Die Studie zeigt, daß Markus, Matthäus und Lukas die weltweite Ausbreitung der Christusbotschaft als notwendige Folge de
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German Pages 362 [360] Year 2014
Table of contents :
Vorwort
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
II. Analyse
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
III. Auswertung
Literaturverzeichnis
Register der zitierten Autoren
Florian Wilk Jesus und die Völker in der Sicht der Synoptiker
Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche
In Verbindung mit James D. G. Dunn · Richard B. Hays Hermann Lichtenberger herausgegeben von Michael Wolter
Band 109
W G DE
Walter de Gruyter · Berlin · New York
2002
Florian Wük
Jesus und die Völker in der Sicht der Synoptiker
W G DE
Walter de Gruyter · Berlin · New York
2002
Als НаЬШииопвзсЬпп auf Empfehlung der Theologischen Fakultät der Universität Jena gedruckt mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
@ Gedruckt auf säurefreiem Papier, das die US-ANSI-Norm über Haltbarkeit erfüllt.
Die Deutsche Bibliothek -
CIP-Einheitsaufnahm
Wilk, Ronan: Jesus und die Völker in der Sicht der Synoptiker / Florian Wilk. Berlin ; New York : de Gruyter, 2001 (Beihefte zur Zeitschrift für die neutestamentliche Wissenschaft und die Kunde der älteren Kirche ; Bd. 109) Zugl.: Jena, Univ., Habñ.-Schr. 2000 ISBN 3-11-017179-1
© Copyright 2001 by Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, D-10785 Berlin Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das güt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Printed in Germany Umschlaggestaitung: Christopher Schneider, Berlin
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Hubert & Co., Götdngen
Vorwort Lobt Gott den Herrn, ihr Heiden all, lobt ihn von Herzensgrunde, preist ihn, ihr Völker albnmial, dankt ihm zu aller Stunde, daß er euch auch erwählet hat und milgeteilet seine Gnad in Christo, seinem Sohne. Joachim Sartorius [1591] nach Psalm 117(116),1 Der Apostel Paulus hat Ps 117,1 als Ausblick auf die endzeitliche Gremeinschaft der Weltvölker mit Israel aufgefaßt und damit die Gemeinde in Rom zur Einheit von Juden- und ,^eiden"-Christen im Gotteslob ermuntert (Rom 15,11). Abweichend davon bezog Joachim Sartorius das Psahnwort offenbar in Gänze auf den Lobgesang derer, denen als Nichtjuden Gottes Gnade zuteil geworden ist. Immerhin deutet das - in der Melodiefuhnmg von Melchior Vulpius (EG 293) stark betonte - Wörtchen „auch" an, daß Sartorius ebenfalls, ähnlich wie Paulus, „Heiden" und Juden durch das Heilsgeschehen in Christus verbunden sah. Inwieweit aber ist diese Einsicht in der Botschaft Jesu, seinem Wirken und seinem Geschick begründet? Mein Interesse an dieser Frage hat mich zu den Synoptikern geführt und veranlaßt, ihre Evangelien zu analysieren; denn diese Darstellungen des Auftretens Jesu in ihrer jeweiügen Konzeption präzise zu erfassen, darin besteht nach meiner Überzeugung der notwendige erste Schritt auf dem Weg zu einer begründeten Antwort. Die Theologische Fakultät der Friedrich-Schiller-Universität Jena hat meine im Juni 2000 fertiggestellte Untersuchung im Wintersemester 2000 / 2001 als Habilitationsschrift angenommen. Für die Publikation habe ich erforderUche Korrekturen vorgenommen und ausführliche Register erstellt, auf Literaturnachträge hingegen weitgehend verzichtet. Letztere wären natürüch in beliebiger Anzahl möglich; eine ernsthafte Auseinandersetzung mit weiteren Studien hätte jedoch die Drucklegung über Gebühr verzögert. Dank sage ich allen, die mir bei der Erarbeitung des Themas geholfen haben. An erster Stelle danke ich herzlich Prof Dr. Nikolaus Walter und Prof Dr. Karl-Wilhehn Niebuhr, bei denen ich nacheinander als Assistent tätig sein konnte. Sie haben mir genügend Freiraum für die eigene Forschung eingeräumt, mir den Zugang zu jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit erleichtert, mich kontinuierlich beraten, schließlich eindringende Gutachten erstellt - imd mich in alledem freundschaftlich begleitet.
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Vorwort
Die Theologische Fakuhät in Jena hat mir über Jahre einen Ort geboten, an dem ich gerne gearbeitet habe und gut arbeiten konnte; auch die Mitarbeiterinnen in Bibliothek, Dekanat und Sekretariat, die Kolleginnen und Kollegen im „Mittelbau" sowie etliche Studierende sind hier zu nennen. Viele haben durch praktische Hilfe, kritische Rückfragen oder aufmunternde Worte den Entstehungsprozeß der Untersuchung gefördert und mich dann auch im Verlauf des Habilitationsverfahrens unterstützt. Ihnen allen gilt mein Dank. Ferner danke ich denen, die mir mit fachlichem Rat zur Seite standen: an der Fakultät Prof Dr. Jörg Frey und sein Mitarbeiter Ulf-Timo Weinberger, in der neutestamentüchen Arbeitsgemeinschaft Jena-Erlangen zudem Prof Dr. Jürgen Roloflf, Prof Dr. Wolfgang Kraus, PD Dr. Martin Meiser, PD Dr. Theo Heckel, Dr. Markus Müller, Barbara Eberhardt und Michael Greßler. Ohne die wiederholte MögUchkeit, ihnen meine Überlegungen vorzutragen, und ohne ihre teils in Diskussionsbeiträgen, teils in Briefen geäußerten Anregungen wäre die Untersuchimg wohl noch nicht zum Abschluß gekommen. Viele andere haben es ermögücht, daß sie nun als Buch veröfFenthcht werden kann: Prof Dr. Bemdt Schaller hat manche hilfreichen Hinweise gegeben, Prof Dr. Martin Karrer ein anregendes Gutachten zur HabiUtationsschrift geschrieben; Prof Dr. Michael Wolter und seine Mit-Herausgeber haben sie für die Publikation in der Reihe BZNW angenommen; die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat eine überaus großzügige Druckbeihilfe gewährt; Dr. ClausJürgen Thornton und die Mitarbeiter des Verlags de Gruyter haben mich freundlich und professionell betreut. Allen Genannten danke ich sehr. Zuletzt und vor allem danke ich den drei Menschen, die mich alltäglich in Liebe und Treue auf meinem Lebensweg begleiten: meiner Frau Eimelt Reershemius-Wilk und unseren Kindern, Hanna und Siebo. Nur auf der Basis der Geborgenheit und des Sinns, den sie meinem Dasein geben, konnte ich dieses Buch schreiben. Dissen, am Tag der Apostel Simon imd Judas 2001
Florian Wilk
Inhaltsverzeichnis I. Einleitung
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1 Das Thema
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2 Zur Forschungssituation 2.1 Die Frage nach den ,Jieiden" in der Jesus-Forschung 2.1.1 Die Debatte in der älteren Forschung (bis 1925 2.1.2 Tendenzen der jüngeren Forschung (bis 1960) 2.1.3 Das Thema in der jüngsten Forschung (seit 1960) 2.2 Die Frage nach den .^leiden" in der Forschung zu den Evangelien und ihrer literarischen Vorgeschichte 2.2.1 Zur Analyse der vorsynoptischen Traditionen 2.2.2 Zur Analyse der synoptischen Evangelien
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3 Die Aufgabe 3.1 Die leitende Fragestellung 3.2 Der Gegenstand der Untersuchung
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4 Zur Methodik 4.1 Die Vorgehensweise 4.2 Technische Hinweise
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Π. Analyse 1 Jesus und die Völker im Markusevangelium 1.1 Die Topographie des Auftretens Jesu im Duktus des Evangeliums 1.1.1 Der erzählerische Rahmen (Mk 1,2-15; 16,1-8) 1.1.2 Der erste Hauptteil: Jesu Wirken in Galiläa (Mk 1,16-^,34) 1.1.3 Der zweite Hauptteil: Jesu Wirken m den Gebieten rund um das Galiläische Meer (Mk 4,3 5-8,26) 1.1.4 Dritter Hauptteil: Der Weg Jesu nach Jerusalem (Mk 8,27-10,52) 1.1.5 Der Vierte Hauptteil: Jesu Wirken in Jerusalem (Mk 11-13) 1.1.6 Der Fünfte Hauptteil: Die Passion Jesu (Mk 14-15) 1.1.7 Das Ende des Markusevangeliums imd dessen Überschrift (Mk 1,1) 1.1.8 Zusammenfassende Auswertung
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Inhaltsveizeícbiiis 1.2 Aussagen Jesu über „Heiden" 1.2.1 Aussagen im Blick auf die Machthaber der Völker (Mk 10,33.42; 13,8) 1.2.2 Aussagen im Blick auf „aUe Völker" (Mk 11,17; 13,10) a)Mk 13,10 b)Mk 11,17 c) Zugehörige Aussagen (Mk 11,27-12,12; 14,58; 15,29) 1.2.3 Zusammenfassende Auswertung 1.3 Kontakte zwischen Jesus und „Heiden" 1.3.1 Kontakte im Verlauf der Passion Jesu a)Mk 15,2-15 b)Mk 15,16-27 c)Mk 15,33-39 d) Zusammenfassende Auswertung 1.3.2 Die Begegnung mit der Syrophönizierin (Mk 7,24-30) 1.3.3 Weitere Kontakte a) Kontakte in Galiläa? b) Kontakte am Ostufer des Galiläischen Meeres ßik 5,1-20; 7,31-8,9) c) Kontakte in der Tetrarchie des Philippus? 1.3.4 Zusammenfassende Auswertung
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1.4 Jesu Wirken unter Israel als Wegbereitung der Völkermission... 70 Jesus und die Völker im Matthäusevangelium 83 2.1 Der heilsgeschichtliche Rahmen des Auftretens Jesu 83 2.1.1 Anknüpfung an die Vorgeschichte (Mt 1 ) 83 2.1.2 Ausblick aufdie Nachgeschichte (Mt 28,16-20) 84 2.1.3 Die Rahmenstücke des Evangeliums im Vergleich 89 2.2 Aufriß und Verlauf der matthäischen Jesuserzählimg 90 2.2.1 Zur Frage nach den GUederungskriterien 90 2.2.2 Der Eingangs- und der Schlußteil (Mt 1,1-4,11 ; 26-28) 92 2.2.3 Der erste Hauptteil: Jesu Werben um das Volk Israel im Zeichen seiner öffentüchen Verkündigung (Mt 4,12-11,30) 94 a) Der Aufbau von Mt 4,12-11,30 94 b) Mt 11,25-30 als kompositorischer Schlüsseltext des Evangeliums 95 2.2.4 Der zweite Hauptteil: Jesu Ruf in die Nachfolge im Horizont der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern (Mt 12-20) 96 a) Mt 12 als kompositorischer Schlüsseltext des Evangeliums 96 b) Der Aufiau von Mt 12-20 100
Inhaltsveizeichnis
2.3
2.4
2.5
2.6 2.7
2.2.5 Der dritte Hauptteil: Der AbscMuß des Wirkens Jesu unter Israel in Jerusalem (Mt 21-25) a) Einheitlichkeit und thematische Ausrichtung b) DerAußau von Mt 21-25 2.2.6 Exkurs: Die Darstellung der Passion Jesu als der Konsequenz seines irdischen Wirkens (Mt 26,1-27,61 ) 2.2.7 Zusammenfassende Auswertung Das Eintreten der Jüngerschar Jesu in die Israel zugedachte Rolle als Gremeinschaft der Kinder Abrahams 2.3.1 Die Inteφretation der Abrahamskindschaft durch den Täufer (Mt 3,7-12) 2.3.2 Die Rede Jesu von der endzeitUchen Tischgemeinschaft mit Abraham angesichts des glaubenden Hauptmanns von Kafamaum (Mt 8,5-13) 2.3.3 Die Realisierung der Abrahamsverheißung Gen 12,2£ in der Jüngerschar Jesu (Mt 21,33-44; 25,31-46 und zugehörige Texte) 2.3.4 Zusammenfassende Auswertung Die doppelte Sendung der Jünger zu Israel und zu den Völkern 2.4.1 Die Sendung der Jünger zu Israel in ihrer Bedeutung fiir die Völker (Mt 10,5-42; 22,2-14; 23,34.37; 24,14; 26,13) 2.4.2 Das Verhältnis zwischen Israel- und Völkermission (Mt 10,5-8; 28,18fif.) 2.4.3 Die Jüngerschar Jesu als Trägerkreis der Israel- und der Völkermission Jesus als Christus fur Israel und als „Herr" auch für die Völker 2.5.1 Gottesreich, Reich des Menschensohns, Himmelreich 2.5.2 Jesus als Christus, Menschensohn, Gottessohn 2.5.3 Jesu Sendung zu Israel als Grundlage seiner Wirksamkeit an den Völkern 2.5.4 Jesu Kontakte mit und Äußenmgen über „Heiden" im Rahmen seiner Sendung zu Israel a) Mt 8,28-34; 27,11-26 b) Mt 10,14f.; 11,20-24; 12,41/. c)Mt 2,1-12; 27,27-54 d) Mt 8,5-13; 15,21-28 e) Zusammenfassende Auswertung Das Erdenwirken Jesu unter Israel als Entzünden des Lichts fiir die Völker Jesus und die Völker im Rahmen des Matthäusevangehums ...
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Inhaltsveizeichiiis 3 Jesus und die Völker im Lukasevangelium 3.1 Zum Verhältnis zwischen den beiden Teilen des lukanischen Doppelwerkes 3.2 Der Aufbau des Evangeliums 3.2.1 Die Vorgeschichte (Lk 1,5-2,52) a)DerAußau b) Die literarische Funktion 3.2.2 Der Rahmen der Jesusgeschichte (Lk 3,1-4,13; 22-24) 3.2.3 Der erste Hauptteil: Jesu Wirken als Ausweis seiner Identität (3,1-9,50) a) Die thematische Ausrichtung b) Der Aufiau von Lk 4,14-9,50 3.2.4 Der zweite Hauptteil: Der Weg Jesu nach Jerusalem (Lk 9,51-24,53) a) Die thematische Ausrichtung b) Der Außau von Lk 9,51-21,38 c) Der Aufiau der Passions- und Ostergeschichte (Lk 22-24) 3.3 Der Blick auf die Völker hn Rahmen der Vorgeschichte 3.3.1 Der literarische Befund a) Das Kolorit der Erzählung b) Die theologischen Aussagen c) Zusammenfassende Auswertung 3.3.2 Die theologische Konzeption des Evangelisten a) Die Notwendigkeit der Umkehr b) Der Rufzum Glauben und sein geteiltes Echo c) Die Neuprägung jüdischer Messiaserwartung d) Die Neudefinition Jüdischer Lebenspraxis e) Zusammenfassende Auswertung 3.4 Der heilsgeschichtliche Rahmen des Erdenwirkens Jesu 3.4.1 Das vorbereitende Wirken des Täufers (Lk 3,1-18) 3.4.2 Das Wirken der Jünger als Zeugen des Heilsgeschehens (Lk 24,45-49) 3.4.3 Die Rahmenstücke der Jesusgeschichte im Vergleich 3.5 Die universalisierende Tendenz der lukanischen Christologie .. 3.5.1 Jesus als Gottessohn und Menschensohn 3.5.2 Jesus als Christus und Herr 3.5.3 Zusammenfassende Auswertung 3.6 Jesu Kontakt und Umgang mit Nichtjuden 3.6.1 Begegnungen mit „Heiden" im Lauf des öffentlichen Wirkens Jesu a) Der Hauptmann von Kafamaum ß^k 7,2-10) b) Die „ Heiden " im Land der Gerasener (Lk 8,26-39)
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Inhaltsvetzeichnis 3.6.2 Begegnungen mit Samarìtanern a) Das samaritanische Dorfaufdem Weg nach Jerusalem ßk 9,51-56) b) Die Heilung der zehn Aussätzigen (Uc 17,11-19) 3.6.3 Begegnungen im Zuge der Passionsgeschichte (Lk 23,1-49) 3.6.4 Zusammenfassende Auswertung 3.7 Weitere Äußerungen Jesu über Nichtjuden 3.7.1 Die Abgrenzung des Jüngerkreises von „heidnischem" Verhalten (Lk 9,55; 12,29ff.; 22,25fF.) 3.7.2 Die Konfrontation Israels mit „heidnischer" Bereitschaft zur Umkehr a) Hinweise auf in der Schrifl erwähnte „Heiden " (Lkl0,13f; ll.SOff.) b) Ausblicke auf die Teilhabe von Nichtjuden am Heil (Lkl3.19.28f: 14,22f) c) Zusammenfassende Auswertung 3.7.3 Das Gleichnis vom barmherzigen Samaritaner (Lk 10,30-35) 3.7.4 Die Erwähnung von .Jleiden" in der „Antrittspredigt" Jesu (Lk 4,25ff.) 3.7.5 Zusammenfassende Auswertung 3.8 Die Sendung Jesu zu Israel als Grundlage der Völkermission.. in. Auswertung 1 „Jesus imd die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich ihrer Konzeptionen 1.1 Die Konzeptionen der Evangelisten zum Thema 1.1.1 Die Konzeption des Markus 1.1.2 Die Konzeption des Matthäus 1.1.3 Die Konzeption des Lukas 1.2 Die Leitgedanken der Evangelisten im Vergleich 1.2.1 Die Sendung Jesu als Erfüllung der Geschichte Gottes mit Israel 1.2.2 Die Ausrichtung des Erdenwirkens Jesu auf Israel 1.2.3 Der Jüngerkreis Jesu als Keimzelle der nachösterlichen Gemeinde 1.2.4 Tod imd Auferstehung Jesu als Kulminationspunkt des Heilsgeschehens 1.2.5 Zusammenfassung
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Inhaltsverzeichnis
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1.3 Die Schweφunktsetzungen der Evangelisten im Vergleich ... 1.3.1 Der weltweite Horizont des Auftretens Jesu in Israel a) Zum Aufbau der synoptischen Evangelien b) Zur Reichweite des Erdenwirkens Jesu c) Zur Beteiligung von „Heiden " an der Hinrichtung Jesu d) Zur Gottessohnschaft Jesu 1.3.2 Die universale Tiefendimension des Wirkens Jesu in Israel a) Zur βασιλεία-Verìmndigung Jesu b) Zur Rolle des Glaubens im Wirken Jesu c) Zur Ausrichtung des Wirkens Jesu auf die Sünder d) Zur Selbstbezeichnung Jesu als „Menschensohn " 1.3.3 Der „öffnende" Charakter des Wirkens Jesu in Israel a) Zur grundsätzlichen Stellung Jesu zum Gesetz b) Zu den Konflikten um Sabbatgebot und Speisebestimmungen c) Zur Haltung Jesu zum Tempelkult d) Zur Christuswürde Jesu 1.3.4 Zusammenfassung
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1.4 Die „Völker-Stoffe" der Evangelisten im Vergleich 1.4.1 Aussagen Jesu über Nichtjuden a) Der literarische Befund in den synoptischen Evangelien b) Zur DeuUtng der Logien durch die Synoptiker 1.4.2 Erzählungen von Kontakten Jesu mit Nichtjuden a) Der literarische Befund in den synoptischen Evangelien b) Zur Deutung der Erzählungen durch die Synoptiker 1.4.3 Äußerungen über die Bedeutung Jesu für die Völkerwelt 1.4.4 Zum Verhältnis von Jesusworten, Erzählungen und Aussagen über Jesus 1.4.5 Zusammenfassung
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Die Beziehung zwischen Jesus und den Völkern im Urteil der Synoptiker
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Literaturverzeichnis 1 Textausgaben und Übersetzungen 2 mfsmittel und Sanmielwerke 3 Kommentare 4 Monographien und Aufsätze
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Register Register der zitierten Autoren Register biblischer Ortsangaben Register historischer Personen und Gruppen Sachregister Stellenregister Register griechischer Stichwörter
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I. Einleitung 1 Das Thema Die synoptischen Evangelien sind nach heutiger Erkenntnis jeweils das Ergebnis eines über mehrere Jahrzehnte währenden Prozesses, in dem Überlieferungen von Jesus - Elemente seiner Verkündigung sowie Erzählungen über sein Wirken imd sein Geschick - gesammelt, gedeutet, angereichert sowie geordnet und zunächst mündlich, dann schriftlich weitergegeben wurden. Aus ihren verschiedenen Quellen haben die Evangelisten episodische Erzählungen geformt, die primär das öffentüche Auftreten Jesu in der Zeit zwischen seiner Taufe imd seinem Begräbnis behandehi. Mit diesen Erzählungen präsentieren sie ihn auf je eigene Weise als Gottes eschatologischen Gtesandten, in dem sie selbst - und die Gemeinden, aus denen sie stammen - ihren Herrn erkennen und bekennen. Dieses Bekenntnis spiegelt sich gerade in verschiedenen Hinweisen auf die nachösteriiche Aufgabe der Jünger Jesu wider, unter allen Völkern Menschen in die Jüngerschaft zu rufen (so Matthäus), das Evangelium zu verkündigen (so Markus) oder Zeugen Christi zu sein (so Lukas). Andererseits machen die Autoren übereinstimmend deuthch, daß Jesus selbst fast ausschließlich unter Juden gewirkt hat und dabei nur gelegentlich mit „Heiden"' in Kontakt gekommen ist. So erhebt sich die Frage: Inwiefern sind die Jünger als Träger der in alle Weh gehenden Christusbotschaft treue Sachwalter Jesu? Die synoptischen Evangelien sind nicht zuletzt als Antwortversuche auf diese Frage zu lesen. Sofern Markus, Matthäus imd Lukas die Jesusgeschichte als Geschehenszusammenhang darstellen, „der als solcher für Glaube und Hoffnung der gegenwärtigen Gemeinde bestimmend ist"^, müssen sie aufzeigen, daß die universale Ausbreitung der Christusbotschaft die angemessene, ja zwangsläufige Konsequenz des Wirkens Jesu in Israel bildet. Dieser Notwendigkeit entsprechen sie, indem sie sein Auftreten als Ausdruck seiner Sendung durch Gott deuten und damit als Ausweis der Einsetzung Jesu zum Mittler des eschatologischen Heils nicht nur fur Israel, sondern auch für die Völker. Die vorliegende Untersuchung möchte den genannten Deutungsvorgang erhellen. Insbesondere soll geklärt werden, welche Ansatzpunkte für ein derart universales Verständnis Jesu die Synoptiker im Zuge ihrer jeweiligen Darstel' Die Anfühiungszeichen zeigen an, daß das Woit, beiden" hier imd im Folgenden im biblischen Sinn Nichtjuden meint, nicht etwa im Sinn heutigen Sprachgebrauchs Menschen, denen man Religionslosigkeit zuschreibt oder Gottlosigkeit unterstellt. ^ Roloff, Einfühlung 151.
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I. Einleitung
lung seines Auftretens namhaft machen. Dazu gilt es die Bilder nachzuzeichnen, die sie von der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern entwerfen.
2 Zur Forschungssituation Das Problem der Stellung Jesu zu den nichtjüdischen Völkern ist in der historisch-kritischen Forschung zum Neuen Testament vielfach erörtert worden. 2.1 Die Frage nach den „Heiden" in der Jesus-Forschung 2.1.1 Die Debatte in der älteren Forschung (bis 1925) Zunächst und vor allem fand die Diskussion im Rahmen der historischen Rückfrage nach dem Leben und dem Wirken Jesu statt. Den Anstoß dazu gab G.E. Lessing mit der Veröffentlichung des Fragments „Von dem Zwecke Jesu und seiner Jünger" von H.S. Reimarus im Jahre 1778. Nach Reimarus ging es Jesus in all seinen auf ,дпога118сЬе Lehren und Lebens-Pflichten" ausgerichteten Reden und Gesprächen darum, „als der Meßias" das ,ДВтте1ге1сЬ unter den Juden" au&urichten „und also den glückseligen Zustand in der Religion sowohl als im äusserlichen ... unter ihnen" einzuführen'.
Fortan wurde in der Bibelwissenschaft heftig darüber gestritten, ob und, wenn ja, in welcher Weise die Wirksamkeit Jesu über die Grenzen Israels hinausgereicht habe. Die meisten Beiträge aus dem 19. und dem beginnenden 20. Jahrhundert ordnen sich dabei einem der beiden folgenden Standpunkte zu^. Auf der einen („kritischen") Seite sprach man Jesus den Blick über jene Grenzen ab, attestierte ihm aber zugleich einen gedanklichen Universaüsmus, der geradezu zwangsläufig zur nachösterUchen „Heiden"-Mission gefuhrt habe. Meisterhaft formuliert wurde diese Position durch A. (von) Hamack. Im ersten Band seines Werkes „Die Mission und Ausbreitung des Christentums in den ersten drei Jahrhunderten"^ widmet er das 4. Kapitel innerhalb der „Einleitung und Grundlegung" dem Thema „Jesus Christus, die Aussendung der Jünger und die Weltmission" und legt dar: Äußerlich habe sich Jesus vom Judentum nicht gelöst - er habe auf dem Boden pharisäischer Frömmigkeit gestanden, seine Botschaft ausschließlich an Juden gerichtet und auch die Mission seiner Jünger auf Palästina begrenzl"*. Innerlich aber habe er durch den „intensiven Universalismus" seiner Religion das Judentum „erschüttert( Gewiß könne man in Jesu Predigt von Gott als Vater die stärkste Bekräftigung der Religion ' H.S. Reimarus, Von dem Zwecke Jesu und seiner Jünger, § 6 und § 7, zitiert nach Baumotte, Frage 11-21:16f. (Kursivierungen vom Verf., F.W.). ^ Vgl. dazu den Überblick über die Forschung zum Thema bis zum Jahr 1924 bei Meinertz, Jesus 2-18. ' Die erste Auflage erschien 1902; zitiert wird im Folgenden die vierte Auflage von 1924. ^ Vgl. a.a.O. 39 und 41 (Jesu Sendungsrede habe nach Q mit Mt 10,5f. begonnen). ' A.a.O. 48.
2. ZUT Forschungssituation
1S
Israels sehen, da sie deren Kem ans Licht gestellt habe'. Indem er jedoch „den Gedanken der Gottessohnschaft ausschließlich auf die Pfeiler der Buße und der Demut, des Glaubens und der Liebe" gestellt habe, habe er „die Religion innerlich vom nationalen Boden" abgelöst und „den Menschen, nicht den Juden zu ihrem Träger" gemacht/ Als die Ablehnung durch Israel gewachsen sei', habe er daher einerseits diesem Volk immer deutlicher das Gericht angekündigt und schließUch dessen Verwerfung vorausgesagt, andererseits die Hineinnahme von Nichtjuden in das Reich Gottes erwartet. So sei die Weltmission - wenn sie auch nicht auf einem ausdrücklichen Befehl Jesu beruhe' notwendig aus seiner Religion hervorgegangen'". Auf der anderen („konservativen") Seite schrieb man Jesus ein klares Bewußtsein seiner Bedeutung für die ganze Menschheit zu; freilich habe er sich zu Israel gesandt gewußt und sich deshalb während seines Erdenwirkens darauf beschränkt, die Apostel allmählich zu weltweiten Gedanken zu erziehen, um ihnen dann als Auferstandener die Mission unter allen Völkern aufeutragen. Eine sorgfìltige Ausarbeitung dieser Sichtweise bietet - in Auseinandersetzung mit dem Werk Hamacks - К Bomhäuse?^. Daß „die Heidenwelt... als Empfängerin des Evangeliums im Horizonte Jesu gelegen" hat'^ erheUt nach Bomhäuser aus der Eigenart des Wirkens Jesu; denn dieser kenne Gott als Herrn und Schöpfer der Weh sowie als Vater aller Menschen (a), beziehe die Herrschaft Gottes nicht auf Israel, sondern auf die ganze Welt (b) und lege sich selbst als dem Messias, der die Völker richten werde, universale Bedeutung bei (c)". In den Parusiereden werde überdies deutlich, daß er dabei eine Mission unter den, Дeiden" ins Auge gefaßt habe'^. Für die Authen"VgL a.a.O. 39.48 ' VgL a.a.O. 39f. ' Nach Hamack zeigt der Mißerfolg der Religion Jesu „auf jüdischem und ... semitischem Boden", daß sie innerlich „dem freierai griechischen Geist verwandt" sei (vgl. aaO. 71f.). ' Der universale Missionsbefehl in Mt 28 und Lk 24 ist nach Hamack „aus den geschichtlichen Entwicklungen der Folgezeit konstruiert" (aa.O. 46) und stellt eine sekundäre Erweiterung der Aussendung der JMga zur Mission in Palästina dar (vgl. aaO. 41f.). VgL a.a.O. 40. Eben deshalb weist Hamack Jesus die Schlüsselstellung in einem Prozeß zu, den er als „Transformation" der jüdischen Religion zur Weltreligian ddSnieit (vgl. a.aO. 76f.). Diesen ProzeD habe zwar die jüdische D i a ^ r a mit ihren Bemühungen um eine geistige „Entschiänkung" des Judentums begonnen (vgl. aaO. 14-21 [zur Kritik dieser „dogmatischen", aus den Quellen nicht zu belegenden Deutung jüdischa Geschichte vgl. neuerdings Cohen, Mission]), aber erst das Cbiistentum auf der von Stephanus bis Paulus vertretenen Linie konsequent durchgeführt (nur auf dieser, JieidencbristUchen" Linie ist nach Hamack das Werk Jesu wirklich fortgesetzt worden [vgl. a.a.O. 50]; diejenigen Judenchristen, die nach Jesu Vorbild an d a jüdischen Ld)ensweise festhalten wollten, seien .ДШЬе" gd)lieben und „(u)nter dem Druck des Buchstabens Jesu... langsam gestorben" [vgl. a.a.O. 69ff.]). " Wollte Jesus die Heidenmission? Eine modeme theologische Frage für die Missionsgemeinde beantwortet, 1903. " Vgl. a.a.O. 29. " Vgl. a.a.O. 3 If (zu a), 33-38 (zu b) und 38-42 (zu c). Vgl. aa.O. 46-49 (mit Verweis auf Mk 13,27.8 u.a.). Andere Texte stünden dieser Perspektive nicht entgegen: Die SelbsÜÄSchränkung Jesu auf Israel nach Mk 7,24-30//Mt 15,21-28 schließe eine .^eit d® Heiden" nach seinem Tod, wie sie mit Mk 12,9//Mt 21,43, Mt 8,1 lf.//Lk
16
I. Einleitung
tizität der Aussendung der Jünger durch den Auferstandenen aber sprächen das rasche Aufkommen der „Heidenmission" nach Jesu Tod und die Auseinandersetzungen über deren „Wie?" ebenso wie das einhellige Zeugnis der Evangelisten'^ Einige Forscher wie z.B. D.F. Strauß^^ vertraten einen - zwischen beiden Standpunkten vermittelnden - Entwicklungsgedanken: Jesus habe allmählich zum Universalismus gefunden". Wenig Anklang fand dagegen die Position von F. Spitta^^, Jesus selbst sei „der erste christliche Heidenmissionar" gewesen". 2.1.2
Tendenzen
der jüngeren
Forschung
(bis
1960)
Nach 1925 wurde das vielfältige Traditionsgut zur Beziehung zwischen Jesus und den Völkern wiederhoh eingehend untersucht. Einhellig stellten die Forscher dabei fest, daß es von einer Grundspannung zwischen Israel-Zentrierung einerseits und Offenheit fìir „Heiden" andererseits geprägt sei. Diese Grundspannung suchte man allerdings auf ganz verschiedene Weisen zu erklären. Im wesentlichen lassen sich folgende vier Erklärungsmodelle unterscheiden: 1. Einige Exegeten sahen im Wirken Jesu den sog. jüdischen Partikularismus von innen her überwunden; dabei betonten sie das Wechselspiel zwischen der Ablehnung Jesu durch Israel und der darauf folgenden Verwerfimg Israels durch Gott^°.
13,28f. oder Mk 11,17 in den Blick kommen, nicht aus (vgl. a.aO. 50-58) - zumal mit der angedrohten Zerstönmg des Tempels Israel als erwähltes Volk dahinfalle (vgl. a.aO. 58f.); Mt 10,23 rede nur von einer Flucht der Jünger in der Zeit vor der Paiusie, so daß 10,5f. durchaus mit 15,24 zusammenstinmie (vgl. a.a.O. 60-65); Jesu Naherwartung sei den Gleichnissen zufolge mit der Idee eines allmählichen Wachsens des Gottesreichs verknüpft (vgl. a.aO. 65-68). " Vgl. a.a.O. 69-73. Dieser Befehl sei in den Berichten von Jesu £>-i/ewleben deshalb nicht zufinden,weil er sowohl um seine Auferstehung gewußt habe als auch darum, daß die Zeit der „Heidenmission" erst nach dem Kreuz beginnen würde (vgl. a.a.O. 77f ). Das Leben Jesu für das deutsche Volk bearbeitet, 1864 (in seinem früheren Werk „Das Leben Jesu kritisch bearbeitet" [1835, ^837, "1840] hatte sich Strauß freüich - mit Ausnahme der dritten Auflage von 1838, in der er der zweiten der im voranstehenden Haupttext genannten Positionen zuneigte - eher im Sinne von Reimarus geäußert; vgl. damMeinertz, Jesus 5. lOf.). " Vgl. a.a.O. I (110-)113 : Jesus habe „seinen Beruf zunächst nur auf sein eigenes Volk bezogen"; positive Erfahrungen mit Nichtjuden und das überwiegend negative Echo auf Seiten der Juden hätten ihn dami aber veranlaßt, „immer mehr auch sie (sc. Nich^uden) in seine Pläne mit ein(zuschließ)en" und den „massenhaften Beitritt derselben zu der von ihm gestifteten Gemeinschaft" in Aussicht zu stellen. ' ' Jesus und die Heidenmission, 1909. " Vgl. a.a.O. 83. Zur Begründung dieser These zieht Spitta primär die „Praxis Jesu" heran (a.a.O. 72): Jesus habe sich von den prophetischen Traditionen des AT her positiv zu jüdischen Missionsbemühungen unter .Jleiden" gestellt (vgl. a.a.O. 72-78) und sei selbst beständig mit Nichtjuden in Berührung gekommen (vgl. aa.O. 78-81), wobei er sich ihnen in Wundem und Bußpredigten ebenso zugewandt habe wie den Juden (vgl. a.a.O. 81-86). „Die sichere Überlieferung zeigt uns Jesus von Anfang an als den Heiland Israels und das Licht der Heiden, wie der Prophet solches vom Knechte Jahwes ausgesagt hatte." (a.a.O. 85). fV. Bauer. Jesus der Galiläer, 1927, verwies dazu auf eine besondere Prägung des Judentums in Galiläa („Der Galüäer wuchs außerhalb des Bannkreises von Schriftgelehrsamkeit und
2. Zur Forschungssituation
17
2. Andere unterscMeden zwischen Praxis und Zukunftshoffiiung Jesu: Er habe die Einbeziehung der „Heiden" in das Heil durch Gott selbst erwartet und sein Wirken auf Israel beschränkt, um dieses eschatologische Geschehen vorzubereiten^'. 3. Manchen Auslegern zufolge wurzelt die Beschränkung Jesu auf Israel im Entfaltungs-Gedanken: In seiner Sicht diene sein Auftreten der Transformation Israels zum Gottesvolk, und durch diese werde der ganzen Welt Gottes Heil zukommen^. 4. Einige Forscher schheßlich schrieben Jesus die Erwartung zu, daß seine Jünger als Missionare das von ihm begründete und in Israel begonnene Heilswerk nach seinem Tod in aller Welt fortsetzen würden".
Phaiisäismus auf, in ziemlicher Freiheit vom Gesetz und ohne die quälende Angst, daß die Nähe des Heiden beflecken müsse." [a.aO. 102]), die Jesus „zu klarem Gegensatz gegen die Religionsauffassung und Frömmi^eitsübung der Maßgebenden fortbildete"; und dies „trag den den Keim des Zerwürfnisses in sich" (a.aO 104). - M Goguel, Jésus et les origines de l'universalisme chrétien, 1932, machte den Einfluß des Täufers geltend: Angesichts des nahenden Gerichts habe Jesus erkannt, daß er berufen sei, die Botschaft von der Liebe Gottes zu verkünden (vgl. aaO. 206£f.). So habe er, wie an seiner Haltung zur jüdischen Tradition (er achte und beachte sie, solange sie der Vollendung seines Werkes nicht entgegenstehe) anschaulich werde, im Bereich des Judentums eine ihrem Wesen nach neue Religion begründet (vgl. a.a.O. 208ff.). A. Schweitzer, Die Mystik des Apostels Paulus, 1930, sah Jesus dabei die danieUsche, auf die Neuschaflimg von Himmel und Erde ausgerichtete Menschensohn-Eschatologie zur Geltung bringen (vgl. a.aO. 81-85), deren Brwartungs-Universalismus (Gott habe es sich vorbehalten, beim Anbrach der messianischen Zeit, beiden" als solche, die zmn Reich berufen seien, offenbar zu machen) eine Mission unter den Völkem verbiete (vgl. a.aO. 176f ). „So erklärt es sich, daß Jesus universalistisch denkt und partikularistisch handelt." (aa.O. 178). - Nach Я Stoevesandt, Jesus und die Heidenmission, 1943, hat Jesus die Zwei-Äonen-Lehre mit dem Rekurs auf Jes 53 veikni^ft: Als der „Menschensohn" werde er die Schöpfung wiederherstellen und somit die Völker unter Gottes Herrschaft zurückführen (vgl. aaO. 8i 112-115), und zwar auf der Basis seines auch den ,4ieiden" geltenden Sühnetodes (vgl. a.aO. 91-94.143ff.). ^ B. Sundkler, Jésus et les païens, 1936, rekurriert dabei auf die Rezeption der gemeinorientalischen Idee des omphalos, des Nabels der Welt, im AT (Kritik an dieser These übt jetzt Talmon, Nabel) und im antiken Judentmn (vgl a.aO. 485-491): Jesus habe seine Aufgabe darin erblickt, den Rest Israels als das Volk des „Menschensohns" um sich zu sammehi (vgl. a.a.O. 472-480), weil er sich gesandt gewußt habe, in Jerusalem als dem Zentrum der Welt die messianische Zeit einzuleiten, in der dem „wahren Israel" Rettung zuteil werde; und letzterem würden zunächst Juden, dann aber auch „Heiden" angehören (vgl. a.a.O. 491-498). - T. W. Manson, Jesus and the Non-Jews, 1955, begreift die Bildung einer Jüngergruppe durch Jesus als dessen Versuch, diese Menschen nicht nur selbst für das Wirken Gottes zu öfihen, sondem auch fur die Förderung jenes Wirkens zu gewinnen (vgl. aaO. 6.13f); weil sich nämlich die Gottesherrschaft dur(^ persönliche Begegnungen ausbreite (vgl. a.a.O. 14f ), habe er solch eine Gemeinschaft hmeriialb Israels gegründet „in the faith that it would transform the life of his own people, andtìiata transformed Israel would transform the world" (aa.0.18). ^ Ñachi?. Liechtenhan, Die urchrisüiche Mission, 1946, ,Jainnman das Abendmahl als die Geburtsstunde der Heidenmission bezeichnen" (a.aO. 40); denn hier würden die Jünger als die Glieder des neuen Heilsvolkes (dessen Bildung Jesus dem Petrus angekündigt habe [vgl. a.a.O. 7-13]) an Jesus gebunden, damit zugleich für ihren Dienst im Namen Jesu (vgl. a.aO. 19-31) zugerüstet und auf die Universalität des neuen, mit seinem Tod gestifteten Bundes (die er zu Lebzeiten mit seiner Zuwendung zu Verlorenen Israels, Samaritanem und ,4Ieiden" antizipiert und in der Gerichtspredigt über Israel ausgesprochen habe [vgl. a.a.O. 33-37]) verpflichtet (vgl.
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I. Einleitimg
Eine Sondeifrasition vertrat J Leipoldt mit seiner - allzusehr vom damaligen Zeitgeist geprägten - These, Jesus sei „von jüdischer Art weit entfernt" vmd stehe stattdessen in einer „innere(n) Verwandtschaft" mit dem Griechentum^. Gebündelt und vorläufig abgeschlossen wurde die Diskussion durch die beiden Arbeiten von J. Jeremias^^
und D. Boscl·?^.
Nach Jeremias hat Jesus einerseits die jüdische Mission scharf kritisiert und sowohl die Sendung der Jünger als auch seine eigene Wirksamkeit auf Israel begrenzt" andererseits aber den „Heiden" ftir die Zukunft kein Strafgericht, sondern die Teilhabe am Heil angekündigt und sein Heilandswerk auch auf sie bezogen^'. Beide Aspekte seien verknüpft durch die Erwartung der Völkerwallfährt zum Zion als der eschatologischen Machttat Gottes^', die Jesus mit seinem Wirken gemäß Mk 7,27 und seinem Geschick gemäß Mk 10,45 vorbereitet habe: „Jesu Predigt an Israel ist die Voraussetzung, sein Sterben fur die Ungezählten die Inkraftsetzung, seine Wiederkunft die Realisierung des Gottesvolkes der Endzeit und der Königsherrschaft Gottes über alle Weh."^" Auch nach Bosch bildet die Beschränkung des Erdenwirkens Jesu auf Israel die Voraussetzung ftir die künftige Teilhabe der „Heiden" am eschatologischen Heil''. Allerdings sieht Bosch die universale Bedeutung Jesu bereits mit dessen Auftreten als des Messias Israels gegeben": Da er die ihrem Wesen nach zugleich gegenwärtige und zukünftige Gottesherrschaft unlöslich mit seiner Person verknüpft habe, sei jene nicht an den gegenwärtigen Bestand des Gottesvolkes gebunden, sondern stehe - wie zeichenhaft an Jesu Umgang mit Heilung suchenden „Heiden" sichtbar werde - auch den Völkern offen". Anteil am Heil erhielten diese freihch erst im Anschluß an die Gemeinde Jesu, deren Gründung auf der Basis seines Sterbens und Auferstehens er ebenso angekündigt habe wie die nachösterhche „Heideimiission"^. a.a.O. 39f.). - G. Stählin, Die Endschau Jesu und die Mission, 1950, begreift den Missionsauftrag Jesu als Antwort auf die Frage nach dem Ende, sofern die Mission die Henschaft Christi als das Ziel der Geschichte selber herstelle oder wenigstens voibereite (vgl. a.a.O. 137Í146); dabei erklärt er die Differenz zwischen der lokal wie zeitlich begrenzten vorösterlichen und der universalen, langfristig angelegten nachösterlichen Jibigersendung damit, daß Jesus von Anfang an mit seinem Sterben und seiner anschließenden Erhöhung gerechnet, aber erst angesichts des nahenden Todes die Mission im Vorfeld der Parusie ins Auge gefaßt habe (vgl. a.a.O. 98-104). ^^ Vgl. J. Leipoldt, Jesu Verhältnis zu Griechen und Juden, 1941, 221. " Jesu Verfieißung für die Völker, 1956. ^ Die Heidenmission in der Zukunftsschau Jesu, 1959. " Vgl. Jeremias, Verheißung 9-16 und 16-22 (mit Verweis auf Mt 10,5f 23 und die Zwölfzahl der Jünger) sowie 22-33 (mit Hinweisen auf Mt 15,24; 8,5-13; Mk 7,24-30; 5,1-20 u.a). ^ Vgl. a.a.O. 34-39 und 40-44 (mit Verweis auf Mt 10,15; 11,20-24; 12,41f ; 25,31-46 u.a) sowie 44fr. (mit Hinweisen auf den Menschensolm-Titel, auf Mt 21,4f und Mk 12,35ff. sowie das Selbstverständnis Jesu als des jesajanischen Gottesknechts). Vgl. a.a.O. 47-60 (mit Hinweisen auf Mt 8,1 If und weitere Metaphem für das Herzuströmen der ,Jieiden" in der Verkündigung Jesu). '"Aa.©. (61-)62. ' ' Vgl.ßoicA, Heidenmission 115.193 ' ' Vgl. a.a.O. 76-92. " Vgl. a.a.O. 43-75.130f.93-103.
" V g l . a.a.O. 132-183.
2. Zur Forschungssituation
19
So standen sich am Ende der 50er Jahre eine eher kritisch und eine eher konservativ zu nennende Sicht der Stellung Jesu zu den Völkern in ähnlicher Weise gegenüber wie schon zu Begiim des 20. Jahrhunderts. 2.1.3 Das Thema in der jüngsten Forschung (seit I960) Im Zuge der „neuen Frage" nach dem historischen Jesus, wie sie zuerst im Kreis der Schüler Rudolf Bultmanns gestellt wurde'', trat das Interesse an der Stellung Jesu zu den ,JIeiden" in den Hintergrund. Einerseits konzentrierte sich die Jesus-Forschung jetzt auf das grundsätzUche Problem, welche historischen Informationen den Quellen überhaupt zu entnehmen sind; und dabei richtete man das Augenmerk im Lichte des maßgeblich werdenden ,J)i£ferenzkriteriums" primär auf die Beziehungen Jesu zum zeitgenössischen Judentum und zum Urchristentum'*. Andererseits wurde die Rolle der ,^^eiden" nun in anderen Bereichen der neutestamentlichen Wissenschaft intensiv diskutiert''. Auch die zunächst im angelsächsischen Sprachraum hervorgetretene „Third Quest for the Historical Jesus"" hat diesbezüglich keine Trendwende gebracht. Gerade weil diese Forschungsrichtung zum „historischen Plausibilitätskriterium" neigt", fragt man auch in ihr vor allem nach Jesu Stellung zum bzw. im Judentum, nach seinem Verhältnis zu den sozialen und politischen Gegebenheiten seiner Zeit sowie nach der Kontinuität bzw. Diskontinuität zwischen ihm und dem frühen Christentum^; und dabei spielt die in der Jesusüberlieferung eher am Rand stehende „Heiden"-Thematik allenfalls eine Nebenrolle^'. Bedeutsam ist in diesem Zusammenhang der exegetische Befund, daß gerade bei fur die Thematik zentralen Texten - wie dem Wort vom Zustrom der Femen zur Gottesherrschaft (Mt 8,Ilf.//Lk 13,28f) oder den Berichten über eine Tätigkeit Jesu im Umland Galiläas (Mk 5,1-20 parr.; 7,24-8,10 par.; 8,27-9,1 pan.) - letztlich offenbleiben muß, ob sie Jesu Sorge um „Heiden" oder um bei ihnen lebende Juden widerspiegehi*^.
^^ Vgl. den bahnbrechenden Aufsatz von К Käsemann, Das Problem des historischen Jesus, 1954. Die anschließende Debatte der SOer Jahre dokumentiert der von H. Ristaw und K. Matthiae edierte Sammelband J)er historische Jesus und der keiygmatische Christus", Berlin 1960. ^ VgL die klassische Fommliening des Dififerenzkriteriums durch H. Conzelmann, Art. Jesus Christus, RGG^ ΠΙ (1959) 619-653: 623: Echtes Jesusgut sei, was sich weder ,4n das jüdische Denken noch in die Auffassung der späteren Gemeinde einfügen" lasse. " Dazu s.u. Abschnitt 12.2. " Der Ausdruck „third quest" wurde u.a. von N. T. Wright geprägt; vgl. das von ihm und S. //e/7/verfaßte Buch „The Interpretation of the New Testament 1861-1986", Oxford 1988, 379403, und dazu Telford. Trends 34. ^ VgL dazu G. Theißen, Jesus 117: .Jlistorisch ist in den Quellen das, was sich als Auswirkung Jesu begreifen läflt und gleichzeitig nur in einem jüdischen Kontext entstanden sein kann." Vgl. Telford, Trends 70-74. Erörtert wird sie u.a von Kuhn, Hinwendung (im Blick auf Jesu Wirken in Betsaida). Gute Gründe für die Annahme, Jesus habe bei seinen Wanderungen gen Osten und Norden primär an die „Außeqrasten israelitischen Volkstums und jüdischer Religion ... gedacht", hat schon i4//, Stätten (452-)455, beig^racht; ähnhch äußerte sich in jüngerer Zeit Schmeller,
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I. Einleitung
Aufmerksamkeit hat das Thema nur dann gefunden, wenn die missionarische Praxis der ersten Christen hinsichtlich ihrer Kontinuität zum Wirken Jesu untersucht wurde. Dabei wurde letzteres in unterschiedücher Akzentsetzung als Voraussetzung der späteren „Heiden"-Mission gewertet. Als charakteristische Beispiele seien folgende drei Positionen genannt: F. Hahn*^ sieht im Wirken Jesu unter Israel die entscheidende Wurzel der urchristlichen Mission"^, da Jesus es „unter einem universalen Aspekt und als eine vom Eschaton her sich anbahnende Aufhebung der partikularen Heilsgeschichte verstanden" habe, so daß „Jesu Botschaft und Handeln in Israel... zum Zeugnis unter den Heiden geworden" und damit „das Heil für die Heiden in unmittelbare Reichweite gerückt" sei"'. К Pesch^ begreift die Haltung Jesu gegenüber den „Heiden" ledigüch als eine
Voraussetzung der urchristlichen „Heiden"-Mission unter anderen"^: Jesus habe das Heil fur die Völker als eschatologisches Produkt der Sammlung Israels erwartet, habe jedoch in ihm aufgedrängten Begegnungen mit einzelnen „Heiden" deren Israel beschämendes Zutrauen zu ihm als Wimdertäter anerkannt und in seiner Verkündigung gelegentlich den Horizont der Umkehrpredigt tmd Gerichtsdrohung an Israel auf die Ansage einer möglichen Erwählung der „Heiden" hin überschritten·". Nach A. Feldtkelle/^ läßt sich „die frühchristliche Entscheidung für eine gezielte Heidenmission" nur gemeinsam mit der „Frage nach einer Veränderung des Christentums durch den Kontakt mit Fremdreligionen" nachvollziehen'". So häh er es fiir wahrscheinüch, daß Jesu Wirken von Beginn an unbeabsichtigt - durch Gerüchte über seine Wundertätigkeit - Nich^uden bekannt geworden und daraufhin auch von ihnen in Ansprach genommen worden sei. Den Auftakt zur späteren „Heiden"-Mission bilde also eine „Wirkungsgeschichte Jesu unter den Heiden ohne intentionale Mission"^'.
Jesus 55-60. Daß in Mt 8,1 If. par. ursprünglich eine Sanmümg der Zerstreuten Israels im Blick sein könnte, wird u.a. von Theißen, Lokalkolorit 46-49, erwogen. Das Verständnis der Mission im Neuen Testament, 1963. Vgl. a.a.O. 146: „Die nahegekommene Gottesherrschaft beginnt sich mit seinem Auftreten schon zu realisieren, das neue Gottesvolk wird gesammelt, und bei aller Konzentrienmg auf Israel bleiben auch die Heiden davon nicht unberührt. Mit dem Sendungsauftrag (sc. nach Mk 6,7-11 und Lk 10,2-12 [vgl. dazu aa.O. 33-36]), der Übertragung der eigenen Vollmacht, stellt Jesus die Jünger in sein eschatologisches Weric hinein." •"Vgl. a.a.O. 28.31. Voraussetzungen und Anfänge der urchristlichen Mission, 1982. Zuvor nennt Pesch (a.a.O. 33-45) a) missionarische Bemühungen des Judentums, danach c) Jesu Stellung zum Gesetz, d) die universale Deutung des Todes Jesu als Sühne, e) die Relativierung der Beschneidung durch die Taufe sowie f) die Entwicklung der Christologie. Vgl. a.a.O. 36ff.. Abschließend urteik Pesch (a.a.O. 38): Jesu Stellungnahme zu den „Heiden" sei zunächst im Horizont urchristlicher Judenmission rezipiert worden, habe dann aber „angesichts zunehmender emeuter Verweigerung der Mehrheit der Juden ... auch ihre Sprengkraft in Richtung einer Eröfftiung der Heidenmission" erwiesen. Identitätssuche des syrischen Urchristentums, 1993. Vgl. a.a.O. 6: „Mission, Inkulturation und innerchrisüiche Pluialität sind drei untrennbar miteinander veiflochtende [sie!] Triebkräfte der christhchen Identitätsproblematik und zugleich die Felder, auf denen eine Identitätsfindung vorangetrieben werden mußte." '' Vgl. a.a.O. 24fi·.
2. Zur Forschungssituation
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2.2 Die Frage nach den „Heiden" in der Forschung zu den Evangelien und itirer literarischen Vorgeschichte Während innerhalb der Jesus-Forschung das Interesse an der „Heiden"-Thematik nachließ", brach es in anderen auf die EvangeHen des Neuen Testaments bezogenen Forschungsbereichen neu auf. Es ist im Rahmen der vorliegenden Untersuchung natürhch nicht möglich, die Debatten innerhalb der anzusprechenden Forschungszweige auch nur in groben Linien darzustellen. Vielmehr soll im Folgenden lediglich angedeutet werden, welche Faktoren für die Entstehung der Bilder, die die synoptischen Evangelien von der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern zeichnen, namhaft gemacht werden. 2.2.1 Zur Analyse der vorsynoptischen Traditionen Es ist so gut wie unumstritten, daß die Frage nach dem Verhältnis zwischen Juden und „Heiden" im entstehenden Christentum (fast) von Anfang an virulent war. Dementsprechend hat jene Problematik die Formung der vorsynoptischen Überlieferung nicht unerheblich beeinflußt. Dieser Einfluß wird erstens bei der Analyse einzehier Logien und Erzählungen aufgewiesen bzw. vermutet. Nach F. Annen hat die vormarkinische Form der Gerasener-Erzählung (vgl. Mk 5,1-20) ihren Sitz im Leben ,^η einer Auseinandersetzung innerhalb der judenchristlichen Kirche ... um die Heidenmission"''. G. Theißen versucht zu zeigen, daß die Geschichte von der syrophönizischen Frau (Mk 7,24-30) die Spannungen zwischen Juden und , Jieiden" im tyrisch-galiläischen Grenzgebiet widerspiegele^. J.B. Gibson begreift Lk ll,29par. im Râhmen von Q als Kritik an „dieser Generation", die sich - ähnlich wie einst Jona - der Einbeziehung von ,JHeiden" ins Heil widersetze". H. Räisänen sieht in Mk 7,15 „an attempt to find a theological justification for the practical step taken in the Gentile mission long before"'^. Die Beispiele ließen sich beliebig vermehren. Zweitens hält man es für wahrscheinlich, daß das Verhältnis von Juden und „Heiden" bei der Entstehung vorsynoptischer Sammlungen eine Rolle spielte. Zur Logienquelle Q wird breit darüber diskutiert, wie der Trägerkreis dieser Sammlung zur ,Jieiden"-Mission gestanden hat". In Mk 2,1-3,6 könnten schon vor Markus Texte zusammengestellt worden sein, die die vom jüdischen Umfeld abweichenden Normen der Anhänger Jesu im Miteinander von Juden und „Heiden" zur Sprache bringen''. Drittens wird ein beachthcher Teil der vorsynoptischen Überheferung auf die sog. - aus der Gruppe um Stephanus hervorgegangenen - „Hellenisten"" in "S.o. Abschnitt 12.1.3. " Amen, Heil 188 (im Original ab „Auseinandersetzung" kursiv). Vgl. Theißen, Lokalkolorit 63-84. " Vgl. Gibson, Tençtations 200-205. ^Räisänen, Reflections 145. " Emen (bis m die 80er Jahre reichenden) Überblick bietet Wegner, Haiçtmann 304-334. '' So die These von Dunn, Mark. " Zur Problematik dieser Bezeichnung als .^achbegrifí" vgl. Reinbold, Hellenisten.
22
I. Einleitung
Jerusalem zurückgeführt, die mit ihrer Missionstätigkeit auch imter „Heiden" ein wesentliches Bindeglied zwischen Jesus und Paulus bilden dürften. NachM. Hengel verdanken wir Jenen fast mbekannten judenchristlichen .Hellenisten' ... und der von ihnen begründeten ersten griechischsprechenden Gemeinde in Jerusalem" den „eigentlichen Brückenschlag von Jesus zu Paulus", sofern diese Gemeinde „als erste die Jesustradition in die griechische Sprache übertrug und zugleich durch ihre Kritik an Ritualgesetz und Kult die paulinische Freiheitspredigt vorbereitete"®'. Andere Forscher wie L. Schenke schreiben den .Hellenisten" darüber hinaus eine intensive tis^&onsbildende Tätigkeit im Vorfeld der Evangehen zu*'. Viertens wird ein Großteil des Stoffes der synoptischen Evangelien als Quelle zur Beschreibung der Jesusbewegung m Palästma zwischen 30 und 70 n.Chr. verwertet, wobei man jene Bewegung in mehrfacher Hinsicht durch die gesamtgesellschaftlichen Spamiungen zwischen Juden und „Heiden" beeinflußt sieht. Vor allem G. Theißen vertritt in seiner „Soziologie der Jesusbewegung"" die These, daß gerade ökologische, pohtische und kulturelle Faktoren die Bewegung herausgefordert hätten, eine neue, eigene Antwort auf die Frage nach der rechten Beziehung zwischen Juden und „Heiden" zu finden. Die von der Jesusbewegung in Aussicht gestelhe Lösimg sei „ein universalistisches Judentum, das nach außen hin offen war"*'. 2.2.2 Zur Analyse der synoptischen Evangelien Im Zug der redaktionsgeschichtlichen Erforschung der synoptischen Evangelien ist deutlich geworden, wie stark diese Schriften in der Darstellung und Deutung ^ Hengel, Hellenisten 204. - Kritik an der Rede von einer Brücke zwischen Jesus md Paulus ШКй15йпеп, Hellenists: Mit Jesus seien die „Hellenisten" durch die Teπφelkritik verbunden, mit Paulus hingegen durch die Haltung zur Beschneidung (vgl. aaO. 20 If.). " Vgl. Schenke, Urgemeinde 186-197, femer 87f. (Gemeinde als Tempel). 112f. (sakramental verstandenes Abendmahl). 134-137 (Überarbeitung des Passionsberichtes). 148-155 (Präexistenz-Vorstellung; Erfahrungen bei der Israelmission). 176-185 (Thora-, Tempelkritik) u.ö. " Die erste Auflage erschien 1977. - Massive Kritik an Prämissen, Methoden und Ergebnissen der Albeit von Theißen übt Horsley, Sociology; in seiner Darstellung der Jesusbewegung spielt dann auch das Verhältnis zwischen Juden und „Heiden" kaum eine Rolle. Theißen, Soziologie 56 (im Blick auf das ambivalente Verhältnis der ursprünglich auf dem Land verankerten Jesusbewegung zu den hellenistischen Stadtrepubliken:,Einerseits stand man der hellenistischen Bevölkerung mißtrauisch gegenüber, andererseits war man von ihrer Aufgeschlossenheit überrascht."). Auch in politischer Hinsicht habe die Bewegung mit ihrer „über die Grenzen hinweggehende(n) Versöhnungsbereitschaft" (aaO. 62) „die verfestigten Fronten zwischen Heiden und Juden durchbrochen" (aaO. 67). In kultureller Hinsicht aber habe sie durch eine „normentschärfende Interpretation" der Thora „im religiösen Bereich" viele „Hemmnisse für die Konununikation von Juden und Heiden ... relativiert" (aaO. 76): Während im Judentum mehrere noimverschärfende Emeuerungsbewegungen miteinander konkurrierten, habe man in der Jesusbewegung erkannt, „daß auch kein auserwählter Rest in Israel den verschärften Nonnen Genüge tun konnte, sondern alle auf Gnade angewiesen waren: Juden und Heiden" (aa.0.89). Mit ihrer „Vision von Liebe und Versöhnung" (a.aO. 92) sei sie dann freilich „als inneqüdische Emeuerungsbewegung gescheitert" (a.a.O. 104) vmd stattdessen „(i)n der hellenistischen Gesellschaft ... positiv aufgenommen" (a.aO. 106) worden.
2. Zur Forschungssituation
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des Lebens und Wirkens Jesu voneinander abweichen. Man kann sie daher auch und gerade im Blick auf die jeweilige Präsentation der universalen Konsequenzen jenes Wirkens nicht einfach auf eine Linie bringen, wie es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Harmck, Meinertz oder Sundkler getan haben®^. Grundlegende Bedeutung eignet in diesem Zusammenhang der Studie „Das Verständnis der Mission im Neuen Testament" von F. Hahn^ . Hahn sieht „die Konzeptionen der Synoptiker ... gerade durch das Anliegen der Ausbreitung der Botschaft unter den Juden und Heiden bestimmt"'®, freilich in je anderer Weise: Nach Markus gründe sich die Verkündigung des Evangeliums in aller Weh zum einen auf die Wirksamkeit Jesu - die von GaUläa aus zunehmend auf heidnisches Gebiet übergegriffen habe - , zum andem und vor allem auf den Tod Jesu, mit dem über den Untergang des Tempels Israels - also auch über den Verlust seines Prioritätsrechtes am Heilsgeschehen - ebenso entschieden worden sei wie über die Annahme der ,^eiden"®^. Matthäus hingegen stelle die Missionsverkündigung der - mit Israel bleibend verbundenen, aber fur die Völker offenen - Jüngergemeinschaft in den Horizont des kommenden Gerichts; dabei lägen die aus Jesu Erdenwirken erwachsene Judenund die vom Auferstandenen befohlene ,JJeiden"-Mission wie zwei konzentrische Kreise ineinander®*. Für Lukas wiederum gehöre die weltweite Predigt des EvangeUums in die Zeit der Kirche; sie sei in der Schrift angekündigt und durch das Wirken Jesu vorbereitet worden, um nach der Auferstehung Schritt fur Schritt aus der Mission der Apostel in Jerusalem, Judäa und Samaria hervorzugehen®. In der Folgezeit wurde die Haltung zu den „Heiden" für jedes synoptische Evangelium gesondert erfragt. Als Grundsatzfragen, die für alle drei Werke zu klären sind, erwiesen sich dabei die Fragen nach dem Charakter der Völkermission und nach dem Verhältnis der Gemeinde Jesu Christi zum Volk Israel. Die jeweilige Darstellung der ,JHeiden"-Mission haben u.a. für das MarkusevangeUum Z. Kato"', fur das Matthäusevangelium G. Baumbach^^ und S. Brown"', für das Lukasevangelium (samt .^wstelgeschichte) S.G. WilsorP und T.J. Lerne'* analysiert. Noch größeres Interesse gah den verschiedenen Sichtweisen auf die Beziehung der Anhänger Jesu zu Israel; exemplarisch seien die Arbeiten von P. Böiiger^\ C. DahnP^ und R.
" Vgl Hamack, Mission 42-47; Afewerte, Jesus 177-196; Sundkler, Jésus 495£f. ® Erschienen 1%3. " A.a.O. 95. Vgl. a.a.O. 95-103. Hahn stützt seine Deutung vor allem auf den Aufbau des Evangeliums mit den drei Hauptteilen Mk 1,14-8,26; 8,27-10,45; 10,46-16,8 (vgl. aa.0. 96). ®Vgl. aa.0.103-111. Vgl. a.a.O. 111-119. Die Völkeimission im Madcusevangelium, 1986. Die Mission im Mattbäusevangelium, 1967. " The Matthean Community and Üie Gentile Mission, 1980. " The Gentiles and the Gentile Mission in Luke-Acts, 1973. Luke and the Gentile Mission, 1996. " Der König der Juden - das Heil für die Völker, 1981. " Israel im MarkusevangeUum, 1991.
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I. Einleitimg
Kampling" zum Markusevangelium, von Ä Hümme¡^^, Η. Frankemölle^, RE. Menninger^ und I. Broer^^ zum Matthäusevangelium sowie von J. Jervell^, G. Lohflnl^^,
F. Bovon** und G. Wasserberg^^ zum Lukasevangelium angeführt.
Dabei ist die Forschung von einem Konsens in diesen Grundsatzfragen weit entfernt. Das hängt auch damit zusammen, das jedes Evangelium beim Thema „Heiden" ganz eigene Detailfragen aufgibt, die sich gegen eine eindeutige Beantwortung sperren. Beim Markusevangelium ist zumal der Konnex von Topographie und Theologie umstritten: Welche sachliche Bedeutung hat das den Aufbau des Evangeliums bestimmende Gegenüber von Galiläa und Jerusalem? Wie ist das Verhältnis zwischen Galiläa und seiner Umgebung dargestellt? Welche Rolle spielt dabei das Galiläische Meer?" Beim Matthäusevangelium wird erstens darüber diskutiert, wie die Spannung zwischen den beiden Sendungsbefehlen an die Jünger in Mt 10,5-8; 28,18ff. und wie das Nebeneinander von positiven und kritischen Äußerungen über „Heiden" zu erklären ist". Zweitens stehen matthäische Konzepte wie die der Heilsgeschichte oder des Universalismus zur Debatte". Drittens ist strittig, wie stark Verfasser und Adressaten des Evangeliums jüdischer Denk- und Lebensweise verhaftet sind und wie sich demzufolge das Miteinander von Juden- und,fleiden"-Cliristen in der Gemeinde gestaltet''. Beim Lukasevangelium ist zunächst das Verständnis offenkundig programmatischer Texte wie Lk 2,25-35 (vgl. V.31f) und 4,16-30 (vgl. V.25fF.) strittig®". Femer gehen die Ansichten über die Intention des in 9,51 anhebenden Reiseberichtes ebenso auseinander wie die über die Funktion der Samaritaner-Texte 9,51-56; 10,30-35; 17,11-19". Offen ist zudem die Frage, inwieweit die Darstellung der Jesus-Geschichte bereits von der Schilderung der nachfolgenden Ereignisse in der Apostelgeschichte geprägt ist®^.
" Israel unter dem Anspruch des Messias, 1992. '' Die Auseinandersetzung zwischen Kirche und Judentum im Matthäusevangelium, 1963. Bereits 1959 erschien das einflußreiche Buch „Das wahre Israel" von W. Trilling. " Jahwebund und Kirche Christi, 1974. Israel and the Church in the Gospel of Matthew, 1994. " Das Verhältnis von Judentum und Christentum im Matthäus-Evangelium, 1995. '' Luke and the People of God, 1972; vgl. ders., Gottes Treue zum untreuen Volk, 1991. " Die Sammlung Israels, 1975. Israel, die Kkche und die Völker, 1983. '' Aus Israels Mitte - Heil für die Welt, 1998. Einen Übeiblick zur diesbezüglichen Forschungsdiskussion bietet Schmeller, Jesus 49-52. Aus jüngerer Zeit (1995) vgl. femei Baudoz, Géographie. " Zur ersten Frage (die das Problem der Übersetzung von εθνη in 28,19 impUziert; vgl. z.B. Meier, Nations) vgl. u.a. Frankemölle, Theologie; zur zweiten Frage vgl. zumal Sim, Gospel. '' Vgl. etwa Walker, Heilsgeschichte; Levine, Dimensions - sowie Tisera, Universalism. " Vgl. u.a. Schweizer, Matthäus; Wong, Theologie; Stanton, Gospel; Saldarini, Community. Zu Lk 2 vgl. u.a. W.Stegemann, Licht; Koet, Worte; Radi, Beziehungen. Zu Lk 4 vgl. den Forschungsüberblick bei Schreck, Pericope, sowie aus jüngerer Zeit (1992) Siker, Analysis. " Vgl. zum ersten von der Osten-Sacken, Christologie; Sellin, Komposition; Moessner, Lord; Matera, Joumey; u.v.a - zum zweiten Sellin, Gleichniserzämer, Böttrich, Sammlung; u.a. ^ Einen Forschungsüberblick bietet Verheyden, Unity; vgl. ferner Marguerat, Unité.
3 Die Aufgabe 3.1 Die leitende Fragestellung Die Frage nach der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern kann - das ergibt sich aus dem voranstehenden Forschungsüberblick - weder der Jesus- noch der Evangelienforschung ohne weiteres zugeordnet werden. Blickt man auf die synoptischen Evangelien als Zeugnisse von Jesus, so betrifft die Frage in erster Linie ein Phänomen der „Wirkungsgeschichte" seines Auftretens': Letzteres hat einen Überlieferungsprozeß in Gang gesetzt, aus dem die S5moptischen Evangelien als die wichtigsten Quellen über Jesus^ hervorgegangen sind; und in ihnen kommt auf je eigene Weise eine Beziehung zwischen ihm und den Völkern zur Darstellung. Dabei spiegeln diese Quellen auf jeden Fall den geschichtüchen Sachverhalt wider, daß sich weite Kreise des Urchristentums - auf der Basis des Glaubens an die Erhöhung Jesu zum Herrn über Welt und Geschichte - relativ rasch einer gezielten „Heiden"-Mission zugewandt bzw. diese zumindest anerkannt und gefördert haben. Deshalb wäre kritisch zu prüfen, inwieweit jene Darstellungen einer Beziehung zwischen Jesus und den Völkern durch nachösterliche Ereignisse und Entwicklungen sowie die Lebensumstände, die den Synoptikern vor Augen stehen, geprägt sind. Blickt man auf Jesus als historische (restait, so zielt besagte Frage primär auf einen „rezeptionsgeschichtlichen" Prozeß: Die Synoptiker verarbeiten in ihren Evangelien mündliche und schriftliche Traditionen über das Leben und Wirken Jesu^; und in letzteren wird auf verschiedene Weisen von einzelnen „Heiden" erzählt oder von den Völkern gesprochen. Dabei spiegeln diese Traditionen auf jeden Fall die geschichtlichen Umstände wider, daß Jesus es im damaligen Palästina aller Wahrscheinlichkeit nach gar nicht vermeiden konnte, mit „Heiden" in Kontakt zu kommen, und daß seine Verkündigung der Gottesherrschaft in ' Der Begriff „Wiriomgsgeschiclite" ist in da* modernen Exegese weitgehend reserviert flir die Wirkungen, die von biblischen Texten ausgehen, sofern sich diese in unterschiedlichen geschichtlichen Situationen immer neu als ,^>roduzentcn von Sinn" {Luz, MtEv Π, S. VII) erwiesen haben. Er ist gleichwohl auch im obigen Zusammenhang sinnvoll, da sich gerade die neuere Jesusforschung darum bemüht, Jesus als .^listorische Gestalt ... aus ihren historischen Wirkungen, nämlich den von ihr zeugenden Quellen", zu edcennen (vgl Theißen, Jesus 117). ^ Das Thomasevangelium, dem gerade in der neueren angelsächsischen Jesus-Forschung entsdieidende Bedeutung bei der Rekonstruktion der Lehre Jesu zugemessen wird (vgl. Borg, Jesus 164f), kann den synoptischen Evangelien schon aufgrund seines Charakters als reine, thematisch begrenzte Logiensammlung nicht einfach an die Seite gestellt werden Inwieweit das JohannesevangeUum historische Informationen über Jesus enthält, ist angesichts des noch nicht zureichend geklärten literarischen Verhältiiisses zu den Synoptikern (zur Diskussion vgl. Schnelle, Einleitomg 563-569) mit Recht sttittig. ^ Der Ausdruck,3ezeptionsgeschichte" zielt im obigen Zusammenhang also nicht im Sinne neuerer Literatiirwissenschaft auf „die Frage ... nach der erzielten Wirkung eines Textes" (so Luz, Erwägungen 506), sondern auf die Frage, wie Überlieferungen über Jesus im Laufe der Zeit bis hin zu den Synoptikern aufgenommen und veraibeitet worden sind.
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I. Einleitung
Israel zwangsläufig irgendeine Perspektive auf das gegenwärtige Verhältnis zwischen Juden und ,^^eiden" sowie auf das künftige Greschick der Völker implizierte. Daher wäre kritisch zu prüfen, inwieweit die Jesus-Erzählungen der Synoptiker auch im Blick auf die Beziehung zwischen ihm und den Völkern „historische", auf den Nazarener selbst zurückgehende „Motive" enthalten^. Die Frage nach der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern betrifft also einen Geschehenszusammenhang, in dem sich intendierte und wohl auch unbeabsichtigte Wirkungen des Auftretens Jesu als historischer Gestalt einerseits sowie reflektierte und wohl auch unbewußte Rezeption der von ihm zeugenden Überlieferungen andererseits verbinden. Da sich dieser Zusammenhang aber wissenschaftlich nur von hinten, d.h. von den Quellen her erschließen läßt, handelt es sich letztlich um eine „interpretationsgeschichtliche" Frage: Welche Beziehung haben die Jünger und die späteren Zeugen des Auftretens Jesu zwischen ihm und den Völkern wahrgenommen bzw. hergestellt? Welche Ansatzpunkte für die „Heiden"-Mission haben sie in seiner Verkündigung, seinem Handeln und seinem Geschick entdeckt? Solche Fragen sind zunächst und vor allem an die synoptischen Evangelien zu richten. Es gilt also zu klären, welche Bilder von jener Beziehung Matthäus, Markus imd Lukas in ihren jeweiligen Jesus-Erzählungen zeichnen und welche Gemeinsamkeiten bzw. Unterschiede ihre Bilder aufweisen. Dieser Aufgabe ist die vorhegende Untersuchung gewidmet. Sie bereitet damit zugleich einer weiteren redaktionskritischen und - im eigentlichen Wortsinn - historisch-kritischen Untersuchung' der synoptischen Evangelien den Boden; denn erst wenn diese als theologische Texte wahrgenommen imd gewürdigt worden sind, kann man sie begründet als Quellenschriften analysieren und auswerten®. 3 .2 Der Gegenstand der Untersuchung Um das Bild nachzeichnen zu können, das jeder einzehie Synoptiker von der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern entwirft, gilt es zu erheben, welche Elemente dabei jeweils Verwendung finden und auf welche Weise diese jeweils zu emem Gesamtbild zusammengesetzt sind. Als Bildelemente kommen zumal Erzählungen und Notizen über Kontakte zwischen Jesus und einzelnen Nichtjuden sowie Aussagen Jesu über die Völker in Betracht, femer - soweit vorhanden -Äußerungen der Erzähler zur universalen Bedeutung Jesu Christi. Hinsichtüch der Mittel zur Bildherstellung ist auf der formalen Ebene zu erfragen, wie diese Elemente in den Rahmen eines Evangeliums eingeftigt, in " Zur Formulierung vgl. den Untertitel des Buches „Das Keiygma und der irdische Jesus" von / Roloff. „ffistorische Motive in den Jesus-Erzälüungen der Evangelien". ' Zur Anwendung des Ausdrucks „Historische Kritik" auf die Rückfrage nach Jesus vgl. Egger, Methodeiüehre § 15. ® Vgl. grundsätzlich Theobald, Primat 161.
4. Zur Methodik
27
dessen geographisch-thematischen Aufbau integriert und untereinander vernetzt sind. Auf der inhaltlichen Ebene muß der Ort bestimmt werden, den ein Evangelist der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern in seiner theologischen Gesamtsicht des Auftretens Jesu zuweist; dabei sind insbesondere die heilsgeschichtlichen Wurzehi, das christologische Fundament und die ekklesiologischen Konsequenzen jener Zuweisung zu erheben. Weitere Fragehinsichten können sich aus der spezifischen Eigenart eines Evangeliums ergeben, sind also erst im Duktus der Analyse zu bestimmen.
4 Zur Methodik 4.1 Die Vorgehensweise Insgesamt erfordert die Aufgabenstellung zunächst die gesonderte Analyse jedes synoptischen Evangeliums unter den genannten Fragehinsichten. Sodann ist die Analyse auszuwerten, imd zwar erstens in einem eingehenden Vergleich der Konzeptionen, mit denen Markus, Matthäus und Lukas die Beziehung zwischen Jesus und den Völkern jeweils darstellen, zweitens in einer zusammenfassenden Darlegung der Interpretation, die jene Beziehung seitens der Synoptiker erfährt. Die Analyse der Evangelien wird sich - da sie auf die Darstellungsweise der jeweiligen Autoren zielt - ausschließlich auf der Ebene der Synchronie vollziehen. Demnach ergibt sich die Reihenfolge, m der vorzugehen ist, einfach aus der Länge der Evangelien und der damit verbundenen Komplexität der o.g. Konzeptionen. Im einzelnen sind die relevanten Passagen auf der Basis des Sprachgebrauchs, im Zusammenhang der Komposition und vor dem Horizont der Theologie des betreffenden Evangelisten auszulegen'. Dabei ist stets auf Verbindungslinien zum Alten Testament sowie auf Parallelen zu in etwa zeitgenössischen jüdischen Schriften zu achten; denn während ersteres für Autor wie Adressaten die ,^^eilige Schrift" darstellt, so repräsentieren letztere die Sprach- und Glaubenskultur, in der sich Autor und Adressaten bewegt haben. Demgegenüber bleibt der wohl unbestreitbaie, am ehesten im Sinne der Zwei-QuellenTheorie zu eridärende Umstand der literarischen Abhängigkeit der synoptischen Evangelien untereinander unberücksichtigt, da er für die Leser/innen der einzelnen Werke nicht erkennbar und ihnen vermutlich auch gar nicht bekannt war. Aufweiche Weise der avisierte Vergleich zwischen den synoptischen Evangelien durchzuführen ist, soll und kann erst im Anschluß an deren Analyse festgelegt werden. ' Es geht also - im Anschluß an die von Petrin, Iiiterpretation 121-124, propagierte Methode des „literaiy criticism" - darum, die „Autorintention" (vgl. dazu Soding, Wege 238£F.) zu bestimmen, soweit sie in der jeweiligen Darstellung der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern sichtbar wird. Dabei kommt der Konçositionskritik naturgemäß große Bedeutung zu.
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I. Einleitung
4.2 Technische Hinweise 4.2.1 ZurAngabe biblischer Belegstellen Bei Angaben aus dem Alten Testament entsprechen Kapitel- und VerszifFem wenn nicht ausdrücküch anders vermerkt - denen der Hebräischen Bibel; ggf. werden abweichende Ziffern der Septuaginta in Klammern beigefügt. Die Unterteilung einzehier Verse orientiert sich an den masoretischen Akzenten; dabei erfolgt die Bezeichnung der Halbverse vor und nach dem Atnach mit „a" bzw. „b", die Bezeichnung kürzerer Teilverse mit zusätzlich beigefugten kleinen griechischen Buchstaben. Bei neutestamentüchen Stellenangaben richtet sich die Einteilung einzelner Verse nach den Satzzeichen im „Novum Testamentum Graece", und zwar ohne Unterschied zwischen Komma, Kolon oder Punkt; die betreffenden Teilverse werden fortlaufend mit kleinen lateinischen Buchstaben bezeichnet. Sind keine Satzzeichen vorhanden oder sollen kürzere Teilverse benannt werden, so wird die Versziffer durch die Angabe „init." oder „fin." ergänzt. Generell wird das Kürzel „ff." nur dann einer Ziffer angefügt, wenn exakt die beiden folgenden Verse oder Kapitel gemeint sind. 4.2.2 Abkürzungen Abkürzungen einzelner Wörter folgen den Angaben im Duden, Band 1, ^'1996. Die Abkürzungen der biblischen Bücher sowie der beigezogenen antik-jüdischen Schriften entsprechen den Vorschlägen von H. Balz imd G. Schneider im EWNT I, Seite XII-XIX. In den Anmerkungen wird die benutzte Literatur in abgekürzter Form angeführt; dabei werden Lexika mit den Abkürzungen des lATG^, Kommentare mit Automamen und Kürzel des betreffenden biblischen Buches^, alle übrigen Werke rmi Automamen und Kurzbezeichnung des jeweiligen Titels benannt.
^ Dazu siehe die Voibemerkung zum Literaturverzeichnis. ' Um Literaturverweise von Stellenangaben optisch abzuheben, werden Kommentare zu den synoptischen Evangelien und der Apostelgeschichte mit den Siglen MkEv, MtEv, LkEv imd
ApG belegt.
II. Analyse
1 Jesus und die Völker im Markusevangelium 1.1 Die Topograhpie des Auftretens Jesu im Duktas des Evangeliums 7.1.1 Der erzählerische Rahmen (Mk 1,2-15; 16,1-8) Das Markusevangelium ist in hohem Maße durch die Polarität zwischen Galiläa imd Jerusalem bestimmt^ Einerseits prägt diese Polarität den Aufbau des Evangeliums: In Galiläa finden die meisten Episoden des öffentlichen Wirkens Jesu statt (Kap. 1,14-9,50)^, in Jerusalem die Auseinandersetzungen mit den Hohenpriestern und Schriftgelehrten, die zu seiner Kreuzigung fuhren (11,1-15,47/. Andererseits spiegelt sich das Gegenüber beider Orte bereits im erzählerischen Rahmen: Eingangs- und Schlußabschnitt des Evangeliums beschreiben jeweils eine durch Gott selbst veranlaßte Bewegung von Jerusalem nach Galiläa. Im unmittelbaren Anschluß an die Überschrift 1,1" beginnt die markinische Erzählung mit dem Bericht über das Wirken des Täufers (V.2-8). Dieses wird zwar nur vage ,μη der Wüste" (V.3f.) am Jordan (V.5) lokalisiert; die Angabe in V.5, „das ganze judäische Land und alle Bewohner Jerusalems" seien zum Täufer hinausgegangen, erweckt aber den deutlichen Eindruck, daß es relativ nahe bei Jerusalem stattgefiinden habe. Anschließend schildert der Evangelist, wie - der „von Nazaret in Galiläa" herzugekommene - Jesus „im Jordan" durch Johannes getauft CV.9ff.) sowie „in der Wüste" vom Satan versucht wird (V.12f.)' und daraufhin wieder nach Galiläa zurückkehrt, wo er „das EvangeUum Gottes" verkündigt (V.14f.)^ Am Ende des EvangeUums wird zunächst - als Abschiuß der Passion dessen, der von Galiläa nach Jerusalem gezogen ist (9,30; 10,32f.) - die Grablegung Jesu bei Jeru' Die Diskussion zur Deutung dieses Befundes referieit in Kürze Schmeller, Jesus 49-52. ^ Dementsprechend wird in 15,41 die Nachfolge der zuvor genannten Frauen auf die Zeit, „als er in Galiläa war", bezogen; vgl. van lersel, MkEv 277. ' Vgl. dazu den Vorverweis auf die Passion in Jerusalem in 10,32ff. sowie die Angaben zur Heikunfl der Kontrahenten Jesu aus Jerusalem in 3,22 und 7,1. Dazu s.u. nach Anm.75. - καθώς γέγραπται in 1,2a hat m.E. vorausweisende, das Zitat mit dem Folgenden verkni^fende Funktion; dafür spricht insbesondere die Aufiiahme der Wendung έν ττ) έρήμφ aus V.3 in V.4. Daß eine ähnliche Konstruktion bei Markus sonst nicht begegnet, ist insofern kem Gegenargument, als er καθώς γέγραπται überhaupt nur hier als Zitationsformel verwendet; in 9,13 und 14,21 steht es jeweils mit präpositionalem Zusatz, um das zuvor benannte Geschick des Elija bzw. des Menschensohns als schriftgemäß zu erweisen. ' Die Ortsangaben in l,12f und 1,9 weisen also chiastisch auf die in 1,5 und l,3f. zurück. ' Der Passus 1,14f. gehört - als Scharnier zum ersten Hauptteil - wohl noch in den .^'rolog" des Evangeliums hinein; vgl. Klauck, Vorspiel 34f.
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п. Analyse
salem beschrieben (15,42-47)^. Sodann erzählt Markus in 16,1-8, daß drei Tage später Frauen das Grab geöffnet vorgefunden und im Grab einen weiß gekleideten „Jüngling" gesehen hätten; dieser habe ihnen die Auferweckung Jesu, des Nazareners, verkündet (V.6) und ihnen aufgetragen (V.7): „Geht hin, sagt seinen Jüngern und Petrus: ,Er geht euch nach Galiläa voraus; dort werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.'" Demzufolge erscheint die österliche Sendung der Jünger nach Galiläa als in der Konzentration der Wirksamkeit Jesu auf dieses Gebiet verankert^. Es liegt daher nahe, das Evangelium insgesamt nach geographischen Kriterien zu gliedern®. 1.1.2 Der erste Hauptteil: Jesu Wirken in Galiläa (Mk 1,16-4,34) Von 1,16 bis 4,34 bleibt die Wirksamkeit Jesu auf jenes Kerngebiet begrenzt. Dabei wird geschildert, wie Jesus „in ganz Galiläa" predigend und heilend tätig ist (1,39), so daß „eine große Menge von Galiläa" ihm nachfolgt (3,7); Schwerpunkte seines Wirkens sind dabei Kafarnaum (1,21 [-34]; 2,1 [-12])'° und das Westufer des „Galiläischen Meeres" (l,16[-20]; 2,13; 3,7[-12]; 4,l[-34]). Andererseits faßt Markus das Umland Galiläas mit den - logisch verknüpften - Bemerkungen in 1,28 und 3,7-12 bereits in den Blick": Als sich Jesus nach den in 2,1-3,6 geschilderten Auseinandersetzungen an den See zurückzog und viele aus GaUläa ihm nachfolgten, „kam aus Judäa und aus Jerusalem und aus Idiimäa und [aus den Gebieten] jenseits des Jordan sowie um Tyrus und Sidon eine große Menge zu ihm, weil sie hörten, was er alles tat" (3,7f Hier wird vorausgesetzt, daß Menschen außerhalb Galiläas von den Taten Jesu erzählt wor-
^ Daß das Grab im Sinne des Markus vor den Toren Jerusalems liegt, geht daraus hervor, daß er in 15,46 die Abnahme des Leichnams vom Kreuz, das auf Golgota steht (15,22), unmittelbar mit der Grablegung verkniçft und in 15,47 zwei von den Frauen, die der Kreuzigung zugeschaut hatten (15,40f.), als Augenzeugen der Grablegung benennt ' Vgl. dazu Stemberger, Galilee 438: „Galilee [sc. in 16,7] reminds of the past, of the beginnings of Christ's ministry; there is a continuity between the earthly work of Jesus and the ministry of the Church after Easter." ' Gegen Baarlink, Evangelium 80f., u.v.a., die das Interesse des Markus an einem (chronologisch-)topographischen Aufbau bestreiten und das Buch nach thematischen Schwerpunkten strukturiert sehen, ist mit Schille, Menschen 64f., festzuhalten, daß der Evangelist bei der Konzeption seines Werkes sachliche und geogrq)hische Gesichtspunkte verknüpft hat Wenn man das „Haus" in 2,15 (οικία) und / oder 3,20 (οΪκος) mit dem in 1,29 (οικία) und / oder 2,1 (οίκος) erwähnten identifizieren darf sowie die „Synagoge" in 3,1 mit der von 1,21.23.29, dann spielen im Sinne des Markus auch 2,14-17.18-22; 3,1-6.20-35 in Kafarnaum. Sicher ist das aber keineswegs. " Der Konnex zwischen 1,28 und 3,7f. (vgl. Pesch, MkEv I 125) spiegeh sich in Mt 4,24a.25 wider, sofern „ganz Syrien" in V.24a an Stelle des Umlands von Galiläa aus Mk 1,28 steht (vgl. Bauer, Wörterbuch s.v. περίχωρος). Femer wird Mk 3,10a in Mt 4,24c aufgegriffea Gegen Gnilka, MkEv 1134 Anm.7, ist die Inteipunktion im NT Gtaece^' beizubehalten: Die „Nachfolger" aus Galiläa werden von den Bewohnern der tlbrigen G r i e t e , die zu Jesus
kommen, weil sie von seinem Tun gehört haben, unterschieden; vgl. Keck, Mark 345.
1. Jesus und die Völker im Mackusevangelium
31
den sei'^. Genau davon ist im AnscMuß an seinen ersten öffentlichen Auftritt die Rede: Als er nämlich in der Synagoge von Kafamaum mit Vollmacht lehrte und einen unreinen Geist aus einem der Anwesenden austrieb (1,21-27), „drang die Kunde von ihm alsbald überallhin hinaus in die ganze Umgebung von Galiläa" (V.28)". 1.1.3 Der zweite Hauptteil: Jesu Wirken in den Gebieten rund um das Galiläische Meer (Mk 4,35-S,26) Mit der zweifachen Erwähnung eines Bootes, auf das Jesus vor den ihn bedrängenden Massen ausweicht (3,9; 4,1), bereitet der Evangelist die anschließende Episodenfolge 4,35-8,26 vor'^ in der Jesus seine Wirksamkeit um „das Galiläische Meer" herum'® ausdehnt. Dieser Textabschnitt wird durch die Erwähnung von insgesamt sechs bzw. sieben Bootsfahrten'^ und von zwei längeren Wanderungen'* gegüedert und weist annähernd eine Ringstruktur auf
" VgL Lohmeyer, MkEv 72. Em Ausblick auf die künftigen Wiikuiigsgd)iete Jesu (so Stenger, Grundlegung 5) ist dagegen wolil nicht intendiert; dieser Annahme stehen die Erwähnung IduroSas, das Fehlen von Cäsarea Philippi und die von Mk 7; 10 abweichende Reihenfolge der Hinweise auf Peräa sowie das Umland von l^rus und Sidon entgegea Nach περίχωρος darf man τής Γαλιλαίος nicht als epexegetischen Gea lesea Dagegen spricht neben der к0Пф05110П5сЬеп Vericnilpfung zwischen 1,28 und 3,7f (vgl. Hahn, Mission 96) auch der maddnische Sprachgebrauch: Erstens wird innerhalb von Κφ. 1 „ganz Galiläa" mit den Worten είς δλην τήν Γαλιλοίον (1,39 - vgl dazu die analogen Wendungen είς δλον τόν κόσμον in 14,9 und έφ' δλην τήν γήν in 15,33), „das ganze judäische Land" mit πάσα ή Ιουδαία χώρο bezeichnet (1,5 - vgl. dazu die Rede von ή χώρο τών Γερασηνών in 5,1); zweitens begegnen Ge6ie/jbezeichnungen im epexegetischen Gen. ausschließlich neben xà δρια (vgl 7,31fia; 10,1). Die nächsten Parallelen zu 1,28 bilden daher diejenigen Stellen, wo Gd>iete mit dem Namen eines Ortes, den sie imigä)en, definiert werden; dieser Name kann im Gen. stehen (7,24.31: τά δρια Τύρου, 8,10: τά μέρη Δαλμανουθά [wohl indeklinabel - vgl. BDR § 56.2], 8,27: ai κάμαι Καισαρείας τής Φιλίππου) oder nach περί [!] im Akk (3,8). Lang, Konçositionsanalyse 7, hält wegen des Hinweises auf das Boot in 3,9 bereits 3,7 für den Beginn des zweiten Haiqitteils. Doch erstens hat das Boot in 3,9 und 4,1 eine andere Funktion als in 4,35-8,26 (dazu s. im Haiq)ttext); zweitens wird auch der dritte Hauptteil auf analoge Weise vorbereitet (s.a bei Anm.49f.). " Vgl. ή θάλασσα in 4,39.41; 5,1.13.21; 6,47fF.; 7,31 (danach ist vom,Aleer" nur noch in Worten Jesu ohne konkreten Ortsbezug [9,42; 11,23] die Rede). Schon die Ortsangabe in 5,1 macht übrigens deutlich, daß jenes Meer im Sinne des Markus nicht inneriialb Galiläas liegt (so aber Koch, Gliederung 150f ), sondern es von den östlichen Nachbargebieten trennt Diese sind daher gerade nicht als Teile Galiläas dargestellt (gegen ELohmeyer, Galiläa 27 u.ö.). " Vgl. XÒ nXoxov in 4,36f ; 5,2 / 5,18[.21] / 6,32 / 6,45.47.51 und 6,54 / 8,10 / 8,14 und dazu Kelber, Kingdom 48; zur Unterscheidung zwischen 6,54 und 6,45.47.51 s. das Folgende. " Vgl. die Reisenotizen in 6,la6bund7,24a31.
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II. Analyse
4,35-41 iBootsfahrt ans Ostufer: Sturmstillund 5,1-20 Ostufer (Land der Gerasener): Exorzismus, „Ausweisung" Jesu 5,21 Rnntsfahrt ans Westufer 5,22-43 Westufer. Auferweckung der Jaïrustochter und Heilung der Blutflüssigen 6,1a I Wanderung Jesu in seine Vaterstadt 6,1-6 I Vaterstadt·. Auftritt Jesu, Unglaube der Einwohner, kaum Wunder 6,6b I Zug durch die ringsum gelegenen Dörfer: Lehre 6,7-30 Aussendimg der Jünger - Reaktion des Herodes (Herodes und der Täufer) - Rückkehr der Jünger zu Jesus 6,31-34 Bootsfahrt am Westufer (an einen einsamen Ort): Zulauf, Lehre 6,35-44 Westufer: Speisung der 5000 6,45-52 [Bootsfahrt Richtung Ostufer (mit dem Ziel Betsaida): Seewandel Jesij 6,53-56 Bootsfahrt ans Westufer (nach Gennesaret): Zulauf, Heilungen 7,1-23 Essen der Jünger - Streit mit Pharisäern und Schriftgelehiten, Unterweisung des Volkes - Belehrung der Jünger 7,24a I Wanderung Jesu in das Gebiet von Tyras 7,24-30 I Gebiet von Tyrus: Entdeckung Jesu, Streitgespräch, Fem-Exorzismus 7,31 I Zug durch Sidon ans Galiläische Meer mitten ins Gebiet der Dek^olis 7,31-37 Ostufer (Gebiet der Dekapolis): Heilung eines Taubstummen 8,1-9 Ostufer. Speisung der 4000 8,10 Bootsfahrt ans Westufer (nach Dalmanuta) 8,11-12 Westufer: Zeichenforderung der Pharisäer, Jesus „verläßt" sie 8,13-21 [Bootsfahrt ans Ostufer: Gespräch mit den Jüngern über das Brot 8,22-26 Betsaida: Heilung eines Blinden Anfang, Mitte und Ende des Abschnitts" werden durch drei ausführlich geschilderte Bootsfahrten markiert, die jeweils das Fehlen von Glaube (4,40) und Verständnis (6,52; 8,17.21), ja die Verhütung des Herzens (6,52; 8,17) bei den Jüngern aufzeigen. Alle sind als Fahrten vom Westufer είς το πέραν (4,35; 5,1 / 6,45 / 8,13), d.h. ans Ostufer^" charakterisiert. Dieses wird im zweiten Fall, als Jesus die Jünger allein losfahren läßt, jedoch nicht erreicht^'. Demgemäß steht die Rückfehrt ans Westufer^^ nach " 8,22-26 fungiert als Übergang zum nächsten Hauptteil 8,27-10,52 (s.u. nach Anm.49), wie folgende Sachverhalte belegen: (1) Die Lokalisierung in Betsaida verweist auf den Ausgangspunkt der anschließenden Wanderung Jesu. (2) Der Vollzug einer Blindenheüung koiiespondiert dem Inhalt der Perikope 10,46-52, die jenen Hauptteü beschließt; vgl. Best, Following 134. (3) Die zweistufige Heilung dürfte - trotz der Einwände von Roloff, Keiygma 129ff. symbolisch die Konzeption des Markus zur Darstellung bringen, daß die bis 8,21 vermittelte Wahmehmung Jesu (als des vollmächtigen Lehrers und Wundertäters) unscharf bleibt, wenn sie nicht durch die ab 8,27 vermittelte (als des leidenden und in die Nachfolge rufenden Menschensohns) ergänzt wird; vgl. G.Rau, Maikusevangelium 2133ff. Eine Differenzierung zwischen nördlichem und südlichem Ostufer fehlt bei Madras. Vgl. die der Richtungsangabe in 6,45 entgegenstehende Bestimmung des faktischen Ankunftsortes in 6,53 sowie Malbon, Jesus 370 (seine Deutung, das Scheitem der Überfahrt zeige die Blindheit der Jünger für das grenzüberschreitende Wirken Jesu an [vgl. a.a.O. 372f.], bleibt jedoch Spekulation). ^^ Wie in 5,21 anknüpfend an 5,1, so beschreibt διαπεράω in 6,53 anknüpfend an еЦ xò πέραν m 6,45 die ΜοΜύΛ ans Westìjfer; die erneute Angabe είς τό πέραν (so in 5,21) fehlt
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
33
Gennesaret^ (6,53f.) in Analogie zur Fahrt von 6,31-34, die offenbar am Westufer entlang verläuft^, während die Fahrt nach Dalmanuta (8,10) - als Überquerung des Sees von Ost nach West" - ihr Gegenstück in der Fahrt von 5,21 hat. Jeweils in der Mitte der beiden Hälften des Textabschnitts wird eine Wanderung nachgezeichnet, die Jesus vom See wegführt: zunächst südwestHch in seine Vaterstadt^® und dessen Umgebung, später nordwestlich in das Gebiet von Tyrus" und weiter nach Sidon. Die Ringstruktur des gesamten Passus ist - da Markus Traditionen verarbeitet zwangsläufig nur andeutungsweise durchgeführt. Immerhin lassen sich bei allen in der Übersicht dargestellten Entsprechungen einige auffallige Berührungspunkte ausmachen^. Allein der Text 8,1-9 sprengt diese Ringstruktur. Das könnte darin begründet sein, daß dem Evangelisten die Verknüpfimg von Speisungs- und Seewandelgeschichte in Κ φ . 6 durch die Tradition vorgegeben war^', so daß ein entsprechender Platz für die zweite Speistmgsgeschichte nicht zu Gebote stand - jedenfalls dann nicht, weim sie am Ostufer spielen sollte. Darauf scheint in der Tat Nachdruck zu liegen. Im Zuge seiner Bootsfahrten und Wanderungen betritt Jesus mehrfach Nachbargebiete Galiläas: das „Land der Gerasener" (5,1 [-20]/°; das „Grebiet von Tyrus" (7,24[-30])^'; im Anschluß an eine Wanderang „durch Sidon" das „Gebiet der Dekapolis" (7,31 [-8,9]); endlich das schon in 6,45 angestrebte Dorf „Betsaida" (8,22[-26])^^. Er hält sich dabei also stets in Gegenden oder Ortschaften auf, die
konsequenterweise, weil das Ostufer im Gegensatz zu Kap. 5 gar nicht erreicht worden ist. Es kann also keiae Rede davon sein, daß für den Evangelisten auch 5,21-43 auf .^leidiuschem" Gebiet spiele, weil είς τό πέραν immer das Ostofer bezeichne (so Schreiber, Theologie 206). " Zur Frage der genauen Lage vgl. etwa K.H. Rengstorf, Art. Genezareth, BHH1546f. " Nur so können Leute, die Jesus und die Jünger wegfahren sehen, deren Ziel vor ihnen „zu Fuß" erreichen (6,33); vgL Schweizer, MkEv 73. " Die halte nicht mehr sicher identifizieibare „Gegend von Dalmanuta" (8,10) dürfte - da Jesus dort Tvie in 2,15-3,6 und 7,1-13 mit Pharisäern streitet und anschließend „wiedenmi" είς τό πέραν fährt (8,13) - im Sinne des Evangelisten am Westufer liegen Markus weiß nach 1,9, daß Jesus aus Nazaret stammt Daß der Ortsname in 6,1 fehlt, dürfte auf seine Absicht zurückgehen, die Abweisung dem Spruch 6,4 gemäß in einem weiteren Sinne der ,JHeiinat" Jesu zuzuschreiben (s.u. Anm.237). ^ Die Grenze zu diesem Ge¿/eí bildet die Nordgrenze Galiläas (vgl. Jos., Bell III 3,1 [§ 39]) und verläuft etwa auf Höhe des Semachonitis- bzw. Hule-Sees von West nach Ost; es liegt daher nicht weiter vom Galiläischen Meer entfernt als Nazaret ^ So geht es z.B. in 6,7-30 ebenso wie in 7,1-23 um die Reaktion von Gegnem Jesu auf das Auftreten bzw. Verhalten seiner Jünger - und zwar von denjenigen Gegnern, die Markus in 8,15 und ähnlich in 3,6; 12,13 zusammenstellt: den Pharisäern und Herodes. Weitere Verbindungslüüen werden un Folgendoi bei der Besprechung der jeweiligen Perikopen benannt. Vgl. Gniika, MkEv 1266, mit Verweis auf Joh 6,1-21; freilich kann hier auch literarische Abhängigkeit des Johannescvangeliums vom Markusevangelium vorliegen. '"Zur Ortsangabe vgl. die Erwägungen von Theißen, Lokalkolorit 115f253i: Markus identifiziere vermutlich die Dek^olis als das Land der Gerasener. ' ' Zwischen 3,8 und 7,31 sowie angesichts der Parallele Mt 15,21, wo jeweils Tyrus und Sidon verbunden sind, dürfte die Lesart ohne καΐ Σιδωνος als lectio difficiiior originär sein. " Da Jesus den See gen Osten überquert, um nach Betsaida zu gelangen, wird es vom Evangelisten wohl kaum dem jtidischen Binnenland zugerechnet (gegen van lersel, MkEv 275).
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П. Analyse
von hellenistischen Stadtrepubliken dominiert werden'^ - ohne jedoch die Städte selbst zu betreten'''. Allerdings spielen abgesehen von 7,24-30.3 limt. alle Begebenheiten am Ostufer des Sees, dessen „heidnische" Prägung in den betreffenden Heilungserzählungen teils herausgestellt, teils angedeutet wird'' - und das in der Aufzählung der Gebiete, aus denen Menschen zu Jesus strömen (3,7£), fehlt'^. Um so mehr fällt auf, wie unbefangen Jesus sich nach Markus in diesem Gebiet bewegt. Diese Unbefangenheit wird durch die markinische Komposition noch betont: Während den Wundern im Gebiet der Dekapolis analoge Wunder am Westufer gegenüberstehen'', entsprechen der Exorzismus im Land der Gerasener dem m Kafarnaum (1,21-28)'® und die Blindenheilung in Betsaida der in Jericho (10,46-52); zudem löst Jesu Wirksamkeit auf beiden Seiten des Sees u.a. Unverständnis und Ablehnung aus". Auf diese Weise entsteht der Eindruck, daß Jesu Wundertätigkeit am Ostufer des Sees, also im ,^^eidenland", sich kaum von der am Westufer, d.h. in Galiläa, unterscheidet. " Nach Jos., Ant XVIII 2,1 (§ 28), hat der Herodessohn Philippus Betsaida selbst zur Stadt „Julias" erhoben (nach Bell Π 9,1 [§ 168] hat er diese Stadt eibaut). Diese Nachricht wird aber auf die ca drei Kilometer vom See entfernte Siedlung et-Te// zu beziehen sein, von der man dann das am See gelegene „Dorf" (8,23.26: κώμη diff. Lk 9,10 Joh 1,44: πόλις) als ihren Vorort - in Analogie zu den „Dörfern von Cäsarea Philippi" (8,27) - unterscheiden muß; vgl. J.F. Strange, Art Beth-Saida, The Anchor Bible Dictionary 1692f, gegen Kuhn, Hinwendung 216Í Eine Ausnahme könnte das in 7,31 erwähnte Sidon darstellen. Man darf diese Angabe jedoch nicht überinteφгetieren: Erstens weiß Markus von einem Wirken Jesu dort nichts zu berichten; zweitens legt der Hinweis auf die Gebiete von Tyrus bzw. der Dekapolis in 7,31 die Annahme nahe, daß er doit auch bei Sidon an das zugehörige Gebiet denkt; drittens bildet das „[Gebiet] um Tyrus und Sidon" gemäß 3,8 in seinen Augen eine geogr^hische Einheit. " Vgl. (a) zu 5,1-20 die das Gerichtswort gegen Götzendiener Jes 65,3-7 aufgreifende Beschreibung des Dämonischen in V.2-5 (s.u. bei Anm.262f ) und die Erwähnung von Schweinen in V.llff.l6, (b) zu 7,32-37; 8,22-26 die im Rahmen der Synoptiker einzigartige, an hellenistische Wundeiberichte anklingende Beschreibung des Heilungsvollzuges durch Absonderung des tCranken (vgl. Theißen, Wundergeschichten 70f.) und Benetzung der beeinträchtigten Organe mit Speichel (7,33; 8,23). Letzterer war zwar nach Kollmann, Wundertäter 232.235, ein in der Antikel allgemein beliebtes Heilnüttel. Es fällt aber auf, daß Markus dieses nur im Umland Galiläas erwähnt; dort schreibt er Jesus ein für Griechen nachvollziehbares Heilverfahren zu. Auch in dieser Hinsicht ist das Evangelium sorgsam копфотеЛ: Abgesehen von dem „unreinen Geist" (5,6i ; dazu s.u. Anm.38) hören die Leute im ,^лnd der Gerasener" durch die Hirten, die den Exorzismus beobachtet haben, augenscheinhch zum ersten Mal von Jesus (5,1417). Die Verkündigung des Geheilten „in der Dekapolis" (5,20) - zu der Markus jenes zählen dürfte (s.o. Anm.30) - weist dann voraus auf den Zustrom von Menschen, den Jesus später in diesem Gebiet erfährt (7,32; 8,1). Demnach wird man die Angabe πέραν τοΰ Ίορδάνου in 3,8 wie in 10,1 nicht auf das gesamte Ostjordanland, sondern auf - das jüdisch geprägte (vgl. 10,2.17 sowie &/iärer. History II 10-13)! -Peräa zu beziehen haben. ' ' Vgl. zu 7,31-37 die Auferweckung der Jaïrustochter (sie hat mit der Heilung des Taubstummen die Bitte um Handauflegung, die Heilung durch ein aramäisches Wort und das е}фиzite Schweigegebot [5,23.41.43a; 7,32.34.36a] gemein), zu 8,1-9 die Speisung der 5000. Vgl. 1,23£ mit 5,6£ (der unreine Geist erkennt Jesus unmittelbar als Bevollmächtigten Gottes), aber auch 1,28 mit 5,20 (dazu s.u. Ашп.269). ''Vgl. 5,14-17 mit 8, Uff.
1. Jesus m d die Völker im Maikusevangelimn
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Anders verhält es sich im Gebiet von Tyius (7,24-30): Hier legt Jesus Wert darauf, daß niemand von seinem Aufenthalt erfährt (V.24b). Dieser Wunsch ist angesichts der Nachricht 3,7f, er habe in Galiläa auch aus dem „[Crebiet] um Tyrus und Sidon" massenhaft Zulauf gehabt, zunächst kaum nachvollziehbar. Die sprachlich nahestehenden Stellen können ihn ebenfalls nicht erklären, geht es in 7,24 doch weder um die versuchte „Geheimhaltung" einer bestimmten Wundertat*' noch darum, daß Jesus mit den Jüngern allein sein will, um sie mit dem künftigen Geschick des Menschensohns vertraut zu machen*^. Verständlich wird seine Absicht nur aus der im Folgenden geschilderten Begegnung mit der Mutter eines dämonisch besessenen Mädchens heraus''^. Diese Frau wird ja in einer bei Markus einzigartigen Weise explizit als Nichtjüdin gekennzeichnet'". Demnach wollte Jesus vermeiden, was er auf Grund seines Bekanntheitsgrades bei den Bewohnern jenes Gebietes jedoch nicht vermeiden konnte (V.24c)*': von dort lebenden „Heiden" aufgesucht zu werden''^. Diese „Zurückhaltung" Jesu spiegelt sich auch darin, daß 7,24-30 die einzige markinische Heilungsgeschichte darstellt, in der das Wunder erst nach einer Art Streitgespräch'*' und dann in Form einer Fernheilung vollzogen wird. Dieser Befund wirft die Frage auf, ob Jesus im Sinne des Evangelisten vorher oder nachher überhaupt mit Nichtjuden in Kontakt kommt - sei es in Galiläa (3,7-12), sei es während seiner Besuche in „heidnisch" geprägten Nachbargebieten. Dieser Frage wird noch gesondert nachzugehen sein* . 1.1.4 Dritter Hauptteil: Der Weg Jesu nach Jerusalem (Mk 8,27-10,52) Vorbereitet durch die zweifache Nennung des Stichworts „Weg" in 6,8 und 8,3*', beginnt mit 8,27 eine Reihe von Szenen, die Jesus und seine Jünger als ^ Eine sachliche Nähe zu 1,45-2,2 (so Schreiber, Theologie 163, der hier wie dort das Messiasgeheiniiiis zum Ausdnick gd>iacht sieht) läßt sich nicht nachweisen. So 5,43 (καΐ διεστενλατο αύτοίς πολλά ϊνα μηδείς γνοί τοΰτο,...); vgl. 1,44; 7,36. ^^ So 9,30f. (... παρεηορεύοντο διά τίίς ΓοΛιλαίας, κοί ούκ ήθελεν τίνα τις γνοί· έδίδοσκεν γοφ τούς μχχθητόίς αύτού ... ), als Analogie zu 7,24 angefωlrt von Baudoz, Miettes 106ff. Da die Jünger in 7,24-37 überhaupt nicht erwähnt werden, kann in es V.24 natürlich auch nicht um ihr Ruhebedüiñiis gehen (so Spitta, Jesus 43, mit Hinweis auf 6,31 und 3,20f.). Anders Derretí, Law 164: „Jesus attempted to remain hidden, like Elijah, from God ..." ^ Zur zweigliedrigen Beschreibung in 7,26 vgl. Theißen, Lokalkolorit 7Iff.: Den Analogien in Jos., Vita 76 (§ 427); Ap 122 (§ 179f.), und Philo, Abr 251, gemäß ist hier von einer „gebürtigen Syrophönizierin" die Rede, die sich in die hellenistische Kultur eingefügt hat ^^ Sofern die Gedankenfolge in 7,24 logisch an die Information von 3,7f ankni^ñ (vgl. Kampling, Israel 140Í), hat sie im Rahmen von 7,24-30 eine durchaus erkennbare Funktion (gegen Koch, Bedeutung 91). "" Vgl. Pesch, MkEv 1387. Dazu s.u. nach Anm.219. Die Dialoge in 5,7-13 und 8,23f sind jeweils in das Heilungsgeschehen integriert S.u. nach Anm249; gegen Kuhn, Hinwendung 207f : Da Madras die Szenen 7,31-8,9 „in die heidnische Dek^lis" lege, stelle er mit ihnen die .Jfinwendung Jesu zu den Heiden" dar. Zuvor begegnet ή όδός in l,2f ; 2,23 sowie - im bildlichen Sinne - in 4,4.15.
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п. Analyse
gemeinsam „auf dem Weg" befindlich zeigt'". Dieser Weg fuhrt von Betsaida (V.22[-26]) zunächst nach Norden in die „Dörfer von Cäsarea Philippi" (V.27), dann wieder nach Süden, und zwar „durch Galiläa" (9,30) - wo noch einmal Kafarnaum aufgesucht wird (V.33[-50]) - „in das Gebiet von Judäa und jenseits des Jordans" (10,1), zumal „nach Jericho" (V.46[-52]); sein Endpunkt liegt der Reisenotiz V.32 soAvie der Ankündigung V.33Í gemäß in Jerusalem (11,1.11). Die geographische Ausrichtung entspricht der thematischen Konzentration auf das bevorstehende Leiden des Menschensohnes''; dabei geht es Markus - wie an den vielen Gesprächen Jesu mit einzelnen oder allen Jüngern deutlich wird'^ - primär um deren Einweisung in die Nachfolge". Die GUedenmg erhellt aus den zahlreichen Querverbindungen innerhalb des Abschnitts: Die Passagen 8,27-9,1; 9,30-50; 10,32-45 sind in etwa parallel aufgebaut, sofern jeweils eine Wegbeschreibung, eine Ansage des Leidens und Auferstehens Jesu, ein Disput mit Jüngern um deren Mißverständnis des Weges Jesu sowie eine durch Paradoxien geprägte Unterweisung zum Leben in der Nachfolge aufeinander folgen^. Freilich wird der Paralleüsmus an vielen Stellen durchbrochen". Dies gilt insbesondere für 8,27b-30. Die hier gestellte Frage „Wer ist Jesus fur die Jünger?" wird in den - mit Zeit- bzw. Ortsangaben eingeleiteten - Blöcken 9,2-29; 10,1-31^® eingehend behandelt: Jesus steht als Wimdertäter über Elija und als Lehrer über Mose (9,4-7)"; eben deshalb sind die Jünger in ihrem Tun auf seine Hilfe CV.18.23.28f), in ihrem Verhalten auf seine Weisung (10,10ff.l3f 21), in ihrem Dasein auf die in ihm nahekommende Gnade Gottes angewiesen (V.15.26f29ff.). Zudem korrespondiert das den Abschnitt eröffnende, im Rückblick auf das bisherige Wirken Jesu formulierte Bekenntnis zu Jesus als Vgl. έν τη όδφ in 8,27; 9.33f.; 10,32.52, die übrigen Hinweise auf ή όδός in 10,17.46 und 11,8 sowie zum Ganzen Kelber, Kingdom 67.69, Danach wird das Wort nur noch in übertragenem Sinn verwendet (12,14). '' Vgl. die .J^eidensankündigungen" 8,31-32a; 9,3If.; 10,32ff. sowie 9,12; 10,45; zum Ganzen vgl. Koch, Gliederung 147ff. " Vgl. 8,32f.; 9,9-13; 10,35-40 sowie 8,27-30; 9,28f.33-37; 10,10fif.l3ff.23-27.42-45 - m 9,38-41 [50] und 10,28-31 spricht Jesus auf Äußerungen einzelner Jünger hin zu allen. " „Nachfolge" wird in 8,27-10,52 mit sieben von msgesamt achtzehn markinischen Belegen (8,34.34; 9,38; 10,21.28.32.52) nicht nur relativ häufig erwähnt, sondem mit 8,34-37; 10,21.28-31 auch auf eine im Markusevangelium eüizigartige Weise mhaltlich erörtert " Vgl. z.B. Gibson, Temptations 225ff. " Vgl. etwa die analogielosen Stellen 8,33b.34a; 9,32.33a.38; 10,32e-33a33c-34a. " Beide sind doppelt aufeinander bezogen: Einerseits begegnen zentrale Motive in paralleler Abfolge - Rekurs auf Mose, Zurechtweisung der Jünger, „Lehrer"-Anrede Jesu durch Außenstehende, návra-Swaxá-Lehrsatz (9,4.12f 17.23; 10,3i 14.17.27). Andererseits smd die Texte zum Auftreten Jesu in Jüngerkreis md Öffentlichkeit (samt anschließender Jüngerbelehnmg „im Haus") chiastisch angeordnet (9,2-13 > 9,14-29 / 10,1-22 < 10,23-31) - man beachte auch die Nennung von Gegnern in 9,14; 10,2 (vgl. Lang, Kompositionsanalyse 6). Dabei gehört der Jünger-Tadel im ersten Block thematisch zum Voran-, im zweiten Block zum Nachstehenden. " Da Markus Elija und Mose als Bewohner der himmlischen Welt auftreten läßt (vgl. Horstmann, Studien 88), dürfte er an ihnen die überlegene Größe Jesu anschaulich machen (vgl. Stenger, Grundlegung 16); dann aber liegt die Annahme nahe, daß sie auf die zentralen Aspekte
des Wirkens Jesu hinweisen sollen, auf seine Wunder und seine Lehre.
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
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„Christus" seiner Anrufimg als „Davidssohn" in dem zum Folgenden überleitenden Bericht von der Blindenheilung zu Jericho". So ergibt sich für 8,27-10,52 eine Art Ringkomposition aus den Stücken A: 8,27-30 / B: 8,31-9,1" / C: 9,2-29 / В»: 9,30-50 / C : 10,1-31 / B': 10,32-45 / A': 10,46-52 - und damit folgendes Büd: 8j27a Î8,2^-30 8,3Ì-32a 8,32b-33 8,34-9,1 9,2a 9,2b-9 9,10-13 9,14-29
9.30 9.31 9.32 9,33-35 9,36-50
Zug in die DörfCT von С ^ м е а PhiUppi iünger-G^räch: Jesu Identität (... Elija .. . ? „Christus"!), Schwe^egeböt ] Lehre: Der Menschensohn"müß viel leiden ... und"auferstehen Disput mit Petrus, der Jesu Lehre widerspricht UNTERWEISUNG (des Volkes und der Jünger): - Nachfolge im Blick auf Pamsie und Gottesreich Nach 6 Tagen: Jesus führt Petrus, Jakobus, Johannes auf einen hohen Berg Verklärung Jesu (Mose, Elija), Schweigegebot Jünger-Gespräch: Elija und der Menschensohn Jünger und Dämonen: - Öffentlicher Streit Schriflgelehrte / Jünger - Schulgespräch mit dem Vater des besessenen Jungen, Exorzismus - Jüngerbelehrung im Haus Zug durch Galiläa (unerkannt) Lehre: Der Menschensohn wird ausgeliefert .•. und wird auferstehen Unverständnis der Jünger, die sich furchten, Jesus zu fragen Kafamaum: Disput mit den Zwölfen: interne Rangfolge m d Dienst UNTERWEISUNG (der Jünger):
- Stellung zu Helfern und zu Nachahmern der Jünger - Warnung vor Ärgernissen im Blick auf Gottesreich und Gericht 10,1 Zug nach Judäa und Peräa: Jesus lehrt das Volk 10,2-12 Disput mit Pharisäern: Ehescheidung (Mose)? - Jüngerbelehrung im Haus 10,13-16 Jünger und Gottesreich (A): Jünger-Gespräch: Aufnahme von Kindern? 10,17-31 Jünger und Gottesreich (B): - Schulgespräch mit dem reichen Mann - Jünger-Gespräch: Reiche imd das Gottesreich - Wortwechsel Petrus / Jesus: Entbehrung und ihr „Lohn" 10,32a-d Auf dem Weg nach Jerusalem (Furcht) 10,32e-34 Belehrung über das künftige Geschick des Menschensohnes 10,35-40 Disput mit Jakobus und Johannes: Ehrenplätze und Martyrium 10,41-45 UNTERWEISUNG (der Jünger) : - ^chtyerzicht und nach dem Vorbild des MenschemolmM ; 10,46-52 Jericho: Heilxmg des Bartimäus (Jesus als „Sohn Davids"), seine Nachfolge: Dieser Aufriß macht deutlich, daß Markus die wenigen Orts- und Zeitangaben in diesem Abschnitt mit Bedacht piaziert haben dürfte: 8,27a und 10,1a spre-
" Vgl. Smith, Tradition 527f, der aber wohl zu Unrecht von einer Übeibietang der JüngerErkenntnis aus 8,29f. durch Bartimäus spricht '' Der Passus 8,34-9,1 dient zugleich als Vorbereitung auf alles Folgende, indem er zahlreiche wichtige Stichworte des Abschnitts 8,27-10,52 miteinander verknüpft - vgl. άκολουθέω (s.o. Ашп.53), θέλω (8,34f.; 9[13.30.]35; 10,35f.43f.51), ψυχή (8,35fF.; 10,45) σφζω (8,35; 10,26.52), εύαγγέλων (8,35; 10,29), γενεά (8,38; 9,19), ό υιός τοΟ ανθρώπου (9,9.12; 10,45 femer s.o. Anm.51), δόξα (8,38; 10,37) und βασιλεία τοΰ θεοΰ (9,1.47; 10,14f 23ff.).
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П. Analyse
chen jeweils davon, daß sich Jesus in ein Gebiet hineinbegibt, wo er auch mit der Bevölkerung in Kontakt tritt (8,34a; 10,lb-c). In beiden Fällen knüpfen daran mit 9,2a®'' und 10,32a unbestimmte Ortsbezeichnungen an, die den Beginn einer neuen Phase der Wirksamkeit Jesu in demselben Grebiet markieren; im zweiten Fall folgt mit „Jericho" (V.46a) eine weitere, konkrete Ortsangabe, die die Nähe zum Reiseziel Jerusalem signalisiert. Auf ähnliche Weise knüpft die Erwähnung Kafarnaums in 9,33 an den Gebietsnamen in V.30 an. Freilich ist hier von einem Durchzug durch Galiläa die Rede®', bei dem Jesus seine Anwesenheit geheimhalten möchte; daher wird in V.33 berichtet, daß er sich mit den Jüngern „ins Haus" zurückzieht. Der Evangelist zeichnet in 8,27-10,52 also das Bild eines von Nord nach Süd fuhrenden Zuges mit den drei Etappen Gaulanitis (8,27-9,29), Galiläa (9,30-50) sowie Judäa und Peräa (10,1-52). Jesus hält sich demgemäß - nach der in 7,24-8,9 geschilderten Wanderung zwischen 8,27 (bzw. 8,22) und 9,29 ein zweites Mal für längere Zeit außerhalb von Galiläa auf, diesmal in der nordöstlich gelegenen Tetrarchie des Philippus; 8,27 zufolge bewegt er sich dort überwiegend in den Dörfern, die zum Territorium der hellenistischen Stadt Casarca Philippi gehören®^. Die markinische Darstellung läßt freilich an keiner Stelle erkennen, daß es sich hier um „heidnisch" geprägtes Gebiet handeh®^: Die in V.28 referierten Volksmeinungen über Jesus sind in Entsprechung zu denen von 6,14f jüdischen Ursprungs; der hohe Berg in 9,2-9 erscheint gemäß V.4 als Stätte der Offenbarung des Gottes Israels; in den genannten Dörfern begegnet Jesus Schriftgelehrten (V.14), ebenso wie zuvor in Galiläa oder später in Jerusalem®'^. Zudem zeigt Jesus der Bevölkenmg gegenüber keinerlei Zurückhaltung: Er vollzieht nicht nur die Heilung des besessenen Jungen in aller Öffentlichkeit (V.25)®', sondern ruft sogar die Volksmenge zusammen, um sie über das Wesen der Nachfolge zu belehren (8,34a)®®. Dieser Befund unterstreicht die Dringlichkeit der oben avisierten Frage, inwieweit Jesus bei seinen Reisen überhaupt mit Nichtjuden in Kontakt kommt®^.
