 155-6; DBE 2001: 9, 265.
Sermage, Richard Graf von (18311903)
Pseudonym: Probus. Geboren am 27. 8. 1831 in Budapest, gestorben am 4. 1. 1903 in Graz, wo er lange Zeit lebte. 241
S. schrieb u. a. den Roman Im Exil (1902). Sein unter dem Pseudonym Pro bus verfasstes Büchlein Rückblick auf Oesterreich im Jahre 2000 (1898) tarnt sich außerdem als Übersetzung einer »verdienstvollen Arbeit des bekannten deutschen Gelehrten Professor Hof mann«, die ursprünglich in der Welt sprache des Jahres 2000 - Russisch veröffentlicht worden sei. Die trockene Abhandlung analysiert die Gründe für Österreichs Niedergang und seinen par tiellen Aufgehen in Deutschland und Rußland. Bibliografie: Rückblick auf Oesterreich im Jahre 2000. Leipzig: Otto Wigand, 1898, 47 S. (als Pro bus).
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 414; NKLK 1936: 555; DLL3 17, 401.
Servaes, Franz (1862-1947)
Geboren am 17. 6. 1862 als Sohn eines Arztes in Köln, gestorben am 14. 7. 1947 in Wien. Gymnasium in Köln. Studium der Philo sophie in Tübingen, Leipzig, Straßburg und Bonn. Promotion zum Dr. phil. 1887-99. S. wohnte in Berlin, später in Weidlingau bei Wien. Der Redakteur S. schrieb mehrere kunst- und literaturhistorische Werke, insbesondere Biografien (z. B. über Alb recht Dürer und Heinrich von Kleist). Mit Die Karraborrier (1903) unternahm er auch einen erfolglosen Ausflug in die Belletristik. Bibliografie: Die Karraborrier: Fünf abenteuerli che Geschichten aus einem fernen Inselreich. (Eine Anti-Utopie). Leipzig: Hermann Seemann Nachfolger, 1903, 344 S.
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 415; Geißler 1913: 576-7; DLL3 17, 498-9; WF 2001.
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Die Karraborrier (1903)
In der Widmung des Bandes erweist S. Paul —> Scheerbart seine Reverenz, ob wohl er in Stil und Stimmung nichts mit dem Werk des großen Phantasten gemein hat. Auch mit einer Utopie (bzw. »Anti-Utopie«, wie S. seinen Band auch nannte) hat er wenig zu tun. Die in fünf Episoden erzählten Liebesgeschichten könnten auch anderswo als in Karraborrien, einer Insel im Indischen Ozean, unweit von Utopia, lokalisiert sein. Nach jüngerer Terminologie sind Die Karraborrier wegen ihres orientalischen Kolorits am ehesten zu den exotistischen Romanen zu zählen.
Severus, Severin (?-?) Unaufgelöstes Pseudonym. Ein Duell im Jahre 2000 (1897) wirft aus der Perspektive eines Historikers der Zukunft einen ironischen Blick auf das »antediluvianische« Verhalten der Men schen beim Zweikampf. Bibliografie: Ein Duell im Jahre 2000. Aus dem Englischen übersetzt von Dr. Iuvenalis Martial, praktischer Historiker [Übersetzung fingiert). Leipzig: Wilhelm Friedrich, [1897), 43 S.
Sittenfeld, Konrad (1862-1918) Pseudonym: Conrad Alberti. Geboren am 9. 7. 1862 in Breslau, ge storben am 24. 6. 1918 in Berlin. Nach der Reifeprüfung in Breslau Stu dium der Literatur- und Kunstge schichte in Breslau und Berlin. Kauf mann, Schauspieler, seit 1900 Chefre dakteur der Berliner Morgenpost. Mit Karl —> Bleibtreu Begründer der »Deut schen Bühne« in Berlin. S. war ein bekannter naturalistischer
Schriftsteller. Maschinen (1895) gehört zu den Erfinderromanen. Bibliografie: Maschinen: Roman. Leipzig: Wilhelm Friedrich, 1895, 429 S. (Der Kampf ums Dasein; 6) (als Conrad Alberti). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 444-5; Geißler 1913: 2—3; NKLK 1936: 6; Ritter 1979: 95-8; EPL.
Soldat, alter kaiserlicher: -» Kerchnawe, Hugo
Sommerfeld, Adolf (1870-1943) Geboren am 13. 7. 1870 in Schroda (Po sen), gestorben am 3. 12. 1943. Jüdischer Abstammlung. S. arbeitete als Journalist, Filmdirektor und Schrift steller. S. schrieb über 20 Kriminalgeschichten. Seine Erzählung Frankreichs Ende im Jahre 19?? (1912) beschreibt einen bru talen Zukunftskrieg zwischen Deutsch land und Frankreich, der mit der tota len Vernichtung des Nachbarstaates en det. Bibliografie: Frankreichs Ende im Jahre 19?? Ein Zukunftsbild. Berlin: Verlag Continent, (1912), 80 S. Englischer Text in Clarke 1995: 321-63. Sekundärlit.: Geißler 1913: 586; KDLK 1932: 1351-2; Franke 1985; Clarke 1992: 129; Clarke 1995: 321-63, 375-6, 381; DLL3 18, 287-8.
Frankreichs Ende im Jahre 19?? (1912)
Ausgangspunkt eines Zukunftskrieges ist ähnlich wie in —> Maurus’ Ave Cae sar! (1909) eine Marokko-Krise. Ein heimtückischer Angriff der Franzosen auf einen deutschen Kreuzer führt zum Kriegsausbruch. England und Rußland verhalten sich entgegen den Erwartun gen in Paris neutral, Österreich-Ungarn und Italien schließen sich Deutschland an. Die alliierten Truppen dringen rasch
ins Innere Frankreichs vor und erringen bei Orleans einen entscheidenden Sieg. In Paris ergreift der Pöbel die Macht. Er setzt seine Hoffnung auf seine Ae roplanflotte. Doch die Deutschen haben sich durch die Erfindung einer »Stink bombe« vorbereitet, mit der sie die Luft um die Piloten vergiften. Trotzdem wei gert sich Paris zu kapitulieren und muss mühsam erobert werden. Noch Monate schwärt der Guerillakrieg. Mas senweise kommt es zu standrechtlichen Erschießungen: »Endlich war Frank reich verblutet« (S. 71). Auf einem Frie denskongress in Zürich wird Frankreich unter den Siegermächten aufgeteilt, wobei sich auch andere nicht beteiligte Mächte ein Stück des Kuchens ab schneiden. Nach mehreren Generatio nen ist die Germanisierung Frankreichs abgeschlossen. Die ursprüngliche Be völkerung ist entweder dekadent oder durch viele Seuchen hinweggerafft wor den. Die extrem nationalistische Utopie erweist sich zum Schluss als Traum des Erzählers. Frankreichs Ende im Jahre 19?? wurde kurz nach seinem Erscheinen in meh rere europäische Sprachen übersetzt. Dieser Erfolg ist weniger auf seine lite rarische Qualität als auf die Hysterie der Jahre vor dem 1. Weltkrieg zurück zuführen, die durch derartige Bücher immer neu angeheizt wurde.
Sonnenfeld, Amanda (1868-1935) Pseudonym: Amanda Sonnenfels. Geboren am 4. 7. 1868 als Tochter ei nes Rittergutsbesitzers in Kosel (Ober schlesien), gestorben 1935 in Breslau. Private Ausbildung. Freie Schriftstelle rin und Vortragsrednerin, wohnhaft in Berlin. Sie nahm an der Volksausbil-
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düng und (in gemäßigter Form) der Frauenbewegung teil. S. schreibt in ihrer Sammlung Der flie gende Mensch und anderes (ca. 1913) märchenhafte Phantastik, lässt aber in der Titelgeschichte auch einen Mann mit künstlichen Flügeln auftreten. Bibliografie: Der fliegende Mensch und anderes. Breslau: Priebatsch’s Buchhandlung, [ca. 1913], 50 S. (Aus dem deutschen Osten; Bd. 14) (als Amanda Sonnenfels). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 461-2; Geißler 1913: 586; EPL; DLL3 18, 304-5.
Sonnenfels, Amanda: —> Sonnenfeld, Amanda
Soyka, Otto (1881-1955)
Geboren am 9. Mai 1881 (nicht: 1882) als Sohn eines Hof- und Gerichtsadvo katen in Wien, gestorben am 2. 12. 1955 ebd. S. besuchte eine Maschinenbaufach schule, entschloss sich aber, als Jour nalist und freier Schriftsteller zu arbei ten (u. a. für Der Sturm, Simplicissimus, Berliner Tageblatt). Mit Leo —► Perutz führte er eine erbitterte Fehde. Psychoanalytiker der Macht, Albert —> Ehrenstein nannte ihn einen »Psychosophen«. S.s Romane verfügen über einen sorgfältigen Aufbau, stimmige Szenen und fein gezeichnete Charaktere. Zur Science Fiction gehören Der Fremd ling (1910), Die Söhne der Macht (1912), Der Seelenschmied (1921), Die Traum peitsche (1921), Eva Morsini die Frau, die war ... (1923), Das Experiment (1925) und Im Bann der Welle (1925). Gerade letzterer ist ein unterschätzter Science-Fiction-Roman, in dem S. die Auswirkungen von Omnipotenz - der
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Protagonist kann durch seine Erfindung alle anderen Radiowellen ausschalten auf die Psyche des Menschen auslotet. In Die Traumpeitsche gelingt es einem jungen Gelehrten, durch Gerüche und Töne die Träume von Menschen zu len ken. Die Beeinflussung der Psyche mit modernen Mitteln ist auch Thema des »Zukunfts-Detektivromans« Die Söhne der Macht, der einen neuartigen HeldenTypus vorstellt. Die Titelfigur des »Wiedergänger-Romans« Eva Morsini die Frau, die war ..., angeklagt, ihren Gat ten ermordet zu haben, gibt vor Gericht an, von der Macht alter Bilder beein flusst worden zu sein. Da diese Möglich keit im Roman (pseudo-)wissenschaftlich begründet wird, kann er auch zur Science Fiction gerechnet werden. Ähn liches gilt für Der Fremdling und Der Seelenschmied. Ein okkultistischer Ro man ist Der Mann in der Kulisse (1926), zur Phantastik gehört außerdem Der entfesselte Mensch (1919). Bibliografie. Der Fremdling: Roman. München: Albert Langen, 1910, 205 S. Die Söhne der Macht: Ein Zukunfts-Detektivro man. München: Albert Langen, [1912; copyr. 1911], 205 S.; Neuaufl. Berlin: S. Fischer 1918, 189 S. (Fischers Bibliothek zeitgenössischer Ro mane; 8. Reihe, Bd. 3) (u. ö.). Der Seelenschmied: Roman. Berlin: August Scherl, 1921, 237 S.; Neuaufl. Wien: GlöcknerVerlag, 1931, 244 S. (Glöckner-Bücher; 88). Die Traumpeitsche. Wien: Rikola, 1921, 211 S. (mind. sechs AufL); Taschenbuchausgabe mit ei nem Nachwort von Clemens Ruthner. Frankfurt am Main: Suhrkamp, 1995, 212 S. (st; 2486 = PhB; 326). Eva Morsini die Frau, die war ...: Roman. Mün chen: Drei Masken Verlag, 1923, 283 S. Das Experiment: Roman. Stuttgart: Robert Lutz, (1925; copyr. 1924], 180 S. (Lutz’ Kriminal und Detektivromane; 121). Im Bann der Welle: Roman. Stuttgart: J. Engel horns Nachf., 1925, 140 S. (Engelhorns Roman bibliothek; 38. Reihe, Bd. 24); Zeitschriftenvorab druck als Der Herr der Welle. In: Neue Freie
Presse (Wien]. Mai/ Juni 1925. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 6, 461-2; Geißler 1913: 589-90; Reich 1927: 164-5; Welzig 1941; Hügel 1978: 301; Urbach 1985; WF 1990; WF 1992; WF 1994; Ruthner 1995; Innerhofer 1996b: 426-30; WF 1998; BL 1999; WF 2001; Hillach 2003; Ruthner 2004; Schumacher 2004: 96-115.
Die Söhne der Macht (1912)
Die beiden Söhne des New Yorker Fi nanziers Ekdal Fronner sind angeblich einem heimtückischen Fieber erlegen; in Wirklichkeit wurde der eine erschos sen, der andere entführt. Der Ingenieur und Hobbydetektiv Erich Sarto, der über eine Fülle futuristischer Apparatu ren verfügt, nimmt sich des Falles sm. Als Gegenspieler fungiert der Psychologe Herbert Tavera. Dieser ist ein skrupel loser Machtmensch, der mittels Gas, Hypnose und anderer Suggestionstech niken Menschen aus Machthunger und Experimentierfreude manipuliert. Zu seinen Opfern gehörten auch die beiden Söhne Fronners. Sarto spürt Fred Fron ner in Paris auf und kann ihn aus der psychischen Gewalt Taveras befreien. In New York kommt es zum Showdown zwischen Meisterdetektiv und Meister verbrecher, bei dem Tavera von seinen eigenen Leuten erschossen wird. S. hat in Die Söhne der Macht (1911) das traditionelle Gut-Böse-Schema in zeitgemäßer Form variiert. Die Akteure sind entpersonalisiert und agieren nur noch als Funktion ihrer technischen Möglichkeiten. »Otto Soyka versucht in seinem »Zukunfts-Detektiv-Roman« »Die Söhne der Macht« ... die aus der sich ankündigenden gesellschaftlichen Um wälzung entstehende Angst des Indivi duums vor Identitätsverlust und Ver massung darzustellen, indem er das Vorgehen der Detektive uneinsichtig für den Leser macht« (Hügel).
Spitteier, Carl (1845-1924)
Geboren am 24. 4. 1845 als Sohn eines Landschreibers und Oberrichters in Liestal (bei Basel), gestorben am 29. 12. 1924 in Luzern. S. studierte Jura in Basel und protes tantische Theologie in Zürich, Heidel berg und Basel. Er arbeitete als Lehrer und Journalist, bevor er 1893 als freier Schriftsteller nach Luzern zog. 1905 Dr. phil. h. c. Er publizierte auch unter den Pseudo nymen Phineas und Carl Felix Tandem. Briefwechsel mit A. M. —> Frey. S. trat als Epiker, Lyriker, Erzähler und Essayist hervor. Beeinflusst von der Philosophie Schopenhauers und Nietz sches, schuf S. vor allem im Epos - als dessen Erneuerer er gilt - kosmische Visionen mit phantastischen Szenen. 1920 erhielt er rückwirkend für 1919 den Nobelpreis für Literatur. S.s Epos Olympischer Frühling (1900/5) enthält u. a. die Beschreibung eines »Computers« (»Eisenräderwerk«) und »Roboters« (»Automaten«). Letzterer kann sowohl als Verkörperung des alt griechischen Prinzips der »Ananke« (des naturbedingten Zwangs) als auch als modernes Symbol des naturwissen schaftlichen Determinismus interpre tiert werden. Bibliografie: Olympischer Frühling. 1. Bd.: Die Auffahrt: Ouvertüre. Leipzig: Eugen Diederichs, 1900, IV, 123 S.; 2. Bd.: Hera die Braut. Leipzig: Eugen Diederichs, 1901, IV, 146 S.; 3. Bd.: Die hohe Zeit. Leipzig: Eugen Diederichs, 1903, IV, 143 S.; 4. Bd.: Ende und Wende. Jena: Eugen Diederichs, 1905, IV, 89 S.; neue vollständig umgearb. Aufl. in 2 Bde. ebd. 1910 (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 6; 8, 265; Geißler 1913: 597-8; Faesi 1915; Adrian 1922; Faesi 1945; Bohnenblust 1960; Rommel 1965; EPL; Scharpf 1999; Theisohn 1999; DBE 2001: 9, 410; Ruppelt 2001: 5.
