Jahresberichte der Geschichtswissenschaft im Auftrage der Historischen Gesellschaft zu Berlin [2]

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0

^hresberichte der

G-eschichts Wissenschaft im Auftrapc der

Historischen Gesellschaft za Berlin

hcrauBgegeben von

Ür. F.

Abrabaiu

Dr. J.

Hrrmann

Dr.

Edm. Meyer.

11. .Ta.hi'g^ang'

18'T'O.

^'Berlin 1881

.

Ernst Siegfried Mittler

ft

Sohn

KunigUche Hofbuchhandlung Kocbstraf^e 69.

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Mit Vorbehalt des überaatsongsrechts und aller anderen Rechte aus

dem

Geaetzo

vom

11.

Juni 1S70.

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V orwort. Die wohlwollende und günstige Aufnahme, welche dem I. Bande dieser zn Theil geworden ist und die Kedaction zum lebhaftesten Danke verpflichtet, hat uns auf dem angefangenen Wege um so mehr weiter gehen lassen, als insbesondere die in dem Prospect und der Vorrede dargelegten Principien allgemeine Billigung gefunden zu haben scheinen, und Vorschläge und Wünsche, wie etwa mit dom Unternehmen der Wissenschaft noch mehr gedient werden könnte, so viel wir wissen, nur von zwei Seiten geänfsert sind. Auf sie einzugehen, war deshalb nicht möglich, weil dadurch der Umfang des Buches noch wesentlich vergröfsert worden wäre. Denn dies würde nicht zu vermeiden sein, wenn wir am Schlufs des

Jahresberichte

Bandes die in demselben benutzten Zeitschriften auszieheu wollen, wie es

z.

die jede einzelne Arbeit in

sichtigung der

früheren

ihrem Kreise

Weise hätten und die Stelle,

in gleicher

B. die .Revue historique' thut;') eiiiuimrot,

durch

stäi'kere

Berück-

Literatur genauer zu bestimmen,*) würde aller-

dings eine künstlerische Gestaltung der einzelnen Referate ermöglichen, die

an

und

für

sich

sehr wünschenswerth

ist

und

den

Grundsätzen der

Jahresberichte durchaus entspricht, aber auf der anderen Seite doch wieder für

die

einzelnen Abschnitte einen bedeutend gröfseren

Übrigens wird der letztbcrührte linden

,

dafs



Raum

erfordern.

Wunsch mehr und mehr dadurch Erledigung

wie schon in diesem Jahrgange möglich war

— auf

die

Besprechungen in den firüheren Bänden verwiesen wird.

')

Dies war

*)

Wie

es B.

clor

Wunsch von H. Simonsfrld

Ku gl er

in der

Angsb. Allgcm. Zeitung.

im Schwab. Mercnr wünschte.

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VI

Vorwort.

Schliefslich

arheitern

sagen wir

auch diesmal unseren

sowie allen, die diesen

II.

Jahrgang

in

geehrten

Mit-

Herren

irgend welcher

Weise

unseren besten Dank; schmerzlich berührt es uns,

dafs K. W. Nitzsch nicht mehr unter den Lebenden weilt, der unserem Unternehmen mit wärmster Tbeiluahme folgte, und dem wir ein treues Andenken gefördert haben,

bewahren werden.

Mag

auch dieser Baud sich einer günstigen Aufnahme zu erfreuen

haben.

Berlin, im Juni 1881.

Die Herausgeber.

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Inhalts -V erzeichnis.

A-ltertlium. —

L Indien II.

III,

IV,

Dr.

Klaff

-L

in Berlin^



Medien und Persien Ägypten



Assyrien

Dr.

,

,

.

.

.

.

»

,

,

,

,

,

.

.

1

*i,

G,

Pfarror

Herma-

in

Rostt'h

ringen a/Br

V,

OegchiL-hte der Juden. m,

BU

b.

Von

znr Zerstörung Jerusalema



Prof. Dr.

//.

L, »S/rark in Berlin

— Dr.

der Zerstörung Jerusalems bus zur Gegenwart

.

a.

51

Bis zur Schlacht bei Charonea

b. Geiclüchtft

in Berlin

Vll.

