Köln und der deutsche Kolonialismus: Eine Spurensuche 9783412211646, 9783412210175, 1893191937

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Köln und der deutsche Kolonialismus: Eine Spurensuche
 9783412211646, 9783412210175, 1893191937

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Marianne Bechhaus-Gerst Anne-Kathrin Horstmann (Hg.)

Köln und der deutsche Kolonialismus Eine Spurensuche

2013 BÖHLAU VERLAG KÖLN WEIMAR WIEN

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung des Vereins KopfWelten e.V., des Nikolaus-Gülich-Fonds und des Landschaftsverbands Rheinland.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Umschlagabbildungen: oben: Paul H. Kuntze: Das Volksbuch unserer Kolonien, Leipzig 1938, Tafel 14 unten: Amazonen von Dahomey; Sammlung Bechhaus-Gerst

© 2013 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau-verlag.com Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Umschlag: Guido Klütsch, Köln Gesamtherstellung: WBD Wissenschaftlicher Bücherdienst, Köln Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier ISBN 978-3-412-21017-5

Inhalt Vorwort der Herausgeberinnen ......................................................................... 11

Der Wahn vom Weltreich – Deutschland als Kolonialmacht Joachim Zeller „Massenaristokratie der weißen Rasse“. Vom „kolonialen Drang“ der Deutschen ........................................................ 15

Köln und der Kolonialismus Marianne Bechhaus-Gerst und Kathrin Treins Die Anfänge der organisierten Kolonialbewegung in Köln ..................... 27 Britta Wiese Hugo Zöller, die Kölnische Zeitung und das koloniale Projekt .............. 31 Irene Franken und Eva Bischoff „Fremdland zur Heimat wandeln nur die Frauen“ – Koloniale Frauenvereine in Köln 1893– 1919 .................................................. 37 Thomas Morlang „Finde ich keinen Weg so bahne ich mir einen“: Der umstrittene „Kolonialheld“ Hermann von Wissmann – in Köln gefeiert ....................................................................................................... 43 Marianne Bechhaus-Gerst „Hedwig von Wissmann“ auf dem Tanganyika-See .................................. 51

Koloniale Wirtschaft Marianne Bechhaus-Gerst Kölner Unternehmer und die Kolonialwirtschaft ......................................... 57

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Inhalt

Kathrin Treins Eugen Langen als Kolonialaktivist ................................................................... 61 Ute Röschenthaler Kakao am Kamerunberg: Der Kölner Kaufmann Max Esser und die Folgen seines Pioniergeists ................................................................. 65 Angelika Epple Schwarz auf Weiß: Das Kölner Unternehmen Stollwerck im kolonialen Kontext .......................................................................................... 73 Marianne Bechhaus-Gerst Simon Alfred von Oppenheim und die Rheinische Handei-Plantagen-Gesellschaft .................................. 79 Anne-Kathrin Horstmann Kolonialwarenläden in Köln ............................................................................... 83

Wissenschaft und Kolonialismus Anne-Kathrin Horstmann Gustav Nachtigal – „... ein Held für Deutschlands Ruhm und Größe!“ ..................................... 89 Anne-Kathrin Horstmann Zwischen Theorie und Praxis – Die Ostafrikafahrt der Kölner Handelshochschule 1908 ............................ 95 Anne-Kathrin Horstmann Koloniale Geographie – das Ehepaar Marie Pauline und Franz Thorbecke .................................... 101 Anne Kathrin Horstmann Koloniale Völkerkunde ....................................................................................... 107

Inhalt

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Mission und Kolonisation Marianne Bechhaus-Gerst „Das finstere Heidenthum mit seinen Greueln“ – Der Afrika-Verein deutscher Katholiken in Köln ....................................... 113 Anne-Kathrin Horstmann Franz Karl Hespers – Domkapitular und Kolonialaktivist ...................... 115 Kathrin Treins „Wie beschämt der Eifer der katholischen Landsleute uns evangelische Deutsche!“ Der Evangelische Afrika-Verein in Köln ...... 121

Inszenierungen Marianne Bechhaus-Gerst „Ein Fest in unseren Kolonien“ – Koloniale Feiern und Versammlungen in Köln .......................................... 127 Burkhard Fenner „Eine Sammelstelle für den stofflichen Kulturbesitz der fremden Völker“ – Das Rautenstrauch-Joest-Museum ................... 131 Anne-Kathrin Horstmann Das „Koloniale Gehöft“ auf der Deutschen Werkbundausstellung 1914 ........................................... 139 Kathrin Treins Inszenierte Fauna – der Kölner Zoo .............................................................. 145 Marianne Bechhaus-Gerst Inszenierte Exotik – Völkerschauen in Köln ............................................... 149 Hildegard Brog und Mathias von der Bank Zwischen Exotismus und Rassismus – Kolonialismus und Kölner Karneval .............................................................. 157

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Inhalt

Die (koloniale) Begegnung Marianne Bechhaus-Gerst Kolonialmigranten in Köln ............................................................................... 167 Rea Brändle „ … mit aufopfernder Liebe diese Heidenkinder bekehrt“ – Eine Gruppentaufe am 13. März 1903 im Dom ........................................... 171 Marianne Bechhaus-Gerst Wilhelm Elo Sambo – Patenkind des Kaisers und Blauer Funke ......... 175 Marianne Bechhaus-Gerst Afrikanische Kriegsgefangene und Besatzungssoldaten in Köln-Wahn ........................................................................................................ 179 Marianne Bechhaus-Gerst Adler besiegt Drache – Kölner in den Kolonien ......................................... 183 Azziza-Belinda Malanda „Mit Gott für Kaiser und Reich“ – Ein Kölner Soldat in China ............. 189

Kolonialismus ohne Kolonien Anne-Kathrin Horstmann „Das deutsche Volk braucht Kolonien“ – Konrad Adenauer und der Kolonialrevisionismus ..................................... 197 Marianne Bechhaus-Gerst Franz Xaver von Epp in Köln ........................................................................... 205 Marianne Bechhaus-Gerst „Raum ohne Volk und Volk ohne Raum“ – Die „Koloniale Sonderschau“ auf der Pressa 1928 .................................... 211

Inhalt

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Marianne Bechhaus-Gerst „Ohne Kolonien Armut und Not“ – Deutsche Kolonialausstellung unter dem Hakenkreuz ............................ 215 Anne-Kathrin Horstmann Die Kölner Universität und die kolonialrevisionistische Bewegung .... 219

Die Gegenwart des Kolonialen Joachim Zeller „Künstlerischer Pionier des deutschen Kolonialgedankens“ – Der Tierplastiker Fritz Behn ............................................................................ 225 Larissa Förster Objekte aus deutschen Kolonien im Rautenstrauch-JoestMuseum .................................................................................................................. 229 Marianne Bechhaus-Gerst Koloniale Straßennamen und Erinnerungskultur ...................................... 237 Marianne Bechhaus-Gerst Das Grab des „Helden“ ..................................................................................... 243 Anmerkungen ....................................................................................................... 245 Literaturverzeichnis ............................................................................................ 265 Abbildungsverzeichnis ....................................................................................... 283

Vorwort Die deutsche Kolonialvergangenheit ist in der Öffentlichkeit lange Zeit kaum präsent gewesen. Nach vorherrschender Einschätzung war sie kurz, unerheblich und fand ein – aus deutscher Sicht – unrühmliches Ende. In jüngerer Zeit erfährt die Geschichte des deutschen Kolonialismus jedoch verstärkte Aufmerksamkeit, die vielfältigsten Aspekte dieser Zeit werden inzwischen erforscht. Vor allem angeregt durch die postcolonial studies werden dabei auch die Rück- und Wechselwirkungen des „kolonialen Projekts“ auf die Gesellschaft der ehemaligen Kolonisatoren immer mehr in den Fokus des Interesses gerückt, Effekte und Folgen der kolonialen Expansion werden nicht mehr vorrangig außerhalb Europas gesucht und Kolonialgeschichte damit nicht mehr nur fernab in Übersee verortet. Zahlreiche lokalhistorische Projekte, die sich inzwischen in ganz Deutschland gegründet haben, zeigen, dass der deutsche Kolonialismus seine Spuren im ganzen Land hinterlassen hat. Auch in Köln war die Kolonialbewegung sehr aktiv, und es ist durchaus gerechtfertigt, von Köln – ehemals selbst Kolonie des römischen Reichs – als „Kolonialmetropole des Westens“ zu sprechen. Zahlreiche Kölner Familien und Unternehmen beteiligten sich am „kolonialen Projekt“, koloniale Themen spielten in den Kölner Wissenschaften, Missionsgesellschaften, Bürgervereinen und Kölner Lokalabteilungen der großen Kolonialgesellschaften über viele Jahre eine große Rolle. Auch nach dem Verlust der Kolonien 1918 endete das koloniale Engagement in Köln nicht – im Gegenteil. Gerade in Köln entstand eine starke kolonialrevisionistische Bewegung, die sich für die Rückgewinnung der verlorenen Gebiete einsetzte. Die Machtübernahme der Nationalsozialisten änderte daran nichts. Man entwickelte vielmehr Pläne für ein afrikanisches Großreich, die erst im Verlauf des Russlandfeldzugs aufgegeben wurden. „Köln Postkolonial – ein lokalhistorisches Projekt der Erinnerungsarbeit“ widmet sich seit 2008 der Erforschung und Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit Kölns. Besonders die dazu von November 2008 bis März 2009 im Kölnischen Stadtmuseum gezeigte Ausstellung machte deutlich, dass ein großes Interesse am Thema besteht und nach weiterführender Literatur gefragt wurde. So entstand die Idee zu diesem Sammelband, mit dem dieses bisher wenig bekannte Kapitel Kölner – und damit auch deutscher und transnationaler – Geschichte für jedermann zugänglich gemacht wird. Die einzelnen, kurz gehaltenen, Beiträge laden zu einer Spurensuche ein, die zu den verschiedensten Orten der Stadt führt, wo Kolonialgeschichte geschrieben wurde oder wo die Hinterlassenschaften dieser Zeit auch heute noch präsent sind. Beiträge zur Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Mission, Kultur und Diaspora vereinigen sich dabei zu einem komplexen Bild einer Epoche, die bisher in der lokalen Geschichtsschreibung weitestgehend vernachlässigt wurde. Das Projekt hätte sich ohne die Hilfe vieler interessierter und hilfsbereiter Menschen nicht realisieren lassen. Zunächst sei den Autorinnen und Autoren gedankt, die ohne Honorar mit ihren Beiträgen zum Gelingen dieses Sammelbandes beigetragen haben.

12 Marianne Bechhaus-Gerst und Anne-Kathrin Horstmann

Dem Kölnischen Stadtmuseum unter seinem damaligen Leiter Dr. Werner Schäfke gebührt der Dank, 2008 das Wagnis einer Ausstellung zu diesem ungewöhnlichen Thema eingegangen zu sein. Das Museum nahm damit eine Vorreiterrolle in Deutschland ein. Ebenfalls herzlich bedanken möchten wir uns bei Rita Wagner vom Kölnischen Stadtmuseum, die uns als kompetente und stets ansprechbare Kooperationspartnerin bei Ausstellung und Sammelband zur Verfügung stand. Ein besonderer Dank richtet sich an die Kölner Archive (Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv – hier insbesondere an Herrn Dr. Hillen. Universitätsarchiv Köln – hier besonders an Herrn Dr. Freitäger, Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Stadtarchiv Köln, Fotoarchiv des Rautenstrauch-Joest-Museums, Hausarchiv des Bankhauses Sal. Oppenheim jr. & Cie. – hier besonders an Frau Teichmann, Kölner Karnevalsmuseum und nochmals Kölnisches Stadtmuseum), die sich als Kooperationspartner mit uns auf „Spurensuche“ begaben und Quellen sowie Reproduktionen kostenfrei zur Verfügung stellten. Nahezu kostenfreie Reproduktionen ermöglichten auch die Universitätsbibliothek Frankfurt und das Bundesarchiv Koblenz. Trotz dieser vielfachen Unterstützung wäre das Erscheinen dieses Sammelbandes ohne finanzielle Förderung nicht möglich gewesen. Wir danken an dieser Stelle dem Landschaftsverband Rheinland, dem Nikolaus-Gülich-Fonds von Bündnis 90/Die Grünen, Köln, sowie KopfWelten – gegen Rassismus und Intoleranz e.V. für die Druckkostenzuschüsse und das damit verbundene Vertrauen in das Projekt Für die tatkräftige Hilfe bei der Formatierung und der Erstellung der Druckvorlage bedanken wir uns herzlich bei Mona Weinle. Zuletzt sei Frau Doepner, ehemals SH-, nun Böhlau-Verlag, dafür Dank ausgesprochen, den Band zur Veröffentlichung angenommen zu haben. Dieser Sammelband will die koloniale Geschichts- und Gedächtniskultur kritisch aufarbeiten. Die Aneignung fremder Gebiete, die permanente Gewaltausübung bis zum Völkermord, die wirtschaftliche Ausbeutung der Kolonien stellen ein Unrecht dar, zu dem sich Deutschland bislang nur unzureichend bekannt hat. Wir hoffen, mit diesem Sammelband in Köln – und auch darüber hinaus – für die koloniale Vergangenheit zu sensibilisieren, vor allem auch deutlich zu machen, dass es gerade diese Zeit war, die auch heute noch gängige Klischees und Stereotype vom tatsächlich oder vermeintlich „Fremden“ hervorgebracht hat, und damit auch zu einem Überdenken der eigenen Vorstellungen und Bilder anzuregen.

Köln, im November 2012

Die Herausgeberinnen

„Massenaristokratie der weißen Rasse“. Vom „kolonialen Drang“ der Deutschen Joachim Zeller

„Alle großen Völker der Geschichte haben, wenn sie stark geworden waren, den Drang gefühlt, Barbarenvölkern den Stempel ihres Wesens aufzudrücken. Und heute sehen wir die Völker Europas drauf und dran, weit über den Erdkreis eine Massenaristokratie der weißen Rasse zu schaffen. (…) Es ist daher eine Lebensfrage für eine große Nation heute, kolonialen Drang zu zeigen.“1 Mit diesen für ihn typisch markigen Worten deutete der Historiker Heinrich von Treitschke seinen Studenten um 1900 den Zeitgeist seiner Epoche. „Kolonialbesitz bedeutet Macht und Anteil an der Weltherrschaft“, so formulierte es der vormalige Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, Eduard von Liebert.2 Unzählige gleichlautende Äußerungen aus der Zeit des Hochimperialismus ließen sich diesen kolonialpropagandistischen Verlautbarungen zur Seite stellen. In solchen Zitaten spiegelt sich die Prägung des europäischen – bzw. angloamerikanischen – Kolonialimperialismus jener Tage wider: Weltmachtansprüche, wirtschaftspolitisches Dominanzstreben, nationales Prestige und ein rassistisch-sozialdarwinistisch unterfütterter Überlegenheitsdünkel gegenüber dem „Rest der Welt“.3 Auch das 1871 gegründete deutsche Kaiserreich wollte beim imperialistischen Wettlauf nicht zurückstehen. Es gehörte – wie Belgien und Italien – zu den kolonialen Nachzüglern. Der junge deutsche Nationalstaat, eine rasante Industrialisierung durchlaufend, war von dem Ehrgeiz getrieben, mit den viel beneideten Rivalen England und Frankreich gleichzuziehen, die schon seit Jahrhunderten Kolonien ihr Eigen nannten. Kolonialbesitz – verbunden mit einer expansiven Flottenpolitik – sollte den über eine kontinentale Großmacht hinausgehenden Weltmachtstatus sichern. Den Startschuss für die deutsche Kolonialpolitik hatte Reichskanzler Bismarck mit seinem später berühmt gewordenen Telegramm vom 24. April 1884 gegeben, mit dem er die „Erwerbungen“ des Bremer Tabakwarenhändlers Adolf Lüderitz an der Bucht von Angra Pequena (heute Lüderitzbucht in Namibia) offiziell unter den „Schutz des Deutschen Reiches“ stellte. Nur widerstrebend hatte Bismarck der massiven Agitation der Kolonialverbände nachgegeben, ließ er doch zeitlebens keinen Zweifel an seiner grundsätzlich ablehnenden Haltung gegenüber einem formellen Kolonialbesitz.4 In den folgenden Jahren raffte das wilhelminische Kaiserreich eine Reihe von Kolonien zusammen, die mit ihrer Fläche von 2,9 Mill. km2 sechsmal so groß waren wie das „Mutterland“ selbst.5 Die Bühne der europäischen Kolonialpolitik betrat das Kaiserreich mit der Ausrichtung der von November 1884 bis Februar 1885 in Berlin tagenden „AfrikaKonferenz“.6 Auf ihr kamen die Vertreter von zwölf europäischen Staaten, der USA

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Joachim Zeller

und des Osmanischen Reiches zusammen, um die völkerrechtlichen Modalitäten für die weitere Aufteilung Afrikas wie den freien Zugang für Handel und Mission auf dem Kontinent festzulegen. Obgleich sich die Aufteilung Afrikas unter den Kolonialmächten keineswegs allein auf die „Afrika-Konferenz“ (auch „Kongo-Konferenz“ genannt) zurückführen lässt, gilt sie heute vor allem unter Afrikanern als ein Menetekel für die Fremdbestimmung und Ausbeutung ihres Kontinents. In den der Konferenz vorangegangenen Monaten hatte sich das Deutsche Reich bereits kräftig am Scramble for Africa beteiligt. In dieser ersten Phase sicherte sich das Deutsche Reich die „Schutzgebiete“ Deutsch-Südwestafrika (D-SWA, heute Namibia), Togo und Kamerun. Ab 1885 folgten kaiserliche Schutzerklärungen für Deutsch-Ostafrika (D-OA, heute Tanzania, Ruanda, Burundi) und für die Südsee. Der Streubesitz im Südpazifik umfasste Deutsch-Neuguinea (Kaiser-Wilhelmsland, Bismarck-Archipel, nördliche Salomonen, Nauru, die Karolinen-, Marianen-, Palau- und Marshall-Inseln) und DeutschSamoa.7 1897 kam es schließlich zur Okkupation des „Pachtgebiets“ Kiautschou in China (das „deutsche Hongkong“).

Abb. 1: Karte der deutschen Kolonien

Das wichtigste, im Ausland argwöhnisch beobachtete Prestigeprojekt wilhelminischer Weltpolitik nach 1900 war der Bau der Bagdad-Bahn, die Berlin über die schon bestehende Strecke nach Konstantinopel hinaus mit dem Orient verbinden sollte. Das Vorhaben – ein Musterbeispiel für den nicht kolonialgebundenen Imperialismus – beflügelte die Phantasien von Börsenspekulanten, wie auch mancher Politiker davon träumte, zwei Millionen deutsche Kolonisten entlang der Bahnstrecke anzusiedeln.8

Vom „kolonialen Drang“ der Deutschen

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Der deutsche Kolonialismus kann nur im Kontext der frühneuzeitlichen Expansionsgeschichte Europas – und demzufolge in einem universalgeschichtlichen Deutungsrahmen – verstanden werden. Diese reicht bis zu den portugiesischen Entdeckungsfahrten entlang der afrikanischen Küsten unter Heinrich dem Seefahrer und der nachfolgenden „Entdeckung“ Amerikas durch Christoph Kolumbus im Epochenjahr 1492 zurück. Dieser globale Prozess der politisch-territorialen Beherrschung der Erde durch die europäischen Kolonialmächte und die Durchsetzung des europazentrischen kapitalistischen Weltmarktes ging unter anderem mit der transatlantischen Erweiterung des afrikanischen Sklavenhandels einher. Frühere, von deutscher Seite unternommene Expansionsversuche nach Übersee waren meist erfolglos verlaufen oder nur von kurzer Dauer gewesen. In der Chronologie an erster Stelle zu nennen ist die im Gefolge der spanisch-portugiesischen Conquista stehende Statthalterschaft der Welser im heutigen Venezuela im Jahr 1528. Bekannter ist der kurbrandenburgisch-preußische Kolonisationsversuch an der westafrikanischen Goldküste (im heutigen Ghana). Die 1683 gegründete Kolonie Großfriedrichsburg ging insbesondere wegen finanzieller Probleme schon 1717 wieder verloren. Erst ab den 1840er Jahren erfuhren die deutschen Kolonialpläne eine Wiederbelebung, was Bestrebungen um die Anschaffung einer hochseetauglichen Flotte einschloss. Die sich formierende Kolonialbewegung verwies in ihrer Agitation neben den althergebrachten merkantilistisch-etatistischen Argumenten nun vor allem auch auf die deutsche Auswanderung, die in eigene Kolonien gelenkt werden sollte. Dass den Deutschen bei ihrem wahllosen kolonialen Beutezug zu großen Teilen solche Gebiete zugefallen waren, die die anderen Kolonialmächte Europas bei der Aufteilung der südlichen Erdhalbkugel übrig gelassen hatten, darüber machten sich die Zeitgenossen keine Illusionen. Max Weber sprach von einem „lächerlich bescheiden(en)“9 Kolonialerwerb. Die Bedeutung der Kolonialwirtschaft blieb überdies marginal, sowohl was den Im- als auch den Export betrifft. Die deutschen Kolonien spielten weder als Rohstofflieferanten noch als Absatzmärkte eine nennenswerte Rolle. Insgesamt betrachtet stellte das deutsche Kolonialprojekt ein staatlich subventioniertes Verlustgeschäft dar. Während das kleine Togo eine Handelskolonie war (Hauptausfuhrprodukte Palmöl und Palmkerne), zeigte Kamerun – zumindest in seinen Küstengebieten und dort vor allem am Kamerunberg – Züge einer Plantagenkolonie. Im Westen und im südlichen Waldland Kameruns fielen nach der Enteignung vieler Afrikaner und der Einrichtung von Reservaten weite Gebiete an besonders Kautschuk und Kakao exportierende Kapitalgesellschaften, was – nicht nur dort – ein System kruder Raubwirtschaft zur Folge hatte. Obwohl wegen seiner ariden Beschaffenheit als „Sandbüchse“ verspottet, entwickelte sich D-SWA zu einer ausgesprochenen Siedlungskolonie, wo mehr als die Hälfte aller Kolonialdeutschen lebte. Die Farmbetriebe der Südwester-Deutschen arbeiteten aber nicht selten unwirtschaftlich. Neben der Groß- und Kleinviehzucht wurden Erze und Mineralien gefördert; die 1908 im Süden des Landes entdeckten Diamanten machten schließlich zwei Drittel der Einnahmen der Kolonie aus. D-OA war flächenmäßig die größte Kolonie. Als sog. Mischkolonie geltend – dort spielten sowohl merkantile als auch siedlungspolitische Aspekte eine Rolle –, konzentrierten sich der deutsche Kolonialhandel und die

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Abb. 2: „Der schwarze Erdteil und seine deutschen Erforscher“, Bildmontage aus einem kolonialen Propagandawerk von 1938. Solche Forschungsreisen waren meist auch koloniale Expeditionen, das Präludium zum Imperialismus des späten 19. Jahrhunderts.

Vom „kolonialen Drang“ der Deutschen

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Pflanzer an der Küste und in Wirtschaftszentren wie dem Kilimandscharo-Gebiet. Die Inwertsetzung der Kolonie erfolgte durch den Anbau von Sisal, Baumwolle, Kaffee, Erdnüsse und Kopra. Um die „Arbeiterfrage“ zu lösen, aber auch die wachsende Konkurrenz der einheimischen Produzenten zurückzudrängen, zwangen Kopf- und Hüttensteuern, unentgeltliche Tribut- und Fronarbeiten die Afrikaner in den Dienst der Kolonialherren, Zustände, die sich erst unter dem langjährigen Gouverneur Freiherr Albrecht von Rechenberg besserten. Aus dem entlegenen Inselreich im Südpazifik, wo vor allem Hamburger Handelshäuser tätig waren, wurden Kopra und Phosphate bezogen. Die Stützpunktkolonie Kiautschou war mit enormen Investitionen für die Infrastruktur das teuerste unter den Kolonialprojekten. Eine formelle Herrschaft wurde in dieser Weltgegend jedoch nicht angestrebt; vielmehr intendierte das Deutsche Reich, Kiautschou bzw. sein „Interessengebiet“ Shantung als Sprungbrett für den deutschen Ostasienhandel zu nutzen, also seine Herrschaft auf jenen später so genannten informellen Imperialismus zu beschränken.10

Abb. 3: „Die Besitzergreifung Afrikas“, Gemälde von Franz Lefler (um 1890). Das Genrebild zeigt die koloniale Fremdherrschaft der Deutschen, die zum Teil mit exzessiver Gewalt einherging, verharmlosend als ein Kinderspiel.

Der deutsche Kolonialismus kann – bei allen in den jeweiligen Überseegebieten zu konstatierenden Unterschieden in der „Eingeborenenpolitik“ – als eine Gewalt- und Willkürherrschaft definiert werden. Sie ist charakterisiert durch Disziplinierung, Ar-

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beitszwang (bzw. Zwangsarbeit) und Enteignung, selektiven Terror bis hin zu Massenmord und Vernichtung der indigenen Bevölkerung in Kolonialkriegen.11 Die gewalttätigen Übergriffe gingen nicht selten auf den Subimperialismus eigenmächtig handelnder Kolonialoffiziere und -beamter (men on the spot) oder eine radikale Siedlerschaft zurück. Ein besonders krasses Beispiel eines sich rassistisch gebärdenden Konquistadorentums ist mit dem Namen Carl Peters verbunden, dem „Begründer“ von D-OA. Wegen seiner brutalen Übergriffe – die Afrikaner nannten ihn „Mkono wa damu“ (der Mann mit den blutigen Händen) – wurde er nach dem Reichstagsskandal von 1896/97 aus dem Kolonialdienst entlassen. Äußerst heterogen fielen die Reaktionen der indigenen Gesellschaften auf die koloniale Fremdherrschaft der Deutschen aus. Sie umfassen die ganze Bandbreite zwischen „Unbotmäßigkeiten“, anhaltendem Widerstand und Ausweichen bis hin zur Zusammenarbeit in der Rolle als „Mittelsmänner“ sowie darüber hinaus gehende freiwillige oder erzwungene Kollaboration.12 Deshalb ist es auch unzutreffend, die Kolonisierten einseitig als Opfer weißer Kolonialherrschaft zu betrachten. Im Sinne des agency-Konzeptes sollten die Handlungsspielräume der Afrikaner/Ozeanier/Asiaten nicht unterschätzt werden, ganz davon zu schweigen, dass derartige dichotome Bilder von omnipotenten Kolonisatoren auf der einen und ohnmächtigen Kolonisierten auf der anderen Seite längst obsolet sind. Eine postkoloniale Historiographie der Kolonialkulturen lässt sich nur jenseits der Dichotomien von Herr und Knecht, Zentrum und Peripherie, Schwarz und Weiß etc. entwickeln.13 Die postprimären Erhebungen der Jahre 1900/01 in China (Boxerkrieg), 1904-08 in D-SWA (Deutsch-Herero-Krieg, Deutsch-Nama-Krieg), 1905-07 in D-OA (MajiMaji-Krieg), 1904 in Nordwest- und Südost-Kamerun (Mpawmanku-Kriege) und 1910/11 auf Ponape (Sokeh-Rebellion) – um nur die fünf wichtigsten Widerstandsbewegungen zu nennen – zeugen von dem Ringen um Identitätsbehauptung und dem Willen der Unterworfenen, das koloniale Joch abzuschütteln. Nicht nur der Befreiungskrieg der Herero und Nama in D-SWA, in dessen Folge die Deutschen ihren „kollektiven Fall von Tropenkoller“14 erlebten, wurde von der deutschen Schutztruppe brutal niedergeschlagen. Der hauptverantwortliche, in den Kategorien des „Rassenkampfes“ denkende General Lothar von Trotha führte den Krieg als genozidalen Vernichtungskrieg.15 Völkermord und andere koloniale Verbrechen konterkarieren im Übrigen die althergebrachte Vorstellung, die Europäisierung der Erde sei ein Projekt des Fortschritts gewesen. Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg musste das Deutsche Reich als Kolonialmacht abdanken und wurde gewissermaßen zu einer postkolonialen Nation in einer immer noch kolonialen Weltordnung. Der Vertrag von Versailles (28. Juni 1919) schrieb im Artikel 119 den Verzicht Deutschlands auf seine überseeischen Kolonien fest, die anschließend als Völkerbundmandate unter den Kriegsgegnern aufgeteilt wurden. Die alliierten und assoziierten Mächte begründeten diese kaum verschleierte Annexion mit „Deutschlands Versagen auf dem Gebiete der kolonialen Zivilisation“, ein Vorwurf, der in der deutschen Bevölkerung Empörung auslöste und als „Kolonialschuldlüge“16 zurückgewiesen wurde. Zwar war damit die deutsche Kolonialzeit als Realgeschichte zu ihrem Ende gekommen, doch sollten die Kolonien noch lange Ge-

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genstand schweifender Phantasien und nostalgischer Verklärung der Koloniallobby bleiben.17 Als Vorreiter dieses „Kolonialismus ohne Kolonien“ fungierte wiederum die Deutsche Kolonialgesellschaft, die den Kampf für die „Wiedereinsetzung Deutschlands in seine kolonialen Rechte“ anführte. Trotz der umfangreichen Propagandatätigkeit der Kolonialverbände gelang es jedoch nicht, der Kolonialfrage während der Weimarer Republik Priorität zu verschaffen.

Abb. 4: Diese Titeldarstellung der Übersee- und Kolonialzeitung von 1929 zielte auf die Rechtfertigung neokolonialer Forderungen des Deutschen Reiches. Das bevölkerungspolitisch agitierende Schaubild unterstellt, dass die ehemaligen deutschen Überseegebiete in Afrika zur Massenauswanderung geeignet wären. Die Schlagwörter „Raum ohne Volk / 60 Millionen ohne Raum“ nehmen Bezug auf den Titel eines der in den zwanziger und dreißiger Jahren bekanntesten Kolonialromane „Volk ohne Raum“ (1926) des deutsch-völkischen Schriftstellers Hans Grimm.

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Ab 1933, nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, nahm die Propaganda der Kolonialbewegung einen neuen Aufschwung, da viele hofften, wieder an die Großmachtpolitik der Zeit vor 1914 anknüpfen zu können. Obwohl die Forderung nach Kolonien im Dritten Reich aufrechterhalten wurde, dachte eine Mehrheit innerhalb der NS-Führungsriege, allen voran Adolf Hitler selbst, bei der Schaffung von neuem „Lebensraum“ zuallererst an eine Expansion nach Osteuropa, während die Kolonialbewegung Afrika im Blickfeld hatte. Diesem Kontinentalimperialismus waren alle anderen Pläne nachgeordnet, wenngleich zu keinem Zeitpunkt der Osten Europas der Endpunkt deutscher „Großraumpolitik“ sein sollte.18 Von Hitler stammt die Aussage, Deutschlands „Indien“ liege im „Osten“. Die hochtrabenden Pläne von der Rückgewinnung der Kolonien und der Errichtung eines deutschen Kolonialreiches in Mittelafrika waren gegen Ende des Zweiten Weltkrieges hinfällig geworden, als im Februar 1943 infolge der Rückschläge an allen Kriegsfronten jedwede kolonialpolitischen Tätigkeiten auf Weisung Hitlers eingestellt wurden. Nach 1945 verblasste die Erinnerung an die ehemaligen Kolonien infolge der Katastrophe des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust. Bis heute nimmt die breite Öffentlichkeit die Kolonialgeschichte lediglich sporadisch – etwa anlässlich von Gedenktagen – zur Kenntnis.19 Die wissenschaftliche Aufarbeitung des deutschen Kolonialismus begann erst spät, nahm jedoch in den vergangenen Jahren einen erheblichen Aufschwung, wenngleich die kolonialhistorische Forschung nach wie vor eine Randdisziplin in den Geschichtswissenschaften darstellt. In den früheren empirischsystematischen Grundlagenarbeiten dominierten zumeist die Perspektive der Kolonisatoren und ihre Herrschaftspraxis; neuere Fragestellungen in diesem Kontext untersuchen etwa die Teilhabe deutscher Frauen am imperialen Projekt.20 Unter Überwindung eurozentristischer Perspektiven richtet sich das Interesse seit einigen Jahren verstärkt auf die vormals kolonisierten Gesellschaften.21 Neuere Studien befassen sich zum Beispiel mit der Rolle des Kolonialismus im Kollektivbewusstsein der indigenen Gesellschaften und deren Erinnerungspolitik22 oder mit der Geschichte der im deutschen Sprachraum schon seit Jahrhunderten existierenden – und nicht zuletzt auf Grund des kolonialen Engagements Deutschlands entstandenen – afrikanischen Diaspora.23 In jüngster Zeit gilt das Interesse zuvorderst der kolonialen Metropolenforschung.24 Sie verdankt ihre Anregung den interdisziplinären und überwiegend diskursanalytisch ausgerichteten Arbeiten der postcolonial studies, die den Kolonialismus als gegenläufigen Prozess verstehen.25 Die Interaktionen betonend, werden die Auswirkungen der kolonialen Erfahrung nicht mehr nur auf die kolonisierten Völker, sondern ebenso auf die metropolitanen Gesellschaften untersucht. Im Zentrum stehen dabei kulturgeschichtliche Fragen der Interdependenz von Identität und Alterität, d.h. in welcher Form sich der Kolonialismus in die mental map, in das kollektive Bewusstsein der vormaligen Imperialmächte eingeschrieben hat.26 In diesen Kontext gehören die zahlreichen interdisziplinären Studien aus den Geschichts-, Literatur- und Kulturwissenschaften, die vor allem die mediale Inszenierung des kolonialen „Anderen“ – und damit verbunden das Selbstbild des Westens – analysieren.27 Unter den neuen transnationalen Ansätzen hat das Konzept der „geteilten Geschichten“28 innovative Wege aufgezeigt, um die Epoche des Kolonialismus als Verflechtungs- bzw.

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Globalgeschichte neu aufzuarbeiten.29 Des Weiteren wird in Ausweitung konventioneller Konzepte des Kolonialismus die deutsche Expansion nach Osteuropa – abgesehen von Mitteleuropa – seit einiger Zeit auch als Teil deutscher Kolonialgeschichte betrachtet. Ob sich die kontinentale Ostfixierung vielleicht als „wichtigstes koloniales Projektionsfeld“30 erweist, werden die weiteren Diskussionen zeigen. Alle diese Forschungsansätze münden schließlich in der bis dato noch ungeklärten Frage nach der Relevanz des Kolonialismus für das wilhelminische Kaiserreich wie für die neuere deutsche Geschichte.31 Bisher hat die Kolonialgeschichte in Deutschland jedenfalls keine nennenswerte Rolle bei der Interpretation der eigenen (National-)Geschichte gespielt. Als ursächlich für diesen Sachverhalt wird meist auf folgende Gründe verwiesen: Die Kurzzeitigkeit der deutschen Kolonialperiode; die fehlende direkte Betroffenheit in den Jahren der Dekolonisation nach 1945; die Vorrangigkeit der NS-Geschichte in der Erinnerungspolitik; das Vorhandensein einer nur vergleichsweise kleinen afrodeutschen Community; selbst die Ende des 1960er Jahre entstandene antiimperialistisch eingestellte Dritte-Welt-Bewegung habe trotz aller Identifikation mit den „Verdammten dieser Erde“ (Frantz Fanon) nur in seltenen Fällen den deutschen Kolonialismus und seine Langzeitfolgen aufgearbeitet. Bei alledem kann die Bundesrepublik Deutschland nicht als „unbelastete“ ehemalige Kolonialmacht gelten, als die sie hierzulande – aber auch im Ausland – immer noch wahrgenommen wird, und seine kolonialimperialistische Tradition ist auch keine quantité négligeable. Nicht nur das Jahr 2004 und das Gedenken an den hundert Jahre zurückliegenden Völkermord an den Herero und Nama hat das Fortwirken kolonialer Vergangenheiten einmal mehr auf schmerzliche Weise deutlich gemacht.32

Die Anfänge der organisierten Kolonialbewegung in Köln Marianne Bechhaus-Gerst und Kathrin Treins

„Immer lebhafter wird in Deutschland das Bedürfnis überseeischer Colonien empfunden […]“, heißt es in einem Aufruf rheinischer Industrieller von 1881.1 Es waren im Rheinland wie anderswo im Deutschen Reich vor allem Industrielle, Männer mit deutlichen wirtschaftlichen Interessen, die ein koloniales Engagement des Kaiserreichs forderten. Angeführt wurden sie jedoch von einem evangelischen Theologen und Pfarrer, dem „Vater der deutschen Kolonialbewegung“ Friedrich Fabri. Als Missionsinspektor der Rheinischen Missionsgesellschaft in Barmen war Fabri dem Rheinland verbunden. Im Jahr 1879 veröffentlichte er die viel diskutierte Schrift „Bedarf Deutschland der Colonien?“.2 Dies war ein erster Schritt, das koloniale Projekt über den kleinen Kreis Interessierter hinaus einem breiteren Publikum nahe zu bringen. Koloniale Propaganda sollte auch die Kölner Bürgerinnen und Bürger für einen Einsatz für die überseeischen „Erwerbungen“ mobilisieren.

Abb. 1: In der Gaststätte „Im Römer“ in der Straße „Unter Goldschmied 48“ fand die Gründung der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft statt. Die Bibliothek der Abteilung fand hier ihren Platz, und zahlreiche kleinere Ausstellungen waren zu sehen.

28 Marianne Bechhaus-Gerst und Kathrin Treins

Die erste koloniale Großveranstaltung fand mit dem „Stanley-Tag“ am 7. Januar 1885 in Köln statt. Der Waliser Henry Morton Stanley, häufig heute noch beschönigend als „Afrikaforscher“ bezeichnet, hatte maßgeblich an der gewaltsamen Aneignung des Kongo für den belgischen König Leopold II. mitgewirkt. Er nahm im Winter 1884/85 an der sogenannten Kongo-Konferenz in Berlin teil, auf der die Aufteilung des afrikanischen Kontinents durch die europäischen Kolonialmächte beschlossen wurde. Der Verein der Industriellen im Regierungsbezirk Köln unter dem Vorsitz von Eugen Langen lud ihn in die Domstadt ein und bereitete ihm einen begeisterten Empfang. An einer ersten Versammlung mit dem Gast nahmen 1.700 Zuhörerinnen und Zuhörer teil, das abendliche Festbankett im Gürzenich war 600 Gästen ein Eintrittsgeld von immerhin 15 Mark wert.3 Die Einladung Stanleys war ein geschickter Schachzug der kolonial interessierten Kreise unter Langen. Der Gast war berühmt und gab sich als Held, verstand es darüber hinaus erfolgreich, die koloniale Aneignung propagandistisch als Dienst an der Wissenschaft und als Kampf gegen die Sklaverei zu vermarkten. Das wollte man hören und nutzen. Vor allem der angebliche Kampf gegen die Sklaverei blieb ein wichtiges Argument im propagandistischen Ringen um Geld und Personal für das koloniale Projekt.4 Trotz des Erfolgs kolonialer Großveranstaltungen kam die organisierte Kolonialbewegung in Köln wie überall im Deutschen Reich nur langsam in Fahrt. Erst knapp drei Jahre später, am 19. Dezember 1887, wurde durch Verschmelzung der konkurrierenden Vorläuferorganisationen Deutscher Kolonialverein und Gesellschaft für Deutsche Kolonisation die Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG) gegründet. Damit hatte die Kolonialbewegung einen Dachverband, der als sein Ziel angab, „die nationale Arbeit der deutschen Kolonisation zuzuwenden und die Erkenntnisse der Notwendigkeit derselben in immer weitere Kreise zu tragen“.5 Der Zusammenschluss löste eine Welle von regionalen Vereinsgründungen aus – so auch in Köln. Am 19. Oktober 1888 konstituierte sich die Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft. „Unsere deutsche Colonialbewegung ist in ein neues, eigenartiges Stadium der Entwicklung getreten“, berichtet die Kölnische Zeitung anlässlich dieses Ereignisses.6 Schon am Ende der ersten Sitzung trugen sich 100 Personen in die Mitgliederlisten der Unterabteilung ein, zum Ende des Jahres waren es 200.7 Zu seinen Hochzeiten zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte der Kölner Verein knapp 600 Mitglieder, was angesichts einer Einwohnerzahl von mehr als 400.000 um 1905 rein zahlenmäßig keine beeindruckende Größe darstellt. Abb. 2: Der Vorstand der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft 1906 Trotzdem war die Kölner Abteilung bei

Die Anfänge der organisierten Kolonialbewegung

29

weitem die größte im Rheinland. Will man die Bedeutung des Vereins für Köln bewerten, so ist es sehr viel aufschlussreicher, sich die Vereinsmitglieder und den Vorstand genauer anzuschauen. Schon bei der Gründung der Abteilung dominierten bekannte Kölner, wie der Unternehmer Eugen Langen8, der Oberstaatsanwalt Oskar Hamm und der langjährige Kölner Domprobst Franz K. Berlage. Der Protestant Fabri sowie der katholische Religionslehrer und spätere Domkapitular Franz Karl Hespers9 gehörten ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern. Die Vorstandsmitglieder waren aktiv im öffentlichen Leben der Stadt, sie waren höhere Beamte, Industrielle und Politiker oder hatten kirchliche Ämter inne. Nach dem Tod des langjährigen Vorsitzenden Langen 1895 übernahm Oberlandesgerichtspräsident Johannes Struckmann den Vorsitz der Abteilung. Landesgerichtsdirektor Carl Reichensperger war ab 1896 im Vorstand. Auch die jeweiligen Regierungspräsidenten gehörten in der Regel dem Vorstand an. Nicht wenige Mitglieder gehörten zeitweise auch dem Stadtrat an. Mit dem Redakteur der Kölnischen Zeitung Prosper Müllendorff war auch die pro-koloniale Presse auf Vorstandsebene vertreten, der Professor Kurt Wiedenfeld stand für die koloniale Wissenschaft. Die Industriellen und Kaufleute Stollwerck, Guilleaume, Pfeiffer und Tietz, die Bankiers Oppenheim und Deichmann – insgesamt lesen sich die drei erhaltenen Mitgliederverzeichnisse aus den Jahren 1901, 1903 und 1906 wie ein Who’s who Kölns dieser Zeit. Offenbar war es zum Ende des 19. und des beginnenden 20. Jahrhundert für diese Männer unumgänglich, sich in der Kolonialbewegung zu engagieren. Umgekehrt scheint diese sich der bedeutenden Kölner Persönlichkeiten versichert zu haben. So entstand ein pro-koloniales Netzwerk aus Politik, Wirtschaft, Kirche, Recht, Presse und Wissenschaft, von dem alle Beteiligten auf unterschiedliche Weise zu profitieren hofften.10 Die Kölner Kolonialbewegung war mit unterschiedlichem Erfolg bis nach 1940 aktiv. Das Streben nach Rückgewinnung der Kolonien einigte nach 1918 erneut die verschiedenen gesellschaftlichen Gruppierungen in der Stadt.11

Hugo Zöller, die Kölnische Zeitung und das koloniale Projekt Britta Wiese

Die 1802 begründete Kölnische Zeitung entwickelte sich ab 1831 zu einer der führenden deutschen Zeitungen. Ihre Inhaber waren die zwei bekannten Kölner Familien Schauberg und DuMont. Wie die meisten nationalen und konservativen Zeitungen war die Kölnische Zeitung pro-kolonial eingestellt. Laut Joseph Neven DuMont war sie die erste deutsche Zeitung, die sich beständig mit Außenpolitik befasste1 und „den Erwerb von Kolonien propagandistisch vertreten hatte.“2 Die Kölnische Zeitung beanspruchte daher für sich das Recht, in kolonialen Angelegenheiten mitreden zu dürfen und konnte als das „führend[e] Blatt der kolonialwirtschaftlich orientierten Publizistik“3 bezeichnet werden. Diese Sonderstellung verdankte sie vor allem dem Auslandskorrespondenten, Reise- und Kriegsberichterstatter Hugo Zöller (1852-1933). Der Stadt-Anzeiger zur Kölnischen Zeitung erschien erstmals im Jahr 1876 als lokales Anzeigenblatt4 und entwickelte sich bis zum Jahr 1890 zu einer eigenständigen Zeitung.5 Von einer kompletten Lösung vom „Mutterblatt“ konnte allerdings bis zu dessen Untergang nicht gesprochen werden, auch wenn sich der oben genannte Titel mit der Ausgabe vom 12. Februar 1923 in Stadt-Anzeiger für Köln und Umgebung änderte.6 Beide Zeitungen konnten nach dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr publiziert werden. Für die Kölnische Zeitung bedeutete dies das Ende. Der Kölner Stadt-Anzeiger ging ab Oktober 1949 wieder in Druck.7 Seit der Ausgabe vom 25. August 1962 führt der Stadt-Anzeiger bis heute den Namen seines Mutterblattes im Untertitel.8 Nationale und internationale Relevanz der Kölnischen Zeitung Seit der Ausgabe vom 8. Dezember 1831 war Joseph DuMont verantwortlicher Redakteur des politischen Teils9 und es ist ihm zu verdanken, dass die Kölnische Zeitung von einer lokalen zu einer der bedeutendsten deutschen Zeitungen wurde und sich zu einem kosmopolitischen Blatt entwickeln konnte.10 Durch seine aufwendigen, aber effektiven Methoden der Informationsgewinnung war es ihm möglich, Neuigkeiten mehrere Stunden vor der Konkurrenz für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen.11 Seine aktive Zeit in der Firma bildete die Grundlage für eine positive Entwicklung,12 die nur durch die Einschränkung der Berichterstattung im Ersten Weltkrieg getrübt wurde.13 Die Kölnische Zeitung erschien Ende des 19./ Anfang des 20. Jahrhunderts durchschnittlich drei bis vier Mal täglich,14 das Abonnement war nicht günstig.15 Vor dem Ersten Weltkrieg setzte sich ihre Leserschaft hauptsächlich aus Akademikern, Ange-

32 Britta Wiese

hörigen freier Berufe, Beamten, Angestellten, Industriellen, Bankiers, Großhändlern und Versicherungsunternehmern zusammen.16 Ab dem 5. Oktober 1866 erschien die Wochenausgabe für das Ausland, die auch in außereuropäische Länder exportiert wurde. Zielgruppe waren die im Ausland lebenden Deutschen, die informiert und mit ihrer Heimat verbunden bleiben sollten.17 Während des Deutsch-Französischen Kriegs und des Ersten Weltkriegs wurden Kriegsausgaben produziert, die „dem Feldheer […] die wichtigsten Nachrichten von allen Schauplätzen des Krieges sowie eine gedrängte Übersicht über die Vorgänge in aller Welt sonst“ übermittelten.18

Abb. 1: Die Kölnische Zeitung in der Kolonialzeit

Unter Bismarck war die Kölnische Zeitung deutschlandweit die erste Adresse für politische Neuigkeiten und wurde in allen europäischen Metropolen gelesen. Im Jahre 1871 äußerte sich Bismarck mit dem Satz: „Die Kölnische Zeitung gilt uns im Westen soviel wie ein Armeekorps“19 lobend über die Zeitung, die „sich unerschütterlich ihrer patriotischen Aufgabe bewußt war und dieser in jedem Moment gerecht zu werden bereit ist.“20 Das Büro in der Hauptstadt21 erleichterte der Kölnischen Zeitung das Beschaffen von neuesten Informationen, was ihr den Ehrennamen Deutsche Times22 einbrachte, sie in einigen Kreisen aber auch als „Sprachrohr der Regierung“23 denunzierte. Das soll jedoch zu keinen falschen Schlüssen führen: Die Beziehung zwischen den Machthabern und den Redakteuren der Kölnischen Zeitung war in den meisten Jahren alles andere als harmonisch und es fehlte zu keiner Zeit an Kritik an den Regierenden.24 Auch Bismarck war häufig über die „stolze Unabhängigkeit“25 des Blattes erzürnt. Sie wollte „[n]iemandes Amtsblatt und niemandes Kampfblatt“26 sein und war später auch lukrativen finanziellen Angeboten Adenauers gegenüber resistent, da diese an die Vertretung seiner politischen Orientierung geknüpft waren.27 Das Ansehen, das die Kölnische Zeitung nicht zuletzt aufgrund ihrer umfangreichen außenpolitischen Berichterstattung28 im Ausland genoss, verhinderte womöglich ihre Zerschlagung im Dritten Reich.29 Dass das Blatt während des Zweiten Weltkriegs bis zur Machtübernahme der Alliierten erscheinen konnte, war zudem dem glücklichen Umstand zu verdanken, dass das Militär mitverantwortlich für die deutsche Presse war und das Oberkommando des Heeres die Kölnische Zeitung bezog.30 Die Kölnische Zeitung und das koloniale Projekt Nur wenige Redaktionen des Kaiserreichs konnten es sich erlauben, einen Korrespondenten in die Kolonien zu entsenden. Vieles, was als kolonialer Journalismus bezeichnet wurde, bestand aus reinen Kopien von Artikeln aus führenden Zeitungen oder wurde aus zweiter Hand akquiriert.31 Zunächst erhielten die Leser die überseeischen Neuigkeiten vom deutschen Kolonisierungsprozess hauptsächlich über die

Hugo Zöller

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englische Presse und über ausländische Kabelverbindungen. Offensichtlich war dies keine befriedigende Situation im Hinblick auf die kolonialpolitische Konkurrenzsituation zwischen den europäischen Staaten.32 Aufgrund der anfänglich ablehnenden Haltung der deutschen Regierung und weiten Teilen der deutschen Bevölkerung waren zunächst nur vereinzelt prokoloniale Artikel in der deutschen Presse zu finden. Anders verhielt es sich mit Fachliteratur zu kolonialen Themen, für die es bereits einen Markt gab. Während über die Presse eine breite Leserschaft erreicht werden konnte, wurde die Fachliteratur von einem kleineren, wissenschaftlichen Leserkreis konsumiert. Die Kölnische Zeitung schlug hier eine Brücke, indem sie einflussreiche wissenschaftliche Publikationen abdruckte und der breiten Öffentlichkeit zugänglich machte. Unter anderem veröffentlichte das Blatt 1879 das im selben Jahr erschienene prokoloniale Werk des Kolonialpolitikers und Missionars Friedrich Fabri „Bedarf Deutschland der Kolonien?“.33 Dieser hatte in der Kölnischen Zeitung eine Sympathisantin und somit Raum für seine koloniale Agitation gefunden.34 Die langsam beginnende koloniale Euphorie in Deutschland führte zu einer steigenden Nachfrage nach aktuellen und zuverlässigen Neuigkeiten aus den deutschen Überseegebieten.35 Für die Redaktion der Kölnischen Zeitung war es ein Glücksfall, mit ihrem Redakteur Hugo Zöller einen begeisterten und engagierten „Kolonialfreund“ zunächst auf kolonialwissenschaftliche Studienreise und schließlich zur Berichterstattung und Aneignung von Gebieten an der Seite des Reichkommissars Gustav Nachtigal nach Westafrika entsenden zu können.36 Zöller veröffentlichte im Laufe seiner über 50 jährigen Anstellung bei der Kölnischen Zeitung insgesamt 13 Monographien.37 Seine Artikel erschienen nicht nur in der Kölnischen Zeitung, sondern auch in verschiedenen Fachzeitschriften38 und erreichten so einen großen nationalen und internationalen Leserkreis. Zöller war zudem ein beliebter Redner bei Versammlungen der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln39. Seine Artikel beeinflussten auch die Politik. Einige seiner Telegramme wurden im Reichstag besprochen und Bismarck empfing Zöller wiederholt.40 Zöllers koloniale Berichterstattung und Aktivitäten in Übersee Nach diversen kolonialwissenschaftlichen Studienreisen und zahlreichen prokolonialen Artikeln schiffte Zöller sich im Oktober 1884 auf der Anna Woermann nach Westafrika ein und war von da an aktiv am Kolonialgeschehen beteiligt. Die Kölnische Zeitung veröffentlichte in den Jahren 1884/85 zwei bis drei Artikel Zöllers pro Woche aus Westafrika.41

34 Britta Wiese

Zöller war aktiv an der Aneignung von Gebieten und an der Etablierung der deutschen Administration in Togoland und Kamerun beteiligt; darüber hinaus erklärte ihn Reichskommissar Gustav Nachtigal zum Bevollmächtigten für diese Regionen.42 Über Togoland und Dahomé43 reiste Zöller zum Kamerungebirge, um dort schließlich seinen eigenen Eroberungszug zu beginnen, der in dem Abschluss von acht „Schutzverträgen“ mündete. Zöller war bereit, dafür auch Gewalt anzuwenden. Gustav Nachtigal empfand sein Auftreten als zu „hart“ und hielt ihn an, seine Artikel zu entschärfen. Er sollte seine Eroberungszüge als friedlich darstellen, was sie nach eigener Aussage Zöllers in der Realität ganz und gar nicht waren.44 Im Jahr 1889 reiste Zöller nach Deutsch-Ostafrika, um für die Kölnische Zeitung über den „Araber-Aufstand“ zu berichteten. Er traf dort auf Carl Peters und Hermann von Wissmann, mit letzterem reiste Zöller einige Zeit durch die Kolonie.45 Zöller folgte bei seinen Unternehmungen einer gängigen Praxis seiner Zeit, als er vermeintlich von ihm „entdeckte“ Landschaften benannte, um an sich und seine „Heldentaten“ zu erinnern. Nachdem Zöller weite Teile des Kamerungebirges unter deutschen „Schutz“ gestellt hatte, „entdeckte“ er im südlichen Kamerungebiet Wasserfälle am Batanga-Fluss, die er zur Würdigung des Verlegers der Kölnischen Zeitung „Neven DuMont-Fälle“ nannte. Im Jahr 1888 „entdeckte“ Zöller während seiner Expedition nach Deutsch-Neuguinea im FinisterreGebirge den „Neven DuMont-Berg“ und im Kraetkegebirge den „Zöllerberg“. Sein Bewunderer, der Südseeforscher Freiherr von Schleinitz, benannte die „Zöller-Inseln“ in Neupommern nach ihm.46 Bis zuletzt versuchte die Kölnische Zeitung, die Leserschaft von einer blühenden kolonialen Zukunft zu überzeugen. Den kolonialbegeisterten Zöller traf Deutschlands Verlust der Kolonien nach 1918 hart: „Was die Vorsehung mir gestattete im Dienste des Vaterlandes auf kolonialem Gebiete zu leisten, liegt zu meinem tiefen Schmerz in Trümmern.“47 Seine Kolonialpublikationen waren fortan vom Willen geprägt, ein ehrbares Andenken an Deutschlands Kolonialzeit zu schaffen, besonders vor dem Hintergrund einer möglichen Rückgewinnung der Gebiete. Seine Artikel schrieb Zöller in verschiedenen Lebensphasen und politischen Situationen sowie Abb. 2: Hugo Zöller – über und von wechselnden geografischen Schauder Redakteur als „Eroberer“ plätzen. Diese Faktoren lassen kein homogenes

Hugo Zöller

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Bild seiner Publikationen zu; das deutsche Kolonialprojekt zieht sich jedoch wie ein roter Faden durch seine weit über 1000 Artikel. Zöller selbst beschrieb seinen Stil offen als „colonialpolitische Agitation“.48 Die Art der Zöller‘schen Propaganda unterschied sich dabei je nach politischer Situation. Naturgemäß musste er sich vor der aktiven Expansion des Deutschen Kaiserreichs anderer propagandistischer Mittel bedienen als während der deutschen Kolonialzeit, während des Ersten Weltkriegs und der darauf folgenden Zeit des kolonialen Revisionismus. Zöller verfolgte eine zielgerichtete Propaganda, indem er zunächst über bereits bestehende Kolonien anderer europäischer Mächte berichtete und konkrete Vorschläge für die deutsche Expansion machte. Dabei begründete er intensiv und nachdrücklich die Notwendigkeit der Aneignung von Gebieten in Übersee. Seine Propaganda war sowohl von der Kritik am deutschen Volk und an der Reichsregierung als auch vom deutsch-englischen Interessenkonflikt dominiert. Zöllers Artikel zeigen deutlich, dass das Vorantreiben der deutschen kolonialen Interessen sein persönliches Anliegen war. Die Darstellung des Anderen Die überseeischen Gebiete wurden im kolonialen Diskurs so lange als terra nullius verstanden, bis eine europäische Macht sie in Besitz genommen hatte. Folglich wurden die lokalen Gesellschaften nicht als politische Entscheidungsträger angesehen, und man ging davon aus, die Verfügungsgewalt über sie und ihr Land zu besitzen. Auch Zöllers Artikel zeugen von dieser Überzeugung. Er verstand die Kolonialsituation als einen innereuropäischen Interessenkampf: „Hat etwa England uns gefragt, als es seine breiten Tatzen auf Fidschi legte“?49 Im Dezember 1884 stellte Zöller sich in seinem Artikel „Die Neger-Republik Liberia“ die Frage: „Ist der Neger zu civilisiertem Staatsleben befähigt?“50 und kam zu dem Ergebnis: „Meine feste Überzeugung geht dahin, daß der Neger unter halbwegs vernünftiger europäischer Aufsicht besser dran sei als unter eigener Herrschaft.“51 Exemplarisch belegt dieses Zitat die sich immer wiederholende Betonung des „Segens der Kolonisation“. Diese Positionierung als „Herrenmenschen“ wirkte sich auf sämtliche Interaktionen zwischen Zöller und der lokalen Bevölkerung aus: „Ist nicht der Weiße nach einem ehernen Gesetz der Natur zum Herrschen geboren? Den […] westfälischen Bauer wollen wir in jenem Klima bei Leibe nicht selbst arbeiten lassen, dafür wäre ja auch der schäbigste unter ihnen viel zu schade. Nein, wir wollen sie zu Aufsehern machen, zu Beamten und kleinen Königen.“52 „[...] [I]ch will an dieser Stelle noch einmal, wie schon mehrmals vorher, meiner Überzeugung dahin Ausdruck verleihen, daß der Neger ebenso wenig jemals ein Europäer werden wird, wie der Mops ein Pudel. […] Mit Berücksichtigung seines heutigen Standpunktes eignet der Neger sich am besten zum Diener und Arbeiter. […] Ich für meinen Teil [… ] halte an der Überzeugung fest, daß sich an der Dienerstellung des Negers, welche schon in Ägypter -, Griechen-, und Römerzeiten ebenso wie heute vorhanden war, auch in weiteren zwei Jahrtausenden nichts ändern wird.“53 Zöller arbeitete in seinen Artikeln konsequent mit Stereotypen („der Indianer“, „der Neger“).54 Er benutzte wiederholt Begriffe wie

36 Britta Wiese

Abb. 2: Von Zöller abgeschlossener „Schutzvertrag“

„Negernatur“ und „Negercharakter“, durch die sich angeblich AfrikanerInnen auszeichneten, die keine weiße Inkulturation genossen hatten. Zöller konstruierte „den afrikanischen Charakter“ und suggerierte seinen Lesern so eine grundlegende Andersartigkeit der „Fremden“. Während Europäerinnen und Europäer laut Zöller Individuen mit einzigartigen Charakteren seien, konstruierte er AfrikanerInnen als Kollektiv mit denkbar schlechten, Eigenschaften.55 Gleichzeitig nutzte Zöller seine Artikel in der Kölnischen Zeitung wiederholt, um Objektivität, Wahrheitstreue, kritische Beschreibungen und Wissenschaftlichkeit als Eigenschaften seines Kolonialjournalismus zu betonen, wodurch er sie von der kolonialen Fantasieliteratur seiner Zeit abzugrenzen suchte. Für seine Anhänger war Zöller daher „durch seine Erfahrung und Kenntnis, die ihn der Gefahr der Kolonialphantasterei enthoben, eine einmalige Erscheinung in der deutschen Journalistik.“56 Eine Position die erahnen lässt, welchen Einfluss seine Artikel hatten. Koloniale Spuren heute Im Archiv57 von M. DuMont Schauberg im Neven DuMont Haus in der Amsterdamerstraße, befinden sich in der Akte „Weltreisende der K.Z.“ verschiedene Dokumente Zöllers. Darunter auch das Original eines nicht-unterzeichneten „Schutzvertrags“ aus Lecumbi/Kamerun. In seinem Artikel vom 09.06.1885 berichtete Zöller, dass er in Lecumbi eine Niederlage einstecken musste und es nicht zur Unterzeichnung des „Schutzvertrags“ gekommen war.58

„Fremdland zur Heimat wandeln nur die Frauen“1 – Koloniale Frauenvereine in Köln 1893 - 1919 Irene Franken und Eva Bischoff

„Fremdland zur Heimat wandeln nur die Frauen“ – was die Kölner Schriftstellerin Charlotte Francke-Roesing (1863-1942) in einem Festgedicht über Frauen in den Kolonien reimte, war eine typische Zuschreibung an die „Kulturaufgabe der Frauen“. Anders als oft vermutet, war das deutsche Kolonialprojekt kein rein männliches Betätigungsfeld, sondern Frauen spielten eine maßgebliche Rolle darin. Kölner Bürgerinnen standen hier nicht abseits. „Kolonialdamen“ wie die Juristengattin Adele Esser, die Verlegersfrau Minna Bachem-Sieger, Bankdirektorsfrauen wie Julinka Stein, Fabrikantengattinnen wie Frau „Alfred“ Schütte oder Arztfrauen wie Frau „Sanitätsrat“ Emilie Hopmann positionierten sich in einem Spannungsfeld zwischen karitativer Zuwendung, rassifizierendem Nationalismus und Frauenbewegung. „Verlässlich unterstützten sie ihre Männer, die als Kolonialbeamte und Missionare tätig waren, wirkten in Kolonialvereinen bei der Verankerung der kolonialen Idee in der Heimat mit oder lebten selbst, ebenso wie die einheimischen Frauen, in kolonialen Herrschaftsräumen.“2 Rheinländerinnen waren bereits kolonial aktiv, bevor das Kaiserreich offiziell nach einem „Platz an der Sonne“ strebte, etwa als Missionarinnen. Andere Schwerpunkte setzten zur Hochzeit des Imperialismus zwei Frauenvereine, die sich im Dienste der territorialen Zugewinne engagierten: der Deutsche Frauenverein vom Roten Kreuz für die Kolonien und der Frauenbund der Deutschen Kolonial-gesellschaft. Beide Vereinigungen konzentrierten sich auf die weißen deutschen „Afrikaner“, beide traten den einheimischen Frauen und Männern mit einer hierarchisierenden und rassistischen Haltung gegenüber. Abb. 1: Adele Esser, führende Persönlichkeit in der Kölner Ab-teilung Unterschiede lagen in der Zielsetzung wie auch des Deutschen Frauenvereins zur Krankenim Grad der Selbständigkeit als Verband. pflege in den Kolonien und anderer Der Deutsche Frauenverein zur Krankenpflege in kolonialer Vereinigungen, in denen den Kolonien (im Folgenden FzK), der im Frühsich Frauen aktiv am kolonialen Projahr 1888 in Berlin von den ledigen Gräfinnen jekt des Deutschen Reiches beteiligten. Martha und Eva von Pfeil mit dem Ziel reichs-

38 Irene Franken und Eva Bischoff

weiter Ausdehnung gegründet wurde, war die erste Organisation mit einer dezidiert kolonialpolitischen Agenda, in der Frauen eine Führungsrolle übernahmen.3 Der FzK konstituierte sich als Abteilung des Vaterländischen Frauenvereins, der bereits seit 1866 die Pflege für im Krieg Verwundete übernahm und konzentrierte sich in dessen Tradition auf die Krankenpflege, die (nicht nur) in der Kaiserzeit als „das ureigenste Gebiet der Frau“ galt.4 Die „Entsendung pflichtgetreuer, opferwilliger, weiblicher Pflegekräfte“5 in die so genannten Schutzgebiete zielte primär auf die Behandlung der weißen Bevölkerung, für die deutschen MigrantInnen schufen die Kolonialdamen Krankenstationen, Wöchnerinnenheime, Kindergärten u.a.m. Die karitative Organisation – mit 350 Mitgliedern im Jahr 1887 gestartet – machte nach der Aufhebung des Reichsvereins- und Versammlungsgesetzes im Jahr 1908, das Frauen von politischer Betätigung ferngehalten hatte, einen Sprung auf 12.503 Mitglieder (1909).6 Nach der erzwungenen Aufgabe der Kolonien umfasste der Verein 1920 sogar 20.000 BeitragszahlerInnen.7

Abb. 2: Aus Anlass eines vom Fzk und von der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abteilung Köln, veranstaltetes Gartenfest gedruckte Postkarte mit einem Naturmotiv aus der damals deutschen Kolonien Kamerun.

Nach anfänglichem Misstrauen bejahten die männlichen Zeitgenossen diese Begeisterung, insofern diese sich „innerhalb des dem Weiblichen gesteckten Pflichten- und Wirkungskreises“ äußere.8 Der FzK verfügte als reichsweiter Verband über elf regionale Abteilungen. Die Kölner Gründung war 1893 mit 170 bis 200 Mitgliedern hinter Berlin und Danzig der drittgrößte Zweigverein.9 Adele Josefine Esser (1845-1919), Tochter eines jüdischen Konvertiten und Gattin eines renommierten katholischen Juristen, war zweifellos die bedeutendste Protagonistin der Kölner Abteilung und

Koloniale Frauenvereine in Köln

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fungierte von 1893 bis zu ihrem Tod als Vorsitzende des FzK.10 Da die Gattinnen im Vereinsrecht nicht geschult waren, ließen sie Männer für die Ämter des Schriftführers bzw. Schatzmeisters zu. Mit 6 Mark war der Beitragssatz im FzK recht hoch.11 Die Spendeneinwerbung erfolgte auf großen Festen mit einer gewissen gesellschaftlichen Anwesenheitspflicht. Dort kamen die Mitfrauen in Kontakt mit VertreterInnen des höheren Adels – durchaus ein Erfolg für aufstiegswillige bürgerliche Damen der Kaiserzeit. Das Finanzaufkommen der regionalen Organisationen sollte in erster Linie der finanziellen Unterstützung des Zentralvereins in Berlin zugute kommen.12 Nur wenn Projekte dem Gesamtverband nutzten, konnten lokale Initiativen verfolgt werden.13 Das Kölner Vorzeigeprojekt war ein Erholungsheim für Schwestern, die sich von der anstrengenden Tätigkeit in ungewohntem Klima für einen erneuten Einsatz in „Neudeutschland“ ausruhen wollten. Gut Georgshof im Bergischen Land nahe Rösrath konnte gekauft und diesem Zweck entsprechend ausgebaut werden. Für die Unterhaltung des Kurheims brachten die Kölnerinnen exorbitant hohe Summen auf, so dass hunderte Schwestern betreut werden konnten.14 Die kolonialen Rote-Kreuz-Frauen lehnten jegliche Gesellschaftsveränderung ab, und daher finden wir ihre Namen im Kontext der Kölner Frauenbewegung nicht. Dagegen nahm Adele Esser hohe Auszeichnungen von Staat und Gesellschaft für ihr öffentliches Wirken entgegen: neben dem prestigeträchtigen Luisenorden – dem höchsten Orden Preußens für „Damen“ – auch die Medaille zweiter Klasse des Roten Kreuzes.15 1907 trat mit dem Deutschkolonialen Frauenbund eine weitere explizit politische Frauenorganisation auf den Plan. Gegründet wurde der Verband von einem losen Kreis von Ehefrauen von Offizieren der Schutztruppe von Deutsch-Südwestafrika (DSWA) und von Militärärzten. Zwar stand es Frauen seit der Gründung der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG) im Jahr 1887 frei, dieser Organisation beizutreten, ihre Zeitschrift zu beziehen und die Bibliothek zu nutzen. Damen waren auch als dekorative Begleiterin eines Herrn gern gesehene Gäste, aber von der aktiven Kolonialpolitik wurden sie ferngehalten.16 Während Frauen somit in der DKG marginalisiert waren, u.a. keine Vorstandsämter übernehmen konnten, begeisterten sich immer mehr Staatsbürgerinnen für das Kolonialreich – sei es aus Nationalismus, sei es aus dem Wunsch nach Abenteuer und Exotik oder sei es, dass sie neue Erwerbsmöglichkeiten für sich sahen.17 Bei der Gründung des Deutschkolonialen Frauenbundes kamen 1907 demnach unterschiedlichste Motive zum Tragen. Als Verbandszweck wurde festgelegt, den „wirtschaftlichen und geistigen Zusammenhang der Frauen in den Kolonien mit der Heimat zu erhalten und zu stärken.“18 „Deutsche[n] Frauen und Mädchen, die sich in den Kolonien niederlassen“ wollten, sollte „mit Rat und Tat“ zur Seite gestanden werden, um „die Fraueneinwanderung in die Kolonien anzuregen“, Schulen eingerichtet, „Frauen und Kindern“, die „in den Kolonien schuldlos in Not geraten“, Hilfe geleistet werden.19 Aufgrund finanzieller und organisatorischer Schwierigkeiten existierte der Deutschkoloniale Frauenbund nur für kurze Zeit als eigenständige Organisation, schon am 11. Juni 1908 schloss er sich an die DKG an und benannte sich in Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft um (FbD).20

40 Irene Franken und Eva Bischoff

Abb. 3: Eine der wenigen erhaltenen Mitgliederlisten der Kölner Abteilung des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft aus dem Jahr 1918. Neben den Vorstandsfrauen und Beisitzerinnen sind weitere 215 Frauen aufgelistet.

Die Kölner Abteilung des Frauenbundes konstituierte sich im Juni 1910 mit 45 Mitgliedern. Neben der Gründerin Frau „Ludwig“ Grabau, über die fast nichts überliefert ist,21 bestand der Vorstand aus Vertreterinnen heterogener Bevölkerungskreise, z.B. aus der Arztgattin und Vorsitzenden des Katholischen Frauenbundes Emilie Hopmann, einer Frau Oberst von Dehn oder der Industriellengattin Julinka Schütte.22 In diesem Verein nahmen Frauen Ämter selbst ein. Dem Sittlichkeitskodex des gehobenen Bürgertums entsprechend trafen sich die Kolonialdamen privat oder im halb-öffentlichen Kölner Frauenklub, einem 1906 geschaffenen Ort für Frauen der „besseren“ Gesellschaft.23 In den Mitteilungen in der Verbandszeitschrift des FbD, Kolonie und Heimat, finden sich zahlreiche Belege für ein erfolgreiches fundraising auch dieser Kölner Gruppierung. So berichtet ein Beitrag von einem „Gartenfest in dem von ihrer Schatzmeisterin Frau Alfred Schütte gütigst zur Verfügung gestellten Park ihrer Besitzung „Marienburg“ „mit „prachtvolle[m] Feuerwerk“. Neben den Vereinsmitgliedern nahmen auch der „Regierungspräsident, der Gouverneur der Festung Köln und andere Spitzen der Gesellschaft“ an dem Fest teil.24 Die Kölnerinnen des FbD bezahlten mit ihren Vereinsgeldern z.B. die Überfahrt auswanderungswilliger unbemittelter RheinländerInnen.25 Sie gaben hier „arbeitsamen

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Leuten“ eine Beihilfe für die Übersiedlung nach Südwestafrika, dort 500 Mark für das Heimathaus in Keetmanshoop (heute Namibia). Sie spendeten aber auch für lokale Zwecke, gaben 1914 der Nationalen Frauengemeinschaft 350 Mark „zur Linderung der nationalen Not in Köln“. Damit zeigten sie ihre Verbundenheit mit dem frauenrechtlerischen, wenn auch stark nationalistischen Flügel der bürgerlichen Frauenbewegung. Einige Mitfrauen engagierten sich im FbD und waren zugleich in Vereinen der Kölner Frauenbewegung aktiv, wie dem Verein Mädchengymnasium, dem Allgemeinen deutschen Frauenverein, dem Kölner Frauenklub. Die Jüdinnen Else Falk und Margarete Tietz waren langjährige Vorstandsmitglieder des Stadtverbandes Kölner Frauenvereine oder der Gemeinschaft deutscher und österreichischer Künstlerinnenvereine aller Kunstgattungen (GEDOK).26 Als repräsentativer für die Mehrheitsmeinung innerhalb des Verbandes darf die Schriftstellerin Leonore Niessen-Deiters (1879-1939) gelten, die einem feministischen Engagement ambivalent gegenüberstand. Niessen-Deiters übte den Spagat zwischen einer Bejahung rassistischer Kolonialpolitik einerseits und einem Engagement für eine national fundierte Frauenemanzipation andererseits. In ihren Schriften, u.a. in dem Büchlein „Die deutsche Frau im Auslande und in den Schutzgebieten“ (1913) gab sie Ratschläge an Auswanderung interessierte Frauen und formulierte dabei auch Warnungen vor leichtsinnigen Entscheidungen. Die Autorin verlangte von einwanderungswilligen Frauen die Anerkennung des nationalen oder „Rassencharakters“. Damit machte sie die Migration deutscher Frauen in die Kolonien zu einem überindividuellen Schritt mit der Bedingung, den eigenen Körper zu vergesellschaften und zum Erhalt der deutschen Nation einzusetzen. Gleichzeitig sprach sie sich für eine Form der Frauenemanzipation aus, die sie mit der Repräsentation eines „selbstbewussten“ Deutschtums verknüpfte. Niessen-Deiters schrieb, indem die „deutsche Frauenwelt“ Interesse „für das Auslandsdeutschtum“ und die „Stellung unsrer Nation draussen in der Welt“ begreife, widerlege sie „damit allein schon den Glauben, dass es der Frau an weitschauendem Gemeinsinn mangele. Und widerlegt andererseits stillschweigend den Verdacht der „Staatsfeindlichkeit“, den ihr der notwendige Kampf um berechtigte Ansprüche im Lande selbst in so manchen Köpfen einbringt.“27 Die kolonialen Aktivitäten eröffneten vielen Frauen die Möglichkeit eines selbst bestimmten Lebens – beispielsweise als Farmerin, als Schwester in einem Krankenhaus oder Kindergarten, als Händlerin oder auch als Schriftstellerin.28 Berichte von ausgewanderten Kölnerinnen sind leider nicht erhalten, so kennen wir die genauen Motive, ihre soziale Herkunft und ihre Anzahl nicht. Aber auch den großbürgerlichen Frauen, die vom Sofa aus für die Kolonien tätig wurden, boten sich neue Handlungsspielräume: das Sich-Einschreiben in „Staatsaffairen“. Der FzK unterstützte mit der reinen Krankenpflege indirekt die Konsolidierung der deutschen Kolonien. Mit deren zwangsweiser Aufgabe 1919 beendete er seine Aktivitäten jedoch nicht, sondern definierte als neuen Schwerpunkt, Deutschen „über See“ beizustehen. 1937 erließ der nationalsozialistische Staat ein allgemeines Verbot der bisher formal eigenständigen Rote-Kreuz-Unterorganisationen,29 der Verband musste nun seine Autonomie aufgeben, konnte jedoch weiter bestehen. Die Spur der Kölner Abteilung hatte sich bereits nach Adele Essers Tod 1919 verloren.

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Der FbD wiederum profitierte davon, „daß die Kolonialpolitik in ihrer letzten Konsequenz nicht auf die Teilnahme deutscher Frauen verzichten konnte“.30 Er postulierte die Notwendigkeit der Emigration deutscher Frauen in die Kolonien zum „Schutze des Deutschtums“ in den Schutzgebieten.31 Nur durch ihre doppelte Tätigkeit als „Kulturträgerinnen“ und Mütter, so die Überlegungen der KolonialaktivistInnen, könnte sich „die weiße Minderheit […] durch die Reinhaltung der Rasse in ihrer Herrschaft über die Farbigen behaupten“.32 Um deutsche Männer „vor dem Rückfall in einen kulturlosen Naturzustand“ zu bewahren, griff der FbD – auch er konnte bis in die NS-Zeit bestehen33 – durch seine Entsende- und Hilfspolitik in die Machtverhältnisse vor Ort ein und versuchte, die Situation in den Kolonien aus „Frauensicht“ zu verbessern und Frauenrechte zu erweitern. Diese Zielsetzung ignorierte jedoch auf eklatante Weise die Lage der einheimischen Geschlechtsgenossinnen.

„Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen.“ Der umstrittene „Kolonialheld“ Hermann von Wissmann − in Köln gefeiert1 Thomas Morlang

Der 20. Juni 1905 war ein schwüler Tag im Rheinland. Trotz der großen Hitze hatten sich zahlreiche Trauergäste aus ganz Deutschland in der Kölner Von-Werth-Straße eingefunden, wo der Leichnam des berühmten Kolonialoffiziers und Afrikaforschers Hermann von Wissmann im Haus seiner Schwiegereltern aufgebahrt lag. In einer von Anwesenden als „ergreifend“ empfundenen Rede würdigte Divisionspfarrer Franz Kliche Wissmanns Verdienste und bezeichnete ihn als eine der „Kolumbusnaturen“, die als „Träger eines wahren idealen Fortschritts der Menschheit neue Wege weisen“.2 Im Gegensatz zu vielen anderen Persönlichkeiten sei er aber „bescheiden“ und „anspruchslos selbst auf der Höhe seines Ruhmes und Erfolges“ geblieben. Nach dem Ende der gut halbstündigen Ansprache wurde der Sarg aus dem Haus getragen und auf einen mit Kränzen bedeckten Leichenwagen gehoben. Eine Ehrenformation präsentierte das Gewehr. Unter den Klängen von Frédéric Chopins „Trauermarsch“ setzte sich der Trauerzug in Bewegung. An der Spitze schritten die nächsten Verwandten mit dem ältesten Sohn in der Mitte, ihnen folgten zahlreiche Mitglieder von Kolonialvereinen und Veteranenverbänden sowie örtliche Honoratioren. Tausende Kölner säumten die Straßen, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen. Durch Abwesenheit glänzten dagegen der Kaiser, der Reichskanzler und alle übrigen Großen des Reiches. Auf dem Melatenfriedhof sprach der Geistliche noch ein kurzes Gebet, dann wurde Wissmann in der Familiengruft der Familie Eugen Langen beigesetzt. Dort befindet sich das Grab heute noch. Geboren wurde Hermann Wissmann am 4. September 1853 in Frankfurt an der Oder. Mit 17 Jahren trat er in die Armee ein; vier Jahre später erhielt er seine Beförderung zum Leutnant. Zunächst fiel Wissmann vor allem durch zahlreiche Streiche auf, die ihm den Spitznamen „toller Leutnant“ einbrachten. Für ein Pistolenduell, in dem Wissmann seinen Gegner verletzte, musste er sogar eine viermonatige Haftstrafe verbüßen. Zum Wendepunkt in seinem Leben wurde ein zufälliges Treffen mit dem bekannten Afrikaforscher Paul Pogge im Jahr 1879, der in dem jungen Mann die Abenteuerlust weckte. Wissmann ließ sich beurlauben, um an der nächsten Forschungsreise Pogges teilnehmen zu können. Im Sommer 1881 brach die Expedition von Angola aus ins Landesinnere auf. Im Auftrag der Afrikanischen Gesellschaft sollte sie in Europa noch unbekannte Gebiete in Zentralafrika erforschen. Unterwegs erkrankte Pogge so schwer, dass er umkehren musste. So konnte Wissmann, der die Reise fortsetzte und im November 1882 die Ostküste erreichte, den Ruhm für die erste Durchquerung Afrikas von West nach Ost

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Abb. 1: Portrait Hermann von Wissmanns

für sich allein beanspruchen. Dadurch wurde er zu einer internationalen Berühmtheit. Von 1883 bis 1885 erforschte Wissmann im Auftrag des belgischen Königs Leopold II. die Kasai-Region im Kongo. Bei dieser Expedition folgte er erstmals seinem Wahlspruch „Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen.“ Eigenhändig erschoss Wissmann mehrere Afrikaner, die ihn am Weitermarsch hindern wollten. Mittlerweile war auch Deutschland in den Kreis der europäischen Kolonialmächte eingetreten. 1884 wurden große Gebiete in Südwestafrika (Namibia), Togo und Kamerun unter „deutschen Schutz“ gestellt, 1885 folgte Deutsch-Ostafrika. Doch die deutsche Herrschaft bestand nur auf dem Papier. Im September 1888 zwang der Widerstand der Küstenbevölkerung die mit der Verwaltung beauftragte DeutschOstafrikanische Gesellschaft zur Aufgabe fast ganz Ostafrikas. Reichskanzler Otto von Bismarck sah sich zum Eingreifen gezwungen, wollte er nicht den vollständigen Verlust der Kolonie riskieren. Um im Reichstag die nötige Mehrheit für die Finanzierung einer Kolonialtruppe zu erlangen, versuchte er, die geplante Intervention als deutschen Beitrag zum internationalen Kampf gegen die arabischen Sklavenhändler hinzustellen. Dabei bediente sich Bismarck geschickt der von dem französischen Kardi-

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nal Charles Martial Lavigerie ins Leben gerufenen „Antisklavereibewegung“, der er anfangs noch ablehnend gegenübergestanden hatte. Die Gegner des Sklavenhandels sorgten durch zahlreiche Propagandaaktionen dafür, dass weite Teile der Bevölkerung in einen regelrechten „Antisklavereirausch“ gerieten.3 Höhepunkt der Kampagne war die große Volksversammlung im Kölner Gürzenich am 27. Oktober 1888. Zu den Rednern auf der Veranstaltung gehörte auch Hermann Wissmann, der „Selbsterlebtes aus Afrika“ zum Besten gab. Der junge Offizier hatte während seiner Reisen in Afrika eine tiefe Abneigung gegen alle Araber, für ihn „die Pest Afrikas“, entwickelt.4 In seinem emotional gehaltenen Vortrag schilderte Wissmann den zahlreichen Anwesenden, wie er auf seiner zweiten Reise ein Dorf betrat, das angeblich kurz zuvor von Sklavenhändlern überfallen worden war: „Die Vegetation war vernichtet und alles verwüstet. Wir fanden einen schon gebleichten Schädel, abgehauene Menschenhände, die schon von Haut und Fleisch entblößt waren.“5 Damals habe er die „Räuberbande“ mangels ausreichender Machtmittel nicht für ihre Verbrechen bestrafen können; das solle nun möglichst bald nachgeholt werden. Am Ende der Veranstaltung verabschiedeten die Teilnehmer einstimmig eine Resolution, in der das Deutsche Reich zum militärischen Eingreifen gegen die arabischen Sklavenhändler aufgefordert wurde. In vielen Städten fanden danach ähnliche Versammlungen statt. Angesichts des zunehmenden öffentlichen Drucks fiel die bis dahin eher kolonialkritisch eingestellte Zentrumspartei um. Mit den Stimmen ihrer Abgeordneten bewilligte der Reichstag am 26. Januar 1889 zwei Millionen Mark für den Aufbau und Unterhalt einer aus deutschen Offizieren und Unteroffizieren sowie aus afrikanischen Söldnern, den sogenannten Askari, zu bildenden Streitmacht.6 Noch am gleichen Tag erläuterte der zum Befehlshaber der ersten deutschen Kolonialtruppe ernannte Wissmann in einer schneidigen Rede den Parlamentariern sein Aktionsprogramm. Mit Güte und Nachgiebigkeit seien die Schwierigkeiten niemals zu beseitigen, Verhandlungen kämen für ihn daher nicht in Frage, nur mit Gewalt könne „den Aufständischen eine gründliche Lehre erteilt und unser in Ostafrika schwer geschädigtes Ansehen wiederhergestellt“ werden.7

Abb. 2: Hermann von Wissmann mit der „Schutztruppe“ von Deutsch-Ostafrika

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Gleich nach Ankunft der in Ägypten und Mozambique angeworbenen Söldner begann Wissmann Anfang Mai 1889 mit der Bekämpfung der Widerstand leistenden Küstenbevölkerung. Die zahlreichen Gefechte verliefen dabei stets nach dem gleichen Muster: Eroberte Ortschaften ließ Wissmann plündern. Dann wurden alle Häuser in Brand gesteckt und die umliegenden Felder verwüstet. Damit gebührt Wissmann der zweifelhafte Ruhm, als erster in einem von Deutschen geführten Kolonialkrieg die Strategie der „verbrannten Erde“ angewandt zu haben.8

Abb. 3: Gefangene „Araber“ 1889/1890

Obwohl erfolgreich, fand die Kriegsführung des Reichskommissars, die selbst von Kolonialoffizieren als „äußerst grausam“9 bezeichnet wurde, nicht nur Zustimmung in Deutschland. In einer Rede vor dem Reichstag kritisierte der linksliberale Abgeordnete Eugen Richter Wissmanns Vorgehen scharf: „Wir lasen neulich, dass Herr Wissmann schon 700 Araber und Aufständische, wie sie genannt werden, hätte erschießen lassen, wir hören, dass bald dieses, bald jenes Dorf in Flammen aufgeht. Seine Truppen ziehen sengend und brennend umher, und die Aufständischen tun dergleichen, und das ganze nennt man in der Sprache der vorjährigen Thronrede ‚Kultur und Gesittung nach Afrika tragen!’“10 Mit den Anführern der Widerstandsbewegung machte der Reichskommissar zumeist kurzen Prozess: „Ohne Ausnahme wurden diese Halunken“, so der Kolonialoffizier Georg Maercker, „von Wissmann zum Tode durch Erschießen oder durch den Strang verurteilt und nicht allzu gering ist die Zahl derer, die mit ihrem Körper in den Küstenorten den Galgen oder eine Palme geziert haben.“11 Um seinem Vorgehen einen Hauch von Rechtmäßigkeit zu verleihen, hatte Wissmann schon gleich nach seiner Ankunft die ganze Küste unter Kriegsrecht gestellt. Kritiker des Reichskommissars wie der deutsche Generalkonsul auf Sansibar, Gustav Michahelles, bezeichneten dessen Herrschaft als „Militärdiktatur“.12 Nach einem Jahr heftiger Kämpfe konnte Wissmann im Mai 1890 die vollständige Eroberung der ostafrikanischen Küste nach Berlin melden. Daraufhin wurde der Reichskommissar nach Deutschland beordert, um dort seine Pläne für die weitere Entwicklung der Kolonie vorzustellen. Sein Aufenthalt in der Heimat geriet zum Tri-

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umphzug. Auch in Köln, wo er kurz Station machte, jubelten ihm die Massen zu. In Berlin erhielt er seine Beförderung zum Major, wurde mit Orden überhäuft und vom Kaiser in den erblichen Adelsstand erhoben. Wissmann schien eine glänzende Karriere bevorzustehen. Doch schon bald erfolgte der jähe Absturz. Knapp ein Jahr später enthob Wilhelm II. den gefeierten Kriegshelden seiner Stellung. Grund für die Entlassung war der leichtfertige Umgang des Reichskommissars mit Steuergeldern. Zum einen hatte die Niederschlagung des „Aufstands“ statt 2 Millionen Mark, wie ursprünglich in einem Gutachten von Wissmann veranschlagt, die gewaltige Summe von 9,5 Millionen gekostet. Vor allem im Auswärtigen Amt machte er sich damit Feinde. Zum anderen hatte es Wissmann nicht so genau mit der Buchhaltung seiner Ausgaben genommen. Eine im April 1891 durchgeführte Nachprüfung ergab ein Defizit von 43.000 Mark für das Rechnungsjahr 1889/90. Damit wurde nichts aus Wissmanns Traum, nach der Übernahme der Verwaltung durch das Reich erster Gouverneur von Deutsch-Ostafrika zu werden. Trotzdem durfte er im Kolonialdienst bleiben. Allerdings musste er sich dem neuen Gouverneur Julius von Soden unterstellen. Dieser übertrug ihm die Aufgabe, die deutsche Macht an der Westgrenze der Kolonie, die durch die großen zentralafrikanischen Seen gebildet wurde, zu etablieren. Dazu sollte ein Dampfer zu den Seen gebracht werden, dessen Bau und Transport vom Komitee der „Antisklavereilotterie“ finanziert wurde. Am 14. Juli 1892 brach Wissmann in Richtung Nyassa-See auf. Seine Begeisterung für diese Aufgabe hielt sich allerdings in Grenzen: „Die einzige Triebfeder zu meiner jetzigen Tätigkeit ist Pflichtgefühl; Lust und Vergnügen an der jetzigen Arbeit habe ich nicht“, ließ er seine Mutter wissen.13 Im April 1893 erreichte die Expedition endlich den See. Nach dem Stapellauf des Dampfers im Frühjahr 1894 kehrte er nach Deutschland zurück. Während der Vorbereitungen für die Dampfer-Expedition hatte Wissmann in Ägypten Hedwig Langen, die Tochter des Kölner Ingenieurs und Geschäftsführers der „Antisklavereilotterie“ Eugen Langen, kennen und wohl auch lieben gelernt. Im September 1894 wurde offiziell die Verlobung der beiden bekannt gegeben. Während der Vorbereitungen der Hochzeit, die in Köln stattfinden sollte, zeigte sich, dass Wissmann trotz seiner „Degradierung“ immer noch zahlreiche Bewunderer hatte. Die Kölner nutzten seine mehrwöchige Anwesenheit in der Domstadt und veranstalteten ein Festmahl für den „Kolonialhelden“ im großen Saal des Kasinos. Unter den mehr als 200 geladenen Gästen befanden sich der Reichstagsabgeordnete Franz Prinz von Arenberg, mehrere Generäle sowie als Vertreter für den verreisten Oberbürgermeister der Beigeordnete Jansen. Der Ehrengast erschien in Begleitung seines zukünftigen Schwiegervaters. Mehrere Redner, darunter Arenberg, würdigten Wissmanns Verdienste für die deutsche Kolonialpolitik, die Mission und die Geographie. Während des Essens erreichte der Personenkult um Wissmann seinen Höhepunkt, als die Anwesenden ein von dem bekannten Kölner Schriftsteller Johannes Fastenrath eigens für Wissmann geschaffenes Lied sangen.14 Einige Wochen später, am 20. November 1894, heiratete Hermann von Wissmann seine Verlobte in der Kölner Trinitatiskirche. Nach der Hochzeitsreise bezog das Paar eine Villa im heutigen Berliner Stadtteil Grunewald.

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Wissmanns Aufenthalt in Deutschland sollte allerdings nur von kurzer Dauer sein, denn sein Wunsch, Gouverneur von Deutsch-Ostafrika zu werden, ging doch noch in Erfüllung. Anfang 1895 war sein Vorgänger, Friedrich von Schele, abberufen worden, weil er nach Meinung der Kolonialabteilung im Auswärtigen Amt zu häufig Krieg geführt hatte. Als neuen Mann an der Spitze schlug Reichskanzler Chlodwig von Hohenlohe Hermann von Wissmann vor. Auch die Kolonialabteilung votierte für den ehemaligen Reichskommissar, um den sich ebenfalls Hoffnung machenden Carl Peters auf diesem Posten zu verhindern.15

Abb. 4: Hermann von Wissmann „bei den Seinen in Lauterberg; vor ihm sitzt seine Frau Hedwig, geb. Langen.

Kaiser Wilhelm II. war von dem Vorschlag allerdings wenig angetan, stimmte der Ernennung dieses „bloßen Condottiere“ (Söldnerführers), wie er Wissmann abfällig nannte, aber schließlich doch zu.16 Allerdings brachte er es nicht über sich, ihm, wie seinem Vorgänger, auch das Kommando über die „Kaiserliche Schutztruppe“ zu übertragen. Ende Juli 1895 traf der neue Gouverneur in der Kolonie ein mit der strikten Anweisung, „dass nun endlich mit dem Kriegführen aufgehört werden müsse“.17 An diese Order hielt Wissmann sich nur teilweise. Zwar schloss er im Dezember 1895 mit dem seit 1891 hartnäckig Widerstand leistenden Wahehe-Herrscher Mkwawa einen Friedensvertrag.18 Gegen andere sogenannte „Rebellen“ ging Wissmann dagegen wie früher mit „größter Schärfe und Strenge“ vor.19 Trotz anders lautender Weisungen ließ er die Kolonialtruppe zwischen August 1895 und Mai 1896 immerhin zu sechs größeren kostspieligen Feldzügen ausrücken.20 Gefangene „Rädelsführer“ wurden vor ein Kriegsgericht gestellt und meist zum Tode durch den Strang verurteilt.

Hermann von Wissmann

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Allein nach Beendigung der „Strafexpedition“ gegen den angeblichen „Sklavenräuber“ Hassan bin Omari im Januar 1896 wurden 13 Afrikaner, darunter Omari, hingerichtet. Wissmanns Amtszeit währte jedoch nicht lange. Nach nicht einmal einem Jahr bat er um die Versetzung in den einstweiligen Ruhestand, der ihm auch gewährt wurde. Der Hauptgrund für Wissmanns Rücktritt war sein schlechter Gesundheitszustand, eine nicht unbedeutende Rolle spielte aber auch, dass er sich nicht mit der Beschneidung seiner Befugnisse durch den Kommandeur der Schutztruppe, Lothar von Trotha, abfinden konnte. Auch wenn Wissmann nur wenige Monate in Deutsch-Ostafrika wirken konnte, hatten einige der von ihm initiierten Verordnungen weitreichende Folgen für die Entwicklung der Kolonie. Hierzu zählt vor allem die von ihm vorbereitete und von seinem Nachfolger eingeführte Hüttensteuer für die afrikanische Bevölkerung. Wissmann wollte den Einheimischen „durch die Auferlegung einer Pflicht auch äußerlich die Tatsache unserer Herrschaft“ demonstrieren.21 Er erwartete, dass die „Eingeborenen“ Verständnis dafür aufbringen würden, für „Leistungen“ der Kolonialmacht eine Gegenleistung erbringen zu müssen und nicht alle „Wohltaten“ als selbstverständlich hinzunehmen. Hier irrte Wissmann jedoch gewaltig. Die zunehmende Bedrückung der Bevölkerung durch die von den Deutschen eingeführten Steuern waren im Juli 1905 mit ein Grund für den Ausbruch des Maji-Maji-Krieges, dem zwischen 75.000 und 300.000 Afrikaner zum Opfer fielen.22 Diesen Krieg sollte Hermann von Wissmann allerdings nicht mehr erleben. Am 15. Juni 1905 starb er bei einem Jagdunfall in Österreich.

„Hedwig von Wissmann“ auf dem Tanganyika-See Marianne Bechhaus-Gerst

„Jetzt durchschneidet der Dampfer ‚Hermann von Wissmann‘ stolz die Fluten des Njassa-Sees. Sorgen wir dafür, daß die ‚Hedwig von Wissmann‘ bald auf dem Tanganyika-See schwimmt!“, wird in Band 158 der „Schicksale deutscher Schiffe“ ein ungenannter rheinischer Industrieller zitiert.1 Deutsche Schiffe auf den großen ostafrikanischen Seen sollten zwar vorgeblich bei der Bekämpfung des arabischen Sklavenhandels helfen, dienten aber tatsächlich der Sicherung der Westgrenze der ostafrikanischen Kolonie gegen die anderen europäischen Kolonialmächte. Bereits 1890 hatte von Wissmann auf einer Großveranstaltung in Köln für seinen Plan, einen Dampfer zum Viktoriasee zu bringen, geworben.2 Ab 1893 war dieses Schiff zwar nicht auf dem

Abb. 1: Der Stapellauf der Hedwig von Wissmann am 20. September 1900 wurde fotografisch festgehalten.

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Viktoriasee, aber auf dem Nyassa-See in Dienst genommen worden.3 Der große Aufwand an Geld, Material und vor allem an Menschen, der für dieses Unterfangen notwendig gewesen war, schreckte offenbar nicht davon ab, einen weiteren Dampferbau und -transport zu planen. Es handelte sich um prestigeträchtige Projekte, mit denen gegenüber den anderen europäischen Kolonialmächten der Herrschaftsanspruch über die großen ostafrikanischen Seen demonstriert werden sollte. Indem man vorgab, den Sklavenhandel zu bekämpfen, appellierte man an die Spendenbereitschaft der Bevölkerung. So blieb der oben zitierte Aufruf des Industriellen nicht ungehört. 1896 stiftete Hedwig von Wissmann, Tochter des Kölner Industriellen Eugen Langen, 20.000 Mark für den Bau eines Schiffes,4 das nach ihr benannt werden sollte und dessen weitere Finanzierung durch Spenden von Einzelpersonen und Unterabteilungen der Deutschen Kolonialgesellschaft sowie durch eine „Wohlfahrtslotterie für Kolonialzwecke“5 mühsam aufgebracht wurde. Das Schiff wurde 1897 in Hamburg von der Schiffswerfte & Maschinenfabrik AG gebaut. Bei einer Länge von 20 Meter war es für zwölf Mann Besatzung und 200 Fahrgäste ausgelegt und konnte so eine „Schutztruppenkompanie einschließlich ihrer Träger, Lasten und Reittiere“6 aufnehmen. Da es in Einzelteilen transportiert werden sollte, wurde es zusammengeschraubt und nicht genietet.7 Unmittelbar nach der Abnahme wurde das Schiff wieder auseinandergenommen und „trägergerecht“ verpackt. Mindestens 30 kg wurden einem afrikanischen Träger zugemutet, mit Schraubenwelle und Maschinenzylinder hatte man aber auch nicht zerlegbare Teile, die je ca. 250 kg wogen.8 Ende März 1898 brach die „Hedwig von Wissmann“ in ihre Einzelteile verpackt nebst dem entsprechenden Personal auf einem Dampfer nach Ostafrika auf. Der Transport eines kompletten Schiffes quer durch die ostafrikanische Kolonie kann nur als wahnwitziges Unterfangen bezeichnet werden, das vor allem von der einheimischen Bevölkerung große Opfer erzwang und zudem unter keinem guten Stern stand. Auf dem letzten Wegstück schleppten 4000 Träger die einzelnen Teile des Schiffes sowie weitere Ausrüstungsgegenstände durch zum Teil schwer zugängliches Gebiet. Insgesamt 15 Monate war die „Hedwig von Wissmann“ von Hamburg bis zum Tanganyika-See unterwegs.9 Kaum am Ziel angekommen vernichtete ein Brand die meisten Bauholzteile des Dampfers und beschädigte viele Eisenteile. Erneut musste in Berlin finanzielle Unterstützung erbettelt werden, um die zerstörten Teile ersetzen zu können. Der Stapellauf und die Taufe des Dampfers fanden schließlich am 20. September 1900 statt. Die folgenden Jahre scheinen relativ ereignislos verlaufen zu sein, bis der Erste Weltkrieg auch die ostafrikanische Kolonie erreichte und die „Hedwig von Wissmann“ zum Kanonenboot umgerüstet wurde. Auf dem Tanganyika-See waren es die belgischen Kolonialherren des Kongo, denen sich die Deutschen als Feinde gegenübersahen. Die Belgier waren mit dem Dampfer „Alexandre Delcommune“ auf dem See vertreten, der von der „Hedwig von Wissmann“ unverzüglich unter Beschuss genommen und beschädigt wurde, aber nicht versenkt werden konnte.10 Der „Hedwig von Wissmann“ kam in der Folgezeit die Aufgabe zu, die Grenze nach Westen zu schützen – eine nicht zu bewältigende Aufgabe angesichts eines 650 Kilometer langen Ufers. So kam es, wie es kommen musste: Anfang Februar 1916 wurde die „Hedwig

„Hedwig von Wissmann“ auf dem Tanganyika-See

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von Wissmann“ von britischen und belgischen Schiffen beschossen und getroffen. Die Mannschaft musste das Schiff aufgeben. Der Kommandant, der als letzter das brennende Schiff verließ, deponierte einen Sprengsatz, um es zu versenken. Beim Beschuss der „Hedwig von Wissmann“ starben 7 Besatzungsmitglieder. Die Überlebenden gerieten in Gefangenschaft.11

Abb. 2: Die „Hedwig von Wissmann“ in Friedenszeiten.

„Möge uns noch in diesem Jahre die Freudenbotschaft werden, daß ein deutscher Dampfer die blauen Fluten des Tanganyika durchfurcht und die schwarzweißrote Flagge im Herzen Afrika stolz vom Top flattern läßt!“, hatte Fitzner 1897 noch pathetisch seinen Bericht über den Bau der „Hedwig von Wissmann“ schließen lassen.12 Knapp 20 Jahre später war nicht nur die „Hedwig von Wissmann“ auf einem sinnlosen Kriegsschauplatz versenkt worden; Deutschlands Zeit als Kolonialmacht war in den meisten Kolonien bereits Vergangenheit.

Kölner Unternehmer und die Kolonialwirtschaft Marianne Bechhaus-Gerst

Das koloniale Projekt des Deutschen Reiches war von Beginn an vor allem aus den Kreisen der Wirtschaft vorangetrieben worden. Auch Kölner Unternehmer waren daran beteiligt, vertraten ihre Interessen in den maßgeblichen Vereinigungen oder gründeten selbst koloniale Unternehmungen. Zu letzteren gehörten die Rheinische Handei-Plantagen-Gesellschaft, eine Gründung des Bankhauses Oppenheim, und die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft Victoria des in Köln geborenen Juristen Max Esser.1 Eine wichtige Interessensvertretung war der Kolonialrat, der von 1890 bis 1907 und von 1911 bis 1913 das Reichskolonialamt in kolonialen Fragen beriet und dem der Unternehmer Eugen Langen, der Präsident der Kölner Handelskammer Gustav Michels, der Bankier Simon Alfred von Oppenheim und der Industrielle Arnold von Guilleaume jeweils mehrere Jahre angehörten.2 1896 wurde in Berlin das Kolonialwirtschaftliche Komitee (KWK) gegründet, das der „wirtschaftlichen Hebung der Schutzgebiete“ dienen sollte.4 Genauer werden als Aufgaben des KWK genannt: „I. Die wirtschaftlichen Interessen der Deutschen in den Tropen und Subtropen zu sammeln, zu fördern und zu vertreten; II. insbesondere die Einfuhr und Ausfuhr der deutschen Schutzgebiete sowie deren Produktion zu heben.“5 Das KWK organisierte eine Reihe von Expeditionen in die Kolonien, um die Möglichkeiten der wirtschaftlichen Nutzung der Gebiete zu erkunden. Zwischen 1906 und 1914 wurden Abb. 1: Mitgliedskarte der für die Bereiche Baumwolle, Kolonial-Technik, Stadt Köln von 1905 Kautschuk, Ölrohstoff und Wollschafzucht Kommissionen gebildet, die in Spezialfragen beratend zur Seite stehen sollten. In der Monats-Zeitschrift „Der Tropenpflanzer“ machte das KWK Forschungsergebnisse zu Anbau- und Arbeitsmethoden sowie Verhandlungs- und Expe-ditionsberichte der einzelnen Kommissionen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich. Nach außen hin gab sich die Organisation unpolitisch, was zusätzliche Unterstützer und Mitglieder einbrachte.6 Kölner Unternehmen und Unternehmer brachten sich in verschiedenen Bereichen in die Arbeit des KWK ein. Im geschäftsführenden Ausschuss waren der Direktor der Rheinischen Handei-Plantagengesellschaft, Richard Hindorf, und der Vorstand der Westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft Victoria, Max Esser, vertreten.7 Die Handelskammer Köln sowie der Verein der Industriellen des Regierungsbezirks Köln gehörten zu den körperschaftlichen Mitgliedern, und ab 1905 war die Stadt Köln mit einem Beitrag von jährlich 100 Mark Mitglied im Kolonialwirtschaftlichen Komitee. Im Jahresbericht 1902/1903 ist von

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weiteren mehr als 1.500 Firmen und Einzelmitgliedern die Rede. Aus Köln kamen unter anderem Franz Clouth, Rheinische Gummiwarenfabrik G.m.b.H. (Nippes), Gasmotorenfabrik Deutz, Kölnische Gummifädenfabrik, vorm. Ferd. Kohlstadt & Co. (Deutz), W. Leyendecker & Cie. (Ehrenfeld), Maschinenbauanstalt Humboldt (Kalk), J. Pohlig, Act. Ges. (Zollstock) und Gebrüder Stollwerck.8 Alle diese Unternehmen hofften offenbar, an und in den Kolonien verdienen zu können. Kakao, Baumwolle und Gummi waren Kolonialprodukte par excellence, und wirtschaftliches Wachstum in Konkurrenz zu anderen europäischen Kolonialmächten war ein wichtiges Ziel kolonialer Unternehmungen; der Bezug preiswerter Rohstoffe aus „eigenen“ überseeischen Gebieten sollte als wesentlicher Baustein für dieses Wachstum dienen. „Nur wenn Deutschland so gestellt ist, dass es unter gleich günstigen Bedingungen die erforderlichen Rohstoffe beziehen kann wie die Konkurrenzländer, kann es sich als Industriestaat weiterentwickeln, was aber ohne einen entsprechenden Kolonialbesitz kaum möglich sein wird“, heißt es in einem Beiheft zu „Der Tropenpflanzer“ von 1916.9

Abb. 2: Kölner Unternehmen in der Zeitschrift des KWK „Der Tropenpflanzer“.

Die Rohstoffe aus den Kolonien entsprachen aber nicht immer den gewünschten Standards, und so waren Kölner Mitglieder des KWK auch gefragt, wenn es um die Qualitätsprüfung der Rohstoffe ging. Gebrüder Stollwerck erstellte zum Beispiel Gutachten zu Kakao aus Samoa und Togo oder Vanille aus dem Gouvernementsgarten in Daressalam.10 Die Gummi arabicum-Firma Wördehoff & Schnabel untersuchte die Brauchbarkeit des Rohstoffs aus Kilwa in Deutsch-Ostafrika, Felten & Guilleaume prüfte Jute- und Hibiscushanf aus Deutsch-Ostafrika und Ananasfasern aus Togo auf ihre Verwertbarkeit.11 Das Unternehmen hatte sich bereits 1898 finanziell an einer Kautschuk-Expedition des KWK beteiligt. Die Kölnische Baumwollspinnerei und Weberei zahlte von 1910 bis 1912 jährlich 700 Mark an die Baumwollkommission. Insgesamt zahlten rheinische Textilfirmen in diesen Jahren rund 53.200 Mark und somit mehr als 20 Prozent der gesamten Beiträge für die Baumwollkommission ein. Überhaupt war die Baumwollproduktion ein wichtiger Wachstumszweig, der langfristig Unabhängigkeit vom amerikanischen Baumwollmarkt bringen sollte. Neben den im KWK vertretenen Kölner Unternehmen gab es weitere, die ihre Produkte in die Kolonien exportierten. Eine Anzeige aus dem Jahr12 listet Mineralwasser- und Schaumwein-Apparate der Firme Hugo Mosblech aus Köln-Ehrenfeld und Tabakfabrikations- und Ziegeleimaschienen der Firma Wilh. Quester aus Köln-Sülz auf.

Kölner Unternehmer und die Kolonialwirtschaft

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Für die wenigstens Unternehmen zahlte sich das kostenintensive Engagement in den Kolonien wirklich aus, zumal mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs die meisten unternehmerischen Aktivitäten zum Erliegen kamen. In der Hauptstadt gab man sich optimistisch, was den Fortgang des kolonialen Projekts anbelangt. In einem Schreiben des KWK an die Stadt Köln vom 10. Januar 1916 heißt es: „Zwar befindet sich ein nicht unbeträchtlicher Teil unseres Kolonialbesitzes in feindlicher Hand, es ist aber mit Sicherheit zu erwarten, dass wir bei Friedensschluss nicht nur unsere bisherigen Kolonien behalten, sondern dass unser Kolonialbesitz einen erheblichen Zuwachs erfahren dürfte, dessen Erschliessung uns vor neue grosse Aufgaben stellen wird.“13 Der Krieg endete mit einer Niederlage des Deutschen Reiches, und der Kolonialbesitz wurde nicht größer, sondern ging komplett verloren. Und obwohl der wirtschaftliche Nutzen für die meisten Unternehmen gering gewesen war, waren die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen in den Kolonien einschneidend verändert worden. Das Land war enteignet und die Plantagenwirtschaft mit großflächigen Monokulturen eingeführt worden. Die Bewirtschaftung der Plantagen war durch Zwangsarbeit, unmenschliche Arbeitsbedingungen und brutale Gewalt erkauft worden. Kölner Unternehmen und Unternehmer beteiligten sich also auf direkte oder indirekte Weise an der Etablierung ausbeuterischer Wirtschaftsbeziehungen.

Eugen Langen als Kolonialaktivist Kathrin Treins

Verdiente Kölnerinnen und Kölner zieren den Kölner Rathausturm, mehr als 100 sind dort in Stein verewigt.1 Hier findet man auch im 3. Obergeschoss des Turmes die Steinfigur von Eugen Langen. Langen war ein erfolgreicher Unternehmer und in Köln ein geschätzter Bürger. Der wirtschaftliche Aufstieg begann mit dem Zuckerunternehmen Pfeifer & Langen, es folgte die Gründung der Gasmotorenfabrik Deutz AG und die Erfindung des Wuppertaler Schwebebahnsystems, dessen Inbetriebnahme im Jahr 1901 er aber nicht mehr miterlebte. Als Eugen Langen im Oktober 1895 an den Folgen einer Fischvergiftung verstarb, stand er kurz vor seinem 62. Geburtstag. Begleitet von einem großen Trauerzug wurde er auf dem Melatenfriedhof beigesetzt.2 Bei seiner Beerdigung war Eugen Langens berühmter Schwiegersohn nicht anwesend: Hermann von Wissmann. Der „Afrikakenner“ und Offizier – seit 1894 mit Langens Tochter Hedwig verheiratet – befand sich zu diesem Zeitpunkt in Ostafrika. Neben dem verwandtschaftlichen Verhältnis verband die beiden vor allem eines: ein starkes koloniales Interesse. Das koloniale Engagement des Zuckerfabrikanten begann im Januar 1885. Zu Ehren des „Afrikaforschers“ Henry Morton Stanley3 organisierte er den „Stanley-Tag“. Langen schaffte es sogar, zu diesem Anlass den bekannten „Afrikareisenden“ nach Köln zu holen. Eugen Langen wirkte fortan an bedeutenden kolonialen Veranstaltungen in der Domstadt mit. Er war Gründungsmitglied der Abteilung Köln der Deutschen Kolonialgesellschaft (19.10.1888), deren Vorsitz er bis zu seinem Tod innehatte.4 Ebenfalls im Oktober Abb. 1: Fotografie von Eugen Langen, aufgenommen 1888 fand die „1. Antisklaverei- im Atelier Tonger (Inh. Ernst Ohle), Köln, KomöVersammlung“ im Kölner Gürze- dienstr.20 (o.J.)

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nich statt, die Langen mitorganisierte und die ein Jahr später unter dem gleichen Motto wiederholt wurde. Dort wurde massiv der „Kampf gegen den afrikanischen Sklavenhandel“ propagiert – eigentlich wurde dieses scheinbar humanitäre Engagement aber zur Legitimierung eines Militäreinsatzes in Ostafrika genutzt. Beim so genannten „Wissmann-Kommers“ im September 1890 und der „Wissmann-Feier“ im Kasino 1894, beides Feiern zu Ehren Hermann von Wissmans, war Langen ebenfalls federführend tätig.5 Dieser hatte nicht nur ein politisches Interesse an den Kolonien, sondern auch ein wirtschaftliches. Trotz einer frühen finanziellen Pleite des „Königreichs Langen“6 im südostasiatischen Archipel ließ sich Eugen Langen nicht beirren; er baute seine unternehmerische Beteiligung in den Kolonien weiter aus. Mit besonderem Interesse verfolgte er die Erschließung der Kolonialgebiete Ostafrikas, wo die DeutschOstafrikanische Gesellschaft (DOAG) tätig war. Diese hatte auf zweifelhafte Weise Gebiete okkupiert, stand jedoch schon ein Jahr nach der Gründung vor dem finanziellen Ruin. 1885 stieg Langen in das Unternehmen ein und strukturierte es erfolgreich um. Für die Reorganisation erhielt Eugen Langen den Titel des Geheimen Kommerzienrats.7 Bezeichnend ist, dass er sich mit der neuen Organisation aber nicht zufrieden gab und Ideen zur weiteren infrastrukturellen Erschließung Ostafrikas entwickelte. Für dieses Vorhaben suchte und fand er vor allem im Kolonialrat Unterstützung. Das Deutsche Reich musste seine kolonialen Ansprüche mit militärischer Gewalt durchsetzen; der Widerstand auf ostafrikanischer Seite war groß. Zu Beginn des Jahres 1889 setzte die Regierung im Reichstag das „Gesetz zur Bekämpfung des Sklavenhandels und zum Schutz deutscher Interessen“ durch und schickte Hermann von Wissmann als Reichskommissar nach Ostafrika. Wissmanns militärisches Vorgehen versuchte Langen auf gesellschaftlicher und politischer Ebene zu unterstützten. Langen setzte sich auf verschiedenen Ebenen für die Zukunft der DOAG und den Erfolg seines Schwiegersohnes ein. In Köln und im Rheinland warb der Unternehmer für die „Antisklaverei-Bewegung“. Mit Hilfe des „Antisklaverei-Kommitees“ rief Langen eine Lotterie ins Leben, um Spenden für das Vorhaben zu sammeln.8 Er selbst hatte Pläne zum militärischen Vorgehen entwickelt, um eine Niederschlagung der „Aufstände“ zu erreichen. In seinem „Entwurf über die Zukunft der DOAG“9 schrieb er: „1. Einrichtung und Ausrüstung einer Landtruppe [...]“, „Ankauf von 2 flachgehenden Transportdampfern, 3-400 Ton., mit leichter Armierung […] und Armierung als Provisorium für die Zeit der Wiedereroberung der Küste u. die Dauer der Unruhen.“10 Seiner Meinung nach war die „Pacifierung […] erst dann als vollzogen anzusehen, wenn das Sultangebiet vollständig von Aufständischen gesäubert“11 wäre. Der Kölner vertraute mit diesem Plan allein auf die Waffengewalt. Von den humanitären Absichten, die im „Kampf gegen den Sklavenhandel“ propagiert wurden, war keine Rede mehr. Langen und die anderen DOAG-Vorstandsmitglieder dachten nicht über eine Änderung der Vorgehensweise in Ostafrika nach. Allein der gewaltsame Machterhalt und die wirtschaftliche Sicherung der Gesellschaft standen im Mittelpunkt; die Gründe für den Widerstand wurden nicht reflektiert. Mit diesem seinem Einsatz für koloniale Projekte und als Teilhaber der DOAG empfahl sich Langen für den Kolonialrat. Dieses Gremium wurde im Oktober 1890

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ins Lebens gerufen, um der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts als Beirat zu dienen. Den Vorsitz führte der Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes, Dr. Paul Kayser. Die Mitglieder waren Vertreter der Wirtschaft, Bankiers und Beamte, deren Berufung im Mai 1891 erfolgte.12 Als Kolonialratsmitglied konnte Langen seine Interessen und Projekte in der gesamtdeutschen Kolonialpolitik vertreten und eigene Ideen einbringen. Bei der Planung des Ostafrika-Etats forderte Langen die Regierung auf, den Bau von Eisenbahnen zu beschleunigen. Sein Ziel war „[...] die so sehr notwendige Bahn von der Küste nach Mperapwa und Kondea […]. Durch diese Bahn würden die Übelstände der heutigen Expeditionen beseitigt werden, und man würde sich im Hinterland ein Volk heranbilden, das Vertrauen zur deutschen Regierung hätte.“13 Darüber hinaus empfahl er, die Anzahl der Truppen in Ostafrika zu erhöhen, weil sie „Mittel zum Zweck sei[en]. Bevor die Verhältnisse gesichert seien, würde niemand einen Pfennig für Anlagen in Ostafrika hergeben.“14 Der Kolonialrat befasste sich wiederholt mit dem ostafrikanischen Landproblem, da die DOAG in der Bereitstellung von Land einen Anreiz für potentielle Anleger sah. Eugen Langen schlug vor, alles „herrenlose Land“ zu Kronland zu erklären. „Der Ausschuß war der Meinung, daß alles Land, das von afrikanischen Privatbesitzern, Stämmen und Dorfgemeinschaften direkt benutzt oder im Rahmen der Brachfeldwirtschaft zu erneuter Nutzung vorgesehen war, als okkupiertes Land anzusehen sei. […] Wegen der Nichtanerkennung afrikanischer Staatlichkeit könne nicht genutztes Land zu Kronland erklärt werden.“15 Die Sicherung der wirtschaftlichen Interessen hatte Priorität: es war das Ziel, ganz Ostafrika zu okkupieren. Langen setzte sich im Kolonialrat dafür ein, die Region gänzlich unter die deutsche Herrschaft zu stellen.

Abb. 2: Seit dem 8. November 1900 gibt es die Eugen-Langen-Straße in Marienburg im Kölner Süden. Auch in Wuppertal, Karlsruhe, Schwerin, Bergisch Gladbach und Elsdorf ehrt man ihn mit einem Straßennamen.

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Im Rheinland wie auch in Berlin pflegte Eugen Langen seine weitreichenden Kontakte. Der katholische Franz Karl Hespers unterstützte Langen in Köln in der „Antisklaverei-Bewegung“. Der Wuppertaler Bankier Karl von der Heydt führte die DOAG an. Mit ihm gemeinsam vertrat Langen die Interessen der Gesellschaft im Kolonialrat. Darüber hinaus erhielt er Einsicht in die Arbeit des Auswärtigen Amtes: „Viel Mühe und Arbeit ist damit verknüpft gewesen, gleichzeitig aber auch mir mancher Einblick gestattet worden in das Treiben der amtlichen Stellen […].“16 Den damit verbundenen Einfluss wollte sich Langen auf Dauer erhalten. Der Kölner Unternehmer wirkte intensiv im prokolonialen Netzwerk im Rheinland mit und brachte seine Ideen auch auf reichspolitischer Ebene ein. Nach seinem Einstieg in die DOAG baute Langen seinen Einfluss auf die Kolonialpolitik gezielt aus und arbeitete als Lobbyist. Er äußerte Kritik, vor allem daran, dass das Reich nur unzureichende finanzielle Mittel für den Ausbau der Kolonialgebiete zur Verfügung stellte. Sein Kolonialenthusiasmus verwandelte sich in ein politisches und wirtschaftliches Kolonialengagement, das auch in Berlin geschätzt wurde. Die Rettung der angeschlagenen DOAG verhalf dem Kölner einerseits zu einem gesellschaftlichen Aufstieg, andererseits profitierte er finanziell durch das rücksichtslose Verhalten der DOAG in der ostafrikanischen Kolonie. Mit der ständigen Unterstützung seines Schwiegersohnes Hermann von Wissmann sorgte Langen dafür, dass dieser trotz seiner zahlreichen Verbrechen in den „Schutzgebieten“ in Köln und über die Stadtgrenzen hinaus als „Kolonialheld“ gefeiert wurde. Damit trägt Eugen Langen Mitverantwortung für das brutale und ausbeuterische Vorgehen des Deutschen Reiches in Ostafrika.

Kakao am Kamerunberg Der Kölner Kaufmann Max Esser und die Folgen seines Pioniergeistes1 Ute Röschenthaler

Der Kölner Jurist und Kaufmann Max Esser war eine der schillernden Figuren im Kamerun der deutschen Kolonialzeit. Die einen lobten ihn als einen umsichtigen und verantwortungsvollen Plantagenmanager, der Großes leistete, andere klagten ihn als ruchlosen Kapitalisten an, der die organisierte Zwangsarbeit in Kamerun eingeführt und einheimische Arbeitskräfte in opportunistischer Weise auf seinen Plantagen verbraucht habe. Manche kreideten ihm zudem spekulative Geldgeschäfte und die zweifelhafte Wissenschaftlichkeit seiner Reisebeschreibung nach Angola an.2 Jedenfalls war Esser an einer entscheidenden Etappe der Entwicklung von Kameruns Wirtschaftsgeschichte, der Entstehung der Plantagenwirtschaft, im großen Stile beteiligt. Diese wiederum ist mitunter auch als Reaktion auf die neuen Konsumgewohnheiten in Deutschland und Europa zu verstehen, die den massenhaften Export von Kakao, Kaffee und anderen Kolonialgütern zur Folge hatte. Die gigantischen Plantagen, die Esser binnen weniger Jahre aufzog, veränderten die Landschaft im Südwesten Kameruns durch die Abholzung des Regenwaldes völlig, ebenso die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse am Kamerunberg. Dabei hatte Esser anfangs gar nicht die Absicht gehabt, nach Kamerun zu fahren. Ursprünglich wollte er nach Angola reisen, um Erkundigungen über die Landschaft einzuholen, verbunden mit dem Plan, eine Eisenbahn quer durch das südliche Afrika zu bauen. Doch dann traf er auf den kolonialbegeisterten Forschungsreisenden Eugen Zintgraff, der ihn von dem Plantagenprojekt in Kamerun überzeugte.3 Max Esser und die Kölner Familienbande Wer war Max Esser, der riesige Plantagen am Kamerunberg aufbaute und als Kameruns folgenreicher Tycoon bezeichnet werden kann?4 Maximilian Esser wurde am 14. September 1866 in die renommierte katholische Kölner Juristenfamilie Robert Esser geboren. Die Familie wohnte am Hof 22 nahe dem Dom und besaß auch eine Sommerresidenz am Rhein, die sie „Das Türmchen“ nannten.5 Max' Großvater väterlicherseits, Ferdinand Joseph Esser (1802-1871), war Geheimer Justizrat und Präsident des Zentral-Dombau Vereins. Dessen einziger Sohn war Max Essers Vater, Robert Joseph Esser (1833-1920). Auch er wurde Geheimer Justizrat und erhielt eine Reihe angesehener Auszeichnungen: den Roten Adlerorden, den Kronenorden Zweiter Klasse mit Stern und andere Orden des Preußischen Staates. Auch er engagierte sich im Kölner Dombau-Verein und in anderen kunstfördernden Institutio-

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nen.6 Max' Vater war zudem Vorsitzender von mindestens neun Firmen, darunter dem Kölner Schaaffhausenschen Bankverein sowie der Rheinisch-Westfälischen Bodenkreditbank, und war im Vorstand weiterer dreizehn Firmen, darunter auch einigen Plantagengesellschaften, wie der Konzessionsgesellschaft Südkamerun.

Abb. 1: Portraitfoto von Max Esser

Max Essers Vater heiratete 1864 Adele Josephine von Kaufmann (1845-1919), die ebenfalls aus Köln stammte. Sie war aktiv im Deutschnationalen Frauenverein, und wurde 1883 Vorsitzende der Kölner Zweigstelle des Deutschen Frauenvereins für Krankenpflege in den Kolonien, war Dame des Luisenordens und erhielt eine Medaille zweiter Klasse des Roten Kreuzes. Robert und Adele Esser hatten zwei Söhne, Ferdinand und Max, und zwei Töchter, Henriette und Karoline. Max Schwester, Henriette, heiratete 1891 den Kölner Verleger Albert Ahn (1869-1935), bei dem Max Esser wenige Jahre später ein Buch veröffentlichen sollte. Esser selbst trat zunächst in die Landwehr ein, und stu-

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dierte bis 1891 Rechtswissenschaften in Freiburg, Berlin, und Bonn. Er promovierte in Leipzig über das Aquilianische Recht. Danach arbeitete er in der Berliner Zweigstelle des Schaaffhausenschen Bankvereins, einer angesehenen Kölner Handelsbank. Essers spätere Schwiegermutter entstammte als eine geborene Deichmann einer bedeutenden Kölner Bankiersfamilie, der der Schaaffhausensche Bankverein vor seiner Umwandlung gehörte. Über den Schaaffhausenschen Bankverein sollte Max Esser später seine Kolonialgeschäfte abwickeln. Die durch seine Familienbande bereits angelegten Beziehungen führten Max Esser zur Kolonialwirtschaft. 1895 begann ein Konsortium von Bankleuten und Industriellen, die im Kolonialgeschäft tätig waren, Mittel für eine Expedition nach Angola zusammenzutragen und einen jungen unternehmungslustigen Mann, der sich vor Ort

Abb. 2: Die Esser-Affäre ging sogar in das Satiremagazin Kladderradatsch ein.

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nach den Möglichkeiten der Umsetzung umsehen würde, zu suchen. So war Max Esser dazu gekommen, seine erste Reise auf den afrikanischen Kontinent zu unternehmen und über die nötigen Mittel zu verfügen. Die Familiengeschichte belegt, dass die Essers mit den damals wichtigen Bankiersfamilien befreundet oder verschwägert und auch im Vorstand der entsprechenden Firmen, Kolonialunternehmen und Banken waren. Die Familiengeschich- te macht zudem deutlich, wie viel das kaufmännische und juristische Wissen, das Esser über seine Familienbande mitbekommen hatte, seinen „Pioniergeist“ und „Erfolg“ beflügelten. Nach seiner Rückkehr aus Kamerun und Angola gründete Esser 1897 die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft Victoria (WAVP) in Berlin. Ein Jahr später erschien sein Buch über diese erste Reise nach Afrika, das er druckfrisch dem Kaiser präsentierte. Esser hatte eine Audienz bei Kaiser Wilhelm erhalten, während der er ihm eineinhalb Stunden lang von seinen Reiseerlebnissen und dem großen Nutzen der Plantagenunternehmungen berichtete. Der Kaiser war beeindruckt und verlieh ihm daraufhin im jungen Alter von 32 Jahren den Kronenorden Zweiter Klasse. Vermutlich hatte Esser ein wenig zu dick aufgetragen, so dass sein Besuch beim Kaiser bis in die Klatschpresse Berlins getragen wurde. Die Tägliche Rundschau attackierte Esser besonders stark, indem sie ihm vorwarf, er habe dem Kaiser Unrichtiges berichtet, da die in seinem Buch aufgezeigte Reiseroute in Angola in der kurzen Zeit nicht zurückzulegen gewesen sei. Esser wollte den Korrespondenten Hans Wagner vor Gericht zitieren, woraufhin Wagner ihn zum Duell herausforderte, was Esser annahm, doch das Duell wurde verhindert. Dennoch wurde Esser wegen des Duellaufrufs zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, jedoch nach wenigen Tagen durch des Kaisers Wohlwollen wieder auf freien Fuß gesetzt. Die Attacken zogen sich ein ganzes Jahr lang hin. Es war dasselbe Jahr, in dem Max Esser Franziska Elisabeth (Lily) Dutreux (1871-1935), die Tochter eines Luxemburger Industriellen, heiratete. Sie lebten in Berlin und bekamen wenig später ihre Tochter, Elisabeth (1900-1984)7. Gleichzeitig war Esser mit dem Aufbau seiner Plantagen beschäftigt. Die Plantagen, das Landrecht und die Bakwiri Da Esser nicht dauerhaft in Kamerun bleiben konnte, hatte er bereits bei seiner Abreise verantwortliche Personen, insbesondere Wilhelm van de Loo, eingesetzt, die das Unternehmen beaufsichtigten. Esser selbst kehrte regelmäßig alle ein bis zwei Jahre nach Kamerun zurück, um die Plantagen zu inspizieren. Bevor Esser jedoch die Plantagen aufbauen konnte, musste er Land erwerben, was er gleich bei seinem ersten Aufenthalt in die Wege leitete. Um zu verstehen, wie dies vor sich ging, ist ein Blick aus Sicht der afrikanischen Bevölkerung hilfreich, die mit Essers Plantagenplänen konfrontiert wurde und die sich, zumindest am Anfang genauso Vorteile in der Zusammenarbeit mit den Europäern versprach.

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Abb. 3: Zeitgenössische Postkarte, die die Gewinnung der Kakaobohnen auf Essers Plantage zeigt. Sie ist Teil einer Serie, die den gesamten Prozess von der Ernte der Kakaobohnen bis zur fertigen Schokolade dokumentiert.

Aus lokaler Sicht war das gesamte Land von der Küste bis weit den Kamerunberg hinauf im Besitz der ansässigen Bevölkerung. Sie bewirtschaftete das Land durch Schwendbau. Das heißt, nach einigen Jahren bleiben die Felder brach liegen, damit sich das Land regenerieren kann, während ein anderes Stück Land gerodet und bepflanzt wird. Auch der Wald war einzelnen Dörfern zugeordnet. Die Einwohner betrieben Jagd, sammelten Waldfrüchte und die für den Hausbau notwendigen Materialien.8 Bereits in den 1880er Jahren hatten sich jedoch auch Europäer aus wirtschaftlichen Gründen dort niedergelassen, darunter abenteuerlustige Schweden.9 1885 gründeten die deutschen Händler Woermann und Jantzen & Thormählen kleinere Plantagengesellschaften, auf denen sie Kakao und Tabak anbauten und teure Arbeiter aus westafrikanischen Kolonien beschäftigten. Auch einzelne Bakwiri unterhielten bereits kleine Kakaoplantagen.10 Noch bevor Kamerun 1884 von Deutschland kolonisiert wurde, trieben sich dort nicht nur Forscher und experimentierfreudige Händler herum, sondern auch Engländer und Deutsche, die versuchten, jeweils Territorium für ihr Heimatland zu gewinnen. Sie schlossen mit den Einwohnern Verträge ab. Man nannte das „Dörfer kaufen“. Für die Unterzeichnung erhielten die chiefs europäische Waren wie Stoffe und Alkohol sowie das Versprechen auf Schutz durch den Kaiser, bevor die jeweilige Flagge gehisst wurde. Der Vertrag bedeutete jedoch für beide Parteien völlig Unterschiedliches. Für die Europäer bedeutete er, dass sie Eigentum an Land „erworben“ hatten und die Bewohner exklusiv mit ihnen Handel treiben durften. Für die Bakwiri bedeutete der Vertrag, dass sie den Weißen das Recht gaben, das Land zu nutzen, dort zu jagen, Häuser zu bauen, Bäume zu pflanzen und Gummi zu sammeln.

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Abb. 4: Die Arbeit auf der Plantage wird als zwangsfreie Idylle dargestellt. Allerdings ist die Arbeitsverteilung eindeutig: Die afrikanischen Männer arbeiten, der „weiße Mann“ beaufsichtigt.

Ein Nutzungsrecht, das durch regelmäßige Geschenke erneuert werden würde. Etwas anderes wäre schwer übersetzbar gewesen. Land konnte in ihren Augen gar nicht veräußert werden. Sie schlossen den Handelsvertrag ab, damit Waren ins Land kamen. Sie waren dabei durch aus selbstbewusst und suchten ebenso Gewinne zu machen. Die Schweden, die bereits jahrelang mit den Bakwiri freundschaftlich gehandelt hatten, waren tendenziell den Deutschen gegenüber positiv eingestellt. Daher kaufte der Schwede Valdau 1887 „ganz Buea“ für 280 Mark für die deutsche Regierung, das heißt den damaligen Gouverneur von Soden. Den Vertrag mit dem chief von Buea schickte er an Soden, der den Inhalt des Dokuments bestätigte und den Kauf im April 1890 in das Grundbuch eintrug. Chief Kuva hatte den Verkauf nicht einmal ordentlich signiert gehabt. Dieses Land stand nun zum Verkauf an interessierte Investoren zur Verfügung. Esser erwarb es für 600-800 Mark.11 Die Regierung befürwortete dies, da sie in Deutschland gegenüber der Opposition den Erwerb der Kolonie rechtfertigen musste. Die Bakwiri versuchten, sich gegen die Eindringlinge zu wehren, und leisteten großen politischen und militärischen Widerstand. Die Regierung schickte 1891 und 1895 Strafexpeditionen nach Buea, um für Ordnung zu sorgen. Die erste wurde in schwere Gefechte verwickelt, die zweite fand das Dorf verlassen, brannte es nieder und wertete dies als Sieg. Auch die Basler Mission nahm in dieser Zeit ihre Arbeit auf.12 Um das Land von Buea offiziell als Regierungsland zu erklären und für Plantagen zu öffnen, wurde 1896 die Kronlandverordnung erlassen. Demnach war alles Land, das nicht direkt genutzt wurde, herrenloses Land und damit Regierungsland. 1887 kaufte Esser die ersten 10.000 Hektar Land. Darunter fiel das Land von Gouverneur

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Soden und anderer privater Besitzer wie Eugen Zintgraff, Sholto Douglas, und VizeKonsul Spengler, die dieses auf ähnliche Weise von anderen chiefs erhalten hatten. Esser ließ das Land in das Grundbuch eintragen und hatte damit nach dem Kolonialgesetz rechtmäßig erworbene Landtitel. Er begann umgehend Kakaobäume zu pflanzen. Hinzu kamen Kaffee, Vanille, Gewürze und Gummi, die Esser in kleinerem Maßstab auch anbaute. Zu jener Zeit entstanden in Deutschland und der Schweiz die großen Schokoladenfirmen mit ihren Marken wie Suchard, Sarotti und die Kölner Firma Stollwerck. Während man sich in Deutschland dem Schokoladenkonsum hingab, mussten die Bakwiri mit ihren Enklaven zurechtkommen, die von Kakaoplantagen umschlossen waren. Sie hatten rechteckige Formen und nahmen keine Rücksicht auf die Bedürfnisse der Bevölkerung. Nur hier durften sie ihre Felder anlegen. Das Land reichte jedoch bei weitem nicht mehr für den täglichen Bedarf. Die Weltkriege und der Verlust der Plantagen Der Höhepunkt von Essers Plantagenwirtschaft lag zwischen 1900 und 1907. 1909 hatte er bereits zwei Häuser in Berlin erworben und ein Vermögen von 11 Millionen Mark mit einem jährlichen Einkommen von 0,8 Millionen erwirtschaftet – auf der Liste der preußischen Millionäre stand er auf Nummer 52.13 Die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft Victoria geriet jedoch sehr bald durch eine Zunahme an Braunfäule auf den Kakaoplantagen und durch den Preisverfall auf dem Weltmarkt in Schwierigkeiten; zudem standen technische Erneuerungen an. Esser sah sich gezwungen, vom Vorstand zurückzutreten. Wilhelm Kemner löste Esser in der Leitung der Plantage ab. Doch die Plantagen erholten sich auch unter Kemner nicht mehr. Nach der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg gingen die Plantagenunternehmen am Kamerunberg an England. Erst in den 1920er Jahren ersteigerten einige Unternehmen ihre Pflanzungen zurück, so auch die Westafrikanischen Pflanzungsgesellschaft Victoria, in dessen Vorstand Esser von 1926 bis 1936 noch einmal tätig war. Am 6. Februar 1943 verstarb Esser im Alter von 77 Jahren in Baden Baden, wo er auf dem Gemeindefriedhof seine letzte Ruhe fand. Die übrigen Mitglieder ruhen auf dem prächtigen Melatenfriedhof in Köln. Die Esserschen Plantagen gingen nach dem Zweiten Weltkrieg an die Cameroon Development Corporation (CDC), die von der unabhängigen Regierung Kameruns weitergeführt wurde. Heute werden auf dem Gelände auf 38.000 Hektar Bananen, Gummi und Palmen angebaut, die von 9.000 Angestellten bearbeitet werden. Die CDC ist nach dem Staat selbst der zweitgrößte Arbeitgeber in Kamerun.14 Buea ist heute eine ansehnliche Kleinstadt mit einer Universität. Die Bakwiri erhielten jedoch trotz der inzwischen möglichen Privatisierung der Plantagen bisher ihr Land nicht wieder zurück. Sie leben weiterhin mit den Plantagen, den Arbeitsmigranten und den dadurch entstandenen sozialen Spannungen.

Schwarz auf Weiß: Das Kölner Unternehmen Stollwerck im kolonialen Kontext Angelika Epple „Süßes verwöhnt, Süßes versöhnt“ – mit diesem Slogan lancierte vor 50 Jahren die Stollwerck AG ihre „Schwarze Herrenschokolade”. Schokolade, so die schlichte Botschaft von Werbespruch und Produktname, überdeckt Konflikte und heilt alle Wunden. Sie ist nicht nur ein Geschenk für die Dame oder das geliebte Kind, sondern auch eine süße Gabe für den Herrn.1 Nur an der Oberfläche setzte sich die Stollwerck AG mit diesem Slogan für eine Verbindung von süßem Genuss und Männlichkeit ein – „Verwöhnung“ und „Versöhnung“ waren in der Werbesprache der 1960er Jahre klar weiblich-kindliches Terrain. Noch heute gilt: Denken wir an Schokolade, verbinden wir sie meist mit Kindern oder Kindheitserinnerungen, mit Ostern, Weihnachten oder anderen Familienfesten und vor allem mit einer „Extraportion Milch“. Denken wir an Schokolade, dann schmecken wir Süßes und sehen „schwarz-weiß“: Milch und Kakao. Diese inneren Bilder fangen nicht den tatsächlichen Konsum von Schokolade ein, sondern sind Folge einer Werbemaschinerie, die seit dem Ende des 19. Jahrhunderts aufgebaut wurde und den Konsum von Waren mit wechselnden Sinneseindrücken und wohligen Gefühlen verband. Betrachtet man statt der Werbebilder die Geschichte der Schokolade, so war und ist sie nicht mit Verwöhnung und Versöhnung assoziiert. Die Geschichte der Schokolade ist untrennbar mit den Schattenseiten der Globalisierung verbunden; sie führt zurück in Zeiten des Kolonialismus und ist bis heute von Kinder- und Zwangsarbeit geprägt. Die Geschichte der Schokolade ist „schwarzweiß“, allerdings in einem anderen Sinne, als uns die Werbung suggeriert. Die Geschichte des anhaltend erfolgreichen Konsumprodukts wurde bis 1932 wesentlich von einem Kölner Familienunternehmen bestimmt: den Gebr. Stollwerck.1 Über viele Jahrzehnte hinweg waren die Gebr. Stollwerck das größte europäische Schokoladeimperium, nahmen auf dem amerikanischen Markt bis 1916 die zweite Stelle ein und beanspruchten selbst „größte Schokoladen-, Kakao- und Zucker-Firma der Welt“ zu sein.3 Gebr. Stollwerck gehörten aber nicht nur in Sachen Schokolade zu den erfolgreichsten Pionieren auf dem Weltmarkt. Mit der Entwicklung von Automaten betraten sie Neuland im Vertrieb und stießen Entwicklungen der Unterhaltungsindustrie (Foto, Film, Spielautomaten) und des modernen Fast Food (Automatenrestaurants) an. Sie waren eines der wenigen deutschen „Weltgeschäfte“4, die bereits vor dem Ersten Weltkrieg einen weltweiten Vertrieb aufbauten und in zahlreichen europäischen Ländern und den USA produzierten. 1932 traten mit Carl, Franz und Fritz Stollwerck die letzten Familienmitglieder aus dem Vorstand zurück und die Aktien wurden weit gestreut.5 Die Stollwerck AG, spätere Stollwerck-Imhoff AG blieb bis 2002 als Einheit erhalten, bis die Stollwerck-Gruppe in der Barry-Callebaut

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Abb. 1: Werbeanzeige vom 11.10.1906 in der Leipziger Illustrirte Zeitung:

AG aufging. „Schwarze Herrenschokolade” ist eine der wenigen Produktmarken, die bis heute überlebt haben – der Markenname „Stollwerck“ dagegen wird nicht mehr verwendet. Mit dem neuen Jahrtausend hat der ehemalige Global Player die Bühne endgültig verlassen. Wie eng Schokolade, Werbung und Kolonialismus miteinander verbunden sind, mag aus dem Bewusstsein bundesdeutscher Konsumenten verdrängt sein, wird aber durch einen nur flüchtigen Blick in die Geschichte der Werbefigur des „SarottiMohrs“ sinnfällig: Sarotti, seit 1997 Marke des Stollwerck-Konzerns, wurde nach der Übernahme durch Barry-Callebaut 2004 auf den internationalen Markt zugeschnitten: Der livrierte Diener, der mit seinen kindlichen Zügen und orientalischen Kleidern an aus Afrika und Indien verschleppte Kinder-Pagen der frühneuzeitlichen europäischen Höfe erinnert, wandelte sich von einem Mohren in einen goldenen Magier mit aufgehelltem Gesicht.6 International erschien der Mohr wenig gewinnträchtig. Er ist ein Überrest aus der Zeit des frühen, von Handelskompanien geprägten Kolonialismus, lange bevor Deutschland (sieht man von der brandenburgischen-preußischen Kolonie im 17. Jh. ab) eigene Kolonien in Afrika besaß. Als Werbefigur 1918 eingeführt, sollte er Schokolade erneut mit Luxus verbinden, nachdem Kakao, Schokolade und Pralinen

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bereits zu alltäglichen Produkten geworden waren. Dass die Werbefigur des „SarottiMohren“ von der Berliner Mohrenstraße inspiriert war – hier war der ursprüngliche Firmensitz –, schließt den Kreis zum brandenburgischen Besitz an der Goldküste. Friedrich Wilhelm I. soll für den Verkauf der Ländereien von den Holländern neben 7200 Dukaten auch zwölf Afrikaner erhalten haben. Ihnen „verdankt“ die Straße ihren Namen.7 Gebr. Stollwerck setzte schon Jahrzehnte vor der Erfindung des „Sarotti-Mohrs“ auf Werbung, die sich kolonialer und rassistischer Elemente bediente. Erklären lässt sich dies mit der Konsum- und Werbegeschichte. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurde Werbung für wirtschaftlichen Erfolg immer wichtiger. Hauptursache hierfür war, dass Waren nicht mehr vom Produzenten direkt verkauft wurden. Stattdessen wurden sie – dank verbilligter Transportkosten und der Möglichkeit einer geschlossenen Kühlkette – überregional vertrieben. So konnten größere Mengen produziert und die Stückkosten verringert werden. Allerdings musste die Ware dafür in kleineren Einheiten verpackt werden, die für den Verkauf geeignet waren. Der Käufer konnte die Ware nun nicht mehr ansehen, berühren oder gar kosten. An die Stelle des eigenen prüfenden Blicks trat die Verpackung – und die Werbung. Bereits Franz Stollwerck, der 1839 mit seiner Frau Anna Sophie eine Mürbeteigbäckerei in der Kölner Blindgasse 37 eröffnet hatte, nutzte nicht nur Annoncen, sondern auch Verpackungen und geschäftliche Korrespondenz für Werbezwecke. Die mit Exotik vermittelten kolonialen Bezüge seiner Produkte flankierte er stets mit Kölner Lokalkolorit. So kann man z.B. im Rechnungskopf des Firmengründers 1867 in zentraler Position die gekrönte Colonia erkennen. Sie hält ein Schutzschild in der Hand, das sich bei genauerem Hinsehen als Kölner Stadtwappen entpuppt – wenn auch ohne den Doppeladler. Die drei Kronen verweisen auf die Heiligen Drei Könige, Schutzheilige der reisenden Händler und der Stadt Köln, seitdem der Dom ihre Reliquien beherbergt. Die dreifache Krone wird zu einem alle Stollwerck-Zeiten überdauernden Emblem, das Stollwercks Schokoladen ziert und bis heute in verblasster Form als einfache Krone über dem Schriftzug Stollwerck der „Schwarzen Herrenschokolade“ aufscheint. Franz Stollwerck zeigte die Coloniae umringt von Insignien der Industrialisierung („Dampf-Chokoladen“), die er elegant mit der Exotik einer vermeintlichen Plantagenwelt verband. Die inszenierte Außendarstellung Franz Stollwercks arbeitete bewusst mit fiktiven Elementen. Die gezeichneten Kokospalmen und der im Hintergrund zu erkennende Rohrzucker spielten in der realen Produktion gerade keine Rolle. Schokolade, dessen genaue Zusammensetzung zu Franz Stollwercks Zeiten noch nicht festgelegt war, bestand zu einem Großteil aus Zucker, allerdings nicht aus dem teuren Rohr-, sondern aus dem deutlich billigeren, raffinierten Rübenzucker. Erst die moderne Lebensmittelchemie, die eine kostengünstige Gewinnung dieses süßen Rohstoffs ermöglichte, führte zum Aufschwung der Schokolade. Noch lange vor der Erfindung der Milchschokolade durch den Schweizer Daniel Peter 1879 traf in der Vorstellungswelt der Süßwarenkonsumenten weiß auf schwarz. Was den fünf Söhnen von Franz Stollwerck mit ihrem Unternehmen Gebr. Stollwerck ab den 1870er Jahren gelang, war ein Wechsel der Schokolade in eine andere Sparte. Aus einem mit Exotik verbundenen Luxusprodukt machten sie ein Nah-

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rungsmittel, das Kinder und Kranke stärken, und Sportlern und Soldaten Kraft spenden sollte. Besonders erfolgreich erwies sich dabei der Verkauf durch Warenautomaten. Kinder und Jugendliche, die neu entdeckte Konsumentengruppe des Kaiserreichs, wurden zum eifrigen Kauf angeregt, indem den kleinen Schokoladen Sammelbilder beigegeben wurden. Um den Beigeschmack nach Luxus jedoch nicht gänzlich zu verlieren, starteten Gebr. Stollwerck zusammen mit der Henkell Sektkellerei eine neue Form der Werbung. Ob in der Kameruner Plantagenwelt, an der Cheops-Pyramide, auf den Straßen von Istanbul oder in der Suite eines vornehmen Hotels: Sekt und Schokolade wurden als Produkte für den gehobenen Luxus dargestellt. Die Doppelwerbung mit avantgardistischem Anspruch8 wurde z. B. in der Leipziger Illustrirten Zeitung geschaltet (siehe Abb. 1). Die Anzeigen spielten mit rassistischen Motiven. AfrikanerInnen z.B. wurden ausschließlich in dienender Funktion gezeigt und darüber hinaus mit rassistischen Stereotypen gezeichnet. In Abb. I sind ein Kellner und ein Zimmermädchen farblich so kontrastiert, dass die angepriesenen Produkte Sekt und Schokolade ästhetisch sowohl sexualisiert, als auch mit Abenteuer und Luxus verbunden werden. Die wulstigen Lippen des Mannes, der mit fliehender Stirn, übergroßer Nase und weiß blitzenden Augen im Profil gezeigt wird, treffen nur beinahe das leicht gespitzte Mündchen der wohl geformten Frau. Während der Mann durch die erwähnten bildlichen Stereotype rassistisch abgewertet wird, wird der Frau in ihrer feenhaften Weißheit im besten Falle Unbedarftheit unterstellt. Hier wird ein Kuss gehaucht, der die Dargestellten in einen Zusammenhang bringt, der um 1906 in Deutschland weitläufig diskutiert wurde: Die Ängste vor „Verkafferung“. Zehn Monate vor Veröffentlichung der Anzeige, führte die Diskussion um die „Mischehen“ in Südwestafrika dazu, dass Ehen zwischen unterschiedlichen „Rassen“ verboten und bereits bestehende „Mischehen“ für ungültig erklärt wurden.9 Dass die Anzeige mit dem Titel „Für Feinschmecker“ überschrieben wurde, betonte zugleich die sexistische und die rassistische Ausrichtung der Werbeanzeige. Noch aufdringlicher ist die bildliche Degradierung der Träger, die Henkells und Stollwercks Köstlichkeiten den kolonialen Herrenmenschen überbringen sollten, wie es Abb. 2. zeigt.

Abb. 2: Leipziger Illustrirte Zeitung: „Weihnachten in Kamerun“

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Das Bild entstand vor dem Hintergrund einer äußerst komplizierten politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation in Kamerun. Seit 1897 war die Westafrikanische Pflanzungsgesellschaft „Victoria“ mit ihrer „Kamerun-Kakao-Unternehmung“ im Land aktiv und ökonomisch äußerst erfolgreich. Sie bemühte sich, die einheimischen Eliten und Zwischenhändler auszuschalten, ein Projekt, an dem sich auch Gebr. Stollwerck beteiligte. Eine von einem einheimischen Vorgesetzten bewachte Trägergruppe schleppte mit einfachen Mitteln die Luxusprodukte „Henkell trocken“ und „Stollwercks Schokolade“ durch den Urwald. Hier wird der vermeintlich zivilisatorische überlegene Einfluss der deutschen Wirtschaft in Szene gesetzt: Die industriell gefertigten Endprodukte werden in das Land seiner Rohstoffe zurück importiert und kontrastieren dort mit den unzulänglichen Transportmitteln. Wie die Unterschrift verdeutlicht, ist es „Weihnachten in Kamerun“. Die Anzeige unter-streicht somit die fundamentale Bedeutung deutscher Produkte für das vermeintlich global gefeierte Weihnachtsfest. Die Deutschen, seit 1884 die offiziellen Befehlshaber im Land, vermögen, so wird suggeriert, auch in der tropischen Hitze des unweihnachtlichen Urwaldes nicht auf „Henkell trocken“ und „Stollwercks Schokolade“ zu verzichten. Die beiden Produkte sollen vielmehr das weihnachtliche Glücks-gefühl in die abgelegensten Gebiete bringen und so die Kolonien zum Heimatland werden lassen.10 Pointiert formuliert, könnte man die Aussage folgendermaßen zusammenfassen: Wo Stollwerck ist, herrscht Deutschland, wo Deutschland herrscht, wird Stollwerck gegessen und Henkell getrunken. Obwohl Gebr. Stollwerck, wie andere deutsche Schokoladehersteller auch, bereits im Hererokrieg durch Heereslieferungen gutes Geld verdient hatte, wird hier nicht die nahrhafte Komponente von Schokolade in den Vordergrund gestellt, es geht also nicht um die Ernährung der „Schutztruppen“ oder die Schokolade als Notration für Soldaten. Dies war die Werbetaktik im Ersten Weltkrieg, als Schokolade zur Liebesgabe für die im Feld kämpfenden Männer wurde. In der Anzeige „Weihnachten in Kamerun“ ging es stattdessen um die Überlegenheit der im Bild eigentlich Abwesenden und allein durch die Luxusartikel Repräsentierten – die Überlegenheit der Kolonialherren. Ein so expliziter Bezug auf die deutschen Kolonien, wie ihn die Doppelwerbeanzeige mit Henkell hergestellt, wurde für die Stollwerck’sche Werbesprache in den folgenden Jahren nicht dominant. Zwar führte Stollwerck einen Kamerun-Kakao im

Abb. 3: Sammelbild aus der Reihe „Scherzhaftes aus Kamerun“

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Sortiment und vertrieb Sammelbilder mit einer Serie „Scherzhaftes aus Kamerun“, aber die Werbesprache orientierte sich in Bild und Wort zukünftig eher an den alltäglichen Idealvorstellungen des Zielpublikums, das sich selbst weniger avantgardistisch verstand. In Szene gesetzt wurden nun, wenn nicht Soldatenkost beworben wurde, die um die Mutter zentrierte bürgerlicher Familie. Sowohl die Herkunft, als auch die Produktionsbedingungen des Kakaos wurden verdrängt. Die gegenüber den kolonialen Produzenten empfundene Überlegenheit wurde im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Verzehr der Schokolade verinnerlicht. In scheinbar frei assoziierten Wortkreationen wie der „Schwarzen Herrenschokolade“ bricht sich das Verdrängte bis heute Bahn.

Simon Alfred von Oppenheim und die Rheinische Handei-Plantagen-Gesellschaft Marianne Bechhaus-Gerst

Mehr als andere Kölner Unternehmer engagierte sich der Bankier Simon Alfred Freiherr von Oppenheim in kolonialen Projekten. So war er im Aufsichts- oder Verwaltungsrat der Deutschen Kolonialgesellschaft für Südwestafrika, der Deutsch-Ostafrikanischen Bank, der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft, der Neu-Guinea-Kompagnie, der Deutsch-Asiatischen Bank, der Shantung-Bergbau-Gesellschaft und der Shantung-EisenbahnGesellschaft AG.1 Darüber hinaus war Oppenheim Gründungsmitglied und langjähriger Vorsitzender der Rheinischen Handei-Plantagen-Gesellschaft (RHPG), der einzigen Kölner Gründung eines derartigen Kolonialunternehmens. Die Initiative zur Gründung ging allerdings auf seinen Vetter, den Diplomaten und Reisenden Max von Oppenheim zurück. 1893 hatte dieser dem „Sultan Kipangi“ 15.000 Hektar Land in Usambara, das damals zur Kolonie Deutsch-Ostafrika gehörte, „abgekauft“2. Dieses Gebiet sollte nun zu Pflanzungszwecken genutzt werden, da man sich davon den meisten Gewinn versprach. Am 6. Februar 1895 wurde zu diesem Zweck in Köln die Rheinische Handei-Plantagengesellschaft gegründet. Die Gründungsmitglieder kamen zwar aus verschiedenen Regionen des Deutschen Reiches, bekannte Kölner Unternehmer waren aber deutlich in der Überzahl. Die Oppenheim-Familie war mit Albert Freiherr von Oppenheim, Max und Simon Alfred von Oppen- Abb. 1: Simon Alfred Freiherr heim sowie mit Otto de la Parra, der mit Caroline von Oppenheim gemalt von Emil W. Hertz Therese Oppenheim verheiratet war, prominent vertreten. Insgesamt zeichneten Kölner Unternehmer für fast die Hälfte des Grundkapitals der Rheinischen Handei-Plantagen-Gesellschaft von 600.000 Mark. Simon Alfred vertrat darüber hinaus die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft (DOAG), für die er 50.000 Mark einbrachte. Insgesamt waren nachfolgende Kölner mit ihren jeweiligen Einlagen an der neu gegründeten Plantagengesellschaft beteiligt: Albert Freiherr von Oppenheim, Königlich Sächsischer Generalkonsul und Bankier zu Köln für das Bankhaus Oppenheim Max Freiherr von Oppenheim, Königlicher Regierungsassessor Otto de la Parra, Kaufmann zu Köln

75.000 M. 25.000 M. 25.000 M.

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Arnold Guilleaume, Fabrikbesitzer in Köln Gustav Mallinckroth jr., Dr. juris, Kaufmann zu Köln Paul Michels, Kaufmann zu Köln Eugen Pfeifer, Kaufmann zu Köln Arthur vom Rath, Rentner zu Köln Dr. juris Richard Schnitzler, Bankier zu Köln in eigenem Namen und als Bevollmächtigter des Herrn Paul Schnitzler, Landrichter zu Köln Carl Weegmann, Regierungsrath in Köln Simon Alfred Freiherr von Oppenheim, Bankier zu Köln in Vertretung der DOAG, Berlin

50.000 M. 5.000 M. 5.000 M. 30.000 M. 50.000 M. 5.000 M. 5.000 M. 5.000 M. 50.000 M.

Im ersten Statut der RHPG werden neben dem Anbau auch Ansiedelung, Bergbau und der Erwerb weiterer Ländereien als Zweck der Gesellschaft genannt.3 „Vor Schluss erklärten dem Herrn Max Freiherrn von Oppenheim gegenüber die übrigen Anwesenden einstimmig demselben ihre dankende Anerkennung für seine uneigennützige und opfervolle Tätigkeit zur Gründung der Gesellschaft auszusprechen, […]“,4 schloss die konstituierende Sitzung. Schon am 30. November des Gründungsjahres beschloss man auf einer außerordentlichen Generalversammlung, das Grundkapital der Gesellschaft auf 1.500.000 Mark zu erhöhen.5 Wie so häufig in Zusammenhang mit kolonialen „Erwerbungen“, war im Vorfeld nicht eruiert worden, ob das Land auch wie gewünscht nutzbar war. So stellte sich recht schnell heraus, dass das Gebiet für die geplante Kaffeeplantage ungeeignet war. Die RHPG tauschte daraufhin 1.500 Hektar des Landes um Handei gegen 500 Hektar Land der DeutschOstafrikanischen Gesellschaft und legte dort ab April 1896 die Kaffeeplantage Ngambo an. Der promovierte Landwirt Richard Hindorf wurde zum 1. Januar 1897 zum Generalbevollmächtigten der Gesellschaft ernannt.6 Hindorf war weit gereist und stand am Anfang einer großen Karriere in der tropischen Landwirtschaft. 1892 hatte er die ersten Sisal-Pflanzen in Deutsch-Ostafrika eingeführt; diese wurde schnell zur wichtigsten Plantagenpflanze in Deutsch-Ostafrika. Die in Monokulturen angebaute SisalAgave zerstörte die gewachsenen Wirtschafts- und Sozialstrukturen in DeutschOstafrika nachhaltig.7 Hindorf hatte auch schon Erfahrung im Kaffeeanbau, war Mitbegründer des Kolonialwirtschaftlichen Komitees und Mitglied im Kolonialrat. Er war also die maßgebliche Person in der Rheinischen Handei-Plantagengesellschaft mit Kompetenzen in der Plantagenwirtschaft; mit Köln noch enger verbunden war er seit 1899 durch seine Heirat mit Else Tillmann, der Tochter eines Kölner Kaufmanns.8 1897 wurden in Ngambo laut einer Notiz in der Zeitschrift „Der Tropenpflanzer“ 331.600 Kaffeebäume gepflanzt, von denen 250.000 als angewachsen galten.9 Allerdings macht der Geschäftsbericht deutlich, dass man mit ausbleibenden Niederschlägen und Pflanzenkrankheiten zu kämpfen hatte. Die Trockenheit brachte auch eine Verteuerung der Lebensmittel für afrikanische Arbeiter mit sich, die sich deswegen weit weniger als gewünscht in der Region einfanden. Immerhin 500 Arbeiter waren 1897 beschäftigt, und man habe wieder „275 Wasukuma, Männer, Frauen und

Simon Alfred von Oppenheim und die Rheinische Handei Plantagen-Gesellschaft

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halbwüchsige Knaben, im Innern angeworben“.10 Immer wieder wird in den Jahresberichten betont, man habe die Löhne für die afrikanischen Arbeiter und Tagelöhner weiter herabsetzen können.11 Dass dies auch ein Grund gewesen sein könnte, warum die Arbeiterzahlen über die Jahre weiter zurückgingen und sich immer weniger Personen anwerben ließen – dieser Gedanke scheint den Plantagenbetreibern zu keinem

Abb. 2: Landbesitz der Rheinischen HandeiPlantagengesellschaft bis zum Verlust der Kolonie 1919.