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Steffens, Pauline (?-?) Geborene Arnold, jüdischer (?) Abstam mung. Der Roman Zukunftsmärchen (1908) ist eine pathetisch-konservative Kaiseruto pie, die sich in ihren Wertevorstellungen kaum von vergleichbaren Produkten ih rer männlichen Kollegen unterscheidet. Bibliografie: Zukunftsmärchen. Dresden: E. Pier sons Verlag, 1908, 167 S.
demokratie aufs Korn. Er scheint dort aus dem völkischen Gedankengut des Wilhelm Heinrich Riehl (1823-1897) zu schöpfen. Bibliografie: Deuschland im Jahre 1919. Hanno ver: Albert Westen, [1894], 228 S. (als Armin Wil helm).
Sekundärlit.: EPL; DLL3 19, 324-5; Weigand 2000.
Deutschland im Jahre 1919 (1894) Zukunftsmärchen (1908)
In einer nahen Zukunft muss sich der deutsche (wenn auch nicht explizit als solcher genannte) Kaiser zwischen sei ner Jugendliebe, der bürgerlichen Vik toria, und der ehrgeizigen Königin des Nordens, Portia, entscheiden. Als er im Begriff ist, erstere zu wählen und zu gunsten seines Kanzlers abzudanken, begeht dieser aus Pflichtgefühl Selbst mord. Die Handlung des Romans ist völlig be langlos, die Protagonisten schwadronie ren schwülstig-pathetische Monologe. Einzig die Nebenfiguren (z. B. tritt der »Ewige Jude« Ahasver auf) und Neben motive (S. fordert eine neue, aus Chris ten- und Judentum erwachsene Reli gion) vermögen zu interessieren. Zu den kargen utopischen Zügen gehört außer dem der Traum von einem vereinten Europa und einem allgemeinen Frieden.
Stehlich, Friedrich Wilhelm (1852-?) Pseudonym: Armin Wilhelm. Geboren am 18. 1. 1852 in Eisleben. Dr. phil. Oberlehrer und Reiseschrift steller. In seinem utopischen Roman Deutsch land im Jahre 1919 (1894) nimmt S. in dezidierter Form Judentum und Sozial 246
In einem ungenannten Städtchen Kur hessens nimmt der Ich-Erzähler im Jahre 1891 eine »Hülfspredigerstelle« an. Während einer Wanderung schläft er unter einer alten Eiche ein und er wacht im Jahre 1919 (ein Motiv aus Ed ward Bellamys Roman Looking Backward 2000-1887 [1888; dt. Ein Rück blick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889], auf den S. mehrfach Bezug nimmt). Aus eigener Anschauung und aus Büchern (die ausgiebig zitiert wer den) erkennt er, wie sehr sich die Ver hältnisse in Deutschland gegenüber sei ner eigenen Zeit zum Besseren verän dert haben. Nach einem »großen, mittel ländischen Krieg«, in dem Rußland in die Schranken gewiesen wurde, und nach Beseitigung innenpolitischer Un ruhen, in denen das Militär die »Berliner Kommune« stürmte, hat in Deutschland ein »sittlich-religiöser Umschwung« ein gesetzt. Der unselige Einfluss der Juden auf die Gesellschaft wurde zurückge drängt, der Alpdruck des Sozialismus beseitigt, der Mittelstand gestärkt, Deutschlands Grenzen wurden auf Kos ten der Anrainer erweitert. Aus dieser gloriosen Zukunft wird der Erzähler jäh wieder ins Jahr 1891 zurückgeholt, als er aus seinem Traum erwacht. Hinter dem Titel Deutschland im Jahre 1919 verbirgt sich ein öder und behäbi-
ger Roman, in dem die wertekonservati ven Vorstellungen des Autors allenthal ben mit dem Schlagwort der sittlichen Erneuerung verbrämt werden.
Stein, Adolf (7-1948) Gestorben in Berlin. Pseudonyme: A.; Benecke; Hoven; Gerd Fritz Leberecht; Lookout; Rumpelstilz chen. S.s unter dem Pseudonym Gerd Fritz Leberecht erschienene Erzählung Die Luftschlacht am ersten Mobilmachungs tage (in: Scherls Jungdeutschlandbuch. Bd. [1] [1914]) beschreibt einen Zu kunftskrieg zwischen Deutschland und Frankreich. Trotz des Titels spielen die Luftstreitkräfte - wobei der Autor vor al lem an riesige Zeppeline denkt - für die Ausgang des Kriegs keine Rolle, ein Irr glaube, wie er symptomatisch für die bellezistische Literatur dieser Zeit war. Bereits 1913 schrieb er das aeronauti sche Werk Luftfahrten im Frieden und im Kriege. Sekundärlit.: Christadler 1979: 194-7; Franke 1985; Innerhofer 1996b: 213-5, 216, 219; EPL.
Stein, Leonhard (?-?) Wiener Autor, über dessen Leben nichts bekannt ist. S. ist ein Meister der phantastischen Li teratur. Zwei der in der Sammlung Das Ballett des Todes (1918) vereinigten No vellen und Kurzgeschichten können we gen der Verwendung des Motivs des »mad scientist« zur Science Fiction ge rechnet werden. Dies gilt auch für den stilistisch ansprechenden Kurzroman Die Feuerlilie (1918). Nicht einschlägig ist die im ägyptischen Archäologenmi
lieu spielende Erzählung Der Flötenbläser(1918). Bibliografie: Das Ballett des Todes: Novellen. Jena: Landhausverlag, 1918, 205 S. Die Feuerlilie: Phantastischer Roman. Zürich; Leipzig; Wien: Amalthea Verlag, 1918, 93 S. Sekundärlit.: BL 1989; WF 1989; WF 1990; DLL3 19, 383.
Stern, Ernst (1876-1954)
Geboren am 1. 4. 1876 in Bukarest, ge storben am 28. 8. 1954 in London. Aus Rumänien stammender Maler, Bühnenbildner, Lithograph und Illust rator. Erste autodidaktische Zeichen übungen in Wien; 1896 an der Münch ner Akademie bei Franz Stuck. S. er hielt bald Illustrationsaufträge für die Jugend und den Simplicissimus. Mit glied der Münchner Sezession. Seit 1903 war S. auch als Lehrer tätig. 1905 Umzug nach Berlin. Er arbeitete dort zunächst für die Lustigen Blätter, trat dann in Verbindung zu Max Reinhardt, dessen langjähriger Bühnenbildner am Deutschen Theater er wurde. S. schuf auch Plakate, Revue- und Filmausstat tungen. Mitglied der Berliner Sezession. 1907 Gründung der »Janus-Presse« ge meinsam mit dem Drucker Carl Emst Poeschel. Seit 1908 Professor, seit 1920 Direktor der Akademie für graphische Künste und Buchgewerbe in Leipzig. Nach seiner Trennung von Reinhardt 1921 einige Jahre Ausstattungschef bei Ernst Lubitsch bis zu dessen Fortgang nach Hollywood. Später war S. für die großen Revuen Eric Charells tätig. 1933 Auswanderung nach England, wo er vom König durch Verleihung einer Pen sion geehrt wurde. S. übte einen bestimmenden Einfluss auf die Buchgestaltung des Insel-Ver
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lags aus, daneben schuf er Arbeiten für die Verlage Brockhaus, Bruckmann, Delphin, Deutsche Verlagsanstalt, Droemer, Drugulin, Dulk, S. Fischer, Grote, Hirzel, Kanter, Gustav Kiepenheuer, Koehler & Amelang, Langen, Georg —> Müller, Piper, Poeschel, Reclam, —» Ro wohlt, Rütten & Loening, Schauer, Schünemann, Seemann, Tempel, Voigtländer, Kurt —> Wolff und Zeitler. Auf dem Science-Fiction-Sektor ist er durch seine Arbeiten an Carl —> Grunerts Der Marsspion (1908) und an der GeorgMüller-Ausgabe von E. T. A. Hoffmanns Phantastische Geschichten (1914 in der »Galerie der Phantasten«) hervorgetre ten. Sekundärlit.: Thieme / Becker 1938/1992: 32, 56; Vollmer 1958: 4, 358-9; Pffifilin 1986: 206; Osterwalder 1992: 1117; Ries 1992: 904; DBE 2001: 9, 512.
Stern, Leo (?-?) Unbekannter Autor. Nicht identisch mit dem Antifaschisten, Historiker und Hochschulpolitiker Leo Stern (1901— 1982). »Katechismus mundi renovati« oder »Die Zukunftsstaaten um das Jahr 2000 christlicher Zeitrechnung« (1908) gehört zu den seltsamsten utopisch-visionären Schriften zu Beginn des 20. Jh. Bibliografie: »Katechismus mundi renovati« oder »Die Zukunftsstaaten« um das Jahr 2000 christ licher Zeitrechnung: Geographische, politische und soziale Perspektive, mit systematischer An lehnung an die sog. heilige Zahl 7; Nach den Vi sionen eines Taglohnarbeiters. Straßburg i. E.; Leipzig: Josef Singer / Hofbuchhandlung, 1908, XI, 111 S.
und Ahasver, dem ewigen Juden. Luzi fer sagt für das Jahr 2000 den Anbruch einer neuen Zeit voraus, in der die hei lige Zahl 7 eine grundlegende Funktion hat. Es gibt sieben Weltreiche, sieben Weltministerien, sieben Gebote, jeweils sieben Rechte und Pflichten des Staates usw. »Katechismus mundi renovati« oder »Die Zukunftsstaaten um das Jahr 2000 christlicher Zeitrechnung« ist eine kab balistische Vision des Jahres 2000, an deren Ernsthaftigkeit man füglich Zwei fel hegen darf.
Stieber, Paul (?-?) Autor und Komponist. Im Lande Amazonia (1907) ist ein Schwank mit utopischem Einschlag. Bibliografie'. Im Lande Amazonia: Burleske Ope rette in einem Akt; Text und Musik von Paul Stieber. Op. 45; Vollständiges Text- und Regie buch. Leipzig: C. F. W. Siegel’s Musikhandlung, (1907), 31 S.
Im Lande Amazonia (1907)
Der Student Adolar ist seiner Geliebten, der Prinzessin Katinka, von Halle aus ins verbotene Amazonenland gefolgt und dort gefangen genommen worden. Nach dem Gesetz drohen ihm entweder Tod oder Heirat. Alle Amazonen, ein schließlich der Königin Anthracytia, sind bereit, den schönen Gefangenen zu heiraten, und versuchen ihn für sich zu gewinnen. Doch Adolar entscheidet sich für Katinka. Nur widerwillig begnügt sich Anthracytia mit der Rolle der bösen Schwiegermutter und gibt ihre Einwilli gung zu der Hochzeit der beiden.
»Katechismus mundi renovati... (1908)
Der Geist des Autors auf dem Berge Si nai belauscht ein Gespräch zwischen Luzifer, dem »guten Genius der Erde«, 248
Stinde, Julius (1841-1905) Pseudonym: Alfred de Valmy. Geboren am 28. 8. 1841 in Kirch-Nü-
chel bei Eutin als Sohn des Propstes, gestorben am 5. 8. 1905 in Olsberg. Besuch des Gymnasiums in Eutin, dann Apotheker-Lehrling in Lübeck. Studium der Chemie in Kiel, Gießen und Jena. 1863 Promotion. Seit diesem Jahr arbeitete S. in einer chemischen Fabrik in Hamburg, wandte sich aber bald ganz der Schriftstellerei zu. S. verfasste neben naturwissenschaftli chen und populärwissenschaftlichen Arbeiten zahlreiche Novellen und Lust spiele, teilweise in plattdeutschem Dia lekt und unter Pseudonymen wie Wil helmine Buchholz. In den Tiergeschichten Die Perlenschnur und Anderes (1887) allegorisiert er das menschliche Leben. Die Opfer der Wissenschaft, erstmals 1878 unter dem Pseudonym Alfred de Valmy veröffentlicht, sind eine beißende Satire auf den Glauben an die Omnipotenz der Naturwissenschaft, die sich über zahlreiche bekannte Persönlich keiten seiner Zeit lustig macht. Bibliografie: Die Opfer der Wissenschaft: Drei Bücher aus dem Leben des Professor Desens. Mitgetheilt von Alfred de Valmy. Leipzig: [Barth], 1878, 90 S. (Ein Festgruss zur 50. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte von Autor und Verleger) (als Alfred de Valmy); Neuaufl. mit dem Untertitel Die Folgen der angewandten Naturphilosophie: Nach den Bekenntnissen des Herrn Alfred de Valmy. 3., verm. Aufl. m. 111. v. Knötel u. Skarbina. Berlin: Freund & Jeckel, 1898, 158 S. (als Julius Stinde). Sekundärlit.: Bube 1907: 109; Popp 1909: 191-2; Brümmer 1913: 7, 80-1; Geißler 1913: 615; In nerhofer 1996b: 81; Sowinski 1997: 591; Daum 1998: 420, 512; Weigand 2000; DBE 2001: 9, 534.
Die Opfer der Wissenschaft (1878)
Professor Desens will die Wissenschaft zum Nutzen der Menschheit populari sieren. Doch seine Erfindungen schla gen trotz seiner guten Absichten stets
zum Negativen aus. Immer mehr Men schen sterben, bis Desens zum Schluss selbst »Opfer der Wissenschaft« wird. Die Satire auf den Fortschrittsoptimis mus wartet mit einigen hübschen Sze nen auf. In »Opfer der Spektralanalyse« weist ein Ehegatte seiner Ehefrau an Hand von mit Caesium imprägnierten Früchten nach, dass sie ihn betrogen hat.
Stolze, Franz (1836-1910)
Geboren am 14. 3. 1836 als Sohn des Stenografen Wilhelm S. in Berlin, ge storben am 13. 1. 1910 in Charlottenburg. Studium der Philosophie in Jena. Pro motion zum Dr. phil. Zwischen 1865 und 1874 Besitzer der »Photographi schen Gesellschaft Dr. Stolze und Co.« 1906 zum Professor ernannt. Im kai serlichen Auftrag reiste S. für vier Jahre nach Persien, um dort Altertümer auf zunehmen. Er galt als Autorität auf dem Gebiet der Fotografie und Stenografie. S. ist der Verfasser des antisozialisti schen Romans Das entschleierte Bild zu Sais (1904). Bibliografie: Das entschleierte Bild zu Sais: Sozi aler Roman. Rostock: C. J. E. Volckmann (Volckmann & Wette), 1904, 358 S. Sekundärlit.: NKLK 1936: 709-10; Ritter 1979: 168-78; DLL3 20, 373.
Das entschleierte Bild su Sais (1904)
Während einer mehrjährigen Weltreise des Ich-Erzählers Dr. Fritz Werner ereignen sich in Europa und den USA Aufstände von Arbeitern, die die beste henden Verfassungen ändern und neue Staaten nach dem Muster Bellamys und —> Hertzkas errichten wollen. Einzig in den USA kann sich jedoch ein sozialisti-
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scher Staat auf Dauer halten. In der Hoffnung, dort ein irdisches Paradies vorzufinden, sucht Werner dieses Land im Jahre 1924 auf. Doch der Idealist wird in teilweise recht kuriosen (und mehrfach bei Eugen —> Richter abge schauten) Szenen auf den harten Boden der Realität zurückgeführt. Der Roman endet damit, dass der Erzähler zu Un recht des Hochverrates und des Mordes angeklagt wird und auf dem elektri schen Stuhl hingerichtet wird. Wie in vielen zeitgenössischen Zukunftsbildern erweist sich aber das Ganze zum Schluss als Traum. S.s Erzählung wird durch mancherlei Einlagen (Briefe etc.) recht geschickt aufgelockert, ohne allerdings echte lite rarische Qualitäten zu erlangen. Trotz dem zählt, aufs Ganze gesehen, Das entschleierte Bild zu Sais zu den besse ren antiutopischen Romanen seiner Zeit.
