Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts: Untersuchungen zu Fehdewesen und Tagfahrt 9783737004503, 9783847104506, 9783847004509

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Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts: Untersuchungen zu Fehdewesen und Tagfahrt
 9783737004503, 9783847104506, 9783847004509

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Nova Mediaevalia Quellen und Studien zum europäischen Mittelalter

Band 14

Herausgegeben von Nikolaus Henkel und Jürgen Sarnowsky

Florian Dirks

Konfliktaustragung im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts Untersuchungen zu Fehdewesen und Tagfahrt

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. ISSN 2198-6231 ISBN 978-3-8471-0450-6 ISBN 978-3-8470-0450-9 (E-Book) ISBN 978-3-7370-0450-3 (V& R eLibrary) Weitere Ausgaben und Online-Angebote sind erhältlich unter: www.v-r.de Gedruckt mit freundlicher Unterstützung der Ritterschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg. Dissertation an der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt. Ó 2015, V& R unipress GmbH, Robert-Bosch-Breite 6, 37079 Göttingen / www.v-r.de Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Printed in Germany. Titelbild: Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, Hannover, MS XXIII, 847, fol. 315r, »Fehdebrief an Herzog Magnus durch Boten. Im Hintergrund brechen Reiter (nach Lüneburg?) auf. Im Vordergrund empfängt Herzog Albrecht Pergament« (Beschreibung nach Droste, Schreiben über Lüneburg, S. 411). Druck und Bindung: CPI buchbuecher.de GmbH, Zum Alten Berg 24, 96158 Birkach Gedruckt auf alterungsbeständigem Papier.

Inhalt

Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1. Einführung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.1 Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Darstellung des Forschungsstands . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.1 Die Forschung zu Fehden im Spätmittelalter . . . . . . . . 1.2.2 Die Kategorisierung der Fehden – theoretische Überlegungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3 Die Forschung zu Tagfahrten als Verhandlungspraxis in Konflikten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.4 Spätmittelalterliche Fehden des Nordwestens zwischen Friedenseinungen und Schiedsgericht . . . . . . . . . . . . 1.2.5 Politische Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.5.1 Das Politische . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.5.2 Zum Begriff der Kommunikation . . . . . . . . . . 1.2.5.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.6 Praktiken und Verfahren im »reichsfernen Norden« seit dem Interregnum . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.7 Die Forschung zur Wahrnehmung von Fehden in der Historiographie des 14. und 15. Jahrhunderts . . . . . . . 1.2.8 Folgerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Quellenlage und -auswahl . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1 Historiographische Überlieferung . . . . . . . . . . . . . . 1.3.2 Diplomatische und serielle Quellen . . . . . . . . . . . . . 1.3.3 Tagfahrt: Herleitung, Eingrenzung und Begriffe . . . . . . 1.3.3.1 Herleitung/ Wortbedeutungen . . . . . . . . . . . . 1.3.3.1.1 Althochdeutsche und mittelhochdeutsche Wortbedeutungen . . . . . . . . . . . . . . 1.3.3.1.2 Mittelniederdeutsche Wortbedeutungen . . 1.3.3.2 Begriffe in den herangezogenen Quellen . . . . . .

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Inhalt

1.3.3.3 Hansische Tagfahrten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.3.4 Verwandte Phänomene im europäischen Kontext. Die Tagsatzung der Eidgenossenschaft . . . . . . . . . . . 1.3.3.5 Hoftag, Gemeiner Tag, Reichstag . . . . . . . . . . . 1.3.3.6 Folgerungen und Arbeitsdefinition Tagfahrt . . . . . 1.4 Fragestellung und Vorgehensweise . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Fallbeispiele . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1 Die »Mandelslohsche Fehde« gegen Bremen 1380/81 . . . . . . . . 2.1.1 Die Konfliktlage und ihr Kontext . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.2 Die Quellenlage . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.3 Ursachen und Akteure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.4 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche . . . . 2.1.5 Die Wahrnehmung der Fehde in der bremischen Historiographie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.1.6 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Die Horneburger Fehde 1425–1443 . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Ursachen und Akteure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.2 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche . . . . 2.2.3 Die Wahrnehmung der Fehde in den historiographischen Quellen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.4 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3 Die Fehde der Familie Klencke gegen Bremen 1455 . . . . . . . . . 2.3.1 Akteure . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.2 Austrag und Beilegung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.3 Außergerichtliche Beilegungsversuche, Wissen und Kompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.3.4 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg gegen Bremen in den 1460er/70er Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4.1 Graf Gerhard im Urteil der Forschung . . . . . . . . . . . . 2.4.2 Akteure und Kontext des Konflikts . . . . . . . . . . . . . . 2.4.3 Die Beilegung der Fehden zwischen Bremen und Graf Gerhard 2.4.4 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche . . . . 2.4.5 Die Wahrnehmung der Fehden in der Historiographie . . . . 2.4.6 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5 Die Konflikte um die Pfandburg Bleckede in den 1450er–1470er Jahren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.1 Kontext, Akteure und Verlauf . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.2 Eskalation und Deeskalation . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.5.3 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche . . . .

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Inhalt

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3. Vergleichende Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche . . . . . . . 3.1.1 Hinzuziehen von Vermittlern . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2 Anwendung von Tagfahrten . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2.1 Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2.2 Ort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2.3 Teilnehmerkreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2.4 Verfahren vor Ort? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.1.2.5 Sanktionierung für Abwesenheit . . . . . . . . . . . . 3.1.2.6 Fehde, Tagfahrt und Landtage . . . . . . . . . . . . . 3.1.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.2 Die Anwendung von Schiedsgerichten . . . . . . . . . . . . . . . . 3.3 Fehde, Bündnisverträge, Landfrieden und Beziehungen der Akteure . 3.3.1 Bündnisverträge und Landfrieden . . . . . . . . . . . . . . . 3.3.2 Beziehungen der Akteure und die Rolle von Tagfahrten . . . 3.3.3 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3.4 Das Bild der untersuchten Fehden in der Historiographie . . . . . 3.5 Fazit der vergleichenden Analyse . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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4. Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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5. Anhang: Tagfahrten und Treffen der Herzöge Magnus und Albrecht von Braunschweig-Lüneburg während des Erbfolgestreits . . . . . . .

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6. Abkürzungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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7. Quellen- und Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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8. Register zu Orten und Personen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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9. Register ausgewählter Sachbegriffe . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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2.5.4 Die Wahrnehmung der Fehde in der Historiographie . . . 2.5.5 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Die Hildesheimer Bischofsfehde 1471–1474 . . . . . . . . . . . . 2.6.1 Ursachen und Akteure des Konflikts . . . . . . . . . . . . 2.6.2 Austrag und Beilegung der Fehde . . . . . . . . . . . . . . 2.6.3 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche . . . 2.6.4 Symbolisches Verhalten in der Hildesheimer Bischofsfehde 2.6.5 Die Wahrnehmung der Fehde durch die Historiographie . 2.6.6 Fazit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Vorwort

Dieses Buch stellt die überarbeitete Fassung meiner Dissertation dar, die 2013 von der Philosophischen Fakultät der Universität Erfurt angenommen und am 02. Juli 2013 verteidigt wurde. Sein Entstehen wäre ohne den Zuspruch mehrerer Personen und nicht zuletzt die finanzielle Förderung durch ein Stipendium der Landesgraduiertenförderung Thüringen von 2010 bis 2013, ein Abschluss-Stipendium der Universität Erfurt sowie einen namhaften Druckkostenzuschuss durch die Landschaft des vormaligen Fürstentums Lüneburg nicht möglich gewesen. Für diese Förderung spreche ich meinen tief empfundenen Dank aus. Auch allen anderen, die zum Entstehen dieses Buches beigetragen haben, möchte ich an dieser Stelle danken. Ganz besonders habe ich meiner Doktormutter Prof. Dr. Sabine Schmolinsky für Zuspruch bereits während des Studiums und die sehr gute Betreuung während der Arbeit an der Dissertation zu danken. Nicht nur in fachlichen, sondern auch in menschlichen Fragen, die nicht zuletzt bei einem Ortswechsel aufkommen können, hatte und hat sie immer ein offenes Ohr. Die äußerst anregende Atmosphäre an ihrer Professur hat viel zur Entstehung dieser Arbeit beigetragen. Zu Dank verpflichtet bin ich darüber hinaus Gregor Rohmann (Frankfurt am Main), der das Zweitgutachten übernahm, sowie den beiden Herausgebern Jürgen Sarnowsky und Nikolaus Henkel (beide Hamburg) für die Aufnahme der Arbeit in ihre Reihe. Bei Prof. Dr. Ingrid Schröder (Hamburg) und Dr. Reinhard Goltz (Bremen) bedanke ich mich für wertvolle Hinweise zu den sprachlichen Tücken des Mittelniederdeutschen. Daneben danke ich den Erfurter Kolleginnen und Kollegen für Diskussionsfreude und Aufmunterung in schwierigen Phasen der Niederschrift, allen voran Herrn Nici Gorff. Auch verschiedene Kolleg/innen an anderen Universitäten haben dazu beigetragen, dass die Arbeit in dieser Form vorliegt und manchen kritisch-konstruktiven Hinweis beigesteuert: Oliver Auge (Kiel), Arnd Reitemeier (Göttingen), Stefanie Rüther (Göttingen) sowie Regula Schmid Keeling (Fribourg/Schweiz). Einigen von ihnen ist daneben auch zu danken für die Möglichkeit das Projekt in Oberseminaren, Doktorandenkolloquien und auf Tagungen in Esslingen am Neckar, Göttingen, Greifswald, Halle an

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Vorwort

der Saale und Jena vorstellen und diskutieren zu dürfen. Dank gebührt auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Universitäts- und Forschungsbibliothek Erfurt/Gotha und den Landesbibliotheken in Niedersachsen (Hannover/Göttingen) für die Mühen mit mancher Fernleihe, daneben den Archiven in Bremen (Staatsarchiv) und Lüneburg (Stadtarchiv). Darüber hinaus möchte ich vor allem meiner Familie meinen kaum in Worte ausdrückbaren Dank aussprechen. Sie unterstützten und unterstützen mich in allen Lebenslagen. Ohne sie wären ein Studium der Geschichte und eine Dissertation in Mittelalterlicher Geschichte nicht möglich gewesen. Ihnen möchte ich daher dieses Buch widmen.

1.

Einführung

1.1

Einleitung

Dem Lübecker Bürgermeister Hinrich Castorp (1419–1488) wird ein Zitat zugeschrieben, das auf deutliche Weise das zu diesem Zeitpunkt, Ende des 15. Jahrhunderts, bereits weit entwickelte »hansische Verhandlungsgeschick«1 zeigt. »Lasset uns tagfahrten; denn leicht ist das Fähnlein an die Stange gebunden, aber es ist schwer, es mit Ehren wieder abzunehmen«.2 Auf zahlreichen der von hansischen Städten abgehaltenen Tagfahrten, gemeinhin als Hansetage bezeichnet, lassen sich Auseinandersetzungen zwischen den einzelnen Hansestädten sowie mit äußeren Gegnern auf der Tagesordnung nachweisen.3 Daneben bestanden im spätmittelalterlichen Reich verschiedene weitere Formen von Zusammenkünften, die man als Tag ansehen kann und die auch von der Forschung so bezeichnet werden. Neben zahlreichen Städtetagen in der Hanse hat man es mit solchen innerhalb verschiedener anderer Bündnisse zu tun.4 Darüber

1 Grassmann, Antjekathrin: Lübeck und Rostock. Hansische Konfliktbewältigung im Rahmen der Rostocker Domfehde, in: Mecklenburgische Jahrbücher 120 (2005), S. 7–20, hier S. 16. 2 Dollinger, Philippe: Die Hanse (Kröners Taschenausgabe, 371), Stuttgart 51998, S. 234. Vgl. auch bereits Deecke, Ernst: Lübische Geschichten und Sagen, Lübeck 1852, S. 229, der diesen Ausspruch in leicht abgewandelter Form wiedergibt als: »Laßt uns tagen, laßt uns tagen; wir können zwar leichtlich mit ein paar Nadelriemen oder Senkeln die Fahne auf den Stock binden, aber es kostet große Müh und Leiden viel, sie wieder abzulösen«. 3 Dazu beispielsweise Jenks, Stuart: Friedensvorstellungen der Hanse 1356–1474, in: Johannes Fried (Hg.), Träger und Instrumentarien des Friedens im hohen und späten Mittelalter (Vorträge und Forschungen, 43), Sigmaringen 1996, S. 405–439; zu Konflikten, die auch auf See ausgriffen Rohmann, Gregor : Der Kaperfahrer Johann Stortebeker aus Danzig. Beobachtungen zur Geschichte der »Vitalienbrüder«, in: HGBll 125 (2007), S. 77–119 mit weiteren Nachweisen. 4 Zur Binnengliederung der hansischen Städtegruppen siehe Henn, Volker : Kommunikative Beziehungen und binnenhansisches Raumgefüge, in: Rolf Hammel-Kiesow (Hg.), Vergleichende Ansätze in der hansischen Geschichtsforschung (Hansische Studien, 13), Trier 2002, S. 33–42, hier S. 37–38.

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Einführung

hinaus gab es immer wieder auch Hoftage, königlose Tage, Reichstage und auf dem Gebiet der heutigen Schweiz die Tagsatzungen der Eidgenossen.5 Neben diesen mehr oder weniger institutionalisierten Formen von Tagen mit einem relativ großen Einzugsbereich, gemessen an der Herkunft der Teilnehmerkreise und der Teilnehmerzahl, gab es aber auch noch eine andere Form, die sich eher auf regionaler Ebene abspielte: Mehr oder minder ad hoc einberufene Treffen sollten zu einer möglichst gütlichen Beilegung von Auseinandersetzungen im Rahmen einer Fehde führen, über die in der bisherigen Forschung wenig bekannt ist. Diese, ebenso wie die übrigen zuvor beschriebenen Treffen, können als politische Zusammenkünfte gelten. Wichtiger noch: Diese Treffen zur friedlichen Fehdeschlichtung werden in den Quellen durchwegs auch als Tagfahrten bezeichnet.6 Die deutschsprachige Mittelalterforschung legt in ihren jüngsten Ergebnissen allgemein viel Wert auf zumeist außergerichtliche und gütliche Formen der Konfliktbeilegung7 und misst dabei den Vermittlern eine fast schon überragende Rolle zu. Ihnen wird für das Gebiet des Heiligen Römischen Reiches großes Ansehen zugeschrieben, und durch ihren Einsatz versuchte man häufig, Konflikte vorzugsweise gütlich beizulegen.8 Mit der im 13. Jahrhundert vorhandenen, als Interregnum bezeichneten, königlosen Zeit fehlte eine vor allem für den Adel zentrale Anrufungs- und Schlichtungsinstanz bei Streitigkeiten aller Art.9 Zu jener Zeit bildete sich eine 5 Dazu ausführlicher unten 1.3.3.4. und 1.3.3.5. 6 Zu den Begriffen in den Quellen unten 1.3.3.2. 7 Es wird hier von einem sozialwissenschaftlichen Begriff des Konflikts ausgegangen. Vgl. beispielsweise Julia M. Eckert (Hg.), Anthropologie der Konflikte. Georg Elwerts konflikttheoretische Thesen in der Diskussion (Kultur und soziale Praxis), Bielefeld 2004. Im Gegensatz dazu wird die juristische Auffassung des Konfliktbegriffes nur für die Austragung vor einem Gericht gebraucht. Vgl. dazu allgemein die Konzeption des LOEWE-Schwerpunktes »Außergerichtliche und gerichtliche Konfliktlösung« an der Goethe-Universität Frankfurt am Main. 8 Dazu Kamp, Hermann: Vermittlung in der internationalen Politik des späten Mittelalters, in: Gerd Althoff (Hg.), Frieden stiften. Vermittlung und Konfliktlösung vom Mittelalter bis heute, Darmstadt 2011, S. 98–123. Aus der englischsprachigen Forschung zur Beilegung von Konflikten im europäischen Kontext, fokussiert auf England und Dänemark, siehe Benham, Jenny : Peacemaking in the Middle Ages. Principle and practice (Manchester Medieval Studies), Manchester 2011. 9 Eine durchsetzungsstarke Instanz fehlte trotz des Vorhandenseins eines königlichen Hofgerichtes ab 1235 und dem auf dem Reichstag von 1235 verkündeten Reichslandfrieden; vgl. Rader, Olaf B.: Rezension zu Urkundenregesten zur Tätigkeit des deutschen Königs- und Hofgerichts bis 1451. Bd. 2: Die Zeit von Philipp von Schwaben bis Richard von Cornwall (1198–1272), bearb. von Ekkehart Rotter, Köln 1994, in: DA 52/1 (1996), S. 672. Der Königshof diente »vor der Kompetenzverdichtung im Kammergericht ab 1452 zwar durchaus als Anrufungsinstanz für die Streitparteien, in der politischen Praxis aber vor allem als nachträgliche Schiedsstelle mit noch nicht vollends ausgebildeter Formalisierung und Institutionalisierung«: Zeilinger, Gabriel: Lebensformen im Krieg. Eine Alltags- und Erfah-

Einleitung

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immer höhere Kompromisslösungsbereitschaft in Adelskreisen aus, da kein König vorhanden war, der direkt Macht ausüben und Recht sprechen beziehungsweise festsetzen konnte.10 Neben verschiedenen Städtetagen bildeten die vom Kurfürstenkollegium einberufenen königlosen Tage Zentren für politische Entscheidungen.11 Auf Ebene der Landesherrschaften führte der Umstand fehlender Herrschaftsgewalten der Könige in der weiteren Entwicklung letztlich auch zu Kooperationseinungen zwischen Adel und Landesherren, bei denen sich die Adligen in einzelnen Reichsteilen ab etwa dem Ende des 14. Jahrhunderts zu den Landständen formierten und ihrem jeweiligen Landesherren gegenübertraten beziehungsweise mit ihm kooperierten.12 Gleichzeitig sahen sich die rungsgeschichte des süddeutschen Städtekriegs 1449/50 (Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beihefte, 196), Stuttgart 2007, S. 26. Vgl. für die Zeit ab dem 16. Jahrhundert Diestelkamp, Bernhard: Die höchste Gerichtsbarkeit in England, Frankreich und Deutschland zwischen Absolutismus und Aufklärung, in: Ders., Recht und Gericht im Heiligen Römischen Reich (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main, 122), Frankfurt am Main 1999, S. 375–406, hier S. 397 mit Verweis auf Ranieri, Filippo: Recht und Gesellschaft im Zeitalter der Rezeption. Eine rechts- und sozialgeschichtliche Analyse der Tätigkeit des Reichskammergerichts im 16. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, 17,1), Köln 1985, 1, S. 165. Zur Reichsferne des Nordens im hohen und späten Mittelalter auch Diestelkamp, Bernhard: Königsferne Regionen und Königsgerichtsbarkeit im 15. Jahrhundert, in: Gerhard Köbler/ Hermann Nehlsen (Hg.), Wirkungen europäischer Rechtskultur. Festschrift für Karl Kroeschell zum 70. Geburtstag, München 1997, S. 151–162; Diestelkamp, Bernhard: Das Gericht des deutschen Königs im Hoch- und Spätmittelalter und das peinliche Strafrecht, in: Ders. Recht und Gericht im Heiligen Römischen Reich (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte, Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main, 122), Frankfurt am Main 1999, S. 53–62, hier S. 55 und Kaufhold, Martin: Deutsches Interregnum und europäische Politik. Konfliktlösungen und Entscheidungsstrukturen 1230–1280 (Monumenta Germaniae Historica Schriften, 49), Hannover 2000, S. 294–319. Siehe auch Angermeier, Heinz: Königtum und Landfriede im deutschen Spätmittelalter, München 1966, S. 33–37. 10 Zur Rolle des Königs als Richter schon im 9. Jahrhundert siehe Deutinger, Roman: Der König als Richter, in: Wilfried Hartmann (Hg.), Recht und Gericht in Kirche und Welt um 900 (Schriften des Historischen Kollegs, 69), München 2007, S. 31–48. Zwar waren während dieser Zeit auch Könige vorhanden, sie konnten ihre Machtposition jedoch nie soweit ausbauen, dass sie sie im gesamten Reichsgebiet hätten festigen können. Für die Zeit vor dem Interregnum siehe Krieb, Steffen: Vermitteln und Versöhnen. Konfliktregelung im deutschen Thronstreit 1198–1208 (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, 13), Köln 2000. 11 Annas, Gabriele: Hoftag – Gemeiner Tag – Reichstag. Studien zur strukturellen Entwicklung deutscher Reichsversammlungen des späten Mittelalters (1349–1471), 2 Bände (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 68), Köln 2004, hier 1. 12 Im Erzstift Bremen ab dem Jahr 1397. Vgl. dazu Mindermann, Arend: Einleitung, in: Die Landtagsabschiede des Erzstifts Bremen und des Hochstifts Verden, bearbeitet von Dems. (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 244; Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden,

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Einführung

Herrschaftsträger in den verschiedenen Teilen des Reichs einem Anspruch gegenüber, Frieden zu erhalten. In der Praxis setzte sich diese zentrale Forderung im Heiligen Römischen Reich im Gegensatz zu England oder auch Frankreich nicht durch. Dennoch hielten die Könige beziehungsweise Kaiser einen allgemeinen Anspruch auf solche Friedenssicherung, mithin die Wahrung des Landfriedens, nach wie vor aufrecht.13 Im 15. Jahrhundert nahm das Reich nach Gabriel Zeilinger und Peter Moraw eine zunehmend »agonale«14 Struktur an. Diese Struktur des Reiches habe in immer stärkerem Maße sich gegenüberstehende Lager von Adel und Bürgertum in den Städten ausgebildet15 und allenthalben zu Machtkämpfen aller Art geführt, die sich nicht zuletzt in Fehden geäußert hätten.16 Seit jüngster Zeit sind diese Erklärungsmodelle eines »Antagonismus der beiden Lehenswelten [sic!]« hinterfragt und die »Verflechtung von Adel und Stadt [ist] stärker betont« worden.17 Zudem lässt sich spätestens mit Peter Moraw das spätmittelalterliche Reich in verschiedene »Zonen unterschiedlicher Zugriffsmöglichkeiten für den König« einteilen.18 Nach Moraw gilt seither der

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30), Hannover 2008, S. 15–18. Allgemein statt vieler siehe Krüger, Kersten: Die landständische Verfassung (Enzyklopädie deutscher Geschichte, 67), München 2003. Carl, Horst: Landfrieden als Konzept und Realität kollektiver Sicherheit im Heiligen Römischen Reich, in: Gisela Naegle (Hg.), Frieden schaffen und sich verteidigen im Spätmittelalter (Pariser historische Studien, 98), München 2012, S. 121–138, hier S. 122–123; vgl. Angermeier, Königtum und Landfriede. Zeilinger, Lebensformen im Krieg, S. 25 in Anlehnung an Moraw, Peter : Das »Privilegium maius« und die Reichsverfassung, in: Monumenta Germaniae Historica (Hg.), Fälschungen im Mittelalter, Teil 3: Diplomatische Fälschungen (Monumenta Germaniae Historica Schriften, 33,3), Hannover 1988, S. 201–224, hier S. 211. Zeilinger, Lebensformen im Krieg, S. 25–36. Ebd., S. 25; zur Fehde zusammenfassend Reinle, Christine: Art. Fehde, in: HRG, 2. Auflage, Lieferung 7 (2007), Sp. 1515–1525. Ochs, Heidrun: Ritteradel und Städte. Bemerkungen zu ihrem Verhältnis am Beispiel der Kämmerer von Worms und der Vögte von Hunolstein, in: Joachim Schneider (Hg.), Kommunikationsnetze des Ritteradels im Reich um 1500 (Geschichtliche Landeskunde. Veröffentlichungen des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz, 69), Stuttgart 2012, S. 91–109, die Zitate auf S. 91–92; für den nördlichen Teil des Reichs vor allem Demski, Rainer: Adel und Lübeck. Studien zum Verhältnis zwischen adliger und bürgerlicher Kultur im 13. und 14. Jahrhundert (Kieler Werkstücke. Reihe D. Beiträge zur europäischen Geschichte des späten Mittelalters, 6), Frankfurt am Main 1996 und Mindermann, Arend: Adel in der Stadt des Spätmittelalters. Göttingen und Stade 1300–1600 (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 35), Bielefeld 1996. Diestelkamp, Königsferne Regionen, S. 151 mit Verweis auf die einschlägigen Arbeiten Moraws: Moraw, Peter: Hessen und das deutsche Königtum im späten Mittelalter, in: Hessisches Jahrbuch für Landesgeschichte 26 (1976), S. 43–95, hier S. 64; Moraw, Peter: Kaiser Karl IV. im deutschen Spätmittelalter, in: HZ 229 (1979), S. 1–24, hier S. 11; Moraw, Peter: Neue Ergebnisse der deutschen Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters (Lectiones eruditorum extraneorum in Facultate Philosophica Universitatis Carolinae Pragensis factae, 2), Prag 1993, S. 50.

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Norden des Reiches als eine der »königsfernen Regionen«19 beziehungsweise als reichsfern.20 Die Thematik von Konflikten und deren Erscheinungsformen wie Krieg, Fehde, Gewalt und Zerstörung ist in der Mittelalterforschung seit einigen Jahren immer wieder zum Gegenstand verschiedenster Arbeiten geworden,21 die aber auch Defizite aufweisen. Dabei formulierten Sabine Schmolinsky und Klaus Arnold, was ein Desiderat insbesondere für den norddeutschen Raum auch bis heute darstellt: Es bedürfe in der Mittelalterforschung einer analytischen Vorgehensweise, »Kriege als soziale Praxen zu thematisieren« und dabei vornehmlich den »Ausgang bewaffneter Auseinandersetzungen verstärkt in den Blick« zu nehmen.22 Eine spezielle Art von Konflikten auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reichs im Spätmittelalter ist die Fehde.23 Die vorliegende Arbeit versteht sich als ein Beitrag zur »Geschichte der Konfliktlösung und des Kriegsendes auf dem Weg zu einem dauerhaften Frieden«.24 Wenn zudem Alois Gerlich schrieb, es sei »wissenswert, die Verhältniszahlen zu ermitteln, wie oft

19 Diestelkamp, Königsferne Regionen, S. 151. 20 In der Frühneuzeitforschung wurde dies in jüngerer Zeit kritisch hinterfragt. Siehe dazu North, Michael: Reich und Reichstag im 16. Jahrhundert. Der Blick aus der angeblichen Reichsferne, in: Maximilian Lanzinner/ Arno Strohmeyer (Hg.), Der Reichstag (1486–1613). Kommunikation – Wahrnehmung – Öffentlichkeiten (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 73), Göttingen 2006, S. 221–236. 21 Siehe allgemein für das 15. Jahrhundert Jucker, Michael: Verstetigung und Verrechtlichung der Diplomatie. Krieg als Innovationsfaktor für die Politik (1415–1460), in: Peter Niederhäuser (Hg.), Ein »Bruderkrieg« macht Geschichte. Neue Zugänge zum Alten Zürichkrieg (Neujahrsblatt der Antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 170; Mitteilungen der antiquarischen Gesellschaft in Zürich, 73), Zürich 2006, S. 43–54; ausführlicher unten bei der Analyse des Forschungsstands. Allgemein zu Krieg im Mittelalter Kortüm, Hans-Henning: Kriege und Krieger 500–1500 (Urban-Akademie), Stuttgart 2010. 22 Schmolinsky, Sabine/ Arnold, Klaus: Konfliktbewältigung. Kämpfen, Verhandeln und Frieden schließen im europäischen Mittelalter, in: Bernd Wegner (Hg.), Wie Kriege enden. Wege zum Frieden von der Antike bis zur Gegenwart (Krieg in der Geschichte, 14), Paderborn u. a. 2002, S. 25–64, hier S. 40–41. 23 Die Forschung hat schon seit langem darüber diskutiert, welchen Status die Fehde innerhalb einer Definition von Konflikten einnimmt. Unten soll bei der Analyse des Forschungsstands näher darauf eingegangen werden. Die vorliegende Arbeit setzt Krieg und Fehde nicht ineins. Ethnologische Forschungen haben zur Trennung von Fehde und Krieg die institutionalisierte Form der Versöhnung in der Fehde betont. Siehe dazu beispielsweise Spittler, Gerd: Konfliktaustragung in akephalen Gesellschaften. Selbsthilfe und Verhandlung, in: Erhard Blankenburg et al. (Hg.), Alternative Rechtsformen und Alternativen zum Recht (Jahrbuch für Rechtssoziologie und Rechtstheorie, 6), Opladen 1980, S. 142–164, hier S. 147 oder Karauscheck, Erich-Ren¦: Fehde und Blutrache als Beispiele nichtstaatlicher Konfliktlösung. Rechtshistorisch und rechtsanthropologisch, Kiel 2011, S. 7. 24 Schmolinsky/ Arnold, Konfliktbewältigung, S. 64.

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eine Fehde geführt und wie oft friedliche Methoden angewandt wurden«,25 erscheint eine solche Arbeit umso gerechtfertigter.26 Die in diesem Kontext von Gerlich in den Raum gestellte Vermutung, dass »Territorialpolitik in einem vermutlich recht hohen Maße mit Instrumenten des Rechts, des Vertrags und der Unterwerfung im Rahmen des Schiedswesens betrieben worden sein dürfte«,27 soll kritisch hinterfragt werden. Ebenso kann diese Studie als ein Beitrag zur Sozialgeschichte der »reichsfernen« Gebiete der norddeutschen Tiefebene angesehen werden.28 Hier sollen nun zwei knapp zusammengefasste Beispiele an den Gegenstand der Studie heranführen: Im Jahr 1380 erschütterten Plünderungen die Region südöstlich von Bremen. Mehrere Gruppen Bewaffneter waren in den Ort Thedinghausen eingefallen und hatten die dortige Burg erobert. Anschließend waren sie weitergezogen und hatten die Orte um die Burg Langwedel herum ebenfalls zunächst überfallen und danach niedergebrannt.29 Diese Vorgänge gehören zu dem als Mandelslohsche Fehde bezeichneten Konflikt zwischen den drei Brüdern von Mandelsloh auf der einen und dem Erzstift und der Stadt Bremen auf der anderen Seite. Die Fehde zog sich bis in das Jahr 1381 hin. Erst nach mehrfachen Versuchen, sich auf gütlichem Weg zu einigen und militärischer Intervention des askanischen Herzogs Albrecht von Braunschweig-Lüneburg30 konnte letztlich im Mai 1381 ein Sühnevertrag abgeschlossen werden. Dieser Vertrag stellte die drei Brüder 25 Gerlich, Alois: Geschichtliche Landeskunde des Mittelalters. Genese und Probleme, Darmstadt 1986, S. 298. 26 Auch wenn im Folgenden keine statistischen Auswertungen vorgenommen werden. Für den Bereich nördlich der Elbe hat dies Risch, Hans-Gerd: Der holsteinische Adel im Hochmittelalter. Eine quantitative Untersuchung (Kieler Werkstücke. Reihe A. Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, 30), Frankfurt am Main 2010 unternommen. Ob eine statistische Erhebung zu Fehden innerhalb der Gesellschaft eines mittelalterlichen Herrschaftsgebietes überhaupt sinnvoll ist, bezweifelt Hyams, Paul R.: Was There Really Such a Thing as Feud in the High Middle Ages?, in: Susanna A. Throop/ Paul R. Hyams (Hg.), Vengeance in the Middle Ages. Emotion, Religion and Feud, Farnham 2010, S. 151–175, hier S. 155: »We are of course very dependent on the chance that contemporaries had some interest in making a record, and that this interest did not distort the sequence of events beyond recognition. This rules out any statistical approach«. 27 Gerlich, Landeskunde, S. 298. Es ist im Übrigen auch noch fraglich, ob man die vormodernen Formen des Schiedswesens überhaupt als Schieds-Gericht bezeichnen sollte; dazu unten 1.2.4. und 3.2. 28 Zur Einordnung als reichsfern siehe Schubert, Ernst: Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, in: ders. (Hg.), Geschichte Niedersachsens, begründet von Hans Patze, 2, Teil 1. Politik, Verfassung, Wirtschaft vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, Hannover 1997, S. 3–904, hier S. 575–582 und Diestelkamp, Die höchste Gerichtsbarkeit in England, Frankreich und Deutschland, hier S. 397. 29 Die Bremer Chronik von Rinesberch, Schene und Hemeling, bearb. v. Hermann Meinert, hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 37), Bremen 1968, c. 510. 30 Das ist Albrecht von Sachsen-Wittenberg.

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Mandelsloh zunächst zufrieden.31 War diese Fehde nach militärischem Einschreiten und mehreren Anläufen zur Beilegung über den Verhandlungsweg relativ zügig beendet worden, so sahen sich die Streitgegner in einem anderen Fall, der sich knappe 25 Jahre später im Raum zwischen Weser und Elbe abspielte, einem langwierigeren Prozess der Konfliktbeilegung gegenüber : In einem Streit zwischen den Herzögen von Braunschweig und Lüneburg auf der einen und den Städten Lüneburg, Hannover und Uelzen auf der anderen Seite trafen sich die Streitparteien zu in den Quellen als Tagfahrt bezeichneten direkten Verhandlungen am 9. Juli des Jahres 1405 in Lüneburg, um die Streitigkeiten zu beenden. Von diesem Zusammentreffen sind mehrere Urkunden erhalten, die Entwürfe eines abzuschließenden Vertrags überliefern. Die Inhalte dieses Vertrags und die Modalitäten der endgültigen Fassung des Textes wurden auf mehreren weiteren Tagfahrten besprochen. Der Vertrag gelangte jedoch nicht zur Umsetzung.32 Bei diesen zwei hier nur knapp zusammengefassten beziehungsweise skizzierten Konflikten aus dem Raum des heutigen Niedersachsens und den Umständen ihrer Beilegung wird eine Beobachtung deutlich, die die Leitfragen der vorliegenden Studie begründet und somit den zentralen Gegenstand dieser Arbeit bildet: Im späten 14. Jahrhundert scheint es die Tendenz gegeben zu haben, einen als Fehde33 geführten Konflikt außergerichtlich mithilfe persönlicher Begegnung und Kommunikation der Streitparteien oder zumindest deren Vertretern im Rahmen eines Treffens zu beenden, das in den Quellen als Tagfahrt begegnet. Diese Anwendung von Tagfahrten und ihre Bedeutung für die Beilegung von Fehden sind in der Forschung zu Konfliktbeilegungsmöglichkeiten und zum Frieden in Spätmittelalter und Früher Neuzeit allerdings bisher vernachlässigt worden.34 So hat man im Gegensatz dazu den Schwerpunkt eher auf

31 Zu diesem als Fehde geführten Konflikt siehe Dirks, Florian: Die »Mandelslohsche Fehde« von 1380/81. Untersuchungen zum Fehdewesen im Bremischen des ausgehenden 14. Jahrhunderts, in: Stader Jahrbuch 2009, Neue Folge 99, S. 45–59 mit der dort angegebenen weiterführenden Literatur. Bremen und auch Herzog Albrecht von Sachsen-Lüneburg hatten in der Folgezeit noch mehrfach mit den Brüdern Mandelsloh zu tun, dazu auch unten 2.1. 32 UB Herzöge 10, Nr. 38, S. 114–127. 33 Der Begriff der Fehde soll weiter unten für die vorliegende Untersuchung definiert werden. Zunächst soll in der Einleitung Fehde als mittelalterlicher Konflikt zwischen Adligen, zwischen Städten oder zwischen Adel und Stadt verstanden werden, der bestimmten rechtlichen Regeln unterlag. Vgl. die jüngste Zusammenstellung bei Büchert Netterstrøm, Jeppe: Introduction. The Study of Feud in Medieval and Early Modern History, in: Ders./ Bjørn Poulsen (Hg.), Feud in Medieval and Early Modern Europe, Aarhus 2007, S. 9–67. 34 Die jüngste größere Studie, die sich mit Vermittlern befasst, streift diesen Aspekt am Rande und behandelt vielmehr die Konfliktregelung im Rahmen eines Schiedsgerichtsverfahrens, dies überwiegend auf der Ebene der höchsten Adelskreise. Kamp, Hermann: Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne), Darm-

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die prosopographische Untersuchung von Vermittlerpersönlichkeiten und auf eine Analyse der Vorgänge bei dem Einsatz solcher zumeist hochrangiger und damit angesehener Personen gelegt.35 Untersuchungen zur Führung und Beilegung von Konflikten haben seit einiger Zeit Hochkonjunktur in der Mediävistik, insbesondere seit dem Ende der 1980er Jahre, als Gerd Althoff seine Thesen von den ›Spielregeln der Politik‹ im Zusammenhang mit Ritualen in die Forschung einbrachte.36 Die Untersuchung von Fehden hat innerhalb der mediävistischen Konfliktforschung, vor allem seit dem Tod Otto Brunners – dessen Arbeit »Land und Herrschaft« einen Bruch mit der vorherigen Forschungsmeinung zu Fehden des Spätmittelalters verursachte – im Jahr 1982,37 wieder Aufschwung und kritische Würdigung erfahren. In der deutschsprachigen Mediävistik wurden die Thesen Brunners zum Fehdewesen ähnlich kontrovers diskutiert wie die Thesen Althoffs zum Einsatz von Ritualen beim Umgang der Großen untereinander und gegenüber den Herrschern.38 Die Forschung hat allerdings noch eher selten den Ansatz Althoffs auf Fehden des 14. und 15. Jahrhunderts angewandt. Wenn sie dies tat, dann untersuchte sie Einzelfälle und stellte bisher keine Versuche an, eine vergleichende Analyse durchzuführen.39 Es stellt indessen ein Desiderat der mediävistischen Forschung dar, die An-

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stadt 2001, hier besonders S. 236–260. In den gängigen Handbüchern werden Tagfahrten, wie sie in vorliegender Studie untersucht werden, zumeist nicht erwähnt. Kamp, Friedensstifter und Vermittler und Kamp, Hermann: Vermittler in den Konflikten des Hohen Mittelalters, in: La giustizia nell’alto medioevo, secoli IX–XI (Settimane di studio del Centro italiano di studi sull’alto medioevo, 44), Spoleto 1997, S. 675–714. Althoff, Gerd: Spielregeln der Politik im Mittelalter. Kommunikation in Frieden und Fehde, Darmstadt 1997; siehe dazu jetzt auch Kamp, Hermann: Die Macht der Spielregeln in der mittelalterlichen Politik. Eine Einleitung, in: Claudia Garnier/ Hermann Kamp (Hg.), Spielregeln der Mächtigen. Mittelalterliche Politik zwischen Gewohnheit und Konvention, Darmstadt 2010, S. 1–18. Biographisches zu Brunner bei Kannowski, Bernd: Art. Brunner, Otto, in: HRG, 2. Auflage, 1 (2008), Sp. 696–698. Zur Kritik an Althoffs Thesen Dinzelbacher, Peter : Warum weint der König? Eine Kritik des mediävistischen Panritualismus, Badenweiler 2009; daneben auch Buc, Philippe: The dangers of ritual. Between early medieval texts and social scientific theory, Princeton N.J. 2001; Althoff selbst hatte seine Thesen von den Spielregeln zunächst als ergänzungsbedürftig und nicht unbedingt auf alle Bereiche des Mittelalters übertragbar verstehen wollen. Vgl. dazu jetzt auch Goetz, Hans-Werner : Spielregeln, politische Rituale und symbolische Kommunikation in der Merowingerzeit. Das Beispiel Gregors von Tours, in: Claudia Garnier/ Hermann Kamp (Hg.), Spielregeln der Mächtigen. Mittelalterliche Politik zwischen Gewohnheit und Konvention, Darmstadt 2010, S. 33–60; zu Althoffs Thesen und deren Anwendbarkeit auf die karolingischen Reichsteile im 9. Jahrhundert siehe Dirks, Florian: Konfliktaustragung im 9. Jahrhundert. Konflikt und Ritual in spätkarolingischer Zeit. Untersuchungen zu Auseinandersetzungen weltlicher Großer, in: Concilium medii aevi 15 (2012), S. 1–62. Zu nennen sind hier vornehmlich die Arbeiten von Claudia Garnier und Stefanie Rüther. Siehe dazu unten bei der eingehenden Vorstellung des Forschungsstands.

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sätze der jüngeren Fehdeforschung mit ihren immer mehr ethnologisch geprägten Fragestellungen40 und die Ansätze der jüngsten Untersuchungen zur ›politischen Kommunikation‹ und zu mentalitätsgeschichtlichen Fragen hinsichtlich der zeitgenössischen Historiographie zu verbinden. Eine solche Verbindung könnte durch eine Studie über Auseinandersetzungen innerhalb des Adels und zwischen Städten im Rahmen von Fehden, die den Aspekt der persönlichen Begegnung der Streitparteien auf Tagfahrten in den Vordergrund stellt, geschaffen werden. Zwar haben vor allem deutschsprachige Historikerinnen und Historiker in jüngerer Zeit in erster Linie bei der Betrachtung einzelner Städte und der dortigen Produktion zeitgenössischer historiographischer Texte bedeutende Erkenntnisse vorlegen können,41 sie unternahmen aber kaum Vergleiche.42 Gleiches gilt für den Bereich der Hansegeschichte, deren Gegenstand die vorliegende Arbeit streift. Auch hier wurden vergleichende Fragestellungen eher selten angewandt.43

40 Vgl. Jendorff, Alexander/ Krieb, Steffen: Adel im Konflikt. Beobachtungen zu den Austragungsformen der Fehde im Spätmittelalter, in: ZHF 30 (2003), S. 179–206 und Lentz, Matthias: Konflikt, Ehre, Ordnung. Untersuchungen zu den Schmähbriefen und Schandbildern des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (ca. 1350–1600), mit einem illustrierten Katalog der Überlieferung (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 217), Hannover 2004. Für eine Analyse innerklösterlicher Streitigkeiten von Mönchen des 10. Jahrhunderts unter Anwendung des Ansatzes von Althoff vgl. Patzold, Steffen: Konflikte im Kloster. Studien zu Auseinandersetzungen in monastischen Gemeinschaften des ottonisch-salischen Reichs (Historische Studien, 463), Husum 2000, der auch ethnologische Fragestellungen mit einbezieht, sie jedoch für sein Thema passend abwandelt. 41 So beispielsweise Droste, Heiko: Schreiben über Lüneburg. Wandel von Funktion und Gebrauchssituation der Lüneburger Historiographie (1350 bis 1639) (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 195), Hannover 2000; Werner, Günter : Ahnen und Autoren. Landeschroniken und kollektive Identitäten um 1500 in Sachsen, Oldenburg und Mecklenburg (Historische Studien, 467), Husum 2002 und Funke, Brigitte: Cronecken der sassen. Entwurf und Erfolg einer sächsischen Geschichtskonzeption am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit (Braunschweiger Werkstücke. Veröffentlichungen aus Archiv, Bibliothek und Museum der Stadt, 104; Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv, 48), Braunschweig 2001. Vgl. das Kapitel zur Darstellung des Forschungsstands unten 1.2.4. 42 Andermann, Ulrich: Ritterliche Gewalt und bürgerliche Selbstbehauptung. Untersuchungen zur Kriminalisierung und Bekämpfung des spätmittelalterlichen Raubrittertums am Beispiel norddeutscher Hansestädte (Rechtshistorische Reihe, 91), Frankfurt a. M. u. a. 1991 und Blanke, Helge: Das Recht als Mittel der Machtpolitik. Eine Untersuchung zur nordwestdeutschen Grafschaftschronistik im Spätmittelalter (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im Mittelalter, Neue Folge, 6), Köln 2002 haben sich hier abgehoben. Blanke bezieht seine Untersuchung aber direkt auf Andermann, siehe Blanke, Recht, S. 11. 43 Dies wandelt sich in jüngster Zeit. Ausnahmen bilden hier sicherlich die Arbeiten von Münger, Tamara: Hanse und Eidgenossenschaft. Zwei mittelalterliche Gemeinschaften im Vergleich, in: HGBll 119 (2001), S. 5–48 und Deeters, Joachim: Reichs- und Hansetage – eine vergleichende Betrachtung, in: HGBll 129 (2011), S. 137–152 und der Sammelband Rolf

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Die Studie versucht, diese Ansätze zusammenzuführen, indem sie die Zusammenkünfte der Streitparteien in Fehden des norddeutschen Raumes auf das Funktionieren von Tagfahrten und die Führung von Fehden allgemein unter dem Gesichtspunkt der politischen Kommunikation analysiert. Damit grenzt sich die Untersuchung ab von den Forschungen zur symbolischen Kommunikation.44 Die Arbeit untersucht die Vorgänge bei Fehden gerade auch deshalb, weil die ältere Forschung »den eingesetzten Mitteln bei der Klärung von Streitigkeiten keine grundsätzliche Bedeutung« zuzumessen gedachte.45 Norddeutsche Fallbeispiele dienen dazu, dem überwiegenden Anteil der bisherigen Forschung zu süddeutschen Fehden gegenüberzutreten.46 In einem weiteren Schritt soll, neben der vergleichenden Analyse der ausgewählten Fallbeispiele, das Bild der herangezogenen Konflikte in der zeitgenössischen Historiographie untersucht werden. Denn damit kann eine Untersuchung von Konflikten offenbaren, »wie ein Herrschaftssystem in der Praxis funktionierte«, sie »zeigt jene Komponenten auf, die eine Gesellschaft zusammenschweißten, und führt tief hinein in die Vorstellungswelt der Zeitgenossen.«47 Welche Erkenntnischancen eine Untersuchung von Tagfahrten als Instrument zur Beilegung von Fehden im späten Mittelalter für die Geschichte der Beilegung von Konflikten, aber auch die Kultur- und Mentalitätsgeschichte sowie die Verfassungsgeschichte des späten Mittelalters bietet, soll im folgenden Kapitel, der Analyse des Forschungsstandes, deutlich gemacht werden. Hier folgt zunächst ein Forschungsüberblick zu Fehden des späten Mittelalters. Diesem schließen sich Überblicke über die bisherigen Ergebnisse der Forschung zu Tagfahrten, zum Konzept der politischen Kommunikation in den Konflikten des Mittelalters und zur Wahrnehmung von Fehden durch die spätmittelalterliche Historiographie an. Aus diesen Erkenntnissen sollen dann Folgerungen für die Untersuchung formuliert werden, um anschließend einen Blick auf die Quellen selbst, die Tagfahrten im Sinne der Fehdeschlichtung überliefern, und Begriffe in diesen Quellen zu werfen. Mit diesen Folgerungen können die Fragestellung und

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Hammel-Kiesow (Hg.): Vergleichende Ansätze in der hansischen Geschichtsforschung (Hansische Studien, 13), Trier 2002. Die symbolische Kommunikation bildet nach Kintzinger, Martin: Interaktion und Kommunikation, in: Gert Melville/ Martial Staub (Hg.), Enzyklopädie des Mittelalters, 2 Bände, Darmstadt 2008, hier 1, S. 245–247 einen Teilbereich der politischen Kommunikation. Es ist wichtig zu betonen, dass bei den untersuchten Tagfahrten kaum bis keine symbolischen Gesten zu ermitteln sind. Tewes, Udo: Zum Fehdewesen zwischen Weser und Elbe. Fehde – Sühne – Urfehde, in: Lüneburger Blätter 21/22 (1970/71), S. 121–200, Zitat S. 122. Ob dann allerdings tatsächlich spezifisch norddeutsche Charakteristika bei der Führung und der Beilegung von Konflikten als Ergebnis herauskommen, wird sich zeigen. Tewes, Fehdewesen hat S. 192–193 solche speziell norddeutschen Ausprägungen nicht ausmachen können. Patzold, Konflikte im Kloster, S. 18.

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das Vorgehen der vorliegenden Arbeit präziser dargelegt werden. Im ersten Hauptteil dieser Studie werden Fallbeispiele für den Einsatz von Tagfahrten ohne Vermittler untersucht. Der zweite Hauptteil dient der vergleichenden Analyse unter Hinzuziehung weiterer Beispiele. Abschließend werden die Ergebnisse zusammengefasst.

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Darstellung des Forschungsstands

Die bisherige Forschung zum Gegenstand der vorliegenden Untersuchung kann thematisch in acht Teile gegliedert werden: Zunächst, erstens, soll ein Blick auf diejenigen Arbeiten geworfen werden, die sich mit dem spätmittelalterlichen Fehdewesen allgemein befassen. Daraus resultiert, zweitens, ein Blick auf eine mögliche Kategorisierung der Fehden. Danach wird, drittens, die Forschung ausgewertet, die sich mit dem Phänomen der Tagfahrt beziehungsweise der direkten Verhandlung spätmittelalterlicher Fehdegegner beschäftigt. Im vierten Teil werden diejenigen Untersuchungen behandelt, die einen Fokus auf Praktiken der präventiven Herstellung von Frieden mittels Einungen in Gottes- und Landfrieden sowie mit der Schiedsgerichtsbarkeit als Möglichkeit, Konflikte gütlich zu beenden, legen. Der fünfte Teil der Darstellung des Forschungsstands wertet die Ergebnisse derjenigen Arbeiten aus, die sich mit der Politischen Kommunikation im Spätmittelalter und den Begriffen des Politischen sowie der Kommunikation befassen. Sechstens werden der Norden des Reichs und seine durch die Forschung postulierte Ferne mit gegebenenfalls vorhandenen eigenen Verfahren und Praktiken zur Konfliktlösung betrachtet. Der siebente Teil trägt Ergebnisse bisheriger Studien zur Wahrnehmung von Fehden in der spätmittelalterlichen Historiographie, vornehmlich städtischer und dynastisch-territorialer Prägung, zusammen. Schließlich werden, achtens, Folgerungen für die Fragestellung und den Aufbau dieser Untersuchung formuliert.

1.2.1 Die Forschung zu Fehden im Spätmittelalter Wenn das übergeordnete Kapitel zum Forschungsstand der Thematik vorliegender Untersuchung sich in acht thematische Blöcke einteilen lässt, so kann die Analyse der bisherigen Forschung, die sich mit der Fehde als Mittel der Konfliktaustragung im Mittelalter allgemein beschäftigte, sowohl thematisch als auch zeitlich in drei Phasen eingeteilt werden: die ältere Forschung bis zu den 1930er Jahren, die darauf folgende sogenannte Neue Verfassungsgeschichte48 48 Zur sogenannten Neuen Verfassungsgeschichte siehe vor allem Grothe, Ewald: Zwischen

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unter maßgeblicher Beteiligung Otto Brunners49 und die jüngere Mediävistik, die sich entweder Brunner zu- oder abwendet. Hier liegt also eine wissenschaftliche Kontroverse vor, die im Folgenden näher zu erläutern sein wird. Daneben haben sich die Ansätze der Ritual- sowie der allgemeinen Konfliktforschung und die Ergebnisse der Forschungsrichtung, die sich ethnologischer Fragestellungen bedient, als fruchtbar für die Gewinnung von Erkenntnissen über die Führung und Beilegung von Fehden des späteren Mittelalters gezeigt. Die Untersuchung der Fehde hat deutschsprachige Historiker seit Beginn des 19. Jahrhunderts beschäftigt. Diese ältere Forschung betrachtete das Fehdewesen unter Gesichtspunkten der Rechtsdurchsetzung mit Gewalt und unter rechtsgeschichtlichen Fragestellungen insgesamt. Einerseits wollte man Kenntnissen über die mittelalterliche Verfassung und Gesellschaftsordnung näherkommen und andererseits ein dem Adel vorbehaltenes Faustrecht in Anwendung sehen.50 Bis in die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein folgte die deutschsprachige Mittelalterforschung somit noch Fragestellungen, die aus den Rechtswissenschaften abgeleitet waren. Sie betrachtete die untersuchten Fehden schlicht als Rechtsfälle und bezog sich dabei laufend auf ›germanische‹ Traditionen.51 So untersuchten noch Erich von Lehe52 und

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Geschichte und Recht. Deutsche Verfassungsgeschichtsschreibung 1900–1970 (Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit, 16), München 2005, S. 215–309; dabei das Mittelalter betreffend Hechberger, Werner : Adel im fränkisch-deutschen Mittelalter. Zur Anatomie eines Forschungsproblems (Mittelalter-Forschungen, 17), Ostfildern 2005, S. 454–527 und Patzold, Steffen: Episcopus. Wissen über Bischöfe im Frankenreich des späten 8. bis frühen 10. Jahrhunderts (Mittelalter-Forschungen, 25), Ostfildern 2009. Zur Biographie Brunners und seinem wissenschaftlichen Werdegang siehe Etzemüller, Thomas: Sozialgeschichte als politische Geschichte. Werner Conze und die Neuorientierung der westdeutschen Geschichtswissenschaft nach 1945 (Ordnungssysteme. Studien zur Ideengeschichte der Neuzeit, 9), München 2001, S. 70–89. Zu Brunners Thesen und der sich daran entwickelnden Diskussion siehe u. a. Hechberger, Adel, S. 455–461 und, im Hinblick auf die Fehde und die Diskussion um das »Raubrittertum«, S. 495–510. Der Begriff des Faustrechtes war noch bis in die 1930er Jahre gebräuchlich, siehe Klocke, Friedrich von: Beiträge zur Geschichte von Faustrecht und Fehdewesen, in: Westfälische Zeitschrift 94, 1938, S. 3–56. Für einen Überblick über die Fehdeforschung im 19. Jahrhundert sei hier auf die wissenschaftsgeschichtlich angelegte Dissertation von Reither, Dominik: Rechtsgeschichte und Rechtsgeschichten. Die Forschung über Fehde, autonome Gewalt und Krieg in Deutschland im 19. Jahrhundert, Marburg 2009 hingewiesen, der S. 299–300 die Zeitgebundenheit der älteren Forschung zu Fehden herausstellt. Lehe, Erich von: Ritterliche Fehden gegen Hamburg im Mittelalter, in: Heinrich Reincke (Hg.), Hamburger geschichtliche Beiträge, Festschrift Hans Nirrnheim, Hamburg 1935, S. 135–168. Lehe leistete mit dieser Arbeit einen Beitrag zur Erforschung des Fehdewesens allgemein, indem er nach der Rechtmäßigkeit der untersuchten Fehden fragte. Für ihn waren die herangezogenen Fälle kein Ausdruck des bis in die 1980er Jahre konstatierten Raubrittertums, sondern Fehde war, so wie sie sich in den Quellen für den Hamburgischen Raum zeigte, Selbsthilfe des Adels zur Besserung einer Unrechtssituation; siehe ebd., S. 145. In dieser Arbeit Lehes zeigen sich allerdings auch Aspekte seiner Zeitgebundenheit, wenn er

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Friedrich von Klocke53 in den 1930er Jahren, Herbert Asmus in den 1950er Jahren54 und auch noch Udo Tewes55 zu Beginn der 1970er Jahre Fehden in einem regional begrenzten Raum unter rechtsgeschichtlichen Fragestellungen und zumeist auf der Grundlage diplomatischer Quellen. Mit der Abkehr von den im 19. und noch bis in das erste Viertel des 20. Jahrhunderts herrschenden Vorstellungen in der Geschichtswissenschaft suchte eine Generation jüngerer Historiker in den 1930er Jahren eine andere Sichtweise, die sogenannte ›Neue Verfassungsgeschichte‹, zu etablieren, was auch Auswirkungen auf die Betrachtung der Fehde hatte:56 Einer ihrer Hauptvertreter und der eigentliche Begründer der jüngeren mediävistischen Fehdeforschung war, neben Walter Schlesinger, der österreichische und langjährige Hamburger Historiker Otto Brunner mit seinem 1939 erschienenen Werk »Land und Herrschaft«,57 dessen Ergebnisse bei der Beschäftigung mit Fehden des späten Mittelalters für die Forschung auch heute noch immer wieder eine Rolle spielen. Auch für Brunner war die Fehde ein politisches Machtmittel in den Händen des Adels, das zur Besserung erlittenen Unrechts eingesetzt werden durfte.58 Sein Neuansatz lag begründet in der Verknüpfung von Gewalt als Durchsetzungsmittel eines rechtlichen Anspruchs und der Legitimierung von Gewalt als Ausdruck politischer Ambitionen innerhalb seines Modells über die Entstehung der Landesherrschaft.59 Seit den frühen 1930er Jahren beschäftigte sich die deutsche Mittelalterforschung also unter anderem mit zwei Themen-

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zwar einerseits nicht die politisch motivierten Kriegshandlungen mit einbezieht, andererseits aber vom spätmittelalterlichen, fehdeführenden Ritteradel als soldatisch spricht und die »Wehrhaftigkeit des Volkes« hervorhebt. Vgl. ebd., S. 136, S. 153 und 154. Klocke, Faustrecht und Fehdewesen. Asmus, Herbert: Rechtsprobleme des mittelalterlichen Fehdewesens, Göttingen 1951. In diese Kategorie fällt auch Crössmann, Klaus: Sühneverträge der Stadt Frankfurt am Main mit ihren Fehdegegnern. Untersucht und dargestellt anhand von Urkunden des 14. und 15. Jahrhunderts aus dem Frankfurter Stadtarchiv, Frankfurt a. M. 1964. Tewes, Fehdewesen. Hechberger, Adel, S. 498. Brunner, Otto: Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Österreichs im Mittelalter, Wien 51965 (ND Darmstadt 1973). Zur Problematik der Abänderungen in neuen Auflagen zur Lebenszeit Brunners siehe Schreiner, Klaus: Führertum, Rasse, Reich. Wissenschaft von der Geschichte nach der nationalsozialistischen Machtergreifung, in: Peter Lundgreen (Hg.), Wissenschaft im Dritten Reich (Edition Suhrkamp, 1306, Neue Folge, 306), Frankfurt a. M. 1985, S. 163–252, hier S. 208–211; zur Einordnung Brunners in die Verfassungsgeschichte siehe Grothe, Zwischen Geschichte und Recht, S. 297–305. Brunner, Land und Herrschaft, S. 41–53 und S. 73–77; S. 95; vgl. dazu Patzold, Konflikte im Kloster, S. 27; besonders Reinle, Christine: Bauernfehden. Studien zur Fehdeführung Nichtadliger im spätmittelalterlichen römisch-deutschen Reich, besonders in den bayerischen Herzogtümern (Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beihefte, 170), Stuttgart 2003, S. 11–13. Brunner, Land und Herrschaft, S. 357–440; vgl. dazu Hechberger, Adel, S. 455–456.

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kreisen, die sich beide mit dem Staatsbegriff und dem Wesen des mittelalterlichen ›Staates‹ bzw. dem der ›Herrschaft‹ und deren Praxis in den Nachfolgeherrschaften des Römischen Reiches auseinandersetzten. Um sich von der älteren Forschung, deren Hauptaugenmerk während des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts auf staats- beziehungsweise verfassungsrechtlichen Theoriebildungen gelegen hatte, abzugrenzen, begann man in den 1930er Jahren die gesellschaftlichen Formen der Reichsgebilde des späten Mittelalters und von dort ausgehend die Reiche der Karolinger, der Ottonen und der Salier auf eine neue Weise zu untersuchen. Für Brunner wurde dies Grundlage, seine Theorie anhand des Spätmittelalters zu entwickeln.60 Dabei fiel der Schwerpunkt auf eher verfassungs- und sozialgeschichtliche Aspekte, wie etwa das Wesen der Herrschaft, die sich, so Otto Brunner, auf Gegenseitigkeit gestützt habe, bei der jedoch der oberste Magnat seinen Untergebenen in sämtlichen Lebensfragen »Schutz und Schirm« gewesen sei beziehungsweise eine »konkrete Ordnung« gegeben habe.61 Herrschaft wandelte sich zu einem paradigmatischen Begriff der Mediävistik und die Gewaltausübung, um mittels der Fehde politische Ziele zu erreichen, wurde als legitim herausgestellt.62 In jüngster Zeit hat die Mittelalterforschung die sogenannte Neue Verfassungsgeschichte umfassend kritisch beleuchtet.63 Brunners Vorstellungen von der Fehde, die innerhalb seines Modells zur Funktionsweise der mittelalterlichen Gesellschaft den Einstieg bildeten, begründeten eine in der jüngeren deutschsprachigen Forschung immer wieder aufkommende Diskussion um die Zeitgebundenheit historischer Untersuchungen.64 Seine Ergebnisse sind in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach kritisch hinterfragt,65 seit neuestem jedoch auch wieder herangezogen und be60 Zur Rolle des Spätmittelalters in der deutschsprachigen Mediävistik siehe Rexroth, Frank: Geschichte erforschen oder Geschichte schreiben? Die deutschen Historiker und ihr Spätmittelalter 1859–2009, in: HZ 289 (2009), S. 109–147. 61 Brunner, Land und Herrschaft, S. 253; zum konkreten Ordnungsdenken nach Carl Schmitt siehe Pilch, Martin: System des transcendentalen Etatismus. Staat und Verfassung bei Carl Schmitt, Wien 1994; Pilch, Martin: Der Rahmen der Rechtsgewohnheiten. Kritik des Normensystemdenkens entwickelt am Rechtsbegriff der mittelalterlichen Rechtsgeschichte, Wien 2009, S. 370–441, besonders S. 383–384 und Schild, Wolfgang: Das konkrete Ordnungsdenken als Methode der Rechtshistorie, in: Marcel Senn/ Claudio Soliva (Hg.), Rechtsgeschichte und Interdisziplinarität. Festschrift für Clausdieter Schott zum 65. Geburtstag, Bern 2001, S. 143–156. 62 Patzold, Episcopus, S. 30–34. 63 Vgl. neben den schon angesprochenen Stellen bei Hechberger, Adel dazu auch Patzold, Episcopus, zusammenfassend auf S. 533–535, zum paradigmatischen Begriff der Herrschaft ebd., S. 30–34. 64 Zur Zeitgebundenheit wissenschaftlicher Erkenntnisse innerhalb der Mediävistik siehe Reither, Rechtsgeschichte und Hechberger, Adel. 65 So vor allem von Algazi, Gadi: Herrengewalt und Gewalt der Herren im späten Mittelalter (Historische Studien, 17), Frankfurt a. M. 1996; zur von Algazi erneut ausgelösten Diskus-

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stätigt worden. Als ein Resultat dieser neuerlichen Diskussion um das Wesen der Fehde an sich befasste sich die jüngere deutschsprachige Forschung seit Ende der 1980er Jahre erneut immer wieder mit Fallstudien, anhand derer die Thesen Otto Brunners überprüft werden sollten.66 Die jüngere Forschung zu Fehden des späten Mittelalters67 lässt sich in drei Themenkreise einteilen, auf die hier ein genauerer Blick geworfen werden soll: Erstens diejenigen Untersuchungen, die den Thesen Brunners von Schutz und Schirm positiv gegenüber standen und sie anhand eigener empirischer Beobachtungen zu bestätigen suchten. Dazu gehört aus jüngerer Zeit vornehmlich die Studie Uta Lindgrens über die gegen die Stadt Köln mittels Absagebriefen angekündigten Fehden.68 Lindgren beruft sich direkt auf Otto Brunner und setzt sich in Ansätzen kritisch mit dessen Thesen auseinander. In der Einleitung stellt sie Brunners These vor, die Fehde habe ihre »verbindliche Form durch den Spruch eines von beiden Gegnern anerkannten Schiedsrichters« erhalten.69 Lindgrens Studie beruht auf einer als Hauptquelle ausgewerteten nüchternen Liste von Fehden, die vermutlich von einem Kölner Stadtschreiber geführt worden ist. Daraus lassen sich kaum detaillierte Erkenntnisse über die Führung der Auseinandersetzungen gewinnen.70 Einige Jahre früher betrachtete Elsbet

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sion um das Wesen der Fehde an sich siehe auch Jendorff/ Krieb, Adel im Konflikt, deren zentrale Forderung S. 181 denn auch lautet, dass nicht eine allgemeine Beschäftigung auf Makroebene und damit eine Theoriegebundenheit an die Erklärung einer Funktionalität der Fehde, sondern deren soziale Dimension zum Fokus künftiger Untersuchungen gemacht werden sollte; zur weiteren Kritik an Brunner siehe auch Kortüm, Hans-Henning: »Wissenschaft im Doppelpaß?« Carl Schmitt, Otto Brunner und die Konstruktion der Fehde, in: HZ 282 (2006), S. 585–617. Unter anderem Zmora, Hillay : Adelige Ehre und ritterliche Fehde: Franken im Spätmittelalter, in: Klaus Schreiner/Gerd Schwerhoff (Hg.), Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, 5), Köln et al. 1995, S. 92–109; für eine Zusammenfassung siehe Reinle, Bauernfehden, S. 11–21, die Brunners Thesen zumindest in Teilen als fruchtbare Grundlage ansieht. Einen Forschungsüberblick aus europäischübergreifender Sicht legte Jeppe Büchert Netterstrøm vor, der unter anderem die gegen Otto Brunner angeführten Argumente der Forschungsdiskussion zusammenfasst: Büchert Netterstrøm, Introduction, hier besonders S. 20–28; im Gegensatz dazu gelten für Vogel, Thomas: Fehderecht und Fehdepraxis im Spätmittelalter am Beispiel der Reichsstadt Nürnberg (1404–1438) (Freiburger Beiträge zur mittelalterlichen Geschichte. Studien und Texte, 11), Frankfurt a. M. 1998 die Thesen Brunners als nach wie vor zutreffend. Für den norddeutschen Raum überprüfte Tewes, Fehdewesen erfolgreich die Thesen Brunners, die er im Gebiet zwischen Weser und Elbe als anwendbar herausstellte. Vgl. dazu auch den militärgeschichtlichen Überblick von Nowosadtko, Jutta: Krieg, Gewalt und Ordnung. Einführung in die Militärgeschichte (Historische Einführungen, 6), Tübingen 2002, S. 181–186. Lindgren, Uta: Kölner Fehden als Problem von Verwaltung und Verfassung (1370–1400), in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 54 (1983), S. 1–134. Brunner, Land und Herrschaft, S. 36 und S. 47 nach Lindgren, Kölner Fehden, S. 2–3. Hier setzt auch ein Kritikpunkt gegenüber der bisherigen mediävistischen Fehdeforschung

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Orth die als Fehden geführten Auseinandersetzungen der Stadt Frankfurt am Main mit Adligen aus dem Umland und legte dabei ebenfalls die Thesen Brunners zugrunde,71 mit denen sie sich zum Teil recht kritisch auseinandersetzte.72 Zwar kann sie den Befund, dass ›Krieg‹ und Fehde begriffsmäßig in den Quellen der Reichsstadt Frankfurt am Main, ebenso wie im von Brunner untersuchten österreichischen Material, allein vom Umfang bzw. der »Größe der militärischen Aktion« her unterschieden werden können, bestätigen,73 aber sie kommt im Zuge der Analyse von Fehdehandlungen zu dem Schluss, dass, entgegen Brunners Auffassung, Dörfer und Häuser in der Fehde keinen gesonderten Schutzbereich bildeten.74 Regina Görner fragte 1987 in Abgrenzung zur älteren Forschung und deren Faustrecht-These danach, ob die Bezeichnung »Raubritter« für den Ritterstand im spätmittelalterlichen Westfalen gerechtfertigt sei.75 Dabei nahm auch sie Bezug auf Brunners Thesen und stellte bei der Beschreibung der spätmittelalterlichen Gesellschaftsform heraus, »[…] die Beziehung zu Menschen, die nicht zur Sippe gehörten«, sei »[…] durch Feindschaft gekennzeichnet« gewesen. Sie erklärte die Anwendung der Fehde aus dem Fehlen eines funktionsfähigen Polizei- und Gerichtswesens.76 Eine weitere, die Thesen Otto Brunners bestätigende Studie stellt die Arbeit

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von Jendorff/Krieb, Adel im Konflikt an, die eine kritische Bewertung des jeweils vorliegenden Quellenmaterials überwiegend vermissen, hier S. 183. Lindgren verfolgt im Übrigen die These der mittelalterlichen Gesellschaft als »Personenverbandsstaat«, vgl. Lindgren, Kölner Fehden, S. 119; zur problematischen Verwendung dieses Begriffs bzw. des Konzeptes siehe Patzold, Episcopus, S. 31. Orth, Elsbet: Die Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main im Spätmittelalter. Fehderecht und Fehdepraxis im 14. und 15. Jahrhundert (Frankfurter historische Abhandlungen, 6), Wiesbaden 1973, S. 5. Vgl. auch Rothmann, Michael: Innerer Friede und herrschaftliches Gewaltmonopol. Zur Funktion von Fehde und Geleit in Spätmittelalter und beginnender Früher Neuzeit unter besonderer Berücksichtigung von Frankfurt und dessen Umland, in: Heribert Müller (Hg.), »…Ihrer Bürger Freiheit«. Frankfurt am Main im Mittelalter. Beiträge zur Erinnerung an die Frankfurter Mediaevistin Elsbet Orth (Veröffentlichungen der Historischen Kommission der Stadt Frankfurt am Main, 22), Frankfurt a. M. 2004, S. 89–124. Orth, Fehden, S. 27. Dieser Befund wurde auch im Fall der sogenannten Mandelslohschen Fehde im bremischen Raum festgestellt, vgl. Dirks, Die »Mandelslohsche Fehde« von 1380/ 81, S. 58–59. Orth, Fehden, S. 65. Siehe dazu auch Terharn, Christoph: Die Herforder Fehden im späten Mittelalter. Ein Beitrag zum Fehderecht (Quellen und Forschungen zur Strafrechtsgeschichte, 6), Berlin 1994, S. 63 und Kaminsky, Howard: The noble feud in the later Middle Ages, in: Past and Present 177 (2002), S. 55–83, hier S. 62. Die hier kritisch betrachtete These bringt vor Brunner, Land und Herrschaft, S. 256–257. Görner, Regina: Raubritter. Untersuchungen zur Lage des spätmittelalterlichen Niederadels, besonders im südlichen Westfalen (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Westfalen, 22, 18; Geschichtliche Arbeiten zur westfälischen Landesforschung, 18), Münster 1987. Ebd., S. 162–163.

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Thomas Vogels zu »Fehderecht und Fehdepraxis« der Stadt Nürnberg im 15. Jahrhundert dar.77 Laut Vogel bedürften die Thesen Brunners »keiner Revision«.78 Seine Untersuchung konnte anhand des für Nürnberg vorliegenden ungedruckten Quellenmaterials Brunners Thesen weitgehend bestätigen.79 Und auch Christine Reinle empfand Brunners Thesen, wenn auch nur zum Teil, als eine wertvolle Grundlage, allerdings bezogen auf die Auseinandersetzungen, die von nichtadligen Personen oder Gruppen geführt wurden.80 Dem gegenüber stehen, zweitens, Untersuchungen der deutsch- sowie englischsprachigen Mediävistik, die Brunners Thesen zum Teil heftig kritisieren. Hierunter fallen vor allem die in der Forschung als kühn angesehene Arbeit Gadi Algazis zur Gewaltanwendung des Landadels gegenüber den ihm untergebenen Bauern81 und aus wissenschaftsgeschichtlicher Sicht die Arbeit von Hans-Henning Kortüm, der die Nähe von Brunners Thesen zum nationalsozialistischen Rechtskonzept Carl Schmitts hervorhebt.82 Ebenfalls mit kritischem Bezug zu Brunners »Land und Herrschaft« kommt die Studie von Ulrich Andermann zur Kriminalisierung ritterlicher Gewalt durch norddeutsche Hansestädte zu dem Schluss, dass eine Überspitzung im Sinne von Brunners These zur Gewaltanwendung im Rahmen rechter Fehde abzulehnen sei.83 Die Thesen Gerd Althoffs zur symbolischen Kommunikation beziehungsweise zu den Spielregeln der Politik84 bei der Konfliktführung als Elemente der Konflikt- und Ritualforschung haben dann letztlich, drittens, einen neuen Anstoß zur Diskussion gegeben. Sie sind für das Spätmittelalter allerdings eher selten kritisch in Fallstudien gewürdigt worden.85 Zu diesen zählen unter an77 78 79 80 81

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Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis. Ebd., S. 13. Ebd., S. 252. Reinle, Bauernfehden, S. 59–60. Algazi, Herrengewalt. Kritisiert wurde vor allem die, ebenso wie bei Otto Brunner festzustellende, schmale Quellenbasis, mit der Algazi zu seinen Ergebnissen kommt. Siehe dazu Graf, Klaus: Gewalt und Adel in Südwestdeutschland. Überlegungen zur spätmittelalterlichen Fehde. Online-Preprint eines Beitrags auf dem Bielefelder Kolloquium »Gewalt« am 29. 11. 1998, in: http://www.histsem.uni-freiburg.de/mertens/graf/gewalt.htm [letzte Abfrage am 16. 04. 2010] und zuletzt Reinle, Bauernfehden, S. 11–12. Darüber hinaus hat Dilcher, Gerhard: Gewalt, Friede und Recht – in der mittelalterlichen Stadt und außerhalb, in: Franz Dorn/ Jan Schröder (Hg.), Festschrift für Gerd Kleinheyer zum 70. Geburtstag, Heidelberg 2001, S. 95–106 die Kritik Algazis an Brunner aufgegriffen und eigene Gedanken zum Verhältnis zwischen der Stadt als Friedensbezirk und dem Land als Raum, in dem Gewalt als gültiges Rechtsmittel angesehen wurde, formuliert. Kortüm, »Wissenschaft im Doppelpaß?«. Andermann, Ritterliche Gewalt. Zusammengefasst in Althoff, Spielregeln. Interessanterweise verwendet Görner, Raubritter, S. 166 bei der Zusammenstellung von Handlungen, die eine Fehde zu krimineller Handlung machen konnten, eben diesen Begriff der ›Spielregeln‹. Als Beispiel für eine solche Studie siehe Behrmann, Thomas: Über Zeichen, Zeremoniell

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derem die Arbeiten von Claudia Garnier zur sogenannten Großen Dortmunder Fehde86 und von Stefanie Rüther zur sogenannten Schicht des Rates in Braunschweig.87 Garnier geht wie die ältere Forschung zunächst von einer Deutung der Quellenstelle Werner Rolevincks über die Gewohnheiten des westfälischen Adels, Raubzüge als allgemein anerkannte Praxis zu unternehmen, aus.88 Demnach sei diese Beschäftigung als Ausdruck eines adligen Selbstverständnisses zu sehen. Damit fällt Garnier im Ergebnis hinter die Thesen Regina Görners zurück.89 Dann untersucht sie die Große Dortmunder Fehde unter der Fragestellung, welche symbolischen Praktiken bei ihrer Beilegung zum Einsatz kamen. Als Ergebnis konstatiert sie, dass zahlreiche Drohgebärden durch Fehdeansagen an die Stelle handfester Auseinandersetzungen getreten seien. Zugleich formuliert Garnier eine mögliche neue Sichtweise auf die überlieferten Fehdebriefe, die schon im Vorfeld eine Kulisse der Bedrohung aufbauen sollten.90 Somit habe sich der Fortschritt in der Literalität auf die Anwendung symbolischer Kommunikation ausgewirkt.91 Nach Rüther bestand, im Sinne der Spielregeln Althoffs,92 eine Regelhaftigkeit bei der Austragung von Konflikten in der spätmittelalterlichen Gesellschaft, die sich vor allem in Akten der Unterwerfung gegenüber einem überlegenen Gegner gezeigt habe.93 Rituelles Handeln könne auch neben andere Möglichkeiten der Konfliktbeilegung treten, wie zum Bei-

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und Hansebegriff auf hansischen Tagfahrten, in: Volker Henn (Hg.), Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Hansische Studien, 11), Trier 2001, S. 109–124. Garnier, Claudia: Symbole der Konfliktführung im 14. Jahrhundert: die Dortmunder Fehde von 1388/89, in: Westfälische Zeitschrift 151/152 (2002), S. 23–46. Rüther, Stefanie: Von der Macht, vergeben zu können. Symbolische Formen der Konfliktbeilegung im späten Mittelalter am Beispiel Braunschweigs und der Hanse, in: Christoph Dartmann et al. (Hg.), Raum und Konflikt. Zur symbolischen Konstituierung gesellschaftlicher Ordnung in Mittelalter und Früher Neuzeit (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496, 5), Münster 2004, S. 107–128. Werner Rolevinck: De laude antiquae Saxoniae nunc Westphaliae dictae. Ein Buch zum Lobe Westfalens, des alten Sachsenlandes, hg. v. H. Bücker, Münster 1953, S. 206. Görner, Raubritter konnte für ihren Untersuchungsraum die Thesen der älteren Forschung, die Verarmung des niederen Adels sei Hauptfaktor für die Betätigung als ›Raubritter‹ gewesen, nicht bestätigen. Garnier, Symbole, S. 45. So das Ergebnis der ebd., S. 24–25 formulierten Fragestellung. Hier ist auch auf die Beiträge Althoff, Gerd: Regeln der Gewaltanwendung im Mittelalter, in: Rolf Peter Sieferle/ Helga Breuninger (Hg.), Kulturen der Gewalt. Ritualisierung und Symbolisierung von Gewalt in der Geschichte, Frankfurt a. M. 1998, S. 154–170 und Althoff, Gerd: Schranken der Gewalt. Wie gewalttätig war das »finstere Mittelalter«?, in: Horst Brunner (Hg.), Der Krieg im Mittelalter und in der frühen Neuzeit (Imagines medii aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung, 3), Wiesbaden 1999, S. 1–23 zu verweisen. Rüther, Macht, S. 109. Auf S. 107 verweist Rüther in Anm. 2 zum Aspekt der Regelhaftigkeit der mittelalterlichen Fehde auf Brunner, Land und Herrschaft.

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spiel eine Zahlung bestimmter Geldbeträge zur Sühne oder andere vertragliche Regelungen, die durch einen oder mehrere Schiedsrichter verordnet worden waren.94 Wie Garnier ermittelt auch Rüther in der Beilegung von Fehden Unterwerfungspraktiken als rituelles Verhalten. Diese seien aber nur in bestimmten Fällen genutzt worden.95 Für den Nordwesten des spätmittelalterlichen Reichs beruhen die letzten Ergebnisse zum Fehdewesen allgemein auf den Untersuchungen von Herbert Asmus96 und von Udo Tewes.97 Tewes erachtet, unter Bezugnahme auf seinen Lehrer Otto Brunner, dessen Thesen auch für den Weserraum als gültig. Er stellt sich ebenfalls in die Reihe derjenigen Forscherinnen und Forscher, die die Ausprägung der Fehde sowie Umsetzung ihrer Rechtsnormen in die Praxis untersuchen. Tewes kommt dabei zu dem Schluss, dass sich die Praxis des Konfliktaustrags im norddeutschen Raum nicht sonderlich von der Ausprägung im hoch- und spätmittelalterlichen Österreich, wie sie sich in der Arbeit Brunners gezeigt hatte, unterschieden habe.98 Daneben untersuchte Ernst Schubert in den 1990er Jahren die niedersächsischen Gegebenheiten im Rahmen des Handbuchs für die Geschichte Niedersachsens.99 Schubert kommt zu dem Ergebnis, die Fehden seien um 1400 »Ausdruck noch völlig ungeklärter Ver94 Rüther, Macht, S. 111. 95 Garnier, Symbole, S. 24 und Rüther, Macht, S. 110 und S. 112. Für den Themenkreis von Ritual, Nähe und persönlichen Beziehungen hat Klaus Oschema eine Arbeit vorgelegt, in der er sich mit dem spätmittelalterlichen Burgund befasst: Oschema, Klaus: Freundschaft und Nähe im spätmittelalterlichen Burgund. Studien zum Spannungsfeld von Emotion und Institution (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, 26), Köln 2006. Freundschaftsbündnisse an sich wurden ebenfalls von Garnier untersucht: Garnier, Claudia: Amicus amicis – inimicus inimicis. Politische Freundschaft und fürstliche Netzwerke im 13. Jahrhundert (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, 46), Stuttgart 2000. 96 Asmus, Rechtsprobleme. 97 Tewes, Fehdewesen. 98 Ebd., besonders S. 192–195 mit den dort zusammengefassten Ergebnissen. Kritisch mit Tewes setzte sich Andermann, Ritterliche Gewalt, hier vor allem S. 48–52, auseinander. Zwischenzeitlich befasste sich Terharn, Herforder Fehden mit Konflikten im norddeutschen Raum, erneut aus eher rechtsgeschichtlicher Perspektive; in Ansätzen auch Trüper, Hans Georg: Ritter und Knappen zwischen Weser und Elbe. Die Ministerialität des Erzstifts Bremen (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, 12), Stade 2000, S. 613–620, fokussiert auf das Raubrittertum. Nicht zu vernachlässigen ist auch die Arbeit von Hergemöller, Bernd-Ulrich: Pfaffenkriege im spätmittelalterlichen Hanseraum (Städteforschung C, 2), Köln 1988, der sich mit Konflikten zwischen Klerikern und städtischen Kommunen im 15. Jahrhundert befasst hat; daneben Andermann, Ritterliche Gewalt. Für das 15. Jahrhundert siehe auch Neitzert, Dieter : Die Stadt Göttingen führt eine Fehde 1485/86. Untersuchung einer Sozial- und Wirtschaftsgeschichte von Stadt und Umland (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 30), Hildesheim 1992. 99 Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert.

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hältnisse«100 im Bereich der Verfassung der Herrschaftsgebiete im heutigen Niedersachsen gewesen. Fehde habe dabei Streit um das Erbe der ungefähr fünfzig hochadligen Familien gehießen, die neben den Welfen Machtpositionen in diesem Gebiet innehatten.101 Dies habe zu Verdichtung im Sinne Moraws geführt. Wie es zu diesen eher gefestigten Verhältnissen hat kommen können, hat auf dieser Grundlage Friedhelm Biermann gefragt und dabei die Rolle der Fehde als Mittel zur Festigung landesherrlicher Territorien im von ihm untersuchten »Weserraum« herausgestellt.102 Neben den Ergebnissen jüngerer Studien zum Fehdewesen des späteren Mittelalters profitiert eine Arbeit wie die vorliegende auch von der allgemeinen mediävistischen Konfliktforschung und deren Ergebnissen. Die dortigen Entwicklungen bis zum Jahr 2000 hat Steffen Patzold in seiner Dissertation zu Konflikten in Klöstern des 10. und 11. Jahrhunderts sehr anschaulich zusammengefasst.103 In der Zwischenzeit sind neue Studien erschienen, die sich zum Teil mit der regionalen Ausgestaltung der Fehdepraxis und deren Rechtsgrundlagen beschäftigen104 – Mikkel Leth Jespersen spricht sogar von einer regelrechten »Fehdekultur«.105 Damit ist hier ein Schritt weiter in Richtung einer Reflexion des performative turn für die Fehdeforschung getan worden.106 Es soll 100 Schubert, Ernst: Niedersachsen um 1400, in: Bernd Ulrich Hucker et al. (Hg.), Niedersächsische Geschichte, Göttingen 1997, S. 171–184, hier S. 179. 101 Schubert, Niedersachsen um 1400, S. 180. 102 Biermann, Friedhelm: Der Weserraum im hohen und späten Mittelalter. Adelsherrschaften zwischen welfischer Hausmacht und geistlichen Territorien (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 49), Bielefeld 2007, S. 328–345. Hier wird somit der politische Charakter der Anwendung von Fehden betont. Der Weserraum ist für ihn das Gebiet »zwischen Minden und Münden und das südlich daran anschließende, durch Diemel, Fulda und Werra gebildete Gebietsdreieck«. Ebd., S. 11. 103 Patzold, Konflikte im Kloster, S. 25–51. 104 Für Schleswig und Holstein Jespersen, Mikkel Leth: Die Fehdekultur in den Herzogtümern Schleswig und Holstein im Übergang vom Spätmittelalter zur Frühen Neuzeit, in: Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte 134 (2009), S. 17–57 und für Thüringen und Sachsen Thieme, Andr¦: Zum Fehdewesen in Mitteldeutschland. Grundlinien der Entwicklung im 15. und 16. Jh. (mit Editionsanhang), in: Joachim Emig (Hg.), Der Altenburger Prinzenraub 1455 (Saxonia. Schriften des Vereins für Sächsische Landesgeschichte e.V., 9), Beucha 2007, S. 47–82; beide gehen zum Teil über den Untersuchungszeitraum der vorliegenden Arbeit hinaus und behandeln auch das 16. Jahrhundert. 105 Jespersen, Fehdekultur trägt dies bereits im Titel. 106 Martschukat, Jürgen/ Patzold, Steffen: Geschichtswissenschaft und »performative turn«. Eine Einführung in Fragestellungen, Konzepte und Literatur, in: Dies. (Hg.), Geschichtswissenschaft und »performative turn«. Ritual, Inszenierung und Performanz vom Mittelalter bis zur Neuzeit (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, 19), Köln 2003, S. 1–31; kritisch dazu Schmitz, Gerhard: Rezension zu Martschukat, Jürgen/ Patzold, Steffen (Hg.): Geschichtswissenschaft und »performative turn«. Ritual, Inszenierung und Performanz vom Mittelalter bis zur Neuzeit, Köln 2003, in: DA 60, S. 601–603.

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an dieser Stelle noch auf neuere Studien hingewiesen werden, die sich mit Konflikten im Mittelalter befassen, darunter der von Oliver Auge und anderen herausgegebene Sammelband »Bereit zum Konflikt« und die zu erwartende Publikation der Ergebnisse der Pfingsttagung des Hansischen Geschichtsvereins des Jahres 2012.107 Darüber hinaus ist in der jüngeren Mittelalterforschung eine grundsätzliche methodische Kritik an der bisherigen Beschäftigung mit Fehden zur Zeit des späten Mittelalters laut geworden. Die Forschung solle sich nicht mehr allgemein mit dem Fehdewesen an sich beschäftigen und damit die Theoriegebundenheit an die Erklärung einer Funktionalität von Fehden knüpfen, sondern die soziale Dimension der Fehden zum Fokus künftiger Untersuchungen machen. Dies ist eine der zentralen Forderungen Alexander Jendorffs und Steffen Kriebs, die aus der Beschäftigung mit den Arbeiten Algazis, Zmoras und Brunners resultierte.108 Jüngst ist auch die Unfähigkeit der modernen Forschung beklagt worden, sich überhaupt auf einen gemeinsamen Begriff der Fehde als Grundlage für weitere Untersuchungen einigen zu können.109 Ansätze der jüngsten mediävistischen Konfliktforschung beziehen daneben immer stärker Befunde und Herangehensweisen ein, die aus der Ethnologie herrühren. Neben Arbeiten über die Ehre, die hauptsächlich sogenannte »Raubritterfehden« analysieren,110 ist ein Beispiel für solche der Ethnologie nahestehenden Untersuchungen die Dissertation von Matthias Lentz zu Fehdebriefen, die mit schmähenden Abbildungen versehen sind.111 Lentz analysiert in seiner Arbeit die rechtlich-soziale Praxis, anstatt allein Rechtsnormen zu untersuchen. Dabei versteht er seine Arbeit als rechtshistorische Studie112 und 107 Oliver Auge et al. (Hg.), Bereit zum Konflikt. Strategien und Medien der Konflikterzeugung und Konfliktbewältigung im Mittelalter (Mittelalter-Forschungen, 20), Stuttgart 2008; Hansischer Geschichtsverein: Hansestädte im Konflikt. Krisenmanagement und bewaffnete Auseinandersetzungen vom 13. bis 17. Jahrhundert, Pfingsttagung Lüneburg 2012 [Beschreibung und Programm unter URL: http://www.hansischergeschichtsverein.de/ pfingsttagungen.htm; letzte Abfrage am 22. 01. 2013]. 108 Jendorff/ Krieb, Adel im Konflikt, S. 181. 109 Neben Reither, Rechtsgeschichte, S. 21 und 300 siehe auch, aus europäisch übergreifender Perspektive, Büchert Netterstrøm, Introduction, hier S. 65–67 mit Vorschlägen zum künftigen Vorgehen. 110 Vgl. hierzu vor allem Schreiner, Klaus/ Schwerhoff, Gerd: Verletzte Ehre. Überlegungen zu einem Forschungskonzept, in: Dies. (Hg.): Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, 5), Köln 1995, S. 1–28. Zum Begriff des Raubritters siehe auch Görner, Raubritter und Andermann, Kurt: Raubritter – Raubfürsten – Raubbürger? Zur Kritik eines untauglichen Begriffs, in: Ders. (Hg.): »Raubritter« oder »Rechtschaffene vom Adel«? Aspekte von Politik, Friede und Recht im späten Mittelalter (Oberrheinische Studien, 14), Sigmaringen 1997, S. 9–29. 111 Lentz, Konflikt, Ehre, Ordnung. 112 Ebd., S. 27.

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versucht, ähnlich wie die vorliegende Untersuchung, den »Mechanismen der Ordnungskontinuität« in Konflikten in akephalen Gesellschaften mit begrenzter »Staatlichkeit« nachzuspüren.113 Lentz warnt, ganz richtig, vor einer allzu freimütigen Übertragung ethnologischer Interpretationsmöglichkeiten auf das europäische Spätmittelalter, da man für diesen Zeitraum nicht, wie es die Ethnologie anstelle, auf den Begriff Recht verzichten könne, wenn man als Untersuchungsgegenstand Konflikte zugrunde lege.114 Lentz analysiert, dies liegt an seiner – in der bisherigen Forschung kaum beachteten – Quellengattung, die Austragungsmodi, aber nicht oder nur in Ansätzen die Beilegungsstrategien der von ihm gewählten Beispielfälle. Zeitgleich zu Lentz veröffentlichte Oliver Volckart 2004 einen englischsprachigen Aufsatz, in dem er die Fehde als Druckmittel bei Verträgen zwischen Personen, die einander fremd waren, charakterisiert. Fehden hätten demnach eine Funktion im Wirtschaftsleben des Spätmittelalters innegehabt. Zudem betont Volckart, die Ziele der Fehde hätten nicht in der physischen Schädigung oder gar Tötung des Gegners gelegen. Wichtig sei besonders die Praktik, Pfand durch Einlager zu hinterlegen, was somit zur Erfüllung der geschlossenen Verträge anhielt, wollten die Vertragspartner nicht den hinterlegten Wert verlieren.115 Die englischsprachige Forschung zum Fehdewesen und zu Konflikten innerhalb der mittelalterlichen Gesellschaft allgemein hat demgegenüber andere Fragestellungen verfolgt.116 Dabei handelte es sich zunächst, ähnlich der deutschsprachigen Forschung, um Fragen nach den juristischen Austragungsformen anhand von Besitzstreitigkeiten um Ländereien, also um die Frage nach der Anwendung der durch normative Rechtssetzung gemachten Vorgaben. Al113 Roberts, Simon: Ordnung und Konflikt. Eine Einführung in die Rechtsethnologie, Stuttgart 1981, S. 28 nach Lentz, Konflikt, Ehre, Ordnung, S. 28. Zum Begriff der Staatlichkeit, um dessen Ausgestaltung besonders im Karolingerreich sich die jüngste Forschungsdiskussion konzentrierte, siehe vor allem die Zusammenfassung von Goetz, Hans-Werner : Versuch einer resümierenden Bilanz, in: Walter Pohl (Hg.), Der frühmittelalterliche Staat – europäische Perspektiven (Denkschriften. Österreichische Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-Historische Klasse, 386; Forschungen zur Geschichte des Mittelalters, 16), Wien 2009, S. 523–532. Vgl. außerdem Spittler, Konfliktaustragung, der S. 142 jedoch akephal darauf bezieht, dass als solche benannte Gesellschaften »[…] kein kodifiziertes Recht und keine Instanzen kennen, die einen Rechtsspruch fällen und ihn gegenüber den Beteiligten durchsetzen können«. Demnach wäre die spätmittelalterliche Gesellschaft im Norden des Reichs nicht mehr als akephal zu bezeichnen; es kann aber auch noch nicht von einem voll ausgebildeten Staat gesprochen werden. 114 Lentz, Konflikt, Ehre, Ordnung, S. 29. 115 Volckart, Oliver : The economics of feuding in late medieval Germany, in: Explorations in Economic History 41 (2004), S. 282–299; vgl. Zmora, Hillay : The Feud in Early Modern Germany, Cambridge 2011, S. 23–24. Zum Einlager siehe Bressler, Steffen: Art. Einlager, in: HRG, 2. Auflage, 1 (2008), Sp. 1298–1299. 116 Für eine zusammenfassende Analyse des Forschungsstandes bis zum Jahr 2000 und für Forschungen zum Hochmittelalter siehe Patzold, Konflikte im Kloster, S. 27–34.

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lerdings untersuchte man im Gegensatz zur deutschsprachigen Forschung überwiegend Urkundenmaterial.117 Daneben ging man soziokulturellen Gesichtspunkten nach, indem Arbeiten etwa fragten, wie Konflikte im hochmittelalterlichen Frankreich entstanden, geführt und beigelegt wurden. Auseinandersetzungen innerhalb des Adels wurden als Zusammenhang in einem Netzwerk sozialer Beziehungen gedeutet.118 Nach White konnte der konfliktführende Adel das Beziehungsgeflecht einer Region dahingehend beeinflussen, dass alte Beziehungen entweder gefestigt wurden oder neue entstehen konnten.119 Das spätmittelalterliche Fehdewesen und seine Austragungsformen hat die anglo-amerikanische Forschung vornehmlich nach dem Erscheinen der englischen Übersetzung von Otto Brunners »Land und Herrschaft« in den Blick genommen. In kritischer Überprüfung der Thesen Brunners hat Zmora die Ritterfehden in Franken im späten 15. und beginnenden 16. Jahrhundert untersucht.120 Er fragte Ende der 1990er Jahre nach dem Zusammenspiel »[…] between polity and society […]« und vor allem von »[…] state and nobility and the relationship between them […]«.121 Daneben ging die englischsprachige Forschung auch in Bezug auf die Rechtsgeschichte des mittelalterlichen England eher andere Wege als die deutschsprachige Forschung vor der Hinwendung zu kulturwissenschaftlichen Ansätzen. Für eine Untersuchung von Konflikten verwendete hier beispielsweise Paul R. Hyams einen kulturgeschichtlichen Ansatz, indem er nach der Emotion der Rache und deren Auswirkungen auf das 117 Solche Studien legten neben Cheyette, Frederic L.: »Suum cuique tribuere«, in: French Historical Studies 6 (1970), S. 287–299 auch White, Stephen D.: Feuding and Peace-Making in the Touraine around the year 1000, in: Traditio 42 (1986), S. 195–264, S. 251; Geary, Patrick J.: Vivre en conflit dans une France sans ¦tat. Typologie des m¦canismes de rÀglement des conflits (1050–1200), in: Annales 41 (1986), S. 1107–1133 und andere vor; vgl. außerdem den Sammelband von Davies, Wendy/ Fouracre, Paul (Hg.): The settlement of disputes in Early Medieval Europe, Cambridge 1992, der ausgezeichnete Regionalstudien dieser Forschungsrichtung bündelt. 118 White, Feuding and peace-making in the Tourraine, hier vor allem S. 246. Ähnlich schon Ders.: Pactum … Legem Vincit et Amor Iudicium: The Settlement of Disputes by Compromise in Eleventh-Century Western France, in: The American Journal of Legal History 22 (1978), S. 281–308, hier S. 303. 119 White, Feuding, S. 258. 120 Zmora, Hillay : Adelige Ehre und ritterliche Fehde; ausführlicher dann Ders.: State and nobility in early modern Germany. The knightly feud in Franconia 1440–1567 (Cambridge studies in early modern history), Cambridge 1997; nochmals mit etwas modifizierter Richtung Ders.: Values and Violence. The Morals of Feuding in Late Medieval Germany, in: Jeppe Büchert Netterstrøm/ Bjørn Poulsen (Hg.), Feud in Medieval and Early Modern Europe, Aarhus 2007, S. 147–160 und Ders.: Ruf, Vertrauen, Kommunikation. Fehde und adlige Identität in Franken im Spätmittelalter, in: Joachim Schneider (Hg.), Kommunikationsnetze des Ritteradels im Reich um 1500 (Geschichtliche Landeskunde. Veröffentlichungen des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz, 69), Stuttgart 2012, S. 147–160. 121 Zmora, State and nobility, S. XI.

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Rechtsleben und damit auf die gesamte Gesellschaft in England fragte.122 Nach Hyams ist Fehde weniger eine Institution123 als eher eine Praktik,124 die durch Sozialisation und Gewohnheiten zur eingeübten Norm wurde und dadurch regional differierte. Sie sei zudem in ihren Vorgehensweisen und Ausgängen »only loosely predictable and not normally protected or enforced by laws« gewesen.125 Zudem habe sich der Begriff der Fehde als ein allzu oft gebrauchter Terminus erwiesen.126 Zusammenfassend lässt sich festhalten, – und hierin ist Dominik Reither durchaus zuzustimmen – dass sich die aktuelle Forschung zu weiten Teilen nicht einig ist über die zugrunde liegenden Begrifflichkeiten,127 wenngleich man in den europäischen Nachbarländern schon einen Schritt weiter gegangen ist und sich für eine gemeinsame Grundlage zur Kategorisierung und Benennbarkeit von Konflikten als Fehde stark gemacht hat.128

122 Hyams, Paul R.: Rancor and Reconciliation in Medieval England (Conjunctions of religion and power in the medieval past), Ithaca 2003; Hyams, Feud in the High Middle Ages. 123 Mit dieser Ansicht steht Hyams der älteren deutschsprachig-rechtsgeschichtlichen Forschung gegenüber, die in der Fehde eine Rechtsinstitution sieht, vgl. beispielsweise noch Fehn-Claus, Janine: Ansätze einer Typologie der Fehdegründe, in: Horst Brunner (Hg.), Der Krieg im Mittelalter und in der Frühen Neuzeit. Gründe, Begründungen, Bilder, Bräuche, Recht (Imagines medii aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung, 3), Wiesbaden 1999, S. 93–138; vgl. Reither, Rechtsgeschichte, S. 300. 124 Hyams, Rancor, S. XVI versteht die Fehde eher als »live process with a positive side«; siehe Hyams, Feud in the High Middle Ages, S. 159–160; vgl. jedoch beispielsweise Miller, William Ian: Bloodtaking and Peacemaking. Feud, Law, and Society in Saga Iceland, Chicago 1990, S. 180–181, nach Carroll, Stuart: Blood and Violence in Early Modern France, Oxford 2006, S. 7. 125 Hyams, Feud in the High Middle Ages, S. 152–153 mit Anm. 7 und dortigem Verweis auf anthropologische Studien, unter anderem Simon Roberts. Vgl. Mauntel, Christoph: Rezension zu Susanna A. Throop/ Paul R. Hyams (Hg.), Vengeance in the Middle Ages. Emotion, Religion and Feud, Farnham 2010, in: Francia-Recensio 2012/1 [online unter URL: http://www.perspectivia.net/content/publikationen/francia/francia-recensio/2012-1/ MA/throop-hyams_mauntel, letzte Abfrage am 15. 01. 2013], der Parallelen zum habituellen Muster im Sinne Bourdieus zieht. Vgl. Algazi, Gadi: Pruning Peasants. Private War and Maintaining the Lord’s Peace in Late Medieval Germany, in: Esther Cohen/ Mayke de Jong (Hg.), Medieval Transformations. Texts, Power and Gifts in Context (Cultures, beliefs and traditions, 11), Leiden 2001, S. 245–274, hier S. 259. 126 Hyams, Feud in the High Middle Ages. 127 Reither, Rechtsgeschichte, S. 21. 128 Büchert Netterstrøm, Introduction, auf deren weitere Anerkennung durch die Forschung man gespannt sein darf.

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1.2.2 Die Kategorisierung der Fehden – theoretische Überlegungen Die unten in den Fallbeispielen heranzuziehenden Auseinandersetzungen lassen sich gemeinhin als Fehden bezeichnen. Diese Zuschreibung und Wahrnehmung beruht teilweise auf der Benennung durch die Forschung und deren Traditionen und teilweise ist die Fehde Quellenbegriff in den zeitgenössischen Texten sowohl historiographischer als auch diplomatischer und serieller Prägung. Insbesondere die Mittelalterforschung des 19. und frühen 20. Jahrhunderts schrieb solchen Auseinandersetzungen, wie im Forschungsüberblick dargestellt, in hohem Maße ein Herkommen aus dem allgemeinen Faustrecht zu, vor dem als Folie die eigene Zeit und die in ihr vorherrschenden gesellschaftlich-staatlichen Strukturen als hochentwickelt angesehen wurden.129 Will man die unten zu untersuchenden Fallbeispiele mit dem Blick der Konflikttheorie betrachten, kann eine Kategorisierung vorgenommen werden. Eine solche Kategorisierung kann bei einer Beantwortung der Frage nach dem heuristischen Mehrwert des Begriffs Fehde helfen. Verschiedentlich wurde in der Forschung bereits der Versuch unternommen, Auseinandersetzungen mit und ohne Anwendung zunehmender Gewalt im Sinne verschiedener Konflikttheorien deren jeweiligen Kategorien zuzuordnen. So hat Hergemöller die von ihm untersuchten Pfaffenkriege als innerstädtische Konflikte zwischen sozialen Gruppen im Sinn Dahrendorfs gewertet.130 Olaf Mörke ging einen Schritt weiter und formulierte ein Schema einer Differenzierung von Auseinandersetzungen innerstädtischer Konflikte.131 Wie aber lassen sich die in der vorliegenden Studie behandelten Fehden in ein konflikttheoretisches Modell einfügen? Waren sie in Anlehnung an Mörke eher Unruhen oder eher Konflikte?132 Oder ist eine solche Kategorisierung generell bei Fehden von Adligen gegen Städte nicht möglich? Es handelt sich bei diesen Kategorisierungsversuchen Mörkes und Hergemöllers zwar um innerstädtische Auseinandersetzungen als Untersuchungsgegenstand, doch – dies ist der gravierendste Einwand – waren die Anlässe der von ihnen 129 Siehe dazu auch Reither, Rechtsgeschichte. Es muss hier aber auch die Heterogenität der Sichtweise der Forschung im 19./20. Jahrhundert betont werden. 130 Vgl. dazu auch Hergemöller, Pfaffenkriege, S. 270ff. 131 Mörke, Olaf: Der »Konflikt« als Kategorie städtischer Sozialgeschichte des 16. Jahrhunderts, in: Bernhard Diestelkamp (Hg.), Beiträge zum spätmittelalterlichen Städtewesen (Städteforschung A, 12), Köln 1982, S. 144–161. 132 Vgl. auch Kintzinger, Martin: Konflikt und Ordnung. Stadt und Kirche im späten Mittelalter, in: Birgit Pollmann (Hg.), Schicht – Protest – Revolution in Braunschweig 1292 bis 1947/48. Beiträge zu einem Kolloquium der Technischen Universität Braunschweig, des Instituts für Sozialgeschichte und des Kulturamtes der Stadt Braunschweig vom 26. bis 28. Oktober 1992 (Braunschweiger Werkstücke. Veröffentlichungen aus Archiv, Bibliothek und Museum der Stadt, 89; Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv, 37), Braunschweig 1995, S. 49–66, hier S. 58.

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untersuchten innerstädtischen Unruhen verschieden. Während es bei den sogenannten Pfaffenkriegen um das Verhältnis zwischen städtischer Selbstverwaltung und kirchlichen Autoritäten ging, teils verbunden mit finanziellen Aspekten, betrachtete Mörke revolutionäre Ratswechsel, teils verbunden mit konfessioneller Zuordnung der Ratsherren. Anhand dieser Diskussion ließe sich fragen, ob es alternative Begrifflichkeiten beziehungsweise Zuschreibungen geben könnte, die den Begriff der Fehde obsolet werden ließen. Doch bringt auch diese Frage wieder eigene Probleme mit sich: Warum sollte man seitens der Mittelalterforschung den Begriff der Fehde fallen lassen, wie es unlängst HansHenning Kortüm gefordert hat? Er selbst hat unter Rückgriff auf die französische Forschung und die für das mittelalterliche Frankreich vorliegenden Quellen die Bezeichnung »Privatkriege«133 dem Begriff der Fehde vorgezogen.134 Kortüms Schüler Dominik Reither hat sich ebenfalls gegen den Begriff Fehde ausgesprochen, jedoch keine Alternative angeboten.135 Zudem benötigt man den Diskurs um innerstädtische Konflikte nicht oder nur als Randphänomen, wenn man sich mit Auseinandersetzungen zwischen Städten und Adligen beschäftigt. In seiner Theorie der Konfliktsoziologie hat Ralf Dahrendorf von der Gruppengröße einer Gesellschaft aus auf verschiedene Konfliktmodelle geschlossen: Konflikte zwischen und innerhalb sozialer Rollen; Konflikte innerhalb sozialer Gruppen; Konflikte zwischen organisierten Interessensgruppen; Konflikte unter den drei vorigen Gruppen und internationale Konflikte.136 Hergemöller hat folgerichtig erkannt, dass sich die von ihm untersuchten Pfaffenkriege nur in die zweite Kategorie einpassen lassen. Sie waren Konflikte innerhalb sozialer Gruppen, zumal innerhalb einer Stadt.137 Martin Kintzinger hat jedoch bei der Untersuchung des Braunschweiger Pfaffenkriegs der Jahre 1413 bis 1420 festgestellt, dass es sich bei diesem innerstädtischen Streit um Auseinandersetzungen handelte, die »Charakteristika beider Formen«,138 sowohl von Unruhen als auch von Konflikten, tragen. So traten immer wieder Auseinandersetzungen auf, die sich nicht eindeutig einer solchen Kategorie zuweisen lassen. Doch wie lassen sich die zu untersuchenden Fehden kategorisieren? Fest steht, dass sich bei der Kategorisierung von Fehden auch bereits in der Beschreibung und Wahrnehmung der Zeitgenossen verschiedene Ordnungsvor133 Kortüm, Kriege und Krieger, S. 70–74. 134 So auch bei Algazi, Gadi: The social use of private war. Some late medieval views reviewed, in: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte 22 (1993), S. 253–273; vgl. Reinle, Bauernfehden, S. 11. 135 Reither, Rechtsgeschichte. 136 Dahrendorf, Ralf: Konflikt und Freiheit. Auf dem Weg zur Dienstleistungsgesellschaft (Gesammelte Abhandlungen, 2), München 1972, S. 11–94 nach Hergemöller, Pfaffenkriege, S. 271. 137 Hergemöller, Pfaffenkriege, S. 271. 138 Kintzinger, Konflikt und Ordnung, S. 58.

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stellungen trafen: auf der einen Seite diejenige der Stadt, auf der anderen Seite die des Adels.139 Ordnung meint dabei einen »Zustand der Rechtsgeltung und zugleich ein[en] solche[n] der Freundschaft und Eintracht«,140 sie ist also ein »Friedenszustand«.141 Dieser Friedenszustand sollte auch zwischen den beiden Polen der Ordnungsvorstellungen von Stadt und Adel gelten. Ohne ihn als Ziel wären die verschiedenen Landfrieden, an denen Vertreter beider Seiten teilnahmen und zu denen sie sich verpflichteten, nicht denkbar. Dass die Landfrieden Produkt einer Verletzung eines solchen Friedenszustandes sind, versteht sich beinahe von selbst. Nicht denkbar ohne den erwähnten Friedenszustand wären außerdem Adlige, die in einer Stadt lebten oder Bürger, die Besitz außerhalb der Stadt hatten.142 Mit dem Begriff Ordnung verbinden lässt sich hier die Frage nach dem Aufbau der spätmittelalterlichen Gesellschaft an sich und es lässt sich ein Bezug zum Forschungsbegriff der Ordnungskonfigurationen herstellen.143 Die Ablehnung des Begriffs Fehde und dessen Alternative »Privatkrieg«,144 wie von Kortüm gefordert, machen im Hinblick auf die Quellenbegriffe zu den im weiteren Verlauf dieser Studie analysierten Konflikten keinen Sinn. Bereits die Zeitgenossen bedienten sich einer ganz und gar uneinheitlichen Benennung und Zuschreibung dieser Auseinandersetzungen – von veyde, viendshop, krieg bis hin zur mittelniederdeutschen Entsprechung orlogh ist die Rede145 – und, dies kommt hinzu, es handelt sich bei den Ursachen zumeist eben nicht um Privatangelegenheiten der jeweiligen Gegner.146 In den meisten herangezogenen 139 Hier kann und soll keine erneute Diskussion der Dichotomie beziehungsweise dieses Gegensatzpaares angestellt werden. Dazu und zur daraus folgenden städtischen Kriminalisierung von Aktionen des Adels siehe Andermann, Gewalt; Nehring, Franziska: Graf Gerhard der Mutige von Oldenburg und Delmenhorst (1430–1500) (Kieler Werkstücke. Reihe A. Beiträge zur schleswig-holsteinischen und skandinavischen Geschichte, 33), Frankfurt a. M. 2012, S. 37–38 spricht gar von einem Konfliktfeld zwischen Adel und Stadt. 140 Kintzinger, Konflikt und Ordnung, S. 59. 141 Ebd. 142 Petersen, Niels: Die Stadt vor den Toren. Lüneburg und sein Umland im Spätmittelalter, (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 280), Göttingen 2015; Mindermann, Adel in der Stadt. 143 Schneidmüller, Bernd/ Weinfurter, Stefan: Ordnungskonfigurationen. Die Erprobung eines Forschungsdesigns, in: Dies. (Hg.), Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter (Vorträge und Forschungen, 64), Ostfildern 2006, S. 7–18; Kintzinger, Martin: Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter. Zusammenfassung, in: Bernd Schneidmüller/ Stefan Weinfurter (Hg.), Ordnungskonfigurationen im hohen Mittelalter (Vorträge und Forschungen, 64), Ostfildern 2006, S. 413–432. 144 Kortüm, Kriege und Krieger, S. 70–74. 145 Siehe beispielsweise unten 1.3.3.2. und 2.1.3. 146 Zumal die Trennung von privat und öffentlich/staatlich für das Mittelalter generell als nur sehr schwer vorstellbar gilt. Vgl. dazu beispielsweise Moos, Peter von: ›Öffentlich‹ und ›privat‹ im Mittelalter. Zu einem Problem historischer Begriffsbildung, vorgetragen am 22. 6. 1996 (Schriften der Philosophisch-Historischen Klasse der Heidelberger Akademie

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Fallbeispielen ging es vor allem um materielle Dinge, insbesondere um die Rückerstattung vertraglich festgelegter Pfandsummen und -rechte, die den Pfandgebern von den zumeist in Position eines Landesherren stehenden Pfandnehmern verweigert wurden.147 Darüber hinaus lässt eine Unterscheidung zwischen Fehde und Krieg es möglich werden, den Begriff der Fehde beizubehalten. Dies haben ethnologische und rechtshistorische beziehungsweise rechtstheoretische Arbeiten zeigen können. Der Fehde ist demnach der Friede immanent eingeschrieben, da das Handeln zumeist die Kommunikation über die Konfliktlösung mit dem Gegner zum Ziel habe. Dem Krieg ist der Friede nicht immanent eingeschrieben, da er auf eine physische Zerstörung des Gegners abzielt.148 Eine Diskussion über eine Ablehnung des Fehdebegriffs wird allerdings obsolet, wenn man durchweg den soziologischen Begriff des Konflikts nutzt.149 Ganz allgemein besteht, um dies noch abschließend anzuführen, bei der Fehde des späten Mittelalters auch ein doppeltes Quellenproblem. Fokussiert man sich bei der Untersuchung solcher Konflikte auf die nicht-chronikalischen Quellen, also Urkunden, Absagebriefe, Sühneverträge und Urfehdeerklärungen, dann steht man vor dem Problem, dass Fehde als Quellenbegriff nur marginal auftaucht. Das liegt daran, dass all diese Schreiben bereits Teil dessen sind, was als Fehde bezeichnet wird. Zudem handelt es sich oftmals um standardisierte Textformulierungen, die Feindschaft ausdrücken oder den Status der Freundschaft zwischen den Gegnern wiederherstellen sollen. Zieht man zu diesen Texten chronikalische Texte hinzu, so kann man zu einem differenzierteren Bild dessen kommen, was einem als Fehde entgegentritt, denn die Begrifflichkeiten der Wissenschaften, 33), Heidelberg 2004 und die hansischen Ratssendeboten betreffend Poeck, Dietrich W.: Die Herren der Hanse. Delegierte und Netzwerke (Kieler Werkstücke. Reihe E. Beiträge zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, 8), Frankfurt am Main 2010. 147 Damit lässt sich die These, die Oliver Volckart zur Fehde des späten Mittelalters stark gemacht hat, unterstützen. Volckart, The economics of feuding. 148 Karauscheck, Fehde und Blutrache, S. 7; Spittler, Konfliktaustragung, S. 147. Zur Gewalt in kriegerischen Auseinandersetzungen der Vormoderne siehe Nowosadtko, Einführung, S. 192–200; Althoff, Regeln; Althoff, Schranken; Sprandel, Rolf: Die Legitimation zur Gewaltanwendung und Kriegsführung. Strafrecht im Wandel vom Mittelalter zur Neuzeit, in: Heinz Duchhardt/ Patrice Veit (Hg.)/ Pierre Monnet (Bearb.), Krieg und Frieden im Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit. Theorie, Praxis, Bilder (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz, 52), Mainz 2000, S. 53–72; Halsall, Guy : Violence and society in the early medieval west. An introductory survey, in: Ders. (Hg.), Violence and Society in the Early Medieval West, Woodbridge 1998, S. 1–45; Brown, Warren C.: Violence in medieval Europe, Harlow/Essex 2010; aus soziologischer Sicht Malesˇevic´, Sinisˇa: The sociology of war and violence, Cambridge 2010, S. 102–109. 149 Zur Vielfalt der Konfliktbegriffe siehe Bonacker, Thorsten/ Imbusch, Peter : Zentrale Begriffe der Friedens- und Konfliktforschung. Konflikt, Gewalt, Krieg, Frieden, in: Peter Imbusch/ Ralf Zoll (Hg.), Friedens- und Konfliktforschung. Eine Einführung (Friedensund Konfliktforschung, 1), 5. Auflage, Wiesbaden 2010, S. 67–143, hier S. 67–81.

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der Chroniken sind, wie oben gezeigt werden konnte, durchaus vielfältiger und sprechen sowohl von krych, als auch vom mittelniederdeutschen Äquivalent orlogh und eben auch von veyde. Im Weiteren soll nun die Forschung zum Hauptaugenmerk der vorliegenden Studie analysiert werden, dem Einsatz der sogenannten Tagfahrt als Mittel, einen als Fehde geführten Konflikt auf gütliche Art zu beenden. Daran anschließend soll der Forschungsstand zur städtischen Historiographie und zum Bild der Fehde in den Blick genommen werden.

1.2.3 Die Forschung zu Tagfahrten als Verhandlungspraxis in Konflikten Das Thema Tagfahrten hat in der Forschung bislang eine sehr untergeordnete Rolle gespielt. Die Mittelalterforschung hat sich, »seitdem es eine historischkritische Wissenschaft gibt« immer wieder mit Gesandtschaften und Botenwesen auseinandergesetzt.150 Dabei spielten für das Spätmittelalter eher die Gesandten der Kaiserhöfe eine Rolle.151 In jüngster Zeit wandte man sich ver150 Schwinges, Rainer C./ Wriedt, Klaus: Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa – eine Einführung, in: Dies. (Hg.), Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa (Vorträge und Forschungen, 60), Ostfildern 2003, S. 9–14, hier S. 9 mit dem Hinweis auf den grundlegenden Aufsatz Ernst, Fritz: Über Gesandtschaftswesen und Diplomatie an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit, in: Archiv für Kulturgeschichte 33/34 (1951), S. 64–95. Dem eng verwandt ist die Diplomatiegeschichte, siehe dazu Petzi, Nicole: Der Zusammenbruch der Pentarchie in Italien im diplomatischen Spiegel (1494–1500). Studien zur politischen Kommunikation italienischer Gesandter am Hof Maximilians I., Heidelberg 2007, Onlinepublikation [URL: http://archiv.ub.uni-heidelberg.de/volltextserver/volltexte/2008/8347/pd/DissertationGeschichte.pdf, letzte Abfrage am 20. 07. 2012; im Druck erschienen als Petzi, Nicole: Polit-Kommunikation am Hof Maximilians I.: Der Zusammenbruch der Pentarchie in Italien im Spiegel der Diplomatie (1494–1500) (Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum-Verlag, 15), Marburg 2011], S. 1–2 und Schwinges/ Wriedt, Gesandtschafts- und Botenwesen, S. 10–11. 151 Da hier keine auf Vollständigkeit bedachte Bibliographie zum Thema Gesandtschafts- und Botenwesen gebracht werden kann, seien aus der Fülle der Literatur beispielsweise folgende jüngere Arbeiten genannt: Mitsch, Ralf: Die Gerichts- und Schlichtungskommissionen Kaiser Friedrichs III. und die Durchsetzung des herrscherlichen Jurisdiktionsanspruchs in der Verfassungswirklichkeit zwischen 1440 und 1493, in: Bernhard Diestelkamp (Hg.), Das Reichskammergericht. Der Weg zu seiner Gründung und die ersten Jahre seines Wirkens (1451–1527) (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, 45), Köln 2003, S. 7–77; Pflüger, Christine: Kommissare und Korrespondenzen. Politische Kommunikation im Alten Reich (1552–1558) (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, 24), Köln 2005 und Petzi, Zusammenbruch; siehe auch die Beiträge im Sammelband von Rainer C. Schwinges/ Klaus Wriedt (Hg.), Gesandtschafts- und Botenwesen mit weiteren Hinweisen; Jucker, Michael: Gesandte, Schreiber, Akten. Politische Kommunikation auf eidgenössischen Tagsatzungen im Spätmittelalter, Zürich 2004; Hübner, Klara: Im Dienste ihrer Stadt. Boten- und Nachrichtenorganisation in den schweizerisch-oberdeutschen Städten des späten Mittelalters

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stärkt der städtischen Außenpolitik zu – gegen die ältere Forschung, die bis in die 1990er Jahre hinein die Existenz einer solchen, mit Ausnahme von Hans Berengar Friese für die Stadt Hamburg im Spätmittelalter,152 eher verneint hatte.153 Mit dem Mittel der Tagfahrt befasste sich die deutschsprachige Mittelalterforschung bisher hauptsächlich im Zusammenhang mit der Hanse und deren groß angelegten Zusammenkünften.154 Bereits Ende der 1980er Jahre hat Andreas Ranft in seiner Dissertation über den Basishaushalt der Stadt Lüneburg in den verschiedenen Rechnungen nachweisen können, dass erhebliche Finanzmittel für die zu Tagfahrten ausgesandten Ratsherren aufgewendet worden waren.155 In jüngerer Zeit hat sich die Hanseforschung um eine Untersuchung der wirklichen Vorgänge auf den spätmittelalterlichen Versammlungen,156 der Herkunft der Ratssendeboten,157 der Haltung der Hanse gegenüber lokalen Konflikten in Städten158 und des symbolischen Verhaltens auf den großen hansischen Tagfahrten159 bemüht. Darüber hinaus untersuchte sie durchaus kontrovers die Rechtsetzungsmöglichkeiten großer Hansetage und ihrer Rezesse160 und Netz-

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(Mittelalter-Forschungen, 30), Ostfildern 2012 und Walter, Bastian: Informationen, Wissen und Macht. Akteure und Techniken städtischer Außenpolitik: Bern, Straßburg und Basel im Kontext der Burgunderkriege (1468–1477) (Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte, 218), Stuttgart 2012. Friese, Hans Berengar : Untersuchungen zum Gesandtschaftswesen und zur Verhandlungspolitik Hamburgs im Mittelalter, Hamburg 1956, S. 15 unterscheidet ein Innen und ein Außen, wenn er Hamburgs Abhängigkeiten von den Landesherren thematisiert; stärker noch ebd., S. 197 bei der Hervorhebung der herausragenden Einzelpersönlichkeiten, die die Außenpolitik der Stadt leiteten. Hesse, Peter/ Rothmann, Michael: Zwischen Diplomatik und Diplomatie. Städtische Briefbücher als serielle Schlüsselzeugnisse städtischer Kommunikation im deutschen Spätmittelalter. Die Kölner Briefbücher von 1418 bis 1424. Ein Werkstattbericht, in: Geschichte in Köln 52 (2005), S. 69–88, hier S. 74–77. Volker Henn (Hg.), Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Hansische Studien, 11), Trier 2001. Ranft, Andreas: Der Basishaushalt der Stadt Lüneburg in der Mitte des 15. Jahrhunderts. Zur Struktur der städtischen Finanzen im Spätmittelalter (Veröffentlichungen des MaxPlanck-Insituts für Geschichte, 84), Göttingen 1987, besonders S. 201–205. Vgl. demgegenüber für das 16./17. Jahrhundert Schipmann, Johannes Ludwig: Politische Kommunikation in der Hanse (1550–1621). Hansetage und westfälische Städte (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte, Neue Folge, 55), Köln 2004. Puhle, Matthias: Hansische Ratssendeboten und ihr sozialer und politischer Hintergrund. Braunschweig und Magdeburg im Vergleich, in: Volker Henn (Hg.), Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Hansische Studien, 11), Trier 2001, S. 65–73. Jenks, Stuart: Die Einstellung der Hanse zu den Stadtaufständen im Spätmittelalter, in: Volker Henn (Hg.), Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Hansische Studien, 11), Trier 2001, S. 75–108. Behrmann, Über Zeichen. Pitz, Ernst: Bürgereinung und Städteeinung. Studien zur Verfassungsgeschichte der Hansestädte und der deutschen Hanse (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte, Neue Folge, 52), Köln 2001.

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werke der Ratssendeboten.161 Im Artikel des Lexikons des Mittelalters erscheint die Tagfahrt lediglich im Zusammenhang mit eidgenössischen Vorgängen – ein Verweis auf ritterliche Fehden fehlt hier allerdings.162 In der älteren Forschung wird die Tagfahrt beinahe ausschließlich in Darstellungen über eidgenössische Vorgänge oder im Rahmen großer hansischer Zusammenkünfte thematisiert. Es liegen aber keine speziellen Untersuchungen darüber vor, wie eine Tagfahrt als Hilfe bei der Konfliktlösung in Fehden funktionierte, wie sie ausgestaltet wurde oder welche Auswirkungen aus ihr erwachsen konnten. Einzig über Untersuchungen zum mittelalterlichen Gesandtschaftswesen kann dem Phänomen beziehungsweise dem Einsatz dieses Mittels zur Konfliktbelegung nähergekommen werden und so befasste sich der eben erwähnte Hans Berengar Friese in seiner Hamburger Dissertation von 1956 mit dem »Gesandtschaftswesen und der Verhandlungspolitik Hamburgs im Mittelalter«.163 Friese stützte sich allerdings auf eine bereits von ihm selbst als für das spätmittelalterliche Hamburg als fraglich bezeichnete164 klassische Scheidung zwischen einer mit Harold Nicolson in drei Hauptsysteme unterscheidbaren Diplomatie auf der einen, sowie einem Gesandtschaftswesen auf der anderen Seite.165 Zudem fokussierte Friese seine Arbeit auf die Gesandtschaftsreisen Hamburgischer Ratssendeboten, die nur in Zusammenhang mit der Hanse standen. Zwar sind unter den Beispielen Frieses auch solche Reisen und Verhandlungen gefasst, die genuin die Interessen Hamburgs selbst betrafen, wie zum Beispiel die Treffen mit »den an der Elbmündung liegenden«166 Gebieten Wursten, Hadeln und Dithmarschen,167 doch legt Friese sein Hauptaugenmerk auf die Gesandtschaftsreisen mit direktem Hansebezug. Wichtig im Hinblick auf Frieses Dissertation ist bereits seine Definition der Ratssendeboten Hamburgs, die vor allem aufgrund ihrer fachlichen Qualitäten und weniger nach ihrem Ansehen ausgesucht worden seien.168 Bereits Friese sprach die Ratssendeboten Hamburgs als Fachleute an, wenn auch »mit einiger Vorsicht«.169 Mit der Anwendung der Reisen der Hamburgischen Ratssendeboten zu Verhandlungen mit dem Ziel einer gütlichen Beilegung von 161 162 163 164 165 166 167 168 169

Poeck, Herren der Hanse. Mitsch, Ralf: Art. Tagfahrt, -satzung, in: LexMA, 8, 1997, Sp. 432. Aus der älteren Forschung siehe Friese, Gesandtschaftswesen, mit Fokus auf Hansetage. Ebd., S. 18. Ebd., S. 17–18 mit Verweis auf Nicolson, Harold: Kleine Geschichte der Diplomatie, Frankfurt am Main 1955. Friese, Gesandtschaftswesen, S. 142. Ebd., S. 142–194. Ebd., S. 32. Ebd., S. 32; vgl. Christian Jörg/ Michael Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung. Träger und Foren städtischer Außenpolitik während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (Trierer Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften, 1), Wiesbaden 2010.