Zeitpunkt gekommen zu sein. Die Konkurrenz durch andere Plantagen war zudem groß und der Bedarf an Arbeitskräften enorm. In einer ersten, später abgeänderten Fassung des Geschäftsberichts für das Jahr 1908 wurde bemängelt, dass bei der einheimischen Bevölkerung die „Lust und Notwendigkeit zum Arbeiten nicht Schritt“ hielten mit der steigenden Nachfrage. Offenbar musste man enorme Werbekosten und Vorschüsse aufbringen, um Arbeiter aus dem Landesinneren anzuwerben. Für diese sei es aber dann ein Leichtes, „sich ihren Verpflichtungen dem Arbeitgeber gegenüber durch Weglaufen zu entziehen“.12 Dass hier die Vertreter der Kolonialmacht ihre Abhängigkeit von der einheimischen Bevölkerung eingestehen, mag erklären, warum davon in der endgültigen Fassung des Geschäftsberichts nichts mehr zu lesen war. Die Arbeitersituation entwickelte sich in negativer Weise fort. 1910 konnten nur so wenige Arbeiter verpflichtet werden, dass nicht einmal die komplette Ernte eingeholt werden konnte. Andere Unternehmungen, wie zum Beispiel die Kautschukpflanzung der RHPG, mussten wegen Arbeitermangel komplett eingestellt werden.13

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Überhaupt blieben Versuche, in andere Geschäftsbereiche zu expandieren, durch Misserfolge gekennzeichnet. Auf der Pflanzung Magunga experimentierte man außer mit Kautschuk auch erfolglos mit Cinchona, der Chinarinde. Nach Goldfunden in Usambara witterte man in der RHPG das große Geschäft und gründete zusammen mit der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft 1895 die Montan-Gesellschaft m.b.H. Die erhofften weiteren Goldfunde blieben jedoch aus. 1900 kaufte die RHPG die SisalPflanzung Kurasini bei Daressalam. Der Kauf erfolgte offenbar aufgrund von Angaben zur Wirtschaftlichkeit der Pflanzung durch „kaiserliche Beamte“. Schon sehr bald mussten die Vertreter der RHPG feststellen: „Eine im Verdienst stehende Pflanzung wähnten wir zu kaufen. Wir besitzen jedoch lediglich ein Areal, welches in eine Pflanzung umzuwandeln wir aus Mangel an Mitteln nicht unternehmen können, […].“14 Ein erbitterter und andauernder Streit um den Rückkauf des Geländes beschäftigte die Anteilseigner der RHPG für lange Zeit.15 Ausbleibende Regenfälle, Schädlingsbefall der Pflanzen, Krankheiten und der fortwährende Arbeitermangel führten dazu, dass die Gewinne aus der Plantagenwirtschaft bescheiden blieben. 1914 brach der Erste Weltkrieg aus, der auch in den Kolonien ausgetragen wurde. Zunächst lief der Plantagenbetrieb weiter. 1914 betrug die Kaffeeernte 31.200 kg, und 1915 wurde sogar ein Ertrag von 226.131 kg erzielt. Ab 1916 wurde die Situation schwieriger, da Briten den nördlichen Teil der Kolonien besetzten und die deutschen Mitarbeiter zum Militärdienst eingezogen wurden.16 Im April 1920 musste die Plantage „in völlig betriebsfähigem Zustande“ den Engländern übergeben werden.17 Die Kolonien waren verloren, und man beschloss auf der Sitzung des Gesamtvorstandes am 31. Mai 1921 in Köln die Worte „in den deutschen Kolonien“ aus den Statuten der RHPG zu streichen. Zum Vorstand gehörten zu diesem Zeitpunkt noch die Gründungsmitglieder Simon Alfred von Oppenheim sowie die in der Zwischenzeit geadelten Arnold von Guilleaume und Richard von Schnitzler.18 Man erklärte zunächst, die Entschädigungszahlungen für den Verlust der Ländereien sollten „wieder kolonialen Zwecken dienstbar“ gemacht werden.19 Schon Ende 1921 wurden aber Alternativen diskutiert. Richard Hindorf schlug Beteiligungen an einem Handels- und Transportunternehmen am mittleren Amazonas in Brasilien und an einem Vieh- und Gemüsezuchtunternehmen in der Cyrenaika in Libyen, die zu dieser Zeit unter italienischer Herrschaft stand, vor. Arnold von Guilleaume schätzte die zu erwartende Geldmenge realistischer ein und plädierte für eine Betätigung im Osten, in „valutaschwachen Gegenden“ wie Rumänien und Bukowina.20 Die Verhandlungen über Entschädigungen zogen sich über Jahre hin und wirklich erfolgreich hat das Unternehmen, das bis in die 1940er Jahre bestand, nicht mehr investieren können.

Kolonialwarenläden in Köln Anne-Kathrin Horstmann

Als das Deutsche Reich 1884 zur Kolonialmacht wurde, gab es bereits um die 200 Kolonialwarenhandlungen in der Stadt.1 Lange bevor das Reich eigene Kolonien besaß, florierte das Geschäft mit „exotischen“ Lebens- und Genussmitteln aus Übersee – den sogenannten Kolonialwaren. Köln, bereits im Mittelalter Handelsmetropole des Westens, nahm durch seine günstige Lage am Rhein und als Schnittpunkt wichtiger Handelswege zwischen West und Ost regen Anteil an diesem Geschäft. Als Napoleon im Rahmen der Kontinentalsperre ein Handelsverbot auf Kolonialwaren erließ, setzte man sich zur Wehr: Die Stadt Köln reichte 1815 eine Reklamation an Frankreich ein, die den Verlust der Geschäfte durch das Verbot beklagte.2 Als Kolonialwaren wurden vor allem die aus tropischen und subtropischen Ländern nach Europa importierten Produkte wie Kaffee, Kakao, Tee, Rohrzucker, Tabak, Gewürze, Reis und Südfrüchte bezeichnet.3 Der Handel mit ihnen lässt sich bis in die Antike zurückverfolgen. Vor allem aber die „Entdeckung“ und Aneignung der Neuen Welt und die zunehmende Kolonisierung Asiens und Afrikas durch die Europäer machten den Handel mit diesen Erzeugnissen in einem größeren Maße erst möglich. Lange Zeit galten Kolonialwaren als Luxusprodukte, nur wenige konnten sich die Lebens- und Genussmittel aus Übersee leisten. Kaffee, Kakao und Tee waren zunächst Getränke für Adelige und Reiche, erst ab dem 19. Jahrhundert wurden die Kolonialwaren auch für breitere Bevölkerungsschichten erschwinglich, 1894 bezeichnet sie das Brockhaus-Koversationslexikon sogar als „allgemeines Bedürfnis“.4 Besonders der Ausbau der überseeischen Handelsbeziehungen und die zunehmende Kolonisierung der Welt sorgten für sich verändernde Handels- und Machtstrukturen. Produkte konnten nun in den eigenen Kolonien für den heimischen Markt angebaut und dadurch zoll- und steuerbegünstigt aus- und eingeführt werden. So fand beispielsweise der Tee aus China seinen Weg nach Assam oder Java und der Kaffee aus Nordafrika neue Produktionsorte in Brasilien, Surinam oder auf Java.5 Aber nicht nur der Anbau im „eigenen“ Land oder die zunehmende industrielle Weiterverarbeitung der Produkte sorgten für einen preisgünstigeren Handel mit den Kolonialwaren: Erst die Ausbeutung der einheimischen Bevölkerung machte die Produkte für den europäischen Markt und die breiten Massen erschwinglich. Durch Sklaverei, Zwangsund Kontraktarbeit wurden die meist als Monokulturen auf großen Plantagen und Pflanzungen angebauten Erzeugnisse durch billige Arbeitskräfte günstig produziert – der „Boom“ an Kolonialwaren in Europa wäre ohne die Ausbeutung der „Kolonialware Mensch“ in Übersee nicht möglich gewesen.6 Auch das Deutsche Reich hatte ab 1884 die Möglichkeit, Kolonialwaren in seinen eigenen Kolonien in Afrika und der Südsee anzubauen. Zwar importierte das Deutsche Reich mehr in seine Kolonien, als es von diesen an Ausfuhrgütern erhielt, den-

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noch war man nicht mehr gänzlich auf den Export aus „fremden“ Kolonien angewiesen. Tabak wurde auf Samoa, den Karolinen, den Marshall-Inseln und den Marianen angebaut, Kakao in Kamerun, Togo und auf Samoa, Kaffee in Deutsch-Ostafrika, Deutsch Neu-Guinea und auf Samoa und weitere Kolonialwaren, wie Baumwolle oder Kautschuk, in Togo, Kamerun und Deutsch-Ostafrika.7 Mit dem Eintritt des Deutschen Reiches in den Kreis der Kolonialmächte stieg die Zahl der Kolonialwarenhandlungen an. Auch in Köln vermehrten sie sich stetig. Während es 1883 etwa 200 waren, sind im Kölner Adressbuch von 1898 bereits um die 500 Eintragungen unter dem Stichwort „Colonialwarenhandlungen“ vermerkt, 1907 sind rund 750 Unternehmen, 1916 etwa 900 im gesamten Stadtgebiet aufgeführt.8 Zwar waren die meisten dieser Geschäfte hauptsächlich Gemischtwarenläden mit „Kolonialabteilung“ – fast jeder Händler, der neben dem normalen Sortiment Zucker, Kaffee, Tee oder Kakao anbot, nannte sich Kolonialwarenhändler – dennoch sorgte die zunehmende koloniale Stimmung für eine gesteigerte Nachfrage der Produkte. Die Kolonialwarenhandlungen brachten dem Bürger die fernen Kolonien näher, durch die Kolonialwaren wurden sie für die breite Bevölkerung geradezu konsumierbar. Vor allem Werbeanzeigen und die beliebten Sammelbildchen inszenierten die Produkte dabei gerne in einem kolonialen Setting.9 „Eingeborene“ wurden bei der Produktion von Kolonialwaren gezeigt, Schwarze Diener servierten Kaffee, der „Sarotti-Mohr“ als wohl bekanntestes Beispiel erlangte seine Popularität. Die vermeintlich „exotische“ Herkunft der Produkte wurde von der Werbebranche dabei gezielt genutzt, um die Kauflust der Konsumenten zu steigern, gleichzeitig wurden koloniale Sichtweisen in der Bevölkerung verankert. Wollten sich die Kölner mit den „exotischen“ Produkten eindecken, hatten sie eine große Auswahl an Geschäften in der Stadt. Sie konnten zu Carl Beckmann am Volks-

Abb. 1: Mit Anzeigen wie diesen wurde in den Kölner Adressbüchern für die Kolonialwaren in der Stadt geworben

Kolonialwarenläden in Köln

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garten 8 gehen, um „Colonialwaren, Südfrüchte und Conserven“ und seine „Specialität“, den Kaffee, zu kaufen), zu Kessenich‘s Kolonialwaren am Alter Markt oder zu Carl Schumacher, der neben seinem Hefegeschäft am Heumarkt auch „Delicatessen, Südfrüchte und Kolonialwaren“ anbot. Auch bekannte Größen der Kölner Wirtschaft beteiligten sich zunächst an dem Handel mit den Waren aus Übersee: Nikolaus August Otto, der 1864 zusammen mit Eugen Langen die Deutz AG gründete und 1876 den Viertaktmotor entwickelte, war ab 1853 in der Kolonialwarengroßhandlung von Johann Christian Altpeter am Waidmarkt 33 beschäftigt, bis er 1860 zur Colonialwarenhandlung en gros von Carl Mertens An St. Catharinen Nr. 6 wechselte und für diesen Handlungsreisender für ganz Westdeutschland wurde.10 Auch die beiden Gründerfirmen der Handelshof AG verdienten ihr Geld zunächst mit Kolonialwaren: Der Kaufmann Franz Willick gründete 1841 in der Kölner Löwengasse seine Kaffeerösterei mit Kolonialwarenhandel, Adolf Himmelreich eröffnete 1897 sein erstes Kolonialwarengeschäft in der Ehrenstraße.11

Abb. 2: Dieses in den 1980er Jahren in der Kölner Südstadt aufgenommene Bild verweist auf einen ehemaligen Kolonialwarenladen. Heute ist der Schriftzug nicht mehr zu sehen. Renovierungsarbeiten haben die koloniale Vergangenheit dieses Hauses ausgelöscht.

Als das Deutsche Reich 1918/19 seine Kolonien verlor, bedeutete dies zwar einen Verlust der eigenen Anbau- und Produktionsgebiete, der Handel mit den mittlerweile zum „allgemeinen Bedürfnis“ gewordenen Kolonialwaren existierte jedoch weiter. 1920 gab es rund 1.500 Kolonialwarenhandlungen in der Stadt, 1927 waren es etwa 1.700.12 Da die Waren nun wieder aus fremden Kolonien importiert werden mussten, wurde vor allem im Rahmen der kolonialrevisionistischen Bewegung der Ruf nach Rückgabe der Kolonien und das Recht der Deutschen auf „eigenes“ Land und „eigene“ Rohstoffe in Übersee propagiert. Zu dieser Zeit beschränkten sich die zahlreichen Kolonialwarenhändler in der Stadt jedoch längst nicht mehr auf die klassischen Kolonialwaren. Auch einheimische Lebensmittel wie Schmalz, Heringe, getrocknete Früch-

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te oder Rübenzucker wurden als Kolonialwaren verstanden, insgesamt, so heißt es in einem Artikel über den Großhandel mit Kolonialwaren von 1918, werden unter dem Begriff alle „Produkte für den Genuß“ zusammengefasst.13 Mit der Zeit wurden die Kolonialwarenläden aus dem Stadtbild verdrängt. 1950 finden sich in dem Kölner Adressbuch noch neunzehn Eintragungen, 1960 sind es nur noch elf. Zunehmend wurde auf Feinkost- und Kaffeehandlungen, auf Lebensmittel- und Gemischtwarengeschäfte sowie auf Kleinhändler verwiesen.14 Heute sind Waren aus Übersee kein Luxus mehr, sondern ganz gewöhnliche Konsumgüter, die im Supermarkt angeboten werden. Viele der ehemaligen Kolonien sind jedoch bis heute von dem Export verschiedener „Kolonialwaren“ oder Rohstoffe abhängig und Weltmarkt-preisen ausgeliefert, die sie nicht selbst bestimmen können und die die Produkte bei uns teilweise so billig machen. Wenn wir das nächste Mal in eine Banane beißen oder Kakao aus Ghana im Sonderangebot kaufen, erinnern wir uns vielleicht an die Herkunft und Geschichte dieser Produkte und machen uns bewusst, dass die über Jahr-hunderte dauernde Kolonialwirtschaft auch unsere heutige Weltwirtschaft nachhaltig beeinflusst hat und „koloniale Strukturen“ der Warenproduktion und des Handels teils heute noch bestehen.

Gustav Nachtigal – „... ein Held für Deutschlands Ruhm und Größe!“ Anne-Kathrin Horstmann

Gustav Nachtigal wird bis in die Gegenwart kontrovers diskutiert. Er wird als einer der größten deutschen Afrikaforscher gefeiert und erinnert, sehr viel weniger dagegen mit seinen kolonialen „Heldentaten“ in Verbindung gebracht, die ihn zum offiziellen „Begründer“ des deutschen Kolonialismus machten.1 Wer war dieser Gustav Nachtigal und wie kam es zum Wandel vom wissenschaftlichen Forscher zum „Reichskommissar“ für Westafrika? Gustav Nachtigal wurde 1834 in Eichstedt bei Stendal (Sachsen-Anhalt) als Sohn einer Pfarrersfamilie geboren.2 Nach dem Abitur studierte er in Berlin, Halle, Würzburg und Greifswald Medizin.3 Nachtigal schloss sein Studium 1857 mit der Promotion ab und wirkte danach bis 1861 als Militärarzt in Köln. Die Stadt blieb für ihn Zeit seines Lebens ein wichtiger Bezugspunkt, da er hier einen großen Verwandtenkreis hatte. Die engste Verbindung pflegte er zu seinem Onkel Johann Dietrich Nachtigal und dessen Frau Henriette, geb. Brügelmann, die er 1850 das erste Mal in Köln besuchte.4 Sein Onkel, der sich 1845 mit der Ölgesellschaft J.D. Nachtigal selbstständig gemacht hatte und in guten finanziellen Verhältnissen lebte, unterstützte seinen Neffen häufig. Er war es auch, der ihm seine erste Reise nach Afrika ermöglichte; und so scheint es wahrscheinlich, dass sich Gustav Nachtigals Leben ohne die Unterstützung seines Kölner Onkels anders entwickelt hätte. Vielleicht wäre er ohne seine Hilfe nie nach Afrika gelangt.5 Es war eine Genesungsreise, in deren Verlauf Gustav Nachtigal erstmals afrikanischen Boden betrat: 1862 reiste er nach einer Lungenerkrankung nach Algerien. Zunächst verbrachte er seine Zeit damit, Arabisch zu lernen, er las sehr viel und versuchte Land und Leute kennenzulernen.6 Ein Jahr später siedelte er nach Tunis über, wo er Leibarzt des örtlichen Beys wurde.7 Im Gegensatz zu vielen anderen Afrikaforschern lebte und arbeitete Nachtigal also bereits vor seiner ersten großen Forschungsreise, die ihn später berühmt machen sollte, in Afrika. 1868 traf Nachtigal auf den deutschen Afrikaforscher Gerhard Rohlfs, der im Auftrag von König Wilhelm I von Preußen unterwegs war, um dem Sultan von Bornu in Kuka (heutiges Nigeria) Geschenke zu überbringen. Diese sollten die Unterstützung des Sultans honorieren, die er deutschen Afrikaforschern wie Heinrich Barth, Eduard Vogel oder Gerhard Rohlfs während ihrer Forschungen in seinem Land entgegen gebracht hatte. Da die Reise damals als beschwerlich und gefahrvoll galt, hielt man Nachtigal aufgrund seiner Arabischkenntnisse und seiner Vertrautheit mit dem nordafrikanischen Leben für den geeigneteren Überbringer, und Rohlfs übertrug die Aufgabe an ihn.8

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Damit begann Nachtigals lange Reise von 1869-1874, die bis heute seinen Ruhm als einem der größten deutschen Afrikaforscher begründete. Während dieser fünf Jahre reiste er von Libyen über Nigeria, Tschad und Sudan nach Ägypten und dokumentierte dabei große Teile der Sahara und des Sudan. Besonders verdient machte er sich mit seinen Forschungen im Tibesti, einem bis dahin in Europa kaum bekannten Gebirge in der mittleren Sahara, sowie durch seine Studien über den Osten des Sudan und über den Tschadsee.

Abb. 1: Nachtigal während seiner großen Expedition in „traditioneller“ Kleidung

Gustav Nachtigal

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1875 kehrte Nachtigal nach Deutschland zurück. Bei seiner Ankunft in Berlin wurde er als einer der bedeutendsten Afrikaforscher gefeiert. Es folgten Vortragsreisen, und Nachtigal wurde zum Präsidenten der Berliner „Gesellschaft für Erdkunde“ und zum stellvertretenden Vorsitzenden der pro-kolonialen Afrikanischen Gesellschaft von Deutschland gewählt.9 Außerdem veröffentlichte er die ersten beiden Bände seines bahnbrechenden Werkes „Sahara und Sudan“, das ihm internationale Anerkennung einbrachte.10 Forschungsberichte dieser Art richteten sich dabei nicht nur an ein fachwissenschaftliches Publikum, sondern erregten auch die Aufmerksamkeit der breiten Öffentlichkeit. Sie brachten „Abenteuer und Exotik“ in die heimischen vier Wände und beeinflussten das Afrikabild der westlichen Gesellschaft. Gerade frühe Afrikaforscher wie Gustav Nachtigal haben – persönlich oder durch ihre Texte – in einem nicht zu unterschätzenden Maße zu der ab den 1870er Jahren einsetzenden Kolonialbegeisterung im Deutschen Reich beigetragen und so ein „politisches Meinungsklima“11 geschaffen, das Deutschland schließlich auf den Weg zur Kolonialmacht führte. Nicht zuletzt ihre Forschungen leisteten einen entscheidenden Beitrag zur geographischen Aneignung Afrikas und bereiteten den Weg für die spätere Kolonisierung des Kontinents. 1882 wurde Gustav Nachtigal von Bismarck als Kaiserlicher Generalkonsul nach Tunis entsandt. Nur zwei Jahre später wandte sich Bismarck erneut an ihn: Er sollte im Auftrag des Deutschen Reiches als Sonderbeauftragter (Reichskommissar für Westafrika) sogenannte „Freundschafts-, Handels- und Protektoratsverträge“ in der Region zwischen dem Nigerdelta und Gabun sowie in Angra Pequena („Lüderitzbucht“, heutiges Namibia) abschließen. Bismarck wählte Nachtigal vermutlich wegen seiner diplomatischen Fähigkeiten, seiner Popularität und seines Vorsitzes in der pro-kolonialen Afrikanischen Gesellschaft von Deutschland aus. Auch wenn Nachtigal zunächst nicht erfreut war, so „unverhofft“ nach Westafrika geschickt zu werden, sich kritisch gegenüber privatgeschäftlichen Motiven des deutschen Kolonialprojektes positionierte und anfangs vor dieser Aufgabe zurückscheute,12 nahm er den Auftrag an und beteiligte sich aktiv an der deutschen Kolonialpolitik. Er äußerte zwar bereits erste, aber unspezifische koloniale Überlegungen im zweiten Band von „Sahara und Sudan“; dennoch erstaunt es, dass sich ausgerechnet Nachtigal, der oft als eine der „menschlichsten Gestalten“ der deutschen Afrikaforschung beschrieben wird, an der Unterwerfung der von ihm sonst durchaus positiv gezeichneten Völker beteiligte.13 Wie kam es zu diesem Wandel in seinen letzten Lebensjahren? Sein Zeitgenosse und Begleiter Max Buchner sowie der Historiker Christoph Marx gehen von einer Art Pflichtgefühl gegenüber dem Vaterland aus, das Nachtigal diese Reise antreten ließ. Vielleicht hoffte Nachtigal, den Sklavenhandel beenden zu können. Dieser wurde häufig ins Feld geführt, wenn es um die Rechtfertigung der kolonialen Aneignung ging. All das kann nach heutiger Quellenlage aber nur Spekulation bleiben. Fakt ist, dass Nachtigal Kolonien für das Deutsche Reich annektierte, und dies für die lokale Bevölkerung ein folgenschweres Ereignis darstellt(e). Für diese Mission begab sich Nachtigal im April 1884 nach Lissabon, wo er auf seinen Begleiter Max Buchner traf, auf letzte Instruktionen wartete und schließlich

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Ende Mai auf der „Möwe“ einschiffte. Bismarck hatte ihn beauftragt, zunächst Informationen über die Lage deutscher Handelshäuser an der westafrikanischen Küste einzuholen, britische Annexionsabsichten zu überprüfen und von den deutschen Kaufleuten bereits vorbereitete „Schutzverträge“ zu bestätigen.14 Gestützt auf die Kanonenboote der deutschen Marine installierte er schließlich die deutsche „Schutzherrschaft“ über die heutigen Staaten Togo, Kamerun und Namibia. Als Bevollmächtigter der Regierung Bismarck wurde er damit zum offiziellen „Begründer“ des deutschen Kolonialismus. Nachdem Annektionspläne südlich von Senegal am Dubekra-Fluss zunächst scheiterten, da dort bei Ankunft des Deutschen bereits die englische Flagge wehte,15 kam es am 5. und 6. Juli 1884 in Bagida und Lomé zur Flaggenhissung. Dafür gab es offiziell zwar keinen Auftrag der Reichsregierung, sie ging aber ganz „unerwartet und heiter glatt“ vonstatten.16 Wenig später erreichte Nachtigal die Kamerunbucht, wo der Hamburger Händler Adolf Woermann seit 1849 eine Niederlassung innehatte und ebenfalls um deutschen „Schutz“ gebeten hatte. Beeindruckt von dem Kanonenboot „Möwe“ und unter Zusicherung des Zwischenhandelsmonopols gaben die Duala zunächst ihren Widerstand auf. Am 13. und 14. Juli 1884 kam es zur Vertragsunterzeichnung zwischen Nachtigal und den Duala-„Königen“ Bell und Akwa.17 Bei „Schutzverträgen“ wie diesen handelte es sich um extrem ungleiche Verträge, die oft auf betrügerische Weise, mit dubiosen Mitteln oder militärischer Gewalt geschlossen wurden und nur zu oft über die wahren Beweggründe hinwegtäuschten.

Abb. 2: Durch diesen sogenannten Freundschafts- und Schutzvertrag“ wurde Kamerun auf Initiative Nachtigals deutsche Kolonie

Gustav Nachtigal

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Anfang Oktober 1884 erreichte Nachtigal schließlich nach einer beschwerlichen Reise Angra Pequena im heutigen Namibia, um die bereits im April „erworbenen“ Gebiete des Bremer Kaufmanns Adolf Lüderitz unter „Reichsschutz“ zu stellen. Am 28. Oktober 1884 kam es zur Vertragsunterzeichnung mit dem Nama-Chief Josef Fredericks, obwohl sich Fredericks offiziell bei Nachtigal beschwerte und ihm ein Protestschreiben für die deutsche Reichsregierung mitgab, in dem er seinen Unmut über den offensichtlichen Betrug Lüderitz‘ zum Ausdruck brachte. Dieser hatte sich nämlich mehr Land angeeignet, als nach Fredericks Auffassung vereinbart worden war. Fredericks war bei den in den Verträgen genannten Meilenangaben von der englischen Meile (1,6 km) ausgegangen, Lüderitz aber rechnete wissentlich mit der deutschen Meile (7,4 km) und sah sich im Besitz eines wesentlichen größeren Gebietes als von Fredericks zugestanden. Trotzdem beglaubigte Nachtigal die von Lüderitz betrügerisch „erworbenen“ Landrechte.18 Er legitimierte somit einen Betrug, der später einer der Gründe für die antikoloniale Auflehnung der Nama war, die die Deutschen von 1904 bis 1908 brutal niederschlugen. In Kamerun war es zwischenzeitlich zu militärischen Auseinandersetzungen mit Widerstand leistenden Duala-„Chiefs“ gekommen. Nachtigal schiffte sich daraufhin wieder ein und eilte nach Kamerun zurück. Die in der Folge betriebene Kanonenbootpolitik der Deutschen markierte den Anfang einer rücksichtslos betriebenen Politik der Unterdrückung und Gewalt. Nachtigal hielt sich nur wenige Tage im belagerten Duala auf. Er zog es vor, den militärischen Aktionen aus dem Weg zu gehen und begab sich mit dem pro-kolonialen Redakteur der Kölnischen Zeitung, Hugo Zöller, der ebenfalls vom Deutschen Reich beauftragt wurde, die Westküste Afrikas zu „inspizieren“, ins Hinterland, um die dort „erworbenen“ Gebiete zu begutachten. Zöller wurde im Anschluss von Nachtigal beauftragt, weitere Wege ins Landesinnere zu eröffnen. Bei dieser Mission schloss Zöller acht weitere „Schutzverträge“ ab.19 Nachtigal selbst musste im April 1885 aufgrund seines schlechten Gesundheitszustandes die Heimreise antreten. Wenige Tage später, am 20. April 1885, starb Nachtigal vor der Guineaküste an Bord der „Möwe“ an Malariafieber. Er wurde zunächst auf Kap Palmas (Liberia) beerdigt; 1888 ließ das Auswärtige Amt ihn nach Duala überführen, wo er neben seinem Denkmal – gestiftet von der in Westafrika tätigen deutschen Kaufmannschaft – begraben wurde.20 Durch seinen Tod wurde er zum Märtyrer und „kolonialen Helden“, seine kolonialpolitischen Taten erschienen in der Folge in nationalistisch verklärtem Licht. Er wurde nicht nur als Afrikaforscher, sondern auch als Kolonialpionier gefeiert, der Deutschlands Stellung als Kolonialmacht begründet und mit der Tätigkeit als Reichskommissar die größte Aufgabe seines Lebens übernommen habe. In der NS-Zeit erlangte seine Verehrung erneut einen „Aufschwung“, und er wurde sowohl als Held der deutschen Afrikaforschung als auch im Zusammenhang mit seinen kolonialen Eroberungen gefeiert.

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Abb. 3: Die kolonialrevisionistische Bewegung stilisierte Nachtigal zum „Vater des deutschen Kolonialismus“; Collage aus dem Jahr 1938.

Im kollektiven Gedächtnis wird Gustav Nachtigal heute vor allem als einer der größten Afrikaforscher erinnert. Er nahm aber auch aktiv am deutschen Kolonialismus teil und beteiligte sich an einer Politik, die für die einheimische Bevölkerung folgenschwer war. Vor dem Hintergrund, dass in Deutschland Denkmäler an ihn erinnern und er durch Straßennamen geehrt wird, muss sein Werdegang kritisch betrachtet werden. Auch im Kölner „Afrika-Viertel“ in Nippes wurde im Zuge der Verherrlichung der deutschen Kolonialzeit im Dritten Reich 1935 eine Straße nach ihm benannt.21

Zwischen Theorie und Praxis – Die Ostafrikafahrt der Kölner Handelshochschule 1908 Anne-Kathrin Horstmann

Auch wenn es zur Zeit des deutschen Kolonialismus in Köln keine Universität gab – diese war 1798 von den französischen Besatzern geschlossen worden – bestand in der Domstadt eine enge Verbindung zwischen Wissenschaft und Kolonialbewegung. Im Lehrplan der 1901 auf Initiative des rheinischen Großindustriellen Gustav von Mevissen gegründeten Handelshochschule spielten „koloniale Themen“ von Beginn an eine wichtige Rolle.1 „Handels- und Kolonialgeschichte“, „Kolonialpolitik“ und „Grundzüge des Völkerrechts“ waren Pflichtveranstaltungen für alle Studenten.2 Darüber hinaus wurden jedes Semester zahlreiche weitere Vorlesungen mit kolonialem Bezug angeboten. Sie waren unter Berücksichtigung kaufmännischer Bedürfnisse vor allem eine Reaktion auf das allgemeine koloniale Interesse im Reich und sollten den zukünftigen Nachwuchs aus Handel und Industrie mit potentiellen Arbeitsfeldern in den deutschen Kolonien vertraut machen. Ein Großteil des Lehrpersonals beschäftigte sich aber nicht nur in von Lehre und Forschung mit den Kolonien, sondern propagierte in öffentlichen Vorträgen und populärwissenschaftlichen Publikationen deren Nutzen oder engagierte sich in der Kolonialbewegung.3 Durch das Engagement und die pro-koloniale Einstellung der Hochschullehrer wurde die Kolonialpropaganda in die „Hochschule“ transportiert.

Abb. 1: Die Handelshochschule auf der Claudiusstraße in der Kölner Südstadt. Heute befinden sich Teile der FH in dem Gebäude

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Höhepunkt der „Kolonialbegeisterung“ der Kölner Handelshochschule war die Expedition nach Ostafrika im Jahr 1908.4 Sie sollte das Gelernte anschaulich ergänzen, eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis herstellen und „[...] die Studierenden aus der Heimat nach dem Auslande […] führen, damit sie durch Berührung mit fremder Kultur und andersgearteten Menschen ihren Gesichtskreis weiten und das Urteil schärfen“.5 Mit der Fahrt, die auf die Initiative des Wirtschaftswissenschaftlers Christian Eckert, ab 1904 Leiter der Handelshochschule, zurückging, wurden aber auch andere Ziele verbunden: „Es ist die erste Kolonialfahrt, die eine deutsche Hochschule unternimmt“, so Eckert, „und wenn sie gelungen ist, wird es der Entwicklung unserer Cölner Hochschule sehr dienlich sein.“6 Die Betonung, erstmalig eine solche Reise zu unternehmen, war für Eckert nicht nur ein wichtiges Argument möglichen Geldgebern gegenüber, sondern auch dem eigenen Ansehen und der wissenschaftlichen Karriere dienlich. Nach anfänglichem „Kopfschütteln“ und „allgemeine[r] Verwunderung“ über das Ziel der Reise konnte Eckert schließlich von seinem Vorhaben überzeugen.7 Besonders in den Medien erntete er daraufhin viel Lob, die Expedition wurde – zumindest auf lokaler Ebene und in Kolonialkreisen – zu einem medialen „Großereignis“.8 Im Kölner Stadtanzeiger war zu lesen, dass die Handelshochschule mit ihrer Studienfahrt „bahnbrechend“ hervorgehe, in der Deutschen Kolonialzeitung hieß es: „Es ist zum erstenmal, daß von einer deutschen Bildungsanstalt aus eine derartige Reise unternommen wird. Der Plan an sich ist ein weiterer Beweis für das allgemeine Interesse, das in den gebildeten Kreisen für die Kolonien wach geworden ist.“9 Besonders die Kolonialbewegung im Reich fand Gefallen an Eckerts Vorhaben. Die Expedition bedeutete für sie nicht nur Werbung für das „koloniale Projekt“, sondern auch die Möglichkeit, mit Hilfe der Wissenschaftler an wichtige Informationen zu kommen, die diese vor Ort sammelten und die für die Kolonialverwaltung von Nutzen sein konnten. Im Gegenzug wurden die Kölner mit Vergünstigungen und einem geringen Reiserisiko im Netz der kolonialen Infrastruktur während der Expedition belohnt.10 Am 2. August 1908 war es soweit: Der Expeditionsleiter Christian Eckert, seine Frau Luise Hildegard (geb. Moldenhauer), die Professoren Heinrich Geffcken (öffentliches Recht), Kurt Wiedenfeld (Staatswissenschaften) und Paul Moldenhauer (Versicherungswissenschaft) sowie 25 Studenten machten sich auf, um Afrika wissenschaftlich zu „erobern“. Als Arzt war Dr. Berger vom Infanterie-Regiment Graf Sparr Nr. 16 aus Mülheim an der Ruhr und als Berichterstatter Prosper Müllendorff für die pro-koloniale Kölnische Zeitung mit an Bord.

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Abb. 2: Die Expeditionsteilnehmer in Dar es Salaam

Vom Kölner Hauptbahnhof ging es mit der Bahn über Basel, Mailand und Rom nach Neapel, um dort auf dem Reichspostdampfer „Markgraf“ der Deutschen Ostafrikalinie einzuschiffen. Die ca. dreiwöchige Überfahrt wurde für Vorträge und Seminare an Deck genutzt. Auf der Hinreise lag der Schwerpunkt vor allem auf der Kolonialgeschichte und dem Weltverkehr, auf der Rückfahrt wurden die besondere Stellung Ostafrikas sowie eigene Erlebnisse und Beobachtungen thematisiert. Die jüngeren Teilnehmer sollten sich dadurch – so heißt es in den Quellen – „allmählich den Gedanken aus dem Kopf [schlagen], daß sie sich auf einer ergötzlichen Ferienreise befänden“.11 Am 24. August traf die Reisegruppe in Mombasa in Britisch-Ostafrika ein. Der Besuch der englischen Kolonie war in den Reiseplan aufgenommen worden, um im Vergleich die „koloniale[...] Arbeit des angelsächsischen Vetters“ begutachten zu können,12 schließlich müsse man auch „von England als Feind“ lernen, „auf welchen Grundlagen der Bau beruht […]“.13 Eckert bemerkte im Anschluss an die Expedition, man dürfe „[...] rückhaltlos bewundern, was die Briten auf ihrem Boden schon heute vorbildliches geleistet […] haben“,14 der Redakteur der Kölnischen Zeitung Prosper Müllendorff befand: „Wenn es nur auf die Kochkunst ankäme, verdiente England nicht Weltmacht zu sein.“15 Von Mombasa ging es mit der „Ugandabahn“ zu einer zehntägigen Rundreise um den Victoriasee. Die Reisegesellschaft schiffte sich dafür auf dem britischen Dampfer „Clement Hill“ ein. Die größeren Städte Kisumu und Entebbe in Britisch-Ostafrika sowie Bukoba und Mwanza in Deutsch-Ostafrika standen auf dem Programm. Schließlich ging es mit der „Ugandabahn“ wieder zurück nach Mombasa, unterwegs wurde ein Zwischenstopp in Nairobi, der Hauptstadt Britisch-Ostafrikas, eingelegt. Die Kölner machten sich anschließend auf dem Regierungsdampfer „Kaiser Wilhelm II“ auf den Weg in die deutsche Kolonien, um Tanga, Usambara, Morogoro und Dar es Salaam zu besuchen. Ein Ausflug zu der „märchenhaft schönen Insel“ Sansibar stand ebenfalls mit auf dem Programm.16 Am 24. September wurde nach vier Wochen von Dar es Salaam aus die Heimreise angetreten.17

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Abb. 3: Besichtigung einer Sisal-Aufbereitungsanlage

Wie es sich für eine „aufstrebende Kaufmannshochschule“ gehörte, lag das Hauptinteresse während der Expedition vor allem auf der Besichtigung von wirtschaftlichen Betrieben, Plantagen und Pflanzungen. Den Studenten sollte vor allem die koloniale Praxis anschaulich näher gebracht werden, um „nachdrücklich das Augenmerk darauf lenken zu können, wo deutscher Fleiß im Ausland bereits Erfolg errungen, und Ausschau zu halten, wo die Tatkraft unserer Kaufleute und Industriellen, sich künftig noch stärker erproben kann.“18 Es wurden aber auch eine Missionsstation, ein Schlafkrankenlager, ein Veterinär-Institut, das biologisch-landwirtschaftliche Forschungsinstitut Amani, eine Askari-Kompagnie und ein Gericht besucht. Insgesamt habe die Expedition, das könne man mit „gutem Gewissen“ sagen, reichlich Gelegenheit zur Belehrung geboten, war doch schließlich auch das Studium der eigentliche „Zweck“ der Reise.19 Doch auch das „Vergnügen“ wurde während der Expedition groß geschrieben. Mit dem Smoking im Gepäck nahmen die Kölner regen Anteil am gesellschaftlichen Leben der Kolonie. Abende wurden im Deutschen Klub oder auf der Terrasse des Kasinos verbracht oder das Frühstück im Palast des englischen Gouverneurs eingenommen.20 Und auch die letzte Lagernacht sei „stürmisch“ verlaufen, heißt es, „Gesang, Musik und Schabernack lösten die Anspannung, die durch das schnelle Reisen und Besichtigen aller Art entstanden war“.21

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Abb. 4: Die Karawane in Entebbe

Während der Expedition blieben die Kölner meist „unter sich“. In den jeweiligen „Europäer-Vierteln“ traf man sich, um auch in der Ferne die „heimische Kultur“ zu pflegen. Begegnungen mit der einheimischen Bevölkerung wurden kaum gesucht, die unterschiedlichen Lebensrealitäten und soziokulturellen Hintergründe blieben weitestgehend unverstanden. Dem eigenen Überlegenheitsgefühl verhaftet, wurde die einheimische Bevölkerung meist nur als „primitive und unzivilisierte Masse“ wahrgenommen, deren einzige Aufgabe darin bestand, verfügbar zu sein. Sie wurde vor allem als „Produktionsfaktor“ gesehen, um „aus der Kolonie wirtschaftlich herauszuholen, was nur irgend darin ist […]“.22 Die „Eingeborenen“ müssten, so Eckert, vor allem „zu produktiver Arbeit“ angelernt und ihr Sinn „für eine gesunde Bedürfnissteigerung“ geweckt, „sie also für europäische Fabrikate kauflustig“ gemacht werden, dies sei „wirtschaftlich zweifellos am nützlichsten und ergiebigsten“.23 Die Kölner Wissenschaftler teilten die kolonialen Ziele und waren von deren Richtigkeit überzeugt. Sie sahen die eigene Beteiligung am „kolonialen Projekt“ als „bedeutsame Aufgabe“ an, zu der sie sich nicht nur berechtigt, sondern eigentlich „verpflichtet“ fühlten.24 In dem Reisebericht von Kurt Wiedenfeld ist zu lesen, dass die europäischen Völker doch gerade „dank ihrer Kultur das Recht und die Pflicht haben, ihre Macht über jene unterentwickelten, den natürlichen Gewalten widerstandslos gegenüberstehenden Menschenrassen auszudehnen“, sei „ihrem Wirken allein doch zuzuschreiben, daß auch bei den Schwarzen von Innerafrika das Leben anfängt einen Eigenwert zu erhalten, gesichert zu sein – daß also aus einer Zivilisation eine Kultur

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werden kann“.25 Dass die einheimische Bevölkerung natürlich nicht jahrhundertelang auf den „weißen Mann“ gewartet hatte, sondern immer selbstständig und aktiv an ihrer eigenen Geschichte mitgearbeitet hatte, konnten die Kölner nicht erkennen. Sie „begegneten“ der einheimischen Bevölkerung während der Expedition und auch in ihren Berichten danach stets mit ihren eigenen, von der kolonialen Situation geprägten Vorstellungen. Diese halfen sowohl das „koloniale Projekt“, als auch die eigene Expedition als Teil davon zu legitimieren. Nach der Rückkehr aus der Ferne feierten sich die Kölner in zahlreichen Berichten und Artikeln, aber auch bei Vortragsveranstaltungen selbst. Eckert war es vor allem daran gelegen, die Studienfahrt als durchweg gelungene „Idealreise“ zu präsentieren, die wissenschaftliche und gesellschaftliche Zwecke erfüllt hatte. In seinem Bericht in der Kölnischen Volkszeitung ist zu lesen: „Ohne Unfall, ohne schwere Erkrankungen ist die jüngste Studienfahrt der Kölner Handelshochschule verlaufen [...], die einen Einblick in ganz fremdgeartete Verhältnisse gestattete. Ohne Mühsal ließ sie sich nicht durchführen; aber die Fahrtgenossen haben die Beschwerden willig ertragen, und heute sind die Anstrengungen schon wieder vergessen. Keiner ist ohne Nutzen dabei gewesen, und je mehr die Zeit fortschreitet, destomehr wird bei Verfolgung überseeischer Nachrichten das neu gewonnene Verständnis wachsen, desto sichtbarer werden die Samenkörner, die gelegt worden sind, aufgehen und Früchte tragen. Der Kölner Handelshochschule aber bleibt der Ruhm, in zeitgemäßer Fortbildung des akademischen Unterrichtsplanes, die erste deutsche Studentenfahrt in die deutsche Kolonie, nach dem Innern unseres großen, zukunftsreichen afrikanischen Landes organisiert und durchgeführt zu haben.“26 Die Expedition scheint also ein „voller Erfolg“ gewesen zu sein. Noch Jahre später wurde sie in der Deutschen Kolonialzeitung als erste Gesellschaftsreise in die Kolonien gelobt.27 Gerade durch diese mediale Präsenz, durch die vielen Berichte, die vor, während und nach der Expedition in Tageszeitungen und der Kolonialpresse abgedruckt wurden, hatten die Kölner Wissenschaftler die Möglichkeit, auch außerhalb der Wissenschaft über die Kolonien zu informieren. Ihr wissenschaftlicher Hintergrund und ihre „kolonialwissenschaftlichen“ Forschungen in Übersee kamen ihnen dabei zu Gute: Als angesehene Experten für „koloniale Angelegenheiten“ konnten sie so die koloniale Propaganda glaubwürdig unter das Volk bringen und helfen, den Kolonialgedanken in der Öffentlichkeit zu popularisieren.

Koloniale Geographie – das Ehepaar Franz und Marie Pauline Thorbecke Anne-Kathrin Horstmann

Franz Thorbecke (1875-1945) war von 1916 bis 1942 als Professor am Geographischen Institut der Kölner Handelshochschule und späteren Universität zu Köln tätig und steht wie kaum ein anderer Kölner Wissenschaftler für den engen Zusammenhang von Kolonialismus und wissenschaftlicher Forschung. Sein reges Interesse für Afrika und die deutschen Kolonien fesselten jedoch nicht nur ihn, sondern er begeisterte auch seine Frau Marie Pauline für das deutsche „Kolonialprojekt“. Thorbecke, der sich bereits in seiner Jugend für Livingstone und Wissmann interessierte,1 arbeitete nach seinem Geographiestudium bei Alfred Hettner in Heidelberg zunächst als Lehrer in Mannheim,2 bis er durch Kontakte zum Reichskolonialamt 1907 die Möglichkeit erhielt, an einer Expedition ins Hochland von Kamerun teilzunehmen. Dies bedeutete für Thorbecke nicht nur eine Chance, in der Wissenschaft Fuß zu fassen und sein koloniales Interesse mit seinem wissenschaftlichen Ehrgeiz zu vereinen, sondern er knüpfte auch erste Kontakte nach Köln, die ihm 1916 den Lehrstuhl für Geographie in der Domstadt einbringen sollten. Sein Expeditionsleiter war der Kölner Geograph Kurt Hassert, der an der Kölner Handelshochschule tätig war und ihn Jahre später als seinen Nachfolger in Köln empfahl. Die Expedition wurde im Auftrag des Reichskolonialamtes nach Kamerun entsandt, um „dienliches“ Wissen für die Kolonialverwaltung zu liefern und das „Kamerun- und Manengubagebirge samt Hinterland“ topographisch und wirtschaftlich zu untersuchen.3 Thorbecke war als Assistent und Fotograf beteiligt. Er beschäftigte sich hauptsächlich mit kolonialwirtschaftlichen Fragen und legte eine Sammlung für das Ethnologische Museum in Berlin an. Über die Ergebnisse der Expedition verfasste er im Anschluss seine Dissertationsschrift.4 Die Expedition bedeutete für Thorbecke aber auch einen „persönlichen“ Erfolg: er lernte auf der Überfahrt nach Kamerun seine spätere Frau Marie Pauline kennen, die für ihn in den folgenden Jahren zu seiner wichtigsten „Assistentin“ werden sollte. Marie Pauline (geb. Berthold), ausgebildete Malerin in der Worpsweder Künstlerkolonie, befand sich zu diesem Zeitpunkt mit ihrem Vater auf Bildungsreise. 1909 heiratete sie im Alter von 27 Jahren den sechs Jahre älteren Franz Thorbecke.5 Als dieser zwei Jahre später erneut die Möglichkeit bekam, nach Afrika zu reisen, begleitete sie ihn. Thorbecke wurde als Expeditionsleiter im Auftrag der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG) erneut nach Kamerun entsandt. Die Forschungsreise war seitens der DKG vor allem mit der Hoffnung verbunden, verwertbare Ergebnisse für die koloniale Praxis zu erhalten: Informationen über landwirtschaftliche Produktionsmöglichkeiten, Bodenbeschaffenheit, Siedlungsverhältnisse und die Bevölkerungsdichte oder Trassenvorschläge für die Fortsetzung der Eisenbahn.6 Im Gegenzug

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wurde die Expedition von Kolonialkreisen finanziert.7 Thorbecke, der die Reise nicht ohne seine Frau antreten wollte, musste innerhalb der DKG allerdings erst einmal intensive Überzeugungsarbeit leisten: Man bezweifelte nämlich, dass die Teilnahme „einer in tropischen Reisen gänzlich unerfahrenen und unerprobten Dame“ für das Vorhaben förderlich sei; Marie Pauline wurde als „hinderlich“ empfunden.8 Da Thorbecke sich aber weigerte, ohne seine Frau zu fahren, und man unnötige Streitereien verhindern wollte, willigte die DKG schließlich ein. Bei Marie Pauline, so gestand man ein, handle es sich ja auch um eine „recht energische Dame [...], die von Beruf Malerin vielleicht der Expedition auch manches nützliche leisten und für ihren Gatten und Expeditionsleiter ein wertvoller Ansporn werden könnte“.9 Und das wurde sie: Sie sorgte nicht nur für gute Laune bei ihrem Ehemann, kümmerte sich um die Verpflegung oder die medizinische Versorgung, sondern führte im Verlauf der Expedition auch zahlreiche wissenschaftliche Arbeiten durch. Sie war für die Erhebung ethnologischer Daten und den Erwerb ethnologischer Objekte zuständig, fertigte Skizzen von Bergprofilen und Landschaften an und unterstützte ihren Mann und dessen Assistenten Leo Waibel bei der Erhebung geographischer Studien.10 Sie war also weit mehr als nur die mitreisende Ehefrau, erhielt aber für ihre Arbeit kein Gehalt, sondern musste sogar die Reisekosten selbst tragen. Marie Pauline bezeichnet sich in ihrem Reisetagebuch als Malerin der Expedition.11 Ihr zeichnerisches und photographisches Interesse galt dabei all dem, was schwer nach Europa zu transportieren und somit auf die Bildvermittlung angewiesen war: Menschen, Dörfer, die Natur. Ihr Blick blieb meist der scheinbaren „Andersartigkeit“ des Gesehenen verhaftet; auch reisende Frauen wie Marie Pauline Thorbecke unterschieden sich in dieser Hinsicht nicht von ihren männlichen Zeitgenossen.

Abb. 1: Marie Pauline als „Herrenreiterin“ hoch zu Ross

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Afrikanerinnen und Afrikaner wurden als „primitiv“, „wild“ und „barbarisch“ empfunden, man selbst sah sich als zivilisiert und fortschrittlich an. Diese vermeintliche Überlegenheit demonstrierte auch die „koloniale Herrin“ Marie Pauline immer wieder durch alltägliche Erniedrigungen dem Personal gegenüber, beim Feilschen mit einheimischen Handelspartnern oder, wenn nötig, auch mit Gewalt. In ihrem Reisetagebuch ist über ihre Träger zu lesen: „Einstweilen können die Leute nur mit der Peitsche davon abgehalten werden, sich wie Bestien auf ihr Essen zu stürzen, um vor der fertigen Verteilung möglichst viel an sich zu reißen. Auch des Morgens beim Aufbruch geht es oft wild zu; um leichte Lasten balgen und kratzen sie sich wie Verrückte und brüllen wie ungezogene Kinder, wenn man sie ihnen wegnimmt. Ich habe ein paar Leuten mit meinen Konservenbüchsen fest auf die Finger hauen müssen, weil sie mir während des Einpackens die halb leeren Kisten unter den Händen fortreißen wollten.“12 Dennoch schienen der fremde Kontinent, seine Natur und vor allem seine (männlichen) Bewohner Marie Pauline auch zu faszinieren. Nahezu erotisiert schwärmt sie in ihrem Reisetagebuch von den einheimischen Ruderern, die ihnen beim Einlaufen in Duala begegneten: „Sie sind herrlich anzusehen, diese dunkelbraunen nackten Gestalten, die höchstens ein schmales Lendentuch tragen, so im Freien, in der Sonne, gegen das blaue Wasser, in lebendiger starker Bewegung! Diese anstrengende Arbeit hat die Körper so prachtvoll durchgebildet, daß sie wie eine Schar wandelnder, glänzender Bronzen aussehen. Je weniger Kleider der Neger trägt, desto schöner ist er.“13 Diese vermeintlich positiv anmutenden Beschreibungen der „Naturmenschen“ bilden jedoch die Ausnahme. Meist blieb in ihren Schilderungen das Verhältnis von „Her-rin und Untertan“ bestehen, und Marie Pauline ihren eigenen Vorurteilen verhaftet. Auch ihr Mann Franz präsentierte seine Macht gerne und ließ sich beim Reinigen seiner Waffen oder als Großwildjäger abbilden.

Abb. 2: Franz Thorbecke bei der Großwildjagd – auch dies gehörte zum Expeditionsalltag

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Bilder wie diese verdeutlichen das Selbstverständnis des Wissenschaftlers, der das „Recht“ auf Forschung in der Fremde in Anspruch nahm, in die Privatsphäre der Menschen vor Ort eindrang und immer wieder Proviant, Raum und Träger für seine riesige Karawane forderte. Der Glaube an die eigene Überlegenheit, die Unfehlbarkeit der Wissenschaft und das Recht, sich jeder Zeit nehmen zu können, was man braucht, verhinderte wohl jede Form der Reflexion – und hätte seiner Frau fast das Leben gekostet: Marie Pauline wurde Opfer eines Speerangriffs, der vermutlich ihrem Mann galt. Thorbecke hatte einen lokalen Herrscher geohrfeigt, der Ersatzträger verweigert und dem Wissenschaftler darüber hinaus „laut und höhnisch ins Gesicht“ gelacht hatte.14 Widerstand, Eigensinn und Selbstbewusstsein der einheimischen Bevölkerung konnten nicht respektiert werden; zu tief war man im kolonialen Diskurs verhaftet, zu groß war der Glaube an die eigene Überlegenheit und die Wohltaten des deutschen „Kolonialprojekts“. Die Thorbeckes verbanden mit ihrer Forschung vor allem die Hoffnung, dasselbe zu unterstützen und zur Erschließung Kameruns, dem Land „in dem für Europäer wahrlich Milch und Honig fließt“, beizutragen.15

Abb. 3: Neben diesem lokalen Herrscher in Kamerun wirkt der „große Wissenschaftler“ Franz Thorbecke auf einmal erstaunlich klein…

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Nach der Rückkehr 1913 folgten für Franz Thorbecke zahlreiche Einladungen zu Tagungen und Vortragsveranstaltungen, auf denen er über die Ergebnisse der Expedition berichtete, mindestens einmal stellte Marie Pauline in diesem Rahmen ihre Bilder aus.16 Kurz nach der Rückkehr veröffentlichte sie außerdem ihr Reisetagebuch „Auf der Savanne“ und soll darüber hinaus intensiv an dem fünfbändigen Lebenswerk ihres Mannes „Im Hochland von Mittelkamerun“ mitgearbeitet haben. Erwähnung fand sie allerdings nur als „tapfere Reisegefährtin“ im Vorwort des ersten Bandes und schließlich als Herausgeberin des letzten Bandes, den sie nach dem Tod ihres Mannes 1951 auf Grundlage seiner Notizen herausgegeben hat. Obwohl ihre vor Ort geleistete Arbeit direkt in die Forschung einfloss und sie an den Publikationen ihres Mannes mitgearbeitet hatte, fand sie in den fachspezifischen Kreisen kaum Gehör.17 Ihr Mann war es, der die Karriere machen sollte und dem die Expedition den Weg an die Universität ebnete. Thorbecke nahm nach der Rückkehr aus Kamerun zunächst Lehraufträge in Mannheim, Heidelberg und Marburg an, bevor er 1916 schließlich als Nachfolger von Kurt Hassert an die Kölner Handelshochschule kam und bis 1942 den Lehrstuhl für Geographie an der 1919 neu gegründeten Universität zu Köln innehatte. Thorbecke prägte mit seiner kolonialwissenschaftlichen Ausrichtung das Institut und verlieh ihm nach eigenen Angaben die „besondere kolonialgeographische Note“.18 In seinen Veranstaltungen standen Afrika und koloniale Themen häufig im Mittelpunkt, er hielt kolonialspezifische Vorlesungen wie „Weltreiche und Kolonialreiche, ihr Werden und ihr Wesen“, „Deutsche Kolonien in Afrika“, „Afrikanische Landschaften und Kolonialräume“ oder „Die Tropen und ihre Kolonialräume“. Inspiriert durch seine Expeditionen nach Kamerun sah er die deutschen Kolonien als sein wichtigstes Arbeitsgebiet an. Er wollte durch seine Forschungen das nun mittlerweile „neokoloniale Projekt“ vorantreiben und den wissenschaftlichen Nachwuchs dafür begeistern. Schließlich tue „eine auf streng wissenschaftlicher Grundlage aufgebaute Kenntnis afrikanischer Geographie […] gerade uns Deutschen not“.19 Darüber hinaus würde „die deutsche akademische Jugend von heute […] auf ein großes und zukunftsreiches Arbeitsfeld verzichten, wenn sie sich abfände mit dem Raub unserer Kolonien“, da auch sie „ein Recht an der Weite der noch unerschlossenen Welt“ habe.20 Sein kolonialwissenschaftliches Engagement wurde von universitärer Seite schließlich damit belohnt, dass ihn Rektor Franz von Haberer am 22. Mai 1936 beauftragte, ihn „in allen kolonialen Fragen, die an die Universität herantreten, zu vertreten und die Interessen der Universität zu wahren“.21 Thorbecke trat aber nicht nur im akademischen Bereich, sondern auch in der Öffentlichkeit als unermüdlicher „Werber“ für die Rückgewinnung der Kolonien auf und widmete sich bis zu seinem Tod dem kolonialen bzw. kolonialrevisionistischen Projekt. Dies wird an seinen zahlreichen Vorträgen und populärwissenschaftlichen Publikationen sichtbar. Er schrieb Artikel für die „Koloniale Rundschau“, die „Deutsche Kolonialzeitung“ und die „Westdeutsche Wirtschaftszeitung“, in der er die Rückgewinnung der Kolonien als Rechtsanspruch des deutschen Volkes auf eigene Quellen tropischer Rohstoffe propagierte.22 Darüber hinaus erhielt er zahlreiche Einladungen des Reichskolonialbundes, des kolonialpolitischen Amtes der NSDAP oder des

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kolonialgeographischen Ausschusses des Reichsforschungsrates, für den er seit 1937 beratend tätig war, um in Vorträgen über die ehemaligen deutschen Kolonien zu berichten.23 Thorbecke suchte den Weg in die Öffentlichkeit aber auch über Großveranstaltungen und Ausstellungen. 1934 engagierte er sich beispielsweise auf der vom Reichskolonialbund organisierten Kolonialausstellung in der Deutzer Messe.24 Im selben Jahr stellte er gemeinsam mit seiner Frau im Rahmen der Sonderausstellung „Die Völker der deutschen Kolonien in Afrika“ im Rautenstrauch-Joest-Museums für Völkerkunde ihre private Objektsammlung der gemeinsamen Kamerun-Expedition und 20 Aquarelle von Marie Pauline aus, um „für den deutschen Kolonialgedanken Propaganda zu machen“.25 Bei Veranstaltungen dieser Art konnten die beiden gemeinsam ihren „kolonialen Traum“ propagieren, den Marie Pauline seit ihrer Kamerun-Expedition ebenfalls träumte. Auch sie machte sich verschiedentlich für die Rückgewinnung der deutschen Kolonien stark: Ab spätestens 1918 war sie im Kölner Zweigverein des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft tätig, 1921 verfasste sie den pro-kolonialen Jugendroman „Häuptling Ngambe. Eine Erzählung aus Kamerun“, der mehrfach neu aufgelegt wurde und den kolonialen Gedanken unter der Jugend wach halten sollte. Wenige Jahre später veröffentlichte sie im „Deutschen Kolonialbuch“ einen Artikel über „Die schwarze Frau in Kamerun“, der ihren spezifisch weiblichen kolonialen Blick noch einmal verdeutlichte.26 Gemeinsam mit ihrem Mann widmete sie sich außerdem in einem Aufsatz dem Thema „Wo ist Raum für Deutschlands Jugend? In Tropen und Übersee, vor allem in eigenem Kolonialbesitz!“, der in der Reihe „Deutsche Jugend und Deutsche Kolonien“ des Frauenbundes der Deutschen Kolonialgesellschaft erschienen ist. Darüber hinaus soll sie für die Kölnische Zeitung literarisch tätig gewesen sein.27 So haben beide, sowohl Franz als auch Marie Pauline Thorbecke auf ihre eigene Art und Weise das „koloniale Projekt“ vorangetrieben und unterstützt. Für Franz Thorbecke war vor allem die Wissenschaft ein Mittel, um seine koloniale Propaganda zu legitimieren und den kolonialen Gedanken in der Öffentlichkeit verankern zu können. Marie Pauline widmete sich sowohl künstlerisch als auch literarisch den ehemaligen deutschen Kolonien und versuchte dabei vor allem, die Jugend und die Frauen für diese zu begeistern. Seit ihrer gemeinsamen Kamerun-Expedition verband sie ihr „kolonialer Traum“, den sie bis zu Thorbeckes Tod 1945 gemeinsam oder auch getrennt voneinander propagierten. Dabei sollen sie sich von Anfang an, so heißt es in Marie Paulines Nachruf in der „Geographischen Zeitschrift“, als Paar in „idealer Weise“ ergänzt haben.28

Koloniale Völkerkunde Anne-Kathrin Horstmann

Obwohl das Ordinariat für Völkerkunde an der Universität zu Köln erst 1940 eingerichtet wurde, schaut die Domstadt auf eine weitaus längere Geschichte der wissenschaftlichen Beschäftigung mit außereuropäischen Kulturen zurück. Bereits während der deutschen Kolonialzeit wurde das Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde in Köln gegründet – einer der Namensgeber, der Forschungsreisende Willhelm Joest, wurde von dem späteren Ordinarius für Völkerkunde, Martin Heydrich, als „erste[r] Kölner Völkerkundler im engsten Sinne des Wortes“ bezeichnet.1 Das Museum pflegte stets eine enge Verbindung zu den wissenschaftlichen Einrichtungen der Stadt; seine räumliche Nähe zur Handelshochschule in der Kölner Südstadt war nicht zufällig gewählt. Zweck des Museums sollte es sein, „den Lehrern und Studierenden an der Cölner Handelshochschule die Benutzung jener Sammlung […] zu ermöglichen, der Hochschule ein wertvolles Lehrinstitut […] zu stiften und der gesamten Bevölkerung ein wertvolles Mittel zur Förderung der Kenntnisse der Völkerkunde zu verschaffen […]“.2 Das Museum war also öffentlicher und wissenschaftlicher Raum zugleich, in dem Wissen über die „fremden“ Völker nicht nur öffentlichkeitswirksam aufbereitet, sondern auch produziert und vermittelt wurde.3 Der erste Lehrstuhl für Völkerkunde wurde 1920 in Leipzig gegründet, während der deutschen Kolonialzeit etablierte sich das Fach aber bereits als akademische Disziplin an den Universitäten. Ähnlich wie andere Disziplinen profitierte auch die Völkerkunde als „Wissenschaft vom kulturell Fremden“ von den Rahmenbedingungen der kolonialen Expansion. Die Kolonien mussten erfasst und ihre Bevölkerung erforscht werden. Auch wenn nicht alle Völkerkundler das koloniale Projekt unterstützten, ist eine Verbindung zwischen beiden Bereichen unverkennbar. Die Kolonien boten für die Völkerkundler bessere und einfachere Arbeitsbedingungen für ihre Forschungen, ethnographische Objekte konnten dank der kolonialen Infrastruktur leichter bezogen werden. Gleichzeitig wurde völkerkundliches Wissen von der Kolonialregierung nachgefragt – man unterstützte und legitimierte sich gegenseitig. Auch bei der Einweihung des Rautenstrauch-Joest-Museums am 12. November 1906 am Ubierring betonte der Kölner Oberbürgermeister Wilhelm Becker die Bedeutung des Museums nicht nur für die Handelshochschule und die Stadt, sondern vor allem auch für das koloniale Projekt und den überseeischen Handel.4 Gerade das durch die Kolonialbewegung gesteigerte Interesse am „Fremden“ und „Exotischen“ in der Bevölkerung und das von der Kolonialbewegung nachgefragte ethnographische Wissen kamen der noch jungen Völkerkunde bei ihrer Institutionalisierung in Köln zu gute. Ab dem Wintersemester 1902/03 hielt der erste Direktor des Rautenstrauch-JoestMuseums, Willy Foy, an der Städtischen Handelshochschule in Köln völkerkundliche Vorlesungen, wie „Einführung in die Völkerkunde“, „Urgeschichte der Kultur“ oder

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„Die Anfänge des geistigen Lebens der Menschheit (mit Lichtbildern)“.5 1914 wurde ihm der Professorentitel verliehen,6 1919 wurde er an der neu eröffneten Universität zu Köln zum außerordentlichen Honorarprofessor an der Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät ernannt.7 Dies war nicht nur der offizielle Einzug der Völkerkunde als Lehrfach an der Universität, sondern auch der Beginn der Personalunion zwischen Museum und Universität, die darin bestand, dass die jeweiligen Museumsdirektoren zusätzlich Lehrveranstaltungen an der Universität hielten. Zeitgleich mit der Neugründung der Universität endete die reale deutsche Kolonialzeit, die Verbindung zwischen Völkerkunde und Kolonialbewegung blieb jedoch bestehen. Viele deutsche Völkerkundler machten sich für die Rückgabe der deutschen Kolonien stark – auch in Köln empfand man den Verlust als „schmerzlich“.8 Man suchte die kolonialrevisionistische Bewegung zu unterstützen oder völkerkundliches Wissen für die geplante koloniale Wiederbetätigung der Deutschen bereitzustellen: 1924 war das Rautenstrauch-Joest-Museum Mitveranstalterin des „Kolonialkongresses“ in Berlin,9 Ende 1925 beteiligte sich Foys Nachfolger, Fritz Graebner, an den Planungen für eine Kolonialausstellung, die 1926 im Rahmen einer Kolonialwoche in Köln stattfinden sollte, um der Öffentlichkeit einmal mehr vor Augen zu führen, „was das deutsche Volk mit seinen Kolonien, die ihm durch den Versailler Friedensvertrag abgenommen sind, verloren hat […]“. Neben verschiedenen anderen Abteilungen sollte auch eine eigene Abteilung zum Thema „Ethnographie“ eingerichtet werden.10 Auch Graebners Nachfolger Julius Lips, seit 1927 Privatdozent für Völkerkunde und Soziologie und seit 1928 Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums, beschäftigte sich wissenschaftlich mit „kolonialen Themen“.11 Er propagierte vor allem im Rahmen seiner „Ethnopolitik“ den Nutzen völkerkundlichen Wissens für eine „verständnisvolle und den Eingeborenen helfende“ Kolonialpolitik.12 Er war der Ansicht, dass sich gerade das Nichtwissen ethnologischer Faktoren negativ auf die Kolonialpraxis auswirken könne, wie beispielsweise der Kolonialkrieg gegen die Herero in Deutsch-Südwest-Afrika gezeigt habe. Daher sei es jetzt gerade für die Deutschen nötig, ethnopolitische Studien zu betreiben, „um weiterhin als Vorbild in der Kolonisation noch nicht staatsfähiger Naturvölker zu gelten, wenn einmal, was hoffentlich bald eintreten möge, wir wieder unsere Kolonien zurückerhalten“, so Lips. Insgesamt sah Lips in einer an völkerkundlichem Wissen orientierten Kolonialpolitik die Chance, nicht nur die „Forderung nach Rückgabe der deutschen Kolonien beim Völkerbund“ zu unterstützen, sondern „auch bei den breiten Massen“.13 Diese versuchte er zusätzlich durch gemeinsame Vortragsreihen mit der Kölner Lokalabteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft oder durch seine Mitarbeit bei der „Kolonialen Rundschau“, einer populärwissenschaftlichen „Monatsschrift für die Interessen unserer Schutzgebiete und ihrer Bewohner“ von den kolonialrevisionistischen Plänen zu überzeugen.14 Auch unter seinen Studenten warb Lips für den Kolonialgedanken: Im Sommersemester 1932 besuchte er mit zehn Studenten der Völkerkunde das belgische Kolonialmuseum in Tervueren bei Brüssel,15 ein Jahr später wurde von ihm ein „Kolloquium über das Thema: Ethnopolitik und Kolonialpolitik“ an der Universität angekündigt.16 Mit dem aufkommenden Nationalsozialismus endete für den Sozialde-

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mokraten Lips jedoch seine Karriere in Köln. Nach der „Gleichschaltung“ wurde er aus dem Museum und der Universität vertrieben, 1934 emigrierte er in die USA.17 Das Rautenstrauch-Joest-Museum wurde im nationalsozialistischen Sinne umgeformt, Lips‘ ehemaliger Student Andreas Scheller – seit Februar 1933 NSDAP-Mitglied – wurde kommissarischer Leiter.18 Das völkerkundliche Seminar wurde im Mai 1933 geschlossen; bis zur Einrichtung des Ordinariats 1940 fanden keine völkerkundlichen Veranstaltungen mehr an der Universität statt. Die Verbindung zur Kolonialbewegung blieb jedoch bestehen. Mit dem Aufstieg der Nationalsozialisten erhielt koloniales Gedankengut noch einmal einen Aufschwung im Reich, der auch von deutschen Völkerkundlern größtenteils unterstützt wurde. Die Diskussion über die kolonialen Aufgaben der Völkerkunde erreichte besonders in den 1930er und frühen 1940er Jahren ihren Höhepunkt.19 Auch bei den Planungen für die Einrichtung eines Ordinariats für Völkerkunde an der Kölner Universität Ende der 1930er Jahre spielte die koloniale Ausrichtung des Faches eine wichtige Rolle. Betont wurde, dass der Völkerkunde an den Hochschulen gerade jetzt eine „stark vermehrte Beachtung geschenkt werden muss, wenn die wissenschaftliche Vorbereitung unserer kolonialen Ziele nicht eine bedenkliche Lücke aufweisen soll […]“.20 Dass gerade vor diesem Hintergrund nach mehreren gescheiterten Versuchen in den 1920er Jahren die Einrichtung eines Ordinariats für Völkerkunde an der Universität zu Köln schließlich glückte, spricht für sich. Die Wahl des Lehrstuhlinhabers fiel auf Martin Heydrich, seit 1.5.1933 Mitglied der NSDAP, bis dahin stellvertretender Leiter der Museen für Tierkunde und Völkerkunde in Dresden und mit völkerkundlichen und anthropologischen Vorlesungen an der TH Dresden betraut.21

Abb. 1: Besonders Martin Heydrich propagierte ab Ende der 1930er Jahre in Köln den Nutzen der Völkerkunde für eine koloniale Wiederbetätigung Deutschlands

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Heydrich, besonders an kolonialethnologischen und „rassekundlichen“ Fragestellungen seines Faches interessiert, war bemüht, auch in Köln „die kolonialen völkerkundlichen Belange in erweitertem Maße zu berücksichtigen“.22 Im Rautenstrauch-JoestMuseum, dessen Leitung ihm übertragen wurde, sollten „vor allem unsere eigenen kolonialen Wünsche und Interessen berücksichtigt werden“,23 so Heydrich, und „die wichtigsten Kulturen, besonders auch diejenigen unserer Kolonien, […] übersichtlich und gut geordnet vorgeführt werden“.24 Am Seminar für Völkerkunde an der Universität sollte „ganz besonders an der Ausbildung des akademischen Nachwuchses, der die so vielfältigen Aufgaben in unseren künftigen Kolonien meistern wird“25 gearbeitet werden, sei das Institut doch, so Heydrich, gerade „auch im Hinblick auf die Vertretung der kolonialen Belange an unserer Universität“ eingerichtet worden.26 Ab dem 3. Trimester 1940 bot er verschiedene Seminare an, wie „Kapitel aus der kolonialen Völkerkunde“, „Übungen über das Kolonialethnologische Schrifttum“ oder „Die Eingeborenenpolitik der Kolonialmächte“, und beteiligte sich darüber hinaus an den „Kolonialwissenschaftlichen Kolloquien für Hörer aller Fakultäten“. Mit dem beginnenden Wintersemester 1941/42 wurde er zum stellvertretenden Leiter der 1938 eingerichteten „Zentralstelle für Kolonialfragen“ an der Universität ernannt.27 Auch überregional machte sich Heydrich für die kolonialen Bestrebungen der Völkerkunde stark. Mit anderen Fachvertretern wollte er vor allem die praktische Brauchbarkeit der Völkerkunde bei der Verwaltung in den zukünftigen Kolonien herausstellen. Es wurde an einem neuen ethnologischen Berufsfeld nach britischem Vorbild gearbeitet. „Regierungsethnologen“ sollten „in den Dienst der Regierung“ gestellt werden, „um diese zu einer erfolgreichen ‚Eingeborenenpolitik‘ zu befähigen“.28 Zu einer programmatischen Festlegung des Faches als praktische Kolonialwissenschaft trafen sich deutsche Völkerkundler Ende 1940 auf einer Arbeitstagung in Göttingen; der Kölner Ordinarius war an den Vorbereitungen des Treffens beteiligt.29 Heydrichs Engagement für die „koloniale Sache“ kam auch seiner eigenen Forschung zugute: Ab Mitte 1941 unterstützte ihn die 1940 eingerichtete Kolonialwissenschaftliche Abteilung des Reichsforschungsrates für die Erarbeitung einer kolonialethnologischen Bibliographie mit jährlich 5.000 Mark.30 Auch darüber hinaus interessierte sich die Kolonialwissenschaftliche Abteilung für die Mitarbeit des Kölner Professors. Er wurde zu der 1. Arbeitstagung der Fachgruppe „Koloniale Völkerkunde“ Ende 1941 nach Berlin eingeladen, Anfang 1943 nahm er an der interdisziplinären Tagung der Fachgruppen „Koloniale Sprachforschung“, „Koloniale Völkerkunde“ und „Koloniale Rassenforschung“ in Leipzig teil, bei der er in einem Vortrag über „Stand und Aufgabe der afrikanischen Kunstforschung“ berichtete.31 Zu diesem Zeitpunkt war jedoch durch den für Deutschland ungünstigen Kriegsverlauf der „koloniale Traum“ bereits in weite Ferne gerückt. 1944 musste der universitäre Betrieb in Köln aufgrund der zunehmenden Luftangriffe eingestellt werden. Nach der Kapitulation Deutschlands wurde Heydrich im Rahmen der Entnazifizierung die Wiederzulassung als Hochschullehrer zunächst verweigert; 1948 hielt er nach mehreren Berufungsverhandlungen sein Entlastungszeugnis in der Hand und nahm seine Ämter in Köln wieder auf.32 Koloniale Themen spielten dann keine Rolle mehr, die Beschäftigung mit der Vergangenheit des Faches, vor allem zwischen 1933 und 1945, war „ein gemiedenes Thema“.33

„Das finstere Heidenthum mit seinen Greueln“ – Der Afrika-Verein deutscher Katholiken in Köln Marianne Bechhaus-Gerst

„Gott will es!“ – Mit dieser Losung zogen schon im Mittelalter die Kreuzritter in „heidnische“ Lande. Der in Köln gegründete Afrikaverein deutscher Katholiken (ADK) wählte sie ab 1888 als Titel seiner Monatszeitschrift. Die Gründung des katholischen Missionsvereins fand auf Initiative des Domkapitulars Franz Karl Hespers „unter dem frischen Impuls der Antisklavereibewegung“, wie es das „Deutsche Koloniallexikon“ formulierte, statt.1 Das Engagement in der „Sklavereifrage“ verband Mission und Kolonialbewegung nicht nur in Köln, und innerhalb weniger Wochen gründeten sich im Deutschen Reich mehr als 500 Zweigvereine mit mehreren Tausend Mitgliedern.2 Der große Zulauf erklärt sich nicht zuletzt als Folge des beigelegten Kulturkampfes. Im Deutschen Reich waren Kloster- und Missionsgründungen lange nicht möglich gewesen. Die katholischen Missionsbestrebungen waren dadurch ins Hintertreffen geraten. Erst in den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts wurden die katholischen Orden zur Mission in den deutschen Kolonien zugelassen. Die Gründung der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG) und des ADK trafen so zeitlich unmittelbar aufeinander. Der ADK setzte sich zwar gemäß seiner Statuten an erster Stelle für die „Erhaltung und Hebung der Bevölkerung Africa‘s durch Unterdrückung des Sklavenhandels und der Sklaverei“ ein, die erst an zweiter Stelle genannte „Civilisation der Neger Abb. 1: Die Missionsspardose, der sogenannte „Nickneger“, stand in vielen katholischen Kirchen durch Bekehrung zum Christenthum“ und ist symbolhaft für die „Heidenmission“. Warf war de facto aber wie bei anderen man eine Münze in den Schlitz nickte die Figur Missionsgesellschaften das Hauptziel „dankbar“ mit dem Kopf.

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Marianne Bechhaus-Gerst

des Vereins.3 Zu diesem Zweck wurden Spenden gesammelt, damit „das finstere Heidenthum mit seinen Greueln aus ihrer Mitte verbannt werde“.4 Es gab aber große Probleme, in ausreichende Maße Geldmittel zusammenzubekommen.5 Berichte aus der Missionsarbeit in der Vereinszeitschrift Gott will es! sollten deshalb ein lebendiges Bild von den Schwierigkeiten und Härten der Missionsarbeit vermitteln und zu Spenden anregen. Der Blick auf die „armen Heidenkinder“ war dabei ein kolonialer, der sich wenig von dem der Kolonialbeamten oder Plantagenbesitzer unterschied. Die Afrikaner hätten es nie eilig, würden stets jammern und nicht arbeiten wollen, heißt es in einem Artikel vom Oktober 1910.6 Und natürlich war es der Missionar, der unter diesen Verhältnissen litt. Die Kolonialherrschaft wurde als gerechtferAbb 2.: „Gott will es!“ war der Titel der tigt verteidigt, denn „[d]ie Neger Afrikas Vereinszeitschrift des Afrika-Vereins deutbesitzen wenigstens heute noch nicht die scher Katholiken. kulturelle Regsamkeit und das Gefühl der Zusammengehörigkeit“, und „[s]ie sind noch zu kindisch und zu unreif für den Ruf: Afrika den Afrikanern! Sie sind noch nicht weitblickend genug, um sich ihrer ganzen vereinten Kraft bewußt zu werden.“7 Neben Hespers und dem Erzbischof von Köln als Kirchenmännern engagierten sich prominente Kölner Bürger im ADK. So fungierte zum Beispiel der Landgerichtsdirektor August Reichensperger als Vorsitzender des Verwaltungsausschussses. Franz Karl Hespers blieb bis zu seinem Tod 1915 im Vorstand des ADK und Köln Hauptsitz des Vereins. Der langjährige Vorsitzende und überzeugte Kolonialaktivist musste so nicht mehr miterleben, wie die Kolonien verloren gingen und kurze Zeit später die Missionsgesellschaft aufgelöst wurde. Am 18. Mai 1920 kam der Zentralvorstand darin überein, dass ohne Kolonien die Ziele der ADK nicht mehr zu erreichen seien. Ob dies der wahre Grund der Auflösung war, wo doch andere Missionsgesellschaften weiter fortbestanden und bis heute bestehen, kann wohl nicht mehr geklärt werden.

Franz Karl Hespers – Domkapitular und Kolonialaktivist Anne-Kathrin Horstmann

„Als die ersten Missionare nach Afrika kamen, besaßen sie die Bibel und wir das Land. Sie forderten uns auf zu beten. Und wir schlossen die Augen. Als wir sie wieder öffneten, war die Lage genau umgekehrt: Wir hatten die Bibel und sie das Land.“ Dieses berühmte Zitat des südafrikanischen Erzbischofs und Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu weist auf die enge Verbindung zwischen Mission und Kolonialismus hin. Auch wenn diese „Wahlverwandtschaft“ durchaus ambivalent gewesen ist und sowohl von Kooperation als auch von Konflikten geprägt war, ist nicht zu verkennen, dass sich mit der Kolonisierung weiter Weltregionen durch die europäischen Kolonialmächte auch die christliche Missionstätigkeit weiter ausbreiten konnte.1 In Artikel sechs der Generalakte der „Berliner Afrika-Konferenz“ wurde den unterzeichnenden Staaten das Recht auf Missionierung in ihren Kolonien zugestanden – folglich wurden immer mehr Missionare in die Kolonien gesandt, um Missionsstationen zu gründen, „christlichen Glauben“ und „christliche Werte“ unter den „Heidenvölkern“ zu verbreiten und diese mit Hilfe des Christentums zu „zivilisieren“. Auch in Köln engagierten sich zunehmend christliche Kreise im kolonialen Projekt. Besonders an einer Person wird dabei die enge Verbindung zwischen katholischer Mission und Kolonialpolitik deutlich: Franz Karl Hespers. Franz Karl Hespers wurde 1846 in Lank bei Krefeld geboren. Nach dem Studium der Theologie, Geschichte und Geographie in Bonn wurde er 1870 in Köln zum Priester geweiht. Er arbeitete anschließend als Religions- und Oberlehrer an der höheren Schule in Opladen sowie am Städtischen Gymnasium und Realgymnasium in der Kreuzgasse und an der höheren Mädchenschule an St. Gereon in Köln. 1896 wurde er als Domkapitular in der Kölner Metropolitankirche eingeführt und war als Mitarbeiter des erzbischöflichen Generalvikariats tätig. Sein Engagement galt vor allem einem Hilfsfonds für neu zu errichtende Pfarreien in leistungsunfähigen Gemeinden in der Umgebung. „Wenn Cöln auf diesem Arbeitsfelde einen Ehrenplatz unter den Bistümern der Christenheit einnimmt, so ist dem Verstorbenen ein erheblicher Teil des Verdienstes daran zuzuschreiben“, heißt es in seinem Nachruf. In Anerkennung all dieser vielfältigen Aufgaben wurde er von Papst Pius X. sogar zu dessen Hausprälat ernannt.2 Hespers widmete aber Zeit seines Lebens vor allem „den auswärtigen Missionen stets ein warmes Interesse und suchte ihre Ausbreitung in Wort und Schrift zu fördern“. Er machte sich als bekennender Kolonialaktivist besonders für die Missionstätigkeit in den deutschen Kolonien stark, versprach er sich „von dem deutschen Kolonialbesitz und allen darauf ausgerichteten kulturellen Bestrebungen“ doch vor allem

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auch eine „Förderung der Missionen in [den] fremden Erdteilen“. Gleichzeitig rechnete er damit, dass die Arbeit der Missionare „den wirtschaftlichen Bestrebungen unserer Kolonien zugute komme“.3 Nach dem Grundsatz „ora et labora“ sollte die ein-heimische Bevölkerung nicht nur bekehrt, sondern auch zu fleißigen Arbeitskräften „erzogen“ werden – was sich nicht nur für die Missionsstationen selbst, sondern auch für die Kolonialverwaltung positiv auswirken würde. Dieses nicht nur auf christlichen Werten basierende koloniale Interesse Hespers zeigt sich bereits daran, dass er von Beginn an die (rheinische) Kolonialpolitik mitbestimmte. Er war Mitbegründer der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG), die am 19. Oktober 1888 von wichtigen Kölner Persönlichkeiten in der Gaststätte „Römer“ ins Leben gerufen wurde und in deren Vorstand sich Hespers bis zu seinem Tod 1915 engagierte.4

Abb. 1: Domkapitular Hespers engagierte sich vielfältig; Afrika und der Missionsarbeit widmete sich der bekennende Kolonialaktivist besonders.