Rom und

Dr. Vlll.

IX.

.

.

^

.



Dr, H, Zurborg in SCerbat

und der Diadocben

firoftien .

.

.

^

.

.

.

.

— bis

^

3/. .

.

.

«

G8

Klotl .

*

.......

l)r. F. Abraham in Berlin zum Untergang des wpströmisL’hen Reichs .

liaLie in Bferlin

Kirchengeschichte

Berlin



Dr.

I>0

— Director 107

^

Edm.

Jfcfgyer

in

118

Berlin

Allgemeine» Aber dag Altertlmm, Xachträge in

— Dr.

^

.

Italien.

M. Aurel Von M. Aurel

a. Biti b.

Alexandera de» .

4l\

M,

ärhn^ifitrr ui Ri»rlin

— Dr«

F, Ahrnhnm 134

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Inhaltä'Verteiohiiib.

(II

Mittelalter. I.

Germanische Urzeit

bis

zum Ende der Völkerwanderung —

BeiU

Director Dr. G. Boise In Berlin II.

1

Fränkisches Reich unter den Merowingern

— Dr.

0, Stäckd

in Berlin III.

IV.

Karolingische Zeit

Conrad

I.

Graz V. VI.

12

Heinrich

Lothar



Prof. Dr.

Hahn

in

und die Sachsen bis

1002



Berlin

H5

Director Dr. llttof in

33

.

und die Salier und die Staufer

II.

III.



Prof, Dr.

Hre/slau in Berlin

//.



bis 1208

Prof. Dr,

VU.

XIII. in

Vm. IX.

X. XI. XII.

50

XIV.

Jahrhundert

1.

Hälfte (1208— 1250)

2.

XIV. Jahrhundert



Hälfte

österreichische

//.





Niederrhein

XIX.

XX.

Dr.

F.

v.

.

.

74 82

Kronen

Oe/ek





Dr.



Hartmann

Dr. J,

Dr.

München

in

.4.

v,

in Stuttgart

Weech

Holländer

Edm. Meyer

112

in

.

.

119

.

.

121

.

.

124

.

Karlsruhe

in Strafsburg

127

in Berlin

Prof. Dr. G. Eckerts in

Köln und Dr. K. Lamprecht

Bonn

136

Nieder-Deiitscliland

— Archivrath

Dr. K, Janicke in Hannover

Obersachsen, Thüringen und Hessen

.

145

— Archivar Dr. H. Erminch 156

Dresden

Schleswig-Holstein, Hamburg, Lübeck, Mecklenburg und

Pommern

XXI.

v.

Geh. Archivrath Dr. F.

Mittelrhein

XVIII.

in Basel

09 Archivar Dr. E,

Süd west-Deutschland Württemberg Prof.

in

Hoon

Graz

Bayern

65 68

E, liuckert in Berlin

— Archivar Dr. Ländergruppe — Prof.



X\T.

/fuwo/i in Innsbruck

yl.

— Dr.

Verfassungsgeschichte

Baden

XVII.

— Prof. Dr.

Dr. D, König in Bremen

Deutschland im XV, Jahrhundert

in

Egger

7.

61

KIsafs-Lothringen

XV.

— Prof. Dr.

Innsbruck

Xni. Jahrhundert

in

XIII.

40

W. Schum

in Halle

Hansa — Dr. Brandenburg



K,



Director Dr. K. K.

Koppmann

//.

Kraus» in Rostock

in Eimsbüttel bei

Hamburg

.

.

.

....

C\

Gersienherg

178

1®^

Dr. E, Berner in Berlin

Schlesien und Posen — Dr. Dr. Edm. Mllettinn italiano, N. S. 1878 n. 4. S. C9, 70. SsH'ial life of Ihe Arvas. [Calcutta Review, Jan. 187!)], s. Fricderici, Biblioth. Orient. IV' n. 79. 4] J. de Kernacret, Lee Aryas priniitifs. [Revue eath. fev. 1879], s. Fricderici, Bild. or. IV' n. 7C. 5) Girard de Rialle, Les Aryas primitifs, d'aprcs les travau.x de .Schleicher, de Chavee, de Pictet, etc. [Revue scientiäque, 24. mai 1879, Ser. 2. XVI, .S. 1110 20], C) V'. Ball, On the forms and geo1 ) C. A.

