Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Lieferung 6 Buch Tobit: Band II: Unterweisung in erzählender Form, Lieferung 6 9783641247997

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit. Lieferung 6 Buch Tobit: Band II: Unterweisung in erzählender Form, Lieferung 6
 9783641247997

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Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit

Herausgegeben von Hermann Lichtenberger in Zusammenarbeit mit Christian Habicht, Otto Kaiser (†), Werner Georg Kümmel (†), Otto Plöger (†) und Josef Schreiner (†)

Band II · Lieferung 6 Gütersloher Verlagshaus

Jüdische Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit Band II

Unterweisung in erzählender Form Beate Ego Buch Tobit

1999 Gütersloher Verlagshaus

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://portal.dnb.de abrufbar.

Die Abkürzungsverzeichnisse befinden sich in der ersten Lieferung dieses Bandes.

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Beate Ego Buch Tobit

Ich danke Frau I. Rüger, daß sie mir die Materialsammlung meines r 990 verstorbenen Lehrers Prof. Dr. Hans Peter Rüger, der ursprünglich mit der Bearbeitung des Buches Tobit für die »Jüdischen Schriften aus hellenistisch-römischer Zeit>Discoveries of the Judaean Desert« publiziert werden. Sowohl die aramäische als auch die hebräische Textform stimmen im wesentlichen mit der Langrezension des Sinaiticus überein I3, jedoch gibt es auch einzelne Fälle, in denen (1) 1 einen engeren Bezug zu den Qumrantexten aufweist als (1)11. 14

Kontrovers diskutiert wurde in diesem Kontext die Frage, ob der hebräische oder aber der aramäische Text die Vorlage für die Langversion darstellte. In diesem Zusammenhang wollte K. Beyeraufgrund von Unklarheiten im griechischen Text auf ein hebräisches Original schließen: >>Auch der griechische Text ist aus dem Hebräischen übersetzt, wie zwei nur im Hebräischen mögliche Verlesungen zeigen: hebr. '?1::101 >und tragen< als 'i1::l01 (EOJQaXEV) >sie sah< (4,4) und hebr. '~11 >juble!< als '~11 (rtOQEU8YJn) >lauf!< (I3,15 ~;alle anderen Zeugen verbessern in >freue dich!>In short, it is still not proven that Hebrew Tobit was the source text of the Greek.« I6 Insgesamt handelt es sich um vier aramäischsprachige (I -4) und ein hebräischsprachiges Fragment ( 5): I) 4QpapToba ar (4QI96) ist auf leicht bräunlichen Papyrus in später hasmonäischer Halbformalschrift geschrieben und ist auf ca. 50 v. Chr. zu datieren. Hier konnten I 9 Fragmente von unterschiedlicher Länge identifiziert werden; 29 Teile sind unidentifiziert. I7 2) 4QTobb ar (4QI97) ist auf braune Lederfragmente geschrieben. Diese Abschrift wurde in schöner frühherodianischer Formalschrift verfaßt und kann in die Zeit zwischen ca. 2 5 v. Chr. und 2 5 n. Chr. datiert werden. Von dieser Kopie konnten fünf Fragmente identifiziert werden; zwei blieben unidentifizicrt. I 8 3) 4QTobc ar (4QI98) besteht aus zwei Fragmenten auf dünnem gegerbtem Leder (>>light tan skinbook hand« mit einigen semikursiven Elementen klassifiziert werden und ist zeitlich ungefähr um 50 v.Chr. anzusetzen.I9 4) 4QTobd ar (4QI99) wird von zwei Einzelfragmenten auf braunem Leder repräsentiert. Der Text ist in hasmonäischer Schrift geschrieben und kann auf ca. Ioo deke (1879); Löhr (1921); Schumpp (1933); vgl. auch die relativ neue Arbeit von Deselaers

(1982). Zum ganzen vgl. Moore, 34; Moore, Scholarly Issues, 67ff. 12. Fitzmyer, Fragments, 65 5; Fitzmyer, r. I 3· Fitzmyer, 2. Diese Tatsache belegt die Edition der aramäischen Texte, die J. A. Fitzmyer vorgelegt hat, aufs deutlichste; für die exemplarische Auflistung einiger Belege vgl. Moore, 57· 14. Vgl. Tob },II; 7,13; 13,I; I4,2. I 5. Bey er, Die aramäischen Texte, Ergänzungsband, I 3 5. V gl. hierzu auch die Beispiele bei Zimmermann, 139ff., der zum selben Ergebnis kam; zum ganzen zusammenfassend Moore, 59· I 6. Cook, I s6. 17. Fitzmyer, 7· 18. Fitzmyer, 41. 19. Fitzmyer, 57·

v. Chr. datiert werden. Es handelt sich damit um den ältesten uns erhaltenen Text des Tobitbuches. 20 5) 4QTobe hebr (4Q2oo), das einzige hebräischsprachige Fragment, besteht aus neun Einzelfragmenten auf bräunlichem Leder. Die Schrift kann als frühe herodianische »formal hand>jüdische>TextWoman like this>Nineveh36; 9,12; 27,25. Die Namensform Aduel ist biblisch nicht belegt. Vgl. A: V>Gott hat geheilt«) vgl. als einzigen biblischen Beleg außerhalb des Tobirbuches r Chr 26,7. Rafael ist auch der Name des von Gott gesandten Engels vgl. Tob 3,r6; 5,4; 6,r I u. ö.; vgl. hierzu die Ausführungen bei 3,I6. h) Der Name Raguel gibt den hebr. Namen 'il\1Y1 (>>Freund Gottes«) wieder (vgl. Gen. 36,4.IO.I3.17; Ex 2,I8; Num 2,I4; I0,29 u. ö.), wobei :I-wie bei Gomorrha oder Gaza- mit y transkribiert wird. Denselben Namen trägt auch Tobias' Schwiegervater (vgl. 3,7.I7); in äthHen 20,4 und 23,4 ist dies der Name eines Engels. i) Der griechische Name Asiel gibt sowohl den hebräischen Namen 'iK'iV;; (vgl. I Chr 4,3 5 [der Urgroßvater Jehus]) als auch den hebräischen Namen 'iK'ln' (Gen 46,24; Num 26,48; r Chr 7,13 [der Erstgeborene Naftalisl) wieder. Aufgrund der Verbindung mit Naftali ist dieser Bezug im vorliegenden Kontext wahrscheinlicher.

Die Buchüberschrift (I, I- 2)

Stammi Naftalik, 2 der in den Tagen Salmanassarsa, des Königs der Assyrer, in die Gefangenschaft geführt wurde aus Thisbeb, das südliche von Kedesch-N aftalid in Obergaliläa, oberhalb von Hazore, nordwestlichi von Phogorg liegt.

aus dem Stamm Naftali, 2 der in den Tagen Salmanassars, des Königs der Assyrer, in die Gefangenschaft geführt wurde aus Thisbeh, das südlich von Kedesch-Naftali in Galiläa, oberhalb von Hazor liegt.

j) Der Terminus cpuAll begegnet im Tobitbuch auilerdem I,4; 5,9.I r.r2 (()j 11 ) bzw. noch in 1,5; 4,12; 5,I4 ((IJI); er bezeichnet die gröilte Einheit innerhalb eines Volkes; vgl. Deselaers, 59· k) Naftali war ein Sohn von Jakobs und Leas Magd Bilha (Gen 30,7f) und vertritt den entlang des Ostrandes des unter- und obergaliläischen Gebirges wohnenden gleichnamigen Stamm (Jos I9,}2- 39), von wo er sich weiter nach Westen und Süden ausbreitete, ohne die dort ansässigen Kanaanäer endgültig vertreiben zu können (Dtn 33,23; Ri 1,33). Durch diesen Stammbaum wird Tobit somit als wahrer Israelit ausgewiesen (vgl. auch Esr 7,1-5; Jdt 8,I ). Zur Bedeutung der reinen Abstammung vgl. J. Jeremias, Jerusalem zur Zeit Jesu, Göttingen 3 I969, 308 ff. r,2 a) Griech.: Evqt€ooago;; La V Sy Salmanassar. b) Die exakte Lokalisierung der Ortslage Thisbe ist nicht zu bestimmen; es handelt sich jedenfalls um einen anderen Ort als Thisbe in Gilcad, das als Heimat des Propheten Elia gilt (vgl. u. a. I Kön I 7, I; s. a. I Kön 21,17.28; 2 Kön I ,3.8; 9,36). Milik, 52 3 identifiziert diesen Ort mit dem biblischen Tebez (Ri 9,5o; 2 Sam I I,2I), das mit dem späteren Thopas der Kreuzritter bzw. dem Tubas der Araber gleichzusetzen ist und nordöstlich von Nablus und Sichern im Wadi Fara liegt. Vgl. LaQ bihel; Lap bibel; LaG viel; Lax biel; LaM cibiel; Lai sibiel; LaR abiel; Law gebuel. c) Wörtlich: rechts- ein Hebraismus; vgl. Jos I7,7; I Sam 23,9.I9; 2 Kön 23, I 3; Ps 89,I3; Hi 23.9. d) Kedesch ist ein relativ häufig erwähnter Ort in Galiläa; vgl. u.a. Jos I2,22; I9,37; 20,7; 2I,}2; Ri 4,6.9.IO.I I; 2 Kön I 5,29; s. a. I Makk I I,63·73· Der Ort qedes wird heute 7 km nordwestlich des Hule-Sees lokalisiert; aufgrund archäologischer Befunde war der Dorfhü~el seit der Eisenzeit besiedelt. Vgl. LaR cadcs; LaM cidisse; La w cydissi; Lal cidissim; La citiis; LaQP edisse; >LaG. e) Für Hazor vgl. J os I I, r. IO. Ir. r 3; I 9,36; Ri 4,2. I 7; I Sam I 2,9; I Kön 9,I 5; 2 Kön I 5,29. Die Stadt ist bereits seit I Soo v. Chr. aus ägyptischen Quellen und seit I 700 v. Chr. aus den Maribriefen als Herrschersitz und Handelszentrum bekannt. Hazor wird mit tell el-qedach, 7 km südwestlich des Südzipfels des Hule-Sees, identifiziert, auf dem insgesamt 2 I Stadtsiedlungen festgestellt werden konnten, die zwischen 2700 v. Chr. und I 50 v. Chr. aufeinander folgten; zum ganzen vgl. K. Eiliger, Art. Hazor, in: BHH II, 1964, Sp. 663. f) Wörtlich: hinter dem Weg gegen Sonnenuntergang links. Es handelt sich hier um eine Zusammenstellungzweier Hebraismen, vgl. Dtn II,JO sowie Gen 14,15; Jos 19,27; Ez I6,46; Hi 23,9; s. a. Jdt 2,2 r. g) Die Orstlage eines galiläischen Phogors ist nicht zu bestimmen; Milik, 527f hat diesen Ort mit der BurgelFara- dem mittelalterlichen Bethphorum- am Eingang des Wadi Fara identifiziert. h) Vgl. A, Va c d u.a. Sy Aeth 8tß11c:;; Ms. 3I9: xuuj.)r]c:;.