Streifiler, Friedrich (1860-1917) Geboren am 21. 1. 1860 in Bisenz (Mähren), gestorben am 10. 2. 1917 in Leipzig. Volksschule in Wien. Buchbinder. 1884 nach langem Auslandsaufenthalt Nie derlassung in Leipzig als Schriftsteller und Redakteur. S. schrieb auch unter den Pseudonymen H. Berga, James Cary, F. Hellerbeck und Franz Titus. S.s einschlägiger Band Das Radium als Ehestifter. Odigoren und Odorinal (1912) besteht nur aus den beiden Titelge schichten. In »Das Radium als Ehestif ter« bittet ein Ingenieur den Direktor der Straßenbahn vergeblich um die Hand seiner Tochter. Daraufhin »sabotiert« er mit Hilfe von Radium die Bahn und zwingt ihn dadurch zum Nachgeben.
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»Odorigen und Odorinal« (ursprünglich 1908 im 11. Bd. der Reihe Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens abge druckt) beschreibt, wie ätherische öle, aus dem Atem von Personen in be stimmten Seelenzuständen gewonnen, andere Personen in die gleichen Zu stände versetzen können. In beiden No vellen kontrastiert der überschwängli che Technikoptimismus scharf mit der biederen Erzählweise. Bibliografie: Das Radium als Ehestifter. Odorigen und Odorinal: Zwei Novellen. Jena: Hermann Costenoble, 1912, [8], 212 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 119; Geißler 1913: 626; NKLK 1936: 712; EPL; Galle 2003b: 19; Münch 2004: 26.
Strobl, Karl Hans (1877-1946) Geboren am 18. 1. 1877 in Iglau (Böh men), gestorben am 10. 3. 1946 im Al tersheim von Perchtoldsdorf. S. stammte aus kleinbürgerlichen, tra ditionsbewussten und antitschechi schen Kreisen der deutschen Sprachin sel Iglau. Dort verbrachte er auch einen großen Teil seines Lebens. Von 1886 bis 1890 besuchte S. die Stadtschule in Iglau und bis 1894 das Gymnasium. An der Karl-Ferdinands-Universität in Prag begann er ein Jura-Studium. 1898 legte S. seine »judizielle Staatsprüfung« ab und trat noch im selben Jahr als Rechtspraktikant des Iglauer Kreisge richts in den österreichischen Staats dienst. 1900 promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaft (Dr. jur.). Von 1900 bis 1913 war S. als Finanzkonzi pist, später als Finanzkommissar in Brünn tätig. Nebenher arbeitete er seit 1898 für die Iglauer Lokalpresse und war in Brünn Mitarbeiter des Tagesbo ten. 1913 ließ sich S. vorzeitig vom ös-
terreichischen Staatsdienst pensionie ren und widmete sich fortan ganz der Schriftstellerei. Im 1. Weltkrieg war er Kriegsberichterstatter. 1918 erwarb S. ein Haus in Perchtoldsdorf bei Rodaun. Seine nationalistischen und antisemiti schen Tendenzen radikalisierten sich im Laufe der Jahre. Ab ca. 1933 verschrieb sich S. der nationalsozialistischen Be wegung, offenkundig nicht nur aus op portunistischen Gründen. 1938 wurde er zum Landesleiter Wien der »Reich schrifttumskammer« ernannt, nachdem er schon vorher als Präsident der »Deutsch-Österreichischen Schriftstel lergenossenschaft« und des »Bundes deutscher Schriftsteller in Österreich« rechtsgerichtete Kreise um sich ge schart hatte. Eine Reihe von Erzählun gen und Romanen (etwa der ScienceFiction-Roman Feuer im Nachbarhaus, 1938) war wegen der aufdringlich-poin tierten Hetze sogar nationalsozialisti schen Kreisen ein Dorn im Auge. Kurz nach Kriegsende verstarb S. in einem Altersheim. S. gilt neben —► Ewers und —> Meyrink als einer der bedeutendsten Vertreter der deutschen Phantastik. Dieses Urteil trifft vor allem auf seine Erzählungen und Romane bis etwa 1933 zu. Sein Alterswerk ist aufgrund der rechtsradi kalen und rassistischen Ausfälle (in Das Grab des weißen Königs [1930] wird beispielsweise die arische Abstammung der Azteken-Kultur »bewiesen«) heute kaum mehr genießbar. Insgesamt veröf fentlichte S. neben Essays, Gedichten und Dramen über 50 Romane und 30 Sammlungen mit Novellen und Kurzgeschichten, vorzugsweise mit historischem und phantastischem In halt. Auch als Herausgeber ist S. her vorgetreten. Die von ihm betreute Zeit
schrift Der Orchideengarten (1919/21) gehört zu den Meisterstücken der deut schen Phantastik. Die Romane Die gefährlichen Strahlen (1906), Eleagabal Kuperus (1910), Ge spenster im Sumpf (1920) und Feuer im Nachbarhaus, am Rande auch Umsturz im Jenseits (1920), Erasmus mit der Wünschelrute (1927), Das Grab des wei ßen Königs und Od (1930) können zur Science Fiction gerechnet werden. Er zählungen mit einschlägigen Motiven finden sich in den Sammlungen Und sieh, so erwarte ich dich (1901), Die Ein gebungen des Arphaxat (1904), Bedenksame Historien (1907), Die knöcherne Hand und Anderes (1911), Lemuria (1917), Groteske Histörchen (1923), Mit Dolch und Regenschirm (1923), Beelze bubs Meerschaumkopf (1924), Das große Abenteuer und andere Geschichten zwi schen Sonne und Schatten (1924), Die Eier des Basilisken (1926) und Das be schwipste Karussell (1940). Bibliografie: Und sieh, so erwarte ich dich. Leip zig: Hermann Seemann Verlag, 1901, 97 S. Die Eingebungen des Arphaxat: Merkwürdige Ge schichten. Minden: J. C. C. Bruns’ Verlag, 1904, 295 S. Die gefährlichen Strahlen: Roman. Berlin: F. Fontane & Co., 1906, 543 S. (u. ö.). Bedenksame Historien: Neue Novellen. Berlin: F. Fontane & Co., 1907, 377 S. Eleagabal Kuperus: Roman in zwei Bänden. München: Georg Müller, 1910, 395 u. 413 S. Die knöcherne Hand und Anderes. München: Georg Müller, 1911, 251 S. (drei Aufl.); veränd. Aufl.: Berlin: Josef Singer, 1928 (in einem und zwei Bd.). Lemuria: Seltsame Geschichten. München: Ge org Müller, 1917, XV, 427 S. (Galerie der Phan tasten; 4). Gespenster im Sumpf: Ein phantastischer Wie ner Roman. Leipzig: L. Staackmann, 1920, 407 S. Umsturz im Jenseits: Phantastischer Roman. München: Rösl & Cie., 1920, 285 S. Seltsame Grotesken: Geschichten um Mitter-
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nacht; Bd. 5. Wien: Verlag der Gesellschaft für graphische Industrie, 1923, 177 S. [Sammlung von älterem Material]. Der verrückte Schwerpunkt. Groteske Histör chen. 1. Aufl. München: Alfred Wieser Verlag, 1923, 163 S. Mit Dolch und Regenschirm. Groteske Histör chen. Zweite Folge. 1. Aufl. München: Alfred Wieser Verlag, 1923, 160 S. Beelzebubs Meerschaumkopf: Phantastische No vellen. 1.-5. Tsd. Wien; Berlin; Leipzig; Bem: Eu ropäischer Verlag, 1924, 117 S. (Die grünen Bü cher des Europäischen Verlags; 1). Das große Abenteuer und andere Geschichten zwischen Sonne und Schatten. Wien: Steyrer mühl, 1924, 95 S. (»Tagblatt-Bibliothek«; 98/99). Die Eier des Basilisken: Merkwürdige Geschich ten. Reichenberg (Böhmen): Gebrüder Stiepel, [1926], 226 S. Erasmus mit der Wünschelrute: Roman. Leipzig: L. Staackmann, 1927, 377 S. Od: Die Entdeckung des magischen Menschen; Roman. Leipzig: L. Staackmann, 1930, 374 S. Das Grab des weißen Königs: Roman. Leipzig: Wilhelm Goldmann Verlag, 1930, 279 S. (Die blauen Goldmann Bücher). Feuer im Nachbarhaus: Ein Roman von über morgen. 1.-5. Tsd. Wien; Leipzig: Carl Stephenson, [1938], 316 S. Das beschwipste Karussell: Ein heiteres Buch. Berlin: Carl Stephenson, 1940, 158 S. (LustigeBücher-Reihe; 14) (mehrere Aufl.). Sekundärlit.: Ewers 1905: 171-2; Poritzky 1910/11; Brümmer 1913: 7, 121; 8, 266; Mielke / Homann 1920: 367; Altrichter 1927; Reich 1927: 159, 166-7; Thalhammer 1937; Welzig 1941; Frank 1964; Schuetz 1974; Fi scher 1978; Wackwitz 1981; Lennartz 1984: 3, 1684-7; BL 1988; WF 1994; Innerhofer 1996b: 202, 367-8, 451; WF 1996; LPhL; Hierl 2002; Holtschuppen 2004; Sprengel 2004: 187-8, 199-200.
rationellen Bewirtschaftung der Erd oberfläche«. Sein Gegenspieler ist der seltsame Wundertäter Eleagabal Kupe rus. Nachdem sich dieser Plan nur als Trick herausgestellt hat, löst Bezug in »Die Höllenfahrt« (so der Titel des zweiten Teils), eine Panik unter den Menschen aus, um die Menschheit »winseln« zu sehen. Er streut das Gerücht aus, dass durch eine kosmische Katastrophe die Erde in wenigen Monaten zerstört wer den wird. Anarchismus und Totalita rismus machen sich breit. Bevor Kupe rus, der Menschen von den Toten erwe cken kann, sich selber opfert, zerstreut er noch das falsche Gerücht. Bezug wird auf der Flucht getötet. S. greift in Eleagabal Kuperus das klas sische Thema des Kampfes zwischen Gut und Böse auf, das hier in die Form eines apokalyptischen Zukunftsromans gekleidet ist.
Eleagabal Kuperus (1910)
Unterseeboote an die Frontl (1911)
»Die würgende Hand« (so der Titel des 1. Teils des Romans), die sich um die Erde legt, gehört dem brutalen Machtmen schen Thomas Bezug. Diese Inkarnation des Bösen will sich die Menschheit un terjochen, indem er den lebensnotwen digen Sauerstoff der Luft monopolisiert. Hierzu gründet er eine »Gesellschaft zur
In einem Brief an den Verleger Wilhelm Köhler (in dessen Verlag mehrere Zu kunftskriegsromane erschienen sind) beklagt S. im Vorwort, dass Deutsch land weit weniger Unterseeboote als England oder gar Frankreich besitze. Die Folgen malt er in einem Zukunfts kriegsroman aus. Kurz vor Weihnachten
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Submare (?-?) Ungelöstes Pseudonym. Mit dem Zukunftskriegsroman Unter seeboote an die Front! (1911) wirbt der Verfasser für eine Rüstung Deutsch lands auf dem Gebiet des Baus von Unterseebooten. Bibliografie: Unterseeboote an die Front! Minden i. Westfalen: Wilhelm Köhler, 1911, 188 S.
des Jahres 191. entbrennt ein Krieg, als der Panzerkreuzer Scharnhorst vor Tsingtau von einem Unterseeboot torpe diert wird. Auch in der Nordsee werden sämtliche deutschen Kriegsschiffe mit dieser Waffe versenkt. Die letzte Hoff nung sind die eigenen eilends aufs Kiel gelegten deutschen Unterseeboote. Und tatsächlich üben die 14 Boote schwere Vergeltung an dem Feind. An dieser Stelle erwacht der Staatssekretär des Reichsmarineamtes aus seinem Traum, der ihn von der Notwendigkeit einer ver stärkten Rüstung mit Unterseeboten überzeugt hat. Interessanterweise nennt der Autor im Roman den Gegner der Deutschen nicht beim Namen (ebenso vermeidet er allzu nationalistische Parolen), doch besteht wenig Zweifel, dass er in erster Linie England im Auge hat.
Surya, G. W.: -» Georgiewitz-Weitzer, Demeter
Suttner, Bertha von (1843-1914) Geboren am 9. 6. 1843 in Prag als Tochter des Feldmarschall-Leutnants Franz Josef Graf Kinsky zu Chinik und Tettau, gestorben am 21. 6. 1914 in Wien. S. erhielt eine Ausbildung als Sängerin. Kurze Zeit arbeitete sie als Sekretärin des Erfinders Alfred Nobel. Nach jahre langem Aufenthalt im Kaukasus, wohin sie mit ihrem Ehemann Arthur Gundaccar von Suttner geflohen war, kehrte sie nach Niederösterreich zurück und ließ sich auf Schloss Harmannsdorf nieder. Dort begann S. eine Karriere als Schriftstellerin. Sie starb am 1914 wäh
rend der Vorbereitungen für einen Welt friedenskongress. S. schrieb eine Reihe von Novellen und Romanen, bevor sie mit dem Buch Die Waffen nieder! (1891) internationale Be rühmtheit erlangte. In ihm propagierte sie den Gedanken des Völkerfriedens. 1905 erhielt sie für ihr Engagement den Nobel-Preis. Gemeinsam mit ihrem langjährigen Weggefährten Alfred Her mann Fried redigierte sie eine Monats schrift mit dem Titel Die Waffen nieder! (später: Die Friedenswarte). An vielen ihrer Romane, die virulente ethische und soziale Fragen aufgreifen, hat der Zahn der Zeit genagt. S., die mit der zeitgenössischen Science-Fiction-Literatur gut vertraut war, schrieb auch drei utopische Bücher, die zwar zu den interessanteren, nicht aber zu den erfolgreicheren Werken S.s gehö ren: in Das Maschinenalter (1888; auch: Das Maschinenzeitatter) bedient sich S. der Form der »Zukunftsvorlesung«, um ihre Ansichten zu propagieren. Idealis tisch-schwärmerische Gedanken über die ethisch-seelische Weiterentwicklung des Menschen in der Zukunft bilden auch den Inhalt der beiden Romane Schach der Qual (1898) und Der Menschheit Hochgedanken (1911). Im Stile von Das Maschinenzeitalter ist auch die Zukunftsvorlesung »Der Friede in 100 Jahren« (in der von Arthur -♦ Brehmer herausgegebenen Anthologie Die Welt in hundert Jahren, 1910) abge fasst. Angeblich übersetzte S. auch den utopi schen Roman Marmaduke, Emperor of Europe (1895; dt. Der Kaiser von Euro pa, 1897) von F. A. Fawkes. Bibliografie: Das Maschinenalter: Zukunftsvorle sungen über unsere Zeit. Zürich: Verlags-Maga zin, 1889, 297 S.; Zweite, durchges. Aufl. ebd.
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1891, 303 S.; die dritte Aufl. erschien unter dem leicht veränderten Titel Das Maschinenzeitalter: Zukunftsvorlesungen über unsere Zeit. Zürich: Verlags-Magazin (J. Schabelitz), 1899, 303 S. (als Jemand) (u. ö.). Schach der Qual: Ein Phantasiestück. Dresden: E. Pierson’s Verlag, [1898], 224 S.; Neuaufl. ebd. 1907 (Bertha von Suttners Gesammelte Schrif ten; 10) (u. ö.). Der Menschheit Hochgedanken: Roman aus der nächsten Zukunft. Berlin; Wien; Leipzig: Verlag der Friedens-Warte, [1911], 431 S. Übersetzung: Der Kaiser von Europa. Nach dem Englischen des F. A. Fawkes. Berlin: Verlag der Romanwelt, [1897], XIV, 312 S. (auch 2. Aufl. ebd.); Zeitschriftvorabdruck in: Die Romanwelt. 4. Jg. (1897), H. 1-13. Sekundärlit.: Ewers 1905: 175; Brümmer 1913: 7, 144; Geißler 1913: 637; Reich 1927: 137-8; Görlich 1947: 140-1; Reicke 1952; Riederer 1961: 104; Binder / Massiczek 1965; Christad ler 1979: 300-7, 438-9; Ritter 1979: 235-49; Ritter 1982: 145-52; Brincker-Gabler / Lud wig / Wöffen 1986: 302-4; Hamann 1986; Ritter 1987: 339-40; Kleberger 1988; BL 1991; Clarke 1992: 111-2; Lindenstruth 1993; Friedrich 1995; Innerhofer 1996b: 220-1, 432, 439; Weigand 2000; WF 2000; Innerhofer 2001b; WF 2001; Saprä 2003.
