Kritias und die Dreißig Tyrannen
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György Németh Kritias und die Dreißig Tyrannen

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Heidelberger Althistorische Beiträge und



Epigraphische Studien

SH Herausgegeben von Geza Alföldy

BAND 43

György Németh

Kritias und die Dreilsig Tyrannen Untersuchungen zur Politik und Prosopographie der Führungselite in Athen 404/403 v. Chr.

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Franz Steiner Verlag Stuttgart 2006

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ISBN-10: 3-515-08866-0 ISBN-13: 978-3-515-08866-4

69 ISO 9706

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Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. € 2006 by Franz Steiner Verlag GmbH Gedruckt auf sáurefreiem, alterungsbestándigem Papier. Druck: Printservice Decker & Bokor, München.

Printed in Germany

Vorwort ....................... ess ss nnne he sehe eese sessshsss sss νον συ e νον esee nne 9 Chronologie .......ννννννννννονννννονν νον ννε σεν σον σον σσνοον νον ον hehehe nete enses neenon 11 1

Die Struktur der Dreißig ................................................,....,,. 1.1 Die Anzahl der DreiBig ..........................................s 1.2 Die Einheit der Tyrannen ............................................,. 1.3 Kritias ................................. de se esee nhe esses tenen 1.3.1 Die Zeit der Vierhundert 2. 1.3.2 Die Gebeine des Phrynichos ................................. eere eere enne 1.3.3 Die Rückberufung des Alkibiades ............................,.........,....... 1.3.4 Die Verbannung .................. leen eene hene hene eene tanen 1.3.5 Die „Metamorphose“ .................................................,.......

13 13 19 25 28 31 33 34 38

2

Die Hopliten in Athen .................................................... users 2.1 Der Preis einer Panoplie ....................................,..,,,..e 2.2 Die Anzahl der Hopliten 404 v. Chr. ..............................................

41 41 50

2.2.1

Exkurs: der κατάλογος der Hopliten .......................................,.... 53

23

Die Breite der Phalanx in der Schlacht von Munychia und die Größe der Armee der DreiBig Tyrannen ............................... Warum 30007 ................................ ss ον νοον sr etn enne

60 59

Die Ritter in Athen ..................................,.....,.. esse 3.1 Die Anzahl der Ritter in der archaischen Zeit .................................... 32 Die 1000 Ritter in Athen ..................... users ον νον νυ νννσνονοον 3.3 Warum haßte Kleon die Ritter? ......................................

75 75 76 82

24 3

3.4 35 4

. Die Anzahl der Pentakosiomedimnoi am Ende des Peloponnesischen Krieges .................................................. Die Ritter in der Zeit der DreiBig Tyrannen .....................................

84 86

Prosopographische Untersuchungen zu den Dreißig Tyrannen und ihrer Anhänger ............-.--..sesssssosnensnonnonsennonsnunnnnennennnensonnenunnenenene 91 4.1 Die Hypothese Loepers .................. eese eene 91 4.2 Die Mitglieder der DreiBig ...................................... 96 4.3 . Die Hypothese Loepers - Fortsetzung ............................... eere se 113 4.4 Die Mitglieder der Elf, der Zehn und der Dreitausend ......................... 114

Inhaltsverzeichnis

4.4.1 44.2 4.4.3 44.4 4.4.5 4.4.6 44.7 4.4.8 4.4.9 4.4.10 4.4.11 4.4.12 4.4.13 4.4.14 4.4.15 4.5

Archon ...................eeeceeeeeeeeeeeee eee eee hhe sheets sets hasse esee nenn Basileus ...............................,.,.,,,,, secs ehh hne σε σεν ον rette Archonten in Piräus ........ὑνννννννοννν εν νον νον οσ σον κσσνον eee enne eene Die Elf ..................204000200020nnnnnonnenunnnnnnnnnnennnnnnnnnnnnnnnnsnnnnnnnnnne Die Zehn nach dem Sturz der DreiBig ...........................,................ Hipparchos .....................eeeeeeeeeeeeeeeeee enhn ehh e nnne hene enne nne Tamiai ............................. esse σον νονονν σον εννννον Grammateus .................................... he sses hes sese senses Hellenotamiai ..........ὁ{οννοννννννννν νον νον εν νον νονννονοννν essence Boten ................................ σον σνννοννννννννν νυ σον ressent Boule und Ekklesia ................................................. Hippeis ........«ννονννννννννννννννννννννννννννννννννενννεννεονεν sensns nose rsen nne Denunzianten ............................................... se Sonstige Mitglieder der Dreitausend ............................................. Die den Ruf der Dreißig ablehnten ......................................... e. Die politische Rolle der Tyrannen in der Zeit der Demokratie und der Vierhundert ...........000s000s00nessnnenonnnnssonsnnnnsnnennensansensenennsonssnenne

114 114 115 116 117 121 122 122 122 123 124 128 129 133 135

Die Opfer der 5 Ephoren, der Dreißig Tyrannen und der Zehn ................. 5.1 | Die Opfer der Fünf Ephoren ................................. ecce eere nnne 5.1.1 Strategen und Taxiarchen ...................................... eee ον ἐν eene 5.2 Die Opfer der DreiBig .......................................

139 139 140 141

5.2.1 5.2.2 5.2.3 5.2.4 5.2.5 5.2.6 5.2.7

141 142 144 149 149 150

137

Athenische Bürger ........................................, Strategen und Taxiarchen .............................,..............,.... Sonstige athenische Bürger ........................................,.........,. Die Sykophanten der Zeit der Demokratie ....................................... Die Einwohner von Eleusis ............................... eee Die Einwohner von Salamis ......................................... Die politische und wirtschaftliche Lage der uns namentlich bekannten Opfer der Dreißig ........................,, uses 5.2.8 Metöken ................................ sens esse ses eene 5.29 Ausländer ....................................... eene eene sehen essere 5.2.10 Die Verbannten .......................................... eene 5.3 Die Opfer der Zehn ............................ eene eher

151 152 153 154 157

5.3.1

158

Die Leute aus Aixone ...........................,.. νον ν ον ον σον νοννονοννοσννον

Kritias und die DreiBig Tyrannen 6

Die Immobilien der Dreißig und ihrer Anhänger

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.................................

SRM

Die Quellen der deutschen Übersetzungen ..............................................

159

167 192

VORWORT Während mehr als zwanzig Jahre beschäftigte ich mich in zahlreichen Artikeln mit den Dreißig Tyrannen. In diesem Buch fasse ich die Ergebnisse über die Dreißig und über die Probleme sowie die Hauptdarsteller der athenischen Innenpolitik in den letzten Jahren des 5. Jahrhunderts v. Chr. zusammen. Meine Thesen lauten wie folgt: 1) Die Dreißig haben eine Hierarchie von 3000 Hopliten — 300 Hippeis — 30 Tyrannen, also eine Oligarchie von etwa 100 x 30 + 10 x 30 + 30 Mitgliedern gebildet. Diese Struktur hat nichts mit den sozialen Realitäten von Athen zu tun. Sie hat zwei Wurzeln, die eine große Rolle bei der Herausbildung des Systems gespielt zu haben scheinen: a) die numerischen Beschränkungen der oligarchischen Regime und b) die utopistischen Staatsmodelle der Sophisten sowie der Denker des SokratesKreises. Die Pläne dieser Oligarchie hat wahrscheinlich Kritias erstellt. 2) Kritias hat, soviel wir wissen, seine politischen Ideen grundsätzlich nicht geändert. Er hat aber die Theorie in die Praxis umgesetzt, und zwar in drei Schritten. Zuerst betätigte er sich als Poet und Theoretiker. Dann unterstützte er die Politiker, die seiner Meinung nach diese theoretischen Vorstellungen am besten verwirklichen konnten. Er war ein gleichgestellter Mitkämpfer von Alkibiades, Theramenes und Prometheus, kein untergeordneter Anhänger. Schließlich wollte er in der Zeit der DreiBig Athen selbst beherrschen. 3) Die meisten Anhünger der Oligarchie waren — aus verschiedenen Gründen - nicht

reich, sie hatten nur ein mittelmäßiges Vermögen. Mittelmäßigen gegründet.

So haben sie eine Oligarchie der

4) Von den 16 namentlich bekannten Opfern der DreiBig wissen wir von 4 so gut wie nichts. Es ist wichtig zu bemerken, daB 11 von den 16 unseres Wissens zur liturgischen Schicht gehórten. Sie waren also im allgemeinen reicher als die Oligarchen. Die Verbrechen der DreiBig waren hauptsächlich von Geldgier und Rache gegenüber den Anführern der Demokratie motiviert. Auch die Metóken wurden von ihnen wegen ihrer Vermögen und nicht wegen politischer oder ,ideologischer' Gründe hingerichtet. Die Quellen der übersetzten Zitate sind am Ende der Bibliographie zu finden. Das Buch wurde im Rahmen der Fórderung durch die Alexander von HumboldtStiftung geschrieben. Der Stiftung sei für die Förderung auch hier Dank gesagt. Für ihre freundliche Hilfe bin ich den Herren Professor Géza Alföldy, Professor Angelos Chaniotis, Dr. Johannes Engels, Professor Gustav-Adolf Lehmann und Professor John S. Traill dankbar. Heidelberg 2005 Gyürgy Németh

CHRONOLOGIE' 405

Herbst

Katastrophe der athenischen Flotte bei Aigospotamoi (Xen. Hell. 2,1,21-30)

Mürz/April

Kapitulation Athens vor Lysandros (Xen. Hell. 2,2,23)

Juni/Juli

Die Machtergreifung der Dreißig Tyrannen (Xen. Hell. 2,3,11) Konstituierung der Bule (Xen. Hell. 2,3,11)

Hinrichtung der Sykophanten (Xen. Hell. 2,3,12) Lakedaimonische Besatzung in Athen (Xen. Hell. 2,3,14)

3. September

Sonnenfinsternis in Athen (Xen. Hell. 2,3,4)? Hinrichtung der Metöken (Xen. Hell. 2,3,40) Hinrichtung einiger reicher Bürger (Xen. Hell. 2,3,39—40)

Jahresende

Konstituierung der Dreitausend (Xen. Hell. 2,3,19; AP 37,1) Hinrichtung des Theramenes (Xen. Hell. 2,3,56; AP 37,1)

Verbot für die nicht auf der Liste der Dreitausend Stehenden, die Stadt zu betreten (Xen. Hell. 2,4,1)

403

Jahresbeginn

Anfang des athenischen Bürgerkrieges, Thrasybulos in Phyle (Xen. Hell. 2,4,2; AP 37,1) Niederlage der DreiBig im Schneefall (Xen. Hell. 2.4.3: Aischin. 3,187-190) Thrasybulos lehnt den Ruf der Tyrannen ab (Diod. Sic.

14,32,5) Hinrichtung der Leute von Eleusis (Xen. Hell. 2,4,8-10) März

Schlacht im Piräus (Xen. Hell. 2,4,19) Sturz der Dreißig und ihr Abzug nach Eleusis (Xen. Hell.

2,4,23-24) Regierung der Zehn (Xen. Hell. 2,4,23-24; AP 38,1-2) Nach G. A. Lehmann 1997, 129-130; M. Chambers 1990, 304-305. Über die beschönigenden chronologischen Verschiebungen bei Diodor und in der Athenaion Politeia s. G. A. Lehmann 1972, 217; G. A. Lehmann 1997, 28 Anm. 23; B. Bleckmann 1998, 342 Anm 28. Über die Probleme der Chronologie bei P. Krentz s. D. M. Lewis 1984, 293—294. 73% der Sonne war bedeckt,s. F. R. Stephenson -- L. J. Fatoohi 2001, 247.

12

Kritias und die DreiBig Tyrannen Intervention Spartas (Xen. Hell. 2,4,30)

September

Allgemeine Amnestie, Restauration der Demokratie in Athen (Xen. Hell. 2,4,38—39; AP 39-40) Eratosthenes von Lysias wegen Mordes angeklagt

(Lys. 1223) 402?

Agoratos von Lysias angeklagt (zwischen 403 und 401,

Lys. 13)* 401/400

Sturz des Sonderstaats in Eleusis (Xen. Hell. 2,4,43)

Wiedervereinigung Attikas (AP 40,4) Erneute Bekräftigung der Amnestie (Xen. Hell. 2,4,43)

°

T. C. Loening (1981, 280-294) datiert den Prozeß auf 401/400, A. Natalicchio aber auf 403 v. Chr. (1999, 298—299). S. dazu auch C. Bearzot (1997, 33).

* . C. Bearzot 1997, 76.

1

DIE STRUKTUR DER DREISSIG

1.1

DIE ANZAHL DER DREISSIG

„Denn es war ihnen aufgetragen worden, zehn Männer nach dem Vorschlag des Theramenes zu wühlen, zehn, die die gerade eingesetzten Aufseher befahlen, und zehn aus der Zahl der Anwesenden“.' Mit diesen Worten schildert Lysias die Wahl der Dreißig Tyrannen in Athen im Jahre 404 v. Chr. Die DreiBig wurden also aus drei Zehnergruppen

gebildet.” Die Zahl der Tyrannen wurde jedoch häufig anders interpretiert. R. Loeper meinte, daB die bei Xenophon

überlieferte Namensliste der DreiBig die Namen

in der

offiziellen Phylenordnung aufzähle.” Es gebe drei Tyrannen aus jeder Phyle, und deren Namen stünden in der Trittyenordnung wie folgt: Stadt, Binnenland, Küste. Loepers erste Hypothese scheint heute noch besser begründbar zu sein als zu seiner eigenen Zeit, die

zweite Hypothese ist aber unhaltbar? Wenn es wirklich drei Tyrannen aus jeder Phyle gegeben hätte, wären die DreiBig aus 10 Dreier-Ausschüssen zusammengesetzt worden. Diese Wahlmethode steht aber in Widerspruch zu den 10 Dreier-Ausschüssen von Loeper. Es dürfte wahrscheinlicher zu sein, daß die Dreißig Tyrannen weder dreißig mal ein Mitglied (einen aus jeder Trittys), noch zehnmal 3 (drei aus jeder Phyle), sondern dreimal

10 Mitglieder hatten. Es ist noch eine weitere Hypothese über die Zahl der Dreißig Tyrannen bekannt. K. Hannestad, D. Whitehead und P. Krentz halten das Gremium der Dreißig für eine Nachahmung der Gerusia von Sparta.” Sie finden zwei Ähnlichkeiten zwischen den beiden

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Lys. 12,76: Παρήγγελτο γὰρ αὐτοῖς δέκα μὲν oùc Θηραμένης ὑπέδειξε χειροτονῆσαι. δέκα δὲ οὖς οἱ καθεστηκότες ἔφοροι κελεύοιεν, δέκα δ᾽ ἐκ τῶν παρόντων. P. J. Rhodes 1982, 1276. S. ausführlicher im Kapitel 4.1 über die Propopographie der DreiBig. R. Loeper 1896, 90-101; Gy. Németh 1988, 181—194. D. Whitehead 1980, 208-213; Gy. Németh 1988, 189. K. Hannestad 1950, 222-223; K. Hannestad 1947, 174—175: „Le systeme que cherchent à établir les Trente, est formé sur le modèle de Sparte. La justice de cette ville est organisée comme à Athènes sous les Trente. Les Périéques de Sparte correspondent aux citoyens non-privilégiés."; D. Whitehead 1982/1983, 124—129; P. Krentz 1982, 64; s. dagegen P. J. Rhodes 1982, 1276; G. E. Pesely 1983, 590-591 Anm. 266: „The number thirty, for example, has Athenian precedents, such as the thirty trittyes and the thirty dikasts; it is not necessary to look to the Spartan Gerousia for a model." Gy. Németh 1990, 23—29: „Zu heiraten war dem spartanischen Bürger Pflicht. Noch in historischer Zeit scheint man in Sparta mit den Junggesellen hart verfahren zu sein. «Sie wurden bei den Gymnopaidien vom Zuschauem ausgeschlossen, und im Winter befahlen ihnen die Oberen, nackt um den Markt herumzulaufen, und im Herumlaufen muBten sie ein auf sie gedichtetes Lied absingen, es geschehe ihnen nach Verdienst, weil sie ungehorsam seien gegen die Gesetze.» (Plut. Lyk. 15,1,). Männer, die Kinder hatten, wurden hochgeschätzt und hatten eine bessere Position im Staat der Lakedaimonier inne, Kinderlose dagegen wurden verspottet ... Am wichtigsten ist es zu bemerken, daB die beiden geistigen Leiter des Tyrannenkollegiums, Kritas und Theramenes, ‚unseres Wissens unverheiratet und kinderlos waren.

14

Kritias und die Dreißig Tyrannen

Ausschüssen: die Zahl und die Befugnisse (Gesetzgebung und Gerichtsbarkeit). Es wäre erwünscht, kritisch nachzuprüfen, ob die beiden wirklich tatsächliche Ähnlichkeiten erfüllen und die Voraussetzung für eine Nachahmung der spartanischen Gerusia in Athen darstellen. Die athenischen Tyrannen konnten nur mit Hilfe des spartanischen Feldherren Lysander zur Macht gelangen.’ Die angebliche Nachahmung spartanischer Institutionen in Athen scheint dadurch noch wahrscheinlicher zu sein. Ein Dreißiger-Ausschuß wäre jedoch in Lysanders Praxis ein Sonderfall. Als eigentliche Schöpfungen Lysanders innerhalb des Herrschaftssystems Spartas sind nämlich die Dekarchien in den besetzten Staaten zu betrachten." Ausdrücklich nachgewiesen sind Dekarchien für Piräus, Samos und Kleinasien.” Warum Athen nicht wie Piräus einen Zehner-Ausschuss bekommen hat, wissen wir nicht. Die Mitteilung Diodors zeigt jedoch, daß in den eroberten Städten teils Dekarchien, teils Oligarchien eingerichtet wurden." Die Einrichtung eines Zehner-Ausschusses in Athen wäre für Lysander charakteristischer als die Gründung eines DreiBiger-Ausschusses. Es ist aber noch wichtiger, daB die Existenz eines DreiBiger-Ausschusses aus keiner anderen eroberten Stadt überliefert ist. Wenn Lysander in Athen einen Rat nach dem Vorbild der Gerusia hätte gründen wollen, wäre diese Gründung aus einer unbekannten Laune erfolgt. Hätte er aber in Athen bloß einer Oligarchie zur Macht verholfen, wäre die Zahl der athenischen Oligarchen nicht zu erklüren. Es ist jedoch zu betonen, daB weder eine Dekarchie noch eine Oligarchie als Nachahmung des politischen Systems von Sparta betrachtet werden kann. Es gibt noch eine Schwierigkeit, wenn man eine Parallele zwischen der Zahl der athenischen Oligarchen und der Gerusia ziehen will. Ein Gremium hat nämlich eine innere Struktur, von der man nicht vóllig absehen darf. Die DreiBig setzten sich in Athen aus dreimal [0 Mitgliedern zusammen, die Gerusia in Sparta war aber nach vóllig anderen Prinzipien zusammengesetzt. In Sparta gab es ein Doppelkónigtum. Beide Kónige waren Mitglieder der Gerusia, die noch weitere 28 Mitglieder hatte. Die Zahl der Geronten hat Damit scheint die Wahrscheinlichkeit, daß die Dreißig in Athen spartanische Sitten völlig übernehmen wollten, äußerst gering zu sein. Ebenfalls sind von den DreiBig wichtige spartanische Institutionen nicht übernommen worden wie z.B. das Doppelkónigtum und die fünf Ephoren, abgesehen von dem zeitlich begrenzten Vorephorat bei Lysias (12,43)." S. dazu neuestens R. K. Balot 2001, 223 Anm. 103. Über die Gerichtsbarkeit der Gerousia: Xen. Lac. Pol. 10,2; Arist. Pol. 2,9, 1270b 38—40; [2714 5-6; 3,1, 1275b 9-11; 4,9, 1294b 31-34; Isocr. 12.154; Plut. Lyc. 26.2: [Plut.] Mor. 217A-B; Dem. 20,107; Polyb. 4,45, 5. G. E. M. de Ste. Croix 1972, 131-138; S. Rebenich 1998, 120; über die Gerichtsbarkeit der 30 Tyrannen: Xen. Hell. 2.3.51; [Arist.] AP 37.1.

?

Lys. 12,74; Xen. Hell. 2,3,2-3; Plut. Lys. 15. S. dazu G. A. Lehmann 1997, 51: „Eine wichtige Rolle spielte hier zweifellos auch die Faszinationskraft eines Programms der konsequenten inneren Umgestaltung Athens nach dem Staatsmodell der seit 405/404 so triumphal dominierenden Siegermacht Sparta, um der zweiten attischen Oligarchie - über das Herrschaftsmittel einer Garnison mit spartanischem Harmosten hinaus - in relevanten Teilen der Bürgerschaft, insbesondere unter der von der sophistischen Bildungsbewegung berührten sowie vom jahrelangen Kriegszustand hart beanspruchten und geprägten jüngeren Generation, eine militante Anhängerschaft zuzuführen.“

" A D. Lotze 1964, 68. " A Xen. Hell. 3,42; D. Lotze 1964, 69. " Diod. Sic. 14,13.1.

Die Struktur der DreiBig

15

man in verschiedener Weise zu erklüren versucht." Busolt und Swoboda haben eine interessante Erklärung gegeben. „Nun bestand in Delphoi ein Rat von dreißig Mitgliedern, und da ein pythischer Spruch die Einsetzung von Dreißig mit Einschluß der Könige als Gerusia anordnete, so ist wohl darin die Erklärung der Mitgliederzahl zu finden"." Der Vorschlag blieb aber unbegründet, da das Vorhandensein eines Rates von 30 Mitgliedern in

Delphi nicht bewiesen wurde." „Le Boula de Delphes était semestrielle et comprenait quinze membres." ^ Wollten aber die Athener ein Gremium

von dreißig Mitgliedern

gründen, muBten sie weder Sparta noch Delphi nachahmen. Sie hatten nümlich schon seit langer Zeit solche Kommissionen gehabt: die 30 Dikastai, die 30 Logistai und die 30 Syngrapheis. Es wird hier eine Tabelle zusammengestellt, die die charakteristischen Merkmale der verschiedenen Kommissionen zeigt.

!

E. David ist ziemlich skeptisch (1991, 16): „Modern competitors have tried to interpret the number mainly in terms of equal representation of the basic units or divisions (phylai and obai) mentioned by the document proclaiming the foundation of the gerousia — the Great Rhetra. The connection between the number of gerontes and a tribal division (either of traditional tribes or territorial tribes) is clearer, even on an arithmetical basis, in the case of Elis (ninety gerontes representing three tribes) and Corinth (eighty for eight tribes) than in the case of Sparta. Moreover, we are never told that eligibility for the gerusia had anything to do with representation.“ Für Elis s. Arist. Pol. [2066 16-17, für Korinth Nikolaos Damaskenos FGrHist 90 F 60. 2. S. dazu E. Lévy 1977, 94: „Il est tenant de supposer dix gérontes pour chacune des trois tribus." Plut. Lyk. 5. Eyth. 6 = 1 + 2 + 3, womit 6 dividiert werden kann; ebenso 28 = | +2+4+7+ 14; E. Kessler 1910, 33 meint, die Zahl des Rates stehe im Zusammenhang mit der Gründung des Pünf-Komen-Sparta und der neuen Phylen-Ordnung (6 x 5); s. dagegen G. Busolt - H. Swoboda 1926, 680. K. M. T. Chrimes 1952, 421; „The strong attachment of the Spartans to threes and multiples of three would suggest that previously the Gerousia had consisted (in theory at least) of

twentyseven members, nine from each of the three Dorian tribes." Über die angebliche Triekades in Sparta s. S. C. Trieber 1871, 24; Herod. 1,65; G. Dickins 1912, 1-42.

7 P

^

G.Busolt - H. Swoboda 1926, 680; P. Oliva 1971, 88 Anm. 3. Vielleicht weisen Busolt und Swoboda darauf hin, daB es in Delphi einen Rat mit 15 Mitgliedern in zwei je 6 Monate umfassenden Semestern gab. 15 + 15 geben schließlich doch 30. G. Busolt - H. Swoboda 1926, 1299. Nach G. Roux 1979, 71-77. J. Tréheux 1980, 523; s. dazu noch J. Tréheux 1984, 341-342. J. Tréheux 1980, 523-524: „On voit maintenant qu'elle se fractionnait en Boulai mensuelles, de deux à cinq magistrats, qui exerçaient ainsi leur charge pendant deux mois non successifs du semestre. Cette pratique, que nous saissons aujourd'hui à Delphes, devait être aussi fréquente ailleurs, dans ces microcosmes que sont la plupart des cités greques, où le personnel politique est rare et rarement disponsible, et specialement dans les constitutions oligarchiques." Die Beweise stammen aus dem 4. Jh. v. Chr., Fouilles de Delphes III 5, 19 (361-342 v. Chr.).

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Die Struktur der DreiBig

17

Die Triakonta in Sparta wurden von Xenophon erwähnt. Die Funktion dieser Kommission ist nicht näher bekannt. Es ist zu bemerken, daß sie erst 396, acht Jahre nach den Dreißig Tyrannen, gebildet wurde und ausschließlich im Ausland tätig war. Die Mitglieder der 30 Dikastai in Athen wurden durch das Losverfahren ermittelt, drei aus jeder Phyle. Die Dikastai dienten als Richter. Die Voraussetzung der Bekleidung des Amtes war

nur das übliche Mindestalter von 30 Jahren wie im Fall anderer Ämter.'” Ein Mindestalter von 40 Jahren wurde in Athen im Fall folgender Ämter vorausgesetzt: Probuloi und

Syngrapheis von 411 v. Chr.,'* die Choregen" und die Epimeletai der Epheben.'* Ein Mindestalter von 50 Jahren als Voraussetzung des Amtes der Trierarchen findet man im

Dekret des Themistokles," wenn die Ergänzung [μὴ πρεσβυτέρο]υς fehlerhaft ist,” der Gesandten des Perikles 430 v. Chr." und der Ephetai.” Man findet also in Athen kein Mindestalter von 60 Jahren als Voraussetzung eines Amtes.

T yrann

Geburtsjahr v. Chr. (annähernd)

Lebensalter 404 v. Chr (annähernd)

Sophokles

470

66

Aristoteles

467

63

Kritias

460/457

56/53

Charikles

460

56

Theramenes

450

46

Drakontides

vor 440

ülter als 36

Eratosthenes

441

37

AP 30,2; 42,1; 63,3; Dem. 24,151. „Thirty was the normal age requirement for holding office in Athens."

P. J. Rhodes 1981, 703; s. dazu noch 498; 510; P. J. Rhodes 1972, | Anm. 7-8. S. aber dagegen R. Develin 1985, 158: „It is my conclusion that there is no solid support for a blanket statement that all Athenian officials had to be over 30 years old, or even for one which allows exception for military offices only. In archaic Athens 30 may have been the required age, but the democracy split up functions and multipled offices. Restrictive regimes may also have emphasized age." AP 292. AP 56,3. AP 422.

ML 23,22: [Μὴ πρεσβυτέρο]υς xevtrkovta ἐτῶν: L. Braccesi 1968, 68; 75-76. P. J. Rhodes 1981, 498, s. dagegen L. Braccesi 1968, 76: „Coloro che hanno superato i cinquanta anni sono i vecchi, cui & fatto obbligo di rifugiarsi a Salamina (I. 10.).“ Plut. Per. 17. Suid. E 3877, Rhodes 1981, 647. Laut Aischines 1,23, Plutarch Mor. 784C-D und Rhodes 1981, 498 gebe es ein Rederecht in der Ekklesia erst nach 60 Jahren, es ist aber umstritten, s. P. J. Rhodes 1972, 37-38 mit Literatur.

ι8

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Man kann auch keinen Beweis dafür finden, daB es ein Mindestalter von 60 Jahren als Voraussetzung für die Mitgliedschaft im Gremium der DreiBig Tyrannen gebe. Ganz im Gegenteil! Mehrere Mitglieder des Kollegiums waren jünger als 60, 50 oder sogar 40

Jahre.? Es konnte jedoch ein gewisses Mindestalter geben, wenn der Bericht des Lysias richtig ist. Seiner Meinung nach wurden die DreiBig und jene, die an der Regierung der Tyrannen

teilnahmen, nach Herkunft, Vermógen und Lebensalter ausgesucht." Dieses Mindestalter konnte aber nicht hóher als 30 oder 35 Jahre sein. Ein Mindestalter von 60 Jahren als Voraussetzung cines Amtes, das in Sparta üblich war, war in Athen unbekannt. Die Syngrapheis im Jahre 411 v. Chr. wurden anders gewählt als die Dikastai. Neben die 10 Probuloi wurden 20 weitere Mitglieder des Kollegiums gewählt.” Es gab in Athen 10 kleisthenische Phylen. Mehrere Ausschüsse haben deswegen 10 Mitglieder gehabt, eines aus jeder Phyle.* Die Zehner-Ausschüsse konnten mit zwei, drei, vier oder fünf gut multipliziert werden, somit entstanden Zwanziger-, DreiBiger-, Vierzigeroder Fünfziger-Ausschüsse." Jede Phyle bildete sich aus drei Trittyen, wodurch die Zahl 30 eine durchaus übliche Mitgliederzahl für die verschiedenen Gremien Athens war. Außer der bloßen Zahl gibt es eine einzige Ähnlichkeit zwischen den 30 Geronten und den 30 Syngrapheis. Beide Räte haben die Rechte der Gesetzgebung bzw. der Beschlußfähigkeit und der Gerichtsbarkeit innegehabt. Ich möchte mich an dieser Stelle nicht ausführlich mit diesem Problem beschäftigen. Die Dreißig übten über Athen eine Tyrannenherrschaft aus. Es ist durchaus nicht zu erwarten, daB die Tyrannen auf das Prinzip der Teilung der Macht Rücksicht nehmen wollten. Sie haben es natürlich nicht getan, und zwar nicht, weil sie Sparta nachahmen wollten, sondern weil sie Tyrannen waren. Zusammenfassung:

1)

Ein Gremium namens Syngrapheis hatte in Athen eine lange Tradition.”

2) 3)

Ein Gremium mit 30 Mitgliedern war den Athenern durchaus nicht fremd. Die Gerusia in Sparta bestand aus 28 + 2 und nicht aus 3 x [0 Mitgliedern wie die Syngrapheis in Athen.

P

Die Tabelle wurde nach den Ergebnissen der Monographie von H. C. Avery zusammengestellt,s. H. C. Avery 1959, 307. Über Kritias s. D. Stephans 1939, 8: E. 1, Schleicher 1877, 5; U. Bultrighini 1999, 274-278.

^"

5 ?

7 2

Lys. 18,6: Kai où κολλῷ χρόνῳ ὕστερον Νικήρατος. ἀνεψιὸς ὧν ἐμὸς καὶ ὑὸς Νικίου, εὔνους Gv τῷ ὑμετέρῳ κλήθει, συλληφθεὶς ὑπὸ τῶν τριάκοντα ἀπέθανεν, οὔτε γένει οὔτε οὐσίᾳ οὐθ᾽ ἡλικίᾳ δοκῶν ἀνάξιος εἶναι τῆς πολιτείας μετασχεῖν.

AP292; Thuk. 8,67; P. J. Rhodes 1981, 373.

Athlothetai

AP

60,1;

Epimeletai

AP

56,4;

Apodektai

AP

48,1;

Poletai

AP

47,2; Tamiai

AP

47,;

Euthynoi AP 48,4 usw. 20 Hieropoioi AP 54,6; 30 Dikastai, Logistai; 40 Dikastai AP 53,1; sogar 50 Prytanen AP 43.2. Weitere Syngrapheis in Athen: IG P 21,3 (450/449 v. Chr.), s. dazu aber H. B. Mattingly 1963, 257-273:

426/425 v. Chr.; IG I? 35,8-20 ca. 448 v. Chr.; IG P? 46,15 ca. 445 v. Chr., IG P 78,3, 422 v. Chr; IGI? 99,8. 410/409 v. Chr.

Die Struktur der DreiBig 4)

19

Über das Mindestalter von 60 Jahren, das im Fall der Gerusia charakteristisch ist, findet man in Athen keine Spur.

Ein Gremium mit dem Namen Syngrapheis hat die Ereignisse von 404 v. Chr. mit der Tradition der Syngrapheis von 411 v. Chr. in Verbindung gebracht. Die Entscheidung für die Zahl der Syngrapheis von 404 v. Chr. war jedoch zweideutig. Die Tyrannen konnten einerseits den Athenern mit Hilfe dieser Zahl beweisen, wie ernst sie die Pflege der athenischen Tradition nehmen, andererseits mit ihr Lysander gegenüber demonstrieren, wie sie die alten Sitten Spartas achten und bewahren. Da die Wahl der Zahl der Dreißig keine Nachahmung Spartas bedeutete, kann die diesbezügliche Erklärung, die die Tyrannen Lysander gegeben haben, als eine politische Schmeichelei betrachtet werden. Dieses Verhalten der Tyrannen war den Spartanern gegenüber durchaus charakteristisch. Sie schmeichelten auch Kallibios, dem spartanischen Harmostes: „Nachdem sie den Harmos-

tes erhalten hatten, behandelten sie den Kallibios mit der angelegensten Höflichkeit, damit

er zu allen ihren Unternehmungen seine Zustimmung gebe."" Die Befolgung einer athenischen Tradition wurde also aus taktischen Gründen als eine Nachahmung Spartas

ausgespielt.” 1.2

DIE EINHEIT DER TYRANNEN

Wenn man die Athenaion Politeia liest, hat man den Eindruck, daB die Tyrannen als eine

monolithische Einheit die Terrorherrschaft in Athen ausgebaut und ausgeübt haben.” Der Autor vermeidet die Namen der einzelnen Tyrannen zu nennen, er verschweigt sogar die Namen von Kritias und Charikles, den beiden geistigen Oberhäuptern des Tyrannenkollegiums. Noch merkwürdiger ist, daß aus dem Bericht der Athenaion Politeia nicht eindeutig hervorgeht, daß Theramenes, der Befürworter der inneren Opposition der Tyrannen, auch ein Mitglied des Kollegiums war.” Wir wissen aber aus anderen Quellen, vor allem aus den Werken von Lysias und Xenophon, wie das Gremium der DreiBig

zusammengesetzt worden ist und wie die einzelnen Mitglieder hießen.” Die Oligarchie kam folgendermaßen zustande: Ein VolksbeschluB wurde unter dem Druck der spartanischen Feldherren Lysander, Philochares und Miltiades gefaBt; demzufolge seien 30 ? ”

Xen.Hell. 2,3,14. „Die DreiBig saßen (im Rate) auf der Tribüne, auf der jetzt die Prytanen sitzen" - schreibt Lysias 13,37. Die DreiBig haben im Rate die Praxis der Prytanen nachgeahmt. Kritias hat jedoch die Funktion der 30 mit der der 5 Ephoren verglichen, Xen. Hell. 2,3,4: „Zum Beweis, daß unsere Handlungsweise berechtigt und vernünftig ist, bitte ich euch, auch noch folgendes zu bedenken: Die beste Staatsver-fassung scheint doch ohne Zweifel die der Lakedaimonier zu sein; wenn nun dort einer der Ephoren, anstatt sich der Mehrheit zu fügen, sich unterfinge, die Regierung zu tadeln und sich ihren Maßnahmen zu widersetzen, glaubt ihr nicht, daß für diesen sowohl von den Ephoren selbst wie auch von der gesamten übrigen Stadt

die schwerste Strafe beantragt würde?" » *

AP 35-36. P.J. Rhodes

1981, 422: „The effect of AP's distortion (lost in his own account, which does not admit

that Theramenes was one of the Thirty) is that most of the outrages of the Thirty are placed after Theramenes’ death ..."

D

Lys. 12.76; Xen. Hell. 2.3.2.

20

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Männer zu wählen, und zwar nach folgendem Wahlmodus: 10 sollen von Theramenes, 10 von den 5 Ephoren und 10 aus den Reihen der Anwesenden gewählt werden. A. Fuks vermutet, daB die drei gewühlten Zehnergruppen drei politischen Richtungen entsprachen, den gemäßigten Gesinnungsgenossen des Theramenes, den extremen Oligarchen und den

Demokraten.” G. E. Pesely betont aber, daß Lysias’ Schilderung nach alle Dreißig Tyrannen Oligarchen gewesen seien, es habe also keine verschiedenen politischen Fraktionen innerhalb des Tyrannenkollegiums gegeben. Aber an einer anderen Stelle schreibt Pesely selber, Lysias habe alle Athener für Oligarchen gehalten, die nichts gegen

das Friedensabkommen

mit den Spartanern getan hatten.” Das Urteil des Lysias ist

politisch voreingenommen, weshalb die Angaben seiner Reden nur mit Kritik benutzt werden dürfen. Es ist jedoch kaum anzunehmen, daB sich ein Demokrat im AusschuB der Tyrannen befand. Hier erhebt sich die Frage, ob die DreiBig wirklich als homogene Gruppe betrachtet werden dürfen, ob es einen vollmüchtigen Führer des Tyrannenkollegiums gegeben hat, und ob im Laufe der Zeit personelle Veränderungen im Gremium eintraten. A) Die DreiBig regierten zwar einheitlich, doch wichen ihre politischen Ansichten stark voneinander ab.” Die Anhänger von Charikles und Kritias” wollten die Bürgerrechte auf 3000 athenische Bürger beschrünken. Charikles, Kritias und ihre Gesinnungsgenossen regierten diktatorisch und führten die DreiBig mit demagogischen Parolen.” Sie haben die Gesetze veründert, die Gerichtsbarkeit usurpiert und Massenmord

verübt.” Theramenes,

Pheidon, Eratosthenes und ihre Gesinnungsgenossen schienen „die heftigsten Gegner des Charikles und Kritias und ihrer Genossen zu sein“.* Eratosthenes und Theramenes haben

“A. Fuks 1953, 73, s. dagegen G. E. Pesely 1983, 286; B. Bleckmann 1998, 336: „Die Tatsache, daß sich bei Xenophon für den Zeitraum zwischen 410 und 404 keine Hinweise auf programmatisch bedingte Gegensätze finden lassen, kann aber schlicht darauf hinweisen, daß solche Gegensätze in der Tat in der innenpolitischen Auseinandersetzung dieser bewegten Zeit nicht wirksam waren." *5 G.E. Pesely 1983, 277: „He equates support for the treaty with support for oligarchy"; Lys. 13,.15-16; 20.

* ”

Lys.252. Xen. Mem. 1.231; Lys. 12,55.

"

Οἱ περὶ Χαρικλέα ἴσχυσαν τοὺς Τριάκοντα δημαγογοῦντες. „Charikles und seine Anhänger gewannen dadurch Einfluß, daB sie die DreiBig demagogisch beeinfluBten." Arist. Pol. 5,6,6, 1305b. Es ist jedoch zu bemerken, wie lückenhaft bei Xenophon die Schilderung der Regierung der Dreißig ist, s. dazu Ch. Tuplin 1993, 43. Es fehlen u. a. die folgenden Ereignisse: die Ermordung des Alkibiades (Plut. Alc. 38; Isoc.16.40); der Konflikt des Kritias mit Sokrates (Xen. Mem. 1,2,31f; Plat. Apol. 32c); das Dekret über den Emigranten und die Reaktion der verschiedenen Staaten (Thebai, Elis, Argos, Megara, s. Diod. 14,6,1 f; Plut. Lys. 27; Mor 835F; Just. 6,9,4f; Dem. 15,22; Din. 1,25); der Versuch der



Bestechung des Thrasybulos (Diod.

14,32,5); das Blutbad in Salamis (Lys. 12,52; 13,44; Diod. 14,32,5);

die Plünderung der Heiligtümer, der Verkauf der Docks (Isokr. 7,66); die Details der Regelungen nach dem Krieg (Ath. Pol. 39f; Andok. 1,81; Isok. 18,2; Lys. 34 hypothesis; Aischin. 3,187, 195; Schol. Aischin.1,39; 1G ii? 10; P.Oxy.1606; 1800 fr. 6,7; T. C. Loening 1987).

%

Lys. 12,55; 12,51; 62; Xen. Mem. 1,2,33-37; Xen. Hell. 2,3,24-53.

Die Struktur der DreiBig

21

denen widersprochen, die den Tod der Metóken beantragt hatten." Theramenes wollte eine Politeia mit 5000 Bürgern, er widersprach der Beschränkung des Bürgerrechts auf nur 3000

Athener.*? Die DreiBig inszenierten einen Prozeß gegen Theramenes. Die Anklagerede wurde von Kritias gehalten.” Theramenes wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Der Verlauf des Prozesses läßt die Frage besonders begründet erscheinen, was die Gesinnungsgenossen des Theramenes in dieser Zeit gemacht haben. Warum haben sie ihm nicht geholfen? Wie stark war eigentlich die Opposition innerhalb des Tyrannenkollegiums? Hätte Theramenes wirklich 10 Kandidaten ins Gremium nominiert, wie Lysias bezeugt, hätte seine ,Fraktion' [0 oder 11 Mitglieder gezählt. Dann hätten ihn aber Kritias und Charikles nicht so leicht verurteilen kónnen. Es hat offensichtlich kein Drittel der Tyrannen hinter ihm gestanden. Wenn aber die Gesinnungsgenossen des Theramenes im Gremium der DreiBig weniger als [0 waren, sind sie nicht so gewühlt worden, wie Lysias schreibt. Man konnte angeblich schon damals nicht genau wissen, wie die Mitglieder der DreiBig nominiert worden sind. Theramenes stand in diesen Tagen im Mittelpunkt des athenischen politischen Lebens. Lysias, der ihn immer heftig angriff, hat ihm eine wesentlich gróBere Rolle zugeschrieben, als er in der Wirklichkeit gespielt hatte. Weder Lysias noch die einfachen Athener hatten eine Ahnung, wie sich die fünf Ephoren entschieden haben, weil

sie nicht einmal wuBten, wer ein Mitglied dieses Gremiums war.^ Theramenes scheint also entweder kein Mitglied der DreiBig nominiert oder kein Mittel gehabt zu haben, [0 seiner Gesinnungsgenossen für dieses Amt zu nominieren. Theramenes war kein Alleingánger, über seine Hetaireia wissen wir jedoch sehr wenig. Die Athenaion Politeia gibt uns zwar eine Liste der Gesinnungsgenossen des Politikers, die dort genannten ^

Lys

12,44; Xen. Hell. 2.3,38-39. Eratosthenes und Pheidon blieben nach dem Sturz der DreiBig in

Athen. Wenn sie nichts zu befürchten hatten, dann haben sie an den Gewalttaten der Tyrannen freilich nur wenig teilgehabt.

9

B. Bleckmann 1998, 356: „Die Behauptung, Theramenes habe auch nach dem allmächlichen Übergang

9

von der Verfassung der Fünftausend zur Demokratie kontinuierlich im Sinne dieses Verfassungsideals agiert, schreibt eine in der Metabole von 411 vorübergehend aus taktischen Gründen eingenommene Position zum politischen Grundprinzip fest und ist Teil der nach 403 geformten Theramenes-Legende." In seiner Debatte mit Kritias hat Theramenes doch eine Politeia mit 5000 Bürgern verteidigt, s. dazu Xen. Hell. 2,3,19: „Wiederum erhob Theramenes auch dagegen Einspruch und sagte, ihm jedenfalls erscheine es widersinnig erstens, daB, wenn sie die Besten aus der Bürgerschaft an den staatlichen Angelegenheiten gemeinsam beteiligen wollten, gerade dreitausend, als ob dieser Zahl irgendeine hóhere Notwendigkeit innewohne, die «schönen und guten» Bürger sein müßten, und sich nicht möglicherweise auch außerhalb dieser 3000 rechtschaffene Leute oder innerhalb dieser Gruppe Nichtswürdige finden ließen!“ Xen.Hell. 2.3.24-51.

^

„Daß er (Eratosthenes] zu den Ephoren gehörte, werde ich durch Zeugen beweisen, nicht durch Leute, die damals mit ihm zusammen waren, die gibt es nämlich nicht mehr, sondern die, denen er es gesagt hat." Lys. 12,46, s. dazu noch G. E. Pesely 1983, 288: „Perhaps Theramenes had been seen conferring with others who became members of the Thirty shortly before the list was presented for the Assembly's vote, or he may have proposed an amendment to Drakontides' proposal concerning the size or method of selection of the commission, and Lysias has misrepresented this as giving him choice over ten nominations."

22

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Persönlichkeiten können aber kaum die Anhänger des Theramenes sein. Archinos und Anytos z.B. waren zwei Freiheitskämpfer, die gegen die DreiBig stritten, Phormisios lebte

in der Zeit der DreiBig Tyrannen nicht in Athen, er war ein Emigrant." Die Liste der Athenaion

Politeia

Aristokrates,

hielten

Hermon,"

auch

P. J.

Kleitophon,"

Rhodes

und

Eratosthenes

B.

Bleckmann

und

Pheidon

für

verdüchtig."

arbeiteten

mit

Theramenes zusammen, aber nur die letzten beiden waren Mitglieder der DreiBig. Theramenes war also im Gremium ziemlich isoliert; seine politischen Freunde, falls es noch mehrere gegeben hat, traten ins Tyrannenkollegium nicht ein. Er nahm an der Arbeitsteilung der DreiBig nicht teil und stand in Opposition zu Kritias und Charikles. Die anderen Tyrannen hatten angeblich verschiedene Ressorts. Kritias, Charikles und

Drakontides arbeiteten die Gesetze um.”' Chremon organisierte mit Hilfe des Satyros (und teilweise des Charikles) die Prozesse.” Die schmutzige Arbeit (Verhaftungen usw.) haben

Theognis, Peison, Melobios, Mnesitheides und einmal auch Eratosthenes gemacht.? Die äußere Politik betrieben Aischines und Aristoteles. Das war früher das Ressort des

Theramenes gewesen.”

5

®

AP 34,3: „Die Adligen jedoch, die sich zwar keinem Verein angeschlossen hatten, aber sonst den Ruf hatten, keinem der Bürger nachzustehen, wünschten die altüberkommene Verfassung (πάτριος κολιτεία). Zu den letzteren gehörten Archinos, Anytos, Kleitophon, Phormisios und viele andere, aber ihr bedeutendster Führer war Theramenes." Die Liste wurde von Rhodes und Bleckmann in Frage gestellt, s. P. J. Rhodes 1981, 431—433; B. Bleckmann 1998, 345 Anm. 37.

Lys. 34, Hyp. B. Bleckmann 1998, 344: „Die Hypothesis des Dionysios von Halikarnass zur Rede gegen Phormisios berichtet davon, «es habe die Furcht bestanden, daB die Masse, wieder im Besitze der alten Vollgewalt, gegen die Vermögenen frevie». Diese Furcht sei in vielen λόγοι behandelt worden, in denen wohl auch die Rolle des Theramenes und seine Vorstellungen über die Beteiligung des πλῆθος an der Regierung gewürdigt wurden. Angesichts dieser konservativen Restaurationsbestrebungen, die zu einer Annäherung von Männern des Exils wie Phormisios an die «Stadtpartei» führten, konnte die apologetische Publizistik, die unmittelbar nach 403 entstand, ohne weiteres Theramenes als einen gemäßigten Reformer ausgeben und damit seine nicht zu leugnende Beteiligung an den Umstürzen von 411 und 404403 als lobenswerte Versuche rechtfertigen, die Demokratie zu verbessern.“

f

P. J. Rhodes 1981, 430—433; B. Bleckmann 1998, 334, Anm. 2: „Ausgangspunkt dieser Konstruktion dürfte der Bestellmodus für die DreiBig gewesen sein. Nach Lys. XII 76 wurden zehn nach Vorschlag des Theramenes, zehn nach Vorschlag der Ephoren, zehn ἐκ τῶν παρόντων bestellt. Daß aber die einzelnen Fraktionen der Dreißig nun ideologischen Standpunkten entsprachen, ist auszuschließen.

Insbesondere können die παρόντες keine Demokraten gewesen sein.“ S. dagegen G. Bockisch 1983, 43-52; W. J. McCoy 1970.

^ ^ "

Thuk. 8,892; 8,92,2. Thuk. 8.92.5. AP 34.3. S. dazu noch Gy. Németh 1984, 53. B. Bleckmann 1998, 345, Anm. 37: „Nur Kleitophon, der

im Zusammenhang mit der πάτριος roAıteia-Propaganda 41 | prominent geworden ist (Arist. AP 29,3), könnte wegen Ar. Ran. 964-967 als Gefolgsmann des Theramenes gelten, während in der gleichen Stelle Phormisios Anhänger des Aischylos ist und demnach in einem Gegensatz zu Theramenes stehen muB."

Δ

oun

*!

Xen. Mem. 1.2.31; Dio Chrys. 21,1,502; Lys.12,73. Lys. Lys. Xen. Xen.

30,14; Andok. 1,101. 12,6; 12.12: 12,16. Hell. 2,3.13. Hell. 2,3.16-17; 21.

Die Struktur der DreiBig B) Wer

aber

war

der

Führer

dieses

Kollegiums?

23 Die

Frage

ist nicht

einfach

zu

beantworten. Die Quellen nennen als Führer der DreiBig entweder Kritias oder Charikles oder beide zusammen.” Kritias wird aber nie als Alleinherrscher erwähnt. Er galt zwar als

der geldgierigste und mörderischste der Oligarchen," aber nur als einer der Dreißig.” Diodoros schreibt bloB, er sei nur als Feldherr der Hegemon in der Schlacht von Munychia gewesen. Die DreiBig stürzten zwar, als er in der Schlacht starb, aber nicht deshalb, weil er

fiel, sondern weil die Tyrannen die Schlacht verloren." Er war das bekannteste Mitglied des Kollegiums. Er war nicht nur als Schriftsteller und Schüler des Sokrates berühmt; auch Platon, dessen Oheim er war, hat später viel über ihn geschrieben. Die Zeitgenossen Xenophon und Lysias schildern ihn nie als Alleinherrscher, in den folgenden Jahrzehnten wurde er aber dank Ephoros und Theopompos als die wichtigste Persónlichkeit der Tyrannen dargestellt. Wichtig war er auf jeden Fall dadurch, daB er die Anklagerede im ProzeB gegen Theramenes hielt. Kritias war der einzige gebildete Redner innerhalb des Tyrannenkollegiums, er war also der einzige, der den Kampf gegen den gleichfalls

bekannten Redner, Theramenes, mit Hoffnung auf Erfolg bestehen konnte.“ Er regierte aber nie allein. Die Zeitgenossen Xenophon und Lysias schreiben eindeutig, mit Charikles zusammen habe er die Gesetze umgearbeitet, mit ibm zusammen Sokrates bedroht und mit ihm die antitherameneische Fraktion der DreiBig geleitet. Er war aber eher Theoretiker als Realpolitiker.® Er schrieb verschiedene Politeiai, in denen er seine konservative, lakonenfreundliche Einstellung deutlich zeigte. Dagegen war sein politischer Freund, Charikles, wirklich ein skrupelloser Realpolitiker. Zunüchst war er Demokrat, 415 v. Chr. Mitglied der Untersuchungskommission zur Aufklärung der Hermenverstümmelung.“ In dieser Zeit war er noch ein Gegner des angeklagten Kritias. 413 operierte er als Stratege an der Küste des Peloponnes.“ Es ist umstritten, ob er ein Mitglied der Vierhundert gewesen ist.” 404 v. Chr. gehörte er dann den Dreißig an, wobei er eine einfluBreiche Stellung

innehatte. Aristoteles hielt ihn für einen demagogischen Herrscher (oi περὶ Χαρικλέα

ἴσχυσαν τοὺς Τριάκοντα Ónpayoyobvteg).Ü Er führte in der Zeit der DreiBig die *

Kritias: Diod. Sic. 14,33; Philost Vit. Soph. 1,16; Nepos, Thras. 2,7; lustin. 5,9,15. Charikles: Aristot. Pol. 5,5,4, 1305b 26; Andok. 1,101. Beide zusammen: Xen. Mem. 1,2,31; Lys. 12,55.

?

Xen. Mem. 1,2,12; Xen. Heil. 2,3,47; Aelian. V. H. 4,15.

*

Diog. Laen. 3,1; Schol. Plat. Tim. 21a; Schol. Aischin. 1,39,261; Philop. De anima 89,8; Prooem. De anim., 9,19; Atben. 11,496a; Sext. Empir. Adv. mathem. 9,54; Dion. Hal. Isai. 20.



ieRR 2

9

G.E. Pesely 1983, 304; Xen. Hell. 2,4, 19.23; Diod. 14,33,3; 5; lustin. 5,9, 5; 5.10.4: Nepos Thras. 3,1. S. Usher 1968, 128-135; Cic. De or. 2,93; Theramenes als der Meister des Isokrates: Dionys. Hal. 535; Plut. X orat. 8336F-837A ; Schol. Ar. Ran. 541; Suid. d 234 derios. Gy. Németh 1988, 167-180. Andok. 1,36; Plut. Nik. 4. Andok. 1,36; Plut. Nik. 4,32. Thuk. 7,20; 26.

Th. Lenscheau, „oi τριάκοντα" RE VI A 2, 1937, 2363; D. MacDowell 1962, 87, über 1,36: „Nothing is said of his activities in the revolution of 411“; Is. 16, 42; K. J. Maidment 1982, 368 Anm. a: „Another turncoat, who started as an extreme radical and then became a member of the Four Hundred"; Rhodes 1981, 430: Probably he was a member of the Four Hundred and went into exile after their downfall.“ S. dazu Isok. 16,42.

*5

Arist. Pol. 5,6,6, 1305b. „Charikles und seine Anhänger gewannen dadurch Einfluß, daß sie die DreiBig demagogisch beeinfluBten."

24

Kritias und die DreiBig Tyrannen

gerichtliche Untersuchung

gegen Andokides.“

Die beiden Tyrannen,

der Theoretiker

Kritias und der Realpolitiker Charikles, konnten sehr effektiv zusammenarbeiten. terrorisierten nicht nur Athen, sondern auch die anderen T yrannen.

Sie

C) Über die Vorbereitung der Machtergreifung der DreiBig wissen wir wenig. Die Oligarchen riefen mehrere Aristokraten auf, sich an der Oligarchie zu beteiligen. Eukrates hätte einer der DreiBig werden können, wollte aber lieber sterben als erlauben, daB man die langen Mauern niederreiBt, die Schiffe den Feinden ausliefert und daß das Volk versklavt

wird.°’ Es war also sehr gefährlich, den Ruf der Tyrannen zurückzuweisen. Die DreiBig gingen in der Phase der Organisation ihrer Herrschaft nicht einheitlich vor, sonst hátten sie nicht versucht, Eukrates für ihren Plan zu gewinnen. Er war aber nicht der letzte, der den Ruf der Tyrannen ablehnte.* Nach der Hinrichtung des Theramenes haben die DreiBig eine Gesandtschaft zu Thrasybulos geschickt, damit er sich den Tyrannen anschließe.“ Der Platz des Theramenes war ja frei. Nachdem Thrasybulos nicht nach Athen gekommen war, haben die Dreißig freilich eine andere Lösung gefunden. Laut P. Krentz sei Satyros, einer der Elfmänner, ins Gremium der Tyrannen eingetreten." G. E. Pesely hält diese Hypothese für unhaltbar, weil Theramenes und Satyros zu derselben Trittys gehórten." Das widerspricht aber der Hypothese nicht, da die Tyrannen nach den Phyleen und nicht nach den Trittyen

gewühlt worden sind." Wenn aber Satyros kein Nachfolger des Theramenes im Ausschuß geworden ist, dann haben wir einen anderen Kandidaten des Gremiums mit Phaidimos, dem Vater des

*^ — Andok. 1,101. D. MacDowell

1962, 138: „The questions which And. puts into Charikles's mouth are

equivalent to ‘Have you been a supporter of the oligarchs?' But of course no oligarch would really have used these democratic descriptions of the events of the war."

"

Lys. 18,4-5.



Platon hat den Ruf der DreiBig ebenfalls abgelehnt (Plat. 7. Brief 324c-325a).

^

Diod. Sic. 14,32: ... φανερῶς μὲν περί τινων αἰχμαλώτων διαλεξόμενοι, λάθρᾳ δὲ συμβουλεύειν αὐτῷ διαλῦσαι τὸ συνεστηκὸς φυγαδικὸν καὶ μεθ᾽ ἑαυτῶν τῆς πόλεως δυναστεύειν ἀντὶ Θηραμένους προσαιρεθέντα, λαβεῖν δ᾽ ἐξουσίαν δέκα τῶν φυγάδων OU; ἂν προαιρῆται κατάγειν εἰς

2

" 7

τὴν πατρίδα. ὁ μὲν Θρασύβουλος ἔφησε προκρίνειν τὴν ἑαυτοῦ φυγὴν τῆς τῶν τριάκοντα δυναστείας, καὶ τὸν πόλεμον οὐ καταλύσειν, εἰ μὴ πάντες οἱ πολῖται κατέλθωσι καὶ τὴν xátpuov πολιτείαν ὁ δῆμος ἀπολάβη. „ scheinbar, um mit ihm über einige Gefangene zu verhandeln; insgeheim aber sollten ihn die Abgesandten überreden, die Flüchtlingsschar zu zerstreuen und, an Stelle von Theramenes hinzugewählt, gemeinsam mit den DreiBig die Herrschaft über die Stadt zu teilen. Des weiteren sollte es ihm freistehen, zehn der Verbannten, die er sich auswählen mochte, in die Vaterstadt zurückzuholen. Thrasybulos erwiderte darauf, daß er sein Exil dem Regiment der DreiBig vorzöge und den Krieg nicht einstellen würde, bevor nicht jeder Bürger heimkehren und das Volk die altväterliche Verfassung zurückerlangen dürfte.“ Lys. 30,12: Kai ὅτι Σάτυρος xai Χρέμων οἱ τῶν τριάκοντα γενόμενοι οὐχ ὑπὲρ ὑμῶν ὀργιζόμενοι Κλεοφῶντος xatmyóxouv, ἀλλ᾽ ἵνα ἐκεῖνον ἀποκτείναντες αὐτοὶ ὑμᾶς κακῶς ποιῶσι. P. Krentz 1982, 64: „When Theramenes was executed, his position on the board was offered to Thrasybulus, and it may actually have been given to Satyrus of Kephisia. Anm. 35: If Lysias 30,12 is more than a careless mistake; Lysias there says that Satyrus, well known as one of the Eleven, was one of the Thirty." G.E. Pesely 1983, 566 Anm. 33. D. Whitehead 1980, 208-213; Gy. Németh 1988, 181—194.

Die Struktur der DreiBig

25

Xenophron.” Demosthenes schreibt nämlich, daB er ein Mitglied der DreiBig war.” Seinen Namen findet man aber nicht in der bei Xenophon überlieferten Namensliste der

Tyrannen.” Ich schlug früher vor, daß Phaidimos mit dem Tyrann Phaidrias identisch und sein Name nur das Ergebnis eines Schreibfehlers sei." Es gibt aber eine andere Möglichkeit. Phaidimos konnte der Nachfolger des Theramenes innerhalb des Tyrannenkollegiums sein. Demosthenes schreibt deutlich, daB er einer der DreiBig war, und das kann er nur in diesem Fall gewesen sein. In der Schlacht von Munychia starben Kritias

und Hippomachos." Die DreiBig wurden gestürzt und zogen nach Eleusis ab. Es waren nur 25 Personen aus dem ursprünglichen Gremium, weil Theramenes, Kritias und Hippomachos ums Leben gekommen waren, während Eratosthenes und Pheidon in Athen blieben." Phaidimos hat als Nachfolger des Theramenes entweder zu den anderen Tyrannen gehalten (er blieb keinesfalls in Athen, weil sein Sohn Xenophron wegen der Vergangenheit seines Vaters später in der Emigration lebte) oder ist in die Emigration gegangen. Auch wenn er nicht in Athen in den Ausschuß gewählt worden ist, konnte er später in Eleusis Mitglied der DreiBig werden. Nach der staatlichen Teilung Attikas regierten die Tyrannen noch drei Jahre lang in Eleusis." Wenn sie den Ausschuß wieder zu dreißig Mitgliedern ergänzen wollten, mußten fünf Mitglieder gewählt werden. Phaidimos hätte auch in Eleusis leben und dort zum Mitglied der Dreißig gewählt werden können. Aber nicht nur er, sondern auch Satyros und noch drei weitere Oligarchen hätten in Eleusis unter die Dreißig aufgenommen werden können. Über diese Ereignisse spricht aber keine unserer Quellen.

1.3

KRITIAS

Im perikleischen Athen regierte „dem Namen nach das Volk, tatsächlich aber war er der

erste Mann, der die Stadt regierte. Das Zeitalter, das mit dem Tode des Perikles begann ?

Start Xenophron findet man bei Aischines Xenodokos (2.157): "O0' ἡμᾶς eioria Zevóboxog t&v

”®

Gy. Németh 1988, 184.

7 *" ”

Xen. Hell. 2,3,19. Lys. 12,54. G.A. Lehmann 1972, 201—233.

go

Thuk. 2.65.9: 'Eytyvetó te λόγῳ μὲν δημοκρατία, ἔργῳ δὲ ὑπὸ τοῦ πρώτου ἀνδρὸς ἀρχή. Über die Interpretation dieser Stelle s. E. Bayer 1948, 55 = 1968, 256-257, Anm. 3: „Perikles ist nicht Herrscher, sondern der Lenker, das Richtmaß, der Wächter über Harmonie des Ganzen.“ S. dazu A. W. Gomme

x

5

ἑταίρων τις τῶν Φιλίππου. Dem. 19,196: Κληθέντες γὰρ οὗτοι πρὸς Ξενόφρονα τὸν Uv ᾧχοντο.. Xen. Hell. 2.32.

τὸν Φαιδίμου τοῦ τῶν τριάκοντα

1956, 193-194: „’Eyiyverö te: it was turning out, proving to be, not it was or it had become." S. Homblower 1991, 346 schreibt, daB .éyiyveto, ‘become’, has provoced some discussion; for example de Ste. Croix has argued, OPW 27f., that the imperfect tense should be given its full weight, so that Th. Is saying that Athens was merely 'on the way to becoming' one-man rule, not that it actually was. Against this see, however, Macleod, 149 n. 1, adduc ing viii. 20. 1 (with Andrewes's m.) to show that the imperfect ‘need not suggest that this process of "becoming" was incomplete'."

26

Kritias und die DreiBig Tyrannen

und mit der Herrschaft und dem Sturz der DreiBig Tyrannen zu einem Abschluß kam, ist

durch folgende Frage charakterisiert: Wer wird ὁ πρῶτος &vfip? Nach dem Tode des Kleon und nach der Niederlage in Sizilien rangen Persónlichkeiten mit verschiedenen politischen

Überzeugungen um die Macht. Die politische Überzeugung und die Solidarität mit einem politischen Freundeskreis waren jedoch nicht so wichtig wie die Politiker. Die Oligarchie der Vierhundert war noch nicht gestürzt, Tyrannenkollegiums um die Gunst des Volkes buhlten: „So mühte selber der erste Führer des Volkes zu werden."*' Kritias war einer die am Kampf um die Macht teilgenommen haben.

Machtgier der führenden als einige Mitglieder des sich jeder um die Wette, der athenischen Politiker,

Kritias hat, soviel wir wissen, noch keine politische Rolle gespielt, als er wegen des Hermenfrevels verhaftet wurde. Dank dem Zeugnis seines Vetters, des Redners Andokides, kam er aber bald frei." Von diesem Zeitpunkt an hat er sich intensiv an politischem Leben beteiligt. Xenophons Schilderung nach „war Kritias während der Demokratie als der haBerfüllteste Gegner des Volkes bekannt, und unter der Aristokratie ist er nun zum haßerfülltesten Gegner der edleren Bürger geworden." Laut Xenophon war er ferner „der

räuberischste, gewalttätigste und blutgierigste aller Oligarchen."* Wer sich aber von der Lektüre Xenophons den Platonischen Dialogen zuwendet, in denen Kritias eine Rolle spielt” und von denen einer, gewiß nicht ohne Absicht, seinen Namen trägt, der hat den Eindruck, als ob er eine ganz andere Persönlichkeit vor sich hätte, die nur zufällig dengleichen Namen trägt wie jener Staatsmann.” Nach einem der Scholiasten war Kritias ein Philosoph unter den Laien und ein Laie unter den

Philosophen." Das Urteil der Quellen über Kritias ist zwiespältig.” Dieses Janusbild des Oligarchen tst an sich schon erstaunlich, jedoch noch erstaunlicher ist, daB Kritias von Historikern, wie Thuk. 8.89.4. Ἡγωνίζετο οὖν elg ἕκαστος αὐτὸς πρῶτος προστάτης too δήμου γενέσθαι. S. dazu Lys.

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Schol. Plat. Tim. 20a; VS A 3: Ἰδιώτης μὲν ἐν φιλοσόφαις. φιλόσοφος δὲ ἐν ἰδιώταις. Es gibt Äußerungen, daB Kritias ein Atheist (ἄθεος) sei, wie z.B. Sextus Empiricus, 3.218: „Die meisten

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12,67: „Um seine Treue gegen eure Partei zu beweisen (scil. Theramenes), klagte er seine besten Freunde Antiphon und Archeptolemos an, und brachte sie zu Tode." B. Bleckmann 1998, 376-377: „Theramenes entschied sich, seine Position als führender Politiker der Fünftausend durch das Kampfmittel des politischen Prozesses zu sichern und seine Konkurrenten nun auch physisch zu liquidieren. Da es sich bei diesen Prozessen in der Regel um Eisangelieverfahren gehandelt haben muß, wurden sie in Volksversammlung und Rat entschieden. Theramenes gelang es in diesen Prozessen wiederholt, die Mehrheit für sich zu gewinnen und gegen seine politischen Rivalen zu mobilisieren. So erklärt sich die von Lysias gegen Theramenes erhobene Beschuldigung, er habe als Ankläger für die Tötung seiner ehemaligen politischen Freunde Antiphon und Archeptolemos gesorgt, um dem Demos glaubwürdig zu erscheinen.“ S. dazu noch C. Bearzot, 1997, 185-188. Andok. Myst. 47; vgl. U. von Wilamowitz-Moellendorff 1959, 87. Xen. Hell. 2,3,47. Xen. Mem. 2,12; vgl. W. Nestle 1948, 253. Charmides 153a ff., Platons Dialog spielt im Jahre 432 v. Chr.; Protagoras 316a ff., 432 v. Chr.; Timaios 19e ff., 421 v. Chr.; Kritias 106b ff., 421 v. Chr.; Ps.Plat. Eryxias 396a ff. zwischen 421-415 v. vgl. Chr.; M. Raoss 1946, 63. W. Nestle 1948, 254.

nämlich behaupten, es gebe Götter, einige aber, es gebe keine, wie Diagoras von Melos und Theodoros

Die Struktur der DreiBig

27

Harry Costas Avery, als Demokrat,” von Ferdinand Dümmler sogar als sozialdemokratischer Agitator bezeichnet wird. Er schreibt, daB er sich nach Xenophons Hellenika (2,3,36) zur Zeit der Arginusenschlacht als sozialdemokratischer Agitator in Thessalien

aufgehalten habe, um dort einen Penestesaufstand vorzubereiten.” Da er später jedoch ein Oligarch war, und zwar einer der blutgierigsten Feinde des Demos, müBte sich wohl eine radikale Veränderung in seinem Leben vollzogen haben. Es gibt mehrere Versuche, um die Verwandlung zu erklüren. Zuweilen wird die Verbannung als Ursache gesehen," nach einem anderen Erklürungsversuch würen die thessalischen Erfahrungen für seinen Gesinnungswechsel auslósend gewesen," oder auch der Verrat des Theramenes in der Zeit

der

Dreißig

Tyrannen.”

Es

ist nicht

zu

bezweifeln,

daB

Kritias

zur

Zeit

der

Gewaltherrschaft der DreiBig als der haBerfüllteste Gegner des Volkes das Haupt des

Tyrannenkollegiums war." Womit kann man aber die Theorie stützen, daB er früher doch ein Demokrat war? Es gibt vier Diskussionspunkte, die überprüft werden sollten, um diese Frage zu beantworten. A) B) C) D)

War Kritias ein Mitglied der Vierhundert? Warum hat er den Antrag gestellt, daB Alkibiades' Hauptgegner Phrynichos noch nach seiner Ermordung als Hochverräter verurteilt wurde? Warum beantragte Kritias mit Zustimmung des Theramenes die Rückberufung des Alkibiades? Was hat Kritias zur Zeit der Verbannung in Thessalien gemacht?

und Kritias von Athen." In der Forschung hat sich die These von U. von Wilamowitz-Moellendorff durchgesetzt, der für Kritias eine Tetralogie mit dem Satyrspiel Sisyphos rekonstruiert hat (s. dazu neuestens U. Bultrighini 1999, 231). Es ist aber nicht eindeutig geklürt, ob Kritias wirklich Tragódien verfaBte, da zwei Titel (Peirithoos und Sisyphos) teils Kritias, teils Euripides zugeschrieben werden (VS 88 B 25). Das Satyrspiel führt eine Theorie vor, wie die Menschen darauf gekommen seien, die Götter zu fürchten und überhaupt zu glauben, daB es Götter gibt (s. dazu W. Fahr 1969, 99-101). Da es ungewiß bleibt, wer der Verfasser des Satyrspiels ist, werde ich mich mit dem angeblichen Atheismus des Kritias nicht beschäftigen.

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^"

H.C.Avery 1963, 166: „During the first oligarchy he remained a democrat.“ F. Dümmler 1892, 266, Anm. 4. S. dazu E. L. Schleicher 1877, 13: „Mag er daher früher, der Demokratie abgeneigt, sich eine freiere Stellung zwischen den Parteien bewahrt haben, so scheint es, daß er in dieser Zeit sich an Theramenes angeschlossen und mit diesem für eine gemäßigte Demokratie zusammen gewirkt hat."

U. von Wilamowitz-Moellendorff 1959, 88: „Auch Kritias ist verbannt worden; von da erst datiert sein wilder Haß gegen den Demos"; W. Nestle 1948, 269; 306; H. C. Avery 1963, 166. S. neulich U. Bultrighini 1999, 10: „un giudizio di condanna sommaria, o un atteggiamento di suffizienza, fondato su una ineludibile necessità: quella di stabilre preventive distanze abissali dal diverso, dal monstrum

ideologico antenato di monstra più vicini a noi." Über das Buch von U. Bultrighini s. meine Rezension in Gnomon 76, 2004, 373-374.

7

Xen. Mem.

” ”

Thessaly.“ G.Adeleye 1977/1978, 72. Dion. Hal. Isai. 20; Nepos, Thras. 2,7; lustin. 5.9,15; Xen. Hell. 2,3,42.

1,224; H. T. Wade-Gery

1958, 280: „The process may have begun while he was in

28

Kritias und die DreiBig Tyrannen

1.3.1

DIE ZEIT DER VIERHUNDERT

Die Frage, ob Kritias ein Mitglied der Vierhundert war, ist umstritten. Wir haben zwei Quellen, die die Annahme stützen, daB er Mitglied war, aber keine der beiden ist vóllig zuverlässig. Lysias schreibt in der Rede gegen Agoratos: „Glaubt ihr denn, die DreiBig und der von ihnen abhängige Rat, die alle einmal zur Regierung der Vierhundert gehört hatten und dann verbannt worden waren, hätten einen Mörder des Phrynichos freigelassen, nachdem sie ihn schon gefaßt hatten, und nicht etwa für Phrynichos und für ihre Verbannung Rache genommen? Ich bin sicher, sie hätten sich gerächt.“” Aus dieser Aussage des Lysias scheint sich die Zugehörigkeit von Kritias zu den Vierhundert ableiten zu lassen. Allerdings ist die Wahrheit seiner Behauptung, daß alle Mitglieder der Dreißig (und zusätzlich des von ihnen abhängigen Rates) später Mitglieder der Vierhundert geworden seien, äußerst unsicher. Folgende Tatsachen stehen dazu im Widerspruch: a) einige Mitglieder der DreiBig waren keine Mitglieder der Vierhundert (z.B. Eratosthenes)," b) einige Mitglieder der Vierhundert gingen nicht in die Verbannung (z.B. Theramenes, Apolexis, Andron),” c) der von den Dreißig abhängige Rat hatte fünfhundert Mitglieder. Wären alle Mitglieder dieses Rates und des Gremiums der Dreißig Mitglieder der Vierhundert gewesen, so hätte das Kollegium der Vierhundert fünfhundertdreißig Mitglie-

der gehabt.” Die andere Quelle ist eine Rede des Ps.-Demosthenes gegen Theokrines. „Aristokrates, der Sohn des Skellias, vollbrachte viele große und schöne Taten, als die Stadt gegen die Lakedaimonier Krieg führte. Indem er die Eetioneia niederrieß, in die Kritias und seine Genossen die Lakedaimonier aufnehmen wollten, zerstörte er das Bollwerk. So führte er

den Demos zurück." Der Redner erwähnt Kritias nur beilüufig, er berichtet über die Tapferkeit seines Verwandten und nicht über die Einzelheiten der Eetioneia-Affäre. Die Zuverlässigkeit des Berichtes ist umstritten. Einige Gelehrte schließen aus dieser Stelle auf die Zugehörigkeit des Kritias zu den Vierhundert, leugnen aber seine Beteiligung an dem Eetioneiakonflikt.'” ”

^ 7

*

Lys. 13,74. C. Bearzot 1997, 323: „Non si tratta certamente di un errore involontario: intento di Lisia è evidentemente di sottolineare una continuità ideologica e politica tra i Quattrocento e i Trenta, nella linea da lui coerentemente seguita." Th. Lenschau RE VI A 2, 1937, 2363; s. dagegen J. Kirchner RE V1 1907, 357; H. C. Avery 1959, 146. Lys. 13,73: „Dieser Phrynichos hatte nämlich die Vierhundert eingesetzt, und nach seinem Tode mußte die Mehrzahl von ihnen in die Verbannung." Theramenes blieb in Athen: Lys. 12,67; Antiphon, Apologia col. IV. f. Ib Thalheim.

G. Adeleye 1974, 2: „The Four Hundred were, at least, five hundred and thirty in number." Über die Identifizierung der Tyrannen s. Gy. Németh 1988, 181—194.