Tobits biographischer Rückblick (I,3-22)

Tobits und Sarras Not, ihre Gebete und der Heilsplan Gottes (1,3-3,17) Bericht über Tobit und sein Gebet ( 1,3- 3,6) Tobits biographischer Rückblick (1,3-22)• 3 Ich, Tobit, wandelte alle Tage meines Lebens auf den Wegen der Wahrheira und in gerechten Werkenb und erwies meinen Brüdernc und meinem Volk, die mit mir in die Gefangenschaft in das Land der Assyrer nach

3 Ich, Tobit, wandelte alle Tage meines Lebens auf den Wegen der Wahrheit und der Gerechtigkeit und erwies meinen Brüdern und dem Volk, die mit mir zusammen in das Land der Assyrer nach Ninive

I,3-22a Auf die protokollarischen Daten der Buchüberschrift folgt nun die nähere Charakterisierung Tobits. Nach einer allgemeinen überschriftartigen Einleitung hier in Tob I,3, wo die Trias der zentralen Werte des Buches: Wahrheit, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit als Summa des religiösen Verhaltensideals genannt werden, entfaltet Tob 1,4-22 vier Bereiche, in denen sich der wahrhafte und barmherzige Lebenswandel des Tobit realisiert: die enge Verbundenheit mitJerusalem und die Einhaltung der Fest- und Abgabenbestimmungen ( 1,4-8), die Befolgung des Endogamiegebotes ( I,9), die genaue Beobachtung der Speisegesetze (I,IO-I4) und die Bestattung der Toten (I,I5-22). Wenn Tobit das einschneidende Ereignis der Zerstörung des Nordreiches erlebt und in die Diaspora verschleppt wird, so deutet sich hier bereits die gesamtisraelitische Perspektive dieses Buches an; vgl. hierzu die Einleitung sowie die entsprechende Anmerkung zu I3,1 ff. Aufgrund des Berichts in der I. Pers. Sing. (vgl. auch die aramäische Achikar-Erzählung) wird die Authentizität des Berichteten verbürgt; vgl. hierzu Moore, I05. I,J a) Zu dieser Wendung vgl. LXX Gen 24,48; LXXPsI I9,JO; Weish 5,6; s. a. LXX Ps zpo; 86,I 1. Vgl. auch die Ermahnun~ zum Tun der Wahrheit in 4,6; 8,7; I2,8; I 3,6; I4,7.8 (lfJ 11 ) bzw. 4,6; 7,Io; 8,7; I3,6; I4,7 ((I)); in 3,2 erscheint Wahrheit als EigenschaftJahwes. b) Wörtlich: ev ötxmoouvm~- in Gerechtigkeiten; mit dem Terminus ÖtxaLOOUVll, der auf hebr. :1p11 rekurriert, wird einer der zentralen Werte des Tobitbuches genannt; hierzu 4,7; I2,8; 14,8 (Sing.); 1,3; 2,14; 4,5 (Plural) ((1} 1) bzw. 4,5.7; I2,8; I3,8; I4,I I (jeweils im Singular); 2,I4; I2,9 (jeweils im Plural) ((1) 1); als Eigenschaft Gottes vgl. I3,6; ((1) 11 ) und 13,7 ((1) 1). Eine Explikation dieser Gerechtigkeit erfolgt außerdem in Tob 4,3-2I; s. a. I2,9. c) Der Begriff >>Bruder« hat im BuchTobitein breites Bedcutungsspcktrum: Er bezeichnet entweder- wie hier- den Volksgenossen ( 1,J. 5. IO. I 6; 2,2. 3· Io; 4,12. I 3; 5,5 ·9· I 1. I 3· I 7; 6,7; 7,1.2; Io,6; I4,4 u. ö. [(1) 11 ] bzw. I,J. ro. I6; 2,2; 4, I 3; I4,4 [lli 1]) oder aber den leiblichen Bruder (I,15; 1,21 [(1) 11] bzw. I,2I [lli 1]), einen engen Verwandten (Tob 3,I5 [lfJII], 7,3ff) oder den Ehegatten bzw. -gattin (7, I I. I 5; s. a. 8,2 I [(1) 11 ] 7,12 [(1) 1]); zum ganzen vgl. Grelot, 33°-334·

Tobits biographischer Rückblick (I,3-22)

Ninived gezogen waren, viele Barmherzigkeitstatene 4 Und als ich (noch) in meiner Heimat im Land Israel war, und als ich noch ein junger Mann war, fiel der ganze Stamm meines Vaters Naftali vom Haus meines Vaters Davida ab und von der Stadt J erusalem, die von allen Stämmen Israels erwählt istb, damit alle Stämme Israels (dort) opfern.c Und der Tempel der Woh-

gezogen waren, viele Barmherzigkeitstaten. 4 Und als ich (noch) in meiner Heimat im Land Israel war, und als ich noch ein junger Mann war, fiel der ganze Stamm meines Vaters Naftali vom Haus Jerusalemsf ab, die von allen Stämmen Israels erwählt ist, damit alle Stämme (dort) opfern. Und der Tempel der Woh-

d) Ninive wird die Hauptstadt des assyrischen Reiches unter Sanherib (704-68I v.Chr.), der dort- wie auch seine Nachfolger Asarhaddon (68o-669 v.Chr.) und Assurbanipal (668-629 v. Chr.)- eine rege Bautätigkeit entfaltet. Im Jahre 6 I 2 wurde die Stadt von den Babyioniern zerstört und wohl erst in hellenistischer Zeit wieder besiedelt; vgl. zum ganzen Deselaers, 64; R. Borger, Art. Ninive, in: BHH II, I 964; I 3 I 5 f. Wenn die biblische Überlieferung auch an keiner Stelle eine explizite Exilierung nach Ninive nennt (vgl. 2 Kön 15,29; I7,6; I8,II), so machenJon I,2; 3,J.8.Io; 4,II; Nah 3,I-4 und Zeph 2,15 deutlich, daß diese Stadt geradezu zum Symbol der Assyrerherrschaft wurde. e) Mit dem Terminus EAE1WOOUV11 wird ein weiterer zentraler Wert dieser Erzählung genannt; vgl. auch I,I6; 2,I4; 3,2 (als EigenschaftJahwes); 7,7; I2,8.9; I4,2.8.IO.I I (ill 11 ) bzw. I,I6; 2,I4; (als Eigenschaft Gottes); 4,7.8.IO.I r.r,6; I2,8.9;, I3,8 (als Eigensch~ft Gottes); 14,2. I I ((lj ); spez. d1e h1er vorhegende Wendung EAEf!ftoOuvac; ltoLEIV erschemt m I,I6; 7,7; I2,8.9; q,2.8.IO.II (Ciill) bzw. I,I6; 4,7.8.Ir.I6; I2,8.9; I3,8; I4,2.II (ill 1); s.a. Gen 47,29; Ps Io2,6; Sir 7,Io; I6,q; 3 5,2. Vgl. auch den entsprechenden Terminus cpLAEAE~f!WV in I4,9· Diese Begrifflichkeit bildet somit einen Rahmen um die gesamte Erzählung. Wenn jeder dieser Werte auch Gott selbst zugeschrieben werden kann (vgl. die Gebetsanreden 3,2 [Gerechtigkeit]; 3,II; 8,4.I7 [Barmherzigkeit] und 8,7 [Wahrheit]), so wird deutlich, daß diese »als Geschenk von ihm her an die Menschen« betrachtet werden können (Engel, Auf zuverlässigen Wegen, 93); zum ganzen s. a. die ausführlichen Darlegungen bei Rabenau, I27-I38. Vulgata 1,1-3 faßt dies folgendermaßen zusammen: »I Tobias, aus dem Stamm und der Stadt Naftali, welche in Obergaliläa oberhalb von Naasson hinter dem Weg, der nach Westen führt, liegt und zur linken die Stadt Sephet hat, 2 nachdem er in den Tages des Assyrerkönigs Salmanassar gefangen genommen worden war- er ließ, obwohl er in die Gefangenschaft geraten, dennoch nicht vom Wege der Wahrheit ab, 3 in der Weise, daß er von allem, was er haben konnte, täglich seinen mitgefangenen Brüdern austeilte, die aus seinem Geschlecht waren.« I,4 a) An dieser Formulierung zeigt sich sehr deutlich die jerusalemorientierte Perspektive des Buches; vgl. hierzu Engel, Tobit, I 88. b) ZurErwählungJerusalemsvgl. u.a. Dtn I2,5.II.26; I5,2o; I6,2.6-7-ILI5; I7,8.Io; I Kön I4,2I. c) Zum Motiv der Kultuszentralisation vgl. v. a. Dtn I2,I- I4- Die zentrale Rolle Jerusalems wird erst am Ende des Tobitbuches in Kap. I 3 wieder aufgenommen, so daß eine Art Inclusio entsteht; vgl. hierzu Di Lella, 385: »lt seems that the centralization of cult was a key teaching which the author of Tobit intended to highlight because by way of the literary device of inclusio the book opens and closes with the idea of the temple being built (... I:4) or rebuilt (... I4:5) ,for all generations to come< (I:4 and I4:5)«.