XII.

S. 28. arica,



S.



2)

lieao

— 147.] (».

feita











graphical distribution of ancicut stone implements in India (with map an'^I(

Indien.

1^5

gedrungen. Die Könige und die Reichen hielten sich mehrere Frauen, das gewöhnliche Verhältnis war dagegen die Monogamie. Von Kunst und Wissenschaft ist nicht viel die Rede. Nur die lyrische Poesie stand in hoher Blüte. Sie entwickelte sich aus dem religiösen Drange; aus ,der als Drang und Fülle des Gemüths auftretenden und den Göttern zustrebenden Andacht,* dem brahman, quollen die Lieder hervor. Neben der religiösen Poesie finden sich auch Schlacht-, Helden- und Liebeslieder, Spruch- und Räthseldichtung, Zauber- und Beschwörungsformeln. Die Metra sind zum Thcil kunstvoll. Die Kunst des Schreibens war unbekannt. Die astronomischen Keuutuissc sind gröfstentheils von Babylon entlehnt, der Tag wurde in 30 Stunden getheilt, das Jahr in der ältesten Zeit in zwei, später in drei Theile.

Gegen Krankheiten, deren man eine grofse Anzahl aus dem AtharvaVeda kennt, war das Hauptmittel der Zauberspruch, da man die Krankheiten der Einwirkung böser Dämonen zuschrieb. Die Todten wurden theils begraben theils verbrannt. Von einem Glauben au die Seelenwanderung findet sich im Veda keine Andeutung, dagegen glaubte man an eine persönliche Unsterblichkeit. Der gestorbene Gute erhält im Jenseits einen schönen, von allen Gebrechen freien Leib, der Böse wird bestraft. ,Dieso Vorstellungen von der Unsterblichkeit der Seele sind arisches Gemeingut und, von dem eranischen Brudervolke noch mehr vergeistigt, sind sie es gerade, von denen durch Übertragung in die hebräische Religion die mächtige Propaganda für die individuelle Unsterblichkeit der Seele ausgiug. Insofern betreten wir gleichsam einen Urfelsen der religiösen Schöpfung, der bis in die Gegenwart hinoinragt.* So schliefst der Vf. sein Werk, welchem man nachrühmen mul's, dafs es durchaus nur aus den Quellen selbst schöpft und den aus gelegentlichen Erwähnungen, Bildern und Gleichnissen der lyrischen Gedichte zusammeugetragenen Stoff zu einem schönen Ganzen zusammenfögt. Über die ,arisch -indische* Kultur bandelt auch Vasconccllos ') in einem Bericht über den Gang seiner Studien zu Paris und an deutschen Universitäten, welchen er an den portugiesischen Minister der auswärtigen Geschäfte abstattet. Nach einem Exkurse über die Kambodscha in Kabul und in Hinterindien sagt er mancherlei über die Veden, zum Schlnfs auch über den vedischen Accent, Neues für die Portugiesen, die gar nichts davon wissen.

Von Dowson*) erhalten wir

ein

in

seiner Art verdienstliches

Nach-

1} G. de Vascoucollos Atireu, Iiivesligacöes sobre o i-aracter da rivilisaeäo ärva-hindu. Lisboa, impreiisa nacionat 1878, 4", VI, 56 S. ’l JL 50. (Rclaturio aeerca do primeiro aono de estudos orieiitacs . . .) Auch ein zweiter Bericht bst erschienen: G. de Vascuncetlos Abre.u, Impurtancia capitul do Säuskrito eotno base da gluttologia ärica e da gluttulogia äriea no ensinu superiur das lettras « da bistoria, ib. 1878, 4^, VI, 39 S. 2 Jt. (2^ Kelatorio.) Derselbe hat auch lierausgegeben: Principios elementares da grammatiea da lingiia säoskrita. Parte I, Phonulugia. Lisboa .5 fr., Kev. crit. 1879, No. 51, S. 449 Billigenswerth ist ca, dafa der Verfa.aaor 8. 51. bei der UmschreibuDg der indischen Buchstaben zwischen einer linguistischen und einer der portugiesischen Anssprache angepafsten unterscheidet, letztere zur Anwendung für I..eser, die der indischen Sprachen unkundig sind. Auch wir schreiben hier mit Kücitsicht auf die deutsche Orthographie z. B. tsch statt c, dsch statt j, j statt y und sch statt sh. 3) John Dowson, A classical dictionarv of Hindu mythology and religion, geographr, history and literalure. London, Trübuer. XIX, 411 S. 16 s. (Trfibners Oriental Series.)