" A Ps.-Demosthenes 58,67: ᾿Αριστοκράτης ὁ ExeAAiov, θεῖος ὧν Ἐπιχάρους τοῦ xáxXov τοῦ ἐμοῦ, ... πολλὰ καὶ καλὰ διακραξάμενος ἔργα πολεμούσης τῆς πόλεως Λακεδαιμονίοις, κατασκάψας τὴν Ἠετιώνειαν, εἰς ἣν Λακεδαιμονίους ὄμελλον οἱ περὶ Κριτίαν ὑποδέχεσθαι, καθεῖλε μὲν τὸ ἐκιτείχισμα, κατήγαγε δὲ τὸν δῆμον κινδυνεύων αὐτός ...

^"^

]. Kirchner PA 8792; W. S. Ferguson, Cambridge Ancient History 5, Cambridge 1927, 326; 338; 365: G. Busolt 1904, 1462 Anm. 3.; E. Diehl RE ΧΙ 1922, 1903; D. Stephans 1932, 34.

Die Struktur der DreiBig

29

Andere Gelehrte wollen auch diesen Schluß auf die Zugehörigkeit zu den Vierhundert nicht

gelten lassen." Diese Meinung unterstützt Avery mit drei Argumenten: 1) Kritias war ein Agent des Alkibiades; weil aber Alkibiades kein Mitglied der Vierhundert war, war es auch Kritias nicht. 2) Kritias war im HermokopidenprozeB angeklagt; die Angeklagten in diesem Prozeß sind jedoch später nicht Mitglieder der Vierhundert geworden. 3) Laut Aristoteles (Ath. Pol. 37, 1) haben die Dreißig zwei Gesetze gegen Theramenes erlassen, in denen festgelegt wurde, daß die Dreißig alle Athener zur Todesstrafe verurteilen durften, die nicht in die Liste der 3000 aufgenommen worden waren. Außerdem wurden die Zerstörer der Eetioneia-Festung von der Liste gestrichen. Hätte Kritias mit Theramenes bei der Zerstörung der Anlage teilgenommen, wäre auch sein Leben infolge des Gesetzes in Gefahr

gewesen.'” Mit der Beziehung

zwischen

Alkibiades

und

Kritias möchte

ich mich

unter den

Punkten B) und C) beschäftigen. Averys zweites Argument (2) steht auf sehr schwachen

Beinen. Wir kennen nur sehr wenige Mitglieder der Vierhundert. Er identifizierte in seiner Dissertation mit Sicherheit 22 und mit einiger Wahrscheinlichkeit weitere 22 Oligarchen aus der Reihe des Tyrannenkollegiums.'” Das heißt: Ungefähr 90 % der Mitglieder kennen wir nicht. Wir wissen nicht, ob unter ihnen Angeklagte des Hermokopidenprozesses waren. Für eine ganze Reihe von Personen, die mit Sicherheit in den Prozeß verwickelt waren, hält Adeleye eine Mitgliedschaft im Rat der Vierhundert für móglich: Leogoras (PA 9075), Charmides Aristotelous (PA 15510), Taureas (PA 13429), Nisaios (PA 11125), Kallias (PA 7822), Euphemos (PA 6040), Phrynichos (PA 15007), Kallias Telokleous (PA 7840),

Eukrates (PA 5757) und Kritias.'^ Das dritte Argument von H. C. Avery ist ebenfalls wenig fundiert. Würe Kritias kein Mitglied der Vierhundert, wenn er weder am Bau noch an der Zerstórung der Befestigung "

"?

"9

U. von Wilamowitz-Moellendorff 1959, 88 Anm. 2: „Dagegen ist nun der verhaBte Tyrann auch für einen älteren Verrat an die Spartaner verantwortlich gemacht, den Plan zuschiebt, 411 den Hafen dem Feinde zu óffnen. Phrynichos und Alkibiades nicht.“ S. dazu noch Th. Lenschau 1963, 165-167. Ἢ C. Avery 1963, 165-7. G. Adeleye hat Averys Argumente 1-9.

Ἢ, C. Avery,

wenn die Rede gegen Theokrines 67 ihm Das vertrügt sich mit seiner Haltung zu RE XII 1937, 2363-2364; H. C. Avery, ausführlich widerlegt, G. Adeleye, 1974,

1959: Alexikles, Anaitios, Andron, Antiphon, Antisthenes, Apolexis, Archeptolemos,

Archinos, Aristarchos, Aristokrates, Aristomachos, Aristophon, Aristoteles, Asopodoros, Charikles,

m

Charminos, Dieitrephes, Drakontides, Eratosthenes (?), Euandros, Eukleides, Euktemon, Hagnon, Hermon, Hippomenes, Kallaischros, Kleitophon, Laispodias, Laodamas, Melanthios, Melesias, Melobios, Mnssilochos, Oinobios, Onomakles, Peisandros, Phormisios, Phrynichos, Polystratos, Pythodoros, Skironides, Sophokles, Theramenes, Thymochares. Ich halte hóchstens 32 Namen für richtig: Alexikles, Andron, Antiphon, Apolexis, Archeptolemos, Aristarchos, Aristokrates, Aristophon, Aristoteles, Charikles, Charminos, Dieitrephes, Eratosthenes, Hagnon, Hermon, latrokles, Kallaischros, Kleitophon. Kritias, Laispodias, Melanthios, Melesias, Melobios, Mnasilochos, Onomakles, Peisandros, Phrynichos, Polystratos, Pythodoros, Sophokles, Theramenes, Thymochares. S. dazu noch E. Ruschenbusch 1979, 100, mit 29 Namen. Q.Adeleye 1974, 6-7.

30

Kritias und die DreiBig Tyrannen

in Eetioneia teilgenommen hätte? Wäre er aber dann etwa ein Demokrat gewesen? G. Adeleye argumentiert damit, daB sich nur wenige Mitglieder der Vierhundert an den beiden Aktionen beteiligten. Aristoteles, Melanthios (Xen. Hell. 2,3,46), Aristarchos (Xen. Hell. 1,7,28) und Alexikles (Thuk. 8,92) standen an der Seite der Lakonenfreunde, Theramenes,

Aristokrates und Hermon (Thuk. 8,92) haben die Befestigung zerstórt. Die Mehrzahl der Oligarchen saß in der Versammlung des Rates." Dort gab es auch für Kritias einen Platz. Nur deswegen, weil er sich von Eetioneia fernhielt, war er noch kein Demokrat. Die Zweifel an der Glaubwürdigkeit der Pseudo-Demosthenes-Stelle kónnen meiner Meinung nach durch eine genaue Überprüfung ihrer Bedeutung, insbesondere des Ausdrucks oi περὶ

Κριτίαν beseitigt werden. Die Stelle ist bisher immer so interpretiert worden, das Kritias persónlich mit seinen

Gesinnungsgenossen (oi περὶ Κριτίαν) die Lakedaimonier in Eetioneia aufnehmen wollte. Diese Konstruktion — oi περὶ τινά — hat drei verschiedene Bedeutungen: 1) 2)

Begleiter (Schüler, Gesinnungsgenossen) einer Person, diese ausgeschlossen. Begleiter einer Person, diese eingeschlossen.

3)

Umschreibung einer bestimmten Person (z.B. oi περὶ Φαβρίκιον = Fabricius ). 106 Laut S. L. Radt aber ist die Bedeutung der Konstruktion oi περὶ + acc. nominis proprii — vorausgesetzt, daB diese Person und die mit oi Bezeichneten zu einer und derselben Gattung gehören — immer inklusiv: Sie wird gebraucht als Bezeichnung für X mit seiner

Umgebung, seinen Angehörigen, Anhängern usw.'” Also bedeutet die Pseudo-Demosthenes Stelle wörtlich, aber nur wörtlich, daß Kritias und seine Gesinnungsgenossen die Lakedaimonier in Eetioneia aufnehmen wollten. Ich möchte aber nochmals betonen, daß der Redner Kritias nur beiläufig erwähnt. Nicht der Tyrann, sondern die politische Haltung, die er symbolisiert,

war für den

Redner

von

Bedeutung.

„Le

nom

de Critias est donc

purement et simplement le symbole de l'action contraire aux règles de la démocratie" — schreibt Michel Nouhaud mit Recht." Die Pseudo-Demosthenes-Stelle sollte so interpretiert werden, daB die Eetioneiaverschwórung eine Aktion der Oligarchen war, deren Handlungsweise durch die Erwähnung Kritias' verdeutlicht werden sollte, und daB diese Oligarchen politische Freunde des Kritias waren. Über die politischen Freunde des Kritias vor der Zeit der DreiBig wissen wir nicht viel. Er war ein Schüler des Sokrates, aber mit den Personen aus diesem Schülerkreis unterhielt er spáter nur wenige Beziehungen. Dies ist kein Wunder, weil er mit dem Meister

gebrochen hat.'” Er arbeitete jedoch mit Alkibiades und Charmides zusammen. Der zuletzt Genannte war einer seiner Verwandten und später einer der zehn oligarchischen Anführer "5

Thuk. 8,92,6: Ἕτυχον δὲ ἐν τῷ βουλευτηρίῳ ξυνκαθήμενοι. G. Adeleye 1974, 8: „It seams clear, therefore, that, altough there were probably many dissatisfied members of the Four Hundred, most of them were not present at the scene of the demolition of the fort.“

!^

Plut. Pyrrh. 20,1; LSJ oi περὶ rıva: „Periphr. for the person himself, cf. Plut. Tim. 13, IGRR III 883.14 (Tarsus, IA

A.D.)." S. H. L. Strack 1971.

""

S. L. Radt 1980, 48; s. dazu noch S. L. Radt 1988, 35-40. Zur neuesten Diskussion über die Wendung

""

bei Strabon s. R. Gorman 2001, 201-213; S. Radt 2002, 46. M. Nouhaud 1982, 313; J. Th. Chambers 1973; U. Bultrighini 1999, 10.

""

Xen. Mem. 12,31.

Die Struktur der DreiBig

31

im Piráus.'"?^ Über die politischen Freunde des Kritias in der Zeit des Hermokopidenprozesses wissen wir ebensowenig. Olivier Aurenche rekonstruierte die Gruppen der Ange-

klagten im ProzeB. Kritias gehórte zur Gruppe des Leogoras.' In der Reihe der vierzig Mitglieder dieser Gruppe gab es elf Verwandte des Kritias, aber Charmides ist der einzige, mit dem er spáter politisch verbunden war. Die Beziehung mit Alkibiades und Theramenes wird unter den Punkten B) und C) betrachtet. Die wirklich bekannten politischen Freunde des Kritias waren Mitglieder der DreiBig Tyrannen. Lysias' Meinung entsprechend waren die DreiBig auch Mitglieder der Vierhundert. Wie viele von diesen tatsüchlich der oligarchischen Regierung im Jahre 411 angehörten, wissen wir nicht, aber es ist sicher, daß Mnesilochos, Onomakles, Aristoteles, Melobios und Theramenes in beiden Tyrannenkollegien vertreten waren.'? Die Mitgliedschaft des Charikles, Kritias und Sophokles im

Gremium der Vierhundert ist umstritten.'" Im vierten Jahrhundert, als Pseudo-Demosthenes die Rede geschrieben hat, sind die DreiBig Tyrannen für die besonderen politischen Freunde des Kritias gehalten worden. Die prospartanischen Oligarchen der beiden Tyrannenkollegien nahmen offensichtlich an der Befestigungsarbeit in Eetioneia teil, und sie waren selbstverständlich Gesinnungsgenossen des Kritias, selbst wenn er im Jahre 411 noch keine führende Rolle spielte. Kritias' Name

ist im 4. Jh.v. Chr. zu einem Begriff geworden, zum Begriff der prospartanischen Oligarchen. In diesem Sinne waren die prospartanischen Oligarchen tatsüchlich oi περὶ Κριτίαν. Kritias war in der Zeit der ersten oligarchischen Revolution freilich ein Oligarch, ein Lakonenfreund, und aller Wahrscheinlichkeit nach ein Mitglied der Vierhundert.''* Insofern ist Pseudo-Demosthenes durchaus glaubwürdig, auch wenn die Wahrheit seiner Darstellung letztlich nicht bewiesen werden kann. 1.3.7

DIE GEBEINE DES PHRYNICHOS

In diesem Abschnitt soll überprüft werden, ob aus den Vorgängen um dem Phrynichosmord auf eine demokratische Haltung des Kritias geschlossen werden kann. Phrynichos war einer der radikalsten Oligarchen in den Reihen der Vierhundert. Über die Vorgünge bei der Ermordung des Phrynichos liegen uns vier Berichte vor, die zum Teil voneinander

abweichen. Aus dem Bericht des Thukydides läßt sich folgern, daß Theramenes und

!^

Xen. Mem. 2,4,19.

!!

O. Aurenche 1974, 191-192.

2

Th Lenschau RE VI A 2, 1937, 2363. P. J. Rhodes 2000, 134: „Even if we are properly cautious about

!! '^ "5

identifying bearers of the same name, there are seven members of the Thirty who are among the few men known to have been members of the Four Hundred or closely involved with them: Critias, Melobius, Mnasilochus, Eratosthenes, Charicles, Onomacles and Aristoteles." Th Lenschau 1937, 2363; H. C. Avery 1959, 108; 278; 314-6. Andere Deutung durch B. Bleckmann 1999, 359: „Aber Kritias stand im Herbst 411 eindeutig auf Seiten des Aristokrates und des Theramenes." Diese waren natürlich auch Mitglieder der V ierhundert. Thuk. 8,922; Lys. 13,70-76; Plut. Alk. 256-14; Lykurg. Leokr. 111-115; IG P? 102 = ML 85; Th. Lenschau RE XX 1, 1941, 909-911; G. Grossi 1984. Zu Lysias s. C. Bearzot 1997, 322: „A Lisia interessa maggiormente, in questo contesto, sottolineare il rapporto tra Agorato e i Trenta che accreditare

32

Kritias und die DreiBig Tyrannen

seine Gesinnungsgenossen eine entscheidende Rolle bei der Ermordung des Phrynichos

spielten: Es gab wohl ein Komplott, weil die Tat ἐξ ἐπιβουλῆς verübt worden ist. „Die Verschwörer versammelten sich beim Peripolarchos und in anderen Häusern.“ Weil das Attentat keine schweren Folgen hatte, „wurde Theramenes kühner und Aristokrates und

ihre anderen Gesinnungsgenossen.“''* Ein gewisser Hermon, der die in Munichia stehenden Peripoloi befehligte, arbeitete mit Theramenes bei der Zerstórung der Befestigung in Eetioneia eng zusammen. Es ist anzunehmen, daß Hermon mit dem Peripolarchos identisch ist, der an der Phrynichosaffüre beteiligt war. Das Komplott war also keineswegs eine Rache der demokratischen Kreise, wie es Calhoun darstellt, sondern eine inneroligarchische

Angelegenheit." Die Solidarität von Kritias mit den Phrynichosmördern

würde also

durchaus nicht gegen seine Zugehörigkeit zu den Vierhundert sprechen, ebensowenig wie sein späteres Verhalten in der Zeit der 5000, als die Leiche des Phrynichos ausgegraben und über die Landesgrenze geschafft worden ist — alles auf Antrag des Kritias, der freilich jetzt allen Grund hatte, den Oligarchenfeind zu mimen, da wahrscheinlich er selbst und auch sein Vater Kallaischros Mitglieder der Vierhundert gewesen waren.'? Nach dem Sturz der Vierhundert gab es mehrere ehemalige Oligarchen, die, um sich zu retten, andere

Oligarchen angeklagt haben, z.B. Theramenes, Aristokrates, Apolexis und Andron.'" Sie waren jedoch selbstverstündlich keine Demokraten. Erasinides, der den Vorschlag machte, die Volksversammlung solle den Mórdern des Phrynichos, des Erzfeindes des Alkibiades, als Belohnung einen Goldkranz zukommen lassen, war auch kein Demokrat. P. Bicknell zeigt, daB er zum Freundeskreis des Alkibiades gehörte.'” Die Ermordung des Phrynichos lag im Interesse des Theramenes, der die Opposition innerhalb der Vierhundert führte, und des Alkibiades, der aus seinem Exil nach Athen zurückkehren wollte. Demagogie war Kritias nicht fremd. Nach Aristoteles „Charikles und seine Anhänger

gewannen dadurch Einfluß, daB sie die DreiBig demagogisch beeinflußten.“'”' „Denn auch ich und du - sagte Theramenes dem Kritias — wir haben vieles doch nur gesagt und getan,

um uns bei der Stadt beliebt zu machen.'''? Eine Anklage gegen einen Toten zu erheben, ist Demagogie reinsten Wassers. Indem er sich bei der Stadt, bei Theramenes und bei Alkibiades beliebt machte, profitierte Kritias auf verschiedene Weise von dieser Demagogie.

^

una versione storiograficamente corretta della vicenda di Frinico, che difficilmente egli poteva ignorare e che pure si sarebbe ben inserita nella prospettivaantiterameniana del suo racconto." Thuk. 8,922.

"7

G. M. Calhoun 1913, 110; s. dagegen S. Avery 1959, 261—262; G. Grossi 1984, 50-53.

'""

Lyk. Leokr. 113. Gegen die Mitgliedschaft von Kritias Vater s. J. K. Davies 1971, 327. H. Heftner 2001, 314: „Der pseudoplutarchischen Antiphonbiographie und einem Aristophanesscholion ist zu entnehmen, daB Phrynichos in diesem Prozeß für schuldig befunden; sein Vermögen konfisziert und sein Haus niedergerissen wurde." Ps.-Plut. Mor. 833E-F; G. E. Pesely 1983, 152-156. (GP 102; G. Grossi 1984, 11-17; P. Bicknell 1975, 178; Gy. Németh 1991, 55. Arist. Pol. 5,6,6, 1305b: Ot κερὶ Χαρικλέα ἴσχυσαν τοὺς Τριάκοντα δημαγογοῦντες.

!" 7

7

Xen. Hell. 2,3,15.

Die Struktur der Dreißig

1.3.3

33

DIE ROCKBERUFUNG DES ALKIBIADES

γνώμη δ᾽ À σε κατήγαγ᾽, ἐγὼ ταύτην ἐν ἅπασιν εἶπον καὶ γράψας τοὔργον ἔδρασα τόδε. σφραγὶς δ᾽ ἡμετέρης γλώττης ἐπὶ τοΐσδεσι κεῖται. „Der Beschluß, der dich in die Heimat zurückführte -- den habe ich vor allen vertreten,

habe ihn eingereicht und so dieses Werk vollbracht. Das Siegel meiner Zunge ruht auf

diesen seinen Worten.*'? Es ist auffallend, wie stark Kritias betont, daß er die Rückberufung des Alkibiades beantragte. Wollte er auf diese Weise vorangegangene feindselige

Akte vergessen machen?'” Andere Berichte schreiben dieses Verdienst dem Theramenes zu. Das wird sich am ehesten durch ein politisches Zusammengehen beider Männer in dieser Frage erklären lassen.'? Nach Xenophon war Kritias mit Theramenes in der ersten Zeit der DreiBig gleichgesinnt und befreundet.'” Es gab zweifellos eine gewisse Zusammenarbeit beider Politiker in der Zeit des Sturzes der Vierhundert, jedoch keine engere, als es die politische Lage verlangte oder als es opportun war. Die politischen Grundprinzipien der Kampfgenossen unterschieden sich voneinander. Kritias ließ später Theramenes kaltblütig aus der Liste der 3000 Politen streichen, verhaften und hinrichten. Aus Kritias’ Verhältnis zu Theramenes läßt sich also nicht auf eine besonders enge Bindung zwischen den beiden Politikern schließen. Das Gleiche gilt für das Verhältnis zwischen Kritias und Alkibiades. Nestles Meinung nach war Kritias „ein begeisterter Anhänger des Alkibiades, wie die leider geringfügigen Reste einer Elegie zeigen, worin er den Sohn des Kleinias

verherrlicht.^'" Das Fragment, das Nestle zitiert, lautet: καὶ νῦν Κλεινίου υἱὸν 'AOnvaiov στεφανώσω ᾿Αλκιβιάδην νέοισιν ὑμνήῆσας τρόποις" 'D

7"

VS Kritias B 5; nach K. Zieglers Emendation: „Dadurch, daß ich den Antrag auf deine Rückberufung vor der Volksversammlung mündlich begründete und (vorher) schriftlich einreichte, habe ich dieses Werk vollbracht.“ K. Ziegler 1967, 55. S. dazu M. Tulli 1985, 189-195: „Sigillo delle mie singolari abitudini espressive," „impronta del mio linguaggio." S. dazu noch U. Bultrighini, Crizia e Alcibiade, 1999, 57-58. K. Ziegler 1967, 53. S. dazu U. Bultrighini 1999, 217-221.

"5

Diod. Sic. 13,382: „All diese Veränderungen veranlaßte Theramenes, ein Mann, der ein geordnetes

"^ 7

Leben führte, und von dem man glaubte, daß er die anderen an Klugheit überrage, denn als einziger riet er zur Rückberufung des Alkibiades, dem die Athener ihren Wiederaufstieg dankten, und führte zum Besten seiner Vaterstadt auch viele andere Neuerungen ein, weshalb er nicht geringe Anerkennung fand"; 13,422: „Überdies riet ja auch der damals führende Politiker Theramenes, ein Mann, der wie kein anderer im Ruf besonderer Klugheit stand, dem Volk, Alkibiades heimzurufen"; Nepos Alc. 5,4; W. Nestle 1948, 260-261; G. E. Pesely 1983, 181. Die These, daß Kritias zwar der ‚Partei des Theramenes', nicht aber den Vierhundert angehört habe, ist jedoch unwahrscheinlich: E. L. Schleicher 1877, 26 Anm. 74. Xen. Hell. 2,3,15. W. Nestle 1948, 260.

34

Kritias und die DreiBig Tyrannen

OU γάρ πως ἦν τοὔνομ᾽ ἐφαρμόζειν ἐλεγείῳνῦν δ᾽ ἐν ἰαμβείῳ κείσεται οὐκ ἀμέτρως. „Und jetzt werd’ ich, des Kleinias Sohn, den Athener bekrünzen -- in neuen Weisen

preisen Alkibiades — denn dem elegischen Maß der Name nimmer sich fügte — jetzt im

iambischen Maß ruht er und passet hinein.“'” „Wie albern! wie abgeschmackt!“ So schreibt Müller-Strübing und setzt fort: „Der sonst so geistreiche Mann muB einen argen moralischen Katzenjammer gehabt haben, als er solches Zeug schrieb, und wie ich ihn zu kennen glaube, wird er es seinem alten Rivalen niemals verziehen haben, daß er sich in dieser Weise nutzlos vor ihm gedemütigt hatte." Gabriel Adeleye sieht in Kritias ebenfalls keinen Freund des Alkibiades. „Nor is there any evidence of co-operation between the two after Critias’ two proposals." Zwar waren

beide Politiker

Schüler des Sokrates,"' doch sobald sie glaubten, den anderen Zuhörern

etwas vorauszuhaben, sprangen sie sogleich von Sokrates ab und gingen in die Politik." Schon im Sokrateskreis hatte es eine gewisse Rivalität und Spannung zwischen Kritias und Alkibiades gegeben." Wenn es richtig ist, was Plutarch erzählt, hat Kritias später unter der Herrschaft der DreiBig Lysandros aufgefordert, Alkibiades aus dem Wege zu räumen.'” Die Dreißig mußten in Alkibiades den gefährlichsten Gegner erblicken und ächteten ihn, zogen sein Vermögen ein und vertrieben seinen Sohn aus Athen.'” Es ist anzunehmen, daB Kritias kein Anhänger des Alkibiades, jedoch fähig war, mit ihm zusammenzuarbeiten. Wäre Kritias ein Freund von Alkibiades gewesen, so hätte er seinen Dienst bei der Rückberufung wohl nicht so stark betont. Er hatte jedoch allen Grund, Alkibiades zu stützen, um ihn ans Ruder zu bringen. Er sah in ihm eine mögliche Alternative zur Demokratie, da Alkibiades der einzige war, der eine allzu rasche

Wiederherstellung der Demokratie hemmen konnte. 1.3.4

DIE VERBANNUNG

Kritias wurde vor dem ArginusenprozeB, wahrscheinlich zur Zeit und im Zusammenhang mit dem zweiten Sturz des Alkibiades, auf Betreiben des Kleophon verbannt.'” Er befand sich in der Zeit des Arginusenprozesses „in Thessalien bei Prometheus, um diesen bei der Einrichtung der Demokratie zu unterstützen und die Penesten gegen die Despoten zu

"7

wSKritias B 4.

7" »* P9! 707 '

H. Müller-Strübing 1890, 110. G. Adeleye 1974, 5. Xen. Mem. 1,2.12-48. Xen. Mem. 1,2,16. Plat. Prot. 336d; H. Müller-Strübing 1890, 109, Anm. 1: „Solche kleine Züge sind bei Platon immer charakteristisch, und nie bedeutungslos eingefügt."

7^ B5

Plut. Alk. 38; H. Müller-Strübing 1890, 110. Isokr. 16,45; F. Taeger 1943, 222.

"7^

R. Seager 1967. 6-18.

,'

Arist. Rhet. 1, 15, 1375b; Xen. Hell. 2,3,15.

Die Struktur der DreiBig

35

bewaffnen."^"* Die von Xenophon zitierte Rede des Theramenes ist nicht unsere einzige Quelle für die Verbannung des Kritias, jedoch die einzige für seine angebliche „demokratische“ Vergangenheit. In den Memorabilien schreibt Xenophon nur, Kritias sei nach seiner Flucht nach Thessalien dort mit Menschen zusammen gewesen, denen Gesetzlosigkeit mehr bedeutete als Gerechtigkeit."" Unsere dritte Quelle, die Biographie von Philostratos, hält eher das Gegenteil für richtig, daB die Thessaler durch Kritias

verdorben wurden.'^ Zu welchen Kreisen der eben erwühnte Demagoge Prometheus gehórte, mit dem sich Kritias verband, wissen wir nicht. Wir erfahren nur noch von einem mißglückten Attentat

auf ihn."' Plutarch erwähnt, daß einer, der ihn töten wollte, ein Geschwür des Prometheus durchstach und ihn so rettete. Nach einer Anekdote bei Cicero und Valerius Maximus war dieser Mordversuch an lason von Pherai verübt worden.'“ Aus diesem Grund setzen D. Wyttenbach und F. Pahle Prometheus mit lason gleich." Daß lason aber nicht mit Prometheus identisch sein kann, liegt, abgesehen von allen anderen Gründen, allein deshalb auf der Hand, weil Prometheus 406 v. Chr. politisch tätig gewesen ist; lason aber war noch

um 370 v. Chr. ein Mann in der Vollkraft seiner Jahre.'^ Es bleibt aber die Frage, worum der Kampf des Prometheus und Kritias ging. Wollten

sie eine demokratische Revolution'* oder eine Hoplitenpoliteia, eine Oligarchie'” oder

sogar eine Tyrannis einrichten?'* Folgende Personen bzw. Gruppierungen, die an die Macht hätten kommen sollen, sind vorgeschlagen worden:

Xen.

® ^?

Hell. 23,36:

Ἐν Θετταλίᾳ

μετὰ Προμηθέως

δημοκρατίαν

κατασκεύαζε

καὶ τοὺς πενέστας

ὥκλιζεν ἐκὶ τοὺς δεσπότας. Xen.Mem. 12,24. Philostrat. V. soph. 1,16,502: Βαρυτέρας δ᾽ αὐτοῖς ἐποίει τὰς ὀλιγαρχίας διαλεγόμενος toic ἐκεῖ δυνατοῖς

καὶ

καθακτόμενος

μὲν

δημοκρατίας

ἀκάσης.

διαβάλλων

δ᾽

᾿Αθηναίους,

ὡς πλεῖστα

ἀνθρώπων ἁμαρτάνοντας, ὥστε ἐνθυμουμένῳ ταῦτα Κριτίας ἂν εἴη Θετταλοὺς διεφθορὼς μᾶλλον À Κριτίαν Θετταλοί.

^ "5

Plut. De inimic. util. 6, Mor. 896. Cic. De nat. deor. 3, 70; Val. Max. 1,8 ext.; Plin. N. H. 7,166.

M^ "5

Xen. Hell. 6.1.6; J. Beloch 1897, 251 Anm. 2. Xen. Hell. 2.3,36; F. Dümmler 1892, 266.

"^

HT. Wade-Gery

'

p Wyttenbach 1830, 500-501: F. Pahle 1866, 530-536. 1958, 271-292 = 1945, 19-33.

V!

Philostrat. V. soph. 1,16,502.

^

F. Pahle 1866, 530-533.

36

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Skopaden

W. Nestle'^

Aleuaden

M. Sordi, U. Bultrighini'”

‚Hopliten’ in Larisa lason = Prometheus Lykophron Lykophron = Prometheus

H. D. C. G.

Prometheus, ein

E. Meyer'”

T. Wade-Gery'” Wyttenbach, F. Pahle'? Mossé, S. Sprawski'? Adeleye'“

Vorgänger Lykophrons

Die Identifizierung des Prometheus mit Lykophron kann nicht zutreffen, da wir überhaupt keine Quellen haben, die diese Gleichsetzung begründen würden. Die Idee der Hoplitenpoliteia in Thessalien wird mit einer Schrift gestützt, die unter dem Namen des Herodes Atticus überliefert ist." Nach Wade-Gery ist Kritias der Autor der Rede, und in ihrer Konzeption spiegele sich die politische Doktrin des Theramenes.'” Wade-Gerys Hypothese ist von Alexander Fuks scharf kritisiert worden." Fuks' Meinung nach gibt es keine Beziehung zwischen der Rede und der Tütigkeit des Kritias in Thessalien. Die Rede spiegele nicht das Programm des Theramenes und das in der Rede angesprochene gesellschaftliche Modell unterscheide sich von der politischen Praxis des Kritias. Hätte es in Thessalien einen Versuch gegeben, eine Hoplitenpoliteia einzurichten, so hätte ihn Kritias sicher nicht unterstützt. Es ist anzunehmen, daB Kritias weder die Aleuaden noch die Skopaden unterstützen wollte. Claude Mossé betont mit Recht, daB Kritias nach Xenophon die Penesten gegen die Despoten bewaffnete und daB diese Despoten alte thessalische Adelsgeschlechter waren: die Aleuaden, die Skopaden und die Familie von Menon. Der Grund hierzu für Kritias war wohl der, daß der thessalische Adel mit der athenischen Demokratie verbündet war und er "

W. Nestle 1940, 402, Anm. 15: „Daß dies die von Kritias (fr. 8,1) bewunderten adligen Skopaden waren,

» "' '*5 '3

wie auch Philostratos (A 1) annimt, ist viel wahrscheinlicher, als daB er die Penesten gegen ihre Herren bewaffnete, wie Xen. Hell. 2, 3, 36 den Theramenes ihm vorwerfen läßı.“ M. Sordi 1958, 141-146; M. Sordi 1999, 100; U. Bultrighini 1999, 217, Anm. 559. H.T. Wade-Gery 1958, 280; J. S. Morrison 1942, 65—66. D. Wyttenbach 1830, 500—501; F. Pahle 1866, 532; J. J. Reiske - G. Xylander 1777, 332. C. Mossé 1961, 354-355 Anm. 6; C. Mossé 1969, 122 Anm. 3. S. Sprawski 2004, 446: „If the activities of Prometheus and Critias had any sort of connection with Lycophron, even so they werw certainly of no use to him in establishing a tyranny in Pherae."

'*

G. Adeleye

'5

Prometheus." E. Meyer 1909, 251: „Möglich ist es, daB er nach Pherae gehört und ein Vorgänger Lykophrons war.“

1977/1978, 67: „Lycophron,

*

E. Drerup 1908; U. Albini 1968.

57 ""

Ἢ Τὶ, Wade-Gery 1958, 271-292. A. Fuks 1956, 47-50.

who was probably Jason's father, may be the so-called

Die Struktur der DreiBig

also

als Oligarch

dessen

Macht

gebrochen

sehen

37

wollte.

Er

unterstützte

aller

Wahrscheinlichkeit nach den Versuch, eine Tyrannis zu begründen, der die Penesten zur Empörung brachte. Ob dieser Tyrann Lykophron, und Prometheus nur einer seiner Geführten war, oder ob Prometheus als Vorgünger Lykophrons eine eigene Tyrannenherrschaft einrichten wollte, können wir nicht entscheiden. Kritias' Absicht mit der Bewaffnung der Penesten war alles andere als demokratisch. Theramenes wollte wohl, indem er Kritias einer ,demokratisch-revolutionüren' Tätigkeit in Thessalien bezichtigte,

den Vorwurf vergelten, er selbst sei ein Kothurn.'^!

‘Demokratie’

wird in der einschlägigen Xenophon-Stelle'? als ein Schimpfwort

benutzt. Eine derartige Bedeutung des Wortes paßt zu Xenophons Redeweise. Er benutzt das Wort fast immer im negativen Sinne. Charakteristisch ist, was er über Mantineia schreibt: „Und da sie wieder eine aristokratische Verfassung hatten und dafür die Bürde der

Demagogen los waren, so waren sie mit dem Geschehenen zufrieden.“'® Die Demokratie wird von Xenophon immer in einem Atemzug erwühnt mit Demagogen, Sykophanten, Armen, Hybris und Verrat."^ Er gibt jedoch eine neutrale Definition der Demokratie: „Einen Staat, in welchem sich die Behörden aus denen zusammensetzen, welche die Gesetze aufstellen, hielt er (d. h. Sokrates) für eine Aristokratie, einen, der sich nach dem

Vermógen richtet, für eine Plutokratie, einen Staat, an dem alle beteiligt sind, nannte er Demokratie." Es ist kaum anzunehmen, daß Xenophon Kritias für den Vorkämpfer einer solchen Gesellschaft hielt. Er malt Kritias in den dunkelsten Farben, weil der Tyrann ein Feind des Sokrates war und seine frühere, freundlichere Beziehung zu Sokrates als ein Anklagepunkt gegen den

Meister benutzt worden ist." Es lag also nicht nur in Theramenes', sondern auch in Xenophons Interesse, auch aus Kritias einen Kothurn zu machen.

Xen. Hell. 2.3,36; C. Mossé 1961, 354-355; 1969, 122-124; F. Pahle 1866, 531 Anm. 2.

U. von Wilamowitz-Moellendorff 1959, 88. Übrigens will ich hier nebenbei bemerken, daB es schon früher eine gewisse Beziehung zwischen Athen und thessalischen Penesten gab. Als zwischen Athen und Thessalien Spannungen herrschten, hat der athenische Gesandte Amynias in Pharsalos geheime Verhandlungen mit den Penesten angeknüpft (424/423 v. Chr.), Ar. Vesp. 1267 ff.; Nub. 686 ff.; Eupolis Poleis fr. 299 CAF = 222 PCG; E. Meyer 1909, 250. S. dagegen D. M. MacDowell 1971, 297: „The passage does not prove that Amynias really intrigued with them when was in Thessaly." Xen. Hell. 2,3,31; W. Nestle 1948, 307. Xen. Hell. 2.3,36. Xen. Hell. 5.2.7. Xen. Mem. 1.2.12; 4,2,36-37; Hell. 2,3,12; 4,8,27; 7,4,15; Kyr. 1.1.1. Xen. Mem. 4,6,12. Xen. Mem. 1,2,12-48; W. Nestle 1948, 448—450: „Seine Darstellung des Kritias ist gehässiger als die des Platon und Aristoteles und steht im Dienst der Verteidigung der Sokratik im Blick auf die restaurierte Demokratie."

δ

δ



ὃ ἃ 5

!*?

38

Kritias und die DreiBig Tyrannen

1.3.5

DIE, METAMORPHOSE"*

Kritias war nie ein Demokrat. Daß in ihm wie in Alkibiades der Widerwille gegen die Demokratie nicht geringer war als bei einem Thukydides Melesiu, Sokrates, Platon,

Antisthenes und Aristoteles," sieht man an seinen Schriften, die ohne Zweifel zum größten Teil vor der Verbannung verfaßt worden sind, keinesfalls später, denn in den acht Monaten seiner Gewaltregierung hatte er dazu keine Muße.'“ Er lobte Sparta und Kimon, da dieser ein Spartanerfreund war (VS B 6; 8; 32-37; 52). Kimon

„schätzte das Wachstum

seiner

Vaterstadt minder hoch als den Nutzen der Lakedaimonier“.'” Es ist schon die Stimme des Politikers, der in der Zeit der DreiBig unter der Agide Lysanders eine Tyrannenherrschaft einrichtete. Er tadelte die führenden Persónlichkeiten der Demokratie Themistokles und Kleon (VS B 45) und empfand HaB gegen Archilochos, einen Dichter von niedriger Herkunft (VS

B 44).

Er war durchaus

konservativ,

wenn

es richtig ist, was

Platon

im

‚Timaios’ und im ‚Kritias’ erzählt, und hätte gern die Theorie in die Praxis umgesetzt."

Für Kritias war die Demokratie „eine untragbare Verfassung“.'”' Es fehlt jedoch ein wichtiges Element, damit das Porträt des späteren Tyrannen vollständig wird: die Gewalt. Es ist rein hypothetisch, was Claude Mossé schreibt: „Si Critias est le modèle du Calliclés de Platon, il ne pouvait qu'avoir de la sympathie pour un

tyran, et le choix des moyens lui importait peu.“'” Ist das angebliche Fehlen der Gewalt ein Beweis dafür, daB Kritias früher ein gemäßigter Oligarch war? Gibt es demzufolge bei Kritias eine Entwicklung von einer gemäßigten zu einer radikalen Haltung? Es gab drei verschiedene Phasen in Kritias’ Leben. In der erste Phase schrieb er als Theoretiker, wollte aber nicht am politischen Leben teilnehmen. Die wichtigen Komponenten seiner politischen Theorie waren jedoch ausgeprägt: Antidemokratie und Freundschaft zu Sparta. Sein erstes politisches Auftreten war — wenn meine Ansicht richtig ist - die Mitgliedschaft in der Reihe der Vierhundert. Als diese Regierung gestürzt wurde, hat er alle seine Hoffnungen in zwei Politiker, auf Theramenes und Alkibiades, gesetzt. In dieser Phase seiner politischen Entwicklung erwartete er die Verwirklichung seiner Ideen durch andere Politiker, doch unterstützte er schon persónlich die Bestrebungen des Alkibiades und Theramenes.'” Er konnte sich noch nicht in den Vordergrund spielen. Nach dem zweiten Sturz des Alkibiades arbeitete er mit Prometheus zusammen, um eine Tyrannis einzurichten. Seine zwei Grundprinzipien, den HaB auf die Demokratie und die 67

""

W. Nestle 1948, 269.

W. Nestle 1948, 270.

'"

"S Kritias B 52; Plut. Kimon 16; U. Bultrighini 1999, 124—149.

I" ""

Plat. Tim. 26c. Über das Archilochosfragment s. W. Nestle 1940, 409-410. Xen. Hell. 2,3.25.

'"

(C. Mossé 1961, 355 Anm. 6. S. dazu K. R. Popper 1957, 414: „In Platons Werk sind Kallikles und Thrasymachos die typischen Gestalten. Historisch stehen ihnen vielleicht Theramenes und Kritias am nächsten und vielleicht auch Alkibiades, dessen Charakter und Taten sich jedoch nur schwer beurteilen lassen."

'?

„Wie

er zuerst

versuchte,

mittels der bestehenden

Staatseinrichtungen

Alkibiades ans Ruder bringen, haben wir gesehen." W. Nestle 1948, 269.

emporzukommen

und den

Die Struktur der DreiBig

39

Lakonenfreundlichkeit, konnte er weder mit Hilfe der Vierhundert noch mit Hilfe des Alkibiades, Theramenes oder des thessalischen Tyrannen gänzlich umsetzen. Deswegen hat er sich entschieden, persónlich das Ruder zu übernehmen. Nicht die Theorie, sondern die Praxis hat er in Thessalien gelernt. Die Gewalt, mit der die DreiBig Tyrannen herrschten, hatte weder in Athen noch in Sparta ein Vorbild, wohl aber in Thessalien, wo das Land in schwere Wirren und Kämpfe gestürzt worden ist."* Die politische Praxis in Thessalien war

besonders gewalttätig.'”” Mordanschläge und Terror gehörten zum Alltag. Dazu kommt noch, daB die thessalischen Oligarchen und Tyrannen unter dem Einfluß der Sophisten Gorgias und Thrasymachos standen; so wurde ihnen eine theoretische Basis für ihre Gewalttaten geliefert. Nur in diesem Sinne stimmt, was Nestle schreibt: „In der Verbannung in Thessalien also, unter dem EinfluB des Gorgias und Thrasymachos ist Kritias der Tyrann geworden, als den ihn aus seiner darauf folgenden kurzen Regie-

rungszeit die Geschichte kennt.“'”

Kritias hat, soviel wir wissen, seine politischen Ideen grundsätzlich nicht geändert.'” Er hat aber die Theorie in die Praxis umgesetzt, und zwar in drei Schritten. Erst betätigte er sich als Poet und Theoretiker. Dann unterstützte er die Politiker, die seiner Meinung nach diese theoretischen Vorstellungen am besten verwirklichen konnten. Er war ein gleichgestellter Mitkämpfer des Alkibiades, Theramenes und Prometheus, nicht ihr untergeordneter Anhünger. SchlieBlich wollte er in der Zeit der DreiBig Athen selbst beherrschen. Er sagte Theramenes: „Wenn du dir aber einbildest, daß wir, weil wir dreißig sind und nicht einer, auch nur den leisesten Grund hätten, um diese Herrschaft weniger als

um eine Tyrannis besorgt zu sein, so bist du einfältig.“'* Daraufhin hat er Theramenes und angeblich Alkibiades umgebracht. Er wollte 0 πρῶτος ἀνήρ werden. Er hat sein Ziel in dem Sinne erreicht, daB er gemeinsam mit Charikles in Athen herrschte. Wir sollten seinem ehemaligen Mitschüler an diesem Punkt durchaus Glauben schenken, daB Kritias nicht erst zur Zeit der Oligarchie, sondern auch zur Zeit der Demokratie

„als der haBerfüllteste Gegner des Volkes bekannt νναγ

'"

E. Meyer 1909, 249.

"3 "^

Xen. Hell. 6421-37. W. Nestle 1948, 316.

'" 9

Xen. Hell. 2,3,16. Xen. Hell. 2,3,47.

U. Bultrighini 1999, 13 schreibt über die „granitica coerenza di Crizia."

2 21

DIE HOPLITEN IN ATHEN DER PREIS EINER PANOPLIE

Die Mitglieder der 3000 im Jahre 403 v. Chr. sollten - zumindest im Prinzip — nach dem Hopliten-Zensus ausgewählt werden.' Nach dem solonischen System werden sie ein Einkommen von mindestens 200 Medimnoi Wert gehabt haben. Welchem Geldwert aber die 200 Medimnoi am Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. entsprachen, wissen wir nicht genau.’ Wenn die Textünderung von Wilcken zu Plutarch, Solon 23,3 zutrifft, sollten 200 Medimnoi 200 Tieren bzw. 200 Drachmen gleichgesetzt werden.’ Da man im Jahre 594 in Athen keine Münzen

benützte (und wahrscheinlich auch noch nicht um 570—565),* mußte

eine Drachme ein entsprechendes Silbergewicht bedeuten." Sokrates, einer der 3000, war sprichwörtlich arm. Trotzdem hat er an zwei Feldzügen als Hoplit teilgenommen^ und ist Mitglied der 3000 geworden. Er hatte also kein Vermógen, besaB aber eine Hoplitenrüstung. Die Rüstung kann er freilich durch eine Erbschaft von seinem Vater Sophroniskos erhalten haben, der nach den Angaben von Demetrios

von Phaleron

und

Libanios keinesfalls arm war. 70 oder 80 Minen

(7-8000

Drachmen) betrug die Summe, die er bei seinem Tode dem Sokrates hinterließ.’ Demetrios behauptet, „daß Sokrates nicht nur ein eigenes Grundstück besessen habe, sondern auch 70 Minen, die bei Kriton auf Zinsen angelegt waren." Das Geld hat er aber angeblich verloren. ,,Einer seiner Altersgenossen erhielt von ihm diese Summe zur Unterstützung für sein Geschäft, und als er mit diesem Geschäft Unglück hatte, nahm Sokrates schweigend

)

Nach der Meinung von F. Humis (1991, 224) spielten bei der Auswahl der 5000 im Jahre 411 nicht nur

?

die Eigentumsverhältnisse eine wichtige Rolle. S. dazu B. Bleckmann 1998, 375: „Daraus hat die oligarchische Bewegung 404 die Lehre gezogen, daB sie die Zahl von Dreitausend reduzierte und dabei de facto das Vermógenskriterium ausklammerte, um die Zugehórigkeit zum Kreis der Vollbürger allein von der politischen Zuverlässigkeit und dem Einverständnis, die Exklusivität um jeden Preis aufrechtzuhalten, abhängig zu machen ...“ S. dazu noch ἢ. Heftner 1999, 225. AP74.

! — Eig μέν ye τὰ τιμήματα τῶν θυσίων λογίζεται πρόβατον καὶ δραχμὴν ἀντὶ μεδίμνον.

liest U. Wilcken 1928, 236 οὐσίων, s. M. Chambers 1990, 171.

Anstatt θυσίων

|

*

J. P. van der Vin 2000, 152: „This would mean that around 565—560 BC Athenians had the opportunity

* *

to become to acquainted with the new medium of exchange - via Aigina and from Corinth and perhaps even from Asia Minor -- and that they discovered that it was lucrative to produce their own coins. It is conceivable, though impossible to prove, that the idea came from Peisistratos himself.“ Ebd. 153: „The heraldic coins were certainly in use in Athens at the time of Peisistratos." M. Chambers 1990, 171. Im Jahr 432 und 424, Plat. Symp. 219e; 221a; L. Rossetti 1987, 430.



Demetrios Phalereus Fr. 95 (Wehrli) = Plut. Arist. 319,19; Libanios 17 (Rogge 23); L. Rossetti 1987, 430.

*

Plut. Arist. 1,9.

42

Kritias und die DreiBig Tyrannen

die Sache hin." Das Erbe einer Rüstung des Vaters betrachtet A. M. Snodgrass als unwahrscheinlich, weil „the need for an exact fit, especially with the Corinthian helmet but also with the corslet and even the shield, must have made it impossible in many cases." Selbst wenn die Geschichte über Sophroniskos' Reichtum nur als Legende von interessierter Seite betrachtet werden kann, konnte Sokrates die Rüstung wohl kaufen, und zwar in der Zeit, bevor er sein Vermógen angeblich verloren hat. 404 v. Chr. war er aber schon seit langem arm, und angeblich hätte er wegen seiner Armut kein Mitglied der 3000 werden kónnen. Er kann das volle Bürgerrecht unter der Regierung der DreiBig Tyrannen dennoch erhalten haben, weil er durch seine antidemokratischen Parolen, die er auch in der Zeit der Demokratie in Athen ganz offen propagierte, bekannt war." Doch ist die Frage zu beantworten, wie teuer die Hoplitenwaffen waren. So kann geschátzt werden, welche Geldsumme ein athenischer Bürger brauchte, um die Rüstung zu kaufen. Die Epheben erhielten im 4. Jh. v. Chr. von der Stadt Schild und Speer," die anderen Waffen muBten aber gekauft werden. Wir wissen nicht, ob diese Praxis auch im 5. Jh. v. Chr. üblich war, aber auch in diesem Fall muBten die Bürger für Helm, Schwert, Brustpanzer und eventuell für die Beinschienen zahlen. Die Waffen waren in Athen nach Snodgrass’ Meinung billig, W. K. Pritchett sah es aber anders." Er stellte alle uns * Libanius 17. " — A. Snodgrass 1967, 59. " F. Hurnis Meinung nach (Mus. Helv. 48, 1991, 224) spielten bei der Auswahl der 5000 im Jahre 411

"

nicht nur die Eigentumsverhältnisse eine wichtige Rolle: „Dans une circonscription qu'ils connaissaient, les katalogeis repéraient aisément les plus riches, et pour les zeugites, ils pouvaient faire une interprétation assez souple de la formule qui leur servait de consigne, les exclus n'étant pas nécessairement les plus pauvres, mais ceux qu'ils n'avaient pas jugé bon de recommander." Dagegen s. W. Nippel 1980, 95: „Die Dreitausend. Wie man zu dieser Zahl kam, ist nicht auszumachen; es handelt sich um eine Gruppe wahrscheinlich ziemlich vermógender Bürger, die jedenfalls erheblich kleiner ist als die Schicht der Hopliten insgesamt." Der arme Sokrates paBt aber nicht ins Bild hinein. AP 424. S. dazu S.-G. Gröschel 1989; W. T. Loomis 1998, 58-59.

P

A. Snodgrass 1967, 107: ,,Weapons were not expensive." W. K. Pritchett 1956, 307: „Our evidence is scattered, but we can safely conclude that weapons were not cheap." W. Nippel 1980, 80, Anm. 20 meint, daB die Gruppe derjenigen, die sich selbst ausrüsten konnten, 411 v. Chr. erheblich kleiner war als die Gruppe derjenigen, die den Zeugiten-Zensus erreichten. Bei der Expedition nach Sizilien war ein Teil des athenischen Hoplitencorps anscheinend vom Staat ausgerüstet worden, s. P. Vidal-Naquet 1968, 172, mit der Anmerkung 59. Die deutsche Fassung des Artikels: Die Tradition des athenischen Hopliten, in: P. Vidal-Naquet 1989, 87-104, insbesondere 97: „Ein sehr wichtiger Punkt ist offensichtlich die Einreihung der Theten unter die Hopliten, was voraussetzt, daB der Staat die Waffen stellt, wie er den Trierarchen Schiff und Takelage zur Verfügung stellte. Wir sind über diese Eingliederung im Grunde sehr schlecht unterrichtet, doch weiB man, daB Theten als epibates (Hopliten auf den Schiffen) an der Sizilischen Expedition teilgenommen haben (Thuk. 6,43)" Und weiter in der Anmerkung 30: „Der Unterschied zwischen diesen Hopliten und jenen, die im «Katalog» verzeichnet sind, bleibt indes bestehen. Harpokration s.v. thetes kai theorikon zitiert ein Fragment des Antiphon («er sagt, man solle alle Theten zu Hopliten machen»), ohne daB man erfáhrt, wer eigentlich das Subjekt des Satzes ist und was er wirklich bedeutet; zur Zeit des Peloponnesischen Krieges jedenfalls handelte es sich um eine Neuerung. denn im Gastmahl des Aristophanes, ebenfall bei Harpokration zitiert, wird darüber diskutiert." S. dazu Aristophanes, AaitaAfe fr. 248 Kassel - Austin (232 Kock), Harp. p.155,16 Dind.: Eig τέσσαρα διηιρημένης καρ᾽ ᾿Αθηναίοις τῆς πολιτείας οἱ ἀπορώτατοι ἐλέγοντο θῆτες ... ὅτι 66 οὐκ ἐστρατεύοντο. εἴρηκε καὶ ᾿Αριστοφάνης ἐν Δαιταλεῦσιν.

Die Hopliten in Athen

43

bekannten Stellen über Preise von Waffen zusammen. Die Quellen sind nur fragmentarisch erhalten, aber sie überbrücken eine Zeitspanne von mehr als 120 Jahren. Die erste Quelle ist

der ‚Frieden’ des Aristophanes (422/421 v. Chr.).'* Er bietet uns die folgenden Preise: θώραξ

1000 Dr.

Brustpanzer

σάλπιγξ

60 Dr.

Trompete

κράνος

50 Dr.

Helm

Die zeitlich nüchstliegende Quelle ist die Konfiskationsliste von den Hermokopiden (414 v. Chr.).?

δόρυ ἄνευ στύρακος

1 Dr. 4 Ob.

Lanze ohne Lanzenschuh'*

δοράτιον

2 Dr. 5 Ob.

kleine Lanze

Die letzte ist eine Inschrift aus Keos (Anfang des 3. Jh. v. Chr.);"

τόξον

7 Dr.

Bogen

τόξον καὶ φαρέτρα

15 Dr.

Bogen mit Pfeilbehälter

λόγχῃ

3.3 Ob.

Lanzenspitze bzw. Lanze

κοντός

2 Dr.

Speer

ἀσκίς

20 Dr.

Schild

περικεφαλαία

6 Dr.

Helm"

Die Preise hat der Komödiendichter Aristophanes dem Zusammenhang nach wohl übertrieben, wir wissen aber nicht, in welchem Maße. Wir kennen nämlich den Wert der Beinschiene bzw. des Schwertes und den realen Preis des Brustpanzers überhaupt nicht (die 1000 Drachmen für einen Brustpanzer sind im Vergleich zu den 20 Drachmen für einen

^ 5

Ar. Pax 1224; 1240; 1251. W. K. Pritchett 1956, 307; W. T. Loomis 1998, 58. IG? 422266-7.

*

Der

US

Lanzenschuhe: s. Antikensammlung Berlin, Ol. 7452 (20,5 cm); Ol. 7693 (20,2 cm); Ol. 10119 (29 cm.). IG XII, 5,647,28-31.

"

Lanzenschuh

ist das

untere

Ende

des

hölzernen

Lanzenschaftes.

In

Olympia

gefundene

IG XII, 5,647,30-31: kataxaAtaeétni ἀνδρὶ περικεφαλαίαν, κόντον, FF, τῶι δευτέρωι xóvtog (ov), FF. 1 περικεφαλαία = l'FFF - FF = 6 Dr. S. dazu aber S.-G. Gróschel 1989, 35: „Aufgrund des Zeugnisses der keischen Inschrift kónnte man versucht sein, die Kosten einer kompletten Rüstung für die erste Hälfte des 3. Jhs. zu errechnen. Immerhin sind die Preise für Speer, Schild und Helm (Gesamtkosten ca. 30 Drachmen) angegeben, und die Ausgaben für Panzer, Beinschienen und Schwert müBten irgendwie erschlossen werden. Eine solche Überlegung würde jedoch in die Irre führen. Sämtliche genannten Waffen sind nämlich Wettkampfpreise für Agone von Leichtbewaffneten, Bogenschützen, Akontisten und Katapultschützen."

44

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Schild doch völlig unhaltbar).'” Es ist aber auch nach den bekannten Angaben freilich zu sagen, daB eine Hoplitenrüstung für einen athenischen Durchschnittsbürger in der Zeit des Peloponnesischen Krieges ziemlich teuer war, und wenn in einer Familie außer dem Vater noch die Sóhne die Waffen brauchten, waren sie kaum zu bezahlen. Für einen Sóldner der

Zeit, der jeden Tag 1 Dr. Sold bekam, waren aber die Preise nicht zu hoch.” Wenn nicht nur Preise der einzelnen Waffen, sondern die der vollständigen Rüstungen untersucht werden, wird sich auch das Gesamtbild der Waffenpreise in gewissem Maße veründern. Die erste Angabe über den Wert einer angeblichen Hoplitenrüstung stammt von Homer (Il. 6,234-236.):

„Da nahm Zeus, der Kronide, dem Glaukos die klare Besinnung, DaB er die goldene Wehr mit Tydeus' Sohn Diomedes

Gegen die eherne tauschte, als nähm er neun Stiere für hundert.““”' Die vergoldete Rüstung des Glaukos war hundert Rinder wert, die bronzene des Diomedes aber nur neun.? Bemerkenswert ist der Vergleich dieser Angaben mit den anderen homerischen Preisen.

'" . S. dazu S.-G. Gröschel 1989, 34: „Aristophanes sucht offenbar mit seinen Übertreibungen ein Kriegsgewinnlertum anzuprangern, das die während des Krieges zwangsläufig gestiegene Nachfrage nach Waffen zu Preiserhóhungen ausgenutzt hatte. Die Preisangaben bei Aristophanes sind also nicht allzu hilfreich. Abgesehen davon, daß ihre absolute Höhe nicht zutreffen dürfte, läßı sich auch das Verhältnis der Preise zueinander nicht genauer bestimmen."



:

?

A. Snodgrass 1967, 107. Über die Lebensunterhaltskosten s. S.-G. Gröschel 1989, 36-37. Im 4. Jh. v. Chr. kostete | Medimnos Gerstenmehl 4 Drachmen, | Medimnos Weizen 6 Drachmen, s. IG I? 13562 und 21; 1358,45 und 50; Ps.-Aristot. Oikonom. 1347a 33. Der Preis eines Schafes oder einer Ziege war 12 Drachmen, IG II^ 1358, 50; 51. Sämtliche athenische Arbeitslöhne und Lebensunterhaltkosten wurden von W. T. Loomis 1998, 261—320 zusammengestellt. "Ev8' αὖτε Γλαύκωι Κρονίδης φρένας ἐξέλετο Ζεύς. óc πρὸς Τυδείδην Διομήδεα τεύχε᾽ ἄμειβε ἰχρύσεα χαλκείων, ἑκατόμβοι᾽ ἐννεαβοίων. Die Episode hat eine unerschöpfliche Literatur, die mit Platon (Symp. 219a) beginnt. Die weiteren Stellen: Arist. Eth. Nic. 1136b 9-14; Ael. V. H. 4.5; Heliod. 7.10.5: 9.2.1; Manethon Apotelesm. 5.22: Plut. Mor. 1063F; Psellos Scripta min. 69,5; Them. 11,151B; Aul. Gell. N. A. 2,23,7; Cic. Att. 6,1.22; Hor. Sat.1.7,16-18: Mart. 9,94,3—4; Plin. N. H. 33,37; Plin. Ep. 5.2.2. Von der neueren Literatur s. M. Maftei 1976; W. M. Calder III 1984, 31-35. Mit der Interpretation von William Calder III bin ich völlig einverstanden. Es ist zu bemerken, daß nach dem Scholiast' (Schol. 6.326b) lediglich wegen metrische Gründe anstatt

10 nur 9 Rinder im Vers stünden: κεκώλυται δὲ ὑπὸ τοῦ μέτρου εἰπεῖν δεκαβοίων. Über die Bedeutung der τεύχεα s. G. S. Kirk 1990, 190: «τεύχεα regularly implies the whole set of armour, not just the defensive armour." Über die Preise der Waffen s. G. S. Kirk 1990, 191: „That gold armour was worth over ten times as much as bronze seems credible."

Die Hopliten in Athen

45

.goldene Troddel

100 Rinder

Il. 2,449

Sklave (Lykaon)

100 Rinder

Il. 21,79

Sklavin (Eurykleia)

20 Rinder

Od. 1,431

Dreifuß

12 Rinder

Il. 23,703

Rüstung des Diomedes

9 Rinder

Il. 6,236

Sklavin

4 Rinder

ll. 23,705

Lykaon war ein Prinz, dadurch läßt sich sein extrem hoher Preis erklären. Die einfache Bronzerüstung des Diomedes war also etwa 2 billige Sklavinnen wert. Da wir Preise von Sklaven und Rindern auch ans Athen kennen, können wir die homerischen Angaben umrechnen. Ein solcher Versuch ist freilich nur von beschränktem Wert, weil sich in mehr als 300 Jahren nicht nur die Preise, sondern auch die Preisverhältnisse sehr verändert haben. Der Vergleich wird hier dennoch unternommen, um zu illustrieren, wie ein athenischer Hörer dieser Homerstelle die Preisrelation vielleicht empfunden haben mag. Das Ergebnis ist bemerkenswert. Die niedrigsten Preise von athenischen Sklaven 414 v.

Chr. faßt Pritchett? zusammen: Karischer Junge

72 Dr.

Thraker

105 Dr.

Thraker

115 Dr.

Illyrer

121 Dr.

Thrakerin

135 Dr.

Legte man den Preis einer Thrakerin der Berechnung zugrunde, wäre die Bronzerüstung des Diomedes in Athen 414 v. Chr. 270 Dr. wert gewesen. Ein Ochse kostete zu derselben Zeit 35 Dr., die Opfertiere waren aber teurer (51

Dr.)." Mit 35 Dr. gerechnet

hätte die Rüstung des Diomedes in Athen im Jahre 414 v. Chr. einen Wert von 315 Dr. gehabt. Ein Athener hätte 414 v. Chr. 270 bzw. 315 Dr. zahlen müssen, um die Rüstung von Diomedes kaufen zu können. Die Waffen aus Eisen werden aber wesentlich billiger gewesen sein.

3 24

W. K. Pritchett 1956, 278. W. K. Pritchett 1956, 257.

46

Kritias und die DreiBig Tyrannen Mit gewisser Wahrscheinlichkeit kann man aus den Angaben des Salamis-Dekretes (IG

I? 1, 510-500 v. Chr.) daraus folgern, daß eine einfache Hoplitenrüstung um 500 v. Chr.

nicht mehr als 30 Drachmen kostete.” »Die Waffen sollen sie selbst stellen

für dreißig Drachmen. Wenn sie bewaffnet sin|d, soll der Archon die Waffen mustern.*

Lysias (16,14) stellt diese Summe mit den Reisekosten (ἐφόδια) für einen Feldzug gleich. „Als sich nun die Leute aus der Stadt vor dem Auszug versammelt hatten und ich wuBte, daB einige von ihnen zwar gute und eifrige Bürger waren, aber nicht die Mittel für

die Reisekosten (ἐφόδια) hatten, schlug ich vor, daB die Begüterten den Mittellosen das Nötigste geben sollten. Das riet ich nicht nur den anderen, sondern ich legte zwei Männern je 30 Drachmen selbst aus, nicht weil ich so viel gehabt habe, sondern um den anderen ein Beispiel zu geben.“ 'EoóÓia können aber auch Ausrüstung bedeuten, wie z.B. bei Diodoros Siculus (5,34,6): „Wenn ihre Jungmannschaft in die Blüte der Jahre eintritt, dann versehen

sich jene unter ihnen, welche über den geringsten Besitz verfügen, sich aber durch Kórperkraft und Kühnheit besonders auszeichnen, lediglich mir Mut und Waffen, sammeln sich in den schwer zugänglichen Gebirgsgegenden ...*? Für meine Argumentation bedeutet es keinen wesentlichen Unterschied, ob diese Stelle metaphorisch aufzufassen ist. Die Bedeutung der ἐφοδιάσαντες scheint mit der Lysias-Rede in Einklang zu stehen. Es folgt aus dieser Interpretation, daB die Kosten einer einfachen Hopliten-Ausrüstung sich in hundert Jahren nicht deutlich verändert haben. Es ist aber durchaus möglich, daB ein einfacher Schild am Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. in Athen preiswerter war als am Anfang des 3. Jahrhunderts in Keos. Demnach würde sich das folgende Fazit ergeben.

=

S. dazu S.-G. Gróschel 1989, 34: „Aus dem Text geht einerseits hervor, daB man sich auch billiger ausrüsten konnte, dann aber nicht dem geforderten Standard entsprochen hätte. Andererseits kann ein Gesetz nicht vom Bürger verlangen, er habe sich mit Prunkwaffen auszustatten. Reich verzierte Waffen müssen also bedeutend teurer gewesen sein als die in der Inschrift angesprochene Normalrüstung."

*

(tja δὲ (h]ózAa π[αρέχεσ]θαίι αὐτὸς : t]piá[x]ovta : Splaxuöv-) K. Brodersen - W. Günther - H. H. Schmitt 1992, N° 23, 13. Das neueste Bruchstück der Inschrift wurde von A. Matthaiou publiziert (1990-91, 9-13, Pi. 1). Das Fragment enthält die letzten Buchstaben der ersten 5 Zeilen: [---Jogl[-- ]ve-

I[---] n-1[---]a-5 [---] μ-.

5.34.6: Τῶν γὰρ ἀκμαζόντων ταῖς ἡλικίαις οἱ μάλιστα ἀπορώτατοι ταῖς οὐσίαις, ῥώμῃ δὲ σώματος καὶ θράσει διαφέροντες, ἐφοδιάσαντες αὐτοὺς ἀλκῇ

ἁθροίζονται ...

καὶ τοῖς ὅπλοις εἰς τὰς ὀρεινὰς δυσχωρίας

Die Hopliten in Athen

Waffen

Preis in Dr.

Schild

15-20

Speer

2

Schwert+Brustpanzer+

8-13

47

Beinschiene+Helm

Insgesamt rund

30

Der Gesamtpreis von Schwert, Brustpanzer, Helm und Beinschienen sollte dann nicht höher als 13 Dr. gewesen sein. So billig waren aber die Waffen freilich selbst in Athen nicht. Eine Inschrift aus Thasos (c. 350 v. Chr.)" ergibt eine wesentlich höhere Summe. Der thasische Staat (namentlich der Polemarch) hat den Kriegswaisen, wenn sie

Erwachsene wurden, eine aus Beinschienen, Brustpanzer, Kurzschwert, Helm, Schild und Lanze bestehende Hoplitenrüstung gestellt. Die Inschrift nennt als Mindestkosten der Rüstung drei Minen. Die drei Minen sind 300 Drachmen wert, der Preis der Rüstung war also um 350 v. Chr. in Thasos zehnmal so teuer wie um 500 v. Chr. in Athen. Es ist durchaus móglich, ja sogar sehr wahrscheinlich, daB der thasische Staat den Sóhnen der thasischen Helden nicht die billigsten Waffen gegeben hat.”” Gleichwohl verlangt ein so großer Preisunterschied eine sinnvolle Erklärung. Die Drachme war in Thasos seit 394/390 v. Chr. rund 0,5 g leichter als die in Athen.” Eine athenische Drachme wog am Ende des 5.

bzw. Anfang des 4. Jahrhunderts 4,09 bzw. 4,06 g."' da 300 thasische Drachmen weniger als 264 attische Drachmen wert waren. Es ist zu bemerken, daB dieser Preis etwa mit dem „rekonstruierten Wert" der Bronzerüstung des Diomedes in Athen 414 v. Chr. (270 Dr.) identisch ist. Diese Summe ist aber im Vergleich mit den 30 Drachmen von 500 v. Chr. immer noch sehr hoch. Die angeblichen Preiserhóhungen des 5. bzw. des 4. Jahrhunderts v. Chr. können die große Diskrepanz im Grunde genommen nicht erklären. Die Preissteigerung kann auch deswegen nicht alle Probleme lösen, weil sich die uns bekannten niedrigsten Preise im Zeitraum 414 — Anfang des 4. Jahrhunderts v. Chr. nicht radikal verändert haben:

7

F. Sokolowski LSS, 1962, No 64,122-123: Ὁκόσοι δ᾽ ἂν αὐτῶν καῖδας καταλίκωσιν, ὅταν ἐς τὴν ἰηλικίην ἀφίκωνται, διδότωσαν αὐτοῖς οἱ κολέμαρχοι. läu μὲν ἄρσενες ἕωσιν, ἑκάστωι κνημῖδας,

θώρακα. ἰἐγχειρίδιον, κράνος. ἀσκίδα, δόρν. μὴ ἐλάσσονος ἄξια [20 [τ]ριῶν μνῶν. ᾿Η[ρ]ακλείοις ἐν τῶι ἀγῶνι καὶ ἀναγγε[ιλ]άτωίσαν] τὰ ὀνόματα].

Die Datierung von F. Sokolowski (fin du V* ou

début du ΓΝ" siècle av J.-C.) ist irreführend, s. W. K. Pritchett 1985, 105-106; J. Pouilloux 1971, No. 19.

P — S.-G. Gröschel 1989, 35: „Der Text setzt voraus, daß es auch billigere Panhoplien gab. Andererseits wird man kaum glauben, daB der Staat Thasos den jungen Bürger Prunkwaffen gestiftet hat. Es dürfte sich daher um repräsentative, qualitätvolle Stücke gehandelt haben." ” *?

O. Picard, 1985, 749—750. S. dazu noch B. Smarczyk 1990, 595 Anm. 263 und O. Picard 1994, 32-34. G.K. Jenkins 1972, 84.

48

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Jahr v. Chr.

Oikia

414 403

105 145

4. Jh. (Poleten)

145

Die Erhöhung des Tagegeldes (Ekklesiastikon) von ein bzw. zwei Obolen auf drei Obolen wurde bis 392 v. Chr. durchgesetzt." Agyrrhios hat aber nach 403 v. Chr. zunächst | Obol eingeführt. Die 3 Obolen sind nur 50% höher, als das Tagegeld der Dikasten (2

Obole) in der Zeit des Perikles.” Die Proportion stimmt mit der Preiserhöhung der Häuser in derselben Zeitspanne überein. Die wertvolleren Immobilien Vermögenswerte haben aber eine größere Preissteigerung erfahren."

und

beweglichen

Wenn die athenischen Waffenpreise am Ende des 5. Jahrhunderts im Lichte der thasischen Inschrift betrachtet werden, sollte die Angabe des Lysias doch als Tagegeld bzw. Reisekosten interpretiert werden, obwohl es fest steht, daB mehrere athenische Hopliten, die wohl eine Hoplitenrüstung besaBen, die Nebenkosten des Hoplitendienstes nicht bezahlen konnten." Wieviel kostete also eine Hoplitenrüstung 404/403 v. Chr. in Athen in Wirklichkeit? Der Preis wird zwischen 30 und 264 Drachmen gelegt haben, meines Erachtens nach aber doch näher an den 30 als den 264 Dr. Zwar sind uns nur die Preise des Schildes bzw. des Speers bekannt, doch kennen wir einige Preise solcher aus Eisen bzw. aus Bronze hergestellten Geräte, die mit denen für die Waffen verglichen werden können.

" 9"

^

"

Ar. Ekkl. 300-310; AP 41,3. AP28A.

W. T. Loomis 1998, 240-250 rechnet zwischen 450—432 v. Chr. mit einer Inflation von 50%, zwischen 432-412 blieben die Preise ziemlich stabil, zwischen 412—403 gab es aber eine Senkung der Löhne von 50-100%. Ebd. 250: Similarly, the abrupt drop in wages in c. 412-403 should have decreased prices (and public expenditures, though not for the diobelia) since there was less money available for goods. Unfortunately, most surviving prices are not as precisely comparable with one another as surviving wages and allowances, so it is not possible to confirm this (reasonable but hypothetical) correlation of prices with labor costs." Die Summe von 30 Drachmen als Monatslöhnung für Hopliten scheint ziemlich hoch zu sein. Über das Tagegeld in Athen um 351 v. Chr. s. Dem. 4, Phil. 1, [48] 28-29. Die Tageslöhnung der attischen Bürgersoldaten betrug 2 Obolen, die der Reiter | Drachme, monatlich 10 bzw. 30 Drachmen: Ἵνα δέκα

τοῦ μηνὸς ὁ στρατιώτης δραχμὰς σιτηρέσιον λαμβάνῃ. τοῖς δ᾽ ἱππεῦσι διακοσίοις οὖσιν, ἐὰν τριάκοντα δραχμὰς ἕκαστος λαμβάνῃ τοῦ μηνός. δώδεκα τάλαντα.

49

Die Hopliten in Athen

Gerät ὀβελίσκος

Kleiner

Preis

Jahr

2 Dr.

414 v. Chr.”

2 Dr.

327/326 v. Chr."

SpieB oder

δίκελλα

Degenklinge Karst oder zweizinkige Hacke

ἄξων

Achse

5 Dr.

327/326 v. Chr.*

ôpéxavov

Sichel oder

5 Dr.

422/421 v. Chr.”

krummes Schwert Im Vergleich zu diesen Angaben dürfte ein einfaches Schwert 404 v. Chr. nicht mehr als 5 Drachmen gekostet haben. Wenn man den Preis des Helmes bzw. den des Panzers mit dem des Schildes gleichsetzt (somit hat Aristophanes, um einen komischen Effekt zu erzielen, den Mindestpreis des Panzers mit 50 multipliziert), bekommt man das folgende Ergebnis: Schild

20 Dr.

Panzer

20-25 Dr. (?)

Beinschiene

10 (545) Dr. (?)

Speer

2 Dr.

Schwert

5 Dr. (?)

Helm

15-20 Dr. (?)

insgesamt

77-82 Dr.

Dieser Preis ist zwar mehr als das Doppelte des Preises am Ende des 6. Jh. v. Chr., aber immerhin nur Drittel des thasischen Pauschsalpreises. Im Vergleich mit dem uns bekannten niedrigsten Preis eines Hauses (145 Dr. im Jahre 403) waren die Waffen nicht allzu billig, konnten aber von vielen Athenern gekauft werden.” Da die 77-82 Drachmen den Mindestpreis der angeblich aus Eisen hergestellten Rüstung bedeuteten, die Thasier aber Waffen

BUN KH

von besserer Qualität den Kriegswaisen gekauft haben (μὴ ἐλάσσονος ἄξια [τ]ριῶν μνῶν), W. K. Pritchett 1956, 313. W. K. Pritchett 1956, 290-291. W. K. Pritchett 1956, 289—290. Ar. Frieden 1201; W. K. Pritchett 1956, 292. „Die Ausrüstung von Hopliten ist eher eine Sache der Wohlhabenden als der Unbemittelten." Gröschel 1989, 38; Aristot. Pol. 1321 a 12.

S.-G.

50

Kritias und die DreiBig Tyrannen

und zudem gut fünfzig Jahre später, ist der Preisunterschied von rund 182 Drachmen wohl

erklärbar.“' 2.2

DIE ANZAHL DER HOPLITEN 404 v.CHR.