f'2

Tobits biographischer Rückblick (I,J-22)

nung Gottesd, war geheiligte und in ihr erbaut worden für alle Geschlechter auf ewig. 5 Alle meine Brüder und das Haus meines Vaters Naftali opferten dem Jungstier, den Jerobeam, der König Israels, in Dan gemacht hatte, auf allen Bergen Galiläasa. 6 Und ich reiste ganz allein oftmals an den Festtagen nach Jerusalem, wie es in ganz Israel als eine ewige Satzunga vorgeschrieben ist - mit den Heben und Erstlingsfrüchtenb und Zehnten vom Viehc und der Erstschur der Schafed zog ich eilends nach J erusalem e 7 und gab es den Priestern, den Söhnen Aaronsa, vor den Altar. Und den Zehnten von Getreide und Wein und Öl und Granatäpfeln und Fei-

nung des Höchsten, war geheiligt und erbaut worden für alle Geschlechter auf ewig. 5 Alle Stämme, die mitabgefallen waren, opferten Baal, dem Kalbb - auch das Haus meines Vaters Naftali.

6 Und ich reiste allein oftmals an den Festtagen nach Jerusalem, wie es ganz Israel als eine ewige Satzung vorgeschrieben ist mit den Heben und den Zehnten der Früchte und den Erstschuren 7 und gab sie den Priestern, den Söhnen Aarons, vor den Altar. Den Zehnten aller Früchte

d) Zum Tempel als Wohnstatt Gottes vgl. I Kön 6,I3; 8,I2. e) Zum Geheiligtsein des Tempels vgl. I Kön 9.3.7; 2Chr 7,I6.2o. f) Auffällig ist die Bezeichnung 'IEQOOOAU~ta (s. a. I ,6.7; 5,I4; I 3,9 [Cii 11 ] bzw. I,4.6.7; 5, I4; I 3,8.9; I4,4 [Cii 1] ), die zum ersten Mal bei Hekataios und in den Zenonpapyri belegt ist und eine bewußte Interpretatio graeca früher jüdisch-hellenistischer Kreise darstellt (vgl. v. a. in I -4 Makk); hierzu M. Hengel, Juden, Griechen und Barbaren, SBS 76, Stuttgart I976, I65 f. I,5 a) Vgl. hierzu I Kön I2,28.32; 2 Kön I0,29; I7,I6. b) Wie bei der dtn-dtr Darstellung (z.B. 2 Kön I7,I6) und in Hos I2,I-2 (s.a. Hos 8,5; Io,5) wird hier das Kalb mit der anzubetenden Gottheit identifiziert. Zu den verschiedenen Darstellungen des Opferkultes in den beiden Versionen vgl. Hanhart, Text, 23. Eine Entscheidung über die ursprünglichere Lesart ist an dieser Stelle nicht zu fällen. I,6 a) Das Gesetz als ewige Satzung vgl. Ex 27,2 I; 30,2 I; Lev 3, I 7; 6, I 8.22; Num I 8,8; Jer 5,22 u.a. b) Für die Abgabe der Erstlinge vgl. Num I8,12 f;r7f; Dtn I8,4. c) Zum Viehzehnten vgl. Lev 27,32f; 2 Chr 3I,6. d) Zur ersten Schafschur vgl. Dtn I 8o+ e) Tobits Eile erklärt sich auf dem Hintergrund von Ex 22,29 als Ausdruck seines Gebotsgehorsams; s. hierzu Moore, I09. I,7 a) Zur Bezeichnung »Söhne Aarons« als Ausdruck für die Priester allgemein vgl. Ex 25,9; 26,r.6f.I5.I8; Lev 3,8.I3; Num Io,8.

Tobits biographischer Rückblick (I,3-22)

genund den übrigen Früchtenb (gab ich) den Söhnen Levis, die Dienst tun in Jerusalem. Und den zweiten Zehnten von sechs Jahrenc löste ich durch Silber aus und ich wallfahrtete und gab ihn in jedem Jahr in Jerusalem aus. 8 Und ich gab ihn den Waisen und den Witwen und entrichtete ihn den Proselyten, die sich den Kindern Israel angeschlossen hatten, und gab ihn ihnen im dritten Jahr, und wir verzehrten ihn nach der Anordnung, die darüber im Gesetz des Mose angeordnet ist•, und nach den

gab ich den Söhnen Levis, die Dienst tun in J erusalem. Und den zweiten Zehnten verkaufte ich, und ich wallfahrtete und gab es in jedem Jahr in Jerusalem aus. 8 Und den dritten (Zehnten) gab ich denen er zukam;

so hatte es Debora, die Mutter meines Vaters, geboten.