Franz Karl Hespers

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Angeregt durch die „Antisklaverei-Bewegung“ des französischen Kardinals Lavigerie standen in Köln die Anfänge der Kolonialbewegung vor allem unter dem Motto, den „grausamen afrikanischen Sklavenhandel“ zu unterbinden. Diese vermeintlich human anklingenden Ziele sollten letztendlich aber vor allem das militärische Eingreifen gegen die arabisch-stämmige Bevölkerung an der ostafrikanischen Küste legitimieren, die sich gegen die Übernahme ihrer Einflussgebiete durch die Deutsch-Ostafrikanische Gesellschaft (DOAG) zur Wehr setzte. „Araber“ wurden folglich mit „Sklavenhändlern“ gleichgesetzt und zum neuen Feindbild der „christlichen Staaten“ erklärt. Als „zuverlässiger deutscher Katholik“5 war auch Hespers der Ansicht, man müsse unbedingt gegen den Sklavenhandel und die mit ihm verbundenen „Greuel [sic!] und Schandthaten, welche noch heute […] den Boden des dunklen Kontinents mit Blut und Tränen benetzen“ vorgehen und dem „Schrei der Not und Verzweiflung […], den Millionen von Menschen, den ein ganzer Weltteil an uns richtet“ folgen.6 Bei der großen „Antisklaverei-Versammlung“ im Kölner Gürzenich am 27. Oktober 1888 bot sich für Hespers eine Gelegenheit, zusammen mit Eugen Langen, Oberstaatsanwalt Hamm, Friedrich Fabri und Hermann von Wissmann den „Kampf gegen den Sklavenhandel“ öffentlich zu propagieren. Bei dieser Veranstaltung wurde zum ersten Mal von kirchlicher und weltlicher Seite gemeinsam gegen die Sklaverei aufgerufen und die ursprünglich katholische „Antisklaverei-Bewegung“ zunehmend zur „nationalen Sache“ erklärt. Hespers berief sich in seiner Rede vor allem auf Berichte ostafrikanischer Missionare und verschiedener Forschungsreisender und schilderte der Menge detailfreudig die Grausamkeiten der vornehmlich „arabischen“ Sklavenhändler. Diese seien auch heute noch davon überzeugt, „daß Allah selbst die Neger zum Verkauf bestimmt habe“ – die „Grundsätze des Islam“ würden die Sklaverei geradezu fördern, so Hespers.7 Im Namen der Menschlichkeit, der Zivilisation und des Christentums, aber auch vom „Standpunkt der vaterländischen Ehre“ aus, dürfe man daher nicht zulassen, „daß Tausenden, ja Hunderttausenden von Menschen das kostbare Gut, die Freiheit, geraubt werde, […] Familien zersprengt, Väter, Mütter, Kinder nach allen Richtungen der muhamedanischen Welt auseinandergerissen werden“ und „Grausamkeiten aller Art gegen Leib und Seele dieser armen Schwarzen vollbracht werden, die doch unsere Mitbrüder sind“.8 Mission und Regierung müssten in diesem Kampf gemeinsam handeln. Aufgabe der Regierung sei es, die „Sklavenhändler niederzuhalten“, wenn nötig auch mit Waffengewalt; Aufgabe der Missionen sei es, den „armen Negern“ mit „christlicher Nächstenliebe“ zu begegnen, „um diese Kinder zu Christen zu erziehen“.9 Die Antisklaverei-Propaganda bot für eine einflussreiche katholische Persönlichkeit wie Hespers vor allem die Möglichkeit, katholische Kreise für das koloniale Projekt zu gewinnen und gleichzeitig den Missionsgedanken überzeugend an das gläubige Volk zu tragen. Wenige Tage nach der Versammlung gründete sich vor diesem Hintergrund in Köln der Afrika-Verein deutscher Katholiken (ADK), dessen Vorsitz Hespers bis zu seinem Tod 1915 innehatte.10 Die Kölner DKG-Abteilung und der Afrika-Verein deutscher Katholiken, beide durch Hespers personell verbunden, setzten über viele Jahre ihre Zusammenarbeit fort.11 Überregional machte sich Hespers vor allem einen Namen, als er Ende 1890 als soge-

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nannter „Mittelsmann“ zwischen Regierung und katholischer Mission von Reichskanzler Caprivi eingesetzt wurde.12 Durch diese Stellung wurde er 1891 als Vertreter der katholischen Missionen in den Kolonialrat berufen, dem er bis zu seiner Auflösung angehörte. Der Kolonialrat war eine der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes beigeordnete Körperschaft, die dieser in politischen und wirtschaftlichen Kolonialfragen beratend zur Seite stand. Als „Vertrauensmann zwischen Regierung und Mission“ habe sich Hespers in dieser Stellung „um die deutschen Kolonialinteressen wie um das Katholische Missionswesen in gleicher Weise verdient“ gemacht, heißt es im Deutschen Koloniallexikon über ihn.13 Ab 1895 bis zu seinem Tod 1915 war Hespers darüber hinaus als Vertreter des Rheinlands und der katholischen Interessen im Gesamtvorstand der DKG aktiv; nicht nur seine Tätigkeit als Vorsitzender des Verwaltungsausschusses des Afrika-Vereins deutscher Katholiken ebnete ihm diesen Weg, sondern vor allem auch seine „koloniale Gesinnung“.14 Hespers reiste zweimal im Jahr zu den Vorstandssitzungen und beteiligte sich an den von der Deutschen Kolonialgesellschaft ausgerichteten Kolonialkongressen in den Jahren 1902, 1905 und 1910 in Berlin.15 1902 berichtete Hespers in einem Vortrag „Ueber die Antisklavereibewegung“, er war Vertrauensmann der Sektion IV: „Die religiösen und kulturellen Verhältnisse in den Kolonien und überseeischen Interessengebieten“ und als Ehrengast geladen. 1905 und 1910 war er ebenfalls im Ausschuss derselben Sektion und Mitglied des Ehrenkomitees.16 Hespers Engagement für die „koloniale Sache“ zeigte sich auf vielfältige Weise: Er war Mitglied im Hauptverband Deutscher Flottenvereine im Ausland, der 1898 von der Deutschen Kolonialgesellschaft gegründet wurde17 oder im Komitee für ein Denkmal zu Ehren seines „alten Freundes“ Wissmann, das in Lauterberg/Harz errichtet werden sollte.18 Er unterstützte aber auch Projekte wie die geplante „Zähmung des afrikanischen Elefanten“ in den deutschen Kolonien, die sich gegen das „unbarmherzige Dahinschlachten“ der Tiere für den Elfenbeinhandel richtete und die Elefanten gleichzeitig als Arbeitstiere heranziehen sollte.19 Darüber hinaus verteilte Hespers die von katholischer Seite gesammelten Gelder im Rahmen der „Kaiser Wilhelm-Spende für die christlichen Missionen in den Deutschen Schutzgebieten“ im Jahr 1913.20 Auch literarisch widmete er sich beinahe ausschließlich den „fremden Erdteilen“: 1881 schilderte er die Erforschung Äquatorial-Afrikas seit Livingstone; mehrere seiner Schriften handeln von den Reisen und Erlebnissen des katholischen Missionars August Schynse, der als Mitglied der „Weißen Väter“ im Kongo und in Deutsch-Ostafrika unterwegs war. Viele Jahre war er zudem Herausgeber der Illustrierten Bibliothek der Länderund Völkerkunde und der Vereinszeitschrift „Gott will es!“ des Afrika-Vereins deutscher Katholiken.21 Insgesamt scheint für Hespers die Verbindung von Missions- und Kolonialinteressen kein Hindernis gewesen zu sein – im Gegenteil. Er empfand die koloniale Infrastruktur als Vorteil für die Mission und die Mission wiederum als fördernd für den Kolonialgedanken. Gerade die Missionare sah er als geeignet an, „auch in der Wählerschaft des Zentrums, kolonialfreundliche Gedanken zu verbreiten“.22 „Reich Gottes-Arbeit“ und „Reichsarbeit“ lagen für ihn eng beieinander, empfand er beide doch als „humanitäre und zivilisatorische Mission“, die den für „zurückgeblieben“

Franz Karl Hespers

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und „primitiv“ gehaltenen Völkern die Segnungen der europäischen bzw. christlichen Kultur bringen sollte. Für seinen Einsatz auf diesem Gebiet wurde er am 25. Februar 1895 mit dem Roten-Adler-Orden IV. Klasse ausgezeichnet, er war außerdem Inhaber des Kronenordens III. Klasse und des Strahlenden Sterns von Sansibar II. Klasse.23 Franz Karl Hespers starb am 12. Dezember 1915. Er wurde auf dem Friedhof neben dem Kölner Dom bestattet. In seinem Nachruf heißt es, der Name Hespers bleibe „wegen seiner hingebungsvollen Arbeit für die im Bunde mit den auswärtigen Missionen vaterländische Arbeit leistenden Kolonien dauernd verknüpft“ und es bleibe nur zu hoffen, dass „der Kirche und dem Vaterlande wieder Männer erstehen, die eifrig und selbstlos das große Werk der Missionen in unseren Kolonien wieder in Angriff nehmen und es im Geiste des Verstorbenen pflegen und fördern“.24

„Wie beschämt der Eifer der katholischen Landsleute uns evangelische Deutsche!“1 Der Evangelische Afrika-Verein in Köln Kathrin Treins

„Es ist wirklich hohe Zeit, daß das evangelische Deutschland sich auf seine Pflicht besinne. Soll denn wirklich Deutsch-Ostafrika der katholischen Mission überlassen werden? […] Gott will es! wollen wir evangelischen Deutschen nicht auch dies Wort zu unserem Wahlspruch machen in Bezug auf die Mission in Ostafrika? “2 Die Kritik und der damit verbundene Aufruf galt den Mitgliedern der evangelischen Missionsgesellschaften, besonders aber den Protestanten im Rheinland. Evangelische wie katholische Missionsgesellschaften waren schon seit den 1840er Jahren in Afrika tätig, ihre missionarische Arbeit war in hohem Maße von Spenden abhängig. Der 1888 in Köln gegründete Afrikaverein Deutscher Katholiken (AVDK) trat als Spendenorganisation auf und versuchte, über die Antisklaverei-Propaganda die katholischen Kreise für das koloniale Projekt zu gewinnen. Dass der AVDK bei der Sammlung von Spenden sehr erfolgreich agierte, war den evangelischen Missionsgesellschaften ein Dorn im Auge. Allerdings wollten sie nicht nur ein „Missionssammelverein sein wie der Afrika-Verein deutscher Katholiken“, denn dann „wäre er in der That nur ein unnützer Konkurrenzverein neben den bestehenden.“3 Man warf den Katholiken darüber hinaus die „Gegenmission inmitten alter evangelischer Missionsgebiete“ vor und bezog Stellung: „Ist es nicht unsere Pflicht, um unseres Volkes und unseres Glaubens willen alles daran zu legen, daß diese Verquickung römischer Missionsarbeit und Kolonialpolitik zum mindesten der evangelischen Arbeit keinen Schaden bringt?“4 Diese Forderungen blieben zunächst ohne Folgen; bis zur Gründung eines übergreifenden evangelischen Missionsvereins verging noch einige Zeit. Auslöser für das verstärkte öffentliche Interesse der Kirchen an der Kolonialfrage war die „Antisklaverei-Bewegung“ im Herbst 1888. Die Meinungsmache gegen den Islam, der im ostafrikanischen Raum weit verbreitet war, wussten die Missionen zu nutzen. Am 22. Oktober fand in Köln eine Versammlung „Wider die Sklaverei!“ statt, die von einem überkonfessionellen Bündnis getragen wurde. Die Veranstaltung brachte jedoch nicht die von protestantischer Seite erhoffte Bewegung im Sinne einer verstärkten evangelischen Mission hervor.5 Im Gegenteil folgte im Anschluss die Gründung des Afrikavereins Deutscher Katholiken. Erst am 25. April 1893 wurde auf Initiative von Julie Sutter, Friedrich von Bodelschwingh und dem späteren Ehrenvorsitzenden Fürst zu Hohenlohe-Langenburg der Evangelische Afrika-Verein (EAV) in Berlin gegründet. Zum ersten Vorstand gehörten der General der Infanterie von Strubberg (Vorsitz) und Graf von Gröben (stellvertre-

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tender Vorsitzender), ebenso wie Alexander Merensky und Carl Gotthilf Büttner aus dem Kreis der Missionsgesellschaften. Angetrieben durch das Bestreben, den katholischen Vorsprung beim Spendensammeln aufzuholen, verfolgte der Verein „die Verbreitung christlicher Gesittung und Kultur“ in den deutschen Kolonien.6 Die Erziehung der einheimischen Bevölkerung in christlich-europäischem Sinne stand im Zentrum; sie wurde als „Humanitätsmission“ definiert.7 Dabei dienten die Erziehung zur Arbeit ebenso wie die Errichtung von Schulen und Krankenstationen diesem Ziel. Die Missionsgesellschaften trugen zur europäischen Durchdringung der afrikanischen Bevölkerung ebenso bei wie zur Ausbeutung der Arbeitskräfte. Zugleich setzten sie sich für die Abschaffung der Prügelstrafe ein und stellten sich damit gegen die Kolonialverwaltung. „Der Evangelische Afrika-Verein“, hieß es in der ersten Satzung, „macht es sich zur Aufgabe, in den deutschen Schutzgebieten die Verbreitung christlicher Gesittung und Kultur unter der eingeborenen Bevölkerung zu fördern, um dadurch insbesondere ihre soziale Lage zu verbessern, für die Wahrung ihrer Menschenrechte einzutreten und an der Beseitigung des Sklavenhandels und Sklaverei mitzuwirken.“8

Abb.1: Anzeige im Stadt-Anzeiger der Kölnischen Zeitung am 26. Januar 1895, Nr. 44 (Abend-Ausgabe).

Die Vereinsentwicklung war in den ersten Jahren positiv, in „kurzer Zeit hatten sich mehr als 600 Mitglieder eingefunden, die einen jährlichen Mindestbeitrag von 1 Mark zu zahlen hatten. Ab 3 Mark Jahresbeitrag war der Bezug der Vereinszeitung Afrika inbegriffen.“9 Der EAV war ab 1895 auch in Köln aktiv und durch den Rheinischen Verband im ganzen Rheinland vertreten. Der Rheinische Verband des EAV mit Sitz in Koblenz hatte eine besondere Stellung im Hauptverein und war aufgrund seiner Mitgliederzahl einflussreich. Zum Vorstand gehörten unter anderem. Generalsuperintendent D. Umbeck aus Koblenz (Vorsitz), Professor S. Sachse aus Bonn, Oberbergrat Dr. Busse aus Koblenz, Evangelischer Divisionspfarrer der Kgl. 16. Division Ernst A. Fabarius, Pfarrer Regensburg aus Köln, Geh. Kommerzienrat Delius aus Aachen. 1894 nahmen bereits 831 Mitglieder an der ersten „ProvinzialVersammlung des Rheinischen Verbandes des Evangelischen Afrika-Vereins“ teil.10 Durch seine erfolgreiche Arbeit trat der Verband selbstbewusst gegenüber dem

Evangelischer Afrika-Verein und Rheinischer Verband

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Hauptverein auf, was sich in den Beschlüssen der Vorstandssitzung im Dezember 1898 widerspiegelt: Es „wurden einstimmig folgende beiden das Verhältniß zum Hauptverein betreffenden Beschlüsse gefaßt: 1. Von den durch den Hauptverein im Jahre 1898 in der Rheinprovinz eingegangenen Beträgen beansprucht der Rheinische Verband 2/3 zu seiner freien Verfügung. […] 2. Der Rheinische Verband beschließt, seine Thätigkeit über ganz Westdeutschland (Rheinprovinz, Westfalen, HessenNassau, Großherzogthum Hessen, Baden, Elsaß, Lothringen, Pfalz) auszudehnen.“11 Auf der Generalversammlung am 29. Januar 1895 in Koblenz wurden folgende Kölner Bürger in den Verbandsvorstand gewählt: „[...] Eugen Langen, Geheimer Commerzienrat, Köln. […] Regensburg, Pfarrer, Köln, Senz, Regierungsbaumeister, Köln, Dr. Struckmann, Wirklicher Geheimer Oberjustizrat und OberlandesgerichtsPräsident, Köln.[…].“12 Für den nächsten Tag war „von den Kölner Mitgliedern [...] eine Volksversammlung nach dem Gürzenich einberufen“, zur Eröffnung sprach Oberlandesgerichtspräsident Dr. Struckmann. Anscheinend verlief die Veranstaltung erfolgreich „was sowohl Besuch wie Erfolg anbelangt“, wie Fabarius bei der nächsten Vorstandssitzung berichten konnte.13 Der Stadt-Anzeiger der Kölnischen Zeitung berichtete: „Missions-Superintendent Merensky, der seit dem Jahre 1859 seine ganze Lebenskraft dem dunklen Erdteile gewidmet, verbreitete sich in einem klaren, die Zuhörer packenden Vortrage über die ‚Pflicht Deutschlands gegen die Eingeborenen unserer Schutzgebiete.‘ […] Die Redner hatten das Herz der Zuhörer warm gemacht, und Pastor Regensburg war es schließlich ein leichtes, durch ein kerniges Schlußwort die Versammlung von der Sache derart zu begeistern, daß ein gewaltiger Strom sich zu dem Tische bewegte, auf dem die Listen zur Einzeichnung als Mitglieder des AfricaVereins offen lagen. Der Wurf war über Erwarten gelungen.“14 In den Vereinsnachrichten war zu lesen: Es „hatten sich mehr als 1700 Frauen wie Männer eingefunden“, und es hatte „ein Ortszweigverein sich am selben Abend gebildet […]“.15 In Köln war man gegenüber anderen Kolonialvereinen aufgeschlossen, wie ein Artikel der Deutschen Kolonialzeitung von 1895 belegt: „Der evangelische Afrikaverein und der Frauenverein für Krankenpflege in den deutschen Kolonien zählen in Köln ungefähr je 200 zahlende Mitglieder. Diese Erfolge sind zum großen Teil auch der Abteilung Köln der Deutschen Kolonialgesellschaft zu danken, welche jene Vereine direkt und indirekt in jeder Weise zu fördern bestrebt gewesen ist, namentlich dadurch, daß sie deren Mitglieder zu ihren Veranstaltungen einlud, ohne deren Beitritt zur Kolonialgesellschaft zu verlangen.“16 Es gab eine enge Zusammenarbeit, um die koloniale Bewegung in Köln voranzutreiben. Der EAV war überregional aktiv, öffentliche Veranstaltungen förderten die Spendeneinnahmen und steigerten das Interesse an den afrikanischen Missionen. Die christlichen Kirchen nutzten kolonialpolitische Themen wie die Antisklaverei-Propaganda, um ihre Anhänger für die Kolonialbewegung zu begeistern. Auf diese Weise trugen sie die prokoloniale Stimmung in die evangelischen wie katholischen Kreise der Bevölkerung. In der Vereinszeitschrift Afrika des EAV wurde von den verschiedenen Projekten in Afrika berichtet, die mit Spendengeldern finanziert wurden.17 Dazu gehörten beispielsweise auch Schulen der Basler Mission in Kamerun und seit 1897 vor allem die „Sklavenfreistätte“ in Lutindi (Tansania). Der Rückgang der Sklaverei machte eine

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neue Nutzung erforderlich: 1904 wurde daraus eine Einrichtung für Menschen mit einer geistigen Behinderung, das „Klein-Bethel Ostafrikas“.18 Die Kolonialschule in Witzenhausen erhielt ebenfalls Mittel aus den Spendenerlösen des Vereins. Fabarius, der Geschäftsführer des Rheinischen Verbands, unterstützte nicht nur die Arbeit der evangelischen Missionsgesellschaften in Ostafrika, sondern er bemühte sich auch um die Gründung einer Ausbildungsschule für die Kolonien. Seiner Meinung nach fehlte es in Deutschland an einer kolonialen Infrastruktur zur Vorbereitung auf koloniale Aufgaben im Ausland. Der Erfolg seiner Bemühungen stellte sich 1898 ein, als im Schloss zu Neuwied die Gründung der „Deutschen Kolonialschule“ in Form einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung erfolgte.19 Fabarius wurde Rektor der Schule, die als Standort Witzenhausen an der Werra wählte.20 Nach der Jahrhundertwende nahm der Erfolg des EAV stetig ab. Eigene Projekte in Ostafrika scheiterten, schließlich unterstützte der Verein nur noch die Evangelische Missionsgesellschaft für Ostafrika, die spätere Bethel-Mission.21 Trotzdem überdauerte der Verein das Ende des deutschen Kolonialbesitzes. Er wurde erst 1955 aufgelöst; das Vereinsvermögen ging an die Bethel-Mission, die heute zur Vereinten Evangelischen Mission gehört.22

„Ein Fest in unseren Kolonien“ – Koloniale Feiern und Versammlungen in Köln Marianne Bechhaus-Gerst

Wie konnte man den „Normalbürger“ für den Kolonialismus gewinnen? Diese Frage stellten sich Kolonialbewegte allerorten. Für die meisten Menschen war das „koloniale Abenteuer“ des Deutschen Reiches kaum nachvollziehbar. Die Kolonien waren Tausende von Kilometern entfernt, und ein unmittelbarer Nutzen des Unternehmens nicht zu erkennen. Vielmehr zeigte schon der erste militärische Widerstand der ostafrikanischen Küstenbewohner 1888-1889, dass die Deutschen keineswegs mit offenen Armen empfangen wurden und personelle wie materielle Verluste zu erwarten waren. Also musste man das koloniale Projekt propagandistisch aufbereiten, da man auf Unterstützung sowohl personeller als auch finanzieller Art angewiesen war. Koloniale Veranstaltungen halfen dabei, den Kolonialismus in das öffentliche Bewusstsein zu rücken und begreifbar zu machen. Sie konstruierten koloniale Wirklichkeit. Dies änderte sich auch nicht nach dem Verlust der Kolonien 1918; vielmehr verstärkte man noch die propagandistischen Anstrengungen, um Unterstützung für die Bemühungen zur Rückgewinnung der Gebiete zu finden. Neben Großveranstaltungen, wie der „Anti-Sklavereiversammlung“ und dem „Wissmann-Kommers“, die am Anfang der organisierten Kolonialbewegung in Köln standen1, oder der „Deutschen Kolonialausstellung“, die das Projekt der Rückgewinnung popularisieren sollte2, fanden zwischen 1885 und 1945 zahllose kleinere und mittlere Veranstaltungen unterschiedlichster Art statt. Vortragsabende, auf denen sich selbsternannte oder tatsächliche Experten zu kolonialen Themen äußerten oder anhand von Lichtbildern die Ferne erfahrbar machten, waren zweifellos die beliebteste Form der kolonialen Propaganda.3 Die Deutsche Kolonialzeitung, das offizielle Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft, berichtete – leider nur lückenhaft – über koloniale Veranstaltungen in einzelnen Abteilungen. Demnach sprach im Januar 1909 zunächst Prof. Hassert im Verein zur Förderung des Rautenstrauch-Joest-Museums über „Die Eingeborenen des Kamerunberges“ und Prof. Wiedenfeld hielt einen Lichtbildervortrag über die Reise der Handelshochschule nach Deutsch-Ostafrika4. Im Februar folgten zwei Vorträge des Redakteurs der Kölnischen Zeitung, Prosper Müllendorf, über „Die neueste Entwicklung Deutsch-Ostafrikas“ und „Technik und Waren in DeutschOstafrika“, letzterer im Verein der Industriellen des Regierungsbezirks Köln. Im März sprach zunächst Oberleutnant Decken im Katholischen Gesellenverein Köln über die wirtschaftliche Bedeutung der Südsee-Kolonien, dann Dr. med. Bermbach über „Malaria und Kolonialpolitik“, gefolgt von Dr. Zeiß über Java in der Gesellschaft für Erdkunde in Köln. Im April schließlich war mit dem Herzog zu Mecklenburg, dem Präsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft, ein kolonialpolitisches „Schwergewicht“ zu Besuch in Köln.

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Der Herzog sprach über seine „Forschungsreisen“ in Zentralafrika, und zu seinen Ehren fand in Anwesenheit der „Spitzen der Militär- und Zivilbehörden“ ein Festessen statt.5 Man könnte den kolonialen Veranstaltungskalender beliebig fortführen. Prominente Redner oder brisante Themen zogen ein großes Publikum an; den genannten Vortrag zu Mecklenburgs besuchten 1.200 Kölnerinnen und Kölner. Mehr als 2.000 Personen wollten im Januar 1907 hören, was Hauptmann Bayer auf die Frage „Was lehrt uns der Krieg in Südwest“ zu antworten hatte.6

Abb. 1: Postkarte, die aus Anlass eines Wohltätigkeitsfestes des Frauenbundes der DKG angefertigt wurde.

Von besonderer Bedeutung für Kölns Rolle in der deutschen Kolonialbewegung waren die beiden Hauptversammlungen der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG), die am 30. Juni/1. Juli 1890 und am 28./29. November 1913 stattfanden. Im Rahmen dieser Hauptversammlungen wurden nicht nur die Weichen für die Kolonialpolitik gestellt, sondern man feierte auch sich selbst und die kolonialen Errungenschaften in einem möglichst pompösen Rahmen. 1890 genossen rund 500 Personen ein Festessen im Palmenhaus und ein Konzert mit anschließendem Feuerwerk in den Außenanlagen der Flora. Man toastete auf den Kaiser, das Deutsche Reich, auf Herrmann Wissmann und dessen kranke Mutter.7 1913 fiel die Hauptversammlung der DKG mit den Feierlichkeiten zum 25-jährigen Bestehen der Kölner Abteilung zusammen, und man traf sich in der Oper zu einer festlichen Aufführung.8 Neben der Propaganda war das Sammeln von Spenden für koloniale Projekte eine Hauptzielsetzung fast aller kolonialen Veranstaltungen. Zwar war man tatsächlich sehr von einer finanziellen Unterstützung durch die Öffentlichkeit abhängig; das Spenden sammeln hatte aber auch die Funktion, die Bürgerinnen und Bürger durch ihre Spen-

Koloniale Feiern und Versammlungen in Köln

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Abb. 2: Das Programm der Festveranstaltung des Reichskolonialbundes am 23. Oktober 1937 im Kölner Gürzenich.

den unmittelbar in die kolonialen Unternehmungen einzubinden und Anteil an deren Gelingen nehmen zu lassen. 1895 erschien in der Deutschen Kolonialzeitung eine Übersicht über das Spendenaufkommen in Köln seit der Gründung der Kölner Abteilung der DKG. In den sieben Jahren des Bestehens hatte die Abteilung 81.135,- Mark eingenommen.9 Ein Besuch des Herzogs zu Mecklenburg bei der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft am 16. Juni 1902 endete in einem Wohltätigkeitsfest im Palmenhaus der Flora, das zusammen mit der Kölner Abteilung des Deutschen Frauenvereins für Krankenpflege in den Kolonien veranstaltet wurde.10 Auch der Frauenbund der DKG veranstaltete Feiern, um Geld für zumeist als wohltätig deklarierte Zwecke zu sammeln.11 So sollte zum Beispiel das „Fest in unseren Kolonien“ am 1. Dezember 1911 durch den Verkauf von Eintrittskarten, Losen, Verköstigungen und Waren Geld für ein Jugendheim in Lüderitzbucht im damaligen Deutsch-Südwestafrika einbringen. Um ein großes Publikum anzuziehen, bot man neben zwei Militärkapellen ein „Negerdorf, Farmerhütten, Tanzboden, Karussell, Glücksrad, Büfetts usw.“12 auf. Die großen Säle der Bürgergesellschaft verwandelte man in ein Fantasie-Afrika mit Palmen und Strohhütten. Durch die Anwesenheit leibhaftiger „kolonialer Untertanen“ sollte ein vermeintlich authentisches Ambiente geschaffen und das Kolonialreich auch für den „Normalbürger“ erfahrbar werden. Aus Anlass beider Veranstaltungen wurden spezielle Postkarten gedruckt, deren Verkauf weitere Einnahmen für die Kolonialbewegung einbrachte. Noch rund zwanzig Jahre nach dem Ende der Kolonialherrschaft, am 23. Oktober 1937, sammelte der Kreisverband Köln, linksrheinisch Nord, des Reichskolonialbun-

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Marianne Bechhaus-Gerst

des im Rahmen einer Festveranstaltung, in den Gürzenichsälen für den Erhalt der Schule in Windhuk. Mit einem „bunten Abend“ aus Musik, Tanz und Tombola feierte man dabei das 50-jährige Militärdienstjubiläum des Bundesführers des Bundes und Reichsstatthalters von Bayern, General Ritter Franz von Epp. Die zu diesem Anlass erschienene Festschrift warb für die Mitgliedschaft im Reichskolonialbund: „Helfe auch Du den kolonialen Gedanken in’s deutsche Volk tragen. […] Tritt auch du in unsere Reihen ein!“13

„Eine Sammelstelle für den stofflichen Kulturbesitz der fremden Völker“ – Das Rautenstrauch-Joest-Museum Burkhard Fenner

Ethnologische Museen scheinen mit der kolonialen Vergangenheit ihrer Länder in besonderer Weise verbunden zu sein. Sie entstanden in der Regel zur Zeit der europäischen Expansionswelle im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert, und die Opfer dieser Expansion, die nichteuropäischen Gesellschaften, bilden bis heute den Kern ihres Aufgabengebiets. Am Beispiel des Kölner Rautenstrauch-Joest-Museums soll das damalige Verhältnis von Museumsethnologie und Kolonialismus skizziert und kolonialen Bezügen in seinen Aufgaben, Tätigkeiten und institutionellen Verflechtungen nachgegangen werden.

Abb. 1: Das alte Museumsgebäude am Ubierring um 1900

Gegründet wurde das Museum 1901, und fünf Jahre später präsentierte es seine Sammlungen der Öffentlichkeit in einem eigenen Gebäude am Ubierring in der Kölner Südstadt, das es bis zum Umzug in den Neubau an der Cäcilienstraße im Herbst

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Burkhard Fenner

2010 als Domizil hatte. Seinen Doppelnamen verdankt das Haus der Stifterfamilie Adele und Eugen Rautenstrauch sowie dem Weltreisenden Wilhelm Joest. Dessen umfangreiche Privatsammlung von mehreren tausend ethnografischen Objekten war nach seinem Tod 1897 an seine Schwester Adele gefallen, die sie gemeinsam mit ihrem Gatten der Stadt Köln als Schenkung vermachte. Wilhelm Joest (1852–1897) entstammte einer Kölner Fabrikantenfamilie, die mit der Produktion von Zucker zu erheblichem Wohlstand gelangt war. Die finanzielle Rückendeckung erlaubte es Wilhelm, bereits in jungen Jahren im Anschluss an ein naturwissenschaftliches Studium seinen völker- und landeskundlichen Interessen nachzugehen und mehrere ausgedehnte Weltreisen zu unternehmen. Im Laufe seines Lebens bereiste er alle Kontinente. 1885 siedelte Joest nach Berlin über, wo er sich in wissenschaftlichen Vereinigungen engagierte und 1890 in Anerkennung seiner Verdienste den Professorentitel verliehen bekam. Mehrere Museen, insbesondere das Berliner Völkerkundemuseum, bedachte er mit Schenkungen seiner auf Reisen gesammelten Objekte. 1897, auf seiner letzten großen Reise in die Südsee, erkrankte er und Abb. 2: Wilhelm Joest (1852–1897) verstarb auf der Überfahrt nach Australien. Wie viele seiner Zeitgenossen war Joest von der Überlegenheit der europäischen „Zivilisation“ überzeugt und stellte den kolonialen Machtanspruch Europas grundsätzlich nicht in Frage. „Allein man bedenke doch nur, dass diese Eingeborenen auf derselben geistigen Stufe stehen, wie unsere Kinder, und dagegen wird doch wohl Niemand etwas einzuwenden haben, dass unsere Kinder zur Arbeit angehalten und gezwungen werden“, rechtfertigte er die Arbeitspflicht, zu der die Bewohner von Sulawesi von der niederländischen Kolonialverwaltung in Niederländisch-Indien angehalten wurden.1 Im Widerspruch zu dieser unverhohlen pro-kolonialen Einstellung scheinen seine Vorbehalte gegen deutsche Besitzungen zu stehen, die er noch zu Beginn der kolonialen Expansion Deutschlands äußerte. Doch seine Bedenken offenbaren, dass es nicht moralische Skrupel oder politische Überzeugungen, sondern pragmatische Erfahrungen und Überlegungen sind, die ihn vor kolonialen Abenteuern warnen lassen. Europäer vertrügen das tropische Klima nicht, meinte er, und die auf seinen Reisen

Das Rautenstrauch-Joest-Museum

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erlebten Aufstände und Kriege gegen die europäischen Kolonialmächte hätten ihn gelehrt, wie viele Opfer an Blut und Geld überseeische Besitzungen letztlich kosteten.2 Joests Sammelleidenschaft und Interesse an ethnografischen Objekten ist nicht ungewöhnlich für seine Zeit. Ende des 19. Jahrhunderts geriet das Sammeln von Ethnographica beinahe zur Mode. Reisende, Siedler, Kolonialbeamte, Soldaten und Missionare deckten sich in Übersee aus unterschiedlichen Motiven mit Objekten ein, die sie meist von den einheimischen Produzenten und Besitzern im Tausch erwarben oder auch durch Gewalt oder Betrug erlangten. Während sie an persönlichen Erinnerungsstücken interessiert waren, sich von einer Schenkung der Objekte an Museen eine Karriere fördernde Wirkung versprachen oder „heidnische“ Zeugnisse der zu bekehrenden Gesellschaften sammelten, stand für die Ethnologen die Sicherung wissenschaftlichen Materials an erster Stelle. „Zu retten, was zu retten ist“, war das weit verbreitete Motto jener Zeit, dem sich Joest und andere Forschungsreisende verpflichtet fühlten.3 Sie befürchteten, dass die einheimischen Gesellschaften unter dem europäischen Kolonisationsdruck ihr spezifisches kulturelles Gepräge verlieren und sich dann nicht mehr zur Untersuchung menschheitsgeschichtlicher Fragen eignen würden. „Denn eben durch die koloniale Arbeit wird ja von Jahr zu Jahr für die ethnologische Wissenschaft unersetzliches Material zerstört, und so hoffen wir auch gerade von der Kolonialverwaltung, dass sie nach Kräften hilft, durch intensive Arbeit zu retten, so viel zu retten ist“, formulierte 1908 der wissenschaftliche Mitarbeiter und spätere Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums, Fritz Graebner (1877–1934), den Anspruch der Forschung an die Politik.4 Die Völkerkundemuseen wurden als „Sammelstellen für den stofflichen Kulturbesitz der fremden Völker“ verstanden.5 Insbesondere während der von hohen Erwartungen getragenen Aufbaujahre Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts waren die neu gegründeten ethnologischen Museen bestrebt, ihre Schausäle und Magazine mit Objekten aus aller Welt zu füllen, was in kurzer Zeit zu einem exorbitanten Anwachsen der Sammlungen führte.6 Hauptlieferanten der Museen waren, sofern kein Zugriff auf die Sammelausbeute von wissenschaftlichen Forschungsexpeditionen bestand, professionelle EthnographicaHändler sowie vor allem Privatpersonen, die nicht selten in einem beruflichen oder – als Reisende – touristischen Bezug zur Kolonie standen. Auch das Rautenstrauch-Joest-Museum erhielt das Gros seiner Objekte aus diesen Quellen, wobei Ankäufe häufig von Gönnern des Hauses und vom 1904 gegründeten Förderverein finanziert wurden.7 1918, gerade siebzehn Jahre nach der Gründung, umfasste die Museumssammlung bereits über 33.400 inventarisierte Objekte und damit mehr als die Hälfte des heutigen Bestandes. Auch wenn die damalige Museumsleitung Wert darauf legte, Objekte aus allen außereuropäischen Weltgegenden zu erwerben, bestimmte faktisch das vorhandene Angebot die regionale Gewichtung der Sammlung. Angesichts der Bedeutung der genannten privaten Quellen beim Aufbau der Sammlung wundert es nicht, dass Objekte aus deutschen Kolonien überdurchschnittlich oft vertreten waren. So betrug der Anteil aus deutschen Besitzungen 1918, am Ende der deutschen Kolonialzeit, mehr als dreißig Prozent des Gesamtbestands. Auch wenn das Rautenstrauch-Joest-Museum keine eigenen Sammelexpeditionen in die Kolonien unternahm, sondern auf Ankäufe

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Burkhard Fenner

oder Schenkungen seitens Dritter angewiesen war, so kamen ihm wie allen ethnologischen Museen jener Zeit die kolonialen Strukturen zugute, die den Zugang zu den kolonisierten Gesellschaften definierten und den Objekterwerb erleichterten.8 Nach Ende des Ersten Weltkriegs ebbte der Zufluss an Neuerwerbungen in deutschen Völkerkundemuseen deutlich ab, was neben dem Verlust der deutschen Kolonien als Sammelgebiete wohl auch der wachsenden Einsicht geschuldet sein dürfte, dass eine umfassende Sammlung und Dokumentation der materiellen Kultur aller außereuropäischen Gesellschaften in dem ursprünglich angestrebten Umfang nicht zu leisten war. Wissenschaft und Kolonialismus Welches Selbstbild und Selbstverständnis vermittelte das Rautenstrauch-Joest-Museum in seinen Ausstellungen und Publikationen, und inwieweit spiegelte sich in dieser Außendarstellung koloniales Gedankengut wider? Vertrat das Museum koloniale Interessen oder verstand es sich vornehmlich als unpolitische Institution? Studiert man den damaligen Ausstellungsführer als das populärste Mittel musealer Selbstdarstellung, so fällt ins Auge, dass wiederholt der wissenschaftliche Anspruch des Museums betont wird. Vom „Ernste eines wissenschaftlichen Instituts“ ist die Rede, vom „Anspruch auf wissenschaftliche Bedeutung“ und von einer „würdigen Stätte der Anregung und Belehrung“.9 Das Rautenstrauch-Joest-Museum verstand sich als wissenschaftliche Institution mit explizit theoretischem Ansatz. Es bildete ein Zentrum der damals vorherrschenden Kulturkreislehre, die sich über die Untersuchung von Kulturelementen und deren Verbreitung eine Rekonstruktion der Kultur- und Entwicklungsgeschichte der Menschheit versprach. Welche Geltung Direktor Willy Foy (1873–1929) und sein Mitarbeiter Fritz Graebner, einer der führenden Vertreter dieser Richtung, dem Museum in dieser Hinsicht verschafften, zeigt sich in der Bezeichnung „kulturhistorische Kölner Schule“, unter der das Haus in Fachkreisen Bekanntheit erlangte.10 Die beiden Wissenschaftler versprachen sich vom Studium der sogenannten „Naturvölker“ oder „primitiven Völker“ Aufschluss über „die Anfangsgeschichte des menschlichen Geistes“ und das „Werden und Vergehen der menschlichen Kultur“, eine Aufgabe, die das Studium der europäischen Urgeschichte allein nicht leisten könne.11 Die kulturhistorische Schule basierte letztlich auf einem entwicklungsgeschichtlichen Denkmodell, auch wenn sie sich aus methodischen Gründen scharf gegen den Kulturevolutionismus jener Zeit abgrenzte. Dieses postulierte Entwicklungsmodell spiegelte sich in frappanter Weise in der räumlichen Abfolge der regional gegliederten Dauerausstellung des Museums. „Im ganzen sind aber die Sammlungen der verschiedenen Erdräume so angeordnet, dass der Besucher von den primitiven Kulturformen allmählich zu höheren gelangt und ihm schon auf diese Weise der kulturgeschichtliche Gedanke nahe gebracht wird“, charakterisierte Foy den Aufbau der Ausstellung.12 Die Besucher begannen im Untergeschoss mit Australien und seinen „niedrigsten Kulturformen“ und gelangten dann im 1. Obergeschoss über Neuguinea in die übrige Südsee

Das Rautenstrauch-Joest-Museum

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mit ihren „steinzeitlichen“ Völkern. Das nächste Stockwerk führte sie nach Amerika, das zum Teil bereits Metallverarbeitung und „mancherlei höhere Kulturformen“ aufwies. Von dort ging es weiter zu den „Eisenvölkern“ Afrikas und Südasiens.13 Den Besuchern vermittelte sich die in der Ausstellung postulierte menschliche Entwicklungsgeschichte von niedrigen bis höheren Kulturformen nicht allein intellektuell, sondern durch die räumliche Abfolge über mehrere Stockwerke auch auf unterschwellig sinnliche Weise. Vorder- und Ostasien waren mit Ausnahme der ersten Jahre aus Platzmangel verpackt. Europa blieb ausgespart, da die Hauptaufgabe der Völkerkunde in der Erforschung der „Kulturgeschichte der aussereuropäischen Menschheit“ gesehen wurde.14 Die konzeptuelle Trennung zwischen europäischen und außereuropäischen Völkern wurde von Foy nicht als „unüberbrückbare Kluft“ begriffen; lediglich „unsere moderne Oberkultur mit ihrer hervorragend entwickelten Wissenschaft und Kunst und mit ihrer alles beherrschenden Technik ist das Trennende“. Im „Volk“ könne man auch in Europa noch „gleichen oder ähnlichen Erscheinungen der geistigen und materiellen Kultur wie bei den Naturvölkern“ begegnen.15 Schritt für Schritt sei der Mensch „bis zu derjenigen Höhe der Kultur emporgeklommen, die heute ihren höchstzivilisierten Völkern eigen ist.“16

Abb. 3: Der Amerikasaal des Rautenstrauch-Joest-Museums vor 1910

Das Entwicklungsmodell mit Europa an der Spitze lieferte unausgesprochen die wissenschaftliche Begründung für die koloniale Dominanz über die sogenannten „Primitiven“. Es bedurfte keiner offenen kolonialen Propaganda im Museum, um Europas Herrschaft über große Teile der Welt zu rechtfertigen. Die Ethnologie war kein schlichter Erfüllungsgehilfe kolonialer Interessen. Vielmehr ergänzten sich wissenschaftliche Theorie und politische Ideologie. Differenzen zwischen Wissenschaft

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Burkhard Fenner

und kolonialer Praxis zeigten sich am ehesten – allerdings auch abhängig von der Persönlichkeit ihrer jeweiligen Vertreter – in der Einstellung gegenüber den „Primitiven“. So versuchte Museumsdirektor Foy, beim Publikum über das intellektuelle Verstehen hinaus Verständnis für diese zu wecken: „Die wichtige Lehre, die uns Europäern die Völkerkunde gibt, ist also die: nicht hochmütig herabsehen auf die primitiven Völker, die sogenannten Wilden.“17 Offen thematisiert wird die Bedeutung der Ethnologie für die koloniale Praxis nur an einer Stelle im Ausstellungsführer, wenn in Ergänzung ihrer „idealen Aufgabe“ auf „praktische Zwecke“ der Völkerkunde verwiesen wird. Kenntnis „des fremden Volkstums“ helfe, Missverständnisse und Missgriffe im Umgang mit anderen Völkern zu vermeiden, und vermöge Fachgebiete wie Kunst, Volkswirtschaft, Medizin oder Chemie zu bereichern. „So ist es gerade die Völkerkunde, die der Kolonialwirtschaft und Kolonialpolitik wesentliche Dienste leistet und die Grundlage für kolonisatorische Erfolge bietet“, resümiert Foy.18 Das ist eine explizite und zweifellos ernst gemeinte Feststellung, die allerdings im Gesamtkontext des Ausstellungsführers den Eindruck eines Zusatzarguments für die Völkerkunde hinterlässt, um auch in Kosten-NutzenKategorien denkende Zeitgenossen von dem Wert des Faches zu überzeugen. Foy versprach sich von einer kolonialwissenschaftlich angewandten Ethnologie sicherlich Vorteile für das Fach, wovon auch Äußerungen in seiner Korrespondenz zeugen.19 Koloniale Verbindungen Als öffentliche Institution bildete das Rautenstrauch-Joest-Museum keinen wissenschaftlichen ‚Elfenbeinturm’ im gesellschaftspolitischen Leben Kölns und Deutschlands. Es war über Verwaltung, Veranstaltungen, Förderverein und Sammler personell und institutionell insbesondere mit den ‚höheren’ Gesellschaftsschichten und politischen Kreisen verbunden. Dass in der Zeit vor 1918 hierbei auch koloniale Verbindungen und Belange eine Rolle spielten, verwundert nicht. Eine wichtige institutionelle Verbindung bestand vor allem zur Kölner Handelshochschule, die sich seit 1907 in der Claudiusstraße in unmittelbarer Nachbarschaft des Museums befand und in deren Veranstaltungsrepertoire auch die Kolonialgeschichte und -politik gehörte. Bereits bei der Eröffnung des Museumsgebäudes im Jahre 1906 hatte der damalige Oberbürgermeister Becker geäußert, dass das Museum für die Handelshochschule ein wirkliches Bedürfnis sei und wegen des steigenden kolonialen Interesses und der wachsenden Bedeutung des überseeischen Handels immer mehr Aufmerksamkeit in der Stadt finden werde.20 Im Protokoll der Stadtverordnetensitzung vom 13.5.1904 wurde ausdrücklich darauf Bezug genommen, dass das Museum auch dem Zweck diene, den Lehrenden und Studierenden der Handelshochschule die Benutzung der Sammlungen zu ermöglichen.21 Willy Foy und Fritz Graebner betätigten sich zudem beide an der Hochschule als Dozenten.22 Im Oktober 1910 beteiligte sich das Museum als Mitveranstalter am „Deutschen Kolonialkongress“ in Berlin, und im gleichen Jahr konnte die Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft eine Ausstellung mit Afrika-Bildern des Kolonialmalers Ernst Vollbehr im Haus am Ubierring durchführen.23 Zu dieser Vereinigung bestan-

Das Rautenstrauch-Joest-Museum

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den zudem eine Reihe personeller Verbindungen. Der größte Mäzen und stellvertretende Vorsitzende des Vereins zur Förderung des städtischen Rautenstrauch-Joest-Museums, Georg Küppers-Loosen (1860–1910), war zum Beispiel zugleich im Vorstand der Kölner Abteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft aktiv. Willy Foy bewertete 1919 den Verlust der deutschen Kolonien als schmerzlich, aber ohne größere Bedeutung für das Museum: „Das Ziel des Museums ist niemals kolonialgeschichtlich begrenzt gewesen, sondern ist ein viel umfassenderes. Für uns handelt es sich um die kulturgeschichtliche Erforschung aller außereuropäischen Völker und damit im Zusammenhange um die Begründung einer wirklich universalen Kulturgeschichte.“24 Diese Charakterisierung des Museums entspricht den bereits in seinen Anfangsjahren genannten Aufgaben und stellt sicherlich keine nachträgliche politische „Korrektur“ dar. Das Rautenstrauch-Joest-Museum fungierte nicht als koloniales Propagandainstrument oder bloßes Sprachrohr kolonialer Interessenverbände. Nichtsdestoweniger profitierte es vom Kolonialismus, wie die Gewichtung seiner Sammlung zeigt, und das öffentlich vermittelte entwicklungsgeschichtliche Weltbild stützte das vorherrschende europäische Superioritätsdenken, das die Ausübung kolonialer Macht legitimierte.25 Als Ort der Wissensproduktion und -vermittlung bildete es wie alle Völkerkundemuseen ein Element im Herrschaftsverhältnis zwischen Kolonialmacht und kolonisierten Gesellschaften. Kolonialer Nachhall: Die Zeit nach 1918 Kolonialpolitisch aktiv zeigte sich das Museum nochmals zu einem Zeitpunkt, als Deutschland seine Kolonien bereits verloren hatte. In den 1920er Jahren, vor allem aber in der Zeit des Dritten Reiches gewann in Deutschland eine neokoloniale Bewegung an Boden, die offen für eine Rückgewinnung deutscher Kolonien eintrat. Alle Leiter, die das Museum in den 30er und beginnenden 40er Jahren führten, angefangen vom Sozialdemokraten Julius Lips über den nationalsozialistischen kommissarischen Leiter Andreas Scheller bis zum 1940 eingesetzten Direktor Martin Heydrich, befürworteten deutschen Kolonialbesitz. Insbesondere Heydrich engagierte sich als Dozent und stellvertretender Leiter der Zentralstelle für Kolonialfragen an der Kölner Universität für die neokoloniale Bewegung und betrieb die Etablierung einer Kolonialethnologie.26 Nach außen hin zeigte sich das neokoloniale Engagement in mehreren Ausstellungskooperationen mit kolonialen Verbänden. So beteiligte sich das Museum im Sommer 1934 an der vom Reichskolonialbund veranstalteten „Deutschen Kolonialausstellung“ im Staatenhaus auf dem Messegelände mit einer Abteilung über die früheren deutschen Südseekolonien. 1937 stellte Andreas Scheller dem Bund Räumlichkeiten für eine Ausstellung über „Das koloniale Buch“ zur Verfügung, und 1941 unterstützte das Museum unter Heydrich die gleiche Vereinigung bei der Schau „Seefahrt tut Not“, indem es die meisten der Exponate beisteuerte.27 Erst mit dem Zusammenbruch des Dritten Reiches endeten die deutschen kolonialen Träume auch am Rautenstrauch-Joest-Museum.

Das „Koloniale Gehöft“ auf der Deutschen Werkbundausstellung 1914 Anne-Kathrin Horstmann

„Das Reichskolonialamt wird gebeten, darauf hinzuwirken, daß die in den deutschen Kolonien entstehenden Neubauten, sowohl öffentliche wie private, mehr als bisher ihren äußeren Erscheinungen dem Charakter des Landes angepaßt und sowohl hinsichtlich des Materials wie der Bauformen mehr im Sinne einer bodenständigen Architektur ausgeführt werden“, heißt es in einem Antrag der Abteilung Karlsruhe auf der Hauptversammlung der Deutschen Kolonialgesellschaft im Juni 1913 in Breslau.1 Zu diesem Zeitpunkt waren die Planungen des „Hauses für die deutschen Kolonien“, das auf der Deutschen Werkbundausstellung in Köln gezeigt werden sollte, bereits in vollem Gange – die Ausstellung bot daher eine „günstige Gelegenheit“, „die Verwirklichung dieser Wünsche anzubahnen“.2

Abb. 1: Das „Koloniale Gehöft“ auf der Deutschen Werkbundausstellung 1914 in Köln

Bereits im Januar 1913 wandte sich der Kölner Oberbürgermeister Max Wallraf an den Staatssekretär des Reichskolonialamtes in Berlin, um ihn über die geplante Werkbundausstellung in Köln zu informieren und vor allem auf das geplante „Kolonialhaus“ aufmerksam zu machen. Dieses sollte alle „werkkünstlerischer Durchbildung fähigen Gebrauchs- und Einrichtungsgegenstände für die Deutschen in den Kolonien in vor-

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Anne-Kathrin Horstmann

bildlicher, stilistisch einheitlicher Gestaltung enthalten […]“3 und gleichzeitig zeigen, „wie ein Wohnhaus in den Tropen praktisch und doch in gefälliger Form eingerichtet werden könne“.4 Die von Mai bis Oktober 1914 geplante Ausstellung in Köln sollte dafür den richtigen Rahmen bieten, wollte diese doch „einen Überblick […] geben über den Stand der deutschen Qualitätsarbeit auf den verschiedenen Gebieten, einen Überblick darüber, wie weit es gelungen ist, […] die Leistungen der deutschen Arbeit qualitativ und nach der formalen Seite hin zu heben“.5 Die Ausstellung sollte für den 1907 von Künstlern, Architekten und Unternehmern gegründeten Deutschen Werkbund die erste „Leistungsschau“ werden, um dessen Ziele und Visionen einem breiteren Publikum zu präsentieren. Der Bund hatte sich vor dem Hintergrund der aufkommenden Industrialisierung gegründet, um durch „gute Gestaltung deutschen Produkten eine hervorragende Position auf dem Weltmarkt zu verschaffen“ und durch „Funktionalität und Materialgerechtigkeit“ eine „Veredelung der gewerblichen Arbeit im Zusammenwirken von Kunst, Industrie und Handwerk“ zu gewährleisten.6 Auf Initiative Konrad Adenauers – zu diesem Zeitpunkt Erster Beigeordneter der Stadt – gelang es, Köln zum Ort dieser weit über Deutschland hinaus bekannten Ausstellung zu machen. Fünf Millionen Reichsmark wurden investiert und ein 350.000 qm² großes Gelände im Bereich der heutigen Messe und des Rheinparks in Deutz zur Verfügung gestellt.7 In mehr als 50 von den Architekten des Bundes entworfenen Einzelgebäuden, die jeweils wieder mit Ausstellungsobjekten gefüllt waren, wurden einer breiten Öffentlichkeit Einblicke in die zeitgenössische moderne Formgebung gewährt.8 Dabei sei es von Anfang an der Wunsch gewesen, so der Stadtbaumeister und Geschäftsführende Vorsitzende der Deutschen Werkbund-Ausstellung Köln 1914, Carl Rehorst, „auch ein Schaffensgebiet, was uns Deutschen naturgemäß noch ziemlich neu und jung ist“ in den Ausstellungsplan aufzunehmen: „die koloniale Bauweise“.9 Es sei „ganz selbstverständlich“, so Rehorst, dass ein „so junges koloniales Volk“ wie die Deutschen, es „noch nicht verstehen können, so, wie es die Engländer und andere Kolonialvölker verstanden haben, [ihre] Bauten so zu gestalten, daß sie zugleich mit der Erfüllung des Zweckes und der Ansprüche, die die Tropen an sie stellen, eine schöne Form bekommen“.10 Daher biete diese Ausstellung, „die in besonderem Maße das Interesse des deutschen Volkes erwecken wird“, eine gute Möglichkeit, „Anregung dafür zu geben, daß wir ebenso sachlich und schön draußen bauen müssen, wie in der Heimat“.11 Darüber hinaus würde das „koloniale Haus“, „in dem neben höchster Zweckerfüllung eine möglichst schöne Form vereinigt wird, für die kolonialen Bestrebungen von großem Segen“ und „der ganzen deutschen kolonialen Sache von Nutzen sein“.12 Dies wurde auch von Kolonialkreisen erkannt und das Vorhaben gefördert.13 Der Staatssekretär des Reichskolonialamtes, Wilhelm Solf, wurde zum Ehrenpräsidenten ernannt und ein Arbeitsausschuss gegründet, dessen Vorsitz der Geheime Legationsrat v. König innehatte, der von Mitarbeitern des Reichskolonialamtes, der Deutschen Kolonialgesellschaft, dem Kolonialwirtschaftlichen Komitee und weiteren interessierten Einzelpersonen unterstützt wurde.14 Vor Ort in Köln machte sich die Lokalabteilung der Deutschen Kolonialgesellschaft für die Umsetzung des Projektes stark. Sie beantragte auf der Vorstandssitzung im großen Saal des Zivilkasinos in Köln im November 1913 einen Zuschuss von 5.000 Mark für den Bau des Hauses, der neben weiteren 5.000

Das „Koloniale Gehöft“ auf der Werkbundausstellung

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Mark bewilligt wurde. Diese wurden für ein Preisausschreiben zur Verfügung gestellt, das deutschen Architekten die Möglichkeit bieten sollte, Pläne kolonialer Gebäude einzureichen. Die besten Ergebnisse sollten dann in dem „Kolonialhaus“ auf der Werkbundausstellung präsentiert werden.15 Das Haus selber sollte einem Einfamilienhaus eines Ansiedlers oder Beamten in Deutsch-Ostafrika nachempfunden werden, etwa auf einer der Stationen im Küstengebiet, und „drei bis vier Zimmer nebst Küche /diese vom Hause getrennt/ und Zubehör/ Baderaum etc./ evt. auch einen Bureauraum“ enthalten.

Abb. 2: Plan des „Kolonialen Gehöfts“, abgebildet im offiziellen Katalog der Ausstellung

Für „Ratschläge und Winke, wie das Innere zweckmäßig zu gestalten ist“, wurde der Gouverneur von Deutsch-Ostafrika persönlich von Staatssekretär Solf kontaktiert.16 Dieser antwortete, dass „um einen möglichst naturgetreuen Gesamteindruck hervorzurufen“ folgendes nicht fehlen dürfte: „Um das Haus tropische Pflanzen (Cella, Palmen, Bananen usw.). Der in Ostafrika fast immer vorhandene Flaggenmast mit einer Flagge neben dem Hause. Eine Ngoma (große Trommel), welche die Pflanzer oder Farmer zum Zusammenrufen der Arbeiter und zur Abgabe des Feierabendsignals benutzen unter einer besonderen Stroh gedeckten Hütte neben dem Hause. […] Für das Wohn- und Eßzimmer: 1 Massaischild mit

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2 Speeren, 2 Leopardenfelle, 1 Elefantenfuß als Papierkorb, Musikinstrumente der Eingeborenen oder ein Paar [sic!] ethnographische Gegenstände, 1 europäisches Musikinstrument, größere Photographien, Landschaften aus Ostafrika vorstellend, eine farbige Lithographie (vielleicht Löwenbild von Kuhnert), gemusterte Fußmatten, 1 Wanduhr, Gardienen [sic!], 1 Perserteppich, 1 Paar geflochtene Körbchen aus Ostafrika […], 2 bis 3 Gewehre an der Wand u. ähnl.“17 Neben diesem Wohnhaus „für Pflanzer oder Beamte mit höheren Ansprüchen“ wurde ein weiteres Wohnhaus geplant, das den „Typ für einfachere Bedürfnisse“ darstellen sollte.18 In diesem aus fünf einfachen Räumen bestehenden Haus sollte mit Kartenmaterial aus dem Hause Dietrich Reimer ein topographischer Überblick der Kolonien geboten werden; dazu sollten Photographien und Zeichnungen verschiedener Gebäude aus den deutschen, aber auch den „fremden“ Kolonien ausgestellt werden.19 Dafür wurden die Gouverneure von Deutsch-Ostafrika, Togo, Kamerun, Deutsch-Südwestafrika, Neu-Guinea und Samoa, das Reichsmarineamt für Kiautschou, die Konsularbehörden in Singapur, Batavia, Kalkutta, Bombay und Kolombo sowie Vertreter der Missionen und der in den Kolonien tätigen Firmen gebeten, Photographien und Bilder öffentlicher und privater Wohn- und Wirtschaftgebäude einzureichen.20 Da die „Ermittlung geeigneter Vorbilder für künftige koloniale Bauten im Interesse der Kolonialverwaltung liege“, wurden die dafür anfallenden Ausgaben aus amtlichen Fonds bezahlt.21 Die „nach den Tropen exportierenden Firmen“ wurden außerdem angeregt, „Gebrauchs-, Haushaltungs- und ähnliche Gegenstände auf der Ausstellung zu zeigen“ oder das Vorhaben finanziell zu unterstützen.22 Insgesamt konnten von diesen bis Oktober 1913 bereits 8.000 Mark gesammelt werden, die neben den von der Ausstellungsleitung zur Verfügung gestellten 20.000 Mark und den 5.000 Mark der Deutschen Kolonialgesellschaft die Realisierung des Projekts schließlich sicherten.23 Als Architekt konnte der bekannte Kölner Villenarchitekt Paul Pott gewonnen werden.24 Dieser verzichtete bei seinen Plänen, so heißt es in dem Ausstellungsführer, „auf jeden architektonischen Schmuck“, um so zwei Gebäude präsentieren zu können, die sich jeder Gegend der deutschen Kolonien anpassen könnten und daher „kein fremdes Element des kolonialen Bildes“ darstellen würden.25 Die Möbel des Speise- und des Schlafzimmers wurden ebenfalls von Pott entworfen26, die Einrichtung der Wohnhalle hingegen übernahm der Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft. Dieser nahm sich zum Ziel, Möbel zu zeigen „die nach Material und Technik den Bedürfnissen in den Kolonien angepaßt sind“. Da Holz in manchen Kolonien, vor allem in der Siedlungskolonie Deutsch-Südwestafrika, Mangelware war, wurden kurzerhand „Kistenmöbel“ präsentiert, die aus den in die Kolonien gelieferten Bierkisten gefertigt werden konnten und zeigen sollten, „wie sich aus diesem geringwertigen Material gleichwohl Möbel herstellen lassen, die brauchbar und auch in der Form ansprechend sind“.27 Am 16. Mai 1914 wurde die Ausstellung eröffnet. Neben den Ausstellungshallen und den Mustergebäuden sorgten ein Vergnügungspark und ein vielseitiges Begleitprogramm mit Kongressen, Konzerten, Vorträgen, Theateraufführungen und Sportveranstaltungen für ein reges Interesse bei den Besuchern. Über dieses vielseitige Angebot wurde regelmäßig und in umfangreichen Artikelserien in allen Kölner Tages-

Das „Koloniale Gehöft“ auf der Werkbundausstellung

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zeitungen berichtet.28 Das „Koloniale Gehöft“ fand vor allem in den einschlägigen Kolonialzeitschriften Erwähnung. Die Anlage wurde nicht nur deshalb besonders gelobt, weil sie „sehr geschmackvoll“ erbaut sei, sondern vor allem auch darum, weil sie „Anregungen für eine Vervollkommnung der kolonialen Bauweise“ biete.29 Ob die Ergebnisse des Preisausschreibens der Deutschen Kolonialgesellschaft für koloniale Bauten letztendlich auf der Ausstellung präsentiert wurden, ist nicht bekannt. Bis Juli 1914 konnten interessierte Architekten ihre Entwürfe für folgende Preise einreichen: „a) Für ein Krankenhaus in der Südsee 1. Preis 1000 RM, 2. Preis 500 RM, b) für ein Regierungsgebäude in Südwest 1. Preis 700 RM, 2. Preis 350 RM, c) für ein größeres Wohnhaus in Kamerun 1. Preis 500 RM, 2. Preis 250 RM, d) für ein kleines Wohnhaus in Ostafrika 1. Preis 400 RM, 2. Preis 200 RM.“30 Da durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges die bis Oktober geplante Ausstellung bereits Anfang August vorzeitig beendet werden musste, liegt es nahe, dass die Gewinner wohl nicht mehr auf der Ausstellung präsentiert werden konnten. Was aus dem „Kolonialen Gehöft“ geworden ist, bleibt ebenfalls unklar. Wahrscheinlich wurde es wie die meisten anderen Gebäude der Ausstellung im Zweiten Weltkrieg zerstört, zerfiel mit der Zeit oder wurde schließlich abgerissen.31 In der Planungsphase gab es zwar Überlegungen, die Gebäude nach der Ausstellung der Kolonialverwaltung zu überlassen und in eine der Kolonien zu überführen32, der Verlust der deutschen Kolonien nach dem Ersten Weltkrieg und die Zerstörung der meisten übrigen Bauten der Kölner Werkbundausstellung sprechen jedoch gegen diese Annahme.

Inszenierte Fauna – der Kölner Zoo Kathrin Treins

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden die ersten zoologischen Gärten in Mitteleuropa, zunächst in London, Amsterdam und Paris. Im Jahr 1860 öffnete der Zoologische Garten zu Köln seine Pforten mit dem Ziel, naturwissenschaftliche Bildung, stadtnahe Erholung im „Grünen“ und „exotische“ Vergnügungen zugänglich zu machen. Seit den 1830er Jahren hatte sich in Europa eine populäre Ausstellungskultur mit einem fließenden Übergang zwischen wissenschaftlichen, wirtschaftlichen und unterhaltenden Funktionen entwickelt: Neben den zoologischen Parks entstanden botanische Gärten, ethnographische Sammlungen und Museen, ebenso wie die zu dieser Zeit aufkommenden Weltausstellungen. Die Präsentation des Fremden ist deutlich durch den Imperialismus und Kolonialismus geprägt. Die Eröffnung des Kölner Zoos fand in der Gründungswelle (1833-1865) von zoologischen oder botanischen Gärten statt, was darüber hinaus auch dem faktenbesessenen Sammel- und Ausstellungseifer dieser Zeit entsprach. Die Zoogründungen in Wuppertal (1881) und Düsseldorf (1876) fielen ebenso wie die Wiedereröffnung des Botanischen Gartens/Flora (1864) in Köln in diese Phase.1 Daneben war die neue Institution „Zoologischer Garten“ ein Ausdruck des sozialen Wandels und der Manifestation der bürgerlichen Gesellschaft im Rahmen eines zunehmenden Nationalbewusstseins. Vor allem für die beteiligten Kölner Wirtschafts- und Bildungsbürger war die Zoogründung von Bedeutung. Sie sahen in ihr ein Zeichen, dass man sich den Herausforderungen der überseeischen Welt stellte, aber auch den Anschluss an Entwicklungen in anderen europäischen Städten nicht verpasste.2 Das Unterhaltungsangebot im Kölner Zoo war von Anfang an vielseitig: Es gab Gastronomie, musikalischen Vorführungen, Springbrunnen und diverse gesellschaftliche Feste. Durch ihre zunehmende dramaturgisch-exotische Ausrichtung konnten sich die zoologischen Gärten auch als Standort für die „Völkerschauen“ etablieren.3 Im Kölner Zoo fanden im Zeitraum zwischen 1878 und 1932 sieben „ethnographische Schaustellungen“ statt.4 Ein Gastwirt namens Ernst Müller aus Lindenthal soll erste Anregungen zur Gründung eines solchen Gartens gegeben haben. Er betrieb in den 1850er Jahren einen Biergarten, in dem er auch Tiere ausstellte.5 Gegründet wurde der Tierpark schließlich auf Betreiben des Oberlehrers Dr. Caspar Garthe. Der „Prospectus über einen zu errichtenden Zoologischen Garten in Köln, mit besonderer Rücksicht auf die Acclimatisation fremder Thiere, und Gründung eines Central-Versammlungsortes geselligen Zusammenseins, sowie einen auf Thatsachen beruhenden Nachweis über die Rentabilität des Unternehmens“ aus dem Jahr 1858 dokumentiert die Bemühungen des Oberlehrers Garthe und des Gründungsgremiums.6 Ihrer Meinung nach würden im zoologischen Garten „belehrende Unterhaltung mit den Freuden eines heiteren fröhlichen Beisammenseins Hand in Hand gehen“, außerdem würde „ein

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Kathrin Treins

Gefühl erhebender Genugtuung Ihre Brust durchströmen, wenn Sie eintreten in den Garten, […] ein kleines Paradies“. Im Sinne einer zugleich populären und wissenschaftlichen Tierausstellung wollte das Kölner Gründungskomitee eine gärtnerisch gestaltete Anlage einrichten, in der „exotische“ Tiere möglichst naturnah gehalten werden, um so einen Anziehungspunkt für Besucher zu schaffen.

Abb. 1: Der Eingang zum Zoo auf einer zeitgenössischen Postkarte

Im Kölner zoologischen Garten wollte man die Tiere möglichst eindrucksvoll ausstellen. Dazu wurden auf dem 5,8 ha großen Gelände aufwändige Gehege gebaut, wie beispielsweise der ägyptische Tempel, in dem Kamele und Lamas untergebracht waren. Des Weiteren gab es das Stelzvogelhaus im orientalischen Stil: eine Voliere mit hoher Kuppel und zwei schlanken Minaretten.7 Beide Gebäude stehen heute nicht mehr im Kölner Zoo. Diese exotische Architektur wurde in den späten 1850er Jahren populär und löste den weniger attraktiven rustikalen Stil ab. Das ehemalige Elefantenhaus mit maurischen Stilelementen (von 1863) ist heute das älteste Gebäude im Kölner Zoo. Auf diese Weise präsentierten die Gärten „exotische“ Landschaften, die auf kleinem Raum versuchten, das zu versammeln, was die Welt an fremdländischer Fauna und Architektur bot. Diese Bebauung und Tierhaltung diente vorrangig der Unterhaltung des Publikums, was der kommerziellen Ausrichtung der Tierparks entsprach – aber auf keinen Fall einer artgerechten Haltung der Tiere. Bereits 1864 konnte das ursprüngliche Gelände um 1,8 ha erweitert werden. An der neuen nördlichen Grenze ließ der erste Kölner Zoo-Direktor, Heinrich Bodenius, einen großen Weiher anlegen, der im Winter auch als Eislauffläche genutzt wurde – ganz im Sinne eines gesellschaftlichen Treffpunktes für das städtische Bürgertum. Vergnügung war ein Hauptanliegen der Zoogründer gewesen, aber auch die Verbrei-

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tung naturwissenschaftlicher und zoologischer Kenntnisse hatten die Begründer als eines ihrer Ziele formuliert. Bodenius kümmerte sich um die öffentlichkeitswirksame Berichterstattung in den lokalen Medien ebenso wie um die populärwissenschaftliche Lehre, z.B. durch den Besuch von Schulklassen oder die Herausgabe des Zooführers.8 Die Besucher sollten den zoologischen Garten „mit forschendem Blick“9 betreten und Tierbeobachtungen nachgehen, auch ohne naturwissenschaftliche Vorbildung. Eine zoologische Wissenschaft im Sinne einer universitären Forschung wurde in Köln nicht betrieben; überhaupt entstand kein einziger deutscher Zoo in direkter Anbindung an eine Universität.10 Ab 1900 errichtete man die Anlagen nach Hagenbeck‘schem Vorbild, also Panoramagehege mit kunstvoll kaschierten Barrieren. Die nach diesem Vorbild gebauten Freiluft-Anlagen boten dem Publikum ein Gesamtbild der ausgestellten Tiere in ihrer vermeintlich natürlichen Umgebung; sie ermöglichten ein Erlebnis von Wildheit und „Exotik“, bei einem Höchstmaß an Sicherheit für die Betrachtenden. Der Kölner Pavianfelsen wurde beispielsweise 1914 in diesem Stil errichtet.

Abb. 2: Das ehemalige Elefantenhaus, errichtet als Haus für Giraffen und Antilopen 1863 im Maurischen Stil.

Der Tierbestand der ersten zoologischen Gärten rekrutierte sich aus Mitbringseln, also Tieren, die eher zufällig nach Deutschland gelangt waren. Die Entwicklung von professionellem Tierfang und -handel war eine wichtige Voraussetzung für den Ausbau der neu gegründeten Parks. Die ersten „exotischen“ Tiere kamen aufgrund von Beziehungen der Initiatoren nach Köln oder waren Geschenke; beispielsweise verdankte der Garten zwei afrikanische Löwen dem Grafen von Fürstenberg-Stammheim.11 Der Bestand und die Haltung möglichst vieler exotischer Tiere waren von der Höhe der Investitionen, dem Umfang von Tiergeschenken sowie den Zielen der Zoogründer abhängig. Der Ausgangspunkt für die Tierhaltung und -ausstellung war die „Entnahme“ aus der Wildnis. „Entnehmen“ und „Sammeln“ für museale Zwecke waren zunächst Aufgaben der Zoologie. Mit Beginn der Kolonialzeit waren es in zunehmendem Maße Sportjäger, „Entdeckungsreisende“, „Abenteurer“ und andere Nicht-Biologen, die die Tiere einfingen und nach Europa brachten. Der Tierfang und

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die Jagd waren überaus populär, und auch das Mitbringen von Schädeln, Fellen und anderen Jagdtrophäen, ja sogar von „Völkerkundlichem“ war selbstverständlich.12 Der Zoologische Garten zu Köln stand in engem Geschäftskontakt mit den weltweit tätigen Tierhändlern, die ihre Tierfänger in die entlegensten Gegenden der Erde schickten, um immer wieder neue, noch ungesehene Arten zu beschaffen.

Abb. 3: Das Nashorn im Zoologischen Garten zu Köln.

Die Akklimatisierung tropischer Pflanzen und Tiere, die allmähliche Eingewöhnung „exotischer“ Produkte überhaupt war ein sehr intensiv und kontrovers erörtertes Thema. Auch in der Domstadt war die Akklimatisierung ein Ziel der Zoogründer. Dahinter stand der Versuch, außereuropäische Tiere an die mitteleuropäischen Lebensbedingungen zu gewöhnen. Die aus Frankreich kommende Bewegung stand in kolonialem Zusammenhang und führte 1860 in Paris zur Eröffnung des Jardin d'acclimation.13 Im Zuge der kolonialen Expansion ging es bei der Akklimatisierung auch um die Einführung neuer Haustierarten und die Züchtung robuster Rassen für die Kolonien in Übersee. Diese wurde in Köln nicht weiter verfolgt, wahrscheinlich wurde das Argument in den Kölner „Prospectus“ aufgenommen, um einen vermeintlich praktischen Nutzen für den Zoologischen Garten vorzuweisen. Der zoologische Garten, verstanden als ein kulturelles Phänomen im Kolonialzeitalter, diente der Unterstützung und Popularisierung der kolonialen Expansion Deutschlands. Auch für Köln muss man davon ausgehen, dass der zoologische Garten von der dramatischen Ausweitung kolonialer Herrschaft profitierte und zur Konstruktion kolonialer Wirklichkeit beitrug. In den zoologischen Gärten entwickelten sich jene Techniken der Inszenierung von „Wildheit“ und „Exotik“, die in der Durchführung von „Völkerschauen“ gipfelte. Der Kölner Zoo zählt somit zu den kolonialen Erinnerungsorten der Stadt Köln, da er viele Bezüge zum Kolonialismus aufweist. Im Jahr 2010 feierte er sein 150-jähriges Jubiläum.

Inszenierte Exotik – Völkerschauen in Köln Marianne Bechhaus-Gerst

Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert waren Völkerschauen eine beliebte und verbreitete Form des Unterhaltungsgeschäfts. Menschen aus fernen Ländern wurden für einige Wochen oder mehrere Monate angeworben, um einem zahlenden Publikum in Zoos oder in Vergnügungsstätten, aber auch auf Kolonial- und Weltausstellungen das vermeintlich „echte“, „typische“ Leben ihrer Heimat vorzuführen. Mit der Authentizität nahm man es allerdings oft nicht so genau. Tatsächlich wurden nicht wenige der Auftretenden für die Vorführungen regelrecht verkleidet oder – häufiger noch – entkleidet. In einer Zeit, in der in Europa bedeckte Prüderie vorherrschte, durfte man nackte oder halbnackte Menschen auf Völkerschauen ungeniert betrachten, weil es als der vermeintlich natürliche Zustand angepriesen wurde. Sex sells war für die Organisatoren von Völkerschauen, Impresarios genannt, von Anfang an ein wichtiges Auswahlkriterium bei der Anwerbung von Darstellern. Völkerschauen sollten das Bedürfnis der Menschen nach „Exotischem“, nach dem Fremdem und vor allem dem „Anderen“ befriedigen. Die Völkerschauen waren ein menschenverachtendes Geschäft, in dem Frauen, Männer und Kinder aus fernen Ländern ungeschützt dem voyeuristischen Blick der Besucher ausgesetzt wurden. Trotzdem wäre es verfehlt, die Darstellerinnen und Darsteller auf den Völkerschauen als bloße Opfer gerissener europäischer Geschäftemacher zu betrachten. Vielmehr waren es in aller Regel selbstbewusste Akteure, die wussten, worauf sie sich einließen. Sie gingen Geschäftsbeziehungen mit den Organisatoren ein, die sie in Lohn und Brot und nach Europa brachten. Nicht von ungefähr ließen sich TeilnehmerInnen mehrfach für Schauen anwerben. Zwischen den Impresarios und den Angeworbenen wurden Verträge abgeschlossen, in denen die Entlohnung, das Anrecht auf bestimmte Mengen an Nahrungsmitteln und Decken und vieles mehr festgelegt wurden. Erfüllte ein Impresario den Vertrag nicht in angemessener Weise, konnte es auch zu Streiks der DarstellerInnen kommen. 1 Im Wesentlichen gab es drei Arten von Völkerschauen, die jeweils einen unterschiedlichen Aufwand und mehr oder weniger Investitionen erforderten. So gab es Schauen, die in der Tradition sogenannter freak shows standen, die ursprünglich, vor allem auf Jahrmärkten oder im Zirkus, Menschen zeigten, die durch körperliche „Abnormitäten“ gekennzeichnet waren und zum Ergötzen und Entsetzen des Publikums präsentiert wurden. Ein zweiter Typus bestand aus Vorführungen, die Schauspielen ähnelten und die in der Regel Elemente wie Tanz, Kampfszenen und Musik beinhalteten und eine kleine – meist spannende – Geschichte erzählten. Die aufwändigsten Schauen bestanden aus ganzen Dörfern, die das vermeintlich charakteristische Alltagsleben der Volksgruppe widerspiegeln sollten. Die Besucher konnten sich durch das Dorf bewegen und sich als Teilnehmer einer echten Fernreise fühlen. Die ver-

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schiedenen Völkerschautypen unterschieden sich meist auch durch die Anzahl an DarstellerInnen. Wollte man mit körperlichen Abweichungen Geld verdienen, reichten wenige Personen aus. In den Völkerschau-Dörfern konnten hundert und mehr Personen auftreten. In Köln fanden zwischen 1879 und 1932 rund dreißig afrikanische Völkerschauen statt2, das zahlende Publikum bekam aber auch „Neukaledonier“, „Samoaner“ und „Singhalesen“ zu sehen. Im Gegensatz zu Hamburg, wo der Hagenbeck’sche Zoo Ort vieler Schauen war, gab es nur wenige Darbietungen im Kölner Zoo. Die Konkurrenz von privaten Vergnügungsstätten gerade in der Umgebung des Zoos, zwischen Frohngasse, An der goldenen Ecke und Riehlerstraße, war groß. In der Frohngasse und in der Hohe Straße gab es außerdem Dependancen von Castans Panoptikum, ebenfalls berühmt für seine Schauen.