Keine statistischen Angaben stehen uns zur Verfügung, wie viele Athener 404 v. Chr. in der Lage waren, rund 70-80 Drachmen für eine Rüstung bar zu zahlen. Das Vermögen bestand selbst bei den reicheren Bürgern groBenteils aus Immobilien. Ein Kleineigentümer hatte wohl ein Haus und eine Werkstatt, bares Geld aber kaum. Es gab also erheblich mehr Bürger, die den Hoplitenzensus bestanden, als solche, die rund 80 Drachmen bar ausgeben

konnten." Im Jahre der Schlacht von Marathon stellte Athen etwa 9000 Hopliten als Kampftruppen in Dienst.“ Im Jahre 431 v. Chr. hatte Athen 13000 Bürgerhopliten und ein Besatzungsaufgebot zum Schutz der Mauern von 16000 Mann. Zu dieser Anzahl gehórten aber auch die als Hopliten dienenden Metóken, soweit sie Panzer besaBen (Thuk. 2,13,6-7).^ Die Anzahl der Metóken in Hoplitendienst kennen wir nicht, es steht aber fest, daB sie, selbst wenn sie über eine Hoplitenrüstung verfügten, in der Vollbürgerschaft der 5000 im Jahre 41 | und derjenigen der 3000 im Jahre 404/403 nicht vertreten waren.” Die Anzahl der Kleineigentümer, die nach ihrem Zensus 411 v. Chr. der Hoplitenklasse angehörten, verrät uns die Rede gegen Polystratos, die unter dem Namen des Lysias erhalten ist. Polystratos war einer der Katalogeis, die eine Liste von 5000 Bürgem zusammenstellen sollten. Polystratos hat aber anstatt 5000 rund 9000 eingetragen, weil er keinen beleidigen wollte, der sich als Mitglied der 5000 deklarierte." F. Hurni macht darauf aufmerksam, daB 411 v. Chr. weder Theramenes noch die anderen Mitglieder der 400 alle Bürger in den Verband der 5000 aufnehmen wollten, die damals den Hoplitendienst versahen. Bei der Auswahl der Mitglieder aus der Zeugitenklasse spielten nicht nur die Eigentumsverhältnisse eine entscheidende Rolle, sondern auch andere Bedingungen. Somit war es nicht gesichert, daB auf die Liste der 5000 nur Namen solcher Bürger *

5

9

^

Die Senkung der Preise für eine einfache schwere Rüstung: Homer — 9 Ochsen; Salamis-Dekret — 6 Ochsen (Plut. Sol. 23,3); um 415 v. Chr. — etwa 2,3 Ochsen. S. dazu S.-G. Gróschel 1989, 33-34: „Falls man das Epos hier als historische Quelle ernst nehmen kann, lieBe sich damit die Senkung der Preise für eine schwere Rüstung, nämlich um ein Drittel, auch zahlenmäßig greifen, die neben anderen Gründen zu einer gróBeren Verbreitung der schweren Bewaffnung führte und es z.B. auch wohlhabenden Bauern ermöglichte, sich wie der reiche Adel mit Vollrüstung auszustatten.“ Gy. Németh 1995, 5-13. [(Plut.] Mor. 305B; Paus.10, 20, 2; Suda s.v. ᾿Ιἱκπίας. S. dazu noch J. Labarbe 1957, 162-172.

,So viele nämlich taten am Anfang Wachdienst, sooft die Feinde einfielen, aus den Ältesten und den Jüngsten und den Beisassen, soweit sie Panzer hatten."

5 ^

*

R. P. Duncan-Jones 1980, 101—109 schätzt die Anzahl der Metóken auf 12000, die mir weit übertrieben scheint, s. dazu S. Homblower 1991, 257: „A very high figure, perhaps in five figures.“ D. Whitehead 1977, 98 hält schon die Zahl der 11 750 Metóken in Hoplitendienst für zu hoch. E. Ruschenbusch, Die wehrfähige Bevölkerung Athens und ihre Struktur, in: E. Ruschenbusch 1979, 133-152.

ILys.) 20,13: Ὅστις ὑμῶν ψηφισαμένων πεντακισχιλίοις καραδοῦναι tà πράγματα καταλογεὺς ὧν ἐνακισχιλίους κατέλεξεν.

Die Hopliten in Athen aufgeschrieben

wurden,

die größeres

Vermögen

hatten

51 als jene, deren

Namen

nicht

eingetragen wurden.* Angenommen, daB alle 9000 Bürger der Liste des Polystratos in der Zeit der Demokratie das Bürgerrecht innehatten und sogar alle der Klasse der Zeugiten (bzw. der Hippeis) angehórten (was durchaus zu glauben ist, weil Athen im Jahre 431 v. Chr. 13000 Hopliten hatte), haben die Vierhundert rund 4000 angeblichen Zeugiten das Bürgerrecht in der Zeit der Oligarchie der 400 nicht gegeben. Wenn wir aber hinzufügen, daB auch die angeblich rund 1000 Hippeis zu den 5000 gehórten — und eine feste Stelle

innerhalb des Kollegiums hatten" —, so steigt die Anzahl der ausgelassenen Zeugiten bis auf rund 5000! Die Liste der 5000 Bürger wurde aber nie bekanntgemacht.” Nach dem Fall der Vierhundert regierten die 5000, die aber nicht nach der Zahl, sondern nach dem Hoplitenzensus ausgewählt wurden." An dieser Hoplitenpoliteia werden also alle athenischen Bürger teilgenommen haben, die Hopliten bzw. Hippeis waren, also rund 9-10000 Athener.? Damit bildete das interimistische Regime der 5000 einen

Übergang in die restaurierte Demokratie. Für die 9000 Politen des Polystratos, die in die Kategorie der Hopliten bzw. Reiter gehörten, bietet sich eine Parallele. Antipatros erließ im Jahre 322 v. Chr. ein Gesetz in Athen, wonach die politische Macht denjenigen gehóren sollte, die mehr als 2000 Drachmen besaßen.” M. Chambers Meinung nach könnte diese Grenze durch Verzehnfachung der solonischen 200 Metra, d. h. des Jahreseinkommens der Zeugiten, entstanden sein, wobei Metron und Drachme angeblich gleichgesetzt wurden. Laut Diodoros hatten damals etwa 9000 Männer soviel Besitz." Die ürmeren Bürger, etwa 12000 Athener, sollten Athen verlassen, Antipatros hat ihnen jedoch freigestellt, sich in

Thrakien anzusiedeln (Diod. Sic. 18,18,5): Οὗτοι μὲν οὖν ὄντες πλείους τῶν μυρίων καὶ

F. Ηυπιὶ 1991, 224: „Les exclus n'étant pas nécessairement les plus pauvres, mais ceux qu'ils n'avaient pas jugé bon de recommander."

^

F. Humi

1991, 221-2, Anm.

11: „Si le point de vue que je développerai tout à l'heure est exact,

Thucydide s'intéresse surtout aux hoplites parce que le programme oligarchique prévoyait d'en exclure une partie, alors que la participation des cavaliers ne fut jamais mise en cause, ni par les Quatre-Cents, ni par les Cinq- Mille."

?

Polystratos wollte nach dem oligarchischen Umsturz weder den Ratseid schwören noch Katalogeus sein und ist deshalb nach 8 Tagen nach Eretria gefahren. Er fungierte als Katalogeus der 5000 deshalb erst nach dem Sturz der 400, aber nach volksfreundlichen Kriterien, [Lys.] 20,13: B. Bleckmann

1998, 374,

Nr. 56.

*

B. Bleckmann 1998, 374-375: „Aus den Fünftausend - anfänglich das Maximum der am Staate beteiligten Bürger -- wurde nur noch eine unverbindliche Minimalzahl."

*

F. Humi

1991, 226: „Si mon analyse est exacte, Théramène désavoue le programme ou le décret

oligarchiques sur deux points: ils soustrait aux appréciations arbitraires la sélection des citoyens actifs pour la soumettre à un critère clair et vérifiable: l'enrôlement dans la cavalerie ou dans le corps de hoplites. S'il écarte du pouvoir les Athéniens qui ne répondent pas à cette définition, il refuse toute autre restriction numerique."

9

Diod. Sic. 18,18,4-5; Plut. Phok. 28.7: „Doch betrug die Zahl derjenigen, welchen „wegen Armut" das

*

Bürgerrecht abgesprochen wurde, über 12000." M. Chambers 1990, 172; E. Ruschenbusch 1979. 133.

52

Kritias und die DreiBig Tyrannen

δισχιλίων" μετεστάθησαν ἐκ τῆς πατρίδος, οἱ δὲ τὴν ὡρισμένην τίμησιν ἔχοντες περὶ ἐννακισχιλίους ἀπεδείχθησαν κύριοι τῆς τε πόλεως καὶ χώρας καὶ κατὰ τοὺς Σόλωνος νόμους ἐπολιτεύοντο. Die angebliche Zahl der Hopliten zwischen 432 und 323 v. Chr. faBt E. Ruschenbusch

in einer Tabelle zusammen: Jahr v. Chr.

Hopliten

Theten

Zusammen

432

24000 (mit den

26500

50500

17500 17500 11000 5000 12000

32500 30500 21000 13000 21000

Wächtern der Mauern)

425 415 413 403 323

15000 13000 10000 8000 9000

Dagegen hielt P. J. Rhodes" folgende Zahlen für wahrscheinlich: Athenische Bürger, älter als 18 Jahr v. Chr.

Hopliten

Theten

Zusammen

480

16650

22200

38850

431

27750

19980

47730

425

18315

13875

32190

400

12210

12210

24420”

323

16095

14985

31080

Μυρίων καὶ δισχιλίων. P. Wesseling: μυρίων καὶ χιλίων, Th. Bergk: δισμυρίων καὶ δισχιλίων. 5.



dazu Plut. Phok. 28,4. E. Ruschenbusch 1979, 146. Über die Anzahl der Hopliten im 4. Jh.v. Chr. s. M. H. Hansen 90—94. P. J. Rhodes 1980, 195. Über die Diskussion s. unten im Kapitel 2.4 „Warum 30007“.

*

S. dazu P. Brulé

*

1991.

1999, 65: .La génération des gens nés en entre 460 et 435 (heureusement trés

nombreuse) a connu une trés forte mortalité, spécialement dans les classes inférieures, mais s'est par ailleurs peu reproduite. Causant un déficit des naissances («Oü sont-ils, les peres de vos mioches?» dit la

Lysistrata d'Aristophane ...) qui se lit clairement dans le faible taux de croissance du début du IV*s. À cette époque, les hoplites deviennent majoritaires par rapport aux thètes (d'environ 20% entre 400 et 385)."

Die Hopliten in Athen

2.21

53

EXKURS: DER κατάλογος DER HOPLITEN

Es wird in der Fachliteratur des öfteren als gegeben betrachtet, daB es in Athen im 5. Jh. v.

Chr. einen zentralen κατάλογος der Hopliten gegeben hätte, in dem die Namen aller

Bürger, die der Hoplitenklasse angehörten, verzeichnet worden wären.” Die wichtigsten Quellen (Thuk. 6,43,1; 7,16,1; 7,20,2; 8,24,2; Xen. Mem. 3,4,1) sprechen aber von einem

Katalogos, und nicht von dem Katalogos (wie etwa Thuk. 7,20,2: ὁπλίταις δὲ ἐκ καταλόγου ᾿Αθηναίων διακοσίοις καὶ χιλίοις). Deshalb argumentiert M. H. Hansen gegen eine zentrale Hoplitenliste im 5. Jh. v. Chr. und interpretiert die κατάλογοι (in Mehrzahl Thuk. 6,26,2; 6,31,3) bzw. die einzelnen Kataloge, die ohne einen bestimmten Artikel geschrieben wurden, als die Listen der Hopliten, die an einem gewissen Feldzug teilgenommen haben. Die Namen aller athenischen Staatsbürger standen nur in den Demotenlisten, die in den 139 Demen aufbewahrt wurden." Ich halte die Argumentation von Hansen für überzeugend, weil im Falle des Vorhandenseins einer zentralen Hoplitenliste mehrere Fragen des Dokimasia-Verfahrens in Athen keinen Sinn hätten.” 411 ®

©

A.H. M. Jones 1957, 163: „There was only one hoplite register"; K. J. Dover 1970: „There was a single κατάλογος which contained the names off ali those required by virtue of their capital and age to serve as hoplites." S. dagegen aber A. Andrewes 1981. 1-3; M. H. Hansen 1986, 83-89. S. dazu A. Andrewes 1981, 2-3 über Aristot. Pol. 1303a 8-10: Διὰ τὸ ἐκ καταλόγου στρατεύεσθαι ὑκὸ

τὸν Λακωνικὸν πόλεμον. „The passages become more intelligible if we can suppose that ἐκ καταλόγου refers not to the general list of all hoplites, but to the system by which generals made up their own κατάλογοι for particular expeditions.“ Und ferner: „I offer him the possibility that from a date around 450 the Athenians practised a system of selective enrolment of individuals, supervised by the generals and administred by the taxiarchs, in which theoretically every able-bodied man of the hoplite class served in his turn, though in practice the generals would try to obtain the best men they could; and that at some time in the second quarter of the fourth century they replaced this with a different system, the indiscrimate call-up a specified number of age-groups." S. dazu S. Homblower 1991, 256: „There was,

contrary to what most modern authorities have assumed, no such thing as a central hoplite κατάλογος or register, so that expressions like 'who bore heavy arms' in the present passage merely refer, as Jowett's translation correctly implies, to those "liable to be called up for hoplite service’, not to census ratings." B. Bleckmann bezweifelt die Hypothese von M. H. Hansen (1998, 374, Nr. 55): „M. H. Hansen hält den zentral geführten permanenten Hoplitenkatalog für ein Phantasieprodukt der modernen Forschung. Das scheint angesichts von Stellen Thuk. Il 13,6-8 (genaue Bestandsaufnahme der Hopliten); 111 87,3 (genaue Gesamtbilanz der Pestverluste bei den Hopliten, während die Zahl für die Theten nicht bestimmt werden kann) oder VI 43,1 (Kontrast zwischen Hopliten ἐκ καταλόγου und mit Hoplitenausrüstung ausgestatteten Theten) kaum haltbar. A. Andrewes unterscheidet die ad-hoc-Aushebung von der zentral geführten Hoplitenliste, vgl. etwa Thuk. V1 26."

^"

M. H. Hansen 1986, 14: „I suspect that the Athenians did not regularly pool the information to be obtained from 139 lexiarchika grammateia."

%

AP 55,3: „Dann (fragen sie), ob er einen Altar des Apollon Patroos und einen des Zeus Herkeios habe und wo diese Altre seien, und dann, ob er Familiengräber habe und wo sie seien, und danach, ob er seine Eltern gut behandle, seine Steuern zahle und seiner militärischen Dienstpflicht genügt habe. Wenn er diese Fragen gestellt hat, sagt er (der Vorsitzende):

‚Rufe dafür deine Zeugen herbei.'" Warum sollte

man die Kameraden als Zeugen rufen, wenn die Namen der Hopliten, die Dienst leisteten, auf einer Liste der Hopliten standen?

54

Kritias und die DreiBig Tyrannen

v. Chr. sollte Polystratos eine neue Liste zusammenstellen, um die Namen der Mitglieder der 5000 in einem Katalog zu vereinigen. Hätte es einen zentralen Hoplitenkatalog gegeben, hätte er die Namen davon ablesen können. Er hat aber mit den interessierten Bürgern persönlich gesprochen.“ Es fehlte in Athen nicht nur ein Katalogos der Hopliten, sondern auch eine vollständige Sammlung der Gesetze. Die athenischen Gesetze und Volksbeschlüsse wurden an verschiedenen Stellen der Stadt aufbewahrt.“ In der Zeit der DreiBig Tyrannen gab es aber eine „schwarze Liste“®: „Ich habe keinem meiner Mitbürger je finanziell geschadet, ich habe niemals irgendeinen in Lebensgefahr gebracht, nie einen aus der Bürgerliste gestrichen oder einen in die Liste des Lysander eintragen lassen.“ „Als die Dreißig Tyrannen an die Macht gekommen waren und die politischen Gegner des Nikias darangingen, ihn aus der Zahl derer, die das Bürgerrecht genießen, auszustoßen und seinen Namen auf die Liste des Lysander zu setzen, verpfändete Nikias aus Angst vor den damaligen Verhältnissen sein Haus, schickte seine Sklaven außer Landes, brachte all sein bewegliches Hab und Gut zu mir und gab dem Euthynos drei Talente Silber zur Aufbewahrung; er selbst ging aufs Land und verbrachte dort seine Zeit.“ Diese Liste wurde gründlich zusammengestellt, und die Bürger, deren Name auf die Liste geschrieben

wurde, wurden hingerichtet.‘ Der unbekannte Angeklagte bei Lysias (25,16) verteidigte ^

Lys. 20,13: Ἵνα μηδεὶς αὐτῷ διάφορος ein τῶν δημοτῶν, ἀλλ᾽ ἵνα τὸν μὲν βουλόμενον ἐγγράφοι. ei δέ τῳ μὴ οἷόν τ᾽ εἴη. χαρίζοιτο. ^ A N. Robertson 1990, 43: „No other publication of Athenian laws had such renown as this, or these, of Solon's. [n fact it is hard to find any publication at all on the same scale, or any publication but of single documents in scattered places. ... but even then professed laws were published as before, on separate stelae in various places." S. dazu noch P. J. Rhodes 1991, 87-100; K. Clinton 1982, 27-37, N. Robertson 1986, 147—176.

*

„Offenbar ist schon gleich zu Beginn der Herrschaft der Dreißig zwischen Lysander, Theramenes und der neuen Regierung eine gründliche Sáuberung unter der athenischen Bürgerschaft verabredet worden,

wie die Aufstellung des berüchtigten "

κατάλογος

μετὰ

Λυσάνδρου,

einer ‚schwarzen

Liste‘ der

Verdächtigen und Entrechteten, zeigt." G. A. Lehmann 1972, 215. [sokrates, Kallim. 18,16: Νῦν δ᾽ οὐδένα φανήσομαι τῶν πολιτῶν οὔτε χρήμασι ζημιώσας οὔτε περὶ

τοῦ σώματος εἰς κίνδυνον καταστήσας. οὔτ᾽ ἐκ μὲν τῶν μετεχόντων τῆς πολιτείας ἐξαλείψας. εἰς δὲ ^

"

τῶν μετὰ Λυσάνδρου κατάλογον ἐγγράψας. Isokrates, Euth. 21,2: Νικίας γὰρ οὑτοσί, ἐπειδὴ οἱ τριάκοντα κατέστησαν καὶ αὐτὸν οἱ ἐχτροὶ τῶν μετεχόντων τῆς κολιτείας ἐξήλειφον. εἰς δὲ τὸν μετὰ Λυσάνδρου κατάλογον ἐνέγραφον. τὰ παρόντα πράγματα τὴν μὲν οἰκίαν ὑπέθηκε, τοὺς δ᾽ οἰκέτας ἕξω τῆς γῆς ἐξέπεμψε, τὰ δ᾽ ὡς ἐμὲ ἐκόμισε, τρία δὲ τάλαντα ἀργυρίου Εὐθύνῳ φυλάττειν ἔδωκεν, αὐτὸς δ᾽ εἰς ἀγρὸν διῃτᾶτο.

ἐκ μὲν δεδιὼς ἔπικλα ἐλθὼν

S. dagegen aber das Papyrus-Fragment einer Lysias-Rede Ὑπὲρ Ἐρυξιμάχου μείναντος ἐν ἄστει, 108-118 in: C. H. Roberts 1938, 103-109 Nr. 489: Kai ἐπὶ τῶν τριάκοντα. ὦ ἄνδρες δικασταί. οὐδεὶς ἂν ἐμὲ ἀποδεῖξαι δύναιτο ἣ βουλεύσαντα rj ἀρχὴν ἄρξαντα. ἀπαγαγόντων δὲ αὐτῶν ἐχθρῶν τινα [τμ[ωὡ]ρησάμενον fj διαίταν κ[αϊταδιαιτησάμείν)ον ἣ εἰς tó(v) κατάλογον τῶν μετὰ Λυσά(ν)δρου τίιν]α ἐνίγρ]άψαντα ἢ tl... .]ox[. .. .]v yıve. „The context makes it obvious that Isocrates is referring to the period of the rule of the Thirty, not to that of the restored democracy. I have found no other reference to or explanation of ‘the list of those with Lysander': but it seems likely that the names of well. known democrats were expunged from the citizen roll by the Thirty in 404 and sent to serve in Lysander's forces (it is clear from the passage of Isocrates already quoted that the latter penalty involved the former also)", C. H. Roberts 1938, 109. S. dazu P. Krentz 1982, 78: „The papyrus fragment indicates that the old interpretation of this catalogue as a blacklist drawn up in conjunction with Lysander is

Die Hopliten in Athen

55

sich gegen den Vorwurf, daB er jemanden auf die schwarze Liste aufgeschrieben hat: „Mir wird jedenfalls keiner nachweisen kónnen, daB ich auch nur einen Athener auf die schwarze Liste gesetzt oder eine negative Entscheidung gegen jemand erwirkt oder mich an eurem

Unglück bereichert habe. ^ Die DreiBig Tyrannen im Jahre 404 v. Chr. wollten zunächst die Liste der 3000 nicht zusammenstellen, und als sie sie unter dem Druck des Theramenes doch fertiggestellt haben, wollten sie sie nicht veröffentlichen. „Die (DreiBig) aber verwarfen

seinen

Rat,

vielmehr schoben sie die Liste der Dreitausend lange Zeit hinaus und behielten die (Namen der) Gewühlten für sich; und sooft sie entschieden, (die Namen doch) zu veróffentlichen,

strichen sie einige der eingeschriebenen aus und schrieben dafür einige der ausgeschlossenen ein.*" Die Tyrannen regierten mit Hilfe eines Rates und der übrigen Magistrate, die sie nach ihrem Gutdünken bestimmten." Theramenes hat diese Politik, und die Idee, das Bürgerrecht nur auf 3000 zu beschränken, heftig angegriffen. „Also stellten sie eine Liste von 3000 Bürgern auf, als planten sie, ihnen Anteil an der Regierung zu geben. Theramenes jedoch tadelte auch diese MaBnahme, erstens, weil sie sich, bei ihrem Vorhaben, die tüchtigen (Bürger) (an der Regierung) zu beteiligen, auf 3000 beschrünkten, als würe die Tüchtigkeit auf diese Zahl begrenzt; zweitens, weil sie zwei vóllig entgegengesetzte Dinge täten, indem sie eine Regierung einrichteten, die auf Gewalt basiere und (dennoch)

schwächer

sei als die Regierten.*”

Laut Xenophon:

„Wiederum

erhob Theramenes auch dagegen Einspruch und sagte, ihm jedenfalls erscheine es widersinnig erstens, daß, wenn sie die Besten aus der Bürgerschaft an den staatlichen Angelegenheiten gemeinsam beteiligen wollten, gerade dreitausend, als ob dieser Zahl irgendeine hóhere Notwendigkeit innewohne, die «schónen und guten» Bürger sein

wrong; rather those on the list were with Lysander himself, presumably as soldiers." U. Albini 1956, 6-7; insbesondere 7 ergänzt den Text wie folgt: Ἢ τίῶν τρ]ισχ[ιλίω]ν γενόμενόν τινα é&xibeiSavta] «né dichiarando di qualcuno che avveva fatto parte dei Tremila». Ebenfalls U. Albini, 1959, 63-66,

insbesondere 66 meint: ,,'O μετὰ Λυσάνδρου κατάλογος potrebbe rappresentarne uno, quello compilato dagli oligarchi; ad esso si sarà contrapposto poi il κατάλογος τῶν μετὰ Λυσάνδρου : tale catalogo, non ufficiale, sarà circolato nelle mani dei piü accesi fautori radicali, senza altro appena mutata la situazione, e forse anche in un secondo tempo, nonostante la celebrate «concordia».“ Die Liste des Lysander scheint mir doch eine Art schwarzer Liste zu sein. Eryximachos ist nicht mit dem Arzt des platonischen Symposion identisch. Er war einer der Strategen bei Aigospotamoi, konnte aber mit seinem Schiff vor Lysander fliehen (P. Ryl. 489,100-106). In der Zeit der DreiBig lebte in Athen, hat er aber an den Grausamkeiten nicht teilgenommen.

"

Οὐ

τοίνυν

οὐδ᾽

ei; τὸν

κατάλογον

᾿Αθηναίων

καταλέξας

οὐδένα

φανήσομαι,

οὐδὲ

δίαιταν

καταδιαιτησάμενος οὐδενός, οὐδὲ πλουσιώτερος ἐκ τῶν ὑμετέρων γεγονὼς συμφορῶν. S. dazu noch

das Fragment Für Eryxim., P. Ryl. 489, Z. 116-8: (ἢ εἰς τὸ(ν) κατάλογον τῶν μετὰ Avod(v)ôpou τίιν)α

5

" "

ἐγίγρ,άψαντα) mit der Anmerkung von G. A. Lehmann 1972, 215 Anm. 37: „Es ist von daher recht unwahrscheinlich anzunehmen, daß die Aufstellung dieses Katalogs notwendigerweise die Existenz der 3000 Vollbürger voraussetzte." AP 36.2. Xen. Hell. 2.3.12. AP 36, 1-2.

56

Kritias und die DreiBig Tyrannen

müßten, und sich nicht möglicherweise auch außerhalb dieser 3000 rechtschaffene Leute oder innerhalb dieser Gruppe Nichtswürdige finden ließen!” Theramenes betonte, daß außerhalb der 3000 viele Bürger übrig geblieben sind, die nach ihrem Zensus der Bürgerschaft angehören sollten." Er scheint recht zu haben, wenn wir nach E. Ruschenbusch im Jahre 404403 v. Chr. mit 8000 athenischen Hopliten rechnen. Das bedeutet aber keineswegs, daB von 8000 nicht weniger als 3000 an der Regierung teilnehmen konnten; da die rund 1000 Ritter im groBen und ganzen Mitglieder der 3000 waren, blieben den Hopliten rund 2000 Plütze in der Bürgerschaft von Athen. Rund 6000 athenische Hopliten waren aber ausgeschlossen, obwohl sie nicht ärmer als die Mehrzahl der Mitglieder waren. Darauf weist Theramenes hin, als er hinfügt: „oder [sich]

innerhalb dieser Gruppe Nichtswürdige finden lieBen". Die DreiBig wollten diese rund 6000 ehemaligen Bürger entwaffnen, damit sie ihre Herrschaft nicht gefährden. Sie haben die Dreitausend auf dem Marktplatz zusammengerufen, die außerhalb der Liste Stehenden aber an verschiedenen anderen Plätzen, ließen ihre Waffen von den spartanischen Besatzungstruppen wegnehmen, zur Akropolis hinauftragen und im Tempel niederlegen. Die entwaffneten Athener waren die Metóken und die ehemaligen Hopliten, nicht weniger als 6000. Theramenes hatte recht, daß die 30 „eine Regierung einrichteten, die auf Gewalt basiere

und

(dennoch)

schwächer

sei als die

athenische Hopliten auBerhalb der Liste, nur 2000 + 1000 Ritter). Dazu kommt Hoplitendienst versahen. Kritias und die Widerspruch, wollten ihn aber mit Gewalt

Regierten.“

Es

blieben

dreimal

so viele

als in ihr überhaupt verzeichnet waren (von 6000 noch die Anzahl der Metóken, die früher auch anderen Mitglieder der 30 sahen zwar klar den aufheben. Sie haben den Namen des Theramenes

aus der Liste gestrichen und ihn den Elfmännern zur Hinrichtung übergeben." Nach der Hinrichtung des Theramenes wurde die Liste der 3000 wieder von den Tyrannen benutzt. Nach dem Blutbad von Eleusis beriefen die DreiBig „die Hopliten von

der Liste und die übrigen, die als Reiter dienten, an das Odeion.“”* Nach Xenophon gab es nur für die Hopliten einen neuen Katalog, wührend die Namen der Hippeis auch in der Zeit ? ^

Xen.Hell. 2,3,19. B. Bleckmann 1998, 375: „Daraus hat die oligarchische Bewegung 404 die Lehre gezogen, daß sie die Zahl von Dreitausend reduzierte und dabei de facto das Vermógenskriterium ausklammerte, um die Zugehörigkeit zum Kreis der Vollbürger allein von der politischen Zuverlässigkeit und dem Einverständnis, die Exklusivität um jeden Preis aufrechtzuhalten, abhängig zu machen ...^ Anm. 62: -Zwar waren die Dreitausend Hopliten-Vollbürger der neuen oligarchischen Polisordnung, vgl. Xen. Hell. II 4,9 (τούς ἐν τῷ καταλόγῳ ὁκλίτας). Aber nicht alle Hopliten gehörten zu den Dreitausend." ἢ. Heftner 1999, 225: „Die Annahme liegt nahe, daß bei der Auswahl der so verstandenen Fünftausend nicht nur auf wirtschaftliche Leistungsfühigkeit, sondern auch auf politische Gesinnung abgestellt werden sollte. Als Exempel für eine derartige Konzeption kónnen wir wohl die im Jahre 404/403 unter dem Regime der ,DreiBig' eingesetzten ,Dreitausend' heranziehen, bei denen es sich ebenfalls um eine handverlesene Auswahl aus den Athenern der Ober- und Mittelschicht handelte. Bekanntlich hat auch damals Theramenes gegen diese Beschränkung opponiert und die Forderung nach einer Einbeziehung der gesamten Mittelschicht erhoben.“

7 ^

Xen. Hell. 2,3.53-54; AP 37,1. Xen. Hell. 2,4,9: Τῇ δ᾽ ὑστεραίᾳ eig τὸ Ὠιδεῖον παρεκάλεσαν τοὺς ἐν καταλόγῳ ὁκλίτας καὶ τοὺς ἄλλους ἱππέας.

Die Hopliten in Athen

57

der Demokratie auf eine Sonderliste (Katastasis) geschrieben wurden." Diese Liste war auch deswegen wichtig, weil die Hippeis eine staatliche Beihilfe bekamen. Das Register der Hippeis wurde aber des öfteren verfälscht. „Ferner, aus dem Register die Namen von Kavalleristen herauszusuchen, ist geradezu kindisch" — schreibt Lysias. „In diesem Register stehen nümlich viele nicht verzeichnet, die nach eigener Aussage als Reiter gedient haben, einige aber, die im Ausland waren, sind aufgeführt. Das Folgende ist der hauptsächliche Beweis: Als ihr nümlich zurückkamt, habt ihr beschlossen, daB die Phylarchen die ehemaligen Reiter aufschreiben sollten, damit ihr von ihnen die staatliche Beihilfe

zurückerlangen konntet.“” Die Liste wurde also in der Zeit der Tyrannen entweder nicht richtig geführt oder sogar bewuBt manipuliert. In der Zeit der Wiederherstellung der Demokratie wurde das Register mit voller Absicht verfälscht, weil jene, die auch unter den DreiBig als Reiter gedient hatten, die staatliche Beihilfe zurückzahlen sollten, abgesehen von den anderen Folgen der Feststellung, daB sie mit den Tyrannen zusammengearbeitet hatten. Die Liste der Hopliten wurde in der Zeit der Tyrannen weder veróffentlicht noch abgeschlossen. Die DreiBig nahmen sich die Freiheit, jenen, den sie wollten, aus der Liste zu streichen, und sie waren befugt, über alle, die nicht auf der Liste standen, die

Todesstrafe zu verhüngen." Kritias strich den Namen des in der Opposition stehenden Theramenes, und die DreiBig verurteilten ihn zum Tode. Er war nicht der einzige, der sterben sollte, weil er nicht in die Reihe der 3000 gehörte. Binnen kurzer Zeit haben die Tyrannen nicht weniger als 1500 Menschen umgebracht.? Weitere Athener, die nicht auf

der Liste geschrieben worden waren, sollten die Stadt verlassen." ,,Die DreiBig aber lieBen, als stünde es ihnen nunmehr frei, wie Tyrannen zu herrschen, ohne daB sie irgendwelche Furcht zu haben brauchten, an die nicht auf die Liste Stehenden das Verbot ergehen, die Stadt weiterhin zu betreten, und lieBen sie aus ihren Anwesen auf dem Lande fortschleppen, damit sie selbst und ihre Freunde auf diese Weise in den Besitz von deren Grund und Boden kämen. Da diese nun in den Piräus flüchteten, wurden auch dort viele von ihnen verhaftet, und die Folge war, daB die Gebiete von Megara und Theben sich mit den Vertriebenen füliten.“® Nicht nur die Grausamkeiten charakterisierten die Herrschaft der Dreißig, sondern auch die chaotischen Verhältnisse, zu denen es dadurch kam, daß der genaue Kreis jener Athener, die das Bürgerrecht erhielten, unbekannt und gewissermaßen 7

Andok. 3,5; 7; Aischin. Περὶ τῆς xapaxpeoBeiag 2,174; Lys. 16,6: „Außerdem ist es naiv, auf der Grundlage der ‚Tafel’ zu überprüfen, wer Reiter war; denn auf ihr stehen viele nicht, die selbst zugeben, Reiter gewesen zu sein; einige sind dagegen eingetragen, die gar nicht in der Stadt waren. Der stärkste Beweis ist aber der folgende: Nach eurer Rückkehr faBtet ihr doch den BeschluB, die Phylarchen sollten ein Verzeichnis der ehemaligen Reiter anfertigen, um von diesen die Ausrüstungsgelder eintreiben zu können“; G. R. Bugh 1982, 306-312; G. R. Bugh 1988, 56—57; 124: „I would argue that in 404 B.C. the Athenian cavalry was thought to be politically safe and military distinct; it did not have to be officially registered."

*?

Lys.1656.

® © 5

Xen. Hell. 23,51: AP 37,1. AP354. Xen. Hell. 2,320; 2.4.1.

€?

Xen. Hell. 2,4,1.

58

Kritias und die DreiBig Tyrannen

doch undefiniert war. Die chaotischen Verhältnisse allerdings waren sicherlich zu einem gewissen Teil auch eine direkte Folge der Kriegsniederlage. Die Massen der Athener haben ihre Heimat verlassen; neue Bewohner haben die Hüuser der Verbannten besetzt. Die DreiBig hatten zwar eine Namensliste, konnten aber nicht mehr ihre Richtigkeit kontrollieren. Wie Lysias schrieb: „In diesem Register stehen nämlich viele nicht verzeichnet, die nach eigener Aussage als Reiter gedient haben, einige aber, die im Ausland waren, sind aufgeführt." Die einfachen Mitglieder der 3000 wuBten zwar, mit welchem ihrer Bekannten sie den Hopliten- bzw. Reiterdienst versehen haben, sie haben aber nicht jeden von diesen

Soldaten bekannt. Es muß also in Frage gestellt werden, ob die 3000 wirklich 3000 waren.” Oder wurde diese Anzahl nur grob geschätzt und nie gründlich kontrolliert? Gegen eine gründliche Kontrolle spricht freilich das Fehlen eines Mittels, womit sie hätte durchgeführt werden kónnen. Es gab also eine geheime Liste bei den Tyrannen, die von den DreiBig des öfteren verändert wurde („sie strichen einige der Eingeschriebenen aus und schrieben dafür einige der Ausgeschlossenen ein" AP 36,2). Es ist aber eine Frage, wie die Vertriebenen erfahren haben, daB sie wieder nach Athen kommen durften, wie sie die in Beschlag genommenen Häuser zurückerhalten konnten und was mit denen passierte, die bereits in diesen Häusern wohnten, um nur die einfachsten Fragen zu stellen. Für eine massenhafte

Rückübereignung

gab es in Griechenland

vier verschiedene

Lósungen:" I) 2) 3) 4)

Die Wiederherstellung des früheren Zustandes mit einer staatlichen Entschädigung der Erwerber. Die vollständige Kompensation der Verbannten auf Kosten des Staates mit gleichwertigen Immobilien. Eine zum Teil durchgeführte Wiederherstellung des früheren Zustandes mit einem staatlichen Ausgleich für die nicht zurückgegebenen Immobilien. Eine neue, allgemeine Bodenverteilung.

403 v. Chr., nach der Wiederherstellung der Demokratie, kamen die Lósungen 2 und 3 zum Einsatz. Die verkauften Immobilien konnten zwar zurückgekauft werden, aber erst nach einer privaten Vereinbarung zwischen dem ursprünglichen und dem neuen Inhaber.” Auf welchem der beiden Wege die DreiBig Tyrannen das Problem geregelt haben, ist uns nicht bekannt. Die ständige Veränderung der geheimen Liste ließ die wegen der Massenflucht ohnehin komplizierten Verhältnisse noch chaotischer werden. Trotzdem kennen wir Politen, die in der letzten Zeit der DreiBig aus Satyros in Pantikapaion wieder nach Hause zurückkehrten: ©

1m Fall der 5000 gab es auch praktische Schwierigkeiten, den Zugang zur Versammlung zu kontrollieren, s. W. Nippel 1980, 79: „Die Umstände der Konstituierung der Fünftausend wie relativ problemlose Rückkehr zur Demokratie 410 sprechen jedoch dafür, daB es keine Beschránkung des Zugangs zur Volksversammlung gab (die im übrigen auch schwerlich zu kontrollieren gewesen wäre)“; B. Bleckmann 1998, 373.

" "

R.Lonis 1991, 91-110. Lys. Hippothers. Fr. 2. 37-41; Dem. 24 (Timokr.) 54; R. Lonis 1991, 96-97.

Die Hopliten in Athen

den

Ritter Mantitheos

und

seinen

Bruder." Sie versahen

59

dann

unter den Tyrannen

Reiterdienst. Im Unterschied zu den anderen Kavalleristen haben die Phylarchen ihre Namen aber nicht aufgeschrieben. Es erhebt sich aber die Frage, wie die beiden in die Anzahl der 3000 paBten? Das Antwort ist einfach. Der Vater der beiden Ritter war 404/403 v. Chr. ständig zu Hause, er war Mitglied der 3000, er hatte Haus und Grundstück, war also reich genug, um der Ritterklasse anzugehóren; so wurden seine Söhne selbstverständlich ins Reiterregiment aufgenommen. Es gab also für die Tyrannen keinen Grund, die Bürgerliste zu verändern: Die Familie war als Familie schon einmal eingeschrieben. Die Anzahl der Bürger ist zwar gróBer geworden, diese Zahl war aber nur in Prinzip auf 3000 beschránkt. Weder die Tyrannen noch die Bürger wuBten genau, wie viele Politen in der Zeit der 3000 in Athen lebten. Es gibt aber auch eine andere Lósung. Wenn man die Angaben von Xenophon wortwörtlich nimmt, so kann man daraus folgern, daB die Liste der 3000 nur die Namen der Hopliten enthielt und die Ritter in dieser Zahl nicht einbegriffen waren. Xen.

Hell.

2,42:

„Die

DreiBig

rückten

zur Verteidigung

Dreitausend und der Reiterei (cov τε toig τρισχιλίοις

aus der Stadt

mit den

καὶ σὺν τοῖς ἱππεῦσι)

bei

strahlendem Wetter.". Xen. Hell. 2,4,9: „Am folgenden Tag beriefen sie die Hopliten von der Liste und die

übrigen, die als Reiter dienten (παρεκάλεσαν τοὺς ἐν τῷ καταλόγῳ ὁπλίτας καὶ τοὺς ἄλλους ἱππέας), in das Odeion."* Xen. Hell. 2,4,10: „Als davon die DreiBig Nachricht erhielten, brachten sie sofort mit

den Lakoniern, den Hopliten und der Reiterei (σύν τε toig Λακωνικοῖς ἱππεῦσι καὶ τοῖς ὁπλίταις) zur Verteidigung auf ...“

xai σὺν τοῖς

Wenn Xenophon die Ritter nicht erwähnt, sondern nur über die 3000 spricht, können die Hippeis doch als die Gesinnungsgenossen der 30 geschildert worden sein: ,,Die anderen DreiBig setzten eine Musterung an, und zwar für die Dreitausend auf dem Marktplatz, für #

Lys. 164-5.



Siehe G. R. Bugh 1988, 123: „Martin interpreted this passage to mean that «they assembled at the Odeon the hoplites inscribed on the list and the other citizens [likewise on the list] who were knights» (p. 476). He took this passage as proof that the Athenian cavalry was included in the body of the Three Thousand, despite the fact that Xenophon's words at 2. 4. 2, «with the Three Thousand and with the horsemen,» seem to imply that they were not.“ Dagegen s. P. Krentz 1982, 51; P. J. Rhodes 1981, 458; L. Várady 2002, 168: „In den bisher besprochenen Stellen Xenophons bedeutete die offensichtliche logische bzw. selbstverstándliche EinschlieBung der Reiterei unter dem Regime der DreiBig in die Dreitausend eigentlich kein Problem: Sie mußte in die Zahl der τρισχίλιοι mit einbegriffen worden sein. Etwas schwieriger ist die Interpretierung jener Stellen. wo scheinbar eine gesonderte Behandlung dieser Reiterei im Verhältnis zu den Dreitausend erfolgt. So zunächst nach der Besetzung der Festung von Phyle durch Thrasybulos 404 (Xen. Hell. 2,42) ... Bei näherer Prüfung des Kontextes wird klar, daß es sich um eine Steigerung handelt, die in eine dramatisierte Darstellung übergeht, wo der mit allen Krüften, unter den besten. Auspizien vorgenommene und vielversprechende Aufmarsch nach einem unbesonnenen fehigeschlagenen Wagnis der Jugend wegen eines ganz unerwarteten harten und anhaltenden Schneesturmes in einem vollkommenen Fiasko und gezwungenen Rückzug endet. Also: Auszug der Dreißig vollzählig — Auszug der Dreitausend sogar mit der ganzen Reiterei -- dies alles noch dazu bei

strahlendem Wetter (καί - xaı).“

60

Kritias und die DreiBig Tyrannen

die außerhalb der Liste stehenden an verschiedenen anderen Plätzen. Dann ließen sie «die Dreitausend> in Waffen antreten, und in der Zeit, da jene anderen weggegangen waren, sandten sie Besatzungstruppen und die Gesinnungsgenossen unter den Bürgern aus,”

ließen die Waffen sämtlicher Männer, ausgenommen die der Dreitausend, wegnehmen.” Die Wendung σὺν τε τοῖς τρισχιλίοις καὶ σὺν τοῖς ἱππεῦσι bedeutet eindeutig, daß

$

die Anzahl der 3000 die Ritter nicht enthielt.” Da Xenophon 404/403 v. Chr. angeblich einer der Ritter war," sollte man damit rechnen, daB er nicht ohne Bedeutung betonte, daB die Ritter nicht in die Reihe der 3000 einbezogen wurden. Damit ergibt sich die überraschende Folgerung, daB die Anzahl der athenischen Bürger in der Zeit der DreiBig Tyrannen nicht 3000 war, sondern 3000 + die Politen, deren Namen auf der Liste der Ritter standen. Im Jahre 404 v. Chr. gab es vielleicht 400 bzw. 600 Pentakosiomedimnoi und Hippeis," und damit wird sich die Zahl der athenischen Bürger in der Zeit der Oligarchie auf rund 3400-3600 erhöhen. Wenn diese Hypothese richtig ist, können mehrere Fragen besser beantwortet werden. Mantitheos und sein Bruder brauchten nicht in die Liste der 3000 geschrieben worden zu sein, weil sie als Ritter im Katalog der Ritter registriert worden waren. Die Veränderung der Zahl der Ritter hatte keinen Einfluß auf die Liste der 3000, weil es sich um zwei verschiedene Listen handelte. Die Anzahl der Hopliten in der Schlacht von Munychia kann auf diese Weise ebenfalls besser erklärt werden.”

Πέμψαντες τοὺς φρουροὺς xai τῶν πολιτῶν τοὺς ὁμογνώμονας. Xen. Hell. 2.3.20. J. D. Denniston 1954, 305 versteht die Verwendung von τε ... καὶ auch so: „In co-ordinated clauses is

sometimes used xai in conjunction with other particles: with te, to strengthen the idea of addition ...“, ferner 512: „Corresponsive, te xai, te ... καὶ. This tends very largely to replace te ... te ... Hdt. ix 322

Φρυγῶν te xai Μυσῶν ..." „Hartung points out that te ... καί (te ... καὶ) is often used by poets, sometimes by prose writers, with a marked redundance, where simple xat would suffice. Hdt.i 26 μεταξὺ τῆς

” 7?

7

τε καλαιῆς πόλιος ... καὶ τοῦ νηοῦ." Als Parallele bietet sich eine andere Xenophonstelle (Inst. Cyr. 3,3,11.): „Darauf rief er die Myriarchen, Chiliarchen, Taxiarchen und Lochagen zusammen. Diese standen nämlich bei der Musterung des Heeres nicht in Reih und Glied.“ Siehe. G. R. Bugh 1988, 238. E. Ruschenbusch 1979, 152. G. R. Bugh 1988, 130 schätzt die Anzahl der Reiter 404/403 v. Chr. auf rund 300. „Thibron verlangte auch von den Athenem 300 Reiter, die er seinerseits zu besolden versprach. Diese wühlten dazu Leute aus, die in der Reitertruppe unter den DreiBig gedient hatten, und sandten sie ihm in der Meinung, es kónne nur ein Vorteil für die Demokratie sein, wenn jene die Stadt verließen und in der Fremde aufgerieben würden." Xen. Hell. 3,1.4.

S. unten im Kapitel 2.3 ‚Die Breite der Phalanx in der Schlacht von Munychia und die Größe der Armee der DreiBig Tyrannen'.

Die Hopliten in Athen

2.3

DIE BREITE DER PHALANX

IN DER SCHLACHT

61

VON MUNYCHIA

UND DIE GRÖSSE

DER ARMEE DER DREISSIG TYRANNEN" W. K. Pritchett zitiert die Quellen, die Informationen über die Breite der Phalanx enthalten. Die wichtigste Stelle ist Polybios 18,29,1: ,,DaB eine Phalanx, die eben das ist, was sie sein soll, und daher ihre Kraft zu voller Wirkung bringt, im frontalen Angriff unwiderstehlich ist und alles, was ihr entgegentritt, hinwegfegt, ist leicht einzusehen und hat viele Gründe. Wenn nümlich die Reihen zum Gefecht dicht geschlossen sind, nimmt jeder Mann mit seinen Waffen einen Raum von drei Fuß ein, die Länge der Lanzen betrug nach dem alten

Reglement sechzehn, heute, weil es sich in der Praxis besser bewährt hat, vierzehn Ellen." Die Begriffe συνασπισμός und πύκνωσις sind Synonyme und bedeuten eine Drei-FußFormation." Die Durchmesser der ausgegrabenen Hoplitenschilde schwanken zwischen 0,80 und 1,20 m. Da der auf der Agora gefundene spartanische Schild aus der Beute von Pylos 0,97 m Durchmesser hatte," rechne ich mit dieser Zahl, wenn ich die Breite einer Phalanx der Schlacht von Munychia kalkuliere. Die Demokraten des Thrasybulos hatten ein Heer mit rund 1000 Kämpfer, es hatte aber eine Tiefe von nicht mehr als zehn Hoplitenreihen." Die Breite der Phalanx war also etwa 100 Schilde, mit 0,97 m gerechnet rund 97 m. Wenn die Phalanx des Heeres der Tyrannen dieselbe Breite hatte, also ebenfalls 100 Schilde, die Tiefe aber nicht weniger als 50 Schilde war,” wird die Anzahl ihrer Hopliten rund 5000 gewesen sein. Die 600 Spartaner nahmen auch an der Schlacht teil, aber selbst mit ihrer Schar dürfte das Heer der Tyrannen nicht gróBer als 3600 gewesen sein, da sie keine Hilfstruppen hatten, weil die Theten und Metóken schon früher aus der Stadt verjagt worden waren. AuBerdem bildeten die Ritter der DreiBig eine Reiterei, die

Ritter konnten also nicht in der Hoplitentruppe kümpfen.'? Es ist uns nicht bekannt, wie

ss& £

groB die Reiterei der Tyrannen war, die Zahl der Reiter war aber wohl geringer, als die Anzahl der Ritter. Wenn die Kavallerie der DreiBig nicht gróBer als 500 war, bleiben für die Hopliten, die Spartaner eingerechnet, etwa 3100 Krieger, wenn keiner von ihnen in der Stadt blieb, um sie zu verteidigen. Wenn man mit der Tiefe von 50 Schilden rechnet, war die Breite der Phalanx der Tyrannen 62 Schilde, etwa 60,14 m. In der Reihe der Demokraten haben aber auch zahlreiche Peltasten, Leichtbewaffnete und Steinschleuderer gekümpft, die hinter den Hopliten standen. Wenn wir also im Falle der beiden Heere mit einer Breite von 62 Schilden rechnen, durfte die Zahl der Hopliten von Thrasybulos nicht mehr als rund 620 betragen, die von rund 400 Peltasten, Leichtbewaffneten und Steinschleuderern unterstützt wurden. Selbst wenn die Reiterei der Tyrannen noch kleiner war, konnte die Breite ihrer Phalanx nicht wesentlich gróBer sein. Eine so geringe Breite steht aber im W. K. Pritchett 1971, 144—154.

Ἐκεὶ yàp ὁ μὲν ἀνὴρ ἵσταται σὺν τοῖς ὅκλοις ἐν τρισὶ κοσὶ κατὰ τὰς ἐναγωνίους κυκνώσεις. W. Κ. Pritchett 1971, 154.

%

„Bronze shield taken at battle of Pylos, 425 B.C. (Agora Mus. Inv. Nr. B 262, Diam. 0,97 m.: ᾿Αθηναῖοι &xó Aaxebaip[ov]tov ἐκ [Πύ]λο." H. A. Thompson - R. E. Wycherley 1972, 92-93, Fig. 26, Plate 49 d. Xen. Hell. 2,4,12.

” "?

Xen. Hell. 2.4.11. Xen. Hell. 2.4.10.

62

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Widerspruch zu der Definition der Phalanx: Die Phalanx „is defined as a line formation

with a width considerably greater than its depth.*'?' W. K. Pritchett faBt die uns bekannten Tiefen der Phalangen im 5. Jh.v. Chr. in einer Tabelle zusammen:'” Jahr

Armee

Schlachtfeld

Quelle

Tiefe

471?

Sparta

Dipaia

Isokr. Arch. 99

|

424

Athen

Delion

Thuk. 4,94

8

424

Thebai

Delion

Thuk. 4,93

25

418

Sparta

Mantineia

Thuk. 5,68

8

415

Athen+

Syrakusai

Thuk. 6,67

8

415

Syrakusai+

Syrakusai

Thuk. 6,67

16

408

Sparta

Athen

Diod. 13,72,5—6

4

403

30 Tyrannen

Munychia

Xen. Hell. 2,4.11

50+

403

Demokraten

Munychia

Xen. Hell. 2,4,12

10-

403

Athen

Piráus

Xen. Hell. 2,4,34

8

402

Sparta

Thrakien

Polyainos 2,2,9

8

401

10000

T yriaion

Xen. Anab. 1,2,15

4

400

10000

Byzantion

Xen. Anab. 7,1,23

8

399

Sparta+

Maiandros

Xen. Hell. 3.2.16

8

In diesen Fällen war die Breite der Phalangen freilich viel größer als ihre Tiefe, abgesehen von der Schlacht von Munychia. Der erhebliche Unterschied erklürt sich aber wohl durch die speziellen Geländeverhältnisse des Schlachtfeldes von Munychia. „Die Truppen aus der Stadt gelangten bis zum Marktplatz des Hippodamos und stellten sich anfangs so auf, daB sie die StraBe füllten, die nach dem Heiligtum der Artemis von

Munychia und dem Tempel der Bendis führt." Der von Hippodamos ausgebaute Marktplatz des Piráus lag vom Heiligtum der Artemis und Bendis rund 1100 m entfernt. Die

Straße führte etwa 700 m außerhalb der Stadt an der Küste entlang.'” Der Hügel von Munychia, das heutige Kastella, hat eine Hóhe von 86,9 m. An der Südspitze von Kastella stand auf einer kleinen Halbinsel das Heiligtum der Artemis, das auch Pausanias (1,1,4) erwähnt, und das Bendideion. Die Straße führte also durch einen EngpaB, der von Piräus

" — W.K. Pritchett 1971, 134.

' ^ W. K. Pritchett 1971, 134-143. 8 Xen. Hell. 2.4.11—12. "^

J. Travios,

1988. 340; Bild 427.

Die Hopliten in Athen

63

aus gesehen rechts von der Küste, links aber vom Hang des Hügels begrenzt wurde. Dadurch ergab sich die außergewöhnliche Tiefe der Phalanx der Dreißig Tyrannen.'” Es ist aber kaum zu glauben, daß die Dreißig kein Heer in der Stadt ließen, um sie zu verteidigen. Ist meine Hypothese richtig, waren die Ritter nicht in der Zahl der 3000 eingerechnet, sondern auf eine gesonderte Liste aufgeschrieben worden. Selbst wenn das Heer der Oligarchen mit den Spartanern zusammen rund 3100 Hopliten zählte, konnten rund 500 athenische Hopliten in Athen bleiben. Daraus ergibt sich für die Größe des Heeres der Dreißig Tyrannen in der Schlacht von Munychia das folgende Fazit: Rund 2500 Hopliten der Tyrannen; + 600 Spartaner; + rund 500 Ritter in Munychia; * rund 500 Hopliten der Tyrannen, verteidigen.

24

die in Athen

geblieben

sind, um

die Stadt zu

WARUM 3000?

Selbst wenn die Zahl der 3000 nur im Prinzip geregelt wurde, sollte beantwortet werden, warum die Tyrannen diese Anzahl der Bürger als Grundprinzip ihrer Regierung gewählt haben, „als ob dieser Zahl irgendeine höhere Notwendigkeit innewohne."*"* Nicht alle Oligarchen waren mit dieser willkürlich ausgewählten Zahl zufrieden. Theramenes tadelte

diese Maßnahme, als wäre die Tüchtigkeit auf diese Zahl begrenzt. ἢ Das politische System der 400 bzw. das der 5000 haben eindeutig bewiesen, daB eine Herrschaft der 5000 Hopliten in Athen keine Oligarchie bedeutet." Ein Staat, in dem die Anzahl der Politen, die an der Regierung teilnehmen durften, ein oder zwei Drittel der Gesamtbürgerzahl betrug, konnte kaum als Oligarchie definiert werden." Die ,5000' waren nämlich in ihrer Regierungszeit rund 9000,'? denn etwa so groß war die Zahl der

Bürger, die 411 v. Chr. Hoplitendienst leisteten."' Die Dreißig Tyrannen (insbesondere "5

W. K. Pritchett 1971, 139-140: „Likewise, if we posit three files of 8 men per ἐνωμοτία among the Thebans, the depth of 25 in Thucydides 4.93 represents the three files of an évopotía lined up in a single

5 ἃ

file together with their ἐνωμόταρχος, and Epameinondas' depth of no less than 50 in Xenophon Hell. 6, 4, 12, represents two ἐνωμοτίαι and two ἐνωμόταρχοι in single file; the periodic entry of other officers would perhaps account for the phraseology οὐκ ἔλαττον ñ ἐπὶ πεντήκοντα ἀσπίδων. Kritias’ depth in

**

Xenophon Hell. 2,4.11, is also no less than 50, and it is plausibly to be explained in similar fashion." Xen. Hell. 2,3,19: Τρισχιλίους. ὥσκερ τὸν ἀριθμὸν τοῦτον ἔχοντά τινα ἀνάγκην.

AP 36,2; Xen. Hell. 2,3,19. P. Krentz 1982, 65: „Why did the Thirty pick the number 3,000, an arbitrary number, as Theramenes pointed out." Ἢ Brock 1989, 163; H. Heftner 1999, 226. Anm. 31: „Es ist in diesem Zusammenhang signifikant, daß nach dem Zeugnis des Thukydides (8,92,11) eine Machtbeteiligung der Fünftausend in der Vorstellung der Oligarchen ‚geradezu als Demokratie’ angesehen wurde.“

"Ps. Herodes Atticus, Περὶ Πολιτείας 30: Ei δὴ προσήκει ὀλιγαρχίας λέγειν ἐκείνας πρὸς τὰς ἐνθάδε. ποῦ γὰρ οὕτω μικρὰ πόλις. ἐν fj τὸ τρίτον μέρος οὐ μετέχει τῶν πραγμάτων αὐτόθι; 110 Siebe oben im Kapitel 2.2. "

(Lys.] 20,13. S. dazu F. Humi 1991, 226.

64

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Theramenes) propagierten zwar zunächst eine angebliche Hoplitenpoliteia,''” wollten aber (insbesondere Kritias und Charikles) nie alle Hopliten an der Regierung beteiligen. Die Zahl der Bürger sollte 404 v. Chr. kleiner sein als im Jahre 411 v. Chr., aber nicht so niedrig, daB die Oligarchie zu schwach wird.'" Die 400 betonten damals, daB „die Athener wegen ihrer Feldzüge und auswürtigen Geschüfte noch nie etwas derart Wichtiges zu

beraten gehabt hätten, daß 5000 zusammengekommen wären.“'"* Die Zahl der 3000 hat aber mit der politischen Aktivität der athenischen Bürger in der Zeit der Demokratie nichts zu tun. Die 30 wollten nicht die aktivsten Bürger der Demokratie auswählen, sondern die Leute, die das oligarchische Regime zu unterstützen schienen. Die Zahl von 3000 kann also mehrere Erklärungen haben.

1)

Die 3000 waren weniger als 5000.'?

2)

Die 3000 war die Zahl der angeblichen Anhänger der Oligarchie.'*

3)

3000 war die Hälfte von 6000, die eine wichtige Ziffer der politischen Aktivität der

Demokratie bedeutete." 4)

3000 war die Anzahl der Mitglieder der Hoplitenklasse ohne die 6000 Dikasten (9000 6000 z 3000).

5)

3000 war die angebliche Zahl der spartanischen Homoioi.''^

"2

Xen. Hell. 2,3,48: „Denn die Staatsverwaltung mit Hilfe aller derjenigen Bürger, die in der Lage sind, dem Staat mit ihrem Pferd oder ihrer Rüstung zu dienen, habe ich [scil. Theremenes] schon früher für die beste gehalten und bin auch jetzt nicht anderer Meinung darüber."; 2.4.2: „Die Dreißig rückten zur Verteidigung aus der Stadt mit den Dreitausend und der Reiterei bei strahlendem Wetter."; 2,4,9. „Am folgenden Tag beriefen sie die Hopliten von der Liste und die übrigen, die als Reiter dienten, in das Odeion."; 2.4.10: „Als davon die DreiBig Nachricht erhielten, brachten sie sofort mit den Lakoniern, den

Hopliten und der Reiterei zur Verteidigung auf ...^ Über Theramenes siehe J. Engels 1993, 125-155. '^ 4

F. Humi 1991, 224-226; R. Brock 1989, 163. "CThuk. 8,72,1. S. dazu R. Sealey 1987, 158 Anm. 8: „In 411 the revolutionaries said that the assembly had never drawn an attendance as high as 5,000 (Thuc. 8,72,1.). The fact that ostracisms had sometimes taken place suggests that they were not telling the truth."

"5

R. Brock 1989, 163: „First, it was significantly lower than 5000."

!*^

R. Brock 1989, 163: „And presumably it accorded with the Thirty's estimate of the level of reliable support on which they could depend." P. Krentz 1982, 65: „Part of the explanation is surely that they believed they could find only about 3,000 men who would be loyal to the oligarchy." R. Brock 1989, 163: „It was also half of 6,000, the number of jurors at Athens and the quorum required for certain decisions in the assembly. and hence perhaps a figure symbolic of political participation at Athens." And. 1,87; Dem. 24,59; Dem. 59,89; Dem. 24,45. M. H. Hansen 1976, 115-134; M. H. Hansen 1982, 9-47, M. H. Hansen 1989, 219-262.

"7

!"

R. Brock 1989, 163: „More significantly, it was a reasonable estimate of the total of Spartan homoioi at the time, and the idea that such a connection may have lain behind the choice of 3,000 is encouraged both by the association of the measure with the notorious laconiser Critias (e.g. X. HG ii 3,34, DK 88B 6-9, 32-7) and by certain other measures of the Thirty which have Spartan overtones." S. dazu noch D. Whitehead 1982/1983, 105-130; P. Krentz 1982, 65: „Most scholars believe there were between 3,000 and 4,000 Spartiates in 418 (G. E. M. de Ste. Croix suggests about 3,700), with a decline to about 1,200 by 371. A reasonable estimate, then, would put the count of Spartan homoioi at about 3,000 in 404." Κ. Hannestad 1950, 222-223: „De ikke-privilegerede borgere i Athen kunne henrettes uden dom, og der blev etableret et skarpt skel mellem dem og de 3000 homoioi."

Die Hopliten in Athen

65

6)

3000 war ein Zehntel der Zahl der athenischen Bürger.''”

7)

Es gab 404 v. Chr. nur 3000 Athener, die Hoplitendienst leisten konnten.

8)

3000 war hundertmal 30.

Es sollte geprüft werden, welche Hypothese bzw. Hypothesen haltbar sind. 1) Es ist wahrscheinlich, daß die 30 - außer Theramenes - die Zahl der an der Regierung Beteiligten auf wenigere Bürger beschrünken wollten als die 400 im Jahre 411 v. Chr. Damit erklürt sich aber nicht, warum diese Zahl nicht 4000 oder sogar 2000 betrug. 2) Man kann die genaue Zahl der angeblichen Anhänger der Oligarchie aufgrund unserer Quellenlage nicht mehr definitiv bestimmen. Es waren nicht weniger als 1000, weil die DreiBig aus 1000 vorgewählten Kandidaten die 500 Buleuten und die anderen Beamten

ernannten.'” [n der Anfangszeit der Regierung der Dreißig bildeten die Bürger, die die Oligarchie unterstützten, m.E. die Mehrheit. Sie waren aber davon überzeugt, wie selbst Theramenes, daB die Oligarchie nach dem Muster des Regimes der 5000 gebildet werden müsse. Als die DreiBig das Bürgerrecht aber auf nur 3000 beschrünkten, herrschte unter den Athenern Enttäuschung, und zwar auch unter den Mitgliedern der 3000, wie es der Fall von Theramenes bewiesen hat. Selbst die Mitglieder des Rats teilten in der Debatte der zwei

Politiker eher die Ansicht des Theramenes als die des Kritias.'”' Meiner Meinung nach wollten am Anfang deutlich weniger als 3000 Bürger die Gesamtbürgerzahl auf nur 3000 beschrünken. Eine gróBere Anzahl von Bürgern wird dagegen für eine Bürgerzahl von vielleicht 5000 Bürgern plüdiert haben. Es passierte eher umgekehrt: Als nur 3000 von den Athenern, die ursprünglich die Oligarchie unterstützt hatten, ausgewühlt wurden, obwohl die Namensliste nie publiziert wurde, hat sich die Anzahl der Anhänger der Oligarchie auf rund 3000 verringert. 3) 6000 war eine sehr wichtige Ziffer der politischen Aktivität in der Zeit der athenischen Demokratie. Sie spielte eine groBe Rolle beim Scherbengericht, beim Gericht und bei der Ekklesia. Die Dikasten waren aber durchnittlich die ármeren Leute, die Theten, die die 2 Obolen Tagegeld brauchten. Die Beteiligung solcher Menschen an einer vernünftigen Regierung war auch in den Augen des Theramenes unerwünscht.'? Weder er noch Kritias wollten also die Hälfte der Politen, die in der Zeit der Demokratie in der Reihe der Dikasten saBen, am Bürgerrecht unter der Oligarchie beteiligen. Es dürfte wahrscheinlicher sein, daB die DreiBig die ehemaligen Dikasten vóllig aus der Bürgerschaft von Athen ausschließen wollten, als Leute, „die um eine Drachme ihre Vaterstadt verkaufen

würden."

Deswegen

kann

die

Zahl

3000,

wenn

sie

doch

'*

R. Brock 1989, 163: „It was a tenth of Athens’ notional population of 30,000."

©»

AP35,..

in

irgendwelchem

7!

Xen. Hell. 2,3,50: „Als Theramenes mit diesen Worten seine Rede beendete und aus dem Rat ganz

'2

offenkundig wohlwollende Beifallsrufe laut wurden, da trat Kritias ... zu den anderen Dreißig und beredeie etwas mit ihnen. Da ging er hinaus und befahl den Dolchtrügern, sichtbar für den Rat in die Schranken zu treten." Xen. Hell. 2,3,48.

'2

Die Worte des Theramenes, Xen. Hell. 2,3,48.



Kritias und die DreiBig Tyrannen

Zusammenhang mit 6000 steht, eher symbolisch, als die S0%ige Quote der ehemaligen Dikasten, erklärt werden. 4)

DaB

die 3000

die Anzahl

der Mitglieder der Hoplitenklasse

ohne

die 6000

Dikasten (9000 — 6000 = 3000) wäre, kann auch nicht zutreffen, da unter den Dikasten sehr

viele Theten saBen, die nie Hoplitendienst leisteten. Deswegen konnte die Anzahl der ürmeren Hopliten, die regelmüBig an der Arbeit der Dikasterien teilnahmen, nie 6000 erreichen. Wenn die 30 Tyrannen nur Namen der Hopliten, die besonders aktiv in den Dikasterien arbeiteten, nicht auf die Bürgerliste eintragen wollten, hätten sie doch eher mit 4—5000 als mit 3000 gerechnet. 5) Nach der Meinung von Knut Hannested, David Whitehead und Peter Krentz wollten die DreiBig Tyrannen in Athen das lakedaimonische Staatssystem vollstündig nachahmen.'^ Sie hielten das Gremium der DreiBig für eine Nachahmung der Gerusia von Sparta und die 3000 für eine Nachahmung der Homoioi, selbst der Zahl und auch der sozialen Lage nach. Die Nachahmung Spartas scheint mir sich eher auf Einzelheiten im privaten Bereich beschränkt zu haben.'? Was aber die Zahl der spartanischen Homoioi betrifft, bin ich sehr skeptisch, ob die Spartaner, selbst wenn sie eine ‚zuverlässige Statistik’ führten, diese den Athenern bekanntgegeben hätten, die doch vor wenigen Monaten noch ihre Erzfeinde waren. Die Oliganthropie machte Sparta groBe Sorgen, die Spartaner hüteten sich aber davor, diese Sorgen den Fremden oder sogar den Feinden mitzuteilen. Selbst wenn Sparta zufälligerweise 404 v. Chr. 3000 Homoioi gehabt hätte, hätten die DreiBig 7

Die Athenaion Politeia schreibt über eine angebliche πάτριος πολιτεία der Dreißig (34,3). Der Begriff πάτριος πολιτεία (altüberkommene, vüterliche Verfassung) hat aber mindestens drei Bedeutungen. Das Thrasykrates-Fragment fordet um 412/41] v. Chr. zu einer Orientierung an den politischen Verhältnissen der vorperikleischen Demokratie (85 F | Diels-Kranz) auf. Die Athenaion Politeia (34,3) erwähnt eine Gruppe der .gemüBigten' Politiker um Theramenes, die 404 v. Chr. die Einrichtung der πάτριος πολιτεία befürwortet haben sollen. Die Gewaltherrschaft der DreiBig wurde auch πάτριος

πολιτεία genannt, s. C. Bearzot 1997, 137: „La πάτριος πολιτεία era per alcuni la democrazia tout court, per altri l'oligarchia estremista, per altri ancora — secondo Aristotele, Teramene e i suoi — uns costituzione «moderata» del tipo di quella dei Cinquemila, corrispondente al modello preefialteo o addirittura precleistenico." S. dazu A. Fuks 1953; E. Ruschenbusch 1958, 395—424; S. A. Cecchin 1969; M. I. Finley 1973; D. Flach 1977, 9-33; s. dagegen K. R. Walters 1976, 129-144; s. aber auch P. Harding 1978, 179-183; G. E. Pesely 1983, 257-274; G. A. Lehmann 1987, 33-73; G. A. Lehmann 1997, 43 und B. Bleckmann 1998, 345. H. Heftner 2001, 226: „Bezüglich des Schlagwortes der πάτριοι

νόμοι in Thuk. 8,76.6 haben wir zu berücksichtigen, daB die Berufung auf die πάτριος πολιτεία nicht

"5

nur von den auf eine mehr timokratisch ausgerichtete Ordnung orientierten Gemäßigten, sondern ebensogut von den Anhängern der Demokratie in ihrer bestehenden Form als Schlagwort verwendet werden konnte." K. Hannestad 1950, 222-223. K. Hannestad 1947, 174-175; D. Whitehead 1982/1983, 124-129; P. Krentz 1982, 64, s. dagegen Gy. Németh 1989/1990, 359-367; 1990, 23-29. S. dazu neulich R. K. Balot 2001, 223. Anm. 103: „The similarities between the oligarchic regime and the Spartan constitution are vague, and no ancient source draws this conclusion. Because we must, for the most part, infer the oligarch's aims from their activities, it is most economical to suppose that they were driven by the greed for the wealth and power that our sources continually emphasize. Lintott (1982, 163) accepts greed as a primary motive, but argues that the oligarchic movement can be explained without any reference to the philosophical and ideological background. I would argue that the philosophical justifications found in the literature of the preceding decades enabled and inspired the grand-scale depredations of the Thirty."

Die Hopliten in Athen

67

Tyrannen darüber keine zuverlässige Information bekommen können. Die Athener kannten nicht einmal die genaue Anzahl der athenischen Bürger! Deswegen scheint mir die Theorie der Nachahmung der Homoioi im Falle der 3000, was die Anzahl der Bürger betrifft, nicht überzeugend zu sein. 6) wären,

Daß die 3000 wirklich der zehnte Teil der Zahl der athenischen Bürger gewesen läßt sich sehr schwer kontrollieren, da uns keine zuverlässige Angaben der

Bürgerzahl von Athen 404 v. Chr. zur Verfügung stehen. Über die Interpretation der Quellen gibt es eine lange Diskussion. Die Bürgerzahl schwankt zwischen 21000 und 31000.'? Obwohl die Zahl der Hopliten, die 414 v. Chr. nicht mehr als 9000 waren, nach Rhodes zwischen 425 und 400 viel hóher zu sein scheint, war die Gesamtzahl der Bürger 404 v. Chr. doch weniger als 30000.'? Die 30000 sollten wir aber nicht, als ob sie eine reale Angabe nehmen, sondern als eine grobe, eher symbolisch gemeinte Schätzung, wie es Aristophanes im Jahre 392 v. Chr. auch tat.'? Die Athener kannten die Anzahl der Bürger von Athen nicht genau.'” Die 3000 waren demnach ein symbolisches Zehntel der ebenfalls symbolisch gemeinten 30000. Würe aber die Zahl der 3000 nur symbolisch gemeint gewesen, hätte dann Theramenes im Kampf gegen sie sein Leben geopfert? 7) Die Vermutung, daB es 404 v. Chr. nur 3000 Athener gab, die Hoplitendienst leisten konnten, ist offenbar falsch, da im Jahre 411 v. Chr. die Zahl der Hopliten noch 9000 war und 394 v. Chr. 6000 athenische Hopliten und rund 600 Reiter an der Schlacht 7" 7°

M.H. Hansen 1986, 65. [πῃ Jahre 323 v. Chr. wurde in Athen das aktive Bürgerrecht auf 9000 Mann mit einem Vermögen von mindestens 2000 Dr. beschränkt. Strittig ist die Zahl der Ausgeschlossenen, also die Zahl der Theten. Nach Diodor (18,18,4) betrug sie 22000, nach Plutarch (Phok. 28,7) jedoch nur 12000. E. Ruschenbusch hielt die kleinere, M. H. Hansen aber die größere Zahl für wahrscheinlich. E. Ruschenbusch rechnet also mit 21000 (9000 + 12000), M. H. Hansen (und P. J. Rhodes bzw. J. M. Williams) aber mit 31000 (9000 « 22000) athenischen Bürger am Ende des 4. Jahrhunderts v. Chr. S. dazu E. Ruschenbusch 1979, 173-176; E. Ruschenbusch 1979, 177-180; P. J. Rhodes 1980, 191-201; E. Ruschenbusch, ZPE 41, 1981, 103-105; E. Ruschenbusch 1981, 110-112; M. H. Hansen 1982, 172-189; E. Ruschenbusch 1983, 202; J. M. Williams 1983, 241-245; E. Ruschenbusch 1984, 253-269; B. R. Strauss 1986, 70-81; M. H. Hansen 1986; E. Ruschenbusch 1988, 139-140; M. H. Hansen 1988, 189-193; E. Ruschenbusch 1988, 194—196; M. H. Hansen AHB 3, 1989, 40-44; T. Vestergaard — M. H. Hansen - L. Rubinstein - L. Bjertrup - T. H. Nielsen 1992, 5-21. Ich bin mit P. J. Rhodes (ZPE 41, 1981, 105) einverstanden: „Scholarly disagreement over years shows that the problem of Athens’ population in the fourth century does not admit of an indisputable solution. Each of us has emphasized points which he finds significant without convincing the other: we must hope that further evidence or further arguments will be found."

7"

7?

"7?

B. Strauss (1986, 81) geht noch weiter. Er rechnet 431 v. Chr. mit 22000, 394 v. Chr. mit 9250 Hopliten, 415 v. Chr. mit 15000 Theten, 394 v. Chr. aber nur mit 5-7000 Theten! Damit ergibt sich 394 v. Chr. in Athen eine Bürgerzahl von nicht mehr als 14000-16250 Mann. M. H. Hansen (1986, 68) dagegen hielt 403 v. Chr. 25000 Bürger von Athen für wahrscheinlich: „After the siege of Athens in 405—404 and the civil war of 404-03 some 25,000 may have been left, and by the turn of the century the total number of Athenians must have been almost identical with the number of Athenians living in Attica." Aristophan. Eccl. 1133. S. dazu Herod. 5,97,2: Plat. Axioch. 369a; Plat. Symp. 175e. Menander hält 30000 für eine normale Population einer Polis (Epitrep. 1088). M. H. Hansen 1986, 26: „So the casual remark about the number of citizens in Ar. Eccl. 1133 does not inspire confidence."

M. H. Hansen 1986, 13-16: „Even a well informed Athenian would probably be ignorant of the exact number both of citizens and of citizens living in Attica." S. dazu noch 65.

68

am

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Nemeabach

teilnahmen.'”

Außerdem

ließen

die

Dreißig

vielen

Bürgern

von

Hoplitenschatzung die Waffen wegnehmen und zur Akropolis hinauftragen.'” Diese waren nämlich die Politen, die außerhalb der 3000 blieben. Es gibt aber auch eine andere Interpretationsmöglichkeit. 403 v. Chr. wurde von Phormisios ein Antrag gestellt, das athenische Bürgerrecht auf die Grundbesitzer zu beschränken. Wäre der Antrag durchgekommen, schreibt Lysias," wären 5000 Mann vom politischen Leben ausgeschlossen worden. Wenn man in Athen 411 v. Chr. nur mit rund 9000 Hopliten rechnet, und 404 v. Chr. nur mit 8000, und man von 8000 die Zahl der Politen, die 403 v. Chr. keinen Grundbesitz hatten, abzieht, erhált man die Zahl der 3000. 8) 3000 sind gewiss hundertmal 30. Es stellt sich nur die Frage, ob die Tyrannen wirklich wegen dieser einfachen mathematischen Wahrheit die Zahl der 3000 gewählt

haben. Es fällt auf jeden Fall auf, daß sie 300 Peitschenträger (xai μαστιγοφόρους τριακοσίους

ὑπηρέτας)

als Begleiter

wühlten."^

Ob

die Peitschenträger

Sklaven

(P.

