Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Lieferung 7 Das slavische Henochbuch: Band V: Apokalypsen, Lieferung 7 9783641248185

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Lieferung 7 Das slavische Henochbuch: Band V: Apokalypsen, Lieferung 7
 9783641248185

Table of contents :
Inhalt
Verzeichnis der Abkürzungen, die nicht in das allgemeine Abkürzungsverzeichnis aufgenommen wurden
Einleitung
Literaturverzeichnis I
Literaturverzeichnis II
Übersetzung
Namenregister

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Hermann Lichtenberger in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Werner Georg Kümmel (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)

Band V · Lieferung 7 Gütersloher Verlagshaus

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band V

Apokalypsen Christfried Böttrich Das slavische Henochbuch

1996 Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes.

Copyright © 1996 Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh, in der Verlagsgruppe Random House GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 München Der Inhalt dieses E-Books ist urheberrechtlich geschützt und enthält technische Sicherungsmaßnahmen gegen unbefugte Nutzung. Die Entfernung dieser Sicherung sowie die Nutzung durch unbefugte Verarbeitung, Vervielfältigung, Verbreitung oder öffentliche Zugänglichmachung, insbesondere in elektronischer Form, ist untersagt und kann straf- und zivilrechtliche Sanktionen nach sich ziehen. Sollte diese Publikation Links auf Webseiten Dritter enthalten, so übernehmen wir für deren Inhalte keine Haftung, da wir uns diese nicht zu eigen machen, sondern lediglich auf deren Stand zum Zeitpunkt der Erstveröffentlichung verweisen. Satz: MZ-Verlagsdruckerei GmbH, Memmingen ISBN 978-3-641-24818-5 www.gtvh.de

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Christfried Böttrich Das slavische Henochbuch

Inhalt Verzeichnis der Abkürzungen, die nicht in das allgemeine Abkürzungsverzeichnis aufgenommen wurden ............................ . Einleitung .............................................. . I.

Einführung ........................................... . Handschriftensituation .................................. Das Problem der Textfassungen ........................... 2.2. Beschreibung der wichtigsten Hss. . ........................ 2.2. 1. Längere Fassung ................................. 2.2.2. Kürzere Fassung ................................. 2.2.3. Fragmente ..................................... 2.3. Sigel-Liste der Hss ..................................... 2.4. Überschriften und Gliederungen in den Hss. . .................

. . . . . . . .

3· Überlieferungsgeschichte ................................. 3· 1. Spuren des Hen(sl) in der altrussischen Literatur ............... 3.2. Spuren des Hen(sl) in der griechischen Literatur ................ 3·3· Interpolationen im Text ................................. 3·3·1. Jüdisch-mystische Interpolationen .................... 3·3·2· Frühchristliche Interpolationen ...................... 3·3·3· Byzantinisch-chronographische Interpolationen ........... 3-4- Einheitlichkeit .......................................

. . . . . . . .

4· Entstehungsverhältnisse .................................. 4· I. Benutzte Traditionen .................................. 4.2. Ursprache .......................................... 4·3· Ort ............................................... 4·4· Zeit ..............................................

. . . . .

2.

2. I.

5. Theologische Bedeutung ................................. . 5. 1. Grundsätzliches . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2. Themen ........................................... . 6. Aufbau und Konzeption ................................. . 6. 1. Inhaltsübersicht ...................................... . 6.2. Gattung 7· Bemerkungen zur Übersetzung ............................ . Literaturverzeichnis I ...................................... . Literaturverzeichnis li Übersetzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I04o

Verzeichnis der Abkürzungen, die nicht in das allgemeine Abkürzungsverzeichnis aufgenommen wurden ALGM Asatir BeyArT BezSyrSchatz BudgeSyrBiene BlackApHenGr ChronJerahm COIDR ConstAp DiiiÄthAdam DispPanAz FitzmGenAp HexaemExJoh HexaemPsEp JagSIAdam KembSaiSat KrasAddenda LÄ MiiAramEn MocGrecSpisk NachtBesTrSv OTPs PaiHist PdRE PearsHenKopt PistSoph PopKnigByt PreuArmAdam SeferHaj SteindApEI SuchJocaMon