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Konflikten mit Adligen befasste sich Friese aber nur im gesamthansischen Rahmen, wenn es darum ging, gegenüber dem dänischen König tätig zu werden.170 Bisher haben sich zwei Dissertationen über das spätmittelalterliche Fehdewesen auch mit der Verhandlungsführung der gegnerischen Parteien und dem dabei genutzten Mittel der Tagfahrt auseinandergesetzt. Zuerst tat dies Elsbet Orth in ihrer Studie zu den Fehden der Reichsstadt Frankfurt am Main in den 1970er Jahren.171 Sie thematisiert darin Konflikte, in denen sich die Fehdegegner persönlich oder unter Zuhilfenahme eines Vermittlers zu »gütlichen Tagen« trafen. Zum Teil geht dies aus Sühneverträgen, zum Teil aus anderem im Archiv befindlichen Schriftgut hervor.172 Orth kommt dabei zu dem Befund, dass eine Tagfahrt nach den Frankfurter Quellen nur über die vorherige Einschaltung eines Vermittlers zustande kam, der den Ort und die Zeit der Zusammenkunft durch wechselseitiges Aufsuchen der Streitparteien aushandelte.173 Im Rahmen seiner Beschäftigung mit den Fehden gegen die Reichsstadt Nürnberg in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts kommt Thomas Vogel aufgrund der ihm vorliegenden ungedruckten Quellen aus dem Archiv der fränkischen Reichsstadt zu dem Schluss, dass – ähnlich dem Befund Orths zu Frankfurt – zur zeitweiligen Beilegung der Streitigkeiten die Fehdeparteien im Rahmen eines Waffenstillstandes einen gütlichen tag einberufen hätten, zu dem ein von beiden Seiten anerkannter, hochrangiger Vermittler eingesetzt wurde, um die Modalitäten für eine Konfliktbeendigung zu verhandeln.174 Nach Orth und Vogel hat sich Hermann Kamp mit der Rolle von Vermittlern im Rahmen von Tagfahrten zur Beilegung von Fehden im 14. Jahrhundert befasst. Dabei kommt er zu ähnlichen Ergebnissen wie Vogel und Orth.175 Die Streitparteien hätten hochrangige Vermittler, wie zum Beispiel Erzbischöfe, eingesetzt, um eine gütliche Beilegung der Auseinandersetzungen erreichen zu können. Dies sollte eine weitere militärische Eskalation und damit einhergehende wirtschaftliche Einbußen sowie soziale Folgen innerhalb der ständischen Öffentlichkeit vermeiden.176 170 Friese, Gesandtschaftswesen geht lediglich am Rande darauf ein, wenn er S. 32 sagt, dass es unter den außenpolitisch tätigen Ratsherren Fachleute für spezielle Gebiete oder Fürsten gegeben habe und wenn er sich S. 53–84 mit den Kämmereirechnungen Hamburgs befasst, die immer höhere Kosten verzeichneten. Zum Fokus auf Dänemark ebd., S. 115–122. 171 Orth, Fehden, S. 15–18. 172 Ebd., mit dem Zitat auf S. 18. 173 Ebd., S. 15–18; so auch Görner, Raubritter, S. 163 unter Bezugnahme auf die Verhältnisse in Schwaben. 174 Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis, S. 96. 175 Kamp, Vermittler und Friedensstifter, S. 241–252. 176 Erzbischöfe hatten durch das gesamte Mittelalter hindurch die Autorität zur Vermittlung in Auseinandersetzungen, so z. B. der Erzbischof von Mainz. Vgl. für den Bereich der Ver-

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Bei diesen Forschungsergebnissen fällt auf, dass dem Element der persönlichen Begegnung der Fehdegegner gegenüber dem Einsatz hochrangiger Vermittler kaum Raum eingeräumt wurde. Die konkrete Vorgehensweise bei solchen Tagfahrten, soweit sie uns überliefert ist, ist kaum erforscht.177 Im Zusammenhang mit dem Mittel der Tagfahrt liegt für die Forschung zum Spätmittelalter also ein Desiderat vor, das es zudem notwendig erscheinen ließe, gängige Artikel in Nachschlagewerken zu überarbeiten, von denen z. B. derjenige im Lexikon des Mittelalters bisher die Tagfahrt nur im Zusammenhang mit eidgenössischen Vorgängen in Verbindung gebracht hat.178

1.2.4 Spätmittelalterliche Fehden des Nordwestens zwischen Friedenseinungen und Schiedsgericht Eine Untersuchung der regulierenden Praxis der Tagfahrt zur Beilegung von Fehden im spätmittelalterlichen Reich des 14. und 15. Jahrhunderts kommt nicht aus, ohne einen Blick auf andere Versuche zu werfen, Fehden eindämmen zu wollen. Neben den frühmittelalterlichen Versuchen der merowingischen und karolingischen Könige, über Kapitularien einzugreifen,179 begann man im mittlung in Fehden u. a. Lindgren, Kölner Fehden, S. 119. Die wichtige Rolle, die Vermittler bei der Beilegung mittelalterlicher Konflikte einnahmen, betont auch Gerd Althoff immer wieder. Vgl. dazu Althoff, Gerd: Hinterlist, Täuschung und Betrug bei der friedlichen Beilegung von Konflikten, in: Oliver Auge et al. (Hg.), Bereit zum Konflikt. Strategien und Medien der Konflikterzeugung und Konfliktbewältigung im Mittelalter (Mittelalter-Forschungen, 20), Stuttgart 2008, S. 19–30. Vgl. dazu auch Kamp, Vermittler und Friedensstifter. 177 Für das 13. Jahrhundert liegen Ergebnisse gütlicher Streitbelegungen über den Weg eingesetzter Vermittler oder Schiedsgerichte vor bei Garnier, Amicus, hier besonders S. 233–238; vgl. auch Kaufhold, Interregnum. Dormeier, Heinrich: Verwaltung und Rechnungswesen im spätmittelalterlichen Fürstentum Braunschweig-Lüneburg (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 37), Hannover 1994 befasste sich zwar auch mit Tagfahrten in den Vogtei- und Amtsrechnungen, vor allem in Celle, doch kommt er über wenige Aussagen zu Tagfahrten, deren Kosten und den Verbrauch von Lebensmitteln nicht hinaus. Dazu auch unten bei der vergleichenden Analyse 3.1.2.3. 178 Mitsch, Art. Tagfahrt, -satzung. 179 Schon das Edictum Rothari von 643 führte den Gedanken von Bußleistungen als Ersatz für fehdeartige Handlungen ein. Diese verstanden sich aber eher als Handlungen der Blutrache bzw. allgemein als Handlungen aus dem Kreis von kriminalisierter Devianz in Form von Gewalt gegen andere. Zum Edikt und der Einführung der Buße zuletzt Kroeschell, Karl: Deutsche Rechtsgeschichte, 1 (WV-Studium, 8), Opladen 1999, S. 39; zu Fehden in der Merowingerzeit z. B. Steuer, Heiko: Archäologische Belege für das Fehdewesen in der Merowingerzeit, in: Uwe Ludwig/ Thomas Schilp (Hg.), Nomen et Fraternitas. Festschrift für Dieter Geuenich zum 65. Geburtstag (Ergänzungsbände zum Reallexikon der germanischen Altertumskunde, 62), Berlin 2008, S. 343–362; zu karolingischen Kapitularien allgemein Patzold, Steffen: Normen im Buch. Überlegungen zu Geltungsansprüchen so

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hochmittelalterlichen Frankreich, temporär und lokal begrenzte Friedenszeiten zu beschwören. In diesen sogenannten Gottesfrieden waren Regelungen getroffen worden, die vornehmlich Kirchenbesitz sowie Kaufleute aus den verwüstenden Streitigkeiten des Adels heraushalten und somit schützen sollten.180 genannter ›Kapitularien‹, in: FMSt 41 (2007), S. 331–350; zum Themenkreis Kapitularien und Fehde siehe Meyer, Christoph H. F.: Freunde, Feinde, Fehde: Funktionen kollektiver Gewalt im Frühmittelalter, in: Jürgen Weitzel (Hg.), Hoheitliches Strafen in der Spätantike und im frühen Mittelalter (Konflikt, Verbrechen und Sanktion in der Gesellschaft Alteuropas. Symposien und Synthesen, 7), Köln 2002, S. 211–266, hier vor allem S. 266: »In den zum Teil auf kirchliche Intervention hin entstandenen Kapitularien sind Fehde und Gewalt nicht nur Vergehen gegen das vom Kaiser gesetzte Recht, sondern auch Sünde, d. h. ein moralisches und religiöses Problem«. Zur älteren Forschung zu außergerichtlicher Beilegung von Konflikten und dem Schiedsgericht siehe auch Patzold, Konflikte, S. 25–27. Zur Delegitimierung der Fehde im Spätmittelalter siehe außerdem Wadle, Elmar : Zur Delegitimierung der Fehde durch die mittelalterliche Friedensbewegung, in: Hans Schlosser (Hg.), Herrschaftliches Strafen seit dem Hochmittelalter. Formen und Entwicklungsstufen (Konflikt, Verbrechen und Sanktion in der Gesellschaft Alteuropas. Symposien und Synthesen, 5), Köln 2002, S. 9–30 und Reinle, Christine: Legitimation und Delegitimierung von Fehden in juristischen und theologischen Diskursen des Spätmittelalters, in: Gisela Naegle (Hg.), Frieden schaffen und sich verteidigen im Spätmittelalter. Faire la paix et se d¦fendre — la fin du Moyen ffge (Pariser historische Studien, 98), München 2012, S. 83–120 und Isenmann, Eberhard: Weshalb wurde die Fehde im römisch-deutschen Reich seit 1467 reichsgesetzlich verboten? Der Diskurs über Fehde, Friede und Gewaltmonopol im 15. Jahrhundert, in: Julia Eulenstein/ Christine Reinle/ Michael Rothmann (Hg.), Fehdeführung im spätmittelalterlichen Reich. Zwischen adeliger Handlungslogik und territorialer Verdichtung (Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters, 7), Affalterbach 2013, S. 335–474. 180 Siehe die über mehrere Jahre laufende Diskussion in der Zeitschrift Past and Present, zusammenfassend dazu Paxton, Frederick S.: History, Historians, and the Peace of God, in: Thomas F. Head/ Richard A. Landes (Hg.), The peace of God. Social violence and religious response in France around the year 1000, Ithaca/NY 1992, S. 21–40, besonders S. 33; zur deutschsprachigen Forschung siehe Winterfeld, Luise von: Gottesfrieden und deutsche Stadtverfassung, in: HGBll 23 (1927), S. 8–56; Goetz, Hans-Werner : Gottesfriede und Gemeindebildung, in: ZRG Germ. 105 (1988), S. 122–144; Goetz, Hans-Werner : Die Gottesfriedenbewegung im Licht neuerer Forschungen, in: Arno Buschmann/ Elmar Wadle (Hg.), Landfrieden. Anspruch und Wirklichkeit (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft, Neue Folge, 98), Paderborn 2002, S. 31–54 und die anderen Beiträge dieses Sammelbandes; Goetz, Hans-Werner : Pacem et iustitiam facere. Zum Rechtsverständnis in den Gottes- und Landfrieden, in: Tiziana J. Chiusi et al. (Hg.), Das Recht und seine historischen Grundlagen. Festschrift für Elmar Wadle zum 70. Geburtstag (Schriften zur Rechtsgeschichte, 139), Berlin 2008, S. 283–296; Wadle, Elmar : Gottesfrieden und Landfrieden als Gegenstand der Forschung nach 1950, in: Ders., Landfrieden, Strafe, Recht. Zwölf Studien zum Mittelalter (Schriften zur europäischen Rechts- und Verfassungsgeschichte, 37), Berlin 2001, S. 11–39; Distler, EvaMarie: Städtebünde im deutschen Spätmittelalter. Eine rechtshistorische Untersuchung zu Begriff, Verfassung und Funktion (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte. Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Europäische Rechtsgeschichte Frankfurt am Main, 207), Frankfurt am Main 2006, S. 183–187. Zu den Gottesfrieden aus religionswissenschaftlicher Perspektive Grigore, Mihai: Ehre und Gesellschaft. Ehrkonstrukte und soziale

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Im römisch-deutschen Reich gestaltete sich die Situation etwas anders und man ging hier schon recht früh seitens des Adels, beeinflusst von der Lage in Frankreich, selbst dazu über, Friedenszeiten durch Eide festzulegen und schriftlich in Verträgen festzuhalten. Dies geschah mit Hilfe der sogenannten Landfrieden. Bereits die ältere Forschung befasste sich mit diesen Bündnissen.181 Neben diesen durch Klerus und Adel gestifteten Gottes- und Landfriedensbündnissen182 hat sich die Forschung auch mit den, seit Mitte des 13. Jahrhunderts auch im Reich angewandten,183 Möglichkeiten des Konfliktmanagements durch Einsetzung eines Schiedsgerichts184 oder vermittelnder Schiedsgremien und Schiedsrichtern befasst.185 Hier war es wieder vornehmlich die rechtsgeschichtliche Forschung, die zahlreiche Unterscheidungskriterien herausarbeitete.186 Neben der kontrovers diskutierten Frage der Herkunft der Schiedsgerichtsbarkeit im Reich und in anderen Gebieten Europas187 lässt sich zunächst

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Ordnungsvorstellungen am Beispiel des Gottesfriedens (10.–11. Jh.) (Symbolische Kommunikation in der Vormoderne), Darmstadt 2009. Beispielsweise Bader, Karl Siegfried: Probleme des Landfriedensschutzes im mittelalterlichen Schwaben, in: Zeitschrift für württembergische Geschichte 3 [1939], S. 1–56; aus der jüngsten Forschung statt vieler Fahrner, Matthias: Der Landfrieden im Elsass. Recht und Realität einer interterritorialen Friedensordnung im späten Mittelalter, Marburg 2007. Allgemein dazu auch Gerlich, Landeskunde, S. 321–327. So die These bei Kaufhold, Interregnum, S. 301. Zu Aufkommen und Verbreitung siehe auch Weitzel, Jürgen: Art. Schiedsgericht, in: LexMA, 7, 1995, Sp. 1454–1455; demgegenüber sieht Garnier, Amicus, S. 234 die Ursprünge in den Kommunen Oberitaliens. Vgl. dazu auch Frey, Siegfried: Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in Oberitalien, Luzern 1928. Zum mittelalterlichen Gericht allgemein siehe Weitzel, Jürgen: Dinggenossenschaft und Recht. Untersuchungen zum Rechtsverständnis im fränkisch-deutschen Mittelalter (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, 15), 2 Teilbände, Köln 1985. Zusammengenommen darf man bei der Anwendung von Schiedsgerichten und der Festlegung von Gottes- und Landfriedensbündnissen jedoch nicht von einer mittelalterlichen Friedensbewegung sprechen, wie dies einige Wissenschaftler in den 1920er Jahren taten. Dazu Janssen, Wilhelm: Bemerkungen zum Aufkommen der Schiedsgerichtsbarkeit am Niederrhein im 13. Jahrhundert, in: Jahrbuch des Kölnischen Geschichtsvereins 43 (1971), S. 77–100, hier S. 82 mit Anmerkung 13. Kaufhold, Interregnum, S. 300–319 und mit ähnlichem Ergebnis Kamp, Vermittler, S. 236–260; zu nennen wären aus der Rechtsgeschichte vor allem Bader, Karl Siegfried: Das Schiedsverfahren in Schwaben vom 12. bis zum ausgehenden 16. Jahrhundert, Freiburg 1929; Krause, Hermann: Die geschichtliche Entwicklung des Schiedsgerichtswesens in Deutschland, Berlin 1930; Kobler, Michael: Das Schiedsgerichtswesen nach bayerischen Quellen des Mittelalters (Münchener Universitätsschriften, 1), München 1966; Litewski, Wieslaw : Schiedsgerichtsbarkeit nach den ältesten ordines iudicarii, in: Norbert Brieskorn et al. (Hg.), Vom mittelalterlichen Recht zur neuzeitlichen Rechtswissenschaft. Bedingungen, Wege und Probleme der europäischen Rechtsgeschichte (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft, Neue Folge, 72), Paderborn et al. 1994, S. 193–206 und andere mehr. Nach Janssen, Bemerkungen, S. 79 sah man den Ursprung seitens der rechtshistorischen

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auch feststellen, dass die Forschungsmeinung über die frühesten Anwendungen von Schiedsgerichten vornehmlich aus einer unscharfen Bezeichnung in den Quellen herrührt. Steffen Patzold konnte eine solche Unschärfe für die Ergebnisse der älteren Forschung zur Beilegung von Konflikten im nachkarolingischen Frankreich aufzeigen. Er konstatierte, die ältere Forschung habe sich »von den lateinischen Begriffen in den Quellen irreführen lassen«.188 Wenn die Quellen dort von Dingen wie beispielsweise curiae und placita sprächen, so »bezeichnen sie damit häufig nicht Gerichte im heutigen Sinne, sondern jene informellen ad hoc-Versammlungen von Freunden, Verwandten und Getreuen, die einen Kompromiß zwischen den Streitparteien herbeizuführen suchten«.189 Der älteren französischen Forschung galt eine außergerichtliche Praxis gar als anarchisch; im Einsatz von Vermittlern sah man »nur eine Folge der Auflösung des Staates und zugleich einen weiteren Beleg für den Verfall des Gerichtswesens«.190 Während die jüngere rechtshistorische Forschung bislang von einer Entwicklung des Schiedsgerichtswesens ausging, die sich mehr oder minder linear von Süden nach Norden ausbreitete,191 haben jüngste Ergebnisse der mediävistischen Forschung eine eben nicht lineare Verbreitung konstatiert. Diese Positionen sollen hier nun gegenübergestellt werden, was aber bei einer gleichzeitigen zumindest teilweisen Überschneidung und Beeinflussung von

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Forschung bis in die 1970er Jahre entweder im kirchlichen Bereich oder in »germanischen« Sippenfehden. Distler, Städtebünde, S. 144, Anm. 194 weist auf diese Diskussion hin, trägt aber nicht dazu bei. Auch hier kann die Frage des Ursprungs nicht geklärt werden. Patzold, Konflikte, S. 30. Ebd. mit Verweis auf White, Pactum und White, Stephen D.: Inheritances and legal argument in Western France, in: Traditio 43 (1987), S. 55–103. Nach Janssen, Bemerkungen, S. 79 vermutete Rennefahrt, Hermann: Beitrag zur Frage der Herkunft des Schiedsgerichtswesens, in: Schweizer Beiträge zur allgemeinen Geschichte 16 (1958), S. 5–55 gar eine vorschriftliche Schiedspraxis, bevor im 13. Jahrhundert mit der Verschriftlichung der Schiedsurteile begonnen worden sei. Patzold, Konflikte, S. 25–26. Und sich damit von der älteren Forschung abgrenzt. Zur Kontroverse der älteren Forschung beispielsweise Janssen, Bemerkungen, S. 79. Zum Schiedsgericht im Mittelalter grundlegend aus der Fülle der Arbeiten nach wie vor Usteri, Emil: Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht in der Schweizerischen Eidgenossenschaft des 13.–15. Jahrhunderts. Ein Beitrag zur Institutionsgeschichte und zum Völkerrecht, Zürich 1925; Rennefahrt, Beitrag zu der Frage der Herkunft des Schiedsgerichtswesens; Bader, Karl Siegfried: Die Entwicklung und Verbreitung der mittelalterlichen Schiedsidee in Süddeutschland und der Schweiz, in: Ders., Schriften zur Rechtsgeschichte. Ausgewählt und herausgegeben von Clausdieter Schott (Ausgewählte Schriften zur Rechts- und Landesgeschichte, 1 u. 2), Sigmaringen 1984, S. 226–251; aus der jüngsten Forschung beispielsweise Walter, Bastian: Die Verhandlungen zur Ewigen Richtung (1469–1474/75). Das Schiedsgericht und die Diplomatie zwischen der Eidgenossenschaft, Frankreich und dem Hause Habsburg, in: Michael Jucker/ Martin Kintzinger/ Rainer Christoph Schwinges (Hg.), Rechtsformen internationaler Politik. Theorie, Norm und Praxis vom 12. bis 18. Jahrhundert (Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte, 45), Berlin 2011, S. 109–146.

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Rechtsgeschichte und allgemeiner Mittelalterforschung innerhalb der Geschichtswissenschaft nicht unbedingt einfach gelingen mag.192 Die rechtsgeschichtliche Forschung sah den Ursprung dieser Praktik in den oberitalienischen Stadtkommunen des 12. Jahrhunderts.193 Bis zur Mitte des 13. Jahrhunderts habe sich das Schiedsgericht über die Alpen nach Norden in das Kerngebiet des Reichs ausgebreitet194, unterlag hier einem »Lernprozess«195 und fand seinen Höhepunkt schließlich im 15. Jahrhundert und in der nachfolgenden Zeit, für die es zunächst als Teil grundlegender »Technik[en] fürstlicher Politik«196 und als Hauptmittel der Charakterisierung frühneuzeitlicher Herrscher angesehen wurde.197 Demgegenüber hat Martin Kaufhold in seiner Habilitationsschrift die Frage gestellt, wie die Schiedsgerichtsbarkeit vom Niederrhein aus nach Norddeutschland kommen konnte. Dabei vermutet er eine Beeinflussung der Stadtkommune Lübecks durch die Vielzahl der dort lebenden rheinischen Kaufleute, die diese Praxis aus ihrer Heimat mitgebracht hätten.198 Eine weitere Vermutung Kaufholds in dieser Hinsicht ist, dass Bischof Johann von Diest das Verfahren aus seiner Heimat in Brabant mitgebracht habe, falls das Schiedsgericht nicht schon vorher in Lübeck bekannt gewesen sei.199 Zu vermuten ist hier, als Ergänzung zu Kaufhold, dass die Schiedspraxis infolge des Status Lübecks als Reichsstadt und die damit vorhandene Beeinflussung durch das Königsgericht und das Selbstverständnis der Könige des frühen 13. Jahrhunderts, sie seien Schiedsrichter und müssten sich in dieser Funktion in Konflikte des Hochadels einmischen, in den Norden gekommen sein könnte.200 192 Kaufhold, Interregnum, S. 150 kritisiert hier vor allem, die Rechtsgeschichte habe verschiedene Traditionsstränge mitunter so deutlich voneinander geschieden, dass ihr Vergleich oder ihre gegenseitige Beeinflussung dabei kaum in den Blick gekommen sei und die verschiedenen Rechtsinstitute in einer vermeintlich isolierten Tradition betrachtet worden seien. 193 Dazu Dartmann, Christoph: Politische Interaktion in der italienischen Stadtkommune (11.–14. Jahrhundert) (Mittelalter-Forschungen, 36), Ostfildern 2012. 194 Darunter auch auf dem Gebiet der heutigen Schweiz. Dazu die letzte umfassende Studie von Usteri, Schiedsgericht. 195 Garnier, Amicus, hier S. 131. 196 So bereits der Titel von Most, Ingeborg: Schiedsgericht, Rechtlicheres Rechtgebot, Ordentliches Gericht, Kammergericht. Zur Technik fürstlicher Politik im 15. Jahrhundert, in: Herausgeber der Deutschen Reichstagsakten (Hg.), Aus Reichstagen des 15. und 16. Jahrhunderts, Göttingen 1958, S. 116–153. 197 Kampmann, Christoph: Arbiter und Friedensstiftung. Die Auseinandersetzung um den politischen Schiedsrichter im Europa der Frühen Neuzeit (Quellen und Forschungen aus dem Gebiete der Geschichte, Neue Folge, 21), Paderborn 2001. Janssen, Bemerkungen, S. 78 spricht gar von »beängstigender Fülle« des überlieferten Materials aus dem 15. Jahrhundert. 198 Kaufhold, Interregnum, S. 296–301. 199 Ebd., S. 301. Vor 1256 seien kaum Belege in den Lübecker Urkunden vorhanden, ebd. 200 Vgl. Kamp, Vermittler, S. 236–260.

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Eine gewichtige Rolle kam sicherlich auch den verschiedenen Städtebünden zu, die in ihren Einungsverträgen seit dem 13. Jahrhundert oft Schiedsinstanzen vorsahen.201 Im rheinischen Städtebund sowie auch in den meisten anderen Städtebünden war eine solche Schiedslösung durch die Bundesversammlungen vorgesehen, wie Eva-Marie Distler herausgearbeitet hat.202 Die Tatsache der unscharfen Quellenbegriffe macht es dem heutigen Historiker bei der Untersuchung rechtshistorischer Vorgänge wie beispielsweise der Tagfahrt schwerer, »sauber entscheiden zu können«.203 So lassen sich, mit Hermann Rennefahrt, zumeist »keine scharfen Grenzen zwischen Schiedsgericht und Vermittlung (Sühne) ziehen«.204 Ähnliches kann für eine Unterscheidung zwischen Tagfahrt und Täding/ Taiding205, respektive einer Tagfahrt zur gütlichen Beilegung von Streitigkeiten und einem Täding als angesetzter Gerichtsverhandlung vor dem zuständigen Gericht gelten. Täding ist, das geht schon aus den von Jakob Grimm zu Beginn des 19. Jahrhunderts gesammelten schweizerischen Weistümern hervor,206 aufs Engste verknüpft mit Gerichtsverhandlungen.207 So begegnet es zunächst in einem Weistum aus Höngg in der Nähe von Zürich von 1338, wo von einem Propst die Rede ist, der richten soll.208 Außerdem ist es in der Öfnung von Wetteschwil, Sellenburen, Stallikon (ebenfalls bei Zürich) von 1468 überliefert.209 Hier geht es um »täding in den genanten gerichten«.210 An die Seite dieser oben besprochenen Forschungsthese einer Entwicklung der Anwendungspraxis von Schiedsgerichten, wie sie durch die jeweiligen Landesherren durchzusetzen versucht worden sei, tritt die absolute These Yvonne Bongerts. Sie konstatierte, dass im Laufe des 12. Jahrhunderts das Schiedsgericht die Vermittler ersetzt habe.211 Michael Kobler konnte zu Beginn 201 Distler, Städtebünde, S. 142–153. 202 Ebd., S. 142 und S. 149–150. Vgl. die Urkunde vom 10. November 1255: MGH Const. II, Nr. 375. Distler, Städtebünde, S. 149 unterscheidet aber zwischen »eigene[r] Schiedsgerichtsbarkeit« und »schiedsrichterliche[n] Funktionen«, im rheinischen Städtebund seien lediglich letztere vorhanden gewesen. Siehe auch Sellert, Wolfgang: Art. Schiedsgericht, in: HRG, 1. Aufl., 4 (1985), Sp. 1386–1393. 203 Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 2. 204 Rennefahrt, Beitrag, S. 8 zitiert nach Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 2. 205 Dazu Kroeschell, Karl: Art. Taiding, in: LexMA, 8, 1997, Sp. 434–435. 206 Weisthümer, gesammelt von Jacob Grimm, Göttingen 1840. Vgl. die Wortbedeutungen zu Tagfahrt unten bei 1.3.3.1 und 1.3.3.2. 207 So auch allein schon grundlegend aus der Wortbedeutung heraus. Siehe dazu Kroeschell, Taiding. 208 Grimm, Weisthümer, S. 6. 209 Ebd., S. 41. 210 Ebd. 211 Bongert, Yvonne: Recherches sur les cours laiques du Xe au XIIe siÀcle, ThÀse, Paris 1949, S. 103.

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der 1960er Jahre eine ähnliche Beobachtung anhand der von ihm untersuchten bayerischen Quellen machen, wenn er schrieb: »Mediatio und Schiedsverfahren überlagern sich. Die mediatores werden zu Schiedsrichtern«.212 Diese von beiden vertretene These ist aber für sich genommen etwas zu radikal.213 Denn im 13. Jahrhundert kann eine Tendenz beobachtet werden, Streitigkeiten gütlich ohne Beteiligung von Gerichten beizulegen, bevor ein Schiedsgerichtsverfahren angestrengt worden wäre. Zwar geht diese Anwendung konträr zu den reichsweit bekannten normativen Vorschriften zum Fehdewesen im Reichslandfrieden von 1235,214 doch lagen Norm und Praxis häufig ebenso in anderen Bereichen weit auseinander.215 Auch in den norddeutschen Quellen, um die es im Folgenden besonders geht, begegnet man immer wieder diesem Zusammenhang von Täding und Tagfahrt.216 So sind zahlreiche Urkunden überliefert, in denen die Formulierung ghedegedinget vorkommt.217 Dabei haben wir es erneut mit einer Unschärfe zu tun. Denn es ist aus dem Wort in seiner kontextuellen Bedeutung im jeweiligen überlieferten Stück zumeist nicht eindeutig zu schließen, um welche Art Vorgang es sich hier handelt. Ausgehen kann man von einer Verhandlung zwischen beispielsweise Mitgliedern eines Stadtrates, um einen Beschluss zu fassen, den man nach außen gegenüber einer anderen Stadt, dem Landesherren, einzelnen landsässigen Adligen innerhalb einer Fehde oder gegenüber dem Reich oder der

212 Kobler, Schiedsgerichtswesen, S. 4 mit Verweis auf die Arbeiten von Frey, Das öffentlichrechtliche Schiedsgericht in Oberitalien und Waser, Hans: Das öffentlich-rechtliche Schiedsgericht und die anderen Mittel friedlicher Streiterledigung im spätmittelalterlichen Südfrankreich, Zürich 1935. Vgl. dazu Kamp, Vermittler, hier zum Schiedsgericht S. 236–260. 213 So spricht sich auch Kamp, Vermittler, S. 244 gegen eine solche Ablösungsthese aus: »Wer nun mit der Ausbreitung der Schiedsgerichtsbarkeit die Schlichter und Vermittler des hohen Mittelalters in den Schiedsrichtern aufgehen sieht, hat recht und doch wieder unrecht« und spricht sich mit Anm. 1, S. 338, dafür aus, die Diskussion um die Ursprünge der Schiedsgerichtsbarkeit sei »ein Scheingefecht«, da ein Transfer aus dem kirchlichen in den weltlichen Bereich der Konfliktlösungspraxis vor Schiedsgerichten sehr leicht gewesen sei (ebd., S. 236). 214 Siehe beispielsweise Angermeier, Königtum und Landfriede, S. 29–33. 215 Dies lässt sich bereits im 10. Jahrhundert bei innermonastischen Konflikten feststellen. Vgl. Patzold, Konflikte im Kloster, S. 361–362. Und auch im Lauf des gesamten Spätmittelalters sollte es bis 1495 dauern, als das Reichskammergericht eingerichtet wurde und, zumindest normativ, die Fehde im Reich endgültig verboten wurde. Isenmann, Der Diskurs über Fehde, Friede und Gewaltmonopol im 15. Jahrhundert. 216 Zu den Begriffen in den Quellen und der jeweiligen Wortbedeutung siehe unten 1.3.3. »Tagfahrt: Herleitung, Eingrenzung und Begriffe«. 217 Beispielsweise Hamburgisches Urkundenbuch 4, Nr. 144; 166; 191. Auch hier ließe sich die Reihe von Beispielen aus den einschlägigen Urkundenbüchern mühelos erweitern. Vgl. daneben die städtischen Quellen mit der Bezeichnung Degedingbuch, beispielsweise in Braunschweig.

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Hanse möglichst konsensual vertreten konnte.218 Außerdem bezeichnete man gewisse, wiederum mit Gerichtsverfahren in Verbindung stehende Rechtsetzungen eines Stadtrats als solche Degedinge oder Dedinge.219 Manfred Wilmanns hat in seiner Untersuchung der Landgebietspolitik der Stadt Bremen eine weitere Form dieser sprachlichen Konstruktion ausgemacht. Bremische Urkunden des 14. Jahrhunderts sprechen von vorghedegedinge; dies bedeute laut Wilmanns »Fürsprache«.220 Damit wird der Bedeutungsrahmen des Ausdrucks ghedegedinge befestigt und man kann davon ausgehen, dass es im Rahmen des vorherrschenden Rechts allgemein dem Gegenstand von Beratungen oder Verhandlungen über verschiedene rechtliche Dinge, die es zu entscheiden galt, zuzurechnen ist. Im Erzstift Bremen hatte sich am Ende des 14. Jahrhunderts darüber hinaus eine Besonderheit entwickelt, die als Landtage zu bezeichnenden Zusammenkünfte zu Basdahl beziehungsweise auf dem Steinsgraben.221 Diese erstmals 1397 einberufenen Versammlungen des Erzbischofs mit den Ministerialen und den Vertretern der dem Stift zugehörigen Städte Bremen, Stade und Wildeshausen sind einmalig.222 Sie fußen, so Merker, auf verschiedenen vorhergehenden Einungsverträgen des 14. Jahrhunderts, von denen er zwei als besonders markant 218 So in dem Stück Hamburgisches Urkundenbuch 4, Nr. 335, wo der Rat der Stadt Hamburg den hier als Text überlieferten Vorgang (Bündnis zwischen Johann III., Hinrich II. und Gerhard V. von Holstein und dem Rat der Stadt Hamburg gegen mehrere Adelsfamilien vom 24. August 1347) beraten und beschlossen hat. Anschließend wurde das überlieferte Schriftstück durch Schreiber des Rats niedergeschrieben und in der Trese verwahrt. Es heißt dort, S. 275: Gedeghedinget unde ghegheven thu˚ Hamborch […]. 219 Beispiele finden sich hier in Braunschweig und in Bremen als Dedingsbücher/Degedingsbücher. 220 Wilmanns, Manfred: Die Landgebietspolitik der Stadt Bremen um 1400 unter besonderer Berücksichtigung der Burgenpolitik des Rates im Erzstift und in Friesland (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 6), Bremen 1973, S. 24. 221 Zu deren Beschlüssen siehe Mindermann, Einleitung; siehe auch Bachmann, Elfriede: Tagungsorte der Landstände im Erzstift und späteren Herzogtum Bremen, in: Stader Jahrbuch 86 (1996), S. 83–130; außerdem Schmidt, Heinrich: Landfrieden und Landstände im Erzstift Bremen im Jahre 1397, in: Stader Jahrbuch 87/88 (1997/98), S. 37–51. Zum Zusammenhang zwischen Fehden, Landtagen und Tagfahrten siehe unten 3.1.2.6. 222 Zum bedeutenden Charakter dieser Zusammenkünfte Mindermann, Einleitung. Zur Datierung Bachmann, Tagungsorte, S. 83. Auf Grundlage der bei BUB 4, Nr. 206 und Nr. 207 gedruckten Verträge zwischen dem Erzbischof von Bremen mit der Ritterschaft und den übrigen Bestandteilen des Erzstifts datiert Merker, Otto: Die Ritterschaft des Erzstifts Bremen im Spätmittelalter. Herrschaft und politische Stellung als Landstand 1300–1500 (Einzelschriften des Stader Geschichts- und Heimatvereins, 16), Stade 1962, S. 121 den ersten dieser Tage auf 1397. Verschiedentlich wird die erste Versammlung dieser Art auf 1398 datiert. Vgl. auch Arnswaldt, Christian von: Die Lüneburger Ritterschaft als Landstand im Spätmittelalter. Untersuchungen zur Verfassungsstruktur des Herzogtums Lüneburg zwischen 1300 und 1500 (Göttinger Studien zur Rechtsgeschichte, 2), Göttingen 1969, S. 12.

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erachtet: den Schiedsvertrag zwischen Erzbischof Johann Grand und dem Domkapitel, der Stiftsmannschaft und den Bürgergemeinden von Bremen und Stade von 1314 und den Beitritt mehrerer Ritter und Knappen zu einem Bündnis wohl gegen die Brüder von Mandelsloh.223 Zu beachten ist bei den als Landtage bezeichneten politischen Versammlungen innerhalb derjenigen Gebiete, die sich späterhin zu Territorien entwickeln sollten, dass die Zahl der Zusammenkünfte beträchtlich schwankt und zunächst nicht von einer Regelmäßigkeit gesprochen werden darf. So fällt, entgegen den zeitgenössischen schriftlichen Regelungen für die Landtage im Erzstift und späteren Herzogtum Bremen, lediglich einer dieser Tage in das 14. Jahrhundert und nur zwei sind bislang für das 15. Jahrhundert nachgewiesen worden.224 Im 16. Jahrhundert sowie in der jüngeren Zeit bis 1806 steigt die Zahl und Regelmäßigkeit demgegenüber massiv an.225 Gleichwohl entwickelte sich auch im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg ein ähnliches Tagungswesen der dortigen Ritterschaft, die von Arnswaldt Ende der 1960er Jahre als Landstand charakterisierte.226 Hier kam es insbesondere während der Dauer der Sate zwischen 1388 und 1392 zu mehreren Tagfahrten, die auch einem schiedsrichterlichen Austrag von Streitigkeiten dienen sollten.227

223 Merker, Ritterschaft, S. 120–122. Zu den von Mandelsloh und Bremens Problemen mit ihnen siehe unten 2.1. 224 Vgl. die von den Niedersächsischen Staatsarchiven zusammengestellten Einleitungen zur tabellarischen Übersicht über die jeweiligen Landtage in den einzelnen Teilen des heutigen Bundeslandes Niedersachsen. Für Bremen ist dies Riggert-Mindermann, Ida-Christine: Die Bremischen Landtage (bis einschließlich 1806). Tabellarische Zusammenstellung der Landtage aus archivalischen Recherchen im Staatsarchiv Stade und gedrucktem Material, Stade 2000 mit der Zusammenstellung der Landtage S. 4 [online unter URL: http:// www.staatsarchive.niedersachsen.de/download/47835/bremen_einleitung.pdf, letzte Abfrage am 10. 10. 2012]. Gegenüber dieser Aufzählung weist die tabellarische Zusammenstellung dann aber sechs Landtage für das 15. Jahrhundert nach: 1435, 1470, 1471, 1472, 1490 und 1499, bei denen allerdings teilweise von einer unklaren Überlieferungslage ausgegangen werden muss, vgl. die Zusammenstellung der Bremischen Landtage bis 1550 mit den jeweiligen Bemerkungen zu den einzelnen Tagen [online unter URL: http:// www.staatsarchive.niedersachsen.de/download/47843/bremen_landtage_bis_1550.pdf, letzte Abfrage am 10. 10. 2012]. 225 Riggert-Mindermann, Landtage, S. 4. Schwarzwälder, Herbert: Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, 1. Von den Anfängen bis zur Franzosenzeit (1810), Bremen 1995 übergeht diese Landtage. 226 Arnswaldt, Ritterschaft. 227 Reinbold, Michael: Die Lüneburger Sate. Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte Niedersachsens im späten Mittelalter (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 26), Hildesheim 1987, S. 182ff. und Arnswaldt, Ritterschaft, S. 77–84. Ein dem bremischen ähnliches Tagungswesen, das man als Landtag bezeichnen könnte, entwickelte sich im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg demgegenüber erst im Lauf des 16. Jahrhunderts. Siehe dazu Ohainski, Uwe: Die Landtage des Fürstentums Braunschweig-Wolfenbüttel von 1568 bis 1807. Tabellarische Zusammenstellung der Verhandlungen und Abschiede aus gedrucktem und archivalischem Material,

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Ein Bogen zur Geschichte des Politischen wird hier in der Anwendung von Schiedsgerichten insofern geschlagen, als sich die Ratsgremien der Städte im Lauf des 13. Jahrhunderts, vielfach bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, in immer stärkerem Maß in Streitigkeiten einmischten, obwohl teilweise – soweit nachweisbar – keine ordentliche Gerichtsbarkeit im betreffenden Zeitraum vorlag. Hier verlegte sich der Rat auf die Aktivität als Schiedsgremium und erwarb »sich die fehlende und schmerzlich entbehrte richterliche potestas zunächst als schiedsrichterliche Gewalt«.228 Zusammenfassend dürfen die These Bongerts und der Befund Koblers für den norddeutschen Raum nicht als ganz so absolut gesetzt verstanden werden.229 Es wird im Gang der Untersuchung zu zeigen sein, wie die Mechanismen Fehde, Tagfahrt, Schiedsgericht und Vermittler durchaus auch nebeneinander in ein und demselben Konflikt zur Anwendung kommen konnten.230 Insofern ist als eine Art Zwischenresümee festzuhalten, dass sich die hier zu erarbeitenden Ergebnisse von denen der jüngeren Forschung zu Konflikten im Mittelalter insoweit unterscheiden, als sie um den Aspekt der Tagfahrten erweitert werden, da diese bislang so gut wie unerforscht sind.231 Nuanciert wird vor allem der Einsatz von Vermittlern. Im Folgenden soll ein Blick auf die Forschung zur politischen Kommunikation und zur Charakterisierung des nördlichen Teils des Reichs als reichsfern geworfen werden, um auch nach gegebenenfalls spezifisch norddeutschen Praktiken und Verfahren bei der Konfliktlösung zu fragen.

1.2.5 Politische Kommunikation Eine Untersuchung, die sich mit direkten Treffen von Streitparteien im Rahmen von Fehden des Spätmittelalters befasst, kommt nicht aus, ohne einen Blick auf das Konzept der sogenannten politischen Kommunikation und dessen Anwendung zu werfen. Der Begriff der politischen Kommunikation ist in die historische Forschung zur Vormoderne zunächst mit der Herausgabe und Untersuchung des Briefwechsels Kaiser Karls V. durch Horst Rabe eingeführt worden. Studien zu anderen verwandten Themen wie das der Boten und Gesandtschaften oder allgemein der Diplomatiegeschichte fallen ebenfalls darunter.232 Weitere

228 229 230 231 232

Hannover 2003. Vgl. allgemein auch Schubert, Ernst: Der rätselhafte Begriff »Land« im späten Mittelalter und in der Frühen Neuzeit, in: Concilium Medii Aevi 1 (1998), S. 15–27. Janssen, Bemerkungen, S. 83. Ähnlich Kamp, Vermittler, S. 244. Vgl. dazu die unten in Teil 2. analysierten Fallbeispiele, insbesondere die Horneburger Fehde 2.2 Vgl. oben 1.2.3. Nach Petzi, Zusammenbruch, S. 3 wurde dieser Begriff zunächst eingebracht in die geschichtswissenschaftliche Forschung von Rabe, Horst: Karl V. Politische Korrespondenz,

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jüngere Arbeiten tragen den Begriff der politischen Kommunikation bereits in ihrem Titel, doch nur wenige definieren auch, worum es sich bei diesem Begriff beziehungsweise bei diesem Forschungsfeld oder Modell handelt.233 Darüber hinaus wird ebenfalls oft nicht klar, inwieweit er sich für ihre jeweiligen Arbeiten operationalisieren lässt.234 In ihm treten zwei Begriffe zusammen, die für die historische Erforschung der Vormoderne, vor allem für das Spätmittelalter und die frühe Neuzeit, seit einiger Zeit wieder fruchtbar gemacht worden sind. Dies sind zum einen das Politische,235 zum anderen die Kommunikation.236 Die nach dem Kenntnisstand der

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20 Bände, Konstanz 1999-; Rabe, Horst (Hg.): Karl V. Politik und politisches System. Berichte und Studien aus der Arbeit an der Politischen Korrespondenz des Kaisers, Konstanz 1996, darin Stratenwerth, Heide: Aktenkundliche Aspekte der politischen Kommunikation im Regierungssystem Karls V., S. 41–70. Siehe auch Pflüger, Kommissare und Korrespondenzen, besonders S. 17–20. So beispielsweise Stratenwerth, Aspekte und Lutter, Christina: Politische Kommunikation an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit. Die diplomatischen Beziehungen zwischen der Republik Venedig und Maximilian I. (1495–1508) (Veröffentlichungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung, 34), Wien 1998; abgewandelt könnte man die Titel von Althoff, Spielregeln auch dazu zählen. Siehe auch Schorn-Schütte, Luise: Politische Kommunikation als Forschungsfeld. Einleitende Bemerkungen, in: Angela de Benedictis (Hg.), Die Sprache des Politischen in actu. Zum Verhältnis von politischem Handeln und politischer Sprache von der Antike bis ins 20. Jahrhundert (Schriften zur politischen Kommunikation, 1), Göttingen 2009, S. 7–18. Dies bemängelt für das Politische auch Oschema, Klaus: Die Öffentlichkeit des Politischen, in: Martin Kintzinger/ Bernd Schneidmüller (Hg.), Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter (Vorträge und Forschungen, 75), Ostfildern 2011, S. 41–86, hier S. 52–53: »Nur selten wird diese Darstellung aber mit einer konzisen Definition dessen verbunden, was unter dem ›Politischen‹ zu verstehen sei«. Vgl. dazu beispielsweise Kintzinger/ Schneidmüller (Hg.): Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter mit den dortigen Beiträgen, insbesondere auch Oschema, Öffentlichkeit des Politischen, besonders S. 51–56, der S. 51 den Umstand betont, dass »die Identifizierung eines eigentlichen Diskursrahmens, in dem ›Politisches‹ verhandelt würde, für das Mittelalter« schwer falle und auf die französische Forschung, hier Offenstadt, Nicolas: L’»histoire politique« de la fin du Moyen ffge, in: Soci¦t¦ des historiens m¦di¦vistes dans l’Enseignement sup¦rieur public (SHMESP) (Hg.), §tre historien du Moyen ffge au XXIe siÀcle (Publications de la Sorbonne, 98), Paris 2008, S. 179–198 verweist; zur Untersuchung des Politischen und dessen Begriff außerdem Rexroth, Frank: Politische Rituale und die Sprache des Politischen in der historischen Mittelalterforschung, in: Angela De Benedictis/ Gustavo Corni/ Brigitte Mazohl/ Luise Schorn-Schütte (Hg.), Die Sprache des Politischen in actu. Zum Verhältnis von politischem Handeln und politischer Sprache von der Antike bis ins 20. Jahrhundert (Schriften zur politischen Kommunikation, 1), Göttingen 2009, S. 71–90 und Dartmann, Politische Interaktion, besonders S. 20–28. Zum viel genutzten Konzept der Kommunikation in der historischen Mittelalterforschung siehe unter anderem Mostert, Marco: New Approaches to Medieval Communication?, in: Ders. (Hg.), New Approaches to Medieval Communication. With an Introduction by Michael Clanchy (Utrecht studies in medieval literacy, 1), Turnhout 1999, S. 15–37; Röckelein, Hedwig: Kommunikation. Chancen und Grenzen eines mediävistischen Forschungszweigs, in: Das Mittelalter 6,1 (2001), S. 5–13; Lutter, Politische Kommunikation; Lutter, Christina: Bedingungen und Formen politischer Kommunikation zwischen der

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vorliegenden Studie bisher einzige jüngere Arbeit in der sich mit der Vormoderne befassenden Geschichtswissenschaft, die es vermochte, beide Begriffe für eine operationalisierbare Definition herzuleiten und in vergleichenden Fallstudien anzuwenden, stellt die Untersuchung der Städte Münster und Zürich von Uwe Goppold dar.237 In dieser Münsteraner Dissertation zeigt Goppold die Verbindungen zwischen den beiden Begriffen selbst auf und verbindet ihren Zusammenhang mit systemtheoretischen Überlegungen Niklas Luhmanns.238 Alle politischen Aktionen und Entscheidungen sind demnach Kommunikation. Über solche Entscheidungen und Vorgänge muss kommuniziert werden. Sie sind also selbst Ergebnis von Kommunikation. Und sie selbst müssen einer wie auch immer gearteten Öffentlichkeit mitgeteilt, also kommuniziert, werden.239 Im Folgenden soll zunächst auf die zwei Begriffe eingegangen werden, welche die politische Kommunikation bilden, zum einen auf das Politische und zum anderen auf die Kommunikation. 1.2.5.1 Das Politische Befasst man sich zunächst mit dem Begriff des Politischen, stößt man schnell auf die Lehre Carl Schmitts.240 Dieser hatte in seinen verfassungsrechtlichen Werken eine neue Idee des Politischen formuliert, der vor allem im nationalsozialistischen Regime in Deutschland breite Aufmerksamkeit zuteil wurde. In der Mittelalterforschung fanden Schmitts Ideen in Otto Brunners Werk »Land und Herrschaft« Gehör.241 Brunner wendete Schmitts Idee vom »konkreten Ordnungsdenken« auf die spätmittelalterliche Gesellschaft in Österreich an.242 In

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Republik Venedig und Maximilian I., in: Schwinges/ Wriedt (Hg.), Gesandtschafts- und Botenwesen, S. 191–223; Schwinges/ Wriedt, Gesandtschafts- und Botenwesen, S. 11; Petzi, Zusammenbruch, S. 3 und unten 1.2.5.2.; für die frühe Neuzeit North, Michael: Kommunikation, Handel, Geld und Banken in der frühen Neuzeit (Enzyklopädie deutscher Geschichte, 59), München 2000, S. 45–52. Goppold, Uwe: Politische Kommunikation in den Städten der Vormoderne. Zürich und Münster im Vergleich (Städteforschung A, 74), Köln 2007. Ebd., S. 22–39. Goppold, Politische Kommunikation, S. 22. Zu Carl Schmitt und dessen Werk sind in jüngster Zeit zahlreiche rechts- sowie politikwissenschaftliche Studien erschienen. Aus der Fülle der Literatur siehe beispielsweise die Biographie Mehring, Reinhard: Carl Schmitt. Aufstieg und Fall, München 2009; Pilch, System; Maass, Sebastian: Starker Staat und Imperium Teutonicum. Wilhelm Stapel, Carl Schmitt und der Hamburger Kreis (Kieler ideengeschichtliche Studien, 4), Kiel 2011 und Mehring, Reinhard: Carl Schmitt zur Einführung (Zur Einführung, 315), Hamburg 2006. Zur Beeinflussung Brunners durch Schmitt siehe Kortüm, »Wissenschaft im Doppelpaß?«. Zum »konkreten Ordnungsdenken« bei Schmitt siehe Pilch, Rahmen der Rechtsgewohnheiten, hier z. B. S. 384. Vgl. auch Pilch, System; dazu auch Algazi, Gadi: Otto Brunner. »Konkrete Ordnung« und Sprache der Zeit, in: Peter Schöttler (Hg.), Geschichtsschreibung als Legitimationswissenschaft 1918–1945 (Suhrkamp-Taschenbuch

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jüngster Zeit hat sich ein Zweig der österreichischen rechtstheoretischen Forschung wieder der Denkgebäude Schmitts angenommen,243 was gewissermaßen einen Rückschritt in die Zeit der 1930er Jahre darstellt, ohne dabei freilich deren nationalistische Strömungen zu übernehmen. In Martin Pilchs Studie zu den Rechtsgewohnheiten werden zwar die gängigen Positionen der deutschsprachigen Rechtsgeschichte dazu im Detail erörtert und bewertet. Eine kritische Auseinandersetzung mit der Forschungsdiskussion um Carl Schmitts »konkretes Ordnungsdenken« und mit der Kritik daran etwa bei Gadi Algazi oder Hans-Henning Kortüm findet hier aber so gut wie nicht statt.244 Insgesamt und jenseits dieser Vorbelastungen erscheint das Politische, vor allem im Sinne Peter Moraws, als »heuristisch offen[er]« Begriff,245 den die geschichtswissenschaftliche Forschung in jüngerer Zeit wiederbelebt hat.246 Diese begriffliche Offenheit ermöglicht auch der Frühneuzeitforschung neue Fragestellungen, die im weiteren Verlauf neue Ergebnisse zur Frage, was eine neue Kulturgeschichte des Politischen ist, bringen können. Sie trägt dazu bei, Antworten darauf zu finden, was das Politische in der jeweils untersuchten Zeit meint und was damit durch die Zeitgenossen verbunden wurde. Dadurch werden Sinnzuschreibungen, Wahrnehmungen und Deutungen offengelegt und gegenüber der älteren Forschung um wichtige Bereiche nuanciert. Nicht zuletzt deshalb hat Luise Schorn-Schütte in ihrem grundlegenden Beitrag zur politischen Kommunikation als Forschungsfeld darauf hingewiesen, dass die Geschichts-

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Wissenschaft, 1333), Frankfurt a. M. 1999, S. 166–203. Brunners »konkrete Ordnungen« sind von Rothmann, Innerer Friede und herrschaftliches Gewaltmonopol, S. 92 mit Anm. 9 als den »mittelalterlichen politischen und rechtlichen Verhältnissen eher angemessen als etwa der in der Ritualforschung von Gerd Althoff verwendete Begriff der ›Spielregeln‹« bewertet worden. Pilch, Rahmen der Rechtsgewohnheiten. Zu Schmitt und Brunner siehe außerdem Carl, Horst: Der Schwäbische Bund 1488–1534. Landfrieden und Genossenschaft im Übergang vom Spätmittelalter zur Reformation (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde, 24), Leinfelden-Echterdingen 2000, S. 424. Algazi, Herrengewalt; Algazi, Otto Brunner; Kortüm: »Wissenschaft im Doppelpaß?«; vgl. zu Vorbehalten gegenüber dieser Rückbesinnung auf Denkfiguren Carl Schmitts auch Kannowski, Rezension zu Pilch, Martin: Rahmen der Rechtsgewohnheiten. Kritik des Normensystemdenkens entwickelt am Rechtsbegriff der mittelalterlichen Rechtsgeschichte. Böhlau, Wien 2009, in: ZRG Germ. 128 (2011), S. 609ff. Moraw, Peter : Politische Landschaften im mittelalterlichen Reich. Probleme und Handlungsdichte, in: Karl-Heinz Spiess (Hg.), Landschaften im Mittelalter, Stuttgart 2006, S. 153–166, hier S. 162. Siehe allgemein Borowsky, Peter/ Nicolaysen, Rainer : Politische Geschichte, in: HansJürgen Goertz (Hg.), Geschichte. Ein Grundkurs, 3. Auflage, Reinbek 2007, S. 527–540; zur Geschichte des Mittelalters siehe Hesse/ Rothmann, Zwischen Diplomatik und Diplomatie, hier S. 74–77 bezogen auf die Außenpolitik der Stadt Köln im Spätmittelalter ; Rexroth, Politische Rituale; Dartmann, Politische Interaktion.

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schreibung über das Politische wieder belebt worden ist, »allerdings in gänzlich veränderter Form«.247 1.2.5.2 Zum Begriff der Kommunikation In der jüngeren Forschung ist ein klarer Trend zu erkennen, sich der Analyse und Erklärung von Kommunikation und deren Teilnehmerkreisen, Strukturen und Wegen zuzuwenden.248 Eng verbunden damit ist die Frage nach der Entwicklung, Verbreitung und Reichweite von Schriftlichkeit.249 Generell sind Kommunikation und Interaktion eng miteinander verknüpft. Martin Kintzinger hat hierbei zwei Beschreibungsebenen herausgearbeitet.250 Als für die mittelalterliche Gesellschaft sehr wichtig erachtet Kintzinger die als »symbolische Kommunikation« zu beschreibende Ebene, auf der »diejenigen, die kollektive wie persönliche Bindungen, Treueverhältnisse und Zugehörigkeiten bestimmten«, »zur Stiftung gemeinsamer Erinnerung und Identität« beitrugen. Sie gaben dabei auch die »Grundlagen der Definition und Legitimation von Herrschaft« und definierten damit, »in welchen Formen sich Friedenswahrung und Konfliktaustrag vollziehen konnten«. Der Konfliktaustrag wurde vollzogen über Kommunikation. Er war dabei nicht »Gewaltexzess«, sondern verstand sich als »regelhafter Vollzug eines zur konsensualen Ordnung zurückführenden Konflikthandelns unter Einbeziehung von Verständigungsund Vermittlungsverfahren«.251 Zusammengenommen flossen Begriffe wie Kommunikation, Öffentlichkeit und Politik auch in die kommunikationshisto-

247 Schorn-Schütte, Politische Kommunikation als Forschungsfeld, das Zitat S. 7. Zu den Veränderungen gegenüber der älteren Politikgeschichte siehe auch Schorn-Schütte, Luise: Historische Politikforschung. Eine Einführung, München 2006. 248 Mostert, New Approaches; Mostert, Marco: A Bibliography of Works on Medieval Communication, in: Marco Mostert (Hg.), New Approaches to Medieval Communication. With an Introduction by Michael Clanchy (Utrecht studies in medieval literacy, 1), Turnhout 1999, S. 193–297; vgl. auch Röckelein, Kommunikation. In Anwendung dessen beispielsweise ganz kommunikationshistorisch ausgerichtet Jucker, Gesandte. Im Label Kommunikation steckt aber auch die Gefahr alles Mögliche darunter vereinen zu wollen. Dies soll hier nicht geschehen, da die herangezogenen Tagfahrten Orte waren, die Kommunikation ermöglichten und sie entweder weiter vertieften oder abflauen ließen. Dass man sich zu einer Tagfahrt treffen wollte und dies öffentlich verhandelte, war selbst aber auch Kommunikation. 249 Hesse/ Rothmann, Zwischen Diplomatik und Diplomatie, besonders S. 71–74. 250 Kintzinger, Interaktion und Kommunikation. 251 Alle Zitate Kintzinger, Interaktion und Kommunikation, S. 246. Zum Begriff der konsensualen Herrschaft siehe Schneidmüller, Bernd: Konsensuale Herrschaft. Ein Essay über Formen und Konzepte politischer Ordnung im Mittelalter, in: Paul-Joachim Heinig et al. (Hg.), Reich, Regionen und Europa in Mittelalter und Neuzeit. Festschrift für Peter Moraw (Historische Forschungen, 67), Berlin 2000, S. 53–87.

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risch ausgerichteten Arbeiten Michael Juckers ein, die sich als ein Schritt zu einer Kriegsgeschichte des Mittelalters verstehen.252 Am Beispiel der Tagsatzungen der eidgenössischen Orte einerseits und der westfälischen Hansetage andererseits haben sich Michael Jucker und Johannes Schipmann mit der politischen Kommunikation auf Zusammenkünften städtischer Gesandter befasst. Während Jucker hier, wie bereits oben erwähnt, einen rein kommunikationshistorisch ausgerichteten Ansatz verwendet, fasst Schipmann die politische Kommunikation als »Prozess der permanenten Konsensfindung«, der »über räumliche, soziale, politische, gesellschaftliche und zeitliche Grenzen hinweg« stattfindet.253 Für ihn ist die politische Kommunikation aber nur denkbar »im Zusammenhang von heterogenen Machtstrukturen«.254 Schipmann bezieht sich hierbei allerdings hauptsächlich auf das 16. und 17. Jahrhundert, Jucker hingegen auf das 15.255 Eingeflossen ist der Begriff Kommunikation auch in das Modell der »Kommunikation unter Anwesenden« von Andr¦ Kieserling.256 Dieses Modell kann in Teilen, zusammen mit dem Konzept Rudolf Schlögls über die »Vergesellschaftung unter Anwesenden«257 in Stadtkommunen der Frühen Neuzeit für die Thematik der vorliegenden Arbeit herangezogen werden. Ein solches Modell findet allerdings dann seine Grenzen, wenn es nicht für den jeweiligen Untersuchungsgegenstand angepasst wird oder werden kann. Im Untersuchungszeitraum fehlen nämlich technisch-mediale Faktoren, wie sie mit Hilfe der Drucktechnik seit Gutenberg um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Kommu252 Jucker, Michael: Ereignisbildung, Rechtfertigung und Öffentlichkeiten im hoch- und spätmittelalterlichen Kriegswesen, in: Martin Kintzinger (Hg.), Politische Öffentlichkeit im Spätmittelalter (Vorträge und Forschungen, 75), Ostfildern 2011, S. 287–328, hier besonders S. 297–300. 253 Schipmann, Politische Kommunikation, S. 15. 254 Ebd., S. 15 in Anlehnung an Jütte, Robert: Sprachliches Handeln und kommunikative Situation. Der Diskurs zwischen Obrigkeit und Untertanen am Beginn der Neuzeit, in: Helmut Hundsbichler (Hg.), Kommunikation und Alltag in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Internationaler Kongress Krems an der Donau. 9. bis 12. Oktober 1990 (Veröffentlichungen des Instituts für Realienkunde des Mittelalters und der Frühen Neuzeit, 15), Wien 1992, S. 159–181. 255 Jucker, Gesandte. Zur politischen Kommunikation in der Frühen Neuzeit siehe SchornSchütte, Politische Kommunikation als Forschungsfeld, S. 12 mit Anm. 17. Siehe auch Weidner, Tobias: Die Geschichte des Politischen in der Diskussion (Das Politische als Kommunikation, 11), Göttingen 2012. 256 Kieserling, Andr¦: Kommunikation unter Anwesenden. Studien über Interaktionssysteme, Frankfurt am Main 1999. 257 Schlögl, Rudolf: Vergesellschaftung unter Anwesenden. Zur kommunikativen Form des Politischen in der vormodernen Stadt, in: Ders. (Hg.), Interaktion und Herrschaft. Die Politik der frühneuzeitlichen Stadt (Historische Kulturwissenschaft, 5), Konstanz 2004, S. 9–62; Schlögl, Rudolf: Kommunikation und Vergesellschaftung unter Anwesenden. Formen des Sozialen und ihre Transformation in der Frühen Neuzeit, in: Geschichte und Gesellschaft 38,2 (2008), S. 155–224.

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nikation dynamisierten und damit revolutionierten.258 Dennoch trägt der Zusammenhang zwischen Fehdewesen und Tagfahrten deutliche Züge einer Kommunikation unter Anwesenden, was im Lauf der vorliegenden Arbeit zu zeigen sein wird. Im Folgenden wird Kommunikation in Anlehnung an Barbara Stollberg-Rilinger als umfassend aufgefasst.259

1.2.5.3 Fazit Politische Kommunikation wird in unterschiedlichen Forschungsprogrammen jeweils differenziert und durchaus anders definiert.260 Nach Goppold ist sie das Zusammentreffen von Kommunikation und Interaktion zum »operativen Vollzug politischen Handelns«.261 Nach Schorn-Schütte ist sie der »je zeitgebunden[e] Zusammenhang von Sprache und politischer Realität«.262 Diesem, so kann konstatiert werden, hat sich die jüngste Forschung zu Mittelalter und Früher Neuzeit bislang auf mehreren Wegen zugewandt, wenn sie in der Neuen Politikgeschichte »politische Ordnungen, für die die Androhung und der Einsatz von militärischer und/oder politischer Macht konstitutiv sind«263 unter Rückgriff auch auf symbolische Formen von Kommunikation untersucht hat. Es besteht dabei allerdings die erhebliche Schwierigkeit, so Goppold, dass man sich diesem »operativen Vollzug politischen Handelns«264 quellenmäßig nur schwer nähern kann.265 Dennoch soll im Folgenden der Versuch unternommen werden, sich den auf Tagfahrten getroffenen Entscheidungen zur Beilegung oder Weiterführung einer Fehde, also zum Konfliktmanagement, anzunähern. Die aus dem Untersuchungsraum – geographisch wie zeitlich – überlieferten nicht258 Drucktechnik und damit Verbreitung von Informationen durch Medien ist ein Bestandteil der »Vergesellschaftung unter Anwesenden«, siehe Schlögl, Vergesellschaftung. 259 Stollberg-Rilinger, Barbara: Zeremoniell, Ritual, Symbolik. Neue Forschungen zur symbolischen Kommunikation in Spätmittelalter und Früher Neuzeit, in: ZHF 27 (2000), S. 389–405; Hoffmann, Carl A.: Öffentlichkeit und Kommunikation in den Forschungen zur Vormoderne. Eine Skizze, in: Carl A. Hoffmann/ Rolf Kiessling (Hg.), Kommunikation und Region (Forum Suevicum. Beiträge zur Geschichte Ostschwabens und der benachbarten Regionen, 4), Konstanz 2001, S. 69–113; Michael Jucker et al. (Hg.), Kommunikation im Spätmittelalter. Spielarten, Deutungen, Wahrnehmungen, Zürich 2005; vgl. zu einem solchen pragmatischen Umgang mit dem Begriff der Kommunikation auch Walter, Informationen, Wissen und Macht, S. 19 mit weiteren Hinweisen. 260 Schorn-Schütte, Politische Kommunikation als Forschungsfeld, S. 16 hat bereits betont, dass ein solch differenziertes Bild auch förderlich und »zur Schärfung des Konzeptes der politischen Kommunikation zweifelsohne ein Gewinn« sei. 261 Goppold, Politische Kommunikation, S. 2. 262 Schorn-Schütte, Politische Kommunikation als Forschungsfeld, S. 9. 263 Ebd., S. 8. 264 Goppold, Politische Kommunikation, S. 2. 265 Schorn-Schütte, Politische Kommunikation als Forschungsfeld, S. 8.

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historiographischen Quellen,266 die solche Tagfahrten erwähnen, sind nämlich in ihrer Beschaffenheit zumeist Ausdruck eines Teils des von Goppold angeführten operativen Vollzugs. Dies betrifft mindestens die Außenpolitik der jeweiligen Stadt.267 Zudem treten in der Fehde auch die Aspekte Macht und Gewalt als Kategorien politischer Kommunikation hervor.268 Im Folgenden wird die Frage nach Praktiken und Verfahren im »reichsfernen« Norden seit dem Interregnum aufgeworfen. Hierbei wird es vornehmlich um Konfliktlösungsmechanismen gehen, die sich seit der kaiserlosen Zeit des 13. Jahrhunderts entwickelten, zudem um die Frage einer möglichen Reichsferne des Nordens im Spätmittelalter. Dies ist für die Fehdeforschung nicht uninteressant, da sie neuerdings auch nach regionalen Unterschieden in der Konfliktpraxis fragt.

1.2.6 Praktiken und Verfahren im »reichsfernen Norden« seit dem Interregnum Das Reich im Spätmittelalter stellte sich in seiner politischen Verfasstheit zunehmend als »agonal« dar.269 Dabei spielte der Norden des Reichs nach der Auffassung der Forschung eine eher reichsferne Rolle. Das Gebiet der norddeutschen Tiefebene mit den heutigen Bundesländern Niedersachsen, Bremen, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern war in der Zeit zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert in verschiedene Herrschaftsgebiete unterteilt. Die mit diesen Gebieten ausgestatteten Herrschaftsträger hatten zudem unterschiedliche Verbindungen zum und eine unterschiedliche Stellung im Reich. So waren die Erzbischöfe von Bremen(-Hamburg) sowie die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und andere in vergleichbarer Position befindliche Herrschaftsträger zwar zugleich Reichsfürsten, doch fanden die Könige und Kaiser relativ selten den Weg in den Norden270 und wenn sie dies taten, so darf es nicht überbewertet werden.271 Mit diesem in vielen Bereichen reichsfernen 266 Zu den Quellen siehe unten 1.3. 267 Jörg/ Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung; Walter, Informationen, Wissen und Macht. 268 Schorn-Schütte, Politische Kommunikation als Forschungsfeld, S. 13. 269 Zeilinger, Lebensformen, S. 25–35. 270 Zum Verhältnis zwischen Norddeutschland und dem Reich siehe Freeden, Erich von: Die Reichsgewalt in Norddeutschland von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrhunderts, Göttingen 1931 und darauf aufbauend Steinbach, Hartmut: Die Reichsgewalt und Niederdeutschland in nachstaufischer Zeit (1247–1308) (Kieler historische Studien, 5), Stuttgart 1968 und Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 575–581. 271 So auch Puhle, Matthias: Die Hanse, Nordeuropa und das mittelalterliche Reich, in: Bernd

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Norden befasst sich unter anderem die Hansegeschichte. Ihr kommt zwar zu Recht der Status zu, »einen ansehnlichen Teil der deutschen Geschichte« auszumachen, »jedoch am wenigsten auf der hochpolitischen, von der Reichsverfassung geregelten und mitgeregelten ›Etage‹«.272 Die sich hieraus ergebende Reichsferne des Nordens verstärkte sich allgemein mit dem Interregnum im 13. Jahrhundert.273 In einer solchen Zeit ohne eine zentrale Anrufungsinstanz, die Streitigkeiten unter den Fürsten hätte schlichten können,274 mussten die Herrschaftsträger, auch auf unteren Ebenen innerhalb der einzelnen Herzogtümer und Grafschaften, selbst Wege des Konfliktmanagements entwickeln.275 Martin Kaufhold geht in seiner Habilitationsschrift auf eben diesen Umstand ein. Er stellt den Norden des Reichs jedoch als eine »politische Ordnung ohne ausgeprägte Verfahren« heraus.276 Hier habe sich eine Entwicklung weitgehend außerhalb der Reichweite deutscher Königsmacht vollzogen.277 Eine dieser Arten des Umgangs mit Konflikten war das Schiedsgericht, von dem im Lauf der Untersuchung noch intensiver die Rede sein wird.278 Ein anderer Weg, der ebenfalls eng mit der Anwendung einer Schiedsgerichtsbarkeit verbunden war, war die Einrichtung von Freundschaftsbündnissen, um Streitigkeiten schon vor Beginn zu vermeiden. Innerhalb solcher Bündnisse oder auch in Landfriedensverträgen lassen sich seit dem 13. Jahrhundert immer wieder Passagen nachweisen, die neben einem Schiedsgremium auch Treffen der Verbündeten vorsahen.279 Matthias Puhle kommt zu dem Ergebnis, »[…] dass das Reich sich seit der Mitte des 13. Jahrhunderts weitgehend aus Norddeutschland zurückgezogen hat, was trotz einer intensivierten Städtepolitik unter den Kaisern Karl IV. (1346–1378) oder Sigmund (1410/11 bis 1437) sich nicht mehr grundsätzlich ändern sollte«.280 Die Politik des Reichs

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Schneidmüller/ Stefan Weinfurter (Hg.), Heilig – Römisch – Deutsch. Das Reich im mittelalterlichen Europa, Dresden 2006, S. 308–322, hier S. 319. Moraw, Peter : Hansestädte, König und Reich im späten Mittelalter, in: Rolf HammelKiesow (Hg.), Vergleichende Ansätze in der hansischen Geschichtsforschung (Hansische Studien, 13), Trier 2002, S. 53–76, hier S. 65. North, Reich und Reichstag im 16. Jahrhundert konstatiert ein erstes Sich Einbringen der norddeutschen Reichsstände auf Reichstagen erst zur Mitte des 16. Jahrhunderts. Vgl. Krieb, Vermitteln. Becker, Winfried: Die Hanse und das Reich aus dem Blickwinkel der Kommunikation, in: Hans Pohl (Hg.), Die Bedeutung der Kommunikation für Wirtschaft und Gesellschaft. Referate der 12. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte vom 22.-25. 4. 1987 in Siegen (Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, Beihefte, 87), Stuttgart 1989, S. 90–115, hier S. 109; Kaufhold, Interregnum, S. 294–319. Kaufhold, Interregnum, S. 294. Ebd., S. 294 mit Verweis auf Steinbach, Reichsgewalt. Siehe hierzu oben 1.2.3. und unten 3.2. Garnier, Amicus. Zu den Schiedsgremien und der Gleichrangigkeit Janssen, Bemerkungen. Puhle, Hanse, Nordeuropa und das mittelalterliche Reich, S. 318–319. Unter Karl IV. kam

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habe in Norddeutschland »die geistlichen und weltlichen Fürsten sowie die Städte« einbezogen, »wobei nicht zu vermuten ist, dass der König bewusst und offensichtlich Hansestädte von Nicht-Hansestädten unterschied«.281 Für die weiter unten zu formulierende Fragestellung dieser Arbeit bedeutet die durch die Forschung festgestellte Reichsferne des Nordens vor allem ein mögliches Vorhandensein spezifischer regionaler beziehungsweise norddeutscher Praktiken und Verfahren bei der Austragung und Beilegung von Konflikten. Damit verbunden wären dann gegebenenfalls regionaltypische Kommunikationspraktiken und -muster, die, sofern vorhanden, sich in den Quellen offenbaren würden. Dies gilt es zu überprüfen, beispielsweise an Formulierungen in den Sühneverträgen und Protokollen der Schiedsverhandlungen.

1.2.7 Die Forschung zur Wahrnehmung von Fehden in der Historiographie des 14. und 15. Jahrhunderts Für die bisherige Forschung zur Geschichtsschreibung des späten Mittelalters lassen sich mehrere Forschungsstränge ermitteln. Dabei sind für die vorliegende Arbeit zunächst die Aufteilung der einzelnen Typen historiographischer Quellen in sich unterscheidende, aber zum Teil auch überschneidende Gattungen, die bisherige Erforschung einzelner Gesichtspunkte der identitätsstiftenden Chroniken des norddeutschen Raumes »mittlerer Ebene«282 und das Bild der Fehde in den von der Forschung herangezogenen chronikalischen Texten interessant.283 Die ältere Forschung bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts fragte nach den Anfängen der Stadtgeschichtsschreibung. Hier nahm man zunächst die Historiographie der Bettelmönche als Ausgangspunkt an,284 seit den 1950er Jahren

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es zudem zu einer intensiven Lanfriedenspolitik, die über Brandenburg hinausreichte. Siehe Angermeier, Heinz: Herrschaft und Friede in Deutschland unter Karl IV., in: Blätter für deutsche Landesgeschichte 114 (1978), S. 833–845. Ebd., S. 319. Im weiteren Bezug auf die bisherigen Forschungen sind hier vor allem die Ergebnisse Peter Moraws von Bedeutung. Moraw hat dazu beigetragen, dass man seitens der deutschsprachigen Mediävistik von abstrakten Verfassungsanschauungen hin zur Praxis geblickt hat, beispielsweise bei der Entwicklung der Reichstage im Spätmittelalter : Moraw, Peter : Von offener Verfassung zu gestalteter Verdichtung. Das Reich im späten Mittelalter 1250 bis 1490, Frankfurt am Main 1989; Annas, Hoftag; Kaufhold, Interregnum. Zu dieser Kategorisierung spätmittelalterlicher Chroniken siehe Werner, Ahnen und Autoren, S. 34. Vgl. auch Kerth, Sonja: Der landsfrid ist zerbrochen. Das Bild des Krieges in den politischen Ereignisdichtungen des 13. bis 16. Jahrhunderts (Imagines medii aevi. Interdisziplinäre Beitrage zur Mittelalterforschung, 1), Wiesbaden 1997 und Meyer, Carla: Die Stadt als Thema. Nürnbergs Entdeckung in Texten um 1500 (Mittelalter-Forschungen, 26), Ostfildern 2009, S. 179. So Lorenz, Ottokar : Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter seit der Mitte des

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nimmt die Forschung auch das Verwaltungsschriftgut und die bürgerliche Geschichtsschreibung in den Blick. Während von der jüngeren einschlägigen Forschung das Fehlen größerer Überblicksdarstellungen zur Geschichtsschreibung in den norddeutschen Städten sowie ein mangelnder Zugang zu einem Teil der wichtigsten Texte aufgrund des Fehlens kritischer Editionen konstatiert wurde,285 sind in jüngster Zeit einige Studien zur städtischen Geschichtsschreibung des späten Mittelalters und der Frühen Neuzeit und der dort damit einhergehenden Konfessionalisierung vorgelegt worden. Darunter fallen die intensiv eine Stadt untersuchende Arbeit von Heiko Droste,286 eine mehrere Städte vergleichende Studie von Susanne Rau287 und Untersuchungen zu bestimmten Geschichtswerken, beispielsweise von Brigitte Funke288 und Günter Werner,289 auf die im Folgenden näher eingegangen werden soll.290 Darüber hinaus hat die Mediävistik bei der Untersuchung historiographischer Texte des späten Mittelalters mehrere definitorische Abgrenzungsmerkmale der einzelnen Quellen und ihrer Gattungen herausgearbeitet, die sich teilweise überschneiden und nicht eindeutig zuordnen lassen.291 Grundsätzlich

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13. Jahrhunderts, 2 Bde., Berlin 1880, 1887, 1, S. 6 und S. 12. Vgl. dazu auch Wriedt, Klaus: Bürgerliche Geschichtsschreibung im 15. und 16. Jahrhundert. Ansätze und Formen, in: Peter Johanek (Hg.), Städtische Geschichtsschreibung im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit (Städteforschung A, 47), Köln 2000, S. 19–50, hier S. 23–24. Hierzu Johanek, Peter : Einleitung, in: Ders. (Hg.), Städtische Geschichtsschreibung im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit (Städteforschung A, 47), Köln et al. 2000, S. VII–XIX, besonders S. XI–XIII und Wriedt, Bürgerliche Geschichtsschreibung, S. 19–24, der anschließend, S. 24–29 die bisherige Forschung mit Stand Ende der 1980er Jahre zusammenstellt, vgl. die einführenden Bemerkungen zur Entstehungsgeschichte des Sammelbandes bei Johanek, Einleitung, S. XVII. Seitens der englischsprachigen Forschung gab es hierzu schon Ansätze, so beispielsweise Du Boulay, Francis R. H.: The German town chroniclers, in: Ralph H. C. Davis/ John M. Wallace-Hadrill (Hg.), The Writing of History in the Middle Ages, Oxford 1981, S. 445–469. Droste, Schreiben über Lüneburg. Rau, Susanne: Geschichte und Konfession. Städtische Geschichtsschreibung und Erinnerungskultur im Zeitalter von Reformation und Konfessionalisierung in Bremen, Breslau, Hamburg und Köln (Hamburger Veröffentlichungen zur Geschichte Mittel- und Osteuropas, 9), Hamburg 2002. Funke, Cronecken der sassen. Werner, Ahnen und Autoren. Speziell mit dem Thema der Stadt in der norddeutschen Geschichtsschreibung befasste sich bereits Stackmann, Karl: Die Stadt in der norddeutschen Welt- und Landeschronistik des 13. bis 16. Jahrhunderts, in: Ders./ Josef Fleckenstein (Hg.), Über Bürger, Stadt und städtische Literatur im Spätmittelalter. Bericht über Kolloquien der Kommission zur Erforschung der Kultur des Spätmittelalters 1975–1977 (Abhandlungen der Akademie der Wissenschaften zu Göttingen. Philologisch-Historische Klasse, Folge 3, 121), Göttingen 1980, S. 289–310. Vgl. dazu Sprandel, Rolf: Chronisten als Zeitzeugen. Forschungen zur spätmittelalterlichen Geschichtsschreibung in Deutschland (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im Mittelalter. Neue Folge, 3), Köln 1994, S. 13–15. Wriedt, Bürgerliche Geschichtsschreibung, hier S. 29–50, unterteilt die städtische Geschichtsschreibung in die Gattungen

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lassen sich zunächst städtische Chroniken292 von solchen dynastisch-territorialer und regionaler Ausprägung293 unterscheiden. Dabei kommt den städtischpatrizischen Chroniken der Stellenwert der Konstruktion eines Identitätsbildes der sozialen Führungsgruppen innerhalb der spätmittelalterlichen urbanen Siedlungen mit Stadtrecht zu,294 sie generierten praktisch erst ein »Image« der Stadt.295 Das Bild der Fehde, wie es sich in der Geschichtsschreibung norddeutscher Städte und Regionen des 14. und 15. Jahrhunderts finden lässt, wurde bisher hauptsächlich auf die Frage der Kriminalisierung des sogenannten Raubrittertums296 einerseits und auf jene der Erinnerung und Konstituierung bürgerlicher Lebens-, Denk- und Wissenskategorien297 andererseits hin untersucht. Dabei befasste sich die Forschung auch mit den sich in der volkssprachlichen Dichtung abzeichnenden Diskursen über den kriegerischen Bruch der verschiedenen, zumeist regional begrenzten, Landfrieden298 und mit Aspekten der Gewalt in den Chroniken.299

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»Chroniken«, »dokumentierende Aufzeichnungen« und »persönliche und familienbezogene Aufzeichnungen«. Schmidt, Heinrich: Die deutschen Städtechroniken als Spiegel des bürgerlichen Selbstverständnisses im Spätmittelalter (Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 3), Göttingen 1958; vgl. dazu auch Meyer, Stadt als Thema. Diesen Begriff führt ein und definiert Werner, Ahnen und Autoren, S. 38; siehe auch Meyer, Stadt als Thema, S. 391–428. Johanek, Einleitung, S. XIII und Dirsch-Weigand, Andrea: Stadt und Fürst in der Chronistik des Spätmittelalters. Studien zur spätmittelalterlichen Historiographie (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im Mittelalter. Neue Folge, 1), Köln 1991, hier vor allem S. 211–212 haben den ›Sonderweg‹ einiger großer und/oder bedeutender Städte im Gegensatz zu solchen in Frankreich oder England aufgezeigt. Werner, Ahnen und Autoren bemängelt einen zu freien Umgang der Forschung mit Begriffen wie unter anderem dem der ›Stadt‹, hier S. 22. Vgl. auch Du Boulay, Town Chroniclers. Meyer, Stadt als Thema, S. 58–178. Vgl. dazu vor allem Andermann, Ritterliche Gewalt, besonders S. 96–113 und Ders.: Kriminalisierung und Bekämpfung ritterlicher Gewalt am Beispiel norddeutscher Hansestädte, in: Kurt Andermann (Hg.): »Raubritter« oder »Rechtschaffene vom Adel«? Aspekte von Politik, Friede und Recht im späten Mittelalter (Oberrheinische Studien, 14), Sigmaringen 1997, S. 151–166; für Nürnberg auch Meyer, Stadt als Thema, S. 192–202. Siehe dazu Droste, Schreiben über Lüneburg und Rau, Geschichte und Konfession. Zur Untersuchung von Konflikten des Hochmittelalters und innerstädtischer Unruhen des Spätmittelalters in städtischer Historiographie am Beispiel der Reichsstadt Lübeck jetzt Möbius, Sascha: Das Gedächtnis der Reichsstadt. Unruhen und Kriege in der lübeckischen Chronistik und Erinnerungskultur des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (Formen der Erinnerung, 47), Göttingen 2011. Zu diesem Diskurs aus eher literaturwissenschaftlicher Sicht siehe Kerth, Der landsfrid ist zerbrochen; zur Forschung über die Gottes- und Landfriedenbewegung im hohen und späten Mittelalter siehe allgemein Goetz, Gottesfriedenbewegung; Goetz, Pacem et iustitiam facere; regional begrenzt und in direktem Zusammenhang mit einer Fehde Eulenstein, Julia: Landfriedenspolitik versus Fehdepolitik? Die Schmidtburger Fehden

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Neben der Beschäftigung mit den zahlreich vorhandenen süddeutschen Chroniken hat die Forschung in jüngster Zeit nach und nach Grafschafts-300 und Landeschroniken301 aus dem norddeutschen Raum einer Untersuchung auf kultur- beziehungsweise mentalitätsgeschichtlicher Basis unterzogen.302 Vornehmlich war dabei ein Vergleich verschiedener Chroniken unter einem thematischen Gesichtspunkt das Hauptanliegen, um darüber Erkenntnisse über die Ausprägung der in den Quellen vorhandenen Rechtsvorstellungen beziehungsweise Identitäten erlangen zu können. So unterzog Helge Blanke fünf verschiedene norddeutsche Chroniken aus dem Zeitraum zwischen 1399 und 1505, die von Grafen in Auftrag gegeben worden waren, einer Analyse, inwieweit Kategorien des Rechts seitens der Autoren in den Texten verarbeitet worden waren. Dabei kam er zu dem Schluss, dass den teilweise von ihren gräflichen Herren beauftragten Chronisten ein großer Teil bei der Diskussion um die von den Grafen geführten Fehden zukam.303 Wie Andermann in seiner Studie zur Delegitimierung ritterlicher Gewalt kommt auch Blanke zu dem Ergebnis, dass die Chronisten ihrerseits dem jeweiligen Fehdegegner eine Rechtmäßigkeit der zugrunde liegenden Forderungen absprachen.304 »[…] [D]ie jeweilige Position des einzelnen Fürsten«305 und nicht die Form der Gewalt bestimmte demnach die

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des Trierer Erzbischofs Balduin von Luxemburg und der Kaiserslauterer Landfriede, in: Iris Kwiatkowski/ Michael Oberweis (Hg.), Recht, Religion, Gesellschaft und Kultur im Wandel der Geschichte. Ferculum de cibis spiritualibus. Festschrift für Dieter Scheler (Studien zur Geschichtsforschung des Mittelalters, 23), Hamburg 2008, S. 241–264; zu den Gegebenheiten in Thüringen Leist, Winfried: Landesherr und Landfrieden in Thüringen im Spätmittelalter 1247–1349 (Mitteldeutsche Forschungen, 77), Köln 1975 und zur Situation im Südwesten des Reiches und der Schweiz Widmer, Andreas: »daz ein bu˚b die eidgnossen angreif«. Eine Untersuchung zu Fehdewesen und Raubrittertum am Beispiel der Gruber-Fehde (1390–1430) (Geist und Werk der Zeiten. Arbeiten aus dem Historischen Seminar der Universität Zürich, 85), Frankfurt a. M. 1995, S. 13 mit Verweis auf die ältere Forschung (Bader, Probleme); aus rechtsgeschichtlicher Sicht außerdem Fahrner, Landfrieden. Beispielsweise Sprandel, Rolf: Legitimation und Delegitimation handgreiflicher Gewaltanwendung in Chroniken des spätmittelalterlichen Deutschlands, in: Günther Mensching (Hg.), Gewalt und ihre Legitimation im Mittelalter. Symposium des Philosophischen Seminars der Universität Hannover vom 26. – 28. Februar 2002 (Contradictio. Studien zur Philosophie und ihrer Geschichte, 1), Würzburg 2003, S. 184–203. Blanke, Recht. Funke, Cronecken der sassen und Werner, Ahnen und Autoren. Mögliche Gründe für eine erst späte Heranziehung dieser Chroniken in der Mittelalterforschung sind von Werner, Ahnen und Autoren, S. 11–14 einerseits in der Schwerpunktsetzung der Forschung auf Erkenntnisse über »nationale Identitäten« und andererseits im Fehlen kritischer Editionen gesehen worden. Blanke, Recht, S. 306. Ebd., S. 306–307; Blanke folgt, auch insgesamt, siehe dort S. 11, den Ergebnissen der Untersuchung von Andermann, Ritterliche Gewalt. Blanke, Recht, S. 307.

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Darstellungsweise der von Blanke herangezogenen Chronisten.306 »Dynastischterritoriale« Chroniken,307 die unter gräflicher Aufsicht entstanden, dienten laut Blanke zugleich mehreren Zielen und boten den beauftragenden Grafen eine Chance, sich ihrem jeweiligen Landesherren zu empfehlen, indem sie eine Stärkung der landesherrlichen Gewalten gegenüber einem immer schwächer erscheinenden Königtum einforderten.308 Die Stadt als Gegner beziehungsweise Akteur in Auseinandersetzungen mit den gräflichen Dynasten wurde nach Blanke in den von ihm untersuchten Chroniken nur am Rande berücksichtigt. Vornehmlich befassten sich die Quellenautoren mit eben den gräflichen Dynastien und blendeten die Vorkommnisse mit Städten zum Teil aus. Wenn allerdings über Konflikte mit Städten geschrieben wurde, so erscheinen diese durchweg als negativ – was wiederum mit der Perspektive der Quellenautoren zu begründen ist.309 Diese Ergebnisse sind durchaus zu diskutieren und um die Sicht der Stadt oder städtischer Vertreter zu ergänzen. Denn wenn man sich Chroniken anderer Autoren des Spätmittelalters ansieht, beispielsweise die des Lüneburger Propstes Jakob Schomaker,310 so kann man dieses Ergebnis Blankes um die städtische Perspektive ergänzen. Da die Schomaker-Chronik nicht durch ein adliges Haus in Auftrag gegeben worden war und somit die Schreibintentionen anders gelagert waren, kommt man hier zu einem durchaus anderen Bild.311 Neben der vergleichenden Beschäftigung mit mehreren Chroniken unter einem Hauptaspekt sind in jüngerer Zeit auch weitere Untersuchungen erschienen, die sich jeweils mit nur einer einzigen Chronik, deren Inhalt und deren Überlieferung befassen. So untersuchte Heiko Droste eingehend die für Lüneburg vorliegenden, zu einem Großteil ungedruckten, chronikalischen Texte.312 Auch die germanistische Mittelalterforschung hat sich dem Bild von Auseinandersetzungen kriegerischer Art zu nähern versucht. Neben der oben angeführten Beschäftigung mit dem Diskurs über die Landfrieden313 betrachtete man hier auch in Selbstzeugnissen vorkommende Aussagen von Vertretern des oberdeutschen Niederadels im 15. und 16. Jahrhundert.314 306 307 308 309 310 311 312 313 314

Ebd., S. 307. Zur definitorischen Bezeichnung siehe Werner, Ahnen und Autoren, S. 38. Blanke, Recht, S. 308–309. Eindringlichstes Beispiel bei Blanke ist die Darstellung Bremens in der oldenburgischen Chronik des Johannes Schiphower. Ebd., S. 88–90. Die Lüneburger Chronik des Propstes Jakob Schomaker, ed. Theodor Meyer, Lüneburg 1904. Darauf wird unten beim Fallbeispiel der Konflikte Lüneburgs um die Pfandburg Bleckede an der Elbe (Kapitel 2.5.) näher einzugehen sein. Droste, Schreiben über Lüneburg. Kerth, landsfrid. Bach, Rainer: der ritterschaft in eren. Das Bild des Krieges in den historiographischen

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1.2.8 Folgerungen Wie aus der oben vorgenommenen Analyse des Forschungsstands hervorgeht, kann zur Fehde, zur Verhandlungsführung auf Tagfahrten und zum Bild der Fehde in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung eine Reihe von Folgerungen gezogen werden. Mit diesen können Erkenntnischancen und Ziele formuliert werden. Zunächst ließ sich feststellen, dass sich die Forschung zum gegenwärtigen Zeitpunkt keineswegs darüber einig ist, was unter dem Begriff der Fehde zu verstehen ist.315 So verwirrend und komplex dies einerseits erscheinen mag, so ist es doch andererseits auch einer nicht gerade klaren Terminologie in den Quellen geschuldet.316 Darüber hinaus hat sich die jüngere Forschung zum Fehdewesen noch nicht vollständig von den ideologisch vorbelasteten Thesen Otto Brunners gelöst, wenn auch seitens der Ritualforschung und der ethnologisch ausgerichteten Mediävistik fruchtbare Ansätze und Fragestellungen eingebracht worden sind. Daneben wurde festgestellt, dass das Moment der direkten Verhandlungsführung der in Fehde stehenden Gegner ohne den Einsatz von Vermittlern im Rahmen der sogenannten Tagfahrt in der bisherigen Forschung kaum Aufmerksamkeit gefunden hat. Demgegenüber wandte man sich, das haben die Studien von Garnier,317 Kamp318 und anderen gezeigt, mehrfach und eingehend dem Einsatz verschiedenster Vermittlerpersönlichkeiten wie zum Beispiel Bischöfen zu. Hier legte die Forschung einerseits gewinnbringende Überblicksund Einzelstudien vor, andererseits befassten sich diese Untersuchungen mit den höchsten Adelskreisen und der Fehdeführung innerhalb ihrer sozialen Gruppe. In diesem Feld könnten Beiträge zum Verhalten Niederadliger und ihrem Verhältnis zu ihren Fehdegegnern, insbesondere auch zu den Städten, das Bild von der Führung und Beilegung der Konflikte, die von der bisherigen Forschung als Fehde benannt wurden,319 um weitere Aspekte bereichern.

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Schriften niederadliger Autoren des 15. und frühen 16. Jahrhunderts (Imagines medii aevi. Interdisziplinäre Beiträge zur Mittelalterforschung, 10), Wiesbaden 2002. Und dies trifft durchaus auch für den Bereich der Fehdehelfer auf See zu, wie Rohmann, Johann Stortebeker zeigen konnte. Für eine Übersicht über die genutzten Begriffe siehe zum Beispiel Reither, Rechtsgeschichte, S. 12–13; zur Begriffsdiskussion siehe auch oben 1.2.2. Garnier, Amicus. Kamp, Vermittler. In jüngster Zeit gibt es Tendenzen, sich vom Begriff der Fehde zu lösen und stattdessen entweder den bereits thematisierten »Privatkrieg« oder auch »Eigenmacht« als Beschreibungskategorie für diese Auseinandersetzungen zu nutzen. Vgl. Rothmann, Michael: Adlige Eigenmacht und Landesherrschaft: Die Fehde als politisches Instrument in Thüringen und Meißen, in: Julia Eulenstein/ Christine Reinle/ Michael Rothmann (Hg.), Fehdeführung im spätmittelalterlichen Reich. Zwischen adeliger Handlungslogik und

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Außerdem, so lässt sich der gegenwärtige Forschungsstand zum Bild der Fehde in der spätmittelalterlichen Chronistik resümieren, hat sich die deutschsprachige Forschung zwar Gedanken über einige norddeutsche Landesund Grafschaftschroniken gemacht, deren Überlieferung und Benutzung untersucht worden sind. Dabei wurden entweder überwiegend städtische Chroniken oder solche dynastisch-territorialer beziehungsweise regionaler Ausprägung untersucht. Beide Gattungen der spätmittelalterlichen Chronistik sind allerdings auf ihre Art durch Vorurteile gegenüber den Konfliktgegnern geprägt.320 Dies wird in der vorliegenden Arbeit aber nur am Rand zu thematisieren sein, da der Fokus auf den Tagfahrten liegt. So interessant und gewinnbringend eine Untersuchung zum Mittel der Tagfahrt in spätmittelalterlichen Fehden im norddeutschen Raum nun sein mag, so muss man allerdings zunächst die Quellenlage und deren Auswahl erläutern. Dies soll im Folgenden geschehen. Daran anschließend werden die Begriffsvielfalt sowie der Ertrag der Forschung zu den verschiedenen Erscheinungsformen der Tage in den Blick genommen. Dies ermöglicht eine Arbeitsdefinition dessen zu formulieren, was die vorliegende Arbeit unter Tagfahrt versteht. Daran schließt sich eine Präzisierung der Fragestellung an.

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Quellenlage und -auswahl

Ein Kritikpunkt der jüngeren Fehdeforschung ist, dass den Quellenbeständen nicht genug kritische Aufmerksamkeit zukomme, wenn Studien eine spezielle oder auch mehrere als Fehde geführte Auseinandersetzungen untersuchen.321 Um dem nachzukommen, soll hier nun ein Überblick über die zu verwendenden, teils ungedruckten, Quellen folgen.

1.3.1 Historiographische Überlieferung Erkenntnisse über den Einsatz von Tagfahrten zur Beilegung von Fehden lassen sich für den in dieser Arbeit gewählten Untersuchungszeitraum des 14. und 15. Jahrhunderts aus chronikalischen Texten gewinnen. Insbesondere die städterritorialer Verdichtung (Studien und Texte zur Geistes- und Sozialgeschichte des Mittelalters, 7), Affalterbach 2013, S. 145–164; zu dieser Diskussion auch oben 1.2.2. 320 Andermann, Ritterliche Gewalt; Hruschka, Constantin: Kriegsführung und Geschichtsschreibung im Spätmittelalter. Eine Untersuchung zur Chronistik der Konzilszeit (Kollektive Einstellungen und sozialer Wandel im Mittelalter. Neue Folge, 5), Köln 2001; Blanke, Recht. 321 Jendorff/ Krieb, Adel im Konflikt.

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tische Chronistik in Städten wie Bremen und Lüneburg und auch Hildesheim gibt darüber Auskunft. Doch sind die Berichte über Tagfahrten zumeist nicht sehr umfangreich und man wird über eine bloße Erwähnung von Zeit und Ort hinaus kaum weitere Erkenntnisse erlangen können. Dies hängt zum Teil auch mit dem Wissen der Verfasser um Tagfahrten zusammen, zudem mit deren eigenem Erkenntnisinteresse und ihren Intentionen.

1.3.2 Diplomatische und serielle Quellen Demgegenüber findet sich eine weitaus größere Zahl von Tagfahrten zur Schlichtung von Fehden in diplomatischen und seriellen Quellen überliefert. Dies sind vornehmlich Urkunden und andere Schreiben aus den Kanzleien der jeweiligen Herrschaftsträger oder Städte, die Tagfahrten durchführten oder dies planten. Tagfahrten finden sich überdies in normativen Texten wie den Verträgen regionaler Landfriedensbündnisse und anderer Bündnisabschlüsse, außerdem können sie in Briefen nachgewiesen werden. Darüber hinaus werden sie in seriellen Quellen erwähnt, etwa in den Vogteirechnungen, die von Vögten auf Burgen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg verfasst und zur nachträglichen Erstattung ihrer Aufwendungen an die Herzöge übergeben wurden.322 Für solche Rechnungen hat Heinrich Dormeier umfassende Analysen durchgeführt. Er hat anhand der Rechnungen aus Celle feststellen können, dass Tagfahrten stets als Sonderausgaben abgerechnet wurden und eine große Belastung für den Haushalt der Amtsleute im dortigen Schloss darstellten.323 Dennoch sind die Informationen, die aus solchen Vogteirechnungen zu ersehen sind, teils dürftig und man kann erst durch Hinzuziehen anderer Quellen zu einem Gesamtbild kommen, denn »die Rechnungshefte des Celler Vogts allein dokumentieren die diplomatischen Aktivitäten der Herzöge und die damit verbundenen Kosten […] nur unzulänglich«.324 Neben die Vogteirechnungen treten die Rechnungsbücher der Städte. Für den in dieser Arbeit herangezogenen geographischen Raum ist dies insbesondere Lüneburg mit den dort überlieferten Rechnungen der verschiedenen Stadtkassen.325 Doch ist auch diese Quellengattung nicht ohne Probleme heranzuziehen. Denn sofern die Rechnungen in Kämmereirechnungen einer Stadt, wie beispielsweise Lüneburg, verzeichnet sind – meist über die jeweiligen Spesenausstattungen der Ratssendeboten beziehungsweise 322 Zu diesen Rechnungen allgemein Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen. 323 Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 427–432. 324 Ebd., S. 428, allerdings im Hinblick auf die Finanzierung und den Gesamtverbrauch an Lebensmitteln auf »Zusammenkünfte[n] der Landesherren, Prälaten und Städtevertreter«, ebd. 325 Dazu Ranft, Basishaushalt; Petersen, Lüneburg und unten 3.1.2.3.

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derjenigen Ratsherren, die an der Tagfahrt teilnahmen – so sind sie oft nicht näher datiert als über das jeweilige Jahr der Abfassung der Rechnung. Dies merkte bereits Dormeier an und wies darauf hin, dass man aufgrund dessen nicht sagen könne, »ob die Spesen im Vorgriff, am Tag der Abreise oder nachträglich gezahlt worden« seien.326 Darüber hinaus, so Dormeier, bestehe ein weiteres wesentliches Problem darin, »daß in den städtischen Haushaltsbüchern zuweilen gerade diejenigen Tagfahrten schlecht zu bestimmen sind, die in den betreffenden Städten selbst stattfanden und deren Teilnehmer aus Lagerbeständen oder anderweitig versorgt wurden«.327 Problematisch für die Suche nach Quellen für Tagfahrten im Sinne der vorliegenden Arbeit ist zunächst die Anlage der zum weitaus überwiegenden Teil im 19. Jahrhundert entstandenen Editionen der Urkundenbücher.328 Sofern dort überhaupt Register mit Stichwörtern vorhanden sind, finden sich nicht immer auch Einträge zu Tagfahrten. Dies wird umso brisanter für eine Erforschung des Gegenstandes, wenn diese Editionen für den Untersuchungszeitraum des 14./ 15. Jahrhunderts eine große Anzahl von Bänden umfassen. Umgangssprachlich ausgedrückt bleibt einem in diesem Fall nicht viel mehr übrig, als diese Bände von vorn bis hinten durchzublättern und akribisch diejenigen Stücke zu notieren und einzusehen, die sich mit Tagfahrten befassen.329

1.3.3 Tagfahrt: Herleitung, Eingrenzung und Begriffe So vielfältig die Gründe für die Konflikte zwischen (Nieder-)Adligen unter sich und mit Städten zur Zeit des späten Mittelalters waren,330 so breit waren auch die auf Tagfahrten besprochenen Aspekte, von denen oftmals nur indirekt die Rede ist. Diese Vielfalt spiegelt sich auch im Variantenreichtum der in den Quellen überlieferten Begriffe, mit denen diese Art von politischen Treffen durch die 326 Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 429. 327 Ebd., S. 430. 328 Diese unterscheiden sich gravierend von den Rechnungsbüchern. Urkundenbücher umfassen weitaus differenziertere Texte, die in Bezug zu einem Aussteller oder Empfänger stehen. Demgegenüber beschränken sich Rechnungsbücher auf Ausgaben und Einnahmen finanzieller Art. Siehe Sprandel, Rolf: Art. Rechnungsbücher, in: LexMA, 7, 1995, Sp. 508–510. 329 Dies entfällt zum Teil, sofern die Edition ein Wortverzeichnis enthält, das die mittelniederdeutschen Ausdrücke zusammenfasst. 330 Für die Vielzahl von Fehdegründen siehe Grassmann, Antjekathrin: Raub, »rebellicheit« und unredliche Handlung. Bemerkungen zu den Lübecker Urfehden 1400–1550, in: Helmut Jäger et al. (Hg.), Civitatum communitas. Festschrift Heinz Stoob zum 65. Geburtstag (Städteforschung A, 21), Köln 1984, S. 765–780 und Fehn-Claus, Ansätze einer Typologie der Fehdegründe.

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Zeitgenossen benannt wurden. Dabei wird im Folgenden auch auf die große Nähe zum Gerichtswesen hinzuweisen sein. Hier sollen nun zunächst die Begriffe der Quellen und ihre jeweiligen Wortbedeutungen in mittelhochdeutscher sowie mittelniederdeutscher Sprache vorgestellt und der Begriff der Tagfahrt hergeleitet werden. Dem wird der kurze Versuch einer Übersicht der Begriffe in den herangezogenen Quellen mit ihrer regionalen Varianz im Mittelniederdeutschen angeschlossen. Darüber hinaus soll in drei weiteren Unterkapiteln das Verhältnis zwischen den in der vorliegenden Arbeit behandelten Tagfahrten zwecks Fehdeschlichtung zu den größeren Tagfahrten der Hansestädte, den Tagsatzungen in der spätmittelalterlichen Eidgenossenschaft und den verschiedenen Formen der spätmittelalterlichen Versammlungen wie Hoftag, Gemeiner Tag und schließlich Reichstag herausgearbeitet werden.331

1.3.3.1 Herleitung/ Wortbedeutungen Betrachtet man zunächst die vorhandenen Einträge in den Standardwörterbüchern, hier relevant insbesondere im Althochdeutschen Wörterbuch von Splett,332 dem Grimmschen Wörterbuch,333 im sogenannten »Lexer«334 und dem »Schiller/Lübben« für das Mittelniederdeutsche,335 so kommt man zu folgenden Befunden, bei denen immer wieder auch die Nähe zum Gerichtswesen deutlich wird. Wenden wir uns hier zunächst dem Althochdeutschen und dem Mittelhochdeutschen zu. 1.3.3.1.1 Althochdeutsche und mittelhochdeutsche Wortbedeutungen Das Althochdeutsche kennt nach dem Althochdeutschen Wörterbuch von Jochen Splett folgende Wörter und Wortbedeutungen: Das Lemma tag geht insgesamt nicht über die zeitlichen Bedeutungen hinaus. Danach begegnet bei 331 Vgl. allgemein auch Deeters, Reichs- und Hansetage. Im Deutschen Rechtswörterbuch ist der Begriff Tagfahrt noch nicht behandelt, ebenfalls noch nicht in der zweiten Auflage des Handwörterbuchs zur deutschen Rechtsgeschichte. Bei beiden Werken sind die betreffenden Bände noch nicht erschienen. 332 Splett, Jochen: Althochdeutsches Wörterbuch. Analyse der Wortfamilienstrukturen des Althochdeutschen, zugleich Grundlegung einer zukünftigen Strukturgeschichte des deutschen Wortschatzes, 2 Bände, Berlin 1993. 333 Deutsches Wörterbuch von Jacob und Wilhelm Grimm, 33 Bände, Leipzig 1854–1971 [ND München 1971]. Hier relevant ist 11: 1. Abteilung, 1. Teil. T-Treftig, bearbeitet von Matthias Lexer, Dietrich Kralick und der Arbeitsstelle des Deutschen Wörterbuches, Leipzig 1935 [auch erschienen als ND 21, München 1991]. 334 Lexer, Matthias: Mittelhochdeutsches Wörterbuch, 3 Bände, Leipzig 1872–1878. 335 Schiller, Karl/ Lübben, August: Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 6 Bände, Bremen 1875–1881.

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Splett das Lemma gi-taga-dingún, das »verschieben, -tagen« bedeutet.336 Hier wird die Bedeutung allerdings durch das Verb als Bestandteil des Kompositums -dingún im Sinne eines zeitlichen Verschiebens von mit Recht aufgeladenen Versammlungen beziehungsweise Versammlungen zum Zwecke einer Rechtsentscheidung geändert. Dem folgt das Lemma taga-ding, das Splett übersetzt mit »festgesetzter Tag, Frist, Aufschub, Waffenstillstand; Gericht(sverhandlung)«.337 Hier gibt es über jeweils spezifische Suffixe speziellere Unterbedeutungen: tagading meint, nach Splett, »Waffenstillstand«; tages-ding dann »festgesetzter Tag, Frist«, während st˜a-tago schließlich mit »Tag des Gerichts« angegeben wird.338 Die restlichen von Splett angeführten Wörter mit »-tag«-Silben beziehen sich tatsächlich auf zeitliche Angaben.339 Wendet man sich demgegenüber dem Mittelhochdeutschen zu, stellt sich die Lage wie folgt dar. Im Grimmschen Wörterbuch findet man zunächst unter dem Lemma »Tag« die Definition: »Zusammenkunft zwecks einer gerichtlichen oder sonstigen Verhandlung, wonach die (wenn auch längere Zeit dauernde) Verhandlung selbst der Tag [heißt]«.340 Außerdem stehen unter dem Lemma »Tag-, Tagefahrt, f., mhd.« tage-, dagevart, mnd. dachvart, dagevart, nd. dagefaart, dagevart die Definition 2a »bestimmter tag, an dem man vor gericht zu erscheinen hat, gerichtstermin, anberaumte gerichtliche verhandlung, terminus judicialis [sic!]«341 mit mehreren in den Satzkontext gestellten Beispielen und vor allem die für die vorliegende Arbeit wichtige Bedeutung 2b »sonst wozu anberaumte zusammenkunft und verhandlung [sic!]«.342 Ähnlich verzeichnet die Wortbedeutungen auch das Mittelhochdeutsche Wörterbuch von Lexer : Als erstes begegnet hier eine sehr abseitige Bedeutung, die für diese Untersuchung zwar nicht unbedingt von Relevanz ist, allerdings nicht übersehen werden sollte, nämlich dagen, das »schweigen« bedeutet,343 dem folgt das Lemma degen, das »zum Schweigen bringen« bedeutet.344 Hier haben wir es also mit der entgegengesetzten Richtung dessen zu tun, was in der vorliegenden Studie untersucht wird. Nicht Zusammenkommen, um zu verhandeln und möglichst zu einem Frieden stiftenden Beschluss zu gelangen, ist diesen beiden Wörtern inhärent, sondern das Gegenteil: Schweigen als Ausdruck von nicht vorhandener Kommunikation, aus der heraus kein für Frieden förderliches 336 Splett, Althochdeutsches Wörterbuch, hier 1, 2: Wortfamilien M-Z. Einzeleinträge, Berlin 1993, S. 988. 337 Ebd. 338 Ebd. 339 Ebd. 340 Deutsches Wörterbuch, 11, Sp. 27–62. 341 Ebd., Sp. 74. 342 Deutsches Wörterbuch, 11, Sp. 75. 343 Lexer, 1, Sp. 407. 344 Ebd., Sp. 414.

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Resultat erfolgen kann. Des Weiteren kennt Lexer das Lexem dinc, womit man dem Themenkreis von Gerichtswesen, Verhandlung schon sehr viel näher kommt. Übersetzt heißt es hier »rechtliche Verhandlung, Gericht«.345 Springt man aufgrund der Varianz in der Schreibweise der mittelhochdeutschen Wörter von den Einträgen unter dem Buchstaben D zu denen unter T, folgt als nächstes relevantes Lexem tag, das mit nachfolgenden Komposita-Bedeutungen angegeben wird: tagebrief als »citation zu einem rechtstage«;346 tage-, tege-dinc, teidinc, auch teding, degedung, teidung wird wiedergegeben mit »auf einem tag anberaumte gerichtliche verhandlung, aber auch verhandlung, unterhandlung, übereinkunft, auch besprechende, beratende versammlung od. der dafür bestimmte tag« [sic!];347 dem folgt tage-, tege-dingen, teidingen, was »gerichtlich verhandeln« bedeutet.348 Darüber hinaus begegnen tagen, tegen als »u. a. gericht halten, vermitteln, unterhandeln, verhandeln« [sic!]349 und schließlich tagevart als »der zur abhaltung des gerichts festgesetzte termin« [sic!].350 1.3.3.1.2 Mittelniederdeutsche Wortbedeutungen Demgegenüber hat es die vorliegende Arbeit in den allermeisten Fällen mit Quellen zu tun, die in mittelniederdeutscher Sprache niedergeschrieben wurden. Entsprechend muss ein Blick in das Mittelniederdeutsche Wörterbuch von Schiller und Lübben erfolgen.351 Hier sind folgende Bedeutungen zu finden: Unter dem Lexem dach findet sich als Nebenbedeutung »Zusammenkunft auf einen bestimmten Tag zwecks Verhandlungen, Tagfahrt«.352 Unter dem Lexem dachvart, dagevart begegnet die Bedeutung »2. – Tagfahrt, Versammlung an einem bestimmten Tage«.353 In Verbform kommt immer wieder auch degedinge vor. Allerdings bezeichnet dies wiederum Gerichtstage beziehungsweise angesetzte Verhandlungen zur Rechtsfindung vor dem Rat einer Stadt, der dann richterliche Funktionen ausübt oder bei Vermittlung in einem Streit an einem 345 346 347 348 349 350 351

Ebd., Sp. 433–434. Lexer, 2, Abt. 1, Sp. 1387. Ebd., Sp. 1387–1388. Ebd., Sp. 1388–1389. Vgl. auch Deutsches Wörterbuch, 11, Sp. 233–236. Ebd., Sp. 1392. Ebd., Sp. 1393. Schiller, Karl/ Lübben, August: Mittelniederdeutsches Wörterbuch, 6 Bände, Bremen 1875–1881. 352 Ebd., 1, S. 471. Hier wird interessanterweise verwiesen auf einen Bündnisvertrag zwischen dem Bischof Hermann von Schwerin mit Witzlaw von Rügen und den Herzögen Otto, Wartislav und Barnim von Stettin vom 31. Dezember 1321: Urkunden-Sammlung zur Geschichte des Geschlechts von Maltzahn, hg. v. Georg Christian Friedrich Lisch, 5 Bände, Schwerin 1842–1853, hier 1, Nr. 363. 353 Schiller/ Lübben, 1, S. 472.

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zuvor festgesetzten Termin angerufen worden war und daraufhin einschreitet.354 Hier sind vor allem die Degedingbücher der einzelnen Teile der Stadt Braunschweig und darin erfasste quasi privatrechtliche Geschäfte und Vorgänge zu nennen.355 Gleiches gilt auch für Rechtsfindungen von Landesherren und sogar Königen.356 1.3.3.2 Begriffe in den herangezogenen Quellen Betrachtet man zunächst die für die vorliegende Studie in großer Zahl herangezogenen Editionen der Urkundenbücher zu einzelnen Städten und Territorien, so fällt die sprachliche Varianz der sich regional unterscheidenden Sprachformen des Mittelniederdeutschen auf. In den Quellen aus dem Braunschweiger Raum werden sehr häufig die Wörter dach357 und dag für die chronikalische und 354 Beispielsweise UB Herzöge 6, Nr. 67 (20. September 1383): »Herzog Albrecht von Sachsen und Lüneburg und der Domprobst, der Domdechant und das Domcapitel zu Verden vermitteln einen Vergleich zwischen dem Pfarrer und den Bauern zu Soltau über eine bei der Pfarre gelegene Hausstelle nebst Zubehör, worauf Soltau nun gelegt wird«. Dort heißt es eingangs: […] betuget openbare in dessem breue dat wy ghedeghedinget hebbet twisschen […]; vgl. auch UB Herzöge 6, Nr. 69. 355 StadtA Braunschweig: Unverzeichnete Urkunden, B I 19 3 Degedingbuch der Altstadt (1388–1407); B I 19 7 Degedingbuch des Hagens (1268–1392); B I 19 8 Degedingbuch des Hagens (1393–1427); B I 19 8a Degedingbuch des Hagens (1423–1457); B I 19 11 Degedingbuch der Neustadt (1343–1445); B I 19 12 Degedingbuch der Neustadt (1445–1578); B I 19 13 Degedingbuch der Altenwiek (1391–1443); B I 19 17 Degedingbuch des Sackes (1338–1401); B I 19 18 Degedingbuch des Sackes (1401–1435); vgl. Urkundenbuch der Stadt Braunschweig, 8, bearb. von Josef Dolle, Hannover 2008, Nr. 1, 2, 3, 4, 116–119, 198–201, 289–293, 407–411, 511–515; die Liste ließe sich mühelos erweitern. Nach derzeitigem Kenntnisstand wurden diese Degedingbücher noch nicht eingehend untersucht. 356 Erwähnt werden hier Rechtssetzungen des schwedischen Königs und des Markgrafen von Brandenburg: Urkundenbuch der Stadt Lübeck, 11 Bände, ed. Johann Friedrich Böhmer/ Friedrich Techen, Lübeck 1843–1932, hier 2, Nr. 750 und zum selben Vorgang DetmarChronik von 1105–1386, ed. Karl Koppmann, in: Die Chroniken der niedersächsischen Städte: Lübeck, 1 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 19), Leipzig 1884, c. 628 ad 1343. Vgl. auch Urkundenbuch der Stadt Lübeck 2, Nr. 784. Auch hier ließe sich die Liste mit Beispielen mühelos verlängern. 357 So vor allem im sogenannten Fehdebuch der Stadt Braunschweig 1377–1388, in: Die Chroniken der niedersächsischen Städte, Braunschweig 1, hg. von Karl Hegel (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 6), Leipzig 1868, S. 9–120, hier ad 1377, S. 27; ad 1380, S. 42; ad 1381, S. 51. Auch das Fehdebuch wurde bisher kaum untersucht; allerdings handelt es sich dabei nicht, wie die Edition aus dem 19. Jahrhundert vermuten lässt, um ein stringent geführtes chronikalisches Dokument, sondern um verstreute Nachrichten. Siehe allgemein Boockmann, Andrea: Art. Fehdebücher, in: LexMA, 4, 1989, Sp. 335 und zum Braunschweiger Fehdebuch Nass, Klaus: Art. Braunschweiger Fehdebuch, in: Verfasserlexikon, 11, Sp. 281; Zapf, Volker : Art. Braunschweiger Fehdebuch (Braunschweiger Gedenkbücher), in: Gerhard Wolf/ Christoph Fasbender/ Wolfgang Achnitz (Hg.), Deutsches Literaturlexikon, 3, Reiseberichte und Geschichtsdichtung, Berlin 2012, Sp. 405–406 mit weiterer Literatur und dem Hinweis auf den unzusammen-

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chronikartige Überlieferung benutzt. Demgegenüber herrschen in den Urkunden der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und teils in den Schreiben des Hildesheimer Rats tag beziehungsweise thag, teilweise auch dach und dag, vor.358 Dieser Gebrauch eher dem Hochdeutschen zuzurechnender Wörter in offiziellen Texten der Herrschaftsträger lässt sich vermutlich über die Nähe der Aussteller zum Reich deuten. In den Texten des Mecklenburgischen Urkundenbuchs für den Untersuchungszeitraum des 14. und 15. Jahrhunderts haben wir es in der Mehrzahl mit nur indirekten Nennungen von Tagfahrten zu tun. Hier begegnet eine Formulierung, bei der anscheinend von einem standardisierten Formular in Vertragsurkunden und Landfriedensbündnissen ausgegangen werden kann. Das erste Beispiel dieser Art ist die im Jahr 1315 entstandene Verpflichtungsurkunde359 Ottos von Anhalt für König Erich von Dänemark und die mit diesem verbündeten Wizlaw von Rügen, Heinrich von Mecklenburg und die Brüder Nicolaus und Johann von Werle, mit 100 Mann jenseits der Elbe dienen zu wollen. Dort heißt es […] so ne schole we it nicht sonen, noch daghen, noch vreden […].360 Otto von Anhalt verpflichtet sich also, keine Sühne, Tagfahrt oder Friedensschlüsse durchführen zu wollen, ohne dass die Empfänger der Urkunde, in deren Rechtsverbund er sich damit gestellt hat, davon wissen und diesen jeweiligen Vorhaben zustimmen. Daraus lässt sich auf eine Norm oder – wenn man so will – eine ›Spielregel‹ schließen, der sich die Vertragspartner unterwarfen. Sollte eigenmächtig einer der drei genannten möglichen Schritte zur Beilegung einer Fehde oder eines anderen militärischen Konflikts durch Otto erfolgen, so hätte er den Vertrag mit den anderen genannten hochrangigen Personen, die wohl auch mit eigenen Kräften in jenem Gebiet standen, gebrochen und sie wären in der Lage und im Recht gewesen, ihrerseits Aktionen gegen Otto zu beginnen. Der im obigen Beispiel festgestellte und näher erläuterte Satz findet sich noch in einer Vielzahl anderer Urkunden aus dem Mecklenburgischen, so in einer Verbindungsurkunde Johanns und Hennekes von Werle mit den Grafen Heinhängenden Charakter der Überlieferung; in den Überlieferungskontext stellte es bislang ausführlich nur Hellfaier, Detlev : Das 1. Gedenkbuch des Gemeinen Rates der Stadt Braunschweig. 1342–1415 (1422) (Braunschweiger Werkstücke. Veröffentlichungen aus Archiv, Bibliothek und Museum der Stadt, 73. Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv, 26), Braunschweig 1989. 358 UB Herzöge 4, Nr. 69 (gethegedinget und tegedinge); Nr. 153; Nr. 222 (hier unter der Verwendung von dach und daghe); Nr. 223; Nr. 242; die Liste ließe sich mühelos um viele weitere Beispiele verlängern. UB Stadt Hildesheim 2, Nr. 281 heißt es dach, Nr. 284 daghe; demgegenüber heißt es in einem Brief Herzog Ottos I. (das ist der sogenannte »Quade«), den er an den Rat von Hildesheim schickte, thag: UB Stadt Hildesheim 2, Nr. 573. 359 Mecklenburgisches UB 6, Nr. 3764. 360 Ebd., Z. 22.

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rich und Nicolaus von Schwerin vom September 1318, in der es heißt We ne scolen vns nummer sonen, vreden oder daghen […].361 Dieselben Brüder, Johann und Henneke von Werle, nutzten dann eine ähnliche Formulierung in der Urkunde zur Bestätigung dessen, dass sie den Bischof Hermann von Schwerin in das bestehende Bündnis aufgenommen hatten. Dort heißt es […] is dat eyn orloghe wart, vnde nummer sonen eder daghen sunder eren rat vnde vulbord, vnde dat sulue scholen se eme wedder dun.362 Dass die Nutzung der gezeigten Formulierungen keine exklusiv hochadlige Angelegenheit war oder nur in einzelnen Familien Anwendung fand, zeigt eine Urkunde vom 20. August 1319, mit der sich Heinrich und Werner von Stendal, Philipp und Otto Hunger und Hans und Konrad von Quitzow mit ihren befestigten Burghäusern in den Dienst Herzog Heinrichs II. von Mecklenburg stellten. Hier heißt es: […] schal he sik nicht svenen, daghen eder vreden […].363 Es ließe sich hier vermuten, dass es sich bei dieser Formulierung um einen Ausdruck handelte, der in der rechtlichen Kommunikation zwischen Landesherren und den ihnen unmittelbar untergebenen Adligen gebräuchlich war. Schließlich musste das überlieferte Schriftstück von einem Schreiber aufgesetzt werden. Zu vermuten ist hier eine Erstellung durch die fürstlich-mecklenburgische Kanzlei.364 In den Quellen der Stadt Hamburg findet sich einer der frühesten Belege aus der Zeit zwischen 1263 und 1285.365 Späteste Belege aus dem geographischen Untersuchungsrahmen finden sich um 1620, wie ein Beispiel unten zeigen wird. Tagfahrten werden ebenso greifbar in städtischen Rechnungen und anderen Unterlagen, die ausgegebenes Geld oder Pfandquittungen aus der Stadtkasse verzeichnen. Ein Beispiel hierfür sind die sogenannten Grutamtsrechnungen der Stadt Münster. Hier hat es im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Bischof Heinrich von Schwarzburg – zugleich Erzbischof von Bremen – und dem Grafen 361 362 363 364

Mecklenburgisches UB 6, Nr. 4009. Ebd., Nr. 4035. Ebd., Nr. 4114. Zum Kanzleiwesen im Mecklenburgischen siehe Grohmann, Wilhelm: Das Kanzleiwesen der Grafen von Schwerin und der Herzöge von Mecklenburg-Schwerin im Mittelalter, in: Jahrbücher des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde 92 (1928), S. 1–88. Grohmann konstatiert allerdings die Entstehung einer »organisierten Kanzlei am Hofe der mecklenburgischen Fürsten« erst für das Jahr 1323. Ebd., S. 20. 365 Hamburgisches Urkundenbuch 1, Nr. 818, Bericht über den von der Stadt Hamburg für die Grafen von Holstein getragenen Kostenaufwand: [zur Schlichtung der Streitigkeiten Hamburgs mit Hildebold von Wunstorf um 1263], S. 673: […] Dar kostede id to uarende unde to ridende to den deghedingen achtehundert lodighe mark suluers; [und zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen dem Rat der Stadt Hamburg und dem Bremischen Ministerialen Arnold von Blumenthal um 1285], S. 674: […] So wor se eme daghe legheden, dar ne quemen se nicht. Die zeitlich dann folgenden Belege stammen aus dem Mecklenburgischen um 1304.

