Laut- und Flexionslehre der Mundart des mittleren Zornthales im Elsass [Reprint 2023 ed.] 9783111409870, 9783111046303

145 73 16MB

German Pages 82 [84] Year 1891

Report DMCA / Copyright

DOWNLOAD FILE

Polecaj historie

Laut- und Flexionslehre der Mundart des mittleren Zornthales im Elsass [Reprint 2023 ed.]
 9783111409870, 9783111046303

Table of contents :
INHALTSÜBERSICHT
EINLEITUNG
ERSTER ABSCHNITT. LAUTLEHRE
I. DER VOKALISMUS
II. DER KONSONANTISMUS
ZWEITER ABSCHNITT. FLEXIONSLEHRE
I. DEKLINATION
A. SUBSTANTIVA
B. ADJECTIVA
C. ZAHLWÖRTER
D. PRONOMINA
II. KONJUGATION

Citation preview

ALSATISCHE STUDIEN 1. H E F T .

LAUT- UND FLEXIONSLEHRE DER

MUNDART DES MITTLEHEN ZORNTHALES IM ELSASS

VON

D" H A N S L I E N H A R T .

8TRAS8BURG. VERLA»

VON

KARL 1891.

J.

TRÜBNER.

LAUT- UND FLEXIONSLEHRE UER

MUNDART DES MITTLEREN ZORNTHALES IM E L S A S S

vox

DR- HANS L I E N H A R T .

STRASSBURG. VERLAG

VON

KARL

1891.

J.

TRÜBNER.

O. O t t o ' » llof-Bucbdrucker*l in Darmstadt.

SEINEM HOCHVEREHRTEN LEHRER

HERRN PROFESSOR DR ERNST MARTIN IN DANKBARKEIT ZUGEEIGNET.

INHALTSÜBERSICHT. Seite

EINLEITUNG

1

ERSTER ABSCHNITT. LAUTLEHRE. I. DER VOKALISMUS . § 1. Darstellung und Aussprache der Vokale § 2. Etymologische Verhältnisse des Vokalismus a die betonten kurzen Vokale b. die betonten langen Vokale c. die betonten Diphthonge d. unbetonte Vokale und Diphthonge Die französischen Vokale a. die betonten Vokale . b. die Diphthonge . . c. die Nasaivokalo d. die unbetonten Vokale . . § 3. Rückblick

5 5 7 7 9 12 13 13 13 15 15 16 16

II. DER KONSONANTISMUS § 4. Allgemeines § 5. Etymologische Verhältnisse des Konsonantismus der Mundart. Die französischen Konsonanten in der Mundart § 6. Verhalten der alten Quantitäten vor den einzelnen Konsonantengruppen . . . . a. Einflu88 der Liquiden b. Einfluss der Versclilusslaute c. Einfluss der Spiranten und Affrikaten § 7. Lautwandel a. Umlaut b. Konsonantenwechsel c. Assimilation d. Lautverlust e. Lautzusatz § 8. Accent

17 17 19 25 26 27 28 30 30 33 35 35 38 40



vin

— Seite.

ZWEITER ABSCHNITT. FLEXIONS LEHRE. I. DEKLINATION

42

A.

42

SUBSTANTIVA

§ 9.

a. Die starke Form b. die schwache Form o. die gemischte Form § 10. Alte Kasusreste § 11. Genus der Substantiva § 12. Deminution B.

ADJECTIVA

§ 13.

a. Die starke Form b. die schwaehe Form § 14. Steigerung der Adjectiva C.

ZAHLWÖRTER

§ 15.

D.

a. Grundzahlen b. Ordnungszahlen o. Teilzahlen

PRONOMINA

§ 16.

a. b. o. d e. f. g.