Ausführliches Lexikon der Griechischen und Römischen Mythologie, 7 Bde., hrsg.v. W.H. Roscher, Leipzig r884-1893, Nachdr. Hildesheim 1965. Gaster, M.: The Asatir (s. Literaturverzeichnis Il) Beyer, K.: Die aramäischen Texte vom Toten Meer (s. Literaturverzeichnis li) Bezold, C.: Die Schatzhöhle (s. Literaturverzeichnis li) Budge, E.A.W.: The Book of the Bee (s. Literaturverzeichnis Il) Black, M.: Apocalypsis Henochi Graece (s. Literaturverzeichnis li) Gaster, M.: The Chronicles of Jerahmeel (s. Literaturverzeichnis Il) Ctenija v Imperatorskorn Obscestve lstorii i Drevnostej Rossijskich pri Moskovskom Universitete Funk, F.X.: Didascalia et Constitutiones Apostolorum (s. Literaturverzeichnis II) Dillmann, A.: Das christliche Adambuch des Morgenlandes (s. Literaturverzeichnis li) Disputatio Panagiotae cum Azymita, in: A. Vasil'ev, Anecdota GraecoByzantina I, Moskau 1893, S.179-r88. Fitzmyer, J.A.: The Genesis Apocryphon of Qumran Cave I (s. Literaturverzeichnis li) Aitzetmüller, R.: Das Hexaemeron des Exarchen Johannes (s. Literaturverzeichnis li) Trumpp, E.: Das Hexaemeron des Pseudo-Epiphanius (s. Literaturverzeichnis II) J agic, V.: Slavische Beiträge zu den biblischen Apokryphen. I: Die altkirchenslavischen Texte des Adambuches (s. Literaturverzeichnis Il) Kemble, J.M.: The Dialogue of Salomon and Saturnus (s. Literaturverzeichnis Il) Krasnosel'cev, N.Th.: Addenda k izdaniju A. Vasil'eva: »Anecdota Graeco-ByzantinaSlova/Wortevon der ich dich genommen habe«, aber er will ihn nicht vernichten im kommenden Äon: 28. Wort vor 33,1 Gott zeigt Henoch den Äon dieser Welt, die Dauer von 7000 Jahren, aber das achte Tausend ist das Ende: weder Jahre noch Monate noch Wochen noch Tage: 29. Wort vor 34,1 Gott überführt die Leute, die Götzen anbeten, die sodomitische Unzucht treiben, und deshalb bringt er die Flut über sie: 30. Wort vor35,1 Gott läßt einen gerechten Menschen vom Stamme Henochs übrig mit seinem ganzen Haus, der Gott wohlgefiel nach seinem Willen: 3 I. Wort vor 36,I Gott befahl Henoch, 30 Tage auf Erden zu leben, um seinen Söhnen und Kindeskindern Lehre zu geben. Nach 30 Tagen wurde er wiederum in den Himmel aufgenommen: 32· Wort vor J7,I Hier ruft Gott einen Engel herbei: 33· Wort vor 38,1 Methusalem hatte Hoffnung und erwartete seinen Vater Henoch Tag und Nacht bei seinem Bett: 34· Wort vor 39,I Traurige Ermahnung Henochs an seine Söhne, als er mit Weinen und großer Trauer zu ihnen sprach: 35· Wort vor 40,I Henoch ermahnt seine Kinder alles wahrhaftig vom Mund des Herrn, wie er es sah und hörte und niederschrieb: 36. Wort vor 4I,I Darüber, wie Henoch die Versündigung Adams beweinte: 37· Wort vor 42,1 Darüber, wie Henoch die Schließer und Wächter der Tore des Hades stehen sah: 38. Wort VOr43,I Henoch zeigt seinen Kindern, wie er die Urteile Gottes ausmaß und niederschrieb: 39· Wort vor 44,I Henoch belehrt seine Söhne, daß sie nicht das Angesicht eines Menschen schmähen sollen, klein oder groß: 40. Wort

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vor 45,1 vor 46,1

vor 47,1 vor 48,1 vor 49,1 vor 50,1 vor p,1 vor 52,1 vor 53,1

vor 54,1 vor 55,1 vor 56,1 vor 57,1 vor 58,1 vor 59,1 vor 60,2 vor 61,1 vor 62,1 vor63,1

