Jedermanns Prüfer: Die Salzburger Festspiele und der Rechnungshof [1 ed.] 9783205210610, 9783205210597

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Jedermanns Prüfer: Die Salzburger Festspiele und der Rechnungshof [1 ed.]
 9783205210610, 9783205210597

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Hans Kollmann

Jedermanns Prüfer Die Salzburger Festspiele und der Rechnungshof

Schriftenreihe des Forschungsinstitutes für politisch-historische Studien der Dr.-Wilfried-Haslauer-Bibliothek, Salzburg

Herausgegeben von Robert Kriechbaumer · Franz Schausberger · Hubert Weinberger Band 74

Hans Kollmann

Jedermanns Prüfer Die Salzburger Festspiele und der Rechnungshof

Böhlau Verlag Wien · Köln · Weimar

Festspiel reunde

Veröffentlicht mit freundlicher Unterstützung durch  : Amt der Salzburger Landesregierung Freunde der Salzburger Festspiele

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek  : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie  ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2020 by Böhlau Verlag Ges.m.b.H & Co. KG, Wien, Zeltgasse 1, A-1080 Wien Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildungen  : vorne  : Helmut Vogl, hinten: ›Salzburger Nachrichten‹/Thomas Wizany Korrektorat  : Vera M. Schirl, Wien Einbandgestaltung  : Michael Haderer, Wien Satz  : Michael Rauscher, Wien Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-205-21061-0

Inhaltsverzeichnis

1 Ouvertüre. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .   7 2 Prüfungstätigkeit des Rechnungshofes im Kunst- und Kulturbereich seit 1918 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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3 Zur Arbeitsweise des Rechnungshofes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  17 4 Eine Staatsaffäre zieht ihre Kreise (1931).. . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  19 4.1 Die Bundesbahnen fördern aus Geheimfonds die Salzburger Festspiele . 20 4.2 Der Rechnungshof befasst sich erstmals mit den Salzburger Festspielen . 24 4.3 Die jungen Salzburger Festspiele aus Sicht des Bundes. . . . . . . . . . . 32 5 Kraftprobe zwischen Salzburg und Wien (1934, 1935) . . . . . . . . . . . . .  35 6 »Einen besonderen Platz – nicht nur bei den Festspielen, sondern auch in der Bilanz – beanspruchen die Wiener Philharmoniker« (1935) . . . . . . . .  45 7 »Die Salzburger Festspiele waren Tummelplatz einiger aus Deutschland herausgeworfener Kunstgrößen« (1944) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .  66 8 »Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !« (1949 bis 1958) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 8.1 »Es war das erste Mal in der Geschichte der Festspiele, dass ein Gewinn erzielt werden konnte« (1949) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 8.2 »Wirtschaftskreise, die gewohnt sind, nüchtern zu rechnen, erklären, die ›Salzburger Festspiele‹ bringen jedes Jahr Neuheiten, die sich als künstlerische und budgetäre Fehlspekulationen erweisen.« (1952) . . . . 89 8.3 »Die Geheimhaltung der Gebarung der Salzburger Festspiele ist nicht geeignet, die abträgliche Meinung der Bevölkerung über deren Leitung zu beschwichtigen« (1953) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99 8.4 »Die Salzburger haben heute nach den Bayreuther Festspielen die teuersten Eintrittspreise der Welt« (1954).. . . . . . . . . . . . . . . . . 102 8.5 »Der ›Jedermann‹ brachte eindeutig einen Verlust« (1955) . . . . . . . . 104 8.6 »Karajans erste Festspiele endeten erfreulich, nämlich ohne Defizit« (1958). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

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Inhaltsverzeichnis

9 »Die Lektüre des Rechnungshofberichtes lässt an einer gewissen Theaterfremdheit der Verfasser kaum Zweifel offen.« (1961) . . . . . . . . 113 10 »Regisseur Peymann verlangte französischen Sekt und erhielt ihn auch« (1972/73) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127 11 Rechnungshofprüfungen als Spielbälle der Salzburger Politik (1982 und 1986). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154 11.1 »Bis jetzt waren die Skandale immer irgendwo in Wien, jetzt haben wir ihn direkt vor der Haustür bei uns in Salzburg.« (1982) . . . . . . 157 11.2 »Nachkontrolle« der letzten Rechnungshofprüfung (1986) . . . . . . . 172 12 »Wie werde ich in Salzburg Stein-reich  ?« (1995) . . . . . . . . . . . . . . . 184 13 Der Rechnungshof hofft, dass »die Festspiele noch die nächsten paar Hundert Jahre bestehen« (2011). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 14 Finale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 15 Anhang.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 220 15.1 Glossar von Begriffen der öffentlichen Finanzkontrolle . . . . . . . . . 220 15.2 Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele von 1935 bis 2011 . . . . . . . . . . . . . . . . . 221 16 Literatur- und Quellenverzeichnis.. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254 17 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256

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Ouvertüre Die Salzburger Festspiele waren die erste große Kultureinrichtung außerhalb Wiens, an der sich die junge Republik Österreich maßgeblich beteiligte. Entsprechendes Lehrgeld zahlten anfangs alle Beteiligten. So verwendete ein Unterrichtsminister in den 1920er-Jahren Gelder dubioser Herkunft zur Subventionierung der Festspiele. Die öffentliche Entrüstung über die Geheimkonten, aus denen diese dubiosen Gelder flossen, zwang 1930 eine Bundesregierung zum Rücktritt. In den 1930er-Jahren kam es jährlich zu zähen und konfrontativen Subventionsverhandlungen zwischen dem Unterrichtsministerium und dem Finanzministerium, dieses sekundiert durch den Rechnungshof. Immer wieder verlangten die beiden letztgenannten Behörden vom Unterrichtsministerium den Entfall der nächstjährigen Festspiele oder die Streichung der Bundessubvention, stellten also die Salzburger Festspiele aus Sparsamkeitserwägungen grundsätzlich in Frage. Die eigentlich Betroffenen, nämlich die Salzburger Festspiele, befanden sich in einer geradezu kafkaesken Situation gegenüber den Bundesbehörden  : »Es kann doch nicht Sache der Salzburger Festspiele sein, das Einvernehmen zwischen zwei Bundesministerien in die Wege zu leiten  !«1 Wiederholt mussten die Bundeskanzler – Engelbert Dollfuß oder Kurt Schuschnigg – die verfahrene Situation durch ein Machtwort lösen, übrigens immer zugunsten der Festspiele. Das jahrelange Gezerre um die Bundessubventionen veranlasste den Rechnungs­hof 1935 zu seiner ersten Gebarungsprüfung beim Verein ›Salzburger Festspielhaus-Gemeinde‹, nur 15 Jahre nach den ersten Festspielen.2 Wie die anderen Bundesbehörden zahlte er damit Lehrgeld, denn die Überprüfung der Gebarung eines privaten Vereins war für ihn Neuland, war er doch für die Überprüfung der öffentlichen Verwaltung zuständig. Er kam zur Einschätzung, dass die Festspiele bald »auf Selbsterhaltung«3 gebracht werden könnten, also keine öffentlichen Mittel mehr benötigen würden. Diese Prognose hat sich bis heute nicht bewahrheitet, führte jedoch im Verhältnis zu den Salzburger Festspielen zu einer möglicherweise bis heute andauernden Verstörung, die ihren Ausdruck immer wieder in »starken emotionalen«4 Worten der 1 Stellungnahme der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde zum Prüfungsergebnis des Rechnungshofes vom 22. Jänner 1936, Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹. 2 ›Gebarung‹ ist österreichisch für ›Haushaltsführung‹, vgl. das Glossar am Ende dieser Arbeit. 3 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1935 (Nr. 62/Ge der Beilagen zu den stenographischen Protokollen über die Sitzungen des Bundestages des Bundesstaates Österreich 1934–1936) vom 6. Februar 1936, S. 10. 4 Rechnungshofpräsident Josef Moser in einem Interview mit den ›Salzburger Nachrichten‹ vom 30. Juni 2011.

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Ouvertüre

Festspielleitung fand. Bereits 1934 hatte der Präsident der Festspiele einen Vorschlag des Rechnungshofes, die Festspiele in kleinerem Umfang zu veranstalten als »einen unfreundlichen und in seinen Auswirkungen sehr gefährlichen Akt«5 bezeichnet. Derselbe teilte Anfang 1936 dem Prüfungsleiter des Rechnungshofes mit, dass das bisherige Resultat der Rechnungshofprüfung 1935 »geradewegs katastrophal«6 wäre. 75 Jahre und zwölf Gebarungsprüfungen später, im Juni 2011, urteilte die Präsidentin der Festspiele ähnlich emotional  : Das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes sei »in einzelnen Details als ›falsch‹, ›böswillig‹ oder auch ›rufschädigend‹«7 zu bezeichnen. Die Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes begleiten die Salzburger Festspiele seit 1935. Nicht nur das  : Die Salzburger Festspiele sind jene Einrichtung des Kunstund Kulturbereichs, die der Rechnungshof seit 1918 am häufigsten prüfte.8 Insgesamt führte er in der Ersten und Zweiten Republik 13 Gebarungsprüfungen bei den Festspielen durch. Während der NS-Zeit prüfte die Wiener Außenstelle des Deutschen Reichsrechnungshofes ebenfalls die Festspiele. Das Prüfteam bestand aus den gleichen Personen wie 1935, die rechtliche Position, die Verantwortung und letztlich die Arbeitsweise des Reichsrechnungshofes war jedoch eine andere als die des österreichischen Rechnungshofes. Das Ergebnis dieser Prüfung wird im entsprechenden Abschnitt dieses Buchs daher zwar präsentiert, fließt aber in die Gesamtbetrachtung nicht mit ein. Es wäre falsch, die Kontinuität und Häufigkeit der Prüfungstätigkeit in der Ersten und Zweiten Republik als Indiz für eine etwaige erhöhte Wachsamkeit des Rechnungshofes im Hinblick auf die Festspiele zu sehen. Vielmehr waren die sechs Prüfungen von 1949 bis 1958 im Wesentlichen auf unklare Kompetenzen des Rechnungshofes aufgrund einer sich ändernden Gesetzeslage zurückzuführen, fünf der sechs Prüfungen seit 1961 erfolgten auf Ersuchen des Salzburger Landeshauptmannes, der Landesregierung oder des Landtages. Je nach ideologischer Gesinnung hinterfragt oder bestätigt jeder Rechnungshof­ bericht über Kunst und Kultur den gesellschaftlichen Grundkonsens über die Bedeutung der Hochkultur für Österreich – und die Angemessenheit der dafür aufgewendeten Steuergelder. Über den vom Rechnungshof festgestellten Grad an 5 Schreiben von Präsident Heinrich Puthon an den Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhemberg (ÖSTA/ ADR, NPA, Liasse Österreich 33/36. Zl. 6.767-I/6b/i935). 6 Schreiben von Präsident Heinrich Puthon an den Prüfungsleiter des Rechnungshofes Guido Wagner (Beilage zu AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, Nachzahl 4723 ex 1935). 7 ›Salzburger Nachrichten‹, ›Der Standard‹, ›Kleine Zeitung‹, ›Neues Volksblatt‹, ›Wirtschaftsblatt‹, ›Kurier‹, ›österreich‹, ›Tiroler Tageszeitung‹, ›Oberösterreichische Nachrichten‹ und ›Kronen Zei­tung‹ vom 22. Juni 2011. 8 Die Bundestheater prüfte er insgesamt häufiger, jedoch keine der einzelnen Einrichtungen, die Teil der Bundestheater sind und waren (insbesondere Staatsoper, Burgtheater, Volksoper und die Theaterwerkstätten) annähernd so häufig wie die Salzburger Festspiele.

Ouvertüre

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Sparsamkeit oder Wirtschaftlichkeit eines Theaters, eines Museums oder von Festspielen lässt sich trefflich diskutieren und in den Medien berichten. Dies gilt auch für die Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen. Die mediale Begleitmusik zu diesen Überprüfungen weist jedoch einige Besonderheiten auf. Schon der erste Zeitungsartikel aus dem März 1936 ist als solcher eine Besonderheit, denn eine Berichterstattung über eine einzelne Gebarungsprüfung fand damals nicht statt. Die Medien erhielten jährliche Tätigkeitsberichte, in denen der oberste Kontrollor dem Nationalrat und damit der Öffentlichkeit in kürzester Form Rechenschaft über seine Arbeit des Vorjahres ablegte. Über diese Tätigkeitsberichte schrieben die Zeitungen, nicht jedoch über das Ergebnis einer einzelnen Gebarungsprüfung. Eine Ausnahme bildet, wie erwähnt, ein Zeitungsartikel über die Gebarungsprüfung beim Verein Salzburger Festspielhaus-Gemeinde aus dem Jahr 1936, der freundlich-versöhnlich endet  : Mit besonderer Befriedigung nahmen die Aufsichtsräte zur Kenntnis, dass der Rechnungshof mit Worten wärmster Anerkennung die Gebarung als peinlich korrekt und die Verwaltung des Betriebs als überaus sparsam befunden hat.9

In der Zweiten Republik sollte der Tonfall bald reißerischer, ja aggressiver, werden. So betitelte der junge Journalist Gerd Bacher, späterer Generalintendant des Österreichischen Rundfunks (ORF), 1952 einen langen Bericht  : Rechnungshof empfiehlt Amputation der Festspiele.10

Seit der Gebarungsprüfung 1972/73 wurden alle fünf Prüfungsergebnisse des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele in einem Stadium den Medien zugespielt, in dem sie noch nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren. Diese von den Medien als ›Rohberichte‹ bezeichneten Prüfungsergebnisse enthielten nämlich die Stellungnahme der Festspiele noch nicht und waren daher unvollständig. Natürlich machte gerade diese Vertraulichkeit sie für die Medien besonders interessant. Der Kreis der Verdächtigen, die den ›Rohbericht‹ weiterspielten ist denkbar klein, denn er umfasste naturgemäß nur Empfänger des Berichts, also die Festspiele und gegebenenfalls den Landeshauptmann, die Landesregierung, den Landtag, oder den Unterrichtsminister. Die ›Cui Bono‹-Frage lässt die Identität mancher Informanten vermuten, öffentlich bekannt wurde bislang keiner. Die Verlässlichkeit, mit der diese vertraulichen Schriftstücke den Medien zugespielt wurden, ist ein weiteres Salzburger Spezifikum.

 9 ›Salzburger Chronik‹ vom 5. März 1936. 10 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 3. Juli 1952.

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Vielleicht ist es dieser unerlaubten vorzeitigen Veröffentlichung der Prüfungsergebnisse geschuldet, dass seit der Gebarungsprüfung 1972/73 auch der Umfang und die Schärfe der öffentlichen Debatte darüber eine neue Qualität erreichten. So meinte der damalige Festspielpräsident Josef Kaut später, dass die Medien 1974 den Rechnungshofbericht zu einer Hetzjagd gegen den Schauspiel-Konsulenten der Festspiele, den Regisseur Giorgio Strehler, missbrauchten.11 Strehler gab noch während der Festspiele bekannt, seinen Beratervertrag mit diesen nicht verlängern zu wollen. Als 1984 wieder ein ›Rohbericht‹ nach außen drang, druckten die Zeitungen ungefiltert die Meinungen ihrer aufgebrachten Leserschaft ab  : »Es würde mich nicht wundern, wenn einmal ein Arbeitsloser eine Stinkbombe in diese Pseudogesellschaft werfen sollte.«12 »Ich bin seit ca. 13 Jahren bei den Festspielen und bekomme nicht 25 Monatsbezüge im Jahr, sondern nur ca. 17. […] Von meinem ›Superverdienst‹ hat der Rechnungshof von Tuten und Blasen keine Ahnung.«13

In den Jahren 2011 und 2012 erreichte die Berichterstattung schließlich geradezu theatralische Ausmaße, fand sie doch in mehreren Akten statt. Bereits das noch nicht vorliegende Prüfungsergebnis stieß bei Salzburger Landespolitikern auf Widerspruch. So lehnten sie Anfang 2011 »Bestrebungen, die Festspiele in eine GmbH [Anmerkung  : Gesellschaft mit beschränkter Haftung] umzugründen,«14 ab. Die weiter oben zitierte emotionale Reaktion der Präsidentin des Salzburger Festspielfonds und zahllose Medienberichte folgten nach der unerlaubten Weitergabe des ›Rohberichts‹ im Sommer 2011. Selbst die Veröffentlichung (mit der Vorlage an den Nationalrat ist ein Prüfungsergebnis des Rechnungshofes öffentlich verfügbar) des nunmehr seit einem Jahr medial bekannten Prüfungsergebnisses Anfang 2012 konnte noch eine ansehnliche Berichterstattung hervorrufen. Das nicht erlahmende Medieninteresse an Rechnungshofprüfungen bei den Salzburger Festspielen ist auf all die erwähnten Faktoren zurückzuführen  : die Aktualität und Vertraulichkeit des ›Rohberichts‹, den Widerstand der Salzburger Politiker und der Festspiele gegen die Bevormundung aus Wien, die Empörung im Salzburger (Wahl-)Volk sowie die ohnedies hohe Bereitschaft der Salzburger Medien, über die 11 Vgl. Kaut, Die Salzburger Festspiele 1920–1981, 1982, S. 98. 12 ›Kronen Zeitung‹ vom 3. Februar 1984. 13 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 17. Februar 1984. 14 Interview mit Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer (Österreichische Volkspartei, ÖVP) in den ›Salzburger Nachrichten‹ vom 26. Februar 2011.

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Festspiele zu berichten. Hinzu kam, dass die ›Rohberichte‹ partei- und kulturpolitische Munition waren, vor allem wenn Salzburger Landtagswahlen (1982, 1986) oder Nationalratswahlen (1995) vor der Tür standen. Die Salzburger Festspiele fanden seit ihrer Gründung 1920 jeden Sommer statt,15 ihre Finanzierung durch öffentliche Mittel ist seit 1936 unverändert16 und ihre Rechtsform änderte sich nur einmal, nämlich 1950 von einem Verein zu einem Fonds (beides mit Unterbrechung in der NS-Zeit von 1938 bis 1945).17 Das dem Fonds zugrundeliegende Bundesgesetz, das Salzburger Festspielfonds-Gesetz, ist derzeit eines der ältesten nicht-novellierten Gesetze der Zweiten Republik, änderte sich also seit 1950 auch nicht. Der Rechnungshof wiederum, 1761 von Kaiserin Maria Theresia gegründet, war bis 1918 dem Kaiser unterstellt und ist seit 1920 ein Organ des National­rates.18 Seither wurden »sowohl seine Kompetenzen kontinuierlich erweitert als auch seine Unabhängigkeit immer besser abgesichert«  ;19 seine Aufgabe, die Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit der öffentlichen Gebarung zu überprüfen, änderte sich jedoch nicht. Beide Einrichtungen stehen sich demnach seit 1920 im Wesentlichen unverändert gegenüber, über mehrere politische Systemwechsel hinweg. Diese Kontinuität findet ihr Abbild in der Beharrlichkeit, mit der die Kontrollbehörde unbeeinflusst von zeitbezogenen gesellschaftspolitischen oder ideologischen Entwicklungen immer wieder die gleichen Themen aufgriff und kritisierte  : Die Festspiele würden zu viele Freikarten verschenken, sie würden überhöhte Honorare an Künstler bezahlen, ihr Jahresabschluss sei mangelhaft. Diese ›Dauerthemen‹ des Rechnungshofes machten insgesamt nur rund ein Viertel seiner Empfehlungen an die Festspiele aus, deren Reaktion fiel aber ähnlich beharrlich aus. Sie pflichteten der Kontrollbehörde bei, sagten Besserung zu, diese war aber für den Rechnungshof bei der folgenden

15 1944 nur in Form einer öffentlichen Generalprobe und eines Orchesterkonzerts. 16 40 % der benötigten Mittel erhalten die Salzburger Festspiele vom Bund, jeweils 20 % von den anderen drei Geldgebern (Land und Stadt Salzburg und seit 1927 vom Salzburger Fremdverkehrsförderungsfonds). 17 Der Verein ›Salzburger Festspielhaus-Gemeinde‹ wurde während der NS-Zeit aufgelöst, die Festspiele in die Gauselbstverwaltung übertragen. Der Verein wurde dabei jedoch nicht ordnungsgemäß liquidiert. Nach dem Krieg war damit die Rechtsform unklar, der Rechnungshof ging in seiner Prüfung 1949 davon aus, dass der Verein weiterbestanden hatte. 18 Gem. Art. 122 Zi. 1 B–VG, BGBl. Nr. 1/1920. 19 Laussegger, Ein Streifzug durch 250 Jahre Rechnungshof, in  : Rechnungshof (Hg.), 250 Jahre Rechnungshof, 2011, S. 43. Ausgenommen davon war die autoritäre Periode des Ständestaates von 1933 bis 1938, als der Rechnungshof auch dem Bundeskanzler unterstellt war und die NS-Zeit, als seine Belegschaft in die Wiener Außenstelle des Deutschen Reichsrechnungshofes aufging.

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Gebarungsprüfung nicht erkennbar. Darum überprüfte er das Thema erneut, denn er wusste, dass er dabei ›fündig‹ werden würde. Hinsichtlich mancher Prüfungsthemen befanden sich die Salzburger Festspiele und der Rechnungshof somit in den letzten hundert Jahren in einer Patt-Situation, bei anderen Themen entwickelte die Kontrollbehörde durchaus prophetische Kräfte  : – 1935 meinte der Rechnungshof, dass eine unvorhergesehene Absage des Dirigenten Arturo Toscanini »leicht eine Katastrophe zur Folge haben könnte«20. Zu dieser Absage kam es im Februar 1938, die politischen Ereignisse überholten jedoch die mögliche Katastrophe für die Festspiele. – Der Rechnungshof riet den Festspielen 1952, Spenden zu akquirieren und 1972/73, ein professionelles Fördererprogramm aufzubauen. Heute sind die Festspiele in diesem Bereich eine der führenden Kulturinstitutionen Österreichs. – Bereits 1972/73 kritisierte er die organisatorische Nähe des technischen Direktors der Festspiele zu den Osterfestspielen. Diese Nähe begünstigte die Betrugsaktivitäten seines Nachfolgers, für die dieser 2016 verurteilt werden sollte. In seinem Archiv verwahrt der Rechnungshof die Akten über seine Gebarungsprüfungen seit 1918, auch jene über die Salzburger Festspiele.21 Diese von der Geschichtsforschung noch wenig genutzte Primärquelle22 bietet einerseits die Möglichkeit, die wirtschaftliche und organisatorische Entwicklung einer regelmäßig geprüften Einrichtung wie den Salzburger Festspielen nachzuverfolgen, andererseits werden auch Veränderungen in der Arbeitsweise des obersten Revisors in den letzten hundert Jahren deutlich. Diesen Versuch will das vorliegende Buch unternehmen. Dass dabei die Organisationsgeschichte der Salzburger Festspiele einseitig – nämlich aus dem Blickwinkel des Rechnungshofes – beschrieben wird, liegt in der Natur der Hauptquelle dieses Buchs, den Akten aus dem Archiv der Behörde. Der Autor meint jedoch, dass dieser Mangel an Objektivität durch einen Zugewinn an bislang öffentlich nicht bekannten Fakten über die Festspiele und über deren große Bedeutung für mehrere politische Systeme aufgewogen wird. Der Autor wünscht den Salzburger Festspiele alles Gute zum hundertsten Geburtstag und schließt sich der Hoffnung des ehemaligen Rechnungshofpräsidenten Josef Moser an, dass die Festspiele »noch die nächsten paar Hundert Jahre bestehen«23 mögen  !

20 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 7. Bogen 21 Archivgut des Bundes gem. § 2 Abs. 4 Bundesarchivgesetz, BGBl. I Nr. 162/1999. 22 Sie wurde ausgiebig für eine Festschrift zum 250-jährigen Bestehen des Rechnungshofes genutzt. Vgl. Rechnungshof (Hg.), 250 Jahre Rechnungshof, 2011. 23 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 30. Juni 2011.

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Prüfungstätigkeit des Rechnungshofes im Kunst- und Kulturbereich seit 1918 Nach dem Zusammenbruch der Monarchie entstand »in der Kontrollstätigkeit [sic] zunächst ein Vakuum«1 beim seit 1866 bestehenden Obersten Rechnungshof.2 Ihm war nämlich der Empfänger der Ergebnisse seiner Arbeit abhandengekommen. Der Oberste Rechnungshof war bis 1918 dem Kaiser unterstellt gewesen, zwei Anläufe, ihn zu einem Hilfsorgan des Reichsrates und damit zu einer demokratischen Einrichtung zu machen, waren zwischen 1871 und 1885 gescheitert.3 Im Februar 1919 regelte ein Gesetz4 die Unterstellung des nunmehrigen Staatsrechnungshofes unter die provisorische Nationalversammlung, die Bundesverfassung 19205 die bis heute gültige Unterstellung des Rechnungshofes unter den Nationalrat. Der Rechnungshof war zu einer republikanischen Einrichtung geworden. Seine Hauptaufgaben hatten sich hingegen nicht geändert, war er doch weiterhin für Gebarungsprüfungen einerseits und die Erstellung des Staatsrechnungsabschlusses andererseits zuständig. Dass letztere Aufgabe, nämlich ein Kassensturz für einen neu formierten und sich gerade findenden Staat, dabei Priorität hatte, ist verständlich. Der Rechnungshof ging jedoch auch als republikanische Institution von Anfang an seiner anderen Hauptaufgabe nach und führte so genannte Lustrierungen, sprich Gebarungsprüfungen, bei zahlreichen staatlichen Stellen durch. Schon in seinem »Vorläufigen Bericht« vom 20. Juni 1921 (erst ab 1924 legte der Rechnungshof dem Nationalrat jährliche Tätigkeitsberichte vor) erwähnte er Prüfungshandlungen bei Einrichtungen im Kunst- und Kulturbereich  : Eine erhöhte Kontrolltätigkeit wendet der Rechnungshof den Bundestheatern zu. Er schließt sich der Auffassung aller maßgebenden Stellen an, dass ungeachtet der ungünstigen finanziellen Lage des Staates gewisse Opfer gebracht werden müssen, um diese wertvollen Kulturinstitute auf ihrem künstlerischen Niveau zu erhalten.6 1 Vorläufiger Bericht des Staatsrechnungshofes an die Nationalversammlung, 807. Beilage vom 9. April 1920, Konstituierende Nationalversammlung, S. 3. Anmerkung  : Bei allen Zitaten wurden Orthographie und Interpunktion zugunsten der leichten Lesbarkeit an heutige Regeln angepasst. 2 Zur frühen Geschichte des Rechnungshofes (1761–1918) vgl. Laussegger, Streifzug, S. 43 ff. 3 Vgl. Laussegger, Streifzug, S. 80 f. 4 Staatsrechnungshofgesetz, StGBl. Nr. 85/1919. 5 Fünftes Hauptstück B–VG, BGBl. Nr. 1/1920. 6 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes vom 21. November 1924, S. 13.

14

Prüfungstätigkeit des Rechnungshofes im Kunst- und Kulturbereich seit 1918

Von 1918 bis 2018 legte der Rechnungshof dem Nationalrat insgesamt 185 Prüfungsergebnisse im Kunst- und Kulturbereich vor.7 Darunter befanden sich 178 Gebarungsprüfungen, bei denen der Rechnungshof den Haushalt einer einzelnen Einrichtung überprüfte und sieben so genannte Querschnittsprüfungen, bei denen der Rechnungshof den Haushalt mehrerer Einrichtungen miteinander verglich.8 Diese 185 Prüfungen im Kunst- und Kulturbereich lassen sich nach Größenklasse wie folgt einteilen  : – 70 kleine Prüfungen, bei denen ein Rechnungshofprüfer die Gebarung einer oder mehrerer Einrichtung/en mehrere Wochen überprüfte, – 53 mittelgroße Prüfungen, bei denen zwei oder mehr Rechnungshofprüfer die Gebarung einer oder mehrerer Einrichtung/en mehrere Wochen bis Monate überprüften, und – 62 große Prüfungen, bei denen drei oder mehr Rechnungshofprüfer die Gebarung einer oder mehrerer Einrichtung/en mehrere Monate überprüften. 58 der 62 großen Prüfungen des Rechnungshofes im Kunst- und Kulturbereich waren Gebarungsprüfungen bei einzelnen Einrichtungen, vier waren Querschnittsprüfungen bei mehreren Einrichtungen. Die 58 großen Gebarungsprüfungen betrafen die folgenden Einrichtungen  :9

7 Die Zuordnung zu den Größenklassen erfolgte aufgrund einer Einschätzung des Autors. Maßgeblich dafür waren die Informationen im jeweiligen veröffentlichten Prüfungsergebnis. Wo diese nicht vorlagen, erfolgte eine Einschätzung aufgrund der Länge des Beitrages im jeweiligen veröffentlichten Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes im Vergleich zur Länge anderer Beiträge im Tätigkeitsbericht. Die Größenklassen sind daher keine absolute Größe, sondern veränderten sich im Zeitablauf deutlich. Ein Beispiel  : Bei der Gebarungsprüfung der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde im Jahr 1935 prüften zwar nur zwei Prüfer des Rechnungshofes und einer des Finanzministeriums zwei Wochen lang – aus heutiger Sicht also eine mittelgroße Prüfungen – im Vergleich zu anderen Prüfungen im Kunst- und Kulturbereich in der Zwischenkriegszeit war dies aber durchaus eine große Prüfung. 8 Keine der Querschnittsprüfungen betraf die Salzburger Festspiele. 9 Die Spalte ›Prüfungsergebnis aus dem Jahr‹ bezeichnet bei den Salzburger Festspielen das Jahr der Prüfung (in Übereinstimmung mit den Kapitelüberschriften dieses Buchs), bei den anderen Einrichtungen das Jahr, in dem der Rechnungshof dem Nationalrat das Prüfungsergebnis vorlegte, z. B. in seinem jährlichen Tätigkeitsbericht.

Prüfungstätigkeit des Rechnungshofes im Kunst- und Kulturbereich seit 1918 geprüfte Einrichtung (Firmenwortlaut Stand 2018)

Prüfungsergebnis aus dem Jahr

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Anzahl der Prüfungen

Bundestheater-Konzern

1925, 1935, 1948, 1949, 1953, 1958, 1964, 1968, 1977, 1986, 1994, 2003, 2014, 2016, 2018, 2018

16

Salzburger Festspielfonds

1935, 1949, 1952, 1954, 1958, 1961, 1972/73, 1982, 1986, 1995, 2011

11

Bregenzer Festspiele GmbH

1960, 1972, 1982, 1997, 2006

5

Kunsthistorisches Museum mit Welt­ museum Wien und Österreichischem ­Theatermuseum

1951, 1969, 1977, 2005

4

Albertina

1931, 1973, 2018

3

Österreichische Nationalbibliothek

1951, 1994

2

Verein Wiener Festwochen

1979, 1998

2

Bundesdenkmalamt

1992, 2017

2

Theater in der Josefstadt BetriebsgmbH

1994

1

Salzburger Landestheater und Kammerspiele

1995

1

Heeresgeschichtliches Museum

1971

1

MAK - österreichisches Museum für angewandte Kunst

2013

1

Museumsquartier-Errichtungs- und Betriebs- 1995 gmbH

1

Österreichische Galerie Belvedere

2000

1

Schönbrunner Tiergarten GmbH

1936

1

Spanische Hofreitschule - Bundesgestüt Piber

2008

1

Technisches Museum Wien

1950

1

Theaterholding Graz / Steiermark GmbH

2004

1

Vereinigte Bühnen Wien GmbH

2001

1

Volkstheater GmbH

1997

1

Wiener Konzerthausgesellschaft

1963

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Tabelle 1: Große Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei Kunst- oder Kultureinrichtungen von 1918 bis 2018.

Die meisten großen Gebarungsprüfungen bei Kunst- und Kultureinrichtungen, nämlich 16, führte der Rechnungshof zwischen 1925 und 2018 bei den Bundestheatern durch. Die Gebarungsprüfungen 1925, 1935, 1948, 1949, 1953, 1958 und 1977 umfassten den gesamten heutigen Bundestheater-Konzern, also die heutige Bundestheater-Holding GmbH, die ART for ART Theaterservice-GmbH, die Wiener Staatsoper GmbH, die Burgtheater GmbH sowie die Volksoper Wien GmbH. Die restlichen Gebarungsprüfungen betrafen Teile des heutigen Bundestheater-­Konzerns (1964 und 1986 jeweils Burgtheater und Staatsoper, 1994 Burgtheater, 2003 Volksoper

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Prüfungstätigkeit des Rechnungshofes im Kunst- und Kulturbereich seit 1918

Wien GmbH, 2014 Bundestheater-Holding GmbH, 2016 ­Burgthea­ter GmbH, 2018 Wiener Staatsoper GmbH, 2018 ART for ART Theaterservice GmbH). Elf große Gebarungsprüfungen führte der Rechnungshof zwischen 1935 und 2011 bei den Salzburger Festspielen durch, zwei weitere kleine 1953 und 1955 (in der Tabelle nicht erfasst). Diese Einrichtung prüfte der Rechnungshof damit nahezu so häufig wie die einzelnen Einrichtungen des Bundestheater-Konzerns zusammen. Von den elf großen Gebarungsprüfungen bei den Salzburger Festspielen fanden sechs aufgrund eigenen Ermessens des Rechnungshofes statt (die zwei kleinen Gebarungsprüfungen 1953 und 1955 ebenfalls). Der Rechnungshof war also aufgrund eigener Risikoeinschätzung oder anderer Gründe zur Ansicht gelangt, dass eine Prüfung der Festspiele angebracht war. Fünf Gebarungsprüfungen – alle seit 1961 mit Ausnahme jener von 1995 – fanden auf Ersuchen einer dazu ermächtigten Instanz statt. Dies war 1961, 1972/73 und 1982 der Salzburger Landeshauptmann, 1986 die Salzburger Landesregierung und 2011 der Salzburger Landtag. Die Salzburger Festspiele waren demnach jene Einrichtung des Kunst- und Kulturbereiches, die der Rechnungshof zwischen 1918 und 2018 am häufigsten prüfte, wobei alle bis auf eine Gebarungsprüfung seit 1961 auf Ersuchen des Salzburger Landeshauptmannes, der Landesregierung oder des Landtages stattfanden.

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Zur Arbeitsweise des Rechnungshofes Nach einer Vorbereitungsphase überprüft der Rechnungshof die Gebarung vor Ort, im Fall der Salzburger Festspiele demnach in Salzburg. Den Termin dieser so genannten Einschau – das ist die Vor-Ort-Kontrolle durch die Prüfer – hatte er der zu prüfenden Einrichtung zuvor in einem Schreiben angekündigt. Die Prüfer hatten und haben in der Einschau das Recht und die Pflicht, in alle Unterlagen der Festspiele Einsicht zu nehmen und mit allen Auskunftspersonen direkt Gespräche zu führen. Ihre Aufgabe ist es, die Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit der Gebarung zu beurteilen (in den 1950er-Jahren mussten sie außerdem die Rechtmäßigkeit der Jahresabschlüsse des Salzburger Festspielfonds bestätigen). Nach der Einschau verfassen die Prüfer einen Bericht über ihre Erkenntnisse, das so genannte Prüfungsergebnis. Das Prüfungsergebnis enthält die vom Rechnungshof festgestellten Mängel und daraus abgeleitete Empfehlungen. Für Rechnungshofinterne Leser wird der entsprechende Akt des Prüfungsergebnisses in der Behörde zumeist mit einem einleitenden ›Votum‹ versehen, das aus der Perspektive des Historikers oftmals ebenso interessant ist wie das Prüfungsergebnis selbst, beschreibt es doch immer wieder das politische Umfeld der Festspiele. Anhand der Prüfungsergebnisse über die Salzburger Festspiele ist das zunehmende Bemühen des Rechnungshofes um Unmissverständlichkeit seiner Empfehlungen erkennbar. So enthielt das Prüfungsergebnis der Gebarungsprüfung 1935 keine Empfehlungen im engeren Sinn, sondern kritische Beobachtungen der Prüfer mit abschließenden, oft wenig konkreten, Einsparungsvorschlägen. Ab der Gebarungsprüfung 1972/73 ist in zunehmendem Ausmaß das Bestreben des Rechnungshofes erkennbar, aus Kritik immer auch eine konkrete Empfehlung für zukünftiges Handeln abzuleiten und diese deutlich erkennbar hervorzuheben, z. B. durch einen Absatz oder eine eigene Textziffer. Durchgängig ist diese Vorgangsweise aber erst im Prüfungsergebnis 2011 eingehalten. Kritik und Empfehlung des Rechnungshofes sind in einer eigenen Textziffer hervorgehoben. Seit den 1990er-Jahren enthalten die Prüfungsergebnisse eingangs zudem eine Kurzfassung, die die wesentlichen Erkenntnisse durchaus mediengerecht präsentiert. Die Empfehlungen des Rechnungshofes hatten nie einen normativen Charakter, das heißt, die geprüfte Einrichtung konnte ihre Umsetzung auch ablehnen, ohne dass dies sanktionierbar gewesen wäre. Der Rechnungshof konnte also »mangels

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Zur Arbeitsweise des Rechnungshofes

Imperiums seine Befunde und Vorschläge nicht durchsetzen, sondern musste sich ausschließlich auf deren Überzeugungskraft verlassen.«1 Nachdem die Empfehlungen in das Prüfungsergebnis Aufnahme gefunden haben, erhält die geprüfte Einrichtung dieses zur Stellungnahme (im Fall der Salzburger Festspiele gelangten seit 1972/73 alle Prüfungsergebnisse in diesem Stadium, von den Medien als ›Rohbericht‹ bezeichnet, an die Öffentlichkeit). Anschließend verfasst der Rechnungshof gegebenenfalls eine Gegenäußerung zur Stellungnahme der geprüften Einrichtung. Der Rechnungshof als ein Organ des Nationalrates oder eines Landtages hat diesem die Ergebnisse seiner Arbeit vorzulegen. Bis 2006 legte er in Tätigkeitsberichten Kurzfassungen seiner Prüfungsergebnisse vor. Diese Tätigkeitsberichte waren Beilagen zu den stenographischen Protokollen des Nationalrates und waren in gedruckter Form jener Teil der Arbeit des Rechnungshofes, der für die Öffentlichkeit bestimmt war. Die ungekürzte Veröffentlichung der Prüfungsergebnisse des Rechnungshofes war schon in den 1930er-Jahren ein politischer Wunsch, war doch die wichtigste »Voraussetzung für das Ingangbringen einer öffentlichen Diskussion über Budgetfragen die Publizität aller Rechnungshofberichte.«2 Hinzu kam, dass über die Jahre und Jahrzehnte die Tätigkeitsberichte immer umfangreicher wurden. So umfasste das ­Prüfungsergebnis der Gebarungsprüfung 1935 bei den Salzburger Festspielen rund 52 maschingeschriebene Seiten, im Tätigkeitsbericht 1935 aber nur zwei gedruckte Absätze.3 Das Prüfungs­ ergebnis 1972/73 umfasste 302 maschingeschriebene Seiten, im eigens vorgelegten Nachtrag zum Tätigkeitsbericht 1973 hingegen bereits 19 gedruckte Seiten.4 Als die Tätigkeitsberichte sich immer mehr in Umfang und Inhalt den Prüfungsergebnissen annäherten, wurde der alte Wunsch nach voller Publizität umgesetzt. Seit 2006 veröffentlicht der Rechnungshof sein gesamtes Prüfungsergebnis inklusive der Stellungnahme der geprüften Einrichtung und allfälliger Gegenäußerungen des Rechnungshofes.5 1 Hengstschläger, Der Rechnungshof. Organisation und Funktion der obersten Finanzkontrolle in Österreich, 1982, S. 173. 2 Berger, Im Schatten der Diktatur. Die Finanzdiplomatie des Vertreters des Völkerbundes in Österreich. Meinoud Marinus Rost van Tonningen. 1931–1936, 2000, S. 131. 3 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1935 (Nr. 62/Ge der Beilagen zu den stenographischen Protokollen über die Sitzungen des Bundestages des Bundesstaates Österreich 1934– 1936) vom 6. Februar 1936. 4 Nachtrag zum Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1973, zu Nr. 1284 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 19. Februar 1975. 5 Der nach wie vor jährlich erscheinende Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes (z. B. RH, Reihe Bund 2019/49) gibt seither einen Überblick über den Umfang und die Erfüllung der ständig wachsenden Aufgaben des Rechnungshofes.

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Eine Staatsaffäre zieht ihre Kreise (1931) Die Salzburger Festspiele hatten 1928 das vierte Jahr in Folge mit einem Defizit abgeschlossen.1 Der Regisseur Max Reinhardt und der Dichter Hugo von Hofmannsthal, künstlerische Gründer der Salzburger Festspiele, suchten nach alternativen Finanzierungsmöglichkeiten, die deren dauernde Finanzmisere beenden sollten. Ein privater Investor bot Kapital,2 verlangte dafür aber Einfluss auf die Festspiele.3 Diesen Plan konnten die vier Förderungsgeber (Bund, Land und Stadt Salzburg sowie seit 1927 der Salzburger Fremdenverkehrsförderungsfonds4) nicht gutheißen, denn damit wäre ihr Einfluss geschwunden. So schrieb Landeshauptmann Franz Rehrl im Dezember 1928 an Hugo von Hofmannsthal  : »Die ganze Aktion scheint darauf abzuzielen, […] eine Diktatur in Salzburg zu errichten.«5 Die Förderungsgeber sicherten ihren Einfluss auf die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde schließlich einerseits ab Oktober 1929 durch die statutenmäßige Entsendung je eines Vertreters in den neu geschaffenen Aufsichtsrat des Vereins ab.6 Andererseits fanden sowohl 1929 als auch in den Folgejahren 1930 und 1931 zähe Verhandlungen über die nachträgliche Bedeckung des bei den sommerlichen Festspielen entstandenen Defizits und die dauerhafte finan­zielle Absicherung der Festspiele statt.7 Vom Bund erwarteten die drei lokalen Förderungsgeber, dass er zur nachträgli­ chen Bedeckung des Defizits ab 1931 gleich viel beitragen solle wie jeder dieser beigetragen hatte, nämlich 50.000 Schilling. Das Bundesministerium für Unterricht zahlte 1930 und 1931 jedoch nur eine Förderung von jeweils 35.000 Schilling. Eine Erhöhung war aus dem schmalen Budget von 130.000 Schilling, das für die Förderung der darstellenden Kunst in allen Bundesländern vorgesehen war, undenkbar.8 1 Diesmal waren es 73.000 Schilling. Vgl. Fuhrich/Prossnitz, Die Salzburger Festspiele 1920–1945, ihre Geschichte in Daten, Zeitzeugnissen und Bildern, 1990, S. 59, 71, 80, 86. 2 Camillo Castiglioni, vgl. Stiefel, Camillo Castiglioni und die Metaphysik der Haifische, 2012, S. 334 f. 3 Vgl. Gallup, Die Geschichte der Salzburger Festspiele, 1989, S. 74. 4 Der Fremdenverkehrsfonds war Ende 1926 gegründet worden (Gesetz über die Bildung eines Fondes zur Förderung des Fremdenverkehres im Lande Salzburg, Sbg. LGBl. 134/1926). 5 Zit. in  : Fuhrich/Prossnitz, Salzburger Festspiele, S. 87. 6 Die Generalversammlung des Vereins entsandte zwei weitere Mitglieder, siehe Fuhrich/Prossnitz, Salzburger Festspiele, S. 97. 7 AdRH, Grundzahl 432 ex 1931, ›Salzburger Festspiele/österr. Bundesbahnen, Sicherung‹. 8 Der Bundesvoranschlag für 1929 sah Mittel von 130.000 Schilling »zur Förderung der Musik und der darstellenden Kunst in den Ländern« vor (›Aufgrund des Bundesfinanzgesetzes vom 29. Jänner 1929, BGBl. Nr 51, richtiggestelltes Teilheft zum Bundesvoranschlag der Republik Österreich 1929, Gruppe VIII  : Unterricht, Kunst, Kultus‹, S. 48).

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Eine Staatsaffäre zieht ihre Kreise (1931)

Es kam in dieser Situation wohl wie gerufen, dass der Generaldirektor der Bundesbahnen dem Bundesminister für Unterricht eine »Subvention«9 der Bundesbahnen für die Salzburger Festspiele von 15.000 Schilling anbot. Die Bundesbahnen »subventionierten« in den Jahren 1927 bis 1929 aus Geheimfonds aber nicht nur die Salzburger Festspiele, sondern auch zahlreiche andere Einrichtungen, vor allem jedoch ihre eigenen Vorstandsmitglieder. Die aus der Aufdeckung dieser Geheimfonds der Bundesbahnen erwachsene Staatsaffäre führte zum Jahreswechsel 1930/31 zum Rücktritt einer Bundesregierung und zur ersten Befassung des Rechnungshofes mit den Salzburger Festspielen. Die in der Folge geschilderten Ereignisse beleuchten das politische und ökonomische Interessengefüge, das die Salzburger Festspiele in ihren Anfangsjahren umgab und zeigen die besondere Rolle, die sie von ihrer Gründung an für die Republik Österreich hatten.

4.1 Die Bundesbahnen fördern aus Geheimfonds die Salzburger Festspiele Am 13. Mai 1930 ließ die ›Arbeiter-Zeitung‹, das ›Zentralorgan der Sozialdemokratie Deutschösterreichs‹, auf ihrer Titelseite eine Bombe platzen  : Bei den Bundesbahnen bestünde ein Geheimfonds (siehe Abbildung 1). Dieser werde von Rückvergütungen von Kohlenlieferanten gespeist und habe unter anderem zur Bezahlung einer Abfertigung von 80.000 Schilling an einen der »Christlichsozialen Partei sehr nahestehenden Funktionär der Bundesbahnen«10 und der Förderung des deutschnationalen Eisenbahnbeamtengesangsvereines gedient. Die ›Arbeiter-Zeitung‹ vermutete, dass der christlich-soziale Grazer Lokalpolitiker Franz Strafella von seiner Partei nur deshalb für das gerade vakante Amt des Bundesbahn-Generaldirektors nominiert worden war, weil die Partei von den Geheimfonds wusste und plante, mit diesen Mitteln parteinahe Aktivitäten – z. B. ihren Wahlfonds – zu finanzieren. Strafella erstattete Strafanzeige gegen die ›Arbeiter-Zeitung‹.11 Im Zuge des Verfahrens stellte sich heraus, dass die Bundesbahnen nicht über einen Geheimfonds

 9 Eine Subvention ist sowohl nach heutiger als auch nach damaliger (vgl. z. B. Großer Brockhaus, Handbuch des Wissens, Leipzig 1934) Definition eine Beihilfe aus öffentlichen Mitteln. Zu dieser waren jedoch die Bundesbahnen, die seit 1923 ein selbständiger Wirtschaftskörper waren, weder befähigt noch befugt. Da damals dieser Begriff in der öffentlichen Debatte zumeist verwendet wurde, steht er hier unter Anführungszeichen. 10 ›Arbeiter-Zeitung‹ vom 13. Mai 1930 11 Vgl. Deutsch, Die Österreichischen Bundesbahnen in der Zwischenkriegszeit, 1975, S. 84.

Die Bundesbahnen fördern aus Geheimfonds die Salzburger Festspiele

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Abb. 1  : Die ›Arbeiter-Zeitung‹ lässt auf ihrer Titelseite vom 13. Mai 1930 eine Bombe platzen.

verfügten, sondern über vier.12 Auf diese Geheimfonds waren von 1925 bis 1930 Einzahlungen von 1,15 Millionen Schilling13 geleistet worden  :14 – Auf einen Geheimfonds waren Einzahlungen aus Geschäftsbeziehungen mit dem Österreichischen Verkehrsbüro erfolgt. Außerdem waren auf diesen Geheimfonds 150.000 Schilling »von unbekannter Seite aus unbekanntem Anlass«15 einbezahlt worden. – Drei Geheimfonds speisten sich einerseits aus den von der ›Arbeiter-Zeitung‹ erwähnten Rückvergütungen von Kohlenlieferanten. Die Bundesbahnen waren 1923 per Gesetz zu einem selbständigen Wirtschaftskörper geworden und hatten 12 Vgl. Freihsl, Bahn ohne Hoffnung. Die österreichischen Eisenbahnen von 1918 bis 1938, 1971, S. 168. Im Archiv des Rechnungshofes ist des weiteren die aktenmäßige Erledigung eines Schreibens vom Oktober 1930 erhalten, in dem ein Regierungsbaurat der Vorarlberger Landesregierung dem Bundeskanzler von einem angeblichen weiteren Geheimfonds der Bundesbahnen Mitteilung machte. Der Rechnungshof – mittlerweile für die Bundesbahnen prüfzuständig, siehe weiter unten – stellte fest, dass es sich um ein reguläres Bankkonto der Bundesbahnen handelte (AdRH Grundzahl 3713 ex 1930 ›Conto separato der Oe.B.B. bei der n.ö. Escompte-Gesellschaft‹). 13 Die Kaufkraft von 1,15 Millionen Schilling aus dem Jahr 1930 entspräche in Österreich im Jahr 2019 rd. 4,0 Millionen Euro. (vgl. https://www.eurologisch.at/docroot/waehrungsrechner/#/) 14 Vgl. ›Der Österreichische Volkswirt‹ vom 27. September 1930. 15 Ebd.

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Eine Staatsaffäre zieht ihre Kreise (1931)

alsbald ihr Beschaffungswesen zentralisiert. Dieses durchforstete systematisch die nach dem Ersten Weltkrieg abgeschlossenen Lieferverträge mit Kohlenlieferanten und hob bei überhöhten Verträgen Rückvergütungen ein.16 Andererseits stand der Verdacht im Raum, dass es sich bei den Zuflüssen auf die drei Geheimfonds um »Vergütungen auf neue Geschäfte«17 mit Kohlenlieferanten handelte.18 Von den Geheimfonds waren Auszahlungen von insgesamt 0,82 Mio. Schilling zu folgenden Zwecken erfolgt  : Auszahlungszweck

Betrag

Remunerationen an die Vorstandsmitglieder im Jahre 1927

120.000

Remunerationen an andere Direktoren 1927

20.000

Remunerationen an vier Beamte 1927

10.000

Remunerationen an Bundesbahnbedienstete

47.700

Abfertigung für den ausgeschiedenen Generaldirektor 1929

80.000

Ehrengaben für den Präsidenten 1927 und 1929

57.420

Rennpreise für den Jockey-Klub 1927, 1928, 1929

375.000

Salzburger Festspiele

40.000

Generaldirektion der Bundestheater 1929

10.000

Wohltätigkeitsaktionen

17.000

Rechtsgutachten

5.000

Propagandistische Zwecke

1.500

Aushilfen an Bundesbahnfunktionäre Summe

32.500 816.120

Tabelle 2: Auszahlungen von den Geheimfonds der österreichischen Bundesbahnen (in Schilling, ›Der Österreichische Volkswirt‹ vom 27. September 1930).

Nur die beiden Generaldirektoren Josef Maschat (1924–1928)19 und Rudolf FoestMonshoff (1928–März 1930) sowie Georg Günther, der Präsident der Verwaltungs16 Vgl. Österreichische Bundesbahnen, Das Beschaffungswesen der Unternehmung ›Österreichische Bundesbahnen‹ seit ihrer Errichtung (1. Oktober 1923), 1926, S. 10 ff. 17 ›Der Österreichische Volkswirt‹ vom 27. September 1930. 18 Seit 1974 ein Untreue-Straftatbestand  : § 153a StGB, BGBl. Nr. 60/1974, ›Geschenkannahme durch Machthaber‹. 19 Maschat war bis 1924 Hofrat im Rechnungshof (vgl. Freihsl, Bahn, S. 170  ; AdRH Index Präsidialakten 1924).

Die Bundesbahnen fördern aus Geheimfonds die Salzburger Festspiele

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kommission – ein Organ der Bundesbahnen, das ähnliche Aufgaben wie ein Aufsichtsrat erfüllte20 –, hatten auf die Geheimfonds Zugriff gehabt.21 Sie verwendeten insgesamt 367.620 Schilling für freiwillige Prämien (»Remunerationen«, »Ehrengaben«, »Aushilfen«) oder Abfertigungszahlungen an sich selbst, ihr direktes Umfeld oder Beschäftigte der Bundesbahnen. Mit jeweils 125.000 Schilling förderten die Bundesbahnen von 1927 bis 1929 den Rennpreis des Wiener Jockey Clubs. Generaldirektor Foest-Monshoff war Besitzer eines Rennstalls, die Zeitungen unterstellten ihm, dass er auf diesem Weg die Mitgliedschaft in diesem prestigeträchtigen Club, in dem einflussreiche Industrielle verkehrten,22 anstrebte.23 Zu seiner Verteidigung bezeichnete Foest-Monshoff diese Zahlungen als Fremdenverkehrsförderungen.24 Ein Rechtsgutachten über Steuerfragen kostete 5.000 Schilling, die Vorbereitung einer Werbekampagne 1.500 Schilling. Für Wohltätigkeitsaktionen zahlten die Bundesbahnen aus ihren Geheimfonds insgesamt 17.000 Schilling aus. Den Bundestheatern, einer Dienststelle des Bundesministeriums für Unterricht, ließ Generaldirektor Foest-Monshoff 1929 eine einmalige Zuwendung von 10.000 Schilling zukommen, den Salzburger Festspielen »Subventionen« von insgesamt 40.000 Schilling. Die Bundesbahnen klagten ihre ehemaligen Generaldirektoren Maschat und Foest-Monshoff 1931, in dritter Instanz wurden die beiden 1934 für schuldig befunden und mussten Schadenersatz leisten.25 Strafella erlitt in seinem Strafverfahren gegen die ›Arbeiter-Zeitung‹ im September 1930 eine Niederlage und wurde seinerseits von dieser geklagt. Das Gericht sah es unter anderem als erwiesen an, dass Strafella – wie von der ›Arbeiter-Zeitung‹ behauptet – »beabsichtigte, öffentliche Gelder parteipolitischen Zwecken zuzuführen« und dieser daher als »unsauber, korrupt und unkorrekt« zu bezeichnen sei.26 Gegen dieses Urteil ging Strafella in Berufung. Von März bis September 1930 war der Posten des Generaldirektors der Bundesbahnen interimistisch besetzt.27 Die Christlichsoziale Partei hielt weiterhin an ihrem Kandidaten Strafella fest, der parteilose Bundeskanzler Johann Schober weigerte 20 Vgl. §§ 10ff Bundesbahngesetz 1923, BGBl. Nr. 407/1923. 21 Vgl. Deutsch, Bundesbahnen, S. 79. 22 Freihsl, Bahn, S. 169 f. 23 Vgl. ›Der Österreichische Volkswirt‹ vom 27. September 1930. 24 Freihsl, Bahn, S. 169. 25 Ebd., S. 170. 26 Ebd., S. 174. 27 Durch Hans Sedlak, dessen Posten als ›Leiter der Generaldirektion‹ bezeichnet wurde (Freihsl, Bahn, S. 44).

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Eine Staatsaffäre zieht ihre Kreise (1931)

sich jedoch, einen Mann zum Generaldirektor zu bestellen, gegen den ein Korruptionsprozess unter breitestem Interesse der Zeitungen und der Öffentlichkeit lief. Der Förderer Strafellas in der Bundesregierung, der christlichsoziale Heeresminister und Vizekanzler Carl Vaugoin, trat daraufhin im September 1930 zurück und erzwang so am folgenden Tag den Rücktritt des gesamten Kabinetts Schober. Ein neues Kabinett bildete sich, an dessen Spitze nunmehr als Bundeskanzler Carl Vaugoin stand. Dieser ernannte am 2. Oktober den Direktor der Niederösterreichischen Landwirtschaftskammer Engelbert Dollfuß, der seit März 1930 Mitglied der Verwaltungskommission der Bundesbahnen gewesen war, zu deren Präsidenten. Dollfuß – der 1931 Landwirtschaftsminister und 1932 Bundeskanzler werden sollte – entließ sogleich den gesamten Vorstand der Bundesbahnen und bestellte Strafella zum Generaldirektor. Gleichzeitig beurlaubte Dollfuß Strafella bis zu dem Zeitpunkt, an dem Strafellas Berufung gegen das ›Arbeiter-Zeitungs‹-Urteil positiv beschieden würde. Das Gericht zweiter Instanz bestätigte jedoch im Mai 1931 das Urteil der ersten Instanz  : Strafella sei als »unsauber und unkorrekt«28 zu bezeichnen. Strafella war damit für seine Partei untragbar geworden und musste den Posten als Generaldirektor der Bundesbahnen räumen.29

4.2 Der Rechnungshof befasst sich erstmals mit den Salzburger Festspielen Die im vorigen Kapitel geschilderten Ereignisse gingen am Rechnungshof zunächst spurlos vorüber. Eine Kontrolle des selbständigen Wirtschaftskörpers Bundesbahnen durch den Rechnungshof war nämlich weder im Bundesbahngesetz von 1923 noch im Rechnungshofgesetz von 1925 vorgesehen.30 Im Juli 1930 beschloss der Nationalrat eine Änderung des Rechnungshofgesetzes, wonach der Rechnungshof nunmehr den Jahresabschluss der Bundesbahnen und deren Gebarung zu überprüfen hatte.31

28 Freihsl, Bahn, S. 175. 29 Sein Nachfolger wurde Egon Seefehlner, Vater des gleichnamigen nachmaligen Direktors der Wiener Staatsoper. Freihsl, Bahn, S. 175ff.; (https://biographien.ac.at/ID-0.3050352-1, abgerufen im März 2020). 30 Die bis Juli 1930 nicht vorhandene Prüfzuständigkeit des Rechnungshofes für die Bundesbahnen war offenbar nicht einmal deren Verwaltungskommission bekannt, denn im Juni 1930 behauptete ein christlichsoziales Mitglied dieses Gremiums in einer Rede, dass »auch der Oberste Rechnungshof, dem die Kontrolle der finanziellen Gebarung der Bundesbahnen obliegt, in Unkenntnis dieses [Geheim-]Fonds und seiner Gebarung« gewesen sei. (›Kleine Volkszeitung‹ und ›Reichspost‹ vom 4. Juni 1930 sowie ›Tiroler Anzeiger‹ vom 6. Juni 1930). 31 § 6 Rechnungshofgesetz 1930, BGBl. Nr. 72/1930.

Der Rechnungshof befasst sich erstmals mit den Salzburger Festspielen

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Diese veränderte Rechtslage veranlasste den Bundesminister für Unterricht wohl auch, dem Rechnungshof in einem Schreiben vom 23. Dezember 1930 die Gründe und Umstände, die zur Förderung der Salzburger Festspiele durch die Bundesbahnen geführt hatten, zu erläutern. Das Schreiben ist hier zur Gänze wiedergegeben, weil es einerseits das komplexe politische Interessensgefüge beleuchtet, von dem die Salzburger Festspiele in ihren Anfangsjahren umgeben waren, andererseits die erste Befassung des Rechnungshofes mit den Festspielen bedeutete.32 An den Rechnungshof in Wien. In der Saison 1928/29 erschien der Weiterbestand der Salzburger Festspiele aus finanziellen Gründen ernstlich gefährdet. Da aber der Bund an dem Weiterbestand der Festspiele nicht nur aus Fremdenverkehrs- und allgemein wirtschaftlichen Gründen interessiert ist, sondern es sich hiebei auch speziell um die vom Bundesministerium für Unterricht zu vertretenden Interessen der österreichischen Kunst handelt, für deren Betätigung vor einem großen internationalen Forum gerade die Salzburger Festspiele hervorragend geeignet sind, betrachtete das Bundesministerium für Unterricht es als seine Aufgabe, gemeinsam mit den sonst beteiligten öffentlichen Faktoren (Land und Stadt Salzburg, sowie der Fremdenverkehrsfonds Salzburg) einen Weg zu finden, der die Salzburger Festspiele aus der ständigen finanziellen Ungewissheit herausführt und auf eine materiell halbwegs gesicherte Basis stellt. Aus den Besprechungen dieser vier Faktoren ergab sich deren Bereitwilligkeit, durch jährliche Beitragsleistungen die Festspiele finanziell zu verankern, wofür gleichzeitig aber eine entsprechende Einflussnahme auf die Geschäftsgebarung der Festspielhausgemeinde gesichert werden soll. Als die Verhandlungen bereits so weit gediehen waren, dass eine derartige Kooperation zwischen Bund, Land, Gemeinde und Fremdenverkehrsfonds Salzburg und der Festspielhausgemeinde prinzipiell realisierbar schien, galt es, speziell für den Bund, Sicherheiten für eine möglichst gleich hohe Beitragsleistung auf mehrere Jahre zu finden. Nach dem damaligen Stand der Verhandlungen des Bundesministeriums für Unterricht mit dem Bundesministerium für Finanzen war zu befürchten, dass damals nicht einmal für das laufende Jahr 1929 der Bund in der Lage sein würde, einen gleich hohen Beitrag wie die anderen öffentlichen Faktoren aufzubringen. Hiedurch aber lief der Bund Gefahr, dass er, wenn er den Festspielen doch irgendeinen Beitrag zuwenden müsste, wozu er von den lokalen Faktoren und wohl auch von der Öffentlichkeit gezwungen worden wäre, die Festspiele zwar subventionieren, aber keinerlei Einfluss auf eine ökonomische Geschäftsgebarung und auf Wahrung des künstlerischen Niveaus nehmen könne. In dieser Situation kam die Bereitwilligkeit des Generaldirektors der Bundesbahnen, einen Beitrag von 15.000 S zu Gunsten der Salzburger Festspiele 1929 zu Handen des 32 AdRH, Grundzahl 432 ex 1931, ›Salzburger Festspiele/österr. Bundesbahnen, Sicherung‹, Geschäftsziffer des Bundesministeriums für Unterricht Z. 20038/I-6. (Kst.)/1929.

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Eine Staatsaffäre zieht ihre Kreise (1931)

Bundes zur Verfügung zu stellen, sehr gelegen. Dem Wunsch des Generaldirektors, eine Quellenangabe über diesen Betrag nach Möglichkeit zu vermeiden, glaubte das Bundesministerium für Unterricht umsomehr Rechnung tragen zu können, als es einleuchtend erschien, dass die Bundesbahnen ähnliche Subventionsansuchen durch andere Veranstaltungen vermeiden wollten. Das mündliche Angebot des Generaldirektors Foest fand in diesem abschriftlich beiliegenden Schreiben vom 7. Februar 1929 an den ehemaligen Bundesminister für Unterricht Schmitz und in der Überweisung des Betrages von 15.000 S seine Bestätigung. Dieser Betrag gelangte unterm 2. März 1929 zur Einlage beim österr. Kreditinstitut für öffentliche Unternehmungen und Arbeiten und zwar unter den aus dem abschriftlich beiliegenden Schreiben dieses Instituts vom 2. März 1929 ersichtlichen Modalitäten. Mit dem ebenfalls abschriftlich beiliegenden Schreiben vom 19. Juni 1929, Z. 9188/ 1929 an das Bundesministerium für Unterricht erklärten sich die österreichischen Bundesbahnen des weiteren bereit, zur Sicherung der Salzburger Festspiele in den nächsten 5 Jahren, in welchen Festspiele stattfinden, eine Subvention von 25.000 S zu Handen der vom Bundesministerium für Unterricht zu bestimmenden Persönlichkeit zu leisten. Dieser Betrag soll dazu dienen, um den Beitrag des Bundes für obige Zwecke innerhalb jener Grenzen halten zu können, die mit den Bundesfinanzen vereinbarlich sind. Mit dem weiterhin abschriftlich beiliegenden Schreiben vom 19. November 1929 an das Bundesministerium für Unterricht haben die Bundesbahnen dem Bundesministerium für Unterricht auch über die Zinsen, welche aus einer allfälligen Fruktifizierung der von ihnen für die Salzburger Festspiele dem Ministerium geleisteten Subventionsbeiträge anerlaufen, die freie Verfügung überlassen. Der sohin zu Beginn des Jahres 1930 von den Bundesbahnen anher überwiesene Betrag von 25.000 S wurde gleichfalls beim Österreichischen Kreditinstitut für öffentliche Unternehmungen und Arbeiten und zwar gemeinsam mit dem früher erwähnten Betrag von 15.000 S auf ein eigenes Einlagebuch (Nr. 850, Chiffre S.F.B.B.) /  : d.i. Salzburger Festspiele, Bundesbahnen/  : unter Sperre des Direktors dieses Instituts Dr. Emil Perels eingelegt. Eine Heranziehung dieser Beiträge zur Komplettierung der h. o. Subvention für die Salzburger Festspielhausgemeinde konnte bisher vermieden werden, da pro 1929 und 1930 mit den Mitteln des h.o. Kredits Kapitel 13, Tit. 2 ›zur Förderung der Musik und darstellenden Kunst‹ sämtl. Länder das Auslangen gefunden wurde. Pro 1930 war es allerdings nur mehr sehr schwer möglich, dem Drängen der lokalen Faktoren, die je 50.000 S bewilligt hatten, standzuhalten und mit der Bewilligung einer h. o. Subvention aus obgenanntem Kredite im Ausmaß von nur 35.000 S auszukommen. Erleichtert wurde h. o. Ministerium, das unter Hochdruck gestellt war, diese Zurückhaltung dadurch, dass die heurigen Festspiele wider Erwarten mit einem günstigen Ergebnis abschließen konnten. Dieses günstige Ergebnis war aber nebst dem Einfluss der h.o. Vertreter hinsichtlich der ökonomischen Gebarung zum Großteil darauf zurückzu-

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führen, dass das h.o. Ministerium – gestützt auf die ihm zur Verfügung stehende frühere Beitragsleistung der Bundesbahnen – schon im Jahr 1929 den Festspielen die finanzielle Unterstützung für 1930 in Aussicht stellen konnte, so dass die Propaganda für die Festspiele schon im Jahr vorher einsetzen konnte, während in den Vorjahren die finanziell ungünstige Basis eine solche rechtzeitige Propaganda nicht zuließ. Umso wichtiger ist es aber zur Wahrung der öffentlichen Interessen, an dem Weiterbestand der Salzburger Festspiele und der erforderlichen Einflussnahme des Bundes auf die Gebarung der Salzburger Festspielhausgemeinde, dass eine solche Komplettierungsmöglichkeit, angesichts des immerhin unsicheren finanziellen Ergebnisses jeder derartigen Veranstaltung, wie es die Salzburger Festspiele sind, und angesichts der schwierigen Finanzlage des Bundes für die Zukunft gewahrt bleibe. Im Budgetjahr 1931 wird das h. o. Bundesministerium einen noch schwierigeren Stand haben. Die übrigen Faktoren haben nämlich schon jetzt die Beitragsleistung für die Salzburger Festspiele im Jahr 1931 mit je 50.000 S an die Bedingung geknüpft, dass der Bund einen gleich hohen Beitrag zusichere. Das stark gedrosselte h. o. Bundesbudget des Jahres 1931 wird aber die Zusicherung eines Betrages in dieser Höhe keinesfalls zulassen. Es wird daher Sache der h. o. Vertreter sein, die übrigen Faktoren von der schwierigen Finanzlage des Bundes und von der Unmöglichkeit der Zusicherung des vollen Beitrages zu überzeugen. Ob und inwieweit dies auch heuer – nachdem es schon im Vorjahre nur sehr schwer gelungen war – von Erfolg begleitet sein wird, kann nicht vorhergesagt werden. Daher kann auch nicht gesagt werden, welcher Betrag von der Beitragsleistung der Bundesbahnen schon heuer wird in Anspruch genommen werden müssen und ob es möglich sein wird, hievon noch einen Betrag für die kommenden Jahre als Reserve zu retten. Würde der Beitrag der Bundesbahnen jetzt an die Bundeskasse abgeliefert werden, so könnte zwar die Bundessubvention für 1931 erhöht werden, es wäre dies aber gleichbedeutend mit dem Verfall des 1931 nicht verwendeten Betrages und mit der Unmöglichkeit der allfälligen Reservierung für kommende Jahre. Hiemit wäre aber schon im Jahre 1931 wieder jener sehr bedauerliche Zustand der finanziellen Ungewissheit für die Salzburger Festspiele herbeigeführt, der ihren Weiterbestand gefährdet, dessen Behebung eben eminent in den Interessen sowohl des Bundes als auch der Bundesbahnen gelegen ist, und zu dessen Vermeidung das h. o. Ministerium den bisherigen Weg eingeschlagen hat. Im Hinblick auf die in letzter Zeit bezüglich der Gestion mit Geldern der österreichischen Bundesbahnen aufgeworfenen Fragen erachtet es das Bundesministerium für Unterricht aber schon jetzt als seine Pflicht, obigen Sachverhalt zur Kenntnis des Rechnungshofes zu bringen, und ersucht, im Falle gegen die weitere Beibehaltung der bisherigen Vorgangsweise dort Bedenken obwalten, oder d.a. Wünsche nach anderen Modalitäten bestehen, um deren Bekanntgabe. Der Bundesminister  : Dr. Czermak

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Dem Schreiben des Bundesministers für Unterricht waren Abschriften der »Subventionszusagen« der Bundesbahnen beigelegt. Aus diesen geht hervor, dass die Bundesbahnen dem Bundesminister für Unterricht am 7. Februar 1929 als erste »Subventionszahlung« einen Scheck über 15.000 Schilling übergaben. Noch bevor der Rechnungshof zu diesem Schreiben Stellung nehmen konnte – der Entwurf eines Antwortschreibens lag bereits vor –, langte Anfang März 1931 bei dessen Präsidenten Max Wladimir Beck ein Schreiben des Landeshauptmannes von Salzburg, Franz Rehrl, ein (siehe Abbildung 2).33 Euere Exzellenz  ! Hochverehrter Herr Präsident  ! In erfreulicher Erkenntnis der hohen Bedeutung der Salzburger Festspiele leistet das Bundesministerium für Unterricht schon seit einer Reihe von Jahren beachtenswerte Zuschüsse. Mir liegen augenblicklich die Daten jener Subventionen vor, die die Salzburger Festspielhausgemeinde für das Jahr 1930 erhielt und zwar  : am 3. Dezember 1929 S 10.000 " 30. November 1929 " 10.000 " 31. Mai 1930 "   5.000 " 29. August 1930 " 10.000 Alle diese Überweisungen erfolgten durch das Bundesministerium für Unterricht auf Rechnung des Zentralkredites zu Kapitel 13, Titel 2 des Bundesfinanzgesetzes. Gelegentlich der unerquicklichen öffentlichen Erörterungen über die Verwaltung der Bundesbahnen tauchte im Jahre 1930 plötzlich die Nachricht auf, dass die Bundesbahnen aus einem besonderen Fonde angeblich der Festspielhausgemeinde einen Betrag von 40.000 S zur Verfügung gestellt hätten. Weder der Salzburger Landesregierung noch der Festspielhausgemeinde war von einer solchen Widmung der Bundesbahnen etwas bekannt und ich begnügte mich mit der in der Presse erschienenen Erklärung, dass die Bundesbahnen die Subvention nicht direkt der Festspielhausgemeinde zuwendeten, sondern den Betrag von glaublich 40.000 S dem Bundesministerium für Unterricht für diesen Zweck zur Verfügung stellten. Ich hätte diese Angelegenheit – die öffentlich wahrlich übergenug erörtert wurde – nicht weiter verfolgt, wenn ich nicht in letzter Zeit verschiedenen Interpellationen ausgesetzt gewesen wäre, die mit allem Nachdrucke die restlose Klärung der Sachlage verlangt hätten. Wie den Interessenten an einer Klärung gelegen ist, möge die Tatsache erweisen, dass sogar die Vermutung auftauchte, das Land Salzburg hätte seine jährlich 33 Ebd.

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Abb. 2  : Auszug aus dem Schreiben des Landeshauptmannes von Salzburg Franz Rehrl an den Rechnungshofpräsident Max Wladimir Beck vom 2. März 1931 (Beilage zu AdRH, Grundzahl 432 ex 1931).

gemachte Subvention und jene der Fremdenverkehrsfondskommissionen um jenen Betrag verkürzt, den die Bundesbahnen beistellten. Aus dem Geschäftskreise, den ich als Landeshauptmann zu überblicken vermag, kann ich keine Aufklärung geben. Ich glaube jedoch, dass es Euerer Exzellenz als Präsidenten des Rechnungshofes möglich wäre, sich Einblick in die wirklichen Verhältnisse zu verschaffen, wobei ich mir ganz besonders zu betonen erlaube, dass es sich mir nicht etwa um eine Kontrolle des Bundesministeriums für Unterricht oder der Bundesbahnen handelt, sondern lediglich um die Feststellung der Tatsachen. Wenn ich mir gestatte, Euere Exzellenz zu bitten der Angelegenheit Ihre Aufmerksamkeit zu schenken, so möge dies nicht etwa als Ausdruck eines Misstrauens gegen irgend eine anweisende Stelle gewertet werden, sondern als Versuch, mir die Grundlagen für eine authentische Auskunft an die Interpellanten zu verschaffen. Ich wäre auch dankbar, wenn eine eventuelle diesbezügliche Intervention des Rechnungshofes keinen offiziellen Charakter tragen würde.

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Ich bitte Euere Exzellenz die Güte zu haben, mir Ihre Wohlmeinung mitzuteilen und zeichne mich mit dem Ausdrucke meiner ausgezeichnetsten Hochachtung als Euerer Exzellenz ergebenster [Unterschrift unleserlich]34

Landeshauptmann Rehrl erwähnte in seinem Schreiben, dass diese Angelegenheit »öffentlich wahrlich übergenug erörtert wurde«35. Tatsächlich erschienen zwischen dem 13. Mai 1930, dem Tag, an dem die ›Arbeiter-Zeitung‹ die Existenz der Geheimfonds der Bundesbahnen enthüllte, und dem 1. März 1931, als Rehrl sein Schreiben verfasste, in ganz Österreich zumindest 660 Artikel in zehn verschiedenen Medien zu diesem Thema, insbesondere natürlich im September 1930, als der Strafprozess gegen Strafella stattfand.36 Bei diesem Prozess sagte unter anderem der Vizekanzler Carl Vaugoin als Zeuge aus, wenige Tage bevor er Bundeskanzler wurde. Auch wenn der Rechnungshof die an ihn gerichtete Sachverhaltsschilderung des Bundesministers für Unterricht vom Dezember 1930 noch nicht beantwortet hatte, so musste dessen Präsident Max Wladimir Beck auf das an ihn persönlich gerichtete Schreiben des Salzburger Landeshauptmannes von Anfang März 1931 schon allein deshalb rasch reagieren, weil es eine konkrete Aufforderung enthielt. Und er reagierte rasch  : Am 23. März 1931 fand eine Besprechung im Bundesministerium für Finanzen statt, an der insgesamt fünf Beamte der Bundesministerien für Unterricht und für Finanzen und des Rechnungshofes teilnahmen  :37 – Bezüglich der von den Bundesbahnen bereits übergebenen 40.000 Schilling merkte der Vertreter des Finanzenministeriums zunächst an, dass es sich um eine unliebsame Überraschung für sein Ressort gehandelt habe. Der Beamte des Unterrichtministeriums hingegen gab bekannt, dass sein Ressort keine Kenntnis davon hatte, dass die Mittel aus Geheimfonds der Bundesbahnen stammten. Das Ministerium habe die Mittel treuhändig für die Salzburger Festspiele übernommen. Da es keine gegenteiligen Wünsche der Verwaltungskommission der Bundesbahnen gebe, könne aber über diesen Betrag verfügt werden. Die Teilnehmer der Besprechung beschlossen, dass der Betrag auf ein Kontokorrentkonto des Bundesministeriums für Unterricht zu überweisen sei, das sich aber – wie das derzeitige 34 Ebd. 35 Ebd. 36 Volltextsuche im online-Archiv ANNO der Österreichische Nationalbibliothek für historische Zeitungen und Zeitschriften (http://anno.onb.ac.at/), Suchbegriff ›Geheimfonds Bundesbahnen‹ (abgerufen im September 2019), Anmerkung  : ANNO befindet sich im Ausbau, ggf. erschienen weitere Zeitungsartikel. 37 AdRH, Grundzahl 432 ex 1931, ›Salzburger Festspiele/österr. Bundesbahnen, Sicherung‹, Geschäftsziffer des Bundesministeriums für Unterricht Z. 20038/I-6. (Kst.)/1929.

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Einlagebuch – außerhalb des Bundeshaushalts befinden sollte. Erst bei widmungsgemäßer Verwendung der Mittel zur Förderung der Salzburger Festspiele seien die entsprechenden Teilbeträge dann in den Bundeshaushalt aufzunehmen. – Hinsichtlich der Zusage der Bundesbahnen, für die Jahre 1931 bis 1934 Förderungen von jeweils 25.000 Schilling zur Verfügung zu stellen, vereinbarten die Teilnehmer eine weitere Besprechung unter Hinzuziehung der Bundesbahnen mit der Absicht, diese von ihrer Zusage abzubringen. Der Grund für die Ablehnung der weiteren Förderungen wird nicht genannt, es kann daher nur vermutet werden, dass die bisherige massive mediale Berichterstattung über die dubiose Herkunft der bisherigen Mittel sie ratsam erscheinen ließ. Am 27. März 1931 informierte der Rechnungshofpräsident den Landeshauptmann von Salzburg über diese Ergebnisse  : Seitens der Bundesbahnen bestand die Absicht, durch einige Zeit alljährlich einen Betrag für die Salzburger Festspiele zu widmen, und zwar sollte dieser Betrag dazu dienen, um den Beitrag des Bundes für die Zwecke der Salzburger Festspiele innerhalb jener Grenzen halten zu können, die mit den Bundesfinanzen vereinbarlich sind. Tatsächlich wurde bisher ein Betrag von insgesamt 40.000 S dem Bundesministerium für Unterricht für diesen Zweck zur Verfügung gestellt und – soweit mir bekannt – von dieser Zentralstelle zur Disponierung für den Fall eines in Zukunft eintretenden Bedarfes in Reserve gehalten. Mit diesem Betrag ist aber zweifellos diese von den Bundesbahnen beabsichtigte Aktion abgeschlossen, da weitere Beträge in Anbetracht der finanziellen Situation der Bundesbahnen meines Erachtens wohl nicht zur Verfügung gestellt werden.38

Die in der Besprechung vom 23. März 1931 in Aussicht gestellte Unterredung mit den Bundesbahnen fand in der Folge ohne Hinzuziehung des Rechnungshofes statt, denn auf dessen Anfrage vom Mai 1931 antworteten die Bundesbahnen am 16. Dezember 1931, dass sie »Spenden in dem zur Anwendung gebrachten Ausmaße künftighin vermeiden«39 würden. Die von den Bundesbahnen bereits übergebenen 40.000 Schilling wurden der Festspielhaus-Gemeinde im Jahr 1932 (35.000 Schilling) und 1933 (5.000 Schilling) überwiesen.40

38 AdRH, Grundzahl 432 ex 1931, ›Salzburger Festspiele/österr. Bundesbahnen, Sicherung‹, Geschäftsziffer des Bundesministeriums für Unterricht Z. 20038/I-6. (Kst.)/1929. 39 AdRH Grundzahl 2197 ex 1931 ›Einschau der Oest. Bundesbahnen/Subventionen Gewährung‹. 40 AdRH Grundzahl 3511 ex 1933, ›Sicherung der Salzburger Festspiele, Bundessubventionen‹.

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4.3 Die jungen Salzburger Festspiele aus Sicht des Bundes Das oben wiedergegebene Schreiben des Bundesministers für Unterricht an den Rechnungshof vom 23. Dezember 1930 dokumentiert die damalige Sicht der Wiener Bundespolitik, insbesondere der Trias Unterrichtsministerium – Finanzministerium – Rechnungshof, auf die jungen Salzburger Festspiele. Der Bundesminister für Unterricht brachte zunächst zum Ausdruck, dass er sich über seine Zuständigkeit für die Förderung der Salzburger Festspiele keineswegs sicher war, möglicherweise war er sogar unzufrieden damit  ? So begründete er seine Handlungen damit, dass der Bund – also nicht das Bundesministerium – an den Festspielen interessiert sei. Er führte weiters aus, dass das Interesse des Bundes »nicht nur aus Fremdenverkehrsgründen« bestehe. Diese Formulierung sollte wohl vermitteln, dass die Salzburger Festspiele nur zu einem unbedeutenden Teil in die Zuständigkeit des Bundesministeriums für Unterricht fielen, denn dieses war für die Förderung des Fremdenverkehrs nicht zuständig, sondern für die Förderung von Kunst und Kultur. Wenn der nunmehrige Unterrichtsminister Emmerich Czermak die Bereitwilligkeit des Generaldirektors der Bundesbahnen erwähnte, die Salzburger Festspiele zu fördern, so könnte man annehmen, der damalige Generaldirektor Rudolf FoestMonshoff hätte dem vormaligen Unterrichtsminister Richard Schmitz die Förderung aktiv angeboten. Angesichts der budgetären Situation, in der sich der Bundesminister befand, ist jedoch eher anzunehmen, dass Schmitz bei seinem Parteifreund Foest-Mons­hoff – beide gehörten der Christlichsozialen Partei an – vorstellig geworden war. Schließlich füllten die Bundesbahnen mit ihrer »Subvention«, wahrscheinlich auch kein Zufall, genau die Budgetlücke des Unterrichtsministeriums von 15.000 Schilling. Der Unterrichtsminister bemühte sich in seinem Schreiben vom 23. Dezember 1930 nicht einmal, eine Erklärung dafür zu finden, dass die Bundesbahnen die Förderung der Salzburger Festspiele nicht direkt der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde zukommen ließen, sondern seinem Vorgänger, dem Unterrichtsminister Schmitz. Diese Vorgangsweise hatte für beide Beteiligten auch nur einen erkennbaren Vorteil, nämlich dass die Zahl der Mitwisser über dieses ungewöhnliche, aber nicht ungesetzliche ›Sponsoring‹ klein gehalten wurde. Das gleiche gilt für die Zusicherung der Anonymität, das offensichtliche Fehlen jeder Gegenleistung der Salzburger Festspiele oder des Bundesministeriums sowie die Übergabe der ersten Subventionszahlung als Scheck anstelle einer Banküberweisung. Ist die vom Unterrichtsminister vorgebrachte Argumentation der Bundesbahnen, Begehrlichkeiten anderer Einrichtungen hintanzuhalten, zwar verständlich, so erweckt das Schreiben doch insgesamt den Eindruck, dass das Bundesministerium für Unterricht deshalb auf die Bedingungen der Bundesbahnen einging, weil es sich über die dubiose Herkunft der Mittel im Klaren war oder diese zumindest vermutete. Letzten Endes galt damals wie heute,

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dass Abläufe, bei denen große Geldsummen und wenige Beteiligte im Spiel sind, Korruption begünstigen. Es ist für das Schreiben des Bundesministers für Unterricht an den Rechnungshof vom 23. Dezember 1930 auch bezeichnend, dass er sich nicht weiter bemühte, die Motive des Generaldirektors der Bundesbahnen, die Salzburger Festspiele zu fördern, zu nennen. Das vom Generaldirektor der Bundesbahnen im Zusammenhang mit der Förderung des Wiener Jockey Clubs vorgebrachte Argument der Fremdenverkehrsförderung galt jedoch umso mehr für die Salzburger Festspiele, denn von der Transportleistung nach Salzburg profitierten die Bundesbahnen ja tatsächlich. Aus diesem Grund waren sie 1927 wie andere öffentliche Einrichtungen, die vom Tourismus profitierten, Mitglied des Vereins ›Salzburger FestspielhausGemeinde‹ geworden41 und warben mit Fahrpreisermäßigungen zum Besuch der Festspiele (siehe Abbildung 3). In der Besprechung am 23. März 1931 gab der Beamte des Bundesministeriums für Unterricht an, dass das Ministerium die Mittel treuhändig für die Salzburger Festspiele übernommen und auf ein ­eigens eröffnetes Einlagebuch bei einer Bank gelegt habe. In dieser Darstellungsweise handelte es sich also nicht um

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Abb. 3  : Werbeinserat der Österreichischen Bundesbahnen 1933 zum Besuch der Salzburger Festspiele (ASF).

41 Vgl. Kainberger, Erklärung und Rechtfertigung von Subventionen für die Salzburger Festspiele  : Argumente der Kunstökonomie  : Externe Effekte, Umsatzinduktion, meritorische Güter, Baumol’sche Kostenkrankheit, Diss., 1997, S. 86, 160. Kainberger führt neben den Bundesbahnen die Gemeinden Zell am See und Morzg sowie die Kurkommissionen Hofgastein und Badgastein als Beispiele für andere öffentliche Einrichtungen, die ebenfalls Mitglieder des Vereins ›Salzburger FestspielhausGemeinde‹ geworden waren, an.

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Einnahmen des Bundesministeriums für Unterricht, sondern um jene der Salzburger Festspiele, die das Ministerium nur treuhändig übernommen hatte. Diese Unterscheidung war (und ist42) rechtlich relevant, denn laut Bundeshaushaltsverordnung 1926 hätte das Bundesministerium für Unterricht eine außerplanmäßige Einnahme – um eine solche hätte es sich bei Vereinnahmung der Zuwendung der Bundesbahnen durch das Bundesministerium für Unterricht gehandelt – dem Bundesministerium für Finanzen unverzüglich bekanntgeben müssen.43 Aus dem Besprechungsprotokoll geht jedoch hervor, dass das Bundesministerium für Finanzen von der Zuwendung der Bundesbahnen nichts gewusst hatte. Die weitere Verwendung der Mittel durch das Bundesministerium für Unterricht war daher nicht ungesetzlich.44 Was eine Zeitung am 27.  September 1930 resümierend – und auch ein wenig resignierend – über die Geheimfonds der Bundesbahnen schrieb, galt letzten Endes genauso für das »treuhändige« Konto, auf dem das Bundesministerium für Unterricht die Zuwendungen der Bundesbahnen verwahrte  : Die Bildung von Geheimfonds ist natürlich unstatthaft. Aber es wäre Heuchelei zu verschweigen, dass solche nicht nur bei den meisten privaten Aktiengesellschaften, sondern auch bei den verschiedensten öffentlichen Wirtschaftsbetrieben und Ämtern bestehen – sie kommen auch in den Ministerien vor und werden bei der Rechnungslegung irgendwie verhüllt.45

42 Zum Vergleich  : Heute wäre bereits die Eröffnung eines Bankkontos durch eine Bundesdienststelle nur mit Zustimmung des Bundesministers für Finanzen möglich (Vgl. z. B. § 111 Abs. 2 Bundeshaushaltsgesetz 2013, BGBl. I Nr. 139/2009 i.d.g.F.). 43 § 49 Abs. 1 Zi. c) Bundeshaushaltsverordnung 1926, BGBl. Nr. 118/1926. 44 Mit der gewählten Vorgangsweise hätte das Bundesministerium für Unterricht – wenn die treuhändige Übernahme vom Bundesministerium für Finanzen oder dem Rechnungshof kritisiert worden wäre – auf den durchlaufenden Charakter dieser Einnahme hinweisen können, was § 49 Abs. 1 lit. c Bundeshaushaltsverordnung 1926, BGBl. 118/1926, entsprach. 45 ›Der Österreichische Volkswirt‹, 27. September 1930.

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Kraftprobe zwischen Salzburg und Wien (1934, 1935) Im Jahr 1933 wurden die Zeiten für Österreich deutlich unruhiger als sie seit dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 ohnedies gewesen waren. Nach der Machtergreifung Hitlers Anfang 1933 erstarkte auch der österreichische Ableger der Natio­ nal­sozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP). Die Partei war bei Wahlen erfolgreich und erhielt für ihre Terroraktionen ideelle, logistische und materielle Unterstützung aus dem Nachbarland. Der 1932 zum Bundeskanzler aufgestiegene Engelbert Dollfuß geriet immer mehr unter Druck. Die so genannte Selbstausschaltung des Parlaments im März 1933 ermöglichte ihm die Errichtung einer Diktatur österreichischer Prägung, dem Ständestaat. Im Juni 1933 verhängte das Deutsche Reich die so genannte 1.000-Mark-Sperre. Deutsche Staatsbürger mussten dem Deutschen Reich bei dem Grenzübertritt nach Österreich eine Gebühr von 1.000 Reichsmark zahlen.1 Das Deutsche Reich beabsichtigte mit dieser Maßnahme eine Schwächung der österreichischen Wirtschaft, die schon damals zu einem guten Teil vom Tourismus abhängig war. Auch die Salzburger Festspiele waren zu einem guten Teil von deutschem Publikum abhängig. Sie hatten für 1933 Kartenerlöse von insgesamt 760.000 Schilling budgetiert, von denen 250.000 bis 300.000, also rund ein Drittel, auf deutsches Publikum entfallen sollten.2 Um diesen drohenden Einnahmenausfall durch den ausbleibenden Fremdenverkehr abzufangen, wandten sich die Festspiele Anfang Juni 1933 an die Bundesregierung mit der Bitte, eine Ausfallshaftung von 300.000 Schilling zu übernehmen.3 Der für den Fremdenverkehr zuständige Staatssekretär im Handelsministerium Odo Neustädter-Stürmer gab in der Ministerratssitzung am 23. Juni 1933 den Wunsch des Bundeskanzlers – Dollfuß war bei der Sitzung nicht anwesend – bekannt, der Festspielhaus-Gemeinde eher eine fixe Subvention von 100.000 zukommen zu lassen, als eine Ausfallshaftung zu übernehmen. Der Staatssekretär hatte den Festspielen diesen Betrag bereits in Aussicht gestellt, womit dem Ministerrat nichts an1 Die Kaufkraft von 1.000 Reichsmark aus dem Jahr 1933 entspräche in Deutschland 4.600 Euro im Durchschnitt des Jahres 2019 (https://www.bundesbank.de/resource/blob/615162/3334800ed9b5dcc9 76da0e65034c4666/mL/kaufkraftaequivalente-historischer-betraege-in-deutschen-waehrungen-data. pdf, abgerufen im März 2020). 2 Schreiben des Geschäftsführers der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde Erwin Kerber an das Unterrichtsministerium vom 4. Juni 1933 (ÖSTA/ADR, NPA, Liasse Österreich 33/36. Zl. 20.142-I/6b/1933). 3 MRP Dollfuß, Bd. 4, S. 79 ff.

