Kapital schöpfen: Emission und Prospekterstellung [2 ed.] 9783896445483, 9783896735485

Die Beschaffung von Kapital für das eigene Unternehmen und damit die Finanzierung wichtiger Geschäftsprojekte ist für vi

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Kapital schöpfen: Emission und Prospekterstellung [2 ed.]
 9783896445483, 9783896735485

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EDITION MANAGEMENT 2., überarb. u. erw. Aufl.

Andreas Sattler Nicolai KutzJohann Dallmayer

Kapital schöpfen Emission und Prospekterstellung

Verlag Wissenschaft & Praxis

EDITION MANAGEMENT

Andreas Sattler, Nicolai Kutz ⎜Johann Dallmayer

Kapital schöpfen Emission und Prospekterstellung 2., überarb. u. erw. Auflage

Verlag Wissenschaft & Praxis

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN 978-3-89673-548-5 © Verlag Wissenschaft & Praxis Dr. Brauner GmbH 2011 D-75447 Sternenfels, Nußbaumweg 6 Tel. +49 70 45 93 00 93 Fax +49 70 45 93 00 94 [email protected] www.verlagwp.de Einbandfoto: © Phototom - Fotolia.com

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VORWORT

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Vorwort Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser, die Beschaffung von Kapital für das eigene Unternehmen und damit die Finanzierung wichtiger Geschäftsprojekte, ist für viele mittelständische Unternehmen seit langem ein ernsthaftes Problem. Besonders die restriktive Kreditvergabe der Banken macht Unternehmern nicht erst seit der Bankenkrise zu schaffen und gefährdet nicht selten gar den Fortbestand traditions- und erfolgreicher Gesellschaften. Die Kreditverweigerung der Finanzinstitute macht auch vor Unternehmen mit soliden Geschäftsmodellen und stabiler Geschäftstätigkeit nicht halt. Der Knackpunkt ist dabei die Ausstattung der Unternehmen mit Eigenkapital, oder im Umkehrschluss, ihre Abhängigkeit von Fremdkapital. Bei niedriger Eigenkapitalquote steigt das Risiko für den Kreditgeber, welcher spätestens mit Inkrafttreten der verschärften Eigenkapitalregelungen im Rahmen von Basel II diese Tatsache bei seinen Entscheidungen über die Vergabe von Krediten berücksichtigen muss. Doch es gibt einen Ausweg aus diesem Dilemma. Das Lösungswort heißt Mezzanin-Kapital oder die Aufnahme von Eigenkapital über Aktien. Mezzanin ist ein Sammelbegriff für alle Finanzierungsformen, die zu den sogenannten hybriden Finanzierungsinstrumenten zählen und zwischen reinem Eigenkapital und reinem Fremdkapital einzuordnen sind. Es bietet Unternehmen die Aufnahme von Eigenkapital am privaten Kapitalmarkt, ohne Sicherheiten und ohne Preisgabe der Kontrolle über die eigene Gesellschaft. Genussrechte, stille Beteiligungen sowie Kommanditbeteiligungen werden in diesem Zusammenhang bereits heute von vielen Unternehmen benutzt. Allen Instrumenten gemeinsam ist die Wertung als Eigenkapital oder zumindest Mezzanin-Kapital. Auch Inhaberschuldverschreibungen können wie die zuvor beschriebenen Finanzierungsinstrumente am privaten Kapitalmarkt emittiert werden, gelten jedoch als „besseres Fremdkapital“. Mezzanin-Kapital bietet dem mittelständischen Unternehmer die notwendige Unabhängigkeit und Flexibilität, um seinen Betrieb in eine gesicherte Zukunft zu führen. Das klingt vielleicht zu gut um wahr zu sein, aber viele Unternehmen haben bereits die Vorteile des Mezzanin-Kapitals entdeckt und schätzen es aufgrund seiner flexiblen Einsetzbarkeit.

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VORWORT

Dieses Buch soll Ihnen einen Einblick in die Mezzanin-Finanzierung und die Eigenkapitalaufnahme über Aktien bieten, verbunden mit praktischen Hilfestellungen und rechtlichen Tipps für die Umsetzung. Wir wünschen Ihnen einen reichhaltigen Erkenntnisgewinn bei der Lektüre!

Ihre Autoren

INHALTSVERZEICHNIS

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Inhaltsverzeichnis 1

Einleitung ..................................................................................................11

2

Genussrechte/Genussscheine ....................................................................15 2.1 Grundlagen .......................................................................................15 2.2 Kapitalgeber ......................................................................................17 2.3 Kapitalkosten .....................................................................................18 2.4 Vor- und Nachteile ............................................................................19 2.5 Typische Fehler .................................................................................20 2.6 Vertragliche Grundlagen....................................................................20

3

Stille Beteiligung .......................................................................................27 3.1 Grundlagen .......................................................................................27 3.2 Kapitalgeber ......................................................................................28 3.3 Kapitalkosten .....................................................................................29 3.4 Vor- und Nachteile ............................................................................30 3.5 Vertragliche Grundlagen....................................................................31

4

Kommanditbeteiligung ..............................................................................37 4.1 Grundlagen .......................................................................................37 4.2 Kapitalgeber ......................................................................................39 4.3 Kapitalkosten .....................................................................................40 4.4 Vor- und Nachteile ............................................................................41 4.5 Vertragliche Grundlagen....................................................................42

5

Inhaberschuldverschreibung .....................................................................49 5.1 Grundlagen .......................................................................................49 5.2 Kapitalgeber ......................................................................................50 5.3 Kapitalkosten .....................................................................................50 5.4 Vor- und Nachteile ............................................................................51 5.5 Vertragliche Grundlagen....................................................................52

INHALTSVERZEICHNIS

8

6

Partiarisches Darlehen ..............................................................................57 6.1 Grundlagen .......................................................................................57 6.2 Kapitalgeber ......................................................................................57 6.3 Vor- und Nachteile ............................................................................58 6.4 Vertragliche Grundlagen....................................................................58

7

Private Placement .....................................................................................61 7.1 Kapitalmarkt ......................................................................................61 7.2 Voraussetzungen................................................................................62 7.3 Kapitalmarktemission.........................................................................63 7.4 Vorteile einer Kapitalmarktemission ...................................................64

8

Aktienemission..........................................................................................65 8.1 Rechtsformumwandlung ....................................................................65 8.1.1 8.1.2 8.1.3 8.1.4 8.1.5 8.1.6 8.1.7

Umwandlungsbericht gem. § 192 UmwG.............................66 Umwandlungsbeschluss gem. § 193 UmwG.........................67 Bestellung eines Aufsichtsrates .............................................67 Bestellung des Vorstandes ....................................................68 Umwandlungsprüfung ..........................................................68 Anmeldung der Gesellschaft.................................................68 Steuerliche Folgen................................................................69

8.2 Publizitäts- und Zulassungspflicht ......................................................69 8.2.1 8.2.2

Pflichten vor der Emission ....................................................69 Pflichten nach der Emission..................................................70

8.3 Emissionsvorbereitung .......................................................................71 8.4 Emission ............................................................................................73 8.4.1 8.4.2 8.4.3 8.4.4 8.4.5 8.4.6 8.4.7

Höhe des Plazierungsvolumens ............................................73 Aktienart und Aktiengattung .................................................74 Börsensegmente ...................................................................75 Emissionspreis ......................................................................78 Art der Plazierung ................................................................81 Risiken für den Emittenten ....................................................83 Börsenplätze im Ausland mit einfachen Einstiegsmöglichkeiten .........................................................83

8.5 AG-Manteltransaktion, Reverse Merger/SPAC.....................................85 8.6 Vor- und Nachteile ............................................................................87

INHALTSVERZEICHNIS

9

9

Prospektpflicht ..........................................................................................89 9.1 Vermögensanlagen-Prospekte ............................................................89 9.1.1 9.1.2 9.1.3

Rechtliche Grundlagen.........................................................89 Bewilligungsverfahren der BaFin...........................................90 Notwendiger Inhalt des Vermögensanlage-Prospekts.............94

9.2 Wertpapier-Prospekte ........................................................................95 9.2.1 9.2.2 9.2.3 9.2.4

Rechtliche Grundlagen.........................................................95 Bewilligungsverfahren der BaFin...........................................95 Notwendiger Inhalt des Wertpapierprospekts........................98 Exkurs: „Start-Up“ Unternehmen ..........................................99

10 Zeichnungsschein....................................................................................103 10.1 Notwendiger Inhalt ..........................................................................103 10.2 Sonderfälle: Haustür- und Fernabsatzgeschäft – Widerrufsbelehrung ......................................................................104 10.3 Unverbindliches Muster einer Widerrufsbelehrung...........................108 11 Treuhandvertrag .....................................................................................113 12 Verwaltung von Vermögensanlagen und Wertpapieren ...........................115 12.1 Bürgerbeteiligungen für Städte, Stadtwerke und Kommunen – „Meine Stadt gehört uns“...............................................................115 12.2 Mitarbeiterbeteiligungen für Unternehmen – „Meine Firma gehört uns“ .............................................................122 Anhang: Gesetzesauszüge .............................................................................125 Anlage 1: Gesetz über die Erstellung, Billigung und Veröffentlichung des Prospekts, der beim öffentlichen Angebot von Wertpapieren oder bei der Zulassung von Wertpapieren zum Handel an einem organisierten Markt zu veröffentlichen ist – Wertpapierprospekt-Gesetz (WpPG) ........................... 125 Anlage 2: Wertpapier-Verkaufsprospektgesetz (Verkaufsprospektgesetz – VerkaufsprospektG)................... 130 Anlage 3

Verordnung über Vermögensanlagen-Verkaufsprospekte (Vermögensanlagen-Verkaufsprospektverordnung – VermVerkProspV) ........................................................... 134

Anlage 4

Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) ......................................... 144

INHALTSVERZEICHNIS

10

Anlage 5

Handelsgesetzbuch (HGB)................................................. 146

Anlage 6

Aktiengesetz (AktG) ........................................................... 153

Anlage 7

Umwandlungsgesetz (UmwG) ........................................... 157

Anlage 8

Börsengesetz (BörsG)......................................................... 163

Anlage 9

Verordnung über die Zulassung von Wertpapieren zum regulierten Markt einer Wertpapierbörse (BörsZulV)........... 164

Abkürzungsverzeichnis .................................................................................173 Sachverzeichnis ............................................................................................177 Autoren ........................................................................................................181

EINLEITUNG

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1 Einleitung Bei der Finanzierung von Investitionen und Expansion hat die deutsche Wirtschaft besonders in den letzten Jahren mit massiven Problemen zu kämpfen. Dabei ist gerade der Mittelstand traditionell von seiner Hausbank abhängig, die er für den Großteil seiner Finanzierungen in Anspruch nimmt. Diese Finanzierungsstruktur befindet sich aber heute im Umbruch. Selbst solche Unternehmen, die profitabel arbeiten und stabile Geschäftsmodelle aufweisen, werden von den Banken häufig abgewiesen. Diese Risikoscheu, welche die Banken an den Tag legen, ist nicht unbegründet. Neben der Angst vor Zahlungsausfällen und Pleiten sind besonders die neuen Vorschriften zur Kreditvergabe – besser bekannt als Basel II – für die Zurückhaltung der Banken verantwortlich. Das Regelwerk trat Ende 2006 in der Europäischen Union in Kraft und verlangt von den Kreditinstituten, vor jeder Kreditvergabe an Unternehmen ein Rating, also eine Bonitätsprüfung durchzuführen. Diesem Ansatz liegt u. a. die durchaus logische Annahme zugrunde, dass ein Unternehmen mit einer gesunden Bilanz und einer ausgewogenen Bilanzstruktur, in der sich das Verhältnis von Eigenkapital zu Fremdkapital die Waage hält, für den Kreditgeber ein geringeres Risiko darstellt, als ein Unternehmen mit einem hohen Anteil an Fremdkapital. Und da an den Kapitalmärkten ein erhöhtes Risiko auch mit höheren Kapitalkosten bezahlt werden muss, sollen auch die Banken diesen wirtschaftlichen Grundsatz befolgen müssen. Allerdings ist das Rating viel mehr als ein „bloßer Bilanzcheck“ und der Versuch einer ganzheitlichen Erfassung eines Unternehmens mit der Ermittlung seiner Insolvenzwahrscheinlichkeit. Der Eigenkapitalquote kommt dabei besondere Bedeutung zu. Nahezu legendär ist nun schon die Schwäche der deutschen Wirtschaft auf diesem Gebiet und so weisen hiesige Unternehmen eine durchschnittliche Eigenkapitalquote von unter 20 % auf. Unternehmen aus Großbritannien oder den USA können dagegen durchschnittliche Quoten von über 50 % aufweisen. Somit leiden gerade die Unternehmen mit wenig Eigenkapital an steigenden Zinskosten, sofern sie überhaupt in der Lage sind, an Fremdkapital zu gelangen. Besonders betroffen ist der Mittelstand, der im Gegensatz zu großen Konzernen nur eingeschränkte Möglichkeiten zur externen Eigenkapitalaufnahme besitzt. Zudem ist eine nachhaltige Stärkung des Haftungskapitals durch Thesaurierung aufgrund der hohen steuerlichen Belastung erschwert. Wegen dieser Eigenkapitalschwäche tun sich viele kleine und mittlere Unternehmen schwer, Kapital für Investitionen aufzunehmen.

EINLEITUNG

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Aus diesen Gründen wird heute bereits von vielen Unternehmen der außerbörsliche Kapitalmarkt – auch als grauer Kapitalmarkt bekannt – im Rahmen von Finanzierungen in Anspruch genommen, um externes Kapital aufzunehmen. Dieser Kapitalmarkt bietet grundsätzlich jedem Unternehmen die Möglichkeit, Kapital einzusammeln und damit die Bilanz und so auch die eigene wirtschaftliche Verfassung zu stärken. Und dies unabhängig von der Größe des Unternehmens! Das Zauberwort bei der Eigenkapitalaufnahme ist dabei das sogenannte Mezzanin-Kapital. Das Wort „Mezzanin“ stammt aus dem Italienischen und steht in der Architektur für ein Halb- oder Zwischengeschoss inmitten zweier Hauptstockwerke. Übertragen auf die Sprache der Wirtschaft bedeutet dies, dass diese Kapitalform in der Bilanz eine Stellung zwischen dem Eigenkapital und dem Fremdkapital einnimmt. Die gebräuchlichsten Instrumente dabei sind: •

Genussrechte/Genussscheine



Stille Beteiligungen



Kommanditbeteiligungen

Dagegen sind die in diesem Buch beschriebenen Inhaberschuldverschreibungen sowie partiarische Darlehen eher „reines“ Fremdkapital, wohingegen bei einer Aktienemission reines Eigenkapital eingeworben wird. Man kann innerhalb der Mezzanin-Produkte noch eine feinere Unterscheidung vornehmen, indem man nämlich die Genüsse, die stillen Beteiligungen sowie das Kommanditkapital als „Equity Mezzanine“ definiert und die Inhaberschuldverschreibungen als „Debt Mezzanine“. Die Unterscheidung rührt daher, dass durch die richtige Ausgestaltung der Finanzprodukte die drei erstgenannten bilanzrechtlich als Eigenkapital gewertet werden können, woher dann auch der Begriff „Equity“, also Eigenkapital stammt. Inhaberschuldverschreibungen dagegen zählen zum Fremdkapital – also „debt“ für Schulden – und werden zumindest bei langen Laufzeiten bilanziell positiver gewertet als reine Bankdarlehen, deshalb die teilweise vorgenommene Zuordnung zum Mezzanin-Kapital. Mezzanin-Kapital ist also ein Oberbegriff für alle gemischten Finanzierungsinstrumente, die zwischen dem reinen Eigenkapital und dem reinen Fremdkapital einzuordnen sind. Damit diese Zwischenform nun den Charakter von Eigenkapital gewinnt und als solches von den Banken anerkannt wird, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein. So muss bei der Ausgestaltung der jeweiligen Bedingungen darauf geachtet werden, dass die Nachrangigkeit des Kapitals gewährleistet ist. Dies geschieht durch eine sogenannte Nachrangabrede: Im Insolvenz-

EINLEITUNG

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fall eines Unternehmens werden dann zunächst alle Forderungen Dritter bedient und erst danach die Beteiligten am Eigenkapital befriedigt. Werden zudem noch die Teilnahme am Verlust bis zur vollen Einlagenhöhe, die erfolgsabhängige Vergütung sowie die Längerfristigkeit gewährleistet, so können die Mittel als Eigenkapital gewertet werden. Bei der Längerfristigkeit ist üblicherweise ein Zeitraum von mindestens fünf Jahren anzusetzen. Allerdings kann auch eine endlose Laufzeit gewählt werden, was besonders bei den EquityMezzanin-Produkten Sinn macht, da ja die Eigenkapitalquote dauerhaft verbessert wird. Doch sind dies nicht die einzigen Pluspunkte einer Mezzanin-Finanzierung. So ist auch besonders hervorzuheben, dass anders als bei der herkömmlichen Eigenkapitalbeschaffung, die für die Gesellschafter einem Verkauf von stimmberechtigten Gesellschaftsanteilen gleichkommt – allerdings fließen Kapitalerhöhungsbeträge der Gesellschaft und nicht den Gesellschaftern zu – bei mezzaninen Finanzierungsformen keine Stimmrechte abgegeben werden. So haben die Mezzanin-Gläubiger zwar Anspruch auf gewisse Kontroll- und Informationsrechte, verfügen aber auf Gesellschafterversammlungen über keine Teilnahme- und Stimmrechte. Dies dürfte gerade den mittelständischen Unternehmen gefallen, die häufig von der Sorge getrieben sind, ihren Einfluss auf das eigene Unternehmen – oft sind es ja Familienunternehmen, die sich zu 100 % im Privatbesitz befinden – zu verlieren. Diese Sorge ist hier unbegründet, weshalb Mezzanin-Kapital die ideale Finanzierungsform für viele Mittelständler darstellt. Ferner ist zu beachten, dass für fast alle aufgeführten Instrumente ein Verkaufsprospekt oder ein Wertpapierprospekt, der den Vorschriften des WertpapierVerkaufsprospektgesetzes (VerkProspG) i. V. m. der Vermögensanlagenverkaufsprospekt-Verordnung (VermVerkProspV) oder dem Wertpapierprospektgesetz (WpPG) i. V. m. der Verordnung (EG) Nr. 809/2004 der Kommission vom 29. April 2004 zur Umsetzung der Richtlinie 2003/71/EG des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die in Prospekten enthaltenen Informationen sowie das Format, die Aufnahme von Informationen mittels Verweis und die Veröffentlichung solcher Prospekte und die Verbreitung von Werbung entspricht, erstellt und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht „BaFin“ zur Billigung vorgelegt werden muss. Ausnahmen von der Prospektpflicht finden sich nach der Neuregelung des VerkProspG § 8f Abs. 2.

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EINLEITUNG

Neben der Emission von Vermögensanlagen und Wertpapieren gibt es eine Finanzierungsform, die grundsätzlich prospektfrei ausgegeben werden kann. Hierbei handelt es sich um die Vergabe partiarischer Darlehen, die zwar nicht originär unter eine Kapitalmarktemission zu subsumieren ist, jedoch auch Geldgebern in Abhängigkeit zum Unternehmenserfolg eine Rendite verspricht. Abschließend soll noch ein Vorteil erwähnt sein, der noch viel zu selten in der deutschen Wirtschaft aufgegriffen wird und der doch gerade in diesem Zusammenhang sehr wichtig ist. Gemeint ist die Beteiligung der Mitarbeiter am Produktivkapital. Viele Unternehmenschefs sind sich der Tatsache nicht bewusst, dass sie im eigenen Haus über eine nicht zu unterschätzende Quelle von Eigenkapital verfügen. Oder aber sie haben in der Vergangenheit bewusst auf deren Beteiligung verzichtet, weil sie keinen Vorteil darin sahen. Stattdessen zahlten sie lieber einige Zehntelprozentpunkte mehr Lohn, anstatt den Beschäftigten Anteile zu geben. Dabei sind Mitarbeiter als Miteigentümer oft viel motivierter als vorher. Ein Mitarbeiter, der am Erfolg des Unternehmens beteiligt ist, erfüllt nicht mehr einfach nur „Dienst nach Vorschrift“, sondern bringt sich ggf. mehr in das Unternehmen ein und fängt an, auch unternehmerisch zu denken. Ziel ist es, dass er und sein Arbeitgeber davon profitieren. In der Regel haben Beteiligungsmodelle positive Auswirkungen auf Produktivität, Wettbewerbsfähigkeit und Rentabilität des Unternehmens. Zwar gibt es auch Untersuchungen, nach denen Unternehmen mit Mitarbeiterbeteiligung vorsichtiger agieren und Risiken scheuen, doch durch den Einsatz von stimmrechtslosem Mezzanin-Kapital können solche Probleme ausgeschlossen werden. Erfreulich ist, dass auf diese Weise ein Teil der Lohnsumme dem Unternehmen wieder als Eigenkapital zugeführt wird. Anstatt sich also in die Abhängigkeit seiner Hausbank zu begeben, weisen Mezzanin-Kapitalprodukte den Unternehmen den Weg in die finanzielle Unabhängigkeit sowie zu wirtschaftlicher Stabilität und Prosperität.

GENUSSRECHTE/GENUSSSCHEINE

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2 Genussrechte/Genussscheine 2.1

Grundlagen

Genussrechte und Genussscheine erfreuen sich in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Vor allem der Mittelstand hat sie als alternative Finanzierungsart und als eine Möglichkeit der Eigenkapitalbeschaffung und damit als ein Ausweg aus der Abhängigkeit von den Banken entdeckt. Bei Genussrechten handelt es sich um Kapitalanlagen, die nach dem Verkaufsprospektgesetz emittiert werden. Sofern keine gesetzliche Ausnahme vorliegt, ist diese Emission damit prospektpflichtig. Der erforderliche Inhalt eines solchen Prospekts richtet sich nach der Vermögensanlagenverkaufprospektverordnung (VermVerkProspV). Genussscheine sind Wertpapiere, deren Emission sich nach den Vorschriften des Wertpapiergesetzes (WpPG) richtet. Grundlage für den Inhalt eines Wertpapierprospekts ist daher die Verordnung (EG) Nr. 809/2004 der Kommission vom 29. April 2004 zur Umsetzung der Richtlinie 2003/71/EG des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die in Prospekten enthaltenen Informationen sowie das Format, die Aufnahme von Informationen mittels Verweis und die Veröffentlichung solcher Prospekte und die Verbreitung von Werbung. Genussrechte und Genussscheine können von Unternehmen jeglicher Rechtsform ausgegeben werden, sowohl von AGs, GmbHs, KGs, OHGs, Genossenschaften oder von eingetragenen Kaufleuten. Eine Branchen- oder Größenabhängigkeit seitens der Unternehmen besteht ebenso wenig wie eine Begrenzung im Emissionsvolumen. Die Summe, die durch die Ausgabe dieser Genussrechte erzielt werden soll ist frei wählbar, erfahrungsgemäß bewegen sich die Spannen aber zwischen einigen hunderttausend Euro und etwa 50 Mio. Euro. Das Prinzip dieses Finanzinstrumentes ist denkbar einfach: Das Genussrecht ist eine schuldrechtliche Beteiligung, die auf einen Nominalwert lautet und mit einem Zins- bzw. Gewinnanspruch verbunden ist. Wird das Genussrecht verbrieft, spricht man von einem Genussschein. Das Genussrecht verändert sich durch eine Verbriefung von einer Vermögensanlage in ein Wertpapier. Es ist dann ggf. wie eine Aktie außerbörslich oder an der Börse handelbar und kann vom Inhaber auf andere Personen frei übertragen werden. Bei Genussrechten dagegen ist die Übertragbarkeit eingeschränkt und meist von der Zustimmung des Schuldners abhängig.

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GENUSSRECHTE/GENUSSSCHEINE

Die Konditionen, die mit dem Genussrecht/-schein verbunden sind – wie Rechte der Anleger, Vergütung etc. – werden in den Bedingungen festgeschrieben. Auf deren Ausgestaltung ist größte Sorgfalt anzuwenden, denn Fehler, die hier gemacht werden, führen später zu Unstimmigkeiten zwischen dem emittierenden Unternehmen und den Anlegern und sind nur sehr schwer wieder gut zu machen. Einer der wichtigsten Gründe für Mittelständler, warum sie kein Eigenkapital in der „klassischen“ Form aufnehmen – durch den Verkauf von Gesellschaftsanteilen und der damit verbundenen Abgabe von Einfluss auf das eigene Unternehmen – entfällt bei diesem Finanzinstrument. Der Investor erwirbt durch den Kauf von Genussrechten/-scheinen zwar Anteile am Eigenkapital, bekommt jedoch keine Mitspracherechte in der operativen Geschäftsführung. Neben gewissen Informationsrechten besitzt er keine Teilnahme- und Stimmrechte in der Gesellschafterversammlung. Da das Genussrecht gesetzlich nicht geregelt ist, kann die Ausgestaltung der Genussrechts-Bedingungen wie Laufzeit, Verzinsung, Stückelung der Rechte etc. frei erfolgen und die individuellen Bedürfnisse der Schuldner können berücksichtigt werden. In der Praxis erfolgt die Vergütung der Kapitalgeber meist in einem Mix aus Mindestverzinsung und darüber hinaus durch eine Beteiligung am Jahresüberschuss. Die Zahlungen sind jedoch mit der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens verknüpft und erfolgen nur, wenn das Unternehmen Gewinne erwirtschaftet. Im Verlustfall entfallen die Zahlungen, jedoch werden alle aufgelaufenen Zinsversprechen aus der Mindestverzinsung nachgeholt, sobald das Unternehmen wieder schwarze Zahlen aufweist. Der Anspruch auf Beteiligung am Jahresgewinn entsteht ohnehin nur in Gewinnjahren. In wenigen Fällen wird auf die Gewinnbeteiligung verzichtet und der Investor wird ausschließlich durch Zinsen vergütet. Denkbar ist aber auch eine Vergütung, die ausschließlich über eine Gewinnbeteiligung erfolgt. Die Beteiligung der Gläubiger am laufenden Verlust, eine Nachrangabrede – also eine Vereinbarung, dass das eingesetzte Kapital nachrangig gegenüber dem sonstigen (Fremd)kapital ist – sowie lange Laufzeiten von mindestens 5 Jahren machen das Genussrecht eigenkapitalfähig. In den meisten Fällen weisen die Genussrechts- bzw. Genussschein-Modelle Mindestlaufzeiten auf. Darüber hinaus werden die Genüsse auch vom Liquidationserlös des Unternehmens ausgeschlossen, für den Fall, dass das Unternehmen aufgelöst wird, z. B. in Folge einer Insolvenz. In der oben genannten Form wird nun das Genusskapital auch von Banken als Eigenkapital anerkannt, was v. a. in Hinsicht auf die veränderten Kreditvergabebedingungen im Rahmen von Basel II von besonderer Bedeutung ist.

GENUSSRECHTE/GENUSSSCHEINE

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Was die Laufzeit der Genüsse anbelangt, so können diese je nach Geschmack oder Bedarf des Emittenten kurze, lange oder wie bei Aktien unendliche Laufzeiten haben. Bei unendlichen Laufzeiten bleibt das Kapital für immer in der Bilanz stehen, bei endlichen dagegen wird es nach Ende der Laufzeit dem Inhaber zum Nominalwert zurückbezahlt. Um die Belastung für das Unternehmen zu vermindern, kann die Rückzahlung auch in Raten über mehrere Jahre verteilt erfolgen. Wurden während des Bestehens der Genussrechte/-scheine Verluste erwirtschaftet, dann hat sich der Nominalwert dementsprechend reduziert, was wiederum den Rückzahlungsbetrag vermindert. Vor der Entscheidung für eine Emission sollten sich die Entscheidungsträger im Unternehmen aber darüber klar sein, dass eine gewisse Unternehmensgröße zwar nicht gesetzlich vorgeschrieben, durch die Anforderungen an das Unternehmen jedoch ratsam ist. Neben einem funktionierenden Reporting sollten Unternehmen zwecks Kapitalbedienung auch einen stabilen Cash-flow aufweisen, in den letzten zwei bis drei Jahren Ertragsstärke bewiesen haben und die Phantasien der Investoren wecken können. Die Aufgabe des Firmenchefs ist hierbei, die Wachstumspotenziale darzustellen und mit Planzahlen zu untermauern. Nur mit einem schlüssigen Konzept kann der Erfolg der Emission gewährleistet werden.

2.2

Kapitalgeber

Genussrechte und Genussscheine werden überwiegend von Investoren gekauft, die überdurchschnittliche Renditen erzielen, das Risiko aber auf ein überschaubares Maß reduzieren wollen. Der Schwerpunkt liegt dabei besonders bei den Privatanlegern, die eine Alternative zu Bundesanleihen oder Geldmarktprodukten mit geringer Verzinsung suchen und dennoch nur geringe Spekulationsrisiken eingehen wollen. Beabsichtigt der Emittent, nur wenigen Anlegern Genussrechte einzuräumen, so können in diesem Fall die Bedingungen auch über einen individuell gestalteten Vertrag festgelegt werden. Im Regelfall werden Investoren jedoch durch eine Kapitalmarktemission angesprochen. Dies kann entweder durch eine außerbörsliche Platzierung im Zuge einer Privatemission geschehen oder über einen Börsengang. Jedoch scheidet der Börsengang für die meisten Mittelständler wegen der damit verbundenen Kosten und Publizitätspflichten aus. Bei größeren Emissionen kann sich der Börsengang in guten Börsenzeiten durchaus lohnen, da die Möglichkeiten der Börse, Kapital in einem kurzen Zeitraum einzusammeln, ungleich größer sind als die des sogenannten grauen Kapitalmarktes.

GENUSSRECHTE/GENUSSSCHEINE

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Eine weitere interessante Möglichkeit, um Investoren zu gewinnen, bieten die Geschäftspartner und die Kunden des emittierenden Unternehmens. Auch dieser Personenkreis sucht meist lukrative Anlagemöglichkeiten und hat den Vorteil, dass er aus seinen Beziehungen zu dem Unternehmen, Kenntnisse über dessen Produkte, über die verantwortlichen Personen im Unternehmen und über die Geschäftstätigkeit im Allgemeinen besitzt. Stimmt die Qualität des Unternehmens, so können vor diesem Hintergrund Geschäftspartner und Kunden sicher leichter von einer Investition überzeugt werden, als ein Außenstehender ohne jeden Einblick.

2.3

Kapitalkosten

Der Hauptteil der Kapitalkosten in einem Genussmodell setzt sich aus der Grundverzinsung und der Beteiligung am Gewinn zusammen. Der Emittent sollte bei der Grundverzinsung nach derzeitigem Stand mindestens sechs bis acht Prozent Rendite auf das eingesetzte Kapital anbieten, damit er die Chance hat, das angestrebte Kapitalvolumen auch tatsächlich einzusammeln. Die Gewinnbeteiligung lässt sich dann flexibel gestalten. Erfahrungsgemäß bewegt sich diese in einer Spanne zwischen 15 und 25 % vom Jahresüberschuss. Mezzanin-Kapital ist also im Vergleich zum Bankkredit keine günstige Finanzierung. Jedoch ist zu berücksichtigen, dass man für den erhöhten Aufwand zusätzliche Leistungen geboten bekommt, die über die eines Bankkredites – also Fremdkapital – hinausgehen. So erhält man für die genannten Kosten nicht reines Fremdkapital wie von der Bank, sondern Finanzmittel, die erstens das Eigenkapital stärken und damit das Rating verbessern, was sich mit Blick auf künftige Bankfinanzierungen positiv auswirkt. Ein zweiter Pluspunkt ist, dass das Unternehmen keine Sicherheiten benötigt, wie das bei einem Bankkredit der Fall wäre. Zu den laufenden Kosten müssen zudem noch einige Zehntausend Euro für Beratung von Finanzierungsspezialisten und Finanzdienstleistern einkalkuliert werden sowie Kosten für die Erstellung eines Verkaufsprospektes. Dieser Prospekt ist Voraussetzung für eine Genussscheinemission und als solcher auch gesetzlich vorgeschrieben. Dazu kommen nicht unerhebliche Kosten für den Vertrieb der Genussrechte/-scheine. Diese können jedoch durch ein bei der Zeichnung erhobenes Agio von etwa 5 % zumindest teilweise aufgefangen werden. Die tatsächlichen laufenden Kosten, welche auf das Unternehmen durch die jährlichen Verzinsungen und Gewinnbeteiligungen zukommen, können durch die Aufstellung eines vollständigen Finanzplanes für die gesamte Laufzeit der Be-

GENUSSRECHTE/GENUSSSCHEINE

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teiligung ermittelt werden. Mit den zu berücksichtigenden Risikoabschlägen sowie Worst-Case-Szenarien können die künftigen Geschäftszahlen und damit die Gewinnansprüche der Investoren innerhalb einer Gewinnspanne zumindest grob ermittelt werden. Gleichzeitig erhält das Unternehmen auch eine Grundlage für Kalkulationszwecke. Aus steuerlichen Gesichtspunkten ist auch wichtig, dass die Ausschüttungen – sowohl Grundverzinsung als auch Gewinnbeteiligung – als Aufwand gewertet werden, wenn u. a. eine Beteiligung der Anleger am Liquidationserlös der Gesellschaft ausgeschlossen wird. Somit wird das Genusskapital wie Fremdkapital behandelt und die Ausschüttungen wirken sich in der Gewinn- und Verlustrechnung als Betriebsausgaben steuermindernd aus.

2.4

Vor- und Nachteile

An Vorteilen sind folgende Punkte zu erwähnen: •

Jedes Unternehmen, gleich welcher Rechtsform, kann Genussrechte und Genussscheine ausgeben.



Das Genusskapital verstärkt als nachrangig (im Falle einer Nachrangigkeitsvereinbarung) haftendes, langfristiges Kapital die Eigenkapitalquote des Unternehmens.



Die Investoren werden nur ergebnisabhängig verzinst; schreibt das Unternehmen in einem Jahr Verluste, so fällt die Vergütung der Investoren aus, wodurch wiederum finanzieller Spielraum entsteht.



Mitspracherechte der Anleger können ausgeschlossen werden, so dass der Unternehmer bzw. der oder die Gesellschafter keinen Einfluss Fremder in ihrem Unternehmen fürchten müssen und selber die Kontrolle behalten.



Zudem sind die Ausschüttungen an die Investoren als Gewinn mindernde Betriebsausgaben steuerlich abzugsfähig und wirken damit steueroptimierend.



Nachteile bestehen nicht, sofern bei der Ausgestaltung der GenussBedingungen die Bedürfnisse des Emittenten hinreichend berücksichtigt werden. Durch die nicht existierende gesetzliche Regelung der Genussrechte, können die Bedingungen individuell formuliert werden.

GENUSSRECHTE/GENUSSSCHEINE

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2.5

Typische Fehler

Am Ende dieses Kapitels sollen noch einige typische Fehler erwähnt werden, welche den Autoren aus ihrer teilweise langjährigen Erfahrung bekannt und in der Praxis begegnet sind. Besonders gewarnt werden soll vor unnötiger Komplexität bei der Ausgestaltung der Genuss-Bedingungen. So konnte verschiedentlich beobachtet werden, dass selbst solche Bedingungen, die von „Fachleuten“ erstellt worden sind, gravierende Fehler enthalten. In einigen Fällen war vorgesehen, dass jeder einzelne Anteilsschein – in diesem Fall handelte es sich um Genussscheine – vom Vorstand einzeln abgezeichnet wird. Dies wird jedoch nicht mehr praktiziert, seit es die elektronische Verwaltung von Wertpapieren gibt. Dies mag vielleicht auf den ersten Blick harmlos erscheinen, doch falls ein Anteilseigner auf die Einzelabzeichnung bestehen sollte, ist das Unternehmen auch dazu verpflichtet, wenn es in den Bedingungen so niedergelegt ist. Es ist besser derartige Komplexitäten zu vermeiden. Ein anderer, ungleich schwerwiegender Fall betrifft einige Unternehmen, die sowohl Genussscheine als auch Genussrechte in derselben Emission am Markt platziert haben. In diesem Fall sind zwei Verkaufsprospekte inklusive Bedingungen nötig, jeweils einer für die Genussscheine und die Genussrechte. In jeder der beiden Bedingungen wurde den Investoren eine Grundverzinsung in Höhe von 7,5 % garantiert, was im konkreten Fall bedeutet, dass sowohl für Genussscheine als auch für Genussrechte 7,5 % Verzinsung anfallen, also für das Unternehmen der doppelte Aufwand wie vorgesehen. Es ist anzunehmen, dass den Firmenchefs der emittierenden Unternehmen diese Risiken nicht bewusst sind. Sollte jedoch ein Anleger diesen Fehler erkennen und das ihm verbriefte Recht einfordern, wird es für die Prospektverantwortlichen weitreichende finanzielle Folgen haben.

2.6

Vertragliche Grundlagen

Aus nachvollziehbaren Gründen können an dieser Stelle fertig ausformulierte Genussrechts-/Genussschein-Bedingungen nicht abgedruckt werden, da bei diesen grundsätzlich auf die wirtschaftlichen Belange und Wünsche des Emittenten abzustellen ist. Ferner unterscheiden sich beide Emissionsformen aufgrund deren Kategorisierung in Vermögensanlage und Wertpapier, was teilweise grundlegende Unterschiede in den vertraglichen Bestimmungen zur Folge hat.

GENUSSRECHTE/GENUSSSCHEINE

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Jedoch soll nachfolgend ein Überblick gegeben werden, welche Regelungspunkte grundsätzlich in Genussrechts-/Genussschein-Bedingungen unabdingbar aufzunehmen sind: a) Form und Nennbetrag Zu Anfang ist darzustellen, welche Art von mezzaninem Kapital ausgegeben wird. In diesem Fall wären es Genussrechte und/oder Genussscheine. Das Emissionsvolumen/Gesamtnennbetrag ist mit der genauen Aufteilung der Stückelung zu nennen. Zur Deckung der Selbstverwaltungskosten ist es möglich, dass die emittierende Gesellschaft ein Agio in Höhe von ca. 5 % verlangt. b) Ausschüttung Hier wird die Höhe der jährlichen Ausschüttung ausgewiesen. Diese kann entweder in einer prozentualen Angabe (z. B. 7,15 % p. a.) erfolgen oder auch z. B. in einem Vielfachen einer Dividende, bezogen auf eine Vorzugsaktie der emittierenden Gesellschaft. Da insbesondere bei jungen Unternehmen nicht sichergestellt werden kann, dass die vertraglich versprochenen Ausschüttungen auch tatsächlich erwirtschaftet werden, wird eine Klausel aufgenommen, dass der nicht erwirtschaftete Ausschüttungsteil den Gewinnanteil des Folgejahres erhöht. Festzusetzen ist ein Ausschüttungstag, an dem die Ausschüttungen erfolgen. Dieser hat denklogisch nach dem Termin der Hauptversammlung, in dem der Jahresabschluss beschlossen wird, zu liegen. c) Übergewinnbeteiligung Neben der vertraglich vereinbarten Ausschüttung kann eine Überschussbeteiligung Vertragsbestandteil sein. Damit wird der Genussrechtsinhaber/Genussscheininhaber neben seiner Ausschüttung am Gewinn der Gesellschaft beteiligt, wenn diese einen verbleibenden Überschuss nach Abzug aller gewinnberechtigten Anteile im Geschäftsjahr erzielt. Dies ist ein nicht unüblicher Anreiz, um den privaten Kapitalgeber auch über seine Ausschüttung am Gewinn der Gesellschaft partizipieren zu lassen. d) Folge bei Ausgabe weiterer Genussrechte und/oder Genussscheine Sollte die Gesellschaft sich die Möglichkeit erhalten wollen, durch Emission weiterer Genussrechte und/oder Genussscheine zu gleichen oder anderen Bedin-

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GENUSSRECHTE/GENUSSSCHEINE

gungen die Kapitaldecke weiter zu verstärken oder einen erneuten Kapitalbedarf zu decken, muss dies in den Bedingungen aufgenommen werden. Dabei ist zu regeln, ob Genussrechts-/Genussscheininhabern vorrangige Bezugsrechte eingeräumt werden und ob Ausschüttungen auf alte Genussrechte/Genussscheine vorrangig bedient werden. Üblicherweise werden bereits bestehende Genussrechte/Genussscheine weder bei der Ausgabe neuer Genussrechte/Genussscheine noch bei der Rangfolge der Ausschüttungen bevorzugt. e) Laufzeit, Kündigung Genussrechts-/Genussscheinbedingungen können beinhalten, dass entweder eine feste Laufzeit oder eine unbestimmte Laufzeit vorgesehen ist. Dabei ist jedoch grundsätzlich zu beachten, dass Mindestvertragslaufzeiten eingehalten werden, damit ein solches Finanzierungsinstrument für die emittierende Gesellschaft wirtschaftlich sinnvoll ist. Mindestvertragslaufzeiten sollten nicht kürzer als fünf Jahre angesetzt werden. Kürzere Mindestlaufzeiten würden eine planbare wirtschaftliche Entwicklung der Gesellschaft durch zu frühen Kapitalabfluss unmöglich machen. Genussrechte und Genussscheine sollten entweder vom Genussrechtsinhaber/Genussscheininhaber bei festen Laufzeiten über diese Laufzeiten oder bei einer unbestimmten Laufzeit binnen der Mindestvertragslaufzeit ordentlich unkündbar sein. Bei unbestimmten Laufzeiten sollte dem Inhaber eine so lange Kündigungsfrist eingeräumt werden, dass die Gesellschaft in ihren wirtschaftlichen Planungen dies rechtzeitig genug einplanen und entsprechend Liquidität zur Auszahlung der Inhaber vorhalten kann. Kündigungsfristen von mindestens 12 Monaten zum Geschäftsjahresende sollten eingehalten werden. Der emittierenden Gesellschaft sollte grundsätzlich während der gesamten Laufzeit ein eigenes ordentliches Kündigungsrecht eingeräumt sein. Dies ist mit entsprechenden Fristen zu versehen, da auch bei Kündigung durch die emittierende Gesellschaft die eigenen wirtschaftlichen Planungen beachtet werden müssen. Das Recht zur außerordentlichen Kündigung kann weder dem Inhaber noch der Gesellschaft genommen werden. Dies steht beiden Parteien, insbesondere im Falle des Vertragsbruchs, zu. Zur Beweissicherung und -erleichterung sollte für die Kündigung mindestens die Schriftform vorgesehen sein. Es können weitere Anforderungen an die Wirksamkeit einer Kündigung (z. B. Erklärung durch eingeschriebenen Brief) gestellt werden.

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f) Rückzahlung Für den Fall der Beendigung des Genussrechts/Genussscheins sind entsprechend Rückzahlungsmodalitäten festzulegen. Dabei ist der Rückzahlungspreis und die Fälligkeit des Rückzahlungspreises festzulegen. Dabei können Unterschiede in der Höhe des Rückzahlungspreises gemacht werden, abhängig davon ob der Inhaber oder die Gesellschaft das Genussrecht/den Genussschein gekündigt haben oder das Genussrecht/der Genussschein durch Zeitablauf beendet worden ist. Weitere Varianten sind zur Begleichung des Rückkaufswertes denkbar: So kann der Rückkaufswert durch Abgeltung einer Leistung erbracht werden (z. B. Genussschein eines Reiseveranstalters gewährt die Möglichkeit den Rückkaufswert als Reise zu erhalten) oder durch Tausch des Rückkaufwertes in Aktien der Gesellschaft. g) Bestandsgarantie In einer Bestandsgarantie wird ausgedrückt, dass das Genussrecht/der Genussschein weder durch Verschmelzung oder Umwandlung noch durch Erhöhung des Grundkapitals in seinem Bestand berührt wird. h) Teilnahme am Verlust Das Genussrecht/der Genussschein nimmt nicht nur am Gewinn der Gesellschaft, sondern auch an deren Verlust teil. Wird folglich durch die Gesellschaft ein Bilanzverlust ausgewiesen, werden einerseits, wie bereits geschildert, keine Ausschüttungen bedient, andererseits auch der Rückzahlungsanspruch des Genussrechtsinhabers/Genussscheininhabers gemindert. Diese Verlustbeteiligung kann bis in voller Höhe oder bis zu einem gewissen Prozentsatz begrenzt werden. Zur Vermeidung größerer wirtschaftlicher Probleme ist jedoch von einer Begrenzung der Verlustbeteiligung abzuraten. Vertraglich festzulegen ist ferner, wie bei Erzielung eines Jahresüberschusses dieser verwendet wird. Er kann vorrangig die Rückzahlungsansprüche bis zum Nennbetrag wieder erhöhen oder möglicherweise andere Gewinnberechtigte bevorzugen (z. B. Bedienung der Dividende auf Vorzugsaktien). Entsprechende Ausführungen wären bei einer Kapitalherabsetzung zu formulieren. i) Rang des Genussrechts/Genussscheins, Rangrücktritt Es ist zu empfehlen, das Rangverhältnis des Genussrechts/Genussscheins in Abgrenzung zu anderen Forderungen von Gläubigern gegenüber der Gesellschaft zu regeln. Dies insbesondere deshalb, um Genussrechte/Genussscheine als Eigenkapital zu qualifizieren. Ist dies gewünscht, sind Genussrechte/Genussscheine mit einer Nachrangabrede gegenüber dem Fremdkapital zu versehen. Er-

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folgt dies nicht, sind Verbindlichkeiten gegenüber Gläubigern und Ausschüttungs- oder Rückzahlungsforderungen der Genussrechtsinhaber/Genussscheininhaber gleichrangig, was durchaus gewünscht sein kann. In den meisten Fällen wird jedoch ein Forderungsgleichrang zugunsten der Gesellschaft vermieden, indem Forderungen der Genussrechtsinhaber/Genussscheininhaber im Rang hinter die anderen Verbindlichkeiten zurücktreten. Selbiges ist für den Fall der Insolvenz (§ 39 Abs. 1 Nr. 5 InsO) oder der Liquidation der Gesellschaft zu vereinbaren. Hier sollten Rangfolgen der Bedienung etwaiger Forderungen von Investoren festgelegt werden, sofern dies gesetzlich möglich ist. Im Falle der Liquidation der Gesellschaft können Genussrechte/Genussscheine Anteil oder auch keinen Anteil am Liquidationserlös nehmen. Eine Nachrangabrede ist zwar bei einem Genussschein nicht zwingend notwendig, zur Qualifikation als Eigenkapital aber unumgänglich. Eine Nachrangabrede hat ferner zur Folge, dass entsprechende Bestimmungen in den Risikofaktoren des Verkaufsprospekts oder Wertpapierprospekts mit aufgenommen werden müssen. j) Zahlstelle Ausführungen über eine Zahlstelle sind zwingend erforderlich. Diese müssen auch im Verkaufsprospekt gem. § 4 Nr. 4 und § 9 VermVerkProspV aufgenommen sein. Eine Zahlstelle ist dabei einerseits die Stelle, die bestimmungsgemäß Zahlungen an den Genussrechtsinhaber/Genussscheininhaber ausführt und andererseits die Stelle, die den Verkaufsprospekt zur kostenlosen Ausgabe bereit hält. In den Genussrechts-/Genussscheinbedingungen ist die Zahlstelle nur die Stelle, die Zahlungen und Ausschüttungen abwickelt. Zahlstellen sind dabei meist Banken, die jeweils in der entsprechenden Bekanntmachung veröffentlicht werden (z. B. Dividendenbekanntmachung, Einladungsbekanntmachung zur Hauptversammlung etc.). Häufig ist eine Bank als Hauptzahlstelle per Angabe der Adresse benannt. k) Schlussbestimmungen Schlussbestimmungen sind allgemeine Formulierungen über die Rechtswahl, Erfüllungsort, Nebenabreden, Gerichtsstand und einer so genannten salvatorischen Klausel, die eine Regelung über eine mögliche Teilnichtigkeit des Vertrages enthält. l) weitere regelbare Punkte Je nach emittierender Gesellschaft und gewünschter Ausführlichkeit können oder müssen verschiedene weitere Punkte in die Genussrechts-/Genussscheinbedingungen aufgenommen werden.

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Beispielsweise können Ausführungen dahin gehend getroffen werden, dass Genussrechte/Genussscheine keine Gesellschaftsrechte einräumen. Es kann die Verjährung gesondert geregelt werden, Hinweise auf mögliche Veränderungen im Steuerrecht und deren Auswirkungen erklärt werden, usw. Es ist daher jedem Interessenten dringend zu empfehlen, Genussrechts-/Genussscheinbedingungen von einem Fachmann ausarbeiten zu lassen.