^ Die Rede von einem hohen Berg läßt viel eher an die Umgebung von Cäsarea Philippi denken als an Galiläa, das Jesus zudem erst mit 9,30 betritt (dazu s. das Folgende mit Anm.61). Nach Kuhn, Hinwendung 209, meint Markus in 9,2 konkret den Berg Hermon. " Mit διά plus Gea des Ortes spricht Markus stets von einem Durchmg im eigentlichen Wortsinn, der das Betreten und das (spätere) Wieder-Verlassen des betreffenden Ortes impliziert; vgl. 2,23 (ebenfalls mit παραπορεύομαι) und 7,31; 10,25; 11,16. Mit 9,30 wird demnach angezeigt, daß sich Jesus zuvor nicht in Galiläa aufgehalten hat; vgl. Onilka, MkEv Π 53. Dort findet zunächst das in 8,27-9,1 Berichtete statt. Da aber Jesus, Petrus und die Zebedaiden nach ihrer,Bergtour" (9,2-13) zu den iibrigen Jüngern zurückkehren (9,14), entsteht der Eindruck, daß auch die Ereignisse von 9,14-29 in jenen Dörfern spielen Von „a very Jewish locution" (so Gundry, MkEv 441) sollte man jedoch nicht sprechen. " V g l . 2,6.16; 3,22; 7,1.5 und 11,18.27; 12,28.32; 14,1 u.ö. som^ Lohmeyer, MkEv 185. " Vgl. dazu bereits die Erwähnung des όχλος in 9,14Í17. ^ Man darf also nicht einfach vom nichtjüäschen Charakter des Aufenthaltsgebietes Jesu auf die ethnische Identität seiner Zuhörerschaft schließen (so aber Best, FoUowing 28ff.) S.O. bei Ашп.48.
1. Jesus md die Völker im Markusevangelimn
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1.1.5 Der Vierte Hcmptteil: Jesu Wirken in Jerusalem (Mk 11-13) Mit 11,1 beginnt der große Sclilußteil des Evangeliums, dessen Ereignisse in und um Jerusalem stattfinden®*. Die Kapitel 11-13 schildern, wie Jesus an drei aufeinander folgenden Tagen in den Tempel zieht (11,1-11.12-15b.20-27), dort von Tag zu Tag zunehmend aktiv vi^ird (ll,lla.l5b-18; 11,27-12,44) und ihn anschließend wieder verläßt (ll,llb-c.l9; 13,If)®'. Dabei wird Betanien als Ausgangspunkt (11,1) imd erste Zwischenstation (V.llc.l2) erwähnt; die zweite Zwischenstation bleibt ungenannt (V.19f); den Zielpunkt des dritten Tages bildet der Ölberg™, auf dem Jesus vor vier Jüngern seine eschatologische Rede hält (13,3-37). Bei alledem bewegt er sich ausschließlich auf jüdischem Boden. 1.1.6 Der Fünfte Hauptteil: Die Passion Jesu (Mk 14-15) Die Kapitel 14f zeichnen den Verlauf der Passion Jesu über zwei Tage nach, vom Tötungsplan der Hohenpriester und Schriftgelehrten (14,If) bis zur Grablegung durch Josef von Arimathäa (15,42-47). Am ersten Tag zieht Jesus zunächst von Betanien, dem Ort seiner Salbung ^4,3-9), nach Jerusalem (V. 16f ), wo das Abschiedsmahl mit den Jüngern stattfmdet (V. 18-25), anscliließend wieder hinaus zum Ölberg (V.26) imd gelangt schließlich auf ein angrenzendes, „Getsemani" genanntes Gnmdstück (V.32). Dort wird Jesus verhaftet (V.4349), um am Sitz des Hohenpriesters vor dem Synedrium verhört zu werden (V.53.55-65). Dieses überstellt Jesus am folgenden Tag an Pilatus (15,1); in seinem Prätorium finden das Verhör und die Verurteilung durch den Statthalter (V.2-15) sowe die Verspottung durch dessen Soldaten statt (V.16-20b). Von ihnen wird Jesus dann vor die Stadt gefuhrt und auf „Golgota" gekreuzigt (V.20C-27); als er dort - von jüdischen Zuschauern verhöhnt (V.29-32) - nach sechs Stunden (V.25.33f) am Kreuz stirbt (V.34-37), zeneißt der Vorhang im Tempel, und zwar so, daß es der dem Kreuz gegenüber stehende Centurio sieht (V.38f)''. Der Leichnam Jesu wird noch am Abend desselben Tages in einem nahe bei der Stadt gelegenen Grab'^ bestattet. Während dieser beiden Tage fuhrt Jesu Weg also zweimal nach Jerusalem hinein und wieder hinaus. Dabei befmdet er sich in V.2-20b sozusagen auf „heidnischem" Hoheitsgebiet; dort aber bleibt er - abgesehen von seiner Antwort „Du sagst es"'^ auf die Pilatusfrage „Bist du der König der Juden?" (15,2) - ganz und gar passiv.
^ Gegen Kingsbury, Marie 42, der den Scldußteil bereits in 8,27 beginnen sieht. " Die Konzentration auf den Tempel betont zu Recht Lang, Kompositionsanalyse 4. ™ Eine symbolische Deutung dieses Hügels, wie sie etwa Schreiber, Theologie 185-188, vertritt (vom Ölberg her ergdie das Gericht tiber den Tempel und werde der neue Tendel errichtet), hat an der maridnischen Konzeption keinen Anhaltspunkt; s.u bei Anm. 1 lOf. " Dazu s.u. bei und in Anm. 193. Dazu s.o. Anm.7. " Dazu s.u. nach Anm. 158.
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П. Analyse 1.1.7 Das Ende des MarL·sevangeliums und dessen Überschrifi (Mk 1,1)
Am Ende des Buches''* steht der emgangs erwähnte Bericht von der Auffindung des leeren Grabes (16,1-8), der in der Auferweckungsbotschaft gipfeh (V.6) und auf eine künftige Begegnung der Jünger mit dem Auferstandenen in Galiläa vorausweist (V.7). Dieses offene Ende'' spricht entscheidend fur die Deutung von 1,1 als Buchüberschrift'®, die angibt, was Markus insgesamt bieten will: den Anfang, die Grundlage des mündlich zu verkündigenden Evangeliums von Jesus Christus". Denn gerade am Grab wird die scheinbar abgeschlossene Geschichte Jesu neu aufgebrochen durch die Botschaft von der Auferweckung des Gekreuzigten, die der zentrale Inhalt des mündlichen Evangeliums ist und als solche lehrt, jene Geschichte als dessen άρχή wahrzunehmen'^. 1.1.8 Zusammenfassende Auswertung In markinischer Sicht erhält Jesus fast von Anfang an Zulauf auch aus dem Umland Galiläas (1,28; 3,7f) und betritt daraufhin des öfteren selbst „heidnisch" dominierte Nachbargebiete. Dabei bewegt er sich in den Gegenden am Ostufer des Sees - deren nichtjüdische Prägung Markus jeweils veranschaulicht (5,120; 7,31-8,9; 8,22-26) - und in den Dörfern von Cäsarea Philippi (8,27-9,1.1429) ebenso unbefangen wie in Galiläa, indem er Kranke heih und Kontakt zur Bevölkerung aufnimmt. Im Gebiet von Tyrus hingegen zieht Jesus sich zurück und begegnet der ihn aufsuchenden Syrophönizierin mit großer Reserve (7,2430) - einer Reserve, die eine ungefähre Parallele nur in der Zurückhaltung findet, die er den in Kap. 15 auftretenden Römern gegenüber an den Tag legt' . 1.2 Aussagen Jesu über „Heiden" 1.2.1 Aussagen im Blick auf die Machthaber der Völker (Mk 10,33.42; 13,8) Das Wort έθνος kommt im Markusevangelium mit sechs Belegen (10,33.42; 11,17; 13,8.8.10) relativ selten vor. Dabei ist nur an einer Stelle von Nichtjuden im Unterschied zu Juden die Rede - nämlich in der 3. Leidensankündigung, wo es heißt: „der Menschensohn wird ausgeliefert werden an die Hohenpriester und die Schriftgelehrten ..., und sie werden ihn ausliefern an die Heiden" (10,33). Diese als Vorblick auf die Passionserzählung gestaltete Aussage^" stellt aller-
Zur Ursprimglichkeit des kurzen Sclilusses 16,8a-d vgl. Danove, End 119-131. Vgl. van lersel, MkEv 256: Mit der Ankündigung der Erscheinung in Galiläa durchbricht Markus die Grenzen seiner Erzählung - und zieht die Leser in das erzählte Geschehen hinein. " Gegen Böttger, König 36f., u.a., die 1Д auf das Auftreten des Täufers (V.2-14) beziehen. " Zu dieser Deutung von αρχή vgl. Pesch, MkEv 175f " Vgl. Merklein, Jesusgeschichte 223f " Dazu s.u. bei Anm.215. In 10,33f werden die wichtigsten Stationen der Passions- und Ostergeschichte aufgezählt: Zug nach Jerusalem (11,1-27 bzw. 14,12-17), Verrat an Hohepriester und Schriftgelehrte
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
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dings (bestimmte, nämlich Macht ausübende) Juden und „Heiden" nicht gegen-, sondern als „Verbündete" bei der Hinrichtung Jesu nebeneinander^'. Es überrascht daher nicht, daß besagtes Stichwort andernorts die „Völker" einschüeßüch Israel - im Gegenüber zur Gruppe der Jünger bezeichnet. Das ist zunächst in 13,8 der Fall. Dort wird unter den Phänomenen, die den „Anfang der [endzeitlichen] Wehen" ausmachen, als erstes genannt, daß sich „Volk gegen Volk und Königreich gegen Königreich erheben" werde. Entsprechende Nachrichten sollen die Jünger nicht erschrecken; „es muß so kommen, aber es ist noch nicht das Ende" (V.?). Doch sollen sie sich in acht nehmen: „Man wird euch an Synedrien ausliefern, und ihr werdet in Synagogen geprügelt sowie vor Statthalter und Könige gestellt werden um meinetwillen, ihnen zum Zeugnis" (V.9). Gerade dieser auf V.8 folgende Satz^^ macht deutlich, daß der Evangelist dort gleichermaßen Israel und nichtjüdische Völker im Sinn hat^^. Zugleich stellt er klar: Markus blickt hier auf die Zeit nach dem Tod Jesu^'' - und: diesbezüglich gilt sein Interesse primär den Machthabem der Völker. Dieses Interesse spiegelt sich auch in 10,42f Dort heißt es zu Beginn einer an die zwölf Jünger gerichteten Paränese: „Ihr wißt, daß die, die als Regenten der Völker gelten, sie mit Gewalt beherrschen und daß die Großen unter ihnen ihre Macht gegen sie mißbrauchen. So aber geht es unter euch nicht zu." Wiederum werden Völker imd Jüngergruppe einander gegenübergestellt, diesmal im Blick auf die unterschiedliche Eigenart von Führungsansprüchen: „Wer unter euch Erster sein will, soll Sklave aller sein" (V.44). Daß Markus in V.42 nur an „Heiden" denkt, wird durch Inhalt und Kontext des Spruches in keiner Weise nahegelegt imd erscheint angesichts der negativen Äußerungen über König Herodes (6,17-29; 8,15) und dessen Gefolgsleute (3,6; 12,13) kaum pIausibel*^ (U,10f.l8-21.43-49), Verurteilung zum Tode (14,1.55-64), Ausliefenmg an den römischen Statthalter (15,1), Verspottung (15,16-20), Tötung (15,15.24-37), Auferstehung (16,1-8). '' Vgl. zumal die Zuschreibung des Todesurteils an die Hohenpriester u.a., des Tötungsaktes an die ,^^eiden". Demgemäß kann Madras in 9,31 zusammenfessend formulieren: „der Menschensohn wird ausgeliefert in die Hände der Menschen, und sie werden ihn töten ..." V.7f und V.9-13 gehören fur Madras eng zusammen, wie sich aus den Gliederungssignalen in Κφ. 13 ergibt: Die ausfuhrliche Zeitbestimmung in V.24a teilt die Rede V.5-37 in zwei große Abschnitte (den Wechsel zum Thema ,^'arusie" betont Stenger, Grundlegung 9f.). Der erste Abschnitt wird durch die doppelte Warnung vor „ Verführem", die im Namen Christi auftreten (V.5f 21ff.), umrahmt (vgl. Gnilka, MkBv Π 180). Sein Mitteheil gliedert sich in zwei Absätze, die mit den parallelen Wendungen δταν δέ άκούσητε (V.7) und δταν δέ νδητε (V. 14) eingeleitet werden und jeweils mit einem Ausblick auf die Möglichkeit der „Rettung" schließen (V. 13.20). Die Zusammengehörigkeit von V.7-13 wird überdies durch das - in der Rede Jesu sonst nicht belegte - Stichwort τέλος in V.7d und V. 13b ausgewiesen; die gliedemde Funktion der Mahnung V.9a ist dabei mit der von V. 18 innerhalb von V. 14-20 zu vergleichen. Zum Ganzen v^. Pesch, Naherwartungen 77-82, der jedoch wie folgt unterteüt: V.5í7f 9-13.14-20.21fF. " Ähnlich Gundry, MkEv 769: Mariras blicke hier über Palästina hinaus. Vgl. die Wendung „um meinetwillen" in V.9 und dazu die Wamung V.6: „Viele werden kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin es ... ", die Jesu Abwesenheit voraussetzt. Vielleicht ist das relativierende oi δοκοΰντες gerade auf Herodes gemünzt.
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П. Analyse
Begründet aber wird die von politisch-militärischen Gepflogenheiten abweichende Praxis im Jüngerkreis*® mit dem Hinweis auf das Urbild Jesu, der als Menschensohn sein Leben dahingab als Lösegeld für viele (10,45). Überblickt man die bislang genannten Äußerungen Jesu, so fäUt auf: Alle sind auf das Ereignis seines Todes bezogen. Dabei bezeichnet εθνη im Vorfeld dieses Ereignisses „Heiden" im Unterschied zu Juden (10,33), in bezug auf die Folgezeit hingegen schlicht die Völker im Kontrast zu den Jüngern (10,45; 13,8). In der durch Jesu Tod eröffneten Zeit ist offenbar nach Markus nicht mehr das Gegenüber von Juden und „Heiden" wichtig, sondern das von Jüngerkreis und Völkern, zumal deren Machthabern. 1.2.2 Aussagen im Blick auf „alle Völker" (Mk 11,17; 13,10) a)Mk 13,10 Der Grund für den zweiten, positiven Teil der vorstehenden Aussage erhellt aus 13,10: „Und allen Völkern [εις πάντα τα ä0vn]muß zuerst [sc. vor dem Ende] das Evangelium verkündet werden." Die Verkündigung des Evangeliums ist das entscheidende Merkmal der Zeitspanne zwischen Jesu Tod und seiner Parusie. Eben deshalb hat in dieser Zeit eine Beziehung absolute Priorität: die zwischen den Trägem der Evangeliumsverkündigung und deren Hörem". In modifizierter Form wird diese Beziehung in V.20 noch einmal angesprochen: im Gegenüber der Auserwählten - die nach V.27 aus allen vier Himmelsrichtungen zusammenkommen werden - zu „allem Fleisch", d.h. zur ganzen Menschheit. Die Eigenart jener Beziehung entspricht dem Charakter des Evangeliums, der ihm seine ausschlaggebende Bedeutung verleiht. Einerseits definiert nämlich das Evangelium „alle Völker" als seine Hörer, wird es doch „in aller Welt verkündigt" (14,9)**. Diese Universalität*' leitet sich daraus ab, daß der Tod Jesu den sachlichen Kern des Evangeliums darstellt (14,7f ); denn Jesu Tod gilt bei Gott als „Lösegeld für viele" (10,45) - d.h. für Menschen aus allen Völkern, Juden ebenso wie „Heiden"'" - und begründet daher Gottes Bund mit ihnen (14,24)". Andererseits verpflichtet das Evangelium die Jünger, sich in ihrem Verhalten ganz und gar an seinem Inhalt zu orientieren. Sie sind also aufgeru'' Best, Following 126, spricht zutreffend von einem Gegensatz zur „secular world". " Die Funktion von 13,10 zwischen V.9 und V.llff. besteht ja darin, die Verfolgung der Junger „als göttlich verfügtes Geschick", das aus der weltweiten Verkündigung des Evangeliums erwächst, zu erweisen; vgl. Pesch, Naherwartungen 130. " 14,9 bildet innerhalb des Markusevangeliums eine einzigartige Parallele zu 13,10. '' Dafi Israel dabei nicht ausgeschlossen ist, betont zu Recht Kertelge, Jüngerschaft 162f ^ Der Begründungszusanmienhang zwischen 10,45 und V.42fr. steht sicher, daß Mailcus die „Vielen" in V.45 über das Stichwort „alle" (V.44) auf die in V.42 genannten „Völker" deutet. " Zur universalen Erweiterung des Gottesbundes im Tod Jesu vgl. Backhaus, Lösepreis 108ff. Sie spiegelt sich wohl auch in dem Umstand wider, daß Jesus das Abschiedsmahl nach 14,16f 20 nicht allein mit den Zwölfen feiert; dazu s.u. bei und in Anm.36S.
1. Jesus md die Völker im Markusevangelium
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fen, den Völkern und ihren Machthabem gegenüber als Nachfolger (10,43ff.) und als Zeugen (13,9-13)'^ dessen zu leben, der sich selbst zum Diener gemacht hat und zugunsten vieler in den Tod gegangen ist. b)Kik
11,17
Inwiefern aber wird durch Jesu Tod das Gegenüber von Juden und „Heiden" relativiert oder gar aufgehoben? Diese Frage läßt sich von 11,17 her einer Antwort zufiihren, wo Jesus seme Aktion im Jerusalemer Tempel erläutert mit der Aussage: „Steht nicht geschrieben: ,Mein Haus wird »Haus des Gebetes« heißen für alle Völker' [Jes 56,7b]? Ihr aber habt es zu einer .Räuberhöhle' [Jer 7 , l l a a ] gemacht!" Ihren genauen Sinn kann man freilich nur aufgrund einer Analyse des Kontextes bestimmen, in den sie bei Markus eingebettet ist. Der durch Einzugs- und Auszugsnotiz abgegrenzte Bericht 11,15-19 wird umrahmt durch zwei Szenen, die jeweils bei einem am Weg nach Jerusalem stehenden Feigenbaum spielen (V.12fF.20-25). Beide gehören untrennbar zusammen, sofern V.14 in V.20f. seine logische Fortsetzung findet". Zudem ist der paränetische Passus V.22-25 mit V.17 durch das Stichwort προσεύχομαι verknüpft'*. Demgemäß bilden die Verse 12fF.20-25 als konφositorischer Rahmen auch den Deutehorizont der Tenqielszene. Freilich weist der Rahmen selbst eine doppelte Spannung auf: Zunächst berichtet er von einem Fluchwunder Jesu, durch das der Feigenbaum seiner Fähigkeit beraubt wird, Früchte zu tragen. Der Bericht ähnelt formal Strafwundem im Alten Testament"; zudem dient der Feigenbaum dort bisweilen als Bild für das dem Gericht verfallene Volk Israel®®. So könnte man vermuten, Jesus vollstrecke in V. 14.20 symbolisch Gottes Gericht an Israel bzw. an dessen Führern, die sich seinem Hoheitsanspruch entziehen und ihn zu töten suchen (V.18). Dem steht aber der - die VergebHchkeit seiner Suche nach Feigen begründende'' - V.13d entgegen: „Denn es war nicht die Zeit für Feigen". Die Funktion dieses Satzes besteht keineswegs nur darin, die Episode und mit ihr die gesamte Szoienfolge Κ φ . Uff. den in Kap.l4f erzählten Ereignissen vor dem Passafest zuzuordnen; vielmehr läßt er vor allem die Verfluchung des Feigenbaums durch Jesus als „grundlos" erscheinen. Es geht daher nicht an, in ihr ein 5ira/wunder zu sehen". ^ Man beachte, daß 13,9.llff. Zug um Zug auf die Passionserzäbhmg vorausweist: Vgl. 14,53.55 (Ausliefenmg ans Synedrium: 13,9), 15,1 (Konftontation mit dem Statthalter: 13,9), 14,55-62 (Anklage, Veriiör, vollmächtige Antwort: 13,11), 14,43£f. (Verrat: 13,12), 14,65; 15,11-14.16-20.29-32 (Haß von allen Seiten: 13,13). " V.20 nennt das Ergdmis des ,^luchwortes" Jesu (V.14b), V.21 greift die Notiz zum Hören der Jünger (V. 14c) auf. πρίχιευχή und προσεύχομαι kommen im näheren Kontext sonst nicht vor; die nächststehenden Belege sind 9,29 bzw. 12,40. " Vgl. die Kongraenz zumal mit 2Kön 2,23f. in den Elementen „Auftreten des Boten Gottes", .Jluchwort" und „Wiikung" sowie Kato, Völkermission 113, der weitere Belege nennt. " Vgl. Jer 8,13; Hos 9,10.16; ähnhch Joel 1,7. " Der Vorschlag von Böttrich, Feigenbamn 341, V.13d in Analogie zu 16,4b als Erklärung nicht dem unmittelbar voranstehenden Vers (11,13c), sondern der zuvor benannten &wartung Jesu (V. 13b) zuzuordnen, ergibt keinen einleuchtenden Kausalzusammenhang. " Gegen Dohm, Israel 177f.: Der fiuchtlose Feigenbaum stehe für Israel, das seinen Kairos in àsc Begegnung mit Jesus veipaßt habe.
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П. Analyse
Sodann wird das Fluchwunder mit Lehrsätzen über das Gebet verbunden. Die zentrale Bedeutung, die in ihnen dem Glauben zukommt^^, scheint die Annahme nahezulegen, jenes Wunder solle - etwa in Analogie zu 9,23f.29 - die Macht des aus dem Glauben heraus vor Gott geäußerten Wortes illustrieren"*'. Diese Deutung stößt sich jedoch mit dem Schlußsatz 11,25, der das Gebet vom Thema zwischenmenschlicher und göttlicher „Vergebung" her beleuchtet. Innerhalb von V.12ff.20-25 bleibt also offen, mit welcher Absicht Jesus vor seinen Jüngern den Feigenbaum verflucht. Für sich betrachtet ist auch die in V. 15f. geschilderte Aktion Jesu im Tempel mehrdeutig: Will er den Tempel von allen einem rechten Gottesdienst entgegenstehenden Elementen „reinigen", oder will er den Vollzug des Opferkultes stören bzw. ganz unterbinden""? Ebenso unklar bleibt auf den ersten Blick, was Jesus in V.17 eigentlich sagen will. Mit Jes 56,7b zitiert er ja keine Soll-Bestimmung, die etwa von den Hohenpriestern und Schriftgelehrten zu realisieren wäre'°^, sondern eine von Gott zu erfüllende Verheißung'"' über den eschatologischen Sinn des „Hauses Gottes"'®*; dann aber stellt sich die Frage, wie sich diese Verheißung zu dem Scheltwort Mk 11,17c verhalt, das die Gerichtsprophetie über den Tempel aus Jer 7,1-15 in Erinnerung ruft. Und inwiefern gleicht der Jerusalemer Tempel einer Räuberhöhle: Klagt Jesus die Händler als Räuber an? Oder die Hohenpriester? Oder im Sinne von Jer 7,9f alle Kultteilnehmer? Die Verständnisschwierigkeiten lösen sich erst, wenn man"" die doppelte Feigenbaum- und die Tempelszene, der Komposition in Mk 11 folgend, aufeinander bezieht. Zu dem Gebet, das Jesus mit dem Jesajazitat in V.17b anspricht, hält er seine Jünger in V.22ff. Allerdings findet deren Gebet nicht im Jerusalemer Tempel statt; es wird von Jesus überhaupt nicht an einen konkreten Ort gebunden' sondern allein an den Glauben der Betenden. „Glaube an Gott" (V.22b) aber ist im Markusevangelium immer durch Jesus ermöglichter Glaube'"^. " Vgl. πίστις in V.22, πιστεύω in V.23f. '""SoPeicA, MkEvII197. "" Vgl. dazu die Deutungen von Мгии, MkEv 446f. (Jesus vollziehe eine prophetische Zeichenhandlung gegen den Handel als einen Mißbiauch des Tempels), und Eckey, MkBv 290 (die Funktion des Tempels werde durch Jesus neu, nicht mehr vom Opfer her, bestimmt). Es geht nicht um den ursprünglichen Zweck des Tempels (gegen Kingsbury, Mark 78). "" Vgl. das Futur (und dazu 14,27) sowie die analoge Verwendung der Zitate in 12,10f.36. DaiJ Jesus die zitierte Verheißung auf seine eigene Gegenwart bezieht (so Böttger, König 77), liegt von diesen Parallelen her gerade nicht nahe. Innerhalb des Scluiflzitats bezieht sich das Personalpronomen höchstwahrscheinlich auf Gott; vgl. den entsprechenden Gebrauch der 1. Person Sing in 1,2; 7,6f ; 14,27 (anders nur im Zitat 12,36b-d, das aber in V.36a expüzit als Gebet Davids ausgewiesen wird). Gegen Gundry, MkEv 671-676. Vgl. Söding, Glaube 321f Vgl. Lührmam, MkEv 195. - Der in V.23 genannte Berg dürfte zwischen 11,1 und 13,3 (vgl. 14,26) am ehesten mit dem Ölberg zu identifizieren sein; er wird hier aber gemäß 11,24 nur als exemplarischer Bezugspunkt des Gebetes genannt, nicht als dessen Ortsbestimmung. Wie sich Unglaube an der Haltung zu Jesus erweist (6,6; 11,31; 15,32), so entsteht Glaube in der Begegnung mit ihm - im Vorfeld seiner Heilungen (2,5; 5,34.36; 9,23£; 10,52), angesichts seiner Verkündigung (1,15) - und hat Bestand in der Bindung an ihn (4,40; 9,42; 13,21). Zum Ganzen vgl. Söding, Glaube 523-527: Es sei Jesus, der Glauben fordere, wecke und finde.
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Demnach sieht der Evangelist die Verheißung Jesajas im Grefolge des Wirkens Jesu erfüllt, sieht er Jesus als Mittler der Gegenwart Gottes gleichsam an die Stelle des Jerusalemer Tempels treten. Von hieraus erklärt sich der Übergang zu V.25: Wie das „eschatologische" Gebet nicht am Jerusalemer Tempel, sondern im Glauben an Jesus stattfindet, so wird nun auch Vergebung nicht am Tempel gewährt, sondern aufgrund solchen Glaubens'"'. Das Scheltwort in V.17c weist dann in der Tat - dem Kontext von Jer 7,11 entsprechend"" - auf das kommende Gericht über den Tempel hin; dieses besteht aber für Markus nicht primär in dessen Zerstörung, sondern gemäß Mk 11,14 darin, daß er seiner Funktion enthoben wird, daß er nicht mehr als Ort fungiert, an dem Menschen Gott ehren und Gottes Vergebung erfahren"'. Ein derartiges Gericht ist notwendig, denn der Tempel ist zur „Räuberhöhle" geworden. Damit wird wohl nicht auf eine Entartung des Kultbetriebes angespielt"^ - davon ist im Kontext keine Rede - , sondern auf die mörderischen Absichten der Hohenpriester und Schriflgelehrten (V.18a). Als Räuberhöhle brandmarkt Jesus den Tempel mit V I 7c also - wiederum in Anlehnung an Jer 7 - deshalb, weil sich gerade diejenigen auf diesen Ort als Garant der Nähe Gottes stützen, die sich dem eschatologischen Willen Gottes, wie er im Wirken Jesu offenbar wird, widersetzen"^. Die Verknüpfung von Fluchwunder und Gebetsparänese in Mk ll,12ff.20-25 entspricht somit der von impliziter Gerichtsansage und Verheißung in V.17. Dieser Befünd legt die Annahme nahe, daß Jesu Aktion im Tempel (V.15f) ebenfalls doppelten Sinn hat: Einerseits unterbindet er zeichenhaft den Kultbetrieb"", um daraufhinzuweisen, daß infolge seiner Sendung der Tempel als Kultstätte ausgedient hat; andererseits schafft er im Tempel zeichenhaft Raum zum Gebet"^ und zeigt damit an, daß durch sein Wirken jenes „Gotteshaus" entsteht, das alle Völker zur Anbetung Gottes einlädt. Vgl. Meli, Winzer 175f., sowie als Sachparallele 2,5-10. Auchin 3,28f. und 4,12 ist vorausgesetzt, daß Vergebung durch Jesus vermitteh wird. Zu 1,4 s.u. bei Anm. 125. ""Vgl. Jer 7,12-15. Der verfluchte Feigenbaum ist also ein Bild für den von Gott „verlassenen" Tempel. Die Fruchtlosigkeit des Baums auf die gnmdsätzliche Verdorbenheit des Tempels zu deuten (so van lersel, MkEv 189), geht hingegen iiber die markinische Aussageabsicht hinaus. So ^T Hauser. Herrschaft 120ff. Vgl. Jer 7,8ff. So erweisen sich die Hoheiqmester u.a., indem sie Jesus wie einen Räuber verhaften und hinrichten lassen (14,48; 15,27), selbst als ,ДайЬег" (femer s.u. Anm. 168). "" Gerade für Fes^iilger waren Opfertiere und im Tempel gültige Münzen bereitzustellen, um ihnen die Teilnahme am Kult zu ermöglichen (vgl. Lohse, Umwelt 110). Daher dürften in V.16 nicht „weltliche", sondem Kultgeräte (vgl. 4Q394 Frg. 3,1 9 u.ö.) im Blick sein, die man im Zuge des Opfeibetriebes durch den Tençel trug (vgl. IChr 9,28 - andemorts in der LXX wird das Tragen von Kultgeräten vorrangig im Blick auf die Inbetriebnahme des Tempels [Ex 35,22; 3Kg (IKön) 7,51 u.ö.], seine Plünderung durch die Babylonier [2Chr 36,10.18 u.ö.] und seine Wieder-bibetriebnahme unter Kyros erwähnt [Esdr I (3Esr) 6,18.25 u.ö.]; vgl. femer Jes 52,11). Dafür spricht auch, daß σκεΰος in Mk 3,27 zum Haus gehörende Geräte bezeichnet. Ob in 11,16 konkret Behälter für Geldabgaben gemeint sind (so Stuhlmacher, Theologie 151), ist allerdingsfraglich;in t Scheqahm 3,1ff.wird von einem Tragen dieser Behäfter nichts gesagt. ' ' ' Wohl zu diesem Zweck werden nach V. 15b Verkäufer und Käufer hinausgetrieben.
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П. Analyse
Die Bezugnahme auf „alle Völker" in V. 17 macht nun deutlich, daß Markus mit dem Ende des Jerusalemer Tempels die Differenz von Juden und „Heiden" im Blick auf die Teilhabe am eschatologischen Heil Gottes für aufgehoben hält"®; das Tötungsvorhaben der Hohenpriester und Schriftgelehrten (V.18) erinnert ja auch insofern an das der Pharisäer und Herodianer (3,6), als der Tempel ebenso wie der Sabbat zu den zentralen Kennzeichen jüdischer Identität in einer „heidnischen" Umwelt gehört'". Andererseits läßt die Rede von „allen Völkern" in 11,17 vermuten, daß dieses Wort Jesu - ebenso wie das in 13,10 - auf die Zeit nach seinem Tod verweist, daß also Jesu Tod das Ende des Tempels besiegeh imd jenes allen Menschen offenstehende „Haus des Gebetes" begründet.
c) Zugehörige Aussagen (Mk 11,27-12,12; 14,58; 15,29) Die vorgenannte Vermutung wird durch den Passus 11,27-12,12 bestätigt. Die Perikopen zur Vollmachtsfrage (11,27-33) und zum Gleichnis von den mörderischen Weingärtnem (12,1-12) sind durch den Rückbezug auf 11,27 in 12,12 und durch den unmittelbaren Übergang von ll,33d zu 12,1a zu einer Sinneinheit verbunden'". Dabei zeigt der Rekurs auf 11,28 an, daß Jesus mit V.29-33 nur auf die erste der beiden dort gestellten Fragen (V.28b) eingeht, die zweite (V.28c) also mit jenem Gleichnis beantwortet"^. Zugleich ist der gesamte Passus aufs engste mit 11,12-25 verknüpft: Erstens schließt dieser ja direkt an die zweite Feigenbaumszene (V.20-25) an, sofem sie am selben Tag spiek wie alles bis 13,37 Folgende'^". Zweitens präsentiert er mit den Hohenpriestem und Schriftgelehrten - ergänzt durch die Ältesten - dieselben Personen als Gesprächspartner Jesu (11,27), die zuvor Zeugen der Tempelszene waren (V.18)'^'. Drittens nimmt er in seinen beiden Bestandteilen auf diese Szene Bezug: Als Anlaß der Vollmachtsfrage V.27b-28c kommt allein Jesu Aktion im Tempel in Betracht'^', und das Motiv der „Tötung des Sohnes" (12,7f) im Gleichnis weist - da dessen Hörer sich darin wiedererkennen (V. 12c) - auf die Tötungsabsicht in 11,18 zurück. Zunächst bezieht Jesus seinen Auftritt im Tempel auf die Tätigkeit des Johannes, die er indirekt auf den Willen Gottes zurückführt ( l l , 2 9 f ) . Die Reaktion der Gegner Jesu in V.31ff. offenbart, daß sie sich dem darin begründeten Autoritätsanspruch des Täufers entzogen haben. Daher ist ihre Ablehnung Jesu nur Vgl. - gegen Jes 56! - den Zusanunenhang von 15,38 und 15,39; dazu s.u. nach Ашп.204. Der Hinweis auf „alle Völker" steht also keineswegs im Schatten der Antithese
.Gebetshaus / Räuberhöhle' (so dixxRoloff, Keiygma 99). Der eigentliche Tempelbezirk war für Nichtjuden gesperrt (vgl. die Belege bei Barrett, Umwelt Nr. 47), und zur Zeit des Markusevangeliums - seit 66 a Chr. - durften sie keine Opfer darbringen (vgl. Schürer, History II 310). - Man beachte, daß die .Jlerrschaft" des Menschensohns ifcer den Sabbat (2,28) in 2,26 mit Davids .^Einbruch" in den Tempel verknüpft wird. Ws\.dazaKampling, Israel 170f. Zum Konnex mit V.28 (aber ohne weitere Unterscheidung ) vgl. Klauck, Allegorie 311. S.o. nach Ашп.67. Vgl. Gnilka, MkEv Π 138. Nur sie kann in V.28f 33 ohne Erläuterung als „dieses Tun" Jesu bezeichnet werden (gegen Meli, Winzer 174f., der hier die gesamte Wirkungszeit Jesu angesprochen sieht). Zudem zeigt auch die Nähe von V. 18c zu 1,22, daß Jesus im Tempel seine έξο\κτία demonstriert
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
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konsequent'", tritt dieser doch nach 1,7-11.14 als dessen „Nachfolger" auf*". Jener aber verkündigte als „Wegbereiter" Jesu (V.2f.) „die Taufe der Umkehr zur Vergebung der Sünden" (V.4). Der Hinweis darauf in ll,29f ist also zutiefst dadurch veranlaßt, daß Jesus gerade mit seiner Tempelaktion die auf Vergebung ausgerichtete Wirksamkeit des Johannes ihrer VoUendung zufuhrt'^'. Sodann deutet er seine bevorstehende Tötung (11,18) hn Anklang an die betreffende Aussage des Gleichnisses (12,7f ) mit dem Zitat aus Ps 118(117),22f als „Verwerfung eines Steins" durch die „Bauleute" - eines Steins, der daraufhin von Gott wunderbarerweise zum „Eckstein" gemacht wird (Mk 12,1 Of). Der Stichwortbezug in V.lOb auf 8,31'^® spricht dafür, daß das Zitat auf den wunderbaren Übergang von der Kreuzigung zur Auferweckung Jesu anspielt'^^. Innerhalb von 11,12-12,12 dürfte freilich ein anderer Aspekt im Vordergrund stehen: Gerade der von seinen Gegnern - als denen, die sich zum Tempel halten - verursachte Tod Jesu bildet nach Grottes Willen die Basis, auf der das in 11,17 verheißene, allen Völkern offenstehende „Haus des Gebetes" errichtet wird'^*. So verstanden fugt sich das Psalmzitat gut in das Gleichnis von den mörderischen Weingärtnern ein. Da diese mit den Hohenpriestern, Schriflgelehrten und Ältesten aus 11,27 zu identifizieren sind (12,12c), kann der von Gott mit großer Sorgfalt angelegte Weinberg (V.l) ja nicht einfach auf das Volk Israel bezogen werden'^'. Als ein - ausgewählten Menschen zur Pflege anvertrauter - Ort, der „Früchte" bringen soll (V.2), dürfte er im markinischen Sinn vielmehr, ähnlich wie der Feigenbaum in ll,12ff.20f Sinnbild für den - zum „Gotteshaus" bestimmten - Tempel sein"'. Im Unterschied zur Feigenbaumszene wird im Gleichnis jedoch nicht der mangelnde Ertrag des Weinbergs thematisiert, sondern die Bösartigkeit der Weingärtner: Sie nutzen ihn unabhängig von seinem Begründer und weigern sich, diesem etwaige Früchte zukommen zu lassen (12,2-5). Ihr Widerstand kuhniniert in der Tötung (V.7f) des „gehebten Sohnes" als des letzten Boten, den der Weinbergbesitzer zu ihnen schickt (V.6)"^.
Vgl Marshall, Faith 199: .JJisbelief in John leads ultimately to the passion of Jesus." '^"VgL ferner 6,14.16; 8,28. Vgl. die Rede von Sündenverg^ung in 11,25, dazu s.o. bei Ашп. 109. άποδοκιμάζω ist im Markusevangelium nur an diesen beiden Stellen belegt. Vgl H. Krämer. Art γωνία, EWNTI 645-648: 647, der auch auf die Kongruenz zwischen 11,27 und 8,31 in der Nennung aller drei Спфреп des Synedriums aufmerksam macht gegen Suhl, Zitate 141f, der jeden christologischen Gehalt des Psataizitats bestreitet Vgl. den Konnex zwischen oí οίκοδομοΟντες in 12,10 undo οΐκός μου in 11,17. Gegea Klostermann. MkEv 121f Ähnlich wie in 12,2-5 wird ja in ll,13f eine vergebliche Bemühung um ,^^rüchte" geschildert. Die Verwendung von καρπός in 4,7f 29 hat dagegen mit 12,2 nur wenig gemein. Vgl. van lersel, MkEv 191f. - gegen Steck, Israel 270f., der mit dem Weinberg die Erwählung Israels, mit den Pächtern dessen Halsstarrigkeit dargestellt sieht Entsprechend der Funktion des Gleichnisses, auf die Frage 11,28c zu antworten, unterstreicht Miukus in 12,6 durch den Anklang an 1,11; 9,7 die Hoheitsstellung Jesu. Vielleicht erinnert er in 12,4b auch an das Geschick des Täufers; vgl. 6,16 sowie Crossan, Parables 85.
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П. Analyse
Daraufhin verfallen sie dem Gericht, und der Weinberg wird fortan von anderen betreut (V.9). Diese „anderen" sind dann Jesu Jünger; denn ihnen ist aufgetragen, das durch seinen Tod begründete „Haus des Gebetes" (11,17) durch ihre Verkündigung allen Völkern zugänglich zu machen (13,10), und sie sind angehalten, durch ihr Vertrauen zu Gott und durch die Aussöhnung mit an ihnen schuldig gewordenen Mitmenschen (11,25) ihrem - durch Gottes Güte ermöglichten - Dasein in jenem „Haus" zu entsprechen. Den Weinberg des Gleichnisses begreift Markus also ebenso wie das Gotteshaus in 11,17 als „Ort der Erwählung und Gregenwart Gottes""^, der nicht an den Jerusalemer Tempel gebunden ist. Vielmehr kommt dieser mit der Übergabe des Weinbergs aus den Händen der Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten in die der Jünger Jesu (12,9) ebenso an sein Ende wie mit der Erfüllung der Verheißung aus Jes 56,7. Demgemäß kann jener Ort in der Zeit nach Jesu Tod auch nicht einfach mit der christlichen Gemeinde gleichgesetzt werden"^. Er läßt sich definieren als der durch das Kreuz Jesu eröfifiiete „Raum", in dem Menschen um des Evangeliums willen menschliche und materielle Bindungen verlassen (Mk 10,29), sich an der Lebenshingabe Jesu als dem Urbild willigen Dienens orientieren (V.42-45), ihm auf dem Leidensweg nachfolgen (8,34), sich daher auch unter Anfeindungen zu ihm und an seine Worte halten (V.38) und gerade so den Völkern ein glaubwürdiges Zeugnis geben (13,9ff.)'^'. Die vorstehende Inteφгetation von 11,17 im Rahmen von 11,12-12,12 wird durch die zweifache Verarbeitung der Tempelprophetie Jesu (13,2) in 14,58 und 15,29 gestützt. Beide Stellen sind durch die Stichworte „abbrechen""' und „erbauen"'" mit jener Prophetie verknüpft, weisen aber mit der Wendung „nach ..." bzw. „in drei Tagen" zugleich auf die Ankündigungen des Leidens und der Auferstehung Jesu in 8,31; 9,31; 10,33f zurück'^'. So verbinden sie die Ablösung des Tempels durch ein „anderes" Gotteshaus mit der Auferweckung des getöteten Jesus, und zwar auf ähnliche Weise, wie es in 12,10 geschieht"'. Freilich wird dort - im Anschluß an 11,12-25 gerade nicht auf die physische Zerstörung des Tempels rekurriert''". Von diesem Befund her läßt sich die markinische Darstellungsweise in 14,57ff. und 15,29f erklären. 14,57fiF. handelt von „Falschzeugen", die Jesus bei seiner Befragung vor dem Synedrium den Satz zuschreiben: „Ich werde diesen mit Händen gemachten Tempel abbrechen und binnen drei Tagen einen anderen, nicht mit Händen gemachten erbauen." So etwas hat Jesus nach Markus nie gesagt. Allerdings ist der Ausspruch auch nicht einMerklein, Jesusgesclüohte 182. "" Gegen 5ei/, Following 213-225. ''' Zur Bindung christlichen Bekennens an das Kreuz vgl. 15,38f.; dazu s.u. nach Anm.202. καταλύω kann auch „außer Geltung setzen" heißen {Bauer, Wörterbuch s.v. l.c), dürfte hier aber in Übereinstimmung mit 13,2 physische Bedeutung haben. "'Vgl, οικοδομή in 13,1.2. Vgl. Gnilka, MkEv II 280. Daneben ist von „drei Tagen" bei Markus nur in 8,2 die Rede. Dazu s.o. bei Anm.128. Man beachte, daß 12,10 in den Begriffen λίθος und οίκοδομέω mit 13,lf. bzw. 14,58; 15,29 kongruiert (die weiteren Belege sind 5,5; 15,46; 16,3f. und 12,1). '""S.o.beiAnm.lll.
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
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fach frei erfunden; Jesus hat vor seinen Jüngern dreimal angekündigt, er werde drei Tage nach seiner bevorstehenden Tötung auferstehen (s.o.); er hat im Tempel öffentlich vom eschatologischen, allen Völkern offenstehenden „Haus des Gebetes " gesprochen und dessen Errichtung als Konsequenz seines Sterbens und Auferstehens dargestellt (11,17b; 12,10); er hat dabei angedeutet (1 l,15f 17c.29f ; 12,9) und für die Jünger klargestellt (11,14.20-25), daß dieses ,Jlaus" den Tempel in seiner Funktion als Gottesdienststätte ablösen werde; er hat schließlich den Jüngern gegenüber die faktische Zerstörung des Tempelbaus prophezeit (13,2)'·*'. Jene „Ohrenzeugen" (14,58init.) verarbeiten also im Sinn des Markus allgemein Bekanntes mit etlichen den Jüngern gegebenen Informationen'·'^ zu einer dem Wortlaut nach erdichteten, der Sache nach jedoch weithin zutreffenden Aussage'*'. Dennoch stellen sie Jesus ein „falsches Zeugnis" aus'"'*: Erstens erklären sie ihn im Widersprach zu 13,2 zum Urheber der Tempelzerstönmg""; zweitens und vor allem bringen sie zusammen, was den Äußerungen Jesu zufolge nicht unmittelbar zusammengehört - die Rede von der Ablösung des Tempels durch das eschatologische „Haus des Gebetes" als Ort der Erwählung imd Gegenwart Gottes einerseits und die Ankündigung der Tempelzerstönmg andererseits. Vermuüich hat Markus diese Zerstörung als Folge jener Ablösung angesehen; daß Jesus bei seinem zweiten (vgl. 11,11) Besuch im Tempel Tische und Sitze umstößt (V. 15) und daß im Moment seines Todes der Vorhang des Tempels aufgerissen wird (15,37f ), kann man ja als Vorzeichen der Zerstörung verstehen'·**. Vorrangig geht es jedoch an beiden Stellen um Zeichen dafür, daß diurch Jesu Tod der Tempel seiner Funktion enthoben wird. In I5,29f wird dann von Leuten erzählt, die am Gekreuzigten vorbeigehen xmd ihn verlästern: ,Jla! Der du den Тепфе! abbrichst und in drei Tagen erbaust - rette dich selbst, indem du vom Kreuz herabsteigst!" Mit V.29b schreiben sie ihm die Ansage einer Art Schauwunder zu: Er werde den Tempel abbrechen und ihn, diesen Tempel, binnen kurzem wieder aufbauen'·*^, bn Unterschied zu 14,58'"" ist Jesu Botschaft hier also total eutstellt'"". Die anschließende Aufforderung, vom Kreuz zu steigen und sich damit selbst zu retten (15,30), darf deshalb nicht nur als Versuch gewertet werden, die absolute Ohnmacht des angeblichen Wundertäters zu erweisen. Vielmehr offenbart sie, wie es zu jener Entstellung der Äußerungen Jesu kommen kann: Die Spötter verkennen die grundlegende Bedeutung, die der Kreuzestod Jesu für seine Rede von der Ablösung Zwar spricht Jesus in 13,2 nur einen Jünger auf dessen Bewunderung des ТепфеЬ hin an; im Anschluß an die Erwähnung der Jünger in V.l macht aber der Rückbezug auf V.2 in V.3f. (Blick auf das Heiligtum; ταΟτα) deutlich, daß die übrigen Jesu Erwidenmg gehört haben. Vielleicht führt Markus das Wissen der Zeugen auf den Verrat des Judas zurück. Daher M t sich der Konnex zwischen 14,58 und 13,2 nicht einfach mit dem Hinweis negieren, 14,58 setze ein öffentliches Wort voraus (gegen Vögtle, Verständnis 170f ). Viehnehr erscheint 14,58 als Bündelung aller voranstehenden Aussagen über den Tempel; vgl. Donahue, Temple 68f Gñgsa Linnemann, Studien 13 If: Jesus werde ein absurder, erlogener Vorwurf gemacht. Gegen Dormeyer, Sinn 55: Die Zeugen brächten Jesu Theologierichtigzum Ausdruck. Das betont E.Rau, Jesus 23. - Auch die Erbauung des „anderen" Gotteshauses hat Jesus sich nicht selbst zugeschrieben; diesbezüglich ist aber die Darstellung in 14,58 durch die gnmdlegende Bedeutung, die er seinem Steiben und Auferstehen zunüßt, einigerniaßen gedeckt. Zu 11,15 v^. KP.Sanders, Jesus 70, zu 15,38 vgl. Burchard, Markus 117. "" οίκοδομών ist ebenso auf xòv voóv zu beziehen wie καταλύων. "" Die Difierenz (im Süm einer Mißdeutung) betont auch Vögtle, Verständnis 174. Marshall, Faith 204, spricht zutreffend von einer „parody".
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П. Analyse
des Tempels durch das eschatologische ,Jiaus des Gebetes" hat. Damit aber verfehlen sie zugleich den im Sterben Jesu realisierten Heilswillen Gottes'^". Wohl deshalb charakterisiert Markus ihren Zuruf - in Überbietung des Ausdrucks „falsches Zeugnis geben" (14,58) - als „Verlästenmg" Jesu: Mit ihrer Verhöhnung des Gekreuzigten begehen sie, was Jesus in 2,7; 14,64 zu Unrecht vorgeworfen wurde, Gotteslästerung"'. 1.2.3 Zusammenfassende Auswertung Ein Überblick über die behandelten Stellen ergibt: Nach Markus spricht Jesus mit einer auf seine bevorstehende Tötung bezogenen Ausnahme (10,33f) von „Heiden" (εθνη) stets als von einem Teil der Israel einschließenden Völkergemeinschaft, und zwar im Kontrast zu den Jüngern als seinen Zeugen und Nachfolgern (13,8; 10,42fF.). Diese Konstellation basiert auf Jesu Tod: Einerseits verleiht er als Tod für die „Vielen" (10,45; 14,24) dem Evangelium universale Gültigkeit, stellt also dessen Träger den Völkern gegenüber (13,10); andererseits wird durch ihn das eschatologische „Gebetshaus" (11,17) begründet, das als Ort, wo alle Völker Gott ehren und Vergebung erfahren können, den Tempel als spezifisch jüdische Institution ablöst (11,12-25). Daß dessen Ende derart im Tod Jesu verankert ist, geht auch aus 11,27-12,12 sowie 14,58; 15,29 hervor. 1.3 Kontakte zwischen Jesus und „Heiden" Im Lauf des Markusevangeliums wird an drei Stellen von einer Begegnung zwischen Jesus und eindeutig als Nichtjuden erkennbaren Personen berichtet in 7,24-30 (syrophönizische Frau), 15,2-15 (Pilatus) und 15,16-27 (Pilatus' Soldaten)'^^. Als vierter einschlägiger Text ist 15,33-39 anzusehen. Dort präsentiert Markus den Centurio am Kreuz freilich nicht als Gesprächspartner, sondern als Zeugen und „Kommentator" des Sterbens Jesu. Im Folgenden soll zunächst Kap. 15 im Zusammenhang analysiert werden, da sich erst von diesem Höhe- und Zielpunkt des Evangeliums her die genaue Intention erschüeßt, die Markus mit der eigentümhchen, thematisch aus seinem Gedankengang herausragenden Erzählimg 7,24-30 verknüpft. 1.3.1 Kontakte im Verlauf der Passion Jesu Die genannten Abschnitte in Kap. 15 stehen unter dem Vorzeichen der Ankündigung 10,33c-34a, daß Jesu Hinrichtung letztlich von „den Heiden" vollzogen
Vgl. Schreiber, Titeóla^ 43. Vgl. Kampling, Israel 198. Auch nach 3,28f.; 7,22 ist „Verlästern" [βλασφημέω κτλ.]βίη Vergehen gegen Gott. Femer s.o. Anm. 113. Die .^leidnische" Provenienz dieser Soldaten unterstreicht der Evangelist durch deren Zuordnung zum .^rätorium" des römischen Statthalters (V.I6; vgl. dazu G. Schneider, Art. πραιτώριον, EWNT III 346fF.: 346) und ihre Übernahme der zuerst von Pilatus gebrauchten, aus nichtjüdischer Perspektive gewählten Anrede Jesu als „König der Juden" (V. 18 - vgl. dagegen die Foimulierung .^önig Israels" im Munde der Hohenpriester [V.32; dazu s.u. Anm. 169]).
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
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werde''^; insbesondere gilt dies für 15,15b-27, wo die Stichworte „verspotten" und „anspeien" sowie die Motive des Geißeins und Tötens aus 10,34 wieder auftauchen"^. Allerdings erscheinen Pilatus, die Soldaten und der Centuno nicht nur als Feinde und Henker Jesu: Ihnen allen wird eine je eigene, vom erstbis zum letztgenannten wachsende Erkenntnis Jesu zugeschrieben. a)Mk
15,2-15
Die Begegnung zwischen Pilatus und Jesus kreist um den Titel „König der Juden", den der Statthalter dreimal benutzt: einmal gegenüber Jesus (15,2a-b), zweimal im Disput mit der Volksmenge (V.9.12). Dabei handelt es sich jeweils um Fragen, die PUatus an seine Gesprächspartner richtet. Das Verhör Jesu (V.25) eröffnet er gleich mit den Worten: „Du bist der König der Juden?" Diese „Frage" (V.2a) ergibt sich aus dem Sachverhalt, daß das Synedrium Jesus an Pilatus ausgeliefert hat (V.l), und erinnert in der Formulierung „Du bist der ...?" an die Frage des Hohenpriesters aus 1 4 , S i e trägt daher den Ton einer Anklage: Wer sich vor der Besatzungsmacht als „König der Juden" ausgibt, begeht ein schweres Verbrechen'". Dadurch entsteht der Eindruck, daß es die in 15,1 genannten Ankläger Jesu waren, die Pilatus jene Anrede Jesu - gleichsam als Übersetzung des Titels „Christus, Sohn des Hochgelobten" (14,61c) für die Römer'" - in den Mund gelegt habeπ^'^ Jesu Antwort (15,2c-d) fällt jedoch anders aus als in 14,62. Schon ihrem Wortlaut nach ist sie mehrdeutig, läßt sich ihm doch Bestätigung („Du sagst es!") oder angenehme Überraschung („[Grerade] du sagst das?"), aber auch Zurückweisung („Das sagst du\") oder entsetzter Protest (.behauptest du das [wirklich]?") entnehmen'^'. Die Differenz zu dem klaren „Ich bin es ..." gegenüber dem Hohenpriester und der Anklang an V.68a-b - dort bestreitet Petras die (freilich zutreffende) Behauptung, ein Genösse Jesu zu sein, mit dem Satz „Ich weiß nicht..., was du sagst\"^^° - deuten in die letztgenannte Richtung'". Dafür spricht auch die Fortsetzung 15,3flf.: Jesu Antwort zieht ja nicht etwa eine 14,63f entsprechende Schuldfeststellung nach sich'", sondern in Analogie zu S.o. bei Ашп.81. Vgl. 15,20a md V. 19 sowie V. 15b und V.24imt Sonst benutzt Markus σύ εΧ та ia Aussagen über die Hoheit Jesu (1,11; 3,11; 8,29). Diese Deutung wird (gegen Lohmeyer, MkEv 335, der 15,2a als spöttische Frage liest) rückwirkend in V.26 bestätigt, wo die Kreuzesinschrift ,J)er König der Juden" Jesu „Schuld" benennt, die seine ffinrichtung verursacht hat Vgl. dazu Jos., Ant XVII 10,6£f. (§ 273-285): Jüdische Königsprätendenten wurden von den Römern blutig verfolgt. Vgl.PejcA,MkEvn457. In 15,12 kommt dies dann ε}φϋζΐΐ zum Ausdruck (s.u. nach Anm.167). ' ' ' Vgl Fowler, Reader 198: Jesu Antwort sei ebensogut als Frage wie als Aussage zu lesen. 14,68 und 15,2 sind die einzigen Belege der Wendung σί) λέγεις im Markusevangelium. Gegen Kingsbury, Marie 52: Jesus bejahe die Frage. Eckey, MkEv 380, weist mit Recht darauf hin, daß ein Schuldeingeständnis Jesu ein weiteres Veafabren überflüssig machen würde (gegen Dormeyer, Sinn 63: Die Fortsetzung des Dialogs zeige, daß der Anspruch auf das Königsamt allein noch nicht strafbar sei.).
52
II, Analyse
V.56-61a die Abfolge: (a) Anklage der anwesenden „Zeugen", (b) Rückfrage des Verhandlungsleiters und (c) beharrliches Schweigen Jesu'®^. Die in 15,2b implizierte Anschuldigung wird also durch die Entgegnung Jesu als ein 14,58 vergleichbares „ F a l s c h z e u g n i s " d . h . als Entstellung seines Hoheitsanspraches charakterisiert. Entstellend aber wirkt der Titel „König der Juden" insofern, als er Jesus einen politischen Machtanspmch zuschreibt'®^, den er bei seiner Verkündigung der Königsherrschaft Gottes^^^ nie erhoben hat. Demgemäß distanziert sich Pilatus vor Anklägern und Volksmenge sukzessive von jener Anschuldigung: zuerst mit ratlosem „Staunen" (15,5b)'"; dann mit seiner Einsicht, daß die Hohenpriester ihm Jesus nur „aus Neid" überantwortet haben (V.IO) - einer Einsicht, die sich in der Bereitschaft dokumentiert, besagten „König der Juden" anstelle des mit den „Aufiiihrern" verbundenen Barabbas freizulassen (V.7ff.); ferner mit der expliziten Kennzeichnung jenes Titels als Erfindung der jüdischen Ankläger Jesu (V.12); endlich mit seiner Frage „Was hat er denn Böses getan?" (V.14b), die anzeigt, daß Pilatus Jesus im Sinne der Anklage für unschuldig häh. Die vorstehenden Überlegungen zu Ursprung und Charakter der Bezeichnung „König der Juden" finden in V.31f Bestätigung. Dort schildert Markus, wie Hohepriester und Schriftgelehrte untereinander über Jesus spotten: „Anderen hat er geholfen, sich selbst kann er nicht helfen! Der Christus, der König Israels, soll nun vom Kreuz herabsteigen, damit wir sehen und glauben!"'®^ Dadurch macht der Evangelist deutlich: (a) Mit dem Königstitel übersetzen die jüdischen Autoritäten in Jerusalem - fur sich selbst und deshalb wohl auch für andere - den Würdenamen „Christus"'®'. (b) Gerade diese Übersetzung verzeichnet die Identität Jesu'™. Zwar wird jener Würdename zutreffend auf seine Heilungswunder bezogen'^'; diese aber sind falsch
Die Ähnlichkeit zwischen 14,56-61a und 15,3£f. spiegelt sich auch in Wortlautübereinstimmungen; vgl. 14,56a (πολλοί ... κατ' αύτοΰ) mit 15,3 (κατηγορούν αύτοΰ ... πολλά), 14,60 (έπηρώτησεν ... λέγων ούκ άποκρίνη ούδέν τί ... σου καταμαρτυροΰσιν;) mit 15,4 (έπηρώτα ... λέγων ούκ άποκρίντι ούδέν; ... σου κατηγοροΰσιν) und 14,61a (ó δέ ... оЬк άπεκρίνατο ούδέν) mit 15,5a (ó δέ ... ούκέτι ούδέν άπεκρίθη). Dazu s.o. nach Anm.141. - Die Unterscheidxmg von Gundty, MkEv 924, zwischen „given designation" und (nicht vorliegender) „self-designation" reicht also nicht aus. Vgl. den entsprechenden Gebrauch von βασιλεία und βασιλεύς in 3,24; 6,23; 13,8 bzw. 6,14.22.25ff; 13,9 (zu 11,10 s.u. Anm.l79f.) sowie Gnitka, MkEv II 299f. Vgl. 1,15; 4,11.26,30; 9,1.47; 10,14.15,23fif,; 12,34; 14,25; ähnlich 15,43 (s,u Anm,180), Markus verwendet θαυμάζω stets mit der Bedeutungsnuance einer gewissen RaÜosigkeit; vgl, 6,6; 12,17 [έκ-]; 15,44 und wohl auch 5,20 (dazu s,u. Anm.271), Der Umstand, daß die neben Jesus gekreuzigten „Räuber" (V.27) in diesen Spott einstimmen (V.32c), stellt Hohepriester und Schriftgelehrte mit ihnen auf eine Stufe und erinnert auf diese Weise an 11,17c (s.o. bei Ашп.ПЗ); vgl. auch 15,29a (s.o. bei Anm.151). Da in V.31f., anders als in V.2-15, ein /««e/jüdisches Gespräch dargestellt wird, ist konsequenterweise vom „König Israels" statt vom „König der Juden" die Rede (s.o. Anm. 152). Gegen Kampling, Israel 201: Sofern Israel in der Gemeinde Jesu Wirklichkeit sei, sei dieser tatsächlich der König Israels.
1. Jesus und die Völker im Markusevangelixun
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verstanden, wenn man sie als Ausweis einer königlichen Macht auffaßt Dir wahrer Gehah erschließt sich nur denen, die den „Christus" zugleich als den „Menschensohn" wahrnehmen'^, (c) In der Aufforderung, vom Kreuz herabzusteigen, drückt sich daher - ähnlich wie in V.30™ - nicht nur Spott über die Ohnmacht des Wundertäters aus, sondern vor aUem das totale Mißverständis seines Wirkens'^"*: Menschlicher Glaube ist nicht Folge eines Wunders, sondern hat selbst wunderwirkende, rettende Kraft'"; insofern vollendet sich Jesu Tätigkeit als Wunderheiler in seinem Leiden und Sterben, erschließt er damit doch denen, die ihm nachfolgen, den Weg zur Rettung"® (8,35; 10,26 [vgl. V.29]; 13,13); eben deshalb ist es Gottes Wille, daß Jesus sich seinem Geschick nicht entzieht (8,3 Iff.; 14,36). Nimmt man 15,29-32 insgesamt in den Blick, so zeigt sich: Volksmenge und Hierarchen Israels sind in der Verhöhnung des Gekreuzigten vereint'". Beide verzerren dabei sein Wirken - erstere im Blick auf seine Stellung zum Tempel, letztere hinsichtlich seiner Wimder. Beide greifen damit ein „Falschzeugnis" auf - erstere das der anonymen Zeugen vor dem Synedrium, letztere ihr eigenes vor Pilatus'^'. Und beide weisen darüber hinaus auf den Beginn der Wirksamkeit Jesu in Jerusalem zurück: Wie nämUch die Anrede Jesu als „Tempelzerstörer und -erbauer" (V.29b) seinen Auftritt im Tempel (ll,15fF.) in Erinnerung ruft, so die Anrede als „Christus, der König Israels" (15,32a) die Huldigung Jesu vor den Toren Jerusalems, die in dem Ruf gipfelt: „Hosanna! Gelobt sei der im Namen des Herrn Kommende! Gelobt sei die kommende Königsherrschaft unseres Vaters David! Hosanna in der Höhe!" ( l l , 9 f ) ' " . Dabei dient der letztgenannte Rückbezug vermutlich auch dazu, das Verhalten der Volksmenge im Verlauf der Verhandlung vor Pilatus (15,11-14) zu erklären: Daß sie statt Jesus den als „Aufrührer" verdächtigten Barabbas begnadigt wissen möchte, wird ja dann relativ verständlich, wenn jener Huldigungsraf die messianischen Erwartungen zum Ausdruck bringt, die man im Volk mit Jesu Gang nach Jerusalem verknüpfte, die man aber durch sein Wirken dort massiv enttäuscht sah"". So erweist sich die Bezeichnung „König ' " Wie die konφositorische Stellung von 8,27-30 (dazu s.o. nach Amn.55) zeigt, antwortet das Bekenntnis in V.29d im Sinn des Markus auf das vollmächtige Auftreten, Lehren und Wirken Jesu (vgl. Weber, Christologie 119) und damit insbesondere auf seine Wundertaten. ' " Vgl. die Verknüpfung beider Titel in 8,29ff. und 14,61f sowie P.Müller. Wer 87Í 90. Dazu s.o. nach Anm. 147. "" Vgl. Dormeyer, Sinn 86. ' " Vgl. 5,23+36.28+34 [ähnüch 6,56]; 10,52; femer s.o. Anm. 108. VgL Backhaus. Lösq)reis 112. ' " Vgl. Meiser, Reaktion 204, der auf den Rollentausch zwischen Vorübergehenden (V.29) und Hohenpriestem sowie Schriftgelehrten (V.31) aufmerksam macht: Letztere rekurrieren auf Jesu Wundertätigkeit, die sie fast nur vom Hörensagen kennen, erstere auf das Ten^elwort aus dem Verhör Jesu im Synedrium. S.o. bei Anm. 164. - In V.32 wird durch den Christustitel zugleich an 14,61 angeknüpft. Neben 15,[2.9.12.18.26.]32 ist 11,10 die einzige Stelle bei Markus, an der die Idee einer auf Israel bezogenen Königsherrschaft mit Jesus in Verbindung gebracht wird (s.o. Anm. 165f ). In 1 l,9f sind - analog zu 15,32a - eine zutreffende und eine unzutreffende Aussage miteinander verbunden (gegen Böttger, König 75f : mit dem Einzug Jesu als des Königs der Juden beginne die volle Aufrichtung der Herrschaft Gottes): Jesus ist in der Tat „der im Namen des Herrn Kommende" (vgl. 1,7.24.38; 2,17; 10,45), dessen Ziel in Jerusalem der Tempel ist (s.o.
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П. Analyse
Israels" bzw. „... der Juden" als Ausdruck eines krassen Mißverstehens Jesu'", in dem sich Volksmenge und Hierarchen treffen, das aber Pilatus als solches durchschaut. Weiter freilich reicht seine Erkenntnis nicht: Schon der Wunsch, dem Volk zu gefallen, bringt ihn dazu, Jesus trotz allem kreuzigen zu lassen Ъ)Мк
15,16-27
Auch die Soldaten sind weit davon entfernt, Jesus in seiner wahren Identität zu erkennen oder eine positive Haltung zu ihm einzunehmen. Zunächst vollzieht sich ihr Umgang mit Jesus in Entsprechung zu den o.g. Äußerungen des Pilatus: Indem sie ihn durch Verkleidung (V I 7), Gruß (V.18) sowie Kniefall (V.19fin.) als „König der Juden" karikieren und ihn zugleich schlagen und bespucken (V. 19imt), stellen sie klar, daß Jesus alles andere ist als das, was ihm mit jenem Titel unterstellt wird. Die offensichtliche Ohnmacht Jesu ist für sie jedoch nur Anlaß zum Spott und hindert sie nicht, ihn der Kreuzigung zuzuführen (V.20). Im weiteren Handlungsverlauf allerdings mischt sich dieser Spott - als solcher wirkt zumal die Kreuzigung als vorgeblicher „König der Juden" inmitten von „zwei Räubern" (V.26f)'^^ - mit anderen Elementen. Einerseits könnte in dem Heranziehen eines Kreuzträgers (V.21) und dem Versuch, Jesus mit Myrrhe gewürzten Wein zu reichen (V.23)'^'', die Absicht zum Ausdruck kommen, sein Leiden zu lindern'^'. Andererseits und vor allem weisen die Soldaten mit ihrem Verhalten unabsichtlich darauf hin, daß sie in der Person Jesu den leidenden Menschensohn ans Kreuz hängen: Sie zwingen den Zyrenäer Simon zu nach Aimi.68; vgl. dazu den Bezug auf das „Gotteshaus" im Vers Ps 118[117],26, aus dem der Ruf Mk 11,9c stammt). Mit ihm kommt aber keineswegs die davidische Königsheirschaft nach Jerusalem zurück. Gewiß ist Jesus der „Sohn Davids" - doch er ist es als barmheiziger Heiler (10,47f ) und als der, dessen zukünftiger Platz nicht auf dem Thron Davids, sondmi zur Rechten Gottes ist (12,35£F. - hier wird nämlich die Davidssohnschaft des Christus nicht bestritten [so Suhl, Zitate 91.93], sondem auf sein irdisches Wirken bezogen [vgl. £ Lohse, Art υιός Δαυίδ, ThWNT VIII482-492: 488f ]; vgl. 2,26, wo David als Prototyp der Autoritìt Jesu fimgiert [s.o. Ашп.117]). Er spricht durchaus von der .kommenden Königsherrschaft" - doch es geht ihm dabei im die Vollendung der Herrschaft Gottes, die man mit der Parusie des Menschensohnes erwarten darf (8,38-9,1; vgl. 13,26; 14,62 [anders Donahue, Temple 78: bei der Parusie werde Jesus als König offenbar]) und daher in Treue zu Jesus, der gelitten hat und gestorben ist, erwarten muß (15,43; vgl. 13,13b im Anschluß an V.9-13a [dazu s.o. Anm.92]). Der Beruftmg des Volkes auf „unseren Vater David" aber setzt Jesus für die Jünger die Rede von „eurem Vater, der in den Himmeta ist" (11,25[.26]) entgegen (vgl. 8,38; 13,32; 14,36, wo er Gott [seinen] „Vater" nennt; sonst bezeichnet πατήρ bei Markus stets den leiblichen Vater eines Menschen [1,20; 5,40; 7,10ff.; 9,21.24; 10,7.19.29; 15,21]). So ти/З er von seiner Sendung her alle messianischen Hoffnungen enttäuschen (vgl. Smith, Tradition 532). Dies zeigt sich auch sofort daran, daß er in Jerusalem auf völlig unspektakuläre Weise einzieht (V. 11): .JJie Voibereitung des Einzugs und die große Begeisterung enden m nichts" (Schweizer, MkEv 124). Gegen Dohm, Israel 247. Nach Ernst, MkEv 457, will Markus hier zeigen, daß Pilatus das Verfahren entglitten sei. Vgl. Schmidt, Narrative 14f " " Für mögliche Deutungen vgl. W. Michaelis,
Art. σ μ υ ρ ν ί ς ω , T h W N T VII 458f.
Lohmeyer, MkEv 342, spricht diesbezüglich von emem jüdischen Brauch.
1. Jesus md die Völker im Markusevangelium
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einer urbildlichen Demonstration dessen, was nach 8,34 Nachfolge heißt (15,21); sie geben Jesus Gelegenheit, mit der Ablehnung des Weines (V.23) die Abendmahlsworte (14,25!) in Erinnerung zu bringen'^®; sie kennzeichnen ihn durch die Verlosung seiner Kleider im Sinn von Ps 22(21),19 (Mk 15,24) als leidenden Gerechten'*'; und sie machen anschaulich, daß die von den Zebedaiden erbetenen Plätze rechts imd links neben Jesus (10,37.40) Plätze des Leidens sind (15,27)'". So werden die Soldaten „ihm wider Willen gerecht"'®'. c)Mk 15,33-39 Noch einen Schritt weiter geht der Römer am Ende der Szene V.[33]34-39, die der Sterbestunde Jesu gewidmet ist: „Als aber der Centurie, der - ihm gegenüber - dabeistand, sah, daß er so [sein Leben] aushauchte, sagte er: ,Wahrlich, dieser Mensch war Sohn Gottes'." Markus setzt die Anwesenheit jenes Mannes einfach voraus; man wird ihn somit als Befehlshaber der mit der Kreuzigung Jesu beauftragten Soldaten ansehen müssen. In dieselbe Richtung deutet die Notiz V.44f, der zufolge Pilatus ihn als denjenigen befragt, der bei jener Hinrichtung die Verantwortung trug. Da er in diesem Zusammenhang - anders als Josef von Arimathäa (V.43) - auch keineswegs in ein positives Verhältnis zu Jesus oder Gott gesetzt wird, sollte seine Äußerung in V.39 nicht „als vollgültiger Ausdruck des christlichen Glaubens""" aufgefaßt werden. Andererseits besteht kein Grund, sie als ironischen Kommentar zu lesen'": Die nächste Parallele bietet 14,70b-d"^; von daher kommt dem Satz des Centurio der Charakter eines'emsthaften Zeugnisses zu, das er dem Verstorbenen - freilich nur vor sich selbst - ausstellt. Veranlaßt w d es dadurch, daß er sieht, wie Jesus stirbt. Dabei weist das Verb έξέπνευσεν auf 15,37 zurück; es dürfte demzufolge in V.39 primär um die Beobachtung des in V.38 geschilderten Vorgangs gehen'", der sich freilich aus dem Zusammenhang der ab V.33 geschilderten Ereignisse nicht herauslösen Da es um Wein geht und Jesus ihn ablehnt, liegt wolil kein Bezug auf 9,41 vor. Vgl. Pesch, MkEv Π 479f. - Ein Bezug auf die Besonderheit der Kleider Jesu als Medium sema Macht (5,27f 30) oder Zeichen seiner Hoheit (9,3) ist nicht verifizieibar. Vgl. Eckey, MkEv 390. Burchard, Markus 112 (er weist zuvor auf 15,21.24 hin). Gnilka, MkEv II 325 (zu V.43 s.o. Ашп.180). So Fowler, Reader 207f : die - texUntem - unausweichliche Ironie und Mehideuti^eit in V.39 diene dem Evangelisten dazu, den Lesem seinen eigenen Standpunkt nahezubringen Auch dort leitet άληθώς (bei Markus sonst nicht belegt) eine Feststellung von „Dabeistehendeü" (vgl. noch 14,47.69; 15,35) ein, die auf einer bestimmten Beobachtung (Petrus wird als Galiläer erkannt) basiert Vgl. P.Müller, Wer 135f - Von Golgota aus kann man zwar den Tempcleingang nicht sehen; das ist jedoch insofern kein Gegenargument, als Markus mit der Topographie Jerusalems offenbar nicht vertraut ist (vgl. Lûhrmann, Markus 469). Jeden&Us geht er an ihr auch in ll,15f vorbei: Während der Tierhandel wahrscheinlich in der südlichen Säulenhalle am Rand des Tempelplatzes stattiimd (vgl. Adna, Tempel 145f ), dürfte das Umhertragen von Kultgeräten (s.o Anm. 114) im unmittelbaren Umfeld des eigentlichen Heiligtums zu lokalisieren sein.
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П. Analyse
läßt"'*. Was kann man daraus ersehen? Symbolisiert der Vorhang die Heiligkeit des Tempels'", so verliert dieser mit dem Aufreißen des Vorhangs seine Funktion als Ort der Verehrung Gottes''®. Das hat fur sich betrachtet noch nichts mit der besonderen Würde Jesu zu tun. Als Leiter der Kreuzigung aber beobachtet der Hauptmann die Koinzidenz jenes Vorgangs mit dem Tod Jesu auf dem Hintergrund der vorangegangenen Verspottung Jesu und dessen letzter Worte: Hier wird der hingerichtet, den die Vorübergehenden als „Zerstörer und Erbauer des Tempels" verhöhnt haben (V.29) und der Gott nach dem Zweck seines Sterbens gefragt hat (V.34)"^. Wenn daraufhin „der Vorhang des Tempels aufgerissen wird" (V.38), dann besagt das wohl: Die Frage Jesu findet darin ihre Antwort, daß im Moment seines Todes Gott den Tempel seiner Funktion enthebt, ihn gleichsam verläßt"*; damit aber werden die Spötter widerlegt - und zwar so, daß ihr Spott sich in einem tieferen Sinn als wahr erweist. Demnach war „dieser Mensch" (V.39) keineswegs nur irgendjemand, der fälschlicherweise beschuldigt wurde, als „König der Juden" (V.26) aufgetreten zu sein. Auch die spottenden Hohenpriester und Schriftgelehrten sagen in einem tieferen Sinn die Wahrheit: Jesus war als Wundertäter (V.31b), als „Christus" (V.32a) tatsächlich ein Mann, den Gott mit königUcher Würde ausgestattet hatte"' - er war^"" „Sohn Gottes" (V.39). Innerhalb der Kreuzigungsszene muß „Sohn Gottes" mit den Wunderheilungen Jesu und der ihm zugeschriebenen Königstitulatui^"' verknüpft werden; nur in diesen Zu-
Die Satzfolge in V.33-39 steht freilich der Annahme, die Wendung οΰτως έξέπνευσεν in V.39 ziele auf das Gesamtgeschehen des Kreuzestodes (so Söding, Glaube 271, der hier vor allem an den Ausruf Jesu in V.34 denkt) entgegen. Für einen derart umfassenden Rückbezug würde man als Verb ein anderes Wort in einem anderen Tempus erwarten (vgl. Lk 23,47, wo mit το γενόμενον auf sämtliche in V.44ff. beschriebenen Ereignisse zurückgewiesen wird). Feldmeier, Gnadenstuhl 224ff., spricht von der „Scheidewand zwischen Gott und Welt". Vgl. Böttger, König 90£ Das gilt sowohl für den Vorhang vor dem Heiligen als auch für den inneren Vorhang vor dem Allerheiligsten (vgl. dazu Billerbeck, Kommentar I 1043-1046). Sollte Markus in V.38 an letzteren gedacht haben (so Linnemann, Studien 159), der beim Ritus des Versöhnungstages eine wichtige Rolle spielte, käme der Gedanke der „Außetbelriebnahme" des Tempels noch deutlicher zum Ausdruck. Dagegen spricht freilich, daß nur der erstgenannte Vorhang von außen sichtbar war (vgl. Lohmeyer, MkEv 347). Die markinische Schilderung wird also wiederum (s.o. Aiun. 193) den örtlichen Gegebenheiten nicht ganz gerecht Entgegen der LXX-Version von Ps 22(21),2 (dort steht ίνα τί) heißt es in Mk 15,34 είς τί, was von der einzigen Paiallelstelle 14,4 her mit „wozu?" wiederzugeben sein dürfte. Weitergehende Deutungen (vgl. Feldmeier, Gnadenstuhl 228f.: Gott identifiziere sich mit dem Gekreuzigten und mache ihn anstelle des Tempels zum Ort der Gottesbegegnung; Vögtle, Verständnis 182f : Jesu Lebenshingabe erscheine als Gründung des neuen Bundesvolkes) sind im Blick auf den Centuria von V.39 nicht statthaft; doch s.u. bei und in Anm.(206-)212. Ähnhch Donahue, Temple 78f : Der Centurio verkünde - gegen Pilatus und die Spötter die wahre Bedeutung des Königseins Jesu. Zu dem auf das Leben Jesu rückblickenden Imperfekt ην vgl. die Aussage ó χριστός οΰτος îiv im sog. „Testimonium Flavianum" (Jos., Am XVUI 3,3 [§ 63f.]). In ihr sieht Steichele, Sohn 272f, zu Recht den beherrschenden Deuterahmen für V.39.
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
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sammenhängen kann ein .ileide" jenen Ausdruck sinnvoll benutzen^"". Die genaue Bedeutung freilich bleibt unklar, und zwar vermutlich mit Bedacht: Mehr, als daß Jesus von Gott her besondere Würde zukommt, läßt sich aufgrund dessen, was da bei seiner Kreuzigimg zu „sehen" ist (V.39a), gar nicht sagen. Insofern dürfte es kein Z u ^ l sein, daß Markus jenen Titel anders als sonst ohne jeden Artikel verwendet^®^. Auch in diesem unbestimmten Sinn jedoch drückt das Zeugnis des Centurios wirkhche Einsicht aus: Während Hohepriester und Schriftgelehrte sowie Dabeistehende etwas anderes „sehen wollen" - nämlich daß Jesus nicht stirbt, sondern vom Kreuz „herabsteigt" oder durch Elija ,Jierabgenommen" wird (V.31f 35f - , „sieht"^"' der Römer auf die Umstände des Sterbens Jesu und ersieht aus ihnen dessen intimes Gottesverhältnis. Konsequenzen zieht der Centurie aus seiner Einsicht nicht; dafür ist sie allzu wenig geklärt. Für die Leser des Markusevangeliums allerdings erschließt sich von seinem Zeugnis in V.37ff. her das Verständnis des ganzen Weges Jesu^"®: 1. Jesus ist als „Christus" (V.32) wirklich der „Sohn Gottes" (14,61); dieses Gottesverhältnis aber vollendet sich darin, daß er das ihm auferlegte Leiden im Gehorsam gegen den Willen seines „Vaters" trägt (V.36). 2. Die Tötung des „geliebten Sohnes" fuhrt Gottes Gericht über den Jerusalemer Tempel herbei (12,6-9), der seiner Funktion als Gottesdienststätte enthoben, von Gott verlassen wird; Jesu Auferweckung aber macht klar, daß sein Tod die Basis eines neuen, anderen Gotteshauses bildet (12,9fF.)^°'. 3. Dieses eschatologische „Haus des Gebetes" steht „allen Völkern" offen im Gegensatz zum Tempel, den Hohepriester und Schriftgelehrte mit ihrem Widerstand gegen Jesus zur „Räuberhöhle" gemacht haben (1 4. Gerade darin entsprechen ja Menschen dem Willen des Gottes Israels, daß sie auf Jesus als den „geliebten Sohn" hören (9,4-7)^°'; daß solches Hören in die Leidensnachfolge fuhrt, wird freilich erst von Jesu Passion her klar. Vgl. einerseits 3,11; 5,7, wo Dämonen - z.T. auf „heidnischem" Gebiet (s.o. bei Aimi.35) - Jesus als „Sohn Gottes" ansprechen, andererseits die Verwendung des Titels in hellenistischrömischen Henscherkulten (vgl. W. v. Mörtitz, Art υνός κτλ. Α., ThWNT Vffl 335-340: 336). Es geht also nicht daram, Jesus im Sinn von Weish 2,18; 5,5 als „den Gerechten" auszuweisen (so aber Pesch, MkEv II 500). Nach Kim, Т.Н., υ16ς 223, entspricht gerade dieser Gebrauch dem im Kaiserkult Trifft das zu, dann gilt erst recht: Der Centuno begreift nicht völlig, was er sagt (vgl. a.aO. 240f ). Vgl. dazu Weish 2,17f : „Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind ... Ist der Gerechte nämlich Sohn Gottes, wird er ... ihn retten aus der Hand der Widersacher." Der antithetische Bezug von νδών auf das doppelte ϊδωμεν in V.32b.36b (vgl. Schreiber, Theologie 44f ) wird dadurch betont, daß das Verb όράω in Kap. 15 sonst nicht vorkommt Vgl. Emst, MkEv 474. - So steht der Centuno in Analogie zu den Anhängelinnen Jesu: Indem sie Augenzeugen seines Todes, seiner Grablegung und des leeren Grabes werden (15,40f 47; 16,1-8), ftmgieren sie für die Leser als Gewährsleute des Evangeliums (vgl. IKor 15,3f sowie Hamilton, Tradition 417), sind aber selbst - textintem - von wahrer Erkenntnis der Identität Jesu noch weit entfemt (vgl. van lersel, MkEv 247f.). S.o. nach Anm. 125. - Zur Auferweckung als Voraussetzung der Ericenntnis Jesu vgl. 9,9. S.o. nach Anm. 108. ^ Zu 9,4-7 s.o. nach Аша56 und 62.
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II. Analyse
5. In solcher Nachfolge vermögen Menschen Jesus in vollem Sinn als „Sohn Gottes" zu bekennen, erschließt sie ihnen doch, daß imd warum sein Wirken in Wunderheilungen und sein Kreuzestod untrennbar zusammengehören^'". 6. In so gefülltem Bekenntnis zu Jesus kommt dessen Weg als „Sohn Gottes" ans Ziel; denn wie er bei seiner Taufe durch das „Aufreißen" des Himmels mit dem Geist begabt, als Repräsentant Gottes auf Erden eingesetzt worden ist (l,10f), so wird er bei seiner Kreuzigung durch das „Aufreißen"^" des Tempelvorhangs als (neuer) Mittler der Gegenwart Gottes ausgewiesen^'^. So stellt das Zeugnis des Centurios proleptisch das Ziel des Lebensweges Jesu dar: Aufgrund seines Todes steht allen Völkern, „Heiden" ebenso wie Juden, die Teilhabe am eschatologischen Heil Gottes im Bekenntnis zu Jesus offen^'^. d) Zusammenfassende Auswertung Die Schlüsselfiinktion von 15,39 im Rahmen des Evangeliums paßt mit der aufsteigenden Linie in Kap. 15 - von Pilatus, der Jesus zum Tode verurteilt, über die Soldaten, die ihn kreuzigen, bis zum Centuno, der Zeuge seines Sterbens ist, wächst die Erkenntnis Jesu - gut zusammen. Jener Linie entspricht nun eine andere, nämlich die Linie der weitgehenden Passivität, die Jesus den Römern gegenüber an den Tag legt: Vor Pilatus weist er in äußerster Kürze die Anschuldigung, „König der Juden" zu sein, zurück (V.2), um sich fortan weiterer Äußerungen zu enthalten er läßt im Prätorium den Spott der Soldaten ohne Aufbegehren über sich ergehen (V.16-20b) xmd weigert sich auf Golgota lediglich, den ihm angebotenen Wein zu trinken (V.23); zum Centuno am Kreuz entsteht überhaupt kein Kontakt. Die große Zurückhaltung Jesu gehört zu den prinzipiellen Stilmerkmalen der tnarkinischen Passionserzählung, jedenfalls bezüglich der mit der Gefangennahme anhebenden Ereignisfolge. Gerade in diesem Rahmen jedoch fallt auf Während Jesus die Identitätsfrage des Hohenpriesters klar und umfassend beantwortet (14,61f), beschränkt er sich vor Pilatus auf eine knappe, nicht ganz eindeutige Zurückweisung; während er sich zur Verhaftung durch die Diener des Synedriums äußert (V.48f ), bleibt er bei der Verhöhnung durch die Soldaten des Statthalters stunun^". Gewiß bekommen auch die S.o. nach А1Ш1.175. Von daher erklären sich die Schweigegebote nach den Identifikationen Jesu als „Heiliger ..." bzw. „Sohn Gottes" durch Dämonen (l,24f. [dazu vgl. Kollmann, Schweigegebote]; 1,34; 3,llf. [zu 5,7 s.a Ашп.267]) sowie durch Gott (9,7fF.). σχίζω ist bei Markus nur in 1,10 und 15,38 belegt. Zum Zusammenhang 1,11 (- 9,7) -15,39 vgl. grundlegend Vielhauer, Erwägungen 212f. - Wenn das Aufreißen des Vorhangs also nicht nur buchstäblichen (s.o. bei Anm. 196), sondern auch symbolischen Sinn hat, dann den eines In-Erscheinung-Tretens Gottes (vgl. Linnemann, Studien 16 Ш.); die Idee, jener Vorgang öf&ie aller Weh den Zugang zu Gott, paßt nicht zur „Entheiligung" des Tempels, der zufolge Gott gerade nicht mehr im Tempel zu finden ist. Vgl. zu dieser Funktion von 15,39 P.Müller, Wer 137f. Vgl. Eckey, MkEv 380: Von jetzt an schweigt Jesus bis zum Kreuzesschrei. Diese Gegenüberstellung ist insofern berechtigt, als die markinische Darstellung jedenfalls in 14,32-15,39 eine deutliche Ringstruktur aufweist (bestlitten von Dormeyer, Passion 271): Die Szenen „Jesus in Getsemani" und „...am Kreuz" sind durch seine Gebete verkn(q)ft
1. Jesus und die Völker im Markusevangelium
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Juden, die den Gekreuzigten teils spottend, teils unverständig ansprechen, keinerlei Antwort (15,29-32.35f.); anders als der Centuno aber wissen sie einiges vom Wirken Jesu^'® - auch wenn sie es verzeichnen - und hatten z.T. schon mit ihm zu tun^". Zieht man weiter in Betracht, daß er jenen Römern unter dem Vorzeichen von 10,33f. zwangsweise begegnet, während er sich zuvor in Peräa, Judäa und Jerusalem allein unter Juden bewegt (Kap. 10-14), so erhält man den Eindruck: Jesus beschränkt seinen Kontakt zu und seine Kommunikation mit „Heiden" auf das unabdingbar Notwendige - verzichtet also auf jeden Versuch, Nichtjuden für sich zu gewinnen - , gerade weil er weiß, daß auf der Basis seines Todes alle „Völker" Zugang zum eschatoiogischen Heil Gottes erhalten sollen.
1.3.2 Die Begegnung mit der Syrophönizierin (Kik 7,24-30) Die vorstehende These wird durch die Geschichte von der Begegnung Jesu mit der Syrophönizierin erhärtet. Wie schon gesagt, kann man die Zurückhaltung Jesu dieser Frau gegenüber im Duktus des Evangeliums nur von ihrer nichtjüdischen Herkunft her erklären^'*. In der Tat ist der überraschende Kontakt Jesu zu einer ,Jieidin" das eigentUche Thema der Perikope 7,24-30. Ihr kunstvoller Aufbau läßt sich wie folgt darstellen: V.24a Einleitung: Ortswechsel Jesu V.24b-c Vorbereitung: Verborgenheitsmotiv V.25a-b F.infiihTune der übrigen Akteure (Frau. Tochter. Dämon) V.25c Situationsbeschreibung V.26a-b Hintergrundinformation: Nich^'üdische Herkunft der Frau V.26c Bitte um Heilung der Tochter V.27fF. Dialog: Abweisung der Bitte - Weiterfìihrung - Bewilligung der Bitte V.30iiiiL Auflösung der Situation V.30fin. Feststellung der Heilung^" Den Rahmen bildet ein recht geradliniger Wunderbericht, bestehend aus V.24a.25.26c und V.30; im Zentrum steht das „Streitgespräch" V.27fF., in dem Jesus freilich als Belehrter, nicht als Belehrender erscheint. Beide Bestandteile sind aber derart miteinander verzahnt, daß sie nicht unabhängig voneinander existieren können: Das Streitgespräch (14,36; 15,34), Gefangennahme und Kreuzigung durch die Zuordnung Jesu zu „Räubern" (14,48; 15,27), die beiden Verhöre durch die Fragen nach Jesu Identität (14,61; 15,2). bi der Mitte dieser Szenenfolge steht - voibereitet von 14,26-31 (und V.54) - die Verleugnung des Petrus (V.66-72; in der zentralen Stellung dieser Perikope spiegelt sich die primär paränetische Рипкйш der Passionserzählung [dazu vgl. Dormeyer, Passion 269-287]). Jene Eiiüeitung aber weist zugleich mit V.27 auf 15,40-47 (nicht die Jünger, sondern „nur" einige Frauen und ein bis dato unbekannter Josef halten Jesus im Tod die Treue) und mit 14,28 auf 16,1-8 (vgj. V.6f.) voraus. So ergibt sich folgendes Muster: ABC: 14,26f.28.29fF. / D: V.32-43 / E: V.43-52 / F: V.53-65/C': V.66-72/F': 15,1-15/Е': V.16-27/D': V.29-39/A'B': 15,40-16,8. Zu V.35f. vgl. Jesu Rede von Elija in 9,1 Iff.; zu 15,29f.31f. s.o. nach Anm.l77. Das gilt zumindest für Hohepriester und Schriftgelehite aus V.31; femer s.o. Anm. 142. S.o. nach Anm.42. In V.30 weist απελθοΟσα auf V.25c, τό δαιμόνιον έξεληλυθός auf V.26c zurück.
п. Analyse
60
findet im Vollzug des Wmiders sein Ziel; der Wunderbericht bleibt ohne das Gespräch, aus dem sich erst das Geschehen einer Ferwheilung erklärt, ein Torso^^". Die Verzahnung wird verständhch aufgrund der den Erzahlfluß unterbrechenden Notizen V.24bc^^' und V.26a-b^^^; von ihrem logischen Zusammenhang her - dem zufolge Jesus den Kontakt zu einer „Heidin" ja vermeiden wollte - gewinnt die Erzählung ihre Brisanz.
Deren Skopus besteht darin, daß die Frau durch das in V.28 angegebene „Wort" (V.29b) Jesus veranlaßt, entgegen seiner ursprünglichen Reserve die Bitte um Heilung ihrer Tochter 2u erfüllen. Die damit angezeigte HöhepunktFunktion von V.28^^^ wird durch eine narrative, auf die Handlungs/räger blikkende Analyse^^'* unterstrichen; denn diese Analyse ergibt folgendes Bild: JESUS
gibt
Freiheit vom Dämon
an
• TOCHTER
Î
sucht „dieses Wort"
hilft
• FRAU ^ hindert —„heidnische" Herkunft
Jenes Wort ist dadurch ausgezeichnet, daß es Jesu abweisende Aussage (V.27) aufgreift und in ihrem sachlichen Gefálle umstrukturiert: Während Jesus ein Bild entwirft, in dem Kinder und Hunde angesichts des zur Verfugung stehenden Brotes einander als Konkurrenten gegenüberstehen, ordnet die Frau Kinder wie Hunde einem Tisch zu, von dem beide auf verschiedene Weise ihre Ration zum Leben empfangen^^^ Dieser Perspektivenwechsel drückt sich auch in der Wortwahl aus: Jesus spricht von τέκνα, betont also die (Rechts-)Stellung von Kindern (im Unterschied zu der von Hunden) innerhalb einer Gemeinschaft; die Frau hingegen benutzt das Wort παιδία, das die Hilfsbedürftigkeit von Kindern (in Analogie zu der von Hunden) zum Ausdruck bringt^^®. Worum geht es hier? Die Einbettung des Dialogs in die Wundererzählung macht deutlich, daß Jesus und die Syrophönizierin das Austeilen und Essen von Brot als Metapher für die Gewährung bzw. den Empfang der Dämonenaustreibung meinen^^'. Demnach ^^^ Vgl. Gnilka, MkEvI290. V.25 würde mit καΐ εύθύς glatt an V.24a anschließen (vgl. 9,15); in der jetzigen Fassung aber stellt V.25 den einzigen von 41 Belegen dar, wo Markus εύθύς mit αλλά verknüpft. ^^^ Vgl. Baudoz, Miettes 117 (der hier allerdings nur auf V.26a-b eingeht). ^^^ Sie wird auch durch die Sprachform von V.28a angezeigt: Erstens werden αποκρίνομαι und λέγω von Markus sonst nie mit καί, sondem stets so verbunden, daß eines der Verben ah Partizip steht (3,33; 6,37; 8,29; 9,5.19; 10,3.24.51; 11,14.22.33; 12,35; 14,48; 15,2.9.12); zweitens stellt λεγει in 7,24-30 - abgesehen von der wörtlichen Rede - die einzige Präsensform dar. ^^^ Vgl. dazu Egger, Methodenlehre 125 (Aktantenmodell nach A.J. Greimas). ^^^ Vgl. Feldmeier, Syrophönizierin 213. Vgl. Pokorny, Problems 337. Die o.g. Differenzierung spiegelt sich im markinischen Sprachgebrauch wider: τέκνον weist auf die Zugehörigkeit \on Menschen zu Jesus (2,5; 10,24) oder zu ihren Vätem (10,29f ; 12,19; 13,12) hin (vgl. auch Delling, Lexikalisches 280), παιδίον zeigt an, daß Kinder ам/Я;7/е (meist: Hilfe Jesu) angewiesen sind (5,39£f.; 9,24.36f 10,13ff.). Gegen Klauck, Allegorie 2781, der von 6,34 her an die Lehre Jesu denkt. - Ein wörtliches Verständnis der Aussage Jesu in 7,27 ist vom Kontext her ausgeschlossen: Die Annahme,
1. Jesus Ш(1 die Völker im Markusevangelium
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zielt die Rede von ,^^unden" auf die Frau und ihre Tochter. Da der Anlaß zu dieser Charakterisierung gemäß V.24b.26a-b nur in ihrer „heidnischen" Herkunft hegen kann, muß man die „Kinder" auf Juden deuten. Mit V.27c sagt Jesus also: Als „Heiden" steht es jener Frau samt Tochter nicht zu, Anteil an seiner Heilungstätigkeit zu nehmen, weil diese allein Juden zugedacht ist^^^. Zugleich deutet er mit V.27b an: Wenn sein Wirken an Israel zum Ziel gekommen sein wird, können auch Nichtjuden von ihm profitieren^^'. Allerdings bleibt die Frage, inwiefern Jesus durch den Vollzug des erbetenen Exorzismus Israel etwas „wegnähme"^". VermutHch muß man sie von dem Sachverhah her beantworten, daß die Tochter „im Haus" geblieben ist (V.30) und Jesus in vergleichbaren Situationen das kranke Kind besucht (5,24.38) oder herbeibringen läßt (9,19f)^'. Der Bitte jener Frau nachzukommen, wäre also mit erheblichem Aufwand verbunden einem Aufwand, der ihn von seiner Aufgabe an Israel ablenken würde. Weil Jesus sich im Gebiet von Tyrus aufhält, ist die vorgeschlagene Deutung freilich nur dann plausibel, wenn Jesus mit „Kindern" in 7,27 die dort lebenden Juden meint. Für diese These aber spricht, daß er nach V.24b-c anscheinend in einem jüdischen Haus zu Gast ist^^. Die Bildrede Jesu transportiert also eine doppelte Botschaft: Unter Berufung auf seine Aufgabe an Israel weist er einerseits darauf hin, daß er der Frau gegenwärtig nicht helfen körne, und macht andererseits deuthch, daß er fur sie als ,^^eidin" z.Z. auch gar nicht zuständig sei. Beide Aspekte greift die Syrophönizierin in ihrer Replik auf Mit der Anrede „Herr"^^' und dem Motiv des einen Tisches gliedert sie sich selbst in den Zuständigkeitsbereich Jesu ein; mit der Rede von den „Krümeln", die die Kinder übriglassen, zeigt sie auf, wie Jesus daß die Frau eine Malüzeit Jesu mit seinen Anhängern störe, die er zunächst beenden wolle (so Spitta, Jesus 43f.), findet in V.24ff. keinen Anhaltspunkt, stößt sich überdies mit dem Befund, daß die Jünger in V.24-37 überhaupt nicht erwähnt werden (s.o. Ашп.42). Andererseits kann man V.27 auch nicht als Kritik an einer Person lesen, die Kinder zugunsten von Hunden hungern läßt; gegenüber einer derartigen Kritik wäre mit der Entgegnung V.28 nichts gewonnen Vgl. PeicA.MkEv 1388. Vgl. Kampling, Israel 143f., der aber den zeitlichen Sinn dieser Nachordnung bestreitet. ^ In V.27c sagt Jesus: , 3 s ist nicht gut [= unzulässig], das den Kindem zustehende Brot zu nehmen und es den Hunden voizuweifen", spricht also strenggenommen nicht davon, daß den Kindem etwas weggenommen wird. Die Mahnung „Laß zuerst die Kinder satt werden" (V.27b) setzt jedoch voraus, daß die Kinder an der Sättigung gehindert würden, wenn Jesus auf die Bitte der Frau einginge (άφίημι plus Inf. heißt bei Markus stets „etwas zulassen" im Sinn von „... nicht hindern"; vgl. 10,14 sowie 1,34; 5,37; 7,12 [negiert; ähnlich 11,16 mit iva plus Konj.]). Vgl. daxa Derretí, Law 169: Gottes „household must first be fully satisfied". Der unmittelbare Kontakt Jesu zum Kranken ist für die markinischen Heilungsberichte überhaupt konstitutiv; vgl. noch 1,25.31.32.40; 2,3f.; 3,3.10; 5,6.27; 6,55f.; 7,32; 8,22f.; 10,49f. Gegen Burkiii, Development 173, der Jesu Aufenthalt in einem „heidnischen" Haus postuliert und daraus auf seine Freiheit von den Reinheitsgesetzen schließt. κύριος bezeichnet bei Markus - sofern nicht von Gott selbst die Rede ist (so 1,3; 11,9; 12,9.11.29f.36b[mit.i; 13,20) - Jesus als den machtvollen Sachwalter Gottes (5,19[-20]; 11,3; 12,36f.; 13,35; ähnlich 2,28, wo κύριος Prädikatsnomen ist). Als Anrede an Jesus begegnet der Titel im Markusevangelium sonst nicht
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П. Analyse
ihr helfen kann, ohne seine Aufinerksamkeit von Israel abzuwenden. Sie akzeptiert damit wesentliche Prämissen seiner Aussage: In der Tat muß aus der Perspektive Jesu zwischen Juden und „Heiden" unterschieden werden^^^, imd zwar so, daß sem Wirken „zuerst" den Juden zugute kommt. Das πρώτον aber deutet sie nicht auf eine zeitliche Folge, sondern auf ein sachliches Grefálle. M.a.W., sie traut Jesus zu, daß sein Heilswirken an Israel jetzt schon zu Nichtjuden hin „überschießt". Und wie andernorts menschlicher Glaube eine Heilung durch Jesus ermöglicht^^', so zieht jenes Zutrauen den erhofften „Überschuß" nach sich: Die Tochter wird vom Dämon befreit (V.29f ). Der Umstand freilich, daß dies aus der Ferne geschieht, zeigt: Die Beschränkung der heilenden Tätigkeit Jesu auf Juden wird hier weder ausnahmsweise durchbrochen noch grundsätzlich aufgehoben^^^; vielmehr wird aufgedeckt, daß jene Tätigkeit gerade in ihrer Beschränkung eine größere, über Israel hinausgreifende Reichweite hat^^'. Insofern widerspricht die Frau mit V.28 der Äußerung Jesu in V.27 nicht^^l sondern ergänzt sie; der gegenwärtige Überschuß seiner Wirksamkeit fur Nichtjuden erscheint als Implikat und Vorzeichen der von ihm selbst angedeuteten universalen Bedeutung, die seinem Heilswirken an Israel künftig eignen wird. Die Auslegung von V.28 im Sinn des Überschuß-Gedankens wird durch die deutliche Verklanmienmg des Dialogs V.27f mit den Speisungsgeschichten 6,35-44 und 8,19 bestätigt: Wie das Wort Jesu darauf anspielt, daß er zuvor und danach das jeweils vorhandene „Brot" in die Hand „nimmt", um es an die versammelten Volksmengen austeilen zu lassen und sie damit zu „sättigen"^'', so erinnert die Antwort der Frau an die großen Mengen von „Brocken", die in beiden Fällen überbleiben und aufgesammelt werden, ohne daß etwas über ihre weitere Verwendung gesagt würde (6,43; 8,8b)^''®. Daß sie in V.28 als „Heidin" spricht, unterstreicht Markus noch durch die an V.26a erinnernde Eröffnung mit ή δέ - sonst begegnet δέ innerhalb von V.24-30 ja nur noch in V.24a 235 , S.O. bei Anm. 175. 236 , Gegen ^ocA, Bedeutung 87 (der von einer Ausnahme spricht), bzw. Feldmeier, Syrophölüzierin 223 (der eine prinzipielle Neuorientierung Jesu behauptet). ffier zeigt sich der tiefere Sinn der markinischen Komposition, in der 7,24-30 als Pendant zu 6,1-6 ftmgiert (s.o. bei Anm.26f.): Während Jesus in seiner eigentlichen ,JIeimat" (V.4) keinen Glauben fmdet (V.6a) und dementsprechend kaum eine Wundertat vollbringen kann (V.5), begegnet ihm eine ,Heidin" mit dem Zutrauen, daß sein heilendes Wirken an Israel zu Nichtiuden hin überschießt; während sich die ihm von Geburt an nahestehenden Menschen (V.3) seinem öffentlichen Auftreten (V.2) als .prophet" entziehen (V.4), gliedert sich die Jesus von Hause aus femstehende Syrophönizierin trotz seines Rückzugs in die Veitorgenheit und trotz seiner abweisenden Haltung ihr gegenüber in seinen Zuständigkeitsbereich als des Sachwalters Gottes ein. So aber Eckey, MkEv 207: Die Regel Jesu werde von der Frau „widerlegt", χορτάζω ist bei MaAus nur m 6,42; 7,27; 8,4.8 belegt, λαμβάνω mit άρτος als Objekt m 6,41; 7,27; 8,6 (mV. 14 heißt λαμβάνω „m;inehmen") sowie in 14,22 (dazu s.u. bei Anm.247). Das Motiv der ψιχία findet in der Rede von den κλάσματα eine einzigartige Parallele (vgl. Burlali, Woman 30). Die sprachliche Differenz ergibt sich aus den unterschiedlichen Sinnzusammenhängen: „Krümel" könnte man nicht aufsammeln, „Brocken" würden am Kindertisch kaum übrigbleiben.
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Primäi haben diese Überschüsse freilich symbolische Bedeutung. Das geht aus der auf die beiden Speisungen zurückblickenden Szene 8,14-21 hervor. Jesu Warnung „vor dem Sauerteig der Pharisäer und dem Sauerteig des Herodes" (V.15) zieh vor dem Hintergrund von 8,1 Iff. imd 6,14ff. auf das Unvermögen der genannten Personen, ihn in seinen Wundem als den zu erkennen, der er ist^' - und erinnert darüber hinaus an ihre gemeinsame Absicht, Jesus wegen seines Vollmachtsanspruches zu töten (3,6)^^. Der Anlaß zu solcher Warnung besteht darin, daß auch die Jünger keine Einsicht in die wahre Identität Jesu haben; das ist bei den beiden vorangegangenen Bootsfahrten zum Ostufer deutlich geworden^'. Dabei hätte gemäß 6,52 die Speisung der 5000 ihr Herz öfhen sollen. Dieser Gedanke wird nun im Anschluß an die zweite Speisung mit 8,1721 weitergeführt: Gerade den Umstand, daß beide Speisungswunder große Überschüsse erzeugt haben, legt Jesus den Jüngern als Hinweis auf seine Identität ans Herz^. Aus jenem Umstand aber geht zunächst nichts anderes hervor, als daß die Speisungen über sich selbst hinausweisen. Worauf hin? Im Horizont der o.g. Erinnerung an das Tötungsvorhaben von Pharisäern und Herodianem denkt Markus hier wohl an den Tod Jesu, in dem seine Wundertätigkeit zum Ziel kommt^'. In dieselbe Richtung deuten die Anklänge der Speisungsberichte an sein Abschiedsmahl mit den Jüngern^, die die Sättigung der Volksmengen als Vorzeichen des Bundes ausweisen, den Gott im Sterben Jesu „für die Vielen" aufnchtet (14,[22-]24)^'". So lassen die Überschüsse beider Speisungen ahnen, daß Jesu Identität sich nicht darin erschöpft, durch Wunder Juden Anteil am Heil zu geben, sondern sich erfüllt, indem er durch seinen Tod allen Völkern, Juden wie .beiden", den Zugang zu Gottes eschatologischem Heil erschließt^. Angesichts der Verbindungslinien 2wischen 7,27f. und 6,35-44; 8,1-9.14-21; 14,22if. dürfte die in 7,27b angedeutete universale Bedeutung des heilenden Wirkens Jesu an Juden darin bestehen, daß es die Grundlage und Voraussetzung seines Weges ans Kreuz bildet, mit dem Gott dann allen Menschen, die sich zu Jesus halten, Anteil am Heil gewährt. Insofern harmoniert die markinische Erzählung von der Begegnung zwischen Jesus und der Syrophönizierin mit seiner Darstellung der Kontakte zwischen Jesus und den Römern in Kap. 15^"". Vgl. Räisänen, Messiasgeheimnis 124f. Vgl. van lersel, MkEv 163. Vgl. 4,35-41; 6,45-52 (dazu s.o. nach Anm.19). Gegen Gund^, MkEv 415: Die Identitätsfiage spiele hier keine Rolle. Dazu s.o. nach Anm. 175. - Anders Roloff, Keiygma 249fiF. : &st von Ostern ho" erschließe sich den Jüngern das Wesen der Speisungen als Zeichen der Gegenwart Jesußr sie. ^^ Vgl. vor allem die große Ähnlichkeit zwischen 6,41a (καΐ λαβών τούς πέντε δφτους ... εύλόγησεν καΐ κατέκλοσεν τούς άρτους καΐ έδίδοί) τοις μαθηταΐς ...) bzw. 8,6b (καΐ λαβών τούς έπτώ ¿ίρτους εύχοριστήσας ίκλασεν καΐ έδίδου τοίς μχχθηταΐς αύτοΰ ...) und 14,22a(καΐ... λαβώνδρτον εύλογήσας Ικλοσεν καΐ ίδωκεναύτοίς ...). Dazu s.o. bei Anm.90. Vielleicht darf man von daher auch das „eme Brot", das die Jünger mit im Boot haben (8,14), symbolisch verstehen: als Hinweis auf die beim Abschiedsmahl definierte Identität Jesu (vgl. Pesch, MkEv I 414). Immediin fällt auf, daß jene Angabe in V. 14fin. in Spannung steht zu den Notizen in V. 14init und V. 16яа 17b, denen zufolge die Jüiiger keine Brote bei sich haben. ^^ Dazu s.o. nach Ашп.212. - Zur weitergehenden Deutung s.u. nach Anm.291. Dazu s.o. nach Anm217.
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П. Analyse
1.3.3 Weitere Kontakte Der vorgestellte Befund wirft die Frage auf: Erscheint Jesu Wirken bei Markus auch sonst als ein Wirken unter Israel? Es gilt daher im Folgenden zu klären, ob und ggf. wie Jesus in Galiläa und im Umland Nichtjuden begegnet. a) Kontakte in Galiläa? Die galiläische Wirksamkeit Jesu (1,14^,41; 5,21-7,23; 8,10-21; 9,30-50) findet nach Markus ausschließlich im jüdischen Milieu statt. Zwar finden sich etliche Angaben zu Einflüssen anderer Kulturen^'"; als Nichtjuden erkennbare Personen werden aber nirgendwo erwähnt^'V Das gilt auch für 3,7-12, wo die über Galiläa hinausreichende Anziehungskraft des Wirkens Jesu zur Darstellung kommt^'^. Daß Menschen aus der Umgebung von Tyrus und Sidon mit solchen, die aus Judäa, Jerusalem, Idumäa und Peräa kommen und demnach Juden sein dürften^", zu einer Volksmenge zusammengeschlossen sind (V.7f), der sich Jesus heilend zuwendet (V.lOf), spricht gegen die Annahme, Markus denke sie sich als „Heiden"^'"*. Die Einbettung der Szene in einen jüdisch geprägten Kontext - voraus geht ein Streit zwischen Jesus und Pharisäern über eine Heilung am Sabbat (V.1-6), es folgt die Berufiing einer Schar von Begleitern und Mitarbeitern, deren numerische Größe an das Zwölf-Stämme-Volk erinnert (V I3-19) - macht die Existenz eines „heidnischen" Elementes in V.8 ebenfalls unwahrscheinlich. Schließlich geht aus 7,24 hervor, daß Jesus während seines Aufenthalts im Gebiet von Tyrus jeden Kontakt mit „Heiden" zu vermeiden sucht^"; dieses Verhalten aber ist nur dann verständlich, wenn es sich bei denen, die nach 3,8.1 Of aus diesem Gebiet zu ihm kommen und ohne weiteres in sein heilendes Wirken einbezogen werden, um dort ansässige Juden handelt. Nach Markus hat Jesus also m Gaüläa allein mit Angehörigen Israels zu tun^". Vgl. etwa die griechischen Namen im Jüngerkreis Jesu (Andreas [1,16; 3,18], Philippus [3,18], u.U. Simon), die an römische Häuser erinnernde Rede vom „Abtragen" des „Daches" (2,4a[fin.]), den aus der Philisterstadt Ekron stammenden Titel „Beelzebul" (3,22), die magisch anmutende Vorstellung einer Heilung durch bloße Berührung (3,10; 5,27f.; 6,56), den Anklang an die Vorstellung vom Nero redivivus (6,14.16), die Erwähnung römischer Denare (6,37), das ans hellenistische Theater erinnernde Wort ύποκρίτης (7,6) sowie die lateinischen Lehnwörter μόδιος (4,21), σπεκουλάτωρ (6,27) und vielleicht auch ξέστης (7,4). - Nicht hierher gehört die in 2,14 genannte Zollstation (zur Lage s.o. Anm.lO); sie hat wahrscheinlich als Einrichtung des Herodes Antipas an der Ostgrenze Galiläas zu gelten (vgl. Schilrer, History 1374). Selbst der fremde Dämonenaustreiber (9,38ff.) wird - da Johannes ihn in Kafamaum (V.33) und als potentielles Mitglied des Jüngerkreises erwähnt - als Jude zu identifizieren sein. Vgl. Klostermann, MkEv 33. Zur rückblickenden Funktion des Abschnittes vgl. Keck, Mark 343f.; zur kompositorischen Verknüpfung mit 1,28 s.o. bei Anm.l4. Zur jüdischen Einwohnerschaft von Idumäa vgl. Schürer, History II 7; zu der Prägung Peräas s.o. Amn.36. Gegen Egger, Frohbotschaft 98.102: Alle Nationen kämen zu Jesus. S.o. nach Ашп.221. - Zu Erwähnung Sidons in 3,8 und 7,31 s.o. Anm.34. Zum logischen Konnex zwischen 7,24 vmd 3,[7-]8 s.o. Ашп.45. Vgl. »η/ίΑ. Betsaida 364.
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b) Kontakte am Ostufer des Galiläischen Meeres (Ш 5.1-20; 7,31-8,9) Anders liegen die Dinge im „heidnisch" geprägten^'® „Land der Grerasener" (5,1-20). Zumindest in den Hirten der Schweineherde (V.14), die der von Jesus ausgetriebene Dämon ins „Meer" stürzen läßt (V. 1 IfF.), dürfte Markus Nichtjuden gesehen haben^". Das gleiche gilt dann aber für die von ihnen aus der Stadt und den umliegenden Höfen herbeigerufenen Menschen, da diese Jesus angesichts des entstandenen Schadens bitten, ihr Gebiet zu verlassen (V. 14-17)^'°. Damit sorgen sie freilich selbst dafür, daß ein weitergehender Kontakt zwischen „Heiden" und Jesus nicht zustande kommt. Der Besessene nämlich läßt sich viel eher als Jude deim als Nichtjude identifizieren. Dabei ist zunächst die Distanz zu beachten, die die herbeigekommenen Leute zum Geheilten wahren: Er gilt aus ihrer Perspektive nach wie vor als δαιμονιζόμενος, den sie beäugen, aber nicht ansprechen; was passiert ist, lassen sie sich von den Augenzeugen erzählen (V.15f)^®'! In dieselbe Richtung weist der Sachverhalt, daß der Besessene in deuthcher Anlehnung an Jes 65,3-7(LXX) beschrieben wird^®^; denn dort werden Israeüten angeklagt, die Götzendienst treiben^®^. NatürUch erinnern der Ausdruck „Gott, der Höchste" im Mund des Dämons (Mk 5,7) an die Bezeichnung des Gottes Israels durch Römer^®'* und der Dämonenname „Legion" S.o. bei und in Anm.35. Nach Lev 1 l,4.7f.; Dto 14,7f. dürfen Juden kein Fleisch von Schweinen essen, weil diese als nicht wiederkäuende Landtiere fui sie „unrein" sind. Das Veibot wurde auch in der Diaspora selbstverständlich eingehalten (vgl. EP.Sanders, Law 272-283). Femer durfte man nach m BQ 7,7 auch außerhalb Israels keine Schweine züchten - ein Verbot, das wohl bis in die Anfänge der Makkabäerzeit zurückgeht (vgl. Art. Pig, EJ ΧΙΠ 506f.). Insofem hätten Juden, die als Schweinehirten aibeiteten, ihre eigene Identität als Glieder des Gottesvolkes verleugnet oder doch in Frage gestellt; davon aber ist in Mk 5 - anders als in Lk 15,15f. - nichts zu spüren. Vgl. dazu den analogen Vorgang in Philippi, wo Paulus eine Magd von einem Wahrsager-Geist befreit, woraufhin sich ihre „römischen Herren", denen sie пш kein Geld mehr einbringen kann, gegen Paulus und Silas als .jüdische Unruhestifter" епфбгеп (Apg 16,16-22). Die gegensätzlichen Haltungen zu Jesus (V.17f.) entspringen den je anderen Folgen des Exorzismus für den einen und die übrigen, haben also nichts mit der jeweiligen Herkunft zu tun. ^^ Wörtlich stimmen V.3a5 mit Jes 65,4a (έν τοίς μνημασιν) sowie V.5 mit Jes 65,3a (διά παντός) überein; vgl. femer die Rede vom „unreinen Geist" in V.2.8.13 (und imphzit vom ,^Dämon" in V.15f) mit der von ,4Dämonen" in Jes 65,3b, die Erwähnung der Berge in V.5 mit der in Jes 65,7a, den Abwehrspruch in V.7 mit der (freiUch anders gearteten) Äußerung in Jes 65,5a, den Hinweis auf die Schweineherde in V. 1 Iff. mit dem auf Schweinefleisch in Jes 65,4b. Vgl. G.Rau, Mariaisevangelium 2104. Armen, Heil 182f, wertet den Rekurs auf Jes 65 als Indiz dafür, daß es dem Erzähler von Mk 5,1-20 um Gottes Zuwendung zu den „Heiden" gehe - ähnlich wie Paulus in Röm 10,20. Der Verweis auf dieses Zitat aus Jes 65,1 taugt jedoch nicht als Argument; aus Röm 10,21 und Umfeld geht eindeutig hervor, daß auch Paulus den Jesajatext ab 65,2 auf Israel deutet (vgl. dazu Wilk, Bedeutung 194f216f263f sowie 195 zu anderen antik-jüdischen Deutungen von Jes 65,lf ). Vgl. z.B. Philo, LegGai 157.317, sowie FeldtMler, Identitätssuche 108. Der Titel hat freilich alttestamentliche Wurzeln und fand nicht nur im Diaspora-Judentum Verwendung (dazu vgl. G. Bertram, Axt. δψιστος, ThWNT VIII 613-619: 614-617), sondern ist auch in Qumranschriften belegt (vgl. IQGenAp 11,17; 4Q 222 U.Ö.). Zu den lukanischai Belegen s.u. S.202.
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II. Analyse
an die Präsenz römischer Trappen im Land^®^; dieser Befund spricht angesichts dessen, daß Jesus den Dämon wie eine Besatzungsmacht aus dem Besessenen vertreibt (V.8), jedoch gerade gegen die Annahme, jener Maim sei ein „Heide". Demnach geht es in V.lSff. weder um die Legitimiemng der „Heiden"-Mission noch um die Durchbrechung eines Geheimhaitungsgebotes Jesu^". Vielmehr soll dort, wo dieser infolge seiner „Ausweisung" nicht mehr selbst tätig werden kann, der Geheilte die Kunde verbreiten^®', daß ihm durch Jesus das Erbarmen Gottes widerfahren ist^®^; und diesen Auftrag erfüllt er über alle Maßen, nämlich in der gesamten Dekapolis^®'. Angesichts der o.g. Distanz zu den nichtjüdischen Bewohnern der Gegend und angesichts der Weisung, in sein Haus und zu den Seinen zu gehen^'", dürften die primären Adressaten seiner Verkündigung Juden sein; freilich wird sie - ebenso wie die ihm widerfahrene Heilung - auch Nichtjuden bekannt werden"'. Insofern entspricht der in V.lSff. geschilderte Vorgang dem aus 3,7-12 und 7,24 zu erschließenden Prozeß: Jesus wird infolge seines heilenden Wirkens an Juden aus dem Umland Galiläas auch bei den dort lebenden Nichtjuden bekannt. Sein eigenes Auftreten im Land der Gerasener wiedemm folgt denselben Grundsätzen wie das im Gebiet von Tyras: Er geht von sich aus nur auf Juden zu, weicht zwar der unvermeidlichen Begegnung mit „Heiden" nicht aus"^, bezieht sie jedoch nicht in seinen Tätigkeitsbereich ein.
Vgl. dazu Theißen, Soziologie 95: „Die in der Schweineherde hausenden Dämonen verhalten sich wie die Besatzungsmacht. Sie ... haben wie die Römer nur den einen Wunsch, im Lande bleiben zu dürfea Daß sie zusammen mit den Schweinen im See ertrinken, entspricht den wenig freundlichen Wttaschen, die man im jüdischen Volk für die Römer hegte ..."; femer ders., Lokalkolorit 116ff.: die Assoziierung des Dämons mit den Schweinen erinnere an das Bild des Ebers auf den Feldzeichen der seit 6 n.Chr. in Syrien stationierten Legion X Fretensis, und die Bitte in Mk 5,17 spiegele den Sachverhalt wider, daß die hellenistischen Städte der Dekapolis sich von jüdischer Rebellion gegen die Römer distanzierten, da sie in deren militärischer Präsenz den Garanten ihrer eigenen Unabhängigkeit sahen. Zur Diskussion vgl. Kato, Völkermission 56-63, sowie Koch, Bedeutung 78-84. Vgl. Räisänen, Messiasgeheimnis 76. Daß Jesus das Wunder hier nicht wie sonst (vgl. 1,44; 5,43; 7,36; ähnlich 8,26) geheimzuhalten gebietet, erklärt sich wohl aus der in diesem Fall bereits eingetretenen öfTentlichkeitswiikung (vgl. 2,1 If; 5,34 sowie Kato, Völkermission 58). Ebenso dürfte das Fehlen eines Schweigebefehls an den Dämon darin wurzeln, daß hier - anders als bei 1,25.34; 3,12 - keine „Ohrenzeugen" anwesend sind (vgl. Meiser, Reaktion 132). So steht zu vermuten, daß auch das bei Markus singulare Verkimdigungsgebot (vgl. aber 10,52) aus dem Erzählgang herzuleiten ist und auf der ebenfalls einmaligen „Vertreibung" Jesu basiert Zu κύριος s.o. Anm.233; zu έλεέω vgl. 10,47f (wo „Sohn Davids" als Subjekt steht). Vgl. Gundry, MkEv 255. Die Kunde vom Exorzismus Jesu wird hier ähnlich wie in 1,28 (s.o. bei Anm. 14) über den Ort des Geschehens (s.o. Anm.36) hinaus veibreitet; s.o. Anm.38. Da V20 mit καί an V.19 anschließt, spricht nichts für die Vermutung, der Geheilte trete mit seinem Reden in einen Gegensatz zum Auftrag Jesu. Diese Annahme wird durch die Schlußbemerkung, daß „alle" die Veiicündigung hören und darauf mit ratlosem „Staunen" (s.o. Anm. 167) reagieren, gestützt. Dabei unterstreicht der Kontrast zum abweisenden Verhalten der „Gerasener" die Ausnahmestellung der Syrophönizierin als einer Heidin, die bei Jesus Hilfe sucht.