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deres übrigblieb, als seinem Antrag zuzustimmen. Einer zusätzlichen Ausfallshaftung stimmten die Minister nicht zu. Nach Beendigung der Festspiele kam es daher im Hinblick auf die Bedeckung des bei den Festspielen entstandenen Defizits von 30.000 Schilling zu einer Konfrontation, in der die Wiener Bundesstellen (die Ministerien und der Rechnungshof) einerseits und die Salzburger Einrichtungen (insbesondere das Land und die Festspielhaus-Gemeinde) andererseits ihre Kräfte maßen. Diese Kraftprobe begann Ende November 1933 mit einem Schreiben des Finanzministeriums an das Unterrichtsministerium.4 Das Finanzressort merkte darin zunächst an, dass das Unterrichtsministerium der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde 1933 statt der im Budget veranschlagten 30.000 Schilling bereits 95.000 Schilling an Subvention zukommen hatte lassen (neben der vom Ministerrat bewilligten Subvention des Handelsministeriums von 100.000 Schilling). Es forderte das Unterrichtsministerium nachdrücklich auf, eine weitere Subvention für »den von der Festspielhaus-Gemeinde behaupteten restlichen Abgang von 30.000 Schilling anderweitig, insbesondere durch Heranziehung der interessierten Faktoren (Land, Gemeinde, Fremdenverkehrsfonds und Gewerbetreibende) aufzubringen«5. Das Finanz- machte das Unterrichtsministerium darauf aufmerksam, dass die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde an Dirigenten, Solisten, die Philharmoniker, den Staatsopernchor und anderes Personal Honorare auszahle, die »die üblichen Grenzen weit überstiegen«6. Eine Überschreitung der für 1934 vorgesehenen Bundessubvention von 25.000 Schilling sei keinesfalls möglich, die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde habe die Bewilligung von Honorarforderungen von Mitwirkenden danach auszurichten. Schlussendlich kritisierte das Finanzministerium, dass die letzte Zahlung an die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde am 26. August 1933 nicht überwiesen wurde, sondern in bar per Boten nach Salzburg gebracht worden war. Dies habe vermeidbare Kosten verursacht. Der Rechnungshof, der den Brief des Finanzministeriums an das Unterrichtsministerium in Abschrift erhalten hatte, schrieb seinerseits im Dezember 1933 an letzteres. Er schloss sich der Kritik des Finanzministeriums in jedem Punkt an und ergänzte, dass ihm die Mehrausgaben des Unterrichtsministeriums gemäß gesetzlicher Bestimmungen jedenfalls hätten zur Kenntnis gebracht werden müssen.7 Er stellte darüber hinaus »in Erwägung, angesichts der ungünstigen Wirtschaftslage und der reichsdeutschen Ausreisebeschränkungen […] auf ein Entfallen der nächst4 Beilage zu AdRH Grundzahl 3511 ex 1933 ›Sicherung der Salzburger Festspiele, Bundessubvention‹. 5 Ebd. 6 Ebd. 7 Gem. § 24 Abs. 3 Bundeshaushaltsverordnung 1926, BGBl. 118/1926, bedurften Überschreitungen des Budgets der Zustimmung des Finanzministers und waren dem Rechnungshof zur Kenntnis zu bringen.

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jährigen Salzburger Festspiele hinzuwirken. […] Zumindest wären die Festspiele in kleinerem Umfang zu veranstalten.«8 Die geradezu symbiotische Zusammenarbeit zwischen dem Finanzministerium und dem Rechnungshof war in den 1930er-Jahren kein Einzel- oder Zufall. Nachdem Österreich im Jahr 1922 vor dem Staatsbankrott gestanden war, vermittelte der Völkerbund der jungen Republik eine Anleihe einiger Staaten. Diese Anleihe stand unter strikten Auflagen, deren Einhaltung ein eigens entsandter Völkerbundkommissar in Wien überwachte.9 Auf dessen Rat hin übte das Finanzkomitee des Völkerbundes ab 1925 zunehmend Druck auf die österreichische Regierung aus, das Finanzministerium zu einem »Superressort«10 zu machen und die Kontrollbefugnisse des Rechnungshofes auszudehnen.11 Der Völkerbundkommissar sah das Finanzministerium und den Rechnungshof als »künftige Eckpfeiler einer präventiven und repressiven Budgetaufsicht«.12 Der Rechnungshof war de facto zu »einem Kontrollorgan des Finanzministeriums«13 geworden. Auf die Empfehlung des obersten Revisors, die Festspiele ausfallen zu lassen oder zu reduzieren, ging das Unterrichtsministerium in seinem Schreiben an die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde im Jänner 1934 jedoch nicht ein, was von diesen ein Jahr später, als sie von dieser Empfehlung im Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes lasen, als unliebsame Überraschung aufgenommen wurde. Die Behörde teilte den Festspielen darin nur mit, dass 1934 keinesfalls mit einer höheren als der im Bundesvoranschlag budgetierten Subvention von 25.000 Schilling zu rechnen sei.14 Der Aufwand der heurigen Festspiele sei entsprechend einzuschränken. Der Leiter des Präsidialbüros des Rechnungshofes vermerkte auf der ihm zugegangenen Abschrift dieses Schreibens handschriftlich, dass damit die Empfehlung einer sparsameren Gebarung der Festspiele umgesetzt sei. Für den Rechnungshof – und wohl auch für das Finanzministerium – war damit klar, dass das Unterrichtsministerium und die Festspiele mit der veranschlagten Subvention von 25.000 Schilling das Auslangen finden würden. Das war für die beiden Behörden letzten Endes die wesentliche Information, es war unerheblich, ob dieses Ziel durch ein gänzliches Entfallen der Festspiele oder durch eine Verkleinerung derselben erreicht werden würde.

 8 AdRH Grundzahl 3511 ex 1933 ›Sicherung der Salzburger Festspiele, Bundessubvention‹, 3. Bogen.  9 Laussegger, Streifzug, S. 89. 10 Berger, Schatten, S. 131. 11 Ebd., S. 89. 12 Ebd., S. 129. 13 Garscha, Zur Kontrolle der Staatsausgaben in Zeiten des drohenden Staatsbankrotts – Streiflichter aus der Tätigkeit des Rechnungshofes vor und nach der Errichtung des ›Ständestaates‹, in  : Rechnungshof (Hg.), 250 Jahre Rechnungshof, 2011, S. 172. 14 Beilage zu AdRH Grundzahl 823 ex 1934 ›Salzburger Festspiele‹.

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Parallel zu diesem Schriftwechsel zwischen den Ministerien, dem Rechnungshof und der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde hatte diese jedoch längst ihre Vorkehrungen getroffen. Wie deren Präsident Heinrich Puthon am 18. Dezember 1933 seinem Aufsichtsrat berichtete, hatte Landeshauptmann Rehrl die Aufgabe übernommen, beim Bundeskanzler, dem Finanzminister, dem Staatssekretär für Handel und dem Nationalbankpräsidenten zu intervenieren.15 Interessanterweise fehlt in dieser Aufzählung der eigentlich zuständige Unterrichtsminister. Unterrichtsminister Kurt Schuschnigg war es jedoch, der im Ministerrat vom 26. Jänner 1934, also nur zwei Wochen später, eine Diskussion über die Salzburger Festspiele damit einleitete, dass deren Abhaltung 1934 fraglich sei.16 Die FestspielhausGemeinde rechne für 1934 mit einem Abgang von 248.000 Schilling, wovon Land und Stadt Salzburg 150.000 Schilling tragen würden. Von den verbleibenden 98.000 Schilling würden Finanz- und Unterrichtsministerium insgesamt 75.000 bedecken können. Es sei nun die Frage, ob die Bundesregierung ein so großes Interesse an der Abhaltung der Festspiele habe, dass sie die verbleibenden 25.000 Schilling auch noch aufbringen könne. Bundeskanzler Dollfuß schlug vor, eine Bundessubvention von insgesamt 100.000 Schilling zu bewilligen, weil es sich bei den Salzburger Festspielen zweifellos um eine allgemein österreichische Angelegenheit handle. Bedingung sei aber, dass das Land Salzburg die Ausfallhaftung für die gesamten Festspiele übernehme. Wie Unterrichtsminister Schuschnigg dem Finanzministerium und dem Rechnungshof in einem Schreiben vom 30. April 1934 mitteilte, sah sich die Salzburger Landesregierung jedoch außerstande, für die gesamten Festspiele zu haften. Sie schlug einen Aufteilungsschlüssel unter den vier Subventionsgebern vor, wonach der Bund eine Ausfallsgarantie von »mehr als der Hälfte« übernehmen sollte und die lokalen drei Subventionsgeber den anderen Teil.17 Schuschnigg war mit diesem Aufteilungsschlüssel einverstanden und ersuchte das Finanzministerium um Zustimmung zu diesem Vorschlag, weil das Direktorium der Festspielhaus-Gemeinde am 9. Mai 1934 endgültig über die Abhaltung der Festspiele beraten würde. Diese Unsicherheit hinsichtlich der sechs Wochen später beginnenden Festspiele war nicht nur auf deren unvollständige Finanzierung, sondern vor allem auf den wieder aufgeflammten nationalsozialistischen Bombenterror in Salzburg zurückzuführen. In seiner Antwort war der Rechnungshof mit einer Teilhaftung des Bundes nicht einverstanden, weil dafür einerseits schlagendenfalls die Mittel fehlen würden, andererseits die rechtliche Grundlage für eine derartige Haftung fehle.18 Das oberste Kontrollorgan er15 ÖSTA/ADR, NPA, Liasse Österreich 33/36.Zl. 23.966-I-6/1933. 16 MRP Dollfuß, Band 7, S. 448 ff. 17 Beilage zu AdRH Grundzahl 823 ex 1934 ›Salzburger Festspiele‹. 18 Am 12. Februar 1934 (Anmerkung  : dem ersten Tag der bürgerkriegsartigen Februarkämpfe in Wien) ersuchte das Unterrichtsministerium das Finanzministerium hinsichtlich dieser Überschreitung

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suchte die Festspielhaus-Gemeinde und das Unterrichtsministerium in seinem Schreiben, mit der durch den Ministerrat bewilligten Subvention von 100.000 Schilling »unbedingt das Auslangen« zu finden.19 Am 15. Juni 1934 befasste sich der Ministerrat in Wien noch einmal mit den Salzburger Festspielen. Unterrichtsminister Schuschnigg beantragte, der Minis­terrat möge einerseits beschließen, dass die Salzburger Festspiele 1934 unbedingt abzuhalten seien. Er beantragte weiters eine 51%ige Ausfallshaftung des Bundes, wobei es sich dabei »äußerstenfalls nur um einen Betrag von 150.000 Schilling« handeln würde.20 Über das Eintreten der Haftungsvoraussetzung solle der Finanzminister entscheiden. Abb. 4  : Heinrich Puthon, Präsident der Salzburger Der Ministerrat beschloss den Antrag Festspiele von 1926 bis 1960 (ASF/Ellinger). Schuschniggs. In der Diskussion erwähnte Schuschnigg übrigens auch beiläufig die Idee, die Festspiele in den Bundes­ betrieb zu übernehmen, dann wäre »wenigstens die Sicherheit geboten, dass man nicht draufzahlen werde.«21 Diese Idee sollte jedoch nie umgesetzt werden. Die Kostenschätzung Schuschniggs war sehr vorsichtig, hatte das Finanzministerium doch den äußersten Schaden einer Haftung des Bundes in einer internen Notiz, die »auf Berechnungen des Präsidenten der Festspielhaus-Gemeinde, Baron Pouthon [sic], herrühren dürfte«22 vom 13. Juni mit 100.000 bis 120.000 Schilling beziffert. Damit war in letzter Minute geklärt  : Die Salzburger Festspiele 1934 würden stattfinden, die Empfehlung des Rechnungshofes, sie ausfallen zu lassen, nicht umgesetzt. Für diesen Fall hatte letzterer in seinem Schreiben an das Unterrichtsministerium im Dezember 1933 auch vorsorglich angeregt, sie jedenfalls in kleinerem Umfang zu »das Erforderliche zu veranlassen«. (Beilage zu AdRH Grundzahl 823 ex 1934 ›Salzburger Festspiele‹.) 19 Aus Anlass der Übersendung der Jahresrechnung 1934 der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde kam es zwischen Juli 1934 und Oktober 1935 zu weiteren Schriftwechseln zwischen dem Rechnungshof und dem Finanzministerium einerseits und dem Unterrichtsministerium andererseits betreffend die Subventionen. (AdRH Grundzahl 968 ex 1935, AdRH Grundzahl 4235 ex 1935). 20 MRP Dollfuß, Band 7, S. 493 f. 21 MRP Dollfuß, Band 7, S. 494. 22 Beilage zu AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele Ausfallsgarantie‹.

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veranstalten. Wie die Statistik zeigt, wurde auch diese Empfehlung nicht umgesetzt. Zwar entfiel aufgrund der Trauerfeierlichkeiten in Wien für den wenige Tage zuvor ermordeten Bundeskanzler Dollfuß die eröffnende Vorstellung des ›Fidelio‹ und auch die geplanten Aufführungen der ›Frau ohne Schatten‹ von Richard Strauss fanden nicht statt. Die neun gespielten Opernwerke kamen dennoch auf insgesamt 19 Aufführungen (1933  : zehn Opern mit 21 Aufführungen). Die Zahl der SchauspielAufführungen blieb gleich, es gab 1934 sogar ein Orchesterkonzert mehr als 1933.23 Angesichts des vom Ministerrat, dem Unterrichtsminister und vor allem der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde geschaffenen status quo konnte der Rechnungshof in seinem jährlichen Tätigkeitsbericht nicht mehr auf seinem noch im Jänner 1934 geäußerten Standpunkt, die Festspiele 1934 ausfallen zu lassen, beharren, denn sie fanden ja statt. Auch wenn seine Empfehlung, sie in kleinerem Umfang zu veranstalten, ebenfalls nicht befolgt wurde, fand er sie – vielleicht als Empfehlung für kommende Jahre – einer Erwähnung wert  :24 Die Überschreitung der für die Förderung der Salzburger Festspiele für das Jahr 1933 bewilligten Kreditmittel bewog den Rechnungshof, beim Bundesministerium für Unterricht anzuregen, die nächsten Festspiele (1934) in kleinerem Umfang zu veranstalten, da einerseits angesichts der ungünstigen Wirtschaftslage mit einem Rückgang des Fremdenverkehrs gerechnet werden müsse, andererseits die zur Deckung des Ausfalles der Festspiele heranzuziehenden Stellen (Bund, Land und Gemeinde Salzburg) wohl kaum in der Lage sein werden, höhere Beiträge als bisher aufzubringen. Er stellte ferner das Ersuchen, die Bundessubvention an die Bedingung zu knüpfen, dass sämtliche Veranstaltungen und Verträge mit den Mitwirkenden der Genehmigung des Bundesministeriums für Unterricht zu unterliegen hätten und dass keinesfalls höhere Honorare als die bei den Bundestheatern üblichen zuzubilligen wären.25

In diesem Tätigkeitsbericht, der im Unterschied zur oben zitierten Korrespondenz für die Öffentlichkeit vorgesehen war, kritisierte der Rechnungshof auch die im Jän23 1933  : Zehn Opern mit 21 Aufführungen, zwei Schauspiele mit zwölf Aufführungen, neun Orchesterkonzerte, 15 Serenaden und andere Konzerte  ; 1934  : neun Opern mit 19 Aufführungen, zwei Schauspiele mit zwölf Aufführungen, zehn Orchesterkonzerte, 15 Serenaden und andere Konzerte (vgl. https: //archive.salzburgerfestspiele.at/archiv). 24 Der RH legte dem Bundestag seinen Tätigkeitsbericht für die Verwaltungsjahre 1932 und 1933 (Nr. 1/Ge der Beilagen zu den stenographischen Protokollen über die Sitzungen des Bundestages des Bundesstaates Österreich 1934–1936) bereits am 21. Juni 1934 vor, offenbar dauerte es einige Monate, bis dieser für die Öffentlichkeit verfügbar war. 25 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für die Verwaltungsjahre 1932 und 1933 (Nr. 1/Ge der Beilagen zu den stenographischen Protokollen über die Sitzungen des Bundestages des Bundesstaates Österreich 1934–1936), S. 12.

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ner 1934 vom Ministerrat beschlossene Erhöhung der Subvention von 25.000 auf 100.000 Schilling und ersuchte nachdrücklich um eine Einschränkung der Ausgaben. Auch wenn der Rechnungshof mit seinen ersten Empfehlungen an die Salzburger Festspiele offensichtlich nicht durchgedrungen war, berichteten darüber Ende Dezember 1934 Zeitungen. Eine Tiroler Zeitung berichtete auf ihrer Titelseite unter der Schlagzeile »Wo könnte im Bundeshaushalt noch gespart werden  ?«, dass der Rechnungshof bei dem Posten Salzburger Festspiele angeregt habe, »anlässlich der Überschreitung der für 1933 bewilligten Kredite die nächsten Festspiele in kleinerem Umfang zu veranstalten, da die zur Deckung des Ausfalles heranzuziehenden Stellen kaum in der Lage sein werden, einen höheren Betrag als bisher aufzubringen.«26 Eine Salzburger Zeitung hingegen nahm die Festspiele in Schutz  : Vom Salzburger Standpunkt aus darf hiezu wohl bemerkt werden, dass es kaum angehen wird, die Festspiele nach den streng kaufmännischen Grundsätzen der Rechnungskontrolle allein einzurichten. Der Nutzen, den ihre Abhaltung der Wirtschaft und dem Staate bringt, ist in jedem Falle größer als jede Subvention. Es wäre daher zu wünschen, dass die zuständigen Regierungsstellen den Wünschen des Rechnungshofes in diesem Punkte nicht zum Schaden Salzburgs nachkommen.27

Bei den Festspielen selbst war die Überraschung über den Rechnungshof-Vorschlag offensichtlich groß. So schrieb deren Präsident Heinrich Puthon an den Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhemberg am 8. Jänner 1935, dass »wir nicht umhin können, diesen Vorstoß gegen die Salzburger Festspiele geradezu als einen unfreundlichen und in seinen Auswirkungen sehr gefährlichen Akt gegen dieselben zu betrachten.«28 Offenbar hatte das Unterrichtsministerium, an das der Rechnungshof ein Jahr zuvor seine Empfehlungen ausgesprochen hatte, die Festspielhaus-Gemeinde nicht über das Ansinnen des Rechnungshofes informiert. Damit war aber das letzte Wort zur Subventionierung der abgelaufenen Festspiele 1934 und deren weiterer Finanzierung noch immer nicht gesprochen. Der Rechnungshof hatte nämlich seit 1925 auch die Rechnungsabschlüsse der Bundesländer zu kontrollieren.29 Zwar ging seine Überprüfung des Rechnungsabschlusses des Landes Salzburg für das Jahr 1933 mit keinem Wort auf die in seinem Tätigkeitsbericht empfohlene Verkürzung der Festspiele ein, einziges ›Kultur‹-Thema im Bericht des Rechnungshofes über die Kontrolle des Salzburger Landesrechnungs26 ›Innsbrucker Nachrichten‹ vom 20. Dezember 1934. 27 ›Salzburger Volksblatt‹ vom 21. Dezember 1934. 28 Schreiben von Präsident Heinrich Puthon an den Vizekanzler Ernst Rüdiger Starhemberg (ÖSTA/ ADR, NPA, Liasse Österreich 33/36. Zl. 6.767-I/6b/i935). 29 § 15 Abs. 1 Rechnungshofgesetz 1925, BGBl. Nr. 290/1925.

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abschlusses 1933 war der geplante Ankauf des Gemäldes ›Richard Mayr als Ochs auf Lerchenau‹ von Anton Faistauer für das Festspielhaus.30 Dennoch nutzte der Landtagsabgeordnete Bernhard Paumgartner, der damals Direktor des Mozarteums war und ab 1960 Präsident der Festspiele werden sollte, die Diskussion des Rechnungshofberichts zum Landesrechnungsabschluss 1933 im Salzburger Landtag am 7. Juni 1935 für ein flammendes Plädoyer für die Festspiele. Seine Einleitung über die künstlerische Bedeutung und geschichtliche Verankerung der Festspiele schloss Paumgartner mit einem einprägsamen Zitat des Bundeskanzlers  : Gerade an dieser Stelle muss mit besonderer Betonung des verewigten Bundeskanzlers Doktor Dollfuß gedacht werden, der in der entscheidenden Aussprache, ob die Festspiele 1934 im Hinblick auf die Terrorakte abgehalten werden sollten, wörtlich gesagt hat  : ›Ein Nichtabhalten der Salzburger Festspiele wäre gleichbedeutend mit einem Niederholen der österreichischen Fahne. Halten Sie diese Fahne hoch  !‹31

Es ist zu vermuten, dass die von Paumgartner erwähnte Aussprache Mitte Mai 1934 stattfand, als Bundeskanzler Dollfuß Salzburg besuchte und die nationalsozialistische Terrorwelle in Salzburg wieder aufgeflammt war.32 Dollfuß wurde am 25. Juli 1934 ermordet, darum bezeichnete ihn Paumgartner 1935 als ›verewigten Bundeskanzler‹. Danach ging Paumgartner ausführlich auf die wirtschaftliche Bedeutung der Festspiele ein  : Die Propaganda der Festspiele und damit die Propaganda für Salzburg und Österreich erstreckt sich über ganz Europa, Nordamerika, Brasilien, Ägypten und Japan. […] Ankündigungen der Festspiele finden sich in allen Speisewagen der Bahnen in Österreich, Italien und der Schweiz.

Im Hinblick auf die vom Rechnungshof geforderte Reduktion der Festspiele ­betonte Paumgartner, dass gerade die Kontinuität der Festspiele Gäste nach ­Österreich ­locke  : »Die Fremden wissen, in jedem Jahr sind Festspiele, in jedem Jahr sind ausgezeichnete Festspiele, wir können uns auf diese Festspiele verlassen.«33 Neben der seit 1. Juni 1933 für deutsche Staatsbürger geltenden so genannte 1000-Mark-Sperre

30 13. Beilage zum Stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages vom 7. Juni 1935. 31 Stenographisches Protokoll der 6. öffentlichen (beratende und beschließende) Sitzung des Salzburger Landtages, 1. Session – Freitag, 7. Juni 1935, S. 30–32. 32 Vgl. Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 98 f. 33 Stenographisches Protokoll der 6. öffentlichen (beratenden und beschließenden) Sitzung des Salzburger Landtages, 1. Session – Freitag, 7. Juni 1935, S. 31.

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gebe es noch Ausreisegebühren für Polen und Italiener. Trotz dieser Hürden und der nationalsozialistischen Terrorwelle, die bis unmittelbar vor den Festspielen angedauert habe, seien die Festspiele 1934 ein »geradezu überraschender finanzieller Erfolg«34 geworden. Paumgartner verwendete auch erstmals ein Argument, das in den Folgejahren immer wieder von Salzburger Seite gegenüber der Wiener Bundesverwaltung ins Treffen geführt werden sollte und von Salzburger Zeitungen aufgegriffen wurde  : »Es ist mehr als sonderbar, dass für die Festspiele ein Subventionsbetrag zu hoch erscheine, der nur ein Dreißigstel jenes Betrages ausmache, der den Bundestheatern zugewendet werde.«35 Der Landtag hatte eine Entschließung vorbereitet, die die Förderung der Salzburger Festspiele begrüßen sollte. Im Zusammenhang mit dem vom Rechnungshof kritisierten Ankauf des Faistauer-Gemäldes ersuchte Paumgartner darum, diese Entschließung auf »alle das Land Salzburg hebenden kulturellen und künstlerischen Bestrebungen aus Landesmitteln«36 zu erweitern. Die Empfehlungen des Rechnungshofes hinsichtlich der Verkürzung der Salzburger Festspiele und dem geplanten Gemälde-Ankauf wurden damit vom Salzburger Landtag nicht nur stillschweigend nicht umgesetzt, sondern glattweg abgelehnt. Im September 1935 übersandte das Unterrichtsministerium dem Rechnungshof schließlich die Jahresabschlüsse der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde für die Geschäftsjahre 1932/33 und 1933/34.37 Es teilte mit, dass für die Festspiele 1934 die vom Ministerrat im Juni 1934 beschlossene Ausfallshaftung im Gesamtbetrag von 128.939 Schilling in Anspruch genommen werde, wovon 65.758 Schilling und 89 Groschen auf den Bund entfallen würden. Das Unterrichtsministerium teilte dem obersten Kon­ trollorgan mit, dass es diese Ausfallshaftung inzwischen aufgebracht hatte, zum Teil aus dem eigenen Budget, zu anderen Teilen aus Steuerforderungen und einer Forderung der Bundestheaterverwaltung. In seinem internen Akt vermerkte der Rechnungshof  : Aus den vorgelegten Bilanzen ist kein klares Bild über die finanziellen Ergebnisse der Festspielhaus-Gemeinde zu gewinnen, da diese Bilanzen zu wenig zergliedert sind und daher auch zu Vergleichen fast keine Möglichkeit bieten. Ein richtiges und genaues Bild […] könnte wohl nur durch eine Einschau an Ort und Stelle gewonnen werden.38

Zu dieser kam es schon wenige Wochen später.

34 Ebd., S. 31. 35 ›Salzburger Volksblatt‹ und ›Salzburger Chronik‹ vom 8. Juni 1935. 36 Stenographisches Protokoll der 6. öffentlichen (beratenden und beschließenden) Sitzung des Salzburger Landtages, 1. Session – Freitag, 7. Juni 1935, S. 32. 37 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele Ausfallsgarantie‹. 38 Ebd.

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Was bereits bei der Schilderung der Geheimfonds der Bundesbahnen gesagt wurde, lässt sich an dieser Stelle nur unterstreichen  : Die Salzburger Festspiele waren keine Salzburger, sondern eine nationale österreichische Angelegenheit. Gerade der austrofaschistische Ständestaat, der sich nach der mit der 1000-Mark-Sperre einhergehenden Isolation Österreichs durch Deutschland aufgrund seines Ideologiedefizits39 unter ständigem Legitimationsdruck sah, benötigte nationale Symbole. Was konnte dazu besser geeignet sein als das Salzburger »Anti-Bayreuth«  ?40 Auch deshalb verglich Bundeskanzler Dollfuß die Salzburger Festspiele im Mai 1934, als die bürgerkriegsartigen Zustände des Februar 1934 nur wenige Wochen zurücklagen, mit der österreichischen Fahne. Auch deshalb gab es allen Warnungen und Empfehlungen von Finanzministerium und Rechnungshof zum Trotz Jahr für Jahr außergewöhnliche und für den Staatssäckel durchaus relevante Bundessubventionen an die Salzburger Festspiele. Noch bevor die erste Prüfung des Rechnungshofes begonnen hatte, waren Allianzen geschmiedet worden und Argumente gefallen, die noch Jahrzehnte später die Beziehung zwischen den Salzburger Festspielen und den Bundesbehörden, insbeson­ dere dem Rechnungshof, bestimmen sollten. Der soliden Salzburger Allianz, der sich neben der Festspielhaus-Gemeinde und dem Land nunmehr auch die Salzburger Medien angeschlossen hatten, stand eine wackelige Allianz aus Wiener Bundesbehörden gegenüber. Während das Finanzministerium und der Rechnungshof in wirtschaftlich instabilen Zeiten auf einen kompromisslosen Sparkurs pochten und dazu auch drastische Maßnahmen vorschlugen, waren die Bundeskanzler Dollfuß und Schuschnigg (dieser seit Juli 1934) unter allen Umständen gewillt, die symbolhafte Bedeutung der Festspiele für Österreich zu nutzen und zu erhalten. Das Unterrichtsministerium wiederum stand als Mittler zwischen diesen wirtschaftlichen und politischen Standpunkten, sowohl auf Bundesebene als auch gegenüber den Salzburger Festspielen. Während aus Salzburg volkswirtschaftliche Argumente für eine weitere Subventionierung der Festspiele kamen, wie z. B. deren Nutzen für die lokale Wirtschaft oder das Missverhältnis zur Subventionierung der Bundestheater, konnten das Finanzministerium und der Rechnungshof sich kein klares Bild über die wirtschaftliche Lage der Festspiele machen. Ihre von Sparsamkeit getriebenen Empfehlungen, die Festspiele ausfallen zu lassen und geringere Honorare zu zahlen, erfolgten im Blindflug. Obwohl niemand grundsätzlich gegen die Salzburger Festspiele war, endete die Kraftprobe 1934 mit einer klaren Frontlinie zwischen Salzburg und Wien und kleineren Frontlinien auf Bundesebene. Es war an der Zeit, Fakten auf den Tisch zu legen.

39 Vgl. Berger, Kurze Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert, 2008, S. 160. 40 Kriechbaumer, Die Salzburger Festspiele 1945–1960. Ihre Geschichte von 1945 bis 1960, 2007, S. 60.

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»Einen besonderen Platz – nicht nur bei den Festspielen, sondern auch in der Bilanz – beanspruchen die Wiener Philharmoniker« (1935) Die 1930er-Jahre, und hier insbesondere die Jahre 1935 bis 1937, in denen der Dirigent Arturo Toscanini die Salzburger Festspiele dominierte, wurden in der Erinnerung vieler, die sie erlebten, als deren erste goldene Epoche verklärt.1 Durch Toscanini setzte eine »verstärkte Internationalisierung des Ensembles«2 ein, sängerische oder schauspielerische Leistungen bildeten mehr noch als zuvor das wesentliche Engagementkriterium, unabhängig davon, ob eine Person Mitglied des Ensembles der Wiener Staatsoper oder des Burgtheaters war. Parallel dazu wurden die Festspiele zu einem mondänen internationalen Treffpunkt. Mehr noch als Ende der zwanziger Jahre gab sich [von 1935 bis 1937] ›tout-le-monde‹ in Salzburg ein Stelldichein – Bühnenstars, Filmstars, noch mehr gekrönte Häupter, noch mehr Adel in blitzenden Autos, ausgelassene Stimmung beim Tanz auf dem Vulkan, internationales Gepräge nur wenige Kilometer vom Gleichschritt des Nationalsozialismus.3

Der französische Autor und Nobelpreisträger François Mauriac formulierte es in Bezug auf die Nähe Salzburgs zu Adolf Hitlers Feriendomizil in Berchtesgaden drastischer  : »Salzburg hört Hitler atmen.«4 Und Steven Gallup, Autor einer Geschichte der Salzburger Festspiele, verband in einem Satz die politischen und künstlerischen Ursachen für den Aufschwung  : »Salzburg als Toscaninis antifaschistisches und antinationalistisches Schaufenster.«5 Arturo Toscaninis politische Weltanschauung war geprägt von einer tiefsitzenden Verachtung des italienischen und deutschen Faschismus. Nach einer erfolglosen Parlamentskandidatur Toscaninis für die Mailänder »Früh-Faschisten«6 1919, die »eine sozialistische Politik befürworteten, die mit Mussolinis späteren Aktionen nichts zu tun

1 Vgl. Kaut, Salzburger Festspiele 1920–1981, S. 45. 2 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 95. 3 Waitzbauer, Festlicher Sommer. Das gesellschaftliche Ambiente der Salzburger Festspiele von 1920 bis heute, 1997, S. 52. 4 Zit. in Gallup, Geschichte, S. 129. 5 Gallup, Geschichte, S. 140. 6 Sachs, Toscanini. Eine Biographie, 1978, S. 200.

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hatte«,7 war seine Enttäuschung über die Hinwendung dieser Partei zum Rechtsradikalismus und Monarchismus bereits in den frühen 1920er-Jahren in offene Ablehnung des Faschismus und Protest gegen Mussolini umgeschlagen. Toscanini hatte hingegen keine Berührungsängste mit einem in der historischen Betrachtung als autoritär und national8 bewerteten Regime, dem österreichischen Ständestaat. So dirigierte er am 1. November 1934 »demonstrativ bei dem Wiener Staatsakt für den von Nazis ermordeten Bundeskanzler Dollfuß«9 das Requiem von Giuseppe Verdi.10 Das kometenhafte Erscheinen des in den 1930er-Jahren ohne Zweifel berühmtesten und gefragtesten Dirigenten der Welt in Salzburg war daher jedenfalls bereits ein politisches Statement, umso mehr aber Toscaninis Programmwahl. Bereits das zweite von ihm geleitete Orchesterkonzert in Salzburg war 1934 ausschließlich Werken Richard Wagners gewidmet, dem erklärten Lieblingskomponisten Adolf Hitlers. Die erste bei den Salzburger Festspielen von ihm geleitete Oper war 1935 ›Falstaff‹, bei deren Aufführung Toscanini sich in Mailand in den frühen 1920er-Jahren geweigert hatte, die faschistische Hymne ›Giovinezza‹ zu spielen. Toscanini, für den ein Auftritt bei den Bayreuther Festspielen nach der Machtergreifung Hitlers aufgrund seiner politischen Überzeugungen nicht in Frage kam, setzte 1936 und 1937 eine Lieblingsoper Hitlers, ›Die Meistersinger von Nürnberg‹ auf das Programm der Salzburger Festspiele. Mit diesem »bewussten Kontrastprogramm zu Bayreuth«11 lockte er auch internationales Publikum nach Salzburg, dem ein Besuch in Bayreuth aufgrund ideologischer – insbesondere rassistischer – Gründe verwehrt war. Als die Prüfer des Rechnungshofes von 25. November bis 5. Dezember 1935 ihrer Prüfungstätigkeit in Salzburg – der Einschau – nachgingen, war von der beschriebenen glamourösen Atmosphäre vermutlich wenig zu spüren, denn die Festspiele hatten am 1. September geendet. Die beiden Prüfer, von denen einer der höchstrangige der 44 Beamten dieser Behörde war,12 wurden von einem Beamten des Finanzministeriums begleitet.13 Das Rechnungshofgesetz ermächtigte diesen nämlich, insbesondere bei der Gebarungsprüfung von Unternehmungen, an denen der Bund finanziell beteiligt war, Sachverständige hinzuzuziehen.14 Üblich war dies jedoch nicht.15  7 Ebd., S. 200.  8 Vgl. Berger, Kurze Geschichte, S. 161 ff.  9 ›Der Spiegel‹ vom 3. März 1980. 10 Vgl. Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 146 ff. 11 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 60. 12 Guido Wagner war Leiter des Präsidialbüros, Guido Urrisk sein Mitarbeiter, s. Österreichischer Amtskalender für das Jahr 1935, S. 99. 13 Friedrich Baccarcich war Mitarbeiter der für die Bundestheater zuständigen Fachabteilung im Finanzministerium, s. Österreichischer Amtskalender für das Jahr 1935, S. 89. 14 § 9 Abs. 1 Rechnungshofgesetz 1934, BGBl. Nr.187/1934. 15 Ergebnis einer stichprobenweisen Durchsicht von rd. 20 Akten von Gebarungsprüfungen aus dem Jahr 1935 im AdRH  : bei keiner anderen Prüfung war ein Beamter eines anderen Ministeriums beteiligt.

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Die Hinzuziehung eines Beamten des Finanzministeriums war einerseits der Tatsache geschuldet, dass die beiden Behörden bereits zuvor Seite an Seite versucht hatten, die Bundessubventionen an die Festspiele einzugrenzen. Andererseits war die enge Zusammenarbeit zwischen dem Finanzministerium und dem Rechnungshof, wie bereits an anderer Stelle beschrieben, kein Einzel- oder Zufall, sondern Wunsch des Völkerbundes, der Österreich 1922 vor dem Staatsbankrott bewahrt hatte. In diesem Sinne ist auch die Ausweitung der Befugnisse des Rechnungshofes in der autoritären Bundesverfassung 1934 zu verstehen. Bis August 1934 hätte der Rechnungshof nämlich keine Möglichkeit gehabt, den Verein Salzburger FestspielhausGemeinde zu prüfen. Das Rechnungshofgesetz 1930 sah vor, dass der Rechnungshof nur in die Gebarung von sonstigen Unternehmungen, an deren Grundkapital der Bund mit mindestens einem Drittel finanziell beteiligt war, einsehen konnte.16 In anderen Fällen konnte er nur die vom übergeordneten Ressort, also z. B. einem Bundesministerium, an den Rechnungshof übersendeten Unterlagen prüfen. Der Begriff »sonstige Unternehmung« war im Rechnungshofgesetz nicht näher definiert, der Verein ›Salzburger Festspielhaus-Gemeinde‹ hätte wohl als solche gelten können. Jedoch war der Bund am Grundkapital der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde nicht beteiligt, denn ein Verein hat kein Grundkapital. Die Ständestaat-Verfassung 1934 sowie das ebenfalls neu erlassene Rechnungshofgesetz vom August 1934 weiteten die Möglichkeiten der Beteiligung durch den Bund aus. Eine finanzielle Beteiligung des Bundes lag nun auch vor, wenn der Bund die »zur Führung einer Unternehmung notwendigen Darlehen oder die Zuwendung einer demselben Zwecke dienenden Beihilfe«17 gewährte. Da die Subvention des Bundes in den beiden vorangegangenen Geschäftsjahren der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde 59,1 bzw. 40,0 % der Gesamtsubventionen betragen hatte,18 lagen die rechtlichen Voraussetzungen für eine Gebarungsprüfung vor, denn die Zuwendung des Bundes, die seit August 1934 einer finanziellen Beteiligung gleichzuhalten war, betrug mehr als ein Drittel der Gesamtsubvention. In seinem Ankündigungsschreiben an die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde verwies der Rechnungshof auf dieses ihm neuerdings zustehende Kontrollrecht. In ihrem Prüfungsergebnis beschrieb die Kontrollbehörde eingangs die Struktur ihres Prüfobjekts, des Vereins ›Salzburger Festspielhaus-Gemeinde‹. Dieser verfügte über einen Aufsichtsrat mit fünf Mitgliedern und ein dreiköpfiges Direktorium. 16 § 7 Abs. 3 Rechnungshofgesetz 1930, BGBl. Nr. 72/1930. 17 Art. 155 B–VG 1934, BGBl. Nr. 1/1934-II, i. V. m. § 8 Abs. 1 Rechnungshofgesetz 1934, BGBl. Nr. 187/ 1934. 18 Geschäftsjahr 1931/32  : 35.000 Schilling Bundessubvention von 185.000 Schilling Gesamtsubvention, Geschäftsjahr 1932/33  : 216.880 Schilling Bundessubvention von 366.880 Schilling Gesamtsubvention, Geschäftsjahr 1933/34  : 100.000 Schilling Bundessubvention von 250.000 Schilling Gesamtsubvention (AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 4. Bogen).

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Im Hauptteil seines Berichts analysierte der Rechnungshof die Gebarung, also den Haushalt, der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde der sechs Geschäftsjahre 1929/30 bis 1934/35.19 Er hielt fest, dass nur zwei Geschäftsjahre, nämlich 1929/30 und das letzte Geschäftsjahr 1934/35 mit einem Überschuss geendet hatten. Es war gerade der Erfolg der letzten Festspiele, der den Rechnungshof für die Zukunft optimistisch stimmte  : Gelingt es, die Salzburger Festspiele auf ihrer gegenwärtigen Höhe zu erhalten und treten nicht außerordentliche Umstände ein, so dürfte es bei Durchführung entsprechender Sparmaßnahmen allmählich schon im nächsten Jahre gelingen, die Sa lzburger Festspiele auf Selbsterh a ltu ng zu bringen. Im jetzigen Zeitpunkt ist das leider nicht der Fall.20

Die hier und in der Folge wiedergegebenen händischen Streichungen sowie die kursiv gesetzten händischen Änderungen im Akt des Rechnungshofes zeigen, dass dort an der Formulierung dieser Einschätzung gefeilt wurde. Der Endbericht, der an die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde, das Unterrichtsministerium und an das Finanzministerium ging, enthielt die gestrichenen Stellen nicht, jedoch die händisch eingefügten.21 Der Rechnungshof war also zur Ansicht gelangt, dass die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde in Hinkunft keine öffentlichen Mittel, also Subventionen oder Abgabenerleichterungen, mehr benötigen würde. Für den Fall, dass sie dennoch weiter Subventionen erhalten würde, empfahl der Rechnungshof, dass »der Bund keinesfalls zu höheren Beitragsleistungen als Land und Gemeinde Salzburg herangezogen werden [dürfe], weil diesen Faktoren in erster Linie die Segnungen des durch die Festspiele gesteigerten Fremdenverkehrs zugute kommen.«22 Die in seiner Einschätzung erwähnten Sparmaßnahmen 23 sah der Rechnungshof vor allem bei dem künstlerischen und technischen (Sommer-)Personal der Festspiele sowie bei der Vergabe von Freikarten  :

19 Das Geschäftsjahr der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde lief jeweils von 1. Oktober bis 30. September. 20 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 5. Bogen. 21 Diese Stelle des Endberichtes zitiert in Fuhrich/Prossnitz, Salzburger Festspiele, S. 178. 22 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, Einlageblatt zum 13. Bogen. 23 Die wesentlichen Themen dieser und aller folgenden Prüfungsergebnisse des Rechnungshofes sind in dieser Arbeit durch K a pitä lchen hervorgehoben. Diese Hervorhebungen dienen der Übersichtlichkeit und leichteren Auffindbarkeit der Themen einer Gebarungsprüfung. Wo Kapitelüberschriften oder andere thematische Gliederungsebenen vorlagen, stimmen die Hervorhebungen in dieser Arbeit mit diesen überein. Wo über die Textziffern des Prüfungsergebnisses hinaus keine weiteren Gliederungsebenen vorlagen (z. B. Gebarungsprüfung 1973/74), wurden sie vom Autor festgelegt.

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In wenigen Jahren ist Salzburg durch die Veranstaltung der Festspiele aus der Stille seines Daseins als österreichische Provinzstadt Sammelplatz des internationalen Publikums geworden. Durch Zeitungen aller Sprachen ist der Ruf der Salzburger Festspiele in die fernsten Erdteile gedrungen. Bei den Salzburger Festspielen mitgewirkt zu haben, bedeutet für jeden Künstler eine ganz besondere Empfehlung und verleiht ihm einen internationalen Ruf, der dem der Bayreuther Festspiele beinahe nicht mehr nachsteht. Es ist daher absolut nicht am Platze, wenn wiederholt nur von Opfern seitens der Philharmoniker und24 Solisten die Rede ist, nie aber die ihnen zuteil gewordene Auszeichnung, in Salzburg mitwirken zu dürfen, entsprechend gewürdigt wird. Auch dies wäre bei Engagementverhandlungen mit den betreffenden Künstlern zu beachten.25

In umfangreichen Listen verglich der Rechnungshof die Honor are und sonstigen Ansprüche jedes einzelnen Dirigenten, Sch auspielers und Sängers der Salzburger Festspiele 1935 (siehe Abbildungen 5 und 6). Diese Darstellung war einzigartig, in keinem der nachfolgenden Prüfungsergebnisse oder Tätigkeitsberichte des Rechnungshofes steht Vergleichbares. Sie muss im Zusammenhang mit der zuvor erfolgten Korrespondenz zwischen Finanzministerium, Unterrichtsministerium und Rechnungshof gesehen werden, in der es ja hauptsächlich um die nach Meinung des Finanzministeriums überhöhten Honorare in Salzburg ging. Den Honor aren der Dirigenten stellte der Rechnungshof die bei deren Konzerten erzielten Karteneinnahmen gegenüber (siehe Abbildung 6). Der Rechnungshof vermerkte als Fußnote, dass er zum Vergleich nur die Einnahmen der Konzerte, nicht jedoch der Opernaufführungen, herangezogen habe, weil nur bei diesen »die Zugkraft des Dirigenten besonders hervortritt«.26 Der oberste Revisor hielt fest, dass »bei den Dirigenten [Adrian] Boult und [Erich] Kleiber ein auffallendes Missverhältnis zwischen Honorar und den das Publikumsinteresse darstellenden Einnahmen zu verzeichnen ist. Von einer weiteren Beschäftigung dieser beiden Dirigenten wäre angesichts dieser Tatsache in Hinkunft entweder ganz abzusehen oder ihr Honorar herabzusetzen.«27 Kleiber hatte für seine beiden Auftritte mit den Wiener Philharmonikern durchaus populäre Programme gewählt und erhielt auch gute Kritiken,28 es kam jedoch zu keinem weiteren Engagement bei den Salzburger Festspielen. Nach dem Krieg bemühte sich das Direktorium der Salzburger Festspiele 1952 noch einmal erfolglos um ihn, es blieb bei dem Auftritt 1935.29 24 Streichung lt. AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, Ergänzung zum 9. Bogen. 25 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, Ergänzung zum 9. Bogen. 26 Ebd., 6. Bogen. 27 Ebd., 6. Bogen. 28 Fuhrich/Prossnitz, Salzburger Festspiele, S. 170. 29 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 98.

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Abb. 5  : Ausschnitte aus Listen der Honorare der Schauspieler und der Opernsolisten der Salzburger Festspiele 1934, aus dem Prüfungsergebnis des Rechnungshofes 1935 (AdRH Grundzahl 968 ex 1935).

Kleiber verstarb 1956. Auch Boult, der für seinen Auftritt bei den Salzburger Festspielen 1935 ein weniger populäres zeitgenössisches Programm britischer Komponisten gewählt hatte, trat nach 1935 nicht mehr bei den Salzburger Festspielen auf.30 30 Vgl. Jaklitsch, Die Salzburger Festspiele, Verzeichnis der Werke und der Künstler 1920–1990, 1991, S. 33  ; Boult war seit 1931 Protektor der ›London Salzburg Society‹, des britischen Freundeskreises der Salzburger Festspiele, vgl. Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 43.

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Abb. 6  : Liste der Honorare der Dirigenten der Salzburger Festspiele 1934 und Einnahmen der von ihnen ­geleiteten Konzerte, aus dem Prüfungsergebnis des Rechnungshofes 1935 (AdRH Grundzahl 968 ex 1935).

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Der Direktor der Wiener Staatsoper, der Dirigent Clemens Krauss, war bei den Festspielen 1934 acht Mal aufgetreten, mit einer Gage von 1.000 Schilling pro Abend. Aufgrund der »auf massiven Druck von Berlin erfolgten Absage von Richard Strauss«31 übernahm Krauss die Leitung von zwei ›Fidelio‹-Vorstellungen und erhielt dafür die ursprünglich Richard Strauss zugedachte Gage von 1.500 Schilling pro Abend. Der Rechnungshof war der Ansicht, dass »kein Grund vorlag, der Forderung von Clemens Krauss nach höherer Bemessung des Honorars für diese beiden Vorstellungen zu willfahren«, zumal »der schlechte Ertrag des ersten von Krauss geleiteten Konzerts eher eine Reduktion als eine Erhöhung seiner Bezüge gerechtfertigt hätte.«32 Demgegenüber erschienen dem Rechnungshof die ungewöhnlich hohen Bezüge Arturo Toscaninis in Anbetracht des wirtschaftlichen Erfolgs seiner Konzerte gerechtfertigt. Der Rechnungshof empfahl jedoch auch, die Festspiele »nicht allzu einseitig auf der Tätigkeit dieses Künstlers aufzubauen, da eine unvorhergesehene Absage Toscaninis leicht eine finanzielle33 Katastrophe zur Folge haben könnte.« Diese Empfehlung des Rechnungshofes stellte sich nur zweieinhalb Jahre später als geradezu prophetisch heraus. Toscanini, ein Antifaschist, sagte am 16. Februar 1938, also vier Tage nachdem Bundeskanzler Schuschnigg auf Hitlers Forderungen eingegangen war und einen Monat vor dem tatsächlichen Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, alle Verpflichtungen bei den Salzburger Festspielen 1938 ab. Wie oben erwähnt, galt seit 1. Juni 1933 die so genannte 1000-Mark-Sperre. Diese Maßnahme des Deutschen Reichs sollte den deutschen Tourismus nach Österreich zum Erliegen bringen und Österreich so wirtschaftlich schwächen.34 Diese Maßnahme hatte aber auch noch andere Auswirkungen. Bei den Salzburger Festspielen verstärkte sie die ohnedies schon starke Stellung der Wiener Philh armoniker, denn Ersatz aus Deutschland wäre nun zu kostspielig gewesen. Den Wiener Philharmonikern wurde aber vom Finanzministerium auch vorgeworfen, Doppelverdiener35 zu sein, die in Wien und Salzburg »nicht unbeträchtliche Bezüge aus Bundesmitteln genießen.«36 Diese beiden Tatsachen veranlassten den Rechnungshof, 31 Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 103. 32 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 6. und 7. Bogen. 33 Streichung lt. AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 7. Bogen. 34 Die 1000-Mark-Sperre galt bis 11. Juli 1936. 35 Die Bundesregierung hatte am 15. Dezember 1933 eine Verordnung über den Abbau verheirateter weiblicher Personen im Bundesdienst – die so genannte Doppelverdienerverordnung, BGBl. 1933 Nr.  545 – erlassen. Diese Verordnung galt für Ehepaare, die beide im Staatsdienst standen und damit doppelt verdienten. Hingegen bezog sich der Vorwurf des Finanzministeriums auf einzelne Personen, die bei zwei staatlich geförderten Einrichtungen Einkommen oder Honorare bezogen. Auch dies konnte in Zeiten stark steigender Arbeitslosigkeit (vgl. Bruckmüller, Sozialgeschichte Österreichs, 2001, S. 403) als Vorwurf verstanden werden. 36 Beilage zu einem Akt des Unterrichtsministeriums, wiedergegeben in Fuhrich/Prossnitz, Salzburger

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Abb. 7  : Beanspruchten »einen besonderen Platz in der Bilanz der Festspiele«  : Arturo Toscanini im Kreise der Wiener Philharmoniker 1935 in Salzburg (ASF/Ellinger).

die »finanziellen Zugeständnisse an die Wiener Philharmoniker als über die Leistungsfähigkeit der Festspiele hinausgehend«37 zu bezeichnen und die Monopolstellung dieses Orchesters durchaus spitzzüngig zu kommentieren  : Einen besonderen Platz – nicht nur bei den Festspielen, sondern auch in der Bilanz – beanspruchen die Wiener Philharmoniker.38

In diesem Zusammenhang erwähnte der Rechnungshof die folgende Begebenheit  : Die Philharmoniker erpressten unter Androhung, den dritten Akt ›Tristan‹ nicht mehr zu spielen, die Zurückziehung des erbetenen Notopfers von rund 1.500 Schilling.39 Der

Festspiele, S. 147. 37 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 8. Bogen. 38 Ebd., 7. Bogen. 39 Anmerkung  : Bei dem angesprochenen Notopfer handelte es sich um Honorar- und Gagenminderungen, die die Festspielhaus-Gemeinde in Befolgung einer schriftlichen Anweisung des Finanzministers vom August 1934 einbehalten hatte. (ÖSTA/ADR, NPA, Liasse Österreich 33/36, Zl. 24.797-I-6b).

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Opernchor erfuhr davon und bittet nun seinerseits um Refundierung der ihm abgezogenen 780 Schilling. […] Angesichts dieses Sachverhaltes kann der Rechnungshof dieses unglaubliche Vorgehen einer Gruppe von Angestellten der österreichischen Bundestheater nur im höchsten Grade bedauern und der Erwartung Ausdruck geben, dass seitens des Bundesministeriums für Unterricht als der in Betracht kommenden obersten Zentralstelle im Wege des Vorstandes der Wiener Philharmoniker nicht nur für die eheste Rückerstattung dieses Betrages gesorgt, sondern auch entsprechender Einfluss genommen werde, dass derartige Vorkommnisse in Hinkunft ausgeschlossen bleiben.40

Zum Jahrespersonal der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde, das 1935 aus sieben Personen bestand, sprach der Rechnungshof keine Empfehlung aus. Hatte das durch die 1000-Mark-Sperre ausgelöste Ausbleiben deutschen Publikums die Auslastung 1933 und 1934 auf den niedrigsten Stand seit 1927 gedrückt, so konnte das kometenhafte Auftauchen Toscaninis verbunden mit dem internationalen und mondänen Flair an der Salzach die Auslastung 1935 auf bis dahin ungekannte 85 % katapultieren, wie der Rechnungshof in seinem Bericht grafisch darstellte (siehe Abbildung 8). Diese positive Entwicklung setzte sich übrigens 1936 trotz der bis Ende August aufrechten 1000-Mark-Sperre und umso mehr 1937 fort, als deutsches Publikum wieder ungehindert einreisen konnte.41 Die zweite wesentliche Einsparungsempfehlung des Rechnungshofes neben den Künstlerhonoraren betraf die Reduktion von Freik arten. Der Rechnungshof errechnete, dass die Freikarten 1935 einen Wert von 216.527 Schilling repräsentierten. Dies entsprach nahezu der Höhe der in diesem Jahr erhaltenen Subventionen von 224.997 Schilling (davon 74.997 Schilling vom Bund).42 Unter der sehr vorsichtigen Annahme, dass zumindest die Hälfte ein Drittel dieser Karten hätte verkauft werden können, wäre das Einnahmeergebnis der Festspiele um mehr als 100.000 70.000 S höher gewesen. Der Rechnungshof […] muss das dringende Ersuchen stellen, dass in Hinkunft – analog dem bei den Bundestheatern in Wien beobachteten Vorgang – in jenen Fällen, in welchen der Vorverkauf ein ausverkauftes Haus erwarten lässt, von der Ausgabe von Freikarten abgesehen wird. In solchen Fällen wären Freikarten höchstens ermäßigte Karten in beschränktem Ausmaß nur den prominentesten Vertretern der Presse bedeutendsten Blätter zuzubilligen.43

40 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 8. Bogen. 41 Auer, Die Salzburger Festspiele im Schatten der Politik, 2003, S. 38. 42 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 4. Bogen. 43 Streichungen und Einfügungen gem. AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, zu 11. Bogen, 2. Seite.

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Abb. 8  : Auslastung an verkauften Karten bei den Salzburger Festspielen von 1927 bis 1935, aus dem ­P rüfungsergebnis des Rechnungshofes 1935 (AdRH Grundzahl 968 ex 1935).

Diese Empfehlung, der auch im Rechnungshof – die händischen Streichungen und Ergänzungen zeigen es – einiges Augenmerk gewidmet wurde, führte zu heftigen Kontroversen mit der Festspielhaus-Gemeinde, denn deren Präsident Puthon sah sie als wirklichkeitsfremd an. Er wandte sich um Unterstützung an den Bundespressedienst, dieser wiederum an den Unterrichtsminister.44 Hinsichtlich der Buchführung kritisierte der Rechnungshof vor allem, dass die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde nicht alle Anschaffungen für Dekorationen, Kostüme, u. dgl. in den Aufwand des betreffenden Geschäftsjahres aufnahm. Im Unterschied zu einem Repertoiretheater sei bei den Festspielen ja »mit mehrmaligen Wiederholungen nicht zu rechnen«45. Der Rechnungshof legte seinem Bericht von ihm korrigierte Bilanzen und Erfolgsrechnungen der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde für die sechs geprüften Geschäftsjahre bei. So buchte der Rechnungshof im Geschäftsjahr 1933/34 die Kosten für die Ausstattung einer Neuproduktion der Oper ›Don Giovanni‹ von der Aktivseite der Bilanz in den Aufwand um, wodurch sich der 44 Vgl. Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 37. 45 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 3. Bogen.

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Gesamtaufwand der Festspiele im Jahresabschluss um 13.000 Schilling erhöhte. Offensichtlich bestanden Ende 1934 noch keine Pläne, diese Produktion noch einmal zu spielen, was jedoch 1935, 1936 und 1937 geschah.46 Der Berichtsentwurf enthielt auch einen kurzen Absatz über die Sanierungskosten nach einem Bombenanschlag am Festspielhausgebäude durch die in Österreich verbotene NSDAP »im Frühjahr 1934«.47 Die Überschrift dieses Absatzes bezeichnete den Bombenanschlag als »unerfreuliches Dokument [sic]«. Dieser Absatz wurde im Akt des Rechnungshofes zur Gänze händisch gestrichen und kam im Prüfungsergebnis, das der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde zur Stellungnahme zugesendet wurde, nicht vor. Es handelte sich dabei um einen Bombenanschlag am 17. Mai 1934. Bei diesem Anschlag verlor ein Feuerwehrmann sein Leben,48 am Festspielhaus entstand ein Sachschaden von 9.990,25 Schilling, von dem die Salzburger Sicherheitsdirektion später 5.000 Schilling ersetzte.49 Salzburg war »aufgrund seiner geografischen Lage«,50 nämlich seiner Nähe zum nationalsozialistischen Deutschland, seit Mitte 1933 ein Hauptziel der Terrorwelle der verbotenen NSDAP geworden, die Ende Juli 1934 schließlich im nationalsozialistischen Putschversuch gipfelte, dem in Wien Bundeskanzler Dollfuß zum Opfer fiel. Die Prüfer beabsichtigten mit diesem Absatz wohl tatsächlich die Information ihrer Vorgesetzten im Rechnungshof, denn über die nationalsozialistische Terrorwelle in Salzburg, die Ende April 1934 wieder aufgeflammt war, berichteten »die österreichische und Salzburger Presse aus Rücksicht auf den anlaufenden Fremdenverkehr nur in Randnotizen«.51 Diese Informationspolitik war übrigens nur mäßig erfolgreich, denn in Holland und England berichteten die Nachrichtenbüros, »dass die Salzburger Festspiele nicht stattfinden, weil das Festspielhaus in Flammen aufgegangen ist«, wie der Vizekanzler und Sicherheitsminister Ernst Rüdiger Starhemberg am 10. Juni 1934 dem Ministerrat in Wien bekanntgab.52 Ihre Missbilligung des nationalsozialistischen Bombenanschlages brachten die Rechnungshofprüfer zum Ausdruck, indem sie das Ereignis als »unerfreulich« bezeichneten. Der Prüfungsleiter Guido Wagner war kein Parteigänger der NSDAP, denn nach dem ›Anschluss‹ Österreichs an das Deutsche Reich im März 1938 »schützte er mehrere Rechnungshof-Bedienstete vor Repressionen und konnte politisch motivierte Außerdienststellungen von Bediensteten des Rechnungshofes 46 Vgl. Jaklitsch, Salzburger Festspiele, S. 29, 33, 36, 40. 47 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 10. Bogen. 48 Fuhrich/Prossnitz, S. 151. 49 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 10. Bogen. 50 Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 94. 51 Ebd., S. 99. 52 MRP Dollfuß, Bd. 7, S. 346.

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verhindern«.53 Die händische Streichung dieses Absatzes wiederum muss nicht unbedingt darauf hinweisen, dass einer der Vorgesetzten mit der NSDAP sympathisierte, sondern kann auch im Sinne der redaktionellen Kürzung des Berichts auf jene Punkte, die tatsächlich Kritik und Empfehlungen des Rechnungshofes enthielten, verstanden werden. Das 56 Seiten umfassende Prüfungsergebnis des Rechnungshofes lag am 17. Dezember 1935, also nicht einmal zwei Wochen nach Beendigung der Einschau in Salzburg, in Maschinenschrift vor, wurde dann noch redaktionell bearbeitet – die oben wiedergegebenen händischen Ergänzungen und Streichungen – und rund um Weihnachten 1935 an die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde und an das Unterrichtsministerium abgefertigt. Damit war der Weihnachtsfrieden in Salzburg und Wien empfindlich gestört. In einer ersten Reaktion teilte das Finanz- dem Unterrichtsministerium am 30. Dezember 1935 mit, dass Subventionen an die Festspiele nur mehr bei Ausbleiben von Publikum zu gewähren seien, »die Anweisung von Subventionsraten wolle unterlassen werden«54, und zwar sowohl ausständige Beträge aus 1935 als auch künftige. Die Rechnungshof-Empfehlungen seien umzusetzen, das Finanzministerium verlangte zudem einen Sitz im Aufsichtsrat der Festspielhaus-Gemeinde.55 Rechtlich gesehen kündigte der Bund damit wahrscheinlich eine Vereinbarung aus dem Jahr 1929, in der sich er und die Salzburger Subventionäre zur Leistung von Subventionen in gleicher Höhe verpflichtet hatten. Allerdings war der tatsächliche Rechtstitel dieser Vereinbarung unklar, denn sie lag offenbar nicht schriftlich vor. Zur Erinnerung  : Das Unterrichtsministerium hatte ja damals für die Erfüllung dieser Verpflichtung die finanzielle Hilfe der Bundesbahnen in Anspruch genommen (siehe den entsprechenden Abschnitt dieses Buchs). Am 7. Jänner 1936 schrieb der Präsident der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde, Heinrich Puthon, dem Prüfungsleiter des Rechnungshofes Guido Wagner  : […] das bisherige Resultat dieses Berichtes ist für uns geradezu katastrophal. Das Finanz-Ministerium hat unter Hinweis auf Ihren Bericht und der darin zum Ausdruck gebrachten Überzeugung, dass sich die Salzburger Festspiele bereits im Jahre 1936 selbst erhalten werden, nicht nur die Auszahlung der restlichen Subventionsrate des Jahres 1935, sondern auch irgendeine Auszahlung auf die ohnehin so gekürzte Subvention 1936 verweigert  ; Darauf hin haben auch die hiesigen Subventionäre erklärt, dass sie ihre Subvention auch um 60 % kürzen und die bisher stets geschenkten Abgaben, 53 Karner, Der österreichische Rechnungshof in der NS-Zeit 1938 bis 1945, in  : Rechnungshof (Hg.), 250 Jahre Rechnungshof, 2011, S. 186. 54 ÖSTA/ADR, NPA, Liasse Österreich 33/36., Zl. 43.866-1/6b/i935. 55 Ebd.

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d.s. S 55.000.– für Fürsorge und Lustbarkeitssteuer in Anrechnung bringen,56 außerdem aber auch, sowie der Bund die restlichen S 25.003.– des Jahres 1935 nicht auszahlt, den erliegenden Teil der bereits eingezahlten Subvention d.s. S 37.000.– zurückfordern und hiefür unseren Reservefond von S 45.000.–, der sich aber inzwischen bereits auf S 40.000.– verringert hat, in Beschlag nehmen. Es bleiben mir somit derzeit an liquiden Mitteln nur mehr S 3.000.–  ; da mit dieser geringen Summe an den Beginn der Durchführung der Propaganda aber nicht gedacht werden kann, habe ich alle Vorbereitungen für die nächsten Festspiele einstellen müssen.57

Wie fast auf den Tag genau zwei Jahre zuvor war eine Situation erreicht, die weder das Land Salzburg noch die Festspiele aus eigener Kraft lösen konnten. Und wie damals befasste sich der Ministerrat in Wien mit den Salzburger Festspielen, nämlich am 10. Jänner 1936.58 In einem umfangreichen Plädoyer rechnete der Unterrichtsstaatssekretär Hans Pernter dem Ministerrat vor, dass die Salzburger Festspiele ohne weitere Subventionen nicht existieren könnten, die Durchführung der Festspiele 1936 sei nicht möglich. Es kam zu einem verbalen Schlagabtausch mit Finanzminister Ludwig Draxler, in dem die beiden Regierungsmitglieder Argumente pro und kontra Subventionierung nannten. Pernter sprach in dieser Debatte dem Rechnungshof die Kompetenz in »Theaterdingen« ab, während Finanzminister Draxler mit scharfen Worten das Vorgehen des Salzburger Landeshauptmannes, nämlich die Ankündigung, die Festspiele ebenfalls nicht mehr zu fördern, verurteilte. Rehrl vertrete einen lächerlichen Rechtsstandpunkt und glaube offenbar, die Bundesregierung tyrannisieren zu können. Dieser habe »einen Brief geschrieben, der das Unglaublichste darstelle, was er [Draxler] jemals gesehen habe.«59 Bundeskanzler Schuschnigg versuchte, einen Kompromiss der gegensätzlichen Standpunkte des Unterrichts- und des Finanzministers herbeizuführen, drang jedoch bei letzterem nicht durch. Die Drohung, die Salzburger Festspiele 1936 nicht durchzuführen, sei laut Draxler »geradezu grotesk«60. Draxler erklärte sich jedoch bereit, mit Landeshauptmann Rehrl zu verhandeln. Noch bevor diese Verhandlungen stattfanden, bekräftigte der Finanzminister am 14. Jänner 1936 seine Haltung in einem Schreiben an den Staatssekretär für Unterricht, das der Rechnungshof in Abschrift erhielt. Nach sechs Seiten Berechnungen, die demonstrieren sollten, dass die Festspiele keine Subventionen benötigen würden, stellte Draxler fest  : 56 Anmerkung  : Mit den »bisher stets geschenkten Abgaben« war vor allem die Lustbarkeitsabgabe gemeint, von deren Entrichtung die Salzburger Festspiele gem. § 3 Abs. 1 Lit. A Salzburger Lustbarkeitsabgabegesetz 1929, Sbg. LGBl. 74/1929 befreit war. 57 Beilage zu AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, Nachzahl 4723 ex 1935. 58 MRP Schuschnigg, Bd. 4, S. 251 ff. 59 Ebd., S. 252. 60 Ebd., S. 255.

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Ich bin daher – wie bereits im Ministerrate vom 10. Jänner 1936 erklärt – zu meinem größten Bedauern nicht in der Lage, einer weiteren Bundessubvention für die Vergangenheit noch auch vorläufig für das Jahr 1936 zuzustimmen. […] Im übrigen stelle ich – entgegen der von Dir im Ministerrate vertretenen Anschauung – fest, dass weder ein Vertrag, noch irgendein Übereinkommen besteht, nach welchem sich der Bund zu einer Subvention mit einem bestimmten Betrag verpflichtet hat. […] Deine Anschauung in dieser Beziehung steht mit der Rechtslage im Widerspruch.61

Auch als die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde am 22. Jänner 1936 ihre Stellungnahme zum Prüfungsergebnis des Rechnungshofes verfasste, war die Frage der Subventionierung der Festspiele 1936 offen. Dementsprechend fand sie in ihrer Stellungnahme, die sowohl an den Rechnungshof als auch an das Finanzministerium erging (dieses war ja an der Gebarungsprüfung durch einen sachverständigen Beamten beteiligt gewesen), deutliche Worte. Sie wies zunächst auf die Tatsache hin, dass der Aufsichtsrat der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde aus Vertretern der Subventionsgeber bestünde, man könnte daher der Ansicht sein, dass auch die Erklärungen und Weisungen von der gesamten Bundesregierung gedeckt würden und nicht, wie es in der Wirklichkeit der Fall ist, nur von einem Bundesministerium gedeckt, von einem anderen Bundesministerium, oder vielmehr von einem Departement desselben desavouiert werden. […] es kann doch nicht Sache der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde sein, das Einvernehmen zwischen zwei Bundesministerien in die Wege zu leiten.62

Zu den Einsparungsempfehlungen des Rechnungshofes nahm die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde wie folgt Stellung  : – Einsparungen bei den Honoraren und sonstigen Ansprüchen des künstlerischen und technischen Sommerpersonals der Salzburger Festspiel seien höchstens in der Höhe von 5.000 bis 10.000 Schilling, nicht jedoch in der vom Rechnungshof geforderten Höhe von 90.000 Schilling möglich. – Die Einschränkung der Freikarten sei zwar im Interesse der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde, bei den einzelnen Gruppen von Anspruchsberechtigten (Pressevertreter, in- und ausländische Würdenträger, Angehörige von Mitwirkenden) aber in unterschiedlichem Masse durchsetzbar.

61 Schreiben des Bundesministers für Finanzen Ludwig Draxler an den Staatssekretär für Unterricht Hans Pernter, Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹. 62 Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹.

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In einer separaten Stellungnahme an den Rechnungshof erläuterte der Buchhalter der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde einzelne Buchungsvorgänge, die der Rechnungshof seiner Meinung nach in seinem Bericht unrichtig wiedergegeben habe. Zwischen dieser Stellungnahme vom 22. Jänner und der 36. Aufsichtsrat-Sitzung der Festspielhaus-Gemeinde am 28. Februar 193663 fanden die entscheidenden Verhandlungen zwischen Finanzminister Draxler und Landeshauptmann Rehrl statt, denn Ende Februar berichtete Präsident Puthon seinem Aufsichtsrat, dass der Bund die Festspiele 1936 mit 40.000 Schilling subventionieren werde und der Fremdenverkehrsfonds, Land und Stadt Salzburg mit jeweils 20.000 Schilling.64 Steuer- und Abgabenschulden an den Bund aus den Vorjahren in Höhe von rd. 23.000 Schilling würden erlassen,65 Land und Stadt Salzburg würden Lustbarkeits- und Fürsorgeabgaben für das laufende Jahr pauschalieren. Bemerkenswert erscheint, dass der zuständige Beamte, der den Staatssekretär für Unterricht bei dieser Sitzung vertrat,66 von dieser existentiellen Vereinbarung laut Sitzungsprotokoll nichts wusste. Präsident Puthon berichtete ihm, dass die Vereinbarung in Gegenwart des Finanzministers, des Staatssekretärs für Unterricht, des Landeshauptmannes von Salzburg und des zuständigen Sektionschefs des Finanzministeriums geschlossen worden sei. Das Finanzministerium erhielt vom Rechnungshof eine Abschrift des Protokolls dieser Aufsichtsrat-Sitzung vom Februar 1936 und teilte dem Unterrichtsministerium darauf Ende Oktober unter anderem mit, dass ihm diese Vereinbarung unbekannt gewesen sei.67 Warum das Finanzministerium erst Monate später auf das Protokoll reagierte, kann nur gemutmaßt werden. Finanzminister Draxler, der sich in der Frage der Subventionierung der Salzburger Festspiele zahlreiche Scharmützel mit dem Unterrichtsminister geliefert hatte, wurde just in jenen Tagen von Bundeskanzler Schuschnigg überraschend abgelöst. Draxler war das letzte verbliebene dem ›Heimatschutz‹, einem paramilitärischen Arm des Ständestaates, zuzurechnende Regierungsmitglied. Seine Verdienste für das Budget waren unbestritten, er wurde wohl als Zugeständnis an Hitler aufgrund des Juliabkommens aus der Regierung entfernt. Vielleicht gehört das vorliegende, im Duktus dem kraftvollen Vokabular dieses Ministers aus 63 Ebd. 64 Dieser Aufteilungsschlüssel ist seither in Kraft, denn § 4 Abs. 1 Salzburger Festspielfonds-Gesetz, BGBl. Nr. 147/1950, sieht ihn hinsichtlich der Ausfallsdeckung seit 1950 ebenfalls vor. 65 Der Festspielhaus-Gemeinde wurden Rückstände an Warenumsatzsteuer und an Einkommenssteuer in der Höhe von insgesamt 22.949,72 S nachgesehen und auf Wunsch des Rechnungshofes als Subvention erfasst, s. Schreiben des Bundesministers für Finanzen an die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde vom 27. April 1936  ; Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹. 66 Karl Wisoko. 67 Schreiben vom 23. Oktober 1936 des Finanz- an das Unterrichtsministerium, Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹.

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den Ministerratsprotokollen vergleichbare Schreiben, zu seinen Bestrebungen, seinem Nachfolger einen reinen Tisch zu überlassen. Da aber die Subventionen und Abgabenerleichterungen für 1936 bereits flüssig gemacht waren, erübrigte sich eine Reaktion des Unterrichtsministeriums. Erstmals berichtete aus Anlass der Aufsichtsratssitzung im Februar 1936 auch eine Salzburger Zeitung über diese Prüfung  : Freitag, 28., tagte in Salzburg der Aufsichtsrat der Festspiele und hat den Voranschlag für das bereits verlautbarte Festprogramm geprüft und genehmigt. Gleichzeitig wurde der Bericht des Rechnungshofes, der im Dezember des Vorjahres eine eingehende Gebarungsvorschau [sic] vornahm, entgegengenommen. Mit besonderer Befriedigung nahmen die Aufsichtsräte zur Kenntnis, dass der Rechnungshof mit Worten wärmster Anerkennung die Gebarung als peinlich korrekt und die Verwaltung des Betriebs als überaus sparsam befunden hat.68

Der freundliche Tonfall dieses Berichts steht in eklatantem Kontrast zum Säbelrasseln bis hinauf in die höchste Bundespolitik, das dieser Rechnungshofprüfung vorangegangen war und sie begleitet hatte. Tatsächlich hatte der Aufsichtsrat in seiner in diesem Zeitungsbericht erwähnten Sitzung beschlossen, »einen Bericht über die Sitzung in die Zeitungen zu geben und darin unauffällig«69 zu erwähnen, dass der Rechnungshof mit dem kritisierten Personalaufwand nur die Mitwirkenden, nicht aber das Jahrespersonal gemeint hatte. Dieser unauffällige Hinweis war dem Aufsichtsrat zweifellos gelungen, wenn auch der Duktus der Pressemeldung und des Zeitungsberichts mit Formulierungen wie »mit Worten wärmster Anerkennung«, »peinlich korrekt« oder »überaus sparsam« nicht jenem des obersten Revisors entsprach. War schon das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele sehr rasch erstellt worden, so übertraf sich der Rechnungshof bei der Erstellung seines Tätigkeitsberichts für das Verwaltungsjahr 1935 selbst, denn diesen veröffentlichte er bereits Anfang März 1936.70 Darin findet sich die folgende Kurzfassung seiner ersten Gebarungsprüfung bei den Salzburger Festspielen  : Bei einer Ende 1935 vorgenommenen Einschau in die Gebarung der Salzburger Festspiele konnte der Rechnungshof feststellen, dass trotz der erhaltenen bedeutenden Sub-

68 ›Salzburger Chronik‹ vom 5. März 1936. Anmerkung  : mit »Gebarungsvorschau« dürfte die Einschau des Rechnungshofes in die Gebarung gemeint sein. 69 ASF, Protokoll der 36. Aufsichtsratssitzung vom 28. Februar 1936. 70 Das Rechnungshofgesetz 1934 sah für die Vorlage der jährlichen Tätigkeitsberichte an den Bundestag keine Frist vor, vgl. § 14 Rechnungshofgesetz 1934, BGBl. Nr. 187/1934. In der Regel wurden diese in den 1930er-Jahren Mitte des Jahres vorgelegt.

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ventionen diese Gebarung in den letzten sechs Jahren nur zweimal, und zwar in den Gebarungsjahren 1929/30 und 1934/35, aktiv abgeschlossen hat. Im letztgenannten Gebarungsjahre ist endlich eine erfreuliche Wendung zum Besseren eingetreten. Mit Hilfe der erhaltenen Subventionen konnte der aus früheren Jahren stammende Nettoabgang getilgt und noch ein Überschuss erzielt werden. Die finanzielle Lage der Salzburger Festspiele war daher am 30. September 1935 (Ende des Gebarungsjahres 1934/35) nicht ungünstig. Wie der Rechnungshof feststellen konnte, sind ohne Beeinträchtigung des künstlerischen Ranges weitgehende Einsparungen möglich. Vor allem müssten die Honorare der bei den Salzburger Festspielen mitwirkenden Künstler sowie die Entlohnung des Bühnen- und sonstigen Personals entsprechend eingeschränkt werden. Durch Drosselung der Freikartenausgabe könnten die Einnahmen erheblich vermehrt werden. Bei der Durchführung der angedeuteten Maßnahmen wird es möglich sein, die Salzburger Festspiele auf Selbsterhaltung zu bringen.71

Angesichts der Tatsache, dass die Salzburger Festspielhaus-Gemeinde entgegen der Empfehlungen des Rechnungshofes wieder Subventionen für 1936 zugesprochen bekommen hatte, musste dieser seine Empfehlung – wie bereits im Tätigkeitsbericht für 1934 – dem status quo anpassen. Diesmal ließ er seine Prognose, die Salzburger Festspiele auf Selbsterhaltung zu bringen, zeitlich unbestimmter ausfallen als in seinem Prüfungsergebnis. Hatte er nämlich im Prüfungsergebnis noch prognostiziert, dass es schon im nächsten Jahr gelingen würde, die Salzburger Festspiele auf Selbsterhaltung zu bringen, so fehlte im veröffentlichten Tätigkeitsbericht diese zeitliche Konkretheit. Die Prognose, dass sich die Festspiele einmal selbst erhalten würden, also ohne öffentliche Mittel auskommen würden, hat sich seither jedoch nur im Jahr 1945 aufgrund der besonderen Umstände in den ersten Friedenstagen erfüllt. Eine Salzburger Zeitung begnügte sich im März 1936 unter dem Titel »Der Rechnungshof über die staatliche Gebarung« mit einer nahezu wortgetreuen Wiedergabe dieser Kurzfassung aus dem Tätigkeitsbericht der Kontrollbehörde.72 Über die vom obersten Kontrollorgan nunmehr auch öffentlich empfohlenen Einsparungsmaßnahmen bestanden weiterhin Unstimmigkeiten. Daher berief der Rechnungshof-Präsident Otto Ender für den 13. Mai 1936 eine Besprechung in sei71 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1935 (Nr. 62/Ge der Beilagen zu den stenographischen Protokollen über die Sitzungen des Bundestages des Bundesstaates Österreich 1934–1936) vom 6. Februar 1936, S. 10. 72 ›Salzburger Volksblatt‹ vom 17. März 1936. Im März 1936 trat übrigens jenes Salzburger Landesgesetz in Kraft, das bis 1970 den Markennamen ›Salzburger Festspiele‹ schützen und »andere öffentliche musikalische und theatralische Veranstaltungen« kurz vor, während und kurz nach den Festspielen in und um Salzburg von Genehmigungen abhängig machte. (Gesetz zum Schutz der Salzburger Festspiele, Sbg. LGBl. Nr. 51/1936).

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nem Haus ein, an der unter seinem Vorsitz unter anderem der Staatssekretär für Unterricht Hans Pernter und der künstlerische Leiter der Festspiele Erwin Kerber teilnahmen. Der Präsident der Festspielhaus-Gemeinde Heinrich Puthon hatte sich entschuldigt. Ender hielt zunächst fest, dass vier vorgeschlagene Sparmaßnahmen des Rechnungshofes offen seien  : 1. Herabsetzung der Honorare der bei den Salzburger Festspielen Mitwirkenden, 2. Einstellung der Übergebühren für das Kartenbüro, 3. Einschränkung der Ausgaben von Freikarten, 4. Verteilung der Eingänge an Radioübertragungsgebühren. Zwei Punkte der Liste erledigten sich in der Besprechung schnell, denn Kerber berichtete, dass das Kartenbüro keine Übergebühren mehr erhalten würde (Punkt 2.), während der anwesende Vertreter der Bundestheaterverwaltung bemerkte, dass die Künstler zweifellos einen Rechtsanspruch auf einen Anteil an den Radioübertragungsgebühren hätten (Punkt 4.). Dann wurden die kontroversielleren Punkte besprochen. Die Wiener Philharmoniker würden in Salzburg dreimal so hohe Honorare wie in Wien erhalten, so der Prüfungsleiter des Rechnungshofes, ihre Monopolstellung müsse gebrochen werden, so dessen Vizepräsident. Kerber entgegnete, dass es aufgrund der reichsdeutschen Ausreisebeschränkungen keinen Ersatz für sie gebe, Staatssekretär Pernter sagte jedoch letzten Endes zu, »übertriebenen Forderungen der Künstler entgegenzutreten«.73 Hinsichtlich der Vergabe von Freikarten schlug die Kontrollbehörde vor, diese »wie bei den Bundestheatern nur auszugeben, wenn die Vorstellungen nicht ausverkauft sind.« Pernter und Kerber sagten zu, diese Frage noch prüfen zu wollen und »dem bei den Bundestheatern hinsichtlich der Freikarten gehandhabten System näherzutreten«.74 Mit diesem Ergebnis war der Präsident der Festspielhaus-Gemeinde, Heinrich Puthon, der an der Besprechung nicht hatte teilnehmen können, nicht einverstanden. Er schrieb drei Tage danach an den Rechnungshofpräsidenten Ender, dass die Einstellung von Freikarten an Pressevertreter nicht nur zu ungünstigen Kritiken und negativer Propaganda führen würde, »die Berichterstattung des einen Jahres (im Jahre 1935 waren es 833 Berichte) ist zugleich die beste Propaganda für die Festspiele des nächsten Jahres«. Die Einstellung von Freikarten würde aber darüber hinaus zu Kosten von 100.000 Schilling bei den Festspielen führen, denn diese müssten bislang kostenlos geschaltete Inserate in der Folge bezahlen. In Zusammenarbeit mit

73 Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹. 74 Ebd.

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dem Bundespressedienst würde er aber versuchen, die Freikarten auf das Mindestmaß herabzudrücken.75 Die Antwort des Rechnungshofpräsidenten ließ nicht lange auf sich warten  : Die Journalisten seien »doch von ihren Blättern zur Berichterstattung entsandt und werden ihnen ihre Redaktionen die Preise [der Eintrittskarten] sicherlich ersetzen«. Ender beschrieb im Detail die Freikartenregelung der Bundestheater und machte weitere Vorschläge für die Freikartenvergabe. Er schloss versöhnlich  : Lassen Sie sich, sehr geehrter Herr Präsident, diese Anregungen durch den Kopf gehen. Sie werden nur im Interesse der Salzburger Festspiele und ihrer gedeihlichen Fortentwicklung gemacht, die dem R.H. ebenso am Herzen liegt wie der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde.76

In einem Schreiben vom 6. Juli 1936 gab Heinrich Puthon dem Prüfungsleiter des Rechnungshofes bekannt, dass durch die »energische Drosselung der Ausgabe von Freikarten bei ausverkauften Vorstellungen […] eine Ersparnis gegen das Vorjahr erzielt wird, die ich immerhin mit 20. bis 30.000 Schilling einschätze«.77 Auch diesem Schreiben trat der Rechnungshof seinerseits in einem Brief mit seinen bereits geäußerten Argumenten entgegen, schloss jedoch angesichts der unmittelbar bevorstehenden Eröffnung der Festspiele versöhnlich  : »Vielleicht gelingt es ja doch, den für das heurige Jahr in Aussicht genommenen Betrag von zirka 30.000 S etwas zu erhöhen.«78 Das Unterrichtsministerium teilte dem Rechnungshof am 22. Juli schließlich mit, dass es nach langwierigen Verhandlungen gelungen sei, bei ausverkauften Vorstellungen 30 bis 40 Karten in den Verkauf zurückzugeben.79 Damit war das Kriegsbeil zwischen den Salzburger Festspielen und dem Rechnungshof fürs Erste begraben. Trotz ihres Erfolgs von 1935 bis 1937 waren die Salzburger Festspiele, die 1935 immerhin ihr 15-jähriges Bestehen feierten, finanziell keineswegs dauerhafter abgesichert als zuvor. Wie das oben wiedergegebene Schreiben von Präsident Puthon zeigt, geschah auch die Planung der Festspiele so kurzfristig, dass im Jänner ein Nichtstattfinden der Festspiele im August zumindest angedroht werden konnte. Wie das Schreiben Puthons auch zeigt, war es aber nicht nur die politische Bedeutung, die die Salzburger Festspiele für das Regime erlangt hatten, sondern auch das per75 Ebd. 76 Schreiben vom 18. Mai 1936, Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹. 77 Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹. 78 Schreiben vom 9. Juli 1936, Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹. 79 Schreiben vom 22. Juli 1936, Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹.

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sönliche Engagement Einzelner, zuvorderst sei hier Landeshauptmann Franz Rehrl genannt, die Jahr für Jahr das Weiterbestehen der Festspiele sicherten. Rehrl war seit 1922 Landeshauptmann von Salzburg80 und betätigte sich wiederholt als Vermittler und Streitschlichter. So war beispielsweise er es, der 1936 einen sich anbahnenden Disput zwischen Arturo Toscanini, dem Architekten Clemens Holzmeister und Bundeskanzler Kurt Schuschnigg über den Um- oder Neubau des Festspielhauses durch die eigenhändige Erarbeitung eines Kompromissvorschlags verhinderte. Diesem Kompromissvorschlag konnte sich schon deshalb niemand verschließen, weil er nur durch den Abriss von Rehrls Geburtshaus umsetzbar war.81 Der nach wie vor ungebrochenen Salzburger Allianz unter Führung Rehrls – Land und Stadt Salzburg, der Salzburger Fremdenverkehrsfonds und die Salzburger Medien – standen Mitte der 1930er-Jahre auf Bundesebene zwei untereinander zutiefst zerstrittene Ministerien und der Rechnungshof gegenüber, zwischen deren Standpunkten selbst der Bundeskanzler kaum vermitteln konnte. Der eigentliche Betroffene war dadurch in einer geradezu kafkaesken Situation gegenüber den Behörden, wie die oben wiedergegebene Stellungnahme der Salzburger FestspielhausGemeinde vom Jänner 1936 deutlich zeigt  : »[…] es kann doch nicht Sache der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde sein, das Einvernehmen zwischen zwei Bundesministerien in die Wege zu leiten.«82 Einmal noch – 1937 – sollte es Toscanini-Festspiele geben, einmal noch sollte »Salzburg Hitler atmen hören«, bevor es ihn am 6. April 1938 freudig begrüßte.

80 Vgl. Enderle-Burcel, Gertrude  : Mandatare im Ständestaat 1934 –1938  : christlich – ständisch – autoritär. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, Bundeskulturrates, Bundeswirtschaftsrates und Länderrates sowie des Bundestages, 1991, S. 195. 81 Fuhrich/Prossnitz, Salzburger Festspiele, S. 197 ff. 82 Beilage zu AdRH Grundzahl 924 ex 1936 ›Salzburger Festspiele‹.

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»Die Salzburger Festspiele waren Tummelplatz einiger aus Deutschland herausgeworfener Kunstgrößen« (1944) Hatten sich die Bayreuther Festspiele schon frühzeitig dem NS-Regime zugewendet, so waren die Salzburger Festspiele bis 1938 der nationale Symbolort des Ständestaats. Diese Konstellation verhieß nach dem ›Anschluss‹ Österreichs an das Deutsche Reich für die Salzburger nichts Gutes. Erschwerend kam hinzu, dass die neuen Machthaber die Festspiele an der Salzach als eine Spielwiese des Judentums sahen, als ein »deutschfeindliches jüdisch-österreichisches Bollwerk im Dienste der Klerikalen, Juden und internationalen Kapitalisten.«1 So schrieb eine Salzburger Zeitung anlässlich der Eröffnung der Festspiele im Juli 1938  : Fünf Jahre lang hatte eine volksverräterische Clique mit Unterstützung des gesamten internationalen Judentums versucht, Salzburg zu einem antideutschen Propagandazentrum auszubauen. Fünf Jahre lang waren die weltberühmten Festspiele dieser herrlichen Stadt […] ein jüdischer Hexensabbath. Die Salzburger Festspiele des Jahres 1938 bedeuten den Sieg über diese Mächte der Unterwelt und das Auferstehen der alten urewigen deutschen Stadt Salzburg.2

Neben dem Judentum mussten die Festspiele von Persönlichkeiten, die als ›verjudet‹ galten, also selbst nicht Juden, aber mit diesen befreundet waren oder sie unterstützten, gesäubert werden. Zu den jüdischen Künstlern, die folglich bei den Salzburger Festspielen nicht mehr auftreten konnten, zählten Gründungsmitglieder wie der Dirigent Bruno Walter oder der Regisseur Max Reinhardt, zu den Persönlichkeiten, die diese unterstützt hatten, der Landeshauptmann Franz Rehrl. Der Rechnungshof hatte sich seit 1937 begleitend mit den Baukosten des neuen Salzburger Festspielhauses befasst, das nach Ideen Rehrls und Entwürfen des Architekten Clemens Holzmeister entstand. Ein ansonsten politisch unverfänglicher Rechnungshof-Akt über die Bedeckung des Bundesanteils an diesen Baukosten griff im Votum im Juli 1938, also vier Monate nach dem ›Anschluss‹ und unmittelbar vor den Festspielen, die Sichtweise der Nationalsozialisten auf die jüdischen und ›verjudeten‹ Festspiele auf  :

1 Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 276. 2 ›Salzburger Volksblatt‹ vom 25. Juli 1938.

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Was die Salzburger Festspiele selbst anbelangt, so sei bei dieser Gelegenheit noch bemerkt, dass der Rechnungshof stets bemüht war, den Bundesaufwand für diese Festspiele herabzudrücken. Leider gelang dies nicht immer, denn an der Spitze der gegen den Rechnungshof arbeitenden ehemaligen Funktionäre stand Landeshauptmann Dr. Rehrl  ; der seine Pläne, Salzburg zum Tummelplatz aller einiger aus Deutschland herausgeworfener Kunstgrößen (Reinhardt-Goldmann u.a.) zu machen, durchzusetzen verstand.3

Rehrl war im Mai 1938 verhaftet worden, und verbrachte die nächsten sieben Jahre »teils im Gefängnis, teils im internen Exil«4 und teils im Krankenhaus.5 Mit Reinhardt-Goldmann war der Regisseur Max Reinhardt gemeint, der jüdischen Ursprungs war und mit bürgerlichem Nachnamen Goldmann hieß. Er war seit 1935 von der gleichgeschalteten deutschen Presse mit diesem Namen bedacht worden, um seinen jüdischen Ursprung zu betonen.6 Max Reinhardt war bereits im Oktober 1937 in die Vereinigten Staaten geflohen, seine Regiearbeiten in Salzburg, der ›Jedermann‹ und der ›Faust‹, waren unter den Produktionen, die 1938 von den neuen Machthabern zur Gänze gestrichen wurden.7 Bei den Ausführenden der anderen Produktionen »stützte man sich nunmehr ausschließlich auf ›arische‹ Kräfte. Von einem programmatischen Neuanfang konnte somit nicht die Rede sein.«8 Das Salzburger NS-Blatt ›Salzburger Zeitung‹ jubelte dennoch im Juli 1938  : Die Salzburger Festspiele sind eine Angelegenheit Großdeutschlands geworden, sie sind Teil, Baustein und Juwel des nationalsozialistischen Aufbaues geworden. Das Wort von den deutschen Festspielen erhebt sich in sieghafter Weihe  ; das ganze deutsche Volk steht nun schirmend um diese Spiele, der deutschen Seele sollen sie gehören, der deutschen Kunst.9

Hatte Salzburg Hitler zuvor atmen gehört, war aber durch eine Grenze von ihm getrennt gewesen, so bedeutete der Fall dieser Grenze nun, dass sich Salzburg als Vorzimmer zum Obersalzberg, dem Sommerdomizil Hitlers, eine »Sonderstellung im 3 Händische Streichung bzw. Ergänzung, Akt betreffend die Kosten für den Umbau des Salzburger Festspielhauses vom 1. Juli 1938, AdRH Grundzahl 2783 ex 1938. 4 Gallup, Geschichte, S. 156. 5 Er kehrte im August 1945 nach Salzburg zurück, konnte aber aus gesundheitlichen Gründen keine politische Funktion mehr übernehmen und verstarb 1947. 6 Vgl. Gallup, Geschichte, S. 134 f. 7 Daneben wurden drei von zehn geplanten Opernproduktionen gestrichen, s. den Vergleich der Spielpläne vom Jänner und vom Mai 1938, in  : Fuhrich/Prossnitz, Salzburger Festspiele, S. 230 f. 8 Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 330. 9 ›Salzburger Zeitung‹ vom 23. Juli 1938.