Personalia Reflexivum Possessiva Demonstrativs Relativa Interrogativa Indefinita

II. KONJUGATION § 17. Allgemeine Bemerkungen § 18. Flexion des VerbB a. Starke Form b. Schwache Form c. Mischung der starken Und schwachen Form § 19. Die Hilfszeitwörter 'sein* und 'haben* § 20. Unregelmässige Verba

42 44 45 46 50 52 53

54 54 55 56

56 58 69 59

59 60 61 63 64 65 66 66 66 67 67 70 71 72 73

EINLEITUNG. Die Zorn entspringt auf lothringischem Boden in der Nähe von Dagsburg. Sie bahnt sich zunächst einen Weg nach Norden bis nach Lützelburg, wendet sich sodann entschieden nach Osten und behält von Zabern ab im grossen und ganzen auf ihrem etwa 95 km langen Lauf diese Richtung bei bis zur Mündung in die Moder unterhalb Rohrweiler, s.-ö. von Bischweiler, mit der sie sich bei Fort-Louis in den Rhein ergiesst. Sehen wir uns von ihrem mittleren Lauf die Strecke von Zabern bis Brumath näher an, oder genauer das Thal zwischen Steinburg und Mommenheim, den zwei nördlichsten Ausbiegungen des Flusses! Es ist ein saftig grünes Wiesenthal, etwa 20 km lang und durchschnittlich 1 km breit, durch welches die Zorn in wildem, unregelmässigem Laufe dahinjagt. Bei Steinburg, in der Nähe des Bahnhofs, erhält sie die von Norden herkommende Zinsel; auf der Südseite, Dettweiler gegenüber, die Mossel, und etwa eine Meile thalabwärts den Rohrbach. Letzerer kommt vom Kochersberg, der höchsten Vorkette der Nordvogesen, die sich vom Kronthal in nordöstlicher Richtung bis hart an das Zornthal erstreckt und bei "Waltenheim, Mommenheim gegenüber, ihren plötzlichen Abschluss findet. Das äusserst fruchtbare Ackerland im N. des Kochersbergs stuft sich allmählich ab bis zum Zornthal; im Norden grenzt an dasselbe das erst sanft ansteigende, später hügelig wellenförmige Gelände des Hanauerlandes. Alsatische Stadien: I. 1

Drei Hauptverkehrswege ziehen durch das schmale Thal: die grosse Heerstrasse von Zabern nach Strassburg, von der sich in Mommenheim eine zweite nach Hagenau abzweigt; sodann der Rhein-Marne-Kanal, und endlich die Eisenbahnlinie Paris-Strassburg. Auf der für uns in Betracht kommenden Strecke liegen an letzterer das schon genannte Steinburg mit der Sekundärlinie nach Hagenau, sodann Dettweiler, Wilwisheim, Hochfelden, Schwindratzheim 1 und Mommenheim, der Ausgangspunkt für die demnächst zu erbauende Bahnlinie durch das Moder- und Eichelthal. Auf der südlichen Thalseite liegen Lupstein 2 , Ingenheim 3 und Waltenheim. Die Hauptbeschäftigung der Thalbewohner bildet der Landbau nach dem System der Dreifelderwirtschaft. Vorzüglich gedeiht auf dem angrenzenden Ackerboden der Weizen, die Gerste und die Kartoffel; auch Hafer, Bohnen und Raps werden mit Yorteil gepflanzt, und verhältnismässig gut gedeiht ebenfalls der Wein, besonders auf dem Waltenheimer Kopf. Aber auch die Wasserkraft der Zorn wird vielfach ausgenutzt, namentlich zum Mühlenbetrieb: eine Sägemühle ist in Thätigkeit bei Steinburg, je 2 Getreidemühlen bei Dettweiler und Wilwisheim, eine Schneller- oder Steinkugelmühle bei Ingenheim und je eine Getreidemühle bei Hochfelden und Schwindratzheim. In Steinburg steht ferner eine Lederfabrik, aus der die zahlreichen Schuhwarenarbeiter in Dettweiler zumeist das Rohmaterial beziehen; Hochfelden hat mehrere Ziegeleien, und Waltenheim ist bekannt durch seine Gipsbrüche. Die Thalbewohner zeichnen sich aus durch Arbeitsamkeit und Sparsamkeit, und aus diesem Grunde kann man ihnen einen gewissen Grad von Wohlhabenheit nicht absprechen, die in manchen Ortschaften auch äusserlich ihren Ausdruck 1