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An 5,1-20 knüpfen die beiden Szenen 7,31-37; 8,1-9 an, die wieder am Ostufer des „Galiläischen Meeres" und damit im „Gebiet der Dekapolis" spielen, sofern Jesus dort sofort von Leuten aufgesucht wird, die seine Hilfe (7,32) und Nähe ( 8 , l f ) suchen^'^. In der ersten Szene fuhrt man ihm mit der Bitte um Handauflegung einen Mann zu, der nicht hören imd nicht bzw. kaum sprechen каш"*. Der Umstand, daß Jesus dieses Anliegen - anders als in der unmittelbar vorausgehenden Perikope - nicht abwehrt^^', und die motivischen Analogien des Heilungsvollzuges zur Auferweckung der Tochter des Synagogenvorstehers Jaürus"® weisen auf eine jüdische Identität des Behinderten und seiner Begleiter hin^''. Dafür sprechen auch die Anklänge in der Kennzeichnung jenes Mannes (V.32init) und im den Heilungsbericht abschließenden Lobpreis der Begleiter (V.37)"* an Jes 35,5f"'; denn dort geht es um Gottes eschatologisches Heilshandeln an Israel^^". Zudem stellt besagter Lobpreis mit dem an Gen 1,31a erinnernden Ausruf „Gut hat er alles gemacht!" (Mk 7,37b)^^' die Heilungstätigkeit Jesu als Manifestation der Schöpfermacht Gottes dar, was ebenfalls auf jüdische Sprecher schließen läßt^^^. An wen sich ihre Verkündigung richtet,
S.o. Ашп.36; 2ИГ Lokalisierung s.o. nach Anm.28 und 31. "" Zur Frage, wie μογιλάλος (7,32) zu übersetzen ist, vgl. einerseits Bauer, Wöiteibuch s.v., andererseits den betreffenden Ait in EWNT Π 1072. Mit 7,29 ist ja die in V.27 ausgesagte Beschiänkung seines heilenden Wirkens auf Juden keineswegs aufgehoben; s.o. bei Ашп.237. Dazu s.o. Anm.37. Gegen Pesch. MkEv 1393. Da Jesus den zu Heilenden gemäß V.33 aus der Volksmenge heraus- und beiseitegeführt hat, wird man in der mit V.36a angesprochenen Mehr2ahl von Personen nicht jene Menge sehen dürfen; ihr gegenüber wäre ein Schweigegebot auch gar nicht sinnvoll (s.o. Anm.267). Vielmehr kommen als Adressaten nur die in V.32 implizierten Begleiter des Mannes in Frage, die Zeugen wenn nicht des Vollzuges, so doch des Erfolges seiner Heilung sind. Sie halten sich freilich djensowenig an Jesu Schweigegebot wie der vom Aussatz Geheilte in l,43£f., sondem verkünden, was sie erlebt haben. Mit 7,37 wird dann nicht etwa die Reaktion derer beschiidjen, die ihre Verkündigung hören - anders als in l,4f ; 5,20 deutet hier nichts auf einen Subjektswechsel nach κηρύσσω hin -, sondem in Analogie zu l,27[i] der Gehalt ihrer Botschaft benannt; auch in 2,12; 4,41 äußern sich ja diejenigen zu Wundem Jesu, die sie erlebt haben. Sowohl das Wort μογιλάλος (Mk 7,32 [einziger NT-Beleg]) als auch die Aussage, daß die „Tauben" auf wundeAare Weise zum ,^lören" befähigt werden (V.37c[iiiit.]), haben innerhalb der LXX nur in Jes 35,6a. 5b Parallelen; mit dieser Verheißung deckt sich femer die Erwähnung von „Ohren" und ,/unge" in Mk 7,33.35b. Gegen Baudoz, Géographie 564.569, der im Anklang von Jes 35 die Universahtät des Heils betont sieht, vgl. V.IO (είς luav) und V.4 (ó θεός ημών ... σώσει ημάς). Der Bezug auf Israel ist auch in Weish 10,21 bewahrt; dort wird ja mit Jes 35,5f das Wirken der Weisheit im Blick auf Israels „GrOndungsgeschichte" von Schöpiimg bis Exodus (Weish 10,1-20) besungen. Gen 1,31a lautet in der LXX: και είδεν ó θεός τά πάντα, δσα έποίησεν, καΐ ίίού καλά λίαν. Vielleicht spiegete sich in Mk 7,37b auch die LXX-Stellen wider, an denen die Wendung καλώς ποιέω mit Gott als Subjekt erscheint: Gen 32,13; Zef 3,20; Sach 8,15. Dort nämlich ist jeweils davon die Rede, daß Gott seine Heilsverheißung an Israel erfüllen wird. Gegen Sc/»7/e, Menschen 85.
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П. Analyse
wird nicht gesagt; dem Inhalt nach muß man, ähnlich wie in 5,20^^', primär an Juden denken. Nichtjuden werden demnach in 7,32-37 nicht erwähnt^ . Die zweite Szene 8,1-9 schildert, wie in derselben Gegend^*' „nochmals" wohl als Folge der Verkündigungstätigkeit aus (5,20 und) 7,36f. - „eine große Volksmenge" sich bei Jesus versammelt und von ihm auf Avunderbare Weise gesättigt wird. Die Parallelen zur Speisung am Westufer (6,[33]35-44)^®®, der Anschluß an 7,36f und vor allem die Einbindung in den gedanklichen Bogen von V.27f zu 8,14-21^^' machen es wahrscheinlich, daß Jesus hier wiederum mit in der Dekapolis lebenden Juden zu tun hat^^^. Man könnte zwar vermuten, daß die Aussage „einige von ihnen sind von ferne gekommen" (V.3c) andeutet, daß im Sinne von 7,28 auch Nichtjuden an dieser zweiten Speisung teilnehmen^^'. Dem steht aber entgegen, daß der dort ausgesprochene ÜberschußGredanke auf die bei beiden Speisungen anfallenden Reste bezogen ist^'"; zudem erinnert die Formulierung von 8,3 c an die Verheißung des endzeithchen Kommens der jüdischen Diaspora nach Jerusalem in Jes 60,4b^". In diese Richtung weist nun auch der Umstand, daß in Mk 8,8 von sieben, in 6,43 hingegen von zwölf YJàïhtn voller Reste gesprochen wird. Da die Überschüsse in 8,17-21 eine symbolische Interpretation erfahren, hegt die Annahme nahe, daß auch die Zahlen Symbolwert haben. Den nächstliegenden Anhaltspunkt zur Deutung bietet die lukanische Rede von zwölf Aposteln und sieben „Diakonen" in der Urgemeinde (Apg Demgemäß dürfte Markus mit den Hinweisen auf die jeweils anfallenden Überschüsse anzeigen: Wie die erste Speisung in der nachösterlichen Mission der Dazu s.o. nach Anm.270. Natürlich ist nicht auszuschließen, daß zu der Volksmenge in V.33 auch „Heiden" gehören; gesagt oder auch nur angedeutet wird das von Markus nicht Zum lockeren Anschluß durch V.l vgl. Mann, MkEv 325f. ffier wie dort wud erzählt von Jesu Eibarmen (6,34; 8,2), seinem Gespräch mit den Jungem und deren Ratlosigkeit (6,35£f.; 8,2fF.), seiner Frage nach den vorhandenen Broten (6,38; 8,5), dem Lagern der Volksmenge (6,39f.; 8,6a), Jesu Segenssprach, Brechen des Brotes und Austeilen der Brote und Fische durch die Jünger (6,41; 8,6b-7), der Sättigung und dem Einsammehi der Reste (6,42f.; 8,8) sowie der Zahl der Teilnehmenden (6,44; 8,9a). Diesen Parallelen gegenüber fallen die wenigen Unterschiede (z.B. wird in 6,35£f. das Gespräch von den Jüngern begonnen, ohne daß vom Himger der Menschen die Rede ist, während in 8,1 das Motiv der Lehre Jesu fehlt) kaum ins Gewicht: In beiden Fällen gibt Jesus Menschen, die in der Einöde lange Zeit bei ihm waren (6,35; 8,2.4), zu essen, und zwar durch seine zwölf Jünger (!). Dazu s.o. nach Anm.240. Gegen Kingsbury. Mark 100, der von 4000 „Heiden" spricht. Vgl. Klauck, Allegorie 279. S.o. bei Ашп.240. Dort heißt es gemäß LXX: Ιδσό ήκασι πάντες oí υίοί σου μακρόθεν ... Diese Ankündigung steht Mk 8,3 c sachlich und sprachlich näher als die von Danker, Mark 216, bevorzugte Stelle Jos 9,6, wo die Gibeoniter gegenüber Josua behaupten: έκ γής μακρόθεν ηκαμεν ... Zudem bezeichnet Markus mit der Wendung από μακρόθεν andemorts eine überschaubare Distanz, in der Personen oder Dinge zu Jesus stehen (vgl. 5,6; 14,54; 15,40 bzw. 11,13). Vgl. Kelber, Story 39. Anders Pesch, MkEv I 404, der auf sieben Nationen der Völker im
Gegenüber zu den zwölf Stämmen Israels deutet.
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Zwölf unter Juden ihre Vollendung findet^", so die zweite Speisung in der nachösterlichen Mission der Sieben unter .Jieiden". Dann aber sind als Empfänger der Speisungen jeweils diejenigen Volksgruppen anzusehen, denen die beiden Missionars-Kollegien entstammen - palästinische Juden in 6,35-44 und Diaspora-Juden in 8,1-9. So wendet sich Jesus mit der Speisung der 4000 am Ostufer des „Galiläischen Meeres" ausschließlich den dort lebenden und aus der näheren wie ferneren Umgebung herbeigekommenen Juden zu. c) Kontakte in der Tetrarchie des Philippus? Was den Aufenthalt Jesu in der Tetrarchie des Philippus (8,22-9,29) angeht, so bietet der markinische Bericht keine Indizien für einen Kontakt zu Nichtjuden. In dem der hellenistischen Stadt vorgelagerten Dorf Betsaida^'* kommt es zur Heilung eines Blinden (8,22-26), die in vielen Einzelheiten an die Heilung des Taubstummen in 7,32-37 erinnert^", also wohl einem Juden gilt^'®. Das wird durch den kompositorischen Ort der Perikope bestätigt, dient sie doch als Übergang zum - auf die Jünger konzentrierten - Hauptteil 8,27-10,52 und damit als Gegenstück zur Geschichte von der Heilung des blinden Bartimäus in Jericho^". Daß auch etwaige Zeugen des Heilungserfolges Juden sind, darauf deuten die im anschließenden Gespräch Jesu mit den Jüngern referierten Volksmeinungen über ihn (8,28) hin, die eindeutig jüdische Prägung aufweisen^'®. In den Dörfern von Cäsarea Philippi (8,27-9,1.14-29) bewegt er sich ebenfalls in einem rein jüdischen Milieu. Dies zeigen - neben den bereits genannten Indizien^" - folgende Sachverhalte: (a) In 8,34 schließt Jesus die Jünger auf ähnliche Weise mit der Volksmenge zusammen wie zuvor bei den an Juden vollzogenen Speisungswundern; (b) die Heilung des Knaben in 9,14-27 wird so beschrieben, daß sie viele Züge vorangegangener Wunder in sich vereinigt und damit als Höhepunkt des heilenden Wirkens Jesu an Juden erscheint^""; (c) die Rede von „diesem ... sündigen" bzw. vom „ungläubigen Geschlecht" (γενεά) in 8,38 und 9,19 weist auf Jesu Streit mit Pharisäern in 8,llf zurück, stellt also die Texte 8,34-9,1 und 9,14-29 in einen jüdischen Kontext. Schmahl, Zwölf 108, begreift die Mittlerrolle der Jünger bei der Speisung als Sinnbild für die nachösterliche Aufgabe der Zwölf. Zur Lage s.o. Ашп.ЗЗ. S.o. Ашп.35; femer vgl. die in beiden Texten begegnenden Motive des Heibeibringens samt der Bitte um Berührung (7,32; 8,22b) und der völligen Wiederherstellung (7,35fm.; 8,25b). Vermutlich ist zudem 8,26 in Analogie zu 7,36a als eine Art Schweigegebot aufzufassen. Dafür spricht überdies der Sachverhalt, daß die in 7,32-37 aufgenommene Verheißung für Israel auch besagt, daß „Blinden" die Augen geöffnet werden (Jes 35,5a). ^^ Dazu s.o. Anm.l9. ^^ S.o. nach Anm.62. S.o. bei Anm.64f ^ Vgl. Eckey, MkEv 243. Man beachte vor allem die Motive „sichtbare Besessenheit" in V.18a-b.20b{enschensohn" im Maikusevangelium vgl. (als Überblick) Ernst, Markus 58-75. "" Gegen Suhl, der 4,32 auf die Großkirche zur Zeit des Evangelisten deutet - Das Bild von dem poßen Gewächs, das „Zweige treibt, so daß unter seinem Schatten die Vögel des Himmels Zuflucht finden können" erinnert weniger an Ps 104(103),12 - dort finden die Vögel des Himmels Zuflucht an den Wassern (vgl. V.IO) - als vielmehr an Stellen, die die weltumspannende Ausdehnung der Königreiche Ägypten (Ez 31,6: έν ταΐς ποφαφυάσιν ανηοΟ έν6σσε·οσαν πάντα xà πετεινά τοΰ ούρανοΰ, καΐ ύποκάτω τών κλάδων αύτοΰ έγεννώσαν πάντα τά
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П. Analyse
геп Verkündigung des Wortes (4,26f.l4)''", die Jesus inauguriert hat (1,15). Demzufolge erschließt sich das Gottesreich in seinem Geheimnis allein den Jüngern (4,11)'°® und wird ausschließlich denen zuteil, die es in der Nachfolge Jesu von Gott selbst empfengen(9,47; 10,14f23ff.''®; vgl· 12,34). 3.
Sofern auch Juden in vollgültigem Sinn erst aufgrund des Todes Jesu Anteil am eschatologischen Heil erhalten, kann man nicht sagen, Gottes Heilswirken würde zunächst - in Gestalt des öffentlichen Wirkens Jesu - Israel gelten und dann durch sein Sterben auf die „Heiden" ausgeweitet. Vielmehr setzt Gott mit der Aufrichtung des Bundes „für viele" (14,24) und des Gebetshauses „für alle Völker" (11,17) im Tod Jesu einen neuen Anfang (12,9ff.), der mit seinem Auftreten in Israel vorbereitet wird (7,27f ). In diesem Sinn bringt die Sendung Jesu die Schrift und damit die Geschichte Gottes mit Israel zur Erfüllung.
Weil Jesus als Bote der nahe herangekommenen Gottesherrschaft auftritt, hat sich mit seinem Auftreten in Israel der von Gott zu ihrer Aufrichtung festgesetzte Zeitpunkt „erfüllt" (1,15). Daher steht der Prozeß, der zur universalen Durchsetzung der Gottesherrschaft fiihrt, unter dem „Muß" des göttlichen Heilsplans: Zuvor mußte - in der Gestalt des Täufers - Elija kommen (9,1 Iff ); der Menschensohn Jesus muß leiden, sterben und auferstehen (8,31); Kriege zwischen den Völkern müssen als „Anfang der Wehen" stattfinden (13,7f); vor dem „Ende" (13,7.13) muß das Evangelium allen Völkern verkündigt werden (13,10). Gewiß erscheint im Rahmen der Geschichte Israels schon das Lehren Jesu als „Neuheit" (1,[22.]27)^". Er selbst unterstreicht diesen θηρία τοΰ πεδίου, έν τχί σκιςί ούτοΰ κατφκησεν πάν πλίνθος έθνών) und Babylon (Dan 4,7.9(10.12]: ... Ιδού δένδρον ύψηλόν ... οί κλάδοι αύτοΰ τφ μήκει ώς σταδίων τριάκοντα, καΐ ύποκάτω αύτοΰ έσκίαζον πάντα τά θηρία ττίς γής, και έν αύτφ τά πετεινά τοΰ ούρανοΟ ένόσσευον ...[vgl. V.I7£F.{20£F.}]) sowie des messianischen Reiches (Ez 17,23: ... Ισται εις κέδρον μεγάλην, και άναπαύσεται ύποκάτω αύτοΰ πάν θηρίον, καΐ πάν πετεινόν ύπό τήν σκιάν αύτοΰ άναπαύσεται .,.) auf analoge Weise umschreiben. Zwar wird keine dieser Stellen wörtlich oder sachlich exakt rezipiert (vgl. Crossan, Parables 46f.); das ist jedoch dadurch bedingt, daß das Gleichnis den Kontrast zwischen Ausgangspunkt und Vollendung des Gottesreiches betont (gegen Hauser, Herrschaft 47: Markus spreche von solcher Vollendung gar nicht) und damit dessen von den üblichen Reichs-Erwartungen differierendes Wesen herausstellt (die These, Markus habe den Schriftbezug im tradierten Gleichnis nicht mehr gesehen [so Kogler, Doppelgleichnis 168ff.], ist also unbegründet). In diesem - Entsprechung und Differenz verbindenden - Sinn ähnelt das Bild auch frühjüdischen Texten, die die Ausdrücke „Vögel des ffimmels" (äthHen 90,30.33.37 [für rabbinische Aussagen vgl. Jeremias, Verheißung 59]) und „Zuflucht finden" (JosAs 15,7) auf die Teilhabe der Völker am Heil Gottes für Israel beziehen. "" Zum Bezug der Saatmetaphorik auf die Verkündigung vgl. Klauck, Allegorie 217. Vgl. Kertelge, Jüngerschaft 160 (der zu Recht betont, daß Madcus dabei nicht an eine esoterisch veifaßte Jüngergemeinde denkt - vgl. 4,21f ). Vgl. die Sätze vom „Eingehen ins Leben" (9,43.45) und vom „Erben ..." bzw. „Empfangen ewigen Lebens" (10,17.30), das den Nachfolgern Jesu zugesagt ist Neu ist sowohl der Inhalt der Lehre - das machtvolle Anbrechen der Gottesherrschaft als auch ihre am Exorzismus anschaulich werdende Vollmacht, vgl. Egger, Frohbotschaft 149. Vgl. dazu die Rede von der „erfüllten Zeit" in 1,15. - 2,21f gehört (gegen Dahm, Israel 153f )
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Eindruck, indem er sich vor Kritikern als „Bräutigam" darstellt, in dessen Gegenwart die Jüiiger nicht gut festen können ( 2 , 1 8 f f und als „gehebten Sohn", den der Herr des Weinbergs zu dessen Pächtern schickt, nachdem sie zuvor seine Knecht abgelehnt haben (12,1-6). Doch wie beide Bildworte in Hinweisen auf Jesu Tod gipfeln (2,20; 12,7f.), so fuhrt seine im Jerusalemer Tempel zum Abschluß kommende Lehrtätigkeit dazu, daß er von den Handlangem des Synedriums wie ein Räuber verhaftet wird (14,48f Eben dadurch aber kommt die Schrift zur Erfiillung (14,4%)'"*. Das Leiden und Sterben Jesu entspricht nämlich nicht nur als solches den Aussagen der Schrift über den Menschensohn (9,12; 14,21)'"; es zieht darüber hinaus eine Reihe weiterer Ereignisse nach sich, die ebenfeUs in der Schrift angekündigt sind: die Flucht der Jünger (14,27), die Auferweckung Jesu als Aufrichtung des eschatologischen Gebetshauses fiir alle Völker, das den zur Räuberhöhle gewordenen Jerusalemer Tempel ablöst (12,10f., vgl. 11,17), sowie die Erhöhung Jesu zur Rechten Gottes als Vollendung seiner Davidssohnschaft (12,36). Auf diese Weise geht aus der Schrift selbst hervor, daß durch den Tod und die Auferweckung Jesu Gottes bisherige Geschichte mit Israel überfuhrt wird in eine neue Geschichte Gottes mit allen Völkern^'®. 4. Der auf jenen universalen Neubeginn hinfuhrende Charakter des Auftretens Jesu in Israel tritt zunächst in dem sachlichen Zusammenhang zwischen seiner Wundertätigkei^'^ vmA sQmem Tod zutage. (a) Wie den Menschen, die durch Jesus von Krankheit und Behinderung geheilt werden, aufgrund ihres Glaubens Rettung v^^iderfährt (5,23+36.28+34; 10,52)^'*, so erschließt Jesu Sterben denen, die ihm nachfolgen - und darin ihren Glauben bewähren (1,15; 4,40; 9,42; 13,21; vgl. 1 l,22ff.) - , den Weg zur endzeitlichen Rettung (8,35; 10,26; 13,13[.20])^ wohl nicht hieiher: Während es in V. 22 darum geht, den neuen Wein zu bewahren, indem man ihn in neue Schläuche füllt, handelt V.21 davon, daß das alte Gewand nicht etwa durch Verwendung eines neuen Flickens beschädigt wird. Das doppelte Bildwort wertet also nicht Neues gegenüber Altem auf (oder ab), sondern macht - als Kommentar zur doppelten Antwort auf die Fastenflage in V.19f. - deutlich, daß jedes Ding seinen ihm angemessenen Platz hat; vgl. Schellong, Wein 112-117. Vgl. Lohmeyer, MkEv 60: Das Bildwort weise auf die Zeit der eschatologischen Vollendung, Fasten áber gehöre in die Zeit der Voibereitung. '"Dazus.o. Anm.113. "" Vgl. Steichele, Sohn 261f : Von V.27 her sei V.49b (ebenso wie V.21a) als Hinweis auf die ErMung der Schrift in der Passion Jesu zu verstehen. Wie der Gedankengang von 9,11 nach V.13 zeigt, liegen die Hinweise auf Schrifterfiülung bzw. Schriftgemäßheit mit den Sätzen zur Notwendigkeit der eschatologischen Ereignisse (vgl. δει in 8,31; 13,7.10) für Maikus auf derselben Sachebene (gegen Horstmann, Studien 24). Man kann also durchaus einen Zei^unkt nennen, an dem das Heilsgeschehen zur Universalität hin umschlägt (gegen Böttger, König 102), auch wenn diese von Beginn an im Blick ist Zu deren bleibender Funktion für die Gemeinde vgl. Theißen, Wundergeschichten 220f. S.o. bei Anm.175. - Ähnliches kommt in 2,5+llf.; 6,56; 9,24-27 zum Ausdruck; vgl. femer 7,28f. (s.o. bei Anm.235). bi 3,4f und 15,31 werden Jesu Wunder ohne Bezug auf das Zutrauen der Hilfesuchenden als Akte der Rettung qualifiziert Dafi die an diesen Stellen in Aussicht gestellte Rettung - als Teilhabe am Reich Gottes im Tod Jesu üire Grundlage hat, zeigt sich darin, daß sie mit dem Leiden „um meinet- (und des
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П. Analyse (b) Wie die Exorzismen Jesu Gottessohnschafl anzeigen, sofern er in ihnen Menschen aus der Herrschaft der „unreinen Geister" befreit (l,24ff.; 3,11; 5,7f.; ähnlich 7,28f.), so wird Jesus durch seinen von der Taufe ans Kreuz führenden Lebensweg als Sohn Gottes ausgewiesen, der Menschen zu Bekenntnis und Nachfolge ruft (l,9flf.; 9,2-8; 15,33-39; vgl. 12,6-12; 14,36)^^°. (c) Wie Jesus mit Broten und Fischen den Hunger der bei ihm versammelten Volksmengen (6,35-44; 8,1-9) stillt, so dient er den „Vielen" in seinem Sterben, das Gottes Bund mit ihnen begründet (14,24), und gibt sich selbst fiir sie hin (10,45) als das Brot, von dem sie leben können (14,22); und wie die Volksmengen Brote und Fische aus den Händen der Jünger empfangen, so ermöglicht das nachösterliche Wirken der Juden- und „Heiden"-Missionare - auf das die überschüssigen, zwölf und sieben Körbe füllenden Brokken vorausweisen (8,17-21) - allen Völkern die Teilhabe am „Leib Jesu"^^'.
Neben die öffentlichen Wunder steUt Markus mit 4,35-41; 6,45-52 und ll,12ff.20f drei den Jüngern geltende Wunder. Die ersten beiden Texte handeln von Bootsfahrten über das „Galiläische Meer" und weisen als Rettungs- und Epiphanieerzählungen'^^ auf die göttliche Würde Jesu hin'^; insofem gehören sie mit der Verklärungsgeschichte 9,2-8 zusammen. Doch wie die Jünger die Botschaft jener Wunder nicht begreifen (6,49-50a.51b-52)^^'', so bleibt auch der Sinn der Verklärung den dabei Anwesenden verborgen (9,5f Erkannt wird Jesu Würde als Gottes Sohn ja dort, wo man aufgrund seiner Gegenwart glaubt (4,40) und auf ihn hört (9,7). Dies aber vermögen die Jünger erst von seiner Auferstehung her (V.9): im Rückblick auf seinen Tod, durch den das - den Jerasalemer Tempel ersetzende - „Haus des Gebetes" für alle Völker begründet wird (11,12-25)"'. 5. Der vorbereitende Charakter des Wirkens Jesu in Israel spiegelt sich femer in den zahlreichen Jüngeruntenveisungen wider: Einerseits erläutert er den Jüngern auf dem Weg von Cäsarea Philippi nach Jerusalem fortlaufend den Evangeliums) willen" (8,35; 10,29; 13,9) in Zusammenhang gebracht wird. - Die o.g. Ausprägungen des Glaubens sind bei aller Verschiedenheit Ausdruck derselben Haltung und interpretieren sich gegenseitig; vgl. Marshall, Faith 228ff. S.o. bei Anm.210fif. Zum Ganzen s.o. bei Anm.247 sowie nach Anm.291. '''Vgl. PeicA.MkEv 1358. 4,36-41 erinnert Zug um Zug an das in Jon 1,3-6.10.15f. geschilderte Handeln Gottes und verbindet in Mk 4,39 den Anklang an Jesu Exorzismen (vgl. 1,25; 9,25) mit der Anspielung auf Psalmen, die Gottes rettende Macht über Meer und Wind besingen (vgl. etwa Ps 106[105],9a; 107[106],29). In Mk 6,48.50 wiederum wird nacheinander auf Ijob 9,8b (LXX: Gott „schreitet über das Meer wie über einen festen Grund"), Ex 33,19.22; 34,6 (Gott offenbart Mose seine Herrhchkeit im Vorübergehen) bzw. IKön 19,llf (Gott zeigt sich Eüja im Vorübergehen, und zwar lücht m Sturm, Erdbeben oder Feuer, sondern in einem sanften Hauch) und auf Texte wie Ex 3,14 oder Jes 43,10-13 (Gottes Selbstvorstellung mit den Worten „Ich bin ...") Bezug genommen; vgl. Merklein, Jesusgeschichte 131. '^''S.o.nachAnm.l9. Gegen Kazmierski, Jesus 120f : Die Jttager wüßten nur nicht, wie sie reagieren sollten. ^^^ Vgl. auch 12,9ff.; dazu s.o. bei Anm.207.
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Sinn seines Weges ans Kreuz (8,3Iff.; 9,30ff.; 10,32fF.; ähnlich 14,6ff.41); andererseits instruiert er sie immer wieder für ihr künftiges Dasein in jenem „Haus des Gebetes" (11,22-25), d.h. für ihre Existenz als seine Nachfolger (8,34-9,1; 9,35-50; 10,35-40), als seine Zeugen vor den Völkern (10,42-45; 13,9.1 Iff.) und als Träger des Evangeliums (13,10; 14,9; vgl. 6,8-11""'). Dieser doppelten Ziellichtung lassen sich auch die übrigen Jüngerbelehnmgen zuordnen: In einigen Texten geht es um das Verständnis des Weges Jesu - von der Analogie zum Geschick Täufers (9,11ίΤ.) über die öffenthche Verkündigung (1,38), die Speisungswunder (8,14-21) sowie die Passion (14,18-21.29ff.), ihren Sinn CV.22ff.) und ihre Folgen (V.27) bis hin zur Auferweckung (9,9; 14,28) und zur Vollendung im Gottesreich (13,24-32; 14,25). Die übrigen Abschnitte zielen auf das Verhalten und das Zusammenleben in der Gemeinde - und zwar bezüghch der Themen „Reinheit" (7,1723), „Dämonen" (9,28f), „Ehescheidung" (10,10ff.), „Kinder" (10,13f), „Reichtum und Verzicht" (10,23-31) „Hingabe" (12,43f), „Enderwartung" (13,33-37) und „Gebet" (14,37f ) - sowie auf das von Abgrenzung und Zuwendung bestimmte Verhältnis der Gemeinde zur ,Дußenwelt" (4,10-25) und ihre Existenz unter Bedrängnis und Anfechtung (13,2.5-8.14-23). Eine ähnUche Verteilung weisen die Abschnitte auf, in denen die Jünger als Mitarbeiter Jesu dargestellt werden: In 3,9; 11,1-7 und 14,12-16 bereiten sie einzehie Et^pen seines Weges von Galiläa nach Jerusalem vor; gemäß 1,17 und 3,13ff.; 6,7.12f 30 sowie 6,37-41; 8,5f unterstützen sie ihn in seiner missionarisch-sammelnden, verkündigend-heilenden sowie „sättigenden" Wirksamkeit'^'. 6. Der auf das Kreuz ausgerichtete Charakter des Wirkens Jesu zeigt sich schließlich in seinen Auseinandersetzungen mit Pharisäern, Schriftgelehrten imd anderen Gegnern: Zum einen belegen die betreffenden Passagen den harten Gegensatz zwischen Jesus und seinen Kritikern und machen damit verständlich, wie es in Jerusalem dazu kommt, daß das Synedrium ihn „wie einen Räuber" verhaften läßt (14,43-49) und wegen „Gotteslästerung" zum Tode verurteih (V.55-64). Zum andern tritt Jesus in diesen Auseinandersetzungen als Bevollmächtigter Gottes auf, der zentrale Vorstellungen und Regelungen seiner jüdischen Gegner von der Schrift her als Engführung oder Verstellung des Willens Gtottes entlarvt, und bereitet auf diese Weise die Ablösung des Jerusalemer Tempels durch das auf der Grundlage seines Todes errichtete „Haus des Gebetes" für alle Völker (11,17) vor. Zumal die Textblöcke 2,1-3,6 und 11,27-12,27 sind von Hinweisen auf den bevorstehenden Tod Jesu (2,20; 12,7f) und auf die Mordpläne seiner Ge^er (3,2.6: Pharisäer und Herodianer, ll,27f ; 12,12: Hohepriester, Schriftgelehrte und Älteste) geprägt; vgl. noch 11,18; 14,lf Damit wird der Ausgang eines Konfliktes markiert, in dem beide Seiten einander schwere Vorwürfe machen: Während man Jesus unterstellt, er lästere Gott (2,7b) und stehe mit Beelzebul im Bunde (3,22), konstatiert er bei seinen Widersachern Verstockung (3,5), Heuchelei (7,6; 12,15), Unkenntnis (12,24) und ScheinheiZur Transparenz dieses Textes für die Zeit der markinischen Gemeinde vgl. Lührmam, MkEv 71, und s.u. bei Anm.364.371. 32«Zum Verhähnis zwischen den Zwölf und den übrigen Jüngern s.u nach Ашп.362.
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П. Analyse
ligkeit (V.38ff.); dabei hebt Markus die zweitgenannte Eigenschaft besonders hervor, indem er von drei Anläufen der Pharisäer erzählt, Jesus zu versuchen (8,11; 10,2; 12,13.15), d.h. zur Untreue gegenüber seiner Sendung durch Gott zu verfuhren"'. In der Sache geht es bei diesem Konflikt um die Frage, wer den Heilswillen Gottes auf rechte Weise interpretiert. Die Kritiker halten Jesus vor, er imd seine Jünger mißachteten die Fastensitte (2,18), den Sabbat (2,24; 3,2) und die Reinheitshalacha (7,[2.]5), er mache sich zum Genossen der Sünder (2,16) und stelle die Geltung der Thora des Mose in Frage (10,2.4), er entheilige den Tempel (ll,[15-18.]27f) und beanspruche fälschlicherweise göttliche Vollmacht (2,7c; vgl. 8,11). Insgesamt beschuldigen sie ihn damit, die Grundlagen jüdischer Existenz aufzuheben. Die Anklage trifft - und trifft auch wieder nicht. Tatsächlich negiert Jesus die herrschende (vgl. 7,3!"") Auffassung davon, was jüdische Existenz ausmacht, nämlich die Auffassimg, daß Gottes Nähe sich den Menschen im Tempel erschlösse und daß ihre Treue zu Gott sich in der Einhaltung von Sabbat- und Reinheitsvorschriften realisierte. Diese Negation aber entspringt einer Position, die auf zwei Pfeilern ruht: auf der Sendimg Jesu und auf seinem Verständnis der Schrift. Gott selbst hat ihn ja autorisiert, „Sünden zu vergeben auf Erden" (2,10), und ihn dementsprechend gesandt, „Sünder [zu sich] zu rufen" (V.17). Aufgrund dieser Vollmacht - die insbesondere in seinen Exorzismen zutage tritt, sofern dabei Menschen aus der Macht Satans befreit werden (3,23-27)^'' - muß sich die Bewahrung von Fastensitten, Sabbatregeln und Tempelkult der Erfüllung seiner Sendung unterordnen (2,19.28; 11,29-12,6). Er setzt also die genannten Ordnungen nicht einfach außer Kraft, sondern weist ihnen von seinem Wirken her ihren Ort zu: Das Reinigungsopfer des vom Aussatz Geheilten wird für die am Kult Beteiligten zum „Zeugnis" (1,44), d.h. zum Hinweis auf Jesu Vollmacht und zur Warnung, ihr die Anerkennung nicht zu versagen^"; der Sabbat dient ihm dazu, Gutes zu tun und Menschen durch sein heilendes Wirken zu „retten" (3,4)'^'; das Fasten ordnet er der Zeitspanne zu, in der er nicht mehr bei seinen Jüngern ist (2,20). Diese „Platzanweisungen" aber - das macht er am Konnex von Sabbat- und Kultpraxis deutlich"" - entsprechen dem in der Schrift erkennbaren (V.25f)"^, in der Schöpfung verwurzelten (V.27) Willen Gottes. So ist es kein Zufall, daß Jesus auch sonst von der Schrift her den Auffassungen seiner Gegner den Boden entzieht - der pharisäisch-schriftgelehrten Hochschätzung der „Tradition der Ältesten" (7,6f 10), der pharisäischen Tolerierung der Ehescheidung (10,6ff.)"', dem priesterUch-schriftgelehrten Vertrauen auf den Tempel
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Dazu vgl. Gibson, Temptations 158ff.285.299-302. " " Mit 7,3f. wird der Konflikt zwischen Jesus und den Pharisäem in generalisierender Weise zugespitzt; vgl. Kampling, Gesetz 128. Auch in 2,1-12 und 3,1-6 weisen die Wunder Jesu ihn als den aus, der zur Neuordnung der Verhältnisse legitimiert ist; vgl. Meiser, Reaktion 141. Daß die Wendung εις μαρτύρνον αύτοίς zugleich positiven und kritischen Sinn hat, legt sich von den Parallelen in 6,11 und 13,9 her nahe. Es geht in 1,44 also weder um einen Beweis für die Thoratreue Jesu (so Kuhn, Problem 305f.) noch einfach um die öffentliche Bestätigung der Heilung (so Klostermarm, MkEv 21). Vgl. Böttger, König 64: Der Sabbat werde als Lebensordnung neu konstituiert. Dazu s.o. bei Anm. 117. Nach Kampling, Israel 109, belegen die Verse 25f. die Schriftunkundigkeit der Gegner. Daß hier das Gesetz als falsch erwiesen würde (so Suhl, Zitate 76), läßt sich nicht sagen.
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(11,17), der sadduzäischen Leugnung der Auferstehung (12,24ff.f" der schriftgelehrten Fixierung auf die Davidssohnschaft des Messias (V.36) und sogar der das Synedrium einenden Ablehnung Jesu (V.lOf ). Jesus erscheint demnach in solchen Auseinandersetzungen als deqenige, der den ursprünglichen (vgl. 10,6!) Willen des Gottes Israels zur Geltung bringt'''. Dieser Wille zielt primär darauf, daß Menschen Gott ihren Gott sein lassen (12,29f.) - in Fragen der Frömmigkeit (7,6.8.13) und des Glaubens (12,24fm.27a), der sozialen Ordnung (10,9) und der politischen Ethik (12,17) - und von daher ihren Mitmenschen zugute leben (V.31, vgl. 3,4; 7,10fl'.; 12,33.40). Vollzogen aber wird solcher Gehorsam gegen Gottes Willen, wenn man Jesus als Gesandten Gottes anerkennt (2,10init; vgl. 8,12; 11,27-33) und auf ihn hört (9,7)'"; wer ihm die Anericennung verweigert, zieht sich daher Gottes Gericht zu (3,28ff.'''®; 12,6-9). 7. Insgesamt zielt das Wirken Jesu - im Vorgriff auf die universale Gemeinschaft von Juden imd „Heiden" im Haus des Gebetes für alle Völker, die nach Ostern auf der Basis seines Todes entsteht - auf ein Israel, das seine Treue zu Gott darin bewährt, auf der Basis des Evangeliums und in Übereinstimmung mit der Schrift eine zu Nichtjuden hin offene Glaubens- und Lebensgemeinschaft zu bilden. Dabei wird solche Offenheit durch Jesus (a) selbst praktiziert, (b) öffentlich verkündigt, (c) im Kreis der Jünger und Anhänger dargestellt und (d) von jüdischen Gegnern eingefordert. bi der Wirksamkeit Jesu lassen sich vier Grundformen unterscheiden: Wunder, Lehre, Auseinandersetzung mit Gegnem und Unterweisung der Jünger. Betrachtet man deren geographische Zuordnung, so föllt auf: Sowohl in Galiläa als auch in Judäa und Peräa kommen alle vier Grundformen vor; demgegenüber fehlen im Umland Galiläas Streitgespräche mit Kritikem'^', in Jerusalem Wunder'^^. Letztere „Lücke" ist wohl dadurch bedingt, daß in markinischer Sicht die Wunder Jesu ihre Erfüllung in der Passion als dem Geschehen finden, auf das sein Aufenthalt in Jerusalem zuläuft. Von daher legt sich ein analoge Erklärung für die erstgenannte „Lücke" nahe: Die auf das Kreuz ausgerichteten Auseinandersetzungen auf jüdischem Boden finden ihr Ziel in dem Geschehen, das Jesu Aufenthalt im Umland Galiläas bestimmt. Dieses Geschehen ist die Zum Schriftbeweis aus der Thora vgl. Meli, Winzer 306-310. Ähnlich Рокоту, Maikusevangelium 2012, zu Κφ. 1 If.: Als Cìottessohn entscheidet Jesus über die rechte Auslegung der Schrift. Vgl. auch 1,27, sofem dort mit διδαχή „Erteilung von Thora" gemeint ist; vgl. Meiser, Reaktion 129ff. (in Anlehnung an K. Müller und J. Maier). Die These, Markus stelle Jesus als Leitbild für die thorafreien Christen dar (so Feldtkeller, Identitätssuche 178), wird also dem Textbefimd nicht gerecht Analog dazu zeigt 10,17-22: Das Tun der Gebote Gottes vollendet sich in der Nachfolge; vgl. Berger, Gesetzesauslegung 412Í Gemäß V.30 - und dem Konnex mit 1,8b - geht es in 3,29 um die Anerkennung Jesu. In 9,14 wird lediglich am Rande ein Disput zwischen den Jüngern und einigen Schiiftgelehrten notiert. - Femer fehlen im Umland explizite Hinweise auf ein öffentliches „Lehren" Jesu (in 8,31 richtet sich Jesus wie in 9,31 an die Jünger); dieser wortstatistische Befund wird aber dadurch aufgewogen, daß die J'redigt" 8,34-9,1 ausdrücklich auch dem Volk gilt Einzige Ausnahme ist das den Jünger geltende Fluchwunder am Feigenbaxun vor Jerusalem (ll,12ff.20f.); dieses unterscheidet sich freilich insofern von allen anderen Wundem, als es rein symbolischen Sinn (s.o. Anm. 111) und nichts mit der Hilfe aus einer Notlage zu tun hat.
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П. Analyse
Sammlung der Diaspora шп Jesus (7,27b, vgl. 5,19f.; 7,36f.; 8,34)'*^. Sofern aber diese Sammlung in der Speisung der 4000 (8,1-9) symbolisch zur Darstellung kommt, ist sie gemäß 8,20 ausgerichtet auf die nach Ostern aus ihr hervorgehende, durch DiasporaJuden getragene ,Jleiden"-Mission^. Demnach dürfte Markus in der Formung Israels zu einer auf Nich^uden hin offenen Gemeinschaft das Ziel des irdischen Wirkens Jesu sehen. In der Tat ist diese Ausrichtung auf allen Ebenen jenes Wirkens zu erkennen: (a) Das Auftreten Jesu ist gerade an Punkten bzw. Orten, wo sich jüdische und hellenistische Kultur berühren, von relativer Offenheit geprägt: Er verwendet für Griechen nachvollziehbare Heilungspraktiken (7,33; 8,23)^'*^ und akzeptiert die Kaisersteuer (12,13-17)^; er betritt ohne Hemmungen nichtjüdische Gebiete (5,1; 7,24.31; 8,22) und weicht der Begegmmg mit „Heiden" nicht aus (5,14-17; 7,25-29). Dieser Praxis entspricht sein unbefangenes Zugehen auf den Besessenen im Land der Gerasener (5,210) - dessen Dämon „heidnisches" Wesen symbolisiert'^' - sowie auf Levi, der als Zöllner zwangsläufig viel mit Nich^uden zu tun hat (2,14)^^. (b) Jesu Verkündigung tritt an wichtigen Punkten über den Bezugsrahmen jüdischer Anschauimgen hinaus: • Indem Jesus in 2,10 die Vollmacht für sich in Ansprach nimmt, Sünden zu vergeben auf Erden, löst er den Vollzug der Vergebung prinzipiell vom Tempel'^' und stellt ihn in einen universalen Horizont'^". Insofern weist Jesu Gemeinschaft mit Sündern (2,17) darauf voraus, daß er durch seinen stellvertretenden Tod den „Vielen" Anteil an Gottes eschatologischem Heil gibt (10,45; 14,24)"'. • Indem Jesus mit 7,14f die „Reinheits"-Vorstellung von körperhchen Vorgängen abkoppelt, um sie ausschließhch auf das sittliche Verhalten zu beziehen'^^ und
Vor diesemffintergrundwird klar, warum Markus nur in 5,19 von einem Verkündigungsauitrag an den Geheilten spricht (s.o. Anm.267), nur in 7,37 die jubelnde Botschaft angesichts eines Wunders Jesu im Wortlaut zitiert (s.o. Anm.278) und nur in 8,34 die Volksmenge als Mit-Hörende einer wichtigen (s.o. Ашп.59), auf die Jüngerexistenz zielenden Rede darstellt. S.o. nach Anm.291. S.o. Ашп.50. Zum Prinzip der doppelten Loyalität, das Jesus hier unter Bezug auf das Erste Gebot vertritt, vgl. Meli, Winzer 266.371. Dazu s.o. nach Anm.261. Inscfem erkennt Dohm, Israel 200, in dem ungezwungenen Umgang Jesu mit Menschen ohne Unterschied des Standes und der ethnischen Herkunft mit Recht einen wichtigen Anstoß zur öfi&iung der nachösterlichen Gemeinde für Nichtjuden. Vgl. 11,25 (dazu s.o. bei Anm. 109). Der Konnex mit Jesu Haltung zum Tempel tritt auch darin zutage, daß es in 11,27-33 ebenso wie in 2,10 um die Ericenninis der έξουσία Jesu durch seine Gegner geht; vgl. femer die ähnliche Verwendung von οίδα in 2,10 und 11,33. Bei Markus eröffnet γή dort, wo es nicht „Erdboden" o.ä. bedeutet, stets einen weltweiten Horizont; vgl. 4,31c; 9,3; 13,31, vermutlich auch 15,33 und vor allem 13,27, wo das Wort ebenfalls den Henschaftbereich des „Menschensohnes" (vgl. V.26) benennt. Die Wendung „auf Erden" in 2,10 gehört demnach zu dessen „Vollmacht", nicht (einschiänkend) zu den „Sünden". Dazu s.o. bei Anm. 90. In 7,15 wird negiert, daß es überhaupt etwas gibt, das Menschen von außen her verunreinigen könnte. Es ist daher nicht möglich, V.15 im Sinne hellenistisch-jüdischer Parallelen (vgl. etwa PsPhok 228; Philo, SpecLeg III 208f.) auszulegen, die die äußere Reinheit der inneren zuund unterordnen, ohne sie damit für irrelevant zu eiklären; vgl. Theißen, Jesus 326f
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daraufiiin mit V.18f. „alle Speisen für rein eridärt"''', entzieht er jeder Separierung von als unrein geltenden Menschen sowie allen Vorsichtsmaßna^en bei gemeinsamen Mahlzeiten mit ihnen den Boden^'^. Demgemäß geht er bedenkenlos mit „unreinen" Kranken um (l,40ff.; 5,25-34), erlaubt seinen Jüngern, ohne Reinigung der Hände zu essen (7,2-5), und pflegt Tischgemeinschaft auch mit Zöllnern und Sündern (2,15fiF.)'". bi dieser Mischxmg von „unrein" und „rein", von Sündern und Gerechten innerhalb Israels aber deutet sich die Gleichstellung von ,beiden" und Juden im eschatologischen ,Дiaus des Gebetes" für alle Völker (11,17) an. Indem Jesus in 12,35ff. seine Davidssohnschaft, die sich im irdischen Wirken erweist (10,47f.; vgl. 2,25), seiner Erhöhung zum ,Jierm" zuordnet, negiert er alle Zukunflserwartungen, die die Wiederherstellung eines politischen Großreiches oder gar dessen Herrschaft über die nichljüdischen Völker zum Inhalt haben"®. Die Zukunft, die sich in seinem Wirken ankündigt, ja darin schon gegenwärtig wird, ist viehnehr die des „Menschensohns" (2,10.28); und diese Zukunft steht Menschen aus aller Welt gleichermaßen offen (13,26f.)"^. Dementsprechend gibt Jesus dem Christustitel einen neuen Gehalt: „Christus" ist er nicht als „König Israels (15,32), sondern als „Davidssohn" und ,Дегг" (12,35ίΤ.); „Christus" bedeutet also soviel wie eschatologischer Heüsbringer (vgl. 13,21), und als solcher wird er zu Lebzeiten an seinen Wundertaten erkennbar (8,29)"'. In diesem Sinn kann „Christus" in 1,1 und 9,41 die Retterfimktion bezeichnen, die Jesus fur seine Jünger innehat"'. Schließlich ist festzuhalten, daß Markus den Inhah der Botschaft Jesu in 1,14 als „Evangelium Gottes" bezeichnet und Jesus in V.15 selbst zum Glauben „an das Evangelium" aufmfen läßt. Damit stellt er dessen Botschaft in einen wechselseitigen Verweisungszusammenhang mit der nachösterlichen Verkündigung des „Evangeliums von Jesus Christus" (V.l)^: Dieses Evangelium ist bleibend auf die Botschaft Jesu vom nahegekommenen Gottesreich als auf ein zentrales Element seines ,Anfangs" bezogen'®'; jene Botschaft wiederum deutet schon auf die Verkündigung des Evangeliums unter allen Völkern (13,10; 14,9) als der Grundlage der Jüngerexistenz (8,35; 10,29)'®4oraus. 353 VgL dazu Röm 14,20b - und dagegen Afg 15,20.29 oder 4Makk 5,19. 354 Nach Markus bestreitet Jesus gnmdsätzlich die Gültigkeit einer besonderen jüdischen Speisepraxis (vgl. Kampling, Gesetz 135), wie sie etwa in Arist 180-186 bezeugt wird. Nach Lahrmann, MkBv 59, wird hier die christliche Tischgemeinschaft ohne Beachtung jüdischer Reinheitsgebote legitimiert. Dazu s.o. Anm.180. Dazu s.o. die Erläuterung nach These 2 und vgl. Lührmam, MkEv 224. Zu 15,32 s.o. nach Anm.168, zu 8,29 s.o. Ашп.171. In 14,61 kommt dann zmn Ausdnick, woher ihm diese Retterfimktion zukommt; von seiner Identität als des Gottessohnes her (dazu s.o. nach Anm.206). An dieser Stelle erscheint der Chiistustitel also keineswegs als Klammer für Jesu Gottessohnschaft und Menschensohnwürde (so F. Hahn, Art Χριστός, EWNT ΠΙ 1147-1165:1154), sondem - ebenso wie das Menschensohnprädikat - als Implikat seiner Gottessohnschaft; vgl. die Gedankenfolge in 8,27-9,8. "" In den Formulierungen 1,1 (Jesus Christus als Inhalt des Evangeliums) und 1,14 kommen zugleich sachliche Kontinuität und zeitUche Differenz zur Sprache (vgl. GniOca, MkEv I 6Sf.); insofem bleibt der Ruf Jesu aus V. 15 auch nach Ostern gültig (vgl. Soding, Glaube 249). S.o. bei Ашп.78. Dazu s.o. nach Ашп.88.
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П. Analyse
(c) Der durch Berafimg konstituierte (1,17.20a; 2,14; 3,13, vgl. 10,21) Jüngerkreis zeichnet sich den Weisungen Jesu gemäß durch eine familienähnliche (10,30), gerade für Kinder offene (10,13f, vgl. 9,36f) Sozialstruktur aus. Damit gibt dieser Kreis denen, die als Nachfolger (1,18; 6,1; 10,28) ihre Familien verlassen (1,20b; 10,29) oder sich gar deren Feindschaft zugezogen haben (13,12), ein neues, verläßliches Zuhause. Seine Mitte bildet die Gruppe der ständigen Begleiter und Mitarbeiter Jesu (3,14f, vgl. 11,11; 14,17 und 6,7-13.30), denen eine besondere, freilich nur im Modus des Dienens wahrzunehmende Leitungsaufgabe obliegt (9,35; 10,[41-]44). Da diese Gruppe aus zwölf (vgl. noch 4,10; 10,32; 14,10.20.43) Israeliten ganz unterschiedlicher Provenienz besteht (3,16-19)'®', dürfte sie die Ausrichtung des irdischen Wirkens Jesu auf ganz Israel symbolisch darstellen'®^. Im Jüngerkreis kommt demgemäß die erste „Fracht" dieses Wirkens zur Darstellung: die Schar der christusgläubigen Juden'". Um ihn hemm (4,10b, vgl. 8,34a) bildet sich ein weiterer Kreis von Anhängern, die Jesus ebenfalls nachfolgen (2,15; 10,32.52; 15,41)"®. Diesen weiteren Kreis charakterisiert er in 3,33fF. als seine neue Familie, und zwar insofern, als jene Menschen „den Willen Gottes tun". Dabei zeigt der ausdrückliche Gegensatz zu seinen Verwandten (V.21.31£, vgl. 6,4'"), daß sich solches „Tun" in der Anerkennung Jesu und im Hören auf ihn vollzieht'®', und das heißt konkret: in der Kreuzesnachfolge (8,34), die das Leiden um Jesu und des Evangeliums willen einschließt (V.35)'®'. Demnach präfiguriert jener Anhängerkreis die große Zahl von Nich^uden, die sich durch die weltweite Verkündigung des Evangeliums nach Ostern in das Dasein als Nachfolger Jesu einweisen lassen'™. Der doppelte Umstand jedoch, daß der Jüngerkreis in den Kreis der Anhänger eingebettet ist und daß die den Zwölfen von Jesus aufgetragene Verkündigung nach Ostern in aller Welt ergeht (14,9), macht deuthch: Das Ziel des Wirkens Jesu ist die Glaubens- und Lebensgemeinschaft von Menschen aus allen Völkern (13,10)"'. (d) In Auseinandersetzungen mit seinen Gegnern definiert Jesus den Sabbat (2,27) sowie die Ehe (10,6-9) in ihrem jeweiligen Sinngehalt von Gottes Schöpfungshandeln her'^. Femer knüpft er in 12,28-34 an hellenistisch-jüdisches Verstehen des Gesetzes Zwischen aramäischen gibt es in diesem Kreis auch griechische Namen; s.o. Anm.250. Vgl. Lohmeyer, MkEv 75. Dabei geht es natürhch nicht um die Restitution des ZwölfStämme-Volkes, sondern um die Repräsentanz des eschatologischen Gottesvolkes. Es trifil deshalb nicht zu, daß Markus den Zwölfen lediglich die geschichtliche Aufgabe zumißt, Jesu Heilswirken in die nachösterliche Kirche hineinzutragen (so aber Schmahl, Zwölf 143). In diesem Zusammenhang gilt es zu beachten, daß Jesus das Abschiedsmahl nach 14,16£20 nicht allein mit den Zwölfen feiert ® ' ® Vgl. 9,38. - Wie aus 5,18f (s.o. nach Ашп.266) deuüich wird, ist dieser weitere Kreis noch einmal zu unterscheiden von der Schar derer, denen sich Jesus heilend, „sättigend" oder lehrend zuwendet Auch im Blick auf diese Jesus punktuell begleitenden Volksmengen benutzt Markus das Wort „nachfolgen" (vgl. 3,7; 5,24; 11,9, ggf. auch 2,15); vgl. femer 14,13.54. '®' Dazu s.o. Anm.237. - Der Konnex mit 6,4 unterstreicht, daß Markus in 3,31£ wie in 4, lOf zwischen bisidem und Outsidem unterscheidet (dazu vgl. Keiber, Kingdom 26). Dazu s. auch o. bei Anm.339. Auch dieses Leiden verbindet die Anhänger Jesu mit dem Jüngeikreis; vgl. 10,29; 13,9. " " Dazu s.o. bei Anm.l35. ' " Der Satz 3,35 steht daher den Aussagen IKor 7,19; Gal 5,6 recht nahe. Zu 2,27 vgl. Schaller, Jesus 18f, zu 10,6-9 vgl. Eckey, MkEv 258f - Analog dazu preist 7,37b Jesu Wunder als Erneuerung der Schöpfung (s.o. bei Anm.281).
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an, sofern er dieses zuspitzt auf die Liebe zu Gott und dem Nächsten'", der aller Kuh nachgeordnet ist; demgemäß ist auch seine Ansage, der Tempel werde alsbald durch ein „anderes", geistliches Gotteshaus abgelöst (14,58), hellenistisch-jüdisch beeinflußt"''. Schließüch begegnet er dem Vorwurf, er stehe mit dem „heidnischen" Götzen Beelzebul'" im Bunde (3,22), indem er aufzeigt, daß in seinen Exorzismen Satan selbst überwunden wird (3,23-27)"®. Jesus inteφretiert also gerade Kritikern gegenüber zentrale jüdische Institutionen sowie sein eigenes Wirken in universalen Dimensionen, die die Gottesbeziehung von Juden auf „Heiden" hin öffiien. Man kann demnach sagen: In seinen Streitgesprächen arbeitet Jesus an der Zurüstung Israels fur die Gemeinschaft mit den nichtjüdischen Völkern. Gerade auch in solcher Zurüstung dürfte die „Sättigung" bestehen, von der er in 7,27 spricht und die jene Syrophönizierin als ein auf „Heiden" hin überschießendes, „sättigendes" Geschehen erkemit'". 8. Die wichtigsten Aspekte der durch Jesus vollzogenen Wegbereitung für die Völkermission lassen sich grob den Regionen seines Wirkens zuordnen: Im Umland Galiläas arbeitet er schweφunktmäßig heilend, sättigend und lehrend an der Sammlung, im Tempel zu Jerusalem primär streitend und lehrend an der Zurüstung Israels im Blick auf die künftige Gemeinschaft aller Völker unter dem Evangelium. Verbunden sind diese beiden Pole durch den Weg von Cäsarea Philippi nach Jericho, auf dem es vor allem darum geht, Menschen in die Nachfolge einzuweisen^^^ - also in die Existenzform, die nach Ostern das Dasein im eschatologischen „Haus des Gebetes" ermöglicht. In der Mitte des Weges, zwischen den genannten Polen, liegt Craliläa,
Vgl. Burchard, Liebesgebot 15-21; Berger, Gesetzesauslegung 192-202. In dem angegeben Aspekt entspricht das „Falschzeugnis" von 14,58 ja durchaus den Aussagen Jesu (s.o. bei Anm.l42). Sofem aber diese Behauptung die Erwartung eines ideellen HeiUgtums mit der in einer Zerstönmgsansage mündenden Kritik am irdischen Tençel verknifft, hat sie - auch ohne das hellenistische Begiifispaar χειροποίητος / άχειροποίητος ihre nächsten Analogien in Zeugnissen des griechischsprechenden Judentums (vgl. dazu Walter, Eschatologie 246f ; ЕЯаи, Jesus 46-62 [zu Josephus und Philo]). S.o. Aran.250. Vgl. dazu seine Identifizierung durch Dämonen als Gottes Sohn o.ä. (s.o. Anm.210) und die gerade an Exorzismen sich anschließende Ausbreitung der Kunde von Jesus in die Diaspora hinein (s.o. Ашп.269). Vgl. femer die an biblische Sprache für Gottes Machterweise anklingende Darstellung der beiden See-Wunder Jesu in 4,35-41 und 6,45-52 (s.o. Aran.323). Dazu s.o. nach Anm.227.234. Man beachte, daß Jesu Wirksamkeit auf den drei Etappen dieses Weges (s.o. nach Anm.61) sich charakteristisch von seinem sonstigen Auftreten abhebt: Das Wunder im Umland Galiläas mündet in einen Hinweis auf die Macht des Gebets (9,28f ), sofem dabei die Ohnmacht der Jünger (V. 16£f.) und der Betroffenen CV.22ff.) gegenüber Dämonen zur Debatte steht, wird also paränetisch ausgewertet (vgl. Koch, Bedeutung 122). bi Galiläa vermeidet Jesus jedes öffentliche Auftreten (9,30b) und konzentriert sich ganz auf die Unterweisung der Jünger (V.31.33.35). inJudäa und Peräa schließt sich an das Streitgespräch mit den Pharisäern eme Jüngeibelelmmg an (10,10ff.), während die Heilung des Blinden zur Nachfolge des Geheiften führt (V.52d).
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II. Analyse wo alle drei Zielvorstellungen^" vereinigt sind; wohl deshalb beginnt dort nach Markus sowohl die irdische Wirksamkeit Jesu als auch das nachösterliche Leben der Jünger^*". Der Zielpunkt des Erdenweges Jesu aber ist das vor Jerusalem aufgestellte Kreuz, an dem er für die „Vielen" stirbt und damit den Grundstein zur Errichtung jenes Gebetshauses fur alle Völker legt.
Dmen entsprechen als Adressaten in etwa die Hilfesuchenden, die Kritiker und die Jitnger Jesu; die Rolle der Volksmenge variiert dabei von Fall zu Fall, und zwar abhängig von ihrem jeweiligen VerhäHnis zu den drei genannten Gruppen (vgl. Meiser, Reaktion 213-217). Dazu s.o. bei Anm.8.
2 Jesus imd die Völker im Matthäusevangelium 2.1 Der heilsgeschichtliche Horizont des Auftretens Jesu Der Evangelist rahmt seine Erzählung mit sorgsam komponierten Textstücken zur Vor- und zur Nachgeschichte des irdischen Auftretens Jesu'. 2.1.1 Anknüpfung an die Vorgeschichte (Mt 1) Von der Vorgeschichte spricht Matthäus zunächst in Gestak eines „Stammbaums" (1,1)^, in dem Jesus am Endpunkt einer von Abraham über David und das babylonische Exil verlaufenden Linie steht (V.17). Deren Periodisierung in drei Epochen à 14 Generationen' erweckt den Eindruck, daß die Zeit „reif war fiir die Geburt dessen, „den man Christus nennt" (V.lób)'*. „Christus" heißt Jesus also deshalb, weil in ihm die mit jener Linie in Erinnerung gerufene Geschichte - Gottes Geschichte mit Israel, die bei Abraham begann (V.2)' und deren wichtigste Zwischenstationen die Einsetzung Davids zum König (V.6a) und die Verbannung nach Babylon (V. 1 Ifin.) waren - ihr Ziel findet®. Inwiefern das geschieht, deutet der Evangehst durch die anschließende Geburtserzählung V. 18-25 an': „Jesus" wird der genannt, der „sein Volk von ihren (sc. der Glieder des Volkes) Sünden retten" wird (V.21); in ihm erscheint nämlich der dem Haus Davids verheißene „Sohn" (V.22-23a)^, in dem sich zugleich das „Mit-Sein" Gottes mit Israel realisiert (V.23b-c)'. Auf diese Weise greift ' Indem Matthäus das Leben Jesu, geschildett von der Geburt bis zur Ostererscheinung, in den Zeitiahmen von Abraham bis zum Ende der Welt einbettet, stellt er den heilsgeschichtlichen Charakter dieses Lebens heraus; vgl. Matera, Plot 241. ^ Die erneute Nennung des von M^häus sonst nicht benutzten Stichworts γένεσις in 1,18 und der Rekurs auf Abraham und David in V.17 zeigen, daß der βίβλος γενέσεως die Genealogìe Jesu, des Sohnes Davids und Abrahams (V I), darstellt, also V.1-17 umfaßt; vgl. Gen 5,1 sowie NoUand, Genesis 469fF. (gegen Sand, MtEv 40f. : V. 1 sei Überschrift zum ganzen Buch). ^ Mit V.17 weist Matthäus selbst daraufhin, wie er zu dieser Zahl kommt: Die erste und die zweite Epoche sieht er in der Person Davids verbmden, die daher doppelt zählt - als Abschluß und als Anfang. Die zweite und die dritte Epoche jedoch sind in der matthäischen Darstellung durch das Ereignis des Exils verknifft, so daß Jechonja - er wurde nach V.II „zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft" geboren! - nur in der dritten ЩюсЬе mitgerechnet wird. ^ Nach Luck, MtEv 19, wird mit 1,1-17 die Frage ,Д1егг, wie lange noch?" beantwortet. ' Da Abraham den Anângspunkt jener Geschichtslinie bildet, präsentiert ihn Matthäus gerade nicht zuCTSt als den „Völkervater"; gegen Frankemölle, MtEv 1133f, der schon mit V.l das Problem, Jieil für Israel - Heil für die Völker! Τ aufgeworfen sieht. Doch s.u. nach Anm. 11. ® In Christus етЛШГ Gott seine Zusagen an Abraham und David; vgl. Broer, Verhältnis 15f ^ Diese Erzählung macht deutlich, daß und inwiefern die besondere Geburt Jesu seine Davidssohnschaft nur bestätigt; vgl. Vögtie, Messias léfif. ' Nach Jes 7,13 gilt die Verheißung V.14 dem .Jlaus Davids"; Matthäus rezipiert dies, indem er den ,3igel des Herrn" Josef explizit als „Sohn Davids" ansprechen läßt 1,20). Bin Bezug auf den Titel „Gottessohn" (so Kingsbury, Structure 44) läßt sich nicht verifizieren. ' Das „wir" (V.23c) derer, denen Gottes Mit-Sein gilt, ist angesichts des Rückbezugs der 3. Person PI. in V.23b (καλέσουσνν) auf die in V.21c (αύτών) mit Israel, dem „Volk" Jesu, zu
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II. Analyse
Matthäus die drei o.g. Grunddaten der Geschichte Israels in umgekehrter Folge auf und stellt klar: Als „Christus" ist Jesus derjenige, in dem Gottes Erwählungs-'°, Verheißungs- und Befreiungsgeschichte" mit Israel zum Ziel kommt. Der Rekurs auf Abraham läßt vermuten, daß dabei die nichtjüdischen Völker durchaus mit im Bück sind - ihn hat Gott ja zum „Vater vieler Völker" eingesetzt (Gen 17,4f), so daß in ihm alle Stämme bzw. Völker der Erde gesegnet werden sollen''. Für diese Vermutung sprechen die weiteren Hinweise auf Abraham in Mt 3,9 und 8 , l l f " ; dort nämhch wird deutlich, daß Juden ihre Abrahamskindschait durch die Anerkennimg Jesu bewähren müssen - imd daß dabei Nichljuden Gelegenheit eriialten, am Segen Abrahams zu partizipieren'''. Daher darf man die Nennung von vier Ausländerinnen im Stammbaum Jesu (l,3a.5a.b.6b) wohl ebenfalls als Hinweis darauf werten, daß Gottes Heilshandeln in dem Davids- imd Abrahamssohn „Heiden" einbezieht''. Diese universale Perspektive ergibt sich jedoch allein daraus, daß Jesus infolge seiner Abstammung und kraft seines Namens ganz auf Israel bezogen ist. 2.1.2 Ausblick auf die Nachgeschichte (M 28,16-20) Dem Rückblick auf die Herkunftsgeschichte Jesu (Kap. 1) steht in 28,16-20 der Ausblick auf die Nachgeschichte seines irdischen Wirkens gegenüber. Auch hier bringt Matthäus zwei verschiedene, aber zusammengehörige Aspekte zur Darstellung. Zunächst erzählt er, wie Jesus - nach seiner Auferweckung (V.6f ) - den „elf Jüngern" auf einem Berg in Galiläa begegnet imd sich ihnen vorstellt identifizieren (vgl. Saldarmi, Community 29.226f.); nur dieses wird ja auch von Matthäus als λαός bezeichnet (vgl. 2,4.6; 4,16.23; 13,15; 15,8; 21,23; 26,3.5.47; 27,1.25.64 und dazu A/mer. Reaktion 229f. samt Anm.28.30). Die Kirche aus Juden und „Heiden" ist weder V,23b noch in V.21c im Blick (gegen Davies/Allison, MtEv 1210). Das „Mit-Sein" Gottes (Jes 8,8.10) ist konstitutives Element der Giündungsgeschichte Israels (vgl. Ex 33,16; 34,9; Num 23,21; Dtn 2,7 u.ö.) und wird als solches zuerst Abraham (Gen 21,22), Isaak (26,3.24.28), Jakob (28,15.20; 31,3.5.13; 35,3), Josef (39,2121.23) und seinen Söhnen (48,21) zuteil; ähnliches wird im Buch Genesis sonst nur über Ismael geäußert (21,20), " Die Heimführung aus dem babylonischen Exü wird in alttestamentlichen Texten öfter als ,Дettung" gedeutet (vgl. Jer 31[38],7f u.ö.), in der anschaulich wird, daß Gott Israel seine „Sünden" vergeben hat (vgl. Dtn 30,3 u.ö.). Vgl. Gen 12,3 bzw. 18,18 sowie die analogen Aussagen zum „Samen" Abrahams (22,18, vgl. Sir 44,21), Isaaks und Jakobs (Gen 26,4; 28,14). Das gleiche wird übrigens in Ps 72(71),17 über „den König" bzw. „den Sohn des Königs" gesagt, der Gottes Volk „in Gerechtigkeit richtet" (V. If ); vielleicht erklärt sich von daher der Sachverhalt, daß Matthäus m 1,6a David „den König" nennt, obwohl er in V.6b-11 viele weitere Könige aufzählt (anders Frankemölle, MtEv I 139f.: Die Appositionen in V.6 und V. 16b wiesen Jesus als den Antitypos zu David aus). " Vgl. Gnilka, MtEv 17, der überdies - kaum zu Recht (s.u. Anm.253) - auf 22,32 verweist. Dazu s.u. nach Anm.222.247. ' ' Vgl. dazu die ausführliche Erörterung bei H.Stegemam, Bedeutung 253-265. Man sollte fteilich die „heidnische" Herkunft der Frauen und das Moment geschichtlicher Irregularität, das auf die Geburt aus der Jungfrau Maria vorausweist, nicht gegeneinander ausspielen; vgl. Tisera, Universalism 45f Gerade als „Heidinnen", die in die Gemeinschaft des Gottesvolkes integriert werden (vgl. Sim, Gospel 22), weisen die Frauen auf das mit der Geburt Jesu anhebende Handeln Gottes an Israel, durch das auch Nichtjuden Anteü am eschatologischen Heil erhalten.
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
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als der, dem „alle Vollmacht im Himmel und auf Erden gegeben" ist (V.16ff.). Diese Selbstpräsentation erinnert an die Rede vom „Menschensohn" und „seinem Reich" - als das der „Kosmos" identifiziert wird - in 13,37f.41 denn wie dieses Reich (13,39f.), so ist auch jene Vollmacht bezogen auf die Zeitspanne „bis zur Vollendung des Äons" (28,20b) - einer Vollendung, die bei der Parusie des Menschensohns (24,3) in Gestalt des Grerichts stattfinden (13,41.49) und so zum „künftigen Äon" (12,32) überleiten wird, nämlich zum „Reich des Vaters", in dem „die Gerechten leuchten wie die Sonne" (13,43)''. Grundlage jener Vollmacht aber ist das Geschehen von Kreuz und Auferweckung: Am Kreuz wird Jesus von Gott durch Theophaniezeichen endgültig als Gottessohn ausgewiesen (27,45.51-54)'^; und als solcher ist er der Menschensohn, der aufgrund seines Todes sowie ausweislich seiner Auferweckung zur Rechten Gottes sitzt (26,64)" und von dort aus bis zu seiner Parusie „herrscht"^° (vgl. 22,44). Mit 28,19f läßt Matthäus den Auferstandenen darm darlegen, auf welche Weise er künftig seine Vollmacht ausüben wird: durch das taufende und lehrende Wirken seiner Jünger, die er zu „allen Völkern"^' aussendet und denen er sein Mit-Sein verheißt „bis zur Vollendung des Äons". Dieser Teil der Szene
Vgl. dazu Luz, MtEv Π 341. - Der Kosmos ist für Matthäus zwar keineswegs mit „Himmel i/nrfErde" identisch, sondem bezeichnet die irdische, von Gott geschaffene ([13,35;] 24,21; 25,34) Welt (vgl. die Parallelität von γή und κόσμος in 5,13f.), zumal in ihrer Funktion als Lebensraum der Menschen (vgl. 4,8; 16,26; 18,7; 26,13 und 13,38). Als ,^rde" aber sieht er die Welt mit dem Himmel verbunden: grundlegend in Gottes Herrschermacht (11,25; vgl. 5,34f.), der sich den Menschen als Vater (23,9) in dem „Sohn" Jesus offenbart (11,27); gegenwärtig in der Umsetzung seines Willens durch die Jtinger Jesu (6,10 [zum Konnex mit 28,18 vgl. Lange, Erscheinen 146ff.], vgl 16,19; 18,18f. sowie 6,19f.); künftig in dem alle Geschlechter auf Erden betreffenden Kommen des Menschensohns Jesus auf den Wolken des Himmels (24,30). " Zum Einfluß der Menschensohn-Vorstellung in 28,16-20 vgl. Lange, Erscheinen passim-, das Prädikat selbst fehle hier, weil es in den Mund des Irdischen gehöre, der vom Menschensohn stets wie von einem Dritten spreche (vgl. a.aO. 211). - Auf dem Hintergrund von 5,18; 24,35, wo jeweils das „Vergehen" von Himmel und Erde angekündigt wird, dürfte auch die Angabe „im Himmel und auf Erden" in 28,18 anzeigen, daß die Vollmacht des Auferstandenen sich Ш)ег „diesen Äon" (12,32) erstreckt. Zwar sagt Jesus in 24,35b: „Meine Worte werden nicht vergehen"; damit wird aber gemäß 7,24.26 gemeint sein, daß (nur) diejenigen im Gericht bestehen können, die seine Unterweisung (vgl. „diese Worte" in 7,28; 19,1; 26,1) befolgen. " Vgl. dazu A>ûwi, Passion 422f " Schon die logisch problematische Datierung der in 27,53 genannten Erscheinungen in die Zeit „nach seiner Auferweckung" macht deuthch, daß für Matthäus Kreuz und Auferweckung Jesu zwei Aspekte des einen Heilshandehis Gottes sind (vgl. Schweizer, Gemeinde 67). Im Titel .Alenschensohn" wird ihre Verzahnung auf den Begriff gebracht (vgl. 17,22f ; 20,18i). Diese spiegelt sich nun auch in 26,64: Das άπ' άφτι verweist auf den Tod Jesu (vgl. 23,39; 26,29), das (ίψεσθε hingegen auf die Auferweckung (vgl. 12,38+40 [andemorts ist vom „Sehen" der Jünger die Rede]) - und natürlich auf die Parusie (23,39; 24,30). Gerade von 26,64 her aber Hegt es nahe, beide Aspekte so zu unterscheiden, daß man Jesu Tod als ontischen, seine Auferweckung als noetischen Grund (vgl. 17,9) seiner Einsetzung zum „Weltherrscher" begreift. Vgl. Trilling, Israel 38: Nach 28,18 teüe er Gottes Gewalt nicht, sondem übe sie voll aus. Die Deutung dieses Ausdrucks muß zunächst offenbleiben; dazu s.u. bei Anm.352.
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П. Analyse
erinnert an den Mittelpart des Gresprächs zwischen Hausherr und Knechten innerhalb des Gleichnisses vom Unkraut im Weizenfeld (13,28c-30a). Dort macht ja der Hausherr seine Knechte bis zur Ernte für die Pflege seines Feldes verantwortlich. Da nun Jesus in V.38 das Feld auf den Kosmos und den Weizen samt Unkraut auf die in ihm lebenden Menschen deutet, dürfte dieses Grespräch den Auftrag der Jünger gegenüber den Völkern widerspiegeln^^. Es beschreibt ihn freilich primär negativ: Im Reich des Menschensohns ist den Jüngern jede Gewaltanwendung gegen die „Söhne des Bösen" - diejenigen, deren Existenz nicht durch das Wirken des Menschensohns bestimmt ist (V.24f ) - untersagt^"*. Dieser „friedfertige" Charakter, der dem zwischen Tod imd Auferweckung Jesu einerseits, seiner Panisie andererseits situierten „Reich des Menschensohns" eignet, wird andernorts im Blick auf das Leben der Jünger und ihr Verhalten untereinander näher beschrieben. In 16,28 sagt Jesus: „Amen, ich sage euch: Unter denen, die hier stehen, sind einige, die den Tod nicht kosten werden, bis sie den Menschensohn in seinem Reich kommen sehen." Dieser Satz beschließt die Ausführungen, mit denen Jesus seine Jünger (V.24a) - nach der ersten Ankündigung seiner bevorstehenden Tötung und Auferweckung (V.21) - in die Nachfolge einweist. Dabei wird der Aufraf, ihm auf seinem Leidensweg nachzufolgen (V.24b-26), motiviert mit dem Hinweis auf das Gericht nach den Werken, das der Menschensohn bei seinem Kommen „in der Herrhchkeit seines Vaters mit seinen Engeln" halten wird (V.27). Da V.28 im Kontrast dazu vom „Kommen des Menschensohns in seinem Reich" spricht, wird dieses Kommen von der Parusie zu unterscheiden sein". Die Paiusie setzt ja auch - nach 13,41 - den Bestand seines Reiches voraus; demgegenüber erweckt die Formulierung in 16,28 den Eindruck, daß der Menschensohn sein Reich erst mitbringt^*^. Daher wird man das angekündigte „Sehen" des in seinem Reich kommenden Menschensohns auf die Begegnung mit dem Auferstandenen zu beziehen haben". Dafür spricht überdies der Sachverhalt, daß dieses Sehen βΐφΐΐζΐί den „hier stehenden" Jüngem als baldige Realität zugesagt wird^'. Mit V.28 macht Jesus also am Ende seiner Einweisung in die Leidensnachfolge deuthch, auf welcher Grrundlage und in welcher Kraft sich solche Nachfolge in der Zeit bis zu seiner Parusie (V.27) vollziehen kaшl^^. In 20,21 wird Jesus - im Anschluß an die dritte Ansage seiner Tötung und Auferweckung (V.18f) - von der Mutter der Zebedaiden gebeten: „Ordne an'", daß diese meine zwei Söhne (einer) zu deiner Rechten und (einer) zu deiner Linken sitzen in dei^ Daß das Feld dem Haushemi gehört, wird in V.24fm.27c explizit ausgesagt ^ Zum Bezug des Gleichnisses auf die Weltmission vgl. Gnilka, MtEv 1501. Dieses Reich ist, anders als das des Vaters, gerade dadurch gept>, daß „Söhne des Reiches" und „Söhne des Bösen" nebeneinander leben; vgl. Künzel, Gemeindeverständnis 228f " Gegen Luck, MtEv 192. - In 24,44 heißt es übrigens im Blick auf die Parusie (V.27) schlicht: „der Menschensohn kommt". Anders Geist, Menschensohn 96f.99f.: Das Gericht mache dieses Reich offenbar. ^ Vgl. dazu die Verwendung des Stichworts όράω in 28,7c. lOd. 17a ^ Die einschränkende Ausdrucksweise „einige ..., die den Tod nicht kosten werden" eildäit sich dann als prophetischer Hinweis auf den Selbstmord des Judas (vgl. 27,5). Gegen Kingsbury, Structure 143 . Das Reich des Menschensohns tiberdauere die Parusie. Zu diesem Sinn von λέγω mit vva plus Konj. vgl. Rehkopf, Grammatik § 392 Ашп.5Ь.
2. Jesus Ш(1 die Völker im Matthäusevangelium
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nem Reich!" Jesus weist sie und ihre Söhne in schaifer Form zurecht: „Ihr wißt nicht, um was ihr bittet!" (V.22a-b), und trennt anschließend, was in jener Bitte vermengt ist: Ehrenplätze zur Rechten und Linken Jesu kann nicht er, sondern nur „(s)ein Vater" vergeben'' - und der wird sie denen zuweisen, „denen es bereitet ist" (V.23c-d); dieser Vorgang gehört also in das durch Parusie und Gericht heraufzuführende Reich des Vaters'^. Im Reich Jesu hingegen geht es nicht tun Ehrenplätze, sondern tmi Teilhabe am Leiden (V.22c.23b) des Menschensohns (V.18) sowie - im Gegensatz zu dem Gebrauch von Macht und Gewalt, der bei den Herrschern der Völker übhch ist (V.25) um gegenseitigen Dienst (V.26f.) in der Nachfolge des Menschensohns (V.28)''. So wird dessen Reich auch hier charakterisiert als eine aufgrund seiner Auferweckung errichtete, bis zur Parusie währende Größe, die inhaltlich durch sein Sterben geprägt ist^". Ergänzend zu 13,28ff. wird in 28,19f. der Auftrag der Jünger innerhalb der der Vollmacht Jesu unterstellten Welt positiv definiert. In seinem Kern lautet er: „Macht also zu Jüngern alle Völker!" Alle weiteren Angaben sind diesem Imperativ in Form partizipialer Wendungen zugeordnet, benennen also die konkreten HandlungsvoUzüge, durch die jener Auftrag an den Völkern erfüllt wird''. Dabei zielen die Anweisungen „Grehet hin"'® und „Lehrt sie, alles zu halten, was ich euch befohlen habe"" auf eine - im Namen Jesu vorzunehmende'® - Fortfuhnmg und Ausweitung seines irdischen Wirkens". Der Taufl)efehl hingegen
" Vgl Wouters, Untersuchimg 82. " VgL zu V.23d die ähnlichen Wendungen in 25,34b-c. " Nach Waimvright, Reading 256, ег1Ши die Mutter diese Forderung, indem sie Jesus bis zum Kreuz begleitet (vgl. 27,55f.). Dazu jedoch s.u. Anm.206. Zum Ganzen vgj. Rolojf, Reich (vor allem S.284-288), der das Reich des Menschensohns einleuchtend beschreibt als „die gesamte Menschenwelt, in der der Erhöhte in der Gegenwart seine Herrschaft in der Weise ausübt, daß er durch seine Boten seine Botschaft verkündigen läßt" (aaO. 287); gegenMwguerai Jugement 439-447, der es mit der Kirche identifiziert. " Vgl. Baumbach, Mission 891. ^ Die mit κορευθέντες geforderte Bewegung auf die Völker zu trägt in V. 19a nicht den Ton, ist aber Voraussetzung für die Erftfflung des Auftrags; vgl. den analogen Gebrauch des Partizips in 2,8; 10,7; 11,4; 28,7 und wohl auch 9,13. " Die Veibindung von τηρέω und έντέλλομαι erinnert an 19,17, wo Jesus dem reichen Jüngling rät, die mosaischen „Gebote" (vgl. femer 5,19; 15,3; 22,36.38.40) zu .galten" (in 19,7 findet sich im Blick auf eins dieser Gebote - das freilich von Jesus als Erlaubnis gedeutet wird [V.8] - das VeA „gebieten"). Danebenfindenbeide Verben nur gelegentlich im Blick auf Jesus Verwendung: In 23,3 spricht er (positiv!) vom Tun und ,JHalten" all dessen, was die Schriftgelehrten und Pharisäer auf dem Stuhl des Mose sagen (in 27,36.54; 28,4 meint τηρέω „bewachen"); in 17,9 „befiehlt" er seinen Jüngern, bis zu seiner Auferweckung niemandem von ihrer Schau der Veridärung Jesu zu erzählen (in 4,6 geht es um einen,Befehl" Gottes an die Engel). Vor diesem Hintergrund gewinnt die Aussage 28,20a den Charakter eines zusammen&ssenden Hinweises auf die gesamte Unterweisung der Jünger durch Jesus (vgl. Sand, MtEv 596f ). " Mit διδάσκω bezeichnet Matthäus vorrangig die Lehrtäti^eit Jesu (5,2; 7,29; 9,35; 11,1 ; 13,54; 21,23; 22,16; 26,55 [femer s.u. Anm.49]) und nur einmal die der Jtinger (5,19 [anders ausgerichtet sind die Belege in 15,9; 28,15]); der Titel διδάσκαλος ist sogar ausschließlich für Jesus reserviert (vgl. 23,8 sowie 8,19; 9,11; 10,24f ; 12,38; 17,24; 19,16; 22,16.24.36; 26,18). " Vgl. Byrskog, Teacher 209 (mit Verweis auf 5,19).
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П. Analyse
zeigt an, daß mit Jesu Tod und Auferweckung eine neue heilsgeschichtliche Situation eingetreten ist'*"; denn mit der Taufe erhält der Kreis der Jünger einen - im irdischen Wirken Jesu nicht belegten - Initiationsritus für neu Hinzukommende, der ihn als eigenständige Gemeinschaft unter den Völkern auszeichnet. Eine Beziehung zwischen dieser Taufe „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes" (V.19b) und der Taufe Jesu (3,13-17) wird von Matthäus nicht hergestellt"'. Letztere hat ja auch primär die Funktion, die Tätigkeit Johaimes' des Täufers als des Vorläufers Jesu (3,11) zu beschließen"^, indem ihm Jesus vor Beginn seines Wirkens als „Sohn Gottes" vorgestellt wird"^. Angesichts der großen Wertschätzung, die Jesus dem Täufer als seinem „Wegbereiter" (11,10) entgegenbringt"", legt sich aber die Annahme nahe, daß der Evangelist die den Jüngem vom Auferstandenen anbefohlene Taufhandlung als Pendant zu der dem Wirken Jesu vorgelagerten Tauftätigkeit des Johannes begreift"'; Wie diese Tätigkeit ihre Adressaten in Jerusalem, Judäa und dem Umland des Jordan (3,5) in die Begegnung mit Jesus einwies (V.3.1 If so ordnet die durch die Jünger vollzogene Taufe ihre Empfänger ein in die Gemeinschaft derer, die sich von der Gegenwart Jesu als des Auferstandenen bestimmen (28,20b) und darum in ihrem Lebensvollzug von der Lehre des irdischen Jesus"^ leiten lassen (V.20a). Insgesamt geht es bei dem Auftrag in V.19f u m eine große „Inklusion": Die Jünger sollen Menschen aller Völker''^ in ihre Lebensgemeinschaft eingliedern und sie zu dem machen, was sie selbst sind bzw. sein sollen: Jünger, die alle Gebote Jesu halten"'. Eben deshalb gilt die Verheißung der andauernden Gegenwart Jesu ausschließlich seinen Jüngern^". Der universale, alle Völker einschließende Aspekt des Wirkens Jesu als des Auferstandenen ergibt sich demnach erst daraus, daß dieses Wirken - verstanden als „Wirkungsgeschichte" des irdischen Jesus - ganz und gar auf seine Jünger bezogen ist. Nach Strecker, Weg 216, zeigt die Taufe die eschatologische Eigenart der Gemeinde an. Auch tenninologisch berührt sich der Taufbefehl nur schwach mit 3,13-17, sofern dort die Begriffe „Namen" und „Vater" ganz fehlen, während vom heiligen Geist als dem „Geist Gottes" (V. 16c) und vom Sohn als von „meinem [sc. Gottes] Sohn" (V.lTb) gesprochen wird. Zwischen der Darstellung der Taufe Jesu (3,16f) und der Nachricht über die Gefangennahme des Täufers (4,12) steht lediglich die Erzählung von der Versuchung Jesu (4,1-11). Dessen Wirkungszeh ist also der des Täufers streng nachgeordnet; vgl. Häfiier, Vorläufer 155.403. Die Stimme aus dem Himmel spricht nach 3,17 in der 3. Person über, nicht zu Jesus. "" Vgl. seinepositivenÄußerungenüber Johannes m 11,7-19; 17,1 Iff.; 21,24f28-32. Die These von Frankemölle, MtEv II 549f, 3,14f sei als Hinweis auf die Möglichkeit einer Taufe durch Jesus zu lesen, hat demgegenüber wenig Wahrscheinlichkeit für sich. Vgl. femer die mit der Predigt Jesu (4,17) übereinstimmende Verkündigung in 3,2. Zur ethischen Dimension der Lehre Jesu vgl. deren Kennzeichnung durch Pharisäeijünger tmd Herodianer in 22,16 sowie vor allem die die Bergpredigt rahmenden Notizen 5,2; 7,28f. An ein komplettes Gewinnen aller Völker für Jesus denkt Matthäus - wie z.B. das Gleichnis vom Unkraut im Weizenfeld samt Deutung (13,24-30.36-43) zeigt - wohl kaum. "' Der „einschließende" Charakter des Handelns der Jünger wird dadurch unterstrichen, daß das Lehren in V.19f nicht wie bei Jesus mit einem nach außen gerichteten Verkündigen (11,1) bzw. Verkündigen und Heilen (4,23; 9,35) verknüpft ist, sondern mit dem Vollzug der Taufe.
Vgl. dazu den Gegensatz zwischen 18,20 und 17,17.
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
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2.1.3 Die Rahmenstücke des Evmgeliums im Vergleich Die beiden Texte 1,1-25 und 28,16-20 korrespondieren einander: Wie 1,1-17 die Vorgeschichte des irdischen Auftretens Jesu in den Blick rückt, so 28,19f, dessen Nachgeschichte; und wie 1,18-25 den Beginn der Erdenzeit Jesu schildert, so 28,16fF. deren Abschluß'V Vergleicht man die Texte miteinander, so erkennt man die Grundspannung, die das Matthäusevangelium insgesamt prägt. Diese Grundspaimung läJ3t sich in folgenden Gegen-Sätzen beschreiben'^: 1. In Jesus als dem „Christus" findet die Erwählungs-, Verheißimgs- imd Befreiungsgeschichte Israels ihr Ziel. - In Jesus als dem „Menschensohn" hat die Geschichte der Jüngergemeinschaft in der Völkerwelt ihren Grund'^. 2. Kraft seiner Herkunft imd seines Namens ist das Erdenwirken Jesu ganz auf Israel bezogen. - Aufgrund seines Todes und seiner Auferweckung ist das Wirken des Auferstandenen bis zur Parusie ganz auf seine Jünger bezogen. 3. Im Erdenwirken Jesu ereignet sich Gottes Mit-Sein mit Israel. - Im Leben nach seiner Weisung erfahren die Jünger das Mit-Sein des Auferstandenen'^ und durch ihr taufendes und lehrendes, Menschen zu Jüngern machendes Handeln vollzieht sich seine Herrschaft an allen Völkern. 4. Als „Christus" ist Jesus der Sohn Davids und Abrahams, der auch Nichtjuden den Zugang zum endzeitlichen Heil Gottes erschließt, sofern ihnen in der Gemeinschaft mit Jesus der Segen Abrahams zukommt. - Als „Menschensohn" ist Jesus der mit aller Macht im Himmel und auf Erden ausgestattete Sohn Gottes, der allen Völkern den Zugang zum endzeitlichen Heil Gottes erschließt, sofern sie durch die Begegnung mit den von ihm beauftragten Jüngern selbst zu seinen Jüngern werden und als seine Jünger leben. Um die matthäische Sicht der Beziehung Jesu zu den Völkern zu bestimmen, muß man klären, wie Matthäus mit jener vierfachen Grundspannung im Laufe seines Evangeliums umgeht.
" Eine Erhöhung, die Trennung oder Abwesenheit von den Jüngern signalisieren würde, kennt Matthäus nicht (vgl. MMüller, Interpretation 166). Allerdings wird die Präsenz Jesu (28,20b) durch seine einmalige(!) Erscheinung als des Auferstandenen auf eine andere Ebene gehoben; hier „sehen" sie ihn vorerst zum letzten Mal - bis er bei seiner Parusie für alle Menschen sichtbar erscheinen wird (24,30 u.ö.). In der Zwischenzeit wird er auf mittelbare Weise präsent: In der Erfahrung seiner Hilfe (vgl. etwa die liturgische Formulierung in 14,30 [Hinweis von W. Kraus]), in der Begegnung mit Hilfsbedürffigen (vgl. 10,40ff.; 18,5 sowie 25,40.45 [dazu s.u. nach Anin297]) und vor allem im Hören auf seine „unvergängUchen" Worte (24,35 [dazu s.o. Anm.l7]), d.h. im gemeinsamen Sich-Besinnen auf seine Weisung (18,18ff. [hier dürfte es im Anschluß an V. 15fF. um die Übereinkunft in bestimmten Lehrentscheidungen gehen; vgl. Walter, Kirchenverständnis 125Í ]) und in der ihr entsprechenden Praxis (28,20). " Gegen Aiatera, Plot 243, der die Grundlinie des Evangeliums wie folgt definiert: „In the appearance of Jesus the Messiah, God fulfills his promises to Israel. But Israel refuses to accept Jesus as the Messiah. Consequently, the Gospel passes to the nations." " Zum Gegenüber von Israelbezug (Kap. 1) und Gemeindebezug (Κφ. 28) vgl. Kupp, Emmanuel 171 (der aber das „Volk" in 1,21 als erst vom ganzen Evangelium her deutbar ansieht). " Zum Gegenüber der beiden Gegenwarts-Formen vgl. Lange, Erscheinen 344f
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П. Analyse 2.2 Aufriß und Verlauf der matthäischen Jesuserzählung 2.2.1 Zur Frage nach den
Gliederungskriterien
Matthäus hat aus seinen Quellen eine Erzählung geformt, deren fortlaufender Charakter eine strenge Gliederung erschwert. Natürlich setzt er immer wieder Zäsuren - mit Notizen zu einschneidenden Ortswechseln und mit unbestimmten Zeitangaben'', mit Angaben zu Themen der Verkündigung Jesu, mit Schlußwendungen am Ende von Redeblöcken und mit Hinweisen auf die Erfüllung spezieller Prophetenworte. Die Verwendung dieser Signale weist jedoch eine erstaunliche Variationsbreite auf Folgende Ortsangaben haben offenbar größere Bedeutung: 2,13ff. (Ägypten); 2,20-23 (Israel, Nazaret); 3,13 (Jordan); 4,1 (Wüste); 4,12f (Galiläa, Kafamamn); 4,23 (ganz Galiläa); 8,5 (Kafemamn); 8,28 (Land der Gadarener); 9,1 C,seine Stadt"); 9,35 (alle Städte und Dörfer); 11,1 („ihre Städte"); 13,54 („seine Vaterstadt); 15,21 (Gebiet von Tyrus und Sidon); 15,29 (Galiläisches Meer); 16,13 (Gebiet von Cäsarea Philippi); 17,22£f. (Galiläa, Kafamaum); 19,1 (Judäa); 21,1.10 (Jerusalem); 21,12.23 (Tempel); 24,1.3 (Ölberg); 26,18fF. (Stadt); 28,16 (Galiläa). Sie tragen freilich ganz verschiedene Akzente, ohne daß diese formal ausgewiesen wären''; überdies sind einige dieser Angaben nicht richtig in den Erzählverlauf integriert"; schließlich ist gerade in ICap. 1 If ; 14-17; 19f eine geographische Linienführung nicht erkennbar. Nach lokalen Gesichtspunkten allein läßt sich das Evangelium denmach kaum sinnvoll gliedern. Ähnliches gilt für die unbestimmten Zeitangaben in 3,1 („in jenen Tagen")", 11,25 ; 12,1; 14,1 („in jener Zeit"), 13,1; 22,23 („an jenem Tag") und 18,1; 26,55 („in jener Stunde"), da auch sie recht unsystematisch benutzt werden''. Die „Inhaltsangaben" zur Botschaft Jesu in 4,17 („Von da an begann Jesus zu verkündigen und zu sagen: Kehrt um, denn nahe gekommen ist die Himmelsherrschaft!") und 16,21 („Von da an begann Jesus seinen Jüngern darzulegen, er müsse nach Jerusalem gehen, von den Ältesten, Hohenpriestern imd Schriftgelehrten vieles erleiden sowie getötet und am dritten Tage auferweckt werden.") haben zweifellos Signalfunk" Konkrete Daten finden sich nur in Kap. 26£f.; vgl. vor allem 26,2.17; 27,45f.62; 28,1. Beispiele: (a) Die Angaben 2,13f.20-23; 4,12f. sind jeweils mit Reflexionszitaten versehen, doch Kafamaum ist als Ausgangs- und Schweipunkt des öffentlichen Wirkens Jesu in Galiläa für den Gang der Erzählung wichtiger als die anderen Orte, (b) Die drei Ausflüge in „heidnisches" Gebiet sind je anders motiviert: Ins Land der Gadarener begibt er sich angesichts der ihn bedrängenden Menge von Heilungssuchenden (8,18); ins Gebiet von Tyrus und Sidon „zieht er sich zurück" nach einem Streit mit Pharisäern und Schriftgelehrten (15,1-20); ins Gebiet von Cäsarea Philippi kommt er im Zuge von Gesprächen mit seinen Jiingem (16,5-28). " Die summarischen Angaben 4,23; 9,35 eignen sich als Situationsangaben zu den jeweils nachfolgenden Reden Jesu nur bedingt; dem εκείθεν in 11,1 fehlt jeder Bezugspunkt; der Hinweis auf eine Bootsfahrt in 14,13 stößt sich mit dem Bericht vom Aufenthalt in Nazaret (13,5458); in 17,22 ist nicht klar, seit wann Jesus sich in Galiläa befindet. '' Kingsbury, Strurture 28£f., deutet diese Angabe von 24,19.22.29 her als Hmweis auf den Beginn der Endzeit. Anders als dort legt sich aber m 3,1 - vgl. dazu die übrigen im Haupttext genannten Stellen - ein eschatologischer Sinn jener Angabe vom Kontext her keineswegs nahe. Während die Bestimmungen in 13,1; 18,1 auf den Beginn von „Reden" Jesu hindeuten, wird mit den jeweils gleichlautenden Angaben die Erzählung augenscheinlich nur fortgeführt
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
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tion, eignen sich jedoch nicht als Überschriften zum jeweils nachfolgenden Teil des Evangeliurns®*: Von öffentlicher Verkündigung Jesu wird zuletzt in 11,1(-19) berichtet''^ während die Himmelsherrschaft auch nach 16,21 immer wieder zur Sprache kommt®; andererseits passen K ^ . 2 Iff. nicht zwm Titel „Jüngerunterweisung", während das Thema „Passion" schon in 12,1 Od. 14 angeschlagen wird. Da Jesu Äußerungen über den Täufer sowie seine Scheltrede gegen die galüäischen Stätten seiner Wundertätigkeit in ll,7a.20 mit ähnlichen Wendungen eingeführt werden und „Johannes" sowie das „Gericht" im Folgenden immer wieder thematisiert werden®, sollte man in 4,17; 16,21 nicht mehr sehen als betonte Hinweise darauf daß die betreffenden Aspekte die Botschaft Jesu fortan wesentlich (mit)bestimmen. Die Schlußwendungen am Ende von Redeblöcken (7,28a; 11,1a; 13,53a; 19,1a; 26,1a)®* haben sehr unterschiedliches Gewicht: Während die Notiz 7,28f eine Brücke schlägt zwischen der Bergpredigt und der anschließende Darstellung der Taten Jesu", so daß der Abschnitt 4,23-9,34.35 als thematische Einheit erscheint, wird in ll,lb-6 der Erzählfaden aus 9,35 ohne erkennbaren Bezug auf die Jüngerrede 9,36-10,42 aufgenommen; während in 13,53b-54aund 19,1b von beachtlichen Ortswechseb die Rede ist, die aber nur der FortfiUmmg der jeweils vorangehenden Tätigkeit Jesu dienen^, beginnt mit der datierten Leidensansage 26,lb-2 ein neuer Sinnabschnitt. Ähnlich divergierend ist die Plazierung der Reflexionszitate in l,22f (Geburt und Namensgebung), 2,15 (Aufenthalt in Ägypten), 2,17f (Ermordung der Kleinkinder in Betlehem und Umgebung), 2,23 (Niederlassung in Nazaret)", 4,14fiF. (Niederlassung in
Gegen A>ewte, Umfang 317f. ' ' Danach ist κηρύσσω mir noch in den ,J>rophetien" 24,14; 26,13 belegt. So liegt es nahe, die Charakteiisienmg der Gleichnisrede Jesu in 13,11-15 auf den mit ihr vollzogenen „Abbruch" der Verkündigung {Burchard, Senfkom 82, spricht zu global vom „Abbruch der Kommunikation") an die Volksmenge zu beziehen; gemäß 13,34f ; 15,10f 15 spricht Jesus fortan ja nur noch in Gleichnissen zu ihr - mit Ausnahme von 23,l(-39), wo es freilich primär um die Beziehung seines Wirkens zur Lehre der Schiiftgelehrten und Pharisäer geht Sein in 13,54; 21,23; 22,16.33; 26,55 erwähntes Lehren (s.o. Ашп.38.47) aber darf man von 4,23; 9,35; 11,1 (s.o. Anm.49) Ьет nicht mit seiner Verkündigung identifizieren; vgl. dazu Wiefel, MtEv 72. ® Vorrangig gegenüber dm Jüngern, in 22,2; 23,13 sowie 21,31.43 (hier ist von der „GotíeAerrschañ" die Rede) jedoch auch öffentlich. Neirynck Stracture 178, betrachtet daher 4,1217 als programmatischen Auftakt für alles bis 26,1 Folgende; damit nivelliert er fi«ilich über Gebühr die Bedeutung der dazwischen liegenden Umbrüche in der Jesusgeschichte. " Vgl. zum ersten (14,2; 16,14;) 17,10-13; 21,23-32, zum zweiten u.a. weitere ούαί-Belege (18,7[ff.]; 23,13-16.23.25.27.29[.33] - in 24,19; 26,24 geht es шп geschichtüche Not/Strafe). ^ Anhand dieser Wendungen gliedert z.B. Allison, Stracture 1204-1208, das Evangelium. Sowohl die Schildenmg der Reaktion der Volksmenge (vgl. dazu 8,27; 9,8.26.33) als auch das Stichwort εξουσία (vgl. dazu 8,9 [s.u. Anm.237]; 9,6.8 und [lückbückend auf 4,23; 9,35] 10,1; danach begegnet es erst wieder in 21,23f 27; 28,16) weisen auf Kap. 8f voraus. " In 13,54-58 wird zumal auf Kap. l l f zurückgeblickt (vgl. [a] zu „Weisheit" und „Wundertaten" 11,19[.25]; 12,41 sowie ll,20f 23, [b] zur Familie Jesu 12,46-50, [c] zum „Ärger an Jesus" 11,6); mit 19,2 wird - anknüpfend an 17,14-20 - der von den Passions- und Osterankündigungen Jesu (16,21; 17,22f ; 20,17ff.) geprägte Erzählzusammenhang fortgesetzt. Nach Rothfitchs, ErfttUungszitate 67, Uegt hierfreilichkein eigenständiges Zitat vor; vielmehr werde zusammenfassend noch einmal die Erfüllung der Zitate in 2,6.15.17 konstatiert, sofern die Niederlassung in Nazaret das Flucht- und Rückkehrgeschehen zum AbschluO bringe.
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П. Analyse
Kaiàrnaum), 8,17 (Exorzismen imd Heilungen), 12,17-21 (Schweigegebot nach Heilungen), 13,35 (Rede zum Volk in Gleichnissen), 21,4f. (Einzug in Jerasalem auf einer Eselin und einem Füllen) und 27,9f. (Kauf des Töpferackers mit dem „Judaslohn")®': Einige Zitate wie die in 4,14ff. und 21,4£ markieren allem Anschein nach bedeutende Zäsuren, andere wie die in 8,17 und 13,35 finden sich mitten in Ereignis- bzw. Redekomplexen; die Zitate in Kap. 2 zeigen, daß der Weg des Jesuskindes Punkt für Punkt die Schrift erftillt, das Zitat in 12,17-21 hingegen weist in seinem Sinngehalt weit über den konkreten Anlaß in V.16 hinaus. So taugenfixrsich genommen die Reflexionszitate ebensowenig als Ausgangspunkt für eine Ghederung des Evangeliums wie die zuvor benannten Redeschlüsse. Erst das Zusammentreffen mehrerer solcher Signale an einem Punkt bildet ein verläßliches Indiz dafür, daß eine wichtige Station in der Erzählung erreicht ist. Sachkriterium für die Gliederung aber muß die Frage sein, mit welchen Schritten Matthäus von der auf Israel bezogenen Vor- zu der auf die Jünger bezogenen Nachgeschichte des irdischen Wirkens Jesu gelangt®'. Es ist daher geboten, Textkomplexe abzugrenzen und Schlüsseltexte zu benennen, in denen diese thematische Spannung bearbeitet wird™. Zugleich muß man angesichts der aufgedeckten Korrespondenz zwischen Anfang und Ende darauf achten, wo sich weitere formale oder sachliche Entsprechungen fmden. Von diesen Maßstäben her lassen sich Aufriß und Verlauf des Evangeliums sachgemäß beschreiben. 2.2.2 Der Eingangs- und der Schlußteil (Mt 1,1-4,11; 26-28) Der Redeschluß und die erste konkrete Zeitangabe des Evangeliums in 26, If kennzeichnen den Beginn des Schiußteils, der das „Vermächtnis" Jesu - von seiner letzten Leidensankündigung vor den Jüngern bis zu ihrer nachösterlichen Sendung - beschreibt. Ihm steht die Schilderung des „Eingangs" Jesu gegenüber, bei der seine Herkunft und Identität im Blickpunkt stehen"; diese Schilderung reicht bis 4,11^^, sofern der Ortswechsel nach Kafarnaum (4,12f) das
^ In nmden Klammem sind die jeweiligen Anknüpfimgspunkte im matthäischen Eizählgang angegeben. Diese Zitate gehören aufgrund ihrer aus der Sicht des Eizählers formulierten, fast gleichlautenden Einleitungswendungen (iva πληρωθη [2,23; 8,17; 13,35: δποίς πληροοθτΙ / 2,17; 27,9: τότε έπληρώθη] τό ^ έ ν ... διά ... τοΰ προφήτου λέγοντος [2,23: διά των προφητών]) eng zusammen; inhaltlich eint sie die Tendenz, die Geschichte Jesu als einmaliges, die Schrift erfüllendes Geschehen auszuweisen (vgl. Strecker, Weg 84f ). Am nächsten steht ihnen 3,3; alle anderen „Eiflillungs"-Zitate hingegen finden sich in wörtlicher Rede (vgl. 13,14 und 11,10; 15,7ff.; 21,16.42; 22,43f; 26,31 im Munde Jesu [femer 26,54.56], 2,6 im Munde von Hohenpiiestem und Schriftgelehrten). " Wie sich das Thema eines Werkes aus dem Vergleich von Anfeng und Ende ergibt, so die КопфозШоп aus den von der Leitidee her akzentuierten Stellen; vgl. dazu die grundlegenden Ausführungen von ScA/е/еготасЛег, Hermeneutik 175ff.l83. Demgemäß verbinden sich im Folgenden die Beschreibung des Aufiisses und die Erörterung bestimmter, für die Komposition der matthäischen Jesuserzählung zentraler Textstücke. Vgl. Kingsbury, Stmcmre 50. " Vgl. Maiera, Plot 246
2. Jesus m d die Völker im Matthäusevangelium
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öffentliche Wirken Jesu einleitet. Eingangs- und ScMußteil'^ gliedern sich in je drei Abschnitte, wobei die Abschnitte des Schlußteils denen des Eingangsteils in rücklaufender Folge korrespondieren'"*: 1,1-17 Zur Vorgeschichte Jesu: sein Stammbaum 1,18-25 Jesu Ankunft: Geburt und Namensgebung 2,1-23 Der Auftakt zum Leben Jesu: seine Kindheit (- Anfeindung durch den König Herodes - Errettung durch Gott) 3,1 Grundlegung des Wirkens Jesu: die Tätigkeit Johannes ' des Täufers, -4,11 Taufe Jesu, Versuchung Jesu (- Vorbereitung des Aufiretens Jesu [vgl. 3,3.1 i f ^ - Erßillung aller Gerechtigkeit [vgl 3,15] -Ausweis und Bewährung als Gottessohn [vgl 3,16f.; 4,3f.6f.]) 26,1 -27,61
Konsequenz des Wirkens Jesu: Hinführung zur Passion, Gefengennähme und Verurteilung, Kreuzigung und Bestattung Jesu C- Vorbereitung der Bestattung Jesu [vgl 26,6-13] - Erßillung der Schriflen [vgl 26,54.56 samt 27,9f.] - Bewährung und Ausweis als Gottessohn [vgl 27,39-43; 27,51-54^^]) 27,62 Der Schlußpunkt zum Leben Jesu: Auferweckung und leeres Grab -28,15 (- Abweisung durch die Hohenpriester u. a. ^^ - Auferweckung durch Goti'^) 28,16ff. Jesu „letzter Auftritt": sein Erscheinen vor den elf Jüngern 28,19f Zur Nachgeschichte Jesu: Aussendung der Jünger, Beistandszusage " Kupp, Emmanuel 51, verfährt zu einseitig, wenn er allein von der externen Erzählperspektive her Kap. If sowie 27,51-28,20 als Rahmenstücke des Evangeüums bestimmt. Dem vorgeschlagen Auftiß scheinen die Analogien zwischen 2,1-12 und Κφ. 27 ^ ö n i g der Juden" 2,2; 27,11.29.37 / kosmische Zeichen 2,2.9f.; 27,45.51fF. / „Heiden" aneikeimen Jesus 2,lf.ll; 27,54) entgegenzustehen; vgl. Saldarini, Community 69f. In der Tat gehören die Texte sachlich zusammen (s.u. nach Ашп.449); doch sind die Motive je anders gewendet: Der genannte Titel hat in 2,2 positiven, in Kap. 27 spottenden Sinn (vgl. Kingsbury, Rhetoric 373); die Zeichen in Kap. 2 führen die Magier zu Jesus, die in Kap. 27 weisen ihn als Gottessohn aus; in Kap. 2 ehren „Heiden" den König der Juden, in Kap. 27 hingegen bezeugen sie Jesus als Gottes Sohn. Für den Auibau der Rahmenteile sind jene Analogien daher kaum von Bedeutung. ' ' Dazu s.o. bei Anm.46. " Dazu s.o. bei Anm. 18. " Wie in Κφ. 2 entziehen sich jüdische Autoritäten auf „bösartige" Weise (vgl. Gollinger, Heil 205) dem ,3ekenntnis" Gottes zu Jesus. Nach Matthäus stellt also die Auferweckung ein kritisches,Reichen für Israel" dar - jedoch nicht (gegen Hoffinann, Zeichen 451 ) im Sinn eines Gerichtsurteils, sondern hn Sinn eines Entscheidungsrufs, der auch nach der negativen Reaktion der Autoritäten auf Jesus Umkehr ermöglicht. ' ' Es dürfte keine Zufall sein, daß Matthäus im Blick auf Jesu Auferweckung hier (27,63f ; 28,6f) wie stets (vgl. [14,2;] 16,21; 17,9.23; 20,19; 26,32) das Veib έγείρομαι benutzt - wie übrigens auch bei Totenerweckungen im Zuge des Wirkens und Sterbens Jesu (vgl. 9,25; 11,5; 27,52 [in der Weisung an die Jünger 10,8 begegnet das aktive έγείρετε]) -, während sich der wechselnde Gebrauch von έγείρομαι und άνίστημι nur hinsichtlich der allgemeinen Auferstehung der Totenfindenläßt (vgl. 12,41f., zu άνίστημι und άνάστασις femer 22,23f28.30f ).
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П. Analyse
2.2.3 Der erste Hauptteil: Jesu Werben um das Volk Israel im Zeichen seiner öffentlichen Verkündigung (Mt 4,12-11,30) a) DerAußau von Mt 4,12-11,30 Die Nachricht von der Verhaftung des Täufers, der anschließende „Um2ug" nach Kafarnaum, das zugehörige Reflexionszitat und die Themenangabe zur Predigt Jesu (4,12-17) markieren den Beginn seines öffentlichen Auftretens^'. Noch zur Einleitung des ersten Hauptteils gehört auch der Bericht über die ersten Jüngerberufimgen am „Meer von Galiläa"^" (V I 8-22); sie bilden ja die Basis für die im Folgenden hervortretende Rolle der Jünger als Zeugen und Mitarbeiter Jesu^'. Diese Rolle wird in den Reden 5,1-7,27 und 9,36-10,42, die die „Außenwirkung" des Jüngerdaseins behandehi^^, defmiert. Zwischen ihnen steht ein Block von Heilungs- und Nachfolgeszenen (8,2-9,34)^, der Jesu öffentliches Wirken in Galiläa und Umgebung als Hinweis auf seine Identität darstellt^^. In 11,2-24 blickt Jesus dann auf dieses Wirken zurück®^, um abschUeßend ein Resümee zu formulieren^® - und zwar in der Verknüpfung eines Lobgebetes zu Gott (V.25f ) mit einem Ofifenbarungswort vor den (V.27) und einem Einladungswort an die Menschen (V.28fF.). Der Aufbau des Hauptteils ergibt sich anhand der Summarien 4,23; 9,35; 11,1b. Da nämlich nicht nur 9,35 im Wortlaut an 4,23 erinnert, sondern auch die Satzfolge 9,36a; 10,limt.5a an die in 5 , l f , stellen die beiden erstgenannten Summarien weniger eine Inklusion dar als vielmehr parallele Eröffnungen der
" Zu 4,12 als Eröffnung des ersten blauptteils vgl. Klostermann. MtEv S.VII. Man beachte den doppelten Slichwortkonnex mit 4,(12f.)15. " Vgl. Kupp, Enmianuel 51, der 4,12-22 als „transitional narrative" charakteiisiert. ' ' Das in 4,19 avisierte Gegenüber der Jünger zu den ,>lenschen" wird von Matthäus nur in 5,16.19; 6,1.14f.l8; 7,12 (zur Kritik an den „Heuchlern" wegen ihres Auftretens vor den Menschen in 6,2.5.16 vgl. freilich noch 23,4-7.13.27f.) und in 10,17f.32f. aufgegriffen. ' ' Zur Gliederung dieser Szenenfolge in fünf Abschnitte vgl. Wong, Theologie 1 lOf " Vgl. 8,17.20.27.29; 9,6.12i 15; gegen Burger, Taten 280f.287, der in diesem Passus das Gesamtthema, ^Cirche" - hinsichtlich ihres Wesens und ihrer Aufgabe - behandelt sieht " Vgl. die summarische Darstellung des Wirkens Jesu in 11,5f (und dazu 9,27f [„Blinde" sehen]; 9,5 [Lahme „gehen"]; 8,2f [„Aussätzige werden rein"]; 9,32f [κακρο'ι werden geheilt hier meint κωφός allerdings nicht „taub", sondern „stumm"]; 9,25 [Tote „werden auferweckt"]; 5,3 samt 4,23; 9,35 [„Arme" als Adressaten des .JEvangeliums"]; 5,3-12 [Makarismus]) und die negative „Bilanz" dazu in 11,20-24. Auch die im Rückblick (V2!) gehaltene Rede über Johannes (V7-19) fügt sich in diesen Rahmen ein, da in ihr das Echo, das seine Tätigkeit in „diesem Geschlecht" (V.16) gefunden hat in Zusammenhang gebracht wird mit der Ablehnung Jesu (vgl. V. 18f [und dazu 9,11] und wohl auch 11,12 [dazu vgl. Luz, MtEv II 178, der auf die Kongruenz mit 13,19 im Stichwort αρπάζω hinweist]). Im übrigen tritt der rückblickende Charakter von 11,1.2-24 in mehreren Motiven und Stichworten zutage, die auf 4,12-17 zurücklenken nämlich κηρύσσω (11,1 4,17 [s.o. bei Anm.61]), die Rede von der Gefangenschaft des Täufers (11,2 4,12 [vgl. femer 14,3]), τότε ήρξατο (11,20 4,17 [s.o. bei Anm.63]), μετανοέω (ll,20f. -)• 4,17 [vgl. noch 12,41]) und ,ДаГап1ашп" (11,23 4,13 [vgl. noch 17,24]). Zu 11,30 als Abschluß des Hauptteils vgl. Schweizer, Gemeinde 16.
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
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angescliiossenen Textpassagen". Eine ähnliche Funktion aber kommt der Wendung 11, Ib zu. So läßt sich der Aufbau von 4,12-11,30 wie folgt skizzieren: 4,12-17 4,18-22
4,23 4,24f. 5.1-7,27 7,28-8,1 8.2-17 8,18-27 8,28-9,8 9,9-17 9,18-34
9,35 9,36-10,42
Der Beginn der öffentlichen Verkündigung in Galiläa Die ersten Jüngerfaerufungen l.Summarium: Lehren, Verkündigen, Heilen in ganz Galiläa Das Echo auf Jesus, zumal auf seine Heilungstätigkeit [LEHRE: Das Leben der Jüngä" in „Gerechtigkeit" vor den Menschen! Das Echo auf Jesu Lehre II Drei Heilungen - Jesu Heilen als Erñillung jesajanischer Prophetie II Der anspruchsvolle Charakter der Nachfolge II Der heilende Gottes- und Menschensohn stößt auf Ablehnung II Der anstößige Charakter des Lebens in Gemeinschaft mit Jesus II Vier Heilungen - das Echo im Volk und bei den Pharisäern 2.Summarium: Lehren, Verkündigen, Heilen in allen Städten u. Dörfern [ W E I S U N G : Die Existenz der Jünger als Mitarbeiter Jesu unter Israel]
...Л-^ШШ'Р.ЧР}·.^]}^?.".·. YfrÎÊVfliSfP.j'Îih'l?'}.^^^?!} 11,2-24 11,25-30
Rückblick Auswertendes Resümee
b) Mt 11,25-30 als kompositorischer Schlüsseltext des Evangeliums Die besondere Funktion dieser kleinen Logiensammlung zeigt sich schon daran, daß Jesus sich hier zum ersten Mal im Lauf seines irdischen Auftretens im Gebet an Gott wendet*^ Dabei schlägt die Anklage aus V.20-24 mit V.25f recht unvermittelt um in einen Lobpreis: Es hat dem „Vater" gefallen, Jesu öffentliches Wirken in seinem Jesu Identität anzeigenden Charakter®' vor „Weisen und Verständigen" zu verhüllen, „Unmündigen" aber zu offenbaren. Jesu Identität besteht nach Kap. 11 darin, daß er als der von Israel erwartete „Christus" (V.2f ) - der im Anschluß an die Tätigkeit des Täufers (V.10.14) Menschen den Zugang zur „Himmelsherrschaft" (V.12) erschließt - der „Menschensohn" (V. 19a) ist, den Gott zum endzeitlichen Richter über die Welt bestellt hat'", und insofern gegenüber Israel die Stelle der „Weisheit" Gottes einnimmt (V.19e)'\ Daher kann die Scheidung zwischen „Weisen" und „Unmündigen" nicht auf die divergierenden Stellungnahmen der Volksmengen und der Pharisäer zu den Wundern Jesu (9,33f ) zielen. Diese sind ja erst dann recht verstanden, wenn man sich durch sie in die „Umkehr" hineinfuhren läßt; doch das haben nicht " Vgl. Davies/Allison, MtEv И 143. " Hinweis von K.-W. Nid)uhr (mündlich). " Auf der Basis von V.2-24 mufl man τοδτα und αύτά in V.25e auf diese „Tiefendimension" des Wiricens Jesu beziehen; vgl. vor allem den Gedankengang von V.3 (Frage nach seiner Identität) über V.4Í (Hinweis auf seine Taten) zu V.6 (Aufiuf zur Stellungnahme gegenüber Jesus) sowie Künzel, Gemeindeverständnis 85. " Daß diese Bedeutung des Titels „Menschensohn" in V.19 mitschwingt, ergibt sich aus dem unmittelbaren Anschluß der Rede vom „Gerichtstag" in V.22.24; vgl. dazu 12,40ff.; 19,28. " Vgl. die Kongnienz mit V.2 im Begriff τά έργα und dazu Schweizer, MtEv 172.