b) Zum Zehnten der Feldfrüchte als Levitenabgabe vgl. Num I8,21.24ff; allgemein vgl. Lev 27,30; 2 Chr 3I,5-6. c) Die Angabe »von sechs Jahren« bezieht sich darauf, daß jedes siebte Jahr ein Sabbatjahr ist, in dem nicht angebaut und geerntet wird. I,8 a) Das Deuteronomium, das explizit keinen Unterschied zwischen Priestern und Leviten sehen möchte, kennt den Zehnten nicht- wie P undH-alseine Abgabe an das Tempel personal, sondern als eine Opfermahlzeit des Darbringersam Heiligtum (vgl. Dtn I4,23); jedes dritte Jahr kommt dieser Zehnte aber den Personae miserae zugute (Dtn I4,28 ff; 26,12ff). Bereits LXX Dtn 26,I2 macht nun deutlich, daß man diesen Zehnten, der in jedem dritten Jahr den Armen zugeteilt wurde, als >>zweiten Zehnten>Wie diese Zehnten-Theorie entstanden ist, liegt auf der Hand. Der Zehnte des Priester-Kodex, der den Leviten zufallen soll, und der des Deuteronomiums, der gewöhnlich in] erusalem zum Mahle zu verwenden, jedes dritte Jahr aber den Bedürftigen der einzelnen Ortschaften zu geben ist, sind addiert. Dabei wird der Zehnte des Priesterkodex, als- der Fiktion nach- von Mose zuerst angeordnet, als erster gezählt, der spätere des Deuteronomiums als der zweite. - Diese Anschauung von der Gültigkeit zweier Zehnten ist dann später noch überboten worden, indem man für das dritte Jahr den zweiten, zum Mahle verwendeten, Zehnten und d a z u einen für die Bedürftigen bestimmten Zehnten forderte, der als Dritter oder Armenzehnter bezeichnet wird. Interessant ist es nun, daß unsere Stelle im Tobitbuch im Sinne dieser gesteigerten Zehnten-Theorie überarbeitet worden ist. Die durch den Vaticanus und Alexandrinus vertretene Text-Rezension haben einen in diesem Sinne überarbeiteten Text« (Eissfeldt, 12of). Zum »Zweiten Zehnten« vgl. auch Jub p,Io- I4; von drei Zehnten spricht Josephus, Ant 4,8,22. Zum ganzen vgl. Schumpp, I 7 f; Gamberoni, Gesetz, 23 5ff; Deselaers, 4 57 f; Moore, I I I- Ir 5; zum U nterschied der beiden Versionen vgl. Hanhart, Text, 26, der diese Form der Zehntabgabe in die frühhellenistische Zeit datiert. Wahrscheinlicher ist- so Hanhart -,daß »Cli 1 eine jüngere Textform vertritt und daß ihr kürzerer Text teilweise auf bewufSter Kürzung der vorliegenden Textform (I)II beruht.« In Cli 1 werden die in (i} 1 genannten Empfänger des Zehnten, die Waisen, Witwen und Proselyten, in der Wendung »denen er zukam> What would be more natural than a member of the tribe of Naftali being taught by a woman whose name recalled the prophetess (and judge) whose recorded deed connected her with the tribe of Naftali, in: G. Braulik, W. Groß und S. McEvenue, Biblische Theologie und gesellschaftlicher Wandel. Für Norbert Lohfink, Freiburg, Basel, Wien I993, 9-3 r. I,I 3a) Griech. ~WQEinkäufer« belegen, vgl. H. Braunert, ayogam:'ijs;, ZPE 8, I97I, II8-I22. I,I4 a) Medien, hebr. '1~, liegt im Nordwestiran zwischen Mesopotamien, der Salzwüste und dem Elburz-Gebirge. König Deiokes hatte im Jahre 7I 5 v. Chr. mehrere Kleinfürstentümer zu einem Reich vereinigt; nach einem Einfall der Skythen konnte dann der medische König Kyaxares im Jahre 625 wieder selbständig regieren. Der Perser Kyros II. eroberte das Land und gliederte es seinem Reich ein. b) Zum Begriff Bruder vgl. die entsprechende Anmerkung zu I,J. c) Eine andere Darstellung, wie das Geld zu Gabael kommt, findet sich in Vulgata I,IJI J: »I 5 Er ging daher zu allen, die gefangen waren, hin und gab ihnen Ermahnungen zum Heil. I 6 Als er aber nach Rages, einer Stadt der Meder, gekommen war und als er von dem, was ihm der König geschenkt hatte, gerade zehn Talente Silbergeld erübrigt hatte I7 und als er unter der großen Schar seines Geschlechtes den bedürftigen Gabael sah, der aus seinem Stamme war, gab er ihm das besagte Silbergeld gegen eine Unterschrift.« I,I p) Vgl. hierzu die entsprechende Anmerkung in Tob I,2. b) Sanherib (705-68I v.Chr.) war eigendich der SohnSargons I I. (722-705 v. Chr.), der im Tobitbuch allerdings nicht in Erscheinung tritt; vgl. hierzu auch die entsprechende Anmerkung in Tob I,2. r,r7a) Zur Speisung der Hungrigen vgl. 4,I6 mit der entsprechenden Anmerkung; s. a.Jes 58,7; Ez I8,7.r6; Sir 4,2.

Tobits biographischer Rückblick (1,3-22)

Nacktenb, und wenn ich jemanden aus meinem Volk tot erblickte und hingeworfen hinter die Mauer Ninivesc, begrub ich ihnd. I 8 Und wenn Sanherib jemanden tötete, nachdem er fluchtartig Judäa verlassen hattea in den Tagen des Gerichts, das der König des Himmelsb an ihm vollstreckte wegen der Lästerungen, mit denen er lästerte, begrub ich (ihn). Denn in seinem Zorn tötete er viele der Kinder Israel, und ich stahl ihre Leichname und begrub (sie).c Und Sanherib suchte sie und fand sie nicht. I9 Und einer "aus Ninive ging hin und machte dem König über mich Anzeige, daß ich sie begrub; und ich verbarg (mich). Und als ich erfuhr, daß der König über mich Bescheid wußte und ich gesucht wurde, um getötet zu werden, fürchtete ich mich und flüchtete. 20 Und alles,

ten, und wenn ich jemanden aus meinem Volk tot erblickte und hingeworfen hinter die Mauer Ninives, begrub ich ihn. I 8 Und wenn der König Sanherib jemanden tötete, nachdem er fluchtartig Judäa verlassen hatte,

begrub ich (ihn) heimlich. Denn in seinem Zorn tötete er viele. Und die Leichname wurden gesucht von dem König, aber sie wurden nicht gefunden. I 9 Einer aus Ninive ging hin und machte dem König über mich Anzeige, daß ich sie begrub; und ich verbarg (mich); weil ich nämlich erfuhr, daß ich gesucht wurde, um umgebracht zu werden, da fürchtete ich mich und ergriff die Flucht. 20 Und alles, was mir gehörte,

b) Zur Bekleidung vgl. 4,16; s. a. Jes 58,7; Ez r 8,7.I6; Sir 4,2. c) 4QTob" ar I,I7 (Frg. I,I): »die Mauer von Ninive«; zu Ninive vgl. die entsprechende Anmerkung in I,J. d) Die Totenbestattung gehört- neben dem Almosengeben-zu den bedeutendsten Liebeswerken im Tobitbuch; vgl. I,I8-2o; 2,3-8; 4,3-4; q,IO-I3. Wie in der Antike überhaupt galt auch in Israel nicht begraben zu werden als ein schweres Unglück bzw. eine große Schande; vgl. Dtn 28,26; I Kön q,Iof; I6,4; 2I,24; Jes I4,19; Jer 7,33; 8,I; I4,I6; 22,I 8 f; Ez 29,5; sogar Verbrecher und im Krieg gefallene Feinde ließ man nicht unbegraben (Dtn 2 I ,2 3; vgl. auch Ez 39, I I- I 6). Historisch greifbar wird ein Bestattungsverbot während der Religionsnot unter Antiochus IV. Epiphanes (vgl. 2 Makk 9,I 5). Zur Bestattung in der Antike allgemein vgl. S. Heyworth, W. Kierdorf, Art.: Bestattung, in: Der Neue Pauly 2, I997, 587-592 (Lit.). I ,I 8a) Zur Flucht Sanheribs vgl. 2 Kön I 9,3 5 f; Jes 37,36 f. b) Diese in spätalttestamentlicher Zeit häufig belegte Gottesbezeichnung erscheint auch in Tob I3>9.I3. c) Die wie eine Dublette anmutende zweimalige Aussage vom Begraben der Toten wird in 37; Jes 37,38 . e) Achikar ist eine Figur, die im gesamten Alten Orient und der Antike weit bezeugt ist und die in den r9o6/o7 auf dem Gebiet der ehemaligen jüdisch-syrischen Militärkolonie Elephantine gefundenen aramäischen Papyri zum ersten Malliterarisch zu greifen ist. Hier erscheint Achikar als »der Weise und gewandte Schreiber, Ratgeber von ganz Assyrien, als Siegelbewahrer Sanheribs, des Königs von Assur.« Der Text besteht aus einer Rahmenerzählung sowie aus einer Sammlung von Sprüchen. Aufgrund großer sprachlicher Unterschiede wird deutlich, daß diese Teile unabhängig voneinander zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten entstanden sind und erst sekundär ca. um 500 v. Chr. zusammengefügt wurden. Die in einem altaramäischen Dialekt verfaßten Sprüche weisen sprachlich in das 8./7. Jh. v. Chr. und stammen aus Südsyrien oder dem Libanon (so Kottsieper, 32off; vgl. dagegen Degen, 54, der für eine nordsyrische Herkunft plädiert); die in Reichsaramäisch gestaltete Rahmenerzählung entstand wohl im 6. Jh. v. Chr. Die Handlung ist bereits aufgrundder aramäischen Fassung klar zu rekonstruieren: Der kinderlose Achikar adoptiert seinen Neffen Nadin und erzieht ihn, so daß dieser schließlich auf seinen Vorschlag und seine Initiative hin sein Nachfolger als Berater des Königs wird. Nadin aber verleumdet seinen Onkel und Ziehvater beim König, so daß dieser die Hinrichtung Achikars befiehlt. Da sein Henker Nabusumiskun aber früher selbst einmal vom Zorn des Königs bedroht war und von Achikar versteckt und somit gerettet wurde, kommt dieser nun Achikar zu Hilfe. An der Stelle Achikars wird ein Sklave getötet, mit dessen Leichnam dem König der Tod Achikars vorgetäuscht wird; Achikar dagegen wird in das Haus Nabusumiskuns gebracht, wo dieser ihn bis zu seiner Rehabilitierung versorgen will. Das Ende der Erzählung fehlt; es enthielt aber vermutlich die Wiedergutmachung an Achikar und die Bestrafung Nadins; (vgl. den Text jetzt in TUAT III!r, 324- 347). In den jüngeren Versio-

Tobits biographischer Rückblick (r,3-22)