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Großdeutschen Reich erhoffen«10 konnte. Gauleiter Friedrich Rainer und Reichsstatthalter Albert Reitter sahen auch die Festspiele als eine taktische Grundlage für diese Sonderstellung und betonten im Juli und August 1938 »den heiteren und liebenswürdigen Charakter der Spiele«  :11 »Mit Mozart wollen wir den Festspielgedanken auf seine Urform zurückführen.«12 Die Festspiele eröffneten jedoch nicht mit Mozart, sondern mit den ›Meistersingern von Nürnberg‹ von Richard Wagner. Arturo Toscanini hatte diese Oper 1936 als bewusste Provokation an Bayreuth und das Deutsche Reich erstmals auf das Salzburger Festspielprogramm gesetzt, nun konnte diese Oper, die als eine Lieblingsoper Hitlers galt, als eine Verbeugung vor den neuen Machthabern interpretiert werden. Die »Anwesenheit von Josef Goebbels […] und anderer führender Persönlichkeiten des Dritten Reichs«13 bei der Eröffnungsvorstellung bestätigen diese Sichtweise. Es war vielleicht dieser Eröffnungsabend, der für das weitere Schicksal der Salzburger Festspiele während der NS-Zeit die entscheidende Weichenstellung bedeutete. Propagandaminister Goebbels notierte in seinem Tagebuch, dass die Aufführung zwar musikalisch wunderbar, aber »gesanglich, szenisch und dekorativ unter aller Kritik«14 gewesen sei und urteilte  : »Das ist richtiger Wiener Kitsch. Aber ich werde das abschaffen.«15 Damit war die kulturpolitische Rolle Salzburgs während der NS-Zeit in ihren Eckpfeilern definiert  : Wildern im Bayreuther Revier wurde zwar vermutlich nicht direkt gewünscht (von 1939 bis 1944 spielten die Festspiele keine Wagner-Oper mehr), aber kommentarlos hingenommen. Hingegen war der künstlerische Einfluss Wiens auf die Festspiele einzuschränken. Salzburg war das ideale musikpolitische Instrument, um die Hegemonie Bayreuths und Wiens im Großdeutschen Reich herauszufordern, ganz nach dem Motto ›divide et impera‹. Diese Strategie ist in den Tagebüchern Goebbels’, in dessen Zuständigkeitsbereich die Salzburger Festspiele fielen, hinreichend dokumentiert  : So bestimmte er 1941, dass »die Festspiele nach Möglichkeit von Wien losgelöst werden sollten. Die Wiener Staatsoper soll für die Festspiele nur das Orchester und den Chor stellen.«16 Im Hinblick auf Bayreuth war ein diplomatischeres Vorgehen angezeigt, denn diese fielen in den direkten Zuständigkeitsbereich des Führers  : So plante Goebbels 1942 »aus Salzburg eine beachtliche Konkurrenz zu Bayreuth zu machen. Bayreuth

10 Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 281. 11 ›Salzburger Volksblatt‹ vom 26. Juli 1938. 12 ›Salzburger Landeszeitung‹ vom 16. August 1938. 13 Fuhrich/Prossnitz, Salzburger Festspiele, S. 239. 14 Fröhlich (Hg.), Joseph Goebbels  : Tagebücher 1941–1945, Bd. 3, S. 489. 15 Ebd. 16 Ebd., Bd. 2, S. 265.

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könnte eine solche Konkurrenz gut gebrauchen«,17 wie er in seinem Tagebuch vermerkte. Es war dieser kulturpolitischen Strategie und dem persönlichen Ehrgeiz Goebbels’ zuzuschreiben, dass die Festspiele auch im Sommer 1940, dem Jahr nach Kriegsbeginn, nicht vollständig abgesagt wurden, wie es noch Ende Mai desselben Jahres den Anschein hatte.18 Auch während des von Goebbels im Februar 1943 ausgerufenen totalen Kriegs, also 1943 und 1944, fanden sie in der bis dahin von Bombenangriffen verschonten Salzachstadt statt, wenn auch unter der Bezeichnung ›Theater- und Musiksommer‹, wenn auch hauptsächlich vor Wehrmachtsangehörigen und wenn auch – 1944 – nur in Form eines Orchesterkonzerts und einer öffentlichen OpernGeneralprobe. Diese war die letzte Opernaufführung im Dritten Reich überhaupt (die vorletzte waren die ›Meistersinger von Nürnberg‹ bei den Bayreuther Festspielen). Der österreichische Rechnungshof wurde nach dem ›Anschluss‹ zu einer Außenabteilung des Rechnungshofes des Deutschen Reichs in Potsdam, die aber im Unterschied zu anderen ehemals österreichischen Behörden in Wien verblieb.19 »Die Außenabteilung nahm ihre Arbeit am 24. August 1939 auf, wobei Potsdam die Positionen des Leiters (mit Dr. Max Klusemann) und des Büroleiters besetzte.«20 Die Eingliederung in den Reichsrechnungshof bedeutete für den österreichischen Rechnungshof nicht nur personelle Änderungen – unmittelbar nach dem ›Anschluss‹ begann die Bereinigung der Beamtenschaft –, sondern auch einen empfindlichen Statusverlust. Waren die Befugnisse des Rechnungshofes in Wien gerade im Ständestaat stetig erweitert worden, so war er nunmehr eine Außenabteilung unter mehreren, die ehemaligen vier Landesrechnungshöfe des Deutschen Reichs waren nämlich 1937 bereits in solche umgewandelt worden.21 Hinzu kam, dass der Reichsrechnungshof, verglichen mit dem österreichischen Rechnungshof, erheblich zahnloser war. Ihm waren seit der Machtergreifung der NSDAP 1933 wesentliche Prüffelder abhandengekommen, nämlich die Prüfkompetenz hinsichtlich des überwiegenden Teils der Wehrmacht, hinsichtlich der Reichsbahn und bis 1941 hinsichtlich staatlicher Zuwendungen an die NSDAP und ihre Verbände.22 Immer wieder war der Reichsrechnungshof von der Auflösung bedroht, so unmittelbar nach der Machter17 Ebd., Bd. 5, S. 343. 18 Vgl. die Niederschrift der Sitzung des Salzburger Stadtrats vom 28. Mai 1940, in der Bürgermeister Lorenz berichtet, dass »die Festspiele mit 99 % Sicherheit heuer nicht stattfinden«, AStS BU 1544. 19 S. 1441 Verordnung über den Übergang der Aufgaben des Rechnungshofs des Landes Österreich auf den Rechnungshof des Deutschen Reichs und über die Bildung einer Außenabteilung des Rechnungshofs des Deutschen Reichs in Wien, RGBl. I 1939. 20 Karner, NS-Zeit, S. 188. 21 Vgl. Dommach, Hitlers Staatsfinanzen. Der Rechnungshof des Deutschen Reiches im Nationalsozialismus 1933–1945, 2019, S. 46 f. 22 Vgl. Dommach, Staatsfinanzen. S. 13 ff, S. 39.

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greifung der NSDAP 1933 oder in einem »Dauerstreit mit dem Postminister, der sich von 1936 bis in die Kriegsjahre hineinzog und nicht beigelegt wurde.«23 Auch wenn »der [Wiener] Außenabteilung alle Aufgaben des österreichischen Rechnungshofes gemäß Rechnungshofgesetz 1934 übertragen«24 wurden, so war sie doch nicht für die »Prüfung der auf dem Gebiet Österreichs tätigen Reichsbehörden der Justiz, der Finanzen, des Zolls und der Post sowie des Reichsarbeitsdienstes, des Reichautobahnbaus und der SS«25 zuständig. Im Wesentlichen erstreckte sich ihre Zuständigkeit daher auf die Verwaltungen der ehemaligen Bundesländer, die im Deutschen Reich Gauselbstverwaltung genannt wurden. Bei den ›Kunsteinrichtungen der Gauselbstverwaltung Salzburg‹, zu denen neben dem Salzburger Festspielhaus das Landestheater, das Mozarteum-Orchester und das Konzertamt gehörten, führte die Außenstelle Wien des Rechnungshofes des Deutschen Reichs im Jahr 1943 oder 1944 eine Gebarungsprüfung durch. Der genaue Zeitraum der Vor-Ort-Prüfung geht aus dem Protokoll der Schlussbesprechung nicht hervor.26 Diese Besprechung fand am 17. Mai 1944 in Salzburg statt. Neben dem Gaukämmerer Robert Lippert – dieses Amt wäre heute vergleichbar mit dem eines Finanzlandesrates – nahm unter anderen der Leiter des Reichspropagandaamts Salzburg, Heinz Wolff, an der Sitzung teil. Dieser, ein überzeugter Nationalsozialist und Antisemit, »leitete als Gaupropagandaleiter das dortige Reichspropagandaamt, das als unmittelbar nachgeordnete Behörde die Entscheidungen des ›Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda‹ auf Gauebene umsetzte.«27 Wolff war ein »führender Mitarbeiter des Goebbels-Ministeriums«.28 Mit zwei politischen Mandataren war die Besprechung demnach relativ hochrangig besetzt. Für das Festspielhaus waren Heinrich Puthon und sein Oberbuchhalter anwesend, die beide schon vor 1938 bei den Festspielen gearbeitet hatten und dort auch nach der NS-Zeit arbeiten sollten. Puthon wird im Protokoll als ›Verwaltungsvorstand‹ des Festspielhauses bezeichnet, mit der gleichen Berufsbezeichnung also wie der ebenfalls anwesende tatsächliche Betriebsdirektor des Landestheaters. Präsident der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde war Puthon nicht mehr, weil dieser Verein im Februar 1942 per Erlass aufgelöst worden war.29 23 Dommach, Staatsfinanzen, S. 40. 24 Laussegger, Streifzug, S. 105. 25 Dommach, Staatsfinanzen, S. 72. 26 ›Bericht des Rechnungshofes des Deutschen Reiches über das Ergebnis der örtlichen Prüfung der Gebarung der Kunsteinrichtungen der Gauselbstverwaltung des Reichsgaues Salzburg in den Rechnungsjahren 1941 und 1942‹, SLA GK 342/1937, Anmerkung  : Das Archiv des Rechnungshofes verfügt über keine Unterlagen aus der NS-Zeit. 27 Http  ://www.njuuz.de/beitrag20080.html, 2. April 2013. 28 Http  ://www.njuuz.de/beitrag20080.html, 2. April 2013. 29 Niederschrift der Beigeordnetensitzung vom 17. April 1942, AStS BU 1544.

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Der Reichsrechnungshof hatte den Leiter der Außenstelle Wien, Max Klusemann, und die beiden Prüfer nach Salzburg entsandt. Dabei handelte es sich um die gleichen Beamten des vormaligen österreichischen Rechnungshofes, die 1935 zusammen mit einem Beamten des Finanzministeriums die erste Gebarungsprüfung bei der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde durchgeführt hatten. Einer dieser beiden Beamten, Guido Wagner, war bis 1938 der Leiter der Präsidialabteilung des Rechnungshofes gewesen. Er »konnte mehrere Rechnungshof-Bedienstete vor Repressionen schützen und politisch motivierte Außerdienststellungen von Bediensteten im Rechnungshof verhindern« und »bat im Oktober 1938 selbst um seine Amtsenthebung«.30 Der Amtsenthebung war offenbar nicht oder nur bedingt stattgegeben worden, denn Wagner wurde 1944 im Prüfdienst eingesetzt. Der andere bei der Schlussbesprechung in Salzburg anwesende Beamte, Guido Urrisk, befand sich bis 1955 im Personalstand des Rechnungshofes.31 Beide Beamten waren im Mai 1944 nicht für den Kriegseinsatz mobilisiert worden, weil es der Potsdamer Zentrale des Reichsrechnungshofes bis zur Totalmobilisierung Ende Juli 1944 gelungen war, die »Beratungsrevision vor Ort und ohne Schriftwechsel«32 außerhalb des Altreichs als kriegswichtige Tätigkeit zu definieren. Noch im Februar und April 1944, also kurz vor der gegenständlichen Schlussbesprechung, hatte der Reichsstatthalter in Wien beantragt, die örtlichen Prüfungen des Reichsrechnungshofes während des Krieges auch außerhalb des Altreichs einzustellen oder den Reichsrechnungshof völlig aufzulösen. Der Präsident des Reichsrechnungshofes Heinrich Müller »reagierte auf den Vorstoß […] mit seinem Runderlass vom 7. Juli 1944. Darin gab er den Prüfern grünes Licht, auf die Rechnungsprüfung und Rechnungslegung zu verzichten, wenn der Behördenleiter wegen personeller Überlastung um Unterlassung der örtlichen Prüfung bitte.«33 Trotz der dargestellten personellen Kontinuität handelte es sich um eine Prüfung des deutschen Reichsrechnungshofes. Aus diesem Grund wird diese Prüfung in der vorliegenden Arbeit weder als Prüfung des Rechnungshofes gezählt noch finden die Ergebnisse dieser Prüfung Eingang in die Gesamtbetrachtung. Zeitraum der Prüfung waren die Rechnungsjahre 1941 und 1942. Im Deutschen Reich war auch das Rechnungsjahr der Gaue ungleich dem Kalenderjahr, daher prüfte der Reichrechnungshof den Zeitraum von 1. April 1941 bis 31. März 1943. Das 19 Punkte lange Protokoll der Schlussbesprechung dürfte gleichzeitig als schriftliches Prüfungsergebnis gedient haben, denn eine Spalte mit der Bezeichnung »Stellung30 Karner, NS-Zeit, S. 186. 31 Österreichischer Amtskalender für das Jahr 1955, S. 4. 32 Schreiben des Präsidenten des Deutschen Reichsrechnungshofes Heinrich Müller an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers vom 2. März 1943, BA R 43 II 1155 b Bl. 89. 33 Dommach, Staatsfinanzen, S. 145.

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nahme des Reichsstatthalters und Ergebnis der Schlussbesprechung« enthält entsprechende, durchwegs zustimmende, Anmerkungen. Der Verein ›Salzburger Festspielhaus-Gemeinde‹ war 1942 aufgelöst worden, der Voranschlag noch für dessen bis dahin gültiges Rechnungsjahr September bis August erstellt worden, während in der Gauselbstverwaltung das oben genannte Rechnungsjahr galt. Die Empfehlung des Rechnungshofes lautete, den Vor anschlag und die A bschlussrechnung der Festspiele zeitlich und »in der Gliederung vollständig anzugleichen«.34 Zur öffentlichen Finanzierung der Festspiele hielt der Reichsrechnungshof fest, dass die Summe der Reichszuschüsse nur schwer feststellbar sei, weil »sie nicht an einer Stelle gesammelt vorgelegen sind«.35 Das Reichspropagandaamt Salzburg solle alle entsprechenden Erlässe an einer Stelle sammeln. Der Reichsgau hingegen hatte seine Zuschüsse schon im Rechnungsjahr 1941/42 eingestellt, was in Widerspruch zu der von ihm übernommenen Trägerschaft über die Veranstaltung der Salzburger Festspiele stünde. Außerdem hatte sich der Reichsgau Salzburg am 1. Dezember 1942 »als Betriebsführer des Hauses zur Tragung aller für dasselbe zu entrichtenden Personal- und Sachauslagen« vertraglich verpflichtet. »Der Einfluss des Reichsgaues, auf die Abhaltung und Gestaltung der Salzburger Festspiele hätte vielleicht auch auf andere Weise gewahrt werden können.«36 Die Gauh auptsta dt Salzburg wiederum war aufgrund dieses Bestands- und Betriebsführungsvertrags vom 1. Dezember 1942 verpflichtet, die Hälfte der Kosten der Versicherungen zu übernehmen, was aber nicht geschehen war. Damit war der Reichsrechnungshof bei jenem Thema angelangt, das schon den österreichischen Rechnungshof 1935 am meisten beschäftigt hatte  : Der Aufwand für ständiges Personal sowie für das Sommerpersonal steige ständig  : In der gegenwärtigen Zeit, die in allen Berufen den totalen Kriegseinsatz fordert, erscheint es geboten, auch bei den Salzburger Festspielen in Belangen der Besoldung eine Stabilisierung eintreten zu lassen.37

Über die Pauschalhonorare hinaus würden Solisten und verschieden Gruppen von Arbeitern Diäten erhalten, die »den allgemein zuerkannten Reisekostenersatz erheblich überstiegen«.38 »Im Interesse der Vereinfachung wäre es angezeigt, die Ge34 ›Bericht des Rechnungshofes des Deutschen Reiches über das Ergebnis der örtlichen Prüfung der Gebarung der Kunsteinrichtungen der Gauselbstverwaltung des Reichsgaues Salzburg in den Rechnungsjahren 1941 und 1942‹, SLA GK 342/1937, S. 3. 35 Ebd., S. 4. 36 Ebd., S. 4. 37 Ebd., S. 6. 38 Ebd., S. 6.

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samtleistung des Einzelnen so weit wie möglich nur mit einer Gebühr (tunlichst einem Pauschbetrage) abzugelten.«39 Der Reichsgau Salzburg hatte im März 1942 mit dem Dirigenten Clemens K r auss einen zehnjährigen Vertrag als Generalintendant der Festspiele abgeschlossen. Dazu meinte die Wiener Außenabteilung des Reichsrechnungshofes  : Es wäre angezeigt gewesen, vor Abschluss dieses Vertrages Zusicherung des Reichs zu erlangen, dass während der Dauer dieses Vertrages Reichszuschüsse für die Salzburger Festspiele auch dann gewährt werden, wenn in einem oder anderen Jahre keine Festspiele stattfinden sollten.40

Die in der Spalte daneben befindliche Stellungnahme dazu vermerkte kurz und bündig  : »Eine derartige Zusicherung ist inzwischen eingelangt.«41 Krauss’ Gage würde also auch bezahlt werden, wenn die Festspiele kriegsbedingt ausfallen sollten. Der Reichsrechnungshof empfahl, auf Kriegsdauer in Anbetracht der Materialverknappung von neuen Produktionen abzusehen und »die erforderlichen Ausstattungen von einer führenden Bühne des Reichs zu entleihen.«42 Ohne Details zu nennen, beklagte der Reichsrechnungshof, dass aufgrund mangelnder schriftlicher Verträge vermeidbare Mehrausgaben erwachsen seien. Mit Dirigenten und Solisten lägen vielfach keine Verträge vor. Auch bezüglich der Wiener Philh armoniker soll überhaupt nur eine mündliche Weisung erteilt worden sein, die gleichen Vergütungen wie im Vorjahr auszuzahlen. Er empfahl, einen Normalvertrag zu entwerfen und nach diesem ein entsprechendes Vertragsformblatt aufzulegen. Eine Reisekostenor dnung für Dienstreisen der »ständig oder vorübergehend beschäftigten Gefolgschaftsmitglieder«43 des Festspielhauses sei dringend erforderlich. Auf den Überstundenentlohnungen sei nicht einmal zu ersehen, an welchem Tag die Überstunden verrichtet wurden. Auch fehlte auf ihnen die Bescheinigung eines Aufsichtsorganes über die tatsächliche Leistung der Überstunden. In den Rechnungsbüchern sei künftighin bei Abschlagszahlungen ein Bezug zu ihrer endgültigen Abrechnung herzustellen. Auf den Rechnungen über Lieferungen und Arbeitsleistungen habe stets eine Bescheinigung der sachlichen Richtigkeit zu erfolgen. Inventar- und Vorratsaufzeichnungen bedürfen in einzelnen Belangen noch einer Ergänzung. 39 Ebd., S. 6. 40 Ebd., S. 7. 41 Ebd., S. 7. 42 Ebd., S. 7. 43 Ebd., S. 9.

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»Tummelplatz aus Deutschland herausgeworfener Kunstgrößen« (1944)

Dem Protokoll der Schlussbesprechung ist ein Schreiben des Gau-Kämmerers Lippert vom 23. Juni 1944 beigelegt, in dem dieser bei den Festspielen und dem Landestheater die fristgerechte Anforderung von Reichszuschüssen und die bescheidkonforme Auszahlung von Gehaltsbezügen einmahnt. Im Mai und Juni 1944 befand sich Großdeutschland am Höhepunkt des Kriegs. Nur wenige Tage nach der Schlussbesprechung in Salzburg, am 6. Juni 1944, landeten die Alliierten mit 170.000 Mann in der Normandie. Nur einen Monat nach Lipperts Schreiben, am 20. Juli 1944, scheiterte der bedeutendste Umsturzversuch des militärischen Widerstands gegen das NS-Regime, das Attentat des Grafen Claus Schenk von Stauffenberg auf Adolf Hitler. Allerdings geschahen diese Ereignisse eben erst kurz nach der Rechnungshof-Besprechung in Salzburg. Diese Besprechung muss daher vor allem in Zusammenhang mit dem ausdrücklichen Wunsch Hitlers vom März 1944 gesehen werden, »trotz der sich zuspitzenden militärischen Lage, auch 1944 die Festspiele in Bayreuth und den Salzburger Theater- und Musiksommer stattfinden«44 zu lassen. Der Krieg tobte zwar, schien aber noch nicht verloren. Es war daher geboten, Vorschläge für Sparmaßnahmen entgegenzunehmen, zumal bei den Salzburger Festspielen »in Absprache mit Clemens Krauss wiederum ein umfangreiches Opernprogramm geboten werden sollte«.45 Das stetige Vordringen der Alliierten verbunden mit der Vernichtung militärischtaktischen Know-hows in den obersten Rängen der Wehrmacht durch die auf den Attentatsversuch folgende Hinrichtungswelle beschleunigte aber den Lauf der Ereignisse. Am 26. Juli 1944 ordnete Hitler die letzte Mobilisierung an, der Salzburger Theater- und Musiksommer wurde am 29. Juli abgesagt. Dass dennoch in Salzburg ein Orchesterkonzert mit den Wiener Philharmonikern und eine szenische Generalprobe der Oper ›Die Liebe der Danae‹ stattfinden konnten, war vor allem auf das fortgeschrittene Alter des Komponisten der Oper – Richard Strauss feierte seinen achtzigsten Geburtstag – zurückzuführen. Das Verhältnis der NS-Spitze zu Richard Strauss war zu diesem Zeitpunkt zwar ambivalent bis gespannt, aber ganz unter den Tisch kehren konnte man den Geburtstag des laut Wilhelm Furtwängler »größten lebenden Komponisten der ganzen musikalischen Welt«46 nicht. Ab 16. Oktober 1944 erlebte auch die Stadt Salzburg Luftangriffe, von denen sie als eine der wenigen Städte des Deutschen Reichs bis dahin verschont geblieben war.

44 Kriechbaumer, Zwischen Österreich und Großdeutschland, S. 419. 45 Ebd., S. 414. 46 Aus einem Schreiben Furtwänglers an Goebbels, zit. in Rathkolb  : Führertreu und gottbegnadet, S. 190f.

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»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !« (1949 bis 1958) Für die Entwicklung der Salzburger Festspiele nach 1945 waren drei Faktoren ausschlaggebend  : Die Republik Österreich bekannte sich zu ihnen, die Festspiele wichen von ihrem Qualitätsanspruch nicht ab – sie verpflichteten weiterhin die weltweit bedeutendsten Künstler – und das Große Festspielhaus wurde von 1956 bis 1960 errichtet. Wie im autoritären Ständestaat brauchte das neu erwachte Österreich nationale Symbole. Wie damals mussten es Symbole sein, die das Österreichische vom Deutschen abgrenzten. Und wie damals konnten es nicht nur Symbole sein, die geografisch in der Bundeshauptstadt beheimatet waren. So wurde Mozart »zur Staats­ikone und Salzburg bzw. die Salzburger Festspiele zum nationalen Gedächtnisort.«1 Zu diesem bekannte sich die Republik in der denkbar festesten Form, nämlich in Form eines Gesetzes, dem Salzburger Festspielfonds-Gesetz vom 12. Juli 1950  :2 »Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen bewegten sich die Salzburger Festspiele auf sicherem Boden,«3 wie später Josef Kaut, Präsident der Festspiele von 1971 bis 1983, meinte. Erst als im Laufe des Jahres 1947 bedeutende Künstler wie die Dirigenten Wilhelm Furtwängler und Herbert von Karajan, deren Karrieren auch während der NS-­Zeit nicht unterbrochen gewesen waren, von den Amerikanern nach Entnazifizierungsverfahren freigegeben wurden,4 konnte Heinrich Puthon wieder daran denken, Festspiele wie vor 1938 zu planen. Das Engagement der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten sollte aber nicht nur die künstlerische Qualität der Festspielprogramme sichern, die Salzburger Festspiele mussten sich gegenüber einer stetig wachsenden Schar weiterer Sommerfestspiele national und international profilieren  : Die 1946 gegründeten Bregenzer Festspiele verfügten bereits ab 1950 über eine riesige Seebühne, das 1947 gegründete Festival in Edinburgh wuchs Jahr für Jahr und die Bayreuther Festspiele eröffneten 1951 nach einem Entnazifizierungsverfahren, das sich ausschließlich gegen Winifred Wagner gerichtet hatte. Den Salzburger Festspielen gelang es, ihren Platz unter den Festspielen auszubauen  : »Am Ende des Jahrzehnts [gemeint sind die 1950er-Jahre] war Salzburg bereits die teuerste Festspielstadt von 1 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 62. 2 BGBl. 147/1950. 3 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 122. 4 Gallup, Geschichte, S. 178.

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allen und Sitzplätze der ersten Preiskategorie kosteten etwa das zehnfache einer Mahlzeit in einem durchschnittlichen Restaurant.«5 Furtwängler und Karajan prägten die Jahre ab 1948. Traten bei den Festspielen 1948 und 1949 noch beide auf, so war von 1950 bis 1954 Furtwängler der dominante Dirigent der Festspiele. Immer wieder hieß es in den frühen 1950er-Jahren, dass Herbert von Karajan bei den nächsten Festspielen auftreten würde. Ein Miteinander der autoritären Künstlerpersönlichkeiten Furtwängler und Karajan war jedoch undenkbar. Mit Furtwänglers Tod Ende 1954 sah die Lage schlagartig anders aus. Nur wenige Wochen danach begannen die Salzburger Festspiele, Karajan für eine dauerhafte Zusammenarbeit zu umwerben. Anfang 1956 »entstanden Gerüchte, dass Karajan einen Dreijahresvertrag verlange und die Zusicherung, dass er jedes Jahr zwei Opern präsentieren könne, die er sowohl inszenieren als auch dirigieren würde«.6 Diesen Vertrag schloss der Salzburger Festspielfonds mit ihm im März 1956 ab.7 Der spätere Präsident des Salzburger Festspielfonds Josef Kaut – 1956 bereits Mitglied des Direktoriums – schrieb dazu  : Zwar sieht das Festspielfondsgesetz einen künstlerischen Leiter nicht vor, und es wurde auch nicht geklärt, in welchem Verhältnis dieser zum Direktorium steht, dem alle organisatorischen und künstlerischen Entscheidungen übertragen sind, aber es herrschte jedenfalls ungetrübte Freude über die Heimkehr des verlorenen Sohnes.8

Karajan, der 1955 die Position als Chefdirigent der Berliner Philharmoniker übernommen hatte, wurde nach dem Rücktritt Karl Böhms im Juni 1956 auch Direktor der Wiener Staatsoper. Darüber hinaus war er mit ständigen Verträgen an das Philharmonia Orchestra in London und an die Mailänder Scala gebunden. Karajan hatte eine im europäischen Musikbetrieb einzigartige Machtposition inne. Es erscheint daher nicht verwunderlich, dass es mit Karajan – wie vor dem Krieg mit Toscanini – zu einer Internationalisierung der Festspiele kam. Gleich im ersten Jahr der künstlerischen Oberleitung Karajans 1957 gastierte erstmals ein internationales Orchester bei den Salzburger Festspielen. Natürlich war es kein Zufall, dass dies die Berliner Philharmoniker waren, deren Chefdirigent Karajan die Leitung des ersten von fünf Konzerten übernahm. 1958 folgte das Concertgebouw Orkest Amsterdam, 1959 traten mit dem Orchestre National de la Radiodiffusion-Télévision française und dem New York Philharmonic gleich zwei internationale Orchester bei den Festspielen auf. 5 6 7 8

Gallup, Geschichte, S. 239. Gallup, Geschichte, S. 231. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 210. Kaut, Salzburger Festspiele, S. 127.

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Seit Beginn der 1950er-Jahre nahm die Idee eines neuen Festspielhauses immer mehr Gestalt an. Propagierte zunächst der Architekt des 1926 und 1937/38 durch Umbau des ehemaligen bischöflichen Marstalls entstandenen Festspielhauses, Clemens Holzmeister, diese Idee, so hatte er schon bald im Salzburger Landeshauptmann Josef Klaus einen mächtigen Mitstreiter gefunden. Die Idee an sich war nicht neu, denn schon vor der Gründung der Salzburger Festspiele hatten Pläne bestanden, ein eigenes Festspielhaus zu erbauen. Im August 1922 war es sogar zu einer Grundsteinlegung in Hellbrunn im Beisein des Bundespräsidenten gekommen.9 Doch nun nahm die alte Idee schnell Fahrt auf. Holzmeister und Klaus propagierten kein Festspielhaus ›auf der grünen Wiese‹ – vergleichbar mit Bayreuth –, sondern favorisierten einen Standort im Zentrum Salzburgs. Hinter der Fassade Fischer von Erlachs und anstelle der vom Salzburger Haus der Natur genutzten Räumlichkeiten sollte in der Hofstallgasse ein modernes und mit allen bühnentechnischen Raffinessen ausgestattetes Haus entstehen. Im Mozartjahr 1956 begannen die Bauarbeiten, bei denen zunächst der Fels des Mönchsbergs ausgebrochen werden musste. Die Baukosten, die nach ersten Plänen 30 Millionen Schilling betragen sollten,10 schnellten bald auf 110 Millionen hinauf,11 dann auf 125 Millionen,12 von denen der Bund zwei Drittel und die Salzburger Abgangsträger ein Drittel tragen sollten. Eine Bundesanleihe in drei Tranchen sollte 110 Millionen Schilling aufbringen.13 »Für den hohen Betrag von 142 Millionen Schilling wird nur ein sehr bescheidenes Haus errichtet werden können, das nicht geheizt werden kann, auf künstlerischen Schmuck verzichten muss und nicht einmal – wie man so sagt – alle Stückln spielt«,14 meinte schließlich der zuständige Landesrat Josef Kaut im Jänner 1958. Seiner Meinung nach »wäre es an der Zeit, die Debatte darüber, ob ein neues Festspielhaus gebaut werden sollte, abzubrechen, da eine solche Diskussion in einem Zeitpunkt, da schon rund 50 Millionen Schilling der Bausumme verwendet wurden, zu nichts führen könne.«15 Offensichtlich entschied man sich dann doch für ein Haus, das »alle Stückln spielt«, denn im Mai 1958 stand fest, dass die Baukosten für das neue Festspielhaus 210 Millionen Schilling betragen würden.16 Den Abgangsträgern des Salzburger Festspielfonds blieb nichts anderes übrig, als diese Mehrkosten des vor der Vollendung stehenden Bauwerkes zu schlucken. Die Rechnung dafür bekam Landeshauptmann Klaus bei der Land 9 Vgl. Fuhrich/Prossnitz, Salzburger Festspiele, S. 39 ff. 10 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966, S. 10. 11 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 180. 12 Beilage zu AdRH 369-8 ex 1958. 13 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1956, S. 79. 14 ›Demokratisches Volksblatt‹ vom 15. Jänner 1958. 15 ›Demokratisches Volksblatt‹ vom 15. Jänner 1958. 16 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 237.

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tagswahl 1959 präsentiert, in der die ÖVP ein Mandat im Landtag verlor. Dieses Mandat wanderte zur Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), die den Festspielhausneubau sowohl auf kommunaler als auch auf Landesebene jahrelang angesichts herrschender Wohnungsnot in der Stadt Salzburg angeprangert hatte, wie z. B. vor den Gemeinde­ratswahlen 1957 in der Stadt Salzburg (siehe Abbildung 9). Aber auch unter den Wiener Behörden führte die Bedeckung des Bundesanteils zu Differenzen. So fragte das Finanzministerium beim Rechnungshof Ende 1955 an, unter welchem Haushaltsansatz das Pauschalhonorar des Architekten Clemens Holzmeister von 250.000 Schilling verbucht werden sollte. Es folgte ein jahrelanges Tauziehen und zahlreiche Differenzen zwischen den beiden Behörden über die haushaltsrechtliche Bedeckung der gewaltigen Budgetüberschreitungen beim Festspielhausbau.17 Über diese Meinungsverschiedenheiten berichtete der oberste Revisor der Republik 1957 in seinem Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1956.18 In seinen Tätigkeitsberichten der Verwaltungsjahre 1957 bis 1959 berichtete er dann weiters über die 1957 begebene Bundesanleihe für den Neubau des Salzburger Festspielhauses.19 Mit der Eröffnung des Großen Festspielhauses im Juli 1960 wurden die politischen und medialen Scharmützel im Wesentlichen beigelegt, denn das neue Haus erhielt in den Medien fast durchwegs gute Kritiken.20 Auch wenn Landeshauptmann Klaus in seiner Festrede meinte, dass die Eröffnung des Festspielhauses für das Werk von Landeshauptmann Franz Rehrl die Vollendung bedeute, so wurde »doch das neue Festspielhaus als sein [Anmerkung  : Klaus‹] Werk angesehen und nicht als letzte Vollendung der Gedanken des verewigten Landeshauptmannes«.21 Für den Rechnungshof endete mit der Eröffnung des Festspielhauses eine bisher einzigartige Serie von Gebarungsprüfungen bei einer Einrichtung des Kunst- und Kulturbereichs. Von 1949 bis 1958 prüfte der Rechnungshof die Salzburger Festspiele sechs Mal. Keine andere Einrichtung im Kunst- und Kulturbereich wurde in den letzten hundert Jahren in einem derart kurzen Zeitraum derartig häufig geprüft.22 17 AdRH 369-8 ex 1958. 18 Nr. 228 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 29. April 1957. 19 Nr. 449 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 5. April 1958, Nr. 215 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 13. Mai 1960. 20 Z.B. ›Österreichische Neue Tageszeitung‹ vom 28.7.1960  : »Die Akustik ist hervorragend«, ›Neue Zür­cher Zeitung‹ vom 29.7.1960  : »[…] die Akustik (besonders was den Orchesterklang betrifft) ausgezeichnet.«, ›Die Furche‹ vom 6.8.1960  : »Das neue Haus – ein Wunder der Akustik«. 21 ›Illustrierte Kronenzeitung‹ vom 21. August 1960. 22 Ein Vergleich aus dem Kulturbereich  : Die Bundestheater prüfte der Rechnungshof von 1948 bis 1958 vier Mal, ein Vergleich aus dem Medienbereich  : Sechs der heutigen ORF Landesstudios bzw. deren Rechtsvorgänger prüfte der Rechnungshof jeweils einzeln von 1954 bis 1962.

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Abb. 9  : Wahlkampf-Karikatur der FPÖ zum Festspielhausbau aus dem Oktober 1957 (›Salzburger FPÖNachrichten, Kampfblatt der National-Freiheitlichen Bevölkerung Salzburgs‹, Folge 59).

Einzigartig war aber nicht nur die Häufigkeit der Prüfungen, sondern auch deren Inhalt  : Die Prüfungsergebnisse befassten sich vorwiegend mit der ziffernmäßigen Richtigkeit und Gesetzeskonformität der Rechnungsabschlüsse der Festspiele und nur am Rande mit der Kernaufgabe des Rechnungshofes, nämlich der Überprüfung der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit der Gebarung. Der Rechnungshof sah seine Rolle in diesen Jahren also vorwiegend als Abschlussprüfer der Salzburger Festspiele. Die sechs Prüfungen zwischen 1949 und 1958 weisen aber noch eine weitere Besonderheit auf  : Für keine dieser sechs Prüfungen ist ein Anlass dokumentiert. Diese Serie steht damit solitär zwischen der Vorkriegsprüfung 1935 und allen weiteren Prüfungen nach 1960 bei den Salzburger Festspielen  : Auslöser für die Gebarungsprüfung 1935 waren ja die jahrelangen Querelen und Meinungsverschiedenheiten auf politischer Ebene, auf Ebene der Behörden sowie zwischen Salzburg und Wien über die öffentliche Finanzierung der Festspiele. Anlass und Grund aller Rechnungs-

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hofprüfungen (bis auf eine) nach 1960 war das Ersuchen einer dafür bevollmächtigten Institution, z. B. des Salzburger Landeshauptmannes oder des Landtages, wobei diese wiederum zumeist Anlässe für ihr Ersuchen hatten, z. B. die Fertigstellung des Großen Festspielhauses (1961), parteipolitisches Wahlkampf-Kalkül (1982 und 1986) oder einen Untreue-Skandal (2011). Für keine Prüfung der Serie von 1949 bis 1958 ist hingegen ein Anlass dokumentiert. Ein solcher wäre beispielsweise 1951 durchaus vorgelegen, erregten sich die Medien, die Öffentlichkeit und schließlich auch die Politik doch mit einem Jahr Verspätung über die Verleihung der österreichischen Staatsbürgerschaft an den Dichter Bertolt Brecht und seine Frau Helene Weigel, die von einem Direktoriumsmitglied der Festspiele, dem Komponisten Gottfried von Einem, eingefädelt worden war.23 Im Gegenzug hatte Brecht bereits die Arbeit an einem ›Salzburger Totentanz‹ begonnen, beendete diesen aber nie.24 Obwohl alle zuständigen Behörden in Wien und Salzburg 1950 Brechts Einbürgerung befürwortet hatten, musste Gottfried von Einem für die mediale Schelte den Kopf hinhalten und Ende Oktober 1951 nach einer heftigen Auseinandersetzung mit Landeshauptmann Josef Klaus seinen Sitz im Direktorium räumen. Das neue Salzburger Festspielfonds-Gesetz sah fakultativ die Einrichtung eines Kunstrats vor, eines Gremiums, das es in den Anfangsjahren des Vereins ›Salzburger Festspielhaus-Gemeinde‹ gegeben hatte, und in dem die ›Gründerväter‹ der Festspiele, also beispielsweise Max Reinhardt, Hugo von Hofmannsthal, Franz Schalk und Richard Strauss, Mitglieder gewesen waren. Gottfried von Einem wurde mit dem Vorsitz in diesem zahnlosen Gremium abgespeist, vertrug sich ab 1956 aber nicht mit dem künstlerischen Leiter Herbert von Karajan. 1964 kehrte er den Festspielen endgültig den Rücken. Kurz nach dem Rausschmiss Gottfried von Einems 1951 aus dem Direktorium waren die Prüfer des Rechnungshofes in Salzburg. Weder im Prüfungsergebnis des Rechnungshofes, das an den Salzburger Festspielfonds erging, noch im internen Akt, der darüber hinaus die zugrundeliegenden Materialien wie Beilagen und Berechnungen der Prüfer sowie interne Anmerkungen enthielt, findet sich ein Wort über den Fall Brecht/von Einem. Dieser hatte aus Sicht der Prüfer nichts mit ihrer Arbeit zu tun, denn sie sahen sich ja vorwiegend als Abschlussprüfer der Salzburger Festspiele. Halten wir fest  : Von 1949 bis 1958 fanden ungewöhnlich viele Prüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen statt, für die ungewöhnlicherweise kein Anlass dokumentiert ist und bei denen der oberste Revisor seine Rolle ungewöhnlich, nämlich als Abschlussprüfer, definierte. 23 Vgl. Eickhoff, Politische Dimensionen einer Komponisten-Biographie im 20. Jahrhundert – Gottfried von Einem, 1998, S. 144 f. 24 Vgl. Kriechbaumer, Politik im Wandel. Der Salzburger Landtag im Chiemseehof 1868–2018, 2018, S. 411 ff.

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Der Grund für dieses dreifache Abweichen von der Norm war die ab 1950 herrschende Unsicherheit des Rechnungshofes über seine Prüfungszuständigkeit und -befugnisse bei den Salzburger Festspielen. Die wesentliche Rechtsgrundlage für alle Tätigkeiten des obersten Kontrollors, das Rechnungshofgesetz, war 1948 zusammen mit dem entsprechenden Hauptstück der Bundesverfassung neu erlassen worden. Wie die Rechnungshofgesetze vor 1938 enthielt dieses ein Kontrollrecht für Unternehmungen, an denen der Bund finanziell beteiligt ist25 sowie die Konkretisierung in der Bundesverfassung, dass einer finanziellen Beteiligung des Bundes die »zur Führung einer Unternehmung notwendigen Darlehen oder die Zuwendung einer demselben Zwecke dienenden Beihilfe« gleichzuhalten sind.26 Auf diese Kontrollrechte hatte sich der Rechnungshof in seinem Ankündigungsschreiben für die Gebarungsprüfung 1935 bezogen. Und auf sie b ­ ezog er sich auch in seinem Ankündigungsschreiben für die erste Nachkriegsprüfung 1949. Im Juli 1950 erhielten die Salzburger Festspiele per Bundesgesetz eine neue Rechtsform, den ›Salzburger Festspielfonds‹. Das Gesetz sah die Prüfung durch den Rechnungshof ausdrücklich vor.27 Dennoch bezog sich der Rechnungshof in seinen Ankündigungsschreiben für die fünf Gebarungsprüfungen von 1952 bis 1958 neben diesem Kontrollrecht auch auf jenes aus dem Rechnungshofgesetz für die Verwendung von Bundessubventionen, Landessubventionen oder Subventionen einer Gemeinde.28 Dieses Kontrollrecht ist jedoch ein sehr schwaches, ist es doch im Regelfall schwierig, die Gebarung einer Unternehmung auf jene Anteile, die aus Subventionen finanziert werden und jene, die anders finanziert werden, aufzuteilen. Dass sich der Rechnungshof dennoch auch auf dieses schwache Kontrollrecht bezog, konnte nur bedeuten, dass er sich über das Ausmaß des sich aus dem Salzburger Festspielfonds-Gesetz 1950 ergebenden Kontrollrechts zunächst unsicher war. Dieses Bundesgesetz verpflichtete nämlich neben dem Bund auch ein Bundesland, eine Stadt und einen Fonds, den Salzburger Fremdenverkehrsförderungsfonds, zur Besetzung von Funktionen in Kontrollorganen oder zur Deckung eines nicht näher definierten Betriebsabganges. Ein Bundesgesetz regelte also Verpflichtungen von zwei weiteren Gebietskörperschaften und sogar eines Fonds. Diese ungewöhnliche – und in den 1950er-Jahren neue – Rechtslage wird den Rechnungshof bewogen haben, in seinen Ankündigungsschreiben der Gebarungsprüfungen 1952 bis 1958 ›sicherheitshalber‹ auch auf sein – schwaches – Kontrollrecht für die Verwendung von Subventionen hinzuweisen.

25 § 12 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948. 26 Art. 126b BV-G, BGBl. Nr. 143/1948. 27 § 17 Salzburger Festspielfonds-Gesetz, BGBl. Nr. 147/1950. 28 § 13 Abs. 3, § 15 Abs. 4 und § 18 Abs. 3 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948.

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Dass der Rechnungshof sich auf diese beiden Kontrollrechte bezog – eines neu und ungewöhnlich, das andere schwach –, zeigt vor allem, dass seine anderen durchaus vorhandenen Kontrollrechte noch schwächer gewesen wären. So erwähnte er zwar in seinen jährlichen Tätigkeitsberichten der 1950er-Jahre seine Prüfungen des Salzburger Festspielfonds im Abschnitt »Staatswirtschaft«, sah jedoch dieses wesentlich stärkere und fundamentale Kontrollrecht für die gesamte Staatswirtschaft nicht als mögliche Grundlage für die Prüfungen des Salzburger Festspielfonds.29 Ein Fonds, an dem nicht nur Gebietskörperschaften, sondern auch der Salzburger Fremdenverkehrsförderungsfonds30 beteiligt war, konnte nicht als unmittelbare Staatswirtschaft angesehen werden. Das Gleiche galt für sein Kontrollrecht bei Fonds, Stiftungen und Anstalten, die von Bundesorganen oder von Organen eines Landes oder einer Gemeinde verwaltet werden.31 Auf diese beiden Kontrollrechte bezog er sich daher in seinen Ankündigungsschreiben an die Salzburger Festspiele nicht. Im Zweifel hätte hier nur eine Klage beim Verfassungsgerichtshof Klarheit gebracht. Eine solche war jedoch nicht erforderlich, weil dem Rechnungshof ja ohnedies andere Kontrollrechte zustanden. Hingegen brachte der Rechnungshof 1958 eine Verfassungsklage hinsichtlich einer anderen Bestimmung des Rechnungshofgesetzes 1948 ein, die für die häufigen (Abschluss-)Prüfungen beim Salzburger Festspielfonds hauptverantwortlich war. Er war bis dahin nämlich bei Unternehmungen, die unter sinngemäßer Anwendung der Bestimmungen des Aktiengesetzes von einem Abschlussprüfer geprüft wurden, nur berechtigt, die Berichte des Abschlussprüfers zu prüfen.32 Eine darüber hinausgehende Prüfung des Rechnungshofes bei diesen Unternehmungen war nur möglich, wenn der Bund mit mehr als einem Drittel an ihnen finanziell beteiligt war.33 Hätte demnach der Salzburger Festspielfonds einen Abschlussprüfer bestellt, so wäre es zumindest fraglich gewesen, ob der Rechnungshof weiter prüfzuständig gewesen wäre. Ein Fonds hat nämlich keine Eigentümer, daher war eine finanzielle Beteiligung des Bundes – in welcher Höhe auch immer – nicht möglich.34 Es ist anzunehmen, dass der oberste Revisor in diesem Fall – entsprechend der Regelung im Rechnungshofgesetz 1948 – nur mehr die Berichte des Abschlussprüfers hätte prüfen können und eine Gebarungsprüfung vor Ort nicht mehr möglich gewesen wäre. Im Oktober 1958 hob der Verfassungsgerichtshof auf Antrag des Rechnungshofes diese einschränkende Bestimmung hinsichtlich des Kontrollrechts des Rechnungshofes 29 § 1 Abs. 1 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948. 30 § 1 Gesetz über die Bildung eines Fonds zur Förderung des Fremdenverkehres im Lande Salzburg, Sbg. LGBl. Nr. 134/1926. 31 § 1 Abs. 3, § 15 Abs. 1 und § 18 Abs. 1 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948. 32 § 12 Abs. 4 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948. 33 § 12 Abs. 3 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948. 34 Vgl. RH Reihe Bund 2012/1, S. 41.

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auf, weil »die Erreichung der Prüfungsziele nur möglich ist, wenn der Rechnungshof allgemein berechtigt ist, beim Unternehmen selbst zu prüfen.«35 Wie gezeigt wurde, war sich der Rechnungshof in den 1950er-Jahren über die ihm im Salzburger Festspielfonds-Gesetzes eingeräumten Kontrollrechte unsicher. Daher verwies er in seinen Ankündigungsschreiben an den Salzburger Festspielfonds immer auch auf sein ihm im Rechnungshofgesetz 1948 eingeräumtes Kontrollrecht für Subventionen. Hätte der Salzburger Festspielfonds andererseits zwischen 1948 und 1958 einen Abschlussprüfer bestellt, wäre der Rechnungshof nicht mehr direkt prüfzuständig gewesen.36 Diese unsichere rechtliche Situation führte dazu, dass der oberste Revisor die Salzburger Festspiele in den 1950er-Jahren einerseits häufig und ohne konkreten Anlass oder Aufforderung prüfte und andererseits seine Rolle als Abschlussprüfer definierte. Er prüfte Mitte der 1950er-Jahre den Rechnungsabschluss des Fonds jährlich und gestaltete seine Berichte über weite Teile wie den Bericht eines Abschlussprüfers  : Nach einer Beschreibung des Unternehmens folgte in der Regel eine detaillierte Analyse des letzten Jahresabschlusses, gefolgt von abgaben- und steuerrechtlichen Hinweisen. Erst danach folgten einige Empfehlungen betreffend Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit. Bei den Berichten über die Gebarungsprüfungen 1953, 1954 und 1955 nahmen die Empfehlungen des Rechnungshofes wesentlich weniger Raum und Gewicht ein als die Beschreibung von Bilanz und Erfolgsrechnung. Diese Berichte enthalten daher deutlich weniger Empfehlungen als alle anderen Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen. Mit der Aufhebung der rechtlichen Einschränkungen des Rechnungshofgesetzes durch den Verfassungsgerichtshof 1958 fanden seine jährlichen Abschlussprüfungen beim Salzburger Festspielfonds ein jähes Ende. Schon die nächste Prüfung 1961, die auf Ersuchen des Salzburger Landeshauptmannes stattfand, geht auf die Rechnungsabschlüsse nicht mehr ein, sondern auf die Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit der Gebarung. Neben den beschriebenen rechtlichen Ursachen für die häufigen Rechnungshofprüfungen bei den Salzburger Festspielen von 1949 bis 1958 sei hier aber auch ein ganz profanes weiteres mögliches Motiv für die erste Gebarungsprüfung 1949 erwähnt. Wien war nach 1945 Besatzungszone der vier Siegermächte. Die schlechte Versorgungslage der ersten Nachkriegsjahre war auch im Rechnungshof zu spüren  : 1949 lebte auch der ganze Rechnungshof in Armut. Frau Filip [Anmerkung  : sie war die erste Prüferin] erinnert sich, dass es im Winter derart kalt war, dass man mit Pelzschu35 VfGH 3431/1958, S. 385. 36 Es sollte noch mehr als 40 Jahre dauern, bis der Salzburger Festspielfonds ab 2001 tatsächlich einen Abschlussprüfer bestellte, vgl. RH Reihe Bund 2012/1, S. 115.

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hen und Pelzmantel im Zimmer saß und zu Mittag in den Hochparterre ging, um dort in Blechschüsseln Suppe auszufassen. Auch die Adeligen unter den Prüfern nahmen mit der ausgelieferten Krautsuppe vorlieb.37

In der Nachkriegszeit erschien Salzburg »dem Ostösterreicher, vor allem dem Wiener, als Paradies, […] gab es hier doch während des Sommers ein materielles Angebot, von dem man jenseits der Enns nur träumen konnte.«38 Dieses Angebot war natürlich hauptsächlich für die betuchten Besucher der Festspiele erschwinglich und auf den Sommer begrenzt. Dennoch  : »Trotz allen Mangels und aller Probleme war in Salzburg durch die Anwesenheit der amerikanischen Besatzungstruppen die Kalorienmenge höher als in anderen Bundesländern.«39 Für einen an Krautsuppe gewöhnten Rechnungshofprüfer war ein dienstlicher Aufenthalt in Salzburg in den 1940er-Jahren und frühen 1950er-Jahren sicher keine unangenehme Aussicht.

8.1 »Es war das erste Mal in der Geschichte der Festspiele, dass ein Gewinn erzielt werden konnte« (1949) Schon wenige Wochen nach dem Einmarsch US-amerikanischer Truppen in Salzburg im Mai 1945 war klar, dass in diesem Sommer wieder Salzburger Festspiele stattfinden würden. Heinrich Puthon organisierte sie im Auftrag und in Zusammenarbeit mit der Besatzungsmacht. Es waren mit einer Schauspiel- und einer Opernproduktion und ohne die Wiener Philharmoniker noch Festspiele auf kleinstem Niveau, doch sie fanden statt, und sie bedeuteten vor allem eines  : Die Salzburger Festspiele würde es auch nach dem Krieg weiterhin geben. Die Kulturpolitik der USA in der von ihr besetzten Zone verband »besatzungspolitische Aufgaben, wie Entnazifizierung, ›Ent-Germanisierung‹, Lizenzierung von Intendanten und Verbot faschistischer und militaristischer Tendenzstücke mit Initiativen zur Eigenwerbung durch die Propagierung von Werken von US-Autoren und Komponisten und die Vermittlung von Auftrittsmöglichkeiten für US-Künstler, um damit endlich die Augen und Ohren der österreichischen Theater- und Musikliebhaber für US-Hochkulturleistungen zu öffnen«.40 Daneben befeuerte die Konkurrenz

37 Voill, Das waren Zeiten  ! – Ehemalige Prüferinnen und Prüfer erinnern sich, in  : Rechnungshof (Hg.) 250 Jahre Rechnungshof, 2011, S. 224. 38 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 112. 39 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 113. 40 Wagnleitner, Coca-Colonisation und Kalter Krieg. Die Kulturmission der USA in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg, 1991, S. 209.

Die Salzburger Festspiele erzielen »das erste Mal Gewinn« (1949)

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mit der zweiten großen Besatzungsmacht in Österreich, der UdSSR, die Kulturpolitik der Amerikaner. Es kam zu einem propagandistisch geführten Wettkampf unter den beiden großen Siegermächten, wer denn der ›bessere Befreier‹ sei. Nachdem die UdSSR schon wenige Tage nach Kriegsende einen Theater- und Konzertbetrieb in Wien zugelassen hatte,41 konnten die Amerikaner in dem ausschließlich von ihnen kontrollierten Gebiet Salzburg schwer ins Hintertreffen geraten. 1946 waren die Festspiele mit der Wiederaufnahme der ›Jedermann‹-Aufführungen am Domplatz, einer weiteren Schauspiel- und drei Opernproduktionen und den Wiener Philharmonikern schon deutlich größer als 1945. Besonders mit der Wiederaufnahme des ›Jedermann‹ bekundeten die Salzburger Festspiele ihr Streben nach einem Neubeginn, war dieses Stück doch während der NS-Zeit nicht am Spielplan gestanden, weil sowohl dessen Autor Hugo von Hofmannsthal als auch der Regisseur Max Reinhardt jüdische Wurzeln hatten. Das Direktorium der Salzburger Festspiele sah den programmatischen Schwerpunkt der Festspiele damals dennoch nicht im Sprechtheater – ausgenommen dem ›Jedermann‹ – sondern in den Opernaufführungen. So schrieb Präsident Puthon im April 1952 an den Rechnungshof  : »Die Opern und der ›Jedermann‹ sind der Hauptstamm der Festspiele, alle anderen Veranstaltungen sind nur eine schöne und interessante Umrahmung.«42 »Das war unmittelbar nach 1945 gewiss auch auf die Scheu vor dem gesprochenen Wort als ein von den Nationalsozialisten missbrauchtem Propagandainstrument zurückzuführen.«43 1947 und 1948 erreichten die Festspiele Vorkriegsdimensionen und es gab wieder Opern-Uraufführungen, z. B. 1947 ›Dantons Tod‹, die erste Oper des jungen Direktoriumsmitglieds Gottfried von Einem.44 Im März 1949 fand schließlich die erste Nachkriegsprüfung der Salzburger Festspiele durch einen Prüfer der für das Land Salzburg zuständigen Fachabteilung des Rechnungshofes45 statt. Zunächst schildert der im Archiv des Rechnungshofes aufliegende Akt im internen Votum auf rund acht maschingeschriebenen Seiten organisatorische und wirtschaftliche Aspekte der Entwicklung der Salzburger Festspiele seit 1938  : – Der Veranstalter der Festspiele, der Verein Salzburger Festspielhaus-Gemeinde, habe nach 1938 zunächst weiterbestanden, seine Liquidation sei 1942 zwar angeordnet worden, diese sei aber »eigentlich formell bis heute nicht abgeschlossen«,46 weil eine endgültige Abrechnung nicht erfolgte. Nach 1938 sei der jeweilige Gau41 Vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 30. 42 Beilage zu AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953. 43 Kannonier, Die Salzburger Festspiele, in  : Hanisch/Kriechbaumer (Hg.) Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945, Salzburg, 1997, S. 739. 44 Von Einem war seit Herbst 1946 Mitglied des Direktoriums, vgl. Eickhoff, Dimensionen, S. 95 ff. 45 Ludwig Zappe, österreichischer Amtskalender für das Jahr 1949, S. 4. 46 AdRH Grundzahl 5244-5 ex 1950 ›Salzburger Festspiele Einschau Gebarung 1949‹.

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leiter des Gaues Salzburg der Präsident dieses Vereins gewesen, während das Reichspropagandaministerium die Festspiele finanziert habe. Von 1939 bis 1942 seien die Karteneinnahmen nahezu auf null gesunken, weil nur Wehrmachtsangehörige die Festspiele besucht haben. Seit 1945 sei wieder Baron Puthon Präsident der Festspiele. – 1945 hätten die Festspiele auf kleinstem Niveau stattgefunden, alle Mitwirkenden hätten eine pauschale Aufwandsentschädigung von 500 Reichsmark erhalten.47 Der Bund sowie Land und Stadt Salzburg hätten zwar Garantien für die Salzburger Festspiele übernommen, jedoch keine Subventionen gezahlt und die Festspiele mit einem Gewinn von rund 80.000 Schilling geschlossen. »Es war dies das erste Mal in der Geschichte der Festspiele, dass ein Gewinn erzielt werden konnte.«48 – 1946 und 1947 seien die Subventionen an die Salzburger Festspiele im Verhältnis 40  :35  :25 auf Bund, Land und Stadt Salzburg aufgeteilt gewesen. Seit der Beteiligung des Salzburger Fremdenverkehrsfonds 1948 seien die Subventionen wie vor 1938 im Verhältnis 40  :20  :20  :20 auf Bund, Land und Stadt Salzburg sowie eben den Salzburger Fremdenverkehrsfonds aufgeteilt gewesen. – Die Stadt Salzburg habe zwei Drittel des Festspielhauses ab 1947 für fünf Jahre jeweils für acht Monate im Jahr an ein Filmstudio als Kino49 vermietet. Nach diesem internen Bericht folgen die Empfehlungen des Rechnungshofes, die für die Empfänger des Prüfungsergebnisses bestimmt waren. Nachdem die Salzburger Festspiele zu jener Zeit als Einrichtung nicht existierten, empfahl der Rechnungshof, ehestbaldig eine neue Rechtsform zu finden. Das Prüfungsergebnis erwähnte auch, dass laut Informationen aus dem Direktorium der Salzburger Festspiele wieder an einen Verein gedacht sei. Offenbar hatte der Rechnungshof gegen diese Rechtsform nichts einzuwenden, denn er kommentierte diesen Plan nicht. Das ständige Personal der Salzburger Festspiele bestand aus 47 Personen, darunter elf Verwaltungsangestellte, zehn technische Angestellte, 14 Bühnenarbeiter und elf Reinigungsfrauen. Der Rechnungshof empfahl eine Verminderung des Personals, insbesondere der letztgenannten drei Personalgruppen. Der Buchh altung und der Führung der In ventarien stellte der Rechnungshof außer einigen formalen Mängeln ein gutes Zeugnis aus. Der Rechnungshof, der sich, wie beschrieben, in der Rolle des A bschlussprüfers sah, korrigierte die Gewinn- und Verlustrechnung und stellte fest, dass der 47 Die Reichsmark wurde im November 1945 durch den Schilling abgelöst (StGBl 1945/231). 48 AdRH Grundzahl 5244-5 ex 1950 ›Salzburger Festspiele Einschau Gebarung 1949‹, 1. Einlageblatt. 49 Die Verwendung als Kino in  : AdRH Grundzahl 1761-9/50.

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bilanzmäßige Abgang nicht rund 9.000 Schilling, sondern rund 209.000 Schilling betrug.50 In drei Empfehlungen, betreffend Freikarten, die Wiener Philharmoniker und die Behandlung der Dekorationen im Jahresabschluss, schloss der Rechnungshof nahtlos an seinen Bericht aus dem Jahr 1935 an  : – 1948 wurden Freik arten im Wert von 463.685,– Schilling ausgegeben, während Karten im Wert von 1.569.815,– Schilling verkauft wurden. Dies sei etwas zu großzügig, weil fast alle Opern- und Jedermann-Aufführungen nahezu ausverkauft waren. Der Rechnungshof empfahl, die Freikarten zu reduzieren oder einen Regiebeitrag für alle Freikarten einzuheben. – Die Wiener Philh armoniker erhielten 1948 eine deutliche Erhöhung ihrer Bezüge. Der Rechnungshof hielt fest, dass die Salzburger Festspiele allfällige weitere Forderungen der Wiener Philharmoniker unbedingt ablehnen sollten, auch wenn diese eine Monopolstellung bei den Festspielen hätten. – Die Dekor ationen wurden nun (wie 1935 empfohlen) zur Gänze in den Aufwand des jeweiligen Geschäftsjahres genommen, also nicht über mehrere Jahre abgeschrieben. Der Bericht endete mit einem Gesamturteil  : »Die Gebarung der Salzburger Festspiele ist sauber, es haftet ihr jedoch eine gewisse Großzügigkeit an.« Der Rechnungshof hatte in seinem Ankündigungsschreiben bekanntgegeben, dass er diese Gebarungsprüfung auf der Grundlage der gesetzlichen Regelung durchführte, die ihn ermächtigte, Unternehmungen zu prüfen, an denen der Bund finanziell beteiligt war. Diese Regelung sah auch vor, dass der Rechnungshof sein Prüfungsergebnis nicht der geprüften Einrichtung zur Stellungnahme zuzusenden hatte, sondern dem zuständigen Bundesministerium, in diesem Fall dem Unterrichtsministerium und dem Finanzministerium.51 An diese versandte er seinen Bericht im April 1949. Das Unterrichtsministerium sandte den Bericht offenbar umgehend an die Direktion der Salzburger Festspiele weiter, denn deren Präsident Heinrich Puthon nahm im Oktober 1949 ausführlich dazu Stellung.52 Eine Personalreduktion der Reinigungsfrauen sei nicht möglich, weil diese während der acht Monate im Jahr, in denen das Festspielhaus als Kino verwendet wird, dringend benötigt würden  : »Nur 50 Sofern sie bloß formaler oder steuerrechtlicher Natur sind wird auf die Wiedergabe der weiteren Anmerkungen des Rechnungshofes zum Jahresabschluss der Festspiele hier und bei den Prüfungen bis 1958 verzichtet. 51 Gem. § 12 Abs. 5 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948, war der Rechnungshof verpflichtet, Prüfungsergebnisse bei Unternehmen, an denen der Bund finanziell beteiligt ist, den zuständigen Bundesministerien und dem Bundesministerium für Finanzen mitzuteilen. 52 AdRH Grundzahl 1761-9/50.

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durch die sorgfältigste und peinlich genaue Putzarbeit kann die für einen Kinobesuch nicht vorgesehene Inneneinrichtung vor dem völligen Ruin gerettet werden.« Auch eine Reduktion der technischen Angestellten und Bühnenarbeiter erscheine nicht empfehlenswert, weil diese während des Jahres in den Werkstätten mit der Vorbereitung der nächsten Festspiele beschäftigt seien. Die Kritik des Rechnungshofes hinsichtlich der Freik arten beantwortete Puthon im Oktober 1949 fast wortgleich wie er sie schon im Jänner 1936 beantwortet hatte  : Eine Reduktion der Freikarten sei wünschenswert, aber bei den verschiedenen Gruppen (Presse, Angehörige von Mitwirkenden, Repräsentationskarten) unterschiedlich durchsetzbar. Die Empfehlungen des Rechnungshofes betreffend Buchh altung und In ventarien würden umgesetzt. Das Unterrichtsministerium gab auch nach Urgenzen keine Stellungnahme ab, im April 1951 stellte sich schließlich heraus, dass seine 10–15-seitige Stellungnahme nicht mehr auffindbar war.53 Da das Gesetz das Unterrichtsministerium nicht ausdrücklich zu einer Stellungnahme verpflichtete,54 ließ es der Rechnungshof bei dieser Mitteilung bewenden. Bemerkenswert an diesen Urgenzschreiben ist die daraus ersichtliche Personalkontinuität in den österreichischen Behörden. Über die Zeitläufte des Ständestaats, der NS-Zeit und der Besatzungszeit hinweg waren der Prüfer des Rechnungshofes und jener des Finanzministeriums, die an der Gebarungsprüfung 1935 bei den Festspielen teilgenommen hatten, in ihren Behörden in maßgebliche Positionen aufgerückt.55 Der im Februar 1950 veröffentlichte Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes gab, wie damals üblich, in kürzester Form dem Nationalrat die Ergebnisse der Überprüfung bekannt.56 Ein Schreiben des Unterrichtsministeriums vom Dezember 1949 ersuchte den Rechnungshof, den Jahresabschluss der Salzburger Festspiele 1948/49 zu überprüfen.57 Der Rechnungshof erhielt diesen im Jänner 1951, der zuständige Beamte regte für März 1951 eine Gebarungsprüfung an, zu der es aber nicht kam.

53 Beilage zu AdRH Grundzahl 5244-5 ex 1950 ›Salzburger Festspiele Einschau Gebarung 1949‹. 54 Eine verpflichtende Stellungnahme war gem. § 5 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948, nur bei Prüfungen der Staatswirtschaft vorgesehen. 55 Im Rechnungshof Guido Urrisk, inzwischen Abteilungsleiter, und im Finanzministerium Friedrich Baccarcich, dieser war später Sektionschef im Finanzministerium und sollte ab 1950 auch Mitglied des Kuratoriums der Salzburger Festspielfonds werden. 56 Nr. 114. der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 25. Februar 1950, VI. Gesetzgebungsperiode. 57 Beilage zu AdRH Grundzahl 5244-5 ex 1950 ›Salzburger Festspiele Einschau Gebarung 1949‹.

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8.2 »Wirtschaftskreise, die gewohnt sind, nüchtern zu rechnen, erklären, die ›Salzburger Festspiele‹ bringen jedes Jahr Neuheiten, die sich als künstlerische und budgetäre Fehlspekulationen erweisen.« (1952) Der Nachkriegskonsolidierung folgte ab Ende der 1940er-Jahre ein stetiges Wachstum der Salzburger Festspiele. Wickelten sie 1946 noch 43 Veranstaltungen ab und verkauften rd. 54.000 Karten, so waren es 1952 bereits 72 Veranstaltungen mit rd. 70.000 verkauften Karten.58 Neben ehrgeizigen (Ur-)Aufführungen zeitgenössischer Musik in Oper und Konzert stellten sie dem ›Jedermann‹ ein bis zwei weitere Schauspielproduktionen an die Seite. Noch 1949 bewegten sich die Festspiele bei ihren Aktivitäten allerdings im rechtsfreien Raum, denn, wie der Rechnungshof im März d. J. angemerkt hatte, existierten sie als Einrichtung nicht. Im Oktober 1949 riefen auch Medien nach einer Rechtsform für die Festspiele und der damit einhergehenden Kompetenzaufteilung zwischen Aufsicht, Geschäftsführung und künstlerischer Leitung  : Wirtschaftskreise, die gewohnt sind, nüchtern zu rechnen, erklären, die mit der Intendanz vereinigte Geschäftsführung der ›Salzburger Festspiele‹ bringe jedes Jahr unter Nichtbeachtung realer Gegebenheiten Neuheiten, die sich als künstlerische und budgetäre Fehlspekulationen erweisen. Insbesondere die subventionspflichtigen Körperschaften in Salzburg verlangen nach dem Ergebnis der heurigen ›Salzburger Festspiele‹ energisch die Reaktivierung der ehemaligen ›Salzburger Festspielhausgemeinde‹, in der Intendanz und Geschäftsführung personell getrennt, aber zueinander abgestimmt besorgt werden.59

Der Zeitungsartikel erläuterte, dass das Defizit der Festspiele 1949 rd. 1,5 Millionen Schilling betragen werde, das »heurige Defizit übersteigt somit das Defizit des Vorjahres, das 1,004.000 S betrug, erheblich«,60 wie das kommunistische ›Salzburger Tagblatt‹ sekundierte. In der Diktion des Kalten Krieges beklagte diese Zeitung weiters  : Nicht die verantwortlichen Männer der bankrotten österreichischen Politik, sondern das arme ausgebeutete Volk, jene vielen Zaungäste, die mit fiebrigen Augen staunend und kopfschüttelnd vor dem Eingang des Festspielhauses die glanzvollen Auffahrten, die Parade der Uniformen unserer ›Befreier‹, die Perlen und die Geschmeide der kostbaren Abendtoiletten, der Hermeline und Smokings abnehmen, bezahlen das ›Sterben des reichen Mannes‹ auf dem Domplatz. 58 Vgl. Kainberger, Subventionen, S. 283 f. 59 ›Internationale Wirtschaft‹ vom 22. Oktober 1949. 60 ›Salzburger Tagblatt‹ vom 25. Oktober 1949.

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Es ist davon auszugehen, dass zu diesem Zeitpunkt – Ende 1949 – bereits am Bundesgesetz über die Salzburger Festspiele gearbeitet wurde, das im Juli 1950 erlassen wurde. Anders als im ersten oben zitierten Artikel entschied sich der Gesetzgeber aber nicht für eine Trägerschaft durch den Verein ›Salzburger Festspielhaus-Gemeinde‹. Die Reaktivierung dieses Vereins wäre zwar formal nicht schwer gewesen, denn er war ja laut der Rechnungshofprüfung 1949 nie vollständig liquidiert worden. Die erläuternden Bemerkungen zum Bundesgesetz über die Salzburger Festspiele halten jedoch fest, dass die »Wiederrichtung eines Vereins nicht geeignet erscheint, weil dies eine Neuorganisation der Salzburger Festspiele ohne verbindliche Verpflichtung der Ausfallsdeckung bedeuten würde«.61 Offensichtlich waren dem Gesetzgeber auch mehr als zehn Jahre und einen Weltkrieg später die Vorkriegsquerelen und das ständige Feilschen um die Bedeckung des Defizits der Festspiele in so schlechter Erinnerung, dass die Reaktivierung des Vereins – ergänzend wäre ja eine vertragliche Finanzierungszusage der vier Subventionszahler möglich gewesen – keine Option darstellte. Eine neue Rechtsform musste her, welche die vier Subventionszahler unter einem rechtlichen Dach versammeln würde. Dass der (Bundes-)Gesetzgeber hierfür die Rechtsform des ›Fonds‹ wählte ist sicher kein Zufall, denn diese Rechtsform war seit 1930 verfassungsmäßig Bundessache.62 Der Bund sicherte sich also durch die bundesgesetzliche Regelung einerseits und die Wahl der Rechtsform andererseits in gesellschaftsrechtlichen Angelegenheiten das letzte Wort. Die kurz und allgemein gehaltenen erläuternden Bemerkungen zum Bundesgesetz über die Salzburger Festspiele bezeichnen die Rechtsform ›Fonds‹ als zweckmäßiger und angemessener als die Rechtsform ›Verein‹ und verweisen als Beispiel auf einen anderen offenbar zweckmäßigen und angemessenen Fonds, den kurz zuvor errichteten ›Wohnhaus-Wiederaufbaufonds‹.63 Dieser Fonds hat aber bei näherer Betrachtung nur die äußere Hülle der Rechtsform mit dem Salzburger Festspielfonds gemein. Wurde der Wohnhaus-Wiederaufbaufonds nur aus öffentlichen Mitteln des Bundes gespeist, so tragen drei Gebietskörperschaften und ein Fonds den Abgang des Salzburger Festspielfonds. Der Wohnhaus-Wiederaufbaufonds hatte keine Organe i. e. S., denn er war beim Bundesministerium für Handel und Wiederaufbau angesiedelt. Hingegen nimmt die Regelung der Zusammensetzung und Zuständigkeiten der drei Organe des Salzburger Festspielfonds im Gesetz den breitesten Raum 61 Nr. 132. der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 12. Juli 1950, VI. Gesetzgebungsperiode – Regierungsvorlagen. 62 Gem. Art. 10, Abs. 1 Zi. 13 B–VG, BGBl. 1/1930, sind jene Fonds Bundessache, »die nach ihren Zwecken über den Interessensbereich eines Landes hinausgehen und nicht schon bisher von den Ländern autonom verwaltet wurden.« Ein eigenes Bundes-Stiftungs- und Fondsgesetz, BGBl. Nr. 11/1975, sollte erst 1975 erlassen werden. 63 Wohnhaus-Wiederaufbaugesetz, BGBl. Nr. 130/1948.

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ein. Letzten Endes war der Wohnhaus-Wiederaufbaufonds auch ein ›echter‹ Fonds, denn sein Ziel war der Substanzverbrauch. Er würde also irgendwann aufgebraucht sein und dann aufgelöst werden. Dieses für die Rechtsform eines ›Fonds‹ allgemein gültige Ziel des Substanzverbrauchs – das z. B. auch für den Fremdenverkehrsförderungsfonds des Landes Salzburg gilt, einem der Abgangsträger der Salzburger Festspiele – fehlt im Bundesgesetz über die Salzburger Festspiele. Die kaum vorhandenen Parallelen zwischen dem geplanten ›Salzburger Festspielfonds‹ und dem vom Gesetzgeber als Vorbild erwähnten ›Wohnhaus-Wiederaufbaufonds‹ verdeutlichen, dass es dem Bund auch um den Preis eines stark hinkenden Vergleichs bedeutsam erschien, die Salzburger Festspiele unter seine Obhut zu bringen. Ein weiterer Preis, den er dafür zahlte, war, dass er in Hinkunft verbindlich 40 % des Abgangs der Festspiele würde decken müssen, ein Aufteilungsschüssel der – ohne dauerhaft festgeschrieben worden zu sein – im Wesentlichen schon seit 1936 galt. Die Debatte des Gesetzesentwurfs im Nationalrat am 12. Juli 1950 verlief lebhaft, Abgeordnete aller im Nationalrat vertretenen Fraktionen beteiligten sich mit teilweise langen Wortmeldungen daran. Ein an der Ausarbeitung des Gesetzesentwurfs beteiligter ÖVP-Abgeordneter64 meinte, dem Gesetzgeber wäre »die ganze bisherige Entwicklung in rechtlicher Hinsicht unklar und daher eine staatliche Regelung auf diesem Sektor notwendig«65 gewesen. Er schloss, dass das Gesetz »selbstverständlich einen Versuch«66 darstelle, sollte »es sich in der Zukunft erweisen, dass der eine oder andere Punkt einer Reform bedarf, dann wird er eben neu geregelt werden.«67 Zu dieser Reform kam es trotz mehrerer Vorschläge des Rechnungshofes bis heute jedoch nicht. Das Gesetz sah eine öffentliche Finanzkontrolle durch den Rechnungshof des Bundes vor, denn die Stadt und das Land Salzburg verfügten 1950 über kein Kontrollamt und keinen Landesrechnungshof.68 Das Salzburger Festspielfonds-Gesetz bildet aber nicht nur einen rechtlichen Rahmen für die Festspiele, sondern definiert auch auf eine in Österreich bislang einzigartige Weise deren ökonomische Positionierung als »öffentliches Gut«.69 Mit diesem Gesetz wurde geklärt, was in den 1930er-Jahren zu erbitterten Debatten zwischen Salzburg und Wien und unter den Bundesbehörden geführt hatte, ohne 64 Lujo Toncic-Sorinj. 65 Stenographisches Protokoll der 29. Sitzung des Nationalrates vom 12. Juli 1950, VI. Gesetzgebungsperiode, S. 951. 66 Ebd., S. 952. 67 Ebd., S. 952. 68 Das Kontrollamt der Stadt Salzburg besteht seit 1966, vgl. Salzburger Stadtrecht 1966, Sbg. LGBl. 47/1966, der Salzburger Landesrechnungshof seit 1993, vgl. Salzburger Landesrechnungshofgesetz 1993, Sbg. LGBl Nr. 35/1993. 69 Vgl. Kainberger, Subventionen, S. 87ff, S. 157 ff.

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dass es damals explizit ausgesprochen worden wäre. Waren Finanzministerium und Rechnungshof der Ansicht gewesen, dass es sich bei den Festspielen um eine private Salzburger Initiative handelte, die nur ausnahmsweise – z. B. während der TausendMark-Sperre – öffentliche Subventionen erhalten sollte, so wies das Land Salzburg von Anfang an auf die positiven externen Effekte der Festspiele, insbesondere die Umsatzinduktion in Handel und Tourismus, hin. Sowohl das Land Salzburg als auch die Bundeskanzler Dollfuß und Schuschnigg sahen in den Festspielen ein öffentliches Gut, doch war es ihnen nicht gelungen, »die Eigenschaften als öffentliches Gut […] exakt zu beschreiben oder gar differenziert zu bewerten«.70 Das Salzburger Festspielfonds-Gesetz hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Festspiele selbst. Nach der erfolgreichen Uraufführung der Oper ›Dantons Tod‹ von Gottfried von Einem im August 1947 plante dieser als Mitglied des Direktoriums für 1951 »wiederum eine Oper des 20. Jahrhunderts, Alban Bergs ›Wozzeck‹, aufzuführen, wobei dieses Vorhaben, dem Vetorecht der Festspiele des neuen Bundesgesetzes entsprechend, der Zustimmung des Kuratoriums bedurfte«.71 Im Kura­torium saß seit 1949 der neue Landeshauptmann Josef Klaus. Dieser »sah sein eigenes politisches Geschick eng mit dem Erfolg der Festspiele verbunden«72 und sprach sich gegen die Aufführung des Werks »eines avantgardistischen kommunistischen Komponisten«73 aus. Entgegen dessen Widerstand setzte von Einem die Oper durch, sie wurde an den Kassen ein Misserfolg. Als im Oktober 1951, also kurz nach dem Misserfolg des ›Wozzeck‹, die Salzburger Nachrichten in einer »militant-aggressiven Stellungnahme«74 ihres Chefredakteurs über die ein Jahr zuvor erfolgte Einbürgerung Bertolt Brechts und seiner Frau berichteten, war dies der Zündfunke für die Eskalation der schwelenden Konfrontation zwischen Landeshauptmann Klaus und Gottfried von Einem. Dieser musste in einer Kuratoriumssitzung Ende Oktober seinen Hut nehmen. Klaus lastete ihm auch danach die alleinige Verantwortung für die politisch nicht mehr opportune Einbürgerung Brechts an.75 Auch im Rechnungshof in Wien hinterließ das neue Salzburger FestspielfondsGesetz bald Spuren, denn der oberste Revisor passte seine interne Organisation für den neuen Rechtsträger an. Es gab seit 1951 ein Referat in der Abteilung 1, das ne70 Kainberger, Subventionen, S. 159. 71 Eickhoff, Dimensionen, S. 153  ; Anmerkung  : Der Begriff »Vetorecht« ist an dieser Stelle juristisch nicht ganz genau, denn gem. § 11 lit. c Salzburger Festspielfonds-Gesetz, BGBl. Nr. 147/1950, ist das vom Direktorium ausgearbeitete Programm vom Kuratorium zu genehmigen. 72 Gallup, Geschichte, S. 220. 73 Aus den Lebenserinnerungen Gottfried von Einems ›Erinnerungs-Prozesse‹, zit. bei Eickhoff, Dimensionen, S. 153. 74 Vgl. Eickhoff, Dimensionen, S. 159. 75 So z. B. im Protokoll der Verhandlungen des Salzburger Landtages der 3. Session der 2. (6.) Wahlperiode 1951/52, S. 164 ff.

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ben Rechnungshof-internen administrativen Angelegenheiten für die »Kontrolle der Bundestheater und des Salzburger Festspielfonds«76 zuständig war. Nur wenige Monate nach Erlass des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes, nach dem ›Wozzeck‹-Flop und nach dem Rausschmiss Gottfried von Einems wegen der Einbürgerung Bertolt Brechts nahm dieses Referat seine Arbeit in Salzburg auf. Die geschilderten Ereignisse, die monatelang für erregte mediale und politische Debatten gesorgt hatten, sind im Prüfungsergebnis des obersten Kontrollors nicht direkt angesprochen und nur zwischen den Zeilen wahrnehmbar. So erwähnt das Prüfungsergebnis zwar, dass es in der Delegierten versammlung in der Sitzung am 31. Oktober 1951 zu lebhaften Diskussionen über deren Rechte gekommen sei, sie habe den Bericht über das Geschäftsjahr 1950/51 nicht zur Kenntnis genommen. Über die am gleichen Tag stattgefundene »legendäre Direktoriums-, und nachfolgende Kuratoriumssitzung, deren einziger Tagesordnungspunkt der ›Fall Brecht‹«77 war, berichtet das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes hingegen nichts. Die Mitglieder des Direktoriums seien nun formell gemäß Salzburger Festspielfonds-Gesetz zu bestellen und die Dienstvertr äge des Personals auf den neuen Dienstgeber umzuschreiben. Der Rechnungshof kritisierte, dass der im Salzburger Festspielfonds-Gesetz vorgesehene Mechanismus der Deckung des Betriebsabganges von der Gestaltung des Vor anschlages abhängig sei und empfahl, diesen realistischer zu gestalten. Seien aufgrund eines unrealistischen Voranschlages unterjährig zu hohe Vorschüsse der Abgangsträger überwiesen worden, so seien diese als Vorauszahlungen auf das nächste Geschäftsjahr zu verbuchen. Zum Betriebsabgang der Festspiele hielt die Kontrollbehörde fest, dass »im Jahre 1951 der Aufwand für die Schauspiele und Konzerte mit den Einnahmen im Ganzen genommen ungefähr ausgeglichen war. […] Der Betriebsabgang kann somit im Wesentlichen auf die Opernaufführungen zurückgeführt werden, u.zw. kosteten in diesem Jahre die beiden neugebrachten Opern ›Othello‹ und ›Idomeneo‹ jede etwa das Doppelte, die Oper ›Wozzeck‹ infolge des schwachen Besuches sogar das Dreifache dessen, was sie einbrachten.«78 Mit der jährlichen Erhöhung dieser Ausgaben können die Einnahmen nicht mehr Schritt halten, da die Preise der Eintrittskarten für die Festspiele eine gleiche Erhöhung wie die

76 Österreichischer Amtskalender für das Jahr 1951, S. 3. 77 Aus den Lebenserinnerungen Gottfried von Einems ›Erinnerungs-Prozesse‹, zit. bei Eickhoff, Dimensionen, S. 165. 78 AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953, 8. Einlageblatt.

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Ausgaben bzw. eine valorisierte Berechnung nach ihrem Ausmaß vor dem Kriege nicht vertragen.79

Der Rechnungshof erwähnt hier ein makroökonomisches Problem, das erst Jahre später, nämlich 1967, von der Volkswirtschaftslehre beschrieben werden sollte. Die so genannte Baumol’sche Kostenkrankheit »unterscheidet zwei Typen von wirtschaftlicher Tätigkeit  : jene, in der Produktivität – insbesondere mit Hilfe von Technologien – verbessert wird, sowie jene, deren Produktivität stagniert«.80 Zu letzterer gehören Musik und darstellende Kunst. Sänger, Musiker, Bühnenarbeiter etc. lassen sich kaum durch neue Technologien ersetzen. Die Aufführung einer Oper wie z. B. ›Othello‹ oder ›Idomeneo‹ benötigt seit ihrer Uraufführung im Wesentlichen das gleiche Personal. Um ein Abwandern von Arbeitskräften in jene Bereiche zu verhindern, in denen die Produktivität stetig erhöht wird und die Löhne entsprechend angepasst werden, müssen auch Unternehmen mit stagnierender Produktivität vergleichbare Löhne zahlen. Diese Unternehmen haben nur die Wahl, entweder Technologien zur Erhöhung ihrer Produktivität einzusetzen oder ihre Preise zu erhöhen. Wie der Rechnungshof aber feststellt, ist eine Erhöhung der Kartenpreise der Salzburger Festspiele nicht mehr möglich. Die Baumol’sche Kostenkrankheit, unter der die Festspiele als Unternehmen mit stagnierender Produktivität strukturell leiden,81 konnte jahrzehntelang nur durch eine Erhöhung der öffentlichen Mittel abgefangen werden. Seit Anfang der 1990er-Jahre heilen sich die Festspiele von dieser Krankheit in zunehmendem Maße durch die »Kommunikationstechnologie Sponsoring«.82 Der Rechnungshof empfahl 1952 ein Bündel an Maßnahmen, die im Wesentli­ chen den oben beschriebenen Heilungsmöglichkeiten der Baumol’schen Kostenkrankheit entsprechen  : Einerseits sei die Reduktion der Betriebsabgangs »nur durch eine Einschränkung der Zahl der Opernaufführungen und allenfalls auch durch eine Kürzung des Zeitr aumes der Festspiele überhaupt erreichbar.«83 Alternativ könne der Salzburger Festspielfonds zusätzliche Einkünfte aus Spenden 84 erschließen. Da bei Künstlern aufgrund ihrer spezialisierten Qualifikation am wenigsten zu erwarten ist, dass sie in produktivere Branchen abwandern, empfahl der Rechnungshof, die Künstlerhonor are zu reduzieren, denn sie lägen weit über den inländischen Honoraren.

79 Ebd., 10. Einlageblatt. 80 Kainberger, Subventionen, S. 189. 81 Vgl. Kainberger, Subventionen, S. 187 ff. 82 Kainberger, Subventionen, S. 204, 238. 83 AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953, 10. Einlageblatt. 84 Oder Beiträge i.S. des § 3 lit. c Salzburger Festspielfonds-Gesetz, BGBl. Nr. 147/1950  : »Stiftungen und Spenden sowie Einkünfte und Einnahmen anderer Art«.

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Der Rechnungshof kritisierte in dieser Gebarungsprüfung erstmals den hohen Bargeldbestand des Salzburger Festspielfonds, ein Thema, das er bei mehreren späteren Gebarungsprüfung wieder aufgreifen sollte. Überraschend fällt diesmal seine Einschätzung der vom Salzburger Festspielfonds vergebenen Freik arten aus  : Das Ausmaß der Freikarten kann nicht als übermäßig bezeichnet werden, ließe sich aber sicher noch herabdrücken.85

Das Personal der Salzburger Festspiele wurde entgegen der Empfehlungen des Rechnungshofes in seiner letzten Gebarungsprüfung 1949 nicht vermindert. Es wurde jedoch nunmehr unterjährig in den neu gegründeten Werkstätten produktiv eingesetzt. Der Rechnungshof erwähnte lobend, dass dies gegenüber dem Fremdeinkauf Geld spare. Am meisten Diskussionen und Korrespondenz verursachte die Empfehlung des Rechnungshofes, auch das Sommerpersonal bei der Sozialversicherung anzumelden. Der Salzburger Festspielfonds führte in seiner Stellungnahme vom 5. Dezember 195286 aus, dass die Beschäftigten der Bundestheater ohnedies dort angemeldet seien und die Anmeldung der ausländischen Künstler zusätzliche Kosten von 228.000 Schilling verursachen würde. Das Bundesministerium für Unterricht informierte den Rechnungshof in seiner Stellungnahme vom 12. Jänner 1953, dass Verhandlungen mit dem Bundesministerium für soziale Verwaltung über Erleichterungen für die Mitwirkenden bei den Salzburger Festspielen noch nicht abgeschlossen seien. Am 11. Juni 1953 leitete das Unterrichtsministerium dem Rechnungshof und dem Salzburger Festspielfonds die Antwort des Bundesministeriums für soziale Verwaltung87 weiter, wonach die entsprechenden Gesetze durchwegs und für fast alle Beschäftigten auch während der Sommermonate Versicherungspflicht vorsahen. Der Bericht erging im März 1952 zuerst an das Direktorium des Salzburger Festspielfonds. Dieses sagte in seiner Stellungnahme vom 5. April 1952 die empfohlenen Verbesserungen und Ergänzungen im Voranschlag und im Rechnungsabschluss zu. Alle empfohlenen Maßnahmen zur Reduktion des Betriebsabganges lehnte das Festspiel-Direktorium hingegen ab. Eine Kürzung der Festspiele würde »die Interessen des Fremdenverkehrs und dadurch der Wirtschaft schwer schädigen und sicher auf den schärfsten Protest der Vertreter dieser Gruppen stoßen«.88 Einer Reduktion der Opernaufführungen könne das Direktorium nicht zustimmen, weil das Publikum 85 AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953. 86 Beilage zu AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953. 87 Ebd. 88 Ebd.

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»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

hauptsächlich wegen der Opern nach Salzburg komme, »alle anderen Veranstaltungen sind nur eine schöne und interessante Umrahmung. […] Eine Verringerung der Opern würde sich auf den Besuch gewiss ungünstig auswirken.«89 Die Festspielhonorare könnten nicht nach den sonst im Inland für Jahresengagements gewährten Honoraren gemessen werden. Waren die ›Salzburger Nachrichten‹ noch im Oktober 1951 mit einer »militantaggressiven Stellungnahme«90 ihres Chefredakteurs gegen das Direktoriumsmitglied Gottfried von Einem zu Felde gezogen, so unterstützten sie nun, im Juli 1952, die Festspiele in ihrer Argumentation gegen den Rechnungshof  : Rechnungshof empfiehlt Amputation der Festspiele Kalkulation mit ›Kultura‹ und ein ›Abgang‹ und seine Verminderung  : Einschränkung der Opernaufführungen und Kürzung der Festspielzeit Der Salzburger Stadtsenat behandelte kürzlich den Bericht des Rechnungshofes über den Salzburger Festspielfonds. Obgleich dies ein recht interessanter Stoff ist, ließ die offizielle Magistratskorrespondenz doch nur wenig, d. h. fast gar nichts, davon verlauten. Wir hatten nun Gelegenheit, in besagten Bericht Einblick zu nehmen, und stellen gerne fest, dass bei den Salzburger Festspielen im Großen und Ganzen gut gewirtschaftet wird. Wer sich also vom obersten Zensor in dieser Hinsicht Sensationen erwartete, den müssen wir enttäuschen. Sensationell dünkt uns freilich ein sogenannter ›Einsparungsvorschlag‹, den der Rechnungshof einer der bedeutendsten Kulturinstitutionen Österreichs – das sind unsere Festspiele zweifellos – angedeihen lässt. Doch zuerst die Vorgeschichte  : Wir konnten bereits im März dieses Jahres unsere Leser mit allen Details der Festspielabrechnung 1951 vertraut machen. Es sei uns also erspart, die trockene Ziffernschlange zu repetieren. Neu sind für uns nur die Schlüsse des Rechnungshofes aus Karten- und Programmgebarung. Er bemerkt zunächst, dass die veranschlagten Einnahmen (5,372.000 S) sogar überschritten wurden (5,476.424 Schilling). Dabei bleibt noch immer zu berücksichtigen, dass 14 Prozent des Gesamtwertes aller Eintrittskarten nicht umgesetzt wurden. In diese Summe fallen zum allergrößten Teil die Karten für Presse, Mitwirkende und sogenannte ›Wattebillets‹ [Anmerkung  : Heute nicht mehr gebräuchlicher Begriff für Füllkarten]. Der Rechnungshof bezeichnet diese Quote nicht als übermäßig hoch. Wir können dem nur zustimmen, da das Festspielkartenbüro bei Gott nicht im Rufe übermäßiger Großzügigkeit steht und die ausgegebenen Pressekarten ein Vielfaches ihres Nennwertes hereinbringen. 89 Ebd. 90 Vgl. Eickhoff, Dimensionen, S. 159.