vor 65,1 vor 66,r

Gott zeigt, daß er vom Menschen weder Opfer noch Brandopfer will, sondern ein reines und zerschlagenes Herz: 41. Wort Darüber, wie ein irdischer König von einem Menschen keine abscheulichen und unreinen Gaben annimmt. Um wieviel mehr verabscheut Gott unreine Gaben, und schickt ihn fort mit Zorn und nimmt seine Gaben nicht an: 42. Wort Henoch belehrt seine Söhne vom Mund Gottes und übergibt ihnen die Handschrift dieses Buches: 43· Wort Über den Gang der Sonne gemäß den sieben Kreisen: 44· Wort Henoch belehrt seine Söhne, weder beim Himmel noch bei der Erde zu schwören, und zeigt ihnen die Verheißung Gottes, wenn sie noch im Mutterleib sind: 4 5. Wort Darüber, wie sich niemand, der auf Erden geboren ist, verbergen noch sein Werk verheimlichen kann, sondern er befiehlt, sanftmütig zu sein, Gefahren und Schmach zu erdulden, Witwen und Waisen nicht zu beleidigen: 46. Wort Henoch belehrt seine Söhne, daß sie keine Schätze in der Erde verbergen sollen, sondern er befiehlt, den Armen Almosen zu geben: 47· Wort Gott belehrt seine Gläubigen, wie sie seinen Namen preisen sollen: 48. Wort Daß wir nicht sagen: Unser Vater ist bei Gott, er wird am Tag des Gerichtes für uns eintreten. Denn dort kann kein Vater dem Sohn helfen, noch der Sohn dem Vater: 49· Wort Henoch belehrt seine Söhne, daß sie die Bücher auch anderen weitergeben sollen: 50. Wort Dies zeigt Henoch seinen Söhnen und spricht mit Weinen zu ihnen: »Meine Kinder, es naht sich für mich die Stunde, in den Himmel hinaufzugehen, siehe, die Engel stehen vor mirMethusalem anrwortete ... Liber loannis> lnterrogatio loannisJudaisierenden>Und Henoch der Gerechte hat so geschrieben ... I-4-6-8. Als Textform lag ihm offensichtlich jener Prototyp der kürzeren Fassung vor, den auch MPr für seine Redaktion benutzt hatte.43 Eine Anspielung auf das Hen(sl) findet sich in zwei weiteren, voneinander abhängigen Texten des I s.Jhs. Das Buch Parenios sowie ein Synaxar zum Fest des Erzengels Gabriel 44 erzählen (übereinstimmend falsch) davon, daß Gott den Erzengel Gabriel für 40 Tage zu Henoch geschickt habe, um ihm 300 Bücher zu diktieren vgl. Hen(sl) 22,I0-23,6; dazu, daß Sofonid (!)nach dem Fluch Methusalems, ihres Mannes(!), gestürzt und gestorben sei- vgl. Hen(sl) 7I,I- Ir. Vor allem die Wiedergabe von 7I,I I erweist U/ Aals Vorlage dieser Anspielung. 45 40. Vgl. ausführlich Bozoky, E.: Le Iivre secret des Cathares lnterrogatio loannis. Apocryphe d'origine bogomile, Paris r98o; dazu Böttrich, Weltweisheit, S.95-97. 41. Nahezu jede Literaturgeschichte weist den Bogomilen pauschal eine solche Rolle zu. Maunder, The Date, S. p6, hatte die Autorschaft der Bogomilen für das Hen(sl) behauptet; lvanov, Bogomilski Knigi, S. I 86- I9 I, nahm zumindest eine Benutzung und redaktionelle Tätigkeit an den überlieferten Texten an, worin ihm die bulgar. Literaturwissenschaft weithin folgte. Das Hen(sl) steht freilich in völligem Gegensatz zu nahezu allen Ansichten der Bogomilen. Eine ausführliche Untersuchung und Abweisung der >>BogomilentheseLiber IoannisDisputation« abgesehen sind es eher traditionsgeschichtliche Beobachtungen als direkte literarische Beziehungen, die für das hohe Alter des Hen(sl) sprechen. Als zuverlässiger erweisen sich hier die textinternen Anhaltspunkte, von denen zunächst eine Reihe von Interpolationen zu nennen sind.

3·3· Interpolationen im Text Die längere Textfassung, die aufgrund textkritischer Beobachtungen Priorität gegenüber der kürzeren Fassung beanspruchen kann, ist mit der ursprünglichen Textgestalt noch nicht einfach identisch. Auch sie hat im Laufe ihres langen Überliefe-

eines himmlischen Buches auf die Erde, wobei Henoch jedoch nur noch in eine längere Traditionskette eingefügt ist. 55. Vgl. dazu ausführlich Böttrich, Adam als Mikrokosmos. s6. Vgl. Hen(hebr) 12,1-5; q,l-2. 57· Vgl. die Liste bei Odeberg, 3 Enoch, S. p-63. Auch der späte Midrasch vom Leben Henochs (VitHen) verrät noch manches, was an das Hen(sl) erinnert. 58. Vgl. Böttrich, Weltweisheit, S. 139-142.