Bruders Anaelf, über das ganze Geldweseng seines Reiches, und er

Sohn meines Bruders Anael, über das ganze Geldwesen seines Rei-

nen kommt es dann zu einer fast märchenhaften Ausgestaltung dieses Erzählstoffes; vgl. Degen, 55. Zur späteren Rezeption des Stoffes vgl. Schmitt, Achikar-Notiz, I9f; s. a. Degen, 55 ff; Conybeare; Nau; Lindenberger, 49I; zum aram. Achikar vgl. Küchler, 325 -332; für die griechischen und orientalischen Achikartexte sowie die rabbinische Überlieferung und ihr Verhältnis zueinander vgl. Küchler, 333-4I4. An dieser Stelle findet die erste Verknüpfung zwischen der Tobiterzählung und dem Achikar-Stoff statt; weitere Anspielungen auf diese Gestalt und ihr Schicksal finden sich in Tob 2,Io; 1 r,I9; 14,I0. Aufgrund der Tatsache, daß Achikar nach den aramäischen Elephantine-Papyri sowohl unter Sanherib wie auch unter Asarhaddon wirkte, lag eine Verbindung dieser Figur mit Tobit zunächst einmal aufgrund des zeitlichen Rahmens nahe; vgl. hierzu Greenfield, 33 I. Da der Stoff kommentarlos vorausgesetzt wird (vgl. bereits Vetter, 324), ist davon auszugehen, daß der Verfasser mit einer jüdischen Achikar-Gestalt vertraut war. Wenn sich die Achikar-Verse aus der Rahmenhandlung literarkritisch nicht entfernen lassen und zwischen Tob I4,Iof und Tob 1,21 f; 2,Io eine enge gedankliche Verbindung besteht, so müssen die AchikarNotizen »als integraler Bestandteil von Tob angesehen werden>Durch die Nachgestaltung des überkommenen Tobitstoffes nach dem Vorbild der Josefserzählung hat der Verfasser seiner zunächst eher didaktisch ausgerichteten Novelle ein mehr heilsgeschichtliches Kolorit gegeben ... Die Achikar-Notizen verstärken mit ihrem Anklang an die Josefserzählung diese heilsgeschichtliche Ausrichtung der Endredaktion des biblischen Buches: Was sich einst nach den sakralen Überlieferungen Israels in der frühesten Vergangenheit zugetragen hat, das kann sich in ähnlicher Situation zur Zeit der Abfassung dieses deuterokanonischen Werkes wiederholen: Gottes macht- und heilvolle Führung für sein Volk inmitten der heidnischen Diaspora« (Ruppert, Funktion, 236f). Die Funktion der Achikar-Notizen erschließt sich aus der letzten Erwähnung dieser Gestalt in I4,ro, wo der Skopus der Achikar-Erzählung aufgegriffen (Kottsieper, 322) und deutlich wird, daß Achikar (und auch sein Gegenspieler) als Paradigma für eine gerechte Weltordnung, die sich entgegen allem äußeren Anschein durchsetzt, fungiert. Bosheit und Hinterhältigkeit werden bestraft; Barmherzigkeit aber wird belohnt (vgl. hierzu speziell Küchler, 368). Die Verwandtschaft Tobits mit Achikar hebt darüberhinaus die Bedeutung der Hauptgestalt dieser Erzählung (Ruppert, Funktion, 233 mit Verweis auf Miller, Tobit, 13 und Simpson, I9I). DieJudaisierung Achikars (spez. hierzu Engel, Auf den Wegen, 84; Schmitt, Achikar-Notiz, 23), durch die eine Verbindung von jüdischer Identität und politischer Karriere zustande kommt, stärkt das jüdische Selbstbewußtsein in der Diaspora und kann gleichzeitig als Mahnung an die jüdische Oberschicht zur Loyalität gegenüber den eigenen Volksgenossen verstanden werden (Schmitt, Achikar-Notiz, 3I). Wenn Achikar helfend und rettend für Tobit eintritt (I ,22; 2, I o), so findet sich hier gleichzeitig das Moment der göttlichen Führung und Fürsorge; vgl. zu diesem Aspekt bereits Vetter, 324; Ruppert, Funktion, 237. f) 4QToba ar 1,21 (Frg. 2,5) hat ':>l(J!l (»Geantwortet hat Gott«), ein Name, der in der biblischen Überlieferung nicht erscheint. g) ex/,oytotia - ein Hapaxlegomenon - ist Terminus technicus der Verwaltungssprache

Tobits biographischer Rückblick

hatte Macht über die ganze Verwaltungh. 22 Damals legte Achikar Fürsprache für mich eina, und ich kam nach Niniveb zurück. Denn Achikar war Obermundschenke und Siegelbe-

(1,3~22)

ches und über die ganze Verwaltung. 22 Damals legte Achikar Fürsprache für mich ein, und ich kam nach Ninive zurück. Denn Achikar war Mundschenk und Siegelbewahrer

der hellenistischen Zeit; vgl. Schmitt, Achikar-Notiz, 36 und F. Preisigke, Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden I, Berlin I925, 449· Nach Ruppert, Funktion, 235 könnte hier >>eine etwas versteckte Anspielung auf Josephs Einsetzung zum Hausverwalter (Gen 39,4)>auf die Verwaltung einer einheitlichen königlichen Zentralkasse, in der die gesamten Einnahmen und Ausgaben verrechnet werden ... und kann daher mit >Staatsfinanzverwaltung, Finanzressort, Staatsgutministerium>Dieser hier erwähnte altruistische Zug Achikars gewinnt vor allem für den Schluß des Buches Bedeutung; denn dort in 14.9~ I I empfängt Tobias laut C\J 1und (IJ 11 durch seinen Vater Tobit die Mahnung zu barmherzigem Tun dem anderen gegenüber .... trifft sich mit der Angabe in den Elephantine-Papyri, die von Achikar, dem >Siegelringträger Sanheribs, des Königs von Assur< sprechen ... « (Schmitt, Achikar-Notiz, 27). Während 4QTob" ar 1,22 (Frg. 2,7) den Ausdruck JPT:J :J., verwendet und Achikar so als obersten Repräsentanten dieses Amtes vorstellt, erscheint in den Elephantine-Papyri lediglich der Ausdruck ~npr:; l1'J;:T, d. h. den Siegelring tragend (Co!. l,7; s. a. Co!. II,19.20.26.6o [Cowley, 2 r 2 ff]). Zum Amt des Siegelbewahrers vgl. Gen 41,42; Est J,ro.r 2. Die Verfügungsgewalt über den Siegelring bedeutet die Vollmacht, im Namen des Königs Verordnungen und Gesetze zu erlassen, und erweist seinen Träger somit mit höchster Würde und Macht ausgestattet (vgl. Schmitt, AchikarNotiz, 36). e) Zum Amt des ÖLotxrp:l]; vgl. oben Anm. h. f) Zum Amt des ExA.oywtl]~ vgl. oben Anm. g. Während im aramäischen Text die Ämter Achikars mit internationalen Fremdwörtern des Alten Orients bezeichnet werden, die teilweise aus der Kanzleisprache der Achämeniden abgeleitet werden können, begegnet man in >>den griechischen Textformen ... einer Nomenklatur, die im Verwaltungsdienst des ptolemäischen Ägyptens angesiedelt ist .... Die griechischen Textformen zeigen somit ebenso wie der aramäische Text, daE man die verschiedenen Berufs- und Ehrentitel Achikars durch ein zeitgenössisches Vokabular interpretiert und aktualisiert hat« (Schmitt, Achikar-Notiz, 38). Hier erscheint im aramäischen Text der Terminus J!ll'lt', dessen Herkunft aus dem Persischen nicht erwiesen ist (so Schmitt, Achikar-Notiz, 28). Auch Fitzmyer, Preliminary Publication, 222 f denkt zunächst an ein Wort iranischen Ursprungs, entscheidet sich dann aber unter Berufung auf J. C. Greenfield für die Bestimmung des Begriffes als kausativer S-Stamm der Wurzel.!l .T .'-»borgen«, im Kausativ >>leihen«. g) Vgl. wiederum die Lesart der Vulgata 1,18-2 5: "I 8 Lange Zeit aber nachdem Salmanassar gestorben war, und als sein Sohn Sanherib an seiner Stelle König war, und die Söhne Israels verhaEt waren in seinen Augen, 19 da ging Tobias hin zu seiner ganzen Verwandtschaft und er tröstete diese und teilte einem jeden so, wie er konnte, von seinem Vermögen aus, 20 speiste die Hungrigen, gab den EntblöEten Kleidung und er gewährte den Gestorbenen und Getöteten ein Begräbnis. 2 I Sogar als der König Sanherib zurückgekehrt war, als er aus Judäa flüchtete vor der Plage, die ihm Gott wegen seiner Lästerung angetan hatte und er erzürnt viele von den Söhnen Israel töten lieE, da bestattete Tobias ihre Leichname. 22 Aber sobald [dies] dem König gemeldet worden war, da gab er den Befehl, ihn umzubringen, und nahm ihm seine ganze Habe. 23 Tobias aber floh nackt mit seinem Sohn und mit seiner Frau und konnte sich verborgen halten, weil ihn viele liebten. 24 Nach fünfundvierzig Tagen aber ermordeten den König seine eigenen Söhne. 25 Und Tobias kehrte zu seinem Haus zurück, und sein ganzes Vermögen wurde ihm zurückgegeben.«

Tobits Barmherzigkeitstatcn und seine Erblindung (2,I-Io)

Tobits Barmherzigkeitstaten und seine Erblindung (2,I-Io) I Und unter König Asarhaddon kehrte ich in mein Haus zurück, und meine Frau Anna wurde mir wiedergegeben und Tobias, mein Sohn.a Und an unserem Pfingstfestb - das ist das heilige (Fest) der sieben Wochenc - wurde mir ein gutes Mahl zubereitet, und ich ließ mich nieder, um zu speisen. d 2 Und der Tisch wurde mir vorgesetzt, und verschiedene Gerichte wurden mir vorgesetzt, und ich sagte zu meinem Sohn Tobias: »Kind, gehe hin, und wenn du einen Armen findest unter unseren Brüdern, unter den nach Ninivea Deportierten, der mit seinem ganzen Herzen (des Herrn) gedenktb, und den bringe, und er soll gemeinsam

I Als ich aber in mein Haus zurückgekehrt war und mir Anna, meine Frau, wiedergegeben wurde und Tobias, mein Sohn, am Pfingstfest das ist das heilige (Fest) der sieben Wochen- wurde mir ein gutes Mahl zubereitet, und ich ließ mich nieder, um zu essen. 2

Und ich sah die vielen Speisen

und sagte zu meinem Sohn: >>Geh hin, und wenn du einen Bedürftigene unter unseren Brüdern findest, der des Herrn gedenkt, bringe ihn her.