»Künstlerische und budgetäre Fehlspekulationen« (1952)

97

Die Bilanzen sagen dem Rechnungshof weiter, dass von den Opern ›Zauberflöte‹ und ›Othello‹ guten, ›Wozzeck‹ dagegen schlechten Finanzerfolg brachten. Bei ›Othello‹ und ›Idomeneo‹ betrugen die Ausgaben trotzdem das Doppelte, bei ›Wozzeck‹ das Dreifache der Einnahmen. Mit dem ›Jedermann‹-Besuch ist der Rechnungshof zufrieden. Die Konzerte brachten Mehreinnahmen und glichen den Abgang beim ›Zerbrochenen Krug‹ aus. Der Rechnungshof schließt dieses Kapitel mit dem lapidaren Satz, dass der Abgang daher aus den Opernaufführungen stamme. Und nun wird es langsam spannend  : Der höchste Revisor stellt fest, dass sich der Zuschuss zu den Festspielen in drei Jahren verdreifacht und rund drei Millionen Schilling erreicht habe. Die Subvention sei daher von zirka 10 Prozent der Einnahmen vor 1939 [sic] auf rund 53 Prozent gestiegen und sollte für 1951/52 sogar 77 Prozent ausweisen. Da eine weitere Erhöhung der Eintrittspreise den Besuch beeinträchtigen würde, sieht sich der Rechnungshof zu einem umwälzenden Ratschlag veranlasst. Das ›columbische Ei der Festspiele‹ heiße  : Ausschlaggebende Verminderung des Abganges. Dieses Rezept ist so alt wie die Wirtschaft. Was sich nun aber der Rechnungshof darunter vorstellt, erscheint uns schlechthin ungeheuerlich  : Einschränkung der Zahl der Opernaufführungen und Kürzung der Festspielzeit. Der Rechnungshof zählt fraglos zu den integersten Behörden unseres Staates. In diesem Fall müssen wir ihm aber schon ganz eindeutig die Überlegung anheimstellen, dass es – Gott sei Dank  ! – auch heute noch Dinge gibt, die mit dem Rechenstift allein nicht zu erfassen sind. Was heißt hier  : Einschränkung der Zahl der Opernaufführungen  ? Tradition und kultureller Auftrag stellen gerade das Opernschaffen in den Mittelpunkt unserer Festspiele. Dann erst kommen Konzert und Schauspiel. Nicht weniger finanzdemagogisch ist die Gegenüberstellung von Einnahme und Erfordernis bei Neuinszenierungen. Bekanntlich stehen nämlich die meisten Opern nicht nur in einer Festspielsaison auf dem Programm. Und die wenigen Ausnahmen (›Wozzeck‹, ›Dantons Tod‹ und so weiter) bilden für jedes zeitnahe Festspiel eine geradezu selbstverständliche Verpflichtung. Die Festspielzeit zu kürzen, hieße, einen gewachsenen Organismus widersinnig verstümmeln. Gerade der Rechnungshof müsste wissen, dass die den Festspielen zur Verfügung stehenden Häuser einen zu geringen Fassungsraum aufweisen und daher nur eine längere Saison mit vielen Aufführungen auch zum gewünschten kommerziellen Erfolg führen kann. Worum geht es hier  ? Um öffentliche Subventionen von ganzen drei Millionen S, die anderswo recht sorglos verpulvert werden. Wie kann man – und dies trifft erst in letzter Linie den Rechnungshof – überhaupt immer wieder von einem Defizit der Salzburger Festspiele sprechen  ? Den drei Millionen öffentlicher Subventionen stehen nämlich Abermillionen von Einkünften der untrennbar mit den Festspielen verbundenen Salzburger Saison gegenüber, an denen wiederum in erster Linie der Staat profitiert.

98

»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

Uns fehlt nur noch eines zur österreichischen ›Kultura‹  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen.91

Bemerkenswert an diesem Artikel ist zunächst dessen Stil, hob er sich doch eklatant von der in der Nachkriegszeit gebräuchlichen harmoniebedürftigen und oft geradezu betulich anmutenden medialen Berichterstattung über Kunst und Kultur ab. Bemerkenswert ist aber auch dessen Autor  : Der damals 27-jährige Journalist Gerd Bacher sollte 1967 Generalintendant des ORF werden und 1988 selbst anstreben, Präsident des Salzburger Festspielfonds zu werden. Bacher wandte sich in seinem Zeitungsartikel in packendem Tonfall gegen die vom Rechnungshof 1952 empfohlene Kürzung der Festspiele und Reduktion der Opernaufführungen. Dabei verwendete er die gleichen Argumente wie die Festspiele in ihrer – nicht veröffentlichten – Stellungnahme an den Rechnungshof. Hatten diese gemeint, dass das Publikum hauptsächlich wegen den Opern nach Salzburg käme und alle anderen Veranstaltungen nur eine schöne und interessante Umrahmung wären, so meinte Bacher in seinem Zeitungsartikel, dass Tradition und kultureller Auftrag gerade das Opernschaffen in den Mittelpunkt der Festspiele stellten, dann erst kämen Konzert und Schauspiel. Diese und andere Parallelen sind gewiss kein Zufall, denn Bacher merkte ja am Anfang seines Artikels an, dass er Zugang zum Prüfungsergebnis des Rechnungshofes – und offensichtlich auch zur Stellungnahme der Festspiele – hatte. Bacher verteidigte überraschenderweise die Oper ›Wozzeck‹, deren schlechter wirtschaftlicher Erfolg für jenes Misstrauen zwischen Landeshauptmann Klaus und Gottfried von Einem verantwortlich war, das nach einem Artikel der ›Salzburger Nachrichten‹ im Oktober 1951 zu einer handfesten Konfrontation eskaliert war. Die ›Salzburger Nachrichten‹ hatten damals Öl in dieses Feuer gegossen, indem sie recht unverblümt den Rausschmiss Gottfried von Einems forderten (z. B.: »Ob man nicht jetzt doch den Festspielausschuss von Einem oder dem anderen säubern müsste  ?«92). Vielleicht als spätes Zeichen journalistischer Reue bezeichnete Bacher nun die von Gottfried von Einem komponierte (›Dantons Tod‹) oder verantwortete (›Wozzeck‹) zeitgenössische Oper als »geradezu selbstverständliche Verpflichtung« der Salzburger Festspiele. Gleichzeitig spannte er den Bogen zum hetzerischen Artikel seines Chefredakteurs, hatte dieser im Oktober 1951, als es um die Einbürgerung Brechts gegangen war, doch auch vor der »ostzonalen Kultura« gewarnt. Bacher verwendete den Be91 Neben dem o. e. Bericht in den ›Salzburger Nachrichten‹ vom 3. Juli 1952 berichtete die Grazer ›Südost-Tagespost‹ vom 6. Juli 1952 in kürzester und wertungsfreier Form über den Rechnungshofbericht und dessen Empfehlungen. 92 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 13. Oktober 1951.

Die »geheim gehaltene« Gebarung der Salzburger Festspiele (1953)

99

griff ›Kultura‹ nun sowohl im Titel als auch als warnenden Abschluss seines Artikels. Mit dieser pseudorussischen Verballhornung des Wortes ›Kultur‹ deklarierte sich die in der amerikanischen Besatzungszone beheimatete Zeitung als antikommunistisch. Möglicherweise war damit auch ein Seitenhieb auf den aus dem sowjetisch dominierten Wien angereisten Rechnungshof beabsichtigt. Der Artikel Bachers war für den Rechnungshof jedenfalls so ungewöhnlich, dass dieser ihn kommentarlos dem Akt über die Gebarungsprüfung 1952 beilegte.93 Vielleicht als Reaktion auf diesen ungewöhnlichen Artikel verbrachten zwei Rechnungshofprüfer während der Festspiele im August 1952 drei Tage zur »informativen Einschau« in Salzburg, um unter anderem »die in eigener Regie angefertigten Dekorationen, Kostüme etc. zu beurteilen und die Kontrolle der Theaterkassen zu untersuchen.«94 Diese »informative Einschau« war für den Rechnungshof einzigartig und dessen einziges Zugeständnis an die durch das neue Salzburger Festspielfonds-Gesetz mitverursachten Erschütterungen. Nachdem der Rechnungshof die Stellungnahme des Salzburger Festspielfonds im April 1952 erhalten hatte, sandte er sein Prüfungsergebnis an das Unterrichtsministerium und das Finanzministerium. Das Unterrichtsministerium nahm am 12. Jänner 1953 dazu Stellung.95 Es wies darauf hin, dass eine Beschränkung der Zahl der Aufführungen einer Oper keine Auswirkungen auf den Betriebsabgang habe, sondern nur die Beschränkung der Anzahl der Neuproduktionen. Dies sei aber aus künstlerischen Gründen nicht zweckmäßig. Das Unterrichtsministerium gab jedoch bekannt, dass für 1953 die Schauspielaufführungen reduziert worden seien. In seinem Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1952 berichtete der oberste Revisor in kürzester Form über seine Empfehlungen, wiederum ohne auf Vorereignisse oder die oben erwähnte mediale Berichterstattung einzugehen.96

8.3 »Die Geheimhaltung der Gebarung der Salzburger Festspiele ist nicht geeignet, die abträgliche Meinung der Bevölkerung über deren Leitung zu beschwichtigen« (1953) Im April 1953 hielten sich drei Beamte des im Rechnungshof für den Festspielfonds zuständigen Referats für die nächste Gebarungsprüfung in Salzburg auf.97

93 Beilage zu AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953. 94 AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953. 95 Beilage zu AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953. 96 Nr. 3 der Beilagen zu den stenographischen Protokollen des Nationalrates vom 16. April 1953, VII. Gesetzgebungsperiode. 97 AdRH Grundzahl 1552-1a ex 1953.

100

»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

Im ihrem Prüfbericht äußern sich die Kontrollore unzufrieden über den Umsetzungsstand der Empfehlungen aus der letzten Gebarungsprüfung. Insbesondere sei das Dienst- und Besoldungsrecht der ständigen Bediensteten bald zu regeln. Nach wie vor war unklar, ob die Bediensteten des Salzburger Festspielfonds als privatrechtliche Angestellte oder als öffentlich Bedienstete wie jene der Bundestheater einzustufen waren, weil die »Salzburger Festspiele von staatlicher Seite (Bund, Land Salzburg und Gemeinde Salzburg) veranstaltet und erhalten werden«.98 Unter den Bediensteten des Fonds besteht nach wie vor das Bestreben und die Hoffnung, den Bediensteten der Bundestheaterverwaltung gleichgestellt zu werden und insbesondere in den Genuss einer Pension zu kommen.99

Die Überprüfung des Rechnungsabschlusses 1951/52 ergab, dass »die Aufwendungen angemessen waren und sich im Rahmen des genehmigten Voranschlages hielten.«100 Im Vergleich zum Vorjahr sei jedoch der Betriebsabgang um rd. 1,8 Mio. Schilling gestiegen, was vor allem auf die im Landestheater gespielten Stücke, die Oper ›Don Pasquale‹ und das Sprechtheaterstück ›Die Träume von Schale und Kern‹, zurückzuführen sei. Die insbesondere für das Sprechstück bedeutenden Regie- und Personalkosten standen wegen des kleinen Fassungsraumes des Theaters in einem sehr ungünstigen Verhältnis zu den möglichen Erlösen aus dem Kartenverkauf.101 Vielleicht als späte Rettung seiner Empfehlung aus dem Prüfungsergebnis 1952, eine Reduktion des Betriebsabgangs durch eine Kürzung der Festspiele zu erreichen, oder als Reaktion auf Gerd Bachers reißerischen Artikel in den ›Salzburger Nachrichten‹, erhob der Rechnungshof beim Meldeamt der Bundespolizeidirektion die Nächtigungszahlen im August in der Stadt Salzburg. Er musste jedoch feststellen, dass weder die Nächtigungszahlen von Anfang August noch jene von Ende August so signifikant vom Rest des Monats abwichen, dass sie ein Argument für eine Kürzung der Festspiele geboten hätten  : Viele Fremde aus Deutschland fahren mit Autobussen zu den Aufführungen und kehren am selben Tag wieder über die Grenze zurück. Die Salzburger Festspiele bilden nämlich auch eine Attraktion für die nahegelegenen bayrischen Fremdenverkehrsorte, deren Be-

 98 AdRH Grundzahl 1552-1a ex 1953, Umschlagbogen.  99 AdRH Grundzahl 1552-1a ex 1953, Umschlagbogen. 100 Ebd., 4. Einlegeblatt. 101 Ebd., 4. Einlegeblatt.

Die »geheim gehaltene« Gebarung der Salzburger Festspiele (1953)

101

sucher sich die Hotel- und Privatunterkunftspreise in Salzburg während der Festspielzeit auf diese Weise ersparen.102

Das Rechnungshof-interne Votum zum Prüfbericht hält weiters fest, dass das Direktorium und das Kuratorium einhellig die Veröffentlichung des Voranschlags oder des Rechnungsabschlusses der Festspiele ablehnen würden. Dazu wäre zu bemerken, dass die Geheimh a ltu ng der Gebarung nicht geeignet sein dürfte, die in der Bevölkerung umlaufende abträgliche Meinung über die Leitung der Salzburger Festspiele zu beschwichtigen.103

Mit dieser Beobachtung bezog sich die Kontrollbehörde auf eine seit Jahre schwelende Diskussion, die auch durch die im Salzburger Festspielfonds-Gesetz seit 1950 vorgesehene Kompetenzaufteilung zwischen Direktorium und Kuratorium nicht gelöst worden war. So hatte das ›Demokratische Volksblatt‹, jene Zeitung der Salzburger Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ), deren Chefredakteur der spätere Festspielpräsident Josef Kaut war, schon im Jahr 1949 beklagt  : Obgleich Land und Gemeinde Salzburg das Defizit zum größten Teil tragen müssen, findet es niemand der Mühe wert, der Salzburger Öffentlichkeit über die Salzburger Festspiele Rechnung zu legen. Nur durch Indiskretionen erfahren wir überhaupt, was mit unserem guten Geld geschieht. Es scheint aber, dass bei den Salzburger Festspielen die Salzburger nicht viel zu reden haben, ungefähr soviel, wie sie davon zu sehen kriegen.104

Der Rechnungshof war jedoch mit der Sparsamkeit der Festspiel-Leitung zufrieden, weshalb seine Kritik nur im internen Votum stand und zu keinen Beanstandungen im Prüfungsergebnis führte. Der Salzburger Festspielfonds nahm am 3. Juli 1953 Stellung.105 Die Dienstverträge des Personals könnten erst auf den neuen Dienstgeber, den Salzburger Festspielfonds, geändert werden, wenn das Kuratorium entschieden habe, »ob die Angestellten des Fonds als Bundesbedienstete oder privatrechtlich Beschäftigte anzusehen sind«.106 102 Ebd., 2. Einlegeblatt. Dies war übrigens schon 1950 zu bemerken gewesen  : »Bei den Salzburger Grenzstellen wurden im Festspielsommer 132.832 Personen als Ein- oder Ausreisende registriert, von denen allein 6.550 Festspielbesucher waren.« (Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 189). 103 AdRH Grundzahl 1552-1a ex 1953, 2. Einlegeblatt. 104 ›Demokratisches Volksblatt‹ vom 16. Oktober 1949. 105 Die Stellungnahme liegt – offensichtlich irrtümlich – AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953 bei. 106 Beilage zu AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953.

102

»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

In seinem Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1953 berichtete der Rechnungshof von dieser Überprüfung.107

8.4 »Die Salzburger haben heute nach den Bayreuther Festspielen die teuersten Eintrittspreise der Welt« (1954) Zum Zeitpunkt der Gebarungsprüfung, die einen Prüfer im April 1954 nach Salzburg führte, befanden sich die Diskussionen und Planungen über den Neubau e­ ines Festspielhauses auf dem Höhepunkt.108 Das interne Votum berichtet, das Festspiel­ h aus habe Bauschäden und müsse saniert werden, Architekt Holzmeister habe aber weiterreichende Pläne, über die im Kuratorium unterschiedliche Ansichten bestünden. Dieser propagiere »die Einbeziehung des derzeit vom ›Haus der Natur‹ belegten Gebäudetraktes zum Festspielhaus und den Einbau eines neuen Theaters für die Opern im Hofe dieses Gebäudes mit 2.400 Sitzplätzen.«109 Genau so sollte es dann gebaut werden. Dem ständigen Personal sei nun grundsätzlich ein Rechtsanspruch auf Pensionen eingeräumt worden, man warte aber noch auf die Vorgangsweise der Bundesforste. Wie vom Unterrichtsministerium in seiner Stellungnahme zur vorvergangenen Gebarungsprüfung 1952 angekündigt, hatte 1953 eine Schauspielproduktion weniger stattgefunden. Dadurch und durch andere Maßnahmen sanken die Aufwendungen gegenüber dem Vorjahr 1952 um 1 Mio. Schilling, während die Erträge gleich hoch wie im Vorjahr waren. Das Kuratorium hatte in einer seiner Sitzungen im Jahr 1953 vom Direktorium eine Kostenrechnung für jedes aufgeführte Stück (Oper oder Schauspiel) verlangt. Das Direktorium hatte sich jedoch ablehnend verhalten, weil es meinte, dass aus einer Kostenrechnung falsche Schlüsse gezogen werden könnten. Der Rechnungshof gab nun in seinem Bericht bekannt, dass er für seine Zwecke derartige Kostenrechnungen in den vergangenen Jahren bereits erstellt habe und präsentierte in seinem Bericht eine Kostenrechnung (heute würde man sagen  : eine Kostenträgerrechnung) für Opern, Ballett, Schauspiele und Konzerte der Festspiele 1953  :

107 Nr. 245 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 17. April 1954. 108 AdRH Grundzahl 1528 ex 1954. 109 Ebd., Umschlagbogen.

103

»Die teuersten Eintrittspreise der Welt nach Bayreuth« (1954) Opern    

Figaro

Rosenkavalier

Prozess

Schauspiele Giovanni

Cosi

Ballett

Jedermann

Cäsar

Konzerte 24

Aufführungen:

4

6

4

5

5

2

7

4

Aufwand:

 

 

 

 

 

 

 

 

 

zuteilbar

540

1.090

710

800

630

170

610

470

930

anteilig

440

590

480

570

510

80

410

440

530

zusammen

980

1.680

1.190

1.370

1.140

250

1.020

910

1.460

640

980

280

820

330

250

860

400

1.150

Erträgnisse: zuteilbar anteilig zusammen Abgang: das sind % des Aufwandes

70

90

80

90

70



100

80

210

710

1.070

360

910

400

250

960

480

1.360

270

610

830

460

740



60

430

100

28%

37%

71%

34%

65%

6%

47%

7%

2.910

– –

490

100

Tabelle 3: Kostenträgerrechnung des Rechnungshofes für Opern, Ballett, Schauspiele und Konzerte im Jahr 1953 (in Tausend Schilling, AdRH 1528 ex 1954).

Im Anschluss an diese Darstellung folgte eine Analyse des Rechnungshofes der einzelnen Produktionen. So beanspruchte die »Erstaufführung [Anmerkung: tatsächlich handelte es sich um die Uraufführung] des ›Prozess‹ keinen allzugroßen Aufwand, brachte aber infolge des schlechten Besuches einen Abgang von mehr als dem Doppelten der Einnahmen.«110 ›Der Prozess‹, Gottfried von Einems zweite Oper, war bereits seit 1949, also vor dem Eklat zwischen dem Komponisten und Landeshauptmann Klaus, für Salzburg geplant gewesen.111 Der Komponist selbst bezeichnete sie in seinen Memoiren jedoch als »ein Auftragswerk des österreichischen Unterrichtsministeriums.«112 Dem Rechnungshof ging es bei dieser Aufstellung aber nicht darum, von einzelnen Werken abzuraten. Diese Schlüsse sollte das Direktorium ziehen. Die Kontrollbehörde zeigte in beratender Funktion eine zeitgemäße Kostenrechnung, ohne eine Empfehlung auszusprechen. Einsparungsmöglichkeiten sah der oberste Revisor beim Stromverbrauch und bei den Überstunden in den Werkstätten, die Erträge hingegen könnten durch

110 Ebd., 3. Einlegeblatt. 111 Vgl. Eickhoff, Dimensionen, S. 174. 112 Gottfried von Einem, ›Erinnerungs-Prozesse‹, S. 14, zit. bei Eickhoff, Dimensionen, S. 174.

104

»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

eine Anhebung der Eintrit tspreise und durch eine Reduktion der Pressekarten bei Premieren gesteigert werden. In ihrer Stellungnahme vom 21. Juni 1954 gab die Direktion des Salzburger Festspielfonds dem Rechnungshof bekannt, dass die Buchhaltung beauftragt wurde, nach Abschluss der Festspiele 1954 eine »Kostenaufstellung einzelner Werke durchzuführen, [… eine] radikale durchgehende Erhöhung«113 der Eintrittspreise erscheine nicht empfehlenswert. Mit Ausnahme der Bayreuther Festspiele, die tatsächlich höhere Eintrittspreise haben, sind die Preise der übrigen Auslandsfestspiele niedriger als die der Salzburger Festspiele  ; so z. B. ist der Höchstpreis in Edinburgh engl. S. 40,–, was einem Wert von ö.S. 144,– entspricht, während der Höchstpreis in Salzburg S 200,– beträgt.114

Der Fonds bedankte sich für die Einsparungsvorschläge beim Stromverbrauch, diese seien bereits erfolgreich in Kraft. Die Überstunden in den Werkstätten könnten nicht vermieden werden, weil sich fortlaufende Änderungen der Regisseure und Bühnenbildner »trotz fortgesetzter Urgenzen der Direktion« bis April hinzögen. In seinem am 7. April 1955 dem Nationalrat vorgelegten Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1954 legte der Rechnungshof den thematischen Schwerpunkt der Kurzfassung seiner Prüfung auf Personal- und Gebäudeverwaltungsthemen.115

8.5 »Der ›Jedermann‹ brachte eindeutig einen Verlust« (1955) Kurz vor der Unterzeichnung des österreichischen Staatsvertrages (Mai 1955) fand die vorletzte Abschlussprüfung des Rechnungshofes beim Salzburger Festspielfonds statt. Sie führte im April zwei Prüfer an die Salzach.116 Das interne Votum beschreibt zunächst wesentliche Veränderungen seit dem Vorjahr  : Ein Pensionsstatut liege nun vor, bedürfe aber noch einiger Änderungen. Nach einem diesbezüglichen Einspruch der Bregenzer müssten nun auch die Salzburger Festspiele in den K inderbeihilfenfonds einzahlen. Das Votum erwähnt weiters, dass bei dieser Prüfung erstmalig die »Verwendung der Regiek arten durch die Direktion und zwar jener des Präsidenten Puthon überprüft [wurde]. […] Es wurde hierbei festgestellt, […] dass ein Teil der Karten 113 AdRH Grundzahl 1528 ex 1954. 114 AdRH Grundzahl 1528 ex 1954. 115 Nr. 507 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 22. Juni 1955, VII. Gesetzgebungsperiode. 116 AdRH Grundzahl 1929 ex 1955.

»Der ›Jedermann‹ brachte eindeutig einen Verlust« (1955)

105

zum Vollpreis abgegeben wird. […] Die von der Sekretärin des Präsidenten erstellte Kartenabrechnung bedurfte einiger unwesentlicher Ergänzungen und wird künftig entsprechend geführt werden.«117 Hintergrund dieses sehr spezifischen Prüfungsthemas war ein mit »Die Angestellten der Salzburger Festspiele« gezeichnetes Schreiben vom Juli 1954 an den Rechnungshofpräsidenten Josef Schlegel, in dem der Oberbuchhalter der Festspiele und zwei weitere namentlich genannte Personen des Schleichhandels mit Freikarten bezichtigt wurden. Diese drei Personen würden damit Gewinne von 90.000 bis 100.000 Schilling pro Saison erzielen. Das Schreiben weiter  : Ein bezeichnendes Licht auf die derzeit im Festspielhaus herrschenden Verhältnisse wirft auch die Tatsache, dass besagter Herr Oberbuchhalter dem Präsidenten Puthon vor dem versammelten Kuratorium das ›Götz-Zitat‹ ins Gesicht schleudern durfte, ohne dafür eine besondere Rüge zu erhalten.118

Der Rechnungshof hatte dieses Schreiben in seiner Bitte um Aufklärung an den Salzburger Festspielfonds vom 10. September 1954 nicht erwähnt, vielmehr hatte er sich darin auf einen Zeitungsartikel des gleichen Inhalts vom 26. August 1954 bezogen.119 Der Fonds hatte geantwortet, dass es sich bei diesen tatsächlich illegal verkauften Karten nicht um Freikarten aus dem Kontingent der Direktion handle, sondern »um Sitze in der Loge des Herrn Bürgermeisters, die von der Magistratsleitung ausgegeben wurden.«120 Der Fonds weiter  : Die Karten hierfür haben die gleiche Form wie die übrigen Festspielkarten mit Angabe des Datums und der Vorstellung und außerdem die ausdrückliche Bezeichnung ›Loge‹. Eine Preisangabe fehlt.121

Wie das oben erwähnte Votum und das Prüfungsergebnis zeigen, ging der Rechnungshof den Anschuldigungen nach, fand aber keine Bestätigung dafür. Schwerpunkt des an den Salzburger Festspielfonds ergangenen Prüfungsergebnisses war analog zu den Vorjahren die detaillierte Analyse des Jahresabschlusses 1953/54 sowie die Aktualisierung der im Vorjahr vom Rechnungshof erstmals vorgelegten Kostentr ägerrechnung.

117 AdRH Grundzahl 1929 ex 1955, 1. Einlageblatt. 118 Beilage zu AdRH 3859-1a/54. 119 ›Neues Österreich‹ vom 26. August 1954. 120 Beilage zu AdRH 3859-1a/54. 121 Beilage zu AdRH 3859-1a/54.

106

»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

    Aufwand: aufteilbar anteilsmäßig Zusammen

Opern Freischütz

Ariadne

Penelope

Giovanni

Ballett Cosi

Schauspiele Jedermann

Konzerte

890

790

1.070

720

490

730

590

1.040

620

620

500

500

480

360

520

710

1.510

1.410

1.570

1.220

970

1.090

1.110

1.750

6.680 Einnahmen: aufteilbar

880

880

360

990

320

510

740

1.330

anteilsmäßig

100

100

90

100

70

90

90

200

Zusammen

980

980

450

1090

390

600

830

1.530

130

580

490

280

220

11%

60%

45%

25%

13%

3.890 Abgang:

530

430

1.120 2.790

d. s. % des Aufwandes

35%

31%

71%

Tabelle 4: Kostenträgerrechnung des Rechnungshofes für Opern, Ballett, Schauspiele und Konzerte im Jahr 1954 (in Tausend Schilling, AdRH 1929 ex 1955).

In seiner dieser Tabelle folgenden Analyse stellte der oberste Revisor – offenbar überrascht – fest  : »Der ›Jedermann‹ brachte eindeutig einen Verlust.«122 Dieses negative Ergebnis führte er einerseits auf die Personalkostenerhöhung und andererseits auf die »Überlassung der Einnahmen einer Vorstellung für den Wiederaufbau des Salzburger Doms«123 zurück. Der Salzburger Festspielfonds stellte in seiner Stellungnahme jedoch klar, dass die Kosten dieser Vorstellung durch einen Kostenbeitrag des Erzbischöflichen Ordinariats gedeckt waren und die Einnahmen nie budgetiert waren. Auch wenn der Rechnungshof nicht empfohlen hatte, den ›Jedermann‹ aus dem Programm der Festspiele zu streichen, so fühlte sich der Fonds doch veranlasst, etwaigen künftigen Vorschlägen entgegenzutreten  : Der Jedermann, als stets ausverkauft, war und ist diejenige Aufführung, die einen absoluten Gewinn bringt  ; bei einer relativen Aufteilung aller Betriebs- und Verwaltungskosten auf die einzelnen Werke erscheint natürlich auch dieses Werk passiv, jedoch schneidet es auch hierbei im Vergleich zu den Opern und übrigen Schauspielen am besten ab. Seine

122 AdRH Grundzahl 1929 ex 1955, 4. Einlageblatt. 123 Ebd., 4. Einlageblatt.

»Der ›Jedermann‹ brachte eindeutig einen Verlust« (1955)

107

weitere Beibehaltung am Programm erscheint daher auch aus finanziellen Gründen geboten.124

Zu dem im Votum erwähnten Einspruch der Bregenzer Festspiele gegen eine Finanzamtsnachforderung von Dienstgeberbeiträgen zum Ausgleichsfonds für Kinderbeihilfe führte der Rechnungshof aus, dass das Finanzamt auch die diesbezüglichen Zahlungen des Salzburger Festspielfonds überprüft habe. Nun drohte eine Nachzahlung von rund 1,3 Mio. Schilling (zum Vergleich  : der Betriebsabgang des Salzburger Festspielfonds betrug 1953/54 rund 3,8 Mio. Schilling). Von den Freik arten, die der Direktion zur Verteilung zur Verfügung standen, würden manchmal einzelne Stücke zum Vollpreis abgegeben.125 Diese wären künftig auf dem Konto »Kartengelder« auszuweisen. In einem für den Rechnungshof eher ungewöhnlichen Schlusswort anerkannte er das Bemühen der Festspiele um Sparsamkeit. »Es ist aber darauf hinzuweisen, dass die Lasten in einem bedeutenderen Maß steigen als die Einnahmen. Die bisherigen Erhöhungen der Eintrittspreise erwiesen sich jedenfalls als unzulänglich.«126 Wie 1952 beschreibt der Rechnungshof damit wieder Symptome der Baumol’schen Kostenkrankheit. Unmittelbar nach Ende der Festspiele 1955 nahm der Salzburger Festspielfonds zum Prüfungsergebnis des Rechnungshofes Stellung. Er sagte die Umsetzung der Empfehlungen zu und klärte wie oben erwähnt den Irrtum bezüglich der Sondervorstellung des ›Jedermann‹ auf. In seinem am 28. Mai 1956 dem Nationalrat vorgelegten Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1955 gab der oberste Revisor das Schlusswort seines Prüfungsergebnisses wieder, in dem er das Bemühen um Sparsamkeit des Salzburger Festspielfonds ausdrücklich anerkannte.127 Vielleicht war es dieser grundsätzlich positive Eindruck, der nun für eine dreijährige Unterbrechung der Abschlussprüfungen sorgte.

124 Ebd., Beilage. 125 Ebd., 5. Einlageblatt. 126 Ebd., 6. Einlageblatt. 127 Nr. 1 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 28. Mai 1956, VII. Gesetzgebungsperiode.

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»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

8.6 »Karajans erste Festspiele endeten erfreulich, nämlich ohne Defizit« (1958) Der Rechnungshof beendete seine Tätigkeit als Abschlussprüfer des Salzburger Fest­spielfonds mit der Überprüfung der drei Geschäftsjahre 1954/55 bis 1956/57.128 An dieser Gebarungsprüfung im April 1958 nahm neben drei Prüfern erstmals eine Prüferin teil. Anna Maria Filip war seit ihrem Arbeitsantritt 1949 die erste und einzige Prüferin im Rechnungshof und sollte dies bis 1978, zwei Jahre vor ihrer Pensionierung, bleiben.129 Sie arbeitete seit 1956 in der Rechnungshof-Abteilung für Unterricht und Kunst, die ab 1958 auch für die Kontrolle des Salzburger Festspielfonds zuständig war.130 Mit rund 33 Seiten ist das Prüfungsergebnis wesentlich umfangreicher als die vorangegangenen. Einerseits waren drei Geschäftsjahre zu prüfen, andererseits unterzog der Rechnungshof nicht nur die Gebarung, sondern auch einzelne Abläufe einer genauen Untersuchung. Das Votum beschreibt eingangs das erste Jahr Herbert von K ar ajans. Die künstlerische Oberleitung sei »seit 1957 Professor Karajan für drei Jahre übertragen« und würde »nicht besonders honoriert«.131 Zur Durchführung der Karajan’schen Pläne (z. B. Heranziehung der Berliner Philharmoniker und eines Ensembles der Mailänder Skala [sic], Verbesserung der BühnenlichtRegulierungsanlagen im Festspielhaus und in der Felsenreitschule) mussten bedeutende zusätzliche Mittel zur Verfügung gestellt werden.132

Das nur für Rechnungshof-interne Leser bestimmte Votum bietet auch Gelegenheit für subtilen Zynismus (oder Fatalismus…)  : In der Kuratoriumssitzung am 10. Jänner 1958 wurde es als erfreuliche Tatsache bezeichnet, dass das erste unter der künstlerischen Leitung Karajans gestandene Festspieljahr 1957 ›kein finanzielles Defizit gebracht habe‹. Damit ist gemeint, dass mit den im Voranschlag bewilligten Ausgabenbeträgen das Auslangen gefunden werden konnte.133

128 AdRH Grundzahl 3813 ex 1960. 129 Voill, Das waren Zeiten  !, S. 222, S. 529. 130 Österreichischer Amtskalender 1956–1958, jeweils S. 4. 131 AdRH 3813-4 ex 1960, Umschlagbogen. 132 Ebd., Umschlagbogen. 133 Ebd., Umschlagbogen f.

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»Karajans erste Festspiele endeten ohne Defizit« (1958)

Anschließend geht das Votum auf den Bau des Großen Festspielh auses ein. Dieser hatte im Herbst 1956 begonnen und sei zur Zeit der Einschau wieder Gegenstand von Angriffen in den Tageszeitungen gewesen. Dabei sei es vor allem um den Fassungsraum in Verbindung mit Bedenken hinsichtlich der Stadtbilderhaltung bei der geplanten Dachkonstruktion gegangen. Seit 1. Februar 1956 sei das bereits im letzten Bericht erwähnte Pensionsstatut in Kraft, fast alle Beschäftigten seien diesem beigetreten. Schließlich beschreibt das Votum die Personalsituation in den kaufmännischen Bereichen des Fonds, die aufgrund von Pensionierungen und Krankenständen einem Generationenwechsel unterworfen war, um abschließend ausführlich auf steuerliche Themen und technische Themen der Gebäudeerhaltung einzugehen. Im Prüfungsergebnis, das der Festspielfonds später zur Stellungnahme erhalten sollte, analysierte die Kontrollbehörde, wie stets in den 1950er-Jahren, ausführlich die Erfolgsrechnung. Der Rechnungshof stellte dabei die Eckwerte der Jahresabschlüsse der drei geprüften Geschäftsjahre den jeweiligen Voranschlägen gegenüber.   Summe der Aufwendungen

1954/55

1955/56

1956/57

13.116.835,69

16.636.882,68

21.000.277,83

Summe der Erträgnisse

7.824.366,50

11.410.468,05

11.855.207,11

Betriebsabgang

5.292.469,19

5.226.414,63

9.145.070,72

Unterschied zum Voranschlag Aufwendungen

+ 790.915,69

+ 578.882,68

+ 719.647,83

Erträgnisse

+ 676.446,50

+ 1.915.468,05

+ 784.577,11

Betriebsabgang

+ 114.469,19

– 1.336.585,37

– 64.929,28

Tabelle 5: Summe der Aufwendungen, der Erträgnisse und des Betriebsabgangs des Salzburger Festspielfonds in den Geschäftsjahren 1954/55 bis 1956/57 sowie Unterschied zum Voranschlag (in Schilling, AdRH 3813-4 ex 1960).

Daraus sei zu ersehen, dass in allen drei Geschäftsjahren mit »den für die Aufwendungen bewilligten Beträgen nicht das Auslangen gefunden werden konnte«.134 Allerdings übertrafen auch die Erträgnisse stets die Erwartungen, wodurch sowohl im Mozartjahr 1956135 als auch im ersten Karajan-Jahr 1957 der geplante Betriebsabgang unterschritten wurde. 1956 fand im Jänner eine Mozartwoche statt, die wirtschaftlich nicht so erfolgreich wie erwartet verlief. Im Sommer – die Festspiele führten ausschließlich Opern des Jahresregenten auf – waren allerdings alle bis auf eine 134 Vgl. AdRH 3813-4 ex 1960, S. 9  ; Anmerkung  : Hatte der Rechnungshof in seinen Akten bisher eine Paginierung mit Einlageblättern verwendet, so verwendete er ab diesem Prüfungsergebnis eine Paginierung mit Seitenzahlen. 135 Anmerkung  : 200. Geburtsjahr Wolfgang Amadeus Mozarts.

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»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

Opernaufführung ausverkauft. Dadurch und durch eine Erhöhung der Kartenpreise waren die Erträge wesentlich besser als im Voranschlag geplant. Der Rechnungshof meinte, »dass die Erhöhung der Eintrittspreise anscheinend die vertretbare Höchstgrenze erreicht hat«.136 Die für das Mozartjahr zusätzlich gewährte Zuwendung des Bundes in der Höhe von 1 Million Schilling konnte auf das nächste Geschäftsjahr vorgetragen werden. Für die Realisierung von Karajans Projekten waren hingegen rund 4 Mio. Schilling mehr Zuwendungen der Abgangsträger als in den Jahren zuvor erforderlich. Für die Zunahme der Aufwendungen waren vor allem die Personalkosten verantwortlich. So stiegen die Honorare für Dirigenten von 277.000 im Jahr 1954/55 auf 632.000 Schilling im Jahr 1956/57. Die Zahl der Dirigenten habe im Jahr 1955 zwölf betragen, wobei Höchstabendhonorare von 9.000 Schilling gezahlt worden seien, im Jahr 1957 hingegen 14 Dirigenten mit Höchstgagen von 15.000 Schilling je Abend.137 Auch die Kosten für Regisseure stiegen um über 50 %. Ursache dieser beachtlichen Erhöhung sei die Zunahme des Regiepersonals, aber auch die Heranziehung weltbekannter Regisseure gewesen, die im Vergleich zu früher bedeutend höhere Honoraransprüche stellten.138 Ähnliche Feststellungen traf der Rechnungshof auch für das technische Sommerpersonal, das Ausstattungspersonal sowie die Opern- und Konzertsolisten. Die Festspiele wuchsen quantitativ und qualitativ. Seit der Gebarungsprüfung 1935, bei der ebenfalls die Honorare ein Schwerpunkt waren, hatte der Rechnungshof die von den Festspielen bezahlten Honorare nicht mehr so genau durchleuchtet, im Unterschied zu damals nannte der Rechnungshof jedoch weder in seinem Prüfungsergebnis noch in den umfangreichen Beilagen dazu Namen. An mehreren Stellen erwähnt das Prüfungsergebnis eine Kostümchefin aus Berlin, die ein hohes Honorar bezog und deren »Tätigkeit die Grundsätze einer sparsamen und wirtschaftlichen Gebarung vermissen«139 ließ. Zur Illustration ihrer Tätigkeit sei angeführt, dass verschiedentlich die Fütterung einzelner Kostüme mit reiner Seide (also keinesfalls Futterseide) erfolgen musste. Lodenstoffe, die in Österreich in jeder beliebigen Qualität erzeugt werden, wurden in Berlin gekauft.140 136 AdRH 3813-4 ex 1960, S. 13. 137 Vgl. AdRH 3813-4 ex 1960, S. 14. Anmerkung  : Dieses Honorar, das auch Herbert von Karajan erhielt, war nicht annähernd so hoch wie jene angeblichen 50.000 Schilling pro Abend, die Karajan (lt. Gallup, Geschichte, S. 234) von Puthon Anfang 1956 verlangt haben soll. 138 Vgl. AdRH 3813-4 ex 1960, S. 14. 139 AdRH Grundzahl 3813-4 ex 1960, S. 16. 140 Ebd., S. 16.

»Karajans erste Festspiele endeten ohne Defizit« (1958)

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Wie in den Prüfungsergebnissen 1935 und 1949 wurde der Anstieg der Honorare der Wiener Philharmoniker von 1,5 (1955  : 28 Vorstellungen) auf 2,0 Millionen Schilling (1957  : 34 Vorstellungen) auch in diesem Bericht erwähnt, angesichts des Anstiegs der Honorare anderer Berufsgruppen aber nicht kritisiert. Neben den Personalkosten waren natürlich auch die Sachkosten erheblich gestiegen, so z. B. die Aufwendungen für Dekorationen um 75 %. Die Kosten für Kostüme und Perücken verdoppelten sich gar. Nach der Besprechung der Vermögenslage und der Erträge beschäftigte sich der Rechnungshof auch mit der Effizienz und Sicherheit von Abläufen, vor allem in der Kartenkasse. Er empfahl, dass Kunden, die Kartenkäufe mit größeren Barbeträgen bezahlen wollten, diese zuerst an der Hauptkasse bezahlen sollten, um die Karten danach in einem anderen Raum entgegenzunehmen. Für die Verwahrung von Bargeld mahnte er eine Doppelsperre beim Geldschrank ein. Da die Honorare ein Schwerpunkt der Gebarungsprüfung waren, nahmen sie auch in der Stellungnahme des Salzburger Festspielfonds vom 27. August 1958 viel Raum, nämlich ungefähr die Hälfte des vierseitigen Schreibens, ein. Der Salzburger Festspielfonds blieb seiner bisherigen Argumentationslinie treu  : Ein Vergleich des künstlerischen Personals mit dem Bundestheaterpersonal sei nicht angemessen, der Salzburger Festspielfonds sei »auf ihre Arbeit [Anmerkung  : des technischen Personals der Bundestheater] angewiesen und sie wissen es«.141 Die Kostümchefin sei hervorragend und vom künstlerischen Leiter gewünscht. Des Weiteren sei das Engagement der Berliner Kostümchefin aus der Not geboren, denn die Kostümchefin der Wiener Staatsoper habe erklärt, dass »sie nicht die Absicht habe, zu den Salzburger Festspielen zu kommen, da sie ihren Urlaub dringend benötige«.142 Das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes war zwar umfangreich, enthielt aber nicht viele konkrete Empfehlungen an die Festspiele. Die Festspiele beantworteten insgesamt 13 Empfehlungen. Die Empfehlung, Kunden mit größeren Barbeträgen zunächst in die Hauptkasse zu schicken, sei »für das Publikum äußerst behindernd, zeitraubend, störend und daher undurchführbar«. Die Doppelsperre des Geldschranks sei hingegen veranlasst worden. Stellungnahmen des Unterrichtsministeriums, des Landes oder der Stadt Salzburg, die den Bericht auch erhalten hatten, langten bei der Kontrollbehörde in Wien nicht ein. In seinem Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1958, den er dem Nationalrat im April 1959 vorlegte, fasste der Rechnungshof sein umfangreiches Prüfungsergeb-

141 Ebd., Beilage S. 1. 142 Ebd., Beilage S. 1.

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»Uns fehlt nur noch eines  : Greißlerei mit den Salzburger Festspielen  !«

nis in zwei kurzen Absätzen zusammen, einer enthielt die Empfehlungen, der andere die Stellungnahme des Salzburger Festspielfonds.143 Mit sechs Gebarungsprüfungen hatte der Rechnungshof die Entwicklung der Salzburger Festspiele seit 1949 begleitet und durch seine Doppelrolle als Abschlussprüfer und öffentlicher Revisor auch kaufmännisch mitgestaltet. Die Republik hatte sich 1950 auf die denkbar verbindlichste Art zu den Festspielen bekannt, nämlich durch ein Bundesgesetz, in dem die Rechtsform der Festspiele als Fonds festgelegt wurde. Man könnte die häufigen Rechnungshofprüfungen auch als einen Teilaspekt dieses Bekenntnisses interpretieren, tatsächlich waren sie jedoch auf eine unklare gesetzliche Bestimmung zurückzuführen. Mit der Aufhebung dieser Bestimmung im Oktober 1958 endete diese Serie von Gebarungsprüfungen. Hatte Landeshauptmann Klaus anlässlich der Eröffnung des Festspielhauses im Juli 1960 gemeint, dass dieses Datum für die Festspiele »Ende und Anfang«144 bedeute, so kann man dies auch auf die Tätigkeit des Rechnungshofes bei den Festspielen beziehen. 1958 endete eine Serie von Gebarungsprüfungen, eine neue begann 1961  : Seit damals führte die Kontrollbehörde alle Prüfungen (bis auf jene 1995) auf Ersuchen des Salzburger Landeshauptmannes, der Landesregierung oder des Landtages durch.

143 Nr. 1 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Nationalrates vom 28. April 1959, VIII. Gesetzgebungsperiode. 144 Zit. in Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 7.

9

»Die Lektüre des Rechnungshofberichtes lässt an einer gewissen Theaterfremdheit der Verfasser kaum Zweifel offen.« (1961) Nach 34 Jahren im Amt – mit Unterbrechung von 1938 bis 1945, als er als ›Verwaltungsvorstand‹ des Festspielhauses fungierte, – dankte Heinrich Puthon nach der Eröffnung des großen Festspielhauses 1960 als Präsident des Salzburger Festspielfonds ab. Puthon war 1926 als damals bereits pensionierter Oberst zum Präsidenten der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde bestellt worden, mit nunmehr 88 Jahren begründete er seine Abdankung bezeichnenderweise damit, »sein hohes Alter erlaube ihm nicht mehr, die vielen Treppen im Großen Festspielhaus zu steigen«.1 Puthon war kein Freund des neuen Festspielhauses. Ihm folgte Bernhard Paumgartner, 1960 mit 73 Jahren auch nicht mehr der Jüngste. Er war ebenfalls ein Mann der ersten Stunde der Festspiele. 1920 war er mit Max Reinhardt »durch die damalige Kleinstadt Salzburg geschlendert und hatte mit ihm einen passenden Aufführungsort für Jedermann gesucht«.2 Ab 1934 war er Mitglied des ständischen Landtages gewesen, in dieser Eigenschaft hielt er 1935 jene Rede, in der er die Festspiele mit der österreichischen Fahne verglich, angeblich ein Ausspruch des Bundeskanzlers Dollfuß. Obwohl Paumgartner, wie Puthon, ein Mann der ersten Stunde der Salzburger Festspiele war, war er nicht der logische Nachfolgekandidat. So schrieb Josef Kaut, damals Salzburger Kulturlandesrat (SPÖ) und Mitglied des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds, seinem alten Weggefährten, dem Komponisten Gottfried von Einem, am 6. April 1960  : Ich glaube, dass wir einer sehr trüben Zeit entgegengehen, weil Paumgartner der Sache einfach nicht gewachsen ist. Er hat tausend andere Dinge im Kopf, fährt mit der Camerata herum, ist nie anwesend und weiß von nichts.3

Paumgartner war ein Kompromisskandidat, und es herrschte bezüglich seiner Bestellung zum Präsidenten des Salzburger Festspielfonds Uneinigkeit in der ÖVPSPÖ-Koalition in der Landesregierung. Doch dies war nicht die einzige personelle Inkonstante in der Führung der Festspiele. Herbert von Karajan verlängerte nämlich seinen bis 30. September 1960 ab1 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 188. 2 Gallup, Geschichte, S. 256. 3 Zit. in Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 20.

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»Theaterfremde« Verfasser des Rechnungshofberichtes (1961)

geschlossenen Vertrag als künstlerischer Leiter der Salzburger Festspiele nicht, »da er mittlerweile die Leitung der Wiener Staatsoper übernommen hatte«.4 Auch wenn er den Festspielen weiterhin als Dirigent und Regisseur zur Verfügung stand, war sein Einfluss auf das Programm der Festspiele bis 1964 – als er nach seiner ›Demission‹ von der Wiener Staatsoper in das Direktorium des Salzburger Festspielfonds einzog5 – doch geringer als von 1956 bis 1960. Am 27. Oktober 1960, nach Beendigung des Festspielsommers, in dem das Große Festspielhaus eröffnet wurde, richtete der Landeshauptmann von Salzburg, Josef Klaus, ein Schreiben an den Rechnungshof, in dem er ausführte, dass der Salzburger Festspielfonds »durch die Errichtung des neuen Festspielhauses in eine neue Entwicklung eingetreten ist, die eine Reihe administrativer und finanzieller Probleme aufwirft«.6 Der Landeshauptmann ersuchte den Rechnungshof, »wieder eine Gebarungsprüfung des Salzburger Festspielfonds durchzuführen«.7 Der Landeshauptmann begründete sein Ersuchen mit den finanziellen und administrativen Problemen, die angeblich durch die Errichtung des neuen (Großen) Festspielhauses eingetreten wären. Über die Baukostenüberschreitungen bei der Errichtung des Festspielhauses schrieben insbesondere die Salzburger Zeitungen von 1956 bis 1960 häufig, über angebliche durch das neue Festspielhaus ausgelöste finanzielle und administrative Probleme des Salzburger Festspielfonds liegen jedoch keine Medienberichte vor.8 Wie die Darstellung des Prüfungsergebnisses in der Folge zeigen wird, fand auch der Rechnungshof nur geringfügige finanzielle und administrative Probleme im Zusammenhang mit dem neuen Festspielhaus. Es ist denkbar, dass Landeshauptmann Klaus (ÖVP) diese Rechnungshofprüfung dem Koalitionspartner SPÖ als Gegenleistung für einen »breiten Konsens«9 zugesichert hatte. Die SPÖ hatte den Festspielhausbau jahrelang kritisiert10 und mit dieser 4 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 127. 5 Vgl. Kaut, Salzburger Festspiele, S. 129. 6 Beilage zu AdRH 4014-4 ex 1960. 7 Beilage zu AdRH 4010-4 ex 1960. 8 Suche in den im ASF aufliegenden Medienberichten 1956–1960. 9 Vgl. Kannonier, Salzburger Festspiele, S. 756. 10 Liste der Anfragen und Anträge im Salzburger Landtag betreffend den Festspielhausneubau (Quelle  : Stenographische Protokolle der 3. Gesetzgebungsperiode 1954–1959)  : Datum der ­Landtagssitzung oder des Antrages

Antrag oder Anfrage?

Fraktion

11. Mai 1955

Anfrage

VdU

Neubau des Festspielhauses

26. Juni 1957

Anfrage

VdU

Erhöhung der Baukosten für das Festspielhaus

12. Juni 1958

Anfrage

SPÖ

Aufwendung weiterer zusätzlicher Landesmittel für den Bau des neuen Festspielhauses

Wortlaut

»Theaterfremde« Verfasser des Rechnungshofberichtes (1961)

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Linie bei den Landtagswahlen 1959 ihren Stimmenanteil erhöhen können.11 Letzten Endes war sie aber seit 1954 mit drei Landesräten in der in der Landesverfassung vorgesehenen12 Proporzregierung mit der ÖVP vertreten. Diese Zusammensetzung der Landesregierung änderte sich auch nach den Landtagswahlen 1959 nicht, bei denen Landeshauptmann Klaus und die ÖVP jedoch insofern einen Denkzettel erhielten, als ein Landtagsmandat zur FPÖ wanderte. Diese Partei hatte ebenso wie die SPÖ den Festspielhausneubau angesichts der in Salzburg herrschenden Wohnungsnot angeprangert.13 Die SPÖ war somit jahrelang in einer argumentativen Gratwanderung zwischen öffentlicher Kritik der Kosten des Festspielhausbaus (insbesondere im Vergleich zu den Versäumnissen beim Salzburger sozialen Wohnbau) und den sachpolitischen Zwängen einer Koalition gefangen. Sollten neben koalitionspolitischen Gründen für dieses Ersuchen überhaupt sachliche Gründe eine Rolle gespielt haben, so waren dies die nicht unumstrittene Bestellung Bernhard Paumgartners zum Präsidenten des Fonds und die mit dem Vakuum in der künstlerischen Leitung der Festspiele verbundenen Zukunftsängste, kaum jedoch die im Ersuchensschreiben des Landeshauptmannes genannte Errichtung des Großen Festspielhauses. Während alle bisherigen Gebarungsprüfungen aufgrund interner Beurteilungen des Rechnungshofes stattgefunden hatten, leitete das Schreiben des Salzburger Landeshauptmannes die Periode der so genannten Ersuchensprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen ein. Alle Prüfungen mit Ausnahme von einer sollten seither Ersuchensprüfungen sein. Im Fall der vorliegenden Prüfung war die Salzburger Landesregierung, deren Mitglied der Landeshauptmann war,14 gemäß Rechnungshofgesetz dazu ermächtigt, diesen um »besondere Akte der Gebarungsüberprüfung« zu ersuchen.15

Datum der ­Landtagssitzung oder des Antrages

Antrag oder Anfrage?

Fraktion

Wortlaut

26. Juni 1958

Antrag

VdU

Intervention des Herrn Landeshauptmannes wegen Änderung des Aufteilungsschlüssels für die Abgangsdeckung der Salzburger Festspiele

29. Oktober 1958

Antrag

SPÖ

Finanzierung des Festspielhausneubaus

11 Vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1945–1960, S. 240. 12 Bis 1999 galt Art. 35 Abs. 2 und 3 Salzburger L–VG 1921, Sbg. LGBl. Nr. 58/1921. 13 Ein politischer ›Kuhhandel‹ mit der FPÖ oder ihrer Vorgängerpartei, dem VdU, wäre auch denkbar, ist jedoch unwahrscheinlicher, weil der Landeshauptmann die Zustimmung dieser Partei im Landtag nicht benötigte. 14 Gem. Art. 34 Abs. 3 Salzburger L–VG 1947, Sbg. LGBl. Nr. 1/1947. 15 § 15 Abs. 5 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948.

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Obwohl die Ermächtigung, den Salzburger Festspielfonds zu überprüfen, damit hinreichend klargestellt war, zeigt der im Votum enthaltene Entwurf des an den Salzburger Festspielfonds versendeten Ankündigungsschreibens, dass sich der Rechnungshof offenbar auch Anfang der 1960er-Jahre – wie zuvor in den 1950er-Jahren – unsicher über die rechtlichen Grundlagen für eine Gebarungsprüfung beim Salzburger Festspielfonds war.16 Zunächst herrschten zwischen dem Salzburger Festspielfonds und dem Rechnungshof Unstimmigkeiten über den Prüfungstermin. Der Rechnungshof kündigte die Gebarungsprüfung in seinem Schreiben für Mai 1961 an, verschob sie dann aber »aus dienstlichen Gründen« auf Oktober. Die im Votum des Aktes erwähnten dienstlichen Gründe waren, dass das Prüfteam des Rechnungshofes gleich zwei Gebarungsprüfungen in Salzburg durchführen sollte, nämlich eine beim Salzburger Festspielfonds und eine zweite in der Akademie für Musik und darstellende Kunst ›Mozarteum‹. Offenbar wollte der Rechnungshof so Reisekosten sparen. Der neue Präsident des Salzburger Festspielfonds, Bernhard Paumgartner, wies den Rechnungshof am 18. Mai 1961 darauf hin, dass »die Zeit von Juni bis Dezember jedes Jahres für eine Überprüfung jeder Art sehr ungünstig« sei und »auch die früheren Überprüfungen des Rechnungshofes bei uns in der Zeit zwischen Februar und Mai«17 stattgefunden hätten. Eine Verschiebung auf das nächste Frühjahr war jedoch für den Rechnungshof nicht möglich. Daher folgten eine Prüferin und drei Prüfer der Abteilung 2a18 des Rechnungshofes im Oktober und November 1961 dem Ersuchen des Landeshauptmannes19 und überprüften die »Gebarung des Salzburger Festspielfonds hinsichtlich des Bundesbeitrages«20 – so der Titel der Gebarungsprüfung. Wie jeder Akt eines Prüfungsergebnisses beginnt auch dieser mit einem für Rechnungshof-interne Leser bestimmten Bericht. Dieses mit elf maschingeschriebenen Seiten relativ umfangreiche Votum erwähnt zunächst, dass »die Problematik der kulturpolitischen Aufgabe und der künstlerischen Zielsetzung«21 mit dem Fonds eingehend erörtert worden sei. 16 Der Rechnungshof verwendete ein Formular, auf dem die Ermächtigung, die Verwendung von Bundessubventionen gem. § 13 Abs. 3 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948, zu prüfen, bereits vorgedruckt war. Mit Schreibmaschine ergänzte der Sachbearbeiter einen Verweis auf das Salzburger Festspielfonds-Gesetz, in dem Gebarungsprüfungen durch den Rechnungshof ja vorgesehen waren. 17 Beilage zu AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966. 18 Diese war für die »Kontrolle betreffend Unterricht, Kunst, Bundestheater, Salzburger Festspielfonds, Bregenzer Festspiele, Religionsfonds-Treuhandstelle, Österreichischer Bundesverlag für Unterricht, Wissenschaft und Kunst, Schulfonds« zuständig, s. Österreichischer Amtskalender 1961. 19 AdRH Grundzahl 4014-4 ex 1960. 20 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966. 21 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966, S. 2.

»Theaterfremde« Verfasser des Rechnungshofberichtes (1961)

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Das Votum beschreibt ausführlich die Aufgaben und die Zusammensetzung der Organe des Salzburger Festspielfonds. Dem Direktorium gehörten zu dieser Zeit sechs Männer an,22 dem nach dem Skandal Brecht/Einem 1951 reanimierten Kunstrat neben Gottfried von Einem fünf Männer.23 Das Jahrespersonal des Salzburger Festspielfonds war trotz der Eröffnung des Großen Festspielhauses gegenüber der Gebarungsprüfung 1952 nur geringfügig angewachsen, nämlich von 46 auf 53 Personen. 1962, also nach Beendigung der Einschau, war die Bundesabgabenordnung in Kraft getreten. Die Abteilung 2a hatte die für Steuerangelegenheiten zuständige Abteilung 6 des Rechnungshofes darauf hingewiesen, dass damit auch der Salzburger Festspielfonds Umsatzsteuer zu entrichten habe, diese wiederum hatte »das Erforderliche veranlasst,«24 also die Finanzbehörden von dieser Rechtsansicht verständigt. Bis der Salzburger Festspielfonds dann tatsächlich Umsatzsteuer abführte, dauerte es einige Jahre, in denen zunächst unterschiedliche Rechtsstandpunkte herrschten25 und dann mehrere Jahre hindurch die Umsatzsteuerschuld von den Finanzbehörden ›letztmalig‹ erlassen wurde.26 Dem Neubau des Festspielhauses widmet sich der interne Bericht auf vier Seiten. So habe Landeshauptmann Klaus ein Beratungs- und Finanzierungskomitee einberufen, dem unter Vorsitz des Bergrates Dipl. Ing. [Anmerkung  : Rolf] Weinberger die Repräsentanten des Salzburger Kulturlebens, der Salzburger Festspiele, der Salzburger Geldinstitute und der Salzburger Presse angehörten. […] Das Salzburger Beratungskomitee beendete seine Arbeit nach grundlegender Untersuchung des ganzen Fragenkomplexes mit einer einstimmig gebilligten Resolution, mit der erstens das Projekt eines neuen Festspielhauses in der von Prof. Holzmeister vorgeschlagenen Form gutgeheißen und dessen Verwirklichung empfohlen, zweitens auf Grund der Sachlage eine Ausschreibung des Baues und ein Architektenwettbewerb als unnötig erklärt und drittens klargestellt wurde, dass die Bauführung in die Kompetenz des Bundes fällt.27

Die Prüfer halten weiters fest  : 22 Bernhard Paumgartner, Josef Kaut, Eberhard Preußner, Karl Haertl, Ernst Haeussermann, Tassilo Nekola. 23 Gottfried von Einem, Clemens Holzmeister, Ernst Lothar, Friedrich Schreyvogel, Oskar Fritz Schuh, ›Vorstand der Philharmoniker‹. 24 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966, S. 7. 25 Vgl. ›Berichte und Informationen des österreichischen Forschungsinstituts für Wirtschaft und Politik‹ vom 17. Mai 1963. 26 Vgl. die Ausführungen zur Gebarungsprüfung 1972/73. 27 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966, S. 7 f.

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»Theaterfremde« Verfasser des Rechnungshofberichtes (1961)

Zustimmung und Ablehnung, hitzige Polemik und sachliche Kritik begannen nunmehr um das neue Festspielhaus zu toben und machten es in der Folgezeit zu dem meist besprochenen und heftigst umkämpften aller österreichischen Nachkriegsbauprojekte. […] Es lag im November 1961 noch keine Gesamtabrechnung über den Bau des neuen Salzburger Festspielhauses vor, das angeblich einen Gesamtaufwand von mehr als 210 Mio. S verursacht hatte, nachdem ursprünglich mit 30 Mio. S gerechnet worden war.28

Es folgt eine Beschreibung der Bauarbeiten mit dem Vorschlag an die Abteilung 4 des Rechnungshofes – diese war für die Überprüfung von Bauprojekten, insbesondere Wiederaufbau, zuständig – den Bau des Großen Festspielhauses zu überprüfen. Obwohl, wie im Votum durch Unterstreichung hervorgehoben, einerseits weder eine Ausschreibung noch ein Architektenwettbewerb stattgefunden hatte und andererseits das ausschließlich aus ›Salzburger Repräsentanten‹ bestehende Beratungskomitee beschlossen hatte, dass die Bauführung Bundessache sei, erfolgte keine Prüfung des Neubaus durch die zuständige Fachabteilung des Rechnungshofes. Das Votum schließt mit einem einigermaßen kuriosen Abschnitt mit dem Titel ›Konkurrenzkampf mit den Bregenzer Festspielen‹. Seitens des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds würden die Bregenzer Festspiele »mit einer gewissen Besorgnis betrachtet«.29 Angeblich sei vom künstlerischen Leiter der Wiener Staatsoper, Herbert von Karajan, auf eine Reihe von Künstlern Druck ausgeübt worden, nicht bei den Bregenzer Festspielen mitzuwirken.30 So sei angeblich »Herr [Murray] Dickie, Staatsoper Wien«, unter Druck gesetzt worden, entgegen seinem Willen die kleine Rolle des Basilio in ›Figaros Hochzeit‹ zu übernehmen, damit er nicht, wie vorgesehen, im ersten Orchesterkonzert ›Die Schöpfung‹ in Bregenz singen könne.31 Mit diesem Gerücht, das im Votum nur für interne Leser wiedergegeben war, hatte sich offenbar jemand einen Scherz mit dem Rechnungshof erlaubt. Die Rolle des Don Basilio war eine der Paraderollen Dickies, er hatte sie als Ensemblemitglied von 1953 bis 1960 bereits 46 Mal an der Wiener Staatsoper gesungen und sollte es dort darin bis 1977 auf 198 Vorstellungen bringen.32 Auch bei den Festspielen 1960 verkörperte er sie. In Bregenz fand hingegen 1960 keine Aufführung der ›Schöpfung‹ statt.33

28 Ebd., S. 8 ff. 29 Ebd., S. 9. 30 Ebd., S. 10 f. 31 Ebd., S. 11. 32 Vgl. das online-Spielplanarchiv der Wiener Staatsoper (https://archiv.wiener-staatsoper.at). 33 Auch 1959 und 1961 fand dort keine Aufführung dieses Oratoriums statt.

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Im eigentlichen Prüfungsergebnis stellte der Rechnungshof nach bewährtem Muster aus den vorangegangenen Gebarungsprüfungen den Jahresabschluss, also die Bilanz und die Gewinn- und Verlustrechnung dar und kritisierte einzelne Gliederungspunkte, z. B. würden die Mobilien zur Gänze im Jahr der Anschaffung abgeschrieben, was zur Bildung von stillen Reserven führe. Im Abschnitt mit dem Titel ›Organisation‹ kritisierten die Prüfer Kompetenzüberschneidungen zwischen dem Präsidenten und dem Generalsekretär, die »Führung der laufenden Verwaltungsgeschäfte«34 sei hingegen zum größten Teil dem Buchhaltungsvorstand überlassen. Dieser sei sowohl für die Buchhaltungs- wie für die Kassengeschäfte zuständig und Leiter des ganzjährig beschäftigten Personals. Der Rechnungshof verlangte eine Gesch äftseinteilung mit strenger Trennung von Buchhaltungs- und Kassengeschäften. Die Manipulation der Kartenkontingente des Präsidenten, des Generalsekretärs und des Pressebüros sei umständlich und fehleranfällig, die Empfehlung lautete, alle Karten über das Kartenbüro auszugeben, egal ob Kauf- oder Freikarten. Die Personalakten waren unvollständig, teilweise lagen über Beschäftigte überhaupt keine Informationen, wie z. B. Zeugnisse oder Vordienstzeiten, vor. Im Büro des Präsidenten wurde weder die eingehende noch die ausgehende Post protokolliert. Das Kapitel ›Gebarung‹ leitete der oberste Revisor mit den Worten »Der Aufwand des Festspielfonds steigt von Jahr zu Jahr« ein. Darunter findet sich die folgende Tabelle  : im Spieljahr

Aufwand

1955/56

16.636.882,68

Zuwendungsbedarf in % der Festspieleinnahmen 31

1956/57

21.000.277,83

43

1957/58

24.178.398,25

49

1958/59

23.794.219,62

50

1959/60

33.772.226,67

51

Tabelle 6: »Der Aufwand des Festspielfonds steigt von Jahr zu Jahr« (in Schilling, AdRH 3238-8 ex 1966).

Der Anteil der Zuwendungen der Subventionäre, das waren der Bund, Land und Stadt Salzburg sowie der Salzburger Fremdenverkehrsförderungsfonds, an den Gesamtausgaben war demnach in fünf Jahren von 31 auf 51 Prozent gestiegen. Der Rechnungshof appellierte an den Festspielfonds, alles zu tun, um die A bgänge so gering wie möglich zu halten, denn  :

34 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966, S. 19.

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Das Gesetz spricht von ›allfälligen Abgängen‹ und deutet damit schon an, dass es die Abgänge nicht als unvermeidbaren Regelfall betrachtet wissen will.35

Die Subventionäre hatten (und haben) aufgrund der Regelungen im Salzburger Festspielfonds-Gesetz Vorschüsse auf den erwarteten Betriebsabgang der Festspiele zu leisten. Die Vor anschläge des Salzburger Festspielfonds würden jedoch so großzügig erstellt, dass die Abgangsträger um ca. 15 % mehr Vorschüsse leisteten als der Fonds dann tatsächlich zur Deckung seines Betriebsabganges benötigte.36 Dadurch baue der Fonds Reserven aus Steuergeld auf. Die Kontrollbehörde empfahl, die Voranschläge weniger großzügig zu erstellen. Das Spieljahr 1959/60 war jenes, in dem das Große Festspielhaus feierlich eröffnet wurde und auch gleich in Vollbetrieb ging. Für das neue Festspielhaus war eine zweite parallele H ausverwaltung aufgebaut worden, was der Rechnungshof für unwirtschaftlich hielt. Dies war übrigens das einzige im Zusammenhang mit dem Festspielhausneubau stehende ›finanzielle und administrative‹ Problem, das der Rechnungshof im Sinne der Begründung des Ersuchens von Landeshauptmann Klaus fand. Der Salzburger Festspielfonds vergab 1960 Freik arten im Wert von 2.358.680,Schilling, das waren 17,5 % der gesamten Einnahmen aus dem Kartenverkauf (diese betrugen 13.483.520,- Schilling). Die verkauften Regiekarten zu jeweils 15 Schilling bedeuteten einen Einnahmeentfall von rund 207.410,- Schilling.37 Die Regiek arten für die Gener alproben, die ebenfalls 15 Schilling kosteten, entsprächen damit jenem Preis, der »für einen bescheidenen Kinoplatz gefordert wird«. Hingegen bezog 1960 die Kulturvereinigung Salzburg 5.260 Regiekarten für Generalproben, die sie mit einem Aufschlag weiterverkaufte. Der oberste Revisor empfahl, die Eintrittspreise für die Generalproben zu erhöhen und den Weiterverkauf mit Aufschlag strikt zu untersagen. Für eine Rolle in der szenischen Uraufführung der Passion ›Mysterium von der Geburt des Herrn‹ (Frank Martin, 1960) war Kammersänger Karl Dönch vorgesehen, wurde jedoch vom Komponisten abgelehnt. Dönch wurde durch einen anderen Sänger ersetzt, erhielt aber dennoch seine Abendhonorare. Für die Neuinszenierung des ›Jedermann‹ beauftragte der Regisseur den Kostüm­ bildner Tony Duquet te aus Hollywood. Dieser lieferte seine Entwürfe erst im Juli 1960 ab, also wenige Wochen vor Festspielbeginn, nur Kostümschneidereien in Berlin und München waren imstande, die Kostüme in so kurzer Frist anzufertigen. 35 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966, S. 23. 36 S.a. Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1963, Nr. 496 der Beilagen vom 15. Juni. 1964, X. Gesetzgebungsperiode, S. 27. 37 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966, S. 23.

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Dies verursachte Mehrkosten von 400.000 Schilling. Tony Duquette selbst wurde das Honorar nicht gekürzt, ja er wurde sogar auf Kosten der Festspiele eigens aus Hollywood eingeflogen. Wie bei der Gebarungsprüfung 1958 kritisierte die Kontrollbehörde auch diesmal die Verwendung von »kostspieligen M aterialien wie Seide, Leder und dergleichen«38 für Kostüme. Der Rechnungshof empfahl, die Kostüme der Statisten aus günstigeren Materialien herzustellen. Dieses gegenüber den Vorprüfungen neue und sehr spezielle Prüfthema war vielleicht auf die diesbezüglichen Fachkenntnisse der Prüferin, die seit 1958 Mitglied des Prüfteams war, zurückzuführen. Im November fand eine Schlussbesprechung mit Landeshauptmann Hans Lechner sowie dem Bürgermeister der Stadt Salzburg, Alfred Bäck, und eine weitere mit Vertretern des Salzburger Festspielfonds, unter anderem Präsident Paumgartner, statt.39 Unmittelbar nach diesen Schlussbesprechungen, am 12. Dezember 1961, konnten die ›Salzburger Nachrichten‹ schon davon berichten. Unter der Schlagzeile »Rechnungshof überprüfte Festspiele« fand sich der folgende Artikel  : Auch die Camerata academica wurde überprüft + Bisher nur mündlicher Schlussbericht erstattet, schriftlicher Bericht wird erst ausgearbeitet + Eine Reihe von ernsten Bedenken angemeldet Vier Beamte des Rechnungshofes haben die Salzburger Festspiele und das Orchester der Camerata academica des Mozarteums überprüft. Der schriftliche Überprüfungsbericht liegt noch nicht vor, er wird erst ausgearbeitet. Bekannt sind daher bis jetzt nur jene Feststellungen des Rechnungshofes, die bei der Schlussbesprechung mit Vertretern des Landes und der Stadt Salzburg mitgeteilt wurden. Bei dieser Schlussbesprechung ist eine Reihe ernster Bedenken zur Kenntnis gebracht worden. Die Kritik des Rechnungshofes konzentriert sich auf folgende Punkte  : Festspiele  : Die wirtschaftliche Seite der Festspiele empfand der Rechnungshof als mangelhaft betreut  ; das Fehlen eines Verwaltungsbeamten bzw. eines Verwaltungsdirektors wurde bemängelt. Im Allgemeinen wurde die Verwaltung als zu kompliziert bezeichnet. Als Beispiel führte man die getrennte Verwaltung für das neue und das alte Festspielhaus an, weshalb sogar ein Briefverkehr zwischen beiden Häusern geführt werde. Zu den Festspielbudgets wurde konstatiert, dass die Einnahmen meist zu niedrig angesetzt seien  ; es wurde von willkürlichen Ansätzen gesprochen, die dazu dienten, später einen Überschuss errechnen zu können. Bedenken äußerte der Rechnungshof gegen die Existenz von Reservefonds für Ausstattung und nachträgliche Kosten. Bemängelt wurde ferner die Großzügigkeit bei Vertragsabschlüssen, die hohe Entlohnung für Kräfte, die den Staatstheatern angehören, und die Ausgabe von Freikarten im Wert von 38 Ebd., S. 28. 39 AdRH Grundzahl 400-2a ex 1962, S. 3.

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2,5 bis 3 Millionen Schilling bei einem Gesamtkartenumsatz von 13 Millionen Schilling. Zum Kunstrat der Salzburger Festspiele äußerte der Rechnungshof, dass dieser nur mehr auf dem Papier bestehe. Camerata academica  : Bei der Schlussbesprechung wurde erklärt, der Rechnungshof habe keine Möglichkeit zur Prüfung gehabt, weil keine Unterlagen (z. B. Konzertreisen) vorhanden seien. Von den Vertretern des Landes und der Stadt Salzburg wurde der Wunsch geäußert, der Rechnungshof möge einen ungeschminkten schriftlichen Bericht über die Ergebnisse der Einschau bei den Salzburger Festspielen und bei der Camerata ausarbeiten.40

Dieser Bericht über vertrauliche Besprechungen war für den Rechnungshof so ungewöhnlich, dass eine Anmerkung darüber Aufnahme in den Akt fand  : In ihrer Nummer vom 12. Dezember 1961 haben die ›Salzburger Nachrichten‹ zum Teil unter Bekanntgabe von Details hievon berichtet. Der Verfasser ist nicht bekannt.41

Der Umschlagbogen des Akts über das Prüfungsergebnis vermerkt als Erledigungsdatum der drei Prüfer den 12. Februar 1962, hingegen erledigte ihn der Abteilungsleiter aufgrund einiger eingetretener Verzögerungen erst am 26. Juli 1963, also nahezu eineinhalb Jahre später.42 Doch nicht nur diese Verzögerung im Bereich des unmittelbaren Prüfteams ist auffällig. Ungewöhnlich war es auch, dass der Abteilungsleiter dem Akt einen im Mai 1963 erschienenen Artikel über die wirtschaftliche Bedeutung der Salzburger Festspiele beilegte.43 In diesem sorgfältig recherchierten Leitartikel wird unter der Schlagzeile ›Die Salzburger Festspiele als wirtschaftliche Größe‹ die Kostenstruktur der Festspiele erläutert und es werden Einsparungsvorschläge gemacht, nicht unähnlich einem Rechnungshofbericht. Der Artikel war in einem Wochenmagazin erschienen, das vom Österreichischen Forschungsinstitut für Wirtschaft und Politik, einer Vorläuferorganisation des Verbandes der Unabhängigen (VdU) und damit der heutigen FPÖ, herausgegeben wurde. Im Dezember 1962 war der VdU-Abgeordnete Jörg Kandutsch zum Vorsitzenden des parlamentarischen Rechnungshof-Ausschusses gewählt worden. Die – unübliche – Beilage eines aktuellen Medienberichts aus einem parteinahen Medium zum Akt über das Prüfungsergebnis zeigt deutlich, dass sich innerhalb des Rechnungshofes parteipoli40 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 12. Dezember 1961. 41 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966, beiliegender aber gestrichener Entwurf zum 1. Einlageblatt. 42 Die Verzögerung war vor allem auf eine Ersuchensprüfung des Bundesministers für Unterricht bei der Wiener Staatsoper und dem Burgtheater zurückzuführen, die durch die zwischenzeitliche ›Demission‹ Herbert von Karajans von der Wiener Staatsoper einiges an öffentlichem Interesse hervorrief. 43 ›Berichte und Informationen des österreichischen Forschungsinstituts für Wirtschaft und Politik‹ vom 17. Mai 1963.

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Abb. 10  : Amtsübergabe im Rechnungshof im April 1964. Der neue Rechnungshofpräsident Jörg Kandutsch (VdU) im Vordergrund, der scheidende Rechnungshofpräsident Hans Frenzel (SPÖ) dahinter (AdRH).

tische Verschiebungen abzeichneten. Nach dem Rücktritt von Hans Frenzel (SPÖ) wurde Kandutsch im April 1964 selbst Rechnungshofpräsident (siehe Abbildung 10). Im August 1963 versandte der Rechnungshof sein Prüfungsergebnis schließlich zur Stellungnahme an den Salzburger Festspielfonds und zur Kenntnisnahme an die Bundesministerien für Unterricht und für Finanzen sowie an die Salzburger Landesregierung. Das Schreiben an das Finanzministerium fiel etwas länger aus, denn der Rechnungshof brachte diesem seine Ansichten hinsichtlich der Werbungskostenpauschale von inländisch selbständig beschäftigtem Sommerpersonal sowie der Versteuerung von Reisepauschalen zur Kenntnis. Das Finanzministerium schloss sich diesen Ansichten an und wies die Finanzlandesdirektion Salzburg später entsprechend an.44 In seiner Stellungnahme vom 5. November 1963 merkte der Salzburger Festspielfonds zur Empfehlung des Rechnungshofes, die Voranschläge weniger großzügig zu erstellen, an, dass dies geschähe, weil das Salzburger Festspielfonds-Gesetz ein Rechnungsjahr von 1. Oktober bis 30. September vorsehe. Das Rechnungsjahr der Abgangsträger Bund, Land und Stadt Salzburg und Salzburger Fremdenverkehrsförderungsfonds sei hingegen das Kalenderjahr. Dieser Punkt sollte die Festspiele und den Rechnungshof noch jahrelang beschäftigen. So fand am 3. November 1966 eine 44 AdRH Grundzahl 3156-2a ex 1963.

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Besprechung zwischen dem Buchhaltungsleiter der Festspiele und der Prüferin des Rechnungshofes statt, in der diese empfahl, »schon jetzt provisorisch im Hinblick auf eine künftige Novellierung«45 des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes die Jahresabschlüsse auf das Kalenderjahr umzustellen. In seiner nächsten Gebarungsprüfung 1972/73 sollte die Kontrollbehörde direkte Kritik am ›ungeraden‹ Rechnungsjahr des Salzburger Festspielfonds und damit am zugrundeliegenden Gesetz üben. Auf die Kritik des Rechnungshofes bezüglich der Frei- und Regiekarten ging Präsident Paumgartner ähnlich ein wie bereits Heinrich Puthon 1936 und 1949  : Man müsse zwischen Freikarten für Mitwirkende, für »maßgebende Persönlichkeiten« und Pressekarten unterscheiden. Eine »durch eine Aktion des Kuratoriums« erfolgte »Restrigierung« habe bereits 1961 eine bedeutende Ersparnis gebracht. Die Verwaltung der Kontingente im Präsidium, im Generalsekretariat und im Pressebüro möge schwerfällig erscheinen, sie stütze sich aber auf langjährige Erfahrung. Ein besonders heikler Punkt seien die Regiekarten in den Generalproben, denn »nach dem Schauspielergesetz müssen für jede Generalprobe, wo irgendein noch so geringes Kartenentgelt eingehoben wird«,46 Honorare an die Mitwirkenden bezahlt werden. Bisher sei es gelungen, Regiekarten zu verkaufen, ohne dass die Mitwirkenden ein Honorar gefordert hätten. Aufgrund einer unglücklichen Aktion der Kulturvereinigung im vorhergehenden Sommer würden nun aber die Gewerkschaft und diverse Betriebsräte Honorare für die Generalproben verlangen. Das Kuratorium habe daher in seiner letzten Sitzung diskutiert, ob man die Generalproben in Hinkunft ohne Eintrittsentgelte, wie bei den Bundestheatern üblich, abwickeln würde. Zu den Kostümen merkte der Salzburger Festspielfonds an, dass Kostümbildner üblicherweise vom Regisseur in Übereinstimmung mit der »Theaterleitung« engagiert würde. Die Kostüme müssten »in ihrer Qualität der Rolle«47 angepasst sein. Die Umsetzung der anderen Empfehlungen des Rechnungshofes sagte der Salzburger Festspielfonds zu oder bestätigte deren bereits erfolgte Umsetzung. Waren zwar nach den Schlussbesprechungen Ergebnisse an die ›Salzburger Nachrichten‹ weitergegeben worden, so drang das an den Fonds und drei Gebietskörperschaften versendete Prüfungsergebnis, das in späteren Jahren von den Medien als ›Rohbericht‹ bezeichnet wurde, nicht an die Öffentlichkeit. Umso mehr erregten sich die Medien im Sommer 1964, als der Rechnungshof dem Nationalrat seinen Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1963 vorlegte.48 In diesem Bericht fasste er sein 31 Seiten umfassendes Prüfungsergebnis auf zwei 45 AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966. 46 AdRH Grundzahl 3597-2a ex 1963. 47 AdRH Grundzahl 3597-2a ex 1963. 48 Der Rechnungshof hatte das Prüfungsergebnis bereits in seinen Tätigkeitsberichten für die Verwaltungsjahre 1961 und 1962 angekündigt.

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Seiten zusammen und hielt fest, dass der Salzburger Festspielfonds den Empfehlungen »fast durchwegs Rechnung«49 getragen habe. Trotz dieser damals üblichen drastischen Verkürzung und der positiven Vollzugsmeldung boten diese zwei Seiten genug Stoff für die erste große mediale Berichterstattung über eine Rechnungshofprüfung bei den Salzburger Festspielen. Im Juli und August berichteten vier Salzburger Blätter,50 die ›Kronen Zeitung‹,51 eine Grazer Zeitung52 und die ›Wochenpresse‹53 unter anderem über die Frei- und Regiekarten, die Vorschüsse auf den Betriebsabgang und die 400.000 Schilling Mehrkosten aufgrund der verspätet gelieferten Kostümentwürfe für den ›Jedermann‹. Die Empfehlung des Rechnungshofes, für Statisten Kostüme aus günstigeren Stoffen zu schneidern, polarisierte. So schrieb eine kommunistische Grazer Tageszeitung, »für die kurze Sommersaison würde nur mit dem Kostspieligsten gearbeitet. Der fremde Gast zahlt’s ja. Oder nicht  ? Nein, denn 1959/60 betrug der Abgang der Festspiele bereits 51 Prozent.«54 Präsident Paumgartner hingegen meinte im Radio, »ob er denn, nur um Geld zu sparen, die Statisten in Sackleinwand und Fußfetzen kleiden solle  ?«55 Die ›Kronen Zeitung‹ fasste ihre Meinung zusammen  : Die Lektüre des Rechnungshofberichtes lässt an einer gewissen Theaterfremdheit der Verfasser kaum Zweifel offen.56

Am 7. August 1964 schließlich berichtete die ›Salzburger Volkszeitung‹ über eine Diskussionssendung im Radio, an der neben Paumgartner und Kaut auch der neue Rechnungshofpräsident Kandutsch teilgenommen habe. Kaut habe sich dabei »bitterlich beklagt«, dass der Rechnungshofbericht ausgerechnet 14 Tage vor den Festspielen 1964 erschienen sei. Kaut habe weiters erklärt, dass Generalproben nunmehr unentgeltlich zu besuchen seien  : Dem Gesetz nach muss man den Künstlern volle Gagen zahlen, wenn nur ein Schilling für die Karten verlangt wird. Bisher hätten die Künstler den Zustand, dass die Karten für 49 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1963, Nr. 496 der Beilagen vom 15. Juni 1964, X. Gesetzgebungsperiode, S. 27. 50 ›Salzburger Volksblatt‹, ›Salzburger Nachrichten‹ und ›Salzburger Volkszeitung‹ vom 16. Juli 1964 sowie ›Salzburger Volksbote‹ vom 19. Juli 1964 (dieser Artikel wortgleich mit der ›Salzburger Volkszeitung‹ vom 16. Juli 1964). 51 ›Kronen Zeitung‹ vom 16. Juli 1964. 52 ›Wahrheit‹ vom 23. Juli 1964. 53 ›Wochenpresse‹ vom 1. August 1964. 54 ›Wahrheit‹ vom 23. Juli 1964. 55 Bericht über die Radiodiskussion in der ›Salzburger Volkszeitung‹ vom 7. August 1964. 56 ›Kronen Zeitung‹ vom 16. Juli 1964.

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Generalproben nicht unentgeltlich abgegeben werden, toleriert, aber es hätte j­eden Tag geschehen können, dass jemand seine Gage verlangt. Rein finanziell wäre dies untragbar, denn die Einnahmen bei entgeltlichen Generalprobenkarten würden rund 200.000 Schilling betragen, die Erfüllung der Gagenforderungen jedoch auf weit über eine Million Schilling zu stehen kommen.57

Die Salzburger Festspiele hatten sich 40 Jahre nach ihrer Gründung mit der Eröffnung des Großen Festspielhauses so weit etabliert und professionalisiert, dass radikale Sparsamkeitsvorschläge wie ein zeitweiliger Entfall (siehe die Gebarungsprüfung 1935) oder eine Verkürzung (siehe die Gebarungsprüfung 1952) nicht mehr möglich war. Der Rechnungshof hingegen hatte die Festspiele erstmals auf das Ersuchen einer Salzburger Instanz geprüft, alle weiteren Prüfungen bis auf jene 1995 sollten fremdbestimmt sein. Erstmals wurde bei dieser Gebarungsprüfung von beiden Einrichtungen eine professionelle Medienarbeit gefordert. So fanden sich am 6. August 1964 der Präsident der Festspiele und ein Direktoriumsmitglied in einem Radiostudio gemeinsam mit dem Rechnungshofpräsidenten ein. Die Gebarungsprüfung des Jahres 1961, immerhin die achte, stellte eine Zeitenwende für beide beteiligten Einrichtungen, die Salzburger Festspiele und den Rechnungshof, dar.

57 ›Salzburger Volkszeitung‹ vom 7. August 1964.

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»Regisseur Peymann verlangte französischen Sekt und erhielt ihn auch« (1972/73) Die 1960er-Jahre waren für die Salzburger Festspiele das erste Jahrzehnt ihrer Geschichte, in dem in nahezu allen Bereichen relative Stabilität herrschte. Das Große Festspielhaus war 1960 eröffnet worden und befand sich seither in Vollbetrieb, das Kleine Festspielhaus war 1962/63 und die Felsenreitschule von 1967 bis 1969 ­theater- und sicherheitstechnischen Anforderungen entsprechend umgebaut worden. Diese Umbauten waren – im Unterschied zum Neubau des Großen Festspielhauses – ohne große öffentliche Erregung vonstattengegangen. Herbert von Karajan war seit 1964 als Mitglied des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds für das musikalische Programm verantwortlich und war auch als Dirigent bei den Festspielen omnipräsent  : »Die bloße Anwesenheit des Meisters schuf eine an Hysterie grenzende Erregung, die kein anderer Dirigent hervorrufen konnte.«1 Die dauerhafte Finanzierung der Festspiele war durch das Salzburger FestspielfondsGesetz seit 1950 gesichert. Bernhard Paumgartner beschränkte sich als Festspielpräsident, wie Landesrat Josef Kaut 1960 vorhergesagt hatte, auf die Leitung der von ihm gegründeten Camerata Academica und die Pflege früher Mozart-Opern. Diese Produktionen erreichten laut Kaut »allerdings nur selten Festspielniveau«.2 Kurz vor den Festspielen 1970 kündigte Paumgartner, inzwischen im 83. Lebensjahr, dem Landeshauptmann seinen Rücktritt an und schlug den Regisseur Herbert Graf als Nachfolger vor. Im Februar 1971 erklärte er sich in einer Kuratoriumssitzung mit Josef Kaut als Nachfolger einverstanden, widerrief dieses Einverständnis tags darauf jedoch in den Medien.3 Das Kuratorium bestellte dennoch Kaut, damals 67 Jahre alt, im März zum Präsidenten ab 1. Oktober 1971. Am 27. Juli 1971 verstarb Paumgartner,4 womit Kaut sein Amt früher als geplant antrat. Kaut, ein Sozial­demokrat, hatte seinen beruflichen Werdegang als Journalist begonnen und war Chefredakteur der Salzburger SPÖ-Parteizeitung gewesen, bevor er 1956 Kul-

1 Gallup, Geschichte, S. 251. 2 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 189. 3 Für eine genaue Schilderung der Ereignisse vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 103 ff. 4 Herbert Graf verstarb im April 1973.

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turlandesrat wurde. Seit 1950 hatte er dem Direktorium des Salzburger Festspielfonds angehört. Die wankelmütige Haltung Paumgartners bei der Regelung seiner Nachfolge war es vielleicht auch, die Kaut dazu bewog, dem Kuratorium gleich in der ersten Sitzung als Festspielpräsident im Oktober 1971 eine Rechnungshofprüfung der Amtsperiode seines Vorgängers Paumgartner vorzuschlagen. Das Kuratorium nahm Kauts Vorschlag »nach Diskussionen«5 an. Der Festspielpräsident begründete seinen Antrag an das Kuratorium damit, dass der Rechnungshof zehn Jahre nicht mehr bei den Festspielen geprüft habe und »durch den Präsidentenwechsel ein neuer Abschnitt eingeleitet worden«6 sei. Das Protokoll der Sitzung hielt weiters fest  : Nach Diskussion wird dieser Anregung zugestimmt und der Herr Landeshauptmann als Exponent der Salzburger Festspiele gebeten, an den Präsidenten des Rechnungshofes ein diesbezügliches Ersuchen zu richten.7

Mit Schreiben vom 19. Oktober 1971 kam der Landeshauptmann dieser Bitte nach und ersuchte den Rechnungshof um eine Überprüfung  : »Das Kuratorium des Salzburger Festspielfonds würde eine solche Überprüfung zu einem dem Rechnungshof genehmen Zeitpunkt für zweckmäßig halten.«8 Der Rechnungshof stellte die Überprüfung für April 1972 in Aussicht, musste aufgrund »anderer dringlicher Arbeiten«9 in der zuständigen Fachabteilung diese jedoch auf November 1972 verschieben. Diesmal kamen aus Salzburg keine Proteste gegen diesen Termin, den Präsident Paumgartner 1961 als »für eine Überprüfung jeder Art sehr ungünstig«10 bezeichnet hatte. Nach der Gebarungsprüfung 1961 handelte es sich also um das unmittelbar nächste und zweite Ersuchen an den Rechnungshof aus Salzburg, die Gebarung des Salzburger Festspielfonds zu prüfen. Die inzwischen zur Abteilungsleiterin aufgestiegene Prüferin11 und fünf Prüfer hielten sich im November und Dezember 1972 in Salzburg auf, das Prüfungsergeb­  5 ASF, Protokoll der Kuratoriumssitzung des Salzburger Festspielfonds vom 15. Oktober 1971.  6 Ebd.  7 Ebd.  8 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975.  9 Ebd. 10 Beilage zu AdRH Grundzahl 3238-8 ex 1966. 11 Anna Maria Filip, die als Prüferin schon 1958 und 1961 an den Gebarungsprüfungen beim Salzburger Festspielfonds teilgenommen hatte. Noch Jahrzehnte später meinte sie über die Prüfung 1972/73, dass sie »ziemlich viel Staub aufwirbelte und zu einigen Konsequenzen führte«. (Voill, Das waren Zeiten  !, S. 222).