Vom Volksmunde 'Schwingelse' genannt, welches in der Litteratur bekannt geworden ist durch Murners 'Mühle von Schwindelsheim'. 2 Im Jahre 1525 fielen hier 4000 Bauern im Kampfe gegen Anton von Lothringen; ihre Überreste sind gesammelt in dem Beinerhaus bei der dortigen Kirche. 3 Ausgangspunkt meiner sprachlichen Untersuchungen.

findet in der Anlage von verhältnismässig zahlreichen Neubauten. In ihren Sitten und Gewohnheiten, ihren Trachten, überhaupt in ihrer ganzen Lebensweise sind sie sehr conservativ, namentlich in den evangelischen Gemeinden: in allen diesen Dingen sind sie z. T. eng verwandt mit den biederen Bewohnern des Hanauerlandes, was bei ihrer früheren politischen Zusammengehörigkeit mit denselben auch ganz natürlich ist. Ihr Wesen ist deutsch, ihre Sprache ist deutsch: die Mundart des mittleren Zornthals gehört zum alemannischen Sprachzweig; der lebhafte Handelsverkehr, der sich durch das Thal zieht, hat allerdings schon eine beträchtliche Anzahl fremder Elemente für den Wortschatz abgegeben, die jetzt zum grössten Teil in den allgemeinen Gebrauch übergegangen sind. Innerhalb des Elsässischen steht die Zornthaler Mundart der hanauischen am nächsten 1 ; sie bildet den Abschluss derselben nach S. und ist gleichzeitig das Übergangsgebiet zwischen ihr und der des Kochersbergs. Mit der ersteren gemeinsam hat sie die noch ungetrübte Silbe un im Wortan- und -inlaut, z. B. ùnsara hùnt unser Hund; im Kochersberg ist daraus ein breites én geworden: censara hént. Hanauisch ist a vor Konsonant erhalten geblieben, während es im Zornthal teilweise, im Kochersberg fast durchgehen ds zu o getrübt ist: H. hàp an arma man ksén = Z. ex hàp an òrma màn ksàn — K. e/ hòp an òrma màn Jesdn ich habe einen armen Mann gesehen. K hat viel mehr alte Kürzen verlängert als H und Z. Und merkwürdig, mit dieser Yergröberung der Mundarten auf dem Wege von N. nach S. hält gleichen Schritt die der Menschen überhaupt: die Zornthäler bilden auch hier den Übergang zwischen den gesitteten Hanauern und den seit alter Zeit sprichwörtlich bekannten groben Kochersbergern, die den oberelsässischen Sundgauern in dieser Hinsicht nicht nachstehen. Den phonetischen Transscriptionen habe ich — wie in meiner lexikalischen Arbeit über dieselbe Mundart im 2., 3. 1 Ich hoffe später zu einem eingehenden Studium der Geographie der Untermundarten im Elsasg Zeit zu finden.

1*

und 4. Jahrbuch des historisch-litterarischen Zweigvereina des Yogesenklubs — die von J. F. K r a e u t e r aufgestellten Grundsätze über wissenschaftliche Orthographie der Mundarten zu Grund gelegt; die einschlägige Litteratur ist auf Seite 124 des 2. Jahrbuchs zusammengestellt. Zur besseren und schnelleren Orientierung möge hier vorläufig auf folgende Hauptpunkte des Systems hingewiesen werden: Yokale ohne Nebenzeichen klingen wie die entsprechenden neuhochdeutschen, sind also geschlossen; der Gravis über einem Vokal deutet auf die offene Aussprache desselben hin. Der Acut bezeichnet die Länge; der Circumflex steht über langen offenen Yokalen. Silben mit untergesetztem , tragen den Hauptton. Für e i n e n Laut gilt nur e i n Zeichen, daher ng = 13, ch = x , sch = §; umgekehrt werden Lautfolgen in ihre Bestandteile aufgelöst: z = ts, x = ks.

ERSTER ABSCHNITT.

LAUTLEHRE. I.

DER YOKALISMUS.

§ 1. DARSTELLUNG UND AUSSPRACHE DER VOKALE.