Das Maschinenalter (1889) / Das Maschinenzeitalter (1899)
Ein Geschichtsdozent des späten 20. Jahrhunderts hält verschiedene, nur lose miteinander verknüpfte Vorlesun gen (wohl ein Motiv aus Edward Bellamys Looking Backward 2000-1887, 1888; dt. Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887, 1889) über die Politik, Kultur und Wissenschaft des 19. Jahrhunderts - des »Maschinenal ters«. In ihnen sollen die damaligen Missstände, aber auch die Ansätze und Entwicklungslinien für die positive Zu kunft des Berichterstatters dargelegt werden. Zu den Errungenschaften ge hören die Gleichberechtigung der Frau und die Einführung der damals populä ren Kunstsprache Volapük (vgl. z. B.
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Oscar —► Justinus’ In der ZehnmillionenStadt, 1890). Da S. Vorurteile von männlicher Seite befürchtete, veröffentlichte sie den Ro man unter dem Pseudonym »Jemand«. Schach der Qual (1898)
In diesem »Phantasiestück« (das sich am ehesten in das Genre des »Fürsten spiegels« einreihen lässt) prangert S. zahlreiche, an Mensch und Tier verüb ten Grausamkeiten an: Foltern, Sklave rei, koloniale Ausbeutung, Unterdrü ckung der Frau. S. wendet sich außer dem gegen die Kinderarbeit, gegen Anti semitismus, gegen das Quälen der Tiere in den Laboratorien, insbesondere aber gegen den Krieg. Für diese Ideen kämpft im Roman der steinreiche Prinz Roland. Sein leidenschaftliches Plädoyer für den Frieden stößt bei dem Monarchen auf taube Ohren. Roland versucht nun durch internationale Konferenzen den Friedensgedanken zu propagieren. In Schach der Qual kommen - kaum verhüllt durch eine triviale Roman handlung - die Überzeugungen S.s zum Ausdruck. Das Werk ist eher Sachlite ratur als Belletristik. Der Menschheit Hochgedanken (1911)
Wie in Schach der Qual (1898) bildet auch hier eine Liebesgeschichte das Ge rüst des Romans. Im Kreis des Grafen Sielen auf Sielenburg lernt die junge Waise Franka Garlett den Dichter Chlodwig Helmer kennen, der es als seine Aufgabe ansieht, begleitend zum technischen (insbesondere aeronauti schen), auch den seelischen Auf schwung des Menschen, die »Hochge danken«, zu fördern. Bei einer von ei nem amerikanischen Milliardär veran stalteten »Rosenwoche« in Luzern trifft
Franka auf gleichgesinnte Künstler, Wissenschaftler und Politiker. Die dort gehaltenen Reden, aber auch die vorge führten Erfindungen thematisieren vor allem die Gefahr des Luftkriegs (hier zeigt sich S. mit den Zukunftskriegsro manen eines Emil —» Sandt oder Rudolf —> Martin vertraut). Daneben legt S. ih ren Protagonisten pädagogische Ideen zur Entwicklung der Frau in den Mund. Die Rosenwoche und der Roman (der in seinem zweiten Teil offenbar in einer nahen Zukunft angesiedelt ist) enden mit einer symbolträchtigen Luftfahrt der jungen Liebenden Franka Garlett und Chlodwig Helmer. Wohl der interessanteste, aber auch schwärmerischste utopische Text aus S.s Feder. Zu den Bewunderern des Ro mans gehörte Karl —> May, der 1905 brieflichen Kontakt aufnahm. Kurz vor seinem Tod traf er mit ihr in Wien zu sammen und zitierte während eines Vortrages aus ihrem Buch Der Mensch heit Hochgedanken.
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Tanne, E. (?-?)
Unbekannte Autorin, falls es sich bei »Tanne« nicht überhaupt um ein Pseu donym handelt. Für Letzteres spricht, dass der Kurzroman Die Frauenwelt auf dem Mars (1910) im »TanneparkbergVerlag« erschienen ist. Das Werk gehört in den Bereich der Na turheil- und Freikörperkulturbewegun gen, die in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts florierten. In vielen Punkten ist die schwärmerisch-femi nistische Skizze ein Kuriosum der uto pischen Literatur. Bibliografie: Die Frauenwelt auf dem Mars. Du venstedt-Hamburg: Tanneparkberg-Verlag 1910, 35 S.; Ndr. Giessen: Lindenstruth, 2003, 35 S.
Sekundärlit.: Innerhofer 2003.
1996b:
323-5; WF
Die Frauenwelt auf dem Mars (1910)
Nach einem Vortrag des »Herrn Pr. L.« (wahrscheinlich eine Anspielung auf den Gymnasialprofessor Kurd —» Laßwitz) fühlt sich die Autorin auf den Mars versetzt. Die Verhältnisse dort sind zum Besten geordnet, weil die Männer und besonders die Frauen im Einklang mit der Natur leben. Geistes- und Seelen krankheiten kommen so gut wie nie vor (obwohl der Großteil der Schilderung sich auf diesen Punkt konzentriert). Aus dem Kreis der Seelenärztinnen wird die Königin gewählt, was die Gesellschafts ordnung letztlich zu einem verkappten Matriarchat macht. Männer und Frauen leben weitgehend getrennt, denn: »Wie kann ein Mann eine Frau richten! Noch niemals hat ein Mann das Seelenleben einer Frau ergründet« (S. 18) ... »Der Mann mit seinem unbewußten Egois mus erzieht und bildet nur seinesglei chen. Sobald es über seinen Verstan desrahmen hinausgeht, bleibt er ste
hen, er verzieht und verbildet das Mäd chen und die Frau« (S. 20). Zu den ku riosen Vorstellungen der Autorin gehö ren etwa Aussagen von der Art, dass Kinder, die kurz vor und nach der Men struation gezeugt worden sind, an Kör per und Geist defektiv sind (wie über haupt an mehreren Stellen eugenische Vorstellungen einfließen) oder dass Junggesellen jährlich in einem Jungge sellengarten einen Obstbaum pflanzen müssen, dessen Ertrag den Kindern zu Gute kommt, oder dass sämtliche Zei tungsschreiber und Schreiberinnen täg lich zwei Bäder in einem Marskanal nehmen müssen, damit »dessen Wasser ernüchternd auf ihre Phantasie wirkt« (S. 30-1).
Teja, Graf: —► Westerich, Thomas
Teranus, V. E.: -> Zapp, Arthur
Terburg, Friedrich: —> Hindenburg, Herbert von
Teut, Heinrich (1868-1963) Geboren am 21. 1. 1868 in Osterbruch (Hadeln) an der Nordseeküste, gestor ben am 26. 8. 1963 in Hamburg. Postbeamter und Sprachforscher. T. schrieb mehrere Lehrbücher. Dr. h. c. T. träumt in seiner alldeutschen Utopie Neudeutschland (1913) davon, dass Deutschland, »das vielseitigst begabte Kulturvolk der Erde«, die ihm »gebüh rende« Stellung einnehmen wird. Der Erwerb der neuen Kolonialgebiete in Asien und Afrika ginge weniger zu Las ten der »Kulturmächte« England und
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Frankreich als denen der Einheimi schen. Nach Ansicht des überspannten T. wäre ein »schneidiger und fähiger Führer« in der Lage, bereits mit einer relativ kleinen Truppe das Vorgeschla gene zu verwirklichen. Bibliografie: Neudeutschland: Ein großdeutsches Zukunfts-Programm; Mit Gedichten, Karten und einem Anhang; Nachwort an die Kritiker; An sprache bei der Jahrhundertfeier auf dem Schneeberg am 18. Oktober 1913; Aufruf an die waffenfähige Jugend unserer Mittelschulen; Bur schen heraus! - An Deutschlands Frauen! Leip zig: Eduard Schmidt, 1913, 77 S.; Ndr. in: The Prelude to War with England and some Voices of Reason; Part 1 no. 1. Nendeln: Kraus Reprint, 1976, unpag. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 172; Hermand 1995: 63-4; DLL3 22, 154.
Thiem, Paul (Adolf Markus) (18581922) Geboren am 2. 11. 1858 in Berlin als Sohn eines Rentiers, gestorben am 18. 9. 1922 in Starnberg (Bayern). Gymnasium in Berlin und Potsdam. Kunststudium in Leipzig, Heidelberg und Berlin. Ausbildung als Maler. Spä ter in Starnberg ansässig. Der Prinz und sein Onkel (1908) ist ein grotesker Roman mit einigen utopi schen Zügen. Bibliografie: Der Prinz und sein Onkel: Eine Reise mit Abenteuern. Dresden; Leipzig: Heinrich Min den, 1908, 355 S. (mind. acht AufL). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 172; DLL3 22, 323.
Thieme, Friedrich (1862-1945) Geboren am 23. 11. 1862 als Sohn ei nes Webermeisters in Burgstädt (Sach sen). Kaufmann in Erfurt. Seit 1883 Journa list, Redakteur und Schriftsteller. Ab
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1897 lebte T. in Jena, ab 1908 in Wei mar, dann in Karlsruhe, Jena und um 1940 in Stuttgart. T. schrieb unter den Pseudonymen F. Clemens und Hermann Römer, viel leicht auch unter Fr. —» Clemens. T. gilt als routinierter Unterhaltungs schriftsteller, der auf dem Gebiet der Humoreske (z. B. Das Zauberfemrohr und andere Kriegshumoresken, 1917), des Kriminalromans und der Science Fiction gleichermaßen bewandert war. Er war hauptsächlich für Periodika tä tig. Für Die Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens schrieb er die Erzäh lungen »Das Warenhaus der Zukunft« (1909, Bd. 1) und »Der Reisekamerad« (1910, Bd. 12), außerdem unter dem Pseudonym Hermann Roemer die phan tastische Erzählung »Das lebende Bild« (1909, Bd. 6), eine Variation des Pygma lion-Motivs, in der ein gemaltes Bild mit chemischen Mitteln lebendig gemacht wird. Weitere phantastische Geschich ten: »Rübezahls Geschenk: Eine lustige Sylvesterphantasie« (1903, Bd. 5) und »Adam und Eva: Eine merkwürdige Ge schichte« (1907, Bd. 12). Im 22. Band von Der gute Kamerad (1907/8) er schien die Novelle »Der grüne Papagei«, im 37. Band (1922/23) der - nicht in Buchform veröffentlichte - Roman Auf den Spuren des Ichthyosaurus. Darin wird ein Professor der Paläontologie von seinem wissenschaftlichen Rivalen in das Thüringen der Jurazeit zurückver setzt. Zur Science Fiction gehören au ßerdem Ein Millionendiebstahl im 20. Jahrhundert. Unter der Erde (1900) und die Sammlung Die Weihnachtskiste und andere Humoresken (1911). Bibliografie: Die Weihnachtskiste und andere Humoresken. Illustriert v. A. Reich u. E. Sellschopp. Regensburg: Druck und Verlag von J.
Habbel, [1911], 159 S. (Lustige Bücher; Bd. 8], Auf den Spuren des Ichthyosaurus. In: Der gute Kamerad 37 (1922/23). S. 7-11, 26-8, 38-41, 52-7, 66-70, 80-4, 94-8, 108-12; 121-5, 13840, 150-4, 164-8, 178-81, 192-6, 206-10, 2226, 238-41, 250-4, 264-8, 277-82, 292-6, 305-9, 320-3, 334-8.
H.: Ein Millionendiebstahl im 20. Jahrhundert: Zukunfts-Kriminalgeschichte. / Unter der Erde: Erzählung aus dem Pyrenäen. Berlin: Hermann Hillger [1900], 126 S. (Kürschners Bücherschatz; 199). Sekundärlit.: Schimmelpfennig 1908: 9; Brüm mer 1913: 7, 182; Geißler 1913: 646; Ritter 1982: 279-86; Innerhofer 1996b: 421-2; Inner hofer 1997b: 30; EPL; DLL3 22, 328-9; Galle 2003b: 19-20; Münch 2004: 27-8, 36, 49.
Till, Vinzenz (?-?) In der kleinen österreichischen Utopie Das Jahr 1910 (1890) beschreibt T. die Folgen einer Wirtschaftsmaßnahme nach zwanzig Jahren. Bibliografie: Das Jahr 1910: Ein Vorschlag zur Verbesserung der allgemeinen Verhältnisse. Bruck a. d. Mur: Melchior’sche Buchdruckerei, 1890,41 S. Sekundärlit.: Reich 1927: 139; Eder 1981: 17; Eder 1982: 3.
Das Jahr 1910 (1890)
In Das Jahr 1910 lässt sich ein Ich-Er zähler auf dem Markt einer sauberen und geordneten »Provinzhauptstadt« über die wirtschaftlichen Verhältnisse belehren. Besonders ermüdend ist es, dass der Verfasser sich fast ausschließ lich über die Getreideproduktion und den Brotpreis verbreitet. Ein Segen sei es gegenüber früheren Verhältnissen gewesen, dass die Preise nicht dem freien Spiel des Handels unterworfen, sondern nun von der kaiserlichen Re gierung vorgeschrieben würden. Über die politischen, sozialen und kulturellen Belange - die sich T. anscheinend weit
gehend unverändert vorstellt - äußert er sich nur am Rande. Erst aus dem Schlusssatz wird deutlich, dass hier das Traumbild einer nahen Zukunft be schrieben worden ist.
Treller, Franz (Edmund) (1839-1908) Geboren am 15. 10. 1839 in Kassel, gestorben am 28. 6. 1908 ebd. T. arbeitete als Schauspieler und Regis seur, bevor er in seiner Heimatstadt Journalist wurde. Er schrieb mehrere Jugendbücher. Sein historischer Roman Der Enkel der Könige (1904) soll Vorbild für Lok Mylers (d. i. Paul Alfred Müllers) Sun-Koh-Serie (1933/36) gewesen sein. Eine versunkene Welt (1911) erzählt von den Abenteuern eines deutschen For schungsreisenden im mittelamerikani schen Dschungel. Im Traum wird er in die Maya-Zeit zurückversetzt (was den Roman, zusammen mit einigen LostWorld-Motiven, zur Science Fiction macht). Von Interesse sind außerdem die Erzählungen »Durch die Luft« (in: Das Neue Universum. 20. Jg. [1899]) und »Eine Schreckensnacht im Ur walde« (in: Deutschlands Jugend. Bd. 14 [ca. 1912]). Bibliografie: Eine versunkene Welt: Mittelameri kanische Reiseerlebnisse erzählt für die Jugend; Mit 4 färb. Vollbildern u. Textillustrationen von L. Koch-Hanau. Stuttgart: Gustav Weise, [1911], 132 S. (zahlreiche Aufl.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 213; Galle 1980; LKJL 3, 555-6; Baumgärtner / Pleticha 1984: 2, 431; Innerhofer 1996b: 164-5; EPL; DLL3 23, 463-5; Münch 2004: 39, 40, 49, 54.