STILLE BETEILIGUNG

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3 Stille Beteiligung 3.1

Grundlagen

Auch stille Beteiligungen in Form einer typisch stillen oder einer atypisch stillen Beteiligung bieten eine häufig benutzte Möglichkeit zur Beschaffung von Kapital. Die stille Beteiligung ist eine echte gesellschaftsrechtliche Beteiligung. Voraussetzung für ihren Gebrauch zwecks Kapitalbeschaffung ist lediglich der Betrieb eines Handelsgewerbes, wobei es keine Rolle spielt, ob die Rechtsform des Unternehmens eine AG, GmbH, KG oder OHG ist. Auch eingetragene Kaufleute sind zur Errichtung von stillen Gesellschaften berechtigt. Damit steht dieses Finanzierungsinstrument allen Unternehmen, gleich welcher Rechtsform, zur Verfügung. Die stille Gesellschaft ist eine Sonderform der Innengesellschaft bürgerlichen Rechts ohne Außenbeziehung. Die Gesellschaft ist somit keine Rechtsform im gesellschaftsrechtlichen Sinne, denn sie tritt nicht nach außen auf. Sie wird ausschließlich dazu verwendet, Unternehmen zusätzliches Kapital zuzuführen und um die Rechte und Pflichten der Gesellschafter, die sich über diese Rechtsform an einer bestehenden Gesellschaft beteiligen, in den Gesellschaftsbedingungen zu beschreiben. Sinn der stillen Beteiligung ist dabei, dass die Investoren diskret im Hintergrund stehen. Im Regelfall beteiligt sich ein Kapitalgeber – eben der stille Beteiligte – an einem bereits bestehenden Unternehmen mit einer Kapitaleinlage, die in der Bilanz, je nach Ausgestaltung der Gesellschaftsbedingungen, entweder als Eigenkapital oder als Fremdkapital bilanziert wird. Im Gegenzug erhält der Beteiligte einen Anspruch auf Gewinnbeteiligung. Die stille Gesellschaft zeichnet sich besonders durch ihre rechtliche Flexibilität aus, denn die gesetzlichen Vorgaben im Handelsgesetzbuch (HGB) gemäß den §§ 230 – 236 HGB sind weitgehend dispositiver, d. h. abdingbarer Natur. Das bedeutet, dass die Vertragsparteien bei der Ausgestaltung der Gesellschaftsbedingungen von den geschriebenen gesetzlichen Regelungen abweichen können, etwa durch Änderung oder durch völligen Ausschluss. So kann man dann auch zwischen zwei Ausgestaltungsformen der stillen Gesellschaft unterscheiden. Die eine ist die typische stille Gesellschaft, die den gesetzlichen Regelungen zu dieser Rechtsform im HGB entspricht. Gem. § 236 Abs. 2 HGB wird hierbei die Einlageverpflichtung des Beteiligten als Forderung gewertet. Ist die Einlage des Gesellschafters größer als der Verlustanteil, der auf sie in

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einer Insolvenz entfällt, so kann der stille Beteiligte diesen verbleibenden Teil als Insolvenzforderung gegenüber der Masse geltend machen. Andererseits gibt es die so genannte atypisch stille Gesellschaft. Auch ihr liegen die Regelungen des HGB zugrunde, allerdings in teilweise veränderter Form. Um als Eigenkapital gewertet werden zu können, bedarf es der obligatorischen Nachrangabrede, wodurch die Einlage des stillen Beteiligten als nachrangig gegenüber dem sonstigen (Fremd)kapital gewertet wird. Das bedeutet, dass im Insolvenzfall des Unternehmens zuerst die Gläubiger des Fremdkapitals aus der Konkursmasse bedient werden und erst anschließend die Beteiligten am Eigenkapital. Der Gesellschafter ist also Haftungsträger und kein Gläubiger. Die typisch stille und die atypisch stille Beteiligung unterscheiden sich ferner in ihrer steuerrechtlichen Betrachtung. Werden Gewinne und Verluste einer typisch stillen Beteiligung gem. § 20 Abs. 1 Nr. 4 EstG als Einkommen aus Kapitalvermögen gewertet, richten sich Gewinne und Verluste einer atypisch stillen Gesellschaft nach § 15 Abs. 1. Nr. 2 EstG, d. h. Einkommen aus Gewerbebetrieb. Diese steuerrechtliche Unterscheidung ist in vielen Fällen ein entscheidungserhebliches Kriterium für den Emittenten, da Gewinne und Verluste aus § 20 Abs. 1 Nr. 4 EstG nur innerhalb der Einkunftsart, hingegen Gewinne und Verluste aus § 15 Abs. 1 Nr. 2 EStG auch mit anderen Einkunftsarten (z. B. aus selbstständiger oder nichtselbstständiger Tätigkeit) verrechnet werden können. Mit einer atypisch stillen Beteiligung können daher effektive Steuervorteile in der Verlustphase erzielt werden. Als Haftungsträger wird er zugleich Mitunternehmer. Damit hat der stille Gesellschafter einen Anspruch auf Beteiligung am tatsächlichen Zuwachs des Gesellschaftsvermögens unter Einschluss der stillen Reserven und des Geschäftswerts. Ob eine stille Gesellschaft als Mitunternehmerschaft und damit als atypische stille Gesellschaft zu betrachten ist, richtet sich also danach, inwieweit der stille Gesellschafter ein Mitunternehmerrisiko trägt. Die Einstufung des stillen Gesellschaftskapitals als Fremd- oder als Eigenkapital ist damit aufgrund fehlender eindeutiger, gesetzlicher Regelungen von der Ausgestaltung der Gesellschaftsbedingungen abhängig.

3.2

Kapitalgeber

Investoren in stillen Gesellschaften sind in der Regel Anleger, die überdurchschnittliche Renditen erzielen, dabei jedoch geringe Spekulationsrisiken eingehen wollen. Das Hauptaugenmerk gilt dabei den Privatanlegern, die eine Alternative zu sonstigen risikoarmen und damit niedrig verzinsten Anlagen wie

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Staatsanleihen suchen. Diese Anleger sind darüber hinaus bereit, ihr Kapital langfristig und über einen vorher nicht festgelegten Zeitraum dem Unternehmen zu überlassen. Die Investoren für die stillen Gesellschaften werden ausschließlich über eine außerbörsliche Kapitalmarktemission angesprochen. Der Börsengang scheidet aus, da die stille Beteiligung nicht börsenfähig ist. Über den privaten Kapitalmarkt bieten sich den emissionsbereiten Unternehmen jedoch gute Möglichkeiten, Kapital von Investoren einzusammeln. Potenzielle Kapitalgeber können neben den Privatanlegern auch Geschäftspartner des emittierenden Unternehmens sein. Diese haben den Vorteil, durch ihre Beziehung zum Emittenten über einen guten Einblick in dessen geschäftliche Situation zu verfügen. So kann sich eine Anlage in einer stillen Beteiligung als lukratives Investment erweisen.

3.3

Kapitalkosten

Der Hauptteil der Kapitalkosten entsteht aus dem Anspruch des stillen Gesellschafters, am Erfolg des Unternehmens beteiligt zu werden. Die durchschnittliche Renditeerwartung für die geleistete Einlage beträgt regelmäßig 8 – 12 %. Diese sollte vom Emittenten auch in Aussicht gestellt werden können, um genügend interessierte Investoren anzuwerben. Damit ist das stille Kapital jedoch keine billige Art der Finanzierung. Man sollte aber beachten, dass es sich bei der stillen Gesellschaft – entsprechende Regelungen vorausgesetzt – um Eigenkapital handelt und somit die Bilanzstruktur des Unternehmens verbessert. In der Folge ergibt sich wiederum ein besseres Rating (Bonitätsprüfung) durch die Banken, was einer gestiegenen Kreditwürdigkeit entspricht. Somit werden in Zukunft auch die Banken dem Unternehmen wieder eher Geld zu niedrigeren Zinsen zur Verfügung stellen. Die genaue Höhe der Kosten lässt sich im Voraus nicht genau beziffern, jedoch können durch die Aufstellung eines langfristigen Finanzplanes, der wenigstens die ersten zehn Jahre nach der Emission berücksichtigt, die jährlichen laufenden Kosten für das Unternehmen ermittelt werden. Mit den zu berücksichtigenden Risikoabschlägen sowie Worst-Case-Szenarien können die künftigen Geschäftszahlen und damit die Renditeansprüche der Investoren zumindest einigermaßen grob bestimmt werden. Gleichzeitig erhält das Unternehmen auch eine Grundlage für eigene Kalkulationszwecke.

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Neben den erwähnten laufenden Kosten fallen noch eine Reihe weiterer Kosten an, die unmittelbar mit der Emission zusammenhängen. So müssen einige Zehntausend Euro für die Beratung durch Finanzierungsspezialisten einkalkuliert werden. Diese zeichnen sich für die Erstellung des Verkaufsprospektes verantwortlich, der auch für stille Gesellschaften gesetzlich vorgeschrieben ist. Professionelle Finanzdienstleister übernehmen schließlich den Vertrieb der stillen Beteiligungen am privaten Kapitalmarkt. Die Kosten für eine Emission sind nicht zu unterschätzen, jedoch kann wenigstens ein Teil davon bei der Emission über die Erhebung eines Agios neutralisiert werden. Dieses Agio beträgt üblicherweise rund 5 % der Kapitaleinlage. Interessant ist auch, dass die Gewinnausschüttungen an die Investoren steuerrechtlich als Aufwand gewertet werden. Somit wird das stille Kapital wie Fremdkapital behandelt und vermindert in der Gewinn- und Verlustrechnung das zu versteuernde Ergebnis, wirkt sich also steueroptimierend aus.

3.4

Vor- und Nachteile

Die stille Gesellschaft bietet folgende Vorteile: •

Jedes Unternehmen kann unabhängig von der Rechtsform stille Gesellschaften im Rahmen von Mezzanin-Finanzierungen einsetzen.



Das Gesellschaftskapital verbessert als nachrangig haftendes, langfristiges Kapital die Eigenkapitalquote des Unternehmens und somit auch dessen Kreditwürdigkeit nach Basel II.



Die Rendite der Investoren ist erfolgsabhängig; schreibt das Unternehmen in einem Jahr Verluste, so wird ggf. keine Zahlung an die Investoren fällig



Mitspracherechte der Anleger sind ausschließbar; in § 232 HGB werden den Beteiligten lediglich gewisse Informations- und Kontrollrechte zugestanden.



Die Ausschüttungen an die Investoren sind als Gewinn mindernde Betriebsausgaben steuerlich abzugsfähig und wirken damit steueroptimierend.



Spezifische Nachteile bestehen bei sorgfältiger Anpassung des Modells an die Anforderung nicht..

STILLE BETEILIGUNG

3.5

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Vertragliche Grundlagen

Bei der stillen Beteiligung ist grundsätzlich zwischen der typisch stillen Beteiligung und der atypisch stillen Beteiligung zu unterscheiden. Es bestehen wichtige steuerrechtliche, handelsregisterrechtliche und gesellschaftsrechtliche Unterschiede, die Niederschlag in der Ausgestaltung eines Beteiligungsvertrages finden. Insbesondere die beliebte atypisch stille Beteiligung ist von ihrer Ausgestaltung her eine echte unternehmerische Beteiligung und damit vollkommen abhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens. Es ist daher vertraglich keinesfalls möglich, einem atypisch stillen Beteiligten eine Mindestverzinsung seines eingebrachten Kapitals zu garantieren. Der Bundesgerichtshof beschäftigte sich bereits im Jahre 2003 damit und beurteilte eine zugesicherte Mindestrendite bei einer atypisch stillen Beteiligung als irreführend (BGH, Urteil vom 02.10.2003, Az. I ZR 252/01). Im Folgenden sollen daher einerseits die gesellschaftsvertraglichen Gemeinsamkeiten und die Unterschiede, andererseits die Informationen zu den wichtigsten zu regelnden Punkten dargestellt werden: a) Begründung der Gesellschaft Da ein gesellschaftsrechtliches Verhältnis begründet werden soll, muss wie in jedem Gesellschaftsvertrag vorab das Gesellschaftsziel festgelegt werden, auf das die Gesellschafter hinarbeiten. Stille Beteiligungen können dabei unterschiedlich ausgestaltet sein. Sie können als Einmalanlagen, Ratenanlagen oder als Mischung beider Anlageformen installiert werden. Ferner können vom Emissionsvolumen bestimmte Tranchen emittiert werden oder die Emission zeitlich beschränkt sein. Es ist jedoch bei einer zeitlichen Unbeschränktheit der Emission darauf hinzuweisen, dass diese nicht unendlich laufen kann, um nicht vor dem Hintergrund des § 2 b EStG zu einer sogenannten Verlustzuweisungsgesellschaft zu führen. b) Dauer der Gesellschaft/Kündigung Beide Arten der stillen Gesellschaften können auf unbestimmte oder bestimmte Dauer angelegt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die stillen Gesellschaften auf lange Dauer angelegt werden, da aufgrund der Verlustzuweisungsmöglichkeiten bei beiden Gesellschaftsformen diese nur rentabel machen, wenn nach der anfänglichen Verlustphase eines Unternehmens die Gewinnphase er-

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STILLE BETEILIGUNG

reicht wird und der stille Gesellschafter in der Zeit der Gewinnphase an dem erwirtschafteten Jahresüberschuss partizipiert. Da stille Gesellschaftsverhältnisse bei Beendigung gem. § 235 HGB auseinanderzusetzen sind, d. h. der Wert des jeweiligen Gesellschaftsanteiles zu bestimmen ist, ist zu empfehlen, die Gesellschaftsverhältnisse nicht unterjährig enden zu lassen, sondern grundsätzlich zum jeweiligen Geschäftsjahresende, da zu diesem Zeitpunkt der Jahresabschluss des Unternehmens aufgestellt werden muss, an dem sich auch die Auseinandersetzung der einzelnen Gesellschaftsanteile orientiert. Zu beachten ist hier, dass bei atypisch stillen Beteiligungen, diese in das Handelsregister des Amtsgerichts des Unternehmens eingetragen werden muss. Diese Eintragung ist jedoch keine Wirksamkeitsvoraussetzung und hat daher lediglich deklaratorische Wirkung. c) Kosten der Gesellschaft Zur Aufnahme eines stillen Gesellschafters ist üblicherweise ein Agio fällig, das weder am Gewinn beteiligt ist noch an den stillen Gesellschafter bei Beendigung der Gesellschaft zurückerstattet wird. Das Agio ist damit quasi ein Eintrittsgeld, aus dem die Gesellschaft meist den mit dem Eintritt des stillen Gesellschafters anfallenden Verwaltungsaufwand bewältigt. d) Informations- und Kontrollrechte des Gesellschafters Dem typisch stillen und dem atypisch stillen Gesellschafter steht ein Mindestmaß an Informations- und Kontrollrechten zu. Diese sind gem. § 233 HGB geregelt. Demnach ist der stille Gesellschafter berechtigt, die abschriftliche Mitteilung des Jahresabschlusses zu verlangen und dessen Richtigkeit zu überprüfen. Weitere Rechte werden einem typisch stillen Gesellschafter nicht eingeräumt. Dem atypisch stillen Gesellschafter müssen weitergehende Rechte eingeräumt werden, um diesen zu einem atypisch stillen Gesellschafter zu machen, d. h. er muss aufgrund der eingeräumten Rechte eine Mitunternehmerschaft begründen. Somit erhält ein atypisch stiller Gesellschafter üblicherweise die Rechte nach § 716 BGB und/oder § 118 HGB eingeräumt. Damit kann sich der atypisch stille Gesellschafter über die Angelegenheiten der Gesellschaft persönlich unterrichten lassen, in die Geschäftsbücher und Papiere der Gesellschafter Einsicht nehmen und aus diesen einen Stand über das Gesellschaftsvermögen anfertigen.

STILLE BETEILIGUNG

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e) Mitwirkungsrechte Besonders bei atypisch stillen Beteiligungen werden den Stillen des Öfteren gesonderte Mitwirkungsrechte bei Maßnahmen eingeräumt, die über den üblichen Geschäftsbetrieb der emittierenden Gesellschaft hinausgehen. So kann durchaus vereinbart werden, dass eine mehrheitliche Zustimmung, z. B. bei Änderung des Unternehmensgegenstandes, Aufnahme neuer Unternehmenszweige, Einstellung des Geschäftsbetriebes etc., zu erfolgen hat. Dabei ist jedoch darauf zu achten, dass kein faktischer Geschäftsstillstand damit ermöglicht wird, wenn stille Gesellschafter nicht erreicht werden oder nicht zustimmen. Hier sind entsprechende Vorkehrungen im Gesellschaftsvertrag aufzunehmen, wie beispielsweise eine unwiderlegbare Vermutung der Zustimmung des stillen Gesellschafters, wenn dieser nicht binnen einer bestimmten Frist seine Ablehnung zur geplanten Maßnahme erklärt. f) Konten des Gesellschafters Aufgrund der Tatsache, dass stille Gesellschafter an der wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft beteiligt sind und am Ende der Laufzeit der Beteiligung, diese auseinanderzusetzen ist, sind für den stillen Gesellschafter verschiedene Konten zu führen. Hierbei handelt es sich meistens um drei Konten: Das Einlagekonto, das Privatkonto und das Gewinn- und Verlustkonto. Dabei werden auf dem Einlagekonto die Einzahlungen des stillen Gesellschafters verbucht, auf dem Privatkonto die möglicherweise vertraglich zugestandenen Entnahmen des stillen Gesellschafters und auf dem GuV-Konto die angefallenen Gewinne oder Verluste. Selbstverständlich können weitere Konten geführt werden, was jedoch zu einer Verkomplizierung der Buchhaltung führt. Bei der Beendigung der stillen Beteiligung sind bei einem typisch stillen Gesellschafter die verschiedenen Konten zu saldieren, um das Auseinandersetzungsguthaben zu ermitteln. Bei einem atypisch stillen Gesellschafter ist neben dieser Saldierung auch der Zuwachs der Gesellschaft am Gesellschaftsvermögen und stillen Reserven zu ermitteln, um das Auseinandersetzungsguthaben feststellen zu können (siehe i: „Auseinandersetzung der Gesellschaft“). Teilweise wird bereits ein zusammengeführtes Konto für den stillen Gesellschafter geführt. Dieses kann – wie alle anderen Konten auch – je nach Belieben bezeichnet werden, ist jedoch dann in dem Gesellschaftsvertrag entsprechend zu benennen.

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STILLE BETEILIGUNG

g) Entnahmerechte des Gesellschafters Bei einer stillen Beteiligung besteht die Möglichkeit, dem Gesellschafter eine Entnahmemöglichkeit einzuräumen. Zu bedenken ist dabei, dass Gesellschaftern Entnahmemöglichkeiten grundsätzlich nur in einem solchen Umfang gewährt werden dürfen, die nicht die Liquidität der Gesellschaft beeinträchtigen. Es ist daher zu raten, Entnahmerechte zu beschränken. Dies entweder auf einen gewissen Prozentsatz der jährlichen Einzahlungen des stillen Beteiligten oder auf erwirtschaftete und auf dem Gewinn- und Verlustkonto gutgeschriebene Gewinne oder auch nur Teile davon, um mögliche, in späteren Jahren anfallende Verluste abfedern zu können. h) Gewinn- und Verlustbeteiligung/stille Reserven und Geschäftswert der Gesellschaft Auf die gesellschaftsvertraglichen Bestimmungen zur Gewinn- und Verlustbeteiligung ist besonderer Wert zu legen, da hier Ungleichbehandlungen der Gesellschafter vermieden werden müssen. Dabei sind zwei Punkte getrennt voneinander zu klären: Auf der einen Seite muss bestimmt werden, in welcher Höhe jeder stille Gesellschafter am Gewinn und Verlust der Gesellschaft beteiligt ist und auf der anderen Seite müssen Regelungen gefunden werden, wie der erwirtschaftete Gewinn oder Verlust unter der Gesellschaft und den stillen Gesellschaftern aufzuteilen ist. Bei einer stillen Beteiligung tragen die stillen Beteiligten und die Gesellschaft grundsätzlich anteilig die Verluste, die stillen Beteiligten dabei bis in Höhe ihrer Einlagesumme. Die Verlustbeteiligung kann jedoch im Gesellschaftervertrag für die stillen Beteiligten auf einen gewissen Prozentsatz oder auch auf die Höhe der jährlichen Einzahlungssumme beschränkt werden oder die Gesellschaft eine Verlustbeteiligung für sich komplett ausschließen, was häufig bei atypisch stillen Beteiligungen der Fall ist. Für die Verteilung der erwirtschafteten Gewinne und Verluste unter der Gesellschaft und den stillen Beteiligten wird teilweise eine verhältnismäßige Aufteilung von Gewinnen und Verlusten vorgenommen, ohne auf Eintrittzeitpunkt und Investitionshöhe abzustellen. Dies kann jedoch zu Problemen der gesellschaftsrechtlichen Gleichbehandlung der stillen Gesellschafter führen. Man stelle sich nur den wirtschaftlichen Idealverlauf eines Unternehmens vor, das in den ersten 3 bis 4 Jahren Anlaufverluste schreibt und danach in die Gewinnphase übertritt. Werden in den Anfangsjahren stille Beteiligungen emittiert, würde der stille Gesellschafter, der kurz vor Beginn der Gewinnphase beitritt, ungleich besser gestellt sein, als stille Gesellschafter, die bereits über drei Jahre Anlaufverluste hin-

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nehmen mussten und daher ungleich später in der Gewinnphase ihre Anlaufverluste amortisieren können. Daher ist eine Lösung zu finden, die berücksichtigt, dass stille Gesellschafter während des Emissionszeitraumes zu unterschiedlichen Zeitpunkten unterschiedlich hohe Beträge investieren. Dies kann dadurch erfolgen, dass den beitretenden stillen Gesellschaftern im Verhältnis zu ihren Einzahlungen und Eintrittsdaten Kennzahlen vergeben werden, durch die sich die Höhe der Beteiligung am Gewinn und Verlust errechnet. Aufgrund dieser Kennzahlen sind Beteiligungsquoten der stillen Gesellschafter zueinander zu ermitteln und Gewinne und Verluste genau zuordbar. In vielen Fällen werden in den gesellschaftsvertraglichen Bestimmungen Vorabgewinne für die Gesellschaft, d. h. die hinter der Gesellschaft stehenden Gesellschafter vereinbart. Dies ist grundsätzlich möglich. Jedoch ist darauf zu achten, dass dieser Vorabgewinn nicht zu hoch bestimmt wird, um nicht eine Disparität zwischen Leistung und Gegenleistungen der stillen Gesellschafter und damit eine Sittenwidrigkeit des Gesellschaftsvertrages zu verursachen. Insbesondere bei atypisch stillen Beteiligungen, bei denen die Verluste der Gesellschaft zu 100 % auf die atypisch Stillen abgewälzt werden, kann ein zu hoher Vorabgewinn die atypisch Stillen zu stark benachteiligen, da diese den Verlust voll zu tragen haben, hierfür aber dann nur einen Teil des Gewinns erhalten. Das OLG Schleswig hatte in seinem Urteil vom 13.06.2002 (Az. 5 U 78/01) einen Vorabgewinn in Höhe von 30 % für sittenwidrig bestimmt und verurteilte, unter anderem aufgrund dieses Beschlusses, die emittierende Gesellschaft zur Rückzahlung des eingezahlten Kapitals an den atypisch stillen Beteiligten. Vorabgewinne in Höhe von ca. 6 % sind üblich und rechtlich unbedenklich. Bei atypisch stillen Beteiligungen ist der Stille weiterhin auch an den stillen Reserven und dem Geschäftswert der Gesellschaft beteiligt. Dies ist ferner ein Kriterium, das den Stillen zum Mitunternehmer macht. i) Auseinandersetzung der Gesellschaft Die Auseinandersetzung eines stillen Gesellschaftsverhältnisses ist in § 235 HGB geregelt. Der genaue Ablauf dieser Auseinandersetzung ist jedoch den gesellschaftsvertraglichen Regelungen vorbehalten, da gesetzlich lediglich bestimmt ist, dass eine Auseinandersetzung stattzufinden hat. Ob der stille Beteiligte an nicht abgeschlossenen, schwebenden Geschäften partizipiert, ist ebenso zu regeln. Das Gesetz sieht in § 235 Abs.1 S. 2 HGB eine Teilhabe vor, die aber ausgeschlossen werden kann.

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STILLE BETEILIGUNG

Die Auseinandersetzung einer typisch stillen Beteiligung ist relativ einfach, da, sofern die Teilhabe an stillen Reserven und Geschäftswert nicht vereinbart wurde, lediglich die für den Stillen geführte Konten zu saldieren sind, um das Auseinandersetzungsergebnis zu erhalten. Die Auseinandersetzung einer atypisch stillen Beteiligung ist ungleich schwieriger, da hier die stillen Reserven und der Geschäftswert zum Zeitpunkt des Ausscheidens zu bewerten sind. Diese Bewertungen sind folglich jedes Jahr vorzunehmen, was ein nicht zu unterschätzender zeitlicher und finanzieller Aufwand ist, insbesondere, wenn Immobilienvermögen eingewertet werden muss. Es ist daher zu raten, stille Beteiligungen immer zum Ende des Geschäftsjahres enden zu lassen, da bei Aufstellung des Jahresabschlusses eine Bewertung des Vermögens vorgenommen werden muss. Unterjährige Beendigungsmöglichkeiten sind zu vermeiden, da in diesen Fällen kostspielige Abschichtungsbilanzen erstellt werden müssen. Sollten dennoch unterjährige Beendigungen möglich sein, ist eine Klausel dahin gehend aufzunehmen, die den Bewertungsstichtag auf den letzten Bilanzstichtag zurückverlegt. j) Rang der stillen Beteiligung, Rangrücktritt Wie beim Genussrecht/Genussschein ist zu empfehlen, das Rangverhältnis zwischen Gläubigern der Gesellschaft und den stillen Beteiligten durch einen Rangrücktritt der stillen Beteiligten zu regeln. k) Schlussbestimmungen Schlussbestimmungen sind allgemeine Formulierungen über die Rechtswahl, Erfüllungsort, Nebenabreden, Gerichtsstand und einer so genannten salvatorischen Klausel, die eine Regelung über eine mögliche Teilnichtigkeit des Vertrages enthält. l) weitere regelbare Punkte Auch bei den stillen Beteiligungen können weitere Punkte in den Gesellschaftsvertrag aufgenommen werden. Zum Beispiel können AGB-konforme Strafvereinbarungen bei vertragswidriger Kündigung geregelt werden, sodass bei der emittierenden Gesellschaft die Emissions- und Selbstverwaltungskosten abgedeckt sind oder Bestimmungen über die Handelbarkeit oder Übertragbarkeit der stillen Beteiligung. Weitere Bestimmungen wie eine Dynamisierung bei Rateneinlagen, Verzugszinsen oder Entnahmemöglichkeiten sind regelbar.

KOMMANDITBETEILIGUNG

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4 Kommanditbeteiligung 4.1

Grundlagen

Eine in den letzten Jahren äußerst beliebte Emissionsform ist die einer Kommanditbeteiligung, unabhängig ob sich Anleger direkt an einer Kommanditgesellschaft beteiligen oder dies über ein Treuhandmodell realisiert wird. Auch die Emission einer Kommanditbeteiligung richtet sich nach den Vorgaben des Verkaufsprospektgesetzes, sofern eine Prospektpflicht mangels gesetzlicher Ausnahmeregelung nicht eingreift. Für den notwendigen Prospektinhalt ist die Vermögensanlagenverkaufsprospekt-Verordnung maßgeblich. Die Kommanditgesellschaft (KG) ist eine Personengesellschaft, in der sich zwei oder mehr natürliche Personen und/oder juristische Personen zusammenschließen, um unter gemeinsamer Firma ein Handelsgewerbe zu betreiben. Die KG hat als Personengesellschaft Ähnlichkeit mit der Offenen Handelsgesellschaft (OHG), deren gesetzliche Regelungen im Handelsgesetzbuch (HGB) auch auf die KG Anwendung finden. Abgewichen wird davon in den speziellen Regelungen zur KG gem. §§ 161 – 177a HGB. Zur Begebung von Kommanditbeteiligungen ist das Betreiben eines Handelsgewerbes in der Rechtsform einer KG zwingend notwendig. In Frage kommen hierfür also nur Unternehmen, die bereits als KG bestehen, oder die in diese Rechtsform umgewandelt werden. Zur Gründung ist im Gegensatz zur AG und zur GmbH keine Mindesteinlage vorgeschrieben. Die KG hat mindestens zwei Gesellschafter, die in zwei Kategorien unterteilt werden. Der Komplementär ist dabei der persönlich haftende Gesellschafter, d. h. er haftet auch mit seinem Privatvermögen für das Unternehmen. Nur er ist zur Geschäftsführung berechtigt, laut Gesetz ist er sogar dazu verpflichtet. Abweichend davon kann der Gesellschaftsvertrag aber auch etwas anderes festlegen, so können darin einer oder mehrere Komplementäre zu alleinigen Geschäftsführern bestimmt werden. Der Kommanditist haftet dagegen nur mit seiner zu leistenden Kapitaleinlage; weitergehende Forderungen oder Verbindlichkeiten berühren ihn nicht. Er ist, für den Fall dass sich seine Einlage mindert, nicht nachschusspflichtig. Im Gegensatz zum Komplementär ist der Kommanditist nicht befugt, das Unternehmen zu vertreten oder die Geschäfte zu führen. Einer Handlung der persönlich haftenden Gesellschafter kann der Kommanditist nicht widersprechen, er verfügt also über keine Weisungsbefugnis im operativen Geschäft. Ihm stehen lediglich Kontroll-

KOMMANDITBETEILIGUNG

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und Informationsrechte zur Verfügung, um sich damit einen Überblick über den Geschäftsverlauf des Unternehmens zu verschaffen. Dazu kann er sich eine Abschrift des Jahresabschlusses besorgen und dessen Richtigkeit unter Einsicht der Bücher und Papiere prüfen. An den Gesellschafterversammlungen ist er dagegen teilnahmeberechtigt und besitzt dort Stimmrecht. Abseits der operativen Ebene kann der Kommanditist also durchaus Einfluss nehmen. Die wichtigsten davon betroffenen Punkte sind: •

Erteilung der Prokura



Übernahme von Bürgschaften



Aufnahme von Darlehen ab einer bestimmten Größenordnung



Änderungen im Kommanditvertrag



Kapitalerhöhung



Änderung des Unternehmensgegenstandes

Im Gegensatz zu den Genussrechtsinhabern sowie den stillen Beteiligten stehen dem Kommanditisten also weitergehendere Rechte zu. Darüber hinaus sind beide – sowohl der Komplementär als auch der Kommanditist – gleichermaßen zur Teilhabe am Ergebnis der Unternehmung berechtigt. Jeder einzelne Gesellschafter wird im Verhältnis seiner Kapitalanteile gleichmäßig am Jahresüberschuss beteiligt. Der auf ihn anfallende Gewinn wird seinem Kapitalanteil an der KG gutgeschrieben, ein Verlust sowie das von ihm entnommene Geld wird dagegen von seinem Kapitalanteil abgezogen. Eine automatische Gewinnauszahlung gibt es in der KG also nicht, stattdessen verbleibt das Kapital im Unternehmen und stärkt das Eigenkapital weiter (Gewinnthesaurierung). Die Gewinnzuweisung ist jedoch beschränkt. Gem. § 167 II HGB wird einem Kommanditisten im Zweifel, d. h. ohne andere gesellschaftsvertragliche Regelung, Gewinn nur so lange zugeschrieben bis der Kapitalanteil die zugesagte Einlage erreicht hat. Der Kommanditist, der seine Einlage nicht vollständig leistet, füllt diese damit durch Gewinne bis zum Erreichen der Einlagesumme auf. Leistet der Kommanditist seine Einlage sofort vollständig, kommen ihm die Gewinnanteile außerhalb seines Kapitalanteiles zugute. Will er den Ertrag seines Investments nutzen, muss der Kommanditist also Geld aus der Firma entnehmen. Dazu hat er ein Recht auf Gewinnentnahme. Dies entfällt, wenn sein Anteil zuvor durch Verlustzuweisungen unter seine ursprüngliche Einlage gefallen ist, oder er durch die Entnahme darunter fallen würde. Ein Zugriffsrecht auf das Gesellschaftsvermögen hat der Kommanditist nicht.

KOMMANDITBETEILIGUNG

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Damit das Kommanditkapital als Eigenkapital gewertet wird, müssen wieder die üblichen Voraussetzungen erfüllt sein: Die Mitunternehmerschaft ist durch den Gesellschafterstatus des Beteiligten (Kommanditist) bereits gegeben, die Haftungsübernahme ergibt sich automatisch aus den gesetzlichen Vorschriften, wonach der Kommanditist bis zur vollen Höhe seiner Einlage für das Unternehmen haftet. Als Gesellschafter ist seine Kapitaleinlage zudem nachrangig, eine separate Nachrangabrede wie bei Genussrechten und stillen Beteiligungen ist also nicht notwendig. Vor der Aufnahme als begrenzt haftende Kommanditisten haben die NeuGesellschafter zuerst ihre Kapitaleinlage in Form einer Bareinzahlung zu leisten. Es erscheint als sinnvoll, wenn sich die Komplementäre auf eine Mindesteinlage in nicht zu geringer Höhe festlegen, um nicht mit zu vielen Kleinbeträgen und dem damit verbundenen erhöhten Verwaltungsaufwand konfrontiert zu sein. In der Regel werden Kommanditbeteiligungen in Beträgen von 1.000 Euro an aufwärts begeben. Die Abwägung für oder wider eine bestimmte Mindesteinlage hängt auch davon ab, an welche Zielgruppe sich das Unternehmen wenden möchte oder wenden kann, denn je höher der Mindestbetrag angesetzt wird, desto stärker wird der in Frage kommende Anlegerkreis eingegrenzt. Eine Möglichkeit, um dieses Problem zu lösen, ist, die Kommanditbeteiligung zu splitten. Legt sich der Emittent auf eine Mindesteinlage von beispielsweise 10.000 Euro pro Beteiligung fest, will aber auf die Gewinnung kleinerer Anleger dennoch nicht verzichten, so kann er die Beteiligungen auch über einen Treuhänder ausgeben. Dieser verwahrt sie dann unter seinem Namen, jedoch auf fremde Rechnungen. Auf diese Weise könnten z. B. zehn Investoren mit jeweils 1.000 Euro Einlage gemeinsam eine Beteiligung erwerben, die dann auf Namen des Treuhänders – eben treuhänderisch – von diesem gehalten wird. Die Kontrollrechte der Gesellschafter nimmt er ebenfalls stellvertretend wahr. Der Vorgang wird schließlich mit dem konstitutiven Eintrag ins Handelsregister abgeschlossen, wobei der neue Gesellschafter namentlich und mit seinen persönlichen Angaben sowie der Höhe seiner Einlage vermerkt wird.

4.2

Kapitalgeber

Die Investoren in Kommanditgesellschaften sind in der Regel Anleger, die eine Anlagemöglichkeit mit überdurchschnittlicher Vergütung suchen, dabei das Spekulationsrisiko jedoch beschränken wollen. Besonders Privatanleger, die über ein gewisses Maß an Liquidität verfügen, sind für derartige Investments zu inte-

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ressieren. Zudem sind sie oft auch bereit, ihr Geld über einen langfristigen, vorher nicht festgelegten Zeitraum anzulegen. Die Investoren werden regelmäßig über eine außerbörsliche Kapitalmarktemission angesprochen. Neben den Privatanlegern rücken regelmäßig auch Geschäftspartner des Unternehmens in den Fokus, da diese oftmals selbst lukrative Investitionsmöglichkeiten suchen und darüber hinaus meist auch gute Kenntnisse über das Unternehmen haben. Daher können sie die Qualität und den Verlauf der Geschäftstätigkeit einschätzen und sind unter Umständen mit wenig Aufwand von einer Investition zu überzeugen.

4.3

Kapitalkosten

Zu den Kapitalkosten gehören in erster Linie die laufenden Kosten, die aus dem Recht des Kommanditisten entstehen, am Geschäftsergebnis beteiligt zu werden. Im Regelfall billigt der Emittent seinen Kommanditisten eine Verzinsung seiner Einlage von 4 % bis etwa 10 % jährlich zu. Die durchschnittliche langjährige Verzinsung sollte normalerweise bei mindestens 8 bis 12 % liegen, um genügend Anleger bei der Emission zu gewinnen. Somit ist diese Form der Finanzierung nicht billig. Als Gegenleistung erhält das Unternehmen jedoch mehr als das Kapital wie das bei einem Bankkredit der Fall wäre. Das Kommanditkapital hat dem Fremdkapital von der Bank voraus, dass es eigenkapitalfähig ist und als solches die Eigenkapitalquote des Unternehmens verstärkt. Die dadurch gestiegene Kreditwürdigkeit macht den Mittelständler wieder zum gern gesehenen Kunden bei seiner Bank. Um die finanzielle Belastung in den Anfangsjahren etwas abzufedern, gestalten die Firmen die Verzinsung oft progressiv. Dabei wird in den ersten Jahren nur eine geringe Rendite ausgeschüttet, die dann mit zunehmender Dauer Jahr für Jahr ansteigt. Ein Begleiteffekt kann ein stabiler Gesellschafterkreis sein, denn die jährlich steigenden Renditen stellen einen Anreiz für eine langfristige Investition dar. Zur Prognose der jährlichen Gesamtbelastung lässt sich aufgrund des langen Zeitraums von zehn Jahren und mehr im Voraus keine präzise Aussage machen. Jedoch kann man durch die Aufstellung eines langfristigen Finanzplanes, inklusive Worst-Case-Szenarien, zumindest eine grobe Voraussage hinsichtlich der jährlichen Kosten treffen. Negativ zu werten ist im Vergleich mit den Genussrechten/Genussscheinen und den stillen Beteiligungen, dass die Ausschüttungen an die Gesellschafter steuer-

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rechtlich nicht als Betriebsausgaben, sondern als Dividende gewertet werden. Somit haben die Ausschüttungen keinen steueroptimierenden Effekt. Kündigt ein Kommanditist seine Beteiligung, muss die Gesellschaft ihm seinen Kapitalanteil in bar auszahlen. Dadurch entsteht die Gefahr ernsthafter Liquiditätsschwierigkeiten, besonders dann, wenn viele Kommanditisten gleichzeitig ihr Gesellschafterverhältnis aufkündigen. Dies kann man zwar nicht vermeiden, durch die Rückzahlung des Kapitals in zwei oder mehr Jahresraten aber zumindest abfedern. Zu den laufenden Kosten kommen Einmalkosten wie die Beratungshonorare für Finanzierungsberater und Finanzdienstleister, welche sich für den Vertrieb der Anteile bzw. für die Erstellung eines Verkaufsprospektes verantwortlich zeichnen. Ein Verkaufsprospekt ist auch für die Begebung von Kommanditanteilen zwingend vorgeschrieben und muss vor der Emission an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) zwecks Prüfung übersandt werden. Die vorgenannten Einmalkosten belaufen sich auf einige Zehntausend Euro. Diese können jedoch über die Erhebung eines Agios wenigstens teilweise an den Neu-Gesellschafter weiter gegeben werden.

4.4

Vor- und Nachteile

Die Vorteile einer Kommanditbeteiligung sind vielfältig: •

Keine volumenmäßige Begrenzung einer Emission; jedes Unternehmen in der Rechtsform einer KG darf Kommanditbeteiligungen ausgeben.



Das Kommanditkapital verstärkt als nachrangig haftendes, langfristiges Kapital die Eigenkapitalquote des Unternehmens.



Große finanzielle Flexibilität durch ergebnisabhängige Beteiligung der Anleger; in Verlustjahren kostet die Beteiligung das Unternehmen kein Geld.



Der Einfluss der Anleger auf das operative Geschäft ist ausgeschlossen.



Bei der Neugründung einer Kommanditgesellschaft ist im Gegensatz zu AG und GmbH kein Mindestkapital nötig.

Neben den genannten Vorteilen sind aber auch eine Reihe von Nachteilen zu beachten, die sich in dieser Rechtsform dank der verbindlichen gesetzlichen Regelungen – anders als bei den vorgestellten Genussrechten/Genussscheinen und den stillen Beteiligungen – nicht vermeiden lassen.

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KOMMANDITBETEILIGUNG

Zum einen ist der Einfluss der Kommanditisten auf das Unternehmen nicht vollständig auszuschließen, besonders auf Fragen abseits des operativen Geschäftes hat er Einfluss. Auf eine sorgfältige Auswahl der interessierten Anleger ist daher besonderer Wert zu legen. Man sollte dabei nicht vergessen, dass es sich dabei um potenzielle Gesellschafter mit Stimmrecht handelt. Zum anderen fällt durch die obligatorische Offenlegung der Kommanditisten die Anonymität sonstiger Mezzanin-Instrumente weg. Außenstehende werden also erfahren, wer sich an dem Unternehmen beteiligt hat. Auch die gern genutzte Möglichkeit zur Steueroptimierung fällt bei der Kommanditbeteiligung weg, da Ausschüttungen an die Beteiligten nicht als Betriebsausgaben sondern als Dividenden gewertet werden und somit keine Steuerersparnis für das Unternehmen zur Folge haben. Dennoch stellt die Kommanditgesellschaft aufgrund ihrer einfachen Organisation, ihrer unkomplizierten Gründung und des eigenkapitalfähigen Kommanditkapitals eine echte Alternative zur Gewinnung von Eigenkapital dar.

4.5

Vertragliche Grundlagen

Bei der Ausgabe von Kommanditanteilen muss es sich bei der emittierenden Gesellschaft zwingend um eine Kommanditgesellschaft handeln. Die gesetzlichen Haftungsbestimmungen regeln, dass dabei der Komplementär persönlich voll haftet und nicht wie ein Kommanditist mit der Haftung auf seine Einlage beschränkt ist. Um den „Haftungsnachteil“ des Komplementärs ausschließen zu können, ist daher grundsätzlich anzuraten, die Kommanditanteile in Form einer GmbH & Co. KG oder AG & Co. KG zu begeben. Dabei ist das Haftungsvolumen bei einer GmbH & Co. KG auf das Gesellschaftsvermögen der GmbH als Komplementärin begrenzt. Hintergrund einer solchen Haftungsbegrenzung ist, dass bei Emission von KGAnteilen nicht nur ein richtiger und gebilligter Verkaufsprospekt vorliegen muss, sondern auch der zu werbende Kommanditist korrekt über sein Investment und damit auch über die Risiken einer Beteiligung aufgeklärt werden muss. Werden Kommanditisten mit Hilfe von provisionsvergüteten freien Handelsvertretern geworben, über die die emittierende Gesellschaft nur ein Mindestmaß an Kontrolle ausüben kann, ist eine Haftungsbegrenzung durch die Wahl der Gesellschaftsform anzuraten. Denn mögliche Beratungsfehler der freien Handelsvertreter, z. B. bei nicht umfassender Risikoaufklärung, werden der emittierenden Gesellschaft zugerechnet, die dann dementsprechend haftet.

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Darüber hinaus ist die Gesellschaftsform einer GmbH & Co. KG bzw. eine AG & Co. KG für ein Going-Public unumgänglich, sollte dies von der emittierenden Gesellschaft beabsichtigt sein. Wie bei anderen echten mitunternehmerischen Beteiligungen, bei denen die Möglichkeit besteht, dass ein Totalverlust der Einlage möglich ist, darf die emittierende Gesellschaft in einem KG-Vertrag keine Mindestrenditen zusichern. Dies stünde im Widerspruch zum Charakter der Mitunternehmerschaft und würde bereits zu einem Haftungsfall (Rückabwicklung mit möglichen Schadenersatzansprüchen) führen. Erwartete Renditen sollten daher im Rahmen des Verkaufprospektes als Renditeprognosen ausdrücklich und mit einfach nachvollziehbaren Zahlen dargestellt werden. Folgende wichtige Bestimmungen sind daher als Mindestmaß in einem Vertrag über eine KG-Beteiligung aufzunehmen. a) Begründung der Gesellschaft Der angeworbene Investor wird Kommanditist der emittierenden Gesellschaft und damit haftender Gesellschafter mit den entsprechenden Rechten. Bei Begründung eines gesellschaftsrechtlichen Verhältnisses, muss wie in jedem Gesellschaftsvertrag vorab das Gesellschaftsziel festgelegt werden, auf das die KG hinarbeitet. KG-Beteiligungen können daher wie stille Beteiligungen als Einmalanlagen, Ratenanlagen oder als Mischung beider Anlageformen ausgestaltet sein. Ferner können vom Emissionsvolumen bestimmte Tranchen emittiert werden oder die Emission zeitlich begrenzt sein, wobei der § 2b EStG (Verlustzuweisungsgesellschaft) nicht aus den Augen verloren werden darf. Ferner kann die Möglichkeit bestehen, über einen Treuhänder die KGBeteiligung zu halten, wenn man die von der KG vertraglich geforderte Mindesteinlage nicht erbringen will oder das Anlagekonzept grundsätzlich dahin gehend ausgestaltet ist, dass die KG-Anteile aller Kommanditisten über einen Treuhänder gehalten werden. In diesem Fall ist ein gesonderter Treuhandvertrag im Verkaufsprospekt mit aufzunehmen, um dem Kommanditisten den zwischen der Gesellschaft und dem Treuhänder abgeschlossenen Vertrag offen zu legen (siehe 11.: Treuhandvertrag). Ein Agio in Höhe von ca. 5 % kann von der emittierenden Gesellschaft erhoben werden, um die Emissionskosten wenigstens teilweise decken zu können. Abhängig ist dies grundsätzlich vom Vertriebsweg und damit zusammenhängenden Vertriebskosten.

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KOMMANDITBETEILIGUNG

b) Dauer der Gesellschaft Auch die KG-Beteiligung kann auf bestimmte oder unbestimmte Dauer angelegt werden. Es ist jedoch anzuraten, Mindestvertragslaufzeiten von 5 bis 10 Jahren festzuschreiben, um einerseits für die dem Kommanditisten prognostizierte Rendite – unter Berücksichtigung einer möglichen anfänglichen Verlustphase – erwirtschaften zu können und andererseits eine Eigenkapitalfähigkeit des eingeworbenen Gesellschaftskapitals sicherstellen zu können. Als Beginn der KGBeteiligung sollte vor dem Hintergrund des § 176 HGB vereinbart werden, dass diese erst mit Eintragung in das Handelsregister beginnt. Ansonsten würde jeder Kommanditist, der vor seiner Eintragung in das Handelsregister dem Geschäftsbeginn zugestimmt hat, persönlich haften, es sei denn, der Gläubiger kennt den Umstand, dass der beitretende Gesellschafter als Kommanditist beteiligt ist. c) Kündigung Ist die KG-Beteiligung für unbestimmte Dauer eingegangen worden, sollte ein Ausschluss einer ordentlichen Kündigung für die ersten 5 bis 10 Jahre vertraglich festgeschrieben werden. Danach sollten bei Kündigungen weiträumige Fristen von mindestens 12 Monaten zum Ende des darauf folgenden Geschäftsjahres vereinbart werden, um die Liquiditätslage der Gesellschaft planen und steuern zu können. Eine KG-Beteiligung auf bestimmte Dauer ist per Definition nicht vor Ablauf ordentlich kündbar. d) Gesellschafter und Einlagen Vertraglich manifestiert werden müssen die Gesellschafter der Kommanditgesellschaft, wobei meist eine GmbH die Rolle der Komplementärin übernimmt. Sie leistet dabei in der Regel keine Einlage und ist nicht am Gesellschaftsvermögen beteiligt. Ferner ist der Gründungskommanditist zu benennen und die Einlage, die er geleistet hat. Ist die Emission auf ein gewisses Emissionsvolumen beschränkt, ist dies hier mit aufzunehmen, wobei es in diesem Fall sinnvoll erscheint, die Möglichkeit einer Überzeichnung zuzulassen.