2,I a) Vgl. Vulgata I,25. Hebraeus Fagii: »Und es befahl der König, daß mir zurückgegeben werde mein Haus, Anna, mein Weib, und Tobias, mein Sohn.>Vater, siehe, einer aus unserem Volk ist ermordet und auf den Marktplatz geworfen worden und ist nun dort erdrosselt.omnes viae>Woher ist das Böckchen? Ist es etwa gestohlen? Gib es den Besitzern zurück. Denn es ist

[verspotteten] ihn seine Angehörigen und Verwandten und verlachten sein Leben, indem sie sagten: I6 >Wo ist deine Hoffnung, für die du Almosen gegeben und Bestattungen gemacht hast?< I7 Aber Tobias schalt sie und sagte: •Sprecht nicht so! I8 Denn wir sind die Söhne von Heiligen und erwarten jenes Leben, das Gott jenen geben wird, die in ihrem Glauben niemals von ihm gewichen sind."' Vgl. hierzu auch Hebraeus London, wo sogar die Freunde Hiobs auftreten und es am Schluß heifh: >>Und Gott gibt ihm das Leben der kommenden Welt.« 2,II-I4 a) In dieser Szene geht es wohl weniger darum, den blinden Tobit in seinem Mißtrauen und seiner Bitterkeit zu zeichnen (Zimmermann, 59) oder darum, daß >>auch die Heiligen der Bibel uns als Menschen von Fleisch und Blut entgegentreten« (so Schumpp, p), sondern um eine Referenz auf Hiob, dessen Gerechtigkeit ebenfalls von seiner Frau wegen seiner Not in Frage gestellt wird (vgl. Hi 2,7b-Io), so daß es in der »Anfechtung zu einer Steigerung der Not« kommt; hierzu ausführlich Deselaers, 378 f; s. a. Bertrand, Le chevreau, 272. 2,II a) Vgl. 4QToba ar 2,IO-II (Frg. 4,I): »[ nach E]lam. Zu [dieser] Zei[t ]«. b) Wenn der erblindete Tobit nun nicht mehr für den Unterhalt seiner Familie aufkommen kann, ist seine Frau Anna gezwungen, Geld zu verdienen. Da die finanzielle Unterstützung eines Mannes durch seine Frau aber als Schande gilt (Sir 25,22), stellt dies wohl eine weitere Schmach für Tobit dar. Die verschiedenen Übersetzungen vertreten unterschiedliche Meinungen im Hinblick auf die Art dieser Handarbeiten. Vgl. Hebraeus Muenster: »sie webte Vorhänge«. 2, I 2a) Der makedonische Monat Dystros entspricht der Zeit März/ April (vgl. Josephus, Bell 4o4I 3) und somit wohl dem Monat Adar (vgl. AntI I,6,I3). Ob es sich hier um das Passahlamm handelt, das von jeglichem Makel frei sein muß (so Bertrand, Le chevreau, 27I), ist eine nicht zu beweisende Hypothese. b) Zum Ziegenböckchen als Geschenk allgemein vgl. Gen 38, I 7 ff; Ri I 5, I; I Sam I 6,20.

934

Das Gebet Tobits (3,r-6)

zurück. Denn w1r haben nicht die Erlaubnis, etwas Gestohlenes zu essen.>Als Geschenk wurde es mir zusätzlich zum Lohn gegeben.« Und ich glaubte ihr nicht und befahl, es den Besitzern zurückzugeben , und ich wurde deshalb schamrot ihretwegen. Da antwortete sie und sagte zu mir: >>Wo sind deine Barmherzigkei tstaten? Wo sind deine gerechten Werkea? Siehe, das ist offenbar an dir.«b

nämlich nicht gestattet, etwas Gestohlenes zu essen.« 14 Sie aber sprach: >>Als Geschenk wurde es mir zusätzlich zum Lohn gegeben.« Und ich glaubte ihr nicht und befahl, es den Besitzern zurückzugeben, und ich wurde schamrot ihretwegen. Da antwortete sie und sprach zu mir: >>Wo sind deine Barmherzigkeitstaten? Wo sind deine gerechten Werke? Siehe, alles ist offenbar an dir.>Gerecht bist du, Herr, und alle deine Werkea sind gerecht, und alle

r Und trauernd weinte ich und betete voll Schmerz, indem ich sagte: 2 >>Gerecht bist du, Herr, und alle deine Werke, und alle deine Wege sind Barmher-

2,14 a) Zum Begriff /\Lxmoauv11 siehe oben die Anmerkung zu I,J. b) Vgl. Vulgata 2,19-23: >>19 Seine Frau Anna aber ging täglich zur Arbeit am Webstuhl und brachte den Lebensunterhalt von der Arbeit ihrer Hände, den sie erlangen konnte, [nach Hause]. 20 Dabei geschah es, daß sie einen Ziegenbock erhalten hatte und ihn nach Hause gebracht hatte. 21 Als ihr Mann ihn blöken gehört hatte, sagte dieser: >Seht zu, daß er nicht gestohlen ist. Gebt ihn seinen Herren wieder, denn es gehört sich nicht für uns, daß wir aus Diebesgut etwas essen oder berühren.< 22 Auf dieses antwortete seine erzürnte Frau: >Deine Hoffnung ist offensichtlich eitel geworden und nur deine Barmherzigkeit hat sich gezeigt.< 23 Und mit diesen und anderen solchen Worten machte sie ihm Vorwürfe.« 3, r -6 a) Wie in anderen zentralen Punkten der Handlung findet sich auch an dieser Stelle ein Gebet, in dem die handelnden Personen ihr spezifisches Gottesverhältnis artikulieren; vgl. 3,11-15; 8,4-8.5-17; 13,1-18; s.a. rr,r4.r7; vgl. hierzu u.a LXX Est 4,17a-i; k-z; LXX Dan 3,24-45·51-90; s.a. die Ausführungen in der Einleitung. Dieses Gebet besteht aus drei Teilen: a) Doxologie (V. 2); b) Sündenbekenntnis (V. 3-5) und c) Bitte um Erlösung durch den Tod (V. 6). Mit dieser Bitte unterwirft sich Tobit vollständig dem Willen Gottes und ruft so letztendlich dessen Erbarmen hervor; vgl. hierzu Lebram, Martyrologie, 109. 3,1 a) La fügt hinzu: et introivi (intravi GWX) in atrium meum (cubiculum meum X; aulam meamW). b) Vulgata J,I: >>I Darauf seufzte Tobias und begann unter Tränen zu beten.« 3,2 a) Vgl. u.a. Ps 11,7; 119,137; !45,17.

935

Das Gebet Tobits (J,I-6)

deine Wege sind Barmherzigkeit und Wahrheitb. Du richtest die Weltc. 3 Und nun, Herr, gedenke du meiner• und sieh (mich an)b und cstrafe nicht meine Sünden und meine unwissentlichen Vergehen noch die meiner Väter, mit denen sie vor dir gesündigt haben.d 4 Und ich habe deine Satzungen nicht befolgt, und du gabst uns dahin zu Plünderung• und Gefangenschaft und Tod und zu Vorwurf, zu Gerede und zum Spott vor allen Völkern, unter die du uns zerstreut hast. 5 Und nun sind deine vielen Gerichte wahr, die du aufgrund meiner Sünden an mir tust•, weil wir deine Gebote nicht getan haben und nicht m Wahrheit vor dir gewandelt sind.

zigkeit und Wahrheit. Wahren und gerechten Richtspruch richtest du in Ewigkeitd. 3 Gedenke meiner und sieh auf mich, richte nicht meine Sünden und meine unwissentlichen Vergehen noch die meiner Väter, die sie vor dir gesündigt haben. 4 Und sie haben deine Satzungen nicht befolgt, und du gabst uns dahin zu Plünderung und Gefangenschaft und Tod und zu einem Beispiel des Gespötts vor allen Völkern, unter die wir zerstreut worden sind. 5 Und nun sind deine vielen Gerichte wahr, die du aufgrund meiner Sünden und der meiner Väter an mir tust, weil wir deine Gebote nicht getan haben und nicht in Wahrheit vor dir gewandelt sind.