Die Mundart des mittleren Zornthaies hat 14 kurze Vokale : geschlossen: i e a offen : i è à à ù trüb : ce ce œ ce y 9 i ist der kurz gesprochene Laut des reinen nhd. i in Bistum, Gift, oder des frz. i in fini, divisibilité, silice. e lautet wie das kurz gesprochene nhd. e in je, See, Reh, oder wie das frz. é in créé, répété, décédé. a lautet wie das kurze norddeutsche oder romanische a in Masse, Gevatter, resp. ramassa, maladie. i ist der kurz gesprochene Laut, den man in den nhd. Wörtern Himmel, Kind, wissen hört. Er kommt in der Mda. nicht häufig vor, beispielsweise in den Verneinungen nlt nicht, nlks nichts. è ist der kurz gesprochene Mittellaut zwischen nhd. ä und geschlossenem e und lautet wie nhd. e in Eltern, Ferse, oder wie frz. e, ai in terre, pelle, mais, bienfait. à ist ein kurzer zwischen norddeutschem a und o schwebender, aber mehr zu o hinneigender Laut; er ist der gewöhnliche Vertreter des nhd. a.



6



ö ist der kurz gesprochene Laut des nhd. o in soll, folgen, dort, oder des frz. offenen o in vol, parole, encore. ü lautet wie das kurz gesprochene nhd. u in Pfund, gesund, Schuss. Es ist in der Regel der Vertreter des nhd. u sowie des nhd. o vor m, n. CB ist ein kurzer, aber recht breit gesprochener Mittellaut zwischen nhd. ä und a und kommt namentlich in Wörtern vor, die im Schriftdeutschen altes ei oder ai aufweisen. oe ist der kurz gesprochene Laut für nhd. ö in öde, töten, rötlich. In der Mda. kommt er meist nur vor als Diphthong in Verbindung mit y. ob ist der Laut für das kurze offene ö in völlig, Völker, öffnen, oder für frz. eu in seul, veuf, jeune. CB hat denselben Charakter wie CP; es ist ein kurzer, aber recht breit gesprochener ö-Laut, dessen Artikulationsstelle noch weiter nach hinten zu liegt als bei w. Am treffendsten lässt er sich vergleichen mit der Aussprache der ersten 2/3 der nhd. Diphthongen eu und äu in Beute, Eule, läuten, Bäume — den kurzen ü Nachschlag hört man in der Mda. nicht. y lautet wie das kurz gesprochene ü in Mühe, Hüte, über, oder wie frz. u in su, sur, tu, elu. 9 ist der kurz gesprochene dumpfe Laut des nhd. e in unbetonten Silben: vergeben, behalten, Bote, siedet, Winter. Die Mundart hat 11 lange Vokale: geschlossen: i 6 d offen : Sä 6 ü trüb : de ce oe y 10 Diphthonge: it ei ai wi oey osy cey cey 2 Triphthonge: iei ycey Die Lautqualität der langen Vokale ist dieselbe wie bei den entsprechenden Kürzen; ihrer Quantität nach unterscheiden sie sich aber wesentlich von den nhd. langen Vokalen : es kommen nämlich auf eine Länge gewöhnlich mehr als 2 Moren, in der Regel 2*/2 bis 3. Lange Vokale vor Liquiden sind durchgehends überlang. Die Diphthonge sind als Doppellaute erhalten, wobei zu beachten ist, dass der erste Vokal das Übergewicht über



7



den zweiten hat; die Mundart besitzt demnach nur fallende Diphthonge. Auch die Triphthonge lassen deutlich alle 3 Vokallaute hören. § 2. ETYMOLOGISCHE VERHÄLTNISSE DES VOKALISMUS. A.

DIE BETONTEN KURZEN

VOKALE.