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II. Analyse
einmal die Bewohner derjenigen Städte Galiläas getan, in denen die meisten Taten Jesu stattfanden (11,20)'^. Die „Unmündigen" sind V.27 zufolge vielmehr diejenigen, die aufgnmd göttücher Offenbarung'^ in Jesus den „Sohn" des Vaters, also Gottes erkennen - xmd das sind die Jünger''*. Dementsprechend spitzt Jesus mit V.28flF. seine Botschaft zu: Hat er bisher im Konnex mit seinem dem ganzen Volk geltenden Lehren und Heilen (4,23flF.; 8,1.16f; 9,35£; 11,1) - das Evangeüum von der Himmelsherrschaft verkündet (4,23; 9,35), indem er deren Nahegekommensein ansagte und zur Umkehr aufforderte (4,17)'', so ruft er nun in die Nachfolge'', d.h. dazu, sich im Lebensvollzug an Jesu Weisung und Vorbild zu orientieren'^ und damit „sein Joch" auf sich zu nehmen. Natürlich ergeht dieser Ruf öffentlich; Jesus spricht hier an Stelle der Weisheit'*. Dabei weist die Anrede „die ihr euch abmüht und belastet seid" summarisch auf 11,5 zurück; Jesus wendet sich an „alle", denen er mit seinem öffentlichen Wirken, zumal mit seinen Wundern zu Hilfe kommt. Der Zusammenhang mit 11,25 macht aber deutlich, daß es ihm um die Bildung einer Gemeinschaft von Jüngern innerhalb Israels geht. Zugleich deutet der Hinweis auf die „leichte Last" Jesu in 11,30 an, daß Jesus als Lehrer in einen scharfen Gegensatz zu Schriftgelehrten und Pharisäern eintritt". Damit ist bereits die Grundkonstellation genannt, die den nächsten Hauptteil prägt: Jesus zwischen Pharisäern und Jüngern. 2.2.4 Der zweite Hauptteil: Jesu Ruf in die Nachfolge im Horizont der Auseinandersetzung mit seinen Gegnern (Mt 12-20) a) Mt 12 als kompositorischer Schlüsseltext des Evangeliums Mit 12,1-13 beginnt zwar nicht f o r m a l a b e r thematisch eine neue Phase im Wirken Jesu: Hier streitet er sich mit den Pharisäern zum ersten Mal über das rechte Verständnis der Thora"", konkret des Sabbatgebotes'"^. Wie tief der Vgl. Sand, MtEv 249. " Nach V.27a wird solche Offenbarung freilich nur durch Jesus selbst vermittelt "'SoauchßeJi:n/ii/:Sohn73. Vgl. 14,27.31.33; 1 6 , 1 6 f - s o w i e 13,11.35, wonach das, was Jesus als bisher „Verborgenes" zu Gehör bringt, nur von den Jüngern „erkannt" wird. ' ' κηρΐκισων το εύαγγέλιον τής βασιλείας in 4,23 dürfte angesichts des doppelten Stichwortbezuges zu 4,17 nichts anderes sein als eine diesen Satz zusammenfassende Wendung. ^ δεΟτε πρός με in V.28 erimert an den Ruf δεύτε όπίσω μου aus 4,19, die Zusage 11,29c läßt die den Jüngern geltende Rede vom „Finden des Lebens" in 10,39 (vgl. 16,25) anklingen. Zum offenen Sinn des Textes als einer Einladung zur Nachfolge vgl. Frankemölle, MtEv II 129. " Vgl. den Ιηφ. μάθετε άπ' έμοΟ und die fur die Jüngerexistenz maßgebende Charakterisierung Jesu als „freundlich" (vgl. 5,5) und „demütig im Herzen" (vgl. 18,4; 23,12 sowie 5,8). ^ Vgl. etwa Sir 51,23f 26f sowie Christ. Sophia 116Í ^ Vgl. Luomanen, Entering 116f Matthäus benutzt φορτίον ja sonst nur in 23,4. Daher weist 1 l,29f in der Sache auch auf 5,20 zurück. Zur einleitenden Zeitangabe s.o. bei Amn.59. "" Die in 9,10-13.14-17 behandelten Fragen, mit wem man Tischgemeinschaft pflegt und ob man „viel fastet", gehören in den Bereich gruppenspezifischer oder individueller Frömmigkeit
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
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diesbezügliche Gegensatz reicht, tritt in V.14 zutage: Aufgrund jenes Streites fassen die Pharisäer'"^ „einen Beschluß gegen ihn, um ihn zu vernichten". Mit diesem ersten Hinweis auf die Passion steUt Matthäus klar: Das Wirken Jesu als des Gesandten Gottes (11,25-30) stößt gerade bei den Autoritäten Israels auf Widerstand und wird ihn das Leben kosten. Im Anschluß an einen Exorzismus (12,22) bestätigt Jesus die von den Pharisäern defmitiv vollzogene Trennung (V.24.25-37) und weist alle, die noch „zwischen den Fronten" stehen, auf die Notwendigkeit der Umkehr hin (V.23.38-45); diese aber vollzieht man im Anschluß an seine Person imd in der Teilnahme an seinem Werk (V.30). Wer sein Wirken als „Teufelswerk" verlästert (V.24), statt darin das Handeln des Geistes Gottes zu erkennen (V.28), erweist sich Jesus zufolge als „böse" (V.34f ) und verföUt unwiderruflich (V.32) dem Gericht (V.36f)"*^. Doch auch die abwaitendskeptische Frage nach einem Jesu Ansprach bestätigenden Zeichen ist in seinen Augen nur Ausdrack eigener Bosheit und Untreue gegenüber Gott (V.38-39b)"". Die einzig sachgemäße Antwort auf Jesu Wirken wäre Umkehr (V.41b-c). Das gih gerade fur den, den Jesus von dämonischer Besessenheit geheilt hat CV.22); ohne solche Umkehr wird er die geschenkte Freiheit schnell wieder verberen (V.43-45b)"''. So aber wird es allen gehen (V.45c)"'^ die aus der Erfehrung der Hilfe und Nähe Jesu keine eindeutigen Konsequenzen ziehen (V.23)"": Wer sich nicht für Jesus entscheidet, entscheidet sich schon damit gegen ihn (V.30) und verfallt dem Gericht (V.41a.42a).
und betrefien als solche (sofern nicht der Verzehr veibotener Speisen oder das Essen an den offiziellen Fastentagen Israels zur Dä>atte steht) nicht die Thoia. Demgemäß argumentieit Jesus dort mit der Qgenait seiner Sendung (vgL 9,12.I3c.l5), nicht schriftgelehrt wie in I2,3-6.11f, und leitet mit dem Zitat aus Hos 6,6 (Mt 9,13a-b) die Pharisäer an (μάθετε gilt sonst den Jüngern, vgl. 11,29 [s.o. Anm.97]; 24,32), in ihm den Gesandten Gottes zu sehen, der mit seinem Wirken die von Gott gewollte Barmherzi^eit realisiert (vgl. Held, Matthäus 245f ) - benutzt es also deutlich anders als in 12,7 (gegen Hummel, Auseinandersetzung 41Í), wo er den Phaiisäem vorwirft, die in ihrer Sabbatauffassung wurzelnde Kritik am Verhalten seiner notleidenden Jünger verfehle den auf Barmherzigkeit zielenden Willen Gottes (vgl. Luz, MtEv II 23 If ). Vgl. die dreimalige Rede von dem, was am Sabbat (nicht) erlaubt ist, in V.2.10.12. "" Sie hatten schon mit ihrer Frage „Ist es erlaubt, am Sabbat zu heilen?' nichts anderes im Sinn, als einoi Anlaß zur Anklage gegen Jesus herbeizuführen (V. lOc-d). Vgl. Repschinski, Stories 129. "" Vgl. Gw/fta, MtEv 1465. Vgl. Luck, MtEv 154f. In V.43ff. bietet Jesus kein Gleichnis (gegen Trunk, Heiler [94]100), sondern nennt ein Beispiel: jene Heilung, die den Disput mit den Pharisäem hervorrief Zur Verimiçfnng von δαιμονιζόμενος (V.22) mit τό άκάθοφτον πνεΰμα (V.43) vgl. 8,16. Auch in 18,35 eröfEoet oîSrooç καν einen Schluß vom Einzel&U auf die Gemeinschaft. "" Nach V.46 hat Jesus zuvor zur „Volksmenge" gesprochen, die zuletzt in V.23 erwähnt wurde; seine Rede V.25-37 aber ist eindeutig an „die Pharisäer" aus V.24 gerichtet. Demnach sind von ihnen die - als „einige der Schriftgelehiten und Pharisäer" bezeichneten - Fragesteller aus V38 zu unterscheiden (gegen Chow, Sign 61f); diese greifen mit ihrer Zeichenforderung die skeptische Frage „Ist dieser etwa der Sohn Davids?" (V.23b; zum „ungläubigen", nicht nur Zögemden [so äbeiStanton, Gospel 183f] Ton des „μήτι...;" vgl. 26,22.25) auf, sprechen also im Namen der Volksmenge. Dementsprechend gilt die Antwort Jesu „dieser Generation" (12,39.41f 45c); das Attribut „böse und treulos" zeigt an, daß sie der Umkehr bedarf.
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П. Analyse
E s ist daher konsequent, wenn der Evangelist die Debatte mit den Pharisäern einmünden läßt in eine Szene, die den Kreis der Jünger als die w a h r e Familie Jesu charakterisiert; denn dieser Kreis ist offen für alle, die in der Nachfolge Jesu den Willen seines „Vaters im Himmel" tun (V.46-50). Auf diese Weise bildet Kap. 12 einen in sich abgerundeten Gedankengang"". Dun fugt sich auch die knappe, mit einem langen Reflexionszitat (V. 17-21) versehene Notiz zu Jesu Heilungen an den vielen"", die ihm bei seinem „Rückzug" vor den Pharisäern folgen, imd zum anschließenden „Offenbanuigsverbot" (V.15f) ein. Letzteres hebt sich ja dadurch von bisherigen Schweigegeboten ab, daß es nicht auf das Heilungsgeschehen (so 8,4; 9,30), sondern auf die Person Jesu bezogen ist und daß es nicht durchbrochen wird"'. Insofern steht es den Schweigegeboten nahe, die Jesus den Jüngern im Anschluß an Petrusbekenntnis und Verklärung gibt (16,20; 17,9). Diese Nähe wird durch das Jesajazitat unterstrichen; denn in ihm steUt Ck)tt Jesus in deutlichem Anklang an dessen Taufe und Verklärung als sein „Kind" vor'". Die Verknüpfimg des Offenbarungsverbotes in 12,16 mit dem Zitat vom π α ι ς θεοΰ erweckt daher den Eindruck: Denen, die Jesus V.15 zufolge heilt, erschließt sich in dem ihnen widerfahrenen Wunder jedenfells ansatzweise die Gottessohnschaft Jesu'" - ähnlich, wie es auf eindeutige Weise in 14,(22-)33 von den Jüngern berichtet wird. Freilich sind die Geheilten in 12,15f keine Jünger Jesu; sie „folgen" ihm, fühlen sich von ihm angezogen, haben sich ihm aber noch nicht definitiv angeschlossen"". Der Befehl V.16 kann daher nicht darauf abzielen, die Unterscheidung der Jünger von den Außenstehenden (V.46[f]) festzuhalten"'. Dann aber legt sich von V.22f43fr. her"® ein „reflexives" Verständnis von V.16 nahe: Die Geheilten sollen ihr (Halb-)Wissen um Jesu Identität für sich behalten, um es ganz auf sich anzuwenden, ihm weiter nachzudenken und die notwendige Konsequenz zu ziehen - Umkehr und Eintritt in die Jüngerschaft"'.
Man beachte zudem, daß die Erwähnung der Jünger in V.49 auf V.lf. zurückweist. Die Lesart nur mit πολλοί ist durch die Handschriften К und В gut bezeugt, die spätere Ergänzung von δχλοι als Angleichung an 4,25; 8,1; 19,2 sowie an 12,23a verständlich. "' Vgl. dagegen 9,31. In 8,4 aber ist die Anweisung, nichts zu sagen, relativiert durch die anschließende Forderung, den am Kult Beteiligten zum Zeugnis (wohl: für die Thoratreue Jesu; vgl. Held, Matthäus 243f ) vor den Priester zu treten und das gebotene Reinigungsopfer darzubringen. 12,15£ steht daher auf einer anderen Ebene als 8,4 und 9,30 (gegen Sand, MtEv 259). Während 12,18a-b den Aussagen der hmmüischen Stimme in 3,17; 17,5b-d ähnelt, erinnert 12,18c an die Darstellung m 3,16c. Gerade aufgrund dieser Analogien legt sichfiirπαις die Übersetzung „Kind" (als Analogie zu „Sohn"; vgl. Rothfuchs, Eifüllungszitate 123) nahe. Vgl. die Rede vom Heiligen Geist m 12,18.28 und dazu Neyrey, Use 459f. "•· Gnilka, MtEv I 450, spricht zutreffend von einem Vorstadium der Nachfolge. Bei Matthäus hat άκολουθέω öfter diesen „offenen" Sinn, vgl. z.B. 8,1.10; 9,27; 14,13. So ist wahrscheinüch 16,20 im Rückbezug auf V13-17 zu verstehen. Fiedler, Servant 120, macht zu Recht auf die enge Anbindtmg von V22f an das Voranstehende durch τότε, das Stichwort θεραπεύω (vgl. VI5c) und den Ausdruck υίός Δαυίδ (vgl. ó παις μου in V. 18) auflnerksam. "' Ein reflexiver, auf weitere Klärung des eigenen Verständnisses Jesu zielender Sinn wohnt auch den Schweigegeboten an die Jünger inne; das zeigt sich bei 16,20 an dem Unvermögen des Petrus, Jesu Christus-Würde und Menschensohn-Geschick in Einklang zu bringen (V.21fF.), bei 17,9 an der Aufluihme der Weisung „Hört auf ihn!" (V.S) in dem anschließenden
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
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So verstanden paßt V.lSc-16 recht gut zum Reflexionszitat V.18-21: Als dem Gottessohn und Träger des Geistes geht es Jesus fortan nicht um Breiten-, sondern um Tiefenwirkung; deshalb lehnt er öffentliche Propaganda ab (V.19), läßt aber die aus seiner Wimdertätigkeit entspringende unvollkommene Ahnung um seine Identität bestehen (V.20a), auf daß sie in den Betroffenen gärt und diese zur Umkehr fuhrt'". NatürUch läßt sich die symbolisch-bildhafte Sprache in V.19-20a nicht präzise auf das Wirken Jesu anwenden. Andererseits ist es unwahrscheinlich, daß das längste aller Reflexionszitate'" nur als Beleg für das Schweigegebot in V. 16 dient; dagegen spricht schon die Kongruenz mit V.36.41f im Stichwort κρίσνς. Diese Kongruenz nun läßt es notwendig erscheinen, das Zitat primär vom matthäischen Umfeld her zu deuten. Unter solcher Prämisse legt sich folgende Interpretation nahe: • V.19a zieh - sofern dort als Subjekt wie in V. 19b das nachgestellte τΙς, nicht der angesprochene παΐς anzusehen ist'^ - auf das Offenbarungsverbot in V.16: Jesus will kein öffentliches Aufsehen"'; dementsprechend wird bis zum Einzug in Jerusalem (21,[1-] 11) keine öffentliche Verbreitung der Kunde von Jesus erwähnt'^. • 12,19b weist daraufhin, daß Jesus fortan'^ auf öffentliche Verkündigung verzichtet'^; bis zu seinem Auftritt im Tempel findet auch keine öffentliche Lehre mehr statt. Das Volk bekommt bis dahin von V.46 ab nur noch Gleichnisse zu hören'". • V.20a[init.] ist am besten auf das Heilungswirken Jesu zu deuten'^; demgemäß ist im Folgenden öfter von seinem Erbarmen mit „geknickten" Menschen die Rede'^'. • V.20a[fin.] dürfte dann das Bewahren der keimenden Erkenntnis Jesu bei diesen Menschen bezeichnen; in 20,30-34 hat es sogar die gewünschte Wirkung: die Geheilten schließen sich Jesus an'^'. Gespräch Uber Elija (V. 10-13), das Jesus dazu nutzt, die Jünger auf seinen Weg ins Leiden hinzuweisen. Gegen Fiedler, Servant 125f., der das Zitat primär auf den Streit Jesu mit den Pharisäem bezieht: Ihre Ablehnung Jesu offenbare ihren eigenen Mangel an Sanftmut gegenüber den Menschen. -Zur Auslegung von V.18d.20b-21 s.u. nach Amn.414. Dazu s.o. bei Anm.68. Man muß also das Konuna nach V. 19a im NT Graece" tilgen. Vgl die Verwendung von κρο\)γή in 25,6. Vgl. dagegen 4,24a; 9,26.31. Der einzige, der zwischen Kap. 12 und 21 noch indirekt von Jesus erfâhrt, ist Herodes (14,1); und dessen Reaktion macht deutlich, daß eine Kunde von Jesus gerade nicht zur intensiven Auseinandersetzung mit der Frage nach seiner Identität fuhrt - Anders Fiedler, Servant 124 (es gehe um das Fehlen öffentlicher Akklamation als Messias), undAiMätfer, Interpretation 168 (Jesus erweise sich als „sanftmütig", vgl. 11,29;21,5). Zur Ausrichtung auf das künftige Wirken Jesu vgl. Tisera, Universalism 178f S.o. bei Anm.61. - Anders Neyrey, Use 461, der auf die Verwendung von άκοίκο in V.42 verweist: Es gehe um die Ablehnung Jesu durch die Hörer S.o. Аша61. Lediglich in der Synagoge von Nazaret wird Jesus zwischen Kap. 11 und Kap. 21 einmal lehrend tätig (13,54[-58]); das Scheitem dieses Besuchs unterstteicht aber nur, daß das „Hören der Stimme Jesu" die Skepsis gegenüber Jesus nicht zu überwinden vermag. Vgl. dazu den Gebrauch von συντρίβω in Lk 9,39. Frankemölle, MiEv II 141, denkt allgemein an das nichtsprachliche, heilende und versöhnende, Handeln Jesu. Vgl. έλεέω in 15,22; 17,15; 20,30f und σπλαγχνίζομαι in 14,14; 15,32; 20,34 (anders nur im Rahmoi der „Gemeinderede", vgl. 18,33 bzw. V.27); das Stichwort συντρίβω freilich kommt bei Matthäus sonst nirgends vor.
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п. Analyse
Insgesamt erweist sich Kap. 12 als programmatischer Text, in dem die Sammlung der Jünger um Jesus seiner Trennung von den Pharisäern gegenübergestellt wird und die Mitglieder des Volkes durch Jesu Heilungstätigkeit zur Umkehr aufgefordert werden'^'. Es bereitet somit - als Gegenstück zum rückbückenden Kap. 11 - die weitere Darstellung des öffentlichen Wirkens Jesu vor. Diese greift dann in rückläufiger Folge auf fast alle Abschnitte von Kap. 12 zurück; dabei entsprechen sich 13,53-58 und 12,46-50: Jesu Wirken im Verhältnis zu seiner Familie; 16,1-4 und 12,38f Jesu Antwort auf die Zeichenforderung; 17,14-20 und 12,22-30: Jesus als vollmächtiger Dämonenaustreiber; 19,lf und 12,15 Jesus als Heiler derer, die ihm nachfolgen; 19,3-9 und 12,1-13 Jesu Streit mit Pharisäern um den Sinn der Thora'^". Ferner weisen der Tötungsbeschluß und das Wort vom Jona-Zeichen (12,14.40) auf die Leidens- und Auferweckungsankündigungen in 16,21; 17,12c+9b.22f. ; 20,18f voraus"' - sowie die doppelte Erwähnung der Völker (12,18.21) auf die in 20,19.25. Man sollte deshalb Kap. 12-20 als zusammenhängenden Hauptteil begreifen, der das in Kap. 12 angeschlagene Thema entfaltet'^^. b) Der Auflau von Mt 12-20 Den roten Faden der Darstellung bilden die Berichte von den öffentlichen Wundern Jesu"^; an diesem Faden entlang mehren sich die Jünger-Szenen, während die Auseinandersetzungen mit den Pharisäern weniger werden. Den Höhe- und Wendepunkt steUt 16,13-20 samt Umfeld dar: Hier kündigt Jesus den Bau seiner Gemeinde auf dem Jünger Petrus als Baugrand an - auf Petras, der sich zu Jesus als dem Christus und Gottessohn bekennt und dem daraufhin die Vollmacht zur verbindlichen Auslegung des Willens Gottes anhand der Lehre Jesu übertragen wird'^'*. Zuvor aber fordert er seine Jünger auf, sich vor der Lehre von Pharisäern und Sadduzäern zu hüten (V.5f 1 lb-12), um sie an-
Da in 20,34 vom „Nachfolgen" einzelner Menschen nach erfolgter Heilung gesprochen wird, dürfte das Wort positiveren Sinn haben als in 12,15 u.ö. (s.o. bei Anm.114); von einer Lebensgemeinschaft, wie sie die Jimgernach 4,20.22; 8,19.22; 9,9; 10,38; 16,24; 19,27f. eingehen (vgl. auch 19,21), ist freilich explizit keine Rede (gegen Luck, MtEv 224f.). Ähnlich Comber, Verb 432f.: Die fortgesetzte Wundertätigkeit Jesu sei Anlaß zum Streit mit den Gegnern und ziele darauf, die staunenden Volksmassen fur Jesus zu gewinnen. In allen FMlen gibt es prägnante Wortlautübereinstiinimmgen; vgl. (a) die Rede von Jesu Mutter und Brüdern (und Schwester) in 12,46-50 mit 13,55b (und V.56), φ ) 12,39 mit 16,2a4, (c) 12,22.27a+28a30 mit 17,18.19b.l7c, (d) 12,15b-c mit 19,2, (e) 12,3+5.10c mit 19,4.3b. Die Differenz zwischen jenen eindeutigen Ankündigungen und der Rede von einem „Zeichen" in 12,39f. - das in der Wende des Todesschicksals besteht (vgl. Vögtle, Sprach 121f ) - erklärt sich aus dem öffentlichen Charakter dieser Rede Jesu; vgl. Chow, Sign 65. Anders Luz, MtEv II 225Í, der Kap. 12 als „Präludium" (nur) zu 13,1-16,20 auffaßt. '"Vgl. 13,58; 14,13fl5-21.34fF.; 15,29fif.32-38; 17,14-18; 19,lf; 20,29-34. "" Zur Deutung von V. 19 auf die Lehre vgl. Byrskog, Teacher 248f., mit Hinweisen auf den Sinngehalt von V.5-12 (Sauerteig = Lehre) und den Gebrauch von „schließen" in 23,13.
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schließend auf seine bevorstehende Tötung und Auferweckung hin- sowie in die Leidensnachfolge einzuweisen (V.21.24£F.)"^ Dadurch werden Kap. 12-20 in zwei Abschnitte geteilt, in denen jeweils erzählende Szenenfolgen einen Redekomplex (13,1-52; 18)"® rahmen. Auch an diesen Komplexen zeigt sich der o.g. Umschwung. Κ φ . 18 behandelt ja vor den Jungem Fragen ihres Zusammenlebens, bi 13,1-52 dagegen wechseln der Volksmenge vorgelegte Gleichnisse (V.3-9.24-33'") mit den Jüngern gehenden Äußerungen (V.10-23.36-52), wobei dreierlei zur Sprache kommt: die Scheidung der Jünger vom Volk im Blick auf das Verstehen der „Geheimnisse des Himmelreichs" (V.ll-17.51f ), das Verhältnis der Jüngergemeinschaft zu ihrer Umwelt (V.24-33.36-43)"' sowie wichtige Eigenarten jener Gemeinschaft von ihrer Gründung bis zur Behandlung im Gericht (V.44-50)"'; das - nicht expUzit auf das Himmelreich bezogene - Gleichnis vom Sämann und seine Deutung (V.3-9.18-23) binden alle drei Aspekte zusammen'"®. Zur gliedernden Funktion von 16,21 s.o. nach Anm.59. Beide Textstücke stellen aufgnmd szenischer Unterbrechungen (vgl. 18,21-22a sowie 13,10-1 la.24a.31a33a.34-37a.51b-52a) keine zusammenhängenden Reden dar. Daß Jesus sich (nach V. 10-23) in V.24-33 wieder ans Volk wendet, ergibt sich aus V.34. Zwischen V.24-30 und V.36-43, wo es um den Kosmos als das Reich des Menschensohns geht, in dem Mitglieder und Feinde der Gemeinde bis zum Gericht nebeneinander existieren (s.o. bei Anm.lóf. und nach Anm.22), muO man die Gleichnisse vom Senfkom im Feld (in V.31 ist wie in V.24 von einem ,>lenschen" die Rede, der etwas „auf sein Feld sät") und vom Sauerteig im Mehl (V.33 verläuft bis εις αλεύρου σάτα τρία genau paraHel zu V.31) wahrscheinlich auf die Bedeutung der Gemeinde iiir die Menschheit beziehen; s.u. nach Anm. 410. Anders als in V.40ff. dürfte es in V.49f. allein um die endzeiüiche Scheidung zwischen Guten und Bösen in der Gemeinde gehen (gegen Gnilka, MtEv I 510); dafür sprechen die von V.41b und 25,32 abweichende Formulierung „die Bösen absondern ems der Mitte der Gerechten" (die sachlich 22,llff. entspricht) sowie die Anklänge an 4,19 (Bild vom Fischen) und 22,10 („Sammeln" ohne Sortieren) in 13,47, die diesen Vers als Bild für die Weltinission ausweisen (dazu vgl. Klostermann, MtEv 125). Mit V.47£ aber sind V.44fF. durch das doppelte τιάλιν in V.45.47 zu einer - durch die Rede von „Vollendung des Äons", „Feuerofen" und „Gerechten" gerahmten (vgl. V.40b.42.43a mit V.49f ) - Gleichniskette verbunden. So liegt die Annahme nahe, daß es auch in V.44ff. um „Interna" der Gemeinde geht. Dabei läßt sich das Gleichnis vom Kaulinann, der gute Perlen (vgl. 7,6) sucht (vgl. 6,33), am besten auf einen „Gerechten" deuten, der für den „Eingang ins Gottesreich" - den er in Jesus findet (vgl. Dupont, Paraboles 415) - alles andere airfgibt (vgl. 19,21.24; Jones, Parables 353 verweist noch auf 7,7). Das voranstehende (anders aufgebaute! [vgl. Glombitza, Perlenkaufinann 156£f.; er macht zudem auf die getrennte Überlieferung in EvThom 76,106 aufinerksam]) Gleichnis vom Schatz, den ein Mensch in einem (fiemden!) Feld findet und wieder veibirgt, dürfte dann die Basis solchen Einsatzes darstellen und besagen: Der Menschensohn gibt sich selbst hin und erwirbt so die „Vielen" (vgl. 20,28) - d.h. die „Söhne des Reiches" - um der unter ihnen veiborgenen „Gerechten" willen (ähnlich Bwchard, Senfkom 98f, der allerdings den Acker mit der Welt, den Schatz mit den Söhnen des Reiches gleichsetzt). Da der Passus V.3-23 die Gleichnissammlung einleitet und in V. 10-17 grundsätzliche Aussagen zu ihrem Verständnis bietet, wird man auch das Gleichnis vom Sämann samt seiner Deutung als einen für alles Folgende grundlegenden Text ansehen müssen. Deshalb stehen die vier Sorten Samen (die Vierteilung ist durch den Sing, in VI9-23 betont; vgl. Weder, Gleichnisse 115) wohl fur alle Menschen inner- wie außerhalb der Gemeinde, die das Evangelium als
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П. Analyse
Eine strenge Gliederung der Erzählteile ist nicht zu erkennen'''V Daß sie fehlt, wird schon an der Plazierung der Redekomplexe deutlich, die in den thematisch geprägten Abschnitten 12,1-16,12'"^ und 16,21-20,34 an geographischen Wendepunkten stehen'"*'. Der Aufbau von Kap. 12-20 steUt sich daher wie folgt dar: 12,1-45 12,46-50 13,1-52 13,53-58 14,1-16,12 16,13-20 16,21-17,23 17,24-27 18,1-35 19,lf 19,3-20,34
Jesu Streit mit den Pharisäern und sein Entscheidungsraf an das Volk Gespräch über die wahre Familie Jesu [Jesu Reden in Gleichnissen vor dem Volk und zu den Jüngeml Gang nach Nazaret: erfolgloser Auftritt in der Synagoge Erzählgang: Vom Tod des Täufers bis zur Warnung vor phar.-sadd. Lehre Das Bekenntnis des Petrus, seine Einsetzung als Baugrund der Gemeinde Erzählpang: Von der 1. zur 2. Leidens- und Auferweckungsankündigung Gespräch über Jesu Stellung zur Tempelsteuer iJesu Reden zu Fragen des Zusammenlebens der Jünged Gang nach Judäa: Heilungen an der nachfolgenden Volksmenge Erzählgang: Vom Streit über Ehescheidung bis zur Heilung in Jericho
2.2.5 Der dritte Hauptteil: Der Abschluß des Wirkens Jesu unter Israel in Jerusalem ß4t 21-25) a) Einheitlichkeit und thematische Ausrichtung Der mit einem Reflexionszitat (21,4f) kommentierte Einzug Jesu in Jerusalem (V.1-11) eröffnet den vierten Hauptteil des Evangeliums. Der einleitende Charakter dieses Textes tritt u.a. darin zutage, daß in ihm etliche Hoheitstitel für Jesus versammelt sind, die dieser selbst im Folgenden - jeweils in einem eschatologisch gewendeten Sinn - wieder aufgreift: „der Herr" (V.3) in 24,45'^, das „Wort vom Reich" hören: diejenigen, die es unter dem Einfluß des ,JBösen" (und seiner „Söhne", also der Gegner der Gemeinde) nicht verstehen und aus ihrem Herzen verbannen (V. 19); digenigen, die das Wort zunächst annehmen, aber unter der Anfechtung wieder aus der Gemeinde herausfallen (V.20f); diejenigen, die sich vom Wort angezogen fühlen, aber die notwendigen Konsequenzen scheuen und der Gemeinde fernbleiben (V.22); und diejenigen, die das Wort au&ehmen, verstehen, in ihrem Leben umsetzen und sich so als „Gerechte" erweisen (zur Typisierung der Hôrergnçpen vgl. vor allem Frankemölle, MtiEv II 175). "" Da Matthäus in Kap. 12-20 (anders als in 4,12-11,30) generell einfach dem markinischen Auiriß folgt, ihn aber durch viele Auslassungen und Zusätze aufbricht, kann man kaum etwas anderes erwarten. Manbeachte die Rückzugsnotizen in 12,15a; 14,13a; 15,21 sowie 16,4c. Die Gleichnissanunlung findet sich zwischen dem Gespräch über Jesu wahre Familie und dem Besuch in seiner Heimatstadt, die „Gemeinderede" zwischen dem Gespräch über die Abgabe für den Jerusalemer Tempel und der Wanderung nach Judäa. Femer s.o. Anm.66. Absolutes (Ó) κύριος benutzt Matthäus - abgesehen von Stellen, wo er eindeutig Gott meint (1,20.22.24; 2,13.15.19; 4,7.10; 5,33; 6,24 [gegenüber anderen „Herren"]; 11,25; 21,9.42; 22,37.44a[imt]; 23,39; 27,10; 28,2; in Gleichnissen: 18,25.27.31f 34; 20,8; 21,30.40) - daneben nur noch in 3,3 (und 22,43.45 nach καλέω); in 9,38; 12,8 steht der Titel mit erläuterndem Gen., sonst hat er Personalpronomma bei sich (10,24f ; 15,27c [Fl.]; 22,44a[fm.]; 24,42.46.48.50; im Gleichnis: 25,18f.21.23.26) oder dient als Anrede (im Mund von Hüfesuchenden [8,2.6.8; 9,28; 15,22.25.27b; 17,15; 20,30f.33], von kleingläubigen oder belehrungsbedürftigen Jüngem [8,25;
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„(dein) König" (21,5) in 25,34.40"^ „Sohn Davids" (21,9b[.15]) in 22,42.45, „der im Namen des Herrn Kommende" (21,9c) in 23,39*^. Dabei redet er in den ersten beiden Fällen zu den Jüngern (24,3f.), im dritten zu den Pharisäern (22,41), im vierten zur Volksmenge und zu den Jüngern (23,1). Volk und Gegner sowie die Jünger sind aber bereits die Adressaten der beiden Aktionen, mit denen Jesus sein Wirken in Jerusalem beginnt: der Vertreibung aller Verkäufer imd Käufer aus dem Tempel, mit der Jesus diesen zum Ort seines Heilens und Lehrens macht (21,12-16.23a)'''', und der Verfluchung des Feigenbaums, die er dazu nutzt, auf die Macht des im Glauben gesprochenen Gebets hinzuweisen (V.18-22). Auf diese Weise bilden die Kapitel 21-25 eine thematische Einheit. Inhaltlich geht es in ihnen um den Abschluß des Wirkens Jesu unter Israel*'*^. Abgeschlossen wird zunächst die Auseinandersetzung mit den - sich zu einer weitgehend einheitlichen Front gegen Jesus verbindenden - Gemem^*^: Die mit der Vollmachtsfrage der Hohenpriester und Ältesten (21,23)' ° beginnende und mit Jesu Stellungnahme zur Davidssohnschaft des Christus (22,45) endende Folge von Streitgesprächen und Gleichnissen mündet in die Feststellung 22,46: „Niemand konnte ihm ein Wort entgegnen, und von diesem Tag an wagte auch keiner mehr, ihn etwas zu fragen." Jesus aber verkündet danach nur noch - in Anlehnung an die Predigt des Täufers (3,7) - das eschatologische Gericht über die als „Heuchler" entlarvten'" Schriftgelehrten und Pharisäer (23,[13-]33)'". 14,28.30; 16,22; 17,4 18,21; 26,22], von .beiden" [25,37.44], von Pseudojilngem [7,21f.; 8,21] sowie in Gleichnissen [13,27; 25,11.20.22.24]), die in 27,63 auch einmal Pilatus gelten kann. Zur Verwendung des Titels „König" in Kap. 27 s.o. Anm.74 und u. bei Anm.438£F. sowie nach Amn.4SS. Auch der Titel .prophet" aus 21,11 (.46) wird interpretierend aufgegriffen - in 23,37, wo Jesus sich selbst als denjenigen, der Jerusalem zur Entscheidung ruñ, um es im Namen Gottes um sich zu sammeln, Israels Propheten zur Seite stellt (vgl. Meiser, Reaktion 252f.). Hingegen tauchen die in Κφ. 26f. dominierenden Titel „Christus" (26,63.68, mit ó λεγόμενος 27,17.22), „Sohn Gottes" (26,63; 27,40.43.54) und ,>lenschensohn" (26,2.24.45.64) in 21,1-11 nicht auf. Eben damit wird offenbar der im Rekurs auf Jeremía angeprangerte Mißstand (V.13d) beseitigt und zugleich die in V.13b-c zitierte Verfieißung Jesajas erfüllt; das zeigt der - von Jesus als schrülgemafi legitimierte - Lobgesang der Kinder auf ihn als den Davidssohn (V. 15f ). Die These, Jesus bemühe sich hier gar nicht mehr, Jerusalem fur sich zu gewinnen (so Sand, MiEv 411), trifft nicht zu; s. das im Нащ>11ех1 Folgende. Matthäus greift in Kap. 21ff. nicht nur die bereits erwähnten .Koalitionen" der Pharisäer mit den Sadduzäem (vgl. 22,34f mit 3,7; 16,1.6.11f.) und den Schriftgelehrten (vgl. 22,34f; 23,2.13.15.23.25.27.29 mit 5,20; 12,38; 15,1) auf; zudem stelh er die Pharisäer in 21,45 (vgl. auch 27,62) mit den Hoheiqniestem zusammen und bindet sie so in den von diesen samt den Ältesten betriebenen (26,3.47; 27,1.3.12.20 sowie 21,23), von den Schriftgelehrten mitgetiragenen (vgl. 16,21; 20,18; 26,57; 27,41 [ähnlich 26,59: und das ganze Synedrium"] und dazu die Assoziierung mit den Hohenpriestern in 2,4; 21,15) Prozeß ein, der zur Tötung Jesu fuhrt. Zu dieser Einbindung der Pharisäer in das Passionsgeschehen vgl. Broer, Verhältnis 18. Anlaß zu dieser Frage ist nach Matthäus das .ДлЬгеп" Jesu im Tempel. Vgl. dazu 6,2.5.16, wo Jesus die Frömmigkeitspraxis der „Heuchler" in den Synagogen und andernorts mit „Sie haben ihren Lohn empfangen" kommentiert (zum eschatologischen Horizont des Satzes v¿. 5,12; 6,1; 10,41f ; 20,8), und 15,7ff., wo er Pharisäer und Schriftgelehrte
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Zum Abschluß kommt ferner das zur Entscheidung rufende Wirken Jesu am Fo/Ä:'": Einerseits setzt er im Tempel seine Heilungstätigkeit fort (21,14[ff.]). Andererseits redet er hier noch einmal"'* zur Volksmenge - teils so, daß sie seinen Disput mit den Gegnern und seine von ihnen provozierte Lehre mitverf o l ^ (21,26.46'"; 22,33); teüs so, daß er sie lehrend (21,23'^®; vgl. 26,55) anspricht; teils so, daß er sie der Ermahnung seiner Jünger, sich vom (heuchlerischen) Verhalten der Schriftgelehrten und Pharisäer nicht beeinflussen zu lassen (23,2-12), imd der diesen geltenden Gerichtsansage (V. 13-33) beiwohnen läßt. Durchschlagenden Erfolg erzielt Jesus jedoch nicht. Zwar bejubehi ihn Kinder infolge seiner Heilungen als den „Sohn Davids" (21,15) - wie zuvor die seinen Einzug begleitende Volksmenge (V.9); die notwendige Konsequenz aber, umzukehren und sich Jesus anzuschließen'", bleibt bei Geheihen und Zuschauern aus. Zwar hält das Volk ihn, ebenso wie den Täufer (V.26), für einen „Propheten" (V. 11.46) und gerät - wie zu Beginn seines Wirkens angesichts der Bergpredigt (7,28) - wegen seiner Lehre außer sich (22,33); zur Erkenntnis seiner wahren Identität, zur Aneignung seiner Lehre und zu einer ihr entsprechenden Trennung von Schriftgelehrten und Pharisäern kommt es aber nicht. Deshalb kündigt er dem Volk - zunächst im Gleichnis (22,1-7[14])''^ dann unverhüllt (23,34f 37f - die Sendung von Boten an; freilich sagt er ihm zugleich voraus, daß es diese ablehnen und sich damit Gottes Strafiirteil, das in der Zerstörung Jerusalems'®" und des Tempels ergeht, zuziehen werden. Am Ende „verabschiedet" er sich vom Volk mit einem Hinweis auf die Parusie (V.39)'®'.
aus Jeiusalem wegen ihres Eifers um die Überlieferung der Ältesten als „HeucMer" anklagt, deren Herz fem von Gott sei und die Giott daher „vergeblich" dienten (femer s.o. Anm.82). Zur Verknüpfung der „Wehe"-Rufe mit einer Geiichtsansage vgl. 11,20-24; 18,7fF. Luz, MtEv III 172, spricht also mit Recht von einer „Abrechnung" Jesu mit seinen Gegnern. ' ' ' Zur Unterscheidung des Volkes von der jüdischen Obrigkeit vgl. Broer, Verhältnis 18f S.o.beiAnm.l24f ' ' ' Die Überlegungen der Gesprächspartner Jesu setzen die Präsenz des Volkes voraus. Da die Hohenpriester und Ältesten des Volkes an Jesus herantreten, „während er lehrt", kommt als Adressat der Lehre nur die im Tempel anwesende Volksmenge in Frage. S.o. rach Anm.106 und bei Anm.128. - Die Anrede Jesu als ,J)avidssohn" durch das Volk ist demnach zwar zutreffend, aber nicht erschöpfend; vgl. Meiser, Reaktion 249. Entsprechendes gilt für die Verwendung des Titels „Prophet" in V. 11 ; vgl. a.a.O. 252f In 21,45f berichtet Matthäus von der Reaktion der Hohenpriester und Pharisäer auf die an sie gerichteten Gleichnisse (V.28-44) und verweist dabei auf die Volksmenge. Daher dürfte das folgende Gleichnis auch ihr gelten. - Zur Deutung von 22,8-14 als dem zweiten Нащ)«ей des Gleichnisses (dazu vgl. Hahn, Gleichnis 75) s.u. bei Anm.315-318.329. Gemäß V.36 wendet sich Jesus in V.34f an die Volksmenge aus V.l, und zwar insofern, als sie sich zu den Schriftgelehrten und Pharisäern hält (vgl. dazu 12,38-45 [s.o. Anm. 108]). Als „überquellendes Detail" fordert die Aussage in 22,7 zur Transponierung auf eine externe Sachebene auf; vgl. Harnisch, Gleichniserzählungen 233. Vgl. Christ, Sophia 149f ; die Hoffnung auf eine Rettung Israels (erwogen von Stanton, Gospel 159) ist damit aber wohl nicht verknüpft. - Zum logisch anstößigen „ab jetzt", das auf den Tod Jesu verweisen dürfte, s.o. Anm. 19.
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Der deutliche Verweis auf den Jüdischen Krieg in 22,7 und 23,38 stellt klar, daß mit „Propheten, Weisen und Schriftgelehrten" (23,34) ebenso Jesu Jünger gemeint sind'®^ wie mit den „Knechten" in 22,3f.6. Dafür sprechen femer folgende Beobachtungen; • In 23,34a und V.37 redet Jesus von seinem Aussenden der Boten"^ und seinen Versuchen, Jerusalem zu sammehi; dabei wird die Vorhersage der Ablehnung seiner Boten (V.34b)'" verbunden mit einem Rückblick auf die jener Sendung vorausliegende Kette von Morden an Gerechten und Propheten in Israels Geschichte (V.35), während V.37 in prophetischer Manier auch auf das Scheitern jener Sendung zurückblickt und sie deshalb mit der besagten Kette zusammenbindet'®'. • Die auf die Debatte zur Vollmachtsfrage (21,23-27) folgenden Gleichnisse thematisieren in chronologischer Folge das Wirken des Täufers (V.28-32, vgl. V.32), die Sendung des Gottessohnes Jesus samt ihrer prophetischen Vorgeschichte (V.33-44, vgl. V.37)'" und die noch umzusetzende Sendung der Jünger, die Israel in die Gemeinschaft mit dem Gottessohn rufen (22,2-7, vgl. V.3-6)'"; eben deshalb ist nur 22,2-14 als Gleichnis des Himmelreichs ausgewiesen'*'. Schließlich wird auch die Unterweisung der Jünger zum Abschluß gebracht: Zunächst hält Jesus ihnen die o.g. Mahnrede 23,2-12'®'. Sodann läßt er sie seine Gerichtsansage an Schriftgelehrte und Pharisäer (V. 13-33) und seine Weissagung über das Volk zu Jerusalem (V.34-39) mithören - wohl aus folgenden Gründen: Einerseits dienen die Anklagen in V. 13-32 gemäß V.3 zugleich als negative Paränese für die Jünger; andererseits soll ihnen das künftige Geschick Jerusalems eine Warnung sein, sofern auch sie sich in dem mit V.33 angekündigten Gericht verantworten müssen'^". Vor allem aber unterweist er sie - nach erneuter, nun explizit an sie gerichteter Ankündigung der Zerstörung des Tempels (24, I f ) - auf ihre Anfrage hin (V.3) ausführlich (24,4-25,46) darüber, was sie in der Zeit der ,ßedrängnisse" (24,9.21.29) vor dem ,^nde" (V.ó.nf)'"" Zu den drei Bezeichnungen vgl. 10,41, die mdirekte Identifikation Jesu mit der Weisheit in 11,19; 12,42 (vgl noch 13,54; anders „Weise" in 11,25) sowie 13,52. Das Präsens αποστέλλω in V.34a hat wohl kernen futurischen Sinn (dazu vgl. Rehkopf, Grammatik § 323.1), sondern dürfte auf die (freilich [gegen Christ, Sophia 148ff.] noch längst nicht abgeschlossene) Sendung durch den irdischen Jesus (vgl. 10,16) hinweisen. Die Formulierung gerade der zweiten Satzhälfte klingt an 10,17b.23 an. Gegen Wiefel, MtEv 407: V.37 blicke auf die Wirkung der Predigt Jesu zurück. Vgl. femer V.39, wohl em Hinweis auf die Tötung Jesu außerhalb Jerusalems (27,32f ). ' ' ' Man beachte die Rede vom Mißeifolg der Knechte (vgl. 10,14) und üirem Geschick (gemäß 10,24 in Analogie zur Passion Jesu formuliert, vgl. 26,4; 27,41 u.ö.). - Zum Bezug der Gleichnisse auf die genannten Personen(gn9pen), die Matthäus ja jeweils als Boten des Himmekeichs präsentiert (3,2; 4,17; 10,7), v¿. Walker, Heilsgeschichte 92. Femer s.u. Anm.312. Vgl. dazu 11,12, femer die gnmdsätdichen Ausffflmmgen von Luz, MtEv Π 367£ In 23,1 treten die Jünger zum ersten Mal nach 21,18-22 (dazu s.o. nach Anm.147) wieder auf. Als Hörer der Streitgespräche und Gleichnisse in 21,23-22,46 sind sie also nicht erwähnt! Immerhin dürfte aber der Passus 22,11-14 auf sie zielen, sofem hier der Gerichtsgedanke deutlich auf die Kirche bezogen wird; vgl. Marguerat, Jugement 330, und s.u. Anm.329 "" Vgl. dazu den Konnex zwischen 22,7 und V.11-14. Es geht jedoch nicht an, 23,13-31 als eine primär nach innen gerichtete Mahn- und Drohrede zu lesen (so Gollinger, Heil 209). Vgl. 10,22; gemeint ist nach 24,3 die „Vollendung des Äons" (dazu s.o. nach Ашп.16).
106
п. Analyse
sowie bei der „Parusie des Menschensohns" (V.27.37.39)"^ erwartet und wie sie sich daher zu verhalten haben"^: In jener Zeit sollen sie „beharren" (V.13) und sich nicht „verfuhren" lassen (V.4f. 11.24); angesichts der Parusie müssen sie „wachen" (V.42f.; 25,13) und „treu sein" (24,45; 25,21.23).
b) Der Aufbau von Mt 21-25 Die Struktur dieses Hauptteils erheUt aus den mehr oder weniger umfangreichen Reden Jesu, die in ihrer thematischen Ausrichtung mit denen aus 4,1211,30 korrespondieren, und zwar in rücklaufender Folge: •
•
•
In dem Gespräch zur Vollmachtsfrage und den beiden angeschlossenen Gleichnissen (21,23-44) präsentiert Jesus sich wie in 11,2-30 als den von Gott gesandten Nachfolger des Täufers; und wie er dort auf sein öffentliches Wirken in Galiläa zurückschaut, so hier in prophetischer Manier auf den Streit mit seinen Gegnern. In Kap. 23"^ bestinmt er u.a. das Verhältnis zwischen der von Schriftgelehrten und Pharisäem geprägten Volksmenge in Jerusalem einer-, seinen Jüngem andererseits imd faßt deren zukünftige Verfolgung ins Auge; ähnliches geschieht, wenn auch mit anderer Zielsetzung, in 10,5-42'". 24,4-25,46 bildet eine Paränese zur Jüngerexistenz in Bedrängnis und angesichts der Parusie, und zwar zumal im Blick auf die öffentliche Seite jener Existenz'^®. Die Rede weist daher auf die Bergpredigt (5,1-7,27) zurück, die in ähnlicher Weise - freilich unter dem Aspekt „Erfüllung von Gesetz und Propheten" (5,17, vgl. 7,12) - die Jünger in das „gerechte" Leben „vor den Menschen" einweist.
Dementsprechend lassen sich die Kapitel 21-25 wie folgt gliedern: 21,1-11 21,12-22 21,23-46 22,1-14 22,15-33 22,34-40 22,41-46 23,1-39 24,lfif. 24,4-25,46
Einzug in Jerusalem - Reaktion des Volkes 2.+3 .Aktion: jjRemigung" des Tempels, Verfuchmjg des Feigenbamns iVpÜm^htsfhyge, Gleic^sse zu jqh. und Jesus ^ Reaktion der Gejgnan 3. Gleichnis: Vom königlichen Hociizeitsmahl Streitgespräche zu Kaisersteuer u. Auferstehung, Reaktion des Volkes 3. Streitgespräch zum höchsten Gebot Gegenfrage Jesu zur Davidssohnschaft des Christus, Abschluß des Streits IWEISUNG: Die Existenz der Jünger im Verhältiiis zu Schriftgel. und Phar.l Ankündigung der Tempelzerstörung, Frage der Jünger IPARÄMESE: Das Leben der Jünger in Bedrängnis, angesichts der Parusid
Vgl. V.3 und die mehrfache Rede vom „Kommen" des Menschensohns (24,30.44; 25,31, vgl. 10,23; 16,27 [dazu s.o. bei Anm.25]; 26,64 [dazu s.o. Anm.l9]), des Herrn (24,42.46.50 [hier mit ήκω]; 25,19.27 [zu κύριος s.o. Anm.144]) oder des Bräutigams (25,10). Zur Verbindung von Information imd Exhortation vgl. Sand, Matthäusevangelium 114. "" Zur Unterscheidung von Kap. 24f vgl. Luz, MtEv III 173. Dazu s.u. nach Amn.321. ™ Die Rede gliedert sich ia vier größere Abschnitte, in denen die Zeit vor dem ,3nde" (A: 24,4-28), das Kommen des Menschensohns (B: 24,29-41), die Notwendigkeit von Wachsamkeit und Treue (C: 24,42-25,30) sowie das Gericht über die „Völker" (D: 25,31-46) behandelt werden; die Abschnitte A, В und D aber nehmen die Existenz der Jttnger unter universalem Horizont (vgl. „alle Völker" m 24,9.14; 25,32, „аДе Geschlechter der Erde" in 24,30) in den Blick.
2. Jesus imd die Völker im Matthäusevangelium
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2.2.6 Exkurs: Die Darstellung der Passion Jesu als der Konsequenz seines irdischen Wirkens (Mt 26,1-27,61) Die Passionsgeschichte schildert in mehrfacher Hinsicht die Konsequenz des irdischen Wirkens Jesu'''. Zuerst und vor allem erfuUt Jesus selbst den Willen semes Vaters (26,39.42*''^), indem er dem ihm durch die Schrift vorgezeichneten (V.24a.31) Leidensweg (V.38) nicht ausweicht (V.45c-46.53), sondern sich vor seinen Anklägern als Christus, Gottes- und Menschensohn (V.63b-64) sowie vor Pilatus als „König der Juden" (27,11) bekennt und damit aus freien Stücken (26,If.)"' das offensichtlich unbegründete (V.59f ; vgl. 27,4.6)'^° Todesurteil (26,65f ; 27,26) auf sich nimmt. Auf diese Weise bewährt er sich als der vollkommen gehorsame, der Versuchung widerstehende (V.40.42f ) Gottessohn - den Gott als solchen öffentüch bestätigt (V. 51-54)'^' - und wdrd'^^ seinen Jüngern zum Urbild ihres eigenen Verhaltens im Leiden (26,41)'^, das ihnen als Zeugen und Boten Jesu widerfahren wird""*; eben damit verpflichtet er sie auf seine diesbezügliche Paränese'^'. Zugleich gewährleistet er mit seinem gehorsamen Gang ins Leiden, daß - wie in seinem bisherigen Lebensweg'*®, so nun - m seinem Tod „die Schriften erfiillt werden" (V.54.56), und macht damit seine gesamte, Gesetz und Propheten erfüllende (5,17; 7,12) Unterweisung der Jünger verbindlich'". Im übrigen vollendet dieser Tod die Sendung Jesu zu Israel; indem er nämlich „für viele ... Vergebung der Sünden" (26,28) bewirkt, erfüllt sich in ihm abschließend'^* die der Geburt Jesu vorangestellte Verheißung (1,21)'®': ,3r wird sein Volk retten von ihren Sünden." Nach 20,28 gibt Jesus sein Leben hin „als Lösegeld fur viele"; dabei sind angesichts derramiittelbarvoranstehenden Rede von den „Herrschern der Völker" (V.25) die Zur Abgrenzung und thematischen Ausrichtung s.o. bei Ашп.76. In V.42b-i-d „zitiert" Jesus sozusagen aus dem „Vaterunser"; vgl. 6,9b[uiiti. 10b. Sofern seine Todesansage vor dem TötungsbescMuß des Synednums (V.3ff.) steht, datiert Jesus sozusagen selbst seinen Untergang; vgl. Klostermann, MtEv 207. "" Vgl. femer 27,18f.23£ Zwar geht es hier strenggenommen nur darum, daß Pilatus von der Unschuld Jesu übeizeugt ist und die Schuldftage von sich weist (vgl. Trilling, Israel 68); doch nach V. 19 basiert jene Überzeugung auf dem Handehi Gottes (vgl. Senior, Passion 247). Dazu s.o. bei Amnl8 sowie Anm76. VgL die Rede von der Gottessohnschaft der Jünger in 5,9.45 (vgl. auch 17,26). Die Aufforderung zum Wachen und Beten (vgl. V.38c) ist eingdjettet in die Abfolge der drei eigenen Gd)etsvollzüge Jesu in Getsemani (V.39.42.44, vgl. V.36). Zum Urbildcharakter des Verhaltens Jesu vgl. auch 20,25-28; femer s.o. Ama97 und vgl. Kraus, Passion 425f "" Vgl. 10,24f und die Analogien zur Passion Jesu in 10,17b-18; 22,6 [s.o. Anml67]; 23,34b[s.o. Anml64].37b. "" Vgl. vor aUem 10,19f.22b.26a28-31.38; 16,24fF. Vgl. die Reflexions- und sonstigen Erfiillungszitate, dazu s.o. bei (und in) Anm.68. Jesu Lehre zeichnet sich insgesamt dadurch aus, daß er - im Unterschied zu den Schriftgelehrten und Pharisäem (vgl. 23,3f ) - „lebt, was er lehrt" {Luz, MtEv 11222 zu Mt 1 l,29f.). Schon zu Lebzeiten vergibt Jesus Sünden (9,2.5f ) und ruft die Sünder zu sich (9,13c). Zur Veraibeitung des Selbsthingabe-Motivs in 13,44 s.o. Amn.139. Zum Zusammenhang mit 1,21 vgl. Davies/Allison, MtEv ΠΙ 474.
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П. Analyse
,beiden" zweifellos eingescldossen. Dasselbe wird dann für 26,28 gelten. Freilich geht es dort nicht um ein unterschiedsloses Beisanmiensein von Juden und ,Jleiden". Matthäus betont ja, daß Jesus sein Abschiedsmahl „mit den Zwölf (V.20a) feiert, und stellt auf diese Weise den Israel-Bezug jenes Mahles heraus""; eben deshalb kommt in ihm die Verheißung aus 1,21 an ihr Ziel. „Heiden" aber sind dabei einbezogen, weil Gott durch die Sendung Jesu als des Davids- und Abrahamssohnes (1,1) auch Nich^uden den Segen Abrahams zukommen läßt'". Als Konsequenz des Wirkens Jesu erweist sich das in 26,1-27,61 erzählte Greschehen auch im Blick auf Jesu Gegner und das Volk in Jerusalem ·. Während die Gegner die Tötung Jesu beschließen (26,3 f ) und energisch betreiben"^, ja den Gekreuzigten auch noch verspotten (27,4Iff.), solidarisiert sich die Volksmenge mit ihren Ältesten"^ und den Hohenpriestern''^, indem sie"' auf deren Initiative hin Pilatus dazu drängt, Barabbas freizugeben und Jesus töten zu lassen (V.20.21flF.), die Verantwortung für seine Tötung übernimmt (V.25)"® und jedenfalls zum Teil noch am Kreuz über ihn lästert (V.39f ). Damit setzen beide die Gerichtsankündigungen von 23,33 und V.35.38 in Kraft: Die Gegner machen mit der Tötung Jesu „das Maß ihrer Väter", die die Propheten getötet haben, „voll" (V.31f) und verfallen dem eschatologischen Gericht"'; die Volksmenge legt mit ihrer Ablehnung Jesu den Grundstein für die daran anschließende Ablehnung seiner Boten (V.34.37) und zieht sich damit das in der Zerstörung Jerusalems ergehende Strafurteil Gottes zu"^. Zur bleibenden Bezogenheit der „zwölf Jünger" auf Israel s.u. nach Aran.363. Dazu s.o. nach Anm.ll. - Zum Verhältnis zwischen 26,28 und 20,28 s.u. nach Amn.406. Sie suchen und finden eine Gelegenheit zur Verhaftung (26,5.14f 47f.), führen den Prozeß gegen Jesus zum Todesurteil (V.57.59-66; 27,1), bringen ihn mit ihrer Anklage vor Pilatus (V.2.12), überreden das Volk, für die Freilassung des Barabbas und die Tötung Jesu zu votieren (V.20) - und haben am Ende Erfolg: Pilatus läßt Jesus zur Kreuzigung führen (4.26). Sie heißen bei Matthäus öfter „Älteste des Volkes" (21,23; 26,3.47; 27,1); vgl. die Rede von „den Hohenpriestem und Schiiftgelehrten des Volkes" in 2,4 (hier steht nur ein Artikel). "" Zur führenden Rolle dieser zwei und zur Mitwirkung der anderen Gruppen s.o. Anm. 149. Der όχλος πολύς, der Jesus 26,47 zufolge verhaftet (vgl. seine Rede τοις δχλοις in V.55Í), dürfte als „von den Hohenpriestem und den Ältesten des Volkes" gesandte Gruppe kaum mit dem Volk Jerusalems zu identifizieren sein; vgl. die analoge Verwendung von όχλος und όχλοι in 21,8Í11, wo nach V.9f die Begleiter Jesu gemeint sind. "® ,Vgl. Walker, Heilsgeschichte 46ff., der dabei aber zu Unrecht an ganz Israel denkt. ' " Vgl. Luz, MtEv in 344f - Vermutlich deutet sich dieses Gericht im Sinn des Matthäus in der dreistündigen Dunkelheit bei der Kreuzigung (27,45) an; vgl. etwa Am 8,9. Der Bezug auf das ,31ut" Jesu in 27,25 (vgl. V.4.6.8.24) verbindet diese „Schuldübernahme" mit 23,(34-)35; deshalb wird man ihre - abschließend durch die Ablehnung der Boten Jesu heraufgeführte - Konsequenz in der Zerstörung Jemsalems (22,7) und des Tempels (23,38) sehen müssen; s.o. bei Anm.158-168 und vgl. Merklein, Jesusgeschichte 215f Gewiß droht dem Volk Jerusalems - nur um dieses geht es (vgl. Saldarmi, Community 32f, gegen Frankemölle, Kirche 210, der diesbezüglich vom „Ende Israels" spricht) - aufgrund seiner Ablehnung Jesu im Sinne von 12,41f (s.o. nach Anm. 108) das eschatologische Gericht; in Kap. 21£f. und 26f. stellt Matthäus dieses Gericht aber nur für die Gegner Jesu als unausweichlich dar. Vielleicht wuizeU seine Zurückhaltung an dieser Stelle darin, daß nur den Gegnern Jesu seine Un-
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
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Bei den Jüngern schließlich kommt es in der Passionsgeschichte zu einer negativen Zuspitzung ihres bisherigen Verhältnisses zu Jesus. Bis 26,1 f. erscheinen sie in der Regel als treue Weggenossen Jesu, die zwar beständig seiner Unterweisung bedürfen'", bisweilen auch „kleingläubig"^"" oder „unverständig"^"' sind, aber durch Jesu Belehrung zum Verstehen seiner Worte^"^ kommen und durch Gottes Offenbarung zur Erkenntnis seiner Identität^"'. Völlig verschlossen aber bleibt ihnen das Verständnis des Leidensweges Jesu: Auf die erste Leidens- und Auferweckungsansage hin will Petrus ihn von diesem Weg abbringen und wird dafür als „Satan" gescholten (16,22f); auf die zweite antworten alle Jünger mit großer Betrübnis (17,23c); auf die dritte reagiert die Mutter der Zebedaiden mit der Bitte um Ehrenplätze für ihre Söhne im Reich Jesu (20,20f)^°''. Dieses Unverständnis nun kulminiert in 26,6-75: Die Jünger verkennen die Notwendigkeit der Salbung Jesu zum Begräbnis sind sich ihrer Treue zu ihm nicht sicher (V.22), überschätzen diese andererseits (V.35d) und fliehen nach seiner Verhaftung (V.56b). Einige „verschlafen" zudem den Emst der Stunde in Getsemani (V.40f43 .45); und einer leistet bei der Verhaftung Jesu gewalttätig Widerstand (V.51). Während Jesus vom Hohenpriester verhört wird, leugnet Petrus dessen Dienern gegenüber, Jesus überhaupt zu kennen - trotz seines vorherigen Treueschwurs (V.35.58.69-75). Judas endlich geht so weit, Jesus an die Hohenpriester auszuliefern, indem er ihnen gegen Bezahlung die Grelegenheit verschaffi, Jesus zu verhaften (V.14ff.47-50); erst als dieser an Pilatus überstellt wird, erkennt Judas seine Schuld - und erhängt sich (27,3ff.). So scheint das Ргостатт der Sammlung einer Jüngerschaft in einem totalen Fehlschlag zu enden Jesus aber weiß im voraus darum, daß die schuld wirklich offenbar ist (s.o. bei Ашп.180), so daß er hier zwischen vergebbarer und unvergebbarer Sünde (12,3 If.) unterscheidet - Vorzeichen jenes geschichtlichen Strafgeschehens dürfte für Matthäus das Aufreißen des Tempelvorhangs im Zuge des Todes Jesu (27,51) sein. Vgl. - in Klanmiem steht das jeweils betroffene Thema - 8,21f („Nachfolge"); 13,10.36 (Gleichnisse); 14,15fF. (Speisung); 14,26f (Seewandel); 15,15 (,Де1пЬе1^); 15,23f (Sendung zu Israel); 15,33f (Speisung); 16,6f („Sauerteig der Pharisäer und Sadduzäer"); 17,10-13 (Kommen des Elija); 17,16.19f (Dämonenaustreibung); 19,10ff. (Ehelosigkeit); 19,13f (Segnung der Kinder); 19,25f („Rettung"); 21,20fF. („Gebet im Glauben"); 2 4 , l f 3 (Tempelzerstörung und Parusie) sowie überhaupt die großen Reden Jesu in Kap. 5ff.; 10; 13; 18; 23; 24f Vgl. 6,30; 8,26; 14,31; 16,8; 17,20 - sowie die ffinweise auf mögliche Verflihnmg (24,4f 11.24), Versuchung (6,13; 26,41) und Gefâhrdung des Glaubens (24,23.26). Vgl. 15,16i; 16,9.11. '"^Vgl. 13,11.51; 16,12; 17,13-und dazu 13,23. Vgl. 14,33; 16,16 (dazu s.o. bei Anm.93f) sowie Schweizer, Gemeinde 35.-Zur Unterscheidung von Glauben (an die Person Jesu) und Verstehen (seiner Lehre) vgl. Luz, Jünger 383. Dazu s.o. bei Anm.30ff. Zur programmatischen Bedeutung dieser Szene vgl. Kingsbury, Story 85f Freilich halten einige Menschen Jesus noch im Tod die Treue: „viele Frauen, die Jesus von Galiläa her nachgefolgt waren, um ihm zu dienen," werden Augenzeugen seiner Kreuzigung (27,55f) und Beerdigung (V.61); Josef von Arimathäa, den Matthäus mit V.Sic ausdrücklich dem Umfeld des Jüngeikreises zuordnet (nicht aber [gegen Davies/Allison, MtEv III
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п. Analyse
Jünger an ihm Anstoß nehmen (26,31b), ihn verleugnen (V.34) oder verraten werden (V.21.23.25); denn ihr Versagen ist in der Schrift vorgezeichnet und unausweichlich (V.24.31c-e) - so unausweichlich wie seine Tötung am Kreuz, wo Gott selbst ihn verläßt (27,46). Gerade auf diese Weise aber richtet Gott im Sterben Jesu den Bund für die „Vielen" auf, durch den sie Vergebung der Sünden erfahren (26,28). So stellt das Versagen der Jünger bei der Passion Jesu nicht den Schlußpunkt seiner Geschichte mit ihnen dar. Dieser Schlußpunkt, der zum Doppelpunkt wird, ist vielmehr ihre Begegnung mit dem Auferstandenen (V.32). Mit ihr tritt jene Geschichte in eine neue Phase - und erhält ein herrliches Ziel: die Tischgemeinschaft mit Jesus im Reich seines Vaters (V.29). 2.2.7 Zusammenfassende Auswertung Insgesamt erweist sich das Matthäusevangelium als - trotz einiger Unschärfen im Einzelnen - konsequent fortschreitende Erzählung: Der von Gott zur „Rettung" Israels gesandte, als „Sohn" ausgewiesene und bewährte Jesus „Christus" (1,1-4,11) tritt in Galiläa lehrend, verkündigend und heilend auf, um - unterstützt von den zwölf Jüngern - Israel angesichts der nahe gekommenen Himmelsherrschaft zur Umkehr zu rufen; das überwiegend negative Echo auf sein Wirken veranlaßt ihn jedoch dazu, dieses auf die Bildung einer Jüngergememschaft innerhalb Israels zuzuspitzen (4,12-11,30). In solcher Absicht durchzieht er fortan Palästina, bekräftigt einerseits die Abgrenzung von seinen Gregnern und begründet andererseits die Lebensgemeinschaft der Jünger, während er das Volk durch sein Heilungswirken in die Nachfolge ruft; doch der Erfolg ist gering (12-20). So zieht er in Jerusalem ein und bringt hier sein öffentliches Wirken zum Abschluß: Der Streit mit den Gegnern mündet in die Ansage ihrer eschatologischen Verwerfiang; der unbeantwortete Entscheidungsraf an das Volk zieht die Ankündigung der Zerstörung Jerusalems nach sich; die Unterweisung der Jünger gipfelt in der Zurüstung für die Zeit vor dem Ende und in der Warnung vor dem auch ihnen bevorstehenden Gericht (21-25). Die unausweichliche Passion Jesu bildet den Höhepunkt der Erzählung: Im Sterben Jesu kommt sein Weg als des zur Rettung Israels gesandten Gottessohnes ans Ziel; dabei manifestieren sich in seiner Auslieferung ans Kreuz die Feindschaft seiner Gegner und die Abweisung durch sein Volk, während das Unverständnis der Jünger für seinen Leidensweg zu Verrat, Verleugnung oder Flucht fuhrt (26,1-27,61). Die Auferweckung Jesu - als eindeutiges Bekenntnis Gottes zu Jesus von seinen Gegnern abgewiesen und vertuscht (27,62-28,15) - ermög649] selbst als Jünger kennzeichnet), legt die Leiche Jesu in sein eigenes Grab (V.57-60). Von einem Verstehen des Leidensweges Jesu aber sind auch diese Anhänger/innen weit entfernt. Die Treue der Frauen, aus der heraus sie am dritten Tag nach seinem Tod das Giab aufsuchen, läßt sie dann zwar das leere Grab entdecken und zu den ersten Auferweckungszeuginnen werden (28,1-9); als solche aber schickt Jesus sie zu „(s)einen Brüdern" (V.IO), um erst diesen in Galiläa die Fortflümmg seines Werkes zu übertragen (V. 16-20). Vgl. 28,19f.; dazu s.o. nach Anm.34.
2.1е8ш und die Völker im Matthäusevangelimn
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licht dann den Neubeginn seiner Greschichte mit den Jüngern, der sich in ihrer Begegnung mit dem Auferstandenen vollzieht; dabei erhebt er, der Menschensohn, in seinem Reich die Jünger zu seinen Mandataren gegenüber den Völkern (28,16-20). 2.3 Das Eintreten der Jüngerschar Jesu in die Israel zugedachte Rolle als Gemeinschaft der Kinder Abrahams Aus dem Duktus des Evangeliums ergibt sich im Blick auf die o.g. Grundspannung^°* folgende Konsequenz: Die Jüngergemeinschaft, die Jesus im Zug seines irdischen Wirkens innerhalb Israels um sich gesammelt hat, tritt - infolge der völlig unbegründeten^"' Ablehnung und Tötung Jesu durch das Volk Israel und dessen Führer sowie aufgrund der Auferweckung Jesu - an die Stelle dieses Volkes^'"; die Rollenübernahme betrifft jedoch nicht den Empfang des eschatologischen Heils - das ist weder den Israeliten verschlossen noch den Jüngern sicher^" - , sondern den Auftrag, als Gemeinschaft der „Kinder Abrahams" und damit als Licht für die Völker zu leben. Das zeigen die matthäische Verwendimg des Namens „Abraham" und seine Rezeption der Abrahamsverheißung. 2.3.1 Die Interpretation der Abrahamsidndschafi durch den Täufer (Mt 3,7-12) Dem Stammbaum Jesu (1,1-17) zufolge kommt in ihm als dem „Sohn Abrahams" die Erwählungsgeschichte Israels zum Ziel^'^. Welche Konsequenz sich daraus für Israel ergibt, macht schon im Vorfeld des öffentlichen Wirkens Jesu der Täufer deutUch. In seiner vom Erscheinen „vieler Pharisäer und Sadduzäer" veranlaßten (3,7a) Rede, die neben ihnen auch allen anderen Juden gelten dürfte, die zu seiner Taufe kommen (V.5f heißt es zunächst unter Hinweis auf „den kommenden Zorn" (V.7c): ,3ringt... der Umkehr würdige Frucht hervor und wähnt nicht, bei euch selbst sagen zu dürfen: ,Zum Vater haben wir Abraham!' Denn ich sage euch: Grott kann aus diesen Steinen dem Abraham Kinder ^ S.o. nach Ашп.51. ^ Matthäus macht dea Konflikt des jüdischen Volkes mit Jesus in keiner Weise einsichtig; vgL Broer, Veihältnis 20fif. VgL Meminger, Israel 135(-166). Freilich sollte man dabei die Kirciie nicht als „the trae people of God" bezeichnen; s. das im Haiçttext Folgende. VgL Schweizer, Gemeinde 25, sowie die Hinweise einerseits auf das nachösterliche Wirken der Jünger in Israel (s.o. bei Anm.lS8f.), andererseits auf das auch den Jüngem bevorstehende Gericht (s.o. bei Anml70). S.o.beiAnmlO. Gegen Wiefel, NftEv 54. Es ist grammatisch ja durchaus möglich, αύτοίς in V.7a auf alle diejenigen zu beziehen, die sich von Johannes taufen lassen und ihre Sünden bekennen (V.6). Diese Möglichkeit hegt nun einerseits von der Textstruktur her nahe, sofern die Pharisäer und Sadduzäer in V.7a nicht Subjekt, sondern nur Objekt der einleitenden Paitizipialkonstruktion sind, andererseits auch vom Inhalt der folgenden Rede, da Aussagen wie V.9b („Wir haben Abraham zum Vata!") oder V.lla („Ich taufe euch mit Wasser ...") allen anwesenden Israeliten (V.5) geltea
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П. Analyse
erwecken." (V.8f.) Demnach sind alle Israeliten aufgerufen, ihre Würde, Nachkommen Abrahams zu sein, durch Umkehr und einen entsprechenden Lebenswandel^''* zu bestätigen, um sich so als Kinder Abrahams zu erweisen^''; andernfalls werden sie hn endzeitHchen Gericht nicht bestehen (V.IO)^'®. Wie sich Gottes Erwecken von Kindern fur Abraham vollzieht und wie es demnach geschieht, daß Menschen umkehren und „Frucht bringen", sagt der Täufer dann mit V . l l f : durch das Wirken Jesu. Nach V.3 tritt Johannes ja als derjenige auf, der seine Hörer auffordert: „Bereitet den Weg des Herrn!" Dementsprechend kennzeichnet er mit V I la die durch ihn empfangene Taufe im Jordan (V.6) als „Taufe ам/Umkehr Аш"^" und kündigt anschließend (V.llb12) das Kommen und Wirken eines „Stärkeren", ihm an Würde weit Überlegenen an; die nachstehende Szene aber - in der Jesus am Jordan erscheint und Johannes sich ihm unterordnet (V.13f) - steüt klar, daß seine Ankündigung auf Jesus zieh^'^. Von diesem nun sagt der Täufer: „Er wird euch mit heiligem Geist und mit Feuer taufen" (V.lld). Da Jesus im Matthäusevangelium niemanden tauft und da die Taufe von Menschen aus allen Völkern, die er als Aufr erstandener den Jüngern aufträgt^", nicht ,/nit heiligem Geist", sondern „auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes" stattfmdet (28,19b), liegt in 3,lld wohl ein Bildwort fiir die Tätigkeit dessen vor, der selbst durch das Wirken des heiligen Geistes in die Weh gekommen ist (1,18.20) und bei der von Johannes durchgeftihrten Taufe den Geist Gottes empfangen hat (3,16; 12,18c). „Er wird euch mit heiligem Geist taufen" heißt dann: „Er wird in der Kraft des Geistes unter euch wirken, und zwar so, daß die ,Gottesherrschaft' zu euch kommt" (vgl. 12,28)^^°. Damit aber werden Israeliten „genötigt", Jesus als den Gesandten Gottes anzuerkennen. Wer ihm dennoch die Anerkennung versagt, wird „mit Feuer getauft", verfällt also dem Grericht (V.30ff.)^^'; wer sich hingegen Jesus anschließt, dessen Existenz wird fortan durch den Geist geprägt (5,3a; 10,20), so daß er Zugang erhäh zum endzeitlichen Heil in der Himmelsherrschaft (5,3b; 10,32). Eben auf diese scheidende Zum eüüschen Sinn des Ausdrucks ,^racht bringen" in 3,8.10 vgl. 7,17ff.; 13,23 (anders V.26); 21,43 (dazu s.u. bei Anm.280). Häfrer, Vorläufer 60f., stellt zutreffend fest: Nach V.9 bleibt Gott dem Bund mit Abraham auch dann treu, wenn dessen leibliche Kinder dem Gericht verfallea Damit ist jedoch die Abrahamskindschañ keineswegs jeder soteriologischen Bedeutung beraubt; dieser Konsequenz steht schon die Präsentation Jesu als des Sohnes Abrahams in 1,1 entgegen (s.o. bei Anm.212). Daß Matthäus die Rede vom „Feuer" als Bild für Gottes Stiafijrteil (vgl. 5,22; 7,19) auf die Verwerfimg im Endgeiicht bezieht, ergibt sich aus 3,12; 13,40.42.50; 18,8f; 25,41. Der Empfang der Taufe ist also die Vorbereitung der Umkehr, nicht deren Vollzug; vgl. Luck, MtEv 33. Vgl. auch die mit 3,11b korrespondierende Rede Jesu von Johannes als seinem „Wegbereiter" inll.lO; dazus.o. beiAnm.44. Auf die christliche Taufe wird 3,1 Id von Häfrer, Vorläufer 72, gedeutet Dazu s.u. nach Ашп.274. Vgl. Delling, βάπτισμα 249; femer s.o. nach Anm.106.
2. Jesus und die Völker im Matthäusevangelium
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Qualität des Wirkens Jesu macht das abscliließende, Jesus als Richter charakterisierenden Bildwort 3,12 aufmerksam^^^. Es gilt natürlich zu beachten, daß 3,12 sprachlich und sachlich auf 13,30c-d vorausweist. Dort wird gemäß V.40-43 vom Endgericht über alle im Reich des Menschensohns, also im „Kosmos" (V.38a) lebenden Menschen gesprochen^^. So legt sich die Annahme nahe, daß bei der Rede von „seinem Weizen" in 3,12 jedenfalls potentiell Nichtjuden mit im Blick sind. Daraus darf man freiUch nicht gleich den Schluß ziehen, Matthäus denke bereits in 3,9c über Israel hinaus und stelle ,beiden" die Abrahamskindschaft in Aussicht^. Gewiß läßt das Bild vom „Erwecken aus diesen Steinen" an ein Neu- bzw. Um-Schaflen denken. Zudem stellt der weitere Verlauf des Evangeliums klar, daß Gott die Möglichkeit, die der Täufer im Rahmen seiner Gerichtsdrohung über Israel (V.7c.l0) mit den Worten „Gott kam ... erwecken" aufzeigt, durch Jesus realisiert: In der Tat wählt Gott, weil das Volk Israel dem Ruf zur Umkehr nicht folgt, einen anderen Weg, um seinen Heilsplan zu realisieren. Dieser andere Weg besteht jedoch allererst in der Gründung einer Jüngergemeinschaft innerhalb Israels. Wie sich diese in V.9 avisierte Gemeinschaft zu der in V.12 gemeinten verhält, bleibt im Rahmen von Kap. 3 noch offen; daß beide identisch wären, ist keineswegs selbstverständlich. Schon in der „Grundlegung" des öffentlichen Wirkens Jesu^^' deutet sich also an, daß sein Vorhaben, Israel durch Lehren, Verkündigen und Heilen (4,23; 9,35) um sich zu sammehi und so in die Rolle als Gemeinschaft der Kinder Abrahams hineinzufuhren, scheitern, daß es vielmehr zu einer klaren Trennung zwischen Jüngern und Gegnern (1 l,25fF.) kommen wird. 2.3.2 Die Rede Jesu von der endzeitlichen Tischgemeinschaß mit Abraham angesichts des glaubenden Hauptmanns von Kafamaum (Mt 8,5-13) Mit der Weigerung, sich Jesus anzuschließen, verspielen Israeliten nicht nur die eigene Teilhabe am eschatologischen Heil; sie versäumen zugleich, die ihnen als Nachkommen Abrahams von Gott zugedachte Rolle, „Licht fiir die Völker" zu sein, auszufüllen. Auf diesen Sachverhalt bezieht sich Jesu Kommentar zu seiner Begegnung mit dem „heidnischen" Centurio^^® in Kafarnaum (8,1 Off.). Jener Kommentar richtet sich ja an die Volksmenge, die Jesus seit dem Abstieg vom Ort der Bergpredigt (V.l) „folgt" (V.lOa)"'' - die also seine „Lehre" ^^ Das .^einigen des Ausdnischs" (vgl. Bauer, Wörterbuch s.v. &λων), das dem Sammeln des Weizens und dem Veibrennen der Spreu „in unlöschbarem Feuer" vorangeht, dürfte dabei anzeigen, daß Juden als solche keine Gewähr haben, dem Zom zu entgehen, sondem sich als iünder Abrahams erst erweisen müssen (V.7£f.). '^^S.o.beiAnm.löf. So etwa Davies/Allison, MtEv 1308f. Dazu s.o. bei Anm.75. In zeitgenössischen griechischen Texten meinen έκατόνταρχος und verwandte Begriffe fast ausschließlich „Nichtjuden im Rang eines Centurie"; vgl. Burchard, Matthäus (65-)67. Zum „offenen" Sinn von άκολουθέω s.o. bei (und in) Anm.114. - Die Jünger werden in 7,28-8,17 nicht erwähnt, und zwar nicht einmal in 8,14f.; man darf sie deshalb (gegen Dupont, .beaucoup" 163) nicht zu Adressaten der Äußerung Jesu in V. lOff. erklären
114
П. Analyse
mitgehört (5,1; 7,28) und sein öffentliches Wirken „in ganz Galiläa" miterlebt hat - , und beginnt mit dem Satz: „Amen, ich sage euch: Bei niemandem habe ich solchen Glauben in Israel gefunden." (8,10b-c) Worin besteht der „starke^^' Glaube" des Hauptmanns? Der Centuno hat Jesus auf die Erkrankung seines Sohnes"" hin angesprochen (V.5f.). Jesus entgegnet ihm: „Soll ich [etwa] kommen und ihn heilen?" (V.7)"' Diesem Einwand sucht der Hauptmann mit zwei Sätzen zu begegnen. Der erste Satz greift die Aspekte des Konunens imd des Heilens aus der Frage Jesu auf: „Herr, ich bin nicht würdig, daß du unter mein Dach eintrittst; doch sag es nur mit [einem] Wort, so wird mein Kind gesund!" (V.8b-e). Zunächst räumt der Centuno also ein, daß Jesus allen Grund hat, dem Haus des Bittstellers fernzubleiben. Gemäß V.4, wo Jesu Treue zur Reinheitsthora herausgestellt wird, dürfte dieses Zugeständnis - und demnach auch sein Einwand in V.7 - darauf zu beziehen sein, daß er sich als Jude im Hause eines ,Jieiden" verunreinigen würde^^. Sodann zeigt der Hauptmaim einen Ausweg aus diesem Dilemma auf: Jesus soll den kranken Sohn aus der Feme, allein durch ein Wort heüen. Damit beweist er enormes Zutrauen zur „Heilsmacht" des Wortes Jesu"^ ein kategorialer Unterschied zu dem Vertrauen, das jüdische Hilfesuchende in Jesus setzen (9,2.2 l£28f), ist damit aber nicht gegeben^^. Die außerordentliche „Quaütät" des Glaubens, den Jesus beim Centuno entdeckt, muß demnach in 8,9 gesucht werden. Der Hauptmann begründet die Bitte um Heilung seines Kindes^^^ indem er dem betonten „ich" Jesu aus V.7 mit V.9 sein eigenes „ich" gegenüberstellt, und zwar - wie das einleitende καί belegt - in vergleichender Absicht. Dabei präsentiert er sich selbst als einen Menschen, der Soldaten unter sich hat, die auf seinen Befehl hin gehen oder kommen, und der einen „Haussklaven"^^^ sein eigen nennt, der tut, was er als sein Herr ihm sagt. Da Jesus sich in V.7 von ihm als einem Nichtjuden distanziert hat, liegt es nahe, den Vergleichspunkt in der Stellung Jesu zu Juden und „Heiden" zu sehen. Dessen Einwand entkräftet der Hauptmann also mit dem Argument: Wie ich nicht nur für die mir untergebenen Soldaten zuständig bin, sondern auch für meinen Sklaven, so kannst du, Jesus,
In 8,1 wird das Volk mit derselben Wendung (ήκολούθησαν αύτφ δχλοι πολλοί) beschrieben wie in 4,25; diese taucht danach erst wieder in 19,2 auf (zu 12,15 s.o. Anm.llO). ^ Bauer, Wörterbuch s.v. τοσοΰτος l.a.ß. ó παις (μου) dürfte wie in 12,18 (s.o. Anm.ll2); 17,18 (vgl. V.15) „(mein) Kind" heißen; vgl. Martín, Pericope 15. Das betont vorangestellte έγώ und die Sachpaiallele 15,23£ (dazu s.u. bei Anm.477f) sprechen dafür, 8,7b (nút Jeremias, Verheißung 25£) als Frage zu lesen; vgl. femer Joh 4,48. ^^ Vgl. m Ohaloth 18,7 und dazu Billerbeck, Kommentar II 838f - Zu 8,4 s.o. Anm. III. Vgl. Wegner, Hauptmann 389f Vgl. femer 8,16: Jesus befieit Israeliten „mit [einem] Wort" von ihren Dämonen. V.9 ist mit γάρ an V.8d-e angeschlossen. A. Weiser, Art δο\)λεθεν über die in V.2 benannte άρχή hinaus und bereitet damit die Kindheitsgeschichten vor. Diese These erscheint plausibel. Entsprechend wird man eine Konçlettierung der Berichterstattung am Ende annehmen und diese im Wort πόΙσιν angedeutet sehen dürfen. Freilich ist dabei nicht die Zeit der Uridrche im Blick (so a.aO. 254f ), sondern die in V. 1 genannte Ereignisfolge aus dem Leben Jesu, die Lukas zufolge erst in der Himmelfahrt zum Abschluß kommt " Vgl. Lohflnk,ffimmelfahrt167ff., der hier wohl zutreffend Sir 50,20ff. rezipiert sieht. '"Vgl. dazu 1,2.22.
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П. Analyse
der Jünger nach Jerasalem und zu ihrem ständigen Dasein im Tempel (V.52f.)'' rundet jene Darstellung auf befriedigende Weise ab. Natürlich hält Lukas - ähnlich wie vor ihm Markus'® - das Erzählende offen; zumal die Ansage der Christusverkündigung an alle Völker (V.47) und der Übermittlung des vom Vater Verheißenen an die Jünger (V.49) weist über das Evangeüum hinaus''. Solche Offenheit entspricht aber dem .Programm' von 1,1-4, sofern sich dieses auf die Tradierung der Jesusgeschichte und deren „Erfüllung" an den Empfängern der Tradition gründet; eine literarische Fortsetzung des Werkes wird durch jenen Abschluß weder notwendig gemacht noch in Aussicht genommen'^. Zur Gestaltung des Evangeliums insgesamt schließlich ist festzustellen: An vielen Stellen wird es durch die Apostelgeschichte fortgeführt oder ergänzt". Dieser Sachverhalt ist jedoch hinreichend damit zu erklären, daß Lukas jene zweite Schrift als Fortsetzung zum Evangelium gestaltet hat. Die umgekehrte Annahme, er habe bei dessen Abfassung die Apostelgeschichte bereits in Planung oder gar in Arbeit gehabt, läßt sich nicht verifizieren^". Der skizzierte Befund macht es sinnvoll, ja notwendig, das Lukasevangelium als selbständiges, in sich geschlossenes Opus zu lesen. Freilich gebührt bei dessen Analyse im Blick auf Jesu Stellung zu den Völkern der Apostelgeschichte der Rang des ersten und authentischen Kommentars. Daher soll sie im Folgenden fortlaufend zum Verständnis von Sprache xmd Sachgehalt der Aussagen des Evangelisten sowie zur Prüfung der erzielten Ergebnisse herangezogen werden. 3.2 Der Aufbau des Evangeliums 3.2.1 Die Vorgeschichte (Lk 1.5-2,52) a) Der Außcm Die einleitende Mitteilung des Lukas, er sei allem „von Anfang an" nachgegangen, um es „Stück für Stück" aufzuschreiben (1,3), läßt eine geschichtliche An" Zur grammatischen Zuordnung der Wendung δια παντός vgl. Zwiep, Ascensions 94. Dazu s.o. Abschnitt II 1.1.7, S.40. " Vgl. Tamehill, Unity 1298. - Zudem ist nach den Hinweisen auf die künftige Zerstörung Jerusalems in 13,35; 19,43f ; 21,20-24 klar, daß das Dasein der Jünger im Tempel (24,53) be&istet ist Diese Befrisnmg wirdfreilichauch in der Apostelgeschichte nicht thematisieit. Das zeigt sich auch daran, da£ Lukas die Himmelfahrtsszene in erheblichem Maße umgestalten und erweitem muß, um dann mit ihr die Apostelgeschichte eröfiben zu können (1,3-14; zur jeweiligen kompositorischen Funktion der Szene in beiden Teilen des lukanischen Doppelwerkes vgl. vor allem Pario/js, Departure 65-113.151-186, zusammenfassend 189-199). " Vgl. dazu etwa die Zusanmienstellung bei Barrett, Ciospel 1454-1461. Vgl. Schneider, Zweck 16f Man müßte zeigen, daß das Evangelium auf jene literarische Fortsetzung angewiesen ist oder daß letztere die Grundlage der lukanischen Redaktionsaibeit am Evangelienstoff bildet. Solch ein Nachweis aber ist allem Anschein rmch nicht möglich. Natürlich kann man von der Apostelgeschichte aus rückblickend die Einheit des Doppelwerkes in Form von Inklusionen, Prolepsen, Erzähl-Ketten etc. entdecken; daß der Verfasser dies von Anfang an beabsichtigt hat (so Marguerat, Unité 80f ), läßt sich nicht verifizieren.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
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Ordnung der zu berichtenden Ereignisse erwarten^'. Diese Erwartung Avird durch den Beginn der Erzählung bekräftigt; denn mit der Zeitangabe „in den Tagen Herodes', des Königs von Judäa" (V.5) setzt eine bis zum Ende von Kap. 2 laufende Szenenfolge ein, deren relative Chronologie recht genau verzeichnet^^ und deren Höhepunkt, die Geburt Jesu, zudem mit den römischen Herrschaftsverhältnissen in Beziehung gesetzt wird ( 2 , l f ) . Aus den chronologischen Angaben^^ ergibt sich für den Passus 1,5-2,52 folgende Güederung: 1,5-80
Die Ereignisse vor der Geburt Jesu^ 5-7 Einleitung: Zacharias und Elisabet 8-23 Ansage von Geburt und Wirken des Johannes; Zacharias wird stumm 24-25 Elisabet wird schwanger (Dank an Gott) 26-56 Ansage von Geburt und Würde Jesu; Maria (Lied) bei Elisabet 57-58 Elisabet gebiert einen Sohn (Gotteslob der Nachbarn u.a.) 59-79 Benennung des Johannes; Lied des Zacharias^ 80 Ausleitung: das Heranwachsen des Johannes 2,1 -40 Die mit Jesu Geburt verbundenen Ereignisse 1-3 Einleitung: Der von Augustus angeordnete Census 4-5 Josef und Maria ziehen von Nazaret nach Betlehem 6-20 Jesu Geburt; die Hirten 21 Benennung Jesu entsprechend der Anweisung des Engels 22-38 Darstellung Jesu im Tempel; Simeon und Hanna 39 Rückkehr der Familie nach Nazaret 40 Überleitung: das Heranwachsen Jesu 2,41-52 Die Ereignisse in der Zeit des Heranwachsens Jesu 41 Einleitung: Der jährUche Zug der Ehern zum Passa nach Jerusalem 42-51 Jesus als zwölfjähriger Junge im Tempel 52 Ausleitung: das weitere Heranwachsen Jesu Zur Bedeutung einer geschichtlichen Ereignis-Abfolge insgesamt vgl. Lohse, Lukas 148f. ^ Vgl. die Angaben J m sechsten Monat" (1,26), „drei Monate" (1,56), „am achten Tag" (1,59), „die Tage ihres Gebärens" (2,6 [da Maria gemäß 1,41-45.48 schwanger ist, als sie bei Elisabet eintrifil, wird Jesus etwa sechs Monate nach Johannes geboren]), „acht Tage" (2,21), „die [sc. 33 (vgl. Lev 12,4)] Tage ihrer Reinigung" und „als er zwölf Jahre alt war" (Lk 2,42). " Wie nachstehende Übersicht zeigt, ist die unbestreitbare Parallelität zwischen den Johannes und den Jesus betreffenden Ereignissen (vgl. dazu Ó Fearghail, Introduction 15£f.) mehrfach durchbrochen; man beachte einerseits die Unterschiede im Gehalt der Engelsbotschaften (1,13-17.30-33), in der SteDung und sachlichen Orientierung der Lieder (1,46-55.67-79), in der Gestaltung der Geburts- und Namensgebungsszenen (1,57-66; 2,1-21), andererseits den „Überschuß" bei den Ereignissen um Jesus (2,22-39.41-52). Es empfiehlt sich daher nicht, jene Parallelität zum Gliederungspiinzip zu erheben (gegen Bovon, LkEv 146f.). ^^ Als Sinneinheit ausgewiesen wird der Passus durch die konzentrische Struktur der Verse 8-79, wie sie erkennbar wird an der Erwähnung der Personen Zacharias V.8-23.(40.)59-79, Elisabet V.13+18.2-i/r(36.)40-45.(56.)J7/60f. und Maria V.27-56. ffier geht es nur in V.76f. um die künftige Tätigkeit des Johannes (vgl. 1,76 mit 7,26; 20,6 und 3,4, femer 1,77 mit 7,29 und 3,3). Im wesentHchen singt Zacharias von Jesus, zunächst (l,68fiF.[-75]: Aorist) im Blick auf dessen Geburt (vgl. 1,69 mit 1,27; 2,4; 3,23.31), sodann (l,78[f ]: Futur) im Blick auf das künftige Wuken Jesu (dazu s.u. bei Anm.34).
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II. Analyse
b) Die literarische Funktion In funktionaler Hinsicht bildet dieser Abschnitt die Grundlegung zu Kap. 3 24^®. Einerseits beginnt ja der in l,lf. benannte Geschehensablauf, wie ihn die zu Dienern des Wortes gewordenen Augenzeugen Jesu verbürgen, erst mit dem Auftreten des Täufers^^. Andererseits wird jener Geschehensablauf in 1,5-2,52 insgesamt ins Auge gefaßt^^, und zwar zumal mit den Engelsbotschaften (a), dem Lied des Zacharias (b) sowie den Äußerungen von Simeon und Hanna (c). (a) Wie l,15ff. die Tätigkeit des Täufers verzeichnet^®, so l,32f 35c die von Gctt gesetzten Ес1фипк1е des Wirkens Jesu: Bei der Taufe erhält er den Titel „Sohn" (3,22)^°; zum „König" auf dem Thron Davids wird er durch Auferweckung und Himmelfehrt''. (b) Die von Zacharias gepriesene Aussicht auf Rettung vor den Feinden (1,71.74) und der Weg des Friedens (1,79b) eröf&ien sich Israel nach 19,42fF. durch den .Besuch' Gottes in Jesus (1,78b)". Demgemäß löst die Totenauferweckung in Naïn den Ruf „Gott hat sein Volk besucht" (7,16fin.) aus'^ und entläßt Jesus Menschen, denen er durch ihren Glauben geholfen hat, mit den Worten „Geh in Frieden" (7,50c; 8,48d)^. (c) Die Aussagen zur Bedeutung Jesu in 2,3 Off. weisen auf die Ralmnmg des Wirkens Jesu durch das Auftreten des Täufers und die nachösterliche Tätigkeit der Jünger hin^'; der Rekurs auf die Erwartung der Erlösung Jerusalems (2,38) findet sein Gegenstück in der Hoffnung der Emmaus-Jünger (24,21)''. Die an Maria gerichteten Worte Simeons (2,34f ) aber nehmen die unterschiedlichen Wirkungen in den Bhck, die das Auftreten Jesu auslösen wird": Seine Anhänger werden „durch den Fall hindurch zum ^ Vgl. Marshall, LkEv 45. - Anders Busse, Evangelimn 174£F., der die Kapitel als Einleitung zmn gesamten Doppelwerk begreift. ^ S.o. bei Ашп.6. Vgl. dazu den Sachverhalt, daß die Inhaltsangabe des Evangeliums in Apgl.lf. („alles, was Jesus von Anfang an tat und lehrte ...")denPassusLk 1,5-2,52 ausspart. Vgl. Schürmam, LkEv 121. ' ' Vgl. (1) Lk l,15a.b mit 7,28.33, (2) 1,16 mit 3,10-14.18; 7,29 sowie (3) 1,17 mit 7,27. ^^ Nach 1,31 liegt es nahe, κληθήσεται in V.32.35 in Analogie zu V.60 im Sinn einer Namensgebung zu deuten, um so mehr, als jener Titel bei Lukas nur einmal, zudem von Dämonen, als Anrede Jesu verwendet wird (8,28); sonst begegnet er ausschließlich in Fragen oder Aussagen zur Hoheit Jesu (vgl. 4,3.9.41; 9,35; 10,22; 20,13; 22,70 sowie Apg [8,37;] 9,20; 13,33). Anders Schneider, Empfängnis 96: Jesus sei von Geburt an der Sohn Gottes. " Vgl. Burger, Davidssohn 135. Vgl. zur Rede vom Thron Davids Apg 2,30f. sowie Lk 20,41-44; Apg 13,34f.; 15,16, zum Motiv der Königshen-schaft Jesu Lk 19,12.14.27.38; 22,30; 23,42 (dazu s.u. bei Anm.273£F.). Vgl. Tamehill, Unity 136. - Zu l,76f. s.o. Anm.25. " Zum Konnex mit 1,68 und 19,44 vgl. Kinman, Entry 141. Zum .Frieden" als Effekt des Christusgeschehens vgl. Fitzmyer, LkEv 1224f ' ' Vgl. 2,30f („dein [sc. Gottes] Heil, das du bereitet hast vor allen Völkem") mit 3,6 sowie 2,32 („Licht - zur Offenbarung - für Heiden und Glanz deines Volkes Israel") mit 24,47f Zur genaueren Auslegung von 2,30fif. s.u. nachAnm.130. Vgl. auch 23,51, wo es von Josef aus Arimathäa heißt, er „erwarte das Reich Gottes". " Die Struktur von V.34b-35 ist nicht leicht zu erkennen. In V.34b folgen auf Ιδού οδτος κείται zwei mit είς eingeleitete Wendungen, die unterschiedlich angelegt sind (gegen Marshall, LkEv 122, der von einem schönen antithetischen Parallelismus spricht): Die erste (A) nemit, was Jesus bei „vielen in Israel" bewirkt, die zweite (B), welche Rolle ihm von Gott her
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
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Aufstehen"^' gelangen; damit dürfte der Glaubensweg der Jünger gemeint sein, die wie etwa an Petrus zu sehen ist (22,31-34 u.ö.) - angesichts des Leidens Jesu versagen, aber durch ihre Begegnung mit dem Axiferstandenen zum Glauben kommen. An Maria wird dabei deutlich, was Menschen dauerhaft mit Jesus verbindet: das Hören, Bewahren und Tun des an ihm und durch ihn offenbar werdenden Wortes Gottes". Bei seinen Gegnern hingegen werden durch ihren Widerstand gegen ihn als das von Gott gesetzte „Zeichen" die (bösen) Gedanken ihrer Herzen zutage treten^. Auf diese Weise stellt der Abschnitt 1,5-2,52 einen echten Prolog dar: eine Vorgeschichte, die auf gnmdiegende Weise die Eigenart und Bedeutung des im Folgenden geschilderten Auftretens Jesu zur Sprache bringt.
3.2.2 Der Rahmen der Jesusgeschichte (Lk 3,1-4,13; 22-24) Mit 3 , l f beginnt die Darstellung der eigentlichen Jesusgeschichte'". Als Neubeginn gegenüber dem Voranstehenden wird dieser Satz dadurch ausgewiesen.
zukommt In V.35 gibt zunächst ein parenthetischer Hauptsatz (C) an, welche Prüfung Maiia im Blick auf Jesus bevorsteht; sodann wird V.34 mit einem Finalsatz Uber das Offenbarwerden von Gedanken aus den Herzen „vieler" (D) fortgefühit. Als finale Aussage über „viele" aber bildet Teil D eine ungefähre Parallele zu Teü A (ähnlich Koet, Worte 1558f., der dabei firalich V.35 als Einheit betrachtet); es liegt daher nahe, jenen Finalsatz Teil B, der Rede vom σημεΐον άντιλεγόμενον, zuzuordnm und nicht mit Wiefel, LkEv 80, V.34b insgesamt). Diese Rede wiederum hat ihr Pendant am ehesten in der vom Schwert, das die Seele durchdiingt; Teil С dürfte also mit Teil А zu veibinden sein. So ergibt sich für V.34b und V.35 ein in formaler Hinsicht chiastischer, in sachlicher Hinsicht paralleler Aufbau: Als ein die menschliche Seele durchdringendes Schwert (C) bewirkt Jesus ,fallen und Aufstehen vieler in Israel" (A); als .Reichen, dem wider^rochen wird" (B), läßt er „Gedanken aus den Herzen vieler" zutage treten (D). Schweizer, Aufbau 23. Für die Deutung der Aussage εις πτώσιν καΐ άνάστασιν πολλών èv τφ Ισραήλ auf eine chronologische Folge von Aktionen einer Personengnqjpe (gegen Strauss, Messiah 119, der an gegensätzliche Reaktionen zweier verschiedener Слфреп denkt) spricht nd}en der analogen Verwendung des Bildes vom Fallen und Aufstehen im AT (vgl. etwa Spr 24,16; Mich 7,8; u.a.) vor aUem der Umstand, daß Lukas die Wendung πτώσιν καΐ άνάστασνν einer Pr^x>sition subsumiert und damit als Sinneinheit ausweist (vgl. den entsprechenden Gd)rauchvon είς mit zwei Akkusativen in 1,50; 9,12d; 10,1; 14,21c[dort d>enfalls mit nachfolgendem Gea!].23b; 19,29a; 21,12b). Bs geht hier also um Anhänger Jesu. ' ' Auf der Basis von Ez 14,17 (die von W. Michaelis, Art. ί>ομ(ραία, ThWNT VI 993-998: 996, angeführte Stelle Ps 37[36],15 hat - man beachte V. 14! - keinen erkennbaren Bezug zu Lk 2,35) bezeichnet das Bildwort vom Schwert die kritische Prüfimg, die Jesu Kommen für Israel bedeutet und die man nur im Hören auf Gottes Wort (vgl. 8,19fr.; 11,27£) besteht; und dies Kriterium erfüllt Maria nach 1,38; 2,19.51 (vgl. femer die Würdigung ihres Glaubens [1,45] im Gegensatz zum Unglauben des Zacharias [1,20] und zum CasasaRoloff, Kirche 194f ). ^ VgL die Identifizierung des Moischoisohns in 11,30 (zum Konnex mit 2,34 vgl. Klostermann, LkEv 43) als eines Zeichens, das diesem Geschlecht das eschatologische Heil anzeigt (dazu s.u. nach Anm.397), und die Erwähnung der gegen Jesus gerichteten, von ihm erkannten Gedanken seiner Gegner in 5,21f ; 6,7C; 20,14. Die aus Nfißverstehen (9,46f ) oder Furcht und Zweifel (24,37£) erwachsenden Gedanken der Jünger haben mchts mit Jesus als σημενον άντιλεγόμενον zu tun, smd also m 2,35 nicht im Blick; gegenÄaung eurer Sünden, und dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfengen". Fortan bildet die Taufe den obligatorischen Akt, mit dem Menschen der christlichen Gemeinde eingegliedert werden (in Lk 24,47 ist sie [gegen DOmer, Heil 103f ] noch nicht im Blick). Diese Taufe „im Namen Jesu Christi" (ähnlich Apg 10,48 und 8,16; 19,5) ist aber mit der Johannes-Taufe nur bedingt zu vergleichen (vgl. 19,3ff.); als Ausdruck des Christusglaubens (vgl. 8,12f ; 16,15.33i; 18,8, ähnlich 2,41; 8,36+38) gehört sie ja unmittelbar mit dem Geschehen der Sündenvergebung (vgl. noch 22,16) und mittelbar mit dem Empfang des Heiligen Geistes (vgl. noch 8,15ff.; 10,47f ; 19,5f ) zusammen (vgl. Рокоту, Theologie 71).
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П. Analyse
nigen geschehe, die sich zu ihm bekennen (22,19f.) - und das bedeutet gemäß 1,77; 24,47: 2ur Vergebung ihrer Sünden. Eben darin wird der neue Bmd Gottes als Erfωlung des Bundes mit Abraham (l,72f., vgl. Apg 3,25; 7,8) und damit als Grundlage der Neukonstituierung des Gottesvolkes - aufgerichtet. 2. Das Verbreitungsgebiet der Verkündigung ist die Völkerwelt nicht „Judäa"; sie richtet sich daher an „Heiden", nicht an Juden
24,47a),
Während Lukas den Sing. ëGvoç sowohl für nich^üdische Völker als auch fur Israel verwenden kann^", meint er mit dem PI. Ιθνη stets „Heiden"^". Nun benennt er mit eiç πάντα τά Ιθνη zwar weniger die Adressaten der Predigt als vielmehr den „Raum", in dem sie sich ausbreiten Da er andernorts aber gerade den Ausdruck πάντα τώ έθνη md die Wendung είς (τά) έθνη konsequent in einem „Heiden" von Juden unterscheidenden Sinn benutzt^', ist es unwahrscheinlich, daß er hier auch - oder gar nur - von Juden als Hörem der Verkündigung sprechen will. Der Konnex solcher Schriftauslegung durch den Auferstandenen mit dem Gotteslob Simeons liegt auf der Hand. „Licht - zur Offenbarung - fur Heiden" (2,32) ist das eschatologische Heilshandeln Gottes in Christus also von dessen Leiden und Auferstehen her, und zwar insofern, als alle Völker in seinem Namen zur Umkehr gerufen werden. Daß „Heiden" aufgrund solcher Umkehr die Vergebung der Sünden widerfährt, darin findet jenes Heilshandeln sein Ziel.
Vgl. Jervell, People 56 (der aber die Predigt an Nicht-Juden in Jerusalem anheben sieht). In ^ g 7,7; 8,9 sind einzehie (Ägypten, Samaiien), in 2,5; 10,35(f.) bei der Wendung πάν έθνος alle nichtjüdischen Völker im Blick. In Lk 7,5; 23,2 (plus ήμων); Apg 10,22 (plus των 1οΐ)δαίων); 24,2.10 ф1и8 οΰτος); 24,17; 26,4; 28,19 (plus μου) hingegen geht es jeweils um Israel. In Lk 21,10 (έγερθήσεται έθνος έπΙ έθνος) wiederum dürften Juden und .Jleiden" gemeint sein - wie auf andere Weise auch in Apg 17,26 (πάν έθνος ανθρώπων). Vgl. Jervell, Treue 15f. Eindeutig ist dies der Fall in 2,32 (s.o. nach Anm.l30); 18,32 (vgl. 24,20; Apg 3,13); Lk 21,(23-)24 (s.u. nach Ашп.250) und an allen BelegsteUen der Apostelgeschichte: 4,25.27 (s.o. Anml37); 7,45; 9,15; 10,45; 11,1.18; 13,19.46£f.; 14,2.5.16.27; 15,3.7.12.14.17.19.23; 18,6; 21,11.19.21.25; 22,21; 26,17.20.23; 28,28. - Zu Lk 21,25 s.u. bei Anm.262f.; zu 12,30; 22,25 s.a Abschnitt Π 3.7.1, S.210fF. ^^ Nach Begriffen des Sagens weist Lukas mit είς plus Akk gelegenthch auf den Bezugspunkt des betreffenden Redens hin (so in Lk 12,10; Apg 2,25; 6,11), meist aber auf den Raum, für den die Rede bestimmt ist vgl. Lk 4,44 (... κηρύσσων εις τάς συναγωγής τίίς Ιουδαίας), 8,34 (... άπήγγειλαν εις τήν πόλιν καΐ είς τούς αγρούς), Apg 4,17 (άλλ' ίνα μή έπΙ πλείον διανεμηθώ [sc. τό γνο)στόν σημείον {vgl. V.16}] είς τόν λαόν ...), 23,1 Ic-d (ώς γαρ διεμαρτύρω τά περί έμοΰ είς Ιερουσαλήμ, οΰτω σε δεν καν είς 'Ρώμην μαρτυρήσαν) und, nach einem Substantiv, Lk 4,37 (... έξεπορεύετο ίίχος περν αύτοΰ ενς πάντα τόπον τίίς περνχώρου). Den oder die Adressaten hingegen benennt er - abgesehen von Lk 1,44; 7,1; 9,44; Apg 11,22; 17,20, wo λόγος o.ä. mit dem Aiisdmck „in die Ohren dringen" o.ä. kombiniert wird - regelmäßig im Dat. oder mit πρός р1ш Akk. Lediglich in Apg 26,6 tritt ενς neben der Wendung έπαγγελία γενομένη ausnahmsweise an die Stelle von πρός (vgl. 13,32). Vgl. Lk 21,(20-)24a (... ανχμαλωτνσθήσονταν είς τά έθνη πάντα) sowie zum einen Apg 14,(11-)16; 1S,(14-)17, wo jeweils die Gottesbeziehung der Niclitjuden zur Debatte steht, 2ШП andern die Worte zur Sendung des Paulus in 13,46; 18,6; 22,21 (ähnlich 26,17).
3. Jesus vmd die Völker im Lukasevangelium
187
Dieses Ziel stellt der Auferstandene den elf Aposteln und denen, die bei ihnen sind (24,33), freilich eher von ferne vor Augen. Das zeigt sich daran, daß er weder ihnen selbst die Verkündigung unter den Völkern aufträgt"^ noch deren Träger benennt. Stattdessen beruft er die Jünger zu ,beugen" des in V.46-47a umrissenen Heilsgeschehens und weist ihnen Jerusalem als den Ausgangspunkt ihrer Zeugentätigkeit zu (V.47b-48). Diese Tätigkeit ist mit jener Verkündigung eng verbunden, ohne mit ihr identisch zu sein^^'. Einerseits haben beide das in Christi Leiden und Auferstehen begründete Heilsgeschehen zum Gegenstand. Wie besagte Verkündigung ergeht deshalb auch das hier avisierte Zeugnis der Jünger in Form mündlicher Äußerungen, mit denen die Hörer zur Umkehr gerufen werden sollen"'*. Andererseits ist das Zeugnis von der weltweiten Verkündigung unterschieden, sofern es diese selbst zum Thema macht und dabei in Jerusalem seinen Anfang nimmt. Daraus aber läßt sich erschließen: Das Wirken der Jünger als der Zeugen des Heilsgeschehens in Christus gilt Israel und geht der Verkündigung unter den Völkern sachüch wie zeitlich voran"'. Am Ostertag wird den Jüngern demnach die Aufgabe der Neukonstituierung des Gottesvolkes zugewiesen. Sie also vollziehen, was der Täufer als Folge des Auftretens Christi angekündigt hat: die Eingliederung derer, die zu Christus gehören, in den Wirkungsbereich der Gnade Gottes"'; es sind die Zeugen des Heilsgeschehens, die daftir sorgen, daß dieses sich öffentüch als „Glanz Israels" erweist. Sein Charakter als „Licht für Heiden" ist dabei durchaus im Blick; denn mit dem in Christi Leiden und Auferstehen begründeten Heilsgeschehen bezeugen die Jünger auch dessen Universalität. So müssen Juden, die in Jesus den Christus, d.h. den Mittler des eschatologischen Heils für Israel erkennen, zugleich anerkennen: Das Heil wird unter allen Völkern verkündigt werden; denn es ist dazu bestimmt, als „Glanz Israels" zum „Licht für Heiden" zu werden. Im Zug der Neukonstituierung des Gottesvolkes durch das Zeugnis der Jünger geht es also auch darum, IsraeUten auf den Vorgang der Völkermission und damit auf die Eingliederung von „Heiden" ins Gottesvolk vorzubereiten"'. ^ Einen iniiversalen ,>üssioiisauftiag" an die Jibiger (Wiefel, UcEv 417) gibt es hier gerade nicht. Auch in Apg 1,8 ist ja strenggenonmen nur von einem weltweiten 2^ugendieiist der Jünger, nicht von einer Veddindigung an .beiden" die Rede. Gegen Schneider, Missionsaufttag 187: Beide fallen sachlich zusammen. ^^ Vgl. vor аИеш ^ g 2,40; 10,42f., aber auch Lk 21,13 (dort dürfte sich die Bedeutung von μοφτύριον aus den mit οΰν angeschlossenen Versen 14f. ergeben). Beides entspricht den Angaben der Apostelgeschichte; vgl. 10,42; 13,31 zur Ausrichtung des гφostolischen Zeugnisses auf Israel, 1,8; 3,25f. zur zeitlichen und sachlichen Priorität dieses Zeugnisses gegenüber der Verkündigung unter Nich^den. Erst Paulus erhält dann - im Zuge einer gesonderten Vision - den Auftrag, vor Juden und , ^ d e n " Zeuge Jesu Christi zu sein (22,15; 26,16fF., vgl. 23,11), und erftUlt ihn (vgl. 20,21.24; 26,22f sowie 18,5; 22,18; 28,23). Anders HengeUSchwemer, Paulus 71: Paulus vollende die Verheißung 1,8 an die Elf. ^ S.o. bei Anm.l99f. Davon, daß Israel als Gottesvolk selbst zum,ДсМ fur Heiden" wird, ist hier keine Rede. Vgl. dazu die Deutung von Gen 22,18 in ^ g 3,2Sf : Der Same Abrahams wird auf Christus als
188
П. Analyse
Daß Nich^uden, die infolge der Christusverkündigung umkehren, zu Gliedern des Gottesvolkes werden, ergibt sich aus der Kongruenz zwischen 24,47a und 3,3: Indem sie nämlich aufgrund ihrer Umkehr Vergebung von Sünden erfahren, wird ihnen dieselbe Gnade zuteil, dxurch die Gott Israel als das Gottesvolk neu ins Dasein ruft^'. Zur Erfüllung ihres Zeugnisauftrags sagt Christus den Jüngern die Ausrüstung mit „Kraft aus der Höhe" zu (24,49). Solche Kraft war zuvor bei der Geburt Jesu wirksam (1,35), um fortan sein öffentliches Auftreten^^' und - durch ihn vermittelt - auch die zeitweilige Botentätigkeit der Jünger^^" zu prägen. Nun soll sie dauerhaft auf den Jüngern ruhen; denn Christus wird ihnen das von Gott verheißene Gut zueignen, d.h. den Heiligen Greist^^'. Durch den Empfang des Geistes werden sie ja nicht nur im Sinne von 3,16f zu Teilhabern am eschatologischen Heil, sondern vor allem zu vollmächtigen Gesandten und Sachwaltern Jesu, dessen irdisches Wirken selbst von Anfang an durch den Geist bestimmt war^^^. Eben deshalb sind sie - anders als Johannes, der „im Geist und in der Kraft Elijas" (1,17) auftrat, um Israel für Gottes eschatologisches Handeln zuzubereiten - unter den Israeüten als Mittler des in Christus gründenden Heils tätigt": Wer auf ihren Ruf hin umkehrt, empfängt Vergebung der Sünden. Insgesamt macht Lukas mit den Abschiedsworten^^^ des Auferstandenen an seine Jünger deutlich: Das durch Christus begründete Heilsgeschehen erweist sich als „Glanz Israels", indem die Jünger es diesem Volk gegenüber in der Kraft des Geistes bezeugen und damit die Neukonstituierung des Gottesvolkes in Gang setzen. Sofern sie den Israeüten dabei zu erkennen geben, daß der Ruf zur Umkehr an alle Völker ergehen und die Sündenvergebung auch „Heiden" zuteil werden muß, bereiten sie mit ihrem Zeugnis zugleich den Prozeß vor, in dem jenes Heilsgeschehen als „Glanz Israels" zum „Licht für Heiden" wird und damit zu seinem Ziel kommt. Angesichts einer derart gewichtigen Funktion der Osterzeugen im Heilshandeln Gottes aber wird verständlich, warum Jesus im Lauf seines Erdenwirkens einerseits Nachfolge nicht nur als Weg- und Schicksalsgemeinschaft mit ihm definiert (9,23.57f ; 14,26f33; 18,28f), sondern auch als Dienst (17,7-10), Mitarbeit (5,10f; 9,62) und Botendasem (9,60; 12,2f) den Knecht Gottes gedeutet, durch den allen Geschlechtem(!) der Erde Gottes Segen zukommt, zuerst Israel und dann den „Heiden" (zur Interpretation vgl. Rolojf, ApG 78). ^^ S.o. nach Anm.201. Zum Ganzen vgl. Lohfink, Sammlung 79. 229 Vgl. 4,14.36,5,17; 6,19; 8,46 sowie die Rede von Jesu ,Machttaten" in 19,37. Vgl. 9,1 sowie 10,13 (im Zusammenhang von 10,10-16). Diese Deutung der έπαγγελία legt sich von 3,16e her nahe, wo Christus wie in 24,49 als Mittler der eschatologischen Heilsgabe Gottes erscheint; gestützt wird sie durch die Verknüpfimg des Geistes mit Kraft in 4,14 (vgl. Apg 10,38) und mit vollmächtiger Rede in Lk 12,12 sowie durch dessen Kennzeichnung als einer Gabe des Vaters in 11,13; ihre endgültige Bestätigung findet sie dann in Apg l,4f.8; 2,33. Vgl. zusammenfassend Green, LkEv 859. Vgl. 3,22; 4,1.14.18 und 10,21 sowie (zum Konnex Jesus - Jünger) Lohse, Lukas 160f. Vgl. zum einen die Volhnachtszusage 10,16: „Wer euch hört, hört mich...", zum andem die Abgrenzung zwischen Johannes und denen, die zum Gottesreich gehören, in 7,28; 16,16. Zu dieser Klassifizierung vgl. Korn, Geschichte 152.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangeiium
189
beschreibt; warum er andererseits die Jünger in der Wahrnehmung entsprechender Aufgaben mehrfach zurechtweist (9,40f49f 52-55; 10,17-20; 18,15ff.) und erst die Apostel, dann weitere Jünger zu eigenständiger Predigt- und Heilungstätigkeit aussendet (9,1-5; 10,1-16); Mit alledem bereitet er sie auf ihren künftigen, wiederholt angekündigten Dienst als Knechte (12,42-48; 19,12-27) und Zeugen (21,12-15)"' bzw. als Apostel Jesu Christi (11,49, vgl. 20,16^^) vor auf den Dienst, der das in Christus beschlossene Heil zum „Glanz Israels" werden läßt, dessen Bestimmung, „Licht iür Heiden" zu sein, an den Tag bringt und ihre Verwirklichung vorbereitet"'. 3.4.3 Die Rahmenstücke der Jesusgeschichte im Vergleich Vergleicht man die Rahmenstücke der lukanischen Jesusgeschichte miteinander, so entdeckt man fundamentale Übereinstimmungen: Hier wie dort wird die Neukonstituierung des Gottesvolkes als Folge des Auftretens Jesu angekündigt, als Eingliederung von Menschen in den Wirkungsbereich der Gnade Gottes durch die Vergebung von Sünden definiert und als Greschehen gekennzeichnet, das universale Bedeutung hat, gerade weil es sich am jüdischen Volk vollzieht. An einigen Punkten sind jedoch die Akzente unterschiedlich gesetzt: • Im Konnex mit dem vorbereitenden Wirken des Täufers wird das durch Christus begründete Heüsgeschehen vor dem Hintergrund des endzeitlichen Gerichts dargestellt - im Zuge des Ausblicks auf die künftige Zeugentätigkeit der Jünger hingegen im Rückbezug auf die Verheißungen der Schrift. • Demgemäß erscheint Christus zu Beginn als deijenige, dessen vollmächtiges Auftreten innerhalb Israels zu einer Scheidung fiihrt zwischen denen, die Anteil am Heil erhalten, und denen, die dem Grericht verfallen - am Ende jedoch als der, der leiden und auferstehen mußte, auf daß in seinem Namen allen Völkern die Umkehr zur Vergebung der Sünden verkündigt wird. • Damit hängen dann die divergierenden Deutungen der „Taufe mit dem Heiligen Geist" zusammen: In 3,16 ist sie als Heilsgabe an die zu Christus Gehörenden charakterisiert - in 24,49 als Ausrüstung der Jünger zum Zeugnis. Grundlage dieser Differenzen ist ein Wechsel der Perspektive auf Gottes Heilshandeln. In Kap. 3 wird es gleichsam von innen nach außen skizziert: als Ereignis unter Juden als den Kindern Abrahams, das auf „alles Fleisch" ausstrahh. In Kap. 24 wandert der Blick von außen nach innen: von der Ausrichtung des Heilsgeschehens auf die Völker zum in Jerusalem anhebenden Zeugnis der Jünger, das Israel auf das Hinzukommen von „Heiden" zum Gottesvolk vorbereitet. Vgl. dazu 12,llf. sowie die Worte zum Bekemen und Verleugnen Jesu in 9,26; 12,8f. Angesichts des Kontrasts zwischen 11,52 und 10,16.21-24 (vgl. auch die Gegenüberstellung in 20,45fF.) wird man in den „anderen", die Israels Autoritäten als „Weingärtner" ablösen (20,16.19), die Apostel Jesu sehen müssea Da ihnen die Leitung des eschatologischen Gottesvolkes anvertraut ist, sollte man sie aber nicht nur Führer der christlichen Gemeinde nennen (gegen £>7IÍÍ, LkEv 364). ^^^ Vollzogen wird sie dann Apg 13,47 zufolge durch Paulus und seine Mitarbeiter.
190
П. Analyse
Ohne Zweifel ist dieser Perspektivenwechsel bedingt durch die je andere Funktion der Texte am Anfang bzw. am Ende der Jesus-Erzählung des Lukas: Der Bericht vom Wirken des Täufers bildet deren Auftakt und benennt den Erwartungshorizont, vor dem Christus in Israel auftritt; die Abschiedsrede des Auferstandenen rundet das Evangelium ab und verbindet eine rückblickende Deutung der Sendung Christi mit einem Ausblick auf deren Konsequenzen für die Jünger, Israel und die Völker. So hat sich die weitere Analyse der lukanischen Jesusgeschichte an diesem Spannungsbogen zwischen ihrer Einleitung und ihrem Abschluß zu orientieren. Die Leitfrage der Analyse lautet deshalb: Inwiefern ermögHcht die Darstellung des Auftretens Jesu zwischen Taufe und Himmelfahrt den o.g. Perspektivenwechsel; inwiefern schlägt sie eine Brücke von der Sichtweise auf das Heilsgeschehen in Christus als den fiir alle Welt sichtbaren „Glanz Israels" hin zu der Sichtweise, daß eben dieses Geschehen darauf angelegt ist, als „Glanz Israels" zum „Licht für Heiden" zu werden? Von der Vorgeschichte her muß man innerhalb des Evangeliums unter dieser Frage sowohl die Rede von der Hoheit Jesu als auch die Lebensgestaltung betrachten, die Jesus praktiziert oder in seiner Verkündigung vertritt. Im Mittelpunkt der Untersuchung aber steht das Bild, das Lukas von Jesu Kontakt und Umgang mit Nichtjuden sowie von deren Präsentation in Jesu Worten entwirft. 3.5 Die universalisierende Tendenz der lukanischen Christologie Die Neuprägung des Christus-Titels in der Vorgeschichte wird im Verlauf der Kapitel 3-24 ausgebaut und auf ein breiteres Fundament gestellt. 3.5.1 Jesus als Gottessohn und Menschensohn Das Fundament für jene Neuprägung wird zumal an dem geschichthchen Rahmen sichtbar, den der Evangelist dem irdischen Auftreten Jesu gibt. Dessen Hintergrund benennt er mit der Genealogie 3,23-38, die Jesus als Endpunkt einer 77 Gheder umfassenden, bis Adam zurückreichenden Generationenfolge charakterisiert. Aufschlußreich sind dabei die Rahmennotizen^^^: Jesus wird zu Beginn - im Gegenüber zur Botschaft der himmlischen Stimme bei seiner Taufe: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen!" (V.22c-d) - als der „vermeintliche Sohn Josefs" bezeichnet, Adam am Ende als „(sc. Sohn) Gottes". Während nämlich dieser Abschluß die Erschaffung des Menschen in Erinnerung ruft^^', weist jener Anfang auf die Ankündigung Gabriels zurück, Jesus werde durch das Wirken des Geistes aus der tCraft Grottes heraus geboren und eben deshalb „Sohn Gottes" genannt werden (1,35)^'^°. Für Lukas ist Jesus demnach als Sohn Gottes der von Gott selbst gesetzte Zielpunkt Eine Gliederung der Liste in Perioden (z.B. bis David) oder Reihen (etwa elf mal sieben) wird in keiner Weise angedeutet; vgl. Marshall, LkEv 160f. Vgl. dazu Apg 17,26.28f. sowie Schürmann. LkEv I 201f. Dazu s.o. bei und in Anm.30.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
191
der Menschheitsgeschichte, in dem alle Menschen Grottes eschatologisches Heil finden sollen"'. Die Genealogie weist Jesus zuerst - man beachte die Leserichtung - als Sohn Davids und Abrahams aus, knüpft also an die Aussagen der Vorgeschichte an, die Jesu Kommen als Eriulhmg der Heilszusagen für Israel deuten^^. Doch gerade deshalb liegt die Pointe darin, daß der Stammbaimi bis zu Gott als dem Schöpfer Adams weitergeführt wird"', hn Konnex mit 3,22 lautet sie: Der, den Gott zu seinem geliebten Sohn erwählt, hat ebenso universale Bedeutung wie der, den Gott als ,ersten Sohn' erschuf®^. Das wird durch die Versuchung Jesu (4,1-13) bestätigt; dabei demonstriert er ja den an der Schrift geschulten Gehorsam des „Sohnes Gottes" (V.3 .9) im Disput mit dem Teufel, der ihm als Herr aller Königreiche der Weit (V.5f ) gegenübertritt^^'. Gewiß ist die entsprechende Titulierung Jesu fortan geprägt von seiner Ausrichtung auf die Jünger (9,35; 10,22) im Kontext seiner Sendung zu Israel (20,13; 22,70)^^. Bis zur Verklärung aber reden ihn nur Dämonen so an, und zwar je einmal auf jüdischem Boden, wo „Sohn Gottes" parallel zu „Christus" steht (4,41), und auf „heidnischem" Gebiet, wo Jesus „Sohn Gottes des Höchsten" heißt (8,28)"'. So erhält dieser Titel eine universale Tiefendimension, die den zu Israel gesandten Jesus als Heilsträger für alle Menschen erscheinen läßt. In Korrespondenz dazu beschreibt Lukas die Parusie des „Menschensohns", die die letzte Konsequenz des irdischen Wirkens Jesu darstellt, als ein die gesamte Menschheit betreffendes Ereignis. Die zugehörigen Äußerungen Jesu fmden sich ausschließlich im Rahmen von Jüngerbelehrungen"'; es überrascht daher nicht, daß die Aufgabe des Menschensohns im endzeitlichen Gericht zumeist unmittelbar auf seine Stellung zu den Jüngern bezogen wird - mit der Absicht, diese zur Treue (9,26; 12,8[f]; 18,8) und Wachsamkeit (12,40; 21,36) anzuhalten, vor Verfuhrung zu warnen (17,22[-]24) oder angesichts von Bedrängnis zu trösten (2I,27[f ]). Der Tag des Gerichts jedoch wird über alle Bewohner der Erde kommen (21,34f). Darum vergleicht ihn Jesus in 17,26-30 nicht mit ICatastrophen aus der Geschichte Israels, sondern mit der Vernichtung Vgl Ó Fearghail, Introduction 23. - Für die Deutung Jesu als eines ,деиеп Adam" bietet 3,23-38 (gegoi Pokom^, Theologie IIS) keinen sicheren Anhaltspunkt '"'S.o. nachAnm. 119. ^^ Gegen Strauss, Messiah 212ff.: Lukas sei pnmär an der davidischen Abstammung Jesu interessiert - Andererseits wird die Heikunft von Abraham in Lk 3 nicht etwa nivelliert; gegen Kahl, Armenevangelium 160: Jesus sei weder Jude noch „Heide", sondern Mensch schlechtlun. Vgl Fitzmyer, LkEv I 498: „God's purpose in creating humanity ... is seen to reach a new stage in the arche of the period of Jesus itself." Auf die Behauptung des Teufels, er habe diese Macht von Gott, geht Jesus nicht ein denn der Teufel ist ein Lügner, vgl. Bovon, LkEv 1199f. Vgl. dazu 1,32 sowie ^ g 9,20; 13,33. - Die genannte doppelte Orientierung ist auch bei der Rede von Gott als dem „Vater" Jesu zu beobachten; vgl. Lk 2,49; 9,26; 10,21f ; 22,29; 24,49 Apg 1,4.7; 2,33 (andere freüich Lk 22,42; 23,34.46). Dazu s.u. bei und in Anm.330. - Zum Ganzen s.o. nach Ашп.53. 248 In 11,30 (dazu s.u. nach Anm.397) und 22,69 ist von der Parusie jeweils keine Rede!