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rungsweges Erweiterungen und Überarbeitungen von verschiedenen Händen erfahren,59 die sich jedoch noch relativ sicher bestimmen lassen. 60 3 ·3. I. ] üdisch-mystische Interpolationen

In 20,3 und 2I,6-22.3 wird Henochs Himmelsreise unvermittelt durch die weitere Passage eines 8.- I o. Himmels verlängert. Dies sprengt formal und inhaltlich das vorgegebene Schema und ist am ehesten vor dem Hintergrund jüdisch-mystischen Denkens zu verstehen. Einen Fremdkörper im Text stellt auch der Abschnitt 39,3-8 dar, der offensichtlich in eine Lücke an der Nahtstelle vom ersten zum zweiten Teil des Buches getreten ist. Hier wird eine Sprache gesprochen, die den Gottesbegegnungen der Mystiker eigen ist. 39,6läßt Vertrautheit mit der Schi'ur Koma Spekulation erkennen. Das Gleichnis in 39,8 erinnert an ähnliche Gleichnisse aus dem Kreis um Rahban Jochanan ben Zakkaj. Die Formulierung in 39,5 stimmt mit 22,I wörtlich überein und weist beide Abschnitte somit dem gleichen Redaktor zu. Ob auch 46,I von den Analogien rabbinischer Königsgleichnisse her zu verstehen ist oder nicht doch besser als Reflex antiker Verhältnisse zum ursprünglichen Bestand im Kontext des ganzen Kapitels gehört, läßt sich nicht sicher bestimmen. 68,I -4 verrät starke astrologische Interessen, die sich vom Kontext spürbar abheben und (bei allen Schwierigkeiten ihrer Deutung) noch am ehesten Beziehungen zu vergleichbaren rabbinischen Anschauungen verraten. An diesen Interpolationen sowie an den obengenannten Bezugnahmen des Hen(hebr) auf das Hen(sl) läßt sich erweisen, daß die Schrift in den Kreisen der frühen jüdischen Mystik gelesen und redigiert wurde. Schwierig bleibt dann allerdings die Konsequenz, daß eine solche Lektüre und Redaktion anhand des griechischen Textes stattgefunden haben müßte (was auch der wiederholte und distanzierte Verweis auf >>die hebräische Sprache« in 20,3 und 2I,6 belegt), wenn anders das Buch dann mit den genannten Interpolationen wieder in christliche Hände übergehen konnte. 3 .3.2. Frühchristliche Interpolationen

Christlichen Einfluß verraten zuerst ermge astronomisch-kalendarische Daten. Auch formal als Interpolation abzugrenzen sind etwa die Angaben in I 6, 5. Hinzu kommt die Berechnung der Jahreslänge mit 365 I/ 4 Tagen in I4,I, die von den vorausgesetzten 364 Tagen abweicht. Die Beobachtungen Maunders und Fotheringhams, daß im Hen(sl) das julianische Jahr und die Kenntnis des christlichen Osterkalenders vorlägen (was frühestens im 5·Jh. möglich war), kommen hier ZU ihrem 59· Zum Phänomen vgl. grundsätzlich Coleman, G.B.: The Phenomenon of Christian Interpolations into Jewish Apocalyptic Texts. A Bibliographical Survey and Methodological Analysis, Diss. Nashville/Tenessee 1976. 6o. Diese Interpolationen sind als besonders auffällige Stücke in der kürzeren Fassung häufig wieder ausgelassen worden, ohne daß sich jedoch spätere Kürzungen mit früheren Erweiterungen völlig decken würden. Begründungen und Einzelheiten zu den im folgenden genannten Stellen vgl. in den entsprechenden Anmerkungen.