b) Zur Trias Barmherzigkeit, Gerechtigkeit und Wahrheit vgl. Tob I,J, wo diese als Eigenschaften Tobits erscheinen. c) La: et iudicium verum (+ tu X) iudicas in saecula (-lis M R; -!um G; + et in saeculum saeculi X) La -W; vgl. Hebraeus Fagii: »Und mit gerechtem Gericht richtest du über alle Erdbewohner.« d) Während der Terminus atoJv in der Lesart von (ljn aufgrunddes Kontexts eindeutig im Sinne von >>geschaffene Welt« zu übersetzen ist, muß hier an der älteren Bedeutung>> Weltzeit, Ewigkeit3 a) Das Gedenken Gottes meint seine Hilfe und Zuwendung; vgl. hierzu Jer I 5>15; Ps 8,5; 9,I3; 25,7; 74,2; 89,p; I06,4; I36,23 u.ö. b) Zum Schauen Gottes als Ausdruck seiner Zuwendung und seines Rettungshandeins vgl. Ps IO,I4; I 3,4; 84,Io; I02,20 u. ö. c) Beginn 4QTobe 3,3-4? (Frg.9) >>und richte nicht>Er hat mir seine Unterschrifta gegeben, und ich habe ihm (meine) Unterschrift gegeben. Und ich teilte sie in zwei (Teile), und wir nahmen jeder einenb, und ich legte sie zu dem Silber. Und nun, siehe, sind es zwanzig Jahre, seit ich dieses Silber hinterlegt habe. Und nun, Kind, suche dir einen zuverlässigen Menschen, der mit dir reist, und wir werden ihm Lohn geben,

5, I Da antwortete Tobias und sagte zu ihm: >>Vater, ich will alles tun, was du mir geboten hast. 2 Wie aber werde ich das Silber bei ihm holen können? Ich kenne ihn nicht.«

3 Und er gab ihm die Unterschrift und sagte zu ihm: >>Suche dir einen Menschen, der mit dir reist, und ich will ihm Lohn geben, solange ich lebe. Mache dich auf die Reise und hole das Silber.«

5,I a) Ende 4QTobb ar 4,2I-5,I (Frg. 2). b) Ende 4QTob" ar 4,2I-5,I (Frg. I I). Vgl. Ex I9,8; Ruth 3,5. j,2 a) Beginn 4QTobe j,2 (Frg. 3). b) Ende 4QTobc 5,2 (Frg. 3). Vulgata 5,1-2: »I Da antwortete Tobias seinem Sohn: >Vater, ich will alles tun, was du mir befohlen hast. 2 Ich weiß aber nicht, wie ich dieses Geld aufspüren kann; dieser kennt mich nicht, und ich kenne ihn nicht. Welches Zeichen werde ich ihm geben? Auch kenne ich nicht einmal den Weg, auf dem man dorthin gelangt.ov ist Hapaxlegomenon in LXX; vgl. zu diesem Terminus F. Preisigke, Wörterbuch der griechischen Papyrusurkunden I, Berlin I925, 732 f; s. a. Kol2,I4. b) Die Möglichkeit des Zerreißens deutet darauf hin, daß das Schreibmaterial aus Papyrus war. Die beiden >>halbierten« Unterschriften dienen zum Schutz für beide Parteien: zur Sicherung des Besitzes Tobits sowie zum Ausweis für Gabael, daß er dazu legitimiert ist, dieses Geld aufzubewahren. Zur Verwendung eines Vertrages im Falle der Deponierung von Gütern vgl. bereits Codex Hammurapi § I 22. I 23.

952

Die Suche eines Reisebegleiters (p-p7)

bis du (wieder)kommst. Und hole bei ihm dieses Silber.Woher bist du, Jüngling?>Von den Kindern Israel, deinen Brüdern, und ich bin gekommen, um hier zu arbeiten.>Weißt du den Weg, nach Medien zu reisen?«a 6 Und er sagte zu ihm: >>Ja, ich war oft dort und kenne und weiß alle Wege. Mehrmals bin ich nach Medien gereist und habe bei Gabael, unserem Bruder, übernachtet, der in Rag es in Medien wohnt. Und es sind zwei gewöhnliche Tagesreisen von Ekbatana nach Ragesa, denn es liegt

4 Da ging er hinaus, einen Menschen

zu suchen,

und er fand Rafael, der ein Engel war, und er wußte (es) nicht. 5 Und er sprach zu ihm: >>Kann ich mit dir nach Rages in Medien reisen und kennst du die Gegend?>Ich werde mit dir reisen und ich kenne den Weg und ich habe bei Gabael, unserem Bruder, übernachtet.>Siehe, ich warte, nur verweile nicht (zu lange).«a 9 Und Tobias ging hinein und teilte es seinem Vater Tobit mit und sagte zu ihm: >>Siehe, ich habe einen Menschen gefunden von unseren Brüdern, den Kindern Israel.« Und er sagte zu ihm: >>Rufe mir den Menschen, damit ich erfahre, was seine Familie (ist) und aus welchem Stamme er ist und ob er zuverlässig ist, daß er mit dir reise, Kind_,,a

7 Und Tobias sagte zu ihm: >>Warte auf mich, ich werde es meinem Vater sagen.«

8 Und er sagte zu ihm: >>Geh, doch verweile nicht (zu lange).« 9 Und Tobias ging hinein und sagte zu seinem Vater: >>Siehe, ich habe (jemanden) gefunden, der mit mir reisen wird.«

Und er sagte zu ihm: >>Rufe ihn zu mir, damit ich erfahre, aus welchem Stamme er ist und ob er zuverlässig ist, daß er mit dir reise.«

chen: Die ca. 70 km lange Strecke zwischen Jerusalem und Sebaste konnte nach Josephus, AntI 5,293, an einem Tag erreicht werden; Herodot, Hist IV,Ioi nimmt eine Tagesmarschleistung von 200 Stadien, also ca. 40 km an; hierzu M. Hengel, Der Historiker Lukas und die Geographie Palästinas, ZDPV 99, I983, I47-I83, hier: I72, Anm. II; vgl. in diesem Zusammenhang auch Arrian, Anabasis Alexander 3,20,2; zum ganzen Schumpp, I08. In der Vulgata fehlen diese Angaben. b) Auch hier tritt die geographische Unkenntnis des Autors dieser Erzählung zutage: Sowohl Rages als auch Ekbatana liegen nämlich auf einer Hochebene: Rages ca. I IOO m hoch am Fuß des 5670 m hohen Demavend, Ekbatana ca. I900 m hoch am Fuß des 38oo m hohen Elvend; vgl. hierzu Schumpp, Io9; Moore,I84. Vgl. zu diesem Vers auch die Version der Vulgata ;,8: »8 Diesem antwortete er: •Ich kenne [es] und alle seine Wege bin ich oft gegangen, und ich wohnte bei Gabael, unserem Bruder, der sich aufhält in Rages, in der Stadt der Meder, die im Gebirge Ektabanas liegt.«< 5,7 a) Vgl. die Lesart der Vulgata 5,9-IO: »9 Da sagte ihm Tobias: >Ich bitte dich, warte auf mich, bis ich dies meinem Vater mitteile.< ro Da ging er hinein und machtealldies seinem Vater bekannt. Der Vater, der darüber erstaunt war, bat, daß er zu ihm hereinkommen möge.« 5,8 a) Dieser Vers fehlt in Vulgata. ]/zuverlä[ssig }>Jüngling, der Vater ruft dich.« Und er ging zu ihm hinein und Tobit grüßte ihn zuerst. Und er sagte zu ihm: >>Es geschehe dir große Freude«. Und Tobit antwortete und sprach zu ihm: >>Was ist mir noch zur Freude? Ich bin ein Mensch, der das Augenlicht verloren hata, und ich s~he nicht das Licht des Himmels, sondern liege in der Finsternisb wie die Toten, die das Licht nicht mehr schauen. Ein Lebender bin ich unter Toten, die Stimme der Menschen höre ich, doch sie selbst sehe ich nicht.« Und er sagte zu ihm: >>Sei getrost, nahe ist es bei Gott, dich zu heilen, sei getrost!« Und Tobit sagte zu ihm: >>Mein Sohn Tobias will nach Medien reisen. Kannst du mit ihm gehen und ihn führen? Und ich werde dir deinen Lohn geben, Bruder.>Ich kann mit ihm reisen und ich kenne alle Wege und bin oft nach Medien gegangen und habe alle seine Ebenen durchzogen und die Gebirge, und alle seine Wege kenne ich.I 1 Nachdem er also hineingegangen war, grüßte er ihn und sagte: >Möge dir immer Freude sein.< 12 Und Tobias sagte: >Welche Freude wird mir noch sein, der ich im Dunkeln sitze und das Licht des Himmels nicht mehr sehe?< 13 Da sagte der Jüngling zu ihm: >Er soll von starker Seele sein. Bald wird