Ausgehend vom mhd. Sprachstand sollen nun im folgenden die Yeränderungen betrachtet werden, welche die alten Yokale in betonter Stellung bei ihrem Übergang in die Mda. erlitten haben. Mhd. a ist in der Regel zu o geworden: ätsal atzel, pä/d bachen backen, pläka placke, khantil kandel kanel, säm9 schämen, mak» makel. Yor r in offenen und gedeckten Silben ist eine vollständige Trübung zu ö eingetreten: drtn arm, worin warm, öri arc, pdrlk bare, körp garbe, körn garn. Vor auslautender Liquida l, r, n und Spirans sowie in ungedeckten Silben in gleicher Stellung ist dies ö lang geworden: töl tal, tsol zal, wor war wäre, ¿dr pfluoc-schar, on an, tsön zan, mold maln, for» varn, hofa haven, söfdrt safer, ¿6m schaben, hos hase. In einigen Fällen ist es durch ä vertreten, so namentlich in äl Plur. alle, päl balde, und was wa; unter dem Satzaccent, ferner in säwal sabel, und Tsäwra Zabern. Mhd. e ist meistens vertreten durch mundartliches b : hiwd heben, Uftl leffel, shpf» schepfen, hhfol scheffe. Vor ungedecktem 1, r, oder wenn denselben n folgte, trat Dehnung zu t ein: pgr bere, er» ern, swtra swern, hei» schein, ebenso in ¿rU erle. In vielen Fällen ist das Ergebnis der Entwickelung vor r Kons, dasselbe wie bei mhd. e, nämlich a : arps erwei;, arns ernen, kharal kerl, namentlich auch vor ch: kild/t geslehte, rarechenen, a/t md. echt aus mhd. ehaft. Mhd. e hat sich in der Regel zu d entwickelt, namentlich vor ungegedeckter Liquida, aber auch vor Verschlusslauten sowie vor



8



s in offener Silbe: ksmdt gemede, kdl gel, tndl mel, pdr ber, las» lesen, pdsd beseme, hdra her here. Vor r Kons, ist mit Ausnahme von drt erde meist a eingetreten: harts herze, arnit ernest, Starw» sterben, f»rtarwd verderben. Sporadisch hat es sich entwickelt zu e, das sonst in der Regel aus älterem i hervorgeht: beruft scherbe, Smertsa smerzen, neben dem Substantiv hnarts» PI. smerzen. Mhd. i ist zu geschlossenem e geworden : fern virne,fei visch,fariteka ersticken, seya singen, mey mich, fei (unbetont) vil, pei bist. Yor den Liquiden ist Dehnung zu 6 eingetreten : teil wilde, fSl (Satzton) vil, seh sile, fon» imbe, hin hin, p6r bir, mir mir, Smira smirn. In einem Falle ist es zu l geworden: klksd gigzen. Mhd. o ist in der Regel durch ö vertreten : rös ros, ld/_ loch, mbrm morgen, pdt böte. Yor den Liquiden 1, m, n, r ist es zu ü geworden': fürt vort, wüllk wölke, sowie in den Partizipien der Vergangenheit bei den Zeitwörtern der E-Klasse, deren Stammauslaut eine Doppelliquida oder Liq. + Kons, ist: khülfs geholfen, J&nüms genomen, kawuns gewonnen, ebenso kapüb, kSwütnkipitna, kültd zu bellen, swimmen, spinnen, gelten. Hier ist also der ältere Sprachstand erhalten geblieben. Mhd. ö ist durchweg zu h geworden: li/9r löcher, khb/9 köchinne. Mhd. u tritt in der Mda. in der Regel als ii auf: siin sunne, Stütj stunde, shmsr sumer. Die einzige Form, in der e für mhd. u steht: etjd unden, ist angeglichen an heqa hinden, welches lautgesetzlich entwickelt ist. Eine Erhöhung zu y wie beim 1

wie im Bair. vor m, n: Schmeller, bair. Mda. 26.



9



mhd. ïi hat nur ausnahmsweise stattgefunden : kyka gucken, pytal pudel, sowie in der Vorsilbe ur-, wenn dieselbe die alte Bedeutung 'ursprünglich, anfänglich' hat : yràlt uralt, yrkrùsfàtir urgro;vater, aber Urtai urteil. Mhd. ü ist meist zu e geworden. Die Zwischenstufe i, nachweisbar seit dem 14. Jh., kann man noch bei jedem neuhochdeutsch lesenden Elsässer der älteren Generation für ü hören, z. B. ßr für, ipar über, finaf fünf: lepfo lüpfen, termi» türmein, emr über, fer vür, meni/ münech, flejdl vlügel, pejal bügel, flek vlücke. Yor 1 ist Dehnung des e zu è eingetreten : mèi mül, pél bühel, hêl hüle. Yor r ist es zu è geworden in tèrf» dürfen, und in fê/ta vürhten ist nach Ausfall des r Dehnung eingetreten. B. DIE BETONTEN LANGEN VOKALE.