Recht. 6 ' Daß die Grundschicht der astronomischen Partien in der Tradition des 364-Tage-Kalenders steht, wie ihn Hen(äth), Jub sowie die Schriften aus Qumran vertreten, 62 unterliegt keinem Zweifel. Diese Angaben sind jedoch später von christlicher Hand überarbeitet worden, wenngleich dies auch inkonsequent geschah. Hatte bereits der ursprüngliche Autor die ihm vorliegende Tradition nicht mehr verstanden, so beließ es auch der christliche Redaktor bei eher zufälligen Korrekturen und Ergänzungen. Der Passus 3 1,4-5 spielt auf den Abfall Satans an, den er in dem Namenswechsel und Sinneswandel des ehemaligen Erzengels ausgedrückt findet. Sowohl die Namensform >>Satanael>-el>Erzengels« zu sein, da der Titel des Archistrategen und die damit eindeutig kriegerisch bestimmte Funktion Michaels erst mit der Legende von Chonä im 4./5 .Jh. aufkam, früher aber in den entsprechenden Texten noch keinen sachlichen Anhalt hat. 6 3 Unter dem Verdacht christlichen Einflusses stehen schließlich noch einige weitere Stellen, die sich jedoch bei genauerem Zusehen weit zwangloser aus dem Kontext selbst bzw. aus verbreiteten frühjüdischen Vorstellungen erklären lassen. Hier sind vor allem die Bezeichnung eines 8. Tages als des Tages des Herrn (33,12) zu nennen sowie die Rede von einem >>zweiten/letzten Kommen« (p,r; 42,5).64 3. 3 ·3. Byzantinisch-chronographische Interpolationen Die merkwürdige Trias von 7 Phönixen, 7 Cherubim und 7 Sechsflügeligen in 19,6 hat Turdeanu überzeugend als eine Verlesung erwiesen, bei der aus den hier ursprünglich genannten Ophanim Phönixe wurden. 6 5 Dies ist jedoch nur anhand der griechischen Schriftgestalt möglich und läßt zudem auf eine späte, mit jüdischen Traditionen weniger vertraute Zeit schließen. Ähnlich verhält es sich mit den in 22,1 r beschriebenen >>von Myrrhe glänzenden« himmlischen Büchern. Milik hat darin das Mißverständnis eines erst im 9.jh. im Umkreis des Studiosklosters aufkommenden Neologismus' gesehen, mit dem die neue Schnellschrift (d.h. Minuskelschrift) bezeichnet wurde. Dies würde bedeuten, daß ein Kopist die Wendung zur Legitimation der neuen Schriftart an dieser Stelle eingefügt hätte. Sicher zu erkennen ist die Tradition byzantinischer Chronographie dann in Kap. 73· Vieles spricht dafür, daß das ganze Buch ursprünglich mit einem abschließenden Bericht über die Flut endete- doch in seiner jetzigen Gestalt hat Kap. 73 einen solchen zweifellos ersetzt oder überarbeitet. Der Sprachgebrauch bringt die Distanz zur jüdischen Tradition klar zum Ausdruck. Die Baumaße der Arche erfahren eine Umrechnung, die in christlich-exegetischer Tradition steht. Die Daten zur Flut schließlich zeigen markante Abweichungen vom Bibeltext, die sich sonst nur in der chronographischen Tradition finden.

63. Vgl. Rohland, J.P.: Der Erzengel Michael. Arzt und Feldherr (BZRGG 19), Leiden 1 977·

64. Turdeanu, Dieu crea l'homme, hat auch in J0,8-I4 die Vorlage eines byzantinischen Adamapokryphans sehen wollen. Gerade dieser Passus aber wird erst vor dem Hintergrund zeitgenössischer hellenistischer Vorstellungen verständlich und fügt sich der Intention des Autors, zwischen jüd. Tradition und hellen. Bildung zu vermitteln, nahtlos ein; vgl. dazu ausführlich Böttrich, Adam als Mikrokosmos. 65. Turdeanu, Une Curiosite.