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nis lag im Rechnungshof am 15. Juni 1973 vor. Am 17. September 1973 ordnete Rechnungshofpräsident Jörg Kandutsch jedoch Nacherhebungen beim Salzburger Festspielfonds an, zu überprüfen wäre »insbesondere das Ergebnis des Geschäftsjahres 1972/73«.12 Diese Überprüfung fand durch das gleiche Team im November und Dezember 1973 statt. Wie aus dieser Schilderung aus dem Rechnungshof-internen Votum erkennbar, war die Fortsetzung der Gebarungsprüfung 1973 nicht geplant und kam offenbar für das Prüfteam überraschend, denn es hätte sonst wohl kaum im Juni 1973 ein fertiges Prüfungsergebnis vorgelegt. Auch der Salzburger Festspielfonds ging davon aus, dass der Rechnungshof seine Prüfung beendete hatte, denn Präsident Kaut berichtete dem Kuratorium Ende 1972 »über die unlängst erfolgte Gebarungsprüfung durch den Rechnungshof«.13 Über die Gründe für die Fortsetzung der Gebarungsprüfung 1973 kann nur spekuliert werden, denn der Akt14 gibt darüber keine Auskunft. (Übrigens kommentierten auch die Medien, die über diese Gebarungsprüfung im Sommer 1974 ausgiebig berichteten, die ungewöhnliche Vorgangsweise des Rechnungshofes nicht.) Rechtliche Änderungen, die Auswirkungen auf die Prüfungstätigkeit des Rechnungshofes gehabt hätten, hatten seit 1958 nicht stattgefunden.15 Es ist daher anzunehmen, dass 1972 Medienberichte über Vorkommnisse bei den Festspielen selbst den Rechnungshof veranlassten, seine Gebarungsprüfung 1973 fortzusetzen. Und Medienberichte gab es tatsächlich genug  : Im Sommer 1972 ereignete sich im Zusammenhang mit der Uraufführung von ›Der Ignorant und der Wahnsinnige‹ von Thomas Bernhard ein handfester Theaterskandal, der für die Festspiele wirtschaftliche und rechtliche Folgen hatte. Diese erste Uraufführung eines Stückes von Thomas Bernhard bei den Salzburger Festspielen stand auch in engem Zusammenhang mit dem Wirken von Festspielpräsident Kaut, der Bernhard noch aus seiner früheren Tätigkeit als Chefredakteur einer Zeitung kannte.16 Da keine anderen Gründe für die Fortsetzung der Gebarungsprüfung 1973 dokumentiert sind, ist es zulässig zu vermuten, dass die Medienberichterstattung über dieses Ereignis den Rechnungshofpräsidenten zu seinem offenbar auch für die Prüfer überraschenden Nacherhebungsauftrag bewog. Mit der Uraufführung des Stückes von Thomas Bernhard war das Sprechtheater, das bei den Salzburger Festspielen in den 1960er-Jahren quantitativ wie auch in der 12 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975. 13 ASF, Entwurf der Pressemeldung über die Kuratoriumssitzung des Salzburger Festspielfonds vom 20. Dezember 1972. 14 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975. 15 Die letzten vorangegangenen den Rechnungshof betreffenden Änderungen des B–VG, BGBl. Nr. 155/1961, betrafen nur den Zeitpunkt der Publizität der jährlichen Tätigkeitsberichte des Rechnungshofes. 16 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 104.

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Wahrnehmung der Öffentlichkeit eine untergeordnete Rolle gespielt hatte, schlagartig medial präsenter, als es sich die Festspiele vielleicht gewünscht hätten. Aber auch das Engagement des berühmten Regisseurs Giorgio Strehler sollte zu einer »Wiedergeburt des Interesses am Sprechtheater«17 verhelfen, das ja mit dem ›Jedermann‹ und der Regiearbeit Max Reinhardts in den Anfangsjahren eine wesentliche Säule der Salzburger Festspiele dargestellt hatte. Strehler hatte bei den Festspielen erstmals 1965 Regie geführt. 1971 begannen Verhandlungen des Direktoriums mit ihm, die ihn »für eine Dauer von sechs Jahren als Regisseur und künstlerischen Berater«18 an die Festspiele binden sollten. Strehler wollte jedoch eine weiter reichende Zusammenarbeit und »wäre am liebsten neben Karajan im Festspieldirektorium gesessen«.19 Das aber – im Unterschied zu den anderen Direktoriumsmitgliedern, die ehrenamtlich tätig waren – zu einem »echten, sauberen Honorar«.20 Kurz gesagt, das Engagement Strehlers stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Es ist zulässig zu behaupten, dass der durch das Durchsickern des Prüfungsergebnisses des Rechnungshofes ausgelöste Skandal 1974 zum turbulenten Abgang Giorgio Strehlers führte. Wie jedes Prüfungsergebnis beginnt auch dieses – 302 maschingeschriebene Seiten starke – mit einem kurzen für Rechnungshof-interne Leser bestimmten Votum, das die Schwerpunkte der Überprüfung und die Zusammensetzung der Organe des Salzburger Festspielfonds beschreibt. Das Votum definiert zwar den Prüfungszeitraum nicht, die meisten Ausführung des Prüfungsergebnisses beziehen sich jedoch auf den Zeitraum 1965/66 bis 1972/73. Nachdem der Rechnungshof schon im Prüfungsergebnis 1952 und in der Nachbearbeitung der Gebarungsprüfung 1961 das Salzburger Festspielfonds-Gesetz kritisiert hatte, empfahl er nunmehr gleich in vier Punkten seines Prüfungsergebnisses eine Novellierung dieses Gesetzes  : – Das Geschäftsjahr des Fonds sei an das Rechnungsjahr der seinen Abgang deckenden Rechtsträger anzugleichen  : Statt dem im Gesetz vorgesehenen Geschäftsjahr von 1. Oktober bis 30. September sollte also nach Meinung der Kontrollbehörde das Kalenderjahr hinfort das Geschäftsjahr des Fonds sein. In diese Kerbe hatte der Rechnungshof bereits in seiner Gebarungsprüfung 1961 geschlagen, als er die Ursache für die »großzügige Erstellung« der Jahresvoranschläge im Abweichen des Geschäftsjahres des Salzburger Festspielfonds vom Rechnungsjahr der Abgangsträger sah. 17 Gallup, Geschichte, S. 254. 18 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 88. 19 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 90. 20 Aus einem Schreiben Strehlers an den Salzburger Festspielfonds vom 19. Februar 1971, zit. in  : Kaut, Salzburger Festspiele, S. 87 und S. 90.

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– Das Salzburger Festspielfonds-Gesetz sollte bestimmen, bis wann die Jahresvoranschläge des Fonds zu erstellen, und wann sie spätestens dem Kuratorium zur Beschlussfassung vorzulegen seien  : Das Gesetz sah nur vor, dass das Direktorium den Jahresvoranschlag zu erstellen und ihn dem Kuratorium zur Genehmigung vorzulegen hatte. Fristen dafür sah es nicht vor. – Die Rechtsträger sollten nicht unbegrenzt zur Deckung des Betriebsabganges herangezogen werden können  : Das Gesetz sah die Aufteilung des Betriebsabganges auf den Bund, das Land und die Stadt Salzburg sowie den Salzburger Fremdenverkehrsförderungsfonds vor, ohne einen Höchstbetrag zu nennen. Der Rechnungshof meinte, dass dadurch gegebenenfalls die »schwächeren Rechtsträger ihre Deckungsbeiträge nicht mehr erhöhen könnten«.21 – Das Salzburger Festspielfonds-Gesetz sollte eindeutig festlegen, wie der Betriebsabgang des Fonds zu ermitteln sei. »So könnte z. B. trotz ausreichender Betriebsmittel ein Betriebsabgang dadurch konstruiert werden, dass der Fonds Rücklagen bildet.«22 Das Rechnungshofgesetz sieht seit 1930 vor, dass der Rechnungshof die Übereinstimmung mit bestehenden Vorschriften zu überprüfen hat.23 Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass der Rechnungshof inkompetent ist, »die Fehlerhaftigkeit von Gesetzen zu rügen. Fehlerhafte Verordnungen kann der Rechnungshof, soweit sie Auswirkungen auf die Gebarung haben, zwar bemängeln, jedoch nicht anfechten«.24 In allen oben genannten Kritikpunkten des Rechnungshofes am Salzburger Festspielfonds-Gesetz kritisierte der Rechnungshof Mängel in der Gebarung des Fonds, die dieser nicht ändern konnte, weil sie im Gesetz gar nicht oder unzureichend geregelt waren. Die Kritik des Rechnungshofes war nach herrschender Lehrmeinung rechtlich daher möglich. Weitere Schritte – wie z. B. eine Anfechtung des als mangelhaft erkannten Gesetzes – waren dem Rechnungshof jedoch verwehrt. Nach einem kurzen Abschnitt über die Rechte und Pflichten des Kuratoriums beschäftigt sich das Prüfungsergebnis mit den Subventionen und dem Rechnungsabschluss. Die Gesamtzuwendungen der vier Subventionäre hätten sich von 28 Mio. Schilling im Jahr 1965/66 auf 49,5 Mio. Schilling im Jahr 1972/73 erhöht. Im Zusammenhang mit der Bilanz, der Gewinn- und Verlustrechnung und der Geldrechnung des Fonds weist der Rechnungshof im Wesentlichen wieder auf die oben erwähnten Schwächen des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes hin, nämlich

21 Nachtrag zum Tätigkeitsbericht 1973, S. 2. 22 Ebd., S. 2. 23 § 2 Abs. 1 Rechnungshofgesetz 1930, BGBl. Nr. 251/1930. 24 Hengstschläger, Rechnungshof, S. 173.

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die »großzügige Erstellung des Voranschlags«25 und die nicht eindeutig geregelte Ermittlung des Betriebsabganges. Da die Eintrittskarten der höchsten Kategorie mittlerweile mehr als 1.000 Schilling kosteten, sah der Rechnungshof keine Möglichkeit mehr, die Karteneinnahmen zu erhöhen und folgerte daraus, dass es »notwendig sein wird, die Ausgaben sowohl für den Verwaltungsbereich des Fonds als auch für den künstlerischen Bereich in ein vertretbares Verhältnis zu den Einnahmen« zu bringen. Im umfangreichsten Kapitel seines Prüfungsergebnisses, es umfasst 54 Seiten, analysiert die oberste Kontrollbehörde zwölf Opern- oder Sch auspielproduktionen sowie die Konzerte zeitgenössischer Musik. Diese Analysen waren durchaus in der ›Tradition‹ der bereits in vergangenen Gebarungsprüfungen vom Rechnungshof aufgestellten Kostenträgerrechnungen (siehe Gebarungsprüfungen 1954 und 1955). Sie gehen aber in Umfang und Detaillierung über frühere Analysen weit hinaus. Eingangs erwähnt der Rechnungshof, dass bei Opern- und Schauspielproduktionen die Ausgaben regelmäßig die Einnahmen übersteigen würden. »Lediglich bei den Konzerten übersteigen die Einnahmen meist die Ausgaben.« Die Kontrollbehörde schließt daraus, dass »vor allem bei den Opernproduktionen nach Möglichkeiten zu suchen wäre, um ein günstigeres Verhältnis zwischen den Kosten und Einnahmen zu erreichen.«26 Suggestiv listet der Rechnungshof nun auf, wie kurz einzelne erfolgreiche Produktionen auf dem Spielplan gestanden seien, z. B. »›Idomeneo‹ nur fünf Mal innerhalb von zwei Jahren, ›Der Troubadour‹ nur zehnmal innerhalb von zwei Jahren,«27 etc. Der generelle Vorschlag des Rechnungshofes lautete also, erfolgreiche Produktionen häufiger zu spielen. Wie detailliert die Kritik der Kontrollbehörde diesmal ausfiel, zeigt die folgende Kurzfassung der Rechnungshof-Ausführungen zu den einzelnen Produktionen (in Klammer Autor bzw. Komponist, Premierenjahr bei den Salzburger Festspielen)  : ›König Ödipus‹ (Schauspiel von Sophokles, 1965)  : Das Honorar des Bühnenund Kostümbildners Fritz Wotruba sei im Vergleich zu den bei der Oper ›Boris Godunow‹ bezahlten Honoraren zu hoch, weil Bühnenbilder für die Felsenreitschule generell weniger aufwändig seien und die Produktion aufgrund einer geringeren Zahl an Mitwirkenden weniger Kostüme benötigt habe. ›Boris Godunow‹ (Oper von Modest Mussorgski, 1965)  : Teure Dekorationen mussten skartiert (vernichtet) werden, weil sie zu sperrig waren und kein anderes Theater sie kaufen wollte. Herbert von Karajan wollte die Produktion 1970 wieder aufnehmen, allerdings waren die Dekorationen bereits vernichtet. Der Rechnungshof kritisierte die fehlende längerfristige Planung. Der Pariser Verlag der 1965 25 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 20 ff. 26 Ebd., S. 35. 27 Ebd., S. 35.

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gespielten Fassung der Oper (einer Bearbeitung von Nikolai A. Rimski-Korsakow) verlangte Tantiemen unter der Androhung, die Aufführung 1966 zu untersagen. Obwohl dem Kuratorium ein gegenteiliges Gutachten des Kulturministeriums der UdSSR vorlag, hätte es sich vom Pariser Verlag »erpressen« lassen. ›Die Bassariden‹ (Oper von Hans-Werner Henze, 1966)  : Es handelte sich bei diesem Auftragswerk um eine Koproduktion mit der Deutschen Oper Berlin. Letztere verrechnete dem Salzburger Festspielfonds nach Ansicht des obersten Kontrollors zu hohe Kosten, z. B.: Von der Deutschen Oper in Berlin wurde die Anfertigung eines Kinderschürzchens mit Filz-Mickey-Maus mit DM 102,73 verrechnet. Die Kostümdirektorin des Salzburger Festspielfonds erhob gegen die Rechnung den Einwand, dass man das Schürzchen in einem einschlägigen Geschäft in Salzburg für 60 Schilling erhalten hätte.28

›R appresentatione di anim a e di corpo‹ (szenisches Oratorium von Emilio de’ Cavalieri, 1968)  : Festspielpräsident Kaut bezeichnete die Wiederentdeckung dieses szenischen Renaissance-Oratoriums durch Bernhard Paumgartner als »außerordentlichen Erfolg«.29 Steven Gallup weiß zu berichten, dass es in der Regie von Herbert Graf »fünf Saisonen lang Kritiker und Publikum«30 begeisterte. Ursprünglich für die Felsenreitschule vorgesehen, musste es nach einem Jahr in die Kollegienkirche übersiedeln, weil die Felsenreitschule umgebaut wurde. Obwohl es immer ausverkauft war, war es durch den geringeren Fassungsraum der Kollegienkirche immer defizitär. In der Kuratoriumssitzung am 10. August 1973 war daher beschlossen worden, das Oratorium nicht mehr zu spielen, weil es »nach dem Tod des Regisseurs Herbert Graf gar nicht möglich wäre, die Inszenierung weiterzuführen.«31 In seinem Prüfungsergebnis erwähnt der Rechnungshof, dass »der Präsident [Kaut] ›Rappresentatione‹ als eine der teuersten Aufführungen überhaupt bezeichnete«.32 ›Othello‹ (Oper von Giuseppe Verdi, 1970)  : Diese Produktion hätte eine »annähernde Kostendeckung« erbracht, wäre sie 1972, wie in den Jahren 1970 und 1971, wieder sechs Mal aufgeführt worden. Sie wurde 1972 aber nur drei Mal aufgeführt. ›Mitridate, re di Ponto‹ (Oper von Wolfgang Amadeus Mozart, 1971) und ›L’Orfeo‹ (Oper von Claudio Monteverdi, 1971)  : Laut Rechnungshof standen »ungewöhnlich hohen Kosten für die Ausstattung letztlich nur geringe Einnahmen 28 Ebd., S. 45. 29 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 191 f. 30 Gallup, Geschichte, S. 256. 31 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 50. 32 Ebd., S. 50.

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aus sehr mäßigem Kartenverkauf gegenüber«.33 »Es erwies sich auch für unzweckmäßig, durch aufwendige Ausstattung Publikumswirksamkeit erzielen zu wollen.«34 ›Cenodoxus‹ (Schauspiel von Dieter Forte, 1972)  : In Erwartung einer außergewöhnlichen Produktion wurden die Verträge mit den Bearbeitern, dem Regisseur und dem Ausstatter großzügig abgeschlossen.35

Letzterer, der bedeutende Maler und Bildhauer Jean Tinguely, habe mangelhafte Entwürfe geliefert. Die Ausstattung sei ungewöhnlicherweise in sein Eigentum übergegangen, obwohl sie nicht von ihm selbst, sondern »bloß unter seiner Aufsicht«36 in den Werkstätten des Salzburger Festspielfonds hergestellt worden sei (siehe Abbildung 11). ›Der Ignor ant und der Wahnsinnige‹ (Schauspiel von Thomas Bernhard, 1972)  : Bei der ersten Salzburger Uraufführung eines Stückes von Thomas Bernhard war es zu einem Eklat zwischen dem Regisseur Claus Peymann (siehe Abbildung 12) und dem Direktorium des Fonds gekommen, weil der Regisseur entgegen feuerpolizeilicher Anordnung die Notbeleuchtung zum Schluss des Stückes ausschalten wollte. Als ihm dies verwehrt blieb, sagte er zusammen mit dem Ensemble die weiteren Aufführungen des Stückes ab. Der Rechnungshof kritisierte nun zunächst, dass der Salzburger Festspielfonds für die Uraufführung mit einem Verlag eine pauschale, »sehr nachteilige Tantiemenvereinbarung« abgeschlossen habe. Die übliche Tantiemenvereinbarung von 10 % des Kartenwerts wäre günstiger gewesen, denn der Kartenverkauf lief schleppend  : Nach einer Kartenbestandsmeldung des Kartenbüros vom 2. August 1972 waren von 732 zu verkaufenden Karten für die Vorstellung am 4. August 241 Karten, für die Vorstellung am 16. August 386 Karten, für die Vorstellung am 23. August 399 Karten, für die Vorstellung am 28. August 599 Karten noch unverkauft.37

Das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes beschrieb ausführlich die Arbeitsweise des Regisseurs und kritisierte die Zugeständnisse des Salzburger Festspielfonds  : Schon während der Probenarbeiten kam es zu argen Reibereien mit Peymann. Gänzlich theaterunüblich verursachte der Regisseur hohe Kosten durch seine Requisitenforde-

33 Ebd., S. 53. 34 Ebd., S. 55. 35 Ebd., S. 60. 36 Ebd., S. 60. 37 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 61.

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Abb. 11  : Bühnenbild von Jean Tinguely zu ›Cenodoxus‹ 1972 (ASF/Anny Madner).

Abb. 12  : Claus Peymann bei einer Probe zur Uraufführung von ›Der Ignorant und der Wahnsinnige‹ von Thomas Bernhard 1972 (ASF/Felicitas Timpe).

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rungen. So veranlasste er bei der Firma Lachmair laut Rechnung vom 26. Juli 1972 den Ankauf von 15 Weißwein- und Likörgläsern sowie 15 Sektflöten für den Gesamtbetrag von 5.566,40 Schilling, diverse Salz- und Pfefferfasserln aus Zinn, Butterschalen, Brotkörbe und Fingerschalen laut Rechnungen der Firma Rasper & Söhne vom 27. Juli 1972 für den Gesamtbetrag von 3.444 Schilling und eines Kristallspiegels lt. Rechnung der Firma Heinrich Günther für 1.434,70 Schilling.38 Regisseur Peymann verlangte schon für die Probenarbeiten Sekt und wies schon nach kurzer Zeit den ihm durch die Direktion zur Verfügung gestellten Sekt mit der Begründung zurück, dass man darauf Sodbrennen bekomme. Er verlangte französischen Sekt und erhielt ihn auch. So wurden 10 Flaschen Sekt (Marke St. Cloud & Hochriegl) für 573 Schilling, 10 Flaschen Sekt (Marke Hochriegl) für 639,80 Schilling, 15 Flaschen Sekt (Marke Pommery) für 3.641,22 Schilling und 10 Flaschen (Marke Gevrey-Chambertin) für 1.850 Schilling, insgesamt somit um 6.704,20 Schilling Sekt angekauft.39

Die Kontrollbehörde kam zum Schluss, dass die Direktion von Anfang an bestimmter hätte auftreten sollen  : Der Salzburger Festspielfonds hätte z. B. schon den Forderungen nach französischem Sekt bei den Proben nicht nachgegeben sollen. Selbst wenn Peymann deshalb vorzeitig abgereist wäre, wäre sein Vertragsbruch unzweifelhaft festgestanden.40

Der anschließende Rechtsstreit zwischen Peymann und vier Schauspielern einerseits und dem Salzburger Festspielfonds auf der anderen Seite endete mit einem Vergleich, der Rechnungshof hatte daran auszusetzen, dass hohe Anwaltskosten entstanden waren und sich der Fonds nicht – wie im Salzburger Festspielfonds-Gesetz vorgesehen41 – von der Finanzprokuratur in Wien hatte vertreten lassen. ›Jedermann‹ (Schauspiel von Hugo von Hofmannsthal, Neuinszenierung von Ernst Haeussermann 1973)  : Die Neuinszenierung war wirtschaftlich nicht so erfolgreich wie die vorhergehende, weil die Ausstattung hohe Kosten verursachte. ›Misanthrop‹ (damit meinte der Rechnungshof das Schauspiel ›Der Menschenfeind‹ von Jean Baptiste Molière, 1973)  : Diese Produktion verursachte trotz der geringen Zahl an Mitwirkenden ein »Defizit«, weil die Spielstätte Landestheater aufgrund ihres geringen Fassungsvermögens auch bei ausverkauftem Haus nicht kostendeckend arbeiten konnte. 38 Ebd., S. 62. 39 Ebd., S. 62 f. 40 Ebd., S. 63. 41 § 16 Salzburger Festspielfonds-Gesetz, BGBl. Nr. 147/1950.

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›De temporum fine comoedia‹ (Oper vom Carl Orff, 1973)  : Diese Urauffüh­ rung fand in Kooperation mit dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) statt. Der Rechnungshof kritisierte unter anderem, dass der Vertrag mit dem WDR für den Salzburger Festspielfonds nachteilig gewesen sei. Konzerte zeitgenössischer Musik  : Die Festspiele veranstalteten diese in Kooperation mit dem ORF. Die Kontrollbehörde kritisierte den nachteiligen Vertrag mit dem ORF, außerdem  : Das Ergebnis dieser Konzerte hinsichtlich Kartenverkauf und Platzausnutzung war unbefriedigend. Nachdem sich vier Jahre lang kein günstigeres Ergebnis bei diesen Konzerten einstellte, erachtet der Rechnungshof die Weiterführung dieser Konzerte vom finanziellen Standpunkt aus – abgesehen von künstlerischen Belangen – für nicht vertretbar.42

Wie in vielen Prüfungsergebnissen kritisierte die Behörde auch im vorliegenden die Kosten der Wiener Philh armoniker. Obwohl nämlich die Anzahl der Dienste tendenziell gefallen sei, sei das Honorar des Orchesters von 1970 bis 1973 alljährlich angestiegen. Zusammenfassend hielt der Rechnungshof fest, dass die Buchhaltung nur die direk­ ten Kosten einer Veranstaltung den erzielten Einnahmen gegenüberstellte und folgerte  : Da sohin der Festspielleitung keine exakten Berechnungen der Stücke vorlagen, diese jedoch für die Erstellung eines neuen Spielplanes von großer Bedeutung sind, empfiehlt der Rechnungshof in Hinkunft alle Kosten eine Stückes, sowohl in der ersten Spielsaison als auch in den folgenden, genau zu erfassen.43

Der »Mitwirkung von Dr. Strehler« an den Salzburger Festspielen war im Prüfungsergebnis ein 36 Seiten umfassendes Kapitel gewidmet. Der Regisseur war von 1972 bis 1974 als Konsulent vertraglich an den Salzburger Festspielfonds gebunden worden. 1972 habe er »lediglich die seinerzeitige von ihm durchgeführte Neuinszenierung der ›Entführung aus dem Serail‹ betreut«44, wofür mit ihm ein Honorar von 375.000 Schilling vereinbart war. 1973 und 1974 verpflichtete sich Strehler zu 42 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 77 ff. 43 Ebd., S. 87. 44 Ebd., S. 89, Anmerkung  : Strehlers Inszenierung dieser Oper von Wolfgang Amadeus Mozart hatte 1965 Premiere gehabt und war danach in den Jahren 1966, 1967, 1970 und 1971 wiederaufgenommen worden.

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jeweils einer Neuinszenierung, wofür er ein Honorar von 625.000 Schilling netto im Jahr erhalten sollte. Nach Ansicht des Rechnungshofes war der Vertrag unklar gefasst, denn es ging daraus nicht hervor, ob auch Reprisen von dem Honorar erfasst waren. Strehler hatte jedenfalls 1973 für eine Reprise ein zusätzliches Honorar von 125.000 Schilling verlangt und bekommen. Das Honorar erfasste auch die Konsulententätigkeit Strehlers. Seine Rolle war vergleichbar mit der eines Leiters des Schauspiels bei den Festspielen, jedoch war der Regisseur nicht Mitglied des Direktoriums. Das Direktorium hielt in einem Schreiben an den Rechnungshof fest, dass die »von Strehler gemachten Vorschläge stets belebend, meistens kostspielig und daher erst in einer fernen Zukunft realisierbar«45 seien. Strehler hielt sich 1972 insgesamt zwölf Tage und 1973 insgesamt 74 Tage in Salzburg auf. Der Rechnungshof bemängelte die unklaren Verpflichtungen Strehlers sowie die Tatsache, dass er für diese kurzen Anwesenheiten Anspruch auf eine ganzjährig angestellte italienischsprachige Sekretärin in Salzburg hatte. 1973 inszenierte Strehler eine aufwändige Aufführung des »Spiels der Mächtigen« nach William Shakespeare. Den Gesamtkosten dieser Inszenierung in der Felsenreitschule von 13.080.463,16 Schilling standen Kartenerlöse von 3.980.550,00 Schilling gegenüber, wobei die Auslastung nur 78 % betrug. Hinzu kam, dass es durch Umbesetzungen, Änderungen im Textbuch durch Strehler und Gagenerhöhungen zu Kostenüberschreitungen kam. Die akribische Schilderung jeder einzelnen Kostenüberschreitung nimmt rund 19 Seiten des Prüfungsergebnisses ein, zusammen mit den nach Ansicht des Rechnungshofes überhöhten Kosten für das Gastspiel des ›Piccolo Teatro‹ aus Mailand, das unter der Leitung Strehlers stand. Wie in früheren Prüfungsergebnissen kritisierte der Rechnungshof die von den Salzburger Festspielen vergebenen Freik arten – das waren einerseits Sitze für Behördenvertreter wie Feuerwehr, Polizei und Arzt und andererseits Dienstsitze für das Direktorium oder andere führende Mitarbeiter des Salzburger Festspielfonds46 –, nahm aus seiner Kritik aber die »echten Behördensitze« aus, die z. B. aufgrund feuerpolizeilicher Bestimmungen zu vergeben waren. Die Vertr äge mit Künstlern folgten im Allgemeinen einem Vertragsvordruck. Der Rechnungshof kritisierte jene Verträge, die von dieser Schablone abwichen, weil sie beispielweise Honorarzahlungen in Fremdwährungen oder Reisekostenpauschalen enthielten. Hinsichtlich des Jahrespersonals der Festspiele kritisierte die Behörde einzelne Vereinbarungen des kollektiven Arbeitsrechts wie das Pensionsstatut des Fonds. Die Überprüfung der Rechnungsabschlüsse durch

45 Ebd., S. 92. 46 So führt das Prüfungsergebnis die an den Präsidenten, an den Direktor und die an Herbert von Karajan abgegebenen Dienstsitze als eigene Kategorien (AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 130).

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einen früheren Beschäftigten des Salzburger Festspielfonds würde ohne geeignete vertragliche Grundlage mit diesem erfolgen. Im Prüfungsergebnis folgte ein langer Abschnitt mit der Überschrift ›A llgemeine Feststellungen zur Fondsgebarung‹. In diesem Kapitel schilderte die Kontrollbehörde Wahrnehmungen zur Gebarung, die anderen Kapiteln nicht zuordenbar waren. So kritisierte der Rechnungshof an dieser Stelle unter anderem – die Praxis des Fonds, zur Berechnung der abzuführenden Tantiemen zwar einerseits die Vergnügungssteuer von den erzielten Einnahmen abzuziehen (und dadurch die Tantiemenzahlungen zu reduzieren), von der Entrichtung der Vergnügungssteuer jedoch befreit zu sein, – die offenen Forderungen aus mehreren Vermietungen wie einer Buchausstellung 1972 oder einem Schauturnen 1972, – die mangelhafte Abwicklung des Umbaus des Kassenraumes im Kleinen Festspielhaus 1972, – den Ankauf von Archivalien einerseits und die Abgabe anderer Archivalien als Geburtstagsgeschenke andererseits, – die unvorteilhafte Verpachtung des Buffet- und Restaurationsbetriebs, – die unregelmäßige Abrechnung der Führungseinnahmen, – die Barauszahlungen (»in Hinkunft die Vorteile des unbaren Zahlungsverkehrs in Anspruch nehmen«47), – den Verkauf und die Vermietung von Kostümen und Dekorationen ohne konkrete Berechnungsunterlagen. 1970 begingen die Salzburger Festspiele ihr 50-jähriges Jubiläum. Sie beteiligten sich aus diesem Anlass mit Sachleistungen und einer Ausfallshaftung von einer Million Schilling an einem Fest am Gelände des Schlosses Hellbrunn. Statt der kalkulierten 7.000 zahlenden Besucher kamen jedoch nur 2.644. Die Festspiele traten an das Unterrichtsministerium mit einem Ansuchen um eine nachträgliche Subvention von 700.000 Schilling heran. Dieses lehnte die zusätzliche Subvention ab, am 5. Februar 1971 erklärten sich jedoch die Vertreter von Land und Stadt Salzburg in einer Kuratoriumssitzung »spontan bereit, dieses Fest sowie eventuell andere Rahmenveranstaltungen aus eigenen Mitteln gesondert zu subventionieren bzw. hierfür die Ausfallshaftung zu übernehmen«.48 Der ›Verein Freunde der Salzburger Festspiele‹ war seit seiner Gründung 1961 stark gewachsen. So wies er 1966 einen Mitgliederstand von über 1.600 auf. Jedes Mitglied hatte bei einem Mitgliedsbeitrag von 200 Schilling pro Jahr ein

47 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 204. 48 Ebd., S. 216.

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Vorkaufsrecht von zwei Karten pro Produktion. Dies hatte bereits zu Missbrauch geführt  : Professor Paumgartner führte [Anmerkung  : in einer Kuratoriumssitzung 1966] aus, dass eine Anzahl von Kartenbüros ihre Angestellten als Vereinsmitglieder angemeldet haben, um so in den Genuss des wirklich viel zu billigen Vorkaufsrechts zu gelangen.49

Der Rechnungshof drängte auf eine Neuregelung und wies darauf hin, dass die Festspiele von ihren ›Freunden‹ außer der Miete für deren Büro bislang keine weitere finanzielle Unterstützung erhielten. Dies veranlasste die Kontrollbehörde zu einem Vorschlag, der nachhaltige Folgen haben sollte  : Die Anregung des Kartenbüros an die Direktion wäre zu überprüfen, ob es […] möglich sei, große Firmen, Banken, Versicherungsgesellschaften, aber auch Einzelpersonen einzuladen, echte ›Förderer der Salzburger Festspiele‹ zu werden.50

Diese Empfehlung bedeutete für die auf öffentliche Zuwendungen aufgebaute österreichische Kulturfinanzierung Neuland, darum ergänzte der Rechnungshof auch, dass diese Einnahmen im Salzburger Festspielfonds-Gesetz vorgesehen seien. Die Festspiele griffen diese Rechnungshof-Empfehlung nachhaltig auf  : In Österreich gehören die Salzburger Festspiele heute unbestritten zu den erfolgreichsten Kulturunternehmungen, was die Akquisition von Spenden und die Kooperation mit der Wirtschaft, dem so genannten Development, betrifft. Dass der Rechnungshof dem Finanzministerium im gleichen Prüfungsergebnis (siehe weiter unten) empfahl, keine Umsatzsteuernachsicht mehr zu üben, war vielleicht Zufall, beflügelte jedoch offenbar die steuerliche Kreativität der Verantwortlichen. Der umsatzsteuerbefreite Verein ›Freunde der Salzburger Festspiele‹ nahm in den Folgejahren die Beiträge der Förderer ein, zahlte sie jedoch nicht an den Salzburger Festspielfonds aus, was die Kontrollbehörde in ihrer nächsten Gebarungsprüfung 1982 kritisieren sollte. In der Landtagsdiskussion über dieses Prüfungsergebnis behauptete eine Rednerin 1985 sogar, dass »1974 über Empfehlung des Rechnungshofes der private Fördererverein ›Freunde der Salzburger Festspiele‹ gegründet wurde, dessen Gelder statutengemäß im Interesse der Festspiele verwendet werden müssen«.51 Diese Aussage ist zwar unrichtig, denn den Verein gab es 49 Ebd., S. 220. 50 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 224. 51 Wortmeldung der Abgeordneten Gerheid Widrich (ÖVP) anlässlich der Landtagsdiskussion über das Prüfungsergebnis 1982 des Rechnungshofes, Protokolle der Sitzungen des Salzburger Landtages, 9. Gesetzgebungsperiode, 1. Session, Sitzung vom 22. Mai 1985, S. 1147.

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bereits seit 1961. Richtig ist jedoch, dass der Rechnungshof, der sich in diesem Fall mehr als Unternehmensberater denn als Kritiker sah, zum richtigen Zeitpunkt einen Anstoß zum Ausbau des Developments bei den Salzburger Festspielen gegeben hatte. Den Abschnitt des Prüfungsergebnisses über die ›Zusammenarbeit mit der Osterfestspiel Ges.m.b.H.‹ leitete die Kontrollbehörde mit einem Gesamturteil ein  : Der Rechnungshof vertritt die Ansicht, dass dem Fonds durch die Osterfestspiele zusätzliche Ausgaben erwachsen, die die Osterfestspiele nicht ersetzen, dass eine Personalvermehrung, verursacht durch die Osterfestspiele eintrat und dass schließlich von den Osterfestspielen nicht jene Mieten und Kostenersätze bezahlt werden, die auch die vollen anteilmäßigen Kosten des Personals, der Betriebsführung, der Abnützung bestehender Gebäude und Einrichtungen, der Amortisation u.dgl. enthalten.52

Auf den darauffolgenden 13 Seiten begründet die Kontrollbehörde dieses Gesamturteil. So kritisierte sie die Tätigkeit des technischen Direktors der Salzburger Festspiele für die Osterfestspiele. Der Fonds hatte mit diesem und einer weiteren Angestellten Sondervereinbarungen abgeschlossen, wonach »diese als Berater für die Osterfestspiele tätig sind und hierfür auch entsprechend entlohnt werden«.53 Die Kontrollbehörde sah hier schon 1973 eine »nicht unbeachtliche Interessenskollision, müssen sie doch die Interessen des Fonds als auch jene der Osterfestspiele gleichzeitig vertreten.«54 Auch wenn diese Sondervereinbarung beim späteren technischen Direktor nicht mehr bestand, so befand sich auch dieser gegenüber der Osterfestspiel GmbH in einem Interessenskonflikt, der 2011 strafrechtlich relevanten Betrug an den Festspielen begünstigen und zur bislang letzten Rechnungshofprüfung führen sollte. Im Prüfteam des Rechnungshofes befand sich diesmal offenbar auch eine Fachfrau oder ein Fachmann für Bauwesen, denn im Unterschied zum Prüfungsergebnis der Gebarungsprüfung 1962, die aus Anlass der Eröffnung des Großen Festspielhauses stattgefunden hatte, enthält jenes von 1974 einen umfangreichen Teil über den Umbau des nunmehr als ›K leines Festspielh aus‹ bezeichneten alten Festspielhauses und der Felsenreitschule. 1962 hatte die für die Festspiele zuständige Fachabteilung des Rechnungshofes ihre für Bauten zuständige Schwesterabteilung auf eine Prüfung des Baus aufmerksam gemacht, zu dieser war es jedoch nicht gekommen. In späteren Gebarungsprü52 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 227. 53 Ebd., S. 234. 54 Ebd., S. 235, Anmerkung  : Auch das Nachrichtenmagazin ›profil‹, das dem durchgesickerten Prüfungsergebnis am 25. Juli 1974 seine Titelstory widmete, fand diesen Interessenskonflikt erwähnenswert.

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fungen empfahl der Rechnungshof mitunter Baumaßnahmen, z. B. 1982 den Umbau des Kleinen Festspielhauses und der Felsenreitschule, begründete diese Empfehlungen jedoch mit Ersparnissen, die durch die Baumaßnahmen möglich seien. Eine Expost-Prüfung von Baumaßnahmen nahm der Rechnungshof nur in der vorliegenden Gebarungsprüfung vor. Der Umbau des Kleinen Festspielhauses war im Juni 1962 beschlossen worden. Um einen Architektenwettbewerb zu vermeiden, sei er als ›Adaptierung‹ bezeichnet worden und es »wurde beschlossen, auf keinen Fall Professor Holzmeister mit dieser ›Adaptierung‹ zu betrauen«.55 Die bewilligten Mittel im August 1962 betrugen 20 Millionen Schilling (inklusive zwei Millionen Reserve), die Endkosten vom Februar 1965 rd. 35,1 Millionen Schilling. Der Umbau der Felsenreitschule war notwendig geworden, weil sie sich in schlech­tem Bauzustand befand, 1966 drohte gar die behördliche Sperre. Clemens Holzmeister wurde mit den Reparaturarbeiten beauftragt, »wobei der Rahmen von 10 Millionen Schilling nicht überschritten werden dürfte«.56 Die Arbeiten wurden knapp vor Beginn der Festspiele 1970 abgeschlossen, eine Endabrechnung lag Ende 1972 aber noch nicht vor, auf Ersuchen des Rechnungshofes errechnete Holzmeister die Gesamtkosten mit rd. 26,2 Millionen Schilling. Bei beiden Bauprojekten erläuterte und kritisierte der Rechnungshof in umfangreichen Tabellen in seinem Prüfungsergebnis Gewerk für Gewerk die Überschreitungen der Baubudgets. Der Rechnungshof hatte die Finanzbehörden in Rahmen seiner letzten Gebarungsprüfung 1961 beim Salzburger Festspielfonds darauf hingewiesen, dass dieser nach Inkrafttreten der Bundesabgabenordnung seit 1962 Umsatzsteuer zu entrichten hatte. Die Umsatzsteuerschuld für 1962 wurde dem Fonds nach dessen Berufung jedoch zur Gänze erlassen, der Großteil der Umsatzsteuerschuld der Jahre 1963 bis 1966 aufgrund einer Anweisung des Finanzministeriums ›letztmalig‹ nachgesehen. 1967 und 1968 stellte der Fonds wieder Nachsichtansuchen, diesen wurde nunmehr vom Verwaltungsgerichtshof nicht stattgegeben. Für 1969 bis 1971 sah das Finanzamt fast die gesamte Umsatzsteuer wieder nach. Finanzminister Hannes Androsch teilte Präsident Kaut im September 1974 in einem Schreiben mit  : Alljährlich aus den gleichen Gründen wiedergewährte Nachsichten stellen Subventionen dar. […] Ungeachtet dieser Sach- und Rechtslage habe ich nochmals den Auftrag erteilt, den Salzburger Festspielen letztmalig auch für 1972 die Umsatzsteuerrückstände nachzusehen.57 55 Ebd., S. 242. 56 Ebd., S. 255. 57 Zit. in AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 297 f.

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Der Rechnungshof verwies auf Erkenntnisse des Verwaltungsgerichtshofes, wonach die Umsätze des Salzburger Festspielfonds der Umsatzsteuer unterliegen. Obwohl sie sich der Rechtswidrigkeit dieser Maßnahme bewusst waren, hatten die Finanzbehörden die Umsatzsteuerschuld wiederholt ›letztmalig‹ nachgesehen. Der Rechnungshof empfahl eine Prüfung durch das Finanzamt und wies weiters darauf hin, dass die Umsatzsteuererklärungen 1969 bis 1971 einzelne Umsätze des Fonds nicht enthielten, also jedenfalls unrichtig waren. Der Rechnungshof übersandte sein Prüfungsergebnis im Juni 1974 dem Salzburger Festspielfonds, den Bundesministerien für Unterricht und für Finanzen, dem Salzburger Landtag, dem Landeshauptmann und dem Bürgermeister der Stadt Salzburg. Bei diesem umfangreichen Adressatenkreis ist es vielleicht nicht überraschend, dass eine dieser Stellen es für opportun hielt, das Prüfungsergebnis unmittelbar vor den Festspielen 1974 nationalen und internationalen Zeitungen und Zeitschriften zuzuspielen. Präsident Kaut meinte später in höflicher Untertreibung, die vorzeitige Veröffentlichung dieses so genannten Rohberichts habe »einige Aufregung«58 verursacht. Tatsächlich brach zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, nämlich unmittelbar vor der Eröffnung der Festspiele, ein bis dahin nicht gekanntes Mediengewitter aus. Die ersten Medienberichte Ende Juli 1974 versuchten noch, ein umfassendes Bild der Empfehlungen des Rechnungshofes zu vermitteln. So brachte das Nachrichtenmagazin ›profil‹ eine Titelgeschichte über den »Rechnungshof-Verriss für die Salzburger Festspiele«, in der es auf fünf Seiten die Kritik der Kontrollbehörde zusammenfasste (siehe Abbildung 13). Wie bei allen verkürzten Darstellungen war die Themenwahl des Nachrichtenmagazins subjektiv. Das ›profil‹ gab vor allem jene Teile des Prüfungsergebnisses wieder, bei denen es einen größeren (partei-)politischen Zusammenhang vermutete oder herstellen konnte. Zu diesen Themen gehörten beispielsweise die hohen Ausgaben für die Neuinszenierung des ›Jedermann‹, die vom ehemaligen Burgtheaterdirektor und Salzburger Festspielfonds-Direktoriumsmitglied Ernst Haeussermann betreut worden war. An den Ruhm des Regisseurs Giorgio Strehler hingegen würden sich laut ›profil‹ »die Sozis, unter Österreichs Kulturmachern notorisch als Proleten verschrien,« – insbesondere bezeichnete das ›profil‹ Finanzminister Hannes Androsch als Strehlers »Gönner« – anhängen wollen (siehe Abbildung 14). Auch die ›Kronen-Zeitung‹, die ›Salzburger Nachrichten‹, die ›Ober­öster­reichi­ schen Nachrichten‹, die ›Wochenpresse‹ und das ›Salzburger Volksblatt‹ hatten Kopien des ›Rohberichts‹ erhalten und konnten mit diesem Material tagelang ihre Titel- und Kulturseiten füllen. Genüsslich brachten die Zeitungen Details aus der 58 Vgl. Kaut, Salzburger Festspiele, S 98.

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Abb. 13  : Titelseite des Nachrichtenmagazins ›profil‹ vom 25. Juli 1974.

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Abb. 14  : Giorgio Strehler und Hannes Androsch, den das ›profil‹ 1974 als Strehlers »Gönner« bezeichnete, bei einer Probe zur ›Entführung aus dem Serail‹ 1971, d­ azwischen Brigitte Androsch (ASF/Anny Madner).

Rechnungshof-Kritik an den einzelnen Produktionen, wobei überraschenderweise jene Produktion, die wahrscheinlich den Anstoß für die Rechnungshof-Nacherhebungen 1973 gegeben hatte, nämlich die Uraufführung von ›Der Ignorant und der Wahnsinnige‹ von Thomas Bernhard, nur am Rande vorkam. Andere österreichische Medien wie der ›Kurier‹ waren nicht bedacht worden und mussten ebenso wie zahlreiche Medien im deutschsprachigen Raum aus den Berichten der anderen zitieren. Die Medien nahmen den hohen und gestiegenen Subventionsbedarf für das EliteFestival als Ausgangspunkt und Aufhänger für die meisten Berichte. Brachten alle Zeitungen und Zeitschriften das Engagement Giorgio Strehlers zunächst als ein Thema unter vielen, so fokussierte sich die Berichterstattung Ende Juli auf dieses Thema. Vor allem Strehlers hohes Honorar als Regisseur und Konsulent, die Kosten für seine ganzjährig beschäftigte Sekretärin und die hohen Kosten der Produktion ›Das Spiel der Mächtigen‹ standen im Mittelpunkt des Medieninteresses. Die Medien vermuteten hinter der Veröffentlichung des Prüfungsergebnisses eine Intrige, um Strehler loszuwerden. So formulierte ›Die Zeit‹ am 2. August 1974 prägnant  :

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Von den Österreichern kann selbst ein Regisseur wie Giorgio Strehler noch lernen, was Dramaturgie, was Regie ist. Während der Italiener von Interview zu Interview eilte, treuherzig versicherte, er habe das Werk, das er zur Eröffnung der Salzburger Festspiele dieses Jahres inszenieren durfte, Mozarts ›Zauberflöte‹, noch nie auf der Bühne gesehen und naiv bald die zahlungskräftige Elite, bald das einfache Volk zu Adressaten seiner Regietaten erklärte, inszenierten die zunehmend vergrätzten Salzburger Festspiel-Hinterund Obmänner eine echt österreichische Theater-Intrige. Durch eine Indiskretion kam termingerecht zu Strehlers Eröffnungs-Premiere eine 216 Seiten dicke Anklageschrift des Rechnungshofes an die Öffentlichkeit.

Ebenso pointiert meinte ›Der Spiegel‹ am 4. August 1974  : Präzises Zeitbomberl  : Ein Bericht über Verschwendung beim Salzburg-Festival belastet vor allem Giorgio Strehler. Soll er gehen  ? […] Karajan geriet durch Strehler in den Schatten. Geht es in Karajanopolis nun darum, dass da nicht Platz sein kann für mehr als einen Papst  ?

Festspielpräsident Kaut hielt später fest, dass »die berechtigte Kritik [des Rechnungshofes] von verschiedenen Zeitungen und Zeitschriften zu einer wahren Hetze gegen Strehler missbraucht wurde.«59 Strehler gab dem medialen Druck nach und kündigte in einem Schreiben an das Direktorium vom 1. August 1974 an, seinen 1974 auslaufenden Vertrag mit dem Salzburger Festspielfonds nicht verlängern zu wollen. Zahlreiche Medien stellten einen Zusammenhang zwischen dem Bekanntwerden des Prüfungsergebnisses des Rechnungshofes und Strehlers Abgang her.60 Der Salzburger Festspielfonds übersandte seine 83 Seiten umfassende Stellungnahme im November 1974 an den Rechnungshof. Das Unterrichtsministerium, das Amt der Salzburger Landesregierung und der Bürgermeister der Stadt Salzburg schlossen sich in ihren Stellungnahmen jener des Fonds an. Die sommerlichen Turbulenzen um den Rechnungshof-›Rohbericht‹ hatten sich inzwischen zwar gelegt, das Mediengewitter hatte jedoch insofern auch für die Festspiele einen Erfahrungszugewinn gebracht, als sie den Medien Ende November zwar bekannt gaben, eine Stellungnahme abgegeben zu haben, deren Inhalt jedoch den Medien verschwiegen. 61 59 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 98. 60 Vgl. ›Die Zeit‹ vom 2. August 1974  ; ›Die Presse‹, ›Salzburger Nachrichten‹, ›Kleine Zeitung‹ (Schlagzeile S.1  : »Salzburger Krach  : Strehler geht. Erste Reaktion auf Rechnungshof-Bericht«) und ›Salzburger Tagblatt‹ vom 3. August 1974  ; ›Wiener Zeitung‹ und ›Neue Zeit‹ vom 4. August 1974  ; ›Frankfurter Allgemeine Zeitung‹ vom 5. August 1974  ; ›Neue Zürcher Zeitung‹ vom 6. August 1974. 61 Vgl. z. B. ›Salzburger Nachrichten‹ vom 19. November 1974  : »Festspielkuratorium verhängt Maulkorb, Stellungnahme zum Rechnungshofbericht streng geheim.«

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Auf die Kritik des Rechnungshofes am Salzburger Festspielfonds-Gesetz reagierten die Festspiele gelassen und sachlich. Sie hatten einerseits erkannt, dass Kritik des Rechnungshofes an einem Gesetz für diesen ohnedies nicht durchsetzbar war, andererseits lag die Novellierung eines Gesetzes nicht im Zuständigkeitsbereich des Fonds. So erläuterte der Salzburger Festspielfonds in seiner Stellungnahme, welche Verbesserungsmaßnahmen er im Rahmen der herrschenden Gesetze geplant hatte bzw. wo er keinen Änderungsbedarf sah, z. B.: »Das Wirtschaftsjahr vom 1. Oktober bis 30. September entspricht dem natürlichen Lebensrhythmus der Festspiele.«62 Es kam dann zu keiner Gesetzesnovelle. Für die meisten der Kritikpunkte des Rechnungshofes hinsichtlich der Produktionen sagte der Fonds die Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes zu oder erläuterte, wie es zu der vom Rechnungshof kritisierten Situation gekommen war, z. B.: – zu ›Boris Godunow‹ gaben die Salzburger Festspiele bekannt  : Die Lagerung der Ausstattung sei zu teuer gekommen, weil »für diese Produktion zum ersten Mal die Bühne des Großen Festspielhauses in ihrer ganzen Breite, Tiefe und Höhe ausgenützt worden«63 sei. – zu ›R appresentatione di anima e di corpo‹ hielten die Festspiele fest  : »Vom Publikum lebhaft akklamiert, wurde die finanzielle Last des Werkes immer spürbarer.«64 – Zu ›Orfeo‹ und ›Mitridate‹  : Diese seien schwache Werke, könnten » ­ daher publikumswirksamer nur durch eine entsprechende Ausstattung gemacht werden«.65 – Zu ›Cenodoxus‹  : Die Ausstattung des Künstlers Jean Tinguely habe geringe Materialkosten verursacht, »da sie zum Großteil aus alten Maschinen, Fahrrädern etc., die vom Schrottplatz und zusammengebastelt wurden, bestand, wobei Tinguely selbst einen großen Teil der Arbeit als Schweißer, Dreher und Former durchführte«.66 – Zu ›Der Ignor ant und der Wahnsinnige‹ beschrieben die Festspiele ausführlich die Zusammenarbeit mit dem Regisseur Claus Peymann und fassten zusammen  : Er [Anmerkung  : Claus Peymann] hat auch, was den künstlerischen Erfolg betrifft, eine ausgezeichnete Arbeit geleistet. Dagegen war seine Arbeitsweise während der Proben indiskutabel. […] Die Salzburger Festspielleitung wollte schon bei den Proben entstan-

62 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, Stellungnahme S. 11. 63 Ebd., Stellungnahme S. 15. 64 Ebd., Stellungnahme S. 16. 65 Ebd., Stellungnahme S. 18. 66 Ebd., Stellungnahme S. 20.

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denen Differenzen soweit als vertretbar begegnen, um die Uraufführung des Stückes zu retten. Nur aus diesem Grunde wurde manche unberechtigte Forderung des Regisseurs (z. B. Champagner-Marke) noch akzeptiert, die im finanziellen Rahmen der ganzen Produktion nur von minimaler Auswirkung war.

Die Finanzprokuratur habe der Fonds nicht in Anspruch genommen, weil sie seiner Ansicht nach zu langsam reagiert hätte. – Zu den Konzerten zeitgenössischer Musik meinten die Festspiele  : Die Kritik des Rechnungshofes »die finanzielle Seite betreffend ist völlig richtig«. Allerdings sei auch die künstlerische Seite zu beachten, ein neuer Vertrag mit dem ORF sei in Verhandlung. – Zu den Wiener Philh armonikern  : Die Wiener Philharmoniker seien seit Jahrzehnten ein Eckpfeiler des musikalischen Programmes und könnten aus Salzburg nicht weggedacht werden. Das wissen die Salzburger Festspiele ebenso gut wie die Wiener Philharmoniker. Die Besetzung der Wiener Philharmoniker in zahlenmäßiger Hinsicht ist verschieden. […] Um ein alljährliches Feilschen über Besetzung usw. zu vermeiden ist vor vielen Jahren der von beiden Teilen anerkannte Modus eingeführt worden, das Jahrespauschale ohne Rücksicht auf die Zahl der Musiker und Dienste um die Prozente zu erhöhen, die den öffentlich Bediensteten zuerkannt werden. […] Die fallende Tendenz der Beschäftigung der Wiener Philharmoniker ist übrigens bereits überwunden, da im Jahr 1974 durch die Aufnahme der Oper ›Die Frau ohne Schatten‹ von Richard Strauss mit der großen Besetzung und der langen Spieldauer wieder mehr Dienste von den Wiener Philharmoniker bei den gleichen Bedingungen verlangt werden müssen.67

Das Wirken Giorgio Strehlers beschreibt und lobt der Salzburger Festspielfonds auf drei Seiten, merkt dann jedoch an, dass dieser »sicher ein großer Künstler und Regisseur ist, aber es sind ihm Zeiteinteilung, richtige Probendisposition und Pünktlichkeit fremd«.68 Detailliert beschreibt der Fonds die Schwierigkeiten bei der Produktion ›Das Spiel der Mächtigen‹. Das Direktorium habe mit Zustimmung des Kuratoriums Strehler bereits im Juni 1974 mitgeteilt, dass es nicht beabsichtige, dessen mit Ende Dezember 1974 auslaufenden Vertrag zu verlängern. Zur Freik artenanzahl äußerte sich der Salzburger Festspielfonds nur kurz und bündig, nämlich dass diese abnehmend sei.69

67 Ebd., Stellungnahme S. 26 f. 68 Ebd., Stellungnahme S. 35. 69 Ebd., Stellungnahme S. 42.

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Bei den Vertr ägen mit Künstlern gebe es intern jedes Jahr Höchstgrenzen der Gagen, manche Spitzenkräfte seien jedoch unabdingbar, bei diesen habe man sich anstelle höherer Gagen mit Reiseentschädigungen beholfen. Zu den Tantiemenabrechnungen legte der Salzburger Festspielfonds eine Stellungnahme der Finanzprokuratur vor, die »keineswegs so eindeutig zu Gunsten der Verlage beurteilt wird«.70 Für das Jahr 1963 sei nämlich von der Stadt Salzburg durchaus Vergnügungssteuer vorgeschrieben worden, das Verfahren aber dann ausgesetzt worden. Die Umsetzung der weiteren Empfehlungen betreffend Bargeldbestände, Buchh altung, Jahresabschluss und Budgetierung sagte der Salzburger Festspielfonds im Wesentlichen zu. Zur Verpachtung des Buffetbetriebs merkte der Salzburger Festspielfonds an, dass der Pachtschilling zweifellos in einem ungünstigen Verhältnis zu den seinerzeitigen Aufwendungen stehe. Der Pächter sei aber mit den räumlichen Gegebenheiten nicht zufrieden, es werde gemeinsam nach Möglichkeiten gesucht, um den Bruttoumsatz zu erhöhen. Für das Fest in Hellbrunn hätten die Festspiele 1970 einen Betrag von 700.000 Schilling geleistet, die Unterstützung in den Folgejahren71 sei jedoch auf die leihweise Beistellung von Kostümen aus dem Fundus beschränkt. Der Vorschlag des Kartenbüros, För derer »nach dem Muster der Osterfestspiele zu gewinnen«72 sei in Verhandlung. Der Salzburger Festspielfonds gab dem Rechnungshof bekannt, dass er es für seine Pflicht halte, die Osterfestspiel GmbH nach Möglichkeit zu unterstützen. Dadurch würde auch eine gleichmäßige Ausnutzung der Werkstätten erreicht, was auch im Interesse des Fonds sei. Eine Interessenskollision des technischen Direktors des Salzburger Festspielfonds aufgrund seiner Sondervereinbarung als Berater für die Osterfestspiele bestehe nicht, er sei an die Weisungen der Direktion des Fonds gebunden. Da sich die meisten Kritikpunkte des Rechnungshofes auf bereits erfolgte Baumaßnahmen im K leinen Festspielh aus und in der Felsenreitschule bezogen, konnte der Salzburger Festspielfonds seine Handlungsweisen und Überlegungen nur mehr erläutern und für ähnliche Fälle in der Zukunft die Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes in Aussicht stellen. Die Darstellung des Rechnungshofes hinsichtlich der Nachsicht der Umsatzsteuer in den Jahren 1964 bis 1972 sei richtig. Für das Jahr 1973 gebe es keine Umsatz-

70 Ebd., Stellungnahme S. 54. 71 Anmerkung  : Dieses fand alljährlich weitere 30 Jahre statt. 72 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, Stellungnahme S. 64.

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steuernachsicht des Finanzministeriums mehr, eine Betriebsprüfung habe inzwischen stattgefunden. Der Salzburger Festspielfonds beendete seine Stellungnahme mit einem zusammenfassenden Plä doyer. Bei der Beurteilung der Kosten sei auch die künstlerische Bedeutung der Festspiele zu berücksichtigen, die Weltgeltung besäßen. Den Subventionen sei wirtschaftlich auch deren »Umwegs-Rentabilität« und deren »beträchtliche Steuerleistung«73 gegenüberzustellen. Die Festspiele brachten hier erstmals volkswirtschaftliche Argumente in die Debatte ein, deren sie sich in der Folge immer wieder bedienten, um ihren Subventionsbedarf zu rechtfertigen.74 Es entstanden seither zahlreiche Studien über die Umwegrentabilität der Festspiele, welche die allgemein nicht angezweifelte Tatsache, dass durch die indirekten Wirkungen der Veranstaltungen der Festspiele in der Tourismus- und Handelsbranche Umsatz induziert wird, mit Zahlen untermauern.75 Andererseits versuchen sie ihre Verpflichtung, Steuern und Abgaben abzuführen, als ökonomisches Argument zu nutzen. Diese Argumentation ist volkswirtschaftlich nicht zulässig, und führt sich selbst ad absurdum  : Wäre es nicht lächerlich, wenn ein Industrieunternehmen, ein Tischler oder ein Hotelier Subventionen forderte, weil es Steuern und Abgaben zahlt  ?76

Noch pointierter formulierte es Rudolf Scholten, der von 1990 bis 1997 Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst war  : Wem bei den gesellschaftlichen Wirkungen der Subventionen an Kunst und Kultur nur wirtschaftliche Effekte einfallen, der muss einsehen, dass die staatliche Förderung einer Wurstfabrik effektiver ist.77

Im Februar 1975 legte der Rechnungshof dem Nationalrat einen Nachtrag seines Tätigkeitsberichts für das Verwaltungsjahr 1973 vor. Dieser Nachtrag war hauptsächlich der »Überprüfung des Salzburger Festspielfonds« gewidmet.78 Mit 70 Text73 Ebd., Stellungnahme S. 82. 74 Z.B. in Nationalratsdebatten am 7. März 1985 (Stenographisches Protokoll der 83. Sitzung NR XVI. Gesetzgebungsperiode vom 7. März 1985, S. 48) und am 14. März 1997 (Parlamentskorrespondenz Nr. 160 vom 14. März 1997). 75 Z.B. Studien von Bernd Gaubinger 1998, 2003, 2007 und 2008 oder der Wirtschaftskammer Salzburg 2016 und 2019. 76 Kainberger, Subventionen, S. 3. 77 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 21. Jänner 2012. 78 Nachtrag zum Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1973, zu Nr. 1284 der Beilagen zu den stenographischen Protokollen, XIII. Gesetzgebungsperiode.

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ziffern auf 19 gedruckten Seiten war auch diese für die Öffentlichkeit bestimmte Kurzfassung umfangreich. Im Unterschied zu allen früheren Prüfungsergebnissen und später veröffentlichten Tätigkeitsberichten verzichtete der Rechnungshof darin völlig auf Überschriften, außer den 70 Textziffern verfügte der Tätigkeitsbericht damit über keine weitere Gliederungsebene. Auffällig ist im veröffentlichten Tätigkeitsbericht auch das völlige Fehlen von Tabellen oder Grafiken.79 Zahlreiche Medien berichteten, dass der Rechnungshof in seinem Tätigkeitsbericht an seiner Kritik festhielt.80 Kurz danach, im März 1975, langte beim Rechnungshofpräsidenten ein Schreiben des Leiters der Verwaltung des Salzburger Festspielfonds ein. Dieser empfand mehrere Kritikpunkte des Rechnungshofes hinsichtlich der Tantiemenabrechnungen und der Verbuchung der Karteneinnahmen als »kindische Angelegenheit« und die Kritik als »unfair«. Er beschwerte sich, dass die Behörde diese Kritikpunkte in ihrem nun veröffentlichten Bericht nicht fallengelassen oder richtiggestellt hatte. Das Votum entkräftet seine Argumente und endet mit folgender Conclusio  : Es erscheint nicht zielführend, die offensichtlich kontroversiellen Auffassungen zwischen dem Rechnungshof und dem Leiter der Verwaltung des Salzburger Festspielfonds aufklären zu versuchen, zumal letzterem eine Legitimation nicht zugesprochen werden kann.81

An den Verwaltungsleiter erging dann ein kurzes Schreiben, mit dem Hinweis, dass eine neuerliche Gegenäußerung des Rechnungshofes nur nach Vorliegen einer neuerlichen Stellungnahme der Organe des Fonds möglich sei. Im April 1975 lud der Rechnungshof-Ausschuss des Nationalrates den Bundesminister für Unterricht und Kunst Fred Sinowatz als Auskunftsperson. Sinowatz erklärte übereinstimmend mit dem ex officio anwesenden Rechnungshofpräsidenten Jörg Kandutsch, dass bei den Festspielen gespart werden müsse.82 Der Nationalrat debattierte den Tätigkeitsbericht einschließlich des Nachtrags über die Salzburger Festspiele am 10. Juni 1975.83 Ein Abgeordneter der SPÖ lobte in einem längeren Plädoyer die Arbeit des Rechnungshofes und betonte, dass er und seine Fraktion hinter den Festspielen stünden.

79 Erstmals bezeichnete sich der Rechnungshof in diesem Tätigkeitsbericht abgekürzt als ›RH‹. 80 ›Kronen Zeitung‹ vom 21. Jänner 1975, ›Die Presse‹ und ›Salzburger Volkszeitung‹ vom 26. Februar 1975, ›Salzburger Nachrichten‹ vom 27. Februar 1975. 81 AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975. 82 Vgl. ›Die Presse‹ und ›Salzburger Tagblatt‹ vom 26. April 1975. 83 Stenographisches Protokoll der 147. Sitzung des Nationalrates vom 10. Juni 1975, XIII. Gesetzgebungsperiode.

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Auch über diese Debatte berichteten Medien, wenn auch mittlerweile gelangweilt-süffisant.84 So titelte beispielsweise der bekannte Kulturredakteur Franz Endler  : »Alle Jahre Rechnungshof.«85 Unter der Schlagzeile Graue Festspiele dank Rechnungshof In Salzburg hat der Sparappell seine volle Wirkung gezeigt

beklagte derselbe Redakteur Anfang August, dass es »diesmal – eine Woche nach der feierlichen Eröffnung – ruhig und friedlich und gänzlich unsensationell rund um den Festspielbezirk und anderswo in der Stadt Salzburg«86 zugehe. Die Premiere der Oper ›Don Carlos‹ von Giuseppe Verdi unter der Leitung Herbert von Karajans fiel dann aber doch glanzvoll aus und versammelte Prominenz in Salzburg, unter ihnen den UN-Generalsekretär Kurt Waldheim, den deutschen Außenminister HansDietrich Genscher und den Rechnungshofpräsidenten Jörg Kandutsch.87 Trotz des für Rechnungshofberichte bis dahin ungekannten medialen Trommelfeuers im Sommer 1974 und aller darin enthaltenen Häme endete die Berichterstattung über die Gebarungsprüfung des Rechnungshofes beim Salzburger Festspielfonds 1972/73 vergleichsweise versöhnlich, wie der folgende Medienbericht vom Oktober 1975 mit dem Titel »Rechnungshof als Helfer der Festspiele«88 zeigt  : Beamte der Kontrollbehörde diskutierten erstmals mit + Lechner von Maßlosigkeit Strehlers enttäuscht Für die Fülle von Anregungen müsse man dem Rechnungshof dankbar sein, sagte Mittwoch Landeshauptmann Hans Lechner auf der Pressekonferenz nach Aufnahme der Landtagsarbeit in der Herbstsession. Im Finanzüberwachungsausschuss wurde der 216 Seiten starke Bericht des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele diskutiert. Erstmals wurden in diese Diskussion auch Beamte des Rechnungshofes, Ministerialrat Helmut Fehrer und Amtsrat Werner Heindl miteinbezogen. Weil dieser Versuch von allen Politikern gutgeheißen wurde, sollen auch bei künftigen Debatten über Kontrollberichte des Rechnungshofes Beamte dieser Behörde teilnehmen. […] Strehler hat uns nicht als Künstler enttäuscht, sondern wegen der Maßlosigkeit seiner Forderungen (nicht für sich) an Regie und Schauspieler etc. beim ›Spiel der Mächtigen‹, sagte Lechner. Man werde versuchen, gelungene Aufführungen doch länger auf dem

84 ›Kronen Zeitung‹ und ›Salzburger Volksblatt‹ vom 11. Juni 1975. 85 ›Die Presse‹ vom 14. Juni 1975. 86 ›Die Presse‹ vom 2. August 1975. 87 Vgl. ›Kurier‹ vom 13. August 1975. 88 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 16. Oktober 1975.

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Spielplan zu halten. Doch dürfe man nicht übertreiben, denn die Schlagzeile ›Salzburger Reprisenspiele‹ sei noch allen in Erinnerung, warnte der Landeshauptmann.89

An diesem Medienbericht ist nicht nur der versöhnliche Grundton bemerkenswert, sondern auch die Tatsache, dass erstmals Beamte des Rechnungshofes zu einem Landtagsausschuss eingeladen waren, um an dessen Diskussion über das Prüfungsergebnis teilzunehmen. Dies ist aber nicht die einzige Besonderheit der Gebarungsprüfung 1972/73, die sie von den vorhergehenden Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes beim Salzburger Festspielfonds unterschied  : – Sie wurde vom Salzburger Festspielfonds selbst, und zwar vom neuen Festspielpräsidenten Kaut, veranlasst. – Sie wurde vom Rechnungshofpräsidenten zu einem Zeitpunkt verlängert, als das Prüfteam bereits ein fertiges Prüfungsergebnis vorgelegt hatte. – Erstmals empfahl der Rechnungshof explizit die Änderung des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes. – Erstmals sprach der Rechnungshof in einer Gebarungsprüfung des Salzburger Festspielfonds auch einem anderen Rechtsträger Empfehlungen aus  : Er forderte das Finanzministerium auf, die Umsatzsteuer nicht mehr nachzusehen und eine Betriebsprüfung durchzuführen. – Erstmals wurde ein vertrauliches Prüfungsergebnis des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele den Medien – diese bezeichneten es als ›Rohbericht‹ – zugespielt und rief dort hitzige und zuweilen untergriffige Berichterstattung hervor. – Der veröffentlichte Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes über diese Gebarungsprüfung wies ungewöhnliche Schwerpunkte auf  : – Er analysierte den überwiegenden Teil der Produktionen (Oper, Schauspiel, Konzert) der vergangenen Festspiele. – Er kritisierte das Wirken einzelner Künstler, vor allem der Regisseure Claus Peymann und Giorgio Strehler. – Er kritisierte die Kosten und die Abwicklung von Baumaßnahmen.

89 Ebd.

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Rechnungshofprüfungen als Spielbälle der Salzburger Politik (1982 und 1986) In den 1970er-Jahren, in denen Herbert von Karajan die alles dominierende Künstlerpersönlichkeit der Festspiele war und Josef Kaut als Präsident die Geschicke des Salzburger Festspielfonds leitete, »erlebte Salzburg ein Jahrzehnt künstlerischer und finanzieller Hochblüte wie nie zuvor«.1 Anfang der 1980er-Jahre begannen sich jedoch schon aufgrund des Alters dieser beiden Persönlichkeiten, beide waren bereits deutlich über 70 Jahre alt, Änderungen abzuzeichnen. Karajan dirigierte ab 1981 nur mehr eine Oper pro Sommer mit sechs Aufführungen, während er seit 1957, von wenigen Jahren abgesehen, stets zwei Opern mit mindestens zehn Aufführungen dirigiert hatte. Die seit Anfang der 1960er-Jahre währende ›Ära Karajan‹ bei den Salzburger Festspielen neigte sich langsam dem Ende zu. Im Dezember 1982 schlug der für Kultur zuständige Landeshauptmann-Stellvertreter (SPÖ) Herbert von Karajan als Festspielpräsidenten vor, weil Josef Kaut, der seit 1950 Mitglied des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds gewesen und seit 1971 dessen Präsident war, erkrankt war.2 Im Unterschied zu den beiden personellen Wechseln der Präsidentschaft, die zuvor stattgefunden hatten,3 setzten damit kaum Ränkespiele oder Intrigen ein, denn alle politischen Seiten sahen Karajan als einzige geeignete Nachfolgepersönlichkeit an. Karajan wollte jedoch nach seiner konfliktgeladenen ›Demission‹ von der Wiener Staatsoper 1964 nach eigenem Bekunden4 keine Leitungsposition mehr übernehmen. Die selten einhellige Nachfrage nach seiner Person nutzte er daher, um im Februar 1983 einen Kandidaten seiner Wahl als Präsidenten des Salzburger Festspielfonds zu installieren. Albert Moser begleitete Karajan seit dessen Zeit als Direktor der Wiener Staatsoper. Er war seit 1973 Ge1 Gallup, Geschichte, S. 257. 2 Landeshauptmann-Stellvertreter Herbert Moritz (SPÖ) schlug Karajan öffentlich am 18. Dezember 1982 als Festspielpräsidenten vor, während Landeshauptmann a.D. Lechner (ÖVP) Karajan in der Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds am 24. Februar 1983 ersuchte, die Präsidentschaft zu übernehmen. (ASF, Protokoll der Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds vom 24. Februar 1983). 3 Von Heinrich Puthon auf Bernhard Paumgartner 1960 sowie von diesem auf Josef Kaut 1971. 4 Vgl. ASF, Protokoll der Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds vom 24. Februar 1983  : »Herr von Karajan schildert seine Erfahrungen aus der Staatsopernzeit, in der er doch habe zur Kenntnis nehmen müssen, dass sich manche Pläne in solchen Organisationen nicht verwirklichen ließen. Heute haben sich die Arbeitsbedingungen noch mehr verkompliziert.«

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neralsekretär der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, was auch weiterhin sein Broterwerb bleiben sollte, denn in Salzburg erhielt er eine Aufwandsentschädigung und eine Dienstwohnung. Das Kuratorium beauftragte Moser ausdrücklich, dass »der Zeitpunkt der Amtsübergabe im Einvernehmen mit Präsident Kaut«5 erfolgen müsse. Zu einer formellen Amtsübergabe kam es jedoch nicht, denn Josef Kaut verstarb am 8. Juni 1983. Moser übernahm die Präsidentschaft am 8. Juli 1983. Das Amtsblatt der Landeshauptstadt Salzburg meldete im Februar 1984,6 dass der Salzburger Bürgermeister Josef Reschen (SPÖ) in einem Schreiben an den Präsidenten des Rechnungshofes vom 5. Februar 1981 eine Überprüfung des Salzburger Festspielfonds durch den Rechnungshof angeregt habe.7 Ein entsprechender Antrag sei von der im Gemeinderat mit zwei Mandaten vertretenen Bürgerliste eingebracht worden. Der Rechnungshofpräsident habe in seinem Antwortschreiben vom 27. Februar 1981 die Gebarungsprüfung für das Frühjahr 1982 in Aussicht gestellt. In einem Schreiben vom 10. April 1981 habe dieser außerdem zugesagt, auch – wie von Bürgermeister Reschen und der Salzburger Bürgerliste gewünscht – die Freikartenvergabe in die Prüfung einzubeziehen. Festspielpräsident Josef Kaut hatte zweifellos auch in seiner Fraktion Widersacher. So gab es 1974 Gerüchte,8 dass es ebendieser Josef Reschen, damals Vorsitzender des Bundes sozialdemokratischer Akademiker, gewesen wäre, der den vertraulichen ›Rohbericht‹ des Rechnungshofes 1974, also bereits in Kauts Amtszeit als Präsident des Salzburger Festspielfonds, an die Medien verteilt hätte. Anfang 1981 kam der Salzburger Bürgermeister im Gemeinderat im Hinblick auf die 1982 ins Haus stehenden Wahlen unter Druck. Nur so ist es zu erklären, dass er dem Antrag der nur mit zwei Mandaten im Stadtparlament vertretenen Bürgerliste – der ersten bei Wahlen erfolgreichen Grünbewegung Österreichs – folgte und um eine Rechnungshofprüfung bei den Salzburger Festspielen bat. Ein Recht, den Rechnungshof um eine Gebarungsprüfung zu ersuchen, hatte er im Unterschied zur Salzburger Landesregierung, die den Rechnungshof um »besondere Akte der Gebarungsüberprüfung«9 ersuchen konnte, nicht. Mit seiner ›Anregung‹ distanzierte sich Reschen 1981 kritisch vom Elite-Festival, auch wenn an dessen Spitze sein Parteifreund Josef Kaut stand. Reschen, der seit Ende 1980 ex officio Mitglied des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds gewesen war, demonstrierte mit seiner ›Anregung‹ seine kritische Distanz zur Salzburger 5 ASF, Protokoll der Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds vom 24. Februar 1983. 6 Amtsblatt der Landeshauptstadt Salzburg, 15. Februar 1984. 7 Reschen bestätigte dies auch gegenüber einer Zeitung  : »Ich gehöre seit Ende 1980 dem Kuratorium an und habe bereits zwei Monate später beim Rechnungshof eine Überprüfung angeregt.« (›Kronen Zeitung‹ vom 2. Februar 1984). 8 Vgl. ›Wochenpresse‹ vom 14. August 1974. 9 §  15 Abs. 5 Rechnungshofgesetz 1948, BGBl. Nr. 144/1948.

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Hegemonie der Festspiele. Die öffentliche Bekanntgabe dieser Distanz im Februar 1984 sollte in der Landtagswahl am 25. März jene unzufriedenen SPÖ-Mitglieder oder -Wähler wieder an Bord holen, die seit 1981 zusammen mit anderen basisdemokratisch organisierten Gruppierungen immer vehementer die Gründung eines autonomen Salzburger Kulturzentrums, durchaus als Gegenpol zu den Festspielen gedacht, forderten und zur Bürgerliste abwanderten. Gerade vor den Landtagswahlen 1984 begann dieser Konflikt auch SPÖ-intern zu eskalieren. Bürgermeister Reschen sprach sich denn auch am 8. März 1984 in einer öffentlichen Diskussion für eine Realisierung des Projekts ›Kulturzentrum Rainberg‹ aus (siehe Abbildung 15).10 Bürgermeister Reschen informierte die anderen Mitglieder des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds jedoch in den Sitzungen im Dezember 1980 und im April 1981 laut Protokoll weder über seine beabsichtige bzw. erfolgte Anregung einer Gebarungsprüfung des Rechnungshofes noch über die zustimmende Antwort, die er im Februar 1981 vom Rechnungshofpräsidenten erhalten hatte.11 Doch auch die ÖVP nahm im Mai 1985 für sich in Anspruch, die Rechnungshofprüfung 1982 beauftragt zu haben. So wies eine Abgeordnete12 1985 in jener ­Sitzung des Salzburger Landtages, die das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes zum Salzburger Festspielfonds zum Gegenstand hatte, darauf hin, dass Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) im Jänner 1982 den Rechnungshof um eine Gebarungsprüfung beim Salzburger Festspielfonds ersucht habe.13 Auch diesem Ersuchen kann man wahltaktische Überlegungen unterstellen. Die ›rote‹ Präsidentschaft Josef Kauts bei den Festspielen währte schon zehn Jahre, aus dem Prüfungsergebnis des Rechnungshofes ließe sich bei den Landtagswahlen 1984 politisches Kapital schlagen. In seinem veröffentlichten Tätigkeitsbericht erwähnte der Rechnungshof weder die ›Anregung‹ des Salzburger Bürgermeisters noch das Ersuchen des Landeshauptmannes. Die Behörde ließ es dahingestellt, ob es sich bei dieser Gebarungsprüfung wie 1961 und 1972/73 um eine Ersuchensprüfung handelte oder um eine Gebarungs­ prüfung, die aus eigenem Ermessen stattfand. Die vorliegende Arbeit greift in Übereinstimmung mit dem Archivgesetz ab der Gebarungsprüfung 1982 nicht mehr auf die im Archiv des Rechnungshofes verwahrten Prüfungsergebnisse zurück, sondern auf die veröffentlichten Berichte des Rechnungshofes.14 Die nachfolgenden Ausführungen beziehen sich daher auf jenes 10 Vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 237. 11 ASF, Protokolle der Sitzungen des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds vom 11. Dezember 1980 und vom 10. April 1981. 12 Gerheid Widrich, ÖVP, die Ehegattin des langjährigen Pressesprechers der Salzburger Festspiele, Hans Widrich. 13 Protokolle der Sitzungen des Salzburger Landtages, 9. Gesetzgebungsperiode, 1. Session, Sitzung vom 22. Mai 1985, S. 1144 ff. 14 Die vorliegende Arbeit orientiert sich diesbezüglich an den für die historischen Beiträge der Fest-

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Abb. 15  : Karikatur vom 6. Februar 1984 über die Salzburger Festspiele und das Kulturzentrum Rainberg (›Kronen Zeitung‹/Martin Menzel).

Prüfungsergebnis, das der Rechnungshof dem Nationalrat in einem Sonderbericht am 22. Juni 1984 vorlegte. Dieser Sonderbericht ist, wie alle Berichte, die der Rechnungshof dem Parlament vorgelegt hat, öffentlich verfügbar und einsehbar.15

11.1 »Bis jetzt waren die Skandale immer irgendwo in Wien, jetzt haben wir ihn direkt vor der Haustür bei uns in Salzburg.« (1982) Die Überprüfung vor Ort fand »im Juni und von September bis November 1982«16 statt. Das im oben erwähnten Sonderbericht veröffentlichte Prüfungsergebnis schrift zum 250-jährigen Bestehen des Rechnungshofes angewendeten Einschränkungen bei der Forschung in Akten aus dem AdRH. 15 Z.B. https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/XVI/III/III_00051/imfname_552202.pdf. 16 Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung, Wien 1984, S. 1.

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war ähnlich umfangreich wie jenes der Gebarungsprüfung 1972/73. Auf 45 Seiten übte der Rechnungshof Kritik am Rechnungswesen, an Personalangelegenheiten, an Verwaltungsangelegenheiten, am künstlerischen Bereich, an den Dekorationen und Kostümen sowie dem Management und der Kontrolle. Im Unterschied zum Prüfungs­ergebnis 1972/73, das als Gliederungseinheit nur über Textziffern verfügte, verwendete der Rechnungshof nunmehr drei Gliederungsebenen  : zuoberst Abschnitte, darunter Kapitel und darunter wie bisher Textziffern. In den 104 Textziffern sprach der Rechnungshof insgesamt 77 Empfehlungen aus. An den Beginn jedes Abschnittes war erstmals eine Kurzfassung gestellt, welche die wesentlichen Kritikpunkte des Rechnungshofes zusammenfasste. Außerdem verfügte der veröffentlichte Bericht – im Unterschied zum veröffentlichen Prüfungsergebnis 1972/73 – über mehrere Tabellen. Der Rechnungshof überprüfte vier Geschäftsjahre des Salzburger Festspielfonds, nämlich jene von 1978/79 bis 1981/82. Im ersten Abschnitt seines Sonderberichts übte der Rechnungshof Kritik am Rechnungswesen des Salzburger Festspielfonds, worunter er neben der Buchhaltung auch die Voranschläge, die Kartengebarung und der Jahresabschluss verstand. Er sparte nicht mit Kritik an den Vor anschlägen  : Diese würden zu spät erstellt und vom Kuratorium genehmigt, sie würden nicht alle Einnahmen und Ausgaben enthalten. Dadurch hätte der »Fonds monatelang über außergewöhnlich hohe finanzielle Mittel«17 verfügt. In der Buchh altung empfahl der Rechnungshof die Einführung der Automationsgestützten Datenverarbeitung sowie ein einheitliches Buchhaltungsverfahren, denn der Fonds wendete ein Mischverfahren zwischen Kameralistik und doppelter Buchhaltung an. Außerdem waren rund 55 % der in der Buchhaltung gebuchten Rechnungen älter als einen Monat. Auch die seit 1954 vom Rechnungshof propagierten Kosten vergleiche bei Produktionen griff er nun wieder auf, auch wenn sie diesmal bei weitem nicht die Detailliertheit der Kostenträgerrechnungen des Prüfungsergebnisses 1972/73 erreichten. In diesem Zusammenhang empfahl er einen Umbau des K leinen Festspielh auses und der Felsenreitschule, wodurch die teure Bespielung des Landestheaters entfallen könnte. Der oberste Revisor kritisierte die K artengebarung des Salzburger Festspielfonds, denn »im Geschäftsjahr 1981/82 wurden rund 8700 Karten im Verkaufswert von 6,2 Millionen Schilling als Behörden-, Dienst-, Presse- und Freikarten unentgeltlich abgegeben«.18 Wie in allen bisherigen Gebarungsprüfungen, in denen der Rechnungshof die Vergabe von Freikarten kritisierte hatte, zeigte sich der Fonds in seiner Stellungnahme auch diesmal durchaus dazu bereit, die Empfehlungen des Rechnungshofes umzusetzen.

17 Ebd., S. 6. 18 Ebd., S. 2.

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In seinem Prüfungsergebnis 1972/73 hatte der Rechnungshof verschiedene Maßnahmen empfohlen, um För derer und Spender stärker als bisher an die Festspiele zu binden. Wie der Rechnungshof nun feststellte, zahlte der Verein ›Freunde der Salzburger Festspiele‹ den Festspielen die mittlerweile beträchtlichen Erlöse nicht aus, sondern veranlagte sie. Der Rechnungshof wies darauf hin, dass es sich um Erlöse des Salzburger Festspielfonds handelte, auf die dieser Anspruch hatte. In diesem Zusammenhang kam der Rechnungshof auch seiner gesetzlich vorgesehenen Verpflichtung nach, abgabenrechtliche Tatbestände den Finanzbehörden anzuzeigen,19 denn er war zur Ansicht gelangt, dass die Beiträge der Förderer und Stifter umsatzsteuerpflichtige Entgelte darstellten. In seiner Stellungnahme gab der Salzburger Festspielfonds bekannt, dass er anderer Ansicht als der Rechnungshof sei. Um Repr äsentationskosten zu sparen, sollten für Besprechungen die Räumlichkeiten der Festspiele genutzt werden, denn es sei nicht »einsichtig, weshalb dienstliche Angelegenheiten in Restaurants und Gasthöfen zweckmäßiger zu besprechen sein sollten als in den in der Regel ansprechend ausgestatteten Arbeitszimmern«.20 Während die Wiener Staatsoper ihr Pausenbuffet für einen Pachtschilling von 20 % des erzielten Umsatzes verpachtet habe, erzielte der Salzburger Festspielfonds nur 10 %. Der Salzburger Festspielfonds kam dieser Empfehlung des Rechnungshofes sofort nach und konnte seine Pachteinnahmen von 1980/81 auf 1981/82 verdoppeln. Der Rechnungshof kritisierte die hohen Einkommen und andere gewährte Entgelte und Vorteile, die das Jahrespersonal der Festspiele – 281 Personen21 – bezog. Er analysierte durchschnittliche Monatseinkommen, Festspielpauschalen, Zusatzpensionen, bezahlte Abfertigungen, Jubiläumszuwendungen, Urlaubsabfindungen, Aufzeichnungsentgelte des ORF und einzelne Sozialleistungen. So stellte er fest, dass es beim Fonds Jahreseinkommen bis zum 25-fachen eines Monatsgehaltes gab. In bisher noch nicht dagewesenem Umfang verglich der Rechnungshof die hohen Einkommen beim Salzburger Festspielfonds mit jenen, die durchschnittlich im Land Salzburg gezahlt wurden, mit jenen von Beamten und mit jenen der Bundestheater. So verglich der Rechnungshof in Tabelle 7 (S. 160) die Jahreseinkommen einzelner leitender Beschäftigter des Salzburger Festspielfonds mit jenen vergleichbarer Beschäftigter der Bundestheater. In seiner Stellungnahme erklärte der Salzburger Festspielfonds die vom Rechnungshof angestellten Einkommensvergleiche für unzulässig und verglich seinerseits die Einkommen seiner leitenden Beschäftigten mit jenen des ORF und der Privatwirtschaft. Er stellte jedoch bei den meisten Kritikpunkten 19 Gem. § 158 Abs. 3 Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961. 20 Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung, Wien 1984, S. 24. 21 Ebd., S. 2.

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des Rechnungshofes zum Jahrespersonal in Aussicht, eine Reduktion der Einkommen oder der anderen gewährten Entgelte und Vorteile in Angriff zu nehmen. Leiter

Salzburger Festspielfonds

Bundestheater

Unterschied

Kostümabteilung

1,200

0,605

0,595

Kartenbüro

0,814

0,314

0,500

Hausverwaltung

0,821

0,467

0,354

Pressebüro

0,775

0,434

0,341

Technischer Betrieb

0,797

0,679

0,118

Tabelle 7: Vergleich der Jahreseinkommen einzelner Beschäftigter des Salzburger Festspielfonds mit jenen vergleich­ barer Beschäftigter der Bundestheater (in Mio. Schilling, Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung, Wien 1984).

Auch die Honor are des künstlerischen Personals verglich der Rechnungshof mit jenen »führender Opernhäuser«22 oder des Wiener Burgtheaters. Wie bereits 1972/73 nannte der Rechnungshof auch im veröffentlichten Prüfungsergebnis 1984 die Personen nicht beim Namen, es war jedoch anhand der beschriebenen Rollen und Tätigkeiten zumeist identifizierbar, wessen Honorar der Rechnungshof kritisierte. So erwähnte er das hohe Honorar eines Regisseurs für die Neuinszenierung von ›Torquato Tasso‹. Aus den Verzeichnissen der Aufführungen der Salzburger Festspiele ist leicht herauszufinden, dass es sich dabei um den Regisseur Dieter Dorn handelte.23 Er erwähnte, »dass 1981 auch bei den Bregenzer Festspielen geplant gewesen wäre, ›Torquato Tasso‹ aufzuführen.«24 Dies sei wegen zu hoher Honorarforderungen des Regisseurs von Vertretern der Landeshauptstadt Bregenz und des Landes Vorarlberg jedoch verhindert worden. Bei den Salzburger Festspielen hingegen seien weit höhere Honorare bezahlt worden, ohne dass »ein Protest von öffentlichen Stellen«25 erfolgt sei, obwohl diese im Kuratorium vertreten gewesen seien. Der Rechnungshof hielt fest, dass 40 Schauspieler mehr verdienten als »die vergleichbaren Höchstbezüge«26 im Burgtheater. Wie in den meisten vorangegangenen Gebarungsprüfungen, kritisierte der Rechnungshof auch 1982 die hohen Honorare der Wiener Philh armoniker.

22 Ebd., S. 26 ff. 23 Vgl. https://archive.salzburgerfestspiele.at/archiv 24 Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung, Wien 1984, S. 30. 25 Ebd., S. 30. 26 Ebd., S. 28.

»Jetzt haben wir den Skandal bei uns in Salzburg« (1982)

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Die zusammenfassende Kritik des Rechnungshofes an der Vereinbarung hoher Honorare für Sänger durch die Verantwortlichen des Fonds fiel hart aus  : Von einem künstlerischen Management hätte mehr erwartet werden können, als Solisten nur durch einen entsprechend hohen finanziellen Anreiz zu verpflichten.27

Der Salzburger Festspielfonds entgegnete auch hier, dass die in Salzburg bezahlten Honorare für Künstler nicht mit jenen von Opernhäusern oder Theatern vergleichbar seien. Er erläuterte, wie es zu den Honorarvereinbarungen gekommen war und sagte nur in Einzelfällen eine Umsetzung der Empfehlungen des Rechnungshofes zu. Der Rechnungshof empfahl, die Kosten für Dekor ationen in den Verträgen mit den Ausstattern einzugrenzen, Requisiten aus dem Fundus – anstelle neuer Requisiten – zu verwenden und Materialien für Kostüme so weit wie möglich im Inland einzukaufen. Der Salzburger Festspielfonds antwortete, er werde »bemüht sein, die ›künstlerischen Träume der Ausstatter‹ in einem vernünftigen Rahmen zu halten«.28 Hinsichtlich der Requisiten gab er etwas kryptisch zu bedenken, dass es in Salzburg keine Trödlerläden gebe. Im Abschnitt »M anagement und Kontrolle« seines veröffentlichten Prüfungsergebnisses zeigte der Rechnungshof auf, dass der Festspielpräsident entgegen der Geschäftsordnung des Direktoriums ein Entgelt bezog, also nicht ehrenamtlich tätig war. In diesem und einigen anderen Punkten empfahl der Rechnungshof die Änderung der Geschäftsordnung des Direktoriums. Der Rechnungshof kritisierte die häufige Vergabe von Titeln beim Salzburger Festspielfonds. So gab es unter dem im Salzburger Festspielfonds-Gesetz vorgesehenen Direktorium mit seinem Präsidenten einen Generalsekretär und fünf Direktoren. Schließlich erwähnte der Rechnungshof in diesem Abschnitt noch, dass nach der Gebarungsprüfung beim Fonds erstmals eine Innenrevision eingerichtet worden sei. Der Salzburger Festspielfonds entgegnete in seiner Stellungnahme, dass die Aufwandsentschädigung des Festspielpräsidenten vom Kuratorium genehmigt sei und die Geschäftsordnung vom Arbeitsanfall des Jahres 1950 ausgegangen sei. Eine neue Geschäftsordnung sei jedoch in Ausarbeitung. Insgesamt gab der Rechnungshof der Finanzlandesdirektion für Salzburg sechs Sachverhalte bekannt,29 bei denen er – teilweise auch nach andersmeinender Stellungnahme des Salzburger Festspielfonds – zur Ansicht gekommen war, dass A bgaben verpflichtungen des Fonds bestünden. Er kam damit seiner gesetzlichen 27 Ebd., S. 27. 28 Ebd., S. 39. 29 Ebd., Textziffern 1.26.4, 1.43.4, 1.48.4, 1.49.4, 1.72.2, 1.78.2.