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e) Konten der Kommanditisten Wie bei der stillen Gesellschaft sollten für die Kommanditisten drei Konten geführt werden; ein Einzahlungs-/Einlagekonto, ein Entnahmekonto und ein Gewinn- und Verlustkonto. Anzuraten wäre auch hier, dass in einem übergeordneten Konto diese drei Konten bereits saldiert und gemeinsam geführt werden, um bei Ausscheiden des Kommanditisten die Feststellung des Auseinandersetzungsguthabens zu vereinfachen. f) Nachhaftung Eine Kommanditbeteiligung zeichnet sich dadurch aus, dass nach Beendigung des Kommanditverhältnisses und Auszahlung des Auseinandersetzungsguthabens die Haftung des Anlegers bis in Höhe seiner Hafteinlage wieder aufleben kann, wenn die Gesellschaft für Verbindlichkeiten haftet, die während der Laufzeit des Kommanditvertrages des Anlegers entstanden sind. Diese Haftung ist gesetzlich in §§ 160, 161 HGB geregelt und ist zeitlich bis auf fünf Jahre nach dem Ausscheiden des Kommanditisten begrenzt. Im Rahmen des Kommanditvertrages besteht die Möglichkeit, diese Haftung im Innenverhältnis zwischen Emittent und Kommanditist auszuschließen. Im Außenverhältnis ist diese Haftung jedoch nicht disponibel. g) Informations- und Kontrollrechte des Kommanditisten Dem Kommanditisten stehen die Informations- und Kontrollrechte des § 118 HGB und § 716 BGB zu. Er kann sich daher von den Angelegenheiten der Gesellschaft persönlich unterrichten, die Handelsbücher und Papiere der Gesellschaft einsehen und sich aus ihnen eine Bilanz und einen Jahresabschluss anfertigen. h) Mitwirkungsrechte des Kommanditisten Der Investor ist mit sämtlichen Rechten des Kommanditisten ausgestattet. Er hat daher ein Anwesenheits- und Stimmrecht auf den Gesellschafterversammlungen. Ihm stehen Mitwirkungsrechte zu, wenn Maßnahmen durchgeführt werden sollen, die im Rahmen einer Gesellschafterversammlung beschlossen werden sollen, insbesondere bei Maßnahmen, die über den üblichen Geschäftsbetrieb hinausgehen. Von der Geschäftsführung ist der über die Beteiligungsemission angeworbene Kommanditist in der Regel ausgeschlossen. Da bei einer KG zu deren Gründung mindestens ein Komplementär und ein Kommanditist als Gründungsgesellschafter notwendig sind, ist der Gründungskommanditist meist durch gesellschaftsver-

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KOMMANDITBETEILIGUNG

tragliche Bestimmung auch zur Geschäftsführung befugt, die von Gesetzes wegen dem Komplementär zusteht. i) Gesellschafterversammlung Da die Kommanditisten ein Anwesenheits- und Stimmrecht auf den Gesellschafterversammlungen haben, sind hierzu auch entsprechende Regelungen über Einberufung einer ordentlichen Gesellschafterversammlung, Einberufung einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung, die Beschlussfassung, Vertretung etc. zu treffen. Konstellationen über Treuhänder können damit verbundene Kosten erheblich reduzieren. Ordentliche Gesellschafterversammlungen sollen je nach Anzahl der Kommanditisten spätestens alle 2 Jahre stattfinden. Dabei ist zu bedenken, dass entsprechende Planungen vorzunehmen sind, die teilweise zeit- und kostenintensiv sind. Die Gesellschafterversammlung sollte kurz nach dem erfolgten Testat des Jahresabschlusses erfolgen. Der Komplementär oder der Gründungskommanditist sollten die Möglichkeit haben, außerordentliche Gesellschafterversammlungen einberufen zu können. Meistens wird dieses Recht dann zugesprochen, wenn ein bestimmter Prozentsatz des Gesellschaftskapitals eine außerordentliche Gesellschafterversammlung wünscht und hierfür ein wichtiger Grund vorliegt. Bei Planung des Gesellschaftsvertrages sollte daher darauf geachtet werden, dass der Komplementär oder der Gründungskommanditist einen entsprechend hohen Anteil am Gesellschaftskapital innehaben. Bei einer außerordentlichen Gesellschafterversammlung haben die Ladungen an alle Kommanditisten zwingend zu erfolgen. Ein weiterer wichtiger Regelungspunkt ist die Stimmgewährung. Dabei ist festzulegen welcher Betrag am Gesellschaftskapital eine Stimme gewährt. Ferner sind zur wirksamen Beschlussfassung insbesondere hinsichtlich der Auflösung/ Liquidation der Gesellschaft höhere Quoten als die einfache Mehrheit zur Bestandssicherung vertraglich festzulegen. Üblicherweise sollten diese Fälle erst mit einer Stimmenmehrheit von über 75 % beschlossen werden können. Weiter sind einzelne Entscheidungskompetenzen der Gesellschafterversammlung aufzunehmen. j) Entnahmen des Kommanditisten Da es bei der KG-Beteiligung in der Regel keine Gewinnauszahlung gibt, sondern die erwirtschafteten Gewinne thesauriert werden, muss dem Kommanditisten ein Entnahmerecht zustehen. Das Entnahmerecht kann gewinnabhängig oder gewinnunabhängig ausgestaltet sein. Dies bedeutet, dass der Kommanditist bei einem gewinnabhängigen Entnahmerecht nur dann Geld entnehmen darf, wenn

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Gewinne anfallen. Bei einem gewinnunabhängigen Entnahmerecht kann der Kommanditist immer Geld entnehmen. Dies kann aber dazu führen, dass sein Gesellschaftsanteil durch die Entnahmen sinkt. Zu beachten ist jedoch, dass grundsätzlich bei allen Entnahmerechten diese lediglich bis zu einem bestimmten Prozentsatz erlaubt sind, um nicht die Liquidität der Gesellschaft zu gefährden. k) Gewinn- und Verlustbeteiligung/Stille Reserven und Geschäftswert der Gesellschaft Der Kommanditist ist am Gewinn und Verlust der Gesellschaft beteiligt. Verluste werden dem Kommanditisten durch sogenannte Verlustzuweisungen zugewiesen und auf dem Gewinn- und Verlustkonto gebucht. Die maximale Höhe der Verlustzuweisungen ist auf die Höhe der Einlagesumme zzgl. Agio beschränkt. Gewinne stehen dem Kommanditisten im Verhältnis seiner geleisteten Einlage zu dem übrigen Gesellschaftskapital zu. Auch hier ist es üblich, dass der Komplementär und gegebenenfalls auch der Gründungskommanditist einen Vorweggewinn erhalten, der sich jedoch in Grenzen halten sollte (10 % sollten dabei nicht überschritten werden; 30 % wurden bereits als sittenwidrig vom OLG Schleswig eingestuft). Bei der KG-Beteiligung ist der Kommanditist weiterhin auch an den stillen Reserven und dem Geschäftswert der Gesellschaft beteiligt. l) Auseinandersetzung der Gesellschaft Die KG-Beteiligung endet entweder durch Zeitablauf oder Kündigung. Bei einer Auseinandersetzung sind die geführten Konten zu saldieren und die Beteiligungsquote an den stillen Reserven und dem Geschäftswert zu ermitteln. Der Kommanditist erhält daraufhin sein errechnetes Auseinandersetzungsguthaben ausbezahlt, wobei Klauseln dahin gehend aufzunehmen sind, dass die Liquiditätslage der Gesellschaft durch die Auszahlung nicht gefährdet werden darf. In diesem Fall liegt es dann an der Gesellschaft, nachzuweisen, dass eine Gefährdung bei Auszahlung existieren würde, um sich nicht etwaigen Ansprüchen auszusetzen. m) Schlussbestimmungen Schlussbestimmungen sind allgemeine Formulierungen über die Rechtswahl, Erfüllungsort, Nebenabreden, Gerichtsstand und einer so genannten salvatorischen Klausel, die eine Regelung über eine mögliche Teilnichtigkeit des Vertrages enthält.

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KOMMANDITBETEILIGUNG

n) weitere regelbare Punkte Auch bei der KG-Beteiligung können weitere Punkte in den Gesellschaftsvertrag aufgenommen werden. Zum Beispiel können AGB-konforme Strafvereinbarungen bei vertragswidriger Kündigung geregelt werden, sodass bei der emittierenden Gesellschaft die Emissions- und Selbstverwaltungskosten abgedeckt sind oder Bestimmungen über die Handelbarkeit, Rechtsnachfolge oder Übertragbarkeit der KG-Beteiligung. Weitere Bestimmungen wie eine Dynamisierung der Rateneinlagen, Verzugszinsen oder Einrichtung eines Beirates sind regelbar.

INHABERSCHULDVERSCHREIBUNG

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5 Inhaberschuldverschreibung 5.1

Grundlagen

Eine weitere weit verbreitete Möglichkeit zur Unternehmensfinanzierung stellen die Inhaberschuldverschreibungen dar. Ganz allgemein ist dieses Instrument auch als Anleihe bekannt. Im Gegensatz zu den vorbenannten Emissionen handelt es sich bei der Inhaberschuldverschreibung um eine Wertpapieremission. Maßgebliche gesetzliche Grundlage hierfür ist das Wertpapierprospektgesetz. Der notwendige Inhalt für einen Wertpapierprospekt ergibt sich aus der Verordnung (EG) Nr. 809/2004 der Kommission vom 29.04.2004 zur Umsetzung der Richtlinie 2003/71/EG des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die in Prospekten enthaltenen Informationen sowie das Format, die Aufnahme von Informationen mittels Verweis und die Veröffentlichung solcher Prospekte und die Verbreitung von Werbung. Die Inhaberschuldverschreibung stellt eine schuldrechtliche Beteiligung dar und zählt zur „Familie“ der mezzaninen Finanzierungsinstrumente, wobei sie aber im Gegensatz zu den zuvor erwähnten Produkten nicht als „Equity Mezzanin“ gewertet wird, sondern lediglich als „Debt Mezzanin“. Dies bedeutet, dass mit dem Kapital aus einer Inhaberschuldverschreibung keine Verbesserung der Eigenkapitalquote erfolgen kann, vielmehr wird die Fremdkapitalquote – und damit die Abhängigkeit von Fremdkapitalgebern – weiter erhöht. Ein wichtiger Punkt ist, dass für dieses Fremdkapital, im Gegensatz zum Bankdarlehen, keine Sicherheiten nötig sind. Somit behält das Unternehmen Spielraum, um gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt einen Bankkredit aufnehmen zu können. Ein weiterer Vorteil der Inhaberschuldverschreibung ist ihre rechtliche Flexibilität, denn durch fehlende gesetzliche Regelungen ist die Ausgestaltung der Bedingungen relativ frei und kann damit den Bedürfnissen des emittierenden Unternehmens angepasst werden. Positiv ist auch die Fungibilität, also die Veräußerbarkeit, dieses Papiers. Die Inhaberschuldverschreibung besitzt – wie der Name sagt – der Inhaber. Damit können die Rechte an der Schuldverschreibung nur vom Inhaber bzw. Besitzer

INHABERSCHULDVERSCHREIBUNG

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geltend gemacht werden. Somit ist ein freier Verkauf möglich, was für den privaten Kapitalanleger oft ein wichtiger Aspekt bei seiner Anlageentscheidung ist. Im Gegensatz zu den Mezzanin-Produkten, die dem „Equity Mezzanin“ zugerechnet werden, liegt der Inhaberschuldverschreibung ein fester Zinssatz zugrunde; die Bezahlung der Gläubiger ist also nicht flexibel. Das bedeutet, dass wie bei anderen Fremddarlehen die Kapitalgeber jährlich mit Zinszahlungen bedient werden müssen und dass diese Vergütung auch in Verlustjahren nicht entfällt bzw. aufgeschoben wird. Die finanzielle Belastung in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wird im Gegensatz zu den zuvor behandelten Instrumenten also nicht gemindert, sondern besteht in ungeminderter Höhe fort.

5.2

Kapitalgeber

Anleger in Inhaberschuldverschreibungen sind in der Regel Privatanleger, die überdurchschnittliche und feste Renditen erzielen und dabei das Spekulationsrisiko minimieren wollen. Diese Anleger sind in der Regel bereit, ihr Kapital einem Unternehmen über einen längeren Zeitraum zur Verfügung zu stellen. Dabei ist die Laufzeit der Beteiligung stets von vornherein festgelegt. Die interessierten Anleger werden durch eine außerbörsliche oder börsliche Kapitalmarktemission angesprochen. Beides ist möglich, jedoch sollte vor einer Entscheidung bedacht werden, dass durch die Börsennotierung beachtliche laufende Kosten auf das emittierende Unternehmen zukommen. Prinzipiell gilt, dass größere mittelständische Unternehmen eher für einen Gang an die Börse geeignet sind als kleine Unternehmen. Weitere potenzielle Investoren können neben den bereits erwähnten Privatanlegern auch Geschäftspartner des Unternehmens sein. Diese haben durch ihre meist regelmäßigen und oft langjährigen Geschäftsbeziehungen zum Emittenten Einblick in dessen Geschäftstätigkeit, womit ihnen die Beurteilung bzgl. der Solidität der Geschäfte nicht schwer fallen dürfte. Da diese Personen meist lukrative Anlagemöglichkeiten suchen, kommen auch sie als Investoren in Betracht. Eine untergeordnete Rolle als Investoren spielen institutionelle Anleger.

5.3

Kapitalkosten

Der Hauptteil der Kapitalkosten entsteht aus dem Anspruch des Inhabers der Schuldverschreibung, für die Bereitstellung seines Kapitals vergütet zu werden. Die daraus resultierende Renditeerwartung liegt bei mindestens 6 % p. a. und

INHABERSCHULDVERSCHREIBUNG

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kann bis auf über 10 % ansteigen. Um den Erfolg der Emission sicherzustellen, ist es dringend erforderlich, dem Kapitalgeber eine Vergütung in dieser Bandbreite anzubieten. Damit ist dieses Instrument im Vergleich zum Bankkredit keine billige Art der Finanzierung. Durch seine meist langfristige Natur zählt das Kapital zum sogenannten „Debt Mezzanin“. Wegen der festen Verzinsung der Schuldverschreibung kann bereits im Voraus die genaue Höhe der jährlich anfallenden Kosten ermittelt werden, nämlich durch die Erstellung eines vollständigen Finanzplanes für die gesamte Dauer der Laufzeit der Anleihe. Mit den zu berücksichtigenden Risikoabschlägen sowie Worst-Case-Szenarien können die Geschäftszahlen und somit die Zinsansprüche der Gläubiger geplant werden. Neben laufenden Kosten müssen zudem noch einige Zehntausend Euro für Beratung durch Finanzierungsspezialisten und Finanzdienstleiser einkalkuliert werden sowie Kosten für die Erstellung eines Verkaufsprospektes. Dieser Prospekt ist Voraussetzung für eine Emission von Inhaberschuldverschreibungen und ist als solcher auch gesetzlich vorgeschrieben. Dazu kommen nicht unerhebliche Kosten für den Vertrieb der Anleihen. Diese können jedoch durch ein bei der Zeichnung erhobenes Agio in Höhe von in der Regel 5 % zumindest teilweise aufgefangen werden. Bei einer Emission über die Börse sind noch extra laufende Kosten für die Notierung der Papiere einzukalkulieren. Aus steuerlichen Gesichtspunkten ist zudem wichtig, dass die Zinszahlungen als Aufwand gewertet werden. Somit wirken sich die Ausschüttungen in der Gewinn- und Verlustrechnung als Betriebsausgaben steuermindernd aus.

5.4

Vor- und Nachteile

An Vorteilen hat die Inhaberschuldverschreibung folgende Punkte zu bieten: •

Jedes Unternehmen, unabhängig von seiner Rechtsform, ist berechtigt, Inhaberschuldverschreibungen zu emittieren.



Aufgrund fehlender rechtlicher Vorschriften, bzw. Vorschriften, die weitestgehend dispositiver Natur sind, ist eine flexible Ausgestaltung der Bedingungen möglich; somit können die Bedürfnisse des Emittenten optimal berücksichtigt werden.



Kapitalgeber im Rahmen einer Inhaberschuldverschreibung sind Gläubiger ohne Mitspracherechte im Unternehmen.

52

INHABERSCHULDVERSCHREIBUNG



Die Ausschüttungen an die Kapitalgeber sind als Gewinn mindernde Betriebsausgaben steuerlich abzugsfähig und wirken somit steueroptimierend.



Im Gegensatz zum Bankkredit sind zum Erlös der Mittel keine Sicherheiten seitens des Unternehmens nötig.

Jedoch erscheinen bei diesem Instrument auch einige Nachteile, die vom Emittenten vor seiner Entscheidung bedacht werden müssen: •

Das Schuldverschreibungskapital wirkt nicht als Eigenkapital sondern lediglich als Fremdkapital; somit erhöht sich auch der Verschuldungsgrad des Unternehmens.



Eine Folge davon ist eine Verschlechterung der Finanzierungsfähigkeit im Rahmen einer Bonitätsprüfung nach den Regeln von Basel II.



Die Vergütung der Investoren erfolgt gewinnunabhängig, die finanzielle Belastung ist somit in jedem Jahr gleich, auch in Verlustjahren.

5.5

Vertragliche Grundlagen

Eine Inhaberschuldverschreibung ist ein Produkt des Kapitalmarktes, das sich von den bereits vorgestellten Produkten in einigen wesentlichen Punkten unterscheidet. Bei einer Inhaberschuldverschreibung handelt es sich um ein Wertpapier. Im Gegensatz zu den benannten Produkten ist eine Inhaberschuldverschreibung grundsätzlich mit einem vertraglich festgelegten Zinssatz ausgestattet. Über diesen Zinssatz hinaus steht dem Inhaber der Schuldverschreibung keine Partizipation am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu. Dem Inhaber steht somit in Gewinn- und Verlustjahren der vertraglich zugestandene Zins zu. Weiterhin dient eine Inhaberschuldverschreibung nicht dazu, die Eigenkapitaldecke eines Unternehmens zu stärken, da es als reines Fremdkapital angesehen wird. In den Bedingungen für Begebung von Inhaberschuldverschreibungen sollte auf folgende Punkte geachtet werden:

INHABERSCHULDVERSCHREIBUNG

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a) Emittent Der Emittent, d. h. der Ausgebende der Inhaberschuldverschreibung muss genannt werden. b) Stückelung/Mindestbetrag Da Inhaberschuldverschreibungen wie die meisten Kapitalanlageprodukte ein gewisses Emissionsvolumen aufweisen, sind Stückelung und Mindestzeichnungsbeträge anzugeben. Dabei ist darauf zu achten, dass die Mindestbeträge nicht zu gering gewählt werden. Da mit der Werbung eines Anlegers ein nicht zu unterschätzender Verwaltungsaufwand zu betreiben ist, können zu geringe Mindestbeträge den Verwaltungsaufwand in die Höhe treiben und damit dem zu erzielenden Effekt der Zuführung investierbaren Kapitals entgegenwirken. c) Beginn der Zeichnung Wann die Emission der Schuldverschreibung beginnt und wie lange die Zeichnungsmöglichkeit besteht, sollte in die Bedingungen mit aufgenommen werden. In diesem Zusammenhang sollten weitere Regelungen dazu getroffen werden, wie mit Überzeichnungen umgegangen wird, ob Vorzugs- oder Vorzeichnungsrechte eingeräumt werden und ob der Emittentin das Recht eingeräumt wird, die Emission vorzeitig zu schließen. d) Übertragung/Fungibilität Bestimmungen über die Formalia einer Übertragung der Schuldverschreibung auf Dritte sollten geregelt sein, da die Emittentin sicher gehen muss, schuldbefreiend Zinszahlungen zu leisten. Auch Haftungsausschlussklauseln sollten aufgenommen werden, wenn der Inhaber einer Schuldverschreibung seiner Anzeigepflicht bei Übertragung nicht nachkommt. e) Renditeberechnung Wie die Rendite berechnet wird, ist explizit darzustellen. In den häufigsten Fällen wird die Zinsberechnung nach der deutschen kaufmännischen Zinsberechnungsmethode (30/360) vorgenommen. f) Rückzahlung In vielen Fällen hat es Sinn, die Laufzeit von Inhaberschuldverschreibungen in den Bedingungen so zu regeln, dass feste Laufzeiten vereinbart werden, d. h. ein fester Rückzahlungstag fixiert wird. So kann der Emittent unter Einbeziehung der

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INHABERSCHULDVERSCHREIBUNG

auf ihn zukommenden Zinslast einen exakten Liquiditätsplan aufstellen. In diesen Fällen sollte dem Inhaber der Schuldverschreibung auch kein ordentliches Kündigungsrecht eingeräumt werden. g) Zahlstelle Die Zahlstelle und eine Kontoverbindung sind zu benennen. h) Kündigung Sollten keine festen Laufzeiten bei Inhaberschuldverschreibungen gewünscht werden, ist jedenfalls anzuraten, Mindestvertragslaufzeiten festzulegen, um dem Emittenten durch den Mittelzufluss eine Mindestdauer zu gewähren, damit mit dem Geld der Anleger gewirtschaftet werden kann. Dabei ist weiter auf eine entsprechend lange ordentliche Kündigungsfrist zu achten, um als Emittent zum Auszahlungstermin Liquidität schaffen zu können. Das Recht zu einer außerordentlichen Kündigung muss dabei grundsätzlich unberührt bleiben. Es besteht dabei die Möglichkeit, außerordentliche Kündigungsrechte explizit zu vereinbaren, so z. B. bei Verschmelzung oder Übernahme des Emittenten durch einen Dritten. i) Verzinsung Eine feste Verzinsung ist anzusetzen, um auch potenziellen Kapitalgebern einen Anreiz zur Zeichnung zu geben. Dies hängt natürlich von der Zinslandschaft zum Zeitpunkt der Emission ab. Aber auch hier ist wieder darauf zu achten, dass keine zu hohen Zinsversprechen abgegeben werden, die den Emittenten in Liquiditätsgefahren bringen könnten. Denn wie bei einem Bankkredit sind die in einer Inhaberschuldverschreibung versprochenen Zinsen jährlich zu Auszahlung fällig, unabhängig von der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens. Verzinsungen können jährlich oder in anderen kürzeren oder längeren Perioden ausgezahlt werden. j) Begebung weiterer Schuldverschreibungen Zur Sicherung der Liquidität sollte sich der Emittent grundsätzlich vorbehalten, weitere Inhaberschuldverschreibungen zu emittieren. Dabei kann den Anlegern auch ein Austauschrecht eingeräumt werden. Die Emissionen können dabei vollkommen unabhängig voneinander und gleichrangig bestehen.

INHABERSCHULDVERSCHREIBUNG

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k) Rangfolge Es ist zu empfehlen, das Rangverhältnis der Inhaberschuldverschreibung in Abgrenzung zu anderen Forderungen von Gläubigern gegenüber der Gesellschaft zu regeln. Hier steht es der Emittentin grundsätzlich frei, entweder einen Nachrang oder einen Gleichrang zu vereinbaren. Bei einem Gleichrang wäre im Einzelfall immer eine Vereinbarkeit nach den Bestimmungen des KWG (Einlagengeschäft) zu überprüfen. l) Schlussbestimmungen Schlussbestimmungen sind allgemeine Formulierungen über die Rechtswahl, Erfüllungsort, Nebenabreden, Gerichtsstand und einer so genannten salvatorischen Klausel, die eine Regelung über eine mögliche Teilnichtigkeit des Vertrages enthält. m) Weitere regelbare Punkte Je nachdem welchen genauen Inhalt die Inhaberschuldverschreibung haben soll, können weitere Punkte geregelt werden. Begibt z. B. ein Kreditinstitut eine Inhaberschuldverschreibung und wird das Geld der Anleger ganz oder zum Teil in Wertpapiere investiert, können der Aktienkorb und Berechnungsmodalitäten angegeben werden.

PARTIARISCHES DARLEHEN

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6 Partiarisches Darlehen 6.1

Grundlagen

Bei einem partiarischen Darlehen, auch Beteiligungsdarlehen genannt, handelt es sich nicht um eine klassische Finanzierungsform, die mit der Emission von Vermögensanlagen oder Wertpapieren zu vergleichen ist. Dies allein erkennt man daran, dass der Gesetzgeber für eine Finanzierung über ein Darlehen oder partiarisches Darlehen eine Prospektpflicht nicht geregelt hat. Eine solche Finanzierung ist daher prospektfrei möglich. Der Grundgedanke eines partiarischen Darlehens ist die eines Überbrückungskredites oder sog. Bridge-Finanzierung. Einem partiarischen Darlehen ist daher innewohnend, dass es für eine zeitlich begrenzte Dauer begeben wird, um Finanzierungslücken abdecken zu können. Wie ein Wertpapier ist das partiarische Darlehen als Fremdkapital zu bilanzieren, jedoch zählt es nicht zu dem „besseren“ Fremdkapital, zu dem z. B. die Inhaberschuldverschreibung gehört. Ein partiarisches Darlehen kann mit unterschiedlichsten Zinsvariationen ausgegeben werden. Da sich an die Darlehensgeber zu zahlende Zinsen am Unternehmenserfolg orientieren, wird entweder eine gewisse geringe Grundverzinsung vereinbart mit einem variablen Zinsanspruch, abhängig vom Unternehmenserfolg oder ein ausschließlich variabler Zinsanspruch, abhängig vom Unternehmenserfolg.

6.2

Kapitalgeber

Kapitalgeber sind üblicherweise natürliche oder juristische Personen, die bereits persönliche oder finanzielle Verflechtungen mit dem darlehensbegebenden Unternehmen unterhalten. Gesellschafterdarlehen werden gerne als partiarische Darlehen ausgestaltet. Da es sich um eine Übergangsfinanzierung handelt und auch keine Prospektpflicht vorliegt, wird die Ausgabe derartiger Darlehen in den seltensten Fällen öffentlich gemacht, weshalb es in der Natur der Sache liegt, dass sich der Kreis der Kapitalgeber auf Personen einschränkt, die von dem Kapitalbedarf des Unternehmens aufgrund deren Stellung im Unternehmen Kenntnis haben.

PARTIARISCHES DARLEHEN

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Es können aber auch private und institutionelle Anleger angesprochen werden, die je nach der Ausgestaltung des Darlehens eine geringe feste Verzinsung suchen oder ohne Festzins eine klassische Unternehmensfinanzierung abschließen möchten. Bei Zinszahlungen an den Darlehensgeber erzielt dieser Einnahmen aus Kapitalvermögen gem. § 20 Abs. 1 Nr. 4 1. HS EStG. Gewinnbeteiligungen und Zinszahlungen unterliegen dabei dem Kapitalertragsteuerabzug.

6.3

Vor- und Nachteile

Ein partiarisches Darlehen weist folgende Vorteile auf: •

Partiarische Darlehen können von jedem Unternehmen, unabhängig von der Gesellschaftsform herausgegeben werden.



Darlehensgeber haben im Unternehmen keine Kontroll-, Einsichts- oder Mitspracherechte.



Keine Prospektpflicht.



Keine Beschränkung des Darlehensvolumens.



Keine Beschränkung des Emissionszeitraumes.

Nachfolgende Nachteile sind jedoch zu bedenken: •

Es handelt sich um klassisches Fremdkapital und verschlechtert die Eigenkapitalquote des Unternehmens.



Verschlechterung der Finanzierungsquote nach den Richtlinien von Basel II.



Gefahr des erlaubnispflichtigen Einlagengeschäfts und damit Verstoßes nach den Vorschriften des KWG.

6.4

Vertragliche Grundlagen

Die vertraglichen Grundlagen eines partiarischen Darlehens sind grundsätzlich an die Vorgaben eines Darlehensvertrages angelehnt, da der Anleger als Darlehensgeber für seine Kapitalhingabe einen Zins (teilweise) abhängig vom unternehmerischen Erfolg des Darlehensnehmers versprochen bekommt. Interessanterweise ist in einem solchen Fall der Darlehensnehmer derjenige, der einen Darlehensvertrag aufsetzt und potenziellen Darlehensgebern zum Ab-

PARTIARISCHES DARLEHEN

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schluss anbietet, im Gegensatz zur üblichen Darlehensvergabe durch Banken, bei denen die Bank als Darlehensgeber die Partei ist, die die grundlegenden Klauseln des Vertragsinhalts bestimmt. Nachfolgende Punkte sind daher grundlegende Bestimmungen, die in einem partiarischen Darlehensvertrag aufgenommen werden sollen. a) Vertragsparteien Die Parteien sind als Darlehensgeber und Darlehensnehmer zu bezeichnen. b) Darlehenssumme Die Höhe des vom Darlehensgeber (Anleger) an den Darlehensnehmer ausgereichten Kapitals ist zu nennen. c) Zinssatz Wird ein fester Basiszinssatz zwischen den Parteien vereinbart, ist dieser aufzunehmen. Darüber hinaus ist explizit darzustellen, nach welchen Kriterien sich der erfolgsabhängige Zinssatz, den der Darlehensgeber erhält, richtet. Üblicherweise wird hier Unternehmenserfolg an dem Betriebsergebnis nach Steuern gemessen. d) Laufzeit/Kündigung Ist die Laufzeit des Darlehens nicht bestimmt, so sollte sich der Darlehensnehmer als kapitalsuchendes Unternehmen zur Sicherstellung seiner Liquidität und zur Planungssicherheit eine Mindestvertragslaufzeit festschreiben, da ansonsten dem Kreditgeber nach den gesetzlichen Vorschriften des § 488 BGB eine Kündigungsmöglichkeit mit einer 3-montigen Frist zusteht. Ist die Laufzeit hingegen fest bestimmt, so bedarf es zur Beendigung des Vertrages keiner gesonderten Kündigung, sofern keine automatischen Verlängerungsoptionen getroffen worden sind, d. h. dass sich das Darlehen um einen gewissen Zeitraum verlängert, wenn nicht eine der Parteien binnen einer vertraglich festzulegenden Frist zum Laufzeitende die Kündigung erklärt. Das Recht zur außerordentlichen Kündigung bleibt dabei bestehen.

60

PARTIARISCHES DARLEHEN

e) Zinszahlungstermine Da die Zinsen am Unternehmenserfolg gemessen werden, kann sich die Fälligkeit der Zinszahlung nicht nach dem Ende des Geschäftsjahres richten, sondern nach dem zu erwarteten Zeitpunkt, in dem der jeweilige Jahresabschluss geprüft und testiert ist. f) keine Verlustbeteiligung Der Darlehensgeber ist am Verlust der Gesellschaft nicht beteiligt. Im Verlustfalle wird der vereinbarte gewinnbezogene Zinssatz schlichtweg nicht ausgeschüttet und verfällt ersatzlos. g) weitere regelbare Punkte Dem Darlehensgeber können auch Kontrollrechte eingeräumt werden. Mit dem Einräumen von Rechten sollte man jedoch äußerst restriktiv umgehen, da ansonsten eine Abgrenzung zu einer stillen Beteiligung im Einzelfall schwierig sein kann.

PRIVATE PLACEMENT

61

7 Private Placement 7.1

Kapitalmarkt

Der Begriff des Private Placement beschreibt den Gang eines Unternehmens an den Kapitalmarkt, börslich oder außerbörslich. Dies geschieht über die Einführung von Finanzinstrumenten am anonymen Markt (Initial Public Offering, sogenannter IPO). Ein Unternehmen wendet sich dabei also an die Öffentlichkeit, um Kapital von privaten und institutionellen Anlegern einzuwerben. Privater und anonymer Markt überschneiden sich erheblich. Bei den oben beschriebenen Instrumenten kommt oft nur der Gang an den außerbörslichen Kapitalmarkt in Frage, da dieser aufgrund seiner geringeren Anforderungen und niedrigeren Kosten im Vergleich zur Börse für den Mittelstand im Regelfall den am besten geeigneten Emissionsmarkt darstellt. Der private Kapitalmarkt – häufig auch als grauer Kapitalmarkt bezeichnet, eine Abwertung, die er nicht verdient – ist einer der leistungsfähigsten Märkte in Deutschland, mit einem Jahresvolumen in Milliardenhöhe. Insgesamt sind am freien Kapitalmarkt heute etwa 300.000 Finanzdienstleister, Makler und Vermittler tätig. Sie stellen eine enorme Vertriebskapazität dar, die dafür sorgt, dass das Anlagekapital und die emittierenden Unternehmen zusammenfinden. Im Regelfall umfassen die Emissionen von mittelständischen Unternehmen ein Volumen zwischen zwei und 50 Mio. Euro. Größere Volumina sind zwar auch denkbar, jedoch dauert es entsprechend länger, um die Summen einzuwerben. Nachfrager sind sowohl private Anleger als auch institutionelle Investoren. So gibt es beispielsweise spezielle Genussschein-Fonds, die neben börsennotierten Papieren auch solche vom freien Kapitalmarkt kaufen. Jedoch scheiden institutionelle Investoren meist als Käufer aus, da ihnen die Emissionsvolumina von Mittelständlern in der Regel zu klein sind. Der freie Kapitalmarkt ist zudem auch ein Markt ohne gesetzliche Zugangsbeschränkungen. Jedes Unternehmen kann unabhängig von seiner Umsatzgröße auf diesem Markt auftreten und als Emittent Kapital von Anlegern einsammeln. Frei ist der Markt auch daher, dass die Unternehmen bis auf die Prospektpflicht keinen gesetzlichen Kontrollen des Marktes unterliegen. So entfällt die unterjährige Pflicht zur Veröffentlichung von Zwischenbilanzen und Zwischenberichten.

PRIVATE PLACEMENT

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Unternehmen können somit bei einer breiten Öffentlichkeit benötigtes Kapital aufnehmen, unabhängig vom Bankensystem und den damit zusammenhängenden Schwierigkeiten bei der Kreditvergabe im Rahmen von Basel II, mit denen Mittelständler seit geraumer Zeit zu kämpfen haben. Allerdings bedeutet das Attribut „frei“ nicht, dass es an diesem Kapitalmarkt keine funktionierenden Kontrollmechanismen gäbe. Natürlich existieren gesetzlich normierte Vorgaben über Bilanzierungs- und Offenlegungspflichten, ggf. die Kontrolle durch einen Aufsichtsrat, die Prüfungspflicht durch vereidigte Buchprüfer oder Wirtschaftsprüfer, etc. Zudem wird eine gewisse Kontrolle von der Presse ausgeübt, die manchmal ein Auge auf etwaige Schieflagen hat, genauso wie Verbraucherschutzverbände u. a. Angst vor einem unkontrollierten und damit ungeschützten Markt braucht also niemand zu haben. Auch eine Börsennotiz schützt bekanntlich nicht vor Risiken am Kapitalmarkt.

7.2

Voraussetzungen

In wirtschaftlicher Hinsicht sollte das Unternehmen Erfolge vorweisen können. Mehrere erfolgreiche Geschäftsjahre, sowie Umsatz in Millionenhöhe sind wünschenswerte Kriterien. Die Erträge sollten zudem Beständigkeit signalisieren. Der Hintergrund ist der, dass kleinere Emissionen ohne Gewinne und geringen Umsatz häufig große Schwierigkeiten haben, genügend Investoren zu finden, die bereit sind, ihr Geld in dieses Unternehmen zu investieren. Das Risiko bei derart kleinen Unternehmen erscheint manchen Anlegern zu groß und zu schwer kalkulierbar. Dies bedeutet nicht, dass kleine Unternehmen völlig vom privaten Kapitalmarkt ausgeschlossen sind. Es gibt durchaus Beispiele, wo Unternehmen auch mit nur sechsstelligem Umsatz oder ohne vergangenheitsbezogene Zahlen eine Kapitalmarktemission erfolgreich durchgeführt haben. Dafür bieten sich besonders Unternehmen an, die eine überdurchschnittlich enge Beziehung zu ihren Kunden haben oder einen besonderen Reiz bieten, der private Investoren anlockt. In einem Fall konnte eine kleine Buchbinderei Genusskapital in Höhe von mehreren hunderttausend Euro einwerben, wobei der spezifische Reiz gerade für Buchliebhaber sicher auch eine Rolle bei der Investitionsentscheidung gespielt haben dürfte. Weitere Voraussetzungen sind die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung der letzten Geschäftsjahre sowie der obligatorische Verkaufsprospekt nach den Anforderungen des VerkProspG sowie der VermVerkProspV. Darin beinhaltet

PRIVATE PLACEMENT

63

sind sowohl ein Unternehmensportrait, eine Beschreibung der Geschäftsstrategie sowie die Unternehmensplanung und weitere detaillierte Informationen zum Unternehmen. Im Rahmen der Darstellung innerhalb des Verkaufsprospektes sollte das Unternehmen so realistisch und positiv wie möglich präsentiert werden – im Rahmen der gesetzlichen Zulässigkeiten. Im Endeffekt handelt es sich bei diesem Prospekt um ein Werbeinstrument, mit dem interessierte Anleger über das Anlageobjekt informiert, interessiert und als Geldgeber gewonnen werden sollen. Dazu wird das Unternehmen ausführlich vorgestellt. Wichtig ist im Besonderen, dass es dem Management gelingt, plausibel und schlüssig darzustellen, dass das Emissionsunternehmen auf wirtschaftlich solidem Boden steht und die Anleger auch für die Zukunft positive Geschäftsergebnisse erwarten können. Diese Kombination, Solidität und die Aussicht auf weitere Erträge in der Zukunft, sind von großer Bedeutung bei der Akquirierung von Anlegern. Kontinuität und Verlässlichkeit in der Unternehmensleitung ist ebenfalls von großer Wichtigkeit. Schließlich investiert der Anleger sein privates Kapital in das Unternehmen, dabei ist Vertrauen in die verantwortlichen Manager sehr wichtig. Der Anleger muss vom Unternehmen und dessen Produkten überzeugt sein. Letztlich entscheidet der Gesamteindruck. Wenn dieser positiv ausfällt, ist die Basis für eine erfolgreiche Emission geschaffen.

7.3

Kapitalmarktemission

Die Kapitalmarktemission ist schließlich der Schritt, an dem das Unternehmen das Anlagekapital von den Investoren einnimmt. Von entscheidender Bedeutung ist dabei die Platzierung des Anlageproduktes, also der Finanzvertrieb. Wie schon erwähnt, stellt dafür der Verkaufsprospekt ein wichtiges Werbeinstrument zur Anlegergewinnung dar. Dazu wird der Prospekt optisch aufbereitet und so gestaltet, dass ein durchschnittlich begabter Leser den Inhalt erfassen und verstehen kann. Oft wird allerdings nicht der vorgeschriebene Verkaufsprospekt zur Werbung verwendet, sondern eine speziell dafür erstellte Broschüre, die einen Verweis auf den vorgeschriebenen Verkaufsprospekt beinhalten muss. Dabei ist der Vertrieb längst nicht mehr ausschließlich auf die klassischen Instrumente angewiesen; schon seit längerem haben auch Vertriebsmöglichkeiten via Internet an Akzeptanz und Bedeutung gewonnen. So ist bei den meisten Emittenten der Verkaufsprospekt auf der Unternehmens-Website zum Download bereit. Hilfreich sind aber auch separate Websites, auf denen sich das Unter-

64

PRIVATE PLACEMENT

nehmen ausschließlich der Emission widmet und wo der verfügbare Platz auf der Seite dazu verwendet wird, dem interessierten Anleger das zu emittierende Finanzinstrument ausführlich zu erklären. Der Emittent sollte die Fläche nutzen, um Interessenten „narrensicher“ in die Emission einzuweisen. Denkbar wäre beispielsweise eine Rubrik FAQ (Frequently Asked Questions), mit Fragen wie „Was ist eigentlich ein Genussschein?“ oder „Wie kann ich Inhaberschuldverschreibungen erwerben?“ oder „Wie bekomme ich mein Geld zurück?“ Auf diese Weise kann schnell und verständlich Grundsätzliches zum Thema Emission erklärt werden und dem Interessenten wird gleichzeitig ein Wegweiser geboten. Bei der Gestaltung der Website sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wegen der Fülle an verschiedenen Marketinginstrumenten (zusätzlich zu den bereits erwähnten sind auch Broschüren und Werbeanzeigen in lokalen Medien gängige Tools) ist es empfehlenswert, wenn das Unternehmen zur professionellen Emissionsabwicklung auch professionelle Finanzdienstleister zu Rate zieht. Diese kennen die Bedürfnisse und die Abläufe des Kapitalmarktes und wissen, wo und bei wem man mit welchem Instrument die besten Erfolge erzielen kann. Zugleich haben die Finanzdienstleister auch die nötigen Kontakte zu Anlageberatern, EDV-Spezialisten zwecks Installation von Software zur Anlegerverwaltung etc.

7.4

Vorteile einer Kapitalmarktemission

Die Emission am privaten Kapitalmarkt bietet dem Emittenten verschiedene Vorteile, welche diese Form der Kapitalbeschaffung besonders attraktiv machen, gerade für mittelständische Unternehmen: •

Stärkung des Eigenkapitals und Erhöhung der Eigenkapitalquote.



Verbesserte Bonität (Kreditwürdigkeit) bei Banken und damit leichterer Zugang zu Fremdkapital in der Zukunft.



Die Finanzkraft des Unternehmens wird erheblich erhöht, eine stabilere Bilanzstruktur ist meist die Folge.



Erhöhte Unabhängigkeit von Bankdarlehen.



Zur Emission werden im Gegensatz zum Bankkredit keine Sicherheiten benötigt.

AKTIENEMISSION

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8 Aktienemission Aktien können nur Unternehmen emittieren und damit Eigenkapital aufnehmen, die in der Rechtsform der AG bzw. KGaA bestehen. Mit der Emission erfolgt die Eigenkapitalbeschaffung durch Verkauf von Anteilsrechten an der Börse oder außerbörslich durch die Einschaltung der Wertpapierhandelshäuser. Die hierfür geltenden gesetzlichen Vorschriften sind, von wenigen Ausnahmen abgesehen, für beide Wege weitgehend identisch.

8.1

Rechtsformumwandlung

Besteht das Unternehmen, das sich zur Aktienemission entschlossen hat, nicht in der Rechtsform der AG bzw. KGaA, muss die bestehende Rechtsform umgewandelt werden. Um die Rechtsform der Aktiengesellschaft für den Mittelstand attraktiver zu machen, trat am 10. August 1994 das „Gesetz für kleine Aktiengesellschaften und zur Deregulierung des Aktienrechtes“ in Kraft. Die „kleine AG“ stellt keine neue Rechtsform dar, sondern ist eher ein Synonym für eine Reihe von formalen und materiellen Erleichterungen. Diese Erleichterungen gelten überwiegend für nicht im regulierten Markt börsennotierte Gesellschaften und vereinfachen die Gründung einer AG. Die Mehrzahl der AGs entsteht nicht durch Neugründung, sondern durch Rechtsformänderung eines bereits bestehenden Unternehmens, das oftmals bisher als GmbH geführt wurde. Gem. § 1 Abs. 1 UmwG kann ein Unternehmen durch Verschmelzung, Spaltung, Vermögensübertragung und Rechtsformwechsel seine ursprüngliche Rechtsform ändern. Von einer Verschmelzung spricht man, wenn das Vermögen mehrerer Rechtsträger miteinander verschmolzen wird. Die zweite Alternative der Umwandlung kann die Spaltung einer GmbH in eine AG gem. §§ 123 – 173 UmwG sein. Im Gegensatz zur Vereinigung von Vermögen bei der Verschmelzung, wird bei der Spaltung bisher einheitliches Vermögen getrennt. In § 123 Abs. 1 – 3 UmwG wird nach Aufspaltung, Abspaltung und Ausgliederung unterschieden. Die dritte Variante besteht in der Umwandlung durch Vermögensübertragung auf einen anderen Rechtsträger im Wege der Gesamtrechtsnachfolge. Dabei fin-

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AKTIENEMISSION

det im Gegensatz zur Verschmelzung und Spaltung kein Anteilstausch statt. Anstelle von Anteilen oder Mitgliedschaften wird eine Gegenleistung anderer Art eingeräumt. Eine vierte Möglichkeit besteht in der Umwandlung durch Formwechsel gem. §§ 190 ff. UmwG. Bei dieser Umwandlungsart ändert sich die äußere Form, also die Rechtsform, während die rechtliche und wirtschaftliche Identität gewahrt bleibt. Der Rechtsträger bleibt bestehen. Ein Vermögensübergang findet nicht statt. Mit Blick auf die für die Praxis bedeutendste Art, beschränkt sich die nachfolgende Betrachtung auf die Durchführung einer Umwandlung durch Formwechsel von der GmbH in eine AG. Die Umwandlung einer GmbH in eine AG kann nur erfolgen, wenn das Stammkapital mindestens 50.000 Euro beträgt. Wurde diese Regelung eingehalten, vollzieht sich die eigentliche Umwandlung in folgenden Schritten. 8.1.1

Umwandlungsbericht gem. § 192 UmwG

Die Geschäftsführer der GmbH haben einen Umwandlungsbericht anzufertigen. In diesem sind der Formwechsel und die künftige Beteiligung der Anteilsinhaber an dem neuen Rechtsträger rechtlich und wirtschaftlich zu erläutern und zu begründen. Der Umwandlungsbericht beginnt mit einer Darstellung der umzuwandelnden GmbH und einem Überblick über die bisherige Entwicklung des Unternehmens. Die Zweckmäßigkeit des Rechtsformwechsels und die damit verbundenen Vorteile – falls bereits bekannt, auch etwaige Nachteile – sollten aus dem Bericht abzuleiten sein. Desgleichen sind die Folgen des Formwechsels zu erläutern und zu begründen. Der Umwandlungsbericht muss den Entwurf eines Umwandlungsbeschlusses beinhalten. Darüber hinaus ist dem Umwandlungsbericht eine Vermögensaufstellung beizufügen, in der die Gegenstände und Verbindlichkeiten des formwechselnden Rechtsträgers mit dem wirklichen Wert anzusetzen sind, der am Tag der Erstellung des Berichts beizulegen ist. Auf den Umwandlungsbericht kann verzichtet werden, wenn es sich um eine Einpersonen-GmbH handelt oder wenn alle Gesellschafter der GmbH durch notariell beurkundete Erklärungen auf den Bericht verzichten. Ein solcher Umwandlungsbericht ist spätestens zusammen mit der Einberufung der Gesellschafterversammlung, in der über den Formwechsel entschieden werden soll, allen Gesellschaftern gem. §§ 230 Abs. 1, 238 UmwG zu übersenden.

AKTIENEMISSION

8.1.2

67

Umwandlungsbeschluss gem. § 193 UmwG

Nach der Erstellung des Umwandlungsberichts erfordern die §§ 240 Abs. 1, 193 Abs. 1 UmwG bei der Umwandlung einen Beschluss der Inhaber der Geschäftsanteile der umzuwandelnden GmbH. Der Umwandlungsbeschluss muss die nach §§ 194, 243 UmwG erforderlichen Bestimmungen enthalten. Der Umwandlungsbeschluss kann nur in einer Versammlung der Anteilsinhaber gefasst werden. Für die Ladung zu dieser Versammlung gelten die Satzungsbestimmungen der GmbH. Sind solche nicht vorhanden, gelten die gesetzlichen Bestimmungen des GmbHG. Die Beschlussfassung über den Formwechsel ist in der Ladung schriftlich anzukündigen. Darüber hinaus ist gem. § 238 i. V. m. §§ 230 Abs. 1, 231 UmwG der Umwandlungsbericht und das Abfindungsangebot allen Gesellschaftern spätestens zusammen mit der Einberufung der Gesellschafterversammlung zu übersenden, ersatzweise kann auch eine Veröffentlichung im Bundesanzeiger oder in einem bestimmten Gesellschaftsblatt erfolgen. Ferner ist der Umwandlungsbericht in der Gesellschafterversammlung, die über den Formwechsel entscheiden soll, auszulegen. Der Entwurf des Umwandlungsbeschlusses ist spätestens einen Monat vor der Gesellschafterversammlung dem zuständigen Betriebsrat der GmbH zuzuleiten. Der Umwandlungsbeschluss bedarf in der Gesellschafterversammlung einer Mehrheit von mindestens drei Viertel der abgegebenen Stimmen, sofern die Satzung der GmbH keine größere Mehrheit oder weitere Erfordernisse verlangt. Der Umwandlungsbeschluss und die Zustimmungserklärungen der einzelnen Gesellschafter sind notariell zu beurkunden, wobei die zustimmenden Gesellschafter namentlich in der Urkunde aufzuführen sind. 8.1.3

Bestellung eines Aufsichtsrates

Neben der Regelung der formellen Voraussetzungen ist darüber hinaus ein Aufsichtsrat zu bestellen. Um für eine Kontinuität im Aufsichtsrat zu sorgen, kann ein bei der GmbH bestehender Aufsichtsrat vom neuen Rechtsträger übernommen werden. In diesem Fall bleiben die bisherigen Aufsichtsratsmitglieder für den Rest ihrer Wahlzeit im Amt. Sollte in dem GmbH-Gesellschaftsvertrag eine längere Amtszeit bestimmt worden sein, endet die Amtszeit der GmbHAufsichtsratsmitglieder, die zu Mitgliedern des ersten Aufsichtsrats der AG werden, gem. § 102 Abs. 1 AktG spätestens vier Jahre nach der Umwandlung, da der § 102 AktG erst mit der Umwandlung Anwendung findet.