192
П. Analyse
Sodoms, aus der nur Lot (samt seinen Töchtern) gerettet wurde, und vor allem mit der Überflutung der Erde, der allein Noach (samt Familie) entging^*'. Analoges geschieht innerhalb der langen Rede Jesu in Kap. 21. Am Ende des ersten, primär geschichtlich orientierten Hauptteils V.8-24 - der Kriege zwischen den Völkern (V.IO) und Verfolgung der Jünger durch Juden samt Auslieferung an „heidnische" Machthaber (V.12) thematisiert - kündigt Jesus die Verwüstung Jerusalems an ^ . 2 0 ) . Ja, im Vollzug des götthchen Zorns wird das gesamte Land Not leiden^', und dessen Einwohner werden teils getötet, teils als Gefangene unter alle Völker weggeführt (V.23b-24a). Da hierdurch die Schrift zur Erfüllung kommt, ordnet Jesus diese Vorgänge den „Tagen der Vergeltung" zu (V.22)"V Ihnen aber werden die „Zeiten der Völker [εθνη]" folgen, während derer Jerusalem von „Heiden" zertreten sein wird (V.24b-c). Die Verbindung mit V.24b stellt klar, daß in V.24c nicht etwa an eine Zeit der „Heiden"-Mission gedacht ist^". Andererseits legt der Aussageduktus in V.23f die Annahme nahe, daß die „Zeiten der Völker" erst mit der Zerstörung Jerusalems beginnen; es kann in ihnen also nicht nur um die poütische Herrschaft der Römer gehen^". Daher wird man jene Zeiten von V.23b-24a her (s.o.) als besondere, von Gott den „Heiden" zugewiesene, allein durch sie bestimmte Epoche begreifen müssen. Dafür spricht auch der Umstand, daß καιρός plus Gen. andernorts bei Lukas stets heilsgeschichtüchen Siim hat^. bi sachlicher Hinsicht ist hier primär auf 19,44 zu verweisen, wo Jesus die Zerstörung Jerusalems als Folge dessen bezeichnet, daß die Stadt „die Zeit (ihr)er Heimsuchung nicht erkannt" habe^". So ist es nur konsequent, daß jene Zerstörung die nach 21,23 ganz Israel betrifft - in V.24 als Übergang zu einer neuen Phase des geschichtUchen Handelns Gottes gedeutet wird; und in ihr wird jenes Volk, wie die bleibende Verwüstung Jerusalems anschauhch macht^'^, keine eigene Rolle mehr spielen. Vollendet werden die „Zeiten der Völker" (V.24c) dann durch die Ankunft des Menschensohns (V.27), die sich in Zeichen am Himmel ankündigt (V.25a.26b,
Implizit dienen dabei Noach und Lot als Vorbilder, sofern dieser wie jener „sich auf die Katastrophe einstellte, ohne den Zeitpunkt ihres Eintreffens zu kennen" (C. Colpe, Ait. ó υιός τοΰ ανθρώπου, ThWNT ΥΠΙ403-481: 437). "" Zur Deutung von γη auf Judäa vgl. Emst, LkEv 380. Auch in 3,7 wird ja Gottes Zom dem Volk Israel angedroht (s.o. nach Anm.l88). Vgl. Hos 9,7 sowie Dtn 32,35; Jer 46(26),10; Jes61,2[a' Θ']. Lk 11,24 ist dann von biblischen Wendungen geradezu gesättigt; vgl. die Angaben am äußeren Rand des NT Graece^' z.St '"GegenGreen, LkEv739. Gegen Fitzmyer, LkEv Π 1347. "" Die nächste Pandlele bietet Apg 3,20 (δπως âv έλθοοσιν καιροί άναψύξεως ...); vgl. femer Lk 1,20 („... meinen Worten, die zu ihrer Zeit erfüllt werden"); 8,13 („... in der Zeit der Versuchung £аДеп sie [sc. vom Glauben] ab"); 19,44 (dazu s. das im Haupttext Folgende). Vgl. femer 12,56 (ohne Gen.; dazus.o.Anm.74). Nach Kinman, Entry 142f, denkt Lukas hier vor allem daran, daß die Bewohner Jerusalems Jesus bei seinem Einzug in die Stadt nicht in angemessener Weise begrüßt haben. biach Rehkopf, Grammatik § 353 Anm.6, schildert V.24b einen „zukünftigen ZustandQ".
3. Jesus imd die Völker im Lukasevangelium
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vgl. V.llb). Demgemäß betreffen die Parusie und ihre Vorzeichen in umfassender Weise die Völker [εθνη] und Menschen des Erdkreises (V.25b-26a)^". In 13,34f. konstatiert Jesus in prophetischer Manier das Scheitern seiner Bemühungen um Jerxisalem'", kündigt daraufhin den Untergang des Tempels an^'' und „verabschiedet" sich von Jerusalem bis zur erneuten Begegnung bei der Parusie^. Aus 21,24b-c läßt sich eben&Us erschließen, daß die Vollendung der „Zeiten der Völker", wie sie die Parusie heraufiführt, auch für Jerusalem noch einmal von Bedeutung sein wird. Um so mehr faUt auf, daß Israel in 21,25ff. nicht erwähnt wird^'. Daraus darf man freilich nicht folgern, der Begriff έθνη schließe in V.25 Juden mit ein; dieser Annahme steht der konsequent auf Nichtjuden bezogene Wortgebrauch in V.24 entgegen^®. Vielmehr ist in V.25fif. wohl deshalb nur von den Völkern die Rede, weil in deren „Zeiten" das unter sie zerstreute jüdische Volk (V.24a) für die Jünger - denen die Ankündigung der Parusie gilt (vgl. V.28.29-36) - kein eigenständiges Gegenüber mehr bilden wird^". Der Evangelist stellt also das Kommen des Menschensohns „in Herrlichkeit" (9,26; 21,27) in einer universalen Perspektive dar. Demgegenüber findet sich der Ausdruck „Menschensohn" im Blick auf das irdische Wirken Jesu meist im Zusammenhang von Debatten, die sich aus seiner Sendung zu Israel ergeben^®'', femer dreimal im Zuge einer Jünger-Unterweisung, die jeweils deren durch Anfeindung und Heimatlosigkeit gekennzeichnetes Dasein innerhalb Israels thematisiert^®'. Verknüpft sind diese divergierenden Spruchgruppen durch Worte, die das Geschick Jesu vom Leiden bis zur Erhöhung in den Blick nehmen^®®; In V.27 wird man von V.26 her ,>lenschen" als Subjekt zu δψονται ergänzen müssen Bezugspunkt der Frage „Wie oft ...?" ist dabei nicht nur die &wähnung Jerusalems in 5,17; 6,17 (v¿. дгаа Meiser, Reaktion 308 Anm.211), sondern vor allem das in 13,32f. ins Auge gefaßte Wiricen Jesu. Ein Rekurs auf die Feindschaft, die den Zeugen Jesu nach Ostern in der Stadt entgegenschlägt (^^g 12,11; 21,27-36; 23,12-15), läßt sich nicht verifizieren. Dieser negative Sinn von V.35a ergibt sich aus dem Zusammenhang mit V.34, der eine Gerichtsansage erfordert, sowie aus den späteren Texten zum selben Thema (vgl. 19,41-44; 21,20-24; 23,27-31 sowie Tannehill, Unity I 156). Dabei ist das Verb άφίεμαι wohl nicht mit „verlassen werden" zu übersetzen (so Marshall, LkEv 576) - nach Apg 7,48ff. „wohnt" Gott gar nicht im Tempel - , sondern wie in Lk 17,34f. mit „(dem Gericht) preisgegeben werden". ^^ Die These, V.35b-d blicke auf den Jubel beim Einzug Jesu in Jerusalem (19,38) voraus, scheitert daran, daß diesen Jubel seine Jünger anstimmen, nicht die Bewohner der Stadt; gegen Moessner, Lord 118. Vielmehr sagt Jesus in 13,35 voraus, daß Jerusalem ihn einst (vgl. V.28!) als Endzeit-Richter wird anerkennen müssen; vgl. von der Osten-Sacken, Christologie 486. Gegen Wiefel, LkEv 354, der diese Verse auf die ,>lenschheit" bezieht. Femer s.o. bei und in Anm.219. Wiederum ist dabei kaum - etwa im Sinne von Apg 28,28 - an die Aufgabe der Mission zu denken, sondern gemäß Lk 21,34ff. an die Gefâhrdung der Jüngerschaft. hl 5,(21-)24; 6,(2-)5 disputiert Jesus mit Schriftgelehrten und Pharisäern, in 7,(3I-)34; ll,(29-)30 direkt, m 19,(7-)10 indirekt mit Skeptikern aus dem Volk. Vgl. 6,22(f.); 9,(51.57-)58 [dazu s.o. bei Anm71]; 12,(4-)10(ff.). hl 9,44; 17,25; 22,12.48 geht es um Auslieferung oder Tod Jesu, in 9,22; 18,31; 24,7 um die &eignisfolge Leiden - Tod - Auferstehung, in 22,69 (vgl. Apg 7,56) um seine Erhöhung. Zur Integration der Menschensohn-Worte in die Konzeption vom Weg Jesu vgl. Schneider, Menschensohn 113.
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П. Analyse
denn sie lasten die Tötung Jesu teils den Autoritäten Israels (9,22), teils allgemein den Menschen (9,44; 24,7), teils den „Heiden" (18,32) an. So ergibt sich beim Prädikat „Menschensohn" ein ähnliches Bild wie beim Titel „Sohn Gottes": Beide haben ihren grundlegenden Bezugspunkt in der Sendung Jesu zu Israel einschließlich seiner Ausrichtung auf die Jünger; beide aber bringen zugleich seine Bestimmung zum Heilsmittler für alle Menschen zum Ausdruck - besagter Titel von seiner Herkunft, jenes Prädikat von seiner künftigen Funktion im Endgericht her. 3.5.2 Jesus als Christus und Herr In diesem Rahmen baut Lukas die in der Vorgeschichte angelegte Neuprägung des Christus-Titels systematisch aus. Einerseits benutzt er ihn als Würdenamen, der alle wichtigen Aspekte des Auftretens Jesu integriert. Das zeigt sich zunächst an drei Stellen, wo Jesus ohne nähere Erläuterung als „Christus" identifiziert wird. Dabei wird der Würdename nämlich einmal mit dem Titel „Sohn Gottes" (a), einmal mit dem Prädikat „Menschensohn" (b) und einmal mit beiden kombiniert (c) - und zwar im Blick auf Jesu Exorzismen (a: 4,41)^®', auf sein Leiden und Auferstehen (b: 9,20ίΤ.) sowie auf seine Erhöhung zu Gott (c: 22,67-70). Demgemäß können ihm als „Christus" im Rückblick auf sein Wirken dann Handlungen und Ereignisse zugeschrieben werden, die an sich jenen anderen beiden Bezeichnungen zuzuordnen wären: In 23,35 verspotten die Oberen Israels Jesus mit den Worten: „Andere hat er gerettet - soll er sich selbst retten, wenn dieser der Christus Gottes, der Auserwählte ist", spielen also auf sein helfendes Wirken an Kranken, Besessenen und Sündern^®' sowie auf seine Erwählung durch Gott^®' an; eben damit aber wird seine Identität als Sohn Grottes (8,28; 9,35) und Menschensohn (19,10) in Erinnerung gerufen. In 24,26.46 spricht der Auferstandene selbst vom Leiden und von der Erhöhung bzw. Auferstehung des „Christus"^™ - und weist damit auf seine diesbezüglichen Menschensohnworte (9,22; 17,25; 22,69; 18,33b, vgl. 24,7) zurück. Andererseits zieht der Evangelist die im Prolog begonnenen Linien"' aus und mterpretiert die im engeren Sinn messianischen Aspekte des Christus-Titels um. Das läßt sich gerade an 24,26 beobachten. Der Hinweis, daß Christus doch den Worten der Propheten gemäß (V.25) leiden mußte, um in seine Herrlichkeit Gegen Strauss, Messiah 94: ffier werde „Gottessohn" durch „ Christus" erklärt. Vgl. σφζω in 6,9; 8,48.50; 17,19; 18,42, in 8,36 und 7,50; 19,10 - md daza Marshall, LkEv 869 (in 8,12; 9,24; 13,23; 18,26 wird jeweils von der endzeitlichen Retüing gesprochen). ^ Die einzige lukanische Parallele zu ó έκλεκτός in 23,35 bildet ό έκλελεγμένος in 9,35; vgl. Rese, Motive 195f., d a 9,35 daher (zu Recht?) als Hinweis auf die Passion aufiaßt. "" V.26fia muß dabei wohl als Ausblick auf die bevorstehende Erhöhung begriffen werden - gegen Lohfink, Himmelfahrt 236-239 (hier sei von der Auferweckung die Rede), und Zwiep, Ascension 152f. (Jesus trete hier als der bereits in die Herrlichkeit Eingegangene auf). - Zat Rede vom leidenden Christus als .^lermeneutical innovation" vgl. Green, LkEv 848. Dazu s.o. nach Anm. 150.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
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einzugehen, dient ja als Zurechtweisung der Emmaus-Jünger, die durch Jesu Kreuzigung ihre Hofbung zerstört sehen, „er sei es, der Israel erlösen solle" (V.21). Diese Hoffiiung ist nicht völlig verfehlt; in der Tat hat Gott Jesus zum Mittler der Erlösung fur Israel bestimmt (1,68; 2,38)"^. Die Erlösung realisiert sich aber, wie aus 21,27f. hervorgeht, nicht am Volk, sondern an einzelnen, die sich zu Jesus bekennen; nicht als poUtische Befreiung, sondern als Rettung aus dem Gericht; und nicht durch den irdischen Jesus, sondern durch den mit Macht und Herrüchkeit kommenden Menschensohn. Eine analoge Korrektur findet beim Gespräch der beiden Übeltäter mit Jesus am Kreuz statt (23,39-43): Während der eine den Spott der Oberen imitiert und sagt: ,3ist du nicht der Christus? Rette dich selbst und uns!", begreift der andere , daß Jesus durch die ungerechtfertigte Tötung hindurch in sein Königreich einzieht^''* und sich von dort her fur Menschen als, Дейег" (2,11) erweist^". Von hier aus wird verständlich, warum Jesus auf die durch die Anklagen des Synedriums (23,2) veranlaßte Frage des Pilatus: „Du bist der König der Juden?""® die zurückhaltende und vieldeutige, als Gegenfr^e wie als Aussage interpretierbare Antwort gibt: „Du sagst (es! bzw. das?)"^ (V.3). Jesus ist als Christus in der Tat ein König (V.2fin.), nämlich König der Juden (y.37{.). Er ist dies jedoch insofern, als er „im Namen des Herrn" nach Jerusalem „kommt""^, um dort aufgrund seines Geschicks von Gott zum „König" erhöht zu werden"' - zu einem König, dessen Regentschaft einen dem Wesen nach himmlischen „Frieden" herstellt (19,38)^*°. Schon zuvor hat Jesus ja - einmal öffentlich (19,12-27)^*', einmal im Jüngerkreis (22,29f) - klargestellt, daß er die ihm zu-
Demgemäß wird auch der Titel,prophet" aus 24,19 als begrenzt richtig erwiesen; vgl. Nebe, Züge 90. ^^^ Sofern dieses Begreifen das Erkennen eigener Schuld einschließt (V.41a-b), vollzieht der Übeltäter eine Bekehrung; vgl. Taeger, Mensch 207. ^^ Jesus realisiert selbst seine Maxime aus 9,24; vgl. Carroll, Scene 115. Vgl. Kingsbury, Luke 68. - Mit 23,43 deckt Jesus also den tieferen Sinn der Bitte ^ e t t e ... uns" (dazu s.o. Anm.268) auf Die Voranstellung des „du" findet sich auch in den Fragen des Täufers (7,19f.) und des Synedriums (22,70) an Jesus, gibt also keinen Hinweis darauf, welchen Ton Klatus anschlägt. ^^^ Dazu s.o. die Ausführungen zu Mk 15,2 in Abschnitt Π 1.3.1.a, S.51f Immerhin macht die Reaktion des Statthalters in Lk 23,4 deutlich, daß Jesu Antwort nicht als simple Bestätigung zu lesen ist - zumal angesichts der ähnlich strukturierten, sachlich jedoch gegenläufigen Satzfolge in 22,70£ (V.70a-b: Frage an Jesus, V.70c-d: Antwort Jesu, V.71: Reaktion der Fragenden). Ebensowenig liegt (gegen Wiefel, LkEv 388) eine simple Vemeinung Jesu vor. Und zwar auf wenig triuπφhale Weise; vgl. Kinman, Entiy 121. Zum transzendenten Charakter der Königsherrschaft Jesu vgl. Conzelmann, Mitte 185. Vgl. Meiser, Reaktion 312: Der Frieden sei bei und durch Gott Wirklichkeit. - Man beachte dabei, daß in V.38 die Menge der Jünger Jesus wegen seiner Wundertaten zujubelt. Insofern liegt hier wohl kaum eine Antithese zu 2,14 vor (so Tannehill, Unity 1 36: Für Jerusalem werde es infolge seiner Ablehnung Jesu keinen Frieden auf Erden geben). ^^ Zum christologischen Sinn der Thronprätendenten-Elemente im Gleichnis (Bezug auf Himmelfahrt, Einsetzung zum Henn, Verwerfung durch Israel, Gericht) vgl. Kamiah, Kritik 30.
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П. Analyse
gedachte, „ewige" Königsherrschaft auf dem Thron Davids (l,32f.) erst nach seinem Tod, d.h. als Erhöhter ausüben wird^^^. Daher zeigt sich seine Davidssohnschaft vorläufig darin, daß er Menschen durch sein heilendes Wirken in die Nachfolge zieht (18,38f [42f ]), endgültig aber darin, daß er zur Rechten Gottes erhöht wird und von dort aus bis zum Endgericht seine κύριος-Funktion wahrnimmt (20,41-44)^''l Im Anschluß an die Identifikation Jesu als κύρνος in 2 , ί ω η ΐ ihn Lukas im Lauf der Erzälilung immer wieder als „den Herm" ein, ohne daß damit spezifische Aussagen über dessen Rolle im Heilsgeschehen verknüpft wären^''. Auch in 19,31.34, wo Jesus diese Bezeichnung seinen Jüngern in den Mund legt, bringt sie nur seine nicht näher definierte Hoheit zum Ausdruck. Dementsprechend kommt ihm in den verschiedensten Situationen die Anrede „Herr" zu. Allerdings wird sie meist von - realen oder potentiellen - Jüngern benutzt, gelegentlich auch von Menschen, die vertrauensvoll seine Hilfe erbitten oder seine Zuwendung erfahren haben^'®. Dazu paßt der Befund, daß er in einem einzigen Sachzusammenhang von sich selbst als dem „Herm" redet: im Blick auf die Verantwortung, die seinen Jüngern ihm als dem kommenden Menschensohn gegenüber obliegt^". Als κύριος erfehren wird Jesus demnach bis zur Parusie allein von denen, die seine Jünger sind oder in einem jüngerschaftsähnlichen Verhältnis zu ihm stehen^''. So dürfte es kein Zufall sein, daß der letzte Beleg ftir jenen Hoheitstitel im Evangelium ein Bekenntnissatz der elf Apostel imd anderer Jünger bei ihnen ist: „Der Herr ist wahrhaftig auferweckt worden und Simon erschienen" (24,34). Auf diesem Hintergrund aber muß man auch die „Herrschaft" das Davidssohns, von der Jesus in 20,41-44 unter Rückgriff auf Ps 110(109),1 spricht, auf seine Jünger beziehen^". So ergibt sich hinsichtlich der lukanischen Deutung der Messianität Jesu ein geschlossenes Bild: Jesus ist für Israel Christus, König und verheißener Davidssohn; er ist dies jedoch aufgrund seines Geschicks^'", übt also sein „Amt" von
Vgl. Prieur, Verkündigung 271 (zu 19,12-27). Daß Lukas mit dieser Darstellung Raum für eine künflige diesseitig-politische Realisierung der Heilserwartungen läßt (so Kinman, Entiy 76f.), bleibt Spekulation. 284 Dazu s.o. bei Anm.151. Vgl. 7,13.19; 10,1.39.41; 11,39; 12,42; 13,15; 16,8; 17,5f.; 18,6; 19,8a; 22,61; 24,3. Nach Fitzmyer, LkEv I 203, benutzt Lukas „Herr" einfach als den üblich gewordenen Titel fiir Jesus. ^^ Vgl. 5,8; 9,54.[59.]61; 10,17.40; 11,1; 12,41; 13,23; 17,37; 22,33.38.49 sowie 5,12; 7,6; 18,41; 19,8c. "'Vgl. 12,37, mit possessivem Gen. 12,36.43.45ff., als Anrede 6,46; 13,25; 19,16.18.20.25. Zum Bekenntnischarakter der icôpioç-Titulatur vgl. Рокоту, Theologie 116. Vgl. dazu die auf den Bußruf Apg 2,38f. zielende Rezeption desselben Psalms in V.34f. Die Unterwerfimg der Feinde, von der dieses Schriflwort handelt, bildet ja erst den Schlußakt der Herrschaft des Erhöhten; vgl. Schneider, LkEv II 409. Vgl. Dömer, Heil 92f.: Lukas erweise das Leiden-Müssen als integralen Bestandteil des rechten Christusverständnisses. Diesem Geschick wird übrigens - auf der Basis der im Namen der Weisheit Gottes geäußerten Klagen Jesu über die Tötung der Propheten in Israel (11,49; 13,34a-b) - mit dem Satz 13,33b: „Bs ist nicht möglich, daß ein Prophet umkonmit außerhalb
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
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der rechten Seite Gottes her aus und läßt Erlösung, Rettung und Frieden nicht im politischen Bereich für das jüdische Volk Wirküchkeit werden, sondern als erneuerte Gottesbeziehung fur diejenigen Israeliten, die sich zu ihm bekennen. 3.5.3 Zusammenfassende Auswertung Erst die dargestellte Umprägung des Christus-Titels ermöglicht es dem Evangeüsten, ihn als umfassenden Ausdruck für die heilsgeschichtüche Stellung Jesu zu verwenden und ihm dabei die Würdenamen „Sohn Gottes" und „Menschensohn" unterzuordnen, die mit der Sendung Jesu zu Israel auch die Bestimmung Jesu zum Heilsmittler für alle Menschen zur Sprache bringen. Ähnliches gilt übrigens auch fur die Bezeichnung Jesu als κύριος. Einerseits reden ihn nämlich nicht nur Jünger als ,Jlerm" an; nicht nur der Aussätzige in Galiläa (5,12ff.) und der Blinde vor Jericho (18,35-43), die Jesus jeweils um Heilung bitten und anschließend auf verschiedene Weise in seinen Dienst treten; nicht nur Zachäus (19,210), der auf Jesu Zuwendung hin im Sinne der Täufeφгedigt umkehrt^". Neben all diesen Juden erkennt auch der ,heidnische" Hauptmann von Kafamaum (7,2-10) in Jesus seinen „Herrn" (V-ó)^®^. Andererseits steht diese Bezeichnung gerade dort, wo sie titularen Sinn hat - in 12,37 und 20,44 - , literarisch (vgl. 12,40) bzw. sachlich (vgl. 22,69) dem Begriff „Menschensohn" in seiner universalen Dimension nahe. Die Verbindung zum Christus-Titel aber stellt Lukas wie in 2,11, so auch in 20,41-44 her^'^
Auf diese Weise läuft die Präsentation Jesu Christi im Lukasevangelium folgerichtig auf die Aussage 24,46f zu, mit der der Auferstandene aus seiner Identität als „Christus" die Ausrichtung des Heilsgeschehens auf alle Völker herleitet. 3.6 Jesu Kontakt und Umgang mit Nichtjuden Nach lukanischer Darstellung kommt Jesus nur ausnahmsweise mit Nichtjuden in Kontakt. Zwar w d von Anfang an betont, daß sich die Kunde von seinem Auftreten auch in das Umland von Galiläa (4,14) bzw. Judäa (7,17) hinein ausbreitet^''*. Da der Evangelist aber an beiden Stellen zugleich den Bezug dieses Auftretens auf Israel herausstellt^", wird man primär an Juden als Adressaten jener Kunde denken müssen. Das wird durch 6,17f bestätigt; denn dort identifiziert er die Menschen, die „aus ganz Judäa und Jerusalem und dem Küstenstrich von Jerusalem!" auch die prophetische Dimension der Identität Jesu (4,24; 7,16.39; 24,19, vgl. 9,8.19 [dazu s.o. bei Anm.55]) zugeordnet S.o. bei und in Anm. 190; zum Ganzen s.o. Anm.286. ^ Zur Auslegung von 7,6 s.u nach Anm.306. ^ Vgl. femer Apg 2,36; 10,36; 11,17; 15,26; 28,31 sowie 9,34f. Hierin kann man durchaus einen ersten Schritt zur Verwirklichung der in 3,6 zitierten Verheißung Jesajas sehen (s.o. nach Anml91.201). Zur sukzessiven Ausbreitung der Kunde von Jesus vgl. Schürmann, LkEv I 403f. - In 4,37; 5,15 lassen Wortiaut und Kontext jeweils eher an eine Nachrichtenveibreitung aufjüdischem Boden denken; vgl. dazu auch 9,7. Vgl. einerseits die Notiz 4,15: lehrte in ihren Synagogen ...", andererseits den Lobpreis 7,16: „... Gott hat sein Volk besucht".
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П. Analyse
von Tyrus und Sidon" kommen, um Jesus „zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden", ausdrücklich als „große Menge des Volkes [λαοΰ]"^'®. Die Feldrede Jesu (6,20-49) richtet sich demnach ausschließlich an Israeliten^"; das stellt Lukas abschließend in 7,1, wo er wiederum vom λαός spricht, noch einmal klar. Diese Ausrichtung spiegelt sich auch im Auftakt der Rede wider, sofern die Adressaten der Makarismen und der Weherafe^^' hinsichthch ihrer jeweiligen Auñiahme bei „den Menschen" mit den Propheten bzw. Pseudopropheten verglichen werden (6,22f.26). 3.6.1 Begegnungen mit „Heiden " im Lauf des öffentlichen Wirkens Jesu a) Der Hauptmann von Kafamaum (Lk 7,2-10) Jesus hat keinerlei Hemmungen, „Heiden" zu begegnen. Das demonstriert im Anschluß an die Feldrede die Erzählung vom Centurio in Kafamaum (7,2-10): Als Jesus in dessen Auftrag von einigen „Ältesten der Juden" gebeten wird, zu kommen und einen todkranken Diener zu retten (V.2f), macht er sich ohne weiteres auf den Weg (V.6a)^". Gewiß sehen sich jene Ältesten bemüßigt, ihm „eifrig zuzureden"^" : „Dem du dieses (Anliegen) gewähren sollst, (der) verdient es; denn er liebt unser Volk und hat uns die Synagoge gebaut" (V.4f). Der weitere Fortgang der Erzählung läßt jedoch deutlich werden, daß damit weder die Selbsteinschätzung des Hauptmanns noch die Einstellung Jesu ihm gegenüber getroffen ist. Letztere erheUt aus V.9f ; Es ist der „Glaube" dieses Menschen, der die Heilung ermöglicht - ebenso wie zuvor und danach bei Kranken aus IsraeP"'; seine „heidnische" Herkunft spielt dabei keine Rolle. Allerdings ist Jesus nicht von sich aus auf ihn zugegangen. Ohne dessen Liebe zum jüdischen Volk, die es ihm ermöglicht, jene Ältesten zu Jesus zu senden, wäre der Kontakt also nicht zustande gekommen. Zudem geht aus dem abschließenden Kommentar Jesu hervor, daß er Israel als den primären Adressaten seines Wirkens ansieht. Dieser Kommentar richtet sich ja an die ihm nachfolgende, von 6,19 her als jüdisch zu identifizierende Menge und lautet: „Ich sage euch, nicht einmal in Israel habe ich solch starken Glauben gefunden!" Er stellt also seinen jüdischen Weggenossen den Centurio als Vorbild vor Augen^"^ -
Vgl. Bovo», LkEv 1286, der diesbezüglich von einer Sammlung Israels spricht Zmn Gebrauch des Wortes λαός bei Lukas s.o. Anm. 122.183. ^ Meiser, Reaktion 269, nennt sie zutreffend „Jesu Manifest an das Gottesvolk". ^ Шег sind - als spezifische Gruppen in der Hörerschaft der Feldrede - Jünger und reiche Zuhörer gemeint; vgl. Tannehill, Unity I 207f. ^ Und zwar mit der Absicht, der Bitte zu entsprechen; vgl. Klostermann, LkEv 86. Diese von Bauer, WörteAuch s.v. παρακαλέω 5., u.a. für 15,28 vorgeschlagene Deutung des Veibs liegt auch hier nahe, da die mit λέγοντες angefiigte wörtliche Rede keine Mahnung (so Apg 2,40) oder Bitte (so 9,38; 16,9) darstellt, sondern darauf abziele vermeintliche Vorbehalte Jesu gegen den Hauptmann als einen ,Jieiden" zu minimieren; vgl. dazu 16,15. Vgl. 5,20; 8,48.50; 18,42, ohne Nennung des Stichworts „Glaube" auch 5,12 sowie die Summarien 4,40; 5,15; 6,18f. Zu 17,19 s.u. nach Anm.354. Vgl. Wilson, Gentiles 32: Lukas betone, daß „Heiden" ebenso „gut" seien wie Juden.
3. Jesus ши1 die Völker im Lukasevangelimn
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und dafür ist dessen innere Nähe zu ihnen äußerst hilfreich, wenn nicht notwendig. Vorbildlich aber verhält sich dieser im Sinne der Vorgeschichte insofern, als er seine von den Ältesten gerühmte Stärke - seine Sympathie mit dem jüdischen Gottesdienst - durch den Glauben überbietet^"'. Worin aber besteht die herausragende Qualität seines Glaubens? Zutrauen zu der heilenden „Kraft" Jesu (5,17c) gibt es, wie gesagt, auch „in Israel" (7,9); sogar jene Ältesten bringen derartiges Zutrauen mit (V.4). Der Glaube des Hauptmanns muß demnach in seinem in V.6b-8 beschriebenen Handeln und Reden zum Äusdruck kommen. Dort heißt es zunächst: „Äls er (sc. Jesus) aber nicht mehr weit vom Haus entfernt war, sandte der Centuno Freunde und ließ ihm sagen: Herr, bemühe dich nicht, denn ich bin (dessen) nicht würdig, daß du unter mein Dach eintrittst; daher habe ich mich auch nicht für wert erachtet, zu dir zu kommen." Diese Botschaft ist in dreifacher Hinsicht merkwürdig'"^: Mit ihr tritt der Centurio, erstens, in einen gewissen Gegensatz zu seiner durch die Ältesten übermittelten Bitte, Jesus möge kommen und seinen Diener retten (V.3). Er konterkariert, zweitens, deren Aussage, er sei es wert, daß Jesus ihm helfe (V.4fiai, indem er sich noch nicht einmal für würdig hält, ihm persönlich zu begegnen Bei dieser Emschätzung scheint er sich, drittens, zu widersprechen: Daß er erneut eine Gesandtschaft aufbietet, statt Jesus selbst zu empfangen, läßt ihn eher als vornehmen denn als unwürdigen Menschen erscheinen. Zum Verständnis hilft die Beobachtung, daß die Szene V.6-7a ein ungefähres Spiegelbild im Gleichnis vom verlorenen Sohn findet, nämlich in 15,20f Wie sich jener Sohn infolge seiner Sünde für unwürdig hält, dem Vater als Sohn gegenüberzutreten, so vermeidet der Centurio jeden direkten Kontakt mit Jesus. Vergleichbares geschieht nur noch bei der Berufung des Petrus: Als der die Wundermacht Jesu erkennt, fällt er zu dessen Füßen nieder und sagt: „Geh fort von mir, denn ich bin ein sündiger Mann, Herr!" (5,8)'°'. So legt sich die Vermutung nahe, daß in dem ,Versteckspier des Hauptmaims gegenüber Jesus ebenfalls die Einsicht in die eigene Sündhaftigkeit zum Ausdruck kommt'®*. Von daher nämlich wird verständlich, warum er Jesu Hilfe erbittet, ihn aber von seinem Haus femhält und schließlich sogar jede persönliche Begegnung verZmn Verhähnis von Frömmigkeit mid Glaube in Kap. If. s.o. bei Anm. 146f. 168f. 174f. Vgl· Derretí, U w 175. ^^ Den Kontrast betont auch Busse, Wunder 153. ^ „Und er stand auf und ging zu seinem Vater. Als er aber noch weit entfernt war, sah ihn sein Vater und eibannte sich, lief hin und fiel ihm um den Hals und küßte ito. Der Sohn aber sagte ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir, ich bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißea" (Die wörtUchen Übereinstimmungen mit 7,6f sind kursiv gesetzt.) Anders deutet Derrett, Law 161£; er vermutet eine Analogie zu Jitro (Ex 18,13-27; Dtn 5,27). ^ Die sachliche Nähe zwischen 7,7a und 5,8 wird dadurch unterstrichen, daß das „Kommen zu" Jesus seinen eigenen Worten (6,47; 14,26) zufolge die Bereitschaft zur konsequenten Jüngerschaft erfordert (dand)en benutzt Lukas έρχομαι ιιρός in bezug auf Jesus nur noch in 8,35). Vgl. femer die Kongruenz zwischen 5,8 und 7,6 in der Anrede ,Д1егг" (s.o. bei Anm.292). ^ Also mehr als .JDemut" angesichts der Hoheit und Kraft Jesu (so Wie/e/, LkEv 143).
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П. Analyse
meidet^"'. In dieselbe Richtung weist die kompositorische Verknüpfung von 7,2-10 mit V-Só-SO^'"; denn dort wird dem Pharisäer, in dessen Haus Jesus „hineingeht" (V.36, vgl. V.6e^"), angesichts einer Sünderin die eigene Schuld vor Augen gefuhrt. Ein derartiges Verständnis von V.6b-7a setzt natürlich voraus, daß der Centurie in Jesus den Gesandten Gottes erkennt. Eben darauf deutet jedoch bereits die ÄhnUchkeit der Aussage V.6e mit dem Wort des Täufers über sein Verhältnis zu dem kommenden „Stärkeren" (3,16c-d) hin^'^ In 7,7b-8 bringt der Hauptmann jene Erkenntnis dann auf seine Weise zur Sprache: „... sag (es) mit einem Wort, so soll mein Knecht geheilt werden. Denn auch ich bin als Mensch einer Regierungsmacht unterstellt, wobei ich Soldaten unter mir habe, und (daher) sage ich diesem: ,Geh!', so daß er geht, und einem andern: ,Komm!', so daß er kommt, und meinem Diener: ,Tu dies!', so daß er (es) tut."^^^ Der Centurie appelliert somit an die heilende Macht des Wortes Jesu. Diese ist zuvor ja gerade in der Synagoge von Kafarnaum (vgl. V.S.lb!) an der Austreibung eines Dämons sichtbar und von den Anwesenden bestaunt worden (4,33-36)^'*. Während es dort aber bei der Frage: „Was ist das für ein Wort ...?" geblieben ist^'', identifiziert der Centurie es als das schöpferische Wort Gottes^'®. Einerseits nämlich weist er in 7,8b-j auf die Wirklichkeit setzende Kraft seines eigenen im Vergleich α minore ad maius angeführten - Befehlswortes hin^'^; andererseits macht er mit V.8a deutlich, daß wie er, so auch Jesus nicht in eigenem "" Gerade letzteres wäre mit dem Respekt eines,beiden" vor der einem Juden gebotenen Distanz ihm gegenüber (vgl. ./^g 10,28 md Mt 8,7f. [dazu s.o. Abschnitt II 2.3.2, S. 114]) nicht zu erklären; solch einer Begründung steht zudem das Verhalten der Ältesten in Lk 7,3ff. entgegen, das keinerlei Scheu im Umgang mit dem Centuno erkennen läßt (vgl. Busse, Wunder 158). "" S.o. nach Ашп.67. Burchard, Matthäus 72 Anm.35, macht auf JosAs 3,2f. aufineiksam, wo das Kommen „unter jemandes Dach" (so lesen in 3,2 die HSS-Grappen а und d) die Inanspruchnahme seiner Gastfteundschaft impliziert. So wird man denselben Sinn für Lk 7,6e annehmen dürfen. Nur an diesen beiden Stellen im lukanischen Doppelwerk bezeichnen Menschen sich selbst als .glicht würdig", mit Jesus Christus in Beziehung zu treten. Vgl. dazu K.H. Rengstorf, Art. ικανός κτλ., ThWNT III 294-297: 295. Angesichts der analogen Formulierung in 2,51 (...f¡v ύποτασσόμενος αύτονς) dürfte είμΐ ύπό έξουσίαν τασσόμενος als conjugatio periphrastica aufeufassen sein, ziunal εΙμί neben άνθρωπος bei Lukas sonst nie ganz selbständig, sondern mit Ortsangaben (so 2,25; 4,33 [mit folgendem έχων plus Akk.!]; 6,6; 14,2; 18,2) oder einem Adjektiv (16,19) verknüpft ist Zur Übersetzung von καί in 7,8b sowie V.8d.g.j vgl. Rehkopf, Grammatik § 442.2.b und а Andernorts meint Lukas mit dem von Jesus gesprochenen λόγος dessen vollmächtige Predigt des Wortes Gottes, vgl. 4,32; 5,1; 8,llf 15.21; 10,39; 11,28; 24,19. - Daß Jesu heilendes Wort auch in die Feme wirkt, ist in 7,6f nicht im Blick; sonst hätte Jesus sich dem Haus des Hauptmaons gar nicht erst nähern müssen. Dazu s.o. bei Anm.53ff. ^'®Vgl.flovow,LkEvI350f Vgl. Wegner, Hauptmann 387f (zu der von ihm rekonstruierten Q-Version des Textes). Die Deutung der Untergebenen aus V.8 auf Engel Jesu (so Derretí, Law 179) überzieht die vom Centurio avisierte Analogie zu Jesus.
3. Jesus xmd die Völker im Lukasevangelium
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Auftrag handelt, sondern gleichsam ,νοη höherer Steile' mit Macht ausgestattet worden ist^'® - und damit kann bei Jesus, wie die lukanische Rede von dessen Creistträgerschaft belegt (3,22 u.ö.), nur die Macht Gottes gemeint sein^". Die eigentümliche Ausweitung der militärischen Befehlsgewah des Hauptmanns (7,8a) durch den Verweis auf seinen Diener (V.8h-j) ist damit freilich noch nicht erklärt. Ihre Bedeutung erhellt aus dem Vergleich seiner Selbstdarstellung in V.8 mit seinem Verhalten; denn Wort und Tat stehen in exaktem Gegensatz zueinander: Statt diesen oder jenen Soldaten zur Ausrichtung seiner Botschaften an Jesus abzukommandieren, bemüht er einige Älteste der Juden (V.3) sowie Freunde (V.6b) als Boten für sich; statt seinem - todkranken! - Diener'^ einen Handlungsauflrag zu geben, bittet er Jesus um Hilfe. Angesichts derartigen Verzichts auf seine Befehlsgewalt illustriert der Centuno mit V.8 daher auch seine Einsicht, daß er „als Mensch" in der bestehenden Situation ohnmächtig und auf die in der Macht Gottes vollzogene Hilfe Jesu angewiesen ist. Der Glaube des Hauptmanns ist also darin besonders stark und für Juden - nicht zuletzt für deren Älteste! - vorbildlich, daß er in Jesus nicht nur den erstaunlich vollmächtigen Wundertäter sieht, sondern den Gesandten Gottes, vor dem man nur noch die eigene Ohnmacht und Sündhaftigkeit eingestehen kann. Solcher Glaube ist nach Darstellung des Lukas nicht schlechthin einzigartig; das Gotteslob derer, die die Auferweckung des Jünglings aus Naïn miterleben (V.16), und das Verhalten der Sünderin im Haus des Pharisäers (V.37f, vgl. V.47f) lassen ja auf ihre Weise ähnlichen Glauben (V.50) erkennen'^'. Die Pointe der Erzählung V.2-10 liegt vielmehr darin, daß gerade ein „Heide", der nur indirekt von Jesus gehört hat (V.Sinit.), den zahlreichen Israeliten, die Jesu Wunderwirken erlebt und seine Feldrede gehört haben, zeigt, was den von Jesus in Israel gesuchten Glauben^^^ charakterisiert: die Vollendung der persönlichen Bindung an den Gott Israels m der Erkenntnis der alleinigen Heilsmittlerschaft Jesu. b) Die „Heiden " im Land der Gerasener (Lk 8,26-39) Das Gegenbeispiel zum Centurie von Kafarnaum bilden die „heidnischen" Bewohner des „Landes der Gerasener" (8,26/^^: Als sie infolge des exorzistischen Gegen Schürmann, LkEv 1393f.: Die Analogie beziehe sich nur auf die Machtbefugnis. Vgl. die Verwendung von έξουσία in 5,(20-)24; 10,19; 12,5; 20,2(ff.); Apg 1,7 sowie den Hinweis auf die in Jesus wirksame ,Дтап des Herrn" in Lk 5,17c; zur Behauptung einer Analogie zwischen Gottes und römischer Regierungsgewalt vgl. Jos., Bell II 10,4 (§ 195: Wie die Juden dem Gesetz Gottes unterstehen, so der römische Heerführer Petronius der Weisung des ííaisers), und dazu Theißen, Lokalkolorit 237f. - Zu Jesus als Geistträger s.o. bei Anm.232. τφ δούλφ μου in V.8 weist auf έκατοντάρχου δέ τίνος δοΟλος in V.2 zurück. Die Aussage Jesu in V.9 muß also entweder streng rückblickend oder als primär auf Israels Autoritäten gemünzt (vgl. dazu V.31-34 im AnscMuß an ν.28£Γ.) verstanden werden. Vgl. Martin, Pericope 18: V. 9 enthalte ein Konçliment an Israel. Als Vorbild für „Heiden"-Christen dient der Hartmann hier (gegen Busse, Wunder 160) nicht - Erst der kommende Menschensohn wird dann „auf Erden" solchen Glauben suchen (vgl. 18,8b). Als .heidnisches" Ausland kennzeichnet Lukas dieses Gebiet, indem er es von Galiläa abgrenzt (V.26) und eine darin befindliche Schweineherde (vgl. 15,15f.) erwähnt; gegen Busse, Wunder 214f.: Das ,4ieidnisch" besiedelte Gebiet gehöre zum Judenland, in dem Jesus auftrete.
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П. Analyse
Handelns Jesu an einem Besessenen zu ihm kommen, jenen Mann „bekleidet und vernünftig" zu seinen Füßen sitzen sehen (V.35) und von den Augenzeugen hören, „wie der einst Besessene gerettet wurde" (V.36), ergreift sie eine derart große Furcht, daß sie Jesus bitten, „von ihnen wegzugehen" (V.37). Wie schroff die Ablehnung ausfällt, macht der Vergleich mit 5,26 und 7,16 deutlich: Auch in Israel löst Jesu Wunderwirken Furcht aus; dort aber veranlaßt sie Menschen zum Gotteslob^^"*. Nachvollziehbar wird die Reaktion der Gerasener, wenn man die „Art und Weise"^^' der Dämonenaustreibung ins Auge faßt: Statt die vielen Dämonen, die jenen Mann in ihre Gewalt gebracht haben, in den Abgrund zu verbannen, läßt Jesus sie in eine nahebei weidende Schweineherde hineinfahren, die daraufhin in den See stürzt und ertrinkt (8,30-33/^®. Die Vernichtung der Herde stellt nämlich nicht nur einen enormen materiellen Schaden dar. Vielmehr symboüsiert sie den Sachverhalt, daß der ,Einbruch' des Heilswirkens Jesu die „heidnische" Lebenswelt grandlegend verändert^^'. Erst bei solch einer Deutung wird ja verständlich, waram der Exorzismus mit seinen Begleitumständen die ganze Bevölkerang des Landes (V.37a) gegen Jesus aufbringt^^^. Demgegenüber schreibt Lukas dem mireinen Geist selbst keine spezifisch,heidnische" Eigenart zu: Der Auftritt des Besessenen wird in 8,27f in ähnlichen Worten geschildert wie der in 4 , 3 3 f v o n Gott als dem .höchsten" ist zuvor mehrfach in ganz und gar jüdisch geprägten Kontexten die Rede''"; den Namen „Legion" erklärt Lukas als Erzähler durch den Hinweis auf die Vielzahl der Dämonen (8,30), womit er sich implizit von etwaigen Analogien zur römischen Besatzungsmacht distanziert; die Schweineherde schlagen jene Dämonen nur dazu als Ausweichquartier vor, um nicht im Abgrund^'' zu landen (V.3 If ). So präsentiert der Evangelist diesen unreinen Geist ebenso als Verbündeten Satans (vgl. 11,18) wie andere, aufjüdischem Gebiet tätige Dämonen"^. Gegen Fitzmyer, LkEv 1740, der hier eine Analogie zu 4,28f. behaiçtet Man beachte das πώς in V.36. Erst dieses Geschehen erregt ja das Aufsehen der Hirten und führt dann dazu, daß die ganze Breignisfolge den Menschen in der Stadt und in deren Umgebung bekannt wird (V.34). Gegen Schneider, LkEv I 194: Der Untergang der Schweine demonstriere, daß die Dämonen bei den .JHeiden" noch Schaden anrichten könnten. Ähnlich Theißen, Wundergeschichten 253, der die Gefährdung des sozialen Friedens als Ursache der Ablehnung Jesu begreift. Vgl. 8,27 (άνήρ τις ... Ιχων δαιμόνια) mit 4,33 (έϋνθρωπος έχων πνεΰμα δαιμονίου άκαθάρτου) und 8,28 (άνακράξας ... φωνή μεγάλη είπεν τί έμοί καΐ σοί, Ίησοΰ ·οϊέ τοΟ θεοΟ ...;) mit 4,34 (άνέκραξεν φωνη μεγάλχι- Ια, τί ήμίν καΐ σοί, ΤησοΟ Ναζαρηνέ; ... οίδα σε τίς eî, ó &γιος τοΰ θεοΰ.), femer 8,29a mit 4,35b sowie 8,31 mit 4,36b (έπιτάσσω). Vgl. vor allem 1,32 (Jesus als υιός ύψίστον)), femer 1,35.76; 6,35, später dann Apg 7,48. Gewiß findet Lk 8,28c seine nächste Parallele m Apg 16,17, wo eme „heidnische" Wahrsagerin Paulus und seine Begleiter als δοΰλοι τοΰ θεοΰ τοΰ ύψιστου identifiziert - in Anlehnung an die Bezeichnung des Gottes Israels durch die Römer (s.o. Abschnitt II 1.3.3.b, S.65f ). Freilich wird diese Bezeichnung gerade auch von Juden in nichtjüdischem Umfeld benutzt (vgl. z.B. Philo, LegGai 278). Eben solch eine Situation dürfte in Lk 8,28 vorausgesetzt sein. Vgl. α Bücher, Alt δβυσσος, EWNT18f.: „Gefängnis der widergöttlichen Mächte" (8). Anders Mariojs und Matthäus; s.o. Abschnitte Π 1.3.3.b und 2.5.4.a, S.65f 139f.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
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Demnach wird man in jenem Besessenen einen (Diaspora-)Juden sehen müssen. Dafür spricht zunächst die auf 8,26 vorausweisende Notiz in V.22. Ihr zufolge fahrt Jesus mit Bedacht und aus freien Stucken ans Ostufer des Sees, ohne seine Absicht den Jüngern eigens zu erklären. Daher dürfte die Reise gemäß 4,43 und 8,1 durch den Willen zur Verkündigung des Reiches Gottes in Städten und Dörfern motiviert sein; diese Verkündigung aber richtet sich an Juden. Daß es ihm dabei auch um außerhalb Israels lebende Juden zu tun ist, geht aus 6,17ff. hervor'''. Sodann föllt auf, daß der Besessene von sich aus auf Jesus zugeht und ihn als den Sohn des Gottes Israels anspricht (8,27f ); denn damit verhäh er sich deutlich anders als die Hirten der Schweineherde, die sich ebenfeUs in Sichtweite zu Jesus befinden (V.34). Femer sitzt er ihm nach seiner Heilung zu Füßen (V.35), so wde vor ihm die Sünderin (7,38) und nach ihm Maria (10,39)''^. Schließlich verkündet er - in Überbietung des Auftrags Jesu, zu Hause von Gottes Handehi an ihm zu berichten - in der ganzen Stadt, aus der er stammt (8,27), was ihm durch Jesus wider^iren ist (V.39); damit aber wird er dort, wo Jesus selbst nicht mehr predigen kann (V.37), in ähnlicher Weise zu seinem Boten wie andernorts der vom Aussatz Geheilte (5,14) oder die zwölf Apostel (9,2)''^. Dieser Befund verbietet es geradezu, jenen Mann als ,^^eiden" zu identifizieren. Insgesamt zeigt die Geschichte auf: Das Heilswirken Jesu an Israel strahlt in der Tat - wie in 3,6 verheißen - über die Grenzen des jüdischen Volkes hinaus^^^. Als „Licht fur Heiden" wirkt es freilich nur dort, wo man ihn - wie der Haupt-
S.o. bei Aam.296. Dabei paßt die Reise nach Osten gut ins lukanische Bild vom Wirken Jesu: Von Nordwesten her kommen die Juden selbst zu ihm (6,17£F.); nach Nordosten begibt er sich in 9,10(-17; die Speisung der 5000 [V. 12-17] findet ja in einer Wüste nahe bei Betsaida [V.IO] statt [ein Ortswechsel wirdfi-eilich,wohl im Blick auf 10,13 {s.u. bei Anm.410}, nicht erwähnt]); nach Süden wandert er auf dem Weg nach Jerusalem (9,51). So wird das ganze Umland Galiläas von Jesu Predigt erfaßt - Übrigens stelh Lukas Betsaida (9,10) als Jüdische „Stadt" dar; vgl. die Parallelisierung mit Chorazin im Weheruf 10,13, den er innerhalb der Sendungsrede V.1-16 (s.o. Anm.81) an die Verhaltensregel V.lOff. anschheßt Demzufolge bildet die Reise ins Land der Gerasener den einzigen Ausflug Jesu in ,4ieidnisdi" dominiertes G^iet. "" Vgl Annen, Heil 207 (der im Besessenen aber dennoch einen .beiden" sieht, vgl. a.a.O 206). - Zudem wird er in 8,38 mit denselben Worten benannt wie Maria Magdalena in 8,2b-c. Man bedenke: In der A^wstelgeschichte sind die Träger der Christusveikündigung - auch wo sie sich an Nichtjuden richtet - Juden Lukas wird daher kaum einen .Jleiden" zum „erste(n) Voibote(n) der Christusveikündigung unter den Heiden" (so Wiefel, LkEv 166) machen. LäDt sich die Geschichte demnach als Erläuterung zu Jesu Wort von der Lançe begreifen, die man - wenn man áe „angezündet hat" (zu diesem Sinn von &πτω vgl. 15,8; i ^ g 28,2 sowie Lk 22,55 [περιάπτω]; „berühren" oder „ergreifen" [so übersetzt Schweizer, LkEv 94f ] meint das Veib nur im Medium [vgl. 5,13; 6,19; 7,14.39; 8,44-47; 18,15; 22,51 sowie Bauer, Wörterbuch s.v. 2.]) - „auf den Leuchter setzt, damit die (sc. ins Haus) Eintretenden das Licht sehen" (8,16, vgl. 11,33)? Die Antwort wird negativ ausfallen müssen: Erstensrichtetsich jener Vers im Rahmen von 8,9-18 an die Jünger und spricht von einem Licht, das den Eintretenden Orientierung gibt und nicht etwa Menschai allererst veraiüaßt einzutreten (gegen Bovon, LkEv 1415f ); er illustriert also, warum Jesus seinen Jüngern „die Geheimnisse des Gottesreiches" zu erkennen gibt ÇV. 10, vgl. V. 17). Zweitens schließt Lukas an V. 16fF. die Szene V. 19flF. an, in der er seine Jünger (οΰτοι oi κτλ. [V.21]) als seine wahre Familie charakterisiert, um dann mit V.22 neu einzusetzen (s.o. nach Anm.63); ein Konnex mit V.26-39 liegt von daher nicht nahe.
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П. Analyse
mann zu Kafarnaum - als Gottes Gesandten für Israel anerkennt. Das aber haben die Gerasener angesichts der Dämonenaustreibung in ihrer Mitte versäumt. 3.6.2 Begegnungen mit Samaritanem Eine analoge Gegenüberstellung von Positiv- und Negativbeispiel enthält das Lukasevangelium im Blick auf Jesu Kontakt und Umgang mit Samaritanem. Diese sind in lukanischer Sicht zweifellos nicht einfach „Heiden"; die Verknüpfung des Gleichnisses vom barmherzigen Samaritaner (10,30-35) mit dem Gespräch über das Doppelgebot der Liebe (V.25-28) durch V.29.36f setzt jedenfalls voraus, daß sich Samaritaner ebenfalls zum Gott Israels bekennen, auf den sich das Zitat aus Dta 6,5 in Lk 10,27a bezieht'". Andererseits wird der vom Aussatz geheilte Samaritaner (17,16) von Jesus ausdrücklich als αλλογενής, d.h. als Nichtjude gekennzeichnet (V.18)'''. Der Evangelist präsentiert also - die jüdische Perspektive seiner Zeit widerspiegelnd"' - die Samaritaner als eine zwischen Juden und „Heiden" stehende Volksgruppe^. a) Das samaritanische Dorf auf dem Weg nach Jerusalem (Lk 9,51-56) Gleich zu Beginn seiner Wanderung nach Jerusalem schickt Jesus Boten in ein samaritanisches Dorf, um es auf sein Kommen vorbereiten zu lassen (9,5If). Dabei geht es der lukanischen Diktion zufolge nicht nur um die Quartiersuche eines Festpilgers^'": Erstens erinnert nämlich die „Ausrichtung des Angesichtes" (V.51) an die Aufträge, die Gott dem als „Menschensohn" angesprochenen Propheten Ezechiel gab^^^, so daß Jerusalem als das von Gott gesetzte Ziel des irdischen Weges Jesu erscheint. Zweitens wird die Sendung der Jünger - ebenso wie in 10,1 - mit einer Wendung aus dem auf den Täufer bezogenen SchriftZum genaueren Verständnis von 10,25-37 s.u. Abschnitt II 3.7.3, S.219f. ' ' ' Vgl. dazu die bei Barrett, Umwelt Nr 47, wiedergegebene Tempelinschrift. Man beachte die ähnliche, aber noch stärker abgrenzende Benennung des „heidnischen" Haiqrtmanns Kornelius als eines αλλόφυλος (Apg 10,28); dazu vgl. Bauer, Wörterbuch s.v. Vgl. die Einleitung zum Traktat Kuthim: ,JDie Wege der Samaritaner sind bald wie die der Gojim, bald wie die der Israeliten ..." m d zum Ganzen Billerbeck, Kommentar I 538-560. Vgl. Sellin, Gleichniserzähler 45.56; gegen Böttrich, Sammlung 63, der die Samaritaner als „eine eigene, von den Juden ... unterschiedene, jedoch immer noch im Rahmen des Gottesvolkes Israel befindliche Gnçpe" definiert. Dir ZwijcAenstatus wird ja auch in der Apostelgeschichte sichtbar, die Samaria-Mission des Philippus und der Apostel (8,5-25) findet dort - in Erfüllung der Ansage Jesu (1,8) - nach der Predigt des Evangeliums von Jerusalem aus statt, verbindet sich mit der Taufe des Eunuchen, dessen Status (Proselyt oder Gottesfürchtiger?) in der Schwebe bleibt (vgl. Kraus, Jerusalem 59£f.), und geht der Aussonderung des Paulus als des künftigen ,Jieiden"-Missionars (9,1-19) und der ersten Taufe von „Heiden" durch Petrus (10,111,18, vgl. 15,7fif.) voran. So aber Wiefel, LkEv 190f. - Zu diesbezüglichen Feindseligkeiten zwischen Juden und Samaritanem vgl. Jos., AntXX6,l (§§ 232f.) sowie Bell II 12,3 (§§ 118ff.). Vgl. Ez 6,2; 13,17; 21,2.7; 25,2; 28,21, 29,2; 38,2 (in 14,8; 15,7; Jer 3,12; 21,10 ist jeweils Gott Subjekt zu στηρίζω). Daß Lukas auch die kritische Eigenart der mit jenem Ausdruck eingeführten Gerichts-Prophetien im Blick hat (so Evans, Face 105), ist zweifelhaft, da er ihn mit Inf. plus εΙς samt Akk., nicht mit έπΙ plus Akk. (vgl. dazu 2Kön[4Kg] 12,18) konstruiert.
3. Jesus md die Völker im Lukasevangelium
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zitat in 7,27 beschrieben (9,52a/''^; daher treten sie in jenem Dorf als Vorboten des eschatologischen Gesandten Gottes auf. Gerade als solchen aber nehmen die betroffenen Samaritaner Jesus nicht auf, und zwar deshalb, weil er im Namen Gottes nach Jerusalem zieht (V.53)^''^. Jakobus und Johannes haben daraufhin die Idee, nach dem Vorbild Elijas Feuer auf die Einwohner des Dorfes herabzuwünschen^'" - was Jesus jedoch entschieden ablehnt (V.54f Stattdessen geht er mit seinen Jüngern „in ein anderes Dorf', wählt also einen anderen als den durch Samarien fuhrenden Weg nach Jerusalem (V.56)^''^, Die ganze Szene bildet somit eine recht exakte Parallele zur Schilderung der Ausweisung Jesu als des Gesandten Grottes für Israel durch die Gerasener (8,26-39/'*^. b) Die Heilung der zehn Aussätzigen (Lk 17,11-19) Im Grenzgebiet zwischen Samaria und Galiläa (17,11)^'*' kommt es hingegen zu einer sehr positiv verlaufenden Begegnung Jesu mit einem Samaritaner: Als er auf seinem Weg nach Jerusalem ein Dorf jenes Gebiets betritt, bitten ihn Anders dann in 19,29 und 22,8. ^ Die Foimulierung in V.53b (vgl. 2Sam[2Kg] 17,11) weist ja auf Lk 9,51 zurück. Ähnlich Emst, LkEv 218: Die Abweisung gelte dem seiner Aufiiahme entgegenziehenden Messias. Man beachte die Rezeption von 2Kön(4Kg) 1,10.12 in Lk 9,54c; da Elija sich dort Widersachern gegenüber als ,>Ieiisch Gottes" vorstellt, unterstreicht sie, daß die Jünger die Ablehnung Jesu durch die Samaritaner als Ungehorsam gegen Gottes Gesandten begreifen. ^ Von der Osten-Sacken, Christologie 484f, sieht darin zutreffend eine Korrektur der messianischen Erwartung der Jünger. Im Kontrast zu εις κώμην Σοίμαριτών (V.52) muß man εις έτέραν κώμην in V.56 auf ein Dorf außeihalb Samariens beziehen (gegen Lane, Luke 99fr.). Diese Deutung ist auch darum geboten, weil das Milieu des nachfolgenden Reiseberichts (9,57-19,27) eindeutig jüdisch ist (vgl. Wilson, Gentiles 42f ). Dies zeigt gerade das an jüdische Hörer gerichtete Gleichnis 10,SOSS (s.o. Anm337); vgl. femer den Hinweis auf Chotazin, Betsaida und Kafamaum in 10,13ff., die Präsenz von Gesetzeskundigen und Pharisäern in 11,37-52; 14,3 (vgl. 11,53, 15,2: Schriftgelehrte und Pharisäer) sowie 10,25 und 13,31; 16,14; 17,20, den Synagogenbesuch in 13,10 (vgl. 11,43; 12,11), die Erwähnung des Jerusalemer Тепфек in 13,35; 18,10 uv.am Ein Interesse an einer Samaria-Mission Jesu hat Lukas demnach nicht (gegen Lohse, Handeln 174£f.) Es sind zwar verschiedene Absichten, die Jesus die beiden Gebiete ansteuem lassen: Das Land der Gerasener betritt er im Zuge seines Wirkens als Verkündiger und Wunderheiler, das samaritanische Gebiet will er auf dem Weg zur Passion (s.o. bei und in Anm.69) durchqueren Sofern jedoch jede Absicht für sich zur Intention des Evangelien-Hauptteils paßt, dem der jeweilige Text angehört (s.o. nach Anm.52.68), ergeben sich beide aus seiner Sendung zu Israel. Die problematische, in NT und LXX einzigartige Formulierung διήρχετο διάμέσον Χαμοφεΐας καΐ Γαλιλαίχχς in V.11 wird man von Sib ΠΙ 316 (διελεύσεται δια μέσον σείο [= σοο]) her übersetzen müssen: „er zog durch die Mitte von Samarien und Galiläa". Da Lukas διέρχομαι hier gerade nicht mit διά μέσου plus Gen. im Sinn von „mitten durch ... hindurch" (so 4,30; vgl. Jer 37[44],4) oder, was etwa gleichbedeutend wäre, mit διά plus Gen. (so Lk 11,24) bzw. mit bloßem Akk. (so 2,35; 19,1) verbindet, meint er mit μέσον in 17,11 wohl das Grenzland zwischen den genannten Gebieten (vgl. Klostermann, LkEv 173, gegen Bruners, Reinigung 155.162: Für Lukas liege Galiläa gemäß Apg 9,31 zwischen Judäa und Samaria). Jedenfalls setzt die folgende Erzählung ein mehrheitlich jüdisch besiedeltes „Dorf" (V.12) als Schaiçlatz voraus; s. das im Haupttext Folgende.
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П. Analyse
zehn^'" Aussätzige um Hilfe (V. 1 Iff.). Er schickt sie zu den Priestern, sagt ihnen also implizit Heilung zu, die dann bei ihrem Fortgang auch prompt eintritt (V. 14). Allerdings nimmt dies nur einer von den zehn zum Anlaß, umzukehren, Gott zu loben und Jesus mit einer huldigenden Geste zu danken: ein Samaritaner (V.lSf). Jesus gibt sich erstaunt, ja ungehalten darüber, daß die übrigen neun Männer nicht das gleiche getan haben; indem er dabei den Samaritaner „diesen Fremden" nennt (V.17f.), gibt er zu erkennen, daß sie Israeliten sind'". Dem Samaritaner aber sagt er : „Steh auf, geh; dein Glaube hat dich gerettet" (V. 19). Folgende Aspekte der Erzählung verdienen besondere Beachtung: • Jesus geht nicht von sich aus auf den „Fremden" zu, weicht der Begegnung mit ihm aber nicht aus; dessen Bitte um Heilung wird ebenso erfüllt wie die der neun Israeüten^'^. • Der Samaritaner erbittet Jesu Hilfe, als der auf dem Weg nach Jerusalem ist; er anerkennt also die Ausrichtung des Heilswirkens Jesu auf Israel. • Andernorts reagieren auch Juden auf Jesu heilendes Wirken an ihnen, indem sie Gott loben (5,25; 13,13; 18,43a). Daß der Samaritaner sein Gotteslob in die Huldigung Jesu und den Dank an ihn einmünden läßt, hat in Israel ebenfalls Parallelen''^. Das Proprium der Geschichte hegt demnach darin, daß gerade ein Nichtjude demonstriert, worauf Jesus mit seinen Wunderheilungen an Israeliten abzielt: auf die Anerkennung als des Gresandten Gottes''^. • Auf diesem Hintergrund gewinnt der Schlußsatz, mit dem Jesus sonst bereits das Zutrauen zu ihm als Wundertäter kommentiert (8,48; 18,42, vgl.
Als Sinnbild für das Ganze der Heilsgemeinde Israel (so Böttrich, Sammlung 55f., mit Verweis auf 15,1-10) würde man eher die Zahl zwölf erwartea Die Deutung auf die Zahl der Stämme des ehemaligen Nordreiches (vgl. ebd.) aber wäre allenfalls dann plausibel, wenn Jesus sich nur zu dieser Gelegenheit in dem betreffenden Gebiet aufhielte. Vgl. Schneider, LkEv II 352. Daß Jesus sich mit seiner Äußerung an die JängCT wende (so Minear, Audiences 101), wird von Lukas in keiner Weise angedeutet. V.14b ist dabei mehrdeutig: Schickt Jesus die Männer im Wissen um ihre Herkunft zu den jeweils für sie zuständigen Priestern? Oder weiß er zu diesem Zeitpunkt noch nicht, daß einer unter den zehn Bittstellern ein Samaritaner ist? Oder sendet er gar bewußt auch diesen gen Jerusalem? Die Fragen müssen offenbleiben. Dire Beantwortung ist für das Verständnis der Geschichte freiHch auch zweitrangig (vgl. Emst, LkEv 328); denn in narrativer Sicht hat V.14 primär die Funktion, die alleinige Rückkehr des Samaritaners zu Jesus zu ermöglichen. ' ' ' Auf vergleichbare Weise handeln der im „Land der Gerasener" Geheilte, der auf Jesu Weisung hin dessen Großtat in seiner Heimatstadt verkündigt (8,38f [s.o. bei Anm.335]), sowie der Blinde vor Jericho, der im Anschluß an seine Heilung Jesus nachfolgt (18,43a); gegen Bruners, Reinigung 353: Der Samaritaner zeige den Glauben, den Jesus in Israel nicht finde. Zur Handlungsidentität zwischen Jesus und Gott vgl. Nülzel, Offenbarer 205. - Dabei ist die kompositorische Vedmüpftmg mit 17,20f zu berücksichtigen (vgl. Busse, Wunder 314): Eben mit seinen Wundem, so sagt Jesus den Pharisäern, ist die Gottesherrschaft „in (ih)ren Erfahrungsbereich eingetreten" (V.21d in der Übersetzung von Weder, Gegenwart 39). Er äußert sich hier also in demselben Sinn wie in 11,20 gegenüber den Leuten aus der Menge, die seine Exorzismen als Teufelswerk verurteilen oder jedenfalls kritisch liinterfiagen (V. 14ff.); gegen Brawley, Luke-Acts 104: Die Pharisäer seien potentielle Empfänger der GottesherrschafL
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8,50), einen ähnlich tiefen Sinn wie in 7,50 gegenüber der Sünderin: Dort wie hier meint „Glaube" die Erkenntnis, daß man völlig auf Grottes Zuwendung angewiesen ist und daß diese allein durch Jesus vermittelt wird'". Insgesamt entwirft Liikas in 17,11-19 ein Bild von Jesu Umgang mit dem Samaritaner, das dem beim Centurio von Kafamaum (7,2-10) erhobenen Beftind bis in die Details hinein entspricht. Vor allem praktiziert in beiden Fällen ein Nichtjude in vorbildlicher Weise, was gerade Israeliten unter dem Eindruck des heilvollen Wirkens Jesu in ihrer Mitte tun sollten - imd tritt damit in Gegensatz zu der Abweisung, die Jesus als dem Mittler des eschatologischen Heils fur Israel von Seiten anderer Nichtjuden widerfährt (8,34-37; 9,-52f ). 3.6.3 Begegnungen im Zuge der Passiomgeschichte (Lk 23,1-49) Von weiteren Kontakten zwischen Jesus imd Nichtjuden erzählt Lukas nur noch im Rahmen der Passionsgeschichte; dabei treten im Rahmen von 23,1-49 nacheinander Pilatus, die mit der Kreuzigung beauftragten Soldaten und der sie befehligende Centurio in Erscheinung. Auch dieser Bericht ist nun durch den Kontrast zwischen Ablehnung und Anerkennung Jesu geprägt. Auf der einen Seite stehen Pilatus imd die Soldaten: Jener läßt Jesus auf das Drängen des Synedriums und des Volkes hin (V.2.5.18f21.23)'" kreuzigen (V.24£), obwohl er zuvor Jesu Unschuld bezeugt (V.4.14+15c.22a-c) und die Ansicht geäußert hat, man solle ihn züchtigen und anschUeßend freilassen (V.16.20.22d)"^; die Soldaten imitieren den Spott der Oberen Israels (V.35b-e), indem sie dem Gekreuzigten Essig bringen und rufen: „Wenn du der König der Juden bist, rette dich selbst!" (V.36£). Zudem sind Soldaten und Pilatus in ihrem jeweiligen Verhalten mit weiteren jüdischen Gegnern Jesu geeint: Pilatus mit Herodes, dem Tetrarchen von Galiläa, der Jesu Unschuld erkennt (V.9.15ab) imd doch nichts anderes tut, als ihn zu verspotten und zum Statthalter zurückzuschicken (V.ll)''*; die Soldaten mit einem der Mit-Gekreuzigten, der Jesus angesichts seiner offensichtlichen Ohnmacht ebenfalls verhöhnt (V.39)'". Auf der anderen Seite steht der Centurio: Zunächst hat er den Befehl, Jesus zu kreuzigen, ausgeführt (V.33) und dessen Verspottung durch seine Soldaten'®" zumindest zugelassen. Am Ende der Kreuzigungsszene jedoch „lobt er Gott mit den Worten: ,Wahrhaftig, dieser Mensch war gerecht!'" (V.47). Glaube umfaßt hier Gotteslob und Hinwendung zu Jesus; vgl. Schneider, LkEv II 352. ^^ Zur Mitwirkung des Volkes, die Lukas staik betont, vgl. Meiser, Reaktion 325. Zur .^önigs&age" s.o. nach Anm.275; zum Vorwurf des Steueiboykotts s.u. Ашп.558. Zur jtidisdien Identität des Herodes in lukanischer Sicht vgl. KMüller, Jesus 126f. (mit Verweis auf die Analogie zu Agiippa als einem jüdischen Sachverständigen im Prozeß gegen Paulus [ ^ g 25,23-26,32]), zum Pnmkgewand als Zeichen der Unschuld vgl. a.aO. 135ff. Dafi Lukas diesen Hohn - anders als den Spott in V.35 und V.36 - als Blasphemie" kennzeichnet (vgl. 5,21; 12,10; 22,65), könnte damit zusammenhangen, daß nur der Übeltäter Jesu Macht, andere Menschoi zu ,^etten", ausdittdcJich in Frage stellt (dazu s.o. bei Anm.275). ^ Zum Vethattnis zwischen έκατοντάρχης (V.47) und στρατιώταν (V.36) vgl. 7,2.8.
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П. Analyse
Bei der Deutung seiner Äußerung sind folgende Sachverhalte zu bedenken: (a) Veranlaßt wird sein Sinneswandel dadurch, daß der Centurie „das (ganze Kreuzigungs-)Geschehen beobachtet" (V.47a): die Verspottung Jesu (V.35-38), dessen Gespräch mit den Übeltätern (V.39-43), die dreistündige Finsternis (V.44-45a), das Aufreißen des Tempelvorhangs (V.45b) und das Sterben Jesu mit dem Wort aus Ps 31,6: „Vater, in deine Hände übergebe ich meinen Geist" (Lk 23,46); dabei liegt der Akzent infolge der narrativen Zäsur nach V.43'®' auf den drei letztgenannten Ereignissen. (b) Die nächste Parallele hat V.47b in der Charakterisierung Simeons in Ein titulares Verständnis von δίκαιος liegt daher ebensowenig nahe'®' wie eine Deutung auf die Unschuld Jesu im Sinn der Anklage 2 3 , 2 . 5 . V i e l m e h r wird in V.47 Jesu Gerechtigkeit vor Gott, d.h. sein intaktes Gottesverhältnis zur Sprache gebracht'". Die Pointe dieser Aussage über Jesu Gerechtigkeit liegt darin, daß der Hauptmann mit ihr Gott lobt^ . Er stellt also fest, daß Jesus gerade in seinem ohnmächtig ertragenen Leiden den Willen Gottes erfüllt^®' - so, wie es Jesus selbst während seines letzten Aufenthalts am Ölberg im Gebet formuliert hat (22,42); eben diese vollständige Willenseinheit zwischen Gott und Jesus drückt sich in dem Psalmgebet aus, das dieser im Moment seines Todes spricht (23,46). Damit ist aber zugleich gesagt: Diejenigen, die Jesus töten, versündigen sich damit gegen Gott - so, wie es Jesu Kommentar zu seiner Verhaftung: „Dies ist ... die Macht der Finsternis" (22,53b) andeutet; genau auf diese Schuld weisen die Soimenfmstemis und das Aufreißen des Tempelvorhangs als Zeichen des Zorns oder auch der Trauer Gottes hin (23,44f Da nun der Centurie an der Tötung Jesu mitgewirkt hat, impliziert sein .Bekenntnis'^®' zur Gerechtigkeit Jesu das Mit V.44 weitet sich nicht nur der Blick über die „ScMdelstätte" (V.33) hinaus, sondem tritt auch eine lange Pause im Geschehensablauf ein. ' ' ' Dort heißt es von Simeon: ... καΐ ó άνθρωπος οΰτος δίκαιος καΐ εύλαβής τιροσδεχόμενος ποφάκλησιν τοΰ Ισραήλ. Man beachte das Impf. îjv-undvgl. Apg3,14; 7,52; 22,14, wo δίκαιος mit Art steht, m Pilatus' Unschuldsbekundungen 23,4.14f22 taucht der Begriff „gerecht" nicht auf. Zu der im Haupttext genannten Alternative vgl. Marguerat, Procédé 74. Ähnüch G.Schrenk, Art. δíκαюς, ThWNT Π 184-193: 189: das Wort meine „im landläufigen Siim einen .Heiligen"'; vgl. noch 1,6; 23,50; Apg 10,22, wo Zacharias und Elisabet, Josef von Arimathäa sowie Komelius δίκαιος genannt werden, femer den Fl. δίκαιοι in Lk 1,17; 5,32; 14,14; 15,7; Apg 24,15. - In Lk 18,9; 20,20 geht es um behauptete bzw. vermeintliche Gerechtigkeit vor Gott. ^ Vgl. Strauss, Messiah 330f Anders Karris, Luke 69f : Der Centurie sehe Gott selbst am Werk, sofern Jesus mit dem Willen Gottes eins sei „to save humankind". Indem Sonne und Tempel im Vorfeld des Todes Jesu zwischenzeitüch (das Dasein der Jünger im Tempel nach der Himmelfahrt [24,53] setzt einen intakten Tempel voraus!) ihrer Funktion für das Land bzw. das Volk Israel enthoben werden, zeigen sie auf symbolische Weise an, daß die Mörder Jesu sich selbst der gnädigen Zuwendung Gottes in Jesus entzogen haben. Daher spricht Wiefel, LkEv 400, mit Recht von Warnzeichen an die Oberen des Volkes. Die Deutung des aufgerissenen Tempelvorhangs auf das Ende der alten Heilsordnung (so Emst, LkEv 431) pafit nicht zur engen Vejknüpfnng dieses irdischen Zeichens mit dem am Himmel, όντως begegnet bei Lukas sonst nur noch in 24,34 (s.o. nach Anm.288).
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
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Eingeständnis auch der eigenen Schuld. Er setzt damit also sich selbst ins Unrecht, Gott und Jesus aber ins Recht; und gerade auf diese Weise lobt er Gott. Gewiß steht der Centurio mit seiner - begrenzten!^™ - Erkenntnis nicht ganz allein. Auch die Volksmenge hat zunächst ihre Oberen bei dem Versuch, Pilatus zur Verurteilung Jesu zu veranlassen, unterstützt (V.4a+5.13-14b.l8.21.23); nachdem die Menschen jedoch den Weg zur Schädelstätte mitgegangen sind (V.27) und die Ereignisse um das Kreuz herum beobachtet haben (У.35а.48аb)"', schlagen sie sich zum Zeichen ihrer Reue auf die Brust und kehren in die Stadt zurück (V.48c/'^. Bezeichnenderweise ist es aber ein „Heide", der den Israeüten vormacht, wie die einzig angemessene Reaktion auf den Tod Jesu aussieht. So hat sein Auftreten im Rahmen der Passionserzählung eine ähnliche Funktion wie das der beiden anderen nichtjüdischen Leitfiguren in 7,2-10 und 17,11-19, und zwar auch insofern, als sich der Centurio vom Verhalten der übrigen Soldaten und des Statthalters - die nicht begreifen können, inwiefern Jesus tatsächlich „König der Juden" ist"^ - positiv absetzt (vgl. 8,34-37; 9,52f ). 3.6.4 Zusammenfassende Auswertung Überblickt man die Texte, in denen Lukas von Kontakten zwischen Jesus und „Heiden" oder Samaritanera berichtet, dann wird deutlich: Wenn Nichtjuden an der Ausrichtung des Wirkens Jesu auf Israel keinen Anstoß nehmen, sondern ihn als den Gesandten Gottes für Israel anerkennen, können sie in einer für Juden vorbildlichen Weise demonstrieren, was Gottes eschatologisches Heilshandehi in Jesus von Israeüten fordert: Glaube (7,9; 17,19) und Gotteslob (17,15+18; 23,47). Sofern darin nämlich die Erkenntnis der eigenen Ohnmacht und Sündhaftigkeit sowie des Angewiesen-Seins auf Gottes Zuwendung in Jesus zum Ausdruck kommt, stellen Glaube und Gotteslob angesichts des Auftretens Jesu die - zur Teilhabe am Heil notwendige - Vollendung der persönlichen Bindung eines Menschen an den Gott Israels dar. Freilich steht diese VerhaltensmögUchkeit nicht nur Juden offen; denn von ihnen ist nichts gefordert, was nicht auch Samaritaner und „Heiden" erfüllen könnten, die den Gott Israels auf der Grundlage seines Heilswirkens in Jesus als ihren Gott anerkennen xmd sich demgemäß aus ihrer ggf ,anti-jüdisch' geprägten Lebenswelt herausrufen lassen. Eben deshalb ist die lukanische Darstellung der Kontakte zwischen Jesus und Nichtjuden geeignet, die Ausweitung der Umkehrpredigt auf alle Völker, wie sie der Auferstandene seinen Jüngern ankündigt (24,47), vorzubereiten. Von der Eiiisicht in die alleiiiige Heüsmittleischañ Jesu ist er weit entfernt. Am Spott der Oberen sind sie nicht beteiligt; vgl. Meiser, Reaktion 329. Während τύπτοντες τα στήθη an das Verhalten des Zöllners erinnert, der Gott im Tempel um Gnade bittet (18,13), hat das objektlose Veib ύπέστρεφον wohl кашп übertragenen Sinn, sondern bezeichnet wie andemorts (vgl. 2,20; 10,17; 17,15; 19,12, in Partizipialkonstruktionen 2,43; 8,40; 9,10; 17,18; 23,56) die Rückkehr an den Ausgangspunkt einer Reise, hier: des Gangs aus der Stadt zur Schädelstätte (23,27); vgl. dazu Taeger, Mensch 129f. Anm.521. S.o. nach Anm.275.
210
П. Analyse 3.7 Weitere Äußerungen Jesu über Nichtjuden
Der vorstehend skizzierte Befund wird durch die Aussagen, mit denen Jesus auf Nichtjuden zu sprechen kommt^^'*, bestätigt. Emerseits stellt Jesus sie im Rahmen seiner öffentüchen Verkündigung Israel mehrfach als Vorbild vor Augen, sofern sie tun oder bei Gelegenheit gewiß getan hätten, was die jeweils angesprochenen Juden angesichts des Auftretens Jesu als des eschatologischen Gesandten Gottes versäumen. Andererseits weist er seine Jünger verschiedentlich daraufhin, daß eine dem Willen Gottes entsprechende Gestaltung ihrer Lebensvollzüge den Verzicht auf typisch „heidnische" Verhaltensweisen einschließt. 5.7.1 Die Abgrenzung des Jüngerkreises von „ heidnischem " Verhalten (Lk9.55; 12,29ff.; 22,25ff.) Zu einer Unterscheidung von den „Heiden" hält Jesus seine Jünger zum ersten Mal explizit im Rahmen der Warnung vor dem „Sich-Sorgen" (12,22-34) an. Die von Gott gebotene Feindesliebe (6,27f 35a) grenzt Jesus generell von der egozentrischen Lebenspraxis der „Sünder" ab (V.32ff.). Dabei ist aufgrund seiner Sendung zu den Sündern (5,32; 7,37.39; 15,2.7.10; 19,7) sowie seines Umgangs mit ZöUnem und Sündern (5,30; 7,34; 15,1) primär an jüdische Antagonisten der Jünger zu denken (vgl. noch 5,8; 13,2; 18,13); es können aber von 24,7 her Nich^uden mit im BHck sein"^ Im Anschluß an die Veranschaulichung der Fürsorge Gottes an Raben und Lilien (12,24-28) heißt es in V.29flf.: „(So) auch ihr, sucht nicht (danach), was ihr essen und was ihr trinken könnt, und seid nicht unruhig^'®. Denn dies alles erstreben die Völker [εθνη] der Welt^''; euer Vater aber weiß, daß ihr dessen bedürft. Trachtet vielmehr nach seinem Reich, und (dann) wird euch jenes hinzugegeben werden." Der Hinweis auf Salomo in V.27 sowie die Rezeption der biblischen Bezeichnung des jüdischen Volkes als „Herde" Gottes in V.32^'' stellen klar, daß Jesu Ausführungen an die Fürsorge des Gottes Israels erinnern. Darum sind mit εθνη in V.30 gewiß die nichtjüdischen Völker gemeint, die diesen Gott nicht kennen^^'. Zwar wird die Zusage jener Fürsorge hier auf die Die in den Abschnitten II 3.4-5 genannten SteUen (17,26-30); 18,32; 21,10.12.24.25f.; 24,47 werden im Folgenden nicht noch einmal behandelt S.u. nach Anm.391; zu 24,7 s.o. nach Anm.266. - In der Apostelgeschichte ist das Wort άμοφτωλός nicht belegt. Vgl. Bauer, Wörtertmch s.v. μετεωρίζομαι, sowie Bovon, LkEv Π 308ff., der hier mit guten Gründen die Aufiiahme eines Ideals aus der epikuräischen und stoischen Phüosophie vermutet,,glicht abhängig zu sein von irdischen Gütern, nicht durch die Umstände beunruhigt und durch Sorgen oder Verlangen hin- und hergerissen zu werden" (a.aO. 309). Der an τά Ιθνη angefügte Gen. τοΰ κόσμου und der Unistan4 daß Lk ταΟτα in der Verbindung mit πάντα regelmäßig voransteUt (vgl. 16,14; 18,21; 21,36; 24,9, anders nur 1,65 in Kombination mit einem Nomen), machen es wahrscheinlich, daß πάντα auch hier zu ταΟτα und nicht wie in 24,47; . ^ g 14,16; 15,17 zu τά Ιθνη gehört. Vgl. etwa Ps 78(77),52; Mich 5,3(4); Sach 10,3; Jes 40,11; Jer 13,17; Ez 34,31.
Vgl. Fitzmyer, LkEv II 980.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
211
Jünger angewendet^*". Das erklärt sich aber daraus, daß diese, anders als die Volksmenge, im Auftreten Jesu Gottes eschatologisches Heilshandeln erkennen (V.54ff.) und daher im Kontrast zur „Heuchelei" der Pharisäer (V.l) praktizieren, was Israeliten als treue „Diener" des kommenden Herrn (V.37)^ ausweist: die Ausrichtung auf die von Jesus erschlossene Königsherrschaft Gottes (V.31), Insofern erscheinen die Jünger Jesu hier als rechte Repräsentanten Israels. Ähnlich äußert sich Jesus innerhalb des Gesprächs mit den Aposteln beim Abschiedsmahl (22,14-38). Anläßlich eines Streits, wer von ihnen als bedeutender gelten könne (V.24), sagt er ihnen in V.25fr.: „Die Könige der Völker [έθνών] herrschen über sie, imd ihre Machthaber lassen sich Wohltäter nennen. Ihr aber nicht so! Vielmehr soll der Ältere unter euch sein wie der Jüngste^*^ und der Führende wie der Dienende. Wer nämlich ist bedeutender - der, der zu Tisch liegt, oder der, der bedient? Ich aber bin in eurer Mitte wie der Dienende." Wiederum geht aus dem Kontext hervor, daß Jesus von einem jüdischen Standpunkt aus die „Heiden" ins Auge faßt; in V.30 verleiht er den Aposteln ja die Würde, im endzeitlichen Gericht über die zwölf Stämme Israels zu richten. Zudem spieh V.25 auf die Praxis mancher hellenistischer Herrscher an, den Beinamen εύεργέτης zu fohren'®^. Die darin zum Ausdruck kommenden Herrschaftsbeziehungen jedoch soll es - auch wenn sie als solche nicht kritisiert werden^'"* - unter den Jüngern nicht geben; denn Grundlage und Leitbild für das Ausfullen von Leitungspositionen^*' in ihrem Kreis ist das dienende Verhalten Jesu, der sich selbst fur sie dahingibt (V. 19f ). In den V.29 darf man das Motiv der Gemeindeleitung freilich nicht hineinlesen. Dort nämlich ist, wie die erneute Nennung von βασιλεία in V.30 belegt, κάγώ διατίθεμαν •όμίν mit V.30 zu verbinden, καθώς διέθετό μοι ó πατήρ μου βασνλείαν somit als Parmthese zu lesen^". Den Jüngern wird hier also keine Mittlerfunktion bezüglich des Königreiches Jesu zugewiesen'", sondern - als Empfângem der ,^ieuen Bundesverfugung" Gottes im Tod Jesu (vgl. V.20, worauf das Verb διατίθεμαι zurückweist) - die Zusage gegeben, daß sie an der Heilsvollendung'" teilhaben werden. Eben davon ist auch in 12,32 die Rede'". Gewiß emennt Jesus die Apostel in 22,30b zu Richtem über die Israeliten"®; das aber sind sie nur insofern, als sie Jesu Geschick teilen (V.28). Man
Vgl dazu auch den Anklang von Jes 41,14(13f.) in Lk 12,32. Man beachte die Aufiiahme der Rede vom Essen und Trinken aus V. 29(.22ff.) in V.45. Zur Deutung des Komparativs als Superlativs vgl. Bauer, Wörterbuch s.v. νέος 2.b.ß. Vgl. Hoffmann, Herrschañsverzicht 142; als Beispiele sind in Ägypten Ptolemaios III. (246-222 v.Chr.) und VIU. (145-116), in Syrien Antiochus VII. Sidetes (138-129) zu nennen. Das Lob durch die Untertanen dürfte allerdings der Veibform καλΛΰνται zufolge erzwungen sein; vgl. Нот, (Haube 213. Deren Existenz wird in V.26 gerade vorausgesetzt; vgl. Tannehill, Unity 1257. Vgl. Schweizer, LkEv 220. So Jervell, People 79.89.94. - Zur Rede vom Königreich Jesu s.o. nach Anm.277. Zu diesem rein endzeitlichen Sinn von βασιλεία vgl. Lohfink, Sammlung 81f. Vgl. AferÄ, Reich 213. "" Gegen Schneider, LkEv Π 451: Es sei nur an ein Mit-Herrschen in der βασιλεία gedacht
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П. Analyse
kann ihre Richter-Funktion deshalb am besten von 10,5-16 her verstehen: Das endzeitliche Ergehen der Israeliten entscheidet sich daran, wie sie mit den Aposteln als den Boten Jesu umgegangen sind'". Eine sachlich vergleichbare Ermahnung wird den Jüngern schließlich in 9,55 zuteil: Auf ihren Vorschlag hin, das ablehnende Verhaken der Samaritaner vom Himmel her bestrafen zu lassen (V.53f)^'^ weist Jesus sie zurecht - so, wde sie selbst es mit einem sündigenden Bruder tun sollen (17,3/®^; denn mit jenem Vorschlag mißachten sie die Weisung aus der Feldrede^®'*: „Werdet barmherzig, wie euer Vater barmherzig ist. Und ... verurteilt nicht, auf daß ihr nicht verurteilt werdet ..." (6,36f). Angemessen wäre gewesen, sich gemäß 6,27-35 vom Verhalten der Sünder^'^ abzusetzen, indem sie diejenigen segnen, die sie verfluchen, und für diejenigen bitten, die sie beleidigen (V.28). Insgesamt machen die drei genannten Texte deutüch: Indem die Jünger von typisch „heidnischem" Verhalten ebenso Abstand nehmen wie von Vergeltungsmaßnahmen, die bei Sündern üblich sind, weisen sie sich als GUeder des durch Gottes Heilshandeln in Jesus Christus neu konstituierten Gottesvolkes aus imd entsprechen eben damit dem Charakter des Heilsgeschehens als des in alle Wek ausstrahlenden - „Glanzes Israels". 3.7.2 Die Konfrontation Israels mit „ heidnischer " Bereitschaft zur Umkehr Neben der soeben umrissenen Textgruppe steht ein weiterer Kreis von Worten Jesu, die auf ihm skeptisch bis ablehnend gegenüberstehende Juden ausgerichtet sind und ihnen bestimmte Nichtjuden als faktische oder potentielle Täter dessen präsentieren, was Jesus als Gesandter Gottes von Israel erwartet. Dabei rühmt er an „Heiden" vor allem ihre Hör- und Umkehrbereitschaft. a) Hinweise auf in der Schrift erwähnte „Heiden" (Lk 10,13f; ll,30ff.) Auf hervorstechende Weise zeigt sich solches Lob in der Erläuterung zum Logion vom „Zeichen des Jona" (11,29). Nachdem Jesus dies als das einzige Zeichen eingeführt hat, was diesem „bösen", weil in versucherischer Absicht (V.16) ein „Zeichen" fordernden „Geschlecht" gegeben werden soll^'^, fährt er in V.30fiF. fort: „Wie nämlich Jona fur die Niniviten zum Zeichen geworden ist, so wird auch der Menschensohn (ein Zeichen) für dieses Geschlecht sein. Die Königin des Südlands wird sich beim (endzeitlichen) Gericht mit den Männern dieses Geschlechts erheben und sie verurteilen; denn sie kam von den Enden Vgl. Mt 19,28; dazu s.o. Abschnitt II 2,4.3, S.132. ^^ Dazu s.o. nach Ашп.340. Vgl. auch 23,40. Andemorts begegnet επιτιμάω im Blick auf Dämonen (4,35; 9,42, vgl. 4,39 [Fieber]; 8,24 [Wind]), im Kontext der Schweigegebote Jesu (4,41; 9,21) sowie bei verfehlten, dem Willen Jesu zuwiderlaufenden Zurechtweisungen von Menschen (18,15.39; 19,39). "" Den Zusammenhang mit der Feldrede betont auch Fitzmyer, LkEv 1830. S.o. bei Aiim.375. Vgl. Moessner, Lord 93: Jesus schließe die Menge mit den Gegnem aus V. 14 zusammen.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
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der Erde, um die Weisheit Salomes zu hören, und siehe, hier (ist) Größeres als Salomo. Die Niniviten werden auftreten beim Gericht mit diesem Geschlecht und es verurteilen; denn sie kehrten auf Jonas Verkündigung hin um, und siehe, hier (ist) Größeres als Jona." Das Verständnis von V.30 bereitet Probleme: In sprachlicher Hinsicht bildet 17,26^" die nächste Parallele; demnach wäre ll,30b auf die Panisie zu beziehen'". Dem steht die Kongruenz mit 2,34 in der Präsentation Jesu als eines Zeichens für Israel entgegen, denn solch ein Zeichen ist er aufgrund seines irdischen Auftretens'". Die Verknüpfung mit 11,32 erfordert in der Tat die Deutung von V.30 auf das Erdenwirken Jesu; dort wird ja das „Größere", vor dem „dieses Geschlecht" versagt""", mit der Predigt des Jona verglichen. Dann dürfte mit dem ftrturischen Verb Ισταν die Gesamtheit des irdischen Wirkens Jesu als des Menschensohns in Israel in den Blick genommen sein"®'. Inwiefern aber „wird" Jesus seinen jüdischen Zeitgenossen zum Zeichen? Die Analogie mit Jona in V.30 läßt sich nur dann richtig erfassen, wenn man zugleich das πλείον in V.32 zur Geltung bringt. Jona wurde den Niniviten insofern zum Zeichen, als er ihnen das nahe bevorstehende Gericht Gottes ankündigte'^; dieses Zeichen nahmen sie ernst, indem sie umkehrten. Im Menschensohn aber begegnet Israel ungleich Größerem, und zwar in doppelter Hinsicht: (a) Jesus verkündet nicht das nahende Gericht, sondern das „Wort Gottes" (V.28; vgl. 5,1; 8,11.21), dessen Inhalt die Gottesherrschaft ist (4,43; 8,1; 9,11)'"°; (b) er predigt nicht nur, sondern läßt zugleich in seinen Wundem die Gottesherrschaft präsent werden (11,20, vgl. 1 7 , 2 0 f S o ist er für Israel das ,Reichen" des eschatologischen, durch ihn vermittelten Heilsgeschehens und damit auch der Neukonstituierung des Gottesvolkes. Eben in diesem Sinn wirkt er mitten unter den Israeliten (11,29a) wie eine Lampe, deren Licht ihnen Orientierung ermöglicht (V.33)'®' - wenn sie es denn recht wahrnehmen (V.34ff.)''®®. Als der vollmächtig in Israel wirkende Menschensohn""' ist Jesus selbst das von Gott gesetzte Zeichen seines Heilshandelns; daher ist jede Zeichenforderung
καί καθώς έγένετο èv ταΐς ήμέραις NSe, οΰτως Ισται κοί έν ταΐς ήμέραις το6 υΙοΰ τοΰ ανθρώπου· (V.27)... (dazu s.o. bei Ашп.249). So Vögtie, Spruch 118f. S.o. bei und in Anm.40. Gerade indem dieses Geschlecht die Jesus gegenüber gebotene Entscheidung verweigert, erweist es sich als „böse" (V.29b); vgl. Taeger, Mensch 46f. Vgl Fitzmyer, LkEv Π 936, sowie den Ausruf Jesu in 9,41b: S γενεά άπιστος καί διεστραμμένη, Ιως πότε έσομαι πρός ύμάς καΐ άνέξομαι -ύμών; - gegen die Deutung des Zeichens auf die Auferweckung Jesu (so Schürmann, LkEv II/l 276-279) bzw. auf die Predigt davon (so Chow, Sign 116.142). ^ Das ,Дerygma des Jona" (V.32) lautete nach Jon 3,4: „Noch vierzig (LXX: drei) Tage, und Ninive wird zerstört werden." Ein Bußpiediger war er gerade nicht! Anders stellt es dann allerdings die spätere jüdische Überlieferung dar; dazu vgl. Steffen, Jona-Geschichte 13-35. """ Das gih auch für die den Jungem aufgetragene Botschaft; vgl. 9,2.60; 10,9.11. """ Dazu s.o. Anm.354. 405 Zum Sinn des Bildwortes von der Lampe in 8,16 s.o. Anm.336. ^ Vgl. dazu Bovon, LkEv II 209f. S.o. bei und in Ашп.264.
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П. Analyse
Ausdruck des Unglaubens. Dieser Unglaube muß einerseits überraschen: Sogar Salomo fand doch mit seiner Weisheit Gehör, und das bei der „heidnischen" Königin des Südlands; sogar Jona veranlaßte mit seiner Predigt Menschen zur Umkehr, und das im gottlosen Ninive. So müssen sich die jüdischen Zeitgenossen Jesu anhand von „heidnischen" Gestalten aus der biblischen Creschichte vor Augen fuhren lassen, was sie angesichts des Auftretens Jesu in ihrer Mitte tun müßten: hören (vgl. V.28) und umkehren. Andererseits steht die Ankündigung solchen Unglaubens von Anfang an über der Sendung Jesu; schon Simeon hat ihn in seiner Eigenschaft als Mittler des göttüchen Heils (2,31) ein „Zeichen, dem widersprochen wird" genannt (2,34). Unglaube aber wird im endzeithchen Gericht das Verdammungsurteil nach sich ziehen; und das werden sich davon betroffene Juden''"* gerade von jenen „Heiden" zusprechen lassen müssen. Diese werden zwar nicht direkt mit dem Auftreten Jesu in Verbindung gebracht^'; implizit aber sagt er ihre Teilhabe an der Heilsvollendung voraus. In ähnlich warnender Absicht stellt Jesus mit 10,13f den Adressaten seines Wirkens'"" in den jüdischen Orten Chorazin und Betsaida die Bewohner von Tyrus und Sidon gegenüber: Selbst diese gottlosen „Heiden"'"' wären „vor Zeiten" angesichts der Machttaten Jesu, wie sie in jenen Orten stattfanden, „in Sack und Asche sitzend umgekehrt". Allerdings spricht er hier von Nichtjuden, die faktisch in der Gottlosigkeit verharrt haben und demzufolge dem Gericht verfallen werden. Doch ihre Schuld wird von der, die Juden mit der Ablehnung Jesu auf sich laden, noch übertroffen; denn sie werden im Wirken Jesu der Gottesherrschaft ansichtig (vgl. V.ll). Deshalb „wird es Tyrus und Sidon am Gerichtstag erträgUcher ergehen" als ihnen (V.14); deshalb wird auch Kafarnaum die gleiche Strafe erleiden, die Jesaja dem König von Babylon angesagt hat CV.15) So unterstreicht der Weheruf V I 3f zugleich (a) die Ausrichtung Die Rede von „diesem GescMecht" in 11,29-32 darf nicht dazu verleiten, die Androhung des Verdanimungsurteils im Gericht auf das jüdische Volk insgesamt zu beziehen; dem stehen die positiven Reaktionen einzelner Israeliten auf das Wiiken Jesu und vor allem der Ausblick auf die nachösterliche Bezeugung des in Christus begründeten Heilsgeschehens „von Jerusalem aus" (24,46ff. [dazu s.o. bei Anm.225]) entgegen. Vielmehr belegt Jesus mit jenem Ausdruck diejenigen Israeliten, die ihn als Gesandten Gottes ablehnen; vgl. 7,31(-34); ll,(47-)50f.; 17,25. Ein Ausblick auf Jesu Wirken an und unter „Heiden" liegt gemäß V.30 gerade nicht vor. Inneiiialb der Sendungsrede 10,1-16 hat der Passus V.13fF. die Funktion, die Aussage über die endzeithchen Konsequenzen einer Abweisimg der Jünger (V.lOff.) durch den Rückblick auf das Wirken Jesu in den genannten Orten (sowohl Betsaida [9,10] als auch Kafamaum [4,23.31; 7,1] werden hier innerhalb des Evangehums zum letzten Mal erwähnt) zu stützen und so den abschließenden Satz 10,16 („Wer euch hört, hört mich, und wer euch abweist, weist mich ab; wer aber mich abweist, weist den ab, der mich gesandt hat") vorzubereiten. Ähnlich Moessner, Lord 128: Die Jünger würden in die Sendung Jesu eingeschlossen. Man beachte die Assoziierung mit den Sodomiten in V. 12; die im Gebiet von Tyrus und Sidon lebenden Juden, die 6,17ff. zufolge zu denen gehören, die Jesus unterweist und heilt (s.o. bei Аша296), sind in 10,13f gerade nicht im Blick. " " Vgl. die Anklänge von Jes 14,11-15 (ähnUch Ez 31,14£f. im BUck a\if Pharao) und dazu Theißen, Lokalkolorit 53. - Zum Ganzen vgl. Mt 11,20-24; s.o. Abschnitt 112.5.4.b, S.141.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
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des Wirkens Jesu auf Israel, (b) die heilsentscheidende Bedeutung der Haltung, die Menschen zu ihm einnehmen, und (c) den Sachverhalt, daß grundsätzüch auch ,Jîeiden" die von Juden geforderte Umkehr vollziehen können""^.
b) Ausblicke auf die Teilhabe von Nichtjuden am Heil (Lk 13,19.28f.; 14,22f.) Auf der Grundlage seiner Aussagen in 11,29-32 und 10,13£, die jeweils auf „heidnische" Gestalten aus der Geschichte Israels zurückweisen, kündigt Jesus im Folgenden zweimal mit je anderen Akzenten die Einbeziehung von gegenwärtig lebenden Nichtjuden in das eschatologische Heilsgeschehen an, und zwar jeweils als noch ausstehende Folge seines Wirkens in Israel. Am Rande geschieht das allerdings auch schon im Gleichnis vom Senfkorn (13,18f.). Der unmittelbare Anschluß mit oîv an die Erzählung V. 10-17, der zufolge Jesus am Sabbat eine Frau von ihrem Krankheitsdämon befreit, macht ja deutlich, daß die Aussaat des Senfkorns innerhalb der Parabel"''* fur das die Gottesherrschaft vergegenwärtigende (Heilungs-)Wirken Jesu (11,20) steht""'. Das darin anhebende Heilsgeschehen kennzeichnet dann 13,19c-d als Prozeß"", dessen Ergebnis - dargestellt im ausgewachsenen Senf-„Baum" - weit über die Grenzen des Gartens hinaus Bedeutung hat: „Die Vögel des Himmels werden in seinen Zweigen Zuflucht ñnden." Damit aber wird in Erinnerung gerufen, daß Gottes Heilshandeln in Christus dazu bestimmt ist, als „Glanz Israels" zum „Licht fiir Heiden" (2,32) zu werden"". Jesus beschreibt freiüch nur das Wachsen der Senφflanze als Prozeß, die Präsenz der Vögel im Baum hingegen als vollendeten Tatbestand. Es geht daher in 13,19 nicht um die ,3eiden"-Mission'"', sondem darum, daß auch die Völker an der Vollendung des in Jesus Christus begründeten Heils fur Israel teilhaben werden"'^. Primär aber soll die Parabel den IsraeUten, die Jesu Wirken teils kritisch, teils zustimmend beobachten (V.14.17), zeigen, daß eben darin das eschatologische, die Verheißungen an Abraham erfüllende Heil Gottes anbricht"^". Der erste eindeutige Beleg findet sich in der kurzen Rede Jesu an diejenigen, die ihn auf seinem Weg nach Jerusalem begleiten (13,22-30)"^'. Auf die Frage, "" Ein Bezug auf die ,^Ieiden"-Mission Hegt jedoch nicht vor; gegen Fitzmyer, LkEv Π 853. Daß ein Mensch ein einzelnes Senflcom nimmt und in seinen Garten setzt (V.19b), ist alles andere als ein alltaglicher Vorgang, vgl. dazu Kähler, Gleichnisse 84-88, der die Pointe der Parabel treffend auf die Formel „Unkraut setzt sich durch" bringt. Zum Zusammenhang zwischen Heilung und Reich Gottes vgl. Green, Jesus 653f. Vgl. Kogler, Doppelgieichnis 214f. Zur Deutung von V.19d auf die nichtjüdischen Völker s.o. die Ausführungen zu Mk 4,30fif. (Abschnitt Π 1.4, S.71f.). "" Gegen Weder. Gleichnisse 136. "" Vgl Bovon, LkEv Π 417: Der Baum stehe für das Gottesreich, nicht für die Kirche. VgL Юаиск, Allegorie 218, der allerdings den Konnex mit V.17 herausstellt, nicht - wie oben der Hai^ttext - den mit V.16 (zum Hinweis auf Abraham s.o. nach Anm.123). Anders Busse, Wunder 291 (die Wundergeschichte veranschauliche das rechte Vedialten angesichts der Gottesherrschañ), und О 'Toole, Reflections 9Sf. (die Frau symbolisiere das Reich Gottes). Diese Verortung imd der Rekurs auf die Zeit Jesu in V.26 stehen der rein paränetischen, auf die Leser-Gegenwart zielenden Interpretation durch Hoffmann, Redaktion 203£f., entgegen; sie kann sich erst auf der Basis einer heilsgeschichtlichen Deutung als Aktualisierung ergeben.
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П. Analyse
ob nur wenige gerettet werden (V.23), antwortet er zunächst mit dem - auf die Entscheidung bei der Parusie bezogenen^^^ - Doppel-Bildwort von der engen Tür, die viele vergeblich zu durchschreiten versuchen, und vom Hausherr, der denjenigen, die sich zwar auf ihr Zusammensein mit ihm berufen können, sich im übrigen aber als Übeltäter erwiesen haben, den Zutritt durch seine Tür verwehrt (V.24-27). Wer für Jesus eine gewisse ,Sympathie' aufbringt, aber weder seine Weisungen befolgt noch mit allen Konsequenzen fìir das eigene Leben in seine Nachfolge eintritt'*^^, wird demnach keinen Anteil am endzeitUchen Heil erhalten'*^'*. Die grundlegende Bedeutung der Frage, wie sich Israeliten zu ihm stellen, veranschaulicht Jesus dann in V.28flf.: „Dort wird Heulen und Zähneknirschen sein, wenn ihr Abraham, Isaak und Jakob sowie alle Propheten im Reich Gottes sehen werdet''^^ euch aber hinausgestoßen. Und sie werden von Osten und Westen, von Norden und Süden kommen und zu Tisch liegen im Reich Grottes. Und siehe, es gibt Letzte, die Erste, und Erste, die Letzte sein werden." M.a.W.: Mit der Vollendung der in Jesu Wirken schon präsenten Gottesherrschaft werden Gottes Heilszusagen an die Patriarchen Israels erfüllt. Deshalb sind Juden die ersten, die Jesus als Gottes eschatologischen Gesandten anerkennen sollten. Weim sie das jedoch versäumen, treten sie gleichsam aus dem Raum, für den jene Heilszusagen gelten, hinaus, entwerten sie also ihre Abrahamskindschaft und werden dadurch zu „Letzten"''". „Erste" beim Heilsmahl mit denen, die Israels Gottesbeziehung im Lauf seiner Geschichte aufi'echterhalten haben, werden dann gerade solche sein, von denen man es aufgrund jener Geschichte zuletzt erwarten würde: „Heiden" aus allen Teilen der Erde'*^ . Vorausgesetzt ist dabei, daß diese die o.g. Bedingung aus V.24-27 erfüllen können und es auch tun"*^'. So gibt Jesus seinen Hörem in V.28fî. zu bedenken: Das mit seinem Auftreten anhebende Heilsgeschehen wird zum „Licht für Heiden" werden - auch dann, wenn sie als Juden es in seiner Eigenart als „Glanz Israels" nicht wahrnehmen.
Vgl. 18,24fF.(-30), wo ebenfalls εισέρχομαι (είς τήν βασιλείαν τοΰ θεοΟ) und σφζω nebeneinander stehen m d auf die Heilsvollendung „im kommenden Äon" bezogen sind. Man beachte die formalen und sachlichen Analogien zwischen (a) V.25ff. und 6,46 sowie (b) 13,22ff. und 9,57f Zur entscheidenden Bedeutung der Werke, an denen sich nach Lukas der Glaube erst zeige, vgl. Dupont, „Beaucoup" 164f. ''"'Vgl.Mußner, Gleichnis 114f Vgl. dazu 16,23 sowie syrApkBar 51,6; 4Esra 7,83. Vgl. 3,8.16f ; dazu s.o. nach Anm.183.201. Vgl. 13,34f (den Zusammenhang betont Me/ier, Reaktion 310); dazu s.o. nach Anm.257. Gerade der an V.29 angefügte V.30 zeigt, daß Lukas in den aus allen Himmelsrichtungen Herzukommenden keine Diasporajuden, sondern Nichtjuden sieht (vgl. Wilson, Gentiles 33; gegen Hoffinann, Redaktion 208: Lukas vermeide jede Identifikation); nur auf sie paßt die Rede von den Letzten, die zu Ersten werden (vgl. Wolter, Reich 557). Man beachte ferner den sie von Patriarchen und Propheten distanzierenden Satzbau (s.o. bei und in Aimi.187) und den Konnex mit 11,31, wo der Stiden der dort herrschenden „heidnischen" Königin zugeordnet wird. Vgl. Mußner, Gleichnis 119.
3. Jesus md die Völker im Lukasevangeliшn
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Offen bleibt hier, auf welche Weise „Heiden" der Zugang zum Reich Gottes eröffeet wird. Da2u äußert sich Jesus im Gleichnis vom Gastmahl (14,15-24). Innerhalb der Szene V.I-24, die Jesus als Essensgast bei einem führenden Pharisäer zeigt, wird die Gleichniserzählung provoziert durch einen Satz, den ein Tischgenosse zu Jesus sagt: „Seüg (ist), wer Brot essen wird im Reich Gottes!" (V.15). Damit ist im Anschluß an V.14 und im Anklang an 13,28f - zugleich deren Thema benannt: die MögUchkeit der Teilhabe an der HeilsvoUendung"'". Das Gleichnis selbst spricht diesbezüglich von der Einladung zu einem großen Mahl, das „ein Mensch" ausrichten will (V.16). Strukturiert wird es durch die dreimalige Sendung des Knechtes (14,17.21bC.23), wobei sich die zweite und dritte jeweils aus dem Resultat der vorangegangenen ergeben, wie es der Knecht seinem „Herrn" darstellt (V.21a.22): Die ursprünglich geladenen, offenbar gut situierten'*^' Gäste lassen sich mit prinzipiell nachvollziehbaren, in der konkreten Situation aber völlig unangemessenen Gründen entschuldigen (V.lSff.)"*^^; das Herbeiholen der „Armen, Krüppel, Blinden und Lahmen" von den „Straßen und Gassen der Stadt", das der zornige Hausherr daraufhin veranlaßt, läßt noch reichlich „Platz" frei (V.22d). Der dritte Gang des Knechtes „auf die Landsti^ßen"" und an die Zäune" wird freilich nur noch in Auftrag gegeben (V.23a-b); an die Stelle der Ausführung tritt die Zweckangabe V.23c: „damit mein Haus gefüllt wird". Mit V.24 wendet Jesus das Gleichnis auf seine Hörer - auf diejenigen, die mit ihm zu Tisch liegen (V.15) - an^^'*: „Ich sage euch nämlich, daß keiner jener Männer, die eingeladen waren, von meinem Mahl kosten wird." Demnach bildet das im Gleichnis angekündigte Mahl die Tischgemeinschaft mit Jesus im endzeitlich vollendeten Reich Gottes ab^^'. Da aber die Hörer Jesus skeptisch beäugen und sich an seiner Haltung zum Sabbat stören (V.1-6), während er selbst die Ehrsucht der Gäste sowie die Seibstbezogenheit des Gastgebers kritisiert und beide Seiten unter Hinweis auf den ,Lohn' im Eschaton zur Selbstbescheidung ermahnt (V.7-11.12ff), besteht die Funktion der Gleichniserzählung darin, die Greseiischaft am Tisch des Pharisäers zu warnen: „Ihr seid auf dem besten Wege, es jenen Männern gleichzutun und euch selbst von der Teilnahme
VgL Conzelmann, Mitte 102 (der dabei aber an die Einladung durch die Kirche denkt). Dieser Zug gibt dem Gleichnis auch einen paiänetischen Smn; vgl. Нот, Glaube 184£f. "" Vgl. Eichholz, Gleichnisse 130: ,J)ie Vordringlichkeiten des Tages lassen die Gäste ... keine Zeit für die Einladung haben." - Zur Antiklimax bei den angeführten Entschuldigungen vgl. Hahn, Gleichnis 55. Diese Deutung von όδούς wird durch den Kontrast zu V.2 Ic gefordert. Vgl. Klostermann, LkEv 153. Die Anrede ύμίν durchbricht den Dialog zwischen Herr und Knecht (V.21b-23) und weist auf den Plural in V.15 zurück. Solche mit λέγω ... ύμΪν eingeleiteten Anwendungssätze schließen bei Lukas öfter Gleichnisse Jesu ab; vgl. 11,8; 15,7; 18,14. In diesem Fall wird die Anwendung dadurch vorbereitet, daß das Gleichnis selbst Elemente der vorangehenden Ereignisse und Gespräche im Haus des Pharisäers widerspiegelt; vgl. V.16b mit V.12 (πονέω δενπνον), V.17a mit V.7 (oi κεκλημένοι), V.21c mit V.13 (πτωχοί, άνάπειροι, τυφλοί, χωλοί), V.22d mit V.9f. (τόπος) sowie V.23b-c mit V I ([εΪ8]ελθεΐν und οίκος), femer V. 15a mit V10 (oi συνανακειμένοι) sowie V. 15b mit V. 1 (έσθίω άφτον). "" Vgl. 22,30a (dazu s.o. nach Anm.385).
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П. Analyse
am Heilsmahl im Reich Gottes auszuschließen. Doch dieses Mahl wird auf jeden Fall stattfinden, auch ohne euch."·*^^ Das wiederum bedeutet: Der Vorgang der Einladung im Gleichnis ist ein Bild für das Wirken Jesu"*"; in der Stellung zu ihm entscheidet sich, wer zu jenem Heilsmahl zugelassen wird und wer nicht"*^*. Demzufolge ist das Herbeiholen der Armen etc. von den „Straßen und Gassen der Stadf (V.21b-22c) auf Jesu Zuwendung zu den Sündern und Hilfsbedürften in Israel zu deuten, von denen etliche ihn als Gottes Gesandten anerkennen bzw. ihm nachfolgen''^'. Der noch zu erfüllende Auftrag aber, darüber hinaus die Menschen von den Landstraßen und Zäunen ins Haus zu lotsen, damit es gefüllt wird (V.23), symbohsiert: Im Gefolge des Auftretens Jesu wird die Einladung zum endzeithchen Heilsmahl auch an „Heiden" ergehen'*'"'; denn sie sind nach Gottes Willen unverzichtbare Mitgäste bei diesem Mahl. In diesem Sinn unterstreichen die Verse 21flf. die Schärfe der Warnung Jesu''^': Dem in seinem Wirken anhebenden Heilsgeschehen sollten sich der Pharisäer und dessen Gäste nicht verschließen; denn es kann schon jetzt als der verheißene „Glanz Israels"^^ erkannt werden und wird sich alsbald als „Licht für Heiden" erweisen.
Man beachte: Ausgesprochen ist nur der Selbstausschluß der Gäste in der Parabel, nicht der der Hörer Jesu. Das Gleichnis ist deshalb als Warnung, nicht als Spiegelbild des Verhaltens der Gesetzeslehrer und Pharisäer (so Schneider, LkEv Π 319) aufzufassen. Vgl. 5,32: ούκ έλήλυθα καλέσαι δνκανους éeXXà αμαρτωλούς είς μετάνοιαν. Dies ist im lukanischen Doppelwerk die einzige Parallele fiir die Anwendung des Veibs καλέω auf das Wirken Jesu. Die Tätigkeit der Jünger und Apostel wird damit an keiner Stelle bezeichnet Der Missionsauflrag Jesu an die Jünger ist daher hier nicht im Blick (gegenMerÄ; Reich 214). Vgl. 13,24-29 (s.o. bei Anm.423£F.), wo Jesus als deqenige erscheint, der bei der Heilsvollendung denjenigen die Tür zum Reich Gottes nicht öfihen wird, die ihm während seines irdischen Wirkens die Anerkennung als des eschatologischen Gesandten Gottes versagt haben. "" Vgl. 5,27f ; 7,48ff.; 8,38f ; 18,43 sowie 15,1-10, zu εις τάς πλατείας 13,26, im Blick auf den Täufer auch 7,29(f). Gestützt wird diese Deutung (vgl. Wiefel, LkEv 275: Selbstinterpretation der Geschichte Jesu) durch den Sachverhalt, daß den Adressaten des Gleichnisses mit dem wassersüchtigen Mann, den Jesus in ihren Mitte am Sabbat heilt (14,2-6), einer jener hilfsbedürftigen Israeliten vor Augen steht """ Vgl. Esler, Community 34. Die Einbindung dieser Verse in das von VI5 her auf V.24 zulaufende Gleichnis Jesu macht es unmöglich, sie auf die nachösterliche Abfolge von Juden- und ,Jieiden"-Mission zu beziehen (gegen Kähler, Qeichnisse 130). Zudem ergäbe sich im Rahmen der dann notwendigen AUegorese (vgl. dazu Vögtle, Gott 36f ) für V.17-21a kein schlüssiger Sinn mehr. Die lukanische Fassung des Gleichnisses ist überhaupt keine Allegorie, sondern eine - wenn auch (gegen Hahn, Gleichnis 72f ) heilsgeschichthch zu verstehende - Parabel. Das zeigt sich gerade an der logischen Spannung zu V.24; denn weder Hen noch Knecht im Gleichnis lassen sich auf einleuchtende Weise mit Jesus identifizieren (gegen Weder, Gleichnisse 192). Was der Erzähler von V. 16-23 im Bild proleptìsch darstellt, sind Vorgänge: das Wirken Jesu in seiner eschatologischen Bedeutung, dessen Ablehnung durch Pharisäer u.a., dessen Erfolg bei Zöllnern a a sowie seine künftige Ausstrahlung über die Grenzen Israels hinaus auf die Völkerwelt. ^^ Man beachte die mehrfache Stichwortübereinstimmung zwischen V.21c und 7,22.
3. Jesus imd die Völker im Lukasevangelimn
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c) Zusammenfassende Auswertung Überblickt man die Aussagen in 10,13f.; 11,30fr.; 13,(19.)28f.; 14,22f, ergibt sich ein recht geschlossenes Bild: Jesus spricht „Heiden" die Fähigkeit und die Bereitschaft zu, auf die in seinem Wirken ergehende Einladung Gottes zur Teilhabe am endzeitlichen Heil angemessen - hörend und umkehrend - zu reagieren; er kündigt an, daß sie künftig auf der Basis seines Auftretens in Israel tatsächlich eingeladen werden; und er stellt in Aussicht, daß sie dieser Einladung folgen imd daraufhin am Heilsmahl im Reich Gottes teilnehmen werden. Den Rahmen dazu aber bildet die teils warnende, teils drohende Predigt Jesu vor denjenigen Israeliten, die ihm mit Skepsis oder Ablehnung begegnen; ihnen fuhrt er mit seinen Hinweisen auf „Heiden" vor Augen, wie unverständlich ihre negative Haltung zu ihm ist und welche fatalen Konsequenzen sie haben wird.
3.7.3 Das Gleichnis vom bannherzigen Samaritaner (Lk 10,30-35) In das vorstehend umrissene Bild fiigt sich das Gleichnis vom barmherzigen Samaritaner (10,30-35) fast nahtlos ein, wie folgende Beobachtungen zeigen: • Es ist eingebettet in den Disput mit einem Gesetzeskundigen (V.25-29.36f ), der Jesus „versucht" (V.25a) und „sich selbst rechtfertigen will" (V.29a)''^^ • Mit diesem Gleichnis erweist sich Jesus als der vollmächtige Interpret des Willens Gottes (V.27c-28.36)^ imd damit als derjenige, der seinem jüdischen Gesprächspartner den Weg zum „ewigen Leben" (V.25) erschließt. • Die Gleichniserzählung konfrontiert ihren Hörer mit einer а1ш1еп Notsituation: Auf dem Weg von Jerusalem wird ein - offenbar jüdischer - Reisender von Räubern so übel zugerichtet, daß er zu sterben droht, „wenn nicht schleunigst jemand hilft" Während nun ein Priester und ein Levit auf skandalöse Weise die notwendige Hilfe verweigern^, gewährt sie ausgerechnet ein Samaritaner, und zwar in überschwenglichem Maß. Ob man das als Tat der Feindesliebe (vgl. Lk 6,27-35) in Analogie zu JosAs 29,3ff. begreift oder als Realisierung der m 2Chr 28,11.15 beschriebenen Bruderliebe zwischen den Einwohnern Samarias und Jerusalems'*^' - so oder so muß sich der Gesetzeskundige von einem, der allenfalls Halb-Jude ist'*''^, zeigen ^^ Vgl. Minear, Audiences 91 : Ein AnscMuß an Jesus komme für den Mann nicht in Frage. ^ Zur Eiklärungsbedürftigkeit der Schrift nach Lukas vgl. Bovon, LkEv II 83. Burchard, Fußnoten 316. Die jüdische Identität des Überfallenen wird nicht езфЦи1 herausgestellt, ergibt sich aber daraus, daB er mit &νθρωπός τις (V.30b) als ,normale' Figur aus der Ldjenswelt des Hörers emgeflihit wird (vgl. 12,16; 14,16; 15,11; 16,1.19; 19,12; 20,9, ähnlich 18,10) und in der geschilderten Situation wie selbstverständUch „aus Jerusalem" kommt ^ Vgl. Harnisch, Gldchniseizählungen 275, der mit Recht die Suche nach etwaigen ,^ntlastungsgrilnden" als „der Erzählung völlig unangemessen" kennzeichnet So sticht z.B. der Verweis auf kultische Reinheitsvorschriften schon deshalb nicht, weil Priester und Levit auf demselben Weg (V.31) wie der Überfallene „von Jerusalem nach Jericho Amaigehen" (V.30a), einen etwaigen Tempeldienst also hinter sich babea Vgl. femer Sellin, Gleichniserzähler 38i Zu dieser Ambivalenz s.o. bei Anm337-340. Gegen Klinghara, Gesetz 150, der von heterodoxem Judentum redet; s.o. bei Anm.339f.