Mhd. à ist in der Mda. meist durch û vertreten : mûl mal, krûm krâm, sûma säme, mûnt mäne, Mr här, èlûfa släfen, ivûfa wäfen, êtrûs strâje, êpût späte, èprû/ spräche, tû dä, jû ja. Durchgangsformen mit ô vor t sind prêta braten und rôt rät. Die Verbindung a -j- g, w hat sich zum Diphthongen entwickelt (siehe g). Mhd. wä ist wy. geworden. Mhd. 5 ist fast nur vor r als è erhalten : kèra gSre, khér këre kgr, sèr sSre sër. Kurzes è ist dafür eingetreten in wfoti wEnec. Mhd. ï ist in der Regel zu i verkürzt worden 1 : pisa bl;en, hhim» kîme, uns wlj, li%t lïhte, rimar rîm, ritara rïtern, khi^a kîchen, wil wïle, il Ile, msa wïjen. Das I ist erhalten besonders vor 1

Aus älteren eis. Sprachperioden ist diese Verkürzung des I zu » schon yielfaoh durch Reime belegbar.



10



r, sowie vor s und b, vor Vokalen und vor Dentalen in den Endungen -Tde, -iden : lira llren, flrti vire-tac, is9 Isen, Us Ilse, pris brise, Srkos schrlben, pliwd bllben; sU slde, slta sldln, khitä kide, krlt krlde, lltd llden, mita mlden, wits Wide, Mt9 snlden. Diphthongierung von betontem I zu ei ist nur dann eingetreten, wenn unmittelbar darauf ein Yokal folgt oder doch in einer früheren Sprachperiode folgte 1 : farheij» verhien, kheijs gehlen, kleija klle, feijsl fihal fial, peijvl bihal blal, ¿niijj snlen mit langem i in Anlehnung an das Subst. ≠ sei si als Imperativ Sing, und die Pluralform sei)9 ist nur noch wenig gebräuchlich. Betontes I im "Wortauslaut -Ie ist ebenfalls zum Diphthongen ei entwickelt : soeyerei Sauerei, wartosrei "Werbern, Brautwerbung, sowie in den Eigennamen Mei Meijal Marie, Süfei Süfeijal Sophie. Im Auslaut stehendes freies I ist erhalten : pi bT, schwach betont pi, tapl tirpl dä-bl, fri vrl in der Bedeutung 'frei vom Militärdienst', fwyftlfri vogel-vri; kurz ist es geworden in friti vrl-tac, frili vrilec. Sobald aber das i vor eine vokalisch anlautende Flexionsendung tritt, wird es zum Diphthongen ei: 9 freifor tnän, freiji lit freie Leute, und aus diesem Gesichtspunkte ist wohl auch die Alliterationsformel freijsfraqk frei und frank zu beurteilen. Das Zahlwort drl ist zu trei geworden, aber in der Zusammensetzung ist i erhalten: tritsen drlzehen, trisik drljec; indessen als Multiplikationsfaktor vor hundert und tausend kommt nur die diphthongierte Form vor : treihimtort, treitdeysik. Mhd. wihen ist in der Mda. als toi» erhalten, und mit der Länge ebenfalls in eijwis In-wihen, wiwäsdr, toirdey/; aber die Kürze ist eingetreten in wind/t» wlhen-nahten. Mhd. 5 ist zu ü geworden, namentlich vor n , s, t : pun böne, lün Ion, frün vröne, rüs röse, püs» böse, Hüsd stöjen, rät röt, 1 Kraeuter, Zeitschrift für deutsches Altertum 21, 258 ff. — In der Aussprache ist aber dieser Diphthong scharf zu trennen von mhd. e i ; 8. auch Kluge „Von Luther bis Leasing" S. 25.



prtlt bröt, tut tot. wickelt : jäd.