AKTIENEMISSION

68

8.1.4

Bestellung des Vorstandes

Der erste Vorstand wird nicht durch die Gründer bestellt, sondern gem. § 30 Abs. 4 AktG durch den Aufsichtsrat. Der Beschluss des Aufsichtsrates wird dabei mit einfacher Mehrheit gefasst und bedarf nicht der notariellen Beurkundung. Sollten dem Vorstand bei der Gründung Pflichtverletzungen unterlaufen, ist er gem. § 48 AktG der Gesellschaft gegenüber schadenersatzpflichtig. Die Amtszeit des Vorstandes beträgt höchstens 5 Jahre. 8.1.5

Umwandlungsprüfung

Gem. § 220 Abs. 3 UmwG hat bei einem Formwechsel eine Gründungsprüfung durch einen oder mehrere Prüfer zu erfolgen. Die Mitglieder des Vorstandes und des Aufsichtsrates haben den Hergang der Gründung zu prüfen. Folglich kann die Prüfung erst dann erfolgen, wenn der Aufsichtsrat und der Vorstand bestellt sind. Liegen Tatbestände nach § 33 Abs. 2 AktG vor, muss zusätzlich ein externer Gründungsprüfer, wie bspw. ein Wirtschafts- oder vereidigter Buchprüfer, den Hergang der Gründung prüfen. Die Gründer haben einen schriftlichen Bericht über den Hergang der Gründung (Gründungsbericht) zu erstellen. Dieser muss spätestens bis zur Anmeldung der Gesellschaft im Handelsregister vorgenommen worden sein, da der Prüfungsbericht der Anmeldung beizufügen ist. Zweck einer solchen Gründungsprüfung ist die Sicherstellung der ordnungsgemäßen Errichtung der AG im Interesse der künftigen Gläubiger und Aktionäre. Der von den Prüfern erstellte Prüfungsbericht hat alle Punkte zu umfassen, auf die sich die Prüfung gem. §§ 33, 34 AktG bezieht. Der Bericht sollte so detailliert ausgearbeitet sein, dass sich das prüfende Registergericht aufgrund der dargelegten Tatsachen ein eigenes Urteil über den Gegenstand der Prüfung bilden kann. 8.1.6

Anmeldung der Gesellschaft

Nach ordnungsgemäßer Erfüllung der oben genannten Voraussetzungen kann die Anmeldung des Formwechsels gem. § 246 Abs. 1 UmwG durch den oder die Geschäftsführer der GmbH erfolgen. Zusammen mit der Anmeldung des Formwechsels sind nach § 246 Abs. 2 UmwG die Vorstandsmitglieder der AG in das Handelsregister einzutragen. Der Formwechsel der GmbH in eine AG wird gem. § 202 Abs. 1 UmwG erst mit der Eintragung im Handelsregister wirksam.

AKTIENEMISSION

8.1.7

69

Steuerliche Folgen

Rechtsgrundlage für die steuerliche Betrachtung der Umwandlung in eine AG ist das Umwandlungssteuergesetz. Steuerrechtlich ist der hier dargestellte Formwechsel von der GmbH zur AG ohne Belang. Ein Problem, das regelmäßig auftritt, ist die Behandlung der stillen Reserven, die in das neue Unternehmen eingebracht werden. Beim Formwechsel der GmbH in eine AG bleibt unter steuerlicher Sichtweise derselbe Rechtsträger erhalten. Aus diesem Grund führt die AG die Buchwerte der GmbH fort. Die Frage nach der Realisierung der stillen Reserven ergibt sich somit nicht. In diesem Zusammenhang ist anzumerken, dass die Kosten der Börseneinführung bei der Aktiengesellschaft steuerlich abzugsfähig sind und der Emissionserlös aus einer Kapitalerhöhung steuerfrei vereinnahmt werden kann.

8.2

Publizitäts- und Zulassungspflicht

Bevor die Emission von Aktien an der Börse bzw. auf dem außerbörslichen Markt vorbereitet wird, sollte eine Beschäftigung mit spezifischen Publizitätsund Zulassungspflichten erfolgen. 8.2.1

Pflichten vor der Emission

Gem. § 32 Abs. 2 BörsG kann ein Wertpapier nur dann im regulierten Markt an einer Börse zugelassen werden, wenn der Emittent die Zulassung zusammen mit einem Kreditinstitut, Finanzdienstleistungsinstitut oder einem nach § 53 Abs.1 Satz 1 KWG tätigen Unternehmen beantragt. Darüber hinaus muss ein entsprechender Wertpapierprospekt zur Veröffentlichung erstellt werden und dem Antrag beigefügt sein (vgl. auch Kapitel 9). Die Zulassungsvoraussetzungen für den Freiverkehr sind weniger umfangreich. Den Antrag auf Zulassung muss der Emittent zusammen mit einem Kreditinstitut oder Finanzdienstleistungsinstitut stellen. Von dem Emittenten wird die Erstellung eines Unternehmensberichtes in Verbindung mit einem Verkaufsprospekt, der den Bestimmungen des VerkProspG entspricht, verlangt. Der Freiverkehr stellt kein öffentlich-rechtlich geregeltes Börsensegment dar, sondern ist privatrechtlich definiert. Dies bedeutet, dass die Organisation den an diesem Markt Beteiligten übertragen ist, und somit der Freiverkehr an allen deutschen Wertpapierbörsen unterschiedlich organisiert ist. An den jeweiligen Börsenplätzen sind weitere Informationen, sowie die entsprechenden Richtlinien für den Freiverkehr erhältlich.

AKTIENEMISSION

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Auch bei der außerbörslichen Emission von Aktien muss ein Verkaufsprospekt erstellt werden, dessen rechtliche Regelungen im Verkaufsprospektgesetz (VerkProspG) zu finden sind. Ein solcher Verkaufsprospekt ist für den Anlegerschutz unentbehrlich, insbesondere bei Aktienangeboten von nicht börsennotierten Aktiengesellschaften. Damit ein Anleger eine sachgerechte Anlageentscheidung treffen kann, muss er umfangreich über den Emittenten und das betreffende Wertpapier informiert werden. Der veröffentlichte Prospekt stellt die zentrale Informationsquelle für den potenziellen Anleger dar und sollte aus diesem Grund von der AG sehr sorgfältig erstellt werden. Erfolgt dies nicht, können Schadensersatzpflichten auf das Unternehmen zukommen, soweit die Anleger die Aktien aufgrund der Angaben im Prospekt erworben haben. Der Inhalt des Verkaufsprospektes muss dem Anleger ein zutreffendes Urteil über den Emittenten und das zu emittierende Wertpapier ermöglichen. 8.2.2

Pflichten nach der Emission

Sind die Aktien im regulierten Markt zugelassen, ist der Emittent verpflichtet, nach der Zulassung weitere Publizitätspflichten zu erfüllen, die über diejenigen der AktG hinausgehen. Einzelheiten regelt das BörsG sowie die BörsZuIV, was periodisch wiederkehrende Informationen wie Zwischenberichte anbelangt. Darüber hinaus sind sie zur sog. ad hoc-Publizität verpflichtet. Diese ist in § 15 WpHG geregelt. Es handelt sich um eine unregelmäßige Publizitätspflicht, die hauptsächlich der Prävention von Insidergeschäften dienen soll. Gem. § 15 Abs. 1 WpHG ist jeder Emittent von Wertpapieren, in diesem Fall von Aktien, im regulierten Markt zur unverzüglichen, d. h. ohne schuldhaftes Zögern, Veröffentlichung von Tatsachen verpflichtet, soweit bspw. folgende Voraussetzungen erfüllt sind: •

Die Tatsache muss im Tätigkeitsbereich des Emittenten eingetreten und bei Bekanntwerden geeignet sein, erhebliche Auswirkungen auf den Börsenoder Marktpreis der Aktie zu haben. Als erheblich kann nach landläufiger Meinung eine Veränderung von mehr als 5 % gesehen werden, wobei diese Größenordnung auch in Relation zur Volatilität zu bringen ist.



Ein vernünftiger Anleger würde die Informationen bei seiner Anlageentscheidung berücksichtigen.

Weitere Einzelheiten regelt das WpHG. Für die außerbörslichen Notierungen gibt es für den Emittenten keine diesbezüglichen gesetzlichen Vorschriften, die besagen, dass kursbeeinflussende Tatsachen unverzüglich zu veröffentlichen sind. Von den führenden Wertpapierhandelshäusern wird allerdings gewünscht, dass kursbeeinflussende Tatsachen dem Anlegerpublikum zur Kenntnis gebracht werden.

AKTIENEMISSION

8.3

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Emissionsvorbereitung

Das Unternehmen hat seine Rechtsform erfolgreich umgewandelt und möchte sich nun über den Börsenhandel bzw. den außerbörslichen Handel Eigenkapital beschaffen. Um eine (außer-)börsliche Emission durchzuführen, wendet sich das Unternehmen an ein Wertpapierhandelshaus, das ihm bei der Durchführung der Erstemission Unterstützung gibt. Bei führenden Wertpapierhandelshäusern werden die Unternehmen nach einem sehr strengen Auswahlverfahren dahin gehend untersucht, ob sie für eine Emission in Frage kommen. Hat ein Unternehmen die eingangs erwähnten Fundamentaldaten erfüllt, kommt es zu einem ersten Kontaktgespräch, in dem man sich einen ersten Eindruck von dem Unternehmen und seiner Geschäftsführung verschafft. Hiernach fällt die Entscheidung, ob es für das Unternehmen sinnvoll ist, den Weg der Emission auf sich zu nehmen, an dessen Ende die erfolgreiche Versorgung mit Eigenkapital steht. Sobald das erste Gespräch positiv verlaufen und ein Zukunftspotenzial erkennbar ist, erhält das Unternehmen ein paar „Hausaufgaben“. Zu diesen Aufgaben zählt die Anfertigung eines Businessplans, d. h. die Erstellung eines Exposés über das Unternehmen. Dieses erstellt das Unternehmen i. d. R. unter Zuhilfenahme eines spezialisierten Unternehmensberaters. Die Grundlage eines solchen Businessplans ist die Beschreibung der Idee bzw. des Investitionsgrundes, den das Unternehmen mit Hilfe der Kapitalbeschaffung verwirklichen möchte. Es sollten die Produkte bzw. Dienstleistungen erläutert werden, die das Unternehmen in seinem jetzigen Sortiment anbietet. Um die Marktchancen und somit den Erfolg der Idee bewerten zu können, ist es unabdingbar, eine Markt- oder Branchenanalyse durchzuführen. Aus dieser Analyse lassen sich Rückschlüsse über die Wettbewerbssituation auf dem relevanten Markt ziehen. Darüber hinaus enthält der Businessplan eine Beschreibung der im Unternehmen tätigen Personen. Nach Einreichung dieses Businessplans durch das Unternehmen beim Wertpapierhandelshaus wird dieser Plan auf Plausibilität untersucht. Es wird versucht, die Unternehmensplanung mit eigenen Informationen zu bewerten und somit die Eintrittswahrscheinlichkeit der angegebenen Ziele zu ermitteln. Da es für den Businessplan keine Vorschriften oder Richtlinien gibt, versucht jedes Unternehmen, sich positiv, eventuell zu positiv, darzustellen. Aus diesem Grund wird der Businessplan durch die Emissionshäuser sehr genau und ausführlich untersucht. Diese Plausibilitätsprüfung kann auf verschiedene Weise erfolgen. Bei manchen Häusern wird die Prüfung hausintern vorgenommen, d. h. die Berater untersuchen den Businessplan nach Plausibilitätsgesichtspunkten, vergleichen dieses Ergebnis mit ihren gewonnenen Eindrücken über die Geschäftsführung und überlegen sich anhand dieser Informationen, ob der Plan tatsächlich mit Erfolg in die Realität umgesetzt werden kann.

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AKTIENEMISSION

Ferner wird in der Regel eine Due Diligence durchgeführt, wobei diese Aufgabe umso aufwändiger bearbeitet wird, je höher das (Börsen-)Segment ist. Für die Due Diligence gibt es keine eigene, verbindliche Definition. Der Begriff stammt aus dem amerikanischen und bedeutet wörtlich übersetzt soviel wie „erforderliche Sorgfalt" und beschreibt damit ein Verhalten und nicht etwa eine Tätigkeit oder Funktion. Unter einer Due Diligence versteht man eine detaillierte sorgfältige Analyse und Bewertung eines Objekts im Rahmen einer beabsichtigten geschäftlichen Transaktion. Diese wird meistens in Fällen von Unternehmenskäufen oder bei Erwerb von Beteiligungen und bei der Ermittlung der Ausschüttungsfähigkeit im Rahmen einer Börseneinführung angewendet. Hauptsächlich werden bei der Due Diligence neben der allgemeinen Branchensituation die technischen, organisatorischen, finanziellen, rechtlichen und steuerrechtlichen Verhältnisse des Unternehmens analysiert. Eine Due Diligence wird in den meisten Fällen von externen Beratern, wie bspw. Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern, Steuerberatern, technischen Gutachtern oder Unternehmensberatern durchgeführt. Es gibt unterschiedliche Kategorien der Due Diligence: •

Commercial Due Diligence Hierbei wird das Unternehmen betriebswirtschaftlich geprüft, manchmal auch die Kompetenz des Managements u. a.



Financial Due Diligence Der Schwerpunkt liegt dabei in der Analyse der finanziellen Situation des Unternehmens.



Legal Due Diligence Diese Untersuchung beschäftigt sich mit den bestehenden rechtlichen Grundlagen und Rahmenbedingungen des Unternehmens und den darin enthaltenen Risikopotenzialen.



Tax Due Diligence Mit dieser Analyse sollen die steuerlichen Risiken des Unternehmens untersucht werden.



Environmental Due Diligence Hierbei handelt es sich um eine Unternehmensprüfung nach umfassenden Umweltkriterien.

Bei der Vorbereitung der Due Diligence müssen zunächst Analyseschwerpunkte festgelegt werden, mit deren Hilfe der Wert des Unternehmens ermittelt werden kann. Der Umfang der Due Diligence wird in aller Regel in einer Auftragsvereinbarung festgeschrieben. Das Unternehmen wird die Zustimmung zu einer Due Diligence nur dann erteilen, wenn das Wertpapierhandelshaus innerhalb

AKTIENEMISSION

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eines sog. Letter of Intent eine Absichts- und Vertraulichkeitserklärung abgibt. Die Absichtserklärung bezieht sich auf die geplante Emission. Durch die Vertraulichkeitserklärung, die meistens Bestandteil eines Letter of Intent ist, verpflichtet sich das Aktienhandelshaus, alle erhaltenen Informationen über das Unternehmen vertraulich zu behandeln. Wird gegen die Vertraulichkeitserklärung verstoßen, kann dieser Verstoß ggf. mit einer Vertragsstrafe sanktioniert werden. Das in dem Due Diligence Report zusammengefasste Ergebnis einer durchgeführten Due Diligence versetzt das Handelshaus in die Lage, sich einen detaillierten Eindruck von der Gesamtsituation des zu erwerbenden Unternehmens zu verschaffen.

8.4

Emission

Nachdem die rechtlichen und wirtschaftlichen Voraussetzungen für die Emission von Aktien eines Unternehmens in den vorangegangenen Kapiteln erläutert wurden, beschäftigt sich dieses Kapitel mit der eigentlichen Emission. Entscheidungen über die Höhe des Plazierungsvolumens, die Aktiengattung, das bevorzugte Börsensegment, die Börsennotierung und die Art der Plazierung müssen im Vorfeld der Emission getroffen werden und sollen in diesem Kapitel näher betrachtet werden. 8.4.1

Höhe des Plazierungsvolumens

Vor der Emission muss das zur Plazierung vorgesehene Aktienvolumen bestimmt werden. Für die Zulassung zum regulierten Markt müssen Aktien mit einem Kurswert von voraussichtlich mindestens 1,25 Mio. Euro emittiert werden (§ 2 Abs. 1 BörsZuIV). Ein Mindestemissionsvolumen im Freiverkehr ist nicht erforderlich. Es muss jedoch darauf geachtet werden, dass das zur Verfügung stehende Emissionsvolumen ausreicht, um einen ordnungsgemäßen Börsenhandel zu gewährleisten. Allerdings fordert die Deutsche Börse AG gemäß § 14 Abs. 1b ihrer AGB für den Freiverkehr an der Frankfurter Wertpapierbörse ein Grundkapital von mindestens 250.000 Euro. In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass ein Unternehmen bei Börsenersteinführung mind. 25 % des Aktienkapitals den neuen Streuaktionären zum Kauf anbieten sollte. Auf diese Weise wird der Öffentlichkeit signalisiert, dass die Altgesellschafter zunächst noch die Mehrheit halten, um somit ihre Verbundenheit mit dem neu an der Börse eingeführten Unternehmen zu dokumentieren. Das Plazierungsvolumen bei Aktien die zunächst bzw. dauerhaft außerbörslich gehandelt werden, beträgt bei verschiedenen Aktienhandelshäusern mindestens 100.000 bis 500.000 Aktien. Die meisten Kunden dieser Häuser emittieren Akti-

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enpakete, die sich zwischen 1 Mio. Euro und 10 Mio. Euro bewegen. Sowohl beim börslichen, als auch beim außerbörslichen Going Public ist bei der Festlegung des Plazierungsvolumens zu entscheiden, aus welchem Bestand die zu emittierenden Aktien stammen sollen. Diese können aus Umplazierungen, aus Kapitalerhöhungen oder aber aus beidem stammen. Bei Aktien aus einer Umplazierung stellen die Altgesellschafter aus ihrem Bestand Aktien zur Verfügung. Bei dieser Form der Aktienplazierung fließt dem Unternehmen kein Kapital zu, sondern die Altgesellschafter partizipieren in vollem Umfang am Emissionserlös. Werden dagegen den Anlegern Aktien im Rahmen einer reinen Kapitalerhöhung angeboten, fließt der Emissionserlös dem Unternehmen zu. Die dritte und in der Praxis gebräuchlichste Form sind die Aktien aus Umplazierung und Kapitalerhöhung. Da es sich bei dieser Variante um eine Mischform handelt, fließen sowohl den Altgesellschaftern als auch dem Unternehmen Mittel zu. Bei einer Grundkapitalerhöhung eines börsennotierten Unternehmens hat der Aktionär i. d. R. ein Bezugsrecht, d. h. entsprechend dem Bezugsverhältnis kann er junge Aktien zum Emissionskurs erwerben. Möchte der Aktionär keine jungen Aktien erwerben, kann er gegebenenfalls im Rahmen des Bezugsrechtshandels seine Bezugsrechte verkaufen. Bezugsrechte bei einer Kapitalerhöhung eines nicht börsennotierten Unternehmens werden nicht gehandelt. Der Aktionär hat nur die Möglichkeit das Bezugsrecht auszuüben und die erworbenen jungen Aktien sofort wieder zu verkaufen. Neben der Höhe des Plazierungsvolumens muss sich der Emittent für eine bestimmte Aktienart und Aktiengattung entscheiden. 8.4.2

Aktienart und Aktiengattung

Am deutschen Kapitalmarkt können Aktiengesellschaften verschiedene Gattungen von Aktien ausgeben. Nach dem Umfang des Rechts, das eine Aktie verbrieft, kann beim börslichen Handel nach Stamm- und Vorzugsaktien unterschieden werden. Bei den Stammaktien sind den Aktionären sämtliche im AktG vorgesehenen Rechte zu gewähren. Darüber hinaus signalisiert die Ausgabe von Stammaktien die Aufnahme der neuen Aktionäre als gleichberechtigte Teilhaber in das Unternehmen. Die Ausgabe von Stammaktien gewährt dem Emittenten den höchstmöglichen Emissionserlös. Bei Vorzugsaktien wird i. d. R. das Stimmrecht ausgeschlossen. Die Vorzüge bei Vorzugsaktien können dabei hinsichtlich der Dividende oder des Liquidationserlöses bestehen. Der Nachteil bei der Emission von Vorzugsaktien besteht jedoch darin, dass von dem ausgewiesenen Gewinn in der Regel höhere Dividenden an die Vorzugsaktionäre gezahlt werden müssen. Darüber hinaus ist der Kurs der Vorzugsaktie niedriger als der der Stammaktie. Dies hat bei der Emission von Vorzugsaktien zur Folge, dass bei gleichem effektiven Emissionsvolumen eine höhere Anzahl von Aktien emittiert

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werden kann, was allerdings wiederum die zukünftigen Aufwendungen für Dividendenzahlungen erhöht. Die Entscheidung, ob Stamm- oder Vorzugsaktien (bis zu maximal 50 % vom Grundkapital) emittiert werden, bleibt jedem Unternehmen selbst überlassen. Auch im außerbörslichen Aktienhandel gibt es die Möglichkeit der Emission von Stamm- bzw. Vorzugsaktien. Von Seiten verschiedener Wertpapierhandelshäuser werden den Unternehmen hierbei keine Vorschriften gemacht. Neben der Aktienart muss sich das Unternehmen darüber hinaus für eine bestimmte Aktiengattung entscheiden. Hinsichtlich der möglichen Aktiengattung bzw. des Nennwertes der Aktie unterscheiden sich börslicher und außerbörslicher Handel nicht. Bei der Aktiengattung unterscheidet man nach dem Grad der Übertragbarkeit und dem Nennbetrag der Aktie. Nach dem Kriterium der Übertragbarkeit sind somit Inhaberaktien, Namensaktien und vinkulierte Namensaktien denkbar. Des Weiteren muss das Unternehmen über den Nennwert der zu emittierenden Aktien entscheiden. Aktien können mit einem Nennwert ab 1 Euro emittiert werden. Die Entscheidung über den Nennbetrag trifft jedes Unternehmen selbstständig. Sind Aktienart und Aktiengattung durch das Unternehmen festgelegt, muss die Entscheidung über den Handelsplatz, also das Börsensegment, getroffen werden. 8.4.3

Börsensegmente

Am deutschen Kapitalmarkt existieren für den Börsenhandel verschiedene Börsensegmente, die sich vor allem durch die abgestuften Zulassungsvoraussetzungen unterscheiden. 8.4.3.1

Übersicht

Die Deutsche Börse AG, Frankfurt stellt den Unternehmen bspw. eine Reihe von Auswahlmöglichkeiten bereit, die sie, je nach Transparenzanforderung, wählen können. Die folgende Übersicht soll die verschiedenen Möglichkeiten visualisieren und sowohl emittierenden Unternehmen als auch potenziellen Investoren einen Überblick über die verschiedenen Transparenzstufen vermitteln.

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Zugangsart FWB

EU-regulierter Markt

Börsenregulierter Markt

Regulierter Markt

Open Market (Freiverkehr)

Prime Standard

Entry Standard

General Standard

First Quotation Board

Transparenzstufen

8.4.3.2

Zulassungskriterien

Im Folgenden werden die verschiedenen Zulassungskriterien, die die Deutsche Börse für eine erfolgreiche Notierung u. a. voraussetzt, übersichtlich dargestellt. •

Open Market – Antrag zur Einbeziehung der Aktien muss durch einen FWB-Teilnehmer erfolgen. – Antrag muss Angaben über die Art des Wertpapiers enthalten, sowie evtl. Informationen über den Handel des Wertpapiers an anderen Börsenplätzen bzw. ein Exposé. – Verpflichtende Erklärung, die Deutsche Börse AG über wesentliche Umstände, das Wertpapier oder den Emittenten betreffend, zu informieren. – Publikationen in deutscher oder englischer Sprache.



Regulierter Markt – Unternehmensgründung des Emittenten liegt mehr als drei Jahre zurück. – voraussichtlicher Kurswert der zugelassenen Aktien von über 1,25 Mio. Euro. – Mindestanzahl der Aktien von über 10.000. – Streubesitz von mind. 25 % (§ 9 BörsZulV erlaubt Ausnahmen). – Börsenzulassungsprospekt

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8.4.3.3

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Transparenzanforderung nach dem Listing

Um z. B. den Anforderungen der Deutschen Börse AG, Frankfurt zu genügen, gilt es einer Reihe von Folgeverpflichtungen bezüglich der Transparenz zu entsprechen, die sich nach der gewählten Transparenzstufe richten. •

Open Market/First Quotation Board Keine Verpflichtungen, die über die Bestimmungen des Aktiengesetzes hinausgehen.



Entry Standard – Bestimmungen laut Aktiengesetz. – Publizierung des testierten Konzernjahresabschlusses inkl. des Konzernlageberichtes nach nationalen Rechnungslegungsvorschriften auf der Unternehmenshomepage. – Publizierung eines Zwischenberichts auf der Unternehmenshomepage. – Aktuelles Unternehmenskurzprofil sowie ein Unternehmenskalender auf der Homepage. – Unverzügliche Veröffentlichung kursrelevanter Informationen.



General Standard – Bestimmungen laut Aktiengesetz. – Jahresfinanzbericht und Halbjahresfinanzbericht nach IFRS veröffentlichen. – Offenlegung von Directors’ Dealings (WpHG). – Ad-hoc-Publizitätspflicht (WhHG). – Mitteilung zu Meldeschwellen (WpHG). – Publikation auf Deutsch oder Englisch. – Zwischenmitteilungen für Q1 und Q2. – Pflichtangebot bei Kontrollwechsel (WpÜG).



Prime Standard – – – – –

Transparenzanforderungen laut General Standard. Quartalsberichte in deutscher und englischer Sprache. Berichterstattung auf Deutsch und Englisch. Veröffentlichung eines aktuellen Unternehmenskalenders. Durchführung von mindestens einer Analystenkonferenz pro Jahr.

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Beim außerbörslichen Handel existieren keine differenzierten Handelssegmente. Einziger Unterschied sind bestimmte Kriterien bzw. Einschränkungen, die die Wertpapierhandelshäuser für ihre Kunden eingeführt haben. Diese Besonderheiten wurden in Kapitel 6 bereits näher erläutert. 8.4.4

Emissionspreis

Zu einer der schwierigsten Aufgaben beim börslichen, wie auch außerbörslichen Going Public gehört die Ermittlung des Emissionspreises. Um ein Maximum an Eigenkapital bei einem Going Public zu erhalten, versuchen die Unternehmen den Emissionskurs so hoch wie möglich anzusetzen. Dagegen versuchen die Banken den Kurs möglichst niedrig zu halten, damit alle Aktien abgesetzt werden können. Aufgrund dieser unterschiedlichen Zielsetzungen kommt es zu Interessenkonflikten zwischen Unternehmen und Bank bzw. Wertpapierhandelshaus. Im allgemeinen existieren zwei Möglichkeiten der Emissionspreisbestimmung für Konsortialbanken und Unternehmen. Die erste Variante ist das sog. Festpreisverfahren. Bei diesem traditionellen Verfahren wird der Emissionspreis vor Beginn der Zeichnungsperiode verbindlich festgelegt. Somit ist dem Anleger bekannt, zu welchem Preis er die emittierten Aktien zeichnen kann. Vorteil hierbei ist, dass der Emissionserlös schon vor der ersten Notierung fest steht. Beim börslichen Handel wurde 1995 das Bookbuilding-Verfahren eingeführt, bei dem das Plazierungsrisiko zum Teil auf das emittierende Unternehmen übertragen wird und die Anleger in die Preisfindung und Preisbildung mit einbezogen werden. Den Anlegern wird eine Preisspanne für die Zeichnungsangebote angegeben. Die Anleger werden aufgefordert, ihre Zeichnungsangebote mit Betrag bzw. Stückzahl und Preisvorstellung innerhalb der Preisspanne abzugeben. Nach der Zeichnungsfrist werden alle Zeichnungsgebote im zentralen Orderbuch des Konsortialführers erfasst. Anhand dieser vorliegenden Gebote wird der endgültige Zeichnungspreis ermittelt. Der Emittent hat dann die Möglichkeit, die Zuteilung zu steuern, wobei Kleinanleger bei dieser Zuteilung oftmals nicht ausreichend berücksichtigt werden, da vorrangig Gebote langfristig orientierter institutioneller Anleger zum Zuge kommen. Was nun die Festlegung des Emissionspreises im außerbörslichen Aktienhandel betrifft, so wird hier der Emissionspreis ebenfalls durch das Festpreisverfahren ermittelt. Eine Vorschrift über das Festpreisverfahren gibt es im außerbörslichen Aktienhandel nicht. Die Findung des Emissionspreises bleibt daher den Wertpapierhandelshäusern überlassen.

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Manche Aktienhandelshäuser ermitteln den Preis der Aktie, indem sie das Unternehmen aufgrund der letzten drei Jahresabschlüsse analysieren. Die Analyse erfolgt, mit Hilfe von allgemeinen Kennzahlen, für die Vermögens- und Kapitalstruktur, die Finanzlage, die Liquidität und nicht zuletzt für den Erfolg des Unternehmens. Aufgrund dieser Analyse wird entschieden, welches Kurs-GewinnVerhältnis (KGV) für die Aktie aufgrund der momentanen Situation der Branche, des Unternehmens und der Marktgegebenheiten vertretbar erscheint. Das KGV ergibt sich aus dem Verhältnis des Börsenkurses der Aktie zum Gewinn der Aktie. Diese errechnete Kennziffer ist ein Multiplikator, der ausdrückt, mit welchem Faktor der Gewinn, der auf eine Aktie entfällt, an der Börse bewertet wird. •

KGV = Börsenkurs/Gewinn je Aktie



Börsenkurs = KGV x Gewinn je Aktie

Allein die Berechnung des KGV führt noch nicht zur Bestimmung des Emissionspreises. Das ermittelte KGV muss mit den in der Branche bereits vorliegenden KGVs und den KGVs von anderen ähnlich gelagerten Unternehmen verglichen werden. Bei der Gegenüberstellung des festgelegten KGVs mit dem branchenüblichen KGV muss bei einer außerbörslichen Emission aufgrund des erhöhten Risikos die Messlatte sehr hoch angesetzt werden. Das branchenübliche KGV wird aus dem Durchschnitts-KGV der entsprechend börsennotierten, im DAX enthaltenen Unternehmen gebildet. Das Branchen-KGV kann nur erster Anhaltspunkt für eine Einordnung des emittierenden Unternehmens sein. Dies bedeutet, dass im konkreten Einzelfall eine detaillierte Analyse der Branche und der zu der Branche gehörenden Unternehmen unabdingbar ist. Neben dem Vergleich des KGV des zu emittierenden Unternehmens mit dem Branchen-KGV muss das unternehmensspezifische KGV untersucht werden. Bei der Ermittlung des unternehmensspezifischen KGV orientiert man sich je nach Interessenlage an unterschiedlichen Kriterien, wie z. B.: •

Wachstumspotenzial des Umsatzes und Ertrages



Stetigkeit des Wachstums



Diversifikation



stabile Finanzkraft und Finanzlage



Aktiengattung



Kontinuität und Qualität des Managements

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AKTIENEMISSION

Die genannten Kriterien sind Argumente für Emissionspreiszuschläge oder Emissionspreisabschläge. Daher sind die Kriterien in ihrer Gesamtheit zu bewerten. Hat ein Wertpapierhandelshaus aufgrund seiner Untersuchungen einen Emissionspreis für die Aktien festgelegt, wird es diesen dem Unternehmen mitteilen. Bei den dann folgenden Emissionspreisverhandlungen versucht das Unternehmen seine unternehmensindividuellen Kriterien in den Mittelpunkt zu stellen, wohingegen das Wertpapierhandelshaus sich primär am Markt und der Branche orientieren wird. Ein verhältnismäßig hohes KGV muss durch unternehmensindividuelle Kriterien begründbar sein. Der Emissionskurs soll den Aktionär zum Kauf der Aktie motivieren, jedoch muss darauf geachtet werden, dass Kurssteigerungspotenziale vorhanden sind. Fällt der Kurs nach Emission unter den Ausgabewert, erscheint das Unternehmen in einem negativen Bild. Um dies zu verhindern, bedarf es bei der Festlegung des optimalen Emissionskurses einer Menge Fingerspitzengefühl. Nach dieser Diskussion einigt sich das Wertpapierhandelshaus dann zusammen mit dem Unternehmen auf einen Emissionspreis, der für alle Beteiligten vertretbar erscheint. Eine andere Möglichkeit, den Emissionspreis festzulegen, ist die Ermittlung des Unternehmenswertes anhand der Ertragswertmethode oder der EBIT-Methode. Das Ertragswertverfahren ist das klassische Verfahren zur Unternehmensbewertung in Deutschland. Bei diesem Verfahren geht man – unter der Prämisse der Vollausschüttung – von dem in Zukunft zu erwartenden erzielbaren Gewinn auf der Basis der vorhandenen Ertragskraft des Unternehmens aus. Der für diese Berechnung erforderliche Gewinn unterscheidet sich vom handelsrechtlichen Gewinn dahin gehend, dass die Erträge und Aufwendungen der Vergangenheit von betriebsfremden und aperiodischen Elementen bereinigt werden, die ihre Ursache in den Bilanzierungswahlrechten haben. Somit ergibt sich der Ertragswert aus dem Barwert der bereinigten Zukunftsergebnisse des Unternehmens. Bei der Ermittlung des Ertragswertes steht die Ermittlung von Plan-Jahresergebnissen im Vordergrund. Nach Analyse und Plausibilitätsprüfung der Planungsrechnung werden die prognostizierten Jahresergebnisse vor Ertragssteuern ermittelt. Die IstErgebnisse der letzten drei Jahresabschlüsse dienen zur Absicherung der Planansätze. Um den für den Ertragswert benötigten Barwert zu ermitteln, werden die Jahresergebnisse mit einem Kapitalisierungszinssatz abgezinst. Der Kapitalisierungszinssatz ergibt sich aus einem Basiszinssatz, einer Risikokomponente und einer Inflationskomponente. Nachdem man den Unternehmenswert ermittelt hat, kann nun der Emissionspreis errechnet werden. Dieser ergibt sich aus dem Quotienten des Unternehmenswertes und der Stückzahl der zu emittierenden Aktien.

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Unternehmenswert: Stückzahl:

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15.000.000 Euro 500.000

15.000.000 Euro/500.000 = 30,- Euro/Aktie

In diesem vorgestellten Beispiel läge der Emissionspreis der Aktie bei 30 Euro. Das Ertragswertverfahren wird in der Praxis eher bei Unternehmen angewendet, die ihre Anteile nicht handelbar stellen; ansonsten findet meist das KGVVerfahren Anwendung. Wurden nun alle Entscheidungen bezüglich der Aktie wie Art, Gattung und Nennwert getroffen, können anschließend die Einzelheiten der Aktienplazierung festgelegt werden. 8.4.5

Art der Plazierung

Die Plazierung von Aktien kann durch eine Selbstemission oder Fremdemission erfolgen. 8.4.5.1

Selbstemission

Bei einer Selbstemission übernimmt das emittierende Unternehmen die Platzierung der Wertpapiere beim Publikum. Sie kann von jedem Unternehmen durchgeführt werden und macht Sinn, wenn der Emittent über eigene umfangreiche Kontakte zu Anlegern verfügt. Bei einer Selbstemission werden die Finanzierungskontrakte direkt zwischen Emittent und Investor abgeschlossen. Der Emittent verzichtet bei einer Selbstemission auf die Mitwirkung eines Emissionsbegleiters und ist aus diesem Grund für die Vorbereitung und Abwicklung der Emission selbst verantwortlich. Da der Emittent auf einen Emissionsbegleiter verzichtet, aber meist nicht über dessen Informationen, Kenntnisse und Kontakte verfügt, ist die Gefahr des Scheiterns einer Selbstemission sehr groß. 8.4.5.2

Fremdemission

Bei einer Fremdemission von Aktien an der Börse, wird im Gegensatz zur Selbstemission eine Bank bzw. ein Bankenkonsortium benötigt. Bei der Aufnahme von Aktien in den regulierten Markt ist die Unterstützung durch ein Kreditinstitut oder Finanzdienstleistungsunternehmen vorgeschrieben. Die Aufgaben der Konsortien bestehen hauptsächlich in der Unterbringung der Aktien, der Risikoübernahme und der technischen Abwicklung der Emission.

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AKTIENEMISSION

Im außerbörslichen Aktienhandel übernehmen die Wertpapierhandelshäuser die Aufgaben der Emissionsbanken. Für eine neu gegründete AG gibt es im außerbörslichen Bereich grundsätzlich zwei Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung. Diese werden im folgenden dargestellt. Versendung von Zeichnungsscheinen Der Versand einer vom Wertpapierhandelshaus erstellten Analyse des Unternehmens, versehen mit einem Verkaufsprospekt und einem Zeichnungsschein, an die Kunden des Aktienhandelshauses bzw. an Kunden des Unternehmens, stellt die einfachste Art der Aktienplazierung dar. Die Kunden verschaffen sich mit Hilfe der Unternehmensanalyse und des Verkaufsprospektes einen Überblick über das Unternehmen und entschließen sich für die Zeichnung der Aktie. Mit Hilfe des beigelegten Zeichnungsscheines kann der Kunde die Menge der Aktien angeben, die er erwerben möchte. Dabei ist es nur möglich, Aktien zu dem genannten Plazierungspreis zu zeichnen. Diesen Zeichnungsschein schickt der Kunde dann wieder zurück an das Wertpapierhandelshaus. Erst nach Eintreffen der Zeichnungsscheine beim Aktienhändler erfolgt die Plazierungsentscheidung. Die Emissionsentscheidung ist vom Interesse der Kunden an den Aktien des Unternehmens abhängig, also von der Resonanz auf die Aktivitäten des Handelshauses. Ist die Resonanz gering, wird das Plazierungsvolumen überdacht bzw. die Ausgangslage für ein Going Public des Unternehmens nochmals analysiert. Tritt der positivste Fall ein, nämlich eine Überzeichnung, so erfolgt analog zum börslichen Handel eine Zuteilung der Aktien. Ist die Zeichnung abgeschlossen, lässt das Unternehmen die Kapitalerhöhung im Handelsregister eintragen. Dazu müssen die Zeichnungsscheine und der Hauptversammlungsbeschluss beim Handelsregister eingereicht werden. Die Beträge aus der Emission werden zunächst auf ein sog. Ander-Konto eingezahlt. Erst mit der Eintragung ins Handelsregister wird das Geld auf das Geschäftskonto der AG überwiesen. Darüber hinaus können die Aktien erst nach der Eintragung ins Handelsregister an den Kunden ausgeliefert werden. Nun können für die Aktien Geld- und Briefkurse ermittelt werden. Typische Wertpapierhandelshäuser erhalten 3 bis 7 % des vermittelten Volumens als Entgelt. Da bei dieser Variante der Emission das Zustandekommen der Kapitalerhöhung, im Gegensatz zu anderen Varianten, im voraus nicht garantiert ist und das Kapital dem Unternehmen erst nach einem relativ langen Zeitraum zur Verfügung steht, wird diese Form der Emission nicht allzu häufig durchgeführt. Übernahme eines Aktienpaketes zu einem festgelegten Kurs Eine weitere Form der Emission ist die Übernahme von Aktien des Unternehmens durch das Wertpapierhandelshaus zu einem festgelegten Kurs. Diese

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Übernahme erfolgt durch einen Vertrag, der zwischen den beiden Unternehmen abgeschlossen wird. Der Aktienhändler muss nun versuchen, die übernommenen Aktien am Markt zu plazieren. Natürlich kann dieses Aktienpaket auch in seinem Bestand verbleiben. Dies stellt allerdings eine Ausnahme dar. Zumeist werden die Aktien zu einem im Vergleich zum Übernahmekurs höheren Kurs an Anleger weiterveräußert. Dem Unternehmen bietet diese Form der Emission den Vorteil der sofortigen Verfügbarkeit des neuen Kapitals ohne zusätzliche Kosten. Das Wertpapierhandelshaus kann, indem der Verkaufskurs möglichst hoch angesetzt wird, maximale Erträge erwirtschaften. 8.4.6

Risiken für den Emittenten

Neben den positiven Ergebnissen, die aus einer Aktienemission erlangt werden können, gibt es auch negative, vor allem Risiken für den Emittenten. Im schlimmsten Fall gibt es keine oder zu wenige Interessenten für den Kauf der Aktien. Somit gelangt die AG nicht zu ihrem erhofften Kapital, hat jedoch die bereits entstandenen Kosten zu tragen. Ein weiteres Risiko kann dann eintreten, wenn der Kurs der Aktie nachhaltig, evtl. deutlich unter den Emissionspreis, sinkt. Die Konsequenz daraus sind oft Negativ-Image-Effekte. 8.4.7

Börsenplätze im Ausland mit einfachen Einstiegsmöglichkeiten

Neben dem Entry Standard der Deutschen Börse AG existiert auch an der London Stock Exchange ein Segment mit erleichterten Zugangsbedingungen, dem Alternative Investment Market, kurz AIM. Hierbei handelt es sich nach eigenen Angaben um den erfolgreichsten Wachstumsmarkt, der seit seiner Gründung im Jahre 1995 2.900 Unternehmen aufgenommen hat. Von ihnen wurde allein im Jahr 2007 284 der Zutritt gewährt. Die Herkunft dieser Unternehmen aus 32 Ländern spiegelt die Internationalität dieses Segmentes wider. Ähnlich wie das Freimarktsegment der Frankfurter Börse, machen die fehlenden Anforderungen hinsichtlich der Marktkapitalisierung, der Anzahl der auszugebenden Aktien, sowie der Mindestdauer der Geschäftstätigkeit diesen Handelsplatz in der Londoner City attraktiv. Des Weiteren fördern staatliche Steuersubventionen die Attraktivität dieser Handelsplattform. Die Mandatierung eines Nominated Advisors (Nomad) ist für einen Börsengang im Alternative Investment Market obligatorisch. Dieser sorgt im Vorfeld für die Erfüllung sämtlicher Erfordernisse (z. B. die Erstellung eines Prospektes bei einem öffentlichen Angebot) durch den Börsenaspiranten. Auch nach einem erfolgreichen Listing obliegt es dem Nomad, für die Erfüllung der Folgeverpflichtungen des notierten Unternehmens zu sorgen. Die geringen Folgeverpflichtungen um-

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fassen neben dem halbjährigen Zwischenfinanzbericht nach einer Auswahl von vorgegebenen Rechenstandards auch die Verpflichtung, kursrelevante Informationen auf der Unternehmenshomepage zu veröffentlichen. Ein ähnliches Segment wurde 2007 auch in Singapur eingeführt. Mit dem Segment Catalist, vormals SESDAQ, versucht die Singapore Stock Exchange, die im Vergleich zu anderen Börsenplätzen – wie beispielsweise Hongkong – geringe kumulierte Marktkapitalisierung ihrer gelisteten Unternehmen zu erhöhen. Doch gerade dem von vielen asiatischen Unternehmen präferierten Börsenstandort London sollen mittels dieses Segmentes die Kunden abgeworben werden. Anders als in London und Frankfurt, ist hier bei einem öffentlichen Angebot kein klassischer Verkaufsprospekt vonnöten. Ein Offer Document, veröffentlicht auf der Homepage der Singapore Stock Exchange, ist als Börsenprospekt ausreichend. Jedoch ist im Falle einer Marktkapitalisierung von über SGD 75 Mio. ein vierteljährlicher Finanzbericht erforderlich, wohingegen bei einer Unterschreitung dieser Kapitalisierungsmarke ein halbjährlicher ausreichend ist. Die Entscheidung, ob ein Unternehmen die Erfordernisse des Catalists erfüllt, obliegt hier der Entscheidung des Full Sponsors. Dieser führt die Due Diligence durch und entscheidet aufgrund dieses Einblickes über die Eignung des Unternehmens. Dies unterscheidet auch den Full von dem Continuing Sponsor. Dieser ist, genau wie der Full Sponsor, allerdings ausschließlich für die Betreuung nach dem Listing verantwortlich und im weitesten Sinne auch gegenüber der Singapore Stock Exchange verpflichtet. Grundvoraussetzung für eine Notierung an der Catalist-Plattform ist, dass ein Mindesthandelsvolumen von 15 % der ausgegebenen Aktien auf 200 Aktionäre verteilt ist. Ein Nachteil jedoch sind die hohen Kosten bei einem Listing bzw. die jährlichen Folgekosten. Die London Stock Exchange erhebt eine Zulassungsgebühr von £ 4.535, sowie eine jährliche Gebühr in derselben Höhe. Die Singapore Stock Exchange erhebt in Abhängigkeit des Marktwertes der ausgegebenen Aktien zum einen eine Mindestzulassungsgebühr von SGD 30.000 bis maximal SGD 100.000 plus einer Verfahrensgebühr von SGD 2.000. Zum anderen fallen jährlich Gebühren zwischen SGD 15.000 und SGD 50.000 wiederum in Abhängigkeit zum Marktwert der ausgegebenen Aktien an.

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8.5

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AG-Manteltransaktion, Reverse Merger/SPAC

Neben den beiden gewöhnlichen Wegen eines Unternehmens seine Aktien an einem Börsenplatz handelbar zu machen – erstens im Zuge einer Erstnotiz mit Kapitalerhöhung und zweitens mit einem einfachen Listing ohne Kapitalaufnahme durch das Unternehmen – existiert auch ein dritter Zugang zu den Kapitalmärkten, der eines so genannten „Cold IPO“. Dabei handelt es sich um die Fusion zweier Unternehmen, wobei meist das eine, kleinere über eine Börsennotiz verfügt, das größere jedoch nicht. Um diesen Umstand zu ändern, jedoch um nicht den Prozess einer direkten Börsennotierung durchlaufen zu müssen, gibt es eben jene Möglichkeit eines Mergers. Ungewöhnlich hierbei ist im Vergleich zu einem „gewöhnlichen“ Merger, dass das kleinere Unternehmen offiziell das größere eingliedert und nicht umgekehrt. Hierbei bringt das nicht börsennotierte Unternehmen seine Geschäftstätigkeit oft mit sämtlichen Bilanzpositionen ein, wofür die Gesellschafter Anteilsscheine an der börsennotierten Aktiengesellschaft erhalten. Die Motivation eines Unternehmens, börsengehandelt zu sein, ist dabei dieselbe wie bei einem öffentlichen Angebot. Neben der Möglichkeit, Kapital über die Börse aufzunehmen, hilft der gesteigerte Bekanntheitsgrad auch, die selbst gesetzten Unternehmensziele zu realisieren. Dabei gibt es verschiedene Arten von börsennotierten Unternehmen, die sich für einen derartigen Merger eignen. Grundsätzlich werden hierbei Aktiengesellschaften ohne operativen Geschäftsbetrieb verwendet. Sie bestehen idealerweise nur noch aus der Börsennotiz und einem Kassenbestand und werden auch „Börsenmäntel“ genannt. Solch eine Konstellation lässt sich auf verschiedene Wege herbeiführen. Eine natürliche Entstehungsart ist, wenn ein solcher Börsenmantel aus einer insolventen, börsennotierten Aktiengesellschaft hervorgeht. Nach erfolgreicher Beendigung des Insolvenzplanes wird der Fortbestand der Gesellschaft gewährleistet. Da etwaige Altlasten im Zuge des Insolvenzverfahrens für gewöhnlich beseitigt wurden, wären die Neueigentümer nach einem Merger unbelastet. Jedoch besteht bei dieser Möglichkeit ein Nachteil, nämlich der der langen Verfahrensdauer. Zwischen Insolvenzantrag, Bestätigung eines Insolvenzplanes durch die Gläubiger und die Gerichte, sowie der übertragenden Sanierung können Jahre vergehen. Dabei besteht oftmals eine Schwierigkeit im Kauf der Anteilsscheine über die Börse von den vielen Kleinaktionären, die nur ungern einen Verlust realisieren. Zu einer erfolgreichen Neuausrichtung benötigt ein Investor jedoch eine satzungsändernde Mehrheit.

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Des Weiteren besteht die Möglichkeit, einen Mantel durch die simple Aufgabe des operativen Geschäfts zu erhalten. Nach dem Recht des Aktiengesetzes, kann die Hauptversammlung mit entsprechender Mehrheit für die Einstellung der Geschäftstätigkeit stimmen. Dabei werden zum einen sämtliche Aktiva liquidiert und zum anderen sämtliche Verbindlichkeiten bezahlt. Somit sollte ein Mantel in Reinform existieren, der als Gesellschaft mit Börsennotiz und Cashbestand definiert wird. Eine weitere Möglichkeit ist die Gründung eines „synthetischen Mantels“. Hierbei handelt es sich um eine börsennotierte Aktiengesellschaft, die einzig dem Zweck dient, einer anderen Gesellschaft einen vereinfachten Börsengang zu ermöglichen. Eine Untergruppe dieser synthetischen Mäntel bilden hierbei die Special Purpose Acquisition Companies, kurz SPACs. Hierbei handelt es sich um Aktiengesellschaften, die mit Cash ausgestattet zum Zweck einer Übernahme gegründet wurden. Diese „amerikanische Erfindung“ beschließt bereits im Vorfeld eine Lebensdauer, i. d. R. 24 Monate mit einer Verlängerungsoption durch die Hauptversammlung, ohne ein Zielobjekt definiert zu haben. Sollte innerhalb dieses Zeitraums keine erfolgreiche Akquisition durchgeführt worden sein, ist das Unternehmensziel verfehlt und die Auflösung der Gesellschaft beginnt. Als erfolgversprechend wird jedoch die Einsetzung eines erfahrenen Managementteams eingestuft, das, selbst an der SPAC beteiligt, erfolgsorientiert vergütet wird. Nachdem im Februar 2008 die Liberty International Acquisition Company 600 Mio. Euro. an Kapital einsammelte, erlöste die Germany1 Acquisition Ltd. Ende Juni 2008 ohne die Mehrzuteilungsoption 250 Mio. Euro. Als erste europäische SPAC wurde im Juli 2007 die Pan-European Acquisition Company lanciert. Der Erlös setzt sich zum einen aus einer Aktie der SPAC sowie einem CallOptionsschein zusammen, der im Falle einer erfolgreichen Akquisition gültig wird. Die Vorteile für die Eigentümer eines zum Erwerb stehenden Unternehmens liegen dabei auf der Hand. Neben der einfachen Möglichkeit börsennotiert zu werden, bietet der Kreis der neuen Aktionäre erhebliches Potenzial. Denn bei den Anteilseignern einer SPAC handelt es sich zu einem großen Teil um institutionelle, meist langfristig orientierte Investoren. Mit solch einer soliden Eigentümerstruktur kann die Erreichung unternehmenspolitischer Ziele leichter gelingen.