Krentz, B. Jordan) oder freie Bürger (Y. Garlan, P. J. Rhodes) waren, kónnen wir heute

nicht mehr feststellen. Trifft aber die Parallele von Thukydides zu, so muBten es doch freie

Politen sein. Rhodes fügt noch hinzu, „These are the ὑπηρέται who took Theramenes to his death (X. H. Il. iii. 23,54-5 [armed on that occasion στρατιῶται in 4.vi]; and the tria milia ... satellitum rather than the three thousand privileged citizens ..." Überlieferung von den 300 Peitschenträgern, tria στρατιῶται nicht stimmen kann." Er setzt aber

with daggers], D. S. XIV. 5. i. [but of Just. v. 8. x-xi are perhaps these Rhodes sieht klar, daB etwas in der milia ... satellitum, ὑπηρέται und die 300 Peitschentrüger mit den

Dolchtrágern des Theramenes-Prozesses gleich (τοὺς τὰ ἐγχειρίδια ἔχοντας). Bei Diodor "!

Xen. Hell. 42.17; E. Ruschenbusch

1984, 261: „Unter der Voraussetzung. daB das Aufgebot die

Jahrgänge vom 20. bis zum 49. Lebensjahr umfaßte, kommt man statistisch auf eine Gesamtzahl von rund 9500 Bürgern von Hoplitenschatzung, soviel etwa wie im Jahre 411, im Jahre 378, im Jahre 362, im Jahre 352 und im Jahre 322."

"* '^

Xen. Hell. 2,3.20. Lys. 34, Ὑπόθεσις Διονυσίου: Ἕμελλον δὲ τοῦ ψηφίσματος τούτου κυρωθέντος πεντακισχίλιοι σχεδὸν ᾿Αθηναίων ἀπελαθήσεσθαι τῶν κοινῶν. AP 35,1. P. Krentz 1982, 59: „Their number suggests that they replaced the 300 Scythian slaves Athens had been using as a sort of police force." S. dagegen P. J. Rhodes 1981, 439: „We are not told what was their standing or where they were recruited. The word ὑπηρέτης was sometimes used of public slaves, and B. Jordan ... supposes that it was always so used, but see Yvon Garlan, Actes du colloque 1972 sur l'esclavage. 26-7. μαστιγοφόρος is used in T. IV. 47. iii with reference to Corcyra." Thuk. 4.47.3: „Als

[15

die Kerkyreer ihrer habhaft waren, sperrten sie sie in ein großes Gebäude, und später führten sie sie heraus in Gruppen von zwanzig Mann, fesselten sie aneinander und trieben sie durch zwischen zwei Reihen beidseits aufgestellte Gepanzerte, die von rechts und links nach ihnen hieben und stachen, wo einer einen persönlichen Gegner sah; Männer mit Peitschen gingen nebenher und jagten sie voran, wenn sie des Wegs zu langsam zogen." Pompeius Trogus/lustinus 5,8,10: Quippe a principio tria milia sibi satellitum statuunt, quantum ex tot cladibus prope nec civium superfuerat, et quasi parvus hic ad continendam civitatem exercitus esset, septingentos milites a victoribus accipiunt. „Denn von allem Anfang an richten sie sich eine Leibwache von dreitausend Mann ein - kaum daB nach so vielen Katastrophen noch so viele Bürger übrig waren! --, und, gleich als würe dieses Heer noch zu klein, um die Bürgerschaft in Schach zu halten, lassen sie sich noch von den Siegern siebenhundert Bewaffnete dazugeben."

Die Hopliten in Athen

69

scheinen die Hypereten jedoch eher die Gehilfen der 11 zu sein,"* vgl. Xen. Hell. 2,3,54: „Hierauf befahl der Herold der DreiBig den Elfmännern, Theramenes festzunehmen. Als

diese

mit

ihren

Gehilfen

(σὺν

toig ὑπηρέταις)

hereingekommen

waren

unter der

Anführung des Satyros ...'" Dieselben Dolchträger werden von Diodor στρατιῶται genannt. Es gibt aber eine Lösung des Problems, wenn die Hypothese von G. R. Bugh zutrifft.'” „Kritias comissioned the boldest young men among his supporters (neaniskois hoi edokoun autois thrasytatoi, Hell. 2.3.23) to arm themselves with daggers and to be present at the council meeting in which Theramenes was to be accused. As with the revolution of 411 B.C., we may suspect that some of these young men wery probably also members of the cavalry.^ Die Hinrichtung der Einwohner von Eleusis war auch von den Rittern durchgeführt worden (Xen. Hell. 2,4,8), sie schienen also die treuesten Anhänger der Tyrannen zu sein."* Sie könnten sehr wohl die Soldaten (στρατιῶται) gewesen sein, die

zusammen mit den 11 den DreiBig Hilfe leisteten (σὺν τοῖς ὑπηρέταις). Sie hatten nicht immer eine Peitsche in den Händen, sondern auch Dolch oder Speer. Diese 300 jungen Ritter bildeten also die Leibwache der DreiBig. Es kann nämlich kein Zufall sein, daß die Athener nicht weniger als 300 Ritter nach Asien schickten, um Thibron zu helfen: „Thibron verlangte auch von den Athenern 300 Reiter, die er seinerseits zu besolden versprach. Diese wühlten dazu Leute aus, die in der Reitertruppe unter den DreiBig gedient hatten, und sandten sie ihm in der Meinung, es kónne nur ein Vorteil für die Demokratie sein, wenn jene die Stadt verließen und in der Fremde aufgerieben würden." '? Wenn die 300 jungen Ritter tatsächlich den Tyrannen als Leibgarde dienten und als Ritter zur oberen Schicht Athens gehórten, bildeten sie eine Zwischenstufe zwischen den Tyrannen und den Mitgliedern der 3000. Wir bekommen also eine mechanisch gebildete Hierarchie von 3000 — 300 — 30 Mitgliedern, also etwa 100 x 30 - 10 x 30 - 30. Diese Struktur hat mit der sozialen Realität von Athen nichts zu tun, hat aber zwei wichtige Wurzeln, die eine groBe Rolle bei der Herausbildung des Systems zu spielen scheinen: a) die numerischen Beschrünkungen der oligarchischen Regimes und b) die utopistischen Staatsmodelle der Sophisten und der Denker des Sokrates-Kreises.

^

Παρελθόντων

δὲ τῶν ὑπηρετῶν

καὶ ἀποσπώντων

αὐτόν. ὁ μὲν Θηραμένης

ἔφερε γενναίως

τὴν

ἀτυχίαν. 37

Siehe G. R. Bugh 1988, 121-122.

""

W. Nippel 1980, 95: „Das Regime der «DreiBig» stützte sich schlieBlich - außer auf die Rückendeckung Spartas und eine Terrortruppe junger Adliger — auf die «Dreitausend»." Siehe Xen. Hell. 2.4.8: „Da sich nach diesem Vorfall die DreiBig in ihrer Stellung nicht mehr sicher fühlten, wollten sie die Stadt Eleusis ganz zu ihrer eigenen Verfügung haben, um dort für den Notfall eine Zuflucht zu finden. Nach entsprechenden Anweisungen an die Reiterei kamen Kritias und die übrigen DreiBig nach Eleusis und veranstalteten eine Musterung unter den ...t, bei der sie unter dem Vorwande, sie wollten wissen, wie groß die Zahl der Bewohner sei und wieviele Wachsoldaten sie noch zur Verstärkung nötig hätten, sämtliche Männer sich in einer Liste eintragen ließen. Wer sich eingeschrieben hatte, mußte jeweils durch die kleine Pforte, die zum Meer hinführt, hinausgehen. Am Strand aber hatten sie zu beiden Seiten der Pforte die Reiter aufgestellt, und jedesmal, wenn einer herauskam, wurde er von den Schergen gefesselt.“

Xen. Hell. 3,1,4. Über das Schicksal der 300 Reiter nach dem Sturz der DreiBig siehe Gy. Németh 1994, 95-102 = Gy. Németh 1997, 65-74.

70

Kritias und die DreiBig Tyrannen Es kónnte zwar gesagt werden, daB auch die spartanischen Kónige eine Leibgarde

hatten, die aus 300 Koroi (Jünglingen) oder sogar Hippeis (Reitern) gebildet worden war, und diese Garde hätte als Modell den DreiBig Tyrannen gedient, aber dagegen gibt es zwei Argumente. 1) Die spartanische Garde hatte eine andere Struktur (es gab drei Hippagreten,

Führer je einer Schar von 100 als Elite auserlesenen jungen Leuten)", die in Athen keine Parallele hatte. 2) Schon Peisistratos hatte eine Leibwache (oi κορυνηφόροι), deren Stärke nach Plutarch'* 50, nach Polyainos und dem Scholiast von Platon aber 300 Mann war.'^ Hier kónnte also die Anknüpfung an die athenische (tyrannische) Tradition eine ebenso große Rolle spielen wie die Nachahmung Spartas.'* 3) Der oligarchische Rat des Isagoras wurde ebenfalls aus 300 Mitgliedern gebildet: „Als Kleisthenes (aus der Stadt) entkommen

war, kam Kleomenes mit wenigen Truppen an und begann, 700 athenische Familien als Fluchbeladen zu vertreiben. Nachdem er dies durchgesetzt hatte, versuchte er, den Rat aufzulösen

und

Isagoras und 300 seiner Anhänger

zusammen

mit ihm (Kleomenes)

als

Herren der Stadt einzusetzen. Als aber der Rat Widerstand leistete und das Volk zusammenlief, flüchteten Kleomenes und Isagoras mit ihren Anhängern auf die Akropolis. Das Volk bezog dort Position und belagerte sie zwei Tage lang; am dritten Tag ließen sie Kleomenes und alle seine Leute unter freiem Geleit abziehen und riefen Kleisthenes und

die anderen Flüchtlinge zurück."' /'

Xen. Hell. 3,3,9; Xen. Lac. Pol. 4,3; R. Brock,

1989,

163. Siehe S. Rebenich

1998,

106: „Den

ἱπκαγρέται (‚Anführer der Ritter’) oblag es, aus den hebóntes (vgl. αἱροῦνται τοίνυν αὐτῶν) die 300 ınreig [hippe(s] als corps d'élite der spartanischen Armee auszuwählen; diese dienten im Feld als Leibwache des Kónigs und standen fortan unter seinem Kommando. Diese Formation wurde entweder nach ihrer Stärke die ,Dreihundert' oder aber ἱππεῖς [hippe(ís] genannt, weil die Männer ursprünglich zu Pferde ins Feld zogen. Die hippagrétai wiederum wurden von den Ephoren ernannt, vgl. Xen. Hell.

3,3,8f. (die dort in Zusammenhang mit der Verschwörung des Kinadon genannten νεώτεροι [neóteroi] und νέοι [néoi] werden üblicherweise ἱκκαγρέτας (Il 369 Latte)."

mit den hfppeis

identifiziert;

Plut.

Lyk.

25,6;

Hesych,

s.v.

M!

G. Strasburger 1970, 709.

'?

Plut. Sol. 30,3.

©

Polyain. 1.21.3: Ὁ δὲ δῆμος ὑπερηγανάκτησεν, ὡς ὁ κηδόμενος αὐτῶν δι᾽ αὐτοὺς ταῦτα ein παθὼν. καὶ ἐς φυλακὴν τοῦ σώματος ἔδωκαν αὐτῷ τριακοσίους φύλακας. οἷς κορυνηφόροις χρησάμενος αὐτός τε τύραννος ᾿Αθηναίων ἐγένετο; Schol. Plat. Rep. 8,566b: Καὶ ἔλαβε τριακοσίους δορυφόρους

ἐκ τῆς πόλεως, οὺς εἰσοικισάμενος καὶ θεραπεύσας ἐτυράννησεν ᾿Αθηναίων; Rhodes 1981, 200. "^!

JH. W.

Singor

(Doryphoroi

(2000,

in Schol.

107-129) Plat.

Rep.

meint, 8,566b)

daB

die

bildeten

Korynephoroi, (121),

die die

athenische

Leibgarde

Bauern

waren,

des

Peisistratos

genau

wie

die

bäuerlichen Korynephoroi in Sikyon: .the Athenian korunephoroi then would refer to the whole class of the agrarian poor." „In the case of Peisistratos' bodyguard, it is tempting to assume that the therm korunephoroi first and foremost denoted a class of people and not, or not necessarily, a body of men armed with clubs." Über die abhängigen Landleute im alten Sikyon siehe aber D. Lotze 2000, 57-68.

^5

AP 20.3. Welchen Rat Kleomenes aufzulösen versuchte, ist umstritten. Siehe dazu P. J. Bicknell 1985, 81-87; P. J. Rhodes 1981, 246 (der Rat der 300 sei mit dem Areiospagos identisch). S. dazu noch Herod. 5.72.1: Ταῦτα δὲ ποιήσας δεύτερα τήν βουλὴν καταλύειν ἐκειρᾶτο, τριηκοσίοισι δὲ τοῖσι ᾿Ισαγορέω

στασιώτῃσι

τὰς ἀρχὰς

ἐνεχέιριζε.

„Darauf versuchte er (scil. Kleomenes)

den athenischen

Rat

aufzulösen und verteilte die Regierungsámter unter dreihundert Parteigänger des Isagoras.“ M. Rausch 1998, 355-369, bes. 368: „Der Widerstand gegen den Umsturzversuch des Isagoras ging im Jahr 507 von den Mitgliedern des neugeschaffenen Rates aus. Dieses Gremium setzte sich wohl aus etwa 300

Die Hopliten in Athen

71

a) Eine numerische Beschränkung des Bürgerrechts in den oligarchischen bzw. aristokratischen Staaten hatte bei den Griechen eine lange Geschichte. 1000 war die Zahl der Bürger bei den Opuntischen Lokriern, in Lokroi Epizephyrioi, Kroton, Rhegion, Lokris, Akragas, Kolophon und Kymai. In Herakleia Pontika, Syrakusai, Massalia gab es eine Bule

mit 600 Mitgliedern, in Epidauros bildeten aber nur 180 Politen eine Oligarchie.'* Die überschnittliche GróBe Athens begründete eine Beschrünkung auf 3000 bzw. 5000 anstatt

der gewöhnlichen 1000 Bürger.'* b)

Im Sokrates-Kreis wurde viel über die ideale Staatsform geredet. Von den Schü-

lern des Sokrates haben sich mit ihr nicht nur Platon, sondern auch Xenophon und Kritias (wie etwa in der Geschichte von Atlantis)' beschäftigt. Wir wissen zwar nicht, was Sokrates selbst darüber gesagt hat, doch war die Suche nach einer Staatsutopie in der

zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v. Chr. in Athen spürbar.'” Ich möchte mich jetzt nicht über die Staatsformdebatte bei Herodot (3,80-84) oder über die in das Komische verdrehte

Utopie des Aristophanes (Die Vögel) auslassen, sondern beschränke mich nur auf das Wesentliche: auf die numerische Definition einer Staatsform.

Platon erórterte des öfteren, daß 1000 eine ideale Bürgerzahl für eine Stadt sei.'” In den Nomoi hat er aber die Ziffer 5040 für ideal gehalten, weil sie durch 2 und 3 und 4 und 5 und 6 und 7 teilbar ist.” Diese Stelle sollte voll zitiert werden, damit es sich zeigt, wie sich ein solches Zahlenmodell im Kreise des Sokrates herausbildete. „Welches ist nun die Form, in der die richtige Verteilung vor sich gehen soll? Zuerst muB man die Zahl der Bürger nach ihrer erforderlichen Hóhe festsetzen ... Es soll also, um eine passende Zahl zu

|

^"

"* V» '» 5

Angehórigen der lokalen attischen Oberschicht zusammen, die von ihren Mitbürgern in den attischen Siedlungseinheiten, den provisorischen neuen kleisthenischen Demen gewählt worden waren. Diese Buleueten waren nicht bereit, auf ihre neuen politischen Rechte zu verzichten, und bewogen die Angehörigen der Hoplitenklasse dazu, sich zu bewaffnen und Isagoras, seine Parteigängner und die Spartaner auf der Akropolis zu belagern." Phleius hatte auch etwa 5000 Bürger (Xen. Hell. 5,3,16), und Delphion „der allgemeines Ansehen genoB ... mit 300 phleiasischen Männern, die er an sich gezogen hatte, genügend Macht besaß, um die Friedenswilligen am Abschluß eines Vertrages zu hindern.” Xen. Hell. 5.3.22. Die Dreihundert Auserwählten in Elis, wie Thukydides (2.25.3) sie nennt, waren eine Elitetruppe zu FuB, wahrscheinlich aus den Sóhnen der vornehmen Familien gebildet, s. Xen. Hell. 7,4,13. S. dazu noch G. Strasburger 1970, 739. L. Whibley 1896 (x Roma 1968), 134-136. Über eine Typologie der Oligarchien s. M. Ostwald 2000: besonders 27: „The most universal feature is the restriction of the franchise and/or eligibility for office to a number of citizens, most broedly defined as «those most competent to render public service with their persons and their fortunes»" (AP 29,5). R. Brock 1989, 162: „Athens’ unusually high population was no doubt one reason why the upper limits chosen for the citizen body, 5.000 in 411 and 3,000 in 404—3, were substantially higher than usual in oligarchies of fixed number, where 1,000 was the norm and lower figures not uncommon." M. Ostwald 2000, 27: , Their limit was set in Athens at five thousand in 411/410, and at three thousand in 404." S. P. Vidal-Naquet 1989, 216-232, überarbeitete Fassung eines zuerst in der Revue des études grecques T7, 1964, 420-444 erschienenen Textes. R. Günther - R. Müller 1987, 45-67; A. Demandt 1993, 74-76. Politicus 292e; Rep, 423a. Plat. 737e. S. dagegen aber Aristot. Pol. 1265a. Siehe dazu G. R. Morrow 1950, 145-162; L. Bertelli 1977, 42-52. Es ist aber zu bemerken, daB die Zahl 5040 im groBen und ganzen mit der Anzahl der athenischen Bürger unter dem Regime der 400 identisch ist.

72

Kritias und die DreiBig Tyrannen

wühlen, 5040 Grundbesitzer und Verteidiger des Landes geben; das Land aber und die Wohnstätten sollen ganz dem entsprechend verteilt sein, so daß immer ein Mann und ein Land zusammengehóren. Diese Zahl als Ganzes teile man zunüchst in zwei Teile; denn sie láBt sich auch in vier und fünf und der Reihe nach bis zehn zerlegen. Das ist ja doch das Mindeste, was man an Zahlenkunde von jedem Gesetzgeber verlangt: er muB wissen, wie groB und von welcher Beschaffenheit die Zahl ist, die für die Staaten in jedem Falle die vorteilhafteste ist. Nennen wir also diejenige Zahl, welche sich durch die meisten und zwar unmittelbar

aufeinanderfolgenden

Zahlen

(dividieren)

läßt.

Die

Allzahl

nun

läßt

alle

Teilungen in alle Zahlen zu; die Zahl 5040 aber läßt für Zwecke des Krieges sowie für alle friedlichen Geschäfte und Verbindlichkeiten, für Steuern und Verteilungen nur neun und fünfzig Teilungen zu, von denen die zehn ersten eine ununterbrochene Reihe bilden." Eine andere Zahl, die 10000, hat ebenfalls eine lange Geschichte. Hippodamos aus Milet wollte eine Stadt mit 10000 Bürgern konstruieren. Ein Drittel der Bürger sollte zu den Handwerkern, ein Drittel zu den Bauern und ein Drittel zu den Soldaten gehóren.'? Die Theorie von Hippodamos war in Athen wohlbekannt, da der Piräus 478 v. Chr. nach seinen Plänen gebaut worden ist." Auch die Kyroupaideia von Xenophon und die Politeia Lakedaimonion von Kritias bzw. von Xenophon waren Staatsutopien, wenn auch anderer Gattung. Xenophon gibt zu (Lak. Pol. 14), daB die spartanischen Sitten, die er so ideal geschildert hat, nicht mehr wirken, und daB die Spartaner nicht mehr nach den Vorschriften der lykurgischen Gesetze leben."* Auch Kritias hat alles, was spartanisch ist, gelobt, sogar die Schuhe und Gläser. Er hat Sparta den Athenern als Beispiel geschildert, doch hatte Ordnung Spartas, wie Kritias sie sich vorstellte, mit der wirklichen Stadt nicht viel zu tun. Die DreiBig Tyrannen, insbesondere Kritias, haben die aristokratisch-oligarchischen Traditionen, zu denen auch die spartanische gehörte, gut gekannt und als Ideal geschätzt. Kritias, Theramenes

(?), Aristoteles (der Tyrann), Charmides

und Rhinon

(einer der 10)

gehórten zum Kreise des Sokrates und haben auch die Ideen der Sophisten kennengelernt. Es ist kein Wunder, daB auBer Platon und Xenophon auch Kritias ein Modell des ideellen Staates geschaffen hat. Es wird die Regierung der 3000 + 300 + 30 gewesen sein. Im Modell selbst gab es keinen Fehler. Die Probleme haben angefangen, als die Tyrannen wagten, das Modell zu verwirklichen. Die Zahl 3000 ist also hauptsächlich aus symbolischen Gründen gewählt worden. Sie folgte der athenischen Tradition der Tyrannis (Leibwache aus 300) und der der Oligarchie

der 400 (30 Syngrapheis),'? nicht aber der der Demokratie, zumindest im Prinzip, obwohl in der Praxis mehrere demokratische Institutionen (wie z.B. der Rat der 500, die Struktur

der Reiterei) weiterleben durften. Das System 30 - 300 - 3000 konnte dem Schein nach aber auch nach dem spartanischen Modell interpretiert werden (Gerusia — 300 Leibwache'” 5 '*

Arist. Pol. 1267b. S. dazu H. Schaefer 1961, 292-317: und neulich: W. Schuller 1989, 61-63. W. Schuller 1989. Siehe dazu R. Garland 1987, bes. 26 ff.

,!

Über Kapitel 14 siehe neulich S. Rebenich 1998, 25-35.

^

Als ein Zeichen der angeblichen πάτριος πολιτεία Die spartanischen Leibwachen, die .Hippeis' haben Hoplitendienst geleistet: Herod. 1.67; 8,124; Thuk. 5,72. 4; Xen. Lac. Pol. 4; Strab. 10.4.18, 482C. Nach 424 v. Chr. hatten aber die Spartaner auch ein Reiterkorps. s. dazu G. R. Bugh 1988, 26.

Die Hopliten in Athen

73

- etwa 3000 [?] Homoioi).'” Man darf freilich nicht vergessen, daB die athenischen Institutionen eine völlig andere Struktur als die der spartanischen und auch andere Funktionen hatten. Die Zahl 3000 stimmte aber mit der Zahl der athenischen Hopliten, die in Attika Grundbesitz hatten, im großen und ganzen überein. Die Tyrannen hätten keine bessere Zahl für ihre Oligarchie wühlen kónnen als die 3000.

à

Siehe dazu Gy. Németh 1989/1990, 367: „Obwohl die Wahl der Zahl der DreiBig keine Nachahmung Spartas bedeutete, kann die diesbezügliche Erklürung, die die Tyrannen dem Lysander gegeben haben, als eine politische Schmeichelei betrachtet werden.“

3 3.1

DIE RITTER IN ATHEN DIE

ANZAHL DER RITTER IN DER ARCHAISCHEN

ZEIT

G. R. Bugh schreibt in seiner Monographie über die athenische Reiterei: Es gibt keinen direkten Beweis dafür, daB in Athen vor der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. ein Reiterkorps bestand.' Zwei Quellen scheinen jedoch diesem Urteil zu widersprechen, das

Lemma ,Naukraria' bei Pollux? und die Gesetze von Solon. Pollux versuchte den Namen ‚Naukraria’

dadurch

zu

erklären,

daß

jede

Naukraria

zwei

Ritter

und

ein

Schiff

bereitstellte.” Da es insgesamt 48 Naukrarien gab, betrug die Anzahl der Ritter im athenischen Reiterkorps vor Kleisthenes nicht mehr als 96.* Die Gesetze von Solon sprechen eindeutig von einer Ritterklasse (Hippeis), deren Mitglieder entweder 300 Metra produzieren oder ein Pferd versorgen mußten.’ Die Fachliteratur interpretiert die solonische Zeugiten- bzw. Ritterklasse aber eher im militärischen Sinn: Die Zeugiten dienten als Hopliten, die Hippeis als Reiter.° Das gilt, wenn es überhaupt ein Reiterkorps in der Zeit in Athen gab, denn Herodot scheint dagegen zu sprechen, wenn er betont, daB die Athener in

der Marathonschlacht weder Reiterei noch Bogenschützen hatten: Οὔτε ἵππου ὑπαρχούσης σφι οὔτε τοξευμάτων.᾽ Bough interpretiert die Stelle so, daB die Athener ihre ausge-

sprochen kleine Reiterei vor der Schlacht schützen wollten.? Die Ritter von Athen dienten in der Marathon-Schlacht eher als Hopliten. Diese Interpretation scheint logisch zu sein. Aus diesem Gedankengang ergeben sich aber drei wichtige Folgerungen: 1) Das Reiterkorps von Athen war 490 v. Chr. nur 96 Mann stark.

2

G. R. Bugh 1988, 3: „No single piece of evidence can prove, incontestably, the existence of an Athenian cavalry before the mid-fifth century B.C." Pollux, Onomastikon 8,108: Ναυκραρία δ᾽ ἦν τέως φυλῆς δωδέκατον μέρος. xai ναύκραροι ἦσαν

δώδεκα, τέτταρες κατὰ τριττὺν ἐκάστην. .. ναυκραρία δ᾽ ἑκάστη δύο ἱκκέας παρεῖχε καὶ ναῦν μῖαν."

δ

Μ. Chambers 1990, 178. Chambers meint, daß Pollux wenig mehr gibt „als eine Wiederholung dessen, was Aristoteles sagt."

* *

A G. R. Bugh 1988, 5. AP 74, s. dazu aber M. Chambers 1990, 172: „daß Hippeis nach dem Ertrag ihres Bodens ermittelt wurden." S. dazu G. R. Bugh 1988. 25-34.

*

? "

P. J. Rhodes 1981,138: „Some, however, have claimed that military considerations were primary, the ἱππεῖς being the aristocratic class of cavalry and the Levyitaı (as in Pl. Pel. 23. iv) the hoplites ... The military explanation of the ἱππεῖς and Leuyitaı seems the better." Herod. 6,112. G. R. Bugh 1988, 10: ,, Secondly, the Athenians may have deliberately chosen not 1o field their small cavalry force because of the superiority of the Persian cavalry. This suggestion deserves serious consideration. A cavalry numbering only ninety-six men would have been deployed more efficiently in the hoplite ranks. There is absolutely no doubt that all those who could provide themselves with hoplite armor were expected to fight as hoplites if the occasion demanded. More to the point, every cavalryman was by the very presumption of wealth that that service entailed, a hoplite. When he left cavalry service, he automatically became a hoplite until the end of his normal military obligations (around sixty)."

76 2) 3)

3.2

Kritias und die DreiBig Tyrannen Nicht jeder Hippeus (d. h. Ritter) bzw. Hippotrophos hat als Reiter gedient. Die Hippeis haben gelegentlich oder sogar regelmäßig Hoplitendienst geleistet („dual military role'*).? Es sollte also die Zahl der Reiter und die Größe der Ritterklasse' im folgenden voneinander getrennt betrachtet werden.

DIE 1000 RITTER IN ATHEN

Irgendwann zwischen 479 und 431 v. Chr. haben die Athener die Reiterei nach neuen

Prinzipien

organisiert.

Über die Anzahl

der Reiter sind mehrere

Angaben

bekannt

Andokides und Aischines sprechen von 300, der Scholiast des Aristophanes von 600, Aristophanes von 1000 und der Scholiast des Aristophanes und Thukydides (allerdings die Hippotoxoten eingerechnet) von 1200 Reitern.

300 Reiter:

Πρῶτον μὲν τὸν Πειραιᾶ ἐτειχίσαμεν ἐν τούτῳ tQ χρόνῳ, εἶτα τὸ μακρὸν τεῖχος τὸ Bopsoiov: ἀντὶ δὲ τῶν τριήρων at τότε ἡμῖν ἦσαν παλαιαὶ καὶ ἅπλοι, αἷς βασιλέα καὶ τοὺς βαρβάρους καταναυμαχήσαντες ἡλευθερώσαμεν τοὺς “Ἕλληνας, ἀντὶ τούτων τῶν νεῶν ἑκατὸν τριήρεις ἐναυπηγησάμεθα, καὶ πρῶτον τότε τριακοσίους ἱππέας κατεστησάμεθα, καὶ τοξότας τριακοσίους Σκύθας ἐπριάμεθα.᾿" Ἐν δὲ τούτῳ τῷ χρόνῳ ἐτειχίσαμεν καὶ τὸ βόρεοιον τεῖχος WKOÖOHTIGA EV, ἑκατὸν δὲ τριήρεις πρὸς ταῖς ὑπαρχούσαις ἐναυκηγησάμεθα, τριακοσίους δ᾽ ἱππέας κατασκευασάμεθα, καὶ τριακοσίους Σκύθας ἐπριάμεθα, καὶ τὴν δημοκρατίαν βεβαίως Μ 12 εἴχομεν. 600 Reiter:

Ἱπππεῖς δὲ αὐτοὺς ὠνόμαζον διὰ τὸ δύνασθαι, εἴ ποτε αὐτοῖς χρεία γένοιτο ἵππων. ἕκαστον αὑτῶν τρέφειν. ἦσαν δὲ τὸ μὲν πρότερον ἑξακόσιοι τὸν ἀριθμόν. οὗτοι δὲ μετὰ ταῦτα τῆς πόλεως πληθυνθείσης ἐγένοντο διακόσιοι πρὸς τοῖς χιλίοις." 1000 Reiter:

᾿Αλλ᾽ εἰσὶν ἱππῆς ἄνδρες ἀγαθοὶ χίλιοι μισοῦντες αὑτόν, ot βοηθήσουσί σοι ...'^

"

A G. R. Bugh 1988, 10-11; 24: „One could be a hippotrophos without having any connection with cavalry service." Auch berühmte Hippeis haben des öfteren als Hopliten gedient: Kimon (Plut. Kim.17,5; Plut. Per. 19,7); Alkibiades (Plat. Apol. 28e; Plat. Symp. 221a; Plut. Alk. 7,6). Hoplitendienst unter den DreiBig Tyrannen s. Xen. Hell. 2,4,24. "^ J. K. Davies 1971, XXV-XXVI. G. R. Bugh 1988, 34: „I contend that the construction of Solon was economic and political, not military. The lawgiver probably did chose the term hippeis for its symbolic, aristocratic value, but at the same time relegated it quite properly to secondary place in his system." G. R. Bugh (1988, 37-38) meint sogar, daB in der archaischen Zeit nicht die Hippeis. sondern ausschlieBlich die jungen Pentakosiomedimnoi Ritterdienst leisteten. " Andok. 3.5. " — Aischin. 2,173.

7

Schol. Ar. Equ. 627b.

Die Ritter in Athen

77

Ἱππεῦσιν. "ἀλλ᾽ εἰσὶν ἱππῆς ἄνδρες ἀγαθοὶ χίλιοι". σύστημα πολεμικῶν ἀνδρῶν χιλίων ἵππους τρεφόντων. Φιλόχορος δὲ ἐν τετάρτῳ εἴρηκε, πότε κατεστάθησαωυ χίλιοι" διάφορα γὰρ ἦν ἱκπέων πλήθη κατὰ χρόνον "Aßnvaioıc.'” 1200 Reiter:

Οὗτοι δὲ μετὰ ταῦτα τῆς πόλεως πληθυνθείσης ἐγένοντο διακόσιοι πρὸς τοῖς χιλίοις. Ἱππέας δὲ ἀκέφαινε διακοσίους καὶ χιλίους ξὺν ἱπποτοξόταις."" Die Anzahl der 600 Reiter bei dem Scholiast von Aristophanes scheint auf einem MiBverstündnis der Zahlenangabe der Andokides-Rede zu basieren. W. Helbig interpretiert die Stelle so, daB der Scholiast oder seine Quelle die Zahl der 300 Reiter und die der 300

Skythen einfach zusammenrechneten, als würen die in der Rede erwühnten Skythen Hippotoxoten gewesen.'* Die Größe des Reiterkorps hat sich in der Zeit öfter veründert." Es ist also nicht auszuschließen, daB es einmal auch 600 Mann stark sein konnte, die

hinzugefügte Bemerkung, daß die ursprüngliche Anzahl 600 waren (ἦσαν δὲ τὸ μὲν πρότερον ἑξακόσιοι τὸν ἀριθμόν), ist aber offenbar falsch. Wir haben keinen Grund, die Richtigkeit

der

Angabe

des

Andokides

(und

des

Aischines)

zu

bezweifeln,

daB

die

neuorganisierte Reiterei der Athener 300 Mann stark war.? Im Fall der Zahl 1200 beim Scholiast zu Aristophanes handelt es sich ebenfalls um

einen Irrtum: Οὗτοι δὲ μετὰ ταῦτα τῆς πόλεως πληθυνθείσης ἐγένοντο διακόσιοι πρὸς τοῖς χιλίοις. Der Scholiast oder seine Quelle scheinen vergessen zu haben, daß Zahlenangabe von Thukydides auch die 200 Hippotoxoten enthált." Die Entwicklung Stärke des athenischen Reiterkorps läßt sich mit folgenden Zahlen zusammenfassen: Solon bis etwa 458/457 v. Chr. — 96 Reiter; nach der Schlacht von Tanagra 458/457 v.

^

die der von Chr.

Ar. Equ. 225-226: „Die Ritter werden's, tausend Mann, ein trefflich Corps; die hassen ihn und helfen dir

^

zum Sieg gewiß ..." Philochoros FGrHist 328 F 39, Hesych. s.v. ἱπκῆς, zu Ar. Equ. 225. F. Jacoby (3b, 324) datiert die Philochoros-Stelle auf 432/431 v. Chr. wegen der Angaben der Perikles-Rede in Thuk. 2,13: ‘Ixxéas δὲ ἀπέφαινε διακοσίους καὶ χιλίους ξὺν ἱκκοτοξόταις. Schol. Ar. Equ. 627b.

7 "

Thuk.2,13,8: „An Reitern hätten sie, wie er ihnen vorrechnete, 1200 mit den berittenen Schützen." W. Helbig 1902, 11: „Selon le scoliaste d'Aristophane, le nombre des cavaliers athéniens aurait été

5

d'abord de six cents. Ce chiffre est-il la somme des 300 cavaliers et des 300 archers scythes dont parle Andocide?" S. dazu G. R. Bugh 1988, 40.

"

S. dazu

Philochoros:

Διάφορα

yàp ἦν ἱππέων πλήθη

κατὰ

χρόνον

᾿Αθηναίοις.

„Die Zahl der

athenischen Reiter hat sich im Lange der Zeit verändert.“

?» ?

W.Helbig 1902. 11; G. R. Bugh 1988, 40. A. W. Gomme 1956, 40: „since there were 1,000 cavalry (see e.g. Ar. Equit. 225), there were 200 of these mounted archers; they were of course citizens." S. Hornbowler 1991, 257: „For these, and for the growing importance of archers generally at Athens in the fifth century see A. M. Snodgrass (1967, 98), pointing out that mounted archers are an un-Greek phenomenon." Xen. Mem. 3,3,1 erwähnt, daß die Hippotoxoten vor dem Reiterfeldherm reiten. Sonst hören wir nur von zwei Einsätzen der Hippotoxoten: in Melos wurden 20 (Thuk. 5,84,1) und in Sizilien 30 (Thuk. 6.74.2) berittene Bogenschützen eingesetzt.

78

Kritias und die DreiBig Tyrannen

- 300 Reiter; nach einem Zeitpunkt zwischen 445—431

v. Chr. — 1000 Reiter + 200

Hippotoxoten.? Die 300 Reiter, wie es uns eine athenische Dedikation zeigt, stammten von alten Familien mit Hippotrophos-Tradition ab, und sie hatten 3 Hipparchen als Befehlshaber: Die Reiter von den Feinden (scil. haben dies geweiht). Die Hipparchen (waren) Lakedaimonios, Xenophon, Pronapes. Lykios, des Myrhon Sohn aus Eleutherai hat (dies) geschaffen." Lakedaimonios war der Sohn des Kimon. Xenophon war Strategos in der Zeit des samischen Krieges und bei Poteidaia. Er ist 429 bei Spartolos gestorben. Pronapes war, laut seiner Dedikation, mehrfach siegreich in Nemea, Isthmia und Athen, angeblich im Wagenrennen:

vac. Pronapes, des Pronapides (Sohn, hat dies geweiht).

vac. Nemea, vac. Isthmia, vac. Panathenaia vac.? Die Anzahl der athenischen Reiter wurde zwischen 445 und 431 auf 1000 erhöht.” Es wurden zwei Hipparchen und 10 Phylarchen gewählt, ein Phylarch aus jeder Phyle." Die neuen Mitglieder des Reiterkorps wurden von den Pentakosiomedimnoi und den Hippeis ausgewählt, da die 1000 die Anzahl der jungen Angehörigen der alten HippotrophoiFamilien weit überstiegen. Damit war eine gewisse Demokratisierung des Reiterkorps verbunden, da die Reiter, deren erheblicher Anteil früher kein Pferd hatte, eine regelmäßige staatliche Unterstützung (katastasis) bekamen. „Die natürliche geschichtliche Entwicklung

ist die, daB aus einem Reitercorps sich ein Ritterstand entwickelt“ — meint B. Keil." Die Reiter haben in vielen Schlachten das demokratische Athen verteidigt, pflegten aber auch die aristokratischen und sogar die spartanischen Sitten. Mantitheos charakterisiert 389 v. Chr. die Reiter als junge Leute, die ihr Leben mit Würfeln, Trinken oder ähnlichen Ausschweifungen hinbringen.? Bei Aristophanes wird die Förderung durch die Ritter einer Hoplitenpoliteia, wo die Bürger das Vaterland ohne Lohn verteidigen, mit dem Wunsch in einem Atem genannt, die spartanische Haartracht pflegen zu dürfen: 7

>

?

QG. R. Bugh 1988, 52: „When the Athenians began to intervene in mainland affairs in the 4505, they did not hesitate to enlist the Thessalian cavalry, as the Peistratidai had done in the past. they must have recognized the need for an effective cavalry corps, one composed of This is the time most appropriate for the new organisation of the 300 cavalrymen." G.R. Bugh 1988, 53. IG I^ 400; IG I? 511; A. E. Raubitschek 1949, Nr. 135; 135a; 135b; SEG 30, 1980, 511: hot hi(zx]ng [:] ἀπὸ tov [πο]λεμίον : πιπκαρί[χ)όίν)τον : Λακεδαιμονίο

But after Tanagra, their own citizens.

24; 26; 427; IG l [:] Ξ[ε]νοφόντος :

Tipov[á]x[o]lg : Αὐκιοίς : ἐϊκοίησεν [:] Ἐλευθερεὺς ( : M]o[p]ov[oc). Die Ergänzungen sind sicher, da wir auch zwei Kopien der Inschrift kennen. Die Inschrift wird zwischen 457 und 445 v. Chr. (G. R. Bugh

1988. 49) oder 450—430 (IG I? 511) datiert.

νη

#

IG P? 880 (450-440 v. Chr.): vac. TIporavido Προνάπης!νας. Néu[e]a vac. Ἴσθ(μγια vac. Παναθήναια vacat. P. A. Hansen 1983, Nr. 278; A. E. Raubitschek 1949, 174; G. R. Bugh 1988. 46. Xenophon war mit dem Historiker nicht verwandt. B. Keil 1902, 143; G. R. Bugh 1988, 53. G. R. Bugh 1988, 53. B. Keil 1902, 143-144. Lys. 16,11.

Die Ritter in Athen „Wir aber sind bereit, auch ohne Sold, Wacker für die Stadt zu streiten und die Gótter unsres Volks.

Nichts verlangen wir zum Lohne, als dies einzige, nur dies: Wenn es endlich kommt zum Frieden und die Drangsal hat ein End',

Daß sich niemand ärgert, wenn er mit gekämmtem Haar uns sieht!'^? Die athenischen Reiter im Einsatz im Peloponnesischen Krieg:”'

Quelle

Jahr

Größe des Reitercorps | Schlachtfeld

Thuk. 2,19

431/430

2

Rheitoi, Attika

Thuk. 2.222

431/430

? + thessal.

Phrygioi, Attika

Thuk. 2,56,2

430

300

Thuk. 2,79,1 Thuk. 3,1,2 Thuk. 4,42,1

429 428 425

200 ? 200

Peloponnesos, Poteidaia Thrakien Attika Korinthos

Thuk. 4,53.1 Thuk. 4,68,5

424 424

wenige 600

Kythera Megara

Thuk. Thuk. Thuk. Thuk. Thuk.

4,93,2 4,94 5,21,1 5,50,3 5,61, 1

424 424 422 420 418

300 Reiterei — 300 300 ? 300

Thuk. Thuk. Thuk. Thuk.

5,84,1-2 6,7,3 6,43 6,94,4

416 416/415 415/414 414

20 hippotoxotai 7 30 250 4 30 hippotoxotai

Delion+ Delion Thrakien Olympia Argos, Mantineia Melos Methone Sizilien Sizilien

Thuk. 7,27,5

413

Reiterei

Attika

Thuk. 8,71,2

411

?

Athen

[Lys.] 20,28

410

7

Dekeleia”

Diod. Sic. 13,65

409

400

Nisaia

| 409

100

Ephesos

wenige

Bithynien

Xen. Hell. 1,1,34

Xen. Hell. 1,3,3

408

Ar. Equ. 576-580: Ἡμεῖς δ᾽ ἀξιοῦμεν τῇ πόλει προῖκα γενναίως ἀμύνειν καὶ θεοῖς ἐγχωρίοις. καὶ πρὸς οὐκ αἱτοῦμεν οὐδὲν πλὴν τοσοντονὶ μόνον

ἥν ποτ᾽ εἰρήνη γένηται καὶ κόνων καυσώμεθα, μὴ φθονεῖθ᾽ ἡμῖν κομῶσι μηδ᾽ ἀπεστλεγγισμένοις. 31 x

S. dazu I. G. Spence 1993, 83-84; 138. S. Xen. Hell. 1,1,33 und G. R. Bugh 1988, 83-84.

80

Kritias und die DreiBig Tyrannen Xen. Hell. 1,3,10 Xen. Hell 1,421

| 408 407

300 150

Selymbria Andros

Diod. Sic. 13,72,7 | 407

1200 (?)

Athen?

Xen. Hell. 2,42

404/403

Reiterei

Phyle

Xen. Hell. 2,4,5

404/403

Reiter 2 Phylen

Umgebung von Phyle

Xen. Hell. 2,4,8

404/403

Reiterei

Eleusis

Xen. Hell. 2,4,10

| 403

7

Munychia

Xen. Hell. 2,425

| 403

2

Attika

Xen. Hell. 2,4,25

| 403

70 aus Phyle

Attika

Xen. Hell. 2,4,26

| 403

7

Attika

Xen. Hell. 2,4,31

| 403

Reiter 3 Phylen

Attika

Von den 34 registrierten Einsätzen fanden 15 in Attika statt, die andere Expeditionen wurden in verschiedene Regionen der Welt von Megara bis Sizilien geführt. Das größte Kontingent (600 bzw. 400 Mann) außerhalb Attikas wurde in die naheliegende Megara gesandt. Auf andere Schlachtfelder gelangten nie mehr als 300 Reiter. Das ist damit zu erklären, daß die Reiter die Grenze Attikas bewacht haben. Somit durfte sich das größte Teil des Reiterkorps nicht weit von der attischen Grenze entfernen.” In der Zeit des Dekeleischen Krieges waren die Reiter sogar jeden Tag im Einsatz: „Und die Pferde waren bei den täglichen Ausritten der Reiter, bald zu einem Überfall gegen Dekeleia, bald zur Deckung des Landes, entweder lahm geworden auf dem harten Boden und bei der

dauernden Überanstrengung, oder verwundet.“ Die Reiter wußten, daß sie für den Schutz Attikas verantwortlich waren, und das hat ihnen ein ausgeprägtes Selbstbewußtsein gegeben. Sie nahmen aber auch an den großen Expeditionen außerhalb Attikas teil, und damit haben sie mehr geleistet als die Hopliten

"

Über die Anzahl der Reiter im Jahre 408/407 gibt es eine Diskussion zwischen I. G. Spence (1987, 167-175) und G. R. Bugh (1988, 84-85). Die Zahl der 1200 Reiter in Attika hielt I. G. Spence für zu groß, weil Alkibiades auf die Andros-Expedition 150 Reiter mitgenommen hat. Er meinte sogar, „that cavalry numbers fell below the 1,000 strong establishment figure and that by 410/409 B.C. at least they had dropped to slightly over half their total in 431 B.C." I. G. Spence 1987, 175. G. R. Bugh rechnet im Jahre 407/406 mit 1000 Reiter: „Since we know that Alkibiades took along 150 Athenian horsemen when he set sail for Andros, there must have remained in Attika 850 horsemen (and some hipporoxotai, perhaps). if we assume that the Athenian cavalry was at full strength." Es ist wahr, daB die athenische Reiterei die Schlacht gegen die 1200 Reiter des Agis gewonnen hat, trotzdem scheint mir nach den erheblichen Kriegsverlusten die Zahl 1200 für das athenische Reiterkorps übertrieben zu sein.

^ 7

Überdie .mobile defence' Attikas s. I. G. Spence 1990, 91-107. Thuk. 7,27,5: "Ixxoi te, ὁσημέραι ἐξελανόντων τῶν ἱππέων κρός te τὴν Δεκέλειαν καταδρομὰς ποιουμένων καὶ κατὰ τὴν χώραν φυλασσόντων. οἱ μὲν ἀπκεχωλοῦντο ἐν γῇ ἀποκρότῳ τε καὶ ξυνεχῶς ταλαιποροῦντες. οἱ δ᾽ ἐτιτρώσκοντο.

Die Ritter in Athen

81

oder die Schiffsleute: Die letzteren haben nämlich nur im Ausland gekämpft.” Dazu kamen noch die finanziellen Beiträge der außerordentliche Vermögensumlage Hauptanteil die Pentakosiomedimnoi überfordert gefühlt, und sie haben die Regierung haben, wo nur Bürger, die

Ritterklasse, die Trierarchie und die Eisphora, die zur Abhilfe in einer Notlage der Stadt, deren und die Hippeis getragen haben.” Sie haben sich Demokratie für lästig gehalten. Sie wollten eher eine ohne ein Tagegeld den Militärdienst leisten können,

an der Macht beteiligt wurden: Ἡμεῖς δ᾽ ἀξιοῦμεν τῇ πόλει προῖκα γενναίως ἀμύνειν καὶ θεοῖς ἐγχωρίοις. ἢ Als die 400 im Jahre 411 v. Chr. die Macht übernahmen, haben viele Reiter die Oligarchie unterstützt. Im inneren Kampf der Oligarchen um die Macht folgten die jungen Reiter nicht dem gemäßigten Theramenes, sondern dem radikalen Aristarchos, dem „erbittertsten Feind des Volkes“:” ‚Die Vierhundert, die, als die Meldung kam, gerade im Rathaus beisammensaßen, wollten sofort zu den Waffen greifen, außer denen, die damit nicht einverstanden waren, und sie drohten dem Theramenes. Dieser verteidigte sich und erklärte sich bereit, gleich mitzugehn und zu helfen, ihn (scil. Alexikles) in die Freiheit zu setzen. Er nahm einen der Feldherrn, mit dem er sich einig wußte, mit sich und ging in den Piräus; auch Aristarchos eilte zu Hilfe und junge Leute von den Rittern." Nach dem

Sturz der Oligarchie haben die Anhänger der 400 (οἱ στρατιῶται) die

Isegoria verloren: ”"AAAoı ad κατὰ προστάξεις, οἵτινες où παντάπασιν ἄτιμοι ἦσαν, ἀλλὰ μέρος τι αὑτῶν, οἷον οἱ στρατιῶται, οἷς, ὅτι ἐπέμειναν ἐπὶ τῶν τυράννων ἐν τῇ πόλει, τὰ μὲν ἄλλα ἦν ἅπερ τοὶς ἄλλοις πολίταις, εἰπεῖν δ᾽ ἐν τῷ δήμῳ οὐκ ἐξῆν αὐτοῖς

οὐδὲ βουλεῦσαι." Dasselbe dürfte wohl auch mit den Reitern passiert sein.

Il. G. Spence 1990, 107: „The hippeis also served overseas while in contrast the other sections of the armed forces served only overseas and not in active defence of Attika. [n terms of the kaloi kagathoi at any rate, the cavalry were the only ones actually doing something to protect the chora - the traditional focus of military activity ... It should also be remembered that while the cavalry, hoplites, and rowers all served Athens with their persons, the cavalry class in addition shouldered an important part of the financial burden of the war through trierarchies and the eisphora."

7

Über die Eisphora s. R. Thomsen 1964, 119-186. Über die erste Eisphora s. J. G. Griffith 1977, 3-7. Über die Eisphora in der Zeit der Naukrarien s. AP 8.3; über die Regelung der Eisphora vor dem

Peloponnesischen Krieg s. das Kallias-Dekret, IG I^ 52 B,15-19, insbesondere 17: e[ap φσεφίσετ]) [αἱ κερὶ £oo]opag; in der Zeit des Peloponnesischen Krieges s. die 200 Tal. Eisphora im Jahre 428/427 v.

# ”

Chr., Thuk. 3,19.1.

Aistoph. Equ. 576-7.

Thuk. 8.92.6: Ὡς δὲ ἐσηγγέλθη toi; τετρακοσίοις (ἔτυχον δὲ ἐν τῷ βουλευτηρίῳ ξυγκαθήμενοι). εὐθύς. κλὴν ὅσοις μὴ βουλομένοις ταῦτ᾽ ἦν. ἑτοῖμοι ἦσαν ἐς tà ὅκλα ἱέναι καὶ τῷ Θηραμένει καὶ

τοῖς μετ᾽ αὐτοῦ ἠπείλουν. ὁ δὲ ἀπολογούμενος ἑτοῖμος ἔφη εἶναι ξυναφαιρησόμενος ἰέναι ἤδη. καὶ καραλαβὼν ἕνα τῶν στρατηγῶν ὃς ἦν αὐτῷ ὁμογνώμων ἐχώρει ἐς τὸν Πειραιᾶ’ ἐβοήθει δὲ καὶ ᾿Αρίσταρχος καὶ τῶν ixxebv νεανίσκοι. Über Aristarchos s. Thuk. 8,90,1: Καὶ ᾿Αρίσταρχος. ἀνὴρ ἐν τοῖς μάλιστα καὶ ἐκ χλείστου ἐναντίος τῷ δήμῳ, „Aristarchos, der erbittertste Feind des Volkes von

®

je“; H. C. Avery 1959, 63-69. S. dazu noch G. R. Bugh 1988. 117. Andok. 1,75. Die ‚Tyrannen’ sind die 400. Siehe G. R. Bugh 1988, 117-118: „If we assume that the hippeis serving in 411 lost the rights of full citizenship between 410 and 405, we can understand more easily the overwhelming support of the cavalry for the Thirty Tyrants.“ Über die Rehabilitation der Entrechteten s. Andok. 1,77-79.

82

Kritias und die DreiBig Tyrannen In der Arginusen-Schlacht haben viele Reiter als Epibaten gedient und das Reitercorps

hat schwerer Verlust betroffen:^ „Als die Athener von dem Vorfall und von der Belagerung erfuhren, bestimmten sie in einem VolksbeschluB, Entsatz zu bringen mit 110 deren Mannschaften sie sämtliche Leute heranzogen, die im dienstfähigen sowohl Sklaven wie freie Bürger. Und nachdem die 110 Schiffe innerhalb Tagen mit Mannschaft besetzt worden waren, fuhren sie ab. Es waren auch Klasse der Ritter an Bord gegangen."

Schiffen, für Alter waren, von dreiBig viele aus der

Die Ritter hatten mehrere Beschwerden. Sie sollten innerhalb und außerhalb Attikas stándig im Einsatz sein. Sie haben sogar als Hopliten und Epibaten gedient. Trotzdem wurden sie des öfteren als Verräter behandelt. Viele haben in der Zeit des Archidamischen und Dekeleischen Krieges den Verlust ihrer Grundstücke hinnehmen müssen. Dennoch sollten sie Trierarchie und Eisphora zahlen. Nach dem Sturz der 400 wurde vielen Rittern sogar das Recht der Isegorie genommen. Diese Konflikte vergrößerten die Spannung zwischen den Reitern und der demokratischen Regierung. Dazu kam noch der Fall des Kleon.

3.3

WARUM HASSTE KLEON DIE RITTER?

Die Beziehung

zwischen

Kleon

und den Rittern war nicht gerade ideal. Aristophanes

erwähnt in den ‚Acharnern’ (5-8), daß Kleon 5 Talanta Bußgeld zahlen mußte, weil er von

den Rittern unter Anklage angeklagt.

gestellt wurde.

Sie haben

ihn angeblich wegen

Korruption

Ja, damals, als der Kleon seine fünf

Talente wieder von sich würgen mußte. Da lachte mir das Herz; die wackern Ritter,

Ich muB sie loben — echte Hellassühne Schol. Aristoph. Achar. 6a (Wilson):

Toig πέντε ταλάντοις: ἀπλήστως ἀλλότρια

καταφαγὼν ἐξήμεσεν αὐτά. ἀντὶ τοῦ κλέψας καὶ καταπιὼν ἀπέδωκεν. ἐζημιώθη yàp ὁ Κλέων πέντε τάλαντα διὰ τὸ ὑβρίζειν τοὺς ἱππέας. παρὰ τῶν νησιωτῶν γὰρ ἔλαβε πέντε τάλαντα ὁ Κλέων, ἵνα πείσῃ τοὺς ᾿Αθηναίους κουφίσαι αὐτοὺς τῆς εἰσφορᾶς. αἰσθόμενοι δὲ οἱ ἱππεῖς ἀντέλεγον καί ἀπήτησαν αὐτὸν ταῦτα. μέμνηται Θεόπομπος. Kleon hatte also von den Inselbewohnern 5 Talanta Schmiergeld angenommen, um die Athener zu überzeugen, daB die Ritter Eisphora zahlen sollen. Wegen dieser MaBnahmen herrschte eine feindliche Stimmung unter den Rittern gegen Kleon. Der Konflikt hatte aber angeblich noch tiefere Wurzeln. Es bestand zwischen Kleon und den Rittern vielleicht “

Xen. Hell. 1,6,24. G. R. Bugh 1988, 106-107: „The loss of nearly a fourth of their fleet with almost all of their crews in the costly victory at Arginousai in 406, no doubt including a number of hippeis, may have increased the hostility of the cavalry towards the democratic regime and encouraged their support

for the oligarchy of 404/3." Über die politischen Folgerungen der Schlacht s. Gy. Németh 1984, 51-57. 'Evo6' ἐφ᾽ ᾧ ye τὸ κέαρ εὐφράνθην ἰδών, τοῖς πέντε ταλάντοις οἷς Κλέων ἐξήμεσεν. ταῦθ᾽ ὡς ἐγανώθην, καὶ φιλῶ τοὺς ἱππέας διὰ τοῦτο τοὔργον ἄξιον γὰρ ᾿Ελλάδι.

Die Ritter in Athen

83

schon damals eine gewisse Spannung, als der Politiker im Reiterdienst war (oi ἱππεῖς ἐπέθοντο αὐτῷ, ἐπεὶ ὅτε ἦν εἷς αὐτῶν, κακῶς αὐτοὺς διέθηκεν). Ein Angriff gegen die prospartanisch und aristokratisch geschilderten Ritter paBte hervorragend in das Programm

des Kleon. Er wollte zunächst die Katastasis, die staatliche Beihilfe der Reiter kürzen.“ Theopomp“ erzählt die Ereignisse: Θεόπομκος ἐν δεκάτῳ Φιλιππικῶν φησιν ὅτι oi ἱππεῖς ἐμίσουν αὑτόν. προπηλακισθεὶς γὰρ ὑπ᾽ αὐτῶν καὶ καροξυνθεὶς ἐπετέθη τῇ πολιτείᾳ καὶ διετέλεσεν εἰς αὐτοὺς κακὰ μηχανώμενος. κατεγόρησε γὰρ αὐτῶν ὡς λειποστρατούντων. Ch. W. Fornara hielt eine Massenfahnenflucht der Reiter im Jahre 427 v. Chr. für unwahrscheinlich und schlügt eine Konjektur vor: Anstatt τῇ πολιτείᾳ liest er τῇ

καταστάσει. Katastasis ist des öfteren das Synonym der Politeia, hat aber auch eine andere Bedeutung, nümlich die staatliche Beihilfe für die Reiter. Diese Bedeutung war dem Scholiast nicht bekannt, deswegen hat er die Katastasis mit der Politeia verwechselt. Der

Text lautet nach Fornaras Lesung folgendermaßen: Προκηλακισθεὶς yàp ὑπ᾽ αὐτῶν καὶ παροξυνθεὶς ἐπετέθη τῇ καταστάσει καὶ διετέλεσεν εἰς αὐτοὺς κακὰ μηχανώμενος. »Having been insulted by them, and worked up into a rage, he made an attack against the payment of their equipment-money and continuously devised evil against them."* Kleon hat einige Offiziere wegen Fahnenflucht angeklagt, damit wollte er die Verkürzung der staatlichen Beihilfe begründen. 426 v. Chr. sind aber die Hippeis zum Gegenangriff übergegangen und haben gegen Kleon Anklage wegen Korruption erhoben. Der Politiker

mußte 5 Talente zahlen, um sich schlimmere Folgen ersparen zu können.“

9 *

Schol. Ar. Equ. 225. S. dazu noch F. Bourriot 1982, 404—435; E. M. Carawan 1990, 142; 146. E. M. Carawan 1990, 146. S. dazu H. Lind 49. N. 6: „Kleon verfolgte Ritter wegen deren Fehlverhaltens bei der Invasion 427 und wollte als Bouleut 426/425 deren κατάστασις einbehalten."

5

Theopomp (FGrHist. 115 F 93). Schol. Ar. Equ. 226 a-b (D. M. Jones - N. G. Wilson). S. dazu noch Ar.

Acham. 6-8; 299-302. ^

C. W. Fornara, 1973, 24.

E. M. Carawan 1990, 146-147. H. Lind 1990, 193: „Es wird sich zeigen, daB das Handlungsziel der Ritter ebenso wie die Intention des Aristophanes die Beseitigung sowohl des Demagogen als auch des

Gerbers Kleon ist ... Die Realität, die im Jahr 424 v. Chr. den Hintergrund der Aristophanischen ‚Ritter’ bildete, war die Tatsache, daB der .Gerber' führende Politiker Athens war."

Kleon als προστάτης τοῦ δήμου

bzw. δημαγωγός der

84

3.4

Kritias und die DreiBig Tyrannen

DIE ANZAHL DER PENTAKOSIOMEDIMNOI PELOPONNESISCHEN KRIEGES

UND

DER

HIPPEIS

AM

ENDE

DES

Aus den Zahlen der Reiterkontingente im Peloponnesischen Krieg kann man sehen, daB der Einsatz der Reiter, abgesehen von der umstrittenen Schlacht im Jahre 407 v. Chr., nie mit einem stürkeren Kontingent als 600 Mann stattgefunden hat. Die Ritter haben, abgesehen von den Kriegsverlusten, allein in der Seuche nicht weniger als 300 Kampfgenossen verloren.” Damit ist es wahrscheinlich, daß die Anzahl der Reiter in der Zeit des Krieges nie wieder 1000 erreichen konnte. I. G. Spence schätzte die Zahl der Reiter im Jahre

410/409 v. Chr. auf ca. 500-600.” E. Ruschenbusch meinte, daB es im 5. Jh. v. Chr. in Athen eine Oberschicht von 720 bis 1000 Mann gab, „unterteilt in 400-300 Pentakosiomedimnoi und 600—420 Hippeis“.” Er berechnete die Anzahl der Bürger, die für Liturgien zur Verfügung standen, auf ca. 3—400. „Im Jahre 432 gab es vielleicht 1000 Pentakosiomedimnoi und Hippeis. Beide Klassen hatten im Peloponnesischen Krieg den gleichen, wenn nicht hóheren Anteil δὴ Menschenleben zu beklagen wie die übrige Bevólkerung. Der Bestand der ersten drei Klassen ist nun von 24000 Mann im Jahre 432 auf 9000 Mann im Jahre 411 zurückgegangen. Legt man das gleiche Verhältnis (2,66 : 1) für die beiden oberen Klassen zugrunde, dann würde sich für das Jahr 411 ein Bestand von rund 400 Mann ergeben, mit der Folge, daB die «Vierhundert» die gesamte Oberschicht

darstellten.‘ Es ist zu bestreiten, daß die ganze Oberschicht wirklich zu den 400 gehörte, da z.B. die Teilnahme des Kritias im Oligarchenkollegium nicht als gesichert gilt. In der Zeit des Archidamischen Krieges gab es 400 Trierarchen in jedem Jahr.” Wenn ein Trierarch nur in jedem zweiten Jahr eine Trierarchie leisten mußte, wie etwa im 4. Jh. v. Chr., so betrüge die Zahl der Trierarchen eher 800 als 400.” Isaios und Lysias beweisen aber, daß die Trierarchen ihre Pflicht im 5. Jh. v. Chr. durchgängig erfüllt haben mußten:

Thuk. 3,87,3: Τετρακοσίων γὰρ ὁπλιτῶν καὶ τετρακισχιλίων οὐκ ἐλάσσους ἀπέθανον Ex τῶν τάξεων καὶ τριακοσίων ἱππέων, τοῦ δὲ ἅλλου ὄχλου ἀνεξεύρετος ἀριθμός. „Denn mindestens 4400 Gepanzerte starben aus den Reihen und Anzahl." S. dazu I. G. Spence 1987, 168.

®

300

Ritter, von der übrigen

Menge

eine

unberechenbare

|. 6. Spence 1987, 174-175. S. aber dagegen G. R. Bugh 1988, 61, N. 86: „I do not doubt that the number of Athenian horsemen serving in the years after the Sicilian Expedition had fallen from the canonical 1.000, but there is no evidence that it was as low as ca. 500-600 men. In fact Diod. 13.72.7. recording a battle in Attika in 407 B.C., would lead us to believe that the Athenian cavalry had scarcely diminished in size." „This evidence, albeit inexact, cannot be dismissed."

* * 9

EF. Ruschenbusch 1979, 151. E. Ruschenbusch 1979, 152. [Xen.| Ath. Pol. 3,4: Kai τριήραρχοι καθίστανται τετρακόσιοι ἑκάστου ἐνιαυτοῦ. Dem 20,8; Isai. 7.38; J. K. Davies APF XXIX: „Hence, and since in contrast the fourth-century exemption rule of one or two years between successive liturgies did not apparently apply in the fifth century, this figure of 400 can safely be taken as the size of the trierarchical class in the 4205s. It is reasonable to assume that it continued to be of much the same size till 404."

Die Ritter in Athen

85

Οὐδὲ δύο Em διαλιπὼν ἀλλὰ συνεχῶς." Damit ergibt sich, daB die trierarchiepflichtige Klasse um 404 v. Chr. nicht gróBer als etwa 400 Mann war. Die GróBe der Trierarchen- bzw. Ritterklasse ist aber nicht unbedingt mit der GróBe des Reiterkorps identisch." Wenn man die bekannten Kontingente der Reitereinsütze am Ende des Krieges vergleicht, ist eindeutig, daB Athen im Jahre 409 v. Chr. mindestens 500 Reiter hatte. 400 Reiter waren in Nisaia, und in derselben Zeit 100 in Ephesos im Einsatz. Wenn man aber die 300 Reiter, die 401 v. Chr. nach Asien gesandt wurden, von der angeblichen Zahl der athenischen Reiter abzieht,* dann muß man erklären, wie Athen im Jahr 394 v. Chr. immerhin 600 Reiter mobilisieren konnte.” Es ist durchaus möglich, daß die Reiter in dieser Zeit auch aus der Hoplitenklasse rekrutiert wurden.” Quelle

Jahr

Größe des Reitercorps

Schlachtfeld

Diod. Sic. 13,65

409

400

Nisaia

Xen. Hell. 1,1,34

| 409

100

Ephesos

Xen. Hell. 1,421

407

150

Andros

1200 (?)

Athen

Diod. Sic. 13,72,7

| 407

Angenommen, daB die Pentakosiomedimnoi- und die Ritterklasse um 404/403 v. Chr. insgesamt wirklich nicht aus mehr er als 400—500 Mann bestanden und nicht jeder Ritter als Reiter diente, ist es nicht erstaunlich, daß die Reiterei unter den DreiBig Tyrannen nicht stärker als etwa 300 Mann war.” Viele Mitglieder der zwei oberen Klassen waren in Megara, in Theben und in anderen Staaten im Exil.” Als Thrasybulos die Tyrannen

angegriffen hat, konnte er in wenigen Tagen ein Reiterkorps mit 70 Reitern aufstellen." Diese Reiter waren angeblich die aus Athen geflüchteten Mitglieder der Ritterklasse. Wenn man auch damit rechnet, daß mehrere Ritter zu der Zeit in anderen Ländern waren, bleiben immerhin

mehr als 400 Reiter im Jahre 403 v. Chr. (300 + 70 + x). Die Hippotoxoten

Isai. 7,38. Der Sprecher von Lys. 21,2 wurde erst im Jahre 411/410 v. Chr. registriert. Er hat die Rede etwa 402 v. Chr. gehalten, und sagte: Τὸν δὲ μεταξὺ χρόνον ἐτριηράρχουν ἑπτὰ Étn. καὶ ἐξ τάλαντα

a

243

ἀνήλωσα. „Bis jetzt habe ich sieben Jahre lang Trieren ausgerüstet und dabei 6 Talente gebraucht."

^

Der jüngere Alkibiades war z.B. nie Reiter. Mantitheos, als Ritter, nahm als Hoplit in der Schlacht von Haliartos teil. Lys. 14,8; Lys. 16,13. S. dazu G. R. Bugh 1988, 133-134. Xen. Hell. 3,1,4: „Thibron verlangte auch von den Athenem 300 Reiter, die er seinerseits zu besolden versprach. Diese wählten dazu Leute aus, die in der Reitertruppe unter den DreiBig gedient hatten, und sandten sie ihm in der Meinung, es kónne nur ein Vorteil für die Demokratie sein, wenn jene die Stadt verließen und in der Fremde aufgerieben würden." Es ist zu betonen, daß einige Ritter, wie Xenophon und Lykios (Xen. Anab. 3,3,20; 4,3,22 usw.) zu der Zeit im Heer des Kyros dienten. Xen. Hell. 4,2,17; s. dazu M. H. Hansen 1986, 42. AP 49,2 zeigt aber, daB die Hippeis reiche Bürger waren: Μὴ δύνασθαι τῷ σώματι IRRELENV f| οὐσίᾳ. Über die 300 Ritter s. das Kapitel 2.4. Megara und Theben: Xen. Hell. 2,4,1: Argos und Theben: Pompeius Trogus 5,9; Orosius 2,17,8: omnes se Argos ac Thebas contulerunt.

Xen.Hell. 2,4,25.

86

Kritias und die DreiBig Tyrannen

hinzugerechnet, ist die Zahl der Reiter noch größer, angeblich etwa 600. Die Hippotoxoten gehörten aber nicht zu den ersten zwei Klassen."

3.5

DIE RITTER IN DER ZEIT DER DREISSIG TYRANNEN

Viele

Mitglieder der Pentakosioi-

bzw.

Ritterklasse

wurden

in der Zeit der DreiBig

Tyrannen verfolgt und hingerichtet.“ Einige konnten ins Ausland flüchten. Sie bildeten später das Reiterkorps des Thrasybulos. Viele Ritter blieben aber in Athen und wurden Anhänger der Oligarchen. Die DreiBig hatten eine Reiterei, die des öfteren im Einsatz

gegen die Truppen der Demokraten von Phyle war." Die jungen Draufgänger benahmen sich bei den Angriffen besonders kühn. Sie waren angeblich junge Ritter, weil Xenophon sie mit den Worten θρασυνόμενοί τινες τῶν νέων charakterisiert, wie etwa Thukydides im

Jahre 411 v. Chr. die jungen Ritter, die die Anhänger des radikalen Aristarchos waren:

Ἐβοήθει δὲ καὶ ᾿Αρίσταρχος καὶ τῶν ἱππέων νεανίσκοι. Fast mit derselben Wendung schildert Xenophon die Leibwache der DreiBig, die die Buleuten in dem TheramenesProzeß terrorisierte: „Dann beriefen sie die Ratsversammlung ein, nachdem sie vorher bei jungen Leuten, die ihnen besonders mutige Draufgänger zu sein schienen, den Befahl hatten herumgehen lassen, sich mit einem Dolch unter der Achsel einzufinden."^ Als die Ratsherren offensichtlich mit Theramenes sympathisierten, lieB Kritias die Dolchtráger sichtbar für den Rat an die Schranken treten: „Er befahl den Dolchtrügern, sichtbar für den Rat an die Schranken zu treten." Die Buleuten blieben stumm, denn sie sahen, daB die Leute vor den Schranken Menschen vom Schlage des verwegenen und rücksichtlosen

Satyros (Σατύρου τοῦ θρασυτάτου xai ἀναιδεστάτου), des Anführers der Elfmänner waren:

,Aber die Ratsherren

Schranken

Menschen

vom

blieben stumm,

"

"

"

Schwertern

sie sahen, daB die Leute

Schlage des Satyros waren.‘

Dolchträger des Kritias ,Soldaten'

gezückten

denn

waren:

vor den

Diodoros schreibt, daß die

„Sie ließen ihn von einer Schar Soldaten

umstellen." Es gab eine gewisse Zusammenarbeit

mit

oder sogar

G.R. Bugh 1988, 221-224, besonders 222: „Aristophanes speaks of 1.000 good horsemen, not 1,200. and clearly intends to leave the impression that these 1,000 were aristocratic young men with flowing locks, even if that did not in fact characterize all of them (Knights 225; 580). The conclusion seems inescapable: the hippotoxotai were not meant to be included in the elite ranks of the 1.000.“ — Xen. Hell. 2.3.48. Die Todesopfer: AP 35,4; Xen. Hell. 2.3,38—40. Die erwähnten Nikeratos und Antiphon gehörten zur Trierarchenklasse. Die Verbannten: Xen. Hell. 2,3.42; 44 erwähm Thrasybulos, Anytos und Alkibiades. P. Krentz 1995, 141: „Evidently the Thirty continued the democratic practice of hawing two cavalry commanders (hipparchoi), each commanding five tribal contingents, and ten subordinate squadron commanders (phylarchoi), each commanding one tribal contingent ... Lys. 16,6. apparently refers to the Thirty's squadron commanders."

5

Xen. Hell. 2.4.2: Thuk. 8,92. Xen. Hell. 2,3,23: Kai καραγγείλαντες νεανίσκοις oi ἐδόκουν αὐτοῖς θρασύτατοι εἶναι ξιφίδια vxó μάλης ἔχοντας παραγενέσθαι, συνέλεξαν τὴν βουλήν. S. dazu noch Xen. Hell. 2.3.50.

47

Xen. Hell. 2,3.50: Καὶ ἐπκιστήναι ἐκέλευσε τοὺς τὰ ἐγχειρίδια ἔχοντας φανερῶς τῇ βουλῇ ἐκὶ τοὶς

δρυφάκτοις. Xen. Hell. 2.3.55: 'H δὲ βουλὴ novxiav εἶχεν. ὁρῶσα καὶ τοὺς ἐπὶ τοῖς δρυφάκτοις ὁμοίους Zarupw. Über Satyros s. noch Xen. Hell. 2.3,54. Diod. Sic. 14.4.6: Περιέστησαν στρατιώτας ἔχοντας ἑσπασμένα tà ξίφη.

Die Ritter in Athen

87

Arbeitsteilung zwischen den jungen Dolchträgern, den Elfmünnem

(τοῖς ὑπηρέταις).

Am

Ende des ‚Prozesses’

während die Dolchtrüger Ruhe in erfahren wir bei der grausamen mußten durch eine kleine Pforte Pforte die Reiter aufgestellt, und

und ihren Gehilfen

führten die Elfmänner Theramenes

ab,

der Bule geschaffen haben. Fast dieselbe Arbeitsteilung Hinrichtung der Einwohner von Eleusis. Die Eleusiner hinausgehen. Die Dreißig haben zu beiden Seiten der jedesmal, wenn ein Eleusiner herauskam, wurde er von

den Gehilfen (ot ὑπηρέται) gefesselt. Lysimachos, der Hipparch, hat die Gefangenen den Elfmännern übergeben.” Die jungen Dolchträger scheinen nach Xenophons Worten mit den jungen Rittern identisch zu sein." Es ist aber nicht auszuschlieBen, daB die Dolchträger, die praktisch eine Leibwache der DreiBig bildeten, dieselbe Leibwache waren, die die Athenaion Politeia als 300 Mastigophoroi erwühnt. Die Zahl dieser Leibwache ist auf jeden Fall dieselbe, die die Athener mit der Zahl der Ritter gleichgesetzt haben, die in der Zeit der DreiBig Tyrannen die gefährlichsten Gegner der Demokratie waren.” Ferner ist die Zahl etwa so groB wie die der angeblich in Athen gebliebenen Reiter, und sie ist auch mit der GróBe der ,aristokratischen' Reiterei in der Mitte des 5. Jhs. v. Chr identisch. Eine gewisse Rolle konnte bei der Zahl auch die Tatsache spielen, daB die spartanischen Kónige (wie früher auch Peisistratos!) ebenfalls eine Leibwache hatten, die 300 Mann stark war.”

Die oligarchische Bule des Isagoras zählte auch 300 Mitglieder.” Die Reiterabteilungen von zwei Phylen hielten Wache in der Umgebung der Phyle und haben bei dem Angriff der Soldaten des Thrasybulos drei Reiter verloren." An der Schlacht von Munychia nahmen die Reiter gleichfalls teil.” Nach dem Sturz der DreiBig wollten die

Hippeis nicht nach Eleusis abziehen." Die zwei Hipparchen regierten sogar mit den Zehn zusammen.

Die

Übeltaten

der

Reiter

hörten

aber

nicht

auf.

Sie

versahen

den

Patrouillendienst entlang der Mauern, weil sie Angst vor einem Angriff der Demokraten hatten. Lysimachos, der Hipparch lieB die Leute aus Aixone niedermetzeln, die auf ihre Felder gingen, um Früchte zu holen." Die Athenaion Politeia schildert die Ereignisse in der " "

Xen. Hell. 2,4,8. G.R. Bugh 1988, 121-122.