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I.

1,6

J.

Klatt:

scblagcwerk, welches allerdiugs nicht direct aus den Sanskritrjuellcn, sondern aus den Werken der europäischen Gelehrten schöpft. Atu meisten benutzt sind Muirs Original Sanskrit Texts und die Werke Wilsons, also vortreffDas Werk behandelt in kurzen, alphabetisch auf einander liche Bücher. folgenden Artikeln, nach Art von de Gubernntis’ Euciclopedia indiaua (I8(i7), die hauptsächlichsten Gegenstände aus der Mythologie und Religion, Geschichte, Geographie

Auch Bd.

I.

und Literatur.

der Literary Remaius des verstorbenen

Goldstücker ')

enthält in alphabetischer Reihenfolge für englische Encyklopädien Aufrätze über die allgemeiner interessirenden indischen Materien, die aber natürlich in einer englischen Eucyklopädie zahlreicher sind, als in einem deutschen

Conversationslexikon. Den Anfang macht eine gediegene Abhandlung über (S. 1 62), welche Goldstücker 1860 für Knights Encyolopaedia Metropolitana lieferte. Daun folgen Beiträge zu Chambers’ Encyclopaedia, bei welcher er vom Buchstaben G ab Mitarbeiter war fl 862 1868). Er bearbeitete die Artikel Ganges, Indien, Indra, Jainas, Kälidäsa, Kama, Lakshroi, Lamaismus, Mädhava etc. Die Aufsätze sind unverändert abgedruckt, mit Verweisungen indessen auf neuere Schriften unter dem Text. Den Hauptinhalt des zweiten Bandes machen Recensionen aus. Nur Recensionen enthält der dritte Band von Webers*) Indischen Streifen. Im zweiten Bande hatte Weber seine in den Jahren 1849 1669 erschienenen Recensionen gesammelt. Der letzte Band enthält die in den darauf folgenden 10 Jahren im Lit. Centralbl. und in der Jenaer Lit.-Ztg. erschienenen Kritiken und bildet gewissermafsen eine kritische Geschichte der indischen Philologie des letzten Jahrzehnts und somit eine Ergänzung von Webers Indischer Literaturgeschichte. Neben seinen grofsen Arbeiten findet der Vf. noch Zeit, alle wichtigeren über Indien erscheinenden Werke mit ausführlichen, meist wohlwollcndou Kritiken zu begleiten, in denen er fremdes Verdienst gern anerkennt, die Jüngeren ermuntert und allen aus dem Schatz seiner Kenntnisse reiche Nachträge und Verbesserungen liefert. Das Buch ist ein redender Zeuge für die Arbcit.skraft und den Fleifs dieses Gelehrten. Soll doch Weber nach einer Berechnung in Trübners Record 1879 S. 139 in seinem Leben ca. 330 Werke receusirt haben! Der vorliegende Rand enthält 16 Nummern Literaturgeschichte, Bibliographie, Biographie, Ilandscbriftenkataloge, Sammelwerke, 21 Werke über Geschichte und Geographie, 11 Werke über Religion, Mythologie und Kultus, 8 Buddhismus, 2 von Europäern geschriebene Grammatiken und Wörterbücher, 19 vedische Literatur, 3 Epos, Puräna, 14 Kunstepos, Lyrik, Spruchpoesie, Fabel, Märchen, Drama, 7 Grammatik, Wortforschung, Metrik, Musik, 4 Philosophie, 4 Astronomie, Astrologie, Geometrie, Mediciu, 6 Jus, IBPAli, Hoffentlich ist es dem Vf. Präkrit, Bhi'ishä und 4 dekhanische Sprachen. vergönnt, auch am Ende des nächsten Jahrzehnts einen so stattlichen Baud Recensionen herauszugeben. In den Berichten über die Fortschritte der orientali.schen Studien, die