AKTIENEMISSION

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Ein vereinfachter Maßnahmenkatalog für eine Börsennotierung via Manteltransaktion ergibt sich wie folgt: •

Erstellung einer Unternehmensplanung.



Erarbeitung der rechtlichen Rahmenbedingungen inkl. des Kaufs des börsennotierten AG-Mantels (Kapitalerhöhung, evtl. Satzungsänderung).



Erarbeitung der steuerlichen Wirkungen.



Professionelle Bewertung des einzubringenden Unternehmens.



Erwerb des Mantels durch die Anteilseigner des einzubringenden Unternehmens.



Einbringung des Unternehmens.



Anpassung sämtlicher Versicherungen (insbesondere D&O-Versicherung).



Erwerb und Vertiefung von Kapitalmarktkenntnissen im Vorstand und im Aufsichtsrat.



Erstellung eines Marketing-/Investor Relations-/Public Relations-Maßnahmenplans.

8.6

Vor- und Nachteile

An Vorteilen sind folgende Punkte zu erwähnen: •

Die Aktiengesellschaft ist eine bewährte und flexible Unternehmensform.



Durch die Aufnahme von Kapital durch eine Aktienemission entsteht immer haftendes, langfristiges Eigenkapital.



Die Investoren werden nur ergebnisabhängig vergütet; entstehen z. B. Verluste, so kann eine Gewinnausschüttung ggf. entfallen.



Die Mitspracherechte der Anleger sind begrenzt.



Mit einer Aktienemission lassen sich Mitarbeiterbeteiligungen z. B. im Rahmen von Belegschaftsaktienmodellen u. ä. strukturieren.



Erhöhte Transparenz an Forderungen schaffen Vertrauen; Image des „grauen Marktes“ zumindest bei Börsennotiz nicht gegeben.



Aktiengesellschaft kann sich, durch hereinholen qualifizierter Aufsichtsräte, profilieren und optimieren.

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AKTIENEMISSION

An Nachteilen sind folgende Punkte zu erwähnen: •

Eine Aktiengesellschaft ist komplexer strukturiert als bspw. eine GmbH.



Insbesondere bei einer börslichen Kapitalaufnahme im regulierten Markt ergeben sich umfängliche gesetzliche Pflichten.



Bei Aktiengesellschaften mit einer Vielzahl von Aktionären, insbesondere wenn diese börsennotiert ist, ergibt sich eine Gefahr von Anheftungsklagen durch professionelle Anheftungskläger, sofern formale Fehler z. B. bei der Einberufung einer Hauptversammlung unterlaufen sind.



Dividenden sind nicht steuerlich absetzbar und nicht Aufwand beim Unternehmen, sondern Gewinnverteilung.



Um eine Aktienemission durchführen zu können, muss das Unternehmen, sofern es nicht bereits als Aktiengesellschaft besteht, zunächst in eine solche umgewandelt werden.



Transparenzanforderungen sind insbesondere bei börsennotierten Aktiengesellschaften höher als bei anderen Gesellschaftsformen, die mit Genussrechten oder Inhaberschuldverschreibungen verbunden werden.



Aufsichtsrat in AG ist Pflicht, mit entsprechenden Kosten.

PROSPEKTPFLICHT

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9 Prospektpflicht 9.1

Vermögensanlagen-Prospekte

9.1.1

Rechtliche Grundlagen

Die bereits benannten gebräuchlichsten Formen von Mezzanine-Kapital unterliegen vor deren Plazierung wichtigen Prüfungskriterien. Insbesondere durch das Anlegerschutzverbesserungsgesetz (AnSVG) wurden Änderungen des Wertpapier-Verkaufprospektgesetzes zum 01.07.2005 eingeführt, die nunmehr auch für nicht in Wertpapieren verbriefte Anlageformen und damit vor allem für die Formen des mezzaninen Kapitals eine Prospektpflicht vorsehen. Das AnSVG basiert dabei auf der Richtlinie 2003/6/EG des Europäischen Parlaments und des Rates vom 28. Januar 2003 über Insidergeschäfte und Marktmanipulationen. Verbunden mit der Richtlinie 2003/125/EG vom 22. Dezember 2003 über sachgerechte Darbietung von Anlageempfehlungen und die Offenlegung von Interessenkonflikten sowie die Kommissions-Richtlinien 2003/124/ EG vom 22. Dezember 2003 mit Begriffsbestimmungen und die Richtlinie 2004/72/EG über zulässige Marktpraktiken, Insiderinformationen über Warenderivate, die Erstellung von Insiderverzeichnissen, die Meldung von Eigengeschäften und die Anzeige verdächtiger Transaktionen setzte der deutsche Gesetzgeber durch die Gestaltungen im AnSVG diese europarechtlichen Richtlinien in innerdeutsches Recht um. Die seit 01.07.2005 eingeführte Prospektpflicht ist in § 8f. VerkProspG niedergelegt und beinhaltet hauptsächlich Regelungen über den Anwendungsbereich, Prospektinhalt, Aufstellung und Prüfung des Jahresabschlusses und des Lageberichts und Ausführungen zur Hinterlegungsstelle. Weitere gesetzliche Regelungen befinden sich in der so genannten Vermögensanlagen-Verkaufsprospektverordnung (VermVerkProspV). Die Einhaltung der dort genannten Bestimmungen wird von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Frankfurt am Main überwacht. Die dort eingerichteten Referate für Prospektprüfung sind Ansprechpartner und Prüfungsinstanz für die nunmehr zwingend einzureichenden und zu prüfenden Prospekte. An die Verkaufsprospekte werden dabei hohe inhaltliche Anforderungen gestellt. Das BaFin hat allein eine Prüfungsliste erarbeitet, die insgesamt 133 Punkte umfasst. Diese 133 Punkte orientieren sich dabei ausschließlich an den Vorgaben

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PROSPEKTPFLICHT

der VermVerkProspV. Ohne die umfassende Abarbeitung und Aufnahme dieser Prüfungspunkte im Verkaufsprospekt ist eine Genehmigung durch das BaFin ausgeschlossen mit der Folge, dass der Emittent über diese Instrumente des mezzaninen Kapitals keinen Kapitalzufluss erreichen kann. Der durch Gesetz und Rechtsprechung immer vordringlicher werdende Anlegerschutz macht Vermögensanlagen-Verkaufsprospekte unentbehrlich. Damit ein Investor eine sachgerechte Anlageentscheidung treffen kann, muss er über den Emittenten und die betreffende Vermögensanlage vollständig und verlässlich informiert werden. Nicht nur eine fehlerhafte Anlageberatung, sondern auch der Verkaufsprospekt können den Emittenten in höchste wirtschaftliche Not bringen, wenn er sich möglichen Schadenersatzansprüchen geworbener Investoren ausgesetzt sieht, weil prospektierte Angaben nicht der wirtschaftlichen oder rechtlichen Realität entsprechen. Der Verkaufsprospekt stellt die zentrale Haftungsgrundlage in Streitfällen dar. Es ist daher nicht nur wichtig, korrekte vertragliche Bedingungen einem Investor zu präsentieren, sondern auch den auf die bestimmte Anlageform zugeschnittenen Verkaufsprospekt. Die Autoren raten daher aus eigener Erfahrung dazu, im Hinblick auf die Prospekterstellung kompetente Fachleute aufzusuchen, da nicht nur die Beachtung der vom BaFin aufgestellten Prüfungspunkte eine Prospektsicherheit gewähren, sondern auch die richtige Darstellung der wirtschaftlichen und rechtlichen Gestaltung des angebotenen Anlageprodukts, die ausdrücklich nicht Prüfungsumfang der BaFin ist. Sämtliche von der BaFin geprüften und genehmigten Verkaufsprospekte für Vermögensanlagen finden Sie mit Angabe des Emittenten, des Anbieters und des Datums der Veröffentlichung auf der Homepage der BaFin: „http://www.BaFin.de/database/VPInfo/“. 9.1.2

Bewilligungsverfahren der BaFin

§ 8f Abs. 1 Satz 1 VerkProspG bestimmt, dass seit 01.07.2005 ein Emittent Anbieter für im Inland öffentlich angebotene und nicht in Wertpapieren im Sinne des VerkProspG verbriefte Anteile, die eine Beteiligung am Ergebnis eines Unternehmens gewähren, für Anteile an einem Vermögen, das der Emittent oder ein Dritter in eigenem Namen für fremde Rechnung hält oder verwaltet (Treuhandvermögen) oder für Anteile an sonstigen geschlossenen Fonds einen Verkaufsprospekt auflegen und den interessierten Investoren zur Verfügung stellen muss.

PROSPEKTPFLICHT

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Gesetzlich geregelte Ausnahmen von der Pflicht befinden sich in § 8f Abs. 2 VerkProspG. Das BaFin selbst veröffentlicht folgende Ausführungen zum Genehmigungsverfahren: „Der Verkaufsprospekt ist dem zuständigen Referat PRO 3, Lurgiallee 12, 60439 Frankfurt auf dem normalen Postweg oder über die Melde- und Veröffentlichungsplattform zu übermitteln. Eine Telefaxhinterlegung reicht lediglich zur Auslösung der Prüfungsfrist aus, wenn innerhalb von drei Werktagen ein originalunterzeichnetes Exemplar des Prospektes bei der BaFin nachgereicht wird. Eingereicht werden muss der eigenhändig unterschriebene Prospekt in einfacher Ausfertigung. Um auszuschließen, dass aufgrund eines kontinuierlichen Textflusses der für die Veröffentlichung gestattete Prospekt in Bezug auf die rechtlichen Vorgaben Differenzen gegenüber den dem Anleger übergebenen Prospekt aufweist, ist der Prospekt zumindest inhaltlich seitenidentisch einzureichen. Bilder können durch Platzhalter ersetzt werden. Nach § 2 Abs. 3 Satz 1 Vermögensanlagen-Verkaufsprospektverordnung (VermVerkProspV) soll der Verkaufsprospekt die nach der Verordnung erforderlichen Mindestangaben in der Reihenfolge ihrer Nennung in der Verordnung enthalten. Ziel dieser Vorschrift ist es, die Verkaufsprospekte für die Anleger transparenter und vergleichbarer zu gestalten. Falls der Anbieter die vorgenannte Reihenfolge nicht einhält, hat die BaFin die Möglichkeit, von dem Anbieter nach § 2 Abs. 3 Satz 2 VermVerkProspV eine so genannte Überkreuz-Checkliste zu verlangen, aus der hervorgeht, an welcher Stelle des Prospekts sich die verlangten Mindestangaben befinden. Um eine zügige Bearbeitung durch die BaFin zu gewährleisten, empfiehlt es sich generell, die von der BaFin erstellte Überkreuz-Checkliste mit einem aussagekräftigen Anschreiben, aus dem die Anschrift, insbesondere die Telefon- und Faxnummer des Ansprechpartners und des Empfängers des Gebührenbescheides hervorgeht, dem Verkaufsprospekt beizulegen. Das Prüfungsverfahren dauert in der Regel 20 Werktage, wobei der Samstag als Werktag mitzurechnen ist. Sollten die Unterlagen unvollständig sein (z. B. fehlende Vollmacht), beginnt eine erneute Prüfungsfrist von 20 Werktagen mit Vervollständigung der Unterlagen. Hierüber erhalten Sie von der BaFin spätestens zehn Werktage nach der Übermittlung eine Nachricht. Sobald der Prospekt den gesetzlichen Anforderungen entspricht, gestattet die BaFin die Veröffentlichung. Nach § 9 Abs. 2 Verkaufsprospektgesetz ist der Verkaufsprospekt entweder durch eine Hinweisbekanntmachung in einem überregionalen Börsenpflichtblatt

PROSPEKTPFLICHT

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samt Hinweis wo dieser zur kostenlosen Ausgabe bereitgehalten wird oder durch vollständigen Abdruck in einem überregionalem Börsenpflichtblatt zu veröffentlichen. Der Verkaufsprospekt muss mindestens einen Werktag vor dem öffentlichen Angebot gemäß § 9 Abs. 2 Verkaufsprospektgesetz veröffentlicht werden. Abschließend ist der BaFin eine Mitteilung über die Veröffentlichung zu übersenden. Die Nichteinhaltung dieser Veröffentlichungspflichten stellt eine Ordnungswidrigkeit dar, die bußgeldrechtlich geahndet werden kann.“ (Quelle: www.BaFin.de) Für die Prospektprüfung durch die BaFin fallen folgende Gebühren gemäß der Anlage zu § 2 Abs.1 der Verordnung über die Gebühren für Amtshandlungen betreffend Verkaufsprospekte für Vermögensanlagen nach dem Verkaufsprospektgesetz (Vermögensanlagen-Verkaufsprospektgebührenverordnung – VermVerkProspGebV) an. Zu § 2 Abs. 1 VermVerkProspGebV existiert nachfolgendes Gebührenverzeichnis: Gebührentatbestand

Gebühren in Euro

1. Gestattung der Veröffentlichung und Aufbewahrung eines vollständigen Verkaufsprospekts (§ 8i Abs. 2 Satz 1 in Verbindung mit Abs. 3 Satz 2 VerkProspG)

1.000

2. Gestattung der Veröffentlichung und Aufbewahrung eines unvollständigen Verkaufsprospekts im Sinne des § 10 Satz 1 VerkProspG (§ 8i Abs. 2 Satz 1 in Verbindung mit Abs. 3 Satz 2 VerkProspG)

975

3. Aufbewahrung der nachzutragenden Angaben im Sinne des § 10 Satz 2 und 3 VerkProspG (§ 8i Abs. 3 Satz 2 VerkProspG)

25

4. Aufbewahrung des Nachtrags im Sinne des § 11 VerkProspG (§ 11 Satz 2 in Verbindung mit § 8i Abs. 3 Satz 2 VerkProspG)

25

5. Untersagung der Veröffentlichung eines vollständigen Verkaufsprospekts (§ 8i Abs. 2 Satz 5 VerkProspG)

975

PROSPEKTPFLICHT

Gebührentatbestand

93

Gebühren in Euro

6. Untersagung der Veröffentlichung eines unvollständigen Verkaufsprospekts (§ 8i Abs. 2 Satz 5 VerkProspG)

950

7. Untersagung des öffentlichen Angebots von Vermögensanlagen (§ 8i Abs. 4 VerkProspG)

975

8. Untersagung von irreführender Werbung (§ 8j Abs. 1 VerkProspG)

975

9. Gestattung der Erstellung eines Verkaufsprospekts in einer in internationalen Finanzkreisen gebräuchlichen Sprache (§ 2 Abs. 1 Satz 4 VermVerkProspV)

100

Zu Beginn des Billigungsverfahrens ist der vollständige Verkaufsprospekt mit der ausgefüllten Überkreuzprüfungsliste beim Referat PRO 3 einzureichen. Dabei ist zu beachten, dass der Verkaufsprospekt vom Emittenten im Original unterzeichnet ist. Das BaFin bestätigt unmittelbar nach Erhalt den Eingang des Verkaufsprospekts. Einer Prüfungsfrist ist das BaFin dabei nicht unterworfen. Üblicherweise werden die eingereichten Prospekte zeitnah geprüft und dem einreichenden Emittenten Mitteilung gemacht, ob der Verkaufsprospekt in der eingereichten Form gebilligt werden kann. Sollte der Verkaufsprospekt in der eingereichten Form nicht gebilligt werden können, erhält der Emittent eine Monierungsliste, in der sämtliche Punkte aufgeführt sind, die nachgebessert werden müssen. Dabei ist zu beachten, dass das BaFin für die Nachbesserung der Punkte äußerst kurze Fristen zwischen drei bis fünf Tagen setzt, binnen der ein überarbeiteter Verkaufsprospekt einzureichen ist. Der Grund dieser kurzen Frist liegt schlichtweg darin, dass ab Einreichung des Verkaufsprosekts eine 20-Tage-Frist zu laufen beginnt, binnen der der Verkaufsprospekt in einer billigungswürdigen Fassung des BaFin vorliegen muss. Läuft die 20-Tage-Frist ab und der Verkaufsprospekt kann nicht gebilligt werden, so wird der Antrag auf Billigung durch einen Verwaltungsakt der BaFin zurückgewiesen mit einer entsprechenden Kostenfolge. Rechtsmittel können gegen den Zurückweisungsbeschluss zwar eingelegt werden, sind aber in den seltensten Fällen erfolgreich und fast immer wirtschaftlich unsinnig, da die Emission aufgrund eines Verwaltungsverfahrens deutlich verzögert würde. Um einen Zurückweisungsbeschluss zu vermeiden, wird angeraten, den Prospekt zurückzuziehen und nach Ergänzung und Korrektur neu einzureichen. Dann be-

94

PROSPEKTPFLICHT

ginnt eine neue 20-Tages-Frist. Bei Rücknahme des Verkaufsprospekts fallen üblicherweise keine Kosten an. Bei einer Billigung des Verkaufsprospekts ist dieser anschließend zu veröffentlichen. Erst nach Veröffentlichung kann die tatsächliche Emission beginnen. 9.1.3

Notwendiger Inhalt des Vermögensanlage-Prospekts

Der notwendige Inhalt eines Vermögensanlage-Prospekts richtet sich, wie bereits erwähnt, nach der Vermögensanlageverkaufsprospekt-Verordnung und der vom BaFin erstellten Überkreuzprüfungsliste, nach der die 133 inhaltlichen Prüfungspunkte abzuarbeiten sind. Selbst wenn die in der Überkreuzprüfungsliste aufgeführten Punkte abgearbeitet sind, bedeutet dies nicht automatisch, dass eine Billigung des Verkaufsprospekts erfolgt. „Interne Prüfungsrichtlinien“ der BaFin gilt es darüber hinaus zu beachten. Problematisch dabei ist, dass diese „Richtlinien“ nicht veröffentlich werden und je nach Sachbearbeiter unterschiedlich streng ausgelegt werden. So sind z. B. die Risiken, die in einem Verkaufsprospekt zu beschreiben sind, auf einer neuen Seite zu beginnen und innerhalb des ersten Drittels des Verkaufsprospekts aufzunehmen. Weiterhin dürfen Risiken im gesamten Verkaufsprospekt nicht mit Chancen vermischt, verharmlost oder relativiert werden. Da das BaFin keine privaten Interessen wahrnimmt, sondern das Billigungsverfahren im öffentlichen Interesse stattfindet (§ 4 Abs. 4 Finanzdienstleistungsaufsichtsgesetz), trifft das BaFin keine definitive Äußerung darüber, ob das Emissionsvorhaben mit den Bestimmungen des Kreditwesengesetzes (KWG) in Einklang zu bringen ist. Außerdem prüft das BaFin den Verkaufsprospekt nur auf inhaltliche Vollständigkeit und nicht auf Richtigkeit, sodass eine BaFin-Bewilligung nicht bedeutet, dass keine Prospektfehler, die eine Prospekthaftung auslösen können, vorliegen. Es ist daher grundsätzlich anzuraten, sich bei der Erstellung des Verkaufsprospekts und beim BaFin-Bewilligungsverfahren fachmännischen Rat einzuholen.

PROSPEKTPFLICHT

9.2

Wertpapier-Prospekte

9.2.1

Rechtliche Grundlagen

95

Für Wertpapiere findet das Wertpapierprospektgesetz (WpPG) Anwendung. Hierbei regelt § 1 Abs.1 WpPG den Anwendungsbereich. Danach ist das WpPG auf die Erstellung, Billigung und Veröffentlichung von Prospekten für Wertpapiere anzuwenden, die öffentlich angeboten oder zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden sollen. Die Prospektpflicht ist in § 3 WpPG normiert. 9.2.2

Bewilligungsverfahren der BaFin

Dass ein Billigungsverfahren der Veröffentlichung des Prospekts vorgeschaltet sein muss, ist in § 13 Abs. 1 WpPG geregelt: Demnach entscheidet die BaFin über die Billigung nach Abschluss einer Vollständigkeitsprüfung des Prospekts einschließlich einer Prüfung der Kohärenz und Verständlichkeit der vorgelegten Informationen. Eingereicht wird der Wertpapierprospekt bei der BaFin in den Referaten PRO 1 und PRO 2, wobei das Referat PRO 1 nach der Geschäftsverteilung für die Emittenten mit den Anfangsbuchstaben A – F zuständig ist und das Referat PRO 2 für die Emittenten mit den Anfangsbuchstaben G – Z. Über den Billigungsantrag entscheidet die BaFin gem. § 13 Abs. 2 WpPG binnen einer Frist von 10 Werktagen nach Eingang des Wertpapierprospekts bzw. binnen einer Frist von 20 Werktagen nach Eingang des Wertpapierprospekts, wenn das öffentliche Angebot Wertpapiere eines Emittenten betrifft, dessen Wertpapiere noch nicht zum Handel an einem, in einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums gelegenen, organisierten Markt zugelassen sind und der Emittent zuvor keine Wertpapiere öffentlich angeboten hat. Anders als beim Vermögensanlagen-Prospekt, beginnt diese Frist jeweils neu, wenn fehlende Informationen durch Prospektkorrektur oder -ergänzung nachgereicht werden. Eine gesetzliche Frist, binnen der der fertige billigungsfähige Wertpapierprospekt nach Einreichung vorzuliegen hat, gibt es im Gegensatz zum Vermögensanlagen-Prospekt nicht, was dazu führen kann, dass bei mehrmaliger Korrektur oder Ergänzung des Wertpapierprospekts mehrere Wochen bis zur Billigung vergehen können.

96

PROSPEKTPFLICHT

Die im Billigungsverfahren anfallenden Gebühren richten sich nach der Verordnung über die Erhebung von Gebühren nach dem Wertpapierprospektgesetz (Wertpapierprospektgebührenverordnung – WpPGebV). Zu § 2 Abs. 1 WpPGebV existiert nachfolgendes Gebührenverzeichnis: Gebührentatbestand

Gebühren in Euro

1.

Für die Hinterlegung der endgültigen Bedingungen des Angebots (§ 6 Abs. 3 Satz 2, auch in Verbindung mit Satz 3 WpPG)

25

2.

Für die Hinterlegung des endgültigen Emissionspreises und des Emissionsvolumens (§ 8 Abs. 1 Satz 9 WpPG)

25

3.

Gestattung der Nichtaufnahme bestimmter Angaben (§ 8 Abs. 2 WpPG)

500

4.

Für die Hinterlegung eines jährlichen Dokuments im Sinne des § 10 WpPG (§ 10 Abs. 2 Satz 1 WpPG)

100

5.

Billigung eines Basisprospekts im Sinne des § 6 Abs. 1 WpPG und für dessen Hinterlegung (§ 13 Abs. 1 und § 14 Abs. 1 Satz 1 WpPG)

2.500

Billigung eines Basisprospekts im Sinne des § 6 Abs. 1 WpPG und für dessen Hinterlegung in den Fällen, in denen nach Artikel 26 Abs. 4 der Verordnung (EG) Nr. 809/2004 der Kommission vom 29. April 2004 die Informationen eines, zuvor oder gleichzeitig, gebilligten und hinterlegten Registrierungsformulars durch Verweis einbezogen wurden (§ 13 Abs. 1 und § 14 Abs. 1 Satz 1 WpPG)

1.750

Billigung eines Prospekts, der als ein einziges Dokument im Sinne des § 12 Abs. 1 Satz 1, 1. Alt. des WpPG erstellt worden ist und für dessen Hinterlegung (§ 13 Abs. 1 und § 14 Abs. 1 Satz 1 WpPG)

4.000

Billigung eines Registrierungsformulars im Sinne des § 12 Abs. 1 Satz 2 und 3 WpPG und für dessen Hinterlegung (§ 13 Abs. 1 und § 14 Abs. 1 Satz 1 WpPG)

2.250

6.

7.

8.

PROSPEKTPFLICHT

Gebührentatbestand 9.

Billigung einer Wertpapierbeschreibung im Sinne des § 12 Abs. 1 Satz 2 und 4 WpPG und einer Zusammenfassung im Sinne des § 12 Abs. 1 Satz 2 und 5 WpPG in Verbindung mit § 5 Abs. 2 Satz 2 bis 4 WpPG und für deren Hinterlegung (§ 13 Abs. 1 und § 14 Abs. 1 Satz 1 WpPG)

97

Gebühren in Euro

1.750

10. Anordnung, dass die Werbung für jeweils zehn aufeinander folgende Tage auszusetzen ist (§ 15 Abs. 6 Satz 1 WpPG)

2.000

11. Untersagung der Werbung (§ 15 Abs. 6 Satz 2 WpPG)

2.000

12. Billigung eines Nachtrags im Sinne des § 16 Abs. 1 WpPG (§ 16 Abs. 1 Satz 3 in Verbindung mit § 13 Abs. 1 WpPG)

500

13. Übermittlung einer Bescheinigung im Sinne des § 18 Abs. 1 WpPG über die Billigung des Prospekts für jeden Mitgliedstaat, an dessen zuständige Behörde eine solche Bescheinigung übermittelt wird (§ 18 Abs. 1 Satz 1, auch in Verbindung mit Abs. 2 WpPG)

100

Ist die Bescheinigung der Billigung nach § 18 Abs. 1 Satz 2 WpPG innerhalb von einem Werktag zu übermitteln, erhöht sich die Gebühr um

50

Hat die Bescheinigung der Billigung eine Angabe nach § 18 Abs. 3 WpPG zu enthalten, erhöht sich die Gebühr um

50

14. Gestattung nach § 19 Abs. 1 Satz 2 WpPG

100

15. Billigung eines Prospekts, der von einem Emittenten nach den für ihn geltenden Rechtsvorschriften eines Staates, der nicht Staat des Europäischen Wirtschaftsraums ist, erstellt worden ist, für ein öffentliches Angebot oder die Zulassung zum Handel an einem organisierten Markt und für dessen Hinterlegung (§ 20 Abs. 1 und § 14 Abs. 1 Satz 1 WpPG)

5.350

16. Untersagung eines öffentlichen Angebots (§ 21 Abs. 4 Satz 1 WpPG)

4.000

17. Anordnung, dass ein öffentliches Angebot für höchstens zehn Tage auszusetzen ist (§ 21 Abs. 4 Satz 2 WpPG)

2.500

18. Widerruf der Billigung und Untersagung des öffentlichen Angebots (§ 21 Abs. 8 Satz 3 WpPG)

4.000

98

9.2.3

PROSPEKTPFLICHT

Notwendiger Inhalt des Wertpapierprospekts

Der notwendige Inhalt eines Wertpapierprospekts ist in der Generalklausel des § 5 Abs. 1 WpPG zusammengefasst: „Der Prospekt muss unbeschadet der Bestimmungen des § 8 Abs. 2 in leicht analysierbarer und verständlicher Form sämtliche Angaben enthalten, die im Hinblick auf den Emittenten und die öffentlich angebotenen oder zum Handel an einem organisierten Markt zugelassenen Wertpapiere notwendig sind, um dem Publikum ein zutreffendes Urteil über die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, die Finanzlage, die Gewinne und Verluste, die Zukunftsaussichten des Emittenten und jedes Garantiegebers sowie über die mit diesen Wertpapieren verbundenen Rechte zu ermöglichen. Insbesondere muss der Prospekt Angaben über den Emittenten und über die Wertpapiere, die öffentlich angeboten oder zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden sollen, enthalten. Der Prospekt muss in einer Form abgefasst sein, die sein Verständnis und seine Auswertung erleichtern.“ Wie der grundsätzliche Inhalt eines Wertpapierprospekts auszusehen hat, ist allgemein in § 5 Abs. 2 – 4 WpPG geregelt: „(2) Der Prospekt muss eine Zusammenfassung enthalten. In der Zusammenfassung sind kurz und allgemein verständlich die wesentlichen Merkmale und Risiken zu nennen, die auf den Emittenten, jeden Garantiegeber und die Wertpapiere zutreffen. Die Zusammenfassung muss Warnhinweise enthalten, dass 1. sie als Einführung zum Prospekt verstanden werden sollte, 2. der Anleger jede Entscheidung zur Anlage in die betreffenden Wertpapiere auf die Prüfung des gesamten Prospekts stützen sollte, 3. für den Fall, dass vor einem Gericht Ansprüche auf Grund der in einem Prospekt enthaltenen Informationen geltend gemacht werden, der als Kläger auftretende Anleger in Anwendung der einzelstaatlichen Rechtsvorschriften der Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums die Kosten für die Übersetzung des Prospekts vor Prozessbeginn zu tragen haben könnte und 4. diejenigen Personen, die die Verantwortung für die Zusammenfassung einschließlich einer Übersetzung hiervon übernommen haben, oder von denen deren Erlass ausgeht, haftbar gemacht werden können, jedoch nur für den Fall, dass die Zusammenfassung irreführend, unrichtig oder widersprüchlich ist, wenn sie zusammen mit den anderen Teilen des Prospekts gelesen wird. Betrifft der Prospekt die Zulassung von Nichtdividendenwerten mit einer

PROSPEKTPFLICHT

99

Mindeststückelung von 50.000 Euro zum Handel an einem organisierten Markt, muss keine Zusammenfassung erstellt werden. (3) Der Prospekt ist mit dem Datum seiner Erstellung zu versehen und vom Anbieter zu unterzeichnen. Sollen auf Grund des Prospekts Wertpapiere zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden, ist der Prospekt vom Zulassungsantragsteller zu unterzeichnen. (4) Der Prospekt muss Namen und Funktionen, bei juristischen Personen oder Gesellschaften die Firma und den Sitz der Personen oder Gesellschaften angeben, die für seinen Inhalt die Verantwortung übernehmen; er muss eine Erklärung dieser Personen oder Gesellschaften enthalten, dass ihres Wissens die Angaben richtig und keine wesentlichen Umstände ausgelassen sind. Im Falle des Absatzes 3 Satz 2 hat stets auch das Kreditinstitut, Finanzdienstleistungsinstitut oder nach § 53 Abs. 1 Satz 1 oder 53b Abs. 1 Satz 1 des Kreditwesengesetzes tätige Unternehmen, mit dem der Emittent zusammen die Zulassung der Wertpapiere beantragt, die Verantwortung zu übernehmen und muss der Prospekt dessen Erklärung nach Satz 1 enthalten.“ Diese allgemeinen Bestimmungen werden durch § 7 WpPG konkretisiert. § 7 WpPG stellt die Mindestangaben eines Wertpapierprospekts dar und verweist auf die Verordnung (EG) Nr. 809/2004 der Kommission vom 29. April 2004 zur Umsetzung der Richtlinie 2003/71/EG des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die in Prospekten enthaltenen Informationen sowie das Format, die Aufnahme von Informationen mittels Verweis und die Veröffentlichung solcher Prospekte und die Verbreitung von Werbung. Dort befinden sich die exakten Angaben über den Inhalt eines Wertpapierprospekts aufgelistet. Diese Vorgaben sind ähnlich wie bei einem Vermögensanlagen-Prospekt abzuarbeiten und dienen quasi als Überkreuzprüfungsliste für das BaFin-Bewilligungsverfahren. 9.2.4

Exkurs: „Start-Up“ Unternehmen

Besonderheiten zum Mindestinhalt eines Wertpapierprospekts gibt es bei „StartUp“ Unternehmen. Als „Start-Up“ Unternehmen gilt dabei ein Unternehmen, das seit Gründung bis zum Zeitpunkt der Prospektaufstellung noch keine drei Jahre alt ist. Da das Unternehmen aufgrund der Kürze der Existenz nicht über ausreichende historische Finanzinformationen verfügt, sind weitere Angaben anhand der Vorgabe der CESR’s recommendations for the consistent implementation of the European Commission’s Regulation on Prospectuses nº 809/2004, hier Randnummern 135 – 139 aufzunehmen:

100

PROSPEKTPFLICHT

„START-UP COMPANIES 135. Considering the specific features of start up issuers and Article 23 of the Regulation, CESR proposes that start-up issuers of shares are expected to provide information in their prospectuses as follows. 136. To this end, a start up issuer is a company that has been operating in its current sphere of economic activity for less than three years. The normal case that would fall under this definition is a company that has less than 3 years of existence. Nevertheless, even if the issuer was incorporated more than three years ago, the proposed Recommendations would be applicable if the company changed completely its business less than three years ago, meaning that in fact, the company’s business is totally new. Companies formed for the purposes of acting as holding companies for existing businesses are not considered start-up companies. Special purpose vehicles, as defined in article 2.4 of the Regulation, are not considered start-up companies in fact because they are formed for the purpose of the issuance of securities, not to conduct a business. 137. Strategic objectives: - A discussion of the issuer’s business plan with a discussion of the issuer's strategic objectives shall be provided together with the key assumptions upon which such plan is based, in particular with respect to the development of new sales and the introduction of new products and/or services during the next two financial years, and a sensitivity analysis of the business plan to variations in the major assumptions. Issuers are not obliged to include a business plan with figures. - If the business plan includes profit forecasts, the report referred to in item 13.2 of Annex I to the Regulation should be provided. 138. The prospectus shall refer to information such as: a) the extent to which the issuer’s business is dependent upon any key individuals’ identifying the individuals concerned, if material; b) current and expected market competitors; c) dependence on a limited number of customers or suppliers; d) mention of the assets necessary for production not owned by the issuer. 139. A valuation report prepared by an independent expert on the services/products of the issuer could be included in the prospectus. This report is not mandatory, the issuer is free to include it.“

PROSPEKTPFLICHT

101

Letztendlich wird verlangt, eine Art geschriebenen Business-Plan darzustellen, ohne dass man hierzu Zahlen einfügt oder Berechnungen. Werden Finanzkennzahlen in einem Wertpapierprospekt – auch in dem geschriebenen Business-Plan – aufgenommen, sind diese zwingend zu testieren, was schnell das geplante Budget für die Emission sprengen kann.

ZEICHNUNGSSCHEIN

103

10 Zeichnungsschein Der Zeichnungsschein ist das für den Anleger individualisierende Dokument, da es dazu dient, den gewünschten Umfang der Investition zu definieren. Dabei ist der Zeichnungsschein meist vorgefertigt, sodass lediglich die notwendigen Vertragsparameter einzutragen sind. Üblicherweise ist der Zeichnungsschein so zu handhaben, dass der vom Anleger ausgefüllte und unterzeichnete Zeichnungsschein in rechtlicher Hinsicht das vom Anleger abgegebene Beteiligungsangebot darstellt, welches durch Gegenzeichnung des Anbieters angenommen wird und erst mit Annahme durch den Emittenten der Vertrag über die Beteiligung zustande kommt.

10.1 Notwendiger Inhalt Ein Zeichnungsschein hat dabei zwingend die personenbezogenen Daten des Anlegers zu enthalten, wobei bei steuerlich relevanten Anlagen auch die Angabe zur Konfession, Wohnsitzfinanzamt und Steuernummer aufgenommen werden sollten. Neben diesen Daten des Anlegers sind die „essentialia negotii“ des abzuschließenden Vertrages, wie Laufzeit des Investments, Höhe des Investments etc. aufzunehmen. Auch der Zeichnungsschein sollte neben den wichtigen Vertragsdaten bereits Hinweise auf die wichtigsten Risiken mit Verweis auf den Verkaufsprospekt enthalten, da auch der Zeichnungsschein ein Dokument ist, das zur Aufklärung eines Anlegers dienen soll. Da ferner der Vertrieb vieler Investmentmöglichkeiten entweder über Postwurfsendungen, Telefonmarketing (sofern gesetzlich erlaubt – Stichwort: „unerlaubte Telefonwerbung“) oder ein Vertriebssystem von Angestellten oder freien Handelsvertretern oder Handelsmaklern erfolgt, ist einem Anleger im Rahmen seiner Zeichnung des Investments eine gesetzlich vorgeschriebene Widerrufsmöglichkeit einzuräumen (§§ 312, 312b, 355 BGB). Bei ausschließlich institutionellen Investoren ist eine Widerrufsbelehrung nicht notwendig, da diese einen Verbraucher schützenden Charakter hat. Nach der Rechtsprechung der BGH haben Widerrufsbelehrungen deutlich vom übrigen Text eines Vertrages oder Zeichnungsscheines hervorgehoben zu sein („Deutlichkeitsgebot“). Das bedeutet, dass die Widerrufsbelehrung in Fettdruck und farblich abgesetzt zu halten ist.

104

ZEICHNUNGSSCHEIN

10.2 Sonderfälle: Haustür- und Fernabsatzgeschäft – Widerrufsbelehrung Die vorgenannte Widerrufsbelehrung ist in Fällen, in denen die Anlage im Rahmen eines Haustürgeschäfts oder eines Fernabsatzgeschäfts verkauft wird, obligatorisch. Das Haustürgeschäft ist dabei in § 312 BGB legal definiert: „§ 312 Widerrufsrecht bei Haustürgeschäften (1) Bei einem Vertrag zwischen einem Unternehmer und einem Verbraucher, der eine entgeltliche Leistung zum Gegenstand hat und zu dessen Abschluss der Verbraucher 1. durch mündliche Verhandlungen an seinem Arbeitsplatz oder im Bereich einer Privatwohnung, 2. anlässlich einer vom Unternehmer oder von einem Dritten zumindest auch im Interesse des Unternehmers durchgeführten Freizeitveranstaltung oder 3. im Anschluss an ein überraschendes Ansprechen in Verkehrsmitteln oder im Bereich öffentlich zugänglicher Verkehrsflächen bestimmt worden ist (Haustürgeschäft), steht dem Verbraucher ein Widerrufsrecht gemäß § 355 zu. Dem Verbraucher kann anstelle des Widerrufsrechts ein Rückgaberecht nach § 356 eingeräumt werden, wenn zwischen dem Verbraucher und dem Unternehmer im Zusammenhang mit diesem oder einem späteren Geschäft auch eine ständige Verbindung aufrechterhalten werden soll. (2) Der Unternehmer ist verpflichtet, den Verbraucher gemäß § 360 über sein Widerrufs- oder Rückgaberecht zu belehren. Die Belehrung muss auf die Rechtsfolgen des § 357 Abs. 1 und 3 hinweisen. Der Hinweis ist nicht erforderlich, soweit diese Rechtsfolgen tatsächlich nicht eintreten können. (3) Das Widerrufs- oder Rückgaberecht besteht unbeschadet anderer Vorschriften nicht bei Versicherungsverträgen oder wenn 1. im Falle von Absatz 1 Nr. 1 die mündlichen Verhandlungen, auf denen der Abschluss des Vertrags beruht, auf vorhergehende Bestellung des Verbrauchers geführt worden sind oder 2. die Leistung bei Abschluss der Verhandlungen sofort erbracht und bezahlt wird und das Entgelt 40 Euro nicht übersteigt oder 3. die Willenserklärung des Verbrauchers von einem Notar beurkundet worden ist.“

ZEICHNUNGSSCHEIN

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§ 312b Abs. 1 und 2 BGB definieren den Fernabsatzvertrag, wobei in § 312d Abs. 1 BGB das Widerrufs- und Rückgaberecht aufgenommen wurde. „§ 312b Fernabsatzverträge (1) Fernabsatzverträge sind Verträge über die Lieferung von Waren oder über die Erbringung von Dienstleistungen, einschließlich Finanzdienstleistungen, die zwischen einem Unternehmer und einem Verbraucher unter ausschließlicher Verwendung von Fernkommunikationsmitteln abgeschlossen werden, es sei denn, dass der Vertragsschluss nicht im Rahmen eines für den Fernabsatz organisierten Vertriebs- oder Dienstleistungssystems erfolgt. Finanzdienstleistungen im Sinne des Satzes 1 sind Bankdienstleistungen sowie Dienstleistungen im Zusammenhang mit einer Kreditgewährung, Versicherung, Altersversorgung von Einzelpersonen, Geldanlage oder Zahlung. (2) Fernkommunikationsmittel sind Kommunikationsmittel, die zur Anbahnung oder zum Abschluss eines Vertrags zwischen einem Verbraucher und einem Unternehmer ohne gleichzeitige körperliche Anwesenheit der Vertragsparteien eingesetzt werden können, insbesondere Briefe, Kataloge, Telefonanrufe, Telekopien, E-Mails sowie Rundfunk, Tele- und Mediendienste. […]“ „§ 312d Widerrufs- und Rückgaberecht bei Fernabsatzverträgen Dem Verbraucher steht bei einem Fernabsatzvertrag ein Widerrufsrecht nach § 355 zu. Anstelle des Widerrufsrechts kann dem Verbraucher bei Verträgen über die Lieferung von Waren ein Rückgaberecht nach § 356 eingeräumt werden. […]“

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ZEICHNUNGSSCHEIN

Das Widerrufsrecht in derartigen Verbraucherverträgen ist in § 355 BGB normiert: „§ 355 Widerrufsrecht bei Verbraucherverträgen (1) Wird einem Verbraucher durch Gesetz ein Widerrufsrecht nach dieser Vorschrift eingeräumt, so ist er an seine auf den Abschluss des Vertrags gerichtete Willenserklärung nicht mehr gebunden, wenn er sie fristgerecht widerrufen hat. Der Widerruf muss keine Begründung enthalten und ist in Textform oder durch Rücksendung der Sache innerhalb der Widerrufsfrist gegenüber dem Unternehmer zu erklären; zur Fristwahrung genügt die rechtzeitige Absendung. (2) Die Widerrufsfrist beträgt 14 Tage, wenn dem Verbraucher spätestens bei Vertragsschluss eine den Anforderungen des § 360 Abs. 1 entsprechende Widerrufsbelehrung in Textform mitgeteilt wird. Bei Fernabsatzverträgen steht eine unverzüglich nach Vertragsschluss in Textform mitgeteilte Widerrufsbelehrung einer solchen bei Vertragsschluss gleich, wenn der Unternehmer den Verbraucher gemäß Artikel 246 § 1 Abs. 1 Nr. 10 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche unterrichtet hat. Wird die Widerrufsbelehrung dem Verbraucher nach dem gemäß Satz 1 oder Satz 2 maßgeblichen Zeitpunkt mitgeteilt, beträgt die Widerrufsfrist einen Monat. Dies gilt auch dann, wenn der Unternehmer den Verbraucher über das Widerrufsrecht gemäß Artikel 246 § 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche zu einem späteren als dem in Satz 1 oder Satz 2 genannten Zeitpunkt unterrichten darf. (3) Die Widerrufsfrist beginnt, wenn dem Verbraucher eine den Anforderungen des § 360 Abs. 1 entsprechende Belehrung über sein Widerrufsrecht in Textform mitgeteilt worden ist. Ist der Vertrag schriftlich abzuschließen, so beginnt die Frist nicht, bevor dem Verbraucher auch eine Vertragsurkunde, der schriftliche Antrag des Verbrauchers oder eine Abschrift der Vertragsurkunde oder des Antrags zur Verfügung gestellt wird. Ist der Fristbeginn streitig, so trifft die Beweislast den Unternehmer. (4) Das Widerrufsrecht erlischt spätestens sechs Monate nach Vertragsschluss. Diese Frist beginnt bei der Lieferung von Waren nicht vor deren Eingang beim Empfänger. Abweichend von Satz 1 erlischt das Widerrufsrecht nicht, wenn der Verbraucher nicht entsprechend den Anforderungen des § 360 Abs. 1 über sein Widerrufsrecht in Textform belehrt worden ist, bei Fernabsatzverträgen über Finanzdienstleistungen ferner nicht, wenn der Unternehmer seine Mitteilungspflichten gemäß Artikel 246 § 2 Abs. 1 Satz 1 Nr. 1 und Satz 2 Nr. 1 bis 3 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche nicht ordnungsgemäß erfüllt hat.“

ZEICHNUNGSSCHEIN

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Wie eine Widerrufsbelehrung inhaltlich zu gestalten ist, war bis zum 11.06.2010 lediglich durch die BGB-Informationspflichtenverordnung vom Bundesjustizministerium vorgegeben worden. Dieses dort befindliche Muster hatte jedoch keinen verbindlichen Charakter und wurde sowohl in der Rechtsprechung als auch in der Literatur häufig zu Recht kritisiert, da es insbesondere hinsichtlich des Beginns des Laufs der Widerrufsfrist nicht konkret genug formuliert war. Verwender dieser Musterbelehrung haben sich daher dem Risiko einer Widerrufsmöglichkeit trotz Ablauf der Widerrufsfrist ausgesetzt. Denn die Rechtsfolge einer sowohl inhaltlich als auch formell nicht ordnungsgemäßen Widerrufsbelehrung ist, dass die Widerrufsfrist nicht in Gang gesetzt wird. Zur Beseitigung der Unsicherheiten wurde mit dem Gesetz zur Umsetzung der Verbraucherkreditrichtlinie, des zivilrechtlichen Teils der Zahlungsdienstrichtlinie sowie zur Neuordnung der Vorschriften über das Widerrufs- und Rückgaberecht vom 29.07.2009 (Bundesgesetzblatt I 2009, S. 2355 – 2408) die bislang in der Verordnung über Informations- und Nachweispflichten nach bürgerlichem Recht (BGB-InfoV) enthaltenen Regelungen über Informationspflichten bei Fernabsatzverträgen und bei Verträgen im elektronischen Geschäftsverkehr zum 11.06.2010 in das Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuch (EGBGB) überführt. Bei weitgehend gleich bleibendem Inhalt erhalten die nun als Anlagen 1 und 2 zu Art. 246 EGBGB aufgeführten Muster für die Widerrufs- und die Rückgabebelehrung ebenfalls Gesetzesrang. Wird das entsprechende Muster in Textform verwandt, gelten die Anforderungen des BGB und des EGBGB an eine ordnungsgemäße Information und Belehrung über das Widerrufsrecht bzw. das Rückgaberecht als erfüllt (§ 360 Abs. 3 BGB und Art. 246 § 2 Abs. 3 S. 1 EGBGB). Eine Pflicht, die Muster zu verwenden, besteht nicht. Auf Grund des Gesetzesranges der Muster können die Gerichte diese nicht mehr – wie dies in der Vergangenheit geschehen ist – als den Vorgaben des Bürgerlichen Gesetzbuchs widersprechend ansehen.