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Gerhard von Oldenburg366 Aufzeichnungen über Tagfahrten gegeben, wie Ilse Eberhardt in ihrer Studie und Edition herausgearbeitet hat.367 Im Erzstift Bremen schließlich nutzte man Tagfahrten auch über den Zeitrahmen der vorliegenden Untersuchung hinaus. So findet sich der Begriff hier beispielsweise noch in einem Protokoll des Bremer Hofgerichts vom 8. Mai des Jahres 1620. Hier wird in Artikel 20 von insgesamt 21 Artikeln zusammengefasst, dass die Kläger im Streit zwischen dem Kloster Osterholz und Mitgliedern der Familie von der Hude um Fischereirechte auf der Hamme bereits Tagfahrten durchgeführt hätten. Auf diesen seien wohlwollende Berichte verlesen worden. Dennoch sei man sich nicht einig geworden.368 1.3.3.3 Hansische Tagfahrten Bei den als hansisch zu bezeichnenden Tagfahrten, die auch unter dem Begriff Hansetag bekannt sind, handelt es sich um Zusammenkünfte von Ratssendeboten verschiedener Städte seit der Mitte des 14. Jahrhunderts.369 Auf diesen politischen Treffen wurden verschiedenste Themen behandelt. In einem mehr366 Zu ihm unten 2.4. 367 Eberhardt, Ilse: Die Grutamtsrechnungen der Stadt Münster von 1480 bis 1533. Edition und Interpretation (Quellen und Forschungen zur Geschichte der Stadt Münster. Neue Folge, 19), Münster 2002. Auch in Lüneburg können Tagfahrten in den Rechnungen nachgewiesen werden. Siehe dazu Ranft, Basishaushalt und unten bei der vergleichenden Analyse 3.1.2.3. 368 Urkundenbuch des Klosters Osterholz, ed. Hans-Heinrich Jarck (Bremer Urkundenbuch, Abt. 8), Hildesheim 1982, Nr. 465, S. 419–424. Regest: »1620 Mai 8 Bremervörde: Erzbischof Johann Friedrich von Bremen gibt eine Entscheidung des Bremer Hofgerichts bekannt, in dem die Streitigkeiten zwischen dem Kloster Osterholz und Mitgliedern der Familie von der Hude über Fischereirechte auf der Hamme geschlichtet werden«. Obige Paraphrase des Textes auf S. 423, Art. 20: Item wahr, ob auch woll clägere die beclagten von solchem ihrem ungeburlichem vornehmen einen abstant zuthunde freundtlich und fleißich vermanen und uff gehaltenen tagfarten dahin in gute berichten laßen, das doch solches zumahl bei ihnen nicht vorfangen, noch statt gewinnen mugen. Eine Recherche in den Beständen der verschiedenen Staatsarchive im heutigen Niedersachsen ergab darüber hinaus weitere Treffer zu Tagfahrten, die in einem Zeitraum weit später als der Untersuchungsrahmen der vorliegenden Arbeit abgehalten worden sind. Auch auf Reichsebene findet sich der Begriff der Tagfahrt, hier jedoch zumeist für größere politische Treffen der Fürsten. Dass die Semantik im niederdeutschen Sprachraum sich vom Ende des 13. bis zum 17. Jahrhundert kaum geändert hat, belegt weiterhin auch ein Stück aus dem StadtA Lüneburg zu 1505. Regest: »König Philipp der Schöne von Castilien zu Tagfahrt in Antwerpen«. 369 Die Hanseforschung ist sich uneins darüber, welche der großen Tagfahrten als erster Hansetag anzusehen sei, siehe dazu Henn, Hansische Tagfahrten in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, in: Ders. (Hg.), Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Hansische Studien, 11), Trier 2001, S. 1–21. Zu hansischen Tagfahrten allgemein auch Pitz, Ernst: Bürgereinung und Städteeinung und Poeck, Herren der Hanse, S. 19–21.

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stufigen Verfahren, dessen Stimmen nach Sitzordnung gewichtet wurden,370 wurden Entscheidungen zu diesen Themen getroffen.371 Die Bandbreite der verhandelten Thematiken war dabei sehr groß. Sie reichte von Ausstattungen oder rechtlichen Regelungen zu den einzelnen Auslandskontoren der hansischen Kaufleute über Eingreifen der an der Hanse beteiligten Städte in einzelne Konflikte bis hin zu Neuaufnahmen und Ausschlüssen von Städten in die beziehungsweise aus der Gemeinschaft.372 In der jüngeren Hanseforschung sind Zweifel aufgekommen, was die Rechtsetzungskraft der auf den Hansetagen verabschiedeten Rezesse und den Grad einer vorhandenen Institutionalisierung der hansischen Tagfahrten anbelangt. Während Ernst Pitz davon ausgeht, dass die Rezesse mit Publikation – also der Rückführung der am Tagungsort angefertigten Kopien in die teilnehmenden Städte und deren dortiger Verlesung – über Rechtskraft verfügten,373 bezweifeln dies Joachim Deeters374 und Thomas Behrmann.375 Sie gehen davon aus, dass es sich bei den Rezessen um internes Schriftgut handelte, das vor allem dem Überblick über die behandelten Themen gedient habe und keineswegs rechtsbindend gewesen sei.376 Vor allem aufgrund der Konzeption der Hanserezesse können bestimmte Fragestellungen entweder nicht oder nicht abschließend anhand der Edition geklärt werden.377

370 Deeters, Reichs- und Hansetage, S. 148 mit weiteren Hinweisen. 371 Zur Entscheidungsfindung auf den hansischen Tagfahrten siehe Schipmann, Politische Kommunikation, hier S. 27 und passim. 372 Zur Schiedsgerichtsbarkeit auf Hansetagen siehe Wernicke, Horst: Hansetag, Recht und städtischer Alltag, in: Silke Urbanski/ Christian Lamschus/ Jürgen Ellermeyer (Hg.), Recht und Alltag im Hanseraum. Gerhard Theuerkauf zum 60. Geburtstag, Lüneburg 1993, S. 429–438. Siehe auch Schipmann, Politische Kommunikation; zu den hansischen Tagfahrten siehe auch Henn (Hg.), Die Hansischen Tagfahrten; siehe auch Münger, Hanse und Eidgenossenschaft. 373 Pitz, Bürgereinung und Städteeinung, S. 408–417. 374 Deeters, Reichs- und Hansetage, S. 146 und Deeters, Joachim: Hansische Rezesse. Eine quellenkundliche Untersuchung anhand der Überlieferung im Historischen Archiv der Stadt Köln, in: Rolf Hammel-Kiesow/ Michael Hundt (Hg.), Das Gedächtnis der Hansestadt Lübeck. Festschrift für Antjekathrin Graßmann zum 65. Geburtstag, Lübeck 2005, S. 427–466. 375 Behrmann, Thomas: Der lange Weg zum Rezeß. Das erste Jahrhundert hansischer Versammlungsschriftlichkeit, in: FMSt 36 (2002), S. 433–467. 376 Und so stellt Deeters, Reichs- und Hansetage, S. 147 auch fest, dass erst der Rezess des letzten Hansetags überhaupt (1669) eine Form ähnlich der der Reichsabschiede gehabt habe, nämlich die einer gesiegelten Urkunde. 377 Huang, Angela/ Kypta, Ulla: Ein neues Haus auf altem Fundament? Neue Trends in der Hanseforschung und die Nutzbarkeit der Rezesseditionen, in: Hansische Geschichtsblätter 129 (2011), S. 213–229. Eine durchaus ähnliche Problematik ergibt sich bei der Benutzung der Edition der Reichstagsakten. Vgl. Deeters, Reichs- und Hansetage.

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1.3.3.4 Verwandte Phänomene im europäischen Kontext. Die Tagsatzung der Eidgenossenschaft Ein der hansischen Tagfahrt verwandtes Verfahren ist die sogenannte Tagsatzung, die in der spätmittelalterlichen Eidgenossenschaft auf dem Gebiet der heutigen Schweiz angewandt wurde.378 Dabei handelt es sich um »politische Treffen«,379 auf welche die zur Eidgenossenschaft gehörenden Städte seit Ende des 15. Jahrhunderts380 Boten und teils auch Schreiber schickten. Bei diesen politischen Treffen wurden, ähnlich den hansischen Tagfahrten, bestimmte Themen verhandelt.381 Tagsatzungen unterlagen dabei einer gewissen ad-hocBildung. Sie konnten auch von anderen Herrschaftsträgern außerhalb der Eidgenossenschaft einberufen werden, beispielsweise um Söldner anzuwerben. Sowohl die hansischen Tagfahrten als auch die eidgenössischen Tagsatzungen können zwar als mehr oder minder institutionalisiert angesehen werden,382 ihre Entscheidungen aber hatten nicht von sich aus rechtlich wirksame Bindungs-

378 Wenn auch einige Teile, vor allem Städte wie Bern und Zürich dem Reich angehörten, kann hier dennoch von einem europäischen Kontext gesprochen werden. Zur Situation und gegenseitigen Beeinflussung auf dem Gebiet des Schiedsgerichtswesens in der spätmittelalterlichen Eidgenossenschaft und in Italien vgl. umfassend, trotz Ausrichtung auf Völkerrecht Usteri, Schiedsgericht; zum Beitrag Usteris zu einem »Telos Nationalstaat Schweiz« siehe Jucker, Gesandte, S. 68. 379 So die Einordnung der Tagsatzung bei Jucker, Michael: Pragmatische Schriftlichkeit und Macht. Methodische und inhaltliche Annäherungen an Herstellung und Gebrauch von Protokollen auf politischen Treffen im Spätmittelalter, in: Christoph Dartmann/ Thomas Scharff/ Christoph Friedrich Weber (Hg.), Zwischen Pragmatik und Performanz. Dimensionen mittelalterlicher Schriftkultur (Utrecht studies in medieval literacy, 18), Turnhout 2011, S. 405–442; vgl. Jucker, Gesandte, hier besonders S. 13–18 und S. 73–81. Vgl. unter anderem auch die Arbeiten von Andreas Würgler : Würgler, Andreas: Die Tagsatzung der Eidgenossen. Politik, Kommunikation und Symbolik einer repräsentativen Institution im europäischen Kontext 1470–1798 (Frühneuzeit-Forschungen, 19), Epfendorf 2013 und Würgler, Andreas: Die Tagsatzung der Eidgenossen. Spontane Formen politischer Repräsentation im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit, in: Peter Blickle (Hg.), Landschaften und Landstände in Oberschwaben. Bäuerliche und bürgerliche Repräsentation im Rahmen des frühen europäischen Parlamentarismus (Oberschwaben – Geschichte und Kultur, 5), Tübingen 2000, S. 99–117; nach wie vor wichtig auch Bütikofer, Niklaus: Zur Funktion und Arbeitsweise der eidgenössischen Tagsatzung zu Beginn der Frühen Neuzeit, in: ZHF 13 (1986), S. 15–41. 380 Zur Datierung Würgler, Andreas: Boten und Gesandte an den eidgenössischen Tagsatzungen. Diplomatische Praxis im Spätmittelalter, in: Rainer C. Schwinges/ Klaus Wriedt (Hg.), Gesandtschafts- und Botenwesen im spätmittelalterlichen Europa (Vorträge und Forschungen 60), Ostfildern 2003, S. 287–312, hier S. 289 und Ders.: Art. Tagsatzung, in: Historisches Lexikon der Schweiz, URL: http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D10076.php [letzte Abfrage am 03. 07. 2012] und Jucker, Gesandte. 381 Münger, Hanse und Eidgenossenschaft. 382 Würgler, Tagsatzung, S. 52–55, S. 225–227 arbeitet eine zunehmende Institutionalisierung der Tagsatzungen heraus.

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kraft. Um wirksam zu sein, mussten die auf den Treffen gefällten Entscheidungen in das jeweilige Stadtrecht der teilnehmenden Städte überführt werden.383 Michael Jucker hat in seiner Dissertation zu den Gesandten, die die eidgenössischen Treffen besuchten, eine Entwicklung von der Tagfahrt zur Tagsatzung herausgearbeitet. Er sieht also eine Entwicklungsgeschichte politischer Treffen. Jucker konstatiert, die Praxis der Tagsatzungen zur Konfliktregulierung sei in der spätmittelalterlichen Eidgenossenschaft erst gegen Ende des 14. Jahrhunderts nach und nach eingeführt worden.384 Man könnte hier eine ähnliche Entwicklungsgeschichte unterstellen, wie sie die rechtsgeschichtliche Forschung für die Schiedsgerichtsbarkeit vermutet hat – nur in geographisch umgekehrter Richtung. Hatte sich die Schiedsgerichtsbarkeit von den Stadtgemeinden Norditaliens im 12. Jahrhundert in Richtung Norden ausgebreitet, wo sie im Reich während des 13. und 14. Jahrhunderts eine sehr große Verbreitung erfahren sollte, könnte man versucht sein, für politische Treffen nach dem Muster der Tagfahrten beziehungsweise Tagsatzungen die umgekehrte Richtung anzunehmen: Von den frühesten Belegen im Schriftverkehr des Rates der Stadt Hamburg um 1285 und aus dem Mecklenburgischen zu Beginn des 14. Jahrhunderts (1305) führt die Spur der Anwendung von Tagfahrten über die ersten gesamthansischen Tage (ab 1356) zu den ersten Tagsatzungen der Eidgenossenschaft um 1470.385 1.3.3.5 Hoftag, Gemeiner Tag, Reichstag Neben den hansischen Tagfahrten, den eidgenössischen Tagsatzungen und weiteren regionalen Städtetagen verschiedener Städteeinungen386 finden sich 383 Huang/ Kypta: Rezessedition und vergleichend Münger, Hanse und Eidgenossenschaft. 384 Jucker, Gesandte, S. 17. 385 Kaufhold, Interregnum, S. 296–301 weist die nach Norden gerichtete Verbindung des Schiedswesens für Lübeck nach. Zur Entwicklung der Schiedsgerichtsbarkeit siehe allgemein Usteri, Schiedsgericht; Janssen, Bemerkungen; siehe auch oben 1.2.4. und unten Kapitel 3.2. Eine zu vermutende südwärts gerichtete Entwicklung ließe allerdings die Betrachtung des Südens des Reichs außer Acht. Hier müsste zuvor geklärt werden, wann Konfliktparteien in Fehden sich der Tagfahrt bedienten. Dass sie es im 15. Jahrhundert taten, belegt Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis, S. 230–238 für Nürnberg. Eine Geschichte der Ausbreitung von Tagfahrten im Reich liegt allerdings außerhalb des Rahmens dieser Studie, die sich auf die Region zwischen Weser und Elbe konzentriert. 386 Auf diese sehr vielfältigen, regional unterschiedlich gestalteten Tage der verschiedenen Städtebünde kann aufgrund der Anlage vorliegender Studie nicht näher eingegangen werden. Die Forschung hat hierzu relativ viele Ergebnisse hervorgebracht, aus der Fülle der Literatur siehe beispielsweise Schmidt, Georg: Der Städtetag in der Reichsverfassung (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte, Mainz, 113. Beiträge zur Sozial- und Verfassungsgeschichte des Alten Reichs, 5), Stuttgart 1984; vor allem der Rheinische Bund von 1254/56 war hier prägend, siehe dazu Buschmann, Arno: Der Rheinische Bund von 1254–1257. Landfriede, Städte, Fürsten und Reichsverfassung im

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Einführung

Verhandlungen auch auf der höheren Ebene des Reichs wieder. Hierbei hat die jüngere Forschung zur Differenzierung der einzelnen, der älteren Verfassungsgeschichte schlicht als Reichstage bekannten Typen von Zusammenkünften zu Verhandlungszwecken beitragen können. Dieses Verdienst kommt im Wesentlichen der Studie von Gabriele Annas zu »Hoftag – Gemeiner Tag – Reichstag« aus dem Jahr 2003 zu.387 Annas konnte hier unter eingehender Analyse der Argumentationslinien insbesondere Peter Moraws und eigener Studien anhand der edierten Reichstagsakten die Begrifflichkeiten soweit eingrenzen, dass erkennbar wird, dass auf Reichsebene im Spätmittelalter mindestens vier Typen von Versammlungen bestanden haben, die sich späterhin zum frühneuzeitlichen Reichstag entwickeln sollten.388 In ihrer Studie verwendet sie aber zur ganz allgemeinen und abstrakten Bezeichnung der von ihr analysierten Versammlungen den Begriff der »Tagsatzung«.389 Erklärt werden kann dies aus der Tendenz der sprachlichen Bezeichnungen für solcherlei Versammlungen auf Reichsebene. Dabei sei, mit Peter Moraw, eine Entwicklung festzustellen von einer ›hofe‹-/ ›curia‹-Terminologie des Hochmittelalters hin zu einer »Periode der ›Sprachlosigkeit‹«, wobei »[…] nun die Substantive schwanden und die immer wieder schon geübte verbale Umschreibung, die die Sache selbst nur vage kennzeichnet, entschieden die Oberhand gewann. Von dieser Vagheit war weiterhin auch das einzige Wort betroffen, das in der nun führenden deutschen Sprache an die Stelle von Hof trat,

13. Jahrhundert, in: Helmut Maurer (Hg.), Kommunale Bündnisse Oberitaliens und Oberdeutschlands im Vergleich (Vorträge und Forschungen, 33), Sigmaringen 1987, S. 167–212; Bönnen, Gerold: Der Rheinische Bund von 1254/56. Voraussetzungen, Wirkungsweise, Nachleben, in: Franz Joseph Felten (Hg.), Städtebünde – Städtetage im Wandel der Geschichte (Mainzer Vorträge, 11), Stuttgart 2006, S. 13–36; Dilcher, Gerhard: Lega Lombarda und Rheinischer Städtebund. Ein Vergleich von Form und Funktion mittelalterlicher Städtebünde südlich und nördlich der Alpen, in: Gian Maria Varanini/ Isabella Lazzarini/ Paola Guglielmotti (Hg.), Europa e Italia. Studi in onore di Giorgio Chittolini (Reti medievali E-book. Quaderni, 15), Florenz 2011, S. 155–180; Helmrath, Johannes: »Köln und das Reich«. Beobachtungen zu Reichstagsakten, Reichstagen und Städtetagen, in: Geschichte in Köln 43 (1998), S. 5–32 und Rüther, Stefanie: Der Krieg als Grenzfall städtischer »Außenpolitik«? Zur Institutionalisierung von Kommunikationsprozessen im Schwäbischen Städtebund (1376–1390), in: Christian Jörg/ Michael Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung. Träger und Foren städtischer Außenpolitik (Trierer Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften, 1), Wiesbaden 2010, S. 105–120. 387 Annas, Hoftag, 1. 388 Annas, Hoftag, 1, S. 73–157, besonders S. 98–122. 389 Ebd., S. 12–13 und passim; abgewandelt spricht Annas ebd., S. 61 und beispielsweise S. 92 von »politischen Tagsatzungen« und S. 73 von »politischen Versammlungen«. Dies geht mit der Terminologie Michael Juckers, von »politischen Treffen« zu sprechen, einher. Vgl. Jucker, Pragmatische Schriftlichkeit. Zur Tagsatzung auf Reichsebene siehe Annas, Hoftag, 1, S. 73–74 mit Anm. 4.

Quellenlage und -auswahl

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das Wort Tag«.390 Hierbei seien dann, neben der rein zeitlichen Bedeutung als Termin,391 beispielsweise Bezeichnungen wie »Tag setzen«, »Tagen«, »Tagleistung«, Tagsa[t]zung« und eben »Tagfahrt« verwandt worden, die allesamt auch in den Quellen zu den von Annas ausgemachten Reichstagen zu finden sind.392 Schließlich macht Annas noch eine »geläufige Herrschaftspraxis der Zentralgewalt« aus, »zur Beilegung politischer Streitigkeiten den betroffenen Parteien einen ›Tag‹, d. h. einen Termin, zu setzen und dabei den Ort der Verhandlungen in Abhängigkeit von dem entsprechenden Aufenthaltsort des herrscherlichen Hofes festzulegen«.393 Letztlich konstatiert Annas für die Reichsebene sogar ein »politisches Tagungswesen des 14. und 15. Jahrhunderts«, in dem eine mangelnde begriffliche Differenzierung des zeitgenössischen Sprachgebrauchs zugleich die »verfassungsrechtliche Offenheit der spätmittelalterlichen Reichsverfassung«394 zeige, wobei »jedoch offenbar nicht zwischen regionalen und allgemeinen Hoftagen, zwischen königlichen Tagen, Rätetagen oder Städtetagen unterschieden«395 worden sei. Im Hinblick sowohl auf diese Offenheit der Verfasstheit des spätmittelalterlichen Reichs im Ganzen als auch auf die breite Varianz der genutzten Wörter für die politischen Treffen auf der Ebene des Reichs verwundert denn auch nicht die bereits von Annas konstatierte Unschärfe der Begriffe. Die Forschung muss mit dieser Offenheit wohl leben.396 Dabei sind die Begriffe Hansetag und Reichstag jung und den verfassungsrechtlichen Normen des 19. Jahrhunderts geschuldet. Man kann mit Joachim Deeters davon ausgehen, dass »[…] was im täglichen wissenschaftlichen Umgang gebraucht wird, […] wohl in beiden Fällen eher Vereinbarungsbegriffe als zeitgenössische Termini«397 sind. Eine solche Unschärfe trifft auch, wie oben gesehen, auf die Begrifflichkeiten für die ad-hoc auf regionaler Ebene abgehaltenen Tagfahrten zu, die hier im Mittelpunkt der Analyse stehen.

390 Moraw, Peter : Versuch über die Entstehung des Reichstags, in: Hermann Weber (Hg.), Politische Ordnungen und soziale Kräfte im alten Reich (Veröffentlichungen des Instituts für Europäische Geschichte Mainz. Beihefte, 8. Beiträge zur Sozial- und Verfassungsgeschichte des Alten Reichs, 2), Wiesbaden 1980, S. 1–36, hier S. 9 nach Annas, Hoftag, 1, S. 109. 391 Ebd., S. 109, vgl. Moraw, Versuch über die Entstehung des Reichstags, S. 9. 392 Annas, Hoftag, 1, S. 112 mit Anm. 148 und dortigem Verweis auf Scherz, Johann Georg: Glossarium Germanicum Medii Aevi Potissimum Dialecti Suevicae, 2 Bände, Straßburg 1781–1784, hier 2, Sp. 1615–1619, der ähnliche Wortbedeutungen ausweist wie später Grimm und Lexer. 393 Annas, Hoftag, 1, S. 109 mit dem Beispiel Kaiser Karls IV. in Anm. 140. 394 Beide Zitate ebd., S. 111, Anm. 147. 395 Ebd., S. 111. 396 Annas, Hoftag, 1, S. 76 mit Anm. 15. 397 Deeters, Reichs- und Hansetage, S. 138.

82

Einführung

1.3.3.6 Folgerungen und Arbeitsdefinition Tagfahrt Aus den oben ermittelten Wortbedeutungen im Alt- und Mittelhochdeutschen und im Mittelniederdeutschen, sowie durch die Betrachtung der verschiedenen Formen von politischen Treffen in Hanse, Eidgenossenschaft und auf der Ebene des Reichs lassen sich nun einige Punkte für eine Arbeitsdefinition der Tagfahrt im Sinne der vorliegenden Arbeit zusammenfassen, die für die im Folgenden zu formulierende Fragestellung als zentral angesehen werden können. In Abgrenzung zu den im Vorherigen aufgezeigten Wortbedeutungen und Formen der Tage im Spätmittelalter soll der Arbeitsbegriff Tagfahrt für Treffen zwischen zwei oder mehreren Parteien in einem Konflikt benutzt werden, der zumeist außergerichtlich ausgetragen wurde. Dabei können Elemente wie schiedliche Lösungen oder Vermittler beteiligt sein. Bei den herangezogenen Konflikten handelt es sich in der überwiegenden Mehrzahl um als Fehde geführte Auseinandersetzungen zwischen Adligen und Städten. Die Tagfahrt diente, so die Hypothese, zum Aushandeln einer möglichst gütlichen Beilegung des Konflikts und trat dabei neben anderen fehderechtlichen Elementen wie dem sogenannten Handfrieden auf. Dabei ist von einer langen Dauer der Anwendung solcher Treffen zwischen den Streitparteien auszugehen.398 Als Folgerungen aus den im Vorherigen angestellten Überlegungen treten weiterführende Fragen und Probleme hervor. Da im zeitgenössischen Sprachgebrauch offenbar nicht klar unterschieden wurde zwischen einmaligen, situativen politischen Treffen und institutionellen, mehr oder weniger regelmäßigen Zusammenkünften, drängt sich die Frage auf, ob nicht Tagfahrten zur Beilegung von Fehden grundsätzlich etwas anderes waren als die Treffen, die die Forschung als Reichstag bezeichnet.

1.4

Fragestellung und Vorgehensweise

Auf Basis des oben umrissenen Forschungsstandes und der aus den Wortverwendungen erarbeiteten Arbeitsdefinition für Tagfahrten erscheint es lohnend, Fehdeführung im 14. und 15. Jahrhundert unter dem Gesichtspunkt der persönlichen Begegnung der gegnerischen Parteien mit Hilfe der Tagfahrt zu untersuchen. Im Folgenden wird dazu eine Anzahl von Fallbeispielen aus dem 398 Wie Winkelbauer, Thomas: »Und sollen sich die Parteien gütlich miteinander vertragen.« Zur Behandlung von Streitigkeiten und von »Injurien« vor den Patrimonialgerichten in Ober- und Niederösterreich in der frühen Neuzeit, in: ZRG Germ. 109 (1992), S. 129–158, hier S. 134–140 für Ober- und Niederösterreich zeigen konnte, wurden solche Regelungen erst sehr spät durch landesherrliche Stellen verboten. Vgl. auch oben das Protokoll des Bremer Hofgerichts: UB Kloster Osterholz, Nr. 465.

Fragestellung und Vorgehensweise

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norddeutschen Raum analysiert. Dabei wird zunächst zu unterscheiden sein zwischen Fehden Adliger mit Städten, Fehden Adliger untereinander und Konflikten unter temporär verfeindeten Städten.399 Der geographische Schwerpunkt liegt auf den drei Städten Bremen, Lüneburg und Hildesheim und jeweils deren Umland. Zunächst werden mehrere Auseinandersetzungen der Stadt Bremen mit in deren Nachbarschaft ansässigen Adligen zur Analyse herangezogen. Dem folgt die Untersuchung einer Auseinandersetzung der Stadt Lüneburg mit Adligen aus ihrem umliegenden Gebiet.400 Danach wird die in Hildesheim ausgetragene sogenannte Bischofsfehde der 1470er Jahre zu untersuchen sein. Die im zweiten Teil der Studie anzustellende Auswertung dieser Fallbeispiele dient vor allem auch dazu, Auseinandersetzungen zwischen Städten und Adligen der »mittleren Ebene« abzugrenzen von den Ergebnissen, die zum Hochadel bereits vorliegen und wie sie insbesondere Hermann Kamp erzielt hat.401 Eine solche Untersuchung stützt sich nicht nur auf bereits edierte und veröffentlichte historiographische Texte, sondern kann darüber hinaus auch aus ungedruckten Archivbeständen weitere Erkenntnisse schöpfen.402 Geht man von der Schilderung der einzelnen Vorgehensweisen der Fehdegegner in den Quellen aus, so lässt sich einerseits etwas über das mögliche Vorhandensein rituell geprägter Schritte bei Führung und Beilegung der Fehde aussagen. Andererseits lassen sich die historiographischen Texte daraufhin befragen, wie die behandelten Fehden von den Verfassern der Chroniken aufgefasst, wie sie also wahrgenommen und gedeutet wurden. Aus der von Martin Kaufhold konstatierten Verfasstheit des Nordens als einer »politische[n] Ordnung ohne ausgeprägte Verfahren«403 und dem Aufkommen der Schiedsgerichtsbarkeit im Lübeck des 13. Jahrhunderts ließe sich nun die Frage ableiten, inwieweit das Schiedsge-

399 Dabei ist die Anmerkung bei Reinle, Bauernfehden, S. 62, dass Fehde zwar Feindschaft war, »aber nicht alle Feindschaft auch Fehde« zu berücksichtigen. 400 Für Fehdepraxis und Adel im nordelbischen Gebiet sei hier auf die zum jetzigen Zeitpunkt noch unveröffentlichte Dissertation von Habermann, Jan: Spätmittelalterlicher Niederadel im Raum nördlich der Elbe. Soziale Verflechtung, Fehdepraxis und Handlungsspielräume einer regionalen Machtgruppe in Südholstein und Stormarn (1323–1421), Diss. masch., CAU Kiel 2013 verwiesen. Diesen Hinweis verdanke ich Jan Habermann. 401 Kamp, Vermittler. 402 Dazu oben im Abschnitt über die Quellen; zu noch unpublizierten Städtechroniken siehe Rau, Geschichte und Konfession, S. 531–560 und Hofmeister, Adolf E.: »…dat se na der Hensze wolden arbeiden, dar wolden se wedder in«. Die Hanse in der Chronistik der Stadt Bremen, in: Volker Henn/ Jürgen Sarnowsky (Hg.), Das Bild der Hanse in der städtischen Geschichtsschreibung des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Hansische Studien, 20), Trier 2010, S. 59–76 zu Bremen, Hamburg und Köln; für Lüneburg Droste, Schreiben über Lüneburg, S. 401–450. 403 Kaufhold, Interregnum, S. 294.

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Einführung

richtswesen auch in anderen norddeutschen Teilen des Reichs zur Anwendung kam. Die Studie fragt nach dem Phänomen der Tagfahrt als Mittel, spätmittelalterliche Fehden zwischen Adligen und Städten oder Städten untereinander beenden zu helfen. Den Untersuchungszeitraum bilden das späte 14. und das 15. Jahrhundert und hier vor allem die gut 100 Jahre von 1380 bis 1480. Dabei liegt der Schwerpunkt der zu untersuchenden Fälle, gegenüber der Mehrzahl der bisherigen Forschungen, nicht auf dem süddeutschen Bereich, sondern im norddeutschen Raum. Ziel der Studie ist es, zu untersuchen, bei welchen als Fehde geführten Auseinandersetzungen sich die Konfliktparteien persönlich zu Verhandlungen im Rahmen einer sogenannten Tagfahrt trafen oder ergänzend einen Vermittler hinzuzogen, statt die Parteien über ein Schiedsgericht zu sühnen. Aus dem oben erarbeiteten Forschungsstand ist ersichtlich, dass eine solche Arbeit nach wie vor ein Desiderat darstellt, da sich viele der bisher vorliegenden Studien zum Fehdewesen im Spätmittelalter entweder eher auf rechtliche Fragen konzentrieren oder einzelne Fehden im Sinne einer mikrohistorischen Studie analysieren. Die bisherigen Ergebnisse der Forschung, die eine zunehmende Beeinflussung des Konfliktmanagements durch rechtliche Elemente, wie den Anspruch der Kaiser und Landesherren auf eine allgemeine Stärkung des Schiedsgerichts, konstatieren, vernachlässigen überwiegend das Element der Verhandlungsführung der Konfliktparteien untereinander.404 Einen Teilaspekt in dieser Hinsicht stellt die Frage nach der Bedeutung sozialer Beziehungsgeflechte in den zu analysierenden Konflikten dar. Daneben soll der Frage nachgegangen werden, welcher Stellenwert den unter anderem von Gerd Althoff aufgeworfenen sogenannten Spielregeln der Politik und der symbolischen Kommunikation bei der (spät-) mittelalterlichen Konfliktführung beigemessen wurde. Außerdem kann die vorliegende Arbeit als ein Beitrag zur Diskussion um die Verfasstheit von Gesellschaften begrenzter Staatlichkeit gesehen werden, zumindest insofern die landesherrlichen Versuche einer Monopolisierung der Ausübung von Fehden als Zeichen für eine fortschreitende Verdichtung von Staatlichkeit und zugleich Territorialisierung im Sinne Moraws angesehen werden können. Ein erstes und gut greifbares Beispiel stellt die sogenannte »Mandelslohsche Fehde« von 1380/81 dar, die von den niederadligen Brüdern von Mandelsloh gegen das Erzstift und die Stadt Bremen geführt wurde. Diese Fehde wurde unter der Fragestellung analysiert, ob sich die Thesen Gerd Althoffs zu den Spielregeln bei der Konfliktaustragung auch auf diesen Konflikt anwenden lassen. Ein anderer Aspekt war das Phänomen der Tagfahrt: Es konnte in diesem Fallbeispiel festgestellt werden, dass trotz der durch die Landesherren bzw. den König ver404 Kamp, Friedensstifter, S. 236–260.

Fragestellung und Vorgehensweise

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suchten Durchsetzung der Schiedsgerichtsbarkeit die Konfliktparteien nach wie vor auf Verhandlungen bei persönlicher Begegnung bauten. Diese sogenannte Tagfahrt war rechtlichen Regeln unterworfen. Dabei wurde in mehreren dort festgestellten Fällen persönliche Begegnung im Rahmen einer Tagfahrt dem Einsatz eines hochrangigen Vermittlers vorgezogen.405 Die in dieser kurzen und auf nur eine Fehde konzentrierten Arbeit gewonnenen Erkenntnisse sollen in der vorliegenden Studie vertieft und auf einer breiteren Ebene anhand einer größeren Zahl von Fällen aus dem norddeutschen Raum untersucht werden. Ausgehend von den jüngsten Erträgen der Forschung und dem erkannten Desiderat wird angenommen, dass sich die Fehdegegner nicht allein auf den Prozess vor einem ordentlichen Gericht verlassen haben, sondern sehr oft vor dessen Eröffnung persönlichen Kontakt im Rahmen einer oder mehrerer Tagfahrten suchten, um den Konflikt zu schlichten. Persönlicher Kontakt, der bis hin zur Kommunikation unter Anwesenden reichen konnte, aber auch Briefe und Boten umfasste, diente den Kontrahenten in erster Linie zur Suche nach einer gütlichen Lösung. Diese Kommunikation konnte auch genutzt werden, um Schiedsverfahren anzustreben. Es ist weiter anzunehmen, dass die Tagfahrt nicht ausschließlich als Substitut für den Einsatz hochrangiger Mediatoren diente, sondern beide Möglichkeiten sich in vielen Fällen ergänzten.406 Darüber hinaus wird davon ausgegangen, dass viele der als Fehde geführten Konflikte gleichzeitig einen politischen wie sozialen Hintergrund hatten, da nach Althoff der Einsatz ritueller Praktiken immer auch ein Abbild der gesellschaftlich vorherrschenden Ordnungsstrukturen bedeutete.407 Hier wird zu untersuchen sein, inwieweit vorhandene symbolische Handlungsweisen für die Quellenautoren Relevanz besaßen. Die vorliegende Arbeit geht ebenso davon aus, dass sich auch die jüngeren Forschungsergebnisse zum Fehdewesen noch nicht von den bisher teils stark kritisierten Thesen Otto Brunners zu lösen vermocht haben. In der Arbeit Hermann Kamps zu Vermittlern im Mittelalter stellt dieser die These auf, eine Überlieferung von Ausgleichsverhandlungen, die einer Schlichtung eines Konflikts vorangegangen sind, sei nur in seltenen Fällen fassbar. Sie sei überwiegend dort festzustellen, wo Streitigkeiten auf höchster 405 Eine in der Thesenformulierung zugespitzte und im Umfang kurz gefasste Arbeit zu diesem Konflikt ist kürzlich erschienen als Dirks, Die »Mandelslohsche Fehde« von 1380/81. 406 Ein solches Vorgehen ist aufgrund der von ihr ausgewerteten Materialien für die bayerischen Herzogtümer von Reinle, Bauernfehden, hier besonders S. 281–282 als nur schwer möglich angesehen worden. Dies ist allerdings der Quellengrundlage geschuldet. Die vorliegende Arbeit zieht daher auch Rechnungen (von Vögten beziehungsweise Burghauptleuten sowie der städtischen Kämmereien) hinzu, meist als bestätigenden Beleg für eine Tagfahrt. 407 Althoff, Macht.

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Einführung

Ebene stattfanden.408 Daneben stellt Kamp zwar heraus, die Schiedsgerichtsbarkeit habe »nicht allenthalben die Vermittlung in ihren Schatten« gestellt. Er macht dies allerdings an nur einem Beispiel fest und behandelt die Zeit des 13. und 14. Jahrhunderts.409 Hier kann die vorliegende Studie Kamps Überlegungen durch eine Ausweitung der Beispiele überprüfen und dabei auch ein Vorhandensein symbolischer Formen der Konfliktaustragung wie deren Beilegung hinterfragen. Die in dieser Arbeit zunächst zu untersuchenden Fallbeispiele sollen in einem zweiten Schritt miteinander verglichen werden. Diese komparative Analyse soll folgende Gesichtspunkte beinhalten: die Bedeutung von außergerichtlichen und gerichtlichen Beilegungsstrategien der Konfliktparteien, das Hinzuziehen von Vermittlern in den untersuchten Fehden, den ungefähren Zeitpunkt des Einsatzes von Tagfahrten in den herangezogenen Fällen, den Ort der Zusammentreffen, deren Teilnehmerkreis, das Vorgehen am Ort des Treffens und mögliche Sanktionierungsformen und -mechanismen.410 Eine Studie wie die vorliegende kann somit zu mehreren gegenwärtig in der Forschung behandelten Diskussionen beitragen: Sie kann, erstens, die Diskussion über das Fehdewesen um die Untersuchung des Phänomens der Tagfahrt bereichern, mit der hier größtenteils Neuland betreten wird. Zweitens kann die Arbeit das Bild einer Nutzung symbolischer Praktiken bei der Konfliktführung kritisch hinterfragen und überprüfen. Drittens kann danach gefragt werden, wie die Mechanismen politischer Kommunikation in den ausgewählten Gebieten während der Zeit zwischen 1380 und 1480 zutage traten. Damit verbunden ist, viertens, die Frage nach den Akteuren der städtischen Außenpolitik und der politischen Kommunikation. Und schließlich kann, fünftens, eine solche Untersuchung das in der Forschung vorhandene Bild einer Debatte um die Produktion und Nutzung städtischer sowie dynastisch-territorialer Historiographie sowie deren Rezeption zumindest mittels ihrer Ergebnisse nuancieren.

408 Kamp, Vermittler, S. 246–247. 409 Ebd., S. 252. 410 Zur Methode des historischen Vergleichs siehe Haupt, Heinz-Gerhard/ Kocka, Jürgen: Historischer Vergleich. Methoden, Aufgaben, Probleme. Eine Einleitung, in: Dies. (Hg.), Geschichte und Vergleich. Ansätze und Ergebnisse international vergleichender Geschichtsschreibung, Frankfurt am Main 1996, S. 9–45.

2.

Fallbeispiele

Für ein Verständnis der in den folgenden sechs Fallbeispielen untersuchten städtischen, adligen und geistlichen Akteure und der Gründe dafür, wie sie agierten, ist es unabdingbar, einen Abschnitt über die politische Geschichte das Landes zwischen Weser und Elbe im Spätmittelalter voranzustellen. In geographischer sowie politischer Hinsicht wird das Untersuchungsgebiet gebildet durch die drei Städte Bremen, Lüneburg und Hildesheim sowie die sie jeweils umgebenden Gebiete, die zu unterschiedlich verfassten Herrschaftsträgern gehörten. Hierunter fallen vor allem die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg als prominenteste Vertreter,411 sowie im Westen Bremens die Grafen von Oldenburg.412 Im Untersuchungszeitraum, dem Jahrhundert zwischen 1380 und 1480, waren die Städte Bremen, Lüneburg und Hildesheim sowohl von Gemeinsamkeiten als auch von Unterschieden geprägt. Dies beginnt bereits bei den Umständen der Stadtwerdung413 und setzt sich fort bei der durch die Forschung noch nicht abschließend geklärten Frage nach der Entwicklung der städtischen Selbstverwaltung durch Ratsgremien.414

411 Umfassend Horwege, Wilfried: Das landesherrliche Regiment der Welfen am Ende des Mittelalters, Diss. masch., Hamburg 1992; siehe auch Patze, Hans: Die welfischen Territorien im 14. Jahrhundert, in: Ders. (Hg.), Der deutsche Territorialstaat im 14. Jahrhundert, 2 Bände (Vorträge und Forschungen, 14), Sigmaringen 1971, hier 2, S. 7–99. 412 Zusammenfassend Steinwascher, Gerd: Die Oldenburger. Die Geschichte einer europäischen Dynastie (Kohlhammer-Urban-Taschenbücher, 703), Stuttgart 2011. 413 Für Bremen siehe Schwarzwälder, Herbert: Bremen als Hansestadt im Mittelalter, in: HGBll 112 (1994), S. 1–38. Für die Situation der Stadtwerdung Lüneburgs siehe zusammenfassend Droste, Schreiben über Lüneburg, S. 34–44; für Hildesheim siehe Gebauer, Johannes: Geschichte der Stadt Hildesheim, 2 Bände, Hildesheim/ Leipzig 1922–1924, hier 1, S. 50–80. 414 Scheper, Burchard: Frühe bürgerliche Institutionen norddeutscher Hansestädte. Beiträge zu einer vergleichenden Verfassungsgeschichte Lübecks, Bremens, Lüneburgs und Hamburgs im Mittelalter (Quellen und Darstellungen zur hansischen Geschichte. Neue Folge, 20), Köln 1975; zu Lüneburg siehe auch Uhde, Jörn-Wolfgang: Die Lüneburger Stadt-

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Fallbeispiele

Bremen fand seine Ersterwähnung bereits im 9. Jahrhundert mit der Vita Willehadi. Die Siedlung um den Dom bekam 888 das Marktrecht und die Selbstverwaltung begann im 12. Jahrhundert, nicht zuletzt abgesichert durch das Gelnhausener Privileg von 1186.415 Das Verhältnis zwischen Stadtgemeinde und den Erzbischöfen war wiederholt gespannt und führte in Bremen nach mehrfachen inneren Streitigkeiten im Lauf des 14. Jahrhunderts zu einer zunehmenden Emanzipation des Rats vom Erzbischof. Parallel dazu bildete sich ein quasi-reichsstädtisches Selbstverständnis heraus, ohne dass Bremen allerdings der Status einer Reichsstadt zuerkannt worden wäre.416 Trotz des lange Zeit anhaltenden Status einer Hansestadt nahm Bremen eher zurückhaltend an gesamthansischen Unternehmungen teil.417 Stattdessen konzentrierte sich der Rat auf die politische Konsolidierung im unmittelbaren Umfeld der Stadt entlang der Weser sowie im Süden in Richtung Verden. Dies sollte nicht zuletzt der Sicherung der Zugangsmöglichkeiten zum Binnenmarkt dienen, wie Thomas Hill herausgearbeitet hat.418 Gerade diese fast schon als Sonderrolle zu bezeichnende Stellung im Gefüge der Hansestädte macht Bremen hier zu einem mehr als interessanten Fallbeispiel. Darüber hinaus wurden die militärischen Aktivitäten Bremens gegen Adlige aus dem Umland der Stadt noch vergleichsweise wenig untersucht. Beides rechtfertigt eine im Folgenden vorzunehmende Untersuchung mehrerer Fehden, die sich gegen Bremen richteten. Die Stadt Lüneburg ging um 1200 aus drei älteren Siedlungskernen um die Saline, den Kalkberg mit der herzoglichen Burg sowie dem Michaeliskloster und dem Ort Modestorp hervor,419 bildete bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine

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schreiber von den Anfängen bis zum Jahr 1378, Hamburg 1977 und Droste, Schreiben über Lüneburg, S. 33–47, der die Diskussion der Forschung auf die Schriftlichkeit lenkt. Scheper, Institutionen. Dazu Dilcher, Gerhard: Zum historischen Hintergrund der Freien Hansestadt Bremen als Stadt, Kommune und res publica, in: Konrad Elmshäuser (Hg.), Der Stadtstaat – Bremen als Paradigma. Geschichte – Gegenwart – Perspektiven (Jahrbuch der Wittheit zu Bremen, 2005), Bremen 2005, S. 21–40 und Elmshäuser, Konrad: Geistliche Stadtherrschaft und autonome Kommune. Der lange Weg zur Bremer Freiheit, in: Ders. (Hg.), Der Stadtstaat – Bremen als Paradigma. Geschichte – Gegenwart – Perspektiven (Jahrbuch der Wittheit zu Bremen, 2005), Bremen 2005, S. 41–70; zum sogenannten Bannerlauf zuletzt Hergemöller, Bernd-Ulrich: Uplop – Seditio: Innerstädtische Unruhen des 14. und 15. Jahrhunderts im engeren Reichsgebiet. Schematisierte vergleichende Konfliktanalyse (Studien zur Geschichtsforschung des Mittelalters, 28), Hamburg 2012, S. 75. Zum zeitweiligen Ausschluss Bremens aus der Hanse siehe Weidinger, Ulrich: Aufnahme, Wiederaufnahme oder angeborene Mitgliedschaft? Bremens Weg in die Hanse, in: Bremisches Jahrbuch 88 (2009), S. 15–81. Hill, Thomas: Die Stadt und ihr Markt. Bremens Umlands- und Außenbeziehungen im Mittelalter (12.–15. Jahrhundert) (Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte, 172), Stuttgart 2004. Droste, Schreiben über Lüneburg, S. 34.

Fallbeispiele

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Selbstverwaltung unter einem Ratsgremium heraus420 und gehörte zu Beginn des 15. Jahrhunderts zu den wenigen Großstädten im Reich mit über 10.000 Einwohnern. Sie diente den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg bis zum Beginn des Erbfolgestreits 1371 und der Schleifung ihrer Burg auf dem Kalkberg als Residenz. Das Verhältnis Lüneburgs zu den Herzögen wandelte sich mit dem Erbfolgestreit und blieb angespannt.421 Wie Bremen war auch Lüneburg Mitglied der Hanse und mit einer großen politischen Ausstrahlung und Macht ausgestattet.422 Im Gegensatz zu den Bremer Ratssendeboten waren die außenpolitisch tätigen Ratsherren Lüneburgs allerdings weitaus häufiger auf hansischen Tagfahrten vertreten.423 Gab es bereits mit dem Erbfolgestreit und dem sich anschließenden sogenannten Satekrieg,424 in dem der Stadt und ihrem Rat eine bedeutende Rolle zugekommen war,425 und den Ereignissen von 1371 in Lüneburg innerstädtische Kämpfe, so kam es um die Mitte des 15. Jahrhunderts (1454–1456) erneut zu Unruhe innerhalb der Stadt, die sich im sogenannten Prälatenkrieg entlud und zur temporären Einsetzung eines neuen Rats führte.426 Eine Ursache für den Prälatenkrieg war die Anhäufung von Schulden und eine entsprechend hohe Belastung der städtischen Kassen, verursacht unter anderem durch die Anpfändung verschiedener Burgen und die damit einhergehende Einrichtung eines Landgebiets vor den Mauern der Stadt, das über den unmittelbaren Nahbereich bis zur Landwehr deutlich hinausreichte.427 Dieses Gebiet führte zu immer wieder aufflammenden Spannungen mit einigen Adelsfamilien, wie das unten herangezogene Beispiel der Streitigkeiten Lüneburgs mit den Burgmannen von Bleckede an der Elbe verdeutlichen wird.428 Ähnlich zur Situation Bremens, aber im Gegensatz zur Stadtwerdung Lüneburgs war Hildesheim ursprünglich ein suburbium vor der ummauerten bi420 Ebd., S. 43–44. 421 Ebd., S. 59–60. 422 Zu den – immer kritisch zu behandelnden – Einwohnerzahlen siehe Isenmann, Eberhard: Die deutsche Stadt im Spätmittelalter 1250–1500. Stadtgestalt, Recht, Stadtregiment, Kirche, Gesellschaft, Wirtschaft (UTB für Wissenschaft. Große Reihe), Stuttgart 1988, S. 31. 423 Poeck, Herren der Hanse. 424 Reinbold, Sate; Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 776–782. 425 Ebd., S. 759–763. 426 Droste, Schreiben über Lüneburg, S. 81–89; Gramsch, Robert: Städtische Gesellschaft und Kirche im sogenannten »Lüneburger Prälatenkrieg« (1446–62), in: Sigrid Schmitt/ Sabine Klapp (Hg.): Städtische Gesellschaft und Kirche im Spätmittelalter (Geschichtliche Landeskunde. Veröffentlichungen des Institus für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz, 62), Stuttgart 2008, S. 93–122. Siehe dazu auch den Artikel bei Hergemöller, Uplop, S. 175–176. Dieser innerstädtische Konflikt hat allerdings keine einheitliche Bezeichnung durch die Zeitgenossen erfahren. Ebd., S. 175. 427 Behr, Hans-Joachim: Die Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Lüneburg 1964 und Petersen, Lüneburg; vgl. unten 2.5. 428 Siehe unten 2.5.

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Fallbeispiele

schöflichen Kirche beziehungsweise Domburg (ab etwa 815). Nach und nach bildete sich aus dem suburbium eine größere Marktsiedlung (ungefähr im 10. Jahrhundert). Im 12. Jahrhundert entwickelte sich im Norden eine größere Altstadt (um 1125), in deren unmittelbarer Nähe zwei Siedlungen neu angelegt wurden, die sogenannte Dammstadt im Südwesten, angelegt durch holländische beziehungsweise flämische Neubürger (um 1196) und die durch den Dompropst angelegte Neustadt um die Lamberti-Kirche herum im Osten der Domburg (um 1215). In diesen drei Teilen strebte die aufkommende und sich entwickelnde bürgerliche Selbstverwaltung nach immer größerer Autonomie.429 Anders als in Bremen, wo sich die Erzbischöfe seit dem sogenannten Bannerlauf von 1366 oft nicht mehr für längere Zeit in der Stadt aufzuhalten pflegten, sondern auf das im Stiftsgebiet gelegene Vörde als Residenz auswichen, saß der Bischof von Hildesheim dauerhaft in der Stadt, die sich seit dem 13. Jahrhundert zunehmend zu emanzipieren suchte.430 Mit der Ersterwähnung einer städtischen Gemeinde im Jahr 1217 begann auch in Hildesheim der Ausbau der Selbstverwaltung,431 die zunächst aus drei einzelnen Räten der drei Teile Altstadt, Dammvorstadt und Neustadt bestand432 und sich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts weiter ausdifferenzieren sollte. Sie gliederte sich in verschiedene Gremien der einzelnen Stadtviertel, die zusammen einen gemeinsamen Rat bildeten und Bürgermeister stellten sowie die Korporation der Gilden und Zünfte. Dabei wurde die spätmittelalterliche Verfasstheit Hildesheims in jüngerer Zeit bisher kaum übergreifend untersucht, sodass hier noch immer die aus dem späten 19. Jahrhundert stammende Gesamtdarstellung des Bistums Hildesheim aus der Feder Adolf Bertrams sowie die revisionsbedürftige Geschichte der Stadt des Johannes Gebauer aus den Jahren 1922–1924 heranzuziehen sind.433 Diese Situation der Forschung zu Hildesheim im Spätmittelalter lässt auf weiterführende Ergebnisse bei der Untersuchung der sogenannten Bischofsfehde der Jahre 1471–1474 hoffen, zumal die maßgeblichen Quellen in der überwiegenden Mehrzahl bereits längere Zeit gedruckt vorliegen.434 Hildesheim selbst unterlag im Untersu429 Zu Hildesheim in knapper, eher zusammenfassender Form Borck, Heinz-Günther : Verfassung und Verwaltung, in: Ders. (Hg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, Hildesheim 1986, S. 7–17; Mainzer, Hubert: Außenpolitik, in: Heinz-Günther Borck (Hg.), Quellen zur Geschichte der Stadt Hildesheim im Mittelalter, Hildesheim 1986, S. 125–132; Müller, Peter : Bettelorden und Stadtgemeinde in Hildesheim im Mittelalter (Quellen und Studien zur Geschichte des Bistums Hildesheim, 2), Hannover 1994, S. 22–25. 430 Gebauer, Hildesheim, 1, S. 50–80. 431 Ebd., S. 48–49. 432 Borck, Verfassung und Verwaltung. 433 Bertram, Adolf: Geschichte des Bisthums Hildesheim, 3 Bände, Hildesheim 1899–1925; Gebauer, Hildesheim. 434 Siehe dazu unten 2.6.; die Mehrzahl der relevanten Quellen findet sich im Urkundenbuch der Stadt Hildesheim, ed. Richard Doebner, 9 Bände, Hildesheim 1881–1901.

Fallbeispiele

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chungszeitraum einer steten Neubesetzung des bischöflichen Stuhls, auf dem zwischen 1380 und 1480 nicht weniger als sechs Geistliche saßen.435 Kurzum, die Strukturen der städtischen Selbstverwaltung der drei herangezogenen Städte glichen sich in manchen Punkten; im Aufkommen einer Selbstverwaltung durch einen Rat seit etwa den Zwanzigerjahren des 13. Jahrhunderts, sowie in einem nicht zuletzt dadurch auch immer wieder auf die Probe gestellten Verhältnis zwischen den Ratsherren und den eigentlichen Stadt- bzw. Landesherren, die im Fall Lüneburgs weltlich, nicht geistlich waren. Was aber für eine Untersuchung der Rolle von Tagfahrten in Konflikten besonders wichtig ist, ist eine weitere Gemeinsamkeit der zu untersuchenden Städte. Die drei Städte Bremen, Lüneburg und Hildesheim hatten im gewählten Untersuchungszeitraum zwischen 1380 und 1480 immer wieder Probleme mit verschiedenen Adligen aus dem Umland. In diesen Streitigkeiten spielten die Landesherren unterschiedlich starke Rollen. Welche Rolle die Landesherren innerhalb der untersuchten Fehden spielten, wird eines der Ziele der Studie sein. Es sind die Positionen von Stadt, Adel und Landesherren, die es am Ende der Untersuchung zu schärfen gilt. Im Vordergrund steht dabei die Führung und, vor allem, die Beilegung von Fehden zwischen ihnen. Dabei wird gerade auch die Praktik, sich zu Verhandlungstreffen zusammenzufinden, in den Fokus der Analyse gerückt. Die Reihenfolge der Untersuchung der verschiedenen Fallbeispiele ist dabei mehr oder weniger chronologisch angelegt. Der Umstand, dass die nach außen gerichteten Konflikte der Stadt Bremen mit Adligen durch die Forschung bisher so gut wie nicht thematisiert worden sind, begründet, dass im Folgenden Bremen zuerst zu untersuchen sein wird. Vier Fallbeispiele werden sich mit der Rolle Bremens in den vom Rat geführten Fehden auseinandersetzen; dem folgen jeweils ein Fallbeispiel zu Lüneburg und zu Hildesheim, um die Anwendung von Tagfahrten zur versuchten Konfliktbeilegung auch über den Nahbereich Bremens hinaus zu verifizieren und Aussagen darüber treffen zu können, inwieweit es sich um eine potenziell spezifisch norddeutsche oder hansische Praktik gehandelt haben könnte.436

435 Gerhard, Johann III., Magnus, der Bistumsverwalter Bernhard II., Ernst sowie Henning. Bertram, Bisthum, Kapitelübersicht online verfügbar unter URL: http://www.bistum-hil desheim.de/bho/dcms/sites/bistum/bistum/generalvikariat/bistumsarchiv/bertram/index. html [letzte Abfrage am 19. 01. 2014]. 436 Ein Vergleich mit süddeutschen Fallbeispielen würde den Rahmen der Studie sprengen und wäre durch künftige Forschungen anzustellen.

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2.1

Fallbeispiele

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Ab dem späten 13. Jahrhundert lässt sich ein Anstieg von Konflikten zwischen Städten und Adligen ausmachen. Dabei traten hinsichtlich der Fehdeführung burg- und landsässiger Adliger verstärkt Städte, ihre Besitzungen im Umland sowie Kaufleute auf den Straßen zwischen den Städten als Ziele ins Blickfeld.437 Gleichzeitig verfolgten viele Städte ihrerseits eine offensive Expansionsstrategie und gerieten so in fehdeartige Streitigkeiten mit den Adligen im Umland.438 Eine dieser Städte im Untersuchungsraum der vorliegenden Arbeit stellt das quasi als Reichsstadt agierende Bremen dar.439 Die Situation von Stadt und Erzstift, dem sie nominell als Landstadt bis Mitte des 17. Jahrhunderts angehörte,440 war im Lauf des 14. Jahrhunderts durch verschiedene Einflüsse dramatisch geworden. Dazu gehörten innere und äußere Gefährdungslagen gleichermaßen. Die innere Situation war unter anderem durch die Wirren des sogenannten Bannerlaufes von 1365/66441 unruhig. Die äußere Gefährdung war eine doppelte: Zum einen war die Lage durch den im angrenzenden Herzogtum Lüneburg vorherrschenden sogenannten Lüneburger Erbfolgekrieg angespannt,442 zum anderen sahen sich der Rat der Stadt und der Erzbischof immer wieder durch Fehden mit verschiedenen Rittern sowohl aus der Ministerialität des Erzstifts als auch aus benachbarten Landesherrschaften bedroht. Für das 14. Jahrhundert kann eine Zunahme dieser Auseinanderset-

437 Hier soll nur kurz auf die Diskussion um die Klischeevorstellungen vom sogenannten Raubrittertum verwiesen werden. Vgl. dazu vor allem Rösener, Werner : Zur Problematik des spätmittelalterlichen Raubrittertums, in: Helmut Maurer/ Hans Patze (Hg.), Festschrift für Berent Schwineköper. Zu seinem siebzigsten Geburtstag, Sigmaringen 1982, S. 469–488; Andermann (Hg.), Raubritter und Andermann, Ritterliche Gewalt; Widmer, Fehdewesen und Raubrittertum; zuletzt Hechberger, Adel, S. 495–511. 438 Siehe Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, 1, S. 83; Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 238; zum Konfliktraum der Weserregion vgl. auch Biermann, Weserraum. 439 Den Status einer Reichsstadt erlangte Bremen reichsrechtlich aber erst in der Frühen Neuzeit. Für einen Überblick siehe Hägermann, Dieter: Bremens Weg zur Freien Reichsstadt, in: Bremisches Jahrbuch 76 (1997), S. 17–35; Dilcher, Zum historischen Hintergrund und Elmshäuser, Geistliche Stadtherrschaft und autonome Kommune, hier besonders S. 41, S. 55 und S. 66. Zur Umlandpolitik Bremens im Mittelalter vgl. auch Wilmanns, Landgebietspolitik und für das späte Mittelalter Hill, Die Stadt und ihr Markt. 440 Erst 1646 erreichte Bremen die Reichsunmittelbarkeit, Privilegien und Status einer freien Stadt waren aber schon seit dem Gelnhausener Privileg 1186 vorhanden; vgl. Hägermann, Reichsstadt; zum umstrittenen sogenannten Gelnhausener Privileg Kaiser Friedrichs I. siehe Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 235. 441 Exemplarisch dazu Schwarzwälder, Herbert: »Bannerlauf« und »Verrat« in Bremen 1365–1366, in: Bremisches Jahrbuch 53 (1975), S. 43–90. 442 Dazu zusammenfassend Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 755–782.

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zungen festgestellt werden.443 Hier kam es insbesondere durch die rigorose Pfandpolitik der Erzbischöfe und die versuchte Einbindung in die welfischen Hauspolitiken zu Streitigkeiten.444 Ein Beispiel für einen solchen Konflikt, den Stadt und Erzstift Bremen zu führen hatten, ist die sogenannte Mandelslohsche Fehde von 1380/81, die in der älteren Forschung, Johann Renners Chronik folgend, auch »Junkerkrieg« genannt wurde.445 Durch sie wurde darüber hinaus der Landfrieden im Erzstift, den Erzbischof Albert II.446 im Jahr 1363 mit den Grafen von Hoya und Bruchhausen und der Stadt Bremen geschlossen und später erneuert hatte, gebrochen.447 Zu Beginn der vorliegenden Studie kurz erwähnt und an anderer Stelle sehr gestrafft untersucht,448 soll die Fehde der drei niederadligen Brüder Dietrich,449 443 Vgl. die Registereinträge zum Lemma ›Fehde‹ bei Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, 5. 444 Erzbischof Albert II. von Bremen war Angehöriger dieser Adelsfamilie, siehe Anmerkung 446. 445 Johann Renner : Chronica der Stadt Bremen. Transkription von Lieselotte Klink, Bremen 1995, a. 1381, fol.291r : Wo de van Bremen mit etlicken junckeren gekrieget hebben. (Transkription Klink, S. 317). Zum »Junkerkrieg« siehe beispielsweise Wagenfeld, Friedrich: Die Kriegsfahrten der Bremer zu Lande und zu Wasser zur Begründung und Beschirmung ihrer Unabhängigkeit, Bremen 1846, S. 104; ähnlich auch Korte, Horst: Geschichte der Stadt Achim und ihrer Ortsteile, Teil 1: Von der Vorzeit bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges (Monographien zur Geschichte der Stadt Achim), Bremen 1995, S. 56–57. Hucker zieht die Vorgänge um die unten auch behandelten Auseinandersetzungen um den Wasserweg zwischen Hannover und Bremen mit der Fehde von 1380/81 zusammen, siehe Hucker, Bernd-Ulrich: Drakenburg. Weserburg und Stiftsflecken. Residenz der Grafen von Wölpe (Geschichte des Fleckens Drakenburg, 2), Drakenburg 2000, S. 135. 446 Zu Erzbischof Albert II. Prüser, Friedrich: Art. Albert II., in: NDB 1, 1953, S. 126–127 und Schulze, Hans-Joachim: Art. Albert, Herzog von Braunschweig-Lüneburg (um 1330–1395). 1360–1395 Erzbischof von Bremen, in: Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biographisches Lexikon, Berlin 2001, S. 98–99. 447 BUB 3, Nr. 206. Dieser Landfrieden bestimmte im Übrigen, dass Ministerialen, die außerhalb des Stiftsgebietes eine nicht abgesagte Fehde führten, durch die teilnehmenden Herrschaftsträger des Landfriedensbündnisses verfestet werden sollten: Vortmer, were dat jhenich van uns edder van unsen unnerdan were, de dessen vorsprokenen vrede to holdene hebbet ghelovet unde svoren, buten den jheghenden unses landes unde herschap unde den enden des vredes wurde ghewundet, vanghen, rovet unde ghebrant edder anders jhenieh unrecht lede, also dat de, de ene wunneden, venghen, roveden edder branden, ofte anders vorunrechteden, nicht en weren sine openbaren vyande, de se wundeden, roveden, venghen, branden edder vorunrechteden, unde wolden ok vor den vogheden des lantvredes rieyn recht don unde nemen, de schal ok liker wys vorvestet wesen, unde wedder den schole wy vortvaren meinliken, wo de lantvoghede des to rade werdet. 448 Dirks, Die »Mandelslohsche Fehde« von 1380/81. 449 Zu Dietrich von Mandelsloh siehe Mandelsloh, Werner Freiherr von: Dietrich von Mandelsloh und seine Brüder Heineke und Statius in den Wirren des Lüneburger Erbfolgestreites und der »Sate«. Ein Gedenkblatt zur 500sten Wiederkehr ihrer bezüglichen Todesjahre 1396, 1397 und 1402, Berlin 1898, S. 85–91 zur Stellung als Sateobmann; Reinbold, Sate, S. 147 mit dortiger Anmerkung 1; zu dessen Tod durch die Hand Herzog

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Heineke450 und Statius451 von Mandelsloh452 gegen das Erzstift und den Rat der Stadt Bremen, die in der zweiten Jahreshälfte 1380 begann und sich bis in den Mai des Jahres 1381 hinzog, nun eingehender analysiert werden.453 Dabei soll auch danach gefragt werden, ob es im Verlauf der Fehde zu Handlungen kam, die der symbolischen Kommunikation zuzurechnen sind.454 Insbesondere soll analysiert werden, wie, wann und von wem Tagfahrten zur Schlichtung des Streits eingesetzt wurden. Dabei steht neben dem Kontext der Ereignisse und den Akteuren auch die Führung der Fehde und deren Wahrnehmung durch die Quellenautoren im Fokus der Untersuchung.

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Heinrichs ebd., S. 186. Sein Bruder Statius führte wegen des Mordes an Dietrich und wegen Friedensbruchs Klage gegen Herzog Heinrich vor einem Schiedsgericht in Lüneburg: UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1419, S. 364; siehe außerdem Nr. 1420. Zur Person siehe kurz Trüper, Ritter und Knappen, S. 342; nach UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1391 und Nr. 1392 (auch abgedruckt bei UB Herzöge 8, Nr. 114) stand er seit dem Jahr 1396 im Solddienst der Stadt Lüneburg. Der überlieferte Dienstvertrag, der auch Gebhard Schulte und Johann Korlehake, eigentlich aus der Ministerialität des Bremer Erzbischofs kommend und der Stadt Bremen eng verbunden, einschließt, nennt den Zweck: to unsem krighe, den we hebbet mit hertoge Bernhard und hertoge Hinrik und eren hulperen (Nr. 1391). Statius von Mandelsloh befand sich neben mehreren anderen Adligen im Status eines Reitenden Dieners der Stadt Lüneburg und war damit unter anderem für Geleit zuständig. Siehe UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1391 und Nr. 1392 (vgl. UB Herzöge 8, Nr. 114). Aus Nr. 1391 geht hervor, dass er sowohl im Solddienst des Rats der Stadt Lüneburg stand, als auch die Position des Hauptmanns der Reiterei beziehungsweise als Anführer der Reitenden Diener innehatte: und we hebbet Staciese vorbenomed entfangen to enem hovetmanne also, dat he unse rident vorstan scal. 1396 erschlug Statius einen herzoglichen Diener namens Wensin: UB Herzöge 8, Nr. 145. Laut UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1420 trug sein Sohn ebenfalls den Namen Statius. Zum hier behandelten Statius, Bruder des Dietrich und Heineke, siehe auch Reinecke, Wilhelm: Geschichte der Stadt Lüneburg, 2 Bände Lüneburg 1933, hier 2, S. 127–128; Trüper, Ritter und Knappen, S. 364–365 und Petersen, Lüneburg, S. 75, dem ich an dieser Stelle für die Überlassung der zu diesem Zeitpunkt (Ende 2012) noch unveröffentlichten Dissertation herzlich danken möchte. Zur Familie und deren Entwicklung siehe auch Rieckenberg, Hans Jürgen: Art. Mandelsloh, in: NDB 16, 1990, S. 10–12. Bislang wurde die Fehde nur in der älteren Forschung thematisiert. Siehe Mandelsloh, Gedenkblatt und Ders.: Aus der Regierungszeit des Herzogs Albrecht von Sachsen und Lüneburg. 1371–1385, in: Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen 74 (1909), S. 173–262 und 353–397; aus jüngerer Zeit finden sich vereinzelte Hinweise in den Geschichtsbüchern einzelner Orte, beispielsweise Drakenburg und Achim: Hucker, Drakenburg, S. 135–138; bei Korte, Achim, S. 56–57 als »Junkerfehde« bezeichnet. Siehe auch Lehrmann, Joachim: Raub, Mord und Brand. »Raubritter« zwischen Heide, Harz und Weser. Streifzüge ins ausgehende Mittelalter – nach den Quellen dargestellt, Hannover 2007, S. 232–241; siehe auch Dirks, Die »Mandelslohsche Fehde« von 1380/81. Vgl. hierzu auch Rüther, Macht, S. 113.

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2.1.1 Die Konfliktlage und ihr Kontext Die folgenden Ereignisse spielten sich in einer Zeit ab, in der sich der Nordwesten des Reichs, das heißt der Norden des heutigen Niedersachsens, großer Instabilität gegenüber sah. Hatte die Stadt Bremen die große endemische Welle der Pest455 und die Unruhen des sogenannten Bannerlaufs ungefähr 15 Jahre später überstanden, folgten im ausgehenden 14. Jahrhundert weitere einschneidende großräumige Auseinandersetzungen: Seit 1369/70 schwelte der Lüneburger Erbfolgestreit, in dem Welfen und Askanier um die Vorherrschaft kämpften.456 Das Bremer Erzstift sah sich größten finanziellen Schwierigkeiten gegenüber, die vom ausschweifenden Lebenswandel des Erzbischofs Albert II. herrührten.457 Innerhalb des Lüneburger Erbfolgestreits kam es auch zu manchem politisch motivierten Versprechen, um eine Stadt auf die Seite einer der streitenden Parteien zu ziehen. So versprach ein Herzog von Braunschweig-Lüneburg der Stadt Hannover die Anlage eines durchgängigen Wasserweges zwischen Hannover und der Weser.458 Dieses Unternehmen als Fernziel einer quasi-landesherrlichen Politik459 bildet einen Teil der Vorgeschichte der sogenannten Mandelslohschen Fehde und beschäftigte schon die ältere Forschung.460 Daher soll an 455 Vgl. dazu die Monographie von Schwarz, Klaus: Die Pest in Bremen. Epidemien und freier Handel in einer deutschen Hafenstadt 1350–1713 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, 60), Bremen 1996. Siehe auch Trüper, Ritter und Knappen, S. 639–649 zur demographischen Entwicklung der Bremischen Ministerialität. 456 Siehe dazu neben Reinbold, Sate, S. 7–12 mit der dort angegebenen älteren Literatur zusammenfassend Patze, Territorien, besonders S. 59–82; Pischke, Gudrun: Art. Lüneburger Erbfolgekrieg, in: LexMA, 6, 1993, Sp. 12–13; Biermann, Weserraum, S. 323; Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 755–782 und Dormeier, Heinrich: Landesverwaltung während des Lüneburger Erbfolgekriegs. Die Vogteirechnung des Segeband Vos in Winsen an der Luhe (1381/82), in: NdsJb 83 (2011), S. 117–178; zu den von Mandelsloh im Erbfolgekrieg auch Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 1–84. 457 Trüper, Ritter und Knappen, S. 724 und Elmshäuser, Konrad: Der werdende Territorialstaat der Erzbischöfe von Bremen (1236–1511), in: Hans-Eckhard Dannenberg/ HeinzJoachim Schulze (Hg.), Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, 3 Bände (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, 7–9), Stade 1995–2008, 2, S. 159–195, hier S. 181–183. Albert II. war ein Vetter der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und hatte Anteil am Erbfolgekrieg, siehe dazu Mandelsloh, Regierungszeit. 458 Dazu schon ebd.; vgl. auch Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 159–161; auch Patze, Territorien, S. 78. 459 Hier schon von dezidiert landesherrlicher Politik für ein Territorium zu sprechen, erscheint nicht angebracht. Die Bildung von Territorien kann erst für das 16. Jahrhundert als nahezu abgeschlossen gelten. Vgl. dazu ebd.; Biermann, Weserraum und Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert. 460 Mandelsloh, Regierungszeit, S. 175–176 (siehe auch Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 7, 16,

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dieser Stelle zunächst die Fehde selbst im Rahmen eines Forschungsüberblicks erfasst werden, um den Streit kontextualisieren zu können. Im nächsten Schritt sollen, nach einem Blick auf die heranzuziehenden Quellen, die Ursachen und Akteure der Mandelslohschen Fehde untersucht werden. Abschließend wird dann das Bild der Fehde in der zeitgenössischen Historiographie analysiert. Anfang Herbst des Jahres 1380 versammelten sich mehr als hundert glavien461 bei und auf der Drakenburg462 in der Nähe von Nienburg an der Weser. Doch ist schon die genaue Datierung der Vorplanungen und somit auch des Beginns der Fehde umstritten: Während die Chronik von Rinesberch und Schene die Anfänge der Auseinandersetzungen mit den anscheinend notwendigen Vorplanungen auf der Drakenburg auf den 1. Oktober 1381 legt,463 datiert Werner Freiherr von Mandelsloh in seinem Gedenkblatt über die mit ihm verwandten fehdeführenden Brüder den Anfang des Konflikts auf den 2. November des Jahres 1380. Er konstatiert, dass es schon im August oder September 1380 Feindseligkeiten gegeben haben dürfte.464 Angeführt wurden die Rittertrupps

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22 und 83) sieht in der durchzuführenden Anlage eines durchgängig schiffbaren Wasserweges zwischen Hannover und Bremen beziehungsweise der Nordsee eine Intrigenpolitik Herzog Albrechts von Sachsen-Wittenberg am Werk. Es ist an dieser Stelle zu betonen, dass auch die Stadt Bremen in diesem Unternehmen eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat und man aus heutiger Sicht sehr vorsichtig mit einer dahingehenden Wertung als Intrige sein sollte. Vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 159–161 und S. 276–277, wo eben dies als Teil der regulären städtischen Politik zu »Schutz und Förderung des Weserverkehrs« dargestellt wird. Eine Intrige bietet sich hier nur aus der biographischen Sichtweise Mandelslohs und dessen Anlage des Gedenkblatts an. Rinesberch-Schene, c. 510. Gemeint sind Gleven bzw. Glefen – die Schreibweise variiert. Vgl. Gamber, Ortwin: Art. Glefe, in: LexMa, 4, 1989, Sp. 1494. Zu dieser Organisationseinheit ritterlicher Formationen auch Schulze, Werner : Die Gleve. Der Ritter und sein Gefolge im späteren Mittelalter (Münchener historische Abhandlungen, 13), München 1940. Den Hinweis hierauf verdanke ich Arend Mindermann. Zur Lage Drakenburgs im Grenzraum zwischen dem Besitz der Grafen von Hoya und dem der Welfen siehe Biermann, Weserraum, S. 585, S. 632–633 und Hucker, Drakenburg. Rinesberch-Schene, c. 510: In deme jare des heren 1381 des mandages, so men alle kristen sele begeit. Siehe zur Datierung die dortigen Anmerkungen 412 und 413. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 59 unter zuvor unkritisch wiedergegebener Verwendung des Chronikabschnittes auf S. 57. Er folgt dabei Lappenberg, Johann Martin: Geschichtsquellen des Erzstiftes und der Stadt Bremen, Bremen 1841, S. 124, der die RinesberchSchene-Chronik in Auszügen wiedergibt, die einzige Wiedergabe des Textes bis zur kritischen Edition von Meinert in den 1960er Jahren, vgl. dazu Meinert, Hermann: Einleitung, in: Die Bremer Chronik von Rinesberch, Schene und Hemeling, bearb. v. Hermann Meinert, hg. v. d. Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 37), Bremen 1968, S. VII–XL, hier S. VII. Vgl. außerdem Mandelsloh, Regierungszeit, S. 240; siehe auch Allmers, Curt: Geschichte der bremischen Herrschaft Bederkesa (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, 10), Bremen 1933, S. 9 und Wilmanns, Landgebietspolitik, S. 135. Eine ganz andere Datierung gibt Duntze, Johann Hermann: Geschichte der freien Stadt Bremen, 2, Bremen 1846, S. 238. Bei ihm beginnt die Fehde erst 1382.

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durch die in der Bremer Chronik von Rinesberch und Schene als hovetlude465 – also als Hauptleute – bezeichneten Personen aus niederem Adelsstand: die drei Brüder Dietrich, Heineke466 und Statius von Mandelsloh. Ihre Familie hatte ursprünglich der Ministerialität des Hochstifts Minden angehört467 und stand zunächst auf der Seite der askanischen Braunschweiger Herzöge. Mit dem Lüneburger Erbfolgekrieg fand dann ein Parteiwechsel zu den Welfen statt,468 weswegen über Dietrich von Mandelsloh die Reichsacht verhängt worden sein soll.469 Aus der chronikalischen Überlieferung allein ist zunächst nicht ersichtlich, welche Verbindung die Brüder von Mandelsloh zum Ort der Versammlung ihrer Helfer und Trupps von Bewaffneten hatten. Bernd Ulrich Hucker hat in seiner verdienstvollen Betrachtung der Burgmannsfamilien der Drakenburg nachgewiesen, dass neben anderen Familien auch die von Mandelsloh als Burgmannen anzusehen seien. Wie auch die Burgen von Bederkesa und die Horneburg470 wurde die Drakenburg demnach über das gesamte Mittelalter von mehreren Familien genutzt.471 Die von Mandelsloh sind, folgt man Hucker, zwar schon seit dem Jahr 1279 auf der Drakenburg bezeugt, daraus aber bereits für die

465 Rinesberch-Schene, c. 510. Diese Bezeichnung ist vor allem für Statius als jüngstem der drei Brüder von Mandelsloh zutreffend, war er doch Stadthauptmann Lüneburgs und Anführer der dortigen Reiterei: UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1391 und Nr. 1392 (vgl. UB Herzöge 8, Nr. 114). 466 Biographisches zu Heineke von Mandelsloh findet sich u. a. bei Trüper, Ritter und Knappen, S. 342. 467 Mahrenholtz, Hans et al. (Bearbeiter): Der Herrenstand. Dynastenkatalog. Eine Zusammenstellung der Edelherrengeschlechter im Bereich des heutigen Niedersachsens und der angrenzenden Gebiete, Hannover-Kirchrode 1957. Siehe auch Trüper, Ritter und Knappen, S. 360; Biermann, Weserraum, S. 225 mit Anm. 512. Aus dieser Verbindung resultierte Lehnsbesitz entlang der Leine, siehe dazu Mandelsloh, Regierungszeit, S. 179. 468 Reinbold, Sate, S. 147. 469 Nach Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 44–45 wurde zunächst bereits 1371 die Acht über die von Mandelsloh verhängt, es kam aber erst 1385 zu einer versuchten Vollstreckung bei Ricklingen, etwa parallel zum Schiedsverfahren, in das Graf Otto von Hoya als Schiedsobmann involviert war, vgl. Sudendorf, Einleitung zu UB Herzöge 5, S. LXXXVIII mit dem Hinweis auf die Vorgänge von 1385; zu den Vorgängen 1385 siehe unten und UB Herzöge 6, Nr. 118. Es handelt sich bei dem von Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 44–45 angeführten Nachweis um einen nachträglichen. Die Vorgänge um die Ächtung gehen nur aus der Quelle von 1385 hervor. Zur Reichsacht und deren Auswirkungen allgemein siehe Battenberg, Friedrich: Reichsacht und Anleite im Spätmittelalter. Ein Beitrag zur Geschichte der höchsten königlichen Gerichtsbarkeit im Alten Reich, besonders im 14. und 15. Jahrhundert (Quellen und Forschungen zur höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich, 18), Köln 1986. Dietrich von Mandelsloh findet sich allerdings nicht in dem von Battenberg, Reichsacht und Anleite, S. 541–629 zusammengestellten Prozessverzeichnis über die am königlichen Hofgericht durchgeführten Prozesse. 470 Zur Horneburg siehe unten 2.2. bei der Behandlung der Horneburger Fehde 1425–1443. 471 Zu den Burgmannsfamilien auf der Drakenburg siehe Hucker, Drakenburg, S. 198–218.

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Zeit Ende des 13. Jahrhunderts auf einen Burgmannssitz zu schließen, ist zumindest diskussionswürdig.472 Mit den ihnen zur Verfügung stehenden Bewaffneten zogen die von Mandelsloh von der Drakenburg aus weiter nach Norden. Sie durchquerten mittels einer Furt die Aller und besetzten sowie plünderten schließlich die Burg von Langwedel473 und die umliegenden Ortschaften. Schon kurz nach dem Angriff auf Thedinghausen, das zum Besitz des Bremer Erzstifts gehörte,474 drang die Nachricht über den Zwischenfall nach Bremen und der Rat rüstete zu einem Gegenschlag. Dieser entwickelte sich in der Folge zu einer Serie von mehreren massiven Schlägen gegen die Partei der drei Brüder von Mandelsloh, zu denen zusätzlich der askanische Herzog Albrecht beitrug.475 Die Fehde endete zunächst mit einer Verpflichtungserklärung seitens der von Mandelsloh gegenüber den Bürgern Hannovers im März 1381.476

2.1.2 Die Quellenlage Berichtet werden die Vorgänge, die sich zwischen dem Herbst des Jahres 1380 und den ersten Tagen des Mai 1381 südöstlich von Bremen zugetragen haben, relativ ausführlich in der sogenannten Rinesberch-Schene-Chronik aus dem 15. Jahrhundert.477 Diese Chronik über die Ereignisse in Stadt und Erzstift 472 Hucker, Drakenburg, S. 199 mit Verweis auf das Calenberger Urkundenbuch, 3, Archiv des Stifts Loccum, Nr. 371, Regest: »Burchard Graf von Wölpe resignirt [sic!] dem Bischof Volquin zu Minden eine von den Gebrüdern Ludolf und Lippold von Mandelsloh ihm resignierte Curie zu Sutsullehe. Drakenburg 1279«. Diese Urkunde sagt nichts zum Status der Mandelsloh in beziehungsweise auf Drakenburg aus. Drakenburg ist hier Ausstellungsort durch den Grafen Burchard von Wölpe. Die Brüder Ludolf und Lippold von Mandelsloh werden, wohl als Anwesende bei diesem Rechtsvorgang, erwähnt. Es wird aber nichts darüber gesagt, ob sie als Burgmannen in Drakenburg eingesetzt waren oder nicht. Es kann hier aus einer bloßen Erwähnung am Ort kein Burgmannssitz konstruiert werden. Plausibler ist der Erwerb von Rechten am Ort bzw. an der Burg über eine Heiratsverbindung. 473 Zu Langwedel siehe beispielsweise Bohmbach, Jürgen: Die Burg Langwedel und ihre Bedeutung im Erzstift Bremen, in: Stader Jahrbuch, Neue Folge 69 (1979), S. 39–45. 474 Die Burg in Thedinghausen wurde vermutlich vor 1290 errichtet. Vgl. dazu und zur Entwicklung am Ort Ompteda, Friedrich von: Schloß Thedinghausen und sein Gebiet, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 31 (1865), S. 151–356, hier vor allem S. 152–153. Schon von Beginn an wurde Thedinghausen der Familie Klencke überlassen. Ebd. und Hoyer Urkundenbuch 2 (Archiv des Stiftes Bassum), Nr. 107 und 5 (Archiv des Klosters Heiligenrode), Nr. 48. 475 Albrecht griff sowohl gegen Bremen als auch gegen die von Mandelsloh durch. Siehe Patze, Territorien, S. 79. Dies diente wahrscheinlich der Versicherung gegenüber dem Rat der Stadt Hannover, den Albrecht im Erbfolgestreit unbedingt als Rückhalt benötigte. 476 UB Herzöge 5, Nr. 196. 477 Rinesberch-Schene; zur Entstehungsgeschichte der Edition siehe auch Meinert, Her-

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Bremen stellt auch die Hauptquelle zur Mandelslohschen Fehde dar. Eine zweite chronikalische Quelle, die Informationen zur hier untersuchten Fehde bietet, ist die aus dem 16. Jahrhundert stammende Chronik der Stadt Bremen des Johann Renner.478 Beide Chroniken sind in Mittelniederdeutsch verfasst. Kurze Erwähnung findet die Fehde zudem in der Erzbischofschronik des Heinrich Wolter.479 Daneben finden sich noch mehrere Urkunden, ausgestellt durch den Erzbischof von Bremen, den Rat der Stadt Bremen und die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, die für eine Untersuchung der Mandelslohschen Fehde heranzuziehen sind. Die Anfang des 15. Jahrhunderts entstandene Rinesberch-Schene Chronik, fortgeführt durch Johann Hemeling den Jüngeren beziehungsweise dessen Schreiber bis zum Jahr 1430, stellt die Hauptquelle für die Vorgänge im Raum südostwärts der Stadt Bremen gegen Ende des Jahres 1380 dar. Verfasst von Bremer Klerikern in Kooperation mit dem Rat der Stadt oder zumindest unter dessen Beeinflussung480 in mittelniederdeutscher Sprache, berichtet sie etwas mann: Die Bremer Chronik von Rynesberch, Schene und Hemeling. Zu ihrer Neuherausgabe in der Reihe der Deutschen Städtechroniken, in: Bremisches Jahrbuch 48 (1962), S. 132–138. Die Schreibweise des ersten Chronikautors variiert; in vorliegender Arbeit wird, wie in der Chronik selbst und in der überwiegenden Mehrheit der Forschungsliteratur, Rinesberch verwendet. 478 Johann Renner : Chronica der Stadt Bremen. 479 Henrici Wolteri Canonici S. Anscharii Bremensis: Archiepiscopatus Bremensis Chronicon, ed. Heinrich Meibom, in: Heinrich Meibom (Hg.), Rerum Germanicarum, Tom. 2. Scriptores Germanicos, Helmstedt 1688, S. 19–82 [online zugänglich in der Digitalen Bibliothek Wolfenbüttel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel unter URL: http://diglib. hab.de/wdb.php?pointer=18& dir=drucke%2Falv-ca-1a-2f-1s; letzte Abfrage am 10. 10. 2011]. 480 Rinesberch und Schene stammten aus Ratsfamilien, siehe Meinert, Einleitung, S. XX–XXI. Vornehmlich Johann Hemeling der Jüngere tat sich als Ratsmitglied bei der tendenziösen Überarbeitung der Chronik hervor. Siehe dazu Meinert, Einleitung, S. XXVIII–XXXV; zur Person Hemelings ebd., S. XXX–XXXI; auch Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 40 mit Anm. 151; zur Entstehungsgeschichte der Chronik siehe auch Koppmann, Karl: Zu der Chronik von Rynesberch und Schene, in: Bremisches Jahrbuch 6 (1871), S. 256–265; Bippen, Wilhelm von: Die Verfasser der ältesten bremischen Stadtchronik, in: Bremisches Jahrbuch 12 (1883), S. 108–131; Bippen, Wilhelm von: Das Verhältnis der RinesberchScheneschen Chronik zu den Fälschungen der Privilegien der Könige Wilhelm und Wenzel, in: Bremisches Jahrbuch 13 (1886), S. 23–37; Lindner, Theodor : Die Privilegien der Könige Wilhelm und Wenzel für die Stadt Bremen und die Zeit ihrer Fälschung, in: Bremisches Jahrbuch 13 (1886), S. 1–22; Stein, Walther : Die bremische Chronik von Rynesberch und Schene, in: HGBll 12 (1906), S. 139–212; Schwarzwälder, Herbert: Die Chronik von Rinesberch und Schene. Verfasser, Bearbeiter, Überlieferung, in: Bremisches Jahrbuch 52 (1972), S. 21–37; Schwarzwälder, Herbert: Gerd Rinesberch und Herbort Schene. Geistliche, Geschichtsschreiber und bremische Patrioten, in: Ders. (Hg.), Berühmte Bremer, München 1972, S. 27–31; Plessow, Oliver: Mechanisms of Authentication in Late Medieval North German Chronicles, in: Petra Schulte et al. (Hg.), Strategies of Writing. Studies on Text and Trust in the Middle Ages (Utrecht studies in medieval literacy, 13), Turnhout 2008, S. 135–163 und Hofmeister, Hanse in der Chronistik.

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verworren von den Verhältnissen und den Vorgängen um die Brüder von Mandelsloh und deren Fehde. Die Chronik des Johann Renner wurde Mitte des 16. Jahrhunderts verfasst und scheint sich an der Chronik von RinesberchSchene zu orientieren.481 Zeitnäher an den Geschehnissen sind die Urkunden. Sie sind zumeist von den Beteiligten selbst oder ihren Schreibern/Kanzleien ausgestellt worden. Bei den Urkunden, die jene Vorgänge, die 1380/81 südlich von Bremen stattfanden, betreffen, handelt es sich um sechs Urkunden aus der Kanzlei des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von Hans Sudendorf ediert und herausgegeben worden sind. Die erste relevante Urkunde betrifft die Verpfändung des Stifts Bremen durch Erzbischof Albert von Bremen an die Herzöge Wilhelm und Magnus von Braunschweig und Lüneburg vom 4. Oktober 1368. Dieses Rechtsgeschäft betraf auch die später, im Jahr 1380, von den Rittertrupps unter den Brüdern von Mandelsloh angegriffene Burg Langwedel.482 Die zweite zu erwähnende Urkunde stellt Herzog Albrecht als schlichtenden Schiedsrichter einer Fehde Ottos von Braunschweig und Hermans von Hessen von 1375 dar.483 Der dritte wichtige Text betrifft die Verpfändungsgeschäfte der Herzöge von Sachsen und Lüneburg bzw. Braunschweig und Lüneburg.484 Bei der vierten hinzugezogenen Urkunde handelt es sich um einen offenen Brief der Anklage gegen alle drei Brüder von Mandelsloh, angesetzte Tagfahrten nicht besucht zu haben. Daher solle man sie hängen, wenn man sie ergreifen könne. Urheber dieses Briefes sind mehrere Ministerialen: Lippold von der Helle, Johann von Otterstede und ein Vogt Lippold; ein Ausstellungsort ist nicht genannt.485 Bei dem erstgenannten Aussteller des offenen Briefes handelt es sich offenbar um den Gografen des Hollerlandes, also einen Ministerialen Bremens.486 Dieser Brief sollte wohl an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg als

481 Es handelt sich dabei um die fol.291r–294r der Handschrift; die im Folgenden zitierten Stellen folgen dem Text der Transkription von Klink. 482 UB Herzöge 3, Nr. 386; zur Verpfändung der Burg Langwedel siehe UB Herzöge 3, Nr. 388 (ebenfalls gedruckt als BUB 3, Nr. 348). 483 UB Herzöge 5, Nr. 50. 484 UB Herzöge 6, Nr. 97. 485 UB Herzöge 6, Nr. 98. 486 In BUB 3, Nr. 319 (1367) wird ein Hinricus de Helle als Geschworener des Kirchspiels St. Ansgarii genannt; elf Jahre später, 1378, tritt er erneut als Zeuge aus der Reihe der Geschworenen bei der Bestätigung eines Zehntverkaufs im ursprünglich erzbischöflichen Gutsdorf Brinkum, südlich von Bremen, auf: BUB 3, Nr. 540: Hinrich van der Helle. Vgl. dazu auch BUB 3, Nr. 547 aus dem Jahr 1379, woraus hervorgeht, dass die Familie eigentlich Monik hieß und van der Helle ein Beiname gewesen zu sein scheint. Otterstede beziehungsweise Otterstedt ist ein Flurname bei Ottersberg, nordostwärts von Bremen.

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Empfänger adressiert sein, sonst wäre dieses Stück nicht durch Sudendorf ediert worden und begänne nicht mit Vorsten Heren.487 Die fünfte Urkunde stellt das Ergebnis der Fehde zwischen den Brüdern von Mandelsloh und dem Rat und Erzstift zu Bremen dar, nachdem sich Herzog Albrecht eingeschaltet hatte. In dieser Sühne- beziehungsweise Urfehde-Urkunde geloben die Brüder, keine Unternehmungen gegen Bürger aus Hannover oder Leute und Waren, die sich zwischen Hannover und Bremen auf dem Wasser aufhielten, durchzuführen und die Bauarbeiten bei der weiteren Anlage eines Wasserweges zwischen Hannover und Bremen zu sichern.488 Die sechste Urkunde stellt eine Prozessschrift dar, deren Klagepunkte von den Brüdern von Mandelsloh in einem Schiedsgerichtsverfahren gegen Herzog Albrecht vorgebracht wurden. Am Ende dieses Prozesses wurden sämtliche Vorfälle, die von Albrecht gegen die von Mandelsloh ausgegangen waren, gesühnt.489

2.1.3 Ursachen und Akteure Fragt man nach den Ursachen für die Angriffe der Brüder von Mandelsloh gegen Besitzungen des Erzstifts Bremen, so hat man es zunächst mit einem weit verzweigten Geflecht von Beziehungen zwischen den zahlreichen Adligen in Bremen und dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zu tun, das als Grundlage für deren Handeln angesehen werden kann. Innerhalb dieses Netzwerkes stehen die Herren von Mandelsloh als Ritter beziehungsweise Knappen der Ministerialität und später Ritterschaft der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und Anhänger der Welfen mit sehr weit ausgedehnten Besitzungen im Großraum zwischen der Aller im Norden, dem Weserbergland im Südwesten und Hannover im Süden und Osten. Später waren sie zudem an Bederkesa beteiligt490 und mit der Stadt Lüneburg eng verbunden.491 Ein Teil dieser Besitzungen und Rechte resultierte im Untersuchungszeitraum vor allem aus der Tatsache, dass sie den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und deren Verwandten Erzbischof Albert II. Geld geliehen hatten. Dafür besaßen sie Pfandbriefe und -rechte an diversen Ländereien und Burgen (Schlössern).492 Daneben hatten sie »ausgedehnte Pfand487 488 489 490

Ebd. UB Herzöge 5, Nr. 196. UB Herzöge 6, Nr. 118. Eine Karte, die sämtliche Besitzungen derer von Mandelsloh um 1380 verzeichnet, findet sich bei Mandelsloh, Gedenkblatt im Anhang, zu den Besitzungen auch ebd., S. 37. Zur Situation in Bederkesa siehe vor allem Allmers, Bederkesa. 491 Siehe die obigen Angaben zu Dietrich und Statius von Mandelsloh. 492 Zur Pfandschlosspolitik siehe unter anderem Wilmanns, Landgebietspolitik. Generell sollte eher der Terminus Pfandburgenpolitik gebraucht werden.

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rechte« im Bistum Verden.493 Außerdem waren sie unter anderem eingebettet in Bündnisse mit der Stadt Bremen und deren Rat. Dem gegenüber stand Herzog Albrecht von Braunschweig-Lüneburg, ebenfalls mit Bremen und anderen Adligen verbündet.494 Zu den weiteren Ursachen für den hier analysierten Konflikt zwischen den Brüdern von Mandelsloh und ihren Helfern mit dem Rat der Stadt Bremen und dem Erzstift sowie der von außen eingreifenden Kraft Herzog Albrechts gehört eine vermeintlich ausgeklügelte politische Situation, vor deren Hintergrund Herzog Albrecht gegen die von Mandelsloh zu intrigieren versuchte.495 Diese Situation stellt gewissermaßen die Vorgeschichte der »Mandelslohschen Fehde« dar : Nach der älteren Forschung, namentlich nach Freiherrn von Mandelsloh, hatte Herzog Albrecht dem Rat der Stadt Hannover versprochen, ihm bei der Anlage eines freien Handelsweges auf Leine, Aller und Weser zu helfen.496 Da dieser Wasserweg auch durch Gebiete führen würde, in denen die Brüder von Mandelsloh – der namensgebende Ort Mandelsloh und gleichzeitig Stammsitz der Brüder liegt an der Leine nördlich von Hannover – begütert waren und der Herzog vermutlich befürchtete, die Kaufleute könnten von den Brüdern von Mandelsloh gefährdet werden, versuchte er, sie so weit wie möglich zu schädigen, um sie entweder handlungsunfähig zu machen oder endgültig497 auf seine Seite zu ziehen.498 Diese Vorgänge wurden, wie die hier analysierte Fehde im Ganzen, von der 493 Wilmanns, Landgebietspolitik, S. 133, Zitat ebd., Anm. 26. 494 Zur Situation der verschiedenen, teilweise zeitlich begrenzten Bündnisse siehe Mandelsloh, Regierungszeit. Zu den Bündnissen der Stadt Bremen, insbesondere während der Zeit der Fehde gegen die Brüder von Mandelsloh siehe Allmers, Bederkesa, S. 12. 495 Schon Allmers, Bederkesa, S. 12–13 hegte Zweifel an dieser Intrigenpolitik, die vom Freiherrn von Mandelsloh Ende des 19. Jh. präsentiert worden war. Faktum ist jedoch, dass der Herzog mehrere Aktionen gegen die Brüder durchführen ließ. Anders ist die im UB Herzöge 6, Nr. 118 vorliegende Urkunde als Prozessschrift eines Schiedsgerichtsverfahrens der Brüder von Mandelsloh gegen Herzog Albrecht von Sachsen-Wittenberg nicht zu erklären. Vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 159–161. 496 Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 38 und Ders., Regierungszeit, S. 175; siehe dazu auch Wilmanns, Landgebietspolitik, S. 134 und Patze, Territorien, S. 78–79. 497 Die Brüder von Mandelsloh hatten Herzog Albrecht schon in der Fehde gegen die Burgmannen der Horneburg an der Elbe beigestanden. Siehe Trüper, Ritter und Knappen, S. 342; bei den Burgmannen der Horneburg handelte es sich um Angehörige der Familie Schulte, vgl. Mushard, Luneberg: Monumenta nobilitatis antiquae familiarum illustrium inprimis ordinis equestris in ducatu Bremensi et Verdensi, Bremen 1708 [ND Berlin 1905], S. 461. 498 Diese Ansicht vertrat seinerzeit Freiherr von Mandelsloh, wenn er in Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 38–39, seinen spätmittelalterlichen Verwandten das alleinige Recht zusprach, Maßnahmen gegen die Bremer einzuleiten, um die geliehenen Summen zurückzufordern. Die Brüder von Mandelsloh standen später auf der Seite der Welfen, siehe Wilmanns, Landgebietspolitik, S. 134. In der Wegnahme des Stammsitzes Mandelsloh 1384 war diese Absicht zunächst verwirklicht worden.

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jüngeren Forschung bisher kaum beachtet und noch nicht zusammenhängend dargestellt.499 So geht beispielsweise Thomas Hill in seiner Studie über die wirtschaftlichen Verhältnisse, Reichweiten und Verbindungen der Stadt Bremen mit ihrem Umland auf die, von den askanischen Herzögen von BraunschweigLüneburg Wenzel und Albrecht, geplante Schiffbarmachung der Leine in Richtung Bremen, die vornehmlich dem Handel mit Getreide dienen sollte, zwar ein.500 Den Konflikt mit den Brüdern von Mandelsloh, der eine Folge dieser Wasserweg-Politik501 war, thematisiert er allerdings nicht; dafür hat er die Vorbedingungen, jenseits der älteren Forschung, anhand der Quellen deutlich machen können, denn die vom Freiherrn Werner von Mandelsloh am Ende des 19. Jahrhunderts vermutete Intrigenpolitik gegen seine Familie lässt sich, zumindest auf der Ebene der Quellenlage, durchaus nachweisen. Es hat sich eine Urkunde von 1371 erhalten, in der Wenzel und Albrecht der Stadt Hannover versprachen, die Leine schiffbar zu machen.502 Dies sollte vor allem der Sicherung ihrer eigenen Machtposition dienen, da der Rückhalt durch Hannover im Erbfolgekrieg dringend benötigt wurde und die Askanier nicht auf die Stadt Lüneburg zählen konnten.503 Während Herzog Albrecht diese politische Lage auszunutzen versuchte, war der welfische Erzbischof Albert II. von Bremen in eine größere finanzielle Krise geraten, im Zuge derer er sich einiger Rechte und Besitzungen entledigen musste.504 In diesem Fall verfuhr man seitens des Erzstifts so, dass mehrere Rechte, darunter Besitzrechte an einigen Burgen wie Langwedel,505 Stotel,506 Thedinghausen,507 Wildeshausen508 und Delmenhorst509, außerdem das Öffnungsrecht der Burgen in Blumenthal, Ritterhude und Schönbeck,510 und einige

499 Einzige Ausnahme bisher Dirks, Die »Mandelslohsche Fehde« von 1380/81; siehe sehr knapp Patze, Territorien, S. 78–79. 500 Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 159–162. 501 Mandelsloh, Regierungszeit, S. 176 spricht drastisch wertend vom »Krieg um den Wasserweg«. 502 BUB 3, Nr. 408, siehe dazu Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 159–160. 503 Mandelsloh, Regierungszeit, S. 177: Der Rat Lüneburgs hatte vier Jahre zuvor auf Druck der Kaufmannschaft bei Herzog Wilhelm ein Verbot der Neuanlage von Wasserwegen erwirken können. 504 Zur finanziell knappen Lage Erzbischof Alberts II. siehe Bippen, Wilhelm von: Geschichte der Stadt Bremen, 1, Bremen 1892, S. 234 und Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, 1, S. 84. 505 Wilmanns, Landgebietspolitik, S. 124–166. 506 Ebd., S. 36–70. 507 Ebd., S. 71–123. 508 Ebd., S. 167–172. 509 Ebd., S. 173–180. 510 Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 84.

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Vogteien bzw. Landgüter an den Rat der Stadt Bremen und andere Adlige verpfändet wurden. Diese Vorgehensweise führte später auch dazu, dass die Burg Langwedel in den Pfandbesitz der Familie Mandelsloh überging, bis es dem Bremer Erzbischof möglich sein sollte, die geliehene Geldmenge zurückzuzahlen.511 Zunächst wurde Langwedel im Jahr 1368, also zwölf Jahre vor der hier diskutierten Fehde, durch Erzbischof Albert II. inklusive der dortigen Gerichtsrechte an seine Vettern, die Herzöge Wilhelm und Magnus von Braunschweig, verpfändet.512 Die Herzöge übertrugen den Pfandbrief später an die Brüder von Mandelsloh.513 Diese leiteten daraus Ansprüche auf Besitz im Erzstift ab und forderten die investierten Geldsummen zurück. Eine solche Rückzahlung bis zum gesetzten Termin geschah nicht, und so sahen sie sich gezwungen, die hier diskutierte Fehde zu beginnen. Aufgrund der zahlreichen Verpfändungen514 und der damit einhergehenden Besitzwechsel beziehungsweise wechselnden Wahrnehmer der am Ort vorhandenen Rechte ist außerdem anzunehmen, dass sich die auf den verpfändeten Besitzungen lebenden Menschen umzuorientieren hatten, wem sie nun verpflichtet waren. Zudem war der ausgedehnte Besitz des Erzstifts Bremen kaum vollständig zu kontrollieren, vor allem da es auch eigene Straßen besaß und diese oft unübersichtlich waren.515 Beide Problempunkte, Rechtsunsicherheit und Unübersichtlichkeit der Straßen, zusammen genommen verursachten ein Machtvakuum, das die Brüder von Mandelsloh ausnutzen konnten. Es ermöglichte ihnen, ihre Angriffe leichter voranzutragen und Plünderungen durchzuführen. Folgt man bei der Analyse der Fehde der Rinesberch-Schene-Chronik, so wird man zunächst mit einem etwas undurchsichtigen und nahezu verwirrenden Verlauf des Konflikts der Bremer mit den Brüdern von Mandelsloh konfrontiert, wobei die Autoren ihre Version der Abläufe der Fehde anscheinend auf den 511 Vgl. zu diesem Rechtsvorgang UB Herzöge 3, Nr. 386. 512 UB Herzöge 3, Nr. 388. 513 Trüper, Ritter und Knappen, S. 342 mit Verweis auf Wilmanns, Landgebietspolitik. Ein wirklicher Nachweis anhand einer Urkunde oder eines anderen Schriftstücks ist nach Kenntnisstand vorliegender Arbeit allerdings nicht überliefert. 514 Eine ähnliche Vorgehensweise lässt sich für Lüneburg nachweisen, siehe dazu Behr, Pfandschlosspolitik. 515 Beispielsweise unterhielten die Städte Hamburg und Lübeck eigens zum Zweck der Straßenkontrolle und Ahndung von Überfällen auf Kaufleute und Reisende sogenannte Ausreitevögte. Siehe dazu für Hamburg Koppmann, Karl: Kleine Beiträge zur Geschichte der Stadt Hamburg und ihres Gebietes 2, Hamburg 1868, S. 65 und Lehe, Ritterliche Fehden gegen Hamburg; zu Lübeck siehe Radbruch, Gustav : Geschichte des Verbrechens. Versuch einer historischen Kriminologie, in: Arthur Kaufmann (Hg.), Gustav Radbruch. Gesamtausgabe, 11: Strafrechtsgeschichte, Stuttgart 1931 [ND Heidelberg 2001], S. 9–254, hier S. 64.

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Augenzeugenbericht Johan Hemelings des Jüngeren stützen.516 Dies ist ein wichtiger Aspekt, da dieser sicher keineswegs die Gesamtlage bei der Mandelslohschen Fehde hat überblicken können.517 Nach Rinesberch-Schene begann der Konflikt mit einer Versammlung von Rittertrupps – mehr als hundert glavien518 und vierzig Schützen – bei der Drakenburg, wenige Kilometer nördlich von Nienburg an der Weser gelegen.519 Dieser Nachricht folgt eine Aufzählung der anwesenden, als Hauptleute520 bezeichneten Personen von niederem Adelsstand: die drei Brüder von Mandelsloh, Gerd und Ortgies Klencke,521 Olrick und Werner Bere, Bartelt von Landesbergen, Johan Gröpeling, Arndt von Weyhe, ein gewisser Kulemann und die Burgbesatzung der Drakenburg.522 Diese Versammlung diente der Vorbereitung der folgenden Ereignisse. Betrachtet man diese Zusammenkunft im Licht der von Althoff erbrachten Forschungsergebnisse, dass Versammlungen zu Festmahlen – auch wenn in der Chronik von Rinesberch-Schene keinerlei Rede vom Abhalten eines solchen Gastmahls auf der Drakenburg ist – symbolischen Charakter hatten, dann könnte man versucht sein, die gleichen Spielregeln, wie sie für das Früh- und Hochmittelalter bei der Konfliktführung gegolten zu haben scheinen, auch für das ausgehende 14. Jahrhundert zu konstatieren.523 Interessant ist vor allem auch die Zusammensetzung der Helfer der Brüder von Mandelsloh: In der Chronik werden unter anderem die Brüder Gerd und Ortgies Klencke genannt. Nun hatte gerade diese Familie Klencke Besitzungen 516 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 173, Anm. 424. 517 Als späteres Ratsmitglied – vgl. Meinert, Einleitung S. XXX – hatte Johan Hemeling der Jüngere vermutlich später Zugang zu anderen Dokumenten zur Mandelslohschen Fehde. Vermutlich sind sie aber nicht in den Bericht der Chronik in c. 510 eingeflossen. 518 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 2. Mit glavien ist hier die unterste Einheit des gepanzerten Reiterheeres, die Gleve bzw. Glefe, gemeint. Zur Struktur militärischer Formationen im norddeutschen Raum des Mittelalters vgl. Trüper, Ritter und Knappen, S. 472; Gamber, Art. Glefe; Schulze, Gleve. 519 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172: do hadden sick vorsammelt to der Drakenborch meer wan hundert glavien unde vertich schutten. Zur Drakenburg siehe Hucker, Drakenburg. 520 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 2: dar weren hovetlude. 521 Wie die von Mandelsloh waren auch die von Klencke der Stadt Lüneburg sehr eng verbunden. Ortgies Klencke sollte neben Dietrich von Mandelsloh einer der adligen Sateleute werden. Siehe dazu beispielsweise Reinbold, Sate; zur Sate zusammenfassend auch Patze, Territorien, S. 82–99 und die unten folgenden Seiten. 522 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 3–7. 523 Dies scheint bei Althoff selbst zum Teil widersprüchlich zu sein. Siehe dazu Althoff, Gerd: Der friedens-, bündnis- und gemeinschaftstiftende Charakter des Mahles im früheren Mittelalter, in: Irmgard Bitsch et al. (Hg.), Essen und Trinken in Mittelalter und Neuzeit, Sigmaringen 1987, S. 13–25, mit dem Hinweis auf einen festzustellenden Bedeutungsverlust des Mahles seit dem 11. Jahrhundert. (S. 25). Zum Festmahl siehe auch Althoff, Gerd: Fest und Bündnis, in: Detlef Altenburg et al. (Hg.), Feste und Feiern im Mittelalter, Sigmaringen 1991, S. 29–39.

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sowie ihren Stammsitz im Amt von Thedinghausen,524 einem Ort, den man im Zuge der hier behandelten Fehde anzugreifen gedachte. Darüber hinaus bestand eine verwandtschaftliche Beziehung mit der Familie derer von Mandelsloh.525 Ortgies Klencke wurde im Jahr 1392/93, nachdem er im Erbfolgekrieg die Seiten gewechselt hatte, interessanterweise neben Dietrich von Mandelsloh zu einem der Sateleute ernannt, die für den Landfrieden verantwortlich waren526 und übte in dieser Funktion auch Gerichtsrecht aus.527 Außerdem war die Familie Klencke weit verzweigt; aus ihr stammte der Augustinermönch Johannes Klencke, in abweichender Schreibform auch Johannes Klenkok, der am päpstlichen Hof von Avignon gegen den Sachsenspiegel wirkte.528 Nach Hillay Zmoras jüngster These zum Fehdewesen führten Adlige (er untersuchte dies an der gängigen Forschungslandschaft Franken um 1500) hauptsächlich gegen andere Adlige, die sie lange kannten und zu denen sie in einer engen Beziehung standen, Fehden. Die Fehde habe dabei der Unterstützung von Rechtsgeschäften gedient. Zeichnete es sich ab, dass ein abgeschlossener Vertrag – häufig über Pfandgeschäfte und da liegt ebenfalls eine Parallele zur hier diskutierten Fehde – nicht eingehalten wurde, drohte einer der Vertragspartner mit Fehdetätigkeiten. Oft musste gar nicht erst aktiv gedroht werden, sondern die Möglichkeit, eine Fehde zu beginnen und den Vertragspartner wirtschaftlich zu schädigen, stand aufgrund der sozialen Regeln (man mag sie auch Spielregeln nennen) und des sozialen Drucks innerhalb des Adels im Raum. Bei Bedarf konnte der Druck in eine Fehde umgesetzt werden.529 Dies deckt sich in hohem Maß mit der hier untersuchten Fehde der von Mandelsloh. Anschließend an die Versammlung bei der Drakenburg, auf der die nun folgenden Schritte unter Führung der Brüder von Mandelsloh geplant worden 524 Vgl. Mushard, Monumenta, S. 324; zur Familie Klencke, vor allem mit Fokus auf dem 16. Jahrhundert siehe Albrecht, Thorsten: Die Hämelschenburg. Ein Beispiel adliger Schloßbaukunst des späten 16. und frühen 17. Jahrhunderts im Weserraum (Materialien zur Kunst- und Kulturgeschichte in Nord- und Westdeutschland, 13), Marburg 1995, S. 26–36 und unten 2.3. Zu Thedinghausen nach wie vor auch Ompteda, Thedinghausen. 525 Mushard, Monumenta, S. 326. Holthusen, Hermann: Grundlagen zu einer Geschichte des Geschlechtes Klencke, 3 Bände, Hamburg 1943–1945, 1, Hamburg 1943, S. 15. Demnach geht die Verbindung zwischen den Familien Klencke und Mandelsloh auf eine Heirat zwischen Alard Klencke und Godele von Mandelsoh im Zeitraum zwischen 1310 und 1339 zurück. 526 Reinbold, Sate, S. 146–147. 527 UB Herzöge 7, Nr. 206, S. 233. 528 Stobbe, Otto: Art. Klenkok, Johann, in: ADB 16 (1882), S. 161–162; Zumkeller, Adolar : Art. Klenkok, Johannes, in: Verfasserlexikon 11 (2004), Sp. 851; Kümper, Hiram: Sachsenrecht. Studien zur Geschichte des sächsischen Landrechts in Mittelalter und früher Neuzeit, Berlin 2009, S. 240–243 und Lück, Heiner : Art. Klenkok, Johannes (um 1310–1374), in: HRG, 2. Auflage, 2 (2012), Sp. 1888–1890. 529 Zmora, The Feud in Early Modern Germany ; zu den engen Verhältnissen in Franken und sozialem Druck ebd., S. 82–83.

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sind, begaben sich die oben erwähnten Hauptleute mit ihren Gleven auf einen Heerzug in das Gebiet des Erzstifts Bremen.530 Dort überschritten sie die Weser mittels »der Furt oberhalb Thedinghausen«531 und plünderten Teile der Vogtei Langwedel, die Friedrich VI. Schulte, genannt »der Lange«, von 1380 bis 1384 unterstand, und brannten nicht näher genannte Dörfer nieder.532 Der Beschreibung dieser Vorgänge folgt in der Rinesberch-Schene-Chronik ein kurzer Einschub über ein Gerücht, das sich über das Land ausbreitete. Gemeint ist damit die Beschuldigung, der Erzbischof von Bremen sei ein Hermaphrodit.533 In der Folge war der Erzbischof gezwungen im Land umherzureisen und sich öffentlich zu entblößen, um das Gerücht von sich zu weisen und es zu widerlegen.534 Dieser Vorgang gehört allerdings in das Jahr 1376, als sich Erzbischof Albert II. in Hamburg »besehen« ließ. Meinert machte hierbei in seiner Einleitung zur kritischen Edition der Chronik von Rinesberch, Schene und Hemeling einen Fehler, indem er die »Besehung« Erzbischof Johann zuschrieb.535 Den Posten als Erzbischof hatte im betreffenden Jahr 1376 aber Albert II. von Braunschweig-Lüneburg inne. Ihn nennt auch Arend Mindermann als durch Johann von Zesterfleth Beschuldigten und bringt eine neue Interpretation dieses Skandals.536 Nachdem nun die Rittertrupps der Brüder von Mandelsloh in Langwedel eingefallen waren, alarmierte Friedrich VI. Schulte seine zur Verfügung stehenden Männer und bat den Rat zu Bremen, ihm Hilfe zu schicken.537 Der Rat der Stadt Bremen war zur Hilfe verpflichtet, da er Langwedel als Pfandbesitz vom Erzstift erhalten hatte – und zwar nachdem die Brüder von Mandelsloh es bereits einige Zeit früher bekommen hatten, was als eigentlicher Auslöser dieser Krise im Großraum östlich von Bremen gelten kann.538 530 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 7: unde reiseden in dat stichte to Bremen. 531 Ebd., Z. 7–8: unde reden over de Wesere dor den vort boven Tedinghusen. 532 Ebd., Z. 8–11: unde beschedegeden de vogedige to deme Langwedele mit rove, mit brande unde mit plunderwaren. des leet Lange Frederick de schulte, de do voget was to deme Langwedele […]. Zur Person des Friedrich VI. Schulte siehe Trüper, Ritter und Knappen, S. 360–363; zur Familie Schulte auch Mushard, Monumenta, S. 456–484. 533 Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 84. 534 Rinesberch-Schene, c. 510, Z. 12: und ein ruchte maken over dat gancze landt. Zu den Vorgängen um den Bischof jetzt auch Mindermann, Arend: Johann von Zesterfleth (†1388). Ein Altländer Adeliger als Bremer Domdekan und Bischof von Verden. Teil 1: Der Bremer Domdekan, in: Stader Jahrbuch, NF 98 (2008), S. 11–32. 535 Meinert, Einleitung, S. XXVI. 536 Mindermann, Johann von Zesterfleth, S. 27–32. 537 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 10–11: des leet Lange Frederick de schulte […] de clocken slaen […] unde leet bidden den radt, dat see wolden jagen. 538 Siehe hierzu weiter unten die Klageschrift der Brüder gegen die Herzöge von BraunschweigLüneburg. So bereits auch Patze, Territorien, S. 78, ohne dabei explizit Angaben zu den einzelnen Burgen zu machen.

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Als die Bremer Trupps zu Friedrich stießen, befand dieser sich in Thedinghausen, wo kurz zuvor die von Mandelsloh in Richtung Langwedel vorbeigezogen waren. Dort in Thedinghausen versuchten die anwesenden Bremer Ratsherren, die Burgbesatzung für sich zu gewinnen, um mit gegen die von Mandelsloh und ihre Helfersleute zu »jagen«, was diese jedoch zunächst verweigerte.539 Die Ratsherren beauftragten nun Friedrich mit der Führung der Gegenangriffe auf die Brüder von Mandelsloh und ihre Helfer. Dazu hatten sie laut der Chronik von Rinesberch-Schene viel mehr Leute zur Verfügung als ihre Feinde.540 Geschildert wird in der Chronik anschließend eine Verfolgungsjagd, die von Thedinghausen aus zu einer Hecke bei Blender führte, bei der die Pferde der einen Partei zu erschöpft waren, um weiterzulaufen.541 Dort entwickelte sich anscheinend ein kurzes Gefecht, an dessen Ende die Partei derer von Mandelsloh mehrere bremische Kaufleute gefangen nehmen konnte, deren Namen in der Chronik aufgelistet werden. Sie wurden nach drei Monaten durch eine festgesetzte Summe Lösegeld freigekauft.542 Rat und Erzstift zu Bremen verbanden sich daraufhin, um die vigende, über deren generelles Auftauchen in bremischen Besitzungen man sich laut der Chronik von Rinesberch-Schene nun erst zu diesem Zeitpunkt wunderte,543 besiegen zu können. Die Verwunderung über das Auftauchen der von Mandelsloh und ihrer Verbündeten im näheren Umland Bremens kann hier als Ausdruck der Haltung der Quellenautoren interpretiert 539 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 15–19: do se quemen to Tedinghusen, do vunden se Langen Frederick emit enen guden hupen. unde de radtheren, de dar mede weren, de esscheden alle de borchmanne to Tedinhusen mede to hulpe bi erer huldinge, dat se mosten mede jagen; doch hadden se id node gedaen. Nach Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, 1, S. 84–85 taten sie es nach Aufforderung widerwillig doch. 540 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 20–22: also hirunder quam so vele volckes to vote unde to perde, dat se enen hupen hidden altovele groter wen de vigende. Bei Zahlenangaben in mittelalterlichen Quellen ist jedoch Vorsicht geboten. Siehe dazu u. a. auch Trüper, Ritter und Knappen, S. 472–484, der dort die Stärke sowohl des Rats- als auch des Stiftsheeres über einen längeren Zeitraum untersucht. 541 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 22–32. 542 Ebd., S. 172–173. Die Chronik zählt folgende Personen auf: einen gewissen Slamestorp, der Probst zu Hadeln war ; den langen Friedrich VI. Schulte, vier Burgmannen von Thedinghausen, Friedrich von Walle, Arndt Doneldey, Berndt Schorhar, Ratsmitglied Johan von Leze, Johan Hemeling den Jüngeren, Johan Hadermissen, Hinrich den Freien, Johan den Harten, Lammeke von Roden, Klaus Pael, Johan Tilingk, Sprenck und verschiedene dabei gewesene Knechte. Siehe Rinesberch-Schene c. 510, S. 173, Z. 16–23. Zu Lösegeldforderungen in Fehden allgemein siehe beispielsweise Neitzert, Göttingen. 543 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 173, Z. 27–28: hir enbinnen so makede de radt een vorbundt mit deme ganczen stichte van Bremen. Anschließend präsentiert die Chronik eine vermutlich erneut zu hoch angesetzte Zahl von geforderten 300 Gleven als zusammengefasste Schlagkraft von Rat und Erzstift zu Bremen. Bekannt geworden, dass die Brüder von Mandelsloh unter den vigenden waren, ist es den Bremern wohl durch die zurückgekehrten, freigekauften Ratsmitglieder bzw. Bürger der Stadt.

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werden. Sie zeigt, dass Rinesberch, Schene und wohl auch Hemeling mit der Pfandpolitik des Erzstifts und des Bremer Rats vollkommen einverstanden waren. Die weiteren Aktionen, die von den Konfliktparteien durchgeführt wurden, waren nun folgende: Während, so die Chronik von Rinesberch-Schene, die Bremer einen Schreiber derer von Mandelsloh überwältigen und gefangen nehmen konnten, um ihm Informationen über die kommenden Schritte seiner Herren zu entlocken – was laut der Chronik nicht ganz gelang –, rüstete sich Herzog Albrecht von Sachsen-Lüneburg zum Eingreifen in den bisher begrenzt ausgetragenen Konflikt, kündigte das Bündnis mit Bremen auf und ließ einige Truppen in Achim zwischen Verden und Bremen einrücken und das Dorf niederbrennen.544 Die Bremer führten ihre Trupps nach dem Angriff auf Achim ihrerseits nun in das Gebiet des Herzogtums Lüneburg und brandschatzten Walsrode, südöstlich von Verden, was Herzog Albrecht veranlasste, mit ihnen Frieden zu schließen und sein Engagement wieder fallen zu lassen, also die Hilfe für die Brüder von Mandelsloh und deren Helfer einzustellen.545 Nachdem die Option der Hilfe durch den Herzog für die Partei der Brüder von Mandelsloh weggefallen und der Bremer Entlastungsangriff auf Walsrode erfolgreich gewesen war, gingen die Bremer Rittertrupps dazu über, die vigende ihrer militärischen Kapazitäten in Form von Befestigungsanlagen als Rückzugsmöglichkeit zu entledigen. Dazu zogen die Bremer zunächst zur Drakenburg nördlich von Nienburg, wo das erste Zusammentreffen der Brüder von Mandelsloh und ihrer Helfer stattgefunden hatte, um die Burg zu erobern und niederzubrennen.546 Anschließend legten die Bremer erneut eine relativ lange Strecke zurück, um die Befestigungen im heutigen Schwitschen bei Visselhövede mit bussen unde werke zu belagern und zu erobern.547 Dieses Unternehmen misslang jedoch, da

544 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 174: hirunder entsegede hertoch Albert van Luneborch der stadt unde beschedegede Achem unde ock andere dorpe in der vogedie to deme Langwedele. 545 Ebd.: men de Bremere reiseden do wedder mit dreen hundert glavien in dat hertochdom unde deden meer wen tein werven also vele schaden wedder mit rove unde mit brande unde hereden in dat hertochdom, dar men nu heren dachte to mannigen tiden, unde wunnen eme aff Waldesrode unde branden id wedder de erden. do sonede he mit der stadt, unde hedde he lange levet, he enhedde der stadt vigent nicht meher gewurden. 546 Ebd., S. 174, Z. 20–21: hirna so wunnen se de Drakenborch unde branden se wedder de erden. 547 Ebd., Z. 22–23. Ein Teil der Bremer Gleven und ihrer Helfer waren demnach also mit Handbüchsen, einer neuen und tragbaren Feuerwaffe ausgestattet, vgl. Gabriel, Erich, in: Art. Handbüchse, in: LexMA, 4, 1995, Sp. 1895. Beim Zug der Bremer von Drakenburg nach Schwitschen ist unklar, ob die Bremer ihre Truppen immer im gesamten Verband marschieren ließen oder sie aufteilten, um mit kleineren Kontingenten an mehreren Orten schneller zuschlagen zu können. Für einen Gesamtmarsch spricht die Erwähnung der dreen

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die dortigen Burgmannen flüchteten und ihre eigene Burg in Brand steckten.548 Die letzte Burg, welche die Bremer im Zuge der Aktionen gegen die Brüder von Mandelsloh, zusammen mit Trupps, die der Rat von Stade geschickt hatte, erobern wollten, war die Burg von Brobergen in der Nähe von Stade. Dort ließ der Rat der Stadt Bremen sich nach der Erstürmung das Öffnungsrecht geben und verzichtete darauf, die Burg niederzubrennen.549 Einen vorläufigen Abschluss der Streitigkeiten zwischen den Brüdern von Mandelsloh und ihren Helfern auf der einen und dem Aufgebot der Städte Bremen und Stade und des Erzstifts Bremen auf der anderen Seite bildete zunächst der Beschluss des Bremer Rats, die Burg von Langwedel weiterhin zu verpfänden: Die beiden Knappen Friedrich Schulte »der Lange« und Johann Korlehake wurden mit der Verwaltung Langwedels betraut, bis der Rat zu Bremen die von Dietrich von Mandelsloh und zwei weiteren Niederadligen geliehenen 3000 lübische Mark zurückzahlen würde.550 Damit war Langwedel nun zum dritten Mal mit Pfand belegt worden. Die ersten zwei Male, eigentlich eine Doppelbelegung, hatten zum Teil zu dem Konflikt zwischen den Brüdern von Mandelsloh und Bremen geführt. Darüber hinaus stand am Ende der Mandelslohschen Fehde gegen Bremen die Erklärung der drei Brüder Dietrich, Heineke und Statius von Mandelsloh, die Bürger Hannovers und sämtliche Kaufleute, die auf dem Wasserweg zwischen Hannover und Bremen unterwegs seien sowie die laufenden Arbeiten zur Anlage beziehungsweise zum Ausbau des Wasserweges zwischen Hannover und Bremen zu schützen.551 Fragt man nach dem Stellenwert, den soziale Beziehungen und Bündnisse für die Fehdeführung, insbesondere am ausgewählten Beispiel der Mandelslohschen Fehde von 1380/81 hatten, so muss man zunächst den Status der Beteiligten innerhalb der Region betrachten. Wie viel Besitz, wie viel Macht und wie viele Truppen konnte ein Niederadliger bzw. eine Stadt wie Bremen aufbringen und unterhalten? Welche Informationen findet man darüber in den Quellen? Beide Chroniken, sowohl Rinesberch-Schene als auch Johann Renner, teilen uns mit, dass die drei Brüder Dietrich, Heineke und Statius von Mandelsloh eine stattliche Anzahl Helfer hatten, die ihnen zusätzliche Truppen zur Verfügung stellen konnten, um die Aktionen gegen die Vogtei Langwedel durchführen zu

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hundert glavien in Rinesberch-Schene c. 510, S. 174, Z. 13. Drakenburg und Schwitschen sind etwa 60 Kilometer voneinander entfernt. Für den angerichteten Schaden wurde eine Sühne nach einem Vierteljahr vereinbart. Ebd., S. 174, Z. 23–28. Rinesberch-Schene, c. 510, S. 174, Z. 29–32 u. S. 175, Z. 1–5 und Johann Renner, Chronica, ed. Klink, S. 320, Z. 1–5. Ebenso verschaffte sich der Rat zu Bremen das Verfügungsrecht über die Hälfte der Grundherrschaft der Burg zu Bederkesa. Siehe dazu auch Allmers, Bederkesa, S. 9–16. BUB 4, Nr. 7. UB Herzöge 5, Nr. 196; vgl. knapp Patze, Territorien, S. 79.