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Verpflichtung, abgabenrechtliche Tatbestände den Finanzbehörden anzuzeigen,30 in einem bisher nicht gekannten Ausmaß nach. Übrigens verwies der Rechnungshof in der Gebarungsprüfung 1982 fünf Mal auf Empfehlungen aus der Gebarungsprüfung 1972/73, die 1982 nach wie vor nicht umgesetzt waren.31 Kam dies in den vorangegangenen Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen mitunter vor, so hatte keine so häufig auf frühere Prüfungsergebnisse verwiesen. Auch daran ist das Gewicht erkennbar, das der Gebarungsprüfung 1972/73 innerhalb des Rechnungshofes auch zehn Jahre später zugemessen wurde. Im Prüfungsergebnis 1982 verglich der Rechnungshof in 14 Textziffern32 den Salzburger Festspielfonds mit den Bundestheatern.33 Die letzte Gebarungsprüfung des Rechnungshofes beim österreichischen Bundestheaterverband hatte von März bis November 1974, also wenige Monate nach der letzten Gebarungsprüfung beim Salzburger Festspielfonds oder rund acht Jahre vor der nunmehrigen Gebarungsprüfung stattgefunden.34 Bei dieser sehr umfangreichen Prüfung 1974 waren jedoch jene Prüfungsthemen, die der Rechnungshof 1982 für einen Vergleich mit dem Salzburger Festspielfonds heranzog, nicht in der für einen Vergleich erforderlichen Tiefe erhoben worden, aktuell waren sie 1982 ohnedies nicht mehr. Die teilweise durchaus als vertraulich anzusehenden Informationen, wie z. B. über die Bezüge einzelner Beschäftigter der Bundestheater oder die Pachterlöse der Wiener Staatsoper für deren Pausenbuffet, waren öffentlich nicht verfügbar. Der Rechnungshof hatte sie von den Bundestheatern daher für den Vergleich mit dem Salzburger Festspielfonds angefordert. Da es sich jedoch nicht um eine so genannte Querschnittsprüfung handelte, bei der der Rechnungshof mehrere Einrichtungen miteinander vergleicht, konnte der Rechnungshof in seinem Prüfungsergebnis über den Salzburger Festspielfonds nur jene Kennzahlen der Bundestheater verwenden, die seine Kritik am Salzburger Festspielfonds unterstützten. Hingegen prüfte der Rechnungshof die Gebarung des Vereins ›Festspielgemeinde Bregenz‹ im Frühjahr 1981, also rund 1,5 Jahre vor der Gebarungsprüfung beim Salzburger Festspielfonds.35 Die Information, dass Vertreter der Landeshauptstadt Bregenz und des Landes Vorarlberg 1981 einen Regis-

30 Gem. § 158 Abs. 3 Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961. 31 Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung, Wien 1984, Textziffern 1.7.1, 1.25.1.1, 1.41.2, 1.76.2.2, 1.85.1.2. 32 Ebd., Textziffern 1.15, 1.31, 1.33, 1.41, 1.42, 1.49, 1.54, 1.58, 1.61, 1.62, 1.67, 1.77, 1.80, 1.83. 33 Der ›Österreichische Bundestheater-Verband‹ wurde 1971 gegründet. 34 Siehe Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1975, S. 167. 35 Bericht des Rechnungshofes über die Durchführung der Gebarungsüberprüfung beim Verein ›Festspielgemeinde Bregenz‹ sowie über Erhebungen im Zusammenhang mit der Errichtung des ›Universitätszentrums Althanstraße‹, Wien im März 1982.

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seur und einen Dirigenten wegen zu hoher Honorarforderungen abgelehnt hätten,36 musste er nicht anfordern, denn er verfügte über sie bereits. Die Behörde sprach sich in ihrem Prüfungsergebnis für einen Umbau des Kleinen Festspielhauses und der Felsenreitschule aus. Dadurch könnten die Festspiele auf eine Bespielung des Salzburger Landestheaters verzichten, was 2,4 Millionen Schilling im Jahr sparen würde. Der Salzburger Festspielfonds erklärte sich in seiner Stellungnahme mit dem Umbau grundsätzlich einverstanden, auch die Landespolitik unterstützte ihn und verwies in öffentlichen Debatten auf die Empfehlung des Rechnungshofes.37 Auf eine Bespielung des Landestheaters wollte der Fonds allerdings nicht verzichten. Mit seinem Sparsamkeitsargument griff der Rechnungshof in eine seit mehreren Jahren öffentlich geführte Diskussion ein.38 Bereits 1978 hatte der Architekt des Festspielbezirkes, Clemens Holzmeister, Pläne für den Umbau des Kleinen Festspielhauses präsentiert, um dieses »zu einem intimeren und stimmungsvolleren Theater für die kleine Oper und das Schauspiel zu verwandeln«.39 Das Ableben Holzmeisters im Sommer 1983 und die Vinkulierung des Salzburger Bürgermeisters im Sommer 1984, dass die Stadt den Umbau nur mitfinanziere, wenn das Land alternative Kultureinrichtungen fördern würde,40 verzögerten dieses Projekt jedoch. Erst das herannahende Mozartjahr fachte die Debatte um dieses Projekt wieder an und führte schließlich zur Eröffnung des ›Haus für Mozart‹ im Mozartjahr 2006. Auf die Bespielung des Landestheaters verzichtete der Salzburger Festspielfonds jedoch, entgegen der Empfehlung des Rechnungshofes von 1982, weder damals noch seit der Eröffnung des ›Haus für Mozart‹. Unmittelbar nach Beendigung der ›Einschau‹ in Salzburg, bevor der Rechnungshof seinen ›Rohbericht‹ erstellt oder versendet hatte, nahm das Nachrichtenmagazin ›profil‹ diese Gebarungsprüfung zum Anlass, um über die »Großzügigkeit« der Festspiele zu berichten (siehe Abbildung 16). Das ›profil‹ wies in seiner Titelgeschichte auf die gerade erfolgte Rechnungshofprüfung hin, verfügte jedoch über keinerlei Ergebnisse daraus. Auch Kontakte des Rechnungshofes zum Verfasser der Story, dem bekannten Aufdeckungsjournalisten Alfred Worm, hatte es nicht gegeben.41 Das ›profil‹ zitierte diesbezüglich sogar den 36 Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung, Wien 1984, Textziffer 1.64. 37 Protokolle der Sitzungen des Salzburger Landtages, 9. Gesetzgebungsperiode, 1. Session, Sitzung vom 22. Mai 1985, S. 1148. 38 Lt. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 14, bestanden bereits 1960 Pläne für einen grundlegenden Umbau des Kleinen Festspielhauses. 39 Kaut, Salzburger Festspiele, S. 183. 40 Vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 237. 41 Vgl. ASF, Protokoll der Sitzung des Kuratoriums des Salzburger Festspielfonds vom 24. Februar 1983  : »Sektionschef Dr. Walter Waiz berichtet von einer Mitteilung des Rechnungshofpräsidenten

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Abb. 16  : Titelseite des Nachrichtenmagazins ›profil‹ vom 24. Jänner 1983.

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Prüfungsleiter des Rechnungshofes Helmut Fehrer  : »Unsere Einschauergebnisse unterliegen der Amtsverschwiegenheit.«42 Das Nachrichtenmagazin bezog daher seine Informationen aus Interviews, insbesondere mit dem Landeshauptmann-Stellvertreter Herbert Moritz (SPÖ), der den Festspielen gegenüber kritisch eingestellt war, den Rechnungsabschlüssen des Salzburger Festspielfonds sowie früheren Prüfungsergebnissen des Rechnungshofes. Wie schon in seiner Titelstory neun Jahre zuvor berichtete das Magazin vor allem über den gestiegenen Subventionsbedarf der Festspiele und die außergewöhnlich »großzügigen« Gagen an Dirigenten und anderes künstlerisches Personal. Den ›Rohbericht‹ des Rechnungshofes kündigte das ›profil‹ für April 1983 an. Der Rechnungshof versandte sein Prüfungsergebnis jedoch erst im September 1983, die Stellungnahme des Salzburger Festspielfonds langte Ende des Jahres ein. Der Stadtrat der Salzburger Bürgerliste, Johannes Voggenhuber, wertete die lange Bearbeitungsdauer bei den Festspielen später als »Beweis, dass die peinliche Affäre über die Landtagswahlen hinaus verschleppt werden sollte«.43 Sollte dies tatsächlich die Taktik hinter der Bearbeitungsdauer der Festspiele gewesen sein, dann gelang sie nicht. Die Landtagswahlen fanden am 25. März 1984 statt, Ende Jänner verfügten zwei Tageszeitungen44 über offenbar vollständige Kopien jenes Prüfungsergebnisses, das der Rechnungshof dem Salzburger Festspielfonds zur Stellungnahme übersendet hatte. Wie 1974 wurde auch diesmal die undichte Stelle nicht gefunden. Den größten wahltaktischen Gewinn durch die Weitergabe des ›Rohberichts‹ konnten jedoch die gleichen Personen (Bürgermeister Reschen und/ oder Kultur-Landeshauptmann-Stellvertreter Moritz, beide SPÖ) oder Gruppierungen (ÖVP) erzielen, die für sich in Anspruch nahmen, diese Rechnungshofprüfung beauftragt zu haben. Das gilt insbesondere für die ÖVP, für die eine absolute Mehrheit in Griffweite war (sie erreichte sie auch mit 50,2 % der Stimmen).45 Der ›Rohbericht‹ des Rechnungshofes umfasste die Jahre 1978/79 bis 1981/82, also die letzten Jahre der Amtszeit des Festspielpräsidenten Kaut. Dieser, ein Sozialdemokrat, war in den 1950er- und 1960er-Jahren Kulturlandesrat gewesen. Waren nun die »Festspiele im Kreuzfeuer«,46 so konnte dies der SPÖ nur schaden.

Dr. ­Tassilo Broesigke, dass keine Kontakte des Rechnungshofes zu profil-Redakteur Alfred Worm bestünden.« 42 ›profil‹ vom 24. Jänner 1983. 43 ›Kronen Zeitung‹ vom 2. Februar 1984. 44 Die ›Kronen Zeitung‹ und die ›Salzburger Nachrichten‹. 45 Vgl. Dachs et al., Die Ära Haslauer, Salzburg in den siebziger und achtziger Jahren, 2001, S. 92. 46 ›Kronen Zeitung‹, Lokalausgabe Salzburg vom 1. Februar 1984.

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Zwei Tage vor der Schlussbesprechung, die am 31. Jänner 198447 in Wien stattfand, begannen die Zeitungen Tag für Tag und Abschnitt für Abschnitt wörtliche Zitate aus dem so genannten Rohbericht des Rechnungshofes zu veröffentlichen. Immer wieder war der Bericht auch für Schlagzeilen gut. So titelte die ›Kronen Zeitung‹  : Mit gefinkelten Budgettricks verstanden es die Festspiele, alljährlich von der öffentlichen Hand Millionen an Subvention zu kassieren und gleichzeitig riesige Ersparnisse anzuhäufen – 1982 lagen so schon 73 Millionen auf der hohen Kante. All das ging unter den Augen des Kuratoriums, in dem Politiker Kontrolle ausüben. Erst nach dem vernichtenden Rechnungshof-Bericht wird nun die Organisationsumstellung vorangetrieben.48

Da das an den Salzburger Festspielfonds übersandte Prüfungsergebnis Details enthielt, die der später veröffentlichte Tätigkeitsbericht nicht mehr enthielt, wie z. B. die Namen der Dirigenten, Sänger und Schauspieler, die nach Meinung des Rechnungshofes zu hohe Honorare erhielten, konnten die Zeitungen wie schon 1974 aus dem Vollen schöpfen.49 So berichteten sie über die hohen Gagen berühmter Sänger oder Schauspieler wie Lucia Popp, Edita Gruberová, Werner Hollweg, Helmut Lohner oder Otto Schenk. War 1974 die Gage und das Wirken von Giorgio Strehler im Mittelpunkt des Medieninteresses gestanden, so stand nun wieder die Gage eines berühmten Regisseurs im Mittelpunkt der Berichterstattung  : Die ›Kronen Zeitung‹ bezeichnete ihn als »Superverdiener Jean-Pierre Ponnelle.«50 Im Unterschied zu Giorgio Strehler hatte Ponnelle allerdings bei den Festspielen keine Leitungsfunktion inne. Und im Unterschied zu Strehler wirkte Ponnelle auch nach dem Medienrummel rund um den Rechnungshofbericht noch einige Jahre weiter bei den Festspielen. Die Zeitungen berichteten, der Rechnungshof habe kritisiert, »dass selbst bei den Proben für Don Giovanni [Regie  : Jean-Pierre Ponnelle, 1978] das Glas, das er am Ende der Champagnerarie zerbricht, aus Kristall zu sein hatte, und dass die silberne Rose, die Octavian im zweiten Akt des Rosenkavaliers [Regie  : Günther Rennert, 1979] an Sophie überreicht, aus purem Silber war, wohingegen man an der Berliner Oper 47 Lt. ›Kurier‹ vom 31. Jänner 1984. 48 ›Kronen Zeitung‹ vom 2. Februar 1984. 49 Z.B.: Am 29. Jänner 1984 berichtete die ›Kronen Zeitung‹ über die hohen Honorare an Sänger wie Edita Gruberová, am 31. Jänner über die Freikarten und die hohen Gehälter der Beschäftigten des Salzburger Festspielfonds, am 1. Februar über das »Schlaraffenland für Regisseure«, am 2. Februar auf ihrer Titelseite über die mangelhafte Kontrolle durch das Kuratorium und die »Budgettricks« des Direktoriums, am 3. Februar wieder über die hohen Gehälter der Beschäftigten und schließlich über eine Pressekonferenz von Vertretern des Salzburger Festspielfonds. 50 ›Kronen Zeitung‹ vom 2. Februar 1984.

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Abb. 17  : Falstaffs Wäschekorb um 7.013 Schilling. Außerdem Christa Ludwig als ›Mrs. Quickly‹ und Rolando Panerai als ›Ford‹ (ASF/Oskar Anrather).

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mit einer Plastikrose das Auslangen fand.«51 Bei einem Salzburger Korbgeschäft sei ein Wäschekorb um 7.013 Schilling für die Aufführung der Oper ›Falstaff‹ (Regie  : Herbert von Karajan, 1981) in Auftrag gegeben worden, obwohl für die Proben ein gleich großer von der Wiener Staatsoper geliehener Korb zur Verfügung gestanden habe, den man auch für die Aufführung habe benutzen können (siehe Abbildung 17). Ein ›Rohbericht‹ des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele verursachte also Anfang Februar 1984 wieder mediale Turbulenzen. Die ›Kronen Zeitung‹ richtete unter dem Namen »Aktion direkter Draht« eine Beschwerdetelefonnummer ein, bei der Tag für Tag die Wogen aufgebrachter Bürger hochgingen, wie z. B. die folgenden Auszüge aus Wortmeldungen namentlich genannter Anrufer vom 2. und 3. Februar 1984 zeigen  : »Kein Besucher merkt den Unterschied, ob auf der Bühne aus teuren Bleikristallgläsern mit Goldrand oder billigen Imitationen getrunken wird.« »Es würde mich nicht wundern, wenn einmal ein Arbeitsloser eine Stinkbombe in diese Pseudogesellschaft werfen sollte.« »Künstler sollen gut verdienen, aber solche Phantasiehonorare, aus Steuergeldern bezahlt, sind ungerecht.« »Bis jetzt waren die Skandale immer irgendwo in Wien, jetzt haben wir ihn direkt vor der Haustür bei uns in Salzburg.« »Ich bin nicht gegen die Festspiele, aber was da jetzt aufgedeckt wurde, verlangt nach Konsequenzen.« »Jeder weiß, dass die Einnahmen für die Salzburger Wirtschaft viel höher als die Subventionen sind. Gute Künstler sind auch ihr Geld wert.«52

Die ›Salzburger Nachrichten‹ kommentierten die Ereignisse humoristisch in ihrer täglichen Kritikrax-Kolumne  : Am 31. Jänner 1984  : Wenn’s nach dem Rechnungshof ginge, dürften’s bei den Festspielen in Salzburg nur die ›Bettleroper‹ aufführen und net wie bis jetzt den ›Verschwender‹.53 51 Gallup, Geschichte, S. 260. 52 ›Kronen Zeitung‹ vom 2. und 3. Februar 1984. 53 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 31. Jänner 1984.

»Jetzt haben wir den Skandal bei uns in Salzburg« (1982)

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Am 2. Februar 1984  : Bei künftigen Festspielen werden die Rechnungshof-Beamten die Hauptrollen spielen. Ob da freilich noch Leut’ kommen  ?54

Am 3. Februar1984  : Die Salzburger Festspiele sind Weltspitze – darum gibt’s dort auch 25 Gehälter.55

Am 2. Februar 1984 gaben die Festspiel-Verantwortlichen eine Pressekonferenz, in der sie sich »bereiterklärten, den Empfehlungen des vernichtenden RechnungshofRohberichts teilweise zu folgen.«56 Dennoch zitierten die ›Kronen Zeitung‹ und die ›Salzburger Nachrichten‹ Tag für Tag weiter aus dem ihnen zugespielten ›Rohbericht‹ oder druckten Leserbriefe ab  : »Zum Rechnungshofbericht über die Salzburger Festspiele  : Ich bin seit ca. 13 Jahren bei den Festspielen und bekomme nicht 25 Monatsbezüge im Jahr, sondern nur ca. 17. 14 Monatsbezüge im Jahr sind ohnehin gesetzlich, so dass mir nur drei Monatsbezüge extra gezahlt werden. Einer davon ist die Osterpauschale für etwa einen Monat und zwei sind für Juli und August. Umgelegt auf das ganze Jahr, ergibt dies so einen ungeheuren Verdienst, dass mir das Amt der Landesregierung noch eine Wohnungsbeihilfe von ca. 450,- im Monat gewährt. Auch kann ich mir eine Ehefrau, eine Tochter und jeden Tag zum Frühstück ein Haferflockenpapperl leisten. Auto und TV habe ich nicht. Außerdem muss ich hackeln, wenn die anderen Urlaub machen. An sonstigen Privilegien bekomme ich noch zehn Festspielkarten auf Dienstsitzen, die ohnehin nicht verkäuflich sind. Während der übrigen Jahreszeit bekomme ich auch ziemlich viel Karten auf Dienstsitzen, wenn ich darum frage, und das tue ich ausgiebig. Warum auch nicht  ? Von meinem ›Superverdienst‹ hat der Rechnungshof von Tuten und Blasen keine Ahnung. Viktor Senoner 5020 Salzburg, Goethestr. 3«57 54 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 2. Februar 1984. 55 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 3. Februar 1984. 56 ›Kronen Zeitung‹ vom 3. Februar 1984. 57 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 17. Februar 1984.

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Rechnungshofprüfungen als Spielbälle der Salzburger Politik

Aus diesem Leserbrief ist – wie aus den weiter oben zitierten Lesermeinungen der ›Kronen Zeitung‹ – die Emotionalität der öffentlichen Debatte, die sich auch in Ironie und Sarkasmus ausdrückt, deutlich ablesbar (siehe Abbildung 18). Im Unterschied zum Prüfungsergebnis 1972/73 ist die Emotionalität der medialen Debatte aus dem Prüfungsergebnis 1982 herauslesbar. So belegte der Rechnungshof in seinem Sonderbericht, also dem für die Öffentlichkeit bestimmten Prüfungsergebnis, den Salzburger Festspielfonds allein zwölf Mal mit dem Attribut ›großzügig‹, während er diesen Begriff im Prüfungsergebnis 1972/73 nur einmal verwendet hatte. Die Zusammenfassung des Rechnungshofes lautete 1982 beispielsweise, dass »der Fonds in vieler Hinsicht beim Umgang mit öffentlichen Mitteln – insbesondere bei den Aufwendungen für das Personal – sehr großzügig«58 sei. Zwar hatte das Attribut der ›Großzügigkeit‹ eine gewisse Tradition in den Prüfungsergebnissen des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele – seit 1949 tauchte der Begriff immer wieder vereinzelt auf59 – so häufig wie 1982 hatte der Rechnungshof allerdings nie zuvor auf die ›Großzügigkeit‹ der Salzburger Festspiele hingewiesen. »Im Interesse einer zeitnahen Berichterstattung«60 veröffentlichte der Rechnungs­ hof sein Prüfungsergebnis nicht erst im Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1984, der turnusmäßig im Frühjahr 1985 erschien, sondern in einem eigens gedruckten Sonderbericht, der nur den Gebarungsprüfungen beim Salzburger Festspielfonds und beim Organisationskomitee der Alpinen Ski-Weltmeisterschaften 1982 gewidmet war. Diesen Sonderbericht legte er am 22. Juni 198461 »sowohl dem Natio­ nalrat als auch dem Salzburger Landtag zur parlamentarischen Behandlung und der Landeshauptstadt Salzburg vor«.62 Der Sonderbericht trug den Titel »Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung«. Zwei Monate nachdem die Prüfer ihre Arbeit in Salzburg beendet hatten, am 24. Februar 1983, beschloss das Kuratorium des Salzburger Festspielfonds die Einrichtung einer dem Präsidenten direkt unterstellten inneren Revision.63 Der Salz58 Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung, Wien 1984, S. 45. 59 Z.B.: 1949 hinsichtlich der Freikartenvergabe sowie im Gesamturteil (AdRH Grundzahl 5244-5 ex 1950 ›Salzburger Festspiele Einschau Gebarung 1949‹), 1961  : »[…] bei Voranschlagerstellung nicht so großzügig verfahren […]« (Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1963, Nr. 496 der Beilagen vom 15. Juni 1964, X. Gesetzgebungsperiode, S. 27, S. 25). 60 Bericht des Rechnungshofes über Wahrnehmungen hinsichtlich der Gebarung des Bundes mit Mitteln der Kunst- und Sportförderung, Wien 1984, S. 1. 61 Nr. 372 der Beilagen zum stenographischen Protokoll der Sitzungen des Salzburger Landtages, 9. Gesetzgebungsperiode, 1. Session, Sitzung vom 13. März 1985, S. 3. 62 Ebd., S. 1. 63 ASF, Protokoll der Kuratoriumssitzung vom 24. Februar 1983.

»Jetzt haben wir den Skandal bei uns in Salzburg« (1982)

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Abb. 18  : Karikaturen »Füllhornsonate« vom 2. Februar und »Geld macht singen.« vom 15. März 1984 (›Salzburger Nachrichten‹/Helmut Vogl, ›Salzburger Stadtanzeiger‹/Robert Roubin).

burger Bürgermeister Josef Reschen, seit Ende 1980 Mitglied des Kuratoriums, gab später bekannt, dass diese »auf seinen Antrag hin«64 eingerichtet worden sei, laut dessen Bekunden mit Unterstützung durch den für Kultur zuständigen Landeshauptmann-Stellvertreter Herbert Moritz.65 Der Rechnungshof erwähnte diese Maßnahme in seinem Sonderbericht anerkennend. Die innere Revision wurde »mit einer hochqualifizierten Fachkraft – Frau Dr. Sigune Neureiter – besetzt«.66 Neureiter war Geschäftsführerin des Mozarteum-Orchesters gewesen und trat als Spitzenkandidatin der ÖVP bei der Gemeinderatswahl 1987 der Stadt Salzburg erfolglos gegen den amtierenden Bürgermeister Reschen an.67 64 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 1. Februar 1984. 65 Vgl. ›Kronen Zeitung‹ vom 2. Februar 1984. 66 Protokolle der Sitzungen des Salzburger Landtages, 9. Gesetzgebungsperiode, 1. Session, Sitzung vom 22. Mai 1985, S. 1146. 67 Sigune Neureiters Ehegatte Gerhard Neureiter war seit 1971 stellvertretender Chefredakteur der ›Salzburger Nachrichten‹. In dieser Funktion verfasste er einen kritischen Bericht über das Prüfungsergebnis der Gebarungsprüfung 1986 des Rechnungshofes, der am 26. September 1988 in den ›Salz-

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Nachdem der so genannte Rohbericht im Jänner 1984 nur zwei Zeitungen zugespielt worden war, nutzten andere Medien im Sommer 1984 – die Festspiele standen vor der Tür – das nunmehr öffentlich einsehbare Prüfungsergebnis für ihre Berichterstattung. So brachten die Zeitschrift ›profil‹ und die Tageszeitung ›Die Presse‹ Berichte über die »ungehemmte Geldverschwendung«68 bei den Salzburger Festspielen. Der Nationalrat debattierte den Prüfbericht am 7. März 1985. In ihrer Wortmeldung bekannte sich die Abgeordnete Helga Rabl-Stadler (ÖVP), die spätere Festspielpräsidentin, als »begeisterter Festspielfan«.69

11.2 »Nachkontrolle« der letzten Rechnungshofprüfung (1986) Am 13. März 1985 debattierte der Finanzüberwachungsausschuss des Salzburger Landtages das Prüfungsergebnis der Gebarungsprüfung 1982, wie schon 1975 in Anwesenheit von Beamten des Rechnungshofes.70 Zum bisher einzigen Mal wurde ein Prüfungsergebnis des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele am 22. Mai 1985 im Plenum des Landtages diskutiert.71 Zuerst sprach eine ÖVP-Abgeordnete, die über das Ersuchen des Landeshauptmannes an den Rechnungshof aus dem Jänner 1982 berichtete, die Gebarung des Salzburger Festspielfonds zu prüfen. Danach meldeten sich eine Abgeordnete der SPÖ und ein Abgeordneter der FPÖ zu Wort. Beide bemerkten, dass der Landtag über ein Prüfungsergebnis des Rechnungshofes debattiere, das bis zu sieben Jahre zurückliegende Zustände kritisierte. Der FPÖAbgeordnete zog die Schlussfolgerung, dass der Rechnungshof eine Nachkontrolle durchführen sollte. Dazu habe die FPÖ einen entsprechenden Entschließungsantrag eingebracht, in dem die Landesregierung aufgefordert wurde, den Rechnungshof um eine Nachkontrolle zu ersuchen.72 Diesem Antrag der oppositionellen FPÖ folgte die Landesregierung und ersuchte den Rechnungshof erstmals um eine Überprüfung der Umsetzung der Empfehlungen aus einer früheren Gebarungsprüfung, nämlich jener von 1982. burger Nachrichten‹ erschien. Der Rechnungshofpräsident fühlte sich veranlasst, dieser Kritik in einem Leserbrief entgegenzutreten, der am 24. Oktober 1988 in den ›Salzburger Nachrichten‹ erschien. 68 ›profil‹ vom 2. Juli 1984. 69 Stenographisches Protokoll der 83. Sitzung NR XVI. Gesetzgebungsperiode vom 7. März 1985, S. 48. 70 Nr. 372 der Beilagen zum stenographischen Protokoll der Sitzungen des Salzburger Landtages, 9. Gesetzgebungsperiode, 1. Session, Sitzung vom 13. März 1985, S. 2. 71 Das Prüfungsergebnis der Gebarungsprüfung 2011 wurde am 23. Mai 2012 von LandeshauptmannStellvertreter Wilfried Haslauer präsentiert, jedoch nicht diskutiert. 72 Protokolle der Sitzungen des Salzburger Landtages, 9. Gesetzgebungsperiode, 1. Session, Sitzung vom 22. Mai 1985, S. 1153.

»Nachkontrolle« der letzten Rechnungshofprüfung (1986)

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Die FPÖ bzw. ihre Vorgängerpartei VdU war seit 1949 in allen Landesregierungen mit einem Landesrat vertreten gewesen. Erst die absolute Mehrheit der ÖVP bei der Landtagswahl 1984 verbunden mit dem katastrophalen Abschneiden der FPÖ verhinderten die im Bundesland Salzburg in der Landesverfassung vorgesehene73 Bildung einer Proporzregierung aller im Landtag vertretenen Parteien. Die FPÖ war also seit 1984 im Landtag Oppositionspartei. Dass sie dennoch die ÖVP-SPÖLandesregierung per Entschließungsantrag zur Beauftragung des Rechnungshofes auffordern konnte und diese dem Antrag Folge leistete, lag daran, dass die Parteien­ vereinbarung 1984 sie ausdrücklich zur Zusammenarbeit einlud.74 Um echte Oppositionsarbeit der FPÖ hintanzuhalten – außer der FPÖ hatte keine weitere wahlwerbende Gruppierung 1984 den Einzug in den Landtag geschafft –, konnte sie mit Entschließungsanträgen Einfluss auf die Regierungsarbeit nehmen. Die »Nachkontrolle« – heute würde man sie als ›Follow-up-Überprüfung‹75 bezeichnen – fand im April und Mai 1986 statt, der Rechnungshof veröffentlichte sein Prüfungsergebnis in seinem Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1987. Diese Gebarungsprüfung umfasste die Geschäftsjahre 1982/83 bis 1984/85. Von den 77 Empfehlungen des Prüfungsergebnisses 1982 hatte der Salzburger Festspielfonds bereits 1982 die Umsetzung von acht Empfehlungen abgelehnt. Dieser Ablehnung war vom Rechnungshof im Prüfungsergebnis 1982 nicht widersprochen worden, womit sich eine Überprüfung des Umsetzungsgrades dieser Empfehlungen 1986 erübrigte. Gegenstand der Gebarungsprüfung 1986 war also der Umsetzungsgrad von 69 Empfehlungen des Prüfungsergebnisses 1982. Gleich am Beginn seines veröffentlichten Prüfungsergebnisses 1986 hält der Rechnungshof fest, dass der Salzburger Festspielfonds die Empfehlungen »hinsichtlich der Buchhaltung, der Verlegung von Behördensitzen, der Vergabe von Pressekarten, der Erstellung des Dienstpostenplanes, der Druckwerke, der Geschäftsordnung für das Direktorium und der Kontrollaufgaben des Kuratoriums«76 aus der Gebarungsprüfung 1982 »im wesentlichen« umgesetzt habe. Der Salzburger Festspielfonds hatte also 41 der 69 umsetzbaren Empfehlungen aus dem Prüfungsergebnis 1982 »im wesentlichen« umgesetzt. 28 Empfehlungen des Prüfungsergebnisses 1982 hatte der Salzburger Festspielfonds teilweise oder nicht umgesetzt oder ein vom Rechnungshof empfohlenes Regelwerk (z. B. interne Richtlinien, Geschäftsordnung) geschaffen, sich in der Folge aber nicht daran gehalten. Das gleich wie 1982 gegliederte Prüfungsergebnis 1986 73 Bis 1999 galt Art. 35 Abs. 2 und 3 Salzburger L–VG 1921, Sbg. LGBl. 58/1921. 74 Vgl. Dachs et al., Ära Haslauer, S. 97. 75 »In deren Rahmen prüft der Rechnungshof den Umsetzungsgrad seiner Empfehlungen an Ort und Stelle.« (Leistungsbericht des Rechnungshofes 2013/2014, S. 6). 76 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1987, S. 34.

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enthielt weitere 9 neue Empfehlungen, die von der Gebarungsprüfung 1982 unabhängig waren. Als ›nicht umgesetzt‹ beurteilte die Kontrollbehörde 15 Empfehlungen der Gebarungsprüfung 1982. Hatte der Rechnungshof 1982 die Vor anschläge des Salzburger Festspielfonds hart kritisiert, so stellte er nun fest, dass die Voranschläge teilweise nach wie vor zu spät erstellt und vom Kuratorium genehmigt wurden. Er zählte in einer Liste weitere Mängel der Voranschläge auf. Der Fonds gab hierzu wie 1982 keine eindeutige Stellungnahme ab. Die Anregung des Rechnungshofes, Kosten vergleiche bei Produktionen zu erstellen, hatte der Fonds ebenfalls nicht umgesetzt, gab jedoch in seiner Stellungnahme bekannt, dass das Kuratorium 1987 nunmehr die Einführung einer Kostenrechnung beschlossen habe. Die gegensätzlichen Standpunkte des Rechnungshofes und des Salzburger Festspielfonds hinsichtlich der Beitr äge von För derern und Spendern bestanden nach wie vor. Man einigte sich – offenbar als Kompromiss – in der Schlussbesprechung darauf, die Gebarung des Fonds in einer schriftlichen Vereinbarung sauber von jener des Vereins ›Freunde der Salzburger Festspiele‹ zu trennen. Das Jahrespersonal des Salzburger Festspielfonds war seit 1982 nur geringfügig angewachsen und umfasste nun 283 Personen.77 Hatten einzelne Personalgruppen 1982 Jahreseinkommen bis zum 25-fachen eines Monatsgehaltes bezogen, so war dieser Wert nun auf das 23-fache eines Monatsgehaltes gesunken. Der Rechnungshof betrachtete damit seine Empfehlung, die Jahreseinkommen deutlich zu senken, als nicht umgesetzt. Die 1982 vom Rechnungshof kritisierten hohen Einkommen des leitenden Personals der Festspiele hatten sich seither nicht verändert und wenn, dann waren sie weiter gestiegen. Bei Vergleichen mit Beamten oder mit den Beschäftigten der Bundestheater verdiente das leitende Personal nach wie vor deutlich mehr. Auch andere Vorteile aus dem Dienstverh ältnis, die der Rechnungshof 1982 kritisiert hatte, bestanden weiter. Sch auspieler verdienten nach wie vor mehr als am Wiener Burgtheater, die Honorare von Regisseuren für Wieder aufnahmen waren nach wie vor zu hoch, die Reisekosten für Künstler waren von 1982/83 bis 1984/85 um 73 % gestiegen, die Verträge mit dem Wiener Sta atsopernchor wurden unverändert abgeschlossen. M aterialien für Kostüme wurden nach wie vor im Ausland gekauft, Requisiten nicht wieder verwendet. Die Vorschüsse der Abgangsträger des Fonds, das waren nach wie vor die Republik Österreich, Land und Stadt Salzburg sowie der Salzburger Fremdenverkehrsförderungsfonds, wurden aufgrund einer Empfehlung des Rechnungshofes

77 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1987, S, 34.

»Nachkontrolle« der letzten Rechnungshofprüfung (1986)

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im Prüfungsergebnis 1982 später überwiesen. Die Vorschüsse sollten jedoch dem tatsächlichen Bedarf des Fonds entsprechend, also noch später, überwiesen werden. Die Anzahl der kostenlos vergebenen Behör den-, Dienst-, Presse- und Freik arten war zwar von 1982/83 bis 1984/85 nicht gestiegen, aber auch nicht, wie 1982 vom Rechnungshof empfohlen, gesunken. Der Fonds sagte wie bei nahezu allen bisherigen Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes in seiner Stellungnahme eine Reduktion der unentgeltlich abgegebenen Karten zu. Die Repr äsentationskosten des Fonds waren durch die Schaffung und Verleihung eines Ehrenringes gegenüber dem Prüfungsergebnis 1982 in zwei Geschäftsjahren angestiegen, ohne diese wären sie jedoch offenbar gesunken.78 Insbesondere deshalb, weil der ›Verein der Freunde der Salzburger Festspiele‹ einen beträchtlichen Teil der Repräsentationskosten übernahm. Opern- und Konzertsolisten verdienten zwar nach wie vor mehr als anderswo, diesmal sah der Rechnungshof jedoch hauptsächlich Einsparungsmöglichkeiten bei den Honoraren von Darstellern kleiner oder mittlerer Rollen. Die Honorare der Schauspieler für die Wiederaufnahme von ›Torquato Tasso‹ wurden vom Fonds zwar wie vom Rechnungshof empfohlen gekürzt und zwar um durchschnittlich 23 %. Sie mussten aber nur halb so oft spielen wie im Jahr zuvor. Das Kuratorium beschloss 1985 eine neue Gesch äftsor dnung des Direktoriums, in welche die meisten der vom Rechnungshof empfohlenen Ergänzungen einflossen. Die Einführung einer Kostenrechnung und die kollektive Zeichnung von Verträgen waren darin jedoch nicht aufgenommen worden. Auch eine Neufassung der Geschäftsordnung des Kuratoriums war beschlossen worden. Auf Empfehlung des Rechnungshofes entstanden neben diesen beiden neuen Geschäftsordnungen auch zwei weitere Regelwerke  : Erstmals erließ der Salzburger Festspielfonds 1984 eine Dienstanweisung über die unentgeltliche oder verbilligte Abgabe von Karten für die Salzburger Festspiele, die 1983 neu geschaffene Innenrevision erhielt eigene Richtlinien. Damit war zwar die Empfehlung des Rechnungshofes, diese Regelwerke zu schaffen, umgesetzt, es war aber nun für den Rechnungshof zu überprüfen, ob sie auch eingehalten wurden. In drei Fällen traf dies nicht zu und er sprach 1986 Empfehlungen dazu aus. Wie oben bereits erwähnt, blieb die Anzahl der Behör den-, Dienst-, Presseund Freik arten von 1982/83 bis 1984/85 trotz einer steigenden Zahl an Veranstaltungen relativ konstant. Sowohl der Salzburger Festspielfonds als auch der Rechnungshof führten dies auf die oben erwähnte Dienstanweisung zurück. Der

78 Die Ehrenringe erhielten  : Landeshauptmann a. D. Hans Lechner (1983), Landeshauptmann a. D. Josef Klaus (1985) und Herbert von Karajan (ebenfalls 1985), vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 228 und S. 253.

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Rechnungshof empfahl nun aber, die Anzahl der unentgeltlichen Karten weiter zu reduzieren, was durch eine striktere Einhaltung der Dienstanweisung möglich sei. Die aufgrund der Empfehlung des Rechnungshofes in der neuen Geschäftsordnung für das Direktorium vorgesehene Vorlagepflicht und Begrenzung von Künstlerhonor aren war vom Salzburger Festspielfonds nicht eingehalten worden. Ebenso seien die Richtlinien für die Innenrevision genauer einzuhalten. Auch seiner Verpflichtung, abgabenrechtliche Tatbestände den Finanzbehörden anzuzeigen,79 kam der Rechnungshof in einem Fall wieder nach. Die Aufwands­ entschädigung des Präsidenten des Salzburger Festspielfonds sei als regelmäßiges Einkommen zu versteuern. Neben der Überprüfung des Umsetzungsgrads der Empfehlungen aus der Gebarungsprüfung 1982 sprach der Rechnungshof in seinem Prüfungsergebnis 1986 weitere neun Empfehlungen zu Prüfungsthemen aus, die im Prüfungsergebnis 1982 nicht vorgekommen waren. So berichtete er über zwei Betriebsvereinbarungen, die der Salzburger Festspielfonds mit der Belegschaftsvertretung abgeschlossen hatte. Eine hatte eine Sonderdienstklasse eingeführt, die andere die Überstundenabgeltung abgeändert. Mit der Sonderdienstklasse zeigte sich der Rechnungshof in der Schlussbesprechung einverstanden, hinsichtlich der Überstunden-Betriebsvereinbarung sei der vormalige Zustand anzustreben. Der Rechnungshof wies weiters darauf hin, dass er 1982 empfohlen hatte, künftig keine weiteren Anwartschaften auf eine Zusatzpension mehr zu gewähren. Bei Vermietungen der Festspielhäuser schloss der Fonds häufig nur mündliche Verträge ab, wohingegen die Dienstanweisung des Salzburger Festspielfonds bestimmte, dass alle Verträge schriftlich abzuschließen seien. Die Sch auspielerhonor are für ›Jedermann‹ und ›Nathan der Weise‹ waren von 1983 bis 1985 bzw. von 1984 auf 1985 unverändert geblieben, obwohl die Zahl der Vorstellungen gesunken war. Hingegen gaben die Schauspieler des ›Zerrissenen‹ bekannt, »dass sie auch mehr Vorstellungen für das gleiche Honorar spielen würden«.80 Im ersten Fall empfahl der Rechnungshof, die Honorare zu senken, im zweiten Fall, mehr Vorstellungen anzusetzen. Der Rechnungshof empfahl dem Salzburger Festspielfonds, den Schauspielern nicht »in überschwänglicher Form«81 für ihre Auftritte bei den Festspielen zu danken, weil deren Künstleragenturen diese Schreiben dazu benutzten, die Honorare in die Höhe zu treiben.

79 Gem. § 158 Abs. 3 Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961. 80 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1987, S. 47. 81 Ebd., S. 47.

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Der Rechnungshof kritisierte wieder die Verträge mit Ausstat tern und erwähnte, dass ein Dirigent über die Mitwirkung bei den Festspielen von 1982 bis 1984 keine Verträge unterzeichnet habe und daher die Annahme eines Honorars »verweigerte«.82 In beiden Fällen wären entsprechende Verträge abzuschließen. Ein Gastspiel des Balletts der Wiener Staatsoper 1983 bei den Salzburger Festspielen erwies sich als kostspielig, hauptsächlich, weil auch die Proben in Salzburg abgehalten worden waren. Der Salzburger Festspielfonds entgegnete in seiner Stellungnahme, dass dieses Gastspiel hohe Einnahmen gebracht habe, die Probenkosten in Wien wären höher gewesen als jene in Salzburg.83 Der Salzburger Festspielfonds verfügte über Schusswaffen als Requisiten. Diese waren zur Abgabe eines scharfen Schusses geeignet,84 waren aber polizeilich nicht gemeldet. Der Salzburger Festspielfonds erwiderte in seiner Stellungnahme, dass sie für einen scharfen Schuss unbrauchbar gemacht worden seien. Nur in der Gebarungsprüfung 1986 überprüfte der Rechnungshof gezielt die Umsetzung seiner Empfehlungen aus der vorigen Gebarungsprüfung. Nur für die Gebarungsprüfung 1982 ist daher der Umsetzungsgrad – man könnte auch sagen  : die Relevanz – der Empfehlungen des Rechnungshofes dokumentiert.

Empfehlungen aus dem Prüfungsergebnis 1982

insgesamt

Umsetzung 1982 ­abgelehnt

77

8

umgesetzt

teilweise umgesetzt

Regelwerk geschaffen, aber nicht eingehalten

nicht ­umgesetzt

41

10

3

15

Tabelle 8: Umsetzungsgrad der Empfehlungen des Rechnungshofes aus der Gebarungsprüfung 1982 (Anzahl).

Zählt man die ganz (41) oder teilweise (10) umgesetzten Empfehlungen mit jenen Empfehlungen zusammen, bei denen der Salzburger Festspielfonds zwar ein vom Rechnungshof empfohlenes Regelwerk eingeführt (z. B. eine neue Geschäftsordnung für das Direktorium), dieses aber nicht befolgt hatte (3), so setzte der Salzburger Festspielfonds 54 der 69 umsetzbaren Empfehlungen um, die 1982 vom Salzburger Festspielfonds abgelehnten Empfehlungen (8) nicht berücksichtigt. Die Empfehlungen des Rechnungshofes der Gebarungsprüfung 1982 erreichten also 1986, vier Jahre nach der Gebarungsprüfung, einen Umsetzungsgrad von rund 78 %. Als Vergleich mag der Umsetzungsgrad der Empfehlungen der Gebarungsprüfung 2011 gelten. 82 Ebd., S. 48. 83 Ebd., S. 51. 84 Ebd., S. 52.

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Der Salzburger Festspielfonds gab selbst an, 48 der 91 ihn betreffenden Empfehlungen des Rechnungshofes umgesetzt zu haben. Der vom Fonds dem Rechnungshof gemeldete und von diesem nicht geprüfte Umsetzungsgrad betrug also rund 53 %, allerdings betrug der Zeitraum zwischen der Veröffentlichung des Prüfungsergebnisses 2011 und der Bekanntgabe des Salzburger Festspielfonds über die Umsetzung der Empfehlungen nur rund 1,5 Jahre. Die Schlussbesprechung der Gebarungsprüfung fand im Mai 1988 in Wien statt. Die Medien erfuhren davon nichts und der Rechnungshof konnte seinen bis Ende 1988 dem Nationalrat vorzulegenden Tätigkeitsbericht über das Verwaltungsjahr 1987, der auch über die Gebarungsprüfung beim Salzburger Festspielfonds berichten sollte, vorbereiten. Eine Gebarungsprüfung des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen verlief also zunächst auch in der Schlussphase so, wie es die Abläufe der Behörde eigentlich vorsahen. Während des Sommers 1988 begann es allerdings im Gebälk der Festspiele kräftig zu krachen. Die Aufführungskritiken waren mittelmäßig, Schlagzeilen machte die Absage eines Konzerts durch den Pianisten Friedrich Gulda. Landeshauptmann Wilfried Haslauer begann Mitte August laut über einen Nachfolger für Albert Moser, dessen Vertrag als Festspielpräsident noch bis 1991 lief, nachzudenken.85 Er brachte Gerd Bacher, den ehemaligen Generalintendanten des ORF, ins Spiel. Die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Sport, Hilde Hawlicek, hingegen führte Gespräche mit Giorgio Strehler, der schon Anfang der 1970er-Jahre Schauspielchef bei den Festspielen gewesen war und seinen Vertrag nach öffentlicher Kritik im Gefolge der damaligen Rechnungshofprüfung beendet hatte. Auch die Wiener Philharmoniker äußerten ihre Unzufriedenheit mit der Festspielleitung.86 Am 25. August 1988 erklärte Herbert von Karajan seinen Rücktritt aus dem Direktorium des Salzburger Festspielfonds. »Albert Moser, der Präsident von Karajans Gnaden, schien nun mit einem Mal vielen entbehrlich.«87 Gerd Bacher veröffentlichte noch im August ein Positionspapier über die Salzburger Festspiele. Die Festspiele 1988 endeten also mit einem Machtvakuum an ihrer künstlerischen und einem offen ausgetragenen Machtkampf um ihre administrative Spitze. In dieser Phase sickerte Anfang September 1988 – wie immer aus ungeklärter Quelle – das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes an die Medien durch. Der »180 Seiten starke«88 Bericht dürfte an mehrere Zeitungen gestreut worden sein, es waren wie schon 1984 und 1974 hauptsächlich die ›Kronen Zeitung‹ und die ›Salzburger Nachrichten‹, die, teilweise auf den Titelseiten, reißerisch berichteten  : 85 Vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 296. 86 Vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 296. 87 Gallup, Geschichte, S. 275. 88 ›Salzburger Volkszeitung‹ vom 9. September 1988.

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Abb. 19  : Karikatur vom 16. September 1988, v. l. n. r. Bürgermeister Josef Reschen sägt am Stuhl des a­ ktuellen Festspielpräsidenten Albert Moser, während Landeshauptmann Wilfried Haslauer seine schützende Hand über ihn hält und Festspielpräsident-Kandidat Gerd Bacher diesen umschmeichelt (›Kronen Zeitung‹/ Martin Menzel).

Aus dem neuesten Bericht des Rechnungshofes. Salzburg  : Festspiele verschenkten Karten um 21,8 Millionen  !89

Die Zeitungen berichteten wie schon 1984 über die hohen Gehälter der Beschäftigten des Fonds, die hohen Gagen der Sänger und Schauspieler, etc. Teilweise stellten sie gar einen Zusammenhang zwischen künstlerischen (Miss-)Erfolgen und dem durchgesickerten Rechnungshofbericht her  : Festspiele  : Rechnungshof setzt traurigen Schlusspunkt […] hinter dem miesen Sommer, den die Festspiele hinter sich haben.90

89 ›Kronen Zeitung‹ vom 13. September 1988. 90 ›Kurier‹ vom 10. September 1988.

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Rechnungshofprüfungen als Spielbälle der Salzburger Politik Abb. 20  : Zeitungsinserat der Bürgerliste für die Landtagswahlen im März 1989 (›Salzburger Nachrichten‹ vom 19. September 1988).

Und weil am 12. März 1989 die Landtagswahlen vor der Tür standen nutzten sogleich auch politische Gruppierungen die Berichterstattung als Wahlkampfmunition (siehe Abbildung 20) . Am 21. September 1988 fand am Sitz der Landesregierung in Salzburg »der sogenannte ›Salzburg-Gipfel‹ über die Zukunft der Festspiele statt.«91 Der Rechnungshof hatte in seinem Prüfungsergebnis zwar diesmal keine Kritik am Salzburger Festspielfonds-Gesetz geübt, Landeshauptmann Haslauer und andere Politiker dachten nun aber laut über eine »Reform des Festspielfonds-Gesetzes«92 aus dem Jahr 1950 nach. Auch die Medien forderten eine Gesetzesänderung  : »Zuerst das Gesetz ändern und dann das Personal.«93 Insbesondere sollte das Gesetz laut Medienberichten zukünftig ein dreiköpfiges Direktorium, bestehend aus einem Präsidenten sowie einem künstlerischen und einem kaufmännischen Mitglied vorsehen.94 Ende Oktober wussten Zeitungen dann, 91 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 301. 92 ›Die Presse‹ vom 2. September 1988. 93 ›Kurier‹ vom 23. September 1988. 94 Vgl. ›Kronen Zeitung‹ vom 25. Oktober 1988.

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dass »die Schlacht geschlagen«95 wäre  : Gerd Bacher würde neuer Präsident des Salzburger Festspielfonds werden. Es kam jedoch weder zu einer Änderung des Gesetzes noch zunächst zu personellen Änderungen an der Spitze der Festspiele, denn nach einem Gespräch beim Bundeskanzler am 2. Dezember 1988 wurde Albert Moser in seinem Amt als Festspielpräsident bestätigt.96 Gleichzeitig wurde Hans Landesmann, ehemaliger Generalsekretär des Wiener Konzerthauses, in das Direktorium aufgenommen und damit beauftragt, »mit dem Vorstand der Wiener Philharmoniker bis März 1989 ein Reformkonzept für die Salzburger Festspiele zu erarbeiten«.97 Karajans weitere Mitwirkung als Dirigent bei den Festspielen 1989 wäre damit gesichert gewesen, wurde jedoch durch dessen Ableben am 16. Juli 1989 vereitelt. Der Rechnungshof legte dem Nationalrat und dem Salzburger Landtag am 30. Dezember 1988 sein Prüfungsergebnis über die Gebarungsprüfung 1986 beim Salzburger Festspielfonds vor.98 Die Wortwahl des Rechnungshofes fiel gemäßigter und emotionsloser aus als in seinem Prüfungsergebnis 1982, den Begriff ›großzügig‹ verwendete er beispielsweise nur zwei Mal. Die herbstliche Erregung über die Ergebnisse der ›Nachkontrolle‹ der Behörde hatte sich gelegt, für die Salzburger Landtagswahlen im März 1989 stellte die Veröffentlichung der ›Nachkontrolle‹ keine parteipolitische Munition mehr dar. Bei der Landtagswahl verlor die ÖVP ihre absolute Mehrheit, Landeshauptmann Wilfried Haslauer trat zurück, neuer Landeshauptmann wurde Hans Katschthaler. Im gleichen Tätigkeitsbericht veröffentlichte der Rechnungshof sein Prüfungsergebnis einer Gebarungsprüfung beim Verein ›Festspielgemeinde Bregenz‹.99 Hatte der Rechnungshof im April und Mai 1986 auf Ersuchen der Salzburger Landesregierung eine Follow-up-Überprüfung beim Salzburger Festspielfonds durchgeführt, so hatte er auf Ersuchen des Vorarlberger Landtages im November und Dezember desselben Jahres eine Follow-up-Überprüfung beim Verein ›Festspielgemeinde Bregenz‹ durchgeführt. Die Gebarungsprüfung beim Verein ›Festspielgemeinde Bregenz‹ war 1981 auf Antrag der Vorarlberger FPÖ erfolgt, der Vorarlberger Landtag hatte beim Rechnungshof schon anlässlich der Debatte über das Prüfungsergebnis 1981 am 12. Mai 1982 eine Follow-up-Überprüfung in spätestens drei Jahren beantragt.100  95 ›Kronen Zeitung‹ vom 25. Oktober 1988.  96 Vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 302 f.  97 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 303.  98 Nr. 308 der Beilagen zum stenographischen Protokoll der Sitzungen des Salzburger Landtages, 10. Gesetzgebungsperiode, 2. Session, Sitzung vom 28. März 1990, S. 1.  99 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1987, S. 55 ff. 100 Niederschrift der 4. Sitzung des XXIII. Vorarlberger Landtages im Jahre 1982 am 12. Mai 1982 TOP 5, S. 112.

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Rechnungshofprüfungen als Spielbälle der Salzburger Politik

Abb. 21  : Karikaturen aus Anlass der Weitergabe des Rechnungshof-›Rohberichts‹ an die Medien vom 10. September und vom 17. September 1988, Anmerkung  : Im Sommer 1988 spielte Klaus Maria Brandauer den ›Jedermann‹ (›Kronen Zeitung‹/Martin Menzel).

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Die Debatte des Berichts im Nationalrat am 8. Juni 1989 verlief lebhaft, mehrere Redner äußerten sich zu den Festspielen.101 Der Finanzüberwachungsausschuss des Salzburger Landtages besprach das Prüfungsergebnis am 28. März 1990 in Anwesenheit von »Experten einschließlich der des Rechnungshofes«,102 das Plenum des Salzburger Landtags nahm es am 4. April 1990 schließlich zur Kenntnis.103 Von der Anregung einer Gebarungsprüfung durch den Salzburger Bürgermeister im Jänner 1981 bis zur Kenntnisnahme der Follow-up-Überprüfung durch den Landtag im April 1990 waren mehr als neun Jahre vergangen. In diesen neun Jahren war die seit Anfang der 1960er-Jahre währende ›Ära Karajan‹ bei den Salzburger Festspielen langsam zu Ende gegangen. Nach Karajans Rücktritt aus dem Direktorium 1988 war eine Phase der Unsicherheit entstanden, die durch die herannahenden Salzburger Landtagswahlen und das Durchsickern des Rechnungshof-›Rohberichts‹ noch verstärkt wurde. Nach Karajans Tod 1989 wurden die personellen Weichen für die Zukunft der Festspiele gestellt  : Gérard Mortier, Hans Landesmann und Heinrich Wiesmüller sollten ab 1991 das Direktorium bilden, bis dahin würde Karajans Team die von ihm »festgelegte Programmatik für das Mozartjahr 1991 [Anmerkung  : 200. Todesjahr Mozarts]«104 umsetzen. Die Salzburger Festspiele blickten künstlerisch einer neuen Ära entgegen, die sich von der Ära Karajan maßgeblich unterscheiden sollte.

101 Stenographisches Protokoll der 107. Sitzung des Nationalrates vom 8. Juni 1989, XVII. Gesetzgebungsperiode. 102 Nr. 308 der Beilagen zum stenographischen Protokoll der Sitzungen des Salzburger Landtages, 10. Gesetzgebungsperiode, 2. Session, Sitzung vom 28. März 1990, S. 2. 103 Protokolle der Sitzungen des Salzburger Landtages, 10. Gesetzgebungsperiode, 2. Session, Sitzung vom 4. April 1990, S. 998. 104 Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1990–2001, S. 15.

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»Wie werde ich in Salzburg Stein-reich  ?« (1995) Hans Landesmann, ehemaliger Generalsekretär des Wiener Konzerthauses, war im Dezember 1988 beauftragt worden, mit »dem Vorstand der Wiener Philharmoniker bis März 1989 ein Reformkonzept für die Salzburger Festspiele zu erarbeiten«.1 Im März 1989 kritisierte er die Allmacht Herbert von Karajans, insbesondere dass das Direktorium »die Vorschläge Herrn von Karajans auszuführen hat«.2 Das derzeitige Direktorium solle am 1. September 1989 aufgelöst und in Hinkunft aus einem Präsidenten, einem künstlerischen und einem wirtschaftlichen Leiter bestehen. Diese sollten ihren Tätigkeiten hauptberuflich nachgehen und entsprechend entlohnt werden. Landesmann schrieb  : Es ist daher eine unabdingbare Voraussetzung einer allfälligen Strukturänderung, dass die künstlerische und organisatorische Gesamtplanung von den Organen der Festspiele durchgeführt wird und dass sich sämtliche Produktionen, auch jene Herrn von Karajans, in diesen Rahmen einzufügen haben.3

Karajan bezeichnete das Reformpapier Landesmanns in einem Zeitungsinterview wenig später als »Seifenblasen eines Dilettanten«4. Dennoch wurde im Juni 1989 eine Findungskommission gebildet, die – dem Vorschlag Landesmanns entsprechend – Kandidaten für das Direktorium finden sollte. Der Findungskommission gehörte neben Landesmann selbst unter anderem Heinrich Wiesmüller an, ein Salzburger Bankier, der seit 1976 Mitglied des Direktoriums des Salzburger Festspielfonds war.5 Das Ableben Herbert von Karajans im Juli 1989 bestätigte nachträglich die Notwendigkeit, zeitgerechte Überlegungen über eine personelle und strukturelle Reform der Salzburger Festspiele anzustellen. Das Kuratorium des Salzburger Festspielfonds bestellte am 28. August 1989 Hans Landesmann zum wirtschaftlichen Leiter ab 1. Oktober 1991. Es berief Gérard Mortier, den Direktor der Brüsseler Oper, ab 1. September 1989 in das Direktorium sowie ab 1. Oktober 1991 zum künstlerischen Leiter der Salzburger Festspiele. Für Mortier schuf der Fonds die 1 2 3 4 5

Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 303. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 304. ASF, Reformpapier Hans Landesmann vom 29. März 1989. ›Kurier‹ vom 6. April 1989. Außerdem der Wiener Philharmoniker Werner Resel für den Bund, Gerhard Schmidt für das Land Salzburg und Wolfgang Gehmacher, der Präsident der Freunde der Salzburger Festspiele, vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 306.

»Wie werde ich in Salzburg Stein-reich  ?« (1995)

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Abb. 22  : Das Direktorium des Salzburger Festspielfonds ab Oktober 1991, v. l. n. r. Gérard Mortier, Hans Landesmann, Heinrich Wiesmüller (ASF/Schaffler).

Bezeichnung ›Intendant‹, denn für künstlerische Belange war zuvor der Präsident zusammen mit dem Generalsekretär zuständig gewesen. Am 20. Oktober 1989 bestellte das Kuratorium Heinrich Wiesmüller zum Präsidenten des Salzburger Festspielfonds ab 1. Oktober 1991.6 Alle Verträge wurden für sechs Jahre abgeschlossen (siehe Abbildung 22). Die extrovertierte und Kontroversen nicht scheuende Persönlichkeit Mortiers führte schon bald zu einer »atmosphärischen Eintrübung« mit dem eher gegenteilig veranlagten Landesmann, wie dieser im Juli 1993 gegenüber einer Zeitschrift bekannte.7 Vielleicht waren es diese internen Querelen, die Wiesmüller im Mai 1993 dazu bewogen, dem Landeshauptmann anzukündigen, dass er sein Amt als Präsident des Salzburger Festspielfonds ab Anfang 1995 zur Verfügung stellen wolle.8 In sei6 Bis 1. Oktober 1991 sollte der Salzburger Festspielfonds von seinem bisherigen Präsidenten Albert Moser und zwei erfahrenen leitenden Angestellten des Fonds geleitet werden, vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1960–1989, S. 305. 7 ›Der Spiegel‹ vom 19. Juli 1993. 8 Vgl. Kriechbaumer, Salzburger Festspiele 1990–2001, S. 60 ff.

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nem Schreiben nannte Wiesmüller die zeitliche Beanspruchung durch die Direktoriumstätigkeit und die geglückte Neupositionierung der Festspiele nach dem Tod Herbert von Karajans als ausschlaggebende Gründe für seinen Rücktritt. Die öffentliche Bekanntgabe seines geplanten Rücktritts erfolgte im November 1994. Am 26. Jänner 1995 bestellte das Kuratorium Helga Rabl-Stadler, die zuvor Abgeordnete zum Nationalrat gewesen war und ein Modehaus in Salzburg mitbesaß, zur Präsidentin des Salzburger Festspielfonds. Rabl-Stadler ist die Tochter Gerd Bachers, der sich 1988 erfolglos als Präsident des Salzburger Festspielfonds ins Gespräch gebracht hatte. Damit änderten sich auch die Machtverhältnisse im Direktorium, wie sich Hans Landesmann erinnert  : »War bislang das Kollegialitätsprinzip vorrangig gewesen, zeigte sich Helga Rabl-Stadler nun durchaus als Chefin.«9 Die Gebarungsprüfung 1995 des Rechnungshofes betraf daher die Amtszeit Heinrich Wiesmüllers als Präsidenten des Salzburger Festspielfonds – die Geschäftsjahre 1991/92 bis 1993/94 –, fand jedoch im Mai und Juni 1995 statt, also kurz nach dem Amtsantritt Helga Rabl-Stadlers als Präsidentin. Es handelte sich um die erste Gebarungsprüfung des Rechnungshofes beim Salzburger Festspielfonds seit 1958, die auf eigenes Ermessen des Rechnungshofes und nicht auf Ersuchen einer dazu ermächtigten Instanz stattfand. Das schmale veröffentlichte Prüfungsergebnis umfasst in 34 Textziffern 25 Empfehlungen. Einleitend enthält es als Neuerung eine Zusammenfassung der Kritik des Rechnungshofes und eine Übersicht der wichtigsten Kenndaten des Salzburger Festspielfonds. Erstmals befasste sich die Kontrollbehörde mit der Effektivität des Salzburger Festspielfonds, also mit der Zielerreichung. Das seit 1991 tätige Direktorium war nämlich mit dem Ziel angetreten, die Salzburger Festspiele zu reformieren. Der Rechnungshof stellte fest, dass diese Reform überwiegend gelungen war  : Neue Publikumsschichten sollten vor allem durch eine geänderte Spielplangestaltung, die Aufführung von Werken des 20. Jahrhunderts und eine Ausweitung des Schauspielsektors gewonnen werden.10

Allerdings empfahl er, den Spielplan umzugestalten und bauliche Maßnahmen zu treffen, um das Kleine Festspielhaus und die Felsenreitschule gleichzeitig bespielen zu können. Der Fonds sagte beides zu. Anstelle einer Kritik ersuchte der Rechnungshof den Salzburger Festspielfonds um Bekanntgabe von Maßnahmen zur Sicherstellung der Finanzierung der

 9 Landesmann, Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum, 2011, S. 56. 10 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1995 (RH Reihe Bund 1996/11), S. 287.

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Festspiele. In seiner Stellungnahme nannte der Fonds fünf Maßnahmen, die den Rechnungshof offenbar befriedigten, denn er verzichtete auf eine Gegenäußerung. Wie in mehreren Prüfungsergebnissen seit 1954 – insbesondere 1972/73 – hatte der Rechnungshof auch 1995 Vorschläge für eine weitere Verbesserung der Kostentr ägerrechnung. Insbesondere empfahl er, die Kosten des technischen Personals in die Kalkulation der Produktionen aufzunehmen. Unter Verweis auf die herrschende Lehre lehnte der Fonds diese Empfehlung ab. Wie bereits in den Prüfungsergebnissen der 1950er-Jahre berechnete der Rechnungshof den Deckungsbeitrag der einzelnen Sparten der Salzburger Festspiele, also Oper, Schauspiel und Konzert. Er empfahl, bei der Spielplangestaltung »insbesondere Produktionen, die eines hohen Zuschusses bedürfen, auf ihre finanziellen Auswirkungen« zu hinterfragen.11 Der Fonds antwortete, dass für ihn das Halten des künstlerischen Qualitätsanspruches entscheidend sei. Im Kapitel über die K artengebarung empfahl der Rechnungshof, die Auslastung der zahlenden Besucher in den Rechnungsabschlüssen anzuführen, was der Fonds zusagte. Hinsichtlich der vom Rechnungshof empfohlenen Reduktion von Füllkarten und unentgeltlich abgegebenen Karten zeigte sich der Fonds einverstanden, die Reduktion von Pressekarten hielt er jedoch für »abträglich«,12 was der Rechnungshof unerwidert ließ. Land und Stadt Salzburg gaben bekannt, dass sie Dienstsitze und Repräsentationskarten nur »im unbedingt nötigen Ausmaß in Anspruch«13 nehmen würden. Das umfangreichste Kapitel des Prüfungsergebnisses beschäftigte sich wie so oft zuvor mit dem Jahres- und Sommerpersonal. Der Rechnungshof kam wie schon 1982 und 1986 seiner gesetzlichen Pflicht nach, der Finanzbehörde abgabenrechtliche Tatbestände anzuzeigen,14 denn er war zur Ansicht gelangt, dass die Mitglieder des Direktoriums aus steuerlicher Sicht in einem Dienstverhältnis zum Fonds standen und mit ihnen Dienstverträge anstelle der vorliegenden freien Dienstverträge abzuschließen seien. Im Unterschied zu den Gebarungsprüfungen 1982 und 1986, als der Salzburger Festspielfonds eine andere steuerrechtliche Meinung als der Rechnungshof vertrat, pflichtete er ihm diesmal »nach eingehender Diskussion«15 bei. Der Rechnungshof bezeichnete den Vertrag des Leiters des Sch auspiels (dieser war nicht Mitglied des Direktoriums) als nachteilig für den Fonds und als »äußerst großzügig«. Die Kontrollbehörde nannte ihn nicht beim Namen, es war jedoch klar, dass es sich dabei um den Regisseur Peter Stein handelte. Der Rech11 Ebd., S. 293. 12 Ebd., S. 294. 13 Ebd., S. 295. 14 Gem. § 158 Abs. 3 Bundesabgabenordnung, BGBl. Nr. 194/1961. 15 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1995 (RH Reihe Bund 1996/11), S. 296.

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nungshof kritisierte weiters, dass Stein für die Übersetzung von drei Bühnenwerken ins Deutsche 11 % der Karteneinnahmen, nämlich sechs Millionen Schilling an Urheberrechtsvergütungen erhalten hatte. Wie in den Prüfungsergebnissen zuvor sprach sich der Rechnungshof gegen die Festspielpausch ale aus, mit der den Beschäftigten die Überstunden während der Festspiele pauschal abgegolten wurden. Wie zuvor, sah der Fonds die Festspielpauschale als gerechtfertigt an. Den Dirigenten – auch jenen der »Spitzenklasse«16 – sollten laut Rechnungshof die im Honorarrahmen festgelegten Honorare zuerkannt werden und Charterflugzeuge nur im unumgänglichen Ausmaß bezahlt werden. Der Salzburger Festspielfonds meinte, dass es sich bei den vom Rechnungshof genannten Beispielen nur um Ausnahmen gehandelt habe. Auch die Kosten der Honorare der Ausstat ter, der Regisseure, der Sch auspieler und der Wiener Philh armoniker kritisierte der Rechnungshof und machte Vorschläge für eine Reduktion der Kosten des Orchesters. Hingegen stellte er fest, dass die Honorare der Opern- und Konzertsolisten im Wesentlichen so hoch wie an vergleichbaren Bühnen seien. Erstmals endete das Prüfungsergebnis mit sechs Schlussbemerkungen, in denen die Behörde ihre wesentlichen Empfehlungen wiederholte. Während die Beamten des Rechnungshofes im Frühjahr 1995 die Gebarung der Salzburger Festspiele durchleuchteten, begann deren künstlerischer Leiter Gérard Mortier mit dem Bundesminister für Wissenschaft, Forschung und Kunst, Rudolf Scholten, über eine Verlängerung seines bisher mit September 1997 befristeten Vertrages bis zum Jahr 2001 zu verhandeln. Die Vertragsverlängerung Mortiers war in einem Jahr, in dem eine koalitionäre Bundesregierung zerbrach und 14 Monate nach der letzten Nationalratswahl noch einmal gewählt werden musste ein öffentlich ausgetragenes »Politikum«.17 Auch wenn »seit Mai [1995] alle Beteiligten den Wunsch nach Verlängerung artikuliert«18 hatten, gaben Scholten und der Salzburger Landeshauptmann Hans Katschthaler Anfang November 1995 bekannt, dass sie Mortiers Vertrag erst nach Vorliegen des Prüfungsergebnisses des Rechnungshofes verlängern würden.19 Offensichtlich spielten sie auf Zeit, denn die Nationalratswahl stand am 17. Dezember 1995 vor der Tür. Während im Jänner 1996 in Wien die Koalitionsverhandlungen zwischen SPÖ und ÖVP liefen, übersandte der Rechnungshof dem Salzburger Festspielfonds sein Prüfungsergebnis. Kaum war dieses eingelangt, verfügten die Medien bereits darüber. Wieder einmal war der ›Rohbericht‹ des Rechnungshofes über die Salzburger Festspiele durchgesickert, diesmal in Rekordzeit. 16 Ebd., S. 300. 17 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 26. Jänner 1996. 18 ›News‹ vom 18. Jänner 1996. 19 Vgl. ›Die Presse‹ vom 4. November 1995.

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Der Zeitpunkt dieses Durchsickerns war jedoch gerade für das seiner Vertragsverlängerung harrende Direktorium – Landesmann, Mortier, Rabl-Stadler – in zweifacher Hinsicht günstig. Einerseits war damit auch öffentlich bekannt, dass das Prüfungsergebnis vorlag, Katschthaler und Scholten waren damit an ihre Zusage vom November 1995 gebunden, die Verträge des Direktoriums zu verlängern. Auf der anderen Seite enthielt das Prüfungsergebnis keine Kritik an der Höhe der Honorare des Direktoriums oder an »Mortiers vielberaunten angeblich überhöhten Reise- und Repräsentationskosten«.20 Hingegen waren die Honorare des Schauspielchefs und Regisseurs Peter Stein für die Zeitungen die causa prima  : Der Rechnungshof verteilt Lob und Tadel für die Festspiele. Das Direktorium kommt ungeschoren davon, Peter Stein dagegen wird heftig kritisiert.21 Fall Stein. 18,6 Millionen in fünf Jahren, dreifache Peymann-Gage22

Einige Tageszeitungen nutzten Steins Nachnamen für Wortspiele  : Wie werde ich in Salzburg Stein-reich  ?23 Ein Stein des Anstoßes für den Rechnungshof24 Stein oder nicht Stein, gar keine Frage25

Die Tageszeitung ›Die Presse‹ verglich gar Peter Steins Bearbeitung des Marc Anton Monologs aus ›Julius Cäsar‹ von William Shakespeare mit der klassischen Übersetzung August Wilhelm Schlegels. ›Die Presse‹ wies darauf hin, dass Bearbeiter allerdings »üblicherweise Respektabstand von den meistgewussten Zitaten« halten  :26 ›Julius Ca esa r‹  : R ede des M a rc A nton bei Schlegel

›Julius Ca esa r‹  : R ede des M a rc A nton bei Peter Stein

Mitbürger  ! Freunde  ! Römer  ! hört mich an  : Begraben will ich Cäsarn, nicht ihn preisen. Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,

Mitbürger  ! Freunde  ! Römer  ! hört mich an  : Begraben will ich Caesar, nicht ihn preisen. Was Menschen Übles tun, das überlebt sie,

20 ›SVZ‹ vom 9. Jänner 1996. 21 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 9. Jänner 1996. 22 ›News‹ vom 11. Jänner 1996. 23 ›SVZ‹ vom 9. Jänner 1996. 24 ›Der Standard‹ vom 9. Jänner 1996. 25 ›SVZ‹ vom 8. März 1996. 26 ›Die Presse‹, 10. Jänner 1996.

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Das Gute wird mit ihnen oft begraben. So sei es auch mit Cäsarn  ! Der edle Brutus Hat euch gesagt, dass er voll Herrschsucht war  ; Und war er das, so war’s ein schwer Vergehen, Und schwer hat Cäsar auch dafür gebüßt. Hier, mit des Brutus Willen und der andern (Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann, – Das sind sie alle, alle ehrenwert  !) Komm’ ich, bei Cäsars Leichenzug zu reden. Er war mein Freund, war mir gerecht und treu  : Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war, Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann. Er brachte viel Gefangne heim nach Rom  ; Wofür das Lösegeld den Schatz gefüllt. Sah das der Herrschsucht wohl am Cäsar gleich  ? Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Cäsar  : Die Herrschsucht sollt’ aus härterm Stoff bestehn. Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war, Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann. Ihr alle saht, wie am Lupercus-Fest Ich dreimal ihm die Königskrone bot, Die dreimal er geweigert. War das Herrschsucht  ? Doch Brutus sagt, dass er voll Herrschsucht war, Und ist gewiß ein ehrenwerter Mann. Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen, Ich spreche hier von dem nur, was ich weiß. Ihr liebtet all’ ihn einst nicht ohne Grund  : Was für ein Grund wehrt euch, um ihn zu trauern  ? O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh, Der Mensch ward unvernünftig  ! – Habt Geduld  ! Mein Herz ist in dem Sarge hier beim Cäsar, Und ich muß schweigen, bis es mir zurückkommt.

Das Gute wird mit ihnen oft begraben. So sei es auch mit Caesar  ! Der edle Brutus Hat euch gesagt, Caesar war herrschsüchtig  ; Und war er das, so war es ein schwer’ Vergehen, Und schwer hat Caesar auch dafür gebüßt. Hier, mit Brutus’ Erlaubnis und der and’ren, –Denn Brutus ist ein ehrenwerter Mann, Das sind sie alle, alle ehrenwert – Komm’ ich, bei Caesars Leichenfest zu sprechen. Er war mein Freund, war mir gerecht und treu  ; Doch Brutus sagt, dass er herrschsüchtig war, Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann. Er brachte viel Gefang’ne heim nach Rom, Ihr Lösegeld hat den Staatsschatz gefüllt. Sah das bei Caesar wohl nach Herrschsucht aus  ? Wenn Arme zu ihm schrien, so weinte Caesar  ; Herrschsucht sollte aus härter’m Stoff bestehn. Doch Brutus sagt, dass er herrschsüchtig war, Und Brutus ist ein ehrenwerter Mann. Ihr alle saht, wie ich am Lupercalienfest Ihm dreimal eine Königskrone bot, Die dreimal er zurückwies. War das Herrschsucht  ? Doch Brutus sagt, dass er herrschsüchtig war, Und ist gewiß ein ehrenwerter Mann. Ich will, was Brutus sprach, nicht widerlegen  ; Ich rede hier von dem nur, was ich weiß. Ihr alle liebtet ihn nicht ohne Grund  ; Was hindert euch denn jetzt, um ihn zu trauern  ? O Urteil, du entflohst zum blöden Vieh, Der Mensch verlor seine Vernunft. – Verzeiht – Mein Herz ist bei dem Leichnam dort, bei Caesar, Ich halte ein, bis es mir wiederkommt.

Abgesehen von der Null-Meldung bezüglich der Honorare und Reisespesen Mortiers und der anderen Direktoriumsmitglieder und der causa prima Peter Stein interessierten sich die Medien für die »Politikerfreikarten«,27 die hohen Honorare der Wiener Philharmoniker und die Kosten für das Honorar und das Charterflugzeug jenes Dirigenten, den der Rechnungshof in seinem veröffentlichten Tätigkeitsbericht mit dem sonst für Waren aller Art gebräuchlichen Attribut »Spitzenklasse« belegte –

27 ›Kleine Zeitung‹ vom 10. Jänner 1996.

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gemeint war Georg Solti.28 Die Zeitschrift ›News‹ berichtete am 11. Jänner 1996, dass der Rechnungshof den Subventionsbedarf für die Produktionen der Festspiele 1992 bis 1994 errechnet habe. Das Theaterstück ›Wiesele‹ habe 1993 pro Eintrittskarte einen Zuschuss von 4.556 Schilling erfordert, die Oper ›La finta giardiniera‹ hingegen nur 421 Schilling. Ein »reformiertes Festival« würde »nach schwierigem Start beginnen zu prosperieren. Die Verträge des Direktoriums just in dieser Situation nicht zu verlängern, wäre ein schwer vermittelbarer Schritt«.29 So kam es dann auch. In der Sitzung des Kuratoriums am 11. Jänner 1996, drei Tage nach dem Durchsickern des Prüfungsergebnisses, verlängerte das Aufsichtsgremium die Verträge Rabl-Stadlers und Landesmanns.30 Mortier war an diesem Tag unauffindbar, seine Gehaltsvorstellungen deckten sich nach wie vor nicht mit jenen, die ihm Bundesminister Scholten zugestehen wollte. Nach weiterem von intensiver Medienberichterstattung begleiteten Tauziehen (Franz Endler im ›Kurier‹ vom 15. Jänner 1996  : »Das Preis-Schnapsen wird schön langsam langweilig«) erfolgte seine Vertragsverlängerung schließlich am 25. Jänner 1996.31 Ende Februar und Anfang März 1996 befassten sich Direktorium und Kuratorium des Salzburger Festspielfonds mit der Stellungnahme des Salzburger Festspielfonds zum Prüfungsergebnis des Rechnungshofes.32 Der Rechnungshof veröffentlichte das Prüfungsergebnis in seinem Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1995, den er Ende 1996 dem Nationalrat vorlegte.33 Hatte der den Medien zugespielte ›Rohbericht‹ noch 63 Seiten34 umfasst, so war das im Tätigkeitsbericht für das Verwaltungsjahr 1995 veröffentlichte Prüfungsergebnis nur mehr 17 Seiten stark. Nachdem der ›Rohbericht‹ bereits in voller Länge den Weg an die Öffentlichkeit gefunden hatte, konnte der Rechnungshof es sich erlauben, sein Prüfungsergebnis für die gesetzlich vorgesehene Veröffentlichung – die Vorlage an den Nationalrat – stark zu kürzen. Dass das veröffentlichte Prüfungser28 Vgl. u.a. ›Kronen Zeitung‹ vom 9. und vom 11. Jänner 1996, ›Salzburger Nachrichten‹ vom 10. Jänner 1996, ›Kurier‹ vom 9. und 10. Jänner 1996, ›Kleine Zeitung‹ vom 10. Jänner 1996, ›Der Standard‹ vom 9. und 10. Jänner 1996 29 ›News‹ vom 11. Jänner 1996. 30 Vgl. ›News‹ vom 18. Jänner 1996. 31 Vgl. ›Der Standard‹ und ›Die Presse‹ vom 26. Jänner 1996. 32 ›Der Standard‹ vom 22. Februar 1996, ›Kronen Zeitung‹ vom 8. März 1996, ›Kurier‹ vom 9. März 1996. 33 In diesen Tätigkeitsbericht nahm der Rechnungshof »im Wesentlichen die bis 2. September 1996 berichtsreif gewordenen« Prüfungsergebnisse auf. Da er seine Gegenäußerung an den Salzburger Festspielfonds erst im August 1996 abgegeben hatte, war das Prüfungsergebnis über den Salzburger Festspielfonds wohl eines der letzten, die darin Eingang fanden. Vgl. Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1995 (RH Reihe Bund 1996/11), 822. Beilage zu den stenographischen Protokollen des Nationalrates, XX. Gesetzgebungsperiode. 34 Lt. ›Kronen Zeitung‹ vom 9. Jänner 1996.

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gebnis damit an Genauigkeit und möglicherweise Tiefgang einbüßte, nahm er zugunsten der Berichtsökonomie in Kauf. So kritisierte der Rechnungshof im Tätigkeitsbericht, dass das Saisonpersonal des Salzburger Festspielfonds »entgegen der ursprünglichen Absicht ständig erhöht«35 wurde, ohne nähere Angaben über diese ursprüngliche Absicht zu machen. Er befand eine »gemeinsame Nutzung vorhandener Ressourcen«36 mit der Osterfestspiel GmbH für vorteilhaft, ohne eine konkrete Empfehlung anzuschließen. In zwei Empfehlungen verwies er auf Regelungen, die im Theaterbereich »üblich« seien, ohne den herangezogenen Vergleichsmaßstab (möglicherweise die Bundestheater  ?) zu nennen.37 Er lobte das Direktorium für die Erreichung der Reformziele, stellte jedoch nicht dar, anhand welcher Kriterien er die Erreichung dieser Ziele gemessen hatte.38 Während der durchgesickerte ›Rohbericht‹ Anfang 1996 zu einigem Medienecho geführt hatte, liegen keine Medienberichte über die Veröffentlichung des Tätigkeitsberichts für das Verwaltungsjahr 1995 vor, in dem auch das Prüfungsergebnis über den Salzburger Festspielfonds enthalten war. Aufgrund der detaillierteren und konkreteren Informationen, verbunden mit dem Nimbus des Geheimnisses und der früheren Verfügbarkeit, war der ›Rohbericht‹ für die Medien ungleich interessanter als das veröffentlichte Prüfungsergebnis. Die beiden letztgenannten Aspekte konnte der Rechnungshof nicht ändern, denn sie ergaben sich aus den notwendigen Abläufen. Ab 2006 verfasste der Rechnungshof aber nur mehr ein Prüfungsergebnis, das nach der Stellungnahme durch die geprüfte Einrichtung und die Gegenäußerung des Rechnungshofes veröffentlicht wurde. Ab 2006 unterschied sich der ›Rohbericht‹ also vom veröffentlichten Bericht nur mehr durch die eingearbeitete Stellungnahme der geprüften Einrichtung und die Gegenäußerung des Rechnungshofes. Wie an anderer Stelle dargestellt, war damit der Endpunkt einer Entwicklung erreicht, die ein Politiker schon in den 1930er-Jahren gefordert hatte. Es war aber auch – wie die oben dargestellte Reduktion der Genauigkeit im veröffentlichten Prüfungsergebnis 1995 anschaulich zeigte – ein Punkt erreicht, an dem die Vorlage des Tätigkeitsberichtes an den Nationalrat mehr einer auch noch notwendigen Formalität glich als einer tatsächlichen Information der gewählten Volksvertretung. Am 14. März 1997 lud der Rechnungshof-Ausschuss des Nationalrates die Präsidentin des Salzburger Festspielfonds, Helga Rabl-Stadler, als Auskunftsperson vor. Sie wies in ihrer Stellungnahme »auf die hohe Umwegrentabilität der Festspiele hin und zitierte eine Schätzung der Salzburger Handelskammer, die die Mehrumsätze in Folge der Festspiele für ganz Österreich mit 2,5 Mrd. S, für Salzburg mit 1,3 Mrd. S 35 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1995 (RH Reihe Bund 1996/11), S. 298. 36 Ebd., S. 289. 37 Ebd., S. 301 und 303. 38 Ebd., S. 289.

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indirekt und 0,8 Mrd. S direkt beziffert«.39 Die Festspiele seien »der einzige funktionierende Wirtschaftsmotor in Salzburg«.40 Auch das von den Festspielen seit 1972/73 immer wieder gebrauchte Argument der Steuerleistung brachte die Präsidentin der Festspiele. Das Plenum des Nationalrates winkte den Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1995 schließlich am späten Abend des 11. Juli 1997 durch. Die routinierte Weitergabe des ›Rohberichts‹ an die Medien und dessen reflexartiges Skandalisieren hatten in Salzburg in Vorwahlzeiten schon in den 1980er-Jahren eine gewisse Eigendynamik erreicht. Die taggleiche Medienweitergabe des Prüfungsergebnisses 1995 in Nachwahlzeiten war jedoch ein Novum und kann nur mit der spezifischen Situation des Direktoriums, das seiner Vertragsverlängerung harrte, erklärt werden. Auch wenn eine Zeitung auf die »Milde des Rechnungshofes«41 hinwies, konnte auch dieses vergleichsweise schmale Prüfungsergebnis des Rechnungshofes in Salzburg nach Belieben als Mittel zum Zweck verwendet werden.

39 Parlamentskorrespondenz Nr. 160 vom 14. März 1997. 40 Parlamentskorrespondenz Nr. 160 vom 14. März 1997. 41 ›Der Standard‹ vom 10. Jänner 1996.

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Der Rechnungshof hofft, dass »die Festspiele noch die nächsten paar Hundert Jahre bestehen« (2011) Während 2011 der vierte Intendant seit der letzten Gebarungsprüfung des Rechnungshofes 1995 für die künstlerische Planung der Salzburger Festspiele zuständig war, hatte sich die administrative Spitze des Fonds nicht verändert. Helga Rabl-Stadler war 2011 nach wie vor Präsidentin und damit nach Heinrich Puthon am zweitlängsten an der Spitze der Salzburger Festspiele, nämlich 16 Jahre. Die Sommerfestspiele hatten eine beständige Ausweitung erfahren und mit den Pfingstfestspielen seit 1998 eine Ergänzung bekommen. Ein großer Kraftakt und »wahnwitziger Plan«1 war das Mozartjahr 2006  : »Binnen zweier Monate wurden alle szenischen Werke Mozarts aufgeführt.«2 Ende Jänner 2010 berichteten Medien,3 dass der technische Direktor des Salzburger Festspielfonds, Klaus Kretschmer, entlassen worden sei, weil er einer unerlaubten Nebenbeschäftigung bei der Osterfestspiel GmbH nachgegangen sei. Deren Geschäftsführer Michael Dewitte war im Dezember 2009 ebenfalls entlassen worden. Kretschmer wurde wegen Untreue und schweren gewerbsmäßigen Betrugs angezeigt. Die Staatsanwaltschaft warf ihm vor, seinen Arbeitgeber »durch unkorrekte Verrechnung von Arbeitsstunden und ungerechtfertigte Rechnungslegungen für Bühnenausstattungen in der Höhe von 323.853 Euro«4 geschädigt zu haben. Außerdem habe Kretschmer eine ungerechtfertigte Provision für die Vermittlung eines Sponsors von der Osterfestspiel GmbH erhalten und dieser Rechnungen über rund 800.000 Euro gelegt, denen keine Leistungen gegenüberstanden. Sowohl Kretschmer als auch Dewitte wurden im Februar 2014 in erster Instanz schuldig gesprochen und zu Haft- und Geldstrafen verurteilt. In zweiter und letzter Instanz wurden die Haftstrafen 2016 erhöht. Was im Rückblick ein isolierter Fall von Untreue war, weitete sich im Winter 2010 rasch zu einem Flächenbrand aus, denn es war zunächst beispielsweise nicht auszuschließen, dass Kretschmer oder Dewitte über Mittäter oder -wisser verfügten. Daher beauftragte zunächst der Aufsichtsrat der Osterfestspiel GmbH ein Beratungsunternehmen mit einer Überprüfung von deren Büchern. Unmittelbar nachdem das Ergebnis dieser Überprüfung vorlag, beauftragte der Salzburger Festspielfonds 1 2 3 4

›Der Standard‹ vom 28. Jänner 2010. ›Der Standard‹ vom 28. Jänner 2010, Anmerkung  : 250. Geburtstag Wolfgang Amadeus Mozarts. Z.B. ›News‹ vom 27. Jänner 2010, ›Der Standard‹ vom 29. Jänner 2010, ›profil‹ vom 30. Jänner 2010. ›Der Standard‹, online-Ausgabe vom 20. Dezember 2012.

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dasselbe Beratungsunternehmen mit einer Überprüfung von dessen Büchern. Das Beratungsunternehmen bestätigte den Verdacht gegenüber Dewitte und Kretschmer. In beiden Fällen blieben jedoch Fragen für den Salzburger Landtag unbeantwortet, wie insbesondere die Frage nach der Kontrolle und der Verwendung der öffentlichen Förderungen.5 Aus diesem Grund ersuchte am 3. Februar 2010 der Salzburger Landtag den Landesrechnungshof und der Gemeinderat der Stadt Salzburg das Kontrollamt um eine gemeinsame Gebarungsprüfung bei der Osterfestspiel GmbH. Weil diese GmbH sich vorwiegend im Eigentum einer Privatstiftung befand, musste deren Zustimmung ebenfalls eingeholt werden. Nach dem Vorliegen des Berichts des Beratungsunternehmens über die Überprü­ fung der Bücher des Salzburger Festspielfonds am 23. Februar 2010 kündigte Landes­hauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) den Medien an, dass der Salzburger Landtag den Rechnungshof um eine Gebarungsprüfung ersuchen würde.6 Dies tat er in seiner nächsten Sitzung am 17. März 2010 auf Antrag der Grünen. Im Finanzüberwachungsausschuss begründeten sie ihren Antrag damit, dass »die bislang in Auftrag gegebenen Prüfungen unzureichend« seien, es »solle nicht nur die Gebarung ex post durchleuchtet werden, erhofft würden auch Vorschläge für organisatorische Neuerungen bzw. Verbesserungen.«7 Es handelte sich damit um die fünfte Gebarungsprüfung des Rechnungshofes beim Salzburger Festspielfonds, die aufgrund eines Ersuchens einer dazu ermächtigten Instanz stattfand. Es handelte sich jedoch um die erste Ersuchensprüfung, die nicht aufgrund eines parteipolitischen Kalküls zustande kam. Alle im Landtag vertretenen Parteien stimmten überein, den Rechnungshof um diese Gebarungsprüfung zu ersuchen. Die Kontrollbehörde war von November 2010 bis Februar 2011 vor Ort. Die Präsidentin des Salzburger Festspielfonds berichtete einer Zeitung später, dass das Prüfteam aus »vier Herren und einer Dame«8 bestanden habe. Seit einigen Jahren war der Rechnungshof dazu übergegangen, dem Nationalrat seine Prüfungsergebnisse über das Jahr verteilt vorzulegen. Je nach Umfang fasste er zumeist mehrere Prüfungsergebnisse zu einem Sammelband zusammen. Das Prüfungsergebnis über den Salzburger Festspielfonds war jedoch so umfangreich, dass es in einem eigenen Band erschien. Es enthielt in elf Kapiteln und 79 Textziffern9 99 Empfehlungen des 5 Vgl. die Debatte im Salzburger Landtag am 3. Februar 2010, stenographisches Protokoll der Sitzungen des Salzburger Landtages (2. Session der 14. Gesetzgebungsperiode), S. 340 ff 6 Vgl. ›Salzburger Nachrichten‹ vom 24. Februar 2010 7 Nr. 463 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (2. Session der 14. Gesetzgebungsperiode), S. 1. 8 ›österreich‹ vom 25. Juni 2011. 9 Folgende 14 Textziffern enthielten keine Empfehlungen  : 1, 2, 16, 17, 21, 22, 23, 24, 32, 40, 73, 74, 75, 93.