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ZEICHNUNGSSCHEIN

10.3 Unverbindliches Muster einer Widerrufsbelehrung Die Anlage 1 zu Art. 246 EGBGB normiert nunmehr folgende Widerrufsbelehrung zzgl. Anmerkungen: Widerrufsbelehrung Widerrufsrecht Sie können Ihre Vertragserklärung innerhalb von [14 Tagen] [1] ohne Angabe von Gründen in Textform (z. B. Brief, Fax, E-Mail) [oder – wenn Ihnen die Sache vor Fristablauf überlassen wird – durch Rücksendung der Sache] [2] widerrufen. Die Frist beginnt nach Erhalt dieser Belehrung in Textform [3]. Zur Wahrung der Widerrufsfrist genügt die rechtzeitige Absendung des Widerrufs [oder der Sache] [2]. Der Widerruf ist zu richten an: [4] Widerrufsfolgen [5] Im Falle eines wirksamen Widerrufs sind die beiderseits empfangenen Leistungen zurückzugewähren und ggf. gezogene Nutzungen (z. B. Zinsen) herauszugeben. [6] Können Sie uns die empfangene Leistung ganz oder teilweise nicht oder nur in verschlechtertem Zustand zurückgewähren, müssen Sie uns insoweit ggf. Wertersatz leisten. [7] [Bei der Überlassung von Sachen gilt dies nicht, wenn die Verschlechterung der Sache ausschließlich auf deren Prüfung – wie sie Ihnen etwa im Ladengeschäft möglich gewesen wäre – zurückzuführen ist. Im Übrigen können Sie die Pflicht zum Wertersatz für eine durch die bestimmungsgemäße Ingebrauchnahme der Sache entstandene Verschlechterung vermeiden, indem Sie die Sache nicht wie Ihr Eigentum in Gebrauch nehmen und alles unterlassen, was deren Wert beeinträchtigt. [8] Paketversandfähige Sachen sind auf unsere [Kosten und] [9] Gefahr zurückzusenden. Nicht paketversandfähige Sachen werden bei Ihnen abgeholt.] [2] Verpflichtungen zur Erstattung von Zahlungen müssen innerhalb von 30 Tagen erfüllt werden. Die Frist beginnt für Sie mit der Absendung Ihrer Widerrufserklärung [oder der Sache] [2], für uns mit deren Empfang. Besondere Hinweise [10] Finanzierte Geschäfte [11] (Ort), (Datum), (Unterschrift des Verbrauchers) [12]

ZEICHNUNGSSCHEIN

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Gestaltungshinweise: [1] Wird die Belehrung nicht spätestens bei, sondern erst nach Vertragsschluss mitgeteilt, lautet der Klammerzusatz „einem Monat“. In diesem Fall ist auch Gestaltungshinweis 8 einschlägig, wenn der dort genannte Hinweis nicht spätestens bei Vertragsschluss in Textform erfolgt. Bei Fernabsatzverträgen steht eine unverzüglich nach Vertragsschluss in Textform mitgeteilte Widerrufsbelehrung einer solchen bei Vertragsschluss gleich, wenn der Unternehmer den Verbraucher gemäß Artikel 246 § 1 Abs. 1 Nr. 10 EGBGB unterrichtet hat. [2] Der Klammerzusatz entfällt bei Leistungen, die nicht in der Überlassung von Sachen bestehen. [3] Liegt einer der nachstehenden Sonderfälle vor, ist Folgendes einzufügen: a) bei schriftlich abzuschließenden Verträgen: „ jedoch nicht, bevor Ihnen auch eine Vertragsurkunde, Ihr schriftlicher Antrag oder eine Abschrift der Vertragsurkunde oder des Antrags zur Verfügung gestellt worden ist“; b) bei Fernabsatzverträgen (§ 312b Abs. 1 Satz 1 BGB) über die aa) Lieferung von Waren: „ jedoch nicht vor Eingang der Ware beim Empfänger (bei der wiederkehrenden Lieferung gleichartiger Waren nicht vor Eingang der ersten Teillieferung)“; bb) Erbringung von Dienstleistungen: „ jedoch nicht vor Vertragsschluss“; in beiden Fällen ist der Zusatz wie folgt zu vervollständigen: „und auch nicht vor Erfüllung unserer Informationspflichten gemäß Artikel 246 § 2 in Verbindung mit § 1 Abs. 1 und 2 EGBGB“; c) bei Verträgen im elektronischen Geschäftsverkehr (§ 312e Abs. 1 Satz 1 BGB): „ jedoch nicht vor Erfüllung unserer Pflichten gemäß § 312e Abs. 1 Satz 1 BGB in Verbindung mit Artikel 246 § 3 EGBGB“; d) bei einem Kauf auf Probe (§ 454 BGB): „ jedoch nicht, bevor der Kaufvertrag durch Ihre Billigung des gekauften Gegenstandes für Sie bindend geworden ist“; e) bei Teilzeit-Wohnrechteverträgen (§ 481 Abs. 1 Satz 1 BGB): „ jedoch nicht, bevor wir Ihnen sämtliche in § 2 Abs. 1 und 3 BGB-InfoV bestimmten Angaben schriftlich mitgeteilt haben“.

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ZEICHNUNGSSCHEIN

Wird für einen Vertrag belehrt, der unter mehrere der vorstehenden Sonderfälle fällt (z. B. ein Fernabsatzvertrag über die Lieferung von Waren im elektronischen Geschäftsverkehr), sind die jeweils zutreffenden Ergänzungen zu kombinieren (in dem genannten Beispiel wie folgt: „ jedoch nicht vor Eingang der Ware beim Empfänger (bei der wiederkehrenden Lieferung gleichartiger Waren nicht vor Eingang der ersten Teillieferung) und auch nicht vor Erfüllung unserer Informationspflichten gemäß Artikel 246 § 2 in Verbindung mit § 1 Abs. 1 und 2 EGBGB sowie unserer Pflichten gemäß § 312e Abs. 1 Satz 1 BGB in Verbindung mit Artikel 246 § 3 EGBGB“). [4] Einsetzen: Namen/Firma und ladungsfähige Anschrift des Widerrufsadressaten. Zusätzlich können angegeben werden Telefaxnummer, E-Mail-Adresse und/ oder, wenn der Verbraucher eine Bestätigung seiner Widerrufserklärung an den Unternehmer erhält, auch eine Internet-Adresse. [5] Dieser Absatz kann entfallen, wenn die beiderseitigen Leistungen erst nach Ablauf der Widerrufsfrist erbracht werden. Dasselbe gilt, wenn eine Rückabwicklung nicht in Betracht kommt (z. B. Hereinnahme einer Bürgschaft). [6] Bei Widerrufsrechten nach § 485 Abs. 1 BGB ist folgender Satz einzufügen: „Eine Vergütung für geleistete Dienste sowie für die Überlassung der Nutzung von Wohngebäuden müssen Sie nicht zahlen.“ [7] Bei Fernabsatzverträgen über Dienstleistungen ist folgender Satz einzufügen: „Dies kann dazu führen, dass Sie die vertraglichen Zahlungsverpflichtungen für den Zeitraum bis zum Widerruf gleichwohl erfüllen müssen.“ [8] Wenn ein Hinweis auf die Wertersatzpflicht gemäß § 357 Abs. 3 Satz 1 BGB und eine Möglichkeit zu ihrer Vermeidung nicht spätestens bei Vertragsschluss in Textform erfolgt, ist anstelle dieses Satzes folgender Satz einzufügen: „Für eine durch die bestimmungsgemäße Ingebrauchnahme der Sache entstandene Verschlechterung müssen Sie keinen Wertersatz leisten.“ Bei Fernabsatzverträgen steht ein unverzüglich nach Vertragsschluss in Textform mitgeteilter Hinweis einem solchen bei Vertragsschluss gleich, wenn der Unternehmer den Verbraucher rechtzeitig vor Abgabe von dessen Vertragserklärung in einer dem eingesetzten Fernkommunikationsmittel entsprechenden Weise über die Wertersatzpflicht und eine Möglichkeit zu ihrer Vermeidung unterrichtet hat.

ZEICHNUNGSSCHEIN

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[9] Ist entsprechend § 357 Abs. 2 Satz 3 BGB eine Übernahme der Versandkosten durch den Verbraucher vereinbart worden, kann der Klammerzusatz weggelassen werden. Stattdessen ist hinter „zurückzusenden“ Folgendes einzufügen: „Sie haben die Kosten der Rücksendung zu tragen, wenn die gelieferte Ware der bestellten entspricht und wenn der Preis der zurückzusendenden Sache einen Betrag von 40 Euro nicht übersteigt oder wenn Sie bei einem höheren Preis der Sache zum Zeitpunkt des Widerrufs noch nicht die Gegenleistung oder eine vertraglich vereinbarte Teilzahlung erbracht haben. Anderenfalls ist die Rücksendung für Sie kostenfrei.“ [10] Bei einem Widerrufsrecht gemäß § 312d Abs. 1 BGB, das für einen Fernabsatzvertrag über die Erbringung einer Dienstleistung gilt, ist hier folgender Hinweis aufzunehmen: „Ihr Widerrufsrecht erlischt vorzeitig, wenn der Vertrag von beiden Seiten auf Ihren ausdrücklichen Wunsch vollständig erfüllt ist, bevor Sie Ihr Widerrufsrecht ausgeübt haben.“ Bei einem Widerrufsrecht nach § 485 Abs. 1 BGB ist hier folgender Hinweis aufzunehmen: „Die Widerrufsfrist verlängert sich auf einen Monat, wenn Ihnen nicht bereits vor Vertragsschluss ein Prospekt über das Wohnungsobjekt ausgehändigt worden ist oder wenn der Prospekt nicht in der Sprache des Staates, dem Sie angehören oder in dem Sie Ihren Wohnsitz haben, abgefasst ist. Ist der Prospekt in Deutsch abgefasst, gilt dies, wenn Sie Bürger oder Bürgerin eines Mitgliedstaats der Europäischen Union oder eines Vertragsstaats des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum sind, nur, wenn Sie um einen Prospekt in der oder einer der Amtssprachen Ihres Heimatlandes gebeten und ihn nicht erhalten haben. Bei Widerruf müssen Sie ggf. auch die Kosten einer notariellen Beurkundung erstatten, wenn dies im Vertrag ausdrücklich bestimmt ist.“ Diese Rubrik entfällt, wenn keiner der vorgenannten Fälle einschlägig ist. [11] Der nachfolgende Hinweis für finanzierte Geschäfte kann entfallen, wenn ein verbundenes Geschäft nicht vorliegt: „Haben Sie diesen Vertrag durch ein Darlehen finanziert und widerrufen Sie den finanzierten Vertrag, sind Sie auch an den Darlehensvertrag nicht mehr gebunden, wenn beide Verträge eine wirtschaftliche Einheit bilden. Dies ist insbesondere anzunehmen, wenn wir gleichzeitig Ihr Darlehensgeber sind oder wenn sich Ihr Darlehensgeber im Hinblick auf die Finanzierung unserer Mitwirkung bedient. Wenn uns das Darlehen bei Wirksamwerden des

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ZEICHNUNGSSCHEIN

Widerrufs oder der Rückgabe bereits zugeflossen ist, tritt Ihr Darlehensgeber im Verhältnis zu Ihnen hinsichtlich der Rechtsfolgen des Widerrufs oder der Rückgabe in unsere Rechte und Pflichten aus dem finanzierten Vertrag ein. Letzteres gilt nicht, wenn der vorliegende Vertrag den Erwerb von Finanzinstrumenten (z. B. von Wertpapieren, Devisen oder Derivaten) zum Gegenstand hat. Wollen Sie eine vertragliche Bindung so weitgehend wie möglich vermeiden, widerrufen Sie beide Vertragserklärungen gesondert.“ Bei einem finanzierten Erwerb eines Grundstücks oder eines grundstücksgleichen Rechts ist Satz 2 des vorstehenden Hinweises wie folgt zu ändern: „Dies ist nur anzunehmen, wenn die Vertragspartner in beiden Verträgen identisch sind oder wenn der Darlehensgeber über die Zurverfügungstellung von Darlehen hinausgeht und Ihr Grundstücksgeschäft durch Zusammenwirken mit dem Veräußerer fördert, indem er sich dessen Veräußerungsinteressen ganz oder teilweise zu Eigen macht, bei der Planung, Werbung oder Durchführung des Projekts Funktionen des Veräußerers übernimmt oder den Veräußerer einseitig begünstigt.“ [12] Ort, Datum und Unterschriftsleiste können entfallen. In diesem Fall sind diese Angaben entweder durch die Wörter „Ende der Widerrufsbelehrung“ oder durch die Wörter „Ihr(e) (einsetzen: Firma des Unternehmers)“ zu ersetzen.

TREUHANDVERTRAG

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11 Treuhandvertrag Ein Treuhandvertrag dient in erster Linie zur Vereinfachung des Verwaltungsaufwandes. Die Gestaltung einer Anlagemöglichkeit über eine sogenannte Treuhand ist insbesondere in den Fällen interessant, in denen der Anleger eine gesellschaftsrechtlich relevante Stellung eingeräumt bekommt, in der er in Gesellschaftsversammlungen Stimmrechte ausüben kann. Nimmt ein Treuhänder diese Rechte und Pflichten für den Anleger wahr, können Gesellschaftsversammlungen (z. B. bei einer Kommanditbeteiligung) unkompliziert und ohne viel Verwaltungsaufwand abgehalten werden. Ein Nachteil für den Anleger bzw. in diesem Fall dann Treugeber ist, dass er Kontroll- bzw. Mitbestimmungsrechte aus der Hand gibt. Zwar ist ein Treuhänder aufgrund des Treuhandvertrages verpflichtet, die Interessen der Anleger/ Treugeber wahrzunehmen. In der Realität sieht es aber meist so aus, dass der Treuhänder vom Emittenten vorgegeben wird und diesem nahe steht, sodass auch ggf. unpopuläre zu treffende Beschlüsse ohne kritische Auseinandersetzung gefasst werden können. Dabei ist anzumerken, dass der Anleger/Treugeber selbstverständlich nicht vollkommen schutzlos gestellt wird, da seriöse Treuhandverträge gravierende Beschlüsse, wie z. B. über die vorzeitige Liquidation eines Fonds, von einer direkten Zustimmung des Anlegers abhängig machen. Ein weiterer nicht zu unterschätzender Vorteil einer Treuhandvereinbarung ist, dass z. B. bei Kommanditbeteiligungen nicht jeder einzelne beitretende Anleger (Kommanditist) in das Handelsregister eingetragen werden muss, sondern hier ausschließlich der Treuhänder als Kommanditist eingetragen ist (Handelsregistertreuhand). Dies spart erheblichen finanziellen und verwaltungstechnischen Aufwand. Der Inhalt eines Treuhandvertrages ist individuell für jeden Einzelfall zu gestalten, wobei die Eckpunkte immer die Darstellung der Rechte und Pflichten der Vertragsparteien, die Haftung des Treuhänders, aber auch die Vergütung des Treuhänders sind.

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12 Verwaltung von Vermögensanlagen und Wertpapieren Folgende Zeitungsmeldung war im März 2006 zu lesen: „Stadt Dresden verkauft sämtliche Wohnungen an einen Finanzinvestor.“ Mit dem Verkauf des gesamten kommunalen Wohnungsbestandes durch die Stadt Dresden ist eine der folgenschwersten Entwicklungen der letzten Jahre für kurze Zeit ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Die Bewegung auf dem Wohnungsmarkt kann in naher Zukunft die Zerstörung des Lebensstandards breiter Bevölkerungsschichten vorantreiben und die Klassenspaltung der Gesellschaft noch deutlicher machen. Am 9. März stimmte der Dresdner Stadtrat dem Verkauf der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Woba an die amerikanische Investorengruppe Fortress mit einer Mehrheit von 40 gegen 29 Stimmen bei einer Enthaltung zu. Damit ging der gesamte Bestand von etwa 48.000 Wohnungen für die Summe von 1,7 Milliarden Euro in private Hände über. Diesen Weg sind inzwischen weitere große deutsche Städte gegangen. Sie verkaufen zum Beispiel ihre Immobilien, ihre Straßenbahnen oder ihre Abwassernetze, um Schulden zu tilgen. Große Investmentgesellschaften machen damit große Gewinne. Gewinne, die die Städte und Ihre Bürger selbst brauchen und auch bekommen könnten.

12.1 Bürgerbeteiligungen für Städte, Stadtwerke und Kommunen – „Meine Stadt gehört uns“ Warum nehmen die Städte und Kommunen dies zusammen mit ihren Bürgern nicht selbst in die Hand? Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nahe liegt? Warum sollen Bürger in Geldanlagen investieren, die fernab der Heimat liegen und zudem vielleicht auch noch hohe Risiken beinhalten, wenn die Investitionsmöglichkeiten, verbunden mit Sicherheit und Transparenz, vor der eigenen Haustüre liegen – und das alles gekoppelt mit guten Renditemöglichkeiten?

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Finanzierungen durch die Bürger sind in fast allen erdenklichen Bereichen möglich! Immobilien, wie Seniorenresidenzen und Hotels, aber auch Nahverkehrsmittel, wie Straßenbahnen können durch den Bürger finanziert werden, ja sogar Infrastrukturen wie Abwassernetze werden inzwischen mit Bürgerbeteiligung erneuert oder ausgebaut. Erneuerbare Energien – Hoffnungsträger der Zukunft – in Bürgerhand! Die Erneuerbaren Energien treten zunehmend in den Vordergrund, wenn es darum geht, Projekte in diesem Bereich mit dem Bürger zu realisieren und zu finanzieren. Auf der ganzen Welt entwickeln sich die Erneuerbaren Energien zum Hoffnungsträger für eine saubere Welt mit sauberer Energie. Energie, die allen zur Verfügung stehen soll und auch kann und wird! Alle Menschen sollen diese Energie nutzen und alle können von den Vorteilen profitieren. Bildung und Wohlstand für alle sind nur dann möglich, wenn allen Menschen auf dieser Erde Energie in vernünftigem Maße zur Verfügung gestellt werden kann. Das kann in den kommenden Jahrzehnten mit Erneuerbaren Energien möglich gemacht werden. Erneuerbare Energien können nämlich zentral und auch dezentral, in sehr kleinen Kraftwerken, hergestellt werden. Damit ist es möglich, die für die Menschen so wichtige Energie auch in abgelegene und unzugängliche Regionen zu bringen. Wir in den reichen Ländern haben es in der Hand, und gerade heute, in einer Zeit, in der Städte und Kommunen über sinkende Einnahmen klagen, werden solche wertvollen Investitionen in Erneuerbare Energien mit Unterstützung der Bürger gebraucht. Die Bürger helfen, das Ziel „100 % Energie durch Erneuerbare Energien“ zu erreichen und investieren dazu noch in die eigene Region und in die eigene Geldbörse. Damit ist allen geholfen! Jede Stadt, jede Kommune und jedes Stadtwerk kann jetzt zusammen mit ihren Bürgern in die Zukunft von uns allen, in Erneuerbare Energien investieren! Was sind die Vorteile bei der Unterstützung derartiger Vorhaben durch die Bürger der Kommunen und im speziellen Fall durch die Kunden von Stadtwerken? •

Die Bürger investieren in ihre eigene Zukunft, in Erneuerbare Energien.



Durch eigene Finanzierungsinstrumente entstehen autonome Städte und Kommunen.

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Finanzielle Erlöse durch den Verkauf von Energie und dem Eigenbetrieb der Anlagen durch die Städte, Kommunen, Stadtwerke und durch die Bürger stärken die Region.



Die Steuereinnahmen werden in die eigene Region verlagert.



Die Ausgaben für Energie bleiben in der eigenen Region.



Vorteile wie Bürger- bzw. Kundenbindung in der Region werden gefördert.



Es entstehen viele größere und kleine dezentrale Kraftwerke, die die konzentrierte Energieerzeugung örtlich aufteilen und damit unangreifbar machen.



Es wird eine größere Unabhängigkeit von konventionellen Energieversorgern und steigenden Preisen erreicht.



Kürzere Transportwege für die Energie und die Eigennutzung sorgen für weniger Energieverluste und mehr Effizienz.



Es fördert die Region durch das Schaffen neuer Arbeitsplätze.



Die Jugend erfährt neue Perspektiven, da die eigene Kommune viel zu bieten hat.



Die Akzeptanz für Projekte an Erneuerbaren Energien wächst.



Es können auch Bürger, die kein eigenes Dach für eine Photovoltaikanlage besitzen, in Erneuerbare Energien, in Photovoltaik investieren.



Der Klimaschutz wird unterstützt und die CO2-Emissionen werden gesenkt.



Wertvolle Frei- und Dachflächen für weitere eigene Energieerträge und Investitionen werden durch dieses Bewusstwerden und durch dieses Bewusstsein für die eigene Region gesichert und bleiben vor Ort.

Wie kann die erfolgreiche Umsetzung von Bürgerbeteiligungen durchgeführt werden? Der Fahrplan und die Umsetzung müssen einfach, sicher und im vertretbaren Aufwand sein. Mit dem Bürgerkonzept „Meine Stadt gehört uns“ gewinnen alle: •

Die Stadt



Die Stadtwerke



Alle Bürger

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VERWALTUNG VON VERMÖGENSANLAGEN UND WERTPAPIEREN

Der Bau und der Erwerb von Kraftwerken im Bereich Sonne, Wind, Biomasse, Wasser oder beispielsweise Geothermie birgt in allen Fällen wertvolle Beteiligungsmöglichkeiten für die Bürger. Maßgeblich unterstützend ist hier aktuell natürlich das EEG, das ErneuerbareEnergien-Gesetz, mit garantierten Einspeisevergütungen, welches gemäß seinem Zweck im Interesse des Klima- und Umweltschutzes eine nachhaltige Entwicklung der Energieversorgung ermöglichen soll. Anlagenplanung und Anlagenbau müssen bei diesen langfristigen Vorhaben hohen Qualitätsanforderungen genügen. Natürlich ist es von Vorteil, wenn die Anlagen in der Region gebaut werden und für jeden Bürger die Möglichkeit besteht, die Kraftwerke, die Anlagen zu besichtigen. In einigen Regionen und Städten werden Flächen und Dächer für den Bau von Kraftwerken wie Photovoltaikanlagen zunehmend Mangelware. Hier bietet sich auch die Möglichkeit an, in größere Projekte zu investieren, oft in einer Gemeinschaft mit anderen Städten und Stadtwerken. Der Bürger oder der Kunde der Stadtwerke kann sich hier ebenfalls an solchen Projekten beteiligen. Verwaltung und Prospektierung ermöglichen neben gut gebauten und effizienten Kraftwerken den Beteiligungserfolg: Das Beteiligungskonzept muss ebenso einfach wie verständlich sein. Verschiedene Zielsetzungen und Anforderungen verlangen natürlich nach verschiedenen Beteiligungsarten. Bei einigen Beteiligungsarten und je nach Beteiligungshöhe sind, wie im vorliegenden Buch bereits beschrieben, Prospektierungen bei der BaFin erforderlich. Die Qualität des Prospektes, dessen Erstellung und Genehmigung in einem angemessenen Kostenrahmen erfolgen sollte, trägt maßgeblich zum Erfolg der Beteiligung bei. So kann jeder Bürger Anteile an den Investitionen in Erneuerbare Energien erwerben, auch Bürger, die kein eigenes Dach haben – mit zum Beispiel einer Investition schon ab 500 Euro. Der Aufwand für die Verwaltung muss gering bleiben. Anteilszeichnungen ab der vorgenannten Größe können den Aufwand schnell in die Höhe treiben, wenn kein spezielles Verwaltungssystem eingesetzt wird.

VERWALTUNG VON VERMÖGENSANLAGEN UND WERTPAPIEREN

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Andererseits soll auch der Anleger mit 500 Euro die Möglichkeit haben, an den Erneuerbaren Energien teilzuhaben, auch wenn diese Größenordnung eher einen exemplarischen Beitrag darstellt. Die Stadtwerke sind die vertrauenswürdigsten Unternehmen Deutschlands! Keine Vertriebskosten – ein ganz großer Vorteil: Selbstverständlich steckt hinter jedem Verkaufserfolg ein guter Vertrieb und eine gute Werbung. Anders ist dies bei Unternehmen wie den Städten, Stadtwerken und Kommunen. Vertriebskosten entfallen hier gänzlich. Die Stadtwerke gehören zu den vertrauenswürdigsten Unternehmen Deutschlands und halten zur Zeit sogar die PolePosition. Da ist es kein Wunder, dass die Anteile an Erneuerbaren Energien erfahrungsgemäß immer innerhalb kürzester Zeit, oft innerhalb weniger Tage, vollkommen ausverkauft, ja überzeichnet sind. Städte, Stadtwerke und Kommunen und Genossenschaften können zusammen mit ihren Bürgern durch die Investition in die Erneuerbaren Energien gutes Geld verdienen. Sie haben dabei, je nach Beteiligungsart, die Möglichkeit, mit und ohne Bank zu arbeiten und auch große Projekte ausschließlich mit Beteiligungskapital durchzuführen. Was sind die Vorteile bei einer autonomen Realisierung derartiger Projekte direkt durch die Stadt, durch das Stadtwerk oder durch die Genossenschaft? •

Es entstehen wesentlich weniger Kosten bei Prospektierung und Verwaltung.



Zudem möchte nicht jeder Kunde der Bank A eine Beteiligung bei der Bank B zeichnen. Vielmehr könnte beim Bürger die Frage auftauchen, warum das die eigene Hausbank nicht anbietet.



Der Ansatz, solch wertvolle Beteiligungen an Erneuerbaren Energien direkt von der Stadt, direkt vom Energieerzeuger, direkt von den Stadtwerken anzubieten, ist die authentische Realisierung einer echten Bürgerbeteiligung mit einer optimalen Rendite.



Städte, Stadtwerke und Kommunen sowie Genossenschaften sind durch diese Bankenneutralität über die gesamte Beteiligungszeit direkt mit dem Bürger, mit dem Kunden der Stadtwerke oder mit den Mitgliedern der Genossenschaften verbunden.

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Diese Lösung betrifft auch alle politischen Parteien. Durch diese Neutralität sind solche Investitionen in die Zukunft, einhergehend mit einer attraktiven Geldanlage, in jeder Region und für jeden Bürger möglich.

Grundlagen für das erfolgreiche Konzept der Bürgerbeteiligung: Was muss dabei beachtet werden, was sind die wesentlichen Elemente, um eine Bürgerbeteiligung erfolgreich durchzuführen?: •

Die Wahl der richtigen Beteiligungsart.



Die Erarbeitung eines Marketing- und Emissionsfahrplans.



Eine Prospektierung (BaFin-Prospekt) sowie Prospektprüfung und Broschürenerstellung, soweit dies gesetzlich erforderlich ist.



Ein Komplettsystem zur Verwaltung aller Beteiligungen mit inklusivem rechtlichem und steuerrechtlichem Service. Durch die Möglichkeit, alle Beteiligungsarten verwalten zu können, ist man für die Zukunft und für die verschiedenen Anforderungen der Anlegerschichten offen und flexibel. Dabei soll der Initiator die Möglichkeit haben, selbst zu verwalten oder verwalten zu lassen. Dies ist eine „dynamische Verwaltung“.

Die Wahl der Projekte und des Beteiligungsmodells entscheiden über den Erfolg bei allen Beteiligten: Schauen wir uns einige Beteiligungsmöglichkeiten an: •

Inhaberschuldverschreibungen



Darlehen



Kommanditbeteiligungen



Genussrechte und Genussscheine



Stille Beteiligungen



Genossenschaftsanteile



Aktien

Alle Beteiligungen haben ihre Berechtigung – zur richtigen Zeit am richtigen Ort bzw. zum entsprechenden Projekt.

VERWALTUNG VON VERMÖGENSANLAGEN UND WERTPAPIEREN

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Unterschiedlichste Konzepte für unterschiedlichste Zielsetzungen: Alle vorgenannten Konzepte können nach Prüfung genutzt und umgesetzt werden. Die Ziele werden unterschiedlich gefärbt sein. Auch die im Laufe der Zeit rechtlichen und steuerrechtlichen Änderungen werden unterschiedliche Beteiligungsarten favorisieren bzw. fordern. Eigenkapital oder Fremdkapital? Während Städte durch die Beteiligung an den Projekten lieber ihr Eigenkapital stärken, sind Bilanzierungen von Fremdkapital, beispielsweise durch ein Wertpapier an Erneuerbaren Energien, für die Stadtwerke meist kein Problem. Wer soll der Besitzer des Kraftwerkes sein? Ob Inhaberschuldverschreibung, Kommanditbeteiligung oder Genossenschaft, um nur einige Möglichkeiten zu nennen – alle haben ihre Berechtigung und bieten ihre Vor- und Nachteile. Zu bedenken sind dabei stets die Möglichkeiten der Bilanzierung, die Ziele, die damit erreicht werden sollen und die Laufzeit der Beteiligungen. Wer soll das Kraftwerk betreiben und wem gehört es während der Gesamtlaufzeit bzw. wem gehört das Kraftwerk nach dem Beteiligungszeitraum? Wer trägt welche Haftung? Welche Haftung trägt der Besitzer, welche Haftung trägt der Beteiligte? Festverzinsung oder Beschlüsse über die Ausschüttungen? Will man eine Festverzinsung oder sollen Beschlüsse die Höhe der Ausschüttungen festlegen? Versammlungen und Mitspracherechte? Wie viel Mitspracherecht und wie viel Arbeit ist dem Anleger zuzumuten? Das sind Fragen, die geklärt sein müssen, bevor das Konzept für eine sinnvolle Beteiligung festgelegt werden kann. Am Anfang gab es Widerstand – heute gibt es nur noch Erfolge: Vor einigen Jahren begannen Städte, Stadtwerke, Kommunen und Genossenschaften Projekte mit Bürger- und Kundenbeteiligung im Bereich der Erneuerbaren Energien durchzuführen. Damals gab es noch viele kommunale „Widerstände“, Vorschriften und Einwände, gegen die sich die Initiatoren wehren mussten.

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VERWALTUNG VON VERMÖGENSANLAGEN UND WERTPAPIEREN

Die Stadtwerke Schwäbisch Hall haben diesbezüglich Pionierarbeit geleistet. Auf dem Dach der Stadtwerke Schwäbisch Hall wurde 2004 eine Photovoltaikanlage gebaut. Die Kunden der Stadtwerke konnten sich bereits im Jahr 2005 an diesem Projekt beteiligen. Neben den Stadtwerken Schwäbisch Hall und den Stadtwerken Ulm gehen schon viele weitere Städte, Stadtwerke und Kommunen sowie Genossenschaften in ganz Deutschland diesen Weg. Bei den Stadtwerken Ulm war das Beteiligungsvolumen von 5 Mio. Euro bereits innerhalb von 13 Tagen ausverkauft. Dort hatte man auf dem Dach der EvoBus GmbH eine Photovoltaikanlage gebaut, und die Kunden der Stadtwerke konnten sich daran beteiligen. Heute und in der Zukunft werden auf vielen weiteren Dächern und Freiflächen, sogar auf Autobahneinhausungen PV-Anlagen gebaut und gebaut werden – mit Bürgerbeteiligung (vgl. Autobahnprojekt A3-Solar, zu finden im Internet). Für die Stadtwerke speziell ist dies ein hervorragendes Instrument, Kunden zu binden und neue Kunden zu gewinnen.

12.2 Mitarbeiterbeteiligungen für Unternehmen – „Meine Firma gehört uns“ Was im vorigen Kapitel für die Städte, Stadtwerke, Kommunen und Genossenschaften beschrieben wurde, trifft auch für die Unternehmen zu. Jedes Unternehmen kann heute eine Mitarbeiterbeteiligung ins Leben rufen. Dabei sind vorab folgende Möglichkeiten zu betrachten: •

Mitarbeiterbeteiligung durch Teilhabe am Erfolg der Firma (Erfolgsbeteiligung).



Mitarbeiterbeteiligung durch Teilhabe am Kapital der Firma (Kapitalbeteiligung).



Mitarbeiterbeteiligung durch Einsatz von Kapital in den Bereich der Erneuerbaren Energien.

VERWALTUNG VON VERMÖGENSANLAGEN UND WERTPAPIEREN

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Mitarbeiterbeteiligungen belohnen mit vielen Vorteilen – Vorteile sowohl für das Unternehmen als auch für den Mitarbeiter: •

Das Unternehmen kann mehr an Eigenkapital aufbauen.



Das Unternehmen hat mehr Liquidität.



Die Bilanz des Unternehmens wird verbessert.



Die Werthaltigkeit des Unternehmens wird erhöht.



Die Leistungen der dadurch motivierten Mitarbeiter steigen und stärken das Unternehmen.



Die Bindung des Mitarbeiters wird erhöht.



Alle vorgenannten Vorteile führen zu einem letztendlich nicht zu unterschätzenden positiven Marketing für das Unternehmen.



Die Mitarbeiter verdienen mehr und partizipieren, je nach Beteiligungsart am Unternehmenswert.



Der Arbeitsplatz gewinnt für den Mitarbeiter an Wertigkeit.



Es wird ein Plus an Sicherheit für den Mitarbeiter und für den Arbeitsplatz erzeugt.



Die Mitarbeiter sind stärker im Unternehmen integriert.



Die Beteiligung kann bis hin zur Altersvorsorge ausgebaut werden.

Naturgemäß gibt es auch Nachteile von Mitarbeiterbeteiligungen, wie z. B. gesellschaftsrechtliche Informations- und Mitspracherechte, die die Unternehmensführung u. U. schwieriger machen. Unternehmen und Mitarbeiter müssen für ein Mitarbeiterbeteiligungsmodell reif sein, bevor es eingeführt wird, insbesondere was die Informationskultur betrifft. Wird eine Mitarbeiterbeteiligung durch Beteiligung an Erneuerbaren Energien beabsichtigt, so baut das Unternehmen eine Kraftwerksanlage in diesem Bereich. Das kann zum Beispiel eine Photovoltaik-Anlage auf dem eigenen Firmendach oder eine Windkraftanlage, idealerweise in Firmennähe, sein. An diesen Projekten beteiligt das Unternehmen seine eigenen Mitarbeiter. Es sind im Grunde genau dieselben Projekte, die vermehrt bei den Stadtwerken mit den dort so erfolgreichen Kundenbeteiligungen durchgeführt werden. Bei einer reinen Mitarbeiterbeteiligung kann der BaFin-Prospekt entfallen. Für die Beteiligung wird ein entsprechendes Vertragswerk ausgestaltet. Auch hier gilt wiederum, dass die Beteiligung einfach und verständlich gestaltet sein soll. Damit ist es jedem Unternehmen möglich, seinen Mitarbeitern Beteiligungen anzubieten.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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Anhang: Gesetzesauszüge Anlage 1: Gesetz über die Erstellung, Billigung und Veröffentlichung des Prospekts, der beim öffentlichen Angebot von Wertpapieren oder bei der Zulassung von Wertpapieren zum Handel an einem organisierten Markt zu veröffentlichen ist – Wertpapierprospekt-Gesetz (WpPG) § 1 Anwendungsbereich (1) Dieses Gesetz ist anzuwenden auf die Erstellung, Billigung und Veröffentlichung von Prospekten für Wertpapiere, die öffentlich angeboten oder zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden sollen. (2) Dieses Gesetz findet keine Anwendung auf 1. Anteile oder Aktien, die von einer Kapitalanlagegesellschaft, Investmentaktiengesellschaft mit veränderlichem Kapital oder ausländischen Investmentgesellschaft im Sinne des § 2 Abs. 9 des Investmentgesetzes ausgegeben werden und bei denen die Anteilinhaber oder Aktionäre ein Recht auf Rückgabe der Anteile oder Aktien haben; 2. Nichtdividendenwerte, die von einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums oder einer Gebietskörperschaft eines solchen Staates, von internationalen Organisationen des öffentlichen Rechts, denen mindestens ein Staat des Europäischen Wirtschaftsraums angehört, von der Europäischen Zentralbank oder von den Zentralbanken der Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums ausgegeben werden; 3. Wertpapiere, die uneingeschränkt und unwiderruflich von einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums oder einer Gebietskörperschaft eines solchen Staates garantiert werden; 4. Wertpapiere, die von Einlagenkreditinstituten oder von Emittenten, deren Aktien bereits zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen sind, ausgegeben werden; dies gilt nur, wenn der Verkaufspreis für alle angebotenen Wertpapiere weniger als 2,5 Millionen Euro beträgt, wobei diese Obergrenze über einen Zeitraum von zwölf Monaten zu berechnen ist; 5. Nichtdividendenwerte, die von Einlagenkreditinstituten dauernd oder wiederholt für einen Verkaufspreis aller angebotenen Wertpapiere von weniger als 50 Millionen Euro ausgegeben werden, wobei diese Obergrenze über einen Zeitraum von zwölf Monaten zu berechnen ist, sofern diese Wertpapiere

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

a) nicht nachrangig, wandelbar oder umtauschbar sind oder b) nicht zur Zeichnung oder zum Erwerb anderer Wertpapiere berechtigen und nicht an ein Derivat gebunden sind. (3) Unbeschadet des Absatzes 2 Nr. 2 bis 5 sind Emittenten, Anbieter oder Zulassungsantragsteller berechtigt, einen Prospekt im Sinne dieses Gesetzes zu erstellen, wenn Wertpapiere öffentlich angeboten oder zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden. […]

§ 3 Pflicht zur Veröffentlichung eines Prospekts und Ausnahmen im Hinblick auf die Art des Angebots (1) Für Wertpapiere, die im Inland öffentlich angeboten werden, muss der Anbieter einen Prospekt veröffentlichen. Dies gilt nicht, soweit ein Prospekt nach den Vorschriften dieses Gesetzes bereits veröffentlicht worden ist oder sofern sich aus Absatz 2 oder § 4 Abs. 1 etwas anderes ergibt. (2) Die Verpflichtung zur Veröffentlichung eines Prospekts gilt nicht für ein Angebot von Wertpapieren, 1. das sich ausschließlich an qualifizierte Anleger richtet, 2. das sich in jedem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums an weniger als 100 nicht qualifizierte Anleger richtet, 3. das sich an Anleger richtet, die bei jedem gesonderten Angebot Wertpapiere ab einem Mindestbetrag von 50.000 Euro pro Anleger erwerben können, 4. sofern die Wertpapiere eine Mindeststückelung von 50.000 Euro haben oder 5. sofern der Verkaufspreis für alle angebotenen Wertpapiere weniger als 100.000 Euro beträgt, wobei diese Obergrenze über einen Zeitraum von zwölf Monaten zu berechnen ist. Jede spätere Weiterveräußerung von Wertpapieren, die zuvor Gegenstand einer oder mehrerer der in Satz 1 genannten Angebotsformen waren, ist als ein gesondertes Angebot anzusehen. Bei der Platzierung von Wertpapieren durch Institute im Sinne des § 1 Abs. 1b des Kreditwesengesetzes oder ein nach § 53 Abs. 1 Satz 1 oder § 53b Abs. 1 Satz 1 oder Abs. 7 des Kreditwesengesetzes tätiges Unternehmen ist ein Prospekt zu veröffentlichen, wenn die endgültige Platzierung keine der unter Satz 1 Nr. 1 bis 5 genannten Bedingungen erfüllt.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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(3) Für Wertpapiere, die im Inland zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden sollen, muss der Zulassungsantragsteller einen Prospekt veröffentlichen, soweit sich aus § 4 Abs. 2 nichts anderes ergibt. […]

§ 5 Prospekt (1) Der Prospekt muss unbeschadet der Bestimmungen des § 8 Abs. 2 in leicht analysierbarer und verständlicher Form sämtliche Angaben enthalten, die im Hinblick auf den Emittenten und die öffentlich angebotenen oder zum Handel an einem organisierten Markt zugelassenen Wertpapiere notwendig sind, um dem Publikum ein zutreffendes Urteil über die Vermögenswerte und Verbindlichkeiten, die Finanzlage, die Gewinne und Verluste, die Zukunftsaussichten des Emittenten und jedes Garantiegebers sowie über die mit diesen Wertpapieren verbundenen Rechte zu ermöglichen. Insbesondere muss der Prospekt Angaben über den Emittenten und über die Wertpapiere, die öffentlich angeboten oder zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden sollen, enthalten. Der Prospekt muss in einer Form abgefasst sein, die sein Verständnis und seine Auswertung erleichtern. (2) Der Prospekt muss eine Zusammenfassung enthalten. In der Zusammenfassung sind kurz und allgemein verständlich die wesentlichen Merkmale und Risiken zu nennen, die auf den Emittenten, jeden Garantiegeber und die Wertpapiere zutreffen. Die Zusammenfassung muss Warnhinweise enthalten, dass 1. sie als Einführung zum Prospekt verstanden werden sollte, 2. der Anleger jede Entscheidung zur Anlage in die betreffenden Wertpapiere auf die Prüfung des gesamten Prospekts stützen sollte, 3. für den Fall, dass vor einem Gericht Ansprüche auf Grund der in einem Prospekt enthaltenen Informationen geltend gemacht werden, der als Kläger auftretende Anleger in Anwendung der einzelstaatlichen Rechtsvorschriften der Staaten des Europäischen Wirtschaftsraums die Kosten für die Übersetzung des Prospekts vor Prozessbeginn zu tragen haben könnte und 4. diejenigen Personen, die die Verantwortung für die Zusammenfassung einschließlich einer Übersetzung hiervon übernommen haben, oder von denen deren Erlass ausgeht, haftbar gemacht werden können, jedoch nur für den Fall, dass die Zusammenfassung irreführend, unrichtig oder widersprüchlich ist, wenn sie zusammen mit den anderen Teilen des Prospekts gelesen wird.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

Betrifft der Prospekt die Zulassung von Nichtdividendenwerten mit einer Mindeststückelung von 50.000 Euro zum Handel an einem organisierten Markt, muss keine Zusammenfassung erstellt werden. (3) Der Prospekt ist mit dem Datum seiner Erstellung zu versehen und vom Anbieter zu unterzeichnen. Sollen auf Grund des Prospekts Wertpapiere zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen werden, ist der Prospekt vom Zulassungsantragsteller zu unterzeichnen. (4) Der Prospekt muss Namen und Funktionen, bei juristischen Personen oder Gesellschaften die Firma und den Sitz der Personen oder Gesellschaften angeben, die für seinen Inhalt die Verantwortung übernehmen; er muss eine Erklärung dieser Personen oder Gesellschaften enthalten, dass ihres Wissens die Angaben richtig und keine wesentlichen Umstände ausgelassen sind. Im Falle des Absatzes 3 Satz 2 hat stets auch das Kreditinstitut, Finanzdienstleistungsinstitut oder nach § 53 Abs. 1 Satz 1 oder 53b Abs. 1 Satz 1 des Kreditwesengesetzes tätige Unternehmen, mit dem der Emittent zusammen die Zulassung der Wertpapiere beantragt, die Verantwortung zu übernehmen und muss der Prospekt dessen Erklärung nach Satz 1 enthalten. […]

§ 7 Mindestangaben Die Mindestangaben, die in einen Prospekt aufzunehmen sind, bestimmen sich nach der Verordnung (EG) Nr. 809/2004 der Kommission vom 29. April 2004 zur Umsetzung der Richtlinie 2003/71/EG des Europäischen Parlaments und des Rates betreffend die in Prospekten enthaltenen Informationen sowie das Format, die Aufnahme von Informationen mittels Verweis und die Veröffentlichung solcher Prospekte und die Verbreitung von Werbung (ABl. EU Nr. L 149 S. 1, Nr. L 215 S. 3). […]

§ 13 Billigung des Prospekts (1) Ein Prospekt darf vor seiner Billigung nicht veröffentlicht werden. Die Bundesanstalt entscheidet über die Billigung nach Abschluss einer Vollständigkeitsprüfung des Prospekts einschließlich einer Prüfung der Kohärenz und Verständlichkeit der vorgelegten Informationen. (2) Die Bundesanstalt teilt dem Anbieter oder dem Zulassungsantragsteller innerhalb von zehn Werktagen nach Eingang des Prospekts ihre Entscheidung mit.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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Die Frist beträgt 20 Werktage, wenn das öffentliche Angebot Wertpapiere eines Emittenten betrifft, dessen Wertpapiere noch nicht zum Handel an einem in einem Staat des Europäischen Wirtschaftsraums gelegenen organisierten Markt zugelassen sind und der Emittent zuvor keine Wertpapiere öffentlich angeboten hat. (3) Hat die Bundesanstalt Anhaltspunkte, dass der Prospekt unvollständig ist oder es ergänzender Informationen bedarf, so gelten die in Absatz 2 genannten Fristen erst ab dem Zeitpunkt, an dem diese Informationen eingehen. Die Bundesanstalt soll den Anbieter oder Zulassungsantragsteller hierüber innerhalb von zehn Werktagen ab Eingang des Prospekts unterrichten. (4) Die Bundesanstalt macht die gebilligten Prospekte auf ihrer Internetseite für jeweils zwölf Monate zugänglich. (5) Die Bundesanstalt kann vom Anbieter oder Zulassungsantragsteller verlangen, dass der Prospekt einschließlich der Übersetzung der Zusammenfassung ihr in elektronischer Form übermittelt wird. Hat der Anbieter oder Zulassungsantragsteller die in Satz 1 genannten Dokumente bereits in Papierform eingereicht, hat er gegenüber der Bundesanstalt schriftlich zu erklären, dass die in elektronischer Form übermittelten Dokumente mit den eingereichten Dokumenten übereinstimmen.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

Anlage 2: Wertpapier-Verkaufsprospektgesetz (Verkaufsprospektgesetz – Verkaufsprospekt G) § 8f Anwendungsbereich (1) Für im Inland öffentlich angebotene nicht in Wertpapieren im Sinne des Wertpapierprospektgesetzes verbriefte Anteile, die eine Beteiligung am Ergebnis eines Unternehmens gewähren, für Anteile an einem Vermögen, das der Emittent oder ein Dritter in eigenem Namen für fremde Rechnung hält oder verwaltet (Treuhandvermögen), oder für Anteile an sonstigen geschlossenen Fonds muss der Anbieter einen Verkaufsprospekt nach diesem Abschnitt veröffentlichen, sofern nicht bereits nach anderen Vorschriften eine Prospektpflicht besteht oder ein Prospekt nach den Vorschriften dieses Gesetzes veröffentlicht worden ist. Die Prospektpflicht nach Satz 1 gilt auch für Namensschuldverschreibungen. (2) Ausgenommen von der Prospektpflicht sind: 1. Anteile an einer Genossenschaft im Sinne des § 1 des Genossenschaftsgesetzes, 2. Vermögensanlagen im Sinne des Absatzes 1, die von Versicherungsunternehmen oder Pensionsfonds im Sinne der §§ 1 und 112 des Versicherungsaufsichtsgesetzes emittiert werden, 3. Angebote, bei denen von derselben Vermögensanlage im Sinne des Absatzes 1 nicht mehr als 20 Anteile angeboten werden oder bei denen der Verkaufspreis der im Zeitraum von zwölf Monaten angebotenen Anteile insgesamt 100.000 Euro nicht übersteigt oder bei denen der Preis jedes angebotenen Anteils mindestens 200.000 Euro je Anleger beträgt, 4. Angebote nur an Personen, die beruflich oder gewerblich für eigene oder fremde Rechnung Wertpapiere oder die in Absatz 1 genannten Vermögensanlagen erwerben oder veräußern, 5. Vermögensanlagen im Sinne des Absatzes 1, die Teil eines Angebots sind, für das bereits im Inland ein Verkaufsprospekt veröffentlicht worden ist, 6. Vermögensanlagen im Sinne des Absatzes 1, die einem begrenzten Personenkreis oder nur den Arbeitnehmern von ihrem Arbeitgeber oder von einem mit seinem Unternehmen verbundenen Unternehmen angeboten werden, 7. Vermögensanlagen im Sinne des Absatzes 1, die ausgegeben werden a) von einem Mitgliedstaat der Europäischen Union, einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum, einem Vollmitgliedstaat der Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit, sofern er nicht innerhalb der letzten fünf Jahre seine Auslandsschulden umge-

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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schuldet oder vor vergleichbaren Zahlungsschwierigkeiten gestanden hat, oder einem Staat, der mit dem Internationalen Währungsfonds besondere Kreditabkommen im Zusammenhang mit dessen Allgemeinen Kreditvereinbarungen getroffen hat, b) von einer Gebietskörperschaft der in Buchstabe a genannten Staaten, c) von einer internationalen Organisation des öffentlichen Rechts, der mindestens ein Mitgliedstaat der Europäischen Union oder ein anderer Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum angehört, d) von einem Kreditinstitut im Sinne des § 1 Abs. 1 des Kreditwesengesetzes oder einem Finanzdienstleistungsinstitut, das Finanzdienstleistungen im Sinne des § 1 Abs. 1a Satz 2 Nr. 1 bis 4 des Kreditwesengesetzes erbringt, oder der Kreditanstalt für Wiederaufbau oder einem nach § 53b Abs. 1 Satz 1 oder Abs. 7 des Kreditwesengesetzes tätigen Unternehmen, das regelmäßig seinen Jahresabschluss offen legt; mit Ausnahme der Ausgabe von Namensschuldverschreibungen muss die Ausgabe dauerhaft oder wiederholt erfolgen; eine wiederholte Ausgabe liegt vor, wenn in den zwölf Kalendermonaten vor dem öffentlichen Angebot mindestens eine Emission innerhalb der Europäischen Union oder innerhalb eines anderen Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum ausgegeben worden ist, oder e) von einer Gesellschaft oder juristischen Person mit Sitz in einem Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum, die ihre Tätigkeit unter einem Staatsmonopol ausübt und die durch ein besonderes Gesetz oder auf Grund eines besonderen Gesetzes geschaffen worden ist oder geregelt wird oder für deren Vermögensanlagen im Sinne des Absatzes 1 ein Mitgliedstaat der Europäischen Union oder eines seiner Bundesländer oder ein anderer Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum oder eines seiner Bundesländer die unbedingte und unwiderrufliche Gewährleistung für ihre Verzinsung und Rückzahlung übernommen hat, 8. Vermögensanlagen im Sinne des Absatzes 1, die bei einer Verschmelzung von Unternehmen angeboten werden oder die als Gegenleistung im Rahmen eines Angebots nach dem Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz angeboten werden, 9. Vermögensanlagen im Sinne des Absatzes 1, die vor dem 1. Juli 2005 veräußert worden sind und nach dem 1. Juli 2005 öffentlich auf einem Markt angeboten werden, der regelmäßig stattfindet, geregelte Funktions- und Zugangsbedingungen hat, für das Publikum unmittelbar oder mittelbar zugänglich ist und unter der Verantwortung seines Betreibers steht.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

§ 8g Prospektinhalt (1) Der Verkaufsprospekt muss alle tatsächlichen und rechtlichen Angaben enthalten, die notwendig sind, um dem Publikum eine zutreffende Beurteilung des Emittenten und der Vermögensanlagen im Sinne des § 8f Abs. 1 zu ermöglichen. Bestehen die Anteile an einem Treuhandvermögen im Sinne des § 8f Abs. 1 und besteht dieses ganz oder teilweise aus einem Anteil an einer Gesellschaft, so muss der Prospekt auch hinsichtlich dieser Gesellschaft die entsprechenden Angaben enthalten. Ferner ist in den Prospekt an herausgehobener Stelle ausdrücklich ein Hinweis aufzunehmen, dass die inhaltliche Richtigkeit der im Prospekt gemachten Angaben nicht Gegenstand der Prüfung des Prospekts durch die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bundesanstalt) ist. (2) Die Bundesregierung wird ermächtigt, durch Rechtsverordnung die zum Schutz des Publikums erforderlichen Vorschriften über die Sprache, den Inhalt und den Aufbau des Verkaufsprospekts zu erlassen, insbesondere über 1. die erforderlichen Angaben zu den Personen oder Gesellschaften, die für den Inhalt des Verkaufsprospekts insgesamt oder für bestimmte Angaben die Verantwortung übernehmen, 2. die Beschreibung der angebotenen Vermögensanlagen und ihre Hauptmerkmale sowie die verfolgten Anlageziele der Vermögensanlage einschließlich der finanziellen Ziele und der Anlagepolitik, 3. die erforderlichen Angaben über die Gesellschaft im Sinne des Absatzes 1 Satz 2, 4. die erforderlichen Angaben zu dem Emittenten der Vermögensanlage, zu seinem Kapital und seiner Geschäftstätigkeit, seiner Vermögens-, Finanz- und Ertragslage, einschließlich des Jahresabschlusses und des Lageberichts, 5. die erforderlichen Angaben zu den Geschäftsaussichten des Emittenten und über seine Geschäftsführungs- und Aufsichtsorgane. (3) In der Rechtsverordnung nach Absatz 2 können auch Ausnahmen bestimmt werden, in denen von der Aufnahme einzelner Angaben in den Verkaufsprospekt abgesehen werden kann, 1. wenn beim Emittenten, bei den angebotenen Vermögensanlagen im Sinne des § 8f Abs. 1 oder bei dem Kreis der mit dem Angebot angesprochenen Anleger besondere Umstände vorliegen und den Interessen des Publikums durch eine anderweitige Unterrichtung ausreichend Rechnung getragen ist oder 2. mit Rücksicht auf die geringe Bedeutung einzelner Angaben oder einen beim Emittenten zu befürchtenden erheblichen Schaden. […]

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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§ 9 Frist und Form der Veröffentlichung (1) Der Verkaufsprospekt muss mindestens einen Werktag vor dem öffentlichen Angebot gemäß Absatz 2 Satz 1 und 2 veröffentlicht werden. (2) Der Verkaufsprospekt ist in der Form zu veröffentlichen, dass er entweder in einem überregionalen Börsenpflichtblatt bekannt gemacht oder bei den im Verkaufsprospekt benannten Zahlstellen zur kostenlosen Ausgabe bereitgehalten wird; im letzteren Fall ist in einem überregionalen Börsenpflichtblatt bekannt zu machen, dass der Verkaufsprospekt bei den Zahlstellen bereitgehalten wird. Bei einem Angebot von Vermögensanlagen im Sinne des § 8f Abs. 1 über ein elektronisches Informationsverbreitungssystem ist der Verkaufsprospekt auch in diesem zu veröffentlichen und in dem Angebot auf die Fundstelle in dem elektronischen Informationsverbreitungssystem hinzuweisen. Der Anbieter hat der Bundesanstalt Datum und Ort der Veröffentlichung unverzüglich schriftlich mitzuteilen.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

Anlage 3 Verordnung über Vermögensanlagen-Verkaufsprospekte (VermögensanlagenVerkaufsprospektverordnung – VermVerkProspV) § 1 Anwendungsbereich Diese Verordnung ist auf den Verkaufsprospekt für Vermögensanlagen im Sinne des § 8f Abs. 1 des Verkaufsprospektgesetzes anzuwenden.