Abb. 1: Im Vergnügungsviertel „An der goldenen Ecke“ zwischen Frohngasse und Riehlerstraße fanden zahlreiche Völkerschauen statt.

Im Laufe der Jahre wurden die Kölner mit allen Typen von Völkerschauen bekannt gemacht. In die Kategorie der freak shows gehörten zum Beispiel die Vorführungen der „Drei getigerten Negerinnen“, die im Sommer 1896 in Castans Panoptikum auftraten. Was tatsächlich ein teilweiser Albinismus war, wurde als „scheckige“ „Abnormität“ vermarktet. Allerdings waren die drei jungen Frauen hervorragende Turnerinnen und Sängerinnen, und ihre Gesichtszüge hatten „nichts abschreckendes“, wie in der Presse fast erstaunt vermerkt wurde.3 Auch eine der letzten Schauen gehörte in die Tradition der freak shows und wurde im Jahr 1931 nicht etwa von einem privaten Veranstalter, sondern vom Kölner Zoo veranstaltet.4 Es handelte sich um die Schau der „Lippen-

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negerinnen“ oder „Lippenplattennegerinnen“. Diese gehörten zu der Volksgruppe der Sara, die im Süden des Tschad und in der Zentralafrikanischen Republik ansässig ist. Um im nachlassenden Völkerschaugeschäft noch einmal zu verdienen, wurde direkt an die Sensationslust des Publikums appelliert. Schon die Benennung der Truppe

Abb. 2: Zurschaustellungen der sogenannten „LippenNegerinnen“ waren für die europäischen Organisatoren besonders gewinnbringend, da sie wegen der vermeintlichen Exoik ein großes Publikum anzogen.

zeugt davon, dass man die Frauen auf ihre durch Teller vergrößerten Lippen reduzieren wollte. Es handelte sich um eine relativ kleine Gruppe von acht Frauen, einem Mann und, wie es hieß, drei „schwarzen Zwergen“5. Wegen der geringen Zahl an DarstellerInnen hätte man normalerweise das verwöhnte Publikum nicht anlocken können. Da aber die französische Regierung 1911 das Einsetzen von Holztellern verboten hatte, konnten die Frauen als „aussterbende Lippennegerinnen“ angepriesen werden. Man warb damit, dass nur noch 200 Frauen mit Tellern zu finden seien. Da

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die Frauen auf das körperliche Merkmal reduziert wurden, hatten sie keine großartigen Vorführungen zu absolvieren. Man konnte sie beim Zubereiten von Mahlzeiten, bei ihren Unterhaltungen sowie gelegentlich beim Tanz beobachten, also ein insgesamt sehr mageres Programm. Vor allem die Presse trug dazu bei, die ausgestellten Frauen lächerlich zu machen. „Schwarze Damen mit dem Plappermäulchen“, „Lippenblütler“, „träge Frauen mit häßlichen Klappertellern“ sind Bezeichnungen, die in zeitgenössischen Zeitungen zu finden sind.6 Die Lippenteller wurden als Modetorheit betrachtet. In einer Ausgabe von Das elegante Köln heißt es entsprechend ironisch: „Acht Negerinnen aus Zentralafrika vom Stamme der Sara-Kaba führen als schwarze Mannequins ihre heimatliche Mode vor.“7

Abb. 3: Postkarte der „Dahomey-Amazonen“, die europäische Phantasien von „wilden“ und „erotischen“ Frauen zu verkörpern hatten.

Sehr beliebt waren die sogenannten „Amazonen von Dahomey“, die ab ca. 1890 durch Europa tourten und insgesamt viermal in Köln Halt machten. Die Frauen wurden als „Leibwache des Königs von Dahome“ vermarktet.8 Auf zeitgenössischen Bildern ist zu erkennen, welche Attraktion diese Frauen zur damaligen Zeit darstellten. Die erotische Anziehung wurde dadurch verstärkt, dass sie als Kriegerinnen, als dominante, wilde Frauen in Szene gesetzt wurden. „Soldaten im Unterrock“9 wurden sie im Stadt-Anzeiger genannt. Die „Oberkriegerin Gumma“ hatte das Kommando über die Truppe; Kriegstänze wurden aufgeführt, Schwertkämpfe, Säbelübungen und

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Schlachtgetümmel bestimmten die Inszenierung. Die Vorstellungen wurden mit einem Referat über Geschlechterkampf und „Weiberherrschaft“ eingeführt.10 Dem Publikum war nicht bekannt, dass es sich bei den „Amazonen aus Dahomey“ weder um Amazonen noch überhaupt um Frauen aus Dahomey handelte. Es waren vielmehr, zumindest zum Teil, Ewe-Frauen aus der damaligen deutschen Kolonie Togo. Die Frauen hatten vor ihrer Reise nach Europa niemals eine Waffe in der Hand gehabt und mussten erst entsprechend unterrichtet werden. Unbekannt bleibt, mit welchen Erwartungen die 35 Frauen, 14 Männer und drei Kinder der Truppe nach Europa kamen, wie sie selbst die Rollen, die sie spielen mussten, empfanden. Sicher ist, dass einige Teilnehmerinnen nicht in ihre Heimat zurückkehrten. Eine 1882 in Togo geborene junge Frau, genannt „Jambga“, erkrankte beim Aufenthalt der „Amazonen“-Truppe in Köln 1898 an einer Lungenentzündung und starb im Bürgerhospital in der Cäcilienstraße. Sie hatte bereits in München ihre Schwester verloren. Bestattungen von toten Völkerschaumitgliedern wurden oft von Tausenden als „Schauspiel ohne Eintrittspreis“ besucht, und es kam zu einer regelrechten Vermarktung von eigentlich tragischen Sterbefällen. So war es auch bei der jungen Frau aus Togo bei ihrer Beerdigung auf dem Kölner Melaten-Friedhof. Das Begräbnis wurde ausführlich in den Zeitungen behandelt: „Nach Schluß der letzten Vorstellung baten die Amazonen um Erlaubnis, am Abend die Totenfeier begehen zu dürfen, jedoch dürfte kein einziger Weißer zugegen sein. Die Totenfeier nach ihrem Ceremoniell fand alsdann auf ihren sehr geräumigen Schlafsälen statt. Sämtliche Betten waren ausgeräumt; in dem einen Saale finden sich die Männer, in dem anderen die Weiber allein. Leider hat keiner von den Angestellten Zutritt erhalten, um diese eigenartige Feier, die von 8 bis 10 Uhr dauerte, schildern zu können. Vor der Thür hörte man nun Trommelschlag, Tänze und Exercitien, dabei ein ohrenzerreißendes Schreien und Heulen. Sämtliche Fetische und ihre Götzen waren vorher in die Räume gebracht worden.“11 Zumindest in den ersten Jahrzehnten strömten die Kölner in großer Zahl in die unterschiedlichen Völkerschauen. Zwar liegen keine offiziellen Statistiken vor, in den Kölner Zeitungen wurden aber regelmäßig Besucherzahlen veröffentlicht. So wurde das „Ashanti-Dorf“ am Riehler Tor im Mai 1900 an einem Sonntag von 9.863 und innerhalb der ersten sieben Tage von insgesamt 23.140 zahlenden Personen besucht.12 Hier wurde dem Publikum auch wirklich etwas Neues geboten. Rund 100 Männer, Frauen und Kinder stellten das „authentische“ Leben an der sogenannten Goldküste nach. Es gab sogar eine Missionsschule, die dem zahlenden Publikum den „Segen“ von Missionierung und Kolonisation veranschaulichen sollte. Wie die Darstellerinnen und Darsteller ihren Aufenthalt und ihr teilweise anstrengendes Arbeitspensum empfanden, wie sie mit dem Leben in der Fremde umgingen, erfahren wir nur selten. Der „Prinzessin Amazula“, dem Star von „Behrend’s Cameroon-Zulu-Truppe“, die 1885 in Köln gastierte, lag offenbar die Männerwelt zu Füßen. Der Stadt-Anzeiger scheute nicht davor zurück, einen langen Liebesbrief samt Heiratsantrag abzudrucken, den ein offenbar liebestoller Breslauer an diese geschickt hatte. „Ich folge Ihnen, wohin Sie wollen, wenn es sein muß, auch hinüber in Ihre Heimat“, bekennt der Handwerker und bittet um Empfehlung eines guten Unterrichtsbuches zum Erlernen der fremden Sprache.13 Die junge Frau scheint davon

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recht unbeeindruckt geblieben zu sein. Denn zwei Wochen später berichtet der StadtAnzeiger, dass die junge Frau fast krank vor Heimweh sei und unbedingt nach Hause fahren wolle. Sie sei nicht aufgetreten und habe ihre Koffer gepackt, um noch am selben Tag in Richtung Hamburg abzureisen. Schenkt man dem Artikel Glauben, so ist sie schließlich nur mit Alkohol, genauer gesagt, mit größeren Mengen Sekt der Marke Kupferberg-Gold, gefügig gemacht und schließlich zum weiteren Aufenthalt bewegt worden.14 Auf so ein gutes Geschäft wollte man wohl unter keinen Umständen verzichten.

Abb. 4: Eine der wenigen Völkerschauen, die im Kölner Zoo stattfanden, war „Marquardt’s BeduinenKarawane“. Hierbei handelte es sich um eine aufwändige Inszenierung mit großer Teilnehmerzahl und dramatischer Geschichte.

Vielleicht standen die Fluchtgedanken der „Amazula“ in unmittelbarem Zusammenhang mit der Erfahrung, zum Objekt wissenschaftlich-naturkundlicher Untersuchungen zu werden. Der Bonner Anthropologe Hermann Schaaffhausen hatte die Zulus offenbar mehrfach besucht, um Vermessungen an ihnen vorzunehmen. Er habe „noch niemals Wilde mit so schönen und kräftigen Körperformen gesehen wie diese“, zitiert derselbe Artikel, der von „Amazulas“ Heimweh berichtet, den Professor.15 Deutlich wird, dass die Männer und Frauen sich mit allen Mitteln gegen eine Vermessung ihrer Körper und die Verletzung ihrer Intimsphäre wehrten. Ihren Widerstand verhöhnt der Artikel als „drollig“ und spricht von der „Überredungskunst“ der Unternehmer, die sie schließlich dazu brachte, „diese Maßnahmen geschehen zu lassen“. Der Artikel, in dem die VölkerschauteilnehmerInnen immer wieder als „Wilde“ bezeichnet werden, führt uns die zwei Seiten des Völkerschaugeschäfts drastisch vor

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Augen. Die DarstellerInnen waren zwar handlungsmächtige Subjekte, die sich keineswegs als den Organisatoren und ZuschauerInnen hierarchisch untergeordnete Objekte ansahen. Die Fremdzuschreibung sah aber völlig anders aus. In den Augen der BesucherInnen, der Organisatoren und Wissenschaftler waren sie die „Wilden“ und die „Freaks“, die häufig mit Hilfe von Tiermetaphern beschrieben wurden. Auch die erotische Anziehungskraft wird nicht selten mit animalischer Triebhaftigkeit gleichgesetzt. Solche Menschen musste man in ihren Bedürfnissen und Wünschen nicht ernst nehmen. So findet sich in den vielen Zeitschriftenartikeln auch keine Kritik an den Völkerschauen an sich. Diese wird höchstens dann laut, wenn die Authentizität der Schau oder der Darsteller bezweifelt wird. Schon 1886 diskutiert ein Artikel im Stadt-Anzeiger die Frage, ob die „Original Negerkapelle des Mahdi“ wirklich so „original“ sei, wie es die Werbung vorgab.16 Tatsächlich war 1886 der „Mahdi-Aufstand“ gegen die englische Kolonialherrschaft im Sudan keineswegs beendet. Der Impresario, ein Herr Negri, und „ein deutschsprechender Mulatte“, der die Truppe begleitete, garantierten jedoch die Echtheit der ehemaligen Kämpfer, „und so wird man es wohl glauben dürfen“. Liest man nur wenig Zeilen später, dass die Kapelle neben arabischen Klängen „hier bekannte Märsche und Tänze“ sowie „Operetten-Nummern“ zur Aufführung brachte, scheinen die Zweifel an der Authentizität durchaus angebracht gewesen zu sein. 1914 kam das Völkerschaugeschäft in Köln weitgehend zum Erliegen. Die Somalis, die im Mai im Amerikanischen Vergnügungspark auftraten, wurden in der Presse kaum zur Kenntnis genommen.17 Im selben Jahr wurde auf der Werkbundausstellung ein „Kongodorf“ eingerichtet, das vor allem deshalb Zuschauer anzog, weil es ein neu geborenes Mädchen „zu besichtigen“ gab. Offenbar hatte man in Verbindung mit einem Preisausschreibens den Namen des Mädchens ermittelt, das nun im Rahmen einer öffentlichen Vorführung getauft wurde und „Aqua“ heißen sollte.18 Die „Lippennegerinnen“-Schau von 1931 stellte einen letzten Versuch der Wiederbelebung der „echten“ Völkerschauen in Köln dar. Zu diesem Zeitpunkt aber war der Film als vermeintlich authentischer schon längst ein sehr viel publikumswirksameres Medium geworden. Angebliche Authentizität war immer wichtig gewesen, und nun sprachen die DarstellerInnen häufig deutsch oder waren sogar Deutsche. Entsprechend erfüllten die Darbietungen die Sehnsüchte nach dem wirklich Anderen nur noch selten. Die Aschanti-Schau des John Smith, die 1928 auf der Pressa und 1932 im Zoo gezeigt wurde, bestand vor allem aus Akrobatik, „Laufen über Glas“, Besteigen einer Leiter, „deren Sprossen aus scharfen Schwertern bestehen“, „Feuerschlucken und Feuerspeien“ und Zauberei. Zwar gab eine Ankündigung der Schau im Stadt-Anzeiger vor, die Truppe käme aus dem ehemaligen „Schutzgebiet Deutsch-Togo“. Gleichzeitig wurde darauf verwiesen, dass die „Aschanti“ fließend deutsch sprachen.19 Dies kann nicht verwundern, da die „Schar drolliger brauner Kinder“, die zur Schau gehörte, in Köln geboren wurde.20

Zwischen Exotismus und Rassismus – Kolonialismus und Kölner Karneval Hildegard Brog und Matthias von der Bank

In den Jahren 1884 und 1885 befand sich Köln im „Afrikafieber“. Viele Kölner hatten mit großem Interesse die Reiseberichte des berühmten Geographen und Ethnologen Wilhelm Joest gelesen, die als viel beachtete Artikel in der Kölnischen Zeitung erschienen waren. Das Interesse am unbekannten Kontinent Afrika war erwacht. Im März 1884 hatte Carl Peters die Gesellschaft für deutsche Kolonisation gegründet. Im April hatte ein „Schutzbrief“ Bismarcks die erste Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika besiegelt; im Juli folgten „Schutzbriefe“ für die deutschen Kolonien Kamerun und Togo. Und im November 1884 begann in Berlin die „Kongo-Konferenz“. Der Rosenmontagszug von 1885 An diesen neuen politischen Gegebenheiten musste sich der Kölner Karneval erst abarbeiten. So ist es auch nicht überraschend, dass der Rosenmontagszug 1885 vom „Afrikafieber“ und den neuen Kolonien beeinflusst war. Bezeichnenderweise lautete das Zugmotto: „Held Carneval als Colonisator“.1 Schon auf dem Titelbild des offiziellen Festprogramms setzte der „Held Carneval“ einem Einwohner der neuen Kolonie die Narrenkappe auf. Noch haftete dem ganzen Kolonialgedanken etwas Ungewöhnliches an, noch war es ein eher exotisches Thema. Erst im Laufe der nächsten Jahre, besonders im Zeitalter der von Wilhelm II. propagierten „Weltpolitik“, wurde die weltweite koloniale Expansion zu einem „nationalen Projekt“, das die öffentliche Debatte aufheizte. Davon konnte 1884/85 noch keine Rede sein. Angesichts des ungewissen wirtschaftlichen und politischen Nutzens der Kolonien schien die ganze Unternehmung auch eine närrische Komponente zu haben. Ein Anlass für die Kölner Karnevalisten, sich der eigenen Vergangenheit Kölns als römische Kolonie zu erinnern. Auf dem Titelblatt wird die alt vertraute „Colonia Agrippina“ mit der neu gewonnenen „Colonia Anna Bequema“ in Bezug gesetzt. Der Name ist Programm: Denn hinter „Anna Bequema“ verbirgt sich „Angra Pequena“, der alte portugiesische Name der Küstenregion in Südwest-Afrika, der späteren „Lüderitzbucht“. Das Thema Kolonialismus wurde mit einem humoristischen Rückblick auf die Geschichte eingeleitet. Man erinnerte sich in Köln daran, dass man selber einmal als Kolonie begonnen hatte, bevor man über Jahrhunderte auf der Leiter der Kulturentwicklung nach oben schritt. Als erste bekannte Kolonisten marschierten in einer Fußgruppe die „Pfahlbauern“, hier wörtlich genommen als „dicke Pfähle“ verkleidet. Erstmals hatte man 1854 in der Schweiz Siedlungen von steinzeitlichen Bauten ge-

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Abb. 1: „Held Carneval als Colonisator“ lautete das Motto des Rosenmontagszuges von 1885. Auf dem Titelbild des offiziellen Festprogramms wird dem „kolonialen Untertan“ die Narrenkappe aufgesetzt.

funden, die am Ufer des Zürichsees auf Pfählen errichtet worden waren. Ihre Bewohner erhielten von daher den Namen „Pfahlbauern“. Konsequent schloss sich an die „Pfahlbauern“ der „Kölner Bauer“ an, seit Jahrhunderten Symbol der freien Reichsstadt Köln und Teil des Kölner Dreigestirns. Im nächsten Schritt erinnerten die alten Römer und der Wagen der Agrippina an die Zeit Kölns als römischer Kolonie. Erst durch das römische Imperium kam die Kultur ins Land der Ubier. Ganz ähnlich dachten sich auch die Kölner Karnevalisten die Kolonialisierung Afrikas: Nun dürfen die „schwarzen Ureinwohner“ von der Kultur des Deutschen Reiches profitieren. Ganz ernst nahm man diesen Kulturexport nicht, denn allzu oberflächlich nur schienen die schnell erworbenen Segnungen der modernen deutschen Kultur die „Wilden“ zu umhüllen. Der Spott der Kölner Narren ging dabei offensichtlich in zwei Richtungen: Zum einen machte man sich über die Afrikaner lustig, die vermeintlich völlig unvorbereitet von den „Kulturleistungen“ überrollt wurden und diese nur nachäfften, statt wirklich zu verstehen. Zum anderen richtete sich der Spott indirekt auch auf die preußischdeutsche Regierung und hier besonders die Armee, die per Dekret und schneidigem Kommando im Eilverfahren aus den „Wilden“ neue „Kulturträger“ machen wollte. Ein närrisches Unternehmen, das hier ganz im Sinne der seit Jahrzehnten gepflegten Satire auf preußische Stereotype gedeutet wird.

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„Moderne Culturträger“ lautete die Bezeichnung eines Wagens, auf dem eine Holzhütte unter Palmen zu sehen war. „Aechte Menschenfresser“ war auf dem daran angebrachten Schild zu lesen. Angespielt wurde hierbei auf jene Menschen, die kurz zuvor in Castans Panoptikum unter der Bezeichnung „Australneger“ ausgestellt waren. Es folgte ein „Amazonen“-Musikkorps aus schwarz geschminkten Karnevalisten, die durch krinolinenartige Röckchen als „Frauen“ verkleidet und mit Pickelhauben auf dem Kopf als „Preußen“ ausstaffiert waren. „Sie gewähren einen drastisch-komischen Anblick, diese halbwilden gezähmten weiblichen Musikanten, und erst der musikalische Genuss, er ist himmlisch!“ schrieb die Kölnische Zeitung.2 Bei diesem und den folgenden Bildern aus dem Rosenmontagszug von 1885 treffen wir auf eine Fülle von Klischees über Afrikaner: Es beginnt bei der Kleidung, die aus dem bekannten Baströckchen besteht, ergänzt durch große Ohrringe und die obligatorischen Knochen in der Hand. Hier wird der Eindruck erweckt, man hätte es mit Kannibalen zu tun, mit zurückgebliebenen „Wilden“, die Furcht einflößen sollen. Beim nächsten Wagen waren die bekannten Stereotype mit preußischen Requisiten vermischt. „Erste Colonisations-Einrichtung“ war dieser Wagen betitelt: „Unter Palmen, – es ist so poetisch – werden die ersten schwarzen Rekruten einexerciert, unter Palmen zahlt der Schwarze seine Steuern dem neuen Vaterlande, unter Palmen übt er, geführt von liebenden Händen, sein freies Wahlrecht aus!“ kommentierte die Kölnische Zeitung diese Auseinandersetzung mit den neuen Kolonien spöttisch. Wie ironisch dieses Aufeinandertreffen von preußisch-deutschen Staatsvertretern und der einheimischen afrikanischen Bevölkerung verstanden wurde, ergibt sich auch aus dem offiziellen Rosenmontagszugprogramm. Ob sich die Karnevalisten dabei mehr über ihre eigenen Landsleute oder über die Afrikaner lustig machten, ist schwer zu sagen: „Alles starrt von Gewehren und Bajonnetspitzen, und von den schwarz-weißen Grenzpfählen schauen die schnurrbärtigen Gesichter preußischer Gensdarmen herunter. Als erste Errungenschaft der Zivilisation haben wohl die Steuereinnehmerstellen im Vordergrunde, der Exerzierplatz in der Mitte, wo ein preußischer Unteroffizier den Schwarzen „Langsamschritt“ beibringt, und die Wahlurne im Hintergrunde zu gelten. Kaum glaublich, aber wahr, die deutschen Staatsbürger in Labberitzland besitzen freies Wahlrecht! Zwei Gensdarmen haben einen Wähler des 11. Wahlbezirks von LittlePopo beim Kragen gefasst, drücken ihm einen Wahlzettel in die Hand und leiten ihn energisch zur Erfüllung seiner Bürgerpflicht an.“3 Es folgte eine Fußgruppe Rekruten aus Laberitzland, eine Verballhornung des nach dem Bremer Kaufmann benannten Lüderitzlandes. Diese kräftigen Gestalten, denen laut Kölnischer Zeitung „eine militärische Erziehung“ gut tun würde, wurden der deutschen Armee zugeführt. Ihnen folgte ein Janitscharen-Musikkorps, das den neuesten „Cavalleriemarsch“ spielte. Sie trugen einen ärmellosen weißen Frack, roten Federschurz, Helm und „Commißstiefel“. Mit dem Wagen „Import und Export“ kam die wirtschaftliche Bedeutung der kolonialen Erwerbungen zur Sprache. Während die Kolonisten die reichen Naturschätze von „Laberitzland“, wie Kupfer, Gold und Elfenbein ausbeuteten, wurden den „Eingeborenen“ im Tausch die Produkte der „Zivilisation“ angeboten. Mit ironischem Blick enttarnte der Wagen den zweideutig-nutzlosen Charakter der europäischen

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Tauschwaren – allesamt nicht lebensnotwendiger Luxus, wie „Stollwerck’sche Brustbonbons“ oder das „Eau de Cologne“ von Farina. Als besonders anrüchiger Import aus Europa entsteigt einer vergitterten gelben Kutsche eine zweifelhafte Dame. Der Name „Kunigunde“ auf der Kutsche spielte auf die im 19.Jahrhundert weithin bekannte Moritat „Eduard und Kunigunde“ an. Dort wurde in makaber-lustigen Versen das Mörderpärchen „Eduard und Kunigunde“ umschrieben, das letztendlich am Galgen endete.4 Hier dürfte eine Dame gemeint sein, die auf sexuelle Abenteuer in Afrika aus war, denn der Begleittext spricht von einer „Kunigunde, irgend einem schwarzen Eduard verführerisch zunickend“. Die erotischen Beziehungen zwischen Schwarz und Weiß gehörten zu den Themen, die die Phantasie des damaligen Publikums am stärksten beschäftigten, gerade weil sie gesellschaftlich so stark tabuisiert wurden.

Abb. 2: „[…]die neuen deutschen Brüder sitzen traulich auf den Ecken des Wagens und ergötzen sich an dem tollen Jubel in kindlicher Freude.“

Den Höhepunkt des Zuges bildete wie immer der Wagen des „Prinzen Karneval“. Ihm machten einige afrikanische Fürsten ihre Aufwartung, wie die Kölnische Zeitung festhielt: „In fantastischem Aufzuge erscheinen mehrere annectirte wilde Fürsten, welche auf dem Rücken wirklicher Kamele sitzen, die Hagenbeck für den Zug freundlich geliehen hat. Als Geschenke bringen die schwarzen Hoheiten Strauße und Elefanten, die von Negerknaben geführt werden. Die reichen Schabracken, der sonderbare Putz, die bunten Gewänder, die heimatlichen Waffen, das alles macht die eigenartige Gruppe hochinteressant.“5

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Ein Musikcorps schwarz geschminkter und als Afrikaner verkleideter Kölner kündete durch seine lustigen Weisen die Ankunft des Helden des Tages, des heitern Prinzen an; die berittene Ehrengarde „Seiner Tollität“ zeigte sich, und dann erschien der Galawagen, auf dem „Prinz Karneval“ seinen Triumphzug durch Köln erlebte. „Auf hohem Untersatz erhebt sich die Erdkugel, und auf dem Meere fährt ein segelgeschwelltes reich geschmücktes Schiff, die „Anna Bequema“, auf welcher der Colonisator dahinzieht, um seiner geliebten Stadt am Rhein seinen Besuch abzustatten. Das Steuer führt der Humor, der dem Prinzen auch auf der schwarzen Erde treu geblieben ist, und die neuen deutschen Brüder sitzen traulich auf den Ecken des Wagens und ergötzen sich an dem tollen Jubel in kindlicher Freude. Der Prinz aber bietet von seinem Throne herunter der hilligen Stadt seine herzlichen Grüße.“6 „Die lustigen Weiber von Dahome“ 1895. Vom Kolonialskandal zum Karnevalsscherz Die grundsätzliche Bejahung des Kolonialismus im deutschen Kaiserreich bedeutete nicht, dass er von der Öffentlichkeit völlig unkritisch beobachtet wurde. Kritik entzündete sich vor allem an Exzessen oder moralischen Verfehlungen einzelner Personen in der Kolonialverwaltung. Ein berühmt-berüchtigter Fall, der damals hohe Wellen in der Presse schlug, war der „Aufstand“ der sogenannten Dahomey-Soldaten in Kamerun im Jahr 1893.7 Diese gehörten zu den 370 Sklaven, die Hauptmann Karl von Gravenreuth dem König von Dahomey abgekauft hatte, um sie als Soldaten, Träger oder Farmarbeiter in Kamerun einzusetzen. Dabei sollten sie durch einen fünfjährigen unentgeltlichen Dienst zunächst ihre Kaufsumme abarbeiten. 55 von ihnen wies man der neu geschaffenen Polizeitruppe zu. Ihr unterprivilegierter Status wurde diesen „Dahomey-Soldaten“ Tag für Tag bewusst, wenn sie in der Polizeitruppe neben Söldnern arbeiteten, die für die gleichen Aufgaben wie sie bezahlt wurden. Die Lage verschärfte sich unter dem stellvertretenden Gouverneur Heinrich Leist, der die Freigekauften aus Dahomey tatsächlich wie Sklaven behandelte und bei den kleinsten Vergehen Prügelstrafen verhängte. Am 15. Dezember 1893 eskalierte die Lage, als einige Frauen der Arbeit fernblieben. Leist ließ die Fehlenden aus dem Dorf holen und schlug auf sie ein. Sie wurden zu zehn Peitschenhieben verurteilt, die ihnen vor den Augen ihrer Männer auf dem Exerzierplatz verabreicht wurden. Daraufhin brach ein „Aufstand“ der „Dahomey-Soldaten“ und ihrer Frauen aus, der in langwierige Scharmützel mit den Deutschen mündete. Da sie vor Ort jedoch fremd waren, konnten sie die hier ansässigen Volksgruppen nicht auf ihre Seite ziehen und standen allein gegen die deutsche Kolonialtruppe. Trotzdem konnten sie sich im Gouvernementsgebäude verschanzen und erbitterten Widerstand leisten. Die militärisch gut ausgebildeten Polizeisoldaten waren alles andere als ein leichter Gegner. Erst am 23. Dezember mussten sie aufgeben und versuchten vergeblich zu fliehen. Ein Teil der Meuterer wurde ohne Verfahren gehängt, andere wurden deportiert und zu Zwangsarbeit verurteilt.

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Abb. 3: Im Rosenmontagszug von 1895 wurde ein Kolonialskandal aufgegriffen. Koloniale Gewalt und sexuelle Übergriffe durch den damaligen Gouverneur von Kamerun werden einmalig thematisiert.

Als die Nachrichten von den Vorgängen nach Deutschland drangen, erhob sich sofort ein öffentlicher Protest. Um eine größere Vertrauenskrise zu vermeiden, wurde von Reichskanzler Caprivi eine umfassende Untersuchung der Vorgänge angeordnet, die nach und nach die desaströsen Zustände und Vorkommnisse in Kamerun bekannt machten. Lautstark wurden Amtsenthebung und Strafverfolgung von Heinrich Leist gefordert. Am Ende kam es 1894 nur zu einem Disziplinarverfahren, welches mit einer Versetzung Leists und einer Minderung seiner Bezüge endete. Dieses milde Urteil führte erneut zu öffentlicher Empörung. Am Ende musste Leist die Kosten des Verfahrens tragen. Da sein Ruf ruiniert war, wanderte er nach Amerika aus. Der „Aufstand“ in Kamerun im Spiegel des Karnevals von 1895 Die öffentliche Erregung über den „Aufstand“ der „Dahomey-Soldaten“ und den Fall Leist war so groß, dass sie zum Thema im Rosenmontagszug 1895 wurden. Das Motto des Zuges lautete „Hervorragende Leistungen grosser Männer, Dichter und Componisten“.8 Das schien zunächst ein politikfernes und rein künstlerisches Motto. Der Zug ist durch eine bebilderte Darstellung des Festprogramms gut dokumentiert. Die Festwagen boten lustige Illustrationen zu bekannten Werken der Kunst, wie „Faust“, „Lohengrin“ oder „Der Barbier von Sevilla“. Die begleitenden Verse erzählen die Abbildungen nach und geben nur selten Hinweise auf versteckte politische Bedeutungen. Wenn überhaupt, so handelt es sich um Standardthemen karnevalistischer Persiflage, wie zum Beispiel die hohe Steuerlast. Angesichts dieses unpolitischen Charakters fällt der Wagen zum aktuellen Kolonialskandal besonders auf. Unter dem Titel „Die lustigen Weiber von Dahome“ wird hier Shakespeares Schauspiel „Die lustigen

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Weiber von Windsor (The Merry Wives of Windsor)“ persifliert. Der Wagen deutet durch Palmen die tropische Landschaft Kameruns an. Im Hintergrund steht ein „Pfandhaus“, vor dem ein Schild zu erkennen ist: „Pfand Weiber werden unter grösster Verschwiegenheit besorgt“. Damit sind die sexuellen Übergriffe von Gouverneur Heinrich Leist und seiner Mitarbeiter angedeutet, denn die freigekauften DahomeyFrauen wurden auch als „Pfandweiber“ bezeichnet. Man sieht Heinrich Leist in Tropenanzug an eine Palme gefesselt, wie er von vier afrikanischen Frauen ausgepeitscht wird. Der Bezug zu Shakespeare‘schen Komödie deutet die desaströsen Vorgänge in Kamerun ins Burleske um. Shakespeares Schauspiel handelt von den farcenhaften Versuchen des Sir John Falstaff, sich bei den beiden bürgerlichen Frauen Mistress Ford und Mistress Page einzuschmeicheln, gleichermaßen motiviert aus Verfressenheit, Habgier und Wollust. Er wird schnell durchschaut und man spielt ihm üble Streiche. Schließlich wird er unter dem Vorwand eines Rendezvous des Nachts in einen Park gelockt (fünfter Aufzug, vierte Szene), wo ihn als Elfen und Feen Verkleidete demütigen und verspotten. Diese Szene hatten die Gestalter des Karnevalswagens anscheinend vor Augen. Vor dem Karnevalswagen platzierte man eine Reitergruppe, die dieses Motiv aufnimmt. Die Reiter symbolisieren den „Troubadour“ und „Tannhäuser“, beides Figuren des sinnlichen mittelalterlichen Minnesangs. Der Legende nach lebte Tannhäuser im mythischen Venusberg, am Hofe der antiken Gottheit Venus und gab sich ganz dem sinnlichen Genuss hin, bis er dessen überdrüssig war. Nachdem er wieder in die Welt zog, versuchte er, göttliche Vergebung zu erlangen für seine Sünden. Kaum verhüllt wird hier der Gouverneur Leist mit dem Tannhäuser identifiziert. Der Karnevalswagen wird im Festprogramm mit folgenden Versen erläutert: „Hier eine Gruppe schmucker Ritter Tannhäuser und der Troubadour, Pfandweiber seht tanzen heiter Sie wollen sich was leisten nur! Mit Nilpferdpritschen seht ihr hauen Das schwarze Weib den weissen Mann, Dahinter naht, zum Schutz der Frauen, Ein lust’ger Landsknechtstross heran!“9 Die Wagengruppe zeigte eine sehr bildungsbürgerlich geprägte Verulkung des Geschehens, wobei nicht etwa die politische und menschliche Dimension der Ereignisse im Mittelpunkt stand, sondern das erotische Tabu der Beziehungen zwischen Schwarzen und Weißen, deren geläufige Machtverhältnisse hier sensationsheischend auf den Kopf gestellt wurden.

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Schluss Angesichts der Tatsache, dass seit 1823 Jahr für Jahr ein Rosenmontagzug mit vielen Wagen durch Köln zieht, spielte das Thema „Kolonien“ eine vergleichsweise geringe Rolle. Allein der Beginn der deutschen Kolonialpolitik vermochte die Aufmerksamkeit der Karnevalisten so zu fesseln, dass er 1885 zum Motto des ganzen Rosenmontagszuges wurde. Danach fanden die Kolonien bis zum Kriegsausbruch 1914 nur noch sehr selten Aufmerksamkeit und wenn, dann nur in einzelnen Wagen. Vergleichsweise große Ereignisse, wie der Herero-Krieg in Deutsch-Südwest, fanden erstaunlich wenig Widerhall im Karneval. Nach dem Ersten Weltkrieg gerieten die Kolonien fast ganz aus dem Blickfeld. Allein in der NS-Zeit bezog sich im Rosenmontagszug von 1938 noch einmal ein Wagen unter dem Titel „Un mer krigge se doch – Deutschlands Kolonien in Erwartung“ auf den verlorenen Überseebesitz und die nationalsozialistischen Pläne zur Rückgewinnung.10

Kolonialmigranten in Köln Marianne Bechhaus-Gerst

Am 5. März 1933 berichtete der Stadt-Anzeiger für Köln über einen Togoer namens Alakka, der unbedingt nach Deutschland hatte kommen wollen und schließlich in Köln-Ehrenfeld ansässig wurde. Ein anderer junger Togoer kam zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Studium nach Köln und wohnte zur Untermiete bei dem Ehepaar Elisabeth und Johann Faber in der „Mülheimer Freiheit“.1 Bislang ist nicht bekannt, wie viele Menschen aus den ehemaligen deutschen Kolonien zwischen 1880 und 1945 nach Köln kamen oder sich sogar hier niederließen. Unterschiedliche Motive führten Frauen und vor allem junge Männer seit Beginn der Kolonialzeit ins Deutsche Reich: Studenten aus der afrikanischen Oberschicht wurden zur Ausbildung entsandt, andere arbeiteten als Handwerker, Artisten, Musiker oder als DarstellerInnen bei einer Völkerschau. Es gab politische Aktivisten, afrikanische Soldaten im deutschen Heer und Besatzungssoldaten. Ihre Namen kennen wir meist nur, wenn sie aktenkundig wurden oder andere Spuren hinterließen. Der junge Togoer Student schickte nach der Rückkehr in die Heimat ein Hochzeitsbild und zwei Ebenholzelefanten an seine Gastfamilie, um seine Abb. 1: Der Stadt-Anzeiger Dankbarkeit auszudrücken. Sein Name wie auch sein illustriert, wo Fotos fehlen. Studienfach und seine Aufenthaltsdauer sind allerdings Alakka fährt nach Deutschland. nicht überliefert. Etwas mehr erfahren wir über Alakka, der im Rahmen einer Serie unter der Überschrift: „Köln, der Völkertreffpunkt am Rhein“ im Stadt-Anzeiger ganzseitig vorgestellt wird.2 „Ein elfjähriges Negerlein reist in die Welt“, lautet der Titel dieses Beitrags, der fast noch mehr Aufschluss über den rassistischen Diskurs der Zeit als über die Person des Alakka gibt. Dieser, so ist zu erfahren, wurde 1889 in der ehemaligen Kolonie Togo geboren. Schon als Siebenjähriger auf einer Missionsschule, wo er die deutsche Sprache erlernte, habe er nach Deutschland reisen wollen, heißt es in dem Artikel. Als Elfjähriger versucht er, seinen Traum zu verwirklichen, indem er als blinder Passagier auf einem Schiff der Woermann-Linie reist, die zwischen Hamburg und Lomé verkehrt. Nach kurzer Zeit muss er sich aber zu erkennen geben. Der deutsche Kapitän ist natürlich ein „guter Mensch“. Er macht den Jungen zu seinem „Boy“. Der Preis dafür ist der Verlust des eigenen Namens und damit der ursprünglichen Identität. „Alakka ist Kapitänsboy geworden. Er muss dem Käptn die Schuhe putzen und die Kabine aufräumen. Der Kapitän sagte zu ihm: ‚Du heißt jetzt Smith, verstanden mein Junge? Also wie heißt du?’ Alakka sagt: ‚Ich heiße jetzt Smith, Käptn!’ Alakka freut sich, daß

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er Smith heißt und der Boy des Kapitäns ist.“ Warum der Junge sich gefreut haben sollte, seinen Namen zu verlieren und einem deutschen Kapitän zu dienen, erschließt sich der heutigen Leserschaft kaum. Allerdings ist es fester Bestandteil des populären Afrikadiskurses, Afrikaner als naturgemäße Diener Weißer Herren zu konstruieren. Die Redewendung „Ich bin nicht dein N….“ gibt dieser Konstruktion sogar sprachlichen Ausdruck. Der Artikel verschweigt, dass der Togoer zudem auch noch einen Vornamen „erwirbt“, Henry. Henry Smith fährt zunächst zur See, nimmt dann aber eine Arbeit in einem Varieté in Dortmund an, wo er, in bunte Tücher, Perlen und Baststreifen gewickelt, Abend für Abend offenbar als „Exot“ auftritt – drei Jahre lang. Dann wechselt er immer wieder seinen Job, stets, so wird angedeutet, auf der Suche nach der bequemsten Art, möglichst viel Geld zu verdienen. Smith arbeitet bei der Eisenbahn, bei einem Hochofenwerk in Hörde und als Hoteldiener in Iserlohn. Inzwischen spricht er sehr gut Deutsch und hat eine beträchtliche Geldsumme angespart. Aber, so wird in dem Artikel suggeriert, der Afrikaner kann mit dem erworbenen Wohlstand, wie wohl generell mit dem Leben in Deutschland, nicht umgehen. Denn eines Tages sei er mit einem weiteren Togoer und seinem dicken Geldbeutel nach Köln gefahren, um sich zu amüsieren. Zwei Damen interessieren sich sofort für die „exotischen“ Gäste, man verbringt den Abend zusammen, trinkt viel und isst gut, Smith wird immer betrunkener und merkt schließlich nicht, dass er bis aufs Hemd ausgenommen wird und mit der Rechnung plötzlich alleine dasteht. Von da an, so wird berichtet, wendet sich das „Glück“ Smiths. Er findet monatelang keine Stellung, irrt oft obdachlos durch die Straßen. Schließlich erbarmt sich ein „besserer Herr“ seiner und bringt ihn beim Zirkus Henny unter. Im Ersten Weltkrieg wird Smith in Hannover bei den 73er Füsilieren ausgebildet. Über die Hintergründe dieses „Berufswechsels“ wird nichts berichtet. Möglicherweise hatte Smith zu diesem Zeitpunkt bereits die deutsche Staatsangehörigkeit erworben. Aufgrund eines Erlasses, der den Einsatz von Menschen afrikanischer Herkunft an der Front verbietet, wird Smith jedoch nach Köln geschickt, wo er im Artilleriedepot als Wächter unterkommt. Der Artikel ist größtenteils in einem kindlich-naiven Stil gehalten, der suggeriert, Smith selbst würde hier erzählen. Obwohl er bei der Veröffentlichung des Artikels 44 Jahre alt und Vater von sieben Kindern ist, zudem jahrelang als selbstständiger Völkerschauunternehmer tätig war, wird er in der Überschrift als „Negerlein“ bezeichnet, das auch im Erwachsenenalter der „Kindneger“ bleibt und der nicht mit dem Leben im „zivilisierten“ Deutschland zurechtkommt. Sein jahrelanges Scheitern wird seiner eigenen Unfähigkeit, nicht aber den Umständen in Deutschland, zur Last gelegt. Schließlich, so heißt es im Artikel weiter, lernt Henry Smith eine afro-amerikanische Frau kennen und heiratet 1915. Das Paar bekommt sieben Kinder. „Sieben Togonegerlein, die mit den Eltern in Riehl in einer Siedlung wohnen und dem Vater große Sorgen bereiten.“ Smith findet nämlich kaum Arbeit. In den Jahren zuvor hatte er eine „Ashanti-Schau“ organisiert und war damit einer der wenigen Afrikaner, die als unabhängige Völkerschauunternehmer tätig waren. Noch im Juli 1932 wurde diese Schau im Kölner Zoo gezeigt.3 1933 jedoch ist die Zeit der Völkerschauen vorbei.

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Der Artikel geht mit keinem Wort auf die Ursachen von Smiths Arbeitslosigkeit ein. Bereits in der Weimarer Republik war es für Menschen afrikanischer Herkunft nicht einfach gewesen, ein Auskommen zu finden und damit die Existenz zu sichern. Einigen wenigen gelang es, sich als Handwerker niederzulassen. In der Regel fanden sie nur dort eine Anstellung, wo sie wegen ihrer vermeintlichen „Exotik“ gefragt waren. Meist lautet die in den Adressbüchern verzeichnete Berufsbezeichnung „Artist“. Sie traten im Zirkus oder Varieté auf, in großen Städten wie Berlin wurden sie gelegentlich wegen ihres Aussehens als Page oder Kellner in einem großen Hotel oder Restaurationsbetrieb beschäftigt. In der aufkommenden Jazz-Szene der 20er-Jahre wurden Menschen afrikanischer Herkunft gerne als so genannte „Lärmerzeuger“ am Schlagzeug eingesetzt.4 Viele waren aber auf finanzielle Unterstützung durch die Behörden angewiesen. Diese Abhängigkeit schürte schon früh die Diskussion darüber, ob AfrikanerInnen überhaupt ins Deutsche Reich gehörten. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme im Januar 1933 verschlechterten sich ihre Arbeitsbedingungen dramatisch. Aus Angst vor Schikanen oder vor dem Ausbleiben von Kunden wollte kaum ein Arbeitgeber noch Menschen afrikanischer Herkunft einstellen. Der Eintritt in die im Mai 1933 gegründete Deutsche Arbeitsfront blieb AfrikanerInnen und Schwarzen Deutschen verwehrt.

Abb. 2: So lebt die Familie Smith, glaubt man dem Zeichner des Stadt-Anzeigers. Die Zimmer sind „afrikanisch“ dekoriert.

Im letzten Abschnitt des Artikels lässt man Henry Smith planen, in seine Heimat zurückzukehren, sobald die Kolonien zurückgewonnen sind. Damit erweist er sich aus Sicht der Deutschen letztendlich als guter, wohlerzogener Afrikaner, der dahin zurückkehren will, wo er eigentlich hingehört. Wie heißt es im letzten Reim einer der ältesten Versionen der „Zehn kleinen Negerlein“: „Das letzte das war schlau, das ging zurück nach Kamerun und nahm sich eine Frau.“ Tatsächlich jedoch blieben Henry Smith und seine Familie in Köln, wohnten viele Jahre in Ehrenfeld und sind nie mehr nach Togo zurückgekehrt. Die Zeit des Nationalsozialismus überlebten sie als tourende Zirkusleute, allerdings bekamen sie, wie andere Afrodeutsche auch, Fremdenpässe ausgehändigt. In einem Beitrag im Kölner Stadt-Anzeiger vom 13. Oktober 20095, in dem aus Anlass des 90. Geburtstag die

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Smith-Tochter Josephine, genannt Fanny, gewürdigt wird, wird angedeutet, wie schwierig es war, nach dem Krieg einen deutschen Pass zu bekommen, obwohl man deutsch war. Erst 1976 bekam die in Ehrenfeld geborene Fanny ihre Einbürgerungsurkunde. Damit teilte sie das Schicksal vieler Afrodeutscher, die letztendlich wegen ihrer Hautfarbe nachweisen mussten, dass sie Deutsche waren. In einer Hinsicht hatte sich nämlich auch nach 1945 in Deutschland nicht viel verändert. Auch wenn die rassistische Gesetzgebung der Nationalsozialisten verschwand, blieb Deutschsein in der öffentlichen wie behördlichen Wahrnehmung mit „Weißsein“ verbunden, Schwarze Deutsche konnte es demnach offenbar nicht geben.

„mit aufopfernder Liebe diese Heidenkinder bekehrt“ Eine Gruppentaufe am 13. März 1903 im Dom Rea Brändle

Es war sein drittes Gastspiel in Köln, als Nayo Bruce am 12. Februar 1903 mit der „Togomandingotruppe“ in Castans Panoptikum an der Hohestraße einzog. Seit seinen ersten Auftritten – vom 27. Oktober bis Ende Dezember 1899 – hatte sich vieles verändert. Längst war Bruce nicht mehr beim deutschen Schausteller Albert Urbach unter Vertrag, sondern führte die Truppe auf eigene Rechnung. Und auch wenn ein Teil seiner Leute mittlerweile nach Togo zurückgekehrt war, hatte das Ensemble sich nicht wesentlich verkleinert. Bruce konnte eine zusätzliche Truppe für sich verpflichten, die „Mandingo-Krieger“, die im Frühling 1902, ebenso wie die „Togo-Truppe“, in Köln gastiert hatten. Kurze Zeit später fusionierten die beiden Formationen zur „Togomandingotruppe“, die aus 26 Personen bestand. Innerhalb weniger Jahre also war aus dem afrikanischen Showman ein Unternehmer geworden. Auf der neuen Werbepostkarte ließ sich Nayo Bruce in europäischer Kleidung mit den „Togomandingos“ fotografieren. Er konnte sich mittlerweile sehr gut in deutscher Sprache verständigen, und so ist es durchaus möglich, dass er im Dom vorgesprochen hatte, um die Taufe von neun Truppenmitgliedern in die Wege zu leiten.

Abb. 1: Die Togomandingotruppe mit ihrem Chef Nayo Bruce in der Mitte.

Zwar gibt es über die Taufvorbereitungen nicht so viele Quellen wie über den intensiven Religionsunterricht in Zürich, wo eine der Frauen des Bruce, um überhaupt zur Taufe in der Predigerkirche zugelassen zu werden, während drei Wochen jeden Morgen zwei Stunden lang von Missionar Ernst Bürgi in den evangelischen Glauben eingeführt wurde.1 Die wenigen Kölner Quellen indessen deuten in eine ähnliche Richtung. Wie im Kölner Tageblatt nachzulesen ist, hatte Professor Hespers, Domkapitular, Generalvikariatsrat und Mitglied des Kolonialrats, „mit aufopfernder Liebe und

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Geduld diese Heidenkinder bekehrt und in den Lehren der Kirche so weit unterrichtet, dass ihnen das Sakrament der Taufe gespendet werden konnte“.2 Laut Kölnische Zeitung hingegen hatte Domvikar Wellenberg den Unterricht geleitet; er war es schließlich, der die Taufe im Dom zelebrierte, und so wäre es möglich, dass er die Täuflinge im Detail über den Ablauf instruiert hatte: „Abnahme des Taufgelübdes, Salbung mit den hl. Ölen und Besprengung mit Wasser aus der Taufkanne“.3 Übereinstimmend berichteten beide Blätter, als Dolmetscher sei Joseph R. Byll tätig gewesen, ein Togolese, der einst in Berlin vier Jahre lang Medizin studiert und der Kolonialverwaltung in Togo als Assistenzarzt gedient habe.

Abb. 2: Der Auszug aus dem Taufregister listet die Namen der Togoer und ihrer Kölner Taufpaten auf.

Es gehörte seit jeher zu den Vorlieben von Bruce, für die Täuflinge in seiner Familie prominente Patinnen und Paten auszusuchen. In Köln hießen zwei von ihnen Wellenberg, wahrscheinlich waren sie mit dem Domvikar verwandt. Eine lokalversierte Untersuchung könnte möglicherweise weitere Bezüge zu bekannten Persönlichkeiten herstellen. Ebenfalls aus dem Taufregister4 ist zu erfahren, dass die Gruppe der Täuflinge aus zwei Männern und sieben Frauen im Alter zwischen 16 und 39 Jahren bestand. Auch ihre neuen Namen sind aufgeführt: Joerto Quajo sollte künftig Johannes heißen, aus Quete Ajaron wurde Joseph, die Frauen erhielten ebenfalls geläufige deutsche Namen: Anna, Maria, Elisabeth, Catharina, Christina, Cäcilia und Agnes. Die Zeremonie war auf den 13. März, nachmittags um vier Uhr anberaumt worden. Es war ein Freitag. Was immer dies heißen mochte: Während das Kölner Tageblatt berichtete, es habe sich zur Tauffeier nur eine kleine Zahl geladener Gäste eingefun-

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den, will der Reporter der Konkurrenzzeitung „eine grosse Menge Zuschauer“5 gesichtet haben. Im Weiteren berichteten die drei Lokalblätter, dass die Zeremonie eine ganze Stunde in Anspruch nahm, dass die Täuflinge in weißen Kleidern zur Feier erschienen waren und in würdevoller Weise vor dem Altar niederknieten, dass eine der Frauen ein Baby auf dem Rücken trug und dass im Panoptikum am Sonntag eine Benefiz-Veranstaltung zugunsten der Getauften stattfinden werde, ehe die Truppe anderntags dann in die Schweiz weiterreise. Angesichts der zahlreichen Taufen, die Nayo Bruce für Mitglieder seiner Familie und seiner Showtruppe in verschiedenen Städten Europas veranstaltete, ist man versucht, die Zeremonien als publikumswirksamen Werbeakt zu interpretieren. Verschiedene Dokumente zeigen jedoch, dass einzelne Truppenmitglieder ihren christlichen Namen in Ehren hielten, indem sie sich einen Doppelnamen zulegten, KekuiAgnes zum Beispiel oder Jenussi-Erika. Über die einzelnen Täuflinge und ihren weiteren Lebensweg ist nur sehr wenig bekannt. Das Baby im Tragetuch war vermutlich Marie, die am 28. Juli 1902 während des Gastspiels der „Togomandingotruppe“ in Graz zur Welt gekommen war; sie wurde in der dortigen Kirche Maria-Hilf getauft.6 Etwas jünger noch war der kleine Wilhelm, am 23. November 1902 im Stadttheater von Åbenrå zur Welt gekommen, als Sohn von Jim Macassa und Keinde Tevi, die beide der evangelischen Konfession angehörten.7 Mit gut zwei Jahren schließlich war Regina, eine Tochter des Nayo Bruce, das älteste der mitreisenden Kinder in Köln. Wie angekündigt war die „Togomandingotruppe“ am 16. März 1903 zu einer siebenmonatigen Tournee in die Schweiz gereist. Anschließend zog sie über Frankreich und Norditalien nach Österreich und zurück nach Deutschland. Von Hamburg aus fuhren am 16. November 1904 neun Truppenmitglieder nach Togo zurück, darunter die Kölner Täuflinge, Afiavi-Cäcilia Akilivi, Amowowu-Elisabeth Tomety, Minomekpor-Anna Nayo und Evonaue-Christina Tomety mit der kleinen Marie. Begleitet wurde die Grüppchen von Dovi Kumi, einer der Ehefrauen des Nayo Bruce und von Joseph Byll, der auf der Passagierliste als Artist eingetragen ist.8 Ein bisschen mehr kann über Kekui-Agnes in Erfahrung gebracht werden. Sie war die Jüngste der Täuflinge und eine Tochter des Nayo Bruce. Er hatte sie 1889 auf seine erste Deutschlandreise mitgenommen und bei Bekannten seines Arbeitgebers Henrici als Pflegekind in Berlin-Tegel untergebracht, auf dass sie eine gute Erziehung erhalte. „Sie soll alles lernen, was die weissen Mädchen lernen, und ebenso civilisirt werden wie diese“, hatte Bruce 1896 bei seinen Auftritten auf der Berliner Kolonialausstellung einem Reporter der Kölnischen Zeitung anvertraut. „[I]ch will hier darum bitten, dass man sie Schullehrerin werden lässt, dann soll sie in Togoland die Kinder unterrichten und die Civilsation verbreiten.“9 Aus diesen Plänen scheint nichts geworden zu sein, 1903 war Kekui Bruce mit der Truppe ihres Vaters unterwegs, und nichts lässt darauf schließen, dass sie eine Lehrerinnenausbildung erhalten sollte. Sie ist auf späteren Werbepostkarten des Familienshowunternehmens abgebildet und im Februrar 1913 auch im Reisepass eingetragen worden, den Nayo Bruce für sich und seine Angehörigen in Berlin-Neukölln für eine Tournee nach Russland erhielt: „Agnes, geboren 10. 5. 84 in Anecho-Togo, Tochter aus früherer Ehe des Bruce.“10 In Russ-

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land verliert sich ihre Spur; doch ist im Stammbaum der Familie Nayo Bruce eine Kokouè-Agnes aufgeführt, samt sechs Töchtern und einem Sohn. Noch etwas wäre im Zusammenhang mit Köln und der Familie Bruce nachzutragen. Regina, die mit zwei Jahren auf der Panoptikumsbühne an der Hohe Straße auf-getreten war, zog 1963 für ein paar Jahre nach Köln-Ehrenfeld und bezog mit ihrem Ehemann eine kleine Wohnung am Neptunplatz 21. Es ist eine verwickelte Lebensgeschichte, die ich anderswo11 ausführlich erzählt habe: Als junge Frau zog Regina Bruce nach Lomé und heiratete den späteren Oppositionspolitiker Jonathan Savi de Tové. Nach dem Zusammenbruch des französischen Kolonialregimes wurde Savi de Tové erster Parlamentspräsident im unabhängigen Togo und vertrat zugleich sein Land als Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland. Diese Ämter konnte er nur sehr kurze Zeit ausüben, weil seine Partei, die CUT (Comité de l'Unité Abb. 3: Regina Bruce Togolaise), im Januar 1963 von der Macht geputscht wurde. Zusammen mit seiner Frau Regina blieb Savi de Tové vorerst in Deutschland und erhielt eine Anstellung als Ewe-Lektor am Institut für Afrikanistik der Universität zu Köln. Kurz vor seinem Tod im Jahr 1971 reiste er nach Togo zurück. Regina Bruce starb am 21. September 1991 in Lomé.

Wilhelm Elo Sambo – Patenkind des Kaisers und Blauer Funke Marianne Bechhaus-Gerst

Seit dem ausgehenden 16. Jahrhundert galten an europäischen Herrscherhäusern afrikanische Militärmusiker als Statussymbol. Friedrich Wilhelm I., der „Soldatenkönig“, stellte ein komplettes afrikanisches Musikkorps auf, und 1724 wurde für sie eine spezielle „Hoboistenschule“ in der Nähe des großen Militärwaisenhauses in Potsdam eingerichtet. Als „Janitscharen“ wurden die afrikanischen Musiker weit über Preußen hinaus bekannt.1

Abb. 1: Eine zeitgenössische Postkarte zeigt Elo Sambo auf seinem Paukenschimmel.

Einer der letzten afrikanischen Musiker in preußischen Diensten war Wilhelm Elo Sambo, der im Juli 1933 in Köln verstarb und dessen Lebensgeschichte bislang nur ansatzweise bekannt ist.2 Wenngleich seine vermeintliche Biographie in verschiedenen eher populären Publikationen abgedruckt wurde, blieben die Quellen, die dieser zugrunde liegen, ungenannt. Das große Interesse an seiner Person scheint stets in Zusammenhang mit seinem „Exotenstatus“ gestanden zu haben. Geboren wurde Elo Sambo angeblich am 1. April 1885 in Jaunde, Kamerun, das damals gerade als „Deutsches Schutzgebiet“ angeeignet worden war.3 1891, also mit gerade sechs Jahren, soll ihn ein Rittmeister Stolzenburg als „Boy“ mit ins Deutsche Reich genommen haben. Als persönlicher Taufpate des Kaisers erhielt er den Vornamen „Wilhelm“. Welche Art von Schul- oder anderer Ausbildung er erhielt, scheint nicht bekannt zu sein. Angeblich wurde er im Militär-Waisenhaus in Potsdam erzogen.4 Im Herbst 1905 trat er als Freiwilliger für zwei Jahre in die 4. Kompagnie des Eisenbahn-Regiments Nr. 1 ein, das in Berlin stationiert war. Zwei Jahre später versetzte man ihn zur LeibEskadron des Leib-Garde-Husaren-Regiments, wo er zum Kesselpauker ausgebildet

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wurde und schließlich den Rang eines Vizewachtmeisters bekleidete.5 Seine afrikanische Herkunft und damit seine Hautfarbe instrumentalisierte man insofern, als er auf einem Schimmel reitend und in einen roten Uniformrock gekleidet die deutschen Nationalfarben schwarz - weiß - rot visualisierte. Als Pauker ritt er dazu noch dem Trompeterkorps voran, wie zahlreiche erhaltene Bildpostkarten belegen. Über sein Privatleben erfahren wir nichts. Nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs kämpfte er zunächst von August 1914 bis Mai 1915 mit seinem Regiment an der Westfront in Frankreich. Wilhelm Elo Sambo war damit eine der wenigen Personen afrikanischer Herkunft, die auf europäischem Boden auf deutscher Seite kämpften. Im Gegensatz zu den anderen europäischen Kolonialmächten, wie England oder Frankreich, die in großer Anzahl Soldaten aus ihren Kolonien in Europa einsetzten, wollte das Deutsche Reich diesen Einsatz auf die Kolonien selbst beschränkt halten. An der Ostfront, an die er nach seinem Frankreicheinsatz verlegt wurde, wurde Sambo schwer verwundet. Gerade genesen kam er in der 15. Osmanischen Armee zum Einsatz und geriet schließlich in der Türkei in Kriegsgefangenschaft. Im März 1919 kehrte er nach Deutschland zurück und diente bis 1923 wieder als Paukenschläger im Rang eines Wachtmeisters im 4. Reiter-Regiment in Potsdam. Sein ziviles Leben begann er als Fremdenführer in Potsdams Schlössern. Warum er dort keine Zukunft hatte, bleibt im Dunkeln. Ein ehemaliger Regimentskamerad, Albin Middendorf, holte ihn schließlich nach Münster, wo er als „Kaffee-Koch“ in Middendorfs Konditorei zum Einsatz kam.6 Mag die Verpflichtung Sambos auf der einen Seite ein Akt der Freundlichkeit aufseiten des ehemaligen Kameraden gewesen sein, so war er auf der anderen Seite nicht der erste Unternehmer, der einen Afrikaner als „Kaffee-Koch“ einstellte und das „exotische“ Produkt Kaffee von einem Afrikaner zubereiten und servieren ließ. Eine solche Verbindung hatte sich als werbeträchtig und damit verkaufsfördernd erwiesen. Im Münster der 20er Jahre war der Anblick eines Afrikaners gewiss nichts Alltägliches, und so konnte man ein neugieriges Publikum anziehen. Warum er aus Münster wegging, bleibt ebenfalls ungeklärt. Angeblich verliebte er sich in eine Rheinländerin,7 aber auch hier schweigen die sonst so beredten Quellen in Bezug auf sein Privatleben. Dies kann nicht weiter verwundern, war doch eine Beziehung oder gar Ehe zwischen einem afrikanischen Mann – hatte er sich im Deutschen Reich noch so verdient gemacht – und einer weißen deutschen Frau nicht akzeptabel und wurde allenfalls geduldet, da es keine rechtliche Handhabe gegen eine solche Eheschließung gab. Elo Sambo scheint ab dem Ende der 20er Jahre in Köln, vermutlich in der Nähe des Chlodwigplatzes, gelebt zu haben.8 Er trat bei zahlreichen Kameradschaftsfeiern und Konzerten in Uniform in Erscheinung und schlug im Musikkorps des GardeVereins wieder die Kesselpauke. So ritt er auch den Blauen Funken voran im Rosenmontagszug, zuletzt 1933, nur wenige Wochen nach der „Machtübernahme“ durch die Nationalsozialisten. Wilhelm Elo Sambo starb im Juni oder Juli desselben Jahres im Alter von nur 48 Jahren. Über den Grund für sein frühes Ableben geben seine kurzen Biographien keine Auskunft. Dafür wird mit viel Pathos über seine Beerdigung auf dem Südfried-

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hof berichtet. Seine rheinischen Kameraden aus dem Leib-Garde-Husaren-Regiment, des Garde-Vereins Köln sowie des Stahlhelm hätten ihm die letzte Ehre erwiesen und ein großer Kranz des Kaisers habe sich auf sein Grab gesenkt.9

Abb. 2: Wilhelm Elo Sambo mit dem Musikkorps des Garde-Vereins unter der Leitung von Obermusikmeister a.D. Fr. Wilhelm Klein

Was er selbst über sein Leben in Deutschland und seine Erfahrung in der Fremde dachte, bleibt uns, wie Vieles aus seinem Leben, verschlossen. Fast nur in Nebensätzen ist zu erfahren, dass seine eigenen Wünsche und Träume nur selten auf Gehör stießen. So hatte er offenbar 1932 darum gebeten, sein altes Paukenpferd auf eigene Kosten pflegen zu dürfen. Dieser Wunsch wurde ihm aus unbekannten Gründen verweigert. Sein größter Wunsch war es wohl, seine Heimat Kamerun wiederzusehen, aus der er als Kind verschleppt worden war. Ob dies aus finanziellen Gründen nicht geschah oder weil die Formalitäten für eine Rückreise nach dem Verlust der Kolonie Kamerun an England und Frankreich unüberwindbar erschienen – auch das bleiben offene Fragen zu einer afrikanischen Lebensgeschichte in Deutschland.

Afrikanische Kriegsgefangene und Besatzungssoldaten in Köln-Wahn Marianne Bechhaus-Gerst

Im Ersten Weltkrieg setzten Kolonialmächte wie England und Frankreich anders als Deutschland in großer Anzahl Soldaten aus ihren Kolonien auf europäischem Boden ein. Bereits nach den ersten Kämpfen an der Westfront 1914 wurden Kriegsgefangene nach Wahn und damit in den Kölner Raum gebracht. Unter den rund 50.000 Gefangenen, die das Militärlager im Frühjahr 1916 aufnehmen musste, waren auch so genannte Zuaven und Turkos, die häufig aus Nordafrika stammten, sowie Tirailleurs Sénégalais, Soldaten aus dem Senegal oder anderen französischen Kolonien Westafrikas. Zunächst wurden die Gefangenen in Baracken des alten Militärlagers untergebracht; 1915/16 entstanden 76 neue Baracken aus Holzfachwerk und Pappdach.1 Die Unterkünfte waren nach Nationen getrennt.

Abb. 1: Gruppenfoto „exotischer“ Gefangener; mit „Zuaven“ und „Goumiers“ bezeichnete man meist Soldaten aus Algerien und Marokko, unter „Tirailleurs“ verstand man Soldaten der Infanterie aus den französischen Kolonien Westafrikas.

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Auf die Bevölkerung in Köln übten die „exotischen“ Fremden eine enorme Faszination aus. Für viele Kölner dürfte sich die erste Gelegenheit zur – wenn auch distanzierten – Begegnung mit Afrikanern ergeben haben. Angst vor den afrikanischen Soldaten musste man in diesem Fall nicht haben. Dass sie Gefangene waren, garantierte ihre Harmlosigkeit. Gleichzeitig zeugten die „exotischen“ Menschen von der deutschen Fähigkeit, sich direkt – durch eigenen Kolonialbesitz – oder indirekt – durch Sieg über andere Kolonialmächte – die Welt anzueignen. So entstanden zahllose Fotografien der Gefangenen, die auch als Postkarten in Umlauf kamen. Auf den Fotos wird ein „fröhliches“, aber vor allem friedliches Beisammensein von Gefangenen unterschiedlicher Herkunft präsentiert. Gezeigt werden sollte, wie „gut“ es die Männer trotz des Gefangenendaseins im Lager hatten. Der Faszination am Fremden konnte man sich hingeben, solange man auf der Siegerseite stand. 1917 wurde das Kriegsgefangenenlager von der Wahner Heide nach Limburg an der Lahn verlegt.

Abb. 2: Auf vielen Postkarten mit Kriegsgefangenen wurde ein Alltagsleben präsentiert, das Normalität und Toleranz gegenüber den Unterlegenen Fremden suggerieren sollte.

Alles andere als fasziniert war man, als die Siegermächte nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg Besatzungstruppen entsandten und mit diesen auch französisch-afrikanische Kolonialsoldaten ins Rheinland kamen. Im April 1920 richteten die Reichstagsfraktio-

Afrikanische Kriegsgefangene und Besatzungssoldaten

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nen mit Ausnahme der USPD eine Interpellation an die Regierung, in der es hieß: „Die Deutschen empfinden diese mißbräuchliche Verwendung der Far-bigen als eine Schmach und sehen mit wachsender Empörung, daß jene in deutschen Kulturländern Hoheitsrechte ausüben.“2 Die Ärztliche Rundschau brachte ihren Rassismus deutlich zum Ausdruck, als sie im selben Jahr vermerkte: „Sollen wir schweigend dulden, daß künftig an den Ufern des Rheins statt der hellen Lieder weißer, schöngeistiger, gutgewachsener, geistig hochstehender, regsamer gesunder Deutscher die krächzenden Laute grauscheckiger, syphilitischer Mulatten ertönen?“3 Zu der als Schmach empfundenen Niederlage im Krieg und dem Verlust der Kolonien kam die Schmach, von Menschen kontrolliert zu werden, die angeblich unzivilisiert und barbarisch waren und denen gegenüber man sich doch stets als überlegen dargestellt hatte. Man duldete keineswegs schweigend, sondern setzte gegen die „Schwarze Schmach“ eine gewaltige Propagandawelle in Bewegung. Das Zitat in der Ärztlichen Rundschau macht deutlich, dass die „Schmach“ der Besatzung durch Kolonialsoldaten übertroffen wurde durch die Bedrohung, die entstehende Beziehungen zwischen afrikanischen Soldaten und weißen Frauen angeblich für den „Volkskörper“ darstellten. Schnell hatte man hochgerechnet, wie durch Kinder aus diesen Beziehungen und deren Nachfahren der Fortbestand der weißen deutschen „Rasse“ ernsthaft gefährdet sein würde. Wie überall im Deutschen Reich reagierte man auch in Köln auf diese Situation mit Entsetzen und Abscheu. Als sehr versiert im propagandistischen Diskurs über die „Schwarze Schmach“ zeigte sich der Vorstand der Schießplatzverwaltung in Wahn, Major a.D. Plewig, wenn er schreibt: „Ein besonderes Kapitel bildeten die farbigen, besonders schwarzen Truppen der Franzosen, [...]. Seitens des Volkes mit angeblich höchster Kultur, wie die Franzosen von sich immer behaupten, und Kulturkämpfer gegen die deutschen Barbaren, welche die Weltkultur bedrohten, war es eine beabsichtigte und bewusste Erniedrigung des deutschen Volkes, derartige Kulturträger wie Senegalneger und Zulukaffern, abgesehen von Marokkanern, die auch nicht besser waren, zu Bändigungszwecken in das besetzte Gebiet zu legen. Diese Art Menschen standen auf einem derart niedrigen sittlichen Standpunkt, der kaum zu schildern ist.“4 Seine Unkenntnis über die Herkunftsländer und Gebräuche der Soldaten machte ihm Angst, zu der er sich aber nicht bekennen konnte. Vielmehr legitimierte er diese, indem er die für ihn Fremden als unberechenbar und gefährlich beschrieb. Ihre Sprachen verstand er nicht, und so stießen die „wilden“ Soldaten für ihn nur „Hundegebell ähnliche Laute aus, die keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeiner Sprache besassen und die niemand verstehen noch auslegen konnte. [...] Eine Verständigung mit diesen Leuten war unmöglich, da sie ausser ihrer Gurgellaute keine Sprache beherrschten bzw. verstanden.“5 Auch Plewigs größte Sorge galt dem als besonders „schändlich“ empfundenen und in der Öffentlichkeit diskutierten Verhalten der afrikanischen Soldaten gegen-über den weißen deutschen Frauen. Diese hatten für Sitte und Anstand einzustehen, verkörperten deutsche Kultur und Ordnung.6 In dieses Bild passte es nicht, wenn die Frauen sich von afrikanischen Männern, die das Gegenteil dieses Ideals verkörperten, angezogen fühlten. Dies stellte einen derartigen Tabubruch dar, dass man einvernehmliche Sexualität in jedem Fall verleugnen musste. Die weiße Frau, so wurde es vielfach dar-

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gestellt, konnte nur das Opfer von Vergewaltigung durch den schwarzen Mann werden. Auch Plewig behauptete in seinem Bericht, dass Vergewaltigungen mehrfach vorgekommen seien; allerdings seien sie aus Schamgefühl nicht angezeigt worden. Der angeblich ungezügelten Sexualität der Afrikaner sei man schließlich dadurch begegnet, dass man ein Bordell mit afrikanischen Frauen auf dem Gelände einrichtete.7 In einer späteren Auflistung von Vorfällen mit Besatzungssoldaten als Verursachern wurde von Plewig nur eine einzige Vergewaltigung durch einen afri-kanischen Soldaten aufgeführt. Die Wirklichkeit sah nämlich völlig anders aus. Im selben Bericht gestand er widerwillig ein, dass die meisten jungen Frauen oder Mädchen einen aktiven Part in der Entstehung von Beziehungen zu den afrikanischen Soldaten spielten: „Ebenso oder noch beschämender (als die Einrichtung des Bordells) war aber der Umstand, dass an Sonntagen scharenweise Mädchen, zum Teil in Begleitung der Eltern, mit der Eisenbahn aus Grevenbroich und Umgebung, wo die Schwarzen wohl vorher in Quartier gelegen haben, auf dem Schiessplatz zu Besuch ihrer schwarzen Verehrer erschienen. Man konnte sogar Schwarze mit den Mädchen am Arm den Mauspfad entlang spazieren sehen. Im Allgemeinen ein ganz herrlicher, völkerversöhnender Anblick, nur nicht für jeden.“8

Abb. 3: Propagandamünze gegen die sogenannte „Schwarze Schmach“ mit stereotyper Darstellung des Kopfes eines afrikanischen Soldaten. Ein noch weitaus rassistischeres Bild prägte man auf die Rückseite der Münze: Eine „hilflose“ weiße Frau ist an den erigierten Penis eines afrikanischen Soldaten gefesselt.

Trotz aller Propaganda konnte man nicht verhindern, dass zwischen weißen deutschen Frauen und afrikanischen Soldaten Beziehungen entstanden, aus denen auch Kinder hervorgingen. Schon in den 1920er Jahren diskutierte man darüber, was mit diesen Kindern geschehen sollte. Im April 1933 wies Hermann Göring die Regierungspräsidenten im Rheinland an, Statistiken über Anzahl und Alter der von farbigen Besatzungstruppen mit deutschen Frauen gezeugten Kinder zu erstellen. Auch im Regierungsbezirk Köln wurden so genannte „Rheinlandbastarde“ ausgemacht. Die dadurch eingeleitete Entwicklung endete 1937 mit der Sterilisation der erfassten Kinder. Auch in Köln, unter anderem im evangelischen Krankenhaus in Köln-Weyertal, wurden diese Kinder zwangssterilisiert.

Adler besiegt Drache - Kölner in den Kolonien Marianne Bechhaus-Gerst

„Eröffnung! Samstag den 13. August 1904. Restaurant ‚Afrika‘. Noch nie dagewesen. Einzig in seiner Art.“, heißt es in einer Anzeige im Kölner Stadt-Anzeiger.1 Das Lokal Ecke Pius- und Vogelsanger Straße wird an diesem Tag von Nikolaus Pelzer eröffnet, der in seiner Werbung die „prachtvolle[n] afrikanische[n] Stücke“ anpreist, die dort ausgestellt sind. Erworben hatte er diese Ausstellungsstücke während seiner langjährigen Tätigkeit als Feldwebel in der „Schutztruppe“. In welcher deutschen Kolonie er tätig war, verrät die Anzeige nicht, und kaum mehr lässt sich über Pelzer in Erfahrung bringen. Über einige Jahre ist das Restaurant in den Kölner Adressbüchern aufgelistet. Wenig ist bislang bekannt über Kölnerinnen und Kölner, die in den Kolonien ihr Glück suchten. Die Quellenlage ist dürftig, und oft sind es Zufallsfunde, wie genannte Anzeige, die zu neuen Erkenntnissen führen. Die Begegnung zwischen Deutschen und den „kolonialen Untertanen“ in den Kolonien war häufig durch Gewalt gekennzeichnet. Auch Pelzer hatte als Feldwebel – wo immer er eingesetzt war – die Aufgabe, den Widerstand der einheimischen Bevölkerung zu bekämpfen. Hermann Kessler (siehe nachfolgenden Beitrag) nahm an der brutalen Niederschlagung des sogenannten „Boxeraufstands“ teil. Der 1876 in Köln geborene Max Dziobek kam im Januar 1904 mit dem Marine-Expeditionskorps in die damalige Kolonie Deutsch-Südwestafrika; dort nahm er am dem brutalen Vernichtungskrieg gegen die Herero teil, fiel aber nur wenige Wochen nach seiner Ankunft im Gefecht bei Owikokorero.2 Dass sehr viel mehr Kölner in der „Truppe“ tätig waren, bezeugen Postkarten in die Heimat und die schon im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gegründeten Kolonialkriegervereine.3 Ein reges Vereinsleben ist noch bis mindestens in die 1930er Jahre zu verfolgen. Der 1902 gegründete Verein ehemaliger China-Krieger, Ostasiaten und Afrikakämpfer traf sich regelmäßig im Hotel Restaurant „Zum Salzrümpchen“ an der Rechtschule, Die KolonialKrieger-Kameradschaft 1908 (Südwestafrikanisch) versammelte sich wöchentlich im „Siechen am Dom“. Die KolonialPost, die Zeitschrift des Deutschen Abb. 1: Anzeige zu Eröffnung von Pelzers Kolonialkriegerbundes und des Kolonial- Restaurant im Stadt-Anzeiger vom 12.8.1904

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Abb. 2: Die Vereinsfahne des „Vereins ehemaliger Chinakrieger und Ostasiaten“ zeigt den Reichsadler, der den chinesischen Drachen besiegt.

kriegerdanks, unter dessen Dach die einzelnen Gruppen organisiert waren, berichtete regelmäßig über die Zusammenkünfte, durch die die Erinnerung an eine vermeintlich ruhmreiche Zeit wachgehalten wurde.4 Durch die Kolonial-Post erfahren wir auch die Namen ehemaliger Kölner Kolonialsoldaten und -offiziere. So ist zum Beispiel 1938 Jean Brungs als Kameradschaftsführer bei der „Kameradschaft 08“ verzeichnet. Brungs trat 1901 beim II. Seebataillon in Wilhelmshaven ein, mit dem er in Tsingtau (Qingdao) an der Niederschlagung des so genannten „Boxer-Aufstands“ beteiligt war. Dann kam er zur „Schutztruppe“ für Deutsch-Südwest und kämpfte im Herero- und Nama-Krieg. Da die Kolonial-Post ihn 1941 zum 60. Geburtstag ehrt, war er zum Zeitpunkt seines Einsatzes in den Kolonien gerade Anfang zwanzig.5 Ein „Kameradschaftsführer Bock“ leitete die „sehr gut besucht[e]“ Generalversammlung der Chinakrieger und Afrikakämpfer am 2. Januar 1938.6 Wie viele Kölner den Kolonialkriegervereinen angehörten und somit in den ehemaligen Kolonien gekämpft hatten,

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ist nicht belegt; allerdings geben auch hier die „Mitteilungen aus den Kameradschaften“ in der Kolonial-Post Hinweise. So war die „Kameradschaft 08“ mit 66 „uniformierten Kameraden“ auf der „Reichskolonial-Tagung“ 1938 in Bremen vertreten.7 Am Jahreshauptappell im Januar 1941 nahmen 56 ehemalige Kolonialkrieger teil, 33 Kameraden hatten sich entschuldigt. Bei der Eröffnung der „Deutschen Kolonialausstellung“ am 1. Juli 1934 in der Kölner Messe warfen sich die ehemaligen

Abb. 3: Aufnahme von der Eröffnung der „Deutschen Kolonialausstellung“ in Köln am 1. Juli 1934 unter großer Beteiligung ehemaliger Kolonialsoldaten. Deutlich zu erkennen ist die Fahne des „Vereins ehemaliger Chinakrieger und Ostasiaten“, die heute im Kölnischen Stadtmuseum aufbewahrt wird.

Kolonialsoldaten in die alte „Südwester-Uniform“. Auf der mitgeführten Fahne, die heute im Kölnischen Stadtmuseum aufbewahrt wird, besiegt eindrucksvoll der deutsche Reichsadler den chinesischen Drachen. Bei größeren Gedenkveranstaltungen – so am 2. Juni 1935 auf dem Kölner Melatenfriedhof – holte man die „Peters-Flagge“ hervor und der Kameradschaftsführer Schütte erinnerte an die Eroberung von Tsingtau.8 Die Fahnen der Kolonialkriegervereine waren wichtige Symbole der Zusammengehörigkeit und der gemeinsamen Erfahrungen.9 Die Erlaubnis zum Führen einer Fahne war an strenge Auflagen gebunden und die Fahnenweihe stellte eine wichtige Zeremonie dar, bei der im Rahmen eines so genannten Prologs ein weihevoller Text verlesen wurde, der an die Kriegszeiten erinnerte.

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Am 27. und 28. September 1936 fand der „Westdeutsche Tag der Kolonialsoldaten“ in Köln statt, ein Großereignis, zu dem gar „Frau Carl Peters“ anreiste und im Rathaus empfangen wurde.10 Nach einer Großkundgebung auf dem Neumarkt zogen die ehemaligen Kolonialkrieger über die Ringe gen Norden, um sich schließlich am Vorplatz des Zoo-Restaurants aufzulösen. In der Königin-Luise-Schule fanden zahlreiche Tagungen und Verbandstreffen statt.