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Rechnungshofes. 91 Empfehlungen richteten sich an den Salzburger Festspielfonds, eine an die Landeshauptstadt Salzburg allein und sieben an das Land Salzburg, die Landeshauptstadt Salzburg oder das Unterrichtsministerium. Das dritte Mal nach den Gebarungsprüfungen 1961 und 1972/73 (siehe die entsprechenden Abschnitte dieses Buchs) scheute der Rechnungshof vor Kritik am Salzburger Festspielfonds-Gesetz nicht zurück. Diesmal richtete er seine Empfehlungen für eine Änderung dieses Gesetzes jedoch nicht an den Salzburger Festspielfonds, wie er das noch 1972/73 getan hatte, sondern an jene Rechtsträger, denen er genug Einfluss beim Gesetzgeber zutraute, um eine Änderung des Gesetzes zu bewirken. Der Rechnungshof kritisierte, dass sich aus der Rechtsgrundlage des Salzburger Festspielfonds Interessenskollisionen, Unvereinbarkeiten, nicht geregelte Sorgfaltspflichten sowie die nicht geregelte Verpflichtung, ein dem Unternehmen entsprechendes Rechnungswesen und ein Internes Kontrollsystem einzurichten, ergaben. Er empfahl dem Bund sowie Land und Stadt Salzburg unter Verweis auf CorporateGovernance-Richtlinien, eine geeignete Rechtsgrundlage für die Salzburger Festspiele zu schaffen. Den Festspielen selbst konnte er nur empfehlen, das als mangelhaft kritisierte Gesetz einzuhalten oder auf eine Änderung des Gesetzes hinzuwirken. So kritisierte er, dass die Festspiele entgegen dem Wortlaut des Gesetzes auch außerhalb der Stadt Salzburg Veranstaltungen durchführten,10 oder dass das Direktorium die Genehmigung des Kuratoriums für bestimmte im Salzburger FestspielfondsGesetz vorgesehene Rechtsgeschäfte nicht eingeholt hatte. Er wies auch darauf hin, dass andere bedeutende Kulturunternehmen wie die Bundestheater oder die Bregenzer Festspiele ihre Rechtsform seit 1950 verändert hatten, während die Grundlage der Rechtsform der Salzburger Festspiele, das Salzburger Festspielfonds-Gesetz, seit 1950 unverändert bestand. Für den Salzburger Festspielfonds nahm das Direktorium Stellung zu den Empfehlungen des Rechnungshofes, für drei der Abgangsträger – Bund sowie Land und Stadt Salzburg – das Kuratorium des Salzburger Festspielfonds. Übereinstimmend erklärten sie, dass die Bestimmungen des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes genau eingehalten würden und Gesetzeskritik nicht Aufgabe des Rechnungshofes sei. Corporate-Governance-Regeln könnten nicht angewendet werden, weil die Salzburger Festspiele kein Wirtschaftsbetrieb seien. Der Rechnungshof entgegnete, dass er den Auftrag des Salzburger Landtages, »Vorschläge für organisatorische Neuerungen« zu machen, nur erfüllen konnte, indem er jenes Gesetz kritisierte, auf dem die Konstruktion des Salzburger Festspielfonds gründete. 10 So führte der Salzburger Festspielfonds seit 1993/94 Veranstaltungen auf der Perner Insel in Hallein durch. Vgl. Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für das Verwaltungsjahr 1995 (RH Reihe Bund 1996/11), S. 288.

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Ein umfangreiches und komplexes Kapitel widmete der Rechnungshof den rechtlichen, wirtschaftlichen und personellen Aspekten der Zusammenarbeit des Salzburger Festspielfonds mit anderen, ihn umgebenden, Einrichtungen. Er empfahl die Auflösung eines Vereins, der 1989 vom Salzburger Festspielfonds gegründet worden war, um bei der Erhaltung und Nutzung der Festspielhäuser Vorsteuer geltend machen zu können. Wie bereits 1972/73, empfahl der Rechnungshof in mehreren Kritikpunkten eine kostenwahre Verrechnung von Aufwendungen des Salzburger Festspielfonds an die Osterfestspiel GmbH sowie eine entsprechende vertragliche Grundlage. Der Rechnungshof kritisierte ablauf- und aufbauorganisatorische Mängel der Kontrolleinrichtungen des Salzburger Festspielfonds, also des Kuratoriums, der internen Revision und des Controllings. Er sprach dem Kuratorium vorwiegend ablauforganisatorische Empfehlungen aus, wie z. B. ein verbessertes Genehmigungsregime in einzelnen Bereichen. So empfahl er, das Controlling nicht mehr dem kaufmännischen Direktoriumsmitglied, sondern dem gesamten Direktorium, und die interne Revision nicht mehr dem Kuratorium, sondern dem Direktorium zu unterstellen. Dieser Empfehlung des Rechnungshofes erwiderte das Kuratorium des Salzburger Festspielfonds, dass die »interne Revision ohne gesetzliche oder sonstige Verpflichtung im Jahr 1983 freiwillig und aus guten Gründen als Organ des Kuratoriums eingerichtet«11 worden sei. Auch der Rechnungshof griff in die Geschichte seiner Gebarungsprüfungen beim Salzburger Festspielfonds zurück und verwies auf sein Prüfungsergebnis 1986, in dem er an der internen Revision Kritik geübt hatte. In zwölf Empfehlungen sprach sich der Rechnungshof für die Einhaltung oder Veränderung bestehender Organisationsvorschriften des Salzburger Festspielfonds oder die Erstellung neuer Organisationsvorschriften aus. So empfahl er die Streichung von drei Bestimmungen in der Geschäftsordnung des Fonds, er empfahl die flächendeckende Verfassung von Stellenbeschreibungen und die Dokumentation der Aufbau- und Ablauforganisation. Hatte der oberste Revisor die allgemeine Empfehlung, die Ausgabe von Freik arten oder ermäßigten K arten zu reduzieren, in nahezu allen Prüfungsergebnissen über den Salzburger Festspielfonds seit 1935 ausgesprochen,12 so analysierte er in einem umfangreichen Abschnitt des Prüfungsergebnisses 2011 darüber hinaus einzelne Kartenkategorien, nämlich Presse-, Repräsentations- und Künstlerkarten, Dienst- und Behördensitze sowie die an die Sponsoren der Salzburger Festspiele abgegebenen Freikarten. Die Salzburger Festspiele hatten in ihren bisherigen Stellungnahmen zur allgemeinen Empfehlung des Rechnungshofes, die Freikarten zu reduzieren, stets betont, dass dies auch im Interesse der Festspiele sei. Sie hatten 11 RH Reihe Bund 2012/1, S. 129. 12 Er sprach diese Empfehlung nur 1953 und 1958 nicht aus.

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über die entsprechenden geplanten Maßnahmen berichtet. Hingegen wies der Salzburger Festspielfonds in seiner Stellungnahme auf das Prüfungsergebnis 2011 darauf hin, dass die Abgabe von Freikarten bereits jetzt restriktiv gehandhabt werde und die Anzahl der ausgegebenen Freikarten von 2004/05 bis 2009/10 reduziert worden sei. 1982 hatte der Salzburger Festspielfonds in seiner Stellungnahme zum Prüfungsergebnis des Rechnungshofes die Einführung der Automationsgestützten Datenverarbeitung in der Buchhaltung in Aussicht gestellt. Seither war die Gestaltung der meisten Geschäftsabläufe ohne den Einsatz von Informationstechnologie ( IT) undenkbar geworden, der Rechnungshof widmete ihr daher ein Kapitel seines Prüfungsergebnisses 2011. Er empfahl die Einführung einer integrierten Software zur Abwicklung der Geschäftsabläufe des Salzburger Festspielfonds. Der Salzburger Festspielfonds stellte diese in seiner Stellungnahme in Aussicht. Den festgestellten Mängeln bei der Budgetierung, der Buchführung und der Erstellung und Prüfung des Jahresabschlusses maß der Rechnungshof so viel Bedeutung zu, dass er gleich an den Beginn seines Prüfungsergebnisses die Anmerkung stellte, dass das »Rechnungswesen des Salzburger Festspielfonds nicht einmal dem eines Vereins entsprach«.13 Nahezu wortgleich wie das Prüfungsergebnis 1982 wies der Rechnungshof darauf hin, dass der Rechnungsabschluss des Fonds Elemente der Kameralistik und der doppelten Buchhaltung vermische. In seiner Stellungnahme meinte der Fonds, dass seine Buchführung ordnungsgemäß sei und der Jahresabschluss seit 2001 von einem Wirtschaftsprüfer geprüft werde. Dazu bemerkte der Rechnungshof allerdings an anderer Stelle, dass für ihn die »Aussagekraft des uneingeschränkten Bestätigungsvermerks nicht nachvollziehbar«14 sei, weil der Fonds seine Jahresabschlüsse eben nicht nach den Bestimmungen des Unternehmensgesetzbuches erstellte. Zur Führung von Inventaren und Anlagenverzeichnissen sprach der Rechnungshof fünf Empfehlungen aus, wobei sich bei einer Empfehlung des Rechnungshofes im Nachhinein herausstellte, dass er über unvollständige Informationen über den Verbleib von zwei Kunstgegenständen verfügte. War in nahezu allen vorangegangenen Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes das künstlerische Personal der Festspiele ein Prüfungsthema gewesen, das zu vielen Empfehlungen führte, so fehlte dieses Prüfungsthema bei der Gebarungsprüfung 2011 erstmals völlig. Der Rechnungshof beschäftigte sich in seinem Prüfungsergebnis ausschließlich mit dem Jahrespersonal des Fonds. Dieses umfasste 2009/10 197 Personen, während es zum Zeitpunkt der letzten Gebarungsprüfung 1986 283 Personen, also um 86 mehr, umfasst hatte. Allerdings ist ein Vergleich nach Vollzeitäquivalenten15 nicht möglich, denn 1986 fehlte diese Angabe im Prüfungser13 RH Reihe Bund 2012/1, S. 13. 14 Ebd., S. 115. 15 2009/10  : 188,3 Vollzeitäquivalente.

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gebnis des Rechnungshofes. Der Rechnungshof kritisierte die Gehälter und andere Bestandteile der arbeitsrechtlichen Vereinbarungen mit einzelnen Mitliedern des Direktoriums. Seit 1952 sprach sich der Rechnungshof in seinen Prüfungsergebnissen immer wieder gegen die Gewährung freiwilliger Pensionen durch den Salzburger Festspielfonds aus. Im Prüfungsergebnis 2011 berichtete er, dass der Salzburger Festspielfonds aufgrund einer Empfehlung des Rechnungshofes aus dem Prüfungsergebnis 1986 seit 1987 keine Zusatzpensionen mehr gewährte, im Jahr 2009 allerdings eine neue Zusatzpension ins Leben gerufen habe. Der Salzburger Festspielfonds argumentierte sowohl hinsichtlich der Kritik am Direktorium als auch an den Zusatzpensionen, dass dies marktkonforme Vereinbarungen seien. Am 26. Februar 2011 berichtete eine Zeitung von einer Besprechung zwischen den Rechnungshofprüfern und Vertretern des Landes. Sowohl Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) als auch Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer (ÖVP) lehnten in Interviews mit derselben Zeitung »Bestrebungen, die Festspiele in eine GmbH umzugründen«, die der Rechnungshof bekanntgegeben habe, ab (im veröffentlichten Prüfungsergebnis ist diese Empfehlung nicht zu finden). Haslauer befürchtete, »dass dieser Vorschlag ›auf Bestellung‹ gemacht werde. Dahinter stecke der Versuch des Bundes, ›sich aus der gesetzlichen Verpflichtung herauszustehlen‹«.16 Am 3. März 2011 berichtete eine Zeitung, dass am Tag zuvor in Wien eine langwierige Schlussbesprechung zwischen dem Salzburger Festspielfonds und dem Rechnungshof stattgefunden habe.17 In den folgenden Tagen und Wochen geisterten Mutmaßungen und Meinungen über das noch nicht vorliegende Prüfungsergebnis durch die Blätter.18 So sprach sich ein Kolumnist der Kronen Zeitung am 10. März in scharfen Worten gegen die angebliche Empfehlung des Rechnungshofes aus, den Salzburger Festspielfonds in eine GmbH umzuwandeln sowie gegen den angeblich vom Rechnungshof angestellten Vergleich der Salzburger mit den Bregenzer Festspielen  : So mit der bedeutendsten internationalen Kunst-Institution Österreichs umzugehen, halte ich für eine beschämende Ignoranz. Ja, noch stärker – eine Widerwärtigkeit  !19

Am 21. Juni 2011 kam es dann so, wie es bei allen Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen seit 1972/73 gekommen war  : Eine un16 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 26. Februar 2011. 17 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 3. März 2011. 18 Z. B. ›Salzburger Nachrichten‹ vom 17. März 2011, ›Die Presse‹ vom 6. April 2011, ›Salzburger Nachrichten‹ vom 18. Juni 2011. 19 ›Kronen Zeitung‹ vom 10. März 2011.

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dichte Stelle versorgte die Medien20 mit dem vertraulichen Prüfungsergebnis des Rechnungshofes, das dieser an den Salzburger Festspielfonds und an dessen Förderungsgeber zur Stellungnahme übersendet hatte. Wie die ›Kronen Zeitung‹ ihren Lesern sogleich stolz berichtete, stand auf dem 120 Seiten starken ›Rohbericht‹, aus dem sie Auszüge veröffentlichte  : »Verschluss  ! Nicht für die Veröffentlichung bestimmt  !« Die Medien berichteten über die nicht mehr zeitgemäße Konstruktion der Festspiele in Form eines Fonds, die Mängel im Salzburger Festspielfonds-Gesetz, die Freikarten, die Beraterverträge und die mangelhafte Kontrolle wegen des nicht vorhandenen Internen Kontrollsystems. Die kaufmännischen Strukturen der Festspiele seien veraltet, die interne Kontrolle mangelhaft und die Organe des Festspielfonds, wie das Kuratorium als Aufsichtsorgan, entsprächen nicht den Richtlinien der Unternehmensführung. Die ›Kronen Zeitung‹ schlug sich wie schon im März (siehe oben) auf die Seite der Festspiele  : Ein Kunstbetrieb ist keine Schraubenfabrik, das begreifen diese Kontrolleure offenbar noch immer nicht.21

Am 22. Juni 2011 bezeichnete die Präsidentin des Salzburger Festspielfonds das Prüfungsergebnis des Rechnungshofes »in einzelnen Details als ›falsch‹, ›böswillig‹ oder auch ›rufschädigend‹«.22 In einem Pressegespräch am 24. Juni 2011 wiederholte sie ihre Kritik. Konkret beträfe diese die Erkenntnisse und Vorschläge des Rechnungshofes hinsichtlich der Lagerung nicht mehr benötigter Kostüme, dem angeblichen Verschwinden einer Büste und eines Gobelins oder dem vom Rechnungshof festgestellten unversperrten Zugang des ehemaligen technischen Direktors zum Bestellsystem des Salzburger Festspielfonds. Der Präsident des Rechnungshofes Josef Moser trat den »starken emotionalen«23 Worten Rabl-Stadlers in einem Interview am 30. Juni 2011 entgegen. Er meinte, dass »der Rechnungshof nur Feststellungen trifft, wenn er Erhebungen durchgeführt hat und dies mit Unterlagen belegen kann«.24 Es sei wichtig, »Schwachstellen aufzu-

20 Versorgt wurden zunächst die ›Kronen Zeitung‹ und die ›Salzburger Nachrichten‹, diese berichteten am 22. Juni 2011 auch auf ihren Titelseiten. 21 ›Kronen Zeitung‹ vom 25. Juni 2011. 22 ›Salzburger Nachrichten‹, ›Der Standard‹, ›Kleine Zeitung‹, ›Neues Volksblatt‹, ›Wirtschaftsblatt‹, ›Kurier‹, ›österreich‹, ›Tiroler Tageszeitung‹, ›Oberösterreichische Nachrichten‹ und ›Kronen Zeitung‹ vom 22. Juni 2011. 23 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 30. Juni 2011. 24 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 30. Juni 2011.

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zeigen und daraus Lehren zu ziehen, damit diese Festspiele noch die nächsten paar Hundert Jahre bestehen«.25 Ab 12. Juli verfügten auch der ›Kurier‹ und ›Die Presse‹ über den ›Rohbericht‹. Sie berichteten in Titelgeschichten über die betriebliche Altersvorsorge der F ­ estspiele, deren Reserven, die Freikarten für Berichterstatter und dass Künstlern teilweise Gagen bar ausgezahlt würden.26 Der Kurier berichtete unter der Schlagzeile »Wenn Frau Burgstaller Frau Burgstaller klagt«27 außerdem polemisch, dass die Salzburger Landeshauptfrau in einem Verfahren gegen sich selbst vorgegangen wäre. Über den Festspielsommer und im Herbst 2011 erinnerten einige Zeitungen an die Rechnungshof-Kritikpunkte,28 schon zuvor hatte sich Rabl-Stadler in einem Interview »zu sinnvollen Änderungen bereit« gezeigt. In einem Podiumsgespräch Anfang August sprach sich die Bundesministerin für Unterricht, Kunst und Kultur, Claudia Schmied, gegen eine Änderung des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes aus, denn es funktioniere ohnehin.29 Mittlerweile hatte der Salzburger Festspielfonds dem Rechnungshof wohl seine Stellungnahme zum Prüfungsergebnis zukommen lassen. Die Emotionalität der sommerlichen Debatte über die Rechnungshofprüfung findet ihren Widerhall auch in einzelnen Formulierungen dieser Stellungnahme. So wies das Direktorium Kritik an mangelnder Berichterstattung »entschieden zurück,«30 die Änderung der Rechtsgrundlage des Salzburger Festspielfonds »stehe nicht zur Diskussion«.31 Sie findet sich auch in einer widersprüchlichen Argumentation des Salzburger Festspielfonds  : Während er der Empfehlung des Rechnungshofes, Corporate-Governance-Regeln anzuwenden, entgegnete, dass er kein Wirtschaftsunternehmen sei, verglich er sich bei den seinen Beschäftigten gewährten Sozialleistungen mit »Betrieben ähnlicher Größe«32 oder wies darauf hin, dass »Wertsteigerungsklauseln ein in der Wirtschaft üblicher Bestandteil von Arbeitsverträgen«33 seien.

25 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 30. Juni 2011. 26 ›Kurier‹ vom 12. Juli 2011, ›Die Presse‹ vom 13. Juli 2011. 27 ›Kurier‹ vom 12. Juli 2011. 28 ›Kronen Zeitung‹ vom 10. August 2011  ; ›Salzburger Nachrichten‹ vom 23. und 26. August 2011  ; ›Der Standard‹ und ›Oberösterreichische Nachrichten‹ vom 27. August 2011  ; ›Der Standard‹, ›Tiroler Tageszeitung‹, ›Wiener Zeitung‹, ›Salzburger Nachrichten‹ und ›Kurier‹ vom 23. September 2011  ; ›Salzburger Nachrichten‹ vom 24. September 2011  ; ›Kronen Zeitung‹ vom 5. Oktober 2011  ; ›österreich‹ vom 13. November 2011. 29 ›Salzburger Nachrichten‹ vom 1. August 2011. 30 RH Reihe Bund 2012/1, S. 94. 31 Ebd., S. 43. 32 Ebd., S. 99. 33 Ebd., S. 92.

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Abb. 23  : Karikatur aus Anlass der Vorlage des Rechnungshofberichts an den Nationalrat vom 18. Jänner 2012, v. l. n. r. Rechnungshofpräsident Josef Moser, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Landeshauptfrau Gabi Burgstaller, Bürgermeister Heinz Schaden (›Salzburger Nachrichten‹/Thomas Wizany).

Mit der Vorlage des Prüfungsergebnisses beim Nationalrat, dem Salzburger Landtag und dem Salzburger Gemeinderat am 17. Jänner 2012 nahm die mediale Berichterstattung darüber wieder an Fahrt auf, schon deshalb, weil Rechnungshofpräsident Josef Moser an diesem Tag in einer Pressekonferenz in Salzburg die wesentlichen Ergebnisse der Gebarungsprüfung präsentierte. Über dieses in der Geschichte der Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen einzigartige Vorgehen berichteten zahlreiche Medien, einige Zeitungen auf ihren Titelseiten  :34 Festspiele für den Rechnungshof35 Rechnungshof hält an Festspiel-Kritik fest36

Die Salzburger Festspiele antworteten am 20. Jänner mit einer weiteren Pressekonferenz, in der sie betonten, die Empfehlungen des Rechnungshofes ernst zu nehmen. Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer (ÖVP) erklärte, das Salzburger Festspielfonds-Gesetz würde nicht geändert werden (siehe Abbildung 24).

34 ›österreich‹, ›Wirtschaftsblatt‹, ›Salzburger Nachrichten‹, ›Die Presse‹, ›Kronen Zeitung‹, ›Tiroler Tageszeitung‹, ›Der Standard‹, ›Oberösterreichische Nachrichten‹, ›Kurier‹, ›Wiener Zeitung‹, ›Vorarlberger Nachrichten‹, ›heu te‹ und ›Kleine Zeitung‹ vom 18. Jänner 2012. 35 ›Wirtschaftsblatt‹ vom 18. Jänner 2012. 36 ›österreich‹ vom 18. Jänner 2012.

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Abb. 24  : Nach der Pressekonferenz am 20. Jänner 2012, v. l. n. r.: Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer, Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler, Bürgermeister Heinz Schaden (Salzburger Festspiele/ Kalchmair).

Weil die Medien im vorangegangenen Sommer den ›Rohbericht‹ zugespielt bekommen hatten, gab es für sie schon bald nichts Neues mehr zu berichten, nach einer Woche versiegte die Berichterstattung. Am 3. Mai 2012 war das Prüfungsergebnis ein umfangreicher Tagesordnungspunkt des parlamentarischen Rechnungshof-Ausschusses. Festspielpräsidentin Helga Rabl-Stadler und Landeshauptmann-Stellvertreter Wilfried Haslauer teilten mit, dass 70 von 99 Rechnungshofempfehlungen bereits umgesetzt worden seien, während Rechnungshofpräsident Josef Moser meinte, »er sei froh darüber, dass sich das konfrontative Klima zwischen den Salzburger Festspielen und dem Rechnungshof in eine produktive Kooperation gewandelt hat.«37 Danach berichteten die Zeitungen, 37 Parlamentskorrespondenz Nr. 360 vom 3. Mai 2012.

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dass »das Kriegsbeil zwischen dem Rechnungshof und den Salzburger Festspielen begraben«38 sei. Der Rechnungshof sei mit Salzburg versöhnt.39 Zusammen mit 17 weiteren Prüfungsergebnissen des Rechnungshofes debattierte der Nationalrat am Nachmittag des 16. Mai 2012 auch jenes über den Salzburger Festspielfonds.40 Die Debatte darüber fiel umfangreich aus und umfasste Wortmeldungen von Abgeordneten aller im Nationalrat vertretenen Fraktionen. Rechnungshofpräsident Moser betonte, dass seine Behörde die kulturpolitische Bedeutung der Festspiele »außer Streit gestellt« habe, es sei jedoch zweckmäßig, das Salzburger Festspielfonds-Gesetz weiterzuentwickeln, weil dieses Regelungsdefizite und Unvereinbarkeiten enthalte.41 Dies hatten die Grünen bereits in einem Entschließungsantrag vom Februar 2012 gefordert, der allerdings in einer Sitzung des Nationalrates im Juli 2012 in der Minderheit blieb.42 Seit 2008 fragt der Rechnungshof bei den im Vorjahr geprüften Einrichtungen nach, »wie es mit der Umsetzung der Empfehlungen steht«.43 Die Einrichtungen melden ihre Sicht des Umsetzungsstandes an den Rechnungshof, dieser nimmt diese Meldungen als Grundlage einer etwaigen Follow-up-Überprüfung, wie sie beispielsweise beim Salzburger Festspielfonds 1986 stattgefunden hatte. Der Salzburger Festspielfonds gab dem Rechnungshof 2013 bekannt, dass 48 der 91 ihn betreffenden Empfehlungen des Rechnungshofes umgesetzt seien, sich weitere 23 in Umsetzung befänden und 13 Empfehlungen nicht umgesetzt seien. Für sieben Empfehlungen des Rechnungshofes habe es keine Anwendungsfälle gegeben. Der Rechnungshof schloss  : »Der Salzburger Festspielfonds nutzte seinen eigenen Gestaltungsspielraum und setzte mehr als die Hälfte der Empfehlungen des RH um.«44 Der Salzburger Landtag hatte dem Rechnungshof nur einen konkreten Auftrag gegeben, nämlich »Vorschläge für organisatorische Neuerungen bzw. Ver­bes­ serungen«45 zu machen. Im Unterschied zu Ersuchen des Nationalrates oder der Bundesregierung hatte er keine konkreteren Fragen an die Kontrollbehörde gerichtet.46 Der Rechnungshof konnte daher 2011 seine Prüfungsthemen und -schwer38 Vgl. ›Kurier‹ vom 4. Mai 2012. 39 Vgl. ›Oberösterreichische Nachrichten‹ vom 4. Mai 2012. 40 Stenographisches Protokoll der 157. Sitzung des Nationalrates vom Mittwoch, 16. Mai 2012, XXIV. Gesetzgebungsperiode, S. 101 ff. 41 Stenographisches Protokoll der 157. Sitzung des Nationalrates vom Mittwoch, 16. Mai 2012, XXIV. Gesetzgebungsperiode. S. 188. 42 987/A(E) XXIV. Gesetzgebungsperiode – Entschließungsantrag. 43 Vgl. http://www.rechnungshof.gv.at. 44 Rechnungshof Nachfrageverfahren Salzburg 2013, S. 114. 45 Nr. 463 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (2. Session der 14. Gesetzgebungsperiode), S. 1. 46 Vgl. den Antrag 1391/A XXIV. Gesetzgebungsperiode gem. § 99 Abs. 2 Geschäftsordnungsgesetz

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punkte frei wählen. Neben den von ihm schon zuvor wiederholt geprüften Themen wie dem Rechnungswesen, Personalangelegenheiten oder dem Internen Kontrollsystem beschäftigte er sich mit für ihn Neuem  : 1. Er prüfte erstmals die IT des Salzburger Festspielfonds und erfüllte den einzigen Auftrag des Salzburger Landtages, »Vorschläge für organisatorische Neuerungen bzw. Verbesserungen«47 zu machen, indem er Vorschläge für die Anpassung des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes machte. 2. Erstmals prüfte er nicht das künstlerische Personal des Salzburger Festspielfonds, also die Honorare der Dirigenten, Sänger, Schauspieler, Wiener Philharmoniker etc. 3. Er wählte einzelne Prüfungsthemen, die offenbar in einem Zusammenhang zum Untreueverdacht gegenüber dem ehemaligen technischen Direktor standen  : – Er überprüfte, wie der Fonds entgeltliche Nebenbeschäftigungen seiner Beschäftigten genehmigte. – Er empfahl dem Fonds, mit der Osterfestspiel GmbH vertraglich zu vereinbaren, dass die Beschäftigten des Fonds nur im Rahmen dieses Vertrages Leistungen für die Osterfestspiel GmbH erbringen dürfen. – Er kritisierte die Vergabe von Zugriffsberechtigungen zu den IT-Systemen unter Hinweis darauf, dass der entlassene technische Direktor nach wie vor auf das Bestellsystem zugreifen konnte. Seit 1935 waren zwischen Gebarungsprüfungen bei den Salzburger Festspielen höchstens elf Jahre vergangen (die vom Deutschen Reichsrechnungshof 1944 durchgeführte Gebarungsprüfung eingerechnet). Zwischen der vorangegangenen Gebarungsprüfung 1995 und jener von 2011 vergingen jedoch 16 Jahre. Der zeitliche Abstand zwischen den beiden bislang letzten Prüfungen des Rechnungshofes war demnach höher als zuvor. Hätte eine zeitigere Rechnungshofprüfung den Betrug durch den technischen Direktor Klaus Kretschmer aufdecken oder gar verhindern können  ? Dieser hatte einerseits seinen Arbeitgeber, den Salzburger Festspielfonds, durch zwei gefälschte Rechnungen für Bühnentechnik betrogen, »die an eine Zulieferfirma ausbezahlt wurden, ohne dass je geliefert wurde«.48 Es ist davon auszugehen, dass diese Be-

1975, BGBl. Nr. 410/1975, eingebracht am 20. Jänner 2011 der Abgeordneten Zinggl, Kogler, Kolleginnen und Kollegen auf Überprüfung des MAK – Museum für Angewandte Kunst, oder den Artikel in den ›Salzburger Nachrichten‹ vom 5. März 2014  : »Neun Ostermayer-Fragen zum Burgtheater an den RH«. 47 Nr. 463 der Beilagen zum stenographischen Protokoll des Salzburger Landtages (2. Session der 14. Gesetzgebungsperiode), S. 1. 48 ›Der Standard‹ vom 3. Februar 2014.

206

Mögen »die Festspiele noch die nächsten paar Hundert Jahre bestehen« (2011)

lege, bei denen es sich um einen Gesamtbetrag von 323.000 EUR handelte,49 im Zuge einer gründlichen Überprüfung durch den Rechnungshof auf ihre Werthaltigkeit überprüft worden wären. Was andererseits dessen Interessenskollision mit der Osterfestspiel GmbH betrifft, die einen Schaden von 839.000 EUR verursachte, kann diese Frage klar mit Nein beantwortet werden. Die »unberechtigten Auszahlungen und Überweisungen im Zeitraum von August 2002 bis Juli 2009«50 waren vom Geschäftsführer der Osterfestspiel GmbH in Auftrag gegeben worden, diese Gesellschaft wiederum unterlag nicht der Prüfkompetenz des Rechnungshofes. Dieser hatte schon 1972/73 bei seiner Überprüfung des Salzburger Festspielfonds die Verrechnung mit den Osterfestspielen kritisiert und auf die Interessenskollision des technischen Direktors hingewiesen. Auch wenn die damals vom Rechnungshof kritisierte Sondervereinbarung des technischen Direktors bei Kretschmer nicht mehr bestand (dieser gab vor Gericht an, dass sich sein Dienstvertrag nicht auf seine Tätigkeit bei der Osterfestspiel GmbH erstreckt habe),51 war das organisatorische Naheverhältnis zu dieser Gesellschaft doch noch so groß, dass es Betrug ermöglichte. Als der Rechnungshof im November 2010 seine Arbeit beim Salzburger Festspielfonds aufnahm, äußerte sich dessen Präsidentin Helga Rabl-Stadler gegenüber einer Zeitung zuversichtlich  : »Ich sehe die Prüfung doppelt positiv. Einerseits ist das die berechtigte Kontrolle im Sinne der Steuerzahler. Andererseits kann man sich von diesem kompetenten Team immer Verbesserungsvorschläge holen.«52 Ganz anders hingegen im Juni 2011 ihr Kommentar zum Prüfungsergebnis. Dieses sei »in einzelnen Details als ›falsch‹, ›böswillig‹ oder auch ›rufschädigend‹«53 zu bezeichnen. Waren die Erwartungen der Präsidentin nicht erfüllt oder vielleicht sogar enttäuscht worden, so kann man dies auch vom Rechnungshof annehmen. Er war aus Anlass des Auffliegens von jahrelangem Betrug durch einen hochrangigen Mitarbeiter der Festspiele ins Haus geholt worden, erstmals in den letzten hundert Jahren ausgestattet mit einem einstimmigen – aber unkonkreten – Auftrag aller Parteien des Salzburger Landtages. Falls die Kontrollbehörde erwartet hatte, bei den Festspielen offene Türen für ihre strukturellen Reformvorschläge vorzufinden, so belehrte sie spätestens der obige Kommentar der Präsidentin eines Besseren. Diese wiederum hatte offenbar nicht jene Verbesserungsvorschläge erhalten, die sie sich erwartet hatte.

49 Vgl. ›Die Presse‹ vom 26. November 2013. 50 ›Der Standard‹ vom 6. Juni 2016. 51 Vgl. ›Der Standard‹ vom 3. Februar 2014. 52 ›Kronen Zeitung‹ vom 4. November 2010. 53 ›Salzburger Nachrichten‹, ›Der Standard‹, ›Kleine Zeitung‹, ›Neues Volksblatt‹, ›Wirtschaftsblatt‹, ›Kurier‹, ›österreich‹, ›Tiroler Tageszeitung‹, ›Oberösterreichische Nachrichten‹ und ›Kronen Zeitung‹ vom 22. Juni 2011.

14

Finale

 

1935

1949

1952

1953

1954

1955

1958

1961

1972/73

1982

1986

1995

2011

Summe

Von 1935 bis 2011 wiederholte der Rechnungshof einige Empfehlungen an die Salzburger Festspiele in seinen Prüfungsergebnissen immer wieder  : die Festspiele würden zu viele Freikarten vergeben, die Honorare der Wiener Philharmoniker seien zu hoch, die Festspiele gegenüber Künstlern zu ›großzügig‹. In seinen 13 Prüfungsergebnissen sind andererseits immer wieder Schwerpunkte, also mehrere Empfehlungen zu einem Prüfungsthema, feststellbar  : so sprach der oberste Revisor in den 1950er-Jahren häufig Empfehlungen zur Buchhaltung oder zur Kostenrechnung aus, 1972/73 analysierte er akribisch jede einzelne Opern- oder Schauspielproduktion der Festspiele, 2011 sprach er einige Empfehlungen zur Zusammenarbeit mit der Osterfestspiel GmbH aus. Eine quantitative Gesamtbetrachtung aller Empfehlungen an die Salzburger Festspiele soll Klarheit über den repetitiven Anteil in der Arbeit des Rechnungshofes und über seine Schwerpunkte schaffen. Dazu werden die Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspielen in der Folge erfasst, geordnet, gruppiert und verglichen.

Anzahl der Empfehlungen

26

19

29

5

15

8

24

39

70

77

37

25

91

465

Tabelle 9: Anzahl der Empfehlungen an die Salzburger Festspiele in den Prüfungsergebnissen des Rechnungshofes von 1935 bis 2011.

Von 1935 bis 2011 sprach der Rechnungshof insgesamt 465 Empfehlungen an die Salzburger Festspiele aus.1 Die meisten Empfehlungen, nämlich 91, gab es 2011, gefolgt von 77 im Prüfungsergebnis 1982 und 70 in jenem 1972/73. Die wenigsten Empfehlungen gab es 1953 und 1955. Die Empfehlungen des Rechnungshofes bilden zweifellos das wesentliche Ergebnis seiner Gebarungsprüfungstätigkeit. Es wäre jedoch nicht zulässig, den Erfolg 1 Immer wieder (insbesondere 1972/73 und 2011) richteten sich Empfehlungen des Rechnungshofes in den Prüfungsergebnissen über die Salzburger Festspiele auch an andere Rechtsträger, z. B. das Unterrichtsministerium oder Land und Stadt Salzburg. Diese Empfehlungen sind in der Tabelle nicht erfasst.

208

Finale

einer Gebarungsprüfung oder des Rechnungshofes an der Anzahl der ausgesprochenen Empfehlungen zu bemessen. Denn immer wieder enden Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes mit wenigen Empfehlungen oder sogar keiner. Mit diesen Einrichtungen kann der Steuerzahler zufrieden sein  : Sie arbeiten aus Sicht der obersten Kontrollbehörde sparsam, wirtschaftlich und zweckmäßig. Andererseits zeigt gerade der historische Blick auf die Gebarungsprüfungen bei den Salzburger Festspielen, dass der Rechnungshof erst seit jener 2011 aus jeder Kritik konsequent eine Empfehlung ableitete. Davor geschah dies zwar auch vorwiegend, zuweilen leitete er jedoch aus mehreren festgestellten Mängeln nur eine Empfehlung ab. So kritisierte er im Prüfungsergebnis 1972/73 die hohen Honorare oder Reisekostenersätze, die der Salzburger Festspielfonds an zahlreiche namentlich genannte Künstler gezahlt hatte, leitete daraus jedoch nur die allgemeine Empfehlung ab, sparsamer zu wirt­schaften. Obwohl das Prüfungsergebnis 1972/73 das an Seitenzahlen umfangreichste war, blieb daher die ›Ausbeute‹ an Empfehlungen in dieser Gebarungsprüfung geringer als 1982 und 2011. Die Rechnungshofprüfungen von 1949 bis 1958 hingegen weisen nur eine geringe Anzahl an Empfehlungen auf, weil sie vorrangig der Überprüfung des Jahresabschlusses der Festspiele dienten und erst in zweiter Linie der Überprüfung der Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit. Erst ab der Gebarungsprüfung 1972/73 waren die Empfehlungen durch Hervorhebungen, wie z. B. einem eigenen Absatz innerhalb der jeweiligen Textziffer, von der Beschreibung des Sachverhaltes und der Kritik des Rechnungshofes getrennt. Davor waren sie im allgemeinen Textfluss des Prüfungsergebnisses untergebracht, häufig in einem Nebensatz. Als Empfehlung des Rechnungshofes wurde in der vorliegenden Arbeit nur gewertet, was eindeutig als solche erkennbar war und mit Worten wie z. B. ›der Rechnungshof empfahl‹, ›der Rechnungshof sah es als unerlässlich an‹ eingeleitet war. Die 465 Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele sind in einer Liste im Anhang im Wortlaut wiedergegeben. Eine quantitative Auswertung der Empfehlungen gibt damit nur eingeschränkt Auskunft über die Tätigkeit des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen. Sie muss durch eine qualitative Analyse, also einen Blick auf das den Empfehlungen übergeordnete Prüfungsthema, ergänzt werden. Der Rechnungshof konnte bei den 13 Gebarungsprüfungen bei den Salzburger Festspielen seine Prüfungsthemen frei wählen. Dies ist insofern nicht selbstverständlich, als fünf der sechs Überprüfungen ab 1961 auf Ersuchen des Landeshauptmannes, der Landesregierung oder des Landtages stattfanden. Bei Ersuchensprüfungen ist es nicht unüblich, den Rechnungshof mit der Beantwortung konkreter Fragen zu beauftragen.2 Bei den Ersuchensprüfungen bei den Salzburger Festspielen konnte er 2 Vgl. den Antrag 1391/A XXIV. Gesetzgebungsperiode gem. § 99 Abs. 2 Geschäftsordnungsgesetz 1975, BGBl. Nr. 410/1975, eingebracht am 20. Jänner 2011 der Abgeordneten Zinggl, Kogler, Kolleginnen

Finale

209

seine Prüfungsthemen jedoch selbst bestimmen, wie bei jenen Prüfungen, die er dort nach eigenem Ermessen durchführte. In allen Prüfungsergebnissen über die Salzburger Festspiele ist das Bestreben des Rechnungshofes erkennbar, seine Erkenntnisse nach Themen zu gliedern und damit die Lesbarkeit des Berichts zu verbessern. Die unterste thematische Ebene bildeten in allen Prüfungsergebnissen Textziffern. Eine Textziffer enthält Feststellungen oder Erkenntnisse, zumeist aber Kritik und Empfehlung des Rechnungshofes zu einem konkreten Thema. Eine Textziffer kann sich, je nach Inhalt, über einen Absatz oder über mehrere Seiten erstrecken. Alle Prüfungsergebnisse außer jenem von 1972/73 sind darüber hinaus in Kapitel und Abschnitte gegliedert. Es lag damit bei nahezu allen Prüfungsergebnissen eine Zuordnung der Empfehlungen zu Prüfungsthemen vor. In der vorliegenden Arbeit sind diese Themen durch K apitälchen hervorgehoben. Allerdings war die Bezeichnung dieser Prüfungsthemen nicht standardisiert. So findet sich die nahezu gleichlautende Empfehlung des Rechnungshofes, das Budget des Salzburger Festspielfonds aufgrund von Berechnungsgrundlagen zu erstellen, im Prüfungsergebnis 1952 beim Prüfungsthema »Voranschlag«, im Prüfungsergebnis 1982 beim Thema »Buchhaltung« und im Prüfungsergebnis 2011 beim Thema »Rechnungswesen«. Da für die 465 Empfehlungen des Rechnungshofes daher keine einheitlich bezeichneten übergeordneten Prüfungsthemen vorlagen, wurden diese vom Autor in einem heuristischen Verfahren standardisiert (siehe Tabelle 10). Die oberen Gliederungsebenen der Prüfungsergebnisse – Abschnitte und Kapitel – dienten dazu als Grundgerüst, das so adaptiert wurde, dass die überwiegende Anzahl der Empfehlungen Prüfungsthemen zugeordnet werden konnte. Alle 465 Empfehlungen wurden daraufhin den nunmehr standardisierten Prüfungsthemen zugeordnet (die Zuordnung ist aus der Liste im Anhang ersichtlich). Für die Zuordnung einer Empfehlung zu einem Prüfungsthema war nicht der Wortlaut, sondern die primäre Wirkungsabsicht der Empfehlung maßgeblich. So wurden allgemeine Einsparungsempfehlungen, wie z. B. jene im Prüfungsergebnis 1935, die »Festspiele auf Selbsterhaltung zu bringen«, oder jene im Prüfungsergebnis 2011, der »Programmvorsorge keine weiteren Mittel zuzuführen«, dem Thema »Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang« zugeordnet, denn die Verminderung des Betriebsabganges und damit die Verminderung der Zuwendungen der Abgangsträger – Bund, Land und Stadt Salzburg sowie der Salzburger Fremdenverkehrsförderungsfonds – war die primäre Wirkungsabsicht dieser Empfehlungen. Empfehlungen, die mehr als eine Wirkungsabsicht hatten, wurden nur dem Prüfungs­thema zugeordnet, das der primären Wirkungsabsicht entsprach. und Kollegen auf Überprüfung des MAK – Museum für Angewandte Kunst, oder den Artikel in den ›Salzburger Nachrichten‹ vom 5. März 2014  : »Neun Ostermayer-Fragen zum Burgtheater an den RH«.

210

Finale

1935

1949

1952

1953

1954

1955

1958

1961

1972/73

1982

1986

1995

2011

Summe Anzahl Empfehlungen zum Prüfungsthema

Anzahl Prüfungsergebnisse, die Empfehlungen zum Prüfungsthema enthielten

Anzahl Prüfungsergebnisse, bei denen das Prüfungsthema Schwerpunkt war

Sprach der Rechnungshof zu einem Prüfungsthema besonders viele Empfehlungen aus, so ist dieses Thema in der folgenden Tabelle als Prüfungsschwerpunkt gekennzeichnet.

Künstlerisches Personal: ­Einzelpersonen

6

 

1

 

1

 

3

2

15

11

11

4

 

54

9

4

Freikarten, ­Regiekarten, ermäßigte Karten

2

3

1

 

1

1

 

5

1

5

3

6

8

36

11

2

Jahresabschluss

1

2

3

 

2

 

4

11

2

3

 

2

5

35

10

1

Organisation, Geschäftsordnung

 

 

 

 

 

 

 

8

2

6

 

 

11

27

4

2

Bargeld und Zahlungsverkehr

 

3

1

2

1

3

5

 

4

 

 

 

4

23

8

2

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

2

 

1

 

1

1

6

3

2

6

 

1

 

23

9

1

Budget, Programmplanung

 

1

2

 

 

 

 

 

6

6

2

3

2

22

7

0

Zusammenarbeit mit anderen ­Einrichtungen

 

 

1

 

 

 

 

 

3

 

2

 

12

18

4

1

Prüfungsthema

Anzahl an Empfehlungen zum Prüfungsthema im Prüfungsergebnis:

Kontrolle

 

1

 

 

 

 

 

 

 

1

3

1

12

18

5

1

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

 

 

2

 

 

 

 

 

1

9

2

1

3

18

6

1

Hausverwaltung

2

 

2

 

2

 

 

 

2

4

1

 

4

17

7

0

Künstlerisches Personal: ­Gruppen

3

1

 

 

 

 

 

 

1

7

4

1

 

17

6

1

Inventarisierung

 

1

4

 

 

2

3

 

 

1

 

 

5

16

6

1

Kostenträgerrechnung für Produktionen

 

 

1

 

3

 

 

 

9

1

 

1

1

16

6

2

211

1935

1949

1952

1953

1954

1955

1958

1961

1972/73

1982

1986

1995

2011

Summe Anzahl Empfehlungen zum Prüfungsthema

Anzahl Prüfungsergebnisse, die Empfehlungen zum Prüfungsthema enthielten

Anzahl Prüfungsergebnisse, bei denen das Prüfungsthema Schwerpunkt war

Finale

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

2

 

3

1

 

1

 

2

2

1

1

1

1

15

10

0

Dekorationen, Kostüme

 

 

 

 

2

 

 

3

 

5

3

 

1

14

5

0

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

3

4

 

 

 

 

 

 

 

2

1

 

3

13

5

1

Geschäftsführung, Direktorium

1

 

1

 

 

 

 

1

 

1

1

2

5

12

7

0

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

 

1

3

 

 

 

 

 

6

 

 

 

1

11

4

0

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

 

1

 

2

1

 

 

 

 

2

1

1

3

11

7

0

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

 

 

2

 

 

 

2

2

2

1

 

 

 

9

5

0

Sommerpersonal (außer Künstler)

2

1

 

 

1

 

1

1

 

2

1

 

 

9

7

0

Baumaßnahmen

 

 

 

 

 

 

 

 

8

 

 

1

 

9

2

0

Informationstechnologie

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

8

8

1

0

Sonstige Themen

2

 

 

 

 

 

 

1

2

 

 

 

1

6

4

0

Jahrespersonal: Reisespesen, Repräsentationskosten

 

 

 

 

 

 

 

 

1

2

1

 

1

5

4

0

0

Prüfungsthema

Anzahl an Empfehlungen zum Prüfungsthema im Prüfungsergebnis:

Beiträge, Spenden Summe

 

 

1

 

 

 

 

 

1

1

 

 

 

3

3

26

19

29

5

15

8

24

39

70

77

37

25

91

465

 

Legende: Prüfungsschwerpunkt des Rechnungshofes

6

Tabelle 10: Prüfungsthemen und -schwerpunkte des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen. Die Prüfungsschwerpunkte sind durch Umrandungen gekennzeichnet (bis 1961: Prüfungsergebnisse aus dem AdRH, nach 1961: veröffentlichte Prüfungsergebnisse oder Tätigkeitsberichte des Rechnungshofes).

212

Finale

Fast jede der 465 Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele betraf eines von 26 nunmehr standardisierten Prüfungsthemen (sechs Empfehlungen konnten keinem Prüfungsthema zugeordnet werden und wurden unter ›Sonstige Themen‹ erfasst). 54 Empfehlungen betrafen das Prüfungsthema ›Künstlerisches Personal  : Einzelpersonen‹, drei Empfehlungen das Thema ›Beiträge, Spenden‹. Kein Prüfungsthema kam in allen 13 Prüfungsergebnissen vor, das Thema ›Freikarten‹ immerhin in elf Prüfungsergebnissen, das Thema ›Informationstechnologie‹ nur im Prüfungsergebnis 2011. Aufgrund der Anzahl an Empfehlungen je Prüfungsthema waren insgesamt 20 Prüfungsschwerpunkte identifizierbar. Zu diesen Prüfungsthemen sprach der Rechnungshof im jeweiligen Prüfungsergebnis besonders viele Empfehlungen aus. Bis auf die sehr kleine Gebarungsprüfung 1953 waren bei allen Gebarungsprüfungen Prüfungsschwerpunkte festzustellen. Die Gebarungsprüfungen 1949, 1982 und 2011 hatten sogar jeweils drei Schwerpunkte. Allein die in der Tabelle erstgenannten drei Prüfungsthemen waren bei sieben der 13 Gebarungsprüfungen Schwerpunkt. Naturgemäß muss ein quantitativer Prüfungsschwerpunkt nicht notwendigerweise bedeuten, dass die entsprechenden Empfehlungen schwerwiegend waren. Zieht man beispielweise den Umfang und die Vehemenz der öffentlichen und medialen Debatte als Gradmesser für die Gewichtigkeit eines Prüfungsthemas heran, dann lagen die Prüfungsschwerpunkte teilweise bei anderen Themen. So empörten sich die Medien im Sommer 1974 über den gestiegenen Subventionsbedarf der Salzburger Festspiele. Diesen hatte der Rechnungshof in seinem Prüfungsergebnis 1972/73 zwar eingangs kritisiert, aufgrund der geringen Anzahl von Empfehlungen, nämlich zwei, kann man hier quantitativ jedoch nicht von einem Prüfungsschwerpunkt sprechen.3 Prüfungsschwerpunkte entstanden, weil der Rechnungshof im Rahmen seiner Überprüfung Sachverhalte oder Ereignisse vorfand, für die er aus verschiedenen Gründen viele Empfehlungen aussprach. So war der Prüfungsschwerpunkt ›Inventarisierung‹ der Gebarungsprüfung 1952 auf die kurz zuvor erfolgte Gründung des Salzburger Festspielfonds zurückzuführen, denn das Anlagegut musste in das Eigentum dieses neuen Rechtsträgers überführt und dort erfasst werden. Der Schwerpunkt ›Bargeld und Zahlungsverkehr‹ der Gebarungsprüfung 1955 stand in Zusammenhang mit einem anonymen Schreiben, das kurz zuvor beim Rechnungshof eingelangt war und mehrere Angestellte der Buchhaltung des Schleichhandels mit Festspielkarten bezichtigte. Die Schwerpunkte der Gebarungsprüfung 1972/73 wiederum, nämlich ›Künstlerisches Personal  : Einzelpersonen‹ und ›Kostenträgerrechnung für 3 Der gestiegene Subventionsbedarf des Salzburger Festspielfonds wird im Prüfungsergebnis 1972/73 außerdem an verschiedener Stelle indirekt kritisiert, z. B. die »großzügige Erstellung des V ­ oranschlags« (AdRH Grundzahl 615-8 ex 1975, S. 20 ff) oder die nicht eindeutig geregelte Ermittlung des Betriebsabganges.

Finale

213

Produktionen‹, können auf die Ereignisse und die mediale Berichterstattung rund um die Uraufführung von ›Der Ignorant und der Wahnsinnige‹ von Thomas Bernhard und auf den generellen Schwerpunkt dieser Gebarungsprüfung, der akribischen Analyse einzelner Produktionen, zurückgeführt werden. Der Prüfungsschwerpunkt ›Zusammenarbeit mit der Osterfestspiel GmbH‹ stand 2011 in Zusammenhang mit dem Fall von Untreue, der den Salzburger Festspielfonds und die Osterfestspiel GmbH betraf und den Anlass für die Gebarungsprüfung dargestellt hatte. Die Prüfungsschwerpunkte ergaben sich daher aus der konkreten Prüfungsarbeit des Rechnungshofes, insbesondere vorgefundenen Sachverhalten oder Ereignissen, die eine höhere Anzahl an Empfehlungen erforderlich machten. Ein Zusammenhang eines Prüfungsschwerpunktes zu einem allgemeinen politischen oder gesellschaftlichen Ereignis war nicht feststellbar. Der Prüfungsschwerpunkt Künstlerisches Personal  : Einzelpersonen betraf Empfehlungen des Rechnungshofes zu überhöhten oder ›großzügigen‹ Honoraren und Reisekostenvergütungen an mitwirkende Künstler oder zu Mängeln in der vertraglichen Gestaltung der Zusammenarbeit mit diesen, wie z. B. Gesangsoder Konzertsolisten, Schauspielern, Dirigenten, Regisseuren oder Bühnenbildnern. Dieses Prüfungsthema kam in neun Prüfungsergebnissen vor und war Schwerpunkt der Gebarungsprüfungen 1935, 1972/73, 1982 und 1986. Innerhalb dieses Schwerpunktes findet man periodische Sub-Schwerpunkte. So kritisierte der Rechnungshof in den Prüfungsergebnissen von 1972/73 bis 1995 Zugeständnisse der Salzburger Festspiele an die Regisseure Giorgio Strehler, Claus Peymann, Jean-Pierre Ponnelle und Peter Stein, die Gier oder Verschwendung begünstigten. Insgesamt unterlag der Inhalt der Empfehlungen dieses Prüfungsschwerpunktes jedoch wenig Schwankungen. Das gilt auch für den Inhalt der Empfehlungen des Prüfungsthemas Freik arten, Regiek arten, ermäßigte K arten. Hierbei kritisierte der Rechnungshof die überhöhte Abgabe kostenloser oder stark ermäßigter Karten an Würdenträger, Behördenvertreter, Journalisten oder Mitwirkende der Festspiele. Dieses Prüfungsthema kommt nur in den Prüfungsergebnissen 1953 und 1958 nicht vor, es ist damit der ›Dauerbrenner‹ in den Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen. Es ist insofern geradezu überraschend, dass dieses Prüfungsthema nur 1949 und 1995 Schwerpunkt der Gebarungsprüfungen war, damals also verhältnismäßig viele Empfehlungen auslöste. Die unmittelbar nach jener von 1949 folgende Gebarungsprüfung 1952 war andererseits die einzige, in der der Rechnungshof im Prüfungsergebnis festhielt, dass »das Ausmaß der Freikarten nicht als übermäßig bezeichnet werden kann, sich aber sicher noch herabdrücken«4 ließe. Übrigens gingen die Salzburger Festspiele in allen ihren Stellungnahmen zu 4 AdRH Grundzahl 26-1a ex 1953.

214

Finale

den Prüfungsergebnissen auf die Empfehlungen des Rechnungshofes zu diesem Prüfungsthema ein. Sie bestätigten immer wieder – 1935, 1949, 1961, 1982, 1986 und 1995 – dass es auch im Interesse der Festspiele sei, die Anzahl der ausgegebenen Freikarten, Regiekarten und ermäßigten Karten zu reduzieren und berichteten über die entsprechenden geplanten Maßnahmen. Offenbar waren aber die Maßnahmen nicht ausreichend oder hatten sich bis zur nächsten Gebarungsprüfung des Rechnungshofes wieder ›abgenutzt‹, denn der Rechnungshof kritisierte die Freikarten-Abgabe der Salzburger Festspiele im Regelfall im nächstfolgenden Prüfungsergebnis erneut. Nur in seiner Stellungnahme zum Prüfungsergebnis 2011 argumentierte der Salzburger Festspielfonds anders als zuvor und gab dem Rechnungshof bekannt, dass die Freikarten in den vergangenen Jahren bereits reduziert worden seien. Zum Jahresabschluss – Inhalt der Empfehlungen war die korrekte Verbuchung einzelner Positionen des Jahresabschlusses, wie Rückstellungen, Rücklagen oder Abschreibungen – sprach der Rechnungshof 35 Empfehlungen aus. Im Unterschied zu den beiden zuvor genannten Prüfungsschwerpunkten sprach der Rechnungshof jedoch zum Jahresabschluss keine Empfehlung zwei Mal aus. Die Bandbreite reicht von zahlreichen Hinweisen zur Bilanzgliederung bis hin zur Erfassung des Inventars oder Abschreibungskorrekturen. Zweifellos gehört dieses Prüfungsthema zur Kernkompetenz der Behörde, der Rechnungshof trug mit der Weitergabe aktuellen Wissens zur stetigen Entwicklung der Jahresabschlüsse des Fonds bei. Das Prüfungsthema kommt zwar in drei Viertel aller Prüfungsergebnisse vor, war aber nur in der Gebarungsprüfung 1961 ein Prüfungsschwerpunkt. Mit der Organisation des Salzburger Festspielfonds beschäftigte sich der Rechnungshof seit 1961. Er empfahl 1961, 1982 und 2011, die Aufbau- oder Ablauforganisation des Salzburger Festspielfonds zur Gänze, oder bestimmte Arbeitsbereiche betreffend, schriftlich zu dokumentieren. Außerdem machte er Vorschläge zur Effizienzsteigerung bei bestimmten Abläufen sowie zur formal richtigen Führung von Verzeichnissen. Die relativ hohe Anzahl von 27 Empfehlungen entstand, weil dieses Prüfungsthema ein Schwerpunkt der Gebarungsprüfungen 1961 und 2011 war. Beim Prüfungsthema Bargeld und Zahlungsverkehr empfahl der Rechnungshof einerseits 1952, 1955, 1972/73 und 2011, die Bargeldbestände des Salzburger Festspielfonds zu reduzieren. Andererseits machte er vor allem Empfehlungen hinsichtlich schriftlicher Aufzeichnungen und der Zeichnungsberechtigungen beim baren und unbaren Zahlungsverkehr. Das Thema war 1949 und 1955 ein Schwerpunkt der Gebarungsprüfung. Dem Prüfungsthema K artengebarung (außer Freikarten) und Besucherservice wurden alle Empfehlungen betreffend den Kartenverkauf und alle jene, die Besucherservice im weitesten Sinne betreffen, zugeordnet. So betrafen acht der 23 Empfehlungen in diesem Prüfungsthema den Kartenverkauf, wie z. B. 1954 und 1972/73 die Empfehlungen, die Eintrittspreise zu erhöhen. Sieben Empfehlungen

Finale

215

betrafen den Druck oder den Verkauf der Programmhefte oder des Festspielalmanachs, drei Empfehlungen die Verpachtung des Pausenbuffets, die restlichen Empfehlungen die Führungen durch die Festspielhäuser, die Garderobegebühren oder die Tantiemen aus Kartenverkäufen. Dieses Thema war der Schwerpunkt der Gebarungsprüfung 1958. 22 Empfehlungen sprach der Rechnungshof zur Budgeterstellung aus, insbesondere was die Gestaltung des Budgets sowie den Zeitpunkt seiner Erstellung und Genehmigung betraf. Dieses Prüfungsthema kam vor der Gebarungsprüfung 1972/73 kaum vor, trotz der hohen Anzahl an Empfehlungen ab 1972/73 war es bei keiner Gebarungsprüfung eindeutig als Prüfungsschwerpunkt zu bezeichnen. In der Gebarungsprüfung 2011 legte der Rechnungshof einen Schwerpunkt auf die Überprüfung der Zusammenarbeit des Salzburger Festspielfonds mit anderen Einrichtungen  : Zwölf der 18 über die Jahre ausgesprochenen Empfehlungen zu diesem Prüfungsthema stammen aus der Gebarungsprüfung 2011. Diese Gebarungsprüfung hatte der Salzburger Landtag nach einem Fall von Untreue in Auftrag gegeben, der den Salzburger Festspielfonds und die Osterfestspiel GmbH betroffen hatte. Es ist daher nicht überraschend, dass die Empfehlungen vorwiegend die Zusammenarbeit mit der Osterfestspiel GmbH betrafen. Zwölf der insgesamt 18 Empfehlungen im Prüfungsthema Kontrolle sprach der Rechnungshof 2011 aus. Betrafen alle Empfehlungen bis 2011 die Kontrolle des Direktoriums durch das Kuratorium des Fonds, so betrafen acht der zwölf Empfehlungen des Prüfungsergebnisses 2011 die Innenrevision oder die Ausarbeitung eines Internen Kontrollsystems. 1952, 1982 und 1986 und 2011 kritisierte der Rechnungshof die vom Salzburger Festspielfonds für sein Jahrespersonal gemachten Pensionszusagen. Wiederholt wandte er sich auch gegen die Abgeltung von Mehrdienstleistungen während der Sommermonate (die so genannte Festspielpauschale) und gegen Prämien an Beschäftigte, für die eine Grundlage fehle. 1982 war das Jahrespersonal ein Schwerpunkt der Gebarungsprüfung. Alle Empfehlungen zur H ausverwaltung und zu allen Tätigkeiten des Salzburger Festspielfonds außer der Ver anstaltung von Festspielen wurden zu einem Prüfungsthema zusammengefasst. Neun Empfehlungen betrafen die Vermietung der Festspielhäuser. So empfahl der Rechnungshof drei Mal (1972/73, 1986 und 2011), Mietverträge künftig schriftlich abzuschließen. Drei Empfehlungen betrafen den Fuhrpark, die restlichen die Bewachung, den Portierdienst etc. Die 17 Empfehlungen des Rechnungshofes zu diesem Prüfungsthema verteilten sich gleichmäßig über sieben Gebarungsprüfungen, ohne dass in einem Prüfungsergebnis ein diesbezüglicher Schwerpunkt erkennbar wäre. Sieben der 17 Empfehlungen, die der Rechnungshof zu künstlerischen Gruppen (Orchester, Chöre, Ballettkompanien) aussprach, betrafen die Wiener Philhar-

216

Finale

moniker. 1935, 1949, 1972/73, 1982, 1986 und 1995 kritisierte der Rechnungshof die hohen Honorare des Eliteorchesters und empfahl den Salzburger Festspielen in eindringlichen Worten (z. B. 1935  : »Die Monopolstellung der Philharmoniker hat ihre Schranken«, »Einen besonderen Platz – nicht nur bei den Festspielen, sondern auch in der Bilanz – beanspruchen die Wiener Philharmoniker«5), weiteren Forderungen nach Erhöhung der Honorare oder der Reisespesen keinesfalls nachzugeben. Nur im Prüfungsergebnis 1995 sprach der Rechnungshof drei Empfehlungen aus, wie die Kosten für dieses Orchester im Rahmen der abgeschlossenen Verträge zu reduzieren wären. Die anderen zehn Empfehlungen des Rechnungshofes zu diesem Prüfungsthema betrafen die hohen Honorare und Reisekostenvergütungen an die mitwirkenden Orchester, Chöre und Ballettkompanien. 1982 war das Saisonpersonal – zu diesem zählen auch künstlerische Gruppen – ein Schwerpunkt der Gebarungsprüfung. Der einzige Schwerpunkt der Gebarungsprüfung 1952 waren die Empfehlungen des Rechnungshofes, die In ventare, z. B. für die Beleuchtungsanlagen, korrekt zu führen. Dieser Schwerpunkt ist im Zusammenhang mit der 1,5 Jahre vorher erfolgten Gründung des Salzburger Festspielfonds und der damit zusammenhängenden Überarbeitung des Bestandsvertrages mit der Stadt Salzburg über die Nutzung des Festspielhauses zu sehen. Zwölf Empfehlungen zu diesem Prüfungsthema verteilen sich gleichmäßig über fünf weitere Prüfungsergebnisse, sie standen häufig im Zusammenhang mit Empfehlungen zum Jahresabschluss oder zur Buchhaltung – die Grenze bei diesen Themenbereichen ist fließend. Wie bei der Gebarungsprüfung 1954 geschildert, verlangte das Kuratorium des Salzburger Festspielfonds vom Direktorium die Vorlage einer Kostentr ägerrechnung, aus der man den Erfolg einzelner Produktionen erkennen konnte. Der Rechnungshof nahm in sein Prüfungsergebnis einen Entwurf für eine Kostenträgerrechnung und entsprechende Empfehlungen auf. 1972/73 machte er dieses Prüfungsthema noch einmal zu einem Schwerpunkt seiner Gebarungsprüfung und empfahl einerseits eine mehrjährige Kostenträgerrechnung und andererseits, die Kostenträgerrechnung verstärkt als Entscheidungsgrundlage zu nutzen. War der Rechnungshof 1935 noch davon ausgegangen, dass es in Hinkunft möglich wäre, die »Salzburger Festspiele auf Selbsterhaltung zu bringen,«6 so begnügte er sich in den weiteren neun Prüfungsergebnissen, in denen er die Zuwendungen durch den Bund, Land und Sta dt Salzburg sowie den Salzburger Fremden verkehrsför derungsfonds untersuchte, mit Empfehlungen zur Reduktion des Betriebsabganges. Er scheute nicht davor zurück, Vorschläge zu machen, die den Unmut der Öffentlichkeit, der Festspiele oder der Salzburger Politik erregen konnten, wie z. B. 1952, die Festspiele zu kürzen oder 1982, auf die Bespielung des 5 AdRH Grundzahl 968 ex 1935 ›Salzburger Festspiele, Einschau‹, 7. Bogen. 6 Ebd., 5. Bogen.

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217

Landestheaters aus Kostengründen gänzlich zu verzichten. Trotz oder wegen der gleichmäßigen Verteilung der 15 Empfehlungen auf zehn Prüfungsergebnisse war dieses Prüfungsthema bei keiner Gebarungsprüfung Schwerpunkt. Empfehlungen des Rechnungshofes zur Verbesserung des Rechnungswesens der Salzburger Festspiele umspannen den gesamten Zeitraum der Prüfungen. Stellte der Rechnungshof 1935 formale Mängel in der Buchführung fest, so kritisierte er 2011 das Fehlen eines Rechnungswesens im Sinn der Rechnungslegungsvorschriften des Unternehmensgesetzbuches. 1949 war dieses Prüfungsthema zwar von der Anzahl der Empfehlungen her Schwerpunkt der Gebarungsprüfung, jedoch betrafen alle vier Empfehlungen des Rechnungshofes formale Einzelfälle. Das Rechnungshofgesetz sah vor, dass sich die Überprüfungen des Rechnungshofes unter anderem auf die Übereinstimmung mit den bestehenden Vorschriften zu erstrecken haben.7 Kritik der bestehenden Vorschriften war also keine verfassungsmäßig vorgesehene Aufgabe des Rechnungshofes. Dennoch sprach er in vier Prüfungsergebnissen Empfehlungen dazu aus. So kritisierte er 1949 das Fehlen einer Rechtsform, während er 1952, 1972/73 und 2011 Schwächen des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes bemängelte. Dieses Prüfungsthema war zwar kein Schwerpunkt einer der genannten Prüfungsergebnisse, war aber in Anbetracht der genannten verfassungsrechtlichen Einschränkungen mit elf Empfehlungen bemerkenswert häufig vertreten. Neben diesen Empfehlungen an den Salzburger Festspielfonds sprach der Rechnungshof 2011 weitere fünf Empfehlungen an die Abgangsträger aus, das Salzburger Festspielfonds-Gesetz anzupassen. Auch die unterschiedlichen Stellungnahmen des Salzburger Festspielfonds verdienen in diesem Zusammenhang Erwähnung  : Meinte er 1972/73, dass sich das Gesetz bewährt habe, so wies er den Rechnungshof 2011 darauf hin, dass dieser seine Prüfkompetenz überschritten habe. Unter den weiteren neun in Tabelle 10 angegebenen Prüfungsthemen finden sich zwei, nämlich Baumaßnahmen und Inform ationstechnologie, die der Rechnungshof jeweils bisher nur ein einziges Mal bei den Salzburger Festspielen geprüft hat. Für die Prüfung der Baumaßnahmen 1972/73 ist kein Grund dokumentiert, ja es ist unerklärlich, warum der Rechnungshof den kleineren Baumaßnahmen der 1960er-Jahre ein umfangreiches Kapitel seines Prüfungsergebnisses 1972/73 widmete, während der in den 1950er-Jahren erfolgte Bau des Großen Festspielhauses – eines der bedeutendsten Bauprojekte der Republik Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg – im Prüfungsergebnis 1961 zwar erwähnt wird, jedoch zu keinen Empfehlungen führte. Hingegen stand die Überprüfung der Informationstechnologie des Salzburger Festspielfonds 2011 in Zusammenhang mit den Untreue-Vorwürfen gegenüber dem ehemaligen technischen Direktor.8 7 § 2 Abs. 1 Rechnungshofgesetz 1930, BGBl. Nr. 251/1930. 8 So hatte eine der Rechnungshofprüfung vorangegangene Überprüfung durch ein Beratungsunterneh-

218

Finale

Ein Viertel9 aller Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele von 1935 bis 2011 betraf nur drei Prüfungsthemen  : Die Festspiele würden überhöhte Honorare an Künstler zahlen, zu viele Freikarten verschenken und mangelhafte Jahresabschlüsse erstellen. Beharrlich beschäftigte sich der Rechnungshof mit diesen drei Themen, ebenso beharrlich zeigten die Festspiele zwar Einsicht und gelobten Besserung, änderten jedoch zu wenig oder nichts. Offensichtlich waren die Salzburger Festspiele und der Rechnungshof bei diesen Themen grundsätzlich anderer Meinung.10 Der oberste Revisor griff sie daher immer wieder auf, denn sie waren aus seiner Sicht unerledigt. Auch die »präventive Wirkung der Prüfungstätigkeit«11 war ein Grund für die Beharrlichkeit des obersten Revisors  : Würde er auf die Prüfung dieser gebarungsrelevanten Themen verzichten, so würde möglicherweise eine Verschlechterung eintreten. Drei Viertel der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele betrafen hingegen 23 heterogene Prüfungsthemen, vom Bau bis hin zur Vermietung der Festspielhäuser, von der Erhöhung der Kartenpreise bis hin zur Reduktion der öffentlichen Förderungen, von der Reform des Salzburger Festspielfonds-Gesetzes bis hin zur Reduktion des Honorars der Wiener Philharmoniker. Sprach der Rechnungshof zu einem Thema viele Empfehlungen aus, so entstand ein Prüfungsschwerpunkt im jeweiligen Prüfungsergebnis. Die Prüfungsschwerpunkte standen mitunter im Zusammenhang mit Sachverhalten oder Ereignissen bei den Salzburger Festspielen, nicht jedoch im Zusammenhang mit zeitbezogenen gesellschaftspolitischen oder ideologischen Entwicklungen. Selbst bei der in dieser Arbeit beschriebenen, in Tabelle 10 jedoch nicht ausgewerteten, Gebarungsprüfung der Wiener Außenstelle des Deutschen Reichsrechnungshofes – die durch das gleiche Prüfteam wie die Gebarungsprüfung 1935 durchgeführt wurde – sind keine ideologisch motivierten thematischen Unterschiede zu den Gebarungsprüfungen davor oder danach festzustellen, obwohl Ideologie und Propaganda einerseits wesentliche Charakteristika des NS-Regimes waren und die Salzburger Festspiele andererseits für dieses Regime zweifellos eine ideologisch bedeutsame Rolle spielten.12 So sind die Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen einerseits ein Zeugnis der Beharrlichkeit des obersten Revisors, andererseits zeigt gerade die Kontinuität über mehrere politische Systemwechsel hinweg, dass men im Februar 2010 ergeben, dass »einzelne Mitarbeiter zu umfangreiche Kompetenzen, etwa im Bestellwesen hätten, vgl. die ›Salzburger Nachrichten‹ vom 24. Februar 2010.  9 125 der 465 Empfehlungen. 10 Die Voten, die jedes Prüfungsergebnis für einen Rechnungshof-internen Leserkreis einleiten, enthielten keine Informationen über die Gründe für die Auswahl einzelner Prüfungsthemen. 11 Tätigkeitsbericht des Rechnungshofes für 2009, RH Reihe Bund 2010/14, S. 35. 12 So nahm an der Schussbesprechung mit der Wiener Außenstelle des Deutschen Reichsrechnungshofes am 17. Mai 1944 der Leiter des Reichspropagandaamts Salzburg Heinz Wolff teil.

Finale

219

der Rechnungshof unbeeinflusst von zeitbezogenen gesellschaftspolitischen oder ideologischen Entwicklungen seiner Aufgabe nachging, Mängel hinsichtlich Sparsamkeit, Wirtschaftlichkeit und Zweckmäßigkeit festzustellen und Empfehlungen auszusprechen.

15

Anhang 15.1 Glossar von Begriffen der öffentlichen Finanzkontrolle Begriff

Erläuterung

Einschau

Die Überprüfung vor Ort durch Prüferinnen des Rechnungshofes, erfolgt nach der Vorbereitung und vor der Verfassung des Prüfungsergebnisses.

Gebarungsprüfung

Überprüfung der Gebarung (= Haushaltsführung) einer Einrichtung durch den Rechnungshof, der »strategisch wichtigste Leistungsbereich« (Rechnungshof: Leistungsbericht 2013/2014, S. 12) der Behörde.

Rohbericht

Das an die geprüfte Einrichtung zur Stellungnahme übersendete Prüfungsergebnis wird in den Medien häufig als ›Rohbericht‹ bezeichnet. Es enthält weder die Stellungnahme der geprüften Einrichtung noch die Gegenäußerung des Rechnungshofes. Der Rechnungshof selbst verwendet diese Bezeichnung nicht und weist bei Übersendung des Prüfungsergebnisses darauf hin, dass dessen Veröffentlichung nach den bundesverfassungsgesetzlichen Bestimmungen erst nach Vorlage des Berichts an den Nationalrat, jeweiligen Landtag bzw. Gemeinderat statthaft ist.

Prüfungsergebnis

Die schriftliche Zusammenfassung der Erkenntnisse einer Gebarungsprüfung. Das Prüfungsergebnis ergeht an die geprüfte Einrichtung und deren Eigentümer mit der Bitte um Stellungnahme zu den Empfehlungen des Rechnungshofes. Sofern erforderlich, erwidert der Rechnungshof die Stellungnahme, erstattet also eine Gegenäußerung.

Tätigkeitsbericht

Bis 2006 Kurzfassung/en eines oder mehrerer Prüfungsergebnisse des Rechnungshofes, inklusive Stellungnahme der geprüften Einrichtung und etwaiger Gegenäußerung des Rechnungshofes. Bis 2006 legte der Rechnungshof dem Nationalrat die Tätigkeitsberichte, nicht jedoch die Prüfungsergebnisse vor. Die Tätigkeitsberichte enthielten im Laufe der Jahrzehnte in zunehmendem Maße den gleichen Inhalt und erreichten nahezu dieselbe Länge wie die Prüfungsergebnisse. Seit 2006 legt der Rechnungshof dem Nationalrat das Prüfungsergebnis in ungekürzter Länge vor, inklusive Stellungnahme der geprüften Einrichtung und etwaiger Gegenäußerung des Rechnungshofes. Die Tätigkeitsberichte sind seither kurze Berichte, die Auskunft über die Tätigkeit des Rechnungshofes im Vorjahr, z. B. die durchgeführten Gebarungsprüfungen, geben.

Textziffer (TZ)

Unterste Gliederungsebene der Prüfungsergebnisse des Rechnungshofes. Enthält Feststellungen oder Erkenntnisse, zumeist aber Kritik und Empfehlung des Rechnungshofes zu einem konkreten Thema. Seit Anfang der 1970er-Jahre ist die jeweilige Empfehlung des Rechnungshofes in einem eigenen Absatz innerhalb der TZ ausgewiesen.

Votum

Interne erläuternde, oft auch beurteilende, schriftliche Einleitung oder Abschluss eines Aktenstückes.

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

221

15.2 Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele von 1935 bis 2011

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

1

1935

Buchführung

Kleine formale Mängel bei der Anwendung der doppelten Buchführung (System Hebona) beseitigen.

Buchführung, ­Kostenrechnung, Rechnungswesen

2

1935

Buchführung

Personal- und Sachaufwand genau trennen.

Buchführung, ­Kostenrechnung, Rechnungswesen

3

1935

Buchführung

Mängel an Belegen beseitigen.

Buchführung, ­Kostenrechnung, Rechnungswesen

4

1935

Buchführung

Kostüme, Dekorationen nicht abschreiben, sondern sofort als Aufwand verbuchen.

Jahresabschluss

5

1935

Buchführung

Häufiger Gebarungsüberschuss erzielen (nur in zwei der letzten sechs Jahre).

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

6

1935

Dirigenten

Die Dirigenten Boult und Kleiber nicht mehr beschäftigen, Arturo Toscanini hingegen schon.

Künstlerisches Personal: Einzel­personen

7

1935

Dirigenten

Clemens Krauss nur so viel zahlen, wie ursprünglich vereinbart.

Künstlerisches Personal: Einzel­personen

8

1935

Dirigenten

Programm der Festspiele nicht allzu einseitig auf ­ rturo Toscanini ausrichten. A

Künstlerisches Personal: Einzel­personen

9

1935

Regiepersonal

Bezüge des Regiepersonals reduzieren.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

10

1935

Schauspiel- und Opernsolisten

Unverhältnismäßig hohe Honorare der italienischen Gesangssolisten reduzieren.

Künstlerisches Personal: Einzel­personen

11

1935

Schauspiel- und Opernsolisten

Abendhonorare von über 1000 Schilling nur den prominentesten Künstlern zubilligen.

Künstlerisches Personal: Einzel­personen

12

1935

Wiener Philhar­ moniker

Monopolstellung der Philharmoniker in ihre Schranken weisen.

Künstlerisches Personal: Gruppen

13

1935

Wiener Philhar­ moniker

Bei finanziellen Zugeständnissen an die Philharmoniker die finanzielle Leistungsfähigkeit der Festspiele beachten.

Künstlerisches Personal: Gruppen

14

1935

Staatsopernchor

Gebühren der Mitglieder entsprechend reduzieren.

Künstlerisches Personal: Gruppen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Quelle  : Bis zur Gebarungsprüfung 1961 die im Archiv des Rechnungshofes verwahrten, nicht veröffentlichten Prüfungsergebnisse, ab der Gebarungsprüfung 1972/73 die veröffentlichten Tätigkeitsberichte des Rechnungshofes. Die Empfehlungen des Deutschen Reichsrechnungshofes, der 1944 die Salzburger Festspiele prüfte, sind in diesem Verzeichnis nicht enthalten.

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

222 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

15

1935

Bühnenarbeiter

Begünstigte Behandlung beenden.

Sommerpersonal (außer Künstler)

16

1935

Beleuchter

Ansprüche reduzieren.

Sommerpersonal (außer Künstler)

17

1935

Reisespesen der Direktion

Tagesgebühren im Inland herabsetzen.

Geschäftsführung, ­Direktorium

18

1935

Auto

Auto nur während der Festspiele und zu Propagandazwecken verwenden, in der übrigen Zeit außer Betrieb setzen.

Hausverwaltung

19

1935

Auto

Auto: 15 Groschen pro Kilometer für Privatnutzung durch Direktorium ist zu wenig, erhöhen.

Hausverwaltung

20

1935

Kartenbüro

2 % Kartenverkaufsprovision sind genug, keine zusätzliche Erfolgsprämie von 2 % mehr zahlen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

21

1935

Freikarten

Keine Freikarten bei voraussichtlich ausverkauftem Haus.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

22

1935

Freikarten

Keine Freikarten an die Presse, sondern ermäßigte Karten an Vertreter der bedeutendsten Blätter.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

23

1935

Tantiemen

Ungewöhnlich hohe Tantiemen von 10 % an Max Reinhardt und Verlag Adolf Fürst reduzieren.

Sonstige Themen

24

1935

Radiogebühren

In Anbetracht der ohnehin außerordentlich hohen Entlohnung aller mitwirkenden Künstler neue Vereinbarung mit RAVAG abschließen, dass den Festspielen die Gebühren verbleiben.

Sonstige Themen

25

1935

Büfett

Büffet: Pachtschilling erhöhen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

26

1935

Zusammenfassung

Festspiele auf Selbsterhaltung bringen.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

27

1949

Institution ›Salzburger Festspiele‹

Baldige Schaffung einer rechtlichen Grundlage.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

28

1949

Personal

Verminderung des ständigen Personals, insbesondere Bühnenarbeiter und Reinigungsfrauen.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

29

1949

Buchhaltung

Ordnungsmäßige Ausfertigung der Belege (Textierung mangelhaft).

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

30

1949

Buchhaltung

Jeder Zahlungsauftrag sollte vom Leiter der Festspiele oder einem besonders beauftragten Bediensteten geprüft und unterzeichnet werden. (Anlass: Anweisung und Vollzug der Bezugsauszahlungen in einer Hand vereint.)

Bargeld und Zahlungsverkehr

31

1949

Buchhaltung

Bezüge oder Honorare nur an die Empfangsberechtigten auszahlen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

223

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

32

1949

Buchhaltung

Rechenfehler bei Auszahlung an Bildhauer Karl Riedl korrigieren.

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

33

1949

Buchhaltung

Mehr Sorgfalt auf richtige Kontierung legen (Betrag von 920 Schilling wurde als Betriebsausflug gebucht, betraf aber die Reisekosten des Betriebsrates der Wiener Staatsoper.)

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

34

1949

Buchhaltung

Lieferantenrechnungen erst nach ordnungsmäßiger Übernahme zahlen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

35

1949

Buchhaltung

Keine Stornierungen in der Buchhaltung unter Verletzung des Durchschreibesystems.

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

36

1949

Bilanz

Eine Forderung an die bayrische Staatsoper aus reichsdeutscher Zeit abschreiben.

Jahresabschluss

37

1949

Bilanz

Nur jene Aufwendungen und Erträge erfassen, die das Bilanzjahr betreffen.

Jahresabschluss

38

1949

Voranschlag

Von allen Kuratoriumssitzungen Protokolle anfertigen und Abschriften im Präsidium des Amtes der Sbg. Landesregierung hinterlegen. (Voranschlag 1948 in Kuratorium beschlossen, aber Protokoll nicht auffindbar.)

Budget, Programmplanung

39

1949

Voranschlag

In künftigen Statuten festlegen, dass Überschreitung der Voranschlagsätze über einen bestimmten Prozentsatz durch Kuratorium genehmigt werden muss.

Kontrolle

40

1949

Voranschlag

Durch erhebliche Herabsetzung der Freikarten finanziellen Erfolg der Festspiele nicht unwesentlich verbessern.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

41

1949

Voranschlag

Für sämtliche Freikarten einen einheitlichen fixen Regiebeitrag einheben.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

42

1949

Voranschlag

Dafür Sorge tragen, dass der einwandfreie Beweis erbracht werden kann, dass Repräsentationskarten nur von den berechtigten Personen ausgegeben wurden.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

43

1949

Festspielkosten

Erhebliche Erhöhung der Honorare der Wiener Philharmoniker 1948 nicht gerechtfertigt, weil sie 1947 einen Teuerungszuschlag von 37 % erhielten, allfällige weitere Forderungen unbedingt ablehnen.

Künstlerisches Personal: Gruppen

44

1949

Festspielkosten

Tagespauschalien des Ausstattungspersonals und der Wiener Bühnenarbeiter ggü. 1947 erheblich überhöht, allfällige weitere Forderungen unbedingt ablehnen.

Sommerpersonal (außer Künstler)

45

1949

Inventarien

Sämtliche Inventarien genauestens überprüfen bzw. neu auflegen lassen, in Zukunft Zu- und Abgänge ausnahmslos entsprechend belegen.

Inventarisierung

46

1952

Allgemeines

Entscheidung über die der Delegiertenversammlung zustehenden, nicht im Gesetz besonders erwähnten Rechte treffen.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

224 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

47

1952

Allgemeines

Mitglieder des Direktoriums baldmöglichst auch formell durch das Kuratorium bestellen.

Geschäftsführung, Direktorium

48

1952

Voranschlag

In den Voranschlag nur das sachlich begründete Erfordernis aufnehmen, weil er Grundlage für die Vorschussleistungen auf den Betriebsabgang der Rechtsträger gem. Salzburger Festspielfonds-Gesetz § 4 (3) ist.

Budget, Programmplanung

49

1952

Voranschlag

Im Rechnungsabschluss wäre ein allfälliger Betriebsabgang des Geschäftsjahres auszuweisen, danach vom Kuratorium der erforderliche Deckungsbeitrag gem. Salzburger Festspielfonds-Gesetz § 4 (3) festzustellen. Bei Abgang fehlende Zuwendungen als Forderungen zu verbuchen, bei Überzahlung als Vorauszahlung für das nächste GJ zu verbuchen.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

50

1952

Freikarten

Zwar nicht übermäßig, ließe sich aber sicher noch herabdrücken.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

51

1952

Abgang vermindern

Den Betriebsabgang durch Einschränkung der Zahl der Opernaufführungen vermindern.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

52

1952

Abgang vermindern

Honorare der Künstler an die im Inland sonst gewährten Bezahlungen anpassen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

53

1952

Abgang vermindern

Allenfalls Kürzung des Zeitraumes der Festspiele.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

54

1952

Abgang vermindern

Einnahmen aus dem Jahresbetrieb wieder heben.

Hausverwaltung

55

1952

Abgang vermindern

Durch Spenden oder Beiträge i. S. des Salzburger Festspielfonds-Gesetz § 3c zusätzliche Einkünfte erschließen.

Beiträge, Spenden

56

1952

Rechnungsabschluss 1950/51

Keine Zuwendungen an andere Einrichtungen. (Anlass: An Volksmusikhochschule Salzburg.)

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

57

1952

Rechnungsabschluss 1950/51

Für zwei Gebarungsfälle aus dem Vorjahr Quittungen nachholen.

Jahresabschluss

58

1952

Rechnungsabschluss 1950/51

Rechnungsabschluss 1950/51 richtigstellen, weil Abgangsträger unterjährig zu viele Vorschüsse leisteten aufgrund falscher Prognosen im Voranschlag (s. Thema Voranschlag).

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

59

1952

Rechnungsabschluss 1950/51

Verschiedene Schuldigkeiten aus den Jahren 1938 bis 1945 i. H. v. 39.304,55 Schilling abschreiben, weil mit einer Geltendmachung durch Forderungsberechtigte nicht mehr zu rechnen sein wird.

Jahresabschluss

60

1952

Kassenstand

Die Kassenstände auf das notwendige Maß beschränken.

Bargeld und Zahlungsverkehr

61

1952

Jahresbetrieb

Vom Landestheater Mietentgelt verlangen.

Hausverwaltung

62

1952

Inventar

Beleuchtungsinventar verbessern.

Inventarisierung

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

Gebarungsprüfung

225

lfd. Nr.

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

63

1952

Inventar

Hausinventar baldigst nachtragen, für laufende Führung sorgen.

64

1952

Inventar

Heizmaterial vollständig verzeichnen.

Inventarisierung

65

1952

Inventar

Bis zum Vorliegen einer Eröffnungsbilanz des Fonds Bestandsführung außerbücherlich festhalten.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

66

1952

Ständiges Personal

Dienstverträge des ständigen Personals im Namen des Fonds abschließen.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

67

1952

Aufwands-entschädigung

Aufwandsentschädigungen müssen gem. Salzburger Festspielfonds-Gesetz § 11a durch das Kuratorium genehmigt werden.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

68

1952

Aufwands-entschädigung

Aufwandsentschädigung für das ständige Personal für die Sommermonate enthält auch lohnsteuerpflichtiges Mehrdienstleistungsentgelt.

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

69

1952

Sozialversicherungs-beiträge

Alle Beschäftigten unterliegen SV, betrifft auch jene die von anderer Stelle (Bundestheater) ihre Bezüge weiter erhalten, daher SV-Beiträge einbehalten.

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

70

1952

Witwenbezug

Ein Witwenbezug wäre zur Gänze durch das Zentralbesoldungsamt (ZBA) in Wien auszuzahlen, das durch den Salzburger Festspielfonds zu zahlende Drittel wäre von diesem dem ZBA zu ersetzen.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

71

1952

Bestandsvertrag

Einvernehmlich feststellen, was von den Anschaffungen des Salzburger Festspielfonds als niet- und nagelfestes Zugehör des Festspielhauses anzusehen ist, weil dieses Zugehör gem. Bestandsvertrag kostenlos in das Eigentum der Stadt Salzburg übergeht.

Inventarisierung

72

1952

Rechnungsabschluss

Rechnungsabschluss sollte ergänzt werden um Vergleich zwischen Voranschlag und Erfolg.

Jahresabschluss

73

1952

Voranschlag

Auch im Rechnungsabschluss strenge Trennung zwischen Personal- und Sachaufwand, Dienstgeberbeiträge zur SV zählen zum Personalaufwand.

Budget, Programmplanung

74

1952

unverkaufte Eintrittskarten

Unverkaufte Eintrittskarten wären sofort ungültig zu machen, um Missbrauch zu verhindern, Vernichtungsverzeichnis durch Buchhaltung zu führen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

75

1953

Buchhaltung

Kassenskonti mehr als bisher ausnutzen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

76

1953

Buchhaltung

Detaillierte Kostenvoranschläge aufbewahren.

Bargeld und Zahlungsverkehr

77

1953

Personal

Dienst- und Besoldungsrecht regeln.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

78

1953

Personal

Abschluss schriftlicher Dienstverträge. (BM f Finanzen hat in einem Schreiben klargestellt, dass sich alle Bediensteten in privatrechtlichen Dienstverhältnissen zum Salzburger Festspielfonds befinden.)

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

Inventarisierung

226 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

79

1953

Bilanz

Zuwendungen der Fondsträger stellen keine Betriebseinnahmen dar und sind daher nur in der Bilanz darzustellen.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

80

1954

Rechnungsabschluss

Geringfügige Gebarungen aus dem Vorjahr können in die Gebarung des laufenden Jahres einbezogen werden, wobei sie als solche gesondert aufzuzeigen sind.

Jahresabschluss

81

1954

Kostenrechnung

Sicher zuteilbare und schlüsselmäßig zugerechnete Aufwendungen und Erträgnisse (der einzelnen Stücke, wie z.B. Opern) getrennt ausweisen.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

82

1954

Kostenrechnung

Über die Spesen und Einnahmen bei Veranstaltungen außerhalb der Festspielzeit wäre eine besondere Kostenrechnung aufzustellen.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

83

1954

Kostenrechnung

Investitionen von Stücken, die in späteren Jahren wieder aufgeführt werden, können ebenfalls im betreffenden Jahr auf die Stücke aufgeteilt werden.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

84

1954

Verminderung des Abganges

Hinaufsetzung der Eintrittspreise, da Personalkosten gestiegen sind.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

85

1954

Personal

Beim kostspieligen Wiener Personal jede Möglichkeit zu Einsparungen genau überprüfen.

Sommerpersonal (außer Künstler)

86

1954

Personal

Werkstättenarbeiten an Neuinszenierungen frühzeitig beginnen, um Überstunden zu vermeiden.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

87

1954

Personal

Bühnenbildner vertragsmäßig zu rechtzeitiger Leistung verpflichten, um Überstunden des Werkstättenpersonals zu vermeiden.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

88

1954

Einnahmen aus Jahresbetrieb

Einnahmen aus Jahresbetrieb erhöhen, Miete deckt die übrigen Kosten nicht ab.

Hausverwaltung

89

1954

Stromverbrauch außerhalb der Festspielzeit

Elektroheizgeräte kürzer in Betrieb lassen, einem Geschäftsmann, der an das Stromnetz der Festspiele angeschlossen ist, den Strom verrechnen.

Hausverwaltung

90

1954

Kostümverleih

Während des Faschings Verleihgebühr für Kostüme verlangen.

Dekorationen, Kostüme

91

1954

Freikarten

Überprüfen, ob Pressebüro mit geringerer Anzahl Freikarten auskommt.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

92

1954

Rechnungen

Rechnungen nicht in bar bezahlen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

93

1954

Dekorationslager

Sicherung vor Brandgefahr (herumstehendes Gerümpel).

Dekorationen, Kostüme

94

1954

Bilanz

Bestände der Portokasse und der Handkasse der Hausverwaltung wären künftig in die liquiden Mittel aufzunehmen.

Jahresabschluss

95

1955

Verwaltungstätigkeit

Kartenbüro: Aufzeichnungen über tägliche Einnahmen und Ausgaben mit größerer Sorgfalt führen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

Gebarungsprüfung

227

lfd. Nr.

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

96

1955

Verwaltungstätigkeit

Eingelöste Schecks von der Buchhaltung auf dem Konto des Kartenbüros gutschreiben.

Bargeld und Zahlungsverkehr

97

1955

Verwaltungstätigkeit

Freikarten, die von der Direktion zum Vollpreis abgegeben werden, auf dem Konto ausweisen und sie ordnungsgemäß in die Tantiemenabrechnung einbeziehen.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

98

1955

Verwaltungstätigkeit

Kassablocks und Lieferscheine wären nur durch die Buchhaltung auszufolgen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

99

1955

Verwaltungstätigkeit

Abnahme von Geldbeträgen bei einzelnen Dienststellen auf das unumgängliche Ausmaß einschränken.

Bargeld und Zahlungsverkehr

100

1955

Verwaltungstätigkeit

Eigenmächtigkeiten der Inventarverwalter sind unzulässig. (Anlassfall in der Kostümverwaltung.)

Inventarisierung

101

1955

Bilanz

Neubewertung des Inventars wäre durchzuführen.

Inventarisierung

102

1955

Bilanz

Unverbrauchte Zuwendungen als Reserve für Nachforderung des Finanzamtes und Zusatzpension verwenden.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

103

1958

Erfolgsrechnung

Honorare des künstlerischen Personals während der Festspielzeit reduzieren.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

104

1958

Erfolgsrechnung

Entlohnung der Arbeiter während der Festspielzeit reduzieren.