7

Xen. Hell. 3,1,4.

P?

Die athenischen Oligarchen von 411 v. Chr. haben in Thasos (Thuk. 8. 64,2-4) und in Samos (Thuk.8,73,2; 6) ebenfalls eine oligarchische Regierung von 300 Ratsherren eingeführt, s. dazu H. C. Avery 1979, 234-242, insbesondere 241—242: „Our discussion leads to the following conclusions: that the oligarchy established by Dieitrephes at Thasos in 411 B.C. consisted of three hudred members, that this number was imposed by Athenian oligarchic planners, that the nature and composition of the oligarchy changed within two months of its inception, and that IG, 12.8.263 is to be dated to the period

before the Thasian oligarchs cut their ties with Athens." Über den Rat der Dreihundert in Thasos s. IG XII 8,263: Ἐπὶ Oeopó[v] [᾿Αντιφῶντος τῶ Κριτοβόλο l'AGnvixx[o] τῶ KAeo[Aó]xo IKAseo[Aó]yo τῶ ᾿Αλκίκπο [τῶνδε ἱρὰ tà χρήματα Iti ᾿Απόλλωνος κατὰ τὸν ladov τῶν τριηκοσίων l'Ax[n]u&vt(o] τῶ

X» 33d

E

Φίλωνος l'Hplojetpäto [τῶ] Φίλωνος [τῶ Θεογείτονος. Herod. 5,72; AP 20,3. P. J. Rhodes 1981, 246: „It has been suggested that the three hundred supporters of Isagoras were the members of the Areopagus, of whom all but the oldest will have been archons under the tyranny; but at least one member of the Areopagus, Cleisthenes, was now in opposition to Isagoras.“ Xen. Hell. 2,4,4-6. Xen. Hell. 2,4.10. Xen. Hell. 2,4,24. Xen. Hell. 2,4.26.

88

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Zeit der Zehn ühnlich:

,Jetzt hatten sie den Staat fest in Hand, mit Hilfe des Kallibios und

der anwesenden Peloponnesier sowie einiger (Angehóriger) des Ritterstandes; denn die einigen Ritter bemühten sich vor allen anderen Bürger darum, daB die (Gruppe) von Phyle nicht in die Stadt zurückkehren solle.*" Die Ritter wußten wollten, in die Hände der Demokraten zu fallen.

wohl, warum

Die Regierung der Zehn veründerte die Verwaltung Athens Archon und Lysimachos Hipparch geblieben.” Die Verfolgung

sie vermeiden

nicht. Pythodoros ist und Hinrichtung der

angesehensten Bürger bzw. der angeblichen Führer der Opposition nahm kein Ende." Die Diktatur der Zehn wurde dennoch grausamer als die der DreiBig, da sie nicht mehr den Hopliten, d. h. den Mitgliedern der 3000, vertrauten. Es gab in dieser Zeit drei athenische

Regierungen in Attika." 1) 2)

Die DreiBig (abgesehen von Eratosthenes und Pheidon) mit ihren Anhängern haben aus Eleusis ein Bollwerk der Oligarchie gemacht. Die Freiheitskämpfer um Thrasybulos hatten ebenfalls Strategen gewählt, damit sie

auch eine ‚demokratische’ Verwaltung hatten." 3)

Die Regierung der Zehn wurde hauptsächlich von den Reitern unterstützt." Nicht nur die zwei Hipparchen blieben im Amt, sondern angeblich auch die zehn Phylarchen der Reiterei. Diese Vermutung láBt sich damit unterstützen, daB der Kónig der Spartaner, Pausanias, die Reiterabteilungen dreier athenischer Phylen in die Schlacht gegen die Truppen des Thrasybulos mitgenommen hat." Das Reiterkontingent wurde vermutlich von den Phylarchen befehligt. Wenn das so war, läßt sich die Frage stellen, warum die Reiter so treue Anhänger der Oligarchie waren. Sie haben wohl viele Verbrechen in der Zeit der DreiBig gegen die anderen Bürger begangen. Das kann aber kaum nur mit der alten Feindseligkeit gegen die Ritter der Demokratie erklürt werden. Angenommen aber, daB die Ritter in der Zeit der DreiBig eine ausnahmsweise herausgehobene Position hatten, wie etwa die einer Führungsklasse im politischen Modell der Oligarchen, ist diese radikale Haltung wohl erklárbar. Die Regierung der Zehn kann also als eine Regierung der Ritter interpretiert werden. Die Ritter hätten das von ihnen seit langer Zeit vertretene politische System der Hopliten-Politeia durchführen kónnen. Das MiBtrauen gegenüber den Thrasybulos-Anhängern hat dies aber scheitern lassen. Es war ein Kampf ums Überleben. Die Ritter reagierten auf alle Herausforderungen mit roher Gewalt. Es zeigte sich eine erbitterte KompromiBlosigkeit in den drei Lagern der

"

AP 38.2: Kai tà πράγματα βεβαίως εἶχον, συναγωνιζομένου Καλλιβίου te xai τῶν Πελοποννήσιων τῶν παρόντων. xai πρὸς τούτοις ἐνίων τῶν ἐν toig ἱππεῦσι τούτων γάρ τινες μάλιστα τῶν πολιτῶν

" " *

ἐσπούδαζον μὴ κατελθεῖν τοὺς ἀπὸ Φυλῆς. P. Krentz 1982, 93-94. S.die Hinrichtung von Demaretos, AP 38,2. G. A. Lehmann 1972, 201—233; insbesondere 220-233.

©

Die Mitstrategen des Thrasybulos waren Anytos (Lys. 13.78), Aisimos (Lys. 13.80-81) und Archinos (Plut. De glor. Ath. 1,8, Mor. 345D). " — AP 382: Kai tà πράγματα βεβαίως εἶχον, συναγωνιζομέωου Καλλιβίου te xai τῶν Πελοκοννησίων τῶν παρόντων, καὶ πρὸς τούτοις ἐνίων τῶν ἐν τοῖς ἱπκεῦσι. „Jetzt hatten sie den Staat fest in Hand, mit Hilfe des Kallibios und der anwesenden Peloponnesier sowie einiger (Angehöriger) des Ritterstandes." Es ist zu betonen, daB die 3000 in dieser Regierung keine Rolle spielten.

5

Xen. Hell. 2.4.31.

Die Ritter in Athen

89

Athener. Ihre Konflikte konnten nur mit Hilfe der Spartaner gelóst werden. Diese Interpretation macht die Angabe der AP 28,3 unglaubwürdig, daB die Athener in der Stadt die Regierung der Zehn gestürzt haben, um eine neue, kompromißfähigere Regierung von anderen Zehn einzurichten: „Als aber diejenigen, die Piräus und Munychia besetzt hielten, im Krieg die Oberhand gewannen, weil sich das ganze Volk auf ihre Seite geschlagen hatte, stürzte man daraufhin die Zehn, die zuerst gewühlt worden waren, und wühlte andere Zehn, die dem Ruf nach die besten (Bürger) waren; In deren Amtszeit und mit deren eifriger Unterstützung kam es zur Versóhnung und zur

Rückkehr der Volkspartei (in die Stadt)."* Besonders verdächtig ist, daB Rhinon in beiden Ausschüssen Mitglied war. Die AP oder ihre Quelle wollte damit den Widerspruch lósen, daB die Zehn und ihre Anhünger sich als die haBerfülltesten Gegner der Demokratie zeigten, aber dennoch den Frieden mit Thrasybulos geschlossen haben." Das aber konnte nicht ohne den Druck der spartanischen Gruppen durchgeführt werden. Die Athener haben die Ritter von der Versóhnung nicht ausgeschlossen, trotzdem waren sie ihnen gegenüber miBtrauisch." Sie schickten die 300 Reiter gern nach Asien und hofften, daB sie nie wiederkommen würden. Die in Athen gebliebenen Ritter behielten ihre politischen Rechte; wollten sie aber ein Amt bekleiden, mußten sie mit einer besonders

gründlichen Dokimasia rechnen, wie es etwa Mantitheos geschah.” l) 2) 3) 4) 5)

Die Ergebnisse des Kapitels lassen sich so zusammenfassen: Die Ritter waren in der Zeit des Peloponnesischen Krieges mit der demokratischen Regierung nicht zufrieden. Sie unterstützten deswegen die beiden Oligarchien. Die Ritter pflegten aristokratische und prospartanische Traditionen. Nicht alle Mitglieder der Pentakosiomedimnoi- und Hippeisklasse haben Reiterdienst geleistet. Nicht alle Mitglieder der Pentakosiomedimnoi- und Ritterklasse waren an den oligarchischen Regimen beteiligt. Junge Reiter, etwa 300 Hippeis, haben eine Eliteklasse in der Zeit der DreiBig Tyran-

nen gebildet.” Ὡς δ᾽ οἱ τὸν Πειραιέα καὶ τὴν Μουνιχίαν ἔχοντες. ἀποστάντος ἅπαντος τοῦ δήμον πρὸς αὐτούς.

ἐπεκράτουν τῷ πολέμῳ, τότε καταλύσαντες τοὺς δέκα τοὺς πρώτους αἱρεθέντας ἅλλους εἵλοντο δέκα τοὺς βελτίστους δοκοῦντας. ἐφ᾽ ὧν συνέβη καὶ τὰς διαλύσεις γενέσθαι καὶ κατελθεῖν τὸν δῆμον, συναγωνιζομένων καὶ προθυμωμένων τούτων. Eine andere, aber mit meiner Interpretation vereinbare Lósung wurde von P. J. Rhodes vorgeschlagen: Nach der Wiederherstellung der Demokratie 403 v. Chr. gab es eine provisorische Verwaltung von 20 Männern, also vermutlich zehn von der Stadt und zehn vom Lager des Thrasybulos, s. Andok. 1,81:

Δόξαντα δὲ ὑμῖν ταῦτα εἵλεσθε ἄνδρας εἴκοσι. P. J. Rhodes 1981, 459—460; M. Chambers 1990, 314. T. C. Loening 1987, 111-113. Über die feindliche Haltung in der Zeit der restaurierten Demokratie gegenüber den Reitern s. Lys. 26,10: „Wenn er (nämlich Euandros) etwa jetzt für eine Stellung in der Ratsversammlung überprüft würde und sein Name als der eines Reiters unter den DreiBig auf der Musterrolle eingetragen wäre, würdet ihr ihn auch ohne Anklage sofort verwerfen. Jetzt aber, da er nicht nur als Reiter gedient und auch im Rat gesessen hat, sondern sogar ganz offenbar gegen die Demokratie gefrevelt hat, wäre es nicht sonderbar, wenn ihr nicht die gleiche Einstellung ihm gegenüber hättet?“ Lys. 16. Siehe das Kapitel 2.4.

90 6) 7)

Kritias und die DreiBig Tyrannen Die Zahl 300 ist mit der Zahl des ursprünglichen Reiterkorps in der Mitte des 5. Jhs. identisch. Die Zahl 300 paßt sowohl in das Geselischaftmodell der DreiBig Tyrannen (3000 Hopliten — 300 Hippeis - 30 Syngrapheis) als auch in das Modell des spartanischen

Staates.” 8)

Die Leibwache des Peisistratos war auch 300 Mann stark.

9) Die oligarchische Bule des Isagoras zählte 300 Mitglieder.” 10) Die Zahl 300 war nicht viel größer als die angebliche Anzahl der in Athen gebliebenen Mitglieder der Pentakosiomedimnoi- und Ritterklasse. 11) Die Ritter bildeten in der Zeit der Zehn eine provisorische Sonderregierung, die noch radikaler als die Oligarchie der DreiBig war. Die Beurteilung dieses Regimes ist trotzdem positiver geworden als das der DreiBig Tyrannen, weil die Zehn die Versöhnung mit den Leuten von Piräus zustande bringen konnten.

" "

Siehe das Kapitel 2.4. P.J. Bicknell 1985, 81-87.

4

PROSOPOGRAPHISCHE UNTERSUCHUNGEN UND IHRER ANHÄNGER

ZU DEN

DREISSIG

TYRANNEN

In diesem Kapitel wird die Richtigkeit von verschiedenen Hypothesen über die Prosopographie der DreiBig überprüft. Die Namen der Tyrannen werden mit jenen der Mitglieder aussagekräftiger Personengruppen, nämlich verschiedener Amtsträger, der Mitglieder der Vierhundert und der liturgischen Schicht verglichen. Die Ergebnisse werden in Tabellenform zusammengefaBt. Es wird ebenfalls untersucht, welche Tyrannen und Gesinnungsgenossen der DreiBig der politischen bzw. finanziellen Führungsschicht Athens angehört haben.

4.1

DIE HYPOTHESE LOEPERS

Im Jahre 1896 veröffentlichte R. Loeper zwei miteinander zusammenhängende Hypothesen.' Zum einen zähle die bei Xenophon überlieferte Namensliste der DreiBig Tyrannen die Namen in der offiziellen Phylenordnung auf.” Zum anderen gebe es drei Tyrannen aus jeder Phyle, und deren Namen stünden in der Trittyenordnung, und zwar wie folgt: Stadt, Binnenland und Küste. Die Demen- bzw. Trittyenangehörigkeit von Theramenes Steirieus,’ Anaitios Sphettios* und Drakontides Aphidnaios” ist von Loeper mit Sicherheit oder mit groBer Wahrscheinlichkeit festgestellt worden, im Falle des Aristoteles aber war nur die Phylenzugehórigkeit

(Antiochis

X)

nachweisbar

Aufgrund

dieser

wenigen

festen

Ergebnissen hat Loeper weitere teilweise völlig unbegründete Identifizierungen vorgeschlagen, um möglichst viele Tyrannen in das angenommene System einordnen zu können.

' *

* ^ *

_R. Loeper 1896, 90-101. — Xen. Hell. 2,32.

Schol. Ar. Ran. 541; R. Thomsen 1972, 74; 94; 102; Crat. Plut. Fr. 171.67-68 in PCG 2, 1983, 208; G. E. Pesely 1987, 65. A Wenn Anaitios mit dem Hellenotamias von 410/409 v. Chr. identisch ist, IG I’ 375,20; M. Walbank 1982, 76; 79: 93 Anm. 44; Stele I 16. — AP 343. Wenn Aristoteles mit dem Hellenotamias von 421/420 v. Chr. identisch ist, gehórt er zur Phyle Antiochis

(X); IG I! 285. 5: ᾿Αριστοτέλες [Θοραιεύς].

Kritias und die DreiBig Tyrannen

DIE MITGLIEDER DER DREISSIG NACH DER HYPOTHESE LOEPERS

Phyle

Asty

Mesogaia

Paralia’

| Erechtheis

(Polychares)

Kritias

(Melobios)

| |

Phegusios? Loeper 96 II Aigeis

II] Pandionis

IV Leontis

(Hippolochos)

Theramenes

Eukleides

| (Hieron)

Gargettios?

|

Loeper 96-97

|

(Mnesilochos)

(Chremon)

Konthylethen?

Steirieus

Loeper 97

Loeper 92

(Aresias)

|

Diokles

|

|

|

(Phaidrias)

Sunieus? Loeper 92 V Akamantis

(Chaireleos)

u VI Oineis

(Sophokles)

|

|

Anaitios Sphettios Loeper 92

(Peison)

(Eratosthenes)

Charikles

| | |

Thriasios?

|

Loeper 97 VII Kekropis

(Onomakles)

(Theognis)

-

Aischines Aixoneus?

Loeper97—98 VIII Hippothontis

IX Aiantis

| Theogenes

Kleomedes

ex Oiu?

Aurides? Ankaieus?

Loeper 98

Azenieus? Dekeleeus? Hamaxanteus? Loeper 98

(Pheidon)

Drakontides

(Erasistratos)

| | (EUMATHES)

|

Aphidnaios |

Loeper 92

X Antiochis

LLLA

7

ARISTOTELES Alopekethen? Loeper 92; 95-96 Thoraieus?

(Hippomachos)

Mnesitheides Thoraieus? Loeper 98—99

Kursiv gesetzte Namen bezeichnen Tyrannen, deren Demen- bzw. Trittyenangehórigkeit von Loeper festgestellt worden ist, in Kapitälchen gesetzte Namen bezeichnen Mitglieder der Dreißig, die in der richtigen Phyle stehen, jedoch nicht zu der von Loeper vorgeschlagenen Trittys gehóren.

Prosopographische Untersuchungen

93

J. Kirchner hat aufgrund der zwei Hypothesen Loepers in der Prosopographia Attica die Phylenzugehórigkeit aller Tyrannen, auch der sonst vóllig unbekannten, als sicher betrachtet.” Erst im Jahre 1980 hat D. Whitehead die zweite Hypothese und viele Identifizierungsversuche widerlegt.’ Die erste Hypothese ist dagegen allgemein für richtig befunden worden. Sie hat jedoch in der Folge bei manchen Wissenschaftlern den Ausgangspunkt für zu kühne Identifizierungen gebildet. So identifizierte man Tyrannen mit gleichnamigen zeitgenössischen Politikern, nur weil diese in der angenommenen Phyle lebten. Ein anderes Verfahren, diese Hypothese zu nutzen, ist es, angebliche Nachkommen der Tyrannen in der jeweiligen Phyle oder Trittys zu suchen, und zwar über mehrere Jahrhunderte hinweg. Es gibt aber mehrere Zusammenhänge, die durchdacht werden müssen, wenn man die Nachkommen der DreiBig Tyrannen in denselben Phylen bzw.

Demen vermutet, in denen die Familien im 5. Jh. v. Chr. lebten." A)

Nach dem Sturz der DreiBig sind die Tyrannen mit ihren Familienangehórigen und mit den Athenern, die der Demokratie miBtrauten, nach Eleusis übergesiedelt. In Eleusis ist ein selbstständiger Oligarchenstaat gebildet worden. Das Nebeneinander der beiden

attischen Teilstaaten hat mehr als zwei Jahre (bis 401/400 v. Chr.) gedauert." Die Exiloligarchen konnten erst nach 401/400 v. Chr. in ihre Heimat zurückkehren. Es bleibt aber offen, wer von diesen oligarchischen Auswanderern nach Athen zurückkehrte und wie viele von ihnen in Eleusis geblieben sind. B)

" "

Besitztümer der Tyrannen sind 402/401 v. Chr. konfisziert worden;" damit erscheint die Móglichkeit für eine Rückkehr in die jeweiligen Demen erheblich erschwert. Rein hypothetisch ist wohl die Annahme, daB die Tyrannen bzw. ihre Nachkommen nach dem Verlust der Familienbesitztümer grundsätzlich in die früheren Wohnorte bzw. Demen zurückgekehrt sind. Man kann daran sogar erhebliche Zweifel hegen, da die Familien politisch, zumindest zunächst, doch weitgehend desavouiert waren; das galt in den alten Wohnorten vermutlich am stärksten.

A PA Berlin 1901-1903. . D. Whitehead 1980, 208-213.

" A D. Whitehead 1980, 209: „The method is open to criticism on the grounds that since (as D. M. Lewis pointed out to me) the fall of the Thirty will have ruined some of them and their families in Athens for good, there is a certain presumption, unquantifiable, against being able to find suchs related homonyms."

!

G. A. Lehmann 1972, 219-224; G. A. Lehmann 1997.

"

M. Walbank 1982, 74-98. Loenings Meinung nach sind nicht alle Besitztümer der Tyrannen konfisziert worden, sondern „land and houses confiscated by the oligarchs would revert to their prior owners on the condition that they pay" (Lys. g. Hippotherses 38—18); T. C. Loening 1987, 67. Es gebe also keine Konfiskation des Eigentums der DreiBig, nur „the immovable property ... was restored to its rightful owners". Doch M. Walbanks Inschrift ist das Dokument einer Konfiskation. Diese Konfiskation betrifft nur die Besitztümer der DreiBig, weil man die in der Zeit der DreiBig erworbenen Besitztümer ohnehin den ursprünglichen Inhabern zurückgeben sollte (Isocr. 16,46), und dieser Prozeß verlief ohne Steigerung. Die Inschrift Walbanks bezieht sich auf die Familienbesitztümer der Tyrannen und ihrer Anhänger. Die Rede des Lysias gegen Hippotherses ist ein Zeugnis für die „Regelung der durch die Konfiskationen heillos verwirrten Besitzverhültnisse." G. A. Lehmann 1972, 225.

94

Kritias und die DreiBig Tyrannen

C) Mehrere

Mitglieder

der

DreiBig

haben

nicht

nur

Athen,

sondern

Attika

selbst

verlassen." Die Hinweise in der (ca. 400/399 v. Chr. zu datierenden) 25. Lysiasrede

ergeben, daB es oligarchische Emigranten gab, die „- trotz der generellen Amnestie und

ohne

verbannt zu sein - nicht in Attika leben wollten". Wir

Nachkommen

der Tyrannen,

kennen

einen

Xenophron, der noch in der Mitte des 4. Jh. in der

Emigration lebte.^ Demosthenes schreibt, daß Xenophron der Sohn des Phaidimos, eines der Tyrannen, war. Phaidimos kann aber auch ein Schreibfehler statt Phaidrias

sein."

D) Im 4. und 3. Jh. v. Chr. blieb weder das Phylen- noch das Demensystem unverändert. In den Jahren 307/6, 224/223 und 200 v. Chr. wurden neue Phylen, in den Jahren 224/3 und 200 v. Chr. neue Demen (Apollonieis, Berenikidai) gegründet. Auf Inschriften des 4. und 3. Jh. v. Chr. erscheinen Namen von Demen, die in den offiziellen Demenlisten aus dem 5. Jh. v. Chr. nicht vorkommen. Es ist nicht eindeutig bestimmbar, ob diese Demen neugegründet waren" und aufgrund welcher innerer Veränderungen dazu kam,

daB ihre Namen gerade in dieser Zeit offiziellen Inschriften auftauchen." Man sollte es also vermeiden, die Nachkommen der DreiBig nach 307/306 v. Chr. in dem Demos zu suchen, in dem die jeweilige Familie im 5. Jh. v. Chr. lebte (wie z.B. im Falle des Polychares, Hieron, Diokles, Theogenes, Drakontides, s.u.).

NEUE DEMEN

| Apollonieis Berenikidai

v. Chr.

Traill 1975

200

31

Eunostidai

224/223

a.201/200

| 29-30

Hyporeia

med. s. 4

115

Ikarion B.

post 200

115

Kikynna B.

post med. s. 4

115

Klopidai

fin. s. 4.

116

Lamptrai paral.—

ante med. s. 4.

117

Melainai

fin. s. 4.

118

| med. s. 4.

119

Petalidai

__

|114

"^ — Lys. 12,35.

^

G. A. Lehmann 1972, 228; Lys. 25.23; (Lys.) 6.45.

5

Dem.

^

19.196.

S.im Kapitel 1.2.

E. Meyer, RE XXIII 1959, 1887. D. Whitehead 1986, 360-363: J. S. Traill 1975, 113-122.

Prosopographische Untersuchungen

NEUE PHYLEN

Antigonis

| 307/306 v. Chr.

Demetrias

| 307/306 v. Chr.

Ptolemais

| 224/223 v. Chr.

Attalis

200 v. Chr.

E) W. E. Thompson macht auf die Gefahr aufmerksam, zwei aus verschiedenen Quellen bekannte Zeitgenossen miteinander zu identifizieren, auch in dem Falle, wenn diese

demselben Demos angehörten.'” Er beweist auch am Beispiel der DreiBig Tyrannen (Anaitios, Aristoteles, Kleomedes, Eukleides, Onomakles, Theogenes, Erasistratos), wie irreführend dies sein kann. Für eine Identifizierung reicht nicht einmal aus, wenn zwei Persónlichkeiten in denselben Jahren in Athen führende Rollen spielten. F)

Xenophon

überliefert

uns

die

Namensliste

der

DreiBig.?

Wir

dürfen

aber

nicht

vergessen, daB die Liste, die heute benutzt wird, ein Ergebnis wissenschaftlicher Überlegungen ist. Mehrere Namen sind nümlich in verschiedenen Handschriften unterschiedlich überliefert. Dieser Umstand macht die Identifizierungen der

Prosopographia Attica und des APF manchmal völlig unsicher." DIE VERSCHIEDENEN NAMENSFORMEN DER TYRANNEN IN DEN QUELLEN

Tyrann

PA-

Namensvarianten | Quelle

Nummer

1. Polychares

PA 12099

Πολυχάρης

Parisinus 1738 Parisinus 1642 Venetus Marcian. 368

Πολνάρχης

Parisinus 2080 Perizonianus 6 Urbinas 117

7. Mnesilochos

1

o» M

PA 10324

Πολυάλκης

Dobree, P.P.

Μνησίλοχος

Mss.

Μνασίλοχος

AP Pap. Lond. 33,2

Μνασίμαχος

AP Pap. Lond. 33,2

W. E. Thompson 1974, 144—149. Xen. Hell. 2.3.2. APF 12099; 10324; 13937; 6736; 6692; 14179. S. dazu D. Whitehead Polyarches leads nowhere."

1980, 212: „The variant reading

Kritias und die DreiBig Tyrannen

8. Chremon

PA 15570

Μνασίλεχος

Parisinus

Χρέμων

Mss.

Χρήμων

Parisinus 1739 Perizonianus 28

12. Phaidrias

PA 13937

Χρέμων

om. Urbinas

Qo:i0piac

Xen. Mss.

Φαίδιμος

Dem. 19,196 Poll. 6,8

20. Theognis

PA 6736

Θέογνις

Mss.

Θεόγνις

Parisinus 1738

Θεομένης

Il. stele, Walbank? 1982,81; IG II? 1579

25. Pheidon

PA 14179

Φείδων Φίλων

Mss. P. Wesseling 1799, 529: Isokr. 18,22

29. Hippomachos | PA 7650

4.2

Hippolochus

lustin. 5,9,15

DIE MITGLIEDER DER DREISSIG

Aischines PA 341; Develin 49; PAA

114840

Loeper: ΝΠ] Kekropis Er gehörte zu den 30 Tyrannen (Xen. Hell. 2,3,2), von denen er mit Aristoteles mit der Bitte um eine spartanische Besatzungstruppe nach Sparta geschickt wurde: „Sie sandten zunächst nach Lakedaimon den Aischines und Aristoteles.‘

Anaitios Sphettios PA 800; Develin 130; PAA 126610+126615+126620 Loeper: V Akamantis, aus Sphettos Anaitios

war Hellenotamias

410/409

v. Chr.

(IG

I’ 304,20). 404 v. Chr.

wurde er

Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Er hatte ein Grundstück in Sphettos, das 402/401 konfisziert wurde (M. Walbank 1982, SEG 32,161, 1 13-14): Σφήττιος

anéyp[awelv 'Avaicio? Σ]φηττίο οἰκία(ν) xa[i ---]* Aresias

=

S. dazu auch Agora XIX 1991, 72 (P 2).

2)

Xen. Hell. 2.3.13: Πέμψαντες εἰς Λακεδαίμονα Αἰσχίνην τε καὶ ᾿Αριστοτέλην. S. dazu auch Agora XIX 1991, 71 (P 2). allerdings ohne die Ergänzung mit dem Name des Anaitios.

24

Prosopographische Untersuchungen PA 1596; Develin 353; PAA

97

161020

Loeper: IV Leontis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2), er ist sonst unbekannt. Aristoteles Timokratous (?) Thoraieous (?)

PA 205742055; Develin 469; PAA 174760, 174720?, 174910 Loeper: X Antiochis Aristoteles

war ein Schüler

von Zenon

(Plat.

Parm.

127d).

Er war wahrscheinlich

Hellenotamias im Jahre 431/430 (IG P? 366,6) und 421/420 (IG I? 285,5). Aristoteles Timokratous wurde 426/425 als Strategos (oder Nauarchos) in die Peloponnesos gesandt (Thuk. 3,105). Es wurde auch ein Ostrakon mit dem

Namen des Aristoteles

Timokratus gefunden.” Er war wieder Strategos unter den Vierhundert und nahm an den Befestigungsarbeiten von Eetioneia teil (Xen. Hell. 2,3,46). Als athenischer Verbannter wurde er von Lysandros nach Sparta gesandt (Xen. Hell. 2,2,18). Er

gehórte zu den DreiBig Tyrannen (Xen. Hell. 2,3,2), von denen er mit Aichines mit der Bitte um eine spartanische Besatzungstruppe nach Sparta geschickt wurde (Xen. Hell. 2,3,13): „Sie sandten zunächts nach Lakedaimon den Aischines und Aristoteles.“* Chaireleos PA 15137; Develin 568

Loeper: V Akamantis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2), er ist sonst unbekannt. Charikles, Sohn des Apollodoros PA 15407; Develin 644 Loeper: VI Oineis Charikles untersuchte im Jahre 415 v. Chr mit Peisandros den Hermokopidenfrevel

(Andok. 1,36)." Er war Strategos 414/413 der Peloponnesoskampagne (Thuk. 7,20; 26; Diod. Sic. 13,9,2). Er gehörte wahrscheinlich zu den Vierhundert im Jahre 411 v. Chr.

(Lys.

13,73). 5 Er wurde führendes Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 23,2; Mem.

vs

F. Willemsen - S. Brenne, 1991, 149: ᾿Αριστοτίέλες] Τιμοκράίτος]. Über die Datierung s. neulich S. Brenne 2001, 121. Er meint, daB das Ostrakon aus dem Jahr 471 stammt, die Wahrscheinlichkeit ist aber groß, „daß Aristoteles Timokratus. Suatege oder Nauarch von 426/425 v. Chr., ein direkter Nachkomme, vermutlich ein Enkel, des Ostrakismos-,Kandidaten' war. Er wird auch der [Aristotjeles Thoralieus], wohl Stratege 431/430 oder 428/427 v. Chr., gewesen sein, den ἢ. T. Wade-Gery aufgrund der übereinstimmenden Phylenzugehórigkeit mit dem Oligarchen Aristoteles Antiochidos -- er war Stratege 411 v. Chr. und einer der Dreißig von 404/403 v. Chr., vielleicht Hellenotamias 421 v. Chr. gleichsetzt." In diesem Fall ist die Angabe bei PAA 174720 fehlerhaft, da er das Ostrakon um 415 v. Chr. datiert. In S. Brenne 2001, 122 Anm. 645 gibt es auch ein Fehler: In IG I? 371 ist Aristoteles nicht zu finden. S. dazu noch H. T. Wade-Gery 1930, 292. S. Aischines!

Δοκοῦντες δ᾽ £v ἐκείνῳ τῷ χρόνῳ εὐνούστατοι elvai τῷ δήμφ. Th. Lenschau „oi τριάκοντα" RE VI A 2, 1937, 2363; D. MacDowell 1962, 87, über I, 36: „Nothing is said of his activities in the revolution of 411"; Is. 16,42; K. J. Maidment 1982, 368 Anm. a: Another , tumcoat, who started as an extreme radical and then became a member of the Four Hundred"; P. J.

Kritias und die DreiBig Tyrannen 1,2,31; Andok. 1,101); Aristoteles hielt ihn für einen demagogischen Herrscher (Aristot. Pol. 1305b 26): „Charikles und seine Anhänger gewannen dadurch Einfluß, daB sie die DreiBig demagogisch beeinfluBten.*? Er wurde nach der Wiederherstellung der Demokratie 403 v. Chr. verbannt, kehrte jedoch später zurück (Isokr. 16,42): „Offensichtlich war er ein ganz anderer Bürger als Charikles, der Schwager dieses Mannes hier, der den Feinden dienen, über die eigenen Mitbürger aber herrschen wollte und in der Verbannung nichts unternahm, nach seiner Rückkehr aber der Polis übel

mitspielte.‘“” Chremon PA 1570; Develin 690

Loeper: III Pandionis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Er wirkte als Ratsmitglied führend auf den Sturz und die Verurteilung von Kleophon, Strombichides und Kalliades hin (Lys. 30,12): „Und daB Satyros und Chremon als Mitglieder der DreiBig Tyrannen nicht um euretwillen den Kleophon anklagten, sondern damit sie durch seine Hinrichtung euch

schaden

kónnten.'?' (Lys. 30,14): „Sie heißen am Gerichtsverfahren

auch dieses

Gremium teilnehmen, in dem Satyros und Chremon am mächtigsten waren. Strombichides und Kalliades und viele andere echte, anständige Bürger wurden

umgebracht.‘ Diokles PA 4006; Develin 871; PAA 332232 Loeper: IV Leontis Mitglied der Dreißig (Xen. Hell. 2,3,2), er ist sonst unbekannt. Drakontides Aphidnaios PA 4546; Develin 955; PAA 374040, 373920 Loeper: IX Aiantis Drakontides wurde 422 v. Chr. von Aristophanes verspottet (Vesp. 157): „Laßt mich gleich hinaus,

Rhodes

ihr Schurken,

zum

Richten — sonst entwischt Drakontides.“*

Schol.

1981. 430: „Probably he was a member of the Four Hundred and went into exile after their

downfall." S. dazu Isokr. 16,42.

Arist. Pol. 5,6,6, 1305b: Οἱ κερὶ Χαρικλέα ἴσχυσαν τοὺς Τριάκοντα δημαγογοῦντες.

᾿Ανόμοιος πολίτης Χαρικλεῖ τῷ τούτου κηδεστῇ γεγενημένος. ὃς τοῖς μὲν πολεμίοις δουλεύειν ἐπεθύμει. τῶν δὲ πολιτῶν ἄρχειν ἠξίουν, καὶ φεύγων μὲν ἣσυχίαν εἶχε. κατελθὼν δὲ κακῶς ἐποίει τὴν κόλιν. Καὶ ὅτι Σάτυρος καὶ Χρέμων οἱ τῶν τριάκοντα γενόμενοι οὐχ ὑπὲρ ὑμῶν ὀργιζόμενοι Κλεοφῶντος

κατηγόρουν. ἀλλ᾽ ἵνα ἐκεῖνον ἀποκτείναντες αὐτοὶ ὑμᾶς κακῶς ποιῶσι. Καὶ ταύτην τὴν βουλὴν συνδικάζειν éxoinoev ἐν ἢ Σάτυρος μὲν καὶ Χρέμων μέγιστον ἐδύναντο. Στρομβιχίδης δὲ xai Καλλιάδης καὶ ἕτεροι πολλοὶ καὶ καλοὶ κἀγαθοὶ τῶν πολιτῶν ἀκώλλυντο. P. J. Rhodes 2000, 134: „Chremon was member of the council of 405/4, which according to Lysias was 'corrupted and enthusiastic for oligarchy '." 33

Οὐκ ἐκφρήσετ᾽ ὦ μιαρώτατοι / δικάσοντά μ᾽, ἀλλ᾽ ἐκφεύξεται Δρακοντίδης:

Prosopographische Untersuchungen

99

Πονηρὸς οὗτος ... Καλλίστρατος δὲ ἕνα τῶν λ΄ φησὶν, ei μὴ ὁμώνυμος. S. auch Vesp. 438. Er stellte im Herbst 404 v. Chr. den Antrag, die Staatsverwaltung dreißig Männern zu übertragen (AP 34,3.): „Das eingeschüchterte Volk wurde gezwungen, für die Oligarchie zu stimmen; den Antrag verfaBte Drakontides von Aphidna.“* (Lys. 12,73): „Da erhob sich Theramenes und befahl euch, den DreiBig die Macht zu übertragen und

die Verfassung anzunehmen, die Drakontides vorschlug.^? Er wurde Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2; Harpocr. s.v. Apaxovtiônç). Nach der Sturz der Oligarchie wurde sein Vermógen eingezogen und 402/401

v. Chr. durch die Poleten verkauft

(Walbank 1982; SEG 32,161, IV 14) [axléypawe κατεκύρωΪσαν Apaxovitióo 'Aqióvaio? 13.].*

Χαρίϊσιος

κα[ὶ

σύμβολοι

Erasistratos PA 5028; Develin 1059; PAA 400130

Loeper: VIII Hippothontis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3). Kirchners Meinung nach wäre Erasistratos mit

dem Sohn oder Neffen des Demagogen Phaiax identisch." Die Identifizierung von Erasistratos mit Erasistratos, dem (PA 5025, Davies APF

13921) ist von Whitehead

scharf kritisiert worden.” Selbst wenn Davies mit dieser Identifikation recht hätte, wissen wir jedenfalls nichts über die Phylenangehörigkeit von Erasistratos. Plutarchos zitiert

ein

Wort

des

Phaiax

Sohn:

„Womit

er

(Agesilaos)

auch

das

Wort

des

Erasistratos, Sohnes des Phaiax, schlagend widerlegte, der einmal gasagt hatte, in ihrem Benehmen in Staatsangelegenheiten seien die Lakedaimonier die besseren, in

privaten Dingen die Athener.‘“” Eratosthenes PA 5035; Develin 1063; PAA 400300

Loeper: VI Oineis Er diente 411 v. Chr. als Trierarch im Hellespont, dann unterstützte er die Oligarchie der 400 (Lys. 12,42): „Schon unter den 400 wollte er die oligarchische Verfassung im

Heer durchsetzen und muBte aus dem Hellespont fliehen, wobei er das Schiff, das er

befehligte, im Stich lieB.“* Als Trierarch stammte Eratosthenes sicher aus einer reichen

35

Κατακλαγεὶς ὁ δῆμος ἠναγκάσθη χειροτονεῖν τὴν ὀλιγαρχίαν ἔγραψε δὲ τὸ ψήφισμα Apaxovtióng ᾿Αφιδναῖος. ᾿Αναστὰς δὲ Θηραμένης ἐκέλευσεν ὑμᾶς τριάκοντα ἀνδράσιν ἐπιτρέψαι τὴν κόλιν καὶ τῇ πολιτείᾳ

χρῆσθαι ἣν Δρακοντίδης ἀπέφαινεν. S. dazu auch Agora XIX 7

1991, 73 (P 2), allerdings ohne die Ergänzung ᾿Αφιδναίο.

F. Boetzkes RE XI 1907, 333. S. dazu Plat. Eryx. 392a: Εἶτα xpoonA8étnv ἡμῖν Κριτίας τε xoi "Epaciotpatos ὁ Φαίακος τοῦ Ἐρασιστράτου ἀδελφιδοῦς. „The only simple way to connect him closely with his homonyms is to identify him with Erasistratos

(111) by assuming that ἀδελφιδοῦς in Eryxias 392a means 'sister's son’ and that a sister of Phaiax (1) married into a family of Hippothontis." D. Whitehead 1980, 210; 211 Anm. 27.

Plut. Ages. 15. 'Ως εἰσὶ δημοσίᾳ μὲν Λακεδαιμόνιοι βελτίονες, ἰδίᾳ δὲ ᾿Αθηναῖοι. S. dazu D. ἢ.

Shipley 1997, 52; 208.

Ἐπὶ τῶν τετρακοσίων ἐν τῷ στρατοπέδῳ ὀλιγαρχίαν καθιστὰς ἔφευγεν ἐξ ᾿Ελλησκόντου τριήραρχος καταλιπὼν τὴν ναῦν.

Kritias und die DreiBig Tyrannen

100

Familie." Er gehórte 404 v. Chr. zu den fünf Ephoren, die auf einen oligarchischen Umsturz hinarbeiteten (Lys. 12,43): „Als aber die Seeschlacht stattfand und das Unheil über die Stadt hereinbrach, obgleich die Demokratie noch bestand -- in der Zeit aber begannen die Unruhen -, da wurden fünf Männer als sogenannte Aufseher von den Kameraden, wie sie sich nannten, eingesetzt, die als Chefs der Verschworenen die Bürger sammeln sollten und eurer Partei von Grunde auf feindlich waren; zu denen gehörten auch Eratosthenes und Kritias."" Er war Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,32), dann der Zehn (403 v. Chr., Lys.

12,43—48). Er nahm an der Verhaftung und

Vernichtung von dreihundert Bürgern in Salamis und in Eleusis teil (Lys. 12,52): „Der aber, anstatt denen in Phyle Hilfe anzubieten oder zu bringen, zog mit seinen Kollegen nach Salamis und Eleusis, wo er dreihundert Bürger ins Gefängnis schleppte und sie alle in einem einzigen Beschluß zum Tode verurteilte.‘ Eratosthenes und Pheidon blieben nach dem Sieg der Demokraten nach einem Rechenschaftsverfahren in Athen (Lys. 12,54): „Diese nun zogen in die Stadt und verjagten die Dreißig außer Pheidon und Eratosthenes.““ (S. noch AP 39,6, Andok. 1,90). Eratosthenes war während der oligarchischen Herrschaft an Verhaftungen beteiligt, denen auch der Bruder des Lysias, Polemarchos, zum Opfer gefallen war. Eratosthenes wurde 403 v. Chr. von Lysias wegen Mordes angeklagt (Lys. 12,23): „Denn meinen Bruder hat ... dieser Eratosthenes

umgebracht.^* Eratosthenes war mit Theramenes befreundet (Lys. 12,50): „Er hätte nur für eure Rettung denselben Eifer zeigen sollen, nicht für die des Theramenes.“” (Lys. 12,62): „Ich führe im Prozeß gegen Eratosthenes Klage gegen Theramenes." Eratosthenes ist sicher nicht identisch mit dem Gleichnamigen aus Oie; über seine

Nachkommen wissen wir nichts." Eukleides PA 5680; Develin 1134; PAA 436030, APF 5035

Loeper: II Aigeis 4

4

S. J. K. Davies 1971, 184: ,. Eratosthenes ... was serving as trierarch in the Hellespont in 411." Ἐπειδὴ δὲ n ναυμαχία καὶ ἢ συμφορὰ τῇ πόλει ἐγένετο. δημοκρατίας Erı οὔσης. ὅθεν τῆς στάσεως ἦρξαν. πέντε ἄνδρες ἔφοροι κατέστησαν ὑπὸ τῶν καλουμένων ἑταίρων. συναγωγεῖς μὲν τῶν

πολιτῶν, ἄρχοντες δὲ τῶν συνωμοτῶν. ἐναντία δὲ τῷ ὑμετέρῳ πλήθει πράττοντες: ὧν Ἐρατοσθένης καὶ Κριτίας ἦσαν. Ὁ δ᾽ ἀντὶ τοῦ ἐπκαγγείλασθαί τι ἣ πκράξαι ἀγαθὸν πρὸς τοὺς ἐπὶ Φυλῇ. ἐλθῶν μετὰ τῶν συναρχόντων eis Σαλαμῖνα

καὶ

Ἐλευσῖνάδε

τριακοσίους τῶν πολιτῶν ἀπήγαγεν εἰς τὸ δεσμοτήριον. καὶ μιᾷ

ψήφῳ αὐτῶν axavtov θάνατον κατεψηφίσατο. Οἱ δὲ εἰς τὸ ἄστυ ἐλθόντες τοὺς μὲν τριάκοντα ἐξέβαλον πλὴν Φείδωνος καὶ Ἐρατοσθένους. 45

Τὸν δὲ ἀδελφὸν γάρ μον ... Ἐρατοσθένης ἀπέκτεινεν. Zur Datierung des Prozesses gibt es zwei Vorschläge. T. C. Loening (1981, 280-294) datiert ihn auf 401/400, A. Natalicchio aber auf 403 v. Chr. (1999, 298-299).

S. dazu auch C. Bearzot (1997. 33): „La data del processo € generalmente fissata ai

primi mesi successivi alla riconciliazione: di recente & stato proposto un abbassamento al 401/0, che perd. come si vedrà, non sembra necessario e non risulta quindi del tutto convincente." Xohv δ᾽ αὐτὸν ὑκὲρ τῆς ὑμετέρας σωτηρίας ταύτην τὴν κροθυμίαν ἔχειν. ἀλλὰ μὴ ὑπὲρ

Θηραμένους.

Ἐρατοσθένους κινδυνεύοντος Θηραμένους κατηγορῶ. D. Whitehead 1980, 210: J. K. Davies 1971.

5035.

Prosopographische Untersuchungen

101

Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Er ist nicht mit dem gleichnamigen Strategos 410/409 v. Chr. identisch.* Eine Identifikation des Eukleides ist vóllig unsicher, weil in den PAA 81 Personen mit denselben Namen registriert sind. Eumathes Phalereus PA 5807; Develin 1173; PAA 438585 Loeper: IX Aiantis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Nach der Sturz der Oligarchie wurde sein Vermógen eingezogen und 402/401 v. Chr. durch die Poleten verkauft (Walbank 1982,

SEG 32,161, 1 9).” Der Name ist selten, er kommt nur zweimal in den PAA vor. Phaleron ist eine Stadttrittys, nicht eine Küstentrittys; Loepers zweite Hypothese ist also auch hierdurch widerlegt. Hieron PA 7525; Develin 1394; PAA 533345 Loeper: Il Aigeis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Die Beziehung zwischen Hieron und Hieron Diomeeus (PA 7538, PAA 533545, 156/155 v. Chr.) bzw. Hieron Teithrasios (PA 7549, PAA 533745, 119/118 v. Chr.) ist mehr als unsicher (s. im Kapitel 4.1. D).” Hippolochos PA 7646; Develin 1421; PAA 538695 Loeper: II Aigeis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Laut Pompeius Trogus/lustinus soll er einer der brutalsten Tyrannen gewesen sein. lustinus schreibt aber auch, daB anstatt Hippomachos er in Munichia gefallen sei: „In diesem Krieg fallen Kritias und Hippolochos,

die brutalsten aller Tyrannen.“”' Er ist sonst unbekannt. Hippomachos PA 7650; Develin 1422; PAA 538710 Loeper: X Antiochis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Er ist 403 v. Chr. in Munichia gefallen (Xen.

Hell. 2,4,19): „Dort verloren ihr Leben von den Dreißig Kritias und Hippomachos."? Pompeius Trogus/lustinus schreibt Hippomachos ist sonst unbekannt.

*

irrtümlich

Hippolochus,

s. unter

Hippolochos.

Für eine Identifizierung ist J. Kirchner RE XI 1907, 1000; J. K. Davies 1134; gegen sie aber PAA 435925.

^

S. dazu

auch

Φαλη[ρέω)ς

Agora

οἰκίας

XIX

Φίαλ

1991,

71

vlilnpo?li

(P 2) [M]évuxxog

ἥμισυ

ἧι

Φαλίηρε)ὺς

[γ]είτωμ

[arlelrpayev)

βορρά[θε)!ν

βοη)θός:

ATIOXOTIAN[.JI[..: ἐϊκρίατο Νομήνιος Καλλίο [Φα] [ληρεύ]ὺς ἐγγν vacat. *

D. Whitehead 1980, 212.

*

ustinus 5,9,15: In eo bello Critias et Hippolochus, omnium tyrannorum saevissimi. cadunt. 'AxtOavov δ᾽ ἐνταῦθα τῶν μὲν τριάκοντα Κριτίας te καὶ ᾿Ικκόμαχος.

[[ξὐ]μαθοῦς

νοτόθεν

δὲ

Kritias und die DreiBig Tyrannen

102

Kleomedes PA 8596, Develin 1651; PAA 577265 Loeper: VIII Hippothontis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Loepers vóllig unbegründeter Vorschlag, daB

Kleomedes der Bruder von Aristomedes (Tamias 400 v. Chr, IG ᾿Αρ[ιστ]ομήδης Δίεκελεεύς]) sein solle, ist weder von Kirchner noch von Whitehead aufgenommen worden.” Kirchner rekonstruiert den ᾿Αρ[ιστ]ομήδης ᾿Α[ζηνιεύς]. Wenn Kleomedes mit dem Sohn des

I? 1374,6: Davies oder Namen als Lykomedes

Kekropis (VII) identisch ist, hätte dies für das von P. Krentz vorgeschlagene System (s.u.) die Konsequenz, daß aus Kekropis (VII) und Hippothontis (VIII) zusammen nur

zwei

oder

drei

Mitglieder

kommen.”

Daraus

ergibt

sich,

daß

entweder

aus

Hippothontis (VIII) oder Kekropis (VII) nur ein Mitglied gewählt worden ist; im Zusammenhang mit den von Krentz vorgeschlagenen zehn Mitgliedern aus Akamantıs (V)

und

Oineis

(VI),

was

zur

Folge

hätte, daB

Akamantis

(V)

oder

Oineis

(VI)

mindestens fünf Mitglieder entsandten, scheinen mir die Diskrepanzen im Vergleich zum sonstigen Wahlmodus bei Gremienbildungen in Athen allzu groß (s. ferner gegen den Sohn des Lykomedes im Kapitel 4.1. E). Kleomedes ist sonst unbekannt.

Kritias, Sohn des Kallaischros PA 8792; Develin 1709; PAA 585315 Loeper: | Erechtheis Kritias entstammte einer alten athenischen Adelsfamilie. Mütterlicherseits war er Platons Onkel. Er gehörte zu den Schülern des Sokrates. Kritias war aller Wahrscheinlichkeit nach Mitglied der Vierhundert im Jahre 411 v. Chr. Nach dem Sturz der Oligarchie ist er in die Emigration gegangen. Er gehörte 404 v. Chr. zu den fünf Ephoren, die auf einen oligarchischen Umsturz hinarbeiteten (Lys. 12,43): „Als aber die Seeschlacht stattfand und das Unheil über die Stadt hereinbrach, obgleich die Demokratie noch bestand - in der Zeit aber begannen die Unruhen -, da wurden fünf Männer als sogenannte Aufseher von den Kameraden, wie sie sich nannten, eingesetzt, die als Chefs der Verschworenen die Bürger sammeln sollten und eurer Partei von Grunde auf feindlich waren; zu denen gehörten auch Eratosthenes und Kritias."? Er war einer der Anführer der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2; Xen. Mem. 1,2,31). Kritias ist 403 v. Chr. in Munichia gefallen (Xen. Hell. 2,4,19): „Dort verloren ihr Leben von den

DreiBig Kritias und Hippomachos.“*

£

R. Loeper 1896, 98. S. dazu J. K. Davies 1971, 2108; 66; D. Whitehead 1980, 213.

P. Krentz 1982, 54. Ἐπειδὴ δὲ ἢ ναυμαχία xai ἢ συμφορὰ τῇ πόλει ἐγένετο. δημοκρατίας ἔτι οὔσης. ὅθεν τῆς στάσεως ἦρξαν. πέντε ἄνδρες ἔφοροι κατέστησαν ὑπὸ τῶν καλουμένων ἑταίρων. συναγωγεῖς μὲν τῶν πολιτῶν. ἄρχοντες δὲ τῶν συνωμοτῶν. ἐναντία δὲ τῷ ὑμετέρῳ κλήθει πράττοντες: ὧν Ἐρατοσθένης καὶ Κριτίας ἦσαν.

᾿Απέθανον δ᾽ ἐνταῦθα τῶν μὲν τριάκοντα Κριτίας τε καὶ ᾿Ιππκόμαχος. S. auch lustinus 5,9,15. Über eine detaillierte Darstellung der politischen Laufbahn des Kritias s. das Kapitel 1.3.

Prosopographische Untersuchungen

103

J. Kirchner übernimmt in PA 7765 Loepers Hypothese, daß Kallaischros (IG II 1926,22, 325/324 v. Chr.) „fortasse e posteris est Critiae Callaeschri f.". Loeper meint es aber etwas vóllig anderes; seiner Meinung nach ist Kallaischros kein Nachkomme

von Kritias selbst, sondern vielleicht von Kritias' Vater." Über eine Ehe des Kritias wissen wir nichts. Laut Platon und Xenophon seine übertriebene Liebe zu Euthydemos wurde Meister solche Beziehungen pflegte.” Kritias bei männlichen Wesen das schönste Aussehen

war er als Homosexveller berühmt, von Sokrates getadelt, obwohl auch hat in einem Fragment festgestellt, dasjenige sei, was weiblich ist; aber

und der daB bei

weiblichen das Gegenteil.” K. J. Dover schreibt dazu: „Der Kontext dieser Aussage ist unbekannt, und es ist keinesfalls sicher, daB Kritias sich über Menschen und nicht über Pferde oder Hunde äußerte, Tiere, an denen Griechen aus guter Familie großes Interesse hatten“. Lysias erwähnt einen Kedestes von Kritias, Hagnodoros, eher könnte es aber der Mann von Kritias’ Schwester als der seiner Tochter sein." Kritias hatte aller Wahrscheinlichkeit nach weder Frau noch Kinder. Melobios PA 10102; Develin 1954; PAA 648210 Loeper: I Erechtheis Melobios empfahl 411 v. Chr. eine Oligarchie, worauf Pythodoros einen Antrag stellte,

der die Erhöhung der Zahl der bevollmächtigten Zehn“ auf DreiBig vorschlug.“ Er wurde

Mitglied

der

DreiBig

(Xen.

Hell.

2,3,2;

Lys.

12,12;

Hypereides

fr. 61

Blass-Jensen).^ Er beteiligte sich zusammen mit Theognis, Peison und Mnesitheides an der Verhaftung der Metoiken.“ Er nutzte seine Stellung zur Plünderung der Metoiken. Lys.12,19: ,,Die Frau meines Bruders Polemarchos hatte goldene, gedrehte Ohrringe und trug sie gerade, als Melobios ins Haus kam, und als erstes nahm er sie aus

ihren Ohren! ^?

R. Loeper 1896, 96. S. dagegen J. G. Droysen 1894, 26 Anm. 41. Xen. Mem. 1,2,30.

Kritias VS 88 [81] B 48 (= Dio Chrysost. 21,3): Ἢ οὔκ οἶσθα Κριτίαν τὸν τῶν τριάκοντα, ὅτι κάλλιστον ἔφη εἶδος £v τοῖς ἄρρεσι τὸ θῆλυ. ἐν δ᾽ αὖ ταῖς θηλείαις τοὐναντίον: e

K. J. Dover 1983, 66-67.

^i

Lys.

13,55: Κριτίου κηδεστὴς τοῦ τῶν τριάκοντα. „Er war ein Verwandter des Kritias, der zu den

DreiBig gehörte.“ PA

143; PAA

106875. S. dazu W. E. Thompson

1971,

111; APF 327: „Since Kritias

the tyrant is not known to have ever married, there is a very slight prejudice in favour of interpreting kedestes as meaning that Hagnodorus had married a sister of Kritias." Thuk. 8. 67,1.

Androtion

FGrH

324 F 43: Philochoros 328

F 136; AP 29,1. S. dazu C. Bearzot

1997,

109: „In

particolare su Melobio, che era stato non relatore del decreto di Pitodoro, ma piuttosto autore del λόγος propagandistico ..."

Harpokration s.v. Μηλόβιος: ᾿Αθηναίοις τυραννησάντων.

Ὑπερείδης ἐν τῷ Kar’ Αὐτοκλέους. ἔστι δὲ εἷς τῶν À' τῶν παρ᾽

Lys. 12,12. Τῆς γὰρ Πολεμάρχου γυναικὸς χρυσοῦς ἑλικτῆρας, οὺς ἔχουσα ἐτύγχανεν, ote τὸ κρῶτον ἦλθεν εἰς τὴν οἰκίαν Μηλόβιος ἐκ τῶν τὸν ἐξείλετο.

Ι04

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Mnesilochos/Mnasilochos PA 10324; Develin 2007; PAA 656955 Loeper: lil Pandionis Er war Mitglied der Vierhundert und Archon im Jahre 411. Nach zwei Monaten Amtszeit haben ihn die Fünftausend abgesetzt: „Ungefähr vier Monate also blieb die Herrschaft der Vierhundert bestehen, und aus ihren Reihen hatte Mnasilochos das Archontat zwei Monate im Jahre des Theopompos inne, der als Archon die übrigen zehn Monate amtierte.“ Er wurde 404 v. Chr. Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2.3,2). Der Tamias im Jahre 351 v. Chr., Mnesilochos Mnesimachu Konthylethen (PA 10327; IG II? 1436,4; 351/350 v. Chr.), könnte das Enkelkind von Mnesilochos sein, aber die

verschiedenen Namensformen machen die Identifizierung ziemlich unsicher. Mnesitheides

PA 10277; Develin 2038; PAA 656045 Loeper: X Antiochis

Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2; Lys. 12,12).* Er beteiligte sich zusammen mit Theognis, Melobios und Peison an der Verhaftung der Metoiken” und nutzte seine Stellung zur Plünderung der Metoiken. Sonst ist er unbekannt. Falls Koehlers Ergänzung in IG Il 2692 richtig ist, hatte Mnesitheides Nachkommen im 4. Jh. v. Chr., aber die Ergänzungen sind unsicher (S. PAA 656040). [Μνησι]κλῆς [Μνησισ]τράτονυ [...]a teg [Μνησ]ιθείδης [ΜνησιΪ͵κλέυς [..]αιϊιεύς" Auch Davies hat bemerkt, daB Kirchner diese Inschrift nicht ohne Grund in IG II? nicht

aufgenommen hat.” Onomakles

PA 11476; Develin 2211; PAA 748215 Loeper: VII Kekropis Onomakles war Strategos 412/411

v. Chr. (Thuk. 8,25,1; 30,2). Nach dem Sturz der

Demokratie im Jahre 411 gehörte er dem Rat der Vierhundert an. Noch in diesem Jahr wurde Onomakles in einem Eisangelia-ProzeB angeklagt und entzog sich durch Flucht AP 33.1. IG P 3732:

[ΑθηναῖΪοι ἀνήλωίσαν exi] [Μνασιλ)]όχου ἄρχοίντος). „Die Athener hatten

(folgende) Ausgaben im Jahr des Archon Mnasilochos." C. Bearzot 1997, 109.

Lys. 12.12.

Die möglichen Ergänzungen: ferner L. Loeper 1896, 98-99. 71

D. Whitehead 1980, 211.

[Θορ]αιεύς oder [Βησ]αιεύς

oder [᾿Ανακ]αιεύς oder [Πειρ]αιεύς.

S.

Prosopographische Untersuchungen

105

der Verurteilung (Plut. Mor. 833F): 'ApyextóAepov καὶ Ὀνομακλέα καὶ ᾿Αντιφῶντα

συλλαβεῖν xai ἀποδοῦναι eic τὸ δικαστήριον, ὅπως δῶσι δίκηνὦ. Später kehrte er nach Athen zurück und wurde Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Wenn Onomakles mit Onomakles PA 11477 identisch ist, bezog sich Lysias auf seine Tochter." Wenn aber Onomakles mit Onomakles Perithoides gleichzusetzen ist, dann gehört er statt zur Phyle Kekropis (VII) zur Oineis; dann wäre er anstatt das dritte

jedoch das vierte Mitglied der Phyle gewesen." Peison PA 11794; Develin 2288 Loeper: V Akamantis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Er beteiligte sich zusammen mit Theognis, Melobios und Mnesitheides an der Verhaftung der Metoiken (Lys. 12,6): „Theognis und Peison sagten in einer Versammlung der DreiBig, daB es unter den Metóken einige gäbe, die der Regierung feindlich würen."? Er nutzte seine Stellung zur Plünderung der Metoiken. Phaidrias PA 13937; Develin 2302

Loeper: IV Leontis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2), er ist sonst unbekannt. Wenn

Phaidrias mit

Phaidimos identisch ist (Dem. 19,196: Κληθέντες γὰρ οὗτοι πρὸς Ξενόφρονα τὸν vtov

τὸν Φαιδίμου τοῦ τῶν τριάκοντα ᾧχοντο), hatte er einen Sohn, Xenophron." Die Beziehung

zwischen

Phaidrias und Exopios

Phaidriou (324/323

v. Chr.) ist völlig

unsicher." Pheidon PA 14179; 2344 Loeper: IX Aiantis Mitglied

der

DreiBig

(Xen.

Hell.

2,3,2)

und

403

v. Chr.

der Zehn.

Pheidon

und

Eratosthenes blieben nach dem Sieg der Demokraten nach einem Rechenschaftsverfahren in Athen (Lys. 12,54): „Diese nun zogen in die Stadt und verjagten die Die von H. C. Avery 1959, 228 in Erwügung gezogene Alternative eines Freispruches ist im Hinblick auf Anon. Vit. Thuc. 2 als unwahrscheinlich anzusehen, vgl. H. Heftner 1999, 42.

5 ^

Lys.fr. 104; Harpokration s.v. Hybadai; Pentakosiomedimnon: Περὶ τῆς Ὁνομακλέους θυγατρός. P.Krentz 1982, 54; IG 1’ 472.8.

Lys. 12.12: Θέογνις γὰρ xai Πείσων ἔλεγον ἐν toig τριάκοντα περὶ τῶν μετοίκων. ὡς elév τινες τῇ

^

πολιτείᾳ ἀχθόμενοι. J. Kirchner identifiziert Phaidimos eindeutig mit dem Tyrannen Phaidrias (PA

13937), deshalb hat

Phaidimos keine eigene Nummer in der Prosopographia Attica. Von Xenophrons Namensvarianten s. D.

M. MacDowell 2000, 287: „In Ais. 2. 157 the son's name appears as Ξενόδοκος in modern editions, but | should be inclined to read there ξενόδοκος. a ‘host’, and to accept from D. that his name was Ξενόφρων."

7

Femer D. Whitehead 1980, 212, über die angenommene Beziehung mit Exopios Phaidriou.

106

Kritias und die DreiBig Tyrannen Dreißig außer Pheidon und Eratosthenes." (Siehe noch AP 39,6, Andok. 1,90.) Wenn Pheidon mit Philon ek Koiles (PA 14847) identisch ist, gehört er anstatt zur Aiantis (IX) zur Hippothontis (VIII), Wesselings Vorschlag blieb aber argumentativ unbe-

gründet." Weder von Pheidon noch von Philon weiB man, daB sie Nachkommen hatten. Polychares PA 12099; Develin 2550 Loeper: | Erechtheis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Die Beziehung zwischen Polychares und Polychares Anagyrasios (304/303 v. Chr.) ist vóllig unsicher (s. im Kapitel 4.1. D und F).9 Er ist sonst unbekannt. Sophokles PA 12827; Develin 2764 Loeper: VI Oineis Der Tyrann Sophokles ist vielleicht identisch mit dem Strategos von 426/425 425/424

v. Chr.

Er nahm

an

der Expedition

in Korkyra

und

Sizilien

und

teil (Thuk.

4,46-48; 65,1). Sophokles wurde wegen Bestechlichkeit angeklagt und verbannt (Thuk.

4,65,3; Diod. Sic. 12,54,6-7;" Philochoros FGrH 328 F 1279). Er wurde 404 v. Chr. Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Wenn Sophokles mit Sophokles Sostratidou gleichzusetzen ist, kónnte er die folgenden Familienangehórigen bzw. Nachkommen haben: Sostratides Ekphantou Eupyrides (329/328 v. Chr., IG II 353,3-4; IG VII 4254,4-5; Agora XV Nr. 52,5) oder ['Hp]pa[x]Aetó[n]; Eoo[to]tpacti[60]o, wenn wir den fragmentarisch erhaltenen Namen als Sostratidou rekonstruieren.” Theogenes oder Theomenes Xypetaios PA 6692; Develin 2922; PAA 503865, 508580? Loeper: VIII Hippothontis Mitglied der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,2). Falls er mit Theomenes identisch ist, hatte er wahrscheinlich ein Haus in Salamis, das 402/401 konfisziert wurde (Walbank 1982, SEG 32,161, II 8-10): (A)&uxóAoqog ἐξ Σαλαἰ[μῖνος τάδε] lanéy v Θεομένος ” "

Οἱ δὲ εἰς τὸ ἄστυ ἐλθόντες τοὺς μὲν τριάκοντα ἐξέβαλον κλὴν Φείδωνος xai Ἐρατοσθένους. —P. Wesseling 1799, 529 (in librum XIV): „Fallor etiam Φίλων ὁ ἐκ Κοίλης. quem Isocratis Except. adv. Callim. p. 553, legationis pessime gestae, instaurata civitatis concordia, delatum refert, idem atque Φείδων est, ex Lysia proin et Xenophonte corrigendus"; Cloché 1915 = 1962°, 345 N. 2; Krentz 1982. 53 Anm. 43.

" "

Liste der Buleuten, Agora XV N. 61,184. , Nach diesen Ereignissen trafen vierzig Schiffe ein, welche das athenische Volk in der Meinung, man müsse den Krieg nachdrücklicher Eurymedon und Sophokles."

*

führen,

geschickt

hatte;

ihre

Führung

lag

in den

Händen

Schol. Ar. Vesp. 240: Οἱ δὲ περὶ τὸν Φιλόχορον διαδέξασθαι αὐτόν φασι Σοφοκλέα xai Πυθόδωρον. οὺς καὶ φυγῆι ζημιωθῆναι. P. J. Rhodes 2000, 134: „They include Sophocles who was exiled after agreeing to the treaty of Gela in 424."

"

des

D. Whitehead 1980, 210 Anm. 21; M. H. Jameson 1971. 541—568; P. Karavites 1976, 335-358.

Prosopographische Untersuchungen

107

Ξυπ[εταιῶνος oi]lkiav ἐν Σαλαμῖνι é[v ---] (II 16-17): Θεομένος ἑτέρα οἰκία [ἐν --Ἰκίωι ft γείτων Boppäôlev n ὁδός]. Loepers Meinung nach lebte die Familie des Theogenes im 2. Jh. v. Chr. in Oion, die Gleichsetzung ist aber nicht befriedigend (s.

im Kapitel 4.1. D). Die von M. Walbank vorgeschlagene Gleichsetzung des in einer Agorainschrift des 3. Jh. v. Chr. genannten Theogenes mit dem gleichnamigen Tyrannen kann nicht zutreffen, da die dort genannte Person der Phyle Aiantis (IX), und nicht der Hippo-thontis (VIII) angehörte.” Wenn er aus der Phyle Aiantis kam, hätte diese Phyle sechs Mitglieder unter den DreiBig (ferner s. dagegen das Kapitel 4.1. D). Wenn aber die richtige Namensform Theagenes lautet, die im Codex Marcianus 368 erhalten ist, dann gehört Theagenes statt zur Hippothontis (VIII) zur Kekropis (VII), als viertes Mitglied der Phyle, und er war Vater eines Sohnen, ...os Theagenous (PA 6608). Es ist nicht unmöglich, daß die Kekropis (VIII) vier Mitglieder innerhalb des Tyrannenkollegiums

hatte. P. Krentz nimmt an, daB aus der Akamantis (V) und der

Oineis (VI) insgesamt zehn Namen überliefert sind." Ich halte es für unwahrscheinlich, daB aus jeder Phyle drei Mitglieder gewählt wurden,” aber allzugroße Ungleichmäßigkeiten in der Phyleneinteilung der Tyrannen sind kaum plausibel. Es gibt jedoch eine andere Möglichkeit, Theogenes mit Theomenes Xypetaion gleichzusetzen

(M.

Walbank

1982,

Stele

II 9). Wenn

der Tyrann

mit Theomenes

identisch ist, gehört er statt zur Hippothontis (VIII) zur Kekropis (VII), als viertes Mitglied der Phyle. Aber wegen der verschiedenen Namensvarienten muß man auch in diesem Falle vorsichtig sein. Theognis PA 6736; Develin 2935; PAA 504498 Loeper: VII Kekropis Theognis wurde bereits 425 v. Chr. (Acharn. 138 und Thesm.

als Tragódiendichter

bekannt.

Aristophanes

170) verspottet ihn als ‚kalt” (ψυχρός), d. ἢ. leblos. Die Suda

verzeichnet eine Niederlage des Theognis durch Nikomachos (v 397): Νικόμαχος, ᾿Αθηναῖος τραγικός: ὃς παραδόξως Εὐριπίδην καὶ Θέογνιν ἐνίκησε. Er war ein Mitglied der Dreißig (Xen. Hell. 2,3,2., Harpokr. 95,1., Schol. Aristoph. Acharn. 11):

Θέογνις δὲ οὗτος τραγῳδίας ποιητὴς πάνυ ψυχρός, £x τῶν τράκοντα, ὃς καὶ Χίων ἐλέγετο. Er bezeichnete mit Peison einige Metoiken als Feinde des Regimes (Lys. 12,6): „Theognis und Peison sagten in einer Versammlung der Dreißig, daß es unter

den Metöken einige gäbe, die der Regierung feindlich wären.” Er beteiligte sich

δε ἑ 3 $3

zusammen mit Peison, Melobios und Mnesitheides an der Verhaftung der Metoiken.” Er nutzte seine Stellung zur Plünderung der Metoiken. M. Walbank setzt Theognis mit S. dazu auch Agora XIX 1991, 72 (P 2). D. Whitehead 1980, 213. M. Walbank 1982, 93 Anm. 44; Agora XV Nr. 127,61 (223/222 v. Chr.).

P. Krentz 1982, 54. D. Whitehead 1980, 212.

Θέογνις γὰρ xai Πείσων ἔλεγον ἐν toig τριάκοντα περὶ τῶν μετοίκων. ὡς εἶέν τινες τῇ πολιτείᾳ

&

ἀχθόμενοι. Lys. 12.12.

108

Kritias und die DreiBig Tyrannen Theomenes Xypetaion gleich. Lysias nennt aber genauso deutlich wie Xenophon Theognis, und dieser Umstand macht die Identifizierung meiner Meinung nach kaum haltbar. Die Gleichsetzung von Theomenes mit Theogenes dürfte wahrscheinlicher

sein.” Theramenes Hagnonos Steirieus PA 7234; Develin 2982; PAA 513930 Loeper: III Pandionis Theramenes war der Sohn des Hagnon (PA

162171; PAA

107380), der Amphipolis

gründete (437/436 v. Chr.). Er studierte bei Prodikos aus Keos (Athen. 220b): „Der

Sokratiker Aischines ... sagt, daB Prodikos den Theramenes bis zum Tode unterrichtet habe." S. dazu noch Schol. Aristoph. Nub. 361; Dion. Halic. Isoc. 1; Suda 0 342. Die Geschichte, daB er von Keos stammte, lüBt sich sicher auf seine Beziehung mit Prodikos zurückführen (Eupolis Fr. 237; Plut. Nik. 2,1; schol. Aristoph. Ran. 541; Suda

6 234): Δόκει δὲ οὗτος ἀπὸ Κέω τῆς νήσου εἶναι, οὐκ εἶναι δὲ γνήσιος, ἀλλὰ Konto υἱὸς τοῦ "Ayvovoc.^ Daß er auch zum Kreise des Sokrates gehört hat, ist mangels weiterer Zeugnisse

nicht wahrscheinlich

(Diod.

Sic.

14,5).* Er galt als Lehrer des

Isokrates (Suda ὃ 234): Ὁ δὲ Θηραμένης οὗτος διδάσκαλος Ἰσοκράτους. "Ayvovog παῖς, Στιρεὺς. S. dazu noch Suda θ 342, vita Isoc. Theramenes stammte aus einer reichen Familie, und seine Trierarchie zeigt, daß er auch vermógend war.” Theramenes wurde 422 von Eupolis verspottet (Poleis, s. Schol. Aristoph. Ran. 970): Ὅτι δοκεῖ

προσεγράφθαι τῇ πολιτείᾳ "Ayvavog αὐτὸν ποιησαμένου ὡς Εὕπολις Πόλεσιν. Er beteiligte sich am oligarchischen Umsturz in Athen (411 v. Chr.), war führendes Mitglied im Rat der 400 („Einer der ersten, welche die Demokratie zu stürzen suchten, war auch Theramenes, Hagnons Sohn, auch er ein Mann, dem es weder an Verstand noch

" ^

^

$5

an Rednergabe

fehlte") (s. dazu

noch

Lys.

12,65;

Diod.

Sic.

13,38,2)" und

M. Walbank 1982, 81. Αἰσχίνης ὁ Σωκρατικὸς ... λέγει γὰρ oc ὁ μὲν Πρόδικος Θηραμένην μαθητὴν ἀπετέλεσεν. 9. K. Davies 228.

Diod. Sic. 14,5,1-3 berichtet. daB Sokrates vergeblich versucht habe. Theramenes vor der Hinrichtung zu retten: „Als die Schergen nahten und Theramenes hinwegzernen. ertrug er, der ja nicht selten mit Sokrates philosophiert hatte, in edler Weise sein trauriges Schicksal; und auch die Menge bemitleidete den unglücklichen Theramenes, wagte aber angesichts der vielen ihn umringenden bewaffneten Soldaten keinen Beistand. Lediglich der Philosoph Sokrates und zwei seiner Vertrauten eilten hierbei und versuchten. die Schergen abzuwehren. Doch Theramenes bat sie, nichts dergleichen zu tun: er schätzte, wie er sagte, ihre Freundschaft, ihren Mut. für ihn selbst aber würde es ein bitteres Unglück bedeuten, wenn er den Tod ihm so eng verbundener Männer verschuldete. Sokrates und seine Helfer, die bei den anderen keine Unterstützung fanden, vielmehr sehen mußten, daB sich die ablehnende Haltung der Befehlsgewaltigen noch versteifte, blieben daraufhin untätig.* W. Schwahn RE V A 2, 1934, 2306; L. Rossetti 424-438;J. Engels 1993. 138: P. Harding 1987, 101—104. S. dagegen G. E. Pesely 1988. 31-33. J. K. Davies 228: „His trierarchy of 406 at Arginusai brings him into the Register." Thuk. 8.68.4: Θηραμένης ὁ τοῦ “Αγνωνος ἐν τοῖς ξυγκαταλύουσι τὸν δῆμον πρῶτος ἦν, ἀνὴρ οὔτε εἰπεῖν οὔτε γνῶναι ἀδύνατος.

Prosopographische Untersuchungen Strategos (Thuk.

8,92,9): „Als Theramenes,

der selbst auch

109 Felherr war, im Piräus

ankam, schalt er die Hopliten tüchtig aus ...'^* Sein Vater, Hagnon hat als einer der

zehn ,vorberatenden Männer’ (probuloi) dem neuen Regime zum Leben geholfen.” Theramenes

beantragte

die

Rückberufung

des

Alkibiades

(Diod.

Sic.