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können. Insgesamt, so die Quellen, hatten sie etwa hundert Gleven und vierzig Schützen.552 Ob es sich hierbei um Schützen mit Pfeil und Bogen, Armbrüsten oder Handbüchsen handelte, lässt sich nicht sagen; darüber geben die Quellen keine Auskunft.553 Auch lässt sich anhand der in der vorliegenden Arbeit untersuchten Quellen nichts darüber sagen, welcher Adlige wie viele Bewaffnete stellte. Fest steht, dass auf Seiten der Bremer und ihrer Verbündeten im Vergleich zu den Brüdern von Mandelsloh und ihren Helfern ungefähr dreimal so viele Truppen vorhanden waren. In der bisherigen deutschen Forschung zur Austragung von Konflikten im Mittelalter lag der Schwerpunkt auf den Auseinandersetzungen weltlicher Herrschaftsträger im früheren Mittelalter bis zum 13. Jahrhundert.554 Dabei besonders Althoff mit seiner eingangs diskutierten These der Spielregeln auf.555 Er vertrat die Ansicht, Mediatoren hätten zumeist zwischen den verfeindeten Herrschaftsträgern zu vermitteln versucht.556 Aus dieser These Althoffs lässt sich nun die Frage ableiten, inwieweit diese quasi-rituelle Rolle von Vermittlern in Konflikten sich auch für die sogenannte Ritterfehde des Spätmittelalters – und besonders für den Raum um Bremen im ausgehenden 14. Jahrhundert – nachweisen lässt. Das Beispiel der Mandelslohschen Fehde gegen Bremen zeigt, dass die Funktion des Vermittlers zwar auch im späten Mittelalter noch auftritt, vielfach aber durch die Institution der Tagfahrt abgelöst worden zu sein scheint.557 Zu klären, ob es sich bei dieser Vorgehensweise um wenige Fälle handelt oder dies Teil einer allgemeinen Entwicklung ist, stellt das Ziel der vorliegenden Studie dar. Die Verfahrensweise, keine Mediatoren einzusetzen und stattdessen eine oder 552 Rinesberch-Schene, c. 510, S. 172, Z. 1–2 und Johann Renner, Chronica, ad 1381, fol. 291v, ed. Klink, S. 318. 553 In späteren Abschnitten ist bei Rinesberch-Schene, c. 510 und Johann Renner ad 1381 von Hand- bzw. Steinbüchsen die Rede. 554 Eine Ausnahme bildet sicherlich Patzold, Konflikte im Kloster, der sich mit Auseinandersetzungen zwischen Angehörigen geistlicher Gemeinschaften beschäftigte und die Thesen Althoffs kritisch für monastische Kommunitäten der Ottonenzeit überprüft hat. 555 Siehe dazu im Besonderen Althoff, Spielregeln, wo die zentralen Texte zu der These der Spielregeln in der mittelalterlichen Konfliktführung zusammengefasst sind. 556 Althoff, Gerd: Huld. Überlegungen zu einem Zentralbegriff der mittelalterlichen Herrschaftsordnung, in: FMSt 25 (1991), S. 259–282 und Patzold, Konflikte im Kloster, S. 326–328. 557 Zur Forschungsdiskussion siehe Einleitung. Ein anderes Beispiel für eine Fehde solchen Charakters ist der Konflikt zwischen Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg und Landgraf Hermann von Hessen, bei dem Herzog Albrecht von Braunschweig als Vermittler – die Edition der Urkunde nennt es »Schiedsrichter« – fungierte. Siehe UB Herzöge 5, Nr. 50. Auch Althoff, Gerd: Art. Vermittler, in: LexMA, 8, 1997, Sp. 1555–1557 sieht die Vorsitzenden des Schiedsgerichts als gleichartig zu den Vermittlern des früheren Mittelalters an. Demgegenüber konstatierte die ältere deutsche Geschichtsforschung einen kurzen Weg zur Gewalt, weg von Beratungen. Siehe z. B. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 37.

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mehrere Tagfahrten abzuhalten, könnte auch als Substitution für das wiederholt von Althoff als kennzeichnend und quasi-rituell eingestufte Abhalten eines convivium,558 eines festlichen Gastmahls, gedeutet werden. Statt eines gemeinsamen Essens erscheint die Tagfahrt als Mittel zur Festlegung, Festigung und zum Ausbau von Bündnissen und allgemeiner Beratungen: Die Konfliktparteien legten eine Zeit und einen von allen Beteiligten leicht und in absehbarer Zeit zu erreichenden Ort fest und man verpflichtete sich, zu erscheinen.559 Abschließend und als Zusammenfassung lässt sich sagen, dass die Mandelslohsche Fehde aus dem Jahr 1380/81 eine der zahlreichen Auseinandersetzungen mit Adligen aus dem Umland Bremens darstellt, in welche die Stadt verwickelt war. Zwischen 1305 und 1517 gab es 22 Fehden, eine nicht geringe Zahl.560 So ist die in der Forschung vertretene Meinung, Bremen sei offensiv bei der Erweiterung des Stadtgebietes vorgegangen,561 zwar richtig, steht aber in keinem Vergleich zu den Aktivitäten, die süddeutsche Städte zum Teil entwickelten. Bremen selbst konnte nicht nur die von den Brüdern von Mandelsloh und ihren Helfern begangenen Schäden sühnen, sondern bekam darüber hinaus auch noch Anteile an der Herrschaft Bederkesa, nördlich von Bremen, was die Einflusszone der Stadt erheblich erweitern und in Richtung Stade, das mit dem Rat der Stadt verbündet war, ausdehnen konnte. Die Mandelslohschen Aktivitäten gegen Bremen zum Jahresende 1380, die sich inklusive der Bremischen Gegenmaßnahmen bis in den Mai des Jahres 1381 erstreckten, können als Fehde bezeichnet werden. Die Quellen nennen sie jedoch Krieg – orlog bei Rinesberch-Schene und krich bei Johann Renner – was wohl einer zeitgenössischen Ansicht vom Ausmaß der durchgeführten militärischen Aktionen Ausdruck verleiht. Die Aktionen an sich waren bei beiden Vorgängen, Fehde und Krieg, wenn nicht gleich, dann aber zumindest sehr ähnlich. Was den Angriff der Brüder von Mandelsloh zur Fehde macht, ist die Tatsache, dass sie sich gegen das Unrecht wehren wollten, das ihnen vom Erzstift Bremen bzw. vom Rat der Stadt zuteil geworden war, indem der Erzbischof die Burg Langwedel erneut verpfändet hatte, ohne die von den Brüdern geliehene Summe Geld zurückgezahlt zu haben. 558 Althoff, Fest und Bündnis. 559 Mit UB Herzöge 5, Nr. 98 liegt eine Urkunde vor, deren Anlass das Nichterscheinen der Brüder von Mandelsloh zu verschiedenen verabredeten Tagfahrten war. Demnach konnte das Fernbleiben ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen; im Fall derer von Mandelsloh drohte man ihnen mit dem Tod durch Erhängen. Siehe dazu auch unten 3.1.2.5. 560 Die Anzahl der Fehden folgt Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, 1, S. 172. Verglichen mit Städten aus dem süddeutschen Raum ist dies jedoch sehr wenig; vgl. das bei Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis, S. 67 präsentierte Zahlenmaterial für Nürnberg, das im von ihm untersuchten Zeitraum von 34 Jahren nicht weniger als 145 Fehden führte. 561 Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, 1, S. 83.

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Nimmt man an, Herzog Albrecht von Sachsen-Lüneburg habe eine intrigenhafte Art von Geheimpolitik gegen die drohende Gefahr durch die Brüder von Mandelsloh geführt, so konnte er sein Versprechen an Hannover einlösen und den Wasserweg zur Nordsee freimachen. Die potenziell drohende Gefahr durch die von Mandelsloh entlang der Leine war nun beseitigt.562 Die von Mandelsloh hatten zum einen kaum noch Reserven zur Verfügung und mussten zum anderen geloben, alle Hannoveraner und andere Kaufleute in ihrem Einflussgebiet zu schützen. Insofern hat die ältere Forschung zum Großteil Recht, wenn sie die Entwicklungen, die zu dieser Gelöbnisurkunde563 geführt haben, als Teil einer Intrige des Herzogs gegen die von Mandelsloh zu deuten versucht.

2.1.4 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche Im Verlauf der Fehde der Brüder von Mandelsloh gegen Stadt und Erzstift Bremen und Herzog Albrecht von Sachsen-Lüneburg kam es mehrfach zu Tagfahrten, auf denen besprochen wurde, wie die Auseinandersetzungen beizulegen seien. Nicht nur zwischen den beiden Konfliktparteien wurden solche Treffen abgehalten, sie fanden auch zwischen den jeweils verbündeten Herrschaftsträgern statt. Die verschiedenen Tagfahrten sollen hier nun vorgestellt und deren Ausgestaltung und Ergebnisse untersucht werden.564 Bezogen auch auf die Vorgeschichte des Konflikts zwischen den von Mandelsloh, Bremen und Herzog Albrecht kann ein Treffen zwischen Albrecht von Sachsen-Lüneburg mit dem später auf Bremer Seite eingesetzten »langen« Friedrich Schulte als erste Tagfahrt in der hier behandelten Auseinandersetzung herangezogen werden. Diese Begegnung, bereits im Jahr 1378 in Soltau, kann aus der erhalten gebliebenen Rechnung des Celler Vogtes Brendeke ersehen werden, der dort notierte: Des dyngesdags red myn here to Soltowe yegen Vreder Schulten.565 Gerade Herzog Albrecht kann als einer der adligen Hauptakteure der Anwendungspraxis von Tagfahrten im Untersuchungsgebiet der vorliegenden Arbeit angesehen werden.566 In der Folge lässt sich eine große Zahl weiterer Tag562 Mit UB Herzöge 7, Nr. 7 und Nr. 8 vom 22. Februar 1390 bestätigten die von Mandelsloh, den Wasserweg zu schützen. 563 UB Herzöge 5, Nr. 196. 564 Wie bereits oben im ersten Hauptteil der vorliegenden Arbeit im Abschnitt über die Quellen (1.3.), die solche Treffen zur direkten Kommunikation der Fehdegegner überliefern, erwähnt, haben wir es im Fall der Mandelslohschen Fehde in der Hauptsache mit nichtchronikalischen Quellen zu tun. 565 UB Herzöge 5, Nr. 135; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 51; unten Übersichtstabelle, Nr. 14. 566 Dies lässt vermuten, dass diese Praxis eher vom Reich und den Reichsfürsten her kam als

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fahrten nachweisen, die von Albrecht durchgeführt wurden. Diese Tagfahrten nutzte er nicht zuletzt dazu, sich als Anwärter auf den Herzogtitel im Erbfolgestreit Rückhalt zu verschaffen. Sein Tod im Jahr 1385 verhinderte jedoch, dass er sich durchsetzen konnte. Bereits im folgenden Jahr 1379 kam es zu mehreren Tagfahrten Albrechts von Sachsen-Lüneburg, darunter am 31. Januar mit dem Grafen Gerhard von Hoya in Walsrode567 und gegen Ende desselben Jahres erstmals mit denen von Mandelsloh nachts ebenfalls in Walsrode.568 Nebenbei betätigte sich Albrecht als Schlichter und versuchte, die im Süden des Herzogtums durch Otto den Quaden verursachten Wirren zu bereinigen, indem er sich mit dem Bischof von Hildesheim und Otto dem Quaden am 11. November 1379 in Hameln traf, wie ebenfalls die Rechnung des Celler Vogts Brendeke überliefert.569 Nahezu ständig reiste Herzog Albrecht von Sachsen-Lüneburg in dieser Zeit im Herzogtum umher, kaum länger als vier bis fünf Tage an einem Ort verweilend.570 Diese, für mittelalterliche Herrscher typische, häufige Reisetätigkeit, zumeist wohl auf dem Pferderücken, forderte ihren Tribut. Am 12. Juli 1381 und nach bereits weit über 20 Tagfahrten in der Zeit zwischen 1378 und 1381 sollte er sich mit dem Bischof von Hildesheim wohl wegen der Brüder von Mandelsloh treffen, um weitere Schritte zu einer Beilegung und Sühne der Fehde zu verhandeln und nahm für den Weg nach Hannover wahrscheinlich einen Reisewagen, wie die Rechnung des Celler Vogts Brendeke ausweist.571 Einen Grund für die Tagfahrt gibt Brendeke hier leider nicht an. Dormeier hat folgerichtig vermutet, dass sie nur in Zusammenhang mit der Mandelslohschen Fehde habe stehen können.572

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von regional-städtischer Seite. Vgl. die Übersichtstabelle zu den Tagfahrten der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg beziehungsweise Herzog Alberts von Sachsen-Lüneburg (bis zu seinem Tod 1385) unten im Anhang. UB Herzöge 5, Nr. 135: Des suluen dages quam myn here to walsrode vnde held dar eynen dach myd deme greuen van der hoyen; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 52; unten Übersichtstabelle, Nr. 15. UB Herzöge 5, Nr. 135: Des Soluen nachtes was myn here to Walsrode to dage teghen de van Mandelslo; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 53; unten Übersichtstabelle, Nr. 16. Eine Tagfahrt zu nächtlicher Stunde ist eine Besonderheit und zeigt hier unter Umständen die erhöhte Dringlichkeit dieser Zusammenkunft an. UB Herzöge 5, Nr. 135 (Rechnung Vogt Brendeke), S. 174, Zeile 2: Do Solues red myn here to der Nygenstad also he up den dach red to hamelen teghen den Byschop vnde herteghen Otten; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 53 und unten Übersichtstabelle, Nr. 17 und die weiteren Tagfahrten Nr. 18, 19 und 20. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 61 drückt dies so aus: »Mit rastlosem Eifer ritt er zu Tagfahrten, bald zu den Bischöfen von Verden und Hildesheim, bald zum Herzoge Otto, dem Herzoge von Berg und dem Grafen Erich von Hoya (29. Juni zu Neustadt), oder er sandte Briefe an benachbarte Herren. Es galt wohl Hülfstruppen zu erlangen, um den Ausfall der Mandeslohischen zu ersetzen«. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 230; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 172. Zur Anzahl der Tagfahrten siehe unten Übersichtstabelle. Dormeier, Landesverwaltung, S. 172.

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Neben Albrecht von Sachsen-Lüneburg und dem Hildesheimer Bischof Gerhard von Berg waren noch weitere Herrschaftsträger an außergerichtlichen Beilegungsversuchen der Mandelslohschen Fehde beteiligt. Sie kamen teils auch aus dem beteiligten Erzstift und aus der Stadt Bremen, darunter der für das Gerücht über Albert II. verantwortliche Domdechant Johann von Zesterfleth, mit dem sich Albrecht von Sachsen-Lüneburg am 15. Januar 1380 in Walsrode traf, um unbekannte Inhalte zu besprechen. Freiherr von Mandelsloh hat hier geschlossen, dass es entweder um die Burgmannen der Horneburg oder bereits um die von Mandelsloh gegangen sei.573 Nach den in den Chroniken beschriebenen militärischen Aktionen kam es im März 1381 zu einer gemeinsamen Tagfahrt zwischen Herzog Albrecht, Ratsgesandten der Stadt Bremen, dem mittlerweile neu eingeführten Bischof Johann von Verden (d. h. Johann von Zesterfleth) und den von Mandelsloh in Verden.574 Zu dieser Zeit sah sich Herzog Albrecht einem möglichen weiteren Vorgehen der Bremer gegen seinen Machtbereich im Herzogtum gegenüber, bei dem er laut Freiherrn von Mandelsloh befürchtete, die Bremer könnten nicht nur bis Walsrode, sondern darüber hinaus sogar bis nach Celle vorstoßen. So beließ er zunächst seine Familie in Winsen an der Luhe und teilte seine Reiterei auf.575 Ungefähr vier Wochen später, am 1. April des Jahres 1381, traf sich Albrecht erneut mit Bischof Johann und den von Mandelsloh, diesmal jedoch ohne die Bremer und etwas tiefer auf dem Gebiet des Herzogtums, auf der Bischofsbrücke bei Dorfmark zwischen Walsrode und Soltau.576 Von dort kehrte Albrecht am 2. April nach Celle zurück.577 Von der Burg Celle aus engagierte er sich erneut, eine Beilegung der Streitigkeiten im Süden des Herzogtums zu erlangen.578 Im Juni 1381 traf sich Albrecht abermals mit Vertretern der Stadt Bremen, diesmal in Soltau.579 Freiherr von Mandelsloh interpretierte diese Tagfahrt dahingehend, dass sich Albrecht nicht darum gekümmert habe, eine Sühne mit den 573 UB Herzöge 5, Nr. 135 (Rechnung Vogt Brendeke), S. 177, Zeile 40; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 54; unten Übersichtstabelle, Nr. 21. 574 UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 223, Zeile 8; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 60; Dormeier, Landesverwaltung, S. 169; unten Übersichtstabelle, Nr. 22. In Johann von Zesterfleth kann ein gemeinsamer Gegner der Welfen mit Herzog Albrecht gesehen werden: Mindermann, Johann von Zesterfleth. 575 Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 60. 576 UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 224; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 61; Dormeier, Landesverwaltung, S. 170; unten Übersichtstabelle, Nr. 24. Dormeier, Landesverwaltung, S. 170 gibt die Dauer anhand UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 224 mit »1381 März 31 bis 1381 April 2« an. 577 Dormeier, Landesverwaltung, S. 170 mit Verweis auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXI. 578 Vgl. unten Übersichtstabelle, Nr. 26–28. 579 UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 228, Zeile 31; S. 229, Zeile 6 – S. 230, Zeile 36; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 61.

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von Mandelsloh voranzutreiben. Dies ist so nicht unbedingt nachvollziehbar, denn wenn dem so wäre, hätte dieser sich nicht am 14. Juni in Soltau mit den Bremer Ratsgesandten treffen müssen.580 Im Lauf der Auseinandersetzung sollte Albrecht sich außerdem mit den Bremern verbünden.581 Auch im Süden des Herzogtums bemühte sich Albrecht um Ausgleich und nachdem im Februar 1384 ein Landfrieden hatte geschlossen werden können, strebte er einen Ausgleich mit Otto dem Quaden an, der ihm zuvor die Stadt Celle genommen hatte.582 Albrecht setzte den Rat der Stadt Hildesheim als Vermittlungsinstanz ein und die Ratsherren konnten durch verschiedene Schreiben erreichen, dass sich Albrecht und Otto zunächst am 14. Oktober 1384 in Hannover zu einer Tagfahrt trafen. Diese Tagfahrt diente dazu, die Bedingungen für die endgültige Beilegung ihrer Streitigkeiten zu besprechen. Dies sollte dann uf eynen thag nydin zu˚ halbingweghe tzuschin Honnobir und Gandirsheim583 passieren, wie Otto dem Hildesheimer Rat mitteilte. Doch Albrecht habe diesen Vorschlag abgelehnt.584 Aus einem weiteren Schreiben Albrechts an den Rat der Stadt Hildesheim geht hervor, dass der Herzogsanwärter die Stadt schützen wollte. Er habe dem Rat die Fehde mit den von Mandelsloh angezeigt und so dafür gesorgt, dass Hildesheim nicht zum Opfer der durch Albrecht eingesetzten Gleven geworden sei und keine Handelsgüter verlorengegangen seien; zudem sollte der Rat keinen Handel mehr mit den von Mandelsloh treiben.585 Zusätzlich trat der Hildesheimer Rat im Januar 1385 auch gegenüber den von Mandelsloh als Vermittler zwischen ihnen und Herzog Albrecht auf. Dies geht aus dem Folgeschreiben zu einem Brief an Albrecht hervor.586 All diese Bemühungen um Ausgleich und Wiederherstellung von Recht, vor allem von Seiten der von Mandelsloh, und von Frieden im Erzstift Bremen und im Grenzgebiet zwischen Verden und Braunschweig-Lüneburg zeigen, welche Bedeutung die Zeitgenossen der Kommunikation, vor allem auch unter Anwesenden auf Tagfahrten, beigemessen haben. Sie zeigen zugleich, wie ruhelos sich Albrecht von Sachsen-Lüneburg darum kümmerte, Rückhalt für seine Sache bei Städten und Adligen des Herzogtums zu finden. Neben dieser großen Anzahl von Tagfahrten kann anhand der Quellen aber 580 Dormeier, Landesverwaltung, S. 172 gibt diese Tagfahrt an als: »Herzog Albrecht, Ritter Heinrich Bock, Korlehake und Christian Havekhorst infolge von Irrungen zwischen Herzog Albrecht und den Bremern auf Tagfahrt in Soltau (und in Dorfmark), während Herzog Bernhard in Celle blieb« und verweist auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXV. 581 UB Herzöge 6, Nr. 118, S. 132, Z. 42. Vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 61. 582 Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 74. 583 UB Stadt Hildesheim 2, Nr. 573. 584 Ebd.: Daz her nicht thun wolde. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 74–75. 585 Ebd., Nr. 582. 586 Ebd., Nr. 589; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 75.

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auch festgestellt werden, dass die von Mandelsloh gleichzeitig mit der Fehde mehrere Versuche unternommen haben, eine gerichtliche Lösung des Problems der geschuldeten, nicht unerheblichen Pfandsumme zu erreichen.587 Letztlich wurde der Konflikt über ein Schiedsverfahren gelöst, in dem Graf Ludolf von Wunstorf und der Ritter Brand von dem Hus588 die Rolle der Schiedsrichter unter Vorsitz des Grafen Otto von Hoya übernahmen.589 Dies geschah allerdings erst mehr als vier Jahre nach den oben geschilderten Fehdetätigkeiten des Dietrich, Heineke und Statius im April 1385. Dieses Verfahren wurde anscheinend durch Herzog Albrecht angestrengt und trotz einer zuvor geschlossenen Sühne durchgeführt. Aus dem Protokoll des Schiedsverfahrens geht auch die Vorgeschichte des Konflikts, insbesondere zwischen den von Mandelsloh und Herzog Albrecht im Verbund mit der Stadt Hannover, hervor, die bis in die Mitte der 1370er Jahre zurückreicht.590 Demnach seien die Brüder mit dem Herzog übereingekommen, ihren Stammsitz nach der temporären Wegnahme durch Albrecht nicht weiter zu befestigen und die bereits bestehenden Befestigungsbauten wieder abzubrechen. Albrecht verteidigte sich in diesem Schiedsverfahren sogar gegen Beschuldigungen, wie das Protokoll ausweist: also alse he der dat vnschuldich (is) also vorscreuen steyt.591 Insgesamt stellt das Protokoll den Gang des Verfahrens vor den Schiedsrichtern dar. Demnach trug man die Klagepunkte der einen Seite Punkt für Punkt vor. Darauf wurde der beklagten Seite Gelegenheit gegeben, zu jedem der Punkte eine Aussage zu machen. Anschließend konnte die Gegenseite ihre Klagepunkte vortragen und die ursprünglichen Kläger antworteten darauf. Anschließend fällte der Schiedsrichter ein Urteil.592 Kurze Zeit später, Ende Juni 1385, unternahm Albrecht von Sachsen-Lüneburg erneut Aktionen gegen die von Mandelsloh, die zu dieser Zeit bereits seit 1382 die Burg Ricklingen als Pfand innehatten.593 Es kam zur Belagerung und Albrecht wurde von einem Blidenstein so schwer getroffen, dass er wenige Tage später an den Folgen verstarb.594 In den 1390er Jahren schließlich, unter anderem

587 Mandesloh, Gedenkblatt, S. 61. BUB 4, Nr. 6. 588 Eventuell verwandt mit dem späteren Bischof von Hildesheim, Henning von Haus, siehe unten 2.6. 589 UB Herzöge 6, Nr. 118; vgl. das Ergebnis vorweg in die Rekonstruktion der Vorgänge einordnend Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 39. 590 UB Herzöge 6, Nr. 118. 591 Ebd., S. 129. 592 Dies war ein gängiges Verfahren und wurde im Lauf des 15. Jahrhunderts ebenfalls so angewandt, wie sich unten im weiteren Verlauf der Studie zeigen wird. Vgl. unten 2.4. 593 Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 77 mit dortiger Anm. 4. 594 Die Geschichte des Todes Herzog Albrechts von Sachsen-Lüneburg trägt mythische Züge. Insbesondere wird die Tochter Dietrichs von Mandelsloh hervorgehoben. Siehe dazu Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 76–77. Zur Blide siehe Feuerle, Mark: Blide, Mange, Trebuchet. Technik, Entwicklung und Wirkung des Wurfgeschützes im Mittelalter. Eine

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Fallbeispiele

dem Status als Mitglied der Sateleute geschuldet, taucht Dietrich von Mandelsloh als Bürge oder Abgesandter der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg in den Quellen auf.595 Auch Heineke und Statius sind wiederholt als Bürgen und als Schiedsrichter tätig.596

2.1.5 Die Wahrnehmung der Fehde in der bremischen Historiographie Der Bericht zur Fehde der Brüder von Mandelsloh gegen Bremen in der Rinesberch-Schene-Chronik stellt sich dem Leser vor allem für den Abschnitt zur hier behandelten Mandelslohschen Fehde sehr verwirrend dar. Nicht nur die Datierung ist zweifelhaft, sondern auch die Schilderung der Vorgänge, in welche das bereits erwähnte Gerücht um den Bremer Erzbischof eingeschoben wurde. Das Gerücht ist jedoch, das hat jüngst Arend Mindermann deutlich machen können, anders zu datieren.597 Heinrich Wolter598 schrieb um 1450, also 70 Jahre nach den Ereignissen, folgenden kurzen Eintrag in seiner Chronik des Erzbistums Bremen: »Im Jahre 1379 da kamen gewisse Vasallen der Burg Drakenburg in das Amt Langwedel um zu rauben, aber wären fast gefangengenommen worden.«599 Er konnte also mehrere Dinge nicht mehr genau angeben: Weder kannte er das genaue Jahr, da er die Fehde sogar um gut ein Jahr vordatiert; noch kannte er die Namen der Handelnden. Stattdessen schrieb er »gewisse Vasallen«, da er die Brüder von Mandelsloh nicht mehr zu nennen wusste. Lediglich einer der Orte des Geschehens ist Wolter bekannt, das Amt Langwedel. Bei der Datierung der Vorgänge südostwärts von Bremen folgte Wolter dabei nicht der Rinesberch-Schene-Chronik. Indem er den Beginn der Fehde auf das Jahr 1379 legte, wich er von allen anderen Historiographen Bremens ab. Später bezog sich Johann Renner nicht auf Wolter, sondern legte den Beginn der Auseinandersetzungen in das Jahr 1381. Im Gegensatz zu Wolter kannte Renner ein Vielfaches an Details und Zusammenhängen des Konflikts, was sich aber durch die Nutzung der Rinesberch-Schene-Chronik als Vorlage erklären lässt. War das Wissen über die Ereignisse dieser Auseinandersetzungen um die Brüder von Mandelsloh Heinrich Wolter in noch nicht allzu weit entfernter Zeit

595 596 597 598 599

Studie zur mittelalterlichen Innovationsgeschichte (Veröffentlichungen des 1. Zentrums für Experimentelles Mittelalter, 1), Diepholz 2005. UB Herzöge 10, Urfehde Nr. 4 in Anschluss an Nr. 47, S. 137; UB Herzöge 7, Nr. 32 und Nr. 75; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 84. Ebd., S. 84, Anm. 6. Mindermann, Johann von Zesterfleth. Wolter, in: Meibom 2. Zur Datierung um 1450 vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 40. Wolter, in: Meibom 2, hier S. 68: Anno MCCCLXXIX tunc quidam vasalli de castro Drakenborg pro rapina venerunt ad advocatiam Langwedel, sed fere permanserunt captivi.

Die »Mandelslohsche Fehde« gegen Bremen 1380/81

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schon so unbekannt geworden, sieht man sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts einem ganz anderen Befund gegenüber : Als 1708 der Lehrer und Historiker Luneberg Mushard600 seine Monumenta Nobilitatis Antiquae Familiarum Illustrium […], eine genealogische Sammlung zur Geschichte der MinisterialenFamilien des Bremer Erzstifts, veröffentlichte, verzeichnete er für die Familie derer von Mandelsloh im für sie vorgesehenen Teil lediglich, die Brüder Heineke, Dietrich und Statius hätten im Jahr 1382 gelebt und seien in der Chronik Johann Renners unter diesem Datum genannt.601 Hier irrte sich Mushard jedoch, Renner nämlich verzeichnete den Beginn der Feindseligkeiten der Brüder von Mandelsloh gegen Teile des Erzstifts Bremen unter dem Jahr 1381 so: Anno 1381 des mandages so men aller kersten sehlen begeit, do hedden sick vorsammelt Heineke Dirick unnd Statius gebroedere, geheten van Mandelßlo […].602 Weitere und etwas ausführlichere Informationen zum hier behandelten Konflikt zwischen Bremen und den von Mandelsloh lassen sich bei Mushard allerdings im länger geratenen Teil über die Familie Schulte von der Luhe finden. Wie oben bereits erwähnt, war es auf Seite der Bremer Friedrich Schulte, genannt der Lange, der den Brüdern von Mandelsloh entgegenzog. Dieser war Ministerialer des Erzstifts Bremen, jene waren hauptsächlich Lehnsnehmer der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg.603 Mushard datierte in diesem Abschnitt die Mandelslohsche Fehde im Gegensatz zu allen anderen vor und nach ihm auf das Jahr 1382.604

2.1.6 Fazit Zusammenfassend kann zum einen gesagt werden, dass die Familie von Mandelsloh doch noch in den Besitz des umkämpften Langwedels gekommen ist. Dies hat Manfred Wilmanns zeigen können und Hans Trüper schloss sich ihm darin weitestgehend an.605 Zum anderen musste sich die Stadt Bremen wenige 600 Biographisches zu Mushard siehe Krause, Karl Ernst Hermann, Art. Mushard, Luneberg, in: ADB 23, Leipzig 1886, S. 97–98. 601 Mushard, Monumenta, S. 387: Anno 1382. haben gelebet Heineke/ Diederich und Statius von Mandelsloh, Gebrüder. Conf. Chron. MSC. Brem. Renner. ad h.a. 602 Renner, Chronica, ad 1381, ed. Klink, S. 317. 603 Aufgrund dieser Tatsache werden die von Mandelsloh bei Mushard, Monumenta, S. 387 nur sehr knapp behandelt: Die Herren von Mandelslo sind zwar zu dieser Zeit Hochfürstl. Lüneburgische Unterthanen /und gehören eigendlich nicht zu der Bremischen Ritterschaft. 604 Mushard, Monumenta, S. 461–462. 605 Wilmanns, Landgebietspolitik, S. 138–141 und Trüper, Ritter und Knappen, S. 364–365. Heineke von Mandelsloh war zuvor bereits Amtmann des Erzbischofs von Bremen auf der Burg Bremervörde gewesen, zusammen mit Cord Kamermester ab 1378. Siehe dazu Trüper, Ritter und Knappen, S. 340 und S. 342–343. Die betreffende Urkunde ist gedruckt im UB Herzöge 8, Nr. 208–2; Regest aus UAL Nr. 1761.

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Jahre nach der Mandelslohschen Fehde erneut gegen einen der Brüder von Mandelsloh, nämlich den jüngsten, Statius, zur Wehr setzen. Dieser hat sich 1402 mit den Grafen von Hoya verbündet und versucht, Bremer Gebiet anzugreifen.606 Für das Fallbeispiel der Mandelslohschen Fehde konnte festgestellt werden, dass die Funktion der Vermittler sich in ihrer Rollenzuweisung lediglich vom direkten Eingreifen im Konfliktverlauf hin auf ein sich Einbringen bei den verschiedenen Schiedsgerichten verlagerte. Zudem traten vor allem Ratsherren als Vermittler auf, wenn diese von ihren Lehnsherren darum gebeten wurden. Daneben ließ sich feststellen, dass die Fehdehelfer der Brüder von Mandelsloh zu einem großen Teil aus der Region stammten, die unter den Zerstörungen im Zuge der Fehde zu leiden hatte. Man kannte sich, nicht zuletzt aus vorhergehenden Fehdeaktivitäten gegen beispielsweise die Horneburg,607 die unter anderem unter der Verwaltung der Familie Schulte stand – einer Familie, die hier gegen die von Mandelsloh auf der Seite des Erzstiftes Bremen agierte. Und man kannte sich auch durch verwandtschaftliche Beziehungen, wie im Fall der Familie Klencke, deren Verbindung zu den von Mandelsloh über eine Heirat in einer Nebenlinie zustande gekommen war, wie Mushard in seiner genealogischen Aufstellung nahelegt.608 Somit lässt sich schlussfolgern, dass die These Hillay Zmoras über die engen sozialen Beziehungen der Fehdegegner sowie Fehdehelfer untereinander609 in diesem Fall, bei aller Vorsicht, zum einen auch auf die hier untersuchte Auseinandersetzung und damit zum anderen auch auf den norddeutschen Raum übertragbar zu sein scheint. In der Wahrnehmung der spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Historiographie der Stadt Bremen zeigt sich die Fehde insbesondere als Gelegenheit zur Schilderung der städtischen Militärmacht. Durch geschicktes Taktieren, Zusammenziehen von Bündnisaufgeboten und wegen deren Stärke gelang es, so der Tenor bei Rinesberch-Schene und Renner, die adligen Feinde der Stadt zurückzudrängen. Dabei kommt auch der Schilderung der eingesetzten Technik eine nicht zu vernachlässigende Bedeutung zu, da hier erstmals von Handbüchsen im Einsatz Bremens die Rede ist. Rinesberch-Schene konstatieren als Fazit, so kann man folgern, dass sowohl die Stadt als auch das Erzstift Bremen aus den Aktionen nicht nur siegreich hervorgegangen waren, sondern auch noch bedeutende Zugewinne verzeichnen konnten.610 Renner, der auf Grundlage der

606 Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 98; Statius war nach Görner, Raubritter, S. 189–191 ebenso zeitweilig im Pfandbesitz des Amtes Schlüsselburg im Stift Minden, zudem Drost im Amt Petershagen. 607 Vgl. das betreffende Kapitel zur Horneburger Fehde unten 2.2. 608 Mushard, Monumenta, S. 326. 609 Zmora, Feud, S. 82–83. 610 Nicht zuletzt mit Bederkesa konnte die Stadt Bremen ihr Landgebiet oder zumindest die

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Bremer Chronik von Rinesberch und Schene schrieb, schildert die Vorgänge nicht viel anders. Beide Chroniken stellen die militärischen Aktionen, nicht aber die Beilegungsmaßnahmen in den Vordergrund. Vornehmlich der mit den fehdeführenden Brüdern verwandte Freiherr Werner von Mandelsloh sah die Aktionen der braunschweigisch-lüneburgischen Niederadligen im ausgehenden 14. Jahrhundert ganz in der Tradition des 19. Jahrhunderts. Für ihn waren die Auseinandersetzungen erstens Maßnahmen der Selbsthilfe gegen ein vermeintliches Unrecht. Zweitens stellte sich Werner von Mandelsloh auch in eine Reihe mit den Mittelalterforschern seiner eigenen Zeit, wenn er den spätmittelalterlichen Akteuren unterstellte, es habe »keine Unterhandlungen« gegeben. »Selten« seien sie gewesen und »man gab dem kürzern Verfahren – der Gewalt – den Vorzug«.611 Dem gegenüber steht der Befund der Quellen, die, wie oben gezeigt werden konnte, verschiedene Versuche der Konfliktlösung bis hin zur Kommunikation unter Anwesenden auf mehreren Tagfahrten zur abschließenden Beilegung der Auseinandersetzungen zwischen den Brüdern von Mandelsloh, dem Erzstift Bremen und den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg verzeichnen.

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Insbesondere in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts wurde die Lage im Land zwischen Weser und Elbe erneut sehr dramatisch. Nach der Verlagerung der Aktivitäten der immer wieder auftauchenden Vitalienbrüder und ihrer räuberischen Aktivitäten zur See in das Gebiet von Ostfriesland um 1400 mussten sich Bremen und Lüneburg auch auf dem Land mit einigen Streitigkeiten auseinandersetzen.612 Im Gebiet des durch Finanzkrisen geplagten Erzstifts Bremen613 taten sich mehrfach die Burgmannen der Horneburg durch eine, aus Sicht der ausgeübten Territorialrechte in nicht geringem Maß vergrößern. Vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 318. 611 Beide Zitate Mandelsloh, Regierungszeit, S. 178. 612 Zu den Vitalienbrüdern und ihren Aktivitäten siehe Bippen, Wilhelm von: Geschichte der Stadt Bremen, 1, Bremen 1892, S. 268; Rohmann, Johann Stortebeker ; Puhle, Matthias: Die Vitalienbrüder. Klaus Störtebecker und die Seeräuber der Hansezeit, Frankfurt am Main 1992; sowie die Beiträge des Sammelbands Wilfried Ehbrecht (Hg.): Störtebeker. 600 Jahre nach seinem Tod (Hansische Studien, 15), Trier 2005 und die Dissertation von Clarus, Nicolai: Bartholomäus Voet und die Freibeuter der Hansezeit. Untersuchungen zum Kaperwesen im Nordeuropa des frühen 15. Jahrhunderts, Diss. masch. Universität Hamburg 2012. 613 Zur desolaten Finanzlage im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts siehe Elmshäuser, Territorialstaat, S. 184–186 und Mindermann, Johann von Zesterfleth (Teil 1); zur Lage Bremens in dieser Zeit allgemein siehe Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, 1, S. 104–106.

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städtischen Ratsmitglieder und Kaufleute, verwerfliche Unsitte hervor, die in der spätmittelalterlichen Historiographie an mancher Stelle beklagt wird:614 Einige unter den Burgmannen der Horneburg hatten sich bereits um die Mitte des 14. Jahrhunderts615 und dann erneut zu Beginn des 15. Jahrhunderts darauf spezialisiert, Kaufleute auf ihrem Weg auf den Fernhandelsstraßen von Bremen über Hamburg nach Lübeck und an die Ostsee zu überfallen und zu berauben. Oft nahmen sie auch Kaufleute als Geiseln, um Lösegelder erpressen zu können.616 Das damit verbundene Klischee verarmter Adliger, die von ihren Burgen aus Raubzüge unternommen haben sollen, durch verschiedene ältere Arbeiten behauptet und durch jüngere Forschungsergebnisse widerlegt,617 kann sich für den Untersuchungszeitraum und die herangezogene Region vorliegender Arbeit nicht bestätigen lassen. Die Burgmannen von Horneburg waren keine verarmten, unbedeutenden Niederadligen der Region, sondern verfügten jeweils über einen ausgedehnten Besitz und damit verbunden entsprechende finanzielle Einkünfte, die sie den anderen regionalen Herrschaftsträgern, wie beispielsweise dem Erzbischof von Bremen oder den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg, pfandweise zur Verfügung stellen konnten.618 Damit gehörten sie zeit614 Verwiesen sei hier auf die Stelle bei Werner Rolevinck, siehe dazu beispielsweise Ehbrecht, Wilfried: Ruten, roven, dat en is gheyn schande, Dat doynt de besten van dem lande. Bemerkungen zu adligem Land- und Seeraub im spätmittelalterlichen Nordwesten, in: Ders. (Hg.), Störtebeker. 600 Jahre nach seinem Tod (Hansische Studien, 15), Trier 2005, S. 253–271, mit Hinweisen auf Aktivitäten der Familie Klencke S. 267. 615 UB Stadt Stade, Nr. 110 vom 9. Oktober 1361. 616 Zu den mehrfachen Verwicklungen der Horneburger in Überfälle auf Kaufleute siehe Trüper, Ritter und Knappen, S. 615 und Elmshäuser, Territorialstaat, S. 185; Hofmeister, Adolf E.: Der werdende Territorialstaat der Erzbischöfe von Bremen (1236–1511). 2.: Adel, Bauern und Stände, in: Hans-Eckhard Dannenberg/ Heinz-Joachim Schulze (Hg.), Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, 3 Bände (Schriftenreihe des Landschaftsverbandes der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, 7–9), Stade 1995–2008, 2, S. 195–240, hier S. 203, S. 211 und S. 228–229. Die Erpressung von Lösegeldern war durchaus üblich: vgl. Neitzert, Göttingen, S. 76–90; Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 647 mit dem aufschlussreichen Hinweis auf die Praxis der Aufteilung von Geiseln unter den Hauptleuten. Hier ist auf die Debatte um die verarmten landsässigen Adligen zu verweisen. Beispielsweise Görner, Raubritter und Sprandel, Rolf: Das Raubrittertum und die Entstehung des öffentlichen Strafrechts, in: Saeculum 57/1 (2006), S. 61–76. Dass die Geiselnahme und/ oder Gefangennahme nach Scharmützeln immer wieder vorkam, zeigt auch eine Rechnung des herzoglich-lüneburgischen Vogtes von Winsen an der Luhe, Segeband Vos, aus dem Zeitraum 1381/82 und vergleichbare Rechnungen aus Celle. Siehe dazu Dormeier, Landesverwaltung, S. 124 und S. 133, zu Celle S. 138. 617 Genannt sei hier stellvertretend die Diskussion der verschiedenen Forschungsbeiträge bei Hechberger, Werner : Adel, Ministerialität und Rittertum im Mittelalter (Enzyklopädie deutscher Geschichte, 72), München 2010, S. 115; ausführlicher Hechberger, Adel, S. 487–494. 618 Vgl. oben 2.1.3. Zu den Burgmannen der Horneburg siehe Merker, Ritterschaft, S. 32–36 und Trüper, Ritter und Knappen, S. 498–504; zu den umfangreichen Besitzungen der

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weilig auch zu den Vertrauten dieser Herrschaftsträger.619 Es ist vielmehr – dies sei vorweg genommen – die Quellenlage, die dieses Bild des niederen Adels des ausgehenden 14. und noch des 15. Jahrhunderts aufscheinen lässt, besonders wenn man sich mit der im städtischen Umfeld oder sogar im städtischen Auftrag entstandenen Historiographie befasst.620 Doch kehren wir zurück zu den Ereignissen, um später zu einer Analyse des Bildes der Horneburger Fehde in der Historiographie und auch der jüngeren Mittelalterforschung zu kommen. Im Zeitraum zwischen 1425/26 und Juli 1432 führten mehrere Mitglieder der als Burgmannen auf der Horneburg ansässigen Familien gegen die Herzöge Bernd, Otto und Friedrich von Braunschweig-Lüneburg und den Bischof Johann von Verden eine Fehde, die als sogenannte Horneburger beziehungsweise Lauenbrücker Fehde überliefert ist.621 Dieser Konfliktkomplex622 flammte immer wieder auf und schwelte über elf Jahre. Enden sollte die Fehde schließlich erst im Jahr 1443.623 Die Abfolge mehrerer Auseinandersetzungen, die den Komplex der Horneburger Fehde bilden, wurde bisher lediglich ein Mal ausführlicher durch die

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Familie Schulte siehe auch Bachmann, Elfriede: Unveröffentlichte Urkunden zur Geschichte des erzstiftisch-bremischen Adelsgeschlechts Schulte und seiner Besitzungen im Bereich des heutigen Landkreises Bremervörde und seiner Nachbargebiete, in: Rotenburger Schriften 45 (1976), S. 23–86, wo Güterverkäufe auch zur Zeit der Horneburger Fehde belegt werden, hier besonders Urkunde Nr. 20 vom 23. April 1426, S. 56. Hier stechen vor allem Ortgies Klencke und Herbort von Mandelsloh heraus, die Arnswaldt, Ritterschaft, besonders S. 47 (von Mandelsloh) und S. 75 (Klencke), als »Räte« der Herzöge oder zumindest sehr einflussreiche Geldgeber (vor allem von Mandelsloh) ansieht. Ortgies Klencke und Dietrich von Mandelsloh wurden auch als Sateleute deren führende Köpfe. Dazu ebd. und Reinbold, Sate; vgl. UB Herzöge 7, Nr. 132 und Nr. 273. Zu diesem Themenkreis auch Andermann, Ritterliche Gewalt und Graf, Klaus: »Der adel dem purger tregt haß«. Feindbilder und Konflikte zwischen städtischem Bürgertum und landsässigem Adel im späten Mittelalter, in: Werner Rösener (Hg.), Adelige und bürgerliche Erinnerungskulturen des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit (Formen der Erinnerung, 8), Göttingen 2000, S. 191–204. Kurze Erwähnung findet die Fehde bei Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 648 und S. 788. Zur Bezeichnung als »Lauenbrücker Fehde« siehe Hofmeister, Territorialstaat, S. 228. Siehe auch Schmidt-Salzen, WolfNikolaus: Die Landstände im Fürstentum Lüneburg zwischen 1430 und 1546 (Göttinger Forschungen zur Landesgeschichte, 4), Bielefeld 2001, S. 86. Nach Hofmeister, Territorialstaat, S. 228 ging die Horneburger in die »Lauenbrücker Fehde« über, sie ist aber nicht mit der Horneburger Fehde gleichzusetzen. Es handelt sich zwar um einen zusammengehörigen Komplex von Fehdezügen. Die »Lauenbrücker Fehde« bezeichnet jedoch Züge des herzoglichen Amtmannes Burkhard von Moisburg, die er zwischen Anfang August und Ende November 1441 von Lauenbrück aus führte. Siehe Bremisch-Lüneburgische Fehden des 15. Jahrhunderts und ihre Auswirkungen auf die bäuerliche Bevölkerung. Quellen zur Geschichte des Fehdewesens, hg. von J. F. Heinrich Müller (Veröffentlichungen des Hamburger Museums für Archäologie und die Geschichte Harburgs – Helms-Museum, 34), Hamburg-Harburg 1980, S. 10 und S. 55. So auch Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 648.

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Fallbeispiele

jüngere Forschung untersucht: In den 1960er Jahren befasste sich Dietrich Kausche mit der Horneburger Fehde in einem Aufsatz.624 Ausgehend von einem Aktenfund im Staatsarchiv Luzern625 analysierte er die recht langwierigen Versuche verschiedener Seiten, jene Auseinandersetzungen um die Burgmannen der Horneburg beizulegen. Einige Zeit später, in den 1980er Jahren, gab J. F. Heinrich Müller einen Quellenband zu den Auswirkungen der Fehde auf die bäuerliche Bevölkerung der betroffenen Region heraus.626 Dabei ging er schwerpunktmäßig auf die erhaltenen Schadenslisten ein. Diese Verzeichnisse sind seither nicht ausführlich untersucht worden. In ihnen, so schon Müller selbst, kann man zum Teil hochinteressante Erkenntnisse zum Fehdewesen in der unteren Elbregion beziehungsweise im Bremischen des beginnenden 15. Jahrhunderts gewinnen.627 Zwar hatte sich auch bereits die ältere Forschung mit den Vorgängen um die Horneburger Burgmannen befasst, allerdings tat sie dies im Stil kompilatorischer Zusammenfassungen der Geschichte Norddeutschlands, des Erzstiftes Bremen und des Bistums Münster.628 Schon Peter von Kobbe beschrieb die Horneburger Fehde im ersten Viertel des 19. Jahrhunderts knapp: »[…] Herzog Wilhelm zog 1425 vor Horneburg, ward aber durch Hülfe, welche aus dem Altenlande, aus Kedingen, Stade und Buxtehude kam, genöthigt, die Belagerung aufzugeben. Der Tag seines Abzuges, St. Annentag, wird noch jetzt durch eine Dankpredigt begangen. Sechs Jahre später aber nahm Herzog Wilhelm Horneburg ein«.629 In der »Geschichte des Herzogthums Bremen« von F. W. Wiedemann, entstanden gut vierzig Jahre später, findet sich nicht viel mehr, wenn es dort heißt: »[…] Einige Ritter, welche in Horneburg wohnten, namentlich Erdmann Schulte, machten Raubzüge in das Herzogthum Lüneburg. Den Fürsten dieses Landes mochte die Veranlassung erwünscht sein und sie kündigten dem Erzstift Bremen den Krieg an. Alle benachbarten Fürsten wurden aus 624 Kausche, Dietrich: Die Horneburger Fehde und die Vergleichsverhandlungen von 1432. Betrachtungen zu einem unbekannten hansischen Rezeß und seiner Ausführung, in: Lüneburger Blätter 18 (1967), S. 33–54. 625 Ebd., S. 33. 626 Müller, Fehden. 627 Ebd., S. 8. 628 Aus der älteren Forschung: Kobbe, Peter von: Geschichte und Landesbeschreibung der Herzogthümer Bremen und Verden, 2 Theile, Göttingen 1824 [ND Osnabrück 1977]; Aichel, Caspar Otto Friedrich: Kleine Chronik von Horneburg im Herzogthum Bremen. Letzte Abschiedsgabe an seine liebe Gemeinde daselbst, Horneburg 1845; Wiedemann, F. W.: Geschichte des Herzogthums Bremen, 2 Bände, Stade 1864–1866, hier 1, S. 301; Müller, August: Beiträge zur Geschichte des Bistums Verden unter Johann III. von Asel 1426–1470, Münster 1911; Düring, Adolf von: Ehemalige und jetzige Adelssitze im Herzogtum Bremen, herausgegeben von der Ritterschaft des Herzogtums Bremen, Stade 1938; siehe auch Merker, Ritterschaft, S. 32–36. 629 Kobbe, Geschichte und Landesbeschreibung, S. 161.

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manchen Ursachen darin verwickelt«.630 Dem folgt eine Zusammenfassung der Geschehnisse der Horneburger Fehde auf etwa zweieinhalb Seiten.631 August Müller wusste in seinen »Beiträge[n] zur Geschichte des Bistums Verden unter Johann III. von Asel« über die hier zu untersuchende Fehde zu sagen: »Gegen Ende des Jahres 1424 hatte sie [die Stadt Verden] eine schwere Belagerung durch den Erzbischof von Bremen zu bestehen«.632 Damit verlegt Müller den Beginn der Fehde in die Zeit vor 1425. In der älteren Forschung kann man nur sehr spärliche Informationen zur Horneburger Fehde, deren Verlauf und vor allem deren Beilegung finden. Zudem wurde sie unterschiedlich datiert. Dies wirft Fragen zur Datierung, zum Verlauf, zur Beilegung und zum Stellenwert der Horneburger Fehde in der Region auf. Der modernen Forschung ist mit der Horneburger Fehde bislang eine sehr gut dokumentierte Auseinandersetzung vom Beginn des 15. Jahrhunderts entgangen. An ihr lassen sich vor regionalen Hintergründen und Tatorten überregionale Auswirkungen für den ganzen Nordwesten des Reichs aufzeigen, welche die Fehde nicht zuletzt auch auf die bäuerliche Bevölkerung hatte. Das zeigen vor allem die Schadenslisten. Die Auseinandersetzungen um die Horneburg verdienen damit eine eingehendere Untersuchung.

2.2.1 Ursachen und Akteure Die Horneburg war seit ihrer Erbauung im Jahr 1255 zunächst eine Lehensburg des Klosters Harsefeld, dann des Erzstifts Bremen.633 Errichtet wurde sie gegen die Bedrohung durch die herzoglich Lüneburgische Burg Harburg, die zwei Jahre zuvor, 1253, durch Herzog Albert von Braunschweig-Lüneburg wiedererrichtet worden war.634 Die Horneburg entwickelte sich im Lauf des 14. Jahr630 631 632 633

Wiedemann, Geschichte des Herzogthums Bremen, 1, S. 301. Ebd., S. 302–304. Müller, Beiträge, S. 4. Trüper, Ritter und Knappen, S. 498. Siehe auch Art. Horneburg, in: Bilder und Nachrichten aus dem Alten Land und seiner Umgebung, bearbeitet von Carl Röper, Irmgard Carstens und Lothar Zupp mit einer Einführung in die Geschichte des Alten Landes und seiner Bauernhäuser und einem Anhang Bäuerliche Kulturgüter im Alten Land von Gerhard Röper, 1 (Schriftenreihe des Vereins zur Förderung und Erhaltung Altländer Kultur Jork e.V.), Jork 1988, S. 423–424. Die Horneburg wurde teils mit der Harburg verwechselt, woraufhin 1253 als Baujahr der Horneburg kursiert. Trüper und Merker konnten jedoch das Jahr 1255 ausmachen. Darüber hinaus widerspricht sich der Bericht bei Röper inhaltlich: vgl. ebd., S. 423 mit S. 424. 634 Trüper, Ritter und Knappen, S. 498; Meyn, Wilhelm: 700 Jahre Horneburg, Horneburg 1955 [ND 1980]; Merker, Ritterschaft, S. 33; Förste, Artur Conrad: Horneburg, der Delm, Buxtehude und Moisburg im Handbuch der historischen Stätten, in: Stader Jahrbuch 61 (1971), S. 109–110; Förste, Artur Conrad: 38 neue Forschungen und Quellen zur Ge-

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Fallbeispiele

hunderts zu einer gemeinsam durch Angehörige mehrerer Adelsfamilien genutzten Burg.635 Mitglieder der Familien Schulte,636 Klencke,637 Marschalk, von Borch638 und später auch von Zesterfleth stellten die Burgmannschaft. Die Burgmannen hatten ein gemeinschaftliches Siegel und nutzten es.639 Entstanden war die sogenannte Horneburger Fehde mit ihrer »unübersichtliche[n] Gesamtsituation«640 im Zuge einer größeren Auseinandersetzung zwischen dem Erzstift Bremen und Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg, die ihren Anfang wohl im Herbst des Jahres 1425 nahm. Zu dieser Zeit schlossen der Erzbischof von Bremen, Nikolaus von Delmenhorst, und der Rat der Stadt ein Bündnis gegen Überfälle von außen und zudem einen Vertrag über Hilfe der Stadt bei einem erzbischöflichen Heerzug vor die Stadt Verden.641 Die Chronik des Johann Renner verzeichnet dazu folgende Passage: […] Van einem krige tuschen dem stifte Bremen, und lande to Lunenborch: Anno 1425 vorhuef sich ein krich twischen dem stifte Bremen, und dem hertogen to Lunenborch, dat orsakede van klenen dingen, und wort ein groth krich, averst hadde bischop Nicolaus der Horneborger, und noch twier menner, alse Ertman Schulten, unnd Iven van Borch

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schichte und Ortsnamenskunde der Buxtehuder Geest (Buxtehuder Blätter, 6), Moisburg über Buxtehude 1995, S. 199–206. Zu Harburg allgemein auch Richter, Klaus: Von der Burg zur Mietskaserne. Das Harburger Schloß, in: Jürgen Ellermeyer (Hg.), Harburg. Von der Burg zur Industriestadt. Beiträge zur Geschichte Harburgs 1288–1938 (Veröffentlichungen des Hamburger Museums für Archäologie und die Geschichte Harburgs. Helms-Museum, 52. Veröffentlichung des Vereins für Hamburgische Geschichte, 33), Hamburg 1988, S. 16–33. Teilweise treten auch Mitglieder der Familie von der Osten als Burgmannen der Horneburg auf: Bachmann, Urkunden, Nr. 20, S. 57: […] so bekenne wy Iohan de Schulte sakewolde, Hermen van der Osten, Seghebode Marschalk unde Ywen van Borch, ok borchmanne to Horneborch […]. Zur Familie siehe Bachmann, Urkunden. Zur Familie Klencke im 14. Jahrhundert siehe auch Rinesberch-Schene, Chronik, c. 470, S. 141 Anm. 281 und unten 2.3. Die von Borch standen schon um 1311 in Konflikt mit dem Bremer Erzbischof. Siehe Rienesberch-Schene, Chronik c. 405, S. 105–106. In diesem Bericht wird erneut die proklerikale Färbung der Chronik deutlich, da Heinrich von Borch (um 1290 bis nach 1347) hier sehr negativ dargestellt wird. Seine Person weist legendenhafte Züge auf, siehe dazu Trüper, Ritter und Knappen, S. 326–328; zur Familie auch Förste, Artur Conrad: Die Abstammung des Geschlechts v. Düring von den v. Borch auf Horneburg, in: Stader Jahrbuch 60 (1970), S. 97–104. Doch waren die von Borch auch in andere Streitigkeiten involviert. Zumindest wird ein Ywan van Borch genannt in UB Stadt Stade, Nr. 89: 9. Juni 1340: Stade und Hamburg legen ihren Streit um den Elbhandel bei. Schiedsleute sind verschiedene Ratsherren von Lübeck, Bremen und Lüneburg (genannt in dieser Reihenfolge!) als Schiedsleute (auch gedruckt als SHLRuU 3, Nr. 1077; Hamburgisches UB 4, Nr. 102). Trüper, Ritter und Knappen, S. 498–504 mit Abbildung des Siegelwappens. Ein vollständig erhaltenes Siegel der Horneburger Burgmannen befindet sich an der Urkunde StadtA Lüneburg, UA a 1433 Juli 1. Müller, Fehden, S. 9. BUB 5, das Bündnis im September Nr. 249, die Hilfsvereinbarung im Oktober Nr. 252.

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(de in dem forstendohm roveden und streiffeden) mechtich gewesen, so hedde des kriges nein noth gewesen.642 Diese klenen dingen – geringe Anlässe also – waren, so lässt sich die Passage Renners interpretieren, die immer wiederkehrenden Ausritte der Burgmannen Horneburgs. Insbesondere Ertman Schulte und Ivan von Borch hatten sich, nach obiger Schilderung Renners, dabei hervorgetan.643 Die weiteren Entwicklungen der Fehde um die Horneburg sind zum Teil der speziellen Situation auf der Burg geschuldet, die Hans G. Trüper herausgearbeitet hat.644 Demnach bestand auf der Horneburg eine Art genossenschaftliche Einung zwischen den Burgmannen der Familien Schulte und von Borch. Diese hatten im Jahr 1337 einen Burgfrieden geschlossen und somit das unter ihnen geltende Recht kodifiziert.645 In den rechtlichen Bestimmungen werden neben der Festlegung der Zuständigkeit von Gerichten auch Aussagen zur Führung von Fehden gemacht. So wollten sich die Burgmannen untereinander nicht »[…] berauben, durch Brand schädigen, gefangen nehmen oder widerrechtlich mit Schatzungen belegen, es sei denn, sie hätten die Sache, alse en denstman recht iz, vor ihren Herrn, den Erzbischof von Bremen gebracht«.646 Die entscheidende Gerichtsinstanz war hier der Erzbischof von Bremen als Dienst- und Lehnsherr der Burgmannen aus den verschiedenen Familien. Das Recht zur eigenmächtigen Führung von Fehden wurde ihnen damit für die meisten Fälle genommen und die herrschaftliche Bindung zwischen Erzbischof und Burgmannschaft intensiviert. Lediglich im Fall eines Scheiterns der gerichtlichen Klagen durften die Burgmannen der Horneburg noch eigenmächtig Fehde führen. Dies geht aus 642 Johann Renner, Chronica, fol. 358v, ad 1425, Transkription Klink, S. 382; eine Übersetzung dieser Stelle bringt Hofmeister, Territorialstaat, S. 203. Hier wird man zu Beginn mit dem Begriff Krieg konfrontiert. Zur Diskussion um die Begriffe Krieg und Fehde in der Konfliktforschung vgl. zum Beispiel Kortüm, Kriege und Krieger ; siehe dazu auch oben 1.2.1 und 1.2.2. 643 Die Familien Schulte und von Borch waren seit Beginn des 14. Jahrhunderts auf der Horneburg ansässig, siehe Merker, Ritterschaft, S. 33 und Trüper, Ritter und Knappen, S. 498–500. Kausche, Horneburger Fehde, S. 40 berücksichtigte Renner nicht und ging nur davon aus, dass sich Ertman Schulte bei Mushard finde. 644 Trüper, Ritter und Knappen, S. 500–502. 645 Ebd., S. 501–502 gibt die entscheidenden Punkte wieder, die hervorgehen aus dem Vertragstext, ediert in den Regesten der Erzbischöfe von Bremen, 2 Bände (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hannover, Oldenburg, Braunschweig, SchaumburgLippe und Bremen, 11), Bremen 1928–1971, 2, Lieferung 2: 1327–1344, bearb. v. Otto Heinrich May, Bremen 1971, Nr. 590. Zu Burgfrieden allgemein siehe Margue, Michel: »… eynen rechten, festen und steden burchfryden zu halden uff unser burch«. Burgfrieden als Quellen für das Zusammenleben auf der spätmittelalterlichen Burg, in: Lukas Clemens/ Sigrid Schmitt (Hg.), Zur Sozial- und Kulturgeschichte der mittelalterlichen Burg. Archäologie und Geschichte (Interdisziplinärer Dialog zwischen Archäologie und Geschichte, 1), Trier 2009, S. 207–228 und Reinle, Legitimation, hier S. 98–100. 646 Trüper, Ritter und Knappen, S. 501.

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dem vierten überlieferten Artikel hervor.647 Gerade diese engen Verbindungen auf der Burg und ihre rechtlichen Grundlagen werden zum einen dazu geführt haben, dass sich auch die übrigen Burgmannen an der Horneburger Fehde beteiligten. Diese Zusammenarbeit ist vor allem aus den erhaltenen Friedensschlüssen ersichtlich. In ihnen werden, mit Ausnahme der Klencke648 und von Düring, alle Familien genannt.649 Zum anderen zeigt sich an der starken gerichtlichen Bindung an Erzbischof und Domkapitel650 auch ein möglicher Grund für die verschiedenen vehementen Versuche, die Horneburger Fehde beizulegen. Darüber hinaus störten die Fehdeaktivitäten südlich von Hamburg erheblich den Handel in Richtung Lübeck. Die Auseinandersetzungen zwischen dem Bremer Erzbischof Nikolaus651 und Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg652 begannen im Herbst des Jahres 1425 mit einem Überfall des ersteren auf Verden. Dort hatten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg ihr Hauptlager für die Unternehmungen gegen Nikolaus eingerichtet.653 Der Versuch, sich der Stadt Verden zu bemächtigen, deren Bischof mit den Herzögen verbündet war, schlug allerdings fehl.654 Anschließend 647 Ebd.: »Können auch diese den Klägern innerhalb dieser Zeit zu keinem Recht verhelfen, so dürfen sie zusammen mit ihren Verwandten ihr Recht von den Horneburger Burgmannen erzwingen, bis ihnen Recht geschehen ist […]«. 648 Teile der Familie Klencke waren zu dieser Zeit im Pfandbesitz von Rotenburg an der Wümme. Kausche, Horneburger Fehde, S. 42. 649 Vgl. beispielsweise StadtA Lüneburg, UA a. 1433 Juli 1: […] Frederick Schulte, Segebode Marschalk, Johan Schulte, Iwan van Borch, Erdman Gherhard und Hermen Schulte, Johan und Hermen van Zesterflete, Johan Schulte Meinrichs Sohn und Johan van Borch […]; vgl. dazu Müller, Fehden, S. 9, Anm. 13. Die Klencke hatten demgegenüber ihren Hauptsitz bis zum Ende des 15. Jahrhunderts in der Gegend von Thedinghausen südlich von Bremen und lehnten sich an die Grafen von Hoya an. Siehe dazu unten 2.3. 650 Das Bremer Domkapitel sollte stellvertretend die Funktion eines Richters ausführen, falls der Erzbischof dies nicht konnte. Siehe Trüper, Ritter und Knappen, S. 501. 651 Zu Nikolaus siehe Schulze, Heinz-Joachim: Art. Nikolaus von Delmenhorst (um 1393/ 94–1446). 1421–1434 Erzbischof von Bremen, in: Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biographisches Lexikon, Berlin 2001, S. 102–103. 652 Das ist Wilhelm der Ältere, Enkel von Magnus II. »Torquatus«, 1392–1482. Vgl. den Stammbaum bei Geckler, Christa: Die Celler Herzöge. Leben und Wirken 1371–1705, Celle 1986, S. 30. 653 Rinesberch-Schene ad 1425 (nach Lappenberg, Geschichtsquellen, S. 150–151): Dar makeden die hertoghen ere kokenen binnen Verden. Zum Beginn der Fehde siehe Kausche, Horneburger Fehde, S. 40. Zur Stelle bei Rinesberch-Schene vgl. auch Johann Renner, Chronica, fol. 358v, a. 1425, Transkription Klink, S. 382: Do weren de Verders inn der hertogen hulpe, und de forsten hadden ore koeken binnen Verden, und beschedigeden dat stift. Des sammelde bischop Nicolaus ein groth folck, van borgern, haveluden und landtluiden, unnd beginde in der winter tit alse de nacht allerlengest unnd duisterst is, Verden tho belegern. 654 Rinesberch-Schene ad 1425: Do vnsse here myt sinen vrunden ene gude tyt vor Veirden leghen hedde vnde mit groten bussen dar vele in gescoten, do vorspadeden dat die eken vnde

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begab sich Nikolaus auf zwei weitere Fehdezüge in das Herzogtum Lüneburg. Einer dieser Züge führte ihn bis nach Walsrode.655 Wie Heinrich Wolter in seiner Chronik schreibt, gab es gleichzeitig wohl auch Aktionen der Horneburger. Diese hätten, so Wolter zum Jahr 1425, Ritter und Knappen des Herzogs und auch einen Ratsangehörigen aus Lüneburg namens Nikolaus Grünhagen gefangen genommen.656 Im Jahr 1426 kam es zu einem von Harburg aus organisierten Gegenschlag der Herzöge. Dieser sollte »insbesondere der Horneburg gelten«.657 Während Dietrich Kausche die Horneburg als Ziel der ersten herzoglichen Unternehmung von 1426 ausmacht und dies damit begründet, einer der dortigen Burgmänner, nämlich Ertmann Schulte, habe sich bei den erzbischöflichen »Streifzügen [des Jahres 1425] besonders hervorgetan«,658 so kann man die Zielsetzung durchaus auch über die Lage der Horneburg erklären. Die Burg diente als Grenzbefestigung des Erzstiftes Bremen gegen die nicht allzu weit entfernte Harburg, die 1253 wiedererrichtet worden war.659 Zu Beginn des Jahres 1426 war die Stadt Lüneburg Pfandinhaberin der Harburg. Daher beteiligte sich die Stadt auch am Zug der Herzöge gegen Erzbischof Nikolaus und die Horneburg.660 Infolgedessen schickte die Stadt Lüneburg am 22. Januar 1426 der Stadt Bremen einen Absagebrief.661 Die Stadt wolle von diesem Zeitpunkt an der Bremer borgere und undersaten vyende sein.662 Nach Kausche sandte Lüneburg gleichzeitig ein ähnlich lautendes Schreiben nach Buxtehude und vermutlich nach Stade.663 Sogleich setzte Lüneburg Söldnergruppen ein, die 1426 in der Befestigung von Lauenbrück nachgewiesen

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die anderen cleyne scepe, dat sie nicht tide ghenuch en quemen. Also tooch vnsse here van Bremen do myt den synen wedder aff. Auf diesem Bericht baut Johann Renner auf: Johann Renner, Chronica, fol. 358v, a. 1425, Transkription Klink, S. 382. Rinesberch-Schene ad 1425: Hirna dede die erczebisscup Nicolaus twe grote reyse ynto deme hertochdome. Die ene reyse was vere by yennehalue Waldesrode vnde die andere ock vere in dat hertochdom enen anderen wech vnde deden dar manigen anderen groten drepeliken scaden tho. Vgl. Johann Renner, Chronica, fol. 358v, a. 1425, Transkription Klink, S. 382. Heinrich Wolter, Chronik, ed. Heinrich Meibom, ad 1425: Anno MCCCCXXV incepit iterum bellum inter Ducem & Archiepiscopum sed sopita fuit lis per vasallos Archiepiscopi de Horneborg, qui captivaverunt ministros Ducis milites ac militares & proconsulem Lunaeburgensem Nicolaum Grönhagen. Die Familie Grünhagen war bereits seit dem 14. Jahrhundert im Rat der Stadt Lüneburg vertreten. Ein gleichnamiger Nikolaus Grünhagen wird genannt in UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1262, 1310, 1384, 1386, 1404, 1452 und 1460. All diese Belege stammen aus dem Zeitraum 1390–1399. Kausche, Horneburger Fehde, S. 40. Ebd. Trüper, Ritter und Knappen, S. 498. Kausche, Horneburger Fehde, S. 40–41 mit Hinweisen auf die Beteiligung Lüneburgs. BUB 5, Nr. 281. Ebd. Kausche, Horneburger Fehde, S. 41 mit Anm. 22 und dem dortigen Hinweis auf StA Stade Dep. 1, Nr. 70.

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sind.664 Im Mai des gleichen Jahres sandte auch Braunschweig einen Fehdebrief, aber nicht an die Stadt, sondern an Erzbischof Nikolaus,665 und die Kämpfe dauerten wohl während des Sommers an. Es kam zur Belagerung der Horneburg durch die Herzöge und den mit ihnen verbündeten Landgrafen Hermann von Hessen mit seinen Söldnern.666 Den Horneburger Burgmannen standen städtische Aufgebote667 aus Stade und Buxtehude bei. Mit ihrer Hilfe konnte die Belagerung beendet werden.668 Nach den schwerwiegenden Kampfhandlungen des Sommers 1426 kam es wenige Wochen später zu einer ersten Tagfahrt in Ebstorf,669 auf die unten näher eingegangen werden soll. Die Stadt Bremen hatte zudem Schwierigkeiten wegen des Bürgermeisters und Ratsmitglieds Herbort Duckel, die parallel mit der Horneburger Fehde liefen. Unter anderem darüber sollte auf einer hansischen Tagfahrt im Juli 1426 verhandelt werden. Die Bremer mussten sich aber entschuldigen, da sie in schwerer Fehde stünden: […] so gi wol weten, dat wij in swarer veide mit mannichfolden fursten unde heren begrepen sint, des wij van der veide weghene nenewijs velich to offte af komen konet.670 Hierin ist vor allem eine Wertung des Bremer Rats erkennbar. Die Fehde mit vielen Fürsten und Herren war schwer. Diese wertende Beschreibung könnte ein Vorwand gewesen sein, um keine zusätzlichen Kosten für Ratssendeboten aufwenden zu müssen. Die Stadt Bremen, so lässt sich folgern, hatte mit der Horneburger Fehde und den Umständen, welche ihnen Duckel bereits bereitet hatte, schon genug Kosten. So heißt es im Brief weiter : […] unde dat gi uns in nene vurder kost, arbeit unde belast bringen.671 Das Ergebnis der Lübecker Tagfahrt war ein Beschluss der Ratssendeboten, die Angelegenheit Duckel an die Ratsgremien der Städte Hamburg und Lüneburg zur gütlichen Einigung zu übertragen. Es sollte im kleineren Kreis verhandelt werden.672 664 Kausche, Horneburger Fehde, S. 40: StadtA Lüneburg, AB 175 Bl. 59v und 60. 665 BUB 5, Nr. 291. 666 Die von Kausche, Horneburger Fehde, S. 41 hier angeführte Quellenstelle HR1, 8, S. 51–53 behandelt dies aber nicht. Vgl. Rinesberch-Schene, Chronik, ad 1425, c. 553: dar was de landtgreve van Hessen sulven mede […] unde se mochten dat jo openbare enkede seen, dat vele dusent volkes toch ute den Nedderlanden unde darto van Stade unde Buxtehude in to Horneborch. 667 Aus BUB 7, Nr. 64 lässt sich schließen, dass der Rat der Stadt Bremen einzelnen Ratsherren den Auftrag erteilt hatte, Bewaffnete für den Einsatz gegen die Herzöge anzuwerben. 668 Kausche, Horneburger Fehde, S. 41. 669 Ebd. 670 BUB 5, Nr. 292. 671 Ebd.; im gleichen Sinn schrieb Erzbischof Nikolaus wenige Tage später an Lübeck: BUB 5, Nr. 293. 672 BUB 5, Nr. 295 und Nr. 296: Schreiben an Bremen, Schreiben an Hamburg und Lüneburg. Darin wird nochmals Bezug genommen auf die Entschuldigung Bremens, wegen der Fehde nicht an der hansischen Tagfahrt teilnehmen zu können.

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Über mehrere Stadien der Deeskalation versuchten die Gegner, die Fehde zu beenden. Bereits 1426, dann erneut 1427, 1428, 1432, 1442 und schließlich 1443 kam es zu Treffen der politisch entscheidenden Herrschaftsträger.673 Diese Treffen sollen unten ausführlich behandelt werden. Aus ihnen lassen sich viele Erkenntnisse über Teilnehmer, Orte und Inhalte von Tagfahrten gewinnen. Die Auseinandersetzungen der Horneburger und der Lauenbrücker Fehde endeten schließlich endgültig im April 1443: Am 7. April versprachen die Burgmannen der Horneburg – Friedrich Schulte, dessen Söhne Marquard, Johann und Jochim, Segebode Marschalk,674 Michael Schulte, Johann von Zesterfleth und Johann von Borch – dem Bremer Erzbischof und dessen Städten Bremen, Stade und Buxtehude Frieden zu halten. Zudem erklärten die Burgmannen-Familien die Horneburg zu einer für die ehemaligen Gegner offenen Burg.675

2.2.2 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche Auch in der Horneburger und Lauenbrücker Fehde versuchten die Streitparteien mehrfach, die Streitigkeiten außergerichtlich zu beenden. Hierbei spielten neben Schiedsgerichten und Vermittlern vor allem auch Tagfahrten eine bedeutende Rolle. Bereits im Jahr 1426 kam es in Ebstorf, wohl im dortigen Kloster in der Nähe von Lüneburg, und in Verden zu ersten Verhandlungen über eine mögliche gütliche Beilegung der Auseinandersetzungen. Darüber geben die erhaltenen Rezesse Auskunft, denn an diesen Verhandlungen beteiligten sich auch Ratssendeboten der Städte Lübeck, Hamburg und Lüneburg.676 Die Kommunikation zwischen den am Konflikt Beteiligten lief in der Hauptsache über Briefe. Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg schickte im Oktober 1426 einen Text an den Rat der Stadt und an das Domkapitel von Bremen. Darin forderte er die Bremer auf, alle Gefangenen freizulassen. Er selbst wolle alle Bremer Gefangenen freilassen und an Herzog Bernd schreiben, dass auch dieser die Gefangenen freilassen solle. Die Freiheit aller Gefangenen beider Seiten sollte für den Herzog Bedingung sein, um eine weitere Tagfahrt durchführen zu können.677 Doch kam 673 Einige dieser Verhandlungstreffen werden kurz behandelt bei Kausche, Horneburger Fehde. 674 Segebode Marschalk war auch in den weiteren Elbmarschen begütert. Siehe Risch, Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, S. 431, Anm. 1225. 675 StadtA Lüneburg, Urk. (b) 1443 April 7. Siehe auch Müller, Fehden, S. 12 und BUB 7, Nr. 80. 676 HR1, 8, ohne Textabdruck und Nummer als Regest S. 67–69. 677 BUB 5, Nr. 304.

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diese Tagfahrt wohl zu keinem Ergebnis, denn im folgenden Jahr 1427 sollte erneut ein Treffen zwischen den Herzögen und den Bremern stattfinden, diesmal in Eystrup. Die Vorbereitungen für den Tag zu Eystrup erledigte eine Kommission beider Seiten. Sie bestand aus Otto von Hoya, dem Mindener Domdekan Herman Mese und Johann Lüning auf der Seite der Herzöge und aus den Ratsherren Johann Frese und Martin Scharmbek auf Bremer Seite.678 Nach dem Wechsel der Herrschaft im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg zu Herzog Bernd und seinen Söhnen kam es 1428 zu neuen Verhandlungen in Halsmühlen bei Verden. Dieser Ort sollte noch weiteren Treffen dienen. Am 29. Oktober trafen sich Herzog Bernd und seine Söhne mit dem Bremer Erzbischof, Ratssendeboten der Städte Bremen, Stade, Buxtehude und Wildeshausen, sowie dem Bischof und Rat von Verden; auch Otto und Friedrich von Hoya nahmen teil. Sie verpflichteten sich zur Wahrung des Landfriedens und vereinbarten bereits auf dieser Tagfahrt ein neues Treffen am selben Ort, das am 9. Januar 1429 stattfinden sollte.679 Damit war ein Muster für beinahe alle weiteren Verhandlungen zur endgültigen Beilegung der Horneburger Fehde geschaffen. Wenn Kausche nach der Besprechung dieser Verhandlungen jedoch angibt, die Burgmannen der Horneburg hätten »[…] sich nämlich um diese Zeit wieder im Kriegszustand mit den Herzögen und dem mit diesen verbündeten Bischof von Verden« befunden, so ergibt sich dieser Umstand nachträglich aus den überlieferten Schadenslisten. Sodann sieht man sich Verständnisproblemen gegenüber, wenn Kausche für 1428 konstatiert, Ertman Schulte sei zu dieser Zeit der »herzoglich[e] Schloßinhaber in Lauenbrück« gewesen.680 Warum dies nun fraglich ist, ergibt sich aus den Vorgängen der Fehde im Jahr 1426. In jenem Jahr lagen Lüneburgische Söldner in Lauenbrück. Sollte Ertman Schulte bereits zu dieser Zeit der Hauptmann von Lauenbrück gewesen sein, ergäben sich hieraus verschiedene Fragen. Wusste er von den Söldnern? War er mit der Einquartierung einverstanden? Hielt er sich überhaupt in Lauenbrück auf ? Oder war 1426 jemand anderer als Hauptmann für Lauenbrück zuständig? Diese Problemlage lässt sich hier nicht klären. Bislang hat niemand eine Liste zu den verschiedenen Inhabern des festen Hauses Lauenbrück zusammengestellt. Zudem ist nicht überliefert, wie sich Ertman Schulte verhalten hat. Die Frage bleibt trotzdem bestehen, auch wenn sie wohl nicht geklärt werden kann: War Ertman Schulte gleichzeitig herzoglicher Burghauptmann auf Lauenbrück und Dienstmann des Bremer Erzbischofs in dessen Fehde gegen die Herzöge? 678 BUB 5, Nr. 313. 679 BUB 5, Nr. 379; Kausche, Horneburger Fehde, S. 43. 680 Beide Zitate bei Kausche, Horneburger Fehde, S. 43. Ertman Schulte war zudem bis nach Hildesheim vernetzt, was aus BUB 7, Nr. 357 hervorgeht.

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Eine bedeutende Rolle spielte die Burg Langwedel. Es ist eine Urkundenabschrift erhalten, in der der Amtmann auf Langwedel der Stadt Bremen zusichert, die Burg an die Stadt zu übergeben, falls ihr aus dem Bündnis mit dem Erzbischof »[…] Schaden erwachsen sollte«.681 Dies macht vor allem Sinn, weil Langwedel einer der südlichsten Stützpunkte Bremens im Spätmittelalter war, als Zollstation für Handel auf der Aller und der Straße nach Bremen diente682 und in Grenznähe zum Stift Verden lag. Da Herzog Wilhelm seine Kräfte in der Stadt Verden konzentriert hatte, war zu erwarten, dass Langwedel am ehesten geschädigt werden würde. Nach den beiderseitigen Fehdezügen und den damit einhergehenden tiefgreifenden Folgen, unter anderem verwüsteten Ländereien und Bauernhöfen, kam es zunächst im Oktober 1431 zu einem Landfriedensbündnis zwischen Bremen, Verden und Lüneburg,683 danach im Jahr 1432 zu weiteren Tagfahrten und schließlich zum Austausch von ersten Schadenslisten.684 Diese Listen zeigen, welche Ausmaße Fehden im 15. Jahrhundert annehmen konnten: Um den 25. Juli des Jahres 1432 herum datiert die erste dieser Schadenslisten. Ausgestellt wurde sie nach Müller durch die Stadt Lüneburg, die sich zu dieser Zeit im Pfandbesitz Harburgs befand. Sie enthält aufgelistet auch Schäden, die durch Burkhard von Moisburg, den Vogt von Harburg, an die Herzöge von Braunschweig und Lüneburg gemeldet worden waren.685 Diese Liste umfasst ungefähr 39 bis 40 Paragraphen, in denen die Schäden einzelnen Dörfern zugeordnet werden.686 Dass aus diesen Schadenslisten auch Informationen über Tagfahrten zu gewinnen sind, zeigt die Bedrohung des Klosters Harsefeld durch die Herzöge und den Bischof von Verden im Winter 1431, wie sie bereits Kausche geschildet hat.687 Am 29. und 30. November trieb ein Aufgebot der Herzöge und des Bischofs eine große Menge Vieh nach Moisburg. Zusätzlich sollte der Abt 150 rheinische Gulden Schutzgeld zahlen. Die weiteren Ereignisse drehten sich um das Dorf Kutenholz, das auf einer Liste mit Besitzungen des Klosters gestanden habe. Die Liste wurde dem Beauftragten des Verdener Bischofs, Gise Clüver, übergeben. Dennoch plünderten sie das Dorf und Clüver redete sich damit heraus, ein anders geschriebenes Dorf sei auf der Liste.688 Daraufhin habe sich der Abt auf 681 682 683 684 685 686 687 688

BUB 5, Nr. 288, datiert auf 3. März 1426, Original verloren. BUB 5, Nr. 311. BUB 5, Nr. 466; Kausche, Horneburger Fehde, S. 46. Zur Erstellung von Schadenslisten als Folge einer Fehde siehe bereits Patze, Hans: Grundherrschaft und Fehde, in: Ders. (Hg.), Die Grundherrschaft im späten Mittelalter, 2 Bände (Vorträge und Forschungen, 27), hier 1, Sigmaringen 1983, S. 263–292. Müller, Fehden, S. 6 und S. 13–16. Ebd., S. 13–16. Kausche, Horneburger Fehde, S. 46. Müller, Fehden, S. 32.

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»einer Tagfahrt in Gegenwart der Herzöge und des Lüneburger Bürgermeisters Claus Gronehagen« in Halsmühlen persönlich beschwert.689 Dass Harsefeld geschädigt wurde, geht auch aus der Chronik von Rinesberch-Schene hervor: […] Men die hertoghen beschedegheden dat closter to Hertzeuelde vnde branden die kercken to Douerden degher vnde nemen darut was sie dar ynne vunden.690 Dietrich Kausche hat nachweisen können, dass auf einer Tagfahrt am 18. Juli 1432 in Hamburg die Ratssendeboten der Städte Hamburg, Lübeck und Stade neben mehreren anderen Themen auch über die Möglichkeiten zur Beilegung der Horneburger Fehde verhandelten.691 Sie traten für die übrigen Hansestädte auf und richteten das Treffen aus. Die Herzöge und der Bischof von Verden schickten als Vertreter den Abt von St. Michaelis in Lüneburg, den späteren Bremer Erzbischof Balduin von Wenden,692 sowie Hartich von Bülow. Aus der Burgmannschaft der Horneburg waren auf dem Tag Friedrich, Johann, Ertman und Gerd Schulte anwesend, die für sich und die übrigen Familien auftraten.693 Zwischenzeitlich hatte Ertman Schulte seine militärische Kompetenz im Dienst der Hansestädte gegen Flensburg einsetzen können.694 Kausche sieht hierin den Hauptgrund für den Einsatz der Hansestädte zur Beilegung der Fehde. Nicht dass der Landfrieden oder der Handel zwischen Bremen und der Ostsee gefährdet gewesen seien, sondern vielmehr »[…] weil einer oder vielleicht auch mehrere ihrer Gefolgsmänner, auf deren Hilfe sie auch in Zukunft angewiesen waren, in die Fehde verwickelt waren«, ist für Kausche die Hauptbegründung für dieses starke Engagement der Hansestädte.695 Der Rezess, den die versammelten Ratssendeboten auf diesem Treffen in Hamburg beschlossen, beinhaltet eine sehr interessante Maßgabe zur Regelung der Bemühungen zur Schlichtung der Horneburger Fehde. Für die Dauer von zwölf Jahren sollten die beteiligten Städte den Auftrag haben, »[…] die Parteien in Güte zu vergleichen oder, wenn das nicht möglich war, eine schiedsgerichtliche Entscheidung zu treffen«.696 Zusätzlich einigte man sich auf den bereits oben angesprochenen Zeitplan zum Einreichen der Schadenslisten und das 689 Kausche, Horneburger Fehde, S. 46; die Quelle hierfür gibt Kausche an mit StadtA Lüneburg, AB 175, Bl. 68. Daneben sei eine Klageschrift des Abtes überliefert. Die Tagfahrt ist zudem überliefert in der Klageschrift der Horneburger und des Abts. Gedruckt bei Müller, Fehden, S. 33: […] Des besande de abbet uppe den dach de to Verden was, dar de fursten van Luneborch weren unde borgermestere van Luneborch […]. 690 Rinesberch-Schene, Chronik, c. 551/552. 691 Kämmereirechnungen der Stadt Hamburg 2, S. 55: […] Ad reysas dominorum: […] 2 dominis obviam borchmannis de Horneborch; Kausche, Horneburger Fehde, S. 34. 692 Prüser, Friedrich: Art. Balduin II., in: NDB 1, 1953, S. 551–552. 693 Kausche, Horneburger Fehde, S. 34. 694 Ebd., S. 34 mit Anm. 5. Dies könnte mit zum Bild beigetragen haben, das Renner von ihm zeichnete. 695 Ebd., S. 34. 696 Ebd., S. 36.

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Verfahren ihrer Bearbeitung durch die Parteien. Daneben enthielt der Sühnevertrag vom 18. Juli 1432 Regelungen, die den Umstand der genossenschaftlichen Lebensweise der Horneburger Burgmannen berücksichtigten. »Der Friede sollte nicht als gebrochen gelten, wenn einer von ihnen ohne Wissen und Zustimmung der Gesamtheit oder einer, der nicht in Horneburg wohnte, dem Lande zu Lüneburg oder dem Stift Verden Schaden zufügte«. In diesem Fall wollten die Burgmannen »[…] den Städten behilflich sein, daß der Schaden ersetzt wurde, und den Täter, ehe das geschehen war, nicht wieder in Horneburg dulden«.697 Darüber hinaus wollten die Burgmannen im Fall einer erneuten Fehde ihres Dienstherren gegen die Herzöge oder den Verdener Bischof keine Hilfe mehr leisten, um so eine erneute Eskalation zu verhindern. Nicht eingeschränkt wurde aber die Diensttätigkeit der Burgmannen, gegen Angreifer aus dem Herzogtum und Stift Verden vorzugehen.698 Nach Kausche wollten sich die Streitgegner erneut im September 1432 treffen und sodann einen Schiedsspruch verkünden. Darüber liegen jedoch keine Quellen mehr vor. Wie bereits Kausche herausgearbeitet hat, können die weiteren Vorgänge des Jahres 1432 nur durch die spärlichen Eintragungen in den Akziserechnungen der Stadt Lüneburg nachgezeichnet werden. Demnach begaben sich die Lüneburger Ratssendeboten »[…] Gronehagen und Hoyeman, die Lüneburg in Hamburg vertreten hatten, am 27. Juli nach Ebstorf […] wo sie wahrscheinlich mit den Herzögen selbst weiter konferiert haben«.699 Kausche vermutet, dass die Horneburger Fehde gegen Ende des Jahres 1432 beendet worden sei. Er führt hierzu das Protokoll eines Landgerichtsurteils des Bremer Landtags vom 9. September 1436 an.700 Und in der Tat wird darin ein Bezug zu den Schäden der Horneburger Fehde hergestellt. Dennoch kam es 1432 nicht zu einem vollständigen Ausgleich zwischen den Fehdegegnern. Die Verhandlungen um die endgültige gütliche Beilegung und den Ausgleich der gegenseitig zugefügten Schäden sollten sich noch weitere elf Jahre hinziehen. Zusätzlich kam es beispielsweise zu einem auf elf Jahre angelegten Freundschaftsvertrag zwischen den Burgmannen der Horneburg und der Stadt Lüneburg, auf den bereits Kausche Bezug genommen hat.701 1437 verbündeten sich Bremen, Lüneburg, Stade und Buxtehude untereinander, um ein erneutes Ausbrechen der Streitigkeiten zu verhindern. Sollten sie dennoch ausbrechen,

697 Beide Zitate ebd., S. 36–37. 698 Ebd., S. 37. 699 Kausche, Horneburger Fehde, S. 38 mit Verweis auf StadtA Lüneburg, AB 175, Bl. 72v und 73r. 700 Kausche, Horneburger Fehde, S. 38. 701 StadtA Lüneburg, Urk. a 1433 Juli 1 und in Abschrift als Urk. b 1433 Juli 1; vgl. Kausche, Horneburger Fehde, S. 38.

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sollten die Verbündeten alles tun, ihn gütlich zu beenden.702 Auch in diesem Bündnis werden regelmäßige Zusammenkünfte zwischen den Bündnispartnern festgelegt: […] Ok wylle wij alle jar twuschen sunte Johans dage to myddensommere unde sunte Jacops daghe des hilgen apostels to samende komen in de stad Staden edder ene andere stede uns allen legelijk, darsulves wij denne under en ander vorhandelen unde vornemen wyllen alsodanne stucke, alz desse vordracht unde stucke vorben. anroren unde to bestendicheit dar to drepen moghen.703 Hier diente Stade als Ort der Verhandlungstreffen. Dabei sollte jede der vier Städte in den nachfolgenden Jahren Ausrichter der Treffen sein: […] Unde de tijd des tosampdekomes schullet desset jar in dat erste bebodeschuppen wij de rad to Bremen, des anderen jares wij de rad to Luneborch, des dridden jares wij de rad to Stade, des Verden jares wij de rad to Buxstehude. Unde dat schal denne wedder umme komen an uns, den rad to Bremen, unde vort an uns anderen Steden in der wyse als vorg. is to blyvende. Unde den samptkome schal men verteyn dage to voren vorbodeschuppen.704 Zum Ende des Jahres 1440 sollte in Hamburg eine weitere Tagfahrt durchgeführt werden. Kenntnis davon haben wir über einen Brief der Horneburger Burgmannen, den diese gemeinsam an Bürgermeister und Rat der Stadt schickten und ihr Erscheinen zusicherten.705 Im Vorfeld dieses Treffens schickte auch Lübeck einen Brief an den Rat der Stadt Lüneburg, um sich mit ihm abzustimmen.706 Da sich in den Lübecker Abschriften des von Kausche als »Neuer Rezeß« bezeichneten Hamburger Tagfahrtsbeschlusses vom 4.–7. Oktober 1440707 nur Schäden finden, die nach dem Schiedsspruch von 1432 angefallen waren, ist davon auszugehen, dass die Gegner gegenseitig ihre Schäden aus der ersten Phase der Fehde beglichen hatten.708 Nochmals sollte ein Treffen in Hamburg stattfinden, diesmal im Dezember 1440. Doch hier erschienen die Herzöge nicht und verschleppten so die weiteren Bemühungen um Beilegung. Nach Kausche, der dafür leider keine Quelle angibt, hätten die Herzöge ihr Fernbleiben mit dem Eis auf der Elbe entschuldigt.709 702 703 704 705

706 707 708 709

BUB 6, Nr. 136; vgl. UB Stadt Stade, Nr. 250. BUB 6, Nr. 136. Ebd. StadtA Lüneburg, Br 83/57: [14]40 Dez. 13. Vgl. Kausche, Horneburger Fehde, S. 39, der sich auf andere Schreiben Hamburgs im StadtA Lüneburg von Dez. 5 und 6 bezog. Zuvor hatten sich die Herzöge Otto IV. und Friedrich der Fromme mit den Ratssendeboten Lüneburgs am 10. Juli 1439 in Ebstorf und am 13. Juli in Bevensen getroffen, wofür sie am 4. Juli 1439 Geleit zugesichert hatten. StadtA Lüneburg, UA b 1439 Juli 4. StadtA Lüneburg, Br 76/74: 1440 Dezember 6. Archiv der Hansestadt Lübeck, Externa Braunschweig-Lüneburg Vol. I, III 8 nach Kausche, Horneburger Fehde, S. 39 mit Anm. 14. So auch ebd., S. 39. Ebd.

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Erzbischof Gerhard von Hoya, Nachfolger des Nikolaus und Balduins von Wenden, und die Herzöge Otto und Friedrich von Braunschweig-Lüneburg vereinbarten infolge der Fehden die Beilegung der Streitigkeiten seit 1435 durch eine Tagfahrt bei Halsmühlen,710 deren Ergebnis man am 18. Februar 1442 schriftlich festhielt.711 Die Teilnehmer des Treffens einigten sich auf den Einsatz eines gemeinsamen Schiedsgremiums. Dies sollte einerseits alle Klagen aus dem Erzstift vom Rat der Stadt Celle sammeln lassen, andererseits sollte der Rat der Stadt Bremen alle Klagen aus dem Herzogtum sammeln. Falls zwischen den bestimmten Schiedsleuten Uneinigkeit aufkommen sollte, so würde Bischof Johann von Verden die Entscheidung fällen.712 Wegen aller Gefangenen, die durch die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg den Burgmannen der Horneburg abgenommen und »geschatzt«713 worden waren, mussten sich die Herzöge entschuldigen.714 Die rechtlichen Regelungen dieser Vereinbarung sahen in sieben Artikeln715 weiter vor : Erstens sollten sie Manns genug sein, jemanden als Kläger einzusetzen, der ihre Angelegenheiten in Freundschaft regeln oder vor ein Gericht bringen sollte.716 Zweitens sollten namentlich genannte Schiedsleute beider Seiten zuständig sein. Diese waren aus dem Erzstift: de ersame her Johan Hellingstede,717 Dompropst zu Bremen, ein Bürgermeister von Stade und auf 710 Gelegen nordöstlich von Verden und heute eingemeindet als Teil von Verden-Dauelsen. 711 BUB 7, Nr. 3. Die Vereinbarung nennt zwar den Begriff Tagfahrt nicht, dennoch heißt es: […] in dem Halse twisschen dem Langwedell und Verden ward beredet und besproken. Vgl. UB Stadt Stade, Nr. 261. 712 BUB 7, Nr. 3. 713 Denen also Lösegeld abgenommen oder durch deren Familien gezahlt worden war. Zu sogenannten Schatzungen kam es auch immer dann, wenn die Herzöge zusätzliche finanzielle Aufwendungen für Fehdezüge zahlen mussten. Dazu Neitzert, Göttingen, S. 76–90. 714 BUB 7, Nr. 3: Und vortmer umme de vangen, de de ergenanten hertogen van Brunswig und Luneborg affgegrepen hebben den borchmannen to Horneborg und de geschatted und wes onen des dages schach, dar enschullen noch endarven de ergenanten fursten nene anfeidinge noch anclage umme lijden. 715 Aus BUB 7, Nr. 3 geht nicht hervor, ob die Zählung auch im Original vorgenommen wurde. Die Absätze nach den Zahlen beginnen mit einschlägigen Aufzählungsfloskeln wie beispielsweise Were ock oder Vortmer. 716 BUB 7, Nr. 3: Tom ersten, were dat der heren welke eyn up den anderen to klagende hedde, dar schullen se malk eynen to setten, de schullen se darover verscheden in fruntschuppe eder in rechte. 717 Ebd., S. 3, Z. 10. Wegen des Fehlens eines tatsächlich »schmerzlich vermißt[en]« Index oder Registers für die späteren Bände des Bremischen Urkundenbuches, das Zitat bei BUB 7, Vorwort, S. V, ist es nicht möglich, weitere Nennungen dieser Person im Detail auszumachen. Aus Lappenberg, Geschichtsquellen, Beilage B) Die Archidiaconen von Bücken, S. 222 geht jedoch hervor, dass er zuvor seit mindestens 1422 Propst in Bücken war, bevor er Dompropst in Bremen wurde. Vgl. auch Urkundenbuch zur Geschichte des Landes Dithmarschen, ed. Michelsen, Hamburg-Altona 1834 [ND Aalen 1969], Nr. 27 aus dem Jahr 1438.

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Einfluss der Herzöge hin deren undersaten Knappe Herman von Mandelsloh, genannt Bunghe, und Heineke Klencke.718 Der dritte Artikel beschreibt den, modern ausgedrückt, Geschäftsgang der Klage und an wen sie von einem Kläger im Erzstift zu richten war. Artikel vier regelt das Vorgehen für Kläger aus dem Herzogtum. Sollten die genannten Schiedsleute nicht übereinkommen, so sollte Bischof Johann von Verden die Entscheidung treffen. Dies wird in Artikel fünf geregelt. Artikel sechs räumt dem Bischof von Verden das Recht ein, ein vorgebrachtes Verfahren abzukürzen, sollte es länger dauern als die zuvor angesetzte Frist. Hiernach sollte es längstens sechs Wochen dauern, bis eine Entscheidung herbeigeführt war.719 Regelten die ersten sechs Artikel deutlich das weitere Verfahren zur Beilegung der Horneburger Fehde und zur Regulierung der in ihr entstandenen Schäden, so zielte der siebte Artikel auf die Fortführung des schon unter Bischof Balduin von Wenden angestrengten Verfahrens gegen die Herzöge von BraunschweigLüneburg und vor allem gegen die von ihnen eingesetzten von Mandelsloh. Diese hatten, so Artikel 7, Mitglieder der Familien von Gröpelingen, von der Hude und von Sandbeke gefangen genommen. Dieses Schiedsverfahren sollte anstelle Balduins nun Gerhard von Hoya weiterführen. Auch hier wurde eine Frist bestimmt, die sechs Wochen betragen sollte.720 Zu den aus dem Erzstift ernannten Schiedsrichtern ist zu bemerken, dass hier erneut die einflussreichen Familien von Mandelsloh und Klenke auftauchen. Heineke Klencke stand auf der Seite der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg oder zumindest in ihrer Nähe und hatte sich zuvor vielleicht schon ihrer Gunst als würdig erwiesen.721 Der Ort des Beschlusses vom 18. Februar 1442, Halsmühlen bei Verden, hatte sich bereits zuvor als Treffpunkt zwischen den Herzögen und dem Bischof von Verden bewährt. Auch künftig sollte das Dorf Schauplatz weiterer regelmäßiger Treffen zwischen dem Bremer Erzbischof Gerhard von Hoya, Bischof Johann von Verden und den Herzögen Otto und Friedrich von Braunschweig-Lüneburg sein. Dies geht aus dem am 11. März 1442, also ungefähr drei Wochen nach der obigen Vereinbarung, geschlossenen Landfriedensbündnis hervor, das auf zehn Jahre

718 BUB 7, Nr. 3. 719 Ebd.: […] und dat recht schall de ergenante here bisschupp van Verden in scrifft besegelt van sik geven bynnen sess weken. 720 Ebd., S. 4: […] de de klage schullen scheden bynnen sess weken darna, wanner de klage wedder bij se gekomen iss. 721 Siehe oben 2.1. zur Mandelslohschen Fehde. Dort kam es einerseits zu mehrfachen Parteiwechseln, andererseits kannten die Herzöge die Familien gut und konnten es sich wahrscheinlich nicht leisten, in der hier behandelten Sache der Horneburger Fehde auf sie zu verzichten. Schließlich hatte man die in den Listen verzeichneten Schäden zu ersetzen und somit die Verluste wiedergutzumachen.

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Gültigkeit angelegt war.722 Diesen Landfrieden schlossen die Beteiligten, weil an ihren »armen Leuten und Untersassen […]« »[…] Raub und Angriffe« durch »vielerlei Hände« geschehen waren und auch die freien Straßen des Heiligen Römischen Reiches »[…] lange Jahre und Zeit friedlos und wüst gelegt waren«.723 Aus dieser Passage und den zahlreichen erhaltenen Schadenslisten lässt sich ersehen, dass die Lage zwischen 1425 und 1442/43 im Gebiet zwischen Weser und Elbe tatsächlich verheerend gewesen sein muss. Verschiedenste Einschränkungen auch für den Handel zwischen Bremen, Hamburg und dem sich anschließenden Ostseeraum zumindest auf dem Landweg waren das Resultat der Horneburger Fehde. Der Landfrieden von 1442 sah noch weitere Regelungen vor. Darunter sagt ein Artikel aus, was bei einem Bruch des Friedens geschehen sollte. Demnach sollten die Friedensbrecher ein Einlager leisten.724 Weiter sah dieser Vertrag vor, eine Gerichtsverhandlung binnen vierzehn Tagen nach einer vorgebrachten Klage anzustreben.725 Außerdem beschlossen die beteiligten Herrschaftsträger Regelungen für den Fall, dass innerhalb der gesetzten Frist von vierzehn Tagen kein Ausgleich zustande kommen würde. In diesem Fall sollten die Bündnismitglieder der »Feind« des Schädigers werden und ihn mit »all ihrer Macht friedlos legen« oder verfolgen, so lange bis der Schädiger dem Geschädigten einen Ausgleich erbracht hatte.726 Auch wurden Regelungen über die Anzahl der Bewaffneten getroffen, die in Aktion treten sollten, falls sich ein Landfriedensbrecher oder Schädiger in eine befestigte Anlage flüchten sollte. In diesem Fall sollten sie die Befestigung oder Burg belagern und den Flüchtigen zur Aufgabe zwingen.727 Insbesondere der Abschnitt der Artikel neun und zehn ist interessant, wenn man nach Tagfahrten fragt. Hier legen die genannten Landesherren fest, dass sie innerhalb ihres Bündnisses für dessen Laufzeit von zehn Jahren jedes Jahr zwei verpflichtende Tagfahrten »in Freundschaft und Sicherheit« abhalten wollen.728 Für beide Tage wurden in der Vereinbarung auch eine Zeit und ein Ort festgelegt. Der erste sollte ebenfalls in Halsmühlen stattfinden, am Sonntag nach dem 722 BUB 7, Nr. 8. 723 Ebd., S. 7: mannigher hande wijs an unsen armen luden und undersaten van roverighe und totastes weghen gheschen sin und ok des hilden Romeschen rikes vrigen strate uns und allent samend und bisundern bevalen langhe jar und tijd vredelos und woste gelecht sint. 724 BUB 7, Nr. 8, Artikel 2, S. 8: […] inriden und dar eyn recht inlegher holden […]. Zum Einlager siehe beispielsweise Bressler, Art. Einlager. 725 BUB 7, Nr. 8, Artikel 3. 726 Ebd., Artikel 4. 727 Ebd., Artikel 5. 728 BUB 7, Nr. 8, Artikel 9, S. 9: Ok schollen und willen wij hern alle, de in dessem vorbunde sin, twe vorplichtede fru˚ntlike und velige dage holden alle jar. Zur Übersetzung vgl. Lappenberg, Geschichtsquellen, S. 265 s.v. Velighen.

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1. Mai. Ihm sollte ein zweiter Tag am Sonntag vor dem 14. September in Rottal bei Buxtehude folgen.729 Freundschaftlich solle es auf diesen Tagen zugehen und man solle verhandeln und besprechen, »[…] was für unser aller Land und Leute nötig und gut sei«.730 Unmittelbar nach diesem Landfriedensbündnis schlossen die Städte innerhalb des Erzstifts Bremen mit dem Erzbischof ein eigenes, internes Landfriedensbündnis. Dies geschah am 13. März 1442.731 Der Tagungsort des oben behandelten Landfriedens von 1442, Halsmühlen bei Verden war zuvor bereits Ort eines Bündnisabschlusses gewesen. Schon im Jahr 1428 war hier ein Landfrieden geschlossen worden.732 Diesem Bündnis von 1428 kann aufgrund der sich weiter hinziehenden Verheerungen durch die Horneburger und die Lauenbrücker Fehde kein Erfolg beschieden gewesen sein. Wie auch der Landfrieden von 1442, der ein vorletzter Schritt zum Abschluss der Streitigkeiten werden sollte, hatte der Landfrieden von 1428 Schiedsverfahren zum Ausgleich der erlittenen Schäden vorgesehen. Eine weitere Tagfahrt sollte zum Ende des Jahres 1440 in Hamburg stattfinden. Dazu schrieben die Horneburger Burgmannen an Bürgermeister und Rat der Stadt Hamburg. In diesem Brief drückten sie ihre Bereitschaft aus, eine gütliche Einigung zu erreichen. Die Burgmannen baten die Hamburger Ratsherren,733 sich bei den anderen in dieser Fehde engagierten Städten für die Burgmannen einzusetzen. So heißt es im Schreiben: Alse wii hogest moghen dat gy willen arbeyden vnde myt den anderen steden spreken […] deme des mogen komen to enen ende dat wille wy alle wegen gherne an sulven Ersamheyden vordenen.734 Interessant an diesem Brief ist hier vor allem die Tatsache, dass nur aus der Unterschrift deutlich wird, dass es sich um die Burgmannen von Horneburg handelt. Im Gegensatz beispielsweise zur Beilegungsurkunde der Horneburger Fehde von 1443 werden hier nicht einzelne Mitglieder der Burgmannschaft aufgelistet, sondern es wird lediglich mit Borchmane to Horneborrg735 unterzeichnet. Die Versuche einer außergerichtlich-gütlichen Beilegung der Fehde gingen 729 BUB 7, Nr. 8, Artikel 9, S. 9–10: den ersten twisschen Verden und dem Lanckwedel in dem Halse des ersten sondages na Philippi et Jacobi dage, den andern in dem Rodesdale des ersten sondages vor des hilgen cruces dages, de negest ku˚mpt vor su˚nte Michaelis dage. 730 Ebd., S. 10: vruntliken to vorhandelende und to oversprekende, wes vor unser aller land und lude nu˚tte und gud sij. 731 BUB 7, Nr. 9; vgl. UB Stadt Stade, Nr. 264. 732 BUB 5, Nr. 379; vgl. UB Stadt Stade, Nr. 235. 733 Zu Hamburg am Ende des 15. Jahrhunderts siehe zum Beispiel Prühlen, Sünje: »alse sunst hir gebrulich is«. Eine Annäherung an das spätmittelalterliche und frühneuzeitliche Alltags- und Familienleben anhand der Selbstzeugnisse der Familien Brandis in Hildesheim und Moller in Hamburg (Selbstzeugnisse des Mittelalters und der beginnenden Neuzeit, 3), Bochum 2005, S. 35–42. 734 StadtA Lüneburg, Br. 83/57, datiert auf 1440 Dezember 13. 735 Ebd.

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Hand in Hand mit Verfahren vor Schiedsgremien. Diese Schiedsgerichte wurden von beiden Streitparteien zugelassen und mit Personen besetzt, zu denen beide Seiten ein gutes Vertrauensverhältnis unterhielten. Dies ließ sich anhand der Vereinbarung zwischen Erzbischof Gerhard und den Herzögen Otto und Friedrich vom Februar 1442 zeigen.736 Im Dezember 1442 versuchte der Rat von Lüneburg, die in der Fehde durch die Burgmannen verursachten Schäden von einem Schiedsgremium unter Vorsitz des Bischofs Johann von Verden erstattet zu bekommen.737 Doch hatten die Landesherren durch die Friedensbündnisse allein die endgültige Beilegung der Horneburger Fehde noch nicht erreicht. Die Burgmannschaft der Horneburg sollte erst 1443 Urfehde schwören. Damit war gleichzeitig das Recht der Öffnung der Horneburg für den Erzbischof, das Domkapitel sowie die Städte des Erzstifts Bremen verbunden.738 Nachdem die Ansprüche des Lüneburger Rats im Dezember 1442 verhandelt worden waren, kümmerte sich das Schiedsgremium wenige Wochen später um die Ansprüche der Burgmannen Johann von Borch und Johann von Zesterfleth.739 Drei Jahre später, im Sommer 1446, verpfändete der Burgmann Friedrich Schulte sein Haus in Horneburg für 1000 Mark Lübisch an den Rat der Stadt Lüneburg. Bremen, Stade und Buxtehude bestätigten diesen Vorgang.740 Als Ausgleich und Zeichen der guten Beziehungen zwischen ihnen stellte der Rat der Stadt Stade Friedrich Schulte auf Lebenszeit eine Wohnung in Stade zur Verfügung.741 Zur selben Zeit, in der die Verpfändung des Hauses Schulte vorgenommen wurde, versetzten auch andere Horneburger Burgmannen ihren Anteil an Horneburg. Segebode Marschalk, Ertman Schulte und Hermann Schulte verpfändeten ihr Burglehen an Bremen, Stade und Buxtehude für die Summe von 1380 Mark Lübisch.742 Diesen Vorgang bestätigte Bremen dem Rat von Lüneburg schriftlich einen Tag später.743 Im August sicherte Lüneburg Bremen zu, die Pfandburgen, die der Rat inzwischen unter anderem südlich von Bremen erworben hatte, nicht für Unternehmungen gegen Bremen zu nutzen.744 736 BUB 7, Nr. 3. Eine rechtliche Unterscheidung zwischen Schiedsgerichten außerhalb und innerhalb von Landfriedensbündnissen spielt hierbei eine Rolle, soll an dieser Stelle aber nicht behandelt werden. 737 BUB 7, Nr. 61; vgl. den Abdruck der Schadensliste bei Müller, Fehden, S. 68–71. 738 StadtA Lüneburg, UA b 1443 April 7, gedruckt als BUB 7, Nr. 80 mit den Nachweisen der überlieferten Stücke; vgl. UB Stadt Stade, Nr. 266. 739 BUB 7, Nr. 79; vgl. den Abdruck der Schadensliste bei Müller, Fehden, S. 72–75. 740 BUB 7, Nr. 431; vgl. UB Stadt Stade, Nr. 281. 741 BUB 7, Nr. 432. 742 BUB 7, Nr. 433 und Nr. 434; vgl. UB Stadt Stade, Nr. 279 und Nr. 282. Siehe auch BUB 7, Nr. 435 (auch abgedruckt als UB Stadt Stade, Nr. 280). 743 BUB 7, Nr. 436; vgl. UB Stadt Stade, Nr. 283. 744 BUB 7, Nr. 443; vgl. UB Stadt Stade, Nr. 284. Zu diesen Burgen siehe Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 318 und Behr, Pfandschlosspolitik, S. 111–115.

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2.2.3 Die Wahrnehmung der Fehde in den historiographischen Quellen Während die Horneburger Fehde in den aus Bremen stammenden Chroniken von Rinesberch-Schene und Johann Renner und teilweise noch bei Heinrich Wolter relativ ausführlich dargestellt wird, kommt sie beispielsweise in der Chronik des Lüneburger Propstes Jakob Schomaker gar nicht vor.745 RinesberchSchene, auf deren Chronik Renners Werk beruht, betonen die durch Erzbischof Nikolaus ausgesprochene Forderung des Kirchenschutzes während der als Horneburger Fehde bezeichneten Auseinandersetzungen des frühen 15. Jahrhunderts. Im relativ zeitnahen Widerhall der Lüneburger Chronistik findet sich eine Wertung, die wohl sehr gut zum Ausdruck bringt, wie man im Herzogtum oder zumindest in der Stadt Lüneburg über die Horneburger Fehde und ihre Auswirkungen dachte. So schrieb der anonyme Verfasser der »Chronik vom Prälatenkrieg« im Abstand von gut 30 Jahren nach dem Ende der Horneburger Fehde im Jahr 1476 über die Finanzen der Lüneburger. Anlass für ihn war die zweite Abrechnung des alten Rates über die Schulden, welche die Stadt Lüneburg von den Herzögen und sogar vom Bremer Erzbischof Balduin von Wenden auferlegt bekommen hatte.746 Dort heißt es, die Lüneburger hätten in gutem Glauben um des Landes willen die Restituierung der Schäden, gemeint sind hier die Folgen der Horneburger Fehde, übernommen. Man habe gehofft, mit der Hilfe der Herren von Horneburg rechnen zu können. Sie seien ja die Nächsten der Landleute gewesen. Viele hätten gesagt, es läge dem Landmann – gemeint ist hier der landsässige Adel beziehungsweise die herzogliche Lüneburger Ritterschaft – so am Herzen, dass er die Hälfte seiner Güter geben würde. Daran hätten die Horneburger denken sollen, wären sie nicht die Geißel der Heidmark gewesen.747

745 Die Lüneburger Chronik des Propstes Jakob Schomaker, hg. v. Theodor Meyer, Lüneburg 1904. Zur relativ intensiven Rezeption dieser Chronik siehe Hecht, Michael: Patriziatsbildung als kommunikativer Prozess. Die Salzstädte Lüneburg, Halle und Werl in Spätmittelalter und früher Neuzeit (Städteforschung A, 79), Köln 2010, S. 91. 746 Aus diesen und anderen Schulden erwuchs dann der Hauptanlass für den Prälatenkrieg. Hergemöller, Prälatenkrieg. 747 Die Chronik des Anonymus vom Prälatenkrieg, geschrieben 1476, in: Die Chroniken der niedersächsischen Städte: Lüneburg (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 36), Stuttgart 1931 [ND Göttingen 1968], c. »Zweite Abrechnung des alten Rates. Dezember 1454« [Bl. 34], S. 326–327: Also syn de van Luneborg in gudem geloven umme des landest o Luneborg beste willen to dessem schaden gekamen und hadden gehopet, mit hulpe sodaner heren Horneburg o krygende, alse dar wol er nagestan is umme der armen landlude willen, de mennicherve hebben gesecht, idt lege deme landtmanne wol, dat he to eneme ale al syn gudt dar half to geve, dat Horneborg enwege were, wente dat jewerlde der Heytmarcke geysele gewesen is.

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2.2.4 Fazit Die Horneburger Fehde verursachte im Land zwischen Weser und Elbe schwerste Schäden und beeinträchtigte den Handel. Wie ungemein schwierig es war, die intensiven Auseinandersetzungen mit ihren überregionalen Auswirkungen wieder einzudämmen, wird aus der großen Anzahl Tagfahrten ersichtlich. Ebenso lassen sich Aussagen zu Teilnehmern, Orten und Zeiten der Abhaltung von Tagfahrten und zum Status von Schiedsgerichten beziehungsweise Vermittlern machen. Durch die beteiligten Akteure waren die Orte der Verhandlungstreffen vorgegeben. Dabei zeichnete sich auch eine Regelmäßigkeit ab. Halsmühlen bei Verden und das Kloster Ebstorf bei Lüneburg, sowie Hamburg waren bevorzugte Orte für Tagfahrten, die dem Versuch einer Schlichtung dienten. Bei diesen Schlichtungsbemühungen trat unter anderem der Abt von St. Michaelis, der spätere Bremer Erzbischof Balduin von Wenden, als Schiedsrichter und Vermittler auf.748 Durch seine vielfältigen Kontakte auf Reichsebene war er mit dem Tagungswesen sehr gut vertraut. Genauso vertraut damit waren die Ratssendeboten der verschiedenen beteiligten Hansestädte. Sie berieten sich teils im Vorfeld auf separaten Treffen, bevor sie mit der Gegenseite auf einer Tagfahrt zusammenkamen. Die Ableistung einer Urfehde und die Verpfändung ihrer Burglehen trugen wesentlich dazu bei, dass das Gefahrenpotenzial, das die Horneburger Burgmannschaft darstellte, gemindert werden konnte. Im Jahr 1480 schließlich räumten die Horneburger erneut das Öffnungsrecht ein.749 Insgesamt lässt sich zusammenfassend festhalten, dass die Horneburger Fehde ein deutliches Beispiel dafür liefert, wie die verschiedenen Mechanismen des Konfliktmanagements im Spätmittelalter ineinandergreifen konnten. Militärische Gewaltausbrüche mit Plünderungen, Gefangennahmen und damit verbundene Löse- sowie Schutzgeldforderungen gingen einher mit Verhandlungen, bei denen die Kontrahenten Waffenstillstände schlossen sowie Einlager und mögliche Schiedslösungen besprachen. Um einen Ausgleich herbeiführen zu können, bedienten sich die Konfliktparteien zumeist vor und nach den Tagfahrten der Schriftlichkeit. Briefe dienten dem Gewinn und der Übermittlung von Informationen sowie der Abstimmung über Termine für die Tagfahrten. Auf ihnen oder nach den Treffen wurden Verträge schriftlich fixiert. Die Landfrieden dienten dabei normativ einer Verdrängung eigenmächtiger Feh-

748 Allgemein lässt sich sagen, dass der Bremer Erzbischof immer wieder mit solchen Aufgaben zu tun hatte. Nachdem die Horneburger Fehde 1443 endgültig beigelegt worden war, verabredete Gerhard einen Tag zur Beilegung von Streitigkeiten zwischen Bremen und dem Land Wursten am sogenannten »Fickenkreuz«: BUB 7, Nr. 65. 749 UB Stadt Stade, Nr. 358 und 359.

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deaktivitäten, wie sie bis zur Urfehde immer wieder von der Horneburg ausgingen.

2.3

Die Fehde der Familie Klencke gegen Bremen 1455

Nach den Landgebietsverlusten im Stadland und in Butjadingen in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts750 und den verschiedenen krisenartigen Zuspitzungen der politischen Lage im Innern (dem Aufeinanderprall verschiedener Interessensgruppen sowie dem Streit um Herbort Duckel und dem daraus resultierenden Ausschluss aus der Hanse 1427)751 sowie gegenüber dem angrenzenden Herzogtum Braunschweig-Lüneburg752 hatte sich die Freie Hansestadt Bremen753 um die Mitte des 15. Jahrhunderts mittels einer relativ offensiven Politik, die zum Teil schon während des 14. Jahrhunderts verfolgt worden war,754 gefestigt. Um 1455 gestaltete sich die Lage Bremens nach der überstandenen Horneburger Fehde, dem Kompromiss, der in der Angelegenheit um Duckel geschlossen worden war – damit verbunden war außer Problemen mit der Hanse auch ein Reichsachtverfahren – und weiteren Unternehmungen in Friesland erneut kritisch. Denn seit bereits fünf Jahren, seit 1450, hatte im Westen der Stadt in der Grafschaft Oldenburg Graf Gerhard die Macht übernommen.755 Zu dieser insgesamt sehr bedrohlichen Lage kam 1455 die hier zu behandelnde Fehde hinzu. Doch weiß man nicht sehr viel über die Umstände, die zur Fehde des Wilken Klencke und seiner Söhne gegen Bremen geführt haben. Der Hauptgrund hierfür liegt in den überlieferten Quellen, denn in der chronikalischen Überlieferung Bremischer Provenienz ist zu diesen Auseinandersetzungen gar nichts zu finden.756 Daher hat man sich hier auf diplomatische Quellen, das heißt die überlieferten Urkunden und auch auf Briefe, zu stützen, will man das Vorgehen der Streitparteien und den Weg zu einer Beilegung der Auseinandersetzungen untersuchen.757 750 751 752 753

754 755 756 757

Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 307–312, vgl. die Karte ebd., S. 318. Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 106–110. Siehe hierzu das obige Kapitel 2.2. zur Horneburger Fehde. Zur Aufnahme in die Hanse siehe Weidinger, Aufnahme; zur Reichsfreiheit Bremens siehe unter anderem Hägermann, Dieter : Bremens Weg zur Freien Reichsstadt, in: Bremisches Jahrbuch 76 (1997), S. 17–35 und Hägermann, Dieter: Das Barbarossa-Diplom von 1186 und seine Bedeutung für die Entwicklung der Stadt Bremen, in: Bremisches Jahrbuch 65 (1987), S. 27–42. Dazu Wilmans, Landgebietspolitik. Dazu unten 2.4. Weder bei Renner noch bei Rinesberch-Schene finden sich Informationen hierzu. Aus diesem Grund erübrigt sich in diesem Fallbeispiel ein Abschnitt über Wahrnehmung in den historiographischen Quellen.

Die Fehde der Familie Klencke gegen Bremen 1455

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2.3.1 Akteure Bei dem Hauptakteur der hier zu behandelnden Fehde handelt es sich um den in den Quellen stets als Knappen bezeichneten Wilken Klencke (vor 1422 bis ca. 1463).758 Er war ein bedeutendes Mitglied seiner niederadligen Familie,759 deren ursprüngliche Zugehörigkeit zur Dienstmannschaft oder Ministerialität nicht eindeutig geklärt ist. Während Hucker den Ursprung der Klencke aus der Ministerialität des Bischofs von Verden konstatiert,760 der Teile der Familie, glaubt man dem Registrum ecclesie Verdensis des Andreas von Mandelsloh, noch in den 1580er Jahren angehörten,761 favorisiert Trüper durchaus sehr plausibel die Herkunft in der dem Stift Bücken zugehörigen Dienstmannschaft.762 758 Holthusen, Hermann: Grundlagen zu einer Geschichte des Geschlechtes Klencke, Hamburg 1943, 1, S. 1–78 mit Regesten-Anhang, Regest Nr. 339; jetzt auch gedruckt im UB Bischöfe Verden 3, Nr. 891. Bereits hier kann von zwei Linien der Familie Klencke ausgegangen werden, da Wilken hier zusammen mit Dietrich Quarter genannt wird, während der andere Teil der Familie früher im Schreiben auftaucht; Albrecht, Hämelschenburg, S. 26; Huck, Jürgen: Die von Klencke als Nachfolger in Lehen der Bock von Wülfingen 1437–1802, in: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart. Jahrbuch des Vereins für Heimatkunde im Bistum Hildesheim 66 (1998), S. 57–110. Dieser hier behandelte Wilken Klencke ist nicht zu verwechseln mit dem jüngeren Wilken Klencke, Rat Herzog Heinrichs des Älteren von Braunschweig, der 1539 verstarb. Vgl. Huck, Die von Klencke als Nachfolger, S. 90. Zum Beinamen Quarter in Verbindung mit den Klencke siehe ebd., S. 75 und UB Bischöfe Verden 3, Nr. 891: Tydericus et Willekin Clenck alias dictos Quarter; dieses Schriftstück erwähnt Huck, Die von Klencke als Nachfolger, S. 67 mit Anm. 40, es lag aber bereits vor 1998 mehrfach im Druck vor, siehe Apparat zu UB Bischöfe Verden 3, Nr. 891. 759 Die Familie Klencke, später auch als von Klencke benannt (bis zum 15. Jahrhundert ist die Benennung Klenkok oder Clencok üblich, siehe Mushard, Rittersaal, S. 324–326; SchmidtWiegand, Ruth: Art. Klenkok, in: NDB 12, Berlin 1980, S. 43–44), war ab dem 14. Jahrhundert reich begütert; nach ihnen wurde z.B. der Ort Klenkenborstel bei Bassum benannt, vgl. Holthusen, Grundlagen, 1, S. 2, der dort und um Syke herum die Stammsitze dieser Familie sieht. Angehörige dieser Familie treten im 14. und 15. Jahrhundert als hochrangige Kleriker auf und besetzen Positionen als Domdekane in Bremen und Verden, andere Mitglieder sind zum Ende des 15. Jahrhunderts Drosten, Vögte beziehungsweise Schreiber in Diensten des Bischofs von Minden, Heinrich von Schaumburg, vgl. Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen, Münster: A 205, Fürstentum und Domkapitel Minden – Urkunden, Nr. 350 1495 April 27 und Nr. 355 1496 Dezember 13. Zu Heinrich siehe Aschoff, HansGeorg: Art. Heinrich, Graf von Schaumburg, in: Clemens Brodkorb/ Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon, 2 Bde., Berlin 1996 u. 2001, hier 2, S. 269; Holthusen, Grundlagen und Hucker: Drakenburg, S. 211–213. In Bezug zu Bremen treten sie als Burgmannen zu Thedinghausen in Erscheinung: Mushard, Rittersaal, S. 324 und Ompteda, Thedinghausen. Zudem verdeutlicht Holthusen, Grundlagen, 1, S. 72–73 vielfache Beziehungen zwischen den Klencke und anderen bremischen Ministerialenfamilien im 15. Jahrhundert, beispielsweise zu den von Gröpelingen (dazu zum Beispiel Holthusen, Grundlagen 1, Regest Nr. 407 und Nr. 411). 760 Hucker, Drakenburg, S. 212. 761 Andreas von Mandelsloh: Registrum Ecclesiae Verdensis, in: Verdener Geschichtsquellen, ed. Wilhelm von Hodenberg, 2 Hefte, Celle 1856–1857, hier 1, Celle 1856, S. 1–8, S. 1, Z. 12–13: Item de Clencken In vor Jaren de klenkocke genant.