Truth, Hansel: -> Herzog, Johann Adolf
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Tucholsky, Kurt (1890-1935) Pseudonyme: Ignaz Wrobel, Peter Pan ter, Theobald Tiger und Kaspar Hauser. Geboren am 9. 1. 1890 als Sohn eines Handelsdirektors in Berlin, gestorben am 21. 12. 1935 in Hindäs (Schweden). Aufgewachsen in Berlin und Stettin. Studium und Promotion zum Dr. jur. Mitarbeiter, später Herausgeber der Schaubühne bzw. Weltbühne. Aus ländskorrespondent der Vossischen Zei tung in Paris und Schweden. 1933 wurde T. von den Nationalsozialisten ausgebürgert, seine Bücher verbrannt. Aus Resignation über die politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse be ging er zwei Jahre später Selbstmord. T. war ein produktiver Autor, der sich vor allem als Feuilletonist - besonders unter den Pseudonymen Ignaz Wrobel, Peter Panter, Theobald Tiger und Kas par Hauser - einen Namen machte. In seinen geistreich-ironischen Satiren kämpfte er gegen Spießertum, Nationa lismus und Militarismus. In der Groteske »Der Zeitsparer« (in: Der Zeitsparer, 1914) erfindet ein deutscher Professor im Jahre 1926 einen Apparat, mit dem man Zeit sparen kann. Bibliografie: Der Zeitsparer: Grotesken. Berlin: Reuss & Pollack Verlag (Pollack & Glaser), 1914, 23 S. (als Ignaz Wrobel); Ndr. als: Tucholsky, Kurt: Der Zeitsparer: Grotesken. Hamburg: Verlag am Galgenberg, 1986, 23 S., eine Beilage im Schuber (u. ö.). Sekundärlit.: Ackermann et al. 1981; Heß 1982; Grenville 1983; Stoltenberg 1986; Bemmann 1990; Hepp 1993; LSL 1994: 468-9; MAL 1994: 790-2; EPL; Weiß / Schöneberger 1997: 187; Kilcher 2000: 574-6; Weigand 2000; DBE 2001: 10, 112; Wiemann 2004 (dort weitere Literatur).
260
Uhlmann, Alexander (1876-1918) Pseudonym: Alexander Ular. Geboren am 9. 6. 1876 als Sohne eines Handelsschullehrers in Bremen, gestor ben am 21. 12. 1918 in Marokko. Der lange Zeit in Paris lebende Autor U. war nach Geißler »eins der stärksten Talente, die im ersten Jahrzehnt dichte risch zu schaffen begannen«. Trotzdem ist er heute völlig vergessen. Neben dem Pseudonym Alexander Ular verwendet U. auch die Tarnnamen Alexandre Da rier, Kazlakoff und Plutus. Die Zwergenschlacht (1910), einer der interessanteren utopischen Romane vor dem 1. Weltkrieg, hat das Scheitern ei nes »großkapitalistischen« Gesell schaftsentwurfs zum Thema. Am Rande einschlägig ist auch Die gelbe Flut (1908), von U. ironisch »Rassenroman« genannt, in dem U. einen chinesischen Aufstand gegen ein internationales Bau syndikat am Jangtsekiang beschreibt. Ausgelöst wird der Konflikt letztlich weniger von kulturellen oder rassischen Gegensätzen als von eigensüchtigen, insbesondere materialistischen Motiven. Trotz eines humanistischen Grundtons ist die Zukunftserwartung von U. in beiden Romanen pessimistisch. Bibliografie: Die gelbe Flut: Ein Rassenroman. Frankfurt am Main: Verlag der Literarischen An stalt Rütten & Loening, 1908, 417 S. (als Alexan der Ular). Die Zwergenschlacht: Ein sozialer Roman. Frankfurt am Main: Verlag der Literarischen An stalt Rütten & Loening, 1910, 441 S. (als Alexan der Ular). Sekundärlit.: Geißler 1913: 661; BL 1986; EPL; Weigand 2000.
Die Zwergenschlacht (1910)
Laut Vorwort ging Die Zwergenschlacht aus dem Traum eines Milliardärs her vor, mit dem U. im Jahre 1908 während
eines Aufenthalts in Amerika gespro chen hat. In naher Zukunft kämpfen der Welt trustpräsident Andrew Strong, der Ar beiterführer Karl Hegler und der franzö sische Gewerkschaftsdelegierte Gilbert de Cahors darum, die Zukunft nach ih ren jeweiligen Vorstellungen zu gestal ten. Alle drei vertreten durchaus auch idealistische Vorstellungen. Strong will den internationalen Militarismus und in seiner Folge auch die Adels- und Beam tenhierarchie in die Knie zwingen. Der Sozialist Hegler will - nach einer Theorie von Marx - die Konzentration des Kapi tals abwarten, um dann selbst die Macht für das Proletariat zu erobern. Cahors schließlich unterstützt eine anarchistische Auffassung, die jedem Individuum das Recht auf freie Entfal tung einräumt. Letztlich scheitern alle drei Ideen: einem Generalstreik folgen ein gigantischer Börsenkrach und sozi ale Unruhen auf dem Fuß. Allgemeines Elend greift um sich und die soziale Lage der Bevölkerung ist zum Schluss schlechter als zuvor. Lediglich die Tat sache, dass Nixola Strong, die Tochter des vom Mob erschlagenen Kapitalisten Strong, und Gilbert de Cahors sich in einander verlieben, nimmt dem düste ren Schlussbild einige Schärfe und mahnt damit gleichzeitig den versöhnli chen Umgang der verschiedenen Partei en miteinander an.
In stilistisch gekonnter Weise versteht es U. jede Position zu ihrem Recht kom men zu lassen. Doch wird die eingangs aufgestellte Behauptung, dass der Kapi talismus den Weltfrieden und ein besse res Leben garantieren kann, letztlich von ihm ebenso desavouiert wie der sozialistische und der anarchistische Gesellschaftsentwurf. U.s pessimisti261
sehe Weitsicht, die die Masse der Men schen als unreif charakterisiert, sieht für gesellschaftliche Verbesserungen al lenfalls graduelle Chancen. Die Zwergenschlacht ist, wenn schon nicht große, so doch gute Literatur.
Ular, Alexander: —> Uhlmann, Alexan der
Ulrich, A. (?-?) Eventuell identisch mit der in Zürich le bende Schriftstellerin Anna Ulrich (1866-1920). In der Kurzgeschichte »Luftdroschke 5599« (in: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens. Jg. 1909, Bd. 12) wird das alte Motiv der Entführung durch die Luft mittels Ballon in das Jahr 1968 verlegt. Sekundärlit.: Ritter 1982: 286-9; Innerhofer 1996b: 169-70.
Unterweger, Rose: —» Excelsior
262
Vaerting, Marie (1880-?) Wenig bekannte Schriftstellerin (nicht identisch mit Mathilde Vaerting), die u. a. den Gedichtband Frauenrecht, Re ligion und Sittlichkeit (1907) und den Roman Haßkamps Anna (1912) verfass te. Die separat erschienene Novelle Die zu künftige Welt (1908) zählt wegen einiger Science-Fiction-Ideen zu den interes santeren Kuriosa der utopisch-phantas tischen Literatur. Bibliografie: Die zukünftige Welt: Traum eines Physikers. Dresden: E. Pierson’s Verlag, 1908, 45 S. Sekundärlit.: Geißler 1913: 664; Innerhofer 1996b: 326-7.
Die zukünftige Welt (1908)
Die kleine Schrift ist im Wesentlichen ein fiktives Rede- und Gesprächsproto koll einer (vermutlich im Jahre 2000 spielenden) Reichstagsdebatte, die zwei Themen zum Inhalt hat: die »Aussandung der Nordsee« und die »Entgermenisierung des Erdmittelpunktes«, d. h. das Verlagern der Erdumlaufbahn. Da bei werden u. a. die Vorschläge disku tiert, den Mond herunterzuholen und die Erde in das »Orionsystem« zu ver setzen.
(1914) sind nicht utopisch-phantas tisch. Der Mann mit den drei Augen (1913) ist die Geschichte einer eigenarti gen Schizophrenie. Bibliografie: Der Mann mit den drei Augen: Eine sonderbare Geschichte. München: Albert Langen, 1913, 173 S. Sekundärlit.: Geißler 1913: 667; Mielke / Homann 1920: 367.
Der Mann mit den drei Augen (1913)
Der Roman gibt sich als Übersetzung ei nes italienischen Tagebuchs. Im Kopf des Erzählers manifestiert sich eine bösartige Persönlichkeit in Form ei nes dritten Auges (später eines ganzen Schädelauswuchses) und beginnt mehr und mehr auf dessen Handlungen Ein fluss zu nehmen. Eine Exstirpation wird von den Ärzten vorbereitet, um den »Bruder« abzutrennen. Bevor es jedoch zu dem medizinischen Eingriff kommt, erfährt man durch einen Zeitungsaus schnitt, dass der Erzähler einem Über fall zum Opfer gefallen ist. Der Mann mit den drei Augen war ein von der zeitgenössischen Kritik hoch ge lobter Roman, der heute zu Unrecht vergessen ist. Beeindruckend ist neben der Schilderung der Bewusstseinszu ständen vor allem das Antippen der ethischen Implikationen des chirurgi schen Eingriffs.
Valmy, Alfred de: —> Stinde, Julius
Venir, A.: —> Grotewold, Christian Ste phan
Vicomte ***: —* Anonymus: Der euro päische Krieg von 1913
Vestenhof, August Hoffmann von (?-?) Die Erzählungsbände Das Gesetz der Bestie (1909) und Auf wilder Fahrt
Vicomte Otojiro Kavakami: —> Anony mus: Der europäische Krieg von 1913 263
Vogeler, Heinrich (1872-1942) Geboren am 12. 12. 1872 in Bremen als Sohn eines Eisenwarengroßhändlers, gestorben am 14. 6. 1942 in Woroschilowsk (Kasachstan). Maler, Illustrator, Architekt. Zwischen 1890 und 1893 studierte V. an der Düsseldorfer Kunstakademie. Seit 1894 lebte er in Worpswede bei Bremen (daher der Beiname »VogelerWorpswede«), Auf seinem Gut Barkenhoff gründete er eine Kommune, in der zahlreiche Schriftsteller und Künstler verkehrten (u. a. Martin Buber, Rainer Maria Rilke, Diego Rivera). Seine pazi fistischen und utopischen Ideen propa gierte er in zahlreichen Vorträgen und Schriften (z. B. Expressionismus der Liebe, 1918/19). 1918 wurde er in die Bremer Irrenanstalt eingewiesen, nach dem er den Kaiser und die Heereslei tung aufgefordert hatte, den Weltkrieg zu beenden. 1919 verbrachte er einige Zeit im Gefängnis, weil den Behörden V.s Kommune suspekt war. 1923 über trug er den Barkenhoff der »Roten Hil fe«, einer der KPD nahe stehenden Or ganisation. Sein politisches Engagement führte ihn kurze Zeit später in die Sowjetunion. 1941 wurde er - beim An griff der deutschen Truppen auf Moskau - nach Kasachstan deportiert. Vogeler war ein herausragender Ver treter des Jugendstils. Bekannt ist er der Science-Fiction-Gemeinde durch seine Buchausstattung zu Kurd -» Laßwitz’ Nie und immer (1902). Sekundärlit.: Petzet 1972; Osterwalde 1989: 1100; Ries 1992: 943-4; LSL 1994: 492-3; Bresler 1996; HDRB 184, 239; DBE 2001: 10, 229; Steinbicker / Schmitt 2001.
Vogeler-Worpswede, Heinrich: -> Vogeler, Heinrich
264
Voigt, R.: -> Voigt, Rosa
Voigt, Rosa (1837-1922) Geboren am 10. 3. 1837 in Wörth bei Regensburg als Rosa Feller, gestorben am 5. 4. 1922 in Dresden. Im Jahre 1860 Heirat mit dem Maschi nenfabrikanten Albert Voigt, 1868 Um zug nach Chemnitz, später wohnhaft in Dresden. Autorin von Romanen, Theaterstücken und Aufklärungsschriften (z. B. Münch ner Kindls »Erdenwallen«, 1909). Ihr utopischer Roman Anno Domini 2000 (1909) will vor den physischen und ethi schen Schäden beim Genuss von Al kohol warnen. Bibliografie: Anno Domini 2000: Zukunftsbilder für das deutsche Volk. Hamburg: Deutschlands Großloge II des J. O. G. T„ 1909, VII, 168 S. (2. Aufl. ebd.); Parallelausgabe: Stuttgart: MimirVerlag, 1909, VII, 168 S. (als R. Voigt). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 276; NKLK 1936: 754; Riederer 1961: 113; Riederer 1962: 187-8; LKJL 3, 719-21; BL 1992.
Anno Domini 2000 (1909)
Utopischer Roman in Tagebuchform. Im Mittelpunkt der Darstellung steht der Kampf gegen den Alkohol (aber auch ge gen das Rauchen und andere »Laster«). Dessen Verbot hat die Gesellschaft des Jahres 2000 glücklich werden lassen, ihre Bürger sind abstinent und wohltä tig geworden. Wie den meisten Tendenz schriften dieses Genres ist die Hand lung von Anno Domini 2000, eingebettet in einem Wust von nationalistischen, antikatholischen und monarchistischen Phrasen, gesucht und unglaubwürdig. Da ein literarischer Anspruch fehlt (und im Vorwort klugerweise auch nicht er hoben wird), ist das Werk allenfalls als Exempel in einer Kuriositätensammlung
erwähnenswert. Eine positivere Ein schätzung gibt Gerhard Lindenstruth 1992 (BL).
Volantius, Volatilius: —► Middeldorf, Wilhelm
Voß, Richard (1851-1918) Geboren am 2. 9. 1851 in Neugrape (bei Stargard in Pommern) als Sohn eines Gutsbesitzers, gestorben am 10. 6. 1918 in Berchtesgaden. Über sein Leben sind wir fast aus schließlich durch sein autobiografisches Werk Aus einem phantastischen Leben (1922) unterrichtet. Am deutsch-fran zösischen Krieg 1870/71 nahm V. als Sanitäter teil und wurde verwundet. Später Studium der Philosophie, Litera turwissenschaft und Kunstgeschichte in Jena und München. V. lebte als freier Schriftsteller lange Zeit in der Villa Falconieri (bei Rom) und in seinem Haus »Bergfrieden« in Königssee (Berchtesga den). V. gehörte zu den produktivsten und er folgreichsten Dramatikern und Erzäh lern seiner Zeit. Die Gesamtauflage sei ner Bücher (z. B. Zwei Menschen, 1911) geht in die Millionen. Heute ist er selbst Phantastik-Lesern kaum noch bekannt, obwohl einige seiner Erzählungen und Romane in dieses Genre fallen (z. B. Amata: Neue römische Novellen, 1901; Narzissenzauber. Das Wunderbare, 1908). V.s Visionen eines deutschen Patrioten (1874) sind wahrscheinlich der erste deutsche Antikriegsroman und eine Ermahnung zur Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich.
Bibliografie: Visionen eines deutschen Patrioten. Zürich: Verlags-Magazin, 1874, 94 S. Sekundärüt.: Brümmer 1913: 7, 289; 8, 268; Thiele 1923; Thiergärtner 1936; Feulner 1998; DBE 2001: 10, 259-60; Saprä 2003.
Visionen eines deutschen Patrioten (1874)
Dem chauvinistischen und schwärmeri schen Ich-Erzähler, einem Helden des deutsch-französischen Krieges, er scheint im Traum ein Geist. In ver schiedenen Szenen bringt ihm dieser die furchtbaren Folgen des Krieges nahe. Das Elend auf deutscher wie französi scher Seite erschüttert den Erzähler so sehr, dass er seine Einstellung zum Krieg überdenkt. Auf seinen Wunsch hin zeigt ihm der Geist zum Schluss die Zukunft Deutschlands. Der Staat ist zum mächtigsten Reich Europas empor gestiegen. Doch nach einigen Generatio nen nehmen Unsittlichkeit und Laster überhand. Deutschland zerfällt und wird nach einem weiteren Krieg unter die Sieger aufgeteilt.
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W., H.: —► Anonymus: Das EwigWeibliche
Wachs: -» Anonymus: Wie wir Indien verloren
Wagebald, Michael (?-?) Europa in Flammen (1908) ist ein genreund zeitkonformer Zukunftskriegsro man, der dem Leser ein deutsches Großreich vorträumt. Bibliografie: Europa in Flammen: Der deutsche Zukunftskrieg von 1909. 1.-5. Aufl. Berlin: Con cordia, Deutsche Verlags-Anstalt Hermann Ehbock, 1908, 245 S. (6.-10. Tsd. ebd.). Sekundärlit: Reich 1927: 172; Franke 1985; WF 1992; Innerhofer 1996b: 161; 440; Saprä 2003.