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3 ·4· Einheitlichkeit

Die genannten Interpolationen oder Überarbeitungen sind relativ gut bestimmbar, so daß nach ihrer Ausscheidung der ursprüngliche Text als eine inhaltlich wohldurchdachte Einheit vorliegt. Eine grundsätzliche Frage stellt indessen seit der ersten Ausgabe durch Charles von r896 die Zugehörigkeit der Kapitel 68-73 dar, in denen die Melchisedekerzählung enthalten ist. Charles hatte diesen Abschnitt einem christlichen Häretiker zugeschrieben, und die Mehrzahl der Ausleger ist ihm darin gefolgt. 66 Verunsichernd kommt die Tatsache hinzu, daß der Text gerade an der Nahtstelle zwischen 67,3 und 68,5 durch eine Interpolation unterbrochen wird. Zunächst ist es jedoch das Zeugnis der Hss. selbst, das eindeutig für die Zugehörigkeit jener Kapitel spricht. Zum einen verraten P und V/N/BZ, die nach 68,7 bzw. 67,3 enden, noch die Kenntnis der folgenden Kapitel, die in ihrer Vorlage enthalten gewesen sein müssen. 6 7 Andererseits stellen die Fragmente Rum, Tr, Nr. 41 und Nr. 42, die allein auf die Melchisedekerzählung beschränkt bleiben, stets einen knappen Bezug auf das ganze vorausgehende Buch her. Hinzu kommen zahlreiche Beobachtungen sprachlicher Art oder Rückbezüge, 68 an denen die enge Verbindung zu den ersten beiden Teilen auch inhaltlich sichtbar wird. Der Vorrang, den nun die Melchisedekfigur gewinnt, ist thematisch bedingt. Vor allem aber läßt sich der immer wieder angesprochene christliche Charakter des Abschnittes nicht bestätigen 6 9 und fügt diese Kapitel als Teil jüdischer Tradition7° in die Konzeption des ganzen Buches ein. Weniger Gewicht hat die Zäsur zwischen 38,3 und 40,1. Obgleich auch hier der Text verdorben ist, sind doch Himmelsreise und Mahnreden vielfach aufeinander bezogen und lassen sich nicht voneinander trennen. Der ganze Text ist somit mühe66. Charles hatte I 896 die Kapitel nach dem Text von R (in Kenntnis des noch ungedruckten Manuskriptes Sokolovs) als Anhang angefügt, 1913 dann aber wortlos weggelassen. Auch Bonwetsch verwies sie 1922 in einen Anhang, und erst jene Ausgaben, die R oder U folgten, bezogen den Text in fortlaufender Zählung ein. Nach der durch Charles vorgegebenen Kapitelund Verszählung finden sich die Kapitel erstmals dann bei Andersen dem Text eingegliedert. 67. P übernimmt mit 68,5-7 bereits den Anfang des dritten Teiles und bricht erst danach ab; V/N/B 2 haben nach 6po die Verse 71,27 sowie 71,37 eingefügt, die hier völlig deplaziert stehen und im MundeHenochs (>>Und Noah, mein Bruder ... >Exkursion>Grigoroi5 (I,2); 6I,2 (39,25). Eindeutig ist das Vorbild von Sir bei z.T. wörtl. Übereinstimmung in 43>2 (10,3/36,7-I5); 50,5 (29,IO-II); 5I,2 (7,32); 60,3 (27,6); 69,IO (50,6-7). So. Vgl. z.B. 3,2b (Differenzierung zwischen Äther und Aer); I3,2e (Stadien/Tierkreiszeichen); I4,2d (gekrönter Helios); I 5,4b (28jähriger Zyklus); I6,8a (Metonischer Zyklus); 23,Ie/ 3o,6e/4o,9ab (Kenntnis von Brontologien); 23,5b (Präexistenz der Seele); 24,2f (Erschaffung aus dem Nichtsein); lS,IC (Unsichtbares/Sichtbares); 27,2b (Schöpfung als Mischung); 27,3c/ 28,Ia/48,Ic (kristallene Planetensphären); 29,IC (Feuergestalt des Athers); 29,Ie (Herkunft der Blitze); 30,3a (Pianetenreihe); 30,6 (Tierkreis/Zodiakalschema); 3o,8d (Mikrokosmosidee); 30,9d (Lehre von den Seelenteilen); 3o,I6e (Sünde als Mangel an Erkenntnis); 33,4c (Gott als der unwandelbar Seiende); 48,Id (I 82 Parallelkreise nach Geminos); 7o,8d (»erste Materie>GerechtenHHeMo)«; V/N lassen die schwierige Aussage ganz aus (»mein Gesicht erbleichte vor Furcht«). Vaillant I952 konjiziert: »Cpi>HHeMblde givre«; das Gesicht Henochs überzöge sich dann mit einer Art kaltem Schweiß, was doch zu künstlich erscheint und auch die Entstehung der anderen Lesarten nicht ausreichend erklärt. V gl. noch Hen(äth) 7I,I 1. e) »CTpaxo/cp6ßo~« ist ein festes Element bei Angelo- oder Theophanieschilderungen, häufig mit »TpeneToltQOf!O~« verbunden (vgl. 2o,I; 2I,4; 33,4; ferner 38,3; 7I,I8). Zur Tradition vgl. Hen(äth) I 4,2.9. I 3- I 4; 2 I ,9; alle Elemente (Zittern und Furcht, Kraftlosigkeit, Niederfallen) sind dort versammelt in 60,3. 8 a) j/P: »jene Männer«. b) »,ll;po3au/86.gow< (vgl. noch 20,2; 2I,J; 22,5) begegnet häufig als Ermutigungsformel, die Vertrauen angesichts einer Notsituation wecken soll. Sie findet sich im Munde von Menschen (z.B. Ex I4,I3; 20,20; I Kön I7,I 3; Mk I0,49), besonders Propheten (z.B. Zeph 3,I6; Bar 4,p1.27·3o), Gottes (z.B. Hag 2,5; Sach 8,I 3.I 5) oder im MundeJesu (Mt 9,2.22; I4,27; Mk 6,50; Act 23,I 1;joh 16,33), wobei auch häufig der lmp. Plur. steht. Mit der nachfolgenden Formel »fürchte dich nicht« ist sie noch verbunden in 4Esr 6,33; JosAs I4,I I; 28,6; AntBibl6,9; Mt I4,27; Mk 6,5o; ApkPl14. c) B/V haben statt des Vokatives »eHoUJe» den Vokativ »IOHOUJe/:n:a~« (der gleiche Austausch erfolgt noch in B 9,I; Io,4; 24,2; dazu in V noch 20,2; 21,3; 22,5). Obgleich hier eine Verschreibung die nächstliegende Erklärung zu sein scheint, ist es doch bemerkenswert, daß gerade Henoch in der Hekhalot-Mystik vorzugsweise den Namen ",.lll /Knabe« trägt- vgl. Hen(hebr) 2,2; p; 4,1.10; 48D,I[I89]. d) Vgl. noch 20,2 (ebenfalls im Munde der beiden Begleiter Henochs); 2I,3 (im Munde Gabriels); 22,5 (im Munde Gottes); 72,5 (im Munde Michaels). Allein an dieser Stelle ist noch »B"b HCTHH.!Ev &A.l]8Eiq« (nur j/R) eingefügt; vgl. dazu Hen(gr) I5>I: »fllJ cpoßlJ8fl~, 'Evwz, ävegw:n:o~ &A.l]8tvo~ xal YQUflf!UtEu~ tij~ &A.l]8Eia~«. Das »fllJ cpoßlJ8fl~« ist eine