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Die Familie Klencke spaltete sich schon bald nach ihrem erstmaligen Auftauchen in den Quellen in den 1230er Jahren um 1277 in mindestens zwei verschiedene Linien auf. Eine dieser Linien sollte sich dann zu den Besitzern der Hämelschenburg (seit 1437)763 entwickeln.764 Bis zur Abfassung der »Grundlagen zu einer Geschichte des Geschlechtes Klencke« von Hermann Holthusen in den Kriegsjahren 1943 bis 1945 waren noch zwei Linien, Hämelschenburg und Oenigstedt bei Thedinghausen (benannt nach dem dortigen Gutshof), vorhanden.765 Jedoch lässt sich der hier zu behandelnde Wilken Klencke, Sohn des Dietrich genannt Quarter, nach Holthusen keiner der Linien eindeutig zuordnen.766 Wie bereits oben bei der Untersuchung der Horneburger Fehde deutlich wurde, waren die Klencke eine in Fehdeaktivitäten sehr erfahrene Familie. Sie sollte auch im weiteren Verlauf des 15. Jahrhunderts in dieser Eigenschaft von sich reden machen. Eine Episode dieser Anwendung militärischen Wissens ist zu sehen im Konflikt zwischen dem Administrator des Bremer Erzstifts, Otto von Hoya, und dem Bischof von Verden in den Jahren 1432/33, also noch während die Horneburger Fehde nicht gänzlich geschlichtet war. Die Burg Thedinghausen wurde 1455 an den Bischof von Verden zur Wiedergutmachung des Schadens verpfändet, »der im Verlauf der Plünderungen des Verdener Süderendes durch den Administrator des Erzstifts, Otto von Hoya, im Verbund mit dem Bremer Rat und den Burgmannen von Langwedel und Thedinghausen im Jahre 1432 angerichtet worden war«.767 Die Streitigkeiten, die sich daraus entwickelten, beschäftigten sogar mehrmals das Basler Konzil, dessen Teilnehmer Johann von Antiochia als Richter eingesetzt worden war.768 Diese Streitigkeiten wurden erst 762 Trüper, Ritter und Knappen, S. 396–398. 763 Huck, Die von Klencke als Nachfolger ; Holthusen, Grundlagen, 1, S. 72 konstatiert allerdings, dass die Burg sich erst später, mit dem Neubau des Renaissanceschlosses zum Stammsitz der von Klencke entwickelte. 764 Albrecht, Hämelschenburg, S. 26–34. Holthusen, Grundlagen, 1, geht S. 2 davon aus, dass es um 1260 zwei Brüderpaare gab. Es kann aber keine gemeinsame Stammperson ausgemacht werden. Vgl. den Stammbaum ebd., S. 6; siehe auch Hucker, Drakenburg, S. 211–213, der sich ebenfalls auf Holthusen bezieht. 765 Holthusen, Grundlagen, 1, S. 1. Die Hämelschenburg ist auch heute noch im Besitz der Familie. Thies, Heinrich: Gespensterfreies Märchenschloß, in: Hannoversche Allgemeine, online unter URL http://www.haz.de/Freizeit/Ausfluege/Schloesser-Burgen/Gespensterfreies-Maerchenschloss [letzte Abfrage am 25. 09. 2012]; siehe dazu auch Huck, Die von Klencke als Nachfolger, S. 57–58. 766 Holthusen, Grundlagen, 1, S. 69. 767 Trüper, Ritter und Knappen, S. 408. 768 Ebd., S. 408 mit Anm. 2107; dem Konzil bekannt wurden diese Streitigkeiten wohl hauptsächlich durch den Dechanten der Bremer Sankt Willehadi Kirche Diederich Wend: Holthusen, Grundlagen, 1, Regest Nr. 410. Auch der Streit um Delmenhorst und die Schulden des Erzstifts wurden vor das Basler Konzil gebracht, jedoch ohne Folgen. Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 117.

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1435 beigelegt,769 während sich die Klencke bereits in der Spiegelberger Fehde engagierten.770 Und bereits der Vater Wilkens und Johanns771 Klencke, Dietrich Quarter, war ein in Fehden sehr geübter Mann gewesen. Holthusen nimmt an, dass er sich hauptsächlich durch militärische Aktivitäten im Dienst der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg verdient gemacht habe. Diese hätten »ihn dafür durch die Belehnung von erledigten Lehen reichlich« belohnt.772 Aus diesen wiederum generierten sich die großen Geldmengen, die die Klencke dazu nutzten, pfandweise Burgen unter ihre Kontrolle zu bekommen.773 Albrecht konstatiert in seiner Geschichte der Hämelschenburg, vor allem Wilken Klencke habe »umfangreiche aber weit verstreute Lehen außerhalb der Grafschaft Hoya erworben«,774 die er aufzählt, ohne Schlüsse daraus zu ziehen. Diese Erwerbungen – es waren Lehen in Ohsen, Tündern, Grohnde und Lauenstein, um nur einige zu nennen775 – wurden in einer Gegend getätigt, die in nicht allzu großer Entfernung um die Hämelschenburg herum liegt. Albrecht hat hier die Nähe zur Burg bereits bei der Aufzählung berücksichtigt; er bedachte dabei aber nicht, was diese Erwerbungen bedeutet haben könnten. Hier hat man es mit einer Verlagerung des Hauptzweiges der Familie Klencke aus dem Gebiet um Hoya und Verden in die Umgebung von Hameln zu tun. Diese könnte in Zusammenhang stehen mit dem Engagement Johanns von Hoya, der sich Richtung Westen ausdehnen und seine Machtbasis von Hoya aus um das Gebiet des Stifts Osnabrück erweitern wollte.776 Jürgen Huck konnte demgegenüber nachweisen, dass sich die Klencke frühestens mit dem Engagement der Grafen von Hoya und deren Anwartschaft auf das Bistum Hildesheim mit diesen in das südliche Niedersachsen verlagerten.777 Darüber hinaus bekam Wilken Klencke noch zahlreiche weitere Rechte in Orten von anderen Herrschaftsträgern übertragen, so dass sich seine Machtbasis noch weiter vergrößern konnte.778 Fest 769 BUB 6, Nr. 60 mit weiteren Details zum Ablauf dieser Streitigkeiten und dem Ausgleichsverfahren, das unter anderem besagte, dass Bremen die Befestigung Süderende wieder neu errichten sollte. 770 Hartmann, Wilhelm: Die Spiegelberger Fehde 1434–1435, ihre Vorgeschichte und ihr Verlauf. Ein Beitrag zur Geschichte der raumpolitischen Kämpfe im Gebiet der mittleren Weser, in: NdsJb 13 (1936), S. 60–95. 771 Johann war der ältere Bruder und starb wohl um 1447, siehe Holthusen, Grundlagen, 1, S. 72. 772 Ebd., S. 70. 773 So konnte bereits Dietrich Klencke dem Bischof Johann von Verden mindestens 150 Goldgulden zur Verfügung stellen. Holthusen, Grundlagen, 2, Regest Nr. 34. 774 Albrecht, Hämelschenburg, S. 26, Text der Anm. 86 auf S. 307. 775 Vgl. die Aufzählung der Lehen verschiedener Lehnsherren bei Huck, Die von Klencke als Nachfolger, besonders S. 66–74 und S. 96–110. 776 Vgl. Ehbrecht, Ruten un roven und Hucker, Grafen von Hoya. 777 Huck, Die von Klencke als Nachfolger. 778 Huck, Die von Klencke als Nachfolger zählt zahlreiche Orte auf, die Wilken Klencke durch

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steht jedenfalls, dass sich mit der Ausdehnung der Grafen von Hoya zum Ende des 14. und dann vor allem in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch die Klencke mit bewegten und ihren Erfolg in militärischen Fragen und durch finanziellen Gewinn aus den bereits übertragenen Lehen und anderen Gütern gegenüber ihren Landesherren zu nutzen wussten.779 Unter den im 14. Jahrhundert vielfach begegnenden Angehörigen der zu jener Zeit relativ großen Familie Klencke lassen sich auch zahlreiche teils hochrangige Kleriker nachweisen. Der wohl bekannteste unter ihnen war Johann Klenkok, der kirchenrechtlich gegen den Sachsenspiegel vorging.780 Die weltlichen Vertreter dieser Familie taten sich als recht aktiv bei verschiedenen Fehden des spätmittelalterlichen Nordwestens hervor und stellten vielfach auch Angehörige von Burgmannschaften, so in Horneburg.781 Daneben war Ende des 14. Jahrhunderts Ortgies Klencke einer der Sateleute, die das Bündnis der Sate ab 1392 gegenüber den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg vertraten. Dieser Ortgies782 war zuvor auch unter denjenigen Rittern des Herzogtums vertreten, die den Lüneburgischen Herzögen als »Räte« dienten und in verschiedenen Finanzgeschäften der Herzöge als Bürgen und Zeugen auftraten.783 Die angesehene Stellung der Familie Klencke ist auch an der Gruppe Gefangener abzulesen, die im Lüneburger Erbfolgestreit in der Schlacht von Winsen an der Aller (1388)

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den Bischof von Hildesheim, die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, die Grafen von Schaumburg und das Michaeliskloster in Hildesheim bis weit in die 1440er Jahre hinein zu Lehen bekam und die überwiegend zuvor Lehen der Bock von Wülfingen gewesen waren. Außerdem hatten die von Klencke gemeinsame Lehen mit den Bock inne, siehe ebd., S. 79–82. Huck thematisiert in diesem Beitrag auch die Probleme, die aus mangelnder Pflege und Archivierung der Lehnsangelegenheiten erwachsen konnten, beispielsweise der Verlust von Wissen darüber, was eigentlich zum Lehensbesitz gehörte. So ähnlich auch Huck, Die von Klencke als Nachfolger, S. 94. Zu Johann Klenkok (1310–1374), Augustinerprovinzial für Thüringen und Sachsen, Hucker, Drakenburg, S. 212–213 und zuletzt Kümper, Sachsenrecht, S. 240–245 mit der weiteren maßgeblichen Literatur zu Johann, der 1370 auch in Erfurt nachzuweisen ist, ebd., S. 243; bereits zwischen 1343 und 1346 lässt sich Klenkok in einem Erbrechtsstreit zwischen fünf Brüdern der Familie Klencke und ihren zwei Vettern, in dem das Landrecht des Sachsenspiegels eine Rolle spielte, nachweisen; dazu ebd., S. 241; schon Rathlef, Ernst Ludwig: Geschichte der Grafschaften Hoya und Diepholz, 3 Bände, Bremen 1766–1767, hier 1, Bremen 1766, S. 149 beschrieb dazu auch eine weibliche Angehörige dieser Familie, in diesem Fall eine Nonne, die ein Martyrologium verfasst habe. Siehe das Kapitel zur Horneburger Fehde oben unter 2.2. Dieser Name ist Ende des 14. Jahrhunderts im Untersuchungsgebiet relativ häufig nachweisbar. Mehrere nachfolgende Mitglieder der Familie Klencke hießen ebenfalls so. Siehe dazu Arnswaldt, Ritterschaft, vor allem S. 74–80. Die Bezeichnung als Räte ist hier insofern passend, als auch Arnswaldt sie nutzt, auch wenn diese Ritter noch nicht in allen Belangen der Landesherrschaft beteiligt waren und vor allem nicht in sämtlichen Geschäften Vollmacht der Herzöge besaßen, wie sie vergleichbare wirkliche Räte des 15. Jahrhunderts wie beispielsweise Ludwig von Eyb der Ältere von Markgraf Albrecht Achilles von Brandenburg innehatten. Zu den Räten des Herzogs Albrecht von SachsenLüneburg in den 1380er Jahren auch Dormeier, Landesverwaltung, S. 129 mit Anm. 43.

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in die Gefangenschaft der Braunschweiger geriet und sich einige Zeit später durch Lösegeld freikaufen musste. Hier treten neben dem Winsener Vogt Segeband Vos, den Lüneburger Bürgermeistern Nikolaus Schomaker und Albrecht von der Molen auch Gerd und Ortgies Klencke auf.784 Doch kommen wir nun zurück zu Wilken Klencke. Dieser war einer von drei Söhnen des Dietrich Klencke, der auch Quarter genannt wurde.785 Wilken tritt schon während der 1430er Jahre zusammen mit seinem Bruder Johann in Diensten des als Söldnerführer bekannten Grafen Johann von Hoya-Nienburg, genannt der Streitbare,786 auf: Die Osnabrücker Bischofschronik des Erwin Ertman erwähnt Wilken Klencke im Kapitel über die Amtszeit Johanns III. von Diepholz als Bischof von Osnabrück (1424–1437).787 Demnach haben Wilken und Johann Klencke Einsatz im Aufgebot des Johann von Hoya bei einem Überfall auf das Stift Osnabrück im Zusammenhang mit der Stiftsfehde 1436/37 gefunden.788 Nach anderer Datierung fand dieser Überfall bereits 1426/27 statt.789 In den Dienst gestellt hatten sich die Brüder Klencke dem Johann von Hoya durch Pfandverschreibungen.790 Ebenfalls im Jahr 1437, im September, taucht Wilken Klencke bei Verhandlungen in Hildesheim auf.791 Hier und anschließend am 26. Oktober 1437 ist er im Gefolge des Bischofs Magnus von Hildesheim in Burgwedel und im Gefolge Herzog Ottos in Winsen an der Aller und Celle nachweisbar und erhielt von Herzog Otto, beziehungsweise stellvertretend durch dessen Celler Vogt Dietrich

784 Ebd., S. 124 mit weiteren Nachweisen in Anm. 26. 785 Die Bedeutung dieses Beinamens erschließt sich leider nach Kenntnisstand der vorliegenden Arbeit nicht. 786 Hucker, Bernd-Ulrich: Die Grafen von Hoya. Ihre Geschichte in Lebensbildern (Schriften des Instituts für Geschichte und Historische Landesforschung Vechta, 2), Bielefeld 1993, S. 77–84; Ehbrecht, Ruten un roven, S. 264–265. 787 Die niederdeutsche Bischofschronik bis 1553. Beschrivinge sampt den handelingen der hoichwerdigen bisschopen van Ossenbrugge. Uebersetzung und Fortsetzung der lateinischen Chronik Erwin Ertmans durch Dietrich Lilie. Im Auftrage des Historischen Vereins herausgegeben von F. Runge, Osnabrück 1894, S. 139–148. 788 Bischofschronik, S. 145–146: Als nu dit alle suss uthgerichtet, hefft her Albert van der Hoige noch nicht resten konnen, desgeliken Wilcke unde Johan Klencke: se mosten mit eren midtroveren dat stifft Ossenbrugge overfallen, unde dat den amptluden der kercken unde stiffte darmit dorch de vinger seende. Vgl. dazu Hucker, Grafen von Hoya, S. 79–80; Ehbrecht, Land- und Seeraub, S. 267. Dank für die Hinweise zur Auffindung der korrekten Quellenstelle gebührt Wilfried Ehbrecht. 789 Holthusen, Grundlagen, 2, Regest Nr. 30: »1426 Johann u. Wilke Clenke, Gebrüder, fallen feindlich ins Osnabrückische ein«. 790 Ehbrecht, Land- und Seeraub, S. 267. 791 UB Stadt Hildesheim 6, S. 588 nach Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 120. Bereits zu Beginn der 1430er Jahre ist ebenfalls eine Bürgentätigkeit Wilken Klenckes für den Hildesheimer Bischof Magnus überliefert: Holthusen, Grundlagen, 1, Regest Nr. 398.

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Buring, in Abständen mehrere Lieferungen Bier.792 Im November desselben Jahres erfolgte dann die Belehnung mit der Hämelschenburg.793 Frühestens 1441 mit der Gefangennahme und sechs Jahre währenden Geiselhaft des Grafen Johann des Streitbaren von Hoya in Osnabrück wird das Engagement der Klenckes für diesen zunächst ein Ende gefunden haben.794 Wilken Klencke war auch aktiv in der sogenannten Spiegelberger Fehde der Jahre 1434–1435. In diesem Konflikt war er zusammen mit seinem eben erwähnten Bruder Johann und einigen wenigen anderen im dortigen Raum begüterten Adligen (unter anderem den von Steinberg, Ruscheplate und von Steder), und wohl auch aus Verpflichtung den ebenfalls auf Spiegelberger Seite eingreifenden Grafen Otto, Albert und Erich von Hoya gegenüber, als einer der Verbündeten der Grafen von Spiegelberg bei deren Kampf um die Selbstbehauptung ihres kleinen Herrschaftsgebiets im Süden des heutigen Niedersachsens gegen die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg an den Auseinandersetzungen beteiligt.795 Aus diesem vielfältigen militärischen Engagement lässt sich der Schluss ziehen, dass die Familie Klencke

792 Vogteirechnung Celle für 1437 nach Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 123: »Burgwedel: (Während des Aufenthalts Hg. Ottos und des Bfs. von Hildesheim und ihres Gefolges) […] 17 s [Schillinge, F.D.] für Bier in Roleves Haus, die der Hg. im Beisein von Wilke Klencke forderte (»up sprak«)«. Anschließend taucht Wilken Klencke noch mehrfach in dieser Vogteirechnung auf: Zum 24. Dezember 1437 verzeichnet sie sowohl eine Botschaft an ihn, als auch Geld, das der Vogt von einem »Johannes, die dieser als Anteil am ›Klencken Geld‹ von Bilemann erhalten hatte«, außerdem erhielt er vom Celler Vogt »13 12 m 6 s« für »3 Faß und 6 Tonnen Bier«; ebenfalls erhielt er eine Nachricht der Herzöge durch den mit 3 Schillingen bezahlten Boten Pauwel: Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 136; und auch am 4. März 1438 erhielt Wilken Klencke vom Celler Vogt Bier: »5 12 m 4 s Wilke für 2 Faß Bier«, nach Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 153; ebenso am 31. Mai »9 m Wilke für 3 Faß Bier und 12 s demselben für 2 Tonnen Mittelbier«, nach Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 174; zu Pfingsten musste der Celler Vogt dem Wilken Klencke »6 s minus 4 d als Pfandlöse« geben, Dormeier, ebd.; Bier wird auch erneut als Grund für das Auftauchen Wilken Klenckes in der Rechnung für den 26. August angegeben, zusätzlich dazu, dass er zusammen mit Heyneke Klencke (Amtmann zu Ricklingen und Ahlden), mit Herzog Otto und dem Grafen von Wunstorf aus Winsen nach Celle kam: Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 189. Undatiert, aber dem Zeitraum Juni-Dezember 1437 zugeschrieben, ist der Eintrag »ferner 1 s dem Boten des Wilke Clencke«: Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 298. 793 Vgl. auch Auslaufregister HStA Hannover Cop. IX 92 Nr. 202 und Nr. 203 und UB Stadt Hildesheim 6, S. 588 nach Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 125–126. 794 Zur Gefangennahme ebd. und Hucker, Grafen von Hoya, S. 80 mit Abbildung des sogenannten Grafenkasten, in dem Johann angeblich die Haft verbringen musste. 795 Dieses Ringen auf dem Weg zu einer landesherrlichen Verdichtung schilderte bereits Hartmann, Spiegelberger Fehde 1434–1435; zu den doch nicht ganz wenigen Verbündeten der Spiegelberger Grafen und der Klencke ebd., S. 89–90. Zu diesen allgemeinen Verdichtungsbewegungen siehe grundlegend und umfassend Biermann, Weserraum mit weiteren Nachweisen und Beispielen.

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und insbesondere Dietrich Quarter und dessen Söhne Johann und Wilken als Gewaltprofessionelle adliger Herkunft bezeichnet werden können.796 Nach seinem Engagement in der Spiegelberger Fehde hört man nicht mehr viel von Wilken Klencke. Erst knappe 30 Jahre später taucht er erneut in den Quellen auf, als er von der Stadt Bremen im August des Jahres 1455 die Durchführung einer Tagfahrt forderte.797 Welche Ursachen die Fehde hatte, in der Wilken Klencke eine Tagfahrt mit den Ratsherren der Stadt Bremen einfordern wollte, kann aus den Quellen erschlossen werden. Holthusens Regestensammlung zur Geschichte der Familie enthält Informationen, wonach die Brüder Jürgen und Johann Klencke, zwei der vier Söhne des Wilken, dem Rat der Stadt Bremen angekündigt hatten, einen Fehdebrief zu senden,798 was am 15. April 1455 geschah.799 Gleichzeitig erreichte den Rat der Stadt Bremen noch eine Anzahl weiterer Fehdebriefe von Adligen, darunter der des Cord von dem Horne und seiner elf Helfer.800 Vier Tage später, am 19. April, kündigten ebenfalls Hilmer und Bodo von Olberghen zusammen mit Friedrich Bokel Fehde an.801

2.3.2 Austrag und Beilegung Wilken Klenckes Familie und er selbst hatten schon seit langer Zeit enge Beziehungen zu Bremen.802 Daraus resultierten allerdings auch verschiedene Probleme. Im Folgenden sollen zunächst die Vorgeschichte der Fehde von 1455 und dann sie selbst untersucht werden. Im Jahr 1430 schrieben Erzbischof Nicolaus und Heineke Klencke an den Rat der Stadt Bremen und das Domkapitel, dass sie diese gegen Ansprüche Heinekes von Alten wegen Langwedels schadlos halten würden.803 Infolgedessen wurde 796 Diesen Begriff nutzt Rohmann, Johann Stortebeker für die Charakterisierung der Vitalienbrüder. 797 StA Bremen, Trese Y: 1-Y-1455-August-25. Bereits sein Vater Dietrich Quarter konnte für die Zeit von zwei Jahrzehnten nicht in den Quellen ermittelt werden. Vgl. Holthusen, Grundlagen, 1, hier S. 69. 798 Holthusen, Grundlagen, 1, Regest Nr. 470; die Verwandtschaftsbeziehung geht hervor aus ebd., S. 73. 799 StA Bremen, Trese Y: 1-Y-1455-April-15(2). Vgl. Holthusen, Grundlagen, 1, Regest Nr. 475. 800 StA Bremen, Trese Y: 1-Y-1455-April-15(3). 801 StA Bremen, Trese Y: 1-Y-1455-April-19. 802 Siehe auch oben die Kapitel zur Mandelslohschen Fehde und zur Horneburger Fehde. 803 BUB 5, Nr. 425. Es handelt sich hier um Ansprüche aus einem Geldgeschäft mit einem Wert von 1500 Mark lübisch. Als Bürgen unterzeichneten auch weitere Mitglieder der Familie Klencke, Dietrich und Statius, Söhne des Ortgies. Verbunden mit dieser Bürgschaft war ein Einlager.

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Heineke Klencke bischöflicher Pfandnehmer auf Langwedel.804 Kurze Zeit später, im Februar 1432, erhielt Heineke Klencke die Pfandschaft der Burg Thedinghausen zugesprochen.805 Aus einem Schreiben des Bischofs Johann von Verden an den Rat der Stadt Bremen vom 24. Februar 1439 ist ersichtlich, dass Wilken und sein Bruder Statius sich mit dem Rat der Stadt Bremen stritten. Diesen Streit führten sie als Fehde. Bischof Johann von Verden war bemüht, zwischen den Brüdern und dem Rat Bremens einen Vergleich herbeizuführen.806 Der genannte Statius, Bruder des Wilken Klencke, war Burgmann auf Drakenburg.807 Zu den Vorgängen, die in diesem Schreiben berichtet werden, heißt es weiter, dass der Bischof oder dessen Boten auf Geheiß der Sendeboten des Bremer Rats eine Botschaft an Statius schicken sollten. Johann von Verden wolle mit den Bremern und Dietrich von Oldenburg in Arbergen bei Bremen eine Tagfahrt abhalten, um über die strittigen Punkte zu sprechen.808 Gut ein halbes Jahr später sollte es in Dörverden zu einer weiteren Tagfahrt zwischen dem Verdener Bischof Johann und dem Bremer Rat auf der einen und Wilken Klencke auf der anderen Seite kommen. Dies geht aus einem weiteren Schreiben des Bischofs Johann von Verden an den Rat der Stadt Bremen hervor.809 Demnach habe der Bischof mit Wilken, der nun ebenfalls zeitweilig auf der Drakenburg ansässig gewesen sein muss, einen Vertrag geschlossen, der vorsah, dieser dürfe dem Erzstift und der Stadt Bremen keinen Schaden zufügen. Außerdem sei Wilken bereit, mit dem Rat der Stadt Bremen oder deren Abgesandten auf einer Tagfahrt in Dörverden zusammenzutreffen. Bei dieser Zusammenkunft sollte Bischof Johann von Verden die Rolle eines Schiedsrichters übernehmen. Dies geht zwar so nicht direkt aus dem Schreiben hervor, doch nutzte der Bischof in seinem Brief die Formulierung dar wij syner mechtich wesen scholden to ere unde rechte, die Wilmanns als eindeutig einem Schiedsgericht zugehörig zuweist.810 In der Zeit zwischen den ersten Streitigkeiten der Familie Klencke mit Bremen, in die der Verdener Bischof vermittelnd eingriff, und der Fehde der Söhne des Wilken Klencke und ihrer Helfer 1455 findet sich Wilken Klencke insbesondere in Hildesheimer Quellen. Zur Fehdeabsage zwischen den Klencke und 804 BUB 5, Nr. 425, Anm. 1. 805 Zusammen mit Heineke von Alten: BUB 5, Nr. 476. 806 BUB 6, Nr. 187. Im Text wird klar gesagt, dass es sich um eine Fehde handelte: […] de umme sinen willen myt juw to veiden gekomen sind […]. 807 Ebd.; demnach hatte Wilken mindestens drei Brüder : Johann, Dietrich und Statius. Es könnte sich dabei aber auch um Vettern handeln. Vgl. Holthusen, Grundlagen, 1. 808 BUB 6, Nr. 187. 809 BUB 6, Nr. 212 vom 4. September 1439, ausgestellt in Rotenburg/Wümme. 810 Ebd.; Wilmanns, Landgebietspolitik, S. 29.

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dem Rat der Stadt Bremen 1455 kamen verschiedene andere Fehdebriefe Adliger hinzu, die als Helfer der Klencke anzusehen sind. Diese Helferverhältnisse resultierten zum Teil aus Verwandtschaft oder auch aus gemeinsamem Pfandbesitz. So schickten Johann von Münchhausen und andere Adlige ebenfalls Absagen an den Bremer Rat, wie aus der Familiengeschichte der von Münchhausen hervorgeht.811 Nach den Helferabsagen an die Stadt Bremen sandte Wilken Klencke am 25. August 1455 einen Brief, in dem er eine Tagfahrt forderte.812 Es lässt sich nicht mehr sagen, ob zwischenzeitlich militärische Aktionen stattgefunden haben. Feststellen lässt sich aber, dass der Rat Bedenken hatte und sich im Umland der Stadt umhörte, wie dieses Angebot zu deuten sei. Dies führte dazu, dass sich am 30. August, also fünf Tage nach Wilkens Schreiben, der Cantor der St. Stephani-Kirche Otto von Spaden beim Rat für Wilken Klencke verbürgte.813 Otto hatte verschiedene Verbindungen zum Stift Bücken, von dem die Klencke einige Güter zu Lehen hatten.814 Die Ratsherren holten also zunächst Informationen über den zu Verhandlungen bereiten Gegner ein. Indessen ist nichts weiter über den Ort der Tagfahrt bekannt und auch nicht, welche Ratsherren Bremen gegenüber den Klencke und ihren Helfern vertraten. Die Chronik des Johann Renner verzeichnet dazu ebenfalls nichts. Hier sind die Kämpfe Bremens mit den Oldenburger Grafen um die Stadt Delmenhorst und deren Umland die prägendsten Elemente in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Am 9. September des Jahres 1455, also verglichen mit anderen Fehden, die in vorliegender Arbeit behandelt werden, recht rasch nach der Absage, kam es zur Versöhnung zwischen Wilken Klencke und seinen Söhnen auf der einen und dem Rat der Stadt Bremen auf der anderen Seite.815 Interessant ist hier, das sei als Randnotiz zur Ausfertigung der beiden herangezogenen Schreiben bemerkt, dass der Sühnebrief Wilkens an den Rat der Stadt Bremen schmuckvoller und sorgfältiger ausgefertigt ist als der Brief, mit dem er im Monat zuvor eine Tagfahrt eingefordert hatte. Hier kann also in Ansätzen zwischen Gebrauchsschriftgut und offiziellem Beleg unterschieden werden. Beide sind offizielle Schreiben und mit Siegel versehen, doch musste der Sühnebrief durchaus län-

811 Treuer, Gottlieb Samuel: Gründliche Geschlechts-Historie des hochadeligen Hauses der Herren von Münchhausen, Göttingen 1740, S. 89. 812 StA Bremen, Trese Y: 1-Y-1455-August-25. 813 StA Bremen, Trese Y: 1-Y-1455-August-30. 814 Otto von Spaden wird auch erwähnt bei Johann Renner, Chronica, ad 1464/65, fol. 408r (Transkription von Klink, S. 429): Otto Spaden, cantor to Bremen. Siehe zu ihm außerdem BUB 6, Nr. 1, Anm. 3: »Otto Spade, 1446 Domkantor ; erhält 1440 auf 8 Jahre das Schloß Ottersberg […] 1474 Propst zu Bücken † 1488 […] Identisch mit ihm ist Ortgis Spade, Propst zu Zeven«; vgl. BUB 5, Nr. 468. 815 StA Bremen, Trese Y: 1-Y-1455-September-9. Holthusen, Grundlagen 1, Regest Nr. 471.

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Fallbeispiele

gere Zeit in der Tresekammer verwahrt werden und konnte als Nachweis dienen, falls neuerliche Streitigkeiten ausbrechen sollten.

2.3.3 Außergerichtliche Beilegungsversuche, Wissen und Kompetenz Aus dem im Staatsarchiv Bremen erhalten gebliebenen Schreiben des Wilken Klencke an den Bremer Rat ergibt sich, dass dieser sich mit Vertretern des Rats der Stadt zu Verhandlungen auf einer Tagfahrt treffen wollte.816 Es lässt sich also bei beiden Gegnern dieser Fehde, den niederadligen Söhnen des Wilken Klencke auf der einen und dem Rat der Stadt Bremen auf der anderen Seite, das Wissen um die Abhaltung von Tagfahrten zur gütlichen Beilegung von Streitigkeiten im Rahmen einer Fehde feststellen. Bedenkt man die Traditionen beider Seiten, so ist dies nicht weiter verwunderlich. Doch kann man an dieser Stelle fragen, woher dieses Wissen stammen könnte. Dieser Frage soll hier zumindest für die Familie Klencke und indirekt damit auch für den Rat der Stadt Bremen nachgegangen werden. Das Wissen darum, Konflikte, mithin Fehden, mittels Kommunikation auf Zusammenkünften mit dem Gegner beilegen zu können, erlangten Angehörige der Familie Klencke bereits mindestens im 14. Jahrhundert, wenn nicht gar bereits früher. In den verschiedenen Auseinandersetzungen um die Horneburg und mit den jeweils entweder dem Erzbischof beziehungsweise der Stadt Bremen oder den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg verpflichteten Lehnsnehmern waren, wie wir oben gesehen haben, vielfach Tagfahrten angesetzt worden, um die Streitigkeiten gütlich aus der Welt schaffen und die Fehde beilegen zu können. Hinzu kommt das Wissen darum, dass Gewalt – sowohl geregelt im Rahmen einer Fehde, als auch ungeregelt im Rahmen beispielsweise von Überfällen auf Kaufleute817 – zu diesem Themenkomplex gehörte. Beides, die Führung von Konflikten sowie auch deren Beilegung, war Teil der Erfahrungswelt eines Adligen des Spätmittelalters. Besonders der hier behandelte Wilken Klencke hatte über die Beziehungen zum Rat der Stadt Bremen und Hildesheim sowie zum Bischof von Hildesheim vielfach Gelegenheit, Erfahrungen im Umgang mit Tagfahrten zu sammeln. Dies ergibt sich beispielsweise aus seiner Beteiligung an der Spiegelberger Fehde. Hermann Adolf Lüntzel erwähnt dies bereits in seiner Geschichte der Diözese 816 StA Bremen, Trese Y: 1-Y-1455-August-25. 817 Im Fall der Familie Klencke kam dies auf Weisung Herzog Ottos von Braunschweig-Lüneburg vor: Heineke Klencke, herzoglicher Amtmann auf Ricklingen und Ahlden, hatte gegen Ende des Jahres 1439 holländische Kaufleute aus ’s-Hertogenbosch überfallen und ihnen das mitgeführte Gut genommen und dem Celler Vogt nach Rethem geschickt: HUB 7, 1, Nr. 518 nach Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 404.

Die Fehde der Familie Klencke gegen Bremen 1455

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und Stadt Hildesheim, jedoch ohne einen direkten Bezug zu den Verdrängungsbemühungen gegen die Grafen von Spiegelberg herzustellen.818 Dass Wilken Klencke verschiedenste Tagfahrten zur Konfliktbeilegung teils selbst besuchte, geht aus zahlreichen Schreiben hervor, die sich aus der Zeit um 1440 erhalten haben. Demnach hatte es einen Streit zwischen Bischof Magnus und dem Rat gegeben, an dem sich Wilken Klencke mit ungenannten anderen Hauptleuten und ungefähr 150 Reitern beteiligt hatte.819 Gründe für den Streit in Hildesheim waren die Finanzlage des Bischofs und das Vorgehen des Rats, mehr und mehr Unabhängigkeit erlangen zu wollen.820 Der Rat der Stadt Lüneburg wurde als Schiedsinstanz von Bischof Magnus angerufen und Klage gegen den Hildesheimer Rat eingereicht. In diesem Streit schrieb der Rat von Hildesheim im Juni des Jahres 1440 an den Rat von Lüneburg, dass dessen Hilfe in der Aussöhnung mit Wilken Klencke nötig sei.821 Klencke habe sich auf der Seite des Bischofs an einem Fehde-Zug beteiligt.822 Schließlich sei es eine Angelegenheit to eren unde to rechte, to gevende unde to nemende, to nemende unde to gevende, wu sek dat geborde und man habe bereits mit den Bürgermeistern Johannes Schelepeper und Johann Springintgut darüber verhandelt.823 Die Angelegenheit hat sich entweder noch bis in die folgenden Jahre hingezogen, oder die folgenden überlieferten Schriftstücke sind einem anderen Konflikt zuzuordnen. Jedenfalls haben die Brüder Johann und Wilken Klencke 1444 zusammen mit den Brüdern Bock in einer hier nicht näher bezeichneten Angelegenheit, die den Ratsherren Henning Lutkebole betraf, an den Rat der Stadt Hildesheim geschrieben. Lutkebole war anscheinend für die Klencke und Bock auf einer Tagfahrt zwischen Rat und Bischof von Hildesheim in Sarstedt, nördlich von Hildesheim, gewesen und sollte ihnen über das Ergebnis berichten. Lutkebole hatte darüber mit den übrigen Ratsherren gesprochen und diese schrieben an die genannten adligen Brüder.824

818 Lüntzel, Hermann Adolf: Geschichte der Diözese und Stadt Hildesheim, 2 Bände, Hildesheim 1858, hier 2, S. 414–415. 819 Das geht hervor aus UB Stadt Hildesheim 8, Nr. 358. 820 So bereits Wachsmuth, Wilhelm: Geschichte von Hochstift und Stadt Hildesheim, Hildesheim 1863, S. 87–88. Siehe dazu auch Lüntzel, Diözese und Stadt Hildesheim, 2, S. 418–423 mit Aufzählung der Inhalte der einzelnen Klageartikel. Zu Bischof Magnus siehe auch Bertram, Adolf: Geschichte des Bisthums Hildesheim, 3 Bände, Hildesheim 1899–1925, hier 1, S. 390–411, der die Sorge um den Landfrieden hervorhob. 821 UB Stadt Hildesheim 8, Nachträge, Nr. 51. 822 UB Stadt Hildesheim 8, Nr. 358, Artikel XXXVII (S. 299). 823 UB Stadt Hildesheim 8, Nachträge, Nr. 51. 824 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 543.

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Fallbeispiele

2.3.4 Fazit Die von Thorsten Albrecht bei der Beschreibung der Familiengeschichte der Klencke als Inhaber und Neuerbauer der Hämelschenburg zwischen Hameln und Pyrmont konstatierte »nur regionale Bedeutung«825 der Klencke kann hier zwar bestätigt werden, doch war die Bedeutung der Familie Klencke auch für den gesamten Nordwesten des Reichs durchaus größer, als es Albrecht dargestellt hat. Es ist vor allem der Generation der Lüneburger Sate und der nachfolgenden mit dem hier betrachteten Wilken Klencke gelungen, sich trotz ihrer Stellung als Niederadlige in die wichtigsten Belange sowohl des Herzogtums Lüneburg als auch der überregional agierenden weiteren Herrschaftsträger, hier vor allem der »streitbaren« Grafen Gerhard von Oldenburg und Johann von Hoya, einzumischen und an ihnen teilhaben zu können. Der vor allem im 15. Jahrhundert durch Dietrich und Wilken Klencke vergrößerte Besitz der Familie Klencke, auch in vom Stammsitz bei Syke weit entfernten Teilen des Herzogtums Lüneburg und seiner Teilgebiete, ist neben den Fehdeaktivitäten ein Faktor, der die Macht dieser niederadligen Familie ausdrückt.826 Darüber hinaus stellt auch das Innehaben von Lehen mehrerer Herrschaftsträger einen Faktor dar, den die Klencke für ihren Handlungsspielraum zu nutzen wussten. Hieraus ergaben sich mehrere Vor- aber auch Nachteile. Vor allem wenn sie sich selbst auf eine Seite stellen mussten, um teilzuhaben an Konflikten ihrer jeweiligen Dienstherren, konnte die Lage schnell kritisch werden und Verhandlungen notwendig erscheinen lassen. Bei der Betrachtung der Klencke um die Mitte des 15. Jahrhunderts zeigt sich, dass auch sie als Niederadlige das Wissen und die Kompetenz besaßen, Tagfahrten zur Beilegung von Fehden zu besuchen, abzuhalten und sogar einzufordern. Beides, Wissen und Kompetenz, resultierten sowohl aus der immer wieder unter Beweis gestellten Übung in Fehden, als auch aus der Nähe zu den Städten, darunter Hildesheim und Lüneburg, mit denen die Klencke kommunizierten.

825 Albrecht, Hämelschenburg, S. 26. 826 In Anlehnung an Risch, Der holsteinische Adel im Hochmittelalter, S. 355–365, ohne hier jedoch quantitative Aussagen treffen zu können. Diese sind nicht Teil der Fragestellung vorliegender Arbeit.

Die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg gegen Bremen

2.4

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Die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg gegen Bremen in den 1460er/70er Jahren

»Selten ist im Mittelalter um ein niedersächsisches Territorium mit größerer Erbitterung und zäherer Ausdauer gekämpft worden, als um die Herrschaft Delmenhorst; immer wieder war sie die Ursache verwickelter Auseinandersetzungen und wilder Fehden, die zwischen dem Erzstift Bremen und den Oldenburger Grafen ausgetragen wurden«.827 So begann Karl Sichart 1914 seinen Aufsatz über die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg mit dem Erzstift Bremen in den Jahren 1471 und 1474. Doch schon nachdem der genannte Graf Gerhard im Jahr 1450 seine Herrschaft in Oldenburg angetreten hatte, kam es, insbesondere auch in den 1460er Jahren, zu Auseinandersetzungen zwischen Oldenburg und Bremen. Sie sollten sich bis zu ihrem endgültigen Abschluss 1487 sogar noch auf den ganzen Nordwesten des Reichs ausweiten.828 Die Gesamtlage im Nordwesten des Reichs lässt sich zunächst auf folgende Weise beschreiben: Hatte die Stadt Bremen noch in der ersten Hälfte durch die Beherrschung von Butjadingen und anderer Gebiete nordwestlich der Stadt, teils in Kooperation mit dem Erzstift Bremen, einen »Höhepunkt bremischer Unterweserpolitik«829 erreicht, sah sich die Stadt in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts einer Gefahr aus ihrem Umland ausgesetzt, derer sie sich nur im Verbund mit anderen Hansestädten entledigen konnte. Die Stadt Bremen hatte zwar ihren Einflussbereich im Umland und insbesondere rechts der Weser durch eine relativ expansive Erweiterungspolitik im Zuge von Fehden und Handelskriegen vergrößert. Ihre Stellung konnte sie nicht zuletzt durch ver-

827 Sichart, Karl: Die Fehden des Grafen Gerd von Oldenburg mit dem Erzstift Bremen 1471 und 1474, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 79 (1914), S. 280–307, hier S. 280. 828 In der Forschung kursieren mehrere Ansichten darüber, wann die Auseinandersetzungen zwischen Graf Gerhard von Oldenburg und den verschiedenen Hansestädten ihr Ende gefunden haben. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 320 konstatiert ein Ende der Angriffe Gerhards auf Bremen für das Jahr 1482. In anderen Teilen Norddeutschlands gingen sie aber weiter. Siehe dazu Jahnke, Carsten: Piraten und Politik. Die Auseinandersetzungen Lübecks und Hamburgs mit Gerhard von Oldenburg und Edo Wymeken zu Jever, 1480 bis 1487, in: Wilfried Ehbrecht (Hg.), Störtebeker. 600 Jahre nach seinem Tod (Hansische Studien, 15), Trier 2005, S. 181–203 und Hormuth, Dennis: Die Verwicklung Hamburgs in die Auseinandersetzungen um die Erbansprüche Gerhards von Oldenburg. Der Krieg von 1480 bis 1482, in: Zeitschrift des Vereins für Hamburgische Geschichte 94 (2008), S. 1–20; vgl. auch Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 831–832; Schmidt, Heinrich: Grafschaft Oldenburg und oldenburgisches Friesland in Mittelalter und Reformationszeit (bis 1573), in: Albrecht Eckhardt/ Heinrich Schmidt (Hg.), Geschichte des Landes Oldenburg. Ein Handbuch, Oldenburg 1987, S. 97–172, hier S. 130. 829 Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 102.

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Fallbeispiele

schiedene Landfriedensbündnisse unter Erzbischof Gerhard III. konsolidieren.830 Darüber hinaus entwickelte der Rat der Stadt Bremen ein verstärktes Interesse an der Hanse.831 Für die linke, also westliche, Weserseite galt dies jedoch nicht oder nur in geringem Maß.832 So ließe sich die Gesamtlage mit Konrad Elmshäuser zusammenfassen: »Die politischen Handlungsimpulse gingen im Erzstift von der in Handelskriege verwickelten Stadt Bremen und in der unmittelbaren Nachbarschaft ab den 50er Jahren des 15. Jahrhunderts vom Grafen Gerhard von Oldenburg aus«.833 Die Tatsache, dass die bisherige Forschung zu den Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorst sich vornehmlich auf die durch ihn verursachten Schäden und Störungen des Handels konzentrierte, rechtfertigt ein erneutes Heranziehen dieser Konflikte durchaus. Hier liegt nun demgegenüber der Fokus auf der Verhandlungsführung zur Beilegung dieser Streitigkeiten. Dazu werden die Ausgangslage sowie der Kontext der Auseinandersetzungen im Folgenden zusammengefasst. Um den Landfrieden in der Region zwischen Weser und Elbe war es vor allem aus Sicht der Stadt Bremen um die Mitte des 15. Jahrhunderts nicht gut bestellt.834 Denn jener »umtriebige«835 Graf Gerhard oder auch Gerd von Oldenburg lag im Streit mit seinem Bruder Christian, seit dieser 1448 zum dänischen König gewählt worden war,836 und warf damit seinen »Schatten«837 über die nördliche 830 BUB 7, Nr. 8 und 9; siehe dazu auch Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 319–320; zu den Landfriedensbündnissen siehe Elmshäuser, Territorialstaat, S. 186–187; Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 123. 831 Dieses Interesse setzte in den 1440er Jahren ein und in der Folge einer Wiederaufnahme in die Hanse konnte Bremen auch mehrfach zum gastgebenden Ort großer hansischer Tagfahrten werden. Siehe Bohmbach, Jürgen: Der werdende Territorialstaat der Erzbischöfe von Bremen (1236–1511) 3. Die Städte im Erzstift Bremen, in: Hans-Eckhard Dannenberg/ Heinz-Joachim Schulze (Hg.), Geschichte des Landes zwischen Elbe und Weser, 3 Bände (Schriftenreihe des Landschaftsverbands der Ehemaligen Herzogtümer Bremen und Verden, 7–9), Stade 1995–2008, 2, S. 241–262, hier S. 259; siehe auch Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 329–335. 832 Ebd., S. 320–329. 833 Elmshäuser, Territorialstaat, S. 187. Biographisches zu Gerhard von Oldenburg bei Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 13–19. 834 So auch Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, der S. 122 konstatiert: »Die bremische Politik in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ist gekennzeichnet durch Bemühungen um den immer wieder gestörten Landfrieden«. 835 Schmidt, Grafschaft Oldenburg, hier S. 129; zu Graf Gerhard in der älteren Forschung auch Oncken, Hermann: Graf Gerd von Oldenburg (1430–1500), vornehmlich im Munde seiner Zeitgenossen, in: Oldenburgisches Jahrbuch 2 (1893), S. 14–84. 836 Zur Vorgeschichte der Fehde gegen Bremen siehe Hormuth, Verwicklung, S. 2–3. Zum Konflikt in der jüngeren Forschung auch Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 319–329. Zur allgemeinen Entwicklung der Grafschaft Oldenburg im Mittelalter siehe Schmidt, Grafschaft Oldenburg, S. 128–131. 837 Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 121.

Die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg gegen Bremen

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Weserregion. Darüber hinaus war Graf Gerhard seit seinem Herrschaftsantritt in Oldenburg 1450838 immer wieder durch Überfälle auf Kaufleute zu Land und auf dem Wasser aufgefallen.839 Nach einer kurzen Periode, in der Gerhard die inneren Angelegenheiten der Grafschaft Oldenburg regeln musste und zudem auch in Schleswig und Holstein Ansprüche geltend machen wollte,840 spitzte sich die Situation im westlichen Umland Bremens in den 1460er Jahren derart zu, dass sich auch militärische Auseinandersetzungen – vornehmlich zwischen Gerhard und seinem Bruder Moritz,841 der nominell die Herrschaft über Delmenhorst innehatte842 – nicht mehr vermeiden ließen. Der Grund für diese Auseinandersetzungen lag im Streit der beiden gräflichen Brüder über die 1458 durchgeführte Teilung der Grafschaft Oldenburg in die Teile Oldenburg und Delmenhorst.843 Dies geht aus den Ergebnissen der ersten Ausgleichsverhandlungen Ende 1462/Anfang 1463 hervor.844 Zum Schutz vor dieser bald schon überregionalen Bedrohung bildeten die Ratsherren der Stadt Bremen zusammen mit anderen Hansestädten und adligen Herrschaftsträgern aus dem näheren und weiteren Umland verschiedene Bündnisse, die am Ende zeitweilig zu einer »mächtige[n] Koalition«845 werden sollten. Zunächst schlossen sich auf der Seite Bremens die Stadt Bremen und der Graf Johann von Hoya zu einem Bündnis zusammen, welchem sich schon kurz darauf auch Erzbischof Gerhard III., Bischof Johann von Verden und Moritz von Oldenburg anschlossen.846 Moritz, der in der Zwischenzeit Katharina von Hoya geheiratet hatte,847 stellte sich weiterhin auf die Seite der Gegner seines Bruders 838 Eine Darstellung des Herrschaftsantritts findet sich in der Chronica van den groten daden der Grauen van Oldenborch, hg. v. Wolfgang Rohde und mit einer Einleitung von Heinrich Schmidt, Oldenburg 1993, c. XV, S. 79. 839 Jahnke, Piraten und Politik; Hormuth, Verwicklung, S. 3–5; Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 320. 840 Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 75–85. 841 Moritz war für die geistliche Laufbahn vorgesehen, studierte dafür in Rostock, Erfurt (wo er zeitweise Rektor war) und Paris, kehrte jedoch 1455 zurück und beanspruchte weltliche Herrschaftsgewalt. Siehe beispielsweise Rasteder Chronik, S. 57 und S. 91, Anmerkung 109 (benutzt wurde hier die Übersetzung der Rasteder Chronik von Lübbing: Die Rasteder Chronik 1059–1477, übersetzt und bearbeitet von Hermann Lübbing, Oldenburg 1976). Vgl. Oncken, Graf Gerd von Oldenburg, S. 20; Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 321–322. 842 Dieser offene »Krieg« dauerte von 1462 bis 1464: Schmidt, Grafschaft Oldenburg, S. 130. 843 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 861; vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 322. 844 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 903, Nr. 908 und Nr. 911; vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 323. 845 Elmshäuser, Territorialstaat, S. 187. Dieses Bündnis war jedoch sehr fragil und nur temporär. Es zerfiel mit dem Ende der Bedrohung durch Graf Gerhard und dessen Erben: Jahnke, Piraten und Politik, S. 200; Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 321. 846 Elmshäuser, Territorialstaat, S. 187. BUB 7, Nr. 8 und 9. 847 Gottfried Wentz/ Berent Schwineköper (Bearbeiter): Das Erzbistum Magdeburg, Teil 1. Das Domstift St. Moritz in Magdeburg. Germania sacra. Historisch-statistische Darstellung

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Fallbeispiele

Gerhard, um zu versuchen, seine Ansprüche durchzusetzen.848 Daran schloss sich ein Briefwechsel zwischen Bremen und Braunschweig an, in dem der Rat Bremens die Städte Lübeck, Hamburg und weitere Hansestädte um »deren Hilfe oder Vermittlung« bat.849 Daran anschließend sollten sich auch König Christian und erneut Graf Johann von Hoya um eine Vermittlung bemühen.850 Die ungünstige Charakterisierung des Grafen Gerhard von Oldenburg ist allerdings vornehmlich auf die städtischen Chroniken zurückzuführen, die ein deutlich negatives Bild seiner Person zeichnen, das unten noch etwas eingehender untersucht werden soll.851 Das heißt, dass, wie schon in den vorangehenden und den folgenden Fallbeispielen der vorliegenden Studie, zunächst die beteiligten Akteure in den Blick genommen werden sollen. Daran anschließen wird sich eine Betrachtung der Bedeutung außergerichtlich-gütlicher Beilegungsversuche bei diesen Auseinandersetzungen. Schließlich soll die Wahrnehmung dieser Konflikte in der Historiographie analysiert werden. Kenntnis über die Lage im Umland Bremens lässt sich durch verschiedene Chroniken sowie durch einige ungedruckte Briefe, Urkunden und eine Klageschrift Graf Gerhards gegen die Bremer gewinnen.852 Neben den im Staatsarchiv Bremen überlieferten ungedruckten Materialien zu diesen Auseinandersetzungen berichten mehrere Chroniken von den Vorgängen. Zunächst zu nennen ist hier die Chronica van den groten daden der Grauen van Oldenborch,853 geschrieben gegen Ende der 1530er Jahre, deren Leithandschrift in der For-

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der deutschen Bistümer, Domkapitel, Kollegiat- und Pfarrkirchen, Klöster und der sonstigen kirchlichen Institute, hg. v. Kaiser-Wilhelm-Institut für Deutsche Geschichte und (ab 1962) vom Max-Planck-Institut für Geschichte, Abteilung 1. Die Bistümer der Kirchenprovinz Magdeburg, 4, Berlin 1972, S. 538. Hansisches Urkundenbuch 9, S. 52; vgl. Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 60. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 323; Hansisches Urkundenbuch 8, Nr. 1191; vgl. HR II,5, Nr. 291. Vgl. auch Puhle, Matthias: Die Politik der Stadt Braunschweig innerhalb des Sächsischen Städtebundes und der Hanse im späten Mittelalter (Braunschweiger Werkstücke, 63), Braunschweig 1985, S. 134–135. Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 898 und 900; vgl. auch Urkundenbuch Stadt Lübeck 10, Nr. 274; Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 323. Auch der Bischof von Minden war in die Schlichtungsbemühungen involviert: Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen, S. 125. Zu einer Rehabilitation seiner Person und der Genese des negativen Bildes siehe Nehring, Graf Gerhard der Mutige. Dieses Material umfasst vor allem Fehdebriefe und die Klageschriften, letztere finden sich unter StA Bremen, Trese Bm: 1-Bm 1472 Feb. 6; die Abschrift einer Antwort Gerhards findet sich unter StA Bremen, Trese Bm: 1-Bm 1472 Apr. 4. Gedruckt wurden oldenburgische Abschriften dieser Klagen im Oldenburgischen Urkundenbuch 2, Urkundenbuch der Grafschaft Oldenburg bis 1482, ed. Gustav Rüthning, Oldenburg 1926, Nr. 990 und Nr. 991. Chronica van den groten daden der Grauen van Oldenborch, ed. Rohde.

Die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg gegen Bremen

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schungsbibliothek Gotha liegt.854 Zusätzlich kann man für diese Thematik die Oldenburgische Chronik des Hermann Hamelmann855 und die »Chronik der oldenburgischen Erzgrafen« des Johannes Schiphower856 heranziehen. Dass die Rekonstruktion der Vorgänge innerhalb der Fehden Graf Gerhards von Oldenburg mit Bremen auch aus ungedruckten Quellen erfolgt, ist teilweise dem Umstand geschuldet, dass die Edition des Bremischen Urkundenbuches bislang in seinen sieben Bänden erst bis zum Jahre 1447 vorangeschritten ist.857 Für die Zeit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts bis 1500 fehlt somit noch immer eine Edition858 und Historikerinnen und Historiker sind auf die überlieferten Materialien der Archive angewiesen.859 Schon die ältere Forschung befasste sich mit den Auseinandersetzungen Bremens mit dem Grafen von Oldenburg. Hier hatte Karl Sichart mit einem Aufsatz von 1914 über die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg mit dem Erzstift Bremen 1471 und 1474 großen Anteil an Ergebnissen der älteren landesgeschichtlichen Forschung.860 Drei Jahre vor Sichart hatte Gustav Rüthning, der 1940 die letzte Edition der Chronik Hamelmanns herausgeben sollte, diesem Teil der Oldenburgischen Geschichte ein Kapitel in seinem gleichnamigen Überblickswerk gewidmet.861 Bereits in den 1450er Jahren ist Graf Gerhard mit verschiedenen Aktionen gegen Kaufleute und Handelsschiffe tätig geworden.862 Im Jahr 1462 kündigte er gegenüber der Stadt Bremen eine Fehde an. Dieser Fehdebrief ist überliefert.863 Der Brief enthält allerdings kein genauer einzugrenzendes Datum als nur das Jahr 1462. Graf Gerhard erklärte darin der Stadt Bremen die Fehde in folgendem Wortlaut: Wetet gy borgermester, menheyt und raed […] dat wy gert to oldenborch und to delmenhorst greue de vyent w[erden? Rest unleserlich durch Re-

854 Rohde, Wolfgang: Vorbemerkungen zur Textedition, in: Chronica van den groten daden der Grauen von Oldenborch, ed. Rohde, S. 29–50, hier S. 37. 855 Hermann Hamelmann: Oldenburgische Chronik, ed. Gustav Rüthning, Oldenburg 1940. 856 Schiphower, Johannes: Chronicon Archicomitum Oldenburgensium, in: Heinrich Meibom (d. J.), Scriptores Rerum Germanicarum 2, Helmstedt 1688, S. 121–192. 857 BUB 7 erschien 1993. 858 Hofmeister, Adolf E.: 150 Jahre Bremisches Urkundenbuch, in: Bremisches Jahrbuch 91 (2012), S. 56–65. 859 Das Bremische Urkundenbuch soll allerdings nur bis zum Jahr 1470 voranschreiten; ein achter Band, der auch ein Register für die vorigen Bände umfassen soll, ist in Planung. Siehe dazu Hofmeister, 150 Jahre Bremisches Urkundenbuch. 860 Sichart, Fehden. 861 Rüthning, Gustav : Oldenburgische Geschichte, 2 Bände, Bremen 1911, hier 1, S. 145–181. 862 Dazu jetzt ausführlicher Kaldewei, Gerhard: »… und das ist immer« Delmenhorst. Geschichte einer nordwestdeutschen Stadt. Von der Burg Delmenhorst bis zur Dänischen Herrschaft, 1, 1259–1773, Oldenburg 2012, S. 78–82. 863 StA Bremen, Trese Bm: 1 – Bm – 1462 – s.d.; vgl. Hill, Stadt, S. 323.

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Fallbeispiele

paraturstelle, Anm. F.D.].864 In dieser Fehde sollte es zur Belagerung der gräflichen Burg in Delmenhorst durch die Bündnispartner Bremen, Otto von Hoya und Moritz von Oldenburg kommen. Die Belagerung dauerte wahrscheinlich sieben Wochen an.865 Doch auch vor dem Beginn dieser Fehde hatte es immer wieder Spannungen gegeben, sodass bereits im Sommer des Jahres 1459 eine Tagfahrt mit Vertretern der Stadt Bremen hatte anberaumt werden sollen. Hierzu hat sich ein Brief Graf Gerhards erhalten, in dem er den Rat der Stadt Bremen auffordert, sich mit ihm am Varrelgraben oder Wardamm zu treffen.866 Ebenfalls vor dem Beginn der ersten abgesagten Fehde Graf Gerhards mit der Stadt Bremen liegen verschiedene Überfälle auf Kaufleute zu Beginn der 1460er Jahre. Sie gaben der geschädigten städtischen Seite Anlass, Schlichtungsverhandlungen anzuberaumen und durchzuführen. So kam es im Juli 1461 zu Verhandlungen, bei denen Graf Johann von Hoya als Vorsitzender einer Schiedskommission auftrat.867 Graf Gerhard war zudem in verschiedene Bündnisse eingebunden, die ihm vor allem im Streit mit seinen Brüdern, im oldenburgischen Heimatgebiet insbesondere gegen Moritz von Oldenburg, helfen und seine Handlungsspielräume erweitern konnten.868 Im Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen Graf Gerhards von Oldenburg mit der Stadt Bremen wird die Anberaumung einer Tagfahrt auch von Hermann Hamelmann in seinem Werk »Oldenburgische Chronik«869 erwähnt. Hamelmann schrieb dazu: Es hat woll sich willen der neuwe gekorn Bischof von 864 StA Bremen, Trese Bm: 1 – Bm – 1462 – s.d. 865 Kaldewei, Delmenhorst, S. 84–85. 866 StA Bremen, Trese Bm: 1 – Bm – 1459 – Juli 17. Beim Wardamm handelt es sich um eine Straße, die den kleinen Flusslauf der Ochtum in West-Ost-Richtung kreuzt und zum Warturm an der Bremer Landwehr führte. Heute befindet sich dort ein seit 1557 bestehendes Haus, das zunächst als Zollstelle diente. Siehe Bubke, Karolin: Die Bremer Stadtmauer. Schriftliche Überlieferung und archäologische Befunde eines mittelalterlichen Befestigungsbauwerks (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien Hansestadt Bremen, 68), Bremen 2007, S. 257. 867 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 881; vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 322. Dieser Johann von Hoya dürfte allerdings selbst kein unbeschriebenes Blatt gewesen sein: Ehbrecht, Ruten un roven, S. 264–269 vermutet ihn, Graf Gerhard und dessen angeheiratete Verwandtschaft aus dem Tecklenburger Grafenhaus (vgl. den Ehevertrag Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 808) hinter zahlreichen weiteren Überfällen entlang der friesischen Nordseeküste. 868 Zur Bündnisstruktur siehe Steinwascher, Die Oldenburger, S. 58–64. Gleichzeitig limitierten Bündnisse aber auch die Handlungsspielräume. Vgl. zum Ansatz der Handlungsspielräume insgesamt Auge, Oliver: Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter. Der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit (Mittelalter-Forschungen, 28), Ostfildern 2009. 869 Hermann Hamelmann: Oldenburgische Chronik, hg. v. Gustav Rüthning, Oldenburg 1940. Zur Chronik siehe Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 23–24.

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Schwartzburg darin schlagen und neben Grafe Gerd Tageleistunge gepflogen und gehalten, Friede zu beiden Theilen zu schaffen. Aber als Graf Gerd seinen Schaden zu hoch angezogen, und wie sie (die Bremer) ihm um Land und Leuten bringen wollten, mit kläglichen und großen Worten aufgemutzt, ist der Tag unfruchtbarlich abgangen.870 Daher dürfte es sich um die neuerliche Tagfahrt 1463 am Varrelgraben südwestlich von Bremen gehandelt haben, die Gerhard von den Bremern eingefordert hatte.871 Die Datierung bei Hamelmann fällt in das Jahr 1463 und ist somit den anderen Datierungen vorzuziehen.872 Auch korrespondiert die Stelle mit dem später entstandenen Verzeichnis von Schäden an Ortschaften von 1472. In dieser Liste wurde für den jeweils entstandenen Schaden eine Summe Geldes angesetzt und durch Graf Gerhard über seine Fürsprecher beziehungsweise Sendeboten von den Bremern eingefordert.873

2.4.1 Graf Gerhard im Urteil der Forschung Betrachtet man die bisherigen Schilderungen des Grafen Gerhard von Oldenburg in der Forschung, so fällt das Urteil über ihn fast durchweg negativ aus. Gestützt wird dieses Bild hauptsächlich durch Heranziehen der überlieferten Zeugnisse seiner spätmittelalterlichen Zeitgenossen, insbesondere aus den Chroniken und offiziösen Schriftwechseln seiner städtischen Gegner.874 Schon Hermann Oncken befasste sich Ende des 19. Jahrhunderts mit dem, was man ein Meinungsbild der Zeit nennen könnte.875 Nach ihm bewertete auch Gustav Rüthning den Oldenburgischen Grafen. Er ging dabei sogar so weit, zu urteilen, 870 Hamelmann, Oldenburgische Chronik, ed. Rüthning, Buch III, f. 418, S. 265–266. 871 Johannes Schiphower : Chronicon Archicomitum Oldenburgensium, in: Heinrich Meibom (d. J.), Scriptores Rerum Germanicarum 2, Helmstedt 1688, S. 121–192, hier S. 180; zur Chronik im Zusammenhang mit Gerhard von Oldenburg siehe kurz Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 23. Zur Wertung von Fehden bei Schiphower vgl. Blanke, Recht und zu Schiphowers Chronik als dynastische Landeschronik siehe Werner, Ahnen und Autoren. Der Varrelgraben bildet heute die Landesgrenze zwischen Bremen und Niedersachsen und befindet sich am westlichen Rand des Stadtteils Huchting, dort ist auch der Flurname Varrelgraben geläufig; die Entfernung zwischen der gräflichen Befestigung in Delmenhorst und dem Varrelgraben beträgt ungefähr 5 Kilometer. 872 Hamelmann konnte bei seiner Erarbeitung der Chronik von ca. 1573 bis 1589 das gräfliche Archiv bzw. die gräfliche Bibliothek in Varel, die bis zum Brand im Jahr 1751 existierte, nutzen. Siehe Rüthning, Gustav : Einleitung, in: Hamelmann, Oldenburgische Chronik, ed. Rüthning, S. XI–XXXVIII, hier S. XI und zur lediglich vermuteten Benutzung einer Bibliothek siehe S. XIII. 873 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990. 874 So auch Nehring, Graf Gerhard der Mutige, hier S. 22, 26, 31–32 und 103; vgl. einen (leider ohne Quellenangabe) zitierten dänischen Aufsatz von 1540/50 bei Kaldewei, Delmenhorst, S. 76. 875 Oncken, Graf Gerd.

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Gerhard habe den Nachkommen seines Bruders Moritz »das ganze Leben verdorben«.876 Heinrich Schmidt charakterisierte den Grafen Gerhard dann in den 1990er Jahren als einen »Mann von merkwürdiger Unruhe, eine Mischung von Rauhbeinigkeit und offenbar hochverletzlichem, egoistischem Ehrgefühl, ehrgeizig und unentwegt auf Selbstbestätigungen aus, dabei aber unberechenbar und hemmungslos in seinen Handlungen und ohne wirklich große Linie – auffällig eher durch die Quantität und den üblen Stil seiner Kriegs- und Gewalttaten als durch ihre politische Qualität und Perspektive und im Grunde wohl wirklich nicht viel mehr als das, was seine hansestädtischen Feinde, zumal die Lübecker, in ihm sahen: ein Straßenräuber von Geblüt«, der zeitweise »das ganze mittlere und nördliche Weser-Ems-Gebiet in kriegerische Bewegung und Unruhe« versetzt habe.877 In jüngster Zeit hat Gerd Steinwascher in seinem Überblickswerk zur Dynastie der Oldenburger König Christian von Dänemark und seine Brüder Moritz und Gerhard als die vielleicht »willensstärkste Generation der Oldenburger überhaupt« charakterisiert.878 Doch auch Steinwascher lässt, umgangssprachlich ausgedrückt, kein gutes Haar an Graf Gerhard, charakterisiert er ihn doch als Raubritter, der nur seinen Vorteil gesucht habe. Damit übernimmt Steinwascher die gleiche Charakterisierung, wie schon die pro-bremischen Chronisten des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit, deren Bewertungen des Grafen sein schlechtes Bild in der Forschung bis in die jüngste Zeit aufrecht erhalten ließen.879 Positiver dagegen bewerteten Franziska Nehring880 und Gerhard Kaldewei881 die Person des Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorst. Kaldewei konstatiert jedoch, dass einer erfolgreicheren Nutzung der Handlungsspielräume des Grafen Gerhard »sein durchaus schädlicher, ganz persönlicher Ehrgeiz im Vordergrund«882 und damit ihm durchaus im Weg gestanden habe. So wurden Reaktionen der Städte hervorgerufen, die am Ende für Gerhard und Delmenhorst negative Folgen hatten. »Auf seine eigene Art«883 habe Gerhard die Regentschaft über die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst um 1450

876 Rüthning, Einleitung, S. XXXI. Zur weiteren Charakterisierung auch Kaldewei, Delmenhorst, S. 73–74. 877 Beide Zitate Schmidt, Grafschaft Oldenburg, S. 130–131. 878 Steinwascher, Die Oldenburger, S. 58. 879 Zur Bewertung Gerhards durch die Bremer siehe Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 38–41. 880 Nehring, Graf Gerhard der Mutige, zusammenfassend besonders S. 106. 881 Kaldewei, Delmenhorst, zu Graf Gerhard und Delmenhorst unter seiner Herrschaft S. 69–123. 882 Ebd., S. 76. 883 Ebd., S. 78.

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übernommen, da eine seiner ersten überlieferten Aktionen die Gefangennahme eines päpstlichen Kämmerers auf der Durchreise gewesen sei.884 Nicht unbedingt zu einem positiveren Bild über ihn trug auch die Tatsache bei, dass er den Städten immer wieder Anlass zur Sorge um ihre auf den Fernhandelsstraßen wie der Flämischen Straße oder der Via Regia oder zur See reisenden Kaufleute und deren Waren gab. Episodenhaft geschildert wird beispielsweise eine Unternehmung Gerhards in der Ostsee vor dem südlichen Norwegen, bei der er »mit 15 Schiffen […] eine von der Hansestadt Danzig abgesegelte Flotte 22 holländischer Schiffe« gekapert habe.885 Im Anschluss an die Analyse der Bewertungen des Grafen Gerhard in der Forschung soll nun ein Blick auf ihn selbst, seine Gegner und den Kontext ihres Konflikts geworfen werden. Dem schließt sich eine Untersuchung der Beilegungsstrategien der an den Fehden beteiligten Kräfte an. Schließlich wird, vor einer Zusammenfassung, die Bedeutung der außergerichtlichen Beilegungsversuche, mithin Tagfahrten, analysiert.

2.4.2 Akteure und Kontext des Konflikts Gerhard von Oldenburg wurde 1430 geboren. Aufgewachsen ist er bei seinem Onkel, Graf Adolf von Holstein. Mit ca. 20 Jahren und nach bereits mehrfachen Wirren um die Herrschaft in Holstein, aus denen sein älterer Bruder Christian schließlich als König von Dänemark hervorgehen konnte, wurde Gerhard in die Stammlande des Grafenhauses Oldenburg zurückgeschickt, um dort 1450 die Herrschaft zu übernehmen, die bis zum Jahr 1482 andauern sollte.886 Er wechselte aber mehrfach seinen Aufenthaltsort zwischen Oldenburg, Schleswig und Holstein, wo er von Christian 1460 zu den Verhandlungen des Tags zu Ripen geschickt worden ist.887 Sein Bruder Moritz sollte eine geistliche Laufbahn ein884 Ebd. 885 Ebd., S. 79; siehe dazu auch Hormuth, Dennis: Die Hanse in Fehde. Seeraub und Diplomatie, in: Ders. (Hg.), Die Hamburgisch-Lübischen Pfundgeldlisten 1485–1486 (Veröffentlichungen aus dem Staatsarchiv der Freien und Hansestadt Hamburg, 21), Hamburg 2006, S. 13–41, hier S. 19. 886 Das Folgende nach Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 13–19; Schmidt, Heinrich: Einleitung, in: Chronica van den groten daden der Grauen von Oldenborch, ed. Rohde, S. 9–28, hier S. 9. Siehe auch Rüthning, Gustav : Oldenburgische Geschichte, 1, Bremen 1911, S. 145–154; auch Kaldewei, Delmenhorst, S. 76–78. 887 Zu Ripen insgesamt der Sammelband von Oliver Auge/ Burkhard Büsing (Hg.) in Verbindung mit der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte: Der Vertrag von Ripen 1460 und die Anfänge der politischen Partizipation in Schleswig-Holstein, im Reich und in Nordeuropa. Ergebnisse einer internationalen Tagung der Abteilung für Regionalgeschichte der CAU zu Kiel vom 5. bis 7. März 2010 (Kieler historische Studien, 43), Ostfildern 2012. Nach Renner, Chronica, fol. 407v (Transkription Klink, S. 429) sollte Gerhard

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schlagen, wofür er unter anderem in Erfurt studiert hatte. Moritz verließ aber diese Laufbahn und beanspruchte die Herrschaft über Delmenhorst. Aus dieser Beanspruchung heraus erwuchs ein Konflikt zwischen Gerhard und Moritz, da jener Delmenhorst als Teil einer gemeinsamen Grafschaft ansah, dieser aber zunächst auf seinen eigenen Ansprüchen beharrte und das Bündnis mit Bremen suchte. Die Stadt Bremen war in ihrer wirtschaftlichen Ausrichtung neben dem direkten Umland eher dem Südosten und Braunschweig zugewandt.888 Interessen in Richtung Oldenburg und Delmenhorst sind hier für das 15. Jahrhundert nur temporär festzustellen. Dem Rat der Stadt Bremen ging es vornehmlich um den Ausbau des Handelsschutzes entlang der Weser. In dem Moment, da Graf Gerhard von Oldenburg begann, den Handel zu stören, sah sich der Bremer Rat zum Handeln gezwungen. Dass keine weiteren und langlebigeren Interessen aufseiten der Bremer zu einer Verwendung Delmenhorsts vorhanden waren, kann man an ihrem schnellen Rückzug aus dieser recht kleinen Stadt ersehen. Dennoch hatten die Bremer Ratsherren bis zum Herrschaftsantritt Gerhards mit den in der Stadt Oldenburg als Drosten beziehungsweise Amtmänner im Auftrag des Herzogs Adolf von Schleswig tätigen Wilke und Johann Frese auch politische Verbindungen in die benachbarte Grafschaft. Johann Frese war nach der Rasteder Chronik889 »zweiter Bürgermeister von Bremen«.890 Gerhard habe beide in ihrer Geschäftsausübung sehr beschränkt891 und damit, so kann man interpretieren, auch Bremer Interessen verringert. Die Rasteder Chronik berichtet indessen auch von den weiteren vielfältigen Ursachen des großen Konflikts zwischen Gerhard von Oldenburg und Erzstift und Stadt Bremen. Demnach hat es nicht nur die bereits in der älteren Forschung

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gar die Nachfolge des Mindener Bischofs antreten, doch das dortige Domkapitel habe sich dagegen entschieden und lieber Heinrich III. von Schauenburg gewählt. Dies ist aber in höchstem Maß unwahrscheinlich. Renner meinte hier vielleicht eher Moritz statt Gerhard. Vgl. dazu umfassend Hill, Die Stadt und ihr Markt. Die Chronik besteht aus drei Teilen, deren erster von Heinrich Wolter verfasst wurde und bis zum Jahr 1317 reicht. Der zweite Teil setzt den ersten bis zum Jahr 1450 fort. Ein dritter Teil, Annales Rastedenses, verzeichnet Begebenheiten und Äbte bis 1463 und wurde in einem vierten Teil bis 1477 fortgesetzt. Abgedruckt hat sie zuerst Heinrich Meibom. Chronicon Rastedense, ed. Heinrich Meibom, in: Heinrich Meibom (d. J.) (Hg.), Scriptores Rerum Germanicarum, Tom. 2. Scriptores Germanicos, Helmstedt 1688, S. 89–119 [online zugänglich in der Digitalen Bibliothek Wolfenbüttel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel unter URL: http://diglib.hab.de/wdb.php?pointer=88& dir=drucke%2Falv-ca1a-2f-1s, letzte Abfrage am 14. 03. 2013]. Hier wurde die Übersetzung von Hermann Lübbing herangezogen (siehe Quellenverzeichnis). Die hier benutzten Stellen bei Lübbing finden sich noch in der Fortsetzung Wolters. Erst mit dem Bericht der Besetzung des Klosters Rastede durch Graf Gerhard im April 1463 beginnen die Rasteder Annalen. Rasteder Chronik, S. 66. Rasteder Chronik, S. 57. Ebd.

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bekannten und intensiv behandelten Fälle von Raub und Lösegelderpressung gegeben, sondern beispielsweise auch Streit um die Gerichtshoheit im Grenzgebiet zwischen der Grafschaft Oldenburg und dem geistlichen Gebiet der Willehadi-Kirche in Bremen.892 Entzündet hatte sich dieser Streit an einem Totschlagsdelikt. Ein gewisser Henneke Wülbering habe den Pfarrer in Zwischenahn mit einer breiten Axt erschlagen.893 Zu den beginnenden vielfältigen Konflikten des Jahres 1450 sei dann laut der Rasteder Chronik außerdem die Pest gekommen, die im Winter 1450/51 viele Opfer gefordert habe.894 Im Lauf der Auseinandersetzungen mit Graf Gerhard von Oldenburg lassen sich mehrfach Wendungen der Position einzelner Akteure feststellen. Ein solches Verhalten lässt sich insbesondere für König Christian von Dänemark, den älteren Bruder Graf Gerhards, nachweisen. War dieser zunächst ein Gegner Gerhards, da es um Erbansprüche in Holstein ging,895 so stellte sich Christian in den folgenden Auseinandersetzungen mit der Stadt Bremen ab 1464 in den Stammlanden der Grafen von Oldenburg offen auf die Seite Gerhards und sandte dem Rat der Stadt Bremen einen Fehdebrief.896

2.4.3 Die Beilegung der Fehden zwischen Bremen und Graf Gerhard Nach der Belagerung der Burg Delmenhorst im Sommer des Jahres 1462, die ohne nennenswerte Erfolge für die Bremer und Moritz von Oldenburg und aufgrund eines Entsatzangriffs durch Herzog Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg sowie den Grafen von Tecklenburg, der gleichzeitig Graf Gerhards Schwager war, abgebrochen werden musste,897 fand auf der sogenannten Borsteler Heide bei Siedenburg eine Feldschlacht statt, in der die Bremer Partei unterlag.898 Die langwierigen Ausgleichsverhandlungen zwischen Bremen und den anderen mit ihr verbündeten Hansestädten einerseits und Graf Gerhard von Oldenburg andererseits, die um die Jahreswende 1462/1463 in Verden und in Hamburg geführt wurden, kamen für Bremen zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis.899 Entschieden wurde hier lediglich die endgültige Teilung der 892 Rasteder Chronik, S. 58: »Desselbigen Jahres (1450) versuchte Graf Gerhard, das Sendgericht des Propstes von St. Willehadi in seinem Hoheitsgebiet zu verhindern«. 893 Ebd. 894 Rasteder Chronik, S. 58–59. 895 Dazu Hormuth, Verwicklung. 896 Lübisches Urkundenbuch 10, Nr. 488; vgl. schon Sichart, Fehden; Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 324. 897 Kaldewei, Delmenhorst, S. 84–85. 898 Ebd., S. 85. 899 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 913 und 915–916; vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 323.

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Stammlande in die Grafschaften Oldenburg und Delmenhorst.900 Damit waren aber die Fehden zwischen der Stadt Bremen und dem Grafen Gerhard noch nicht beigelegt. Sie sollten sich schließlich bis 1482 hinziehen. Doch wie gestalteten sich die Beilegungsbemühungen? Wie sah das Vorgehen beider Parteien hier aus? Zunächst gelang 1462/63 kein Ausgleich zwischen Bremen und Graf Gerhard, da sich Bremen zusammen mit Moritz von Oldenburg weigerte, die zuvor für Ausfallaktionen gegen Gerhard eingenommene befestigte Kirche in Elsfleth auf dem linken Weserufer an Gerhard zurückzugeben.901 Der Streit um Elsfleth und die befestigte Kirche ist sehr interessant für einen Teilbereich der Fragestellung dieser Arbeit: Noch Ende des Jahres 1463 war Bremen im Besitz dieser Kirche. Um sie gegen weitere Angriffe des Grafen Gerhard verteidigen zu können und wahrscheinlich auch im Wissen um dessen militärische Qualität in solchen Angelegenheiten, gab der Bremer Rat für den Winter 1463/64 die Kirche in die Verantwortung des Knappen Heineke von Mandelsloh.902 Diesem wurde sie bis Ostern 1464 vertraglich überlassen und die entstehenden Kosten sollten durch den Rat übernommen werden; Gewinne, die Heineke von Mandelsloh aus Gefangennahme oder Raub während der Aktionen gegen Graf Gerhard haben sollte, mussten mit dem Rat bei der Kostenabrechnung verrechnet werden.903 Weitere Informationen über Bremischen Besitz oder Rechte in Elsfleth, die mit diesen Ereignissen in Verbindung stehen, liegen nicht vor. Hill geht davon aus, dass Bremen die Kirche im Lauf des Jahres 1464 wieder abgegeben habe.904 Im weiteren Verlauf der Streitigkeiten kam es 1465/66 zu einem ersten Schiedsverfahren, in dem Bischof Johann von Verden zusammen mit Herzog Otto von Braunschweig-Lüneburg als Schiedsrichter eingesetzt worden war. In diesem Verfahren stimmten die Schiedsrichter für Gerhard und den Verbleib Delmenhorsts in der Grafschaft Oldenburg. Doch auch dies nutzte nicht viel, die gegenseitigen Provokationen gingen erneut weiter.905 Um die weiteren Auseinandersetzungen zwischen der Stadt Bremen und dem 900 Kaldewei, Delmenhorst, S. 85. 901 Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 323; vgl. auch bereits Oncken, Graf Gerd von Oldenburg, S. 32. 902 Die Familie von Mandelsloh ist im Lauf der vorliegenden Arbeit bereits mehrfach in Erscheinung getreten und gehörte im Spätmittelalter zu einer der in militärischen Fragen führenden, also gerade in Fragen, die Fehden betrafen. Siehe oben 2.1. 903 StA Bremen, Trese Bm – 1463 November 10; Trese Bm – 1464 Februar 3 und Trese Bm – 1464 April 19; vgl. Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 324. Zu Rechnungen des späten Mittelalters im Norden des Reichs vgl. allgemein Dormeier, Heinrich: Verwaltung und Rechnungswesen, jedoch mit Fokus auf die Vogteien im welfischen Herrschaftsbereich Fürstentum Braunschweig-Lüneburg. 904 Hill, Die Stadt und ihr Markt, S. 324. 905 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 944; Sichart, Fehden, S. 281.

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Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorst beizulegen, kam es in den Jahren 1471 und 1472 zu einem Schiedsverfahren.906 Über diese letztlich vergeblichen Beilegungsversuche hat 1914 bereits Karl Sichart in seiner Arbeit über die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg geschrieben.907 Er fokussierte seinen Aufsatz allerdings eher auf die militärischen Unternehmungen als auf die Beilegungsversuche. Im Schlichtungsverfahren von 1471/72 wurden der Bischof Berthold von Verden, die Herzöge Heinrich der Ältere und Friedrich der Jüngere von Braunschweig-Lüneburg und Bischof Heinrich von Schwarzburg als Schiedsrichter eingesetzt. Zunächst kam es im Februar 1472 zu der Übersendung einer Klageschrift Gerhards gegen Bremen, die Gerhard an Bischof Heinrich von Münster als Administrator des Erzstifts und an den Rat der Stadt richtete. Diese Klageschrift, übergeben durch eine Gruppe ungenannter Fürsprecher des Grafen Gerhard,908 hat sich in mehrfacher Ausfertigung in unterschiedlichen Archiven erhalten und liegt auch gedruckt im Oldenburgischen Urkundenbuch vor.909 In dieser Klageschrift listet Graf Gerhard auf, welche Punkte er den Bremern anlastet. Zunächst erscheinen in dieser Liste von Anklagepunkten der Einfall in sein Herrschaftsgebiet und die Belegung der Burgen Delmenhorst, Harpstedt und anderer Befestigungen aus dem väterlichen Erbe mit Gerhard feindlich gesonnenen Besatzungen durch Bremen.910 Mit Gewalt, so die Klageschrift weiter, wollten die Bremer Gerhard dessen Land und Herrschaft nehmen und ihn von seinem väterlichen Erbe vertreiben.911 Noch bevor Gerhard ein Gerichtsverfahren gegen Bischof Heinrich von Münster und Bremen mit beiden Stiftskapiteln und den zugehörigen Stiftsrit906 Schwarzwälder, Geschichte der Freien Hansestadt Bremen. 907 Sichart, Fehden, hier S. 284–285 und S. 293–298. 908 Das Kopfregest lautet: »Die Prokuratoren des Grafen Gerd übergeben den Schiedsrichtern Bischof Berthold von Verden, den Herzögen Heinrich dem Älteren und Friedrich dem Jüngeren von Braunschweig-Lüneburg und Graf Heinrich von Schwarzburg die Klageschrift gegen Bischof Heinrich, Administrator des Erzstifts, und die Stadt Bremen«. Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Urkundenbuch der Grafschaft Oldenburg bis 1482, ed. Gustav Rüthning, Oldenburg 1926, Nr. 990. Bei diesen Personen wird es sich um die Adligen handeln, die als Gerhards Räte fungierten. 909 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990. Das Anfertigen und gegenseitige Einreichen von Klageschriften beziehungsweise Schadensverzeichnissen für ein Schiedsverfahren war im 15. Jahrhundert durchaus üblich, vgl. oben das Kapitel zur Horneburger Fehde. Vgl. auch Sandow, Erich: Das Schadensverzeichnis der Eversteinischen Fehde 1407/08, in: Mitteilungen aus der lippischen Geschichte und Landeskunde 23 (1954), S. 52–107. 910 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990: […] bischup unde rad to Bremen myt eren hulperen waltliken in dat land unde herschup to Delmenhrst up den genanten heren Gerde alz enen sakewolden unde bestalleden vyantliken de slote unde borge Delmenhorst, Harpstede unde andere veste des genanten heren Gerdes vederliike erve […]. 911 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990: unde wolden sodanne slote, land unde herschup waltliken nemen unde ene van sodannen sinen vederliken erve driven […].

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tern beziehungsweise Ministerialen anstrengen konnte, so ist der Klageschrift zu entnehmen, wurde er in seinem Herrschaftsgebiet bereits erneut überfallen.912 Um die laufende Fehde zu schlichten, so die Klageschrift weiter, hatte in Achim südwestlich von Bremen eine Tagfahrt stattgefunden, auf der die Gegner des Grafen Gerhard ihr weiteres Vorgehen besprechen wollten.913 Die Schäden, die Erzbischof und Rat von Bremen mit ihren Helfern dem Grafen Gerhard und seinem Herrschaftsgebiet verursacht haben, sollten wiederhergestellt werden. Dies ist eine der zentralen Forderungen der Klageschrift vom Beginn des Jahres 1472.914 Die dort genannten Schäden werden zunächst zusammengefasst als groten swaren schaden an doetslage, vanghende, brande unde rove.915 Dieser generellen Zusammenfassung folgen dann die in den einzelnen Ortschaften angerichteten Schäden, sortiert nach den Orten. Eine zeitliche Zuordnung erfolgt nur grob, da lediglich der Beginn der Schädigungen genannt wird: Item in der tiid der weltliken veyde (Ende Juli 1471).916 Nach der in der Klageschrift zusammengestellten Liste der beschädigten Orte war es zunächst in der Ortschaft »Littele« zu einem Dorfbrand gekommen, der durch einen dem landläufigen Fehderecht widersprechenden Überfall der bischöflich-bremischen Stiftsritter ohne Absage ausgelöst worden war. Bei diesem Überfall fanden auch die durch den Bischof erlaubten Räubereien und Geiselnahmen statt.917 Im gleichen Zeitraum, also in der tiid der weltliken veyde,918 war das zur Grafschaft Oldenburg gehörende Gebiet südwestlich von Bremen mit den Orten Westerburg, Dötlingen, Hatten, Huntlosen, Stuhr und Hasbergen (heute ein Teil der Stadt Delmenhorst) geschädigt worden.919 Doch dieses Schiedsverfahren sollte zu keinem Ergebnis für die Beilegung der Auseinandersetzungen führen. 912 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990: vor ene rechtesvorbedinge an den ergenannten heren bischuppe to Munstere unde administrator to Bremen, capittele, edelmanne, ridderschup unde stede beyder stichte to velen tiiden ghedaen, unde sunderges do heren Gerd vorstund, dat me ene so waltliken overfallen wolde. 913 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990, S. 418: […] to Achem to dage […]. 914 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990: […] unde boven sodanne mannichvalden rechtes vorbedinge gewaltliken unde unrechtferdighen tjegen god. ere unde rechte gheveidet unde eme, sin landen unde luden groten swaren schaden an doetslage, vanghende, brande unde rove ghedaen hebben, sin se plichtich, heren Gerde van siner eghenen unde ok van der genompten lande unde lude weghene vor sodanne homoed, wald unde sware overfallinge wandel unde bothe to donde unde den schaden […] uptorichtene unde to gheldene […]. 915 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990. 916 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990, S. 419; der datierende Zusatz »Ende Juli 1471« stammt vom Herausgeber des Urkundenbuchs der Grafschaft Oldenburg, Gustav Rüthning. 917 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990, S. 419: […] dat de genante here bischupp unentsecht unde unvorwaerd dre dage eer der overdadigen weltliken veyde brande dat dorp Littele unde leeth dar roven unde vangene gripen. 918 Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 990. 919 Ebd.; Stuhr meint hier das der heutigen Gemeinde namengebende Dorf Stuhr, eine Gründung Heinrichs des Löwen um das Jahr 1187. Das unweit davon gelegene Brinkum

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2.4.4 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche Wie auch bei den bisherigen Fallbeispielen gezeigt werden konnte, kam Versuchen einer außergerichtlichen Beilegung zwischen den Gegnern in den Auseinandersetzungen der Stadt Bremen und ihren wechselnden Bündnispartnern mit dem Grafen Gerhard von Oldenburg eine bedeutende Rolle zu. Im hier analysierten Fallbeispiel der Fehdetätigkeiten des Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorsts in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, insbesondere in der Zeit zwischen 1462 und 1480, kam es zu einer Anzahl Tagfahrten, die der Verhandlungsführung dienten. Da die Auseinandersetzungen um den Grafen Gerhard, bei denen es hauptsächlich um Delmenhorst und die weiteren Schädigungen des Handels hansischer Kaufleute ging, schnell eine überregionale Ausdehnung und Bedeutung bekommen hatten, beschäftigte man sich mit dieser Thematik auch auf hansischen Tagfahrten. Hier ist zunächst zu unterscheiden zwischen Tagfahrten der Gegner miteinander und solchen Verhandlungen, die in den beiden Lagern mit den jeweiligen Verbündeten geführt wurden. Aufgrund der Überlieferungssituation ist dabei zu erwarten, dass man mehr Informationen der städtischen Seite erhält.920 Und in der Tat liegen hierfür viele Quellen vor, die sich unter anderem in den jeweils unterschiedlich problematischen Quelleneditionen der Hanserezesse und des Hansischen Urkundenbuchs finden. Darüber hinaus stellt sich die Situation für den Historiker nicht unbedingt klar dar. Aufgrund der Vielzahl verschiedenster Verhandlungen beziehungsweise Vorverhandlungstreffen und dafür angesetzter und nicht immer durchgeführter Tagfahrten an wechselnden Orten ist das Bild der Schlichtungsbemühungen sehr heterogen und, man möchte fast sagen, beinahe verwirrend und daher durchaus kompliziert. Dies wird vermutlich bereits der breiteren, nicht mit Spezialaufgaben der städtischen Außenpolitik betrauten, zeitgenössischen Gruppe der Ratsherren so ergangen sein, denn nicht allein Graf Gerhard von Oldenburg war Anlass zu mancher Reise von Ratsherren zu einer Tagfahrt.921 Hinzu kamen verschiedenste andere Verpflichtungen und gehörte im Mittelalter zu einem großen Teil dem Bremer Erzbischof, da sich im Ort ein bischöfliches Gut befand oder diesen gar erst bildete. Zu Stuhr siehe Hofmeister, Adolf E.: Die Gründung von Stuhr. Eine Siedlungsgründung der Stauferzeit, in: Bremisches Jahrbuch 70 (1991), S. 17–30 (erneut in autorisierter Kurzfassung erschienen in: 825 Jahre Kirche Stuhr. 1187–2012, hg. vom Gemeindekirchenrat der Evangelischen Kirchengemeinde Stuhr, Stuhr 2012, S. 18–27). 920 Zu dieser Thematik insgesamt auch Walter, Informationen, Wissen und Macht. 921 Innerhalb der verschiedenen Stadträte bildeten sich, wie bereits gezeigt werden konnte und unten in der vergleichenden Analyse noch einmal verdeutlicht werden wird (siehe dazu den Abschnitt Teilnehmerkreis unter 3.1.2.3.), im Lauf der Zeit kleine Gruppen von Spezialisten für außenpolitische Gesandtschaften, bei denen es sehr häufig um Konfliktlösungsversuche ging. Sie waren aber nicht neutral im Sinn heutiger juristischer Vermittler.

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lokale wie regionale, aber auch auf das Reich bezogene Angelegenheiten, welche die Politik einer Stadt im ausgehenden 15. Jahrhundert prägten.922 Doch kommen wir zurück zur Untersuchung der Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsbemühungen im Streit Bremens mit Graf Gerhard von Oldenburg: Zunächst beschwerten sich die Räte der Städte Bremen und Hamburg im Sommer des Jahres 1461 beim Rat der Stadt Lübeck als Vertreter der Hanse über verschiedene Überfälle, die durch Graf Gerhard verübt worden seien.923 In der Folge versuchte der Rat der Stadt Bremen für seinen Streit gegen Gerhard im Bündnis mit dessen Bruder Moritz weitere Verbündete zu erlangen. Dazu schickte der Rat im März des Jahres 1462 ein Schreiben an den Rat der Stadt Braunschweig.924 Von dort sollte das Hilfsgesuch weitergeleitet werden an die erliken stede, den dusse sake mede belangende sin, nämlich unsen frunde aus Lübeck, Hamburg, Wismar, Lüneburg, Magdeburg, Halle, Göttingen und anderen mehr.925 Daraus wird ersichtlich, dass auch Hamburg und Lübeck Anteil hatten an den ersten Verhandlungen zur Beilegung des Streits mit Gerhard, in die sich auch relativ früh König Christian von Dänemark einschaltete.926 Mehrere Monate später, im Oktober 1462, antwortete der Rat der Stadt Braunschweig den Bremern, dass man »im geheimen Rath« den Konsens erzielt habe, eine Tagfahrt in Lüneburg vorzuschlagen.927 Dazu sollte mit den anderen Städten zunächst in Lübeck beraten werden. Dafür stellten diese zwei Städte ihr Gebiet beziehungsweise Raum innerhalb der Stadt zu Verhandlungen im Rahmen von Tagfahrten zur Verfügung. Bei diesen Verhandlungen im frühen Stadium der Auseinandersetzungen wechselten die Veranstaltungsorte der Tagfahrten je nach Teilnehmerkreis und Ziel. Diese Vorverhandlungen ohne die Beteiligung der Seite des Grafen Gerhard von Oldenburg lassen sich ebenfalls als Tagfahrten bezeichnen, denn sie fanden im Rahmen der hansischen Zusammenkünfte statt beziehungsweise wurden eigens zum Zweck der Abstimmung einer gemeinsamen, hansestädtischen Position in den Auseinandersetzungen mit Gerhard von Oldenburg angesetzt. So gab es im März 1462 Verhandlungstage in Lübeck, an 922 Zum Beispiel hatte sich Lüneburg in dieser Zeit noch mit dem Prälatenkrieg zu befassen. Vgl. dazu Hergemöller, Pfaffenkriege und Gramsch, Städtische Gesellschaft; vgl. allgemein Walter, Informationen, Wissen und Macht; Jucker, Gesandte; Jörg/ Jucker, Spezialisierung und Professionalisierung. 923 HR 2, 5, Nr. 129 und 130, vgl. Hansisches Urkundenbuch 8, Nr. 1121 (Anm. auf S. 671). 924 Hansisches Urkundenbuch 8, Nr. 1121. 925 Ebd. 926 Christian wechselte mehrfach die Seite. Zunächst musste er Gerhard, der seine Erbansprüche auch in Schleswig und Holstein durchsetzen wollte, in Haft nehmen. Gerhard wurde dann von Christian zu den Ripener Verhandlungen geschickt und von Christian wurde eine Ersatzsumme für die Ansprüche an Gerhard ausgezahlt. Jahnke, Piraten und Politik, S. 183. 927 Hansisches Urkundenbuch 8, Nr. 1191, nur als Regest abgedruckt aus StadtA Braunschweig, Briefbuch 1456–1520, fol. 62.

Die Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg gegen Bremen

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denen Ratssendeboten aus Bremen und Hamburg teilnahmen. Diese verständigten sich dort darauf, sich zu weiteren Verhandlungen in Hamburg treffen zu wollen. Die Bremer allerdings sagten dies mehrmals ab, da sie auch Moritz von Oldenburg unter den Anwesenden wissen wollten, um sich mit ihm besser abstimmen zu können. Dazu wollten die Bremer mit dem Schiff anreisen und die Räte Lübecks und Hamburgs sollten auf der Elbe zwischen Stade und Hamburg für Geleit sorgen.928 Im Oktober des Jahres 1470 hatten sich Ratssendeboten der Stadt Lübeck und anderer ungenannter Hansestädte in Uelzen versammelt.929 Dort konnten Ratssendeboten aus Bremen erneut nicht erscheinen und die Anwesenden berieten darüber, Bremen nicht in der Hanse zuzulassen. Als Gründe für das Fernbleiben auf dieser hansischen Tagfahrt gab die Stadt Bremen an, man könne den Tag aufgrund von Bedrückung und Überfällen nicht beschicken. Unter anderem habe Graf Gerhard von Oldenburg up der Harger Brake by der Wesser en blockhus upslae, lichte deme unschuldigen copmanne to vorfanghe.930 Weitere Befestigungen des Grafen Gerhard hatten es also den Bremern verwehrt, nach Uelzen zu gelangen. Hier stellt sich allerdings die Frage, warum gerade dieses Blockhaus als Grund angegeben wurde, da man nach Uelzen sicherlich auf dem Landweg und nicht über die Weser reiste. Interessanterweise umfasst das in Uelzen durch die vertretenen Städte abgeschlossene Bündnis lediglich gegenseitige Hilfsleistungen auf dem Land und nicht auf den Wasserwegen.931 Nicht nur gegenüber der Stadt Bremen und den anderen an diesen Konflikten beteiligten Hansestädten fanden Verhandlungstreffen statt, die als Tagfahrten zu bezeichnen sind. Auch gegenüber anderen Herrschaftsträgern wurde diese Praktik zum Einsatz gebracht. Bereits um 1450 kam es zu einem bereits oben kurz angesprochenen Streit um die Gerichtshoheit in einem Fall der Tötung eines Pfarrers aus Zwischenahn. Wie die Rasteder Chronik berichtet, wurde dieser Streit erst beigelegt, als »mit Unterstützung des Dekans und des Kapitels und mit Hilfe einer großen Zahl von Ministerialen« verhandelt worden war.932 928 Hansisches Urkundenbuch 8, Nr. 1121; vgl. Lübisches Urkundenbuch 10, Nr. 154; vgl. auch Lübisches Urkundenbuch 10, Nr. 166. Zum Geleit als weiterem Element der Fehdeführung siehe Rothmann, Innerer Friede und Rüther, Stefanie: Geleit, Gesandte und Gerüchte. Mediale Strategien auf dem Weg zum spätmittelalterlichen Friedensschluß am Beispiel des ersten Süddeutschen Städtekriegs, in: Bent Jörgensen et al. (Hg.), Friedensschlüsse. Medien und Konfliktbewältigung vom 12. bis zum 19. Jahrhundert (Documenta Augustana, 18), Augsburg 2008, S. 55–81. 929 Hansisches Urkundenbuch 9, Nr. 768: Schreiben Bremens an die Ratssendeboten Lübecks und alle »auf der Tagfahrt in Uelzen vertretenen Städte«; Regest auch als Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 982. 930 Hansisches Urkundenbuch 9, Nr. 768. 931 Hansisches Urkundenbuch 9, Nr. 768: […] datsulve contract allene hold up hulpe een deme anderen to lande wird to donde unde nicht to watere […]. 932 Rasteder Chronik, S. 59.

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Aus Wut über seine Niederlage gegen den Propst von St. Willehadi habe Gerhard im September 1450 militärische Maßnahmen gegen die Rüstringer Bauern begonnen, die bereits vom Verfasser der Fortsetzung von Wolters Rasteder Chronik nicht besonders positiv bewertet wurden, wenn dieser notierte: »Und da die Streitigkeiten verschieden auslaufen, was bleibt zuletzt, als daß die armen Leute dabei schwer leiden müssen«.933 Graf Gerhard selbst vermittelte auch in Auseinandersetzungen. Die Rasteder Chronik erwähnt zum Jahr 1455, Gerhard habe den Streit zwischen seinem Bruder Moritz und der Stadt Vechta beendet.934 Bei all diesen angesetzten Verhandlungen wurden die Ratsherren der Städte nicht müde, zu versuchen sich als Deutungsmacht durchzusetzen und die Aktivitäten des Grafen Gerhard zu kriminalisieren. Dies kommt nicht zuletzt dadurch zum Ausdruck, dass sie in Briefen, so beispielsweise im Fall eines Antwortschreibens der Bürgermeister von Braunschweig an Bremen, die Formulierung uns unde dem gemeynen copmanne sowie de erliken stede verwendeten.935

2.4.5 Die Wahrnehmung der Fehden in der Historiographie Die Bremer Chronik Johann Renners behandelt die Zeit der Fehden der Stadt Bremen gegen Graf Gerhard von Oldenburg relativ ausführlich. Eingeschoben sind die Aktivitäten Bischof Heinrichs gegen die Friesen. Bei aller Länge und Ausführlichkeit dieser Berichte zeichnen sie sich demgegenüber jedoch nicht gerade durch ihre Glaubhaftigkeit aus. Namen und Zeiten werden oftmals durcheinander gebracht. Beispielsweise berichtet Renner vom Ableben des Mindener Bischofs Albert von Minden (aus dem hoyaischen Grafenhaus stammend). Dieser sei verstorben und habe zuvor dem Domkapitel den Grafen Gerhard von Oldenburg als Nachfolger vorgeschlagen. Das Domkapitel habe aber lieber Heinrich von Holstein gewählt.936 Diese Passage enthält mehrere Ungereimtheiten zugleich. Zunächst steht sie in der Chronologie der Chronik zum Jahr 1464/65 zwischen den Berichten über Pestfälle in Hamburg, über eine Gruppe verräterischer Bremer Ratsherren, den Kampf gegen Räuber in Langwedel und der Erwähnung des Erzbischofs von Magdeburg, Friedrich von 933 Ebd., S. 59–60, das Zitat S. 60. 934 Ebd., S. 61. 935 Hansisches Urkundenbuch 8, Nr. 1121, Schreiben der Bürgermeister von Braunschweig an Bremen als Antwort auf ein vorheriges Schreiben Bremens. Dabei darf aber nicht darüber hinweggesehen werden, dass die geschlossenen Bündnisse keineswegs eine geschlossene politische Partei repräsentierten, sondern die Ratsherren der Städte durchaus eigene Ziele verfolgten, wenn sie sich in ein solches Bündnis begaben oder auch die Seite wechselten. 936 Renner, Chronica fol. 407v (Transkription Klink, S. 429).

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Beichlingen.937 Nun ist diese Stelle in der Chronik Renners in mehrfacher Hinsicht nicht korrekt. Selbst wenn man davon ausgeht, dass der Verfasser sich nur im Vornamen des oldenburgischen Grafen geirrt hat, der die Nachfolge Alberts von Minden als Bischof antreten sollte, so starb Albert doch erst im Jahr 1473.938 Zudem ist wohl davon auszugehen, dass Renner nicht Gerhard, sondern Moritz von Oldenburg meinte, der vor den Wirren um Delmenhorst den geistlichen Stand verlassen hatte. Darüber hinaus war der Nachfolger Alberts von Minden zwar Graf von Holstein, doch entstammte dieser dem Hause Schaumburg.939 Der Bericht Renners über die Gruppe Bremer Ratsherren, die mit Gerhard von Oldenburg gemeinsame Sache zu machen schien und damit von der politischen Linie des Bremer Rats und der des Erzbischofs abwich, verdeutlicht indessen die Haltung Renners in dieser Sache, über die er im zeitlichen Abstand von einhundert Jahren schrieb.940

2.4.6 Fazit In der Zwischenzeit hatte sich Gerhard zusammen mit Christian zu Karl dem Kühnen von Burgund, der die Stadt Neuss belagerte, begeben und mit diesem einen Vertrag über die künftige Aufteilung des Nordwestens des Reichs geschlossen. Diese Regelungen sahen vor, die Grafen von Oldenburg als Verwalter der Gebiete in Ostfriesland einzusetzen, was einem persönlichen Ziel Gerhards entsprochen zu haben scheint. Doch dazu sollte es nie kommen, da Karl der Kühne bereits kurze Zeit später verstarb.941 Auch nach den zum Teil schon sehr weit überregional ausgreifenden Fehden zwischen Graf Gerhard von Oldenburg, den Städten Bremen, Hamburg und immer wieder auch seinem Bruder Christian in Schleswig und Holstein sollte keine Ruhe im westlichen Umland Bremens einkehren. Es sollte noch bis zum Ende der 1480er Jahre dauern, bis Gerhard sich durch eine größere Koalition von Hansestädten genötigt sah, Fehden auf dem Land und Aktionen zur See, die 937 Ebd., fol. 407r–408r (Transkription Klink, S. 428–429). 938 Aschoff, Hans-Georg: Art. Hoya, Albert von (†1473). 1420–1437 Administrator des Bistums Minden. 1437–1473 Bischof von Minden. 1450–1454 Administrator des Bistums Osnabrück, in: Gatz (Hg.), Bischöfe 2, S. 318–319. 939 Aschoff, Hans-Georg: Art. Heinrich, Graf von Schaumburg (†1508). 1473–1508 Bischof von Minden, in: Clemens Brodkorb/ Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches. Ein biographisches Lexikon, 2 Bde., Berlin 1996 u. 2001, hier 2, S. 269. 940 Biographisches zu Renner auch bei Bippen, Wilhelm von: Art. Renner, Johannes, in: ADB 28, Leipzig 1889, S. 228–230. 941 Siehe dazu Hormuth, Seeraub und Diplomatie, S. 23–24; ausführlich Kaldewei, Delmenhorst, S. 92–107. Kritisch dagegen Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 48–49.

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gemeinhin der Piraterie zugerechnet werden können, einzustellen.942 Sein letzter Verbündeter, König Christian, war 1481 verstorben und so war der Weg für die hansische Koalition frei, abschließende Maßnahmen einzuleiten. Bereits im Winter 1481 wurde die Burg Delmenhorst durch den Erzbischof von Bremen in Verbindung mit Schützen aus Hamburg und Lübeck belagert. Anfang 1482 gelang die Eroberung Delmenhorsts endgültig durch ein Heer des Bremer Erzbischofs Heinrich von Schwarzburg.943 Im August 1482 schloss Heinrich von Schwarzburg einen Friedensvertrag mit den Söhnen Gerhards, Adolf und Johann V. von Oldenburg.944 Graf Gerhard selbst wurde abgesetzt und zog sich schließlich zu einem geistlichen Lebensabend zurück.945 Auf einer Pilgerreise nach Santiago de Compostela starb er 1500 in einem Dorf in Südfrankreich.946 Gerhards Söhne nutzten eine hansische Tagfahrt im Jahr 1487, um sich bei den Ratssendeboten und damit stellvertretend bei allen betroffenen Hansestädten für die räuberischen Aktivitäten ihres Vaters zu entschuldigen.947 Zusammenfassend lässt sich für die vielfältigen Auseinandersetzungen zwischen dem Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorst mit dessen adeligen Verbündeten auf der einen und den zumeist der Hanse angehörenden Städten auf der anderen Seite sagen, dass auch hier die Gegner sehr oft Tagfahrten als Treffen zur möglichst gütlichen Beilegung der Konflikte abhielten. Doch konnte sich keine der beiden Seiten auf dem Verhandlungsweg durchsetzen. Das »hansische Verhandlungsgeschick«948 scheiterte in diesem Fallbeispiel öfter, als dass es erfolgreich angewandt werden konnte. Erst eine große und verlustreiche militärische Niederlage vermochte es, Gerhard von Oldenburg die Schranken seiner eigenmächtigen Handlungsspielräume aufzuzeigen. Gleichzeitig verdeutlicht das hier untersuchte Fallbeispiel auch die Zunahme städtischer Kompetenzen in Fragen militärischer Unternehmungen im Bereich der 942 Zur Situation in den 1480er Jahren ausführlich Jahnke, Piraten und Politik und Hormuth, Verwicklung. Die Hansestädte verfolgten in den Fehden der 1480er Jahre, an denen auch Edo Wymeken zu Jever beteiligt war, neben militärischer Rüstung immer wieder diplomatische Versuche, die Streitigkeiten beizulegen. Siehe dazu Hormuth, Seeraub und Diplomatie, vor allem S. 32–33. 943 Die Eroberung Delmenhorsts ist verbunden mit verschiedenen legendenhaften Liedern, von denen bereits Oncken, Graf Gerd schrieb. Eines dieser Lieder nun bei Kaldewei, Delmenhorst, S. 110–111. 944 Rüthning, Oldenburgische Geschichte, S. 179; Hormuth, Seeraub und Diplomatie, S. 36; Kaldewei, Delmenhorst, S. 113. 945 Nur kurze Zeit verbrachte Gerhard im Kloster. Hamelmann, Chronik III, S. 284; Ratschronik, c. 2137, S. 259–261; Oldenburgisches Urkundenbuch 3, Nr. 2. 946 Rüthning, Gustav : Graf Gerds Begräbnisort, in: Jahresbericht über die Tätigkeit des Oldenburger Vereins für Altertumskunde und Landesgeschichte 12 (1904), S. 185–189; Nehring, Graf Gerhard der Mutige, S. 19; Kaldewei, Delmenhorst, S. 113–123. 947 HR 3, 2, Nr. 160, S. 165; siehe dazu auch kurz Hormuth, Seeraub und Diplomatie, S. 36. 948 Grassmann, Lübeck und Rostock, S. 16.

Die Konflikte um die Pfandburg Bleckede in den 1450er–1470er Jahren

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Hanse. Die Führung militärischer Unternehmungen, mithin Fehden, gegen andere Städte beziehungsweise Adlige mit zahlreichen mächtigen Verbündeten war eine kostspielige Angelegenheit. Dahingehend konnte die finanzstarke Kaufmannschaft, die vielfach die Ratsherren der Städte Bremen, Lüneburg, Hamburg und nicht zuletzt Lübeck stellte, sich für kurze Zeit in die Lage versetzen es zu ermöglichen, Delmenhorst einzunehmen und Gerhard von Oldenburg abzusetzen.949 Gleichzeitig wurde aber immer wieder versucht, sich auf gütlichem Wege über diplomatische Kanäle wie Briefe, Vermittlung und Tagfahrten auch ohne Vermittlerpersönlichkeiten zu einigen.950

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Die Konflikte um die Pfandburg Bleckede in den 1450er–1470er Jahren

Die Finanzierung des höfischen und städtischen Lebens und der unterschiedlichen militärischen Unternehmungen der spätmittelalterlichen Landesherren und Städte fand vornehmlich unter dem Stichwort der Pfandpolitik Eingang in die ältere Forschung.951 Das pfandweise Verfügbarmachen von Geldern im Tausch gegen Rechte an Orten oder Gütern führte zu teilweise kaum überschaubaren temporären Besitzverhältnissen. Nicht nur Ländereien oder Burgen beziehungsweise befestigte Ortschaften wurden für teils hohe Geldsummen von Fürsten und Bischöfen veräußert, sondern auch verschiedenste Rechte, die sie an bestimmten Orten innehatten. Dazu gehörte auch das Recht, Zölle für den Warenverkehr erheben zu dürfen.952 Behr hat für das 15. Jahrhundert eine sukzessive Anpfändungspolitik des Rates der Stadt Lüneburg nachweisen können, bei der die Burgen eine zentrale Rolle spielten.953 Im Lauf dieses Jahrhunderts gelang dem Rat Lüneburgs die Anpfändung teils weit von der Stadt entfernter Burgen und der sie umgebenden Gebiete, beispielsweise entlang der Weser zwischen Achim und Langwedel und im Alten Land, wenn auch nur 949 Nicht zu vernachlässigen ist hier zudem der Anteil der Stiftsritterschaft Bremens und Münsters, auf die Erzbischof Heinrich von Schwarzburg zurückgreifen konnte. 950 Hormuth, Seeraub und Diplomatie, S. 40–41 spricht gar von einer »Doppelstrategie« und macht die Beschaffenheit der Hanse als eines »eher lockeren« Verbands deutlich. 951 Siehe z. B. Behr, Hans-Joachim: Die Pfandschlosspolitik der Stadt Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, Lüneburg 1964; Weyhe, Lothar : Art. Pfandschaft, Pfandschaftspolitik, in: LexMA, 6, 1993, Sp. 2020–2021. 952 Zu Zöllen in Bremen Hägermann, Dieter : 1100 Jahre Münze, Markt und Zoll in Bremen. Anmerkungen zu Wirtschaft und Verkehr im Frühmittelalter, in: Bremisches Jahrbuch 69 (1990), S. 21–44 und für das Spätmittelalter allgemein auch Behr, Pfandschlosspolitik, hier allgemein S. 1–4. 953 Behr, Pfandschlosspolitik.

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temporär.954 Ziel dieser Pfandpolitik war es, die Warenströme zu überwachen und zu kontrollieren und dabei den Handel auf Lüneburger Gebiet schützen und die Stapel-, Umschlag- und Zollrechte wahren und durchsetzen zu können.955 Eine dieser Stellen, an der durch den Rat der Stadt Lüneburg Warenzölle eingenommen werden durften,956 war die Burg Bleckede an der Elbe, gelegen zwischen Hitzacker und Lauenburg und etwa 22 Kilometer entfernt von Lüneburg. Hier kam es durch die Personalbesetzungen auf der Burg seitens des Lüneburger Rats, durch die Lage in Grenznähe zu anderen Herrschaftsgebieten und später durch eine erhebliche Erhöhung der Elbzölle seitens der Lüneburger Ratsherren zu verschiedenen Streitigkeiten, die während der 1450er bis 1470er Jahre in mehreren Fehden gipfelten. Diese Fehden wurden nicht nur zwischen den Burghauptleuten von Bleckede und anderen zum Teil aus Mecklenburg stammenden Adligen, sondern auch zwischen den Burghauptleuten und dem Lüneburger Rat geführt.957 Um zu verstehen, was zu jener Zeit entlang des Elbabschnitts zwischen Hitzacker und Lauenburg vor sich ging, ist eine Kontextualisierung der Konflikte notwendig. Daneben soll hier zunächst ein Blick auf die an den verschiedenen Bleckeder Fehden beteiligten Akteure geworfen werden. Hierbei konzentriert sich das Folgende auf die Fehden zwischen dem Rat der Stadt Lüneburg und Busso von Bülow als Pfandnehmer und Burghauptmann auf Bleckede. Behandelt werden daneben die Fehde der von Bülow gegen die von Wittorf 1441–1449, die Fehde des brandenburgischen und mecklenburgischen Adels gegen die von Bülow 1455–1459/60, die Fehde Herzog Ottos II. gegen Werner von Bülow 1463 und die Bleckeder Fehden der Ratsherren Schomaker und Wittich ab 1474.958 Dem Blick auf die Akteure schließt sich wie bei den vorhergehenden Fallbeispielen eine Untersuchung der verschiedenen Möglichkeiten von Eskalation und Deeskalation an, um dann die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsmöglichkeiten zu untersuchen. Nach einer Betrachtung der Wahrnehmung dieser Auseinandersetzungen um Bleckede in den historiographischen Quellen steht eine kurze Zusammenfassung. 954 Hill, Markt, S. 316; Wilmanns, Landgebietspolitik, S. 162–166; Bohmbach, Burg Langwedel, S. 41; zu den Anpfändungen im Alten Land siehe Petersen, Lüneburg, S. 377, der die Kooperation zwischen dem Rat der Stadt Lüneburg und den verschiedenen Klöstern wie Scharnebeck und Heiligenthal betont. 955 Vgl. auch Petersen, Lüneburg, S. 385. 956 Dieser Zoll beinhaltete nach StadtA Lüneburg, AB 526, fol. 7r Einnahmen aus Bier, Butter und Fisch, sowie Holz auf dem Fluss, außerdem auf dem Landweg (Wagenzoll) Hopfen, Malz und Tuch und umfasste außerdem das Geleit von Katemin (heute Gemeinde Neu Darchau) bis Boizenburg, was einer Strecke von ungefähr 30 Kilometern entspricht: StadtA Lüneburg, S8a Nr. 4; vgl. Petersen, Lüneburg, S. 382. 957 Reinecke, Geschichte der Stadt Lüneburg, 2, S. 136–138; Behr, Pfandschlosspolitik, S. 67; in Bezug auf die Funktion Bleckedes für Lüneburgs Raumkonstitution und die verschiedenen Streitigkeiten darum Petersen, Lüneburg, S. 378–406. 958 Diese Übersicht folgt Petersen, Lüneburg, S. 396–406.

Die Konflikte um die Pfandburg Bleckede in den 1450er–1470er Jahren

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2.5.1 Kontext, Akteure und Verlauf Die Stadt Lüneburg gelangte im Laufe des 14. Jahrhunderts zu einer ansehnlichen Zahl von Pfandrechten an Burgen oder festen Häusern. Dies hat mehrere Gründe. Zunächst maßgeblich dafür war die Tatsache, dass der Rat der Stadt als Hauptgeldgeber für die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg auftrat. Dahinter stand das langfristige Ziel, eine möglichst gute Positionierung der Stadt und damit vor allem auch der Ratsmitglieder im Handelssystem des ganzen Lüneburger Herzogtums erreichen zu können.959 Dafür spricht neben dem Status als Geldgeber die Tatsache, dass sich der Burghauptmann von Moisburg beklagte, dass der Handelsverkehr nicht mehr über Lüneburg nach Hamburg gelaufen sei, sondern alles durch seine Vogtei abgewickelt wurde.960 Darüber hinaus konnte der Rat der Stadt erreichen, Rechte an Orten zu erwerben, an denen bereits die umliegenden Klöster, beispielsweise Scharnebeck, Besitz hatten und somit Einkünfte geltend machten.961 Dies und die zusätzlich sehr hohen finanziellen Schuldenbelastungen der Stadtkasse durch den sogenannten Prälatenkrieg962 in den Jahren 1446–1462 führten dazu, dass die Stadt Lüneburg 1471 den Markgrafen Albrecht Achilles von Brandenburg bat, ein kaiserliches Privileg zu vermitteln, um neue Warenzölle erheben zu dürfen.963 Darunter fiel auch das im Pfandbesitz der Stadt Lüneburg befindliche Bleckede.964 Hier hatte Lüneburg bereits im 14. Jahrhundert die Pfandschaft der Burg und wohl auch der Stadt

959 Siehe Behr, Pfandschlosspolitik, S. 13 und Ders.: Die Landgebietspolitik nordwestdeutscher Hansestädte, in: Hansische Geschichtsblätter 94 (1976), S. 17–37. 960 StadtA Lüneburg, Br. 107/50 vom 2. Februar 1473; vgl. Petersen, Lüneburg, S. 385. 961 Petersen, Lüneburg, S. 377. 962 Siehe dazu Gramsch, Städtische Gesellschaft; grundlegend nach wie vor Hergemöller, Pfaffenkriege; siehe außerdem Springensguth, Silke: Tod im Turm. Die Rolle persönlicher Beziehungen in Konflikten des Mittelalters am Beispiel des Lüneburger Prälatenkrieges, Mönchengladbach 2007. 963 Sauer, Hans: Hansestädte und Landesfürsten. Die wendischen Hansestädte in der Auseinandersetzung mit den Fürstenhäusern Oldenburg und Mecklenburg während der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts, Köln 1971, S. 33; HUB 10, Nr. 43. Siehe auch Regesta chronologico-diplomatica Friderici III., bearbeitet von Joseph Chmel, Wien 1838–1840, Nr. 6285. Vermutlich wendete sich der Lüneburger Rat an Albrecht Achilles, weil dieser zum einen Landesherr des angrenzenden Brandenburgs war, zum anderen hatte er ausgezeichnete Kontakte zum kaiserlichen Hof Friedrichs III. in Wiener Neustadt. 964 Chmel, Regesta Friderici III., Nr. 6285: gleicherweise und in allermass, als man zu Lovenburg zu Bleickede und zu Boyczenburg auf der Elben zol nymbt; siehe auch Regesten Kaiser Friedrichs III. (1440–1493). Nach Archiven und Bibliotheken geordnet. Heft 20. Die Urkunden aus den Archiven und Bibliotheken der Bundesländer Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern sowie des Archivum Panstwowe w Szczecinie/Staatsarchivs Stettin für die historische Provinz Pommern, bearbeitet von Elfi-Marita Eibl, Wien 2004, Regest Nr. 187: Bestätigung Lüneburgs.

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Fallbeispiele

Bleckede inne,965 die sie bis Ostern 1561 mit Unterbrechungen vertraglich behalten sollte.966 In diesen Pfandbesitz Bleckedes war der Rat Lüneburgs über ein Geldgeschäft mit den Askaniern gekommen. Infolge dieser Pfandherrschaft wurde Bleckede durch Lüneburg mehrmals an verschiedene Adelsfamilien, darunter die von Estorff967 und die überwiegend im Mecklenburgischen begüterten von Bülow,968 als sogenanntes Afterpfand weitergegeben, bis der Rat der Stadt in der Lage war, von diesen Adligen geliehenes Geld zurückzahlen zu 965 UB Stadt Lüneburg Nr. 464; zur Pfandschaft im 14. Jahrhundert siehe Behr, Pfandschlosspolitik, S. 222 (genannt ist dort nur das Jahr); zur genaueren Datierung auf Juli 1351 siehe Vogtherr, Thomas: Wirtschaftlicher und sozialer Wandel im Lüneburger Landadel während des späten Mittelalters (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 24), Hildesheim 1983, S. 261; Petersen, Lüneburg, S. 377. Lüneburg gab Bleckede 1365 zunächst zurück: Behr, Pfandschlosspolitik, S. 13–15 und S. 222; darüber hinaus nennt Vogtherr, Landadel, S. 27 hier nach UB Stadt Lüneburg, Nr. 860, den Adligen Hans von dem Berge als Inhaber des Unterpfands von der Stadt Lüneburg im Jahr 1375. 1371 war Bleckede auf Seite des Magnus Torquatus mit ihm in Reichsacht gelegt worden. UB Herzöge 4, Nr. 219 nach Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 763. Im Zeitraum vom 21. September 1393 bis zum 29. Oktober 1394 hatte die finanziell außerordentlich gut gestellte Familie Bodendike die Burg Bleckede als Pfand von den Herzögen von BraunschweigLüneburg inne: Vogtherr, Landadel, S. 43. Die Stadt Lüneburg muss also ihr an die Herzöge geliehenes Geld zuvor zurückbekommen haben. Zum Pfandbesitz Lüneburgs in Bleckede knapp auch Krieg, Martin: Die Entstehung und Entwicklung der Amtsbezirke im ehemaligen Fürstentum Lüneburg, Göttingen 1922, S. 45. Anscheinend war das Burglehen Bleckede auf mehrere Familien aufgeteilt. So zu deuten ist jedenfalls das Vorkommen der von Hitzacker auf der Burg um das Jahr 1342: Vogtherr, Landadel, S. 101 mit Anm. 783 und dem dortigen Hinweis auf UB Herzöge 2, Nr. 13. In der Stadt oder zumindest deren Umfeld kommen auch die Adligen Johann und Hermann von Wittorf vor, denen die Stadt Lüneburg Ende des 14. Jahrhunderts Räubereien vorwarf: Vogtherr, Landadel, S. 174 mit Anm. 1418. Auch die Familie von Saldern saß zeitweilig in Bleckede. So war Sivert von Saldern zu Beginn des Erbfolgestreits herzoglicher Amtmann: Reinbold, Sate, S. 40 mit Anm. 6 nach Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 761, Anm. 80. 966 Im Jahr 1561 wird das Amt Bleckede eingelöst. Siehe dazu Behr, Pfandschlosspolitik, S. 75 und S. 229 mit Nennung der letzten Lüneburger Hauptleute auf Bleckede (Cort und Stephan Rohr nach StadtA Lüneburg, Urk (a) 1553 Apr. 3/9) und Petersen, Lüneburg, S. 379; siehe auch Krieg, Amtsbezirke, S. 45. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 234–235 verzeichnet sogar eine »Liste des ständigen Schloßpersonals und seiner Entlohnung«. Demnach gab es 1515 auf Bleckede einen Schreiber, mindestens einen Schließer, einen Pförtner, einen Türmer, mindestens zwei Wächter oder reisige Knechte, einen Koch, einen Unterkoch, einen Fuhrmann mit Fuhrknecht, eine Meierin, zwei Mägde, mindestens einen Schweinehirten, mindestens einen Kuhhirten, mindestens einen Pferdehirten und mindestens einen Fischer. Insgesamt (ohne Hauptleute) gab es auf Bleckede also ungefähr 16 bis 20 Personen, die wahrscheinlich ständig auf der Burg lebten und für ihre Instandhaltung verantwortlich waren. 967 An die von Estorff verpfändete der Rat Lüneburgs Bleckede mehrfach: Vogtherr, Landadel, S. 72 mit Anm. 528–532, beispielsweise am 21. Oktober 1378. UB Stadt Lüneburg 2, Nr. 917. Zur Finanzkraft der von Estorff siehe Vogtherr, Landadel, S. 73. 968 Bülow, Familienbuch; Behr, Pfandschlosspolitik, S. 62; Petersen, Lüneburg, S. 396–404.