den Veda









Lilorary Kcaiains of the late Professor Theodore Goldstficker. lu 1) Vol. 1, 2. two voliimes, London, Allen, X\T, .330 and 244. 8 S. 21 s. Streifen. Bd. III mit Register für alle drei Indische 2) Albrecht VV'eber, Bände. Leipzig, Kroekhaus, XVI, G45 .S. 20 M. Aiieh mit dem Titel; Kriti.sehbibliographisehc Streifen (sie!) auf dem Gebiete der indischen Philologie seit dem Jahre



1869.

DigitiZ'

-'b> .

'"'."hirIc

*f

J

Indien.

Julius Mohl,')

dieser .Meister

im

1,7

Referiren*, wie ihn

Gosche genannt hat,

alljährlich vor der Societe asiatique gelesen hat, nimmt das Sanskrit selbstverständlich eine hervorragende Stelle ein. Eine Skizze der Geschichte der Sanskritstudien giebt Regnaud*J zur Eröffnung des ersten Kursus des Sanskrit an einer Proviuzialuniversität Frankreichs, nämlich der Faculte de.s I.ettres in Lyon. Von den Essays eines Hindus, Räm Diis Sen®), deren erste beiden

Hände

Europa

in

beifällig

aufgenommen wurden,

ist

ein dritter

Baud

er-

schienen. Auch dieser Baud ist gewidmet: to Professor Maxmüller (sic) (Sanskrit Mokschamulära). Wir erwähnen aus demselben besonders No. 1 über die Dschaina-Religion, No. 4 über König Kumärapäla und No. 7 über die buddhistischen Dschätaka. Unter den die indischen Religionen im allgemeinen behandelnden Autoren nennen wir zuerst Barth.^) Dieser Mitarbeiter der Revue critique, dessen Recensionen einen so wohl begründeten Ruf geuiefsen, tritt hier einmal mit einer gröfseren eigenen Arbeit vor die Uffeutlichkeit, einer Arbeit, die zwar, wie er selbst sagt, für ein Publicum, welches diesen Dingen mehr oder weniger fremd ist, geschrieben wurde, welche aber trotzdem zu dem Besten gehört, was über diesen Gegenstand existirt. Die in dem Separatabdruck hinzugefügteu Noten geben eine Vorstellung der umfangreichen Er handelt über die Studien, die der Vf. für diese Arbeit gemacht hat. vedisehen Religionen, den Brahmanismus, den Buddhismus, den Dschainismus und den Hinduismus. Unter letzterem ist der Complex der neuesten religiösen Gestaltungen Indiens verstanden. Die vedisehen Religionen sind am eingehendsten behandelt, entsprechend ihrer gröfseren Wichtigkeit und weil sie schon am meisten bearbeitet sind. Anderen, wie dem Dsehainismus und verschiedenen Sekten der späteren Zeit, ist nur ein kleiner Raum gegönnt. Ein kleinerer Artikel von Vaucher®) in derselben französischen Encyklopädie liefert statistisches Material über die heutigen religiösen Verhältnisse Indiens.

Max

Müllers*)

geistvolle Essays

haben in zweiter Auflage zu

er-

M

ohl) YingUbcpt aiiti d'hisitoire de« Etudeti Orientalen. Rapports faiU 1) Jules societe aniatique de Paris de 1840 a 1867. Ouvrage puiiliu par su veuve. T. 1,2. Rfinwald, 1870/80, XLVII, 558 u. 768 S. Mit einer Vorrede von 12 Kortsetzer dieser Jabreslierichtc, und einer Notice sur Jules Molil von Max Möller. Bd. I enthält die Jahre 1840 54, Bd. II 1854 67, 2) Paul Regnaud, La lungiic et la littürature sanserites. Discours d'ouverturc des Conferences de sanscrit. Paris, Lertmx. 116 8. 1 fr., s. Renan, Rapport aunuel iui Journ. as. XIV. Das 8cu, Aitihäsika Rahasya, or Essays on the $. 22. S) history, philosophy, arts and scicnccs of uiieient Indiu. Part III. Calcutta, kl. 8'’, X, 234 8. in bengalischer Spraclie und Schrift, nur das Titelblatt ist englisch. P. I erschien 1874 und in zweiter Auflage 1877. P. II 1876, über diese beiden Theile s. k la