11



In jölen hat sich 5 zum Umlaut e entMhd. ü

ist in der Mhd. ebensowenig allgemein zum Diphthongen geworden wie mhd. I. Es ist nachweislich schon sehr früh in den ü-Laut übergegangen und zum Teil kurz geworden : syf» süfen, hyft hüfe, ryy rüch, py/ buch, prybrächen, myl mül, fyl vül, pflym phlüme, ryms riimen, pryn brän, k»lynt gelünet, tsyn zun, hys hüs, lys lüs, mys müs, ry& rüschen, hyt höt, kryt krüt, lyt lüt tys» dä-ü;en. Nur vor r und meist auch vor b ist y zu verzeichnen : myr mür, pyr bür, syr sür, tryr trfire, sowie in ihren Ableitungen pyr», fdrsyrd, myr», myrar, tryra, tryri; typ tübe, Sryp itrijp schrübe, Hyp Eigenname Hüb; aber vor p steht y in ryp rüpe. Lautet die folgende Silbe auf l oder r aus, so ist die Länge auch erhalten : hypl schüvel, syfdr süber süver. Folgt auf ü ein w vor Yokal so ist daraus ein Diphthong entstanden : poeyp büwen, trceyj9 trüwen, phroeyje be-schrüwen zu schrien, rosyja rüwe riuwe, soey 8ü, Gen. siuwe, prceyj» brüwen briuwen. Mhd. © ist durch ä vertreten : Ml hsele, ¿trdl strsel, sali sselic, lar Ifflre, wäj» wssjen; als i ist es erhalten in der Redensart hps t»r mir sen (s. § 10, 4). Mhd. oe ist zu 6 geworden : lesd loesen, pis boese, plet bloede, rSs roe;e, pUsli bloejllche. Mhd. iu hat sich zum ¿-Laut entwickelt, welcher kurz geworden ist vor 1, t und im Auslaut: lit liute, hit hiute, titi diutsch, tit» diuten, pil biule, hifo hiulen, il iule, i iu, krüsi grö;iu, holi holiu, pleqi blindiu. Dieser i-Laut ist zu geschlossenem e 1

Kraeuter Zs. f. d. A. 21, 265.



12



herabgesunken in frent1 vriunt. Vor r und s steht die Länge : flr viur, Stir stiure, ¡fr schiure, khir gehiure, ris riuse, mls miuse, Iis liuse, hi&r hiuser. Mhd. iu vor w + Yok. entwickelt sich genau so wie ü in derselben Stellung : khoeyja kiuwen, klceyjal kniuwel, krceyjal griuwel, ncey niuwe, knoeyfe kniuwen, iprceyfor spriu. Erhalten ist der iu-Laut in ryti riudec und hypd ahd. hiufan, und zu e ist es geworden in hSp» zu ahd. hiufan. Unter dem Einfluss des Nhd. steht die Entwickelung wi in tscbi% ziuc 2 . C. DIE BETONTEN DIPHTHONGE.

Mhd. ei wird zu cei: rceit reite, rceital reitel, rcei/a reichen, tsceij» zeigen, kwiS&l geisel; vor 1, m, n tritt Monophthongierung zu ce ein : fcel veil, hceli heilec, hoeU heilen, hwm heim, leema leime, wns eine;, atcen aleine, ran rein; neben hceli kommt das Subst. hiljs Heiligenbild vor. Auch nhd. ei wird wi, ce gelesen : rcet^a» reichen, tscei/sn Zeichen, mcbnüq Meinung, hcemat Heimat, hceliyßr kceiit heiliger Geist. — Die Negation lautet in der Mda. ne nein, verstärkt tiönlt nein-nicht. Mhd. ie ist als ii erhalten : nikms nibmss nieman, tiier» niere, rilmd rieme, siit» sieden, lih%t lieht. In den katholischen Gemeinden findet sich für ü in der Kegel ia, das wir schon im südfränkischen Dialekt Otfrieds antrafen. Mhd. ou wird zu dsy:loeyp loup, tosyp toup, hteyp schoup, cey PI.