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П. Analyse
lassen, wie man das Nächstenliebegebot des Gottes Israels (V.27) in seiner Auslegung durch Jesus (V.36) sachgerecht erföllt (V.37)'"', • Implizit wird damit dem Samaritaner das „ewige Leben" zugesprochen. Demnach kongruiert das Gleichnis samt Rahmen in der Sachaussage vor allem mit 11,3 i f ' " , in Formund Absicht zumal mit 14,15-24'*"; mit der Darstellung Jesu als eines Thora-Interpreten setzt es aber einen ganz eigenen Akzent. Es ist gerade dieser Akzent, der 10,25-37 zum Bindeglied zwischen jenen vier (bzw. fünf) Texten aus dem Kontext der öffentlichen Verkündigung vor Skeptikern und den drei zuvor besprochenen Jüngerbelehrungen ausweist'''^. Zugleich sorgt dieses Gleichnis daftr, daß nicht nur Jesu Kontakt und Umgang mit ,Jleiden", sondern auch sein Kontakt und Umgang mit Samaritanem in seiner Verkündigung ein Pendant hat. 5.7.4 Die Erwähnung von „Heiden " in der „Antrittspredigt" Jesu (Lk 4,25ff.) Am Ende der Analyse von Jesu Äußerungen über Nichtjuden muß noch ein Abschnitt in den Blick genommen werden, der allen bisher genannten vorausgeht, aber der Interpretation besonders große Schwierigkeiten bereitet'*'^: die sog. Antrittspredigt Jesu in der Synagoge von Nazaret (4,16-30). Gemeinsam mit V.14f.31-44 eröffiiet sie den Passus 4,14-9,50, der - im Anschluß an 3,1-4,13 - die Frage nach der Identität Jesu als des Christus xmd des Sohnes Gottes bearbeitet'^'''. Dieser literarischen Fxmktion gemäß berichten die Verse 16-30 von einem Synagogengottesdienst, in dessen Verlauf Jesus mit den Anwesenden über genau jene Frage in Streit gerät. Zunächst „findet" er in der ihm zur Verlesung überreichten Rolle des Jesajabuches das Wort vom ,Geistgesalbten des Herm', der „gesandt" ist, „Armen frohe Botschaft zu verkündigen"", ... Gefangenen Entlassung zu verkünden und Blin""" V.36 („Nächster" im Munde Jesu!) ist nicht nur korrigierend auf V.29 („Nächster" im Munde des Gesetzeskundigen), sondern zugleich deutend auf V.27 („Nächster" als Wort im Gesetz) bezogen. Daher steht im Zentrum des Gleichnisses weniger der Notleidende, sondem vielmehr der .JFeind" als Helfender, gegen Schürmann, LkEv II/l 143. Andererseits sieht der Evangelist im Samaritaner gemäß V.36f ein Vorbild für das, was zu tun ist, nicht einen als Nächsten anzuerkennenden „Bundesgenossen" (so Sellin, Gleichniserzähler 50). ffier wie dort präsentiert Jesus Nichtjuden als Vorbilder, ohne deren Verhalten direkt mit seinem Auftreten zu verbinden, und kündigt imphzit deren Teilhabe an der Heilsvollendung an. In beiden Fällen erzählt Jesus seinen Hörem in aufrüttehider Absicht ein Gleichnis, das einigen Repräsentanten Israels, die das Gebot der Stunde unfaßlicherweise verfehlen, viele bzw. einen,Außenseiter' gegenüberstellt, die diesem Gebot entsprechen. ^^^ Vom Auftuf zur Feindesliebe in 6,27-35 her kaim der Samaritaner ja auch den Jüngern Jesu als Vorbild dienen. Vielleicht darf man die Einbindung von 10,25-37 in einen sonst ganz an den Jüngern orientierten Kontext (9,57-11,13 [s.o. nach Anm.100]) als Hinweis in diese Richtung verstehen. Der Text selber enthält freilich keinerlei entsprechende Signale. Zur disparaten Forschungssituation vgl. den Überblick bei Schreck, Pericope. S.o. nach Armi.52.63. Daher hat Brawley, Luke-Acts 25£f., recht: Programmatisch für das Evangelium ist die Szene primär in christologischer Hinsicht. Doch dazu s.u. bei Anm.496. Der sachliche Konnex mit 3,22, der in . ^ g 10,38 emeut herausgestellt wird, macht es wahrscheinlich, daß εύαγγελίσασθαν πτοοχοίς - entgegen der Zeichensetzung im NT Graece" - nicht zu Ιχρισέν με gehört, sondem wie die folgenden Infinitive zu άπέσταλκέν με.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
221
den Wiedererlangung des Augenlichts, Niedergebeugte in Freiheit zu entlassen^^', ein dem Herrn willkommenes Jahr zu verkünden" (V.17ff.). Dabei dürfte V.19 als Charakterisierung der voranstehenden Infinitivwendtmgen zu begreifen sein: Im Reden und Tun des Geistgesalbten wird das ,Gnadenjahr' Gottes, die eschatologische Heilszeit"", gegenwärtige Realität. Die anschließende, mit Spannung erwartete (V.20b) Auslegung Jesu beschränkt sich dann auf den Satz: „Heute ist dies Schriftwort erftilh worden vor euren Ohren" (V.21). Da das Zitat auf die Salbung und Sendung des Sprechers zurückbhckt, sein Wirken aber erst in Aussicht stellt, ist die Schrifterfìillung auf das Auftreten Jesu in der Synagoge von Nazaret zu beziehen. Mit V.21 sagt Jesus also: „Als der von Jesaja verheißene Geistgesalbte des Herrn"" bin ich zu euch gekommen, um unter euch das zu tun, was der Prophet als Auftrag des Geistgesalbten beschreibt; in der aktuellen Begegnung"*" mit mir eröffiiet sich euch das eschatologische Heil."^ Diese Botschaft aber ergeht „vor euren Ohren", d.h. so, daß sie gehört und anerkannt werden will"®'. Der mit V.(17-)21 erhobene Anspruch Jesu, den Menschen in Nazaret als der von Gott gesandte Mittler des eschatologischen Heilsgeschehens gegenüberzutreten, läßt sie fragen: „Ist dieser nicht ein Sohn Josefs?" (V.22b). Der Charakter dieser Frage erhellt aus У.гга"®^: Einerseits legen sie mit ihr ein Zeugnis über Jesus ab, indem sie darlegen, was sie von ihm wissen (vgl. V lób)"*^^; an-
"" Vgl Bauer, Wörterbuch s.v. αποστέλλω I.c.a. "" Von y^g 10,35 sowie Lk 2,14; 10,21 (εύδοκία) her ist deuüich, daß V.19 von der Zeit spricht, in der Gottes Wohlgefallen mit den Menschen zur eschatologischen Erfüllung kommt. Diese „Salbung" erfolgte bei der Taufe Jesu; vgl. Apg 1,22; 10,37 und Dömer, Heil 61. "" Das ,JIeute" muß man somit wie in 2,11; 5,26; 19,5.9; 23,43 durchaus wörtlich nehmen. ^ Vgl. J.T.Sanders, Isaiah 58. Der Akzent liegt also - in Analogie zu 2,38.30, wo Hanna und Simeon angesichts des Jesuskindes von der „Erlösung Jerusalems" bzw. „Gottes „Heil" sprechen (s.o. nach Armi. 128), nicht vom Erlöser oder Retter - auf dem, war durch Jesus geschieht. Den gleichen Akzent setzt Jesus selbst in 7,22, wo er die Frage: ,^ist du der Kommende ... ?" (V. 19f ) mit dem Hinweis auf die durch ihn inaugurierten Vorgänge beantwortet; dabei weisen Anfang (τοφλοί άναβλέπουσιν) und Ende (πτωχοί ευαγγελίζονται) dieser Antwort auf zwei der m 4,18 genarmten Aufgäben zurück (vgl. dazu 14,21 sowie 7,21; 18,35-43 und 6,20; 16,22). Freilich lassen sich den beiden anderen Aufgaben nicht ohne weiteres bestimmte Taten Jesu zuordnen; daß Lukas hier die .Befreiung" von Sündem und Besessenen aus der Macht des Teufels (vgl. Apg 26,18; 10,38) im Sirm hat, kann man vermuten, aber nicht verifizieren Das Zitat in 4,18f hat aber auch gar nicht die Funktion, Jesu Wirksamkeit im Detail vorzuzeichnen; vielmehr soll es diese als Realisierung des eschatologischen Heils qualifizieren. Vgl. Kingsbury, Luke 46. Vgl. dazu die Betonung der Ohren in 8,8c = 14,35c; 9,44; Apg 7,51; 28,27 - sowie den Nachsatz zu Lk 7,22 (s.o. Armi.460): „ ... selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt" (7,23). - Übrigens unterstreicht dieser enge Zusammenhang des Zitats 4,18f mit 7,22f, was sich bereits aus seiner Anwendung auf den Auftritt Jesu in Nazaret (4,21) ergibt: Der Evangelist begreift das hier beschriebene Heil als Heil in und für Israel (gegen Albertz, Antrittspredigt 190f : Lukas öfihe die Verheißung über das alte Gottesvolk hinaus). ^^ Das durchgehende Impf erweist den Satz als bruchlose Einheit; vgl. Busse, Manifest 37. ^^^ Lukas verwendet μαρτυρέω plus Dat stets so, daß er den Inhalt des Zeugnisses im unmittelbaren Kontext angibt; vgl. Apg 10,43; 13,22; 15,8; 22,5. So wird man das Verb in Lk 4,22a auf die in der Frage V.22b implizierte Mitteilung beziehen müssen (gegen Nolland, Unbelievers 222) - die ihrerseits durch VI6b vorbereitet ist (zu diesem Kormex vgl. Ó Fearghail,
222
П. Analyse
dererseits drücken sie ihr unverständiges Staimen'*®'* über die „Grnade" aus, die er mit seinen Worten für sich reklamiert''^^. Daher ist V.22b als skeptische Frage zu lesen"*®® und wie folgt wiederzugeben: „Sollte dieser, der als Sohn Josefs unter uns groß geworden ist, uns das eschatologische Heil vermittehi?"''®' Jesus reagiert auf diese Infragestellung seines Anspruchs zunächst so, daß er aufzeigt, worauf sie letztlich hinauslaufen wird''®*. Mit V.23 sagt er ja im Blick auf seine bevorstehenden Heilungen in Kafarnaum (V.31-41) das Verlangen der Nazarener voraus"*®', er solle Entsprechendes auch bei ihnen vollziehen und sich damit vor ihnen legitimieren - so wie ein Arzt, da' sich selber heilt^'". Solches Verlangen jedoch verkennt die Eigenart der Sendung Jesu. Gewiß trauen die Nazarener ihm heilende Kraft zu. Sie tun dies aber in derselben Weise wie später die Ältesten in Kafarnaum (7,4): ohne Einsicht in die eigene Verlorenheit, aus der sie allein durch Jesu Wirken gerettet werden können; sie tun es wie die Menge, die ein Zeichen vom Himmel fordert (11,16.29): ohne die Bereitschaft, auf ihn zu hören und umzukehren'*''. Insofern kommt in jenem Verlangen nichts anderes zum Ausdruck als Unglaube gegenüber Jesus'*'^.
Rejection 66f.). Vgl. zu μαριυρέω noch Apg 26,(4-)5 sowie Meiser, Reaktion 282; gegen Jeremias, Verheißung 38: Es gehe um ein Belastungszeugnis gegen Jesus. Mit θαυμάζω benennt Lukas durchweg Reaktionen derer, die einen Vorgang oder einen Ausspruch in seiner Bedeutung nicht zu erfassen vermögen; vgl. 1,21.63; 2,18.33; 8,25; 9,43; 11,14.38; 20,26; 24,12.41, Apg 2,7; 3,12; 4,13; 7,31; 13,41 (anders nur Lk 7,9 von Jesus!). Die nächste Parallele findet 4,22a[fin.i in Apg 14,3 : ... «αρρησιαζόμενοι (sc. Paulus und Barnabas) έπΙ τφ κυρίφ τφ μαρτυροΟνυι έπΙ τφ λόγφ τicht für Heiden" erweist es sich für Israel als Erfüllung der ihm gegebenen Heilszusagen (2,32)'®^. Von dieser Wechselbeziehung zwischen seinen Merkmalen „Glanz Israels" und „Lichtßr Heiden" her erklärt sich, daß der Auferstandene den Jüngern die Umkehrpredigt an die Völker als das Ziel des Heilsgeschehens vor Augen stellt - und sie dann beauftragt, es dem jüdischen Volk zu bezeugen und dieses damit auf die Eingliederung von „Heiden" ins Gottesvolk vorzubereiten (24,46ff.)''^ Jene Wechselbeziehung kommt auch innerhalb des Wirkens Jesu zum Ausdruck. Einerseits zeigt sich an der Ablehnung, mit der die Gerasener auf den Einbrach des exorzistischen Wirkens Jesu in ihre Lebenswelt (8,34-37), einige Samaritaner auf seine Ausrichtung nach Jeriisalem (9,S2f ) sowie Pilatus und dessen Soldaten auf Jesu willigen Gang in den Tod (23,24f 36f) reagieren'^: Als „Licht fur Heiden" wirkt Gottes Heilshandeb in Christus nur dann, wenn sie sich dadurch aus ihrer Distanz und ihrem Ungehorsam gegenüber Gott herausrufen lassen und Jesus als den Gesandten für Israel anerkamen - so, wie es der Centurio von Kafiunaum tut und damit seine Bindung an den Gott Israels vollendet (7,4-9)^®'. Demgemäß warnt Jesus seine Jünger wiederhoh vor typisch ,4ieidnischen" Verhaltensweisen (12,30; 22,25, vgl. 9,54f ), stellt im Blick auf bestimmte Völker aus der biblischen Geschichte mit ihrer Bußfertigkeit zugleich ihre Gottlosigkeit heraus (11,30+32; 10,13f, vgl. 13,29f) und erinnert an die Skepsis, mit der einzelne ,JIeiden" den Propheten Elija und Elischa begegnet sind (4,25if.)''®. Andererseits vericnüpft Jesus nicht nur des öfteren seine Gerichtsdrohung gegenüber Juden mit einem z.T. impliziten (ll,31f), z.T. eзφliziten (13,28f, vgl. 14,23f'®') Ausbhck auf die Teilhabe von ,Дeίden" am endzeitlichen Heil, sondern konfrontiert Israel auch mehr&ch mit Nichtjuden als Tätern dessen, was Gott angesichts des Wirkens Jesu von seinem Volk erwartet'®'. Damit aber macht er deutlich: Als „Glanz Israels" erfahren Juden das eschatologische Heilsgeschehen nur dann, wenn sie Jesus als dessen "" S.o. bei Ашп.241 bzw. nach Ашп.248. S.o. bei Ашп.284-289. S.o. nach Ama 135. S.o. bei Лшп.224-227. S.o. bei Aiim.323-328.344.356-359. '"Dazus.o.beiAiun.303 S.o. Abschnitte Π 3.7.1-2b und 3.7.4, S.21{>-213.225fF. Dazu s.o. bei Anm.441f S.o. in These 6 bei Amn.553f.
236
П. Analyse
Mittler und damit als den Heilsträger für alle Menschen anerkennen. Demgemäß erhalten die zuerst auf seine Sendung zu Israel bezogenen Titel „Christus", „Gottessohn", „Menschensohn" und „Herr" im Zug seines Auftretens jeweils eine universale Tiefendimension'", und demgemäß wird Israel durch die programmatische Zuwendtmg Jesu zu den Sündern und Hilfsbedürftigen ebenso auf die künftige Einbeziehung von „Heiden" ins Heil vorbereitet (M.llfF.)"" wie durch seinen unbefengen-heilenden Umgang mit Aussätzigen"'. Den Zugang zum eschatologischen Gottesvolk aber ebnet Jesus fiir Nichtjuden mit seiner Neudefinition jüdischer Lebenspraxis: Als Gebetsstätte steht das Tempelareal ihnen ebenso offen wie dem in 18,10-13 erwähnten Zölber'^; zur Gelegenheit, das Evangelium zu hören, kann ein (Synagogen-)Gottesdienst am Sabbat auch für gottesfürchtige „Heiden" wie den Centuno von Kafemaum (vgl. 7,5!) werden'^; als Weisung zur Gottes- und Nächstenliebe kann das Gesetz 10,25-37 zufolge auch ein Nichtjude, der sich zum Gott Israels bekennt, befolgen"". 8. Die grandlegende Bedeutung des Wirkens Jesu für die Völkermission manifestiert sich vor allem darin, daß er seine Jünger, insbesondere die zwölf Apostel in umfassender Weise auf ihren nachösterlichen Dienst vorbereitet, durch den Juden das in Christus beschlossene Heil als der „Glanz Israels" zugeeignet und dabei in seiner Bestimmung zum „Licht für Heiden" offenbart wird'''. Diese Vorbereitung findet für alle in 24,45-49 aufgeführten Kennzeichen jenes Dienstes statt. Aus seinem Jüngerkreis erwählt Jesus die zwölf Apostel (6,13) als seine ständigen Begleiter (8,1; 22,28); im übrigen gibt er ihnen aber während seines Erdenwirkens keine sie von den übrigen Jüngern abhebende Rolle"'. Immerhin sind sie nach 22,11+14.3539 Repräsentanten der Jünger; und als solchen verleiht er ihnen dann für die Zeit nach Ostern eine Leitungsfunktion (V.25ff.'", vgl. V.32), die sie zumal durch die Wahrung und Weitergabe der Jesus-Tradition und durch die Wortverkündigung ausüben (1,2)"'.
S.o. in These 4 bei Anm.526. Vgl. femer die Universalität der Predigt von der Sündenvergebung (24,46ff., vgl. 5,24) angesichts der von Juden und ,JIeiden" verursachten Tötung Jesu (s.o. nach Anm.265). Besonders deutlich wird der im ííaupttext genannte Zusammenhang an der Analogie zwischen dem gegen Jesus erhobenen Vorwurf 15,2 und der Kritik an Petras in Apg 11,3. Vgl. die Rede von der „Reinigung", die „Heiden" von Crott her widerfährt, in Apg 10,15.28; 15,9 (und dazu Wilk, Licht 613f ) Vgl. dazu in der Apostelgeschichte einerseits die Notiz zum Gebet des äthiopischen Eunuchen in Jerusalem (8,27 [doch s.o. Anm.340]), andererseits den fälschlichen Vorwurf an Paulus, er habe einen Griechen in den inneren Tempelbezirk mitgenommen (21,28f ; 24,6 u.ö.). Vgl. dazu Apg 13,16.26.44-48; 16,13ff.; 17,2fiF.; 18,4ff. Vgl. grundsätzlich Рокоту, Theologie 47. - Vgl. dazu die Befreiung der „Heiden" von der Beschneidungsforderung einiger Judenchristen (Apg 15,1) durch Voten des Petrus (V.lOf.) und des Jakobus (V. 19f.), die dann im Aposteldekret iteen Niederschlag finden (V.28f ). Dazu s.o. bei Anm.226f (zu 24,46ff.) Man beachte die Entsprechung zwischen den Aussendungen in 9,1-6.10 und 10,1-16.17 sowie den Wechsel der Bezeichnungen „Apostel" und „Jünger" in 9,12+14.16 und 17,1+5. Dazu s.o. Abschnitt Π 3.7.1, S.21L Vgl. dazu vor allem Apg 2,42 und 4,29+33.
3. Jesus und die Völker im Lukasevangelium
237
Die Vorbereitung auf diesen nachösterlichen Dienst vollzieht sich wie folgt: (a) Die Einsicht, daß Gottes Heilshandehi in Christus die Schrtfien zur Erßillmg bringt, sucht Jesus im Gefolge des negativen Echos auf seine diesbezügliche Äußerung in Nazaret (4,17-22) zumal seinen Jüngern zu vermitteh (18,31; 21,22; 22,37, vgl. 24,44)'™. Allerdings gelingt ihm das erst als dem Auferstandenen (24,25.27.32.45). (b) Die Ankündigungen des Leidens und Auferstehens Jesu richten sich überwiegend an die Jünger (9,44; 12,50; 17,25 sowie 9,22; 18,32£, vgl. 22,16.19f22.27)''°. (c) Den universalen Charakter ihres nachösterlichen Dienstes fuhrt Jesus ihnen vor Augen, indem er aufzeigt: Dieser Dienst wird gerade in seiner Ausrichtung auf Israel in die Völkerwelt hineinstrahlen (12,11'"; 21,12.17), ist als Kampf gegen die Macht des Satans (10,17ff.) geeignet und bestimmt, auch „Heiden" zugute zu kommen, und hat durch die offene Tischgemeinschaft mit den Hörem der Verkündigung (10,7a. 8)"^ Teil an der Neudefinition jüdischer Identität, die Nichtjuden den Zugang zum eschatologischen Gottesvolk ebnet'". (d) Die Fähigkeit, das Heilshandeln Gottes in Christus zu bezeugen, erlangen die Jünger, indem sie das Auftreten Jesu von den Anfangen in Kafamaum (4,3 8f.) bis zu seiner Kreuzigung (23,49) und Himmelfehrt (24,51) miterleben, dabei eingewiesen werden in das Leben des eschatologischen Gottesvolkes'" und immer wieder einmal als Mitarbeiter Jesu tätig werden'" (e) Die verheißene Ausrüstung der Jünger mit „Kraft aus der Höhe" ermächtigt sie, ,^eugen" dessen zu sein, der selbst mit dem Empfang des Heiligen Geistes zum Sohn Gottes ernannt worden ist (3,21f ), in der Kraft des Geistes den Versuchungen des Teufels widerstanden (4,1-13) sowie seine Jünger schon während seines Brdenwirkens mit solcher Kraft ausgestattet (9,1; 10,19) und zu seinen Sachwaltern ernannt hat (10,16).
Vgl. freilich auch die Hinweise auf die Schrift gegenüber Skeptikern oder Kritikem in 7,27; 20,17.37. - Zu 4,17-22 s.o. nach Аша454. Zwar weist Jesus auch Kritiker auf seine bevorstehende Tötung hin (5,35; 13,33; 20,14f.); ihnen aber kündigt er nicht seine Auferstehung an, sondem - im Sinn einer Wamung (s.o. bei Anm.77) - seine Erhöhung zur Rechten Gottes (19,12.14.27; 20,17f.42i ; 22,67ff.). Von 20,20 her muß man hier όφχαΙ καΐ έξουσίαι auf .heidnische" Autoritäten deuten. Vgl dazu Moessner, Lord 138: Im Blick seien zunächst „marginal Jewish regions" wie die ОекфоЦз oder Peräa, in denen man sich der Einhaltung der jüdischen Speisegebote nicht sicher sein könne (zum jüdischen Horizont der Sendungsrede 10,1-16 s.o. Anm.81). Alle drei Aspekte werden in der Apostelgeschichte rezipiert; vgl. den paulinischen Hinweis auf den öffentlichen Charakter des Chiistusgeschehens vor Agrippa und Festus (26,25f ), die Rede von der Bekehrung der,beiden ... von der Macht Satans zu Gott" in 26,17f und die Notizen zum Aufenthalt und zum Essen des Petrus im Haus des Komelius (10,48; 11,3). Die Neudefinition jüdischer Existenz betrifft ja in besonderer Weise die Jünger; vgl. etwa die Rede von der Königsherrschaft Jesu in 19,38; 22,29i, die Ansage der Zerstörung Jerusalems und des Tempels in 21,5f20-24, die Umprägung des Sabbats in 6,1-5, die Tischgemeinschaft mit Zöllnem und Sitadem in 5,30, den Umgang mit Unreinheit in 8,45i, die Trennung von den FamiUen in 9,59-62 u.ö., die Fastenregeln in 5,33ff. oder die Worte zum Passa- und Abendmahl in 22,15-20. Dazu s.o. nach Anm.234.
III. Auswertung 1 „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich ihrer Konzeptionen Um einen Vergleich der Konzeptionen, mit denen die Synoptiker die Beziehung zwischen Jesus und den nichtjüdischen Völkern jeweils zur Darstellung bringen, zu ermöglichen, müssen diese Konzeptionen zunächst in jeweils gleicher Form zusammenfassend skizziert werden. Dafür bietet sich ein dreiteiliger Aufbau anhand folgender Fragen an: a) Welcher Leitgedanke regiert die Darstellung? b) Welche Schweφunkte werden bei dessen Entfaltung gesetzt? c) Welche Jesuslogien und welche Erzählungen, die Jesus und Nichtjuden in Beziehung zueinander setzen, fmden Verwendung? Der anschließende Vergleich läßt sich dann in drei jene Fragen betreffenden Abschnitten durchführen. 1.1 Die Konzeptionen der Evangelisten zum Thema 1.1.1 Die Konzeption des Markus Der Leitgedanke des Markusevangeliums zum Thema „Jesus und die Völker" lautet' : Durch Jesu Tod und Auferweckung wird den Verheißungen der Schrift gemäß das eschatologische, den Jerusalemer Tempel ablösende Gebetshaus errichtet, in das Jesu Jünger als Boten des Evangeliums Juden und „Heiden" gleichermaßen hineinrufen, und damit der Bimd Gottes „für viele" etabliert. Diesen - die Geschichte Gottes mit Israel in eine neue Greschichte mit allen Völkern überführenden - Neubeginn bereitet Jesus mit seinem Erdenwirken imter den Israeüten vor, sofern er daran arbeitet, sie um sich zu sammehi, für die künftige Glaubens- und Lebensgemeinschaft von Menschen aus allen Völkern zuzurüsten sowie in die Nachfolge einzuweisen. Bei der Entfaltung dieses Leitgedankens setzt Markus folgende Schweipunkte^: 1. Indem Jesus sich neben den Bewohnern des jüdischen Kemlandes auch den Juden im Umland Galiläas zuwendet, realisiert er seine göttüche Sendung zu ganz Israel - und bereitet gerade damit der Völkermission den Boden. 2. Der vorbereitende, auf den universalen Neubeginn im Tod Jesu hinführende Charakter seiner Wirksamkeit zeigt sich vor allem an drei ihrer Grundformen: ' Zum Folgenden s.o. Abschnitt II 1.4, zumal S.71f.77.81f. ^ Zu den vier folgenden Absätzen s.o. S.70f.73-77.77-81.81f.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
23 9
a) an seinen Wundem - denn bei Heilungen eiâhren Menschen aufgrund ihres Glaubens Rettung, bei Exorzismen wird seine Gottessohnschaft offenbar, bei Speisungswundem enq)iängen Menschen durch die Jünger Brot zum Leben; b) an seinen Jüngerunterweisungen - denn hier erläutert Jesus den Jüngern den Sinn seines Weges ans Kreuz und instruiert sie für ihr künftiges Dasein als seine Nachfolger und Zeugen sowie als Träger des Evangeliums; c) an seinen Streitgesprächen mit Gegnern - denn hier tritt die Härte des Gegensatzes zwischen ihnen und Jesus ebenso ans Licht wie seine Vollmacht, etliche ihrer Anschauungen von der Schrift her als Engftihrung des ursprünglichen Gotteswillens zu erweisen. 3. Die Offenheit für .Jieiden", die Jesus in Israel etabUeren wül, läßt sich auf allen Ebenen seines Wirkens erkennen: a) er bewegt sich unbefangen auch in nichtjüdisch geprägtem Umfeld; b) seine Verkündigung tritt an zentralen Punkten - Sündenvergebung, Reinheitspraxis, Zukunftserwartung und Christologie, Reich-Gottes-Predigt - über den Bezugsrahmen jüdischer Anschauungen hinaus; c) während die Gruppe der Zwölf als Mitte des Jüngerkreises die Ausrichtung des Wirkens Jesu auf Israel symbolisiert, präfiguriert die jenen Kreis umgebende Anhängerschar die künftige Gemeinschaft von Nachfolgem aus allen Völkern; d) Kritikem gegenüber interpretiert er sowohl das mosaische Gesetz als auch die eigene Wirksamkeit in universalen Dimensionen. 4. Die drei o.g. Intentionen des Auftretens Jesu in Israel - Sammlung, Zurüstung, Einweisung in die Nachfolge -, die sich den Regionen Umland GaUläas, Jerusalem sowie dem Weg dorthin zuordnen lassen, sind in Gahläa vereinigt; deshalb nimmt dort auch das nachösterliche Wirken der Jünger unter allen Völkem seinen Anfang. In diesem Rahmen gibt der Evangelist vier Worte Jesu über die Μθνη wieder, die - mit einer auf die Kreuzigung bezogenen Ausnahme (10,33) - auf die nachösterliche Zeit zielen und diesbezüglich von „Heiden" und Juden als den „Völkem" handehi. Dabei geht es einerseits um das Zeugnis, das deren Machthabera im Geschick der Jünger als der Träger des Evangeliums zuteil wird (13,8£10), soivie um die kritische Distanz der Jünger zum Verhalten dieser Regenten (10,42), andererseits um das bevorstehende Gericht über den zur Räuberhöhle gewordenen Jemsalemer Tempel (11,17). Das Gegenüber zwischen Trägem und Hörem des Evangeliums spiegelt sich zudem in der Hoffnung auf die Rettung der Auserwählten „aus allem Fleisch" bei der Parusie (13,20.27)'. Femer berichtet Markus von einigen wenigen Kontakten Jesu mit „Heiden", die freilich nie von ihm selbst initiiert werden. Dabei stößt Jesus bei den Gerasenem auf Ablehnung (5,14-17), während ihm Pilatus und seine Soldaten nur partiell bzw. unbewußt gerecht werden (15,2-27); die Syrophönizierin (7,24-30) und der Centurio am Kreuz (15,37ff.) hingegen erkennen auf je eigene Weise die göttliche Würde Jesu und die über Israel hinausreichende Dimension seines Wirkens". ' Zum Ganzen s.o. Abschnitt Π 1.2, S.40-50. Zum Ganzen s.o. Abschnitt II 1.3, S.50-70.
240
in. Auswertung 1.1.2 Die Konzeption des Matthäus
Im Matthäusevangelium orientiert sich die Darstellung der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern an folgendem Leitgedanken'; Durch die Sendung Jesu Christi, in der Gottes Erwählungsgeschichte mit Israel zum Ziel kommt, ruft Gott dieses Volk in die ihm von Abraham her zugedachte Rolle hinein, als Licht für die (übrigen) Völker zu existieren. Da es sich dem Anspruch Jesu mehrheitlich verschüeßt, wird jene Rolle auf der Basis des Todes Jesu seinen Jüngern übertragen; in diesem Sinn beruft sie der Auferstandene als der mit aller Macht im Himmel und auf Erden ausgestattete Menschensohn, die „Heiden" zu Jüngern zu machen und so in die Gemeinschaft der Abrahamskinder zu integrieren. Zugleich fuhren die Jünger nach Ostern Jesu Wirken an Israel fort, indem sie Juden in aller Welt auftufen, im Glauben an Christus ihre Abrahamskindschaft zu bewähren. Das vor- und nachösterliche Werk des Christus an Israel und das nachösterliche Wirken des Menschensohns an den Völkern bilden also eme Einheit. Dabei geht es Jesus im Rahmen seines Erdenwirkens vor allem darum, zunächst ganz Israel, dann zumindest einzelne Israeliten um sich zu sammeln und in die Rolle als Träger des Lichts für die Völker einzuweisen. Diesen Leitgedanken entfaltet Matthäus unter folgenden Schwerpunktsetzungen®: 1. Indem die Jesusgeschichte von der Geburt des verheißenen Abrahams- und Davidssohns als des Retters fur Israel konsequent bis zur Erscheinung des mit universaler Vollmacht ausgestatteten Menschensohns als des Herm über alle „Heiden"Völker fortschreitet, bringt sie die Identität Jesu als des Sohnes Gattes zur Anschauung. 2. Die beiden Aspekte seines Werkes als Christus und als Menschensohn sind verknüpft in seinem Tod „für viele", der die Sendxmg Jesu zu Israel vollendet und sein Wirken an den Völkern begründet. Sie sind zudem miteinander verschränkt; denn wie die Abrahamssohnschaft Christi darin zum Ziel kommt, daß er Nich^uden Anteil am Segen Abrahams gibt, so basiert die universale Herrschaft des Menschensohns auf seinem irdischen Auftreten in Israel. 3. Die Absicht Jesu, Israeliten in ihre Rolle als Kinder Abrahams inmitten der Völker einzuweisen, spiegelt sich in seinem Erdenwirken vielfach wider: a) in seinem Lebensweg, der an wichtigen Punkten zwischen Geburt imd Tod als Erfüllung der Schrift erscheint und zugleich in die Völkerwelt hineinstrahlt; b) in seiner öffentlichen Verkündigung der Nähe des Hitrmielreichs, die Israel gilt und dabei dessen Beziehung zu den Völkem im Blick hat; c) in der Definition der Existenz seiner Jünger, die bleibend jüdisch geprägt ist und doch dazu dient, Nichtjuden zum Lob Gottes zu führen; d) in seiner ethischen Lehre, die das Gesetz und die Propheten „erfüllt" und eben damit auch für ,3eiden" nachvollziehbar macht; e) in seinem Ruf in die Nachfolge, der die Jünger zu Mitarbeitern Jesu gegenüber Israel und gerade darin zu seinen Zeugen gegenüber den Völkem macht; ' Zum Folgenden s.o. Abschnitt Π 2.7, S.151£f. ® Zu den fünf folgenden Absätzen s.o. S.83 .110f. (zu 1), S.134-137 (zu 2), S.147-151 (zu
3), S.iaifif. (zu4) sowie S.133f.l52f. (zu 5).
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
241
f)
in den Anweisungen für das Zusammenleben der Jünger, das sich am Gesetz orientiert und zugleich Differenzen in der Lebensgestaltung zuläßt; g) in den Hinweisen auf seinen Tod, der Juden und „Heiden" zugute kommt. 4. Sichtbarer Ausdruck der Einheit des Werkes Jesu ist der Kreis seiner Nachfolger und Mitarbeiter, in dessen Bildung sein Erdenwirken unter Israel kulminiert; denn es ist dieser eine, durch die Erscheinung des Auferstandenen neu begründete Jüngerkreis, der einerseits Juden - zuerst in Jerusalem, später auch in der Diaspora durch Verkündigung des Evangeliums um Christus versammelt, andererseits „Heiden" in aller Welt durch Taufe und Lehre zu Jüngern des Menschensohns macht. 5. Das durch Christus unter Israel errichtete Gottesreich und das weltweite Reich des Menschensohns werden vollendet im Himmelreich, wo denjenigen Menschen, die im Endgericht bestehen, die Fülle des Heils zuteil wird. Dabei werden Jünger danach beurteilt, ob sie sich als Jünger bewährt und nach Gottes Willen gelebt haben, alle übrigen Juden imd „Heiden" aber danach, wie sie sich gegenüber den zu ihnen gesandten bzw. den unter ihnen lebenden Jüngern verhalten haben. In diesem Rahmen - dessen Ausrichtung in der Gestaltung der Genealogie Jesu (1,1-17) und in den Schriftzitaten 4,14fF.; 12,17-21 gut zu erkennen ist^ - zitiert Matthäus eine Reihe von Jesusworten über „Heiden". Letztere werden einerseits den Jüngern vor Augen gestellt, und zwar - abgesehen von der Ansage, daß „Heiden" an der Tötung Jesu mitwirken werden (20,19) (a) im Rahmen von Mahnungen, sich als „Licht des Kosmos" (5,14fF.) von „heidnischen" Verhaltensweisen abzusetzen (5,47; 6,7,32; 18,17; 20,25, vgl. 5,41); (b) im K o n n e x mit Hinweisen auf die ihnen übertragene weltweite Predigt des Evangeliums (26,13) an Juden, die den Völkern zum Zeugnis dient ( 1 0 , 5 f l 8 ; 24,[7.]9.14,vgl. 22,9f.); (c) hinsichtlich ihrer Sendung zu den Völkern (28,19, vgl. 13,28fî.32.37ff.47); (d) im Blick auf das Endgericht (24,[22.]30f; 25,32, vgl. 10,15; 13,30.41ff.)'. Andererseits kritisiert Jesus die „Proselytenmacherei" der Schriftgelehrten und Pharisäer (23,15) und konfrontiert Israeliten, die ihm unentschlossen oder skeptisch gegenüberstehen, in warnender Absicht mit der potentiellen oder faktisch erwiesenen Umkehrbereitschaft bestimmter Nichtjuden (11,21-24; 1 2 , 4 1 f ) und mit der - auf der Basis der Auferweckung Jesu (12,40) - zu erwartenden Teilnahme von Juden und „Heiden" aus aller W e h am Festmahl im Himmelreich, d.h. an der endzeitlichen Heilsvollendung (8,11)'. Daneben berichtet das Evangelium von gelegentlichen Kontakten Jesu mit „Heiden", die freilich stets ohne sein Zutun, z.T. sogar gegen seinen Willen zustande kommen. Dabei stößt er als der Retter für Israel bei den Gadarenern ( 8 , 3 3 f ) und bei Pilatus (27,11-26) auf Ablehnung und Unverständnis, während
'S.o. S.83f.undS.147.138. ^ S.o. S.120f.l48f. (zua), S.123-126 (zub), S.84-88.128£f.l37 (zu c) sowie S.122f.l41.85 (zud). 'S.o. S.141f.l38.116f.
242
ΠΙ. Auswertung
die Magier aus dem Osten (2,1-12) und die Soldaten am Kreuz (27,27-54) seine besondere Würde aufgrund von kosmischen Zeichen erkennen, ohne jedoch in eine dauernde Beziehung zu ihm zu treten. Letzteres gilt auch für den Centuno von Kafamaum (8,5-13) und die Kanaanäerm (15,21-28), die aufgrund ihres einzigartigen, die universale Bedeutung des Abrahams- und Davidssohns Jesus erkennenden Glaubens ausnahmsweise seine wunderbare Hilfe erfahren'". 1.1.3 Die Konzeption des Lukas Das lukanische Bild von der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern wird durch folgenden Leitgedanken geprägt": Da das in der Sendung Jesu Christi anhebende Heilshandeln Gottes die Verheißungen an Abraham erfüllt, ist es ganz auf Israel bezogen. Dabei erweist es sich insofern als der eschatologische „Glanz Israels", als es das Gottesvolk neu konstituiert und im Zuge dessen neu defirüert, was jüdische Identität - zumal im Blick auf Heilserwartung imd Lebenspraxis - ausmacht. Gerade deshalb aber stellt es ein Ereignis von weltgeschichtlicher Bedeutung dar, das in die Völkerwelt hineinstrahlt, imd ist als solches geeignet und bestimmt, zum „Licht für Heiden" zu werden, d.h. diese ins Gottesvolk einzugliedern. Dessen Neukonstituierung wird freilich erst durch die Zeugentätigkeit der Jünger im Gefolge der Himmelfahrt vollzogen. Jesu Erdenwirken hat vorbereitende Funktion: Es erweist ihn als den Mittler des Heilsgeschehens, führt dieses den Israeliten in seiner Eigenart als „Glanz Israels" wie in seiner Bestimmung zum „Licht für Heiden" vor Augen und bereitet die Jünger auf ihren nachösterUchen Dienst in all seinen wichtigen Aspekten vor. Im Zuge der Entfaltung dieses Leitgedankens setzt Lukas folgende Schweipunkte'^: 1. Die Gliederung des Evangeliiuns in einen Prolog (1,5-2,52), der den eschatologischen Charakter des Kommens Jesu veranschaulicht, und zwei Hauptteile, die seiner Identität (3,1-9,50) bzw. seinem Weg durchs Leiden zur Herrlichkeit (9,5124,53) gewidmet sind, bringt die lukanische Aufbssung von der grundlegenden Bedeutung des Erdenwirkens Jesu im Heilshandeb Gottes zur Darstellung. 2. Israelbezug und universale Ausrichtung der Sendung Jesu werden auf programmatische Weise sowohl im Prolog als auch im Rahmen der Jesusgeschichte herausgestellt. Dabei thematisiert letzterer primär die durch Jesus inaugurierte Neukonstituienmg des Gottesvolkes durch die Predigt der „Umkehr zur Sündenvergebung", der Prolog vor allem die damit verknüpfte Neudefinition jüdischer Identität in den Bereichen „messianische Erwartung" sowie „Tençel- und Thorafrömmigkeit". 3. Die Brücke vom Israelbezug zur Universalität des Heilsgeschehens schlägt Lukas zumal in seiner Christologie: „Christus" ist Jesus insofern, als er - aufgrund seines Weges durchs Leiden zur Herrhchkeit - fur Israel zum Mittler einer erneuerten Gottesbeziehung wird; als Christus aber ist er der Gottessohn, dessen Sendimg zu Zum Ganzen s.o. Abschnitt II 2.5.4, S. 139-146. " Zum Folgenden s.o. Abschnitt II 3.8, S.227-237. " Zu den fünf folgenden Absätzen s.o. Abschnitt II 3.2, S.156-169 (zu 1), S.178f.l89f. (zu 2), Abschnitt Π 3.5, S. 190-197 (zu 3), S.228-236 (zu 4) sowie S.236f. (zu 5).
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
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Israel die Menschheitsgeschichte zum Ziel fuhrt, und der Menschensohn, mit dessen Auftreten in Israel die universale Durchsetzung der Herrschaft Gottes anhebt. 4. Dieser Brückenschlag spiegelt sich in den wesentlichen Dimensionen des Erdenwirkens Jesu - es gilt Israel (a), zieh auf die Neukonstituierung des Gottesvolkes (b) und bringt eine Neudefinition jüdischer Identität mit sich (c) - wie folgt wider: a) Jesus wertet sein Auftreten als Erftilliuig der Schriften - und stellt zugleich .beiden" als Werkzeuge im Heils- und Gerichtshandeh Gottes an Israel dar; er wendet sich durchweg den Kindern Abrahams zu, erläutert sein Wirken aber mit Hmweisen auf außenpolitische oder grenzüberschreitende Vorgänge im Leben Israels; er bewegt sich fast ausnahmslos auf jüdischem Boden, doch die Kunde von ihm erreicht auch das nichtjüdische Umland. b) Jesus verkündet und vergegenwärtigt die Gottesherrschaft in Israel - und sieht damit den Prozeß ihrer weltweiten Durchsetzung eröffnet; er spricht von seiner Sendtmg zu Israel - und zugleich von ihrer universalen Reichweite; er gibt Juden infolge ihres Glaubens, ihrer Umkehr, ihrer Anerkennung seines Wirkens als des Gesandten Gottes Anteil am eschatologischen Heil - und eröffnet dadurch grundsätzlich allen Menschen den Zugang zu diesem Heil. c) Jesus macht den Tempel zum Gebetshaus, die Synagogen zu Orten seiner Lehre - und ermöglicht damit ,JIeiden", diese Stätten in gleicher Weise zu nutzen wie Juden; er iπteφretiert das Gesetz vor allem als Weisung zur Gottes- und Nächstenliebe, so daß auch Nichtjuden es befolgen können; er ordnet einzelne Gebote im Konflikt&ll seiner Sendung zu den Sündem und Hilfsbedürftigen unter - und ebnet so der Eingliederung von „Heiden" ins Gottesvolk den Weg. 5. Jesus bereitet die Jünger auf ihren Zeugendienst vor, indem er ihnen die Schriften als Ansage des Heilsgeschehens erschließt, die Notwendigkeit seines Geschicks erläutert, den universalen Charakter jenes Dienstes vor Augen führt und indem er sie nicht nur von An&ng an bis Ende ihn begleiten läßt, sondern auch mehrmab zur Mitarbeit in Wort und Tat ermächtigt. In diesem Rahmen - dessen Ausrichtung an den Lobrufen 1,71-74 und 2,30ff·., dem Schrifizitat 3,4flf. sowie der Gestaltung der Genealogie 3,23-38 gut zu erkennen ist" - fuhrt der Evangelist mehrere Aussagen Jesu über Nichtjuden an. Während das erste Wort an die Gottesfeme zweier „Heiden" aus vorexilischer Zeit sowie an die universale Reichweite der Gnade Gottes erinnert (4,25ff.) und die letzte Leidensankündigung die Mitwirkung von ,beiden" an der Tötung Jesu thematisiert (18,3 Iff), teilen sich die weiteren Belege in zwei Gruppen: • Die Jünger fordert Jesus auf, sich von „heidnischer" Herrschsucht und Sorge um sich selbst freizuhalten (22,25; 12,30) und die Ablehnung durch Samaritaner nicht gewaltsam zu vergelten (9,55); zudem kündigt er ihnen die „Zeiten der Völker" (21,24) und die Parusie als ein alle Völker betreffendes Geschehen an (2I,25f, vgl. V.34f ); als Auferstandener stellt er ihnen dann die Verkündigung an alle Völker vor Augen (24,47, vgl. 12,1 I f ; 21,12-15). • Die Juden aber, die ihm mit Kritik oder Skepsis begegnen, warnt er vor den Konsequenzen solchen Verhaltens, indem er ihnen von einem Samaritaner ' S.o. S.172f.l81-184 sowie S.190f.
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Ш. Auswertung
erzählt, der das Liebesgebot des Gottes Israels erfüllt (10,25-37), und aufzeigt, daß einige „Heiden" auf Gottes frühere Boten gehört haben (1 l,30ff.), gegenwärtig auf Jesu Taten hin umkehren würden (10,13f), künftig in die Gottesherrschaft eingeladen sein (14,23) und einst an deren Vollendung teilhaben werden (13,19.29)"*. Eine ähnliche Aufteilung ergibt sich bei den Erzählungen von Kontakten zwischen Jesus und Nichtjuden - Kontakten, die Jesus zwar nicht selbst herbeifuhrt, denen er aber nicht ausweicht: Einerseits findet Jesus beim Centurio von Kafarnaum vorbildlichen Glauben (7,1-10), erntet bei einem vom Aussatz geheilten Samaritaner mustergültigen Dank (17,11-19) und wird im Tod vom Hauptmann am Kreuz auf beispielgebende Weise gewürdigt (23,47); andererseits stößt er als der Gresandte Gottes für Israel bei den Gerasenem (8,34-37), bei den Einwohnern eines samaritanischen Dorfes (9,51-56) sowie bei Pilatus und dessen Soldaten (23,24f 36f) auf Unverständnis und Ablehnung*'. 1.2 Die Leitgedanken der Evangelisten im Vergleich Stellt man die in Abschnitt 1.1 formulierten Leitgedanken nebeneinander, so erkennt man: Die Darstellung der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern orientiert sich in allen drei Evangelien an demselben „heilsgeschichtlichen" Grundmuster. Dieses läßt sich mit einer Sequenz von sieben Sätzen definieren: 1. Die Sendung Jesu bringt die Geschichte Gottes mit Israel zur Erfüllung. 2. Das Erdenwirken Jesu ist ganz auf das Volk Israel bezogen. 3. Die Quintessenz dieses Wirkens besteht in der Bildung des Jüngerkreises. 4. Den Zielpunkt des Auftretens Jesu bildet das Geschehen von Tod und Auferweckung, in dem Gott seinen eschatologischen Heilswillen realisiert. 5. Mit diesem Geschehen beginnt eine neue Phase im Heilshandeln Gottes, das nun Juden und „Heiden" gilt. 6. Mittler des nachösteriichen Heilshandebs Gottes sind die Jünger Jesu. 7. Wo die Botschaft der Jünger Gehör fmdet, fuhrt sie zu einem versöhnten, fiiihere Gegensätze ausgleichenden Miteinander von Juden und „Heiden". Jeder Evangelist füllt freilich dieses Grundmuster auf eigene Weise. Im Folgenden ist daher zu prüfen, inwiefern die verschiedenen Deutungen der aufgeführten „Grund-Sätze" in den synoptischen Evangelien übereinstimmen oder differieren und inwiefern sie miteinander harmonieren oder einander widersprechen. Dabei werden die Sätze 3 und 7 sowie 4 bis 6 jeweils gemeinsam behandelt. 1.2.1 Die Sendung Jesu als Erfüllung der Geschichte Gottes mit Israel Markus^^ beschreibt den „erfüllenden" Charakter der Sendung Jesu zuerst und vor allem von der universalen Heilszukunft her, deren Realisierung Jesus einZum Ganzen s.o. Abschnitt II 3.7, S.210-227, femer S.184-187.192f. 15 г " Zum Ganzen s.o. Abschnitt II 3.6, S.197-209. Zum Folgenden s.o. S.71£f.
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leitet: Der von Gott zur Aufrichtung des eschatologischen Heils festgesetzte Zeitpunkt hat sich deshalb mit dem Auftreten Jesu in Israel „erfüllt", weil dieser als Bote der nahe herangekommenen Gottesherrschaft auftritt (1,15). Es ist daher kein Zufall, daß Jesus seine Sendung zu Israel nur im Blick auf sein Leiden und Sterben als Erfüllung der Schrift präsentiert (14,49, vgl. 9,12c; 14,21) und nur hinsichtlich der universalen, die Jünger und durch sie alle Völker betreffenden Konsequenzen seines Todes mit Schriftzitaten erläutert (11,17; 12,10f36; 14,27)". Ein ähnliches Bild ergibt sich ja bei den Aussagen zum göttlichen Heilsplan; vgl. 8,31 und 13,7. lO'*. Dieser Befund macht deutlich: In markinischer Sicht wird Gottes Geschichte mit Israel erfüllt durch das Geschehen von Tod und Auferweckung Jesu - und zwar insofern, als dieses Geschehen jene Geschichte überführt in eine neue Geschichte Gottes mit allen Völkern. Nach Matthäus^^ hingegen erweist sich die Sendung Jesu schon von seiner Herkunft her als Erfüllungsgeschehen: Als Abrahams- und Davidssohn ist Jesus der „Christus", in dem Gottes Erwählungs-, Verheißungs- und Befreiungsgeschichte mit Israel zum Ziel kommt (1,1-25). Darum stellt dieser Evangelist mit einer Fülle von Schriftzitaten klar, daß das irdische Auftreten Jesu in Israel insgesamt - von der Geburt (l,22f) bis zum Ereigniszusammenhang von Tod und Auferweckung (21,42) - den Weissagungen der Schrift auf die eschatologische Heilszeit entspricht. Gewiß mündet das Werk, das Jesus als „Christus" an Israel vollbringt, in sein nachösterliches Wirken als „Menschensohn" an den Völkern. Auch dieses Wirken aber ist in der Schrift prophezeit (12,17-21) und demgemäß auf doppelte Weise eingebunden in die noch nicht abgeschlossene Geschichte Gottes mit Israel: einerseits durch die Mittlerrolle der Jünger (28,18ff.) - denn als Boten des Auferstandenen nehmen sie die Israel von Abraham her zugedachte Aufgabe wahr, als Licht für die Völker zu existieren (21,43); andererseits durch die Ausrichtung auf die Himmelsherrschaft - denn dort finden „Heiden" wie Juden die Fülle des Heils am Tisch der Patriarchen Israels (8,11). Nach matthäischer Darstellung kommt jene Geschichte also in der gesamten, vor- und nachösterüchen Wirksamkeit Jesu zur Erfüllung - und zwar insofern, als diese Wirksamkeit Zug um Zug die Erwählung Abrahams zum Ziel führt. Luka^° wiederum verankert die „Erfüllung", die sich mit der Sendung Jesu verbindet, primär in dessen Identität als „Christus", die von Anfang an verkündet, aber erst am Ende seines Lebensweges offenbar wird: Mit Jesus kommt der zur Welt, der als der zur Rechten Gottes Erhöhte die messianischen VerheißunDie übrigen Zitate und expliziten Schriñbezüge Jesu finden sich - mit Ausnahme seines Hinweises auf das gewaltsame Geschick des Täufers (9ДЗ), das dessen in der SchriA angekündigten Dienst als Wegbereiter Jesu (l,2f ) beschließt - ausnahmslos in Schul- und Streitgesprächen, die ihn als den wahren Interpreten der Schriñ ausweisen (s.o. S.76f ). " Wiederum betrifit die einzige Ausnahme die Widcsamkeit des Täufers (9,11). "Zum Folgenden s.o. Abschnitt Π 2.7, S.lSlfif., femer S.89 (zuMt 1,1-25; 28,18fF.), S.91Í (zu den Schriftátaíen), S.138 (zu 12,17-21) und S.116£118ff. (zu 8,11; 21,43). Zum Folgenden s.o. S.228£232-235.
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Ш. Auswertung
gen Israels realisiert (l,32f.69ff.) und die Heilszusagen an Abraham einlöst (l,54f.72-75). Deshalb spricht Jesus gerade im Blick auf die Eckpunkte seines Erdenwirkens - auf seinen Auftritt in Nazaret (4,17-21) und seinen „Ausgang" (9,31) durchs Leiden zur Herrüchkeit (18,31fiF.; 24,25ff, vgl. 22,37; 20,17.42f ) - von der Erfüllung der Schriften. Die vom Auferstandenen angekündigte Umkehrpredigt an die Völker bildet ein integrierendes Element des die Schriften erfüllenden Heilsgeschehens in Christus (24,44-47); denn wie dieses als „Glanz Israels" dazu bestimmt ist, zum „Licht für Heiden" zu werden (2,30fF.), so ist Christus als Sohn Abrahams der zum Heilsträger für alle Menschen designierte Gottessohn (3,22.23-38). Gottes Geschichte mit Israel wird demnach in lukanischer Sicht durch die nachösterliche Sammlung des eschatologischen Gottesvolkes aus Juden und Nichtjuden erfüllt - und zwar msofem, als mit dieser Sammlung die Heilszusagen an Abraham sukzessive eingelöst werden. Insgesamt ergibt sich: Alle drei Evangelisten erbhcken die mit der Sendimg Jesu heraufgefiihrte Erfüllung der Geschichte Gottes mit Israel darin, daß durch diese Sendung - den Verheißungen der Schrift entsprechend - Juden und „Heiden" das eschatologische Heil Gottes zuteil wird. Dabei ist aber mit .Erfüllung" in jedem Evangelium etwas anderes gemeint: Für Markus wird jene Geschichte als Größe sui generis mit dem Greschehen von Tod und Auferweckung Jesu abgeschlossen; für Matthäus wird durch das Wirken Jesu, des Christus und Menschensohns, die Intention dieser Geschichte - daß Israel als Licht für die Völker existiert - verwirkUcht; für Lukas findet besagte Geschichte m der nachösterlichen Sammlung des eschatologischen Gottesvolkes aus Juden und „Heiden" ihre Vollendung. Diese drei Deutungen lassen sich kaum auf einen gemeinsamen Nenner bringen; in ihrer jeweiligen Sicht der Besonderheit der Gottesbeziehung Israels schließen sie einander aus. 1.2.2 Die Ausrichtung des Erdenwirkens Jesu auf Israel Nach Markus^^ ist die irdische Wirksamkeit Jesu auf ganz Israel ausgerichtet; das wird an ihrer geographischen Weite und enormen Anziehungskraft anschaulich. Dabei geht es Jesus darum, Israeüten um sich zu sammehi und für das Zusammenleben mit „Heiden" im eschatologischen Gebetshaus für alle Völker (11,17) zuzurüsten. Deutlicher Ausdruck dieser doppelten Intention ist das Nebeneinander von an großen Volksmengen vollzogenen Speisungswundern, die Jesus als den Hirten Israels (6,34) ausweisen, und Streitgesprächen, in denen er zentrale Auffassungen seiner Gegner als Verfehlung des ursprünglichen Gotteswillens (10,6) entlarvt. Geeint sind die genannten Grundformen des Wirkens Jesu durch den Konnex mit seiner öffentUchen Lehre, die an wichtigen Punkten - nicht zuletzt bei der inhaltlichen Füllung des „Christus"-Titels - den Bezugsrahmen jüdischer Anschauungen überschreitet. Eben damit macht sie deutlich:
Zum Folgenden s.o. S.70f.73f.75-81, femer S.52ff.
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Das Ziel seines irdischen Auftretens besteht darin, Israel zu einer auf Nichtjuden hin offenen Glaubens- wd Lebensgemeinschaft zu formen. Matthém^^ präsentiert Jesus schon von seiner Geburt imd Kindheit her als den Gesandten Gtottes für ganz Israel: Indem Jesus sein Volk aus dessen Sünden errettet, realisiert sich in ihm das eschatologische Mit-Sein Gottes mit Israel (l,21fF.), so daß er zu Recht „König der Juden" heißt (2,2). Diese messianische Identität Jesu tritt dann zumal in seiner Lehre (23,8ff.), seinen Wundern (11,2) und seinem im Gehorsam gegen Gott erduldeten Leiden (27,22 u.ö.) zutage. Als Christus aber wendet er sich mit seinem Wirken in Lehre, Verkündigung und Heilungen an das ganze jüdische Volk (4,23ff. u.ö.), und zwar in der Absicht, es zur Umkehr aufzufordern (4,17). Erst als es sich in großen Teilen dieser Forderung verweigert, spitzt Jesus sein Wirken darauf zu, vor dem Hintergrund heftiger Konflikte mit den Autoritäten Israels jedenfalls einzehie Juden in die Nachfolge zu rufen (1 l,28ff·.). Durchgängig aber geht es ihm - der selbst als das Licht der Völker in Israel auftritt und wirkt (4,12-16.24a) - darum, daß Israeliten sich im Glauben an ihn (8,10) imd im Leben nach seinen Weisungen als Kinder Abrahams (3,8-12) erweisen w d eben damit als „Licht des Kosmos", das die Völker zum Gott Israelsfiihrt(5,14fiF.). Auch Luka^^ stellt bereits in seiner Schilderung der auf die Geburt Jesu zulaufenden Ereignisfolge klar, daß dieser als Christus zum Retter für das ganze Volk Israel eingesetzt ist (2,10f, vgl. 1,33.54.68). Das irdische Wirken Jesu, das den Kindern Abrahams (13,16; 19,9), des Vaters Israels (vgl. 16,24.27.30), gilt, erstreckt sich demgemäß über alle Teile des Landes Israel (4,14f43f u.ö.), macht ihn von Anfang an weithin bekannt (4,14b.37 u.ö.) und beschert ihm bis zuletzt großen Zulauf (4,40f ; 21,38 u.ö.). Freihch erntet er auch heftigen Widerspruch, imd selbst seinen Anhängern erschließt sich der Siim seines Weges erst infolge der Auferstehung (2,34f ). Der Grund dafür liegt in der Ausrichtung dieses Weges auf die von seinem Ende her in Gang kommende Neukonstituierung des Gottesvolkes, die sich mit einer Neudefmition jüdischer Identität verbindet. Eben damit aber wird die Eingliederung von Nichtjuden ins Grottesvolk vorbereitet, in der sich die Bestimmung des Heilsgeschehens erfüllt, als „Glanz Israels" zum „Licht für Heiden" zu werden (2,32). So dient das Erdenwirken Jesu dazu, ihn vor den Israeüten als den Mittler jenes Heilsgeschehens (4,18f ) und damit als den Heilsträger für alle Menschen auszuweisen. Im Vergleich der skizzierten Darstellungen wird deutlich: 1. Alle Evangelisten betonen, daß das öffentliche Wirken Jesu in Wort und Tat auf ganz Israel ausgerichtet ist, und veranschaulichen dies mit Hinweisen auf die große Reichweite jenes Wirkens; dessen Erfolg schätzt Matthäus freilich weniger positiv ein als Markus und Lukas. ^ Zmn Folgenden s.o. S.147£f., femer S.83f.l42 (zu Mt l,21fF.; 2,2), S.135 (zu 23,8£F. etc.), S.95f. (zu 4,23 etc.) sowie S.111-117 (zu 8,10 etc.). " Zum Folgenden s.o. S.227fF., femer S.158f. (zu Lk 2,34f ), S.172f (zu 2,32) und S.220f. (zu4,18f).
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Ш. Auswertung
2. Der messianischen Identität Jesu messen Matthäus und Lukas nicht nur größeres Gewicht zu als Markus, sondern vor allem - anders als Markus - bleibende Bedeutung. (Dem ist in Abschnitt III 1.3.3.d genauer nachzugehen.) 3. Allen drei Evangelien zufolge geht es Jesus bei seinem Erdenwirken darum, Israel auf das eschatologische, letztlich allen Menschen zugute kommende Heilshandehi Gottes „einzustellen". Diese allgemeine Defmition wird aber auf je andere Weise konkretisiert: Nach Markus sucht Jesus Israeliten für das Zusammenleben mit „Heiden" zu öffnen; nach Matthäus ruft er sie in ihre Rolle als Träger des Lichts für die Völker hinein; nach Lukas konfrontiert er sie mit der eschatologischen Neudefmition jüdischer Identität, die es Nichtjuden ermöglichen wird, Güeder des Gottesvolkes zu werden. Hinsichtlich der Bestimmung des Verhältnisses zwischen Israel und den Völkern sind diese Angaben zur Intention des Wirkens Jesu unvereinbar. 1.2.3 Der Jüngerkreis Jesu als Keimzelle der nachösterlichen Gemeinde Nach Markus^^ gründet Jesus einerseits die Grruppe der Zwölf, die ihn ständig begleiten sowie bei seiner Predigt- und Heilungstätigkeit in Israel mitwirken (3,14f), andererseits in enger Verbindung damit den Kreis der Jünger (3,13), die als Nachfolger Jesu in eine Lebens- und Schicksalsgemeinschaft mit ihm eintreten (2,14-15b; 8,34£ u.ö.). Beide, Zwölfer- und Jüngerkreis, präpariert er in umfassender Weise für ihre nachösterliche (14,28; 16,7) Existenz; dazu erläutert er (a) ihnen gemeinsam den Sinn seines Leidensweges und das Wesen der Nachfolge, (b) den Jüngern das Zusammenleben in der Gemeinde und deren Verhältnis zur „Außenwelt", (c) den Zwölfen die Aufgaben der Verkündigung und der Gemeindeleitung. Dabei wird durch den universalen Charakter dieser Unterweisung angebahnt, was in der Angliederung eines weiteren Anhängerkreises an die Jüngerschar schon symbolisch zur Darstellung kommt: Nach Ostern entsteht aus dem Kreis der Jünger und Nachfolger Jesu eine Glaubensund Lebensgemeinschaft von Menschen aus allen Völkern. Nach Matthäus^^ ruft Jesus während seines Auftretens in Israel zwar öffentlich dazu auf, ihm nachzufolgen (1 l,28f£); als feste Gruppe gründet er aber nur den Kreis „seiner zwölf Jünger" (10,1). Diese fuhrt Jesus in die Nachfolge-Existenz als Lebens- und Weggemeinschaft mit dem Menschensohn (16,24) ein; im Zusammenhang damit rüstet er sie einerseits mit seiner das Gesetz erfüllenden Lehre dafür zu, sich durch ihre Lebenspraxis - die den Grehorsam gegen die Gebote (5,18£) mit Offenheit nach außen und Toleranz nach iimen verknüpft als „Licht des Kosmos" (5,14) zu erweisen, instruiert sie andererseits fur ihren innerjüdischen Dienst als Boten des Evangeliums (10,6ff.), der auch den Völkern zum Zeugnis gereicht (10,18). Sofern dabei die nachösterüche Zeit ständig ^^ Zum Folgenden s.o. S.74f.77-81. " Zum Folgenden s.o. S.151ff. und S.148-151, femer S.96 (zu Mt ll,28£f.), S.131 (zu 10,1), S.115f.l20f. (zu 5,14.18f.) sowie S.123ff. (zu 10,6£f.l8).
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mit im Blick ist, deutet dieser Gehalt der Jüngerunterweisung an: Infolge der Neubegründung durch den Auferstandenen wird der Kreis der Jünger, die nach Jesu Weisungen leben und damit ihre Abrahamskindschaft bewähren, nicht nur weitere Juden, sondern auch „Heiden" in seine Gemeinschaft hineinnehmen. Nach Lukas''^ konstituiert Jesus durch Berufung einen Jüngerkreis (5,27f 30), aus dem heraus er die zwölf Apostel erwählt (6,13-16). Diese erscheinen als die ständigen Begleiter Jesu (8,1; 22,28), haben aber im Rahmen des Erdenwirkens Jesu - wie zumal an den beiden Aussendungen 9,1-6.10; 10,1-17 sichtbar wird - keine anderen Aufgaben als die übrigen Jünger; erst für die nachösterliche Zeit mißt er den Aposteln (22,25flf.) sowie Petrus (22,3 I f ) spezielle Leitungsfunktionen zu. Auf das Leben in dieser Zeit aber werden alle Jünger umfassend vorbereitet; dabei ist von Nachfolge (9,23) und Dienst (17,7-10) ebenso die Rede wie von Zeugnis (21,13) imd Botendasein (12,2f). Getragen wird diese Einweisung dadurch, daß Jesus einerseits den Glauben, der Juden wie „Heiden" Anteil am eschatologischen Heil gibt, als zentrales Merkmal der Jüngerschaft keimzeichnet (17,5f), andererseits die von ihm inaugurierte Neudefmition jüdischer Identität teils - wie beim Sabbat (6,1-5) - direkt, teils - wie beim Umgang mit kultischer Unreinheit (8,43-48) - indirekt auf seine Jünger anwendet. Auf diese Weise wird deutlich: Aufgrund der Erscheinung des Auferstandenen bildet der Jüngerkreis die Keimzelle des neu zu konstituierenden Gottesvolkes, dem dann auch Nichtjuden angehören werden. Im Vergleich der drei Evangelien zeigt sich: Übereinstimmend stellen sie den von Jesus während seines Erdenwirkens begründeten Jüngerkreis als den in die nachösterliche Zeit hineinreichenden Brückenkopf dar, von dem aus die Sammlung der Christusgläubigen aus Israel und den Völkern vor sich geht. Dabei bestehen aber folgende Differenzen: 1. Die Zwölf werden von Matthäus mit den Jüngern identifiziert, von Markus und Lukas - bei z.T. divergierender Rollenzuweisung - von ihnen unterschieden. 2. Aus der Vielzahl der von allen Evangeüsten notierten Merkmale der Jüngerexistenz betont Markus die Leidensnachfolge, Matthäus das Leben nach den Weisungen Jesu, Lukas die Weg- und Dienstgemeinschaft mit Jesus. 3. Die Offenheit des Jüngerkreises für Nichtjuden in nachösterlicher Zeit wird jeweils anders beschrieben: Nach Markus wird die Grenze, die Juden von „Heiden" trennt, durch die Bindung an Jesus Christus aufgehoben, so daß beide Gruppen ebenso unkompliziert zusammenkommen wie Jünger und Anhänger Jesu während seines Erdenwirkens. Nach Matthäus empfangen „Heiden", die in die Nachfolge des Menschensohns eintreten, den Segen Abrahams und werden dadurch in die Gemeinschaft derjenigen Juden, die als Jünger ihre Abrahamskindschaft bewähren, hineingenommen·. Nach Lukas werden Nichtjuden infolge ihres Glaubens in das neu konstituierte Got' 2шп Folgenden s.o. S.229-232.236f., femer S.165.189f. sowie (zu Lk 22,25£F.28) S.211.
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ΠΙ. Auswertung
tesvolk integriert, da dessen jüdische Glieder durch die Neudefinition ihrer Identität als Juden auf das Zusammenleben mit Nichtjuden vorbereitet sind. An diesem - den Charakter Judenchristlicher" Existenz im Rahmen der Gemeinschaft von Christusgläubigen aus Israel und den Völkern betreffenden - Punkt gehen die Synoptiker also getrennte Wege. 1.2.4 Tod und Auferstehung Jesu als Kulminationspunkt des Heilsgeschehens Markus^^ zufolge etabliert Gott im Tod Jesu den eschatologischen Bund „für viele" (14,24). Dieser Tod nämlich, den Jesus im Gtehorsam gegen Gottes Heilswillen (8,31) auf sich nimmt (14,36), gilt bei Gott als „Lösegeld für viele" (10,45); er bildet daher die Basis, auf der mit der Auferweckung Jesu (12,10f) das in der Schrift verheißene „Gebetshaus für alle Völker" (11,17) errichtet wird, das Juden wie „Heiden" gleichermaßen oflfensteht und als Ort, an dem Menschen beten und Vergebung erfahren, den Jerusalemer Tempel als spezifisch jüdische Institution ablöst (15,38). So verstanden stellt das Geschehen von Tod und Auferweckung in dreifacher Hinsicht den Zielpunkt des Erdenwirkens Jesu dar: (1) In ihm vollendet sich sowohl das berufende und vergebende Wirken des Menschensohns an den Sündern als auch die Menschen aufgrund ihres Glaubens rettende, wunderbar sättigende und Jesu Gottessohnschaft anzeigende Wundertätigkeit des Christus. (2) Es offenbart den Jüngern Notwendigkeit sowie heilvolle Bedeutung ihrer Nachfolge-Existenz und läßt aus den Begleitern und Mitarbeitern Jesu in Israel Jesu Boten werden, die allen Völkern das Evangehum verkündigen und durch ihren Lebensvollzug bezeugen. (3) Wie in der Kreuzigung Jesu die Opposition der Hierarchen Israels gegen Jesus gipfelt, so kommt in jenem Geschehen die „Arbeit" Jesu an der Formung Israels zu einer auf Nichtjuden hin offenen Glaubens- und Lebensgemeinschaft zum Abschluß. Matthäu^^ schildert den Tod Jesu in erster Linie als Ausweis seiner Gottessohnschaft: Gerade darin bewährt sich Jesus als Gottessohn (27,40), daß er Gottes Willen erfüllt (26,42) und seiner Tötung als des „Königs der Juden" (27,37) - in der die Feindschaft seiner Gregner und die Abweisung durch sein Volk ihren Höhepunkt erreichen - nicht ausweicht. Sofern er sich dadurch bis zum Sterben als der erweist, in dessen Lebensweg die Schriften erfüllt werden (26,54), macht er seine Lehre für alle Zukunft verbindlich. Demgemäß wird er am Kreuz von Gott öffentlich als Gottessohn bestätigt (27,51-54) und durch die Auferweckung als der erwiesen, dessen Tod „vielen" zum Heil gereicht, in Israel (26,28) und unter den Völkern (20,28). Einerseits vollendet sich ja in diesem Tod die Sendung Jesu, Israel von dessen Sünden zu retten (1,21); daher wird er als Christus und Davidssohn zur Rechten Gottes erhöht (22,42flf.), von wo aus er bis zur Parusie „herrscht". Andererseits kulminiert in jenem Tod der irdische. Zum Folgenden s.o. S.71-81. Zum Folgenden s.o. S.lSlff., femer S.107-110.126-131.134-137 sowie S.84-88 (zu Mt 28,18fF.), S.llSff. (zu 21,43)und S.125f. (zu26,13).
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durch Niedrigkeit (8,20) und vollmächtige Hilfe (9,6) geprägte Weg Jesu als des Menschensphns; daher wird er durch die Auferweckung mit aller Macht im Himmel und auf Erden ausgestattet (28,18) und erhält den Kosmos als sein „Reich" (13,41). Als Christus vnd als Menschensohn aber übt er seine Herrschaft aus durch die Jünger (10,40) - deren Gemeinschaft mit ihm nach ihrem Versagen angesichts seines Leidens durch die Erscheinung des Auferstandenen neu begründet wird -, und zwar in folgender Weise: Im Anschluß an ihre Botentätigkeit für den irdischen Jesus verkünden und bezeugen die Jünger Juden in aller Welt das Evangelium (26,13), auf daß diese Jesus als Christus anerkennen und in die Jüngergemeinschaft eintreten; auf der Basis ihres Lebens als Nachfolger des irdischen Jesus suchen sie „Heiden" durch Taufe und Weitergabe der Lehre Jesu zu Jüngern des Menschensohns zu machen (28,19f). Verbunden sind beide Tätigkeiten darin, daß die Jünger als Juden im Glauben an Christus ihre Abrahamskindschaft bewähren und so die von Israel verfehlte Aufgabe erfüllen, als Licht und Mittler des Segens Abrahams für die Völker zu existieren (21,43). Eben deshalb wird Gottes Mit-Sein mit Israel, das sich im Erdenwirken Jesu ereignet, aufgrund des Todes Jesu in das Mit-Sein des Auferstandenen mit seinen Jüngern (28,20b) überfuhrt. Luka^^ spricht vom Tod Jesu als einem integrierenden Element des Weges, der Jesus als den Gesandten Gottes von der Taufe zur Himmelfahrt fuhrt. Einerseits findet in diesem Tod das Erdenwirken Jesu sein Ziel; denn wie in seiner Kreuzigung die Opposition der Autoritäten Israels gegen Jesus ihren Höhepunkt fmdet, so erweist er am Kreuz seine Willenseinheit mit Gott (23,46) und vollendet seine Sendung (19,10), das Verlorene zu retten (23,39-43). Andererseits geht er durch den Tod in die Herrlichkeit ein (24,26), um von der Rechten Gottes her seine Königsherrschaft über das eschatologische Gottesvolk auszuüben (l,32f ), d.h., für diejenigen, die sich zu ihm bekennen, Erlösung, Rettung und Frieden in Gestalt einer erneuerten Gottesbeziehung zu realisieren. In diesem Kontext geschieht das Sterben Jesu „für" die Jünger (22,19f): Er muß in den Tod gehen (9,22), weil er ihnen nur so das Heil in der Vergebung der Sünden (1,77) erschließen kann; sofern er sich gerade dadurch als Christus erweist, gipfeh in diesem Tod - wie auch an der Einsetzung des Brotbrechens im Rahmen des Passamahls anschaulich wird (22,15.19) - die mit der Sendung Jesu verknüpfte Neudefinition jüdischer Identität, die die Eingliederung von Nichtjuden ins Gottesvolk ermögücht. Zugleich muß er in den Tod gehen, weil dieser zur Erfüllung dessen gehört, was von Jesus als dem Menschensohn (18,3 Ifif.) und Christus (24,44-47) geschrieben steht; sofern dabei in jenem Tod die „neue Bimdesverfügung" Gottes aufgerichtet wird (22,20), in der Gottes Bimdeszusage an Abraham (l,72f) zur Vollendung kommt, bildet er die Grundlage der Neukonstituierung des Gottesvolkes. Diese aber wird vollzogen in dem durch
^ Zum Folgenden s.o. Abschnitt Π 3.8, S.227-237, femer S.164f.l84-189.194-197 sowie (zu Lk 23,46)8.208.
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in. Auswertimg
die Jünger vermittelten Wirken des Erhöhten. Eben deshalb erschließt der Auferstandene den Jüngern die Schrift (24,32) und setzt sie - die ihn bei seinem Erdenwirken in Israel begleitet und imterstützt haben - zu Zeugen des Heilsgeschehens ein, das die Predigt der Umkehr zur Sündenvergebung an die Völker einschüeßt (24,47f.). Indem sie diesen Zeugnisauftrag gegenüber Israel in der Kraft des Geistes wahrnehmen (24,49), erweist sich das Heilshandeln Gottes in Christus als der zum „Licht für Heiden" bestimmte „Glanz Israels" (2,32). Ein Überblick über die beschriebenen Sichtweisen läßt erkennen: 1. Alle Evangelisten stellen die Hinrichtung Jesu als Konsequenz des Widerstands dar, den Israels Autoritäten ihm entgegensetzen, schildern seinen Gang in den Tod als Akt des Gehorsams gegen Gott und deuten Jesu Sterben insofern als Vollendung seines irdischen Wirkens an Israel, als es Menschen die eschatologische Gnade Gottes erschließt. Dabei treten freilich in zweifacher Hinsicht Unterschiede zutage: a) Der sachliche Zusammenhang zwischen Wirken und Sterben wird mit je anderer Akzentsetzung bestimmt: Markus verweist dazu primär auf die Wundertätigkeit, Matthäus auf die Gottessohnschaft, Lukas auf die Sendung Jesu zu den Verlorenen. b) Die Synoptiker sprechen auf ganz unterschiedliche Weise von der universalen Heilsbedeutung des Todes Jesu: Nach Markus geschieht er für Menschen aus allen Völkern, nach Matthäus sowohl für Juden als auch für „Heiden", nach Lukas für die Jünger als Glieder des neu konstituierten Gottesvolkes aus Juden und Nichtjuden. 2. In allen drei Evangelien wird das Geschehen von Tod und Auferweckung als - die Schrift erfüllende^" - Grundlegung des nachösterlichen, durch die Jünger als Boten Jesu vermittelten Heilshandelns Gottes an Israel und den Völkern interpretiert. Allerdings ist festzustellen: a) Bei der Charakterisierung des Botendienstes der Jünger setzen die Autoren verschiedene Schwerpunkte: Markus betont die Einbettung von Evangeliumsverkündigung und Lebenszeugnis in die Leidensnachfolge; Matthäus verknüpft Evangeliumsverkündigung und Lebenszeugnis zumal mit der Verpflichtung auf die Lehre dessen, der als Auferstandener allezeit bei seinen Jüngern ist; Lukas spricht vorrangig von der in der Kraft des Geistes wahrzunehmenden Aufgabe, Gottes Heilshandeln in Tod und Auferweckung Jesu zu bezeugen und Menschen daraufhin zur Umkehr zu rufen. b) Der weltweite Charakter jenes Botendienstes wird - gerade im Verhältnis zu der auf Israel bezogenen Mitarbeit am irdischen Wirken Jesu^' jeweils anders definiert: Markus zufolge wenden sich die Jünger nach Ostern in ähnlicher Weise an alle Völker wie vor der Passion die Zwölf Dazu s.o. S.244ff. '' Dazu s. auch o. S.248ff.
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an ganz Israel. Nach Matthäus hingegen setzt sich die Sendung der zwölf Jünger durch den irdischen Jesus, das ganze jüdische Volk um ihn zu sammeln, fort in der nachösterlichen Verkündigung des Evangeliums an Juden in aller Welt; zusätzlich erhalten die verbliebenen elf Jünger vom Auferstandenen den Auftrag, die nichtjüdischen Völker in die Jüngerschaft einzuweisen und sich damit an Israels Statt als Licht der Völker zu betätigen. Nach Lukas schüeßlich erwächst der ganz Israel geltende Dienst der Apostel und der übrigen Jünger als Zeugen des Heilsgeschehens aus deren Mitwirkung bei der Predigt- und Heilungstätigkeit des irdischen Jesus an Israel, um künftig die Verkündigung der Umkehr an die nichtjüdischen Völker aus sich herauszusetzen. Hinsichtlich der Verbundenheit der Boten Jesu Christi mit Israel weichen demnach die von den Synoptikern gezeichneten Bilder grundsätzlich voneinander ab. 1.2.5 Zusammenfassung Die Synoptiker stimmen darin überein, daß gerade durch die Sendung Jesu zu Israel der Vollzug des eschatologischen Heilswillens Gottes für alle Menschen in Gang gesetzt wird. Was aber im Zuge dessen aus der besonderen Gottesbeziehung Israels wird; welcher Art die Beziehung zu den Völkern ist, auf die Israel durch Jesu Erdenwirken eingestellt werden soll; inwiefern sein Tod Juden und „Heiden" zugute kommt; auf welche Weise die Boten des Auferstandenen Israel verbunden bleiben; und in welchem Verhältnis Juden und „Heiden" in der nachösterlichen Gremeinde zueinander stehen - auf diese Fragen geben die drei Evangelisten divergierende, kaum miteinander harmonisierbare Antworten. Dabei steht Lukas mit seinem Modell der Neukonstituierung des jüdischen Gottesvolkes, in das dann auch Nichtjuden integriert werden, gleichsam zwischen Markus, der die Gemeinde der Christusgläubigen im „Gebetshaus für alle Völker" situiert sieht, xmd Matthäus, dem zufolge die Jünger ihre Abrahamskindschaft darin bewähren, daß sie als Träger des Lichts für die Völker „Heiden" den Segen Abrahams vermitteh und diese so in ihre Gemeinschaft aufnehmen. 1.3 Die Schwerpunktsetzungen der Evangelisten im Vergleich Von den in Abschnitt 1.1 genannten Schwerpunkten, die die Synoptiker bei ihren jeweiligen Darstellungen der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern setzen, sind die meisten im Zuge von Abschnitt 1.2 bereits in den Blick gekommen. Dennoch ist es notwendig, im Folgenden noch einmal gesondert diesbezügliche Gemeinsamkeiten und Differenzen zu notieren. Freilich kann das im Rahmen der vorliegenden Arbeit angesichts der Komplexität der betroffenen Sachthemen und ihrer Eigenbedeutung für die theologischen Gesamtkonzeptionen der synoptischen Evangelien nur in Kürze geschehen. Dabei sollen nacheinander der weltweite Horizont des Auftretens Jesu sowie die universale Tiefendimension und der „öffnende" Charakter seines Wirkens in Israel thematisiert werden.
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in. Auswertung
1.3.1 Der weltweite Horizont des Auftretens Jesu in Israel Alle drei Evangelisten stellen heraus, daß das Auftreten Jesu in Israel für die gesamte Menschheit von heilsentscheidender Bedeutung ist. Besonders deutlich kommt dies im Auft)au ihrer Schriften (a), in ihrer Rede von der Reichweite des Erdenwirkens Jesu (b), in ihrer Schilderung seiner Passion (c) und in ihrer Deutung seiner Gottessohnschaft (d) zum Ausdruck. Allerdings setzen Markus, Matthäus und Lukas in allen genannten Bereichen je eigene Akzente; z.T. beschreiten sie auch völlig verschiedene Wege. a) Zum Auflau der synoptischen Evangelien Die Gliederung des Markusevangelium^^ ergibt sich aus seinen geographischen Angaben: Während Eingangs- und Schlußabschnitt (1,2-15; 16,1-8) jeweils eine Bewegung Jesu von Jerusalem nach Galiläa beschreiben, schildern die Hauptteile seine Tätigkeit in Galiläa (1,16-4,34), deren Ausweitung rund ums Graliläische Meer (4,35-8,26), den Weg von Cäsarea Philippi über Galiläa nach Jericho (8,27-10,52) sowie das Auftreten und Leiden in Jerusalem (11-13; 14f.). Dabei dient Galiläa als Ausgangspunkt sowohl des irdischen Auftretens Jesu als auch des nachösterlichen Wirkens der Jünger, weil dort - gleichsam in der Mitte zwischen Jerusalem, dem Zentrum jüdischen Lebens, und dem „heidnischen" Umland Galiläas - die grundlegenden Intentionen der Wirksamkeit Jesu vereinigt sind: die Sammlung Israels, dessen Zurüstung für die Gemeinschaft von Menschen aus allen Völkern unter dem Evangelium und die Einweisung von Menschen in die Nachfolge. So spiegelt im Sinne des Markus die Verankerung der Wirksamkeit Jesu in Galiläa deren universale Bedeutung wider. Das Matthäusevangelium^^ ist als fortschreitende Erzählung angelegt, die den Übergang von der auf Israel ausgerichteten Herkunftsgeschichte Jesu (1,125) zu der auf die Jünger bezogenen Nachgeschichte seines irdischen Auftretens (28,16-20) nachzeichnet: An Auftakt und Grundlegung zum öffentlichen Wirken Jesu (2,1-4,11) schüeßt sich zunächst der vergebliche Versuch an, lehrend, verkündigend und heilend ganz Israel angesichts der nahe gekommenen Himmelsherrschaft zur Umkehr zu rufen (4,12-11,30), dann das nur wenig erfolgreichere Bemühen, innerhalb Israels um den Kreis der zwölf Jünger herum eine Nachfolge-Gemeinschaft zu bilden (12-20). So bringt Jesus in Jerusalem sein Wirken unter Israel im Blick auf seine Gegner, die Volksmenge und seine Jünger zum Abschluß (21-25), um gerade durch das Ertragen der negativen Konsequenzen in der Passion seine Sendung zum Ziel zu führen und daraufhin von Gott öffentüch als Gottessohn bestätigt sowie seinen Jüngern zugute auferweckt zu werden (26,1-28,15). Bei alledem ist die nichtjüdische Umwelt stets mit im Blick; denn wie die Sendung Jesu als des Abrahams- und Davidssohns darauf zielt, daß Israel seine Abrahamskindschaft bewährt und zum Licht der Völker wird, so arbeitet Jesus im Lauf seines Erdenwirkens daran, Juden in die " Zum Folgenden s.o. Abschnitt II 1.1, S.29-40, femer S.70f.81f. " Zum Folgenden s.o. S.89.110f.ll6f. und Abschnitt II 2.6, S.147-151.
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Rolle als Träger jenes Lichts einzuweisen, um als Auferstandener diese Rolle ein für allemal seinen Jüngern zu übertragen. Matthäus zufolge tritt also gerade in dem mehrstufigen Ringen Jesu um die Abrahamskindschaft der Israeliten die universale Zielsetzung seines Wirkens zutage. Das Lukasevangelium^* gliedert sich, abgesehen vom Vorwort (1,1-4), in den Prolog (1,5-2,52) und die eigentliche Jesuserzählung (3-24), die in zwei Teilen die Identität Jesu als des Christus, Gottes- und Menschensohns veranschaulicht (3,1-9,50) sowie Vorbereitung und Vollzug seines „Ausgangs" durchs Leiden zur Herrlichkeit nachzeichnet (9,51-24,53). Dabei wird er im Prolog als Mittler des eschatologischen Heilsgeschehens charakterisiert, das neu definiert, was jüdische Identität ausmacht, und deshalb als „Glanz Israels" dazu geeignet ist, zum „Licht für Heiden" zu werden. Die Jesuserzählung knüpft daran an, indem sie auf verschiedenen Ebenen zu erkennen gibt, inwiefern jene beiden Merkmale des Heilsgeschehens notwendig zusammengehören: Jesus ist als Retter Israels der Heilsträger für alle Menschen, weil auf der Basis seines Leidens imd Auferstehens das Gottesvolk neu konstituiert wird, dem infolge besagter Neudefinition jüdischer Identität auch Nichtjuden angehören werden. Nach Lukas wird demnach gerade an den Begleitumständen der Geburt Jesu sowie am Verlauf seines Lebensweges von der Taufe zur Himmelfahrt die universale Relevanz des Auftretens Jesu in Israel offenbar. Im Vergleich der skizzierten Gliederungsentwürfe zeigt sich: Jeder von ihnen basiert auf einem Sachverhalt, den alle Evangelisten bezeugen - dem Beginn der Tätigkeit Jesu in Galiläa and seinem Zug nach Jerusalem (Markus), der Ausrichtung seines gesamten Erdenwirkens auf Israel (Matthäus), der Rahmung seines Auftretens durch Taufe und Auferweckung (Lukas). Die jeweilige Deutung dieser Umstände durch die Synoptiker im Rahmen ihrer nach geographischen (Markus), „israel-theologischen" (Matthäus) bzw. heilsgeschichtlichen Gesichtspunkten (Lukas) aufgebauten Erzählungen wird jedoch von den jeweils zwei anderen Evangelisten nicht gestützt und läßt sich kaum mit deren Konzeptionen vereinbaren. b) Zur Reichweite des Erdenwirkens Jesu NachMwÄKi^' dringt die Kunde vom Wirken Jesu in Galiläa von Anfang an in das Umland Galiläas (1,28), so daß auch aus der Gegend um Tyrus und Sidon Menschen herbeikommen und sich von ihm heilen lassen (3,7-12). Als er seine Wirksamkeit um das Galiläische Meer herum ausdehnt, betritt er selbst wiederholt die „heidnisch" dominierten Nachbargebiete und wird dort auf wunderbare Weise heilend (5,1-20; 7,24-30.31-37; 8,22-26) sowie sättigend (8,1-9) tätig; dabei fuhren die Nachrichten über ihn (5,20; 7,36f ) erneut ganze Volksmengen zu Jesus (7,32f ; 8,1). Schließlich spielt die gesamte erste Etappe seines Weges nach Jerusalem - auf der sich die Unterweisung der Jünger mit öffentlicher " Zum Folgenden s.o. Abschnitt Π 3.2, S.156-169, sowie S.227ff. Zum Folgenden s.o. S.70ff.81f., femer S.30-38 und S.59-70.
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III. Auswertung
Belehrung über die Nachfolge und mit einer Heilung verbindet - in der Tetrarchie des Philippus (8,27-9,29). Die Menschen, denen Jesus in all diesen Gebieten begegnet, sind aber fast ausschließlich Juden; diese sind ja die alleinigen Adressaten seines Erdenwirkens (7,27) und demgemäß die ersten Hörer der besagten Kunde von ihm. Freilich kommt sie auch „Heiden" m Ohren, die darauf verschieden reagieren: Während die Gerasener ihn bitten, ihr Land zu verlassen (5,14-17), sucht eine Syrophönizierin seine Hilfe, die sie jedoch nur im Sinn eines Überschusses aus dem Heilswirken Jesu an Israel erhäh (7,24-30). Matthäu^^ verortet die Wirksamkeit Jesu im „Land Israel", dem auch die Dekapolis zugerechnet wird (4,23ff.). In diesem Land aber leben die Israeliten, was gerade an Galiläa deutlich wird, mitten unter „Heiden" (4,15). Daher strahlt das Erdenwirken Jesu, das er ebenso wie die Botentätigkeit seiner Jünger in programmatischer Weise auf „die verlorenen", zur Buße aufgerufenen „Schafe des Hauses Israel" (10,6; 15,24) beschränkt, zwangsläufig auf Nichtjuden aus. Das Echo ist unterschiedlich: Die Gadarener wollen nichts mit ihm zu tun haben (8,33f ), der Centuno von Kafarnaum erbittet Jesu Hilfe; diese wird ihm aber nur ausnahmsweise aufgrund seiner Einsicht in den universalen Charakter der Sendung Jesu zuteil (8,5-13). Nur einmal verläßt Jesus jenes „Land Israel" und betritt das Gebiet von Tyrus und Sidon: auf dem Rückzug aus dem Streit mit seinen Gegnern (15,21). Da jedoch die Kunde von Jesus schon ganz Syrien durchdrungen hat (4,24a), kommt dort eine Kanaanäerin zu ihm (15,22-28); diese Begegnung verläuft dann ähnlich wie die mit dem Centurio in Kafarnaum. Nach Luiax^ breiten sich die Nachrichten über das Auftreten Jesu in Galiläa und ganz Judäa im gesamten Umland aus (4,14; 7,17), so daß auch Juden aus dem Küstenland von Tyrus und Sidon ihn aufsuchen (6,17flf.); im Land der Gerasener, das er selbst aufsucht, macht ihn der vom Dämon Befreite bekannt (8,26-39). Die dort lebenden „Heiden" wollen Jesus jedoch ebensowenig bei sich haben (8,34-37) wie jene Samaritaner, deren Dorf er auf dem Weg nach Jerusalem aufsuchen möchte (9,5 Iff.). Auf jüdischem Boden jedoch bitten ihn der Centurio von Kafarnaum (7,1-10) und ein Samaritaner (17,11-19) um Hilfe, die er auch bereitwillig gewährt; denn diese Nichtjuden lassen Qualitäten Glauben und Gotteslob - erkennen, die Jesus von Israel erwartet. Insgesamt ergibt sich folgendes Bild: Alle Synoptiker berichten, daß einerseits Nachrichten über Jesus auch ins Gebiet von Tyrus und Sidon dringen, andererseits er selbst am Ostufer des Galiläischen Meeres einen bzw. zwei Juden von Dämonen beft-eit und daraufhin von den „heidnischen" Bewohnern der Gegend aufgefordert wird, diese zu verlassen. Im übrigen machen die Evangelisten aber ganz verschiedene Angaben zur Reichweite des Wirkens Jesu: 1. Der Charakter einzelner Gebiete wird unterschiedlich bestimmt: Während Markus und Lukas jenes Ostufer zum Umland Galiläas rechnen, zählt MatZvim Folgenden s.o. S.147f., femer S.113-117.139f.l43-146. " Zmn Folgenden s.o. S.228f.232-235, femer S.197Í
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thäus es mit der gesamten Dekapolis zum „Land Israel". Hingegen gehört Betsaida, das Markus ebenfalls im Umland lokalisiert, für Lukas (10,13fF.) und Matthäus (11,20-24) offenbar zu Galiläa. 2. Allen Evangelisten zufolge fuhrt die Kunde von Jesus Juden aus dem Umland Galiläas zu ihm. Matthäus allerdings spricht diesbezüglich von ganz Syrien, sagt andererseits jedoch nichts von einer Verkündigungstätigkeit der am Ostufer des „Galiläischen Meeres" Geheilten. 3. Bei Lukas befindet sich Jesus nur bei jener Heilung auf nichtjüdischem Grebiet. Markus imd Matthäus berichten zudem von einer - je anders motivierten - Reise ins Gebiet von Tyrus und Sidon, wo ein Gespräch mit einer dort lebenden „Heidin" in eine Femheilung mündet; Markus darüber hinaus von weiteren Wundem am Ostufer des Sees und von einem längeren Aufenthalt bei Cäsarea Philippi. Andererseits erzählt Lukas, daß Jünger als Vorboten Jesu ein samaritanisches Dorf betreten - während Jesus seinen Jüngern nach Matthäus explizit untersagt, in eine Stadt der Samaritaner zu gehen (10,5). 4. „Heiden" begegnet Jesus nach Markus nur im Umland Galiläas, nach Matthäus (faktisch) und Lukas (intendiert) jedoch auch in Kafamaum; Lukas berichtet überdies von einem Kontakt mit einem Samaritaner^'. Daß das Heilswirken Jesu über Israel hinausstrahlt und gleichsam nebenbei auch einzelne Nichtjuden erreicht, ist demnach Gemeingut der synoptischen Evangelien. Sie alle interpretieren die betreffenden Begegnungen auch als Hinweise auf die universale Bedeutung der Sendung Jesu. Die jeweiligen konkreten Informationen hierzu lassen sich aber kaum miteinander vereinbaren, geschweige deim zu einem geschlossenen Gesamtbild zusammensetzen.
c) Zur Beteiligung von „Heiden " cm der Hinrichtung Jesu Auch wenn die Passionserzählungen der Synoptiker an vielen Punkten voneinander abweichen, so besteht doch folgender Konsens: Jesus kündigt den Jüngem seine Auslieferung an „die Heiden" an, die ihn verspotten, geißeln und hinrichten werden (Mk 10,33c-34a // Mt 20,19a // Lk 18,32-33a); er wird dann - auf Betreiben seiner jüdischen Gegner - von Pilatus zum Tod verurteilt, obwohl dieser erkennt, daß die gegen Jesus vorgebrachte Anklage nicht zutrifft (Mk 15,1-15 // Mt 27,lf 11-26 // Lk 23,1-5.13-25); er wird von den Soldaten des Statthalters vor die Stadt geführt imd zwischen zwei Räubern als „König der Juden" gekreuzigt (Mk 15,20c-27 // Mt 27,31fia-38 // Lk 23,26.33f36ff.); zumindest der zuständige Centuno aber - Matthäus zufolge samt den Soldaten - erkennt angesichts der Umstände des Sterbens Jesu, daß hier ein Gesandter Gottes getötet worden ist (Mk 15,39 // Mt 27,54 // Lk 23,47). So spiegelt die
^^ Zu einem eingehenden Vedeich der verschiedenen Berichte über Kontakte Jesu zu Nichtjuden bei Maikus, Matthäus und Lukas s.a S.279-283.
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Ш. Auswertung
Rolle, die Römer bei der Passion spielen, in allen Evangelien - wenn auch auf je eigene Weise - die universale Heilsbedeutung des Todes Jesu wider". d) Zur Gottessohnschaft Jesu Nach Markus^ bringt der Titel „Gottessohn" die Identität Jesu als des Repräsentanten Gottes auf Erden zum Ausdruck; dazu nämlich ist er durch die Begabung mit dem Geist eingesetzt (l,10f). Diese Identität deutet sich in seinen die Macht Satans durchbrechenden Exorzismen an (3,11; 5,7), wird jedoch erst am Kreuz offenbar (15,37ff.); denn mit der Tötung Jesu als des Sohnes (12,6ff.) wird der Jerusalemer Tempel als Ort der heilvollen Gegenwart Gottes abgelöst durch das eschatologische Grebetshaus für alle Völker (11,17). Eben deshalb vollendet sich die Gottessohnschaft Jesu darin, daß er sich öffentlich zu ihr bekennt (14,61f) und damit den ihm vom Vater auferlegten Gang in den Tod (14,36) antritt. Das Hören auf den Gottessohn Jesus, mit dem Menschen Gottes Willen entsprechen (9,7), vollzieht sich demgemäß in der Leidensnachfolge. Für MïftAâ«/' ist Jesus insofern der „Gottessohn", als er aus der unmittelbaren Nähe Gottes kommt, um die Geschichte Gottes mit Israel zum Ziel zu bringen (l,20f, vgl. 2,15) und also auch die Völker dem Rechtswillen Gottes zu unterstellen (12,18, vgl. 8,29). Demgemäß verbinden sich sowohl die Proklamation seines Status' bei der Taufe (3,17) als auch dessen Bestätigung am Kreuz (27,51-54) mit Hinweisen darauf, daß Jesus ihn im Gehorsam gegen Gottes Willen bewährt (4,3f 6f ; 27,39f41ff.). Als Gottessohn erkannt wird er allerdings nicht von Israel und dessen Autoritäten (26,63-66), sondern - aufgrund göttlicher Offenbarung (ll,25ff.) - lediglich von seinen Jüngern (14,33; 16,16); deim sie sind es, die auf ihn hören (17,5) und nach seinen Weisungen leben. Daher bedient er sich ihrer, um als Auferstandener auf der Basis seines Todes seine Sendung zu vollenden (21,37ff.42f), und macht sie zu seinen Boten, die einerseits Israeliten um ihn zu sammeln (22,2f ) imd andererseits Menschen aus den Völkern in die Jüngerschaft einzuweisen trachten (28,19f ). Lukas^^ zufolge heißt Jesus seit seiner Taufe „Gottes Sohn" (3,22), weil er infolge seiner Herkunft aus Gott (1,35) als Träger des Geistes zum Heilsmittler fiir alle Menschen bestimmt ist (3,23-38). Diese Bestimmung - deren universaler Charakter auch im Disput Jesu mit dem Teufel als dem Herrn über alle Königreiche der Welt (4,3.9) und in seinem Kampf gegen die Dämonen (4,41; 8,28) zutage tritt - erfüllt er darin, daß er aufgrund semes Todes (20,13ff.) von der Rechten Gottes her (22,69£) die Königsherrschaft über das Gottesvolk ausübt (1,32£). Freilich wird dieses durch den nachösterlichen Zeugendienst der
^^ Zu den Deutungen des Todes Jesu durch die Synoptiker s.o. S.250-2S3; zu ihren Darstellungen der römischen Personen im Zuge der Passion Jesu s.u. S.279-283. Zum Folgenden s.o. S.55-58.73f.81f. "" Zum Folgenden s.o. S.83f.98f.l38 (zu Satz 1), S.92f.85.142f. (zu Satz 2), S.108.95f. (zu Satz 3) und S.117-121.103-106.123-126.84-88.136f. (zu Satz 4). Zum Folgenden s.o. S.158.190f., femer S.160f.l70f.l94ff.230.
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Jünger neu konstituiert, zunächst innerhalb Israels, dann unter Einbeziehung der Völker. Dieser Zeugendienst aber basiert darauf, daß Gott selbst den Jüngern die Erkenntnis der Gottessohnschaft erschlossen hat (9,35; 10,21f.). Überblickt man die skizzierten Interpretationen der Gottessohnschaft Jesu, so erkennt man: Alle Synoptiker sehen sie, auf je andere Weise, mit der Ereignisfolge Taufe - Exorzismen - Verklärung - Tod Jesu verknüpft und bringen mit dem Titel „Gottessohn" den universalen Sinn der Sendung Jesu zu Israel zur Sprache, der sich in seinen Exorzismen bereits andeutet und sich nach Ostern, vermittelt durch den Dienst der Jünger, realisiert. Im einzetaen aber gehen ihre Auffassungen - z.T. weit - auseinander: 1. Bei der Taufe wird Jesus nach Markus zum Gtottessohn eingesetzt, nach Matthäus als solcher proklamiert, nach Lukas als solcher autorisiert. 2. Während nach Markus erst vom Sterben Jesu her erkennbar wird, inwiefern er Gottes Sohn ist, präsentiert Matthäus das Kreuz als den Ort der letztgültigen Bewährung und Bestätigung seiner Gottessohnschaft; nach Lukas wiederum bildet der Tod Jesu die Basis seiner Erhöhung zur Rechten Gottes, von wo aus er sein „Amt" als Gottessohn wahrnimmt. 3. Die Heilsmittlerschaft des Gottessohnes gilt Markus zufolge den Menschen im Gebetshaus iür alle Völker, Matthäus zufolge in je anderer Weise Juden und ,Jieiden", die Jesu Jünger werden, Lukas zufolge den Mitgliedern des neukonstituierten Gottesvolkes, in das auch Nichtjuden integriert werden. Ein systematischer Ausgleich zwischen den derart divergierenden Interpretationen der Evangelisten ist nicht möglich. 1.3.2 Die universale Tiefendimension des Wirkens Jesu in Israel Allen drei Synoptikern zufolge weist sich Jesus mit seinem Erdenwirken als der eschatologische, für alle Menschen zum Heilsmittler bestimmte Gesandte Gottes aus. Dies tritt gerade in seiner Verkündigung der Gottes- bzw. Himmelsherrschaft (a), in seiner Suche nach Glauben (b), in seiner Zuwendung zu den Sündern (c) sowie in seiner Selbstbezeichnung als „Menschensohn" (d) zutage. Freilich weichen die von Markus, Matthäus und Lukas gezeichneten Bilder des Wirkens Jesu an allen genannten Punkten teils geringfügig, teils beträchtlich voneinander ab. a) Zur ßmiXsio^Verkündigung Jesu Nach Markus*^ verkündet Jesus in Israel die nahegekommene Gottesherrschaft und zeigt damit an, daß sich der zu ihrer Aufrichtung festgesetzte Zeitpunkt erfüllt hat (1,15a). Dabei präsentiert er die Grottesherrschaft als den seinem Wesen nach zukünftigen (9,1; 15,43) Bereich der Heilsvollendung (14,25), in den diejenigen eingehen werden, die zu Jesus kommen, ihm nachfolgen und sich in der Nachfolge bewähren (10,14f23fif.; 9,47). Insofern erwächst die Gottesherr-
Zum Folgenden s.o. S.71£f.
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III. Auswertung
Schaft aus der von Jesus inaugurierten Verkündigung des Wortes (4,26f. 14), die sich als Aufruf zu Umkehr und Glaube vollzieht (1,15b). Wie aber diese Verkündigung nach Ostern allen Völkern gilt (13,10), so wird die vollendete Gottesherrschaft eine alle Völker umfassende Realität sein (4,[30-]32). Nach Matthäus^ ruft Jesus Israel angesichts der Nähe des HimmelKichs zur Umkehr (4,17); dabei erscheint dieses Reich als der „Ort", wo Gott als Vater (26,29) Juden und „Heiden" aus aller Weh (8,11), die sich als Gerechte erwiesen haben (13,43), die Fülle des Heils zuteil werden läßt (5,3.[4-]10). Jene Nähe gewinnt auf zweierlei Weise Gestalt: Israeliten erschließt sie sich mit dem GottesTÚáx, das zunächst im Erdenwirken Jesu präsent wird (12,28), auf daß sie durch den Anschluß an ihn ins Gottesreich eingehen (19,24; 21,31) und es zur Norm ihres Lebens machen (6,33); infolge des Todes Jesu geht es dann in die Hände der Jünger über, sofern diese dessen Früchte hervorbringen (21,43). Dadurch aber existieren die Jünger als Licht und Segensmittler &r die Völker. Deshalb konkretisiert sich die Nähe des Himmelreichs ftir ,Jieiden" im Reich des Menschensohns, das sich aufgrund der Auferweckung Jesu bis zur Parusie über den Kosmos erstreckt (13,41 u.ö.); denn in ihm suchen die Jünger Menschen aus den Völkern selbst zu Jüngern zu machen (28,19f, vgl. 13,3 Iff.). Nach Lukas*^ tritt Jesus als Bote der Gottesherrschaft in Israel auf, indem er sie verkündigt (4,43) und in seinen Wundertaten vergegenwärtigt (11,20). Zugleich spricht er von ihr als dem „Ort" der noch ausstehenden Heilsvollendung (21,31), die den Jüngern zugesichert ist (12,32) und an der Menschen aus allen Völkern teilhaben werden (13,28f ). Beide Aspekte gehören zusammen, sofern die universale Durchsetzung der Gottesherrschaft als Prozeß zu begreifen ist, der im Erdenwirken Jesu anhebt (13,18-21) und sich als Einladung zur Teilnahme am endzeitlichen Festmahl vollzieht (14,16-24). Das Bindeglied zwischen diesem Mahl und jenem Wirken bildet die Königsherrschaft Jesu (22,30), die er aufgrund seines Todes als Erhöhter von der Rechten Gottes her ausübt (19,12), indem er denjenigen, die sich zu ihm bekennen, eine erneuerte Gottesbeziehung vermittelt (23,42). Ansichtig wird man dieser Herrschaft Jesu durch die Jünger; denn sie verkünden in seiner Nachfolge die Gottesherrschaft (9,60; 10,9.11) und richten den eigenen Lebensvollzug an ihr aus (12,31; 18,29). Im Vergleich der skizzierten Darstellungen wird deutlich: Allen drei Evangelisten zufolge ist das Auftreten Jesu in Israel als des Boten der βασιλεία Gottes ausgerichtet auf die universale Durchsetzung dieser Herrschaft. Allerdings gehen sie an zentralen Punkten eigene Wege: 1. Während die βασιλεία fiir Markus eine rein zukünftige Größe ist, sprechen Matthäus und Lukas auf verschiedene Weise von ihrer Präsenz im Erdenwirken Jesu und in dem durch die Jünger vermittelten Wirken des Erhöhten.
"" Zmn Folgenden s.o. S.148, femer S.119.133f.l37. Zum Folgenden s.o. S.230.233ff., ferner S. 195f 21 If 215-218.
1. „Jesus md die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
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2. Der Weg in die βασιλεία ist nach Markus wesentlich durch die Leidensnachfolge, nach Matthäus primär durch den Gehorsam gegen die Weisungen Jesu, nach Lukas durch die Bindung an die Person Jesu bestimmt. 3. Nach Markus steht die βασιλεία generell allen Völkern offen; nach Matthäus erschließt sie sich zunächst Israel und erst dann durch die Jünger als die Träger des Lichts für die Völker auch diesen; nach Lukas breitet sie sich kontinuierlich von Israel zu den Völkern hin aus^. Lassen sich die Interpretationen der βασιλεία-Verkündigung Jesu durch die Synoptiker bei Punkt 2 als komplementär begreifen, so stehen sie bei Punkt 1 in großer, bei Punkt 3 in unauflöslicher Spaimung zueinander.
b) Zur Rolle des Glaubens im Wirken Jesu Die Evangeüsten stimmen darin überein, daß Jesus einzelnen Hilfesuchenden aufgrund ihres Glaubens Vergebung der Sünden zuspricht (Mk 2,5 // Mt 9,2 // Lk 5,20) oder als „Rettung" bezeichnete Heilung gewährt (Mk 5,34 // Mt 9,22 // Lk 8,48) und den Glauben zum Merkmal der Jüngerexistenz erhebt (Mk 4,40 // Mt 8,26a-c // Lk 8,25a-b; Mk ll,22f // Mt 21,21, vgl. 17,20 // Lk 17,5f). Ferner stellen sie indirekt (Mk 7,29) oder direkt (Mt 8,10; 15,28; Lk 7,9; 17,19) heraus, daß Jesus Glauben auch bei Nichtjuden findet. Demnach betreffen die verschiedenen Hinweise Jesu darauf, daß der Glaube die Teilhabe am endzeitlichen Heil ermöglicht (Mk 1,15; Mt 8,10f; Lk 8,12; 18,8), in nachösterücher Zeit alle Juden und „Heiden", die sich zu ihm bekennen. Allerdings sind die Auffassungen der Synoptiker vom Glauben unterschiedlich akzentuiert: • Für Markus ist er insbesondere als Zutrauen zur rettenden Macht Gottes in Jesus definiert und mit Umkehr (1,15) imd Nachfolge (10,52) verbunden; in diesem Sinne hat er seinen Platz im „Grebetshaus für alle Völker" (11,17)'*^. • Matthäus begreift Glauben zumal als Erkenntnis der Identität Jesu als des Gesandten Gottes, die zu einem Leben nach den Geboten des Gesetzes fìihrt (23,23); daher erwartet Jesus Glauben zuerst und vor allem von Israeliten^^. • Lukas versteht Glauben primär als die - den Weg zu einem Leben in Frieden bahnende (7,50; 8,48) - Einsicht in die eigene Ohnmacht und Sündhaftigkeit; daher gehört Jesu Suche nach Glauben zur Neudefinition jüdischer Identität, die die Integration von Nichtjuden ins Gottesvolk ermöglicht'". Im Blick auf den Sachgehalt des Glaubens lassen sich die verschiedenen Aussagen in den Evangelien ohne weiteres miteinander vereinbaren; für das Zustandekommen der Glaubensgemeinschaft aus Juden und ,^^eiden" aber bieten die Evangelisten einander ausschließende Erklärangsmodelle.
^ Anschaulich werden die Differenzen in dieser Hinsicht an den unterschiedüchen Deutungen des Gleichnisses vom Senflcom; vgl. Mk 4,30ff. mit Mt 13,3 If. und Lk 13,18f. (dazu s.u. bei Ашп.92). Zum maddnischai Glaubensverständnis s.o. S.44f.S3.62, ferner S.73f.79. Zum matthäischoi CHaubensverständnis s.o. S. 114f. 143-146.149. Zum lukanisdien Glaubensverständnis s.o. S.17S.199ff.206f.229f.
262
Ш. Auswertung
c) Zur Ausrichtung des Wirkens Jesu auf die Sünder Alle Evangelien berichten von einem МаЫ Jesu und seiner Jünger mit Zöllnern und Sündern, das er Kritikern gegenüber mit dem Hinweis auf seinen Auftrag verteidigt, „nicht Gerechte, sondern Sünder zu rufen" (Mk 2,15fiF. // Mt 9,10-13 // Lk 5,29-32). Angesichts seiner Vollmacht, als Menschensohn Sünden zu vergeben auf Erden (Mk 2,10 // Mt 9,6 // Lk 5,24), klingt darin für alle Evangelisten der universale Charakter der Sendung Jesu an, freilich auf je andere Weise: • Nach Markus deutet sich in dieser Tischgemeinschaft an, daß die „Vielen", denen Jesus durch sein stellvertretendes Sterben (10,45; 14,24) den Zugang zum eschatologischen Gebetshaus fur alle Völker (11,17) erschließt, dort als Juden und „Heiden" gleichgestellt sind und problemlos zusammenleben'". • Matthäus ordnet jene Tischgemeinschaft dem Bemühen Jesu zu, Israeliten in ihre Rolle als Träger des Lichts für die Völker einzuweisen, und zwar als Indiz dafür, daß die jüdisch geprägte Jüngergemeinschaft (5,19) sich nicht durch Reinheitsvorschriften nach außen abgrenzen darf (15,2) und interne Differenzen in Sachen Lebensgestaltung (13,8.23 u.ö.) aushalten muß^'. • Nach Lukas weist die auch andernorts erkennbare Zuwendung Jesu zu den Sündern (7,36-50; 15,1-32; 19,2-10), sofern er diese zur Umkehr ruft (5,32; 15,7.10), auf die nachösterliche Neukonstituierung des Gottesvolkes durch die den Jüngern aufgetragene Verkündigung (24,46ff.) voraus und bereitet die Aufnahme von Nichtjuden in dieses Gottesvolk vor (14,21ff ) " . Hinsichtlich der bleibenden Bezogenheit des Heilshandelns Gottes auf Israel geben die Synoptiker der Zuwendung Jesu zu Zöllnern und Sündern demnach ganz verschiedene, nicht harmonisierbare Deutungen.
d) Zur Selbstbezeichnung Jesu als „Menschensohn " Allen drei Evangelisten zufolge zeichnet Jesus mit seinen „Menschensohn"Worten ein Bild des Weges, den er als Gottes eschatologischer Gesandter zurücklegt. Dabei spricht er von seiner Vollmacht, Sünden zu vergeben auf Erden (Mk 2,10 // Mt 9,6 // Lk 5,24), und seinem „Herr-Sein" über den Sabbat (Mk 2,28 // Mt 12,8 // Lk 6,5), vom Widerfahmis des Verrats (Mk 14,21 // Mt 26,24 // Lk 22,22) und von seiner Auslieferung in die Hände der Sünder (Mk 9,3 la // Mt 17,22 // Lk 9,44), von seinem Leiden unter den Autoritäten Israels, seiner durch „Heiden" voUzogenen (Mk 10,33f // Mt 20,19 // Lk 18,32f) - Tötung und seiner Auferweckung (Mk 8,31 // Mt 16,21 // Lk 9,22), von semem Sitzen zur Rechten Gottes (Mk 14,62 // Mt 26,64 // Lk 22,69) und seiner Parusie (Mk 13.26 // Mt 24,30 // Lk 21,27) in der Herrlichkeit des Vaters (Mk 8,38 // Mt 16.27 // Lk 9,26). So bringt das Prädikat „Menschensohn" die Bestimmung des in Israel auftretenden Jesus zum Heilsträger für und Richter über alle Menschen
S.o. S.77ff. " S.o. S.lSOf. ^^ S.o. S.227f.235f.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
263
auf den Begriif. Das genannte Grundmuster fur den Weg vom Erdenwirken bis zur Parusie wird freilich in den Evangelien auf jeweils andere Weise gefüllt: • Markus stellt das Leiden (9,12c) und Auferstehen (9,9b) des Menschensohns ins Zentrum, sofern er dessen Tod als Tod „für viele" deutet (10,45) und damit als Basis des Gebetshauses für alle Völker. Demgemäß tritt Jesus als Menschensohn schon mit seiner Haltung zum Sabbatgebot und zur Sündenvergebung über den Bezugsrahmen jüdischer Anschauungen hinaus; bei der Parusie wird er dann seine in allen Himmelsrichtungen lebenden (13,28) Auserwählten „aus allem Fleisch" sammeln (13,20)'^. • Matthäus akzentuiert die innere Konsequenz, die dem Weg des Menschensohns eignet: Da Jesus mit seinem Anspruch in Israel weitgehend auf Unverständnis (16,13) und Ablehnung (11,19) stößt, endet sein irdischer Weg zwangsläufig am Kreuz (26,2). Sein Tod aber gereicht „vielen" zum Heil (20,28). Deshalb wird er aus dem Tod erweckt (12,40), um den Kosmos als sein Reich zu regieren (16,28), indem er durch seine Jünger Menschen aus den Völkern in die Jüngerschaft ruft (13,37). Zugleich aber vollendet sich im Tod Jesu seine Sendling zu Israel (26,28), so daß seine Jünger nach Ostern ihr Wirken als Boten des Evangeliums unter Juden bis zur Parusie fortfuhren (10,23). Am ,3nde" wird er für alle Welt sichtbar kommen (24.27), seine Auserwählten aus aller Welt sammeb (24,31) und über sein Reich richten (13,41), über die Gemeinde (13,49f) ebenso wie über Israel (19.28) und die Völker (25,3 If )". • Lukas betont zunächst die Ausrichtung der Sendung Jesu auf die „Verlorenen" (19,10, vgl. 7,34); denn in deren Rettung ereignet sich die Neukonstituierung des Gottesvolkes, für die der Menschensohn das von Gott gesetzte Zeichen in Israel ist (11,30). Da sie aufgrund der Erhöhung Jesu zur Rechten Gottes (22,69) stîrttfindet, rückt Lukas sodann die Beziehung der Jünger zum Menschensohn in den Blickpunkt: Sie müssen bis zur Erlösung bei der Parusie (21,27f ) die Zugehörigkeit zu ihm unter Verfolgungen (6,22) durch Glauben (18,8), Treue (17,22flF.), Bekenntnis (9,26; 12,8) und Wachsamkeit (12,40; 21,36) bewähren; dabei dürfen sie der Chance der Vergebung gewiß sein (12,10). Der weltumspannende, die ,^eiten der Völker" beendende Charakter der Parusie (21,24-27) aber macht deutlich, daß im Zuge der Neukonstituierung auch Nichtjuden ins Gottesvolk integriert werden". Die unterschiedlichen Angaben zum Wirken des Menschensohns passen zu einem großen Teil durchaus zusammen. Auf die Frage jedoch, inwiefern es in seiner nachösterlichen Universalität auf Israel bezogen bleibt, geben die Synoptiker divergierende Antworten. " S.o. S.71f. sowie S.75f.78.80f. S.o. S.135f., femer S.85fF. (zum Reich des Menschensohns), S.95 (zu Mt 11,19), S.lOl (zu Kap. 13), S.107f. (zu 20,28 und K^.26), S.122 (zu 25,3 If.), S.126f. (zu 10,23), S.132 (zu 19,28) sowie zusammenfassend S.149£F. " S.o. S.191-194, ferner S.164f 197.212£F.233£f.
264
Ш. Auswertung
1.3.3 Der „ öffnende " Charakter des Wirkens Jesu in Israel Alle drei Synoptiker kennzeichnen das Erdenwirken Jesu als Vorbereitung Israels auf das Zusammenleben von Juden und „Heiden" unter dem Evangelium. Dies läßt sich gerade an den Grundsatzäußerungen Jesu zur Geltung des Gresetzes (a), an seinen Konflikten mit Kritikern um Sabbatgebot und Speisebestimmungen (b), an seiner Haltung zum Tempelkult (c) und am Verständnis seiner Christuswürde (d) erkeimen. Im einzelnen machen die Evangelisten zu den genannten Aspekten des Wirkens Jesu jedoch unterschiedliche Angaben. a) Zur grundsätzlichen Stellung Jesu zum Gesetz Alien Evangelien zufolge erklärt Jesus einerseits im Dialog mit einem schriftkundigen Juden das Doppelgebot der Gottes- und Nächstenliebe zum Inbegriff des Gesetzes (Mk 12,28-34 // Mt 22,34-40 // Lk 10,25-28) und präsentiert andererseits im Gespräch mit einem Reichen, der das ewige Leben erben möchte, die Nachfolge als Vollendung eines Lebens nach dem Gesetz (Mk 10,17-22 // Mt 19,16-22 // Lk 18,18-23). Allerdings setzen Markus, Matthäus und Lukas in den betreffenden Texten je eigene Akzente und geben den Äußerungen Jesu im Rahmen ihrer Schriften eine jeweils andere Stoßrichtung: • Nach Markus verständigt sich Jesus mit einem Schriftgelehrten darüber, daß die Gebote der Gottes- und Nächstenliebe die größten Gebote, also auch wichtiger als alle Kultbestimmungen sind, und spricht ihm daraufhin zu, er sei nicht fern vom Reich Gottes. Jesus also entscheidet über das rechte Verständnis des Gesetzes, imd zwar insofern, als er in vielen Streitgesprächen von der Schrift her den ursprünglichen Gotteswillen gegen dessen Verfremdung durch Pharisäer u.a. zur Geltung bringt. ErfuUt aber wird dieser Wille von denen, die Jesus als Gesandten Gottes anerkennen und auf seine Weisung hören. So verleiht Jesus im Markusevangelium dem Gesetz einen universalen, ohne weiteres auch für „Heiden" nachvollziehbaren Sinn'®. • Matthäus zufolge beantwortet Jesus die versucherische Frage eines Pharisäers nach dem größten Gebot mit dem Hinweis darauf, daß das ganze Gresetz samt den Propheten in den beiden Geboten der Gottes- und Nächstenliebe „hängt"; von diesem Zentrum her wird klar, wie alle übrigen Gebote zu gewichten und zu verstehen sind. Jesus also bringt das Gesetz erst wirklich zur Geltung, und zwar insofern, als er den „radikalen" Sinn der Grebote aufdeckt und damit Gesetz und Propheten „erfiillt". Daher sind es die Jünger, die im Leben nach den Weisungen Jesu dem Gesetz entsprechen. Eben damit aber nehmen sie den - an sich ganz Israel zugedachten - Auftrag wahr, Licht für die Völker zu sein und diese zum Gott Israels zu fuhren'^. • Nach Lukas weist Jesus einen Gesetzeskundigen, der ihn in versucherischer Absicht fragt, mit welchem Tun er das ewige Leben erlangen könne, auf das Gresetz hin und bestätigt dann, daß die Praxis der Gottes- und NächstenUebe S.75-81. " S.O. S.115f.l20f.l50f.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
265
zum Leben fuhrt. Jesus bekräftigt also die unverminderte Geltung des Gesetzes - so, wie es der Täufer als Norm der Umkehr verkündigt hat - , rückt es aber in den Horizont der Heilszukunft Gottes. Da Jesus selbst deren Bote ist, ordnet er im Konfliktfall einzelne Gebote seiner Sendung unter. Vor allem jedoch zeigt er auf Der Gehorsam gegen das Gesetz findet seine Vollendung in der Nachfolge. Dadurch erhält das Gesetz einen Sinn, in dem es auch Nichtjuden, die sich zum Gott Israels bekennen, befolgen können^^. Jesus deckt demnach zwar in allen drei Evangelien als vollmächtiger Inteφret des Gesetzes dessen universale Bedeutung auf; dabei wird jedoch der besondere Bezug des Gesetzes auf Israel bei Markus aufgehoben, bei Matthäus festgehalten, bei Lukas ausgeweitet. Diesem Beftind entsprechen dann die verschiedenen Darstellungen der Haltung Jesu zu Einzelaspekten des Lebens nach dem Gesetz. b) Zu den Konflikten um Sabbatgebot und Speisebestimmungen Alle Evangelisten berichten von zwei Zusammenstößen Jesu mit Pharisäern am Sabbat, die das Ausrupfen von Ähren durch die Jünger sowie die Heilung eines Mannes mit einer steifen Hand durch Jesus kritisieren; dabei erklärt er einerseits sich als den Menschensohn zum „Herrn des Sabbats", andererseits den Sabbat zum Tag, an dem man Gutes tun darf (Mk 2,23-3,5 // Mt 12,1-13 // Lk 6,1-10). Infolge unterschiedlicher Gestaltung und Kontextualisierung kommt fi-eilich den Aussagen Jesu m den drei Evangelien eine jeweils andere Bedeutung zu: • Nach Markus sind die beiden Voten logisch verknüpft durch den Grundsatz, daß der Sabbat von der Schöpfung her dem Menschen zugute kommen soll (2,27). Herr des Sabbats ist Jesus also deshalb, weil er als der eschatologische Gesandte Grottes den ursprünglichen Gotteswillen realisiert. Auf diese Weise wird der Sabbat der Sendung Jesu untergeordnet imd hat seinen Sinn ganz und gar darin, daß er Jesus dazu dient, diese Sendung zu erfüllen^'. • Matthäus zufolge geht es Jesus in beiden Fällen darum, Notleidenden zu helfen; dazu weist er in schriftgelehrter Manier nach, daß solche Hilfe dem auf Barmherzigkeit zielenden GotteswUlen (12,7) entspricht. Herr des Sabbats ist Jesus also deshalb, weil er als derjenige, der das Gesetz „erfüllt", das Sabbat- vom Liebesgebot her - und erst damit angemessen - auslegt. So wird von der durch Jesus identifizierten Mitte des Gesetzes her der Sabbat in seinem eigentUchen Sinn erfaßt und als Lebensordnung etabliert^". • Nach Lukas deutet Jesus - wie gerade an 13,10-17 deutlich wird - den Sabbat als einen Tag der Befreiung von Not für die Kinder Abrahams. Diese Deutung hat ihre Grundlage in seiner Sendung als des Boten der Gottesherrschaft; als solcher tritt er ja regelmäßig gerade in den Synagogen auf Herr des Sabbats ist Jesus also deshalb, weil er die Neukonstituierung des Gottesvolkes inauguriert, mit der jüdische Identität neu definiert wird. Dabei ' ' S.o. S.230ff., femer S.219f. " S.o. S.76.78f.80f. S.o. S.96f.l20f.l49.