13,422):

„Überdies riet ja auch der damals führende Politiker Theramenes, ein Mann, der wie kein anderer im Ruf besonderer Klugheit stand, dem Volk, Alkibiades heimzurufen.‘“'” Theramenes trug maBgeblich dazu bei, daB die von den Oligarchen errichtete Befestigung der Eetioneia eingerissen wurde. Sie sollte nämlich die Einfahrt der Spartaner in den Piräus ermöglichen und die der eigenen, demokratisch gesinnten Flotte verhindern (Lys. 12,65; Thuk. 8,68,4: 89-92). Theramenes hat gegen die 400 Stellung genommen, und nach dem Sturz des Gremiums setzte er sich dafür ein, die Teilhabe an der politischen Ordnung auf 5000 Bürger zu erweitern (Thuk. 8,97,1; Diod. Sic. 13,38,2; AP 33,1): „Sie setzten deshalb die Vierhundert ab und übergaben die Staatsangelegenheiten den 5000 (Männern), die ihre eigene Kriegsausrüstung stellten ... Für die Absetzung waren vor allem Aristokrates und Theramenes verantwortlich, die

die Handlungen der Vierhundert mißbilligten.“'”" Antiphon und andere Anhänger der extremen Oligarchie wurden von Theramenes angeklagt (Lys. 12,67): „Um seine Treue gegen eure Partei zu beweisen, klagte er seine besten Freunde Antiphon und Archeptolemos an und brachte sie zu Tode.“'” Er wurde deshalb von Aristophanes (fr.

563 PCG) und Polyzelos (fr. 3. PCG) verspottet.' Es kam Theramenes mehr auf die Durchsetzung des eigenen Machtanspruchs als auf die dauerhafte Absicherung der

Verfassung der 5000 an.'” Nach der Wiederherstellung der Demokratie beteiligte sich

Theramenes 410-408 als Strategos an der Eroberung von Kyzikos und Byzantion.'? Er W. J. McCoy meint heute, anders als früher (1970. 65), daB er nie zum Kern der 400 gehörte (1997, 189): „Thucydides’ narrative provides ample evidence that Theramenes joined the Four Hundred as a

young neophyte."

'O μὲν Θηραμένης ἐλθὼν ἐς τὸν Πειραιᾶ (ἦν δὲ xai αὐτὸς στρατηγός) ... ὠργίζετο τοῖς ὁκλίταις ... S.

dazu neuestens W. Schmitz s.v. Theramenes in DNP 12/1, 2002, 408—409. J. Ungern-Sternberg 2000, 146.

'O τῆς πολιτείας ἀφηγούμενος τότε Θηραμένης ἀνὴρ εἰ καί τις ἄλλος εἶναι δόξας συνετός, τῷ δήμῳ συνεβούλευσε κατάγειν τὸν ᾿Αλκιβιάδην. Κατέλυσαν τοὺς τετρακοσίους καὶ τὰ πράγματα παρέδωκαν τοῖς πεντακισχιλίοις τοῖς ἐκ τῶν ὅπλων ... αἰτιώτατοι δ᾽ ἐγένοντο τῆς καταλύσεως ᾿Αριστοκράτης καὶ Θηραμένης οὐ συναρεσκόμενοι τοῖς ὑπὸ τῶν τετρακοσίων γιγνομένοις. Über die 5000 s. H. Heftner 2001. 279--312. und B. Bleckmann 1998, 358—370.

Βουλόμενος δὲ τῷ ὑμετέρῳ κλήθει δοκεῖν πιστὸς εἶναι ᾿Αντιφῶντα καὶ 'ApyextoAeuov φιλτάτους ὄντας αὑτῷ κατηγορῶν ἀπέκτεινεν. B. Bleckmann 1998, 434. H. Heftner 1999, 43. gibt über die τρία κακά und τρία Θηραμένους eine Deutung: „Von den drei Alternativen hat demnach nur die erste einen Akt staatlicher Zwangsgewalt dargestellt, nämlich die Inhaftierung, die wir dann dem athenischen Rechtsbrauch gemäß nicht als Strafe, sondern als Maßname zur Sicherstellung des Erscheinens der Angeklagten vor Gericht zu verstehen haben; die beiden anderen Alternativen Selbstmord und Flucht wären als Möglichkeiten des Bedrohten, sich dieser Verfolgung zu entziehen, zu versteben.“ Ius

B. Bleckmann 1998, 370. P. J. Rhodes 2000, 134: „Theramenes served as general from 410 to 407 but probably was not regularly elected; he was regularly elected for 405/4 but was rejected at the dokimasia."

110

Kritias und die DreiBig Tyrannen richtete in Chrysopolis eine Zollstation ein, um den Zehnten von den aus dem Pontos kommenden Frachtschiffen zu erheben (Xen. Hell. 1,1,22; Diod. Sic. 13,64,2). Nach der Rückkehr des Alkibiades hat Theramenes mit ihm zusammengearbeitet, doch wurde er Jahr für Jahr immer mehr an die Peripherie des politischen Lebens gedrängt. Als Trierarch nahm an der Arginusenschlacht teil (406 v. Chr.). Er wurde zur Rettung der Schiffbrüchigen kommandiert, aber durch Sturm gehindert (Xen. Hell. 1,6,35; 7,5; 17; 31; Diod. Sic. 13,101,2). Theramenes setzte durch, daB die Strategen wegen der unterlassenen Bergung der Schiffbrüchigen zum Tode und zur Konfiskation ihrer Vermögen

verurteilt wurden

(Xen.

Hell.

1,7,4-8;

[Plat.] Axioch.

3684;

Diod.

Sic.

13,101,7).'® Seine Wahl zum Strategen für 405/404 v. Chr. wurde bei der Dokimasia für ungültig erklärt (Lys. 13,10): „Obwohl ihr ihn im Jahre zuvor, als er zum Strategen

gewählt wurde, bei der Überprüfung abgelehnt hattet.“'” Nach der Niederlage Athens verhandelte er 405 v. Chr. mit Lysandros und ging als bevollmächtigter Gesandter nach Sparta. Er verzögerte die Verhandlungen mit den Spartanern so lange, bis die ausgehungerten Athener gezwungen waren, die von Theramenes überbrachten Friedensbedingungen Spartas zu akzeptieren (Xen. Hell. 2,2,16-23; Lys. 13,11): ,Jener ging also nach Sparta und verbrachte dort eine ganze Zeit." Theramenes und die DreiBig Tyrannen haben mit Hilfe des spartanischen Feldherrn Lysander in Athen die Demokratie gestürzt (Xen. Hell. 2,3,2; AP 34-35; Lys. 12,73): „Da erhob sich Theramenes und befahl euch, den Dreißig die Macht zu übertragen und die Verfassung anzunehmen, die Drakontides vorschlug.“'” Als Theramenes die Willkürmaßnamen der Tyrannen tadelte, wurde er von Kritias hingerichtet (Xen. Hell. 2,3,15-56; AP 37; Diod. Sic. 14,4,5-5,4).

Über die Gestalt und Politik des Theramenes wird seit zweieinhalb Jahrtausenden heftig gestritten. Die Worte von Aristoteles (oder des Verfassers der Athenaion Politeia) sind sehr zutreffend (28,5): „Bei Theramenes gibt es Zweifel in der Beurteilung,

da es zu seiner Zeit geschah, daB die politische Ordnung durcheinandergeriet. Aber ΠΡ Ium um

Gy. Németh 1984, 51-57: B. Bleckmann 1998, 509-571. "Ov tQ Kpotépqo Étei στρατηγὸν χειροτονηθέντα ἀπεδοκιμάσατε. 'Exeivog μὲν οὖν εἰς Λακεδαίμονα ἔμενεν ἐκεῖ πολὺν χρόνον. Unter welchen Bedingungen Theramenes in Friedensverhandlungen eintrat, s. den Michigan-Papyrus Inv. 5982. Über die Ausgabe

des Papyrus s. ἢ. Merkelbach - H. C. Youtie

1968,

161-169: W. Luppe

1978, 14-16. Über die

Interpretation des Textes s. J. Engels 1993, 134—135: „Die Taktik der Geheimverhandlungen und der dreimonatige Aufenthalt des Theramenes bei Lysander auf Samos sind verschieden interpretiert worden. War es ein freier EntschluB des Theramenes, um die Demokraten in Athen durch Hunger mürbe und unter allen Bedingungen (Verlust der Flotte, der Mauern, und der Demokratie) friedensbereit zu machen (Lysias 12.68-72 und 13,9-13 und Xen. Hell. 2.2.16—19) oder erhoffte er sich echte Vorteile für Athen durch Gespräche mit Lysander (Lysias 12 nach Abzug der Diabole, [Theramenes-] Papyrus) und wurde gegen seinen Willen nach dem Kalkül und Willen Lysanders festgehalten? Eine neue Vermutung brachte P. Krentz in die Diskussion ein. Theramenes sei freiwillig und absichtlich in der Hoffnung so lange bei Lysander geblieben, daB Athen trotz des verheerenden Hungers nicht kapitulieren werde, solange er noch in Samos zum Schein (!) verhandele. Ein unmittelbar erhoffter Thronwechsel in Persien würde eine Wende zugunsten Athens bringen ...“ S. dazu P. Krentz 1982, 36-41. 'Avaotas δὲ Θηραμένης ἐκέλευσεν ὑμᾶς τριάκοντα ἀνδράσιν ἐπιτρέψαι τὴν πόλιν καὶ tfj κολιτείᾳ

χρῆσθαι ἣν Δρακοντίδης ἀπέφαινεν.

Prosopographische Untersuchungen

111

diejenigen, welche kein leichtfertiges Urteil füllen, glauben, anders als seine Verleumder, daB er nicht alle Regierungen bekämpft, sondern alle unterstützt habe,

solange sie nichts Gesetzwidriges begingen. (Er handelte) in der Überzeugung, er kónne an der Politik unter allen (Verfassungen) teilnehmen, was eben die Pflicht eines guten Bürgers ist, er duldete es aber nicht, wenn sie (die Regierungen) gegen die Gesetze verstießen; vielmehr war er bereit, sich (durch seinen Widerstand) unbeliebt zu

machen."

Die

Zeitgenossen

sahen

in Theramenes

wegen

seiner

politischen

Anpassungsfähigkeit eher einen ,Kothornos', denn der Kothurn scheint auf beide Füße

gleich

gut

zu

passen

(Xen.

Hell.

2,3,30-31),

und

keinen

Freiheits-kümpfer.'''

Thukydides gibt ihm die Schuld am Sturz der Demokratie 411 v. Chr., Xenophon und Lysias aus demselben Grund im Jahre 404 v. Chr.'" Aristophanes tadelt seinen politischen Opportunismus.'? Das Bild der Athenaion Politeia ist viel positiver. Über die wahrscheinliche Entwicklung des Theramenes-Bildes in der antiken Historiographie wird hier die Zusammenfassung von Johannes Engels zitiert: „Die entwickelte Version des apologetischen , Theramenes-Mythos', daß er mit dem Ideal der HoplitenPoliteia nur eine Mäßigung, keine Abschaffung der Demokratie und schon gar nicht der Rechtstaatlichkeit Athens gewünscht und als Haupt einer ‚dritten Partei’ der Mitte und des MaBes beziehungsweise als Verteidiger der Interessen des Demos gegen die ;DreiBig' und Lysander 404/403 einen politischen ‚Märtyrertod’ erlitten habe, wurde also in publizistischen Broschüren seiner Anhünger mit mehr oder weniger biographisch-enkomiastischem Charakter begründet, von dem Historiker der Hellenica aus Oxyrhynchos und Ephoros auch gegen das differenzierte Urteil des Thukydides und Xenophon akzeptiert, unter den Atthidographen (z.B. wahrscheinlich Androtion) und in der Schule des Isokrates weiterentwickelt und von Aristoteles mit der positiven Würdigung in der Athenaion Politeia festgeschgrieben, in der Theramenes als einer der drei besten athenischen Politiker nach Perikles gilt und zur ,guten' Reihe der

Demagogen gehôürt.“'"*

110

Περὶ δὲ Θηραμένους διὰ τὸ συμβῆναι κατ᾽ αὐτὸν ταραχώδεις τὰς πολιτείας ἀμφισβήτησις τῆς κρίσεώς ἐστι. δοκεῖ μέν(τοι) τοῖς μὴ παρέργως ἀκοφαινομένοις οὐχ ὥσπερ αὐτὸν διαβάλλουσι

πάσας τὰς πολιτείας καταλύειν, ἀλλὰ πάσας προάγειν ἕως μηδὲν καρανομοῖεν, ὡς δυνάμενος κολιτεύεσθαι κατὰ πάσας. ὅπερ ἐστὶν ἀγαθοῦ πολίτου ἔργον, καρανομούσαις δὲ où συγχωρῶν ἀλλ᾽ ἀκεχθανόμενος. S. dazu Suda θ 342: Ἐπικαλεῖτο Kößopvos.Schol. Ar. Ran. 47: Ὁ κόθορνος εἰς ἀμφοτέρους τοὺς 112

πόδας ἁρμόζει' ἔνθεν καὶ Θηραμένης κόθορνος λέγεται, ὅτι τοῖς καιροῖς καθομιλεῖν δύναται. 5. dazu noch Schol. Ar. Nub. 361; Luc. Am. 5. C. Bearzot meint, daB Lysias ein Gegengewicht zu den publizistischen Broschüren der Anhänger des Theramenes (wie etwa der Michigan-Papyrus über Theramenes) erstellen wollte (1997, 7): „Con i suoi interventi «storiografici» nelle orazioni XII e XIII, Lisia sembra rispondere programmaticamente alla versione presentata nel testo papiraceo e -- se à esatta la mia ipotesi che la fonte di questa versione sia da identificare con la difesa di Eratostene, che aveva impostato la propria apologia sull'amicizia con Teramene e sulla sua esaltazione come eroe della resistenza contro Crizia (cfr. Lys. XI] 62—64)."

δ.

S. Ar. Ran. 540: Θηραμένης: σοφόσ γ᾽ ἀνὴρ καὶ δεινὸς ἐς tà πάντα, loc ἣν κακοῖς που περιπέσῃ καὶ κλησίον παραστῇ ἱκέκτωκεν ἕξω τῶν κακῶν οὐ Χῖος ἀλλὰ Κεῖος.

1. Engels 1993, 154.

112

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Die heutige Bewertung des Theramenes ist umstritten.' Es gibt Historiker, die in Theramenes einen konsequenten Politiker, einen Vertreter der gemäßigten Demokratie

bzw.

Oligarchie

sehen,''

und

auch

solche,

die

ihn

als Verräter aller Regime

behandeln." Einer der Verteidiger des Politikers, W. McCoy,

mußte aber auch

zugeben, daB „Theramenes’ political debut proved a double-edged sword. On the one hand, it became the springboard for a distinguished, albeit short, career of public service. On the other, it left him forever vulnerable to insinuations or criticisms regarding his probity and loyalty to the democracy. Theramenes compromised his reputation the moment he joined the Four Hundred. It made no difference that he was young and inexperienced and evinced positive signs of democratic bearing, nor did it matter that he was exonerated of complicity in the treason of Antiphon and others. The very fact that he participated in a regime that overthrew the popular government of Athens created a ghost in his closet which he could never exorcise. And his later

membership

in the Thirty only compounded

its horrors."'* Bruno Bleckmanns

Meinung nach muB eine kontinuierliche Existenz einer Bewegung ‚gemäßigter’ Demokraten bezweifelt werden. ,,Die Behauptung, Theramenes habe auch nach dem

allmählichen

Übergang

von

der

Verfassung

der

Fünftausend

zur

Demokratie

kontinuierlich im Sinne dieses Verfassungsideals agiert, schreibt eine in der Metabole von 411 vorübergehend aus taktischen Gründen eingenommene Position zum politi-

schen Grundprinzip fest und ist Teil der nach 403 geformten Theramenes-Legende.“''

113

116

17

Über Theramenes wurde in der letzten Zeit sehr viel geschrieben. unter anderem Monographien von L. van der Ploeg (1948) und von G. E. Pesely (1983). Eine kritische und umfassende Bewertung der politischen Haltung des Theramenes ist bei B. Bleckmann (1998, 334—357) zu finden. Über das Motiv der Kritik des Lysias s. C. Bearzot 1997, 7. Wie z.B. G. Adeleye 1976, G. E. Pesely 1983, C. Ehrhardt 1995, W. McCoy 1997 und J. von UngernSternberg 2000. Eine positive Theramenes-Interpretation steckt hinter dem Vergleich des Theramenes mit Danton, und Kritias spielt natürlich die Rolle von Robespierre, s. dazu Ungern-Sternberg 2000, 151. Wie z.B. R. J. Buck, 1995, 24: „Theramenes, then, emerges not as a moderate, not as a political theorist, and not as one more sinned against than sinning, but as a figure in the unscrupulous, unprincipled. opportunistic mould of such as Alcibiades. He seems to be one of those late fifth-century Athenian nobles, with a high intelligence, a strong sense of personal pride. an overweeing egotism and self-

centredness, and virtually no scruples or honesty. The epithet of κόθορνος (buskin) applied to him was

LIN 119

well deserved." S. aber dazu die Kritik von C. Ehrhardt, 1995, 126: „But whatever the outcome of the case, the fact that Theramenes should rely on such influence proves that a significant part of the Athenian citizen population, even very soon after Theramenes' death, admired the nimble politician and was prepared to protect his associates." W. J. McCoy 1997, 189. B. Bleckmann 1998, 356.

Prosopographische Untersuchungen

4.3

113

DIE HYPOTHESE LOEPERS - FORTSETZUNG

Wenn man die Kriterien berücksichtigt, die am Anfang dieses Kapitels genannt wurden, so gibt es nur 6 identifizierbare Namen. Das sind 20% der Namen, jedoch stehen sie in der offiziellen Reihenfolge der Phylen. Diese Tatsache bestätigt Loepers 1. Hypothese (wonach die bei Xenophon überlieferte Namensliste der DreiBig Tyrannen die Namen in der offiziellen Phylenordnung aufzáhle).'? Zum anderen gebe es drei Tyrannen aus jeder Phyle, und deren Namen stünden in der Trittyenordnung, und zwar wie folgt: Stadt, Binnenland und Küste. Es ist anzunehmen, daB nicht in jedem Fall drei Mitglieder aus einer Phyle gewählt worden sind, aber man kann diese Vermutung mit Hilfe der sicheren Identifizierungen nicht beweisen. Jedoch ist nicht völlig von Whiteheads statistischem

Argument abzusehen,"' auf deren Grundlage D. Whitehead und P. Krentz Lenschaus

Hypothese in Frage stellen.'? Lenschaus Meinung nach sind die drei Kolumnen der Namensliste

nicht nach der Trittyenangehörigkeit (Stadt, Binnenland,

Küste) geordnet,

sondern nach der von Lysias erwähnten Wahlmethode:'? „Zehn wurden von den Ephoren, zehn von Theramenes ernannt und die übrigen sofort aus der Versammlung gewählt.“ „Die mittlere Kolumne besteht wahrscheinlich aus den von den Ephoren vorgeschlagenen Männern, da sich in ihr Kritias, Eratosthenes und der Antragsteller Drakontides befinden. Die erste Kolumne kann nicht die Vorschläge des Theramenes enthalten, da unter ihnen Aristoteles genannt wird, der seit 411 sein erbitterter Feind war (vgl. Xen. Hell. 2,3,46); also bleibt für Theramenes nur die dritte Reihe, in der er selbst mit aufgeführt ist.“'* T. Lenschau zitiert Loepers Hypothese, aber er spricht nur über die offizielle Reihenfolge der Phylen, über Loepers zweite Hypothese schweigt er. D. Whitehead stellt Lenschaus Annahme nicht vollstándig in Abrede, er sagt lediglich, es gebe andere Interpretations-

móglichkeiten.'? P. Krentz argumentiert damit, daB „if the Loeper hypothesis [das heißt die 2.] falls, so does Lenschau's corollary that the first column contains those chosen from the present, the second those nominated by the ephors, and the third those nominated by Theramenes.* Lenschaus Hypothese steht auf sehr schwachen Beinen. Es gibt kein einziges Kriterium, mit dessen Hilfe glaubwürdig nachgewiesen werden kónnte, daB die drei Kolumnen aus den Namen der von der Versammlung, von den Ephoren und von Theramenes vorgeschlagenen Männern bestünden. Lenschau setzt zwar diese Hypothese voraus, beweist sie aber nicht. Es fällt ihm zwar auf, daß in der dritten Reihe (d. ἢ. in der

Kolumne des Theramenes) keiner der Gesinnungsgenossen des Theramenes aufgeführt ist, Jedoch bezweifelt er nicht, daB das Fazit insgesamt richtig ist. 7

Xen. Hell. 2,32.

7!

D, Whitehead 1980, 211 Anm. 29.

"2

CT. Lenschau, oi τριάκοντα, RE VI A, 1937, 2363-2365; D. Whitehead 1980, 211-212: P. Krentz 1982,

"7

54 Anm. 48.

Lys. 12,76.

4 "5

T.Lenschau RE VI A, 1937, 2364 D. Whitehead 1980, 211—212.

"U^

P. Krentz 1982, 54 Anm. 48.

114

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Nach der kritischen Überprüfung scheint Loepers erste Hypothese heute noch besser begründet zu sein als zu seiner eigenen Zeit. Seine zweite Hypothese wird aber dadurch klar widergelegt, daß Eumathes und Aristoteles zwar in der richtigen Phyle stehen, jedoch nicht zu der von Loeper vorgeschlagenen Trittys gehóren. Lenschaus Hypothese ist

dagegen völlig unhaltbar.'? 4.4

DIE MITGLIEDER DER ELF, DER ZEHN UND DER DREITAUSEND

4.4.1

ARCHON

Pythodoros PA 12389; Develin 2666

Rhodes 1981,436 Xen. Hell. 2,3,1; Lysias 7,9; AP 35,1; IG IP? 1498.[21]. Pythodoros stellte 411 v. Chr. in der (Vorberater) zu wählen. Sie sollten die Damit wurde aber der Weg für die

41,1; IG I^ [380] (SEG 21,80; s. 28, 47; 29, 19) Ekklesia den Antrag, weitere zwanzig Probuloi Vorschläge zur Rettung des Staates ausarbeiten. Oligarchie der Vierhundert frei gemacht (AP

29,12; Thuk. 8,67,1). Er wurde 404/403 v. Chr. Archon, seine Amtszeit wurde aber

nach

Wiederherstellung

der Demokratie

als Anarchia

(Jahr ohne

namengebenden

Archonten) betrachtet (Xen. Hell. 2,3,1). 4.4.2

BASILEUS

Patrokles PA 11691; Develin 2269 Isokr. 18,5-7. „Es regierte also gerade das Zehnmännerkollegium, das nach der Herrschaft der Dreißig Tyrannen an die Macht gekommen war, als ich zufällig mit meinem Freund Patrokles, der damals (Archon) Basileus war, einen Spaziergang machte. Patrokles nun, ein Feind dieses Kallimachos, der mich jetzt anklagt, traf auf ihn, als er eine Geldsumme bei sich trug. Patrokles packte ihn und sagte, Pamphilos habe dieses Geld zurückgelassen und es sei öffentliches Eigentum. Pamphilos nämlich gehórte zu den Leuten aus dem Pirüus. Als aber Kallimachos dies bestritt und sie in einen Streit darüber gerieten, liefen noch viele andere Leute zusammen; zufällig kam auch Rhinon, einer vom Zehnmännerkollegium dazu. Sofort erhob Patrokles bei ihm eine Anzeige über das Geld; Rhinon aber führte beide Parteien vor seine Amtskollegen. Diese nun brachten die Sache vor den Rat. Als es zur Entscheidung kam, wurde beschlossen, daB das Geld óffentliches Eigentum sei. 7. Als dann aber die Verbannten wieder vom Piräus zurückgekommen waren, brachte Kallimachos eine Beschwerde gegen Patrokles vor und klagte ihn an, er trage die Schuld am Verlust seines Geldes. Es kam jedoch zu einem Vergleich zwischen beiden und Kallimachos erwirkte von "T

S. auch im Kapitel 1.1.

Prosopographische Untersuchungen

115

Patrokles die Zahlung von zehn Minen Silber, beschuldigte dann aber Lysimachos fülschlicherweise." 4.4.3

ARCHONTEN IN PIRÄUS

Unter dem Regime der DreiBig war ein Gremium von zehn Männern für den Piräus verantwortlich (AP 35,1.): „Sie wählten außerdem zu ihrer Unterstützung zehn Verwalter des Piräus sowie elf Gefängniswächter und 300 Peitschenträger als ihre Begleiter und hielten die Stadt unter ihrer Kontrolle.“'* Lexica Segueriana s.v. Δέκα τίνες εἰσί" (Bekker: Anecdota Graeca I. 255): Δέκα ἧσαν τινες ἐν Πειραιεῖ οἱ ἄρξαντες κατὰ τήν τυραννίδα

τῶν τριάκοντα. ἀλλὰ καὶ προσέταξαν αὐτοῖς εὐθύνας τῆς ἀρχῆς δοῦναι. μή ἀγνοῶμεν δέ, ὅτι ἕτεροι εἰσι δέκα, οὺς ᾿Αθηναῖοι εἵλοντο μετὰ τὴν τῶν τριάκοντα κατάλυσιν. Plut. Lys. 15,6: „Alsbald beseitigte er (Lysandros) auch die alte Verfassung, indem er in der Stadt dreißig, im Piräus zehn leitende Beamte einsetzte.“'” Plat. 7. Brief 324c-d: „Es fand nämlich, da unsere Staatsverfassung dem Tadel vieler unterlag, eine Umgestaltung derselben statt, und diese Umgestaltung leiteten, als Urheber derselben, einundfünfzig Männer, von denen elf in der Stadt, zehn in Piräus, beiderseitig das, was es auf dem Markte anzuordnen gibt, anordneten; dreißig aber bestimmten sie zu unumschrünkten Oberherren des ganzen Staats.“'” Die Zehn galten so stark in die Oligarchie verstrickt, daB sie sich einer Verhaltensprüfung unterziehen muBten, falls sie in Athen bleiben wollten (AP 39,6): „In bezug auf die Vergangenheit soll allgemeine Amnestie gelten, außer für die DreiBig, die Zehn, die Elf und die ehemaligen Verwalter des Piräus; und auch diese dürfen nicht verfolgt werden, sofern sie Rechenschaft ablegen. Rechenschaft ablegen sollen die Verwalter des Piráus vor denjenigen, die steuerpflichtigen Besitz in Piráus nachweisen kónnen, und diejenigen, welche ein Amt in die Stadt innehatten, vor den steuerpflichtigen

Bürgern in der Stadt."' Molpis PA 10407; Develin 2052; PAA 658610; Fornara No 170 B

12

Καὶ προσελόμενοι σφίσιν αὐτοῖς τοῦ Πειραιέως ἄρχοντας δέκα καὶ τοῦ δεσμοτηρίου φύλακας ἕνδεκα καὶ μαστιγοφόρους τριακοσίους ὑκηρέτας κατεῖχον τὴν πόλιν δι᾽ ἑαυτῶν. Androtion FGH 324 F 11: ((MoAxıg ὁ τῶν (I τῶν) ἐν Πειραιεῖ). οἱ δ᾽ ἄρα κατὰ τοὺς A δέκα ἄνδρες ἦρχον ἐν Πειραιεῖ. Εὐθὺς δὲ καὶ τὰ περὶ τὴν πολιτείαν ἐνίκησε, τριάκοντα μὲν ἐν ἄστει, δέκα δ᾽ ἐν Πειραιεῖ καταστήσας ἄρχοντας ..."

Ὑκὸ πολλῶν γὰρ τῆς τότε πολιτείας λοιδορουμένης μεταβολὴ γίγνεται. καὶ τῆς μεταβολῆς εἷς καὶ κεντήκοντά τινες ἄνδρες προὔύστησαν ἄρχοντες, ἕνδεκα μὲν ἐν ἄστει, δέκα δ᾽ ἐν Πειραιεῖ, κερὶ τε

ἀγορὰν

Éxátepoi τούτων ὅσα t' ἐν τοῖς ἅστεσι διοικεῖν ἔδει, τριάκοντα δὲ πάντων ἄρχοντες

κατέστησαν αὐτοκράτορες.

7!

SS. dazu P. J. Rhodes in DNP 3, 1997, 380. T. C. Loening 1987. 41: „The Ten of the Piraeus are more difficult to asses since virtually nothing is known about them. Like the Eleven, they had been selected by the Thirty (Arist. 35.1). They probably exercised executive functions similar to those which the Thirty performed in the City. They presumably relied upon similar methods and were considered as an extension of the authority of the tyrants. After Thrasybulos had seized Munychia, the Ten of the Piraeus probably fled with the other oligarchs to Eleusis or found shelter in the City."

[16

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Einer der zehn Verwalter des Piräus, s. Androtion FGH 324 F 11: Μόλπκις: Λυσίας ἐν

τῶι Περὶ τοῦ Διογένους (κλήρου) (XXXV

4) φησί ((MóAxig ὁ τῶν (i τῶν) ἐν

Πειραιεῖ). οἱ δ᾽ ἄρα κατὰ τοὺς ἃ δέκα ἄνδρες ἦρχον ἐν Πειραιεῖ, ὧν εἷς ἦν ὁ Μόλπις, ὡς ᾿Ανδροτίων ἐν y ᾿Ατθίδος. Charmides, Sohn des Glaukon PA 15512; Develin 669; APF 330 S. in Xen. Hell.2,4,19; Plat. Char. 154b. Charmides war der Bruder der Peiriktione, der Mutter Platons, und ein Vetter des Kritias (Plat. Charm.

154b). Er stammte aus einer

alten adligen athenischen Familie. Er gehörte dem Kreis um Sokrates an und ist die Titelfigur des platonischen Charmides. Er war Mitglied des Gremiums der Zehn im Piráus. 403 v. Chr. kam er in der Schlacht von Munychia ums Leben (Xen. Hell. 2,4,19): „Dort verloren ihr Leben von den DreiBig Kritias und Hippomachos, von den

zehn Archonten des Piräus Charmides, Sohn des Glaukon.“'” Plat. 7. Brief 324c-4: „Es fand nämlich, da unsere Staatsverfassung dem Tadel vieler unterlag, eine Umgestaltung derselben statt, und diese Umgestaltung leiteten, als Urheber derselben, einundfünfzig Männer, von denen elf in der Stadt, zehn in Piräus, beiderseitig das, was es auf dem Markte anzuordnen gibt, anordneten; dreißig aber bestimmten sie zu unumschränkten Oberherren des ganzen Staats. Nun traf es sich, daß von diesen einige mir verwandt und bekannt waren; diese forderten mich alsbald auf, an den Staatsgeschäften als etwas mir Zukommendem mich zu beteiligen.“ 44.4

DIE ELF

Laut der Athenaion Politeia (35,1) wählten die DreiBig „zu ihrer Unterstützung zehn Verwalter des Piräus sowie elf Gefängniswächter und 300 Peitschenträger als ihre Begleiter

und hielten die Stadt unter ihrer Kontrolle." Plat. 7. Brief 324c-d: „Es fand nämlich, da unsere Staatsverfassung dem Tadel vieler unterlag, eine Umgestaltung derselben statt, und diese Umgestaltung leiteten, als Urheber derselben, einundfünfzig Männer, von denen elf in der Stadt, zehn in Piräus, beiderseitig das, was es auf dem Markte anzuordnen gibt, anordneten; dreiBig aber bestimmten sie zu unumschrünkten Oberherren des ganzen Staats.“ Die Elf waren in Athen für das Gefängnis und die Hinrichtung der zum Tode Verurteilten zustándig. Die Inhaber des Amtes unter den DreiBig betrachtete man als so weitgehend mit dem Regime verbunden, daB man sie zu denen zählte, die sich einer

Verhaltensprüfung unterziehen mußten, falls sie in Athen bleiben wollten (AP 39,6)."* Die [ER

133

^

Ἀπέθανον δ᾽ ἐνταῦθα τῶν μὲν τριάκοντα Κριτίας τε καὶ ‘Inxépayoc. τῶν δὲ ἐν Πειραιεῖ δέκα ἀρχόντων Χαρμίδης ὁ Γλαύκωνος. Kai προσελόμενοι σφίσιν αὐτοῖς .. τοῦ δεσμοτηρίου φύλακας ἔνδεκα καὶ μαστιγοφόρους τριακοσίους ὑπηρέτας κατεῖχον τὴν πόλιν δι᾽ ἑαυτῶν.

P. J. Rhodes in DNP 5, 1998. 345. „In bezug auf die Vergangenheit soll Allgemeine Amnestie gelten, außer für die DreiBig. die Zehn, die Elf und die ehemaligen Verwalter des Piräus; und auch diese dürfen nicht verfolgt werden. sofern sie Rechenschaft ablegen. Rechenschaft ablegen sollen die Verwalter des Piräus vor denjenigen. die steuerpflichtigen Besitz in Piräus nachweisen können, und diejenigen, welche ein Amt in die Stadt innehatten, vor den steuerpflichtigen Bürgern in der Stadt."

Prosopographische Untersuchungen

117

beschlagnahmten Immobilien der Elf wurden 402/401 v. Chr. von den Poleten versteigert (SEG 32,161). Satyros aus Kephisia PA 12598; Develin 2705; APF 566; Rhodes 1981, 430; 439 S. in Xen. Hell. 2,3,54; Lys. 30,12; 14. Satyros wirkte als Ratsmitglied führend auf den Sturz und die Verurteilung von Kleophon, Strombichides und Kalliades hin (Lys. 30,14): ,, Auch dieses Gremium am Gerichtsverfahren teilnehmen lieB, in dem Satyros und Chremon am mächtigsten waen, Strombichides und Kalliades und viele andere echte, anstündige Bürger umgebracht wurden.""" Die Elf wurden in der Zeit der DreiBig von dem brutalen Satyros geführt. Er hat Theramenes festgenommen (Xen. Hell. 2,3,54): „Hierauf befahl der Herold der Dreißig den Elfmännern, Theramenes festzunehmen. Als diese mit ihren Gehilfen hereingekommen waren unter der Anführung des Satyros, eines besonders verwegenen und rücksichtslosen Mannes, erklürte

Kritias ...*;5 (2,3,56): „Als Satyros ihm sagte, er (Theramenes) werde schon noch zu jammern haben, wenn er nicht stillschweige, da fragte er: Und wenn ich schweige, muB ich dann etwa nicht jammern?.“'”’ Er wurde dann anscheinend selbst unter die DreiBig aufgenommen (Lys. 30,12): „Und daß Satyros und Chremon als Mitglieder der DreiBig

Tyrannen nicht um euretwillen den Kleophon anklagten, sondern damit sie durch seine

Hinrichtung euch schaden könnten.“'® [---]bolos aus Oion Walbank, Hesperia 1982, 83; 93; 94; (SEG 9-12; Develin 3736

32,161. col. II 9); Agora

19, 1991, 73 (P 2)

SEG 32,161. col. 11.9-15: 9 [τῶ]ν Ἕνδεκα 11 [o]ixà1 ἃς οἱ Önnlapxoı aréypawav] vacat 13 Νόθιππος ἐξ [Oto ἀπέγραψεν ---] 14 BoAo ἐξ Oto ο[ἰκίαν --- καὶ] κῆπον. Walbank 93: The stelai provide no new information about the adherents of the Thirty,

except to tell us that one member of the Eleven was [..3—4..]BoAog from Oion." 4.4.5

DIE ZEHN NACH DEM STURZ DER DREIBIG

Etwa Anfang bis Mitte Mürz 403 v. Chr., nach der Schlacht von Munychia, bei der auch Kritias den Tod fand, wurden die DreiBig von den sogenannten Dreitausend abgesetzt und zum Abzug nach Eleusis gezwungen. Die Dreitausend haben anstelle der DreiBig ein neues

133

Kai ταύτην mv βουλὴν συνδικάζειν ἐποίησεν Ev ἣ Σάτυρος μὲν καὶ Χρέμων μέγιστον ἐδύναντο, Στρομβιχίδης δὲ xai Καλλιάδης καὶ ἕτεροι πολλοὶ καὶ καλοὶ κἀγαθοὶ τῶν πολιτῶν ἀπώλλυντο. Ἐκ δὲ τούτον ἐκέλευσε μὲν ὁ τῶν τριάκοντα κῆρυξ τοὺς £vÓexa ἐπὶ τὸν Θηραμένην ἐκεῖνοι δὲ

εἰσελθόντες σὺν τοῖς ὑπηρέταις. ἥγουμένου αὐτῶν Σατύρου τοῦ θρασυτάτου te καὶ ἀναιδεστάτου. εἶπε μὲν ὁ Κριτίας.

Ὡς elxev ὁ Σάτυρος ót1 οἰμώξοιτο, εἰ μὴ σιωκήσειεν, ἐπήρετο: Ἂν

δὲ σιωκῶ. οὐκ ἄρ᾽, ἔφη.

οἰμώξομαι:

Καὶ ὅτι Σάτυρος καὶ Χρέμων οἱ τῶν τριάκοντα γενόμενοι οὐχ ὑπὲρ ὑμῶν ὀργιζόμενοι Κλεοφῶντος κατηγόρουν, ἀλλ᾽ ἵνα ἐκεῖνον ἀποκτείναντες αὐτοὶ ὑμᾶς κακῶς ποιῶσι.

118

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Gremium der sogenannten Zehn eingesetzt," um mit den Demokraten Frieden zu schließen (AP 38, 1): „Daraufhin versammelten sich die (Männer) aus der Stadt, die sich nach der

Niederlage (dorthin) zurückgezogen hatten, am nächsten Tage auf der Agora, stürzten die Dreißig und wählten zehn Bürger, die bevollmächtigt sein sollten, den Krieg zu beenden“

(s. dazu noch Lys. 12,8; Diod. Sic. 14,33,5).'? Die Zehn setzten aber eigenmächtig den Kampf mit Zustimmung einiger Reiter und Hopliten fort (AP 38,2; Xen. Hell. 2,4,28). Die Lage in Athen wurde immer schwieriger, so daB die Zehn schlieBlich Unterstützung in

Sparta

anforderten.

Lysander

erreichte,

daß

die Zehn

als rechtmäßige

Regierung

anerkannt wurden, die Spartaner den Athenern eine Anleihe von 100 Talenten gewährt und Truppen zu Hilfe gesandt haben (Xen. Hell. 2,4,28). Der spartanische König Pausanias

sorgte für eine Versöhnung der Bürgerkriegsparteien (oi ἐκ Πειραιῶς und οἱ ἐξ ἄστεως) und die Wiederherstellung der Demokratie. Die Beurteilung der Zehn ist gerade deshalb nicht eindeutig, da die Athenaion Politeia von zwei Körperschaften spricht (AP 38,3): „Als aber diejenigen, die Piräus und Munychia besetzt hielten, im Krieg die Oberhand gewannen, weil sich das ganze Volk auf ihre Seite geschlagen hatte, stürzte man daraufhin die Zehn, die zuerst gewählt worden waren, und wählte andere Zehn, die dem Ruf nach die besten (Bürger) waren; in deren Amtszeit und mit deren eifriger Unterstützung kam es zur Versóhnung und zur Rückkehr der Volkspartei (in die Stadt). Die Vorstünde dieses Gremiums waren vor allem Rhinon von Paiania und Phayllos von Acherdus; denn diese standen, sogar bevor Pausanias ankam, mit denen in Pirüus in Verbindung und betrieben, nachdem er angekommen war, die Rückkehr (der Verbannten)." Die andere Quellen bieten

aber dafür keine Stütze. Die Echtheit einer zweiten Kórperschaft der Zehn wird weitgehend

verneint."' Eine passende Erklärung bietet Rhodes an: Es handelt sich wohl um eine Verwechslung mit den zehn Männer aus der Stadt in der provisorischen Regierung der Zwanzig, die nach der Wiederherstellung der Demokratie ernannt wurde.'* Die Zehn '"

Xen. Hell. 2.4.23: Kai τὸ τελευταῖον ἐψηφίσαντο ἐκείνους μὲν κατακαῦσαι, ἄλλους δὲ ἑλέσθαι. Koi εἵλοντο δέκα, ἕνα ἀπὸ φυλῆς. „Am Ende beschlossen sie in einer Abstimmung, jene abzusetzen und andere zu wählen: und sie wählten zehn, einen aus jeder Phyle." Lexica Segueriana s.v. Δέκα τίνες eii (Bekker: Anecdota Graeca 1. 255): Mn ἀγνοῶμεν δέ, ὅτι ἕτεροι εἰσι δέκα. οὺς ᾿Αθηναῖοι εἵλοντο μετὰ τὴν τῶν τριάκοντα κατάλυσιν.

/'

Diod. Sic. 14,33.5: „Die übrige Bürgerschaft Athens aber enthob die DreiBig ihres Amtes und entfernte sie aus der Stadt, worauf man zehn Männer mit unbeschránkter Vollmacht wählte, um vor allem, wenn möglich, den Krieg versöhnlich beizulegen. Doch sobald die Zehn ihr Amt übernommen hatten, kümmerten sie sich nicht mehr um die erwühnte Aufgabe, sondern zeigten sich als Tyrannen und holten aus Lakedaimon vierzig Schiffe und tausend dem Kommando des Lysandros unterstehende Soldaten herbei.“

4 — K.-W. Welwei 1999, 252. ^ P. Funke 1980, 7. ® Androtion (FGrHist, 324 F 10) bezeugt ebenfalls keinen solchen Ausschuß: Περὶ τῶν μετὰ τὴν κατάλυσιν τῶν ἃ ᾿Αθήνησιν χειροτονηθέντων ἀνδρῶν 1 καὶ τῶν ἑξῆς ἔιρηκεν 'Avópotiov.

"'

„Androtion hat über die zehn Männer. die in Athen nach dem Sturz der DreiBig gewählt wurden. sowie über die darauffolgende Ereigisse geschrieben." Andok. 1,81: Δόξαντα δὲ ὑμῖν ταῦτα, εἵλεσθε ἄνδρας εἴκοσι τούτους δέ ἐπιμελεῖσθαι τῆς πόλεως.

ἕως ἄλλοι νόμοι τεθεῖεν. P. J. Rhodes 1981, 459. S. dazu noch M. Chambers 1990, 314: „Im Jahre 403 gab es eine provisorische Verwaltung von 20 Männern, also vermutlich zehn aus beiden Parteien".

Prosopographische Untersuchungen

119

werden durch die Amnestie nicht geschützt. „Dies spricht gegen Aristoteles’ Behauptung (38,3), daB es einen

zweiten

AusschuB

der Zehn

gegeben

habe, denn

ein Unterschied

zwischen den beiden Komitees ... hätte erwähnt werden sollen.“'“ Laut Xenophon (Hell.

2,423) wählten die Athener ein Mitglied des Gremiums aus jeder Phyle (ἕνα aro φυλῆς). Die uns bekannten Namen stehen damit nicht im Widerspruch: Epichares (1), Hippokles (11?), Rhinon (III), Eratosthenes (V1?), Phayllos (VIII), Pheidon (laut Loeper IX). Epichares aus Lamptrai (1)

PA 4991; Develin 1017; PAA 399525; 399195 Einer der Zehnmänner, die nach dem Sturz der DreiBig gewählt wurden. Lys. 12,55: „Zu denen gehörten nun Pheidon, Hippokles, Epichares aus Lamptra und andere, die sie für bittere Feinde des Charikles und Kritias hielten und ihres ganzen Klubs.'*'^ Laut

J. S. Traill ist er mit Epichares, „bouleutes, informer and agent of Thirty" identisch.'^ S. dagegen aber Robert Develin'* und Douglas MacDowell: „This can hardly be the Epichares who was a member of the Ten who succeeded the Thirty as oligarchic rulers of Athens in 403 (Lys. 12,55). For if And.'s accuser had held this high office, And. would certainly have mentioned it in preference to the comparatively insignificant

office of membership of the council.“ Eratosthenes (VI) (?)

PA 5035; Develin 1063; PAA 400300; APF 184 Die Mitgliedschaft des Eratosthenes im Ausschuß der Zehn ist fraglich.'” „Walbank adds Eratosthenes, but this seems unwarranted'”.“ Sonstige Angaben über Eratosthenes s. unter den DreiBig.

Hippokles (Menippu? [Ba]te[then]?)'?? (11?) PA 7619; Develin 1415; PAA 538310 Einer der Zehnmänner, die nach dem Sturz der Dreißig gewählt wurden. Vielleicht ist er mit dem Strategen von 413/412 v. Chr. identisch. Er kann ein Kandidat des Ostrakismos im Jahre 416 sein.'* Lys. 12, 55: „Zu denen gehörten nun Pheidon, 5

M. Chambers 1990. 318. Τούτων τοίνυν Φείδων ὁ τῶν τριάκοντα γενόμενος xai "IxxoxAf xai Ἐπιχάρης ὁ Λαμπτρεὺς xai ἕτεροι οἱ δοκοῦντες εἶναι ἐναντιώτατοι Χαρικλεῖ καὶ Κριτίᾳ καὶ τῇ ἐκείνων ἑταιρείᾳ.

W'

PAA 399195, Andok.

"^

R.Develin 1989, 186.

1, 95: 99.

#

Dp. MacDowell

®

M. Walbank 1982, 93 Anm. 46: „The first Board of Ten seems to have included two members of the

1962. 133.

former Thirty, Pheidon and Eratosthenes, along with Hippokles and Epichares of Lamptrai." ,

R.Develin 1989, 185.

'5

S. Brenne 2001, 262.

'S

Thuk. 8,13. Über die abgelehnte Datierung 412/411 v. Chr. s. R. Develin 1989, 156.

^

S. Brenne 2001, 262: „Bislang wurden drei Ostraka gegen Hippokles Menippu gefunden ... Zwar ist der Ostrakismos-Kandidat sicherlich mit dem Strategen von 413/412 v. Chr. identisch, doch kommt zeitlich auch einer der Zehn Regenten nach dem Sturz der DreiBig 403 v. Chr. in Frage ... War der Vater unseres

120

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Hippokles, Epichares aus Lamptra und andere, die sie für bittere Feinde des Charikles und Kritias hielten und ihres ganzen Klubs.*'” Phayllos aus Acherdous (VIII)

PA 14125; Develin 2337; APF 53'* Einer der zehn Männer, die nach dem Sturz der DreiBig gewählt wurden. AP 38,3: „Als aber diejenigen, die Piráus und Munychia besetzt hielten, im Krieg die Oberhand gewannen, weil sich das ganze Volk auf ihre Seite geschlagen hatte, stürzte man daraufhin die Zehn, die zuerst gewühlt worden waren, und wühlte andere Zehn, die dem Ruf

nach

die

besten

(Bürger)

waren;

in deren

Amtszeit

und

mit

deren

eifriger

Unterstützung kam es zur Versóhnung und zur Rückkehr der Volkspartei (in die Stadt). Die Vorstände dieses Gremiums waren vor allem Rhinon von Paiania und Phayllos von Acherdus; denn diese standen, sogar bevor Pausanias ankam, mit denen in Piräus in Verbindung und betrieben, nachdem er angekommen war, die Rückkehr (der Verbannten).“ Pheidon (IX)

PA 14179; Develin 2344 Einer der DreiBig Tyrannen und der Zehnmänner, die nach dem Sturz der DreiBig gewühlt wurden, also der einzige, soweit wir wissen, der in beiden Gremien Mitglied war (Lys. 12,55): „Zu denen gehörten nun Pheidon, Hippokles, Epichares aus Lamptra und andere, die sie für bittere Feinde des Charikles und Kritias hielten und ihres ganzen

Klubs.“'” Rhinon (Sohn des Charikles aus Paiania?) (III)

PA 12532; APF 67; Develin 2692 Laut Davies war Rhinon 417/416 v. Chr. Paredros (Beisitzer) der Hellenotamien (M-L

77, 26-7), 403 v. Chr. einer der Zehn und Strategos (403/402 v. Chr.), danach legte Rechenschaft über seine Amtstátigkeit in der Zeit der Zehn ab. Er war wohl 402/401 v. Chr. Tamias der Athene (IG II? 1370+1371,10). Als Tamias gehörte er zu den reichsten

Bürgern Athens. Aischines benannte einen Dialog, Archippos eine Komödie nach Rhinon.'* AP 38,3: „Als aber diejenigen, die Piräus und Munychia besetzt hielten, im Krieg die Oberhand gewannen, weil sich das ganze Volk auf ihre Seite geschlagen hatte, stürzte man daraufhin die Zehn, die zuerst gewählt worden waren, und wählte

"5 6 I"

I"

Ostrakismos-Kandidaten der von Plutarch erwähnte Perikles-Freund und vielleicht selbst Stratege in der dreißiger Jahren des 5. Jhs. v. Chr.. ist die politische Ausrichtung der Familie in dieser Generation geklärt, ohne daß daraus sichere Rückschlüsse auf die Zeit nach Perikles' Tod gezogen werden können.“ Tootov τοίνυν Φείδων ὁ τῶν τριάκοντα γενόμενος xai "ItxoxAfig xai Ἐκπιχάρης ὁ Λαμκτρεὺς καὶ ἕτεροι οἱ δοκοῦντες εἶναι ἐναντιώτατοι Χαρικλεῖ καὶ Κριτίᾳ καὶ τῇ ἐκείνων ἑταιρείᾳ. Aristion is known only as principal trierarch on Aianteia Pamphilou probably during the 330s. His father Phayllos was one the principal members of the board of Ten in 403 ..." Tobtov τοίνυν Φείδων ὁ τῶν τριάκοντα γενόμενος καὶ ᾿Ικκοκλῆς καὶ Ἐπιχάρης ὁ Λαμκτρεὺς xai ἕτεροι οἱ δοκοῦντες εἶναι ἐναντιώτατοι Χαρικλεῖ καὶ Κριτίᾳ καὶ τῇ ἐκείνων ἑταιρείᾳ.

Diog. Laert. 2,61; Pollux 7,103; 2,183; 10,177; Athen. 678e.

Prosopographische Untersuchungen

121

andere Zehn, die dem Ruf nach die besten (Bürger) waren; in deren Amtszeit und mit

deren eifriger Unterstützung kam es zur Versóhnung und zur Rückkehr der Volkspartei (in die Stadt). Die Vorstünde dieses Gremiums

waren vor allem Rhinon von Paiania

und Phayllos von Acherdus; denn diese standen, sogar bevor Pausanias ankam, mit denen in Pirüus in Verbindung und betrieben, nachdem er angekommen war, die Rückkehr (der Verbannten)." Isokr. 18,5-6: „Es regierte also gerade das Zehnmännerkollegium, das nach der Herrschaft der DreiBig Tyrannen an die Macht gekommen war, als ich zufüllig mit meinem Freund Patrokles, der damals (Archon) Basileus war, einen

Spaziergang machte. Patrokles nun, ein Feind dieses Kallimachos, der mich jetzt anklagt, traf auf ihn, als eine Geldsumme bei sich trug. Patrokles packte ihn und sagte, Pamphilos habe dieses Geld zurückgelassen und es sei óffentliches Eigentum. Pamphilos nämlich gehöre zu den Leuten aus dem Piräus. 6. Als aber Kallimachos dies bestritt und sie in einen Streit darüber gerieten, liefen noch viele andere Leute zusammen; zufällig kam auch Rhinon, einer vom Zehnmännerkollegium dazu. Sofort erhob Patrokles bei ihm eine Anzeige über das Geld; Rhinon aber führte beide Parteien vor seine Amtskollegen. Diese nun brachten die Sache vor den Rat. Als es zur Entscheidung kam, wurde beschlossen, daB das Geld óffentliches Eigentum sei." 4.4.6

HIPPARCHOS

Lysimachos (ὃ ἀπὸ τοῦ τυπάνου, der dem Todesbeil Entronnene?)

PA 9486; Develin 1871; PAA 615910; 615935; Spence Nr. 105; Bugh 226. Nr. 29 Spences Äußerung „member of the Thirty wird eine bloße Verschreibung sein.'” Xen. Hell. 2,4,8; 26; AP 45,1. Chambers 328-329: „Das Hauptbeweismaterial, das man beachten muß, ist (nebst dieser Stelle) die Geschichte, die Aristoteles 45,1 erzählt. Dort

hat der Rat einen Mann namens Lysimachos zum Tode verurteilt, aber ein gewisser Eumelides rettet ihn, indem er darauf besteht, daB kein Bürger ohne eine Gerichtsverhandlung hingerichtet werden dürfe. Das Dikasterion verhandelt den Fall und spricht Lysimachos frei. Daraufhin entzieht das Volk dem Rate die Befugnis, die Todesstrafe oder eine Geldstrafe zu verhängen oder jemanden ins Gefängnis zu werfen, und erläßt das Gesetz, daB jene Strafe, die der Rat anordnet, vom Dikasterion geprüft werden muB ... Ein Hipparch namens Lysimachos war ein Agent der DreiBig (Xen. Hell. 2,4,8), und solche Agenten wurden durch die Amnestie von 403 nicht geschützt (AP

39,6).

Vielleicht

dachte

der

Rat, der 403

oder

bald

danach

amtierte,

daB

er

aufgrund von Präzedenzfällen befugt sei, Lysimachos zu verurteilen. Eumelides aber erinnerte den Rat daran, daB ein solches Verfahren unter der wiederhergestellten Demokratie illegal war. Dies ist m.E. die Zeit, in die dieser Fall zu datieren ist, unabhängig davon, ob Lysimachos in der Tat der bekannte Kollege der DreiBig war. So Cloché 36; Hignett 241." Rhodes 1981, 538: „Lysimachus is a common name in

Athens, and we cannot tell who is intended here." Lysimachos (ὁ ἀπὸ τοῦ τυπάνου, der dem Todesbeil Entronnene?) Laut Bugh 226. Nr. 29: „Lysimachos, hipparch implicated in Eleusis treachery and Aixone brutality, 404/403 (Xen. Hell. 2,4,8; 26)." 19,9

1. G. Spence 1993, 303. No. 105.

[22

Kritias und die DreiBig Tyrannen

4.4.

TAMIAI

Chariades, Sohn des Charias aus Agryle (1) PA 15310; APF 569; Develin 613 Die Familie des Chariades war sehr reich. Der Vater von Chariades, Charias, war im

Jahre 458/457 Choregos. IG I^ 380,2: [--- ταμίαι τῶν ἱερῶν χρημάτων τῆς ᾿Αθηναίας ἦσ]αν Χαριάδης ᾿Αγίρυλῆθεν ---]. Er war in der Zeit der Demokratie (409/408 v. Chr.)'® und Hellenotamias (406/405 v. Chr.).'^'

Epistates

|---] aus Xypete Develin 3913 IG I’ 380, 3 (SEG 21,80; 24, 45; 29, 19): [--- Ξυπεται]ών Menekrates aus Oinoe (VIII oder IX) Develin 1964; PAA 644125

[IG I^ 380, 3 (SEG 21,80; 24, 45; 29, 19): Μενεκράης Οἰ[ναῖος ---] 4.4.8

|. GRAMMATEUS

IDromokleides oder Dromokles|

Develin 958; PAA 374940

Er war Grammateus der Tamiai der Athena 404/403 v. Chr. IG P 380,4: [-- Πρ]ασιεὺς πρῶτος Ey[pappateve ---] Develin 185-186: „Krentz, Hesperia 1979, 59 restored him at line 4 of SEG 21,80, where the demotic alone survives, but this means that πρῶτος ἐγραμμάτευε has its natural reference to the first secretary of the council; his contention is that Dromokleides was a tamias and the members of that board took turns as secretary. This is unacceptable in every way. Dromokleides appears in the

conjunction of IG II^ 1370 and 1371 which is SEG 23,81 as secretary to the tamiai. So he ought to remain, without demotic, while the demotic of Prasiai may be left without a name for the first secretary, as it is at IG I” 380.“ Die Inschrift läßt sich nach der wohl

antidemokratischen Formel „beschlossen hat der Rat“ [κα]τὰ ψήφισμα βολῆς --- (Z. 27.) gut datieren. Ahnlicherweise formulierten auch die Vierhundert im Jahre 411 v.

Chr.: Ψήφισαμένης τῆς βολῆς (IG P? 373,14-15).'9 4.49

HELLENOTAMIAI

Chaire|---] Develin 553

IG I^ 380,6 (s. auch Tamiai): [---πρυτανε]υόσης παρέδοσαν Xaipe[---] " ^

1G 1° 4742. Oder 407/406, wie es in den IG P? 316, 65 steht. P. J. Rhodes 2000, 135: „There is the case of the financier Chariades, epistates of the Erechtheum in 409/8 and hellenotamias in 406/5."

"^

P. Krentz1979, 56.

Prosopographische Untersuchungen

123

[--- ]chos aus Piräus (VIII)

Develin 3784

IG F 380,7 (s. auch Tamiai): [---ἶχωι Πειραιεῖ, ᾿Ανθεμίωνι [---] Anthemion (? aus Rhamnous) (IX) Develin 491; PAA 129705

IG I 380,6 (s. auch Tamiai): [—--]xox Πειραιεῖ, ᾿Ανθεμίωνι [---]. Anthemions Name erscheint in Develins Buch fälschlicherweise als Athemion. [---] aus Anakaia (VIII) Develin 3417

IG P 380,12 (s. auch Tamiai): [--- ᾿Αν]ακαιεῖ, Ὀνησιφῶντίι ---] Onesiphon Develin 2204; PAA 747700

IG F 380,12 (s. auch Tamiai): [--- 'Av]axa:et, Ὀνησιφῶντίι ---] 4.4.10

BOTEN

Kephisophon (aus Paiania?) (III) PA

8400 = 78401

= ?8415

= ?8416;

APF

148; Develin

1613;

PAA

569045;

569050;

569290; 569295; 569300; 569305; 569310

Über seine Rolle in der Zeit der Zehn s. unter Meletos.'" Er wurde nach dem Sturz der Oligarchie Grammateus der Bule, als der Antrag über das Ehrendekret für Samos gestellt wurde (403/402 v. Chr.).'" Er war in diesem Jahr auch Epistates (SEG

28,45).'* 398/397 v. Chr. wurde er Tamias (ταμίας τῶν ἱερῶν χρημάτων). bedeutete,

daß

Kephisophon

zu den

reichsten

Familien

Athens

^ Das Amt

gehörte.

Er hatte

wahrscheinlich einen Sohn, Kallibios, der 378/377 v. Chr. Grammateus war.'^' Meletos

PA 9825; Develin 1951; PAA 639290; 639292; 639295; 639340 (?)

^

P. J. Rhodes 2000, 135: „Cephisophon, who first appears as one of the envoys sent to Sparta, with the encouragement of Pausanias, by the citizens who had remained in Athens under the Thirty, is another man who lived through the regime of the Thirty but held office under the restored democracy." PAA 569045.

^

IGP 127 = IP 1. Das Dekret wurde zunächst im Jahre des Alexias (405/404 v. Chr.) erlassen, s. dazu ML 286-7, Nr. 94: „If a stele was set up at once it was destroyed under the Thirty, for the copy that survives was inscribed in 403-2 (when Cephisophon was secretary)." PAA 569050.

"5

PAA

^ *"'

ereotäte ---]. IGIP 1388,4; 1392,4-5. PAA 569305. 1G III 43, 2. PAA 569310.

569300:

„Name

over-restored" (A. E. Raubitschek

1941, 289, 78): Κηφίισοφῶν

Παιανιεὺς

[24

Kritias und die DreiBig Tyrannen Xen. Hell. 2,4,36: ,,Daher waren sie auch jetzt gern bereit, sowohl die Gesandten der Piräus-Partei, welche den Entwurf für einen Vertrag mit den Lakedaimoniern bei sich hatten, als auch zwei Leute von denen aus der Stadt, Kephisophon und Meletos, die keinen offiziellen Auftrag hatten, nach Lakedaimon weiterzuschicken." Kephisophon und Meletos waren also Mitglieder der 3000. Meletos ist angeblich identisch mit Meletos, der mit drei Männern im Auftrag der Dreißig Tyrannen Leon von Salamis verhaftete (Plat. Apol. 32c-d; Andok. 1,94), Sokrates miBachtete aber den Befehl. Meletos war 400 v. Chr. der Ankläger des Andokides (Andok. 1,94). Über die wahrscheinliche Gleichsetzung des Gesandten mit dem Ankläger des Andokides s. die

perfekte Analyse von MacDowell.'® 4.4.11

BOULE UND EKKLESIA

Grammateus | ---] aus Prasiai (III) Develin 3842

IG 1° 380,4: [--- Πρ]ασιεὺς πρῶτος ἐγίραμμάτευε ---] S. unter Dromokleides, Develin p. 186. Antragsteller Drakontides aus Aphidna (IX)

PA 4546; PAA 374040; 373920; Develin 955 Einer der DreiBig Tyrannen, siehe dort. Lys. 157.

12,73; AP 34,3; schol. Arisoph. Vesp.

Oinobios (aus Dekeleia?) (VIII)?

PA 11357; Develin 2191; PAA 741075 Paus.1,23,9: „Oinobios aber hat dem Thukydides, dem Sohn des Oloros, einen guten dienst erwiesen. Oinobios setzte nämlich den Bescluß durch, daß Thukydides nach Athen zurückkehren kónne, und er hat daher, als er nach seiner Rückkehr ermordet

wurde, ein Grabmal nicht weit vom melitischen Tor.“'"® Laut Pausanias war Oinobios der Antragsteller der Rückberufung des Historikers Thukydides. Er ist wahrscheinlich identisch mit dem athenischen Strategen vom Jahre 410/409 v. Chr. (IG P^ 101,47 = IG

Dl

108,38):

Οἰνοβίοι

Δεκελεεῖ

στρατεγοι

TTTIPH[(AAAFFFFIHII]

Die

Notiz

bei

Pausanias stammt aus Polemons Schrift über die Akropolis (fr. IV. Preller). Über den Zeitpunkt der Rückberufung des Thukydides vgl. U. von Wilamowitz-Moellendorff, "" "'

MD. M. MacDowell 1962, 208-210. Er hält aber auch andere Gleichsetzungen für möglich. Oivoßio δὲ ἔργον ἐστὶν ἐς Θουκυδίδην τὸν Ὁλόρου χρηστόν- ψήφισμα yàp ἐνίκησεν Οἰνόβιος κατελθεῖν ἐς ᾿Αθήνας Θουκυδίδην. καὶ οἱ δολοφονηθέντι ὡς κατήει μνῆμά ἐστιν où πόρρω Πυλῶν Μελιτίδων.

Prosopographische Untersuchungen

125

Die Thukydideslegende, Herm. 12, 1877, 345 und E. Schwartz, Die Zeit des Ephoros, Herm. 44, 1909, 497-498. Anm. 1. Wilamowitz hat die ganze Oinobios-Geschichte für eine Legende gehalten, weil Thukydides 404/403, also durch Lysandros' Frieden oder Thrasybulos' Amnestie zurückberufen worden war (Thuk. 5,26,5). Schwartz meint aber, daB der Bericht des Pausanias (1,23,9) nicht unbedingt falsch zu sein braucht, „nur darf das Psephisma nicht in die letzte Zeit der Blokade verlegt werden, wo die Athener an andere Dinge zu denken hatten, als an die Begnadigung eines einzelnen Flüchtlings." Develin 186 datiert die Antragstellung in das Jahr 404, er teilt aber nicht

mit, ob er damit die Zeit der Demokratie oder die der Oligarchie meint.'” Wenn Thukydides 404 v. Chr. in die Stadt zurückkehrte (Thuk. 5,26,5), lebte er in der Zeit

der DreiBig in Athen." Der Antragsteller der Rückberufung eines Feldherrn, der in der Zeit der Demokratie verbannt wurde, wird bei den DreiBig Tyrannen sehr geachtet gewesen sein. Oinobios muB ein reicher Mann gewesen sein, um Stratege werden zu kónnen. Die angebliche Statue des Oinobios kann auch den Reichtum des Strategen beweisen, falls Pausanias in seiner Angabe eine Verwechslung begangen hat, als er von einer Statue des Oinobios sprach, wührend es sich um eine von Oinobios dem

Thukydides errichtete Statue handelte.'” Ein Bürger, der auf der Akropolis eine Statue errichten

konnte,

scheint

nicht

nur ein durchschnittliches

Vermógen

besessen

zu

haben.'^

m

171

„Stand er aber unter einer schwereren Verurteilung, so bedurfte es eines besonderen Beschlusses; und daB ein solcher noch unter der Herrschaft der DreiBig erfolgte, ist nach dem Charakter ihres Regimentes nicht unglaublich ... Seine eigene Angabe des zwanzigjährigen Exils, das vom Ausgang des Jahres 424 an zu rechnen ist, führt also auf die letzten Monate des Jahres 404 als den Zeitpunkt seiner Zurückberufung." J. Classen - J. Steup 1897, XXIV. Thuk. 5.26,5: „Denn die ganze Zeit, erinnere ich mich, schon bei Beginn des Krieges und bis zu seinem Ende, wurde von vielen verlautbart, daB er dreimal neun Jahre dauern müsse. Ich habe ihn ganz miterlebt, alt genug zum begreifen und mit voller Aufmersamkeit, um etwas Genaues zu wissen, und mußte als Verbannter zwanzig Jahre nach meinem Feldzug bei Amphipolis mein Land meiden, war also auf beiden Seiten, auf der Peloponnesischen nicht minder, wegen der Verbannung, so daB ich bequem Näheres erfahren konnte." Des Pausanias Beschreibung von Griechenland mit kritischem Apparat herausgegeben von H. Hitzig, mit erklärenden Anmerkungen versehen von ἢ. Hitzig und H. Blümner, I. Leipzig 1896, 261-262. Über Oinobios s. dazu noch L. Canfora, 1970, 114—116. Ein Xoanon oder eine Herme war billig (s. Aesop. C. 90), aber Bronzestatuen kosteten ein Vermögen, S. M. Y. Treister 1996, 248-249.

126

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Bouleutai:

In der Zeit der Tyrannen wurden alle Entscheidungen entweder von den DreiBig im eigenen Namen oder durch die — von ihnen ernannten und gelenkten -- Boule der Fünfhundert

getroffen." Die Boule fungierte vor allem als Gerichtshof.'" Chremon PA 1570; Develin 690 Loeper: III Pandionis Mitglied der Dreißig (Xen. Hell. 2,3,2). Er wirkte als Ratsmitglied führend auf den Sturz und die Verurteilung von Kleophon, Strombichides und Kalliades hin (Lys. 30,12). Siehe unter den Dreißig. Epichares PA 4991 (?); Develin 1012; PAA 399195 Epichares war ein Sykophantes in der Zeit der Demokratie (Andok.

1,99): „In der Zeit

der Demokratie lebtest du von falschen Anklagen."'" Unter den DreiBig war er Mitglied des Rates (Andok. 1,95): „Epichares aber, unter allen der Nichstwürdigste, ja der dies selbst zu sein begehrt, indem er sich selbst seiner Verbrechen wegen zur Strafe zieht: - Dieser war unter der Herrschaft der DreiBig Mitglied des Rates."'" Er ist kaum mit dem Tyrannen identisch (399525). Develin 186: ,,Despite PA, he was probably not

the same man as the member of the Ten: see Krentz, Thirty 92." Douglas MacDowell hat dieselbe Meinung: ,,This can hardly be the Epichares who was a member of the Ten who succeeded the Thirty as oligarchic rulers of Athens in 403 (Lys. 12, 55). For if And.'s accuser had held this high office, And. would certainly have mentioned it in preference to the comparatively insignificant office of membership of the council.“'” S. dagegen aber neuestens (aber völlig unbegründet) PAA 399525: „Possibly the same as 399195.“ Euandros (?Sohn des Erithalion aus Euonymon) (I) PA 5267 Ξ ?5271; Develin 1092; PAA 426310; 426450; APF 187 f.

"^

AP 35.1. Nach Lysias 13,20 wurden die meisten Mitglieder des vorausgehenden Rates von 405/404 in die neue, von den DreiBig eingesetzte Boule übernommen, s. M. Chambers 1990, 306.

"$5

Xen. Hell. 2,3,12; 23-56; Lys. 13,35-8; AP 37,1. P. J. Rhodes 1972. 181: „It is certain that the boule appointed by the Thirty was frequently used as a lawcourt with full condemnatory powers." W. Nippel 1980, 82.

"Os ἐν δημοκρατίᾳ μὲν συκοφαντῶν ἕζης. ἙἘκιχάρης δ᾽ οὑτοσί. ὁ πάντων πονηρότατος καὶ βουλόμενος εἶναι τοιοῦτος. ὁ μνησικαῶν αὐτὸς

IX

αὑτῷ, -- οὗτος γὰρ ἐβούλευεν ἐπὶ τῶν τριάκοντα. D. M. MacDowell 1962. 133.

Prosopographische Untersuchungen

IG P 311,36-37 (412/411

v. Chr):

127

[παρέδοσαν toig ταμίαις, hoig Βὔανδρος

ve Ἐριθαλί)ονος Εὐονυμεὺς ἐγραμμάτενίε]; IG P 373 (411 v. Chr.):'” [᾿Αθηναῖ]οι ἀνήλωίσαν ἐπὶ] [Mvac1A]óxov &pxo[ovtoc] lvacat [ταμί]αι ἱερῶν χίρημάτ) [ων τῆΪς ᾿Αθηναίαίς ᾿Ασω] [πόδω]ρος Κυδαθ[ηνα)[ιεὺς] καὶ συνάρχοίντ]![ες,] οἷς Εὔανδρος

Ἐ[Γρ]ιΙθαλίωνος Evwvuullelos ἐϊγρ]αμμάτευεν. Euandros scheint 412/411 v. Chr. (und unter den 400) Grammateus der Tamien gewesen zu sein. 404/403 v. Chr. war er Reiter und Mitglied des Rates (Lys. 26,10). Lysias hat 382 v. Chr. für die Dokimasia des Euandros die 26. Rede gegen ihn gehalten. Der unbekannte Sprecher wollte mit dieser Rede beweisen, daB Euandros nicht für das Amt des Archon geeignet sei. Er wurde jedoch Archon (SEG 32,38,7?; Dem. 24,138; Diod. Sic. 15,20,1; Ptol. Almag. 4,11). ^! Satyros aus Kephisia PA 12598; Develin 2705; APF 566 Xen. Hell. 2,3,54; Lys. 30,12; 14. Rhodes 1981, 430; 439; Develin p. 185 Satyros wirkte als Ratsmitglied führend auf den Sturz und die Verurteilung von Kleophon, Strombichides und Kalliades hin (Lys. 30,12; 14). Siehe unter den Elf mánnern. Teisias PA 13470; Develin 2857

Laut Isokrates (16,43) war Teisias ein Verwandter (κηδεστής) des Charikles und Buleutes unter den DreiBig Tyrannen: ,,Du jedoch, du Schwager jenes Mannes bist, obwohl du wührend der Herrschaft der DreiBig Ratsmitglied warst, wagst es, der anderen Seite nachtragend zu sein.“'” Er klagte um 397/396 v. Chr. den jüngeren Alkibiades wegen eines Viergespanns an, das Alkibiades der ältere angeblich für Teisias erworben, dessen olympischen Sieg er aber als den eigenen proklamiert habe (416 v. Chr.?). Isokrates verfaBte die Verteidigungsschrift des jüngeren Alkibiades, s. Isokr. 16; Plut. Alk. 12,3.'9

„Die Athener hatten (folgende) Ausgaben im Jahr des Archon Mnasilochos: vacat Die Schatzmeister der heiligen Gelder der Athena, Asopodoros aus (dem Demos) Kydathenaion und seine Kollegen, für die Euandros Sohn des Erithalion aus (dem Demos) Euonymon Schriftführer war, übergaben den Hellenotamiai, Antisthenes aus (dem Demos) Hermos und seinen Kollegen auf Beschluß des Rats im (Monat) Hekatombaion am neunten vor Ende (des Monats) von den Geldem 640 (Drachmen)" S. dazu A. W. Gomme - A. Andrewes - K. J. Dover 1981, 193-195. „Jetzt aber, da er nicht nur als Reiter gedient und auch im Rat gesessen hat, sondern sogar ganz offenbar gegen die Demokratie gefrevelt hat, würe es nicht sonderbar, wenn ihr nicht die gleiche Einstellung ihm gegenüber hättet?“ Ptol. Almag. 4,11: Τὴν δὲ τρίτην γεγονέναι ἄρχοντος ᾿Αθήνησιν Εὐάνδρου μηνὸς Ποσειδεῶνος τοῦ προτέρου κατὰ Αἰγυπτίους Θὼθ ιτρ΄ εἰς τὴν ιζ΄. „Die dritte Finsternis soll stattgefunden haben unter dem athenischen Archonten Euandros in Posideon 1 am 1617. ägyptischen Thoth (12. Dezember 382 v. Chr).“ K. Manitius 1912, 249.

Elta σὺ κηδεστὴς μὲν ὧν ἐκείνου. βεβουλευκὼς δ᾽ ἐπὶ τῶν τριάκοντα τολμᾷς ἑτέροις μνησικακεῖν. Chr. Mann 2001, 102-113.

128

Kritias und die DreiBig Tyrannen

4.4.12

HIPPEIS

Euandros I. Sohn des Erithalion, aus Euonymon PA 5267; 5271; Develin 1092; PAA 426310; 426450; APF 187—88; Spence Nr. 65; Bugh Nr. 30

Lys. 26,10; Laut Bugh 234 is er ein hippeus(?) in 404/403 „so implied at scrutiny for archonship in 382/381.“ Siehe bei den Buleuten. Kallistratos (aus der Phyle Leontis)

PA 8150; Xen. dem Bugh

PAA 561480; Spence Nr. 83; Bugh 235, Nr. 39 Hell. 2, 4, 27: „Dagegen tóteten auch die Piräus-Leute einen Reiter, den sie auf Felde gefangengenommen hatten, und zwar Kallistratos aus der Phyle Leontis." Nr. 39: „Killed in 403 B.C. in retaliation for Aixone murders.“'"*

? Kritobulos Kritonos I aus Alopeke PA 8801?; 8802; PAA 585440; PAA 585450?; APF 8823, 336-7; Spence Nr. 98; Bugh Nr. 46 Xen. Oik. 2,6; 3,9. Bugh 235 Hippeus, „major liturgist, and interlocutor with Socrates, pre-399 B.C." Er gehórte zu den Schülern des Sokrates und als Choregos zur liturgischen Klasse. Lykios, Sohn des Polystratos aus Deiradiotai PA 9211; PAA 610495; APF 12076, 467—68; Spence Nr. 102; Bugh 236, Nr. 48 Laut Bough „hipparch of 40-man cavalry contingent during «Anabasis», 401/0 and possibly hippeus against Spartans at Dekeleia, ca. 410 B.C. (Xen. Anab. 3,3,20; 4,3,22; 25; 4,724, [Lys.] 20,4; 28; but Lykios, hipparch in 401/0, even if the son of Polystratos, could be the hippeus who served in the Sicilian Expedition; in any case, a family with two sons who served in the cavalry)." S. dazu Spence 303. Mantitheos (aus Thorikos?)