§ 2 Allgemeine Grundsätze (1) Der Verkaufsprospekt muss über die tatsächlichen und rechtlichen Verhältnisse, die für die Beurteilung der angebotenen Vermögensanlagen notwendig sind, Auskunft geben und richtig und vollständig sein. Er muss mindestens die nach dieser Verordnung vorgeschriebenen Angaben enthalten. Er ist in deutscher Sprache und in einer Form abzufassen, die sein Verständnis und seine Auswertung erleichtert. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bundesanstalt) kann gestatten, dass der Verkaufsprospekt von Emittenten mit Sitz im Ausland ganz oder zum Teil in einer anderen in internationalen Finanzkreisen gebräuchlichen Sprache abgefasst wird. In diesem Fall ist dem Prospekt eine deutsche Zusammenfassung voranzustellen, die Teil des Prospekts ist und die wesentlichen tatsächlichen und rechtlichen Angaben zu dem Emittenten, der Vermögensanlage und dem Anlageobjekt enthält. (2) Der Verkaufsprospekt muss ein Inhaltsverzeichnis enthalten. Anschließend an das Inhaltsverzeichnis ist ein hervorgehobener Hinweis aufzunehmen, dass die inhaltliche Richtigkeit der im Prospekt gemachten Angaben nicht Gegenstand der Prüfung des Prospekts durch die Bundesanstalt ist. Die wesentlichen tatsächlichen und rechtlichen Risiken im Zusammenhang mit den angebotenen Vermögensanlagen einschließlich der mit einer Fremdfinanzierung einhergehenden Risiken sind in einem gesonderten Abschnitt, der nur diese Angaben enthält, darzustellen. Dabei ist das den Anleger treffende maximale Risiko in seiner Größenordnung zu beschreiben. Nach dieser Verordnung geforderte und darüber hinausgehende in den Prospekt aufgenommene Angaben, die eine Prognose beinhalten, sind deutlich als Prognosen kenntlich zu machen. (3) Der Verkaufsprospekt soll die nach dieser Verordnung erforderlichen Mindestangaben in der Reihenfolge ihrer Nennung in der Verordnung enthalten. Stimmt die Reihenfolge der Angaben in dem Prospekt nicht mit der dieser Verordnung überein, kann die Hinterlegungsstelle vor Gestattung der Veröffentlichung des Verkaufsprospekts von dem Anbieter eine Aufstellung verlangen, aus der hervorgeht, an welcher Stelle des Prospekts sich die verlangten Mindestangaben befinden.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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(4) Der Verkaufsprospekt ist mit dem Datum seiner Aufstellung zu versehen und vom Anbieter zu unterzeichnen. (5) Sind vorgeschriebene Angaben dem nach § 10 Abs. 1 in den Verkaufsprospekt aufgenommenen Jahresabschluss unmittelbar zu entnehmen, so brauchen sie im Verkaufsprospekt nicht wiederholt zu werden.

§ 3 Angaben über Personen oder Gesellschaften, die für den Inhalt des Verkaufsprospekts die Verantwortung übernehmen Der Verkaufsprospekt muss Namen, Geschäftsanschrift und Funktionen, bei juristischen Personen oder Gesellschaften die Firma und den Sitz der Personen oder Gesellschaften angeben, die für seinen Inhalt insgesamt oder für bestimmte Angaben die Verantwortung übernehmen; er muss eine Erklärung dieser Personen oder Gesellschaften enthalten, dass ihres Wissens die Angaben richtig und keine wesentlichen Umstände ausgelassen sind.

§ 4 Angaben über die Vermögensanlagen Der Verkaufsprospekt muss über die Vermögensanlagen angeben: 1. Art, Anzahl und Gesamtbetrag der angebotenen Vermögensanlagen sowie die mit den Vermögensanlagen verbundenen Rechte. Steht die Anzahl oder der Gesamtbetrag bei Hinterlegung des Verkaufsprospekts noch nicht fest, ist ein hervorgehobener Hinweis aufzunehmen, der eine Mindestanzahl und einen Mindestbetrag angibt; 2. die wesentlichen Grundlagen der steuerlichen Konzeption der Vermögensanlage. Übernimmt der Anbieter die Zahlung von Steuern, so ist dies anzugeben; 3. wie die Vermögensanlagen übertragen werden können und in welcher Weise ihre freie Handelbarkeit eingeschränkt ist; 4. die Zahlstellen oder andere Stellen, die bestimmungsgemäß Zahlungen an den Anleger ausführen; 5. die Einzelheiten der Zahlung des Zeichnungs- oder Erwerbspreises, insbesondere die Kontoverbindung; 6. die Stellen, die Zeichnungen oder auf den Erwerb von Anteilen oder Beteiligungen gerichtete Willenserklärungen des Publikums entgegennehmen;

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

7. eine für die Zeichnung oder den Erwerb der Vermögensanlagen vorgesehene Frist und die Möglichkeiten, diese vorzeitig zu schließen oder Zeichnungen, Anteile oder Beteiligungen zu kürzen; 8. die einzelnen Teilbeträge, falls das Angebot gleichzeitig in verschiedenen Staaten mit bestimmten Teilbeträgen erfolgt. Sind die Teilbeträge zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Prospekts noch nicht bekannt, ist anzugeben, in welchen Staaten das Angebot erfolgt; 9. den Erwerbspreis für die Vermögensanlagen oder, sofern er noch nicht bekannt ist, die Einzelheiten und den Zeitplan für seine Festsetzung; 10. die mit dem Erwerb, der Verwaltung und der Veräußerung der Vermögensanlage verbundenen weiteren Kosten; 11. unter welchen Umständen der Erwerber der Vermögensanlagen verpflichtet ist, weitere Leistungen zu erbringen, insbesondere weitere Zahlungen zu leisten; 12. in welcher Gesamthöhe Provisionen, insbesondere Vermittlungsprovisionen oder vergleichbare Vergütungen, geleistet werden. Unbeschadet der Angaben zu den rechtlichen Verhältnissen sind bei Unternehmensbeteiligungen im Sinne des § 8f Abs. 1 Satz 1 des Verkaufsprospektgesetzes der Gesellschaftsvertrag und bei Treuhandvermögen im Sinne des § 8f Abs. 1 Satz 1 des Verkaufsprospektgesetzes der Treuhandvertrag als Teil des Prospekts beizufügen.

§ 5 Angaben über den Emittenten Der Verkaufsprospekt muss über den Emittenten angeben: 1. die Firma, den Sitz und die Geschäftsanschrift; 2. das Datum der Gründung und, wenn er für eine bestimmte Zeit gegründet ist, die Gesamtdauer seines Bestehens; 3. die für den Emittenten maßgebliche Rechtsordnung und die Rechtsform; soweit der Emittent eine Kommanditgesellschaft oder eine Kommanditgesellschaft auf Aktien ist, sind zusätzlich Angaben über die Struktur des persönlich haftenden Gesellschafters und die von der gesetzlichen Regelung abweichenden Bestimmungen der Satzung oder des Gesellschaftsvertrags aufzunehmen; 4. den in der Satzung oder im Gesellschaftsvertrag bestimmten Gegenstand des Unternehmens;

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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5. das für den Emittenten zuständige Registergericht und die Nummer, unter der er in das Register eingetragen ist; 6. eine kurze Beschreibung des Konzerns und der Einordnung des Emittenten in ihn, falls der Emittent ein Konzernunternehmen ist.

§ 6 Angaben über das Kapital des Emittenten Der Verkaufsprospekt muss über das Kapital des Emittenten angeben: 1. die Höhe des gezeichneten Kapitals oder der Kapitalanteile und die Art der Anteile, in die das Kapital zerlegt ist, unter Angabe ihrer Hauptmerkmale und der Höhe der ausstehenden Einlagen auf das Kapital; 2. eine Übersicht der bisher ausgegebenen Wertpapiere oder Vermögensanlagen im Sinne des § 8f Abs. 1 des Verkaufsprospektgesetzes. Ist der Emittent eine Aktiengesellschaft oder Kommanditgesellschaft auf Aktien, muss der Verkaufsprospekt über das Kapital des Emittenten zusätzlich den Nennbetrag der umlaufenden Wertpapiere, die den Gläubigern ein Umtauschoder Bezugsrecht auf Aktien einräumen, angeben. Daneben muss er die Bedingungen und das Verfahren für den Umtausch oder den Bezug nennen.

§ 7 Angaben über Gründungsgesellschafter des Emittenten (1) Der Verkaufsprospekt muss über die Gründungsgesellschafter des Emittenten angeben: 1. Namen und Geschäftsanschrift, bei juristischen Personen Firma und Sitz; 2. Art und Gesamtbetrag der von den Gründungsgesellschaftern insgesamt gezeichneten und der eingezahlten Einlagen; 3. Gewinnbeteiligungen, Entnahmerechte und den Jahresbetrag der sonstigen Gesamtbezüge, insbesondere der Gehälter, Gewinnbeteiligungen, Aufwandsentschädigungen, Versicherungsentgelte, Provisionen und Nebenleistungen jeder Art, die den Gründungsgesellschaftern außerhalb des Gesellschaftsvertrages insgesamt zustehen. Die Angaben nach Satz 1 können entfallen, wenn der Emittent mehr als fünf Jahre vor Aufstellung des Verkaufsprospekts gegründet wurde. (2) Der Verkaufsprospekt muss auch Angaben enthalten über den Umfang der unmittelbaren oder mittelbaren Beteiligungen der Gründungsgesellschafter an

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

1. Unternehmen, die mit dem Vertrieb der emittierten Vermögensanlagen beauftragt sind; 2. Unternehmen, die dem Emittenten Fremdkapital zur Verfügung stellen, sowie 3. Unternehmen, die im Zusammenhang mit der Herstellung des Anlageobjekts nicht nur geringfügige Lieferungen oder Leistungen erbringen.

§ 8 Angaben über die Geschäftstätigkeit des Emittenten (1) Der Verkaufsprospekt muss über die Geschäftstätigkeit des Emittenten folgende Angaben enthalten: 1. die wichtigsten Tätigkeitsbereiche; 2. Angaben über die Abhängigkeit des Emittenten von Patenten, Lizenzen, Verträgen oder neuen Herstellungsverfahren, wenn sie von wesentlicher Bedeutung für die Geschäftstätigkeit oder Ertragslage des Emittenten sind; 3. Gerichts- oder Schiedsverfahren, die einen wesentlichen Einfluss auf die wirtschaftliche Lage des Emittenten haben können; 4. Angaben über die wichtigsten laufenden Investitionen mit Ausnahme der Finanzanlagen. (2) Ist die Tätigkeit des Emittenten durch außergewöhnliche Ereignisse beeinflusst worden, so ist darauf hinzuweisen.

§ 9 Angaben über die Anlageziele und Anlagepolitik der Vermögensanlagen (1) Der Verkaufsprospekt muss über die Anlageziele und Anlagepolitik der Vermögensanlagen angeben, für welche konkreten Projekte die Nettoeinnahmen aus dem Angebot genutzt werden sollen, welchen Realisierungsgrad diese Projekte bereits erreicht haben, ob die Nettoeinnahmen hierfür alleine ausreichen und für welche sonstigen Zwecke die Nettoeinnahmen genutzt werden. (2) Der Verkaufsprospekt muss über Anteile, die eine Beteiligung am Ergebnis eines Unternehmens gewähren, über Anteile an einem Treuhandvermögen und über Anteile an einem sonstigen geschlossenen Fonds zusätzlich über die Anlageziele und Anlagepolitik angeben: 1. eine Beschreibung des Anlageobjekts. Anlageobjekt sind die Gegenstände, zu deren voller oder teilweiser Finanzierung die von den Erwerbern der Vermögensanlagen aufzubringenden Mittel bestimmt sind. Bei einem Treuhandvermö-

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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gen, das ganz oder teilweise aus einem Anteil besteht, der eine Beteiligung am Ergebnis eines Unternehmens gewährt, treten an die Stelle dieses Anteils die Vermögensgegenstände des Unternehmens; 2. ob den nach den §§ 3, 7 oder 12 zu nennenden Personen das Eigentum am Anlageobjekt oder wesentlichen Teilen desselben zustand oder zusteht oder diesen Personen aus anderen Gründen eine dingliche Berechtigung am Anlageobjekt zusteht; 3. nicht nur unerhebliche dingliche Belastungen des Anlageobjekts; 4. rechtliche oder tatsächliche Beschränkungen der Verwendungsmöglichkeiten des Anlageobjekts, insbesondere im Hinblick auf das Anlageziel; 5. ob die erforderlichen behördlichen Genehmigungen vorliegen; 6. welche Verträge der Emittent über die Anschaffung oder Herstellung des Anlageobjekts oder wesentlicher Teile davon geschlossen hat; 7. den Namen der Person oder Gesellschaft, die ein Bewertungsgutachten für das Anlageobjekt erstellt hat, das Datum des Bewertungsgutachtens und dessen Ergebnis; 8. in welchem Umfang nicht nur geringfügige Leistungen und Lieferungen durch Personen erbracht werden, die nach den §§ 3, 7 oder 12 zu nennen sind; 9. die voraussichtlichen Gesamtkosten des Anlageobjekts in einer Aufgliederung, die insbesondere Anschaffungs- und Herstellungskosten sowie sonstige Kosten ausweist und die geplante Finanzierung in einer Gliederung, die Eigenund Fremdmittel, untergliedert nach Zwischenfinanzierungs- und Endfinanzierungsmitteln, gesondert ausweist. Zu den Eigen- und Fremdmitteln sind die Fälligkeiten anzugeben und in welchem Umfang und von wem diese bereits verbindlich zugesagt sind.

§ 10 Angaben über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Emittenten (1) Der Verkaufsprospekt muss über die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage des Emittenten enthalten: 1. den letzten nach anderen Vorschriften jeweils geprüften Jahresabschluss und Lagebericht oder, 2. soweit eine Prüfung des Jahresabschlusses und eine Aufstellung und Prüfung des Lageberichts, jeweils nach der Nummer 1, nach den anderen Vorschriften nicht zwingend vorgeschrieben ist,

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

a) einen nach § 8h Abs. 1 des Verkaufsprospektgesetzes aufgestellten und jeweils geprüften Jahresabschluss und Lagebericht oder b) einen deutlich gestalteten Hinweis nach § 8h Abs. 2 des Verkaufsprospektgesetzes und 3. eine zwischenzeitlich veröffentlichte Zwischenübersicht. Der Stichtag der in Satz 1 Nr. 1 und 2 genannten Abschlüsse darf höchstens 18 Monate vor der Aufstellung des Verkaufsprospekts liegen. (2) Ist der Emittent nur zur Aufstellung eines Konzernabschlusses verpflichtet, so ist dieser in den Verkaufsprospekt aufzunehmen; ist er auch zur Aufstellung eines Jahresabschlusses verpflichtet, so sind beide Arten von Abschlüssen aufzunehmen. Die Aufnahme nur des Abschlusses der einen Art ist ausreichend, wenn der Abschluss der anderen Art keine wesentlichen zusätzlichen Aussagen enthält. Ein Konzernabschluss kann auch im Wege eines Verweises in den Verkaufsprospekt aufgenommen werden, wenn der Konzernabschluss auf Grund anderweitiger gesetzlicher Bestimmungen veröffentlicht worden ist. Der Verweis muss angeben, wo der Konzernabschluss veröffentlicht ist. In diesem Fall muss der bei der Bundesanstalt hinterlegte Prospekt auch ein gedrucktes Exemplar des Konzernabschlusses enthalten. (3) Jede wesentliche Änderung der Angaben nach Absatz 1 Nr. 1 oder Nr. 2 oder der Zwischenübersicht, die nach dem Stichtag eingetreten ist, muss im Verkaufsprospekt erläutert werden.

§ 11 Angaben über die Prüfung des Jahresabschlusses des Emittenten Der Verkaufsprospekt muss den Namen, die Anschrift und die Berufsbezeichnung des Abschlussprüfers, der den Jahresabschluss des Emittenten nach Maßgabe der gesetzlichen Vorschriften geprüft hat, enthalten. Ferner ist der Bestätigungsvermerk einschließlich zusätzlicher Bemerkungen aufzunehmen; wurde die Bestätigung des Jahresabschlusses eingeschränkt oder versagt, so müssen der volle Wortlaut der Einschränkungen oder der Versagung und deren Begründung wiedergegeben werden.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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§ 12 Angaben über Mitglieder der Geschäftsführung oder des Vorstands, Aufsichtsgremien und Beiräte des Emittenten, den Treuhänder und sonstige Personen (1) Der Verkaufsprospekt muss über die Mitglieder der Geschäftsführung oder des Vorstands, Aufsichtsgremien und Beiräte des Emittenten angeben: 1. den Namen und die Geschäftsanschrift der Mitglieder und ihre Funktion beim Emittenten; 2. die den Mitgliedern insgesamt für das letzte abgeschlossene Geschäftsjahr gewährten Gesamtbezüge, insbesondere Gehälter, Gewinnbeteiligungen, Aufwandsentschädigungen, Versicherungsentgelte, Provisionen und Nebenleistungen jeder Art, getrennt nach Geschäftsführung oder Vorstand, Aufsichtsgremien und Beiräten. (2) Der Verkaufsprospekt muss angeben, in welcher Art und Weise die nach Absatz 1 zu nennenden Personen auch tätig sind für 1. Unternehmen, die mit dem Vertrieb der angebotenen Vermögensanlagen betraut sind; 2. Unternehmen, die dem Emittenten Fremdkapital geben; 3. Unternehmen, die im Zusammenhang mit der Herstellung des Anlageobjekts nicht nur geringfügige Lieferungen oder Leistungen erbringen. (3) Der Verkaufsprospekt muss über den Treuhänder angeben: 1. Name und Anschrift, bei juristischen Personen Firma und Sitz; 2. Aufgaben und Rechtsgrundlage der Tätigkeit; 3. seine wesentlichen Rechte und Pflichten; 4. den Gesamtbetrag der für die Wahrnehmung der Aufgaben vereinbarten Vergütung; 5. Umstände oder Beziehungen, die Interessenkonflikte begründen können. (4) Der Verkaufsprospekt muss die Angaben nach den Absätzen 1 und 2 auch für solche Personen enthalten, die nicht in den Kreis der nach dieser Verordnung angabepflichtigen Personen fallen, die Herausgabe oder den Inhalt des Prospekts oder die Abgabe oder den Inhalt des Angebots der Vermögensanlage aber wesentlich beeinflusst haben.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

§ 13 Angaben über den jüngsten Geschäftsgang und die Geschäftsaussichten des Emittenten Der Verkaufsprospekt muss allgemeine Ausführungen über die Geschäftsentwicklung des Emittenten nach dem Schluss des Geschäftsjahres, auf das sich der letzte offen gelegte Jahresabschluss bezieht, sowie Angaben über die Geschäftsaussichten des Emittenten mindestens für das laufende Geschäftsjahr enthalten.

§ 14 Gewährleistete Vermögensanlagen Für das Angebot von Vermögensanlagen, für deren Verzinsung oder Rückzahlung eine juristische Person oder Gesellschaft die Gewährleistung übernommen hat, sind die Angaben nach den §§ 5 bis 13 auch über die Person oder Gesellschaft, welche die Gewährleistung übernommen hat, aufzunehmen.

§ 15 Verringerte Prospektanforderungen (1) Für den Fall, dass der Emittent vor weniger als 18 Monaten gegründet worden ist und noch keinen Jahresabschluss im Sinne des § 10 Abs. 1 Nr. 1 erstellt hat, muss der Verkaufsprospekt abweichend von den Anforderungen nach den §§ 10, 11 und 13 folgende Angaben enthalten: 1. die Eröffnungsbilanz; 2. eine Zwischenübersicht, deren Stichtag nicht länger als zwei Monate zurückliegt; 3. die voraussichtliche Vermögens-, Finanz- und Ertragslage mindestens für das laufende und das folgende Geschäftsjahr; 4. Planzahlen des Emittenten, insbesondere zu Investitionen, Produktion, Umsatz und Ergebnis, mindestens für die folgenden drei Geschäftsjahre. Zu den Angaben nach den Nummern 3 und 4 sind die zugrunde liegenden wesentlichen Annahmen und Wirkungszusammenhänge in geeigneter Form zu erläutern. (2) Von der Aufnahme einzelner Angaben in den Verkaufsprospekt kann abgesehen werden, wenn 1. diese Angaben nur von geringer Bedeutung und nicht geeignet sind, die Beurteilung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage und der Entwicklungsaussichten des Emittenten zu beeinflussen, oder

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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2. die Verbreitung dieser Angaben dem Emittenten erheblichen Schaden zufügt, sofern die Nichtveröffentlichung das Publikum nicht über die für die Beurteilung der Vermögensanlagen wesentlichen Tatsachen und Umstände täuscht.

§ 16 Inkrafttreten Diese Verordnung tritt am 1. Juli 2005 in Kraft.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

Anlage 4 Bürgerliches Gesetzbuch (BGB) § 488 Vertragstypische Pflichten beim Darlehensvertrag (1) Durch den Darlehensvertrag wird der Darlehensgeber verpflichtet, dem Darlehensnehmer einen Geldbetrag in der vereinbarten Höhe zur Verfügung zu stellen. Der Darlehensnehmer ist verpflichtet, einen geschuldeten Zins zu zahlen und bei Fälligkeit das zur Verfügung gestellte Darlehen zurückzuzahlen. (2) Die vereinbarten Zinsen sind, soweit nicht ein anderes bestimmt ist, nach dem Ablauf je eines Jahres und, wenn das Darlehen vor dem Ablauf eines Jahres zurückzuzahlen ist, bei der Rückzahlung zu entrichten. (3) Ist für die Rückzahlung des Darlehens eine Zeit nicht bestimmt, so hängt die Fälligkeit davon ab, dass der Darlehensgeber oder der Darlehensnehmer kündigt. Die Kündigungsfrist beträgt drei Monate. Sind Zinsen nicht geschuldet, so ist der Darlehensnehmer auch ohne Kündigung zur Rückzahlung berechtigt.

§ 489 Ordentliches Kündigungsrecht des Darlehensnehmers (1) Der Darlehensnehmer kann einen Darlehensvertrag mit gebundenem Sollzinssatz ganz oder teilweise kündigen, 1. wenn die Sollzinsbindung vor der für die Rückzahlung bestimmten Zeit endet und keine neue Vereinbarung über den Sollzinssatz getroffen ist, unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von einem Monat frühestens für den Ablauf des Tages, an dem die Sollzinsbindung endet; ist eine Anpassung des Sollzinssatzes in bestimmten Zeiträumen bis zu einem Jahr vereinbart, so kann der Darlehensnehmer jeweils nur für den Ablauf des Tages, an dem die Sollzinsbindung endet, kündigen; 2. in jedem Fall nach Ablauf von zehn Jahren nach dem vollständigen Empfang unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von sechs Monaten; wird nach dem Empfang des Darlehens eine neue Vereinbarung über die Zeit der Rückzahlung oder den Sollzinssatz getroffen, so tritt der Zeitpunkt dieser Vereinbarung an die Stelle des Zeitpunkts des Empfangs. (2) Der Darlehensnehmer kann einen Darlehensvertrag mit veränderlichem Zinssatz jederzeit unter Einhaltung einer Kündigungsfrist von drei Monaten kündigen. (3) Eine Kündigung des Darlehensnehmers gilt als nicht erfolgt, wenn er den geschuldeten Betrag nicht binnen zwei Wochen nach Wirksamwerden der Kündigung zurückzahlt.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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(4) Das Kündigungsrecht des Darlehensnehmers nach den Absätzen 1 und 2 kann nicht durch Vertrag ausgeschlossen oder erschwert werden. Dies gilt nicht bei Darlehen an den Bund, ein Sondervermögen des Bundes, ein Land, eine Gemeinde, einen Gemeindeverband, die Europäischen Gemeinschaften oder ausländische Gebietskörperschaften. (5) Sollzinssatz ist der gebundene oder veränderliche periodische Prozentsatz, der pro Jahr auf das in Anspruch genommene Darlehen angewendet wird. Der Sollzinssatz ist gebunden, wenn für die gesamte Vertragslaufzeit ein Sollzinssatz oder mehrere Sollzinssätze vereinbart sind, die als fest stehende Prozentzahl ausgedrückt werden. Ist für die gesamte Vertragslaufzeit keine Sollzinsbindung vereinbart, gilt der Sollzinssatz nur für diejenigen Zeiträume als gebunden, für die er durch eine feste Prozentzahl bestimmt ist.

§ 490 Außerordentliches Kündigungsrecht (1) Wenn in den Vermögensverhältnissen des Darlehensnehmers oder in der Werthaltigkeit einer für das Darlehen gestellten Sicherheit eine wesentliche Verschlechterung eintritt oder einzutreten droht, durch die die Rückzahlung des Darlehens, auch unter Verwertung der Sicherheit, gefährdet wird, kann der Darlehensgeber den Darlehensvertrag vor Auszahlung des Darlehens im Zweifel stets, nach Auszahlung nur in der Regel fristlos kündigen. (2) Der Darlehensnehmer kann einen Darlehensvertrag, bei dem der Sollzinssatz gebunden und das Darlehen durch ein Grund- oder Schiffspfandrecht gesichert ist, unter Einhaltung der Fristen des § 488 Abs. 3 Satz 2 vorzeitig kündigen, wenn seine berechtigten Interessen dies gebieten und seit dem vollständigen Empfang des Darlehens sechs Monate abgelaufen sind. Ein solches Interesse liegt insbesondere vor, wenn der Darlehensnehmer ein Bedürfnis nach einer anderweitigen Verwertung der zur Sicherung des Darlehens beliehenen Sache hat. Der Darlehensnehmer hat dem Darlehensgeber denjenigen Schaden zu ersetzen, der diesem aus der vorzeitigen Kündigung entsteht (Vorfälligkeitsentschädigung). (3) Die Vorschriften der §§ 313 und 314 bleiben unberührt.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

Anlage 5 Handelsgesetzbuch (HGB) Zweiter Abschnitt Kommanditgesellschaft § 161 (1) Eine Gesellschaft, deren Zweck auf den Betrieb eines Handelsgewerbes unter gemeinschaftlicher Firma gerichtet ist, ist eine Kommanditgesellschaft, wenn bei einem oder bei einigen von den Gesellschaftern die Haftung gegenüber den Gesellschaftsgläubigern auf den Betrag einer bestimmten Vermögenseinlage beschränkt ist (Kommanditisten), während bei dem anderen Teil der Gesellschafter eine Beschränkung der Haftung nicht stattfindet (persönlich haftende Gesellschafter). (2) Soweit nicht in diesem Abschnitt ein anderes vorgeschrieben ist, finden auf die Kommanditgesellschaft die für die offene Handelsgesellschaft geltenden Vorschriften Anwendung.

§ 162 (1) Die Anmeldung der Gesellschaft hat außer den in § 106 Abs. 2 vorgesehenen Angaben die Bezeichnung der Kommanditisten und den Betrag der Einlage eines jeden von ihnen zu enthalten. Ist eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts Kommanditist, so sind auch deren Gesellschafter entsprechend § 106 Abs. 2 und spätere Änderungen in der Zusammensetzung der Gesellschafter zur Eintragung anzumelden. (2) Bei der Bekanntmachung der Eintragung der Gesellschaft sind keine Angaben zu den Kommanditisten zu machen; die Vorschriften des § 15 sind insoweit nicht anzuwenden. (3) Diese Vorschriften finden im Falle des Eintritts eines Kommanditisten in eine bestehende Handelsgesellschaft und im Falle des Ausscheidens eines Kommanditisten aus einer Kommanditgesellschaft entsprechende Anwendung. § 163 Für das Verhältnis der Gesellschafter untereinander gelten in Ermangelung abweichender Bestimmungen des Gesellschaftsvertrags die besonderen Vorschriften der §§ 164 bis 169.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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§ 164 Die Kommanditisten sind von der Führung der Geschäfte der Gesellschaft ausgeschlossen; sie können einer Handlung der persönlich haftenden Gesellschafter nicht widersprechen, es sei denn, dass die Handlung über den gewöhnlichen Betrieb des Handelsgewerbes der Gesellschaft hinausgeht. Die Vorschriften des § 116 Abs. 3 bleiben unberührt.

§ 165 Die §§ 112 und 113 finden auf die Kommanditisten keine Anwendung.

§ 166 (1) Der Kommanditist ist berechtigt, die abschriftliche Mitteilung des Jahresabschlusses zu verlangen und dessen Richtigkeit unter Einsicht der Bücher und Papiere zu prüfen. (2) Die in § 118 dem von der Geschäftsführung ausgeschlossenen Gesellschafter eingeräumten weiteren Rechte stehen dem Kommanditisten nicht zu. (3) Auf Antrag eines Kommanditisten kann das Gericht, wenn wichtige Gründe vorliegen, die Mitteilung einer Bilanz und eines Jahresabschlusses oder sonstiger Aufklärungen sowie die Vorlegung der Bücher und Papiere jederzeit anordnen.

§ 167 (1) Die Vorschriften des § 120 über die Berechnung des Gewinns oder Verlustes gelten auch für den Kommanditisten. (2) Jedoch wird der einem Kommanditisten zukommende Gewinn seinem Kapitalanteil nur so lange zugeschrieben, als dieser den Betrag der bedungenen Einlage nicht erreicht. (3) An dem Verlust nimmt der Kommanditist nur bis zum Betrag seines Kapitalanteils und seiner noch rückständigen Einlage teil.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

§ 168 (1) Die Anteile der Gesellschafter am Gewinn bestimmen sich, soweit der Gewinn den Betrag von vier vom Hundert der Kapitalanteile nicht übersteigt, nach den Vorschriften des § 121 Abs. 1 und 2. (2) In Ansehung des Gewinns, welcher diesen Betrag übersteigt, sowie in Ansehung des Verlustes gilt, soweit nicht ein anderes vereinbart ist, ein den Umständen nach angemessenes Verhältnis der Anteile als bedungen.

§ 169 (1) § 122 findet auf den Kommanditisten keine Anwendung. Dieser hat nur Anspruch auf Auszahlung des ihm zukommenden Gewinns; er kann auch die Auszahlung des Gewinns nicht fordern, solange sein Kapitalanteil durch Verlust unter den auf die bedungene Einlage geleisteten Betrag herabgemindert ist oder durch die Auszahlung unter diesen Betrag herabgemindert werden würde. (2) Der Kommanditist ist nicht verpflichtet, den bezogenen Gewinn wegen späterer Verluste zurückzuzahlen.

§ 170 Der Kommanditist ist zur Vertretung der Gesellschaft nicht ermächtigt.

§ 171 (1) Der Kommanditist haftet den Gläubigern der Gesellschaft bis zur Höhe seiner Einlage unmittelbar; die Haftung ist ausgeschlossen, soweit die Einlage geleistet ist. (2) Ist über das Vermögen der Gesellschaft das Insolvenzverfahren eröffnet, so wird während der Dauer des Verfahrens das den Gesellschaftsgläubigern nach Absatz 1 zustehende Recht durch den Insolvenzverwalter oder den Sachwalter ausgeübt.

§ 172 (1) Im Verhältnis zu den Gläubigern der Gesellschaft wird nach der Eintragung in das Handelsregister die Einlage eines Kommanditisten durch den in der Eintragung angegebenen Betrag bestimmt.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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(2) Auf eine nicht eingetragene Erhöhung der aus dem Handelsregister ersichtlichen Einlage können sich die Gläubiger nur berufen, wenn die Erhöhung in handelsüblicher Weise kundgemacht oder ihnen in anderer Weise von der Gesellschaft mitgeteilt worden ist. (3) Eine Vereinbarung der Gesellschafter, durch die einem Kommanditisten die Einlage erlassen oder gestundet wird, ist den Gläubigern gegenüber unwirksam. (4) Soweit die Einlage eines Kommanditisten zurückbezahlt wird, gilt sie den Gläubigern gegenüber als nicht geleistet. Das gleiche gilt, soweit ein Kommanditist Gewinnanteile entnimmt, während sein Kapitalanteil durch Verlust unter den Betrag der geleisteten Einlage herabgemindert ist, oder soweit durch die Entnahme der Kapitalanteil unter den bezeichneten Betrag herabgemindert wird. Bei der Berechnung des Kapitalanteils nach Satz 2 sind Beträge im Sinn des § 268 Abs. 8 nicht zu berücksichtigen. (5) Was ein Kommanditist auf Grund einer in gutem Glauben errichteten Bilanz in gutem Glauben als Gewinn bezieht, ist er in keinem Falle zurückzuzahlen verpflichtet. (6) Gegenüber den Gläubigern einer Gesellschaft, bei der kein persönlich haftender Gesellschafter eine natürliche Person ist, gilt die Einlage eines Kommanditisten als nicht geleistet, soweit sie in Anteilen an den persönlich haftenden Gesellschaftern bewirkt ist. Dies gilt nicht, wenn zu den persönlich haftenden Gesellschaftern eine offene Handelsgesellschaft oder Kommanditgesellschaft gehört, bei der ein persönlich haftender Gesellschafter eine natürliche Person ist.

§ 173 (1) Wer in eine bestehende Handelsgesellschaft als Kommanditist eintritt, haftet nach Maßgabe der §§ 171 und 172 für die vor seinem Eintritt begründeten Verbindlichkeiten der Gesellschaft, ohne Unterschied, ob die Firma eine Änderung erleidet oder nicht. (2) Eine entgegenstehende Vereinbarung ist Dritten gegenüber unwirksam.

§ 174 Eine Herabsetzung der Einlage eines Kommanditisten ist, solange sie nicht in das Handelsregister des Gerichts, in dessen Bezirk die Gesellschaft ihren Sitz hat, eingetragen ist, den Gläubigern gegenüber unwirksam; Gläubiger, deren Forderungen zur Zeit der Eintragung begründet waren, brauchen die Herabsetzung nicht gegen sich gelten zu lassen.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

§ 175 Die Erhöhung sowie die Herabsetzung einer Einlage ist durch die sämtlichen Gesellschafter zur Eintragung in das Handelsregister anzumelden. § 162 Abs. 2 gilt entsprechend. Auf die Eintragung in das Handelsregister des Sitzes der Gesellschaft finden die Vorschriften des § 14 keine Anwendung.

§ 176 (1) Hat die Gesellschaft ihre Geschäfte begonnen, bevor sie in das Handelsregister des Gerichts, in dessen Bezirk sie ihren Sitz hat, eingetragen ist, so haftet jeder Kommanditist, der dem Geschäftsbeginn zugestimmt hat, für die bis zur Eintragung begründeten Verbindlichkeiten der Gesellschaft gleich einem persönlich haftenden Gesellschafter, es sei denn, dass seine Beteiligung als Kommanditist dem Gläubiger bekannt war. Diese Vorschrift kommt nicht zur Anwendung, soweit sich aus § 2 oder § 105 Abs. 2 ein anderes ergibt. (2) Tritt ein Kommanditist in eine bestehende Handelsgesellschaft ein, so findet die Vorschrift des Absatzes 1 Satz 1 für die in der Zeit zwischen seinem Eintritt und dessen Eintragung in das Handelsregister begründeten Verbindlichkeiten der Gesellschaft entsprechende Anwendung.

§ 177 Beim Tod eines Kommanditisten wird die Gesellschaft mangels abweichender vertraglicher Bestimmung mit den Erben fortgesetzt.

§ 177a Die §§ 125a und 130a gelten auch für die Gesellschaft, bei der ein Kommanditist eine natürliche Person ist, § 130a jedoch mit der Maßgabe, dass anstelle des Absatzes 1 Satz 4 der § 172 Abs. 6 Satz 2 anzuwenden ist. Der in § 125a Abs. 1 Satz 2 für die Gesellschafter vorgeschriebenen Angaben bedarf es nur für die persönlich haftenden Gesellschafter der Gesellschaft.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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Dritter Abschnitt Stille Gesellschaft § 230 (1) Wer sich als stiller Gesellschafter an dem Handelsgewerbe, das ein anderer betreibt, mit einer Vermögenseinlage beteiligt, hat die Einlage so zu leisten, dass sie in das Vermögen des Inhabers des Handelsgeschäfts übergeht. (2) Der Inhaber wird aus den in dem Betrieb geschlossenen Geschäften allein berechtigt und verpflichtet.

§ 231 (1) Ist der Anteil des stillen Gesellschafters am Gewinn und Verlust nicht bestimmt, so gilt ein den Umständen nach angemessener Anteil als bedungen. (2) Im Gesellschaftsvertrag kann bestimmt werden, dass der stille Gesellschafter nicht am Verlust beteiligt sein soll; seine Beteiligung am Gewinn kann nicht ausgeschlossen werden.

§ 232 (1) Am Schluss jedes Geschäftsjahrs wird der Gewinn und Verlust berechnet und der auf den stillen Gesellschafter fallende Gewinn ihm ausbezahlt. (2) Der stille Gesellschafter nimmt an dem Verlust nur bis zum Betrag seiner eingezahlten oder rückständigen Einlage teil. Er ist nicht verpflichtet, den bezogenen Gewinn wegen späterer Verluste zurückzuzahlen; jedoch wird, solange seine Einlage durch Verlust vermindert ist, der jährliche Gewinn zur Deckung des Verlustes verwendet. (3) Der Gewinn, welcher von dem stillen Gesellschafter nicht erhoben wird, vermehrt dessen Einlage nicht, sofern nicht ein anderes vereinbart ist.

§ 233 (1) Der stille Gesellschafter ist berechtigt, die abschriftliche Mitteilung des Jahresabschlusses zu verlangen und dessen Richtigkeit unter Einsicht der Bücher und Papiere zu prüfen.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

(2) Die in § 716 des Bürgerlichen Gesetzbuchs dem von der Geschäftsführung ausgeschlossenen Gesellschafter eingeräumten weiteren Rechte stehen dem stillen Gesellschafter nicht zu. (3) Auf Antrag des stillen Gesellschafters kann das Gericht, wenn wichtige Gründe vorliegen, die Mitteilung einer Bilanz und eines Jahresabschlusses oder sonstiger Aufklärungen sowie die Vorlegung der Bücher und Papiere jederzeit anordnen. § 234 (1) Auf die Kündigung der Gesellschaft durch einen der Gesellschafter oder durch einen Gläubiger des stillen Gesellschafters finden die Vorschriften der §§ 132, 134 und 135 entsprechende Anwendung. Die Vorschriften des § 723 des Bürgerlichen Gesetzbuchs über das Recht, die Gesellschaft aus wichtigen Gründen ohne Einhaltung einer Frist zu kündigen, bleiben unberührt. (2) Durch den Tod des stillen Gesellschafters wird die Gesellschaft nicht aufgelöst. § 235 (1) Nach der Auflösung der Gesellschaft hat sich der Inhaber des Handelsgeschäfts mit dem stillen Gesellschafter auseinanderzusetzen und dessen Guthaben in Geld zu berichtigen. (2) Die zur Zeit der Auflösung schwebenden Geschäfte werden von dem Inhaber des Handelsgeschäfts abgewickelt. Der stille Gesellschafter nimmt teil an dem Gewinn und Verlust, der sich aus diesen Geschäften ergibt. (3) Er kann am Schluss jedes Geschäftsjahrs Rechenschaft über die inzwischen beendigten Geschäfte, Auszahlung des ihm gebührenden Betrags und Auskunft über den Stand der noch schwebenden Geschäfte verlangen. § 236 (1) Wird über das Vermögen des Inhabers des Handelsgeschäfts das Insolvenzverfahren eröffnet, so kann der stille Gesellschafter wegen der Einlage, soweit sie den Betrag des auf ihn fallenden Anteils am Verlust übersteigt, seine Forderung als Insolvenzgläubiger geltend machen. (2) Ist die Einlage rückständig, so hat sie der stille Gesellschafter bis zu dem Betrag, welcher zur Deckung seines Anteils am Verlust erforderlich ist, zur Insolvenzmasse einzuzahlen.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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Anlage 6 Aktiengesetz (AktG) § 30 Bestellung des Aufsichtsrats, des Vorstands und des Abschlussprüfers (1) Die Gründer haben den ersten Aufsichtsrat der Gesellschaft und den Abschlussprüfer für das erste Voll- oder Rumpfgeschäftsjahr zu bestellen. Die Bestellung bedarf notarieller Beurkundung. (2) Auf die Zusammensetzung und die Bestellung des ersten Aufsichtsrats sind die Vorschriften über die Bestellung von Aufsichtsratsmitgliedern der Arbeitnehmer nicht anzuwenden. (3) Die Mitglieder des ersten Aufsichtsrats können nicht für längere Zeit als bis zur Beendigung der Hauptversammlung bestellt werden, die über die Entlastung für das erste Voll- oder Rumpfgeschäftsjahr beschließt. Der Vorstand hat rechtzeitig vor Ablauf der Amtszeit des ersten Aufsichtsrats bekannt zu machen, nach welchen gesetzlichen Vorschriften der nächste Aufsichtsrat nach seiner Ansicht zusammenzusetzen ist; §§ 96 bis 99 sind anzuwenden. (4) Der Aufsichtsrat bestellt den ersten Vorstand.

§ 31 Bestellung des Aufsichtsrats bei Sachgründung (1) Ist in der Satzung als Gegenstand einer Sacheinlage oder Sachübernahme die Einbringung oder Übernahme eines Unternehmens oder eines Teils eines Unternehmens festgesetzt worden, so haben die Gründer nur so viele Aufsichtsratsmitglieder zu bestellen, wie nach den gesetzlichen Vorschriften, die nach ihrer Ansicht nach der Einbringung oder Übernahme für die Zusammensetzung des Aufsichtsrats maßgebend sind, von der Hauptversammlung ohne Bindung an Wahlvorschläge zu wählen sind. Sie haben jedoch, wenn dies nur zwei Aufsichtsratsmitglieder sind, drei Aufsichtsratsmitglieder zu bestellen. (2) Der nach Absatz 1 Satz 1 bestellte Aufsichtsrat ist, soweit die Satzung nichts anderes bestimmt, beschlussfähig, wenn die Hälfte, mindestens jedoch drei seiner Mitglieder an der Beschlussfassung teilnehmen. (3) Unverzüglich nach der Einbringung oder Übernahme des Unternehmens oder des Unternehmensteils hat der Vorstand bekannt zu machen, nach welchen gesetzlichen Vorschriften nach seiner Ansicht der Aufsichtsrat zusammengesetzt sein muss. §§ 97 bis 99 gelten sinngemäß. Das Amt der bisherigen Aufsichtsratsmitglieder erlischt nur, wenn der Aufsichtsrat nach anderen als den von den Gründern für maßgebend gehaltenen Vorschriften zusammenzusetzen ist oder

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

wenn die Gründer drei Aufsichtsratsmitglieder bestellt haben, der Aufsichtsrat aber auch aus Aufsichtsratsmitgliedern der Arbeitnehmer zu bestehen hat. (4) Absatz 3 gilt nicht, wenn das Unternehmen oder der Unternehmensteil erst nach der Bekanntmachung des Vorstands nach § 30 Abs. 3 Satz 2 eingebracht oder übernommen wird. (5) § 30 Abs. 3 Satz 1 gilt nicht für die nach Absatz 3 bestellten Aufsichtsratsmitglieder der Arbeitnehmer.

§ 32 Gründungsbericht (1) Die Gründer haben einen schriftlichen Bericht über den Hergang der Gründung zu erstatten (Gründungsbericht). (2) Im Gründungsbericht sind die wesentlichen Umstände darzulegen, von denen die Angemessenheit der Leistungen für Sacheinlagen oder Sachübernahmen abhängt. Dabei sind anzugeben 1. die vorausgegangenen Rechtsgeschäfte, die auf den Erwerb durch die Gesellschaft hingezielt haben; 2. die Anschaffungs- und Herstellungskosten aus den letzten beiden Jahren; 3. beim Übergang eines Unternehmens auf die Gesellschaft die Betriebserträge aus den letzten beiden Geschäftsjahren. (3) Im Gründungsbericht ist ferner anzugeben, ob und in welchem Umfang bei der Gründung für Rechnung eines Mitglieds des Vorstands oder des Aufsichtsrats Aktien übernommen worden sind und ob und in welcher Weise ein Mitglied des Vorstands oder des Aufsichtsrats sich einen besonderen Vorteil oder für die Gründung oder ihre Vorbereitung eine Entschädigung oder Belohnung ausbedungen hat.