Sommerpersonal (außer Künstler)

105

1958

Personalkosten

Keine Kostümbildnerin aus Berlin beschäftigen, deren Tätigkeit die Grundsätze einer sparsamen und wirtschaftlichen Gebarung vermissen lässt.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

106

1958

Reisekosten

Reisekosten reduzieren, da Verdoppelung gegenüber 1956, die in erster Linie auf erhöhte Rückersätze für Reisespesen der Opern- und Konzertsolisten zurückzuführen ist.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

107

1958

Vermögensrechnung

Inventar und Materialvorräte bewerten und Bilanz entsprechend erweitern.

Jahresabschluss

108

1958

Vermögensrechnung

Beiträge zu Pensionsstatut nicht als Rücklage, sondern als Einnahme des Salzburger Festspielfonds verbuchen.

Jahresabschluss

109

1958

Kartenbüro

Größere Bareinzahlungen bei der mit dem Kartenbüro unmittelbar Tür an Tür befindlichen Hauptkasse vollziehen lassen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

110

1958

Kartenbüro

Sämtliche Geldbestände kassenmäßig erfassen und die Hinaus- oder Hereinreste fortlaufend listenmäßig nachweisen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

111

1958

Tageskasse

Doppelsperre im Geldschrank der Hausverwaltung einrichten, damit Tageskasse darin die eingegangenen Kartengelder verwahren kann.

Bargeld und Zahlungsverkehr

112

1958

Tageskasse

Tageskasse sollte wieder Aufschreibungen über die täglichen Geldeingänge und Abfuhren sowie über die sonstigen Gebarungsvorgänge führen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

228 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

113

1958

Tageskasse

Tageseinnahmen sollten täglich, zumindest bei Überschreitung eines noch näher festzusetzenden limitierten Betrages als Wechselgeld, an die Hauptkasse abgeführt werden.

Bargeld und Zahlungsverkehr

114

1958

Führungen – Nachweis der Eintrittskarten

Eintrittskarten für Führungen als streng verrechenbar behandeln und mit Ordnungsnummern in Evidenz halten.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

115

1958

Führungen – Nachweis der Eintrittskarten

Den Abrechnungen über Führungen sind die Juxten der verkauften Eintrittskarten für Kontrollzwecke beizuschließen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

116

1958

Abfuhr der Erlöse für Abendprogramme

Einnahmen aus dem Verkauf der Abendprogramme täglich abführen lassen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

117

1958

Umsatzsteuerpflichtige Einnahmen

Um keine unnötige Umsatzsteuer abzuführen, sollte die Buchhaltung ein eigenes Konto für umsatzsteuerpflichtige Einnahmen eröffnen.

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

118

1958

Umsatzsteuerpflichtige Einnahmen

Alle verantwortlichen Organe des Salzburger Festspielfonds wären mit den steuerrechtlichen Vorschriften und Erlässen betreffend Umsatzsteuer zu versorgen.

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

119

1958

Tantiemenabrechnung

Erlöse aus dem von der Direktion direkt verkauften Kartenkontingent finden bei der Tantiemenberechnung keine Berücksichtigung.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

120

1958

Tantiemenabrechnung

In Eintrittspreisen sind Garderobegebühren enthalten, diese sollten bei Tantiemenberechnung in Abzug gebracht werden.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

121

1958

Unstimmigkeiten in der Buchführung

Personenkonten zum Bilanzstichtag ordnungsgemäß abschließen.

Jahresabschluss

122

1958

Unstimmigkeiten in der Buchführung

Über die Schulden und Forderungen, die sich am jeweiligen Bilanzstichtag aus dem Kartengeschäft ergeben, einen Auszug aus den Personenkonten anfertigen lassen, der im Rechnungsabschluss einen entsprechenden Niederschlag findet.

Jahresabschluss

123

1958

Inventar-Verwaltung

Zum Vollzug gelangende Fakturen sollten ausnahmslos entsprechende Inventarisierungsvermerke aufweisen und ggf. die Inventarisierung veranlasst werden.

Inventarisierung

124

1958

Ausfertigung von Kassenbelegen

Sorgfältigere Ausfertigung der Kassabelege.

Bargeld und Zahlungsverkehr

125

1958

Verbrauchs-aufschreibungen

Körperliche Bestandsaufnahme des Elektromaterials durchführen.

Inventarisierung

126

1958

Aufschreibungen im Kostümmagazin

Stoffe sowohl mengen- als auch wertmäßig in der Kartei eintragen.

Inventarisierung

127

1961

Bilanz

Übliche Abschreibungssätze anwenden, weil Bildung von stillen Reserven wegen Abgangsdeckung nicht erforderlich ist.

Jahresabschluss

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

128

1961

Bilanz

Klärung der Eigentumsfrage an den Mobilien des neuen Festspielhauses.

Jahresabschluss

129

1961

Bilanz

Vorräte an Rohstoffen ordnungsgemäß für die Bilanz erfassen.

Jahresabschluss

130

1961

Bilanz

Reserve von 1 Mio Schilling für den Umbau der Unterbühne des alten Festspielhauses auflösen, weil gem. Mietvertrag der Salzburger Festspielfonds dafür nicht zuständig ist.

Jahresabschluss

131

1961

Bilanz

Keine Reserven für Ausstattungen bilden, weil Bildung von Reserven wegen Abgangsdeckung nicht erforderlich ist.

Jahresabschluss

132

1961

Bilanz

Bei Erstellung des Jahresvoranschlages und Festsetzung der Höhe der Vorschussleistungen weniger großzügig verfahren.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

133

1961

Bilanz

Anlagevermögen und Umlaufvermögen als solche kennzeichnen.

Jahresabschluss

134

1961

Bilanz

»Liquide Mittel« nach Bargeld und nach Bank- und Postsparkassenguthaben unterteilen.

Jahresabschluss

135

1961

Bilanz

In der Bilanzgliederung zum Ausdruck bringen, dass sowohl die Bilanzpost »Gläubiger« als auch die Bilanzpost »unverbrauchte Zuwendungen« Verbindlichkeiten darstellen.

Jahresabschluss

136

1961

Bilanz

In der GuV wäre die Post »Festspieleinnahmen« nach den Einnahmequellen zu unterteilen und die wichtigsten herauszustellen.

Jahresabschluss

137

1961

Bilanz

In der GuV wäre die Post »Festspielkosten« zu unterteilen und die wichtigsten herauszustellen.

Jahresabschluss

138

1961

Bilanz

Der Aufwand für die Bediensteten des Fonds, der Aufwand für das künstlerische Personal, der Aufwand für Dekorationen, Kostüme und Perücken, die Tantiemen und schließlich die Erhaltungskosten wären in der GuV gesondert auszuweisen.

Jahresabschluss

139

1961

Organisation

Feste Geschäfts- oder Diensteinteilung treffen und schriftlich fixieren, in der die Zuständigkeit der einzelnen Funktionäre, insbesondere ihre finanziellen Befugnisse (Vornahme von Bestellungen, Abschluss von Verträgen, Anweisung von Zahlungen) festgelegt werden.

Organisation, Geschäftsordnung

140

1961

Organisation

Buchhaltungsgeschäfte einerseits und Kassengeschäfte andererseits von allen anderen Geschäften organisatorisch streng trennen.

Organisation, Geschäftsordnung

141

1961

Organisation

In der Geschäftseinteilung auch die Frage der Stellvertretung regeln.

Organisation, Geschäftsordnung

142

1961

Organisation

Die beiden Hausverwaltungen für Altes und Neues Festspielhaus zusammenlegen, um Personal und Material zu sparen.

Organisation, Geschäftsordnung

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

229

230 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

143

1961

Organisation

Ausgabe und Verrechnung der Abendprogramme dem Kartenbüro übertragen (nicht der Hausverwaltung).

Organisation, Geschäftsordnung

144

1961

Organisation

Alle Manipulationen mit Karten dem Kartenbüro übertragen, über die Kontingente des Pressebüros, des Präsidenten und des Generalsekretärs wäre durch schriftliche Anweisung an das Kartenbüro zu verfügen.

Organisation, Geschäftsordnung

145

1961

Organisation

Eintrittskarten im Kartenbüro nicht in einfachen Holzschränken, sondern in den vorhandenen Kassenschränken verwahren.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

146

1961

Organisation

Personalakten ordnungsgemäß führen. (Der Fonds holte erst während der Rechnungshofprüfung Lebenslauf, polizeiliches Führungszeugnis, Staatsbürgerschaftsnachweis und den Studien- und Vordienstzeitennachweis aller Beschäftigten ein.)

Organisation, Geschäftsordnung

147

1961

Organisation

Eingehende und ausgehende Post des Fonds wie in jedem ordnungsgemäßen Betrieb protokollieren.

Organisation, Geschäftsordnung

148

1961

Gebarung

Alles tun, um die Abgänge künftig wenigstens so gering wie möglich zu halten.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

149

1961

Gebarung

Mit der Ausgabe von Freikarten und ermäßigten Eintrittskarten zurückhaltender sein.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

150

1961

Gebarung

Für alle Freikarten und ermäßigten Karten ohne Ausnahme wäre anzuordnen, dass sie bis zu einem bestimmten Zeitpunkt im Kartenbüro behoben werden müssen, widrigenfalls sie dem allgemeinen Verkauf zugeführt werden.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

151

1961

Gebarung

Wiederverkauf aller verbilligten Karten wäre strikte zu untersagen. (Eine regelmäßig mit Regiekarten für Generalproben bedachte Organisation verkaufte diese mit Aufschlag weiter.)

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

152

1961

Gebarung

Regiepreise für Generalproben erhöhen, womöglich abgestuft nach Preiskategorien. (Kosten derzeit so viel wie ein Kinoplatz mittlerer Kategorie.)

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

153

1961

Gebarung

Verkauf der Eintrittskarten für Generalproben dem Kartenbüro übertragen, nicht einem eigenen Bediensteten.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

154

1961

Gebarung

Mit der unentgeltlichen Abgabe von Programmen zurückhaltender sein und den Bedarf sorgfältiger kalkulieren.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

155

1961

Gebarung

Den Generalsekretär dem ständigen Verwaltungspersonal zurechnen und nicht aus steuerlichen Gründen als Regiepersonal behandeln.

Geschäftsführung, Direktorium

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

231

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

156

1961

Gebarung

Zustimmung der maßgeblichen Persönlichkeiten zu einer Rollenbesetzung rechtzeitig einholen oder die Verträge mit einem entsprechenden Vorbehalt abschließen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

157

1961

Gebarung

Für die einwandfreie Bedienung der Bühnenmaschinerie wirksamer als bisher sorgen. (Rechnungshof stellte sehr lässigen Umgang des Personals mit der Bühnenmaschinerie fest, der Schäden verursachte.)

Sommerpersonal (außer Künstler)

158

1961

Gebarung

Mit den Kostümentwürfen einen der vielen begabten österreichischen Künstler betrauen, die in ihren Honoraransprüchen sicherlich bescheidener wären. (Als – wie im ggst. Anlass – ein Kostümbildner aus Hollywood.)

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

159

1961

Gebarung

Für Statistenkostüme billigere Stoffe und Materialien verwenden.

Dekorationen, Kostüme

160

1961

Gebarung

Möglichkeit der Wiederverwendung oder Umarbeitung schon vorhandener Ausstattungen stärker beachten.

Dekorationen, Kostüme

161

1961

Gebarung

Rationellere Vorgangsweise beim Kostümverleih an andere Veranstalter.

Dekorationen, Kostüme

162

1961

Gebarung

Kein sachlicher Grund für die Betrauung eines Münchner Fotoateliers neben dem seit Jahren tätigen Wiener Atelier.

Sonstige Themen

163

1961

Gebarung

Festspielalmanach: Großzügiges Vorgehen nicht notwendig, Verteilung von Gratisexemplaren auf das notwendige Mindestmaß beschränken, die Vereinbarung mit dem Verlag dementsprechend erneuern und die Zahlung einer angemessenen Vergütung für die eingeräumten Rechte ausbedingen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

164

1961

Gebarung

Vertragsgleichschriften vorschriftsgemäß stempeln (vergebühren).

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

165

1961

Gebarung

Stempelmarken vorschriftsmäßig entwerten, Gebührenvorschriften strikte beachten.

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

166

1972/ 73

keine

Angleichung des Geschäftsjahres des Fonds an das Rechnungsjahr der seinen Abgang deckenden Rechtsträger.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

167

1972/ 73

keine

Fondsgesetz sollte bestimmen, bis wann die Jahresvoranschläge des Fonds zu erstellen und wann sie spätestens dem Kuratorium zur Beschlussfassung vorzulegen sind.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

168

1972/ 73

keine

Unbefriedigenden Zustand ändern, dass die Rechtsträger dem Gesetz nach unbegrenzt zur Deckung herangezogen werden können.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

232 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

169

1972/ 73

keine

Die notwendig gebrauchten Künstler wesentlich früher vertraglich verpflichten und daher auch den Spielplan rechtzeitig festlegen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

170

1972/ 73

keine

Voranschläge früher erstellen und nicht nur Gesamtsummen.

Budget, Programmplanung

171

1972/ 73

keine

Durch Novellierung des Festspielfondsgesetzes eindeutig festlegen, wie der Betriebsabgang zu ermitteln ist.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

172

1972/ 73

keine

Haftung des Fonds für ein von der Stadtgemeinde Salzburg aufgenommenes Darlehen in der Bilanz des Fonds darstellen.

Jahresabschluss

173

1972/ 73

keine

Die vom Fonds bezahlten Zinsen in der Gewinn- und Verlustrechnung ausweisen.

Jahresabschluss

174

1972/ 73

keine

Die Ausgaben sowohl im Verwaltungsbereich als auch im künstlerischen Bereich des Fonds in ein vertretbares Verhältnis zu den Einnahmen bringen.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

175

1972/ 73

keine

In Hinkunft alle Kosten eines Stückes sowohl in der ersten als auch in jeder folgenden Spielsaison genau feststellen lassen.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

176

1972/ 73

keine

Abgabe von Freikarten vor allem bei den höchsten Preiskategorien und bei den ausverkauften Vorstellungen zum Zwecke einer Einnahmensteigerung einschränken.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

177

1972/ 73

keine

›Förderer der Salzburger Festspiele‹ gewinnen neben den Stammsitz-Mieten.

Beiträge, Spenden

178

1972/ 73

keine

Dem Finanzamt vollständige Umsatzsteuererklärungen vorlegen.

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

179

1972/ 73

keine

Ordnungsgemäße Führung der Personalakten.

Organisation, Geschäftsordnung

180

1972/ 73

keine

In Verträgen mit dem künstlerischen Festspielpersonal in Hinkunft bei Vereinbarung eines Honorars in ausländischer Währung als Stichtag für den Umrechnungskurs nicht den Tag des Vertragsabschlusses, sondern den Auszahlungstag bestimmen,

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

181

1972/ 73

keine

Mit Künstlern keine Verträge mit Nettohonoraren abschließen, weil sie eine versteckte Gagenerhöhung darstellen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

182

1972/ 73

keine

Erkrankungen von Künstlern ausnahmslos ärztlich bescheinigen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

183

1972/ 73

keine

Für kleinere Rollen, beispielsweise die der Tischgesellschaft im ›Jedermann‹, österreichische Schauspieler verpflichten, um Reisekosten zu sparen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

184

1972/ 73

keine

Späte Vertragsabschlüsse und mangelhafte Verträge (ohne Datum) vermeiden.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

233

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

185

1972/ 73

keine

Künstlern in ihren Verträgen keine Pauschalreiseentschädigungen zusichern.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

186

1972/ 73

keine

Ersatz der Kosten mehrerer Fahrten grundsätzlich ablehnen, weil es nicht im Interesse des Fonds gelegen sei, dass ein Künstler während der Festspiele kurzfristig Salzburg verlässt.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

187

1972/ 73

keine

Aus Gründen der Sparsamkeit für vereinzeltes Auftreten im Rahmen der Salzburger Festspiele nach Möglichkeit bereits engagierte Künstler heranziehen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

188

1972/ 73

keine

Aus Gründen der Sparsamkeit und der Verwaltungsvereinfachung in Hinkunft nur mehr einen Vertrag für jeden Künstler ausstellen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

189

1972/ 73

keine

Auch die Gleichschriften bei Vertragsunterfertigung vergebühren.

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

190

1972/ 73

keine

Wiener Philharmoniker: Von Abmachungen wieder abgehen, die ein steigendes Honorar auch bei sinkender Anzahl der Dienste garantieren.

Künstlerisches Personal: Gruppen

191

1972/ 73

keine

Ersparungen bei den von den Rechtsträgern vorschussweise geleisteten Zuwendungen nicht für Sonderveranstaltungen außerhalb der Festspielgebarung verwenden, sondern bei den nächstjährigen Subventionen der Rechtsträger in Abzug bringen. (Betr. Fest in Hellbrunn aus Anlass des 50-jährigen Bestehens der Salzburger Festspiele 1970.)

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

192

1972/ 73

keine

Im Archiv des Salzburger Festspielfonds die Grundsätze der Sparsamkeit und Zweckmäßigkeit einhalten: Einerseits Arbeiten von weiter zurückliegenden Aufführungen nicht mit beträchtlichen Mitteln ankaufen, andererseits aber Kostüm- und Bühnenbildentwürfe der letzten Jahre vollständig im Archiv aufbewahren bzw. nicht für Geschenkzwecke abgeben.

Sonstige Themen

193

1972/ 73

keine

Zur besseren Evidenthaltung der Archivbestände in Hinkunft sämtliche von den Künstlern abgelieferten Entwürfe sofort mit einem Eigentumsvermerk versehen und entsprechend registrieren.

Sonstige Themen

194

1972/ 73

keine

Detaillierte Planung der Verteilung der Arbeiten über das ganze Jahr, weil die Produktionszeit und damit die Kosten davon abhängen.

Organisation, Geschäftsordnung

195

1972/ 73

keine

Sonstige Zuschüsse an die Bediensteten in Anbetracht der angespannten Finanzlage des Fonds und der Höhe der Zuschussbeträge der den Abgang der Salzburger Festspiele tragenden Stellen nicht vertretbar.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

196

1972/ 73

keine

»Anzahl von Bemängelungen« betreffend die Reisekostenabrechnungen des Jahrespersonals.

Jahrespersonal: Reisespesen, Repräsentationskosten

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

234 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

197

1972/ 73

keine

Aus der Verpachtung des Buffet- und Restaurationsbetriebes im Kleinen und Großen Festspielhaus erzielten Einnahmen im Hinblick auf die vom Fonds für diesen Betrieb zur Verfügung gestellten Einrichtungen und getätigten Investitionen zu gering.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

198

1972/ 73

keine

In Hinkunft Mietverträge nicht mündlich, wie etwa den Mietvertrag mit dem ›Verein der Freunde der Salzburger Festspiele‹, sondern in schriftlicher Form abschließen.

Hausverwaltung

199

1972/ 73

keine

In Hinkunft von allen Veranstaltern Vorschusszahlungen verlangen.

Hausverwaltung

200

1972/ 73

keine

Kassastand des Fonds sollte nicht die jeweilige Versicherungssumme überschreiten.

Bargeld und Zahlungsverkehr

201

1972/ 73

keine

Alle Bargeldausgaben am Tag ihrer Bezahlung im Kassabuch verbuchen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

202

1972/ 73

keine

In Hinkunft die Vorteile des unbaren Zahlungsverkehrs verstärkt in Anspruch nehmen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

203

1972/ 73

keine

Anstatt der bisher üblichen monatlichen Abfuhr der Führungsentgelte durch das Kleine und das Große Festspielhausdurch durch die Hausverwaltung eine Abfuhr in kürzeren Abständen festsetzen.

Bargeld und Zahlungsverkehr

204

1972/ 73

keine

Genaue Verrechnung aller dem Fonds durch die Osterfestspiele erwachsenen zusätzlichen Ausgaben und Zahlung all jener Mieten und Kostenersätze, die die vollen anteilmäßigen Kosten des Personals, der Betriebsführung, der Abnützung bestehender Gebäude und Einrichtungen, der Amortisation und dgl. enthielten.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

205

1972/ 73

keine

Keine Dekorationen und Kostümen für andere als hauseigene Produktionen (z.B. Osterfestspiele) herstellen, weil diese Arbeiten nicht zu den im § 2 des angeführten Gesetzes aufgezählten Zwecken des Fonds zählen.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

206

1972/ 73

keine

Wenn sich der Fonds auf die Aufgaben beschränken würde, die von ihm laut Fondsgesetz zu besorgen sind, würde er weniger Personal benötigen.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

207

1972/ 73

keine

Dafür sorgen, dass das ständige Personal des Fonds vor seiner Heranziehung zu Aufgaben der Osterfestspiele seine Urlaube konsumieren kann.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

208

1972/ 73

keine

Umbau des Kassenraumes im Kleinen Festspielhaus ohne Einholung von Kostenvoranschlägen freihändig an einen Salzburger Baumeister vergeben und dieser Baumeister vom Fonds nicht angehalten, den Fertigstellungstermin einzuhalten.

Baumaßnahmen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

235

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

209

1972/ 73

keine

Umbau des Kassenraumes im Kleinen Festspielhaus: Bauarbeiten in Regie vergeben wurden, wodurch sich die Fertigstellung weiter verzögerte.

Baumaßnahmen

210

1972/ 73

keine

Bestrebungen, das Kartenbüro, das sich im Großen Festspielhaus befindet, in den Verwaltungstrakt des Kleinen Festspielhauses zu verlegen, sind unzweckmäßig und unwirtschaftlich.

Baumaßnahmen

211

1972/ 73

keine

Vor Baubeginn das Ausmaß des Umbaus und damit auch die voraussichtlichen Kosten möglichst genau festlegen.

Baumaßnahmen

212

1972/ 73

keine

Eingehende fachliche Untersuchungen dahin gehend anstellen, ob nicht die Felsenreitschule doch in verstärktem Maße zu Aufführungen herangezogen und dafür auf angemietete Spielstätten, z. B. das Landestheater, verzichtet werden könnte.

Baumaßnahmen

213

1972/ 73

keine

Vertragsstrafen wegen verspäteter Lieferungen oder Fertigstellung von Leistungen ausbedingen.

Baumaßnahmen

214

1972/ 73

keine

Angebot vollständig einholen, dass keine Nachtragsangebote erforderlich sind.

Baumaßnahmen

215

1972/ 73

keine

Bei Angebotseinholungen genaue Pläne und Ausschreibungsunterlagen erstellen.

Baumaßnahmen

216

1972/ 73

keine

Vor allem bei den Opernproduktionen nach Möglichkeiten suchen, um ein günstigeres Verhältnis zwischen den Kosten und den Einnahmen zu erreichen.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

217

1972/ 73

keine

In Hinkunft mit Kosten verbundene Entscheidungen nur nach einer entsprechenden Prüfung der Voraussetzungen fällen (betr. Opernproduktionen).

Kostenträgerrechnung für Produktionen

218

1972/ 73

keine

Spielzeit von Opernproduktionen mehrjährig planen. (Anlass: Kostspielige ›Boris Godunow‹-Produktion wurde nur für drei Spielzeiten und 14 Aufführungen genutzt.)

Kostenträgerrechnung für Produktionen

219

1972/ 73

keine

Bei Gemeinschaftsproduktionen mit ausländischen Opernhäusern durch eingehende vertragliche Regelungen und bindende Kostenvoranschläge entsprechende Vorsorge treffen.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

220

1972/ 73

keine

Sorgfältige Kalkulation für jede Produktion mit möglichst bindendem Ausgabenrahmen auch für die einzelnen künstlerischen Gruppen.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

221

1972/ 73

keine

Die Vertretung durch die Finanzprokuratur in Anspruch nehmen, wie es § 16 des Fondsgesetzes vorsieht.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

222

1972/ 73

keine

In Hinkunft extremen Forderungen von Regisseuren (z. B. französischer Sekt für die Proben) nicht nachgeben.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

236 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

223

1972/ 73

keine

Die im besten Falle möglichen Einnahmen aus der Aufführung eines Stückes müssten auch bei der Veranschlagung der Kosten eines Stückes berücksichtigt werden.

Budget, Programmplanung

224

1972/ 73

keine

In Hinkunft nicht versäumen, bei Aufführungsverträgen oder ähnlichen Verträgen die Rechte des Fonds besser sichern.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

225

1972/ 73

keine

In Hinkunft Engagements rechtzeitig und einvernehmlich mit den künstlerischen Leitern einer Produktion abschließen, um die Auflösung von Verpflichtungen nach Möglichkeit zu vermeiden.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

226

1972/ 73

keine

Konzerte zeitgenössischer Musik in Kooperation mit dem ORF nicht weiterführen, weil vom finanziellen Standpunkt aus unbefriedigend.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

227

1972/ 73

keine

Bei einer Verminderung der Zahl der Aufführungen Kostenträgerrechnung auch eine Verminderung des hiefür bezahlten Entgeltes. für Produktionen

228

1972/ 73

keine

Konsulententätigkeit eines bestimmten Regisseurs klarer und umfassender vereinbaren.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

229

1972/ 73

keine

In Hinkunft bei der Spielplangestaltung auf die Arbeitskapazität der Werkstätten entsprechende Rücksicht nehmen.

Budget, Programmplanung

230

1972/ 73

keine

Durch eine zeitlich günstigere Spielplangestaltung die Voraussetzungen für einen möglichst guten Kartenverkauf schaffen.

Budget, Programmplanung

231

1972/ 73

keine

In Hinkunft entsprechende schriftliche Vereinbarungen über die Termine sowohl mit den Regisseuren als auch mit den Kostüm- und Bühnenbildnern treffen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

232

1972/ 73

keine

Die seit der Festspielsaison 1971/72 eingeleiteten Bemühungen um eine Struktur- und Organisationsverbesserung mit dem Ziel, ein günstigeres Verhältnis der Ausgaben zu den Einnahmen zu erreichen, unvermindert fortführen.

Budget, Programmplanung

233

1972/ 73

keine

Der betrieblichen Kostenrechnung für Zwecke der intensiven Kostenerfassung und Kontrolle sowie der Zweckmäßigkeit und Wirtschaftlichkeit einzelner Produktionen ein verstärktes Augenmerk zuwenden.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

234

1972/ 73

keine

Alle Einnahmemöglichkeiten aus dem Kartenverkauf voll ausschöpfen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

235

1972/ 73

keine

Der rechtzeitigen Planung sowohl auf dem Spielplan, dem künstlerischen Personal als auch auf dem Ausstattungssektor besondere Beachtung schenken.

Budget, Programmplanung

236

1982

Veranschlagung, Vorschüsse auf den Betriebsabgang

Rechtzeitige Erstellung des Voranschlages und rechtzeitige Festlegung des Programms der nächstjährigen Festspiele.

Budget, Programmplanung

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

237

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

237

1982

Veranschlagung, Vorschüsse auf den Betriebsabgang

Voranschläge aufgrund gewissenhaft erstellter rechnerischer Grundlagen erstellen.

Budget, Programmplanung

238

1982

Veranschlagung, Vorschüsse auf den Betriebsabgang

Den Abteilungsleitern die Höhe der zur Verfügung gestellten Mittel schriftlich bekanntgeben.

Budget, Programmplanung

239

1982

Veranschlagung, Vorschüsse auf den Betriebsabgang

Die Grundsätze der rechtzeitigen, vollständigen und möglichst genauen Voranschlagserstellung beachten.

Budget, Programmplanung

240

1982

Veranschlagung, Vorschüsse auf den Betriebsabgang

Künftig den Geldbedarf anhand von Finanzplänen ermitteln und monatlich Vorschüsse nur in jener Höhe ansprechen, die zur Deckung des tatsächlichen Geldbedarfs notwendig sind.

Budget, Programmplanung

241

1982

Buchhaltung

Angesichts des Gebarungsumfanges des Fonds ein einheitliches Buchhaltungssystem verwenden.

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

242

1982

Buchhaltung

Künftig die Grundsätze ordnungsgemäßer Bilanzierung einhalten und die Bestände mit dem Wert zum Bilanzstichtag bilanzieren.

Jahresabschluss

243

1982

Buchhaltung

Durch eine wirklichkeitsnahe Planung des Fonds, die ihren Niederschlag auch im Voranschlag finden müsste, auf die Bildung von Rücklagen weitestgehend verzichten.

Budget, Programmplanung

244

1982

Buchhaltung

Rückstellungen nicht als Ausgaben verrechnen.

Jahresabschluss

245

1982

Buchhaltung

Eingangsrechnungen unmittelbar nach deren Einlangen verbuchen.

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

246

1982

Kostenvergleiche

Weiterführung bzw. Weiterentwicklung der Kostenvergleiche für Produktionen (z.B. Schauspiel, Oper, Konzert).

Kostenträgerrechnung für Produktionen

247

1982

Kostenvergleiche

Durch Verzicht des Fonds auf die Bespielung des Landestheaters sind Personalreduktion und zusätzliche Einnahmen möglich.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

248

1982

Kartengebarung

Für Behördenvertreter keine Karten der gehobenen Preisklassen verwenden.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

249

1982

Kartengebarung

Ehestbaldig grundsätzliche schriftliche Regelung, welchen Personen, die wegen ihrer beruflichen Stellung in enger Beziehung zum Fonds standen und deren Anwesenheit bei Vorstellungen der Salzburger Festspiele im Interesse des Fonds lag, in welchem Ausmaß unentgeltliche Karten zur Verfügung gestellt werden.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

250

1982

Kartengebarung

Voraussetzung für die Ausgabe von Pressekarten festlegen, diese aber jedenfalls künftig nur an Journalisten vergeben.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

238 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

251

1982

Kartengebarung

Regiekarten vor allem für nicht ausverkaufte Vorstellungen ausgeben und die Karten für die Mitwirkenden auf das unumgänglich notwendige Ausmaß verringern.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

252

1982

Kartengebarung

Hinsichtlich der Freikarten eine nachvollziehbare und auf die finanziellen Belange des Fonds Bedacht nehmende Regelung schaffen.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

253

1982

Kartengebarung

Kaufkartenkontingente nach den Erfahrungen des Kartenbüros entsprechend verringern und Angehörigen des Fonds keine Kaufkarten zur Weitergabe zur Verfügung stellen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

254

1982

Beiträge und Spenden von Förderern

Beiträge und Spenden der Förderer nicht an den Verein ›Freunde der Salzburger Festspiele‹ überweisen, sondern für Zwecke des Festspielfonds zu verwenden.

Beiträge, Spenden

255

1982

Beiträge und Spenden von Förderern

Künftig alle finanziellen Mittel im Sinn des § 3 des Festspielfondsgesetzes in den Voranschlägen und Rechnungsabschlüssen des Festspielfonds nachweisen.

Jahresabschluss

256

1982

Beiträge und Spenden von Förderern

Nachversteuerung der Beiträge und Spenden der Förderer veranlassen, weil umsatzsteuerpflichtige Entgelte.

Steuern, Gebühren, Sozialversicherung

257

1982

Dienstpostenplan

Einen der organisatorischen Gliederung des Fonds entsprechenden Dienstpostenplan erstellen und beachten.

Organisation, Geschäftsordnung

258

1982

Sonderverträge

Regelungen für die mit Sonderverträgen verpflichteten Bediensteten so ändern, dass deren Entgelte auf das bei den Subventionsgebern übliche bzw. bei den Bundestheatern als gerechtfertigt angesehene Maß angepasst würden.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

259

1982

Bühnen- und Werkstättenpersonal

Bei künftigen Personaleinstufungen grundsätzlich von den kollektivvertraglichen Ansätzen ausgehen.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

260

1982

Festspielpauschale

Vom derzeitigen System der Pauschalabgeltung von Mehrleistungen während der Festspielzeit abgehen, stattdessen künftig notwendige Überstunden während der Proben- und Festspielzeit nach Möglichkeit durch Freizeitausgleiche abgelten oder einzeln abrechnen.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

261

1982

Saisonpersonal

Von der bisherigen Pauschalvergütung von Überstundenleistungen abgehen und nach Einzelabrechnung nur angeordnete Überstunden bezahlen.

Sommerpersonal (außer Künstler)

262

1982

Saisonpersonal

Verringerung des Einsatzes des technischen Saisonpersonals.

Sommerpersonal (außer Künstler)

263

1982

Vorteile aus dem Dienstverhältnis

Im Sinn einer sparsamen Gebarung Bediensteten künftig keine Anwartschaften nach dem Pensionsstatut zuerkennen.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

239

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

264

1982

Vorteile aus dem Dienstverhältnis

Finanziellen Folgen der Großzügigkeit beachten, am Beispiel Nebengebührenzulage.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

265

1982

Vorteile aus dem Dienstverhältnis

Von Zuwendungen wie der finanziellen Zuwendung an den seinerzeitigen Leiter des künstlerischen Betriebes bei dessen Übertritt in den Ruhestand Abstand nehmen und dem Grundsatz der Sparsamkeit mehr Augenmerk zuwenden.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

266

1982

Vorteile aus dem Dienstverhältnis

Bei Übertritten in den Ruhestand Urlaubsreste noch während des Dienstverhältnisses verbrauchen.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

267

1982

Vorteile aus dem Dienstverhältnis

Künftig für Fernseh- und Hörfunkübertragungen Vergütungen nur aus künstlerischen bzw. urheberrechtlichen Gründen gewähren.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

268

1982

Vorteile aus dem Dienstverhältnis

Mit den Interessenvertretern der Bediensteten eine Beschränkung der freiwilligen Sozialleistungen auf jenes Ausmaß absprechen, das bei den Subventionsgebern üblich ist.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

269

1982

Vorteile aus dem Dienstverhältnis

Prämien als Vorteile aus bestehenden Dienstverhältnissen bei der Steuerbemessung berücksichtigen.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

270

1982

Vorteile aus dem Dienstverhältnis

Ehestmögliche Kündigung von Vollkaskoversicherungsverträgen privater Kfz, die als Prämien gewährt wurden.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

271

1982

Portier- und Wachdienst

Portierdienste: Durch Einstellung der Samstagdienste, beweglichere Dienstpläne und Vermeidung von Überschneidungen beim Dienstwechsel die Anzahl der Überstunden verringern.

Hausverwaltung

272

1982

Portier- und Wachdienst

Privatarbeiten in den Werkstätten schon aus Sicherheitsgründen nicht bewilligen.

Hausverwaltung

273

1982

Portier- und Wachdienst

Die Nachtbewachung und die Bewachung des Festspielbezirkes an Samstagnachmittagen sowie an Sonn- und Feiertagen in der bisher geübten Form auflassen und allenfalls durch eine kostengünstigere Lösung, etwa den Einsatz so genannter Revier-Funkwachdienste, ersetzen.

Hausverwaltung

274

1982

Fuhrpark

Eine Verringerung des Fuhrparks auf höchstens drei Fahrzeuge und Einbau von Autofunkgeräten.

Hausverwaltung

275

1982

Dienstreisen und Repräsentation

Künftig die Verwendung eines privaten Pkw bei Dienstreisen nur genehmigen, wenn dies nachweislich und eindeutig im dienstlichen Interesse gelegen ist.

Jahrespersonal: Reisespesen, Repräsentationskosten

276

1982

Dienstreisen und Repräsentation

Keine Vergütung von Kosten für Einladungen, die auch privaten bzw. gesellschaftlichen Interessen dienen, sowie keine Arbeitsessen.

Jahrespersonal: Reisespesen, Repräsentationskosten

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

240 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

277

1982

Programme, Buffet, Inventar

Den Verkaufspreis der Programme (15 S bzw. 20 S), der seit den Festspielen 1978 unverändert blieb, den gestiegenen Druckkosten anpassen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

278

1982

Programme, Buffet, Inventar

Druckaufträge ausschreiben.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

279

1982

Programme, Buffet, Inventar

Provision einer Werbefirma für Werbeeinschaltungen in den Programmheften: Allgemein übliche Sätze vereinbaren bzw. überlegen, ob Werbeeinschaltungen künftig nicht vom Fonds selbst wahrgenommen werden könnten.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

280

1982

Programme, Buffet, Inventar

Festspielalmanach ebenso wie die Abendprogramme selbst herausgeben oder vom derzeitigen Verleger für die Abtretung des Rechtes zur Auflage des Almanachs eine angemessene finanzielle Entschädigung verlangen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

281

1982

Programme, Buffet, Inventar

Da in der Wiener Staatsoper bei der Verpachtung des Buffets ein Pachtzins von 20 vH geleistet wurde, das Pachtentgelt noch mit Wirksamkeit für die Festspielzeit 1982 um 10 vH des Umsatzes erhöhen.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

282

1982

Programme, Buffet, Inventar

Zur Feststellung des tatsächlichen Inventarbestandes ehestmöglich eine Inventur durchführen und diese regelmäßig wiederholen.

Inventarisierung

283

1982

Opern- und Konzertsolisten

Großzügige Honorargewährung einstellen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

284

1982

Opern- und Konzertsolisten

Künftig die Verpflichtung von Solisten im Einvernehmen mit den für die Aufführungen zuständigen künstlerischen Vorständen so gestalten, dass Abstandszahlungen für vorzeitig aus den Verträgen entlassene Künstler vermieden werden.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

285

1982

Schauspielsolisten

Künftig eine Begrenzung der Honorare an Schauspielsolisten in Höhe der vom Burgtheater jeweils festgelegten Honorarhöchstsätze vornehmen und den Darstellern von mittleren und kleineren Rollen entsprechend geringere Honorare zuerkennen, die Vergütungen für die Aufenthaltskosten in Salzburg jedenfalls von den Honoraren trennen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

286

1982

Künstlerische Vorstände

In Hinkunft bei der Vereinbarung von Honoraren auch auf ein ausgewogenes Verhältnis zwischen der Probendauer und dem Leistungsentgelt achten.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

287

1982

Künstlerische Vorstände

In Hinkunft die Verträge mit den Mitwirkenden bei den Salzburger Festspielen so abschließen, dass das Honorar in voller Höhe im Vertrag aufscheint und dem vertraglichen Leistungsumfang auch tatsächlich entsprecht.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

241

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

288

1982

Künstlerische Vorstände

Künftig von der Zuerkennung von Bearbeitungshonoraren an Regisseure Abstand nehmen, weil der Rechnungshof im Einklang mit der Auffassung vieler hervorragender Fachleute der Bühnenbranche meinte, dass Bearbeitungen – sofern sie keine eigenständigen Werkleistungen darstellten – mit den Regiehonoraren abgegolten seien.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

289

1982

Werkverträge

In Hinkunft sollten Bühnendienstverträge zwischen Mitgliedern des Direktoriums und dem Fonds seitens des Fonds vom jeweiligen Vorsitzenden des Kuratoriums gefertigt werden.

Geschäftsführung, Direktorium

290

1982

Reisekostenersätze

Künftig nur eine Reise, nämlich die vom Wohnort zum Festspielort bei Berücksichtigung einer allfälligen Verpflichtung an anderen Orten, gewähren.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

291

1982

Reisekostenersätze

Vorsorgen, dass künftig die Künstler die tatsächlichen Reisekosten durch Vorlage von Fahr- und Flugkarten belegen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

292

1982

Reisekostenersätze

Künftig bei den Vereinbarungen mit den Ausstattern eine Beschränkung ihrer Reisetätigkeit anstreben und für eine Neuinszenierung höchstens bis zu fünf Reisen nach Salzburg als erforderlich anerkennen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

293

1982

Orchester und Chor

Künftig bei den Vereinbarungen mit den künstlerischen Gruppen jedenfalls eine eindeutige Trennung zwischen den Honoraren für Vorstellungs- und Probendienste sowie für den Ersatz jenes Aufwandes vornehmen, der mit dem tatsächlichen Aufenthalt in Salzburg verbunden ist.

Künstlerisches Personal: Gruppen

294

1982

Orchester und Chor

Die Höhe der Honorare für die einzelnen Vorstellungs- und Probendienste der Wiener Philharmoniker an den Gehaltsansätzen ausrichten, nach denen die Mitglieder des Wiener Staatsopernorchesters, die mit jenen der Wiener Philharmoniker weitgehend personengleich sind, bezahlt werden.

Künstlerisches Personal: Gruppen

295

1982

Orchester und Chor

Bei anderen Orchestern die Honorare für die Vorstellungs- und Probendienste unter Bedachtnahme auf die künstlerische Bedeutung des Klangkörpers festsetzen.

Künstlerisches Personal: Gruppen

296

1982

Orchester und Chor

Bei Chormitgliedern die Honorare für die Vorstellungs- und Probendienste unter Bedachtnahme auf die künstlerische Bedeutung des Klangkörpers festsetzen.

Künstlerisches Personal: Gruppen

297

1982

Orchester und Chor

Abgeltungen für die Aufenthaltskosten in Salzburg auf die tatsächliche Dauer des Aufenthaltes abstellen und für alle Mitwirkenden von künstlerischen Gruppen in gleicher und angemessener Höhe zu vereinbaren.

Künstlerisches Personal: Gruppen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

242 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

298

1982

Orchester und Chor

Die jährlichen Steigerungen im öffentlichen Dienst nur mehr bei den Vergütungen für die Vorstellungsund Probendienste berücksichtigen

Künstlerisches Personal: Gruppen

299

1982

Orchester und Chor

Für die Aufenthaltskosten nur die Erhöhung der Sätze der Reisegebührenvorschrift des öffentlichen Dienstes anwenden.

Künstlerisches Personal: Gruppen

300

1982

Dekorationen

Künftig in den Verträgen mit den Dekorations- und Kostümausstattern verbindliche Ablieferungstermine für die Entwürfe und eine finanzielle Begrenzung des Herstellungsaufwandes vorsehen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

301

1982

Dekorationen

Künftig die Regisseure und Ausstatter veranlassen, sich Künstlerisches Personal: mehr als bisher des Requisitenfundus zu bedienen. Einzelpersonen

302

1982

Dekorationen

Für die unabweisliche Beschaffung von Requisiten theaterüblichen Maßstab anlegen.

Dekorationen, Kostüme

303

1982

Kostüme

Die Aufwendungen für die Herstellung der Kostüme auf ein vertretbares Maß zurückführen.

Dekorationen, Kostüme

304

1982

Kostüme

Auslandseinkäufe reduzieren.

Dekorationen, Kostüme

305

1982

Kostüme

Wegen der Lagerhaltungskosten und der Kapitalbindung die Lagerbestände auf ein vertretbares Ausmaß verringern.

Dekorationen, Kostüme

306

1982

Kostüme

Den Kostümfundus verringern, wodurch sich auch eine Verminderung des Personalaufwandes ergeben sollte.

Dekorationen, Kostüme

307

1982

Direktorium und Geschäftsführung

Titel »Direktor« nicht so großzügig verleihen.

Organisation, Geschäftsordnung

308

1982

Direktorium und Geschäftsführung

Entsprechende Aufbauorganisation ehestmöglich verwirklichen, welche die Voraussetzung für eine noch wirkungsvollere Ablauforganisation wäre.

Organisation, Geschäftsordnung

309

1982

Direktorium und Geschäftsführung

In einer neuen Geschäftsordnung für das Direktorium die Veränderungen seit 1950 berücksichtigen.

Organisation, Geschäftsordnung

310

1982

Kontrolle

Die Geschäftsordnung für das Direktorium sollte folgende Grundsätze enthalten: (1) Der Fonds hätte durch eine sparsame, wirtschaftliche und zweckmäßige Gebarung den Betriebsabgang möglichst gering zu halten, (2) Das Rechnungswesen wäre nach den Grundsätzen ordnungsgemäßer Buchführung zu gestalten, (3) Im Rahmen des Rechnungswesens wäre eine Kostenrechnung zu führen, (4) Die Kollektivzeichnung sollte bei Vertragsabschlüssen vorgesehen werden.

Organisation, Geschäftsordnung

311

1982

Kontrolle

Das Kuratorium sollte sich in seiner Geschäftsordnung folgende Regelungen jeweils zur Genehmigung vorbehalten: (1) den jährlichen Dienstpostenplan mit den tatsächlichen Personalbesetzungen; (2) die ­

Organisation, Geschäftsordnung

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

Gebarungsprüfung

lfd. Nr.

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

Empfehlung des Rechnungshofes

243

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

Abschlüsse von Kollektivverträgen und Betriebsvereinbarungen bzw. deren Änderungen; (3) alle Dienstverträge, die Regelungen bzw. Gehaltshöhen über dem kollektivvertraglichen Schema vorsehen, einschließlich der Nachträge zu diesen Dienstverträgen. 312

1982

Kontrolle

Das Direktorium sollte verhalten werden, nach Ende der Festspielzeit jährlich Gagenvereinbarungen, die eine wesentliche Überschreitung des üblichen Gagenniveaus bewirkten, mit entsprechenden Begründungen dem Kuratorium vorzulegen.

Kontrolle

313

1986

Rechnungsabschlüsse und Finanzgebarung

Vom Kuratorium einen vollständigen, richtigen und rechtzeitig erstellten Voranschlag beschließen lassen.

Kontrolle

314

1986

Rechnungsabschlüsse und Finanzgebarung

Rechtzeitige Festlegung des Programms der nächstjährigen Festspiele für die Ermittlung der rechnerischen Grundlagen zur Erstellung des Voranschlages.

Budget, Programmplanung

315

1986

Rechnungsabschlüsse und Finanzgebarung

Eine Veranschlagung bei Beachtung der in Lehre und Praxis geltenden Grundsätze vornehmen.

Budget, Programmplanung

316

1986

Rechnungsabschlüsse und Finanzgebarung

Die im § 3 lit a des Festspielfondsgesetzes genannten Zuwendungen und Rechtsträger sollten dem Fonds die Vorschüsse auf den Vorschüsse auf den Gebarungsabgang erst bei Bedarf zur Verfügung stellen. Betriebsabgang

317

1986

Buchhaltung und Kostenrechnung

Kostenrechnung einführen.

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

318

1986

Kartengebarung

Maßnahmen treffen, die eine wesentliche Herabsetzung der Zahl an Füllkarten zur Folge haben.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

319

1986

Kartengebarung

Künftig bemüht sein, auch die Zahl der ausgegebenen Freikarten zu senken.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

320

1986

Kartengebarung

Die erhebliche Zahl der unentgeltlich abgegebenen Karten deutlich herabsetzen.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

321

1986

Beiträge und Spenden von Förderern

Eine in rechtlicher Hinsicht einwandfreie Trennung der Gebarungen des Vereins ›Freunde der Salzburger Festspiele‹ und des Fonds herbeiführen.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

322

1986

Sonderverträge

Hinsichtlich der mit Sonderverträgen verpflichteten Bediensteten trachten, deren Entgelte auf jenes Maß zu verringern, das bei den Subventionsgebern üblich ist bzw. bei den Bundestheatern gewährt wird.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

323

1986

Festspielpauschale

Die Abgeltung der notwendigen Überstunden durch Zeitausgleich oder Einzelabgeltung anstreben.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

324

1986

Festspielpauschale

Wegen der für den Fonds finanziell nachteiligen Entwicklung der Mehrleistungsabgeltung die Einzelabgeltung von Mehrleistungen bzw. die frühere Überstundenberechnung wieder anstreben.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

244 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

325

1986

Saisonpersonal

Überstunden nur einzeln abrechnen, wodurch künftig nur tatsächliche Leistungen bezahlt werden würden.

Sommerpersonal (außer Künstler)

326

1986

Verwaltungs-angelegenheiten

Dienstliche Angelegenheiten in den Arbeitsräumen des Fonds besprechen; Ausgaben für gesellige Zusammenkünfte sollten nicht vom Fonds, sondern vom Einladenden bzw. den Teilnehmern getragen werden.

Jahrespersonal: Reisespesen, Repräsentationskosten

327

1986

Verwaltungs-angelegenheiten

Umgehend eine Änderung der Statuten der Gesellschaft für die Max-Reinhardt-Forschung anstreben, bei der eine Bestimmung über die Rückführung der im Eigentum des Fonds stehenden Archivbestände an diesen im Fall der Auflösung der Gesellschaft aufgenommen wird.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

328

1986

Verwaltungs-angelegenheiten

Künftig schon wegen der Beweissicherung Verträge nur mehr schriftlich abschließen (Anlass Mietverträge).

Hausverwaltung

329

1986

Solisten

Künftig Gagen nur in der auch von den europäischen Opernhäusern bezahlten Höhe vereinbaren.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

330

1986

Solisten

Was die Einflussnahme Dritter auf die Gagenhöhe beim Fonds anlangte, so sollte der Fonds künftig selbstbewusster handeln.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

331

1986

Solisten

Die Bereitschaft der Schauspieler, für dieselbe Gage bei mehr Aufführungen mitzuwirken, sollte beim Fonds vor allem bei jenen Stücken, bei denen eine große Nachfrage nach Karten besteht, zu Überlegungen führen, ob nicht durch eine größere Zahl von Vorstellungen der Kartennachfrage in höherem Ausmaß entsprochen werden könnte.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

332

1986

Solisten

Von überschwänglichen Dankschreiben an Schauspieler absehen, um bei kommenden Gagenverhandlungen keinen Nachteil zu erleiden.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

333

1986

Künstlerische Vorstände

Künftig in die Verträge mit den Ausstattern einen im Hinblick auf das künstlerische Konzept und die finanziellen Möglichkeiten des Fonds wirklichkeitsnahen finanziellen Rahmen einsetzen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

334

1986

Künstlerische Vorstände

Bereits vor Beginn der Festspiele der Mitwirkung eines Künstlers durch Abschluss eines schriftlichen Vertrages unter Angabe des zu zahlenden Honorars versichern.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

335

1986

Künstlerische Vorstände

Künftig szenisches Hilfspersonal nur im notwendigen Ausmaß verpflichten.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

336

1986

Reisekostenersätze

Reisekosten für das künstlerische Solopersonal nur im unumgänglich notwendigen Ausmaß bezahlen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

245

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

337

1986

Reisekostenersätze

Reisekosten für die künstlerischen Gruppen nur im unumgänglich notwendigen Ausmaß bezahlen.

Künstlerisches Personal: Gruppen

338

1986

Künstlerische Gruppen

Wiener Philharmoniker: Künftig den Ersatz der Aufwendungen für den Aufenthalt nach der Reisegebührenvorschrift ausrichten sowie die Honorare wegen der hohen Ausgangsbasis nur entsprechend den Bezugserhöhungen im öffentlichen Dienst anheben, wie dies auch für die Mitglieder der Wiener Philharmoniker als Angehörige des Wiener Staatsopernorchesters vorgesehen ist.

Künstlerisches Personal: Gruppen

339

1986

Künstlerische Gruppen

Konzertvereinigung Wiener Staatsopernchor: Künftig Tagesdiäten nur für den notwendigen Aufenthalt in Salzburg bezahlen und das Honorar an das anderer künstlerischer Gruppen anpassen.

Künstlerisches Personal: Gruppen

340

1986

Künstlerische Gruppen

Ballett der Wiener Staatsoper: Wesentliche Einsparung durch die Abhaltung der Proben in Wien und einen auf die Aufführungstage eingeschränkten Aufenthalt in Salzburg möglich.

Künstlerisches Personal: Gruppen

341

1986

Dekorationen

Künftig in alle Verträge mit Ausstattern Ablieferungstermine und finanzielle Rahmen aufnehmen und auf deren Einhaltung dringen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

342

1986

Kostüme

In sämtliche Verträge mit den Kostümausstattern finanzielle Rahmen und Ablieferungstermine aufnehmen sowie auf die Einhaltung dieser vertraglichen Vereinbarungen und der Geschäftsordnung achten.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

343

1986

Kostüme

Waren – bei Beachtung der Wirtschaftlichkeit – möglichst im Inland kaufen.

Dekorationen, Kostüme

344

1986

Kostüme

Auch weiterhin um eine Senkung des Kostümfundus bemüht sein.

Dekorationen, Kostüme

345

1986

Requisiten

Regisseure und Ausstatter verstärkt dazu anhalten, sich der bereits vorhandenen Requisiten zu bedienen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

346

1986

Requisiten

Aus Sicherheitsgründen Waffen, die nicht zur Abgabe eines scharfen Schusses unbrauchbar gemacht worden sind, ausscheiden.

Dekorationen, Kostüme

347

1986

Direktorium und Geschäftsführung

Künftig die Bestimmungen der Geschäftsordnung für das Direktorium genauer einhalten, wonach dieses über die Verpflichtung des größten Teils des künstlerischen Personals Beschlüsse fasst und für Künstlerverträge Höchsthonorare festlegt.

Geschäftsführung, Direktorium

348

1986

Kontrolle

Kuratorium sollte sich – so wie im Festspielfondsgesetz vorgesehen – den Jahresvoranschlag und das Programm der Festspiele einschließlich des Kostenvoranschlages vor Beginn des Geschäftsjahres zur Genehmigung vorlegen lassen.

Kontrolle

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

246 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

349

1986

Kontrolle

Künftig die vom Kuratorium beschlossenen Richtlinien für die Innenrevision genau einhalten, insbesondere hätte der Präsident des Fonds jährlich einen Revisionsplan zu erstellen, weiters sollte die Innenrevision im Sinn der Richtlinien zur Mitwirkung und Beratung herangezogen werden, Voraussetzung für die Verwirklichung dieser Ziele wäre allerdings eine entsprechende personelle Besetzung der Innenrevision.

Kontrolle

350

1995

Zielsetzung und -erreichung

Zur Erhöhung der Erträge den Spiel- und Probenplan umgestalten und beispielsweise Orchesterkonzerte des teuersten Orchesters ausschließlich im Großen Festspielhaus aufführen, was je Spielzeit Mehrerträge von 2 Mill S brächte.

Kartengebarung (außer Freikarten), Besucherservice

351

1995

Zielsetzung und -erreichung

Unter der Voraussetzung einer positiven Wirtschaftlichkeitsberechnung bauliche Maßnahmen treffen, um das Kleine Festspielhaus und die Felsenreitschule gleichzeitig bespielen zu können.

Baumaßnahmen

352

1995

Verein ›Zeitfluß‹

Keine Mittel von Gebietskörperschaften an einen Verein weitergeben, der seinerseits ebenfalls Förderungen von diesen Gebietskörperschaften erhielt [Anmerkung: Verein ›Zeitfluß‹].

Jahresabschluss

353

1995

Koproduktion

Durch bessere Planung Ertrag bei Koproduktionen erhöhen.

Budget, Programmplanung

354

1995

Vorhabenskalkulation

Zur Bewertung des Deckungsbeitrages der einzelnen Sparten und zur besseren Überwachung der Kostenentwicklung auch die Personalkosten des technischen Jahres- und des Saisonpersonals zur Herstellung der Ausstattungen und die Kosten der Bühnenmannschaften, der Garderober und Maskenbildner sowie die Kosten für Abendprogramme und Werbung in die Vorhabenskalkulation aufnehmen, weil dadurch nicht 54 %, sondern 73 % der jährlichen Gesamtkosten zugeordnet wären.

Budget, Programmplanung

355

1995

Soll–Ist–Vergleich

Dem Kuratorium nicht nur den Rechnungsabschluss, sondern auch einen Soll-Ist-Vergleich des Planungsinstrumentes der Vorhabenskalkulation vorlegen.

Kontrolle

356

1995

Zuschüsse

Vorhabenskalkulation bei der Spielplangestaltung verstärkt einsetzen und insbesondere Produktionen, die eines hohen Zuschusses bedürfen, auf ihre finanziellen Auswirkungen hinterfragen.

Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

357

1995

Auslastung

Künftig in den Rechnungsabschlüssen des Fonds Angaben über die Auslastung aufnehmen, wobei im Hinblick auf die wirtschaftliche Aussagekraft lediglich die zahlenden Besucher berücksichtigt werden sollten.

Jahresabschluss

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

247

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

358

1995

Pressekarten

Anzahl der Pressekarten vor allem dadurch verringern, dass anstelle der Ausgabe von unentgeltlichen Pressekarten für Begleitpersonen ein Vorbezugsrecht für eine Kaufkarte eingeräumt werden sollte.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

359

1995

Dienstkarten

Hohe Anzahl an Dienstkarten herabsetzen und künftig jedem Behördenvertreter nur noch eine Dienstkarte zur Verfügung stellen, darüber hinaus könnte ein Vorbezugsrecht für eine Kaufkarte eingeräumt werden.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

360

1995

Dienstsitze

Für Logen- bzw. Dienstsitze Entgelte einheben.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

361

1995

Füllkarten

Füllkarten im Hinblick auf den Bekanntheitsgrad der Salzburger Festspiele nur im unbedingt notwendigen Ausmaß vergeben.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

362

1995

Repräsentationskarten

Künftig Repräsentationskarten nur noch an jene Personen abgeben, deren Besuch ausschließlich im künstlerischen oder wirtschaftlichen Interesse des Fonds liegt, allen anderen interessierten Persönlichkeiten allenfalls ein Vorbezugsrecht für Kaufkarten einräumen.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

363

1995

Unentgeltlich abgegebene Karten

Abgabe von unentgeltlichen oder verbilligten Karten neu regeln und dabei den Grundsatz der Sparsamkeit verstärkt beachten.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

364

1995

Leiter des Schauspiels

Vertrag des Leiters des Schauspiels neu fassen.

Geschäftsführung, Direktorium

365

1995

Leiter des Schauspiels

Vor allem bei der Entschädigung von Inhabern von Urheberrechten, die ganzjährig beim Fonds beschäftigt sind, den Grundsatz der Sparsamkeit verstärkt beachten.

Geschäftsführung, Direktorium

366

1995

Auslastung

Durch Einsparungen bei der Ausstattung von Neuproduktionen eine Verminderung der Fremdvergaben erreichen sowie mittelfristig Konzepte zur Personalverminderung erarbeiten, um bei einer allfälligen Reduktion der Anzahl von Neuproduktionen personelle Überkapazitäten zu vermeiden.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

367

1995

Stellenhebungen

Stellenhebungen nur bei jenen Bediensteten vornehmen, die tatsächlich an Spielstätten eigenverantwortlich zentrale Bereiche leiten.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

368

1995

Festspielpauschale

In Anbetracht der angespannten finanziellen Situation des Fonds, die Betriebsvereinbarung (Festspielpauschale) ändern und Überstunden künftig nur noch einzeln abrechnen.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

369

1995

Festspielpauschale

Bei der Stückauswahl den Arbeitsanfall im technischen Bereich verstärkt beachten, weil die ständig steigende Anzahl von Überstunden eine erhebliche finanzielle Belastung des Fonds bewirkt.

Budget, Programmplanung

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

248 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

370

1995

Dirigenten

Bei der Verpflichtung aller Künstler den vom Direktorium festgelegten Honorarrahmen beachten und die Benützung von Charterflugzeugen nur im unumgänglich notwendigen Ausmaß genehmigen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

371

1995

Ausstatter

Zur Senkung der Aufwendungen für Ausstatter Jahrespersonal der Werkstätten für Assistententätigkeiten während der Festspielzeit einsetzen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

372

1995

Regisseure

Bei Verhandlungen mit den künstlerischen VorstänKünstlerisches Personal: den sowohl den zeitlichen Aufwand als auch den Einzelpersonen verstärkten Einsatz von Assistenten und sonstigen Mitarbeitern des szenischen Dienstes berücksichtigen.

373

1995

Schauspieler

Die finanziellen Mittel durch eine Verbesserung der Honorargestaltung für Neuinszenierungen, die anstelle des voraussichtlichen zeitlichen Einsatzes auf den tatsächlichen Aufenthalt in Salzburg abstellt, sparsamer einsetzen.

Künstlerisches Personal: Einzelpersonen

374

1995

Wiener Philharmoniker

Aufwand für die Wiener Philharmoniker durch drei Maßnahmen jährlich um 1 Mill Schilling bis 2 Mill Schilling verringern.

Künstlerisches Personal: Gruppen

375

2011

Ziele des Salzburger Festspielfonds – Effektivität

Abhaltung der Festspiele in der Landeshauptstadt Salzburg.

Salzburger Festspielfonds-Gesetz

376

2011

Ziele des Salzburger Festspielfonds – Effektivität

Definition von konkreten, messbaren und operativen Zielen.

Budget, Programmplanung

377

2011

Konstruktion der Salzburger Festspiele

Einrichtung eines Rechnungswesens im Sinn der Rechnungslegungsvorschriften des Unternehmensgesetzbuches.

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

378

2011

Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben durch die Organe des Salzburger Festspielfonds

Erfüllung aller im Salzburger Festspielfondsgesetz angeführten Aufgaben durch das Direktorium.

Geschäftsführung, Direktorium

379

2011

Erfüllung der gesetzlichen Aufgaben durch die Organe des Salzburger Festspielfonds

Genehmigung von Rechtsgeschäften im Innenverhältnis bzw. Änderung der Genehmigungsvorbehalte des Kuratoriums.

Kontrolle

380

2011

Interne Vorschriften

Streichung der Bestimmungen über den Verein der Freunde der Salzburger Festspiele und den Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsverein in der Geschäftsordnung.

Organisation, Geschäftsordnung

381

2011

Interne Vorschriften

Streichung von Sammelaktionen bei Lieferanten durch den Betriebsrat in der Geschäftsordnung.

Organisation, Geschäftsordnung

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

249

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

382

2011

Interne Vorschriften

Verankerung der Genehmigungsvorbehalte des Kuratoriums in der Geschäftsanweisung.

Organisation, Geschäftsordnung

383

2011

Interne Vorschriften

Ergänzung der Geschäftsanweisung um bundesvergaberechtliche Vorschriften.

Organisation, Geschäftsordnung

384

2011

Interne Vorschriften

Einrichtung eines alle Bereiche umfassenden Beschaffungswesens.

Organisation, Geschäftsordnung

385

2011

Organisationsentwicklung

Ausarbeitung von Umsetzungsplänen nach Vorlage von Ergebnissen externer Berater.

Organisation, Geschäftsordnung

386

2011

Organisationsentwicklung

Einholung der notwendigen Genehmigung des Kuratoriums für den Abschluss von Werkverträgen.

Kontrolle

387

2011

Organisationsentwicklung

Flächendeckende Verfassung von Stellenbeschreibungen.

Organisation, Geschäftsordnung

388

2011

Organisationsentwicklung

Jährliche Führung strukturierter Mitarbeitergespräche. Organisation, Geschäftsordnung

389

2011

Finanzielle Entwicklung

Keine weitere Mittelzufuhr an die Programmvorsorge. Zuwendungen und Vorschüsse auf den Betriebsabgang

390

2011

Finanzielle Entwicklung

Restriktive Abgabe unentgeltlicher Karten.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

391

2011

Finanzielle Entwicklung

Verknüpfung der Pressekartendatenbank und der Artikeldokumentation.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

392

2011

Finanzielle Entwicklung

Abgabe von Repräsentationskarten nur an Personen, deren Besuch im künstlerischen oder wirtschaftlichen Interesse des Salzburger Festspielfonds liegt.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

393

2011

Finanzielle Entwicklung

Festlegung bzw. Erhöhung des Regiebeitrags bei Künstlerkarten.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

394

2011

Finanzielle Entwicklung

Einhebung von Entgelten für Logen- und Dienstsitze.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

395

2011

Finanzielle Entwicklung

Reduktion der Behördensitze.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

396

2011

Finanzielle Entwicklung

Abgabe von nur einer unentgeltlichen Karte an Behördenvertreter sowie allenfalls Einräumung eines Vorbezugsrechts für eine Kaufkarte.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

397

2011

Finanzielle Entwicklung

Keine Kartenermäßigung für Mitarbeiter von Hauptsponsoren.

Freikarten, Regiekarten, ermäßigte Karten

398

2011

Personal

Beibehaltung der Gehaltshöhe für designierte Intendanten für Vorbereitungszeiten.

Geschäftsführung, Direktorium

399

2011

Personal

Keine Aufnahme von Wertsteigerungsklauseln in die Dienstverträge der Direktoriumsmitglieder

Geschäftsführung, Direktorium

400

2011

Personal

Gehaltssteigerungen der Direktoriumsmitglieder nur bei Erweiterung von Aufgaben.

Geschäftsführung, Direktorium

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

250 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

401

2011

Personal

Anpassung der Dienstverträge der Direktoriumsmitglieder zur Vermeidung von Interessenskollisionen.

Geschäftsführung, Direktorium

402

2011

Personal

Wahrnehmung der Berichterstattung der Direktoriumsmitglieder an das Kuratorium.

Kontrolle

403

2011

Personal

Überwachung der Einhaltung der Dienstverträge der Direktoriumsmitglieder durch das Kuratorium.

Kontrolle

404

2011

Personal

Festlegung der Höhe der Nächtigungskosten und Vergünstigungen in den Dienstverträgen.

Jahrespersonal: Reisespesen, Repräsentationskosten

405

2011

Personal

Einhaltung der Bestimmungen über Genehmigung von Beteiligungen und Nebenbeschäftigungen.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

406

2011

Personal

Beseitigung von Widersprüchen zwischen Kollektivvertrag und Betriebsvereinbarung.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

407

2011

Personal

Keine Gewährung von Vergünstigungen ohne gesetzliche Verpflichtung.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

408

2011

Personal

Einstellung der Zuschüsse zu Zusatzkrankenversicherungen.

Jahrespersonal: Vorteile aus dem Dienstverhältnis

409

2011

Personal

Kontrolle der Einhaltung von arbeitsrechtlichen Bestimmungen.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

410

2011

Personal

Genehmigung von Nebenbeschäftigungen nur bei Führung von Zeitaufzeichnungen.

Jahrespersonal der Salzburger Festspiele

411

2011

Rechnungswesen

Erstellung des Voranschlags auf Basis von Berechnungsgrundlagen.

Budget, Programmplanung

412

2011

Rechnungswesen

Erfüllung des Auftrags des Kuratoriums zur kostendeckenden Führung der Pfingstfestspiele.

Kostenträgerrechnung für Produktionen

413

2011

Rechnungswesen

Überweisung von Honoraren und Gagen auf das Bankkonto der Empfänger.

Bargeld und Zahlungsverkehr

414

2011

Rechnungswesen

Nachweisliche Kenntnisnahme der Dienstanweisung in Hinblick auf Kassaführung durch die Beschäftigten.

Bargeld und Zahlungsverkehr

415

2011

Rechnungswesen

Tägliche und nachweisliche Prüfung des Kassastands.

Bargeld und Zahlungsverkehr

416

2011

Rechnungswesen

Vereinbarung der Handkassenhöchstbeträge.

Bargeld und Zahlungsverkehr

417

2011

Rechnungswesen

Führung lediglich eines Anlagenverzeichnisses.

Inventarisierung

418

2011

Rechnungswesen

Einheitliches Inventarnummernsystem.

Inventarisierung

419

2011

Rechnungswesen

Regelmäßige Inventuren auch in der Abteilung für Kostümwesen.

Inventarisierung

420

2011

Rechnungswesen

Ausweis des Standorts der Wirtschaftsgüter im Anlagenverzeichnis.

Inventarisierung

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

251

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

421

2011

Rechnungswesen

Dokumentation des Ausscheidungsgrunds von Wirtschaftsgütern.

Inventarisierung

422

2011

Rechnungswesen

Vermarktung von nicht mehr benötigten Kostümen.

Dekorationen, Kostüme

423

2011

Rechnungswesen

Aktivierung von Wirtschaftsgütern nur aufgrund von Eingangsrechnungen.

Jahresabschluss

424

2011

Rechnungswesen

Aufbau eines aussagekräftigen Rechnungswesens.

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

425

2011

Rechnungswesen

Erstellung eines die Vermögens- und Ertragslage möglichst getreu darstellenden Rechnungsabschlusses.

Jahresabschluss

426

2011

Rechnungswesen

Ausweis aller finanziellen Zuwendungen im jeweiligen Rechnungsabschluss.

Jahresabschluss

427

2011

Rechnungswesen

Prüfung des Rechnungsabschlusses durch Wirtschaftsprüfer.

Jahresabschluss

428

2011

Informations-technologie

Reduktion der Anzahl der IT-Anwendungen und Datenbanken.

Informationstechnologie

429

2011

Informations-technologie

Einsatz effizienter IT-Anwendungen und Datenbanken nach Analyse der Geschäftsprozesse.

Informationstechnologie

430

2011

Informations-technologie

Dokumentation aller Datenbanken.

Informationstechnologie

431

2011

Informations-technologie

Regelung für Administratoren- und Zugriffsberechtigungen.

Informationstechnologie

432

2011

Informations-technologie

Dokumentation der Administratoren- und Zugriffsberechtigungen.

Informationstechnologie

433

2011

Informations-technologie

Anschaffung von Netzwerkdruckern.

Informationstechnologie

434

2011

Informations-technologie

Ausschreibung aller IT-Dienstleistungen nach dem Bundesvergabegesetz.

Informationstechnologie

435

2011

Informations-technologie

Zeitnaher Abschluss von Verschwiegenheitserklärungen.

Informationstechnologie

436

2011

Kontrollsysteme

Ausarbeitung eines Internen Kontrollsystems für alle Bereiche.

Kontrolle

437

2011

Kontrollsysteme

Einrichtung einer Internen Revision als unabhängige Stabstelle des Direktoriums.

Kontrolle

438

2011

Kontrollsysteme

Erweiterung der Revisionspläne.

Kontrolle

439

2011

Kontrollsysteme

Systematischer Wechsel der Schwerpunkte in den Revisionsplänen.

Kontrolle

440

2011

Kontrollsysteme

Verwirklichung eines gesamtheitlichen Controllingsystems mit gemeinsamer Datenbank.

Kontrolle

441

2011

Kontrollsysteme

Einrichtung des Controllings als Stabstelle des Direktoriums.

Kontrolle

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

252 Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

442

2011

Kontrollsysteme

Ständige Aktualität der Zugriffsberechtigungen bezüglich des Controllings.

Kontrolle

443

2011

Kontrollsysteme

Zugriffsmöglichkeit auf das Controllingsystem für den kaufmännischen Direktor.

Kontrolle

444

2011

Kontrollsysteme

Dokumentation der Aufbau- und Ablauforganisation.

Organisation, Geschäftsordnung

445

2011

Zusammenwirken mit dem Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsverein, der Haus für Mozart – Kleines Festspielhaus Umbau- und Verwaltungs-GmbH und der Osterfestspiel Gesellschaft m. b. H. Salzburg

Keine Funktionen derselben Person beim Salzburger Festspielfonds und Beteiligungen, um Interessenskollisionen auszuschließen.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

446

2011

Zusammenwirken mit …

Ausschluss von Unvereinbarkeiten bei der Prüfung von Jahresabschlüssen.

Jahresabschluss

447

2011

Zusammenwirken mit …

Beachtung von Arbeits-, Sozial- und Steuerrecht bei der Gestaltung von Arbeitsbeziehungen (Anlass: Werkvertrag einer Steuerberaterin).

Sonstige Themen

448

2011

Zusammenwirken mit …

Einforderung und Prüfung der Leistungen bei Rechnungen (Anlass: Art und Umfang der Leistungen einer Steuerberaterin waren aus Honorarnoten nicht ersichtlich).

Buchführung, Kostenrechnung, Rechnungswesen

449

2011

Zusammenwirken mit …

Einhaltung der Geschäftsanweisung für laufende Geschäfte sowie Ausschluss von Interessenskollisionen.

Organisation, Geschäftsordnung

450

2011

Zusammenwirken mit …

Keine Mietzahlungen an den Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsverein.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

451

2011

Zusammenwirken mit …

Abschluss eines Mietvertrags mit dem Verein der Freunde der Salzburger Festspiele.

Hausverwaltung

452

2011

Zusammenwirken mit …

Ausschreibung der Rahmenvereinbarung für Bewachung spätestens alle fünf Jahre.

Hausverwaltung

453

2011

Zusammenwirken mit …

Grundsatzentscheidung zur aktiveren Vermarktung des Mietangebots des Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsvereins.

Hausverwaltung

454

2011

Zusammenwirken mit …

Erhöhung der Mietpreise des Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsvereins

Hausverwaltung

455

2011

Zusammenwirken mit …

Beschluss des Voranschlags des Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsvereins jeweils vor Beginn des Geschäftsjahrs.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Anhang

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

253

Prüfungsthema laut Prüfungs­ ergebnis des Rechnungshofes

456

2011

Zusammenwirken mit …

Einhaltung der Bestimmungen des Einkommenssteuergesetzes beim Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsverein.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

457

2011

Zusammenwirken mit …

Auflösung des Salzburger Festspielhäuser Erhaltungsund Nutzungsvereins.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

458

2011

Zusammenwirken mit …

Beachtung der Zeichnungsregelungen bei allen Rechtsgeschäften.

Organisation, Geschäftsordnung

459

2011

Zusammenwirken mit …

Vorlage eines ordnungsgemäßen Anlagenverzeichnisses vor Auflösung des Salzburger Festspielhäuser Erhaltungs- und Nutzungsvereins.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

460

2011

Zusammenwirken mit …

Zeitnaher Aufwandsersatz durch die Osterfestspiel Gesellschaft m. b. H.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

461

2011

Zusammenwirken mit …

Leistungserbringung von Bediensteten des Salzburger Festspielfonds für die Osterfestspiel Gesellschaft m. b. H. ausschließlich im Rahmen der Verträge.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

462

2011

Zusammenwirken mit …

Vorlage vereinbarter Kostenvoranschläge an die Osterfestspiel Gesellschaft m. b. H.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

463

2011

Zusammenwirken mit …

Verrechnung sämtlicher Aufwendungen an die Osterfestspiel Gesellschaft m. b. H.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

464

2011

Zusammenwirken mit …

Überprüfung der Abrechnungen der Osterfestspiel Gesellschaft m. b. H.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

465

2011

Zusammenwirken mit …

Festlegung einer Frist für die Vorlage der Schlussrechnung in den Kooperationsverträgen.

Zusammenarbeit mit anderen Einrichtungen

lfd. Nr.

Gebarungsprüfung

Verzeichnis der Empfehlungen des Rechnungshofes an die Salzburger Festspiele

Empfehlung des Rechnungshofes

Zuordnung zu ­Prüfungsthema

16

Literatur- und Quellenverzeichnis Die wesentlichen Quellen der vorliegenden Arbeit sind die im Archiv des Rechnungshofes (AdRH) aufbewahrten Akten über die Salzburger Festspiele. Für die gezielte Auswahl von Medienberichten über die Gebarungsprüfungen des Rechnungshofes bei den Salzburger Festspielen wurde die im Archiv der Salzburger Festspiele (ASF) verwahrte Medienbeobachtung ausgewertet. Weitere zitierte Originalquellen befinden sich im Neuen Politischen Archiv des Österreichischen Staatsarchivs / Archiv der Republik (ÖSTA/ADR, NPA), im Salzburger Landesarchiv (SLA), im Archiv der Stadt Salzburg (AStS) sowie im Deutschen Bundesarchiv (BA). Angaben über die Herkunft von Zitaten aus Gesetzen, veröffentlichten Prüfungsergebnissen des Rechnungshofes, Tätigkeitsberichten des Rechnungshofes und aus den Medien finden sich in den jeweiligen Fußnoten. Auer, Marina  : Die Salzburger Festspiele im Schatten der Politik (1933–1945) (Dissertation), München 2003. Berger, Peter  : Kurze Geschichte Österreichs im 20. Jahrhundert, 2. Auflage, Wien 2008. Berger, Peter  : Im Schatten der Diktatur. Die Finanzdiplomatie des Vertreters des Völkerbundes in Österreich. Meinoud Marinus Rost van Tonningen 1931–1936, Wien 2000. Bruckmüller, Ernst  : Sozialgeschichte Österreichs, 2. Auflage, Wien 2001. Dachs, Herbert/Floimair, Roland/Hanisch, Ernst/Schausberger, Franz  : Die Ära Haslauer, Salzburg in den siebziger und achtziger Jahren, Wien, Köln, Weimar 2001. Deutsch, Zoltan-Eduard  : Die Österreichischen Bundesbahnen in der Zwischenkriegszeit, Diplomarbeit an der Hochschule für Welthandel, Wien 1975. Dommach, Hermann  : Hitlers Staatsfinanzen. Der Rechnungshof des Deutschen Reiches im Nationalsozialismus 1933–1945, Darmstadt 2019. Eickhoff, Thomas  : Politische Dimensionen einer Komponisten-Biographie im 20. Jahrhundert – Gottfried von Einem, Stuttgart 1998. Enderle-Burcel, Gertrude  : Protokolle des Ministerrats der Ersten Republik (MRP), mehrere Bände, Wien ab 1984. Enderle-Burcel, Gertrude  : Mandatare im Ständestaat 1934–1938  : christlich – ständisch – autoritär. Biographisches Handbuch der Mitglieder des Staatsrates, Bundeskulturrates, Bundeswirtschaftsrates und Länderrates sowie des Bundestages, Wien 1991. Freihsl, Hans  : Bahn ohne Hoffnung. Die österreichischen Eisenbahnen von 1918 bis 1938, Wien 1971. Fröhlich, Elke (Hg.)  : Joseph Goebbels  : Tagebücher 1941–1945. 14 Bde., München/New Providence/London/Paris 1995/96. Fuhrich, Edda/Prossnitz, Gisela  : Die Salzburger Festspiele 1920–1945, ihre Geschichte in Daten, Zeitzeugnissen und Bildern, Salzburg und Wien 1990.

Literatur- und Quellenverzeichnis

255

Gallup, Steven  : Die Geschichte der Salzburger Festspiele, deutsche Ausgabe  : Wien 1989. Hengstschläger, Johannes  : Der Rechnungshof. Organisation und Funktion der obersten Finanzkontrolle in Österreich, Berlin 1982. Jaklitsch, Hans  : Die Salzburger Festspiele, Verzeichnis der Werke und der Künstler 1920– 1990, Salzburg und Wien 1991. Kainberger, Hedwig  : Erklärung und Rechtfertigung von Subventionen für die Salzburger Festspiele  : Argumente der Kunstökonomie  : Externe Effekte, Umsatzinduktion, meritorische Güter, Baumol’sche Kostenkrankheit, Dissertation an der Universität Innsbruck, 1997. Kannonier, Reinhard  : Die Salzburger Festspiele, in  : Geschichte der österreichischen Bundesländer seit 1945 Salzburg, hg. von Ernst Hanisch und Robert Kriechbaumer, Wien 1997. Kaut, Josef  : Die Salzburger Festspiele 1920–1981, Salzburg und Wien 1982. Kriechbaumer, Robert  : Politik im Wandel. Der Salzburger Landtag im Chiemseehof 1868– 2018, Wien 2018. Kriechbaumer, Robert   : Zwischen Österreich und Großdeutschland. Eine politische Geschichte der Salzburger Festspiele 1933–1944, Wien u.a. 2013. Kriechbaumer, Robert  : Salzburger Festspiele 1945–1960. Ihre Geschichte von 1945 bis 1960, Salzburg und Wien 2007. Kriechbaumer, Robert  : Salzburger Festspiele 1960–1989. Die Ära Karajan, Salzburg und Wien 2009. Kriechbaumer, Robert  : Salzburger Festspiele 1990–2001. Die Ära Mortier/Landesmann, Salz­ burg und Wien 2011. Landesmann, Hans  : Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum, Wien 2011. Österreichischer Amtskalender der Jahre 1935, 1937, 1949, 1950, 1951, 1953, 1954, 1955, 1956, 1957, 1958, 1972, 1973. Österreichische Bundesbahnen  : Das Beschaffungswesen der Unternehmung »Österreichische Bundesbahnen« seit ihrer Errichtung (1. Oktober 1923), Wien 1926. Rathkolb, Oliver  : Führertreu und gottbegnadet. Künstlereliten im Dritten Reich, Wien 1991. Rechnungshof (Hg.)  : 250 Jahre Rechnungshof, Wien 2011. Rechnungshof (Hg.)  : Tätigkeits- und Leistungsberichte, div. Jahrgänge. Sachs, Harvey  : Toscanini. Eine Biographie, München und Zürich 1978. Stiefel, Dieter  : Camillo Castiglioni oder die Metaphysik der Haifische, Wien/Köln/Weimar 2012. Wagnleitner, Reinhold  : Coca-Colonisation und Kalter Krieg. Die Kulturmission der USA in Österreich nach dem Zweiten Weltkrieg, Wien 1991. Waitzbauer, Harald  : Festlicher Sommer. Das gesellschaftliche Ambiente der Salzburger Festspiele von 1920 bis heute, Festreden seit 1964. (Schriftenreihe des Landespressebüros Salzburg. Nr. 136), Salzburg 1997.

17

Personenregister Androsch, Brigitte 145 Androsch, Hannes 142, 143, 145 Anrather, Oskar 167 Baccarcich, Friedrich 46, 88 Bacher, Gerd 9, 98 – 100, 178, 179, 181, 186 Bäck, Alfred 121 Beck, Max Wladimir 28 – 30 Berg, Alban 92 Bernhard, Thomas 129, 134, 135, 145, 154, 213 Böhm, Karl 76 Brandauer, Klaus Maria 182 Brecht, Bertolt 80, 92, 93, 98, 117 Broesigke, Tassilo 165 Burgstaller, Gabi 195, 199, 201, 202 Castiglioni, Camillo 19 Czermak, Emmerich 27, 32 de’Cavalieri, Emilio 133 Dewitte, Michael 194, 195 Dickie, Murray 118 Dollfuß, Engelbert 7, 24, 35, 38, 40, 42, 44, 46, 56, 92, 113 Dönch, Karl 120 Dorn, Dieter 160 Draxler, Ludwig 58 – 60 Duquette, Tony 120, 121 Einem, Gottfried von 80, 85, 92, 93, 96, 98, 103, 113, 117 Ender, Otto 62 – 64 Endler, Franz 152, 191 Faistauer, Anton 42, 43 Fehrer, Helmut 152, 165 Filip, Anna Maria 84, 108, 128 Fischer von Erlach, Johann Bernhard 77 Foest-Monshoff, Rudolf 22, 23, 26, 32 Forte, Dieter 134 Frenzel, Hans 123

Furtwängler, Wilhelm 74 – 76 Gallup, Steven 45, 133 Gehmacher, Wolfgang 184 Genscher, Hans-Dietrich 152 Goebbels, Josef 68 – 70 Graf, Herbert 127, 133 Gruberová, Edita 166 Gulda, Friedrich 178 Günther, Georg 22 Haertl, Karl 117 Haeussermann, Ernst 117, 136, 143 Haslauer, Wilfried jun. 10, 172, 199, 202, 203 Haslauer, Wilfried sen. 156, 178 – 181 Hawlicek, Hilde 178 Heindl, Werner 152 Henze, Hans-Werner 133 Hitler, Adolf 35, 45, 46, 52, 60, 65, 67, 68, 74 Hofmannsthal, Hugo von 19, 80, 85, 136 Hollweg, Werner 166 Holzmeister, Clemens 65, 66, 77, 78, 102, 117, 142, 163 Kandutsch, Jörg 122, 123, 125, 129, 151, 152 Karajan, Herbert von 75, 76, 80, 108 – 110, 113, 118, 122, 127, 130, 132, 138, 146, 152, 154, 168, 175, 178, 181, 183, 184, 186 Katschthaler, Hans 181, 188, 189 Kaut, Josef 10, 75 – 77, 101, 113, 117, 125, 127 – 129, 133, 142, 143, 146, 153 – 156, 165 Kerber, Erwin 35, 63 Klaus, Josef 77, 78, 80, 92, 98, 103, 112, 114, 115, 117, 120, 175 Klusemann, Max 69, 71 Kogler, Werner 205, 208 Krauss, Clemens 52, 73, 74 Kretschmer, Klaus 194, 195, 205, 206 Lammers, Hans Heinrich 71 Landesmann, Hans 181, 183 – 186, 189, 191

Personenregister Lechner, Hans 121, 152, 154, 175 Lippert, Robert 70, 74 Lohner, Helmut 166 Lorenz, Franz 69 Lothar, Ernst 117 Ludwig, Christa 167 Madner, Anny 135, 145 Martin, Frank 120 Maschat, Josef 22, 23 Mauriac, François 45 Mayr, Richard 42 Menzel, Martin 157, 179, 182 Molière, Jean Baptiste 136 Moritz, Herbert 154, 165, 171 Mortier, Gérard 183 – 185, 188 – 191 Moser, Albert 154, 155, 178, 179, 181, 185 Moser, Josef 7, 12, 200, 202 – 204 Mozart, Wolfgang Amadeus 68, 75, 109, 127, 133, 137, 146, 163, 183, 194 Müller, Heinrich 71 Mussolini, Benito 45, 46 Mussorgski, Modest 132 Nekola, Tassilo 117 Neureiter, Gerhard 171 Neureiter, Sigune 171 Neustädter-Stürmer, Odo 35 Orff, Carl 137 Ostermayer, Josef 205, 209 Panerai, Rolando 167 Paumgartner, Bernhard 42, 43, 113, 115 – 117, 121, 124, 125, 127, 128, 133, 140, 154 Perels, Emil 26 Pernter, Hans 58, 59, 63 Peymann, Claus 134 – 136, 147, 153, 189, 213 Ponnelle, Jean-Pierre 166, 213 Popp, Lucia 166 Preußner, Eberhard 117 Puthon, Heinrich 8, 38, 39, 41, 55, 57, 60, 63, 64, 70, 75, 84 – 88, 104, 105, 110, 113, 124, 154, 194 Rabl-Stadler, Helga 12, 172, 186, 189, 191, 192, 194, 200 – 203, 206 Rainer, Friedrich 68

257

Rehrl, Franz 19, 28 – 30, 38, 58, 60, 65 – 67, 78 Reinhardt, Max 19, 66, 67, 80, 85, 113, 130 Reitter, Albert 68 Reschen, Josef 155, 156, 165, 171, 179 Resel, Werner 184 Rimski-Korsakow, Nikolai A. 133 Roubin, Robert 171 Schaden, Heinz 202, 203 Schalk, Franz 80 Schenk, Otto 166 Schlegel, August Wilhelm 189 Schlegel, Josef 105 Schmidt, Gerhard 184 Schmied, Claudia 201 Schmitz, Richard 26, 32 Schober, Johann 23, 24 Scholten, Rudolf 150, 188, 189, 191 Schreyvogel, Friedrich 117 Schuh, Oskar Fritz 117 Schuschnigg, Kurt 7, 38, 39, 44, 52, 58, 60, 65, 92 Sedlak, Hans 23 Seefehlner, Egon 24 Senoner, Viktor 169 Shakespeare, William 138, 189 Sinowatz, Fred 151 Solti, Georg 191 Sophokles 132 Starhemberg, Ernst Rüdiger 8, 41, 56 Stauffenberg, Claus Schenk Graf von 74 Stein, Peter 187 – 190, 213 Strafella, Franz 20, 23, 24, 30 Strauss, Richard 40, 52, 74, 80, 148 Strehler, Giorgio 10, 130, 137, 138, 143, 145, 146, 148, 152, 153, 166, 178, 213 Timpe, Felicitas 135 Tinguely, Jean 134, 135, 147 Toncic-Sorinj, Lujo 91 Toscanini, Arturo 45, 46, 52 – 54, 65, 68, 76 Urrisk, Guido 46, 71, 88 Vaugoin, Carl 24, 30 Verdi, Giuseppe 46, 133, 152 Voggenhuber, Johannes 165 Vogl, Helmut 171

258 Wagner, Guido 8, 46, 56, 57, 71 Wagner, Richard 46, 68 Wagner, Winifred 75 Waiz, Walter 163 Waldheim, Kurt 152 Walter, Bruno 66 Weigel, Helene 80 Weinberger, Rolf 117 Widrich, Gerheid 140, 156 Widrich, Hans 156

Personenregister Wiesmüller, Heinrich 183 – 186 Wisoko, Karl 60 Wizany, Thomas 202 Wolff, Heinz 70, 218 Worm, Alfred 163, 165 Wotruba, Fritz 132 Zappe, Ludwig 85 Zinggl, Wolfgang 205, 208

SCHRIFTENREIHE DES FORSCHUNGSINSTITUTS FÜR POLITISCH-HISTORISCHE STUDIEN DER DR. WILFRIED-HASLAUER-BIBLIOTHEK herausgegeben von Franz Schausberger, Robert Kriechbaumer und Hubert Weinberger

Band 73: Andreas Weigl Von der Existenzsicherung zur Wohlstandsgesellschaft Überlebensbedingungen und Lebenschancen in Wien und Niederösterreich von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur Gegenwart 2020. 315 Seiten, mit 110 Tabellen und 24 s/w- u. farb. Abb., gebunden € 39,00 D | € 41,00 A ISBN 978-3-205-20994-2 Auch als eBook erhältlich (Über-)Lebensbedingungen, Ungleichheit und materieller Wohlstand in Wien und Niederösterreich.

Band 71: Martin Dolezal | Peter Grand | Berthold Molden | David Schriffl Sehnsucht nach dem starken Mann? Autoritäre Tendenzen in Österreich seit 1945 2019. 479 Seiten, Mit zahlr. Tab., Graf. und 18 s/w und 11 farb. Abb., gebunden € 55,00 D | € 57,00 A ISBN 978-3-205-23195-0 Auch als eBook erhältlich Die Autoren befassen sich mit den Einstellungen der Bevölkerung, der Programmatik der Parteien, mit medialen Diskursen und der Wahrnehmung der österreichischen Innenpolitik im Ausland.

Preisstand 1.1.2020

SCHRIFTENREIHE DES FORSCHUNGSINSTITUTS FÜR POLITISCH-HISTORISCHE STUDIEN DER DR. WILFRIED-HASLAUER-BIBLIOTHEK herausgegeben von Franz Schausberger, Robert Kriechbaumer und Hubert Weinberger

Band 75: Robert Hoffmann (Hg.) Festspiele in Salzburg Quellen und Materialien zur Gründungsgeschichte 2020. Ca. 400 Seiten, gebunden € 50,00 D | € 52,00 A ISBN 978-3-205-21031-3 Auch als eBook erhältlich

Die Salzburger Festspiele entstanden aus dem Zusammenwirken von zwei in ihrer weltanschaulichen wie auch künstlerischen Ausrichtung grundverschiedenen Initiativen. Während Max Reinhardts und Hugo von Hofmannsthals Anteil an der Festspielgründung umfassend gewürdigt wurde, hat man den Aktionen der Salzburger Festspielhaus-Gemeinde, bislang zu wenig Beachtung beigemessen. Der vorliegende Band beinhaltet zum größten Teil unveröffentlichte Dokumente aus dem Nachlass von Friedrich Gehmacher und Heinrich Damisch, den Gründern der Festspielhausgemeinde sowie aus dem Archiv der Internationalen Stiftung Mozarteum, dem Archiv der Salzburger Festspiele, sowie den Nachlässen von Lilli Lehmann und Max Reinhardt. Eine ausführliche historische Einleitung und ein umfangreicher Kommentarteil ergänzen den Band.

Preisstand 1.1.2020