266
in. Auswertung
bleibt der Sabbat als Grabe an das Gottesvolk erhalten, empfangt aber von der Gottesherrschaft her einen neuen Sinn®'. Die Synoptiker sind sich demnach darin einig, daß Jesus den Sabbat nicht annulliert, sondern als Tag seines Heilens und Helfens inteφretiert. Eben damit gibt er dem Sabbat eine auch iur Nichtjuden nachvollziehbare Bedeutung. Ob und inwieweit dieser Tag dabei seinen jüdischen Charakter behält, wird aber von Markus, Matthäus und Lukas unterschiedlich beurteilt. Ein entsprechendes Bild ergibt sich bei den Antworten Jesu auf die kritische Frage, warum er (Lk 11,38) bzw. seine Jüngerschar (Mk 7,5 // Mt 15,2) sich vor dem Essen nicht Ле Hände wasche: • Nach Markus brandmarkt Jesus zunächst die entsprechende jüdische (7,3) Bestimmung als Bestandteil menschlicher Satzungen, mit denen seine Gegner oftmals Gottes Gebote auflieben (7,6-13), um dann prinzipiell die Möglichkeit einer Verunreinigung von außen zu negieren (7,15), alle Speisen für rein zu erklären (7,19) und den Reinheitsgedanken nur noch in einem auf den ethischen Bereich übertragenen Sinn festzuhalten (7,23)". • Matthäus zufolge kritisiert Jesus die pharisäische Praxis, um spezieller Satzungen willen Gottes Gebote zu übertreten (15,3-9), und steht dann klar: Ein Mensch wird unrein, d.h. entfernt sich von Gott, nicht durch das Essen äußerhch verunreinigter Speisen, sondern dadurch, daß er mit Gredanken, Worten und Taten gegen Gottes Gesetz verstößt (15,11.17-20). Daher macht ein ethisch „reines" Leben Reinigungsriten beim Essen unnötig (23,25f • Im Lukasevangelium weist Jesus die Pharisäer auf die Notwendigkeit hin, Reinheit von der Schöpfung her in ganzheitlicher, Äußeres imd Iimeres am Menschen umfassender Weise zu verstehen, und zeigt dann auf: Solch umfassende Reinheit entsteht von innen; dort, wo man seine Habe mit Bedürftigen teilt, wird einem alles rein (1 l,39fif.)®''. Auch beim Thema „Speisepraxis" bezeugen also die drei Evangelisten übereinstimmend eine den Lebensvollzug von Juden im Blick auf Nichtjuden „öffnende" Tendenz des Wirkens Jesu. Dabei hebt freilich Markus die im Gresetz verankerte Vorstellung äußerer Unreinheit msgesamt auf, während sie von Matthäus in modifizierter Form festgehalten und von Lukas neu definiert wird. c) Zur Haltung Jesu zum Tempelkult Allen Evangelien zufolge befiehh Jesus einem Mann, den er vom Aussatz geheilt hat, sich dem Priester zu zeigen und „ihnen (sc. Israel) zum Zeugnis" das von Mose gebotene Opfer darzubringen (Mk 1,40-44 // Mt 8,2ff // Lk 5,12ff), treibt in Jerusalem unter Hinweis auf Jes 56,7 und Jer 7,11 die Händler aus dem Tempel (Mk ll,15ff·. // Mt 21,12f // Lk 19,45f) und kündigt dessen gewaltsaS.o. S.230fF., femer S.193.215.235f. S.o. S.78f. S.o. S.lSOf. ^^ S.o. S.230ff.
1. „Jesus ши1 die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
267
me Zerstörung an (Mk 13,If. // Mt 24,If. // Lk 21,5f.); überdies berichten alle Synoptiker, daß im Zuge des Sterbens Jesu am Kreuz der Vorhang des Tempels aufgerissen wird (Mk 15,38 // Mt 27,51 // Lk 23,45). Dabei messen sie den genannten Worten und Ereignissen aber jeweils andere Bedeutungen bei: • Nach Markus bildet die Zerstörung des Tempels nur die endgültige Bestätigung dafür, daß dieser als Ort der Erwählung und Gegenwart Gottes der Ankündigung Jesu gemäß (11,12-12,12) kraft seines Todes durch das eschatologische Gebetshaus fìir alle Völker abgelöst wird; eben dies wird im Aufreißen des Tempelvorhangs anschaulich. Dementsprechend soll das Opfer des vom Aussatz Geheilten Israel ledigUch auf Jesu Vollmacht hinweisen imd davor warnen, ihr die Anerkennung zu verweigern®'. • Matthäus wertet die Zerstörung Jerusalems und des Tempels als Gottes - im Aufreißen des Tempelvorhangs bereits angekündigte - Strafe an denjenigen Juden, die die Kreuzigung Jesu verschuldet (27,25) und seine nachösterlichen Boten abgewiesen haben (22,7; 23,34-39); denn mit Jesus ist der verheißene Sohn Davids in Jerusalem eingezogen, um den Tempel in Erfüllung der Schrift zum Ort seines Heilens und Lehrens zu machen. In dieser - Juden in die Rolle als Träger des Lichts fur die Völker einweisenden - Lehre wird der Tençelkult anerkannt (23,16-22), aber in seiner Bedeutung zwischenmenschlicher Versöhnung nachgeordnet (5,23f ). Das Opfer des vom Aussatz Creheilten soll Israel demgemäß die Gesetzestreue dessen demonstrieren, der sich mit seinen Heilungen als Retter Israels erweist (8,17)'®. • Lukas zufolge deutet das Aufreißen des Tempelvorhangs einerseits an, daß mit Jesus derjenige stirbt, der als designierter „König im Namen des Herrn" (19,38) den Tempel seiner eschatologischen Bestimmung zum Gebets- und Lehrhaus zugeführt hat (19,47-21,37, vgl. 2,49). Daher wird der Tempel sinnvoll genutzt, wenn dort Gottes Heilshandehi in Jesus zu Gehör gebracht (2,25-38) oder gepriesen wird (24,53); das Opfer des vom Aussatz Geheilten sollte denmach Israel auf dieses Heilshandeln hinweisen. Andererseits ist jenes Aufreißen Zeichen der Gottesfeme, in die sich Jerusalem mit der Kreuzigung Jesu begeben hat. Sofern damit die Botschaft dessen negiert wird, der gekommen ist, um Israel auf den Weg des Friedens (1,79) zu weisen imd so vor seinen Feinden zu retten (19,42fF.; vgl. 1,71.74), zieht die Tötung Jesu die Verwüstung Jerusalems (21,20) und des Tempels durch die Römer geradezu zwangsläufig nach sich (13,34f Alle Evangelisten interpretieren also Jesu Haltung zum Tempel im Sinne einer Öflfiiung Israels auf die Völker hin - allerdings in sehr unterschiedlicher Weise: Nach Markus verliert der Tempel mit dem Kommen Jesu jede Eigenbedeutung; nach Matthäus wird er durch Jesus relativiert, bleibt aber als jüdische Institution
" S.o. S.71f.76. " S.o. S. 103f. 108.115f. 123f. 150f. " S.o. S.230£F.235f., ferner S.158.170-173.177ff.l92f.208.
268
III. Auswertung
erhalten bis zum endgültigen Scheitern des Versuchs, die Bewohner Jerusalems um Jesus zu sammebi; nach Lukas erhäh er durch Jesus im Blick auf die Neukonstituierung des Gottesvolkes eine neue, auch für Nichtjuden bedeutsame Funktion. Diese drei Auffassungen lassen sich nicht miteinander vereinbaren. d) Zur Christuswürde Jesu: Markus^^ verwendet „Christus" als überlieferte und insofern selbstverständliche Bezeichnung (1,1) der Retter-Funktion, die Jesus ausweislich seiner Wundertaten (8,29) an den ihm verbundenen Jüngern (9,41) ausübt. Diese Funktion ist nur im Rahmen seines Erdenwirkens auf Israel beschränkt (12,35[fif.]), wie man sie ja auch keinesfalls in politischen Dimensionen beschreiben darf (15,32). Vielmehr gilt sie nach Ostern seinen Auserwählten aus aller Welt und vollzieht sich an ihnen bis zur Parusie auf relativ unanschauliche Weise als Bewahrung vor Verführungen (13,21f). So läßt sich die Christuswürde Jesu allein von seiner Identität als des Gottessohns her und im Blick auf seinen Weg als des Menschensohns angemessen erfassen (14,61). Matthäus^^ nennt Jesus den „Christus" (1,16 u.ö.), weil sich in dem Davidsund Abrahamssohn Jesus (1,1) alle Heilszusagen Gottes für Israel erfüllen; dies wird bereits bei seiner Geburt deutlich (l,18[-23]; 2,4[flf.]). Als Mittler des eschatologischen Heils für Israel erweist sich Jesus vor allem durch seine Lehre (23,10), seine Heilungen und seme Evangeliumsverkündigung (ll,2[-5]) sowie seine Bereitschaft, zugunsten anderer in den Tod zu gehen (27,17.22); dieses Heil wird demgemäß in nachösterlicher Zeit allein denen zuteil, die sich zu ihm bekennen (16,16[-]20), und bewährt sich bis zur Parusie in dem Schutz der Auserwählten vor Verführungen (24,5.23f). Daher ist die Christuswürde Jesu nicht nur von seiner Davidssohnschaft (22,42[-45]), sondern primär von seiner Gottessohnschaft her zu verstehen (16,16; 26,63). Das aber bedeutet: Als Christus ist Jesus zugleich der Menschensohn, der aufgrund seines Todes sowie ausweislich seiner Auferweckung mit aller Macht im Himmel und auf Erden ausgestattet ist, auf daß seine Jünger - die in der Gemeinschaft mit dem Abrahamssohn Jesus ihre Abrahamskindschaft bewähren und als Träger des Lichts für die Völker leben - auch „Heiden" in die Jüngerschaft hineinführen. Lukas'° spricht von Jesus als dem „Christus", sofern er ihn als den Gesalbten Gottes präsentiert (9,20), der für Israel zum Retter, d.h. zum Mittler einer erneuerten Gottesbeziehung bestimmt ist (2,[10-]11), um die erhoffte eschatologische Tröstung Israels heraufzuführen (2,[25-]26). Diese Bestimmung realisiert er den Verheißungen der Schrift entsprechend (24,26[f ]) dadurch, daß er seine Königsherrschaft (23,2) als der zur Rechten Gottes Erhöhte ausübt (20,41 [-44]), und zwar über diejenigen, die sich aufgrund seines Leidens und Auferstehens durch die Jünger als Zeugen des Heilsgeschehens zur Umkehr rufen lassen ^ Zum Folgenden s.o. S.71.79, femer S.51-58. ® Zum Folgenden s.o. S.83-88.134-137. Zum Folgenden s.o. S.230, femer S.175£f.l82f 184ff.l94-197.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
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(24,46[ff.]). Daß dieser Ruf auch an die Völker ergeht, ist möglich und notwendig: möglich, weil die Sendung Christi auf die Neukonstituierung des Grottesvolkes (3,15[fF.]) aus Menschen zielt, die glauben (22,67), daß ihnen gerade das Sterben Jesu zur Rettung dient (23,39[-43]); notwendig, weil Jesus als Christus der Gottes- und Menschensohn (22,67-70, vgl. 4,41; 9,20ff.; 23,35) und damit Heilsträger für imd endzeitlicher Richter über alle Menschen ist. Der Überblick über die dargestellten Deutungen des „Christus"-Titels läßt erkennen: Übereinstimmend trennen die Synoptiker diesen Titel von allen politischen Erwartungen und bezeichnen mit ihm Jesus als den eschatologischen Gesandten Gottes, der - ausweislich seines Erdenwirkens in Wundern bzw. Exorzismen und aufgrund seines Sterbens am Kreuz - nach Ostern von der Rechten Gottes her seinen Jüngern aus Israel und den Völkern das eschatologische Heil zuteil werden läßt und gerade darin seine Davidssohnschaft zum Ziel bringt. Im übrigen gehen die Evangelisten aber jeweils eigene Wege: 1. Die Verbindung mit dem Prädikat „König der Juden" bzw. „ ... Israels" wird von Markus abgelehnt, von Matthäus bejaht, von Lukas relativiert; sonst erscheint „Christus" als Titel bei Markus und Matthäus neben „Sohn Gottes" o.ä., bei Matthäus zudem neben „Sohn Davids, Sohn Abrahams", bei Lukas hingegen nur in Kombination mit „Retter" und „Herr". 2. In kategorialer Sicht wird die Identitätsbezeichnung „Gottessohn" dem „Christus"-Titel von Lukas unter-, von Markus und Matthäus übergeordnet; dementsprechend rangiert der Ausdruck „Menschensohn" bei Markus und Matthäus neben, bei Lukas unter jenem Titel". 3. Weitere Implikationen des Titels sind bei Markus und Matthäus das Wirken bis zur Parusie (vgl. aber für Lukas Apg 3,19flf.), bei Matthäus zudem die Herkunft Jesu sowie seine Lehre und Verkündigung, bei Lukas seine Gottesbeziehung sowie (nur hier explizit) sein Leiden und Auferstehen. 4. Die für das Erdenwirken feststehende Ausrichtung des Titels auf Israel wird für die nachösterliche Zeit von Markus aufgehoben, von Matthäus festgehalten, von Lukas ausgeweitet. Insgesamt bestätigt dieser Befund, wie unterschiedlich die Synoptiker die Bindung Jesu, des eschatologischen Gesandten Gottes, an Israel defmieren und also auch die Rolle Israels im Heilshandehi Gottes beurteilen. 1.3.4 Zusammenfassung Markus, Matthäus und Lukas zeigen an vielen Punkten übereinstimmend auf Das Auftreten und Wirken Jesu in Israel ist für die ganze Menschheit von heilsentscheidender Bedeutung, weist ihn als den für alle Menschen zum Heilsmittler bestimmten Gesandten Gottes aus und ist ausgerichtet auf die „Öffnung" Israels auf Nichtjuden hin. So verschieden die drei Autoren dabei aber ihre Zum jeweiligen Sinn der Prädikate „Gottessohn" und „Menschensohn" in den synoptischen Evangelien s.o. S.258f.262f.
270
Ш. Auswertung
Evangelien aufbauen und die Würdenamen „Gottessohn", „Menschensohn" sowie „Christus" benutzen, so verschieden stellen sie die Reichweite des Wirkens Jesu, den Charakter seiner βασιλεία-Verkündigung sowie seine grundsätzliche Haltung zu Gesetz und Tempel dar; erhebliche Unterschiede bestehen auch beim Verständnis (a) der Rolle des Glaubens im Wirken Jesu, (b) seiner Zuwendung zu den Sündern sowie (c) seiner Stellung zu Sabbat und Speisebestimmungen. Als entscheidender „Streitpunkt" erscheint dabei immer wieder die Frage, ob und in welcher Weise Jesus bleibend in einer besonderen Beziehung zu Israel steht. Darauf geben die Synoptiker konsequent divergierende Antworten. 1.4 Die „Völker-Stoffe" der Evangelisten im Vergleich Im Folgenden gilt es zu erheben, wie sich die synoptischen Verwendungsweisen von Textstücken, die explizit eine Beziehung zwischen Jesus und Nichtjuden zur Sprache bringen, zueinander verhalten. Dazu erscheint es zweckmäßig, Logien Jesu über Nichtjuden, Erzählungen von Kontakten mit Nichtjuden sowie Äußerungen über Jesu Bedeutung für die Völker gesondert zu behandeln und jeweils zuerst Auswahl sowie literarische Anordnung, sodann thematische Zuordnung und theologische Deutung der betreffenden Abschnitte zu betrachten. 1.4.1 Aussagen Jesu über Nichtjuden a) Der literarische Befund in den synoptischen Evangelien Stellt man die m den Evangelien dreifach, doppelt oder einfach wiedergegebenen Logien Jesu über Nichtjuden jeweils in Gruppen zusammen, so ist festzustellen: Von insgesamt 35 Worten sind nur sechs bei allen Synoptikern belegt, weitere drei bei Markus und Matthäus, neun bei Matthäus imd Lukas; etwa die Hälfte, nämlich 17 finden sich nur in je einem Evangelium, wobei der Großteil von 12 auf Matthäus entfällt. In absoluten Zahlen ausgedrückt: Während Markus zehn und Lukas 19 Jesusworte zum Thema bieten, sind es bei Matthäus'^ 29. Letzterer gibt also der Völker-Thematik im Rahmen der Verkündigung Jesu bedeutend mehr Raum als Lukas oder gar Markus. Im einzelnen ergibt sich das folgende Bild'^:
^^ 10,17f. erscheint wegen zwei verschiedener lukanischer Parallelen in der Tabelle doppelt. " In der nachstehende Übersicht weisen Klammem ( ) auf Texte, die nur bedingt als Parallele zu den jeweils nebenstehend angeführten Abschnitten gelten können, Kursrvdruck auf Texte, die nicht expressis verbis von Nichtjuden handeln, und Schiägstciche / / auf erhebliche InteipretationsdifFerenzen zwischen den Synoptikern.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich Markus
Matthäus Lukas
4.32
13,32
271
Thema in Stichworten Gleichnis: Vögel des Himmels im „Senf-Batmi" 10,33f. 18,32f. Leidensankündigung: Tötung Jesu durch ,Jleiden" 20,19 10,42 / 20,25 22,25 Nicht herrschen wie die Könige der Völker! 13,8 24,7 21,10 Kriege zwischen den Völkern 13,9 (10,17f.) 21,12f Auslieferung an Statthalter etc. zum Zeugnis 13,27 24,31 (21.28) Sanunlung der Auserwählten aus aller Welt 13,10 / 24,14 Verkündigung an alle Völker / ihnen zum Zeugnis 13,20 24,22 Auserwählte unter „allem Fleisch" 14,9 / 26,13 Verkündigung in der ganzen Weh 6,32 12,30 Nicht sorgen wie die/alle ,^^eiden" 8,11 13,29 Aus Ost und West kommen sie in die Basileia 10,17ff. (12,1 If.) Vollmächtiges Reden vor Statthaltern etc. 11,21-24 10,13ff. Tyrus und Sidon wären umgekehrt 12,39f. / 11,29£ Das Zeichen des Jona 12,41f. ll,31f. Niniviten, Königin des Südens 22,9f. / 14.22/. Gleichnis: Einladung zum Mahl in der Basileia 24,30 / 21,25f Wehklagen aller Stämme / Angst bei den Völkern 28,19f / 24,47 Sendung zu / Verkündigung unter den Völkern 11,17 Haus des Gebetes fur alle Völker „Licht des Kosmos" 5.14ff. 5.41 Frondienst fur Römer 5,47 .beiden" grüßen nur ihre Brüder 6,7 Beim Beten nicht plappem wie ,^^eiden"! 10,5f Nicht zu ,ДIeiden" und Samaritanem gehen! 10,14f Sodom wird es im Gericht erträglicher ergehen ... 13,24-30.36-43 Gleichnis: Unkraut im Weizenfeld 13,47-50 Gleichnis: Fischnetz 18,17 ... dann sei er euch wie ein, Jieide" ... 1 23,15 Kritik des „Proselytenmachens" 24,9 Ihr werdet gehaßt sein von allen Völkern 25,3 M6 Das endzeitUche Gericht über die Völker 4,25ff. Witwe von Sarepta und Naaman, der Syrer 9,55 Abweisung nicht gewaltsam vergehen! 10,30-35 Gleichnis: Der barmherziger Samaritaner Die Zeiten der Völker 21,24 13.19
Um diesen Befund genauer deuten zu können, muß man bedenken, wie die Worte in den verschiedenen Evangelien verteik und an wen sie dabei jeweils gerichtet sind. Diesbezügüch läßt sich feststellen: Markus bietet am Ende des ersten Hauptteils 1,16-4,34 ein im Rahmen öffentlicher Lehre bzw. Verkündigung (vgl. 4,2.33) gesprochenes Wort (4,32), am Ende des dritten Hauptteils 8,27-10,52 zwei an die Zwölf gerichtete Worte zum Thema (10,[32-]33f [41-]42). Die meisten, nämlich sechs Logien finden sich in den Kapiteln 11-13; dabei gilt das in 11,17 der im Tempel versammel-
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Ш. Auswertung
ten Volksmenge, zumal den Hohenpriestern und Schriftgelehrten (vgl. 1 blS)'"*, während die fünf in Kap. 13 (V.8.9.10.20.27) zu den Jüngern Petrus, Jakobus, Johannes und Andreas gesprochen sind (vgl. 13,3). Das letzte Wort (14,9) steht im Eingangsteil der Passions- und Ostererzählung und ist zu nicht näher identifizierten Anhängern oder Jüngern Jesu gesagt (vgl. 14,3f.). Matthäus plaziert zehn Worte im zweiten Hauptteil 4,12-11,30, davon fünf (5,14fF.41.47; 6,7.32) in der Bergpredigt als öffentlicher Jüngerunterweisung (vgl. 4,25-5,2; 7,28f)'', zwei in „Reden" an Jesus begleitende Volksmengen (8,[1.]11; ll,[7.]21-24), drei in der den zwölf Jüngern geltenden Sendungsrede à9,37-]10,5f 14f 17fr.). Im dritten HauptteU 12-20 stehen acht Worte: Während 12,39f 41f an einige skeptische Schriftgelehrte und Pharisäer (vgl. 12,38) sowie 13,32 an die um Jesus versammelte Volksmenge (vgl. 13,34) adressiert sind und das Gleichnis vom Unkraut im Weizenfeld dieser Volksmenge erzählt (13,24-30), aber nur den Jüngern ausgelegt wird (13,36-43)'®, gelten die weiteren Worte (13,47-50; 18,[1.]17; 20,[17-]19.[24-]25) aUeiQ den (zwölf) Jüngern. Der vierte Hauptteil 21-25 enthält dann neun Logien; dabei richten sich die ersten beiden (22,9f ; 23,15) in aller Öffentüchkeit an Jesu Gegner (vgl. 21,4522,1; 23,1)''', die übrigen sieben (24,7.9.14.22.30.31; 25,31-46) im Rahmen der eschatologischen Rede an die Jünger (vgl. 24,3i). Ihnen sind auch die beiden Worte zu Beghm (26,[8.]13) und am Ende (28,[16-]19) des Schlußteils gesagt. Lukas bringt im ersten Hauptteil 3,1-9,50 nur ein einziges Logion, das den in der Synagoge versammelten Nazarenem gilt (4,[16.22]25fF.). Innerhalb des zweiten Hauptteils 9,51-24,53 finden sich acht Worte in der ersten Hälfte des Reiseberichts 9,51-13,21; je eins richtet sich an die Zebedaiden (9,[54-]55) und an die siebzig Boten (10,[lf]13fF.)'^ Jesu, zwei sind allgemein zu den Jüngern gesprochen (12,[l.]llf[22.]30), eins zu einem Jesus versuchenden Gesetzeskundigen (10,30-35) und drei zu Jesu Wirken beobachtenden Volksmengen (ll,29f31f; 13,[17-]19)''. Die zweite Hälfte des Reiseberichts 13,22-19,27 enthält nur drei Worte: zu Beginn zwei für Juden, die Jesus mit Skepsis begegnen (13,[23.]29; 14,[15.]22f), gegen Ende eins für die Zwölf (18,[31-]32£). In der den Jüngern vor dem Volk gehaltenen (vgl. 20,45) Geschichts- und Endzeitrede 21,5-36 fmden sich fünf Worte (V.10.12f24.25f28). In Kap. 22flf. bietet Lukas noch zwei Logien; das erste ist an die Apostel adressiert (22,[14f]25), das zweite an sie und andere Jünger bei ihnen (24,[33.]47). Dieses Ergebnis sei in nachstehender Übersicht veranschauHcht^": S.o. S.45f. " S.o. S.llSf. S.o. S.lOOff. " S.o. S. 102-106. " S.o. 214f. " s . o . S.212ff.215. In der nachstehenden Übersicht weist ein waagerechter Strich n ^ n einer SteUenangabe auf die dort jeweils als anwesend vorausgesetzte Mit-Hörerschaft hin.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich Adressaten: einzelne / die Zwölf / die Jünger (Leute im) Volk Mk 1,1-15: 1,16-4,34: 4,32 4,35-8,26: 8,27-10,52: 10,33f.42 11-13: 13,8.9.10.20.27 14-16: 14,9 Mt 1,1-4,11: 4,12-11,30: 5,14ff.41.47; 6,7.32 8,11 10,5fl4£17ff. 11,21-24 12-20: 13,24-30.32 13,36-43.47-50; 18,17; 20,19.25 21-25:
26-28: Lk 1-2: 3,1-9,50: 9,51-24,53:
ПЪ
Gegner / Kritiker
11,17
12,39f41f
22,9f 23,15
24,7.9.14.22.30.31; 25,31-46 26.13; 28,19 4,25ff. 9,55; lO.Bff. 10,30-35 Il,29f31£ 12,llf.30 13,19.29 14,22£ 18,32f 21,10.12f.24.25f.28 22,25; 24,47
Im Vergleich der drei Evangelien erkennt man: (1) Die Logien sind je anders verteilt; dabei kann man die Streuung jeweils als Ausdruck der Leitidee des betreffenden Evangelisten zum Thema „Jesus und die Völker" ansehen: • Markus konzentriert die Worte mit einer Ausnahme (4,32) im unmittelbaren Vorfeld der Passion Jesu (Kap. 10-14)*'; darin deutet sich die gnmdlegende Bedeutung an, die er dem Tod Jesu für die Errichtung des eschatologischen „Gebetshauses für alle Völker" (11,17) zumißt. • Matthäus verteilt die Logien relativ gleichmäßig über die Wirkenszeit Jesu, wobei 19 von 29*^ in den großen Reden stehen; dies entspricht seiner Kon-
" Man beachte, daß mit Mk 10,32 Jenisalem als Ziel der Reise Jesu in den Blick kommt. Mt 13,24-30.36-43 ist dabei nur einfach gezählt.
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Ш. Auswertung
zeption, daß Jesus Israeliten in die Rolle als Träger des Lichts für die Völker (5,14ff.) hinein ruft, diese Rolle aber nach Ostern den Jüngern überträgt. Lukas ordnet, abgesehen von 4,25ίΐ., alle Worte in den zweiten, auf Passion, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu zulaufenden Hauptteil seines Evangeliums ein, und zwar zumal in den Abschnitt 9,51-13,21 sowie in die Geschichts- und Endzeitrede 21,5-36; darin spiegelt sich seine Auffassung wider, daß sich die im Wirken Jesu manifestierte Bestimmung des göttlichen Heilshandelns, als „Glanz Israels" zum „Licht für Heiden" (2,32) zu werden, erst im Lauf eines längeren geschichtüchen Prozesses reaüsiert.
Dieser Gesamteindruck wird durch die divergierende Plazierung einiger Logien in den Evangelien bestätigt, jedenfalls im Blick auf Matthäus und Lukas": a) Das Wort vom Zeugnis vor Statthaltern und Königen, das Markus (13,9) xmd Lukas (21,12f ) der Rede Jesu über die Zeit vor dem Ende zuordnen, integriert Matthäus (10,17f ) in die auf das Wirken der Jünger unter Israel bezogene Sendungsrede; freilich richtet sich der Blick dort streckenweise auch auf die bevorstehende Paiusie (10,22f ). b) Das Senfkorn-Gleichnis steht bei Lukas (13,18f) nicht wie bei Markus (4,30ίΤ.) und Matthäus (13,3 If) im Rahmen einer Gleichnis-Rede, sondem zwischen einer Sabbatheüung Jesu und einem Ausblick auf die Vollendung des Reiches Gottes. c) Die Mahnung, sich nicht wie die Herrscher der Völker zu gebärden, ergeht bei Lukas (22,25) im Rahmen des Abschiedsmahls Jesu mit den Jüngern, nicht wie bei Markus (10,42) und Matthäus (20,25) am Ende der Wanderung nach Jerusalem. d) Die Warnung vor „heidnischem" Sorgen erscheint bei Matthäus (6,32) in der die öffenüiche Wirkung der Jüngerexistenz behandelnden Bergpredigt, bei Lukas (12,30) in einer Rede, die zur Orientierung dieser Existenz an der Heilszukunft Gottes anhält. e) Der Ausblick auf das Herbeiströmen der Menschen aus Osten und Westen in das Himmel- bzw. Gottesreich dient bei Matthäus (8,11) als Kommentar zum einzigartigen Glauben des Hauptmanns von Kafàmaum, während er bei Lukas (13,29) die Antwort Jesu auf die Frage einiger Wegbegleiter nach der Möglichkeit der Rettung abschheßt. f) Das Gleichnis vom Gastmahl erzählt Jesus Matthäus zufolge (22,1-14) seinen Gegnern in Jerusalem, nach Lukas (14,16-24) Kritikem, die er im Haus eines Pharisäers auf dem Weg nach Jerusalem trifft. (2) Die Jesusworte verteilen sich in allen Evangelien in etwa gleicher Weise auf die Adressatengruppen „Jünger", „Volksmenge" und „Gegner" (Mk 8 0 / 1 0 /10 %, Mt 74 /12 /14 %, Lk 63 / 26 / 11 %). Allerdings fällt auf • Worte an die Jünger haben nur im Markusevangelium konsequent nichtöffentlichen Charakter; nach Matthäus ist die Bergpredigt (5,2-7,27) ja auch an die Volksmenge adressiert, während diese nach Lukas die Jüngeφaränesen 12,1-12.22-53 sowie die Geschichts- und Endzeitrede 21,5-36 mithört.
" Da die maddnische Lokalisierung der auch von Matthäus und Lukas bezeugten Logien sich jeweils in mindestens einem der beiden anderen Evangelien widerspiegelt, kann man aus ihr keine weitergehenden Schlüsse auf die Konzeption des Markus ziehen
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich •
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Worte ans Volk spielen, relativ gesehen, im Lukasevangelium eine größere Rolle als bei Markus und Matthäus; zugleich fehlt dort ein Pendant zu den auch für die Jünger erzählten Gleichnissen Mk 4,30if. und Mt 13,24-30.3 If. Während Jesus Markus zufolge einmal öffentlich zu denen spricht, die seine Tötung betreiben, wendet er sich bei Lukas zweimal an Leute, die ihm skeptisch bis kritisch, nicht aber definitiv ablehnend gegenüberstehen; Matthäus zitiert je zwei Worte Jesu an Skeptiker (12,39f41f) und Todfeinde (22,9f; 23,15), wobei das letztgenannte betont in Gegenwart der Jünger ergeht.
Femer ist zu beachten, daß Jesus die Weherufe über Chorazin, Betsaida und Kafärnaum im Matthäusevangelium (11,21-24) an die Volksmenge richtet, während er sie im Lukasevangelium (10,13ff.) den siebzig Boten mit auf den Weg gibt"^. Dieser Befund läßt sich ebenfalls auf die Leitideen der Evangelisten zur Beziehung zwischen Jesus und den Völkern zurückfuhren: Einerseits entspricht die durchgehende Dominanz der Jünger-Worte dem Sachverhalt, daß „Heiden" Markus, Matthäus imd Lukas zufolge erst durch das nachösterüche Wirken der Jünger Zugang zum eschatologischen Heil in Christus erhalten*^ Andererseits spiegeln die notierten Differenzen die verschiedenen Konzeptionen der Synoptiker wider: die markinische Auffassung, daß Gottes Geschichte mit Israel durch den Tod Jesu überfuhrt wird in eine neue Geschichte mit allen Völkern; den matthäischen Gredanken, daß Jesus vergeblich versucht, ganz Israel um sich zu sammeln, damit es zum Licht für die Völker werde; und die lukanische Vorstellung von der Neukonstituierung des Gottesvolkes aus Juden imd Nichtjuden. Vor dem Hintergrund dieser Ergebiüsse zu Verteilung und Ausrichtung der Logien Jesu über Nichtjuden kann man nun die jeweilige - eingangs notierte Anzahl solcher Logien in den synoptischen Evangelien erklären. Die Differenz zwischen ihnen läßt sich weder einfach als Ausdruck dessen begreifen, daß das Thema „Jesus und die Völker" für Matthäus wichtiger wäre als für die beiden anderen Synoptiker, noch etwa im Blick auf Lukas und Markus mit dem Hinweis auf das Längenverhältnis der beiden Evangelien nivellieren*®. Vieünehr entsprechen die unterschiedlich hohen Zahlen den verschiedenen Leitideen der Evangelisten zum Thema; denn dem wechselseitigen Verhältnis zwischen Israel und den Völkern kommt in der matthäischen Konzeption größere Bedeutung zu als in der lukanischen und ist bei Lukas wiederum wichtiger als bei Markus.
»'· Zu den verschiedenen Adressaten von Mt 22,9f. // Lk 14,22f. s.o. S.274. - Eine Differenz besteht auch beim Wort vom Jona-Zeichen und dem angefügten Wort über die Niniviten sowie die Königin des Südens: Beide gelten nach Lukas (11,29-32) der Volksmenge, nach Matthäus (12,39-42) einigen Schriñgelehrten und Pharisäern. Letztere treten freilich als Sprecher der Volksmenge auf (s.o. S.97 Áma 107), so daß der Unterschied kaum ins Gewicht ßUt. " S.o. S.24»-253. ^ Das Evangelium des Lukas enthäh nicht nur annähond doppelt so viele Logien zum Thema wie das des Markus, sondern ist zu^eich fast doppelt so lang wie dieses.
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Ш. Auswertung
b) Zur Deutung der Logiert durch die Synoptiker Die Worte Jesu über Nichtjuden betreffen eine breite Palette von Themen, die sich vom Echo auf das Erdenwirken Jesu bis zum endzeitlichen Grericht erstreckt. Faßt man thematisch verwandte Logien in Gruppen zusammen, so kann man diese wie folgt in eine chronologisch-systematische Ordnung bringen^^: Thematischer Zusammenhang Lehre vom Gottes- / Himmelreich
Markus 4,32
Matthäus 13,32 13,24-30+36-43 13,47-50 22,9i
negative Reaktion auf Jesu Wirken 8,11 11,21-24 12,39f41f Erßllung des Liebesgebotes Kritik des „Proselytenmachens " Passion des Menschensohns 10,33f Das eschatologische Gebetshaus 11,17 Jüngerdasein als „Licht des Kosmos " Glaubensleben der Jünger
23,15 20,19
Jüngerverhalten nach außen
5,14fr. 6,7 6,32 18,17 20,25 10,17fr. 24,7 24,9 (10,17f.) 24,22 5,41.47
Verkündigung des Evangeliums
10,5fl4f
Binnenleben der Jüngergemeinschaft 10,42 Jüngerdasein in äußerer Bedrängnis 13,8 13,9 13,20
Lukas 13,19
14,22f 4,25ff. 13,29 ll,29f31£ 10,30-35 18,32f
12,30 22,25 12,1 If 21,10 21,12£
9,55 10,13ff. 13,10 14,9 Die Zeiten der Völker Parusie 13,27 Endgericht
24,14 26,13 28,19f 24,30 24,31 25,31-46
24,47 21,24 21,25f 21,28
Ein Überblick über die sechs Themenzusammenhänge, zu denen Jesusworte in allen synoptischen Evangelien belegt sind, läßt erkennen, daß dabei die nach" Nachstehend sind die allen Evangelisten gemeinsamen Themen fett, die nur bei einem belegten Themen kursiv gedruckt.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
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österliche Existenz der Jüngergemeinschaft in ihrer Beziehung zur Völkerweh im Zentrum steht; diesbezügüch werden die innere Struktur der Gemeinschaft, die Bedrängung der Jünger sowie deren Aufgabe der Evangeliumsverkündigung thematisiert. Während dann Worte zur Passion imd zur Parusie des Menschensohns Grundlage und Ziel des so charakterisierten Lebens der Jünger benennen, erhellt das βασιλεία-Gleichnis dessen Einbindung in das eschatologische Heilshandeln Gottes. Markus bietet nur ein auf Nichtjuden bezogenes Jesuswort, das außerhalb des skizzierten Gedankenkomplexes steht: das vom „Gebetshaus für alle Völker" (11,17). Es fugt jenem Komplex aber kein weiteres Element hinzu, sondern zeigt, wie Markus ihn insgesamt deutet^^. Das spezifische Profil seiner Deutung tritt noch schärfer hervor, wenn man beachtet, welche drei - von den übrigen Synoptikern gemeinsam bezeugten - Themenzusammenhänge in seinem Evangelium fehlen: Nach Markus spricht Jesus weder anläßhch des negativen Echos, das sein Wirken in Israel auslöst, von Nichtjuden - sei es positiv oder negativ - noch im Blick auf das Glaubensleben der Jünger oder auf deren Verhalten gegenüber Außenstehenden. Dieser Befund spiegelt die markinische Anschauung wider, daß das für Gottes Geschichte mit Israel kennzeichnende Gegenüber von Juden und ,^^eiden" durch die Sendung Jesu aufgehoben wird, daß es also fortan primär darum geht, wie sich die Beziehung zwischen den Trägem der weltweiten Verkündigung und ihren Hörem gestaltet. Bei Matthäus hingegen erscheint der o.g. Gedankenkomplex in erweiterter Form. Dabei zeigt schon das Hinzutreten der drei soeben benannten Themenbereiche, daß seiner Darstellung nach die Jüngergemeinschaft in der Nachfolge Jesu bleibend jüdisch geprägt ist. Gerade so aber - das machen zwei für Matthäus typische Logien deutlich - nimmt sie den von Israel bzw. dessen Autoritäten verfehlten Auftrag (23,[13.]15) wahr, als „Licht des Kosmos" zu existieren (5,14fF.)^'. Diese Sicht tritt auch innerhalb jenes Gedankenkomplexes zutage, sofern Jesus bei seinen Himmelreich-Gleichnissen, den Worten zur Bedrängnis des Jüngerdaseins und den Aussagen zur Evangeliumsverkündigung'" jeweils gesondert die Beziehungen der Jünger zu Juden sowie zu ,^^eiden" und - beim letztgenannten Punkt auch - Samaritanern anspricht. Da er zudem ein besonderes Gericht über die Völker ankündigt (25,31-46), hat die Unterscheidung zwischen ihnen und Israel bis zur Parusie Bestand. Erst im Blick auf die Heilsvollendung in der Himmelsherrschaft (vgl. 8,11) werden beide unter dem Ausdruck „alle Stämme der Erde" zusammengeschlossen (24,30). Auch Lukas hat den o.g. Gedankenkomplex in spezifischer Weise geprägt, zumal bezüglich der Rede vom Grottesreich und der Evangeliumsverkündigung; " Dazu s.o. S.238f. "Dazus.o. S.240ff. ^ Dieser Begriff wird hier cum grano salis für den doppelten Auftrag gegenüber Juden und gegenüber ,^^eiden" verwendet; im Matthäusevangelium selbst ist er nur auf ersteren bezogen (s.o. S. 123-130).
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Ш. Auswertung
an beiden Punkten wird ja seine Auffassung sichtbar, daß das Gottesvolk auf der Basis des Wirkens Jesu neu konstituiert wird, und zwar im Rahmen eines längeren geschichtUchen Prozesses zunächst innerhalb Israels, später dann unter Einbeziehung von Nichtjuden". Dieser Prozeß beginnt in Jerusalem, ist aber nicht daran gebunden, sondern setzt sich auch nach dessen Zerstönmg in den „Zeiten der Völker" (21,24) fort. Von diesem Entwicklungsgedanken her erklärt sich, daß Jesus nicht nur - wie bei Matthäus - einerseits die Jünger vor typisch „heidnischem" Verhalten warnt, andererseits unbußfertigen Juden bestimmte „Heiden" als Vorbild vor Augen stellt, sondern beide Gresichtspunkte innerhalb seiner „Antrittspredigt" verknüpft und zudem in beiden Sachzusammenhängen auch auf die Samaritaner als eine „Zwischengruppe" zu sprechen kommt. Insgesamt gesehen sind also die unterschiedlichen Ausgestaltungen des gemeinsamen Themenbestands bei den Logien als Ausdrucksmittel für die verschiedenen Leitideen anzusehen, von denen her Markus, Matthäus und Lukas auf je eigene Weise die Beziehung zwischen Jesus und den Völkern darstellen. Dieses Ergebnis läßt sich an vielen Jesusworten verifizieren, die alle oder jedenfells zwei Synoptiker gemeinsam bezeugen, aber jeweils anders auslegen. Im Folgenden seien nur die markantesten Beispiele genannt: a) Im ßaovXeia-Gleichnis vom Senflcom sieht Markus (4,30fF.) den Kontrast zwischen dem unscheinbaren Anfeng im Wirken Jesu und dem wetaunspannenden Resultat bei der Heilsvollendung abgebildet, Lukas (13,18f.) das beide Pole verbindende „Wachstum" des Gcttesvolkes, Matüiäus (13,31£) die Einwirkung der Jüngergemeinschaft auf die Völkerweh^. b) In der Mahnung zum Verzicht auf Herrschaftsverhalten im Jüngerkreis spricht Jesus bei Matthäus (20,25ff.) von „heidnischen", bei Markus (10,42ff.) zugleich von jüdischen Herrschern, die ihre Macht mißbrauchen, bei Lukas (22,25f ) lediglich von ,4ieidnischen" Königen, die ihre Macht ausüben und sich ihrer Verdienste rühmen''. c) Die Ansage von Gerichtsverfahren, die den Jüngern Gelegenheit zum Zeugnis für Jesus geben, bezieht sich nach Matthäus (10,17f ) auf die Sendung der Jünger zu Israel, nach Markus (13,9) auf die Völkermission vor dem „Ende", nach Lukas (21,12f) auf das geschichtliche Wirken der Jünger in Judäa und unter den Völkern (vgl. 21,21.24)"*. d) Die Rede von der nachösterlichen Verkündigung des Evangeliums in aller Welt zielt nach Markus (13,10; 14,9) auf die Völkermission, nach Matthäus (24,14; 26,13) auf die Israelmission der Jünger, die freiUch auch den Völkern zum Zeugnis dient"^. e) Das Motiv der abschüeßenden Ausweitung der Einladung im Gastmahlgleichnis bildet nach Matthäus (22,9f ) die Verlagerung der Israelmission der Jünger in die Grenzgebiete Palästinas und in die Diaspora ab, nach Lukas (14,22f.) die Mission mter ,JIeiden" als Konsequenz des Wirkens Jesu in Israel®®. ''Dazus.o. S.242fif. "S.o. S.71f.nütAnm.306, S.137undS.215. " S.o. S.41f, S.121.149undS.211. ^ S.o. S.41, S.124f. und S.189.192.236f. "s.o. S.42f.imdS.125f. ''S.o. S.124f.undS.217f.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
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f) Das Wort vom Jona-Zeichen deutet Matthäus (12,39f.) auf Tod und Auferwekkung Jesu als Basis seines Heilswirkens an den Völkern, Lukas (ll,29f.) auf das zur Entscheidung nötigende Auftreten Jesu als des Boten der Gotteshenschaft in Israel'^. g) Der Auftrag des Auferstandenen an seine Jünger macht diese nach Matthäus (28,19f) zu Mandataren des Menschensohns unter den Völkern - ergänzt also die im Rahmen des Brdenwirkens ausgesprochene Sendung zu Israel -, nach Lukas (24,47f ) zu Zeugen des Heilsgeschehens, deren Dienst in Jerusalem beginnt und die Predigt der Umkehr unter den Völkern zum Ziel hat".
1.4.2 Erzählungen von Kontakten Jesu mit Nichtjuden a) Der literarische Befund in den synoptischen Evangelien Die Erzählungen, denen zufolge Jesus mit Nichtjuden in Kontakt kommt, verteilen sich wie folgt auf die Evangelien von Markus, Matthäus imd Lukas: Madois
5,1-20 7,24-30
15,2-15 15,16-27 15,37ff.
Matthäus Lukas Thema in Stichworten 2,1-12 Magier aus dem Osten huldigen dem Jesuskind 8,5-13 7,1-10 Mg. für den Hauptmann von Kafemaum 8,28-34 8,26-39 Mg. des/der besessenen Geraseners/Gadarener 15,21-28 Mg. fur eine „Heidin" im Gebiet von Tyrus 9,51 -56 Abweisung in einem Samaritaner-Dorf 17,11 -19 Mg. eines aussätzigen Samaritaners (u.a.) 27,11-26 23,3ff.l3-25 Pilatus verhört und verurteilt Jesus 27,27-38 23,26.33£36ff. Die Soldaten verspotten und kreuzigen Jesus" 27,50-54 23,45if· Der Hptm. (samt Soldaten) erkennt Jesu Würde
Von allen drei Evangelisten gemeinsam sind also lediglich die Begegnungen mit „Heiden" am Ostufer des Galiläischen Meeres sowie im Zusammenhang der Passion Jesu bezeugt. Hier wie dort aber ergibt sich der Kontakt erst sekundär aus dem Wirken Jesu an Israel: Im ersten Fall gehen ja die „heidnischen" Bewohner jener Gegend erst infolge der Heilung eines imter ihnen lebenden Juden bzw. infolge ihrer Begleitumstände auf Jesus zu; im zweiten Fall wird er von seinen jüdischen Gegnern in Jerusalem an Pilatus ausgeliefert, der ihn trotz Erkenntnis seiner Unschuld den Soldaten zur Kreuzigung überstellt. Dabei reichen die Reaktionen auf Jesus von der Ablehnung durch die Gerasener bzw. Gadarener (so Mt) über Unverständnis bei Pilatus und dessen Soldaten bis zur Würdigung des speziellen Gottesverhältnisses Jesu angesichts seines Sterbens durch den Hauptmann bzw. ihn imd die Soldaten (so Mt). Dieser Befund spiegelt die den Synoptikern gemeinsame Überzeugung wider, daß „Heiden" erst aufgrund des Todes Jesu Zugang zu Gottes eschatologischem Heil erhalten'"".
"S.o. S.138.141f.undS.212£f.. " S.o. S.85-88.128£f. und S. 184-189. " Bei Lukasfindeteine Verspottung Jesu durch die Soldatenfieilichnicht vor der Kreuzigung statt (so Mk 15,16-20//Mt 27,27-31), sondern erst am Kreuz (Lk23,36f.). Vgl dazu den sadilich entsprechenden Befund bei den Jesusworten (s.o. bei Anm.SS).
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Ш. Auswertung
Von zwei weiteren Kontakten zwischen Jesus und einzelnen „Heiden" wird in jeweils zwei Evangelien erzählt: Über die Syrophönizierin bzw. Kanaanäerin im Gebiet von Tyrus berichten Markus und Matthäus, über den Hauptmann in Kafarnaum Matthäus imd Lukas. Beide Personen tragen an Jesus die Bitte heran, ihr Kind bzw. einen Knecht (so Lk) zu heilen, und zwar im Bewußtsein der Distanz, die zwischen Jesus und ihnen besteht; in beiden Fällen weist er auf seine Sendung zu Israel hin, würdigt aber die Haltung der Bittsteller und vollzieht eine Fernheilung. Die Erzählungen unterstreichen also einerseits den Ausnahmecharakter des Handelns Jesu zugunsten jener „Heiden" im Rahmen seines Erdenwirkens und machen andererseits deutlich, daß es der Glaube an Jesus als den Gesandten Gottes ist, durch den auch Nichtjuden in das mit Jesu Auftreten in Israel anhebende eschatologische Heilsgeschehen einbezogen werden. Insofern harmonieren sie gut mit den zuvor besprochenen Texten. Matthäus und Lukas berichten dann jeweils noch von zusätzlichen Begegnungen Jesu mit Nichtjuden: Matthäus zufolge kommen Magier aus dem Osten nach Betlehem, um dem zur Welt gekommenen König der Juden zu huldigen; Lukas zufolge bekommt es Jesus zweimal auf ganz unterschiedliche Weise mit Samaritanern zu tun. Diese Geschichten lassen sich in ihrem jeweiligen Sachgehalt nicht einfach dem allen Evangelien gemeinsamen Grundbestand zuordnen, sondern unterstreichen die Eigenart der matthäischen bzw. der lukanischen Konzeption zum Thema „Jesus und die Völker". Nimmt man nun die jeweilige Verteilung der genannten Texte in den synoptischen Evangelien in den Blick, so zeigt sich: Während die Begegnungen mit Pilatus, den Soldaten und ihrem Centurie fest in der Passion Jesu verankert sind, daher jeweils im vorletzten Kapitel nachgezeichnet werden, gibt es bei der Zuordnung der übrigen Episoden signifikante Unterschiede: • Mariais piaziert seine beiden Heilungsberichte im zweiten Hauptteil 4,358,26, der die Ausweitung des Wirkens Jesu um das Galiläische Meer herum schildert. Dadurch wird die große Bedeutung des geographischen Faktors fiir die markinische Konzeption zum Thema unterstrichen: Die Völkermission erwächst aus der Sammlung der jüdischen Diaspora um Jesus'"'. • Matthäus bietet mit der Magier-Geschichte im Eingangsteil seines Evangeliums ein ungefähres Gregenstück zu der Soldaten-Episode in der Passionserzählung. Die drei Heilungsberichte ordnet er dann ihrer Intention entsprechend den übrigen Hauptteilen zu: Die Hauptmann- und die GadarenerErzählung integriert er in den Passus 8,2-9,34, der Jesu Handeln in Heilungs- und Nachfolgeszenen als Ausweis seiner Identität und damit als integrierendes Element seines öffentlichen, ganz Israel zur Umkehr rufenden Wirkens (4,12-11,30) darsteUt; die Perikope zur Kanaanäerin erscheint im Rahmen der Kapitel 12-20, in denen Jesu Tätigkeit als Ringen um die Bildung einer Jüngergemeinschaft in Abgrenzung von den Autoritäten Israels ""Dazus.o. S.68f.77f.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
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beschrieben wird. Diese breite Streuung der „Heiden"-Texte illustriat die matthäische Auffassung, daß Jesus, der Israel zum Licht für die Völker zu machen sucht, dieses Licht in seinem gesamten Wirken selbst уегкофеП*"^. • Lukas ordnet die beiden Erzählungen über Jesu Kontakte mit ,^^eiden" dem Abschnitt 4,14-9,50 zu, der Jesu Wirken in ganz Judäa unter der Leitfrage nach seiner Identität beschreibt, die beiden Samaritaner-Episoden hingegen dem Abschnitt 9,51-21,38, der Jesu Tätigkeit auf dem Weg nach sowie in Jerusalem als Vorbereitung seines „Ausgangs" durchs Leiden zur Herrhchkeit deutet. Diese Verteilung leuchtet nicht nur unter geographischen Gesichtspunkten ein, sondern macht vor allem deutlich, daß die Texte zu „Heiden" und zu Samaritanern jeweils ein Paar bilden und sich als Positiv- bzw. Negativbeispiel für nichtjüdische Reaktionen auf Jesus gegenseitig interpretieren: Als Licht für die Völker wirkt das heilschaffende Auftreten Jesu nur dort, wo man ihn als den Gresandten Gottes für Israel anerkennt'"^. So spiegeln sich bereits in der Art und Weise, wie Markus, Matthäus oder Lukas die Erzählungen jeweils im Evangelium piazieren, ihre verschiedenen Leitideen zum Verständnis der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern wider. Ъ) Zur Deutung der Erzählungen durch die Synoptiker Die drei Evangelisten stimmen im Verständnis der Erzählungen von Kontakten Jesu mit Nichtjuden an wesentlichen Pimkten überein. Im Blick auf Jesus wird deutlich: Derartige Kontakte bleiben im Rahmen seines Erdenwirkens die Ausnahme; nie werden sie von ihm selbst hergesteUt oder auch nur gesucht; wenn er nichtjüdisches Grebiet betritt oder ansteuert, dann im Zuge seines Wirkens an Israeliten; wenn er Nichtjuden gegenüber tätig wird, dann unter ausdrücklichem Hinweis auf seine Sendung zum jüdischen Volk. Zur Rolle der Nichtjuden in diesen Erzählungen aber läßt sich feststellen: Alle nehmen sie Jesus als den Gresandten Gottes für Israel wahr - diejenigen, die ihn infolge seines Wirkens ablehnen oder seinen Hoheitsanspruch zurückweisen, ebenso wie diejenigen, die seine Hilfe erbitten oder seine Würde (ansatzweise) erkennen. So stellen die Synoptiker gerade mit diesen Erzählungen heraus: Jesus wird erst darin zum Heilsmittler für die Völker, daß er seine Sendung zu Israel erfüUt. Dieses gemeinsame Grundmuster wird freilich von jedem Evangelisten auf je eigene Weise ausgestaltet: • Markus zeigt in seiner Darstellung der Kontakte Jesu mit ,^^eiden" auf, daß ihnen Jesu Heilswirken an Israel bekannt Avird imd im Sinn eines Überschusses zugute kommen kann. Darin aber deutet sich an: Jesus ist als Christus kein „König der Juden", sondern der Sohn Gottes, dessen Erdenwirken sich insofern in seinem Tod vollendet, als damit der allen Menschen endzeitüche Rettung ermöglichende Bund Gottes „für viele" etabliert wird"*'*. Dazu s.o. S.147f. Dazu s.o. S.235f. "" S.o. S.71.79.
282 •
•
Ш. Auswertung
Matthäus präsentiert in seinen Erzählungen Jesus als den eschatologischen Gesandten Gottes, dessen Wirken die Heilsverheißungen fiir Israel zur Erfüllung bringt und gerade deshalb in die Völkerwelt hineinstrahlt. Demgemäß betont Jesus durchgehend den exklusiven Charakter seiner Sendung zu Israel, wahrt die gebotene Distanz zwischen Juden und „Heiden" und tritt zu letzteren nur dort in eine positive Beziehung, wo sie in ihm das von Israel ausgehende Licht für die Völker aufleuchten sehen. Eben damit aber treten die betreffenden „Heiden" in Kontrast zu den vielen Israeliten, die sich dem Anspruch Jesu entziehen oder widersetzen und damit den ihnen von Abraham her zukommenden Auftrag verfehlen, „Licht des Kosmos" zu sein"". Lukas akzentuiert in seinen Berichten einerseits die fehlende Scheu Jesu vor Kontakten mit Samaritanem und „Heiden", andererseits den Gegensatz zwischen denen, die negativ, und denen, die positiv auf ihn als den Gresandten Gottes für Israel reagieren. Sofern Jesus bei letzteren genau diejenigen Qualitäten findet, die er im jüdischen Volk sucht, stellt er diesem jene Personen als Vorbild vor Augen; damit aber werden sie zum Vorzeichen dessen, daß die durch Jesus inaugurierte Neukonstituierung des Gottesvolkes auch Nichtjuden einbeziehen wird'"®.
Die Divergenz der verschiedenen Darstellungsweisen läßt sich femer daran erkennen, welche Gesichtspunkte Matthäus und Lukas über Markus hinaus zur Sprache bringen. So treten in beiden Evangelien je einmal Jünger Jesu auf: bei Matthäus als Begleiter, die Jesus beim Kontakt mit der Kanaanäerin an seine Sendung zu Israel erinnern, bei Lukas als Vorboten Jesu, die in einem samaritanischen Dorf abgewiesen und dann wegen ihrer Vergeltungsabsicht von ihm getadelt werden. Zudem erwähnen beide Evangelisten je einen jüdischen König bzw. Tetrarchen, sei es als Todfeind des Jesuskindes (so Matthäus) oder als Sachverständigen im Prozeß gegen Jesus, der zwar dessen Unschuld bezeugt, aber dennoch nichts als Spott für ihn übrig hat (so Lukas). So wird gerade an den Erzählungen sichtbar, wie unterschiedlich die Synoptiker den Bezug des Erdenwirkens Jesu auf Israel inteφгetieren und wie gegensätzlich sie daher die Frage beantworten, in welcher Weise er als der Mittler des eschatologischen Heils für alle Menschen den Israeliten verbunden bleibt. Ein Blick auf die verschiedenen Deutungen der von zwei oder drei Evangelisten gemeinsam bezeugten Begegnungen Jesu mit Nich^uden untermauert dieses Resultat: a) In der Gerasener- bzw. Gadarener-Perikope stellt Markus die Heilung und anschließende Indienstnahme eines in der Diaspora lebenden Juden in den Vordergrund, Matthäus die vorzeitige Vernichtung .Jieidnischer" Götzen, Lukas die mit Jesu Heilswirken an einem Juden verknüpfte Veränderung der ,Jieidnischen" Lebenswelt"". b) In der Pilatus-Szene bezieht sich das Unschuldszeugnis, das der Statthalter Jesus dessen jüdischen Anklägern gegenüber ausstellt, nach Markus atif deren verzerrte Prä"" S.o. S. 113-117.139f. 142-146. S.o. S.209. S.o. S.65f., S.139f. und S.201-204.
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
283
sentation Jesu als eines „Königs der Juden", nach Matthäus auf ihre Ablehnung Jesu als des zu ihnen gesandten Christus, nach Lukas auf ihren falschen, von Merodes Antipas nicht bestätigten Vorwurf der Unruhestiftung im Volk"". c) Bei der Schilderung der Verspottung und Kreuzigung Jesu reiht Markus die Soldaten und ihren Centurie gleichsam in eine aufsteigende, Erkenntniszuwachs symbolisierende Linie ein: Während jene Jesus als dem leidenden Menschensohn wider Willen gerecht werden, ersieht der Centuno aus den Umständen des Sterbens Jesu dessen Gottessohnschaft und tritt damit in Gegensatz zu allen anwesenden Israeliten, die den Gekreuzigten mit Hohn überhäufen. Matthäus zufolge machen die Soldaten samt ihrem Centuno einen Sinneswandel durch - vom Spott, mit dem sie Jesus unbewußt als den gehorsamen Gerechten erweisen, zur tastenden Erkenntnis, daß er sich gerade mit seinem Gang in den Tod als Gottessohn bewährt - , und zwar aufgrund von Theophaniezeichen, durch die sich auch die Autoritäten und die Volksmenge Jerusalems als treibende Kräfte bei der Hinrichtung Jesu die Augen hätten öffiien lassen müssen. Lukas schließUch stellt die Soldaten und den Centuno einander gegenüber: Während jene den Spott der Oberen Israels imitieren, überbietet dieser die Reue der jüdischen Volksmenge, indem er mit seinem Bekenntnis zur Gerechtigkeit Jesu diesen und Gott ins Recht, sich selbst aber ins Unrecht setzt und eben damit Gott lobt"®. d) Markus zufolge traut die „Heidin" im Gebiet von Tyras bei der Bitte um Heilimg ihrer Tochter Jesus zu, daß sein Heilswirken an Israel zu ihr hin überschießt, und entdeckt damit die universale Dimension seines Wirkens, wie sie in seinem Tod offenbar wird; nach Matthäus zeigt sie darin großen Glauben, daß sie in Jesus als dem Davidssohn, der Israel zum Licht fur die Völker zu machen sucht, selbst dieses Licht aufleuchten sieht - und veranlaßt Jesus auf diese Weise, ihr außer der Reihe zu helfen"". e) Die Größe des Glaubens, mit dem der Hauptmann von Kafamaum Jesus veranlaßt, seinen Sohn bzw. Knecht zu heilen, besteht nach Matthäus darin, daß jener „Heide" in Jesus den Sohn Abrahams erkennt, der Gottes eschatologisches Heil auch fiir Nichtjuden herauffuhrt, und damit die vielen Israeliten düpiert, die sich dem Ruf Jesu entziehen, ihre Abrahamskindschaft im Leben nach seiner Weisung zu bewähren und sich damit als „Licht des Kosmos" zu erweisen. Lukas zufolge ist jener Glaube insofern groß und fiir Juden vorbildlich, als der Hauptmann in Jesus den Gesandten Gottes erkennt, vor dem man nur noch die eigene Ohnmacht und Sündhaftigkeit eingestehen kann, und eben dadurch seine persönhche Bindung an den Gott Israels vollendet'".
1.4.3 Äußerungen über die Bedeutung Jesu für die Völkerwelt Anders als bei Markus gibt es bei Matthäus und Lukas jeweils einige Passagen, in denen sie als Erzähler sich selbst zum Thema „Jesus und die Völker" äußern, sei es direkt wie in den Genealogien Jesu (Mt 1,1-17; Lk 3,23-38) oder indirekt wie in einigen Schriftzitaten (Mt 4,14ff.; 12,17-21; Lk 3,4ff.). Lukas läßt überdies zweimal andere Personen die Beziehung zwischen Jesus und den Völkern in Worte fassen: Zacharias in 1,71.74f, Simeon in 2,30fF. S.o. " " s.o. S.o. S.o.
S.Slf., S.140 und S. 195.207. S.54-58, S.142f. und S.207ff. S.59-63 und S.144flf. S.113-117.143f und S.198-201.
284
Ш. Auswertung
Beide Autoren weisen diesen Äußerungen herausragende Positionen in ihren Evangelien zu: Matthäus setzt seine Texte jeweils an den Beginn der ersten drei Hauptteile seines Buches"^; Lukas integriert je zwei Aussagen in den Prolog 1,5-2,52 und in den die eigentliche Jesusgeschichte eröffnenden Passus 3,1Freilich spiegelt sich in der unterschiedlichen Plazierang auch der je andere Sinn wider, der den matthäischen und den lukanischen Texten eignet: • Matthäus erweist Jesus als den Sohn Abrahams und Davids, der kraft seiner Herkunft die Erwählungs-, Verheißungs- und Befreiungsgeschichte Gottes mit Israel zum Ziel bringt und eben deshalb - als Mittler des Segens Abrahams - auch „Heiden" den Zugang zum eschatologischen Heil erschließt (1,1-17), der dann selbst als das Licht der Völker in Israel auftritt (4,14ff.) und dessen in seiner Taufe begründetes, in seinem Tod vollendetes Wirken darin zum Ziel kommt, daß die Völker seine Lehre hören und in die Jüngerschaft eingewiesen werden (12,17-21)"''. • Lukas präsentiert Jesus als den Gottessohn, mit dessen Sendung die Heilszusage für Israel erfüllt und zugleich die Menschheitsgeschichte zum Ziel gefuhrt wird (3,23-38), der daher die Neukonstituierung des Gottesvolkes als das eschatologische, für alle Welt sichtbare Heil Gottes (2,30f ; 3,6) inauguriert, das als „Glanz Israels" zum „Licht fiir Heiden" wird (2,32) und damit die Feindschaft zwischen Juden und „Heiden" beseitigt (1,71.74)"'. So treten in jenen auktorialen Aussagen die Leitideen, die die jeweilige Darstellung der Beziehung zwischen Jesus und den Völkern durch Matthäus bzw. Lukas bestimmen, besonders klar zutage. 1.4.4 Zum Verhältnis von Jesusworten, Erzählungen und Aussagen über Jesus Die in den Abschnitten III 1.4.1-1.4.3 gesondert untersuchten „Textsorten" sind in den synoptischen Evangehen in je anderer Weise aufeinander bezogen: Markus hält Erzählungen und Logien zum Thema „Jesus und die Völker" zunächst getrennt, indem er sie verschiedenen Hauptteilen seines Evangeliums zuordnet. Allerdings dürfte dem Gleichnis vom Senfkorn (4,30ίΓ.) am Ende des ersten Hauptteils programmatische Bedeutung für das Verständnis der nachfolgenden Erzählungen über Jesu Kontakte mit „Heiden" zukommen: Sie veranschaulichen die universale Tiefendimension des Erdenwirkens Jesu und unterstreichen zugleich den Kontrast zwischen diesem auf Israel bezogenen Wirken und der Universalität des vollendeten Reiches Gottes. Die Passionsgeschichte stellt dann klar, inwiefern der Tod Jesu das Bindeglied zwischen den primär auf die nachösterliche Jüngerexistenz zielenden Worten in Kap. 10-14 und jenen
Für Mt 12,17-21 gilt das insofern, als dieses Zitat einen prominenten Platz innerhalb des für den Hauptteil 12-20 progranmatischen K^itels 12 einninmit (s.o. S.98f ). '"Dazus.o. S.159£f. S.o. S.83fl38.147. "'s.o. S.172fl81.183fl90f
1. „Jesus und die Völker" in der Sicht der Synoptiker: ein Vergleich
285
ErzäMungen bildet; von Belang ist dabei zumal die Zusammeniuhrung der Leidens- und Auferstehungsansagen mit den Tempellogien in 14,58; 15,29f.37ff."® Matthäus verteilt Jesusworte, ErzäMungen und auktoriale Aussagen so weit wie möglich über sein ganzes Buch und stellt immer wieder Querbezüge zwischen ihnen her; man beachte etwa die Integration des Wortes 8,11 f. in die Erzählung 8,5-13 samt dem Rückbezug auf die Geneaologie 1,1-17, die Rezeption von 10,5£ in 15,21-28 oder den Vorverweis auf 28,19£ in 12,18-21'". Dadurch macht er deutlich, daß das irdische Auftreten Jesu imter Israel inmitten der Völker die bleibende Gnmdlage und Richtschnur für das Wirken der Jünger imter Israel und den Völkern im Reich des Menschensohns bildet. Lukas stellt seine auktorialen Äußerungen ihrem auf das gesamte Christusgeschehen bezogenen Inhalt gemäß allen übrigen Völker-Texten voran. Logien und Erzählungen piaziert er dann relativ unverbunden nebeneinander; ein Zusammenhang besteht allerdings insofern, als hier wie dort die Beziehungen zu Samaritanern, „Heiden" sowie - aus letzteren besonders hervorgehoben - Vertretern der römischen Besatzungsmacht zur Sprache kommen und dabei das Gegenüber von positiven und negativen Reaktionen auf Jesus in den Erzählungen dem Gegenüber von kritischen und lobenden Jesusworten entspricht"*. Somit spiegelt die Anordnung der drei Textgruppen durch Lukas das Ineinander von sachlicher Kontinuität und geschichtlicher Distanz wider, das im Rahmen seines heilsgeschichtlichen Denkens das Verhältnis zwischen dem Erdenwirken Jesu und dem nachösterlichen bzw. nachpfmgstlichen Leben der Jünger prägt. Insgesamt kann man feststellen: Gerade in der jeweiligen Zuordnung von Jesusworten, Erzählungen und - bei Matthäus und Lukas - auktorialen Äußerungen zum Thema „Jesus und die Völker" kommen die verschiedenen Konzepte zum Ausdruck, mit denen die drei Synoptiker sich dieses Themas annehmen. 1.4.5 Zusammenfassung Der allen drei Evangelien gemeinsame Grundbestand an Texten zur Beziehung zwischen Jesus und den Völkern ist relativ klein und umfaßt sechs Logien sowie drei Erzählungen"'; dabei geht es in den Logien um die nachösterliche, von der Passion Jesu herkommende und auf seine Parusie ausgerichtete, eben damit in das eschatologische Heilshandeh Gottes eingebettete Existenz der Jüngergemeinschaft in ihrer Beziehung ^ Völkerwelt, in den Erzählungen um die Abweisung Jesu im Gebiet der Gerasener bzw. Gadarener und die verschiedenen Reaktionen diverser Römer auf ihn im Zusammenhang seines Leidens und Sterbens. Rechnet man thematisch konvergierende Texte em, so gehören zu "'Dazus.o. S.48ff.55-58. '"Dazus.o. S.116f.l45f.l38. ""Dazus.o. S.210.227. Die Schilderung der Begegnungen Jesu mit den Soldaten und ihrem Centuno im Rahmen der Passionsgeschichte wird hier in Anlehnung an Matthäus als Einheit gewertet, sofern auch Markus und Lukas die Präsenz des Centurios von Anfang an voraussetzen.
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III. Auswertung
jenem Grundbestand noch Logien zur weltweiten Verkündigung des Evangeliums sowie Berichte über deutlich als Ausnahmen erkennbare Femheilungen an Angehörigen von „heidnischen" Hilfesuchenden. Das gemeinsame Zeugnis der Synoptiker zum Thema ist demnach geprägt durch den Kontrast zwischen dem Erdenwirken Jesu, der von sich aus keinen Kontakt zu Nichtjuden herstellt und von diesen durchgehend als Gesandter Grottes für Israel wahrgenommen wird, und dem nachösterUchen Leben der Jünger, deren Botschaft sich auf der Basis des Todes Jesu und im Horizont der Parusie an Juden und „Heiden" richtet. Wie diese beiden Pole miteinander verknüpft sind, ob und in welcher Weise Jesus in seiner öffentüchen Verkündigung und gegenüber Kritikern von Nichtjuden gesprochen oder seine Jünger vor „heidnischen" Verhaltensweisen gewarnt hat, ob er auch mit Samaritanem in Berührung kam, ob und wie er kraft seiner Herkunft von David und Abraham zum Heilsträger für die Völker bestimmt ist diese Fragen werden von den Evangelisten in je eigener Weise beantwortet. Sofern dabei für Markus das Wort vom „Gebetshaus für alle Völker" (11,17), für Matthäus das von der Jüngergemeinschaft als „Licht des Kosmos" (5,14flF.) und für Lukas das vom Heilsgeschehen als „Licht - zur Offenbarung - für Heiden und Glanz deines [sc. Gottes] Volkes Israel" (Lk 2,30flf.) programmatische Bedeutung hat, ist zwischen ihnen vor allem umstritten, in welcher Weise Jesus als der zur Rechten Gottes Erhöhte dem jüdischen Volk verbunden und inwieweit demgemäß die Jüngergemeinschaft nach Ostern jüdisch geprägt bleibt. Diesbezüglich steht das lukanische Konzept gleichsam in der Mitte zwischen dem des Markus und dem des Matthäus.
2 Die Beziehung zwischen Jesus und den Völkern im Urteil der Synoptiker Die Analyse der synoptischen Evangelien unter der Frage, wie sie Jesus und die Völker zueinander in Beziehung setzen, und der Vergleich ihrer diesbezüglichen Konzeptionen haben ergeben: Markus, Matthäus und Lukas machen unisono deutlich, daß Jesus als der eschatologische Gesandte Gottes für Israel der Heilsmittler auch fur die Völker ist. Die Evangelisten orientieren sich dabei an ein und demselben heilsgeschichtlichen Grundmuster, dem zufolge der Jüngerkreis Jesu - dessen Bildung die Quintessenz seines ganz auf Israel bezogenen Erdenwirkens darstellt - die Keimzelle der durch das Geschehen von Tod und Auferstehung als den Kulminationspunkt der Sendung Jesu begründeten Gemeinde aus Juden und „Heiden" bildet. Zudem stellen sie zum großen Teil an denselben Punkten den weltweiten Horizont des Auftretens sowie die universale Tiefendimension und den „öffiienden" Charakter des Wirkens Jesu in Israel heraus. Ferner haben sie einen, wenn auch relativ kleinen, Grundbestand an Jesusworten über und Erzählungen zu Kontakten Jesu mit ,3eiden" gemeint Daß die Sendung Jesu auf die Völker bezogen ist, steht denmach für alle drei Synoptiker außer Frage. Wie aber dieser Bezug zu definieren ist, darüber gehen ihre Ansichten auseinander. Dies zeigt sich daran, daß sie bei der Füllung jenes Grundmusters, bei der Definition jener Pimkte imd bei der Interpretation sowie Ergänzung jenes Grundbestandes an Texten jeweils eigene Wege gehen. Deren Divergenz entsteht primär an der Frage, in welches Verhältnis zueinander Israel und die Völker durch das Heilshandeln Gottes in Jesus Christus gestellt werden. Diese Frage betrifft fast alle Bereiche des theologischen Nachdenkens über jenes Heilshandeln, insbesondere aber die nachstehend genannten • das Verständnis der Heilsgeschichte: Wird Gottes Geschichte mit Israel durch die Sendung Jesu als Größe sui generis abgeschlossen (Markus), zum Ziel gebracht (Matthäus) oder vollendet (Lukas)^? • die Deutung des Erdenwirkens Jesu unter Israel: Will Jesus das jüdische Volk auf ,ileiden" Ып öföien (Markus), zum Licht für die Völker machen (Matthäus) oder in seiner Identität neu definieren (Lukas)^? • die Christologie: Wird die Ausrichtung Jesu Christi auf Israel in seiner Erhöhung zu Gott, die ihn als Herrn auch für die Völker ausweist, aufgehoben (Markus), festgehalten und ergänzt (Matthäus) oder ausgeweitet (Lukas)"*? • die Soteriologie: Gilt das im Christusgeschehen begründete Heilsgeschehen allen Menschen (Markus), in je anderer Weise Juden und ,^^eiden" (Matthäus) oder den Israeliten und ebenso auch den Nichtjuden (Lukas)^? ' Zu den àtà Aspekten des Themas s.o. Abschnitte Ш 1.2-1.4, S.244-286. ^ S.o. S.244fif. ' S.o. S.246£f.255fF.259ff.262.264-268. " S.o. S.258f.262f.268f.
288
III. Auswertung
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die nachösterliche Sendung der Jünger: Richtet sich deren Botschaft an alle Völker (Markus), jeweils gesondert an Israel und an die Völker (Matthäus) oder zunächst an Israel und dann auch an die Völker (Lukas)®? • die Ekklesiologie: Bildet die Gemeinde eine Gemeinschaft von Glaubenden aus allen Völkern (Markus), von Abrahamskindern und Teilhabern am Segen Abrahams (Matthäus) oder von Gliedern des neu konstituierten Gottesvolkes aus Juden und Nichtjuden (Lukas)'? Im Urteil der drei EvangeUsten sind also Auftreten und Wirken Jesu - infolge ihrer grundlegenden Ausrichtung auf Israel - hinsichtlich ihres Bezugs auf die Völker interpretations6eí&^íg. Zugleich aber sind Auftreten und Wirken Jesu unter Israel solcher Interpretation fähig-, denn sie bieten eine Fülle von Ansatzpunkten für die Anschauung, daß er auch für die Völker zum Mittler des eschatologischen Heils bestimmt ist. Folgende Punkte werden in den synoptischen Evangelien namhaft gemacht'; Die nachstehende Liste mag insgesamt willkürlich geordnet und im Detail unpräzise formuliert erscheinen. Beides läßt sich nicht vermeiden, weil die Evangelisten diese Ansatzpunkte auf je eigene Weise ausdeuten und in ein Gesamtbild des Wirkens Jesu integrieren. Eine zusammeniassende Darstellimg des Urteils der Synoptiker über die Beziehung zwischen Jesus und den Völkern tnuß sich daher darauf beschränken, jene Punkte mit umfassenden Aussagen zu beschreiben, und darauf verzichten, eine allgemeingültige Ordnung für sie herzustellen. 1. Da Jesus als der eschatologische Gesandte Gottes in Israel auftritt und als solcher, insbesondere in seinem Geschick, die Weissagungen der Schrift zur Erfüllung bringt, werden durch ihn auch diejenigen Verheißungen erfüllt, die den Völkern Anteil an Gottes eschatologischem Heil zusprechen'. 2. Während Jesus mit seiner Verkündigung deren Hörem den Eingang in das Gottes- bzw. Himmelreich eröfiöiet - sowie Matthäus und Lukas zufolge das Gottesreich in seinem Heilungswirken unter Israeüten vergegenwärtigt -, stellt er es diesen als eine bei der Vollendung Menschen aus allen Völkern einbeziehende Wirklichkeit vor Augen; nach Matthäus und Lukas verwendet er dabei auch das Bild vom Festmahl am Tisch der Patriarchen Israels'". 3. Das auf die Sammlung ganz Israels ausgerichtete Wirken Jesu macht ihn teils infolge eigenen Auftretens, teils durch Ausbreitung der Kunde von ihm - auch bei den Bewohnern der „heidnisch" dominierten Teile Palästinas bekannt, woraufhin dort lebende Juden zu ihm kommen. Gelegentlich aber ' S.o. S.250-253.261. ' S.o. S.250-253. ' S.o. S.248fF.. ' Zu den nachstehend genannten Evangelien-Stellen sind stets die betreffenden Ausführungen in Abschnitt Ш 1.4, S.270-286, zu vergleichen ' Vgl. Mk 11,17; Mt 12,18-21; Lk 24,(44-)47; femer s.o. S.244ff. Vgl. Mk 4,30£F. // Mt 13,3 If. // Lk 13,18f. und Mt 22,1-10 // Lk 14,15-24 sowie Mt 13,2430.36-43.47-50, zudem Mt 8,1 If. // Lk 13,28f.; femer s.o. S.259ff.
2. Die Beziehung zwischen Jesus und den Völkern im Urteil der Synoptiker 289
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begegnen ihm auch, Jleiden". Dabei weisen ihn zwar einige von sich; andere aber bitten ihn - letztlich mit Erfolg - um seine Hilfe". Umkehr, wie sie Jesus während seines irdischen Auftretens von Israel nach Matthäus und Lukas unter Hinweis auf die Umkehrbereitschaft von „Heiden" - fordert, ermöglicht in nachösterlicher Zeit Menschen aus allen Völkern den Anschluß an die Jüngergemeinschaft'^. Den Glauben, den Jesus während seines Erdenwirkens in Israel sucht und als Kennzeichen des vor- wie des nachösterüchen Jüngerdaseins präsentiert, findet er auch bzw. - so Matthäus - gerade bei einzelnen Nichtjuden''. Die Gottessohnschaft Jesu tritt zumal in seinen Exorzismen zutage; die aber fmden auch auf „heidnischem" Boden statt und werden von Jesus als Indiz für die Entmachtung Satans, d.h. als Phänomen von universaler Bedeutung inteφretiert. Nach Markus und Matthäus vollzieht Jesus solch eine Dämonenaustreibung eiimial auch einer „Heidin" zugute''*. Der Weg, den Jesus als der Menschensohn zurücklegt, fuhrt von seinem irdischen Auftreten unter Israel in Vollmacht - sowie, Matthäus und Lukas zufolge, in Niedrigkeit - über sein Leiden, Sterben und Auferstehen an die rechte Seite Gottes imd von dort zur Parusie als einem nicht nur die Jünger aus aller Welt, sondern die ganze Menschheit betreffenden Ereignis'^. Im Zuge seines Auftretens löst Jesus die Christuswürde, die einerseits seine Jünger ihm zuschreiben und die andererseits er selbst fur sich reklamiert, von aUen poUtischen Erwartungen, bezieht sie auf seine Passion sowie seine Erhöhimg zur Rechten Gottes und verknüpft sie dabei mit seiner Identität als des Gottessohns und seinem Weg als des Menschensohns. Eben dadurch wird „Christus" zu einem Titel, der das Bekenntnis zur imiversalen RetterFunktion Jesu ausdrückt oder zumindest - so Matthäus - impliziert'®. Die Berufung der Jünger zu Begleitern und Mitarbeitern Jesu in Israel weist voraus auf ihren künftigen Dienst als Träger der Christusbotschaft, die sich an Juden und „Heiden" in aller Welt richtet; Matthäus und Lukas fuhren diesen Dienst explizit auf die Sendung durch den Auferstandenen zurück'^.
" Vgl Mk 5,1-20 // Mt 8,28-34 // Lk 8,26-39 sowie Mk 7,24-30 // Mt 15,21-28 und Mt 8,513 // Lk 7,1-10, zudem Mt 4,14£f.; femer s.o. S.246flf.255flf. VgL Mt 11,21-24 // Lk 10,13ff. und Mt 12,41f. // Lk 11,3 If, zudem Lk ll,29f. (zu Mt 12,39f. s.a bei Anm.24); femer s.o. S.250-253.259fF. " Vgl. Mk 7,24-30 // Mt 15,21-28 und Mt 8,5-13 // Lk 7,1-10 sowie Lk 17,11-19; femer s.o. S.261. Vgl. Mk 5,1-20 // Mt 8,28-34 // Lk 8,26-39 und Mk 7,24-30 // Mt 15,21-28; femer s.o. S.258f " VgL Mk 13,26f // Mt 24,30f // Lk 21,25b-28; femer s.o. S.262f " Vgl. vor allem Mk 12,35ff. // Mt 22,41-45 // Lk 20,41-44 und Mk 14,61f // Mt 26,63f // Lk 22,67-70 sowie Lk 24,47; femer s.o. S.268f " Vgl. Mk 13,10 // Mt 24,14 und Mk 14,9 // Mt 26,13 sowie Mt 10,5f 14f und Mt 28,19f. // Lk 24,46fF.; femer s.o. S.248-253.
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in. Auswertung
10. Die Jüngergemeinschafl soll ihr Binnenleben im Kontrast zu den politischen Machtstrukturen in der Welt gestalten. Matthäus und Lukas zufolge hat Jesus hier speziell die „heidnischen" Völker im Blick und bezieht den Kontrast zudem auf das Glaubensleben der Jünger sowie ihren Umgang mit Außenstehenden'*. 11. Für die Zeit ihres selbständigen Lebens als seiner Anhänger und ihres selbständigen Wirkens als Verkündiger prophezeit Jesus seinen Jüngern Verfolgungen auch außerhalb Palästinas, infolge derer sie vor „heidnischen" Statthaltern und Königen werden Zeugnis ablegen müssen. Markus und Matthäus zufolge sagt er zugleich eine Zeit der Bedrängnis für alle Menschen voraus, die um der Auserwähhen aus aller Welt willen verkürzt wird". 12. Indem Jesus als der eschatologische Gresandte Gottes das Doppelgebot der Liebe zum Inbegriff des Gesetzes erklärt und die Nachfolge als Vollendung eines Lebens nach dem Gesetz präsentiert, gibt er diesem eine universale, auch für Nichtjuden offene Bedeutung. Dementsprechend macht er den Sabbat zum Tag seines Heilens und Helfens und stellt bei Debatten zum Thema „Reinheit" die innere Reinheit des Menschen in den Vordergrund^". 13. Indem Jesus die Bedeutung des Tempels als jüdischer Kultstätte unter Berufung auf die Schrift relativiert bzw. - so Markus - negiert, ihn vor der Passion zum Ort seiner Lehre macht und für die Zukunft dessen Zerstör\mg ankündigt, werden auf den Tempel ausgerichtete Israeliten auf die Glaubensund Lebensgemeinschaft mit vom Kult ausgeschlossenen Nichtjuden vorbereitet. Diese Funktion des Handelns und Verkündigens Jesu wird durch das Aufreißen des Tempelvorhangs in der Stunde seines Todes imterstrichen^'. 14. Wie „Heiden" der Ankündigung Jesu gemäß an seiner Hinrichtung mitwirken und ihn dabei teils spöttisch als den König der Juden, teils emsthaft als Gottessohn bzw. - so Lukas - Gerechten wahrnehmen, so kommt die Bundesverfügung Gottes, die dem Abschiedsmahl gemäß im Sterben Jesu aufgerichtet wird, auch den Völkern zugute; Markus und Matthäus zufolge deutet er diesbezüglich seinen Tod explizit als „Lösegeld für viele". Indem er aber diesen Tod im Gehorsam gegen Gottes Heilswillen auf sich nimmt, vollendet er sein Erdenwirken als Gresandter Gottes, zumal seine Zuwendung zu den Sündern, wie sie in der Tischgemeinschaft mit ihnen anschaulich wird, xmd seinen Anspruch, Sünden zu vergeben auf Erden^^.
" Vgl. Mk 10,42-45 // Mt 20,25-28 // Lk 22,25ff. und Mt 18,17, sodann Mt 6,32 // Lk 12,30 und Mt 6,7 sowie Mt 5,41.47; Lk 9,55; femer s.o. S.248fF. " Vgl. Mk 13,8f.20; Mt 10,17fF.; 24,7.9.22; Lk 12,llf.; 21,10.12f.; femer s.o. S.250-253. ^ S.o. S.264ff. und vgl. Lk 10,25-37. Vgl. Mk 15,37flF. // Mt 27,50-54 // Lk 23,45fF.; femer s.o. S.266fiF. Vgl. Mk 10,33f. // Mt 20,19 // Lk 18,32f. und Mk 15,2-39 // Mt 27,11-54 // Lk 23,3-47 sowie M k 14,24 // Mt 26,28 // Lk 22,20 imd M k 10,45 // M t 20,28; femes· s.o. S . 2 5 0 - 2 5 3 . 2 5 7 f .
und S.262.
2. Die Beziehung zwischen Jesus und den Völkern im Urteil der Synoptiker 291 Als weitere Punkte, die nur jeweils ein Evangelist fur die universale Bedeutung der Sendung Jesu in Anschlag bringt, sind zu nennen • ^ M a r k u s (a) die Entstehung eines weiteren Anhängerkreises, (b), die Überschüsse bei den wunderbaren Speisungen jüdischer Volksmengen, (c) die Verweise auf den ursprünglichen Willen Gottes in Streitgesprächen mit seinen Gegnern sowie (d) die Rede vom eschatologischen Gebetshaus fiir alle Völker (11,17)^; • für Matthäus (a) die Definition der Identität Jesu als des Sohnes Abrahams (1,117), der auch,beiden" dessen Segen vermittelt, (b) die Begrüßung des Jesuskindes durch die Magier aus dem Osten (2,1-12), (c) den Ruf Jesu an Israeliten, durch den Anschluß an ihn die eigene Abrahamskindschaft zu bewähren und damit zu Trägem des Lichts für die Völker zu werden (5,14ff.), (d) die Anleitung der Jünger zur Toleranz im Umgang miteinander, (e) die Deutung der Auferweckung als des Zeichens des Jona (12,39f), (f) die Rede vom nachösterhchen „Reich des Menschensohns" (13,41 U.Ö.) samt (g) der Ankündigung eines gesonderten Gerichts über die Völker (25,31-46) sowie (h) die Kritik des „Proselytenmachens" (23,15)^; • für Lukas (a) die Ansage des durch Jesus realisierten Friedens zwischen Israel und seinen Feinden (1,71.74£), (b) die Deutung des in Christus begründeten Heilsgeschehens als des in aller Welt sichtbaren, zum „Licht für Heiden" bestimmten „Glanzes Israels" (2,30ff.; 3,6), (c) die Rede von Jesus als dem Ziel der Menschheitsgeschichte (3,23-38), (d) die Verweise auf die Witwe von Sarepta und Naaman den Syrer in der „Antrittspredigt" zu Nazaret (4,25fiF.), (e) das Motiv der Vollendung jüdischer Frömmigkeit durch Glaube und Gotteslob angesichts des Wirkens Jesu, (f) sein Eingehen in Wort (10,30-35) und Tat (9,51-56; 17,11-19) auf Samaritaner als die zwischen Juden und,beiden" stehende Volksgruppe sowie (g) die Rede von den „Zeiten der Völker" als einer besonderen Phase der Heilsgeschichte (21,24)''. Im Urteil der Synoptiker läßt also das Auftreten Jesu in Israel an zahlreichen Punkten auf die universale Bedeutung seiner Sendung schließen. Ob sie damit der Eigenart und der Intention seines Wirkens entsprechen, soweit sich diese in historischer Rückfrage erheben lassen, wäre eigens zu prüfen. Ausgangspunkt eines derartigen, hier nicht durchzuführenden Arbeitsganges aber muß der literarische Befund sein, wie er in der vorliegenden Arbeit erhoben wurde: Markus, Matthäus und Lukas bezeugen gemeinsam den universalen Charakter der Sendung Jesu; sie tun dies aber in verschiedenen Konzeptionen, die sich zumal im Blick auf das jeweils avisierte Verhältnis zwischen Israel und den Völkern nicht einfach harmonisieren lassen.
' ' S.o. S.238f. sowie S.246-253, jeweils zu Markus, für (d) auch S.266fF. S.o. S.240fF. sowie S.254f. för (a) und (c), S.248£f. für (d), S.262f. fur (f) und (g), jeweils zu Matthäus. " S.o. S.242ff. sowie S.244ff. für (b) und (c), S.246£f. für (e), S.255flF. für (f). S.262f. für (g), jeweils zu Lukas.
Literaturverzeichnis Das LiteratuTverzeichnìs enthäh alle verwendeten Textausgaben imd Hilfsmittel sowie die in den Anmerkungen abgekürzt zitierte Sekundärliteratur. Artikel aus Wörterbüchern und Sammelwerken, die jeweils nur an einer Stelle herangezogen wurden, sind in den betrefienden Anmerkungen bibliographiert. Die benutzten Abkürzungen folgen den Angaben von S. Schwertner, Internationales Abkürzungsverzeichnis für Theologie und Grenzgebiete [lATG], Berlin / New York (NY) ^1992.
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Register der zitierten Autoren Adua,! 55 Albern, R. 221 Alexander, L. 155 Alüsoii, D.C. 84, 91,95,107,109,113, 115f., 118,139, Ulf., 146,149f. Alt,A. 19 Annen, F. 21,65,203 Baarlink,H. 30 Bachmaim, M. 161,177,184,231 Backhaus, K. 42,53 Balz,H. 28 Barrett, C.K. 46,156, 204 Barth, G. 122,138,149 Baudoz, J.-F. 24.35,60,67,145 Bauer. W. 16f.. 30.48,67.113f, 119,155, 163,181f., 185,198, 203f., 201, 211, 221 Baumbach, G. 23, 87,129 Baumotte, M. 14 Bechard,D.P. 161 Berger, К. 77,81 Bertram, G. 65,129 Best, E. 32,38,42,48 Billeibeck, P. 56,114,177,204,225 Böcher, О. 202 Böhlemann,?. 182,184f. Böttger, F. 23, 40, 44, 53, 56, 73,76 Böttrich, C. 24, 43,162, 204, 206 Borg,M. 25 Bonhäuser, K. 15f. Bomkanmi,G. 119 Bosch, D. 18 Bovon, F. 24, 157,160,163, 171f., 176, 183,191,198, 200, 203, 210, 213, 215, 219,224, 231 Brawley,R.L. 206,220.223,231 Broer.I. 24,83,103f., III, 129 Brown, S. 23,126,151 Bruners, W. 205f., 224 Bultmann, R. 19 Butchard, C. 49,55, 81,91,101. 113, 115. 137,146, 149, 200, 219, 232 Burger, C. 94, 135, 146, 158 Burkill,T.A. 61,62 Busse, U. 158,175,199ff., 206,215,221, 223 Byrskog, S. 87,100 Cadbury,H.J. 155,169 Carroll, J.T. 195
Chow, S. 97,100,138, 213 Christ, F. 96,104f. Cohen, S.J.D. 15 Colpe, C. 192 Comber, J A 100 Conzelmann, H. 19,160,195, 217,222, 230f. Crockett, L.C. 225 Crosby, M.H. 119,126,150 Crossan.J.D. 47.72 Dahm,C. 23.43,54,72,78 Danker. F.W. 68 Danove.P.L. 40 Davies. W.D. 84. 95,107, 113,115f., 118, 139,141f., 146,149f. DeKruijf,T. 96, 116,136,139 Delling, G. 60.112.183 Denett. J.D.M. 35, 61,199f. Dömer,M. 185,196,221 Donahue, J.R. 49,54, 56 Dormeyer, D. 49, 51, 53, 58, 59 Dunn, J.D.G. 21 Dupont, J. 101,113,117,216 Eckey, W. 44, 51, 55, 58, 62, 69, 80 Egger, W. 26,60,64,71f. Eichholz, G. 217 Eltester, W. , 165,176,222,231 Emst, J. 54, 57,71, 154,163,166.174. 176,185,189,192, 205f., 208 Esler, P.F. 172.177f.. 218. 225, 231f. Evans, C.A. 204,225 Feldmeier, R. 56,60,62,146 Feldtkeller, A. 20,65,77 Fiedler, P. 98f., 138 Fitzmyer, J.A. 155,158,162,165, 172. 175f.. 181,185,191f., 196, 202, 210, 212f., 215, 225, 229, 234 Foerster,W. 176 Fohrer, G. 176 Fowler, R.M. 51,55 FrankemöUe, H. 24.83f.. 88. 96.99.108. 118,121.125.138.142.145,147 Geist, H. 86,124,132f., 136 Giblin,C.H. 150 GHbson.J.B. 21.36,76 Glombitza,0. 101 Gnilka, J. 30, 33, 38,41, 46, 48, 52, 55, 60, 79, 84, 86, 97f., 101,120, 127,137,149
314 Goguel,M. 17 Goffinger, H. 93, 105, 146 Gieen, J.B. 155, 162, 165f., 168,173,181, 183, 188,192, 194, 215 Greimas, A.J. 60 Greßler,M. 133 Glimm, W. 117 Gundiy, R,H. 38,41,44, 52,63,66 Häfiier,G. 88,112 Hahn, F. 20, 23, 31,79,104, 124, 217, 218 Hamilton, N.Q. 57 Hamack,A.von 14f.,23 Hämisch, W. 104,219 Haufe,G. 122 Hauser, M. 45,72 Held, H.J. 97f., 128,139,146 Hengel, M. 22,187 Hill,D. 222 Hoffinann,?. 93,181,211,215,216 Holtz,T. 173 Horn,F.W. 211,217 Horsley,R.A. 22 Horstmann, M. 36,73 Hmnmel, R. 24, 97,121,136,149f. lersel, B. van 29, 33, 40, 45, 47, 57, 63 Jeremias, J. 18,72,114,127,131, 222 Jervell, J. 24,186,211 Jones, I.H. 125 Kähler,C. 215,218 Käsemami,E. 19 Kahl, В. 155,170,174f., 178,191 Kamiah, E. 195 Kanφliπg, R. 23f., 35, 46,50, 52,61, 76, 79 Karris, R.J. 208 Kato.Z. 23,43,66 Kazmierski, C.R. 74 Keck,L.E. 30,64 KeIber,W.H. 31,36,68,80 Kertelge,K. 42,72 Kim,H.-S. 179,184,223 Kim,T.H. 57 Kingsbray, J.D. 39, 44, 51, 68, 83, 86, 90, 92f., 109, 127, 133, 135,143, 159, 161, 195, 221, 230 Kinman, B. 158, 192, 195f., 230 Klauck, H.-J. 29, 46, 60, 68,72, 215 Klein, G. 155 Klinghardt, M. 172,177,219,231 Klostermann, E. 47,64, 76, 94,101,107, 119,140, 143, 147, 155,159,175, 180, 198, 205, 217 Koch,D.-A. 31,35f„62,66,81 K o e t B . 24,159,172.173 Kogler, F. 72,215 ΚοΙΙηωηη,Β. 34,58
Register Kom, M. 155,165, 182, 188, 222 Krämer, H. 47 Kraus, W. 85, 89, 107,117, 204 Krentz,E. 91 Künzel,G. 86,95,131, 148 Kuhn, H.-W. 19, 34f., 38, 76 Kupp, D.D. 89, 93, 94 Lane, T.J. 23, 205 Lang, F.G. 31,36,39 Lange, J. 85, 89,120, 125,129, 147 Leipoldt,J. 18 Lessing, G.E. 14 Levine, A.-J. 24, 115, 123f., 129, 132,139, 146 Liechtenhan, R. 17 Lindemann, A. 231 Linnemann, E. 49,56,58 Lohfink, G. 24, 115,147,155, 163,171, 173,175,180,188,194, 211, 229 Lohmeyer, E. 31, 38, 51, 54, 56,71,73,80 Lohmeyer, M. 125 Lohse, E. 45, 54, 155,157,188,205,231 Luck, и. 83, 86, 97,100,112, 117,121, 138, 140, 143, 145, 150 Lühimann,D. 44,55,75,79 Luomanen, P. 96,120,132,149 Luz, и. 25, 85, 94, 97,100,104-108, 118, 122,124f., 129,131,135f., 138,145, 147f., 150f. März,C.-R 160 Maier,J. 77 Malbon, E.S. 32 Mann,C.S. 44,68 Manson,T.W. 17 Marguerat, D. 24,87,105,116,120,156, 208
Marshall, C.D. 47,49,74 Marshall, LH. 158,161,163,168,177,190, 193,194 Martin, R.A. 114,201 Martitz, W. von 57 Matera, F.J. 24, 83, 89, 92, 129,163,164, 166 Meier, J.P. 24,121,126,129 Meinertz,M. 14,16,23 Meiser, M. 53,66, 76f., 82, 84,103f., 120, 130,134,162, 164,193, 195,198, 207, 209,216, 222, 224, 232 MelI,U. 45,46,77,78 Menninger, R.E. 24, III, 120, 135 Merk,0. 164,211,218,232 Merklein, H. 40, 48, 74,108 Michaelis, W. 54,124, 159 Michel, O. 121 Minear, RS. 171,206,219 Miyoshi, M. 163
Autorenregister Moessner, D.P. 24,193,212, 214,232,237 MìUler, К. 77,207 Müller, Maricos 134 MüUer, Mogens 89, 99,121,135 Mffller, P. 53, 55, 58 Mußner, F. 155,216 Ndje.G. 161,195 Neill,S. 19 Neiiynck,F. 91 Neyiey, J. 98f., 138 Niebulir,K.-W. 95,117,121f. Holland,! 83,221 Nützel,J.M. 176,206,230 Oberlinner, L. 150 ÓFearghail, F. 157,170,177,183,191, 221
Osten-Sacken, F. von der 24,165,193,205 0'Toole,R.F. 172,215 Panment,M. 119,133 Parsons, M.C. 156,169 Perrin,N. 27 Pesch, R. 20, 30, 35,40fF, 44, 51, 55, 57, 61,63,67f., 74,140 Рокоту, P. 60,77,173,177,185,191, 196,236 Prieur, Α. 162,165,196,232 Radi, W. 24,154,159f., 175,179,184 Räisänen,H. 21f.,63,66 Rau, E. 49,81 Rau, G. 32,65 Rehkopf, F. 86,105,127,131,155,171, 182, 184f., 192, 200, 224 Reicke,B. 222,224 Reimaius, H.S. 14,16 Reinbold, W. 21 Rengstorf, K.H. 33,200 Rqœchinski, В. 97,120 Rese, M. 172,173,194 Ristow, H. / Matthiae, К. 19 Roloff, J. 13,26,32,46,63, 87,116,118, 128,154, 159, 178, 188, 234 Rothfiichs, W. 91, 98 Sänger, D. 120 Saldarini, A.J. 24, 84,93,108,116,124, 139,142,149 Sand, A. 83,96,98,103,106,119,132, 134f., 141,145 Sanders, E.R 49,65 Sanders, J.A. 221,223 SchaUer,B. 80 Schellong,D. 73 Schenke, L. 22 SchiUe,G. 30,67 Schleiermacher, F.D.E. 92 Schniahl,G. 69,80 SchmeUa-,T. 19f.,29
315
Schntídt,T.E. 54 Schneider, G. 28, 50,156,158,165,173, 176,180,183,187,193,196, 202,206f, 211,218,223,228 Schreck, C.J. 24,220 Schreiber,! 33,35, 39,50 Schrenk,G. 208 Schürer, E. 34,46,64,71,131,139 Schürmann, H. 154,158,165,171,175, 180.190.197, 201, 213, 220, 228, 232 Schweitzer, A 17 Schweizer, E. 24, 33, 54, 85, 94f., 109, 111, 119, 125, 159, 161, 177,181,203,211 Schwemer, AM. 187 SeUin, G. 24, 165,204, 219f. Senior, D.P. 107,126,140,143 Siker,!S. 24,222,224 Sim, D.C. 24, 84,120f., 124,126, 129,136, 139, 143, 146,153 Smith, S.H. 37,54,64 Söding, T. 27,44,56,79 Spitta, F. 16,35,61 Stählin, G. 18 Stanton, G. 24, 97,104,120,122,123 Steck, O.H. 47 Steffen, и. 213 Stegemann, H. 84 Stegemann, W. 24,173 Steichele, H.! 56,73 Stemberger, G. 30 Stenger, W. 31,36,41 Stoevesandt, H. 17 Strange, !F. 34 Strauß, D.F. 16 Strauss, M.L. 159,170£f., 176,178,191, 194, 208 Strecker, G. 88, 92,120f Stuhhnacher, P. 45 Suhl, A. 47, 54,71,76 Sundkler,B. 17,23 Taeger, !-W. 161,195,209,213, 230 Taimóos. 17 Tannehill, RC. 156,158,174,179,185, 193.195.198, 211, 222, 228 Telford, W.R. 19 Theißen, G. 19-22,25,33fF., 66,73, 78, 117, 201f.,214 Theobald, M. 25 Tisera, G. 24, 84,99,115,126,138,142, 145 Trilling, W. 24, 85,107,120,124,127, 144 Trunk, D. 97,139, 145 Tuckett,C. 177 Verheyden, ! 24,154 Verseput,D.! 136,143 Vielhauer, P. 58,170
316 Vögüe, Α. 49, 56, 83,100,124,142,213, 218
Wainwright, E.M. 87,126, 145f. Walker, R. 24,105,108,117,147 Walter, N. 81,89, 122,133, 136 Wasserberg, G. 24,223 Weber, R. 53 Weder, H. 101,119,124,137,206,215, 218
Wegner, U. 21,114,147,200 Weiser, A. 114 Wiefel, W. 91, 105, III, 116, 123,125, 127,142,145,151,154,159,167,175,
Register 179,185,187,193,195,199,203f., 208, 218, 228, 230, 234 Wilk, F. 65, 236 Wilson, S.G. 23, 171, 173, 198, 205, 216 Wolter, M. 216 Wong, К.-С. 24, 94,147,150 Wouters, Α. 87 Wright, N.T. 19 Zeller, D. 116 Ziegler, J. 140 Zwiep, A,W. 156, 163, 194, 231
Register biblischer Ortsangaben Kursive SeitenzaMen zeigen an, daß eine Ortsangabe auf der betreffenden Seite nur in den Anmerkungen erscheint. Ägypten 71, 90f., 186, 211 Äthiopien 204, 236 Arimathäa 39,54, 55,59,71,109,158, 168, 208, 230 Babylon 72,83,214 Berg, hoher 37f. -Ölberg 44 - Berg der Ostererscheinung 84 -„Stadt auf dem Berg" 116 Betanien 39,169 Beüehem 91,142,147,157,169,170, 174(f.), 280 Betsaida 19, 32£f., 36,69,141,164,203, 205,214,257, 275 CäsareaPhiüppi 31,34, 36£f., 40,69,74, 81, 90,254, 257 Chorazin 141, 203,205, 214, 275 Dalmanuta 32f. DekapoUs 32£f., 66ff., 115,139,237,256f. Diaspora siehe Personenregister Emmaus 158,169,195,231 Gadarener, Land der 90,139,148,241, 256, 279f., 282, 285 Galiläa (£. α. Umland) - Grenzgebiet zu Samaria 205,233 -Grenzgebiet zu Tyros 21,55 - „Gaüläa der Heiden" 147,256 -Herkunftsort von Anhängern Jesu 71, 109,115 - Herrschaftsgebiet des Herodes 207 - Ort der Ostererscheinung 30,40, 82, 84, 90,110, 254 -Ostgrenze 64 - Prägung des dortigen Judentums 16f - Stätten der Wunder Jesu 91,96,141 - Wirkungsraum Jesu 23f., 29£f., 34-38, 40, 64, 70,75,77, 81f., 90, 94ff., 106, 110,114,127,145,147f., 154,161,197, 239, 254, 257 Galiläisches Meer / seine Umgebung 24, 55, 74, 90, 94,145, 254f. /31-34, 280 - „See Gennesaret" 163,202 - Ostufer 32£F., 40, 65-69, 71,139, 203, 256f,279
-Westufer 30, 32ff., 71 Gaulanitis 38,69,256 Gennesaiet 32f Gerasener, Land der 32ff., 65f., 78,163, 201-204, 205, 206,229, 235, 239, 244, 256, 279, 282, 285 Getsemani 39,58,107,109,131 Golgota / Schädelstätte 30, 39, 55, 58, 168, 208, 209 Gomorra 141 „Haus" 30,36,37f, 64, 114,163,199fF., 203, 217f, 225, 237 Idumäa 30,31,64 Israel (als Land) / jüdisches Gebiet 39,65, 90,115,117,125ff., 139,147,161,162, 169f., 191,197, 201, 2021, 208,228f, 238, 243, 247, 256f Jericho 34, 36ff., 69, 81,102,115,145, 167,197, 206, 219, 229, 254 Jerusalem - Ausgangspunkt der Mission nach Ostern 184,186,187,189, 204, 214, 241, 278f - im Gleichnis Jesu 219 - Ort des Auftretens und Sterlwns Jesu 24, 29Í, 36£F., 39, 43, 53, 54, 55, 59, Ш , 74f, 77, 82, 90, 92, 99,102-105, 108, 110,117,124,130Í, 140, 148f, 160, 163, 166,168,192,193,195,197, 229, 231, 233, 239, 254f, 266ff., 273, 274, 279, 283 - Ort des „Ausgangs" = Ziel des Weges Jesu (nachLk) 154,162fF., 165,166f, 203, 204£F., 215, 235, 256, 274, 281 - Ort davidischer Königsherrschaft 54 - Ort der endzeitlichen Erlösung У 7,68, 116,158,172,775,193,227 - Ort der Gegner Jesu 29, 75,103f, 142, 144, 274 - Ort von Kindheitserlebnissen Jesu 157, 174,179 - Ort des Ostergeschehens 169 - Ort paulinischen Christuszeugnisses 186 - Ort des Tempels 169, 177, 205, 206, 236, 238, 250, 258 (Fortsetzung folgt)
318
Register
Jerusalem (Forts.) - Sitz der Urgemeinde 22, 23,154,156, 185,193 - Wohnort von Zuhörern Jesu / des Täufers 30,64,7/5,197/88, 254 - Zentrum Judäas 156 - seine Zerstörung 104f., 108,110,124, 130,156,164, 166,192, 230f., 237, 267, 278 Judäa {s.a. Umland) 23, 29f., 31, 36£F., 59, 64, 70f., 77, 81, 88, 90,102,115, 125, 157,161,169,186,192,197, 205, 256, 278, 281 Kafamaum 30f., 34,36ff., 64, 90, 92, 94, 113,139,141,146,147f., 163,164,197f., 200f., 204, 205, 207, 214, 222, 224, 229, 233-2Л, 242, 244, 256,274f., 279f., 283 Nam 158,163,201,229 Nazaret / Heimat Jesu 29,32f., 62,71, 90f., 99,102,157,163,169, 220f., 223, 224, 225, 228, 237, 246, 272, 291 Ninrve 141,213, 214,271,275 Ölberg 39, 90,163,167f., 208 Palästina 22, 41,131, 288, 290 - Wirkungsraum Jesu 14,25, 70, 71,110 - Gebiet nachösterlicher Mission 69,125, 127,153 - Grenzgebiete 124,130, 278 Peräa 30,31,34, 36£f., 59,64,70,77,81, 115, 237
Prätorium des Statthalters 39,50,58 Ramatajim 71 Rom 186 Samaria 23,163,186,204, 205,219,233, 271, 277,279-282, 285f., 291 - Dorf in Samaria 164,167,204f, 229, 244, 256f, 279f., 282 Sarepta 224£F., 271, 291 Sidon (s.a. Tyrus) 32f, 34,141,144, 214, 224, 225, 234, 271 Sodom 141,192, 214, 271 Syrien 30,147,151, 170, 211, 224ff., 256f, 271,291 Stadtrepubliken, hellenistische 22, 34, 65f, 69 Tyrus 1 4 1 , 2 1 4 , 234, 271 - Gebiet / Küstenstrich von Tyrus (und Sidon) 21, 30,31, 321,34, 35,40,61,64, 66, 90,144,145, 148,197f, 214, 255ff., 279f., 283 Umland Galiläas, ,Jieidnisches" - Wirkungsraum Jesu 19,23f, 30, 33£f., 40, 64,66,70,77f, 81, 94, 201, 203, 238f, 254-257, (281, 288) - Verbreitungsgebiet der Kunde von Jesus 31,40, 197,233,255 Umland Israels 162,228,243 Umland Judäas 197,233,256
Register historischer Personen und Gruppen Kursive Seitenzahlen zeigen an, daß ein Begriff auf der betreffenden Seite nur in den Anmerkungen erscheint. Die Angaben der jeweils wichtigsten Seiten sind fett gesetzt. Für Abschnitt Ш (S.238-291) entfaUt unter den Stichwörtem .beiden", „Israel", „Jesus" und „Jünger" weitgehend die sonst vorgenommene Differenzierung. Abraham (f. α Israel, Jünger; Sachregister: Christologie) 83f., 89,108, III, 122, 129,171£, 181,182,183,187,189,191, 215, 216, 226, 229, 240, 243,245£f., 249, 251,253£F., 265,268f, 282£f., 286,288, 291 - Gottes Bund 171,178,186,231,251 - seine endzeitliche Rolle 113,181,216 -sein„Same" 84 - der Segen Abrahams 84,89,108,120, 122f, 130,150-153, 240, 249, 251, 253, 284, 288,291 -„Vater vieler Völker" M, 181 -Gottes Veriieißung für ihn 83,111,112, 117,120,122f., 146,151, 172., 174,178, 181,182, 215f., 228, 234, 242, 246 Adam 190f. Älteste in Kafamaum 198-201,222 Agrippa (Π) 207,237 Andreas 64,272 Anhänger Jesu 57, 61,77, 80,109f., 133, 154,158,159, 231Í, 239, 247£F., (290,) 291 Apostel siehe Jünger Aussätzige/vom Aussatz Geheilte 67,76, 94, 128, 163, 165, 197, 203-206, 224f, 234,236,244, 266f, 279 Baiabbas 52f, 108,168 Besessene / von Dämonen Befreite 34,35, 37f., 60f., 65f., 69, 97,139£, 145,165, 194, 202£, 215, 221,256, 279 Centuno siehe Hartmann, Römer Christen 163 - ,Jieiden"-Christen 15,16,24,120,150, 151,153,201 - Judenchristen 15,24, 80,146,151f, 236, 250 David (j.a Sachregister: Hoheitstitel) 44, 46,53,54,83,131,158,170f., 172,1Ш, 190,196, 230,286 - Gottes Veriieißung für ihn 85
Diaspora, jüdische 15,19, 61,64, 65,6669,70f., 78, 81,116,124-127,130f., 139, 147,197f., 202,203, 214, 216, 241, 278, 280, 282, 288
Ehsabet 157,169,170,171,175,178,208 Eunuch, äthiopischer 204,236 Festpilger 45,204 Frauen - am Kreuz / Grab Jesu 29, 30,57,59,71, 109,169 - im Kontakt mit Jesus 163,165,167, 215 - m Stammbaum Jesu 84 Gadarener 139f, 148,241,256, 279f., 282, 285 Gegner Jesu, jüdische 29, 33,36, 43,45, 46fif., 75fr., 78, 82, 96,100,103f, 106108,110, 113, 118£, 130, 134,138,149, 159f, 164,166f, 183, 207,212, 229, 231, 234, 239, 246, 254, 256, 272-275, 279, 291 - die Ältesten 46£f., 75f., 90,103,104,108 -Herodianer 46,75,«« -derHohepriester 39,51, 58,109,160, 168,183 - die Hohejçriester 29, 39,40,41,44-48, 50, 52, 53, 56f., 59,151, 90,92, 93, 103, 104, 108f., 160,168, 272 - Pharisäer (ί.α s.v.) 32,33,37,46,63,64, 69, 75f., 81. 90,91, 95-98, 99,100,102106,107,109, III, 118,121,144,145, 148, 150, 163,166f., 193, 206,211, 218, 230, 232, 241, 264£f., 272, 275 - Sadduzäer 77,100,102,103,109, III - Schriftgelehrte 29, 32, 37f, 39, 40,4448, 52, 53, 56f, 59, 75£f., 87, 90,91, 92, 96, 97, 103-106,107,108, 118, 121, 144, 148,150,163,166£F., 193, 205, 230, 241, 264, 272, 275 - das Synedrium 39,43, 47,48, 51,53, 58, 73,75,77,103,107,168,184,195,207 - Tötungsplan gegen Jesus 39,43,46,63, 75, 97,100,107,108,167£, (226)
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Register
Gemeinde, christliche (s.a. Jünger) 18,19, 27, 48, 72, 75, 80, 88f., 94, lOOff., 105, 116,121,126,131,132,137,150,155, 165,185, 215, 217, 248ff., 253, 263, 276f., 286ff. -„Bruder" 122,212 - Diakone der Urgemeinde, sieben 68f. - Geringste, Kleine in ihr 122,150 - neues / eschatologisches Gottesvolk (5. α. Personenregister: Israel) 17,20,56,80, III, 189, 237, 246, 249, 251f., 255, 258f., 26 Iff., 269, 275, 278, 282, 284, 288 - Kontinuität zu Jesus 30, 228, 229 - Leitung 80, 211, 222, 236, 248f. -alsTempel 22 -Unterweisung 155 - Verhältnis zu Israel 23,52, 77,120,124, 211,234,262 Gemeinden der Synoptiker 13 -desMatthäus 24,120,151 - d e s Lukas 155 Gerasener 21, 32, 65f., 163, 201-205, 206, 229, 235, 239, 244, 256, 279f., 282, 285 Gerechter/Gerechte (5.0. Sachregister: Gerechti^it) 55,57,79, 85,101,102,105, 775,117,134,143,149,260 Gesetzeslehrer / -kundige 167, 205,218, 219, 220, 264, 272 Gottesfürchtige 204,225,236 Händler am Tempel 44, 45,103,167, 266 Hanna 157f., 169,170, 172,178,221 Hauptmann von Kafamaum 113£f., 143f., 146,147f., 163,197,198-201, 203f., 207, 229, (233,) 234ff., 242, 244, 256, 274, 279f., 283 „Heiden" / Nich^uden / Völker 238-291 - Adressaten der nachösterlichen Mission (ί.α Sachregister s.v.) 13, 15,17, 20, 22, 42f., 48, 50, 80, 85, 87£f., 121, 124,126, 137f., 142, 186-189f., 197, 209, 219, 227, 232,234-237 - Ei^ifänger des eschatologischen Heils 13,15,17,18, 20, 21, 23,46-50, 57f., 59, 63,70,78, 84, 89,108,113,115ff., 146, 147,173f., 176,183,186,188, 214-219, 220,226, 234-237 - Empfínger des von Israel / den Jüngern Jesu ausgehenden Lichtes / Glanzes {s.a. Israel, Jünger) 116,121fiF., 125-128,137, 141,172flf., 179, 233, 235, 237 - Empßnger des Segens Abrahams {s.a. s.v.) 84, 89, 108, 120, 122f., 130, 15 Iff. - Erkenntnis Jesu 51f., 54-58,71, 93,115, 116, 142-146, 148,173, 184, 197, 200f., 207£f., 219, 233 - Feinde Israels 172, 174,176,233f.