Die Konflikte um die Pfandburg Bleckede in den 1450er–1470er Jahren

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können.969 Eine Einlösung der Pfänder, insbesondere der Burgen, war allerdings nicht das primäre Ziel des Lüneburger Rats, wie Niels Petersen jüngst in seiner Dissertation nachweisen konnte. Im Gegenteil, durch umfangreiche Investitionen in Form von Baumaßnahmen an den verschiedenen Pfandschlössern wurde der Wert gesteigert und der Rat forderte bei mehreren Versuchen der Adligen, ihr Pfand wieder einzulösen, auch diese Summen zurück. Eigens zu diesem Zweck hatten die Ratsherren Kostenlisten zusammengestellt.970 Bleckede, an der Elbe in einer Entfernung von ungefähr 22 Kilometern östlich von Lüneburg gelegen und gegründet im Jahr 1209 als Ersatzübergang über die Elbe nach dem Wegfall Bardowicks für die Welfen,971 unterstand in der Zeit von 969 Zum Pfandbesitz der Stadt Lüneburg in Bleckede durch die Askanier siehe Behr, Pfandschlosspolitik, S. 21f. und S. 25 mit Anm. 50 und Vogtherr, Landadel, S. 216–217; zu den verschiedenen Familien siehe Vogtherr, Landadel, S. 27, 43 und 72. Demnach (Vogtherr, Landadel, S. 72 mit Anm. 528–532) unterstand Bleckede im 14. Jahrhundert zeitweilig der Familie Bodendike; die immensen Schulden der Stadt Lüneburg durch den Parteiwechsel von den Welfen zu den Askaniern um Herzog Albrecht I. im Lüneburger Erbfolgestreit ab 1371 wurden vom Rat der Stadt 1385 in einem Registrum creditorum aufgezeichnet. Die Hauptgläubiger der Stadt zu dieser Zeit waren aus Adelskreisen vornehmlich diejenigen Familien, denen neben mehr als einem Dutzend weiterer Burgen auch Bleckede wohl für eine relativ hohe Summe verpfändet worden war. Siehe dazu Vogtherr, Landadel, S. 217. Bereits 1374 hatte sich der Lüneburger Rat aufgrund der desolaten Finanzlage Bleckede und Hitzacker mit den zugehörigen Zollrechten auf der Elbe übertragen lassen. Dazu UB Herzöge 5, Einleitung, S. L–LI, S. LXV; Gresky, Reinhard: Die Finanzen der Welfen im 13. und 14. Jahrhundert (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 22), Hildesheim 1984, S. 205; Reinbold, Sate, S. 79 und Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 771. Zu den Elbzöllen allgemein auch Witthöft, Harald: Das Kaufhaus in Lüneburg als Zentrum von Handel und Faktorei, Landfracht, Schiffahrt und Warenumschlag bis zum Jahre 1637, Lüneburg 1962, S. 31. Den Begriff Afterpfand verwendet Behr, Pfandschlosspolitik, z. B. S. 151–156. 970 Petersen, Lüneburg, S. 393–394. 971 Zur Ersterwähnung der Burg Bleckede in Urkunden der Jahre 1271–74 und 1287, in denen sich die Herzöge von Sachsen-Lauenburg mit den Herzögen von Lüneburg bereits um die Burg als Grenzfeste stritten siehe Krieg, Amtsbezirke, S. 44–47, hier S. 44; Vogtherr, Landadel, S. 260 charakterisiert diesen Streit als Fehde, die aus einem nicht eingelösten Versprechen zum Abbruch der Burg heraus entstanden sei. Im Jahr 1258 ging der Ort Bleckede in einem Gütertausch vom askanischen Herzogtum Lauenburg an die Welfen über. Siehe Biermann, Weserraum, S. 594 mit Anm. 437. UB Herzöge 1, Nr. 46, Regest: »Die Herzöge Albrecht von Sachsen und Albrecht von Braunschweig einigen sich wegen des Tausches von Bleckede und Artlenburg gegen die askanischen Lehen in Allendorf und Witzenhausen«. Welchen Anteil allerdings die Markgrafen von Brandenburg vor 1308 an Bleckede und dem Umland dieses »Weichbildes« hatten, kann hier nicht geklärt werden. Vgl. dazu Zillmann, Sigurd: Die welfische Territorialpolitik im 13. Jahrhundert (1218–1267) (Braunschweiger Werkstücke, 12), Braunschweig 1975, S. 154 mit Verweis auf UB Herzöge 1, Nr. 204: Verkauf der Terram blekede cum Omnibus suis Juribus Bonis et attinencijs et Theoloneo an Herzog Otto von Lüneburg, siehe dazu auch Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 521–522 und zur Vogtei ebd., S. 732. Ab 1322 ist dann ein herzoglicher Vogt bezeugt. Dazu Zillmann,

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1451 bis 1474 Busso von Bülow. Dieser sollte, als Angehöriger der weitgehend im Mecklenburgischen ansässigen großen Adelsfamilie, in der Zeit des Lüneburgischen Pfandbesitzes in Bleckede die längste Zeit Pfandnehmer und damit auch Burghauptmann auf Bleckede sein. In dieser Zeit investierte der Rat der Stadt Lüneburg erhebliche Summen in Baumaßnahmen, die Busso von Bülow teils selbst angefordert hatte.972 Nachweislich stand Busso von Bülow bereits 1458 im Dienst des Lüneburger Rats, als man ihn bat, dem Rat mit 20 Gewaffneten zu helfen973 und war somit den Ratsherren durchaus gut bekannt. Unter der Verwaltung Bleckedes durch die Familie von Bülow kam es zu den ersten hier zu thematisierenden Auseinandersetzungen, die zur Vorgeschichte der Fehden in den 1450er bis 1470er Jahren gehören.974 Nach einer Periode von

Welfische Territorialpolitik, S. 154 und Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 594. Diese »terra Bleckede« war Ödland, das es zu kultivieren galt. Ursprünglich war es als Lehen der Bischöfe von Verden an Otto das Kind gekommen. 1272 schlossen dann Herzog Albrecht I. und sein Schwager Albrecht von Sachsen-Lauenburg einen Vertrag über den Deichbau in diesem Neusiedelland. Dazu Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 335. Zum Begriff terra siehe Schubert, Geschichte Niedersachsens vom 9. bis zum ausgehenden 15. Jahrhundert, S. 13–14, S. 480 und S. 594. Bardowick liegt zwar nicht unmittelbar an der Elbe, war zu Beginn des 13. Jahrhunderts aber ein wichtiger Ort zwischen Lüneburg und der Elbe und schon sehr alt. Siehe zum Ort Mindermann, Arend: Ein karolingischer Missionsstützpunkt in Bardowick-Konende? Neue Thesen zu einer alten Kontroverse um die Frühgeschichte des Bistums Verden, in: Jahrbuch der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte 104 (2006), S. 9–48. 972 Busso von Bülow forderte nach mehrfachem Schriftwechsel mit dem Lüneburger Rat 1464, dass die Burg ein neues Dach erhalten müsse, wozu der Rat juwer buwheren enen hir mochten senden de den mochte sen was dar behoff were (StadtA Lüneburg, Br. 60/22 vom 17. August 1464), doch zwei Jahre später war das Dach nach wie vor undicht und Busso beklagte sich erneut beim Rat, dass my unde myn husfrouwen groten drepliken schaden […] an bedden laken unde anderem tughe […] wan er dat regent entstehen würde, wenn nicht bald etwas mit dem Dach geschehe, zudem würde auch das gelagerte Getreide verderben (StadtA Lüneburg, Br. 60/47 vom 8. September 1466). Vgl. Petersen, Lüneburg, S. 387. Ende Oktober 1464 forderte Busso von Bülow dann vom Lüneburger Rat eine Zusammenkunft: StadtA Lüneburg, Br. 60/30, bei der es allerdings um Rentenansprüche ging, die ihm der Rat noch mehrere Jahre über vorenthielt, vgl. das nur vier Tage später datierte Schreiben StadtA Lüneburg, Br. 60/31, zu den Rentenzahlungen vgl. auch Br. 60/52, wo es heißt, Busso von Bülow habe sich Geld bei Juden aus Braunschweig geliehen und fürchte deren »Wucherzins«. 973 StadtA Lüneburg, Ua 1458 September 7. 974 Schon im 14. Jahrhundert war Bleckede umstritten. Diese Konflikte sollen hier allerdings nicht untersucht werden, es sei aber dennoch auf sie verwiesen: Nach Petersen, Lüneburg, S. 395 kam es bereits um 1380 zu einem Konflikt, der in den Lüneburger Quellen nachgewiesen werden kann. Hier stritten sich die von dem Berge mit den von Estorff um Bleckede, da Johann von dem Berge nur widerwillig die Position als Burghauptmann auf Bleckede geräumt habe. Zu diesem Wechsel UB Stadt Lüneburg 2, Nr. 917 und zum Streit UB Stadt Lüneburg 2, Nr. 941.

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vier Jahren, in denen die Familie von Bülow mit Hartwig975 den Posten des Burghauptmanns auf Bleckede stellte, übergab der Lüneburger Rat 1441 das Haus für schließlich neun Jahre an die Brüder Albert, Johann und Hermann von Wittorf.976 Noch im Jahr 1441 meldete der Rat von Bleckede an den Lüneburger Rat Übergriffe des Werner von Bülow.977 Hatte dies schon zu einem Affront auf der eigenen, südlichen Elbseite geführt, so ließen acht Jahre später, 1449, auch die von Wittorf auf beiden Ufern der Elbe durch friedenstörende Aktivitäten von sich hören.978 Zwar hatte sich, wie Petersen darlegt, vor allem der Lüneburger Rat selbst diese Beschwerde des Mecklenburger Herzogs Heinrich IV. (»der Dicke«, nicht »der Ältere«, der zeitgleich regierte) zuzuziehen, doch wurde die Situation zu Beginn des Jahres 1449 recht bedrohlich. Heinrich IV. zu Mecklenburg erklärte sich bereit, sich zunächst mit dem Herzog Friedrich von BraunschweigLüneburg treffen und über diesen Affront beraten zu wollen. Falls dies nichts bringen sollte, so wollte er seine bewaffneten Männer losschicken.979 Diese zwei Vorfälle, die gut acht Jahre auseinander lagen, zeigen das enge Netz von Beziehungen im Grenzgebiet zwischen Braunschweig-Lüneburg, Mecklenburg und Sachsen-Lauenburg auf. 1451 schaltete sich zudem Herzog Bernd von Sachsen-Lauenburg in die Sache ein. Dieser und die anderen beteiligten Herrschaftsträger lasteten in der Folge die Übergriffe von Bleckede aus der Familie von Bülow und in der Hauptsache Busso von Bülow an. So kam es im Januar 1451 zu einer Tagfahrt in Mölln, auf der die Sache zwischen ihnen besprochen werden und unter anderem eine Klage gegen Busso von Bülow vorbereitet werden sollte; Busso von Bülow sollte zudem auf dieser Tagfahrt anwesend sein.980 Dabei stand Herzog Bernd von Sachsen-Lauenburg allerdings auf der Seite Bussos von Bülow und entlastete ihn gegenüber den Ratsherren der Stadt Lüneburg, die ihn, wie bereits erwähnt, als Burghauptmann auf Bleckede einsetzten.981 Der Lüneburger Rat verband damit die Hoffnung, die Beziehungen zum Herzog von Mecklenburg wieder in ruhige Bahnen zu lenken und somit den Konflikt entschärfen zu können. Denn die von Bülow waren auch weiterhin sehr präsent im »Ländereck

975 StadtA Lüneburg, AB 629, fol. 65; vgl. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 228: Hartwig von Bülow war von 1436–1441 Hauptmann auf Bleckede. 976 StadtA Lüneburg, Urk. (a) 1441 November 18; vgl. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 229; Petersen, Lüneburg, S. 395–397. 977 StadtA Lüneburg, Br. 68/12 (1441 Mai 28), wo der Raub von Vieh und Uferbefestigungen entlang der Elbe thematisiert wird; vgl. Petersen, Lüneburg, S. 396. 978 So die Beschwerde der Mecklenburger Herzöge beim Rat von Lüneburg: StadtA Lüneburg, Br. 45/42 (1449 Januar 1); vgl. Petersen, Lüneburg, S. 396. 979 StadtA Lüneburg, Br. 45/42. 980 StadtA Lüneburg, Br. 50/57 (1451 Januar 22). 981 StadtA Lüneburg, AB 56 (1), S. 101; Behr, Pfandschlosspolitik, S. 62; Petersen, Lüneburg, S. 397.

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zwischen Lauenburg, Lüneburg und Mecklenburg«.982 Petersen konnte anhand weiterer Lüneburger Quellen zeigen, dass auch Vicco von Bülow, ein Rat des Brandenburgischen Herzogs, mit dem Lüneburger Rat kommunizierte983 und darüber hinaus Bussos von Bülow Schwester mit dem Burghauptmann von Brome, Gunter von Bartensleven, verheiratet war.984 So wird allein am Beispiel Bleckede deutlich, dass der Rat es »auf den eigenen Schlössern mit einem komplizierten Netzwerk an Adelsfamilien zu tun [hatte], innerhalb dessen es galt, möglichst unbeschadet die eigenen Interessen zu wahren«.985 Mit den von Bülow wurde eine bis weit in den Ostseeraum hinein begüterte und tätige Adelsfamilie mit großer Erfahrung in der Ausübung von Herrschaftsrechten wie zum Beispiel der Verwaltung von Burgen und der Geleitspraxis eingesetzt. Dies führte zwar, wie auch Petersen betont, zu einer gewissen Abhängigkeit des Lüneburger Rats von den von Bülow, dennoch konnte der Rat nicht auf sie verzichten, wollte er die wirtschaftliche Stellung Lüneburgs nicht gefährden, die mit dem Handel in Richtung Ostsee und von der Ostsee her kommend, zugleich auf der Elbe in Nord-Süd- und Süd-Nord-Richtung laufend, verbunden war.986 Doch wider Erwarten führte die Einsetzung Bussos von Bülow nicht zu einer Entschärfung des Konflikts mit der mecklenburgischen Seite. Lüneburg sah sich gezwungen, die Hilfe anderer Hansestädte in Anspruch zu nehmen. So schickten 1456 Hamburg und Lübeck eilends ihre Ratsgesandten aus, die Lüneburg »mit der Hast«987 erreichten, um Verhandlungen zur Verhinderung einer drohenden Fehde einzurichten.988 Schließlich wurde durch die bereits errichtete Drohkulisse und die immer wieder aufflammenden Auseinandersetzungen auch der Handelsverkehr auf der Elbe beeinträchtigt. Während der Lüneburger Rat an einer Vermeidung weiterer Fehdeaktivitäten arbeitete, betrieb seinerseits Busso von Bülow Vorkehrungen für eine Stärkung seiner Position in diesem Konflikt. Denn bereits im Mai 1456 hatte er an Achim Blücher geschrieben, dieser solle statt seiner in die Fehde gegen den Lüneburger Rat treten. Busso von Bülow begründete diese Entscheidung damit, dat du myne vogedye und gebede over sest 982 Petersen, Lüneburg, S. 397. 983 StadtA Lüneburg, Br. 60/3 (1449 Februar 24). Hier ging es im Übrigen darum, dass Vicco von Bülow vom Lüneburger Rat forderte, man solle zwei Ratsherren zur Vermittlung wegen seines Sitzes zu Stintenburg nach Brietlingen schicken. Dies wäre im Sinne der vorliegenden Arbeit also eine Tagfahrt. Vgl. dazu unten bei der Betrachtung außergerichtlicher Beilegungsmöglichkeiten. 984 StadtA Lüneburg, Br. 60/7 (1457 Mai 31). Petersen, Lüneburg, S. 397. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 67 geht davon aus, dass Busso selbst kurz nach 1474 verstorben sei; vgl. Bülow, Familienbuch, S. 104. Das dortige Jahr 1473 wurde bereits von Behr bezweifelt. 985 Petersen, Lüneburg, S. 397. 986 Ebd., S. 344 und schon Behr, Pfandschlosspolitik, S. 62–63. 987 StadtA Lüneburg, Br. 86/3 (1456 September 20). 988 Vgl. Petersen, Lüneburg, S. 397.

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und dar nicht dar ensokest wente ik dii des nicht steden mochte so vorder ik konde nach deme dar ik uppe ereme slote sitte und erer to rechte mechtich bin.989 Achim Blücher sollte hier also zwar gegen Lüneburg ziehen, aber in der Vogtei Bleckede nichts unternehmen, das auf Busso von Bülow schließen ließe. Damit wäre Busso von Bülow gegenüber dem Rat nicht benachteiligt gewesen und Blücher hätte die Fehdeaktivitäten gewissermaßen als Strohmann geführt. Die Situation sollte in der Folgezeit noch verfahrener werden: Stellvertretend für den Markgrafen von Brandenburg hätten Busso von Bülow […] wol 10 edder 12 [Ritter aus Brandenburg] entsecht […], so dass sich von Bülow mit einem Hilfsgesuch an den Lüneburger Rat wenden musste.990 Diese oder andere Ritter sammelten sich 1459 auf Geheiß des Markgrafen bei Doren und Bussos Bruder Werner von Bülow, der diese Information nach Bleckede geschickt hatte, riet ihm, er solle […] warnen dine lude unde doest bodescopp to Luneborch […] machen. Weiter solle er, sobald die Brandenburgischen in Bleckeder Gebiet kämen, Schlag auf Schlag so vorgehen, dass er […] kriigest wene du kriigen kanst […].991 Der Rat verfuhr indessen mit Bussos Hilfsgesuch so, dass man ihn im September 1460 anwies, selbst zwanzig Schützen anzuwerben. Doch war zu dieser Zeit für eine solche Anzahl Schützen keine ausreichende Verpflegung auf Bleckede gelagert.992 Zudem führten die Herzöge von Mecklenburg zur selben Zeit einen Überfall auf Gebiete im Norden des Fürstentums Lüneburg durch […] unde hebben to Erteneborg unde to Balvorde unde so hen ut genomen boven hundert schok koyge undeperde unde swine der nein tael iss […].993 All diese Aktionen des Jahres 1460 führten zudem dazu, dass Busso von Bülow sich nicht zum Landtag des Fürstentums nach Hösseringen begeben konnte und den Lüneburger Rat bat, einen Vertreter in seinem Namen zu schicken.994 1463 drohte ein erneuter Konflikt, in den auch der Lüneburger Rat hineingezogen wurde, denn ein Verwandter Bussos, Werner von Bülow, der als Hauptmann auf Burg Hitzacker saß, hatte den Rat Herzog Ottos von Braunschweig-Lüneburg Segeband von dem Berge überfallen.995 Diese »Irrungen«996 989 StadtA Lüneburg, Br. 60/6 (1456 Mai 1), zitiert nach Petersen, Lüneburg, S. 398. 990 StadtA Lüneburg, Br. 60/8 (1458 Januar 3), zitiert nach Petersen, Lüneburg, S. 398. 991 Die Zitate aus StadtA Lüneburg, Br. 60/10 (1459 November 19) nach Petersen, Lüneburg, S. 398. Busso von Bülow schickte diese Informationen an die Lüneburger Ratsherren weiter, dies ergibt sich aus dem Regest zu StadtA Lüneburg, Br. 60/10. Darüber hinaus sollte der Rat seinen Hauptmann wes gij van hoveluden hedden nach Dahlenburg entsenden. 992 StadtA Lüneburg, Br. 60/11; vgl. Petersen, Lüneburg, S. 398. 993 Es handelt sich hier um eine typische Aktion, Vieh zu rauben beziehungsweise wegzutreiben. Mit Balvorde könnte Barförde an der Elbe gemeint sein. StadtA Lüneburg, Br. 60/14 zitiert nach Petersen, Lüneburg, S. 398. 994 StadtA Lüneburg, Br. 60/13. 995 Behr, Pfandschlosspolitik, S. 65; Petersen, Lüneburg, S. 399–401. 996 Behr, Pfandschlosspolitik, S. 66.

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zwischen der Familie von Bülow und anderen, ungenannten mecklenburgischen Adligen, die immer wieder von der anderen Elbseite in die Vogtei Bleckede kamen und Schaden anrichteten, sollten sich weitere elf Jahre hinziehen, bis der bereits erwähnte Wechsel der Verwaltung Bleckedes hin zu den Ratsherren erfolgte. Bereits Behr konstatierte anhand der überlieferten Schreiben, dass »auch die Bleckeder Vogtei unter den Raubzügen einzelner adeliger Parteigänger zu leiden hatte«. Aufgrund dessen verlangte nun Busso von Bülow, »zu den Sühneverhandlungen zugelassen zu werden«,997 die 1465 durchgeführt werden sollten, aber wohl kein Ergebnis brachten. Zumindest wurden mehrfach Tagfahrten anberaumt und verlegt und darüber wurde schriftlich kommuniziert.998 Im darauf folgenden Jahr 1464 wurde Hitzacker, das Werner von Bülow unterstand, durch Herzog Otto überfallen. Hierauf schrieb der Bruder des Burghauptmanns, der bereits bekannte Busso von Bülow, an Lüneburg und machte Ansprüche auf Besitz an Schafen und mehreren Fässern Bier geltend, die er in Hitzacker besäße. Er selbst sei sich der Huld des Herzogs gewiss, könne der Stadt gegenüber aber nicht garantieren, dass Bleckede bei einem Zugriff Herzog Ottos oder des Mecklenburger Herzogs verschont bleibe.999 Kurze Zeit später forderte er den Rat auf, ihm die Schafe und Fässer Bier aus Hitzacker zu ersetzen.1000 Dabei waren die Beziehungen zwischen Busso von Bülow und dem Lüneburger Rat zu dieser Zeit verhältnismäßig gut und der Rat versuchte, sich für die von Bülow bei Herzog Otto vermittelnd einzusetzen.1001 Im Jahr 1474 entzog der Lüneburger Rat Busso von Bülow die Position des Burghauptmanns zu Bleckede und übergab sie dem Lüneburger Bürgermeister Hartwig Schomaker,1002 der nach der Lüneburger Chronik seines Nachfahren

997 Beide Zitate bei Behr, Pfandschlosspolitik, S. 66. 998 StadtA Lüneburg, Br. 1464 November 8; November 15; November 24; Dezember 12; Dezember 13; Dezember 14; Br. 1465 Januar 19 und Br. 1466 Oktober 17; vgl. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 66 und Petersen, Lüneburg, S. 399–400. 999 StadtA Lüneburg, Br. 60/31 (1464 Oktober 24), vgl. die Antwort des Rats: Br. 93/92 einen Tag später. 1000 StadtA Lüneburg, Br. 60/32; der Rat antwortete darauf am 3. November und sicherte Ersatz zu: Br. 93/93. 1001 StadtA Lüneburg, Br. 93/92. Nach Petersen, Lüneburg, S. 400 habe der Lüneburger Rat erst »die gesamte Diplomatie zwischen Busso und den übrigen Konfliktparteien« übernommen, nachdem »sich eine längere Liste Adliger vor allem aus dem Süden des Fürstentums (Schulenburg, Bartensleven, Asseburg, Schwicheldt, …) für die Bülows verbürgte«. Für das Jahr 1465 seien insgesamt 18 Botengänge zwischen den Konfliktparteien in die Lüneburger Kämmereirechnungen (StadtA Lüneburg, AB 56[1], Bl. 252–263) eingetragen. 1002 Die Lüneburger Chronik des Propstes Jakob Schomaker, ed. Theodor Meyer, Lüneburg 1904, S. 120–121, berichtet ad 1473: Anno 1473 […] Van den hovetluden to Bleckede. De erbare rat to Luneborch heft vor desser tyt den erbarn hern Hinrick Wytick, ratman, und Hartich Schomaker dat husz Blekede.

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Jakob Schomaker im Jahr 1504 versterben sollte.1003 Dieser Hartwig Schomaker wurde bei der Verwaltung Bleckedes unterstützt durch Hinrich Wittick, der ebenfalls Angehöriger des Lüneburger Rats war.1004 Eine solche Konstellation erscheint folgerichtig und pragmatisch, da hierdurch die Aufsicht über Bleckede direkt dem Rat übergeben wurde. Somit sollte erreicht werden, dass keine Waren mehr verloren gingen. Busso von Bülow wurde durch die neue Doppelbesetzung abgesetzt.1005 Ihm hatte Bleckede bislang unterstanden1006 und er stammte aus einer der wohl größten und am weitesten verzweigten Adelsfamilien Europas, die dem mecklenburgischen Uradel angehörte.1007 Behr datiert diesen Wechsel der Afterpfandnehmer Bleckedes von Busso von Bülow hin zu den städtisch-lüneburgischen Verwaltern auf das Jahr 1474.1008 Diese Datierung ist derjenigen der Schomaker-Chronik vorzuziehen: In der Chronik ist für 1474 kein eigener Eintrag vorhanden und es existiert eine überlieferte Urkunde im Stadtarchiv Lüneburg, datiert auf den 6. Juni 1474, in der Ansprüche an Renten der Frau 1003 Schomaker, ed. Meyer, S. 131, ad 1504: Anno 1504 Starf Hartich Schomaker, hovetman to Bleckede. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 229 verzeichnet ihn allerdings noch 1505 als Hauptmann auf Bleckede seit 1495. Es hat also wahrscheinlich 1504–1505 keinen Hauptmann auf Bleckede gegeben, sofern die Angabe bei Schomaker, ed. Meyer, S. 131, ad 1504 zutrifft und die Chronik nicht falsch datiert. Zu dieser Chronik siehe Schaer, Karl: Lüneburger Chroniken der Reformationszeit, ihre Quellen und ihre Verwertung für die Geschichte Lüneburgs, Hannover 1889, insbesondere S. 5–9. 1004 Behr, Pfandschlosspolitik, S. 228–229 verzeichnet die städtischen Hauptleute Lüneburgs auf der Burg Bleckede. Er nennt zunächst 1397 Ludolf und Maneke von Estorff. Für 1405 bis 1451 folgen sieben weitere Hauptleute, darunter Busso von Bülow von 1451 bis 1474. Dann folgen die genannten Lüneburger Ratsherren und Bürger Wittick und Schomaker (bei Behr als Hinrich Wittich und Hartwig Schomaker). Behr gibt ebd., S. 229 auch die Quellen für von Bülow und die Doppelbesetzung an, für von Bülow StadtA Lüneburg, Amtsbücher 56, S. 101 und für Wittick/Schomaker StadtA Lüneburg, Urk (b) 1474 Apr. 10/ 17. Hartwig Schomaker begegnet dann erneut als Hauptmann auf Bleckede von 1495 bis 1505. 1005 Siehe dazu auch Kobbe, Peter von: Geschichte und Landesbeschreibung des Herzogthums Lauenburg, 2, Altona 1836, S. 189. Bereits 1470 trieb der Lüneburger Rat seine Kampagne zur Absetzung Bussos von Bülow weiter voran: StadtA Lüneburg, Br. 60/62 vom 6. Januar : Brief Busso an Rat über üble Nachrede. 1006 Schomaker, ed. Meyer, S. 121: so dem ernvesten Bussen van Bulow upgekundigt. 1007 Vgl. Hestermann, Gregor : Gottfrieds Kloster. Die Beziehungen der Familie von Bülow zum Kloster Rehna im Spiegel ihrer Schenkungen und Stiftungen im 13. Jahrhundert, in: Mecklenburgische Jahrbücher 126 (2011), S. 7–22, hier S. 7. Demnach wird 1229 erstmals ein von Bülow erwähnt in MUB 1, Nr. 370. Zur Familie von Bülow allgemein liegen aus der jüngeren Forschung so gut wie keine Arbeiten vor: Hestermann, Schenkungen und Stiftungen, S. 7–8. Die letzte umfassendere Arbeit stellt dar Bülow, Familienbuch. Die von Bülow hatten auch Zweige um Magdeburg, siehe Bülow, Gottfried von: Geschichtliche Nachrichten über die von Bülow zu Oebisfelde als Beitrag zur Geschichte des Geschlechts nach urkundlichen Quellen bearbeitet, [Magdeburg] 1860. 1008 Behr, Pfandschlosspolitik, S. 229.

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Bussos von Bülow durch Hinrich Wittick beglichen worden sind.1009 Daneben ist auch die Urkunde über die Übertragung der Pfandsumme erhalten geblieben.1010 Die weit verzweigte und einflussreiche Familie von Bülow stellte seit 1451 Hauptleute Bleckedes. Zuvor hatten andere Angehörige dieser Familie bereits die Burgen Boizenburg, Hitzacker, Wehningen, Gorleben und Gartow inne. Sie verfügten damit über eine breite Machtposition im Herzogtum Lüneburg, die es ihnen zudem erlaubte, nahezu die komplette Elbschifffahrt in diesem Gebiet zu kontrollieren.1011 Busso von Bülow entstammte dem in Wehningen nahe Hitzacker ansässigen Zweig der Familie.1012 Mit ihm hatte die Stadt Lüneburg trotz der sehr engen Verbindungen zwischen Rat und denen von Bülow, durch die Pfandschaft Bleckedes und anderer Güter wie Hitzacker,1013 bereits in den 1450er und 1460er Jahren erhebliche Probleme.1014 In einem Schreiben an die Äbte von Lüneburg und Scharnebeck, einige Pröpste in Lüneburg, Elsdorf und Medingen und an den Rat der Stadt Lüneburg beraumte Herzog Bernhard II. von SachsenLauenburg eine Tagfahrt zu Mölln an, auf welcher der Streit mit Busso von Bülow geklärt werden sollte.1015 Der Streit mit Busso von Bülow und anderen Angehörigen dieser Adelsfamilie im Raum Lauenburg-Bleckede-Lüneburg schwelte auch während der 1460er Jahre weiter. Dies wird klar aus Aufzeichnungen, die im Stadtarchiv Lüneburg in einem Aktenkonvolut erhalten sind1016 und ebenfalls indirekt über einen Brief Herzog Ottos II. von Braunschweig-Lüneburg an die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Lüneburg. Herzog Otto II. gab in seinem Schreiben einen Brief Friedrichs von Alvensleben des Jüngeren an den Markgrafen von Brandenburg wieder. Darin wird über verschiedene Verhandlungen berichtet, die Busso von Bülow und Lüneburg zum Thema haben sollten. StadtA Lüneburg, Urk (c) 1474 Juni 6. Siehe Behr, Pfandschlosspolitik, S. 67 mit Anm. 41. StadtA Lüneburg, Urk (b) 1474 Apr, 10/17. Siehe Behr, Pfandschlosspolitik, S. 229. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 62–63; Petersen, Lüneburg, S. 381. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 62. 1463 war hier Werner von Bülow Burghauptmann. StadtA Lüneburg, Br. 60/84 vom 8. November 1464 über Rechtfertigung der Brüder Frederik und Hans von Bülow zu einem Überfall Werners von Bülow auf Segeband von dem Berge, Rat Herzog Ottos von Braunschweig-Lüneburg; Behr, Pfandschlosspolitik, S. 65. 1014 Nach Behr, Pfandschlosspolitik, S. 63 waren die Beziehungen zwischen dem Rat der Stadt Lüneburg und den von Bülow aber nie soweit belastet, dass man eine Kooperation gänzlich ausgeschlagen hätte. Im Lauf des 16. Jahrhunderts stellten die von Bülow zeitweilig erneut Hauptleute auf Bleckede beziehungsweise wurden dort erneut Pfandnehmer. 1015 StadtA Lüneburg, Br. 50/57, 22. Januar 1451. Genauere Aussagen können hierzu leider nicht gemacht werden. 1016 StadtA Lüneburg, AA P5, Nr. 46: Acta betr. Das Schloß und Voigtey Bleckede 1461–1564, enth. Bl. 1–198. Darin befinden sich unter anderem mehrere Schreiben Bussos von Bülow und Friedrichs von Bülow aus dem Jahr 1466. Das erste dieser Schreiben Bussos von Bülow ist datiert auf den 8. September 1466 (am dage nativitate mariae […] Busso van Bulow). Friedrich von Bülow forderte vom Rat der Stadt Lüneburg eine Tagfahrt: StadtA Lüneburg, Br. 61/7 (1466 Januar 30).

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Friedrich von Alvensleben der Jüngere konnte an diesen allerdings, so die Kernaussage, nicht teilnehmen.1017 Otto II. war es, der sich Bussos annahm und vermittelnd eingriff. Nachdem er bereits zu Beginn des Monats November 1465 an den Rat Lüneburgs geschrieben hatte, man solle sich um eine Vermittlung in dieser Sache bemühen, setzte er mit einem Schreiben vom 23. November eine Tagfahrt in Lüneburg an.1018 An dieser wollte auch Busso von Bülow selbst teilnehmen. Dazu schickte er am 28. November 1465 einen Text an den Lüneburger Rat. Er habe noch keine Einladung erhalten, wolle aber teilnehmen, sofern man ihm sicheres Geleit gewähre. Dem beigegeben war wohl eine Auflistung derjenigen, die in der Vogtei Bleckede Schäden verursacht hatten. Dieses Schreiben mit der Liste ist heute verloren.1019 Die zwei lüneburgischen Verwalter Bleckedes erhoben nun zwischen ihrer Einsetzung 1473/74 und 1475, der Datierung des nächsten Eintrags in der Chronik Schomakers, im Namen der Stadt neue Zollabgaben. Diese waren in der Zeit zuvor entweder nicht erhoben worden oder waren in ihrer zu entrichtenden Höhe niedriger gewesen. Zusätzlich war, der Chronik des Jakob Schomaker zufolge, Busso von Bülow nicht gerade glücklich über die Tatsache, die Herrschaft über Bleckede und die damit verbundenen Einnahmen für ihn an die Lüneburger Ratsherren abtreten zu müssen.1020 Busso verbündete sich in der Folge mit weiteren Adligen […] ut der Prignitze und sonderlich ut dem lande to Sassen […]1021 und nutzte Lauenburg und Neuhaus an der Elbe dazu, den Lüneburgern in Bleckede eine große Menge an Vieh, hier vor allem an Schafen, vorzuenthalten. Stattdessen erhob er seinerseits Zölle auf andere Waren, wenn man dem Bericht Schomakers glauben darf.1022 Durch diese Maßnahmen Bussos von Bülow entstand, so Schomaker, ein beträchtlicher finanzieller Schaden für Lüneburg.1023 Dieser Schaden war so groß, […] dat es to offentliker vientschop 1017 StadtA Lüneburg, Br. 34/49 (1465 Oktober 12), nur einen Tag später schrieb Herzog Otto II. erneut bezüglich einer möglichen Vermittlung zwischen Busso von Bülow und dessen Gegnern an die Ratsherren: Br. 34/50 (1465 Oktober 13). 1018 StadtA Lüneburg, Br. 34/52. 1019 StadtA Lüneburg, Br. 60/42, vgl. Br. 60/44. 1020 Schomaker, ed. Meyer, S. 120–121: […] umme einen temliken pantschilling ingedan und datsulvige vortostande befalen. Dewile den gedachter van Bulow dat gedachte husz Bleckede ungerne vorlaten. 1021 Ebd. Er aktivierte also die weitläufigen Beziehungen innerhalb seiner Familie. 1022 Ebd.: […] dorch upholdinge etliker schepe unde ander tollen. Eine andere mögliche Deutung dieser Stelle ist, dass es sich um Schafe und andere zollpflichtige Waren gehandelt haben könnte. Ein Aufhalten von Händlern mit ihren Waren auf dem Weg nach Lüneburg und damit verbunden eine Forderung von Zollabgaben durch Busso von Bülow erscheint als durchaus möglich, allein ein weiterer Nachweis zur Bestätigung dieser Vermutung fehlt. 1023 Die gesamte Stelle lautet bei Schomaker, ed. Meyer, S. 120–121: heft desulve den gedachten hovetluden to Bleckede allerley wedderwillen, so ehn dorch den adel ut der

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mit dem hochgebornen fursten und hern […],1024 Herzog Johann von Sachsen (-Lauenburg),1025 und denen von Bleckede kam. Schomaker schildert hier also den Grund für die Feindschaft, aus der dann eine Fehde entstand. Nach Schomakers Chronik habe sie im Jahr 1475 begonnen. In der Chronik heißt es, dass nun die lüneburgischen Verwalter Bleckedes ihrerseits Verbündete aus dem Stift Hildesheim und dem Herzogtum Braunschweig herbeiriefen, um sich gegen von Bülow und dessen Helfer zu wehren.1026 Darunter war auch Vincentius von Berner, ein im Bistum Minden und Hildesheim begüterter Adliger.1027 Zusammen mit diesen Helfern zogen sie in das gegenüber Lauenburg, ungefähr 25 Kilometer von Bleckede entfernt gelegene Artlenburg an der Elbe, um dort ebenfalls Vieh und Pferde zu stehlen.1028

2.5.2 Eskalation und Deeskalation Durch diese gegenseitigen Diebstähle eskalierte die Situation schließlich ein Jahr später im Jahr 1476. Damit habe die Feindschaft überhandgenommen.1029 Im Bericht Schomakers zu diesem Jahr wird auch von Verhandlungen gesprochen, die zwischen den Parteien stattgefunden hätten. Bei diesen Treffen vermittelten Ratsangehörige aus den Städten Lübeck, Hamburg und Lüneburg selbst. Es kam

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Prignitze und sonderlich ut dem lande to Sassen van den husen Lovenborch und Nyenhuse dorch upholdinge etliker schepe unde ander tollen, so dorch ere undersettinge vorfaren und den van Blekede vorentholden worden, togerichtet. Ebd., S. 121. Das ist Johann IV. von Sachsen-Lauenburg. Bornefeld, Cordula: Die Herzöge von Sachsen-Lauenburg, in: E. Imberger, et al. (Hg.), Die Fürsten des Landes. Herzöge und Grafen von Schleswig, Holstein und Lauenburg, Neumünster 2008, S. 372–389. Zu den Herzögen von Lauenburg bald auch Hormuth, Franziska: Endlichkeiten fürstlicher Politik: Die Handlungsspielräume der Herzöge von Sachsen-Lauenburg (1296–1689), Diss. CAU Kiel [im Entstehen]. Schomaker, ed. Meyer, S. 121: Anno 1475, Pantaleonis (Juli 28). De hovetlude to Bleckede, in sonderheit Hartich Schomacker, de to solkem handel sick vornemlich personliken gebruken laten, doch mit volborde hern Hinrick Wyticks, synes medevorwanten, syn mit hulpe und todat itliker vam adel ut dem stichte Hildensem und dem lande Brunswyck, alse besundern des ernvesten Vincentius van Berner, wormit gedachte Hartich Schomacker sunderlike vorwantnisse und fruntschop geholden und angenamen, de ok vor andern darmit solkes gelikes valles attentert und vorsocht, truwlichen und ehrliken bystant und hulpe geleistet. Ebd. Zu Vincentius von Berner siehe auch Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen, Münster, A 206 Fürstentum und Domkapitel Minden – Urkunden, Lehen Nr. 31 und 32. Schomaker, ed. Meyer, ad 1475, S. 121: in de masch Ertelenborch gerucket und darsulvest ummelank her van queke, perden und sunst angenamen und wechgeforet. Schomaker, ed. Meyer, ad 1476, S. 122: Anno 1476. Also heft de vientschop averhant genamen, dat to beiden delen vast vele schrivendes und schade und underhandeling derwegen geschen.

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im März 1476 zu einer Tagfahrt in Groß Sarau, gelegen zwischen Ratzeburg und Lübeck. Dort war nach Schomaker auch der Herzog von Sachsen-Lauenburg, Johann IV., anwesend.1030 Diese Tagfahrt wurde ebenso von den Hauptleuten von Bleckede besucht, unter viel Geleitschutz, wie Schomaker schreibt: Densulven to besokende weren de van Bleckede under veligem geleide, so se van dem gedachten hertogen begert, geneget.1031 Die Tagfahrt von Groß Sarau kann als hansische Tagfahrt angesehen werden, denn es ist ein Schreiben erhalten, in dem die Bürgermeister und Ratsangehörigen aus Lübeck, die auf diesem Tag anwesend waren, an Lüneburg schrieben, die Sache mit Bleckede solle von einem kleineren Kreis verhandelt werden.1032 Mit diesem Schreiben wird erneut die Stellung Lübecks als Haupt der Hanse deutlich,1033 hatte es doch Anteil an jeder der durch die Forschung als gesamthansisch bezeichneten Tagfahrten und dabei eine Deutungshoheit durch seinen Status als Reichsstadt.1034 In Groß Sarau sollten die Hauptleute von Bleckede einem bereits geltenden Landfrieden zustimmen. Dies verweigerten sie jedoch.1035 Im Zusammenhang mit dieser Verweigerungshaltung ist hier auch nach der allgemeinen Haltung der Pfandinhaber, die zumeist gleichzeitig Burghauptleute waren, zu fragen. Welche Position vertraten sie in den geschilderten Fehden? Welche Aussagen lassen sich zu Wertungen der Burghauptleute treffen? Diese Fragen lassen sich anhand des hier gewählten Beispiels Bleckede dahingehend beantworten, dass die zumeist adligen Burghauptleute als Pfandnehmer »zwischen den Stühlen«1036 saßen. Einerseits stand die Familie mit ihren Interessen hinter den Adligen. Daher war es für die Burghauptleute ratsam, der politischen Hauptlinie der Familie zu folgen. Über die Haltung der Familie von Bülow ist

1030 Schomaker, ed. Meyer, ad 1476, S. 122: besundern hebben de erbaren stede Lubeck, Hamborch und Luneborch hyrinne vele gehandelt und einen dach mit den g. h. van Sassen to Groten Sarow den dingsdach na Oculi (März 19.) geholden. 1031 Ebd. 1032 StadtA Lüneburg, Br. 88/36 (1476 September 20). 1033 Zu Lübeck als Haupt der Hanse siehe Gläser, Manfred/ Hammel, Rolf/ Scheftel, Michael: Das Haupt der Hanse. Lübeck, in: Jörgen Bracker (Hg.), Die Hanse. Lebenswirklichkeit und Mythos. Ausstellung des Museums für Hamburgische Geschichte, 1, Hamburg 1989, S. 183–200. 1034 Im Vergleich dazu waren andere Städte sehr viel seltener auf hansischen Tagfahrten zugegen. Siehe dazu Hill, Thomas: »Worden ok de van Bremen alles bovene geset«: Bremen auf Hansetagen im 14. und frühen 15. Jahrhundert, in: Volker Henn (Hg.), Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit (Hansische Studien, 11), Trier 2001, S. 43–63. 1035 Schomaker, ed. Meyer, S. 122: Nachdem averst ene/one [?] solkes van s. g. geweygert worden, hebben se dem lantfrede nicht gelovet und syn van dar gebleven. 1036 Petersen, Lüneburg, S. 398.

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zwischen den Mitgliedern nachweislich beraten worden.1037 Andererseits waren die Burghauptleute durch ihre Stellung dem Rat Lüneburgs verpflichtet, die Burgen zu erhalten und im Sinne der Stadt zu handeln. Ansonsten hätten sie eine Rückzahlung der Pfandsumme keinesfalls erreicht. Die bereits angesprochenen vielfältigen Beziehungen zwischen den verschiedenen Adelsfamilien im Umland Lüneburgs und im nahen Grenzgebiet zwischen Fürstentum und Stadt Lüneburg, Lauenburg, Mecklenburg und Brandenburg machten es Busso von Bülow dabei nicht gerade einfacher. Zwar war sein Handlungsspielraum durch die Deckung der Familie, die zur selben Zeit beinahe alle Pfandschlösser Lüneburgs entlang der Elbe kontrollieren konnte, durchaus groß und stellte somit eine gefestigte Machtposition gegenüber dem Rat dar. Andererseits war er jedoch auf die Entscheidungen des Rats festgelegt. Ohne eine Erlaubnis und Geldmittel der Ratsherren konnten in Bleckede keine Baumaßnahmen getätigt und die Besatzungsmitglieder nicht versorgt werden. Dies wiederum begrenzte den Handlungsspielraum.

2.5.3 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche Neben verschiedenen direkt mit den hier behandelten Konflikten in Verbindung stehenden Tagfahrten sind im gleichen Zeitraum auch solche Vermittlungstage nachweisbar, die zu anderen Auseinandersetzungen gehörten. So stand Vicco von Bülow, Kur-Brandenburgischer Rat, im Februar 1449 mit dem Lüneburger Rat in Briefkontakt über eine Angelegenheit, bei der es um seinen Sitz in Stintenburg am Schaalsee, ungefähr 70 Kilometer nordöstlich von Lüneburg im Lauenburgischen gelegen, ging. Vicco von Bülow forderte den Rat auf, zwei seiner Mitglieder nach Brietlingen an der Elbe zu schicken und dort ein Treffen zu veranstalten. Bei diesem Treffen sollten die Ratsherren als Vermittler zwischen ihm und dem Herzog von Sachsen-Lauenburg eingesetzt werden.1038 Dies ist nicht weiter verwunderlich, denn zum einen war die Familie von Bülow im Grenzgebiet zwischen Lauenburg, Lüneburg und Mecklenburg sehr gut vernetzt und in teilweise äußerst beliebten Positionen eingesetzt, wie eben der des Burghauptmanns von Bleckede, an der auch Zoll und Geleit hingen. Durch diese Positionen konnten Adelsfamilien einen hohen Mehrwert und Prestigegewinn erzielen. Zum anderen manifestiert sich hier ein Wissen darum, dass die Ratsherren Lüneburgs in Fragen der Vermittlung und des Aushandelns von Konflikten anzurufen waren. Denn wie gezeigt werden wird, waren einige der 1037 Ebd., S. 361. 1038 StadtA Lüneburg, Br. 60/3. Vgl. Petersen, Lüneburg, S. 397.

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Ratsherren Lüneburgs gerade auf solche quasi außenpolitischen Missionen spezialisiert.1039 Die Kommunikation während der hier behandelten Konflikte, die als Fehde ausgetragen wurden, lief ebenso vielschichtig ab, wie es die Beziehungslinien zwischen den Akteuren selbst auch waren. Der Rat der Stadt Lüneburg kommunizierte per Brief und Boten mit den von Bülow und den anderen Herrschaftsträgern in ihrem Umland und zudem mit den Ratsgremien anderer Hansestädte, die vermittelnd eingreifen konnten. Ebenso schrieben die Adligen sich gegenseitig und auch an die Ratsherren Briefe. Zudem wandten sie sich an die Landesherren der angrenzenden Gebiete, die dann womöglich als Vermittler eingesetzt werden konnten. Immer wieder kam es im Lauf der hier behandelten Streitigkeiten um Bleckede zu Tagfahrten, aber ohne abschließendes Ergebnis.1040 So gingen zwischen dem 8. November 1464 und Oktober 1466 eine große Anzahl Schreiben zwischen den Konfliktparteien hin und her.1041 Dabei versuchten auch Geistliche vermittelnd auf die Konfliktgegner einzuwirken. Zu Beginn des Jahres 1465 sollte beispielsweise in Scharnebeck eine Tagfahrt stattfinden.1042 1467 schlug der Lüneburger Rat den Herzögen vor, die Ratssendeboten Hamburgs und Lübecks hinzuzuziehen.1043 Busso von Bülow hatte Beziehungen bis nach Magdeburg. Er schrieb 1465 an den Lüneburger Rat, dass er sich Verhaltensregeln erbitte, wie er sich in einer Fehde gegen Friedrich von Alvensleben den Jüngeren verhalten solle. Dieser habe das Domkapitel und den Rat der Stadt Magdeburg als seine bevollmächtigten Stellvertreter angegeben. Busso von Bülow erbat sich nun vermittelnden Einsatz vom Lüneburger Rat.1044 Über den Ausgang dieser Fehde ist weiter nichts bekannt, doch bestätigt dies erneut die doppelte Kompetenzzuschreibung an den Stadtrat Lüneburgs. Sowohl durch die Adligen aus dem Umland, die dem Rat in vielfältigen Angelegenheiten unterstanden, als auch durch Eigenzuschreibung haben wir es hier mit der Kompetenz zu tun, vermittelnd in Konflikte einzugreifen. Wie aber kamen die hier behandelten Auseinandersetzungen um Bleckede zu einem Ende? Nachdem sich Busso von Bülow und die neuen Verwalter Blecke1039 Vgl. dazu auch unten bei 3.1.2.3. 1040 Behr, Pfandschlosspolitik, S. 66. 1041 StadtA Lüneburg, Br. 1464 Nov. 8; Br. 1464 Nov. 15; Br. 1464 Nov. 24; Br. 1464 Dez. 12; Br. 1464 Dez. 13; Br. 1464 Dez. 14; Br. 1465 Lüneburg; Br. 1465; Br. 1465 Jan. 19; Br. 1466 Okt. 17; Br. 60/56 Tagfahrt Dahlenburg (1467 September 7); Br. 60/57 Tagfahrt Neetze (1467 November 2). 1042 StadtA Lüneburg, Br. 1464 Dez. 14. 1043 StadtA Lüneburg, Br. 1467 Mai 10; siehe Behr, Pfandschlosspolitik, S. 66. 1044 StadtA Lüneburg, Br. 60/40 und Br. 97/32; vgl. unten 3.1.2.3.

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des, Wittick und Schomaker, gegenseitig wirtschaftliche Schäden zugefügt hatten, indem sie Vieh weggetrieben hatten, schritt 1476 der Rat von Lüneburg schlichtend ein und wandte sich an die verbündeten Hansestädte. Im Bericht der Schomaker-Chronik zu 1477 ist der Rezess einer Lübecker Tagfahrt inseriert.1045 Demnach kam es zunächst in Ripen und dann in Lübeck selbst zu Verhandlungen zwischen König Christian von Dänemark, den Herzögen, den Ratssendeboten Lübecks, Hamburgs und Lüneburgs und dem Bischof von Lüneburg. Diese fällten eine Entscheidung, eine gesonderte Tagfahrt in Oldesloe abzuhalten. Dort wollte König Christian selbst auch anwesend sein und unter Zuhilfenahme der Ratssendeboten Hamburgs und Lübecks den Streit endgültig beilegen. In Oldesloe waren die Bleckeder Hauptleute doch nicht zugegen, weil man ihnen kein Geleit beigeben wollte und zudem wurde der bis zu einem weiteren Tag in Oldesloe vereinbarte Waffenstillstand1046 immer wieder gebrochen.1047 Im Sommer 1476 brannte ein lauenburgischer Trupp die Häuser in der Umgebung des festen Hauses Bleckede nieder und verwüstete weitere Dörfer auf dem Lüneburger Elbufer.1048 Doch half dies nichts, denn Schomaker verzeichnet noch zum Jahr 1483 nach mehrfacher Verwahrung beim Lüneburger Rat,1049 dass verschiedentlich Vieh fortgetrieben worden sei. Zusätzlich sei ein Transportschiff auf der Elbe versenkt worden.1050 Die geschilderten Auseinandersetzungen konnten erst durch das Einschreiten des Markgrafen Johann Cicero von Brandenburg zu einem Ende gebracht werden. In Prenzlau führte er mit den Streitparteien eine Schiedsverhandlung durch und vermittelte einen Vergleich.1051 Insbesondere sollte der Lüneburger Rat seine Verwalter aus Bleckede abziehen und die Burg anderen Hauptleuten überstellt werden. Der Rat löste die Pfandschaft von Wittick und Schomaker ein und setzte stattdessen einen besoldeten Vogt ein.1052 Nach Behr verlief die nachfolgende Zeit der Pfandherrschaft Lüneburgs über Bleckede nach wie vor konfliktreich. Bis 1561 sollten sich immer wieder Streitigkeiten mit dem umliegenden Adel entzünden.1053 1045 Das Folgende nach Schomaker, ed. Meyer, S. 122–123. 1046 StadtA Lüneburg, Ua 1476 Juni 8. Regest: »Die Hauptleute zu Bleckede Hinrick Wittick und Hartwich Schomaker lassen sich auf Wunsch der Bürgermeister und Ratsmannen zu Lüneburg auf eine kurze Waffenruhe mit dem Herzog von Sachsen ein«. 1047 Petersen, Lüneburg, S. 403; Behr, Pfandschlosspolitik, S. 69. 1048 Petersen, Lüneburg, S. 403–404. 1049 Schomaker, ed. Meyer, S. 125; vgl. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 70. 1050 Schomaker, ed. Meyer, S. 125–126. Hier handelte Hartwig Schomaker wohl allein und führte eine separate Fehde gegen die von Quitzow aus Lenzen. Siehe auch Behr, Pfandschlosspolitik, S. 68–70. 1051 StadtA Lüneburg, Br. 1484 Mai 5 nach Behr, Pfandschlosspolitik, S. 70, Anm. 65. 1052 Behr, Pfandschlosspolitik, S. 70 mit Verweis auf die Quellen im StadtA Lüneburg. 1053 Ebd., S. 70–78.

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2.5.4 Die Wahrnehmung der Fehde in der Historiographie Die verschiedenen Konflikte um Bleckede in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts haben nur wenig Niederschlag in chronikalischen Texten des späten Mittelalters gefunden. Die weitaus reichhaltigsten Informationen zu Busso von Bülow und den Ratsherren Lüneburgs enthält die Chronik des Lüneburger Propstes Jakob Schomaker. Dieser entstammte einer hochrangigen Ratsfamilie Lüneburgs, die mehrfach Bürgermeister stellte1054 und an den Konflikten um Bleckede unmittelbar beteiligt war. Wie oben geschildert, erhielt ein Vorfahr des Chronisten Jakob Schomaker 1474 die Position des Burghauptmanns auf Bleckede und starb 1504.1055 Diese Herkunft Schomakers aus einer Ratsfamilie tritt in der Chronik deutlich in der pro-städtischen Haltung hervor. Schomaker stellt Busso von Bülow als durchweg unterlegen dar. Dennoch findet sich keine gravierend negative Haltung oder abschätzige Äußerung gegenüber Busso. Schomaker schreibt hingegen gleich zu Beginn seiner Schilderung der Auseinandersetzungen um Bleckede, dass sie erst durch den großen wirtschaftlichen Schaden eskalierten, den Busso dem Rat von Lüneburg verursachte. Verglichen mit den Schilderungen anderer Fehden in den Chroniken, zum Beispiel den Konflikten Bremens mit dem Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorst, in denen wüste Beschimpfungen und Degradierungen des Gegners vorherrschen,1056 zeichnet Schomaker ein sehr gemäßigtes Bild.

2.5.5 Fazit Pfandpolitik war eine der am stärksten genutzten Maßnahmen einer Stadt, um sowohl den Handel in ihrem Umland schützen zu können, als auch den umliegenden Adel an sich zu binden. Aus ihr erwuchsen die vielfältigsten Konflikte mit zum Teil sehr komplexen Gemengelagen. Dabei hatten beide Seiten, sowohl die Ratsherren als auch die zumeist adligen Pfandnehmer als Burghauptleute, überaus umsichtig zu agieren. Untersucht man Konflikte, die sich aus solchen pfandpolitischen Gegebenheiten entwickelten, lassen sich Ergebnisse zu diesen verschiedenen Feldern spätmittelalterlicher städtischer Politik erzielen. Auch in der Investitionspolitik des Rates der Stadt Lüneburg werden die vielschichtigen Konflikte und Beziehungen zwischen Rat und den Pfandnehmern auf den Burgen deutlich. Dies ist hier am Beispiel der Pfandburg Bleckede 1054 Siehe dazu auch Stahl, Ratslinie; Krause: Art. Schomaker, Jakob S., in: ADB 32, 1891, S. 233–234. 1055 Siehe oben 2.5.1. 1056 Siehe dazu die Untersuchung von Blanke, Recht.

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deutlich geworden: Einerseits investierte der Rat in der Zeit des Busso von Bülow als Burghauptmann ständig Geld in die Burg Bleckede, vor allem durch verschiedene Baumaßnahmen. Niels Petersen konnte zeigen, dass es »normalerweise […]« die Burghauptleute waren, »die die Arbeiten planten, organisierten und durchführten, nachdem sie die Erlaubnis vom Rat erhalten hatten«.1057 Die angespannte Lage der Beziehungen zwischen den Ratsherren und dem Burghauptmann Bleckedes manifestierte sich aber ebenso an solchen Baumaßnahmen, nämlich dahingehend, dass Busso von Bülow sie vom Rat forderte. Die Stadt ließ sich allerdings viel Zeit bei der Durchführung dieser Baumaßnahmen.1058 Im hier untersuchten Fall der Konflikte um die Pfandburg Bleckede zwischen 1450 und 1480 tritt die ganze Bandbreite der Beziehungen im Umland der Stadt Lüneburg zutage. Dabei wurden neben der vielfältigen Kommunikation, die bis zur Kommunikation unter Anwesenden – eben auf Tagfahrten zum Konfliktmanagement – reichen konnte, auch die verschiedenen Handlungsspielräume der Akteure offengelegt. Nicht nur schriftliche und direkte Kommunikation wurden durch die Zeitgenossen eingesetzt, sondern auch schiedliche Regelungen, der Einsatz hochrangiger und angesehener Vermittler, sowie Gewalt beziehungsweise quasi-militärische Maßnahmen und wirtschaftliche Schädigung. Damit wird letztlich auch deutlich, wie ähnlich sich adlige und städtische Eigenmacht am Ende des 15. Jahrhunderts gestalten konnten. Dass dabei die städtische Seite zunächst die Oberhand hatte, lag in diesem Fall an der wirtschaftlichen Kraft und der Pfandpolitik gegenüber dem im Umland ansässigen Adel.

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Die Hildesheimer Bischofsfehde 1471–1474

Eine Darstellung des spätmittelalterlichen Hildesheim ist noch immer ein mehr oder weniger großes Desiderat der Forschung. Zwar sind im Rahmen der Germania Sacra bereits Bischofsbiographien für die Zeit bis zum Ende des 14.1059 und im Sammelwerk von Erwin Gatz auch Kurzbiographien der Hildesheimer

1057 Petersen, Lüneburg, S. 388. 1058 StadtA Lüneburg, Br. 60/22 (1464 August 17); Br. 60/47 (1466 September 8); vgl. Petersen, Lüneburg, S. 387–388. 1059 Kruppa, Nathalie/ Wilke, Jürgen (Bearbeiter): Die Hildesheimer Bischöfe von 1221 bis 1398. Die Bistümer der Kirchenprovinz Mainz. Das Bistum Hildesheim, 4 (Germania Sacra. Historisch-statistische Beschreibung der Kirche des alten Reichs, hg. v. MaxPlanck-Institut für Geschichte, Neue Folge 46), Berlin et al. 2006.

Die Hildesheimer Bischofsfehde 1471–1474

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Bischöfe des 15. Jahrhunderts1060 erarbeitet worden, doch sind beispielsweise das Domkapitel oder auch die inneren Verhältnisse des Bistums Hildesheim im Spätmittelalter bislang kaum erforscht worden.1061 Dies ist auch bei der hier zu behandelnden Bischofsfehde der 1470er Jahre der Fall.1062 Diese Auseinandersetzungen nach einer strittigen Bischofswahl sollen im Folgenden kurz zusammengefasst dargestellt und dann im Sinne der Fragestellung der vorliegenden Arbeit analysiert werden. In Hildesheim kam es nach dem Tod des Bischofs Ernst, der bereits bis zu seinem Ableben in Fehde mit Herzog Wilhelm dem Älteren von Braunschweig und Lüneburg gestanden hatte,1063 zu Streitereien um die rechtmäßige Nachfolge. Von diesen Vorgängen, die sich über fünf Jahre hinziehen sollten, berichtet Henning Brandis auf nicht weniger als 58 Seiten seines Diariums.1064 Überprüfbar sind die Ereignisse anhand der dritten Fortsetzung der Lübecker Detmar-Chronik, der sogenannten Ratschronik, die die Ereignisse der Jahre 1471 bis 1474 kurz zusammengefasst präsentiert.1065 Das Diarium entstand in den Jahren zwischen 1471 und 1528. In ihm berichtet Henning Brandis, der seit 1478 Ratsmitglied und seit 1493 Bürgermeister in Hildesheim war,1066 von alltäglichen 1060 Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe des Heiligen Römischen Reiches 1198 bis 1448. Ein biographisches Lexikon, bearb. v. Clemens Brodkorb, Berlin 2001. 1061 Flachenecker, Helmut: Hildesheim im Mittelalter. Über Neuerscheinungen zur Diözesangeschichte, in: Concilium Medii Aevi 5 (2002), S. 1001–1007 [online unter URL: http://cma.gbv.de/dr,cma,005,2002,r,01.pdf, letzte Abfrage am 24. 09. 2012]. Zur Forschung über das Hildesheimer Domkapitel im Mittelalter auch Dylong, Alexander : Das Hildesheimer Domkapitel im 18. Jahrhundert (Quellen und Studien zur Geschichte des Bistums Hildesheim, 4), Hannover 1997, S. 29–31. 1062 Dazu grundlegend Bertram, Adolf: Geschichte des Bisthums Hildesheim, 1, Hildesheim 1899, S. 423–425. 1063 Puhle, Braunschweig, S. 146 mit Bezugnahme auf Heinemann, Otto von: Geschichte von Braunschweig und Hannover, 3 Bände, Gotha 1882–1892, hier 2, S. 210. 1064 Vgl. die an den inneren Kanten der edierten Fassung des Textes durch Ludwig Hänselmann eingefügten Seitenzahlen des kleinformatigen Originals. In der Edition nimmt die hier zu analysierende Darstellung Henning Brandis’ einen Raum von etwa 24 Seiten ein: Brandis, Diarium, S. 2–25. 1065 Die Rathschronik von 1438–1483 (Dritte Fortsetzung der Detmar-Chronik, zweiter Teil), II. Teil 1465–1483, in: Die Chroniken der niedersächsischen Städte: Lübeck, 5 (Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 31), Leipzig 1911, S. 90–91; vgl. auch den sehr knappen Bericht im Codex Nr. 2 des Chronicon episcoporum Hildesheimensium, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS 7, Hannover 1846 (ND 1995), S. 845–873, hier S. 873. Es scheint im Übrigen so, dass dem Bearbeiter der Hanserecesse, Goswin Freiherr von der Ropp, eine andere Fassung der Ratschronik vorgelegen haben muss, da er bei HR 2, 6, S. 426, Anm. 4 auf »lüb. Chron. 2 S. 340« verweist. 1066 Zu Henning Brandis siehe Haenselmann, Ludwig: Einleitung, in: Henning Brandis’ Diarium: Hildesheimische Geschichten aus den Jahren 1471–1528, hg. v. Ludwig Haenselmann, Hildesheim 1896 [ND 1994], S. I–LI, hier vor allem S. IX zur Erhebung in den Rat der Stadt und S. X zur Einsetzung als Bürgermeister, nach Brandis, Diarium, S. 136; im Amt verblieb er bis 1503, siehe Haenselmann, Einleitung, S. XI; ergänzend Zoder,

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Begebenheiten und Dingen aus dem Tagesgeschäft eines Bürgermeisters.1067 Vor allem schreibt er aber über mehrere Konflikte, die sich Ende des 15. Jahrhunderts im Gebiet zwischen Braunschweig und Hildesheim zugetragen haben.1068 Er berichtet hier aus der Perspektive als Ratsmitglied beziehungsweise Bürgermeister der Stadt Hildesheim – oder Hildensem, wie sie im lokalen mittelniederdeutschen Dialekt genannt wurde1069 – chronikalisch über die Bischofsfehde 1471–1474, die sogenannte Große Fehde von 1485, die Veltheimsche Fehde des Jahres 1495 und die Braunschweigische Stadtfehde von 1493. Interessant an diesen Berichten ist neben der allgemeinen Vorgehensweise bei diesen Streitigkeiten insbesondere die Erwähnung und teilweise bis ins Detail gehende Schilderung mehrerer unterschiedlicher Tagfahrten. Sie sollten dem Versuch einer gütlichen Beilegung der jeweiligen Auseinandersetzungen dienen. Diese Berichte werden durch eine Anzahl überlieferter Urkunden der Stadt Hildesheim gestützt. Hierdurch ist es möglich, auch Inhalte der auf Tagfahrten durchgeführten Verhandlungen zu untersuchen. Chronikalische Überlieferung und Urkunden können sich in diesem Fall günstig ergänzen. Daraus ergibt sich, dass insbesondere die Hildesheimer Bischofsfehde der 1470er Jahre mit ihrem reichhaltig überlieferten Schriftgut ein zur Analyse lohnendes Fallbeispiel darstellt. Daneben ist der Konflikt um die Bischofswahl in Hildesheim ein weiteres sehr gutes Beispiel dafür, wie lokale Fehden im 15. Jahrhundert leicht, wenn nicht gar reichsweite, aber zumindest überregionale, Bedeutung bekommen konnten.1070 Neben den lokalen Machtzentren konnten auch die mit ihnen verbündeten übrigen größeren Hansestädte einerseits und der König von Dänemark beziehungsweise der Herzog von Burgund andererseits mit in die Auseinandersetzungen hineingezogen werden. Daneben führt die Konzentration der jüngsten Forschung zu innerstädtischen Auseinandersetzungen im Spätmittelalter auf die Frage nach der Anwendung von symbolischer Kommunikation zur Führung und Beilegung von Streitigkeiten dazu, dass damit die Ursachen des untersuchten Konflikts aus dem Blickfeld geraten.1071

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Rudolf: Brandis, Henning, in: NDB 2 (1955), S. 525. Wulf, Christine: Brandis, Henning, in: Verfasserlexikon, 11, 2004, Sp. 278–280. Zum Charakter der Selbstzeugnisse vor allem Prühlen, Selbstzeugnisse. Im Jahr 1481 wurde Hildesheim beispielsweise von einem Streit zwischen Stadt und Bischof über die Bierzinsen erschüttert, vgl. dazu Haenselmann, Einleitung, S. X. Vgl. dazu auch die Angaben zum Ausstellungsort Hildesheim im UB Stadt Hildesheim, vor allem 7, der die Lebenszeit Henning Brandis’ betrifft. Dies zeigt ebenso die oben 2.4. analysierte Fehde des Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorst gegen die Stadt Bremen zur gleichen Zeit. Siehe zum Beispiel Rüther, Macht, hier besonders S. 113. Bereits 1903 legte Otto Gerland eine kurze landesgeschichtliche Studie zu dieser Fehde vor, die sich überwiegend auf die Person Hermanns IV. von Hessen konzentrierte. Siehe Gerland, Otto: Landgraf Hermann zu Hessen, erwählter Bischof zu Hildesheim, und die Hildesheimer Bischofsfehde 1471–1472, in: Hessenland 17 (1903), Nr. 12–14, S. 156–158; S. 168–170 und S. 187–189.

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In der jüngeren Forschung hat allein Matthias Puhle die Auseinandersetzungen zwischen Hermann IV., Landgraf von Hessen,1072 und Henning vom Haus,1073 bis zur umstrittenen Wahl Domdechant in Hildesheim, in den 1470er Jahren thematisiert.1074 Er behandelt die sogenannte Bischofsfehde im Rahmen der Bündnispolitik der sächsischen Städte innerhalb des Sächsischen Städtebundes. Puhle interessiert die Frage: Welche der dem Bündnis angehörenden Städte half welchem Kandidaten und wie verhielt sich der Rat Hildesheims in dieser Situation? Gerade das am 3. Juli 1472 geschlossene Bündnis Hennings mit den braunschweigischen Herzögen Wilhelm und Friedrich dem Jüngeren und den Städten Hildesheim und Hannover1075 sei es gewesen, das Henning Anerkennung als Bischof verschafft habe, was Puhle wiederum als Auslöser der Fehde ansieht.1076 Demgegenüber konstatierte die ältere Forschung, namentlich Otto Gerland und Johannes Gebauer, die Auseinandersetzungen hätten erst begonnen, als die Gegner Fehdebriefe ausgetauscht hätten.1077 Solche Briefe, die eine Ankündigung von Feindschaft und damit einer Auseinandersetzung zum Ausdruck brachten, sind aber in diesem Fall nicht überliefert. Eine Feststellung von Feindschaft zwischen den Parteien, die eine Fehde ankündigt, kann hier nur indirekt über erhaltene Briefe und Bündnisverträge erschlossen werden. Adolf Bertram sah hingegen in der Einführung Hennings vom Haus durch seinen Verwandten Bischof Berthold von Verden, das heißt in ihrem gemeinsamen adventus,1078 den Beginn der Auseinandersetzungen.1079 Die Aktionen zuvor von der Wahl an sind 1072 Biographisches zu Hermann bei Bosbach, Franz: Hermann, Landgraf von Hessen, in: Gatz (Hg.), Bischöfe, S. 287–288, später wurde er auch »der Friedsame« genannt, zuletzt Zeilinger, Gabriel: Hermann IV. von Hessen, in: BBKL, 23, 2004, Sp. 656–658. 1073 Zur Biographie Hennings siehe Aschoff, Hans-Georg: Haus, Henning von, in: Gatz (Hg.), Bischöfe, S. 263–264. 1074 Puhle, Braunschweig, S. 145–151; Henning wird bei Puhle, ebd. als »von Hus« bezeichnet. 1075 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 727, S. 453–455. 1076 Puhle, Braunschweig, S. 147; Puhle bezieht sich hier auf Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim 1, S. 423. Dieser geht aber von einer anderen Konstellation aus, siehe dazu unten. 1077 Gebauer, Hildesheim, S. 125: »In den folgenden Wochen tauschen die Parteien ihre Fehdebriefe aus«. 1078 Zum adventus Lampen, Angelika: Der Einzug des Herrschers in seine Stadt. Der adventus domini als Bühne bürgerlicher und städtischer Repräsentation, in: Ferdinand Opll/ Christoph P. Sonnlechner (Hg.), Europäische Städte im Mittelalter (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 52), Innsbruck 2010, S. 267–280; siehe auch den Sammelband von Peter Johanek/ Angelika Lampen (Hg.), Adventus. Studien zum herrscherlichen Einzug in die Stadt (Städteforschung A, 75), Köln 2008; speziell zu bischöflichen Einzügen vgl. Miller, Maureen C.: The Florentine Bishop’s Ritual Entry and the Origins of the Medieval Episcopal Adventus, in: RHE 98 (2003), S. 5–28. 1079 Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, 1, S. 423; vgl. Puhle, Braunschweig, S. 147, der dort eine andere Meinung Bertrams konstatiert.

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dem Konflikt bei dessen Analyse allerdings schon zuzurechnen. Gegenüber den bisherigen Forschungsergebnissen wird in der vorliegenden Studie zunächst nach den Ursachen und den Akteuren der sogenannten Bischofsfehde gefragt. Dem folgt eine Analyse des Verlaufs, der Beilegung und der Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche mittels Tagfahrten. Sodann soll ein Blick auf die Wahrnehmung der Fehde in der Historiographie, konzentriert auf die Darstellung des Konflikts bei Henning Brandis, geworfen werden.

2.6.1 Ursachen und Akteure des Konflikts Vor seinem Tod Ende Juli des Jahres 1471 stand bereits der Hildesheimer Stiftsbischof Ernst in einer Fehde mit Herzog Wilhelm dem Älteren von Braunschweig-Lüneburg, Fürst von Calenberg. Noch im Juli plante man eine dann nicht mehr durchgeführte Tagfahrt in Einbeck.1080 Nach dem Ableben Bischof Ernsts und der damit eintretenden Sedisvakanz erfolgte eine umstrittene Wahl eines neuen Bischofs durch das Domkapitel zu Hildesheim.1081 Bei dieser Wahl stimmten – geht man von der bisherigen Interpretation der Stelle im Diarium des Henning Brandis durch die Forschung aus1082 – neun der achtzehn anwesenden Geistlichen für den sich zur Wahl stellenden Landgrafen Hermann IV. von Hessen, darunter auch der Dompropst, während sich ebenfalls neun Personen des Wahlgremiums für den Domdekan Henning vom Haus aussprachen, der letztlich der neue Bischof Hildesheims werden sollte. Diese 1080 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 700. Dies war nicht erst der Beginn der Korrespondenz in dieser Sache, da es in dem Stück, das eher Briefcharakter trägt, heißt, man wolle den Tag und gütlichen Beistand beraten, wie man es vorher mit dem Adressaten Albrecht III., Fürst von Grubenhagen, schriftlich geklärt habe: […] doch umme alles besten willen wille he ensodanes beleyven unde den dach unde gutlick bestandt beriiden unde liiden in aller wiise, so juwe gnaden unde ersamheiden dat besproken unde uns togescreven hebben […] – Nr. 700, S. 430; der Herausgeber betitelt das Stück im Kopfregest darüber hinaus folgerichtig als Antwort, wenn er schreibt »antwortet«, Nr. 700, S. 429; vgl. auch UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 694 und Nr. 699; vgl. zu der Fehde auch die in den Hanserecessen erhaltenen Schriftstücke HR 2, 6, Nr. 455–458, S. 427–428; zu den Vorgängen und der Einbeziehung des Sächsischen Städtebundes siehe auch Puhle, Braunschweig, S. 145–146; das Fürstentum Calenberg bestand innerhalb des Herzogtums BraunschweigLüneburg erstmals 1432, siehe dazu Pischke, Gudrun: Die Landesteilungen der Welfen im Mittelalter (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 24), Hildesheim 1986, S. 137 und Dies.: Art. Calenberg; in: LexMA, 2, 1983, Sp. 1395. 1081 Zum Tod des Bischofs Ernst siehe auch Chronicon episcoporum Hildesheimense, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS 7, S. 845–873, hier S. 873: Obiit a. D. 1471. Sepultus prope armarium ecclesie nostre. 1082 Neben Gebauer, Hildesheim, S. 124 auch Aschoff, Henning, S. 263, die Liste ließe sich mühelos fortsetzen.

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Stelle bei Brandis ist allerdings alles andere als eindeutig. Dort heißt es: […] Der achteine de meisten, werdigsten, wisesten, rikesten postuleerden den lantgraven Hermen van Hessen, negen koren den domdeken hern Henning vam Hus.1083 Dies übersetzte die Forschung, schon mindestens seit Adolf Bertram 18991084 und dann erneut mit Johannes Gebauers Geschichte der Stadt Hildesheim in den 1920er Jahren,1085 bislang als ein gleichwertiges Votum: neun Stimmen für Hermann von Hessen gegen neun Stimmen für Henning vom Haus. Damit hätte das Hildesheimer Domkapitel aus mindestens achtzehn Mitgliedern bestanden, die sich an der Wahl beteiligten.1086 Demgegenüber vermeidet es Franz Bosbach in seinem biographischen Artikel zu Landgraf Hermann IV. von Hessen gänzlich, eine Zahl anzugeben.1087 Dabei geht die Anzahl der Kanonikate auf ein Statut des Bischofs Hezilo aus der Mitte des 11. Jahrhunderts zurück.1088 Nach Bertram habe die Anzahl 52 Kanonikate betragen.1089 Die Zahl der Mitglieder schwankte im Laufe des Mittelalters jedenfalls immer wieder. Dies zeigt eine durch das Deutsche Historische Institut in Rom nach Päpsten zusammengestellte Übersicht der Zusammensetzung des Hildesheimer Domkapitels. So bestand das schon mindestens seit dem 12. Jahrhundert immens wichtige1090 Domkapitel in Hildesheim am Ende der 1330er Jahre sogar aus 42 Männern. Die Zahl nahm dann wieder ab und es können unter Papst Gregor XI. insgesamt 20 Mitglieder nachgewiesen werden.1091 Unter Bischof Gerhard von Berg sei es 1083 Brandis, Diarium ad 1471, S. 2. 1084 Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, 1, S. 423: »Die 9 angesehensten Wähler postulierten den Landgrafen Hermann von Hessen, welcher Domherr zu Köln und Propst zu Aachen war, 9 andere erkoren den hiesigen Domdechanten Henning, der dem stiftischen Adelsgeschlechte derer von Haus entsprossen war«. 1085 Gebauer, Hildesheim, S. 124: »Bei der neuen Bischofswahl war je die gleiche Stimmenzahl auf den Landgrafen Hermann von Hessen und den Hildesheimer Domdechanten Henning v. Hus entfallen und beide betrachteten sich nunmehr als gewählt«. 1086 So auch Aschoff, Henning, S. 263. 1087 Bosbach, Hermann, S. 287. 1088 Zu Hezilo siehe Berges, Wilhelm/ Deich, Werner : Art. Hezilo (Hettilo, Ethilo oder ähnliches), in: NDB 9, 1972, S. 102–104; Mattejiet, Ulrich: Art. Hezilo, Bischof von Hildesheim († 1079), in: LexMA, 4, 1989, Sp. 2206. 1089 Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, 1, S. 113. 1090 Ein vorläufiger Höhepunkt der Kaisernähe fand seinen Ausdruck in der Erhebung Bischof Konrads II. zum Reichsfürsten durch Friedrich II. auf dem Reichstag von Mainz 1235, siehe dazu Hoogeweg, Hermann: Bischof Konrad II. von Hildesheim als Reichsfürst, in: Zeitschrift des historischen Vereins für Niedersachsen 64 (1899), S. 238–265 und Madey, Johannes: Art. Konrad II. von Hildesheim, in: BBKL, 4, 1992, Sp. 392–393. 1091 Erdmann, Jörg: »Quod est in actis, non est in mundo«. Päpstliche Benefizialpolitik im sacrum imperium des 14. Jahrhunderts, Tübingen 2006, online publizierter Materialanhang: Domherrenliste Hildesheim [online unter URL: http://www.dhi-roma.it/fileadmin/ user_upload/pdf-dateien/Online-Publikationen/Erdmann/C.2.16.1_Hildesheim_Domher ren.PDF, letzte Abfrage am 25. 05. 2011]. Vgl. die zuvor von Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, 1, S. 113 angebene Zahl von 52 Kanonikaten.

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1387 zu einem Beschluss über das Erfordernis neu aufzunehmender Domherren gekommen. Die Anzahl der Kanonikate blieb davon aber weitestgehend unberührt.1092 Nach Alexander Dylong habe das Domkapitel im 18. Jahrhundert und bereits zuvor aus 42 Kanonikaten bestanden, von denen aber nicht alle fortwährend besetzt gewesen seien. Damit sei eine gleiche Anzahl Kanonikate wie in Mainz vorhanden gewesen, nur die Domkapitel in »Lüttich mit 60 sowie Würzburg mit 54 Kanonikaten« seien größer gewesen.1093 Von der Interpretation Gerlands und Gebauers war zuvor Hermann Adolf Lüntzel in seiner »Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim« gegen Ende der 1850er Jahre abgewichen. Er interpretierte die Stelle bei Brandis, so wie die vorliegende Arbeit, dahingehend, dass nur ein Teil – und zwar ein kleinerer Teil – der Stimmen auf Henning vom Haus entfiel, während die übrigen anwesenden Kleriker für Hermann von Hessen votierten.1094 Damit schlossen sie sich ihrem Dompropst Eckhard von Wenden an, der daraufhin auch den größeren Teil der ministerialen Stiftsritterschaft hinter sich wissen konnte.1095 Eine demgegenüber völlig andere Interpretation der Stelle im Diarium des Henning Brandis hatte fünf Jahre vor Lüntzel bereits Wilhelm Havemann in seiner »Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg« vorgelegt: Er stellte die strittige Bischofswahl so dar, dass sich der überwiegende Teil des Kapitels Henning vom Haus angeschlossen und lediglich eine Minderheit für Hermann von Hessen gestimmt habe.1096 Wie aber interpretiert die vorliegende Arbeit die Stelle bei Brandis und die Situation insgesamt? Welcher der bisher angestellten Forschungsmeinungen kann sich die Arbeit anschließen? Aufgrund der etwas umständlichen Formulierung bei Brandis kam schon relativ früh der Verdacht auf, es habe sich um mehr als 18 Domherren gehandelt, die über die Neubesetzung des Hildesheimer Bischofsstuhls zu entscheiden hatten. Die dabei anzunehmende Zahl läge dann bei 18 plus neun, also mindestens 27 anwesenden Mitgliedern des von der Norm her größeren Wahlgremiums. Eine Entscheidung für diese Lesart der Stelle im Diarium des Henning Brandis – gegen die Lesart der überwiegenden Meinung der bisherigen Forschungsarbeiten von Bertram, Gebauer und jüngeren Arbeiten wie Aschoff – wird vor allem durch den folgenden Umstand erleichtert: 1092 Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, 1, S. 356. 1093 Dylong, Hildesheimer Domkapitel, S. 35; zur Besetzung der Kanonikate ebd., S. 35, Anm. 1. 1094 Lüntzel, Hermann Adolf: Geschichte der Diöcese und Stadt Hildesheim, 2 Bände, Hildesheim 1858, hier 2, S. 465. 1095 Ebd., S. 465. 1096 Havemann, Wilhelm: Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg, 3 Bände, Göttingen 1853–1857 [ND Hannover-Döhren 1974–1977], hier 1, Göttingen 1853 [ND Hannover-Döhren 1974], S. 728.

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Mit Hilfe einer weiteren Quelle, der Lübecker Ratschronik, kann die Stelle bei Brandis überprüft werden. Der zeitgenössische Verfasser der Lübecker Ratschronik nennt eine Anzahl der Wahlmänner, die sich mit der von der vorliegenden Arbeit angenommenen Zahl und somit mit der hier zu unterstützenden Lesart deckt: de lantgreve de hadde 18 stemne in deme kore, unde de deken hadde 9.1097 Damit kann hier für das Ergebnis der Wahl der Interpretation Lüntzels gefolgt werden. Da bei neu zu besetzenden Bischofsstühlen – ausgelöst wohl gerade durch Wahlsituationen wie diese – seit der durch Urban V. im Jahr 1363 eingeführten Generalreservation zwingend eine päpstliche Genehmigung notwendig war,1098 musste Henning zunächst nach Rom reisen. Dies tat er zur Unterstützung der Rechtmäßigkeit seiner Wahl persönlich. Hermann schickte lediglich einen Boten nach Rom.1099 Dort, so erfahren wir aus den Aufzeichnungen des Henning Brandis, wurde Hermann für säumig befunden,1100 da nicht er es war, der persönlich bei der Kurie vorstellig wurde, sondern der Kandidat der bei der Wahl unterlegenen Partei des Hildesheimer Domkapitels. Und so stattete die päpstliche Kanzlei Hennig vom Haus mit den notwendigen Schriftstücken aus, mit denen er sich zurück nach Hildesheim begab.1101 1097 Ratschronik, c. 1974, S. 90. Zur Ratschronik vgl. Parigger, Harald: Art. ›Lübecker Ratschronik von 1401–1482‹, in: Verfasserlexikon, 11, Sp. 932–935; Sarnowsky, Jürgen: Der weite Horizont. »Hansisches« und »Außerhansisches« in der Lübecker Ratschronik des 15. Jahrhunderts, in: Ders./Volker Henn (Hg.), Das Bild der Hanse in der städtischen Geschichtsschreibung des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Hansische Studien, 20), Trier 2010, S. 1–17. Der im 16. Jahrhundert schreibende Hans Wildefuer hat in seiner Bischofschronik zur strittigen Wahl folgende Passage notiert: Dan ir etlich und der merer thail erweltend ietz ermelten herren Hemmingen vom Hauß, der zeit iren thumbdechen; die andern aber und der minder thail postuliertend und gabend ir stimmen landgrave Herman von Hessen, thumbherren zu Coln, welcher volgents ain ertzbischove daselb ward. Hans Wildefuer : Die Hildesheimer Bischofschronik, ed. Udo Stanelle (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 25), Hildesheim 1986, S. 176. 1098 Siehe dazu statt vieler beispielsweise Schmidt, Ulrich: Art. Kanonische Wahl/ Bischofswahl, in: LexMA, 8, 1997, Sp. 1912–1913; es muss sich bei diesem Papst um Urban V. handeln, nicht wie Schmidt schreibt den IV., vgl. Kreuzer, Georg: Art. Urban V., in: LexMA, 8, 1997, Sp. 1284–1285; gerade das hier angeführte Beispiel der Hildesheimer Bischofsfehde zeigt, dass die Generalreservation nicht in allen Fällen Streitigkeiten zu vermeiden half. 1099 Brandis, Diarium ad 1471, S. 2. Gerland, Bischofsfehde vermutet S. 156, Hermann IV. und dessen Anhänger seien sich ihrer Sache schon gewiss gewesen und hätten daher lediglich auf einen Boten nach Rom gesetzt. Dass Henning vom Haus die Wahl des Domkapitels zunächst nicht für sich entscheiden konnte, obwohl er bereits die Position des Domdechanten innegehabt hatte, führt hier zur Vermutung, er habe sich als rechtmäßigen Kandidaten angesehen. Allein der Beleg fehlt jedoch. 1100 Brandis, Diarium ad 1471, S. 2: Des lantgraven part schickede late na Rome, Henning vam Hus toch up orderinge na Rome unde bevant den lantgraven sumich. 1101 Das päpstliche Schreiben bei UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 711.

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Während Henning vom Haus in Rom weilte oder schon auf dem Weg zurück zu seinem künftigen Amtssitz war, stattete das Domkapitel von Hildesheim den anderen Kandidaten, Landgraf Hermann IV. von Hessen, im Januar des Jahres 1472 mit einigen bischöflichen Rechten aus, wozu auch der Besitz der Burgen Hunnesrück und Dassel bei Northeim gehörte.1102 Zusätzlich sicherte man ihm die in unmittelbarer Nähe im Norden der Stadt errichtete Burg Steuerwald zu.1103 Brandis zufolge habe er jedoch demjenigen, der »bessere Rechte vorweisen« könne als er selbst, gern den Vortritt lassen wollen.1104 Zu diesem Zeitpunkt war die Weihe des Landgrafen noch nicht erfolgt. Andernfalls wäre eine solche mittels Schriftstück überliefert.1105 Der Rat der Stadt Hildesheim empfahl sich zu dieser Zeit dem schon so gut wie sicher geglaubten neuen Bischof Hermann mit einem Schreiben, das Johannes Gebauer seinerzeit fälschlich als Geleitbrief des Rates für Henning vom Haus interpretiert hat. Gebauer ging irrig davon aus, das Schreiben sei an Henning gegangen. Es ist jedoch an Hermann von Hessen adressiert.1106 Insgesamt verhielt sich der Rat laut Brandis aber weitestgehend neutral.1107 Dennoch wollte der Rat für Henning vom Haus Geleit stellen, als dieser vor der Stadt wartete um einzureiten.1108 Beide Konfliktparteien, sowohl die des hessischen Landgrafen Hermann IV., als auch die des Domdechanten Henning vom Haus, konnten für ihre sich nun entwickelnde Fehde auf verschiedene Helfer zurückgreifen. Hier sei zunächst ein Blick auf die Unterstützer Hennings vom Haus geworfen. Es scheint so, als habe sich Henning vom Haus für die Zeit seiner Abwesenheit in Hildesheim Ver1102 Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, 1, S. 423; Gerland, Bischofsfehde, S. 157. 1103 Ebd. 1104 Brandis, Diarium ad 1472, S. 3: De lantgrave vorsegelde dem capitel wedder : ist we keme, de beter recht hedde wen he, deme wolde he willigen dat vorlaten. 1105 An diesem Punkt ließe sich diskutieren, ob nicht die Henning vom Haus gewogene Gruppe des Domkapitels oder gar er selbst in seiner Amtszeit als Bischof des Hildesheimer Hochstifts dafür hätte sorgen können, dass ein solches Schriftstück verschwände. Das die spätere Weihe Hennings vom Haus zum 14. April 1472 bezeugende Stück im Urkundenbuch der Stadt Hildesheim ist ursprünglich im Archiv des Domkapitels vorgefunden worden: UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 719, S. 444: »Nach dem Original im Staatsarchiv Hannover (Domstift zu Hildesheim n. 1887) mit dem Siegel Bischof Hennings am Pergamentstreifen«. Eine solche Diskussion ist allerdings müßig, weil keine Indizien vorliegen, die ein bewusstes Handeln Hennings in dieser Richtung nahelegen würden. 1106 Gebauer, Hildesheim, S. 125 mit Anm. 9; vgl. jedoch UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 718: An Herman von godes gnaden lantgrave to Hessen. 1107 Brandis, Diarium, S. 6: De Rat sede ome to antworde: se en wolden siner gnaden edder hern Henninge vam Hus neinen toval doen einem mer wen dem anderen, sunder gemeine darto syn. 1108 Brandis, Diarium, S. 3: […] hadde her Henning vam Hus, domdeken, vam Rade to Hildensem geleide begert.

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bündete geschaffen, die für seine Sache einzutreten bereit waren. Im Urkundenbuch der Stadt ist ein Brief des Rats an mehrere Städte des Sächsischen Städtebunds überliefert, der eine solche Interpretation nahelegt. Demnach hatte Henning für die Vertretung seiner Interessen – und zusätzlich zum Stiften weiterer Unruhe in Hochstift und Stadt Hildesheim – die Hilfe seines Verwandten Hermann vom Haus und eines gewissen Vincenz Berner in Anspruch genommen. Diese waren, nach Aussage des erhalten gebliebenen Briefes, im September 1471 Feinde der Stadt geworden.1109

2.6.2 Austrag und Beilegung der Fehde Nachdem Hermann IV. den bischöflichen Hof in Hildesheim bezogen hatte und das Domkapitel ihm einige Burgen zugesprochen hatte, traf er sich am 27. Januar mit Rat und Domkapitel in Salzdetfurth südlich von Hildesheim. Dort verhandelten sie auf einem Feld und geleiteten den Landgrafen nach Steuerwald. Am nächsten Tag schenkte ihm der Rat ein voll ausgestattetes Pferd.1110 Ungefähr einen Monat später veranstaltete er zusammen mit Vertretern der Stiftsritterschaft und verschiedener kleiner Städte des Stiftsgebiets eine erste Tagfahrt »auf dem Berg bei Hoheneggelsen«,1111 gelegen nahezu in der Mitte zwischen den Städten Hildesheim und Braunschweig, um seine Stellung im Stift zu konsolidieren. Unter den Anwesenden befanden sich auch Vertreter des Rats der Stadt Hildesheim. Bei dieser Zusammenkunft wurden mehrere Punkte verhandelt und es ist dem kurzen Bericht des Henning Brandis zu verdanken, dass die Inhalte dieser Tagfahrt überliefert sind: Wenn er die gewohnten Verhältnisse beibehalten 1109 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 703: […] is Vincenciusz Barner myt den sinen unse vigent geworden […]. Das Verwandtschaftsverhältnis zwischen Henning und Hermann vom Haus konnte bisher nicht geklärt werden. Hermann taucht zunächst in den Jahren 1455 und 1456 auf: UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 187 und Nr. 225. Danach verschwindet er bis zum erneuten Auftauchen im Zuge der hier behandelten Fehde in den 1470er Jahren. Gleichwohl ist dies aus der Position des Rats der Stadt Hildesheim überliefert. Eine Aussage über das Verhältnis zwischen Berner beziehungsweise Hermann vom Haus und der Stadt kann aus nichtstädtischer Sicht nicht getroffen werden, da hierzu keine Quellen vorliegen. Vgl. außerdem UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 736. Nach UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 775 und Nr. 776 war Vincenz Berner ein Untergebener des Herzogs Magnus von Mecklenburg. 1110 Brandis, Diarium, S. 3: […] wort lantgrave Hermen van dem capitele unde dem Rade van Hildensem up jentsyt dem Sollte to Detforde entvangen. Dar helden se sprake im velde, unde darna wort he na dem Sturwolde geleidet. […] Des anderen dages schenkede ome de Rat einen schonen hengest mit sadel unde tom. 1111 Ebd.: Am avende lechtmissen up einen sunnavent reit he to dage mit dem stichtesman unde den kleinen steden up den berch to Hogeneggelsen.

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wolle, so gibt Brandis die Forderung der Vertreter aus den Reihen der Stiftsministerialen und der Vertreter der dem Hochstift zugehörigen Städte an den Landgrafen wieder, so würden sie ihm bei etwaig entstehendem Aufruhr innerhalb des Stifts beistehen.1112 Mit dem Rat der Stadt Hildesheim wurde vereinbart, dass sich die Angehörigen des Rats nicht auf die Seite eines aus Rom oder von sonst einem Ort Herkommenden – damit ist zweifelsohne Henning vom Haus gemeint, der sich zu dieser Zeit wohl noch auf der Reise befand – schlagen sollten, der Ansprüche auf die Stadt beziehungsweise das Stift erheben würde.1113 Der Rat der Stadt Hildesheim huldigte Bischof Hermann damit aber noch nicht, sondern hielt sich Optionen offen.1114 Wenig später begab sich Hermann während der Fastenzeit auf eine weitere Tagfahrt, über die nicht viel mehr bekannt ist, als der Ort und der ungefähre Grund. Diesmal ging es nach Wulhusen, das schon Gerland nicht lokalisieren konnte,1115 um den Herzog von Braunschweig-Lüneburg zu treffen. Es ist jedoch nicht ganz klar, wen genau er traf. Die Stelle bei Brandis ist in dieser Hinsicht etwas unklar.1116 Es könnte sich um Wilhelm I. (1392–1482) gehandelt haben, jedoch nennt das Diarium keinen Namen des hier betroffenen Herzogs. Auch wird nicht klar, welche Linie der Herzöge Landgraf Hermann IV. hier ansprach. Es könnte jedoch auch sein, dass es bei dem Treffen um Verhandlungen mit potenziellen Bündnispartnern in der nach Brandis schon laufenden Bischofsfehde ging. Zu ihr wird an dieser Stelle aber nichts weiter ausgesagt. Die Annahme, Hermann von Hessen habe sich mit Wilhelm I. getroffen, ist zumindest folgerichtig, da Hildesheim in relativer Nähe zu Braunschweig und auch zu Wolfenbüttel liegt, wo Wilhelm I. residierte.1117 Bei dieser Tagfahrt waren auch 1112 Ebd.: Dar seden se ome to: wan he se laten wolde by orer loveliken gewonheit, so wolden se by ome upsetten lyf unde gut. 1113 Ebd.: De Rat van Hildensem was dar ok by gebeden de lantgrave let den Rat bidden: ist sick ein des stichtes wolde nalen van Rome edder sunst, dat se deme nicht en wolden tostan. 1114 Zur Huldigung gegenüber Bischöfen allgemein siehe Flachenecker, Helmut: Eid und Huldigung als Seismograph für die Beziehung zwischen Bischof, Domkapitel und Bürgerschaft im spätmittelalterlichen Würzburg, in: Hans-Peter Baum (Hg.), Wirtschaft – Gesellschaft – Mentalitäten im Mittelalter. Festschrift zum 75. Geburtstag von Rolf Sprandel (Beiträge zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 107), Stuttgart 2006, S. 473–492. 1115 Gerland, Bischofsfehde, S. 157: »In Wulhusen (?)«. 1116 Brandis, Diarium ad 1472, S. 3: In der vasten was ein dach to Wulhusen van wegen der stichtesveide unde bischop Ernstes unde der hertogen van Brunswyk. 1117 Zu Wilhelm I. siehe Geckler, Celler Herzöge. Ab dem Lüneburger Erbfolgestreit und der Zerstörung des Lüneburger Kalkbergs im Jahr 1371 residierten die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg in Celle, siehe Pollmann, Birgit: Niedersachsen in Geschichte und Gegenwart, Hannover 1979, S. 8; siehe dazu kritisch Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 33–42, der 1378 als Jahr des Beginns der Nutzung Celles als Residenz angibt; allgemein dazu auch Meckseper, Cord: Spätmittelalterliche Sitze der Welfen und Bischöfe von Hildesheim im ehemaligen Herzogtum Braunschweig-Lüneburg. Auf dem baulichen Weg zur Residenz?, in: Hartmut Hofrichter (Bearbeiter)/ Joachim Zeune

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Angehörige des Rats der Stadt Hildesheim und Vertreter des Stifts anwesend, Näheres hierzu wird jedoch nicht ausgesagt.1118 Anschließend ritt Hermann, so Brandis, nach Hessen, um sich Verstärkung zu organisieren. Es gelang ihm, denn kurze Zeit später wird davon berichtet, die Hessen hätten »auf dem Brok die Brücke abgebrochen«,1119 sodass Henning mit seinem Gefolge, darunter auch der mit Henning vom Haus verwandte Bischof Berthold von Verden,1120 »eine Meile Weges« Umweg in Kauf nehmen musste.1121 Der Rat der Stadt Hildesheim hatte inzwischen an Hermann geschrieben und seine Position klargemacht, die stark zu einem rechtlichen Austrag tendierte.1122 Was nun folgte, hier zieht die vorliegende Arbeit erneut den Bericht des Henning Brandis heran, war ein feierlicher adventus Hennings und Bertholds, die in kostbare Gewänder gekleidet waren,1123 in die Stadt Hildesheim. Danach gingen sie so gekleidet ins Rathaus, um gegenüber dem Rat zu demonstrieren, wer das geistliche Oberhaupt des Stifts sei. Dem schloss sich die Ablegung eines Eids auf die Wahlkapitulation an.1124 Auch sollte der Rat überzeugt werden, am folgenden Tag mit Henning zusammen vor die Stiftsherren zu treten, damit man diesen als Bischof anerkenne.1125 Was Brandis hier schildert, ist die von Henning vom Haus

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(Hg.), Von der Burg zur Residenz. Kolloquium des Wissenschaftlichen Beirats der Deutschen Burgenvereinigung Trier 2007 (Veröffentlichungen der Deutschen Burgenvereinigung e.V., 11), Braubach 2009, S. 33–40 und Patze, Territorien, hier S. 31; während die Fürsten von Braunschweig-Wolfenbüttel seit ca. 1350 in Wolfenbüttel residierten, siehe dazu Grote, Hans-Henning: Schloss Wolfenbüttel. Residenz der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg, Braunschweig 2005, S. 12–19, wobei Wolfenbüttel als Residenzburg diente; demgegenüber gab es nach wie vor eine Stadtresidenz in Braunschweig, wenn auch mit Einschränkungen seit der Abtrennung von Göttingen 1345. Ebd., hier S. 18. Brandis, Diarium ad 1472, S. 3: De stichtesman unde Rat is ok dar mede gewesen; Gerland, Bischofsfehde, S. 157 vermochte entsprechend dazu auch keine weiteren Einzelheiten zu nennen. Ebd.: de Hessen hadden up dem Broke de brugge afgebroken. Zu Berthold und der Verwandtschaft zu Henning vom Haus siehe Krause, Karl Ernst Hermann, Art. Berthold II., in: ADB 2, Leipzig 1875, S. 523–524; im jüngeren Artikel Algermissen, Konrad, Art. Berthold II., in: NDB 2, Berlin 1955, S. 155–156 findet sich nichts über eine Verwandtschaftsbeziehung. Brandis, Diarium ad 1472, S. 3: dat se mosten eine mile weges ummetein. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 718. Brandis beschreibt diese Gewänder als in rugen swarten sammit marterengevoderden langen rocken, also aus rotem und schwarzem Samit gefertigte und mit Marder gefütterte Röcke. Brandis, Diarium ad 1472, S. 3. Zum Material siehe Vavra, Elisabeth: Art. Samit, in: LexMA, 7, 1995, Sp. 1341–1342 und Dies.: Art. Samt, in: LexMA, 7, 1995, Sp. 1347–1348. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 719. Brandis, Diarium ad 1472, S. 3–4: Des anderen dages rede de bischop van Verden unde her Henning vam Hus in rugen swarten sammit marterengevoderden langen rocken upt rathus, leten itlike vam adel vor sick hergan mit den negen, de Henning vam Hus gekoren hadden. Dar bat he den Rat, dat se den tokomenden dach mit ome gan wolden vor dat capitel unde mede anhoren, wes he dar vorhandele.

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beschworene Einsetzung seiner Person als Bischof.1126 Das Kapitel machte jedoch eine Anerkennung an confirmacien, an rechtlichen Bestätigungen, fest. Gemeint waren damit zweifelsohne die päpstlichen Schriftstücke, mit denen man Henning in Rom ausgestattet hatte.1127 Vorsätzlich, so Brandis weiter, begab sich Henning dann in den eigentlich von Landgraf Hermann genutzten bischöflichen Hof.1128 Damit setzte er durch seine Anwesenheit ein deutliches Zeichen, vor allem gegenüber dem Rat der Stadt. Nur wenige Tage später hatte Henning neben dem nach wie vor in Hildesheim weilenden Bischof Berthold von Verden und dem Rat der Stadt auch die Korporation der vierundzwanzig Männer1129 hinter sich versammelt und zog erneut vor das versammelte Stiftskapitel, wo er Kopien der päpstlichen Schriftstücke, die ihn zum Bischof von Hildesheim ernannten, vorlegte. Die Originale, so Henning nach dem Bericht von Brandis, seien allerdings nach Lübeck verbracht worden.1130 Nach diesem Auftritt zog sich das Kapitel zu Beratungen zurück, um zu entscheiden, ob man Henning anerkennen solle oder nicht. Henning Brandis überliefert hier in seinem Diarium einen kirchlichen Entscheidungsfindungsprozess, den Henning vom Haus durch verschiedene Schritte zu manipulieren versuchte: Auf dem Weg aus dem Kapitelhaus, wohl zurück zum bischöflichen Hof, machte er vor dem Altar im Chorraum einer Kirche, die sich wohl neben dem Kapitelhaus befand, Halt und fiel auf die Knie.1131 Was folgte, war eine Art liturgisches Zeremoniell, an dessen Ende 1126 Der Inhalt der geleisteten Eide ist gedruckt bei UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 719, datiert auf den 14. April 1472, was mit der Datierung der Schilderung im Diarium des Henning Brandis übereinstimmt. 1127 Brandis, Diarium, S. 4: we de keme unde brochte de confirmacien, den wolden se vor einen heren holden. 1128 Ebd.: Do he wedder vam rathuse ret, toch he weldiges mit vorsate in des bischoppes van Hildensem hof, den de lantgrave van Hessen inne hadde, unde nam den so in. 1129 Siehe dazu Schlotter, Hans: Die Bürgermeister und Ratsherren der Stadt Hildesheim von 1447–1634, in: Norddeutsche Familienkunde 11/2 (1979), S. 321–351, hier S. 323. 1130 Brandis, Diarium, S. 4: Des dinsdages gingk de domdeken her Henning vam Hus, de bischop van Verden, de Rat unde xxiiii man to Hildensem al mit ome vor dat capitel. […] He hadde de copien der confirmacien unde sede, de confirmacie were to Lubeke. Das päpstliche Schriftstück findet sich gedruckt in UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 711. 1131 Bei dieser Kirche wird es sich höchstwahrscheinlich um die bischöfliche Schüsselkorbkapelle gehandelt haben, vgl. den im Anhang bei Gebauer, Hildesheim, beigefügten Stadtplan von Hildesheim; vgl. auch den Stadtplan bei Zoder, Rudolf: Art. Hildesheim, in: Kurt Brüning/ Heinrich Schmidt (Hg.), Handbuch der historischen Stätten Deutschlands, 2, Niedersachsen und Bremen (Kröners Taschenausgabe, 272), 5. Auflage, Stuttgart 1986, S. 194–198, hier S. 196, dieser stammt ebenfalls aus dem 18. Jahrhundert, verzeichnet aber nur die Namen der Hauptkirchen. Aus der bischöflichen Kapelle am Schüsselkorb entstand zwischen 1300 und 1307 das Kollegiatstift St. Maria Magdalena im Schüsselkorb. Dazu Riebartsch, Erich: Das Kanonikerstift S. M. Magdalenae, genannt »im Schüsselkorbe«, in: Die Diözese Hildesheim in Vergangenheit und Gegenwart 44 (1976), S. 155–194, hier S. 155 und S. 158.

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Henning vom Kapitel und einem Großteil der Adligen und der Bürger der Stadt Hildesheim als Bischof anerkannt wurde. Die bischöfliche Gesellschaft begab sich nun, hier stützt sich die Arbeit wieder auf den Bericht des Henning Brandis, auf den Weg zur Stadtresidenz des Bischofs.1132 Auf dem Weg, der von Trompetern begleitet wurde, blieb die Gesellschaft dreimal stehen, Henning sprach die beobachtenden Bürger an und versuchte somit, sie für sich zu gewinnen. Dieser Zug zum bischöflichen Residenzhof innerhalb der Stadt spielte sich in einer denkbar dramatischen Situation für das gesamte Hildesheim ab: Vor der Stadt, so Brandis in einem der Beschreibung des Zugs folgenden Einschub, lagerten Truppen des hessischen Landgrafen und Gegenbischofs, die darauf warteten, dass sich Henning vom Haus durch Abzug des Bischofs von Verden mit dessen Geleit in einer schwächeren Position befinden würde, um damit die vom Stiftskapitel gewählte Regelung durchsetzen zu können.1133 Währenddessen wandte sich der Rat der Stadt an Vertreter des Stiftskapitels. Man traf sich in der Kirche St. Johannes, um über eine der größten Sorgen der Ratsmitglieder, die durch die bischöfliche Fehde aufgekommene Bedrohung für den Handel mit anderen Städten, zu beraten. Durch den erhaltenen Bericht Brandis’ sind eine dort abgelaufene Konversation beziehungsweise die Positionen von Rat und Kapitel überliefert. Während der Rat, freilich nach dem Verständnis und Duktus des Ratsmitglieds Henning Brandis, die Position vertreten habe, das Stift habe sich die Feinde selbst eingeladen und solle nun selbst zusehen, wie man sie wieder loswerde,1134 vertrat das Kapitel eine überraschende Position, die sich aus der Wahlsituation erklären ließe. Brandis zufolge äußerte sich Cord von Schwicheldt, der das Amt des Marschalls innehatte,1135 auf folgende Weise: Henning vom Haus habe sich mit dem Herzog von Braunschweig vertragen, sei somit Feind des Stifts und man müsse darüber beraten. Ehe man aber seitens der Ritterschaft ein solches Ergebnis zulasse, wolle man sich lieber gleich einem Fuchs das Fell abziehen lassen.1136 Nach dem Bericht bei Brandis 1132 Schon seit Ende des 13. Jahrhunderts begannen einige Bischöfe damit, ihre hauptsächlich genutzte Residenz aus den zentralen Orten mit deren Bischofskirchen in kleinere Orte zu verlegen; daneben bestand aber zumeist eine Unterkunft in den Städten. Siehe beispielsweise die Erzbischöfe von Bremen und ihren »Hauptwohnsitz« in (Bremer-)Vörde, dazu Trüper, Ritter und Knappen, S. 318 und Holbach, Rudolf: Art. Bremen C.3, in: Werner Paravicini (Hg.), Höfe und Residenzen im spätmittelalterlichen Reich. Ein dynastisch-topographisches Handbuch (Residenzenforschung, 15,1), Ostfildern 2003, S. 73–75, zur Stadtresidenz hier S. 74. 1133 Brandis, Diarium ad 1472, S. 5. 1134 Ebd.: Dar sede ein Rat up: se hedden se ingeleidet, se wolden se ok wedder utleiden. 1135 Vgl. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 733, wo er als »Cord der Ältere« genannt wird. 1136 Brandis, Diarium ad 1472, S. 5: Henning vam Hus hedde sick vordragen mit dem hertogen van Brunswyk, dat se scholde raden over den stichtesman. eir se dat wolden tostaden, se wolden sich lever dat vel laten affstripen alse einem vos. Vgl. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 736.

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habe ein Ratsherr dazu gesagt, wer des Stifts Herr sei, dessen Gnade solle über das Land kommen mit Hilfe des Kapitels, der Ritterschaft und des Rats von Hildesheim, und durch niemand anders. Nach vielen Worten von allen Seiten stimmte die Ritterschaft dem Frieden zu.1137 Schenkt man dem Bericht Henning Brandis’ Glauben, so hielt Henning vom Haus zwischen dem 16. und 22. April 1472 die erste Hochmesse im Dom der Stadt Hildesheim.1138 Weiteres hören wir über ihn in dieser Zeit nicht, denn die nächste Nachricht im Diarium befasst sich mit Landgraf Hermann, der sich in Hessen Verstärkung organisiert hatte, namentlich den Grafen von Waldeck. Mit ihm zusammen besetzte er am 22. April die Burg Steuerwald nördlich von Hildesheim.1139 Tags darauf kam eine Gesandtschaft des Herzogs von Sachsen in die Stadt,1140 deren Besuch vermutlich durch die Korrespondenz des Sächsischen Städtebunds veranlasst worden war. Sie machte, erneut laut Brandis, dem Rat der Stadt Vorwürfe, warum man die Ereignisse, die zur bewaffneten Einnahme des Bischofsstuhls durch Henning geführt hatten, nicht verhindert habe, zumal dann außerdem noch die gewaltsame Besetzung des Bischofshofs, der eigentlich dem Landgrafen zustünde, erfolgt sei. Der Rat habe daraufhin geantwortet, es sei die Freiheit des Bischofs gewesen und man habe ihm als Rat nicht hineinzureden.1141 Dieselbe Gesandtschaft verschaffte sich anschließend auch ein Bild der Gegenseite, indem sie Hermann IV. aufsuchte und mit ihm vor die Domherren trat.1142 Nach dieser Unterredung und der Abreise der Gesandtschaft forderte Hermann am 24. April 1472 den Rat der Stadt Hildesheim auf, ihm zu huldigen. Dieser aber verhielt sich neutral, in der bereits erwähnten Hoffnung, den Handel schützen zu können.1143 Es waren also mehrfach beide Streitparteien, aber auch Vermittler, in der Stadt. Anschließend ritt Hermann mit dem Rat »an den Rode«, während der ihm verbündete Graf von Schaumburg in Hildesheim blieb,1144 um mit den Stiftsmannen und kleinen Städten – hier ist allerdings nicht klar, ob es

1137 Brandis, Diarium, S. 5: […] Na velen worden van allen halven seden se to dem ridende vrede to. 1138 Ebd. 1139 Ebd., S. 5: In sunte Jurgen avende reit lantgrave Hermen van Hessen mit einem graven van Woldeck dorch Hildensem na dem Sturwolde mit driddehalfhundert perden. 1140 Brandis, Diarium, S. 5: […] weren des hertogen van Sassen rede up dem rathuse. 1141 Ebd.: Dar antworde ein Rat up: dat were in der vriheit, dar en hedden se nicht to schickende. 1142 Ebd., S. 5–6. 1143 Begründet wurde dies vom Rat damit, man wolle für die Stadtgemeinde da sein, ebd., S. 5–6: sunder gemeine darto syn. 1144 Dieser Graf Heinrich von Schaumburg war gleichzeitig Propst des Moritzstifts in Hildesheim: UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 722.

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sich um Städte handelte, die zum Stift gehörten oder um solche, die dem Sächsischen Städtebund angehörten – zu verhandeln.1145 Am nächsten Tag, so Brandis weiter, habe der Rat sich an eine breitere Öffentlichkeit innerhalb der Stadt gewandt. Dazu bemühte man sich, die Gilden, Ämter und Älterleute der Gemeinheit dazu zu verpflichten, sich keinem der beiden Rivalen um den bischöflichen Stuhl anzuschließen. Um dies zu erreichen, verlas man seitens des Rats mehrfach Regelungen, die es einzuhalten gelten sollte;1146 kurz darauf wurde den Bürgern der Neustadt durch einen Ratsherren vor den Toren zur Altstadt untersagt, die Gottesdienste zu besuchen,1147 während der Landgraf sich zu einem weiteren Treffen mit Vertretern der Stiftsritterschaft und Domkapitularen aufmachte. Dort versagten sie ihm jedoch die Huldigung.1148 In der darauffolgenden Zeit wurden zunächst die Chorschüler, die bei der Einsetzung Hennings vom Haus gesungen hatten, entorlovet und Hermann schrieb an Henning, dieser solle dafür sorgen, dass er die päpstlichen Schriftstücke als rechtmäßig gewählter Bischof bekäme.1149 Im Mai wandte sich Hermann vertrauensvoll an einen der Ratsherren. Dieser sollte auf die Angelegenheiten Hermanns achtgeben, der Landgraf müsse sich eine Weile an einen anderen Ort begeben. Ihm wurde geantwortet: »Was der Bürgermeister erfahre, das sollte dem ganzen Rat verkündet werden, was die beraten würden, sollte geschehen.«1150 Bis zum 13. Juni spitzte sich die Lage nicht weiter zu. Ein Zwischenfall vor Steuerwald, bei dem Kaufleute bedrängt wurden, ihre Waren nicht mehr in der Stadt oder auf anderen dem Stift zugehörigen Burgen zu verkaufen, ist die für Brandis einzige nennenswerte Nachricht. Doch dann hören wir von einem erneuten feierlichen Versuch Hennings vom Haus, sich seine Position als Bischof durch die Stadt und ihre Würdenträger und die übrigen Domkapitulare bestätigen zu lassen. Brandis schrieb, am Abend des 13. Juni sei erneut der Bischof von Verden nach Hildesheim gekommen, bei ihm sei der Graf von Oldenburg, 1145 Brandis, Diarium, S. 6: Do reit he unde de Rat mede wente an den Rode, de grave van Schomborch, welker ok mit ome was, bleif in der stat unde handelde mit dem stichtesman unde den kleinen steden. 1146 Ebd., S. 6: Sunnavent am avende Cantate bat de Rat de olderlude van der meinheit, ampte unde gilde, dem einen heren vor dem anderen neinen byval to doende. Des weren se so willich. Ein Rat leet twe mal ein gebot ummelesen, dat men van neinem heren seggen en scholde, ok neinem vor dem anderen byval doen. 1147 Ebd.: Ein Rat bestelde vor allen doren, dat nein borger up de Nigestat to der kerkmissen gaen en moste bet umme twe. 1148 Brandis, Diarium, S. 6. 1149 Ebd. Gleichzeitig schrieb Hermann an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, die sich an die Ämter und Gilden der Stadt wandten: UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 724. 1150 Brandis, Diarium, S. 6.

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wahrscheinlich der in kritischen Situationen erfahrene Gerhard,1151 gewesen. Am selben Tag habe Henning das Kapitel gebeten, dass es ihm die Stiftskrone und die weiteren zugehörigen Insignien und Rechte des Bischofs von Hildesheim zuerkenne. Der Dompropst habe gesagt, er sei gern bereit dazu, aber das Kapitel müsse dies Henning aufgrund der Umstände der strittigen Wahl verweigern. Der Dom sei inzwischen mit Dielen ausgestattet worden, weil es bei den Messen ein solches Gedränge gebe, dass die Geistlichen stehen müssten.1152 Am 14. Juni schließlich ließ sich Henning durch den Bischof von Verden, einen der Verdener Weihbischöfe und einen Weihbischof des Hildesheimer Stifts feierlich im Dom krönen. Der Rat und die Korporation der Vierundzwanzig aßen anschließend mit ihm und es gab Wein und Bier. Am selben Tag kamen die fürstlichen Räte, die mit Henning verhandeln sollten.1153 Am darauffolgenden Tag, dem 15. Juni 1472, unternahm Henning einen neuen Versuch, sich der Burg Steuerwald zu bemächtigen. Er ging mit seinem Anhang erneut vor das Kapitel. Das Domkapitel solle ihm die Burg Steuerwald übergeben, dafür wolle er sich so verhalten wie ein Bischof. Der Dompropst habe ihm geantwortet, dass die Angelegenheit auf dem Rechtsweg ausgetragen werden solle. Henning habe laut Brandis entgegnet, der Dompropst solle mit ihm ein Mahl einnehmen. Dies wurde jedoch abgelehnt und Hennig versuchte, den Dompropst zu zwingen. Während Henning und der Verdener Bischof den Dompropst im bischöflichen Hof festhielten, seien die Diener von Dompropst und Bürgermeister in der Stadt umher gegangen und hätten dafür gesorgt, dass alle Tore und Kirchen geschlossen würden.1154 Anschließend seien die zwei Bischöfe erneut zum Rathaus gegangen. Dort hätten sie vor dem Rat und der Korporation der Vierundzwanziger geklagt, dass die Gremien zuvor davon gewusst hätten. Der Rat habe die Bischöfe aufgefordert, den Dompropst freizulassen. Man habe Henning durch die Begleitung des Dompropstes Geleit gegeben und die Gegner hätten sich im Anschluss daran unredlich verhalten. Henning entgegnete, nach Brandis, der Rat habe ihm kein Geleit gegeben; er habe ohne angegriffen zu haben mit seiner gnädigen Hand als ein Herr dieses Landes gehandelt. Über seine Taten habe kein Ratsherr von Hildesheim zu richten. Daraufhin warfen die Ratsherren Henning aus dem Rathaus. Sie ritten zurück und vier Ratsherren begleiteten die Bischöfe zu deren Stadthof, damit Henning dem Dompropst kein Leid antue ohne alle Verwahrung oder Urfehde. Währenddessen blieben die Tore zur Altstadt weiter geschlossen. Der Dompropst sei schließlich gegen zwei Uhr nachmittags wieder freigekom1151 Vgl. zu einer ähnlichen Reise Oldenburgisches Urkundenbuch 2, Nr. 981 vom 26. September 1470. 1152 Brandis, Diarium, S. 7. 1153 Ebd. 1154 Brandis, Diarium, S. 7–8.

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men.1155 Zwei Stunden später hätten sich Henning vom Haus, der Dompropst, der Rat und die Vierundzwanziger zum Kapitel begeben. Da sei Henning von Rheden, der Vogt von Steuerwald, in Geleit des Rats zu ihnen gekommen. Der Dompropst habe zu Henning von Rehden gesagt, er als Vogt solle dem Rat die Burg Steuerwald übergeben. Henning von Rehden habe gesagt, er habe seine Befehle schriftlich erhalten und sei an sie gebunden.1156 Einen Tag später, am 16. Juni, sei Henning vom Haus erneut zum Domkapitel gegangen. Der Dompropst habe seit dem Angriff um sein Leben gefürchtet und bewegte sich, nach Brandis, nur noch im Geleitschutz des Rats umher. Henning wollte erneut die Anerkennung des Domkapitels gewinnen und machte, nach Brandis, klar, dass wenn das Kapitel zu Zeiten seiner Vorgänger die Bischöfe aufgrund der päpstlichen Bestätigungen anerkannt habe und nun er, Henning, Anerkennung erlangt habe, so sollten sie ihn auch wie einen Herrn behandeln. Der Dompropst äußerte, sie hätten von der heiligen Kirche Zeit bekommen, die sie nutzen wollten. Ein Ratsherr habe sich vier bis sechs Tage Bedenkzeit erbeten. Daraufhin wurden die Tore der Altstadt wieder geöffnet.1157 Die Domkapitulare hätten dann, so Brandis, an Henning von Rehden geschrieben, dass Bischof Henning die Burg Steuerwald bekommen solle. Der Burghauptmann habe den Brief weiter an den Landgrafen geschickt und diesem gegenüber sein Dienstverhältnis versichert: Was Hermann von Hessen ihm befehle, das wolle er tun. Das Kapitel habe auch an die Stiftsritter und kleinen Städte Botschaften geschickt, dass sie kommen sollten und ihrem gnädigen Herrn den Eid leisten. Nachmittags sei der Dompropst nach Steuerwald geritten und habe den Handel auf einen guten Weg bringen wollen. Am Morgen danach habe er an den Rat geschrieben.1158 Dann seien die Räte des Landgrafen und des Herzogs von Sachsen, der Bischof von Verden und der Graf von Oldenburg fortgezogen. Bischof Henning habe an der Tür von St. Michaelis einen Text gegen seinen Gegner anschlagen lassen, um vermeintlich den päpstlichen Briefen Genüge zu tun. Danach, so der Bericht bei Brandis weiter, schrieben Bischof und Rat an den Dompropst, die kleinen Städte und die Stiftsritter, um zu Verhandlungen auf einen Tag zusammen zu kommen. Diese hätten geantwortet, dass sie lieber das Land verlassen wollten, als Henning zu huldigen. Sie wollten untereinander verbunden bleiben und Henning vom Haus nicht für ihren Herrn halten. Ein Ratsherr habe sich so geweigert, wie man es noch nie gesehen habe.1159 Am 3. Juli 1472 schloss Henning vom Haus ein Bündnis mit den Herzögen 1155 1156 1157 1158 1159

Ebd., S. 8. Ebd. Ebd., S. 8–9. Ebd., S. 9. Brandis, Diarium, S. 9.

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Wilhelm und Friedrich von Braunschweig-Lüneburg und den Ratsherren der Städte Hildesheim und Hannover.1160 Am nächsten Tag hätten die Domherren eine Appellation an die Tür des Bischofs schlagen lassen und sich darin, nach Brandis, gegen die Texte des Bischofs ausgesprochen. Die Stiftstritter hätten auf dem Land verboten, in die Stadt zu fahren, ein Ratsherr habe geboten, nichts aus der Stadt hinauszubringen, und der besagte Ratsherr habe das Gesinde der Domherren bei Sonnenschein der Stadt verwiesen.1161 Am 18. Juli seien Henning vom Haus, die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg und die Städte Hildesheim und Hannover erklärter Feind der Stiftsritter geworden, weil diese nicht gehorsam gewesen seien und die päpstlichen Briefe nicht anerkannt hätten.1162 Daraufhin sei erreicht worden, dass die Neustadt dem Domkapitel huldigte und die Kapitulare hätten Bischof Henning und den Rat von Hildesheim dazu gedrängt, die Fehde mit ihnen austragen zu können. Daraufhin seien Bauern und die Hälfte des Kontingents der Neustadt mit Gewalt losgezogen und hätten Schaden angerichtet.1163 Durch einen der Äbte der Hildesheimer Klöster und die Älterleute der städtischen Gilden sei ein Waffenstillstand ausgehandelt worden und Bischof Henning habe versucht, Steuerwald zu bekommen, sei aber gescheitert.1164 Am 27. Juli seien Hermann von Hessen und seine Helfer Feind der Stadt Hildesheim geworden. Ein Ratsherr glaubte dies, laut Brandis, nicht und schrieb dem Landgrafen. Der Landgraf habe dem Boten mündlich gesagt, er wolle ihm wohl nachkommen, sodass sie das hören sollten. Ein anderer Ratsherr habe eine Bauernschaft nach der anderen aufgefordert, sich dem Rat anzuschließen; auch hätten sich die Stiftsritter und kleinen Städte noch immer geweigert, Henning als Bischof anzuerkennen. Sie hätten sich nicht mit Fürsten und Städten verbünden wollen, zumal Landgraf Hermann Feind geworden sei.1165 Kurz darauf, am 29. Juli 1472, konnte Henning einen Waffenstillstand erreichen.1166 Am 11. August kam Hermann von Hessen zusammen mit seinem Bruder und den sächsischen Räten nach Alfeld bei Hildesheim. Von dort aus ritten die kurfürstlichen Räte zwei Tage später nach Hildesheim. Ein Ratsherr Hildesheims hatte dem Landgrafen zugesagt, es solle weder dem einen noch dem anderen Beifall zukommen, darüber hinaus sei sein Land verdorben. Hermann solle dies ändern. Man wolle sich nun an die Städte Goslar, Braunschweig, Göttingen, 1160 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 727. 1161 Brandis, Diarium, S. 9: […] unde vorwiseden der domheren gesinde, de wedder se weren, by sunnenschine ut der stat. 1162 Brandis, Diarium, S. 9–10. 1163 Ebd., S. 10. 1164 Ebd. 1165 Ebd. 1166 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 728.