Abb. 4: „Wir kommen gerade vom Maskenball 12 Uhr mittags“, heißt es munter auf der Rückseite der Postkarte. Die Hakenkreuzbinde am Arm der ehemaligen Soldaten zeugt von der engen Verbindung zwischen Kolonialrevisionismus und Nationalsozialismus. Die aufwändig gestaltete Dekoration zeigt die Eduard Woermann, die während des Herero-Kriegs Waffen und Soldaten nach Deutsch-Südwest transportierte.

Noch weniger ist über Zivilpersonen bekannt, die ihr Glück in den Kolonien suchten. Auf dem genannten „Westdeutschen Tag der Kolonialsoldaten“ gab der Regierungsrat Vollmering seine eigenen Erlebnisse in Deutsch-Ostafrika zum Besten.11 Vollmering arbeitete zu Beginn des 20. Jahrhunderts als „kommissarischer Bureau-Assistent I. Klasse“ in Deutsch-Ostafrika und wurde 1903 zum „kommissarischen Sekretär“ ernannt.12 Zwei Jahre später wurde ihm eine „etatsmässige“ Stelle als GouvernementsSekretär zugewiesen13, und 1911 schließlich übernahm er die Leitung der Bezirksnebenstelle Kilossa, gut dreihundert Kilometer westlich von Daressalam im Landesinneren gelegen.14 In Kilossa hatte Vollmering schon im August 1905 während des Maji Maji-Krieges mit einigen sogenannten Polizeiaskari ausgeharrt.15 In vielen Fällen waren es Abenteuerlust oder gesellschaftliches Scheitern und die Aussicht auf einen Neubeginn, die die Deutschen in die Kolonien zog. Dies waren wohl auch die Gründe für Heinz Paffenholz, sich auf den Weg nach Deutsch-Ostafrika zu machen. In einem „launigen“ Beitrag unter der Überschrift „Kölner in der

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weiten Welt“ im Stadt-Anzeiger vom Dezember 1931 berichtet der „bekannte Kölner Karnevalist“ von seiner Zeit in der damaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika.16 Paffenholz hatte nach einer Fahrt rund um Afrika die Entscheidung gefällt, aufs Geratewohl in die deutsche Kolonien zu gehen. Im März 1912 trat er seine Reise an und bekam eine Anstellung als Malermeister bei der Ostafrikanischen Eisenbahngesellschaft in Daressalam. Sein Gehalt war seiner Aussage nach sehr gut und sein Dienst nicht schwer. Er hatte für den Neuanstrich entgleister Güterwagen zu sorgen, fuhr außerdem bestimmte Streckenabschnitte ab und untersuchte Eisenteile auf Rost. Die eigentliche Arbeit übernahmen afrikanische Angestellte. Sie hatten die Dräsine zu bedienen, auf der Paffenholz die Strecke abfuhr, und waren auf der Strecke Malerarbeiten nötig, wurden sie zu Bauzügen von 100 bis 200 Arbeitern zusammengestellt. Obwohl es ihm in der Kolonie offenbar gut ging, hätte es dem Diskurs der Zeit widersprochen, dies uneingeschränkt einzugestehen. Schließlich war ein solches „Abenteuer“ nur halb so viel wert, wenn es nicht auch beschwerlich und mit Unannehmlichkeiten verbunden war. Eine solche „Unannehmlichkeit“ stellte für viele Deutsche in den Kolonien die einheimische Bevölkerung dar. Paffenholz‘ diesbezügliche Bemerkungen finden sich so oder ähnlich in vielen autobiographischen Erzählungen wieder. „Wissen Sie“, so klagt er, „was es heißt, monatelang inmitten einer Horde Schwarzer allein zu hausen? […] Weit und breit gibt es keine weiße Menschenseele, nur die ‚wohlriechenden Schwarzen‘, zum Teil mit ihren ‚Damen‘, sind um einen herum?“ Die distanzierenden Anführungszeichen verdeutlichen für die Leserschaft, dass die einheimische Bevölkerung nicht als Gesellschaft für den Weißen Mann dienen kann, und so versinkt er lieber in Einsamkeit. Paffenholz vertreibt sich seine offenbar reichlich vorhandene Freizeit mit seiner „Knarre“, schießt Löcher in die Luft oder ergänzt seine hauptsächlich aus Konserven bestehendes Essen durch selbst erlegtes Wild. Nach Einbruch der Dunkelheit bleiben ihm Lektüre und Whisky. Groß ist die Freude, als man ihm bei einem Aufenthalt in Daressalam von einem „Kölner Mädel“ berichtet, dass sich in der Kolonie aufhält. Heimatliche Gefühle regen sich unverzüglich im geplagten Paffenholz, und er fällt in seine kölsche Muttersprache, als er vom Zusammentreffen mit dem „Kölner Mädel“, über dessen Identität man nichts erfährt, erzählt. An Malaria schwer erkrankt, fährt Paffenholz Ende 1913 nach Köln zurück, um sich auszukurieren. Aber offenbar vermisst Abb. 5: Paffenholz in seinem späteren er trotz Einsamkeit sein Leben in Deutsch- Leben als Karnevalist in Frauenkleidung.

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Ostafrika. Als er 1914 wieder zurück in die Kolonie reisen will, bricht aber der Erste Weltkrieg aus, währenddessen er sich in der Türkei und in Persien aufhält. Erst im März 1919 sieht er seine Heimat Köln wieder. Später wird Paffenholz als Karnevalist in Frauenkleidung bekannt, hält als „Marktfrau in den besten Jahren“ oder „Köchin“ Büttenreden.17 Die Sehnsucht nach dem vergangenen Leben als Weißer Herr in den Kolonien hatte ihn zumindest Anfang der dreißiger Jahre noch nicht verlassen. Hat diese ihn einmal wieder besonders heftig erfasst, so erzählt er am Ende des Artikels im Stadt-Anzeiger, „dann setze ich, wenn ich ganz allein zu Haus bin, meinen Tropenhelm auf, ziehe meinen Khakirock, der leider zu eng geworden ist, an, besehe mich mal im Spiegel und denke der schönen ostafrikanischen Stunden, die leider, leider der Vergangenheit angehören.“18

„Mit Gott für Kaiser und Reich“ – Ein Kölner Soldat in China Azziza B. Malanda

Wer sich in Köln auf koloniale Spurensuche begibt, wird überrascht sein, wie stark die deutsche Kolonialgeschichte im Kölner Stadtbild vertreten ist. Doch auch fernab jeglicher Öffentlichkeit lassen sich Belege der kolonialen Vergangenheit finden. So im Fall des Kölners Hermann Kessler, der sich als Freiwilliger für das deutsche Ostasiatische Expeditionskorps meldete, um im Verbund mit internationalen Streitkräften in den Jahren 1900/1901 bei der Niederschlagung der Boxerbewegung in China mitzukämpfen.1 Friedrich Hermann Kessler, so sein vollständiger Name, wurde am 14. April 1873 in Goldap, einer Kleinstadt im heutigen Nordosten Polens, geboren. 1889 trat der damals 16-Jährige seinen Wehrdienst an und erhielt im Jahr 1905, nach treu geleistetem Dienst als Feldwebel im stehenden Heer, die Dienstauszeichnung II. Klasse. Seine berufliche Laufbahn begann Kessler noch im Deutschen Kaiserreich als Zensor für Theater und Film; später wechselte zur Kölner Polizei. Während seiner Dienstzeit bekleidete er dort ein Amt als Polizeidiätar, dann als Polizeisekretär und wurde schließlich im Jahr 1938 als Polizeiinspektor pensioniert. Kessler war verheiratet und lebte in Köln-Ehrenfeld. Er starb 1967 im Alter von 94 Jahren.

Abb. 1: Hermann Kessler (links) bei seinem Einsatz in China.

Hermann Kessler war bis ins hohe Alter ein geschäftiger Mann. „Ich muss mein Tagespensum genau einhalten“, äußerte er sich 1963 gegenüber einem Reporter des Kölner Stadt-Anzeigers anlässlich seines 90. Geburtstags.2 Geistige und körperliche Er-

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tüchtigung gehörten ebenso zu diesem selbst auferlegten Pensum wie das Führen eines Tagebuchs oder regelmäßige Treffen mit seinem Kegelverein. Zudem war die Person Kesslers von einer unermüdlichen Unternehmungslust gekennzeichnet. Seine Ehefrau kommentierte diese Eigenschaft mit den Worten: „Er wäre noch viel mehr in der Weltgeschichte umhergestreift, wenn ich ihn nicht gebremst hätte.“3 Abenteuerlust, gepaart mit Pflicht und Ehrgefühl, hatten Hermann Kessler vermutlich dazu veranlasst, sich im Jahr 1900 als Soldat freiwillig für den ersten Krieg des Deutschen Kaiserreichs zu melden. Als Feldwebel der 7. Kompanie, 5. ostasiatisches InfanterieRegiment hielt sich Kessler in den Jahren 1900/1901 hauptsächlich in und um die Städte Tianjin und Peking (Beijing), in der Provinz Zhili (heute: Hebei) auf. In diesem Zeitraum wurde die nordchinesische Provinz zum Schauplatz zahlreicher „Strafexpeditionen“, die von Seiten der westlichen Großmächte (England, Russland, Frankreich, Italien, USA, Österreich, Deutsches Reich und Japan) gegen die chinesische Bevölkerung durchgeführt wurden.4 Der Krieg, an dem Hermann Kessler teilnahm, ist in die deutsche Geschichtsschreibung unter Bezeichnungen wie „Boxeraufstand“ oder „Boxerkrieg“ eingegangen.5

Abb. 2: Teilnehmer des internationalen Expeditionskorps in China

Im Zuge des europäischen Imperialismus hatte das Deutsche Kaiserreich bereits 1897 die an der chinesischen Ostküste gelegene Kiautschou-Bucht mit der Hauptstadt Qingdao (deutsch: Tsingtao), in der Provinz Shandong okkupiert. Die deutsche Kolonie Kiautschou – sie wurde fortan im juristischen Sinne als „Pachtgebiet“ ausgewiesen – sollte zu einer reinen Handelskolonie ausgebaut werden und den Status einer „Musterkolonie“ erreichen.6

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Die von europäischer Seite betriebene wirtschaftliche Erschließung und nicht zuletzt die Ausbeutung Chinas waren begleitet von einer zunehmenden Präsenz ausländischer Missionare. Die europäischen Siege der beiden „Opiumkriege“ (1839–1842 und 1858–1860) hatten dazu beigetragen, dass die Missionare ihre Macht- und Einflusssphäre beträchtlich ausweiten konnten. Zu den neu gewonnenen Privilegien zählten unter anderem: Missionierungsfreiheit, der Besitz von Grundeigentum, Exterritorialität sowie die diplomatische und militärische Unterstützung der jeweiligen Heimatländer. Die missionierenden Fremden stießen jedoch bei der einheimischen Bevölkerung mehrheitlich auf Ablehnung und Widerstand. Die Chinesen empfanden die Verbreitung des Christentums und die neue Machtstellung der Missionare nicht als „zivilisatorische Großtaten“, sondern als Verletzung und Missachtung ihrer eigenen Traditionen und sozialen Strukturen.7 Als sich zusätzlich in der zweiten Hälfte der 1890er Jahre große Teile der chinesischen Bevölkerung durch ökologische, wirtschaftliche, politische und soziale Krisen in ihrer Existenz bedroht sahen, wurden antichristliche und ausländerfeindliche Stimmen immer lauter. In einem solch aufgeheizten Klima war die „Boxerbewegung“ seit etwa 1898 verstärkt in der Provinz

Abb. 3: Man reagierte auf den Kampf der Chinesen gegen die Aneignung ihrer Gebiete mit äußerster Härte. Die Aufnahme zeigt „Boxer“ kurz vor ihrer Hinrichtung.

Shandong aufgetreten, jenem Gebiet, in dem das Deutsche Reich ein Jahr zuvor das „Pachtgebiet“ Kiautschou erworben hatte. Die „Boxerbewegung“, deren Mitglieder sich selbst Yihequan („in Rechtschaffenheit vereinigte Faustkämpfer“) nannten, war aus dem Zusammenschluss verschiedener Faustkampfschulen entstanden.8 Ihr Widerstand richtete sich vordergründig gegen ausländische Missionare, chinesische Konvertiten sowie Kolonialbeamte, die sie für die Krisensituation in ihrer Gesellschaft verantwortlich machten.9 Was als soziale Protestbewegung in der Provinz Shandong begann, weitete sich innerhalb kurzer Zeit zu einem international geführten Krieg aus. Von der Provinz Shandong nahmen die Anhänger der „Boxerbewegung“ Kurs auf die Hafenstadt Tianjin und die Hauptstadt Peking. Die in der Hauptstadt ansässigen ausländischen Gesandten fühlten sich von den anrückenden Boxern zunehmend bedroht und wandten sich mit der Bitte um militärische Unterstützung an ihre Regierungen. Von diesem Zeitpunkt an begannen sich die Ereignisse zu überschlagen. Im Folgenden werden deshalb die wichtigsten Geschehnisse skizziert dargestellt. Zwischen dem 31. Mai und 3. Juni 1900 wurden die Wachen des Pekinger Gesandtschaftsviertels durch 450 alliierte Marinesoldaten aufgestockt. Die „Boxer“ empfanden

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den Einmarsch ausländischer Marinetruppe als Provokation und reagierten mit der Zerstörung von Telegraphenmasten und der Lahmlegung der Eisenbahnstrecke Tianjin-Peking. Daraufhin machte sich am 10. Juni ein etwa 2.000 Mann starkes Expeditionskorps unter dem Befehl des britischen Admirals Sir Edward Seymour auf den Weg von Tianjin nach Peking. Die Seymour-Expedition scheiterte jedoch, da die Truppen auf halber Strecke durch den Widerstand der Boxer zur Umkehr gezwungen wurden. Am 13. Juni gelang es den Boxern schließlich, begleitet von blutigen Ausschreitungen, in Peking einzumarschieren. Wiederum vier Tage später ereignete sich an der Küste von Tianjin ein weiterer Zwischenfall. Im Zuge des aufflammenden Kräftemessens zwischen der chinesischen Regierung und den Kolonialmächten griffen die vor der Reede liegenden ausländischen Marinetruppen die Taku-Forts an und nahmen diese nach kurzem aber heftigem Gefecht für sich ein.10 Unter den Angreifern befand sich unter anderem das deutsche Kanonenboot „Iltis“ unter dem Befehl von Kapitän Wilhelm Lans. Schon am 21. Juni verlagerten sich die Ereignisse wieder in die chinesische Hauptstadt, wo der deutsche Gesandte Clemens von Ketteler Opfer eines tödlichen Anschlags wurde.11 Die sich daran anschließenden Kämpfe um das Pekinger Gesandtschaftsviertel sind zum eigentlichen Symbol des „Boxerkrieges“ geworden.12 Im Deutschen Reich hatte man mit Empörung auf die Ermordung des Gesandten von Ketteler reagiert und umgehend damit begonnen, sich neben der Entsendung eines eigenen Truppenkontingents auch für eine gemeinsame Militäraktion aller beteiligten Großmächte einzusetzen. Das angestrebte internationale Ostasiatische Expeditionskorps sollte unter deutschem Oberbefehl stehen und durch Feldmarschall Alfred Graf von Waldersee vertreten werden. Der anstehende Feldzug wurde unter Hochdruck vorbereitet und verfolgte die Ziele, deutsches Ansehen in der Welt zu sichern, deutsche Ehre gegen „unzivilisierte“ Chinesen zu verteidigen und nebenbei die eigenen wirtschaftlichen Interessen zu wahren. Ganz im Zeichen einer „zivilisatorischen Mission“ verabschiedete Kaiser Wilhelm II. am 27. Juli 1900 die nach China abreisenden Truppen in Bremerhaven. In seiner als „Hunnenrede“ bekannt gewordenen Ansprache rief der Monarch die Soldaten dazu auf, gnadenlos gegen Chinesen vorzugehen und entgegen völkerrechtlicher Bestimmungen und christlicher Moralvorstellungen auch vor deren Vernichtung nicht zurück zu schrecken. „Kommt ihr vor den Feind, so wird er geschlagen, Pardon wird nicht gegeben; Gefangene nicht gemacht. Wer Euch in die Hände fällt, sei in Eurer Hand. Wie vor tausend Jahren die Hunnen unter ihrem König Etzel sich einen Namen gemacht, der sie noch jetzt in der Ueberlieferung gewaltig erscheinen läßt, so möge der Name Deutschland in China in einer solchen Weise bekannt werden, daß niemals wieder ein Chinese es wagt, etwa einen Deutschen auch nur scheel anzusehen.“13 Der Einmarsch westlicher Truppen in China wurde von einer breiten Mehrheit im Deutschen Reich unterstützt und als Kampf der „Zivilisation“ gegen die „Barbarei“ gepriesen.14

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Die Entsendung deutscher Truppen ins Reich der Mitte war sowohl in militärischer, als auch logistischer Hinsicht ein regelrechtes Großunternehmen. Mit rund 22.600 Mann stellten die deutschen Truppen das größte Kontingent. Dabei rekrutierte sich das Personal in erster Linie aus Berufssoldaten, Einjährigen und Wehr-pflichtigen des Heeres, wobei die Zahl der Freiwilligen das erforderliche Kontingent weit überstieg.

Abb. 4: Hermann Kesslers Urkunde zur bronzenen China-Denkmünze, die allen aktiven Kriegsteilnehmern verliehen wurde.

Als Feldmarschall Alfred Graf von Waldersee schließlich am 12. September 1900 mit einem Großteil des deutschen Truppenkontingents in Tianjin eintraf, war der eigentliche Krieg jedoch bereits vorbei. Die vor Ort stationierten Truppen hatten das Gesandtschaftsviertel befreit, die chinesischen Regierungsoberhäupter waren geflüchtet und China quasi militärisch besiegt worden. Dennoch erfand man Anlässe, um „Strafexpeditionen“ gegen „Boxer“ zu unternehmen, die sich vor allem durch unbändige Gewaltausbrüche alliierter Streitkräfte auszeichneten. Die Soldaten zogen plündernd und mordend durch chinesische Städte und Dörfer, vergewaltigten, nahmen Gefangene oder rekrutierten die einheimische Bevölkerung zur Zwangsarbeit.15 Alfred Graf von Waldersee kehrte erst am 8. August 1901 ins Deutsche Reich zurück. Das offizielle Kriegsende wurde schließlich am 07. September 1901 durch das „Boxerprotokoll“ besiegelt. Dabei handelte es sich um eine Sühneleistung Chinas, das sich zu Reparationszahlungen, weit reichenden Abrüstungsmaßnahmen sowie zur Unterwerfung unter westliche Bestimmungen verpflichtete.16

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Hermann Kessler hat sich als Soldat in China nicht durch „besondere“ militärische Leistungen hervorgetan und wurde in Köln auch nicht als „Kolonialheld“ gefeiert. Vielmehr war er einer von vielen tausend jungen Männern, die, von einer Wehrbegeisterung angesteckt, den Verlockungen eines zeitlich begrenzten und dazu vermeintlich ehrenhaften Einsatzes in einem fernen Land nicht widerstehen konnten. In der Vergangenheit war es der Verein ehemaliger Chinakrieger (Köln), der die militärische Tradition, die Beschwörung gemeinsamer Erlebnisse und die Verbundenheit zum Vaterland bei den beteiligten Kölner Soldaten am Leben erhielt. Heute ist es das Ensemble der Straßennamen Taku-, Iltis- und Lansstraße in Köln-Neuehrenfeld (das „Chinese-Veedel“), das auf umstrittene Weise an den Angriff auf die Taku-Forts im Juni 1900 erinnert.

„Das deutsche Volk braucht Kolonien“ – Konrad Adenauer und der Kolonialrevisionismus Anne-Kathrin Horstmann

Konrad Adenauer, der auch heute noch als eine der wichtigsten politischen Persönlichkeiten Deutschlands erinnert wird, war nicht nur von 1917 bis 1933 Oberbürgermeister der Stadt Köln und von 1949 bis 1963 erster deutscher Bundeskanzler, sondern auch in der kolonialrevisionistischen Bewegung aktiv. Er machte sich für die Rückgewinnung der ehemaligen deutschen Kolonien stark und sah wie viele seiner Zeitgenossen im „menschenleeren“ Afrika Raum für die stetig wachsende deutsche Bevölkerung. 1927 erklärte er in einer Umfrage der Zeitschrift „Europäische Gespräche“, die 200 Personen des öffentlichen Lebens zu den Kolonialbestrebungen des Reiches befragte: „Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung. […] Wir müssen für unser Volk mehr Raum haben und darum Kolonien.“ Auf die Frage, ob eine koloniale Betätigung des Deutschen Reiches auch in der Form eines KolonialMandats des Völkerbundes angestrebt werden sollte, antwortete Adenauer: „Die koloniale Betätigung des Deutschen Reichs unter der Form des Kolonial-Mandats ist natürlich weniger wünschenswert als der Besitz eigener Kolonien. Man sollte m.E. zunächst das Kolonial-Mandat anstreben, um wenigstens einen Schritt weiterzukommen, darüber aber das Ziel, eigene Kolonien frei zu besitzen, niemals aus dem Auge lassen.“1 Auf eigene Rohstoffquellen und ausreichenden Siedlungsraum hoffend, sprach er sich eindeutig für eine koloniale Wiederbetätigung aus – eine Seite des beliebten Politikers, über die man in seinen zahlreichen Biographien meist nichts erfährt. Im kollektiven Gedächtnis wird Konrad Adenauer, der 1876 als dritter Sohn einer katholischen Beamtenfamilie in Köln geboren wurde, meist als erfolgreicher Lokalund Kommunalpolitiker und natürlich als erster Bundeskanzler erinnert. Nach seinem Abitur auf dem Aposteln-Gymnasium begann Adenauer 1894, unterstützt durch ein Bürgerstipendium der Stadt Köln, sein Jurastudium in Freiburg, München und Bonn, das er 1901 mit dem Assesorexamen abschloss. Nach zwei Jahren als Gerichtsassesor bei der Kölner Staatsanwaltschaft trat er in eine Rechtsanwaltskanzlei ein, bevor er 1906 zum Beigeordneten der Stadt Köln gewählt wurde – ein entscheidender Schritt für die spätere politische Laufbahn. Die Verbindung zu der Familie seiner Frau Emma, geb. Weyer, die einer angesehenen Kölner Familie entstammte und die er im Tennisclub „Pudelnaß“ kennengelernt hatte, war ebenfalls ein wichtiger Impuls für seine Karriere: 1909 wurde Adenauer zum Vertreter des Kölner Oberbürgermeisters Max Wallraf, ein Onkel seiner Frau, ernannt und damit zum zweitwichtigsten Mann in der Kölner Stadtverwaltung. 1917 wurde er schließlich selbst zum Oberhaupt seiner Heimatstadt gewählt, ein Amt das er bis 1933 innehatte.2 In dieser Zeit hatte er sich

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vor allem den Ausbau der Stadt als moderne „Metropole des Westens“ auf die Fahnen geschrieben: Wichtige Bauprojekte wie der Ausbau der Messe, die Erweiterung des Rheinhafens in Niehl, den er zum größten Binnenhafen Europas machen wollte, die Verbesserung des innerstädtischen Verkehrssystems und der Bau von Schnellstraßen, die Errichtung der Mülheimer Hängebrücke, zu dieser Zeit die größte Kabelbrücke der Welt, die Schaffung des Grüngürtels und der Bau von Sportanlagen, vor allem das Müngersdorfer Stadion, die Modernisierung des Wohnungsbaus und die Ansiedlung der Ford-Werke gehörten dazu. Auch die Gründung der Universität 1919 und die Errichtung der „Staatlichen Hochschule für Musik“ und die „Rheinische Musikschule“ gehen auf ihn zurück. Durch sein Amt als Präsident des Preußischen Staatsrates, das er ab 1921 zusätzlich innehatte, wurde er zudem überregional bekannt und war mehrfach als Kandidat für das Reichskanzleramt im Gespräch.3 In diese Zeit als Kölner Oberbürgermeister fällt auch Adenauers Engagement innerhalb der kolonialrevisionistischen Bewegung. Diese formierte sich bereits kurz nach Kriegsende und versuchte mit allen Mitteln, den Ausschluss Deutschlands aus dem Kreis der Kolonialmächte durch den Versailler Vertrag zu verhindern. Dort hieß es in Artikel 119: „Deutschland verzichtet zugunsten der hauptsächlichen alliierten und assoziierten Mächte auf alle seine Rechte und Ansprüche seiner überseeischen Besitzungen“4 – eine aus deutscher Sicht unrechtmäßige und vor allem unrühmliche Forderung. Besonders die Begründung der Alliierten verletzte den deutschen Nationalstolz tief: „Deutschlands Versagen auf dem Gebiete der kolonialen Zivilisation ist zu deutlich klargestellt worden, als daß die alliierten und assoziierten Mächte ihr Einverständnis zu einem zweiten Versuch geben und die Verantwortung dafür übernehmen könnten, 13 bis 14 Millionen Eingeborener von neuem einem Schicksal zu überlassen, von dem sie durch den Krieg befreit worden sind.“5 Doch aller Protest half nichts, die deutsche Delegation musste sich bei den Friedensverhandlungen schließlich geschlagen geben und unterzeichnete am 28. Juni 1919 den Vertrag. Die deutsche Kolonialzeit hatte damit ihr offizielles Ende, der Traum von eigenen Kolonien endete aber nicht. Die Rückgewinnung der Kolonien wurde zur „Frage des nationalen Prestiges“,6 als „großes Kulturvolk“ fühlte man sich geradezu verpflichtet, die „kulturellen Errungenschaften draußen in der Welt auch weiterhin an minderentwickelte Völker“ weiterzugeben.7 In der Folge wurde im kolonialrevisionistischen Diskurs vor allem gegen die „Schande von Versailles“ und gegen die „Kolonialschuldlüge“ angekämpft. Die Forderung nach Rückgabe der Kolonien wurde zum Eckpfeiler zahlreicher Bemühungen in der Weimarer Republik, und auch ohne real existierende Kolonien wurde weiterhin Kolonialpolitik betrieben. Die verlorenen Gebiete existierten als „Phantasiereiche“ weiter und scheinen nie so populär gewesen zu sein wie nach ihrem Verlust.8 Zahlreiche Kolonialverbände gründeten sich, die den Kolonialgedanken durch Werbung, Propaganda und Lobbyarbeit im Volk zu verankern versuchten und wichtige Verbindungen zur Politik und Wirtschaft pflegten. Ab 1922 wurden sie in der Kolonialen Reichsarbeitsgemeinschaft (KORAG) als deren Dachverband organisiert, die Deutsche Kolonialgesellschaft (DKG), die 1887 aus dem Zusammenschluss des Deutschen Kolonialvereins und der Gesellschaft für deutsche Kolonisation hervorgegangen war, blieb aber Zugpferd der Bewegung. 1926 besaß sie 30.000

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Mitglieder und 250 Ortsgruppen,9 u.a. auch in Köln. Vorträge, Kolonialkundgebungen, Kolonialausstellungen und Völkerschauen, zahlreiche Propaganda-zeitschriften und die boomende Kolonialbelletristik – bekanntestes Beispiel ist der Roman „Volk ohne Raum“ von Hans Grimm –, die Errichtung von Kolonialdenkmälern oder die Verehrung kolonialer „Helden“ wie Hermann von Wissmann oder Carl Peters sorgten für eine nostalgische Verklärung der Vergangenheit und eine pro-koloniale Stimmung in der Bevölkerung. Unterstützt wurde die kolonialrevisionistische Bewegung zudem von der Reichsregierung. Diese war von Beginn an für die Rückgabe der Kolonien eingetreten, fast alle Parteien, mit Ausnahme der Kommunisten, äußerten sich positiv gegenüber der Kolonialfrage. Die Kolonialbewegung selbst betonte stets ihre „Überparteilichkeit“ und propagierte vor allem die „innenpolitische Integrationsfunktion“ der kolonialen Forderung, über die die „Einheit des deutschen Volkes“ hergestellt werden könne.10 Diese parteiübergreifende Stimmung führte 1925 zur Gründung der „Interfraktionellen kolonialen Vereinigung“, angeregt durch den ehemaligen Kolonialminister Johannes Bell von der Zentrums-Partei, der auch Konrad Adenauer angehörte. Ähnlich wie seine Partei, die Deutschlands „unveräußerlichen Anspruch auf einen angemessenen Kolonialbesitz und auf Teilnahme an der kolonialen Kulturarbeit“11 postulierte, sah auch Adenauer den Besitz eigener Kolonien als notwendig an. Vor allem außenpolitische und wirtschaftliche Fragen hätten Adenauer, so die Übersee- und Kolonialzeitung, zu einer „gründliche[n] Beschäftigung mit dem Kolo-

Abb. 1: Konrad Adenauer machte sich als Vizepräsident der Deutschen Kolonialgesellschaft für die Rückgewinnung der deutschen Kolonien stark.

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nialproblem geführt und ihn zu einem überzeugten Vertreter des deutschen Kolonialgedankens gemacht“. Mehrfach habe er sich „über die Notwendigkeit deutschen Kolonialbesitzes geäußert und sich mit aller Deutlichkeit gegen die Kolonialschuldlüge gewandt“, heißt es über ihn.12 Besonders „prägnant“ seien dabei die bereits erwähnten Ausführungen in den „Europäischen Gesprächen“ der Hamburger Monatsblätter für Auswärtige Politik gewesen, die noch einmal mit der „Internationalen Presse-Ausstellung“ in der Kölner Messe 1928 an Bedeutung gewinnen sollten.13 Höhepunkt seines kolonialrevisionistischen Engagements war seine Wahl zum stellvertretenden Präsidenten der Deutschen Kolonialgesellschaft (DKG). Am 29. Mai 1931 wurde Adenauer in der Vorstandssitzung in Berlin einstimmig gewählt und wenig später durch ein Telegramm des Präsidenten der Gesellschaft, Dr. Heinrich Schnee, ehemaliger Gouverneur von Deutsch-Ostafrika, darüber informiert.14 Adenauer trat damit die Stelle des verstorbenen ehemaligen Gouverneurs der Kolonie Kiautschou, Alfred Meyer-Waldeck, an. Seine Wahl sorgte erstmals für einen Wandel an der Spitze, und im Vorstand der Gesellschaft, bis dahin bestand die Führungsschicht nämlich hauptsächlich aus ehemaligen Gouverneuren.15 Bedingt durch das Kolonialprogramm von 1928 strebte die DKG jedoch eine Öffnung für „breitere Kreise“ an, der damals 55-jährige Adenauer schien dafür die richtige Wahl. Als „Mann von überragender Bedeutung“, der sich „bisher als überzeugter Kolonialmann bewährt hat“, war man sich sicher, dass er sich mit dieser Stellung „in Zukunft nun erst recht für Deutschlands Kolonialwünsche einsetzen wird“.16

Abb. 2: Adenauer propagierte auch in seiner Heimatstadt das „koloniale Projekt“.

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Adenauer versuchte seinem Amt gerecht zu werden und regelmäßig zu den Vorstandssitzungen der Gesellschaft zu reisen,17 ansonsten finanzierte er kleinere „Kolonialprojekte“ aus seinem Dispositionsfonds18 und nutzte seine öffentliche Stellung, um den Kolonialgedanken zu propagieren. Am 28. November 1931 trat er im Rahmen einer Kolonialkundgebung der Arbeitsgemeinschaft für Kolonial-, Grenz- und Auslandsdeutschtum als Oberbürgermeister der Stadt Köln und zum ersten Mal in seiner Eigenschaft als stellvertretender Präsident der DKG im „festlich geschmückten, ehrwürdigen Gürzenich“ vor die „dicht gedrängte, feierlich gestimmte Menge“, um „seine Antwort auf die deutsche Kolonialfrage“ zu geben. Mit „schlichter, überzeugender Klarheit“ wies Adenauer, so heißt es in einem Bericht der Übersee- und Kolonialzeitung, an diesem Abend „die Haltlosigkeit der kolonialen Schuldlüge nach und forderte aus wirtschaftlichen, vor allem aber aus ethischen Gründen die Rückgabe der deutschen Kolonien, zum mindesten die sofortige Beteiligung Deutschlands an der Verwaltung der Kolonialmandate“. Es sei geradezu ein „Mißverständnis“, dass man selbst Kleinststaaten wie Portugal, Holland oder Belgien „riesige Kolonialräume mit Millionen von Eingeborenen anvertraue, dem größten Volk Europas aber, den 60-80 Millionen Deutschen, jeden Raum zur freien Entfaltung seiner Kräfte verweigere, ja uns Deutsche“, so Adenauer, „von der großen Kulturaufgabe der Leitung und Erziehung der unmündigen Völker […] ausschließe unter der diffamierenden und diskriminierenden Begründung, wir seien zu dieser hohen Aufgabe unfähig und ihrer unwürdig“.19 Wie viele seiner Zeitgenossen begründete auch Adenauer das wirtschaftliche und politische Eingreifen in Übersee vor allem vor dem Hintergrund einer „zivilisatorischen Mission“. Von einem Überlegenheitsgefühl geleitet, fühlte man sich als „Kulturvolk“ geradezu verpflichtet, den vermeintlich „unmündigen“ Völkern, Kultur und Zivilisation zu bringen, sie, so Adenauers Worte, zu „leiten und zu erziehen.“ Für Adenauer war der Besitz eigener Kolonien darüber hinaus besonders für die deutsche Jugend von Bedeutung, würde diese doch zunehmend „plan- und ziellos“ umherirren, da ihr „wirkliche und würdige und ihrer Phantasie genügende Möglichkeiten“ im eigenen Land fehlten.20 Bei der Kölner Kolonialkundgebung propagierte Adenauer: „Nie darf eine deutsche Regierung die Kolonialfrage zur Ruhe kommen lassen, um der deutschen Jugend willen. […] Unsere deutsche Jugend muß verkümmern wenn es nicht gelingt, den allzu engen mit mäßigem Boden und kargem Klima ausgestatteten Raum Mittel-Europas zu sprengen und ihr neuen, Hoffnung und Lebensmut beflügelnden Betätigungsraum in Uebersee zu gewinnen.“21 Sein Amt als stellvertretender Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft hatte Adenauer bis 1933 inne, im selben Jahr endete auch seine politische Karriere in Köln. In seine letzten Jahre als Oberbürgermeister fallen noch die Pläne und Vorbereitungen für die große „Deutsche Kolonialausstellung“, die vom 1. Juli bis 2. September 1934 in der Kölner Messe stattfand; zu dieser Zeit hatte Adenauer seine Heimatstadt jedoch bereits verlassen. Adenauer wurde mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten aus dem Amt entlassen, nachdem er sich geweigert hatte, Hitler, der im Rahmen des Wahlkampfes im Februar 1933 zu einer Großkundgebung nach Köln gekommen war, am Flughafen

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zu empfangen, und die von SA-Männern angebrachten Hakenkreuzfahnen an den städtischen Gebäuden und der Deutzer Brücke wieder hatte entfernen lassen. Als darüber hinaus Korruptionsvorwürfe gegen ihn erhoben wurden, blieb Adenauer nur noch die Flucht aus seiner Heimatstadt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Berlin, bei dem er Beschwerde beim preußischen Innenminister Göring einreichte, kam Adenauer zunächst im Benediktinerkloster Maria Laach in der Eifel unter, dessen Abt sein Schulkamerad gewesen war. Im Frühjahr 1934 zog er zunächst mit seiner Familie nach Berlin, bevor er sich 1935 in Rhöndorf am Rande des Siebengebirges niederließ. Mit dem Aufkommen des Nationalsozialismus endete zwar vorerst Adenauers politische Karriere und damit auch sein kolonialrevisionistisches Engagement in der Öffentlichkeit, koloniales Gedankengut wurde aber unter dem NS-Regime weiter propagiert und politisch instrumentalisiert. Die kolonialen Verbände des Reiches wurden ab Juni 1933 im neu gegründeten Reichskolonialbund gleichgeschaltet, im Mai 1934 wurde das Kolonialpolitische Amt der NSDAP ins Leben gerufen, das politische, wirtschaftliche und wissenschaftliche Kolonialfragen zentral regelte. Die ehemaligen deutschen Kolonien in Afrika, die mit neu zu erwerbenden Gebieten zu einem „mittelafrikanischen Großreich“ ergänzt werden sollten, wurden vor allem als „wirtschaftlicher Ergänzungsraum“ gesehen. Zwar hatte die Ostexpansion Vorrang, dennoch propagierte selbst Hitler 1936 erstmals öffentlich die Forderung nach Rückgabe der deutschen Kolonien im Reichstag. Spätestens ab 1937 intensivierten sich die praktischen Vorbereitungsarbeiten für alle relevanten Bereiche des „germanischen Kolonialreichs“ in Afrika. Kurse und Lehrgänge für künftige Farmer wurden angeboten, die Aufstellung einer Polizeitruppe für Übersee in die Wege geleitet. Der Reichsbeamtenbund rief eine Reichskolonial-Verwaltungsschule ins Leben, 1938 wurde an der Hamburger Universität das Kolonialinstitut und 1940 die Kolonialwissenschaftliche Abteilung des Reichsforschungsrates gegründet, um die Übernahme des deutschen „Mittelafrika“ auf wissenschaftlicher Grundlage bis ins Detail zu planen. Vorträge, Filmvorführungen, Kolonialausstellungen und Propagandaaufmärschen sorgten für die nötige Stimmung in der Bevölkerung. Der aus deutscher Sicht zunächst erfolgreiche Kriegsverlauf, vor allem der Sieg über Frankreich, beflügelte die Kolonialeuphorie zusätzlich. Diese hielt bis zu der Niederlage vor Moskau Ende 1941 an, trat dann aber zunehmend in den Hintergrund, da sich Deutschland nun auf einen längeren Krieg einstellen musste. Erst nach der Kapitulation der deutschen Streitkräfte in Stalingrad und der Niederlage der Afrika-Korps in Tunesien Anfang 1943 verloren die kolonialen Ambitionen des NS-Regimes endgültig an Bedeutung.22 Als Konrad Adenauer 1945 von den amerikanischen Besatzungstruppen wieder kurzzeitig in das Amt des Kölner Oberbürgermeisters eingesetzt wurde und sein politischer Wiederaufstieg ab 1946 vor allem durch die Wahl in den Vorstand der CDU Rheinland begann, spielten auch für ihn „koloniale Themen“ keine Rolle mehr. Das neue Parteiprogramm, der Aufbau der Stadt, die Neuordnung der Wirtschaft, der Kampf gegen Versorgungs- und Hungersnöte und schließlich die Ausgestaltung des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland standen an. Dennoch war Adenauer bis zu seiner Entmachtung durch die Nationalsozialisten in der kolonial-

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revisionistischen Bewegung aktiv gewesen und hatte Deutschlands Recht auf eigene Kolonien propagiert. Dieses Engagement und seine Tätigkeit als stellvertretender Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft sind bisher nicht aufgearbeitet oder erforscht worden, obwohl sie ebenfalls zu der „Ära Adenauer“ gehören und Teil des „größten Deutschen aller Zeiten“23 sind. Gerade für ein umfangreiches und differenziertes Bild des beliebten Politikers sollte auch dieses Kapitel seiner Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten bzw. in Schweigen gehüllt werden.

Franz Xaver Ritter von Epp in Köln Marianne Bechhaus-Gerst

Am 24. und 25. April 1937 fand in Köln die Gauverbandstagung des Reichskolonialbundes Gauverband Köln-Aachen statt. Zu diesem Anlass reiste bereits am 23. April der Reichsleiter des kolonialpolitischen Amtes der NSDAP, General Franz Xaver Ritter von Epp, an. Wie die Kölnische Zeitung berichtete, bereiteten ihm die Kölner einen großen Empfang. Dicht gedrängt, heißt es dort, standen die Menschen auf dem Bahnhofsvorplatz; Kinder überreichten Blumen. Am Bahnhofseingang flankierten die Angehörigen des Kolonialkriegerbundes, des NS-Marinebundes und eine Abordnung des Reichskolonialbundes den Weg. Auf der gegenüberliegenden Seite warteten die Abordnungen der Parteien und ihrer Gliederungen.1 Wer war dieser Mann, der in Köln fast wie ein Staatsoberhaupt begrüßt wurde? Der in München geborene Franz Xaver von Epp war vor allem ein „verdienter“ Soldat. Er war zunächst als Freiwilliger im Jahr 1900 zum ostasiatischen Infanterieregiment nach China gegangen. Als Kompanieführer des ersten Feldregiments der

Abb. 1: Epps Empfang am Kölner Hauptbahnhof. Die auf dem Originalfoto vorhandenen Zahlen löst die Bildunterschrift, wie folgt auf: 1 Gauamtsleiter Merzenich, 2 Polizeipräsident Hövel, 3 Dr. Peter Winkelnkemper, 4 Bürgermeister Ebel; ehemalige Kolonialsoldaten, daran anschließend Amtswarte des Reichskolonialbundes.2 Der Reichsleiter schreitet, die Hand zum Gruß erhoben, vorneweg.

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kaiserlichen Schutztruppe war er dann im Juli 1904 nach Deutsch-Südwestafrika entsandt worden, wo er an den Kämpfen gegen die Herero und deren Genozid teilnahm. Kampferprobt kehrte er in seine Heimat Bayern zurück und kämpfte im Ersten Weltkrieg an verschiedenen Fronten. Als Führer eines nach ihm benannten Freikorps war er an der blutigen Niederschlagung der Münchener Räterepublik beteiligt. 1920 wurde das bayerische Freikorps Epp beim Ruhraufstand gegen die Rote Ruhrarmee eingesetzt. Führende Nationalsozialisten Bayerns, wie Hans Frank, Rudolf Hess und die Brüder Gregor und Otto Strasser, waren Angehörige des Freikorps Epp gewesen. Seiner Entlassung wegen enger Kontakte zu rechtsradikalen Kreisen kam Epp Ende 1923 zuvor, indem er als Generalleutnant freiwillig die Reichswehr verließ.3

Abb. 2: Die voll besetzte Rheinlandhalle in Köln-Ehrenfeld

Epps Engagement in den Kolonien stellte also nur einen kleinen Teil seiner militärischen Aktivitäten dar. Trotzdem übernahm er 1925 die Führung im Deutschen Kolonialkriegerbund (DKB), einer Dachorganisation für die unterschiedlichen Veteranenverbände der ehemaligen Angehörigen der kolonialen „Schutztruppen“. Bereits im Mai 1928 wurde Epp Mitglied in der NSDAP und leitete dadurch einen Prozess der Annäherung zwischen Kolonialbewegung und Partei ein. Sechs Jahre später wurde er zum Reichsleiter des neu gegründeten Kolonialpolitischen Amtes der NSDAP und im Mai 1936 zum Bundesführer des Reichskolonialbundes ernannt. Bei seinem Aufenthalt in Köln im April 1937 war er zweifellos der führende Vertreter der kolonialrevisionistischen Bewegung, die sich für die Rückgewinnung der verlorenen Kolonien einsetzte. Seine Ernüchterung darüber, wie wenig der koloniale Gedanke im deutschen

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Volk verbreitet war, ließ ihn zu einem unermüdlichen Propagandisten für die koloniale Sache werden.4 Noch am Abend seiner Ankunft setzte sich der Reichsleiter in der voll besetzten Rheinlandhalle in Köln-Ehrenfeld in einer feurigen Rede für die koloniale Rückgewinnung ein. Gleich zu Anfang seiner mehr als 90-minütigen Ausführungen wies er darauf hin, dass gerade in Köln „die koloniale Bewegung und der koloniale Gedanke starken Ausdruck“ fänden.5 Auch ein Ausflug in Kölns Geschichte als römische Kolonie unter Bezug auf die Namensgebung der Colonia fehlte nicht in Epps Rede. Im Zentrum der Ansprache aber standen die Folgen des Verlusts der Kolonien und das Bedürfnis der Deutschen nach „Lebensraum“, den Epp in Afrika zurückgewinnen

Abb. 3: „Kreisverbandsleitertagung im kleinen Sitzungssaal der Industrie- und Handelskammer“.

wollte. Gleichzeitig betonte er die wirtschaftliche und ernährungspolitische Bedeutung der überseeischen Gebiete. Dass die Rückkehr der Deutschen auch dem Willen der afrikanischen Bevölkerung entsprach, stand für ihn außer Frage. Dem Vorwurf des Auslands, Deutschland sei eine unfähige Kolonialmacht gewesen, hielt er ein Schreiben von „117 Kameruner Häuptlingen“ entgegen, in dem eine „deutsche Regierung“ gefordert werde. Schließlich brachte Epp sein Vertrauen in Adolf Hitler zum Ausdruck, der bekräftigt habe, dass das deutsche Volk „seine Kolonien“ zurückverlangen werde. Hier unterlag der überzeugte Kolonialpolitiker einem Irrtum, da er nicht erkannte, dass für Hitler die Ostexpansion deutlichen Vorrang hatte. Diese hielt er vielmehr für unmöglich, da im Osten zu viele Völker wohnten, die man nicht umsiedeln könne.6

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Abb.4: „Vortrag von Prof. Dr. Sierp, Leiter des Botanischen Gartens & des Botanischen Instituts der Universität Köln über ‚Die Lebensbedingungen tropischer Nutzpflanzen‘“

Der Auftritt Epps stellte einen ersten Höhepunkt der dreitägigen Gauverbandstagung dar, die insgesamt als ein wichtiges Ereignis kolonialrevanchistischer Propaganda im Rheinland anzusehen ist, über das lokale und überregionale Zeitungen zum Teil ausführlich berichteten. Die verschiedenen Orte, an denen im Rahmen der Tagung Veranstaltungen stattfanden, zeugen von einer symbolhaften Inbesitznahme der Stadt durch die koloniale Bewegung. Die Kölnische Zeitung veröffentlichte in ihrer Morgenausgabe vom 17. April ein ausführliches Programm der Gauverbandstagung des Reichskolonialbundes7: Schon einen Tag vor dem offiziellen Beginn der Veranstaltung wurde im Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde am Ubierring in der Kölner Südstadt die Ausstellung „Das koloniale Buch“ eröffnet. Diese sollte den Kölnern Gelegenheit geben, das „Wesentliche des kolonialen Schrifttums kennenzulernen“.8 Zur Eröffnung sprach der Vorsitzende des Reichskolonialbundes, Ortsverband Köln, und Gauführer Rheinland der Deutschen Kolonialgesellschaft Kettniß. Dieser stand auch am anderen Tag neben dem Beigeordneten Ebel und dem SA-Brigadeführer Polizeipräsident Hoevel zu Epps Empfang am Bahnhof. Abends fand man sich, wie erwähnt, in der Rheinlandhalle ein. Neben dem Bundesvorsitzenden sprach Dr. Wilhelm Winkelnkemper, Hauptschriftleiter des NSDAP-Blattes Westdeutscher Beobachter und späterer Oberbürgermeister von Köln.9 Samstagvormittag traf sich der Tross in Anwesenheit Epps im Sitzungssaal der Kölner Industrie- und Handelskammer und trug damit der Bedeutung der Wirtschaft für das koloniale Projekt Rechnung. Ein weiterer

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wichtiger Ort kolonialrevanchistischer Aktivitäten, die Kölner Universität, kam am Nachmittag zu seinem Recht, als die eigentliche Gauverbandstagung in der kleinen Aula eröffnet wurde. Der Leiter des Botanischen Instituts Sierp und der Mediziner Zschuke, ehemaliger Kameruner Regierungsarzt, vertraten die kolonialen Wissenschaften mit (Film-)Vorträgen, aber auch die Arbeitstagungen der Abteilungen Verwaltung, Propaganda, Schulung und Kulturarbeit des Reichskolonialbundes fanden in den Hörsälen der Universität statt. Abgeschlossen wurde das Wochenende mit Führungen durch den Zoologischen und den Botanischen Garten und einem „Kameradschaftliches Beisammensein“ im Zoo-Restaurant. Dass Franz Xaver Ritter zu Epp eine Dokumentation zur Gauverbandstagung in Köln anlegte, in der sich nicht nur Fotos, sondern auch zahlreiche Zeitungsartikel zu diesem Ereignis finden, das zudem offenbar im Rundfunk übertragen wurde, zeugt von der Bedeutung, die nicht nur der Reichsleiter dieser Veranstaltung beimaß. Die auftretenden Redner und die visuellen Repräsentationen an den Hauptveranstaltungsorten betonen zudem den vermeintlich engen Zusammenhang von kolonialrevisionistischer Bewegung und NS-Regime. Die ausgewählten Veranstaltungsorte quer durch den Stadtraum sollten schließlich auch den letzten Bürger von der Bedeutung kolonialen Engagements überzeugen. Denn, so vermerkt Epp zum Schluss seiner Rede, „im Volk selbst“ müsse das Wissen vermehrt werden, „wie sehr die Kolonialfrage als Raumfrage für Deutschland eine Lebensfrage ist“. Das Volk müsse dementsprechend mobilisiert werden und den Anspruch auf Rückgewinnung der Kolonien auch den anderen europäischen Großmächten gegenüber vertreten. „Das Schicksal hat uns zum Denken gezwungen“, so der Reichsleiter. „Und wir werden in dieser Richtung weiter denken, als die anderen denken, dass wir denken.“10

„Raum ohne Volk und Volk ohne Raum“ – Die „Koloniale Sonderschau“ auf der Pressa 1928 Marianne Bechhaus-Gerst

Von Mai bis Oktober 1928 fand in Köln die „Internationale Presse-Ausstellung“, die „Pressa“, statt. Das Prestigeprojekt Konrad Adenauers sollte der zunehmenden Bedeutung des Zeitungswesens und der modernen Kommunikationstechnik Rechnung tragen und Köln international bekannt machen. Dass man auch in der Politik das gigantische Unternehmen ernst nahm, demonstrierten die zahlreichen Regierungsvertreter, Abgeordneten und 200 Diplomaten aus Europa und Übersee, die an der Eröffnungsveranstaltung teilnahmen. Die insgesamt schließlich fünf Millionen Besucher konnten sich mit den Presseerzeugnissen von mehr als 1.500 in- und ausländischen Ausstellern aus 43 Ländern vertraut machen, die in teilweise eigens geschaffenen Gebäude präsentiert wurden.1

Abb. 1: Blick in die „Koloniale Sonderschau“ auf der Pressa.

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Schon früh erkannte man in der kolonialrevisionistischen Bewegung die Chance, die sich mit einer Teilnahme an der Ausstellung bot. In einem Schreiben des Kolonialkriegerdanks an das Auswärtige Amt vom August 1927 wird darauf hingewiesen, „dass sehr viele Amerikaner und Engländer, abgesehen von Vertretern anderer Nationen, die Ausstellung besuchen werden“.2 Daher biete dieses Forum „eine selten günstige

Abb. 2: An prominenter Stelle brachte man ein Zitat des damaligen Oberbürgermeisters Konrad Adenauer an, der 1931 zum stellvertretenden Präsident der Deutschen Kolonialgesellschaft ernannt wurde.

Gelegenheit mit verhältnismäßig geringen Mitteln und in unaufdringlicher aber umso wirkungsvollerer Form Deutschlands unverlierbare Ansprüche zu betonen“.3 Die Koloniale Reichsarbeitsgemeinschaft (Korag), der 1922 gegründete Dachverband der wichtigsten kolonialen Vereinigungen, nahm die Angelegenheit in die Hand und beauftragte den Oberstleutnant a.D. von Ramsay mit der weiteren Planung der kolonialen Sonderschau.4 Neben den publizistischen Ausstellungsobjekten, wie koloniale Periodica, koloniale Fachpresse und Missionszeitschriften, sollten Originaltagebücher von Emin Pascha oder anderen kolonialen „Helden“, aber auch „figürlicher Schmuck“ die Besucher anziehen. Darüber hinaus sollte die Ausstellung „ständig mit zwei kolonialerfahrenen, in Fremdsprachen bewanderten und redegewandten Herren besetzt werden, die sich auch die Abgabe von Propagandaschriften angelegen sein müssen“.5 Es sollte also nicht nur dem Ausland vorgeführt werden, was das deutsche koloniale Projekt geleistet hatte; der Anspruch auf Rückgewinnung sollte den in- und ausländischen Besuchern nachdrücklich demonstriert werden – angesichts der Besucherzahlen tatsächlich eine einmalige Gelegenheit. Die Schwierigkeit, die für die

Pressa 1928

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Abb. 3: Still aus einem Kurzfilm über die „Pressa“, der auch das „KamerunKongo-Negerdorf“ zeigt. Die Darsteller tragen die vermeintlich „typischen“ Baströckchen.

Einrichtung der Ausstellung nötigen Finanzmittel aufzubringen, zeugt allerdings davon, dass nicht alle von der Sinnhaftigkeit des Unternehmens überzeugt waren.6 Weitere Gestaltungspläne wurden auf einer Sitzung der kolonialen Verbände Kölns im September 1927 diskutiert. Man wollte die kolonialen Leistungen der Deutschen präsentieren und den Anspruch auf Rückgewinnung untermauern, hatte aber in Bezug auf die Einstellung gegenüber den ehemaligen „kolonialen Untertanen“ nichts dazu gelernt. So wurde der Plan, „durch Schwarze eine einfache Druckerei, wie wir sie in unseren Schutzgebieten gehabt haben, im Betrieb vorzuführen und durch sie mehrsprachige Propagandablätter zum Verteilen an die Besucher herstellen zu lassen“, „wegen der Unzuverlässigkeit der hiesigen Schwarzen“ aufgegeben.7 Diese „durften“ sich dann aber im Rahmen eines „Kamerun-Kongo-Negerdorfs“ in alter Völkerschautradition und zur Belustigung des vorwiegend Weißen Publikums an anderer Stelle präsentieren. Ein circa achtminütiger Stummfilm über die „Pressa“ nimmt uns für zwei Minuten mit in dieses Dorf, das aus einer Basthütte besteht, vor der Schwarze Deutsche in Baströckchen und Bastkopfputz Tänze und Kunststücke vorführen.8 Vermutlich handelte es sich hier um eine Schau des Togoers John Smith, der mit seiner Familie in Köln wohnte und mit dieser und weiteren Mitarbeitern meist als „Ashanti-Truppe“ unterwegs war. Ein Artikel über die „Ashanti-Schau“ im Kölner Zoo im Juli 1932 fasst jedenfalls das zusammen, was auch im „Pressa“-Film zu sehen ist. „Kriegstänze […], die begleitet werden durch ein holztrommelartiges Musikinstrument“, Besteigen einer „Leiter, deren Sprossen aus scharfen Schwertern bestehen“9; diese Vorführungen geben nicht einmal mehr vor, authentisch zu sein.

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Man entschied sich schließlich bei der Gestaltung der „Kolonialen Sonderschau“ für das Grundmotiv „Raum ohne Volk und Volk ohne Raum“.10 Dabei wurde der afrikanische Kontinent als menschenleerer Siedlungsraum imaginiert. An prominenter Stelle brachte man ein Adenauer-Zitat an: „Das Deutsche Reich muss unbedingt den Erwerb von Kolonien anstreben. Im Reiche selbst ist zu wenig Raum für die große Bevölkerung.“11 Am Eingang zur Ausstellung postierte man eine über zwei Meter hohe Bronzeskulptur eines Afrikaners mit Armbrust, die der Bildhauer Fritz Behn geschaffen hatte.12 Im Vorraum sollten große Wandgemälde des bekannten Kolonialmalers Walter von Ruckteschell die Leistungen Deutschlands auf medizinischem Gebiet in den Kolonien anschaulich machen. Dazu gehörten die Bekämpfung der Schlafkrankheit, die Pockenimpfung und das Feldlazarett. Um die Anziehungskraft multimedialer Präsentation wissend, zeigte man dazu einen Film der „Afrika-Expedition“ der IG-Farbenindustrie A.-G. Eine Büste des „großen“ Robert Koch komplementierte das Arrangement. Im Hauptraum sollten drei riesige künstliche Palmen, gelbbraune Kokosmatten auf dem Boden und „Palavertrommeln“ das „AfrikaFeeling“ herstellen.13 Die Trommeln repräsentierten „primitive Vorstufen“ moderner Medien und moderner Kommunikation. Drei Büsten stellten „die großen Söhne des deutschen Volkes, die Pioniere deutscher Kultur im dunklen Afrika“ dar.14 Gemeint waren damit Gustav Nachtigal, Carl Peters und Hermann von Wissmann, die mit äußerster Brutalität afrikanische Gebiete für das Deutsche Reich in Besitz genommen hatten.15 An den Wänden fanden sich Tafeln, die die Bedeutung der ehemaligen Kolonien für die Wirtschaft veranschaulichen sollten. Die ausgestellten kolonialen Druckerzeugnisse waren schließlich in Vitrinen zu besichtigen. „Ruhebänke in Form von gelben Warenballen“16 sollten zum Verweilen einladen. Wie viele Besucher sich im Rahmen ihres „Pressa“-Besuchs die „Koloniale Sonderschau“ tatsächlich ansahen, ist nicht mehr zu rekonstruieren. In einem internen Bericht über die Schau wird optimistisch davon ausgegangen, dass ein Großteil der Besucher an Deutschlands kolonialen Leistungen interessiert gewesen sei. Die kolonialrevisionistische Bewegung feierte sich ob des vermeintlichen Erfolges der Sonderschau in zahlreichen Artikeln in einschlägigen Zeitschriften selbst. Die Journalistin und Kolonialpropagandistin Else Frobenius gab am Ende ihres Berichts über die „Koloniale Sonderschau“ der Hoffnung der kolonialrevisionistischen Bewegung Ausdruck, wenn sie schreibt: „Es geht wie ein Schrei durch diese Schau, der Schrei eines gequälten Volks, das nach Luft ringt. Sie ist propagandistisch glänzend aufgemacht und mit künstlerischem Empfinden aufgebaut. Das Ausland muß ihre Sprache verstehen.“17

„Ohne Kolonien Armut und Not“ Deutsche Kolonialausstellung unter dem Hakenkreuz Marianne Bechhaus-Gerst

„Die koloniale Schuldlüge ist erst tot, wenn wir unsere Kolonien wiederhaben“,1 heißt es im Katalog zur „Deutschen Kolonialausstellung“ 1934 in Köln. Die Ausstellung stand ganz im Zeichen kolonialrevisionistischer Propaganda. Schon das Eröffnungsdatum, der 1. Juli, war nicht zufällig gewählt; es war der „Erinnerungstag des Erwerbs deutschen Kolonialbesitzes“ 50 Jahre zuvor auf der so genannten Kongo-Konferenz in Berlin.2 Die vom Reichskolonialbund eingerichtete Ausstellung war zuvor mit großem Erfolg in Berlin gezeigt worden. Nun arbeitete man mit der Messe- und AusstellungsG.m.b.H., Köln zusammen und wollte dem Kölner Publikum das koloniale „Projekt“ ans Herz legen.3 Als Schutzherren der Ausstellung zeichneten so illustre Namen wie Gouverneur a.D. Dr. Heinrich Schnee, Reichsstatthalter Franz Xaver Ritter von Epp, Herzog Adolf Friedrich zu Mecklenburg, alles verdiente „Alte Afrikaner“. Schnee, Präsident des Reichskolonialbundes, bemerkte in seinem Geleitwort: „Die Deutsche Kolonialausstellung in Köln 1934 soll dazu beitragen, den kolonialen Gedanken in die Herzen und Köpfe einzupflanzen, damit das deutsche Volk die ungeheure Bedeutung überseeischen Besitzes für Deutschland erkennt. Gerade unsere Schwierigkeiten der Einfuhr von Rohstoffen aus Übersee müssen jedem Deutschen zu denken geben. Wie anders würden wir dastehen, wenn wir diese Rohstoffe aus eigenen Kolonien einführen könnten! Wir müssen uns darüber klar werden: Ohne Kolonien Armut und Not, mit Kolonien Arbeit und Brot!“4 Der Vorsitzende des Ortsverbandes Köln, Kettniß, wertete die Rückgabe der Kolonien als Volksforderung. „Reichseigene Kolonien“, so listet er in seiner Einleitung auf, „liefern überseeische Rohstoffe ohne Devisenhergabe, sichern Absatzmärkte für deutsche Erzeugnisse, verbreitern den Geltungsbereich der Reichsmark, bieten Lebensraum für deutsche Volksgenossen, weiten das Blickfeld für die strebsame deutsche Jugend, geben Anreiz für Kapitalanlage deutschen Unternehmertums unter deutschem Recht, tragen zur Umsatzbelebung des Inlandgeschäftes bei, machen unabhängig vom Ausland, fördern deutsche See- und Weltgeltung, sind eine Lebensfrage für die deutsche Wirtschaft.“5 Die Ausstellung in Köln wurde nicht unverändert aus Berlin übernommen. Die wissenschaftliche Leitung übertrug man dem Professor für Geographie Franz Thorbecke.6 Dieser richtete unter anderem einige Räume ein, in denen die Arbeit wissenschaftlicher Expeditionen dargestellt wurde. Ein „echtes Expeditionszelt“ stand im Zentrum dieser Abteilung, und der Betrachter erfuhr „von den Mühen und Strapazen, die die Herstellung einer Kolonialkarte“ erforderte.7

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Abb. 1: Der Blick in die Ausstellung zeigt links Exponate aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde und rechts „lebende Vegetationsbilder“.

Die Ausstellung gliederte sich in zwei Hauptgruppen: 1. Koloniale Wirtschaft und Heimat und 2. Die einzelnen Kolonien und die koloniale Bewegung. Gemäß der seit 1896 bei der ersten großen Kolonialausstellung in Berlin etablierten Einrichtungstradition gab man einen Überblick über die afrikanischen Kulturen, übrigens mit Leihgaben aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum, präsentierte Länderabteilungen, thematische Bereiche wie Kolonialwirtschaft, koloniale Schularbeit, Tropenhygiene, Missionen, aber auch Zoologie und Insektenkunde. „Auf kluge Weise“, heißt es in einem Artikel aus der Saarbrücker Zeitung, „ist die wirtschaftliche Verbindung zwischen Kolonie und deutscher Industrie veranschaulicht“.8 So waren die Kölner Unternehmen Felten & Guilleaume, Franz Clouth Rheinische Gummiwarenfabrik, Johann Maria Farina, Ferdinand Mühlens, Heinrich Holbeck (Südfrüchte), HumboldtDeutzmotoren, Gebrüder Stollwerck und C.H. Ruppel Zigarrenimport mit Ständen auf der Ausstellung vertreten. Aus der näheren Umgebung kamen die Venditor Kunststoffverkaufsgesellschaft und die Dynamit-Aktiengesellschaft aus Troisdorf sowie die I.G. Farbenindustrie aus Leverkusen mit Exponaten.9 Um den Besuchern das Fremde näher zu bringen, hatte man „lebende Vegetationsbilder“ geschaffen und sogar eine echte Baumwollkultur angelegt. Man konnte – für die Zeit sicher kein alltäglicher Genuss – frische Ananas und Bananen aus

Deutsche Kolonialausstellung unterm Hakenkreuz

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Abb. 2: Die Kölner Wirtschaft war unter anderem durch die Firma Felten & Guileaume auf der Ausstellung vertreten.

Kamerun kosten. Außerdem hatte man Süßkartoffeln, Reis, Zuckerrohr, Kaffee, Kakao und Gewürzpflanzen aus den ehemaligen Kolonien importiert.10 Zwar hatte man auf eine begleitende „Völkerschau“ verzichtet, dafür präsentierte man Gipsabformungen „der Köpfe aussterbender Rassen“, die der Deutsche Hans Lichtenecker 1931 in der Kolonie Deutsch-Südwestafrika (heute: Namibia) angefertigt hatte. Der 1891 geborene Lichtenecker hatte Abdrücke von Gesichtern, aber auch von Gliedmaßen der Nama, San und Herero genommen. Dies geschah vorgeblich aus wissenschaftlichen Gründen. Lichtenecker handelte im Auftrag des Anthropologen und „Rassenhygienikers“ Prof. Dr. Eugen Fischer, der zuvor Untersuchungen an den „Rehobother Bastards“ vorgenommen hatte.11 Fischer kann als Vordenker der nationalsozialistischen Rassentheorien und der „Endlösung der Judenfrage“ gelten. Insgesamt 30 der von Lichtenecker hergestellten Köpfe wurden den Besuchern gezeigt und gaben vermeintlich „einen absolut zuverlässigen, photographisch genauen Beleg für die wissenschaftliche Arbeit her“.12 Bei der Eröffnung versammelten sich ehemalige Kolonialkrieger in ihren Uniformen und mit ihren Fahnen. Nach insgesamt 64 Tagen hatten 120.000 Personen die Ausstellung besucht, ein erneuter Erfolg, der gewiss zur Entscheidung beitrug, die Exponate auf Tournee zu schicken.13 „Kolonial- und Ostpolitik schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich“, stand in großen Lettern über dem Durchgang zu einem der Ausstellungsräume geschrieben.14 Die kolonialrevisionistische Bewegung war sich offenbar schon 1934 bewusst, dass Hitlers Blick gen Osten gerichtet war, und demonstrierte Stärke.

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Marianne Bechhaus-Gerst

Abb. 3: Makabre Präsentation der Gipsabformungen von Hans Lichtenecker.

Mit deutlich mehr Pathos beschreibt der Artikel der Saarbrücker Zeitung vom 29. Juli 1934 die Zielsetzung der Ausstellung in Köln: „Die Ausstellung ist ein Ort der Erinnerung, der Besinnung und schmerzlichen Bedauerns. Zugleich geht von ihr eine Aufforderung aus, eine Frischung und Stärkung des Bewusstseins von der Notwendigkeit der Kolonien für ein europäisches Volk, dessen Grenzen viel zu eng sind. Am Eingang der Ausstellung hängt die Fahne, die alte, echte Fahne, die Wissmann mit sich führte. Sie ist noch unverbraucht.“15

Die Kölner Universität und die kolonialrevisionistische Bewegung Anne-Kathrin Horstmann

„Als ein großes Kulturvolk hat das deutsche Volk das Recht und die Pflicht, an der wissenschaftlichen Erforschung der Welt und an der Erziehung unterentwickelter Rassen als einer gemeinsamen Aufgabe der zivilisierten Menschheit mitzuwirken. Es hat nach dieser Richtung in seinen Kolonien Außerordentliches geleistet“, heißt es nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg von deutscher Seite 1919 bei den Vertragsverhandlungen in Versailles.1 Fast verzweifelt wurde versucht, mit dem Argument der großen wissenschaftlichen „Erfolge und Leistungen“ den Verlust der deutschen Gebiete zu verhindern und schließlich eine koloniale Revision zu begründen. Doch es half alles nichts: Die reale deutsche Kolonialzeit fand ihr Ende – die enge Verbindung zwischen Kolonialbewegung und Wissenschaft endete jedoch nicht. Renommierte Wissenschaftler propagierten im Rahmen der kolonialrevisionistischen Bewegung die Notwendigkeit der Rückgewinnung der ehemals deutschen Kolonien und beteiligten sich aktiv an den Planungen eines neuen „mittelafrikanischen Großreichs“ unter deutscher Führung.2 Auch an der 1919 gegründeten Universität zu Köln warb man weiterhin für den Kolonialgedanken und nutzte die Rahmenbedingungen der kolonialrevisionistischen Bewegung für die eigene Forschung. Bis in die 1940er Jahre wurde dort Kolonialwissenschaft betrieben.3

Abb. 1: Die Kölner Universität auf einer Postkarte aus dem Jahr 1937. Zu dieser Zeit spielten „Kolonialfragen“ in Forschung und Lehre eine wichtige Rolle.

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Anne-Kathrin Horstmann

Nicht nur Fächer wie die Geographie und die Ethnologie beteiligten sich an dieser Bewegung, sondern auch Disziplinen wie die Botanik, die Zoologie, die Wirtschaftswissenschaften, die Medizin oder die vergleichende Sprachwissenschaft. Man beschäftigte sich in Forschung und Lehre mit afrikanischen Nutzpflanzen, mit der Wirtschaftsgeschichte Afrikas, mit Tropenmedizin und Tropenhygiene und lehrte Swahili als eine der wichtigsten Kolonialsprachen. In Vorlesungen und Seminaren wurden die „Deutschen Kolonien“ weiterhin fleißig erforscht, und die Universität wurde dadurch Teil der kolonialrevisionistischen Bewegung. Koloniale Propaganda wurde als Wissenschaft getarnt und eine koloniale Wiederbetätigung wissenschaftlich zu legitimieren versucht. Besonders nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten, als die Kolonialbewegung insgesamt noch einmal einen Aufschwung erfuhr, versuchten Kolonialwissenschaftler, die Gunst der Stunde zu nutzen und ihr Wissen für die sich intensivierenden Kolonialplanungen zur Verfügung zu stellen. Vor allem zum Ende der 1930er Jahre lässt sich diese erneute Nachfrage und die wiederaufblühende koloniale Euphorie an der Kölner Universität verorten. Seit dem Sommersemester 1938 wurden Vorlesungen, Seminare und Übungen mit kolonialen Themen im Vorlesungsverzeichnis gesondert und damit nicht zu übersehen in einer eigenen Rubrik „Kolonialfragen“ zusammengefasst.

Abb. 2: Auszug aus dem Vorlesungsverzeichnis vom Wintersemester 1938/39

Im selben Jahr wurde auch eine eigene „Zentralstelle für Kolonialfragen“ an der Universität eingerichtet. Diese hatte die Aufgabe, die kolonialen Anstrengungen der Universität zentral zu koordinieren, koloniale Fragen, die an die Universität herangetragen wurden, zu beantworten, aber auch praktische Dinge wie die Beschaffung von kolonialwissenschaftlicher Literatur zentral zu regeln sowie „dafür zu sorgen, den kolonialen Gedanken in unserer akademischen Jugend wachzuhalten und sie für den

Die Kölner Universität und die kolonialrevisionistische Bewegung

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Wiederbesitz unserer Kolonien vorzubereiten“.4 In einem Schreiben des damaligen Rektors von Haberer heißt es: „Es hat sich als notwendig erwiesen, in Zusammenarbeit mit dem Reichskolonialbund an der Universität koloniale Fragen in Forschung und Unterricht besondere Beachtung zu schenken. Zur Lösung der so erwachsenen Aufgaben ist eine Zentralstelle für koloniale Fragen eingerichtet worden […].“5 Bis dahin hatte vor allem der Geograph Franz Thorbecke als „kolonialer Vertreter“ der Universität fungiert.6 Als die „Zentralstelle für Kolonialfragen“ gegründet wurde, wurde er jedoch trotz seines intensiven kolonialen Engagements mit keinem führenden Posten versehen. Er war kein NSDAP-Mitglied und konnte deshalb vermutlich kein führendes Amt in der mit dem Reichskolonialbund gemeinsam gegründeten Zentralstelle einnehmen. Leiter derselben wurde der Botaniker Hermann Sierp, sein Stellvertreter der Ethnologe und Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums für Völkerkunde Martin Heydrich – beide an kolonialen Fragestellungen ihrer Fachbereiche interessiert und Parteimitglieder. Wie ein Blick auf die Mitgliederliste der Zentralstelle zeigt, wurde die Arbeit der Zentralstelle jedoch von zahlreichen weiteren Professoren und Dozenten der unterschiedlichsten Disziplinen, „deren Lehrgebiet mit dem Gebiet der kolonialen Wissenschaften irgendwie zusammenhängt“, unterstützt.7 Die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem künftigen deutschen „mittelafrikanischen Großreich“ vernetzte die verschiedenen Fakultäten fächerübergreifend miteinander. Disziplingrenzen Einzelner verschwammen angesichts des gemeinsamen

Abb. 3: Mitgliederliste der Zentralstelle für Kolonialfragen an der Universität zu Köln

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Anne-Kathrin Horstmann

kolonialen Arbeitsfelds, wie die ebenfalls ab dem Wintersemester 1938 angebotenen interdisziplinären „Kolonialwissenschaftlichen Kolloquien für Hörer aller Fakultäten“ zeigen. Diese sollten in einem „grösseren Rahmen“ die „Verbreiterung und Vertiefung kolonialer Kenntnisse in der Kölner Studentenschaft“8 fördern. Sie verbanden Inhalte aus der Geographie, der Ethnologie, der Medizin und der Botanik; vereinzelt wurden auch Themen aus den Wirtschaftswissenschaften angerissen. Ziel war es vor allem, „allgemeinere, verschiedene Fakultäten gleichermaßen berührende Probleme“ zu besprechen.9 Die koloniale Propaganda, die seit der Neugründung der Universität ihren Weg in die Hörsäle fand, trug auch ihre Früchte in der Studentenschaft. Im Januar 1931 gründeten Studierende den Akademischen Kolonialbund. In der Universitätszeitung heißt es dazu: „Der Akademische Kolonialbund bezweckt die Förderung des kolonialen Gedankens. Er will in erster Linie innerhalb des deutschen Akademikertums, darüber hinaus aber mit dessen Hilfe im gesamten deutschen Volke der Erkenntnis Geltung verschaffen, daß Deutschland eine seiner Bevölkerungszahl, seinen Bedürfnissen und seiner Leistungsfähigkeit entsprechende koloniale Betätigung nicht entbehren kann.“10 Neben regelmäßigen Diskussionsrunden innerhalb der Studentenschaft wurden auch öffentliche Vortragsabende veranstaltet. Der Akademische Kolonialbund reihte sich damit in eine Tradition ein, die an der Universität stets groß geschrieben wurde: Jedes Semester wurden öffentliche Vorlesungen und Vorträge „eigens für die breitere Öffentlichkeit durchgeführt [...]“. Der Grundgedanke war, „die Kölner Bürgerschaft, die in der Gesamtheit die Universität trägt, an der akademischen Arbeit teilnehmen zu lassen“.11 Koloniale Themen spielten dabei immer eine Rolle. Es wurden Vorträge von internen und externen Fachleuten zu Themen wie „Deutsche Kolonien in Afrika (1. Teil): Unsere westafrikanische Tropenkolonie Kamerun“, „Schlafkrankheit und Malaria in ihrer Bedeutung für die Kolonialpolitik“ oder „Die Bedeutung der kolonialen Nutzpflanzen für die Rohstoffversorgung Deutschlands“ gehalten12, sowie ganze Vortragsreihen in Zusammenarbeit mit der Lokalabteilung Köln der Deutschen Kolonialgesellschaft angeboten.13 Der Anklang in der Bevölkerung scheint groß gewesen zu sein, wie ein Artikel aus der Kölnischen Volkszeitung anlässlich eines Vortrages zum Thema „Deutsch-Ostafrika und sein Schicksal im deutsch-britischen Ringen“ exemplarisch zeigt. Dort heißt es: „Der Andrang von Hörerinnen und Hörern aus den verschiedenen Berufsschichten und Altersstufen war stark, so daß die halbierte Aula sich fast als zu klein erwies.“14 Erst als die Nationalsozialisten im Zweiten Weltkrieg ihre Ansprüche auf ein afrikanisches Großreich aufgeben mussten, endete auch das koloniale Engagement an der Kölner Universität.

„Künstlerischer Pionier des deutschen Kolonialgedankens“. Der Tierplastiker Fritz Behn Joachim Zeller Köln beherbergt mehrere Werke des Münchner Bildhauers Fritz Behn, darunter die bronzenen Figurengruppen „Diana mit springender Antilope“ am Sachsenring, „Mädchen mit Panther“, eine Plastik, die im Kölner Zoo steht, oder einen „Panther“ im Marienburger Südpark. Wer war dieser Künstler und was hat er mit der deutschen Kolonialgeschichte zu tun?

Abb. 1: Fritz Behn: „Diana mit springender Antilope“, Bronze, vor 1919, Köln, Sachsenring. Mit seinen dekorativen und handwerklich stets perfekt ausgeführten (Tier-)Plastiken errang Behn schon früh internationale Anerkennung.

Fritz Behn (1878–1970) gehört zu den profiliertesten deutschen Tierbildhauern des 20. Jahrhunderts.1 Die Tierwelt Afrikas stand zeitlebens im Mittelpunkt seines künstlerischen Schaffens. Auf drei ausgedehnten, in den Jahren 1907/08, 1909/10 und 1931/32 unternommenen Reisen durch Deutsch-Ostafrika (heute Tansania, Burundi, Ruanda) und Britisch-Ostafrika (heute Kenia) studierte er ausgiebig die afrikanische Tierwelt. Die Behn’schen Expeditionen sind ein beredtes Beispiel für den Eskapismus jener Tage. Wie andere Künstler seiner Zeit hatte es ihn aus Europa mit seiner „organisierten Überzivilisation“ in die Exotik der Tropen, in die „Wildnis zu den wilden Menschen und Tieren“ hinausgezogen. Der „dunkle Kontinent“ erschien

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Joachim Zeller

ihm als Hort ungebrochener Vitalität und Ursprünglichkeit. Einmal mehr sollte der Jungbrunnen „Afrika“ zur Erneuerung der „degenerierten“ Kultur des Westens herhalten. Von dem auf den Reisen erlegten Großwild fertigte er Gipsabgüsse, die er mit nach Europa brachte und zu Studienzwecken in seinem Atelier aufstellte. Behn hielt sogar zeitweise zwei Löwen in seinem Gartenatelier in der Münchner Mandlstraße. Sein umfangreiches Oeuvre umfasst eine Vielzahl von Groß- und Kleinskulpturen, Löwen, Leoparden, Antilopen, Büffel, Nashörner, Elefanten darstellend, die Zeugnis von seinen afrikanischen Expeditionen ablegen. Behn schwärmte: „Afrika ist vielleicht das Land der Bildhauer...“ Die afrikanischen Kolonien des deutschen Kaiserreichs sah er als „eine ungeheure Fundgrube für die bildende Kunst, in gewisser Beziehung sogar für einen Jungbrunnen unserer Kunst“.

Abb. 2: Fritz Behn: „Mädchen mit Panther“, Bronze, um 1920, Zoologischer Garten Köln

Vor und nach dem Ersten Weltkrieg stellte sich der Künstler in den Dienst der deutschen Kolonialbewegung.2 So wurde nach seinen Plänen 1932 in Bremen das von der Deutschen Kolonialgesellschaft gestiftete „Kolonial-Ehrenmal“ errichtet. Das Monument in Gestalt eines über einer Krypta stehenden, fast 10 Meter hohen afrikanischen Elefanten sollte als Mahnmal, als ein Symbol für den anhaltenden Anspruch Deutschlands auf seine durch den Versailler Vertrag (1919) verloren gegangenen Kolonialgebiete fungieren. Die Inschrift lautete: „UNSEREN KOLONIEN“. Bei dem in der Hansestadt ausgeführten Denkmal handelte es sich um eine modifizierte Fassung eines Entwurfs, den der Bildhauer 1913/14 für den Wettbewerb zur Errichtung eines Kolonialkriegerdenkmals in Berlin eingereicht und mit dem er seinerzeit den ersten Preis gewonnen hatte. Die Berliner Denkmalplanungen waren jedoch infolge des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges nicht mehr zur Ausführung gelangt. Das Monument in Bremen war neben dem „Wissmann-Denkmal“ in Hamburg die zentrale Kultstätte in Deutschland, an der die Vertreter der Kolonialbewegung zusammenkamen, um öffentlichkeitswirksam neokoloniale Propaganda zu betreiben.3

Der Tierplastiker Fritz Behn

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Das kolonialpolitische Engagement von Behn kam in der Mitarbeit an einem weiteren ehrgeizigen Denkmalprojekt der kolonialrevisionistischen Bewegung zum Ausdruck, dem seit 1930 bei Eisenach geplanten „Reichskolonial-Ehrenmal“. Vorgesehen war ein raumgreifender Memorialkomplex, dessen Zentrum ein „Ehrenhof“ und ein „Mahnmal“ in Form eines als Palme stilisierten, dreißig Meter hohen Obelisken bilden sollte. Der Entwurf für den Obelisken stammte von Behn. Allerdings erwies sich in den folgenden Jahren die Beschaffung von Spendengeldern als nicht zu lösendes Problem, weshalb das von Anfang an überdimensionierte Eisenacher Denkmalprojekt nie über die Planungsphase hinausgelangte. Behn betätigte sich zudem als Porträtist von Persönlichkeiten aus der Kolonialpolitik: Schon 1912 hatte er eine Bronzebüste des Staatssekretärs des Reichskolonialamtes, Dr. Wilhelm H. Solf, modelliert und 1960 eine Büste von Paul von Lettow-Vorbeck, dem „Held von Ostafrika“ und Symbolfigur der deutschen Kolonialbewegung in den 1920er und 1930er Jahren.