Herre hat uns zu dir gesandt. Und siehe, [noch] heutef wirst du mit unsg hinauf in den Himmel gehen. 9 Und beginne deinen Söhnen und allen deinen Hausgenossen• alles zu sagen, was sie auf Erden und in deinem Hause ohne dichb tun sollenc. Und niemand soll dich suchen, bis der Herrd dich zu ihnen zurückbringt.« 10 Und ich eilte und gehorchte•, und ich ging aus meinem Haus hinaus und schloß die Tür, wie sie mir gesagt hattenb. Und ich rief meine Söhne herbei, Methusalem und Regim und Gaidadc. Ich tat ihnen kund, was mir jene überaus wundersamen Männerd gesagt hatten. schon biblisch reich belegte Beruhigungs- oder Beistandsformel (hebr. M,•n "11), die u.a. auch in Epiphanieschilderungen begegnet; vgl. dazu Kirst, N.: Formkritische Untersuchungen zum Zuspruch >>Fürchte dich nicht!eurer Jünglinge>(und) ihr werdet vom Herrn gesegnet sein (in Ewigkeit)noycrowhH'b/f.l6:taLO> ... die des Himmels und der Erde; diese werden vergehen«; vgl. noch Jer Io, Ir. 3 a) V/N/B 2 beginnen unvermittelt: >>Er mache eure Herzentreu in der Furcht Gottes.«; P hat statt »B'b cTpax'b csoH/in seiner Furcht« >>B'b crpaHax CBOHx/in seinem Volk«. Vgl. noch 42,6; 43,3; 66,2- >>CTpax'b/suchten und fanden nicht«); vgl. noch den Zusatz zu Henochs Entrückung >>und wurde nicht mehr gefunden«: Gen 5,24 LXX; AntBibl I,I6; Hebr I I,5; VitHen S. 5). b) B: »der Herr Gott«.