PA 9674; PAA 632650; 632690; 632695; APF 9667, 364—368; Spence Nr. 109; Bugh Nr. SI Lys. 16. Spence 303-304: „Probably not the same Mantitheos whose son Mantias married the daughter of Pamphilos the hipparch (no.136); on this see APF 9667." Bugh 51: „Young (ca. 30) aristocrat at scrutiny of Council of Five Hundred, ca. 392-390 B.C." Nikostratos der Schóne (ὁ καλός) PA 11005; PAA 717845; Spence Nr. 129; Bugh 236, Nr. 61

"^

P. Krentz 1995, 148: „Giving this otherwise unknown man's tribe rather than his patronymic or demotic stresses his membership in the cavalry, which was divided into tribal contingents. The men in Peiraieus blamed the entire cavalry for what Xenophon says Lysimachos did despite their disapproval."

Prosopographische Untersuchungen

129

Nikostratos ist bei Acharnai gefallen. Er muß Aristokrat gewesen sein, da er einen Kalos-Name trug (S. PAA 717800). Er wurde 404/403 bei Phyle von den Leuten des Thrasybulos getötet (Xen. Hell. 2,4,6).

? Polystratos Il Sohn des Polystratos I aus Deiradiotai PA 12076; APF 12076, 467—468; Spence Nr. 163; Bugh 237 [Lys.] 20,24—25, s. Lykios. S. Bugh Nr. 67: „Perhaps the son who cavalryman in the Sicilian Expedition 415—413."

served

as a

Xenophon I Sohn des Gryllos I aus Erchia PA 11307; PAA 734300 Der Geschichtsschreiber, einer der Schülern des Sokrates. Er stammte aus einer reichen Familie und war hóchstwahrscheinlich einer der Ritter in der Zeit der DreiBig Tyrannen. Spence Nr. 192: „Almost certainly a cavalryman under the Thirty"; Bugh Nr. 94.: „The historian, probably hippeus in 404/403, certainly a hippotrophos on basis of equestrian treatises (Hipparchikos, Peri Hippikes)." 4.4.13

DENUNZIANTEN:

Agoratos, Sohn des Eumares, aus Anagyrus''* PA 177; PAA 107490, Osborne-Byrne 7408

Lys. 13 passim; IG I’ 102 = M-L 85 IG I’ 102,25-34: „Die anderen, die zu jener Zeit Wohltaten erwiesen haben dem Volk

der Athener, Wohltäter

[---]is, Agoratos,

Komon,

(namentlich) aufschreiben

[--], Simos,

Philinos und

[---], soll als

auf der Polis auf einer Stele aus Marmor

der

Schriftführer des Rates. Und besitzen sollen sie das Recht auf Grundbewerb wie die Athener, sowohl bei Grundstücken als auch bei Häusern, sowie das Wohnrecht in Athen, und Sorge tragen sollen für sie der Rat, der jeweils amtiert, sowie die Prytanen, damit sie nicht Unrecht erleiden."' Agoratos war ein geborener Sklave (Lys. 13,64). Er nahm am Mord des Phrynichos teil und wurde deshalb ausgezeichnet, das athenische Bürgerrecht hat er jedoch nicht erhalten (Lys. 13,27). Unter den DreiBig Tyrannen war er als Denunziant tätig und veranlaBte die Hinrichtung zahlreicher "S

Agoratos war kein athenischer Bürger, deshalb hat er die Demenbezeichnung widerrechtlich benutzt (Lys.13,73).

18

τὸς [δὲ ἄλλος. Πόσοι τότε εὖ ἐϊκοίεσαν τὸν δὲμον τὸν ᾿Αθε[ναίον, .....'°.....]ıv καὶ ᾿Αγόρατοi Φιλῖνον καίὶ...."....͵Ἰα. evepyeltal; [ἀ]ναγράφσαι ἐμ πόλεί[ι ἐν στέλει λ]ιθίνει τὸν γραμίμα τέ-

a τῆς BoÂËc [καὶ ἔγκτεσι]ν εἶναι αὐτοῖς ὄμκερ ᾿Αθεναίοις. [καὶ yeredo]v καὶ οἰκίας. καὶ οἴκεσ-

ιν ᾿Αθένεσι, [καὶ ἐπκιμέλ)]εσθαι αὐτὸν τὲν βολὲν τὲν αἰεὶ βίολεύοσαν κα]ὶ τὸς xputaves. hó£o, àv μὲ ἀδι[κόνται].

130

Kritias und die DreiBig Tyrannen Athener. Er wurde nach dem Sturz der Tyrannen amnestiert, aber von Lysias zwischen 403 und 401/400 v. Chr v. Chr. angeklagt (13. Rede). Aufgrund der Quellenlage läßt sich Agoratos über 401/400 v. Chr. hinaus nicht verfolgen.

Aischylides PA 423; PAA 115835 Lys. 12,48: „Ferner hätte er dem Rat Mitteilung machen müssen über die Anklagen, daB sie sámtlich erlogen waren und daB Batrachos und Aischylides nicht die Wahrheit sagten, sondern von den DreiBig ausgedachte Anklagen vorbrachten, nur zum Schaden der Bürger Klage führten." S. unter Batrachos. Er hat im Auftrag der DreiBig mit Hilfe des Batrachos falsche Anklagen gegen Mitbürger erhoben. Aufgrund der Quellenlage läßt sich Aischylides über 403 v. Chr. hinaus nicht verfolgen. Er war laut Traill (PAA) athenischer Bürger (A* = citizenship attributed).

Aristodemos aus Bate PA 1812; PAA 168915!"

[Plut.] vit. X orat. 841B: Λυκοῦργος Λυκόφρονος μὲν ἦν πατρὸς τοῦ Λυκοῦργου, Ov οἱ τριάκοντα τύραννοι ἀπέκτειναν, αἰτίου αὐτῷ τῆς ἀναιρέσεως γενομένου ᾿Αριστοδήμου Βατῆθεν, ὃς καὶ ἑλληνοταμίας γενόμενος ἔφυγεν ἐν τῇ δημοκρατίᾳ" τῶν δήμων δὲ Βουτάδης, γένους τοῦ τῶν Ἐτεοβουταδῶν. Er hat den Lykurgos, den Großvater des gleichnamigen Redners, angeklagt. Lykurgos wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Es geht aus dem Text der pseudo-plutarchischen Lykurgos-V ita nicht klar hervor, ob Aristodemos oder Lykurgos der Hellenotamias und der Verbannte in

der Zeit der Demokratie war.'" Da Lykurgos von den Tyrannen verfolgt und getötet wurde und dann ein staatliches Begräbnis bekommen hat, dürfte es äußerst unwahrscheinlich sein, daB er in der Demokratie in Exil gegangen ist (APF 350). Daraus ergibt sich, daB Aristodemos zu den reichsten Athenern gehórte und das Hellenotamias-Amt bekleidete. Dann ist er in die Emigration gegangen, ist erst in der Zeit der DreiBig nach Athen zurückgekehrt und wurde Anhänger der Tyrannen. Die Rekonstruktion des Lebenslaufes von Aristodemos hüngt von der Interpretation der Pseudo-Plutarch-Stelle ab, deshalb muß man damit besonders vorsichtig sein. '"

C. Bearzot 1997, 76: „Il collegamento del mancato status di cittadino di Agorato con la non ancora avvenuta approvazione del decreto di Trasibulo del 401/0 consente quindi effettivamente restringere i termini cronologici del processo di Agorato al periodo tra 403 e 401/0, probabilmente con uno spostamento verso il basso che tiene conto dell'anteriorità del caso di Menestrato, già a sua volta perseguito in un momento piuttosto lontano dai fatti addebitatigli."

Ἕκειτα τῇ βουλῇ μηνυτὴν γίγνεσθαι περὶ τῶν εἰσαγγελιῶν ἁκασῶν. ὅτι ψευδεῖς εἶεν, xai Βάτραχος καὶ Αἰσχυλίδης οὐ τἀληθῆ μηνύουσιν, συγκείμενα ἐπὶ τῇ τῶν πολιτῶν βλάβῃ.

""

ἀλλὰ

τὰ ὑπὸ τῶν τριάκοντα πλασθέντα

.Hellenotamias, a 404a. Status A [= athenischer Staatsbürger].

εἰσαγγέλλουσι.

Informer responsible for death of

Lykourgos grandfather of orator, 404a." F. Durrbach 1956, | Anm. I: „Nous pensons qu'il convient de rattacher le relatif óc au dernier personnage nommé, Aristodémos, et non, comme on l'a supposé quelquefois, à Lycurge le grand-père de l'orateur; cependant la question reste indécise."

Prosopographische Untersuchungen

131

Batrachos

PA 2843; PAA 264110”, Osborne-Byrne 7510 [Lys.] 6,45: „Batrachos wenigstens, der Schlechteste von Allen außer diesem, der unter

den DreiBig Angeber war und der, wie die von Eleusis, unter dem Schutze der Verträge und Eide stand, blieb doch, aus Furcht vor denjenigen von euch, die er beleidigt hat, in einem fremden Staate wohnen.“'” Lys. 12,48: „Ferner hätte er dem Rat Mitteilung machen müssen über die Anklagen, daB sie sämtlich erlogen waren und daß Batrachos und Aischylides nicht die Wahrheit sagten, sondern von den DreiBig ausgedachte Anklagen vorbrachten, nur zum Schaden der Bürger Klage führten." Harpocr. Φ 13

s.v. Φηγούσιον: Λυσίας ἐν tQ Ὑπὲρ τοῦ Βατράχου φόνον. Aristipp. in Athen. 329c. = Aristippos fr. 27. in PCG: ᾿Αποδοῦναι δ᾽ ὅσα ἔχομεν ἀλλήλων, ἡμᾶς μὲν τὰς Θράττας καὶ ᾿Αθερίνην τὴν αὐλητρίδα καὶ Σηπίαν τὴν Θύρσου καὶ τοὺς Τριγλίας καὶ Εὐκλείδην τὸν ἄρξαντα καὶ ᾿Αναγυροτόθεν τοὺς Κορακίωνας καὶ Κωβιοῦ τοῦ Σαλαμινίον τὸν τόκον καὶ Βάτραχον τὸν πάρεδρον τὸν ἐξ Ὠρεοῦ. S. dazu PCG 2, 1991, 542: „Acta fabula non multo post Euclidae annum (403/402), cf. fr. 27." Laut Bergk stammte Batrachos aus Oreos in Euboia (Aristippos fr. 27), die Hypothese wurde aber von Kassel und Austin in Frage gestellt.'” Es ist jedoch nicht gesichert, daB er athenischer Staatsbürger war. Batrachos hat im Auftrag der DreiBig mit der Hilfe des Aischylides falsche Anklagen gegen Mitbürger erheben. Er ist in [Lys.] 6,45 als Musterbeispiel der Denunzianten genannt. Nach dem Sturz der DreiBig ist er in Exil gegangen. Aufgrund der Quellenlage läßt sich Batrachos über 403 v. Chr. hinaus nicht verfolgen. Hagnodoros aus Amphitrope

PA 143; PAA 106875'”, APF 327 Lys. 13,55: „Er war ein Verwandter von Kritias, der zu den DreiBig gehórte.'* ^ Er war ein Verwandter von Kritias, ein Demotes und Freund des Menestratos. APF 327: „Since Kritias the tyrant is not known to have ever married, there is a very slight prejudice in favour of interpreting κηδεστής as meaning that Hagnodoros had married a sister of Kritias." Aufgrund der Quellenlage läßt sich Hagnodoros über 403 v. Chr. hinaus nicht verfolgen. . Victim of murder in speech by Lysias, c f V?a. Status A?" [= athenischer Staatsbürger?). Ὁ γοῦν πονηρότατος Βάτραχος πλὴν τούτον, γενόμενος ἐπὶ τῶν τριάκοντα μηνυτὴς xai οὐσῶν αὐτῷ

συνθηκῶν καὶ ὅρκων καθάπερ τοῖς Ἐλευσινόθεν. δείσας ὑμῶν οὺς ἠδίκησεν. ἐν ἑτέρᾳ πόλει ᾧκει. Ἕκειτα τῇ βουλῇ μηνυτὴν γίγνεσθαι περὶ τῶν εἰσαγγελιῶν ἁκασῶν, ὅτι ψευδεῖς εἶεν, καὶ Βάτραχος καὶ Αἰσχυλίδης οὐ τἀληθῆ μηνύουσιν, ἀλλὰ τὰ ὑκὸ τῶν τριάκοντα πλασθέντα εἰσαγγέλλουσι,

σνγκείμενα ἐπὶ τῇ τῶν κολιτῶν βλάβῃ: Über Aristippos fr. 27. s. PCG 2.547: „Falsus fuit Bergk p. 380 cum Batrachum Oritam eundem esse contenderet atque delatorem illum triginta tyrannis addictum (PA 2843), qui populari dominatione restituta patria cessit (Lys. 6,45)." „Collegue of, demesman with Menestratos, in speech, implicated in acts of the 30 tyrants, 404/3a. Status A“ [s athenischer Staatsbürger].

Κριτίου κηδεστὴς τοῦ τῶν τριάκοντα.

[32

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Menestratos aus Amphitrope PA 9994; 10002; PAA 645570; 645410

Lys. 13,55-57; fr. 89; Harpocr. TI 94 s.v. Προθεσμίας νόμος: Λυσίας ἐν τῷ πρὸς Μενέστρατον, εἰ γνήσιος ὃ λόγος ἐστιν (frg. 169 Sauppe) Menestratos war ein Demotes und Freund von Hagnodoros. Er wurde von Agoratos angezeigt, verhaftet und ins Gefüngnis gesperrt. Hagnodoros hat sein Leben gerettet. Menestratos hat danach viele Bürger auf die schwarzen Liste geschrieben. Deshalb wurde er in der Zeit der restaurierten Demokratie wegen Mordes zum Tode verurteilt und hingerichtet.'” Zusammenfassung: Von den uns bekannten fünf Denunzianten in der Zeit der Dreißig Tyrannen gab es nur drei Männer, namentlich Aristodemos, Hagnodoros und Menestratos, die mit Sicherheit athenische Staatsbürger waren. Agoratos, ein Freigelassener, war kein Polites, er hat nämlich das Bürgerrecht nach dem Mord des Phrynichos, anders als etwa Thrasybulos, nicht bekommen (IG 1* 102,15-17: Εἶναι δὲ Bpacül[BoAov ᾿Αθεναῖον, καὶ

φυλᾶς τε κα]ὶ φρατρίας hö-I[v ἂν βόλεται γράψασθαι avtó]v. „Doch soll Thrasybulos Athenischer Bürger sein kónnen und in der Phyle und der Phratrie, in der er wünscht, sich einschreiben lassen"). Batrachos ist zwar angeblich mit dem

Komödienhelden

aus Oreos

nicht identisch, doch ist nicht gesichert, daB er athenischer Staatsbürger war. Über die Herkunft des Aischylides wissen wir nichts. Es scheint so zu sein, daB nicht alle Metöken Athen verlassen muBten. Einige Fremde, die mit den Tyrannen zusammengearbeitet hatten, konnten selbst nach Vertreibung der nicht auf die Liste der Dreitausend stehenden, entrechteten Bürger in der Stadt bleiben. Lysias schreibt eindeutig, daB Agoratos die durch seine Schuld Verbannten getroffen hat, als er nach Phyle kam („Er kam wirklich nach Phyle; wie konnte ein Mensch gemeiner handeln? Er wuBte, daB in Phyle auch einige, von den durch seine Schuld verbannten waren, und er hatte die Frechheit, sich ihnen zu nähern.“).'® Batrachos blieb jedoch weiter in Athen und ist erst nach dem Sturz der DreiBig

ins Exil gegangen. Falls er wirklich kein athenischer Bürger war, ist die Wahrscheinlichkeit einer von den DreiBig Tyrannen nach spartanischem Muster konsequent durchgeführten

‚Xenelasia’ äußerst gering zu sein.'”

M

Condamné à la mort sous les Trente, XII (sic!) 55-57" in L. Gemet - M. Bizos 1989 (1929) 295 sollte

freilich als Verschreibung bezeichnet werden. Über die Datierung des Prozesses s. C. Bearzot 1997. 76: „Il collegamento del mancato starus di cittadino di Agorato con la non ancora avvenuta approvazione del decreto di Trasibulo del 401/0 consente quindi effettivamente restringere i termini cronologici del processo di Agorato al periodo tra 403 e 401/0, probabilmente con uno spostamento verso il basso che tiene conto dell'anteriorità del caso di Menestrato, già a sua volta perseguito in un momento piuttosto lontano dai fatti addebitatigli."

Lys.13, 77: Ἦλθεν οὗτος ἐπὶ Φυλήν. καίτοι κῶς ἂν γένοιτο ἄνθρωκος μιαρώτερος: ὅστις εἰδὼς ὅτι εἰσί τινες ἐπὶ Φυλῇ τῶν ὑπὸ τούτου ἐκπεπτωκότων ἐτόλμησεν ἐλθεῖν ὡς τούτους. ""

D. Whitehead 1982/1983, 105-130; P. Krentz 1982, 64-67.

Prosopographische Untersuchungen

133

4.4.14 SONSTIGE MITGLIEDER DER DREITAUSEND

Alle nicht zu den Dreitausend gezählten Personen wurden in der Zeit der DreiBig Tyrannen ausgebürgert. Die Landbewohner Attikas durften die Stadt nicht mehr betreten, die männlichen Stadtbewohner außer den Dreitausend mußten die Stadt verlassen und sich im Piräus niederlassen.”” Die DreiBig machten die Zugehörigkeit zum Kreis der Vollbürger allein von der politischen Zuverlässigkeit abhängig.” Deshalb assoziierte man nach dem Sturz der Tyrannen alle Mitglieder der Dreitausend, auch wenn ihnen konkret nichts vorgeworfen werden konnte, mit den Verbrechen der Dreißig.”” Aristarchos PA 1653; PAA 164130 Xen. Mem 2, 7 Aristarchos war ein Freund des Sokrates. Er wohnte in der Zeit der DreiBig in Athen, hatte aber weder Einnahmen vom Land, denn dieses hatten die Gegner (die Leute aus Phyle) in Besitz, noch von den Häusern, denn die Metóken waren aus Athen vertrieben („die Stadt ist entvólkert").

Epichares aus Lamptrai (I) PA 4991; Develin 1017; PAA 399525 Als einer der Zehnmänner, die nach dem Sturz der DreiBig gewählt wurden, war er sicher einer der Dreitausend. S. unter den Zehn. Demaretos PA 3295; PAA 306400 AP 38,2: „Sie ließen nämlich Demaretos, einen der angesehnsten Bürger, verhaften und töten.“ Als ein späteres Opfer der Zehnmänner muß Demaretos auch in der Zeit der DreiBig als athenischer Staatsbürger in der Stadt gelebt haben. Hippokles PA 7619; Develin 185; PAA 538310 Als einer der Zehnmänner, die nach dem Sturz der DreiBig gewählt wurden, war er sicher einer der Dreitausend. S. unter den Zehn. Phaidimos PA 13937

*" ?" "?

W.Nippel 1997, 107. B. Bleckmann 1998, 375. W. Nippel 1997, 115. Συλλαβόντες [Δ]ημάρετον οὐδενὸς ὄντα δεύτερον τῶν πολιτῶν ἀπέκτειναν. J. Kirchner identifiziert Phaidimos eindeutig mit dem Tyrannen Phaidrias (PA Phaidimos keine eigene Nummer in der Prosopographia Attica.

13937), deshalb hat

134

Kritias und die DreiBig Tyrannen Er war der Vater des Xenophron””, der nach der Sturz der DreiBig in der Emigration lebte. Demosthenes schreibt, daß Phaidimos ein Mitglied der DreiBig war.”” Seinen Namen findet man aber nicht in der bei Xenophon überlieferten Namensliste der Tyrannen. Vielleicht ist der Name des Phaidimos — der mit dem Tyrannen Phaidrias identisch ist —, nur ein Ergebnis eines Schreibfehlers.”” Nach dem Tod von Kritias und Hippomachos wurden die DreiBig gestürzt und zogen nach Eleusis ab. Dort konnte aber Phaidimos Nachfolger von einem der Tyrannen werden, allerdings nur, falls er früher als einer der Dreitausend in Athen gelebt hatte.

Phayllos aus Acherdous (VIII)

PA 14125; APF 53 Als einer der Zehnmänner, die nach dem Sturz der DreiBig gewählt wurden, war er sicher einer der Dreitausend. S. unter den Zehn.

Pheidon PA 14179; Develin 185 Als einer der Zehnmänner, die nach dem Sturz der DreiBig gewählt wurden, war er sicher einer der Dreitausend. S. unter den Zehn. Platon, Sohn des Ariston aus Kollytos PA 11855; APF 333 Platon, der Neffe des Kritias, lebte in Athen, wenn er den Ruf der DreiBig ablehnen konnte. Plat. 7. Brief 324c-325a: „Nun traf es sich, daB von diesen einige mir verwandt und bekannt waren; diese forderten mich alsbald auf, an den Staatsgeschäften als etwas mir Zukommendem mich zu beteiligen." S. unten. Rhinon (Sohn des Charikles aus Paiania?) (IIl) PA 12532; Develin 185; APF 67

Als einer der Zehnmänner, die nach dem Sturz der DreiBig gewählt wurden, war er sicher einer der Dreitausend. S. unter den Zehn.

Sokrates, Sohn des Sophroniskos aus Alopeke PA 13101 Der Begründer der athenischen Philosophie hatte einen groBen Kreis von Freunden und Schülern. Dazu gehörten u.a. Kritias, Charmides, Alkibiades, Xenophon und Platon (über Theramenes s. dort). Sokrates war sprichwörtlich arm. Trotzdem hat er an zwei

?5

Xenophrons Name lautet bei Aischines Xenodokos (2, 157): "OB" ἡμᾶς εἱστία Ξενόδοκος τῶν ἑταίρων ti; τῶν Φιλίππου.

?^ $7

Dem.

19.196: Κληθέντες γὰρ οὗτοι πρὸς Ξενόφρονα τὸν ὑιὸν τὸν Φαιδίμου τοῦ τῶν τριάκοντα

ᾧχοντο. Pollux 6.8 schreibt auch Phaidimos. H.Weil schlägt in seiner Demosthenes-Ausgabe (Paris 1883, 322) eine Änderung des Namens Phaidimos in Phaidrias vor: „S’il fallait mettre les deux auteurs d'accord. il serait plus facile de changer Φαιδίμου en Φαιδρίου, que de substituer Φαίδιμος à Φαιδρίας."

Prosopographische Untersuchungen

135

Feldzügen als Hoplit teilgenommen.”” Er hätte wegen seiner Armut kein Mitglied der Dreitausend werden können. Er kann das vollständige Bürgerrecht unter der Regierung der DreiBig Tyrannen trotzdem erhalten haben, weil er durch seine antidemokratischen Parolen bekannt war, die er auch in der Zeit der Demokratie in Athen ganz offen

propagierte.”” In der Zeit der DreiBig haben sich aber Sokrates und Kritias verfeindet, was den Philosophen beinahe das Leben kostete.?'? Thukydides, Sohn des Oloros aus Halimus PA 7267; PAA 515440; APF 233—237 Wenn Thukydides 404 v. Chr. in die Stadt zurückkehrte (Thuk. 5,26,5), wird er in der Zeit der DreiBig in Athen gelebt haben. Als ehemaliger Verbannter wird er bei den DreiBig Tyrannen sehr geachtet gewesen sein. Thukydides gehórte durch seine Geburt einer sehr reichen Familie an (Thuk.4,105,1; Aristoph. Vesp. 288; APF 237). Er entstammte dem Demos Halimus, welcher zur Phyle Leontis gehórte. Der Vater des Thukydides, Oloros (Thuk. 4,104,4), stand mit dem thrakischen Fürsten gleichen

Namens und mit Kimon in enger Verwandtschaft. Über die Verbannung und Rückberufung Thukydides' s. unter Oinobios. 4.4.15

DIE DEN RUF DER DREISSIG ABLEHNTEN

Eukrates PA 5757; PAA 437515; Lys. 18,4-5. Eukrates hátte einer daB man die langen Volk versklavt wird.

APF 404 der DreiBig werden kónnen, wollte aber lieber sterben als erlauben, Mauern niederreiBt, die Schiffe den Feinden ausliefert und daß das S. bei den hingerichteten Strategen.

Platon, Sohn des Ariston aus Kollytos PA 11855; APF 333 Philosoph, der Neffe des Kritias. Er ist um 428/407 v. Chr. geboren, war also um 404 v. Chr. 24 Jahre alt. Er gehórte einer vornehmen und reichen Familie an, die sich vüterlicherseits auf den mythischen König Kodros zurückführte, während die mütter-

liche Linie gemeinsame Ahnen mit Solon nachweisen konnte.?" Platon hat 403 v. Chr. den Ruf der DreiBig abgelehnt (Plat. 7. Brief 324c-325a): „Es fand nämlich, da unsere Staatsverfassung dem Tadel vieler unterlag, eine Umgestaltung derselben statt, und diese Umgestaltung leiteten, als Urheber derselben, einundfünfzig Münner, von denen

ἊΝ

210

Im Jahr 432 und 424, Plat. Symp. 219e: 221a; L. Rossetti 1987, 430. Nach der Meinung von F. Humi (1991, 224) spielten bei der Auswahl der 5000 im Jahre 411 nicht nur die Eigentumsverhältnisse eine wichtige Rolle. Xen. Mem. 1,2, 12-39; O. Gigon 1953, 49-63; Plat. Apol 32c-d. „Indes war Brasidas in Sorge wegen der Flottenhilfe von Thasos, hatte auch vernommen, daB Thukydides die Nutzung der Goldbergwerke in diesem Teil Thrakiens besaB und daher einer der mächtigsten Männer des Festlandes war." Th. A. Szlezák, in: DNP 9, 2000, 1095.

136

Kritias und die DreiBig Tyrannen elf in der Stadt, zehn in Piräus, beiderseitig das, was es auf dem Markte anzuordnen gibt, anordneten; dreißig aber bestimmten sie zu unumschränkten Oberherren des ganzen Staats. Nun traf es sich, daB von diesen einige mir verwandt und bekannt waren; diese forderten mich alsbald auf, an den Staatsgeschüften als etwas mir Zukommendem mich zu beteiligen ... Da ich nun aber sah, daB diese Männer in kurzer Frist die frühere Verfassung als eine goldene erscheinen lieBen ... da erfüllte es mich mit Unwillen, und ich selbst zog mich von dem damaligen schlechten Regimente zurück."

Thrasybulos, Sohn des Lykos aus Steiria PA 7310; Develin 3033; PAA 517010; APF 7310 Athenischer Feldherr und bedeutender demokratischer Politiker. Als Trierarchos (411 und 406 v. Chr.) gehörte er zu den vermógendsten Bürgern. Er war 411 maßgeblich an der Niederwerfung eines oligarchischen Umsturzes auf Samos beteiligt. Er organisierte 411 v. Chr. den Widerstand gegen die Vierhundert in Athen (Thuk. 75,2; 8,73). Als Strategos setzte er sich für die Rückkehr des Alkibiades ein (Thuk. 8.81.1). Unter den DreiBig wurde er verbannt, floh nach Theben, von wo aus er mit athenischen Verbannten

Phyle

besetzte

(Xen.

Hell.

2,4,1—7;

Diod.

14,32).

Er hat den

Ruf der

Tyrannen abgelehnt (Diod. Sic. 14,32,5): „ scheinbar, um mit ihm über einige Gefangene zu verhandeln; insgeheim aber sollten ihn die Abgesandten überreden, die Flüchtlingsschar zu zerstreuen und, an Stelle von Theramenes hinzugewählt, gemeinsam mit den Dreißig die Herrschaft über die Stadt zu teilen. Des weiteren sollte es ihm freistehen, zehn der Verbannten, die er sich auswählen mochte, in die Vaterstadt zurückzuholen. Thrasybulos erwiderte darauf, daß er sein Exil dem Regiment der Dreißig vorzöge und den Krieg nicht einstellen würde, bevor nicht jeder Bürger

heimkehren und das Volk die altväterliche Verfassung zurückerlangen dürfte.‘ Thrasybulos besetzte den Piräus und siegte über die Truppen der Dreißig (Xen. Hell. 2,4,10-22; Diod. Sic. 14,33,1-4). Nach durch lakedaimonischer Vermittlung erfolgter Aussöhnung der athenischen Bürgerkriegsparteien kehrte er aus dem Piräus nach Athen zurück (Xen. Hell. 2,4,39).

… φανερῶς μὲν περί τινων αἰχμαλώτων διαλεξόμενοι, λάθρᾳ δὲ συμβουλεύειν αὐτῷ διαλῦσαι τὸ συνεστηκὸς φυγαδικὸν καὶ μεθ᾽ ἑαντῶν τῆς πόλεως δυναστεύειν ἀντὶ Θηραμένους προσαιρεθέντα, λαβεῖν δ᾽ ἐξουσίαν δέκα τῶν φυγάδωον οὖς ἂν προαιρῆται κατάγειν εἰς τὴν πατρίδα. ὁ μὲν Θρασύβουλος ἔφησε προκρίνειν τὴν ξαυτοῦ φυγὴν τῆς τῶν τριάκοντα δυναστείας, καὶ τὸν πόλεμον

où καταλύσειν, εἰ μὴ πάντες où κολῖται κατέλθωσι καὶ τὴν πάτριον κολιτείαν ὁ δῆμος ἀπκολάβη.

Prosopographische Untersuchungen

4.5

DIE POLITISCHE ROLLE DER TYRANNEN VIERHUNDERT

IN DER ZEIT DER DEMOKRATIE

Tyrann Kritias Melobios Eukleides Mnesilochos Chremon Theramenes

Vierhundert Mitglied? Mitglied Strategos?, Grammateus | Mitglied? Archon Mitglied der Bule Trierarchos, Strategos Mitglied

Diokles Chaireleos Anaitios

Archon? Priester Hellenotamias

Mitglied?

Sophokles

Strategos

Probulos

Eratosthenes Charikles Onomakles Theognis Theogenes Drakontides

Trierarchos Strategos Strategos Dramatiker Gesandter Antragsteller

Mitglied? Mitglied? Mitglied

Aristoteles

Strategos,

Mitglied

Satyros

Hellenotamias Mitglied der Bule

137

UND DER

Demokratie Antragsteller

Mitglied?

14 von den 31 Tyrannen haben eine politische oder militürische Rolle in der Zeit der Demokratie gespielt. Von diesen 14 steht aber nur bei Eukleides, Theramenes, Anaitios, Sophokles, Eratosthenes, Charikles, Onomakles und Aristoteles fest, daB sie zur liturgischen Schicht gehörten, da sie Funktionen (wie das Amt des Trierarchos, des Strategos und des Hellenotamias) ausübten, die an ein Mindestvermógen gebunden waren. Im Fall der Strategie war am Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. ein Mindestvermögen nicht unbedingt nötig, aber laut J. K. Davies gehörten 61% der mit dem Demotikon bekannten

138

Kritias und die Dreißig Tyrannen

Strategen zweifelsfrei zur liturgischen Klasse."^ Kritias war wohl als Sproß einer alten, reichen athenischen Adelsfamilie bekannt. Von den 31 Tyrannen gehörten im Jahre 411 v. Chr. nach unserem Wissen nur [0 bzw. 12 zu den Vierhundert. Das zeigt, daB weniger als ein Drittel der Tyrannen zweifelsfrei zur liturgischen Schicht gehórten und eine Rolle in der Zeit der ersten Oligarchie spielten. Die uns namentlich bekannte Opfer waren durchschnittlich reicher als zwei Drittel der Tyrannen. Dasselbe Fazit kann aus der Nachprüfung der Immobilien der DreiBig gezogen worden.

"^

J. K. Davies 1981, 122: „Of 252 identifiable generals, 47 qualify directly, and 43 indirectly, for inclusion." 123: „Among men with known demotic, again, the overlap within the propertied class rises steadily through the military hierarchy. reaching 39% for the hipparchs and 61% for the generals."

5

5.1

DIE OPFER ZEHN

DER

FÜNF

EPHOREN,

DER

DREISSIG

TYRANNEN

UND

DER

DIE OPFER DER FÜNF EPHOREN

Kleophon, Sohn des Kleippides aus Acharnai PA 8638; PAA 578250; 578190 Bekannter Demagoge, einer der Nachfolger des Kleon. Sein Vater, Kleippides, war Strategos im Jahre 429/428 v. Chr.' Kleophons politische Aktivität ist seit 411 v. Chr.

belegt, und als Leiermacher (λυροποιός) wurde er heftig attackiert.” Es wurden acht Ostraka gegen Kleophon auf der Agora gefunden, die der letzten Ostrakophorie 415 v. Chr. zugewiesen wurden.” Das zeigt, daß er bereits vor seiner ersten literarischen Erwähnung politisch aktiv war. Nach den Scholien zu Aristophanes war Kleophon Strategos, doch fehlen zur Bestätigung andere Hinweise.” Daß Kleophon arm gestorben sein soll,” beweist nichts für seinen sozialen Status. Die DreiBig Tyrannen haben ihn unter dem Vorwand der militärischen Pflichtverletzung angeklagt und zum Tode verurteilt. Der eigentliche Grund war, daB er sich dem Befehl Spartas widersetzt hatte, die athenischen Mauern zu zerstören. Xen. Hell. 1,7,35: „Später aber kam es zu einem Volksaufruhr, der dem Kleophon das Leben kostete.“ Lys. 30,10-13: „Als nach dem Verlust der Flotte der Umsturz vollzogen wurde, schalt Kleophon den Rat, er treibe Verschwörung und beschließe nicht das Wohl der Stadt. Satyros aus Kephisia als Ratsmitglied überredete den Rat, ihn zu verhaften und ins Gefängnis zu werfen. Die Ratsmitglieder, die ihn aus dem Wege räumen wollten und fürchteten, sie würden vor Gericht kein Todesurteil erlangen, redeten dem Nikomachos zu, ein Gesetz zum Vorschein zu bringen, nach dem der Rat beim Gerichtsverfahren mit abstimmen dürfe. Und dieser miserable Kerl half so offen bei dem Komplott, daB er wahrhaftig am Tage ! — Thuk 3.3.2; 4.1; 5,2; Diod. Sic. 12,55.3 (allerdings als Kleinippides) R. Develin 1989, 121. Kleippides wird in den vierziger Jahren des 5. Jhs. v. Chr. auf 125 Ostraka genannt, s. S. Bremme 2001. 197. Der Bruder des Kleophon. Philinos, wird auch auf einem Ostrakon genannt (S. Brenne 2001, 267), demnach scheint die Familie nicht unbedeutend gewesen zu sein. " . Andck. 1,146; Aischin. 2.76.

*

. S. Brenne 2001,199.

*

— Schol. Ar. Ran. 679: Κλεοφῶν στρατηγὸς τῶν ᾿Αθηναίων. S. dazu R. Develin 1989,187: „While Fornara, Generals 70 is correct, zo say that Ar. Frogs with schol. and Lysias 13.12 do not prove a generalship for Kleophon in 406/405 or 405/404, the scholiast does call him general and he may have been so earlier."

* — Lys. 19,48. ^

Es geht hier nur darum, die Ehrlichkeit der Amtsführung des Kleophon zu demonstrieren. B. Bleckmann 1998, 337: „Doch muB die Entdeckung, daB der Leiermacher Kleophon der Sohn des Strategen Kleippides war, zum Schluß führen, daß diese Schicht von den alten Eliten kaum deutlich zu trennen Ist."

Ὕστερον δὲ στάσεώς τινος γενομένης. £v n Κλεοφῶν ἀπέθανεν.

140

Kritias und die DreiBig Tyrannen des Urteils das Gesetz vorwies. Gegen Kleophon freilich, meine Herren Richter, hätte man wohl andere Anklagen erheben können, aber darin sind sich alle einig, daß die Beseitiger der Demokratie ihn von allen Bürgern am liebsten beseitigen wollten, und daB Satyros und Chremon als Mitglieder der DreiBig Tyrannen nicht um euretwillen den Kleophon anklagten, sondern damit sie durch seine Hinrichtung euch schaden kónnten. Das haben sie durch das Gesetz geschafft, das Nikomachos vorwies. Wahrscheinlich, meine Herren, möchten einige von euch bedenken — auch die, die den Kleophon für einen schlechten Bürger halten --, daß auch unter den während der Oligarchie Ermordeten vielleicht einmal ein Bösewicht gewesen ist, aber dennoch wart ihr auch um dieser willen ergrimmt gegen die DreiBig, weil sie sie nicht wegen ihrer Verbrechen, sondern aus politischen Gründen getótet haben. Wenn er sich nun hiergegen verteidigt, seid eingedenk, daß er genau zu dem Zeitpunkt das Gesetz anbrachte, zu dem die Verfassung gestürzt wurde, und denen zu Gefallen, die die Demokratie zerbrachen, auch dieses Gremium am Gerichtsverfahren teilnehmen ließ, in dem Satyros und Chremon am máchtigsten waren, Strombichides und Kalliades und viele andere echte, anständige Bürger umgebracht wurden." * Lys. 13,12: „Die anderen Feinde der Demokratie, die hier geblieben waren und ihren Umsturz planten, zogen dann den Kleophon vor Gericht unter dem Vorwand, er habe sich nicht ins Feldlager zum schlafen begeben, in Wahrheit aber, weil er für euch dem NiederreiBen der Mauern widersprochen hatte. Für ihn prüparierten sie einen Gerichtshof, und da nur solche diesem angehören durften, die die Oligarchie einführen wollten, ließen sie ihn

unter diesem Vorwand hinrichten.'? 5.1.1

STRATEGEN UND TAXIARCHEN

Die an der Verschwórung der demokratischen Kráfte beteiligten Strategen und Taxiarchen wurden in der Zeit der fünf Ephoren verhaftet, aber erst unter den DreiBig Tyrannen verurteilt und hingerichtet. S. unter den Opfern der DreiBig.

Ἐπειδὴ

γὰρ ἀπολομένων

τῶν νεῶν n μετάστασις ἐπράττετο,

Κλεοφῶν

τὴν βουλὴν

ἐλοιδόρει.

φάσκων συνεστάναι καὶ (οὐ) τὰ βέλτιστα βουλεύειν τῇ πόλει. Σάτυρος δ᾽ ὁ Κηφισεὺς βουλεύων ἔπεισε τὴν βουλὴν δήσαντας αὐτὸν παραδοῦναι δικαστηρίῳ. οἱ δὲ βουλόμενοι αὐτὸν ἀπολέσαι. δεδιότες μὴ οὐκ ἀποκτείνωσιν ἐν τῷ δικαστηρίῳ. πείθουσι Νικόμαχον νόμον ἀποδεῖξαι ὡς χρὴ καὶ

τὴν βουλὴν συνδικάζειν. Καὶ ὁ πάντων οὗτος πονηρότατος οὕτως φανερῶς συνεστασίασεν, ὥστε τῇ ἡμέρᾳ N ἢ κρίσις ἐγένετο ἀποδεῖξαι τὸν νόμον. Κλεοφῶντος τοίνυν, ὦ ἄνδρες δικασταί, ἕτερα μὲν ἄν τις ἔχοι κατηγορῆσαι: τοῦτο δὲ καρὰ πάντων ὁμολογεῖται, ὅτι οἱ καταλύοντες τὸν δῆμον ἐκεῖνον

ἐβούλοντο μάλιστα τῶν κολιτῶν ἐκποδὼν γενέσθαι. καὶ ὅτι Σάτυρος καὶ Χρέμων οἱ τῶν τριάκοντα γενόμενοι οὐχ ὑπὲρ ὑμῶν ὀργιζόμενοι

Κλεοφῶντος κατηγόρουν, ἀλλ᾽ ἵνα ἐκεῖνον ἀποκτείναντες

αὐτοὶ ὑμᾶς κακῶς ποιῶσι. Οἱ δ᾽ ἐνθάδε ὑπομένοντες καὶ ἐπιβουλεύοντες καταλῦσαι τὴν δημοκρατίαν εἰς ἀγῶνα Κλεοφῶντα καθιστᾶσι. πρόφασιν μὲν ὅτι οὐκ ἦλθεν εἰς τὰ ὅκλα ἀνακαυσόμενος. τὸ δ᾽ ἀληθὲς ὅτι ἀντεῖπεν ὑπὲρ ὑμῶν μὴ καθαιρεῖν τὰ τείχη. ἐκείνῳ μὲν οὖν δικαστήριον παρασκενάσαντες καὶ εἰσελθόντες οἱ

βουλόμενοι ὀλιγαρχίαν καταστήσασθαι ἀπέκτειναν Ev τῇ προφάσει ταύτῃ.

Die Opfer der 5 Ephoren, der DreiBig und der Zehn

5.2

141

DIE OPFER DER DREISSIG

Die in die verschiedenen Quellen ziemlich übereinstimmend bezeugte Gesamtzahl der Opfer der Dreißig Tyrannen beträgt 2500 Hingerichtete, davon mehr als 1500 athenische Bürger.'? Die Angabe des Lysias über die Gesamtzahl der Opfer wird von dem Scholion zu Aichines zitiert (δισχιλίους φ΄ = 2500) „Die Anzahl der ohne Gerichtsverhandlung Hingerichteten betrug nach einigen 1500, nach Lysias am SchluB der Dokimasiarede gegen

Euandros aber 2500." 5.2.1

ATHENISCHE BÜRGER

Insgesamt Opfer.

1500 athenische

AP 35,4: „Und

binnen

Bürger fielen in acht Monaten

den Dreißig Tyrannen

kurzer Zeit hatten sie nicht weniger als

zum

1500 (Menschen)

umgebracht.“"” Aischin. 3,235: Ἔνιοι δὲ καὶ [αὐτοὶ] τῶν τριάκοντα ἐγένοντο, οἱ πλείους ἢ χιλίους καὶ πεντακοσίους τῶν πολιτῶν ἀκρίτους ἀπέκτειναν, πρὶν καὶ τὰς αἰτίας ἀκοῦσαι, ἐφ᾽ αἷς ἔμελλον ἀποθνήσκειν, καὶ οὐδ᾽ ἐπὶ τὰς [ταφὰς καὶ] ἐκφορὰς τῶν τελευτησάντων εἴων τοὺς προσήκοντας παραγενέσθαι. Isokr. 7,67: „Jene nämlich ließen, als sie durch einen Volksentscheid die Macht in der Polis übernommen hatten, 1500 Bürger ohne Gerichtsverhandlung hinrichten, zwangen

außerdem mehr als fünftausend Bürger, Zuflucht im Piräeus zu suchen." Isokr. 4,113: „Obwohl sie selbst in drei Monaten mehr Bürger ohne gerichtliches Urteil hingerichtet haben, als Athen während der gesamten Zeit der attischen Hegemonie

verurteilt hat! Isokr. 20,11: „Solche Charaktere nämlich sind es, die unsere Macht an die Feinde verraten, die Mauern unserer Vaterstadt zum Einsturz bringen und eintausendfünfhundert Bürger ohne Gerichtsverhandlung hinrichten.“'”

" — G. A. Lehmann 1997, 53. Schol. Aisch. I, 39: Τοὺς δὲ ἀπέκτειναν ἀκρίτους. ὡς μὲν £vioi φασιν. φ΄ καὶ α΄. ὡς δὲ Λυσίας ἐν τῷ κατὰ Εὐάνδρον δοκιμασίας ἐπιλόγῳ. δισχιλίους φ΄. Es ist zu bemerken, daß der Name des Euandros

in den Kodizes fehlt, er ist nur eine Konjektur von Sauppe. α΄ anstatt μ΄ in Kodizes ist auch eine Konjektur von ihm.

Καὶ χρόνου διαπεσόντος βραχέος οὐκ ἐλάττους ἀνῃρήκεσαν ἣ χιλίους πεντακοσίους. Οἱ μὲν γὰρ ψηφίσματι καραλαβόντες τὴν κόλιν πεντακοσίους μὲν καὶ χιλίους τῶν κολιτῶν ἀκρίτους ἀπέκτειναν, εἰς δὲ τὸν Πειραιᾶ φυγεῖν κλείους fj πεντακισχιλίους ἠνάγκασαν. Αὐτοὶ πλείους ἐν τρισὶ μησὶν ἀκρίτους ἀποκτείναντες ὧν ἢ πόλις ἐπὶ τῆς ἀρχῆς ἀπάσης ἔκρινεν.

Αὗται

γὰρ αἱ φύσεις

εἰσὶν αἱ καραδοῦσαι

μὲν

τὴν

δύναμιν

τὴν

ἡμετέραν

τοῖς πολεμίοις.

κατασκάψασαι δὲ τὰ τείχη τῆς κατρίδος, κεντακοσίους δὲ καὶ χιλίους ἀκρίτους ἀκοκτείνασαι τῶν πολιτῶν.

142

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Diod. Sic. 14,5,5: ,,Nach dem Tod des Theramenes stellten die DreiBig eine Liste der reichen Bürger auf, erhoben falsche Anklagen gegen sie, lieBen sie hinrichten und raubten ihren Besitz." Besonders eindrucksvoll ist die Schilderung der Hinrichtungen von Kleokritos in der Hellenika von Xenophon: „Hört nicht länger auf die gottlosesten aller Menschen, die DreiBig, welche um ihres persönlichen Vorteils willen in acht Monaten beinahe mehr

Athener ums Leben gebracht haben als sämtliche Peloponnesier in zehn Kriegsjahren.“" 5.2.2

STRATEGEN UND TAXIARCHEN

S. Lys. 13,35 und Develin 181 Dionysodoros PA 4278; Develin 904; PAA 360470

S. Lys.

13,13; 40-41. Taxiarchos im Jahre 405/404." Er beteiligte sich an einer

Verschwörung gegen die Friedensverhandlungen des Theramenes, deshalb wurde er von den DreiBig Tyrannen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Eukrates PA 5757; Develin 181; PAA 437715; APF 404 S. Lys.

18,5. Er war der Bruder des Nikias (PA

hingerichteten

Nikeratos.

Er hat als Choregos

10808) und der Onkel des ebenfalls

in den Dionysien (vor 415 v. Chr.)

gewonnen (Plat. Gorg. 472a). Seine Frau war die Schwester des zunächst steinreichen, später aber verarmten Kallias (PA 7840; Andok. 1,47). Er wurde im Hermokopi-

denprozeB angeklagt (Andok. 1,47; 68). Er war 412/411 v. Chr. Strategos in Thrakien, und er wurde der Korruption verdüchtigt (Aristoph. Lysistr. 103; Schol. Aristoph. Lysistr. 103; Suda A 3069). Nach Aigospotamoi (405.v. Chr.) wurde er zum Strategos gewählt (Lys. 18,4). Er wurde von den DreiBig aufgerufen, bei der Oligarchie mitzumachen (Lys. 18,4): „Denn nach der Niederlage zur See wurde er von euch zum Feldherrn gewählt, obwohl von den Feinden des Volkes aufgerufen, bei die Oligarche mit-

zumachen."" Als er nicht nachgeben wollte, sondern sich an einer Verschwörung gegen die Friedensverhandlungen des Theramenes beteiligte, wurde er von den DreiBig Tyrannen zum Tode verurteilt und hingerichtet, sein Vermógen wurde aber nicht konfisziert (Lys. 18,5): „Obwohl er einer der DreiBig hätte werden können, so mächtig

wie nur einer von ihnen, wollte er lieber im Dienst für eure Rettung sterben.“'” In Sachen der 403 v. Chr., in der Zeit der restaurierten Demokratie, wegen Veruntreuung öffentlicher Gelder beantragten Konfiskation seines Vermögens wurde die 18. Rede ^

Xen. Hell. 2.4,21. Gemeint sind die letzten zehn Jahre seit dem Wiederausbruch des Krieges nach dem Nikiasfrieden 413 v. Chr.

Der Name des Dionysodoros steht unter den Strategen und Taxiarchen, die an der Verschwörung gegen die Friedensverhandlungen teilnahmen. Laut R. Develin 1989,181 war er einer der Taxiarchen.

"

'Httnyévov yàp ἐν (tfi) ναυμαχίᾳ στρατηγὸς ὑφ᾽ ὑμῶν ῃρημένος xai παρακαλούμενος μετέχειν τῆς ὀλιγαρχίας ὑπὸ τῶν ἐπιβουλευόντων τῷ nA Bei, οὐκ ἠθέλησε αὐτοῖς πείθεσθαι. AA” ἐξὸν αὐτῷ καὶ τῶν τριάκοντα γενέσθαι καὶ μηδενὸς ἔλαττον δύνασθαι, μᾶλλον εἵλετο πράττων ὑπὲρ τῆς ὑμετέρας σωτηρίας ἀπολέσθαι.

Die Opfer der 5 Ephoren, der DreiBig und der Zehn

143

des Lysias vom ültesten Sohn des Eukrates vorgetragen. Die Sóhne des Eukrates gehörten zur Trierarchenschicht um 390 v. Chr., ein Teil des Vermögens der Familie

lag im Grundbesitz.? Kalliades

PA 7776; Develin 181; PAA 552975

S. Lys. 30,14. Kalliades war Taxiarchos im Jahre 405/404 v. Chr. Er beteiligte sich an einer Verschwörung gegen die Friedensverhandlungen des Theramenes, deshalb wurde er von den Dreißig Tyrannen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Lys. 30,14: „Auch dieses Gremium am Gerichtsverfahren teilnehmen lieB, in dem Satyros und Chremon am mächtigsten waren, Strombichides und Kalliades und viele andere echte, anständige

Bürger umgebracht wurden."Er war kein Strategos im Jahre 406/405, die Angabe des Diodoros (13,101,5) ist falsch.? Nikias PA 10774; PAA 711690

Lys. 13,23; 13,30. Er Friedensverhandlungen ser zeigte ihn jedoch an, und hingerichtet wurde.

beteiligte sich angeblich an einer Verschwórung gegen die des Theramenes. Nikias bot dem Agoratos Bürgschaft an, dieweshalb Nikias von den DreiBig Tyrannen zum Tode verurteilt Er ist sonst unbekannt.

Nikomenes

PA 10967; PAA 716935

S. Lys. 13,23; 13,30. Er beteiligte sich angeblich an einer Verschwórung gegen die Friedensverhandlungen des Theramenes. Nikomenes bot dem Agoratos Bürgschaft an, dieser zeigte ihn jedoch an, weshalb er von den DreiBig Tyrannen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. J. Kirchner setzt ihn mit einem Nikomenes gleich (PA 10968),

der ein Dekret verfaBt hat, nach dem das perikleische Bürgerrechtsgesetz auf diejenigen beschränkt

wurde, die nach 403/402

v. Chr.

geboren

waren

(Eumelos

in Schol. zu

Aischin. 1,39, FGrHist 77 F 2: Εὔμηλος ... φησὶ Νικομένη τινὰ ψήφισμα θέσθαι μηδένα τῶν μετ᾽ Εὐκλείδην ἄρχοντα μετέχειν τῆς πόλεως, ἂν μὴ ἄμφω τοὺς γονέας

ἀστοὺς ἐπιδείξηται, τοὺς δὲ πρὸ Εὐκλείδου ἀνεξετάστως ἀφεῖσθαι). Die Identifizierung

kann

aber

nicht

zutreffen,

da

der

Verschwórer

Nikomenes

vor

dem

Archontenjahr des Eukleides hingerichtet wurde (Lys. 13,38). Er ist sonst unbekannt.

3)

J. K. they been Kai

Davies APF 404—405: „Their estate, at least some of which was in land (Lys. XVIII.14) and which apparently owned in common with their cousin Diomnestos (Lys. XVIII.21) must still then have of very substantial value." ταύτην τὴν βουλὴν συνδικάζειν ἐποίησεν ἐν h Σάτυρος μὲν xoi Χρέμων μέγιστον ἐδύναντο.

Στρομβιχίδης δὲ xai Καλλιάδης καὶ ἕτεροι πολλοὶ καὶ καλοὶ κἀγαθοὶ τῶν πολιτῶν ἀπώλλυντο. R. Develin 1989, 179: „Also at 13.101.5 he (scil. Diodoros) has Kalliades as general, clearly in error.“ Der Name Καλλιάδης ist dementsprechend zu ( Ἐρασλι(νύδης zu korrigieren, s. PAA 552975. S. dazu M. Chambers 1990, 264.

144

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Strombichides, der Sohn des Diotimos aus Euonymon PA 13016, APF 161 Diotimos (PA 4386), der Vater des Strombichides war 433/432 v. Chr. Strategos und wurde nach Kerkyra gesandt (Thuk. 1,45,2; IG I 364 = M-L 61,36-7). Er war angeblich auch Nauarchos (Timaios FGH

566 F 98) und Gesandter in Susa (Strabon

1,3,1,47). Strombichides war Strategos 412/411 v. Chr. (Thuk. 8,15-17; 30; 62-63; 79; Hell.Oxy.

7,4; Schol.

Aischin.2,31)

und Taxiarchos

im Jahre 405/404

v. Chr.*

Er

beteiligte sich an einer Verschwórung gegen die Friedensverhandlungen des Theramenes, deshalb wurde er von den DreiBig Tyrannen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Lys. 13,30,14: „Auch dieses Gremium am Gerichtsverfahren teilnehmen ließ, in dem Satyros und Chremon am mächtigsten waren, Strombichides und Kalliades und

viele andere echte, anstándige Bürger umgebracht wurden."'? Der Vater des Pantaleon PA 11599 S. Lys. 10,4; 10, 27; 11,2; 11,9. Der Vater des Pantaleons und des Redners, der die 10. Rede des Lysias gegen Theomnestos gehalten hat, ist um 471 v. Chr. geboren. Er ist oft zum Strategen gewühlt worden (Lys. 10,27). Er verlor unter der Oligarchie mit 67 Jahren sein Leben „wegen seiner Treue zur Demokratie" (Lys.10,27). Er beteiligte sich an einer Verschwörung gegen die Friedensverhandlungen des Theramenes, weshalb er von den DreiBig Tyrannen zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde, sein Vermógen wurde aber nicht konfisziert. Der Redner erwähnt nämlich, daß sein Bruder, Pantaleon, alles übernommen hat; als sein Vormund hat er ihn um sein väterliches Erbe gebracht (Lys. 10, 4). 5.2.3

SONSTIGE ATHENISCHE BÜRGER

Alkibiades, Sohn des Kleinias, Skambonides PA 600; PAA 121630; APF 9-22 Diod. Sic. 14,11,1—4; Iustinus 5,8,12-14; Orosius 2,17,6; Plut. Alkib. 37-39; Nepos Alc. 10 Die demonstrative Zurschaustellung des Reichtums des Alkibiades hat in ganz

Griechenland Eindruck gemacht.” Laut Diodoros ließ ihn Pharnabazos, der Satrapes des Kónigs Dareios, festnehmen und tóten, aber nach Nepos und Plutarchos machte Kritias dem Lysandros klar, daß Alkibiades aus dem Wege zu räumen sei. Laut Orosius ließen ihn die Dreißig ermorden." Die Version des Ephoros (Alkibiades wollte dem

^ =

Der Name des Strombichides steht unter den Strategen und Taxiarchen, die sich an der Verschwörung gegen die Friedensverhandlungen beteiligten. Laut R. Develin 1989, 181 war er einer der Taxiarchen. Καὶ ταύτην τὴν βουλὴν συνδικάζειν ἐποίησεν ἐν ἣ Σάτυρος μὲν xoi Χρέμων μέγιστον ἐδύναντο,

*

Στρομβιχίδης δὲ καὶ Καλλιάδης καὶ ἕτεροι πολλοὶ καὶ καλοὶ κἀγαθοὶ τῶν κολιτῶν ἀπώλλυντο. Chr. Mann 2001, 103. 2.17.5. „Igitur triginta rectores Atheniensibus ordinati triginta tyranni exoriuntur: qui primo se tribus milibus satellitum stipant, mox etiam septingentos milites victoris exercitus lateribus suis circumponunt. 6. Caedem omnium passim futuram occisio Alcibiade auspicantur, qui fugiens in itinere clausus cubiculo vivus incensus est."

Die Opfer der 5 Ephoren, der DreiBig und der Zehn GroBkónig von dem Komplott Diodoros zitiert (14,11,2—3).

des

Kyros

gegen

Artaxerxes

145 berichten)

wird

von

Antiphon, Sohn des Lysonides PA 1283, APF 328; PAA 138325; 138320 (?) Xen.

Hell.

2,3,40;

Plut.

Mor.

833A

(= FGrHist

115

F

120);

H.

Gerstinger -- H.

Oellacher — K. Vogel 1932, 97-105; 1939, 93-94. Lysonides, der Vater von Antiphon,

wurde von Kratinos verspottet." Antiphon gehörte zur trierarchiepflichtigen Klasse, er hat während des Peloponnesischen Krieges zwei Trieren gestellt.? Er wurde von den DreiBig Tyrannen zum Tode verurteilt und hingerichtet." Er war eines ihrer ersten und

markantesten Opfer." Es ist nicht bekannt, warum ihn die DreiBig getótet haben. Er dürfte zwar groBes Vermógen gehabt haben, das aber von den DreiBig zunüchst nicht konfisziert wurde. Sie lieBen sich fünf Monate von Epistratos tüuschen, erst dann wird es zu Nachforschungen wegen eines Chorion gekommen sein. Antiphons Erbtochter

wurde später von Kallaischros angeklagt (ἐπιδικάζεσθαι). 2 Im Fragment der Lysias-

Rede handelt es sich um die Anfechtung einer Adoption durch Testament.” Ob zwischen Kallaischros und Kritias' Vater Verwandtschaft bestand, ist nicht gesichert (APF

328), Kallaischros müßte Antiphon gehabt haben.

aber

verwandtschaftliche

Beziehungen

zur

Familie

des

Autolykos, Sohn des Lykon aus Thorikos PA 2748; PAA 239835 Diod. Sic. 14,5,7. Xen. Symp. 1,2; Plut. Lys. 15; SEG 34,380; Athen. 187f; 216d. Diod. Sic. 14,5,7: ,, Auch den Autolykos, einen Mann, der die freimütige Rede liebte, beseitigten jene, die kurz gesagt, gerade die angesehensten Bürger als Opfer auswählten.‘““ Plut. Lys. 15: „Als aber dieser (Kallibios) gegen den Athleten Autolykos, zu dessen Ruhme Xenophon sein Gastmahl verfaBt hat, den Stock hob und ihn schlagen wollte, der aber ihn bei den Beinen faBte und auf den Rücken legte, da stimmte Lysander nicht denen zu, die sich entrüsteten, sondern vielmehr denen, die den Kallibios tadelten, indem er sagte, er verstehe es nicht, über freie Männer zu herrschen. Doch töteten die Dreißig wenig später den Autolykos dem Kallibios zuliebe." Lykon, Kratinos, Pytine fr. 212 PCG, [Plut.] Vit. X or. 833A (ὡς κονηροῦ μνημονεύει). Über die verschiedenen

Antiphons am Ende des 5. Jh. v. Chr. s. F. Blass 1887 , 93-94. Xen. Hell. 2,3,40: ᾿Αλλὰ μὴν xai ᾿Αντιφῶντος ὑφ᾽ ἡμῶν ἀπολλυμένου, ὃς £v τῷ πολέμῳ δύο τριήρεις

εὖ πλεούσας παρείχετο. „Und nun erst, als sogar Antiphon von uns umgebracht wurde, der während des Krieges zwei seetüchtige Trieren gestellt hatte."

Xen. Hell. 2,3,40; Theopomp. Philipp.15, FGrHist 115 fr. 120 = [Ptut.] Vit. X orat. 833A: “Ὅτι δ᾽ ὑπὸ τῶν τριάκοντα ἀπέθανεν. ἱστορεῖ καὶ Θεόπομπος Ev τῇ πεντακαιδεκάτῃ τῶν Φιλικκικῶν.

H. Gerstinger -- H. Oellacher - K. Vogel 1932, 105. [Plut.) Vit. X Or. 833A.

H. Gerstinger — H. Oellacher - K. Vogel 1932, 98-99: 'Exictpalto; δὲ φάσκων avltoo εἶναι, iv[a ó]ialoocew τῇ 0(vy]altpi ᾿Αντιφῶνίτος εἶχε τὸ χωρίον IxA£ov ἣ πέντε lufjvag. ἕως ἢγ[ηϊσ]άμενοι oi τρίιά] κοντα οὐδὲν αὐἱϊτοῖς προσήκειν τὸν [δῆμον ἀνακαλεϊ[σάμ]ε[ν]οἱι..].

᾿Ανεῖλον δὲ καὶ Αὐτόλυκον, ἄνδρα καρρησιαστήν. καὶ καθόλου τοὺς χαριεστάτους ἐπέλεγον.

146

Kritias und die DreiBig Tyrannen der Vater des Autolykos, wurde von den Komikern wegen seiner Armut und wegen seiner lebenslustigen Frau öfter verspottet," und er wurde später einer der Ankläger des Sokrates. Autolykos' Mutter war eine Rhodierin (Schol. Aristoph. Lys. 270; Plat. Apol. 236).

Er,

als

schöner

Knabe,

war

der

Liebling

des

reichen

Kallias,*

der

nach

Autolykos' Sieg im Pankration bei den Panathenäen (422 v. Chr.) das von Xenophon beschriebene Symposion ausrichtete. Leochares schuf eine Siegerstatue des Autolykos,

die im Prytaneion stand." Die Statue dürfte auch darum an repräsentativer Stelle aufgestellt worden sein, weil Autolykos das Opfer der Dreißig wurde. In der Zeit der DreiBig Tyrannen hatte er einen Konflikt mit den lakedaimonischen Harmostes, nach Plutarch mit Kallibios, nach Pausanias aber mit Eteonikos; dessen Name ist jedoch anscheinend eine Verschreibung. Kallibios wollte Autolykos mit dem Stab schlagen, der Pankratiast faBte ihn aber bei den Beinen und legte ihn auf den Rücken." Als Kallibios sich bei Lysandros beklagte, stimmte er nicht ihm zu, sondem sagte, Kallibios verstehe es nicht, über freie Männer zu herrschen. In Plutarchs Fassung töteten die DreiBig Tyrannen den Autolykos dem Kallibios zuliebe. Laut Pausanias haben Autolykos und ,Eteonikos' über einen Besitz (κτῆμα) des Autolykos gestritten. Da der Pankratiast dem Freundeskreis des Kallias und des von den DreiBig hingerichteten Nikeratos angehörte,” dürfte es wahrscheinlicher sein, daß Autolykos deshalb den Tyrannen verdächtig war und nach dem Zwischenfall mit Kallibios von ihnen

getötet wurde.

33

Schol. Plat. Apol. 23e: Λύκων μέντοι κατὴρ ἦν Αὐτολύκον, Ἴων γένος, δήμων Θορίκιος, πένης, ὡς Κρατῖνος Πυτίνηι. ᾿Αριστοφάνης Σφηξίν. S. PCG 4,232, Cratinus fr. 214. Ar. Vesp. 1301 erwähnt die Armut des Lykon nicht. Schol. Ar. Vesp. 1169; Ar. Lysist. 270 mit Schol.; Eupolis, Poleis fr. 232 PCG:

Eupolis fr. 58 PCG (Phot. 812; B27). Die Beziehung des Autolykos mit Kallias bot Eupolis dankbaren Stoff, der zwei Komödien mit Titel Autolykos schrieb, s. dazu PCG Eupolis fr. 48—75; Athen. 216c-d; Gal. in Hipp. vict. acut. Apsin. Rhet. 3. Eupolis fand mit seinem Autolykos groBen Anklang beim athenischen Publikum. Stück wurde zweimal aufgeführt, 420 v. Chr. und zu einem unsicheren spüteren Datum. S. dazu B.

dem 1,4; Das Ηυβ

1999, 72. 37

Plin.

N.H.

34,79:

(Leochares)

Autolycum

pancratii

victorem,

propter quem

Xenophon

symposium

scripsit; Paus.10,32,8: Αὐτολύκῳ tQ παγκρατιάσαντι. οὗ δὴ καὶ εἰκόνα ἰδὼν οἶδα ἐν πρυτανείῳ τῷ ᾿Αθηναίων, τούτῳ τῷ ἀνδρὶ ἐς ἀμφισβήτησιν ὅτου δὴ κτήματος 'Eteóvikog ἦλθεν ὁ Σπαρτιάτης. ὡς δὲ ἄρα λέγων ἡλίσκετο οὐ δίκαια - ἦν γὰρ δὴ τηνικαῦτα ᾿Αθηναίοις τῶν τριάκοντα ἢ ἀρχὴ καὶ παρῆν ét ὁ Λύσανδρος - τούτων ἕνεκα Ἑτεόνικος πληγῶν τε ἄρχειν ἐπήρθη καὶ ἀμυνάμενον τὸν Αὐτόλυκον ἦγεν ἐπὶ Λύσανδρον, καντάκασιν ἐκεῖνον ἐς χάριν τὴν ἑαυτοῦ δικάσειν ἐλπίζων. Λύσανδρος δὲ ἀδικεῖν Ἐτεόνικον κατέγνω καὶ ἀπκέκεμψεν ἀτιμάσας τῷ λόγῳ. In Delphoi hat man eine Statuenbasis mit der Inschrift (SEG 34,380,3) [Αὐτ)όλυκος 'AOn[vaiog ἱκαγ]κ[ρ]ατ[ίι]αστής [^elexa[p]ng [ἐπυήσε]. gefunden. Die Inschrift ist nach 331 v. Chr. zu datieren. S. dazu SEG 34.380: „His statue was erected in the 2nd half of the 4th cent. B.C. in front of the Prytaneion at Athens; the Delphian statue would be its copy."

Plut. Lys. 15. Xen. Symp. 1.2. 4)

Über Autolykos s. neulich Chr. Mann 2001, 113-117.

Die Opfer der 5 Ephoren, der DreiBig und der Zehn

147

Leon aus Salamis

PA 9100 (?)*";: PAA 605440; 605445?

Xen. Hell. 2,3,39; Plat. Apol.32c; Andok. 1,94. Laut McCoy sei er mit dem Strategos der Arginusenschlacht identisch. Leon aus Salamis war aber kein attischer Bürger.“ Seine ohne Gerichtsurteil erfolgte Hinrichtung ist bei Xenophon, Andokides und Platon erwähnt. Andok. 1,94: „Dieser Meletos ferner schleppte, wie ihr alle wisst, unter der Herrschaft der DreiBig, den Leon ins Gefüngnis, wo er ohnem Urteil und Recht

hingerichtet wurde." Xenophon nennt ihn zuverlüssig (ἀνδρὸς xoi ὄντος xai δοκοῦντος ἱκανοῦ εἶναι). Die Dreifig trugen Sokrates auf, Leon aus Salamis herzubringen, um ihn hinzurichten (Plat. Apol. 32c). Vielleicht war er einer der Gesandten der Athener, die im April 421 den Nikiasfrieden in Sparta beschworen (Thuk. 5,19). Lykurgos, Sohn des Lykomedes, Butades PA 9249; PAA 611325

[Plut.] Vit. X orat. 841B: Λυκοῦργος Λυκόφρονος μὲν ἦν πατρὸς τοῦ Λυκοῦργου, ὃν οἱ τριάκοντα τύραννοι ἀπέκτειναν, αἰτίου αὐτῷ τῆς ἀναιρέσεως γενομένου ᾿Αριστοδήμου Βατῆθεν, ὃς καὶ ἐλληνοταμίας γενόμενος ἔφυγεν ἐν τῇ δημοκρατίᾳ-

τῶν δήμων δὲ Βουτάδης, γένους τοῦ τῶν 'EteopovtaóQv.9 Lykurgos, der Großvater des berühmten Redners, wurde von Aristodemos aus Bate angeklagt, von den DreiBig Tyrannen zum Tode verurteilt und hingerichtet. Unsere Quelle erwähnt nicht den Grund, warum Lykurgos, ein Angehöriger der wichtigen Priesterfamilie der Eteobutaden, sterben muBte. J. K. Davies macht darauf aufmerksam, daB der Demos des Aristodemos mit dem Wohnort des anderen Familienzweiges der Eteobutaden identisch ist, somit ist eine ‚Familienvendetta’ nicht auszuschließen.“ Lykurgos war aber kein einfacher Priester der Eteobutaden, sondern angeblich auch ein Neuerer der athenischen Religionsgeschichte: Er dürfte der Begründer des ügyptischen Isis-Kultes in Athen sein." Diese Tätigkeit wurde von den traditionellen Priestern wohl miBbilligt. Die Hinrichtung des Lykurgos paßt jedoch zur ‚Religionspolitik’ der DreiBig Tyrannen:

4

W. J. McCoy 1975, 187-199. S. dagegen S. Brenne 2001, 258 Anm. 1909: „Leon Salaminios, Plat. Apol. 32c (411 v. Chr.), wohl PA 9100 = AO 1792, Stratege desselben Jahres und vielleicht 439/438 v. Chr. (AO S. 92) und Zeuge beim Nikas-Frieden (Thuk. 5,19)." Bei dem Jahr 411 v. Chr. sollte es sich freilich nur um eine Verschreibung für 404/403 v. Chr. handeln. Die Interpretation der Pseudo-Plutarch-Stelle ist keinesfalls gesichert. E. Meyer 1975,19 Anm. 1) hielt z.B. Lykophron für das Opfer der Tyrannen, s. dazu J. K. Davies APF 348-350. J. K. Davies APF 350: „Almost as remarkable as the courage of the Thirty in condemning one of the chief priests of Athens is the fact that his prosecutor came from the deme which was dominated by the other branch of the genos. I suspect that behind this fact lurks some local vendetta, for the nature of which we have not the barest glimmer of evidence." Kratinos, Deliades fr. 32 (30) PCG; Pherekrates, Agrioi fr. 11 PCG; Ar. Av. 1296 mit Schol. a—b. zu 1296; IG II! 337,43—44.

148

Kritias und die DreiBig Tyrannen Laut Isokrates (7,66) haben die Tyrannen einige Tempel geplündert.“ Lykurgos wird dagegen Protest erhoben haben und deshalb aus dem Weg geräumt worden sein. Er hat nach seinem Tode vom Demos ein staatliches Begrübnis bekommen." Über die angebliche Verbannung des Lykurgos und über sein Hellenotamias-Amt s. unter Aristodemos bei den Denunzianten.

Nikeratos, Sohn PA 10741; PAA Xen. Hell. 327c; Lach.

des Nikias, Kydantides 710670; 710575 (?) 2,3,39; Lys. 18,6; 19,47; Diod. Sic. 14,5,5; Plut. Mor. 998B; Plat. Rep. 200d; Xen. Symp. 4,6; Aristot. Rhet. 1413a. Nikeratos diente 410/409 v.

Chr. als Trierarchos (IG 1° 375,36): Νικεράτοι Κυδαντίδει τριεράρχοι. Als Nikias starb, hatte er ein Vermógen von nicht weniger als 100 Talenten, davon das meiste in Haus-, nicht in Grundbesitz. Als aber Nikeratos starb, hinterließ er nichts an Silber und Gold, und sein Vermógen betrug nicht mehr als 14 Talente (Lys. 19,47). Nach seinem Tod entzog sich seine Frau der Schändung durch freiwilligen Tod.” Nikeratos gehörte zum Freundeskreis von Kallias und Autolykos." Theramenes war mit der Hinrichtung des Nikeratos nicht einverstanden (Xen. Hell. 2,3,39): „Ich erkannte ferner, daß wir uns durch die Gefangennahme des Nikeratos, Sohnes des Nikias, eines reichen Mannes, der sowenig wie sein Vater jemals die Partei des Volkes ergriffen hatte, Leute seinesgleichen zu Feinden machen würden." Laut Diodoros muBte er wegen seines Reichtums sterben (Diod. Sic.

14,5,5): ,,Nach dem Tod des Theramenes

stellten die

DreiBig eine Liste der reichen Bürger auf, erhoben falsche Anklagen gegen sie, lieBen sie hinrichten und raubten ihren Besitz. Sie tóteten sogar den Nikeratos, den Sohn jenes Nikias, der den Feldzug gegen die Syrakusaner geleitet hatte, einen allen gegenüber rechtlich gesonnenen und menschenfreundlichen Mann, der an Reichtum und Ansehen beinahe den ersten Rang unter den Athenern einnahm." Pheidon und seine Tóchter Die grausame Geschichte des Pheidon und seiner Tóchter wurde nur von Hieronymus überliefert.

Hieron.

adv.

lovin.],

41

(307)

„Triginta

Atheniensium

tyranni

cum

Phidonem [A/. Phedonem] in convivio necassent, filias eius virgines ad se venire Jusserunt, et scortorum more nudari; ac super pavimenta, patris sanguine cruentata, impudicis gestibus ludere: quae paulisper dissimulato dolore [A/. doloris habita], cum

Toug δὲ τριάκοντα τῶν μὲν ἀμελήσαντας, tà δὲ συλήσαντας. „Die DreiBig aber haben öffentlichen Gebäude vernachlässigt, die Tempel geplündert ..." S. dazu Ch. Tuplin 1993,43. Anm. 1.

^" *

die

[Plut.] Mor. 852A; über die Fragmente der Stratokles-Psephisma s. IG 11? 457. Hieronym. adv. lovinianum 1,44 (310), J. P. Migne, Patrologia Latina 23, 286: „Quid loquar Nicerati coniugem, quae, impatiens iniuriae viri, mortem sibi ipsa conscivit, ne triginta tyrannorum. quos Lysander victis Athenis imposuerat, libidinem sustineret?" S. dazu P. Krentz 1982, 15; I. Opelt 1973, 52: „Beispiele keuscher Frauen nach dem Tode des Mannes oder Geliebten schließen an: Frau des Nikeratos, Artemisia ...“ Xen. Symp. 1,2.

Die Opfer der 5 Ephoren, der Dreißig und der Zehn temulentos convivas cernerent, quasi ad requisita naturae egredientes, complexae praecipitaverunt in puteum, ut virginitatem morte servarent.'?