Abb. 3: „Panther“, Bronze, um 1920, Marienburger Südpark in Köln.

In seinen beiden Afrika-Büchern („‘Haizuru...‘ Ein Bildhauer in Afrika“ [1918] und „Kwa Heri - Afrika! Gedanken im Zelt“ [1933]), in denen Behn die Erlebnisse seiner Reisen durch den „dunklen Erdteil“ schildert, äußerte er sich auch zu kolonialpolitischen Fragen. Er vertrat einen rigiden Herrenstandpunkt: Die koloniale Vorherrschaft der Europäer sei nur durch eine „strikte Trennung zwischen Schwarz und Weiß“ aufrechtzuerhalten, auch seien „Rassenmischehen“ abzulehnen. „Rassengefühl“, so Behn, „bedeutet hier, wie überall, alles. Unser weißes Prestige allein setzt uns in den Stand, unsere Kolonien zu halten. Wie können wir es sonst wagen, mit diesen paar Tausend Europäern, Millionen Schwarzer im Zaume zu halten? Ein warnendes Beispiel sei uns Amerika, das längst seine Humanitätsideen in der Negerfrage bereut.“4 Bezeichnend für Behn als entschiedenem Verfechter deutscher Kolonialpolitik ist dessen publizistischer Einsatz für den durch seine Kolonialskandale kompromittierten Carl Peters („Hänge-Peters“), den er jeglicher Vergehen frei sprach.5

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Dass Fritz Behn – der ebenso mit Grabmälern, Brunnenanlagen, Kriegerdenkmälern, Personendenkmälern (z.B. das Albert-Schweitzer-Denkmal in Günsbach/Elsaß) wie als Zeichner, Maler6 und Tierfotograf hervortrat – nach 1945 ignoriert und weitgehend in Vergessenheit geriet, hängt vor allem mit dessen Werdegang in den Jahren der nationalsozialistischen Herrschaft zusammen. Der in politischen Fragen erzkonservative Behn vertrat schon früh antidemokratische und national-völkische Positionen. Noch im Monat von Hitlers Machtübernahme votierte er für die Wiedereinsetzung der bayerischen Monarchie. Aus seiner Sympathie für die Diktatoren Europas machte er keinen Hehl. Desavouierend bleibt das Buch, in dem Behn die Entstehung seiner Mussolini-Büste schildert („Bei Mussolini - Eine Bildnisstudie“ [1934]). Er bringt darin offen sein elitär-demokratiefeindliches Weltbild zum Ausdruck und verherrlicht den „Duce“ und den italienischen Faschismus; sogar antisemitische Töne sind in dem Buch zu finden. Weniger bekannt ist seine Porträtbüste von Hitler, die er später im Auftrag der Lübecker Handelskammer schuf. Die Professur an der Wiener Kunstakademie, die Behn von 1939 bis 1945 bekleidete, wäre ihm sicherlich nicht ohne die nötige Anpassung an das NS-Regime angetragen worden. Als erklärter Anti-Modernist hatte er fortgesetzt gegen die avantgardistischen Strömungen der zwanziger Jahre und gegen das „Chaos der Kulturzersetzung“7 gewettert. Gleichwohl spielte er in der Bildhauerei des Dritten Reichs eine eher nachgeordnete Rolle. Bei alledem kann Fritz Behn, der einstmals als „künstlerischer Pionier des deutschen Kolonialgedankens“8 gefeiert wurde, mit seinem umfänglichen Werk von Tierskulpturen zu den wichtigsten deutschen Animaliers des 20. Jahrhunderts gezählt werden. Er gehört zu jener Riege von Bildhauern, die der autonomen Tierskulptur in Deutschland zum Durchbruch verhalf. Mit seinen überwiegend naturalistischen Tierdarstellungen, die er mal mehr, mal weniger stilistisch überformte, gelang Behn ein eigenständiger Beitrag zur Kunstgeschichte. Gleichwohl wird Fritz Behn, der bei vielen Kritikern in Ungnade gefallen ist, auch weiterhin die Gemüter polarisieren. Man wird nicht umhin können, ihn als eine widersprüchliche, keinesfalls unproblematische Künstlerpersönlichkeit zu akzeptieren.

Objekte aus deutschen Kolonien im Rautenstrauch-Joest-Museum Larissa Förster Als Adele Rautenstrauch im Jahr 1900 eine Summe von 250.000 Mark für den Bau eines neuen Völkerkundemuseums stiftete, hoffte sie, dass das Museum „das Verständnis der unsere Colonien bewohnenden Völker fördern werde“.1 Die Schwester des Forschungsreisenden Wihelm Joest und Witwe des einflussreichen Händlers und Stadtpolitikers Eugen Rautenstrauch knüpfte damit an jene Neugier auf das Fremde an, die die Kolonialbewegung, Völkerschauen im Kölner Zoo, aber auch Bücher, wie die Reiseaufzeichnungen ihres Bruders, in der Kölner Bevölkerung geweckt hatten. 1906 wurde das Museum am Ubierring in der Kölner Südstadt eröffnet – gute 100 Jahre später zog es in den Neubau im Kölner Zentrum, in dem es heute logiert. Das Zitat von Adele Rautenstrauch weist darauf hin, wie eng die Entstehung der Institution Völkerkundemuseum mit der kolonialen Erschließung und Eroberung der außereuropäischen Welt verknüpft ist. Völkerkundemuseen, wie sie in Deutschland Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet wurden, waren Orte kolonialer Wissensproduktion. Doch erhielten sie ihre Objekte nicht nur von den Pionieren der kolonialen Wissenschaft, sondern auch von Kolonialbeamten, Soldaten und Händlern.2 Die Museen profitierten mithin von den Netzwerken, die im Zuge der kolonialen Expansion Europas in Afrika, Asien, Ozeanien und Amerika etabliert worden waren. Der Kulturanthropologe Leo Frobenius schrieb 1925 im Rückblick über diese Zeit: „Die ethnographischen Museen schwollen an wie trächtige Flusspferde.“3 Im Falle des Rautenstrauch-Joest-Museums ist dies mit Zahlen eindrücklich zu belegen: Mehr als die Hälfte der über 65.000 Objekte, die das Museum bis heute gesammelt hat, wurden bis 1918, also bis zur Abtretung der Kolonien infolge des Vertrags von Versailles, erworben. Etwa ein Drittel der bis 1918 gesammelten Objekte stammte dabei aus den deutschen Kolonialgebieten. Der Löwenanteil hiervon war aus Deutsch-Neuguinea beschafft worden, und zwar insgesamt 8.600 Objekte.4 Unverkennbar ist also der Zusammenhang zwischen kolonialer Erschließung und musealem Sammeleifer. Treibende Kräfte hinter solcher Sammelwut waren damals auch theoretische Strömungen und Schulen, wie etwa der Evolutionismus bzw. Sozialdarwinismus, der Diffusionismus und die vor allem in Deutschland und Österreich verbreitete Kulturkreislehre. Den Vertretern dieser Forschungsrichtungen galten viele nicht-westliche Gesellschaften – zumal angesichts ihrer Marginalisierung durch die koloniale Expansion – als vom Aussterben bedrohte Kulturen. Daher riefen sie zur Rettung wenigstens der materiellen Zeugnisse dieser Kulturen auf, was dazu führte, dass Wissenschaftler, Reisende und Kolonisten die Artefakte kolonisierter Gesellschaften vieler-

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orts geradezu zusammenrafften. Insbesondere die Anhänger der Kulturkreislehre, zu deren Zentren Köln zählte, benötigten Belegmaterial aus fremden Kulturen in großen Mengen, um die Existenz bestimmter Objekttypen in unterschiedlichen Gesellschaften systematisch dokumentieren und auf dieser Grundlage sogenannte „Kulturkreise“ erkennen und voneinander abgrenzen zu können. Die unterschiedlichen „Entwicklungsstufen“, auf denen sich die Kulturen der Welt dem damaligen Verständnis nach befanden, wurden in den Schausammlungen der ethnologischen Museen oft durch ein entsprechendes Arrangement der Artefakte visualisiert. Auch der erste Direktor des Rautenstrauch-Joest-Museums, Wilhelm Foy, verteilte die verschiedenen Kulturen so über die Stockwerke des Hauses, dass vermeintlich „primitive“ Gesellschaften wie die australischen Aborigines im Keller des Hauses, vermeintlich „zivilisiertere“ Gesellschaften dagegen auf den oberen Etagen zu sehen waren.5 Es sind diese Aspekte der Verquickung der Sammlungs- und Ausstellungsgeschichte ethnologischer Museen mit kolonialen Interessen, Denkmustern und kolonialer Wissenschaftspraxis, die die Institution des ethnologischen Museums zu einem Erbe des kolonialen Zeitalters machen und an sie die Frage stellen, wie dieses Erbe heute kritisch zu beleuchten, aufzuarbeiten und neu zu kontextualisieren ist. Am Beispiel dreier Objekte aus der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums wird im Folgenden der Versuch einer solchen Aufarbeitung gemacht. Der Handel mit ethnografischen Objekten in Deutsch-Neuguinea

Abb. 1: Reißwaffe von der Insel Wuvulu, der westlichsten Insel des zum heutigen Papua-Neuguinea gehörigen Bismarck-Archipels; ge-sammelt 1902/1903 (Maße ohne Futteral: 19 cm x 2 cm x 8 cm; Inventarnr.: 15632)

Bevor (Museums-)Ethnologen professionelle Expeditionen in ferne Weltgegenden auszurichten begannen, machten sie sich die weitgespannten kolonialen Handels-

Objekte aus deutschen Kolonien

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netzwerke zunutze. In der Südsee beispielsweise agierten damals die Kolonial- und Handelsgesellschaften Godeffroy, Neuguinea-Kompagnie und Hernsheim, die ihre lokalen Händler und Kapitäne regelmäßig auch Ethnographica mitbringen ließen und teils sogar Sammler engagierten, um die Nachfrage der Museen nach außereuropäischen Artefakten zu befriedigen. Die Verquickung der frühen Museumsethnologie mit den privaten Handelsunternehmungen zeitigte oftmals fatale Auswirkungen. Objekte wie die Reißwaffe von der Insel Wuvulu, die damals Teil der Kolonie Deutsch-Neuguinea war, zeugen davon bis heute (Abb. 1).6 Die Reißwaffe erscheint bis auf die Haifischzähne eigentlich unspektakulär – zumal sie nur eine von mehreren tausend Waffen aus der OzeanienSammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums ist, die ihrerseits die Fokussierung der frühen Sammler – in der Regel Männer – auf bestimmte Objektgattungen belegen. Doch ihr Erwerb durch das Museum im Jahr 1905 stellt den Endpunkt einer Geschichte dar, in der die Sammelwut europäischer Ethnologen als Auslöser für vielschichtige Dynamiken zwischen Metropole und Kolonien gelten muss und in der die komplexen Aus- und Rückwirkungen kolonialer Sammelpraktiken besonders deutlich werden. Der Ethnologe und Historiker Rainer Buschmann hat diese Dynamiken für Deutsch-Neuguinea anschaulich nachgezeichnet.7 Als erster hatte im Jahr 1893 Ludwig Kärnbach, ein Expeditionsleiter der Neuguinea-Kompagnie, 38 Objekte von der Insel Wuvulu nach Deutschland mitgebracht. Gemäß den Abmachungen zwischen der Kompagnie und dem Königlichen Museum für Völkerkunde in Berlin wurden die Objekte an das Museum verkauft. Der Direktorialassistent des Museums, Felix von Luschan, untersuchte sie und hielt sie für „so eigenartig“, dass er in einem Aufsatz Missionare und Privatleute in DeutschNeuguinea dazu aufrief, weiteres Material aus Wuvulu beizubringen, um die Erforschung der Inselgesellschaft voranzutreiben.8 Eine Kopie dieses Aufsatzes gelangte in die Hände von Vertretern der Firma Hernsheim, die wie die Neuguinea-Kompagnie ebenfalls in der Südsee operierte. Hernsheim etablierte sogleich eine Handelsstation auf Wuvulu, um neben der landwirtschaftlichen Erschließung auch das Sammeln von Ethnographica voranzutreiben.9 Drei Jahre später, das heißt 1896, gelangten folglich weitere 2.000 Artefakte aus Wuvulu über Hernsheim nach Deutschland – zwar nicht ans Berliner, jedoch ans Hamburger Museum für Völkerkunde. Von Luschan allerdings gab sich enttäuscht über die Ähnlichkeit der Objekte mit den zuvor von Kärnbach gesammelten – hatte er doch gehofft, neuartiges Material zu Gesicht zu bekommen. Die Firma Hernsheim engagierte daraufhin den südseeerfahrenen Franz Hellwig, der in den Jahren 1902–1903 weitere rund 3.300 Objekte sammeln konnte – nicht zuletzt, weil die Bewohner Wuvulus angesichts der fortgesetzten Nachfrage begonnen hatten, in großen Mengen Waffen für den Verkauf an Europäer zu produzieren. Wie Buschmann schreibt, hatte sich auf der Insel eine „Ethnographica-Industrie“ herausgebildet, mit der die Insulaner Kapital aus der kolonialen Begegnung zu schlagen suchten.10 Von Zeitgenossen wurde Hellwig dennoch beschuldigt, die Insel „abgesammelt“ zu haben, so „daß dort nichts mehr von den schönen alten Stücken vorhanden ist“.11

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Wie einst die Sammlung Kärnbachs, so wurde auch Hellwigs Sammlung vom Hamburgischen Museum für Völkerkunde erworben. Um die Investition zu refinanzieren, verkaufte das Hamburger Museum doppelt vorhandene Objekte wie die beschriebene Reißwaffe – so genannte Doubletten – an das Berliner und das Kölner Museum für Völkerkunde.12 Weiterverkäufe dieser Art waren in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts eine weit verbreitete Praxis unter deutschen Völkerkundemuseen. Das Kölner Objekt stammt folglich aus der Hellwigschen Sammlung. Im Zuge der Erschließung durch die Handelsgesellschaften wurde auf Wuvulu auch die Malaria eingeschleppt. Die Inselbevölkerung wurde von geschätzten mehreren tausend auf eintausend Personen im Jahr 1902 dezimiert.13 Nicht zuletzt die ethnologische Sammelwut hatte zur Verschlechterung der Lebensbedingungen auf Wuvulu beigetragen. Die Vorstellung von „primitiven“, im Niedergang befindlichen Kulturen, wie sie damals innerhalb wie außerhalb der Wissenschaften verbreitet war, wurde nicht zuletzt durch die praktische Devise „retten, was zu retten ist“, die damals viele Forscher – darunter auch Wilhelm Joest – verfolgten,14 zu einer „self-fulfilling phrophecy“15. Die Reißwaffe von Wuvulu, wie zahlreiche Sammlungsstücke aus dieser Ära möglicherweise bereits für den Handel mit Europäern gefertigt, ist eine Relikt und Dokument dieser kolonialen Dynamiken, in die ethnologische Museen unleugbar verstrickt waren. Königliche Geschenke aus Deutsch-Kamerun

Abb. 2: Sessel aus dem Besitz von Bamum-König Ibrahim Njoya, Kamerun, hergestellt aus Holz, Glasperlen, Kaurischnecken und Raffiagewebe um 1880; von Njoya im Jahr 1908 verschenkt (Höhe 130 cm, Inventarnr.: 43576)

Objekte aus deutschen Kolonien

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Abb. 3: König Njoya hält Audienz vor seinem Palast in Fumban, fotografiert von Marie Pauline Thorbecke zwischen Dezember 1911 und Januar 1912 (Inventarnr.: 193 36)

Ausführlich dokumentiert – unter anderem durch die Arbeiten der Ethnologin Christraud Geary16 – sind solche Dynamiken auch für Kamerun, das 1884/85 infolge der Berliner „Kongo-Konferenz“ deutsche Kolonie wurde. In der Stadt Fumban im Kameruner Grasland regierte zu dieser Zeit König Ibrahim Njoya. Anders als die Oberhäupter benachbarter Königtümer empfing er die Vertreter der neuen Kolonialmacht, die erstmals 1902 in Fumban auftauchten, freundlich und mit diplomatischem Kalkül: Er suchte die Zusammenarbeit mit den Deutschen, ließ sich in Technologie und Künsten von ihnen inspirieren und führte zusammen mit ihnen Krieg gegen gemeinsame Feinde im Norden seines Königreichs. Wie es im Kameruner Grasland üblich war, untermauerte er diese politische Allianz mit Geschenken: In den Jahren 1905 bis 1908 beschenkte er sowohl den deutschen Kaiser als auch dessen Vertreter, darunter den deutschen Gouverneur in der kamerunischen Küstenstadt Buea, mit wertvollen Objekten aus seinem Palastschatz. Die meisten dieser Geschenke wurden von ihren Empfängern später den ethnologischen Museen in Deutschland überlassen.17 Ein Beispiel für Njoyas Schenkungspolitik ist der perlenbesetzte Sessel, den er im Januar 1908 anlässlich einer Geburtstagsfeier zu Ehren des deutschen Kaisers dem deutschen Gouverneur Theodor Seitz überreichte (Abb. 2). Er stellte ein Prestigeobjekt des Königs dar: Die doppelköpfigen Schlangen, die Sitz und Rückenlehne formen, waren ein wichtiges Symbol der Bamum-Könige, die seit ca. 1600 im Kameruner Grasland regierten. Seitz schrieb über das Geschenk: „Der Sessel ist nach dem Seiner Majestät dem Kaiser [bei selbiger Gelegenheit; Anm. der Autorin] überreichten Thronsessel wohl das größte Exemplar eines Bamumstuhls von guter Ausführung und origineller Form, die unter der rasch fortschreitenden und alles nivellierenden Cultur sehr bald ganz verschwinden wird“.18 Was Seitz nicht erkannte, war, dass die „originelle Form“ – insbesondere die Rückenlehne – eine Aneignung des

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Stils und Designs von Objekten der weiter nördlich siedelnden Fulbe, aber auch der Europäer darstellte.19 Denn König Njoya, der auch eine eigene Schrift erfunden hatte, war Visionär und Neuerer zugleich: Unter seiner Regentschaft wurden zahlreiche neue Materialien, Techniken, Formen und Muster aus dem Repertoire benachbarter Gesellschaften und Gruppen in die Künste eingeführt – nicht zuletzt, weil Njoya die Künstler und Kunsthandwerker der von ihm unterworfenen Nachbarreiche an seinem Hofe weiterbeschäftigte. Gouverneur Seitz, der aus Baden stammte, muss den geschenkten Sessel an seinen Landesfürsten, den Großherzog von Baden, weitergegeben haben – so jedenfalls legt es ein Eintrag im Inventar der Großherzoglichen Sammlung für Völkerkunde (später: Badisches Landesmuseum) in Karlsruhe nahe.20 Im Jahr 1927 gab ihn das Museum im Tausch an den Ethnographica-Händler Arthur Speyer ab, der ihn 1953 an das Rautenstrauch-Joest-Museum weitertauschte. Die Geschichte des Kölner Sessels scheint dabei eng mit der Geschichte desjenigen – ebenfalls perlenbesetzten – Thronsessels verbunden, den Njoya bei gleicher Gelegenheit an Kaiser Wilhelm übergab (siehe obiges Zitat) und der eines der Spitzenobjekte des Ethnologischen Museums in Berlin darstellt. Die Geschichte des Berliner Sessels, der in der derzeitigen Dauerausstellung in Dahlem präsentiert wird, ist jedoch wesentlich besser belegt, denn König Njoya verfasste seinerzeit einen Brief an den deutschen Kaiser, in dem er den Thron und drei weitere Objekte als Geschenke aufführte.21 Fest steht daher auch, dass der Thronsessel, den er dem deutschen Kaiser überließ, ein Erbstück von Njoyas Vater, König Nsangu, war. Weil eine in Auftrag gegebene ‚Kopie’ des ererbten Sessels nicht rechtzeitig fertig geworden war, übergab Njoya das Erbstück und behielt die Kopie für sich – ein Triumph für Felix von Luschan, zu diesem Zeitpunkt Direktor der afrikanisch-ozeanischen Abteilung des Berliner Museums für Völkerkunde; denn von Luschan hatte längst ein Auge auf den 1905 durch ein Foto bekannt gewordenen Thron geworfen und die Schenkung durch den in Kamerun tätigen Hauptmann Glauning sogar forcieren lassen.22 König Njoya schien das Original jedoch nicht zu vermissen; er gebrauchte fortan die ‚Kopie’ (Abb. 3), die somit zum Original wurde und heute als Hauptattraktion im Ende der 1920er Jahre von Njoya selbst gegründeten Palastmuseum von Fumban steht.23 Der derzeit amtierende Sultan, El Hadj Ibrahim Mbombo Njoya, ein Enkel von König Njoya, hat möglichen Rückgabeforderungen in Bezug auf den Berliner Thronsessel eine Absage erteilt.24 Die Biografie des Kölner Perlensessels mag weniger greifbar sein als die des Berliner Throns, doch macht gerade sie deutlich, dass Objekte gleichen Stils und gleicher Herkunft in unterschiedlichen Museen oft Teil eines Ensembles und einer, wenn auch komplexen und weit verzweigten deutsch-afrikanischen Beziehungsgeschichte sind. Aufgrund der föderalen Struktur der deutschen Museumslandschaft finden sich „Ausläufer“ derselben Geschichte oft an ganz unterschiedlichen Orten – was die systematische Erforschung von Sammlungsgeschichte(n) in ethnologischen Museen umso wichtiger macht.

Objekte aus deutschen Kolonien

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Der Weg eines Feuerzeugs nach Deutsch-Südwestafrika und zurück

Abb. 4: Schlagfeuerzeug aus dem späten 19. oder frühen 20. Jahrhundert; im Jahr 2005 dem Museum geschenkt von Daniel Ndjombo aus Otumborombonga/Namnib ia (Inventarnr.: 61545)

In seinem Buch „Entangled Objects“25 hat der Ethnologe Nicholas Thomas gezeigt, wie seit der ersten Reise von James Cook in die Südsee (1768–1771) Europäer und Südseebewohner miteinander Tauschhandel betrieben und sich dabei Objekte, Materialien, Techniken und Stile ihres Gegenübers aneigneten. Thomas spricht von „verflochtenen Objekten“, weil der Erwerb, oft aber auch schon die Produktion dieser Artefakte das Ergebnis von transnationalen Verflechtungen zwischen Europa und seinen Kolonien war, wie das Beispiel der Reißwaffe von Wuvulu bereits gezeigt hat. Doch ist mit der Erforschung des Beziehungsgeflechts, innerhalb dessen Objekte ihre Besitzer wechselten, das Ziel schon erreicht? Was folgt aus den Ergebnissen – wenn nicht gerade eine Rückgabe wie im Falle von Kulturgütern, die unter nachweislich zweifelhaften Umständen erworben wurden? Lässt sich die Verflechtungsgeschichte der Objekte – auch wenn das Museum gemeinhin als „Endstation“ derselben gibt – weiterschreiben und wenn ja, wie? Die Erforschung der Biografien von Museumsobjekten stellt in der Tat einen der Wege dar, wie ethnologische Museen auch aktuelle, postkoloniale Verbindungen zu den Herkunftsgesellschaften ihrer Objekte knüpfen können. Auch hierfür findet sich ein Beispiel in der Sammlung des Rautenstrauch-Joest-Museums, und zwar ein Objekt, das infolge der Recherchen zu einer Sonderausstellung über das ehemalige Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) an das Museum gelangte. In der Ausstellung Namibia – Deutschland: eine geteilte Geschichte. Widerstand, Gewalt, Erinnerung26 zeigte das Rautenstrauch-Joest-Museum im Jahr 2004 unter anderem europäische Objekte, die Ende des 19. Jahrhunderts ins südliche Afrika gelangt und dort zu begehrten Handelsobjekten avanciert waren, darunter Waffen und Uniformen, aber auch technische Geräte. Eines der Exponate, ein Schlagfeuerzeug, war dem Museum von einem privaten namibischen Leihgeber zur Verfügung gestellt worden. Er hatte das Feuerzeug von seinem Großvater geerbt, der es seinerzeit für den durchaus üblichen Preis eines Rindes von einem Europäer ertauscht hatte.

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Larissa Förster

Bedauerlicherweise wurde das Feuerzeug aus der Ausstellung gestohlen, der Diebstahl nie aufgeklärt. Der Vorfall erinnerte nicht zuletzt daran, dass Raub und Diebstahl gerade um 1900 auch Teil des westlichen „scramble for African art“ gewesen waren.27 Der Leihgeber des gestohlenen Exponats zeigte sich jedoch keineswegs erbost über den Verlust, sondern schenkte dem Museum ein zweites Schlagfeuerzeug, ebenfalls ein Familienerbstück. Dieses Feuerzeug ist heute Teil der Afrika-Sammlung (Abb. 4) und damit das zweite seiner Art im Bestand des Rautenstrauch-Joest-Museums – das erste Exemplar wurde dem Museum 1902/1903 von Carl Joest, einem Cousin von Wilhelm Joest und Vorsitzenden des Vereins zur Förderung des Rautenstrauch-Joest-Museums überlassen. Doch damit nicht genug. Ein Ausstellungsbesucher aus dem Kölner Umland las im Kölner Stadtanzeiger von der Schenkung des namibischen Leihgebers, kontaktierte das Museum, reiste nach Namibia und schenkte dem namibischen Stifter eine Kuh, um ihm schließlich doch noch den historischen Gegenwert für das „Ersatzfeuerzeug“ auszuzahlen. Die Kuh wurde von ihrem neuen Besitzer „Kaotjitoroha“, zu Deutsch „Feuerzeug“, getauft. Beide Parteien bekräftigten, dass sich hiermit der Kreis schloss und eine Tauschbeziehung, die in der Kolonialzeit ihren Anfang genommen hatte, zu einem guten Ende gekommen war.28 Die Genealogie dieser Tauschbeziehung, die sich über mehr als 100 Jahre erstreckt und diverse Akteure unterschiedlichsten Hintergrunds involviert, steht symbolisch für die Geschichte der Beziehungen zwischen Hererogesellschaft und deutscher Gesellschaft bis heute. Diese Geschichte nahm in der Tätigkeit der Rheinischen Missionsgesellschaft im südwestlichen Afrika im 19. Jahrhundert ihren Ausgang, führte in einen Krieg zwischen Deutschen und Herero im Jahr 1904, und ist bis heute an der Existenz und dem Einfluss der lokalen deutschsprachigen Bevölkerung in Namibia ablesbar. Sie schlägt sich in individuellen Biografien genauso nieder wie etwa im kollektiven Sprachgebrauch: So finden sich im Stammbaum vieler Herero-Familien deutsche Vorfahren, in der Sprache der Herero existieren eine Reihe von deutschen Lehnworten.29 Während hererosprachigen Namibiern diese offenkundige historische Verwandtschaft beider Nationen sehr bewusst ist, wird sie auf bundesdeutscher Seite kaum wahrgenommen. Das Erforschen und Ausstellen von (Sammlungs-)Objekten aus der Kolonialzeit kann solche Verflechtungen jedoch sichtbar machen und den Anstoß für eine postkoloniale Auseinandersetzung mit kolonialer Geschichte geben. Die überwiegend historischen Sammlungen ethnologischer Museen erhalten dadurch neue Aktualität und Relevanz.

Koloniale Straßennamen und Erinnerungskultur Marianne Bechhaus-Gerst

Straßennamen stellen Erinnerungsorte dar. Sie dienen der Orientierung, nicht nur in der Stadt, sondern auch in der Geschichte: Historisch bedeutsame Ereignisse, Orte und besonders Personen werden mit Straßennamen in der kollektiven Erinnerung verewigt und gewürdigt. Benennt man eine Straße nach einer Persönlichkeit, tut man dies, um den Namen dieser Persönlichkeit aktuell und auf Zukunft hin zu ehren und an die Verdienste oder an Gegebenheiten, die mit der Persönlichkeit verbunden sind, zu erinnern. In Köln gibt es zwei Stadtteile, in denen Straßennamen Erinnerungsorte für Personen, Orte oder Ereignisse aus Deutschlands kolonialer Vergangenheit darstellen: Nippes und Ehrenfeld. Die Benennungen erfolgten zu unterschiedlichen Zeiten. In Ehrenfeld fanden sie vor 1918 und damit schon in der Kolonialzeit statt. In Nippes erfolgte die Namensgebung im Zuge kolonialrevisionistischer Bestrebungen in der NS-Zeit. In Ehrenfeld sind es zunächst die Wissmann- und die Gravenreuthstraße, die an vermeintliche koloniale „Helden“ erinnern sollen. Die Benennung erfolgte in Wissmanns Fall schon zu dessen Lebzeiten, am 1. April 1888. Gravenreuth wurde unmittelbar nach seinem Tod, am 30. Dezember 1891, mit einer Straßenbenennung geehrt. Zu Wissmann sei hier auf die entsprechenden Beiträge in diesem Band verwiesen.1 Eine ganz ähnliche, aber weniger bekannte Persönlichkeit war Karl Freiherr von Gravenreuth. Von Gravenreuth war Offizier und ab 1885 in Ostafrika tätig. Er nahm an der sogenann- Abb. 1: Die Straßen in Köln-Ehrenfeld wurden schon in der Kolonialzeit zu Orten der ten „Expedition“ von Carl Peters teil, die Erinnerung und der „Heldenverehrung“. der kolonialen Aneignung weiter Gebiete in Ostafrika durch die Deutschen diente. Nach Gründung der „Schutztruppe“ unter Wissmann trat von Gravenreuth als Kompaniechef in diese ein. Bei der Niederschlagung des „Araberaufstands“ von 1888/89 in Deutsch-Ostafrika kämpfte er an der Seite Wissmanns. Nach einem kurzen Aufenthalt in Europa 1890 ging von Gravenreuth 1891 im Auftrag der deutschen Regierung in die Kolonie Kamerun. Dort angekommen, kaufte er 370 „Dahomeysklaven“ und bildete mit diesen eine Polizeitruppe. Mit Hilfe dieser

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Truppe wurden die ersten kriegerischen Vorstöße ins Inland von Kamerun gemacht. Der Kauf der „Dahomeysklaven“ führte zu der „Dahomey-Kontroverse“ im Deutschen Reich, in der der Vorwurf erhoben wurde, es handele sich um „eine Art verkappter Sklaverei“. Die „Dahomeysklaven“ wurden gegen Entgelt „erworben“ und mussten dann mehrere Jahre ohne Lohn ihren Kaufpreis „abarbeiten“. Diese Leute wurden nicht nur als Polizeisoldaten, sondern auch als Träger eingesetzt. Die Umstände, unter denen sie „arbeiteten“, lassen sich erahnen, wenn ihr Gesundheitszustand als so schlecht beschrieben wird, dass auf Expeditionen täglich Tote unter ihnen zu beklagen gewesen seien, da sie zu krank oder schlicht unterernährt waren, um die Strapazen durchzustehen.2 Mit den Dahomey-Soldaten unternahm von Gravenreuth sogenannte „Strafexpeditionen“ und überfiel Dörfer, denen Fehlverhalten vorgeworfen wurde, brannte diese nieder und vertrieb die überlebenden Einwohner. Bei einer dieser Strafexpeditionen wurde von Gravenreuth am 3. November 1891 beim Sturm auf ein Dorf tödlich getroffen. Seine „Durchschlagskraft“ trug von Gravenreuth den Beinamen „Löwe der Wüste“ ein, die Nationalsozialisten feierten ihn als Helden. Das „Chinesenviertel“ mit Takuplatz, Lans- und Iltisstraße, erhielt 1902 und 1914 seine Straßennamen.3 Die drei Straßen bilden ein Ensemble, das an die deutsche Kolonialaggression in China erinnert. Am 17. Juni 1900 griffen Marinetruppen ausländischer Mächte die Taku-Forts (heutige Umschrift: Dagu-Forts) unweit von Peking (Beijing) an und besetzten sie nach schweren Kämpfen gegen die chinesischen Truppen. Zu den Angreifern gehörte das deutsche Kanonenboot „Iltis“ unter Führung von Kapitän Wilhelm Lans. Der Angriff markiert den Beginn eines blutigen Kolonialkriegs, der in Deutschland als „Niederschlagung des Boxeraufstands“ erinnert wird. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts sah sich China durch Übergriffe ausländischer Mächte gezwungen, seine Souveränität teilweise aufzugeben. 1897 besetzten deutsche Truppen die Bucht von Kiautschou (Jiaozhiou) mit der Hafenstadt Tsingtao (Qingdao). Für 99 Jahre wurde das Gebiet dem chinesischen Kaiserreich als „Pachtgebiet Kiautschou“‘ abgepresst und de facto als Kolonie verwaltet. Ab 1898 formierte sich unter dem Namen Yihetuan „In Rechtschaffenheit vereinte Milizen“ der chinesische Widerstand gegen das Vordringen der Fremden. Eine der ersten Kampftruppen der Widerstandsbewegung nannte sich Yihequan „In Rechtschaffenheit vereinigte Faustkämpfer“, eine Bezeichnung, die durch die ausländischen Mächte abwertend zu „Boxer“ verallgemeinert wurde. Im Sommer 1900 kursierten in Europa Meldungen über die angebliche Ermordung aller Ausländer in Peking. Die in China vertretenen Mächte beschlossen die Entsendung eines internationalen Expeditionskorps, dem das Deutsche Reich, Frankreich, Großbritannien, Italien, Österreich-Ungarn, Russland, Japan und die USA angehörten. Das Oberkommando erhielt der deutsche Generalfeldmarschall Alfred Graf von Waldersee. Legitimiert wurde die Intervention mit der Notwendigkeit, die Sicherheit der europäischen Gesandten wiederherzustellen. Tatsächlich ging es um eine Ausweitung der Interessensphären in China und eine Demonstration der vermeintlichen Überlegenheit der westlichen Kultur.

Koloniale Straßennamen

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Am 27. Juli 1900 verkündete Kaiser Wilhelm II. in seiner berüchtigten „Hunnenrede“: „Pardon wird nicht gegeben. Gefangene werden nicht gemacht. Führt eure Waffen so, daß auf tausend Jahre hinaus kein Chinese mehr es wagt, einen Deutschen scheel anzusehen.“ Diese Rede gab einen Vorgeschmack, auf das, was nun folgte. Das internationale Korps ging mit äußerster Aggressivität vor, folterte und mordete. Peking wurde geplündert, und über Monate gab es „Strafexpeditionen“, an denen sich das deutsche Militär maßgeblich beteiligte. Das am 7. September 1901 unterzeichnete „Boxerprotokoll“ beendete formal den Krieg. Die Folgen der Vereinbarung sollte China noch auf Jahrzehnte hinaus zu spüren bekommen. Die Dagu-Forts wurden geschleift, und der chinesischen Seite wurden bis 1940 enorme Reparationszahlungen auferlegt. In Deutschland wurden die Ereignisse in China als Teil einer vermeintlich „ruhmreichen“ Kolonialgeschichte heroisiert und in Form von Straßennamen einer breiten Bevölkerung bekannt gemacht. Die chinesischen „Boxer“ dagegen lebten im Gedächtnis der Deutschen als grausame Krieger fort.4 Das „Afrika-Viertel“ in KölnNippes entstand auf dem Gelände der ehemaligen Fabrikanlage Krätzer & Wirtgen. Die Häuser wurden zwischen 1935 und 1938 gebaut, und die offizielle Straßenbenennung erfolgte am 9. Januar 1935. Drei Straßen erhielten die Namen vermeintlicher kolonialer „Helden“: Gustav-Nachtigal-Straße, Carl-Peters-Straße und Lüderitz- Abb. 2: Die Benennungen im „Afrika-Viertel“ zeugen von straße. Damit ehrte man jene kolonialrevisionistischen Bestrebungen der NS-Zeit Männer, die die afrikanischen Kolonien mehr oder weniger gewaltsam für das Deutsche Reich angeeignet hatten. Gustav Nachtigal hatte die ersten „Schutzverträge“ in Togo und Kamerun, Carl Peters ebensolche in der späteren Kolonie Deutsch-Ostafrika und Adolf Lüderitz weitere in der späteren Kolonie Deutsch-Südwest abgeschlossen. Diese sogenannten Verträge wurden unter Vorspiegelung falscher Tatsachen oder gewaltsam erzwungen und begründeten in jedem Fall Unrechtsregime. Zwei Straßen des Ensembles wurden nach den ehemaligen Kolonien „Kamerun“ und „Togo “ benannt. Mit der „Tangastraße“ wollte man an die aus deutscher Sicht „ruhmreiche“ Schlacht des Ersten Weltkriegs bei Tanga im damaligen Deutsch-Ostafrika gegen eine englische Übermacht erinnern. Mit diesem Straßenensemble schuf man 1935 einen öffentlichen kolonialen Gedenkraum, der das Interesse der Bevölkerung am kolonialen Projekt wachhalten sollte.

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Eine kritische Auseinandersetzung mit den kolonialen Namensgebungen fand zunächst in Zusammenhang mit dem Nippeser Afrika-Viertel Ende der 90er Jahre statt. Nach längeren Diskussionen entschied man sich in zwei Fällen für eine Umbenennung. Man einigte sich darauf, bei „afrikanischen“ Namen zu bleiben, und benannte die Carl-Peters-Straße in Namibiastraße, die Lüderitzstraße in Usambarastraße um. Die falsche geographische Zuordnung wurde erst viel später bemerkt: Carl Peters hatte nichts mit Südwestafrika, dem heutigen Namibia, zu tun, und Lüderitz war nicht in Deutsch-Ostafrika, wo die Usambaraberge zu finden sind, tätig gewesen. Der historische Kontext der Straßennamen wurde bei den Umbenennungen völlig außer Acht gelassen. In Köln-Ehrenfeld entbrannte 2011 eine zum Teil heftige und emotionale Diskussion über eine angemessene Erinnerungskultur. Im Zentrum dieser Diskussion stand das „Chinesenviertel“. Die meisten Häuser in diesem Viertel sind in Besitz einer Wohnungsbaugenossenschaft. Bis heute bestimmt – wie es sich für Köln mit seinem rheinischen Frohsinn gehört – ein Karnevalsverein, die Ihrefelder Chinese, über Form und Inhalt des Umgangs mit dem kolonialen Erbe. Der Karnevalsverein hat seinen Sitz vor Ort. Vor einigen Jahren ließ er auf eigene Kosten in Abstimmung mit der Wohnungsbaugenossenschaft „Gedenktafeln“ im „Chinesischen Viertel“ anbringen. Diese waren nicht nur stilistisch bedenklich, sie gingen auch mit keinem Wort auf die Unrechtmäßigkeit des Vorgehens der Deutschen sowie anderer europäische Mächte ein. Wie schwer man sich mit einer angemessenen Erinnerungskultur tut, zeigte eine Podiumsdiskussion im Umfeld des „Chinesenviertel“. Die Wohnungsbaugesellschaft hatte im Vorfeld des Diskussionsabends per Wurfzettel in alle Briefkästen verbreiten lassen, die Umbenennung der drei Straßen sei schon beschlossene Sache; man solle möglichst zahlreich erscheinen und dagegen protestieren. Das Publikum bestand dementsprechend vor allem aus wütenden Anwohnern und Karnevalsvereinsmitgliedern. Es gab einige wenige Personen im Publikum, die nichts über die historischen Zusammenhänge der StraßenbenenAbb. 3.: Die neue Gedenktafel als nungen wussten und an einer ernsthaften AusErgebnis intensiver Diskussionen einandersetzung zum Thema Erinnerungskultur interessiert waren. Die Abwehrhaltung von Anwohnern versteckt sich häufig hinter dem Argument, die Sache liege schon zu lange zurück und habe keine Relevanz. Zudem sei eine Straßenumbenennung zu kostspielig und aufwändig, da man neue Visitenkarten drucken lassen und im Personalausweis und Führerschein die Adresse ändern lassen müsse. Immerhin bildete sich als Resultat der Diskussion ein Runder Tisch, der trotz grundsätzlich ablehnender Haltung einiger Teilnehmer über einen neuen Text im „Chinesenviertel“ diskutierte. Ein Kompromisstext wurde gefunden

Koloniale Straßennamen

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und eine neue Tafel angebracht, wenngleich es schwierig bleibt, das „Erinnerungsmonopol“ des Karnevalsvereins zu brechen. Beim Umgang mit kolonialen Straßennamen und bei Umbenennungen sollte es nicht darum gehen, diese Epoche deutscher Geschichte zu verdrängen oder zu vergessen. Vielmehr sollten Gedächtnisräume geschaffen werden, in denen Opfern und Akteuren des Widerstands gegen koloniale Gewalt gedacht und einer kritischen Auseinandersetzung mit diesem Kapitel deutscher Geschichte Raum gegeben wird.

Das Grab des „Helden“ Marianne Bechhaus-Gerst Die gewaltsame Aneignung von Kolonien in Afrika, China und der Südsee durch das Deutsche Reich hat in den betroffenen Regionen Hunderttausende, wenn nicht Millionen Opfer gefordert und die einheimischen Gesellschaften nachhaltig verändert oder sogar zerstört. Eine kritische Auseinandersetzung mit der kolonialen Vergangenheit und ein Gedenken der Opfer sind in Deutschland wie auch in den meisten anderen ehemals kolonisierenden Gesellschaften bisher weitgehend ausgeblieben. Als Ende Februar 2005 in Berlin eine Stele zur Erinnerung an die „Kongo-Konferenz“ von 1884/85 und den Kolonialkrieg von 1904-1908 in Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia), der im ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts mündete, enthüllt wurde, war kein Repräsentant der Bundesrepublik oder der Bundeshauptstadt Berlin zugegen. Die Errichtung der Stele ging auf eine zivilgesellschaftliche Initiative zurück. Auf einem 2009 eingeweihten Gedenkstein auf dem Garnisonsfriedhof in Berlin-Neukölln wird ganz allgemein der „Opfer der deutschen Kolonialherrschaft in Namibia“ gedacht. Offenbar hatte das Auswärtige Amt „dringend davon abgeraten“, den Terminus Völkermord bei dem von der Bezirksverordnetenversammlung Neukölln initiierten Namibia-Gedenkstein zu verwenden.1 Außerhalb der alten und neuen Hauptstadt sieht es bezüglich kolonialer Erinnerungskultur nicht viel besser aus. In einigen Fällen versuchte man, durch Uminterpretation oder Aufstellung von Mahntafeln – so zum Beispiel in Bremen und Düsseldorf – Kolonialdenkmäler in eine postkoloniale Perspektive zu rücken. Insgesamt spielen die Opfer des deutschen Kolonialismus weder im kollektiven Gedächtnis noch im öffentlichen Raum eine Rolle. Dahingegen sind die Täter noch sehr präsent, wie die erhaltenen Kolonialdenkmäler und die erwähnten Straßennamen zeigen. Auch in Köln lässt sich der Unterschied zwischen Opfer- und Tätergedenken festmachen. So ist das Grab der 1898 verstorbenen, als „Dahomey-Amazone“ aufgetretenen Togoerin auf dem MelatenFriedhof längst verschwunden. Im Gegensatz dazu ist die Grabstätte des 1905 verstorbenen Hermann von Wissmann immer noch erhalten und verherrlicht mit Abb. 1: Wissmann-Grab auf dem Kölner der Aufschrift „inveniam viam – aut Melatenfriedhof

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faciam“, „finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen“ das brutale Vorgehen des vermeintlichen „Helden“ in Deutsch-Ostafrika.2 Das Grab ist ein Ort, an dem sich nach wie vor die ewig gestrigen Kolonialverherrlicher und –romantiker treffen. An Wissmanns 100. Todestag legten die Mitglieder des Traditionsverbandes der Deutschen Schutz- und Überseetruppen an seinem Grab Kränze nieder. Zu diesem Zeitpunkt sollte das Grab eigentlich aufgehoben werden. So hätte man sich demnach auf einfache Art und Weise der Erinnerung an einen Kolonialverbrecher entledigen können. Im März 2006 übernahm jedoch der Traditionsverband die Patenschaft über das von Auflösung bedrohte Grab, das nun erhalten bleiben wird, solange der Verband es pflegt und restauriert. In einem Spendenaufruf zur Finanzierung der Restaurierung des Grabs wird Wissmann weiterhin als „Großer Afrikaner“ bezeichnet. Kritik findet nicht statt. Vielmehr weist der Traditionsverband darauf hin, dass die Übernahme in Absprache mit der Stadt Köln erfolgt sei und das Grab als denkmalwerte Anlage eingestuft werde. Ein Umdenken vonseiten der Stadt und der Denkmalpflege ist hier dringend erforderlich.

Abb. 2: Aufruf des Traditionsverbandes zur Spendenaktion für den Erhalt des Wissmann-Grabes.

Anmerkungen Joachim Zeller: „Massenaristokratie der weißen Rasse“. Vom „kolonialen Drang“ der Deutschen Treitschke 1899: 121. Liebert 1906: 9. 3 Vgl. Kundrus 2003a. 4 Es hat viele Deutungsversuche für die Hinwendung Bismarcks zur Kolonialpolitik gegeben. Erwähnt sei hier nur die These von Hans-Ulrich Wehler, der die Bismarcksche Kolonialpolitik nicht außenpolitisch, sondern in erster Linie innenpolitisch motiviert interpretierte, als „Sozialimperialismus unter dem Primat der Innenpolitik“ (Wehler 1969). 5 Überblicksdarstellungen: Conrad 2008; Laak 2005; Speitkamp 2005; Gründer 2004; Stoecker 1991. 6 Siehe Schmitz 2010; Eckert 2009. 7 Aus der Vielzahl der area studies seien hier genannt: Sebald 1988; Hiery 2001. 8 Siehe Fuhrmann 2006. Der preußische König und Kaiser Friedrich III. wie der orientbegeisterte Kaiser Wilhelm II. hatten sich um Grabungslizenzen für deutsche Archäologen im Osmanischen Reich bemüht. Die in Kleinasien gemachten Funde - dazu gehören als Prunkstücke der Pergamon-Altar und das Markttor von Milet - zieren heute das Pergamon-Museum in Berlin und sind insofern Zeugnisse einer kulturellen Kolonisierung des Vorderen Orients. 9 Im Jahr 1916 äußerte Max Weber: „Vergleicht man etwa den Kolonialerwerb Deutschlands mit dem anderer Staaten in der gleichen Zeitspanne, so ist er wahrhaftig lächerlich bescheiden“ (Weber 1958: 154f.). 10 Alles in allem fanden bis zum Ersten Weltkrieg nur knapp 29.000 Weiße, darunter 24.000 Deutsche, ihren Weg in die Kolonien des wilhelminischen Kaiserreiches, eine verschwindend kleine Zahl im Vergleich zur Migration in die beiden Amerikas, wohin seit den 1840er Jahren rund 4,5 Millionen Deutsche auswanderten, davon allein 4 Millionen in die USA. 11 Dies trifft im Übrigen auch für die europäische Kolonialpolitik allgemein zu. 12 Siehe zur einheimischen Kollaboration: Osterhammel 1995: 70ff. 13 Heute lauten die wichtigsten Paradigmen postkolonialen Denkens: Diaspora und Nomadismus, Hybridität und Mimikry. 14 Schwarz 2002: 90. 15 Allerdings blieb der Genozid in D-SWA - der erste in der deutschen Geschichte - eine Ausnahme. Siehe Zimmerer & Zeller 2004. Kontrovers diskutiert wird die Frage, ob und inwieweit Analogien zwischen diesem kolonialen Völkermord und dem Holocaust festzustellen sind. Siehe u.a. Zimmerer 2009a und 2009b; Kundrus 2006; Kuß 2010. Siehe auch Klein & Schumacher 2006. 16 Das sich an die „Kriegsschuldlüge“ anlehnende Schlagwort prägte der ehemalige Gouverneur von D-OA, Heinrich Schnee, mit seinem Buch „Die koloniale Schuldlüge“ (Schnee 1924). Die in 12 Auflagen erschienene und in mehrere Sprachen übersetzte Kampfschrift galt in den zwanziger Jahren als das programmatische Standardwerk der Kolonialbewegung. 17 Siehe u.a. Kundrus 2003b; Lewerenz 2006; Laak 2010. 18 Siehe zuletzt Linne 2008. 19 Die Initiativen zur Umbenennung von kolonialen Straßennamen oder die Umwidmung der wenigen noch erhaltenen Kolonialdenkmäler, mit der lokale Initiativen die Öffentlichkeit und ihr von kolonialhistorischer Indifferenz geprägtes Bewusstsein aufzurütteln versuchen, sind wohl nur von begrenzter Wirkung. Siehe Speitkamp 2000; Zeller 2000; Zeller: (Post-)Koloniale Monumente. Denkmalinitiativen erinnern an die imperiale Übersee-Expansion Deutschlands, in: http://afrika-hamburg. de/ denkmal5.html; freedom roads! koloniale straßennamen | postkoloniale Erinnerungskultur, in: http://www.freedom-roads.de/index.htm. 20 Siehe Wildenthal 2001; Bechhaus-Gerst & Leutner 2009; o.V. 2009 (Themenheft Ariadne). 21 Siehe als Beispiel eines solchen peripheriezentrierten Forschungsansatzes: Gewald 1999. 22 Siehe u.a. Michels 2004; Förster 2010. 23 Siehe u.a. Bechhaus-Gerst & Klein-Arendt 2003; Bechhaus-Gerst & Klein-Arendt 2004; Martin & Alonzo 2004; Heyden 2008. 24 Heyden & Zeller 2008. Siehe dort die weitere Literatur. 25 Conrad & Randeria 2002. 26 Siehe u.a. Honold & Scherpe 2004. 27 Siehe u.a. Fuhrmann 2003; Hartmann 2004; Brehl 2007; Michels 2009; Zeller 2010; Langbehn 2010. 28 Siehe zu dem u.a. von Shalini Randeria vertretenen Konzept der „geteilten Geschichten“: Conrad & Randeria 2002. 29 Siehe z.B. Conrad 2006. 30 Conrad & Osterhammel 2004: 20. 31 Kundrus 2009; Eckert & Wirtz 2002. 32 Höhepunkt des Gedenkjahres 2004 war die Rede der damaligen Bundesministerin für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Heidemarie Wieczorek-Zeul, die sich in ihrer im August des Jahres in Ohamakari (am Waterberg/Namibia) gehaltenen Rede im Namen der deutschen Bundesregierung offiziell für die damaligen Kolonialverbrechen entschuldigte. Die im Jahr 1999 zunächst am Internationalen Gerichtshof in Den Haag und anschließend (ab 2001) bei zwei US-Gerichten angestrengte Reparationsklage der „Herero People’s Reparation Corporation“ ist bis 1 2

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Anmerkungen

dato nicht zugelassen und wiederholt abgewiesen worden. Allerdings könnte die Klage, mit der Wiedergutmachungszahlungen von deutschen Firmen und der deutschen Bundesregierung durchgesetzt werden sollen, jeder Zeit neu eröffnet werden, wenn auch nach Auffassung von Juristen kaum Aussicht auf Erfolg besteht. Siehe u.a. Förster, Henrichsen & Bollig 2004.

Marianne Bechhaus-Gerst & Kathrin Treins: Die Anfänge der organisierten Kolonialbewegung in Köln Zitiert nach Soénius 1992: 21. Fabri 1879. 3 Kölnische Zeitung Nr. 8, 8. Januar 1885. Auch andere Kölner Zeitungen berichteten ausführlich über das Ereignis. Wir danken Herrn Tobias Schnell für seine Sammlung und Bearbeitung von Zeitungsartikeln zur Kolonialbewegung in Köln bis 1918. 4 So z.B. auf der 1. „Antisklaverei-Versammlung“ im Gürzenich am 27. Oktober 1888. Siehe Beitrag von Thomas Morlang in diesem Band. 5 Prager 1908: 52. 6 Kölnische Zeitung Nr. 293, 21. Oktober 1888. 7 Soénius 1992: 114. 8 Siehe Beitrag zu Eugen Langen in diesem Band. 9 Siehe den Beitrag zu Hespers in diesem Band. 10 Siehe die verschiedenen Beiträge unter „Koloniale Wirtschaft“ und „Mission und Kolonisation“. 1 2

Britta Wiese: Hugo Zöller, die Kölnische Zeitung und das koloniale Projekt

Lehmann 1936: 17. Ebd.: 148. 3 Gründer 1985: 41. 4 Weinhold 1969: 18. 5 http://www.dumont.de/dumont/de/100795/unternehmen. 6 Schmitz 1989: 15. 7 http://www.dumont.de/dumont/de/100621/unternehmen. 8 Schmitz 1989: 56; Fischer 1972: 158. 9 Nahmer 1920: 92. 10 Dovifatz 1925: 55; Schmitz 1989: 57. 11 Weinhold 1969: 145f. 12 Als die Kölnische Zeitung im Jahr 1838 als erste deutsche Tageszeitung ein Feuilleton einführte, war der größte Kölner Konkurrent, der Welt- und Staatsbote, endgültig unterlegen. Bereits im nächsten Jahr kaufte Joseph DuMont das Blatt auf und verschaffte damit der Kölnischen Zeitung am 25. Juni 1839 das Monopol: Sie war die einzige politische Zeitung Kölns – eine Tatsache, der die preußischen Machthaber nicht positiv gegenüber standen, diese zu ändern sie aber lange Zeit nicht im Stande waren, was wiederum zu verschärfter Zensur führte. (Vgl. DuMont Schauberg 1902: 8., Weinhold 1969: 94., ebd.: 109f.). 13 Schmidt 1902: 183f. 14 Lehmann1936: 43. 15 Ebd.: 42; Sieben-Neun Mark im Abonnement für ein Vierteljahr innerhalb Deutschlands, 15-18 Mark im Ausland. 16 Ebd. 17 DuMont Schauberg 1928: 10. 18 DuMont Schauberg 1925: 31. 19 Dovifatz 1925: 57. 20 Schmidt 1902: 184. 21 Seit 1871 existierte in Berlin eine Redaktion der Kölnischen Zeitung (vgl. DuMont Schauberg 1925: 31). 22 Vgl. Schmitz 1989: 58; Brenner, Glasow & Kortländer 2002: 108; Lehmann 1937: 17. 23 Oelze 1990: 16; Weinhold 1962. 24 Über die Diskrepanzen zwischen Bismarck und der Kölnischen Zeitung siehe Dieudonné 1903: 77ff. 25 Becker 1976. 26 Ebd. 27 Vgl. ebd. 28 Lehmann 1936: 41. 29 Weinhold 1962. 30 Potschka 1972: 156f. 31 Vgl. Naranch 2007: 1f.; Mein Dank gilt Bradley Naranch (Stanford University) der mir freundlicherweise seine unveröffentlichten Konferenzpapiere zur Verfügung stellte und sein Wissen bezüglich Zöller mit mir teilte. 32 Vgl. ebd.: 3. 33 Vgl. N.N. 1900. 1 2

Anmerkungen

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Soénius 1992: 19. Naranch 2007: 2. 36 Im Mai 1900 bestätigt die Kölnische Zeitung, dass die in der Mitte der 1870er Jahre durchgeführten Reisen ihres Redakteurs Hugo Zöller den Zweck hatten, „unsere Leser über die coloniale Thätigkeit [sic!]“(N.N. 1900) der anderen europäischen Kolonialmächte und über „die Notwendigkeit, eigene deutsche Colonien zu erwerben, zu belehren“(N.N. 1900). So wurde die Grundlage für Zöllers spätere aktive Beteiligung am kolonialen Projekt geschaffen. 37 Zöller 1881, 1882, 1883, 1884a, 1885a, 1891, 1920 und 1930. 38 Für eine Übersicht seiner Veröffentlichungen in Fachzeitschriften siehe Krieger 1940: 53f. 39 Vgl. Krieger 1940: 58; Für eine Übersicht seiner gesamten Vorträge siehe Krieger 1940: 57f. 40 Bismarck sendete ihm im Jahr 1891 ein Dankschreiben, in dem er sein Interesse an Zöllers Werken bekundete. (Vgl. Krieger 1940: 146). 41 Krieger 1940: 67. 42 Schnee 1920: 763. 43 Dahomé war ein Königreich, das sich auf das Staatsgebiet des heutigen Benin sowie Teilen von Nigeria und Ghana erstreckte. 44 Zöller 1930: 177. 45 Ebd.: 310f. 46 Siehe Anm. 34. 47 Ebd.: 7. 48 Siehe Anm. 30. 49 Zöller 1880. 50 Zöller 1884b. 51 Ebd. 52 Siehe Anm. 47. 53 Zöller 1885b. 54 Vgl. z.B. Anm. 48. 55 Vgl. hierzu insbesondere Zöllers 15teilige Artikelreihe „Das Kamerun-Gebirge“, die in der Kölnische Zeitung zwischen dem 22.05.1885 und 30.06.1885 erschienen ist. 56 Siehe Anm. 29. 57 Mein Dank gilt den MitarbeiterInnen des Archivs, die mir die Recherche ermöglichten. 58 Vgl. Anm. 51. 34 35

Irene Franken & Eva Bischoff: „Fremdland zur Heimat wandeln nur die Frauen“ – Koloniale Frauenvereine in Köln zwischen 1893 und 1919 Francke-Roesing 1913: 4. Aus dem Nachlass Hospelt, Bestand 1175, Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK). Bechhaus-Gerst & Leutner 2009: 9; weiterhin wurden als Grundlagenwerke genutzt: Chickering 1988: 174ff.; Walgenbach 2005; Dietrich 2007; zu Köln: Franken 1995: 42-46. 3 Vgl. Wildenthal 2001: 37ff. 4 Durch diese Anbindung war der Verein berechtigt, das Symbol des Roten Kreuzes zu führen, vgl. Müseler 1897; siehe auch Lehr 1910. 5 Müseler 1897: 132. 6 Vgl. Lehr 1910: 24. 7 Vgl. Steudel 1920: 311. 8 Vizeadmiral Livonius in: Deutsche Kolonialzeitung (DKZ) Jg. 5, 1888: 317 (zit. nach Soénius 1992: 86 Anm. 705); vgl. Naarmann 1986: 8. 9 Laut Lehr gegründet am 26.3.1892 (vgl. Lehr 1910: 130). Siehe auch Soénius 1992: 86 Anm. 707; vgl. DKZ Jg. 9, 1892: 88. 10 Siehe Beitrag zu Max Esser in diesem Band. Zur Biographie: vgl. ferner Steimel1958, DKZ Jg. 5, 1888: 317 (zit. nach Soénius 1992: 86 Anm. 705 ); vgl. Naarmann 1986: 8. 11 Satzung §2, vgl. Lehr 1910: 28. 12 Vgl. Hagen 1913. 13 Vgl. Lehr 1910: 3, 28. 14 Vgl. Esser 1913; Steimel 1958: 117. 15 Vgl. Steimel, Spalte 177, siehe auch Chilver & Röschenthaler 2001: 1f., 5. 16 Vgl. Soénius 1992: 85 Anm. 699. Vor der Gründung des FB waren Frauen vereinzelt Mitglied der DKG geworden (vgl. Soénius 1992: 42); in Köln waren dies 1901 u.a. die Witwen von August Joest, Wilhelm Joest, Eugen Langen, Jakob Langen, Karl Mertens und Paul Stein. Es handelt sich um Frauen, die die Mitgliedschaft vermutlich „geerbt“ hatten und aus Solidarität mit der Idee beibehielten. Keine der Kölner Mitfrauen in der DKG wurde später Mitglied eines Frauenkolonialvereins. 17 Vgl. Soénius 1992: 85. 18 „Aufforderung zum Beitritt in den Deutschkolonialen Frauenbund“, in: Kolonie und Heimat, Nr. 1, 1. Jg. 1907: 13. 19 Ebd. 1 2

248

Anmerkungen

Vgl. Frobenius 1918: 5f.; siehe Heyl 1925: 82. 1918/19 wird sie als Ehrenvorsitzende des FbD mit Wohnort Berlin angeführt, ihr Ehemann war laut Adressbuch Ingenieur. 22 Kolonie und Heimat, Nr. 15, 3. Jg. 1910: 8. 23 Zum Frauenklub vgl. Franken 2008: 70-75. 24 Kolonie und Heimat, Nr. 21, 1910:k.A. 25 Kolonie und Heimat 1910 Reisebeihilfe, zum Folgenden Kolonie und Heimat, Nr. 28, 1910: 8; Kolonie und Heimat, Nr. 22, 1911: 8; Kolonie und Heimat, Nr. 1, 1914: 10. 26 Die Vereine sind beschrieben in: Kölner Frauengeschichtsverein 1995. Reader zur gleichnamigen Ausstellung vom 13. Januar bis zum 22. Februar 1995 in der Galerie des Fördervereins junger Kunst „68elf“ e.V., Köln. 27 Niessen-Deiters 1913: 295. 28 Eine Kölner Kolonialaktivistin verfasste z.B. ein Kinderbuch: Thorbecke 1925. 29 Gesetz über das Deutsche Rote Kreuz vom 9. Dezember 1937, vgl. Gerabek et. al. 2005: 1267. 30 Gränzer 1994: 275. 31 Vgl. „Aufforderung zum Beitritt in den Deutschkolonialen Frauenbund“, in: Kolonie und Heimat, Nr. 1, 1. Jg. 1907: 13; siehe Mamozai 1989: 137f. 32 So in den Worten des Gouverneur von DSWA, von Lindequist, dessen Politik der Frauenbund vorbehaltlos unterstützte, zit. nach Schulte-Althoff 1985: 61. 33 Vgl. z.B. Boemcken 1934: 43-44, die eine tätige Ortsgruppe erwähnt. 20 21

Thomas Morlang: „Finde ich keinen Weg so bahne ich mir einen“: Der umstrittene „Kolonialheld“ Hermann von Wissmann – in Köln gefeiert 1 Überarbeitete Fassung meines Artikels „’Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen.’ Der umstrittene ‚Kolonialheld’ Hermann von Wissmann“. In: Heyden & Zeller 2005: S. 37-43 sowie unter http://www.kopfwelten.org/kp/pdf/HermannVonWiss mann_Morlang_KoelnPostkolonial.pdf (Stand: 27.01.2011). Die Schilderung von Wissmanns beruflichem Werdegang basiert weitgehend auf Becker & C. von Perbandt 1907. 2 Becker & C. von Perbandt 1907: 568. 3 Zit. nach Bade 1975: 332. 4 Wissmann 1889: 17. 5 Anonymus 1888: 42-44. 6 Zur ersten deutschen Kolonialtruppe siehe Morlang 2008: 14-18. 7 Schmidt 1894: 69. 8 Zur Strategie der „Verbrannten Erde“ vgl. Morlang 2006: 93-97. 9 Maercker 1893: 201f. 10 Zit. nach Bückendorf 1997: 409. 11 Maercker 1893: 154. 12 Bückendorf 1997: 445. 13 Becker & C. von Perbandt 1907: 397. 14 Zum Liedtext siehe Schnell, Tobias: „Hei, wie stürzt bald in den Kampf er!“ – Hermann Wissmann und Köln unter http://www.kopfwelten.org/kp/personen/ wissmann/wisskoeln.html#12 (Stand: 27.01.2011). 15 Perras 2004: 206-208. 16 Schnee 1964: 13. 17 Becker 1911: 173. 18 Morlang 2006: 86. 19 Becker & C. von Perbandt 1907: 454. 20 Vgl. den offiziellen Gefechtskalender der Schutztruppe, abgedr. in: Nigmann 1911: 151. 21 Becker & C. von Perbandt 1907: 438. 22 Zum Maji-Maji-Krieg siehe Becker & Beez 2005.

Marianne Bechhaus-Gerst: Hedwig von Wissmann auf dem Tanganyika-See Röhr & Mielke 1958: 3. Deutsche Kolonialzeitung (DKZ) 1890: 253-254; Kölnische Zeitung Nr. 268, 27. September 1890. 3 Siehe Prager 1901. 4 DKZ 1896: 317. 5 Röhr & Mielke 1958: 4. 6 Ebd.: 5. 7 Fitzner 1897: 11. 8 Röhr & Mielke 1958: 5. 9 Ebd.: 9. 10 Ebd.: 14ff. 11 Zimmer 1931. 1 2

Anmerkungen 12

249

Fitzner 1897: 15.

Marianne Bechhaus-Gerst: Kölner Unternehmer und die Kolonialwirtschaft Siehe Beiträge zu Max Esser und zu der Rheinischen Handei-Plantagengesellschaft in diesem Band. Zu den Kölner Mitgliedern siehe Pogge von Strandmann 2009: 501-514; für Recherchen zum KWK im Historischen Archiv der Stadt Köln danke ich Nina Liz Petig und Fabian Heerbaart. 3 Historisches Archiv der Stadt Köln 401-570. 4 Schnee 1920: 346ff. 5 Der Tropenpflanzer 2, 1898: k.A.). 6 Jahresbericht des KWK 1902/1903:2. 7 Bundesarchiv Berlin (BArch)1001/454: k.A. 8 Historisches Archiv der Stadt Köln 401-570. 9 Der Tropenpflanzer: Zeitschrift für tropische Landwirtschaft. Beihefte, Band 16, 1916. 10 Der Tropenpflanzer 6, 1902: k.A.). 11 Ebd. 12 Der Tropenpflanzer 9, 1905: k.A.). 13 Historisches Archiv der Stadt Köln 401-570. 1 2

Kathrin Treins: Eugen Langen als Kolonialaktivist http://www.stadt-koeln.de/6/sehenswertes/rathaus/rathausturm Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA) 7-9-6 Zeitungsartikel vom 5.10.1895 3 Henry Morton Stanley (1841-1904) wurde durch seine Suche nach David Livingstone, den er 1871 in Ostafrika fand, bekannt. Durch seine Expeditionen im Auftrag des belgischen Königs Leopold II ebnete er den Weg für dessen Aneignung und brutale Ausbeutung des Kongo (vgl. Schnee 1920: 398f. (Band III)). 4 Bade schreibt zur Gründungsveranstaltung der DKG-Köln: „Der Kölner Zuckerindustrielle übernahm den Vorsitz. Als seine Stellvertreter fungierten Oberlandesgerichtspräsident Dr. Struckmann, Kommerzienrat Michels und Oberstaatsanwalt Hamm, der Fabri ebenso vertraut war wie Eugen Langen selbst. Zu den sieben Beisitzern zählte [...] der katholische Geistliche Hespers […]“ (Bade 2005: 494.). 5 Vgl. Kölnische Zeitung 29.9.1890 und 17.10.1894. 6 Vgl. RWWA 7-7-2: Firma J.J. Langen und Söhne ans Auswärtige Amt, Berlin: „Bis jetzt sind in den Unternehmungen unseres Neffen, von welchen sich auch eine kleine Niederlassung auf Timor-Koepang befindet, mehr als M 600 000,angelegt.“ In Langen'scher Familienverband (o.J.): 225-227 wird das kostspielige Kolonialunternehmen als „Königreich Langen“ bezeichnet. 7 RWWA 7-7-7 (10.3.1887): Langen an Kayser. Er bedankt sich für die offizielle Anerkennung und Auszeichnung mit dem Titel Königlicher Preußischer Geheimer Kommerzienrat. 8 Vgl. Gondorf 1991. 9 Vgl. RWWA 7-7-8 (24.12.1888): Peters an Langen; RWWA 7-7-8: Entwurf von Eugen Langen basierend auf den Unterlagen von Peters. 10 Ebd. 11 Ebd. 12 RWWA 7-7-1 (21.5.1891): Auswärtiges Amt an Langen und RWWA 7-7-4 (14.5.1891): Langen an Kayser. 13 Langen in der Sitzung des Kolonialrates am 25.19.1892, zit. nach Pogge von Strandmann 2009: 158. 14 Ebd. 15 Pogge von Strandmann 2009: 211. 16 RWWA 7-7-4 (15.1.1894): Langen an Abgeordneten Möller. 1 2

Ute Röschenthaler: Kako am Kamerunberg: Der Kölner Kaufmann Max Esser und die Folgen seines Pioniergeists Dieser Artikel basiert wesentlich auf Recherchen, die zwischen 1997 und 2002 in enger Zusammenarbeit mit Elizabeth (Sally) Chilver in Vorbereitung auf eine kommentierte Übersetzung von Max Essers Reisebeschreibung durchgeführt wurden. Diese Arbeit erschien 2003 unter dem Titel „Cameroon’s Tycoon“ als 3. Band der Cameroon Studies Serie bei Berghahn Books. Darin befindet sich ein Artikel über die Biographie von Max Esser mit zusätzlichen Informationen (Chilver & Röschenthaler 2001: 3-28). 2 Zu Essers Befürwortern gehören Akteure der deutschen Kolonialzeit wie Jesko von Puttkamer (1912), Theodor Seitz (1917/1929) oder Wilhelm Kemner (1922, 1937/1941), die Essers Unternehmen in ihren Memoiren beschreiben, aber auch der kamerunische Wirtschaftswissenschaftler Simon Epale (1985). Zu den Kritikern gehören Wissenschaftler wie Helmut Stoecker (1960), Jollanda Ballhaus (1968), Karin Hausen (1970) und Clarence-Smith (1993). 3 Zintgraffs Reisen nach Kamerun lassen sich in seinem Buch „Nordkamerun“ (1895) nachlesen. Zu Essers Expedition und der Geschichte der von ihm gesammelten Skulpturen im Linden Museum Stuttgart und des Handels in Kamerun siehe Chilver & Röschenthaler 2001, Röschenthaler 1999a und 1999b. Zu Bali, dem Ziel von Essers Expedition, siehe auch Hutter 1902 und Chilver 1967. 1

250

Anmerkungen

Die Informationen zu Essers Familiengeschichte habe ich während fünf Jahren in mühevoller Kleinarbeit zusammengetragen. Zu besonderem Dank bin ich Prinzessin Ratibor, Gräfin zu Eulenburg und Josef Pfaffenlehner verpflichtet, die mir Einblick in die Familiengeschichte gaben und Fotos zur Verfügung stellten (nähere Informationen, siehe Röschenthaler 2001). 5 Das Elternhaus wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört. Heute steht hier der Westdeutsche Rundfunk in neuen Gebäuden. 6 Die 1908/10 entstandenen Mosaiken im Darmstädter Hochzeitsturm wurden beispielsweise von Max Essers Vater gestiftet. 7 Viel ist über Essers Tochter nicht bekannt. Sie heiratete einen Herrn Jordan und hatte zwei Kinder, einen Sohn, der früh starb, und eine Tochter Johanna Maria Jordan, über die niemand etwas wusste. Nach der Trennung von ihm heiratete sie Baron du Bassus. 8 Bei der lokalen Bevölkerung handelt es sich um Wovea und Isubu Fischer an der Küste und den Bakwiri, Bambuku, Balong und Mbonge, die am Fuße des Bergs leben. Über die Geschichte der Bakwiri schrieb Edwin Ardener (Ardener & Ardener 1996) und über die Geschichte der Plantagenmigration ab den 1950er Jahren Ardener, Ardener & Warmington 1960. 9 Shirley Ardener veröffentlichte die Tagebuchnotizen, die der Schwede Knut Knutson hinterlassen hatte. Diese sind eines der frühesten Dokumente über diese Gegend und schildern, wie die Schweden am Kamerunberg lebten sowie die wirtschaftlichen Aktivitäten der um den Kamerunberg lebenden Bevölkerung (Ardener 2002). 10 Dies war zur Kolonialzeit jedoch nicht mehr möglich, denn ab da galt für Kolonialherren und Kolonisierte unterschiedliches Recht (Fischer 2001). Den Kolonisierten war es nicht mehr erlaubt, eigene Plantagen zum Anbau von Exportprodukten zu haben. 11 Edwin Ardeners verschiedene Arbeiten zu den Bakwiri in den 1950er Jahren sind in dem Band „Kingdom on Mount Kamerun“ versammelt (Ardener & Ardener 1996). 12 In den schweren Gefechten 1891 starb unter anderen der Deutsche Gravenreuth. Zu den Umständen des Todes von Gravenreuth und der kolonialen Gewalt siehe Geschiere 2004. 13 Chilver & Röschenthaler 2001. 14 Nur der Teil der CDC von Tole Tea ist bisher privatisiert. 4

Angelika Epple: Schwarz auf Weiß: Das Kölner Unternehmen Stollwerck im kolonialen Kontext 1 Der Slogan wurde überwiegend in der Radiowerbung eingesetzt, aber auch in anderen Werbeformaten, z.B. Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA) 208-582-4. Dass sich die Werbung nicht ausschließlich an Männer richtete, wurde auch bildlich verdeutlicht. Zu sehen waren auch Schokolade essende Frauen, vgl. RWWA 208-PS 1699. Zur Produkteinführung, siehe: Hillen 2007: 71-79. 2 Vgl. für die ausführliche Unternehmensgeschichte bis zum Jahr 1932: Epple, Angelika 2010. 3 Vgl. Plakatentwürfe des Unternehmens, in: RWWA 208-717-10. Vor dem Ersten Weltkrieg beschäftigten Gebr. Stollwerck knapp 6000 Mitarbeiter. 4 So der übliche zeitgenössische Ausdruck für ein weltweit agierendes Unternehmen, vgl. z.B. Brief Ludwig Stollwerck an Ernest Searle 30.10.1903, S.1, Durchschlag, in: RWWA 208-246-4. 5 Feldman 1997: 686-695. 6 Vgl. zur Geschichte des Sarotti-Mohrs das überaus lesenswerte Buch von Gudermann & Wulff 2004: 153. 7 Ebd: 26. 8 In dem Versuch einer Phaseneinteilung der rassistischen Werbung des Kaiserreichs zwar nicht überzeugend, so doch hilfreich bezüglich der Analyse der verwendeten Bildsprache: Ciarlo 2003. Differenzierter, allerdings auf den britischen Fall bezogen, argumentiert Ramamurthy 2003. 9 Speitkamp 2008: 150-152. 10 Vgl. zur Interpretation von Fotografien, die koloniale und heimische deutsche Landschaften miteinander in Beziehung setzen, Jäger 2009.