111 I a) R/P lassen »und« aus, V /N/B' schreiben es; U/ A haben statt >>H 6brCTb/und es geschah« »H 6biX'b/und ich war«; B setzt erst mit >>Es riefen mich ... « ein. Die Wendung entspricht bibl. Erzählstil; mit »Xal EYEVE1:0« wird in der LXX häufig »'l"''' « wiedergegeben, wobei fehlendes >>XU(« schon eine hellenisierte Form darstellt; vgl. Büchse! in Th WNT I, S. 68r. b) Die Zeitform ist unsicher, es könnte auch >>als ich mit meinen Söhnen sprach« heißen. P formuliert in der 3· Pers.: »als Henoch mit seinen Söhnen gesprochen hatte ... « und hält dies (nur) in Vers I konsequent durch. c) P läßt >>riefen mich jene Männer« aus, alle kürzeren Hss. »jene«. P fährt fort: »und die Engel nahmen ihn ... «. Zur endgültigen Entrückung in 64,1 ruft der Herr selbst den Henoch. Vgl. noch VitHen S. 3: »Da rief der Engel des Ewigen den Henoch zu selbiger Zeit vom Himmel und sprach, er wolle ihn zum Himmel emporheben ... «. d) Zu den Flügeln der Engel vgl. 4,2b; zur Art der Reise vgl. noch I8,I; 67,2; 72,3b.9c. In Hen(äth) I4,8 geben in der Vision die Winde dem Henoch Flügel; in 52, I wird er durch einen Wirbelwind hinweggeführt; nach 70,2 wird er auf Wagen des Geistes erhoben; in 7 I, I steigt allein sein Geist in die Himmel auf; nach 87,3 fassen ihn 3 Erzengel bei der Hand und heben ihn empor (so auch in 90,3 r). Nach Hen(hebr) 6,I erfolgt die Auffahrt Henochs im feurigen Wagen; nach 7,I auf den Flügeln des Windes. VitHen S. 4läßt ein Pferd vom Himmel herabkommen, auf dessen Rücken Henoch dann zum Himmel aufsteigt (die weiteren Details sind 2Kön 2,I-I8 nachgebildet). Baruch wird von einem Engel ergriffen und geführt, sie fliegen gemeinsam (ApcBar[gr] 2, I- 2; 3,2). Abraham reist auf dem rechten Flügel

hinauf in den ersten Himmel, und sie stellten mich auf die Wolkene. 2 Und siehe, sie bewegten sicha. Und wiederum höher schaute ich die Luft, und höher sah ich den Aerb. 3 Und sie stellten mich auf den ersten Himmela. Und sie zeigten mir ein sehr großes Meer, größer als das irdische Meerb.

der zum Opfer bestimmten Taube zum Himmel, sein Begleitengel auf dem linken Flügel der Turteltaube (ApcAbr I 5,2); gemeinsam mit Michael reist er auf einem Cherubenwagen hinauf zum Äther des Himmels (TestAbr A Io). Jesaja wird von dem Engel bei der Hand gefaßt und hinaufgeführt (AscJes 7,3). Die Gerechten werden am Ende auf den Flügeln der Engel entrückt (ApkEl 39,5 f [SteindApEl S. 99f]); vgl. Berger in RAC I4, Sp. 494· Die ganze Szene hat in Hen(sl) Ähnlichkeit mit Act I,9. e) Alle kürzeren Hss. haben statt >>auf die Wolken>Geistern« des Schnees und des Hagels bewohnt werden. Jub 2,2 spricht vom »Engel des Geistes des Hagels und des Schnees>XpaHHTH/schändliches>Geschaffenes gehört zur Terminologie der atl. Götzenpolemik: vgl. die >>EQya XELQWV avßQdieser>dieser Ort>Des Herren Fromme aber erben das Leben in Freuden.ThiCMIITAv'tausendhängen« wie Embleme zu beiden Seiten des Sonnenwagens). 4 a) Alle kürzeren Hss. schließen diesen Vers in komprimierter Form dem vorangegangenen Satz unmittelbar an: >>und Engel, die vor dem Sonnenwagen gehen.>MyriadenSO>geht das ganze Jahrgehen die Tage des JahresTO)I()Ie/ ebenso, auch, aber, jedoch, und>Und der große Kreis ... Die Viertel passiert er (MHMOXO/IHTH/vorüber-, herumgehen)das vierte füllt [sie] gewiß aus.Durch vier herausgestellte [Tage] geht er in das Jahr.Durch herausgestellte [fage] ... >Ränge