Europa in Flammen (1908)
Im Jahre 1909 entbrennt ein Weltkrieg zwischen Deutschland, Österreich-Un garn, Italien, Türkei, Serbien und Rumänien auf der einen Seite und England, Frankreich und Rußland auf der anderen Seite. Die Kriegsschuld tra gen die Franzosen, die vor der marokka nischen Küste ein deutsches Kanonen boot torpedieren, und die Engländer, die sich den Franzosen ohne förmliche Kriegserklärung anschließen. Innerhalb weniger Wochen werden die deutschen Gegner an allen Fronten geschlagen. Der größte Teil von Europa in Flammen ist erfüllt von Kriegsberichten, Schlach tenschilderungen und einer langatmi gen Aufzählung der finanziellen bzw. der territorialen Zugewinne Deutsch lands und seiner Verbündeten.
Wagenhoff, Franz: -» Wagenhoff, Franz von
Wagenhoff, Franz von (1874—?) Geboren am 22. 2. 1874 als Sohn eines Kunsthistorikers in Breslau. Adoption durch seine Tante. W. schlug die Militärlaufbahn ein, musste aber aus gesundheitlichen Gründen den Dienst quittieren. 1897 Umzug nach Paris. Bekannter Kunstsammler. W. arbeitete vor allem als Bühnen schriftsteller, tlws. auch unter den Pseudonymen Franz Hofen, Franz Wagh, Franz Wagenhoff, Franz Wagen hofen und Schultz von Wagenhoff. W.s Lustspiel Ein Königreich m. b. H. (1912) ist eine phantasievolle Staatsgro teske, angesiedelt in »New-Carthago« in einem östlichen »Operettenkönigreich«. Angeblich bereits 1906 geschrieben, wurde es einige Jahr später mit einigem Erfolg auf die Berliner Bühne gebracht. Bibliografie: Ein Königreich m. b. H.: Lustspiel in drei Akten. Berlin: Theaterverlag Eduard Bloch, 1912, 87 S. (als Franz Wagenhoff). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 298-9; Geißler 1913: 681-2.
Wagner, Christian (1835-1918) Geboren am 5. 8. 1835 in Warmbronn (daher schrieb er auch unter dem Na men Wagner-Warmbronn), gestorben am 15. 2. 1918 ebd. Württenbergischer Landwirt, nebenbei Schriftsteller. Die aus kurzen Gedichten und Prosa stücken bestehende Sammlung Oswald und Klara (1897; auch in: Neue Dich tungen, 1897) enthält einschlägiges Ma terial, meist ein- oder zweiseitige Szenen und Skizzen von anderen Planeten u. ä. Bibliografie: Oswald und Klara. (Ein Stück Ewig keitsleben). Herbstblumen. Heilbronn: Schröder & Co. 1897, VII, 182 S.; Neuaufl. in: Neue Dich tungen: Oswald und Klara. (Ein Stück Ewigkeits
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leben.). Herbstblumen. Stuttgart: Strecker & Schröder, 1897, VII, 182 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 305-6; Geißler 1913: 682; NKLK 1936: 760; Heyde 1981.
Wagner-Warmbronn, Christian: -+ Wagner, Christian
Wald, Adolf (?-?) Von dem deutschen Maler und Illust rator sind kaum biografische Daten be kannt. W. lebte vermutlich in Stuttgart. Hervorgetreten ist er vor allem als Il lustrator von Jugendbüchern. Im Science-Fiction-Bereich hat W. neben H. Rider Haggards Fehsenfeld-Ausgabe von Das unerforschte Land (1896) und Fritz —> Holtens Das Aeromobil (1912) vor allem die Bücher von Robert —► Kraft im Verlag von H. G. —> Münchmeyer (meist unbezeichnet) illustriert. Sekundärlit.: Ries 1992: 959-60.
Walter, Carl (1843?-1913?) Vielleicht Pseudonym des am 27. 3. 1843 in Trebnitz geborenen und am 31. 12. 1913 in Berlin verstorbenen Re dakteurs Albert Clar. Das Schauspiel Der Socialisten-Staat (1879) versucht in dramatischer Form den Nachweis zu führen, dass die Menschheit »noch nicht reif« für die so zialistische Idee sei. Bibliografie: Der Socialisten-Staat: Schauspiel in 3 Akten. Breslau: In Commission bei der Leuckart’schen Sort.-Buch- u. Musik.-Hdlg. (Albert Clax), 1879, (4), 47 S. Sekundärlit.: NKLK 1936: 111; EPL.
Der Socialisten-Staat (1879)
Der »Sozialisten-Staat« wird in einer deutschen Stadt etabliert. Der »Kathe 268
ter-Sozialist« Professor Teil erhält den Auftrag, die organisatorischen Einzel heiten auszuarbeiten und umzusetzen. Die neue Freiheit und das allgemeine Selbstbestimmungsrecht bekommen der Gesellschaft aber schlecht. Die Unzu friedenheit eskaliert schließlich zu Un ruhen und Plündereien. Selbst Teil be ginnt, Zweifel an der sozialistischen Idee zu hegen. Nach kurzer Zeit bricht der Sozialisten-Staat zusammen, der inhaf tierte Teil wird erst auf kaiserliche In tervention hin wieder freigelassen. Nach dem »Intermezzo« zeigen sich die Bürger zufrieden mit ihrem neuen und alten Los. Unter den antisozialistischen Dramen der wilhelminischen Zeit (vgl. z. B. Ernst —» Mosers Der Geburtstag des so zialdemokratischen Zukunftsstaates, 1905, oder Florian —> Wengenmayrs Im Zukunftsstaate, 1899) bemüht sich Der Socialisten-Staat noch am ehesten da rum, dem politischen Gegner sein Recht zukommen zu lassen.
Walter, Robert (1883-?) Geboren am 14. 9. 1883 in Wülfel bei Hannover. Wohnhaft in Niendorf. W. trat haupt sächlich als Dramatiker in Erschei nung. Münchhausens Wiederkehr (1913) ist eine der relativ häufigen Münchhauseniaden, die zu Beginn des 20. Jahrhun derts erschien sind. Noch mehr als in Hans —» Bodenstedts Earl of Münchhau sens Abenteuer im Weltkriege (1915) oder Laurenz —» Kiesgens Mickelspickels Abenteuer auf drei Kriegsschauplätzen (1915) finden sich dort typische Science-Fiction-Motive, etwa mehrere Welt-
raumfahrten. W. schrieb außerdem zwei phantastische Kurzromane: Die Pagode des himmlischen Knaben (1944) und Ve nuszauber (1949). Bibliografie: Münchhausens Wiederkehr: Eine phantastische Geschichte. Mainz: Jos. Scholz, 1913, 163 S. (Mainzer Volks- und Jugendbücher; 23).
Warrentin, Bruno F. (?-?)
Unbekannter Autor. Die Seeschlacht bei Helgoland (1894) ist ein militaristisches Pamphlet, das einen Zukunftskrieg zwischen Deutschland und Österreich-Ungarn auf der einen sowie Rußland und Frankreich auf der anderen Seite beschreibt. Bibliografie: Die Seeschlacht bei Helgoland: Ein Zukunftsgemälde. Leipzig: Wilhelm Friedrich, [1894], 40 S.
Wasserburg, Philipp (1827-1897)
Pseudonym: Laicus. Geboren am 11. 10. 1827 als Sohn ei nes Dichters in Mainz, gestorben am 13. 4. 1897 in Gonsenheim bei Mainz. Schule und Jura-Studium in Mainz. Danach politisch und publizistisch ak tiv. Mitglied des hessischen Landtags und Standverordneter von Mainz. Unter seinem Pseudonym Laicus schrieb W. Etwas später! (1891) eine katholische Fortsetzung von Edward Bellamys Rückblick aus dem Jahre 2000 auf das Jahr 1887 (1888; dt. 1889). Bibliografie: Etwas später! Fortsetzung von Bellamy’s Rückblick aus dem Jahre 2000. Mainz: Franz Kirchheim, 1891, 208 S. (als Laicus).
Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 330-1; Reich 1927: 124; Riederer 1961: 90-2; Riederer 1962: 176-7; Schmidt 1976; EPL; Weigand.
Etwas späterl (1891) Die Seeschlacht bei Helgoland (1894)
Ein Putsch in Serbien führt im Juni 1895 zu einer Auseinandersetzung zwi schen Rußland und Österreich-Ungarn. Den Österreichern schließen sich die Deutschen, den Russen die Franzosen an. In Seegefechten erweist sich die neu aufs Kiel gelegte deutsche Flotte den er fahrenen Seemächten als gleichwertig bzw. überlegen. In der Ostsee enden Gefechte mit der russischen Flotte bei Reval siegreich, in der Nordsee können die Franzosen bei Helgoland nach ver lustreichem Kampf am weiteren Vor dringen gehindert werden. Der Autor läßt den ausführlich be schriebenen militärischen Vorgängen in einem Satz einen Waffenstillstand und einen Frieden folgen. Offenbar diente die Broschüre einzig dem Zweck, das Flottenprogramm Kaiser Wilhelms II. für tauglich zu erklären.
Der Roman gibt sich äußerlich als Fort setzung von Edward Bellamys utopi schem Roman Rückblick aus dem Jahre 2000 (1888) aus, die »etwas später« als das dort beschriebene Jahr 2000 spielt. Die vom katholischen Standpunkt aus geschriebene Erzählung will keine »Unterhaltungs-Lectüre für den Familien tisch, sondern eine Streitschrift gegen die socialistische Weltanschauung« sein. W. schildert Julian Wests Leben im 21. Jahrhundert. Sein Eheleben und seine politische Laufbahn überzeugen ihn allmählich immer mehr von den Un zulänglichkeiten des sozialistischen Idealstaates ä la Bellamy. Während ei ner Reise nach Kuba erfährt er durch drei Patres des Jesuitenordens von den Zuständen in Deutschland. Später kann er sich vor Ort ein eigenes Bild machen: es herrscht dort nach dem Zusammen bruch des Kaiserreichs und der Dikta
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tur des Proletariats eine Art gemäßigter Staatssozialismus, ein Kompromiss zwi schen liberalen und sozialistischen Ideen auf der Basis der katholischen Weltanschauung. W. will mit seinem Werk Bellamys Vorstellungen über die Gleichheit von Mann und Frau, über Ehe und Familienleben widerlegen. Die Pointe des Ganzen ist, dass ohne Reli gion und Familie als sittliche Basis kein vollkommener Staat möglich ist.
Wedekind, Frank (1864-1918) Geboren als Benjamin Franklin W. am 24. 7. 1864 als Sohn eines Arztes in Hannover, gestorben am 9. 3. 1918 in München. W. wuchs auf dem väterlichen Schloss Lenzburg bei Aarau (Schweiz) auf. JuraStudium in München. Ab 1886 Werbe texter für die Firma Maggi. Seit 1889 freier Schriftsteller, daneben auch Rezi tator und Schauspieler. Neben Gerhart Hauptmann war W. der bedeutendste Dramatiker um die Jahr hundertwende. Er galt als provokanter Außenseiter in der wilhelminischen Literaturszene. Wegen seiner satiri schen Angriffe auf den Kaiser erhielt W. 1899/1900 Festungshaft. Einige seiner Stücke können zur phan tastischen Literatur gerechnet werden, etwa das nekromantische Drama Der Stein der Weisen (1909). Von manchen als »utopischer Roman« (Brauneck 1995: 820; vgl. Sprengel 1998: 215-6) gedeutet, ist die Erzählung Mine-Haha oder Über die körperliche Erziehung der jungen Mädchen (1903) eine parodisti sche Kritik an den Erziehungsidealen seiner Zeit, die W. in die Form eines ihm hinterlassenen Manuskripts einer alten Lehrerin gekleidet hat. Eindeutig 270
zur utopischen Literatur zählt allerdings das Schauspiel Hidalla oder Sein und Haben (1904), in dessen Mittelpunkt der Gründer des »Internationalen Ver eins zur Erziehung von Rassemen schen« steht, der die Schönheit als höchstes moralisches Gebot für die Rei chen verficht. Unentscheidbar, ob mit ernsthaftem oder parodistischem Ges tus, nimmt W. zeitgenössische Debatten zur Eugenik aufs Korn. Einschlägig ist außerdem das »Kinderepos« Der Hänseken (1896): dort unternimmt der kleine Hans (»Hänseken«) im Traum eine Welt raumreise. Bibliografie: Der Hänseken: Ein Kinderepos. Illustriert v. Armin Wedekind. Paris; Leipzig; München: Albert Langen, 1896, 4 (u. 12) S.; Neuaufl. ill. v. Louis Lo Monaco. Zürich: Atlantis, 1961, 16 S. Hidalla oder Sein und Haben: Schauspiel in fünf Akten. München: J. Marchleweski, [1904], 112 S.; 2. Aull, als Hidalla: Schauspiel in fünf Akten. München: Etzold, [1905], 112 S. (u. ö.). Sekundärlit.: Geißler 1913: 693-6; Kutscher 1927; Rasch 1975; Höger 1979; Irmer 1979; LDG 591-2; Vinçon 1987; MAL 1994: 829-31; Brauneck 1995: 818-21; Sprengel 1998: 215-6; Schirmbeck 2000: 248-52; DBE 2001: 10, 368.
Wegener, Paul (1874-1948) Geboren am 11. 12. 1874 in Arnoldsdorf (Westpreußen), gestorben am 13. 9. 1948 in Berlin. Schauspieler, Regisseur, Drehbuch schreiber. Verheiratet mit der Schau spielerin Lydia Solmonova. Studium der Kunstgeschichte in Freiburg und Mün chen. Danach Engagement als Schau spieler an mehreren Bühnen. W. avan cierte zu einem Star an Max Reinhardts Deutschem Theater in Berlin. Ab 1910 widmete er sich auch dem Film. Als Schauspieler wirkte W. in über 30 Stummfilmen mit, u. a. in Der Student
von Prag (1913) und Der Golem (1915). Für letzteren schrieb er auch das Dreh buch. Da er von der Produktionsfirma gezwungen wurde, den Stoff in die Ge genwart zu verlegen, drehte er ihn 1920 nochmals in der ursprünglich konzi pierten Form. W. wurde so sehr mit dem Golem-Stoff assoziiert, dass er ihn 1917 selbst parodierte {Der Golem und die Tänzerin) und 1921 eine österreichi sche Fortsetzung (Der Dorfgolem) er schien. W.s. zweite Golem-Verfilmung gilt als Meilenstein der Cineastik, weil sie durch die Verbindung von Drama turgie, Kameraführung, Bühnenkon zeption und Schnitttechnik einen neuen Stil schuf. W. besaß zeitweise eine eigene Produkti onsfirma. Nach deren Konkurs arbeitete er wieder als Schauspieler. Sekundärlit.: Brennecke / Hembus 1983: 24-7; Hardy 1998: 50-1, 66-7; DBE 2001: 10, 373.
Wendorff, Konrad (?-?) In Die totale Umwälzung (1913) wird die Herausgabe des Konvoluts eines verhungerten Schriftstellers (»L. H.«) fin giert, in dem sich u. a. Theaterstücke, Briefe, Essays und Gedichte befinden. Einschlägig sind Essays über den »na tional-sozialistischen Zukunftsstaat«, »Das Familienleben der Zukunft«, »Die Schule der Zukunft«, zum Randbereich gehören außerdem Briefe an Thoma Alva Edison und Bertha von —> Suttner. Bibliografie: Die totale Umwälzung: Aus dem Nachlaß eines verhungerten Schriftstellers he rausgegeben. Friedrichshagen bei Berlin: Carl Warnemünde, 1913, 240 S.