- beim Gericht (i.o. Sachregister s.v.) 103, 122,132,141f., 212ff., 235 - unter Gottes Herrschaft 17 - Hörer der Kunde von Jesus {s.a. Jesus) 20, 35,66, 147f., 202 - in Kontakt mit Jesus {s.a. Jesus) 13, 20, 34, 35, 50-70, 71, 113fF., 139f., 142-146, 147,197-204, 207ff., 233£f. - Kritik / Distanz (Jesu) in den Evangelien 24,114, 121,127,130, 139f., 144ff., 148f., 163,202ff., 205, 207,210ff., 226f., 233,235 - Lob durch Jesus / in den Evangelien 24, 113£f., 141-146,148,198f., 207fif., 212219, 220, 226f., 234f. -Machthaber 40-43,87,107,121,123, 124f.,173f.,192, 211, 214, 257 - Vollstrecker der Hinrichtung Jesu 40f., 50f., 108f., 136, 140, 142, 148, 151, 194, 208, 236, 257f., 290 -,Zeiten der Völker 192f. - Ziel eschatologischer Verheißung {s.a. Sachregister: Eschatolo^e) 43,100,235 „Hellenisten", judenchristliche 21f. Herodes der Große 93,142,157,169,282 Herodes Antipas 32, 33,41,63,64,99, 121,147,160,162, 167f., (183), 207, 282f. Hilfesuchende /ffilfsbedärftige 60, 66, 67, 73, 82, 90,102, 114f., 144,147,162,196, 199, 201, 205f., 218f., 225, 228, 23 If., 236, 243, 265, 280, 286 Hirten bei der Geburt Jesu 157,169,170, 171,176,178,179,184 Isaak 84,117, 181, 216 Ismael 84 Israel / Israeliten {s.a. Diaspora) 47,115, 131,171,173, 186, 206, 233, 238-291 - Ablehnung des Evangeliums 20,104f., 108, 130,141, 192 - Ablehnung Jesu 15f., 43, 62, 71, 89,93, 94, 95, 97,99, 108, llOf., 113,116,117f., 121, 123,129f., 141ff., 146,152,164, 175,179,193,195, 206, 210,212, 214, 219, 220, 2221, 224, 226f., 231, 233, 237 - Abrahamskindschaft (i.α. s.v.) 84,11 Iff., 115ff., 123, 129f., 132f., 137, 144,146ff., 151f., 171f., 181,182,183,189, 215, 216, 226, 228f. - Adressat(en) des Heilshandelns Gottes in / durch Jesus 67, 70, 71, 77f., 83f., 89, 158,159,164, 170f., 173,174-179, 180, 182ff., 188, 189£f., 193-198, 203-207, 209, 212-215. 218f.. 221, 224. 225f., 227-230, 232f., 235f. (Fortsetzung folgt)
Personenregister Israel (Forts.) - Adtessat(en) der nachösteriichen Mission (ί.α. Sachregister s.v.) 20,22,23,68f., 74,104f., 118,154, ¡65,181,187f., 218, 224,229,235, 237 - sein / ihr (notwendiges An-)Eikennen Jesu 84, 97,99,104, 112,116f., 129, 133, Ш , 142,146ff.. 152,158/, 174f., 176,177flf., 182,197£f., 20If, 206f., 209, 211,213218,221,225,229f., 232, 234£f. - Autoritäten / Führer / ffierarchen / Obere 43, 52flF., S>3, 97, III, 117f., 120,130, 135f., 142f., 145,152,168,189,194,195, 201,207,208 209,233 - Be&eiungsgeschichte 84,89,133 -Beurteilung im Endgericht 132,211f. - Erwähhmg (zum Gottesvolk) 16,23,47, 84, 89, III, 116,120,129,133,151, 17Ш., 178, 231 -Exil in Babylon »3,84 - Gerechte (und Sünder) in Israel 79,170, 174,230,262 - sein „Glanz" (bei Lk) 158,172fF., 178f., 184,187f., 190, 212, 215f., 218,227, 230, 233,235f. - unter Gottes Gericht 15,20,43,189 192, 2U, 224, 226, 235
- Gottes Geschichte mit ihm 72f., 83f., 191, 210,214ff., 223-226, 231, 234f., 244ff. - seine Giündungsgeschichte 67,84 -Hörer der Unterweisung Jesu 165,216 -Israel und seine Feinde 158,172,174, 176,233f. - Israel und die Völker / Juden und ,Jieiden" (ί.α s.v.) 13,16, 21f., 26,41f., 4J46, 50, 58,61f., 71ff., 77-81,83,84, 108, 114£F., 117, 122f., 129,133-138,144ff., 148,151ff., 165,172,173,174,176,179, 183, 186f., 189f., 192f, 198-201, 203f., 209£F., 212-219, 223-227, 232-236 - Israeliten und Samaritaner 130f., 204207,219,234 - Licht für die Völker (Λ0. s.v.) 111,113, 115f., 119f., 129fF., 137,144,146ff., 152 - Neukonstituierung als Gottesvolk {s.a. Gemeinde) 17,175,176-179,181,183f., 186-189,197,212f., 226, 227-233,235ff. -Orientierungam Gesetz 201 - seine Religion 14f. - d e r Rest Israels 17,22 - endzeitliche Sammimg 20,6%, 116f. - (beabsichtigte) Sammlung um Jesus {s.a. Jesus) 71,75,78,81,103,105,113,123, 128-131,146,147,152,183,198
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- seine Schuld / Sünden 83,84,107,109, 151,174f., 176,179,183 196, (199£f.,) 214, 229 - (potentielle) Teilhabe am eschatologischenHeü 46, 58,63,72,104,107, llOf., 113,115flf., 128,158,159,171, 183,187,189,197, 209,215,230,234£f. - seine Väter Patriarchen) 171 - Verheißungen Gottes für Israel 84,89, 107f., 133,135,140,171-175,178,182, 191,195,216,228,235 - (angebliche) Verwerfimg durch Gott 15, 16,108,116,118,124,138,214 - das „wahre" Israel 17,52,178,211 -Zerstreuung unter die Völker 192f. - Zurüstung für die Gemeinschaft mit den Völkern 81,187,189,235f. J^rus, Tochter des 32, 34,67 Jakob (171,) 181, 216 Jakobus, Bruder Jesu 236 Jakobus und Johannes, Söhne des Zdjedäus 37,38, 55, 64,131, (162,) 163, 205, 272 -ihreMutter 86f., 109 Jechonja 83 Jerusalem, Bewohner 29,103-106,108, 118,124,130,140,143,152,164,167f., 191, 192f., 195, 209, 219, 267f., 283 Jesus, irdischer {s.a. Sachregister: Christologie) 238-291 - Abschiedsmahl mit den Jüngern 17,39, 42, 55, 63,80,108,131,168,185, 211, 231,234 - Ankündigungen seiner Passion (und Auferweckung) 36f., 40, 41, 48ff., 71-75, 90, 91, lOOff., 109,121,131,162,164, {193,) \9A, 237 - Anziehungskraft seines Wirkens 64,70 -Aufenthalte im Umland Galiläas 19,23, 33flr., 40,66,70,90,139f, 144£f., 148, 163,191, 201-204, 205, 229, 233 - öffenüiches Auftreten 13,26,27,70, 72f, 78, 90, 93, 94, III, 113,138, 147f, 154,158f, 161,169,182f, 187-190, 194, 197, 201,209ff.. 213f, 216, 218f, 220, 221, 226, 228, 230, 233f, 236f -Auseinandersetzungen mit Gegnern 29, 30,32,33,37,46fif., 69, 75fr., 80f., 96102,103-106,110,130,144,163f, 166f., 229, 23\, 234 - Auslegung der Schrift 75ff., 97, 103,120, 191, 219fl·., 232 - Aussagen über .beiden" / die Völker 26, 40-50,116f, 122, 141f, 192fF., 210-219, 220-227, 234,239, 241,243f, 270-279, 284ff.. 287 (Fortsetzung folgt)
322
Register
Jesus (Forts.) - Begrähnis 13,29f., 39,57, 93,109,110, 126,168f. - Bildworte 60£F., 73, 99,116,127,137, 144ff., 161, 213, 216 - Bootsfahrten mit den Jüngern 3 Iff., 63, 74, 90,139 - der „öffliende" Charakter seines Wirkens in Israel 264-269,287 -Entscheidungsruf 97f., 102ff., 110,119, 123,130,135,144,148,163,165, 213, 215, 218, 228 - Exorzismen 31,32,34,37,60ff., 65f., 69, 72,74,76, 81, 92, 97,100,138,139f.. 164,165,167,194, 200£f., 204,206, 215, 221, 234f -Famiüe 80, P;, 100 -Femheüungen 35,60,62,114,116,143146,200 -Fluchwunder 43ff., 77,103,106 -Ge&mgennahme/Verhaftung 39,-/5, 58, 59, 73,75, 93,108,109,161,168, 208 - Gehorsam gegen Gottes Willen 53,57, 71,107, 135, 143,152, 191, 208, 235 - Geschick 13,18,26, 53,98,135,163f, 167,193,195f..211,230 - Gleichnisse 46ff., 71f., 85Í, 88,91,92, 97, 99, lOlf, 103-106,109,117-121, 122,124,134,137,148,150,165,166, 167,181,195,199, 204, 205, 215, 217220, 233, 234 - (Lehr- / Schul-)Gespräche mit Juden (als Nichtjüngem) 37,149,164,165,166ff., 177,179,195,204,217,219 - Haltung zu den Völkern 14,15,18,19, 20, 26, 35, 50,71,75,77-81,114,115f, 129f., 137f., 139,140,144ff., 151ff., 156, 198, 209f., 219, 226f. - Heüungen (einzetoe) 32,34i, 54, 67,73, 76, 94£, 97, 104,115,135, 149,163,164, 165,167,196£, 198ff.. 203-206, 218, 232, 234 - Heilungswirken 40, 44, 52t., 56, 58, 61, 62f., 64, 66, 69f, 75, 80, 81, 88, 92, 96, 98ff., 102, 110, 113,128, 139, 145, 161ff., 164, 198, 205,1Ш., 214, 215, 222, 229, 236 - der weltweite Horizont seines Auftretens 254-259, 287 -Kontaktemit,beiden" (s.a. s.v.) 13, 16, 17, 18,20, 23, 25, 26, 35, 38, 50-70, 71, 78,113ff., 139f., 142-146,197-204, 207ff., 220, 229, 233ff., 229, 241f, 244, 279-283, 284ff.. 287
- Kunde von seinen Taten (s.a .Jieiden") 20,30f., 34, 66ff., 70,81, 99,147,148, 162,197,201, 203, 233, 201, 202,228 - Uhre 31, 32. 36, 37, 44,53, 60, 68,70, 72f, 77,80, 81, 87, 88,91, 95f., 99,103f, 107,109,110,113,115,116,120,128, 133-136,138,148£, 153,158,161,162, 164,165, 167,197, 224,229, 231 -Meinungen über ihn 69,161, 162,184 - Nähe zum Griechentum 15,17,34,78 -OffenheitfürNichtjuden 77-81,146 - Passion 29,32,39, 50-59, 71ff., 75,77, 91, 93, 97,103,107-110,118,135f., 140, 142f., 152,159f., 164, 168,180,184-187, 189,193f, 196,207ff., 227f., 233 - Reden 39,41,71, 78,90f., 92, 94,99, lOlf., 105,106,109,123f, 128,163,164, 167, (190,) 192,198,201,203,212,214, 215, 237 - Reichweite seines Wirkens 255ff. - seine Religion 14f., 77 - Rückzug 90, 98,102,110, 144 - die Sammlung Israels um ihn (s.a. s.v.) 71, 75, 78, 81,103, 105, 113,118, 123, 146,147,183, 288 - SchweigegdJOte 34, 35, 37,58,66,67, 69, 92, 98f., 212 - Selbsverständnis/Selbstpräsentation 15, 18, 20,146, 221, 223,231 - seine Sendung (zu Israel) 15,45,54,70, 72, 76, P7,105,107f., 109,110,115,118, 131,134ff., 137f., 139,145£, 147,151f., 160,162,164,170f., 190f., 193f., 197, 204f., 209, 212, 214, 220ff., 224, 226ff., 230, 232-236, 244ff., 287 - Speisungswunder 32f., 34, 62f., 68f., 71, 75,78,109, 145f, 163, 203 - SteUung im Judentum 17,19, 20,76f, 102,148ff., 229-232 - Streitgespräche 59f., 64,77,81,90, 96£, 100,102, 103,105, 106,149,163,166, 167,193, 219, 229, 232 - seine Taufe 13,29, 58,74, 88, 93,98, 112,136,138,143,158,160,162,169, 180, 190, 193, 221 - die universale Tiefendimension seines Wirkens in Israel 25^-263,284, 287 - Tod / Tötung / Hinrichtung 75,17,23, 29f, 39, 41ff., 46-50, 55-58, 59, 63, 7075, 77, 82, 85-89, 90, 93,105, 107-110, III, 118,120,124, 126, 130,131, 133136,138,143,144,148f., 151f., 160,162, 163f, 165,166ff., 193, 194f, 196, 207f., 229,233,235, 236, 237, 250-253 (Fortsetzung folgt)
Peisonenregister Jesus (Forts.) -Ttìger des Geistes Gottes 58, SS, 97,99, 112,160,169,180,188,201,220f., 223, 225f., 229,231,237 - gedanklidier Universalismus 14f., 16,17 - Verhör durch Pilatus 39,51f., 59,125, 140,168 - Verhör vor dem Synedrium 39,43,48, 59,75,109,168 -Verkündigung/Predigt 13,14f., 16,17, 18,20, 25, 29, 44,71, 75, 78f., 88, 90f., 93,94ff., 99,105,110,113,117,135, 148,161,162f., 164,190, 200, 203, 205, 210, 213, 219flf., 224, ПЖ, 23 If., 234, 259ff. - seine Versudumg(en) 29,76, SS, 93,107, 139, Ш, 160f., 167,191, 212,219,237 - Vollmacht, irdische 31, S2,46,5S, 63, 71, 72,76,78,91,103,105f., 115,136, 165,167, 183,189, 200, 201, 213,219, 224, 226, 232 - Vorbüd / UAüd 37,42,48, 77, 96,107 -Wandlungen 31ff., 38 -Wandoung nach Jerusalem 102,163, 166f., 204 - Weg ans Kreuz 35fF., 48,57f., 63,74f., 81f., 99,107,109f., 135,137,143,205 - Wirken in / an Israel 13,14f., 17,18.20, 23,25f., 53, 61ff., 64, 66, 67, 69f., 70-82, 84, 89, 94, 96f., 100,102£F., 110,112115,124,126,128-131,133,136£f., 139, 144ff., 147-153,157, 158, 160,161ff., 164f., 167,169f., 178,180,1821,184, 185, 188, 191, 193f., 198, 202f., 205, 206f., 209, 213-216, 218f., 221f., 224f., 227-230,232-237,246ff. - Wunder / (Macht-)Taten 16,20,32-35, 36, 49, 53, 56, 59f., 62, 63, 66,70, 73f., 76,77,79, SO/, 91,95f., 98£f., 115,119, 141,143-146,158,161,163f., 188,195, 199,201f., 206, 213f., 215, 221,2231, 225, 226, 228, 232 - Zeichen (s.a. Sachregister s.v.) 44,45, 63 -Zukunflserwartung(£a. Sachregister: Eschatologie) 16,17,18,19, 26,39,41, 49,71,75,79, 91,104ff., 110,125,160, 169,189, 192f., 209, 215, 217, 219, 228, 23 If., 257 -Zuwendung zu den Verlorenen Israels 17, 99,107, 150,163f., 167,194,196f., 210, 218, 220f. 228f., 236, 262 Jesusbewegung 22 Jitro 199 Johannes der Täufer (£.0. Propheten) 17, 29, 32,40,75, 91,94f, 102-105,11Ш., 117,149,154,157f., 162,163,169f., 172,
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174f., 177f, 195,197, 204,218, 228, 232, 265 -Wegbereiter Jesu 46f, 70, 88, 93,106, 112,119,160,180-184,185,187-190, 200,229,232 Johaniaes, Sohn des Zebedäus siehe Jakobus Josef, Sohn Jakobs 84 Josef, Vater Jesu 83,157,169f, 177f, 179, 190, 221Í, 223 Josef von Arimathäa 39,54,55,59,71, 109,158,168, 208, 230 Josua 68 Juda, Stamm Israels 131 Judas 49,86,92,109,13 If., 160,168 Juden und ,JH[eiden" siehe Israel Jünger Jesu (s.a Anhänger, Sachregister: Chnstologie, Mssion, Nachfolge) 77,80, 82,211,238-291 -Adressaten von Wundem Jesu 74 - die (zwölf) Apostel (s.a. elf) 68f, 131, 154,163, (168,185,189,) 203, (204, 2Uf., 218, 222, 231, 234) 236 - Augenzeugen des Wirkens Jesu 154f, 158, (166,168, 180,188, 209, 235,) 237 - Begabung mit dem Geist 156,180,183, 185,188f, 237 - Begleiter Jesu 35, 61,64,73,76,109, 137,139,162,165,184, 203, 205, 236 - Berufung 64, 80, 94f, 161,163, 199,228, 236, 289 - Brüder des Menschensolms 122f. -elf (Jünger/i^stel) 84, 93,131f., 137, 750,169/187,196 -Emmaus-Jünger 158,169,195, 231 -Erkenntnis(Jesu) 96,98,101,109,162, 164,166,167,191,193,195, l%f, 199, 203, 211, 228,235 - wahre FamiHe Jesu 80,98,102,203,232 -Flucht 73 - im Gegentiber zu anderen Menschen 94, 98,101, 106,115f, 119ff., 134,145, 148f, 165,198, 210£f., 235, 290 - als Gemeinschaft innerhalb Israels 96, 100,109fF., 113,119,121, 129,133,136, 148f, 168,198,229, 231 - ihr Glaube (32,) 73,159,167,229, 237 - ihre Gottessohna±aft (s.a. Sachregister s.v.) 107,149 -ihrHeüen 109,123,127f, 189 - Hörer der Unterweisung Jesu 32,35ff., 39,44, 49, 54,69f., 71, 74f., 77, 81, 86, 87, 90f., 93, lOOf., 103f, 105f., 107, 109f, 115,128fF., 135, 148-151,161, 164Í, 167f, 189,191,193-196,199, 206, 210S., 220, 228f, 235, 236f. (Fortsetzung folgt)
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Register
Jünger (Forts.) - das (notwendige) Hören auf die Weisung Jesu 57, 74,77, 80,85,89, 96,98,115, 134,149,153,159,162f., 167,179, 229 - Keimzelle der Gemeinde 248fr., 287 - Kinder Abrahams (i.e. s.v.) III, 116, 117,122f., 132, 137, 152 -Klein^ube 102,109,150 - Lebensvollzug 36, 43, 77, 86, 88f., 95f., 100, lOlf, 106,148ff., 165,190f., 210£f., 232,235 -Licht für die Völker III, 120f., 123, USUO, 132,137,144, 148-153 - Mitarbeiter / Boten Jesu 14, i 7,20,32, 64, 69, 74f., 94f., 110,123,127f., 130, 132, 139, 146, 148f., 153, 161, 163,164, 165f., 188, 203fF., 212, 229, Til - Mittler von Segen (und Fluch) 120,122f., 150 -Offenheitdes Jüngerkreises 150,237 - Opfer von Verfolgung 41, 42, 48, 75/, 75, 80,105,106f, 120,123,124-127, 132,165,191fF., 198,210, 232,290 - ihre Sendung zu Israel 104f, 118,123133,137,144,145£, 150f., 161,163,164, 165,167,188f, 203, 204, 213, 214, 231, 235£f. - sid)zig Jtinger 164,165 - ihr (nachösterliches Taufen und) Lehren 85, 87flF., 100,112, 121,128,130,134, 150,152f -Träger der Christusbotschaft 13,16,17, 23,40,41fif., 48, 50, 68f, 71, 74f, 79, 87, 107,110, III, 125-130,135fiF., 148, 150ff., 154f, 158,160, 187f., 203, 218, 231, 236f - Tun des Willens Gottes 85, 98,11 If, 119£f., 134, 150,153,159, 212, 220, 229 - mangehides Verständnis Jesu 32, 36,37, 63, 68, 74, 81,102,109Í, 126,135,159, 161, 205 - Zeugen Christi (s.a. Sachregister: Zeugnis) 154f., 160,165f., 169,180,184,185, 187-190,193, 214, 227,229, 231,232, 235, 237 - ihr (nachösterliches) Zusammenkommen (und Widcen) im Tençel 156,169,208, 231 - die Zwölf 18, У1,41,42,64, 68, 75,108, 110,121,131f., 152,164, 167 Kanaanäerin 144ff., 148, 242, 256, 279f., 282f
Königin des Südens 141,212, 214,216, 271, 275 Königsprätendenten, jüdische 51 Komeüus 204, 208, 237
Kritiker Jesu/Skeptiker 164,167,184, 193, 212, 217,219f., 222f, 225, 2П, 23 If., 237, 239, 243, 262, 264fif., 272275, 286 Lazarus 167,181 Lehrer im Tempel 169,177,179 Levi, Stamm Israels 131 Lot 192 Magier aus dem Osten 93,142,147, 242, 279f, 291 Maria, Mutter Jesu 84,142,157ff., 167, 169fF., 175,177,178f., 222, 229f. Maria aus Magdala 203 Maria und / oder Marta 167, 203 Mose 36, 37,87,121,142, 179,181, 266 Naaman 224, 225f., 271, 291 Naftali, Stamm Israels 147 Nazarener 62,71,220-226,272 Niniviten 141f, 212ff., 271, 275 Noach 192, 213 Notleidende siehe Hilfsbedürftige Patriarchen Israels 116f, 122,130,133, 144,216, 245, 288 Paulus 15,22, 65, 154, 184, 186,187, 189, 202, 204, 207, 222, 224, 231, 236, 237 Petrus / Simon 17,37, 38, 51, 55,59, 64, 98, 100, 102,109,131, 132,136,143, 159,162£, 168£, 184,185,196,199, 204, 236, 237, 249 Pharisäer (s.a. Gegner Jesu) 14,17, 87, 166f, 181,184, 200f, 205, 206, 217f. 230,274 - ihre Jünger 88, 232 Philippus, Apostel 204 Philippus, Jünger Jesu 64 Philippus, Sohn des Merodes 34, 38 Priester 98,125, 206, 219 Propheten, Israels 103,105,108,118,123, 164, 171,181,194,196,198, 216, 221, 223, 232, 240, 264 - Elija 29,35, 36f, 57,59,72,99,109, 131,174, 188, 205, 223-226, 235 -mischa 223-226,235 -Ezechiel 204 -Jona 21, 100, 138, 141f, 212£f., 271, 275, 279, 291 -Johannes der Täufer 170,252 Proselyten 241,271,276,291 .^läüber" / Übeltäter 43ff., 46,52, 54, 57, 59,73, 75,143, 195, 207, 208, (219,) 239, 257 Römer 40, 63, 65, 70, 202, 258, 267 - als Besatzungsmacht 51, 66,149,157, 161, 192, 202, 233, 271, 285 (Fortsetzung folgt)
Personenregister Römer (Forts.) - Centuno am Kreuz 39, 50f., 55-59,134, 168, 207fF., 234, 239, 244, 257, 279f., 283,285 - Kaiser / Machthaber / Regent / Repräsentant 160,170,176,183,201, 233 -Kaisericult 57 - Kaisersteuer (77,) 78,106,167,207,234 - Pilatus, Statthalter 39,41,43,50-54,55, 56, 58,103,107fF., 125,126,135,140, 143,148,160,167f., 195, 207,208,209, 234,235,239,241, 244,257, 279f., 282 - Soldaten 39, 50f., 54f., 58, 71, 126,142f., 147,148,207,209,235,239,242,244, 257, 279f., 283, 285 Salomo 141f., 210,213f. Samaritaner 17,24,127,130f., 164,167, 204-207,209,212, 219f., 229,233ff., 243f., 256f., 271, 277-282, 285f, 291 - Gleichnis vom baimherzigen Samaritaner 167, 205, 219f., 234, 271 Schweinehirten 65,140,202f. Sd>ulon, Stamm Israels 147 Simeon 157f, 169,170, 172f., 175-178, 184,186, 208, 221, 230, 283 Sünon^/eAe Petrus Simon von Zyrene 54,71 Skeptiker siehe Kritiker Soldaten, jüdische 168,181 Spötter, jüdische 39,49f., 52ff., 56,59, 108,143,161,168,194,207f., 209 Stephanus 15,21,154
325
Sünder bei Jesus 76,78f., 107,150, (163,) 167,180,194, 200f, 203, 207, 210, 218, 221, 228£f., 232, 237,262 Syrophönizierin 21, 35,40, 50,59-63,66, 70, 81, 239, 256, 279f., 283 TTieophüus 154 Übeltäter, am Kreuz siefie Räuber Veiiührer, messianische 41 Volksmenge 82 - im Gespräch mit Jesus 164,167, (193,) 206, 212, 222
- als Hörer Jesu 37f., 69, 77/, 91,92, 96, 97, 99, 101-104, 106,113fF., 116,117, 124,128,130,148,167,184,198, 211, 229, 254, 272-275 - in der „Nachfolge" Jesu 30,80,102,104, iOe, 113,115,167,198,272 - Zeugen der Wunder Jesu 62f., 64,68f., 74,95f., 100,104,110, 145,246,291 - im Zuge der Passion Jesu 51-54,108, 140,143,152,168,207,209,283 - im Zulauf zu Jesus 32,34,35,70,139, 166,167,198, 228, 247, 255 Völker siehe,Ridden" Witwen 163,167, 224ff., 271, 291 Zachäus 167, 181,197 Zacharias 157f.. 159,169-172,174,175178, 208, 230,283 Zeugen gegen Jesus 48f., 52f., 81,222 Zöllner 64,l%f., 119,121,123,167,181, 209, 210, 218, 228, 236, 237, 262
Sachregister Kursive Seitenzahlen zeigen an, daß ein Begriff auf der betreffenden Seite nur in den Anmerkungen erscheint. Die Angaben der jeweils wichtigsten Seiten sind fett gesetzt. Für Abschnitt ΠΙ (S.238-291) entfêllt unter den Stichwörtem „Christologie" und „Mission" weitgehend die sonst vorgenonmiene Differenzierung. Abendmahl / Brotbrechen (s.a. Personenregister: Jesus) 22, 231,234, 237, 251 Äon, künfliger 85,216 Aktantenmodell 60 Altes Testament siehe Schrift Auferstehung der Toten, endzeitliche 77, 93, 106,132,167 Barmherzigkeit/Erbarmen 97,99,145, 149,167,171,179,182,199, 204, 212, 219, (230,) 234, 265 Bekehrung 174,185,195,237 Bekenntnis zu Jesus 36f., 48,53, 58,74, 100,102,127,136,163,186,189,195ff., 208,230,234,260f., 263,268,283 Beschneidung 20,22,177f.. 230, 236 ,JBrot" 60-63, 68, 74,145,217, 231, 239 Bund, neuer Personenregister: Abraham) 17,42,56, 63, 72, 74,110, 186, 211,228, 231, 234, 238,250f., 281, 290 Buße / Umkehr 13,16,20,93,95f, 97100, 104, 110-113, 118,119, 128f., 134, 135, 141, 144, 146, 148,155,160,164, 167,174f., 180fF., 184-189,196,197, 209, 212-215, 219, 222, 224, 225, 228£, 233ff., 241ff., 246f., 252f, 254, 256, 260ff., 265, 268, 271, 278ff., 289 Christologie (ί.α Hoheitstitel; Personenregister: Jesus) 13, 20, 27, 79,134-137, 165,170,190-197, 220, 230, 236, 238291 - die Abstammung Jesu von Abraham (s.a. Personenregister) 83. 89,108, I I I , 112, 115,144,146,148,151£, 187,191 - die Auferstehung / Auferweckang Jesu 15,16,18, 23, 30,40, 47, 57, 71-75, 8489, 93, llOff., 129, 133f, 136fF., 149, 152, 158, 160, 166, 169,180, 184-187, 189,193,196, 213, 228, 233, 235, 250253,287 - die Darstellung Jesu im Tempel 157,174, 177
- die Erhöhung Jesu (zur Rechten Gottes) 18, 25, 54,73, 79, 85, 87, 89,136,164, 171, 193-196, 228, 230, 235, 237 - die Geburt Jesu 83, 84, 89, 91, 93, 112, 142,147,157,158, 170f, 174f, 176, 178, 188,190 - die Gegenwart des Auferstandenen 88f, 93, 152 - d i e Herkunft Jesu 83f, 89, 92£, III, 144, 160f, 170,190£, 194 - die Herrlichkeit Jesu 164,193ff., 227 - die Himmelfahrt Jesu Christi 154£, 75Í, 158,160,162,163,165f, 169,180,190, 195, 208, 227, 231, 237 - die Identität Jesu 63, 92, 94f, 98f, 104, 109,115,116,135,144,1611T., 168,178, 194,196f, 220, 223, 227 -Jesus als Arzt 161,222 - Jesus als Bote (des Reiches) Gottes 47, 72,77,164,165,183, 232 - Jesus als Bräutigam 73,106,161 - Jesus als (leidender) Gerechter / seine Gerechtigkeit 55,57, 143, 207f, 234,283 - Jesus als Gottes (eschatologischer) Gesandter 77, 97,106,112,135,152,164, 200£, 204£f., 209f., 212, 214, 216, 218, 224, 225, 226, 230, 232f, 235 - Jesus als Hirte Israels 71,128ff., 142, 145f - Jesus als Messias 14,15,18, 35, 89, 99, 115, 128-131,136, 142,145£, 163,165, 172,178,196, 205 - Jesus als Mittler der Gegenwart Gottes 45, 48f, 56, 58, 74, 119,138 - Jesus als endzeitlicher Richter 95,113, 128,133,136,165,182f, 191,193,194, 195, 196, 216, 218, 235 - die Kindheit Jesu 92f, 142,155, 157, 172,175-179, 221, 232 - d a s Königreich Jesu 158, 171,178,195f, 211,230,237 (Fortsetzung folgt)
Sachregister Christologie (Forts.) - das Kreuz / Stoben Jesu (s.a Sflhnetod; Personenregister) 16,18,47-50,52f., 54, 55-59,63,70-75,77,80, 82,85,87, Ш, 110,129,133f., Ш, 195f., 208f.. 211, 228f., 23 If, 234, 250-253, 287 - das Licht für die Völker in Jesus 144, 146,147,152, JS8.172ff., 179,186-190, 203,215f., 218,227, 233-236 - der Name Jesu 83f., 89,91,93,138,140, 157,1J8,177,184fF., 189, 228 - Ostererscheinung 83,84-89,93, llOf., 133, 141, 155, 159f., 169, 180,184-190, 194,196f., 209, 229,231, 235,237 - die Parusie Jesu 15,16,18,37, 39,41,42, 54,71. 85fF., 89,104,106,118,120,122, 127,133,136,152,165,191ff., 195f., 201,213,216,235 - die Piaexistenz Jesu 22 - der Sllhnetod Jesu (ла. Kreuz) 17,18,20, 42f., 48, 50, 63,71, 74.78, 82,107, 135fF., 151f., 185f., 211,231 -die universale Bedeutung Jesu 13,76,18, 26.61flf., 70-73,77-81, 84. 88,115,133, 136, 137f., 144,146,151, 158,160,170, 173f., 176,177,180,183f., 187,189fif.. 193f.. 197,203,215,218,227,233-236 - die Veridärang Jesu 37,74,87, 98,131, 138,143,161,162,191 - die Vollmacfat Jesu Christi im Шшпе1 und auf Erden 85.87. 89,115,128,133, 150,152 - Vorgeschichte des Auftretens Jesu 83f., 89.92f. -der Zuständigkeitsbereich Jesu 61f. Christutixitschañ, weltweite (5. α Evangelium) 13,42,50,71f., 79f.. 156.188,203 Dämonen sidte Geister Demut 15.199 Dienst, christhcher 87,119,154f.. 158, 165,167,172,175f., 188f., 197, 211, 232, 236f., 249, 258f., 279 Ende der Welt 41f., 72,83,85,101,105, 106, 110,126f., 136, 274, 278 Engel 71,83,86,87,117,157f., 170f., 174-178,190, 200 Erlösung 158,171f., 174,176,183,195, 197. 221, 230, 251, 263 Eschatologie {s.a. Gericht, Gott, Judentum; Personenregister Jesus) - Auserwählte 42,71,117,123.136. 239, 263, 268, 271.290 -,3tnte" 86,7/7 - endzeitliche(s) Tischgemeinschaft / Heilsmahl 110,113,116f.. 122,130,144, 216219.241. 245,260, 271,288
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- endzeitliches Gottesvolk (s.a. Personenregister: Gemeinde; Israel) 18 -endzeiüicheWallfehrt der Völker 18f., 116,149,757,216 -„Wehen" 41.72 Evangelien, synoptische {s.a Heilsgeschichte) 13,16. 22fF., 25.34 - Äußerungen über die Bedeutung Jesu für die Völkerwelt 26,285-286 - Bilder von der Beziehung Jesu zu den Völkern 14, 21,23, 25, 26, 70-82, 89. 133-138,147-153,190,209f., 227,232237,238-286,287-291 - Gliederung / Komposition 27,30,34,36, 46, 53, 62, 90£f., 92, lOOff., llOf,, 156f., 162f., 166-169, 200, 205, 206, 227, 242, 254f., 269f., 271-275. 279£f.. 284f. -Lukasevangeüum 13, 23f. 154£f., 156169,173f., 178f., 180, 181,189f., 196f., 209, 214,219, 220, 221, 224f., 227,227237, 242flr.. 244-291 -Maikusevangelium 13.23f., 2!M0, 50, 55, 57f., 61, 70-82,156. 238f., 244291 - Matthäusevangelium 13, 23f., 84,89,90111,112,120,123,124,129,131,133, 134,146,147-153, 240ff., 244-291 - OrtWgaben siehe Topographie - Passionserzähhmgen 39f.. 43, 50.58.59, 107-110.168,207,209,257,279f., 284f. -Rahmungen 43f.. 83,89, 93,158-161. 167,180,189f.. 190f., 234 -Rezeptionder Schrift (äα. s.v.) 27 -Ringstrukturen 31£f., 37, 58f., 93,157 - Sprachgebrauch 27.31,60,129,137, 145,156,161,169,172,183, 204 - Summarien 94f., 128,147,161f., 167, 198
-Theologie 27,174-179,253 -Übergangsabschnitte 32,100,163,166 - Übersichten, tabellarische 32, 37,93, 95, 100,102,106,157,163, 167£f., 271, 273, 276, 279 - Verhältnis zum Johannesevangelium 25, 33
-Zeitangaben 36f., 39, 41, 90, 92,96,157, 160-163,166,168f., 183, 225 Evangelium -Botschaft Jesu 29,79.94,96,101,116, 126,135, 148,231, 236, 268 - Chiistusbotschaft {s.a. s.v.; Personenregister: Jünger) 40.42f., 48, 50.57, 74,77, 79, 81,124, list, 128,130,148, 204, 239, 241, 248,250-253, 254, 263f., 276£F.. 286 Fasten 73, 76,96f., 232,237
328
Register
Frieden 158,175f., 195,197, (202,) 230, 251, 261,267, 291 Frömmigkeit (s.a. Judentmn) 77,149,165, 232 Gítoet (s.a. Judentmn) 44f., 75, SJ, 103, 107,109,133,167f., 231, 236 des Gebetes" 43-50,57,71-75, 77, 79, 81f., 230, (231, 236,) 238, 246, 250, 253, 258f., 26Ш., 267,271, 273, 276f., 286, 291 - Gebete Jesu S8f., 94f., 107, 162,168,208 Geist Gottes / Heiliger Geist (s.a. Personenregister: Jesus, Jttager) 58, 88, 97,98, 112,152,155,160,169,170,175f., 178, 180,182f., 185,188ff., 201, 220f., 222, 223, 225f., i m . , 231, 237, 252, 258 Geister, unreine / Dämonen Ъ\, 34,57,58, 59f., 62, 65f., 69,74f., 78, 81,114, 134, 139f. 158,162,165,191,200, 202, 212, 215, 256, 258 -Beelzebul 64,75,81,167 -Legion 65f.,202 Gerechtigkeit (s.a. Personenregister: Gerechter, Israel, Jesus) 93,95,120,138, 175,207f., (219,) 230,234,283 Gericht, endzeithches 17, 18,23, 37,43, 77, 85, 86, 87, 97,112f., 127,138,140, 142,185,189,191,194ff., 214, 229, 235 - nach Werken / über die Völker (s. a. Personenregister: ,Jieiden") 86,101,105, 106, 110, III, 116,117,121f., 132, 134, 152f., 211f., 241,263, 271,276f., 291 - Gerichtsansage über (üe Gegner Jesu 48, 103fif., 108, 110,130,138, 148 - Gerichtsansage über Israel(iten) 15,20, 93, 113, 116, 121, 141f., 164,167, 181, 183, 189, 212-219, 235,271 - Gerichtstag 95,141,143,191,214 - Gerichtsworte 34, 91 Gericht / Strafe, i]mergeschichtliche(s) - a n gottlosen Städten 141,213 -anIsrael 104,108,130,192,204,224, 226,233,243 - über den Jerusalemer Тепфе1 (s.a. s.v.) 39,44f., 57, 104, 124,193, 239, 267 Gesetz / Thora 17,20,22,76, 77, 80f., 96, 100, 120,121,149f., 153, 170,177fF., 201, 220, 230, 232, 239, 241, 261, 264f., 266f., 270, 290 - Doppelgebot der Liebe 81,149,204,220, 232, 236, 243f., 264, 290 - Ehe, Ehescheidung 75f., 80,102,121 - „Erfüllung" durch Jesus 106f., 119f., 121, 135,149, 240, 248, 265 - erstes / höchstes Gebot 77,106,264 -Feindesliebe(-Gebot) 210,219,220,276
- Gebote (des Mose) 87,119,165,170, 178, 200, 261, 266 - Reiiiheit(sgebote) / Reinigung 61,75f., 78f., 98,109,114,121,150,157, \T1, 219, (225,) 232, 236, 237, 239, 249, 262, 266,290 -Ritualgesetz 22 - Sabbat(gebot) 46,76, 80, 96,97,120, 162,164,167, 169, 215, 217, 218,231, 236, 237, 249, 262£f., 265f., 270, 274, 290 - Speisegebote 79,97,121,237,265f., 270 Glaube (s.a. Personenregister: Jünger) 15, 32, 44f., 53, 62, 73f., 77,79, 103,109, 114f., 117,119,139,143f., 146,148f., 152, 158f., 167,171,175,179,185,192, 198f., 201,206f., 209,216,228,229, 230, 234,238ff., 242flf., 247,249£F., 256,260, 261, 263,269f., 274,276f., 280,283, 289, 290, 291 Gnade 22, 36,183,187ff., 209, 221f., 226, 228, 230, 234, 243, 252 Götzen(dienst) 65, 139f., 282 Gott - Gott Israels 38, 57,65,77,116,135,145, 170f., 179,201,202,203f., 209f., 220, 226, 235f., 244, 247 264f., 283 - Epiphanie (am Kreuz Jesu) 74, 85,143, 250, 254, 258f., 283 -Fürsorge 127,210 -Gegenwart 45 -Heilsplan 72,113,130,170,179,245 - als ,Д1егг" 15, 61,70,102,171,173, 174f., 178,181, 195, 201, 220f., 226 -HerrHchkeit 71, 74, 86,176,262 -Macht «5,201,261 - ,Mt-Sein" mit Israel 83,84,89,152, 247,251 - Offenbarung 38, 94£f., 98f., 109,134, 158,159,162,164,172f., 186, 236, 258, 286 - als Vater 14, 54, 57, 71, 85, 87f., 95f., 98, 112,121,122,133, 135,148,152,156, 179,185,188,191, (199,) 208, 210, 212, 258, 260, 262 -Weisheit 91,951,105,196 - WiUe 45£F., 50, 53,57,71,75£f., 80,85, 97, 98, 100,107,121,134f., 138, 153, 208, 210, 218f., 239, 241, 246, 250f., 253, 258, 264f., 290f. - Wort 154f., 158f., 163, 200, 213, 229 -Zorn III, 113, 180f., 183, 192, 208, 229 Gotteslob 115,120f., 137,145,148, 157, 167,169-172,175,176,178f., 184,186, 197, 201f., 206-209. 230f., 240, 256, 283,
291 Gottesheirschaft siehe Reich Gottes
Sachregister Gottessobnschaft von Menschen 15,707 Gottlosigkeit 141,143,214,235 Griechisch - griediisches Denken 15,18 - hellenistische /fiemdeKultur 35,64,78 - hellenistische Philosophie 210 - griechisdhe Sprache 22 - hellenistische Wmdeibeiicfate 34 „Heiden"-Mission siehe Mission Heilsgeschichte 27,244-253,287 -imLukasevangelimn 160,172,176,180, 192,197,215, 218, 223, 255, 285 - im Matthäusevangelimn 24,83-89 Heüsmahl siehe Tischgemeinschañ Himmel 54, 58,71, 72, 85, «S, 98,133, 143, 148,160,192,195,199, 208, 212, 222, 225,268 Himmelreich / Himmelsharschañ siehe Reich der Himmel Himmelshe« 176 Himmelsstimme 98,143,190 Hoheitstilei, christologische 102,162 - Christus 37,51tt, 56f., 79,83f., 89,95, 98,100, 103,106f., 110,121,128,133137,140,142,146,147,151f., 160,161f., 167,170,175ff., 180,182-191,194-197, 200,212,214,215,220,225,227-230, 231,232,233,235£f., 240, 242,245£f., 249-252, 255,268f., 270, 275, 281,283, 285, 289 - Davidssohn 37,54, 66,73,77.79, 83,89, 97,103f., 106,115,131,135f., 145f., 148, 152,158,167,170,171,172,175,177f., 191,196,230,240,242,245,250,254, 267ff., 283f. - Gottesknecht 16,18 - Heiüger Gottes 58,162,202 -Herr 13, 25,61, 79,102,106,115,133, 136f., 145f., 151,154,175,195,196f., 199, 211, 222, 228,230,236, 240,269 -Horndes Heils 171,772 -König(Israels/derJuden) 39,50,51-54, 56, 58,79,93,103,107,135,140,142, 145,147,152,158,171,176,177,195f., 207, 209, 230, 247, 250, 257,267,269, 280f., 283,290 -der im Namen des Herrn Kommende 53, 103,195 C267) - Menschoisohn 17,18,29,32,35,36,37, 40,41,42,46,53f.,71,72f., 78,79,85£F., 89, 95,98,101,103, 106f., III, 113,117, 121f., 128f., 132,13Î-138,149, 151f., 159 164, 167,190,191-194,195ff., 201 204, 212f., 225, 227, 230f., 235f., 240f., 243, 245f., 248-251,255, 262f., 265, 268ff., 276f., 279,283, 289
329
-Prophet 62,103,104,161,163,195, 196f., 223,224 - Retter 176,178f., 195,221,228f., 247, 255, 268f. - Sohn (Gottes o.ä.) 46f., 51,55-58,73f., 79,81,83,85,88f., 93, 95f., 98£F., 103, 105,107,110,112,133tt, 136,139,143, 148,152,158,160ff., 164, 170,177f., 179,190f„ 194,197, 202, 203, 220, 222, 225, 227, 230, 234, 236f., 239f., 242, 246, 250, 252, 254f., 258f., 268£f., 281, 283f., 288, 290 Interpretationsgeschichte des Auftretens Jesu 26 Jesus-Forschung 14-20,21,25,26,291 -Kriterien 19 Jesusüberlieferung siehe Tradition Judentum (s.a. Personem^gister: Diaspora, Gegner, Pharisäer) 14,16f., 19,22,120 - Anschauungen 78f., 239,246,263 -Eschatologie 17,158,172f., 178,196, 222, 242 - Existenz/Ld)enspraxis 76,170,177f., 227, 230,236, 237, 242, 266 -Frömmigkeit 14,17,96f., 103,121,175, 178,199, 230, 232, 242, (266,) 291 -Gebete 172 - Gottesdienst 177,199,220,231, 236 - Identität 46,178f., 230, 235,237, 242f., 247, 249ff., 255,261, 265 - Institutionen 81, (266,) 267 -Ld)enswelt 64,165,169f., 205, 219,228 - messianische Erwartungen / Veiheifiungen 53, 54, 72, 77,79, 95, (126,) 131, 140, 171f., 174f., 176f. 185,194f., 205, 228, 230, 245f. -Miüeu 64,70 - ,>lissions"-Bemühimgen unter .beiden" 16,18, 20,148, 241,271, 276, 291 -Partikularismus 16,20 -Passa(mahl) 157,168,177,179,231, 237,251 - antik-jüdische Schriften als Parallelen zu synoptischen Texten 27,33ff., 45,51, 56f., 65, 67, 71f., 78f., 81,84, 96,114, 117,122,131,140,155,161,172,174, 176f., 200-205, 213,216,219, 225 -Schriftgelehrsamkeit 16 - Synagogen 30, 31,41,99,102,103,120, 163,167,181,197,198,200,205,220f., 231f., 236, 243, 265, 272 - Tradition der Ältesten 76,104 - Transformation zur Weltreligion 15 -Universalismus 22 - Versöhnimgstag 56 Kinder 60,75, 80,103,104,109,145,167
330
Register
Kirche siehe Personenregistar: Gemeinde Krieg, Jüdischer 105,126 Leben, (ewiges) 72, 74,96,119,132,219f., 239, 264f. Lidje (s.a. Gesetz) 15, 22 -Liebe Gottes 17 -Nächstenüdje 149,244,265 „literary criticism" 27 LogienqueUe 21 Magie 64 Mission, nachösteriiche (s.a. Personenregister: Jünger) 238-291 -Ansatzpunkte im Wirken Jesu 13,26, 288-291 - unter Juden (s.a. Personenregister: Israel) 20, 22, 23, 68f., 74, 104f., I I I , 118,123133, 137,151fF., 165, 203, 204, 206, 218, 224, 228, 2П, 233 -inSamaria 204 - unter den Völkern (s.a. Personenregister: „Heiden") 14,18, 20f., 23, 25f., 66, 69, 74,78, 85, 88f., I I I , 121,124,125,129f., 132ff., 137f., 151f., 155,156,165,173, 180, 184-189,192,193, 203, 204, 209, 215, 218, 222, 224, 227, 232f., 235f. - in aller Welt 13-18,42f., 86,101,153, 187 Mission, vorösterüche 14,15,18,20,32, 95,105,123,152,164, 165,189, 237 Missionsbefehl, österücher 13,14,15,16, 18,24,87f., 92f., 112,121,127ff., 131134,136f., 144,169,187f., 218, 235 Nabel der Welt 17 Nachfolge Jesu - (begrraizte) Anhängerschaft 80,81,133, 164,196, 206, 218 - (interessierte) Begleitung 30,80, 99,100, 102, 113,115,198 -Einweisung in die Nachfolge 36ff., 81, 86,101,130,137,149f., 238, 250, 254, 256, 264f, 277, 280 - Lebens-(imd Leidens-)gemeinschaft 43, 48, 50, 53, 55, 571, Iii., 75, 77, 80, 86f, 95, 98,109,116,119,122,124,132, 149£, 163,165,167,188, 216,218, 228, 232, 239, 248f, 251f, 254, 258-261, 290 - Ruf in die Nachfolge 32,74, 96,110, 115,119,139,149,153,240, 247 Nachgeschichte des &denwitkens Jesu 8489, 92f „Nero redivivus" 64 Redaktionskritik 26,156 Reich Gottes 1 5 , 1 6 , 1 7 , 1 8 , 1 9 , 2 0 , 2 5 , 3 7 , 52, 53/, 71f, 73,75. 79, 91, 101, 112, 118,119f, 121,133f., 137,138, 142, 144, 152,158, 164,166, 167,168,188, 203,
206, 211, 213-219, 231f, 234, 239, 241, 243£f., 259ff., 264fF., 274, 276f, 279, 284, 288 Reich der ffimmel 14, 90f., 95f., 101,105, 110,112, H6ff., 119,122, 123,128£f., 133f., 144,148,151,153, 240f., 245, 254, 259ff., 274, 276f, 288 - meine und Große in ihm 134,150 Reich des Menschensohns 85ff., 109, III, 113,120,133f., 136f., 144,149,152, 241, 251, 259ff., 263, 285,291 Reich, messianisches 72,19 Reich des Vaters 85,86,87,110,122,133, 210 Reichtum 75,150,165,167,181,198, 217, 232,264 Rettung 41, 53, 73,76, 79, 83, 84,107, 109,110,119,123,128,138,158,164, 172,176,181,182, 192,194f, 197£f., 202,206f, 216,222,229f., 239f., 247, 250f, 261, 263, 267fF., 274, 281 „Sättigung" durch Jesus 61,62f, 68,70, 75,80, 81, 250, 255 Satan/Teufel 29,76, 81,97,109,134,139, 160,161,164,165,166,168,191,202, 206,221, 234, 237, 258,288 Schöpfimg 15, 67,76, 80,121,149,190f, 265 Schrift - Erfüllung im Ld)en und Geschick Jesu 71,73, 90, 92, 93,107,110,135,139, 140,142,155, /57,164,170,180, 184Í, 221, 228, 232f, 237, 243, 245f, 250ff., 267, 288 - ErfMung in der Geschichte Israels 192, 233,237 - Erfüllung im Wiricen der Jünger 180,185, 189, 232, 237 - Eikenntnisquelle des Willens Gottes 75£f., 239, 264, 290 - ErschUeßung durch den Auferstandenen 169, 184, 186, 252 - Erzählungen / Motive, von Jesus rezipiert 71f., 120ff., 141f, 210-215, 219, 223226, 241, 243f, 271, 289, 291 - Straiwunder 43 -prophetische Traditionen 16,103,164, 171,194, 204, 221, 232 - Verheißung(en) 23,44f, 48,67, 69,71, 73,83, 95,103, 184,189, 238, 243, 246, 268 - Zitate 29,43^6, 47, 65,76f, 90,91f., 94, 97, 98f, 102,107,118, 135,138,139, 140, 147, 181. 183,196. 197, 204f., 20g. 220f, 237, 241, 245, 283 Schweine 34, 65Í, 139f., 201, 202f
Sachregister Sendung siehe Mission; Posonenregister: Jesus, Jünger „Söhne des Bösen" 86,/02 „Söhne des Reiches" 86,101,116,137 „Sohn der HöUe" 116,148 Soteriologie 287 symbolische Bedeutung 32,39,43, 56,58, 63,68f., 77, 78, 80, 99,132,163,165, 202, 208, 215 Synchronie 27 Taufe (s.a Jesus) -christìiche 20,85,87£f., 112,129,152, 153,155, 185, 204,241,251 - mit dem Geist 155, I t e f , 185,189 - des Johannes 47,88, Ulf., 153,154, 180fif.. 185 Tempel zu Jerusalem 205,209,266ff., 270, 290 - sein(e) „Ende" / Ablösung 45f, 48fif., 53, 56f, 58,73ff., 238Í, 250, 258, 267, 285 - eschatologische Emeuenmg 48f, 53, 81 - Kritik am Tençeikult 22, 43ff., 78,271 - Ort des Auftretens / der Lehre Jesu 39, 43-50, 53, 73, 76, 81, 90, 99,103-106, 163,167, 230f., 266 - Ort des GdxJts 209, 230, 231, 236, 243, 267 - Ort der Gegner Jesu 45,47, 57 - Ort der Vor- und Kindheitsgeschichte Jesu 157,169,172,174,177£f. - Versammhmgsort dsx Jünger Jesu nach Ostern 156,169,208,231 - seine Zerstörung 16,23,45,48ff., 81, 104ff., 108,109,124,164, 167,193,231, 237,2661 - Z u ^ g für Nichtjuden 204,236 Teπφelkult 45,46,55,76, 81,98,125,150, 151,169f., 177f., 208,219,230,231,242, 264,26«ff., 270, 290 Tenvelsteuer 102 Tençelvorhang 39,49, 55f, 58,109, (143,) 208, 231, 267,290
331
Teufel siehe Satan Thora siehe Gesetz Topogr^hie - im Markusevangelium 24,29f., 36flF., 55, 56, 70,81f„ 238f, 254f, 280 - im Matthäusevangelium 90,102 - im Lukasevangelium 161,166,168,200, 203, 289 Tradition, vorsynoptische 13,16,19,21f, 25, 33,154£f., 236 -Rezeptionsgeschichte 25f. Umkehr siehe Buße Vergdnmg (der Sibiden) 44f., 47f., 50,76, 78,84,107,110,135f, 151,160,163, 167,174ff., 180,182,183-186,188f., 228£f., 233, 236,239,242, 250ff., 26Ш., 290 Versöhnung (ί.α Judentum) 22,267 Wiikungsgeschichte Jesu 20,25f, 88,155, 158f, 234 Zeichen (s.a Personenregister: Jesus) 159, 213f - v o n Gott 49, 85,93,142f, 147,192f 208,242,267 - d a s Jona-Zeichen 100,138,14l,212f, 263, 271, 275,279, 291 -desPaulus 222 -Zeichenforderung 32,97,100,167,212f, 222(-226) Zeugnis (s.a. Personenregister: Jünger) 249,271,278,290 - durch Glauben 146 -fürIsrael 9S, 125,266 - durch Lebenspraxis 94,107,148, 250ff. - durch Leiden 41,43,48, 50,75,125 -derSchrift 232 -fiir die Völker 125f, 130,147f, 150,152, 278 - durch Zeichen und Wunder 222 Zwei-Quellen-Theorie 27
Stellenregister Das Stellenregister nennt alle in ihrem Inhalt ansatzweise oder aiisfuhrlich (Seitenangaben fett gesetzt), ggf. nur in den Anmerkungen (Seitenangaben kursiv gesetzt) erläuterten Stellen der biblischen, antik-jüdischen und ftühchrisÜichen Literatur.
1 Altes Testament (Septuaginta) Genesis 1,31 5,1 10 12,1-3 12,2f. 12,2 12,3 12,7 15,7 17,2 17,4f. 18,16-19,29 18,18 21,3f. 21,20 21,22 22,18 26,3 26,4 26,24.28 28,4 28,14 28,15.20 31,3,5,13 32,13 35,3 39,2f.21.23 48,21
Levitikus 67 83 165 122 117, 120 129 84,122 122 122 177 84 141 84 177 84 84 84,187 84 84 84 122 84,122 84 84 67 84 84 84
Exodus 3,14 18,13-27 19,5f. 24,1 33,16 33,19.22 34,6 34,9
ll,4.7f. 12,3 12,4
65 177 157
Numeri 11,16 23,21
165 84
Deuteronomium 2,7 5,27 6,5 14,7f. 30,3 32,35
84 199 204 65 83 192
Josua 9,6f.
68
1 Samuel (1 Kg) 1,1 2,10
71 172
2 Samuel (2 Kg) 7 17,11 22,3 22,51
171 205 172 171
1 Könige (3 Kg) 74 m 129 165 84 74 74 84
17,1 17,9 17,12.18 17,14ff 17-24 17,24 18,1.2 18,43 19,1 If.
225 225 225 225 226 225 225 74
333
Stellenregister 2 Könige (4 Kg) 205 1,10.12 43 2.23f. 225 5,8 225 5,10-14 226 5,15.17f. 204 12,18 Jesaja 2,2-5 7,13f. 8,23-9,1(9,1-2) 14,11-15 23 35,5f. 40,lf. 40,3£f. 40,5 40,9 40,11 40,15.17 41,14(13f.) 42,6 43,5 43,10-13 49,6 53 53,4 56 56,7 60,1-3 60,1 60,4 60,6 61,2 65,3-7 65,4 65,11 Jeremía 1,Ш. 3,12 7,1-15 7,8£f. 7,9f. 7,11 7,12-15 8,13 13,17 21,10 23,5 25,22(32,8) 31(38),7f. 37(44).4 46(26),10
116 83 147 214 141 61,69 176,183 181 173,183 183 210 183 211 172 117 74 172 17 139 46 43, 44, 48, 266 116 173 68 142 192 34,65 140 140 160 204 44 45 44 43, 266 45 43 210 204 172 141 84 205 192
ЕгесЫе! 6,2; 13,17 14,8 14,17 15,7 17,23 21,2.7; 25,2 28,21 29,2 29,21 31,6 31,14£f. 34,31 38,2
204 204 159 204 72 204 204 204 172 71 214 210 204
Hosea 1.1 6,6 9,7 9,10.16
160 97 192 43
Joel 4,4-8
141
Amos 3,2 8,9
122 108
Jona l,3-6.10.15f. 3,4
74 213
Micha 1,1 5,1 5,3(4) 7,8
160 170 210 159
Zefanja 1,1 3,20
160 67
Haggai 1,1
160
Sacharja 1,1 3,8 6,12 8,15 9,2flf. 9,9 10,3 14,17
160 172 172 67 141 140 210 122
334
Register
Maleachi 3,23
174
Sprüche Salomes 24,16 159
Psalmen 18(17),3 18(17),51 22(21).2 22(21),19 31,6 37(36X11 37(36), 14f. 41(40), 14 67,(66),2f. 69[68], 22 72(71),! 72(71)17 78(77),52 89(88) 98(97),2f. 98(97).3 104(193),12 106(105).9 107(106),3 107(106X29 110(109X1 118(117X22f. 118(117X26 132(131X17
172 171 56 55,143 208 122 159 145 183 143 84 84,122,146 210 171 183 171 71 74 117 74 196 47,118 54 172
Ijob 9,8
74
Daniel 4,7.9(10.12) 7,25; 12,7
72 225
1 Chronik 9,28
45
2 Chronik 28,11.15
219
1 Makkabäer 11,34
71
4 Makkabäer 5,19
79
Weisheit 2,17f.; 5,5 10,21
57 67
Jesus Sirach 44,21 48,10 50,20£F. 51,23f.26f.
84 174 155 96
Baruch 4,37; 5,5
117
2 Antik-jüdisches Schrifttum Aristeasbrief 180-186
79
Syrische Banich-Apokalypse 131 1.2 51,6 216 62,5f. 131 4Esra 7,83 13,39f.
216 131
Äthiopisches Henoch-Buch 90,30.33.37 72 Joseph und Aseneth 3,2f. 200 15,7 72 219 29,3flF.
Josephus Allgemein AntXVn 273-285 AntXVm28 AntXVm63f. AntXX200 AntXX232f. 1179f. Belinil8£f. Bell Π 168 Bell Π 195 Bell Π1 39 Vita 427
m 51 34 56 140 204 35 204 34 201 33 35
Philo Abr 251 LegGai 157 LegGai 278 LegGai 317 SpecLeg ΙΠ 208f.
35 65 202 65 78
335
StellenregisteT
Pseudo-Phokylides 228 78 Qumranschriften IQGenAp 11,17 IQH 12(4),32f. IQH 19(11),9 4Q222 4Q394 Frg. 3,19 4Q418 Frg. 81,10
Rabbinische Schriften m Baba Qamma 7,7 65 mOhalothl8,7 114 tScheqalim3,l£F. 45 Kuthim, Eiiil. 204 Krqe R. Eliezer 177 18-Bitten-Gebet 15 172
65 176 176 65 45 176
Sibyllinen ΠΙ316
205
Testamente der Zwölf Patriarchen allg. 131
3 Neues Testament Matthäus 1,1^,11 if. 1,1-25 1,1-17 1,1 l,16fif. 1,16 1,18 l,20f. 1,20 l,21£f. 1.21 l,22f. 1,23 2,1-4,11 2,1-12 2,1 2,2 2,3 2,4 2,5f. 2,6 2,9 2,13ff. 2,13 2,15 2,16 2,17f. 2,20-23 2,20f. 2,22 2,23 3.1 3,2 3.3
92f., 110 93 83f., 89,245,254 III, 129, 241,283f., 285, 291 108,112,135, 268 135 140, 268 112, 268 258 112,135 247 107f., 134, 135,138, 250 91, 245 138 254 93,142, 147, 242, 279^-283, 291 121 117,ш,гм 121 103,108, 140, 268 140 91,92,115,128 121 90 142 91f., 134, 258 142 91f. 90 115, 147 121 91f. 90 88,105, 118,119, 128, 129, 134 88, 92,102,\n, 127
3,5f. 3,5 3,6 3,7-12 3,7 3,8-12 3,8f. 3,8 3,9 3,1 If. 3,11 3,12 3,13-17 3,13f. 3,13 3,15 3,16f. 3,16 3,17 4,1-11 4,1 4,3 4,6 4,8 4,12-11,30 4,12-11,1 4,12-22 4,12-17 4,12-16 4,12f. 4,12 4,13 4,14£f. 4,15f. 4,15 4,17
III 88 112 lllff. 103 247 129 117,Ш, 119 84,122,181 88 119 117 88 112 90 119 98 112 134, 258 139 90 134 134 85 94f., 106,110,126,148,254, 272f., 280 130 94 91 247 90, 92 88 147 91f., 241, 283f., 289 147 129, 256 88, 90f., 96, 105, 118, 128, 134,148, 247, 260
336 Matthäus (Forts.) 4,19f. 132 94,96,101,123, 149 4,19 124 4,20 124 4,22 4,23-9,35 91 96,114,147,247,256 4,23ff. 4,23 88, 90, 94f., 113,116,120, 126,128,148 4,24f. 30 4,24 99,148, 247, 256 4,25-5,2 272 4,25 114,115,139 5,1-7,27 94f., 106 5,2-7,27 115,274 5,lf. 94 114,139 5,1 88 5,2 112,133,148,260 5,3 96,122 5,5 96,150 5.8 107 5,9 133,148,260 5,10 122 5.11 5,13-16 121 85,148, 150 5,13f. 137 5,13 5,14ff. 115f., 120f., 129,137,149, 241,247,270-279, 286,291 126,248 5,14 148,150 5,16 5,17 106f., 135,149 248 5,18f. 85,120 5,18 5,19f. 148 87,116,120,134,150, 262 5,19 5,20 96,103, 119,121,134 5,21-48 120,135 122 5,21f. 5,22 112 150,151, 267 5,23f. 5,32 121 116 5,35 5,39-48 149 5,41 241, 270-279,290 5,44 122 107 5,45 5,46f. 122 5,46 121 5,47 121,129, 241, 270-279, 290 6,2.5 103,121 6,7 121,129,149, 241, 270-279, 290 6,8 121 6,9f. 107,133 6,10 85,150
Register 6,13 6,16 6,19ff. 6,19 6,24 6,25-34 6,25 6,30 6,32 6,33 7.1 7,3£f. 7,6f. 7,12 7,13f. 7,17fiF. 7,19 7,21 7,23 7,24-27 7,28-8,17 7,28f. 7,28 7,29 8f. 8,1 8,2-9,34 8,2f. 8,2 8,4 8,5-13
8,5 8,7f. 8,7 8,10f. 8,10 8,llf. 8,11 8,12 8,13 8,16f. 8,16 8,17 8,18 8,19-22 8,19f. 8,19 8,20 8,2 If. 8,23-27 8,26 8,28-34
109 103,121 142 150 149 124 118 109,150 121,129,149, 241, 270-279, 290 101,120,133, 260 149 150 101 106f., 116,149 119 112 112 119,134,135,148 150 115 113 88, 91,115,135, III 104, Ш,11б 135 91 98, m, 114 94f., 128, 280 266 115 98,114,121,125,150 18,113-117,143f., 146, 147f., 242, 256, 279-283, 285, 289 90,139 200 139 261 98,147, 148, 149, 247 15,18,19, 20, 84,148, 285 122, 130, 133,142, 241, 245, 260, 270-279, 288 120 149 96, 139 97,114 92, 267 90,139 139 119,124 135 135, 251 109,124 139 109,150, 261 139f., 202, 279-283, 289
Stellenregister Matthäus (Forts.) 8,28 90 134,258 8,29 8,33f. 148,241, 256 90 9,1 i07,114,149, 261 9,2 9,5f. 107 115,136,150, 251,262 9,6 115 9.8 9.9ff. 119 9,10-13 96f., 262 9,10f. 121 9,10 150 107,124,149 9,13 9,14-17 96f. 9,18f. 116 9,18 121 9,21f. 114 9,22 149, 261 9,23£f. 116 9,23 121 9,25 93 9,26 99,147 9,27 98,115,135,145,149 9,28f. 114,149 9,30 98 9,31 98,99 9,33f. 95 115,145,147 9,33 9,35f. 96 9,35 88, 90, 94f., 1 1 3 , 1 1 6 , 1 2 0 , 126,128,148
9,36-11,1 9,36-10,42 9,36-10,5 9,36 9,37f. 10,1 10,2 10,4 10,5-42 10,5-8 10,5f. 10,5 10,6fF. 10,6 10,7 10,8 10,10 10,11 10,12-15 10,14f. 10,14 10,15 10,16
130 91, 94f. 129 94,128 117 94,115, 128,131,132,248 131 131
106,123ff., 128 24,126-131,151 14,16,18, 241, 270-279, 285, 289 94,131,257 248 115, 145,146, 256 105,118,134,148 93 127 127
132 127,141, 105 18,241 105
2 7 0 - 2 7 9 , 289
10,17-23 10,17fF. 10,17f. 10,17 10,18 10,19f. 10,19 10,20 10,22f. 10,22 10,23
337 127 270-279, 290 107,270 105,120 126,129,150, 107 126
241, 2 4 8
112 126 105,107 16,18,105,115,127,13(
263 10,24f. 10,24 10,26-33 10,26 10,28-31 10,28 10,32 10,34 10,38f. 10,39 10,40fF. 10,40 10,41 10,42 llf. 11 11,1 11,2-24 11,2-5 ll,2f. 11,2 11,3-6 ll,5f. 11,5 11,7-19 11,7 11,10 11, llf. 11,11 11,12 11,14 11,18 11,19 11,20-27 11,20-24 11,20 11,21-24 11,25-30 ll,25ff. 11,25 11,27 ll,28ff. 11,29
107 105
127 107 107
127 112 150 132 96 89,132 122,152, 105,122 122,150 91
251
100,106 88, т.,
94flF., 1 3 1 , 1 3 2
94 268 95 135,247 95
94 93, 94
96,126,128,135
91 88,92, 95,112,127
148 134,150 9 5 , 1 0 5 , 134
95 119 95, 105,119,121,135,
2t
130 18, 94, 9 5 , 1 0 4 , 1 4 1 , 1 4 4 , 214, 257
91,96 241,270-279, 289 94,95f., 97 113,258 S5,90 85
130,141,149,247f. 97,99
338 Matthäus (Foits.) 12-20 lOOff., 110, 130,137, 254, 272f., 280, 284 9fr-100, 284 12 96f., 100,120,135, 265 12,1-13 12,1 90 12,7 149, 265 12,8 136, 262 12,9 120 12,10-14 91 12,14 97,100 12,15f. 98f. 12,15 100,102,145 12,17-21 92,98f., 241,245,283f. 12,18-21 138, 285, 288 12,18 100,112,114,129,134,258 12,20 144,149 12,21 100,129 12,22-45 97,142 12,22-30 100 12,22f. 98 12,23 135 12,28 98,112, 119,133,144,260 12,30fF. 112 12,30 123,124 12,3 If. 109 12,32 85,135 12,36 99 12,38-45 104 12,38f. 100 12,38 103,135, 272 12,39f. 138,141,270-279,289,291 12,40 100,136,241,263 12,41f. 18,93, 99,108,141f., 241, 270-279, 289 12,42 105 12,43ff. 98,144 12,46-50 98,100 12,46 P7,99 12,49f. 122 12,50 135 lOlf. 13,1-52 90 13.1 13,3-9 101 13,8 150, 262 13,10-17 101 13,10 109 13,11-15 91 13,11 96,109, 134 13,14 92 13,18-23 lOlf. 13,19 116,120,133 13,23 109,112,150, 262 13,24-30 88,101, 134, 270-279, 288 13,24f. 86 13,24 137,148
Register 13,27 13,28£f. 13,30 13,3 Iff. 13,3 If. 13,32 13,34f. 13,34 13,35 13,36-43 13,36 13,37-41 13,37ff. 13,37f. 13,37 13,38 13,40^3 13,40 13,41ff. 13,41f. 13,41 13,42 13,43 13,44-50 13,44ff. 13,44 13,45 13,47-50 13,47 13,49f. 13,49 13,50 13,51f. 13,51 13,52 13,53f. 13,53-58 13,54-58 13,54 14,1 14,6 14,9 14,13f. 14,13 14,14 14,15-23 14,15ff. 14,26f. 14,27 14,30 14,31 14,33 15,1-20
15,1 15,2
117 т., 241 113,777,241 101,134,137,148, 150, 26( 261, 274f., 278, 288 241,270-279 91 101, m 92, 96 88,101, 270-279, 288 109 85 241 137 136,263 86,113,116,120,149,150 113 112 149,241 117 86,133, 136,150, 251, 260, 263,291 112 85,116,133,134,260 101 134 107 119,133 125,134, 270-279, 288 241 149, 263 85,116 112 101 109 105,134 91 100 91,99 90,105,120 90, 99,121 132 121 145 90,98,102 99 145f. 109 109 96 89 96,109, 150 96, 98,109,134,142, 258 90,121, 150 103,144 262,266
Stelleniegister Matthäus (Forts.) 266 15,3-9 15,7flf. 92,103 91 15,10f. 266 15,11 15,12 145 15,15 91,109 15.16f. 109 15,17-20 266 15,21-28 15,143,144tt, 242, 279-283, 285, 289 33, 90,102,141,256 15,21 15,22-28 256 15,22 99, 135, 149 109,114,139 15,23f. 15,24 16,18, 256 15,28 149,261 145 15,29ff. 15,29 90 15,31 115 15,32-38 USI 15,32 99 15,33f. 109 16,Ы 100 103 16,1 16,4 102 16,5-28 90 16,5-12 100 16,6f. 109 16,6 103 16,8 109,150 16,9 109 16,1 If. 103 16,11 109 16,12 109 16,13-20 100 16,13 90, 263 16,13f. 135 16,16-20 268 16,16f. 96,134 16,16 109,135,136, 258, 268 16,19 134,150 98,135,136 16,20 86,90f., 93, lOOf., 103, 262 16,21 16,22f. 109 16,24-28 86 101,107,132 16,24£f. 16,24 248 16,26 85,150 16,27 136,262 16,28 133,136, 263 17,1 131 17,5 98,134, 258 131,143 17,6 85,87, 93, 98,100,136 17,9 17,10-13 91,99,109,131
17,12 17,13 17,14-20 17,14-18 17,15 17,16 17,17 17,18 17,19f. 17,20 17,22ff. 17,22f. 17,23 17,26 18 18.1 18,3 18,4 18,5 18,6 18,7£F. 18,7 18,8f. 18,10-14 18,10 18,14 18,15£F. 18,17 18,18£F. 18,18f. 18,20 18,23-35 18,27 18,35 19,lf. 19,1 19,2 19,3-9 19.7f. 19,10ff. 19,llf. 19,12 19,13f. 19,14 19,16-22 19,16-20 19,16 19,17 19,19 19,21-26 19,21 19,22 19,23 19,24 19,25f.
339 100,136 109 91,100 116 99,115, 149 109,131 88 114 109 109,150, 261 90 85,91,100,136,151, 262 93,109 107 lOlf. 90,134,150 119,134 96,134, 150 89 122,150 104 85,150 112,119 150 122 122 150 121,129,149, 241, 270-279, 290 89 150 88 134 145 97 100 90f. 91,114 100,121,135 87 109 151 134 109 133 264 119 135 87 149 119 101,124,142,149 150 134 101,133,260 109
Register
340
21,23 21,25 21,26 21,28-44 21,3 If. 21,31 21,32 21,33^ 21,34£F. 21,37ff. 21,42f. 21,42 21,43
90,103f., 108,117,135 119,149 104 104,105 121 91, 119, 133, 260 119,149 117-121 124 258 258 92, 245 15,91,112,129,133,245, 251,260 272 103, 104,117, 118 104 274 104f. 105,123flf. 130 258 91,116,134,148 107 108, 267 104 241, 270-279 101 116,149 105,134 117 88,135 93 90 135 93 116 104,116 264 135 149 136, 289 103 268 250 118 103,135 92 102 85 102,103,135 103 91,106
Matthäus (Forts.) 19,27 132 19,28 115,122,131,132,136, 212, 261 19,29 122,124,132 19,30-20,16 132 134 20,1-16 20,1-7 150 117 20,1 150 20,12 20,17fF. 91,121, 131 20,18-28 86f. 20,18f. 85,100, 136,151 20,18 103 93,100,121,126,129, 241, 20,19 257, 262, 270-279, 290 20,20-23 132,143 109 20,20f. 133 20,21 20,24 121,131 107, 290 20,25-28 278 20,25fF. 20,25f. 121 20,25 100,107,121,129,149, 241, 270-279 101,107,136,151, 250, 263, 20,28 290 20,29-34 115 20,30-34 99f., 144 20,30f. 115,135,145,149 20,34 133 102-106,110,130,131, 254, 21-25 2Ш 21£f. 91,103,108,118 21,1-11 102f. 21,1 90,118 21,2 140 18, 92,140 21,4f. 21,5 99 21,7 140 108 21,8-11 104,135 21,9 21,10 90 104 21,11 21,12-16 103f. 21,12f. 266 21,12 90 21,15 135 21,16 92 21,18-22 103,105 109 21,20ff. 261 21,21 21,23-22,46 105
21,45-22,1 21,45 21,46 22,1-14 22,1-7 22,2-14 22,3-10 22,2f. 22,2 22,6 22,7 22,8-14 22,9f. 22,10-13 22,10 22,11-14 22,14 22,16 22,23f. 22,23 22,24 22,28.30f. 22,32 22,33 22,34-40 22,36 22,3740 22,41-45 22,41 22,42-45 22,42£F. 22,42f. 22,42 22,43f. 22,43 22,44 22,45 22,46 23,1-39
21,23-44
106
23,1
103, 104, 105, 135, 272
21,23-32 21,23-27
91 105,115
23,2-12 23,3f.
104f., 121 107
341
Stellenregister Matthäus (Forts.) 23,3 87 23,4-7 94 23,4 96 23,8fif. 135,247 23,8 128 23,9 85,150 23,10 128,136,268 23,12 96 23,13-33 91,104f. 23,13 94,100, 118f., 134,148 23,15 116,119,148, 241, 270-279, 291 23,16-22 150,267 23,23 138,149, ISO, 261 23,25f. 150,266 23,27f. 94 23,3 If. 108 23,33 103,108 23,34-39 105, 267 23,34f. 104f., 108,130 23,34 107,108,120,123f. 23,35 108,124 23,36 104 23,37f. 104f., 130 23,37 103,107,108,118,123f. 23,38 108,124 23,39 103f. 24,lf. 105,109, 267 24,1 90 24,3f. 103, 272 24,3 85, 90,105,106,109 24,4-25,46 lOSf. 109 24,4f. 126,268 24,5 24,7 129, 241, 270-279, 290 24,9-14 126 24,9 126,129,241, 270-279, 290 24,11 109 24,12 150 24,14 91,120, 123,125f., 129,130, 147,148,150,241,270-279,
24,32 24,34f. 24,35 24,37 24,39 24,44 24,45-25,30 24,45 25,1-13 25,6 25,10 25,14-30 25,15fF. 25,21.23 25,28 25,3146 25,3 If. 25,32 25,3440 25,34 25,37ff. 25,40 25,41 25,44 25,45 26£F. 26f. 26,1-28,15 26,1-27,61 26, If. 26,2 26,3-27,56 26,3£F. 26,3f. 26,3 26,4 26,5 26,6-75 26,6-13 26,8 26,13
289
24,15f. 24,20 24,21 24,22 24,23f. 24,23 24,24 24,26 24,27 24,30f. 24,30 24,31 24,32f.
125f. 121 85 117,123, 241, 270-279,290
268 109 109,117,126 109 117,136,263
122,136, 241, 289 89, 262, 270-279 117, 263, 270-279 118
97 120 85,89,136
136 136 86,136 122 102
134 99 119,123 114, 134
150 119 150 18,117, 122, 132, 136, 270-
279, 291 263 101,128,129,
241
150 85,87,103,119,130,133
119 89,103,123 112,130
119 89 90,92f. 103,108
254 107-110 91,107,109 136,263 151 107
108 108 105 108
109 126 109 85,91,123,125f., 130,148, 241, 251, 270-279,289
26,14ff. 26.14f. 26,14 26,18£F. 26,18 26,20 26,21 26,22 26,23 26,24 26,25 26,28
109 108
131 90 118
108,131 110 97, 109 110 107, 110, 135,262 97, 110, 140 107f., 110, 134, 135, 136, 151, 250, 263, 289
Register
342 Matthäus (Forts.) 26,29 1 1 0 , 1 1 6 , 1 3 3 , 260 26,31 92,107, 1 1 0 , 1 2 8 26,32 93, 110 26,34 110 26,35 109 26,36 107,131 131 26,37 26,38 107 26,39 107,135 26,40f. 109 131 26,40 26,41 107,109 26,42 107,135, 250 26,43 109 107 26,44 26,45f. 107 26,45 1 0 9 , 1 1 8 , 1 3 1 , 135,151 26,46 118 26,47-50 109 26,47f. 108 26,47 108,131 26,51 109 26,53f. 143 26,53 107 26,54 107,135, 250 26,55f. 108 26,55 90,104 26,56 107,109,135 26,57 108 26,57-66 108 26,58 109 26,59f. 107 258 26,63-66 26,63f. 107, 135, 289 268 26,63 8 5 , 1 3 6 , 1 4 0 , 1 4 1 , 262 26,64 26,65f. 107 26,68 135 26,69-75 109 93 27 27, If. 143, 257 108 27,1 27,2 108,126 27,3£f. 109 27,3 131 27,4.6 107 27,9f. 92 27,9 115 27,11-54 290 27,11-26 139,140,148, 241, 257, 279283 27,11 107,135 27,12
27,15 27,17
JOS, 143 145
135, 268
27,18f. 27,18 27,19 27,20-24 27,20 27,21-25 27,22
107 126
η,ΐΜ. 21,25
107
27,26 27,27-54 27,27-38 27,27-31 27,29 27,31-38 27,32f. 27,32 27,37 27,39f. 27,40 27,41fF. 27,41 27,42 27,45 27,46 27,50-54 27,51-28,20 27,51-54 27,51 27,52 27,54 27,55f. 27,57-60 27,61 27,62-28,15 27,62 27,63f. 27,63 28 28,1-9 28,6f. 28,8 28,9 28,10 28,16-20 28,16 28,17 28,18£f. 28,18 28,19f.
143 108 708,143 143 135, 247, 268 108, 730, 267 107, 70«, 726 142f., 148, 242 279-283 279
135 257 105 149
135,250 108, 258 107, 250 108, 258 105
107, 115, 135, 7-^5 85, 70S 110 27^-283, 2P0 93
85,107, 134, 250, 258 70P, 267 93 147, 257
S7, 709, 753 109f. 109
110 103 93 103 15, 110
84, P3 142 142 110,122 8 4 - 8 9 , 1 1 0 , I I I , 137, 745,
254 90,131 150 2 4 , 1 2 1 , 1 2 6 - 1 3 0 , 733, 136,
245 750, 251 770, 121, 72< 126, 138,151, 251, 258, 260, 270-279, 289
28,19
112, 722, 752, 241, 285
28,20
750, 251
Stellenregister Markus 1-9 1.1 1,2-15 l,2f. 1.2 1,5 1,7 1.9fl·. l,10f. 1,11 l,14f. 1,15 1.16-^,34 1.17-20 1,17 1,21-28 1,21-27 1.23 l,24flF. 1.24 1.25 1.27 1.28 1.38 1.39 1,40-44 l,40ff. l,43fif. 1,44 2,1-3,6 2.4 2.5 2.10 2,llf. 2,14f. 2.14 2.15ff. 2.15 2,17 2,18fF. 2,21f. 2,23-3,5 2.26 2.27 2.28 3,1-6 3,4f. 3.6 3,7-12 3,7f. 3.8 3.9 3.11 3,13-19 3,13£f.
70 29,40,79,268 29,254 70,245 29 31 70 74 58,258 47 79 72, 73,245, 259f. 30f„ 254,271,273 80 75 34 31 69 74 70 69 67,72, 77 30f., 40, 64, 66, 70, 255 70,75 30, 31,70 266 79 Í7 76 21,75tt 64 75,261 71, 7«, 79,262 73 248 64,78, 80 79,262 80 70,78 73 72f. 265 46,54 80,265 46,71,79, 262 64 73 46,63 64.66,255 30f., 34,35,40, 70 31, 33,34 31,75 74,258 64,80 75,248
3.21 3.22 3,23-27 3.27 3,28£f. 3,31-35 4.1 4.2 4,10-25 4.10 4.11 4,14.26f. 4,30flF. 4.32 4.33 4,35-8,26 4,35-41 4.40 5,1-20 5,1 5,3ñ. 5,7f. 5,7 5,14-17 5,18f. 5.20 5,21-43 5.21 5.23 5.24 5,25-34 5.28 5.34 5,36 5,38 5,39-42 5.41 5,43 6,1-6 6,1 6,4 6,7-30 6.7-13 6.7 6.8-11 6.8 6,11 6,12f. 6,14ff. 6,16 6,30 6,31-34 6.33 6.34
343 80 29, 64,75, 81 76,81 45 77 80 31 271 75 80 72 72,260 71/, 215, 260, 261, 274f., 278, 284, 288 270-279 271 31-35, 254,280 32,74,81 73 18,19,21, 34, 40,65ff., 78, 202, 255, 279^283,2SP 31,32,33 69 74 258 71,239, 256 «ö 68,70, 255 33 32 73 61 79 73 73,261 69,73 61 69 34 34,35 «,71 33 80 33 80 75 75 35 76 75 63,64 47 75,80 33 71 71,246
344 Maikus (Forts.) 6,35-44 62,63, 68, 69, 74 6,37-41 75 6,37 64 6,45-52 32, 74, 87 63 6,52 33 6,53f. 6,53 32 6,56 73 7,1-23 33 29 7,1 76f. 7,2-13 7,2-5 79 7,3 266 266 7,5 7,6-13 266 75 7,6 7,14-19 78f. 7,15 21, 266 7,17-23 75 7,19 266 266 7,23 7,24-8,10 19 7,24-30 15,18, 21,35, 40, 50, 59^-63, 78, 239, 255f., 279-283, 2«P 32, 33, 64, 66, 70, 71 7,24 71 7,25-30 7,27f. 68, 72 7,27 18, 81, 256 73,1A 7,28f. 67, 261 7,29 7,31-8,9 40, 65 67f., 78, 255 7,31-37 33,34 7,31 7,32-37 7,32f. 70, 255 7,36f. 70, 255 80 7,37 33, 62, 63, 67, 68f., 74, 77, 8,1-9 255 67 8,lf. 70, 255 8,1 8,3 35,71 75 8,5f. 8,10 33 8,1 Iff. 63, 69 8,11 76 77 8,12 8,13-21 32 8,13 33 8,14-21 63, 68,75 8,15 33 74 8,17-21 8,20 78 8,22-26 32, 3-Í, 40,69, 255 8,22 33, 36,78
Register 8,23 8,26 8,27-10,52 8,27-9,29 8,27-9,1 8,27-30 8,27 8,28 8,29 8,31-9,1 8,3 Iff. 8,31
9,35-50 9,35 9,37 9,38ff. 9,41 9,42 9,43.45 9,47
34,1% 34 32, 35-38, 254, 271, 273 38,40, 256 19, 36 36f., 53 36, 37, 38 38, 69 79, 268 37 75 47, 48, 71, 72, 73, 245, 250, 262 37, 69,75, 77 35 248 48, 55, 78, 80 73, 74,79, 80 54 48,71, 262 71, 259 36, 37 74 38 36, 57 38 47, 77, 258 57, 71,74,75, 263 72, 75 245 71, 73, 245,263 245 69,81 38,77 61 73 74 75 36, 37, 38 81 75 35 29, 36, 38 48,71, 262 36,38 75 80 70 64 79, 268 73 72 72, 259
10,1-52 10,1-31
38 36, 37
8,34-9,1 8,34-37 8,34f. 8,34 8,35 8,38-9,1 8,38 9,1 9,2-29 9,2-8 9,2 9,4-7 9,4 9,7 9,9 9, Uff. 9,11 9,12 9,13 9,14-29 9,14 9,19f. 9,24-27 9,25 9,28f. 9,30-50 9,30-35 9,30fiF. 9,30f. 9,30 9,31 9,33
10-14
59, 70, 273, 284
345
Stellenregister Madras (Foits.) 10,1 36,37 10,2-9 76f. 10,6-9 80 10,6 246 lO.lOff. 75, 81 10,13f. 75,80 10,14f. 72, 259 77, 264 10,17-22 10,17 72 10,21 36 10,23-31 75 10,23flf. 72, 259 10,26 73 10,28-31 36 10,28ff. 80 10,29 48, 74,79 10,30 72 10,32-45 36, 37 10,32ff. 29, 75 10,32 38, 80, 273 10,33f. 40f., 48, 50f, 59,71, 257, 262,270-279,290 10,33 40ff., 239 10,35-40 75 10,37-40 55 10,42-45 48, 75, 290 10,42£f. 50, 278 10,42 40ff., 239, 270-279 10,43flF. 43 10,44 80 10,45 18,42,50,70,71,74,78, 250,262f., 290 10,46-52 32, 34,37 10,46 36,38 10,47f. 79 10,52 73,80,81,261 11-13 39, 254, 271, 273 11,1-7 75 11,1 36,39 ll,9f. 53f. 11,9 70 39 ll,llf. 54, 11,11 11,12-12,12 48,71,267 11,12-25 43f., 45,46, 49,50, 74, 77 ll,13f. 47 ll,I5flf. 53, 266 ll,15f. 44,45,49,55 57 ll,17f. 16,40, 43^6,47,48,49, 50, 11,17 52, 72, 73, 75,77,79, 239, 245f., 250, 258, 261f., 270279,286, 288, 291 11,18 46,75, 272 ll,19f. 39
11,22-25 ll,22f. 11,25 11,27-12,27 11,27-12,12 11,27-33 ll,29f. 12,1-8 12,6-11 12,6ff. 12,6 12,9ff. 12,9 12,10f. 12,10 12,13-17 12,28-34 12,29-33 12,35fF. 12,36 12,38ff. 12,40 12,43f. 13 13,lf. 13,2 13,3 13,5-8 13,7-13 13,7f. 13,7 13,8f. 13,8 13,9-13 13,9ff. 13,9 13,10 13,1 Iff. 13,12 13,13 13,14-23 13,20 13,21f. 13,21 13,24-32 13,26f. 13,26 13,27 13,28 13,33-37 14-15 14,lf. 14,3f.
75 261
48,54, 78 75ff. 46ff., 50
78
49
Ti
57 258 70 72 75,49 44, 73, 245, 250 49 78 80f., 264 77
18,54, 79, 268, 289
44,73, 77, 245
76 77 75 272 267 48,49,75 272 75
41
72 75, 245 239, 290 /5, 40fr., 50, 270-279 43 48 7-/, 75, 7Í, 80, 270-279 40,42f., 48, 50, 71, 72, 73, 75,79,80,239, 245,260, 270-279,2βΡ 75 80 72,73 75 42,71, 239, 263, 270-279,
290 268
13,19
75 71,79, 2δΡ 262 yj, 78, 239, 270-279 263 75 39, 254 75 272
346 Maikus (Forts.) 14,4 56 14,6f.. 75 14,9 42,71, 75, 79, 80, 270-279, 289 14,12-16 75 14,16f. 42 80 14,17 14,18-21 75 14,20 42 14,21 71, 73, 245, 262 14,22£f. 75 14,22 63, 74 14,24 42, 50, 63, 71,72,74,78, 250, 262, 290 14,25 55, 71, 75, 259 14,26-31 59 14,27 Ti, 75, 245 14,28 75, 248 14,29£f. 75 14,32-15,39 S8f. 14,36 57, 250, 258 14,37f. 75 14,41 71,75 75 14,43-49 58,73 14,48f. 14,49 245 14,55-64 75 14,56-61 52 48f. 14,57fif. 14,58 50,52, 81,285 14,61f. 58,258, 289 14,61 51, 57, 79, 268 14,62 51,71,262 14,63f. 51 14,68 51 14,70 55 15 40, 50, 58, 63,70, 71 15,1-15 257 15,1 39,51 290 15,2-39 15,2-27 71,239 15,2-15 51f., 279-283 15,2 58,195 15,5 58 15,11-14 53 15,15-27 51 15,16-27 54f., 279-283 15,16-20 58, 279 15,16.18 50 15,20-27 257 15,23 58 15,26 51,56 15,29-36 59 15,29f. 48,49f., 53, 285 15,29 56
Register 15,3 If. 15,31 15,32 15,33-39 15,37£f. 15,37f. 15,38f. 15,38 15,39 15,40-47 15,40f. 15,41 15,42-47 15,43 15,44f. 16,1-8 16,7 Lukas 1,1-4 1,2 1,5-2,52 l,5f. 1.5 1,6 l,8ff. 1,10 1,11-20 1,11-18 1,13 1,14 1,15£F. l,16f. 1,16 1,17 1,20 l,24f. 1,25 1,26-38 1,26-34 1,26 1,30-33 1,30 1,31 l,32f. 1,32 1,33 l,34f. 1,34 l,35ff. 1,35
1,38 1,41-45
52ff., 56, 57 73 50,79, 268 55-58, 74 71,239, 258,279-283, 285, 290 49 46,48 250, 267 257 59 30 29, 80 30 54, 55,71, 259 55 29f., 40,59, 156,254 248 1541Г., 169, 255 236 156-159,169-179, 228, 242, 255, 284 230 157,160,161,169 170,178, 208 177, 230 169 170 175 177 175 158 170,174,175, 180, 229 175 182, 188, 208, 229 155,159,175,178,192, 230 170 176 170 175 157 171 222 158,177 158,171,175, 178,196, 228, 230, 245, 251 170,191, 202 176,241 178 179 171 158, 170, 188, 190, 202, 258 159, 179 157
Stellenregister Lukas (Forts.) 171, m 1,42-45 1,43 175 159,170,\15,179,229 1,45 1,46-55 170,772,179 1,47 176 1.48 157 1,50-53 175 l,54f. 171, 228, 246 1,54 247 1,55 181 1,56 157 1,57-66 170 1,58 169 1,59 157,170,177, 230 1,60 158 1,61£F. 174 1,65 210 1,66 178 1,67-79 157,170,178 1,67 171 1.68fif. 171 1,68 158,176,195, 247 l,69£f. 228,246 l,69f. 175,230 1,69 170,171,176 1,71-74 243 1,71 158,172,176, 233, 267, 283f., 291 1,72-75 228,246 l,72f. 171,186,251 1,72 231 1,73 181 l,74f. 175f., 283f., 291 1,74 158,172, 233,267 l,76f. 170,174,180, 229 1,76 181, 202 1,77 176,180,186,228,251 l,78f. 158 1,78 172 1,79 175f., 267 1,80 170, 180,181 2,l£f. 170 2,lf. 157,160,176,233 170 2,4 2,6f. 170 2,6 157 2,9-14 170 171 2,9f. 2,9 176 2,10f. 178,228, 247,268 175f., 180,195£F., 221, 229f. 2,11 2,12 176 2,14 176,195,221 2,15fif. 170 2.17£f. 179
2,17f. 2,18 2,19 2,20 2,21 2,22ff. 2,35-38 2,25-35 2,25£F. 2,25 2,26 2,27 2,28-32 2,29-32 2,30ff. 2,30f. 2,30 2,31 2,32 2,34f. 2,34 2,35 2,37 2,38 2,39 2,40 2,41£f. 2,41f. 2,41 2,42 2,44 2,46-51 2,46f. 2,46 2,48f. 2,48 2,49 2,51 2,52 3-24 3,1-9,50 3,1-4,13 3,1-22 3,1-18 3,lf. 3.1 3,3-18 3,3-6 3,3f. 3,3 3,4£f. 3,4
347 178 169 159,179, 229 170,176 157,170,177, 230 170,177,179,230 267 24 170 173,176,178,208, 230 175,180, 230,268 176,179 170 178 158,172f., 184, 243, 246, 283f., 286, 291 233 176,180,221 171,2U 176,178,186, 215, 230, 233, 235, 247, 252, 274 158f., 175,179, 247 213f. 205 170, ns, 230 158,170,172,176,178,195, 221 170 222 177,230 179 170 157 169 179 179 170,179 232 179 179,191, 267 159,179, 200, 229 222 158,169,174,179,190,228, 255 161, 227, 242, 255,272f. 159ff., 220, 284 180 180-184,189f. 159f., 233 163 160,169, 227,229 228 157 180,188 243, 283f. 170
348 Lukas (Forts.) 158,173,180,197, 203, 233, 3,6 291 3,7 192 3,8f. 226 216, 228 3,8 3,10-14 158, 232 180, 269 3,15fiF. 3,16f. 188, 216, 226, im. 200 3,16 3,18 158,170,232 3,19f. 162,180 160, 169, 180, 237 3,21f. 3,21 170,181 3,22 158,176,188,190f., 201, 220, 223, 235, 246, 258 3,23-38 190f., 223, 235, 246, 258, 283f., 291 3,23 154,157,161,170,178 157,170 3,31 181, 228 3,34 4,1-13 191, 237 4,lf. 161 188 4,1 161, 258 4,3 4,5f. 234 4,9 161,258 160,164 4,13 4,14-9,50 161ff., 220, 281 4,14-44 220 161, 247 4,14f. 4,14 162,188,197, 228, 233, 247, 256 162,197, 229, 231 4,15 4,16-30 24, 220, 223,226 4,16 221 4,17-22 237 4,17-21 221, 223, 228, 231, 246 161 4,18-21 4,18f. 224, 226, 229, 247 164,188 4,18 226 4,19 155, 223 4,21 4,22 161, 221f., 223,231 161 4,23f. 164, 222, 223ff. 4,23 223, 226 4,24-27 197, 224, 226 4,24 4,25£f. 220, 223-227, 234f., 243, 270-279, 291 4,28f. 226 4,28 231 4,30 205, 223, 226 4,31-41 222 4,3 If. 22-^,231 164 4,31
Register 4,33-36 4,33fiF. 4,33f. 4,34 4,35f. 4,36 4,37 4,3 8f. 4,40f. 4,40 4,41 4,42ff. 4,42 4,43-5,1 4,43f. 4,43 4,44 5,1 5,3 5,5 5,8 5,10f. 5,10 5,12ff. 5,14 5,15£f. 5,15 5,17 5,20f. 5,20 5,2 If. 5,21 5,23f. 5,24 5,25f. 5,25 5,26 5,27f. 5,27 5,29-32 5,30 5,31 5,32 5,33£f. 5,33 5,34f. 6,1-10 6,1-5 6,3f. 6,5 6,6 6,7f. 6, Uff. 6,11
200 231 202 162 202 161, /SS, 231 162,186,197, 228, 247 237 162, 228, 247 198, 231 162,191, 194, 230, 258, 269 224 162 162 229,221,2^1 164, 203, 213, 232, 260 161,162,186 213, 228 162 161 199,210 188 163 197, 225, 232, 266 203, 230 162 197,198, 228 188,193,199, 201 180 198,228f., 261 159 161, 207 180 193, 201, 234, 236, 262 176 206 202, 221 218,228, 249 164 262 210, 228, 230, 237, 249 161, 222 180, 208, 210, 218, 228, 230, 262 232, 237 184 161 231, 265 237, 249 230 193, 262 162 159 194 162 231
Stellenregister Lukas (Forts.) 6,13-16 249 6,13 236 6,14 163 6,17£f. 203,228,256 6,17f. 197 193 6.17 6,18f. 162,198 6,19 188,198 6,20-49 198 6,20 221 6,22 193, 263 6,27-35 212,219 6,27f. 210 6,32£f. 210 6,35 202, 210 6,36f. 212 6,46 196,216 6,47 199 7,1-10 233,244,256,279-283,28P 162, 198,200 7,1 7,2-10 197-201,207,209,229 7,4-9 235 222 7,4 236 7,5 7,6-9 234 7,9 229 7,11-17 225 7,11 22P 7,16 158,161, Ì70, 77(i, 7P7, 201f., 22-/ 7,17 M7, 162,197, 228, 233, 256 7,19-23 221 161, /Р5 7,19f. 228 7,21 7,22f. 184 27S, 232 7,22 7,24-35 184 7,26 157 7,27ff. 158 7,27 181, 205, 228 7,28£f. 201 7,28 188 7,29 157,170,218 7,31-34 201, 214 7,33 158 7,34 193, 210, 228, 263 7,36-50 200, 262 7,37f. 201 7,37 210 7,38 203 7,39 161,197, 210, 224, 232 7,40-47 230 7,47£f. 180 7,47f. 201 7,48fif. 218, 228
7,49 7,50 8,Iff. 8,1 8,2 8,3 8,4 8,8 8,10 8,11 8,12f. 8,12 8,13 8,16 8,17 8,19ff. 8,21 8,22 8,24 8,25 8,26-39 8,28 8,34-37 8,34 8,35 8,36 8,37 8,38f. 8,39 8,40 8,43-48 8,45f. 8,45 8,46 8,48 8,50 8,51 9,1-6 9,1-5 9,1 9,2 9,6 9,7£F. 9,7 9,8-36 9,8 9.9 9,10-17 9,10 9,11 9,12-16 9,18ff. 9,18 9,19 9,20ff.
349 161 158,194, 201,207,229,261 162 203,213,229,232,236, 249 203 160 228 221 203 213 229 161,194, 234 192 173,203, 213 203 159, 203, 229, 232 213 162, 203 161 161, 229, 261 201-204,205,229,233,256, 279^-283, 289 158,162,191,194, 258 207, 209, 235, 244, 256 186 199 194 163 206, 218 162,228 228 232, 249 237 161 188 158,194,198, 206,229, 261 194,198,207,229 163 164,165, 236, 249 189 162,188,237 203,213 229 160,162 162,184,197,228 225 197, 224 161,162 203 162,164,236, 249 162, 213, 228, 232 236 162 162 161, 184,197, 224 194, 230, 269
350
Register
Lukas (Forts.) 9,20 268 162,193, 233, 237, 251, 262 9,22 188, 249 9,23 9,24 194,195 9,26 189,191,193, 262f. 9,28 162,163 9,29-35 162 9,30f. 232 9,31 164, 227, 246 161 9,33 164,191,194, 259 9,35 9,37 162, 228 9,39 99 9,40f. 189 9,41 213 9,44 162,193, 221, 237, 262 9,46f. 159 185 9,48f. 9,48 164 9,49f. 189 161 9,49 9,51-24,53 163, 227, 242, 255, 272f. 9,51-21,38 163-167, 281 9,51-13,21 272,274 9,51-10,24 163f. 9,51-56 24, 204f„ 229, 233, 244, 279283, 291 9,5 Ш. 256 163, 203 9,51 9,52-55 166,189 207,209, 235 9,52f. 165 9,52 212 9,53f. 163 9,53 9,54f. 225,235 210, 212, 243, 270-279, 290 9,55 9,57-19,27 205 9,57-13,21 166 9,57-11,13 220 9,57-62 165 9,57f. 188, 216 9,58 163,193 232, 237 9,59-62 188, 213, 260 9,60 9,62 188 10,1-24 166 10,1-17 249 165,189,214,236, 237 10,1-16 204, 229 10,1 10,7f. 237 213, 260 10,9 10,10ff. 203 10,11 213,214,260 10,12 214 205, 257, 270-279, 289 10,13£f.
10,13f.
212, 214f., 219, 227,234f., 244 10,13 188, 203 10,15 214, 224 10,16 188, 237 10,17-20 189 10,17£f. 161, 237 10,17 165,185, 236 10,19 201, 237 10,20 228 10,21-24 189 191, 259 10,21f. 10,21 176,188 10,22 191 10,23f. 228 10,25-37 165,204, 219f., 232, 236, 244,290 10,25-28 264 10,25ff. 167 10,25 164,205 10,30-35 24, 205, 219f., 234, 270-279, 291 10,38-11,13 165 10,38 163 10,39 203 11,1-13 166 11,1 184 11,4 180 11,8 217 11,13 165,188 11,14-36 164,166 ll,14£f. 206 11,14 165 11,15 164 11,16 164, 212, 222 11,17-22 164 11,17 233 11,18-22 161 11,18 202, 234 11,20 206, 213, 215, 232 11,23 183 165 ll,24flF. 11,24 192, 205 ll,27f. 159,165,229,232 11,28 213f. 11,29-32 215, 270-279, 289 11,29 21, 212f., 222 ll,30£f. 164, 212ff., 219, 234f., 244 11,30 159,191,193, 263 ll,31f. 220, 227 11,31 216 11,33-36 165 11,33 173, 203, 213 11,34ÉF, 213 11,37-12,1 166 11,37-52 163, 205
Stelleniegister Lukas (Forts.) 11,37-tl 232 11,38 266 11,39-52 165 11,39£F. 266 11,42 167,232 11,43 231 11,45-52 167 11,49 189,196 ll,50f. 214 11,52 189 ll,53f. 164,166 11,53 205 12,1-13,21 166 12,1-59 166 12,1-12 165,274 12,1 211,228 12,2f. 188,249 12,3 164 12,5 201 12,8f. 189,191 12,8 263 12,10 186,193, 207, 263 12,1 If. 189, 232, 243, 270-279,290 12,11 205, 237 12,12 188 165 12,13-21 12,22-53 274 12,22-34 165 12,24-28 210 210f., 227 12,29ff. 12,30 186,235,243,270-279,290 12,31 120,260 12,32 164,176,210f., 228,260 165 12,35-48 12,36-47 196 12,37 197,211,223 12,40 191, 197, 263 12,42-48 189 12,45 211 12,49ff 234 164 12,49f. 12,50 237 12,51fif. 165,232 12,54fif. 211,229 12,56 164,192 12,57£f. 165 13,1-9 163 13,Iff. 233 160 13,1 13,2 210 13,10-21 163 13,10-17 164,215,265 13,10 205,231 13,11-16 161,231 13,13 176,206
13,14 13,15f. 13,16 13,18-21 13,18f.
351
164 165 181, 228, 234, 247 164, 260 215, 231, 232, 234, 261, 274, 278, 288 13,19 215,219,234, 244,270-279 13,20f. 234 13,22-19,27 272 13,22-35 166 13,22-30 215 13,22ff. 216 13,22 163,229 13,23 194, 216 13,24-30 164f. 13,24-29 218 13,24-27 216 13,25 196 13,26 218 13,28£f. 216, 235 13,28f. 15f., 19,215f., 217, 219,234, 260, 288 13,28 181,193,228 13,29 181, 234, 244, 270-279 13,3 Ш. 160 13,31 164, 205 13,32f. 164,193 13,33f. 196 13,33 163,224,237 164,193,216,231,267 13,34f. 13,34 164,183 13,35 156,205 14,1-19,27 166 14,1-24 163,166,217 14,1-6 164,2Ъ\ 14,1 164 14,3ff. 165 14,3 205 14,7-14 165 14,12ff. 230 14,14 208, 217 14,15-24 217,218,220,288 165,260,274 14,16-24 14,16-20 164 14,17 164 14,21£f. 218,236,262 14,21 221 14,22f. 215,217f., 219, 270-279 14,23f. 235 14,23 234, 244 14,25-35 165 14,25 228 14,26f. 188 14,26 199, 232 14,28-35 167 14,3 If. 233
352
Register
Lukas (Forts.) 14,33 188 14,35 221 15,1-32 164,166, 262 15,1-10 206, 218 15,1 210, 228 15,2 164, 20S, 210, 230, 236 180, 208, 210, 217, 228, 230, 15,7 262 15,8 203 15,10 180, 210, 228, 262 15,13-16 233 15,15f. 65, 201 15,20f. 199 15,25-32 230 15,28 198 16,1-31 166 16,1-13 165 16,14-31 165, 232 16,14 164, 205, 210 16,15-18 184 16,15 176, 230 16,16 164,188, 232 16,17 232 16,19-31 181,232 16,22-31 228 16,22 221 16,23 216 16,24 181, 247 16,27 247 16,30 247 17,1-10 167 17,1-4 165 17,1 236 17,3 212 17,5f. 165,229, 249, 261 17,5 236 17,7-10 165,188,249 17,11-19,27 166 17,11-19 24,164, 165, 205if., 209, 225, 229,232f., 244,256,279283, 289, 291 17,11 163,166 17,13 161f. 234 17,14 17,15-19 234 17,15 176 17,16 204 17,17f. 224 17,18 176, Ш 17,19 194,198, 261 17,20-18,8 166 17,20f. 1 6 4 , 2 1 3 , 232 17,20 205 17,22-37 165 191, 263 17,22£F.
17,25 17,26-30 17,26 17,31-18,8 17,34f. 18,8 18,9-14 18,9 18,10-13 18,10 18,13f. 18,13 18,14 18,15-30 18,15ff. 18,16f. 18,17 18,18-23 18,21 18,22 18,24ff. 18,26 18,28ff. 18,28f. 18,29f. 18,29 18,3 l£f. 18,31 18,32f. 18,32 18,33 18,35-43 18,35 18,38-43 18,38f. 18,42 18,43 19,1-27 19,1 19,2-10 19,5 19,6 19,7£f. 19,7 19,8 19,9 19,10 19,11-27 19,11 19,12-27 19,12-15 19,12f. 19,12 19,14 19,16-25
164,193,194, 214, 237 191,270 213 165 193 191, 201, 229, 261, 263 165, 230 208, 230 236 205, 230 228 209, 210 217 166 189 165 223 165, 232, 264 210 164 216 194 232 188 165 223, 260 228, 233, 243, 246, 251 163f., 193, 237 164, 237, 257, 262, 270-279, 290 186, 210 194 164,197, 221 229 196 170 194,198,206,229 176,206,218 166 205 197,262 221 163 228 164, 210 181 181, 221, 228, 247 164,193,194, 228, 251, 263 165 163 189,195,196, 230 233 165 158, 164, 237, 260
158, 237 196
StellenregísteT Lukas (Forts.) 19,27 158,164, 237 19,28-48 166 19,28 229 165 19,29ff. 19,29 163, 205 196 19,31 19,34 196 19,36f. 163 19,37 188 158,193,195, 230, 237, 267 19,38 19,39-44 164 19,39 164 19,40 165 19,41-44 193, 231 19,41 163 158, 267 19,42fF. 19,42 164 19,43f. 156, 233 158, 164, 192 19,44 19,45-22,71 229 .230f. 19,45£f. 19,45f. 165,266 19,45 163 19,47-21,37 179, 267 163f., 167, 233 19,47 19,48 228 20,1-8 165 20,1 163,164,231 201 20,2 20,3-8 184 157 20,6 20,9f. 233 20,13ff, 164, 258 20,13 191 237 20,14f. 159 20,14 20,16 189 237 20,17f. 164, 228, 246 20,17 118, 164 20,18 20,19f. 164 20,19 189 20,20-26 234 20,20 160,168, 208, 230,233, 237 165 20,21-38 20,37 181,228, 237 20,41-44 158,170, 196f., 228, 230, 268, 289 180 20,41 237, 246 20,42f. 20,42 164 164 20,43 20,45-21,4 165 20,45ff. 189 20,45 272
20,46 21,5-36 21,5f. 21,8-24 21,8-19 21,8 21,10 21,11 21,12-15 21,12f. 21,12 21,13 21,16 21,17 21,20-24 21,20 21,22 21,24-27 21,24 21,25-28 21,25ff. 21,25f. 21,25 21,27f. 21,27 21,28 21,29-36 21,31 21,32 21,34f. 21,36 21,37f. 21,37 21,38 22£f. 22,1 22,2 22,3-6 22,3 22,7-65 22,7 22,8-12 22,8 22,11 22,12 22,14-38 22,14 22,15-20 22,15 22,16 22,19f. 22,20 22,22 22,25-39
353 231 272, 274 164,231,237 192 165 185 186,192, 210, 270-279, 290 193 189, 232, 243 270-279, 290 192,210,237 187, 249 232 237 156,164,192,193, 231, 233, 237 267 237 263 186,193, 210, 243, 270-279, 291 289 1921. 210, 243,270-279 185 195, 263 191, 262 193, 270-279 165,193 260 223 191, 235,243 191, 210, 263 161, 231 163, 167 228, 247 159ff., 162f., 166,168f., 272 161, 168 233 160 161 168 168 165 205 236 193 168, 2U 168, 236 231, 237 251 237 186,211, 228, 237, 251 290 237,262 236
354 Lukas (Forts.) 22,25£f. 210, 211, 249, 290 278 22,25f. 22,25 186, 235, 243, 270-279 237 22,27 22,28 211, 249 22,29f. 165,195, 211, 228,237 22,29 191 22,30 158,217,230 159 22,31-34 249 22,3 If. 22,31 161 22,32 229 155, 228, 237, 246 22,37 22,39 168 22,42 191, 208 22,47 168 193 22,48 161,20%, 231 22,53 168 22,54 203 22,55 168 22,63 207 22,65 168 22,66 22,67-70 194, 230, 269, 289 237 22,67£F. 229, 269 22,67 22,69f. 258 22,69 191,193,197, 262f. 22,70f. 195 22,70 191 207£f. 23,1-49 229 23,1-38 207, 209 23,1-25 23,1-5 257 168 23,1 23,2f. 195, 230 208, 233, 234, 268 23,2 23,3-47 2P0 279-283 23,3fF. 23,4 /Р5, 20S 23,5 767, ;SJ, 208, 233 168 23,7 23,11 168 23,13-25 257, 279-283 23,13-23 233 23,14f. 208 208 23,14 208 23,22 23,24f. 233, 235,244 23,26 168, 257, 279-283 23,27-31 193 209 23,27 23,33f. 257, 279-283 23,33 168, 207, 20S, 233 191 23,34
Register 23,35-38 23,35 23,36£F. 23,36f. 23,37f. 23,37 23,39-43 23,39 23,40 23,42 23,43 23,44-47 23,44ff. 23,44 23,45£f. 23,45 23,46 23,47 23,48 23,49 23,50 23,51 23,54ff. 23,56 24 24,1 24,6 24,7 24,9 24,15-51 24,19 24,20 24,21 24,25ff. 24,25 24,26 24,27 24,30 24,32 24,33 24,34 24,35 24,37f. 24,44-49 24,44-47 24,44ff. 24,44 24,45^9 24,45 24,46fF. 24,46f. 24,46 24,47-53
207f. 161,180,194, 209, 222, 230, 269 257, 279-283 235, 244, 279 195,230 161,222 195,208, 229, 251, 269 161,180, 207, 230 212 158, 230, 260 208, 221, 223 56 208 168 279^-283,290 231 191, 251 176, 207ff., 233f., 244, 257 209 237 168,208, 230 158 168f. 231 15 169 236 193,194, 210 210 229 195,197, 224 186, 233 158,195, 230 228, 246 194, 229, 237 160, 164,180,194f., 227, 230, 251,268 185,232,237 231 237,252 187 196, 208 231 159 169 246,251,288 228 155, 232, 237 184-190, 227, 236 237 160,180,228,233,235,236, 262, 269, 289 197,233 194, 230 155f.
Stellenregister Τ,Ilka,s (Foits.) 24,47ff. 229 24,47f. 158, 252 24,47 209,210,243,270-279,289 24,49 180,252 24,50f. 169,180 24,51f. 160 24,51 237 24,52f. 169 24,53 156, 208, 231, 267
Johannes 1-21 4,48 6,1-21
25 114 33
Apostelgeschichte
1-28 l,lf. 1.1 1,2 1,3-14 l,4f. 1,4 1,5-23 1,5 1,7 1,8 1,12 1,15-26 1,16 l,21f. 1,22 2,3 2,5 2,17 2,21 2,22 2,25 2,29f. 2,30f. 2,33 2,34f. 2,36fF. 2,36 2,38f. 2,38 2,40 2,41 2,42 2,46 3,1 3,242 3,6 3,13 3,14
24,154ff., 186, 203,210 158 154 155 156 188 191 169 183,184 191,201 187,188,204 231 132 155 154,184,185 155, 221 183 186 183 185 229 186 170 158 188,191 196 155 197 196 180,185 187,198 185 231, 236 231 231 231 185 181,186 208
3,16 3,19ff. 3,19 3,20 3,25f. 3,25 4,7 4,10 4,12 4,17f. 4,17 4,25ff. 4,29 4,30 4,33 5,20f. 5,24 5,28 5,31 5,32 5,40 5,42 6,2f. 6,4 6,11 7,2 7,7 7,8 7,16f. 7,32 7,46-50 7,48£f. 7,48 7,51 7,52 7,56 8,4 8,5-25 8,9 8,12f. 8,15£f. 8,27 8,35 8,36.38 9,1-19 9,20 9,31 9,34f. 9,38 10,1-11,18 10,15 10,22 10,28 10.35f. 10,35 10,36
355 185 269 180,185 192 187 181,186 185 185 185 185 186 173 236 185 236 231 231 185 180,185 180 185 231 68f. 154 186 181 186 186 181 181 231 193 202 221 208 193 154 204 186 185 185 236 185 185 204 191 205 197 198 204 236 208 200,204,236 186 221 197
356 Apostelgeschichte (Forts.) 10,37-48 155 10,37-42 154 10,37£F. 229 10,37f. 184 10,37 185, 221 10,38 188, 220, 221 10,42f. 187 10,42 187 10,43 185, 221 10,47f. 185 10,48 185, 237 11,3 236, 237 11,4 185 11,16 183,184 11,17 197 11,19 154 12,11 193 12,23 176 13,14-43 231 13,16 181, 236 13,22f. 170 13,22 221 13,23-31 154 13,23£f. 229 13,23f. 184 13,26 181, 236 13,27 231 13,31 154,187 13,32 186 13,33 191 13,34f. 158 13,38f. 185 13,44-48 236 13,44f. 231 13,45£f. 224 13,46f. 222 13,46 186 13,47 172,173,189 222 14,3f. 14,11-16 186 14,16 210 15,1 236 15,7fF. 204 15,8 221 236 15,9 15,10f. 236 15,14-17 186 171 15,14 15,16 158 15,17 210 15,19f. 236 15,20 79 231 15,21 15,26 197 15,28f. 236
Register 15,29 16,9 16,13fif. 16,15 16,16-22 16,17 16,33f. 17,1-9 17,2ff. 17,26f. 17,26 17,28f. 18,4flF. 18,5 18,6 18,8 18,10 18,25 19,3-6 19,4 20,7.11 20,17 20,21 20,24 20,28 20,32 21,19 21,27-36 21,28f. 22,5 22,14 22,15 22,16 22,18 22,20 22,21 23,11 23,12-15 24,6 24,15 25,23-26,32 25,26 26,4f. 26,6 26,16£f. 26,16 26,17f. 26,17 26,18 26,22f. 26,25f. 27,35 28,2 28,23 28,24-28 28,27
79 198 231,236 185,198 65 202 185 231 236 190 186 190 231, 236 187 186, 224 185 171 155 185 184 231 222 187 154,187 222 222 154 193 236 221 208 154,187 185 187 154 186 186,187 193 236 208 207 155 222 186 187 154 237 186 185, 221 173,187 237 231 203 187 224 221
357
StellenregisteT Apostelgeschichte (Foits.) 28,28 ¡73,193 28,31 197
Römer 10,20f. 14,20
65 79
Galater 2,7f. 5,6
133 SO
Jakobus 5,17
225
1 Korinther
Offenbarung (Apk)
7,19 15,3f.
11,9.11 12,14
SO 57
225 225
4 Frühchristliches Schrifttum Thomasevangelium
Allgemein 154
1-114 76.106
25 m
Register griechischer Stichwörter Seitenzahlen sind icursiv gesetzt, wenn ein Begriff nur in einer Anmerkung steht; sie sind mit einem * versehen, wenn er in deutscher Übersetzung erscheint. δβυσσος 202 άγγαρεύω 71* άγιος 202 άγρός 186 αδικία 225 αιών 171,216* αίχμαλιοτίζω 186 άκολουθέω 37,98,100* 113,114,132 ακούω 41,99 &λευρον 101 αληθώς 55 άλλογενής 204 αλλόφυλος 204 &λων 113,182 αμαρτωλός 210, 218 αμήν m*, 132*, 223 άναβλέπω 221 άνακράζω 202 άνάλημψις 163 άναμιμνησκω 225 άνάπειρος 217 άναπέμπω 168 άνάστασις 93,159 άνατολή 115, 116* 117*, 142*, 147*, 172 άνάψυξις 192 ανέχομαι 213 άνήρ 202 άνθρωπος 116,176,186, 200, 202, 208, 219, 225 άνίστημι 93,225 άντιλέγω 159 απ' όίρτι 85,104* άπαγγέλλω 138,186 απέρχομαι 59 ànwToç 213 άποδοκιμάζω 47 άποκάλυψις 172 άποκρίνομαι 52, 60,145 απολύω 145 αποστέλλω 105,220,221 &πτω 203 &ρτος 62, 63, 217 αρχή 40, 79*, 154,155, 156* 191*, 237 ¿άρχομαι/&ρχων 151, 184,185 ! 121
άσφάλεια, ασφαλής 155 άφίημι 61,132,193 βαπτίζω 182, Ш βασιλεία 37, 52, 96,118,120,122,133, 134,148,160, 211, 216, 232, 259ff., 270, 271*, 2771 βασιλεύς 84*, 160 βίβλος γενέσεως 85 βλασφημέω κτλ. 50, 75*, 207* βοάω 181 γενεά 37,69,97* 159* 212*, 213, 214* γένος 181 γή 31, 68, 78, 85,122,176,192, 201* γίνομαι 160,181,186, 213, 222 γινώσκω / γνωστός 35 ! 186 γράφω 29,155,180 γυνή 225 δαιμονίζομαι 65,97 δαιμόνιον / δαίμων 59,140, 202 /140 δέ μάλλον 127 δει 72*, 73,155,186 δείπνον 217 δια μέσον 205 διά παντός 65,156,231 διάβολος 161 διακαθαίρω 182 διαμαρτύρομαι 186 διανέμομαι 186 διαστέλλομαι 35 διαστρέφω 213 διατίθεμαι 211 διατρέφω 225 διδάσκαλος 87 διδάσκω 35,87,91*, 150 διδαχή 77 δίδωμι 63,119, 222 διέξοδος 124 διέρχομαι 205 δίκαιος 208,2/« δικαιοσύνη 93*, 95*, 119 δεΰτε 96 δοκέω 41 δόξα 37,11*, 172, 173, 176 δουλεύω / δούλος 114 / 201, 202
Stìchwoitregìster δυσμή 115,116» Шека 131 έγγίζω,έγγύς 118 έγείρομοι 93,186 έγώ 114 έθνικός 121,129 ίθνη 24, 40£F., 50.121,127,138,172,173, 184, 186, 192f.,210,211, 239 - Singular 118* 119, 120,129,186 - πάντα χά ίθνη 42-46, 71», 85*, 106* 122*, 126*, 129,132*, 186 ειμή 224 εις τί 56 είςτό πέραν 32, 33 εισέρχομαι 216, 217, 225 έκατόντορχος 113,201,207 έκβάλλω 125,138 έκλέγομαι, έκλεκτός 194 έκπνέω 55f. εκπορεύομαι 186 έλεέω/ίλεος 66,99! 171 έλπίζω 138 Ινεκενέμοΰ 125 έντέλλομαι 87, 225 έξέρχομαι 59,124 έξοΌοία 46, 78,91,115, 200, 201, 237 έξοδος 162* 164*, 227* έπαγγελία 186,188 έπερωτάοα 52 έπιστάτης 161* έπιτιμάω 212 έπιτάσσω 202 ίργον 95 Ιρημος 29,181 ίρχομαν 70, 86*, 106* 119,165* 182, 192,199, 217, 218 έσθίω 217 ίτος 160 εύαγγελίζομαι 220,221,232 εύαγγέλιον 37,96,148 εύδοκέω / εύδοκία 176/176, 221 εύεργέτης 211 εύθ^ 60 εύλαβής 208 εύλογέω 63,122 εύχαριστέω 63 ίχω 115,200,202 ζωή 72* ήκω 68,106 ημείς 155 ψ,έρα 160, 213 ikoç 186 θάλασσα 31 θαυμάζω 52,222 θέλω 35, 37
359
θεός 37, 67,120,160,173,176,180,181, 183, 202,216, 225 θεραπεύω 98,128,147 Ιερόν 179 ικανός 182,200 Ισραήλ 115,159, 172,173,175, 208 καθαρίζω 224 καινός 72* καιρός 160,164,192 καλέω 83,158, 211, 217, 218 καλός, καλώς ποιέω 67 καρπός 47 κατακλάω 63 καταλύω 48,49 καταμαρτορέω 52 καταράομαι 122 κατασκηνόω 72*,21Ь* κατηγορέω 52 κατηχέω 155,156 κείμαι 158 κηρύσσω 67, 91, 94, 96,186 κλάδος 71/. κλάσμα/κλάω 62163 κλείω 100*, 118», 148*, 224 κόσμος 31,85, 210 κραυγή 99 κρίσις 99,138 κ^ιος 61,102,106,136,146,155,160, 170,173,196f., 222, 235 κώμη 31,34,205 λαμβάνω 62,63 Χοώς 84,128,147,171,172,173,175,181, 186,198 λέγω 51, 52, 60, 86,92,103,116,118, 140,141,198,217, 222,223 λίθος 48 λόγος 133,154,155,160,186, 200, 222 λύχνος 173 λύω 182 μαθητής 35, 63 μακρόθεν 68 μαλακία 147 μανθάνω 96,97 μαρτυρέω 186, 221, 222 μαρτύριον 76, 98*, 125,126,186 μέρος 31 μετανοέω/μετάνοια 94! 218 μετεωρίζομαι 210 μήν 160 μήτι 97 μιμνήσκομαι 171 μογιλάλος 67 μόδιος 64 νέος 211 νομίζω 178 νομικός 167
360 νόσος 147 ξέστης 64 οδός 35f., 70*, 124, 127, 217 οίδα 78,202 οικία 30 οίκοδομέω / οικοδομή 47, 48, 49 / 48 οίκος 30,47,217 δνομα 184 όντως 20008 όράω 41, 57, 67, 85, 86, 89*, 173, 183 193 όρια 31 ούαί 91,104*, 148*, 167» 198* 203*, 214*, 275* ούρανός 176 οΰτως καί 97 όχλος 98,108,114 παιδίον / παΐς 60 / 98, 99,114 παλιγγενεσία 132 πάλιν 101 πάντα δυνατά 36 παραδίδωμι 125,126 «αρακαλέω / παράκλησις 198/208 παρακολουθέω 155 παραπορεύομαι διά 35, 38 παρρησιάζομαι 222 πατήρ 54, 122, 179, 211 πέμπω 224 περιάπτω 203 περίχωρος 30/, 186 πετεινό τοΰ οϋρανοΰ 77/, 137*, 215*, 271* πιστεύω, πίστις 44 πλατεία 218 πληροφορέω / πληρόω 155 / 92,155 πλοΐον 31 πνεΰμα&γιον Ш, 183 πνεΰμα άκάθαρτον 97, 140, 202 ποιέω 67, 171, 217 πόλις 34,127,186 πολύς 35, 52, 98, 108, 114,115,159,175, 213 πονηρός 97*, 101* 102*, 125, 149*, 213 πορεύομαι 87,225 προσδέχομαι 208 προσευχή, προσεύχομαι 43 προφητεύω / προφήτης 171 ! 92 πρώτος 62, 154 πτόσις 159 πτωχός 217, 220, 221 πΟρ 182 ρήμα 160,179,181 (Ρομφαία 159 σάρξ 173, 183*, 189*, 239», 263*, 271* σατανάς 161 σάτον 101 σημείον 159,186, 222
Register σκεΰος 45 σκιά 69 σπεκουλάτωρ 64 σπέρμα 171,187* σπλαγχνίζομαι 99 στήθος 209 στηρίζω 204 στρατιώτης 115, 207 σύ ει 51 συ λέγεις 51 συνάγω / συναγωγή 125, 182 / 186 συνανακεΐμαι 217 συντρίβω 99 σχίζω 58 σφζω 37, 67,194, 216 σώμα 74* σωτήρ / σωτήριον 176! 173,180,183 τάσσω 200 τέκνον 60 τελέω/τέλος 155141 τέρας 222 τηρέω 87 τί 118 τί έμοί καΐ σοί 202, 225 τόπος 186,217 τοσούτος 114 τότε / τότε ήρξατο 98194 τύπτω 209 τυφλός 217,221 ΰδωρ 183 υίός τοΟ ανθρώπου 37, 213 υιός γένους'Αβραάμ 181 υιός Δαυίδ 98 υίός τοΟ θεού, υιός ύψίστου 202 υίός [sc. Ιερουσαλήμ] 68 υίός'Ιωσήφ 178 ύποκρίτης 64, 75f,*, 94*, 103*, 104*, 121*, 149*, 166*, 167», 211* ύποστρέφω 209 ύποτάσσω 200 ΰψιστος 65, 170*, 191*, 202 φθάνω 119 φοβέομαι 181 φορτίον 96 φυλή 122 φωνή / φωνή μεγάλη 181 / 202 φώς 172,173 χάρις 222 χειρ 222 χήρα 225 χορτάζω 62 χριστός / χρίω 56,171 / 220 χωλός 217 χώρα 31 ψιχίον 62 ψυχή 37