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Einbeck und Northeim wenden. Wenn dies nicht helfe, sollten sie die Angelegenheit an die Bischöfe der Städte Magdeburg und Halberstadt weiterleiten. Kurz zuvor war durch Hermanns Leute ein Vogt der Stadt gefangen genommen worden.1167 Am nächsten Tag ritten die sächsischen Räte wieder fort. Hermann von Hessen begab sich erneut nach Steuerwald. Hans von Steinberg ging in die Neustadt und nahm dort einigen Bürgern Kühe weg. Man schlug die Glocke, die im städtischen Aufgebot dienenden Männer der Hildesheimer Alt- sowie der Neustadt jagten zur Marienburg südlich der Stadt und man sandte Büchsenschützen hinterher.1168 Bis Ende August wechselten sich die militärischen Schläge der beiden Parteien ab. Das Ziel war nach wie vor die Burg Steuerwald. Am 26. August sollte eine Tagfahrt stattfinden. Dazu sei ein Ratsherr von Hildesheim mit den Braunschweigern und Goslarern an ungenanntem Ort mit Landgraf Hermann zusammengekommen, Henning vom Haus sei nicht dabei gewesen. Dabei sei er aber zusammen mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg ebenso eingeladen gewesen. Die drei aber hätten das ausgeschlagen, so Brandis. Die Lage der Stadt sei nun so ernst gewesen, dass es vielen Leuten in Hildesheim nicht mehr geheuer gewesen sei. Das gesamte Stadtregiment von Hildesheim sei daraufhin zu Bischof Henning gegangen und habe ihn gebeten, dass er etwas tun solle, damit das Land weiter unverdorben bleibe, auch damit sie Getreide in die Stadt bekämen und die Ackerflächen wieder bestellt werden könnten. Darauf habe er geantwortet, er habe mit seinen Freunden gesprochen. Sie hätten ihm von jedem Nachgeben abgeraten.1169 Hermann sei Ende August wieder nach Hessen geritten.1170 Der Rat der Stadt hatte inzwischen an den Bischof von Magdeburg und an die verbündeten Städte Braunschweig, Goslar, Göttingen, Northeim und Einbeck geschrieben und die Lage in Hildesheim geschildert.1171 Nachdem der Waffenstillstand durch die Seite des Landgrafen von Hessen gebrochen und Hilfe aus Braunschweig angefordert worden war,1172 kündigte Ende August 1472 der Rat der Stadt Hildesheim den umliegenden Städten Alfeld, Bockenem und Gronau die Feindschaft an und ein städtisches Aufgebot zog aus, um Schäden anzurichten. Währenddessen wurde in der Stadt das Haus des Dompropstes geplündert. Danach beriet Henning vom Haus mit seinen Verbündeten, wie man Steuerwald endlich bekommen könnte. Sie entschlossen sich

1167 1168 1169 1170 1171

UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 729. Brandis, Diarium, S. 10–11. Brandis, Diarium, S. 10–11. Ebd., S. 12. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 730 an den Bischof von Magdeburg und Nr. 731 an die verbündeten Städte. 1172 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 732.

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auf einer Tagfahrt dazu,1173 Blockhäuser aufzubauen und die Burg zu belagern.1174 Diese Belagerung sollte sich zunächst bis zum darauffolgenden März des Jahres 1473 hinziehen, in dem die Hauptleute mit den Belagerern einen Waffenstillstand eingegangen sein sollen.1175 Nach dem Zug des städtischen Aufgebots ins Umland konnte durch den Einsatz der Ratssendeboten aus Braunschweig – namentlich der Bürgermeister Hinricke van Walbeke, Henninge Calme unde Lutherde van Berbergen – erreicht werden, dass erneut ein temporärer Waffenstillstand mit Hermann von Hessen abgeschlossen wurde.1176 In der Zwischenzeit sprachen hochrangige Herrschaftsträger der Stadt Hildesheim ihre Feindschaft aus. Darunter waren der Markgraf von Brandenburg, die Herzöge von Mecklenburg und sogar König Christian von Dänemark.1177 Die Herzöge von Mecklenburg hatten zwischenzeitlich noch versucht, den Konflikt vermittelnd zu schlichten1178 und Balthasar, den Sohn Herzog Heinrichs von Mecklenburg, als Koadjutor einzusetzen. Dazu trafen sie sich mit den Hildesheimer Ratssendeboten am 28. Oktober 1472 in Peine.1179 Bereits zuvor, im August, hatte Hermann von Hessen seine Ansprüche auf den Hildesheimer Bischofsstuhl fallengelassen und sie an Balthasar übertragen.1180 Erst nach langwierigen Verhandlungen und sich abwechselnden militärischen Schlägen, die das Umland von Hildesheim stark in Mitleidenschaft ziehen sollten, konnte durch die Ratssendeboten der Stadt Braunschweig erreicht werden, dass die Stiftsritter Henning vom Haus huldigten.1181 Mit dem »Bündnisvertrag zwischen Bischof Henning, den Herzögen Wilhelm dem Älteren, seinen Söhnen Wilhelm und Friedrich und Herzog Albrecht zu Braunschweig und Lüneburg, den Ritterschaften der Lande Homburg, Göttingen, Braunschweig, Hildesheim, Calenberg und Herzberg und den Städten Goslar, Braunschweig, Hildesheim, Göttingen, Hannover, Einbeck, Hameln und Helmstedt« 1173 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 739. Herzog Friedrich der Jüngere von Braunschweig-Lüneburg hatte demnach um diese Tagfahrt gebeten, um den Ratsherren gegenüber seine Position zu erläutern und zu versichern, dass er auf ihrer Seite stünde. 1174 Hierzu wurde bei den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und den Ratsherren von Hannover um Hilfe gebeten: UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 737; zusätzlich erbat sich der Rat Hilfe vom Grafen Bernhard zu Lippe: UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 738. Darüber hinaus wurden auch die städtischen Büchsenschützen aufgerüstet. Dies geht aus einem Schreiben hervor, in dem der Rat von Goslar den Hildesheimer Ratsherren über eine Salpeterlieferung berichtete: UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 741. 1175 Brandis, Diarium, S. 16. 1176 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 733; vgl. auch ebd., Nr. 734 und Nr. 735. 1177 Brandis, Diarium, S. 14; UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 750; vgl. Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, S. 424. 1178 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 744. 1179 Brandis, Diarium, S. 13. 1180 Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, S. 424. 1181 Brandis, Diarium, S. 24–25.

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für die kommenden zwanzig Jahre, der am 1. Februar des Jahres 1476 geschlossen wurde,1182 endete die lange Zeit der Unsicherheit in Hochstift und Stadt Hildesheim vorerst. Unter Hennings Nachfolger, dem in der Stadt bereits bekannten Berthold II. (zuvor Bischof von Verden), kam es dann erneut zu Spannungen.1183

2.6.3 Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche Da sich die beiden streitenden Parteien um Henning vom Haus auf der einen und Hermann IV. von Hessen auf der anderen Seite jeweils in Bündnissen mit anderen Herrschaftsträgern – Fürsten beziehungsweise Herzögen sowie Städten – befanden und der Rat der Stadt Hildesheim inmitten der Auseinandersetzungen zu handeln versuchte, um möglichst den freien Handel mit anderen Städten nicht weiter zu gefährden, hatten die Beteiligten mehrere Möglichkeiten, den Konflikt beizulegen. Als eine von den klerikalen Streitteilnehmern angewendete Möglichkeit tritt hier der Versuch auf, weitere Stufen einer Eskalation zu verhindern und den Streit um die Bischofswahl auf gütlichem Weg beizulegen. Während der hier untersuchten Hildesheimer Bischofsfehde kam es daher immer wieder zu Ansätzen, die Streitigkeiten mittels Verhandlungen auf Tagfahrten sowie separat auftretender außenstehender Vermittler beizulegen. Wie bereits oben dargestellt, aktivierte der Rat der Stadt Hildesheim in vielfacher Weise sein Netzwerk verbündeter Städte. Insbesondere die Ratssendeboten aus Braunschweig, Hannover und Goslar wurden hier aktiv. Darüber hinaus setzte sich, wie gesehen, auch Herzog Magnus von Mecklenburg für eine möglichst gütliche Beilegung der Streitigkeiten in und um Hildesheim ein. Er forderte beide Streitparteien auf, die Belagerung der Burg Steuerwald abzubrechen und die Blockhäuser wieder abzubauen. Die Gegner sollten die Sache […] to geborliken dagen utdragen unde handel komen laten […].1184 Der Hildesheimer Rat bestritt die Anschuldigungen des Herzogs jedoch und übermittelte ihm eine schriftliche Antwort.1185 Anschließend an die Kommunikation zwischen Hildesheim und dem Herzog von Mecklenburg sollte ein Tag des Sächsischen Städtebundes stattfinden, der dann aber nicht durchgeführt wurde.1186 Nachdem der Waffenstillstand vom November 1472 erneut gebrochen worden war, wandte sich der Hildesheimer Rat nochmals an die verbündeten 1182 1183 1184 1185 1186

UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 850. Bertram, Geschichte des Bisthums Hildesheim, S. 431–452. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 744. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 745. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 746.

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Fallbeispiele

Städte, vor allem an Braunschweig.1187 Indessen tat die Gegenseite unter Hermann von Hessen alles, um dem Rat die Aufrechterhaltung seiner Kommunikation nach außen zu erschweren und fing beispielsweise Boten ab.1188 Ende 1472 überantwortete der Rat der Stadt Hildesheim endgültig die Bemühungen um Beilegung der Bischofsfehde den Ratssendeboten der Stadt Braunschweig und der übrigen Verbündeten des Sächsischen Städtebunds.1189 Es sollte ein Schiedsverfahren durchgeführt werden.1190 Dazu wurde wohl noch im Dezember 1472 eine Tagfahrt abgehalten, auf der neben den vorgenannten Städten des Umlands, die im Sächsischen Städtebund versammelt waren, auch Ratssendeboten der Stadt Magdeburg anwesend waren, die später ihrem Bischof berichten sollten.1191 Dieser Tag hatte jedoch wohl nicht die erwünschte Wirkung, denn bereits im März 1473 schrieben die Hildesheimer Ratsherren erneut an Braunschweig, man solle einen weiteren Tag einberufen.1192 Neben den Mitgliedsstädten des Sächsischen Städtebundes schrieb der Hildesheimer Rat auch an den Rat der Stadt Rostock. Diese Maßnahme erklärt sich neben der Beteiligung des Herzogs von Mecklenburg auch darüber, dass man sich von den rechtlich versierten Rostocker Ratsherren und jenen der anderen angeschriebenen Städte juristische Hilfe erhoffte.1193 Zeitgleich mit der Bischofsfehde hatte der Rat der Stadt Hildesheim einen Streit zwischen sich und Magdeburg zu führen, über den nicht viel mehr bekannt ist. In diesem Konflikt kam es ebenfalls zu Tagfahrten und er ist zugleich Grund für die Teilnahme der Magdeburger Ratssendeboten an den Treffen zuvor.1194 Neue Verhandlungen zur Beilegung der Belagerung von Burg Steuerwald hatten indessen im Mai 1473 stattgefunden. Das geht aus einem Schreiben des Hildesheimer Rats an die Sächsischen Städte hervor.1195 Im Juli 1473 trafen sich die Konfliktgegner dann, wie bereits oben kurz erwähnt, in Salzdetfurth zu einer Tagfahrt. Nach dem überlieferten Vertragstext waren hier die Herzöge Wilhelm der Ältere, Wilhelm der Jüngere und Friedrich von Braunschweig-Lüneburg, Graf Johann von Spiegelberg und die Ratssendeboten der Städte Hildesheim, Hannover, Sarstedt und Hameln auf der Seite Hennings vom Haus einerseits und die Herzöge Heinrich und Magnus von Mecklenburg, der Dompropst, Hildesheimer Stiftsritter und Vertreter der klei1187 1188 1189 1190 1191 1192 1193

UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 747. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 748. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 751. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 752 und Nr. 753. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 760. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 762 und Nr. 763. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 764. Dieses Schreiben ging außerdem an die Städte Lübeck, Hamburg und Wismar. 1194 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 765. 1195 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 768.

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neren Stiftsstädte andererseits versammelt. Sie beschlossen, die Fehde bis zu einem festgelegten Zeitpunkt nach diesem Treffen ruhen zu lassen. Dann sollten sie einen neuerlichen fruntliken veligen dach mit den genanten unsen wedderparten bovem dem dorpe Berningrode lesten unde holden.1196 Herzog Heinrich von Mecklenburg verfügte danach, dass sich auch die Helfer in dieser Fehde einen eigenen Schiedsrichter aussuchen und dadurch für einen gütlichen Ausgleich sorgen sollten.1197 Der in Salzdetfurth geschlossene Waffenstillstand wurde zwischenzeitlich verlängert.1198 Die Kommunikation zwischen den Konfliktgegnern war also vielfältig und wurde zumeist schriftlich erledigt. Dies betraf beispielsweise auch die Regelung der Überlassung der Burg Steuerwald an Henning vom Haus.1199 Nur für die Versuche, die Fehde beizulegen, wurde auf Anwesenheit gesetzt. Darüber hinaus versuchte man auch, Hilfe von außen zu bekommen: Allem Anschein nach wechselte das Domkapitel nach dem Tag von Salzdetfurth die Seite und wandte sich zusammen mit den Ratsherren Hildesheims schriftlich an Papst Sixtus IV.1200 und an die Kardinäle.1201 Der Papst traf eine Entscheidung, die Streitigkeiten beenden zu lassen. Er beauftragte den bereits involvierten Bischof von Magdeburg, in der Sache tätig zu werden. Dieser wandte sich an die Konfliktparteien und ermahnte sie, die Waffen niederzulegen und Frieden zu schließen.1202

2.6.4 Symbolisches Verhalten in der Hildesheimer Bischofsfehde Der Umstand, dass die hier zu untersuchende Bischofsfehde im Hildesheim der 1470er Jahre von Klerikern geführt wurde, führt zur Annahme, die Streitparteien hätten sich neben, wie oben gezeigt werden konnte, außergerichtlichen Maßnahmen zur Regelung und Beilegung ihrer Auseinandersetzung auch solcher bedient, die die Forschung gemeinhin als symbolisches beziehungsweise demonstratives Verhalten bezeichnet hat. Die Forschung konnte bereits zeigen, dass sich bei weltlichen Herrschaftsträgern des Mittelalters seit den frühen Karolingern im 8. Jahrhundert, vornehmlich in der Begegnung mit den Päpsten,

1196 1197 1198 1199 1200 1201 1202

UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 770. Ebd. und UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 773. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 779 und Nr. 782. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 791 und Nr. 793. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 783. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 784. UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 804.

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Fallbeispiele

Verhaltensweisen herausgebildet hatten, die ihre Anwendung dann auch bei der Führung und Beilegung von Konflikten fanden.1203 Und in der Tat lassen sich in der Bischofsfehde symbolische Handlungen nachweisen. Doch diese Handlungen beschränken sich auf die Dinge, die ein neuer Bischof eben tat, wenn er in sein Amt eingeführt wurde. Feierlicher Einzug in die Stadt, Umgang des bischöflichen Gebietes innerhalb der Stadt, das Abhalten von Gottesdiensten zur Weihe beziehungsweise Einsetzung und spezielle Gewänder sind Dinge, die sich im Arsenal von Klerikern in der Position eines neu einzusetzenden Bischofs des späten Mittelalters befanden. Es kann keine Rede davon sein, dass sich die Beteiligten auf sonstige Maßnahmen der symbolischen Kommunikation verlassen hätten. Vielmehr lassen sich die Interaktionen eher unter dem Schlagwort der politischen Kommunikation versammeln, da sämtliche Kanäle – Briefe, Boten, persönliche Zusammenkünfte und solche mit Unterhändlern sowie Vermittlern – genutzt wurden, um neben der militärischen Komponente die eigene Position stärken und in den Auseinandersetzungen zu einer Entscheidung kommen zu können.

2.6.5 Die Wahrnehmung der Fehde durch die Historiographie Der durch die strittige Bischofswahl von 1471 hervorgerufene Streit im Stift Hildesheim wurde von den Historiographie produzierenden Zeitgenossen – in diesem Fall Henning Brandis, Albert Krantz, Hans Wildefuer und dem Continuator der Lübecker Detmar-Chronik (für die die Bischofsfehde betreffende Zeit schrieb sie der Protonotar Johann Wunstorp1204) – durchaus unterschiedlich wahrgenommen und berichtet. Neben der bereits festgestellten vorgenommenen Straffung der Ereignisse der ersten drei Jahre der Auseinandersetzungen um den Bischofsstuhl Hildesheims gibt der Autor der Lübecker Fortsetzung seinem Bericht eine etwas andere Gewichtung. Während Henning Brandis seine Schilderung der Vorgänge schwerpunktmäßig auf die Position des Rats der Stadt Hildesheim ausrichtet, stellt die Lübecker Chronik – naturgemäß – eine Außensicht auf die Ereignisse dar, wiewohl man eine relativ gute Informationslage unterstellen darf, da zu den hier analysierten Vorgängen einiges an Korrespondenz über hansische Ratssendeboten und die abgehaltenen hansischen Tagfahrten1205 sowie die Treffen des Sächsi1203 Dazu statt vieler die immer wieder durch Althoff vertretene Forschungsmeinung, so z. B. bei Althoff, Spielregeln. 1204 Zu den verschiedenen Autoren siehe Parigger, Harald: Art. ›Lübecker Ratschronik‹, zu Wunstorp Sp. 933. 1205 Siehe dazu allgemein den Sammelband von Henn (Hg.), Die hansischen Tagfahrten.

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schen Städtebundes1206 vorliegt. Diese zu konstatierende Außensicht führte denn unter anderem auch dazu, dass es leichte Unstimmigkeiten bei der Datierung der Ereignisse gibt. So beginnt der kurze Abschnitt mit der Kapitelnummer 1974 der Lübecker Ratschronik mit der Zuordnung der strittigen Wahl zum Tag Mariae Himmelfahrt des Jahres 1471, obwohl sie erst gute vier Wochen später im September stattfand.1207 Nach der Ratschronik nutzte Henning vom Haus die Zeit eines Aufenthalts Landgraf Hermanns IV. von Hessen in Köln dazu, sich der bischöflichen Stellung in Hildesheim zu bemächtigen.1208 In der lateinischen Chronik der Hildesheimer Bischöfe, begonnen um 1080 und bis zum Ende des 15. Jahrhunderts fortgesetzt,1209 wird nach dem Streit um die Doppelwahl von 1471 eine Kometensichtung berichtet;1210 Albert Krantz ist in seiner Metropolis gut über die Vorgänge im Hildesheim des ausgehenden 15. Jahrhunderts informiert.1211

2.6.6 Fazit Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass auch Geistliche, in der Funktion als Bischof oder Aspirant auf einen Bischofsstuhl, bei der Konfliktaustragung auf Kommunikation mit ihren Gegnern setzten. Diese Kommunikation manifestierte sich in der Abhaltung von Tagfahrten. Zudem können in der Hildesheimer Bischofsfehde der 1470er Jahre aber auch Elemente der symbolischen Kommunikation ausgemacht werden. Umgang und adventus dienten zur öffentlichen Setzung von Zeichen der Macht innerhalb der Stadt. Neben diese für geistliche Landesherren typischen Verhaltensweisen traten die 1206 Puhle, Braunschweig und Puhle, Matthias: Der Sächsische Städtebund. Entstehung und Wirkung, in: Ders. (Hg.), Hanse, Städte, Bünde. Die sächsischen Städte zwischen Elbe und Weser um 1500. (Ausstellung Kulturhistorisches Museum Magdeburg 28. Mai bis 25. August 1996, Braunschweigisches Landesmuseum Ausstellungszentrum Hinter Aegidien 17. September bis 1. Dezember 1996, Katalog), 2 Bände, Magdeburg 1996, 1, Aufsätze, S. 15–28. 1207 Dies bemerkte schon der Herausgeber der Ratschronik Friedrich Bruns, der für seine Edition ebenfalls das Diarium des Henning Brandis heranzog: Ratschronik, S. 90, mit Anmerkung 1. 1208 Ratschronik c. 1974, S. 90: unde to Hildensem bischop werden, wente de lantgreve was uppe de tid to Kolne. Hermann IV. war schon vor seinem Hildesheimer Wahlantritt als Dechant in Köln eingesetzt gewesen, siehe Bosbach, Hermann, S. 287. 1209 Plümer, Erich: Art. Hildesheim, Bischöfe, in: LexMA, 5, 1991, Sp. 17–18. 1210 Chronicon episcoporum Hildesheimense, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS 7, S. 845–873, hier S. 873: Eodem anno cometa visus est, was zwar direkt an die knappe Erwähnung der Hildesheimer Bischofsfehde anschließt, aber nicht in einen Zusammenhang gebracht wird. 1211 Albert Krantz, Metropolis, Basel 1548, XII, c. 8, S. 325.

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Fallbeispiele

Verhaltensweisen, die auch bei weltlichen Fürsten und deren Möglichkeiten des Konfliktaustrags militärischer Art zu finden sind. Durch den Aufbau einer möglichst großen Drohkulisse mittels Zusammenziehung von Aufgeboten der Reiterei und zu Fuß kämpfenden Trupps und Schützen sollte das Gegenüber eingeschüchtert werden. Dennoch wurde mittels Geleitrechten und Zusicherungen von freiem Geleit eine weitestgehende Mobilität erhalten. Der Streit konnte letztlich nur durch die Vermittlung von außen zu einem vorläufigen Ende gebracht werden. Schon kurze Zeit nach dem durch einen Rezess bestätigten Waffenstillstand vor Koldingen am 18. Juli 14741212 unternahm Henning vom Haus weitere militärische Aktionen und stellte sich sogar gegen die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg, die ihm zu seinem Sieg gegen die Besatzung Steuerwalds verholfen hatten.1213 Erst zwei Jahre später, 1476, sollte sich Henning vom Haus wieder mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg vertragen und mit ihnen ein Bündnis auf zwanzig Jahre Dauer schließen.1214

1212 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 812. 1213 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 820. 1214 UB Stadt Hildesheim 7, Nr. 850.

3.

Vergleichende Analyse

In den vorangestellten Kapiteln dieser Arbeit wurden Fallbeispiele getrennt voneinander untersucht, um den Umständen der Überlieferung Rechnung zu tragen. Zudem war jeder Konflikt ein Einzelfall mit seinen spezifischen Vorgehensweisen der Kontrahenten. Die herangezogenen Tagfahrten zur Beilegung von Fehden sind zumeist in Urkunden und Briefen überliefert. Nur vereinzelt lassen sie sich außerdem in Rechnungen und in der Historiographie (Chroniken) nachweisen. Daher ist es hier nicht möglich – anders als beispielsweise in der Wirtschaftsgeschichte – von einer rein seriellen Auswertung auf Ergebnisse schließen zu können. Im Anschluss an die oben untersuchten Fallbeispiele soll hier nun eine vergleichende Analyse der Fehden erfolgen, bei denen im vorhergehenden Teil der Arbeit gezeigt werden konnte, dass die Kontrahenten sich zur gütlichen Beilegung ihrer Streitigkeiten zur direkten Kommunikation auf Tagfahrten getroffen haben. Eine solche Vergleichsanalyse kann die Bedeutung der außergerichtlichen Beilegungsversuche mittels Tagfahrten nochmals unterstreichen und soll systematische Aussagen dazu ermöglichen, wann Tagfahrten angewandt wurden, in welchen Fällen zusätzlich Vermittler hinzugezogen wurden und welche Aussagen zum Prozedere der Tagfahrten selbst gemacht werden können. Damit ist es möglich, zu Ergebnissen zur zeitlichen Anberaumung von Tagfahrten, ihrem Teilnehmerkreis, dem Ort des Treffens und zu etwaigen Sanktionierungen für ein Fernbleiben von angesetzten Terminen zur außergerichtlich-gütlichen Fehdebeilegung zu gelangen. Diese Aussagen lassen wiederum Rückschlüsse zu, welchen Stellenwert die Anwendung von Tagfahrten für die beteiligten Adligen wie Städte hatte. Die Vergleichsanalyse dient daneben auch als Sammlung der Ergebnisse zu Tagfahrten. Anschließend an diese Vergleichsanalyse zu Tagfahrten in den oben untersuchten Fallbeispielen soll die Rolle von Tagfahrten innerhalb der präventiven Maßnahmen zur Vermeidung von Fehden im norddeutschen Teil des Reichs untersucht werden. Dazu werden die Bündnis- und Landfriedensverträge in den Blick genommen und in ihnen gemachte Aussagen zu Tagfahrten überprüft. In einem vierten Teil soll die Darstellung der Fehden und ihrer Beilegungen in der

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Vergleichende Analyse

zeitgenössischen Historiographie des Spätmittelalters betrachtet werden. Bevor diese drei Schritte einer vergleichenden Analyse genutzt werden, um die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zusammenfassen und in einen breiteren Kontext einordnen zu können, wird die Untersuchung aufzeigen, welcher Stellenwert dem Schiedsgericht bei der Beilegung der herangezogenen Fehden zukam. An den Schluss dieser Studie wird eine Zusammenfassung gestellt, in der die Ergebnisse thesenartig aufgelistet werden sollen. Zunächst soll hierzu ein Vergleich der verschiedenen Möglichkeiten angestellt werden, einen als Fehde geführten Konflikt beizulegen, ohne einen Prozess vor einem Gericht zu führen. Im Folgenden soll auf die Rolle der Vermittler eingegangen werden, um danach im Detail die in den Fallbeispielen erarbeiteten Ergebnisse zu Tagfahrten als Praxis zur Fehdebeilegung zusammenzuführen. Daraus wird ersichtlich werden, zu welchem Zeitpunkt, an welchen Orten, von wem und wie eine Tagfahrt einberufen werden konnte, wer sie besuchte und welche Folgen es haben konnte, ein solches Treffen nicht zu besuchen. Damit verbunden ist die Frage nach dem Wissen darum, Konflikte mittels Verhandlungsführung auf Tagfahrten beilegen zu können.1215

3.1

Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche

Für Gesellschaften, die ein hohes Potenzial von Ehre in Gruppenprozessen aufweisen, ist es wichtig, dass die Menschen im Fall von auftretenden Konflikten das Gesicht wahren können. Durch darauf abzielende Verfahrensweisen wird die Ehre nicht verletzt und es tritt, zumindest äußerlich, kein Verlust von Ansehen und damit auch keine Einbuße bei wirtschaftlichen Interessen ein. Dies haben sowohl die ethnologische Forschung als auch in jüngerer Zeit die geschichtswissenschaftliche Mittelalterforschung herausgestellt.1216 Zudem bestehen, dies 1215 Die Frage nach einem solchen Wissen und der damit verbundenen Gewinnung und Verwaltung von Informationen, insbesondere mit Fokus auf die Akteure, ist auch in den jüngsten Forschungen zu städtischen Gesandtschaften und städtischer Außenpolitik gestellt worden. Vgl. Walter, Informationen, Wissen und Macht; ähnlich die Erträge des Sammelbandes Jörg/ Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung. Dieses Wissen soll hier allerdings nicht im Detail nachgezeichnet werden, sondern interessiert nur im Rahmen von Tagfahrten. Dazu gehören allerdings auch die Themenkreise Hanse und Reich. 1216 Karauschek, Fehde und Blutrache, S. 53; Althoff, Genugtuung. Zur Ehre des Adels bei Fehden siehe auch Althoff, Gerd: Compositio. Wiederherstellung verletzter Ehre im Rahmen gütlicher Konfliktbeilegung, in: Klaus Schreiner/ Gerd Schwerhoff (Hg.), Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der frühen Neuzeit, Köln 1995, S. 63–76; Moeglin, Jean-Marie: Fürstliche Ehre und verletzte Ehre der Fürsten

Die Bedeutung außergerichtlicher Beilegungsversuche

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ebenfalls nach ethnologischen beziehungsweise rechtstheoretischen Forschungen, in Gesellschaften mit begrenzter Staatlichkeit eigenmächtige Selbsthilfe, hier in Form der Fehde, und Verhandlung, in der hier bearbeiteten Thematik in Form von Tagfahrten und Schiedslösungen, nebeneinander.1217 Als ein Vertreter dieser Forschungsrichtung in der Mediävistik sei, neben Gerd Althoff, auch Steffen Patzold genannt. Er konnte in seiner Dissertation zu innerklösterlichen Konflikten der Ottonenzeit aufzeigen, dass die an Konflikten beteiligten Mönche oder diejenigen, die später darüber in der Historiographie berichteten, genau zwischen den beiden möglichen Vorgehensweisen zur Streitschlichtung, Prozess und außergerichtlich-gütlichen Vermittlungsversuchen, zu unterscheiden vermochten.1218 Ihnen ging es dabei vornehmlich um den Ausgang einer dieser beiden Möglichkeiten, einen Konflikt beizulegen. »Während ein Prozeß zwangsläufig einen ›Sieger‹ und einen ›Verlierer‹ hervorbrachte, sollte eine außergerichtliche Beilegung die Streitparteien untereinander aussöhnen oder doch zumindest äußerlich befrieden«.1219 Dieser Erklärungsansatz lässt sich auch auf die oben in den Fallbeispielen herangezogenen Fehden des Adels und der Städte im norddeutschen Raum des 14. und 15. Jahrhunderts anwenden. Hinzu kommt der Umstand, dass die Fehde als Form des Konfliktaustrags, als Selbsthilfe oder Eigenmacht, nach Spittler als rechtliche Institution »[…] nur dann einigermaßen befriedigend funktionieren [kann], wenn zumindest die Alternative der Verhandlung besteht«.1220 Welche Mechanismen dabei ineinandergriffen, soll hier im Folgenden gezeigt werden.

3.1.1 Hinzuziehen von Vermittlern Die jüngsten Ergebnisse der Mittelalterforschung zu Konflikten im Adel haben die Rolle von Vermittlern für die Beilegung der Streitigkeiten sehr betont. Hier waren es vor allem Gerd Althoff und Hermann Kamp, die sich dem Einsatz schlichtender Drittinstanzen, mithin Mediatoren, in Konflikten des hohen und späten Mittelalters gewidmet haben. Besonders Kamp hat mit seiner Habilita-

1217 1218 1219 1220

im spätmittelalterlichen Deutschen Reich, in: Klaus Schreiner/ Gerd Schwerhoff (Hg.), Verletzte Ehre. Ehrkonflikte in Gesellschaften des Mittelalters und der frühen Neuzeit (Norm und Struktur. Studien zum sozialen Wandel in Mittelalter und früher Neuzeit, 5), Köln 1995, S. 77–91; Zmora, Adelige Ehre und ritterliche Fehde. Spittler, Konfliktaustragung, S. 143. Patzold, Konflikte im Kloster, S. 267–276, hier S. 271–272. Ebd., S. 272. Spittler, Konfliktaustragung, S. 157. Allgemein kritisch zu Spittler verhält sich Karauscheck, Fehde und Blutrache, S. 40–47.

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Vergleichende Analyse

tionsschrift »Friedensstifter und Vermittler im Mittelalter« das Bild der Mediation zwischen 1100 und 1500 geprägt.1221 Auch in den oben herangezogenen Fallbeispielen wurden zeitweilig Vermittler hinzugezogen. Dabei zeigte sich jedoch, dass diese Mediatoren häufig zum Einsatz kamen, wenn sie im Rahmen der Konflikte als Schiedsrichter tätig werden sollten. Es ist indessen in den oben analysierten Konflikten kaum die Rede davon, dass hochrangige Vermittlerpersönlichkeiten mittels vorher verabredeter Rituale die Streitparteien ausgesöhnt hätten. Vielmehr agierten sie in einem zwar im Vorfeld der Konflikte festgelegten Rahmen, sie zielten dabei aber zumeist nicht auf ritualisierte Formen der Beilegung ab, sondern legten Normen für den Einsatz eines Schiedsgerichts fest. Sie handelten zudem oftmals als Angehörige einer durch einen Vertrag festgeschriebenen Rechtsgemeinschaft, in der »Adjudikation und Mediation in der Praxis ineinandergreifen konnten«.1222 Praktiken der symbolischen Kommunikation lassen sich indessen bei Fehden und dem Versuch der Beilegung vor allem dann nachweisen, wenn die Beteiligten Geistliche waren. Dies ist in der oben analysierten Hildesheimer Bischofsfehde der 1470er Jahre der Fall. Hier versuchte Henning vom Haus seine Position als in der umstrittenen Wahl zunächst siegreicher Kandidat innerhalb der Domimmunität durch einen Umgang zu festigen.1223 Dabei wurden symbolische Praktiken aber nicht mit dem allgemeingesellschaftlichen Ziel einer Konfliktbeilegung durchgeführt, sondern weil sie zu den geistlichen Praktiken eines Adventus oder einer Einsetzung eines neugewählten Bischofs gehörten.

3.1.2 Anwendung von Tagfahrten In den Fallbeispielen, die im ersten Hauptteil der vorliegenden Arbeit untersucht worden sind, hat sich als Zwischenergebnis herauskristallisiert, dass die gegnerischen Parteien in Fehden im spätmittelalterlichen Nordwesten des Reichs oft zu direkter Kommunikation auf sogenannten Tagfahrten griffen. Dies sollte eine außergerichtlich gütliche Einigung und Beilegung der jeweiligen Fehde begünstigen und nach Möglichkeit zu einem Ergebnis führen, das beide 1221 Kamp, Vermittler. 1222 Patzold, Konflikte im Kloster, S. 274. 1223 Siehe oben 2.6.; im Übrigen kann man Geistlichen einen allgemein gefestigteren Umgang mit symbolischer Kommunikation nachweisen. Siehe dazu und zur Kritik an mediävistischer Ritualforschung auch die Arbeiten von Philippe Buc, hier beispielsweise Buc, Philippe: Politisches Ritual und politisch Imaginäres im Früh- und Hochmittelalter, in: Trivium. Revue franco-allemande 2 (2008) [online verfügbar unter URL: http://trivium. revues.org/1652, letzte Abfrage am 21. 11. 2012]; zentral weiterhin Buc, The dangers of ritual.

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Seiten zufriedenzustellen vermochte. Doch wie wurden solche politischen Treffen ausgestaltet? Bislang liegen keine Studien dazu vor, zu welcher Zeit, an welchem Ort oder von wem die Tagfahrten einberufen worden sind. Darüber hinaus ist es fraglich, welches Verfahren vor Ort angewandt wurde und ob es Maßnahmen zur Sanktionierung bei beispielsweise Abwesenheit geladener Parteien gab und wer diese durchzuführen imstande war. Diese Hauptfragen sollen im Folgenden geklärt werden. 3.1.2.1 Zeit Zunächst ist danach zu fragen, zu welchem Zeitpunkt innerhalb einer als Fehde geführten Auseinandersetzung Tagfahrten zur möglichst gütlichen Beilegung angewendet werden sollten. Daran schließt sich die Frage nach der pragmatisch umgesetzten zeitlichen Verortung von Tagfahrten an, also die Frage, ob es bestimmte Zeiten beziehungsweise Zeitintervalle gab, zu denen Tagfahrten einberufen wurden. Eng damit zusammen hängt die Frage nach der Dauer solcher Treffen. Die Beantwortung dieser Fragen erlaubt einen vielfältigen Einblick in die Tagungspraxis im Nordwesten des Reichs im Spätmittelalter, denn eine pauschale Antwort ist hier ebenso wenig möglich, wie bei den Begründungen für die beizulegenden Fehden selbst.1224 Der bereits mehrfach erwähnte Thomas Vogel hat für die Reichsstadt Nürnberg im 15. Jahrhundert herausgearbeitet, dass die Fehdeparteien meist Unterbrechungen der Auseinandersetzung vereinbart hätten, »um während dieser Zeit auf einem gemeinsamen Verhandlungstag zusammenzukommen«.1225 Dabei handelte es sich rechtlich gesehen um einen sogenannten Handfrieden.1226 Für die Zeit zwischen 1404 und 1438 kommt Vogel bei der Untersuchung der Fehden der Reichsstadt Nürnberg zu dem Befund, dass die Fehdegegner zunächst einen Waffenstillstand zu schließen versucht hätten. Dieser sei von der endgültigen Beilegung der Streitigkeiten zu unterscheiden und während dieses Waffenstillstandes habe man versucht, sich auf einen gemeinsamen Termin für einen Schiedstag, auf dem eine Richtung beziehungsweise ein Friedensschluss erzielt werden sollte, zu einigen. Diese Festlegung auf einen gemeinsamen Termin sei aber äußerst schwierig gewesen und sei nur in sehr wenigen Fällen beim ersten gütlichen Tag geglückt. Zudem seien weder Waffenstillstand noch Friedenstag 1224 Dennoch sind solche Versuche in der Forschung immer wieder unternommen worden. Siehe zum Beispiel Fehn-Claus, Fehdegründe. 1225 Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis, S. 230. 1226 Ebd.; siehe auch Terharn, Herforder Fehden, S. 89–95; Sommer, Andreas: Spätmittelalterliche Fehdeführung im Umland von Goslar, in: Harz-Zeitschrift 64 (2012), S. 132–177, hier S. 155–159; Tewes, Fehdewesen, S. 172–173. Vgl. auch Deutsches Rechtswörterbuch, 5, Weimar 1953–1960, s.v. Handfriede, Sp. 47–48.

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Vergleichende Analyse

über direkte Kommunikation zwischen den Gegnern erzielt worden. Hierfür habe man Vermittler eingesetzt.1227 Orth macht zur Zeit der gütlichen Tage keine näheren Angaben, außer dass man einen gütlichen Tag verabredet habe, »sobald jemand mit irgendwelchen Ansprüchen an einen anderen […] herantrat«.1228 Im Fall der in der Einleitung erwähnten Tagfahrt des Jahres 1405 zwischen den Herzögen Bernhard I. und Heinrich I. von Braunschweig-Lüneburg, dem Bischof Johann von Hildesheim und Ratssendeboten der Städte Lüneburg, Hamburg, Lübeck, Hannover, Braunschweig und Uelzen wurde die Stadt Lüneburg als Ort der Zusammenkunft gewählt.1229 Die Dauer dieser Tagfahrt lag mit ungefähr zwei Wochen schon am oberen Ende der Tagungszeiträume solcher Treffen, die eine Streitschlichtung zum Ziel hatten. Dass Tagfahrten zur Streitschlichtung auch während der Herbst- und Wintermonate durchgeführt wurden, zeigt ein Beispiel aus dem oben behandelten Zollstreit um Bleckede. Hier trafen sich die Vertreter der Fehdegegner mehrfach. Im Vorfeld einer dieser Tagfahrten wurde allerdings ausgemacht, diese zu verlegen, da das Wetter zu schlecht sei.1230 Ebenso trifft dieser Befund einer Verlegung von Verhandlungstreffen aufgrund der Wetterlage für die Landtage im Erzstift Bremen zu. Hier wurden mehrfach angesetzte Zusammenkünfte vom sonst üblichen Steinsgraben in ein Haus in Basdahl oder andere Orte mit Räumlichkeiten geeigneter Größe verlegt.1231 Insbesondere in krisenhaften Zeiten oder schlicht wenn Bedarf nach gesteigerter Kommunikation zwischen Gegnern oder zwischen Mitgliedern eines Bündnisses vorhanden war, traf man sich zu Tagfahrten. Dies zeigt auch der Eintrag in der Chronik des Lüneburger Propstes Jakob Schomaker zum Jahr 1388. Zur Zeit des Lüneburger Erbfolgestreits kam es zu verschiedenen »feindlichen Handlungen«.1232 Dies habe die Ritterschaft zusammen mit verschiedenen Fürsten einzudämmen versucht und daher habe man vele dageleistingen geholden van forsten und lantsaten.1233 Für den Einsatz von Tagfahrten in Konflikten ist insbesondere die Zeit des Lüneburger Erbfolgestreits als eine Art Katalysator anzusehen. Nicht nur das durch die Forschung als bedeutend herausgestellte Vertragswerk der Sate wurde auf Tagfahrten besprochen und letztlich verabschiedet, auch in den einzelnen 1227 1228 1229 1230

Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis, S. 230–231. Orth, Fehden, S. 15–18, das Zitat S. 15. UB Herzöge 10, Nr. 38, S. 114–127. Vgl. oben 2.5.; StadtA Lüneburg, AA P5 Nr. 46 Acta betr. das Haus und Vogtey Bleckede, 1461–1564. Da diese Mappe ein Konvolut aus verschiedensten Schriftstücken ist, die nicht nummeriert oder paginiert sind, fällt eine genauere Bezeichnung nicht leicht. 1231 Mindermann, Einleitung; Bachmann, Tagungsorte. 1232 Schomaker, ed. Meyer, S. 29, ad 1388. 1233 Ebd. Die hier angesprochenen Versammlungen können aber noch nicht als Landtage bezeichnet werden. Siehe dazu unten 3.1.2.6.

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Phasen des Erbfolgestreits kam es immer wieder zu Treffen zwischen einzelnen Teilen der Konfliktparteien, bis hin zu Tagen der hauptsächlich streitenden Welfen und Askanier mit Karl IV. Patze hat hier bereits in den 1970er Jahren herausgearbeitet, dass der Erbfolgestreit durch die längere Verweildauer eines der beiden Kandidaten an der Seite des Kaisers habe entschieden werden sollen.1234 Darüber hinaus fasst Patze die Artikel der Sate zusammen und zeigt, dass die Sateleute beziehungsweise Obmänner »eine unbegrenzte Vollmacht«1235 besaßen, um unter anderem »Orte und Zeiten für Zusammenkünfte festzusetzen (Art. 36). Die Bindung innerhalb der Sate sollte dadurch verstärkt […]« werden.1236 Für andere, hier nicht schwerpunktmäßig als Fallbeispiele behandelte Städte im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg und deren Umland kann die Praxis der Tagfahrt ebenfalls festgestellt werden. Dabei kommt in der Korrespondenz zwischen dem Rat der Stadt Braunschweig und dem Rat der Reichsstadt Goslar und anderen Herrschaftsträgern wie zum Beispiel den Bischöfen von Halberstadt und Hildesheim eine Formulierung vor, aus der deutlich wird, dass die Teilnehmer von Tagfahrten sich untereinander abzustimmen suchten: Man wolle sich zu legheliker daghe zusammenfinden.1237 Damit verbunden ist die Erkenntnis, dass auch andere Reichsstädte als Frankfurt am Main oder Nürnberg im späten Mittelalter Treffen zur außergerichtlich-gütlichen Beilegung von Fehden einsetzten.1238

3.1.2.2 Ort Nachdem die Zeit für die Abhaltung einer Tagfahrt festgesetzt oder geklärt war, benötigte man noch einen passend erscheinenden Ort für das Treffen. Welche Orte kamen für ein solches Treffen in Frage? Elsbeth Orth hat für die gütlichen Tage der Frankfurter Ratsherren mit ihren Fehdegegnern aufzeigen können, dass die »Wahl des Austragungsortes« auf das Stadtgebiet Frankfurts innerhalb der Mauern selbst, auf einen Ort »außerhalb der Mauern, aber auf Frankfurter Gebiet […]« oder auf einen »dritten ausgehandelten Ort« fallen konnte.1239 Nach Orth konnte die Wahl des Tagungsorts zu einer Prestigefrage werden, indem eine der gegnerischen Seiten die Vorschläge der anderen Seite mehrfach ausschlug. 1234 1235 1236 1237

Patze, Territorien, S. 72. Ebd., S. 89. Ebd., S. 89. Sommer, Spätmittelalterliche Fehdeführung im Umland von Goslar, S. 157; UB Goslar 5, Nr. 374. Auch hier ließe sich die Reihe von Beispielen mühelos verlängern, auch aus der Korrespondenz zwischen den Ratsgremien von Braunschweig und Lüneburg. 1238 Ebd. 1239 Alle Zitate Orth, Fehden, S. 15.

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Dies sei aber nur relativ selten vorgekommen.1240 Darüber hinaus machten die Frankfurter Ratsherren die Treffpunkte am Kriterium der Sicherheit fest. Sollte ein gütlicher Tag an einem dritten Ort stattfinden, dienten die Gastgeber als Zeugen für ein etwaiges Nichterscheinen der fernbleibenden Partei.1241 Für die oben untersuchten Tagfahrten im norddeutschen Raum ist zunächst festzustellen, dass sich mit Ausbildung und Verfestigung der Landstände in den verschiedenen Landesherrschaften auch bevorzugte Orte für deren als Landtage bezeichnete regelmäßige Treffen mit ihrem Landesherrn herauskristallisierten. Für das Erzstift Bremen war dies ab 1397 bevorzugt Basdahl beziehungsweise der in der Nähe dieses Dorfes gelegene Steinsgraben.1242 Neben diesen sich allmählich verfestigenden landständischen Aktivitäten haben zudem nach wie vor die für die vorliegende Arbeit im Fokus stehenden, ad hoc durchgeführten Tagfahrten bestanden. Die Orte für solche Treffen waren oft so gelegen, dass alle Beteiligten an der jeweils beizulegenden beziehungsweise zu besprechenden Fehde sie ohne größere Mühen erreichen konnten. Normative Regelungen sind dafür nicht nachweisbar.1243 Oft wurden die Tagfahrten auf neutralem Gebiet abgehalten.1244 Geeignete Orte waren beispielsweise Brücken,1245 Fähren,1246 markante Hügel,1247 Klosteranlagen1248 und andere mehr. 1240 1241 1242 1243

1244 1245

1246 1247 1248

Ebd. Ebd., S. 16. Bachmann, Tagungsorte. Einzelne Landfriedensbündnisse oder Stadtrechtsverordnungen enthalten Regelungen dafür, dazu unten im entsprechenden Abschnitt der vorliegenden Arbeit. Eine allgemeine normative Vorgabe für eine Abhaltung von Tagfahrten im Rahmen von Fehden ähnlich einer gesetzlichen Regelung wird es dagegen nicht gegeben haben. Vgl. Behr, Pfandschlosspolitik, S. 66. Bereits für kaiserliche Tage ist dies überliefert. So trafen sich die am Bonner Vertrag Beteiligten 921 in der Mitte des Rheins. Werner, Karl Ferdinand: Art. Bonn, Vertrag von (921), in: LexMA, 2, 1983, Sp. 428–429. Siehe oben 2.1.: Der Bremer Erzbischof Albert II. traf sich mit Herzog Albrecht bei einer nicht näher bezeichneten Brücke des Bischofs. UB Herzöge 5, Nr. 193: Verzeichnis der Ausgaben auf dem Schloss Celle (Vogteirechnung), 24.02.-16. 11. 1381: […] do de dach was myd dem Byschope und den van Mandeslo to des Byschopes brugge […]; Übersetzung: »da war der Tag/die Tagfahrt mit dem Bischof und den von Mandelsloh bei der Brücke des Bischofs«. Siehe oben 2.5.: Beim Streit um die Zolleinkünfte von Bleckede fand eine Tagfahrt bei der Fähre von Neetze statt. Es ist dabei nicht klar, ob die Unterredungen auf der Fähre selbst oder an einem der beiden Ufer stattfanden. Siehe oben 2.6.: Während der Hildesheimer Bischofsfehde kam es zu mehreren Tagfahrten auf dem Hügel bei Hoheneggelsen: Brandis, Diarium ad 1472, S. 3. Siehe oben unter 2.2.: Bei der Horneburger Fehde mit den dort eingeschalteten Ratssendeboten der Städte Hamburg, Lübeck und Lüneburg fand eine Tagfahrt im Kloster Ebstorf bei Lüneburg statt, nachdem eine große hansische Tagfahrt beschlossen hatte, die Angelegenheiten an einen kleineren Kreis weiterzureichen. Siehe auch oben unter 2.5.: Beim Zollstreit um Bleckede informierte Segeband von dem Berge als Rat des Herzogs Otto von Braunschweig und Lüneburg diesen über eine Tagfahrt im Kloster Scharnebeck: StadtA Lüneburg, Br 58/62 1464 Dez. 14; bei Behr, Pfandschlosspolitik, S. 66 ist dies eine

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Darin ähneln sich diese Treffen und die von Orth beschriebenen gütlichen Tage der Reichsstadt Frankfurt am Main.1249 Sofern sich die in Fehde gegenüberstehenden Parteien allein trafen, ist anzunehmen, dass ein etwa in Grenznähe der jeweiligen Gebiete der Parteien gelegener Ort ausgewählt wurde.1250 Sollte ein Vermittler oder ein zu schiedsrichterlichen Aufgaben ausgewähltes Gremium aus mehreren Personen zwischen den Konfliktparteien eine möglichst gütliche Beilegung erwirken, wurde entweder gleich verfahren wie im Fall einer direkten Begegnung oder man wählte einen für das Gremium passenden Ort aus.1251 Im Fall der durch Hansestädte gestellten Schieds- und Vermittlergremien bestanden diese Gremien zumeist aus Ratssendeboten oder Bürgermeistern der mit den Konfliktparteien verbündeten Hansestädte. Die oben bereits herangezogene Tagfahrt vom Juli des Jahres 1405 zwischen den Herzögen Bernhard I. und Heinrich I. von Braunschweig-Lüneburg, dem Bischof Johann von Hildesheim, und Gesandten der Räte der Städte Lüneburg, Hamburg, Lübeck, Hannover, Braunschweig und Uelzen fand in der Stadt Lüneburg als Ort der Zusammenkunft statt.1252 Hierfür können wiederum Kriterien wie die für den Einzugsbereich der Teilnehmer zentrale Lage und zudem die Ausstattung der Stadt mit ihren zahlreichen Annehmlichkeiten für die auswärtigen Gäste in Betracht gezogen werden.1253 Hinzu kommt, dass ein großer Teil

1249 1250

1251

1252 1253

der vielen Verhandlungen, »die aber kein abschließendes Ergebnis brachten«. Mehr wird bei Behr nicht über diese Tagfahrt ausgesagt. Orth, Fehden, S. 15–18. Siehe oben unter 2.4.: Bei den Fehden des Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorst gegen die Stadt Bremen kam es zu mindestens einem Treffen an der westlichen Grenze des Bremer Landgebiets in Varrelgraben, heute zugehörig zur Stadt Delmenhorst, unmittelbar an der Grenze zwischen Niedersachsen und dem zu Bremen gehörenden Stadtteil Huchting. Siehe oben unter 2.2.: Der bereits erwähnte Versammlungsort Kloster Ebstorf bei Lüneburg in der Horneburger Fehde. Hier kam ein Gremium der Hanse zusammen, um über die Fehde zu beraten. Angeboten hätten sich auch Hamburg oder Lüneburg oder eine der nicht weit entfernt gelegenen herzoglichen Burgen. Die Wahl des Klosters Ebstorf ist höchstwahrscheinlich dadurch zu erklären, dass intensive Beziehungen zwischen Bremen und dem Kloster unterhalten wurden und es den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg nicht zu einfach gemacht werden sollte, eine etwaige Gefangennahme Bremischer Ratsmitglieder durchführen zu können. Siehe auch oben 2.4.: Im Konflikt zwischen Bremen und dem Grafen Gerhard von Oldenburg und Delmenhorst wurde eine Tagfahrt in der Nähe Bremens durch Gerhard gefordert und dann durch Bremen und hansische Ratssendeboten angesetzt. Die für die Verhandlungen maßgeblich zuständigen Ratsboten der hinzu gerufenen hansischen Städte verweigerten dem Grafen mehrfach, sich mit ihm am Warturm an der östlichen Landwehr Bremens zu treffen und setzten die Tagfahrt nach mehrmaligem Schriftwechsel und Botengängen in Varrelgraben, näher an Delmenhorst als an Bremen, an. UB Herzöge 10, Nr. 38, S. 114–127. Siehe hierzu auch Ergebnisse der mediävistischen Stadtgeschichtsforschung, beispielsweise Hill, Stadt und ihr Markt, hier S. 20–25.

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der Ratsmitglieder beziehungsweise der Ratssendeboten sicherlich kaufmännische Interessen mit Lüneburg verband. Daher ist anzunehmen, dass sie hier zugleich mehrere Tagesordnungspunkte miteinander verknüpfen konnten. Es konnten hier zugleich politische sowie wirtschaftliche Ziele ins Auge gefasst werden und Geschäfte in beiden Tätigkeitsfeldern erledigt werden. Außerdem waren zumindest Untergebene der Herzöge sicherlich mit verschiedenen Renten aus der Lüneburger Saline bedacht und konnten sich bei dieser Gelegenheit vor Ort einen Überblick über deren Lage verschaffen.1254 Daneben konnte bereits Heinrich Dormeier bei der Untersuchung der in Celle und anderen herzoglichen Burgen1255 überlieferten Vogteirechnungen feststellen, dass die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg sich bevorzugt in ihren Residenzorten zu Tagfahrten mit anderen Herrschaftsträgern verabredeten.1256 Bei diesen Tagfahrten dürfte es sich allerdings eher um Treffen gehandelt haben, die dazu dienen sollten, Bündnisse abzuschließen. Sie konnten außerdem den Charakter von Hoftagen annehmen, wie Dormeier schreibt.1257 Von der Residenz Celle aus »traten die Landesherren, oft unterstützt durch Zuschüsse aus der Amtskasse, Reisen zu den außerhalb des Amtes gelegenen Treffpunkten an«.1258 3.1.2.3 Teilnehmerkreis Neben Zeit und Ort waren insbesondere die beteiligten Personen entscheidend für ein Gelingen der Durchführung und eine möglichst gütliche Beilegung des verhandelten Konflikts als Ziel und Folgen einer Tagfahrt. Zu fragen ist hier also nach dem Teilnehmerkreis einer Tagfahrt: Wer setzte eine Tagfahrt an, wer lud zu ihr ein? Wie sah der Teilnehmerkreis solcher ad hoc gebildeten Tagfahrten aus? Gab es gar besondere Gruppen, die entsprechend ihrer Position zur Teilnahme an einer Tagfahrt berechtigt waren? Daneben ist auch zu fragen, ob Tagfahrten nur einseitig angeordnet wurden oder ob von beiden Seiten eine solche Versammlung anberaumt werden konnte. Es ist also, kurz gesagt, die Frage nach den Akteuren, die in diesem Abschnitt behandelt werden soll. Die jüngsten Erträge der Forschung zu Gesandten und einer damit verbundenen Außenpolitik vormoderner Städte weisen zweifelsohne auf die Bedeutung 1254 Zur Saline Witthöft, Harald: Die Lüneburger Saline. Salz in Nordeuropa und der Hanse vom 12.–19. Jahrhundert. Eine Wirtschafts- und Kulturgeschichte langer Dauer (De Sulte, 22), Rahden 2010. 1255 Zwar sprechen die Quellen von slot, damit ist aber nicht das verbunden, was das Wort Schloss heute ausmacht. Es wird sich vielmehr um befestigte Häuser gehandelt haben, teils in ältere burgähnliche Vorgängerbauten integriert, oder um die der zeitgenössischen Bauweise angepassten Burgen selbst. 1256 Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 427. 1257 Ebd., S. 428: »Zum Celler Hoftag am 21. April 1437 […]«. 1258 Ebd., S. 427–428.

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spezialisierter Akteure als städtische Gesandte hin.1259 Bei den oben herangezogenen Fallbeispielen tauchen verschiedene Akteure auf, die entweder sich selbst die Kompetenz zuschrieben, Tagfahrten einberufen zu dürfen oder diese Kompetenz von außen zugeschrieben bekamen. Diese Zuschreibung von außen konnte durch andere Akteure aus ihrem Umfeld, also unmittelbar zeitgenössisch, geschehen oder nachträglich durch die Historiographen, die über die Vorgänge berichteten, erfolgen. Dabei ist, wie bereits Orth für Frankfurt am Main herausgestellt hat, mit Nachdruck darauf hinzuweisen, dass die Teilnehmer auf Tagfahrten keine Schiedsrichter waren, sondern immer »Vertreter ihrer Partei, mit der Beilegung des Rechtsstreits beauftragt«.1260 Eine Selbstzuschreibung der Kompetenz, Tagfahrten abhalten zu dürfen, ist vor allem im Fall der Ratsherren der Stadt Bremen festzustellen. Obwohl Bremen auf hansischen Tagfahrten nur sehr selten Ratssendeboten stellte,1261 lässt sich diese selbst zugeschriebene Kompetenz für Konflikte mit dem Adel aus dem Umland Bremens mehrfach nachweisen. In verschiedenen aus dem Untersuchungszeitraum überlieferten Dokumenten wird deutlich, dass der Rat in der jeweiligen Fehde eine oder mehrere Tagfahrten mit den jeweiligen Gegnern angesetzt hat. Daraus lässt sich folgern, dass der Rat sich selbst diese Kompetenz gegeben hatte. Doch galt dies auch in anderer Richtung: Dem Rat der Stadt Bremen wurde diese Kompetenz auch von außen, von seinen Gegnern im Konfliktfall, zugeschrieben. Zur Erläuterung sollen hier zwei Beispiele angeführt werden. Das erste Beispiel stammt aus der Hoyaer Fehde um die Mitte des 14. Jahrhunderts, das zweite Beispiel aus dem Kontext der kurze Zeit später geführten Mandelslohschen Fehde 1380/81, die eines der Hauptfallbeispiele der vorliegenden Arbeit darstellt.1262 Im Verlauf der Bemühungen zur Beilegung der Hoyaer Fehde um die Mitte des 14. Jahrhunderts kam es 1363 zu einem Schiedsverfahren. Im Protokoll dieses Verfahrens findet sich eine Passage, die es erlaubt, eine Zuschreibung der Tagfahrt-Kompetenz an den Bremer Rat durch andere Herrschaftsträger zu 1259 Jörg, Christian/ Jucker, Michael: Städtische Gesandte – Städtische Außenpolitik. Zur Einführung, in: Dies. (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung. Träger und Foren städtischer Außenpolitik während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit (Trierer Beiträge zu den historischen Kulturwissenschaften, 1), Wiesbaden 2010, S. 11–30; Kintzinger, Martin: Diplomatie als Wissen und Professionalisierung. Eine Zusammenfassung, in: Jörg/ Jucker (Hg.), Spezialisierung und Professionalisierung, S. 229–239; Walter, Informationen, Wissen und Macht; Jucker, Gesandte. Bezogen auf rein hansische Gesandte einer Stadt bereits Friese, Gesandtschaftswesen, S. 32. 1260 Orth, Fehden, S. 18. Schiedsrichter werden in den Quellen des norddeutschen Raums meist auch gesondert bezeichnet, sofern ein Schiedsverfahren vorgesehen war. 1261 Hill, »Worden de van Bremen alles bovene geset«; siehe auch die Teilnehmer-Listen bei Poeck, Herren der Hanse. 1262 Siehe oben 2.1.

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konstatieren. Die in Bremer Gefangenschaft geratenen Hoyaer sollten auf einer Tagfahrt bei oder in dem Dorf Weyhe, südlich von Bremen, übergeben werden.1263 Dem Kontext der Mandelslohschen Fehde und dabei der Suche nach Verbündeten entstammt das zweite Beispiel. Es finden sich um 1380 mehrere Urfehdeerklärungen gegenüber dem Rat der Stadt Bremen. Eine davon, abgegeben am 21. Oktober 1380 durch die Knappen Hugo von Schagen und Borchert von Bremen1264 überliefert ein Detail, das andernorts kaum nachzuweisen ist: In diesem Schreiben wird dem Rat der Stadt Bremen in indirekter Formulierung die Kompetenz zugesprochen, zunächst selbst Tagfahrten einberufen zu dürfen, um den Frieden wiederherzustellen. Direkt wird in diesem Urfehdebrief gesagt, die beiden genannten Knappen sollten mit anderen hier nicht genannten Rittern und Knappen Frieden schließen, Tagfahrten abhalten und sich aussöhnen beziehungsweise eine Sühne abschließen. Sie sollten dies aber nur dürfen, wenn sie vom Rat der Stadt Bremen den Auftrag dazu erhielten.1265 Eine solche Kompetenz, im Fall von Streitigkeiten mit oder ohne Klagen angerufen werden zu können, hat zudem gegenüber dem Rat der Stadt Lübeck bestanden.1266 Auch der Rat der Stadt Lüneburg ist so verfahren; er schrieb sich die Kompetenz, Tagfahrten mit Adligen aus dem Umland abhalten zu können, selbst zu.1267 Auf einzelne Mitglieder des Lüneburger Rats soll im Folgenden ein Blick geworfen werden, wenn es darum geht, diese Personen als Hauptträgergruppe von Tagfahrten zur Konfliktbeilegung zu untersuchen. 1263 BUB 3, Nr. 199: […] dar se uns daghe umme bescheydeden to Weye, also ere sunebrive utwiset, unde scholden se dar ghebracht hebben, des se nicht en deden […]. 1264 BUB 3, Nr. 570. Die Familie von Schagen war südwestlich von Bremen unter anderem bei Bakum nahe Vechta ansässig und stammte ursprünglich aus der Nähe Osnabrücks, wo sie zunächst der Ministerialität der Osnabrücker Bischöfe zuzurechnen war, siehe Trüper, Ritter und Knappen, S. 959 und Schlüter, Wolfgang: Wittekindsburg zu Schagen, in: Ders. (Hg.), Burgen und Befestigungen (Schriften zur Archäologie des Osnabrücker Landes, 2. Kulturregion Osnabrück, 15), Bramsche 2000, S. 255–258. Andere Teile der Familie sind im Amt Vörden im südlichen Teil des heutigen Niedersachsens ansässig gewesen. Die Verbindung zu Bremen entstand über die Pfandschaft Wildeshausens an die von Schagen; sie waren außerdem eine der Burgmannenfamilien Vechtas, siehe Kneschke, Ernst Heinrich (Hg.): Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, 8, Saackhen, Wailckhl v. Saackhen – Steinhauer zu Bulgarn, Leipzig 1868, S. 86. Die hier betroffenen Personen, Hugo von Schagen und Borchert von Bremen waren höchstwahrscheinlich Burgmannen in Wildeshausen. 1265 BUB 3, Nr. 570: unde scholet vreden [,] daghen unde zonen, wanner uns de raet det het. 1266 Prange, Wolfgang: Fehde und Fehdeschlichtung zwischen Holstein und Lauenburg 1434 und früher, in: Eckardt Opitz (Hg.), Krieg und Frieden im Herzogtum Lauenburg und in seinen Nachbarterritorien vom Mittelalter bis zum Ende des Kalten Krieges (Kolloquium. Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur, 12), Bochum 2000, S. 39–92, hier S. 44–51. 1267 Dies hat vor allem das Fallbeispiel der Konflikte um Bleckede gezeigt. Siehe oben unter 2.5.

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Man kann somit Mitglieder von Stadträten, Ratsherren und auch Bürgermeister,1268 als eine Gruppe von Teilnehmern auf den untersuchten Tagfahrten identifizieren. Innerhalb dieser Gruppe ist zu differenzieren zwischen der jeweiligen Stadt als Partei in der Fehde und denjenigen Ratsmitgliedern, die von einer Hansestadt damit beauftragt wurden, an einer hansischen Tagfahrt teilzunehmen. Infolge dieser hansischen Zusammenkünfte konnten entweder dieselben Ratsmitglieder oder andere Angehörige des Ratsgremiums beauftragt werden, an weiteren Tagfahrten zur Streitbeilegung teilzunehmen.1269 Der Kreis der quasi außenpolitisch für ihre Stadt tätigen Ratsherren für hansische Belange deckt sich also mit dem für solche gegenüber dem Adel aus dem Umland. Insbesondere für Lüneburg lassen sich für den Zeitraum der Jahre 1439 bis 1450 in den Rechnungen der Kämmerei und der Bierherren außenpolitisch tätige Ratsherren nachweisen. Dies aufzuzeigen ist erstmals Andreas Ranft bei seiner Untersuchung der Einnahmen und Ausgaben der Stadt Lüneburg im 15. Jahrhundert gelungen. Ranft listet die in der Bierherrenrechnung1270 aufgeführten Ausgaben für Ratsherren auf Tagfahrten auf. In dieser Liste sind für den genannten Zeitraum (1439–1450, also neun Jahre, da 1447 bis 1449 fehlen) insgesamt 73 Tagfahrten verzeichnet. Dabei tauchen folgende Namen von Ratsherren auf (in Klammern die Anzahl der diplomatischen Gesandtschaftsreisen des jeweiligen Ratsherren)1271: Johann Schellepeper1272 (30 Mal) und Johann Springintgut1273 (23 Mal), Hinrik Hoyemann1274 (17 Mal), Hartwich

1268 Vor allem im Fall der Hildesheimer Bischofsfehde unter 2.6. nahmen Bürgermeister an Tagfahrten teil. 1269 Im Kontext der Hansetage ist wichtig, dass die hansischen Städte ab dem Jahr 1418 nicht mehr allein ihre Schreiber entsenden durften. Von diesem Jahr an bestand ein Zwang, Schreiber nur in Begleitung »vollmächtiger Ratsherren« zum Hansetag zuzulassen. Friese, Gesandtschaftswesen, S. 196. 1270 Diese Rechnung ist überliefert als StadtA Lüneburg, AB 197, fol. 19v-fol. 38r, nach Ranft, Basishaushalt, S. 201–205. 1271 Vgl. zum Lüneburger Rat insgesamt Stahl, Irene: Lüneburger Ratslinie 1290–1605, in: NdsJb 59 (1987), S. 139–187 und Stahl, Irene: Verwaltung, Politik, Diplomatie. Der Lüneburger Rat am Ausgang des Mittelalters, in: NdsJb 61 (1989), S. 159–179; für die Zeit der Reformation in Lüneburg Mörke, Olaf: Rat und Bürger in der Reformation. Soziale Gruppen und kirchlicher Wandel in den welfischen Hansestädten Lüneburg, Braunschweig und Göttingen (Veröffentlichungen des Instituts für Historische Landesforschung der Universität Göttingen, 19), Hildesheim 1983. 1272 Er starb 1448 und war im Rat der Stadt Lüneburg seit 1407 und seit 1434 mehrfach Bürgermeister. Stahl, Ratslinie, S. 165, Nr. 170 (als Johannes). 1273 Ebd., S. 167, Nr. 187 (als Johannes). Gestorben 1455, im Rat seit 1431 und mehrfach Bürgermeister seit 1440. 1274 Ebd., S. 167, Nr. 182 (als Heinrich). Gestorben 1456, im Rat seit 1423.

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Schomaker1275 (30 Mal), Johann Garlop1276 (5 Mal), Brand Tzerstede1277 (10 Mal), Hinrik Hoyer1278 (9 Mal), [Ludolf] Godenstede1279 (1 Mal), Hinrik von Velthen1280 (1 Mal), Hermann Sengstake1281 (1 Mal), Lauenkoppe1282 (1 Mal), Johann von Emberen1283 (1 Mal) und Hans Tobing1284 (1 Mal).1285 Bei dieser Zusammenstellung ist vor allem auffällig, dass zumeist zwei Ratsherren gemeinsam zu einer Tagfahrt geschickt wurden.1286 Bei äußerst brisanten Tagfahrten, bei denen aus anderen Quellen nachzuweisen ist, dass sie bei schwerwiegenden Fehden und zum Versuch der Beilegung dieser Auseinandersetzungen einberufen wurden oder deren Vorbereitung im Rahmen der eigenen Bündnisseite als (Vor-)Verhandlungen einer gemeinsamen Haltung gegenüber dem Gegner diente, schickte der Lüneburger Rat sogar drei Ratsherren.1287 Dabei waren diejenigen, die zu solchen Missionen ausgesandt wur1275 Ebd., S. 168, Nr. 190 (als Hartwig). Gestorben 1476, im Rat seit 1436 und seit 1459 mehrfach Bürgermeister. 1276 Ebd., S. 167, Nr. 186 (als Johannes). Gestorben 1464, im Rat seit 1431 und seit 1439 mehrfach Bürgermeister. 1277 Ebd., S. 168, Nr. 192. Gestorben 1451, im Rat seit 1436. Zu ihm auch Stahl, Verwaltung, Politik und Diplomatie, S. 177–178. 1278 Stahl, Ratslinie, S. 167, Nr. 185. Gestorben 1451, im Rat seit 1431. 1279 Ranft, Basishaushalt fand in den Rechnungen keinen Vornamen. Dieser lässt sich ergänzen durch die Angabe bei Stahl, Ratslinie, S. 168, Nr. 189. Gestorben 1450, im Rat seit 1436. 1280 Dieser Name lässt sich in der Zusammenstellung von Stahl, Ratslinie nicht ermitteln. Es wird sich wahrscheinlich nicht um einen Ratsherren gehandelt haben. 1281 Eventuell handelt es sich hier um einen Schreibfehler in der Rechnung, denn bei Stahl, Ratslinie, S. 170, Nr. 208 und Stahl, Verwaltung, Politik und Diplomatie, S. 175 findet sich nur ein Nikolaus Sanckenstede als Ratsherr und Bürgermeister. 1282 Auch hier wird es sich nicht um einen Ratsherren gehandelt haben. Bei Stahl, Ratslinie ist ein solcher Name nicht verzeichnet. 1283 Findet sich ebenfalls nicht bei Stahl, Ratslinie. 1284 Stahl, Ratslinie, S. 169, Nr. 196 (als Johannes). Gestorben 1457, im Rat seit 1446. 1285 Ranft, Basishaushalt, S. 201–205. Dabei sind diese Männer meist bewährte Ratsherren und bereits längere Zeit Mitglieder des Rats. 1286 Ausnahmen bilden hier der Hansetag in Lübeck 1440; eine mit 300 Mark äußerst teure Tagfahrt in Kopenhagen ebenfalls 1440: Ranft, Basishaushalt, S. 202; ein Treffen in Moisburg 1442, Ranft, Basishaushalt, S. 203; das Einbringen einer Appellation in Celle, Ranft, Basishaushalt, S. 204; das Abholen »eines grauen Rockes« 1444, Ranft, Basishaushalt, S. 204; ein Treffen in Uelzen, Ranft, Basishaushalt, S. 204; 1446 ein Treffen ebenfalls in Moisburg, Ranft, Basishaushalt, S. 205 und 1450 eine Tagfahrt in Lübeck, Ranft, Basishaushalt, S. 205. 1287 So bei einer in der Rechnung nicht näher bezeichneten Tagfahrt 1440 und bei den nachfolgenden Einträgen (»nach Lübeck, um über die Holländer zu sprechen«; »nach Lübeck wegen der Münze«; »nach Lübeck, um über die Braunschweiger Angelegenheit zu sprechen« [gemeint ist hier wohl die zweite Braunschweiger Schicht, vgl. Puhle, Matthias: Die Braunschweiger »Schichten« des Mittelalters im Überblick und Vergleich, in: Birgit Pollmann (Hg.), Schicht – Protest – Revolution in Braunschweig 1292 bis 1947–48. Beiträge zu einem Kolloquium der Technischen Universität Braunschweig, des Instituts

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den, zumeist auch Bürgermeister1288 und als solche als Spezialisten mit den politischen Gemengelagen, in denen sich Lüneburg zur jeweiligen Zeit befand, bestens vertraut. Die Gründe für die Zusammensetzung lassen sich über die Interpretation als Paarung erfahrenerer Spezialisten und fachlich ausgesuchter Neulinge, die ihre Nachfolge antreten sollten, hinaus aber nur vermuten. Bereits Friese hatte bei der Betrachtung der Ratssendeboten Hamburgs in der Mitte der 1950er Jahre große Probleme, zu einer schlüssigen Erklärung zu gelangen. Zwar listet er verschiedene Kombinationsmöglichkeiten für die Zusammensetzung einer Gesandtschaft Hamburgs auf, stellt aber auch heraus, dass es aufgrund der Quellenproblematik nahezu unmöglich sei, diese Gruppierung erklären zu können.1289 Doch nicht nur durch die Kämmerei des Rats und die Bierherren bezahlten die Lüneburger Ratsherren, die auf Tagfahrten entsandt wurden. Auch die Sotmeister, die obersten Vorsteher des Salinenbetriebs in Lüneburg,1290 gaben Geld für diese Zwecke aus, was aus deren Rechnungsaufzeichnungen für die Jahre 1434–1439 hervorgeht.1291 Bei den oben beispielhaft aufgeführten Ratsherren aus Lüneburg für einen sehr engen Zeitrahmen, den die Quellen vorgeben, handelt es sich, zumindest bei denjenigen Ratsherren, die mit der Mehrzahl der Reisen zu Tagfahrten betraut wurden, um professionalisierte Wissensträger,1292 womit sich die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit mit denen der jüngsten Forschungen zu Gesandten und städtischer Außenpolitik decken. Der hier für Lüneburger Ratsherren als Gesandte auf verschiedenen Tagfahrten erbrachte Befund legt nahe, dass für den Bereich der politischen Kommunikation zwischen den verschiedenen Herrschaftsträgern im Konfliktfall auch im Norden des Reichs ähnliche Verhältnisse geherrscht haben könnten, wie sie Bastian Walter für die oberrheinischen Städte Bern, Straßburg und Basel während der Burgunderkriege im Detail hat nachweisen können.1293

1288 1289 1290 1291 1292 1293

für Sozialgeschichte und des Kulturamtes der Stadt Braunschweig vom 26. bis 28. Oktober 1992 (Braunschweiger Werkstücke. Veröffentlichungen aus Archiv, Bibliothek und Museum der Stadt, 89; Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv, 37), Braunschweig 1995, S. 27–33]); 1442 nach Uelzen; 1442 nach Buxtehude und nach Harburg; 1443 erneut nach Uelzen und 1445 zu einer nicht näher bezeichneten Reise: Ranft, Basishaushalt, S. 201–205. Stahl, Verwaltung, Politik und Diplomatie. Friese, Gesandtschaftswesen, S. 34. Zu ihnen beispielsweise auch Stahl, Verwaltung, Politik und Diplomatie, hier S. 166; zur Saline selbst Witthöft, Saline. Ranft, Basishaushalt, S. 228 und S. 245–248. Dies folgt Jörg/ Jucker, Städtische Gesandte – Städtische Außenpolitik und Walter, Informationen, Wissen und Macht. Walter, Informationen, Wissen und Macht. Dies erscheint für das Spätmittelalter als eine allgemeine Tendenz, vgl. beispielsweise auch die Ergebnisse in Jörg/ Jucker (Hg.),

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Neben den Ratsherren und Bürgermeistern als einer Trägergruppe städtischer Provenienz nahmen zumeist auch Adlige als Akteurs- und Trägergruppe der Gegenseite an solchen Tagfahrten teil, auf denen die Fehden besprochen werden sollten, denn an diesen Fehden hatten sie selbst teil. Innerhalb dieser Gruppe des Adels kann differenziert werden zwischen denjenigen Adligen, meist aus der Ministerialität der Landesherren kommend beziehungsweise dem landsässigen Adel zuzurechnen, die selbst Partei in der zu verhandelnden Fehde waren und denjenigen, die stellvertretend für ihre Herren zu einer Tagfahrt geschickt wurden, also gleichsam auch eine gewisse Funktion als Räte oder Gesandte übernahmen.1294 Sofern sie der letzteren Gruppe angehörten, haben sie teilweise schriftlich über die Ereignisse vor Ort berichtet. Solche Berichte oder Schreiben sind vor allem aus dem Herzogtum Braunschweig-Lüneburg erhalten. Hier schickten die Herzöge verschiedene Personen als Räte zu Tagfahrten und ließen sich dann schriftlich über deren Aus- oder Fortgang berichten.1295 In gewisser Weise bilden die verschiedenen Verhandlungstreffen der an der Lüneburger Sate beteiligten Adligen und Bürger im Fürstentum Lüneburg einen Sonderfall. Es handelt sich zwar auch hierbei um Treffen, die in den Quellen als Tagfahrten benannt werden, doch dienten sie nicht unmittelbar zur Beilegung einer Fehde. Vielmehr dienten sie unter anderem zum Ausgleich der Verluste der im Erbfolgestreit geschädigten, an der Herrschaft partizipierenden Untergebenen der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Die Tagfahrten der Sateleute dienten der Kommunikation über eine gemeinsame Linie gegenüber den Herzögen. Um sich über die Haltung auszutauschen und um die dazu anzusetzenden Tagfahrten terminlich abzustimmen, wurde am Ende des 14. Jahrhunderts eine Vielzahl Briefe produziert. Hier sei als Beispiel ein Brief angeführt, der eine Tagfahrt unmittelbar erwähnt und zum zentralen Thema hat: Ende August des Jahres 1393 schrieb Paridam von dem Knesebeck an den Rat der Stadt Lüneburg, er habe den Brief des Rats, in welchem der Termin zur Tagfahrt angekündigt worden sei, erst am Morgen des Tages des geplanten Treffens erhalten und habe daher nicht an der in Lüneburg für die Mittagszeit des 24. August geplanten Tagfahrt teilnehmen können. Er sei nicht zu Hause gewesen, als der städtische Spezialisierung und Professionalisierung. Ähnlich, aber ausgreifend ins 16. Jahrhundert Herborn, Wolfgang: Entwicklung der Professionalisierung der politischen Führungsschicht der Stadt Köln, in: Günther Schulz (Hg.), Sozialer Aufstieg. Funktionseliten im Spätmittelalter und in der frühen Neuzeit (Deutsche Führungsschichten in der Neuzeit, 25), München 2002, S. 29–47. 1294 Die Begriffe Räte oder Gesandte werden hier für das 14. Jahrhundert aber mit großer Vorsicht eingesetzt. Vgl. auch Patze, Territorien, S. 49–52. 1295 Nachweisbar sind darüber hinaus vor allem Berichte der Vertreter des Markgrafen von Brandenburg Albrecht Achilles. Siehe dazu beispielsweise Eyb, Volker Freiherr von: Ludwig von Eyb und die friedliche Streiterledigung unter territorialen Reichsständen zu Ausgang des Mittelalters, Diss. jur. masch., Würzburg 1973, hier S. 103.

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Bote eingetroffen sei, den wie verabredet der Bürgermeister Albert van der Molen geschickt hatte. Er hoffe, dass der Rat dat vor nenen vnwillen nehmen und entschuldige sich für sein Fernbleiben.1296 Aus erhalten gebliebenen Rechnungen kann man außerdem erfahren, dass den Teilnehmern von Tagfahrten, vor allem im Fall der Abgesandten von Städten, mithin Ratssendeboten, im Allgemeinen ein gewisser Betrag an Tagungsgeld, oft auch als Zehrgeld bezeichnet, zustand.1297 Dormeier konnte zeigen, dass die Ratsherren durch die Stadtkasse mit »meist reichlich bemessene[n] Spesen« ausgestattet wurden, »mit denen sie ihren Unterhalt, ›Geschenke‹ an die Tagungsteilnehmer und Gebühren für die Schriftsätze abdecken mußten«.1298 Vielfach, so Dormeier, »brachten sie ihren eigenen Proviant auf Planwagen selbst mit«.1299 Hieraus werden einige Details sichtbar, die man vor allem aus chronikalischen Quellen nicht gewinnen kann. Hierin liegt ein Vorteil serieller Quellen.1300 Es ist darüber hinaus zu bemerken, dass es sich bei einigen der in den Fallbeispielen herangezogenen Adelsfamilien nicht um unbekannte Familien ohne Bezug zur Stadt handelte. Gerade weil Adelsfamilien wie die von Mandelsloh, die Klencke und die von Bülow sehr enge Beziehungen zu den Städten Bremen und Lüneburg etabliert hatten, konnten sie mit den Ratsherren in Konflikt geraten. Dabei sind vor allem auch die im Fall Lüneburgs dem Rat zugeordneten Positionen der im Jahr 1388 erstmals belegbaren sogenannten Reitenden Diener und die des Lüneburger Stadthauptmannes ausschlaggebend.1301 Zwar stammten die meisten von ihnen aus südlichen Gebieten des Herzogtums,1302 doch kann im Fall des 1296 UB Herzöge 7, Nr. 194, ohne Datierung. Der Text ist von Sudendorf folgerichtig einsortiert zwischen Nr. 193, datiert auf den 20. August und Nr. 195, datiert auf den 3. September 1393. 1297 So verbuchte der Ratsschreiber der Stadt Lüneburg für die Tagfahrt zwischen der Stadt Lüneburg und den Herzögen Wilhelm, Otto und Friedrich in Winsen an der Aller Ende Mai des Jahres 1436 für die beiden reisenden Vertreter Lüneburgs, Johann Schellepeper und Klaus Gronehagen, einen Betrag von 100 Mark. StadtA Lüneburg, AB 629, Bl. 67r : Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 429; vgl. Ranft, Basishaushalt, S. 246. 1298 Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 429. 1299 Ebd. 1300 Ebd., S. 432–446 schildert überdies anhand von Rechnungen und anderen Quellen das Vorgehen und die Kosten der Welfenherzöge gegen die Grafen von Spiegelberg in der Spiegelberger Fehde der Jahre 1434–1435, bei der auch Wilken und Johann Klencke involviert gewesen sind. Vgl. zu dieser Fehde auch Hartmann, Spiegelberger Fehde; zum Anteil der Klencke siehe oben 2.3. 1301 Reinecke, Geschichte der Stadt Lüneburg, 2, S. 127–128; vgl. Petersen, Lüneburg, S. 75–76. 1302 So auch Petersen, Lüneburg, S. 75. Petersen sieht S. 76 in der Besetzung von Posten wie denen der Reitenden Diener und der Burghauptleute mit Adligen aus entfernteren Gegenden ein Mittel des Rats, die Gefahr einer Einbindung in familiäre Politik des Adels und damit drohender Fehden minimieren zu wollen.

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Statius von Mandelsloh davon ausgegangen werden, dass dieser aufgrund der Nähe seines Bruders Dietrich zu Lüneburg und dessen Status als einer der Sateobmänner dem Lüneburger Rat anempfohlen worden war.1303 Schließlich konnten die Adligen durch ein solches Solddienstverhältnis nicht nur zusätzliche Versorgungsleistungen für sich selbst und Unterstützung durch die Stellung von Pferden aus dem städtischen Stall erwarten, sondern wussten im Falle ihres Ablebens auch ihre Ehefrau durch die Stellung einer Wohnstätte in der Stadt versorgt.1304 Andermann konstatiert aufgrund der erhaltenen Dienstverträge, dass der Rat einer Stadt sich mittels dieser Verträge die Verfügungsgewalt über die als Reitende Diener oder allgemein Lanzenreiter eingesetzten Adligen aus dem näheren und weiteren Umfeld sicherte.1305 Demgegenüber gehen Schmidtchen für den sogenannten »neuen Bürgeradel« in Osnabrück1306 und Sommer für die Reichsstadt Goslar davon aus, dass es sich bei dem als Lanzenreiter ins Umland ausreitenden städtischen Fehdepersonal um in der Stadt lebende Adlige handelte, die damit als Bürger zur kleinen Oberschicht gehörten.1307 In Lübeck und Hamburg existierte sogar der Posten eines sogenannten Ausreitervogts, der bei Gefahr auf den Straßen des Umlands, meist wohl innerhalb der Landwehr, mit der Reiterei die Sicherheit wiederherzustellen hatte.1308 Zu den Aufgaben dieser in Lüneburg als Reitende Diener angesprochenen Adligen gehörte neben allgemeinen abschnittsweisen Geleitstellungen für Kaufleute auch die Sicherungsbegleitung der Ratsherren zu Tagfahrten, was bereits aus dem ersten überlieferten Dienstvertrag von 1388 hervorgeht.1309 […] 1303 Vgl. oben 2.1. das Kapitel zur Mandelslohschen Fehde. 1304 Reinecke, Geschichte der Stadt Lüneburg, 2, S. 127. Vgl. allgemein auch Mindermann, Adel in der Stadt, besonders S. 91–118, S. 270–276 und S. 340–347; zum Solddienst Adliger auch Selzer, Stephan: Deutsche Söldner im Italien des Trecento (Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom, 98), Tübingen 2001 und Rabeler, Sven: Niederadlige Lebensformen im späten Mittelalter. Wilwolt von Schaumberg (um 1450–1510) und Ludwig von Eyb (1450–1521) (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, 9), Würzburg 2006; siehe auch Ochs, Ritteradel und Städte, S. 106–107. 1305 Andermann, Ritterliche Gewalt, S. 191; zur Aufnahme von ganzen Rittergruppen als Bürger in eine Stadt siehe ebd., S. 200. 1306 Schmidtchen, Volker : Das Wehr- und Wachtwesen niedersächsischer Städte in Spätmittelalter und früher Neuzeit am Beispiel von Osnabrück und Lüneburg, in: Cord Meckseper (Hg.), Stadt im Wandel. Kunst und Kultur des Bürgertums in Norddeutschland 1150–1650, 4, Stuttgart-Bad Cannstatt 1985, S. 287–300, hier S. 291. 1307 Sommer, Spätmittelalterliche Fehdeführung im Umland von Goslar, S. 149. 1308 Lehe, Erich von: Ritterliche Fehden gegen Hamburg im Mittelalter, in: Heinrich Reincke (Hg.), Hamburger geschichtliche Beiträge. Festschrift Hans Nirrnheim, Hamburg 1935, S. 135–168, hier S. 151. 1309 Reinecke, Geschichte der Stadt Lüneburg, 2, S. 127 mit Verweis auf UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1111 vom 25. April 1388. Siehe auch ebd., Nr. 1441 vom 20. Mai 1398, wo ein Heinrich Schauffvot »als Befehlshaber der reitenden Diener« in Dienst genommen wird (ausführlich abgedruckt bei UB Herzöge 8, Nr. 224, dort ist die Schreibweise des Namens

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He scal unser und unser stad ridend vorstaen und myt us unsen borghern und myt us, unsen vruenden edder deneren to daghen edder anderswor riden, wanne und wor we eme dat enbedet edder hetet […].1310 Der zehn Jahre später, im Mai 1398, mit Heinrich Schanfvote geschlossene Dienstvertrag, der ihn als Befehlshaber der Reitenden Diener der Stadt einsetzte, hat in den das Dienstverhältnis betreffenden Passagen nahezu denselben Wortlaut: […] He schal vns vnd vnser Stad, denen mit enem schutten, vnd mit twen knechten, vnd mit ver perden der Tzolt. koste, vnd voder he stan scal, vnd vnser Stad ridend vorstan, vnd mit vns, vnsen Borgheren, vnd mit vnsen vrunden, edder deneren to daghe, edder anderswor riden, wanne vnd wur wy eme dat enbedet edder hetet […].1311 Den unmittelbar in und mit der Stadt und für deren Ratsherren Dienst versehenden Reitenden Dienern und den Hauptleuten der städtisch-lüneburgischen Reiterei beigeordnet waren verschiedene Adlige aus dem Umland Lüneburgs, die gesonderte Dienstverträge eingingen. Deren Verträge mit dem Rat unterscheiden sich im Wortlaut von denen der Reitenden Diener beziehungsweise von denen der Hauptleute der städtischen Reiterei. Es handelt sich hierbei weitestgehend um Dienstverhältnisse auf Abruf. So konnten die Ratsherren in Notzeiten das Aufgebot der Stadt verstärken, mussten aber nicht dauerhaft für Versorgung und Unterkunft der betreffenden Adligen in der Stadt Sorge tragen.1312 Interessant an dieser Vertragsform ist vor allem die im Text jeweils vorkommende Passage über Friedensschlüsse und Sühnen. Die in Dienst genommenen Hauptleute durften nur im Einvernehmen mit dem Lüneburger Rat mit anderen Frieden herstellen oder Sühnen schließen.1313 Dies zeigte sich bereits im ausgehenden 14. Jahrhundert, als der Rat Lüneburgs am 16. Juni 1396 einen Dienstvertrag mit Balduin und Ludolf von dem Knesebeck schloss, die ihre Burg Tylsen für die Stadt und ihre Helfer offenhalten sollten. Auch sie sollten keine Tagfahrten abhalten, Frieden oder Sühne schließen, ohne dies mit dem Rat der Stadt abgestimmt zu haben.1314 In gleicher Weise stellt sich dies dar im nur

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»Schanfvote«). Über die Reitenden Diener ist nicht sehr viel bekannt. In Hamburg hat sich im Lauf des Spätmittelalters eine Bruderschaft entwickelt, die noch bis in das 17. Jahrhundert Bestand hatte, deren Aufgaben sich allerdings wandelten. Siehe dazu bereits Gaedechens, Cipriano Francisco: Der Herrenstall und die Reiten-Diener, in: Zeitschrift des Vereins für hamburgische Geschichte 9 (1894), S. 517–556. Zum Geleit in Konfliktfällen siehe auch Rüther, Geleit, Gesandte und Gerüchte, hier S. 70–75. UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1111. UB Herzöge 8, Nr. 224. Hier vor allem UB Herzöge 9, Nr. 133: Vertrag des Ritters Ernst Bock und des Knappen Hildemar von Steinberg vom 12. August 1401, angelegt auf Dauer bis zum 7. April 1409. Eine entsprechende Passage zu Tagfahrten, wie zum Beispiel bei UB Herzöge 10, Nr. 98, fehlt hier allerdings. In derselben Weise UB Herzöge 9, Nr. 188 vom 19. Dezember 1402; UB Herzöge 9, Nr. 201 und UB Herzöge 10, Nr. 158, jeweils ohne Erwähnung von Tagfahrten in der Friedens-/Sühne-Klausel. UB Herzöge 8, Nr. 122: […] vrede, sone noch yenighen anderen ende deghedingen edder

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eine Woche später, am 23. Juni 1396, geschlossenen Vertrag zwischen Lüneburg und dem Knappen Hoyer von Manderen. Auch er musste den Ratsherren zusichern, nenerleye vrundlik bestant, zone, edder vrede hebben, annamen, edder deghedingen, sunder ere witschop, willen, vnd vulbort.1315 Auch die Angehörigen des Niederadels verfügten also über Wissen um Tagfahrten, sowohl aktiv, indem sie solche Treffen einforderten, als auch passiv, indem sie im Solddienst einer Stadt für die Sicherheit der Ratsherren zu sorgen hatten, die zu Tagfahrten reisten oder von solchen zurückkehrten. Aus den erhaltenen Dienstverträgen zwischen den als Reitende Diener oder auch als Stadthauptmann angesprochenen Adligen gehen auch Informationen zu den Versorgungsleistungen, die für sie vorgesehen waren, hervor. Demnach bezog der Befehlshaber der Reitenden Diener in Lüneburg im Fall einer Dienstunfähigkeit »jährlich dreißig Mark und zwölf Ellen Wand und seine Wittwe zwanzig Mark«.1316 Neben Niederadligen beziehungsweise als Knappen angesprochenen Personen sind auch andere Personen als Söldner im Dienst der Stadt Lüneburg nachweisbar. Diese trugen eine nicht unerhebliche Last bei militärischen Aktionen der Stadt, insbesondere im Erbfolgestreit und bei dessen Entscheidung durch die Schlacht bei Winsen im Mai 1388.1317 Neben Ratsherren und Adligen lassen sich auch Geistliche als Teilnehmer von Tagfahrten zum Konfliktmanagement ausmachen. Es handelt sich dabei vor allem um Äbte und Pröpste. Zumeist wird ihnen eine Schiedsposition zugewiesen, sofern schiedliche Regelungen in der jeweiligen Fehde vorgesehen waren beziehungsweise von den Gegnern gewünscht wurden.1318 Orth wies ihnen, zumeist als Gastgeber der Tagfahrten, eine Zeugenfunktion zu.1319 Insgesamt lässt sich zum Teilnehmerkreis von Tagfahrten zur Beilegung von Fehden sagen, dass sich hier mehrere Themenfelder der aktuellen Forschung

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hebben, ane vnse witscop vulbort, vnd willen […]. Sudendorf übersetzt hier aber »deghedingen« mit »Waffenstillstand«, wie aus dem Regest zum Vertragstext hervorgeht. Vgl. außerdem UB Herzöge 8, Nr. 133, wo die Stadt Lüneburg das Verhältnis zu Balduin und Ludolf von dem Knesebeck bekräftigt: […] vnd bliuen, vnd wy wedder in erer vruntscop alse dat twisschen vns in degedingen begrepen is […]. UB Herzöge 8, Nr. 124. Die Inhalte der Dienstverträge mit Lüneburg scheinen sich mit denen Hamburgs zu decken, wenn man dem Hinweis von Lehe, Ritterliche Fehden gegen Hamburg, S. 151–152 glauben darf. Regest zu UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1441. Vgl. die Soldrechnungen des Rats der Stadt Lüneburg an verschiedene ungenannte Personen im UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1150 und 1151 (1388 August 7 und 10); des Klaus Rodenborg ebd., Nr. 1172 (1388 Oktober 16) und ebd., Nr. 1204. Beispielsweise im Streit zwischen den Braunschweigisch-Lüneburgischen Herzögen und der Stadt Hannover über den Zoll in Winsen an der Aller 1434–1437. Hier traten der Abt von Oldenstadt (bei Uelzen) Ludelve von Bodendorpe und Propst Cord zu Lüne als Schiedsleute auf: Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 431–432; StadtA Lüneburg, Urk. B 1434 April 21. Orth, Fehden, S. 16.

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überschneiden: Zum einen sind es Aspekte der kommunikationshistorischen Forschung. Sie werden verknüpft mit einem transfergeschichtlichen beziehungsweise wissenshistorischen Zugriff. Hinzu kommt außerdem die Diplomatiegeschichte beziehungsweise die Frage nach einer städtischen Außenpolitik. Denn indem man Ratsherren einer Stadt als Gesandte und Vermittler im Prozess der Schlichtung eines Konflikts analysiert, untersucht man gleichzeitig die Wirkung dieser Personen als Repräsentanten ihrer Stadt nach außen gegenüber dem zumeist adligen Fehdegegner. Zusätzlich wurde die Frage nach dem Wissen dieser Akteure um die kommunikativ-friedensstiftende Praxis der Tagfahrt gestellt und eröffnete eine Bandbreite von Antworten.

3.1.2.4 Verfahren vor Ort? Abgesehen von großen hansischen Tagfahrten,1320 eidgenössische Tagsatzungen1321 und die Hoftage auf Reichsebene1322 nicht einbezogen, liegen so gut wie keine Erkenntnisse der Forschung darüber vor, wie eine Tagfahrt zur Konfliktbeilegung im Spätmittelalter, zumal im Norden des Reichs, ausgestaltet wurde.1323 Man weiß bislang kaum etwas darüber, wie sich die Teilnehmenden vor Ort verhielten oder mittels welcher Verfahren Beschlüsse erzielt wurden. Welche Informationen lassen sich über den Ablauf solcher Tagfahrten für den norddeutschen Raum zusammentragen? Dies schließt ebenso die Frage nach den verhandelten Gegenständen und Inhalten ein. Zunächst ist zu den auf solchen ad hoc gebildeten Tagfahrten beschlossenen Gegenständen zu sagen, dass sie entweder durch Urkunden überliefert sind oder ihren, eher spärlichen, Niederschlag in der Historiographie gefunden haben. Man hat es dabei allerdings nicht wie in der Eidgenossenschaft mit sogenannten Abschieden der Tagsatzungen oder wie bei den großen hansischen Städtetagen mit Rezessen als Ergebnis der Treffen und der dortigen Verhandlungen zu tun.1324 Dazu haben die hier behandelten Tagfahrten zwischen Fehdegegnern einen zu unterschiedlichen Charakter. Ihr Charakter ist eben nicht der einer Institution im Sinne einer neuzeitlich-staatlichen Instanz oder eines solchen Amtes. Eine solche Sichtweise, die in älteren Studien zu Hanse- und Reichstagen 1320 Siehe dazu Henn (Hg.), Die hansischen Tagfahrten zwischen Anspruch und Wirklichkeit und Schipmann, Politische Kommunikation. 1321 Siehe Jucker, Gesandte; Münger, Hanse und Eidgenossenschaft und umfassend Würgler, Tagsatzung. 1322 Annas, Hoftag, 1. 1323 In Ansätzen für Frankfurt siehe Orth, Fehden und für Nürnberg Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis. 1324 Zur Kritik an der Edition der Hanserezesse Kypta/Huang, Rezessedition. Zu den Tagsatzungen Jucker, Gesandte und Würgler, Tagsatzung, zu den Abschieden S. 276–283.

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aufscheint, suggeriert durch die jeweiligen Rezess- und Abschieds-Editionen, ist anachronistisch und trifft nicht den Kern der Sache. Während die Abschiede hinterlassenden Tagsatzungen auf dem Gebiet der heutigen Schweiz vornehmlich der Verwaltung gemeinsam durch die eidgenössischen Städte erworbener Gebiete dienten,1325 war der Hauptzweck der Tagfahrten zwischen Fehdegegnern die Beilegung der Fehde und damit die Wiederherstellung von Frieden zwischen den Parteien. Wenn diese Beilegung bei der ersten Tagfahrt nicht erzielt werden konnte, die Gegner sich also nicht einigen konnten, wurden weitere Treffen verabredet.1326 Wie viele solcher Treffen es brauchte, um eine Fehde beilegen zu können, ist dabei vom Einzelfall abhängig. Pauschale Aussagen darüber treffen zu wollen, wäre nicht nur schwer möglich, es wäre auch methodisch fragwürdig. Fest steht jedoch, dass zuweilen eine relativ große Zahl von Tagfahrten nötig war, um eine Fehde beenden zu können. Insbesondere die oben behandelte Horneburger Fehde und der langwierige Konflikt mit Gerhard von Oldenburg erforderten von den Beteiligten ein hohes Maß an Geduld auf dem Weg zur Wiederherstellung des Friedens, vom Ausgleich des erlittenen Schadens ganz zu schweigen.1327 Falls eine oder mehrere Tagfahrten den Konflikt nicht zu lösen vermochten, konnten die Gegner sich zudem an eine von beiden Seiten gestellte Schiedskommission wenden. Diese konnte entweder aus einem zuvor bestimmten und durch beide Seiten anerkannten Schiedsrichter bestehen oder aus einem mit mehreren Personen besetzten Schiedsgremium. Wichtig ist dabei, dass es sich in der Regel um den Typ des sogenannten isolierten Schiedsgerichts handelte. Demgegenüber erscheint ein institutionalisiertes Schiedsgericht in den verschiedenen Landfriedensverträgen, denen die Fehdegegner oder zumindest eine der Seiten angehörten.1328 Bereits Orth hat für die Frankfurter Fehden konstatiert, dass sich die Streitparteien bei »Unvereinbarkeit der Standpunkte« an ein Schiedsgericht wenden konnten.1329 Aus den erhaltenen Quellen über abgehaltene Tagfahrten kann man auch etwas über das Verfahren vor Ort erfahren. Vor allem werden die Strukturen beziehungsweise die Vorgehensweise der Teilnehmer offengelegt. Handelte es sich zum Beispiel um einen Schiedstag mit einem Vorsitzenden oder einer

1325 Dazu ausführlich Jucker, Gesandte. 1326 Dies geht zum Teil auch aus den überlieferten Schriftstücken hervor, vgl. UB Herzöge 10, Nr. 38. 1327 Siehe oben Kapitel 2.2. und 2.4. 1328 Usteri, Schiedsgericht, S. 36; vgl. Schmid, Regula: Reden, rufen, Zeichen setzen. Politisches Handeln während des Berner Twingherrenstreits 1469–1471, Zürich 1995, S. 245. Zu den Landfrieden siehe auch unten 3.3.2. 1329 Orth, Fehden, S. 18–26, das Zitat S. 18.

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vorstehenden Kommission von mehreren Schiedsleuten,1330 so wurden zunächst die strittigen Punkte einer Seite gehört. Daraufhin antwortete dann jeweils die andere Seite. Nachdem alle Punkte einer Seite abgearbeitet und die Positionen der Gegenseite angehört waren, brachte die andere Seite ihrerseits die strittigen Punkte vor und die erste Seite konnte auf jeden Punkt antworten.1331 Im Frühsommer des Jahres 1405 wurde in Lüneburg eine Tagfahrt zwischen den Herzögen und den Städten Lüneburg, Hannover und Uelzen, sowie einigen aus der Ritterschaft, zwei Pröpsten und Ratssendeboten der Städte Lübeck, Hamburg, Braunschweig und Hannover abgehalten. Auch hier wurde das gleiche Verfahren angewandt. Zudem hatte man noch die Entwürfe von Schriftstücken dabei, deren Text auf bereits vorher abgehaltenen Tagfahrten in gleicher Sache beraten worden war. Trotz mehrfacher weiterer Tagfahrten in derselben Sache konnten sich die Teilnehmer nicht auf einen gemeinsam getragenen Text als Ausdruck eines Konsenses zwischen ihnen einigen. Zudem sahen alle überlieferten Entwürfe nochmals den Einsatz von Schiedsleuten vor.1332 Tagfahrten konnten darüber hinaus auch dem Austausch von Gefangenen dienen.1333 3.1.2.5 Sanktionierung für Abwesenheit Nachdem Ort, Zeit und Verfahren vor Ort untersucht worden sind, muss auch die Frage gestellt werden, was eigentlich geschehen konnte, wenn Personen, die zum Teilnehmerkreis einer Tagfahrt zur Beilegung von Fehden gehören sollten, nicht zu einer solchen erschienen. In der Tat konnte es Maßnahmen der Sanktionierung für das Fernbleiben von Tagfahrten geben. Doch um welche Maßnahmen handelte es sich? Wer konnte sie festlegen und wurden sie durchgesetzt? 1330 Die rechtshistorische Forschung bezweifelt in jüngerer Zeit, dass es sich beim Schiedswesen der Vormoderne oder zumindest des Mittelalters um Gerichtsverfahren im juristischen Sinn gehandelt habe. Siehe dazu Härter, Karl: Konfliktregulierung im Umfeld frühneuzeitlicher Strafgerichte. Das Konzept der Infrajustiz in der historischen Kriminalitätsforschung, in: Kritische Vierteljahrsschrift für Gesetzgebung und Rechtsprechung 95/2 (2012), S. 130–144 mit Verweis auf die französische Forschung, beispielsweise Beno„t Garnot (Hg.), L’infrajudiciaire du Moyen ffge — l’¦poque contemporaine. Actes du colloque de Dijon, 5–6 octobre 1995 (S¦rie du Centre d’Etudes Historiques, 5), Dijon 1996. 1331 So beispielsweise durchgeführt beim Schiedstag 1363 unter Vorsitz des Bremer Erzbischofs zwischen Vertretern der Stadt Bremen und der Grafen von Hoya: BUB 3, Nr. 199, S. 161–174. Siehe dazu kurz Kümper, Hiram: »als dat utwiset unser lantrecht«. Ein bremisch-hoyaischer Rechtsstreit, ein welfischer Erzbischof und neue Fragen an die Bilderhandschriften des Sachsenspiegels, in: Hiram Kümper/ Michaela Pastors (Hg.), Florilegium. Bochumer Arbeiten zur Mittelalterlichen und Frühneuzeitlichen Geschichte (Schriften des Studentischen Arbeitskreises Mittelalter an der Ruhr-Universität Bochum, 2), Nordhausen 2007, S. 166–186, hier S. 178–179; ebenfalls 1405 auf einem Tag in Lüneburg: UB Herzöge 10, Nr. 38. 1332 UB Herzöge 10, Nr. 38. 1333 Dies war vor allem während der Hoyaer Fehde in den 1350er Jahren der Fall.

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Wenn sie durchgesetzt wurden, wie geschah das und von wem wurden sie durchgesetzt? Ebenso ist nach den Folgen für die von Sanktionen betroffenen Abwesenden zu fragen. Fehdeführende Adlige und Bürger von beteiligten Städten, die zumeist als Ratsmitglieder oder Bürgermeister die Geschicke der Stadt und deren Politik zu verantworten hatten, können, das haben die zahlreichen Beispiele im ersten Hauptteil dieser Arbeit gezeigt, als Gesellschaft verstanden werden, die ihre Konflikte unter Anwesenden austrug und beizulegen suchte.1334 Aus der Zeit Ende des 14. Jahrhunderts ist ein Schreiben an die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg überliefert, in dem mehrere ihnen untergebene Adlige fordern, die Brüder von Mandelsloh verfolgen zu lassen. Sie seien nicht zu verabredeten Tagfahrten erschienen und noch dazu meineidig geworden.1335 Eine Sanktionierung für Nichterscheinen ist übrigens keine ›neue‹ Erscheinung erst der Zeit des späten Mittelalters, denn bereits in der Karolingerzeit galt es als Affront im Kreise der königlichen Höfe, entweder gar nicht erst zu einem Treffen zu erscheinen oder sich ohne Erlaubnis des Veranstalters (in diesem Falle des Königs) vom Veranstaltungsort einer Versammlung zu entfernen.1336 Ähnliche Entwicklungen gab es im Erzstift Bremen bei der Ansetzung von Gerichtstagen. Für ein Nichterscheinen zu einem Gerichtstag beziehungsweise Gerichtstermin, der durch den Erzbischof angesetzt worden war, wurde der Abwesende aus der Rechtsgemeinschaft des Stiftes ausgeschlossen.1337 Auch von Fürsten ist überliefert, dass diese nicht zu einem angesetzten Fürstentag erschienen seien. Begründet wurde dies damit, dass vorhergehende Tage ohne

1334 Vgl. Kieserling, Kommunikation unter Anwesenden. 1335 UB Herzöge 6, Nr. 98, Regest: »Allen Fürsten, Herren, Freien, Rittern, Knappen, Städten und allen guten Leuten klagen Lippold von der Helle, Johann von Otterstede und der Vogt Lippold, dass Heinrich und Statius von Mandelsloh ihnen treulos und meineidig geworden sind, ihnen Recht und Tagefahrten verweigern, und Johann Clüver der ältere klagt, dass Diedrich von Mandelsloh ihm die versprochene Tagefahrt nicht hält, auf welcher derjenige von ihnen beiden, dem eine Untat nachgewiesen würde, gehängt werden sollte. Er bittet alle Herren und guten Leute, dass sie den Diedrich von Mandelsloh und dessen Gesellen, wo sie dieselben treffen, hängen«; hier relevanter Text: […] dat ze vns ok nene dagen holden […] Ok clage ik Johan Clu˚uere de Eldere […] dat he my screuen heft in sinen breu˚e he wille dage mid my holden […]. Zu den Fehdeaktivitäten der von Mandelsloh siehe auch Dirks, Die »Mandelslohsche Fehde« von 1380/81 und oben Fallbeispiel 2.1. 1336 Krause, Ingmar : Konflikt und Ritual im Herrschaftsbereich der frühen Capetinger. Untersuchungen zur Darstellung und Funktion symbolischen Verhaltens (Symbolische Kommunikation und gesellschaftliche Wertesysteme. Schriftenreihe des Sonderforschungsbereichs 496, 13), Münster 2006 und Dirks, Konfliktaustragung im 9. Jahrhundert, hier S. 27–28. 1337 Landtagsabschiede, ed. Mindermann, Nr. 21 (20. Oktober 1437), Art. 2; siehe unten 3.1.2.6.

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Ergebnis beendet worden seien.1338 Inwiefern hier allerdings eine Sanktionierung durchgeführt wurde, ist sehr fraglich. Von städtischer Seite wurde ein Fernbleiben von Tagfahrten wohl nicht so streng bewertet. Vielfach sind Schreiben der Ratsherren überliefert, in denen sie ankündigen, nicht zu einem Treffen erscheinen zu können. Als Gründe werden oft Fehden angegeben.1339 Daneben diente ein Nichterscheinen auch einer Verzögerungstaktik, um mehr Zeit für Antworten möglicher Unterstützer oder deren militärische Rüstung zu gewinnen. 3.1.2.6 Fehde, Tagfahrt und Landtage Die Anfänge einer landständischen Verfassung in den Gebieten, die oben als Fallbeispiele herangezogen worden sind, gestalteten sich durchaus unterschiedlich.1340 Während sich im Erzstift Bremen seit Ende des 14. Jahrhunderts eine lockere Anzahl kaum institutionalisierter Landtage fassen lässt, stellt sich die Situation in den einzelnen Fürstentümern des Herzogtums Lüneburg1341 durchaus anders dar, ebenso im Gebiet nördlich der Elbe.1342 Und doch gibt es 1338 Beispielsweise Albrecht Achilles im Jahr 1467. Dazu Most, Schiedsgericht, hier S. 139 mit Anm. 88 und 89. 1339 So beispielsweise während der Horneburger Fehde, oben 2.2. 1340 Zur landständischen Verfassung allgemein Esser, Raingard: Landstände im Alten Reich. Ein Forschungsüberblick, in: Zeitschrift für Neuere Rechtsgeschichte 25 (2005), S. 254–271 und Krüger, Die landständische Verfassung; für Westfalen in der Frühneuzeit siehe Harding, Elizabeth: Landtag und Adligkeit. Ständische Repräsentationspraxis der Ritterschaften von Osnabrück, Münster und Ravensberg 1650–1800 (Westfalen in der Vormoderne. Studien zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Landesgeschichte, 10), Münster 2011; zu Bremen siehe außerdem Fiedler, Beate-Christine: Bremen. Erzstift bzw. Herzogtum (Darstellung), in: Brage bei der Wieden (Hg.), Handbuch der niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte, 1, 1500–1806 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 216), Hannover 2004, S. 23–32 und Fiedler, Beate-Christine: Bremen. Erzstift bzw. Herzogtum (Essay), in: Brage bei der Wieden (Hg.), Handbuch der niedersächsischen Landtags- und Ständegeschichte, 1, 1500–1806 (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Niedersachsen und Bremen, 216), Hannover 2004, S. 205–229. 1341 Dazu allgemein Arnswaldt, Ritterschaft und für das Fürstentum Lüneburg SchmidtSalzen, Landstände sowie Streich, Brigitte: Die landständische Entwicklung im Fürstentum Lüneburg im 15. und 16. Jahrhundert, in: Eckardt Opitz (Hg.), Herrschaft und Stände in ausgewählten Territorien Norddeutschlands vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert (Kolloquium. Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur, 13), Bochum 2001, S. 89–101. 1342 Siehe dazu die Arbeiten von Heck, Uwe: Probleme der Geschichte mittelalterlicher Stände und das Beispiel Mecklenburg, in: Eckardt Opitz (Hg.), Herrschaft und Stände in ausgewählten Territorien Norddeutschlands vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert (Kolloquium. Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur, 13), Bochum 2001, S. 13–32; Meyn, Jörg: Landesherr und Ritterschaft im Herzogtum Sachsen-Lauenburg im Spätmittelalter, in: Eckardt Opitz (Hg.), Herrschaft und Stände in ausgewählten Terri-

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mehrere Gemeinsamkeiten. Denn die Landtage befassten sich neben ihrem Hauptthema, den Steuerfragen,1343 auch jeweils mit einer Fehdethematik. Zwar war dies nicht auf jedem Landtag ein Punkt auf der Tagesordnung, doch kommen Fehden und Tagfahrten immer wieder vor. Insbesondere im Erzstift Bremen wurden Fehden und Tagfahrten im Untersuchungszeitraum dieser Studie mehrfach thematisiert und ebenso waren Fehden im Fürstentum Lüneburg Thema auf Landtagen.1344 Daher soll im Folgenden ein Blick auf diese Rechtsfindungen geworfen werden. Im Erzstift Bremen bildete sich seit 1397/98 eine Reihe von Zusammenkünften aus, die sich in der Folge zu Landtagen verfestigten. Auf ihnen wurden vor allem steuerliche Fragen behandelt,1345 aber auch quasi-privatrechtliche Streitigkeiten gerichtlich ausgetragen, indem der Erzbischof von Bremen als Richter fungierte.1346 Diese Landtage, die seit dem ausgehenden 15. und dann im Lauf des 16. Jahrhunderts einen immer höheren Grad der Institutionalisierung annahmen,1347 befassten sich zu einem Teil auch mit der Thematik des Fehdewesens und mit der eng mit den Landtagen selbst verwandten Anwendung von Tagfahrten als direkter Kommunikation zwischen Konfliktgegnern. Im Folgenden soll daher die recht überschaubare Reihe von Landtagen der Bremischen und Verdischen Landstände zusammengefasst betrachtet werden, die sich mit Fehde und Tagfahrt befassten. Hatten die ersten als solche fassbaren Landtage noch andere Themen behandelt, steht in den Rechtsfindungen des Landtags vom 2. September 1436, abgehalten auf dem Steinsgraben bei Basdahl, der Passus, dass Fehdeandrohung jedermann untersagt werde, auch dem Bremer Erzbischof.1348 Auf demselben Landtag wurde am 8. September entschieden, dass die Ehefrau des Burchard von Moisburg der Ehefrau Ivans von Borch eine Entschädigung zukommen lassen

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torien Norddeutschlands vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, Bochum 2001 (Kolloquium. Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur, 13), S. 33–53 und, das Spätmittelalter nur streifend, Grunwaldt, Katrin: Die ständische Vertretung in Schleswig-Holstein bis ins 17. Jahrhundert, in: Eckardt Opitz (Hg.), Herrschaft und Stände in ausgewählten Territorien Norddeutschlands vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, Bochum 2001 (Kolloquium. Lauenburgische Akademie für Wissenschaft und Kultur, 13), S. 103–120. Mindermann, Einleitung; Schmidt-Salzen, Landstände, S. 23–27. Schmidt-Salzen, Landstände, S. 81–85. Mindermann, Einleitung, S. 18. Mindermann, Einleitung, S. 15 mit Verweis auf die weitere maßgebliche Literatur zu den Landtagen der Bremischen und Verdischen Landstände; vgl. Merker, Ritterschaft, S. 84 und 123. Zur Häufigkeit der Landtage und zu ihrer Institutionalisierung siehe Mindermann, Einleitung, S. 17–18 und Schubert, Landtag. Landtagsabschiede, ed. Mindermann, Bremen Nr. 9: Wy vorbeden einnem Jewelicken, alse wy hogest vormogen, dat he sine Hende hole, unnd unnß nene Veide an denn Halß en thee; ock schall dat de Ertzebischop nicht dohenn.

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solle, doch wegen einer Fehde im Großraum Hamburg mit den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg sei dies nicht ohne Weiteres möglich.1349 Ebenso ist auf diesem Landtag in den Rechtsfindungen von Schiedsrichtern und von Beratungen die Rede, die zur Vermeidung von Fehden dienen sollten.1350 Ein Jahr später, auf dem Landtag vom 20. Oktober 1437, ebenfalls auf dem Steinsgraben bei Basdahl abgehalten, verpflichteten sich die Anwesenden – Erzbischof Balduin II. und die Zuständigen des Bremer Domkapitels, der Prälaten, der Ritterschaft und der Städte des Erzstifts Bremen gegenseitig, »gegen jeden vorzugehen, der ohne vorherige Klage vor dem Erzbischof eine Fehde im Erzstift Bremen« beginne.1351 Gerade diese Maßnahme ist von Bedeutung, da hier erstmals umfassend für das Erzstift festgelegt wird, dass zunächst der Erzbischof als richterliche Instanz anzurufen sei, bevor man eine Fehde beginnen dürfe. Mit diesem Beschluss, dessen Umsetzung angesichts der auch in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ausbrechenden Fehden im Raum zwischen Weser und Elbe allerdings sehr fraglich ist, ist rein normativ eine Subsidiarität der Fehde gegenüber dem Gerichtsweg gegeben. Doch dürfte dieser Befund erstens gegen die bisherigen Annahmen und Ergebnisse der jüngeren und jüngsten mediävistischen Fehdeforschung stehen;1352 zweitens ist es auch reichsweit nie ganz gelungen, die normativen Vorgaben zur Eindämmung der Fehde durchzusetzen, wie Untersuchungen auch der Frühneuzeitforschung ergeben haben.1353 Auf demselben Landtag (20. Oktober 1437) beschlossen die Anwesenden, dass ein 1349 Landtagsabschiede, ed. Mindermann, Bremen Nr. 10, Art. 3. 1350 Ebd., Art. 6: Über einen Streit zwischen den Familien von Borch und von Clüver um Geldschulden wird berichtet, die Parteien seien einer selbst bestimmten Schiedskommission unterworfen worden: Also hebben gekorenn Iveß [sic] frouwe denn Prawest tho Zevenn unnd Hinrick van der Lith, Undt de Cluversche Herman van Mandelßlo unnd Frerick Schultenn vor Schedeslude, de datt schlichten scholden und Art. 7: Im Streitfall zwischen Erp[o?] von Weyhe und Graf Otto von Hoya ist die Rede von Beratungen, die klären sollten, ob die Stiftsritterschaft dem von Weyhe beistehen solle. Die Beratungen ergaben, dass man keine Fehde beginnen wolle: Item Erp van Weige Clagede aver Greven Otten van der Hoye unnd de sine, dat se ohm dat sine nehmen, und bath aver alle hulpe. Dar min Here both der Manschup, dat se sick beraden scholden, offt me Erpe vorbeden plichtich were, dat he se roven scholde vam Otterßberge. Do se sick beradenn, undt spreken, he hadde gebaden, Alse he hogest konde, dat ohr gelick sine Hande helde, und toge ohm nene Veide aver den Halß, undt begerden, datt he deßgelicken up sinen schloten ock bestellede. 1351 Landtagsabschiede, ed. Mindermann, Bremen Nr. 21, Art. 1: Haldt Jemandt Veide int Land, unvorclaget vor dem Ertzbischop, tegen den willet se alle dohen mit live und gude. 1352 Vgl. oben 1.2.1. 1353 Dierkes, Frank: Streitbar und ehrenfest. Zur Konfliktführung im münsterländischen Adel des 16. und 17. Jahrhunderts (Westfalen in der Vormoderne. Studien zur mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Landesgeschichte, 1), Münster 2007; Fischer, Mattias G.: Reichsreform und »Ewiger Landfrieden«. Über die Entwicklung des Fehderechts im 15. Jahrhundert bis zum absoluten Fehdeverbot von 1495 (Untersuchungen zur deutschen Staats- und Rechts-Geschichte. Neue Folge, 34), Aalen 2007 und Isenmann, Der Diskurs über Fehde, Friede und Gewaltmonopol im 15. Jahrhundert.

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Nichterscheinen vor Gericht sanktioniert werden sollte. Erschien jemand nicht zu einem angesetzten Gerichtstermin, so sollte dieser in unrecht fallen und aus der zum Landtag berechtigten Gruppe der Stiftsangehörigen ausgeschlossen werden.1354 Auf den Verdener Landtagen befassten sich die Landstände ebenfalls mit Tagfahrten. Allerdings muss hier eine Analyse unterbleiben, da die in Betracht kommenden Landtage außerhalb des Untersuchungszeitraums der Studie liegen.1355 Während sich im Erzstift Bremen gegen Ende des 14. Jahrhunderts, mithin schon relativ früh, Landtage als Forum einer landständischen Kommunikation herausbildeten, lagen die Dinge in den benachbarten Herrschaftsgebieten etwas anders. In Verden, Lüneburg1356 und Holstein1357 lassen sich Landtage erst im Lauf des 15. Jahrhunderts nachweisen.

1354 Landtagsabschiede, ed. Mindermann, Bremen Nr. 21, Art. 2: Werdt wem ein Rechtdach gelecht umme tichte willen, dat he einem andern tiget und kemet nichtt vor eder nemandt van sinent wegen, de wert unrecht, und Jenne wert van dem tichten loßgedeilet. Also wardt gescheidenn Her Diderik Scharhar tegen Eggerde van Stinstede. Vgl. oben 3.1.2.5. zu Sanktionierungen für Nichterscheinen auf Tagfahrten zur Verhandlung über die Beilegung von Fehden. 1355 Landtagsabschiede, ed. Mindermann, Verden Nr. 16 (4. April 1560). Hier soll nicht generalisiert werden aufgrund nur des einen Nachweises. Hervorzuheben ist außerdem, dass die Edition von Mindermann nicht alle Landtage enthält, sondern lediglich eine Auswahl. Vgl. Mindermann, Einleitung, S. 18–19. 1356 Die Forschung war sich zwischenzeitlich nicht sicher, welche Formen von Versammlungen beziehungsweise Treffen der Ritterschaft mit den Landesherren im Fürstentum Lüneburg als Landtage anzusehen sind. Während Arnswaldt, Ritterschaft durchaus noch davon ausgeht, die Sate könne als solche gewertet werden, hat Schmidt-Salzen, Landstände (siehe insbesondere die Tabelle S. 240–243) herausgearbeitet, dass dort Landtage erst ab 1434 – im 16. Jahrhundert dann in stetiger Folge (Schmidt-Salzen, Landstände, S. 20–21) – nachgewiesen werden können. Zu bevorzugten Zeiten (Frühjahr und Winter) und Veranstaltungsorten (Lüneburg, Uelzen und Celle) zum Abhalten von Landtagen im Fürstentum Lüneburg Schmidt-Salzen, Landstände, S. 22–23. 1357 Siehe den Sammelband Oliver Auge/ Burkhard Büsing (Hg.) in Verbindung mit der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte: Der Vertrag von Ripen 1460 und die Anfänge der politischen Partizipation in Schleswig-Holstein, im Reich und in Nordeuropa. Ergebnisse einer internationalen Tagung der Abteilung für Regionalgeschichte der CAU zu Kiel vom 5. bis 7. März 2010 (Kieler historische Studien, 43), Ostfildern 2012, darin insbesondere Krüger, Kersten: Ripen 1460 und die landständische Verfassung im europäischen Vergleich, in: Oliver Auge/ Burkhard Büsing (Hg.) in Verbindung mit der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte: Der Vertrag von Ripen 1460 und die Anfänge der politischen Partizipation in Schleswig-Holstein, im Reich und in Nordeuropa. Ergebnisse einer internationalen Tagung der Abteilung für Regionalgeschichte der CAU zu Kiel vom 5. bis 7. März 2010 (Kieler historische Studien, 43), Ostfildern 2012, S. 23–38 und Leth Jespersen, Mikkel: Die politische Partizipation der Ritterschaft im frühneuzeitlichen Schleswig-Holstein, in: Oliver Auge/ Burkhard Büsing (Hg.) in Verbindung mit der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte: Der Vertrag von Ripen 1460 und die Anfänge der politischen Partizipation in Schleswig-Holstein, im Reich und in Nordeuropa.

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Nach Schmidt-Salzen ist Fehde im Fürstentum Lüneburg durchaus auch ein Thema, mit dem sich die dortigen Landtage ab 1434 befasst haben.1358 SchmidtSalzen führt in dem kurzen Abschnitt seiner Studie verschiedene Berichte über eine Fehdetätigkeit des Adels im Fürstentum Lüneburg an. Es wird dabei aber nicht ersichtlich, ob sich auch Landtage damit befasst haben. Unklar ist vor allem, welcher Art die von ihm genannten Berichte waren und ob sie auf Landtagen vorgetragen wurden oder sich anderweitig in der regulären Überlieferung des unterschiedlichen Schriftguts zwischen Adel und Landesherren finden. Einziger Bezugspunkt neben der älteren Studie von Havemann1359 ist hier die erst im 18. Jahrhundert entstandene Chronik aus der Feder des Philipp J. Rethmeier.1360 Es wird indessen nicht Bezug genommen auf Landtagsabschiede, wie sie für das Erzstift Bremen zusammengestellt wurden1361 und auch sonst kann man die Studie von Schmidt-Salzen durchaus kritisch sehen. Im Abschnitt über »Fehdetätigkeit« des Adels spricht er davon, dass Herzog Otto in den 1460er Jahren gegen das Schloss Hitzacker vorgegangen sei, da die Burgbesatzung »der mecklenburgischen Ritterschaft ihr Floß lieh, wenn diese einen Raubzug ins Lüneburger Land unternehmen wollte«.1362 Diese Aussage ist durchaus zu pauschal getroffen, wenn man davon ausgeht, dass der Begriff Schloss für diese Zeit kaum anwendbar sein dürfte. Darüber hinaus handelte es sich mit Sicherheit nur um einige wenige Angehörige der mecklenburgischen Ritterschaft, wie bei-

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Ergebnisse einer internationalen Tagung der Abteilung für Regionalgeschichte der CAU zu Kiel vom 5. bis 7. März 2010 (Kieler historische Studien, 43), Ostfildern 2012, S. 141–154. Im Fürstentum Lüneburg beziehungsweise im Herzogtum Braunschweig-Lüneburg gab es bereits mit dem Ende des Erbfolgestreits und der darauf folgenden Sate Bestrebungen, Treffen der Ritterschaft zu institutionalisieren. Dazu Arnswaldt, Ritterschaft. Darüber hinaus kann man bereits 1405 Planungen für eine Art Landtag ausmachen. Es sollten sich die Herzöge mit den Prälaten, der Ritterschaft und den Städten treffen, um über eine Steuer zu beraten, die dazu dienen sollte, das zum Freikauf Herzog Heinrichs aus der Gefangenschaft nötige Lösegeld sammeln zu können: UB Herzöge 10, Nr. 9 vom 24. April und 6. bis 15. Mai 1405: […] Item wan de hochgeborne furste etc ende hedde zo scholde me dar na enes dages vurramen dar de vorscreuenen prelaten manschopp vnd stede by quemen vnd dar me zik denne vu˚rghinge aller vorscreuenen stucke vnd vmme rad vnd hulpe syner lozinge […]. Dies ist allerdings noch weit entfernt von einer allgemeinen Steuererhebung auf Dauer und daher kann das Treffen noch nicht als wirklicher Landtag bezeichnet werden. Zudem ist fraglich, ob dieses Treffen überhaupt stattgefunden hat, hört man doch im angegebenen Stück nur etwas über Planungen für einen solchen Tag. Dass eine Steuer geplant gewesen sei, ist darüber hinaus lediglich die Vermutung Sudendorfs im dem Text vorangestellten Regest – aus der zitierten Passage wird dies nicht ganz deutlich. Havemann, Geschichte der Lande Braunschweig und Lüneburg. Schmidt-Salzen, Landstände führt übrigens den Leser in die Irre, wenn er das Erscheinungsjahr der Bände von Havemann im Literaturverzeichnis (S. 251) mit 1974 angibt. Dies ist lediglich das Jahr eines Neudrucks. Erschienen sind die drei Bände Havemanns bereits 1853–1857. Rethmeier, Philipp J.: Braunschweigisch-Lüneburgische Chronica, Braunschweig 1722. Landtagsabschiede, ed. Mindermann. Schmidt-Salzen, Landstände, S. 82.