Wengenmayr, Florian (1863-1933) Geboren am 5. 5. 1863 in Dillingen, ge
storben am 12. 3. 1933 in Kloster Hol zen. W. arbeitete nach seinem TheologieStudium als Pfarrer. W.s Komödie Im Zukunftsstaate (1899) hat eine stark antisozialistische Ten denz: nach der Revolution ist die Ge sellschaft in ein primitives Stadium zu rückgefallen, da die Elite geköpft und jede persönliche Initiative unterbunden wurde. Belanglos. Bibliografie: Im Zukunftsstaate: Dramatischer Scherz in einem Aufzuge. Kempten: Verlag der Jos. Kösel’schen Buchhandlung, 1899, 24 S. (Katholische Dilettantenbühne; H. 65). Sekundärlit.: NKLK 1936: 780.
Wentzel, Hans von (1855-?) Geboren am 1. 4. 1855 als Sohn eines Generalleutnants in Brandenburg. 1874 Eintritt in die Armee. Berliner Major. Nebenher als Schriftsteller, ins besondere Dramatiker erfolgreich. W.s utopische Komödie Die weibliche Gefahr (1916) handelt von einem femi nistischen Zukunftsstaat und seiner Beseitigung. Bibliografie: Die weibliche Gefahr: Utopische Ko mödie in vier Aufzügen. Berlin: Oesterhold & Co., (1916), 112 S. Sekundärlit.: Brümmer 1913: 7, 399; Geißler 1913: 706.
Die weibliche Gefahr (1916)
Die Komödie beschreibt einen Staat, in dem die Frauen dominieren und den Männern etwa ihre damalige Rolle an weisen. Obwohl der Frauenstaat einiges Positive vorzuweisen hat, zetteln einige Männer den Aufstand gegen die »Wei berherrlichkeit« an. In der bewaffneten Auseinandersetzungen bleibt das »star ke Geschlecht« Sieger, ein Ultimatum ei ner Luftflotte zwingt schließlich die Prä
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sidentin (die in einen der Aufrührer ver liebt ist) zu ihrem Rücktritt. Am Ende des Kampfes steht also kein Kompro miss, sondern eine Bestätigung der tra ditionellen Geschlechterrollen. Die weibliche Gefahr will eine »frohsin nige Verspottung der über vernünftige Ziele hinausschießenden Frauenbewe gung« sein, in der »auch ernstere Ideen mit unterlaufen« (S. 5). Sie greift damit ein sehr beliebtes Thema der wilhelmi nischen Zukunftskomödie auf (vgl. z. B. Otto —> Carings Der letzte Leutnant, 1910, Ernst —> Scherz’ In fünfzig Jahren, 1908, Bartholomäus —» Widmayers Der Afrikaforscher am Kochherd, 1911, oder P. W. —> Kiefers Die Welt ist ein Theater, 1911), handelt es aber nur nach dem üblichen Muster ab.
Wertheim, Gertrud (1867-?) Bei der Verfasserin des anonym erschie nenen Romans Majestät a. D. (1903) handelt es sich um die am 5. 12. 1867 in Berlin geborene Autorin Gertrud Wertheim (geb. Tietzer), die auch unter den Pseudonymen Gertrud Pinkus bzw. Truth schrieb. Verheiratet mit dem Berliner »Waren häuser« Wolf Wertheim. Zeitweise wohn haft in Baden-Baden. Die wenig bekannte Schriftstellerin ver fasste hauptsächlich Gesellschaftsro mane (u. a. den Achtungserfolg Hefe im Schaum, 1895). Einige wenige utopische Züge finden sich in dem Schlüsselro man Majestät a. D. (1903). Bibliografie: Majestät a. D.: Psychologische Romanstudie aus dem fürstlichen Frauenleben zu Beginn des 20sten Jahrhunderts. 1.-3. Tsd. Ber lin: Rich. Eckstein Nachf. H. Krüger, [1903], 192 S. (anonym). Sekundärlit.: Patacky 1898: 2, 138, 379; Brüm
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mer 1913: 7, 407; Geißler 1913: 659; Ritter 1979: 259-62. 367; EPL 382.
Majestät a. D. (1903)
Protagonistin der »psychologischen Ro manstudie« ist die Erzherzogin von Bo logna, Katharina Charlotte, die durch Heirat zur »Königin von Franken« avan ciert. Die idealistisch-utopischen Vor stellungen der schwärmerischen jungen Frau (die weitgehend im Nebulösen blei ben) scheitern an den Intrigen des kö niglichen Hofes. Nach zwei kurzen Affä ren flieht Katharina aus der fränkischen Tristesse zu ihrem Onkel nach Süden. Die Handlung ist einer zeitgenössischen Affäre am Sächsischen Königshof nach gezeichnet, die philanthropischen Ideen spielen nur eine Nebenrolle. Westerich, Thomas (1879-?) Pseudonym: GrafTeja. Geboren am 12.5. 1879 in Hamburg. Kurz vor Ausbruch des 1. Weltkriegs er schien Der Abgrund (1914), ein rassisti sches, antisemitisches, antikapitalisti sches, antisozialistisches, städtefeindli ches Zukunftsbild eines von slawischen Horden bedrohten Deutschlands. Inte ressant an diesem Pamphlet ist allen falls seine literarische Form: es handelt sich um ein aus 37 Szenen bestehendes Drama in ungebundener Sprache. Bibliografie. Der Abgrund: Bilder aus der deut schen Dämmerung im Jahre 2106. 1.-5. Tsd. Leipzig: Dieterich’sche Verlagsbuchhandlung Theodor Weicher, 1914, 203 S. (als GrafTeja). Sekundärlit.: Ritter 1977: 289-304; EPL; WF 1998.
Wick, August (1869-?) Geboren am 18. 1. 1869 als Sohn eines Stationskassen-Redundanten in Wies baden.
Schule in Frankfurt am Main. Poly technikum in Hannover, später Philoso phie-, Literatur- und Kunstgeschichts studium in Marburg und Heidelberg. 1897 Dr. phil. W. wohnte in Frankfurt am Main, wo er als Redakteur der Frankfurter Zeitung arbeitete. Der utopische Roman Ein neues Eden (1904) ist die Fortsetzung des (noch nicht einschlägigen) Romans Neue Men schen (1903). In dem schwachen Ab klatsch von Theodor —> Hertzkas Frei land (1890) wird die Gründung einer Kolonie nach »Tolstoischem Muster« be schrieben. W. verfasste auch phantasti sche Novellen (Seltsame Geschichten, 1896). Bibliografie. Ein neues Eden. Berlin; Steglitz; Leipzig: Hans Priebe 8s Co., 1904, 175 S. Sekundärlit.: Geißler 1913: 714.
Wicking (?-?) Ungelöstes Pseudonym. Der literarisch unterdurchschnittliche Zukunftskriegsroman Nordlicht 1908 (1906) beschreibt, wie sich die Englän der in einem Angriffskrieg gegen die deutsche Flotte verzetteln und dadurch empfindliche Einbußen in ihrem Com monwealth hinnehmen müssen. Bibliografie'. Nordlicht 1908. Dillenburg: Gebr. Richter, (1906), 130 S. Sekundärlit.: Anonym 1906; Franke 1985; Saprä 2003.
Nordlicht 1908 (1906)
Ohne Kriegserklärung greifen am 17. Mai 1908 englische Schiffe Deutschland an. Obwohl der Überrumpelungsver such nicht vollständig gelingt, werden die deutschen Seehäfen blockiert. Nach einigen Wochen kommt es bei der Insel
Helgoland zu einer ersten Seeschlacht, die die Deutschen gegen die englische Nordseeflotte noch siegreich gestalten können. Einige Tage später werden sie jedoch von der englischen Ostseeflotte bei Kiel trotz ihres heldenhaften Einsat zes besiegt. Die geschwächte Position der Engländer nutzt Japan, um Eng land zur Übergabe seiner ostasiatischen Besitzungen zu zwingen. Es kommt nun zu einem Friedensvertrag, bei dem Deutschland und England einige Kolo nien in Übersee (Walfischbai, Sansibar und Nordborneo für Palau-Inseln, Ad miralitätsinseln und Kaiser Wilhelmsland) austauschen. Doch seine Vor machtstellung hat England durch seine unüberlegte Aktion endgültig eingebüßt. Nordlicht 1908 gehört zu der Sorte von Zukunftskriegsromane, wie sie auf dem Höhepunkt der deutschen Flottenbe geisterung dutzendfach erschienen. Aus heutiger Sicht ist er allenfalls durch die detaillierten Kenntnisse der jeweiligen Flottenstärken und -ausrüstungen be merkenswert. Die unbeholfenen Sätze, die die üblichen Phrasen von Pflicht und Opferbereitschaft ventilieren, ver raten den literarischen Amateur, der wohl im Umfeld des deutschen Marine korps zu suchen sein wird. Franke 1985 weist Übereinstimmungen mit Seesterns (d. i. Ferdinand -> Grautoffs) Roman »1906« (1905) nach.
Widmayer, P. Bartholomäus (Ru dolph) (?-?) Niederösterreichischer (?) Stiftspriester. W. verfasste mehrere Erzählungen und kürzere Theaterstücke, u. a. die »Zu kunftsposse« Der Afrikaforscher am Kochherd (1911): im Wien des Jahres 1950 vernachlässigt der Afrikaforscher
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von »Ehedem«, Erich Sturm, zum Ent setzen seiner Frau, einer Medizinprofes sorin, seine häuslichen Pflichten. Wie in P. W. —> Kiefers Die Welt ist ein Theater (1911 im selben Verlag erschienen), wo ebenfalls die Geschlechterrollen ver tauscht sind, ist auch hier der satiri sche Wert sehr gering. Bibliografie: Der Afrikaforscher am Kochherd: Zukunftsposse in zwei Aufzügen. München: Val. Höfling, (1911), 12 S. (Höflings Vereins- und Di lettantentheater; Nr. 7); 2., unveränd. Aufl. Mün chen: Val. Höfling, [1925], 24 S. (Höflings volks tümliche Bühne; Nr. 7). Sekundärlit.: Sowinski 1997: 660 (fälschlich Widmayr).
Wieder, Konrad: —► Arzen, Eugen Ed ler von Cserepy
Wilbertsen, H.: —► Riekes, Otto
Wilbrandt, Conrad (?-?)
Deutscher Ökonom und Publizist (Die agrarische Frage, 1894). Reichstagsmit glied für die freisinnige Partei. Des Herrn Friedrich Ost Erlebnisse in der Welt Bellamy’s (1891) ist eine der - in tellektuell wie literarisch - besseren Auseinandersetzungen mit dem Werk des amerikanischen Sozialisten. Bibliografie: Des Herrn Friedrich Ost Erlebnisse in der Welt Bellamy’s: Mittheilungen aus den Jahren 2001 und 2002. Wismar: Hinstorffsche Hofbuchhandlung Verlagsconto, 1891, 212 S. Amerikanische Ausgabe: Mr East’s Experiences in Mr. Bellamy’s World. Übers, v. Mary J. Safford. New York: Harper & Bros., 1891, IV, 255 S.
Sekundärlit.: Kirchenheim 1892: 263; Reich 1927: 125-6; Riederer 1961: 92-5; Riederer 1962: 177-9; Schmidt 1976; Bieder 1990: 818.
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Des Herrn Friedrich Ost Erlebnisse in der Welt Bellamy’s (1891)
Der Erzähler tritt als der Herausgeber der nachgelassenen Aufzeichnungen des Herrn Friedrich Ost (eine Anspie lung auf Julian West in Bellamys Rück blick) aus den Jahren 2001 und 2002 auf. Aufgrund einer Wette lässt sich der Nationalökonom Friedrich Ost am 27. November 1890 in den Zustand des Scheintodes versetzen und erwacht aus ungeklärten Gründen erst am 29. Ok tober 2001 in einem Berliner Kranken haus. Der Anhänger der Lehre Bellamys ist über die Verhältnisse in der Zukunft schwer enttäuscht. Den weiteren Ver lauf des Romans bildet die detaillierte Widerlegung der Bellamy’schen Institu tionen, die der Protagonist in seiner neuen Funktion als Sachverständiger für Agrarfragen in der Reichskanzlei ge nau kennen lernt. Es kommt zu Elend, Hungersnot, Anarchie: das sozialisti sche Experiment scheitert. An ent scheidender Stelle bricht das Manu skript ab. Den Schluss bilden einige Aphorismen W.s zu verschiedenen sozi alpolitischen Themen.
Wildberg, Bodo: -> Dickinson, Hein rich Ludwig William Gabriel
Wilhelm, Siegmund (7-1911) Wiener Journalist und Schriftsteller, der oft unter Pseudonym veröffentlichte. Die posthum erschienene Sammlung Wiener Wandelbilder (1912) enthält neun »Zukunfts-Phantasien«. Es han delt sich hierbei um humorvolle Ausbli cke auf eine technisierte, ganz von der Luftfahrt dominierte Zukunft. Bibliografie: Wiener Wandelbilder. Hrsg. v. Hein-
rich Glücksmann u. Lola Lorme. Wien; Leipzig: Brüder Rosenbaum, [1912], 307 S. Sekundärlit.: Innerhofer 1996b: 156, 283.
Wilhelm, Armin: -> Stehlich, Fried rich Wilhelm
Wirth, Heinrich (1873-1916) Geboren in Wunsiedel als Sohn eines Bayreuther Lehrers, verstarb W. 1916 nach langer Krankheit in Schöllkrippen (Unterfranken). Zusammen mit seinem Bruder Wilhelm —> Wirth (1876-1952) verfasste er schon während seiner Gym nasialzeit die Erzählung Vom Saturn zum Ring (1889), die er auch selbst mit einer Ausnahme (ein Bild stammt von seinem Bruder Wilhelm) bebilderte. Die minutiöse Beschreibung - im Wesentli chen eine auf den Saturn(-ring) verla gerte Städteutopie - und die detailrei chen Illustrationen suchen in der zeit genössischen Science Fiction ihresglei chen und sind allem Anschein nach ohne direktes Vorbild entstanden (al lenfalls zu -> Lucifers Kometenbriefe, 1888, könnte man gewisse Parallelen ziehen). Das Manuskript wurde erst 2002 publiziert.
W. studierte in München und Leipzig Philosophie. Ab 1900 war er Assistent des bekannten Philosophen und Psy chologen Wilhelm Wundt (1832-1920), später Professor und Direktor an dessen Institut für experimentelle Psychologie. Als Herausgeber betreute W. das Archiv für die gesamte Psychologie. In seinen Arbeiten (z. B. Psychophysik, 1912; Zur Orientierung der Philosophie am Be wußtseinsbegriff, 1919) zeigte er sich als entschiedener Verfechter der experi mentellen Bewusstseinspsychologiein der Tradition Wundts. Bibliografie: Vom Saturn zum Ring: Bayreuth 1889. Hrsg. v. Wolfgang Wirth. Bonn: Kirsch baum, 2002, 48 S. Sekundärlit.: BE 24, 268; DBE 2001: 10, 539.
Wittmann, Richard (?-?) Dr. med. Laut eigener Angabe Oberarzt der »Königlich bayrischen Sanitätsin spektion«. W. publizierte mit Der Sanitätsdienst im Zukunftskriege (1910) eine Sachschrift in Form eines Tagebuchs, das während eines Zukunftskrieges im Jahre 19.. die medizinischen Vorsorge- und Notmaß nahmen von der Mobilmachung bis zum Ende des Krieges minutiös beschreibt.
Bibliografie: Vom Saturn zum Ring: Bayreuth 1889. Hrsg. v. Wolfgang Wirth. Bonn: Kirsch baum, 2002, 48 S.
Bibliografie: Der Sanitätsdienst im Zukunfts kriege: Ein Kriegstagebuch. Mit drei Skizzen in Steindruck. Berlin: Ernst Siegfried Mittler und Sohn, 1910, V, 163 S.
Wirth, Wilhelm (1876-1952) Geboren in Wunsiedel als Sohn eines Bayreuther Lehrers, verstarb W. 1952 in Amberg. Bruder von Heinrich —> Wirth (1873— 1916), mit dem er die Science-FictionErzählung Vom Saturn zum Ring (1889) verfasste.