955

Die Suche eines Reisebegleiters (5, I- 5, I 7) I I Und er sagte zu ihm: »Bruder, aus welchem Vaterhaus bist du und aus welchem Stamm? Teile es mir mit, Bruder.« I2 Und er sagte: >>Wozu abrauchst du den Stamm?« Und er sagte zu ihm: >>Ich möchte wahrheitsgemäß wissen, wessen du bist, Bruder, und was dein Name ist.«

r 3 Und er sagte zu ihm: »Ich bin Asarjaa, der Sohn des großen Ananjab, von deinen Brüdern.>Wohlbehalten und gesund mögest du ziehen, Bruder! Und nimm es mir nicht übel, Bruder, daß ich die Wahrheit wissen wolltea und dein Vaterhaus. Zufällig bist du ein Bruder aus gutem und edlem Geschlecht. Ich

I I Und Tobit sagte zu ihm: >>Bruder, aus welchem Stamm und aus welchem Vaterhaus bist du? Teile es mir mit.« I 2 Und er sagte zu ihm: >>Suchst du Stamm und Vaterhaus oder einen Lohnarbeiter, der mit deinem Sohn zusammen reist?« Und Tobit sagte zu ihm: >>Ich will dein Geschlecht und Namen wissen, Bruder.« 13 Und er sagte zu ihm: >>Ich bin Asarja, der Sohn des großen Ananja, von deinen Brüdern.« I4 Und er sagte zu ihm: >>Wohlbehalten mögest du ziehen, Bruder! Und zürne mir nicht, daß ich verlangte, deinen Stamm und dein Vaterhaus zu erfahren. Zufällig bist du mein Bruder aus gutem und edlem Geschlecht.

es sein, daß du von Gott geheilt wirst.< I4 Da sagte Tobias zu ihm: >Wirst du meinen Sohn zu Gabacl nach Rages [in die Stadt] der Meder führen können? Und wenn du zurückgekehrt bist, werde ich dir meinen Lohn geben.< I 5 Und der Engel sagte zu ihm: •Ich werde ihn führen und zu dir zurückbringen.«< 5,I2 a) Beginn 4QTobb ar 5,I2-I4 (Frg. 3). 5,I3 a) Asarja (vgl. die hebr. Form c'1TY in 4QTobb ar 6,7 [Frg. 4 i,12])- »Jahwc hat geholfen« ist ein häufiger Name im Alten Testament; vgl. den König von Juda (78 5/84-747/ 46; 2 Kön 14,2 I; I 5,I -7), einen Prinzen, den Bruder des KönigsJoram (2 Chr 2I,2), einen Propheten (2 Chr I5,I-8), einen Priester (2 Chr 26,I7), einen Leviten (r Chr 6,36) u.a., darunter auch einen der Jünglinge im Feuerofen (Dan I,6-7.I 1.I9; 2,I7; 3,24ff [LXX]). Aufgrund der Bedeutung »sind die Namen Rafael und Asarja ... eng verwandt. Auf der kompositionellen Ebene teilt Asarja seinen Auftrag mit, ohne da!l Tobit diesen Zusammenhang kennt.« (Deselaers, I 10). b) Auch der Name Ananja (hebr. c'JJn >> Jahwe war gnädigIch reise mit ihm. Fürchte dich nicht. Wohl-

Ich kenne Ananja und Nathane gut, die zwei Söhne des großen Semaiosf, weil wir gemeinsam nach Jerusalem gezogen sind, um anzubeten und dort die Erstlinge und die Zehnten der Feldfrüchte darzubringen; und sie sind nicht abgefallen beim Abfall unserer Brüder. Du bist aus einer großen Wurzel, Bruder. I 5 Aber sage mir, welchen Lohn ich dir geben soll! Eine Drachme pro Tag und das, was du brauchst, wie auch für meinen Sohn? I 6 Und ich werde dir noch (etwas) zu dem Lohn hinzufügen, wenn ihr wohlbehalten zurückkehren werdet.«b

b) 3I9 LaMRWX vaeavmv; LaG (hab LaQPJ) athaniam. Nathan (vgl. 2 Sam 5,J4; 7,2ff; I2,I ff; 23.36; 1 Kön 1,8 ff; 1 Chr 2,36; Esr 8, I6 u. ö.) ist eine Kurzform zu Netanja (»Jahwe hat gegebenKind, bereite die Dinge für den Weg und geh fort mit deinem Bruder, und der Gott, der im Himmel ista, bewahre euch dort und bringe euch wohlbehalten zu mir zurück.b Und sein Engel begleite euch mit (seinem) Schutz, Kind.c,, Und er ging hinaus, seinen Weg zu

17 Und so einigten sie sich. Und er sagte zu Tobias: >>Mache dich bereit für den Weg und ihr mögt Gelingen haben.>Reise mit dem Mann. Der Gott aber, der im Himmel wohnt, wird euren Weg gelingen lassen, und sein Engel soll euch begleiten.>Gott des Himmels> I6 Da entgegnete ihm Tobias: >Ich frage dich: Sage mir, aus welchem Haus und aus welchem Stamme bist du?< 17 Da sagte ihm der Engel Rafael: •Fragst du nach dem Geschlecht des Lohnarbeiters oder nach einem Lohnarbeiter selbst, der mit deinem Sohn gehen soll? I8 Damit ich dich nicht vielleicht in Unruhe versetze: Ich bin Asarja, der Sohn des großen Ananja.< I9 Und Tobias antwortete: >Aus großem Geschlecht bist du. Aber ich bitte dich, daß du nicht zürnst, weil ich dein Geschlecht wissen wollte.< 20 Da sagte aber zu ihm der Engel: •Ich werde ihn gesund führen und deinen Sohn gesund zu dir zurückbringen.< 2I Da antwortete Tobit und sagte: Ihr mögt wohlbehalten reisen und Gott sei [mit euch] auf eurem Wege und sein Engel möge euch begleiten.«
>Reise wohlbehalten.>Warum hast du mem Kind weggeschickt? Ist er nicht der Stab unserer Hand und geht ein und aus bei uns? I9 Es soll ja nicht das Silber azurn Silber kommen, sondern es soll das Lösegeld für unser Kind werden.b 20 Wie uns vom Herrn zum Leben gegeben ist, das ist genug für uns.« 2I Und er sagte zu ihr: >>Mach dir keine Gedanken. Wohlbehalten wird unser Kind reisen und wohlbehalten wird es zu uns zurückkehren. Und deine Augen werden (es) sehen an dem Tage, an welchem (es) wohlbehalten zu dir zurückkehrt. Mach

I 8 Aber Anna, seine Mutter weinte und sagte zu Tobit: >>Warum hast du unser Kind weggeschickt? Ist er nicht der Stab unserer Hand, da er ein- und ausgeht bei uns? I 9 Es soll ja nicht das Silber zum Silber kommen, sondern es soll das Lösegeld für unser Kind werden. 20 Denn wie uns vom Herrn zum Leben gegeben ist, das ist genug für uns.« 2I Und Tobit sagte zu ihr: >>Mach dir keine Gedanken, Schwester. Wohlbehalten wird er zu uns zurückkehren und deine Augen werden ihn sehen.

d) Diese Notiz von der Abreise Tobits und Rafaels erscheint in (\jll erst in 6,1 f. Vgl. die Überlieferung der Vulgata 5,22: »Als alle Dinge bereit waren, die man auf dem Weg zu tragen hatte, da sagte Tobias seinem Vater und seiner Mutter >Lebewohl,, und sie marschierten beide zusammen los.« e) In Assyrien und Babylonien gab es neben wilden und streunenden Hunden auch solche, die als Haustiere gehalten wurden: >>Man zog kleine Hunde im Hause groß, gab ihnen Milch zu saufen, und freute sich, wenn sie hinter ihrem Herrn herliefen. Sodann brauchte man sie auch zur Bewachung, legte sie an die Kette und ließ sie in einem Käfig das Haus, ja sogar das Stadttor bewachen. Auch des Hirten treuer Begleiter ist der Hund, und wenn jener seine Laute schlägt, hört er andächtig zu.« (B. Meißner, Babylonien und Assyrien I, Berlin 1929, 221). Zur Bedeutung des Hundes vgl. auch die entsprechende Anmerkung zu 6,2. 5,19a) Beginn 4QTobb ar 5,19-6,12 (4 i): >>[ ] nicht soll hinzugefügt werden dem Silber, mein Sohn«; vgl. dagegen den Übersetzungsvorschlag von Fitzmyer, 45: >>Let my son not cling [to mon]ey, but (Iet it for him) like [ }>While Zimmermann's revision of the text is preferable in terms of logic, to adopt it would betantamount to rewriting the textrather than translating it.« b) V gl. hier den Rückbezug auf 6,I 8; zum Stehen als Gebetshaltung vgl. die entsprechende Anmerkung bei 6,I8. 8,5 a) Zu diesem Hymneneinsatz vgl. auch 3, I I; 8,I 5. I6; 9,6; I I,I4; I 3,1. b) Vgl. hierzu auch 3,Ir. c) Auch hier ist Erbarme dich unser, Herr, erbarme dich unser, daß wir beide gesund miteinander alt werden.«