§ 33 Gründungsprüfung, Allgemeines (1) Die Mitglieder des Vorstands und des Aufsichtsrats haben den Hergang der Gründung zu prüfen. (2) Außerdem hat eine Prüfung durch einen oder mehrere Prüfer (Gründungsprüfer) stattzufinden, wenn 1. ein Mitglied des Vorstands oder des Aufsichtsrats zu den Gründern gehört oder

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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2. bei der Gründung für Rechnung eines Mitglieds des Vorstands oder des Aufsichtsrats Aktien übernommen worden sind oder 3. ein Mitglied des Vorstands oder des Aufsichtsrats sich einen besonderen Vorteil oder für die Gründung oder ihre Vorbereitung eine Entschädigung oder Belohnung ausbedungen hat oder 4. eine Gründung mit Sacheinlagen oder Sachübernahmen vorliegt. (3) In den Fällen des Absatzes 2 Nr. 1 und 2 kann der beurkundende Notar (§ 23 Abs. 1 Satz 1) anstelle eines Gründungsprüfers die Prüfung im Auftrag der Gründer vornehmen; die Bestimmungen über die Gründungsprüfung finden sinngemäße Anwendung. Nimmt nicht der Notar die Prüfung vor, so bestellt das Gericht die Gründungsprüfer. Gegen die Entscheidung ist die Beschwerde zulässig. (4) Als Gründungsprüfer sollen, wenn die Prüfung keine anderen Kenntnisse fordert, nur bestellt werden 1. Personen, die in der Buchführung ausreichend vorgebildet und erfahren sind; 2. Prüfungsgesellschaften, von deren gesetzlichen Vertretern mindestens einer in der Buchführung ausreichend vorgebildet und erfahren ist. (5) Als Gründungsprüfer darf nicht bestellt werden, wer nach § 143 Abs. 2 nicht Sonderprüfer sein kann. Gleiches gilt für Personen und Prüfungsgesellschaften, auf deren Geschäftsführung die Gründer oder Personen, für deren Rechnung die Gründer Aktien übernommen haben, maßgebenden Einfluß haben.

§ 33a Sachgründung ohne externe Gründungsprüfung (1) Von einer Prüfung durch Gründungsprüfer kann bei einer Gründung mit Sacheinlagen oder Sachübernahmen (§ 33 Abs. 2 Nr. 4) abgesehen werden, soweit eingebracht werden sollen: 1. übertragbare Wertpapiere oder Geldmarktinstrumente im Sinne des § 2 Abs. 1 Satz 1 und Abs. 1a des Wertpapierhandelsgesetzes, wenn sie mit dem gewichteten Durchschnittspreis bewertet werden, zu dem sie während der letzten drei Monate vor dem Tag ihrer tatsächlichen Einbringung auf einem oder mehreren organisierten Märkten im Sinne von § 2 Abs. 5 des Wertpapierhandelsgesetzes gehandelt worden sind, 2. andere als die in Nummer 1 genannten Vermögensgegenstände, wenn eine Bewertung zu Grunde gelegt wird, die ein unabhängiger, ausreichend vorgebildeter und erfahrener Sachverständiger nach den allgemein anerkannten Bewer-

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

tungsgrundsätzen mit dem beizulegenden Zeitwert ermittelt hat und wenn der Bewertungsstichtag nicht mehr als sechs Monate vor dem Tag der tatsächlichen Einbringung liegt. (2) Absatz 1 ist nicht anzuwenden, wenn der gewichtete Durchschnittspreis der Wertpapiere oder Geldmarktinstrumente (Absatz 1 Nr. 1) durch außergewöhnliche Umstände erheblich beeinflusst worden ist oder wenn anzunehmen ist, dass der beizulegende Zeitwert der anderen Vermögensgegenstände (Absatz 1 Nr. 2) am Tag ihrer tatsächlichen Einbringung auf Grund neuer oder neu bekannt gewordener Umstände erheblich niedriger ist als der von dem Sachverständigen angenommene Wert.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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Anlage 7 Umwandlungsgesetz (UmwG) § 1 Arten der Umwandlung; gesetzliche Beschränkungen (1) Rechtsträger mit Sitz im Inland können umgewandelt werden 1. durch Verschmelzung; 2. durch Spaltung (Aufspaltung, Abspaltung, Ausgliederung); 3. durch Vermögensübertragung; 4. durch Formwechsel. (2) Eine Umwandlung im Sinne des Absatzes 1 ist außer in den in diesem Gesetz geregelten Fällen nur möglich, wenn sie durch ein anderes Bundesgesetz oder ein Landesgesetz ausdrücklich vorgesehen ist. (3) Von den Vorschriften dieses Gesetzes kann nur abgewichen werden, wenn dies ausdrücklich zugelassen ist. Ergänzende Bestimmungen in Verträgen, Satzungen oder Willenserklärungen sind zulässig, es sei denn, dass dieses Gesetz eine abschließende Regelung enthält.

Drittes Buch Spaltung § 123 Arten der Spaltung (1) Ein Rechtsträger (übertragender Rechtsträger) kann unter Auflösung ohne Abwicklung sein Vermögen aufspalten 1. zur Aufnahme durch gleichzeitige Übertragung der Vermögensteile jeweils als Gesamtheit auf andere bestehende Rechtsträger (übernehmende Rechtsträger) oder 2. zur Neugründung durch gleichzeitige Übertragung der Vermögensteile jeweils als Gesamtheit auf andere, von ihm dadurch gegründete neue Rechtsträger gegen Gewährung von Anteilen oder Mitgliedschaften dieser Rechtsträger an die Anteilsinhaber des übertragenden Rechtsträgers (Aufspaltung). (2) Ein Rechtsträger (übertragender Rechtsträger) kann von seinem Vermögen einen Teil oder mehrere Teile abspalten

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

1. zur Aufnahme durch Übertragung dieses Teils oder dieser Teile jeweils als Gesamtheit auf einen bestehenden oder mehrere bestehende Rechtsträger (übernehmende Rechtsträger) oder 2. zur Neugründung durch Übertragung dieses Teils oder dieser Teile jeweils als Gesamtheit auf einen oder mehrere, von ihm dadurch gegründeten neuen oder gegründete neue Rechtsträger gegen Gewährung von Anteilen oder Mitgliedschaften dieses Rechtsträgers oder dieser Rechtsträger an die Anteilsinhaber des übertragenden Rechtsträgers (Abspaltung). (3) Ein Rechtsträger (übertragender Rechtsträger) kann aus seinem Vermögen einen Teil oder mehrere Teile ausgliedern 1. zur Aufnahme durch Übertragung dieses Teils oder dieser Teile jeweils als Gesamtheit auf einen bestehenden oder mehrere bestehende Rechtsträger (übernehmende Rechtsträger) oder 2. zur Neugründung durch Übertragung dieses Teils oder dieser Teile jeweils als Gesamtheit auf einen oder mehrere, von ihm dadurch gegründeten neuen oder gegründete neue Rechtsträger gegen Gewährung von Anteilen oder Mitgliedschaften dieses Rechtsträgers oder dieser Rechtsträger an den übertragenden Rechtsträger (Ausgliederung). (4) Die Spaltung kann auch durch gleichzeitige Übertragung auf bestehende und neue Rechtsträger erfolgen.

§ 124 Spaltungsfähige Rechtsträger (1) An einer Aufspaltung oder einer Abspaltung können als übertragende, übernehmende oder neue Rechtsträger die in § 3 Abs. 1 genannten Rechtsträger sowie als übertragende Rechtsträger wirtschaftliche Vereine, an einer Ausgliederung können als übertragende, übernehmende oder neue Rechtsträger die in § 3 Abs. 1 genannten Rechtsträger sowie als übertragende Rechtsträger wirtschaftliche Vereine, Einzelkaufleute, Stiftungen sowie Gebietskörperschaften oder Zusammenschlüsse von Gebietskörperschaften, die nicht Gebietskörperschaften sind, beteiligt sein. (2) § 3 Abs. 3 und 4 ist auf die Spaltung entsprechend anzuwenden.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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§ 125 Anzuwendende Vorschriften Auf die Spaltung sind die Vorschriften des Ersten bis Neunten Abschnitts des Zweiten Buches mit Ausnahme des § 9 Abs. 2, bei Abspaltung und Ausgliederung mit Ausnahme des § 18 sowie bei Ausgliederung mit Ausnahme des § 14 Abs. 2 und der §§ 15, 29 bis 34, 54, 68 und 71 entsprechend anzuwenden, soweit sich aus diesem Buch nichts anderes ergibt. Eine Prüfung im Sinne der §§ 9 bis 12 findet bei Ausgliederung nicht statt. An die Stelle der übertragenden Rechtsträger tritt der übertragende Rechtsträger, an die Stelle des übernehmenden oder neuen Rechtsträgers treten gegebenenfalls die übernehmenden oder neuen Rechtsträger.

Fünftes Buch Formwechsel Erster Teil Allgemeine Vorschriften § 190 Allgemeiner Anwendungsbereich (1) Ein Rechtsträger kann durch Formwechsel eine andere Rechtsform erhalten. (2) Soweit nicht in diesem Buch etwas anderes bestimmt ist, gelten die Vorschriften über den Formwechsel nicht für Änderungen der Rechtsform, die in anderen Gesetzen vorgesehen oder zugelassen sind.

§ 191 Einbezogene Rechtsträger (1) Formwechselnde Rechtsträger können sein: 1. Personenhandelsgesellschaften (§ 3 Abs. 1 Nr. 1) und Partnerschaftsgesellschaften; 2. Kapitalgesellschaften (§ 3 Abs. 1 Nr. 2); 3. eingetragene Genossenschaften; 4. rechtsfähige Vereine; 5. Versicherungsvereine auf Gegenseitigkeit; 6. Körperschaften und Anstalten des öffentlichen Rechts.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

(2) Rechtsträger neuer Rechtsform können sein: 1. Gesellschaften des bürgerlichen Rechts; 2. Personenhandelsgesellschaften und Partnerschaftsgesellschaften; 3. Kapitalgesellschaften; 4. eingetragene Genossenschaften. (3) Der Formwechsel ist auch bei aufgelösten Rechtsträgern möglich, wenn ihre Fortsetzung in der bisherigen Rechtsform beschlossen werden könnte.

§ 192 Umwandlungsbericht (1) Das Vertretungsorgan des formwechselnden Rechtsträgers hat einen ausführlichen schriftlichen Bericht zu erstatten, in dem der Formwechsel und insbesondere die künftige Beteiligung der Anteilsinhaber an dem Rechtsträger rechtlich und wirtschaftlich erläutert und begründet werden (Umwandlungsbericht). § 8 Abs. 1 Satz 2 bis 4 und Abs. 2 ist entsprechend anzuwenden. Der Umwandlungsbericht muss einen Entwurf des Umwandlungsbeschlusses enthalten. (2) Ein Umwandlungsbericht ist nicht erforderlich, wenn an dem formwechselnden Rechtsträger nur ein Anteilsinhaber beteiligt ist oder wenn alle Anteilsinhaber auf seine Erstattung verzichten. Die Verzichtserklärungen sind notariell zu beurkunden.

§ 193 Umwandlungsbeschluss (1) Für den Formwechsel ist ein Beschluss der Anteilsinhaber des formwechselnden Rechtsträgers (Umwandlungsbeschluss) erforderlich. Der Beschluss kann nur in einer Versammlung der Anteilsinhaber gefasst werden. (2) Ist die Abtretung der Anteile des formwechselnden Rechtsträgers von der Genehmigung einzelner Anteilsinhaber abhängig, so bedarf der Umwandlungsbeschluss zu seiner Wirksamkeit ihrer Zustimmung. (3) Der Umwandlungsbeschluss und die nach diesem Gesetz erforderlichen Zustimmungserklärungen einzelner Anteilsinhaber einschließlich der erforderlichen Zustimmungserklärungen nicht erschienener Anteilsinhaber müssen notariell beurkundet werden. Auf Verlangen ist jedem Anteilsinhaber auf seine Kosten unverzüglich eine Abschrift der Niederschrift des Beschlusses zu erteilen.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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§ 194 Inhalt des Umwandlungsbeschlusses (1) In dem Umwandlungsbeschluss müssen mindestens bestimmt werden: 1. die Rechtsform, die der Rechtsträger durch den Formwechsel erlangen soll; 2. der Name oder die Firma des Rechtsträgers neuer Rechtsform; 3. eine Beteiligung der bisherigen Anteilsinhaber an dem Rechtsträger nach den für die neue Rechtsform geltenden Vorschriften, soweit ihre Beteiligung nicht nach diesem Buch entfällt; 4. Zahl, Art und Umfang der Anteile oder der Mitgliedschaften, welche die Anteilsinhaber durch den Formwechsel erlangen sollen oder die einem beitretenden persönlich haftenden Gesellschafter eingeräumt werden sollen; 5. die Rechte, die einzelnen Anteilsinhabern sowie den Inhabern besonderer Rechte wie Anteile ohne Stimmrecht, Vorzugsaktien, Mehrstimmrechtsaktien, Schuldverschreibungen und Genussrechte in dem Rechtsträger gewährt werden sollen, oder die Maßnahmen, die für diese Personen vorgesehen sind; 6. ein Abfindungsangebot nach § 207, sofern nicht der Umwandlungsbeschluss zu seiner Wirksamkeit der Zustimmung aller Anteilsinhaber bedarf oder an dem formwechselnden Rechtsträger nur ein Anteilsinhaber beteiligt ist; 7. die Folgen des Formwechsels für die Arbeitnehmer und ihre Vertretungen sowie die insoweit vorgesehenen Maßnahmen. (2) Der Entwurf des Umwandlungsbeschlusses ist spätestens einen Monat vor dem Tage der Versammlung der Anteilsinhaber, die den Formwechsel beschließen soll, dem zuständigen Betriebsrat des formwechselnden Rechtsträgers zuzuleiten.

Erster Unterabschnitt Formwechsel von Personenhandelsgesellschaften § 214 Möglichkeit des Formwechsels (1) Eine Personenhandelsgesellschaft kann auf Grund eines Umwandlungsbeschlusses nach diesem Gesetz nur die Rechtsform einer Kapitalgesellschaft oder einer eingetragenen Genossenschaft erlangen. (2) Eine aufgelöste Personenhandelsgesellschaft kann die Rechtsform nicht wechseln, wenn die Gesellschafter nach § 145 des Handelsgesetzbuchs eine andere Art der Auseinandersetzung als die Abwicklung oder als den Formwechsel vereinbart haben.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

Zweiter Abschnitt Formwechsel von Kapitalgesellschaften Erster Unterabschnitt Allgemeine Vorschriften § 226 Möglichkeit des Formwechsels Eine Kapitalgesellschaft kann auf Grund eines Umwandlungsbeschlusses nach diesem Gesetz nur die Rechtsform einer Gesellschaft des bürgerlichen Rechts, einer Personenhandelsgesellschaft, einer Partnerschaftsgesellschaft, einer anderen Kapitalgesellschaft oder einer eingetragenen Genossenschaft erlangen.

Zweiter Unterabschnitt Formwechsel in eine Personengesellschaft § 228 Möglichkeit des Formwechsels (1) Durch den Formwechsel kann eine Kapitalgesellschaft die Rechtsform einer Personenhandelsgesellschaft nur erlangen, wenn der Unternehmensgegenstand im Zeitpunkt des Wirksamwerdens des Formwechsels den Vorschriften über die Gründung einer offenen Handelsgesellschaft (§ 105 Abs. 1 und 2 des Handelsgesetzbuchs) genügt. (2) Ein Formwechsel in eine Partnerschaftsgesellschaft ist nur möglich, wenn im Zeitpunkt seines Wirksamwerdens alle Anteilsinhaber des formwechselnden Rechtsträgers natürliche Personen sind, die einen Freien Beruf ausüben (§ 1 Abs. 1 und 2 des Partnerschaftsgesellschaftsgesetzes). § 1 Abs. 3 des Partnerschaftsgesellschaftsgesetzes bleibt unberührt.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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Anlage 8 Börsengesetz (BörsG) § 32 Zulassungspflicht (1) Wertpapiere, die im regulierten Markt an einer Börse gehandelt werden sollen, bedürfen der Zulassung oder der Einbeziehung durch die Geschäftsführung, soweit nicht in § 37 oder in anderen Gesetzen etwas anderes bestimmt ist. (2) Die Zulassung ist vom Emittenten der Wertpapiere zusammen mit einem Kreditinstitut, Finanzdienstleistungsinstitut oder einem nach § 53 Abs. 1 Satz 1 oder § 53b Abs. 1 Satz 1 des Kreditwesengesetzes tätigen Unternehmen zu beantragen. Das Institut oder Unternehmen muss an einer inländischen Wertpapierbörse mit dem Recht zur Teilnahme am Handel zugelassen sein und ein haftendes Eigenkapital im Gegenwert von mindestens 730.000 Euro nachweisen. Ein Emittent, der ein Institut oder Unternehmen im Sinne des Satzes 1 ist und die Voraussetzungen des Satzes 2 erfüllt, kann den Antrag allein stellen. (3) Wertpapiere sind zuzulassen, wenn 1. der Emittent und die Wertpapiere den Anforderungen nach Artikel 35 der Verordnung (EG) Nr. 1287/2006 sowie den Bestimmungen entsprechen, die zum Schutz des Publikums und für einen ordnungsgemäßen Börsenhandel nach § 34 erlassen worden sind, und 2. ein nach den Vorschriften des Wertpapierprospektgesetzes gebilligter oder bescheinigter Prospekt oder ein ausführlicher Verkaufsprospekt im Sinne des § 42 des Investmentgesetzes oder ein Prospekt im Sinne des § 137 Abs. 3 des Investmentgesetzes veröffentlicht worden ist, soweit nicht nach § 1 Abs. 2 oder § 4 Abs. 2 des Wertpapierprospektgesetzes von der Veröffentlichung eines Prospekts abgesehen werden kann. (4) Der Antrag auf Zulassung der Wertpapiere kann trotz Erfüllung der Voraussetzungen des Absatzes 3 abgelehnt werden, wenn der Emittent seine Pflichten aus der Zulassung zum regulierten Markt an einem anderen organisierten Markt nicht erfüllt. (5) Die Geschäftsführung bestimmt mindestens drei inländische Zeitungen mit überregionaler Verbreitung zu Bekanntmachungsblättern für die vorgeschriebenen Veröffentlichungen (überregionale Börsenpflichtblätter). Die Bestimmung kann zeitlich begrenzt werden; sie ist durch Börsenbekanntmachung zu veröffentlichen.

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ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

Anlage 9 Verordnung über die Zulassung von Wertpapieren zum regulierten Markt einer Wertpapierbörse (BörsZulV) Erstes Kapitel Zulassung von Wertpapieren zur regulierten Notierung Erster Abschnitt Zulassungsvoraussetzungen § 1 Rechtsgrundlage des Emittenten Die Gründung sowie die Satzung oder der Gesellschaftsvertrag des Emittenten müssen dem Recht des Staates entsprechen, in dem der Emittent seinen Sitz hat.

§ 2 Mindestbetrag der Wertpapiere (1) Der voraussichtliche Kurswert der zuzulassenden Aktien oder, falls seine Schätzung nicht möglich ist, das Eigenkapital der Gesellschaft im Sinne des § 266 Abs. 3 Buchstabe A des Handelsgesetzbuchs, deren Aktien zugelassen werden sollen, muss mindestens 1.250.000 Euro betragen. Dies gilt nicht, wenn Aktien derselben Gattung an dieser Börse bereits zum regulierten Markt zugelassen sind. (2) Für die Zulassung von anderen Wertpapieren als Aktien muss der Gesamtnennbetrag mindestens 250.000 Euro betragen. (3) Für die Zulassung von Wertpapieren, die nicht auf einen Geldbetrag lauten, muss die Mindeststückzahl der Wertpapiere Zehntausend betragen. (4) Die Geschäftsführung kann geringere Beträge als in den vorstehenden Absätzen vorgeschrieben zulassen, wenn sie überzeugt ist, dass sich für die zuzulassenden Wertpapiere ein ausreichender Markt bilden wird.

§ 3 Dauer des Bestehens des Emittenten (1) Der Emittent zuzulassender Aktien muss mindestens drei Jahre als Unternehmen bestanden und seine Jahresabschlüsse für die drei dem Antrag vorangegangenen Geschäftsjahre entsprechend den hierfür geltenden Vorschriften offengelegt haben. (2) Die Geschäftsführung kann abweichend von Absatz 1 Aktien zulassen, wenn dies im Interesse des Emittenten und des Publikums liegt.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

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§ 4 Rechtsgrundlage der Wertpapiere Die Wertpapiere müssen in Übereinstimmung mit dem für den Emittenten geltenden Recht ausgegeben werden und den für das Wertpapier geltenden Vorschriften entsprechen.

§ 5 Handelbarkeit der Wertpapiere (1) Die Wertpapiere müssen frei handelbar sein. (2) Die Geschäftsführung kann 1. nicht voll eingezahlte Wertpapiere zulassen, wenn sichergestellt ist, dass der Börsenhandel nicht beeinträchtigt wird und wenn in dem Prospekt auf die fehlende Volleinzahlung sowie auf die im Hinblick hierauf getroffenen Vorkehrungen hingewiesen wird oder, wenn ein Prospekt nicht zu veröffentlichen ist, das Publikum auf andere geeignete Weise unterrichtet wird; 2. Aktien, deren Erwerb einer Zustimmung bedarf, zulassen, wenn das Zustimmungserfordernis nicht zu einer Störung des Börsenhandels führt.

§ 6 Stückelung der Wertpapiere Die Stückelung der Wertpapiere, insbesondere die kleinste Stückelung und die Anzahl der in dieser Stückelung ausgegebenen Wertpapiere, müssen den Bedürfnissen des Börsenhandels und des Publikums Rechnung tragen.

§ 7 Zulassung von Wertpapieren einer Gattung oder einer Emission (1) Der Antrag auf Zulassung von Aktien muss sich auf alle Aktien derselben Gattung beziehen. Er kann jedoch insoweit beschränkt werden, als die nicht zuzulassenden Aktien zu einer der Aufrechterhaltung eines beherrschenden Einflusses auf den Emittenten dienenden Beteiligung gehören oder für eine bestimmte Zeit nicht gehandelt werden dürfen und wenn aus der nur teilweisen Zulassung keine Nachteile für die Erwerber der zuzulassenden Aktien zu befürchten sind. In dem Prospekt ist darauf hinzuweisen, dass nur für einen Teil der Aktien die Zulassung beantragt wurde, und der Grund hierfür anzugeben; ist ein Prospekt nicht zu veröffentlichen, so ist das Publikum auf andere geeignete Weise zu unterrichten. (2) Der Antrag auf Zulassung von anderen Wertpapieren als Aktien muss sich auf alle Wertpapiere derselben Emission beziehen.

166

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

§ 8 Druckausstattung der Wertpapiere (1) Die Druckausstattung der Wertpapiere in ausgedruckten Einzelurkunden muss einen ausreichenden Schutz vor Fälschung bieten und eine sichere und leichte Abwicklung des Wertpapierverkehrs ermöglichen. Für Wertpapiere eines Emittenten mit Sitz in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum reicht die Beachtung der Vorschriften aus, die in diesem Staat für die Druckausstattung der Wertpapiere gelten. (2) Bietet die Druckausstattung der Wertpapiere keinen ausreichenden Schutz vor Fälschung, so ist in dem Prospekt hierauf hinzuweisen; ist ein Prospekt nicht zu veröffentlichen, so ist das Publikum auf andere geeignete Weise zu unterrichten.

§ 9 Streuung der Aktien (1) Die zuzulassenden Aktien müssen im Publikum eines Mitgliedstaats oder mehrerer Mitgliedstaaten der Europäischen Union oder eines Vertragsstaates oder mehrerer Vertragsstaaten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum ausreichend gestreut sein. Sie gelten als ausreichend gestreut, wenn mindestens fünfundzwanzig vom Hundert des Gesamtnennbetrages, bei nennwertlosen Aktien der Stückzahl, der zuzulassenden Aktien vom Publikum erworben worden sind oder wenn wegen der großen Zahl von Aktien derselben Gattung und ihrer breiten Streuung im Publikum ein ordnungsgemäßer Börsenhandel auch mit einem niedrigeren Vomhundertsatz gewährleistet ist. (2) Abweichend von Absatz 1 können Aktien zugelassen werden, wenn 1. eine ausreichende Streuung über die Einführung an der Börse erreicht werden soll und die Geschäftsführung davon überzeugt ist, dass diese Streuung innerhalb kurzer Frist nach der Einführung erreicht sein wird, 2. Aktien derselben Gattung innerhalb der Europäischen Gemeinschaft oder innerhalb eines Vertragsstaates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum an einem organisierten Markt zugelassen werden und eine ausreichende Streuung im Verhältnis zur Gesamtheit aller ausgegebenen Aktien erreicht wird oder 3. die Aktien außerhalb der Europäischen Gemeinschaft oder außerhalb der anderen Vertragsstaaten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum an einem Markt, der mit einem organisierten Markt vergleichbar ist, zugelassen sind und eine ausreichende Streuung im Publikum derjenigen Staaten erreicht ist, in denen diese Aktien zugelassen sind.

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

167

§ 10 Emittenten aus Drittstaaten Aktien eines Emittenten mit Sitz in einem Staat außerhalb der Europäischen Gemeinschaft oder außerhalb der anderen Vertragsstaaten des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum, die weder in diesem Staat noch in dem Staat ihrer hauptsächlichen Verbreitung an einem Markt, der mit einem organisierten Markt im Sinne des § 2 Abs. 5 des Wertpapierhandelsgesetzes vergleichbar ist, zum Handel zugelassen sind, dürfen nur zugelassen werden, wenn glaubhaft gemacht wird, dass die Zulassung in diesen Staaten nicht aus Gründen des Schutzes des Publikums unterblieben ist.

§ 11 Zulassung von Wertpapieren mit Umtausch- oder Bezugsrecht (1) Wertpapiere, die den Gläubigern ein Umtausch- oder Bezugsrecht auf andere Wertpapiere einräumen, können nur zugelassen werden, wenn die Wertpapiere, auf die sich das Umtausch- oder Bezugsrecht bezieht, an einer inländischen Börse entweder zum Handel zugelassen oder in einen anderen organisierten Markt einbezogen sind oder gleichzeitig zugelassen oder einbezogen werden. (2) Die Geschäftsführung kann abweichend von Absatz 1 Wertpapiere zulassen, wenn die Wertpapiere, auf die sich das Umtausch- oder Bezugsrecht bezieht, zum Handel an einem organisierten Markt zugelassen sind und wenn sich das Publikum im Inland regelmäßig über die Kurse unterrichten kann, die sich an dem Markt im Ausland im Handel in diesen Wertpapieren bilden.

§ 12 Zulassung von Zertifikaten, die Aktien vertreten (1) Zertifikate, die Aktien vertreten, können zugelassen werden, wenn 1. der Emittent der vertretenen Aktien den Zulassungsantrag mitunterzeichnet hat, die Voraussetzungen nach den §§ 1 bis 3 erfüllt und sich gegenüber der Geschäftsführung schriftlich verpflichtet, die in den §§ 40 und 41 des Börsengesetzes genannten Pflichten des Emittenten zugelassener Aktien zu erfüllen, 2. die Zertifikate, die in den §§ 4 bis 10 genannten Voraussetzungen erfüllen und 3. der Emittent der Zertifikate die Gewähr für die Erfüllung seiner Verpflichtungen gegenüber den Zertifikatsinhabern bietet. (2) Vertreten die Zertifikate Aktien eines Emittenten mit Sitz in einem Staat außerhalb der Europäischen Gemeinschaft oder außerhalb eines anderen Vertrags-

168

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

staates des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum und sind die Aktien weder in diesem Staat noch in dem Staat ihrer hauptsächlichen Verbreitung an einer Börse an einem Markt, der mit einem organisierten Markt vergleichbar ist, zugelassen, so ist glaubhaft zu machen, dass die Zulassung nicht aus Gründen des Schutzes des Publikums unterblieben ist.

§§ 13 bis 47 (weggefallen)

Dritter Abschnitt Zulassungsverfahren § 48 Zulassungsantrag (1) Der Zulassungsantrag ist schriftlich zu stellen. Er muss Firma und Sitz der Antragsteller, Art und Betrag der zuzulassenden Wertpapiere angeben. Ferner ist anzugeben, ob ein gleichartiger Antrag zuvor oder gleichzeitig an einer anderen inländischen Börse oder in einem anderen Mitgliedstaat der Europäischen Union oder in einem anderen Vertragsstaat des Abkommens über den Europäischen Wirtschaftsraum gestellt worden ist oder alsbald gestellt werden wird. (2) Dem Antrag sind ein Entwurf des Prospekts oder ein gebilligter Prospekt und die zur Prüfung der Zulassungsvoraussetzungen erforderlichen Nachweise beizufügen. Der Geschäftsführung sind auf Verlangen insbesondere vorzulegen 1. ein beglaubigter Auszug aus dem Handelsregister nach neuestem Stand; 2. die Satzung oder der Gesellschaftsvertrag in der neuesten Fassung; 3. die Genehmigungsurkunden, wenn die Gründung des Emittenten, die Ausübung seiner Geschäftstätigkeit oder die Ausgabe der Wertpapiere einer staatlichen Genehmigung bedarf; 4. die Jahresabschlüsse und die Lageberichte für die drei Geschäftsjahre, die dem Antrag vorausgegangen sind, einschließlich der Bestätigungsvermerke der Abschlussprüfer; 5. ein Nachweis über die Rechtsgrundlage der Wertpapierausgabe; 6. im Falle ausgedruckter Einzelurkunden ein Musterstück jeden Nennwertes der zuzulassenden Wertpapiere (Mantel und Bogen); 7. im Falle einer Sammelverbriefung der zuzulassenden Wertpapiere die Erklärung des Emittenten, dass

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

169

a) die Sammelurkunde bei einer Wertpapiersammelbank (§ 1 Abs. 3 des Depotgesetzes) hinterlegt ist und bei einer Auflösung der Sammelurkunde die Einzelurkunden gemäß Nummer 6 vorgelegt werden und b) er auf Anforderung der Geschäftsführung die Sammelurkunde auflösen wird, wenn er gegenüber den Inhabern der in der Sammelurkunde verbrieften Rechte verpflichtet ist, auf Verlangen einzelne Wertpapiere auszugeben; 8. im Falle des § 3 Abs. 2 die Berichte über die Gründung und deren Prüfung (§ 32 Abs. 1, § 34 Abs. 2 des Aktiengesetzes).

§ 48a Veröffentlichung eines Basisprospekts Schuldverschreibungen, die gleichzeitig mit ihrer öffentlichen ersten Ausgabe zugelassen werden sollen und für die ein nach dem Wertpapierprospektgesetz gültiger Basisprospekt vorliegt, kann die Geschäftsführung zulassen, wenn die endgültigen Bedingungen des Angebots erst kurz vor der Ausgabe festgesetzt werden und der Basisprospekt innerhalb von zwölf Monaten vor der Zulassung der Schuldverschreibungen veröffentlicht worden ist und darüber Auskunft gibt, wie diese Angaben in den Prospekt aufgenommen werden. Die endgültigen Bedingungen müssen vor der Einführung der Schuldverschreibungen nach § 6 Abs. 3 des Wertpapierprospektgesetzes veröffentlicht werden.

§ 49 (weggefallen) § 50 Zeitpunkt der Zulassung Die Zulassung darf frühestens an dem auf das Datum der Einreichung des Zulassungsantrags bei der Geschäftsführung folgenden Handelstag erfolgen.

§ 51 Veröffentlichung der Zulassung Die Zulassung wird von der Geschäftsführung auf Kosten der Antragsteller im elektronischen Bundesanzeiger veröffentlicht.

§ 52 Einführung Die Einführung der Wertpapiere darf frühestens an dem auf die erste Veröffentlichung des Prospekts oder, wenn kein Prospekt zu veröffentlichen ist, an dem der Veröffentlichung der Zulassung folgenden Werktag erfolgen.

170

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

Zweites Kapitel Pflichten des Emittenten zugelassener Wertpapiere Erster Abschnitt (weggefallen) §§ 53 bis 62 (weggefallen) Zweiter Abschnitt Sonstige Pflichten §§ 63 bis 67 (weggefallen) § 68 (weggefallen) § 69 Zulassung später ausgegebener Aktien (1) Der Emittent zugelassener Aktien ist verpflichtet, für später öffentlich ausgegebene Aktien derselben Gattung wie der bereits zugelassenen die Zulassung zum regulierten Markt zu beantragen, wenn ihre Zulassung einen Antrag voraussetzt. § 7 Abs. 1 Satz 2 und 3 bleibt unberührt. (2) Der Antrag nach Absatz 1 ist spätestens ein Jahr nach der Ausgabe der zuzulassenden Aktien oder, falls sie zu diesem Zeitpunkt nicht frei handelbar sind, zum Zeitpunkt ihrer freien Handelbarkeit zu stellen. Findet vor der Einführung der Aktien ein Handel von Bezugsrechten im regulierten Markt statt und ist ein Prospekt gemäß dem Wertpapierprospektgesetz zu veröffentlichen, so ist der Antrag auf Zulassung unter Beachtung der in § 14 Abs. 1 des Wertpapierprospektgesetzes für die Prospektveröffentlichung bestimmten Fristen zu stellen.

§ 70 (weggefallen)

Drittes Kapitel Schlussvorschriften § 71 (weggefallen) § 72 Allgemeine Bestimmungen über Jahresabschlüsse (1) Jahresabschlüsse im Sinne dieser Verordnung sind: 1. der Jahresabschluss nach § 242 Abs. 3 des Handelsgesetzbuchs, 2. der Einzelabschluss nach § 325 Abs. 2a des Handelsgesetzbuchs,

ANHANG: GESETZESAUSZÜGE

171

3. der Konzernabschluss nach dem Zweiten Unterabschnitt des Zweiten Abschnitts des Dritten Buchs des Handelsgesetzbuchs oder nach dem Zweiten Abschnitt des Publizitätsgesetzes, 4. Abschlüsse nach anderen Vorschriften, sofern darin auf eine der vorgenannten Bestimmungen verwiesen wird, und 5. Abschlüsse nach ausländischem Recht, sofern sie ihrer Art nach einem Abschluss nach den Nummern 1 bis 4 entsprechen. Die Bestimmungen dieser Verordnung betreffend ausländische Emittenten bleiben unberührt. (2) Soweit der Emittent nach dieser Verordnung einen Einzelabschluss in den Prospekt aufzunehmen oder anderweitig offen zu legen hat, kann nach seiner Wahl ein Abschluss nach Absatz 1 Satz 1 Nr. 2 an die Stelle eines solchen nach Absatz 1 Satz 1 Nr. 1 oder nach Absatz 1 Satz 1 Nr. 4 in Verbindung mit Nr. 1 treten. Entsprechendes gilt für die Zusammenfassung eines Einzelabschlusses und für den Bestätigungsvermerk dazu.

§ 72a Übergangsvorschrift (1) Für Schuldverschreibungen, für die ein Prospekt nach § 44 dieser Verordnung vor dem 1. Juli 2005 veröffentlicht worden ist, findet diese Verordnung in der vor dem 1. Juli 2005 geltenden Fassung weiterhin Anwendung. (2) Veröffentlichungen nach den §§ 49 und 51 sind bis zum 31. Dezember 2008 zusätzlich zu der Veröffentlichung im elektronischen Bundesanzeiger auch in einem Börsenpflichtblatt vorzunehmen; das Börsenpflichtblatt in dem Zulassungsantrag nach § 48 Abs. 1 zu bezeichnen. (3) Sind Aktien eines Emittenten vor dem 1. November 2007 zum geregelten Markt zugelassen worden, so ist für vor diesem Tag ausgegebene Aktien, die noch nicht zugelassen sind, der Antrag auf Zulassung nach § 69 Abs. 1 zum regulierten Markt spätestens bis zum 31. Oktober 2009 zu stellen. § 69 Abs. 1 Satz 2 bleibt unberührt.

§ 73 (Inkrafttreten)

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

173

Abkürzungsverzeichnis Abs. Az. AG AG & Co. KG AktG AGB AnSVG

Absatz Aktenzeichen Aktiengesellschaft Aktiengesellschaft & Compagnie Kommanditgesellschaft Aktiengesetz Allgemeine Geschäftsbedingungen Anlegerschutzverbesserungsgesetz

BaFin bspw. bzw. BGB BGB-InfoV BGBEG

Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht beispielsweise beziehungsweise Bürgerliches Gesetzbuch BGB-Informationspflichten-Verordnung Einführungsgesetz zum Bürgerlichen Gesetzbuche

ca.

circa

d. h.

das heißt

EStG EVD EEG evtl. etc. EG ff. FAQ

Einkommensteuergesetz elektronische Datenverarbeitung Erneuerbare-Energien-Gesetz eventuell et cetera Europäische Gemeinschaft fortfolgende Frequently Asked Questions

ggf. GuV GmbH GmbHG GmbH & Co. KG

gegebenenfalls Gewinn- und Verlustrechnung Gesellschaft mit beschränkter Haftung Gesetz betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung Gesellschaft mit beschränkter Haftung & Compagnie Kommanditgesellschaft

HGB

Handelsgesetzbuch

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

174

i. d. R. i. V. m. IPO InsO IFRS

in der Regel in Verbindung mit Initial Public Offering Insolvenzverordnung International Financial Reporting Standards

KG KGaA KGV KWG

Kommanditgesellschaft Kommanditgesellschaft auf Aktien Kurs-Gewinn-Verhältnis Gesetz über das Kreditwesen

Mio.

Millionen

Nr.

Nummer

OLG OHG

Oberlandesgericht Offene Handelsgesellschaft

p. a.

per annum

SGD sog. SPAC SESDAQ

Singapur-Dollar so genannte Special-purpose acquisition company Stock Exchange of Singapore Dealing and Automated Quotation System

u. a. u. U. usw. USA UmwG VerkProspG VerkProspVO

unter anderem unter Umständen und so weiter United States of America Umwandlungsgesetz Verkaufsprospektgesetz Verkaufsprospektverordnung

WpÜG WpHG WpPG WpPGebV Woba

Wertpapiererwerbs- und Übernahmegesetz Wertpapierhandelsgesetz Wertpapierprospektgesetz Wertpapierprospektgesetzgebührenverordnung Wohnungsbaugesellschaft

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

vgl. VermVerkProspV VermVerkProsp GebV v. a. z. B. zzgl.

vergleiche Vermögensanlagen-Verkaufsprospektverordnung Vermögensanlagen-Verkaufsprospektgebührenverordnung vor allem zum Beispiel zuzüglich

175

SACHVERZEICHNIS

177

Sachverzeichnis Agio Genussrecht/-schein ..................18 Inhaberschuldverschreibung ......51 Kommanditbeteiligung ..............43 Stille Beteiligung ................. 30, 32 AG-Manteltransaktion..................85 Akquirierung von Anlegern ..........63 Aktienart/-gattung........................74 Aktienemission....................... 65, 83 Publizitätspflicht ..........................69 Aktienpaket..................................82

BaFin............................................89 Berechnungsmodalität Inhaberschuldverschreibung ......55 Beschlussfassung, AG ...................67 Bestandsgarantie Genussrecht/-schein ..................23 Beteiligungsdarlehen Patriarisches Darlehen ...............57 Beteiligungsquote Stille Beteiligung........................35

Alternative Investment Market (AIM) ........................................83

Beteiligungsvertrag Stille Beteiligung........................31

Anmeldung, AG ...........................68

Bewilligungsverfahren BaFin ..90, 95

Anonymer Markt..........................61

Bezugsrecht Genussrecht/-schein ..................22

Anwesenheits- und Stimmrecht Kommanditbeteiligung ..............46

Börsenplätze im Ausland..............83

Aufsichtsrat, AG...........................67

Börsensegmente ...........................75

Auseinandersetzung der Gesellschaft Kommanditbeteiligung ..............47 Stille Beteiligung .......................35

Businessplan Aktienemission ..........................71

Auseinandersetzungsergebnis Stille Beteiligung .......................36 Auseinandersetzungsguthaben Stille Beteiligung .......................33 Ausschüttung Genussrecht/-schein ..................21

Cold IPO......................................85 Debt Mezzanine.....................12, 49 Dividende Kommanditbeteiligung...............41 Due Diligence ..............................72 Einlage Kommanditbeteiligung...............44

178

SACHVERZEICHNIS

Einlageverpflichtung Stille Beteiligung .......................27

Genussrecht/-schein ....................15

Emission, AG................................73

Gesellschafterdarlehen Patriarisches Darlehen ...............57

Emissionsabwicklung Private Placement......................64

Gesellschafterversammlung Kommanditbeteiligung...............46

Emissionspreis Aktienemission..........................78

Gewinn- und Verlustbeteiligung Kommanditbeteiligung...............47 stille Beteiligung ........................34

Emissionsvolumen Private Placement......................61 Stille Beteiligung .......................31 Emissionsvorbereitung Aktienemission..........................71 Emittent Inhaberschuldverschreibung ......53 Entnahme des Kommanditisten Kommanditbeteiligung ..............46 Entry Standard .............................77 Equity Mezzanine .................. 12, 49 Ertragswertverfahren ...................80 Fernabsatzvertrag ...................... 105 First Quotation Board ..................77 Formwechsel, AG................... 66, 67 Freiverkehr ............................ 69, 73 Fremdemission Aktienemission..........................81 Fungibilität Inhaberschuldverschreibung ......49 Genehmigungsverfahren, BaFin ...91 General Standard .........................77

Gewinnthesaurierung...................38 Going-Public ................................43 Gründungskommanditist ........44, 45 Haftungsbegrenzung Kommanditbeteiligung...............42 Haustür- und Fernabsatzgeschäft104 Informations- und Kontrollrecht Kommanditbeteiligung...............45 Stille Beteiligung........................32 Inhalt Prospektpflicht.....................94, 98 Zeichnungsschein....................103 Innengesellscgaft Stille Beteiligung........................27 Kapitalgeber Genussrecht/-schein ..................17 Inhaberschuldverschreibung ......50 Kommanditgesellschaft ..............39 Patriarisches Darlehen ...............57 Stille Beteiligung........................28 Kapitalkosten Genussrecht/-schein ..................18 Inhaberschuldverschreibung ......50 Kommanditgesellschaft ..............40 Stille Beteiligung........................29

SACHVERZEICHNIS

179

Kapitalmarkt ................................61

Nennbetrag einer Aktie ................75

Kapitalmarktemission Inhaberschuldverschreibung ......50 Private Placement......................63

Nominated Advisors (Nomad)......83

Kapitalmarktemission, außerbörsliche Stille Beteiligung .......................29

Open Market................................76 Patriarisches Darlehen .................57 Pflichten nach Emission................70 Pflichten vor Emission ..................69

Kommanditbeteiligung .................37

Plazierungsvolumen .....................73

Kommanditist...............................37

Prime Standard ............................77

Komplementär .............................37

Privater Markt, Private Placement 61

Konto Kommanditbeteiligung ..............45

Prospekt, Prospektpflicht .............89

Kontrollmechanismen Private Placement......................62

Prüfungsbericht, AG.....................68

Kündigung Genussrecht/-schein ..................22 Inhaberschuldverschreibung ......54 Kommanditbeteiligung ..............44 Patriarisches Darlehen...............59

Prospektpflicht.............................91

Rangfolge Inhaberschuldverschreibung ......55 Rangrücktritt Genussrecht/-schein ..................23 Stille Beteiligung........................36

Letter of Intent.............................73

Rechtsformumwandlung ..............65

Liquidation Genussrecht/-schein ..................24

Regulierter Markt.........................76

Markt- und Branchenanalyse........71

Renditeberechnung Inhaberschuldverschreibung ......53

Mezzanin-Kapital .........................12

Reverse Merger ............................85

Mitwirkungsrecht Kommanditbeteiligung ..............45 StilleBeteiligung ........................33

Risiken für Emittenten Aktienemission ..........................83

Nachhaftung Kommanditbeteiligung ..............45

Rückzahlung Genussrecht/-schein ..................23 Inhaberschuldverschreibung ......53

Nachrangabrede Genussrecht/-schein ............ 16, 23 Stille Beteiligung .......................28

Rückzahlungsmodalitäten Genussrecht/-schein ..................23

180

SACHVERZEICHNIS

Schuldverschreibung Inhaberschuldverschreibung ......49 Selbstemission Aktienemission..........................81 SPAC............................................85 Stammaktie ..................................74 Start-up Unternehmen .................99 Steuerliche Folgen Aktienemission..........................69 Stille Beteiligung ..........................27 Stille Reserven Kommanditbeteiligung ..............47 Stille Beteiligung .......................34 Stückelung/Mindestbeitrag Inhaberschuldverschreibung ......53 Treuhandvertrag ........................ 113 Übergewinnbeteiligung Genussrecht/-schein ..................21 Übertragbarkeit einer Aktie .........75 Umwandlung, AG ........................65 Umwandlungsbericht, AG............66 Umwandlungsbeschluss, AG ........67 Umwandlungsprüfung, AG...........68 Verbrauchervertrag.................... 106 Verlustbeteiligung Patriarisches Darlehen...............60 Verlustzuweisungsgesellschaft Stille Beteiligung .......................31

Vermögensanlagen-Prospekt ........89 Versendung von Zeichnungsscheinen Aktienemission ..........................82 Vertragswidrige Kündigung Kommanditbeteiligung...............48 Verwaltung von Vermögensanlagen..................115 Verzinsung Inhaberschuldverschreibung ......54 Vorstand, AG ...............................68 Vorzugsaktie ................................74 Wertpapieremission Inhaberschuldverschreibung ......49 Wertpapier-Prospekt ....................95 Widerrufsbelehrung Zeichnungsschein............103, 108 Wirkung, deklaratorische Stille Beteiligung........................32 Zahlstelle Genussrecht/-schein ..................24 Zeichnungsschein.......................103 Zinssatz Patriarisches Darlehen ...............59 Zinszahlungstermine Patriarisches Darlehen ...............60 Zulassungspflicht Aktienemission ..........................69

AUTOREN

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Autoren Andreas Sattler gründete 1983 Sattler & Partner. Als Vorstand der heutigen Sattler & Partner AG, Stuttgart/Schorndorf, die bundesweit und international (www.dealflowpartners. com) für mittelständische Unternehmen tätig ist, hat er sich auf die Beratungsschwerpunkte Nachfolgeregelung, Unternehmenskauf und -verkauf, Unternehmensplanung und Kapitalbeschaffung spezialisiert. Als Abrundung nimmt er seit 1992 seine Handelsrichtertätigkeit beim Landgericht Stuttgart sowie diverse Beirats- und Aufsichtsratstätigkeiten wahr. Während seiner Tätigkeit hat er mehr als 20 Bücher (mit) geschrieben, über 100 Zeitschriftenartikel veröffentlicht sowie diverse Radio- und Fernsehinterviews gegeben. Besonders erwähnt seien die Bücher „Die kleine AG“, „Haftung und Aufsichtsrat einer AG“ und sein neuestes Werk „Unternehmenskauf und Anteilserwerb durch Management-Buy-Out /-Buy-In“ Website: www.sattlerundpartner.de E-Mail: [email protected]

Nicolai Kutz ist Rechtsanwalt und Fachanwalt für Bank- und Kapitalmarktrecht. Er ist in der überörtlichen Rechtsanwaltssozietät Jordan, Schäfer, Auffermann GbR in Würzburg und Schweinfurt tätig. Der Schwerpunkt seiner Arbeit liegt im Kapitalmarkt- und Kapitalanlagerecht, wobei er einerseits Gemeinden, Kommunen, Stadtwerke und mittelständige Unternehmen bei Kapitalbeschaffungsmaßnahmen am freien Kapitalmarkt und im Rahmen des Prospekterstellungsund BaFin-Bewilligungsverfahrens geleitet, andererseits auch geschädigte Kapitalanleger in „Massenschadensfällen“ anwaltlich außergerichtlich und gerichtlich vertritt. Websites: www.kapitalanwalt.de, www.jsa-anwaelte.de E-Mail: [email protected]

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AUTOREN

Johann Dallmayer Jahrgang 1958, studierte in Regensburg und in Würzburg Informatik. Nach erfolgreichem Abschluss des Studiums begann er, Systeme zur Vereinfachung von komplexen Verwaltungsaufgaben zu konzipieren und zu entwickeln. In den Jahren 1997 bis 2000 war Johann Dallmayer in Führungspositionen mit Organfunktion bei mehreren Finanzdienstleistern tätig. Johann Dallmayer ist heute geschäftsführender Gesellschafter der Dallmayer Informationssysteme GmbH und der Dallmayer GmbH mit Sitz in Karlstadt am Main. Als Unternehmer ist er tätig im Bereich der Beratung und Erstellung von innovativen Produkten für Finanzierungs- und Beteiligungsmodelle. Seine bedeutendste Kreation ist die Standardisierung einer umfassenden Software für den Beteiligungsmarkt. PREQUITY© (www.prequity.de) ist heute eine eingetragene Marke. Innovation und die Zuwendung zu den zukunftsträchtigen, Erneuerbaren Energien haben dazu geführt, dass dieses System, unterstützt von Beratungsleistungen inzwischen bei vielen Städten, Stadtwerken, Kommunen und Genossenschaften bundesweit im Bereich von Bürger- und Kundenbeteiligungen an Erneuerbaren Energien genutzt wird. Website: www.dallmayer.de E-Mail: [email protected]

Markus Amberger Markus Amberger studiert Betriebswirtschaftslehre an der Universität Mannheim und absolviert derzeit ein Auslandssemester mit Schwerpunkt Corporate Finance an der Nanyang Business School, Singapur. Im Rahmen seines Praktikums bei der Sattler & Partner AG erfolgte die Mitarbeit an dem vorliegenden Werk.