149 invicem

se

Theramenes, Sohn des Hagnon, Steirieus PA 7234; PAA 513930 Xen. Hell. 2,3,55-56; AP 37,1. S. unter den DreiBig Tyrannen 5.24

DIE SYKOPHANTEN DER ZEIT DER DEMOKRATIE

Xen. Hell. 2,3,12: „Sodann begannen sie damit, alle, von denen sie wuBten, daß sie wührend der Zeit der Demokratie vom Sykophantenwesen gelebt und den «Schónen und Guten» Schwierigkeiten bereitet hatten, zu verhaften und für sie die Todesstrafe zu

beantragen.'^" AP 35,3: „So handelten sie also am Anfang; sie beseitigten auch die Denunzianten und diejenigen, welche dem Volk gegen seine wahren Interessen nach dem Munde redeten und

(in der Tat) Verbrecher und Lumpen waren.“* 5.25

DIE EINWOHNER

VON ELEUSIS

S. Xen. Hell. 2,4,8; Lys. 12,52; 13,44; Diod. Sic. 14,32,4. Xen. Hell. 2,4,8: „Da sich nach diesem Vorfall die Dreißig in ihrer Stellung nicht mehr sicher fühlten, wollten sie die Stadt Eleusis ganz zu ihrer eigenen Verfügung haben, um dort für den Notfall eine Zuflucht zu finden. Nach entsprechenden Anweisungen an die Reiterei kamen Kritias und die übrigen DreiBig nach Eleusis und veranstalteten eine Musterung unter den ..., bei der sie unter dem Vorwande, sie wollten wissen, wie groß die Zahl der Bewohner sei und wieviele Wachsoldaten sie noch zur Verstärkung nötig hätten, sámtliche Münner sich in eine Liste eintragen lieBen. Wer sich eingeschrieben hatte, muBte jeweils durch die kleine Pforte, die zum Meer hinführt, hinausgehen. Am Strand aber hatten sie zu beiden Seiten der Pforte die Reiter aufgestellt, und jedesmal, wenn einer herauskam, wurde er von den Schergen gefesselt. Nachdem auf diese Weise alle festgenommen waren, befahlen sie dem Reiterführer Lysimachos, die Gefangenen «nach Athen» hinaufzuführen und den Elfmännern zu übergeben." Lys. 12,52: „Der aber, anstatt denen in Phyle Hilfe anzubieten oder zu bringen, zog mit seinen Kollegen nach Salamis und Eleusis, wo er 300 Bürger ins Gefängnis schleppte und sie alle in einem einzigen Beschluß zum Tode verurteilte.”



P. Krentz 1982, 15; 1. Opelt 1973, 51: „Nach den mythischen und den römischen Beispielen werden die aus der griechischen Geschichte aufgeführt für den Opfertod von Jungfrauen: die Töchter des Phaidon (sic!), die Tochter Demotions ...^ S. dazu die Geschichte der Frau des Nikeratos (Hieron. adv. lovin. 1, 44). Wir kennen die Quelle des Hieronymus nicht.

si

"Ererta κρῶτον μὲν OLG xàvteg ἤδεσαν £v τῇ δημοκρατίᾳ ἀπὸ συκοφαντίας ζῶντας καὶ τοῖς καλοῖς κἀγαθοῖς βαρεῖς ὄντας, συλλαμβάνοντες ὑπῆγον θανάτου. Kat’ ἀρχὰς μὲν οὖν ταῦτ᾽ ἐποίουν καὶ τοὺς συκοφάντας καὶ τοὺς τῶι δήμωι πρὸς χάριν ὁμιλοῦντας καρὰ τὸν βέλτιστονκαὶ κακοκράγμονας ὄντας καὶ πονηροὺς ἀνῇρουν.

150

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Diod. Sic. 14,32,4: „Den Einwohnern von Eleusis und Salamis aber machten sie den Vorwurf, die Sache der Flüchtlinge zu vertreten, und ließen sie sämtlich hinrichten.“* Es ist nicht klar, ob die 300 von Lysias erwähnten Opfer der Tyrannen nur die Einwohner von Eleusis oder die von Eleusis und Salamis zusammen waren. Wir kennen weder die Einwohnerzahl von Eleusis noch die von Salamis. Eleusis war einer der gróBten attischen Demen. Sie hatte 11 Buleuten in den Rat des 500 gesandt.” Die Eleusiner stellten somit 2,2% der attischen Buleuten. Wenn die Proportion der Bürgerzahl der Demen der Proportion der Zahl der Buleuten entspricht, betrug die Zahl der Bürger von Eleusis, mit 30000 attischen Bürgern gerechnet, rund 660. Da es am Ende des Peloponnesischen Krieges aber nicht mehr als 25000 Athener gab, dürfte die Zahl der Eleusiner nur rund 550 betragen haben. ^ Wenn alle 300 Opfer der Tyrannen Eleusiner waren, dann entsprach ihre Zahl etwa der Hülfte der Anzahl der Bürger von Eleusis. Falls auch die Salaminier zu den 300 gerechnet wurden, war der Anteil der eleusinischen Opfer geringer. Diodor schreibt auf jeden Fall, daB die Eleusiner und die Salaminier die attischen Flüchtlinge unterstützt und deshalb die Verfolgung der Tyrannen erlitten haben.

5.2.6

DIE EINWOHNER VON SALAMIS

Lys. 12,52; 13,44; Diod. Sic. 14,32,5; Xen. Hell. 2,3,39; Plat. Apol. 32c; Andok. 1,94

9

Ὁ δ᾽ ἀντὶ τοῦ ἐπκαγγείλασθασθαί τι ἢ πρᾶξαι ἀγαθὸν πρὸς τοὺς ἐπὶ Φυλῇ. ἐλθὼν μετὰ τῶν συναρχόντων εἰς Σαλαμῖνα καὶ Ἐλευσῖνάδε τριακοσίους τῶν πολιτῶν ἀκήγαγεν εἰς τὸ δεσμοτήριον, καὶ μιᾷ ψήφῳ αὐτῶν ἁπάντων θάνατον κατεψηφίσατο.

^*^

Ἐλευσινίους δὲ καὶ Σαλαμινίους αἰτιασάμενοι τὰ τῶν φυγάδων φρονεῖν, ἅπαντας ἀνεῖλον.

$

J. S. Traill 1975, 67. Acharnai hatte 22. Aphidna Buleuten. S. dazu noch D. Whitehead 1986, 372.

^

Der größte Demos Attikas war Achamai. Wir kennen nicht nur die Zahl der acharnaischen Buleuten, sondern auch die Größe der acharnaischen Hoplitenmannschaft. Thuk. 2, 20, 2 schreibt: "Aya δὲ xai oi

16, Lamptrai

14, Paiania

12 Kydathenaion

12 (7)

'Axapvfic μέγα μέρος ὄντες τῆς κόλεος (τρισχίλιοι γὰρ ὀκλῖται ἐγένοντο) „die Acharner waren ein so großer Teil des Volkes (sie stellten dreitausend Gepanzerte)." Da die Anzahl der Ratsherren der Eleusiner der Hälfte derjenigen der Achamer entsprach, dürfte die Hoplitenschar der Eleusiner etwa 1500 betragen haben. Die Angabe des Thukydides wurde aber in Frage gestellt. „Verderbt ist an dieser Stelle natürlich die Ziffer der 3000 Hopliten, welche Acharnai allein bei einer Gesamtzahl von 13000-14000 (II 13, 6) gestellt haben soll", schreibt A. Milchhófer RE I 1893, 209. H. Müller-Strübing nimmt 300 (τ᾽ statt ,y) an, was hinter der Wahrscheinlichkeit zurückbleibt. J. M. Stahl und A. Milchhöfer

schlagen eine Lesung von 500 Hopliten vor (urspünglich stünde M, „weiches dann in T (.y) verlesen worden würe"). A. W. Gomme 1956, 74 rechnet mit 1200 Hopliten (XHH statt XXX). S. Dow 1961, 68 schlägt 1000 (x statt .y) vor, s. dazu D. Whitehead 1986, 398—399, S. Hornblower 1991, 273 hält auch die Hoplitenzahl 1100 für wahrscheinlich, er meint aber, daB Thukydides nicht von 3000 Hopliten (ὁπλῖται). sondern von 3000 Politen (πολῖται) geschrieben hat (die Konjektur stammt von F. Polle, Neue Jahrbücher 135, 1887, 109-111). Falls die Zahl 1100 richtig ist, dürfte die eleusinische Hoplitenschar aus etwa 550 Männern bestanden haben, die Bürgerzahl von Eleusis dürfte also wenig größer als 600 gewesen sein.

Die Opfer der 5 Ephoren, der Dreißig und der Zehn

151

Lys. 12,52: ,,Der aber (Eratosthenes), anstatt denen in Phyle Hilfe anzubieten oder zu bringen, zog mit seinen Kollegen nach Salamis und Eleusis, wo er 300 Bürger ins

Gefängnis schleppte und sie alle in einem einzigen Beschluß zum Tode verurteilte.'" Lys.13,44: „Denn ihr kennt die Anzahl und die Persönlichkeiten der Bürger, die aus Salamis hergeschleppt worden sind, und wiBt, auf welche Weise sie von den DreiBig

umgebracht wurden.'^* Diod. Sic. 14,32,4: „Den Einwohnern von Eleusis und Salamis aber machten sie den

Vorwurf, die Sache der Flüchtlinge zu vertreten, und ließen sie sämtlich hinrichten.'^? Es ist nicht klar, Einwohner von Eleusis unter den Einwohnern attischen Kolonisten

ob die 300 von Lysias erwühnten Opfer der Tyrannen nur die oder die von Eleusis und Salamis waren. Über die Zahl der Opfer s. von Eleusis. Es ist anzunehmen, daß die Säuberung besonders die der Insel betraf. Die Zahl der Kleruchoi in Salamis betrug

ursprünglich 500.9 5.2.7

?

DIE POLITISCHE UND WIRTSCHAFTLICHE BEKANNTEN OPFER DER DREISIG

LAGE

DER

Name des Opfers

Politische-wirtschaftliche Lage

Wohlstand

Alkibiades

Strategos, Pferdezucht

+

Antiphon

Trierarchos

+

Autolykos

Athlet

-

Dionysodoros

Taxiarchos

+)

Eukrates Kleophon Leon

Strategos, Choregos Strategos-Familie Strategos?

+ + ?

Lykurgos

Priester, Hellenotamias?

+

UNS

NAMENTLICH

'O & ἀντὶ τοῦ ἐπαγγείλασθασθαί τι ἣ πρᾶξαι ἀγαθὸν πρὸς τοὺς ἐπὶ Φυλῇ. ἐλθὼν μετὰ τῶν συναρχόντων εἰς Σαλαμῖνα καὶ Ἐλευσῖνάδε τριακοσίους τῶν πολιτῶν ἀπήγαγεν εἰς τὸ δεσμοτήριον. καὶ μιᾷ ψήφῳ αὐτῶν ἁκάντων θάνατον κατεψηφίσατο.

Ἴστε μὲν γὰρ τοὺς ἐκ Σαλαμῖνος τῶν πολιτῶν κομισθέντας. οἷοι ἦσαν καί ὅσοι, καὶ οἵῳ ὀλέθρῳ ὑπὸ τῶν τριάκοντα ἀπώλοντο.

Ἂς

Ἐλευσινίους δὲ καὶ Σαλαμινίους αἰτιασάμενοι τὰ τῶν φυγάδων φρονεῖν, ἅπαντας ἀνεῖλον. Plut. Sol. 9,2: Εἶτα παρὰ τῶν ᾿Αθηναίων ἐθελοντὰς λαβεῖν πεντακοσίους. δόγματος γενομένου τούτους. ἂν κατασχῶσι τὴν νῆσον τὴν νῆσον, κυρίους εἶναι τοῦ πολιτεύματος. „Dann ließ er sich von den Athenem Männer, wenn Labarbe 1957, alla former la Salamis

fünfhundert Freiwillige stellen, nachdem ein Volksbeschluß gefaBt worden war, daß diese sie die Insel eroberten, über ihre politische Gestaltung bestimmen sollten." S. dazu J. 144: „Ainsi, il y a lieu de penser que c'est un groupe de 500 Athéniens qui, vers 508-6, clérouchie de Salamine." N. Salomon 1997, 192-196. Über die Regelung der Kleruchie in

um 508—500 v. Chr. s. 16 I? 1.

152

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Nikeratos Nikias Nikomenes Pantaleons Vater Pheidon Strombichides Theramenes

Trierarchos Bürgschaft Bürgschaft Strategos ? Strategos Strategos, Trierarchos

+ ? ? + ? + +

Von den 16 namentlich bekannten Opfern der Dreißig wissen wir von 4 so gut wie nichts. Die Familie des Autolykos war arm, er (oder sein Liebhaber) hat aber seine Statue

bei Leochares bestellt. Am wichtigsten ist, daB 11 der 16 unseres Wissens zur liturgischen Schicht gehörten. Sie waren also durchschnittlich reicher als die Oligarchen. Hierbei ist aber davon auszugehen, daß die Dunkelziffer sehr hoch ist, da von rund 1500 Opfern nur die Namen von 16 bekannt sind, also ungefähr 0,1% der Fälle. Natürlich gab es auch ärmere Opfer der Tyrannen, sie waren aber weniger bekannt als die Strategen bzw. Taxiarchen. Es ist aber nicht zu vergessen, daB die Verbrechen der Dreißig hauptsächlich

von Geldgier und Rache gegen die Anführer der Demokratie motiviert war." Sie haben auch die Metöken wegen ihres Vermögens und nicht aus politischen oder ,ideologischen' Gründen hingerichtet. 5.2.8

METÖKEN

10 oder 30 oder 60 Metóken, s. Xen. Hell. 2,3,21; 40; Lys. 12,6-7; Diod. Sic. 14,5,6. Die DreiBig haben nach den Vorschlag" von Theognis und Peison beschlossen, 10 Metóken in ihren Häusern zu ergreifen, zu töten und ihr Vermögen zu konfiszieren, unter deren sich aber zwei arme Gastbürger befanden, um den Schein zu vermeiden, als geschehe dies des Geldes und nicht des Nutzens des Staates wegen.“ Lysias spricht nur von 10, Xenophon von dreißig Metoiken, Diodor gibt deren Zahl mit 60 an.” Angeblich wurden 30 Metoiken ^"

R.K. Balot 2001,

*'

Lys. 12.6-7, insbesondere 12, 7: Ἔδοξεν οὖν αὐτοῖς δέκα συλλαβεῖν, τούτων δὲ δὲ δύο πένητας. iva αὐτοῖς à πρὸς τοὺς ἄλλους ἀπολογία. ὡς οὐ χρημάτων ἕνεκα ταῦτα πέκρακται, ἀλλὰ συμφέροντα τῇ

*

^

223.

πολιτείᾳ γεγένηται, ὥσπερ τι τῶν ἄλλων εὐλόγως πεποιηκότες. „So beschlossen sie, zehn zu verhaften, darunter auch zwei arme Gastbürger. Damit hatten sie der Öffentlichkeit gegenüber eine Entschuldigung. daB dies nicht etwa um Geldes willen geschehe. sondern zum Nutzen der Stadt, so als ob sie eine ganz vernünftige Entscheidung getroffen hätten.“ Laut Xenophon „beschlossen sie, um die Besatzungsmannschaften bezahlen zu können, daß jeder von ihnen einen Metöken greifen und hinrichten und sein Vermógen beschlagnahmen solle." Die Tyrannen waren dreiBig. die Zahl der Opfer muBte Xenophons Angabe nach demgemäß dreißig sein. D. Whitehead 1977, 155: „What actually happened after the original arrests, however, is obscure. Diod. Sic. 14. 5. 6. speaks of the sixty richest xenoi being killed for their money, which may be either sixty more or the Lysias/Xenophon episode inflated."

Diod. Sic. 14,5,6: Πολὺ δὲ μᾶλλον ἐπίτασιν λαμβανούσης τῆς &xovoiag τῶν μὲν ξένων τοὺς πλουσιωτάτους ἑξήκοντα κατέσφαξαν. ὅπως τῶν χρημάτων κυριεύσοσι, τῶν δὲ πολιτῶν καθ᾽

Die Opfer der 5 Ephoren, der DreiBig und der Zehn

153

zur Hinrichtung vorgeschlagen, aber auf den Widerspruch von Theramenes hin nur 10

getötet.” Aristophanes aus Cholleis AP 2096; PAA 175815 Lys. 13,58—59. Metoikos in Athen und ehemaliger Freund des Agoratos (Lys. 13,60 zeigt eindeutig, daB er das attische Bürgerrecht nicht besaB). Er hat für den angeklagten Agoratos die Bürgschaft versprochen und in Munychia ein Schiff besorgt, damit er und Agoratos wegfahren kónnen. Agoratos setzte ihn aber auf die schwarze Liste und lieB ihn verhaften. Danach wurde Aristophanes gebeten, sich durch eine Denunziation zu retten, er lehnte aber dies ab. Er wurde angeblich zusammen mit den Strategen und Taxiarchen hingerichtet. Polemarchos PAA 776500, Osborne-Byrne 6993 Lys. 12 passim. Er war der Sohn des Kephalos, eines reichen Herstellers militürischer Schilde, und Bruder des Redners Lysias. Lysias klagte den Tyrannen Eratosthenes wegen der Ermordung seines Bruders erfolglos an. 5.29

AUSLÄNDER

Hippias von Thasos

PAA 537882, Osborne-Byrne 2310 Lys. 13,54: „Und Hippias von Thasos und Xenophon von Kurion, die auf Grund derselben Beschuldigung wie er vom Rat verhaftet worden waren, mußten sterben."^ Xenophon von Kurion Osborne- Byrne 3018 Lys. 13,54: „Und Hippias von Thasos und Xenophon von Kurion, die auf Grund derselben Beschuldigung wie er vom Rat verhaftet worden waren, mußten sterben.^

Nuépav ἀναιρουμένων οἱ τοῖς βίοις, εὐπκορούμενοι σχεδὸν ἅπαντες ἔφυγον ἐκ τῆς πόλεως. „Die DreiBig lieBen indes von ihrem ungesetzlichen Treiben nicht ab und steigerten gar noch ihre Raserei, indem sie sechzig der reichsten Metoiken tóteten, um sich ihres Besitzes zu bemächtigen; angesichts der täglich hingemordeten Bürger flohen fast sämtliche Wohlhabende aus der Stadt.“ |

©

O. Armbruster 1913, 30; 46 Anm. 33; s. dagegen aber P. Krentz 1981, 81: „Even he admits that two of the chosen metics was poor, and that they all opposed the oligarchy. Perhaps the Thirty arrested them because they were helping the men at Phyle." David Whiteheads Meinung nach steckten im Hintergrund auch ideologische Motive (1977, 155): „But finance, however important, was not the whole story ... This was ideology — opposition not so much to democracy as to an open society and all its corollaries, such as freedom of movement."

^

.itigant convicted of murder, executed. Status non-Athenian.“ Kai 'Izziag μὲν ὁ Θάσιος xai Ξενοφῶν ὁ Κουριεύς. ot ἐπὶ τῇ αὐτῇ αἰτίᾳ τούτῳ ὑπὸ τῆς βουλῆς

μετεκέμφθησαν. οὗτοι μὲν ἀπέθανον. Siehe dazu noch Lys. 13,61: Ἐκεῖνος μὲν τοίνυν καὶ ὑπὸ σοῦ ἀπολλύμενος τοιουτοσὶ ἐγένετο [καὶ Ξενοφῶν ὁ στρεβλοωθεὶς καὶ Ἱππίας μὲν ὁ Θάσιος].

[54

Kritias und die DreiBig Tyrannen

5.2.10

DIE VERBANNTEN

Die Dreißig Tyrannen haben nicht nur die ärmeren Theten und Zeugiten, sondern auch die reichsten Bürger in die Verbannung gezwungen: „Angesichts der täglich hingemordeten Bürger flohen fast sämtliche Wohlhabende aus der Stadt."^ Die Anzahl der Verbannten betrug etwa 5000, s. Isokr. 7,67: „Jene nämlich ließen, als sie durch einen Volksentscheid

die Macht in der Polis übernommen hatten, eintausendfünfhundert Bürger ohne Gerichtsverhandlung hinrichten, zwangen außerdem mehr als fünftausend Bürger, Zuflucht im Pirieus zu suchen.“” Die Athenaion Politeia nennt eindeutig den Grund für die Verbannungen, und der war hauptsächlich die Geldgier (AP 35,4): „Aber als sie die Stadt fester in den Griff bekamen, schonten sie keinen der Bürger mehr, sondern töteten diejenigen, welche entweder durch ihr Vermögen oder ihre Abstammung oder ihr Ansehen eine besondere Stellung einnahmen, weil sie hofften, sich selbst von Furcht zu befreien, und auch, weil sie deren Besitz beschlagnahmen wollten." Es ist kein Zufall, daß einer der DreiBig, Melobios, der Frau des Polemarchos die goldene Ohrringe mit eigenen Hünden aus den Ohren genommen hat.” Einige Tyrannen zeigten sich besonders geldgierig, da sie ärmer als ihre Opfer waren.” R. K. Balot interpretiert demgemäß die Taten der DreiBig: „Once the Thirty oligarchs had acquired sufficient force to satisfy their desires, however, their greed for material goods led to greed for the state as a whole. The Thirty were carrying out a full-scale robbery of the city (Xen. Hell. 2.4.13). Thus, contrary to recents arguments that the Thirty tried to imitate the Spartan constitution, the evidence of their behavior points to their acting out the ideas and ideals of the discourse on greed. They were happy enough to be the quislings of Lysander and the Spartans so long as they had power

Kai ᾿Ιἱκπίας μὲν ὁ Θάσιος xai Ξενοφῶν ὁ Κουριεύς. οἵ ἐπὶ tfj αὐτῇ αἰτίᾳ τούτῳ ὑπὸ τῆς βουλῆς

μετεπέμφθησαν. οὗτοι μὲν ἀπέθανον. Siehe dazu noch Lys. 13,61: Ἐκεῖνος μὲν τοίνυν καὶ ὑπὸ σοῦ ἀπολλύμενος totovtoci ἐγένετο [καὶ Ξενοφῶν ὁ στρεβλωθεὶς καὶ Ἱππίας μὲν ὁ Θάσιος]. Diod. Sic. 14.5.6: Τῶν δὲ πολιτῶν καθ᾽ ἡμέραν ἀναιρουμένων οἱ τοῖς βίοις εὐπκορούμενοι σχεδὸν ἅπαντες ἔφυγον ἐκ τῆς πόλεως. Laut B. Bleckmann (1998, 375 Anm. 62) sind die Angaben der von Diodor benutzten Tradition, die DreiBig hätten besonders die Reichen verfolgt, irreführend. Aus Diod. Sic. 14,4, 4 f. geht hervor, daB Theramenes „gegen die Hinrichtung der Reichen (statt wie bei Xenophon der reichen Metóken) opponiert. Das ist aus Xen. Hell. 2,3,22 gesponnen und soll Theramenes ais Verteidiger der γνώριμοι zeigen." B. Bleckmann 1998, 349 Anm. 49. Οἱ μὲν γὰρ ψηφίσματι καραλαβόντες τὴν πόλιν πεντακοσίους μὲν καὶ χιλίους τῶν πολιτῶν ἀκρίτους ἀπέκτειναν. εἰς δὲ τὸν Πειραιᾶ φυγεῖν κλείους rj πεντακισχιλίους nvayxacav.

3

7)

P

"Exei δὲ τὴν πόλιν ἐγκρατέστερον ἔσχον, οὐδενὸς ἀπείχοντο τῶν πολιτῶν, ἀλλ᾽ ἀπέκτειναν τοὺς καὶ ταῖς οὐσίαις καὶ τῶι γένει καὶ τοῖς ἀξιώμασιν προέχοντας. ὑκεξαιρούμενοί τε τὸν φόβον καὶ βονλόμενοι τὰς οὐσίας διαρπάζειν. Lys. 12,19: Τῆς γὰρ Πολεμάρχου γυναικὸς χρυσοῦς ἑλικτῆρας. οὺς ἔχουσα ἐτύγχανεν, ὅτε τὸ κρῶτον ἦλθεν εἰς τὴν οἰκίαν Μηλόβιος ἐκ τῶν tov ἐξείλετο. „Die Frau meines Bruders Polemarchos hatte goldene, gedrehte Ohrringe und trug sie gerade, als Melobios ins Haus kam, und als erstes nahm er sie aus ihren Ohren!“ P. Funke 1999, 10: „Viele Wohlhabende und Reiche waren gerade wegen ihres Besitzes von den WillkürmaBnahmen der oi ἐξ ἄστεως, von Konfiskation, Landraub und Verbannung. betroffen und standen auf seiten der oi ἐκ Πειραιῶς."

Die Opfer der 5 Ephoren, der DreiBig und der Zehn

155

(kratos) and money (chremata), the two persistent ideals of acquisitive individuals from the

sixth century through the fourth." Alkibiades, Sohn des Kleinias, Skambonides PA 600; PAA 121630 Die DreiBig verbannten Alkibiades, den bedeutenden Politiker und Feldherrn. Xen. Hell. 2,3,42; Isokr. 16,40: „Wer unter den Bürgern nun war zu der Zeit, als es der Polis gut ging, wohlhabender, wer rief mehr Bewunderung und Neid hervor als mein Vater, und wer wurde gróBerer Hoffnungen, gróBeren Reichtums oder glanzvolleren Ansehens beraubt, als die Polis ins Unglück gestürzt war? Ist nicht mein Vater schlieBlich aus ganz Griechenland verbannt worden, als die DreiBig an die Macht gekommen waren,

die anderen aus der Polis verbannt waren?*? Der Redner ist der jüngere Alkibiades, der Sohn des groBen Feldherrn (PA 598; PAA

121635).

Alkibiades, Sohn des Alkibiades PA 598; PAA

121635; APF 19

Die Dreißig verbannten den jüngeren Alkibiades. Isokr. 16,46: "Ett δὲ παῖς ὧν ὑπὸ τῶν τριάκοντ᾽ £x τῆς πόλεως ἐξέπεσον. „Noch als Kind wurde er von den DreiBig aus der Polis verbannt." Anytos, Sohn des Anthemion PA 1324; PAA 139460 S. Xen. Hell. 2,3,42 und 44. Anytos war ein reicher Unternehmer in der Lederindustrie

(Schol. Plat. Apol. 18b): Οὗτος ὁ "Avvutog ἦν ... πλούσιος ἐκ βυρσοδεψικῆς. Er wurde 409 v. Chr. als Strategos mit einer Flotte nach Pylos gesandt. Nachdem Anytos von den Dreißig verbannt wurde, wurden seine Güter in Beschlag genommen: „Freilich ist ihm auch nicht entgangen, daB Thrasybulos und Anytos trotz ihres sehr groBen Einflusses unter den Polisbürgern, trotz des Verlustes groBer Geldsummen und trotz ihrer Bekanntheit mit den Leuten, die sie in die Inventarlisten angeblich óffentlichen Eigentums eintragen hatten lassen, es dennoch nicht wagen, ihnen einen ProzeB anzuhängen und ihnen gram zu sein.“” Er hatte großen Anteil an dem Sturz der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,42; 44). Er wurde 399 v. Chr. Ankläger des Sokrates. Wenig später als

396 v. Chr. (Hell. Oxy. 6,2) wurde Anytos wegen seiner Beteiligung am SokratesprozeB verbannt und in Herakleia am Pontos angeblich gesteinigt (Diog. Laert. 2,43; Themist. or. 20, 239c). ^

R. K. Balot 2001, 223-224.

H. Heftner 2001. 234 schreibt vom „durch Bereicherungsabsicht und

persönliche Feindschaften motivierten Terror der ‚Dreißig'.“ 73

Ἐκείνου

τοίνυν

eb

μὲν

xpattoo0ng

τῆς

πόλεως

tig εὐδαιμονέστερος

ἢ θαυμαστότερος

fi

ζηλωτότερος ἦν τῶν πολιτῶν, δυστυχησάσης δὲ τίς ἐλπίδων μειζόνων ἣ χρημάτων κλειόνων ἣ δόξης καλλίονος ἐστερήθη: οὐ τὸ τελευταῖον EREIÖN κατέστησαν οἱ τριάκονθ᾽ οἱ μὲν ἄλλοι τὴν πόλιν ἔφυγον. ἐκεῖνος δ᾽ ἐξ ἁκάσης τῆς Ελλάδος ἐξέπεσεν:

^

Isokr.

18,23: Καὶ μὴν οὐδὲ τάδ᾽ αὐτὸν λέληθεν, ὅτι Θρασύβουλος

καὶ “Avutoc μέγιστον μὲν

δυνάμενοι τῶν Ev τῇ πόλει, πολλῶν δ᾽ ἀπεστερημένοι χρημάτων, εἰδότες δὲ τοὺς ἀκογράψαντας, ὅμως οὐ τολμῶσιν αὐτοῖς δίκας λαγχάνειν οὐδὲ μνησικακεῖν.

Kritias und die DreiBig Tyrannen

156

Nikias

PA 10773; PAA 711680 Er war ein wohlhabender Bürger, der unter den DreiBig Tyrannen verfolgt und ausgebürgert wurde. 403 v. Chr. verklagte Nikias seinen Vetter Euthynos auf Rückgabe eines Talents, das er bei ihm deponiert hatte (Isokr. 21,2-3): „Als die DreiBig Tyrannen an die Macht gekommen waren und die politischen Gegner des Nikias darangingen, ihn aus der Zahl derer, die das Bürgerrecht genieBen, auszustoBen und seinen Namen auf die Liste des Lysander zu setzen, verpfündete Nikias aus Angst vor den damaligen Verháltnissen sein Haus, schickte seine Sklaven auBer Landes, brachte all sein bewegliches Hab und Gut zu mir und gab dem Euthynos drei Talente Silber zur Aufbewahrung; er selbst ging aufs Land und verbrachte dort seine Zeit. Als er aber nicht viel spáter zu Schiff verreisen wollte, forderte er das Geld zurück; Euthynos gab ihm zwar zwei Talente zurück, leugnete aber, je ein drittes erhalten zu haben." Thrasybulos, Sohn des Lykos, Steirieus PA 7310; Davies 240; PAA 517010 S. Xen. Hell.2,3,42; 44. Thrasybulos war ein bedeutender demokratischer Politiker mit beachtlichem Vermógen, worauf aus seinen zwei Trierarchien zu folgern ist (411 und 406 v. Chr..." Die Güter des Thrasybulos wurden von den DreiBig in Beschlag genommen: „Freilich ist ihm auch nicht entgangen, daB Thrasybulos und Anytos trotz ihres sehr groBen Einflusses unter den Polisbürgern, trotz des Verlustes groBer Geldsummen und trotz ihrer Bekanntheit mit den Leuten, die sie in die Inventarlisten angeblich öffentlichen Eigentums eintragen hatten lassen, es dennoch nicht wagen, ihnen einen Prozeß anzuhängen und ihnen gram zu sein." Thrasybulos hatte großen Anteil an dem Sturz der DreiBig (Xen. Hell. 2,3,42; 44). Die

auBerhalb der Liste der Dreitausend stehenden Bürger Die DreiBig haben den nicht auf der Liste der Dreitausend Stehenden verboten, die Stadt zu betreten.” Xen. Hell. 2,4,1: „Die DreiBig aber ließen, als stünde es ihnen nunmehr frei, wie Tyrannen zu herrschen, ohne daB sie irgendwelche Furcht zu haben brauchten, an die nicht auf der Liste Stehenden das Verbot ergehen, die Stadt weiterhin zu betreten, und ließen sie aus ihren Anwesen auf dem Lande fortschleppen, damit sie S. dazu Lysias fr. 35 L. Gemet - M. Bizos 1989, Alex. Strom. 6,626 Sylburg: Πρὸς Νικίαν περὶ παρακαταθήκης. J. K. Davies 240: „His two known trierarchies, at Samos in 411 (Thuc. 8,73,4) and at Arginusai in 406 (Xen. Hell. 1,6,35), give Thrasybulos entry to the Register on his own account."

Isokr.

18,23:

Kai μὴν οὐδὲ τάδ᾽ αὐτὸν λέληθεν. ὅτι Θρασύβουλος

xai “Avutoc μέγιστον μὲν

δυνάμενοι τῶν ἐν τῇ πόλει. πολλῶν δ᾽ ἀκεστερημένοι χρημάτων. εἰδότες δὲ τοὺς ἀπογράψαντας. ὅμως οὐ τολμῶσιν αὐτοῖς δίκας λαγχάνειν οὐδὲ μνησικακεῖν. G. A. Lehmann 1997, 52 Anm 61: „Damals schlossen sich sogleich neue GewaltmaBnahmen mit der Ausweisung und rücksichtslosen Vertreibung aller nicht zur Bürger-Krieger-Genossenschaft der ‚Dreitausend’ (einschließlich der Polizeikräfte und des Reiterkorps) gehörenden Athener aus der Stadt und ihrem Mauerring an.“

Die Opfer der 5 Ephoren, der DreiBig und der Zehn

157

selbst und ihre Freunde auf diese Weise in den Besitz von deren Grund und Boden kämen. Da diese nun in den Piräus flüchteten, wurden auch dort viele von ihnen verhaftet, und die Folge war, daB die Gebiete von Megara und Theben sich mit den Vertriebenen füllten.^ Xen. Mem. 2,72: „Da erwiderte Aristarch: Tatsächlich, Sokrates, ich bin schon in großer Verlegenheit. Denn da sich bei den Unnuhen in der Stadt viele nach dem Piräus geflüchtet haben, so sind nun bei mir die zurückgebliebenen Schwestern und Nichten und Basen derart zusammengestrómt, daB jetz in meinem Hause vierzehn Personen sind, nur die Freien gerechnet. Wir haben aber weder irgendeine Einnahme aus dem Lande; denn dieses haben die Gegner in Besitz; noch von den Häusern, denn die Stadt ist entvólkert; bewegliche Güter aber kauft niemand.“ Isokr. 7,67: „Jene nämlich ließen, als sie durch einen Volksentscheid die Macht in der Polis übernommen hatten, eintausendfünfhundert Bürger ohne Gerichtsverhandlung hinrichten, zwangen außerdem mehr als fünftausend Bürger, Zuflucht im Piräeus zu suchen.“ Isokr. 21,2-3 s. unter Nikias. Lysias 25,20-22: „Es ist also gewiß nicht recht, in der Art zu verfahren, wie ihr die Dreißig ihre Frevel verüben saht und, wenn ihr es anderen antut, für gerecht zu halten, was ihr für ungerecht hieltet, als man es antat. Nein: Bewahrt euch gegenüber diesen anderen jetzt nach eurer Rückkehr dieselbe Einstellung, die ihr bezüglich euch selbst während eures Exils hattet. So nämlich werdet ihr die größte Eintracht schaffen, die Stadt wird am mächtigsten sein, und für eure Gegner werdet ihr die unangenehmsten Beschlüsse fassen. 21 Man muß aber auch bedenken, ihr Richter, was sich zur Zeit der Dreißig zugetragen hat, damit ihr durch die Fehler eurer Gegner in die Lage versetzt werdet, in euren eigenen Angelegenheiten bessere Beschlüsse zu fassen: Sooft ihr hörtet, die in der Stadt teilten dieselbe Einschätzung, hattet ihr nur geringe Hoffnungen auf eine Rückkehr in der Überzeugung, unsere Einigkeit sei in eurer Lage als Verbannte das größte Übel. 22 Als ihr jedoch vom Aufruhr unter den Dreitausend erfahren habt, von der Ausweisung der übrigen Bürger aus der Stadt, von Meinungsverschiedenheiten unter den Dreißig, vom Überwiegen derer, die um euch bangten, über diejenigen, die euch bekriegten, da endlich konntet ihr mit eurer Rückkehr rechnen und mit gerechter Bestrafung eurer Feinde. Um dies hattet ihr ja zu den Göttern gefleht, was ihr eure Gegner dann tatsächlich tun saht; denn ihr wart überzeugt, viel eher durch die Schlechtigkeit der DreiBig gerettet werden zu können als durch die eigene Kraft der Verbannten zurückzukehren.“ 5.3

DIE OPFER DER ZEHN

Demaretos PA 3295; PAA 306400

S. AP 38,2: „Sie ließen nämlich Demaretos, einer der angesehnsten Bürger, verhaften und tóten.'^' Über die von Blass vorgeschlagene Ergänzung des Namens s. Rhodes, Commentary 457. Wir wissen über Demaretos und seine Hinrichtung nichts. Der Name

Συλλαβόντες [A]nuápetov οὐδενὸς ὄντα δεύτερον τῶν πολιτῶν ἀπέκτειναν.

158

Kritias und die DreiBig Tyrannen kommt in Attika nicht häufig vor, ist aber auch nicht alleinstehend.® Er war auf jedem Fall reich und von den Athenern hoch geschützt.

5.3.1

DIE LEUTE AUS AIXONE

S. Xen. Hell. 2,4,26: „Von den Leuten aus der Stadt ging niemand in Waffen hinaus, es seien denn die Reiter, welche bisweilen Plünderer der Pirüus-Partei aufgriffen und deren FuBtruppe belästigten. Dabei gerieten sie einmal auch an einige Leute aus Aixone, welche auf ihre Felder gingen, um ihren Bedarf an Früchten zu holen. Auch diese ließ der Hipparchos Lysimachos niedermetzeln, obwohl sie instündig um ihr Leben flehten und viele Reiter darüber sehr empört waren.“ Die Leute aus Aixone, aus dem Demos an der Küste südlich von Athen, gehórten sicher nicht zu den Dreitausend. Die DreiBig waren befugt über die nicht in der Liste der Dreitausend Stehenden die Todesstrafe zu verhüngen." Als die Reiter der Zehn die Leute aus Aixone ohne Grund niedergemetzelt haben, sind sie damit der ,rechtlichen Regelung' der DreiBig gefolgt.



S. PA 3296-3298; PAA 306405-306440.

"

Τῶν δ᾽ ἐκ τοῦ ἄστεως ἄλλος μὲν οὐδεὶς σὺν ὅπλοις Einer, oi δέ ἱππεῖς ἔστιν ὅτε καὶ λῃστὰς ἐχειροῦντο τῶν ἐκ Πειραιῶς. καὶ τὴν φάλαγγα αὐτῶν ἑκακούργουν. Περιέτυχον δὲ καὶ τῶν Αἰξωνέων τισὶν εἰς τοὺς αὑτῶν ἀγροῦς ἐπὶ τὰ ἐπιτήδεια πορευομένοις: καὶ τούτους Λυσίμαχος ὁ ἵπκαρχος ἀπέσφαξε. πολλὰ λιτανεύοντας καὶ κολλῶν χαλεκῶς φερόντων ἱππέων.

"^

Xen. Hell. 2,3,51.

6

DIE IMMOBILIEN DER DREISSIG UND IHRER ANHÄNGER

Es „ist unschwer zu erkennen, daß es nicht die Verfassungen sind, worum sich die Leute

streiten, sondern das, was jedem nützt.“' Das nüchterne Urteil des Lysias zeigt uns, daß die grausamen Taten der Dreißig einen banalen finanziellen Hintergrund hatten und damit verbunden zugleich psychologisch motiviert waren. Die folgenden Tabellen fassen jene Angaben für die Preise der Immobilien der Dreißig Tyrannen und ihrer engsten Mitarbeiter zusammen, die in den Listen der Poleten stehen. Die ‚Attic Stelai' geben uns die Preise der Immobilien der Hermokopiden bzw. der Mysterienfrevler im Jahre 414 v. Chr. an. Aufgrund der Preisen können damit die Eigentumsverhältnisse der beiden Gruppen verglichen werden. Die weiteren Tabellen zeigen das uns bekannte Vergleichsmaterial des

4. Jahrhunderts v. Chr.’ Erklärung der Bezeichnungen der Immobilien nach Pritchett und Hallof:*: | Agros Ampelon

Acker Weinberg

Ge psile

baumloses Feld

Gepedon

Grundstück

Dryinon

Eichenwäldchen

Kepos

Garten

Oikia

Familienhaus

Oikopedon

Baugrundstück

| Orgas

bewaldeter Berghang, Wäldchen

Pityinon

Pinienwäldchen

Synoikia

Miethaus

Chorion

Grundstück oder Landgut

Lys. 25.10: Οὔκουν χαλεκὸν γνῶμαι, ὦ ἄνδρες δικασταί, ὅτι οὐ περὶ πολιτείας εἰσὶν αἱ πρὸς ἀλλήλους διαφοραί, ἀλλὰ περὶ τῶν ἰδίᾳ συμφερόντων ἑκάστῳ.

Über die Preisverhültnisse s. aber K. Hallof 1990, 402-426, insbesondere 422: „Die benötigte Präsenz des Rates, der möglicherweise sogar den Käufer durch Wahl zu bezeichnen hatte, die Abhängigkeit des Verkaufpreises von den Schuldforderungen der Polis und die Bevorzugung von Demengenossen machen deutlich, daB der Kauf konfiszierter Landgüter nicht ungehindert nach rein ókonomischen Kriterien vonstatten ging, sondern sich im Rahmen bestimmter gesellschaftlicher Strukturen wie Demen und Trittyen vollzog und ihren Interessen angepaBt war." S. dazu noch L. Gallo 1997, 24-26.

'

W.K. Pritchett 1956, 261—269; K. Hallof 1990, 407 Anm. 24.

160

Kritias und die DreiBig Tyrannen Bekannte Immobilienpreise der Tyrannen: Immobilie

Preis in Dr.

Steuer

Rate

Eumathes

?

?

?

W. I. 1,8

?

W. I. 1,16

43

W. II. 1,1-7

82

W. II. 1,8-15

(einer der 30): Oikia in Phaleron

Anaitios? (einer der 30):

Oikia τ Chorion? in Sphettos Anaitios?

[215]

[5]

(einer der 30): Oikia in Sphettos Theomenes:

410

Oikia in Salamis T heomenes:

145

[219

3 Dr. 1 Ob.

22

Oikia in Salamis? Fazit

| W. II. 1,16-

[3255]

55 Dr. 5. Ob.

6514 | W. ΠῚ. 2,1-5

W. III. 2,14

--bolos (einer der 11): Oikos + Kepos in Oe

?

W. IV. 1,13

--tes Daidalidou:

W. IV. 1,4-12

Synoikia + Eschatia in Aphidna? Drakontides:

750

[16]

(einer der 30)?

in Aphidna? Durchschnittspreis

256 Dr. 4 Ob.

einer Oikia

4

4

W = M. Walbank 1982; SEG 32.161. M. Walbank 1982, 82: „This property, too, in Salamis."

[150]

W. IV. 1,13-16

Die Immobilien der Dreißig und ihrer Anhänger

Immobilienpreise in Attika (414 v. Chr. IG P 421—430» Preis in Dr. 1500

Steuer 15 Dr.

IG I? 426,80

105

1 Dr. 3 Ob.

IG P 430,15

105

1 Dr. 3 Ob.

IG I? 430,16

205

2 Dr. 3. Ob.

IG P 430,17

Euphiletos:

10

3 Ob.

IG I? 430,18

Chorion in Aphidnai Fazit

1925

Immobilie

Euphiletos: Oikia? Euphiletos: Oikia in Semachidai

Euphiletos:

Chorion in Gargettos Euphiletos: Chorion + Kepos + Oikia in Myrrhinutta

Quelle

Immobilie

Preis in Dr.

Axiochos: Mehrere Oikia + Chorion. Fazit

12192

Adeimantos:

1800

IG I’ 430,1-2

1900

IG I? 427,72

1214

IG 1° 427,83

Dryinon + Pityinon + Oikia in B-- + 8 Pithys >

Ge psyle + Oikia auf dem Lande + Ge psyle Pherekles: Oikia + Chorion in Bate + Chorion in Lan--- 4 Chorion

1200

10 Dr. 2 Ob.

in Pythion + Oikopedon in Pythion + Chorion in Herakleion

* 1/2 Orgas in Pythion + 1/2 Orgas in Kykale

Durchschnittspreis einer Oikia 414 v. Chr.: 802,5 Dr. Durchschnittspreis des Chorions 414 v. Chr.: 380 Dr. ^ A S. dazu W. K. Pritchett 1956, 261-276.

IG I’ 426,90

161

162

Kritias und die DreiBig Tyrannen

Immobilienpreise in den Werken der Redner (4. Jh.v. Chr.)' Oikia Immobilie

Preis in Dr.

Quelle

Oikia

300

Isai. 2,35

Oikia in Kerameikos

4000

Isai. 5,26

Oikia

5000

Isai. 5,29

Oikia

4400

Isai. 6,33

Oikia in Dionysion

2000

Isai. 8,35

Oikia

1300

Isai. 8,35

Oikia in Melite

3000

Isai. 11,42

Oikia in Eleusis

500

Isai. 11,42

Oikia

2000

Isai. 11,44

Oikia

2000

Aischin. 1,98

Oikia

3000

Dem. 27,10

Oikia

2000

Dem. 31,1; 7

Oikia

1000

Dem. 41,6; 16; 19

Oikia

700

Dem. 49,39

Oikia + Ge

5000

Lys. 19,42

Durchschnittpreis

2564 Dr. 2 Ob.

in Limnais

Nach W. K. Pritchett 1956, 271-272. S. dazu M. Carrol-Spillecke 1989, 67: „Die von Demosthenes, Lysias und Isaios vertretenen Personen gehörten zur reichsten Bevölkerungsgruppe Athens. Der durchschnittliche Wert ihrer Háuser betrug 2000 Drachmen, der billigste Acker dieses Personenkreises kostete ganze 6000 Drachmen. Die Landbesitzer, die in den Poletailisten und den Hypothekenurkunden aufgeführt werden, gehóren ebenfalls zur Oberschicht. Die von den Poletai im 5. und 4. Jh. v. Chr. verkauften Hüuser jedoch kosteten durchschnittlich 410 Drachmen und die in den Hypothekenurkunden 725 Drachmen. Der hóchste erzielte Kaufpreis von 1900 Drachmen galt einem Haus auf dem Lande mit zwei Äckern. Bei diesen Ungereimtheiten in Preisen warnt D. Hennig, daß der angebliche Kaufpreis in der Tat oft nur eine Hypothek sein dürfte.“ D. Hennig 1987, 149; 168. Über die Angaben der Inschriften des 4. Jh.v. Chr. s. V. N. Andréev 1960, 47-57. S. dazu K. Hallof 1988; K. Hallof 1990, 402-426. S.

dazu S. Ferrucci 1998, 122: „Tutte definite come οἰκίαι, dal prezzo variante tra 500 e 5000 dracme.“

Die Immobilien der DreiBig und ihrer Anhänger

163

Synoikia Immobilie

Preis in Dr.

Quelle

Synoikia

10000

Dem. 45,28

Synoikia

1600

Dem. 53,13

Durchschnittpreis

5800"

Agros’ Immobilie |Agros in Athmonon |Agros in Phyla |Agros in Eleusis

Preis in Dr 7500 6000 12000

Quelle Isai. 6,33 Isai. 8,35 Isai. 11,41

Agros in Thria

15000

Isai. 11,42

Durchschnittpreis

10125

Chorion

Immobilie

Preis in Dr.

Quelle

Chorion

7000

Isai. 2,34

Chorion

1000

Isai. 2,35

Chorion in Oinoe

5000

[54]. 11,44

Chorion in Prospalta

3000

Isai. 11,44

Chorion in Alopeke

2000

Aischin. 1,99

Chorion

6000

Dem. 31,1

Durchschnittpreis

4000

Durchschnitt der Immobilienpreise im 4. Jh. v. Chr. auf Inschriften der Poleten nach Pritchett:

9

Oikia + Chorion

Oikia

2057 Dr.

365 Dr.

Synoikia | 3705 Dr.

Wir kennen die Preise nur zweier Synoikien. Über die Preise bei Isaios s. S. Ferrucci 1998, 91.

Chorion 7432,5 Dr.

Durchschnitt | 3389 Dr.

[64

Kritias und die DreiBig Tyrannen Vergleichende Tabelle: Jahr v. Chr/Quelle

| Oikia

Synoikia

Chorion

414

802,5

-

380

402/401

256

610

-

Poleten 4. Jh.

365

3705

7432"

Redner 4. Jh.

2564

5800

4000

-

3906

Poleten 414 +4. Jh.

| 490,4

Die uns bekannten kleinsten Preise der Immobilien in Drachmen:

Jahr v. Chr.

| Oikia

Synoikia

Chorion

414

105

-

10

402/401

145

610

-

Poleten 4. Jh.

| 145

3705 1/3

680

Redner 4.

| 300

1600

1000

Jh.

Aus der Untersuchung scheint sich zu ergeben, daB die Preise, die in den Reden des 4. Jahrhunderts v. Chr. genannt sind, viel hóher waren, als diejenigen nach den Inschriften des 5. und 4. Jahrhunderts. Die in den Reden erwühnten Athener waren die reichsten Bürger

ihres Staates.'' Es ist aber zu bemerken, daB die Werte der Immobilien der Hermokopiden bzw. Mysterienfrevler eindeutig höher waren als die der DreiBig Tyrannen und ihrer Anhünger. Die Durchschnittswerte der Immobilien des 4. Jahrhunderts v. Chr. sind die hóchsten, danach folgen die Preise von 414 v. Chr.; die Immobilienpreise auf der Konfiskationstele von 402/401 v. Chr. sind die niedrigsten. Die Inflation scheint in diesem Fall eine unbedeutende Rolle gespielt zu haben, da die Listen der Poleten des 4. Jahrhunderts v. Chr. manchmal die gleichen Preise wie im 5. Jahrhundert v. Chr. enthalten. Die uns bekannte billigste Oikia kostete 414 v. Chr. 105 Dr., 402/401 v. Chr. 145 Dr., im 4. Jh. v. Chr. 145 Dr. Selbst wenn andere Preise durch die Inflation gestiegen sind (z.B. kostete eine Synoikia 402/401 v. Chr. 610 Dr., in den Reden des 4. Jahrhunderts v. Chr. 1600 Dr., in den Inschriften des 4. Jahrhunderts aber 3705 Dr.), erklürt die Inflation nicht

die sonderbare Tatsache, daB die Preise nach dem Ende des Peloponnesischen Krieges niedriger waren als 414 v. Chr. Der Grund hierfür liegt darin, daB die Immobilien der DreiBig Tyrannen bzw. ihrer Nachfolger einen geringeren Wert hatten als die der "

!"

Diese Zahl ist der Durchschnitt von zwei Preisen: 9050 Dr. + 680 Dr. Der Preis von 9050 Drachmen für ein Chorion scheint auBergewóhnlich hoch zu sein.

M.IL

Finley 1973°, 57: „The citizens who were involved in these cases — and they were the wealthier

ones. the property owners — owned land much more often than not" W. K. Prichett 1956, 275: „Such land values as occur in the orators were far beyond the reach of the poorer Athenians, who might readily, on the other hand, have rented such properties as were sold in our Stelai.“

Die Immobilien der Dreißig und ihrer Anhänger

165

Hermokopiden. Viele der 414 v. Chr. Verurteilten gehörten zu den reichsten Familien in

Athen," während die Dreißig — abgesehen von Kritias und Theramenes — eher der Mittelklasse als der Aristokratie bzw. der ,Geldaristokratie' entstammten. Der Wert ihrer Immobilien entsprach vollkommen ihren wirtschaftlichen Móglichkeiten." Die niedrigen Preise nach dem verlorenen Krieg haben mehrere Erklärungen: 1) Es gab eine Wertminderung der attischen Immobilien durch den Krieg. Attika war im Dekeläischen Krieg verwüstet worden. Die Grundstücke hatten deswegen geringeren

Wert." 1) Nach dem Krieg herrschte in Athen eine akute Geldnot.? Die Preise waren deswegen niedriger als 10 Jahre früher.

1) Die auswärtigen Besitzungen sind den Athenern weggenommen Athener

haben fast alles verloren.

Dies kónnte auch einigen

worden." Viele

Mitgliedem

der DreiBig

" — Wie etwa Adeimantos, Alkibiades, Andokides, Axiochos, Charmides, Diognetos, Eukrates, Kallias, Kritias, Leogoras, Nikias, Poulytion, Telenikos. S. dazu O. Aurenche 1974; J. K. Davies 1981. P — P. J. Rhodes 2000, 132-133: „In general, however, the division between democrats and oligarchs at the end of the century is not a division between the new ruling class and the old but a division within the new ruling class." S. dazu Cl. Mossé 1995, 71-72. ^ Hell. Oxy. 17 (12),4-5. W. K. Prichett, Booty. In: ders. 1991, 68 ff. S. aber dazu V. D. Hanson 1983, 137: „Consequentiy, the Athenians were careful to limit enemy incursions in Attica, especially in the Athenian Plain. Random plundering or devastation there did not occur often. This vigilance here and elsewhere on the part of Athenian sorties from the city and rural garrisons, together with the small size of the enemy forces stationed at Dekeleia and the inherent ruggedness of Attica, explain why some people could continue to live and farm in the countryside during these years of war." Und noch eindeutiger 143: „It should now be clear that the severity of agricultural damage from even the Dekeleian War is usuelly exaggerated; Thucydides" account at 7.27 cannot be used as evidence for extensive crop destruction ...

Some grain fields may well have been torched, but fruit-trees and vines survived in large numbers." Über die ,secure area' in Attika s. I. G. Spence 1990, 103.

,5

Xen. Mem. 2.7.2: Τὰ éxwAa δὲ οὐδεὶς ὠνεῖται οὐδὲ δανείσασθαι οὐδαμόθεν ἔστιν ἀργύριον. ἀλλὰ κρότερον ἄν τίς μοι δοκεῖ ἐν τῇ ὁδῷ ζητῶν εὑρεῖν ñ δανειζόμενος λαβεῖν. „Bewegliche Güter aber kauft niemand. Auch ist es nicht möglich, irgendwoher Geld zu leihen; nein, eher glaube ich, daß jemand bei Suchen auf der Straße etwas finden würde, als daB er es durch Entleihen bekommen könnte.” S. dazu G. A. Lehmann 1972, 216; 225. Xen. Mem. 2,8,1: Ἐπειδὴ yàp ἀφῃρέθην μὲν τὰ ἐν τῇ ὑπερορίᾳ κτήματα, £v δὲ τῇ ᾿Αττικῇ ὁ κατήρ μοι οὐδὲν κατέλιπεν. ἀναγκάζομαι νῦν ἐκιδημήσας τῷ σώματι ἐργαζόμενος τὰ ἐπιτήδεια

πορίζεσθαι. „Da uns nämlich die auswärtigen Besitzungen genommen sind, mein Vater aber mir in Attika nichts hinterlassen hat, bi ich jetzt nach meiner Rückkehr in die Heimat gezwungen, mir durch Handarbeit mein Brot zu verdienen." Es gab vier Kategorien des Landbesitzes auBerhalb Attikas: a)

Landgut in einer athenischen Kolonie (s. den Volksbeschluß über die Kolonie in Hestiaia, IG P? 41, s. dazu Ch. Koch 1990, 170-297, und in Brea, IG 1? 46); b) Verpachtetes Landgut von Temene athenischer Gottheiten

(s.

B.

Smarczyk

1990,

91—120);

c)

Landgut

in einer

athenischen

Kleruchie

(s. den

Volksbeschlu& über Salamis, IG I 1); d) gekauftes oder vererbtes Landgut außerhalb Attikas, s. J. K. Davies 1981, 56. Etwa 5000- 0000 Athener hatten ein Landgut außerhalb Attikas, s. B. Strauss 1986,

52-53. Über das Recht athenischer Privatleute auf Haus- und Landbesitz außerhalb Attikas s. J. K. Davies 1981, 56-60; B. Strauss 1986, 53; B. Smarczyk 1986, 9. Für die Zeit vor 403/402 s. P. Oxy. 2538 mit Kommentar.

166

Kritias und die DreiBig Tyrannen

passiert sein. Die enorme Geldgier einiger Tyrannen kónnte damit vielleicht besser als mit

einem zufälligen Charakterfehler erklärt werden." Die meisten Anhänger der Oligarchie waren also — aus verschiedenen Gründen - nicht reich, sie hatten nur ein mittelmäßiges Vermógen.'* So haben sie eine Oligarchie der Mittelmäßigen gegründet.

Lys. 12.19. S. dazu R. K. Balot 2001, 223-224: „Once the Thirty oligarchs had acquired sufficient force to satisfy their desires, however, their greed for material goods led to greed for the state as a whole. The Thirty were carrying out a full-scale robbery of the city (Xen. Hell. 2,4,13). Thus, contrary to recents arguments that the Thirty tried to imitate the Spartan constitution, the evidence of their behavior points to their acting out the ideas and ideals of the discourse on greed. They were happy enough to be the quislings of Lysander and the Spartans so long as they had power (kratos) and money (chremata), the two persistent ideals of acquisitive individuals from the sixth century through the fourth."

Über die beweglichen Vermógenswerte der DreiBig Tyrannen wissen wir so gut wie nichts. S. dazu aber die Angabe von Philochoros FGrH 328 F 181: l'louxeioig δὲ πρότερον ἐχρῶντο oi ᾿Αθηναῖοι τοῖς ἐκ τῆς οὐσίας τῶν À’ κατασκευασθεῖσιν. „Die Athener verwendeten früher Kultgerät, das aus dem Vermögen der DreiBig hergestellt worden war.“ K. Hallof 1990. 406—107: „Es wird nicht gesagt, welche Vermógensteile der Verurteilten für die Anfertigung des Kultgeräts herangezogen wurden.“ In den Hekatompedon-Inventaren (IG 117,1370 + 1371 + 1384 + [1503?]) von 403/402 v. Chr. erscheinen 20 neue silber-

ne Hydriai, 3 Oinochoai usw., in einem Wert von mehr als 29000 Drachmen. W. S. Ferguson 1932, 113. und M. Walbank 1982, 97-98 interpretieren diese Angaben als den Zehnten der versteigerten Mobilien der DreiBig Tyrannen. D. M. Lewis meint, daß „if this figure of 29000 drachmai is Athena's tenth, the total proceeds will have approximated 290000 drachmai, or about 50 talents, which doesn't seem very much", zitiert von M. Walbank 1982, 98, Anm. 62.

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193

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1

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Archippos 120

Agesilaos 99

Aresias 92, 96

Agoratos 28, 129, 132, 143, 153

Aristarchos 30, 81, 86, 133

Agyrrhios 48

Aristippos 131

Aischines 22, 76, 92, 96-97, 108, 120

Aristodemos 130, 132, 147

Aischylides 130-132

Aristokrates 22, 28, 30, 32

Aleuaden 36

Aristomedes 102

Alexikles 30, 81

Ariston 134-135

Alkibiades 27, 29-34, 38-39, 109-110, 127, 134, 136, 144-145, 151, 155

Aristophanes 43, 67, 71, 76-78, 82, 98, 107, 109, 111, 139

Anaitios 91-92, 95—96, 137, 160

Aristophanes aus Cholleis 153

Andokides 24, 26, 76-77, 124, 147

Aristoteles (der Tyrann) 17, 22, 30—31, 72, 91-92, 95, 97, 113, 137

Andron 28, 32 Anthemion 123

Aristoteles 23, 29, 32, 38, 121

Antipatros 5]

Artaxerxes 145

Antiphon 105, 109, 112, 145, 151

Artemis 62

Antisthenes 38

Athene 120, 122

Anytos 22, 155-156

Autolykos 145-146, 148, 151-152

Aphidna 160-161

Axiochos 161

Apolexis 28, 32

Batrachos 130-132

Apollodoros 97

Bendis 62

Archeptolemos 105, 109

Chaire- 122

Archidamos 82, 84

Chaireleos 92, 97, 137

Archilochos 38 Archinos 22

Chariades 122

Androtion 111, 116

Charias 122

110-111,

196

Kritias und die DreiBig Tyrannen Eumelides 121

Charikles 17, 19-20, 22-24, 31, 39, 64, 92, 97-98, 119-120, 127, 134, 137

Eumelos 143

Charisios 99

Euonymon 126-128, 144

Charmides 29-31, 72, 116, 134

Euphemos 29

Chremon

Euphiletos 161

22, 92, 96, 98, 117, 126, 137,

140, 143

Eupolis 108

Cicero 35

Euripides 107

Dareios 144

Euthynos 54, 103, 156

Demaretos 133, 157

Exopios 105

Demetrios von Phaleron 41

Fabricius 30

Demosthenes 25, 28, 30-31 Diodoros 14, 23, 46, 51, 68—69, 86, 143-144, 148, 152

Glaukon 116 Glaukos 44 Gorgias 39

Diokles 92, 94, 98, 137

Gryllos 129

Diomedes 44—45, 47

Dionysodoros 142, 151

Hagnodoros 131-132

Diotimos 144

Hagnon 108—109

Drakontides

17, 22, 91—92, 94, 98—99,

Herakleides 106 Hermon 22, 30, 32

110, 113, 124, 137, 160 Dromokleides 122, 124

Herodes Atticus 37

Ephoros 23, 111, 144

Herodotos 71, 75

Epichares 119-120, 126, 133

Hieron 92, 94, 101

Epistratos 145

Hieronymus 148

Erasinides 32

Hippias 153

Erasistratos 92, 95, 99

Hippodamos 62, 72

Eratosthenes 17, 20, 22, 25, 28, 88, 92, 99—100, 102, 105-106, 113, 119, 137, 151, 153

Hippokles 119—120, 133

Erithalion 126-128

Hippomachos 25, 92, 96, 101-102, 134 Homer 44—45

Eteonikos 146

Hypereides 103

Euandros 126-128, 141 Eukleides 92, 95, 143

Hippolochos 92, 96, 101

100-101,

131,

137,

lason 35-36 Isagoras 70, 87, 90

Eukrates 24, 29, 135, 142-143, 151

[saios 84

Eumares

Isis 147

129

Eumathes 92, 101, 160

Isokrates 108, 111, 127, 148,

Register

197

[Iustinus 101

Leon 124, 147, 151

Kallaischros 32, 102-103, 145

Leukolophos 106

Kalliades 117, 126-127, 140, 143-144

Libanios 41

Kallias 29, 142, 146, 148

Lykaon 45

Kallibios 19, 88, 123, 145—146

Lykios 78, 128

Kallimachos 114, 121

Lykomedes 102, 147

Kallistratos 99, 128

Lykon 145

Kephalos 153

Lykophron 36-37, 147

Kephisophon 123-124

Lykos 136, 156

Kimon 38, 78, 135

Lykurgos 130, 147-148, 151

Kleinias 33—34, 144, 155

Lysandros 14, 19, 34, 38, 54, 97, 110-111, 115, 118, 144-146, 154, 156

Kleippides 139 Kleisthenes 70, 75

Kleomedes 95, 102

Lysias 13, 19-21, 50, 54, 57-58, 105, 111, 113, 141, 143-145,

Kleomenes 70

Lysimachos 87-88, 115, 121, 149, 158

Kleon 26, 38, 82—83, 139

Lysonides 145

Kleophon 34, 117, 126-127, 139-140, 151

Mantias 128

Kodros 135

Melanthios 30

Komon

Meletos 123-124

Kleitophon 22 Kleokritos 142

129

23, 28, 31, 46, 48, 68, 84, 94, 100, 103, 116, 127, 131-132, 151—153, 157, 159

Mantitheos 59—60, 78, 89, 128

Kratinos 145

Melobios 22, 31, 92, 103-105, 107, 137

Kritias 17, 19-20, 22-38, 56-57, 64-65, 69, 71-72, 86, 92, 100-103, 110, 113, 116-117, 119-120, 131, 134-135, 137, 138, 144-145, 149, 165

Menekrates 122 Menestratos 131-132

Menon 36, Miltiades 19

Kritobulos 128

Mnasilechos 95

Kriton 41, 128

Mnasilochos 95, 104, 127

Kronides 44

Mnesikles 104

Kyros 145

Mnesilochos 31, 92, 95, 104, 137

Lakedaimonios 78

Mnesimachos 95

Leochares 146, 152

Mnesistratos 104

Leogoras 29, 31

Mnesitheides 22, 92, 103-104, 107

198

Kritias und die Dreißig Tyrannen

Molpis 115-116

Philinos 129

Myrhon 78

Philochares 19

Nepos 144

Philochoros 106

Nikeratos 142, 146, 148, 152

Philon 96, 106

Nikias 54, 142-143, 156-157

147-148,

152,

Philostratos 35 Phormisios 22, 68

Nikomachos 107, 139-140

Phrynichos 27—29, 31—32, 129, 132

Nikomenes 143, 152

Platon 23, 26, 38, 70-71, 102-103, 116, 134-135, 147

Nikostratos 128-129 Nothippos 117

Plutarchos 34-35, 41, 70, 99, 130, 144, 146

Oinobios 124-125, 135

Polemarchos 103, 153-154

Oloros 124, 135

Polemon 124

Onesiphon 123

Pollux 75

Onomakles 31, 92, 95, 104-105, 137

Polyainos 70

Orosius 144

Polyalkes 95

Pamphilos 114, 121

Polybios 60

Pantaleon 144, 152

Polychares 92, 94-95, 106

Patrokles 114—115, 121

Polystratos 50-51, 54, 128-129

Pausanias, der König 88, 118, 120-121

Polyzelos 109

Pausanias 124—125, 146

Pompeius Trogus 101

Peiriktione 116

Prodikos 108

Peisandros 97

Prometheus 34—38

Peisistratos 70, 87, 90

Pronapes 78

Peison 22, 92, 103, 105, 107, 152

Pronapides 78

Perikles 17, 25, 48, 111, 143

Protagoras 27

Phaiax 99

Pythodoros 88, 103, 114

Phaidimos 24—25, 94, 96, 105, 133-134

Rhinon 72, 89, 114, 118—120, 134

Phaidrias 25, 92, 94, 96, 105, 134

Satyros 22, 24, 86, 139-140, 143

Nisaios 29

Pharnabazos 144 Phayllos 118-121, 134

117,

127,

137,

Simos 129 Skellias 28

Pheidon 20, 22, 25, 88, 92, 96, 100, 105—106, 119-120, 134, 148, 152

Skopaden 36

Pherekles 161

Sokrates 23, 30, 34, 37-38, 41-42, 69, 71, 102-103, 108, 116, 124,

Register 128-129, 133-134, 146-147, 155, 157 Solon 41, 51-52, 75, 135 Sophokles 17, 31, 92, 106, 137

Xenophon 13, 17, 19, 23, 26-27, 33, 35-37, 55-56, 59-60, 71-72, 86—87, 95, 103, 111, 113, 119, 129, 134, 142, 145, 147, 152 Xenophon von Kurion 153

Sophroniskos 41—42, 134

Xenophon der Hipparch 78

Sostratides 106

Xenophron 25, 94, 105, 134

Strabon 144 Strombichides 117, 143-144, 152

199

126-127,

140,

Zenon 97 Zeus 44

Taureas 29 Teisias 127

2

Theagenes 107

MODERNE PERSONEN

Themistokles 17, 38 Theogenes 92, 94, 95, 106—108, 152

137,

Adeleye, G. 29, 34, 36 Aurenche, O. 31

Theognis 22, 92, 96, 103-105, 107, 137

Avery, H. C. 27, 29

Theokrines 28

Balot, R. K. 154

Theomenes 96, 106-108, 160

Bicknell, P. 32

Theomnestos 144

Blass, F. 157

Theopompos 23, 82-83, 104

Bleckmann, B. 22, 112

Theramenes 13, 17, 19-23, 25, 27-39, 55-56, 64-69, 72, 81, 86-87, 91-92, 99-100, 108-112, 117, 134, 136-137, 142-144, 148-149, 152-153, 165

Bugh, G. R. 69, 75, 121, 128

Calhoun, G. M. 32

Thibron 69

Chambers, M. 51, 121

Thrasybulos 24, 61, 85-89, 129, 132, 136, 155-156

Cloché, P. 121

Thrasymachos 39

Develin, R. 96-114, 119, 125-126

Thukydides 31, 68, 124—125, 135, 137 Thukydides Melesiu 38 Timaios 38, 144 Tydeus 44 Valerius Maximus 35

76,

86,

111,

Bultrighini, U. 36 Busolt, G. 15

Davies, J. K. 104, 120, 137, 147 Dover, K. J. 103 Dümmler, F. 27

Engels, J. 111 Fornara, Ch. W. 83,

Fuks, A. 20, 36, Garlan, Y. 68 Hallof, K. 159,

200

Kritias und die Dreißig Tyrannen Swoboda, H. 15

Hannestad, K. 13, 66,

Thompson, W. E. 95

Hansen, M. H. 53

Traill, J. S. 119, 130

Helbig, W. 77

Wade-Gery, H. T. 36

Hignett, C. 121

Walbank, M. 107

Hurni, F. 50

Wesseling, P. 106

Jordan, B. 68

Whitehead, D. 13, 66, 93, 99, 113

Keil, B. 78

Wilamowitz-Moellendorff, U. von

Kirchner, J. 93, 99-114, 143

124-125

Koehler, U. 104

Wilcken, U. 41

Krentz, P. 13, 24, 66, 68, 102, 107, 113, 122, 126

Wyttenbach, D. 35, 36

Lehmann, G. A. 11, 14, 26, 54—56, 67, 88, 93-94, 141, 156, 165 Lenschau, T. 113-114 Loeper, R. 13, 91-93, 96-114 MacDowell, D. 119, 124, 126 McCoy, W. 112, 147 Meyer, E. 36

Mossé, C. 36, 38 Müller-Strübing, H. 34 Nestle, W. 33, 36, 39 Nouhaud, M. 31

Pahle, F. 35, 36 Pesely, G. E. 20, 24 Pritchett, W. K. 42, 45, 60—62, 159 Radt, S. L. 30

3

ORTS- UND PHYLENAMEN

Acharnai 82, 139 Acherdus 118, 120-121, 134 Agryle 122 Aiantis 92, 98, 101, 105-107 Aigeis 92, 100-101 Aigospotamoi 142 Aixone 87, 121, 128, 158 Akamantis 92, 97, 102, 105 Akragas 71 Alopeke 92, 128, 134, 163 Amphitrope 131-132 Anagyrus 106, 129

Rhodes, P. J. 22, 52, 67—68, 118, 121, 157

Anakaia 92, 123

Ruschenbusch, E. 52, 56, 84

Andros 80, 85

Schwartz, E. 125

Antigonis 95

Snodgrass, A. M. 42

Antiochis 91—92, 97, 101, 104

Sordi, M. 36

Aphidnai 91-92, 99, 124

Spence, I. G. 84, 121, 128—129

Apollonieis 94

Sprawski, S. 36

Arginusen 34, 82, 110, 147

Register Argos 79

Ephesos 80, 85

Asien 14, 69, 84, 89

Epidauros 71

Athen 14—16, 18—19, 22, 34, 41, 45, 47-48, 50-51, 53, 56-58, 62-71, 73, 75, 78-80, 84—90, 93-94, 99-100, 102, 105, 110, 112, 114-115, 118—120, 123, 125-126, 129-133, 136, 147, 149, 153, 158, 164—165

Erchia 129

Athmonon 163

Halimus 135

Atlantis 71

Hellespontos 99

Attalis 95

Herakleia Pontika 71, 155

Attika 25, 73, 79-80, 88, 93-94, 133, 141, 158, 165 Auridai 92

Azenia 92, 102 Bate 130, 147, 161 Berenikidai 94 Bithynia 80 Butadai 130, 147 Byzantion 62, 109 Chios 107 Cholleis 153 Chrysopolis 110 Deiradiotai 128—129 Dekeleia 79—80, 82, 92, 102, 124, 128, 165

Erechtheis 92, 102-103, 106 Eteobutadai 130, 147 Euboia 131 Eunostidai 94 Gargettos 161

Herakleion 161 Hippothontis 92, 99, 102, 106-107 Hyporeia 94 Ikarion 94 Illyrien 45 Isthmia 78 Karien 45 Kastella 62 Kekropis 92, 96, 102, 104—105, 107 Keos 43, 46, 108 Kephisia 117, 127, 139 Kerameikos 162 Kikynna 94 Klopidai 94

Delion 62, 79

Koile 106

Delphi 15

Kollytos 134—135

Demetrias 95

Kolophon 71

Dionysion 162

Konthyle 92, 104

Dipaia 62

Korinthos 42, 79

Eetioneia 28, 30-32, 109

Korkyra 106, 144

Eleusis 25, 56, 69, 80, 87-88, 93, 100, 117, 131, 149-151, 162-163

Kroton 71

Eleutherai 78

Kydantidai 148

Kurion 153

201

202

Kritias und die Dreißig Tyrannen

Kydathenai 127

Paiania 118, 120, 123, 134

Kykale 161

Pandionis 92, 98, 104, 126

Kymai 71

Pantikapaion 58

Kythera 79

Peloponnes 23, 43, 79, 84, 88—89, 142, 145, 149

Kyzikos 109 Lakedaimon 28, 30, 38, 59, 66, 72, 99, 124, 136, 146

Petalidai 94

Lamptrai 94, 119-120, 133

Phegus 131

Larisa 36

Pherai 35

Leontis 92, 98, 105, 128, 135

Phrygioi 79

Lokris 71

Phyle 80, 86-88, 100, 129, 132, 136, 151, 163

Lokroi Epizephyrioi 71

Phaleron 41, 101, 160

Marathon 50, 75

Piräus/Peiraieus 14, 31, 57, 62, 72, 89-90, 109, 114-116, 118, 120-121, 123—124, 128, 133, 136, 141, 149, 157-158

Massalia 71

Pontos 110, 155

Megara 57, 79-80, 85, 157

Poteidaia 78—79

Melainai 94

Prasiai 122, 124

Melite 162

Prospalta 163

Melos 79

Ptolemais 95

Methone 79

Pylos 61, 155

Miletos 72

Pythion 161

Munychia/Munichia 23, 25, 32, 60-63, 80, 87, 89, 101-102, 117-118, 120, 153

Rhamnus 123

Maiandros 62 Mantineia 37, 62, 79

Myrrhinutta 161 Nemea 68, 78 Nisaia 79, 85 Oe 160 Oiai 92 Oineis 92, 97, 99, 102, 105—106 Oinoe 122, 163 Oion 117 Olympia 79 Oreos 131-132

Rhegion 71 Rheitoi 79 Salamis 46, 100, 149—151, 160

106,

124,

147,

Samos 14, 123, 136 Satyros (Stadt in Pantikapaion) 58

Sel ymbria 80 Semachidai 161 Sizilien 26, 79, 106, 128-129 Skambonidai 144, 155

Sparta 13-18, 38-39, 56, 61—64, 66, 70, 72, 75, 88, 97, 110, 118, 128, 154

Register Spartolos 78

Thessalien 27, 34—37, 39

Sphettos 91—92, 160

Thorai 92, 97

Steiria 91-92, 108, 136

Thorikos 128, 145

Sunion 92

Thrakien 45, 51, 62, 79, 142

Susa 144

Thria 92, 163

Syrakusai 62, 71

Tyriaion 62

Tanagra 77

Xypete 106-108, 122

Thasos 47-49, 153 Thebai 57, 62, 85, 136, 157

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