Wölfle, Hermann (1848-1922) Geboren am 16. 4. 1848 in Landshut als Sohn eines Buchhändlers. 1875 übernahm der als Sonderling ver schrieene W. den väterlichen Betrieb. Er interessierte sich sehr für Lokalge schichte (Landshuter Hochzeit 1475, 1926). 275
Seine amüsante Skizze Landshut im Jahre 2000 (1900) will das »Vorwort« zu einem Stadtführer sein. Ähnliche Städ teutopien stammen etwas von Chiridonius —> Chrügel oder —> Löhl. Bibliografie: Landshut im Jahre 2000: Fantasia. Landshut: Ph. Krüll’sche Universitäts-Buch handlung, 1900, III, 22 S.; Ndr. Ergolding: ArcosVerlag, 1999, 71 S. Sekundärlit.: Roth-Wölfle 1999; Thadewald 2002: 16-8.
Wolff, Kurt (August Paul) (1887-1963)
Der bedeutende Verleger wurde am 3. 3. 1887 als Sohn eines Universitätsprofes sors in Bonn geboren. Er starb an den Folgen eines Verkehrsunfalls am 21. 10. 1963 in Ludwigsburg. Studium der Germanistik in Bonn, Mar burg und München. Volontariat in der »Insel«. Stiller Teilhaber, später Kom manditist im Ernst -» Rowohlt Verlag. 1913 offizielle Gründung des »Kurt Wolff Verlags«. Zu den ersten Autoren zählten so bedeutende Schriftsteller wie Max —> Brod, Franz —> Kafka, Karl Kraus, Oskar Kokoschka und Franz Werfel, später auch Albert —> Ehrenstein und Mynona (d. i. Salomo —> Friedlaender). Während des Krieges, in dem W. als Of fizier diente, erschienen Beststeller wie Gustav -» Meyrinks Der Golem (1915), wurden neue Verlage gegründet und fremde Verlage aufgekauft. 1919 Umzug des Verlags von Leipzig nach München. Nach einer äußerst erfolgreichen Verle gertätigkeit verkaufte W. 1930 seine Verlage, begab sich auf Reisen und emigrierte 1933 nach London, Nizza, Paris und schließlich nach New York. Dort gründete er 1941 die »Pantheon 276
Book Inc.«. 1958 siedelte W. in die Schweiz über. Die Verdienste W.s um die deutsche Phantastik stehen nicht hinter denen Georg -» Müllers oder S. Fischers zu rück. Zahlreiche literarisch anspruchs volle Autoren wurden in seinem Verlag veröffentlicht. Sekundärlit.: Stemfeld / Tiedemann 1970: 554; Göbel 1977; Pfäfflin 1987; DBE 2001: 20, 575 (dort weitere Literatur).
Wolgast, Heinrich (1860-1920) Geboren am 26. 10. 1860 in Jersbek (Holstein) als Sohn eines Schmiedes, ge storben am 24. 8. 1920 in Hamburg. Lehrer, später Rektor in Hamburg. Be kannter »Schundkämpfer« und Begrün der der Jugendschriftenbewegung (Her ausgeber der Jugendschriftenwarte bis 1911). W. wandte sich gegen alle For men ästhetisch minderwertiger Litera tur (was ihn in Frontstellung zu gewis sen pädagogischen Kreisen brachte, die »vaterländische« Schriften von dem Ver dikt ausnahmen) und wollte Kinder und Jugendliche zum »Kunstgenuß« erzie hen. Seine in mehreren Auflagen er schienene Streitschrift Das Elend unse rer Jugendliteratur (1896) ist ein Stan dardwerk zur Jugendliteratur im Kai serreich im Allgemeinen und zur Schundliteratur-Diskussion im Speziel len. Bibliografie: Das Elend unserer Jugendliteratur: Ein Beitrag zur künstlerischen Erziehung der Jugend. Leipzig: Selbstverlag, L. Fernau in Komm., 1896, 218 S. (mind. sieben Auf!). Sekundärlit.: Fronemann 1927; Hargasser 1971; Schenda 1974: 74-6, 133; LKJK 3, 825-7; Baumgärtner / Pleticha 1984: 2, 433; DBE 2001: 10, 582; Storim 2002: 140-50.
Worth, Gerd von der (?-?) Verfechter deutscher Kolonialpolitik. Sein Kurzroman Wildland 1929! (1909), der das Leben auf einer deutschen Süd seeinsel schildert, könnte fast als Wer beschrift für Auswanderer durchgehen. Bibliografie'. Wildland 1929! Stade: Ostwald & Huth, 1909, 104 S.
Wildland 19291 (1909)
Die deutsche Kolonisation von »Wild land«, der Südseeinsel Bougainville, im Jahre 1914 begonnen, ist 1929 abge schlossen. In diesem »neuen Deutsch land« leben 75 000 Personen in idylli schen Verhältnissen, bis die in »Heiden häusern« lebenden »Wilden« einen Auf stand proben. Binnen kurzem werden sie aber wieder unterworfen, ihre Dörfer dem Erdboden gleich gemacht und etwa 2000 Überlebende auf eine unbewohnte Insel deportiert. Verräterischer Koloni altraum.
Wrobel, Ignaz: -> Tucholsky, Kurt
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Z: —► Anonymus: Weltuntergangsdä monen an der Arbeit
Zahn, Hermann Wolfgang (18791965) Geboren am 24. 1. 1879 als Sohn eines Landgerichtsdirektors in Dürkheim (Pfalz), gestorben am 6. 5. 1965 in Ba den-Baden. Aufgewachsen bei den Großeltern in Edenkoben. 1899 Abitur in Landau. Studium der Medizin in Straßburg, Er langen, Leipzig und Würzburg. 1905 Examen in München. 1906 Promotion. Ab 1907 Assistenzarzt an der Psychiat rischen Klinik in München und bei Emil Kraepelin in Berlin. Ab 1908 Leiter des Grunewald-Sanatoriums. Seine neuar tigen psychiatrischen Behandlungsme thoden (u. a. Hypnose; Elektrotherapie) erregten Aufsehen. 1965 starb Z. in Ba den-Baden, wo er seit 1919 ein Privat sanatorium betrieb. Befreundet war Z. u. a. mit den Schrift stellern Otto —> Flake, Robert —» Heymann und Paul —> Scheerbart. Z., der viele Jahre - auch noch nach dem 2. Weltkrieg - aktiv war, zählt zu den eigenständigen Autoren des Phan tastischen. Sein erstes Buch erschien bereits 1903 (Lose Liedei}. Sein literari sches Hauptwerk ist der von Alfred —» Kubin illustrierte Roman Das Wallmül lerhaus (1930). Zur Science Fiction ge hört u. a. die Erzählung »Das Sensogramm« (in: Gestalten hinter mir, 1907). Bibliografie: Gestalten hinter mir: Fünf Novellen. Berlin-Wilmersdorf: A. R. Meyer, 1907, 46 S.
Sekundärlit.: WF 1989; BL 1990; WF 1990; WF 1997; Bloch / Twrsnick 1999; Zahn 2000; DBE 10, 614.
Zapp, Arthur (1852-1925) Pseudonyme: V. E. Teranus, A. Cons tantin. Geboren am 15. 9. 1852 (nicht: 1862) als Sohn eines Bankiers in Luckau (Brandenburg), gestorben am 15. 4. 1925 in Berlin. Schulbildung in Frankfurt an der Oder. Freiwilliger im deutsch-französischen Krieg 1870/71. Nach kurzer Unterbre chung wieder Offizier bis 1875. Umfang reiche Reisetätigkeit, u. a. nach Ame rika. Redakteur und Korrespondent. 1883 Rückkehr nach Berlin, wo Z. als freier Schriftsteller arbeitete. Der unter dem Tarnnamen V. E. Tera nus (=»Veteranus«) erschienene utopi sche Roman Der letzte Krieg (1907) hebt sich von vergleichbaren Produkten die ser Zeit dadurch ab, dass der dort be schriebene Zukunftskrieg zwischen Deutschland und Frankreich nicht mit dem Sieg einer Partei, sondern mit dem Erfolg der Friedensbewegung endet. Einschlägig sind außerdem Im Frauen staat (1922) und »Revanche für Versail les!« (1924). Bibliografie: Der letzte Krieg: Ein Zukunftsbild. Berlin: Verlag Continent, [1907], 275 S. (als V. E. Teranus). Im Frauenstaat: Roman. Hamburg: Gebrüder Enoch, 1922, 266 S. »Revanche für Versailles!«: Eine Vision. Berlin: Verlag Fritz Kater, 1924, 154 S. (Freiheit und Kultur; 1). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 66-7, 269; Geißler 1913: 746; WF 1989; Fisher 1991: 16371; EPL; Weigand 2000.
Der letzte Krieg (1907)
Die Diskussion im Hause des Kammer gerichtsrates Schlicht über Wahr scheinlichkeit und Auswirkungen eines zukünftigen Krieges wird akademisch, als die Nachricht bekannt wird, dass
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sich am Streitpunkt Marokko ein Krieg zwischen Deutschland und Frankreich entzündet hat. Die ausbrechende Be geisterung bei den Jungen und Alten macht bald der Ernüchterung Platz, als viele Träume in den Schützengräben zerplatzen. Eine pazifistische Einstel lung macht sich breit, die schließlich in einem Generalstreik mündet. Auch die Soldaten legen ihre Waffen nieder und »Frieden auf Erden« kehrt ein. Der offenbar von Bertha von —► Suttners Schriften beeinflusste Roman ist aus literarischer Sicht kein Glanzstück unter den Science-Fiction-Romanen der Zeit (der Aufbau wirkt durch eingelegte Briefe und akademische Gespräche et was behäbig und oberlehrerhaft), aber ein interessantes Stück Zeitgeschichte.
Zeltner, Andreas: -> Reimann, Hans
Zettel, Josef (?-?) Schlesischer Gymnasiallehrer und zeit weise Kollege von Kurd —> Laßwitz am Gymnasium von Ratibor. Neben zahlreichen pädagogischen und reformerischen Schriften, in denen er u. a. eine neue Rechtschreibung und eine neue Zeitrechnung propagierte, publizierte Z. auch das (bereits 1881 entstandene) humoristische »CulturMaehrchen« Reine Luft fiter Alle (1887). In ihm sinniert ein Gymnasial-Lehrer der Mondbewohner (»Lunatici«) darüber, das Klassenzimmer fünf Minuten lang vor dem Unterricht lüften zu lassen. Da seine Idee aber nicht zur Ausführung kommt, sterben alle Mondbewohner an der Schwindsucht.
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Bibliografie: Reine Luft fuer Alle: CulturMaehrchen. 2. Ausgabe. Mit Orthographicativen. Neustadt: Selbst-Verlag: Jos. Zettel / Neustadt (Oppeln; Schlesien): Verlags-Buch-Handlung: Franz Heinisch, 1889, 10 S. (EA 1887). Sekundärlit.: Ritter 1987: 46-9.
Zois, Michelangelo Baron von (1874-?) Geboren am 18. 6. 1874 in Veldes/Ober-Krain. Schulbesuch in Laibach und Wien. Ju rist und Staatsbeamter. Nebenbei war Z. literarisch tätig. Im 1. Weltkrieg Oberleutnant und Herausgeber der »Feldbücherei der k. u. k. 10. Armee«, in der auch seine beiden Münchhauseniaden Des Freiherm von Münchhausen neueste Abenteuer (2 Tie., 1918) er schienen. Es handelt sich nicht um Nacherzählungen der bekannten Aben teuer, sondern um neue Geschichten, die in besonderem Maße auf die zeitge nössische Technik, insbesondere auf Automobile und Kriegswaffen abgestellt sind. Bibliografie: Des Freiherm von Münchhausen neueste Abenteuer. 1. Teil. Ihm nacherzählt. [Des Freiherm von Münchhausen Friedensabenteuer]. Klagenfurt: Verlag der Kriegszeitung der k. u. k. 10. Armee, 1918, 69 S. (Feldbücherei der k. u. k. 10. Armee; Nr. 17-18). Des Freiherrn von Münchhausen neueste Aben teuer. 2. Teil. Ihm nacherzählt. [Des Freiherrn von Münchhausen Kriegsabenteuer|. Klagenfurt: Verlag der Kriegszeitung der k. u. k. 10. Armee, 1918, 89 S. (Feldbücherei der k. u. k. 10. Armee; Nr. 19-20). Sekundärlit.: Brümmer 1913: 8, 110-1; Wacker mann 1969: 152-3, Nr. 2.108.
Sekundärliteratur Anonymus (Hrsg.): Das litterarische Leipzig: Illustriertes Handbuch der Schriftsteller- und Gelehr tenwelt, der Presse und des Verlagsbuchhandels in Leipzig. Leipzig: Walther Fiedler, 1897. Anonymus: Vademecum für Phantasiestrategen. Kattowitz; Leipzig: Carl Siwinna Phönix Verlag, [1906], Abicht, Ludo: Paul Adler, ein Dichter aus Prag. Wiesbaden; Frankfurt am Main: Humanitas, 1972. Abret, Helga: Sonderbare Geschichten: Zu Gustav Meyrinks Frühwerk. In: Quarber Merkur 52 (Januar 1980). S. 36-48. Ursprünglich in: Austriaca 9 (November 1979). S. 91-109.
Abret, Helga: »Popularisierung der Wissenschaft und Popularität«: Das Problem der deutschen Marsromane vor dem ersten Weltkrieg. In: Freundeskreis Science Fiction Leipzig (Hrsg.): Zwischen Mars und Venus. [Leipzig]: Selbstverlag, 1998. S. 9-35. Abret, Helga: Subversion und Destruktion: Zur Funktion des Phantastischen in Gustav Meyrinks Frühwerk. In: Freund, Winfried; Lachinger, Johann; Ruthner, Clemens (Hrsg.): Der Demiurg ist ein Zwitter: Alfred Kubin und die deutschsprachige Phantastik. München: Wilhelm Fink, 1999. S. 181-91. Abret, Helga; Boia, Lucian: Das Jahrhundert der Marsianer: Der Planet Mars in der Science Fic tion bis zur Landung der Viking-Sonden 1976; Ein Science Fiction-Sachbuch. München: Wilhelm Heyne, 1984 (Heyne-Buch; 06/32). Ackermann, Irmgard; Heb, Dieter; Lindner, Katrin: Zur Forschungsliteratur. In: Ackermann, Irm gard (Hrsg.): Kurt Tucholsky: Sieben Beiträge zu Werk und Wirkung. München: Edition Text und Kritik, 1981. S. 7-45.
Adler, Joseph: The Herzl Paradox: Political, Social, and Economie Théories of a Realist. New York: Hadrian Press / Herzl Press, 1962.
Adrian, Walter: Die Mythologie in Carl Spittelers Olympischem Frühling. Bem: Paul Haupt, 1922; Ndr. Nendeln: Kraus Reprint, 1970. Affeldt-Schmidt, Birgit: Fortschrittsutopien: Vom Wandel der utopischen Literatur im 19. Jahr hundert. Stuttgart; Weimar: J. B. Metzler, 1991 (Metzler Studienausgabe).
AHRENDT, Peter: Die österreichische Phantastik: Alfred Kubin und Fritz von Herzmanovsky-Orlando. In: Kopfgeburten 9 (Mai 1997). S. 23-27.
Albrecht, Günter; Böttcher, Kurt; Greiner-Mai, Herbert; Krohn, Paul Günter: Lexikon deutsch sprachiger Schriftsteller: Von den Anfängen bis zur Gegenwart. 4 Bde. Kronberg Ts.: Scriptor Verlag, 1974 (Lizenzausgabe Leipzig: VEB Bibliographisches Institut, 1968/74). Alpers, Hans Joachim; Fuchs, Werner; Hahn, Ronald M. (Hrsg.): Reclams Science Fiction Führer. Stuttgart: Philipp Reclam jun., 1982.
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