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Vergleichende Analyse

spielsweise Mitglieder der Familie von Bülow.1363 Zudem ließe sich auch das Ergebnis Schmidt-Salzens zu den Urfehden im Fürstentum Lüneburg einer kritischen Würdigung unterziehen. Er kommt dabei zu dem Ergebnis, dass sich anhand der im Hauptstaatsarchiv Hannover überlieferten Urfehdeurkunden aus dem Fürstentum Lüneburg lediglich »fünf, höchstens sechs Auseinandersetzungen im Fürstentum nachweisen« ließen.1364 Dies führt er darauf zurück, dass eine »veränderte Situation der Ritterfehde« vorgeherrscht habe.1365 »Keine Disziplinierung innerhalb des Ritteradels, sondern vielmehr neue Kriegswirklichkeit bewirkten eine starke Abnahme der Ritterfehden. Die Heere wurden größer, die Rüstungen teurer, die Fehden durch die Einführung der Feuerwaffen gefährlicher und damit kleinere Beuteziele unrentabel«.1366 Während hier die generelle militärtechnische Entwicklung zwar durchaus richtig wiedergegeben wird, nicht zuletzt unter Verweis auf Ernst Schubert,1367 ist doch durchaus plausibel anzunehmen, dass nicht einfach ein »Erstarken der fürstlichen Macht«1368 darin zu erkennen ist, wie Schmidt-Salzen vermutet, sondern, wie die oben herangezogenen Fallbeispiele deutlich gemacht haben, hier vielmehr eine differenziertere Sichtweise angebracht ist. Dieses Erstarken der fürstlichen Macht ist nämlich nur zu Teilen ein Ergebnis der Entwicklungen des 15. Jahrhunderts. Daneben lassen sich, wie oben gezeigt werden konnte, zahlreiche Versuche der Fürsten ausmachen, den Austrag von Fehden weiter zu verrechtlichen und auf einem gerichtlichen Weg zu erledigen.1369 Zudem waren nicht mehr allein die Fürsten Ziel von adligen Fehdeunternehmungen, sondern in großem Maß Städte und der Handelsverkehr. Urfehdeschwüre sind dabei, das hat auch bereits Tewes in Ansätzen gezeigt,1370 lediglich ein Mittel unter vielen, eine Auseinandersetzung, die als Fehde begonnen wurde, zu beenden. Außerdem traten in zunehmendem Maß Städte als Geldgeber auf und erhielten dafür pfandweise Rechte eingeräumt.1371 Um eben diese Rechte und auch das gegebene Geld, das zu einem hohen Prozentsatz nicht zurückgezahlt wurde, drehten sich viele der als Fehde geführten Auseinandersetzungen zwischen Adel und Stadt im

1363 1364 1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371

Siehe dazu auch oben 2.5. zu den Konflikten um die Pfandburg Bleckede. Schmidt-Salzen, Landstände, S. 83. Ebd. Ebd. Schubert, Ernst: Fehden, Söldner und Kriegsführung im späten Mittelalter, in: Bernd Ulrich Hucker et al. (Hg.), Niedersächsische Geschichte, Göttingen 1997, S. 251–254. Schmidt-Salzen, Landstände, S. 83. Dazu bereits auch Angermeier, Königtum und Landfriede, S. 478–488. Tewes, Fehdewesen zwischen Weser und Elbe – allerdings fokussiert auf eine nicht real existierende Idealfehde. Dies führt Schmidt-Salzen, Landstände, S. 87 mit Lüneburg als Beispiel selbst an, bezieht dies aber bei der Betrachtung von Fehden nicht mit ein.

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späten Mittelalter.1372 Biermann konnte für das 13. Jahrhundert zeigen, wie »vermögende Angehörige des landsässigen Adels, aber auch begüterte Geschlechter« eine pfandweise Übertragung für den eigenen Aufstieg zu nutzen vermochten.1373 Allgemein lässt sich für die Gestaltung der Rechtsfindungen und Verpflichtungserklärungen auf den Landtagen der Bremischen und Verdischen Landstände im späten Mittelalter bis 1500 sagen, dass die beschlossenen beziehungsweise gesetzten Rechtsfindungen in der Mehrzahl aus konkreten Anlässen heraus verabschiedet wurden. Es lässt sich allerdings allein anhand der Landtagsabschiede nicht nachvollziehen, inwiefern diese normativen Vorgaben auch umgesetzt worden sind. Schmidt-Salzen hat bei seiner Untersuchung der Landtage im Fürstentum Lüneburg auch einen kurzen Vergleich mit dem Süden des Reichs (Vorderösterreich beziehungsweise Tirol und Bayern und weitere Gebiete) angestellt. Dort, so sein Ergebnis, entwickelte sich ungefähr zeitgleich ebenfalls im 15. Jahrhundert eine »Landtagskultur«; allerdings konnte er feststellen, dass dies in regional verschiedener Ausprägung stattgefunden habe.1374

3.1.3 Fazit Die spätmittelalterlichen Zeitgenossen des langen 15. Jahrhunderts zwischen 1380 und 1480 bedienten sich in ihren als Fehde geführten Konflikten neben militärischen Aktionen, also der Anwendung von Gewalt gegen den Gegner und seiner wirtschaftlichen Schädigung, parallel dazu oftmals auch außergerichtlicher Einigungsstrategien. Dabei, so konnte gezeigt werden, wurde symbolisches Verhalten weitaus weniger oft genutzt, als noch in hochmittelalterlichen historiographischen Texten erkennbar ist. Neben dem auch im Untersuchungszeitraum dieser Arbeit nach wie vor stark genutzten Einsatz von Vermittlerpersönlichkeiten trat aber in viel höherem Ausmaß die direkte Kommunikation der Fehdegegner auf Tagfahrten auf. Spätmittelalterliche Tagfahrten im Nordwesten des Reichs wurden also in vielfältiger Weise angewandt. Ihr Einsatz diente dabei einer weitgehenden Vermeidung der Eskalation von Fehden. 1372 Dies konnten oben sowohl das Fallbeispiel der Mandelslohschen Fehde (2.1.) als auch der Streit um Bleckede (2.5.) zeigen. In beiden Fällen drehte es sich, wenn auch nicht ausschließlich, um pfandweise zur Verfügung gestelltes Geld, das nicht zurückgezahlt werden konnte oder sollte. 1373 Biermann, Weserraum, S. 223–225, das Zitat S. 224. Zu diesen Familien zählen auch die von Mandelsloh. Ebd., S. 225 mit Anm. 512. 1374 Schmidt-Salzen, Landstände, S. 215–225, das Zitat S. 216.

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Vergleichende Analyse

Darüber hinaus lässt sich vor allem auf der städtischen Seite ein hoher Grad von Wissen und Professionalisierung im Bezug auf Konfliktmanagement durch Verhandlungen auf Tagfahrten feststellen. Die überlieferten städtischen Rechnungen geben davon Zeugnis, vor allem im Fall Lüneburgs. Hierfür wurde nachgewiesen, dass die Stadt im Fall von Beilegungsverhandlungen in Fehden oder auch anderen krisenhaften Zuständen nicht nur zwei sondern gleich drei Ratsherren aussandte.1375 Darüber hinaus entsandte der Rat der Stadt Lüneburg um die Mitte des 15. Jahrhunderts zumeist die gleichen Ratsherren auf Tagfahrten. Man begegnet hier also einer hochgradig spezialisierten beziehungsweise professionalisierten Gruppe, die man auch als Konfliktmanager bezeichnen kann.

3.2

Die Anwendung von Schiedsgerichten

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des spätmittelalterlichen Konfliktmanagements war die Anwendung von Schiedsgerichten.1376 Dabei lässt sich mit der älteren, rechtshistorischen Forschung unterscheiden zwischen dem institutionalisierten Schiedsgericht und dem isolierten Schiedsgericht.1377 Während in den Landfrieden, von denen im folgenden Kapitel (3.3.) die Rede sein wird, ein institutionalisiertes Schiedsgericht vorherrschte, bestand bei den meisten Fehden, die oben behandelt wurden, ein isoliertes Schiedsgericht. Diese Art der Konfliktlösung ist nach Kaufhold über persönliche Kontakte vom Niederrhein über Lübeck in den Norden des Reichs gekommen.1378 Im Süden des Reichs hatten sich bereits im 14. Jahrhundert festgefügte institutionalisierte Schiedsgerichte entwickelt, insbesondere in den Ritterbünden der Gesellschaften mit Georgenschild und anschließend im 15. Jahrhundert mit dem Schwäbischen Bund. Doch war nach Carl die Gemengelage bei den Schiedsgerichten durchaus mit der Lage allgemeiner Unklarheiten um Gerichtshoheiten vergleichbar.1379 Zudem war das Aufkommen von Konfliktregelungen über Schiedsgerichte zwischen Städten im Süden während der Zeit des Schwäbischen Bundes ungleich geringer als zwischen den im Bund vertretenen Adligen.1380 Schiedliche Lösungen kommen im Untersuchungsgebiet und -zeitraum zu1375 1376 1377 1378 1379

Vgl. die Zusammenstellung bei Ranft, Basishaushalt, S. 200–205 und S. 245–248. Dazu oben 1.2.4. Usteri, Schiedsgericht, S. 36; vgl. Schmid, Reden, rufen, Zeichen setzen, S. 244–245. Kaufhold, Interregnum, S. 309–313; vgl. unten 4. Carl, Der Schwäbische Bund, S. 370–371 konstatiert, dass »zur Schlichtung von Konflikten mit Städten […] zudem stets der aufwendige Weg über spezielle Schiedsgerichte eingeschlagen werden« musste. 1380 Ebd. Dies liegt hier allerdings am Status der Städte als Reichsstadt, wie Carl, ebd. betont.

Fehde, Bündnisverträge, Landfrieden und Beziehungen der Akteure

255

meist bei Friedensverträgen vor, so beispielsweise auch bei dem zwischen den Städten Lüneburg, Lübeck, Hamburg und Hannover mit den Herzögen Bernhard und Heinrich von Braunschweig-Lüneburg im Sommer des Jahres 1397.1381

3.3

Fehde, Bündnisverträge, Landfrieden und Beziehungen der Akteure

»Landfriedenseinung und Fehdewesen [waren] untrennbar miteinander verknüpft«1382 und so ist es nicht verwunderlich, dass auch in den oben analysierten Fallbeispielen der Thematik von Landfrieden und Fehde eine nicht zu vernachlässigende Rolle zukommt. Dabei sind die regionalen Landfrieden im Nordwesten des Reichs auch verknüpft mit dem Themenkreis von hinzugezogenen Vermittlern und von Tagfahrten zur Konfliktbeilegung. Welche Rolle Bündnisse und Landfrieden hier spielten, soll im Folgenden gezeigt werden.

3.3.1 Bündnisverträge und Landfrieden Im zunehmend »agonalen« Reich des späten Mittelalters nahmen regional begrenzte Landfriedens- und Freundschaftsbündnisse zwischen den Herrschaftsträgern benachbarter Herrschaftsgebiete in stärkerem Maß die Funktion der Friedenswahrung ein. Bis zur »Mitte des 15. Jahrhunderts lag der Landfrieden […] in der Handhabe der territorialen bzw. regionalen Kräfte«.1383 Nicht zuletzt aufgrund der begrenzten Reichweite und Durchsetzbarkeit der bereits im 12. und 13. Jahrhundert verkündeten Reichslandfrieden kam der Friedenswahrung auf regionaler Ebene eine große Bedeutung zu. Hauptziel war in beiden Varianten die Eindämmung der Fehde.1384 Erschwerend kam für den hier un1381 UB Stadt Lüneburg 3, Nr. 1419. 1382 Carl, Der Schwäbische Bund, S. 480. 1383 Zeilinger, Lebensformen im Krieg, S. 26 mit weiterer Literatur in Anm. 10, allerdings bezogen auf den Südwesten des Reichs. 1384 Terharn, Herforder Fehden, S. 133. Zu den frühen Reichslandfrieden siehe neben Fischer, Reichsreform bereits Gernhuber, Joachim: Die Landfriedensbewegung in Deutschland bis zum Mainzer Reichslandfrieden von 1235, Bonn 1952; Gerlich, Alois: Studien zur Landfriedenspolitik König Rudolfs von Habsburg, Mainz 1963; Angermeier, Königtum und Landfriede; Stercken, Martina: Königtum und Territorialgewalten in den rhein-maasländischen Landfrieden des 14. Jahrhunderts (Rheinisches Archiv, 124), Köln 1989; Kunze, Ulrike: Rudolf von Habsburg. Königliche Landfriedenspolitik im Spiegel zeitgenössischer Chronistik (Europäische Hochschulschriften, 895), Frankfurt am Main 2001 und Graevenitz, Christel Maria von: Die Landfriedenspolitik Rudolfs von Habsburg (1273–1291) am Niederrhein und in Westfalen (Rheinisches Archiv, 146), Köln 2003.

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Vergleichende Analyse

tersuchten norddeutschen Raum noch hinzu, dass mit Wilhelm von Holland 1252 »in Braunschweig und in Goslar letztmalig ein König im deutschen Norden einen Hoftag abgehalten« hatte.1385 Somit konnte »das Königtum im deutschen Norden keine friedensstiftende Gewalt mehr ausüben«.1386 Damit konnten »die Landfrieden, die ein König verkündete oder anregte, […] noch Westfalen erreichen, aber für den niedersächsischen Raum blieben sie ohne Bedeutung«.1387 Und so ist es verständlich, dass sich in den verschiedenen Herrschaftsgebieten des Reichs unterschiedlichste Landfriedensbündnisse ausbildeten. Diese Bündnisse waren zumeist auf die Herrschaftsgebiete ihrer teilnehmenden Kräfte und zusätzlich temporär begrenzt1388 und sie waren »im weiten, wenig kohärenten Reich des Spätmittelalters durchaus ein Verfassungsmerkmal«.1389 Zudem wird in der älteren Forschung unterschieden zwischen »personalem Frieden« und »Staatsfrieden« mit durchaus unterschiedlichen Ausprägungen in den Teilen des Reichs. Darüber hinaus unterlag die Entwicklung der Landfrieden den temporär unterschiedlichen Bindungen an das Kaiser- und Königtum und der sicherlich unterschiedlich zu bewertenden Prägung der Landfrieden in den Landesherrschaften, wie bereits Angermeier zeigen konnte.1390 Nach Angermeier hielt sich insbesondere Karl IV. aus den Angelegenheiten des Landfriedens in Norddeutschland weitgehend heraus. Angermeier charakterisierte die norddeutschen Landfriedensbündnisse als »weniger wegen der tatsächlich erfolgten Befriedung wichtig und interessant, sondern mehr wegen ihrer Form«.1391 Darüber hinaus galten die hier betrachteten Landfrieden Norddeutschlands im ausgehenden 14. Jahrhundert bereits Angermeier als Beispiel 1385 1386 1387 1388

Schubert, Niedersachsen um 1400, S. 180. Ebd. Ebd. Aus der Fülle der Literatur Fahrner, Landfrieden und der Sammelband Buschmann/ Wadle (Hg.), Landfrieden; weiterhin zentral Carl, Der Schwäbische Bund, hier besonders S. 365–451 und Ders.: Landfriedenseinung und Standessolidarität. Der Schwäbische Bund und die »Raubritter«, in: Christine Roll (Hg.), Recht und Reich im Zeitalter der Reformation. Festschrift für Horst Rabe, Frankfurt am Main 1996, S. 471–492. 1389 Zeilinger, Lebensformen im Krieg, S. 26 mit Verweis auf Moraw, Peter : Die Funktion von Einungen und Bünden im spätmittelalterlichen Reich, in: Volker Press (Hg.), Alternativen zur Reichsverfassung in der Frühen Neuzeit? (Schriften des Historischen Kollegs, 23), München 1995, S. 1–21. Eine erneute Diskussion, ob die Landfrieden des Spätmittelalters Bündnis oder Gesetz waren, soll hier nicht erfolgen. Dazu Terharn, Herforder Fehden, S. 134–138 mit Verweis auf die Diskussion zwischen His, Schnelbögl und Hattenhauer (Gesetz) auf der einen und Asmus, Fehr und Glitsch (Bündnis) auf der anderen Seite. Siehe dazu auch Stercken, Königtum und Territorialgewalten, S. 27–38. 1390 Angermeier, Königtum und Landfriede und Fried, Pankraz: Zur staatsbildenden Funktion des Landfriedens im frühen bayrischen Territorialstaat, in: Dieter Albrecht (Hg.), Festschrift für Max Spindler zum 75. Geburtstag, München 1969, S. 282–307 nach Stercken, Königtum und Territorialgewalten, S. 31–35. 1391 Angermeier, Königtum und Landfriede, S. 243.

Fehde, Bündnisverträge, Landfrieden und Beziehungen der Akteure

257

dafür, dass sie gerade nicht »ihre Funktion und Wirksamkeit allein von der Obergewalt des Königtums« erhalten hätten.1392 Der Bezug zum Reich fehlte weitestgehend1393 oder wurde teilweise lediglich durch eine wiederkehrende Floskel ausgedrückt.1394 Das 15. Jahrhundert brachte mit Friedrich III. und dessen Auffassung des Landfriedens als eines durch Kommissionen und kaiserliche Achtverfahren durchzusetzenden Gebots eine Veränderung gegenüber dem 14. Jahrhundert. Teilweise wurde dies auch in Norddeutschland spürbar.1395 Während Angermeier nur die Form der Landfrieden im Nordwesten des spätmittelalterlichen Reichs betrachtete, ist hier nach ihrem Erfolg bei der Befriedung zu fragen. Hatten sie eine reale Chance, Fehden einzudämmen und den Frieden aufrecht zu erhalten? Welche normativen Vorgaben können aus diesen Landfriedensverträgen ersehen werden? Und, so ist weiter zu fragen, wie sahen die Beziehungen der Akteure untereinander innerhalb dieser Landfrieden aus? Die Forschung zu solchen Bündnissen, gerade auch zu denen überregionaler Ausprägung, hat gezeigt, dass die Akteure in Konflikten durchaus auch Vermittlerfunktion einnehmen und für eine gesteigerte Rechtssicherheit sorgen konnten.1396 Demgegenüber konstatierte Horst Carl für den Schwäbischen Bund, dass »die schwäbische Landfriedenseinung« es nicht vermocht habe, »das grundlegende Problem der Gefährdung des Landfriedens infolge des adeligen Fehdewesen zu lösen, weil sie es selbst nur mit Mitteln und Formen der Fehde bekämpfen konnte«.1397 Man habe sich stets nur auf »die einungsgemäße Bundeshilfe für einen Bundesverwandten und nicht auf den Vollzug von Reichsgesetzen« berufen.1398 Die normativen Vorgaben der Landfrieden des späten 14. und des 15. Jahrhunderts, an denen Herrschaftsträger aus den Gebieten der oben untersuchten Fallbeispiele teilhatten, versuchten mal mehr, mal weniger auf eine möglichst weitgehende Eindämmung von Fehden einzuwirken. Buschmann konnte jedoch nachweisen, dass sich die Landfrieden im 15. Jahrhundert durchaus anders darstellten, als die des vorhergehenden 14. Jahrhunderts.1399 Fischer hat gezeigt, 1392 1393 1394 1395 1396

Ebd. Ebd. Ebd., S. 305. Ebd., S. 498–499. Kreutz, Bernhard: Städtebünde und Städtenetz am Mittelrhein im 13. und 14. Jahrhundert (Trierer historische Forschungen, 54), Trier 2005; Jörg/ Jucker, Städtische Gesandte – Städtische Außenpolitik, S. 13. 1397 Carl, Der Schwäbische Bund, S. 480. 1398 Ebd. 1399 Buschmann, Arno: Landfriede und Landfriedensordnung im Hoch- und Spätmittelalter. Zur Struktur des mittelalterlichen Landfriedensrechts, in: Arno Buschmann/ Elmar Wadle (Hg.), Landfrieden. Anspruch und Wirklichkeit (Rechts- und staatswissenschaftliche Veröffentlichungen der Görres-Gesellschaft, Neue Folge, 98), Paderborn 2002, S. 95–121.

258

Vergleichende Analyse

dass viele regionale Landfrieden in ihrer Konzeption und ihren normativen Vorgaben Anleihen bei Reichslandfrieden nahmen.1400 Ein früher überregionaler Landfrieden des 15. Jahrhunderts ist der von 1405 zwischen dem Mainzer Erzbischof, dem Landgrafen von Hessen und den Herzögen von BraunschweigLüneburg.1401 Wie bereits Angermeier feststellen konnte, handelt es sich bei den Landfrieden im norddeutschen Raum des 15. Jahrhunderts um Versuche der Fürsten, die Fehde zu ihren eigenen Gunsten zu verbieten.1402 Darüber hinaus sollte reichsweit ein Modell des Schiedsaustrags eingeführt und festgeschrieben werden, das langfristig auf eine Eingabe bei einem einzigen Reichsgericht zielte, so jedoch nicht umzusetzen war.1403 Die von Angermeier und anderen herausgearbeiteten Grundzüge der Landfrieden und der fürstlichen Bestrebungen zu zentralem Schiedsaustrag beziehungsweise einer reichsweiten zentralen Gerichtsstätte und damit verbunden zur Eindämmung der Fehde in den Landesherrschaften zu Gunsten der Landesherren selbst lassen sich auch bei den in den Fallbeispielen vorliegender Arbeit herangezogenen Landfriedensverträgen nachzeichnen. Bereits mit dem Landfrieden zwischen Erzbischof Albert II. von Bremen, den Grafen von Hoya und der Stadt Bremen von 1363 wurden Regelungen eingeführt, die neben dem Verbot, im Bündnis neue Befestigungen zu errichten, auch eine schiedsrichterliche Kommission umfassten.1404 Dabei lässt sich ein Schwerpunkt bei der fürstlichen Position des Erzbischofs feststellen: Die Schiedskommission sollte vier Vögte des Erzbischofs beinhalten. Die Grafen von Hoya und die Stadt Bremen stellten demgegenüber nur jeweils zwei Vögte.1405

3.3.2 Beziehungen der Akteure und die Rolle von Tagfahrten Die eben betrachteten Landfriedensverträge und allgemeinere Freundschaftsbündnisse zwischen den Herrschaftsträgern im Nordwesten des Reichs lassen die Beziehungen der Akteure untereinander deutlich werden. Neben diesen Beziehungen auf etwa gleicher Ebene lassen sich aber auch solche zu anderen Ebenen nachweisen, das heißt Beziehungen zwischen einer Stadt und dem umliegenden Adel, zwischen Lehnsgebern und Lehnsnehmern und, nicht zuletzt, durch die Fehde offengelegte finanzielle Beziehungen in der Region. 1400 1401 1402 1403 1404 1405

Fischer, Reichsreform. UB Herzöge 10, Nr. 2. Angermeier, Königtum und Landfriede, S. 478–482 und S. 487. Ebd., besonders S. 481. BUB 3, Nr. 206; dazu bereits Angermeier, Königtum und Landfriede, S. 243. BUB 3, Nr. 206.

Fehde, Bündnisverträge, Landfrieden und Beziehungen der Akteure

259

Innerhalb der Landfriedensbündnisse und den zugehörigen Vertragstexten zwischen den einzelnen beteiligten Herrschaftsträgern tauchen immer wieder auch Regelungen zur Anwendung von Tagfahrten auf. Zu fragen ist in diesem Abschnitt nach der Rolle der Tagfahrten innerhalb dieser Landfriedensbündnisse. Welche speziellen Regelungen enthalten die Landfrieden, die in den Fallbeispielen der Eindämmung der Fehde hätten dienen sollen? Die Funktion der Tagfahrt in den verschiedenen zur Sprache gekommenen Bündnissen und Landfriedenseinungen der Gebiete zwischen Weser und Elbe im späten 14. und im 15. Jahrhundert war, Vertrauen zwischen den einzelnen Angehörigen dieser Vertragswerke und damit Kohäsion herzustellen. Gemeinsame Tage, die oftmals in regelmäßigen zeitlichen Abständen abgehalten werden sollten, dienten dazu, die Beziehungen zwischen den Bündnispartnern zu festigen und damit auch ihre eigene Öffentlichkeitsgruppe sichtbar zu machen. Sichtbar wurden diese Beziehungen außerdem den nicht inkludierten übrigen Teilen der Gesellschaft, denn zum Teil mussten die Herrschaftsträger (ob mit Geleit oder ohne ließ sich nicht immer feststellen) durch ein Gebiet zu den Tagen reisen, das nicht ihrem unmittelbaren Herrschaftsgebiet zuzurechnen war. Zusätzlich zu dieser pragmatisch nach außen hin sichtbaren Inklusion und Exklusion finden sich Formulierungen der Exklusion anderer Herrschaftsträger, die nicht an der Einung teilhatten. Wenn formuliert wird, dass die Vertragspartner sich nicht mit anderen aussöhnen, vertragen oder Frieden schließen sollten und auch keine Tagfahrten mit diesen abhalten durften, ist Exklusion gegeben. Es wird ein Kreis der Teilhabenden etabliert, der Andere ausschließt, nicht nur durch verwehrte Geschäftstätigkeit, sondern auch durch absolut verwehrte Kommunikation in den jeweiligen Konflikten. Ob dies allerdings faktisch so umgesetzt wurde, wie es normativ vorgegeben wurde, ist fraglich und kann kaum hinreichend beantwortet werden. Die Gründe für eine mangelnde Möglichkeit zur Beantwortung dieser Frage liegen in der Beschaffenheit der Quellen. Die überlieferten Texte beziehen sich leider so gut wie nie auf die geschlossenen Landfriedensverträge. Neben die regional sehr begrenzten Landfrieden traten die zwischen größeren Landesherrschaften, in denen ebenfalls von Tagfahrten die Rede ist. Hier ist beispielsweise der Landfrieden zwischen den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg auf der einen und dem Herzog von Brandenburg auf der anderen Seite von Interesse, der 1476 in Wilsnack beschworen wurde.1406 In diesem Vertrag verpflichteten sich die genannten Teilnehmer des Landfriedens dazu, einen Tag zu Salzwedel abzuhalten. Dieses Treffen sollte dem endgültigen Ausgleich der Streitigkeiten zwischen beiden Herzogtümern dienen und steht in Verbindung

1406 Codex diplomaticus Brandenburgensis, ed. Riedel, Teil 2, 5, Nr. 1973, S. 255.

260

Vergleichende Analyse

mit dem oben analysierten Fallbeispiel der Konflikte um die Lüneburger Pfandburg Bleckede.

3.3.3 Fazit Die Tagfahrten, die mit Landfrieden in Verbindung standen, dienten der Kommunikation der Bündnispartner. Zudem konnten auf ihnen Schiedsverhandlungen geführt werden. Die Landfrieden selbst beförderten dabei auch die versuchte Monopolisierung von Gewaltausübung, indem sie die eigenmächtige Selbsthilfe des Adels in den Landesherrschaften durch Fehdeverbot und Weisung an ein Gericht oder den Austrag in Schiedslösung einzudämmen suchten. Bereits Angermeier hat aufgezeigt, dass es sich dabei um ein reichsweites Phänomen der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auf Ebene der Fürsten gehandelt habe.1407 Dies steht in Zusammenhang mit der von Moraw und Biermann herausgearbeiteten Verdichtung.1408 Um diese Verdichtung erreichen zu können, bedienten sich die Landesherren selbst der Fehde.1409 Die Forderung, Streitigkeiten vor Gerichten auszutragen, ist dabei einer der Hauptaspekte der Landfrieden. Dies lässt sich auch in anderen Gebieten, wie dem Gebiet zwischen Maas und Rhein feststellen.1410 Neben der wichtigsten Quelle des Wissens über Tagfahrten im Konfliktfall, nämlich der eigenen Anwendungspraxis, sticht für die niederen Adligen insbesondere die Funktion als Zeuge bei der Festlegung von Landfriedensbündnissen ihrer Landesherren hervor. Beispielsweise bezeugte der Bleckeder Burghauptmann Busso von Bülow im Jahr 1472 neben mehreren anderen Rittern, darunter auch einige seiner Verwandten, den zwischen den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg und dem Markgrafen von Brandenburg geschlossenen Landfriedensvertrag in Salzwedel mit.1411 Gleiches darf für Geistliche angenommen werden, sofern die Treffen zum Abschluss eines Landfriedens in geistlichen Institutionen wie Klosteranlagen veranstaltet wurden.

1407 Angermeier, Königtum und Landfriede, S. 143 und zur Nutzung in den Landesherrschaften vor allem S. 306. In den Landfrieden der Kurfürsten des 15. Jahrhunderts sollte es schließlich zu einem Plan für die Etablierung einer Austragsgerichtsbarkeit kommen, die eine Form des Schiedsgerichts darstellte. Ebd., S. 366–367. 1408 Moraw, Verdichtung; Biermann, Weserraum. 1409 Biermann, Weserraum, S. 328–345 und S. 680–693. 1410 Stercken, Königtum und Territorialgewalten, S. 88–92. 1411 Codex diplomaticus Brandenburgensis, ed. Riedel, Teil 2, 5, Nr. 1925, S. 182–186; vgl. Bülow, Familienbuch, S. 165.

Das Bild der untersuchten Fehden in der Historiographie

3.4

261

Das Bild der untersuchten Fehden in der Historiographie

In diesem Abschnitt sollen nun die Aussagen der Geschichtsschreiber zu den herangezogenen Fehden behandelt werden. Welche Aussagen treffen die jeweiligen Quellenautoren über die behandelten Fehden? Was sind deren Wahrnehmungen und Deutungen? Was wissen sie generell noch von diesen Fehden, sofern sie in größerem Zeitabstand zu den Ereignissen schreiben? Die in der jüngeren Forschung erbrachten Erträge zu Wahrnehmungen und Deutungen von Fehden in der Historiographie des späten Mittelalters haben vor allem eines gezeigt:1412 Maßgeblich für die Aussagen über die Anderen sind die Auftraggeber der Chroniken selbst, ihre eigenen Rechtsauffassungen, und damit verbunden die Beziehungen der Chronisten zu ihren Auftraggebern.1413 Die oben herangezogenen Fallbeispiele bestätigen dies. Die gegen die Stadt und das Erzstift Bremen geführten Fehden des Untersuchungszeitraums 1380 bis 1480 haben sich in der Historiographie der Stadt, die im Zeitraum des frühen 15. bis zum späten 16. Jahrhundert entstand, so niedergeschlagen, wie man es im Kontext der jüngeren Forschungsergebnisse erwarten würde: Die Chronisten Rinesberch-Schene und Hemeling sowie Johann Renner nehmen in ihren narrativen Texten eine oftmals pro-bremische Haltung ein. Das hat die Untersuchung der Wahrnehmungen und Deutungen der Mandelslohschen Fehde,1414 der Horneburger Fehde1415 und der Konflikte um den Grafen Gerhard von Oldenburg1416 gezeigt. Einzig die Auseinandersetzungen der Bremer Ratsherren mit Wilken Klencke haben nicht in diesem Ausmaß ihren Weg in die Bremer Chroniken gefunden.1417 Dazu waren die Umstände entweder nicht bedeutsam genug, oder die Historiographen schrieben ihre Chroniken mit anderer Ausrichtung. So beschäftigt sich die Chronik des Johann Renner in den Passagen zum Zeitraum um 1450 maßgeblich mit der Haltung der Bremer gegen Ostfriesland und mit den Unternehmungen gegen Graf Gerhard von Oldenburg. Die Konflikte zwischen Bremen und Gerhard von Oldenburg wurden in der Chronistik teils sehr negativ dargestellt. Dies führte nicht zuletzt zu dem noch heute immer wieder vorgebrachten schlechten Bild der Person des Grafen Gerhard von Oldenburg in wissenschaftlichen sowie populären Publikationen.1418 Die Konflikte in den anderen herangezogenen Gebieten, dem Umland Lüneburgs und Hildesheims, haben ebenso heterogen Eingang in die Chronistik 1412 1413 1414 1415 1416 1417 1418

Vgl. oben 1.2.7. Blanke, Recht, beispielsweise S. 11; vgl. auch Hruschka, Kriegsführung. Siehe oben 2.1. Siehe oben 2.2. Siehe oben 2.4. Dazu oben 2.3. Dazu oben 2.4.

262

Vergleichende Analyse

des späten Mittelalters gefunden. Die Auseinandersetzungen um die Pfandburg Bleckede und der Streit mit den Burghauptleuten, der zudem über die Elbe hinweg und auf dem Fluss selbst geführt wurde, haben sich ausführlich nur in der Chronik des Jakob Schomaker finden lassen. Darin nimmt Schomaker eine erwartungsgemäß pro-lüneburgische Haltung ein. Dennoch werden im Gegensatz zu den Ergebnissen Blankes zu gräflich-dynastischen Chroniken die Gegner der Stadt, in diesem Fall Busso von Bülow und die weiteren eingesetzten Burghauptleute, nicht verunglimpft oder auf andere Weise negativ dargestellt.1419 In der Lüneburger Chronistik ließ sich dagegen nachweisen, dass die Horneburger Fehde als sehr negativ eingeschätzt wurde.1420 Innerhalb der unterschiedlichen historiographischen Quellen lassen sich verschiedene Stadien einer Bekanntheit von Tagfahrten feststellen. Während man in denjenigen Texten, die der Frühzeit des Untersuchungszeitraums entstammen (also dem 14. Jahrhundert), eine Tendenz der nur kurzen Erwähnung findet, tritt diesem Befund in denjenigen Texten aus der Spätzeit des Untersuchungszeitraums (also dem 15. Jahrhundert) ein Befund der ausführlicheren Darstellung von Inhalten auf den Tagfahrten gegenüber. Dies liegt besonders im Fall des Diariums des Henning Brandis aus Hildesheim daran, dass dieser als Bürgermeister persönlich in die Geschäfte der Stadt involviert war und so Zugang zu den veranstalteten Tagfahrten oder auf jeden Fall zu Teilnehmern solcher Treffen hatte. Somit besaß er ein größeres Wissen über die Vorgänge. Quellenkritisch ist hier anzumerken, dass Dormeier noch davon ausging, in Vogteirechnungen sei der Zweck einer Tagfahrt nicht erwähnt.1421 Dem ist nicht unbedingt so, denn in der Rechnung des Celler Vogts für 1381 heißt es: […] do de dach was myd dem Byschope und den van Mandeslo to des Byschopes brugge.1422 Stadtrechnungen geben demgegenüber den Zweck von Tagfahrten allenfalls stichwortartig an.1423

3.5

Fazit der vergleichenden Analyse

Als ein Zwischenergebnis lässt sich hier nun das Folgende festhalten: Die durch Analyse von einzelnen Fallbeispielen gewonnenen Erkenntnisse zur Anwendung außergerichtlich-gütlicher Konfliktlösungsmechanismen konnten durch die oben angestellte vergleichende Analyse gesammelt und durch mehrere weitere 1419 1420 1421 1422

Dazu oben 2.5. Dazu oben 2.2. Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 430. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 224; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 61; Dormeier, Landesverwaltung, S. 170. 1423 Dormeier, Verwaltung und Rechnungswesen, S. 430.

Fazit der vergleichenden Analyse

263

Beispiele ergänzt werden, um damit die Vorgehensweisen der spätmittelalterlichen Zeitgenossen vertieft untersuchen zu können. Dabei konnte nicht nur ein Blick auf die neben der Tagfahrt angewandten Möglichkeiten des Einsatzes von Vermittlern und von Schiedsgremien geworfen werden, sondern es konnten vor allem weiterführende Ergebnisse zu Ort, Zeit und Teilnehmerkreis von Tagfahrten gewonnen werden. Darüber hinaus wurde die Rolle von Landfriedensbündnissen bei der Verdichtung und beginnenden Bildung der Territorien im norddeutschen Raum behandelt. Aus diesen gesammelten Erkenntnissen ergeben sich neue, weiterführende Fragen, die insbesondere das Verhältnis von Fehden und Schiedsgerichten betreffen. Die weiterführenden Fragen betreffen aber auch die Entwicklung des Einsatzes von Tagfahrten im Spätmittelalter.

4.

Zusammenfassung

Das politische Tagungswesen des Spätmittelalters1424 brachte neben mehr oder weniger institutionalisierten Formen wie Reichs-, Hof-, Städte- und Hansetagen auch solche Treffen hervor, die in offen als Fehde geführten Konflikten zur Anwendung kamen und das Ziel der Beilegung dieser Auseinandersetzungen mittels Kommunikation durch Vermittlung von Kompromissen verfolgten. Diese als Tagfahrten in den Quellen überlieferten Zusammenkünfte erfreuten sich im Untersuchungszeitraum, dem langen 15. Jahrhundert zwischen 1380 und 1480, im Nordwesten des Reichs einer so großen Beliebtheit, dass sie Eingang in die Sagenwelt vor allem der hansischen Städte und, allen voran, Lübecks fanden, wie das zu Beginn der Studie angeführte Zitat Hinrich Castorps aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts deutlich gemacht hat. Dabei waren es gerade die der Hanse angehörenden Städte, die das Ziel einer möglichst gütlichen Beilegung ihrer Konflikte mit den meist adligen Gegnern aus den umliegenden Herrschaftsgebieten verfolgen sollten und auch tatsächlich verfolgten, wie die Analyse der obigen Fallbeispiele zeigen konnte. Durch die Kommunikation mit dem Gegner konnte oft nicht nur ein Kompromiss hergestellt werden, vor allem der Handel konnte durch eine nicht-militärische Beilegung der Fehden geschützt und somit weitere wirtschaftliche Einbußen vermieden werden. Die Studie fragte insbesondere nach dem Stellenwert und nach der Ausgestaltung der Tagfahrten in den zur Analyse herangezogenen sechs Fehden, an denen die Städte Bremen,1425 Lüneburg1426 und Hildesheim1427 beteiligt waren. Dazu war zunächst mittels der Betrachtung der verschiedenen, in den Quellen genutzten Begriffe eine Arbeitsdefiniton festzulegen.1428 Aufgrund ihrer in vielen Bereichen vorzufindenden Ähnlichkeiten boten sich für die Untersuchung mehrerer Fallbeispiele für die Anwendung von Tagfahrten in Fehden die Städte 1424 1425 1426 1427 1428

Annas, Hoftag, 1, S. 111, Anm. 147. Oben 2.1 bis 2.4. Oben 2.5. Oben 2.6. Oben 1.3.3.

266

Zusammenfassung

Bremen, Lüneburg und Hildesheim an. Aus den Fallbeispielen wurde in einem weiteren Schritt eine Anzahl von Kategorien ermittelt, die für die Anwendung von Tagfahrten wichtig waren und die sie prägten. Dies waren neben der zeitlichen und örtlichen Komponente vor allem die Menschen, die als Teilnehmer Tagfahrten abhielten und durchführten.1429 Besonders die Ratsherren der beteiligten Städte erwiesen sich als ein Untersuchungsobjekt, an dem sich die Merkmale der Tagfahrten auch als Objekt, Forum und Ergebnis politischer Kommunikation aufzeigen ließen.1430 Die Untersuchung der Praktik, Tagfahrten als Orte direkter Kommunikation zwischen Konfliktparteien – mit und auch ohne Vermittler – des nordwestdeutschen Raums in der Zeit von 1380 bis 1480 für eine möglichst gütliche Beilegung der Auseinandersetzungen abzuhalten, hat Erträge für mehrere Forschungsfelder erbringen können. Sie konnte das Bild der Konflikte zwischen Stadt und (Nieder-)Adel und deren vielfältigen Verbindungen nuancieren. Zudem stellte sie den Begriff der Fehde erneut zur Diskussion und hat den Stellenwert von Schiedsgerichten in der spätmittelalterlichen Gesellschaft des nordwestlichen Reichs aufgezeigt. Die wichtigsten Ergebnisse sollen hier nun thesenartig zusammengefasst werden. 1. Die bisherige Forschung zu Fehden des späten Mittelalters befasste sich schwerpunktartig mit Auseinandersetzungen im süddeutschen Bereich. Dem daraus resultierenden, eingangs formulierten Desiderat konnte mit der vorliegenden Arbeit eine Studie zum nordwestdeutschen Bereich zwischen Weser und Elbe und den jeweils im Westen, Osten und Süden angrenzenden Gebieten an die Seite gestellt werden. Untersucht wurden Einzelfälle, an denen drei Städte beteiligt waren. Sie können rechtlich als Landstädte angesehen werden. Selbst verstanden sie sich aber sowohl aufgrund ihrer politischen Bedeutung als auch infolge ihrer eigenen Wahrnehmung und Selbstdeutung im Untersuchungszeitraum als weitaus wichtiger. Dadurch konnte ein Beitrag zur Geschichte der Gesellschaft des spätmittelalterlichen Nordwesten des Reichs geleistet werden, von dem besonders die landesgeschichtliche Forschung profitieren wird. Die bislang nur verstreut und kaum zusammenhängend untersuchten Fehden wurden einer neuen und ausführlichen Analyse unterzogen; dabei konnte besonders auch ein vertiefender Blick auf die Vorgänge der Bischofsfehde im Hildesheim des späten 15. Jahrhunderts geworfen werden, über die in der Forschung bisher nicht viel bekannt war. 2. Die Untersuchung der Mechanismen zur Beilegung von Fehden, die mit maßgeblicher Beteiligung von Hansestädten geführt worden sind, führt dazu, dass die Rolle der Tagfahrten in diesen Konflikten neu bewertet werden muss. 1429 Oben 3.1.2. 1430 Siehe oben 3.1.2.3.

Zusammenfassung

267

Die bisherigen Erkenntnisse der Forschung über situativ einberufene Treffen zwischen Fehdegegnern waren sehr eingeschränkt. Bislang lagen lediglich Erkenntnisse zu den Reichsstädten Frankfurt am Main und Nürnberg vor, bei deren Fehdepraxis es im späten Mittelalter oftmals zu gütlichen Tagen gekommen ist.1431 An deren Seite können neuere Ergebnisse der Hansegeschichte zu den großen hansischen Tagfahrten gestellt werden. Auf den Hansetagen wurden auch immer wieder Konflikte beraten. Erst in jüngerer Zeit konnte die Hanseforschung Untersuchungen zu den wirklichen Vorgängen auf den spätmittelalterlichen Versammlungen, über die Herkunft der Ratssendeboten, die Haltung der Hanse gegenüber lokalen Konflikten in Städten und über symbolisches Verhalten auf den großen hansischen Tagfahrten vorlegen.1432 Demgegenüber wusste man bisher sehr wenig über die Tagfahrt als Praktik des Konfliktmanagements in der Region und unterhalb der Ebene der sogenannten gesamthansischen Tage. Diese Forschungslücke ist hier, zumindest in weiten Teilen, geschlossen worden. Es liegen nun Ergebnisse für die Zeit, die Orte und die Teilnehmer der Tagfahrten vor. Darüber hinaus ließen sich die Sanktionsmöglichkeiten aufzeigen, die zur Verfügung standen, wenn geladene Herrschaftsträger nicht zu einer vereinbarten Tagfahrt erschienen. Die Komponenten, die eine Tagfahrt ausmachten, sollen im Folgenden nochmals kurz zusammengefasst werden. In den herangezogenen Konflikten im Untersuchungsgebiet in der Zeit zwischen 1380 und 1480 wurde eine Tagfahrt immer dann angesetzt, wenn bereits erste militärische Maßnahmen zur meist wirtschaftlichen Schädigung des Gegners erfolgt waren. Das konnte sehr früh in einem Konflikt geschehen, aber auch nach mehrfachen gegenseitigen Fehdezügen in die Gebiete des Gegners. Die Tagfahrt diente dazu, einen Kompromiss zu erzielen oder eine bereits geschwächte Konfliktpartei zum Einlenken und zur Aufgabe zu bewegen. Oft gewählte Treffpunkte für die Abhaltung solcher Tagfahrten waren Grenzpunkte, neutrale dritte Gebiete, weithin einsehbare Hanglagen, Brücken oder auch Klosteranlagen. Die Teilnehmer waren dabei entweder selbst Konfliktpartei oder wurden als Unterhändler zu den Treffen geschickt, von denen sie dann teils auch schriftlich berichteten. Unbeteiligte Dritte wurden als mögliche Zeugen für das Nichterscheinen einer Seite eingesetzt, wonach umfangreiche Sanktionsmaßnahmen von Exklusion aus der Rechtsgemeinschaft bis hin zur Verurteilung zum Tod erfolgen konnten. Über die Vorgehensweise vor Ort ist indessen nach wie vor nicht sehr viel bekannt geworden. Oft überliefert ist lediglich das Verfahren beim Einsatz einer Schiedskommission. In diesem Fall sind meist Pro-

1431 Orth, Fehden; Vogel, Fehderecht und Fehdepraxis. 1432 Henn (Hg.), Die hansischen Tagfahrten.

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Zusammenfassung

tokolle der Treffen erhalten, anhand derer Vorgehen und behandelte Themen nachvollzogen werden können. 3. Die Beschäftigung mit den Gegenständen der vorliegenden Arbeit lässt weiterführende Fragen zu mehreren Themenbereichen aufkommen, die im gegebenen Rahmen und angesichts der gewählten Fragestellung nicht weiterverfolgt werden können. Diese Fragen betreffen zunächst die großen hansischen Tagfahrten und den Grad ihrer Institutionalisierung. Wenn man nämlich davon ausgeht, dass die Institutionalisierung von der Quellenedition der Hanserecesse suggeriert wird und gleichzeitig die obigen Ergebnisse zu den Tagfahrten zur Konfliktbeilegung hinzuzieht, kommt man zu einem durchaus anderen Bild mit mehreren Facetten. Auf der einen Seite standen die großen Zusammenkünfte, an denen Ratssendeboten aus dem gesamten Einzugsbereich der hansischen Kaufleute und ihrer Niederlassungen an Nord- und Ostsee teilnahmen. Auf der anderen Seite gab es, wie diese Arbeit gezeigt hat, immer auch kleinere Treffen, die spontan beziehungsweise mehr oder weniger im Voraus geplant zusammengerufen wurden und der Konfliktregulierung gegenüber einem zumeist adligen Gegner aus dem Umland der Stadt dienten. Dabei ist zu beachten, dass die Ratssendeboten sowie auch die übrigen Ratsherren zugleich Kaufleute und Politiker waren. Hier könnten weiterführende Studien zu Zusammenkünften der Hansestädte vertiefende Ergebnisse liefern, die in diesem Umfang in der vorliegenden Arbeit nicht geleistet werden konnten. Darüber hinaus hat die Untersuchung der Anwendungsmechanismen von Schiedsgerichten und Tagfahrten und die knappe Beschäftigung mit den übrigen Erscheinungsformen des »politische[n] Tagungswesen[s] des 14. und 15. Jahrhunderts«,1433 auch im europäischen Kontext mit der Tagsatzung der Eidgenossen, eine Frage nach der Entwicklungsgeschichte der Tagfahrt in adhocsituativer Einsatzweise aufkommen lassen.1434 Tagfahrten und Schiedsgerichte lassen sich indessen nicht ohne Weiteres voneinander abgrenzen, da die Begriffe in den Quellen oft nicht eindeutig sind. 4. Über den Grad der Institutionalisierung der in dieser Arbeit behandelten Tage ließe sich weiterführend nachdenken. Zu überlegen wäre, ob die Hanse mit ihren Tagfahrten als weniger institutionalisiert gedacht werden muss als die Eidgenossenschaft mit ihren Tagsatzungen. Man wird mit diesen Fragen nicht daran vorbeikommen, neu über die Quellenkorpora zu Hanserecessen, Reichstagen und Tagsatzungsabschieden nachzudenken. Weiterführende Studien könnten diese drei Formen der Tage miteinander vergleichen. Einzeln ist dies hinsichtlich der drei großen Corpora bereits angestellt worden. Diese An1433 Annas, Hoftag, 1, S. 111, Anm. 147. 1434 Um nicht missverstanden zu werden: Es geht hier nicht um pseudo-evolutionistische Gedankengänge.

Zusammenfassung

269

sätze sollten zusammengeführt und neu über die vielfältige Tagungspraxis des späten Mittelalters nachgedacht werden. 5. Damit ließe sich auch weiterführend etwas über das Verhältnis zwischen Adel und Stadt aussagen, über das die Forschung bereits sehr intensiv nachgedacht hat. Zu diesem Themenkreis konnte die vorliegende Arbeit ebenso Ergebnisse erzielen. Indem Adlige und städtische Vertreter in ihren Konflikten auf Tagfahrten zusammenkamen und direkt kommunizierten, wurde zur Kohäsion beider Gesellschaftsgruppen beigetragen. Die Begegnung beider Lebenswelten fand darüber hinaus auch alltäglich statt, wenn sich beispielsweise Adlige in den Solddienst einer Stadt begaben und in diesem Dienstverhältnis sowohl in der Stadt wohnten, als auch die städtischen Ratssendeboten durch Geleit zu sichern hatten. Künftige Untersuchungen könnten hier weiter zu einem Verständnis beitragen, warum sich Adel und städtische Vertreter überhaupt aufeinander einließen und wie diese Beziehungen ausgestaltet wurden.1435 6. Im Lauf dieser Untersuchung ist die Frage nach dem Wissen über die Einsatzmöglichkeiten von Tagfahrten als Praxis des Konfliktmanagements gestellt worden. Dieses Wissen war bei beiden Konfliktgegnern, Adel und Stadt, vorhanden. Auf der Seite des Adels war es vor allem durch die vielfältigen Kontakte zum Reich und den auf dieser Ebene stattfindenden unterschiedlichen Typen von Versammlungen der Kaiser und Könige erworben worden. Die Vergabe von Lehen hat sich in dieser Hinsicht als nicht unbedeutend gezeigt. Daneben kam auch der Kooperation des Adels mit der Stadt eine wichtige Rolle bei der Aktualisierung dieses Wissens zu. Indem die Adligen, wie vor allem für Lüneburg gezeigt werden konnte, verschiedene Solddienste wie Geleit als Reitende Diener ausübten, vertieften sie dieses Wissen. Auf der Seite der städtischen Vertreter in Gestalt der Ratsherren geschah dies durch Spezialisierung und Professionalisierung. Dabei kam, wechselseitig mit dem Adel, auch der alltäglichen Begegnung mit adligen Pfandnehmern aus dem Umland vor den Mauern der Städte eine nicht zu vernachlässigende Bedeutung zu. Zu einer nochmaligen Erweiterung dieses Wissens um Tagfahrten trug die Kooperation mit anderen, hier vor allem hansischen, Städten bei. Die Stadt Bremen nahm insofern eine Art Sonderrolle ein, als sie nicht sehr häufig an den frühen hansischen Tagfahrten teilgenommen hat. Zu diesem erworbenen Wissen kommt die Kategorie der selbst zugeschriebenen und der von außen zugeschriebenen Kompetenzen hinzu. Dabei handelt es sich, wie oben gezeigt werden konnte, zum einen um die eigene Zuschreibung, in Fragen der Abhaltung von Tagfahrten zur Konfliktbeilegung aufgrund der bereits genannten Spezialisierung fähig zu sein. Zum anderen tritt in den un1435 Zu verweisen ist hier erneut auf die verdienstvolle Studie von Mindermann, Adel in der Stadt.

270

Zusammenfassung

tersuchten Fallbeispielen die von außen zugeschriebene Kompetenz öfters hervor, meist in Form von Dienstverträgen mit Adligen aus dem Umland. 7. Die untersuchten Konfliktfälle waren nur zu einem Teil wirtschaftlich motiviert. Zu den wirtschaftlichen Gründen, vor allem der Vorenthaltung zurückgeforderter Pfandsummen und weiterer Gelder, traten auch teilweise Fragen der Ehre adliger Akteure und des kaufmännisch-politischen Selbstverständnisses städtischer Akteure hinzu. Man hat es hier also mit einer engen Verflechtung verschiedener Gründe zu tun. Daher kann auch die Aufstellung einer Typologie von Fehdegründen nur ins Leere laufen und wenig aussagekräftig sein, wenn sie sich auf eine Stadt beschränkt. 8. Die Landfriedensbündnisse in den herangezogenen Fallbeispielen dienten den zunehmenden Versuchen der Landesherren, die Gewaltausübung für sich zu monopolisieren. Die eigenmächtig ausgeführte Selbsthilfe in Form der Fehde sollte normativ verboten und stattdessen auf Gerichte verlegt werden. Da diese Gerichte aber oftmals auch die Landesherren selbst in ihrer Gewaltausübung beschränkt hätten, griffen diese oftmals zu Schiedslösungen des Konfliktaustrags. Damit war sichergestellt, dass zumeist Angehörige der gleichen sozialen Stellung über andere aus ihrer Gruppe urteilten beziehungsweise einen Kompromiss herbeiführen konnten. Die für die Landesherren selbst monopolisierte Gewaltausübung diente ihnen dazu, kleinere Adelsherrschaften möglichst zu verdrängen und somit bei der Bildung von geschlossenen Territorien zu helfen.1436 9. Die Wahrnehmung der Fehden in den zeitgenössischen Chroniken hat sich als nicht sehr gewinnbringend für Erkenntnisse über die Führung und vor allem die Beilegung der untersuchten Konflikte herausgestellt. Dies könnte verschiedene Gründe haben. Hier konnte es beispielsweise zu einer Überlagerung mit anderen, für die Auftraggeber wichtigeren, Ereignissen und Deutungsmustern kommen. 10. Die Führung von Fehden im norddeutschen Raum zwischen 1380 und 1480 unterschied sich nicht grundlegend von derjenigen in anderen Gebieten des spätmittelalterlichen Reichs. Dennoch lassen sich Nuancen einer Andersartigkeit feststellen. Dies betrifft vor allem die Charakterisierung des untersuchten Gebietes als reichsfern und die damit fehlenden Eingriffe der Herrscher. Um zusätzliche Unterscheidungsmöglichkeiten oder Übereinstimmungen festmachen zu können, bedarf es weiterer Forschungen, die beispielsweise norddeutsche mit süddeutschen Konflikten vergleichen. 11. Weiterführende Ergebnisse würden sich auch aus einer Untersuchung der Konfliktbeilegungsmöglichkeiten anderer Reichsstädte ergeben. Bislang liegen hier Ergebnisse für Frankfurt am Main und Nürnberg vor, in Ansätzen gilt dies 1436 Vgl. dazu auch Biermann, Weserraum.

Zusammenfassung

271

auch für Goslar1437 und Lübeck.1438 Wie aber war es um die übrigen Reichsstädte, beispielsweise in Thüringen oder Westfalen bestellt? Zu fragen wäre auch, ob sich der Einsatz von Tagfahrten zur Konfliktbeilegung beziehungsweise zur direkten Kommunikation zwischen den Streitparteien auf dem Weg zu einer Beilegung unterschied, sofern es sich bei einem Gegner um eine Reichsstadt handelte. Abschließend lässt sich festhalten, dass die Untersuchung der Praxis, direkte Kommunikation zwischen Fehdegegnern auf Tagfahrten anzuwenden, dazu beiträgt, ein weitaus differenzierteres Bild der Gesellschaft im Nordwesten des spätmittelalterlichen Reichs zu zeichnen. Die spätmittelalterlichen Zeitgenossen setzten Kommunikation viel nuancierter ein, als es bislang angenommen wurde. Damit dürften Vorstellungen über allgegenwärtige Gewaltanwendung zwischen den Herrschaftsträgern für die Zeit von 1380 bis 1480 als überholt anzusehen sein.

1437 Sommer, Spätmittelalterliche Fehdeführung im Umland von Goslar. 1438 Demski, Adel und Lübeck.

5.

Anhang: Tagfahrten und Treffen der Herzöge Magnus und Albrecht von Braunschweig-Lüneburg während des Erbfolgestreits

Zusammengestellt nach dem UB Herzöge, UB Stadt Hildesheim und Mandelsloh, Gedenkblatt.1439 Nr. Datum

Tätigkeit, Aufenthaltsort und beteiligte Personen Uelzen; auf Wunsch Herzogs Magnus Tagfahrt im Erbfolgestreit, wohl unter Vermittlung des Bischofs von Verden, ohne Ergebnis. Mehrere Tagfahrten, veranlasst durch Magnus; Ergebnis: Friede/Waffenstillstand bis 11. November 1371.

1

April (?) 1371

2

nach dem 21. Oktober 1371

3

14. November 1371 Planungen für eine oder mehrere Tagfahrt(en) in Boizenburg unter Vermittlung König Waldemars von Dänemark und Herzog Erichs von Sachsen-Lauenburg, sonst nichts Näheres dazu bekannt. Januar 1372 Tagfahrten in Uelzen; Ergebnis: Friedensvertrag vom 2. Februar bis 1. Mai 1372 März (?) 1372 Tagfahrt in Bernburg, war bereits im Frieden vom Januar 1372 geplant worden.

4 5

Belege in Quellen und Literatur UB Herzöge 4, Einleitung, S. LIX; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 13. UB Stadt Lüneburg 2, Nr. 718, S. 99: Na der tyd, dat Horborgh wunnen was, leeth hertoghe Magnus daghe nemen mid usen heren unde makeden enen vrede wente to sunte Mertens daghe; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 18. UB Herzöge 4, Einleitung, S. LXXXVIII u. Nr. 228.

UB Herzöge 4, Nr. 242. UB Herzöge 4, Nr. 242 und Bericht durch zwei Lüneburger Bürgermeister Nr. 251.

1439 Vgl. dazu auch Dormeier, Landesverwaltung, S. 132 und S. 168–178.

274

Anhang

(Fortsetzung) Nr. Datum 6

3. Juni 1372

7

Juni 1372

8

Januar 1374

9

10

11

12

13

Tätigkeit, Aufenthaltsort und beteiligte Personen Tagfahrt in Uelzen mit Lüneburg, Hannover und Uelzen; ohne Ergebnis. Tagfahrt auf Veranlassung der Stadt Lüneburg; sonst keine Informationen. Sühne-Verhandlungen zwischen den Herzögen und ihren jeweiligen Unterstützern.

Belege in Quellen und Literatur UB Herzöge 4, Einleitung, S. CV; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 25.1440 Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 29.

Die Chroniken der deutschen Städte 6, S. 299; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 33; UB Herzöge 5, Einleitung, S. I. 12. März 1378 Ohne Ortsangabe, Treffen UB Herzöge 5, Nr. 130/131; mit Bischof Heinrich von vgl. Mandelsloh, GedenkVerden, Einlösung der Burg- blatt, S. 47. anlage Lauenbrück; Herzöge werden Schutzherren des Bischofs. nach März 1378 UB Herzöge 6, Nr. 118; vgl. Versprechen Herzog Albrechts, weitere Tagfahrten Mandelsloh, Gedenkblatt, mit dem Bischof von Hildes- S. 48. heim abzuhalten. 15. Mai 1378 Tagfahrt in Walsrode, Herzog UB Herzöge 5, Einleitung Albrecht zusammen mit S. CV; vgl. Mandelsloh, Landvogt Wedekind von dem Gedenkblatt, S. 48. Berge und Ritter Balthasar von Camenz trifft sich mit Graf Gerhard von Hoya. 10. September 1378 Tagfahrt Herzog Albrechts UB Herzöge 5, Einleitung mit dem Bischof von Hildes- S. CIX; vgl. Mandelsloh, heim in Burgdorf aufgrund Gedenkblatt, S. 50. einer Klage des Bischofs über Raubzüge von Schloss Ricklingen aus. 19. September 1378 Tagfahrt Herzog Albrechts UB Herzöge 5, Einleitung, mit dem Erzbischof von Bre- S. CIX; vgl. Mandelsloh, men auf der »Könenbrücke« Gedenkblatt, S. 50. bei Soltau, Anlass wohl Streitigkeiten mit den Burgmannen der Horneburg.

1440 Mandelsloh, Gedenkblatt, zitiert die Stücke aus dem UB Herzöge grundsätzlich nach der jeweiligen Seitenzahl, nicht nach der laufenden Nummer.

275

Anhang

(Fortsetzung) Nr. Datum

Tätigkeit, Aufenthaltsort und beteiligte Personen Tagfahrt Herzog Albrechts mit Friedrich Schulte, genannt der Lange,1441 in Soltau wegen Horneburg.

14

2. November 1378

15

31. Januar 1379

Tagfahrt Herzog Albrechts mit Graf Gerhard von Hoya in Walsrode.

16

7. November 1379

Nächtliche (!) Tagfahrt Herzog Albrechts mit den von Mandelsloh in Walsrode.

17

11. November 1379 Tagfahrt Herzog Albrechts mit dem Bischof von Hildesheim und Herzog Otto (dem Quaden) in Hameln; Schlichtungsversuch der Fehde zwischen Albrecht und dem Bischof, Otto vermittelt.

18

27. November 1379 Tagfahrt Herzog Albrechts mit dem Bischof von Hildesheim und Herzog Otto (dem Quaden) in Pattensen.

Belege in Quellen und Literatur UB Herzöge 5, Nr. 135 (Rechnung des Celler Vogts Brendeke, 11. April 1378 bis 9. März 1379 und 7. November 1379 bis 13. Februar 1380), S. 165, Zeile 1: Des dyngesdags red myn here to Soltowe yegen Vreder Schulten; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 51. UB Herzöge 5, Nr. 135 (Rechnung Celler Vogt Brendeke), S. 171, Zeile 15ff.: Des suluen dages quam myn here to walsrode vnde held dar eynen dach myd deme greuen van der hoyen; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 52. UB Herzöge 5, Nr. 135 (Rechnung Vogt Brendeke), S. 173, Zeile 30: Des Soluen nachtes was myn here to Walsrode to dage teghen de van Mandelslo; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 53. UB Herzöge 5, Nr. 135 (Rechnung Vogt Brendeke), S. 174, Zeile 2: Do Solues red myn here to der Nygenstad also he up den dach red to hamelen teghen den Byschop vnde herteghen Otten; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 53. UB Herzöge 5, Nr. 135 (Rechnung Vogt Brendeke), S. 174, Zeile 46ff.: Do Solues red myn here to pattensen to dage tegen den Byschop; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 53.

1441 Zu dieser Zeit Burgmann von Horneburg, später Vogt von Langwedel; vgl. das Kapitel zur Mandelslohschen Fehde oben 2.1.; siehe auch Trüper, Ritter und Knappen, S. 360–363.

276

Anhang

(Fortsetzung) Tätigkeit, Aufenthaltsort und beteiligte Personen Anfang Januar 1380 Tagfahrt in selbiger Sache in Hannover.

Nr. Datum 19

20

12. Januar 1380

21

15. Januar 1380

22

6. März 1381

23

11. März 1381

24

1. April 1381

25

2. April 1381

Belege in Quellen und Literatur UB Herzöge 5, Nr. 135 (Rechnung Vogt Brendeke), S. 177, Zeile 9: Do quam myn here van honouer also he vp dem dage wesen hadde tegen den Byschop vnde hertogen otten; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 53. Tagfahrt in selbiger Sache in Mandelsoh, Gedenkblatt, Burgdorf. S. 53. Tagfahrt Herzog Albrechts UB Herzöge 5, Nr. 135 mit dem Bremer Domde(Rechnung Vogt Brendeke), chanten Johann von Zester- S. 177, Zeile 40; vgl. Manfleth wegen der Burgmannen delsloh, Gedenkblatt, S. 54. von Horneburg oder der Brüder von Mandelsloh. Tagfahrt Herzog Albrechts UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 223, mit dem Bischof von Verden, Zeile 8; vgl. Mandelsloh, Bremer Ratsherren/Boten (?) Gedenkblatt, S. 60; Dormeiund den von Mandelsloh; er, Landesverwaltung, Bischof Johann von Verden S. 169. (von Zesterfleth) als Vermittler.1442 Herzog Albrecht kehrt von Sudendorf, Einleitung, in: einer Tagfahrt in Sarstedt UB Herzöge 5, S. CXXXf.; vgl. (zwischen Hannover und Dormeier, LandesverwalHildesheim an der Leine ge- tung, S. 169. legen) mit Herzog Otto von Göttingen zurück. Tagfahrt Herzog Albrechts UB Herzöge 5, Nr. 193, mit dem Bischof von Verden S. 224; vgl. Mandelsloh, und den von Mandelsloh auf Gedenkblatt, S. 61; Dormeider Bischofsbrücke bei Dorf- er, Landesverwaltung, S. 170. mark.1443 Rückkehr Herzog Albrechts Dormeier, Landesverwalvon der Tagfahrt in Dorfmark tung, S. 170 mit Verweis auf nach Celle. Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXI.

1442 Dormeier, Landesverwaltung, S. 169 gibt die Dauer anhand UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 223 und mit Verweis auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXX, mit »1381 März 4 bis 7« an. 1443 Dormeier, Landesverwaltung, S. 170 gibt die Dauer anhand UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 224 mit »1381 März 31 bis 1381 April 2« an.

277

Anhang

(Fortsetzung) Nr. Datum

Tätigkeit, Aufenthaltsort und beteiligte Personen Tagfahrt Herzog Albrechts in Hameln mit Herzog Wilhelm von Berg.1444

26

15.–21. April 1381

27

25./26. April 1381

28

28. April 1381

29

14./15. Mai 1381

30

14. Juni 1381

Tagfahrt Herzog Albrechts mit Vertretern der Stadt Bremen in Soltau.1445

31

29. Juni 1381

Tagfahrt Herzog Albrechts mit Herzog Otto von Braunschweig, dem Herzog von Berg und dem Grafen Erich I. von Hoya in Hannover und Neustadt.

Tagfahrt Herzog Albrechts mit dem Bischof von Hildesheim in Burgdorf. Tagfahrt in Verden, Herzog Albrecht, wahrscheinlich begleitet von Herzog Bernhard, dem Grafen von Wernigerode und dem Celler Vogt Brendeke, via Dorfmark. Treffen zwischen Herzog Albrecht und dem Grafen Erich I. von Hoya in Neustadt.

Belege in Quellen und Literatur UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 225; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 170 mit Verweis auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXIII. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 226; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 170. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 226; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 170 mit Verweis auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXIII. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 227; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 171 mit Verweis auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXIII. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 228, Zeile 31; S. 229, Zeile 6 – S. 230, Zeile 35/36; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 61. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 229; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 172 und Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 61.

1444 Zu ihm siehe Kolodziej, Axel: Herzog Wilhelm I. von Berg (1380–1408) (Bergische Forschungen. Quellen und Forschungen zur bergischen Geschichte, Kunst und Literatur, 29), Neustadt an der Aisch 2005. 1445 Dormeier, Landesverwaltung, S. 172 gibt diese Tagfahrt an als: »Herzog Albrecht, Ritter Heinrich Bock, Korlehake und Christian Havekhorst infolge von Irrungen zwischen Herzog Albrecht und den Bremern auf Tagfahrt in Soltau (und in Dorfmark), während Herzog Bernhard in Celle blieb« und verweist auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXV.

278

Anhang

(Fortsetzung) Nr. Datum 32

5.–7. Juli 1381

33

12. Juli 1381

34

4. August 1381

35

8. August 1381

36

8. bis 14. August 1381

37

6. Oktober 1381

38

8. Februar 1383

39

24./25. September 1383

40

30. Oktober 1383

Tätigkeit, Aufenthaltsort und beteiligte Personen Herzog Albrecht auf Tagfahrt in Verden, via Dorfmark.

Herzog Albrecht begibt sich im Reisewagen (!) nach Hannover (wo er 3 Tage bleibt), um sich mit dem Bischof von Hildesheim zu treffen, wohl wegen der von Mandelsloh. Tagfahrt Herzog Albrechts und Herzog Bernhards mit dem Bischof von Verden und den von Mandelsloh (Rückkehr nach Celle am 7. August).

Belege in Quellen und Literatur UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 230; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 172 mit Verweis auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXV. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 230; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 172.

UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 232; Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 63; vgl. Dormeier, Landesverwaltung, S. 173 mit Verweis auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXVI. UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 232.

Tagfahrt Herzog Albrechts mit den Braunschweigern Tagfahrt in Dorfmark und UB Herzöge 5, Nr. 193, Verden, sowie Rethem mit S. 232; vgl. Dormeier, Landen Verdenern und Bremern. desverwaltung, S. 173 mit Verweis auf Sudendorf, Einleitung, in: UB Herzöge 5, S. CXXXVI. Tagfahrt Herzog Albrechts UB Herzöge 5, Nr. 193, S. 235, mit den Brüdern von ManZeile 36; vgl. Mandelsloh, delsloh in Winsen an der Gedenkblatt, S. 63. Aller. Tagfahrt Herzog Albrechts UB Herzöge 6, Nr. 48, S. 51, mit den Brüdern von ManZeile 10; vgl. Mandelsloh, delsloh in Rethem. Gedenkblatt, S. 66. Treffen Herzog Albrechts in UB Herzöge 6, Nr. 48, S. 44, Salzwedel? Zeile 19; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 68. Tagfahrt Herzog Albrechts UB Herzöge 6, Einleitung, mit dem Bischof von Hildes- S. LXXXI; vgl. Mandelsheim. loh, Gedenkblatt, S. 69.

279

Anhang

(Fortsetzung) Nr. Datum 41

14. Oktober 1384

42

Undatiert, wahrscheinlich um den Jahreswechsel 1384/1385

43

15. April 1385

44

13. Mai 1385

Tätigkeit, Aufenthaltsort und beteiligte Personen Tagfahrt der Herzöge Otto I. von Braunschweig und Albrecht; infolge der Fehde zwischen Otto und Albrecht tritt der Rat der Stadt Hildesheim als Vermittler auf. Der Rat der Stadt Hildesheim wird durch die von Mandelsloh ermächtigt, für sie als Vermittler bei Tagfahrten mit Herzog Albrecht zu agieren. Schiedsspruch der Schiedsrichter Graf Ludolf von Wunstorf und Ritter Brand von dem Hus1446 im Streit zwischen Herzog Albrecht von Braunschweig-Lüneburg und den Brüdern von Mandelsloh. Tagfahrt Herzog Albrechts mit dem Rat der Stadt Hildesheim.

Belege in Quellen und Literatur UB Stadt Hildesheim 2, Nr. 573 und Nr. 574 vom 22. Oktober 1384; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 74–75. UB Stadt Hildesheim 2, Nr. 620; vgl. Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 75. UB Herzöge 6, Nr. 118; vgl. das Ergebnis vorab in die Rekonstruktion der Vorgänge einordnend Mandelsloh, Gedenkblatt, S. 39.

UB Stadt Hildesheim 2, Nr. 596.

1446 Er stammt vermutlich aus der Familie, die den späteren Bischof von Hildesheim, Henning von Haus hervorbrachte, siehe das obige Kapitel 2.6. zur Hildesheimer Bischofsfehde.

6.

ADB

ALMA Anm. AO Art. Aufl. BBKL

BUB bearb. DA Ders. ebd. ed. EHR EME FHS FMSt fol. FSGA hg. Hg. HGBll HGE HRG HStA HZ

Abkürzungsverzeichnis

Allgemeine Deutsche Biographie, hg. durch die Historische Commission bei der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Leipzig 1875–1912. Archivum Latinitatis Medii Aevi Anmerkung Archiv für Geschichte von Oberfranken Artikel Auflage Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, hg. v. Friedrich-Wilhelm Bautz, fortgeführt von Traugott Bautz, Hamm 1990 (1–2), Herzberg 1992–2001 (3–18), Nordhausen 2002–2011 (19–32). Bremisches Urkundenbuch, 7 Bände, hg. von Dietrich Rudolf Ehmck et al., Bremen 1873–1993. bearbeitet Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Derselbe ebenda edidit English Historical Review Early Medieval Europe French Historical Studies Frühmittelalterliche Studien folio Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe herausgegeben Herausgeber Hansische Geschichtsblätter Handbuch der Geschichte Europas Handwörterbuch zur deutschen Rechtsgeschichte Hauptstaatsarchiv Historische Zeitschrift

282 HR 1

Abkürzungsverzeichnis

Hanserecesse. Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1256 bis 1430, hg. v. Verein für Hansische Geschichte durch die Historische Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, bearb. v. W. Junghans u. Karl Koppmann, 1. Abt., 8 Bände, Leipzig 1870–1897. HR 2 Hanserecesse. Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1431 bis 1476, hg. v. Verein für Hansische Geschichte durch die Historische Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, bearb. v. Goswin Freiherr von der Ropp, 2. Abt., 7 Bände, Leipzig 1876–1892. HR 3 Hanserecesse. Die Recesse und andere Akten der Hansetage von 1477–1530, hg. v. Verein für Hansische Geschichte durch die Historische Kommission bei der Königlichen Akademie der Wissenschaften, bearb. v. Dietrich Schäfer, 3. Abt., 9 Bände, Leipzig 1881–1913. LexMA Lexikon des Mittelalters, hg. v. Robert AUTYet al., 9 Bände., München et al. 1980–1998. MGH Monumenta Germaniae Historica Capit. Capitularia Regum Francorum Conc. Concilia Const. Constitutiones Epp. Epistolae SS Scriptores in folio SS rer. Germ. Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum. MIÖG Mitteilungen des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. MUB Mecklenburgisches Urkundenbuch, hg. v. dem Verein für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde, 25 Bände, Schwerin 1863–1936. NA Neues Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde. ND Nachdruck NDB Neue Deutsche Biographie, hg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 1-, Berlin 1953-. NdsJb Niedersächsisches Jahrbuch für Landesgeschichte RHE Revue d’histoire eccl¦siastique S. Seite SHLRuU Schleswig-Holstein-Lauenburgische Regesten und Urkunden, 3 Bände, ed. Paul Hasse,Hamburg 1886–1896. StA Staatsarchiv StadtA Stadtarchiv UAL Carl Röper (Hg.), Urkunden, Regesten, Nachrichten über das Alte Land und Horneburg, 4 Bände, Jork 1986–1990. UB Urkundenbuch UB Herzöge Urkundenbuch zur Geschichte der Herzöge von Braunschweig und Lüneburg und ihrer Lande, 1–10, hg. v. Hans Sudendorf; 11 (Register) hg. v. Carl Sattler, Hannover und Göttingen 1859–1883. Verfasserlexikon Die deutsche Literatur des Mittelalters: Verfasserlexikon, begründet von Wolfgang Stammler, fortgeführt von Karl Langosch, 2. Aufl., hg. von Kurt Ruh et al., 1–10, 11 (Nachträge und Korrekturen), Berlin 1978–2004. Vgl. Vergleiche

Abkürzungsverzeichnis

VSWG ZfG ZHF ZHVN ZRG Germ. Kan.

Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Zeitschrift für Historische Forschung Zeitschrift des Historischen Vereins für Niedersachsen Zeitschrift der Savigny-Stiftung für Rechtsgeschichte Germanistische Abteilung Kanonistische Abteilung

283

7.

Quellen- und Literaturverzeichnis

7.1

Quellen

7.1.1 Ungedruckte Quellen Stadtarchiv Braunschweig Briefbücher

Briefbuch 1456–1520

Unverzeichnete Urkunden: B I 19 3 B I 19 7 B I 19 8 B I 19 8 a B I 19 11 B I 19 12 B I 19 13 B I 19 17 B I 19 18

Degedingbuch der Altstadt (1388–1407) Degedingbuch des Hagens (1268–1392) Degedingbuch des Hagens (1393–1427) Degedingbuch des Hagens (1423–1457) Degedingbuch der Neustadt (1343–1445) Degedingbuch der Neustadt (1445–1578) Degedingbuch der Altenwiek (1391–1443) Degedingbuch des Sackes (1338–1401) Degedingbuch des Sackes (1401–1435)

Staatsarchiv Bremen Städtischer Urkundenfonds Trese Y Trese Bm

Grenzen, Generalia, Fehden Oldenburg, Graf Gerhard

286

Quellen- und Literaturverzeichnis

Stadtarchiv Lüneburg Amtsbücher AB 197 AB 52 AB 62

fol. 19v-fol. 38r Bierherrenrechnung zu Tagfahrten Schlossrechnung Bleckede 1501 fol. 67r-fol. 68r Sodmeisterrechnung zu Tagfahrten

Akten P5 Nr. 46 S8a Nr. 4

Haus und Vogtei Bleckede Pfandschlösser

Briefe (Br) Urkunden

vgl. Einzelnachweise in den Fußnoten vgl. Einzelnachweise in den Fußnoten

Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover Cal. Or. 31 Homburg /59 Hild. Or. 1 Domstift/1504 (1943 verbrannt; Druck bei Urkundenbuch des altfreien Geschlechts der Barone, Grafen und Herren von Alten, ed. Eberhard Curt von Alten, Weimar 1901, S. 135) Celler Briefe Celle Br. 57 a B, Nr. 7, V, S. 68 Celle Br. 74/206 a, Nr. 6 Celle Or. 8/598 Celle Or. 8/609 Celle Or. 31/60

Kopialbücher Cop. IX 92 Nr. 202 und Nr. 203 (Auslaufregister)

Deposita Dep. 55 (Bodenwerder) / 23

Quellen

287

Landesarchiv Nordrhein-Westfalen, Abteilung Westfalen, Münster Urkunden A 205, Fürstentum und Domkapitel Minden

7.1.2 Gedruckte Quellen Henning Brandis’ Diarium: Hildesheimische Geschichten aus den Jahren 1471–1528, hg. v. Ludwig Haenselmann, Hildesheim 1896 [ND 1994]. Die Bremer Chronik von Rinesberch, Schene und Hemeling, bearb. von Hermann Meinert, hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften (Die Chroniken der niedersächsischen Städte: Bremen; Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 37), Bremen 1968. Bremisch-Lüneburgische Fehden des 15. Jahrhunderts und ihre Auswirkungen auf die bäuerliche Bevölkerung. Quellen zur Geschichte des Fehdewesens, hg. von J. F. Heinrich Müller (Veröffentlichungen des Hamburger Museums für Archäologie und die Geschichte Harburgs – Helms-Museum, 34), Hamburg-Harburg 1980. Bremisches Urkundenbuch, 7 Bände, hg. von Dietrich Rudolf Ehmck et al., Bremen 1873–1993. Calenberger Urkundenbuch, 3, Archiv des Stifts Loccum, hg. von Wilhelm von Hodenberg, Hannover 1855. Codex diplomaticus Brandenburgensis. Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Geschichtsquellen für die Geschichte der Mark Brandenburg und ihrer Regenten, 41 Bände, ed. Adolph Friedrich Riedel, Berlin 1838–1869. Chronicon episcoporum Hildesheimensium, ed. Georg Heinrich Pertz, MGH SS 7, Hannover 1846 (ND 1995), S. 845–873. Die Chronik des Anonymus vom Prälatenkrieg, geschrieben 1476, bearb. von Wilhelm Reinecke (Die Chroniken der niedersächsischen Städte: Lüneburg; Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, 36), Stuttgart 1931 [ND Göttingen 1968], S. 275–336. Chronica van den groten daden der Grauen van Oldenborch, hg. v. Wolfgang Rohde und mit einer Einleitung von Heinrich Schmidt, Oldenburg 1993. Die niederdeutsche Bischofschronik bis 1553. Beschrivinge sampt den handelingen der hoichwerdigen bisschopen van Ossenbrugge. Uebersetzung und Fortsetzung der lateinischen Chronik Erwin Ertmans durch Dietrich Lilie. Im Auftrage des Historischen Vereins herausgegeben von F. Runge, Osnabrück 1894, S. 139–148. Chronicon Rastedense, ed. Heinrich Meibom, in: Heinrich Meibom (d. J.) (Hg.), Scriptores Rerum Germanicarum, Tom. 2. Scriptores Germanicos, Helmstedt 1688, S. 89–119 [online zugänglich in der Digitalen Bibliothek Wolfenbüttel der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel unter URL: http://diglib.hab.de/wdb.php?pointer= 88& dir=drucke%2Falv-ca-1a-2f-1s, letzte Abfrage am 14. 03. 2013]. Detmar-Chronik von 1105–1386, ed. Karl Koppmann, in: Die Chroniken der nieder-

288

Quellen- und Literaturverzeichnis

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8.

Register zu Orten und Personen

Abkürzungen: Bf. = Bischof, Bgm. = Bürgermeister, Btm. = Bistum, Ebf. = Erzbischof, Ebtm. = Erzbistum, Fs. = Fürst, Fstm. = Fürstentum, gen. = genannt, Gf. = Graf, Gft. = Grafschaft, Hzg. = Herzog, Hzgtm. = Herzogtum, Kfs. = Kurfürst, Kg. = König, Kgn. = Königin, Ks. = Kaiser, Lgf. = Landgraf, Lgfn. = Landgräfin, Lgft. = Landgrafschaft, Mgf. = Markgraf, Mgft. = Markgrafschaft, röm. = römisch, Rth. = Ratsherr

Aachen, Stadt 201 Achim 94, 109, 170, 177 Ahlden, Burg 150, 154 Albert II. (auch Albrecht v. BraunschweigLüneburg/Braunschweig-Wolfenbüttel; Ebf. v. Bremen) 93, 95, 100–104, 107, 115, 230, 258 Albrecht Achilles (Mgf. v. Brandenburg) 148, 179, 185, 188, 216, 238, 247, 260 Albrecht (Hzg. v. Sachsen-Wittenberg; Fs. v. Lüneburg 1370–1385) 16f., 73, 94, 96, 98, 100–103, 106, 109, 111, 113–117, 145–149, 156f., 181f., 200, 216, 230, 256, 274–279 Alfeld (Leine), Stadt 214f. Allendorf (Werra) 181 Aller, Fluss 98, 101f., 133, 148f., 239, 242, 278 Alpen 47 Alten, Herren v. 151f. – Heineke 151f. Alvensleben, Herren v. 188f., 193 – Friedrich d. Jüngere 188f., 193 Antwerpen, Stadt 76 Arbergen 152 Artlenburg 181, 190 Asel, Herren v. 125 – Johannes III. (Bf. v. Verden) 123, 125, 137f., 141, 147, 152, 159, 168 Askanier (Hzg.e v. Sachsen-Wittenberg) 16, 95, 97f., 103, 180f., 229 Asseburg, Herren v. 186 Avignon, Stadt 106

Bakum 234 Balthasar (Hzg. zu Mecklenburg, Koadjutor/Administrator d. Stifts Hildesheim) 216 Barförde 185 Barnim III. (Hzg. v. Pommern-Stettin) 72 Bartensleven, Herren v. 186 – Gunter 184 Basdahl 50, 228, 230, 248f. Basel, Stadt 40, 146, 237 Bassum 98, 145 bayerische Hzgtm.er 85 Bayern 49, 253 Bederkesa, Burg 97, 101, 110, 112, 120 Behr, Adelsfamilie 105 – Olrick 105 – Werner 105 Beichlingen, Gf.en. v. 174f. – Friedrich III. (Ebf. v. Magdeburg) 174 f. Berge, Herren vom 114, 180, 182, 185, 188, 201, 230, 274 – Gerhard (Bf. v. Verden, später Bf. v. Hildesheim) 91, 115, 201 – Hans 180 – Johann 182 – Segeband 185, 188, 230 – Wedekind 274 Bernburg (Saale), Stadt 273 Berner, Vincentius 190, 205 Bernhard I. (Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg) 94, 116, 228, 231, 255, 277f.

328 Bernhard II. (Hzg. v. Sachsen-Lauenburg) 188, 192 Bern, Stadt 78, 237 Bevensen, Burg u. Flecken 136 Bierbergen, Herren v. 216 – Lutherde 216 Bilemann 150 Bleckede, Burg 65, 89, 177–196, 228, 230, 234, 252f., 260, 262 Bleckede, Stadt 180f., 183 Bleckede, Vogtei 185f., 189 Blender 108 Blücher, Herren v. 184f. – Achim 184f. Blumenthal, Burg 103 Blumenthal, Herren v. 75 – Arnold 75 Bockenem 215 Bock, Herren v. 116, 148, 155, 241, 277 – Ernst 241 – Heinrich 116, 277 Bock von Wülfingen, Herren v. 148 Bodendiek, Herren v. 180f. Bodendorpe, Ludelve v. (Abt v. Oldenstadt bei Uelzen) 242 Boizenburg 178, 188, 273 Bokel, Friedrich 151 Bonn, Stadt 230 Borch, Herren v. 126, 128 – Heinrich 126f., 131, 141, 248f. – Iwan 126–128, 248 – Johan 131, 141 Bordieu, Pierre 34 Borsteler Heide 167 Brabant, Hzgtm. 47 Brandenburg, Markgft. 61, 73, 148, 178f., 181, 185, 188, 192, 194, 216, 238, 259f. Brandis, Henning 197f., 200–215, 220f., 262 Braunschweig, Stadt 28, 36, 49f., 73, 130, 149, 160, 172, 174, 182, 198, 205–207, 214–218, 228–231, 236, 245, 256, 278 Braunschweig-Lüneburg, Hzgtm. 51, 101, 116, 132, 144, 168, 183, 190, 200, 206, 229, 238, 251 Braunschweig-Lüneburg, Hzg.e v. 59, 68,

Register zu Orten und Personen

74, 87, 89, 95, 97, 99–101, 103, 107, 114, 118f., 121f., 128, 133, 137f., 147f., 150, 154, 179f., 199, 206, 209, 211, 214–216, 222, 231f., 238, 242, 246, 249, 258–260 Bremen, Stadt 16f., 50f., 59, 65, 68, 83f., 87–96, 98–104, 107–113, 115, 118–122, 126, 128–137, 139, 141–147, 151–154, 157–163, 166–177, 195, 198, 209, 231, 233f., 239, 245, 247, 258, 261, 265f., 274 Bremen, Erzstift 13, 16, 50f., 76, 84, 92–95, 98, 101–104, 107–110, 112f., 115f., 119–121, 124–126, 129, 137, 140f., 146, 152, 157f., 161, 166, 169, 228, 230, 246–251, 261 – Kirchspiel St. Ansgarii 100 – St. Stephani, Kirche 153 – St. Willehadi, Kirche 146, 167, 174 Bremen, Ebf.e v. 59, 88, 90, 93, 209 Bremen, Herren v. 234 – Borchert 234 Brendeke, Vogt v. Celle 113–115, 275–277 Brietlingen 184, 192 Brinkum 100, 170 Brobergen, Burg 110 Bücken, Archidiakonat u. Propstei, Stift 137, 145, 153 Bülow, Herren v. 134, 178, 180, 182–188, 190–193, 239, 252, 260 – Busso 178, 182–190, 192f., 195f., 260, 262 – Friedrich 188 – Hans 188 – Hartwich 134, 183 – Vicco 184, 192 – Werner 178, 183, 185f., 188 Burgdorf 274, 276f. Burgund, Hzgtm. 29, 175, 198, 237 Burgund, Hzg.e. v. 175, 198 – Karl, gen. der Kühne 175 Burgwedel 149f. Buring, Dietrich (Vogt v. Celle) 150 Butjadingen 144, 157 Buxtehude, Stadt 124, 129–132, 135f., 140f., 237 Calenberg, Fstm.

98, 200, 216

Register zu Orten und Personen

Calme, Henning 216 Camenz, Herren v. 274 – Balthasar 274 Castorp, Hinrich (Bgm. Lübeck) 11, 265 Celle, Burg u. Stadt 43, 68, 113–116, 122, 137, 149f., 154, 206, 230, 232, 236, 250, 262, 275–278 Clüver, Herren v. 133, 246, 249 – Gise 133 – Johann d. Ältere 246 Cord (Propst zu Lüne) 242 Dahlenburg 185, 193 Dänemark, Kgr. 12, 42, 74, 164f., 167, 172, 194, 198, 216, 273 Dassel, Burg 204 Delmenhorst, Burg 103, 126, 146, 153, 157–159, 161–171, 175–177, 195, 198, 231 Deutschland 54 Diemel, Fluss 30 Diepholz, Edelherren v. 149 – Johann III. (Bf. v. Osnabrück) 149 Diest, Johann v. (Bf. v. Lübeck) 47 Dithmarschen 41, 137 Doneldey, Arndt (auch Arnold, Ratsherr u. Bgm. v. Bremen) 108 Dorfmark 115f., 276–278 Dortmund, Stadt 28 Dörverden 152 Dötlingen 170 Drakenburg 94, 96–98, 105f., 109f., 118, 152 Duckel, Herbort (Bremer Ratsherr u. Bgm.) 130, 144 Düring, Herren v. 128 Ebstorf, Kloster 130f., 135f., 143, 230f. Einbeck, Stadt 200, 215f. Elbe, Fluss 16f., 25, 65, 74, 79, 87, 89, 102, 121, 136, 139, 143, 158, 173, 178f., 181–185, 189f., 192, 194, 247, 249, 259, 262, 266 Elbmarschen 131 Elbmündung 41 Elsdorf, Propstei 188

329 Elsfleth 168 Emberen, Johann v. 236 England, Kgr. 12, 14, 33f., 63 Erfurt, Stadt u. Universität 148, 159, 166 Erich III. (Hzg. v. Sachsen-Lauenburg) 273 Erich VI. Menved (Kg. v. Dänemark) 74 Ertman, Erwin 149 Estorff, Herren v. 180, 182, 187 – Ludolf 187 – Maneke 187 Europa, europäisch 12, 25, 31f., 34, 45, 78, 187, 268 Eyb, Herren v. 148 – Ludwig d. Ältere 148 Eystrup 132 Flämische Straße 165 Franken 33, 106 Frankfurt am Main, Stadt 12, 26, 42, 229–231, 233, 243f., 267, 270 Frankreich 14, 33, 36, 44–46, 63 Frese, Bremer Ratsfamilie 132, 166 – Johann 132, 166 – Wilke 166 Friedrich I. (Ks.) 92 Friedrich II. (Ks.) 201 Friedrich II. (gen. der Fromme, Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg) 123, 136–138, 141, 183, 214, 218, 239 Friedrich III. (Ks.) 179, 257 Fulda, Fluss 30 Gandersheim 116 Garlop, Lüneburger Ratsfamilie 236 – Johann 236 Gartow 188 Gelnhausen 88, 92 Gensfleisch, Johann, gen. Gutenberg 57 Gerhard V. (Gf. v. Holstein-Plön) 50 Godenstede, Lüneburger Ratsfamilie 236 – Ludolf/Lutke 236 Gorleben 188 Goslar, Stadt 214–217, 229, 240, 256, 271 Gotha 161 Göttingen, Stadt 172, 207, 214–216, 276

330 Grand, Johann (Ebf. v. Bremen) 51 Gregor XI. (Papst) 201 Grohnde 147 Gronau (Leine) 215 Gronhagen (auch Grünhagen), Lüneburger Ratsfamilie 129, 239 – Klaus 239 – Nikolaus 129 Gröpelingen, Herren v. 105, 138, 145 – Johan 105 Groß Sarau 191 Hadeln 41, 108 Hadermissen, Johan 108 Halberstadt 215, 229 Halle a. d. Saale, Stadt 172 Halsmühlen 132, 134, 137–140, 143 Hamburg, Stadt 22f., 40–42, 50, 59, 75, 79, 83, 104, 107, 122, 126, 128, 130f., 134–136, 139f., 143, 160, 167, 172–177, 179, 184, 190, 193f., 218, 228, 230f., 237, 240–242, 245, 249, 255 Hamelmann, Hermann 161–163 Hameln, Stadt 114, 147, 156, 216, 218, 275, 277 Hämelschenburg, Burg 146f., 150, 156 Hamme, Fluss 76 Hannover, Stadt 17, 93, 95f., 98, 101–103, 110, 113f., 116f., 199, 204, 214, 216–218, 228, 231, 242, 245, 252, 255, 274, 276–278 Harburg, Burg 125f., 129, 133, 237 Harpstedt, Burg 169 Harsefeld, Kloster 125, 133f. Hasbergen 170 Hatten 170 Haus, Herren v. 91, 117, 199–219, 221f., 226, 279 – Henning (Domdechant u. später Bf. v. Hildesheim) 91, 117, 199–219, 221f., 226, 279 Havekhorst, Christian 116, 277 Heidmark 142 Heinrich I. der Ältere (Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg, Fs. v. Braunschweig-Wolfenbüttel) 145, 169

Register zu Orten und Personen

Heinrich I. der Milde (Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg) 94, 228, 231, 251, 255 Heinrich II. der Eiserne (Gf. v. HolsteinRendsburg) 50 Heinrich II. der Löwe (Fs. zu Mecklenburg) 74f. Heinrich II. (Ebf. v. Bremen; als Heinrich III. Bf. v. Münster ; als Heinrich XXVII. Gf. v. Schwarzburg) 75, 169, 174, 176f. Heinrich III. der Löwe (Hzg. v. Sachsen und Bayern) 170 Heinrich III. (Gf. v. Schwerin) 75 Heinrich IV. (der Dicke, Hzg. zu Mecklenburg) 183, 216, 218f. Helle, Herren v. 100, 246 – Heinrich 100 – Lippold 100, 246 Hellingstede, Johan (Dompropst v. Bremen) 137 Helmstedt, Stadt 216 Hemeling, Johann (der Jüngere) 99, 105, 107–109, 261 Henneke (Herr zu Werle) 74f. Hermann II. (Lgf. v. Hessen) 100, 111, 130 Hermann II. (v. Maltzan, Bf. v. Schwerin) 72, 75 Hermann IV. (Lgf. v. Hessen, Ebf. v. Köln, als Hermann I. Bf. v. Paderborn) 198–208, 210f., 213–218, 221 Hessen, Landgft. 100, 111, 130, 198–204, 206–208, 210, 213–218, 221, 258 Hezilo (Bf. v. Hildesheim) 201 Hildesheim, Bf. v. 90, 114f., 117, 147–150, 154f., 200–202, 204, 208f., 212, 217, 220f., 228–231, 274f., 277–279 Hildesheim, Stadt 68, 74, 83, 87, 89–91, 114–116, 132, 147–150, 152, 154–156, 190, 196–212, 214–221, 226, 228–231, 235, 261f., 265f., 273, 276, 279 – Altstadt 90, 211–213 – Ämter 211 – Dammstadt 90 – Dom, Domburg 90, 210, 212 – Gilden 90, 211, 214

331

Register zu Orten und Personen

– Kapelle am Schüsselkorb 208 – Kollegiatsstift St. Maria Magdalena im Schüsselkorb 208 – Lambertikirche 90 – Marienburg 215 – Neustadt 90, 211, 214f. – St. Johannes Kirche 209 Hinrich der Freie 108 Hitzacker 178, 181, 185f., 188, 251 Hitzacker, Herren v. 180 Hoheneggelsen 205, 230 Holländer 236 Holstein, Gf.en v. 75, 174f. – Adolf VIII. (als Adolf XI. Gf. v. Schauenburg, als Adolf I. Hzg. v. Schleswig) 165 Holstein, Gft. 30, 159, 165, 167, 172, 175 Homburg, Herrschaft 216 Höngg 48 Hösseringen 185 Horneburg, Burg u. Stadt 52, 97, 102, 115, 120–144, 146, 148, 151, 154, 169, 230f., 244, 247, 261f., 274–276 Horne, Herren v. d. 151 – Cord 151 Hoya, Gf.en v. 93, 96f., 114, 117, 120, 128, 132, 137f., 146–150, 156, 159f., 162, 174, 245, 249, 258, 274f., 277 – Albert (Bf. v. Minden) 150, 174 – Erich I. 114, 150, 277 – Friedrich 132 – Gerhard III. (Ebf. v. Bremen) 137f., 158f. – Johann I. (Bf. v. Paderborn, später als Johann III. Bf. v. Hildesheim) 91 – Johann V., gen. der Streitbare 147, 149f., 156, 159f., 162 – Katharina (Äbtissin v. Wienhausen) 159 – Otto III. 97, 117, 132, 146, 150, 162, 249 Hoya, Gft. 147f., 175, 233f., 245 Hoyer, Lüneburger Ratsfamilie 236 – Hinrik 236 Hoy(e)mann, Lüneburger Ratsfamilie 135, 235

– Hinrik 235 Huchting 163, 231 Hude, Herren v. der 76, 138 Hunger, Knappen v. 75 – Otto 75 – Philipp 75 Hunnesrück, Burg 204 Huntlosen 170 Hus, v. dem, Adelsfamilie 117, 279 – Brand 117, 279 Italien

47, 78f.

Johan der Harte 108 Johann Cicero (Mkgf. v. Brandenburg) 194 Johann II. der Kahle (Herr zu WerleGüstrow) 74f. Johann III. der Milde (Gf. v. Holstein-Plön, Herr v. Fehmarn) 50 Johann IV. (Hzg. v. Sachsen-Lauenburg) 190f. Juden 182 Kaiser 14, 44, 52, 59f., 81, 84, 92, 179, 201, 229f., 256f., 269 Kamermester, Cord 119 Kardinäle 219 Karl IV. (Ks.) 60, 229, 256 Karl V. (Ks.) 52 Karolinger 18, 24, , 32, 43, 46, 219, 246 Katemin 178 Kaufleute 44, 47, 77, 92, 102, 104, 108, 110, 113, 122, 154, 159, 161f., 165, 171, 211, 240, 268 Kedingen 124 Klencke, Herren v. 98, 105f., 120, 122f., 126, 128, 138, 144–156, 239, 261 – Alard 106 – Dietrich, gen. Quarter 145–149, 156 – Gerd 105, 149 – Heineke 138, 150–152, 154 – Johann 147, 149, 151, 239 – Johannes (auch Klenkok, Augustinermönch) 106, 148 – Jürgen 151

332 – Ortgies 105f., 123, 148f., 151 – Statius 151f. – Wilken 144–147, 149–156, 239, 261 Klenkenborstel 145 Knesebeck, Herren v. dem 238, 241f. – Balduin 241f. – Ludolf 241f. – Paridam 238 Koldingen, Burg 222 Köln, Stadt 25, 55, 83, 201, 221 König 12–15, 42f., 47, 59–61, 65, 73f., 76, 81, 84, 158, 160, 164f., 167, 172, 176, 194, 198, 216, 246, 256f., 269, 273 Konrad II. (Bf. v. Hildesheim) 201 Kopenhagen, Stadt 236 Korlehake, Herren v. 94, 110, 116, 277 – Johann 94, 110 Krantz, Albert 220f. Kurfürsten 13, 214, 260 Kutenholz 133 Landesbergen, Adelsfamilie 105 – Berthold II. (Bf. v. Verden, später Bf. v. Hildesheim) 169, 199, 207f., 217 Langeln, Herren v. 274 – Heinrich (Bf. v. Verden) 274 Langwedel, Burg 16, 98, 100, 103f., 107–110, 112, 118f., 133, 137, 146, 151f., 174, 177, 275 Lauenbrück 123, 129, 131f., 140, 274 – festes Haus 132 Lauenburg, Stadt 178, 181–184, 188–192, 194, 273 Lauenkop(pe), Familie 236 Lauenstein 147 Lenzen 194 Leze, Johan v. (Bremer Ratsherr) 108 Lippe, Herren zur 216 – Bernhard VII. 216 Lippold (Vogt) 100, 246 Lith, Herren van der 249 – Hinrick 249 Lübeck, Stadt 11, 47, 63, 79, 83, 104, 122, 126, 128, 130f., 134, 136, 160, 164, 172f., 176f., 184, 190f., 193f., 197, 203, 208,

Register zu Orten und Personen

218, 220f., 228, 230f., 234, 236, 240, 245, 254f., 265, 271 Lüneburg, Stadt 17, 40, 65, 68, 76, 83, 87–89, 91, 94, 97, 101, 103–105, 121, 126, 129–131, 133–137, 141–143, 149, 155f., 172, 177–197, 206, 216, 228–232, 234–242, 245, 250, 254f., 260–262, 265f., 269, 273f. – Burg a. d. Kalkberg 88f., 206 – Michaeliskloster 88, 134, 143 – Saline 88, 232, 237 Lüning, Johann 132 Lutkebole, Hildesheimer Ratsfamilie 155 – Henning 155 Lüttich, Domkapitel 202 Luzern, Stadt 124 Maas, Fluss 260 Magdeburg, Bistum 174, 215, 219, 221 Magdeburg, Stadt 172, 187, 193, 215, 218 Magnus II. (gen. Torquatus, Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg) 100, 104, 128, 180, 273 Magnus II. (Hzg. zu Mecklenburg) 205, 217f. Magnus v. Sachsen-Lauenburg (Bf. v. Cammin, später v. Hildesheim) 91, 149, 155 Mainz, Ebf. v. 42, 258 Mainz, Stadt 201f. Mandelsloh 26, 84, 92–98, 102 Mandelsloh, Herren v. 16f., 51, 84, 93–98, 100–121, 123, 138, 145, 151, 168, 230, 233f., 239f., 246, 253, 261, 275f., 278f. – Andreas 145 – Dietrich 93, 97, 101, 105f., 110, 117–119, 123, 240, 246 – Godele 106 – Heineke 94, 97, 110, 118f., 246 – Heineke (Elsfleth) 168 – Herbort 123 – Herman, gen. Bunghe 138 – Lippold 98 – Ludolf 98 – Statius 94, 97, 101, 110, 118–120, 240, 246

Register zu Orten und Personen

Mandelsloh, Werner Freiherr v. 96, 102f., 115, 121 Manderen, Herren v. 242 – Hoyer 242 Marschalk, Herren v. 126, 128, 131, 141 – Segebode 126, 128, 131, 141 Mauroux, Jean (Johann v. Antiochien, Richter während des Basler Konzils) 146 Mecklenburg, Hzgtm. 74f., 79, 178, 180, 182–187, 192, 205, 216–219, 251 Mecklenburg-Vorpommern 59 Medingen, Kloster 188 Mese, Herman (Domdekan in Minden) 132 Minden, Bf.e v. 30, 97f., 120, 132,145, 160, 174f., 190 – Volkwin V. (Gf. v. Schwalenberg) 98 Minden, Stadt 30 Modestorp 88 Moisburg, Vogtei u. Amt 123, 133, 179, 236 Moisburg, Herren v. 123, 133, 248 – Burkhard (Vogt v. Harburg) 123, 133, 248 Molen, van der, Lüneburger Ratsfamilie 149, 239 – Albert 239 Mölln, Stadt 183, 188 Monnik, Adelsfamilie 100 Münchhausen, Herren v. 153 – Johann 153 Münden, Stadt 30 Münster, Stadt 54, 75, 124, 169f., 177 Mushard, Luneberg 119f., 127 Neetze 193, 230 Neu Darchau 178 Neuhaus, Amt 189 Neuss, Stadt 175 Neustadt am Rübenberge, Stadt 114, 277 Niederösterreich 82 Niederrhein 47, 254 Niedersachsen 17, 29f., 51, 59, 76, 95, 147, 150, 163, 231, 234 Nienburg a. d. Weser, Stadt 96, 105, 109

333 Nikolaus I. (Gf. v. Schwerin, Gf. v. Tecklenburg) 75 Nikolaus II. (Herr zu Werle) 74 norddeutsch 15f., 20, 25, 27, 29, 49, 52, 59–64, 67, 83–85, 91, 105, 120, 223, 225, 230, 233, 243, 256, 258, 263, 270 Norddeutschland 47, 59–61, 124, 157, 256f. nordelbisch 83 Norden 13, 15, 21, 32, 46f., 59–61, 79, 83, 90, 95, 98, 101, 168, 185, 204, 237, 243, 254, 256 Norditalien 79 Nordsee 96, 113, 162 Northeim, Stadt 204, 215 Norwegen 165 Nürnberg, Stadt 27, 42, 63, 79, 112, 227, 229, 243, 267, 270 Oberitalien 45, 47 Ochtum, Fluss 162 Oenigstedt 146 Ohsen 147 Olberghen, Herren v. 151 – Bodo 151 – Hilmer 151 Oldenburg, Gf.en v. 65, 87, 152f., 156f., 159–166, 175f., 211, 213 – Adolf (auch Alf) 176 – Christian I. (Kg. v. Dänemark) 158, 160, 164f., 167, 172, 175f., 194, 216 – Gerhard, gen. der Mutige (auch d. Streitbare) 37, 76, 156–167, 169, 171–177, 195, 198, 231, 261 – Johann V. 176 – Moritz IV. 159, 162, 164–168, 172–175 – Nikolaus (Ebf. v. Bremen) 126, 128–130, 137, 142 Oldenburg, Gft. 144, 157–162, 164, 167–170 Oldenstadt, Kloster 242 Oldesloe, Stadt 194 Osnabrück, Stift 147, 149f., 234, 240, 247 Osten, Herren v. der 126 – Hermann 126 Osterholz, Kloster 76

334

Register zu Orten und Personen

Österreich 23, 26, 29, 54f. Ostfriesland 121, 175, 261 Ostsee 122, 134, 139, 165, 184, 268 Ottersberg, Burg 100, 153 Otterstede, Herren v. 100, 246 – Johann 100, 246 Otterstedt 100 Otto I. (gen. das Kind, Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg) 182 Otto I. (gen. der Quade, Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg, Fstm. Göttingen) 74, 100, 111, 114, 116, 275f., 279 Otto I. (Hzg. v. Pommern-Stettin) 72 Otto II. (Fs. v. Anhalt-Aschersleben) 74 Otto V. (gen. der Siegreiche, Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg) 123, 137f., 141, 149f., 154, 168, 185, 239, 251 Pael, Klaus 108 Paris, Universität 159 Pattensen, Stadt 275 Pauwel (Bote in Celle) 150 Peine, Stadt 216 Petershagen 120 Philipp I. der Schöne (Kg. v. Kastilien) 76 Prenzlau, Stadt 194 Prignitz 189f. Pyrmont 156 Quitzow, Herren v. – Hans 75, 194 – Konrad 75

75, 194

Rastede, Kloster 159, 166f., 173f. Ratzeburg, Stadt 191 Renner, Johann 93, 99f., 110, 112, 118–120, 126f., 129, 134, 142, 144, 153, 166, 174f., 261 Rethem, Burg 154, 278 Rheden, Herren v. 213 – Henning 213 Rhein, Fluss 230, 260 Rheinisch 47f., 133 Ricklingen, Burg 97, 117, 150, 154, 274 Rinesberch, Gerd 96–100, 104f.,

107–112, 118, 120f., 128, 134, 142, 144, 261 Ripen (dän. Ribe), Stadt 165, 172, 194 Ritterhude, Burg 103 Roden, Herren v. 108 – Lammeke 108 Rohr 180 – Cort 180 – Stephan 180 Rolevinck, Werner 28, 122 Rom, Stadt 201, 203f., 206, 208 Rostock, Universität 159 Rotenburg a. d. Wümme, Burg 128, 152 Rottal 140 Ruscheplate, Herren v. 150 Rüstringen 174 Sachsen 16f., 30, 73, 94, 96, 100, 102, 109, 113–117, 148, 181–183, 188, 190f., 194, 210, 213, 247, 273 Saldern, Herren v. 180 – Sivert 180 Salzdetfurth, Stadt 205, 218f. Salzwedel, Stadt 259f., 278 Sandbeke, Herren v. 138 Santiago de Compostela, Stadt 176 Sarstedt 155, 218, 276 Schaalsee 192 Schagen, Herren v. 234 – Hugo 234 Schanfvote, Heinrich (auch Schauffvot) 240f. Scharhar, Diderik 250 Scharmbek, Martin (Bremer Ratsherr) 132 Scharnebeck, Kloster 178f., 188, 193, 230 Schauenburg, Gf.en. v. 166 – Ernst I. (Bf. v. Hildesheim) 91, 197, 200, 206 – Heinrich III. (Bf. v. Minden) 145, 166, 174, 210 Schellpeper, Lüneburger Ratsfamilie 155 – Johann I. (Bgm. in Lüneburg) 155 Schene, Herbord 96–100, 104f., 107–112, 118, 120f., 134, 142, 144, 261 Schiphower, Johannes 161, 163

Register zu Orten und Personen

Schleswig-Holstein 59 Schleswig, Hzgtm. 30, 159, 165f., 172, 175 Schlüsselburg 120 Schomaker, Lüneburger Ratsfamilie 65, 142, 149, 178, 186f., 189–191, 194f., 228, 236, 262 – Hartwig 178, 186f., 189–191, 194f., 228, 235f., 262 – Jakob 65, 142, 187, 189, 195, 228, 262 Schönbeck, Burg 103 Schorhar, Berndt 108 Schulenburg, Herren v. 186 Schulte, Herren v. d. Luhe (auch v. d. Lühe) 94, 102, 107f., 113, 119f., 123f., 126–129, 132, 134, 141, 245, 275 – Erdmann (auch Ertmann) 124, 126f., 129, 132, 134, 141, 201 – Friedrich IV., gen. der Lange 107f., 110, 113, 119, 275 – Friedrich, Burgmann v. Horneburg 128, 131, 141, 249 – Gebhard 94 – Herman 128, 141 – Jochim 131 – Johan 126, 128, 131 – Marquard 131 – Meinrich 128 – Michael 131 Schwaben 42 Schweden 73 Schweiz 12, 47f., 64, 78, 244 Schwicheldt, Herren v. 186, 209 – Cord (Marschall d. Bf. v. Hildesheim) 209 Schwitschen, Burg 109f. Sellenburen 48 Sengstake, Lüneburger Ratsfamilie 236 – Hermann 236 S’Hertogenbosch, Stadt 154 Siedenburg, Burg u. Vogtei 167 Sigmund/Sigismund (Ks.) 60 Sixtus IV. (Papst) 219 Soltau 73, 113, 115f., 274f., 277 Spaden, Herren v. 153

335 – Otto (Cantor v. St. Stephani, Bremen) 153 Spiegelberg, Gf.en. v. 147, 150f., 154f., 218, 239 – Johann 218 Sprenck 108 Springintgut, Lüneburger Ratsfamilie 155, 235 – Johann (Bgm. in Lüneburg) 155, 235 Stade, Stadt 50f., 110, 112, 124, 126, 129–132, 134–137, 141, 173 Stadland 144 Stallikon 48 Steder, Herren v. 150 Steinberg, Herren v. 150, 215, 241 – Hans 215 – Hildemar 241 Steinsgraben 50, 228, 230, 248f. Stendal, Herren v. 75 – Heinrich 75 – Werner 75 Steuerwald, Burg 204f., 210–215, 217–219, 222 Stinstede, Eggerde van 250 Stintenburg 184, 192 Stotel, Burg 103 Straßburg, Stadt 237 Stuhr 170f. süddeutsch 20, 64, 84, 91, 112, 266, 270 Südfrankreich 176 Sutsullehe 98 Syke 145, 156 Tecklenburg, Gf.en. v. 162, 167 Thedinghausen, Burg 16, 98, 103, 106–108, 128, 145f., 152 Thüringen 30, 64, 148, 271 Tilingk, Johan 108 Tirol 253 Tobing, Lüneburger Ratsfamilie 236 – Hans (auch Johannes) 236 Tündern 147 Tylsen, Burg 241 Tzerstede, Lüneburger Ratsfamilie 236 – Brand 236

336 Uelzen, Stadt 17, 173, 228, 231, 236f., 242, 245, 250, 273f. Urban IV. (Papst) 203 Urban V. (Papst) 203 Varel, Stadt 163 Varrelgraben, Flurname 162f., 231 Vechta, Stadt 174, 234 Velthen, v., Lüneburger Ratsfamilie 236 – Hinrik 236 Verden, Bistum 73, 102, 114–116, 123, 125, 128, 131–138, 141, 143, 145–147, 152, 159, 167–169, 182, 199, 207f., 209, 211–213, 250, 273f., 276–278 Verden, Stadt 73, 102, 114–116, 123, 125, 128, 131–138, 141, 143, 145–147, 152, 159, 167–169, 182, 199, 207f., 209, 211–213, 250, 273f., 276–278 Verden, Stift 133, 135 Verden-Dauelsen 137 Via Regia, Straße 165 Visselhövede 109 Vorderösterreich 253 Vörde, Stadt 76, 90, 119, 209 Vörden, Amt 234 Vos, Segeband (Vogt v. Winsen a. d. Luhe) 122, 149, 209 Walbeke, Hinrik v. 216 Waldemar IV. (Kg. v. Dänemark) 273 Walle, Herren v. 108 – Friedrich 108 Walsrode 109, 114f., 129, 274f. Wardamm, Straße 162 Wartislaw IV. (Hzg. v. Pommern-Wolgast) 72 Warturm, Warthe der Landwehr in Bremen 162, 231 Wehningen 188 Welfen 30, 93, 95–97, 101–103, 115, 168, 181, 229, 239 Wend, Diederich (Dechant St. Willehadi, Bremen) 146 Wenden, Herren v. 134, 137f., 142f., 185, 202, 215, 244 – Balduin II. (Abt v. St. Michaelis in Lü-

Register zu Orten und Personen

neburg, später Ebf. v. Bremen) 134, 137f., 142f., 249 – Eckhard (Dompropst v. Hildesheim) 202 Wensin, Diener d. Hzg.e v. BraunschweigLüneburg 94 Wenzel I. (Hzg. v. Sachsen-Wittenberg, Fs. v. Lüneburg) 103 Wernigerode, Gf.en. v. 277 Werra, Fluss 30 Weser, Fluss 17, 25, 79, 87f., 95f., 102, 105, 107, 121, 139, 143, 157f., 164, 166, 173, 177, 249, 259, 266 Weserbergland 101 Weserraum 29f., 97 Westerburg 170 Westfalen 26, 247, 256, 271 Wetteschwil 48 Weyhe 234 Weyhe, Herren v. 105, 249 – Arndt 105 – Erp(o) 249 Wildefuer, Hans 203, 220 Wildeshausen, Burg 103, 234 Wildeshausen, Stadt 50, 132 Wilhelm I. (gen. der Siegreiche, auch d. Ältere, Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg) 124, 126, 128, 131, 133, 167, 197, 199f., 206, 214, 216, 218, 239 Wilhelm II. (Hzg. v. Braunschweig-Lüneburg) 100, 103f. Wilhelm II. (Hzg. v. Jülich/Berg) 277 Willehad (Bf. v. Bremen) 88 Wilsnack 259 Winsen a. d. Aller 148–150, 239, 242, 278 Winsen a. d. Luhe, Stadt u. Vogtei 115, 122, 149 Wismar, Stadt 172, 218 Wittick, Lüneburger Ratsfamilie (auch Wittich) 178, 187f., 194 – Hinrich 187f., 194 Wittorf, Herren v. 178, 180, 183 – Hermann 180, 183 – Johann 180, 183 Witzenhausen 181 Witzlaw III. (Fs. v. Rügen) 72

337

Register zu Orten und Personen

Wolfenbüttel, Stadt 206f. Wölpe, Gf.en v. 98 – Burchard 98 Wolter, Heinrich 99, 118, 129, 142, 166, 174 Wunstorf, Gf.en. v. (auch Gf.en. v. Roden) 75, 117, 150, 279 – Ludolf III. 117, 279 Wunstorp, Johann 220 Wülbering, Henneke 167 Wursten 41, 143 Würzburg, Domkapitel 202

Wymeken, Edo

176

Zesterfleth, Herren v. 107, 115, 126, 131, 141, 276 – Herman 128 – Johann (Bremer Domdekan, später Bf. v. Verden) 107, 115, 276 – Johann (Burgmann v. Horneburg) 128, 131, 141 Zeven, Propstei 153, 249 Zürich, Stadt 48, 54, 78

9.

Register ausgewählter Sachbegriffe

Abt 133 f., 143, 166, 188, 214, 242 Älterleute (d. städtischen Gilden in Hildesheim) 211, 214 Altes Land 177, 178 Amtmann 119, 123, 133, 150, 154, 166, 180 Amtsleute 68 Ausreitevogt 104, 240 Basler Konzil 146 Bauer 27, 73, 124, 125, 174, 214 Bauernschaft 214 Bettelmönche 61 Bewaffnete 15f., 97f., 111, 130, 139, 183, 210 Bierherren (Lüneburg) 235, 237 Boten 39, 52, 78, 85, 150, 152, 186, 193, 203, 214, 218, 220, 231, 239, 276 Büchsenschützen 215f. Bürger 14, 37, 62f., 98, 101, 108, 110, 187, 209, 211, 215, 238, 240, 246 Bürgeradel, neuer 240 Bürgergemeinde 51 – v. Bremen 51 – v. Stade 51 Bürgermeister 11, 90, 130, 134, 136f., 140, 149, 155, 166, 174, 186, 188, 191, 194f., 197f., 211f., 216, 231, 235–239, 246, 262, 273 Burgmannen 89, 97f., 102, 108, 110, 115, 121–124, 126–137, 140f., 145f., 148, 152, 234, 274–276 Burgmannsfamilie 97

Chorschüler

211

Dekan 132, 145, 173, 200 Diener 94, 212 – des Dompropstes v. Hildesheim 212 Domkapitel 51, 145, 166, 174, 190, 193 – v. Bremen 128, 131, 141, 151, 249 – v. Hildesheim 197, 200–205, 212–214, 219 Domkapitulare 211, 213 Dompropst 73, 90, 137 – v. Hildesheim 200, 202, 212f., 215, 218 Eidgenossen 12, 268 Eidgenossenschaft 70, 78f., 82, 243, 268 Eidgenössisch 41, 43, 57, 78f., 243f. Fehdehelfer 66, 120 Fischer 76, 180 Fuhrknecht 180 Fuhrmann 180 Geiseln 122, 170, 150 germanisch 22, 46 Gesandte 39, 41, 52, 57, 79, 118, 152, 171, 184, 210, 224, 231–233, 235, 237f., 241, 243f., 257 Gesinde 214 Gilde 90, 211, 214 Gleve (auch Glefe, Panzerreiter mit Mannschaft/Helfern) 96, 105, 107–109, 111, 116

340

Register ausgewählter Sachbegriffe

Hanse 11, 19, 27–29, 40f., 50, 57, 60f., 70, 76f., 81f., 88f., 134, 143f., 157–160, 164f., 167, 172f., 175–177, 184, 191, 193f., 198, 224, 231–233, 243, 265, 267f. Hauptleute 97, 105, 107, 122, 155, 180, 187f., 191, 194, 216, 241 Hauptmann 94, 132, 183, 185, 187 Helfer 97, 102, 105, 108–112, 151–153, 170, 190, 204, 214, 219, 241 Hermaphrodit 107 Herrschaftsträger 14, 59f., 68, 74, 78, 87, 93, 111, 113, 115, 122f., 131, 139, 147, 156, 159, 173, 183, 193, 216f., 219, 229, 232f., 237, 255, 257–259, 267, 271 Kämmerei 85, 235, 237 Knappe 51, 101, 110, 129, 138, 145, 168, 234, 241f., 246 Koadjutor 216 Landesherren 13, 38, 40, 48f., 65, 68, 73, 75, 84, 91, 139, 141, 148, 177, 193, 221, 232, 238, 250f., 258, 260, 270 Lanzenreiter 240 Magd 180 Mediator 49, 85, 111, 225f. Meierin 180 Ministerialen, Ministerialität 50, 75, 92–95, 97, 100f., 119, 145, 170, 173, 202, 234, 238 Mönche 19, 106, 225 Neubürger 90 – flämische 90 – holländische 90 Niederadel 65, 242 Oberschicht

240

Pfarrer 73, 167, 173 Pferdehirte 180 Pförtner 180 Prälaten 68, 89, 142, 172, 179, 249, 251 Propst 48, 65, 137, 142, 153, 167, 174, 186, 188, 195, 201, 210, 228, 242, 245

Rat, Ratsherren 36, 40, 49, 50, 52, 69, 72, 74, 87, 91, 98, 110, 120, 122, 136f., 140–142, 174, 231, 241–243, 245–247, 266, 268f. – v. Braunschweig 28, 172, 229 – v. Bremen 75, 88, 91f., 94, 98f., 101f., 104, 107f., 110, 112, 126, 130f., 137, 146, 151–155, 158f., 160, 162, 166–170, 174f., 177, 233f., 261, 276 – v. Frankfurt am Main 229f. – v. Goslar 216, 229 – v. Hamburg 42, 50, 79, 130, 140, 172f., 177, 190 – v. Hildesheim 74, 90, 116, 155, 197–199, 204–220, 279 – v. Lübeck 126, 172f., 190f., 234 – v. Lüneburg 89, 94, 103, 126, 129f., 136, 141f., 155, 177–190, 192–196, 229, 234–243, 254 – v. Rostock 218 Räte 123, 148, 169, 238 – adlige/fürstliche 145, 184f., 188, 192, 212–215, 230 – gelehrte 218 Ratssendeboten 38, 40f., 68, 76, 89, 130, 132, 134–136, 143, 173, 176, 193f., 216–218, 220, 228, 230–233, 237, 239, 245, 267–269 Raubritter 22, 26, 28f., 31, 63, 164 Reich, Heiliges Römisches 11–15, 21, 29, 32, 43, 45, 47, 49, 52, 59–61, 64, 74, 76–82, 84, 89, 95, 97, 113, 125, 139, 143, 145, 156f., 168, 172, 198, 223f., 226f., 237, 243, 249, 253–258, 265f., 269–271 Reich, Römisches 24 Reichsfürst 59, 113, 201 Reichsgebiet 13 Reichsstadt 26, 42, 47, 63, 88, 92, 191, 227, 229, 231, 240, 254, 267, 270f. Reisende 104, 165, 239 Reitende Diener 94, 239–242, 269 Reiterei 94, 97, 115, 222, 240f. Richter 13, 128, 146, 248 Ritter 33, 41, 51, 64, 92, 96, 100f., 105, 107, 109, 116f., 124, 129, 148, 185, 234, 240f., 246, 252, 254, 260, 274, 277, 279

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Register ausgewählter Sachbegriffe

Ritterschaft 50f., 101, 119, 209f., 216, 228, 245, 249, 250f. – v. Braunschweig-Lüneburg 142, 251 Sächsischer Städtebund 199f., 205, 210f., 217f., 221 Sateleute 105f., 118, 123, 148, 229, 238 Sateobmann 93, 240 Schiedsobmann 97 Schiedsrichter 25, 29, 45, 47–49, 51f., 100, 111, 117f., 138, 143, 152, 168f., 219, 226, 231, 233, 244, 249, 258, 279 Schließer 180 Schreiber 25, 50, 75, 78, 99f., 109, 145, 180, 235, 239 Schützen 105, 111, 176, 185, 222 Schwäbischer Bund 254, 257 Schweinehirte 180 Söldner 78, 94, 129f., 132,149, 240, 242, 269 Sotmeister (Lüneburg) 237 Spezialisten 171, 237 Stiftsmannschaft 210 – v. Bremen 51 Stiftsritterschaft 170, 177, 249

– v. Hildesheim 216, 218 Türmer

202, 205, 211, 213f.,

180

Unterkoch

180

Vermittler 12, 17f., 21, 42f., 46, 48f., 52, 66, 82, 84–86, 111, 116, 120, 131, 143, 171, 177, 192f., 196, 210, 217, 220, 223–226, 228, 231, 243, 253, 255, 257, 263, 266, 276, 279 Vierundzwanziger-Korporation (auch Kollegium) 208, 212f. Vitalienbrüder 121, 151 Vogt, Vögte 43, 68, 85, 100, 104, 113–115, 122, 133, 145, 149f., 154, 181, 194, 213, 215, 240, 246, 258, 262, 275–277 Wächter 180 Weihbischof 212 – v. Verden 212 – d. Stifts v. Hildesheim

212

Zeuge 100, 148, 230, 242, 260, 267 Zunft 90