Marianne Bechhaus-Gerst: Simon Alfred von Oppenheim und die Rheinische Handei-

Plantagen-Gesellschaft

Soénius 1992:105. Solche „Kaufverträge“ kamen meist unter fragwürdigen Umständen wie Erpressung und Gewalt zustande. Für die afrikanische Seite handelte es sich oft nur um Nutzungsverträge, da Land nicht als veräußerbares Gut Einzelner betrachtet wurde. 3 Bundesarchiv Berlin (BArch)1001/454: k.A. 4 Ebd.: Bl. 32. 5 Ebd.: Bl. 152. 6 Ebd.: Bl. 153. 7 Zu Hindorf siehe z.B. Otto zu Stolberg-Wernigrode 1972: 182ff. 8 Ebd. 1 2

Anmerkungen

251

Der Tropenpflanzer 2 (DKG 1898: 350). BArch 1001/455: Bl. 27ff. 11 Siehe z.B. Der Tropenpflanzer 7 (DKG 1903: 546) und 9 (DKG1905: 718). 12 BArch 1001/457: Bl. 52. 13 BArch 1001/457: Bl. 119. 14 BArch 1001/456: Bl. 10. 15 Zu den verschiedenen Unternehmungen der RHPG siehe Bestände BArch 1001/454-457. 16 BArch 1001/457: Bl. 192. 17 Ebd.: Bl. 193. 18 Ebd.: Bl. 293. 19 Ebd.: Bl. 201ff. 20 Ebd.: Bl. 227ff. 9

10

Anne-Kathrin Horstmann: Kolonialwarenläden in Köln Vgl. Grevens Adreßbuch für Köln (o.V. 1883: 219f.). Vgl. Geheimes Staatsarchiv Preußischen Kulturbesitzes Berlin, Bestand III HA. MdA, II Nr. 2281. 3 Nicht alle Südfrüchte zählen jedoch zu den Kolonialwaren. Zitronen und Orangen, die ursprünglich aus China und Indien stammen, wurden z.B. schon seit dem 17. Jahrhundert in Italien und Spanien angebaut. Bananen hingegen sind eine klassische Kolonialfrucht, sie wurden erstmals 1895 nach Deutschland importiert. Auch sind Kolonialwaren von ursprünglich überseeischen Nutzpflanzen wie Mais oder Kartoffeln zu unterscheiden, die ebenfalls in Europa selbst angebaut wurden. Vgl. Kamp 2003: 99. 4 Zit. nach Pfeisinger & Schennach 1989: 100. 5 Vgl. Kamp 2003: 100. 6 Vgl. Pfeisinger 1989: 16. 7 Vgl. die Ausstellung „Kauft deutsche Bananen! Kolonialwaren und ihr Handel in Bielefeld“, 20.09.-30.11.2007 im Stadtarchiv und der Landesgeschichtlichen Bibliothek Bielefeld, Ausstellungstafeln; verfügbar unter: http://www.bielefeld.de/de/biju/stad tar/angeb/dod/ (27.07.2011). 8 Vgl. dazu die jeweiligen Adressbücher der Stadt Köln unter den Eintragungen „Colonialwarenhandlungen“ bzw. „Kolonialwarenhandlungen“. 9 Vgl. dazu Zeller 2008a. 10 Vgl. http://www.rheinische-geschichte.lvr.de/persoenlichkeiten/O/Seiten/Nico lausAugustOtto.aspx (29.07.2011). 11 Vgl. http://www.loewenkaffee.de/Wir_ueber_uns.html (29.07.2011) und http://www.handelshof.de/Gruppe/Historie.HTML (29.07.2011). 12 Vgl. dazu die jeweiligen Adressbücher der Stadt Köln unter den Eintragungen „Kolonialwarenhandlungen“. 13 Becker 1918: 4. 14 Vgl. dazu die jeweiligen Adressbücher der Stadt Köln unter den Eintragungen „Kolonialwarenhandlungen“. 1 2

Anne-Kathrin Horstmann: Gustav Nachtigal – „… ein Held für Deutschlands Ruhm und Größe!“ Auffällig ist im Zusammenhang mit Gustav Nachtigal, dass im Vergleich zu seinem restlichen Leben (hier vor allem sein erster Afrikaaufenthalt) relativ wenig über seine letzten Jahre veröffentlicht ist. Die Aufarbeitung seines Nachlasses konzentriert sich auf seine erste große Reise und alle Biographien über ihn sparen die letzten Jahre seines Lebens und die Frage nach seiner kolonialagitatorischen Motivation weitestgehend aus. Obwohl durch seine umfangreiche Korrespondenz mit dem Ehepaar Berlin, mit seiner Schwester und seinem Onkel sowie durch seine Tagebuchaufzeichnungen und seine offiziellen Berichte an das Auswärtige Amt genügend Quellenmaterial vorhanden ist, blieb eine Aufarbeitung dieser Zeit bisher aus. Nachtigals Freunde und Familie unterließen wegen des unerfreulichen Inhalts die vollständige Veröffentlichung seiner letzten Briefe und auch das Auswärtige Amt war gegen eine Veröffentlichung seiner Tagebücher, da dies wohl nicht zum positiven Bild des „Kolonialhelden“ beigetragen hätte. Vgl. dazu Tunis 2002: 101f. 2 Zur Biographie Nachtigals: Siehe Berlin 1887 und Wiese 1914. 3 In Würzburg lernt er während seines Studiums Rudolf Berlin kennen, der genau wie Nachtigal der Verbindung Corpus Nassovia angehörte. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Freundschaft, die bis zu Nachtigals Tod halten sollte. Zwischen dem Ehepaar Berlin und Nachtigal liegt eine umfangreiche Korrespondenz vor. Bei der Trauerfeier der Gesellschaft für Erdkunde und der Anthropologischen Gesellschaft zu Ehren Nachtigals in Berlin, trat man mit der Bitte an Rudolf Berlin heran, aus seinen Korrespondenzen mit Nachtigal einige Mitteilungen für die Deutsche Rundschau zusammenzustellen. Seine Frau Dorothea übernahm diese Aufgabe und veröffentlichte darüber hinaus 1887 eine Biographie über Nachtigal. 4 Henriette Brügelmann war die älteste Tochter des Gründers der Kölner Textilfirma F.W. Brügelmann Söhne. 5 Den regen Austausch und den engen Kontakt zwischen Nachtigal und seiner Kölner Familie dokumentieren zahlreiche Briefe sowie Nachtigals Tagebuchaufzeichnungen. Durch sie wird deutlich, wie sehr Nachtigal seinen Onkel und seine Tante verehrte und wie dankbar er für ihre Unterstützung war. 1

252

Anmerkungen

Vgl. Wiese 1914: 7 und Berlin 1887: 11f. Titel der Machthaber von Tunis zwischen 1628 und 1956. 8 Vgl. Tunis 2002: 97f. 9 Fiedler 2005: 102. 10 Die ersten beiden Bände wurden 1879 und 1881, der dritte Band 1889 posthum veröffentlicht. Nach Nachtigals Rückkehr nach Deutschland widmete sich sein Neffe, Rudolf Prietze, außerdem seinem sprachlichen Forschungsmaterial (vgl. Nachtigal 1881:V). Prietzes Interesse an afrikanischen Sprachen wuchs fortan stetig und er unternahm schließlich selbst Reisen nach Nordafrika, um den linguistischen Nachlass seines Onkels zu ergänzen. Prietze galt international als besonderer Kenner des Hausa und Kanuri. Er verbrachte seine letzten Lebensjahre in der Kolonialschule in Witzenhausen (vgl. Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA) 36-92-2 a). Nachtigal und er waren aber nicht die einzigen der Familie, die sich für Afrika interessierten: der Teilungsplan des Notars Goecke aus Köln vom 15. August 1881 belegt, dass weitere Verwandte im südlichen Afrika lebten (ein Verwandter scheint Missionsprediger in Deutsch-Südwestafrika gewesen zu sein) (vgl. RWWA 36-92-2 e). Vielen Dank an Britta Wiese, die diese Information aus dem RWWA zur Verfügung gestellt hat. 11 Essner 1985: 121. 12 Vgl. Buchner 1914: 8. Nachtigal soll sich gefragt haben, was er an der Westküste, wo er niemals gewesen war, solle und was man dort überhaupt wolle, den Hamburger Schnapshandel stärken? Vgl. auch Berlin 1887: 228. Auch im Laufe seines Auftrags sollen ihm immer wieder Zweifel gekommen sein: „Während man hier in Deutschland schon längst mit Begeisterung seinen patriotischen Thaten folgte und er, was man nennt, ein populärer Mann geworden war, quälte er sich selbst mit Unannehmlichkeiten aller Art ab, und die Verantwortlichkeit seiner Stellung lastete schwer auf ihm“ (Berlin 1887: 229). 13 Vgl. dazu Marx 1988: 43ff., Speitkamp 2005: 16 sowie Tunis 2002: 101. Diese Sichtweise darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich in seinen Schriften nicht trotzdem rassistische Äußerungen, die ein Gefühl der eigenen Überlegenheit widerspiegeln, finden ließen. Auch folgendes Zitat über ein Nachbarskind in Algerien erlaubt Einblicke in eine Sichtweise Nachtigals, die seltener rezipiert wird: „Es ist nämlich ein kleines Negermädchen von außergewöhnlicher Klugheit und Verschmitzheit. Ich bedauere, meiner kleinen Nichte nicht einen so kleinen, schwarzen Gegenstand mitbringen zu können, da die kleinen négrillos wirklich allerliebst sind und selten die künftige Häßlichkeit ahnen lassen“ (Berlin 1887: 13). 14 Vgl. Wehler 1969: 310. Sein Begleiter Max Buchner bezeichnet die Vorhaben der Reichsregierung als „Streiche“, die Nachtigal auszuführen hatte und spricht insgesamt von einer „sonderbaren Mission“ (vgl. Buchner 1914: 18, 47). 15 Buchner dazu: „Merkwürdigerweise ist von diesem lehrreichen Anfang einer kolonialen Betätigung ungemein wenig bekannt geworden“ (Buchner 1914: 30). 16 Nachtigal rechtfertigte diesen Entschluss vor Bismarck später mit dem „Schutz“ des deutschen Handels (vor allem der dort ansässigen Hamburger Firma Wölber & Brohm) und damit, dass Togo als Freihandelsgebiet eine „glänzende Zukunft“ und viel versprechende Handelswege ins Landesinnere bieten würde. Vgl. Wehler 1969: 314. 17 Nachtigal setzte vor seiner Weiterfahrt seinen Begleiter Max Buchner als „interimistischen Vertreter des Deutschen Reiches“ in Kamerun ein. 18 Vgl. Tunis 2002: 99. 19 Siehe den Beitrag zu Hugo Zöller in diesem Band. 20 Sein Zeitgenosse und Begleiter Max Buchner schreibt in seinen Aufzeichnungen rückblickend: „So musste dieses Martyrium enden. So musste das Schicksal sich erfüllen, das dem so starken tapferen Mann von Anfang an wie eine Drohung die ganze Reise verdorben hatte“ (Buchner 1914: 327). 21 Siehe den Beitrag „Koloniale Straßennamen und Erinnerungskultur“ in diesem Band. 6 7

Anne-Kathrin Horstmann: Zwischen Theorie und Praxis – Die Ostafrikafahrt der Kölner Handelshochschule 1908 Zur Geschichte der Kölner Handelshochschule vgl. Zander 2004 und Suthaus 2001. Die Handelshochschule, an der Kaufleute und künftige Leiter von Handels- und Industrieunternehmen ausgebildet und Handelslehrer und Staatsbeamten fortgebildet wurden, war bis 1907 am Hansaring untergebracht, danach zog sie wegen der rasch wachsenden Studentenschaft in einen Neubau am Römerpark in die Südstadt um, heute sind in diesem Gebäude Teile der Fachhochschule untergebracht. Die Handelshochschule ging 1919 mit der Neugründung der Universität zu Köln als direkte Vorgängerinstitution der WiSo-Fakultät in dieser auf. 2 Vgl. Zander 2004. 3 Der Wirtschaftwissenschaftler Kurt Wiedenfeld wurde beispielsweise 1908 in den Vorstand der Kölner Abteilung der DKG gewählt, 1909 wurde er zum Vorsitzenden (vgl. DKZ 1908: 153 und 1909: 239, 852). 4 Vgl. dazu: Horstmann 2009. 5 Eckert 1908. Die Verbindung von Theorie und Praxis wurde an der Handelshochschule vor allem unter Christian Eckert groß geschrieben. Neben Besichtigungen in heimischen Fabriken, Ämtern und der Industrie, wurden ab 1905 jedes Semester Exkursionen angeboten, die bis auf 1905 (Bremen, Hamburg, Kiel) alle ins Ausland führten: 1906 zu den wichtigsten europäischen Kontinentalhäfen, 1907 ans östliche Mittelmeer (die so genannte „Orientfahrt“), 1908 nach Ostafrika, 1910 in die USA, 1912 nach London und Belgien, 1913 nach Frankreich und Schweden (vgl. Suthaus 2001: 36-39, Zander 2004: 123 und Eckert 1961: 161f). 1

Anmerkungen

253

Universitätsarchiv Köln (UAK) Zug. 10/13: Bl. 292. UAK Zug. 10/13 (Bericht Imhoff, S.1). 8 U.a. wurde im Kölner Tageblatt (1908, Nr. 419: 52), im Kölner Stadtanzeiger (1908, Nr. 345II), in der Kölnischen Zeitung (1908, Nr. 1019: 114f.; Nr. 1050: 1; Nr. 1118), in der Kölnischen Volkszeitung (1908, Nr. 922: 42-46, Feuilleton) und in der Deutschen Kolonialzeitung (DKZ) (u.a. 1908: 138, 516f., 536, 891f., 904f; 1909: 17ff., 177ff., 233ff., 330ff., 345ff., 382ff. und 429ff.) berichtet. 9 Kölner Stadtanzeiger 1908, Nr. 345II und DKZ 1908: 516. 10 Eckert arbeitete dafür eng mit dem Reichskolonialamt, vor allem mit dem Staatssekretär Bernhard Dernburg, aber auch mit dem Gouverneur von Deutsch-Ostafrika zusammen (vgl. dazu UAK Zug. 10/13 Bl. 339ff.). Rückblickend merkte Eckert dazu an: „Nur dank des Interesses, das [sic!] das Reichskolonialamt der Fahrt entgegenbrachte, dank der Förderung, die wir bei der Zentralverwaltung der Kolonie, vor allem dem Gouverneur Frhrn. v. Rechenberg und seinen Räten, aber auch bei allen lokalen Instanzen fanden, war es möglich, der Schwierigkeiten Herr zu werden […]“ (Eckert 1909: 65). 11 Kölnische Zeitung 1908, Nr. 1019: 114/115. 12 Bericht von Heinrich Geffcken, Kölner Tageblatt 1908, Nr. 419: 52. 13 Wiedenfeld 1909: 3f. 14 Eckert 1908. 15 Müllendorf 1910: 18. 16 Eckert 1908. 17 Vgl. zum Reiseprogramm UAK Zug. 10/13: Bl. 258-270. 18 Eckert 1908. 19 Wiedenfeld 1909: 3f. 20 Eckert 1908 und Müllendorff 1910: 25, 52, 70. 21 Müllendorff, Kölnische Zeitung Nr. 1118, 24. Oktober 1908. 22 Wiedenfeld 1911: 39. 23 Eckert 1912: 12. 24 Eckert 1908. 25 Wiedenfeld 1911: 30. 26 Eckert 1908: 42-46. 27 DKZ 1911: 21. 6 7

Anne-Kathrin Horstmann: Koloniale Geographie – das Ehepaar Marie Pauline und Franz Thorbecke Klute 1935: 481. Thorbecke hatte von 1895 bis 1898 zunächst Mathematik, Botanik und Chemie studiert, bevor er von 1899 bis 1901 schließlich sein Wunschfach Geographie bei Alfred Hettner in Heidelberg studieren konnte. Diesem blieb er auch während seiner Beschäftigung als Lehrer verbunden: er war sowohl sein Seminarassistent, als auch Redaktionsassistent der von Hettner herausgegebenen Geographischen Zeitschrift. 3 Vgl. zu dieser Expedition Bundesarchiv Berlin (BArch) R 1001/3342+3343. 4 Thorbecke 1910. 5 Kraus 1971: 302f. Zur Biographie Marie Pauline Thorbeckes vgl. auch Pytlik 1997. 6 Expeditionen wie diese zeigen, wie eng die Zusammenarbeit zwischen Geographie und Kolonialmacht war. Die Kolonien mussten vermessen und kartiert, Klima und Bodenschätze erforscht werden. So bot sich der Geographie vor allem nachdem das Deutsche Reich 1884 offiziell zur Kolonialmacht wurde, verstärkt die Möglichkeit, ihren praktischen Wert unter Beweis zu stellen. Viele Geographen wurden gefragte Mitglieder in verschiedenen Gremien, sie betrieben Politikberatung, bildeten Kolonialpersonal aus und lieferten durch Expeditionen und Forschungen das für die praktische Kolonialarbeit nötige „Herrschaftswissen“. 7 Die Expedition wurde mit rund 40.000 Mark finanziert. Die Hälfte stellte allein die Deutsche Kolonialgesellschaft zur Verfügung, 10.000 Mark wurden von der Stadt Mannheim beigesteuert, die dafür die mitgebrachten Ethnographika erhielt. Die restlichen 10.000 Mark wurden aus dem Familienkreis der Thorbeckes finanziert. Thorbecke erhielt 5.000 Mark von seinem Schwiegervater, allerdings nur unter der Bedingung, dass Marie Pauline an der Expedition teilnehmen würde (vgl. BArch R 8023/221: Bl. 361 RS). 8 Vgl. BArch R 8023/221: Bl. 414; Pytlik 1997:21f. 9 BAch R 8023/221: Bl. 414f. 10 Vgl. z.B. Thorbecke 1914: 66+100; vgl. auch Pytlik 1997:36ff. 11 Ihre zahlreichen Skizzen, Zeichnungen, Gemälde und Photographien lieferten nicht nur ergänzendes Anschauungsmaterial, sondern waren neben den topographischen Messungen ihres Mannes auch eine wichtige Grundlage für die spätere Kartenerstellung des untersuchten Gebietes. Der photographische Nachlass von Marie Pauline Thorbecke befindet sich heute im Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde in Köln. Ihre Aquarelle, sowie gesammelte Ethnographika lagern im Reiss-Museum in Mannheim, die Musikaufnahmen der Expedition sind in der musikethnologischen Abteilung des Museums für Völkerkunde in Berlin zu finden. 12 Thorbecke 1914: 15f. 1 2

254

Anmerkungen

Thorbecke 1914: 7f. Thorbecke 1914: 175f. 15 Thorbecke 1914: 45. 16 Vgl. DKZ 1913: 469. 17 Aufgrund einer Malariainfektion litt Thorbecke an einem bis zur Blindheit grenzenden Augenleiden. Seine Frau verfasste daher seine Briefe, auch die dienstlichen, las ihm Fachliteratur vor, half ihm bei der Vorbereitung seiner Vorlesungen und begleitete ihn zu Tagungen und Vorträgen. Dies führte zu Streitigkeiten in Professorenkreisen, da Marie Pauline keine anerkannte akademische Ausbildung hatte (vgl. dazu exemplarisch den „Fall Spethmann“, behandelt bei Golczewski 1989: 43-72). 1951 wurde sie jedoch nach der Herausgeberschaft des fünften Kamerun-Bandes zur Ehrenvorsitzenden der Gesellschaft für Erdkunde in Köln gewählt. 18 Thorbecke 1938: 144-148. 19 Thorbecke 1926: Vorwort. 20 Thorbecke 1926: 1. 21 Universitätsarchiv Köln (UAK) Zug. 571/267. Als 1938 allerdings die Zentralstelle für Kolonialfragen an der Universität gegründet wurde, ist Thorbecke mit keinem Posten mehr berücksichtigt worden. 22 Vgl. Thorbecke 1936. 23 UAK Zug. 44/147 Fakultätsakte über Franz Thorbecke. 24 Siehe den Beitrag zur Kolonialausstellung in diesem Band. 25 Westdeutscher Beobachter 12, vom 13.1.1934. 26 Thorbecke 1926: 296-301. 27 Kraus 1971: 307. 28 Ebd.: 301-308. 13 14

Anne-Kathrin Horstmann: Koloniale Völkerkunde Heydrich 1965: 8. Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK), Protokoll der Stadtverordnetensitzung vom 13.4.1904, Akten des Amtes für Kunst und Volksbildung, zit. nach Pützstück 1995: 31. Durch den Einsturz des Kölner Stadtarchivs 2009 sind die meisten Akten zum Rautenstrauch-Joest-Museum auf unbestimmte Zeit nicht zugänglich. Ein Rückgriff auf die bestehende Sekundärliteratur ist daher unumgänglich. 3 Vgl. zu dieser bipolaren Ausrichtung der Völkerkundemuseen Laukötter 2010: 111 und dies. 2009: 40-53. 4 Vgl. Kölnische Zeitung Nr. 1208, 12.11.1906; zit. nach Pützstück 1995: 41. Vor der Eröffnung des Neubaus am Ubierring in der Südstadt wurde die ethnographische Sammlung bereits seit 1900 im Bayenturm und in der Quatermarktschule gezeigt. 5 Vgl. Universitätsarchiv Köln (UAK) Zug. 9/333: Vorlesungsverzeichnisse. 6 Vgl. UAK Zug. 17/1447: Personalfragebogen Foy 1919. 7 Vgl. UAK Zug. 27/76: Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung an den Rektor vom 10.4.1920. Foy hatte mit der Neugründung der Universität eigentlich auf die Einrichtung eines Ordinariats für Völkerkunde gehofft, dies wurde ihm jedoch verwehrt. Es sollte knapp 20 weitere Jahre dauern, bis dies letztendlich gegründet wurde. 8 Vgl. Jahresbericht Foy, HAStK 614/127, zit. nach Pützstück 1995: 60. 9 Vgl. Deutscher Kolonialkongress 1924: VI. 10 Vgl. Bundesarchiv Berlin (BArch) R 1001/6377: Bl. 3f.; siehe auch Artikel im Kölner Tageblatt, 23.11.1925. Weiterführend ist über die geplante Ausstellung allerdings nichts bekannt; vermutlich hat sie nicht stattgefunden. 11 Vgl. allgemein zu Julius Lips: Pützstück 1995: 101-270 und Kreide-Damani 2010. 12 Lips 1932: 538. 13 Ebd. 14 Vgl. Pützstück 1995: 171 und 185. 15 Vgl. UAK Zug. 9/297: Schreiben Lips an Eckert vom 22. Juli 1932. 16 Vgl. Vorlesungsverzeichnis Sommersemester 1933. Da Lips aber bereits mit der Gleichschaltung der Universität im April 1933 beurlaubt wurde, liegt es nahe, dass er diese Veranstaltung nicht gehalten hat. 17 Hier stellte Lips sein lang geplantes Werk „The Savage Hits Back or The White Man Through Native Eyes“ fertig, das die traditionelle Sichtweise der Ethnologie umkehrt und Europäerdarstellungen in der Kunst der „Eingeborenen“ in den Blick nimmt. In dem antifaschistischen Vorwort von Bronislaw Malinowski zitiert dieser Lips, der sich nun – wenige Jahre nach seinem pro-kolonialen Engagement – gegen die koloniale Widerbetätigung Deutschlands richtet: „The return of the smallest fraction of Africa, even in the form of a mandate, to Hitler would inevitably bring shame on the whole white civilized world“, so Lips. (Malinowski 1937: iX). 18 Zu Andreas Scheller vgl. Pützstück 1995: 272ff. 19 Vgl. dazu Mischek 2000; Mosen 1991: 104ff. 20 UAK Zug. 44/168: Schreiben Prof. Troll an Dekan Kauffmann vom 23. Januar 1938. 21 Inoffiziell übernahm Heydrich bereits am 1. Juli 1939 vertretungsweise die Leitung des Rautenstrauch-JoestMuseums und des Seminars für Völkerkunde an der Universität, offiziell trat er seinen Dienst am 1. Juli 1940 an. Im November 1940 wurde er rückwirkend auf 1. September zum ordentlichen Professor auf Lebenszeit ernannt, die Leitung des Museums übernahm er im Nebenamt (vgl. Kreide-Damani 2010: 169, 185ff. sowie Pützstück 1995: 309). 1 2

Anmerkungen

255

HAStK 614/245: Heydrich an Bundesleitung des Reichskolonialbundes vom 26.11.1940, zitiert nach Pützstück 1995: 334. 23 Artikel „Neue Leitung im Rautenstrauch-Joest-Museum – Prof. Dr. Martin Heydrich über seine Pläne“, Westdeutscher Beobachter, 12.7.1940. 24 Artikel „Führung im Rautenstrauch-Joest-Museum“, Westdeutscher Beobachter, 15.4.1941. 25 Artikel „Völkerkunde und Kolonialwissenschaft an der Universität Köln“, Westdeutscher Beobachter, 23.1.1941. 26 HAStK 614/11, Heydrich an Lukas am 14.11.1941, zit. nach Pützstück 1995: 333. 27 UAK Zg. 149/7: unter „B“ Schreiben vom Botanischen Institut der Universität Köln an Heydrich vom 30.9.1941. Siehe dazu weiterführend den Artikel „Die Kölner Universität und die kolonialrevisionistische Bewegung“ in diesem Band. 28 Kulick-Aldag 2010: 110f., zit. nach Kreide-Damani 2010: 191. 29 Vgl. hierzu Pützstück 1995; 334ff; Kreide-Damani 2010: 189ff; Fischer 1990: 119ff und Mosen 1991: 77ff. Vgl. auch den Artikel „Völkerkunde als Koloniale Wissenschaft. Arbeitstagung der deutschen Ethnologen in Göttingen – Köln Forschungsstätte der Völkerkunde im deutschen Westen“, Westdeutscher Beobachter, in: Kreide-Damani 2010: 191. 30 Vgl. Pützstück 1995: 336f. Vgl. allgemein zu der Kolonialwissenschaftlichen Abteilung des Reichsforschungsrates: Stoecker 2008: 253ff. 31 Vgl. Pützstück 1995: 338. 32 Vgl. dazu ebd.: 343ff. 33 Fischer 1990: 209f. 22

Marianne Bechhaus-Gerst: „Das finstere Heidenthum mit seinen Greueln“ – Der Afrika-Verein deutscher Katholiken in Köln Schnee 1920: 23. Siehe außerdem den Beitrag zu Hespers in diesem Band. Vgl. Soénius 1992: 95. 3 Historisches Archiv des Erzbistums Köln (AEK) CR22.27: 9. 4 AEK CR22.27: 10. 5 AEK CR22.27: 27. 6 „Gott will es!“ Oktober 1910, o.S. 7 „Gott will es!“ Juni 1910, o.S. 1 2

Anne-Kathrin Horstmann: Franz Karl Hespers – Domkapitular und Kolonialaktivist Vgl. hierzu weiterführend: Heyden 2010; Beckmann 2009; Klein 2010; Hamilton 2010; Paczensky 2000; Heyden 2000; Bade 1984 und Gründer 1982. 2 Historisches Archiv des Erzbistums Köln (AEK) Bestand: Slg. Personalia, Franz Karl Hespers, Nachruf; vgl. auch Nachruf Hespers, Kölnische Volkszeitung Nr. 1018, 13.12.1915. 3 Nachruf Hespers, Kölnische Volkszeitung Nr. 1018, 13.12.1915. 4 Vgl. zur Gründung der Kölner Abteilung Deutsche Kolonialzeitung (DKZ) 1888: 347. 5 Gründer 1982: 88f. 6 „Wider die Sklaverei! Bericht über die Verhandlungen der Volksversammlung im Gürzenich zu Köln am 27. Oktober 1888“, nach stenographischen Angaben: Anonymus 1888: 13; vgl. zu der Veranstaltung auch DKZ 1888: 350-352. 7 Anonymus 1888: 14. 8 Ebd.: 33. 9 Ebd.: 34. 10 Siehe den Artikel zum Afrika-Verein deutscher Katholiken in diesem Band. 11 Zu einer Veranstaltung des Afrika-Vereins deutscher Katholiken, bei der Missionare aus den deutschen Kolonien von ihrer Arbeit berichteten, wurden die Mitglieder der DKG eingeladen (vgl. DKZ 1895: 124); einige Jahre später wurde in der DKZ die Arbeit der Missionen anlässlich eines Berichts über die Zentralvorstandssitzung des ADK am 19. Dezember 1904 in Köln sehr gelobt, brächten diese den „Eingeborenen“ neben „ora“ doch auch das „labora“ bei (vgl. DKZ 1905: 32). 12 Vgl. hierzu Gründer 1982: 87ff und zu den Aufgaben Hespers in dieser Position ebd.: 155, 157, 163, 174f. 13 Schnee 1920: 65 (Band II). 14 Soénius 1992: 76; zur Wahl in den Vorstand siehe DKZ 1895: 187. 15 Die Kolonialkongresse fungierten als Plattform für kolonialinteressierte Kreise aus Wissenschaft, Politik und Wirtschaft und sollten die Idee der „Nutzbarmachung der Wissenschaft für die gesamten kolonialen und überseeischen Interessen“ voran treiben. Sie waren eine Art Mischung aus wissenschaftlicher Massen- und Propagandaveranstaltung, die vor allem auch der bildungsbürgerlichen Reichsgesellschaft den Kolonialgedanken näher bringen sollten. 16 Vgl. Deutscher Kolonialkongress 1903-1910. 17 Vgl. dazu DKZ 1898: 211f. 18 DKZ 1905: 290, 526; vgl. dazu auch Soénius. 1992: 68. 19 Vgl. Soénius. 1992: 74. 20 Vgl. dazu Gründer 1982: 109. 1

256

Anmerkungen

Siehe Anm. 3. Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA) Bestand 7-7-8: Hespers an Langen, 05.05.1895; zitiert nach Soénius. 1992: 97. 23 Vgl. zur Verleihung des Roten-Adler-Ordens Deutsches Kolonialblatt 1895: 187f, sowie AEK, Bestand: Slg. Personalia, Franz Karl Hespers, Nachruf. 24 Siehe Anm. 3. 21 22

Kathrin Treins: „Wie beschämt der Eifer der katholischen Landsleute uns evangelische Deutsche!“ Der Evangelische Afrika-Verein in Köln „Gott will es!“, 1890: 17. Ebd. 3 Ebd. 4 Fabarius 1899: 10-12. 5 Vgl. Tiletschke 2006: 162. 6 Satzung des EVA vom 2. Mai 1898 (Bestand Bethel Mission M 18: Bl. 42). 7 Vgl. Fabarius 1899: 20-21. 8 Tiletschke 2006: 163-164. 9 Tiletschke 2006: 117-118. 10 Tiletschke 2006: 168-169. 11 Umbeck an den Vorstand des EAV am 6.1.1899 (Bestand Bethel Mission M 20: Bl. 50-51). 12 Bericht über die Generalversammlung des Rheinischen Verbandes, Coblenz, den 29. Januar 1895 (RheinischWestfälisches Wirtschaftsarchiv (RWWA) 7-6-17). 13 Vgl. Protokoll der Vorstandssitzung des Rheinischen Verbands vom 18. Februar 1895 (RWWA 7-6-17). 14 Stadt-Anzeiger der Kölnischen Zeitung vom 1.2.1895, Nr. 54 (Abend-Ausgabe). 15 Afrika 2. Jg. 1895: 70–71. 16 DKZ 1895: 52. 17 Die Vereinspublikation Afrika erschien seit 1894 und ab 1899 mit dem Zusatz „Monatsschrift für die sittliche und soziale Entwicklung der deutschen Schutzgebiete“. 18 Vgl. Schmuhl, Hans-Walter (o.J.): Lutindi - „koloniale Irrenfürsorge“. http://www.bethel-historisch.de /index.php?article_id=39, Zugriff am 24.7.2011. 19 Vgl. Linne 2007: 125f. 20 Bericht über den 6. Verbandstag 1899: „Mit dem 1. April scheidet Herr Divisionspfarrer Fabarius aus dem Vorstande des Verbandes aus, um die Stelle des Direktors der Kolonialschule in Witzenhausen zu übernehmen. Die Geschichte des Rheinischen Verbandes ist mit der Person seines bisherigen Schriftführers auf das engste verknüpft“ (Afrika 6. Jg. 1899: 93-94). 21 Vgl. Tiletschke 2006: 192-197: „Der Verein sah sich zu permanenten Sparmaßnahmen gezwungen. Die bis dahin monatlich erscheinende Zeitschrift ‚Afrika‘ schrumpfte seit 1902 zu einem Vierteljahresblättchen zusammen, für deren Artikel keine Honorare mehr gezahlt werden konnten. Im März 1902 standen Einnahmen von 17195 Mark Ausgaben von 24055 gegenüber, ein Defizit von 6860 Mark.“ 22 Vgl. ebd. und Vereinte Evangelische Mission 2010. 1 2

Marianne Bechhaus-Gerst: „Ein Fest in unseren Kolonien“ – Koloniale Feiern und Versammlungen in Köln Siehe dazu den Beitrag „Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen“ in diesem Band. Siehe dazu den Beitrag „Deutsche Kolonialausstellung unterm Hakenkreuz“ von Marianne Bechhaus-Gerst in diesem Band. 3 Siehe hierzu: „Kolonialkalender“ – koloniale Veranstaltungen in Köln von 1888 bis 1918, zusammengestellt aus der DKZ von Tobias Schnell, verfügbar unter: http://www.kopfwelten.org/kp/ereignisse/kalender und Schnell 2008. 4 Siehe dazu den Beitrag „Zwischen Theorie und Praxis – Die Ostafrikafahrt der Kölner Handelshochschule 1908“ von Anne-Kathrin Horstmannn diesem Band. 5 Siehe Anm. 3. 6 Schnell 2008: 41. 7 Schnell 2008: 51. 8 Kölner Tageblatt Nr. 551, 50 Jg., 29. November 1913. 9 DKZ 1895: 52. 10 DKZ 1902: 259. 11 Zu den Aktivitäten der Frauen in der Kölner Kolonialbewegung siehe den beitrag „‘Fremdland zur Heimat wandeln nur die Frauen.“ – Koloniale Frauenvereine in Köln zwischen 1893 und 1919‘ von Irene Franken und Eva Bischoff in diesem Band. 12 Kölnische Zeitung 19. November 1911, Nr. 1272, Sonntags-Ausgabe, 3. Blatt. 13 o.V. 1937: 6. 1 2

Anmerkungen

257

Burkhard Fenner: Wilhelm Joest und das Rautenstrauch-Joest-Museum Joest 1895: 206. Joest 1885: 472-475. 3 Zum Beispiel Joest in einem Schreiben an den Vorsitzenden der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte: „Von Südafrika und Umgegend werde ich dann nach Australien dampfen und hoffe später diis propitiis ein oder einige Jahre die Südsee zu durchstreifen und möglichst die out of the way places zu besuchen, um vom anthropologischen und ethnographischen Standpunkte auf dem Wege des Sammelns zu retten, was zu retten ist“ (Joest 1883: [329]). 4 Graebner 1908: 216. 5 Foy 1910: 21. 6 Mitunter nahm der Sammeleifer Ausmaße an, die den Eindruck entstehen lassen, dass ‚retten’ und ‚raffen’ nicht nur phonetisch nahe beieinander lagen. Der damalige Direktor des Leipziger Völkerkundemuseums, Karl Weule (1864– 1926), urteilte nach dem Krieg rückblickend: „Denn darüber wollen wir uns klar sein: alle deutschen Museen haben die Zeit unserer Macht und unseres Glanzes und vor allem die Periode unserer kolonialen Betätigung benutzt, um an altem Kulturgut zusammenzuraffen, was zu erreichen war.“ (Weule 1918–21: 8). Neben dem Bemühen, „zu retten, was zu retten ist“, spielte als Ansporn beim Objekterwerb sicherlich auch ein gewisses Konkurrenz- und Statusdenken der Museen eine Rolle. 7 Foy 1910: 7. 8 Glenn Pennys Argument, dass den Museen durch die kolonialen Grenzen umgekehrt der Zugang zu anderen, fremden Kolonialgebieten versperrt blieb (Penny 2002: 112–123), mag das Übergewicht an Objekten aus deutschen ‚Schutzgebieten’ miterklären, doch wäre es falsch, im Umkehrschluss zu folgern, dass ohne koloniale Herrschaft die Museen noch größere Sammlungen hätten zusammentragen können. Viele, wenn nicht die meisten der privaten Objektanbieter kamen als Händler, Beamte oder auch Reisende überhaupt erst über den kolonialen Kontext mit den indigenen Gesellschaften in Berührung. Zum Zusammenhang zwischen ethnografischem Sammeln und Kolonialismus siehe auch Bergner 1996, Brüll 1995 und Weber 2006. 9 Foy 1910: 7, 11. 10 Pützstück 1995: 66. 11 Foy 1910: 17f. 12 Foy 1909: 60. 13 Ebd.: 48f.; Foy 1910: 60. 14 Foy 1910: 16. 15 Ebd.: 36. 16 Ebd.: 32. 17 Ebd.: 37. 18 Ebd.: 18f.; Ziele, Konzept, Aufbau und Einrichtung des Museums erläutert Foy auch ausführlich in dem ersten Band der museumseigenen Schriftenreihe Ethnologica (Foy 1909: 1–70). Hier erwähnt er koloniale Bezüge der Ethnologie oder Museumsarbeit mit keinem Wort. 19 Im Folgenden wird bei der Darstellung der institutionellen Vernetzung des Museums und der Zeit nach 1918 insbesondere auf die Publikation Lothar Pützstücks zurückgegriffen, der die relevanten Quellen im Rahmen seiner Arbeit über die Entwicklung der Kölner Völkerkunde und die Geschichte des Rautenstrauch-Joest-Museums akribisch aufgearbeitet hat. Er wertete dafür insbesondere die Dokumente im Kölner Historischen Archiv aus, deren Schicksal nach dessen Einsturz im März 2009 bislang ungeklärt ist (Pützstück 1995: 62). Siehe auch den Beitrag „Koloniale Völkerkunde“ in diesem Band. 20 Pützstück 1995: 41 (Bezug: Kölnische Zeitung vom 12.11.1906, Nr. 1208). 21 Pützstück 1995: 31. 22 Ebd.: 62. 23 Ebd.: 61. 24 Foy im Jahresbericht zur Tagesordnung der 16. Generalversammlung des Fördervereins vom 7.4.1920, zitiert in Pützstück 1995: 60. 25 Zum Verhältnis von Kolonialismus und Völkerkunde siehe auch Laukötter 2007: 42-47; speziell zur Bedeutung ethnografischer Museumsobjekte im kolonialen Diskurs siehe Weber 2006. 26 Pützstück 1995: 197, 282, 333-339. Julius Lips, der sich als Direktor des Museums noch für die Rückgabe der früheren Kolonien an Deutschland ausgesprochen hatte, warnte erst nach seiner Entlassung und Emigration in die USA vor den kolonialpolitischen Forderungen der Nationalsozialisten (Pützstück 185-186, 242-243). Siehe auch den Beitrag „Die Kölner Universität und die kolonialrevisionistische Bewegung“ in diesem Band. 27 Pützstück 1995: 279, 286–287, 300, 325. Siehe die Beiträge „Deutsche Kolonialausstellung unterm Hakenkreuz“ und „Franz Xaver von Epp in Köln“ in diesem Band. 1 2

258

Anmerkungen

Anne-Kathrin Horstmann: Das „Koloniale Gehöft“ auf der Deutschen Werkbundausstellung 1914 Vgl. Deutsches Kolonialblatt 1913 Nr. 14: 642 „Das Kolonialhaus auf der Deutschen Werkbundausstellung in Cöln 1914“ oder Deutsche Kolonialzeitung (DKZ) 1913: 496 „Das Kolonialhaus auf der Deutschen Werkbundausstellung in Köln 1914“. 2 DKZ 1913: 496. 3 Bundesarchiv Berlin (BArch) R 1001/6371: Bl. 3f. 4 BArch R 1001/6371: Bl. 33. 5 BArch R 8023/1008: Bl. 222 RS 6 http://www.deutscher-werkbund.de/geschichte.html und http://www.deutscher-werkbund.de/der_werkbund.html (eingesehen am 18.5.2011). 7 Deutsches Kolonialblatt 1913: 642. 8 Auf der Ausstellung wurde zwar auch die Möbel- und Raumkunst präsentiert, in erster Linie stand aber die Architektur und somit die Ausstellungsbauten selbst im Mittelpunkt. Zu den bekanntesten Bauten auf der Ausstellung zählen das Glashaus von Bruno Taut, das Werkbund-Theater von Henry van de Velde und die Musterfabrik von Walter Gropius. Daneben wurde z.B. auch eine Mustersiedlung, das so genannte „Niederrheinische Dorf“ gebaut oder für das Bürgertum eine Mustervilla und ein Sommerhaus präsentiert. Vgl. weiterführend zur Kölner Werkbundausstellung Herzogenrath 1984. 9 BArch R 8023/1008: Bl. 223. 10 Ebd. 11 BArch R 8023/1008: Bl. 223 und 223 RS. 12 BArch R 8023/1008: Bl. 223 RS. 13 Vereinzelt wurde sich aber auch gegen eine Beteiligung ausgesprochen, da gefürchtet wurde auf einer Kölner Ausstellung nicht das geeignete Publikum anzutreffen und sich für diesen Zweck doch eher Ausstellungen in den Kolonien selbst eignen würden, auf denen Siedler oder Kolonialbeamte anzutreffen wären, für die ein Hausbau auch in Frage käme (vgl. BArch R 8023/1008: Bl. 224 RS und 225 oder BArch R 1001/6371: Bl. 116 (Umschlag, darin Bl. 6). 14 Vgl. BArch R 1001/6371: Bl. 22 und 116 (Umschlag, darin Bl. 1f). Vgl. auch Mitglieder des Ausschusses für das Koloniale Haus, Ausstellungsleitung Werkbund 1914: 27f. 15 Vgl. BArch R 8023/1008: Bl. 227ff. Für den Antrag insgesamt siehe Bl. 222-230 16 Vgl. BArch R 1001/6371: Bl. 69 (Umschlag, darin Bl. 1). 17 BArch R 1001/6371: Bl. 216f. 18 DKZ, 1914: 530. 19 Vgl. BArch R 8023/1008: Bl. 223 RS und BArch R1001/6371: Bl. 116 (Umschlag, darin Bl. 5). Auf den ursprüngliche Plan darüber hinaus eine Maschinenhalle zu bauen, in der Maschinen zur Schau gestellt werden sollten, die der kolonialen Wirtschaft dienen und ein weiteres „koloniales Gebäude“ (Holzhaus) zu errichten, das als Ruhe- und Siestahaus dienen sollte, wurde verzichtet (vgl. dazu BArch R 1001/6371: Bl. 116 (Umschlag, darin Bl. 2ff) und Bl. 185). 20 Vgl. BArch R 1001/6371: Bl. 116 (Umschlag, darin Bl. 7f). Vgl. dazu auch den Aufruf im Deutschen Kolonialblatt 1913: 642 und in der DKZ 1913: 496. 21 BArch R 1001/6371: Bl. 116 (Umschlag, darin Bl. 7f). 22 BArch R 1001/6371: Bl. 33. 23 Vgl. BArch R 1001/6371: Bl. 116 (Umschlag, darin Bl. 2). 24 Paul Pott ist neben Otto March und Theodor Merrill der wichtigste Architekt des Kölner Stadtteils Marienburg. Vor dem Ersten Weltkrieg baute er dort für das gehobene Bürgertum Villen und Landhäuser im Englischen Landhausstil. Vgl. zu den Arbeiten Paul Potts: o.V. 1927b. 25 Ausstellungsleitung Werkbund 1914: 240; Potts Entwürfe gehen auf Pläne zurück, die vom Gouverneur in DeutschOstafrika eingereicht wurden. 26 Vgl. BArch R 1001/6371: Bl. 219 und Artikel „Die kolonialen Bauten auf der Kölner Werkbundausstellung und der Preisbewerb“ in der „Kolonialen Rundschau“ der Berliner Tageszeitung Der Tag vom 24. Mai 1914 , in: BArch R1001/6371: Bl. 265. 27 DKZ 1914: 530, vgl. auch BArch R 1001/6371: Bl. 238ff. 28 Vgl. dazu: Herzogenrath 1981: 181ff. 29 Siehe Anm. 26. 30 Artikel „Die kolonialen Bauten auf der Kölner Werkbundausstellung und der Preisbewerb“ in der „Kolonialen Rundschau“ der Berliner Tageszeitung Der Tag vom 24. Mai 1914 , in: BArch R1001/6371: Bl. 265. 31 Vgl. dazu BArch R 1001/6371: Bl. 116 (Umschlag, darin nicht nummeriertes Blatt zwischen Bl. 5 und Bl. 6) sowie Bl. 182 RS und Bl. 186. 1

Kathrin Treins: Inszenierte Fauna – der Kölner Zoo Vgl. Flora, http://www.stadt-koeln.de/6/gruen/flora/01059/. Vgl. Rieke-Müller 2001: 87. 3 Vgl. Honold 2004: 177. 1 2

Anmerkungen

259

Vgl. Gieseke 2006: 275. Vgl. Hässlin & Nogge 1985: 11. 6 Garthe 1858: 5. 7 Rieke-Müller & Dittrich 1998: 216. 8 Bodenius 1864. 9 Garthe 1858: 7. 10 Siehe Anm. 2. 11 Siehe Anm. 8. 12 Vgl. Gewalt 1993: 38f. 13 Vgl. Rieke-Müller 2001: 92. 4 5

Marianne Bechhaus-Gerst: Inszenierte Exotik – Völkerschauen in Köln Siehe Thode-Arora 1989; Brändle 1995; Staehelin 1993; Dreesbach 2005. Diese Zahl wurde vor einigen Jahren von Dr. Lothar Pützstück recherchiert, dem ich für die Information danke. 3 Kölner Stadt-Anzeiger, 4. Juli 1896 zu Nr. 301 der Kölnischen Zeitung. 4 Informationen zu den Völkerschauen im Zoo finden sich in den Akten des Kölner Zoologischen Gartens, Bestand 950, Stadtarchiv Köln. 5 Ebd. 6 Staehelin 1993: 68. 7 Das elegante Köln 4, September 1931. 8 Kölner-Stadtanzeiger, 25. August 1890: 6. Für die Zusammenstellung aller Artikel zu den afrikanischen Völkerschauen in Kölner Zeitungen bedanke ich mich bei Frau Sunna Gieseke. 9 Stadt-Anzeiger, 29. August 1890. 10 Brändle 1995: 67. 11 Stadt-Anzeiger, 3. November 1898. 12 Stadt-Anzeiger , 22. Mai 1900. 13 Stadt-Anzeiger, 14. Juni 1885. 14 Stadt-Anzeiger, 27. Juni 1885. 15 Ebd. 16 Stadt-Anzeiger, 26. Juni 1886. 17 Stadt-Anzeiger , 9. Mai 1914. 18 Rheinische Zeitung 29. Juni 1914. 19 Stadt-Anzeiger für Köln und Umgebung 2. Juli 1932, Nr. 331 und Nr. 354, 14. Juli 1932. 20 Siehe den Beitrag „Kolonialmigranten in Köln“ in diesem Band. 1 2

Hildegard Brog und Mathias von der Bank: Zwischen Exotismus und Rassismus – Kolonialismus und Kölner Karneval Kölner Carneval 1885. Kölnische Zeitung Nr. 45; 14. Febr. 1885. Vgl. dazu Euler-Schmidt & Leifeld 2007: 145. Die dortigen Ausführungen gründen auf einer früheren Manuskriptfassung dieses Aufsatzes. 3 Kölner Carneval 1885: 5. 4 Die Moritat ist im „Allgemeinen Deutschen Kommersbuch“ enthalten, der wichtigsten Liedersammlung für studentische Verbindungen im 19.Jh. Diese bis heute immer wieder neu aufgelegte Sammlung darf als Allgemeingut der gebildeten Stände gelten, da sie jedem Verbindungsstudenten bekannt war (Silcher & Erk 1858). 5 Siehe Anm. 2. 6 Ebd. 7 Die Darstellung stützt sich vor allem auf Nuhn 2000: 137-154 und Morlang 2008: 94-96. 8 Vgl. Fest Comitee des Kölner Carneval 1895. Das Festprogramm zeigt in farbigen Lithografien alle Fuß-, Reiter- und Wagengruppen des Rosenmontagszuges. 9 Ebd. 10 Euler-Schmidt & Leifeld 2007: 206f.; zur NS-Planung für ein afrikanisches Großreich siehe Linne 2008. 1 2

Marianne Bechhaus-Gerst: Kolonialmigranten in Köln Persönliche Mitteilung der Familie, für die ich herzlich danke. Stadt-Anzeiger für Köln und Umgebung, Sonntag 5. März 19 33, Nr. 117, Drittes Blatt. 3 Pützstück 1997: 151-157. 4 Kater 1995. 5 Kölner Stadtanzeiger, 13. Oktober 2009, S. 29. 1 2

260

Anmerkungen

Rea Brändle: „… mit aufopfernder Liebe diese Heidenkinder bekehrt“ – Eine Gruppentaufe am 13. März 1903 im Dom Brändle 2007: 53-58. Eine Heidentaufe im Kölner Dom, in: Kölner Tageblatt, 14. März 1903. 3 Städtische Nachrichten, in: Kölnische Zeitung, 14. März 1903. 4 Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Taufregister, 13. März 1903. 5 Ein seltsamer Taufakt, in: Kölnische Volkszeitung, 14. März 1903. 6 Tagespost Graz, 30. Juli und 2. August 1902. 7 Landsarkivet for Sønderjylland, Geburtsregister Åbenrå. 8 Staatsarchiv Hamburg Datenbank des Projekts LinkToYourRoots, 16. November 1904. 9 Kölnische Zeitung, 11. Oktober 1896. 10 Reisepass, im Besitz der Familie Emanuel Bruce, Lomé. 11 Brändle 2007: 123–140, 184–192. 1 2

Marianne Bechhaus-Gerst: Wilhelm Elo Sambo – Patenkind des Kaisers und Blauer Funke Martin 1993: 123ff. Ich danke den Archivaren der Blauen Funken für den freundlichen Empfang und die Zurverfügungstellung des im Archiv vorhandenen Materials zu Wilhelm Elo Sambo. 3 Siehe z.B. www.der-chronist.de/husaren.html (20.1.2011); Plumhoff 1904: 3-5. 4 Schlegel 1979: 155ff. 5 Ebd. und Martin 1993: 128. 6 Ebd. und http://www.nadann-muenster.de/redaktion/zeitzeichen/archiv/kw43/ind ex.php (eingesehen am: 5.5.2011). 7 http://www.nadann-muenster.de/redaktion/zeitzeichen/archiv/kw43/index.php (eingesehen am: 5.5.2011). 8 Eine Postkarte aus Köln, die seine Unterschrift trägt stammt von Dezember 1928, siehe http://www.ub.unikoeln.de/cdm4/document.php?CISOROOT=/kolonial& CIS OPTR=903 &REC=2. 9 Plumhoff 1904: 5. 1 2

Marianne Bechhaus-Gerst: Afrikanische Kriegsgefangene und Besatzungssoldaten in Köln-Wahn Huck 1971. Pommerin 1979: 16. 3 Ärztekammer Berlin 1989: 196. 4 Stadtarchiv Porz E 510-515, Plewig/5: Bl. 45. 5 Stadtarchiv Porz E 510-515, Plewig/5: Bl. 46. 6 Siehe hierzu auch Wigger 2007. 7 Stadtarchiv Porz, E 510-515, Plewig/5, Bl. 47. 8 Ebd. 1 2

Marianne Bechhaus-Gerst: Adler besiegt Drache – Kölner in den Kolonien Stadt-Anzeiger der Kölnischen Zeitung vom12.8.1904. o.V. 1907: 40. 3 Schlegel 1979: 126f. 4 Siehe die verschiedenen Jahrgänge der Kolonial-Post. 5 Kolonial-Post 12, 1941, S. 234. 6 Kolonial-Post 1, 1938, S. 20. Weitere Namen von Kölner Kolonial-Kriegern nach den Geburtstagslisten der KolonialPost sind: Gustav Trautmann, Joh. Groppe, Paul Koenig, Paulo Wiehager, Franz Zörner, Ludwig Gleim, Josef Schiefer, Heinrich Wilbers, Erich Neumann, Anton Bischof, Ph. Wurzel, Otto Zander, Adam Herzog, Paul Schmittmann, Paul Lauerfaß, Wilhelm Martin, Adolf Teich, Wilhelm Troike, Christian Wolff, J. Nauheimer, L. Metzger, Mathias Dresia (Gründer der Kameradschaft 1908), August Frei, Matthias Will, Hugo Schenkelberg, Walter Platz, M. Manternach, J. Wirig Heinrich Rothe, E. Lorenz, Benno Hermann, Max Gogowsky, J. Nauheimer, Arth. Burk, J. Gräfe, Martin Schölzgen, K. Müller, Engelbert Berg, Heinrich Stark, Karl Bürster, Gustav Muhlack, Anton Weber, Emil Grimm, Leonhard Itzstein, Ferd. Kuß, Mich. Ortmanns, Peter Melles, Josef Keppler, Walter Kleemann, Paul Duchéne, Herm. Syré, Paul Sasse, Anton Hilger, Heinrich Wilkes, Walter Kettniß, Clemens Koch, Kessing, Albert Burtzki, Karl Kiefer, Heinrich Meyer, Julius Gruhn, Heinrich Meyer, Emil Meier, Franz Jansen, Theo Schulz, Joh. Broichhagen,, P. Hoffmann, J. Werner, Sandhövel, Wilh. Pelzing, Gottlieb Raichle, Willi Heitmann, Hermann Pabst, Emil Wolff, Jakob Geus, Ferd. Hermanns, Sebastian Behr, Heinrich Eisenhut, Mupp, Gustav Eichmann, Reinhold Schneiders. 7 Kolonial-Post 6, 1938: 123. 1 2

Anmerkungen

261

Westdeutscher Beobachter 3.6.1935, Morgenausgabe. Zur Bedeutung der Fahnen, wie nachfolgend beschrieben, siehe Kuß 2010: 401ff. 10 Zum Westdeutschen Tag der Kolonialsoldaten siehe: Kölner Stadt-Anzeiger/Kölnische Zeitung, Quer durch Köln, 26.9.1936 Morgenblatt Nr. 490, Abendblatt Nr. 491; 28.9.1936 Morgenblatt Nr. 493. 8 9

11

Ebd.

Amtlicher Anzeiger für Deutsch-Ostafrika, IV. Jahrgang, Nr. 8, 14. März 1903. 13 Amtlicher Anzeiger für Deutsch-Ostafrika, VI. Jahrgang, Nr. 8, 25. März 1905. 14 Amtlicher Anzeiger für Deutsch-Ostafrika, XII. Jahrgang, Nr. 19, 23. April 1911. 12

15

Prüße 1929: 95.

16

Stadtanzeiger Dezember 1931, Nr. 616.

17

Jung 1971: 83ff.

18

Siehe Anm. 16.

Azziza-Belinda Malanda: „Mit Gott für Kaiser und Reich“ – Ein Kölner Soldat in China An dieser Stelle ein Dank an Frau Ursula Schwerdfeger, die so freundlich war dem Projekt Köln Postkolonial das Fotoalbum von Herrn Hermann Kessler für wissenschaftliche Zwecke zur Verfügung zu stellen. 2 Vgl. o.V. 16. April 1963: „Reise zum Mond.“ Kölner Stadt-Anzeiger Nr. 88, o. S. 3 Ebd. 4 Strafexpeditionen wurden in den ehemaligen Kolonien als Instrument der Herrschaft benutzt, um lokal begrenzte Widerstände zu unterdrücken. Unter Anwendung von Gewalt sollte die Ergebenheit der „Untertanen“ dauerhaft gesichert werden. Vgl. dazu: Kuß 2007. 5 Für eine erste Einführung in die Thematik empfehlen sich die Sammelbände: Leutner & Mühlhahn 2007; Kuß & Martin 2002. 6 Vgl. Gründer 2004: 188f. 7 Für eine ausführliche Behandlung des Themas vgl.: Klein 2007; Jörgensen 2001. 8 Vgl. Kuß 2010: 49. 9 Für eine Einführung zu Ursprüngen, Motivation und Mobilisierung der Boxer vgl.: Dabringhaus 2007; Lixin 2007; Filipiak 2007. 10 Die Forts, an der Mündung des Beihe Flusses gelegen, waren zu dessen Verteidigung errichtet worden. Der Fluss bildete den Zugang zum Hafen in Tianjin und öffnete den Land- und Seeweg nach Peking. 11 Vgl. dazu: Nowak 2007; Martin 2002. 12 Felber 2002; Leutner 2007a. 13 Zitiert nach: Sösemann 1976: 343 f. Vgl. dazu: Sösemann 2007. 14 Vgl. Ebd.: 139. 15 Zum Truppenvorgehen unter Alfred Graf von Waldersee und den Strafexpeditionen vgl.: Hevia 2007a und 2007b; Kuß 2007 und 2002. 16 Vgl. dazu: Leutner 2007b; Mühlhahn 2007. 1

Anne-Kathrin Horstmann: „Das deutsche Volk braucht Kolonien“ – Konrad Adenauer und der Kolonialrevisionismus Soll Deutschland Kolonialpolitik treiben? Eine Umfrage, in Europäische Gespräche: o.V. 1927a: 609f. Vgl. dazu: Recker 2010: 11ff. und zu seiner Zeit als Kölner Oberbürgermeister: Müller 2000: 48-70. 3 Vgl. dazu: Recker 2010: 19ff. und http://www.konrad-adenauer.de/koelner_ oberbuergermeister.html (eingesehen am 9.6.2011). 4 Zitiert nach: Linne 2008: 17. 5 Zitiert nach: ebd.: 17f. 6 Ebd.: 19. 7 Schnee 1921: 31. 8 Vgl. Laak 2003: 72ff. 9 Vgl. ebd.: 75. 10 Vgl. Nöhre 1998: 28-32. 11 Zitiert nach: Linne 2008: 23. 12 Übersee- und Kolonialzeitung 1931, 7: 152. 13 Siehe Beitrag ‚„Raum ohne Volk und Volk ohne Raum“ – Die Koloniale Sonderschau auf der Pressa 1928‘ in diesem Band. 14 Vgl. dazu Anm. 12 und Historisches Archiv der Stadt Köln, Bestand 902, 278, 1. 15 Bereits 1920 gehörten sieben ehemalige Gouverneure zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Gesellschaft. Vgl. dazu Nöhre 1998: 44f. 16 Siehe Anm. 12, Tagung der DKG. 17 Vgl. dazu z.B. Übersee- und Kolonialzeitung 1932, 11: 260f. 1 2

262

Anmerkungen

18 Er richtete beispielsweise 200 RM zur Unterstützung einer Afrika-Expedition an die Missionsverkehrsgemeinschaft, vgl. Historisches Archiv der Stadt Köln, Bestand 902, 304,3 114. 19 Siehe Anm. 17. 20 Konrad Adenauer. 1931, zitiert nach: Nöhre 1998: 88. 21 Übersee- und Kolonialzeitung 1932, 1: 16. 22 Linne 2008: 26ff. 23 Konrad Adenauer wurde 2003 im Rahmen einer Umfrage der ZDF-Serie „Unsere Besten“ von einem breiten Publikum (ca. 1,5 Millionen Stimmen standen hinter diesem Ranking) auf den ersten Platz der „100 größten Deutschen“ gewählt.

Marianne Bechhaus-Gerst: Franz Xaver von Epp in Köln Epps Besuch in Köln ist im Bestand Nachlass Epp, Bundesarchiv Koblenz, N 1101/70 dokumentiert. Siehe Anm.1. 3 Zu Epps Biographie siehe Wächter 1999. 4 Die erhaltenen Vortragsmanuskripte in Epps Nachlass (siehe Anm. 1) machen deutlich, dass sich über Jahre hinweg eine koloniale Kundgebung an die andere reihte, auf denen er die koloniale Werbetrommel rührte. 5 Die Rede Epps ist als Mitschnitt im Deutschen Rundfunkarchiv erhalten, allerdings ist ihr ein falsches Datum, der 6.5.1939, zugewiesen. Aus dem Gesamtkontext ist jedoch erschließbar, dass es sich um die am 22. April 1937 in Köln gehaltene Rede handelt. 6 Rede Epps in Düsseldorf am 23.10.1935, Bundesarchiv Koblenz, N 1101/67. 7 Stadt-Anzeiger der Kölnischen Zeitung Samstag, 17. April. Morgenblatt Nr. 192. 8 Der Neue Tag Nr. 110, 22. April 1937. 9 Klee 2007: 602. Winkelnkemper war maßgeblich an der „Säuberung“ der Kölner Universität beteiligt. 10 Die wörtlichen Zitate entstammen dem im Deutschen Rundarchiv erhaltenen Mitschnitt, für den ich mich bei Heiko Wegmann bedanke. 1 2

Marianne Bechhaus-Gerst: Koloniale Sonderschau auf der Pressa 1928 Dietmar 1991: 366. Der Kolonialkriegerdank war ein Verein ehemaliger Soldaten, der vor allem in Not geratene Veteranen und deren Angehörige unterstützte. 3 Bundesarchiv Berlin (BArch) 1001/6390: Bl. 63. 4 Ebd. 5 Ebd.: Bl. 65. 6 Siehe die entsprechende Korrespondenz in BArch 1001/6390. 7 Ebd.: Bl. 14. 8 Historisches Archiv der Stadt Köln (HAStK) F 2/9. Der Film wurde für die Ausstellung „Köln Postkolonial – ein lokalhistorisches Projekt der Erinnerungsarbeit“ vom 22. November 2008 – 15. März 2009 im Kölnischen Stadtmuseum digitalisiert. Ich bedanke mich beim Historischen Archiv der Stadt Köln für die Zurverfügungstellung und die gute Zusammenarbeit. 9 Stadt-Anzeiger für Köln und Umgebung 2. Juli 1932, Nr. 331 und Nr. 354, 14. Juli 1932. 10 BArch Berlin 1001/6390: Bl. 80. 11 Soll Deutschland Kolonialpolitik treiben? Eine Umfrage, in: o.V. 1927a: 609f. Siehe auch den Beitrag zu Konrad Adenauer in diesem Band. 12 BArch Berlin 1001/6390: Bl. 67. 13 Ebd.: Bl. 77. 14 Ebd.: Bl. 93. 15 Siehe die Beiträge zu Gustav Nachtigal und Hermann von Wissmann in diesem Band. 16 BArch 1001/6390: Bl. 77. 17 Ebd. 1 2

Marianne Bechhaus-Gerst: Deutsche Kolonialausstellung unterm Hakenkreuz Deutsche Kolonial-Ausstellung 1934: 17. Ebd.: 8. 3 Bundesarchiv Berlin (BArch) 1001/6396: Bl. 187. 4 Deutsche Kolonial-Ausstellung 1934: 61ff. sowie Fotografien aus dem Bildbestand der DKG. 5 Ebd.: 8. 6 BArch 1001/6396: Bl. 170. 7 Über die Rückgabe ausgeliehener Karten gab es nach Ausstellungsende einen andauernden Briefwechsel zwischen Thorbecke und unter anderem der Kolonial-Abteilung im Auswärtigen Amt. Die zögerliche Rückgabe von Thorbeckes Seite war vielleicht auch darin begründet, dass Thorbecke seltene Karten verbotenerweise hatte auseinanderschneiden lassen. Siehe BArch 1001/6396. 1 2

Anmerkungen

263

Saarbrücker Zeitung 29. Juli 1934, o.S. Deutsche Kolonial-Ausstellung 1934: 7. 10 Siehe Anm. 8. 11 Pers. Mitt. Anette Hoffman. Dass die betroffenen Menschen mit der Abnahme der Gipsabdrücke keineswegs einverstanden waren und diese kommentierten, konnte in jüngerer Zeit eindrucksvoll rekonstruiert werden, siehe Hoffman 2009. Zu Eugen Fischer siehe Schmuhl 2005. 12 Siehe Anm. 8. 13 BArch 1001/6396: Bl. 274. 14 Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft (DGK), Bild 7101-3162-3900-0071. 15 Siehe Anm. 8. 8 9

Anne-Kathrin Horstmann: Die Kölner Universität und die kolonialrevisionistische Bewegung Urkunden zum Friedensvertrage von Versailles vom 28. Juni 1919, 1920, S. 474, zitiert nach: Stoecker, Holger 2008: 30. 2 Vgl. dazu Linne 2008. 3 Die 1388 gegründete Alte Universität wurde 1798, als Köln im Zuge der französischen Revolution unter französischer Besatzung stand, geschlossen. 1919 wurde sie wiedereröffnet. Die Städtische Handelshochschule, die Akademie für praktische Medizin sowie die Hochschule für kommunale und soziale Verwaltung – bis dato Bildungseinrichtungen der Stadt – gingen in ihr auf. 4 Universitätsarchiv Köln (UAK) Zug. 682/I/43: Schreiben von Hermann Sierp vom 3.5.1939. 5 UAK Zug. 571/267: Schreiben von Rektor Haberer an Thorbecke vom 18.3.1938. 6 Siehe dazu UAK Zug. 571/267: Schreiben von Rektor Haberer an Thorbecke vom 22.5.1936. Siehe weiterführend zu Thorbeckes kolonialem Engagement den Aufsatz „Koloniale Geographie – das Ehepaar Franz und Marie Pauline Thorbecke“ in diesem Band. 7 UAK Zug. 682/I/43: Schreiben von Hermann Sierp vom 3.5.1939. 8 UAK Zug. 9/639: Schreiben Thorbecke an das Kuratorium/Dr. Fassel vom 16.7.1940. 9 Bundesarchiv Berlin (BArch) R 4901/13936: Bericht Kuhn. 10 Kölner Universitätszeitung 12. Jg., 1931, Nr. 14: 7. Nach der Gleichschaltung ging der Akademische Kolonialbund in einer eigenen Kolonialabteilung innerhalb der Studentenführung auf. 11 UAK Zug. 44/281: Philosophische Fakultät: Öffentliche Vorträge in der Universität (Vortragsreihen) bis 1945, Durchschlag Schreiben des Dekans vom 12. September 1940 an Hr. Mühle vom Westdeutschen Beobachter. 12 Ebd. 13 UAK Zug. 44/147 sowie Zug. 44/161. 14 Kölnische Volkszeitung vom 15. Oktober 1940, Nr. 286, in UAK Zug. 44/281. 1

Joachim Zeller: „Künstlerischer Pionier des deutschen Kolonialgedankens“ – Der Tierplastiker Fritz Behn Zeller 2009: 42-51. Dort weitere Literatur zu Fritz Behn. Vgl. Behn 1928a: 225. 3 Speitkamp 2000; Zeller 2000 und 2008b. 4 Behn 1917b: 48 und Behn 1912: 155 f. 5 Behn 1917a: 125-139 und Behn 1928b: 937-940. 6 Zum malerischen Werk von Fritz Behn, siehe Wilke 2006. 7 Siehe Behn 1931. 8 Ankwicz von Kleehoven 1940: 23. 1 2

Larissa Förster: Objekte aus deutschen Kolonien im Rautenstrauch-Joest-Museum Zit. nach Soénius 2001. Siehe auch Förster 2008b. 3 Zit. nach Bergner 1996: 227. 4 Die genauen Zahlen sind in einer Grafik in der Abteilung „Die Welt in der Vitrine: Museum“ in der neuen Dauerausstellung des Rautenstrauch-Joest-Museums zusammengestellt. 5 Foy 1910. 6 Ich danke Burkhard Fenner, Leiter der Abteilung Ozeanien des Rautenstrauch-Joest-Museums für den Hinweis auf dieses Objekt, für die Einsichtnahme in die zugehörigen Archivalia und für zahlreiche Literaturhinweise. Ohne die vielen inspirierenden Gespräche zur Sammlungsgeschichte des Rautenstrauch-Joest-Museums wäre dieser Essay nicht enstanden. 7 Buschmann 2009. 8 Luschan 1895: 51, 55. 1 2

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Anmerkungen

Buschmann 2009: 43. Ebd.: 123f. 11 Parkinson 1907: 412. 12 Buschmann 2009: 47. 13 Ebd.: 125. 14 Fenner 2010: 43. 15 Buschmann 2000: 73. 16 Geary 1996 und 2008. 17 Vgl. Homberger 2008 und Oberhofer 2010: 74ff. 18 Aus einem Brief von Theodor Seitz vom 10.4.1909, zit. nach dem Inventar der Großherzoglichen Sammlung im Badischen Landesmuseum Karlsruhe. Ich danke Marion Jourdan, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Reiss-EngelhornMuseen, für diesen und weitere Auszüge aus dem Inventar der Großherzoglichen Sammlung sowie und für die tatkräftige Unterstützung bei der Interpretation der Kölner, Karlsruher und Mannheimer Quellen. Das Seitz’sche Zitat widerlegt dabei die in der älteren Literatur – gestützt auf die Erinnerung eines ehemaligen Mitarbeiters des Badischen Landesmuseums – formulierte Vermutung, dass der Kölner Königssessel zwischen 1904 und 1907 über Jesko von Puttkamer, den Vorgänger von Theodor Seitz, in die Großherzogliche Sammlung gelangt sei, vgl. Völger 1999: 32, sowie in den Konvolutakten zu dem Sessel: Brief von K. Martin an die Direktion des Rautenstrauch-Joest-Museums, 16.3.1953. Ich danke Clara Himmelheber, Leiterin der Abteilung Afrika des Rautenstrauch-Joest-Museums für die Einsichtnahme in die Dokumentation zu dem Sessel. 19 Ich danke Christraud Geary und Michaela Oberhofer für detaillierte Hinweise zu diesem Sachverhalt. 20 Auch ein Jahr später schenkte Seitz dem Museum einen Bamum-Sessel, der sich heute in der Sammlung der ReissEngelhorn-Museen in Mannheim befindet. Ich danke Marion Jourdan und Christraud Geary für diesen Hinweis. 21 Geary 2008: 44ff. 22 Stelzig 2006. 23 Der Bamum-Historiker Aboubakar Njasse Njoya erläutert, dass der Begriff „Kopie“ insofern irreführend ist, als Bamum-Thronsessel in der Regel ohnehin in zwei Ausführungen gefertigt und auch gebraucht wurden. Vgl. Njoya, 1994: 11. 24 Basler Zeitung, 1.2.2008, „Auf dem Thron des Großvaters“. Zit. nach Oberhofer 2011. Ich danke Michaela Oberhofer für die Überlassung des Vortrags und für den Hinweis auf weitere in diesem Zusammenhang relevante Quellen. 25 Thomas 1991. 26 Vgl. den gleichnamigen Katalog zur Ausstellung: Förster, Henrichsen & Bollig 2004. 27 Die Redewendung ist hier in Anlehnung an Schildkrout & Keim 1998; vgl. auch Wastiau 2006. 28 Grebe 2005. 29 Förster 2010: 116f. und Förster 2008a. 9

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Marianne Bechhaus-Gerst: Koloniale Straßennamen und Erinnerungskultur Siehe Beiträge „Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen: Der umstrittene “Kolonialheld“ Hermann von Wissmann - in Köln gefeiert“ und „Das Grab des Helden“ in diesem Sammelband. 2 Zu Gravenreuth siehe z.B. Morlang 2008: 94ff. und Michels 2009: 96ff. 3 Schünemann-Steffen 2006: 250, 321, 501. 4 Zum sogenannten „Boxerkrieg“ siehe Leutner & Mühlhahn 2007. 1

Marianne Bechhaus-Gerst: Das Grab des „Helden“ Siehe z.B. http://www.africavenir.org/de/news-archiv/newsdetails/datum/2011/09 /23/reise-in-ein-umkaempftesterrain-von-joachim-zeller.html. 2 Siehe den Beitrag „Finde ich keinen Weg, so bahne ich mir einen.“ Der umstrittene „Kolonialheld“ Hermann von Wissmann - in Köln gefeiert“ in diesem Band.

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Abbildungsverzeichnis Herausgeberinnen und Verlag haben sich bemüht, alle Rechteinhaber zu ermitteln. Bei berechtigen Ansprüchen bitten wir Kontakt mit dem Verlag aufzunehmen. „Massenaristokratie der weißen Rasse“. Vom „kolonialen Drang“ der Deutschen Abb. 1: Grafik Monika Feinen Abb. 2: Sammlung Joachim Zeller Abb. 3: Kuntze, Paul H. Das Volksbuch unserer Kolonien, Leipzig 1938 Die Anfänge der organisierten Kolonialbewegung in Köln Abb. 1: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Abb. 2: Deutsche Kolonialgesellschaft, Abt. Köln, Verzeichnis der Mitglieder Oktober 1906 (UB Köln) Hugo Zöller, die Kölnische Zeitung und das koloniale Projekt Abb. 1: „Kopf der Kölnischen Zeitung“: Scan der Autorin Abb. 2: Zöller, Hugo. Als Journalist und Forscher in Deutschlands großer Kolonialzeit, Leipzig 1930 Abb. 3: Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main

„Fremdland zur Heimat wandeln nur die Frauen“ – Koloniale Frauenvereine in Köln zwischen 1893 und 1919 Abb. 1: Steimel, Robert. Kölner Köpfe, Köln 1958 Abb. 2: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Abb. 3: Frauenbund der Deutschen Kolonialgesellschaft, Abt. Köln, IX. Jahresbericht März 1918 bis März 1919 (UB Köln) „Finde ich keinen Weg so bahne ich mir einen“: Der umstrittene “Kolonialheld“ Hermann von Wissmann - in Köln gefeiert Abb. 1, 2+4: Becker, A. u.a. Hermann von Wissmann. Deutschlands größter Afrikaner, Berlin 1914, 5. Aufl. Abb. 3: Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Hedwig von Wissmann auf dem Tanganyika-See Abb. 1+2: Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Kölner Unternehmer und die Kolonialwirtschaft Abb. 1: Mitgliedskarte der Stadt Köln von 1905 Abb. 2: „Der Tropenpflanzer“, verschiedene Ausgaben Eugen Langen als Kolonialaktivist Abb. 1: Stiftung RWWA Abb. 2: Fotografie Kathrin Treins

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Kakao am Kamerunberg: Der Kölner Kaufmann Max Esser und die Folgen seines Pioniergeists Abb. 1: Portraitfoto aus dem Fotoalbum von Max Essers Tochter, mit freundlicher Genehmigung von Herrn Josef Pfaffenlehner, Schloß Sandersdorf Abb. 2: Kladderradatsch 7. Mai 1899 Abb. 3 + 4: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Schwarz auf Weiß: Das Kölner Unternehmen Stollwerck im kolonialen Kontext Abb. 1: Leipziger Illustrirte Zeitung, 1906 Abb. 2. Leipziger Illustrirte Zeitung, 1906 Abb. 3: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Simon Alfred von Oppenheim und die Rheinische Handei-Plantagen-Gesellschaft Abb. 1+2: Quelle und Rechteinhaber ist das Bankhaus Oppenheim Kolonialwarenläden in Köln Abb. 1: Greven‘s Adreßbuch von Köln und Umgegend, Jahrgang 1920, IV. Teil Gewerbe, S. 138 Abb. 2: Sammlung Jörn Lange. Wir danken für die Bereitstellung des Bildes. Gustav Nachtigal – „... ein Held für Deutschlands Ruhm und Größe!“ Abb. 1: Wiese, J. Gustav Nachtigal. Ein deutsches Forscherleben im dunklen Erdteil, Berlin 1914 Abb. 2: Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Abb. 3: Kuntze, Paul H. Das Volksbuch unserer Kolonien, Leipzig 1938 Zwischen Theorie und Praxis – Die Ostafrikafahrt der Kölner Handelshochschule 1908 Abb. 1: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Abb. 2: „Nimm mich mit“ für 5 Pfenning. Ein buntes Blatt für Alle und Alles, Nr. 7 (Universitätsarchiv Köln, Zugang 10/13, Blatt 431) Abb. 3+4: Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Koloniale Geographie – das Ehepaar Marie Pauline und Franz Thorbecke Abb. 1+2: Thorbecke, Marie Pauline. Auf der Savanne. Tagebuch einer Kamerunreise, Berlin 1914 Abb. 3: Thorbecke, Franz. Im Hochland von Mittelkamerun. Anthropogeographie des OstMbamlandes. 2. Teil, Hamburg 1916 Koloniale Völkerkunde Abb. 1: Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln „Das finstere Heidenthum mit seinen Greueln“ – Der Afrika-Verein deutscher Katholiken in Köln Abb. 1: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Abb. 2.: Historisches Archiv des Erzbistums Köln, „Gott will es!“ Ausgabe Juni 1910

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Franz Karl Hespers – Domkapitular und Kolonialaktivist Abb. 1: Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Sammlung Personalia Evangelischer Afrikaverein, Abt. Köln Abb. 1: Stadt-Anzeiger der Kölnischen Zeitung am 26. Januar 1895, Nr. 44 (Abend-Ausgabe) „Ein Fest in unseren Kolonien“ – Koloniale Feiern und Versammlungen in Köln Abb. 1: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Abb. 2: Programm der Festveranstaltung des Reichskolonialbundes am 23. Oktober 1937 im Kölner Gürzenich Wilhelm Joest und das Rautenstrauch-Joest-Museum Abb. 1-3: Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, Archiv Das „Koloniale Gehöft“ auf der Deutschen Werkbundausstellung 1914 Abb. 1: Wasmuths Monatshefte für Baukunst Jg. 1927, S. 124 Abb. 2: Offizieller Katalog der Deutschen Werkbund-Ausstellung Cöln 1914, hrsg. von der Ausstellungsleitung, Köln/Berlin 1914 Inszenierte Fauna – der Kölner Zoo Abb. 1: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Abb. 2: Foto Kathrin Treins Abb. 3: Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Inszenierte Exotik – Völkerschauen in Köln Abb. 1-4: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Zwischen Exotismus und Rassismus – Kolonialismus und Kölner Karneval Abb. 1-3: Kölner Karnevalsmuseum Kolonialmigranten in Köln Abb. 1+2: Stadt-Anzeiger für Köln, 5. März 1933 „… mit aufopfernder Liebe diese Heidenkinder bekehrt“ – Eine Gruppentaufe am 13. März 1903 im Dom Abb. 1: Sammlung Rea Brändle Abb. 2: Historisches Archiv des Erzbistums Köln, Taufbuch der Dompfarrei, 13. März 1903 Abb. 3: Sammlung Rea Brändle Wilhelm Elo Sambo – Patenkind des Kaisers und Blauer Funke Abb. 1+2: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Afrikanische Kriegsgefangene und Besatzungssoldaten in Köln-Wahn Abb. 1-3: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst

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Adler besiegt Drache – Kölner in den Kolonien Abb. 1: Stadt-Anzeiger für Köln, 12.8.1904 Abb. 2: Kölnisches Stadtmuseum Abb. 3: Kolonial-Post 10, 1934, 125 Abb. 4+5: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst „Mit Gott für Kaiser und Reich“ – Ein Kölner Soldat in China Abb. 1-4: Nachlass Hermann Kessler „Das deutsche Volk braucht Kolonien“ – Konrad Adenauer und der Kolonialrevisionismus Abb. 1: Übersee-und Kolonialzeitung, 1931, Nr. 7, S. 151 Abb. 2: Übersee- und Kolonialzeitung, 1932, Nr. 1, S. 17 Franz Xaver von Epp in Köln Abb. 1-4: N 1101/70, Nachlass Epp im Bundesarchiv Koblenz Koloniale Sonderschau auf der Pressa 1928 Abb. 1+2: Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Abb. 3: Historisches Archiv der Stadt Köln, Film F2/9 Deutsche Kolonialausstellung unterm Hakenkreuz Abb. 1-3: Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitätsbibliothek Frankfurt am Main Die Kölner Universität und die kolonialrevisionistische Bewegung Abb. 1: Sammlung Marianne Bechhaus-Gerst Abb. 2: Vorlesungsverzeichnis aus dem Jahr 1938/39, Universitätsarchiv Köln Abb. 3: Universitätsarchiv Köln, Zugang 149/8 „Künstlerischer Pionier des deutschen Kolonialgedankens“ – Der Tierplastiker Fritz Behn Abb. 1+2: Fotografie Marianne Bechhaus-Gerst Abb. 3: Fotografie Joachim Zeller Objekte aus deutschen Kolonien im Rautenstrauch-Joest-Museum Abb.: 1-4: Rautenstrauch-Joest-Museum, Köln Koloniale Straßennamen und Erinnerungskultur Abb. 1+2: Fotografien Marianne Bechhaus-Gerst, Collage Monika Feinen Abb. 3: Fotografie Kathrin Treins Das Grab des „Helden“ Abb. 1: Fotografie Tobias Schnell Abb. 2: Sammlung Thomas Morlang

MANFRED GROTEN, JULIA KAUN, ULRICH S. SOÉNIUS (HG.)

JAHRBUCH DES KÖLNISCHEN GESCHICHTSVEREINS E.V. 81 (2011/12)

Mehr von der Geschichte der Stadt verstehen: Mit diesem Anliegen veröffentlichte der Kölnische Geschichtsverein 1912 erstmals ein Jahrbuch. Es galt, die historische Forschung zu fördern und die Kölner Bürger für die Geschichte ihrer Stadt zu interessieren. Die Vielfalt Kölner Geschichte darstellen: Bis heute handeln die Beiträge von Politik, Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft, von Kunst und Architektur, von Kölner Persönlichkeiten und Stadtteilgeschichten – von der Antike und dem Mittelalter bis in die Neuzeit und neueste Zeit. Stadtgeschichte aus verschiedenen Perspektiven betrachten: Neben zahlreichen etablierten Autoren sind es immer wieder Nachwuchswissenschaftler, die der Kölner Geschichte mit ihren Beiträgen neue Facetten hinzufügen. Das aktuelle Jahrbuch enthält Beiträge u.a. zu den Viten Erzbischof Annos II. von Köln, Bürgerlichem Stiftungsverhalten in Köln während des 19. Jh., dem sogenannten Kölner »Cassetten-Diebstahl« von 1846 oder dem Propagandaleiter der NSDAP im Gau Rheinland Toni Winkelnkemper. 2012. 378 S. 12 S/W-ABB. GB. 155 X 230 MM | ISBN 978-3-412-21051-9

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THOMAS DERES, MARTIN KRÖGER, GEORG MÖLICH, JOACHIM OEPEN, WOLFGANG ROSEN, LARS WIRTLER, STEFAN WUNSCH (HG.)

GESCHICHTE IN KÖLN ZEITSCHRIFT FÜR STADT- UND REGIONALGESCHICHTE BAND 59

»Geschichte in Köln« entstand 1977 als studentische Zeitschrift am Historischen Seminar der Universität zu Köln. Ihr Konzept, neben etablierten Autoren auch Beiträge von jungen Wissenschaftlern zu veröffentlichen, erwies sich als überaus erfolgreich, zumal so wichtige Forschungen einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich wurden. Seither hat sich GiK zu einer führenden Zeitschrift der Region entwickelt. Die Bände enthalten Aufsätze, Miszellen und Rezensionen. Der Schwerpunkt der Beiträge liegt auf der kölnischen Stadtgeschichte, der rheinischen Landes- und Regionalgeschichte sowie der vergleichenden Stadtgeschichte. Das breite Themenspektrum von GiK 59 (2012) reicht von der Kölner Königspfalz des Mittelalters bis zu den Arbeiten Willy Mellers für die NS-Ordensburgen. Einen besonderen Schwerpunkt bildet die seinerzeit spektakuläre Sonderbundausstellung von 1912. 2013. 312 S. 40 S/W-ABB. BR. 148 X 210 MM. | ISBN 978-3-412-21050-2

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