Paris,

Emest Renan, dem









Häm



Weber, Jen. Lit.-Zrg. 4. Aug. 1877, 4) A. Barth, Les religions de linde. [Liehtenbergers Encyclop^ie des Sciences religieuses. VI, S. 512 64Ö. 1879.] Auch separat. Paris, Sandoz ct Fischbacber. IV, 176 S. 5 fr. Eine englische Übersetzung für Trubners Oriental Serie« ist in Vorbereitung. 5) E. Vuueher, Uinduiistan. [Lichtenbergers Encyclopedie des Sciences religieuses. VI, 257 62.] 6) Möller, Essays. Bd. I. Beiträge zur vergleichenden Heligionsphilosophic. 2. verm. Aufl. Leipzig, Engeimann. XXXII, 426 S. 7 JC 50. Inhalt: Vorlesung über die V'edas oder die heiligen Bücher der Brahmanen (1865). Christus und andere





Meister (1864).





Max

Der Veda und das Zendavesta (1853). Über das Studium des Zendavesta in Indien

(1858).





— — Das Aitareya-Brähmana (1862). — Die Fortschritte der

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I.

1,8

J.

Klatt:

scheinen begonnen. Da die Abfassung der einzelnen Essays in frühere Jahre fällt, so begnügen wir uns mit dieser Hinweisung. Das im vorjährigen Bericht S. 2 u. 3 erwähnte Werk desselben Gelehrten') ist ins Französische übersetzt worden. Ein Buch von Chavee*) will alles von Fetischen abSein Grundgedanke ist, dafs aus der fetischartigen Personiücirung leiten. von Naturerscheinungen die Götter entstanden sind. So hätte sich aus dem Fetisch Agni in der Periode des Polytheismus Hiranjagarbha und in der Periode des Monotheismus Brahman entwickelt. Den Spuren des Fetischismus im Rigveda widmet er ein besonderes Kapitel. Schoehel") vergleicht den ägyptischen und indischen Pantheismus, Johnson*) behandelt die indischen Religionen nach ihren allgemeineren Beziehungen, Rawliuson'') schreibt einen Artikel für eine populäre Zeitschrift. Wir kommen nun zur Religion der Veden. Der erste Preis gebührt Max Müller“) sowohl wegen seiner l'bersetzung einer Auswahl von Upanischads, als besonders wegen Begründung des grofsartigen Unternehmens, dessen ersten Band diese Übersetzung bildet, durch welches Max Müller seinen zahlreichen Verdiensten ohne Zweifel die Krone aufsetzen wird, nämlich einer Herausgabe aller heiligen Bücher des Ostens in englischer Übersetzung. Die heiligen Bücher der orientalischen Völker sind ja nicht hlofs für die Religionsgeschichte von Wichtigkeit, sondern sie sind der Ausgangspunkt der Kultur und zugleich die ältesten Literaturdenkmäler, so die Veda in Indien, das Avesta in Persien, die dem Confucius und Lao-tse zugeschricheneu Bücher in China, der Koran hei den islamitischen Völkern. Nicht minder ist auch bei den christlichen Orientalen, den Armeniern, Syrern u. s. w. die Bihelübersctzuug das älteste und wichtigste Literaturwerk. Max Müller hat nun eine Reihe älterer und jüngerer Gelehrten zu dem Unternehmen engagirt, die hauptsächlichsten Bücher der Brahmancn, Buddhisten, Anhänger des Zarathustra, Confucius, Lao-tse und Muhammedaner





Genesis und Zendavesta (18G4). Die heutigen rarKisi ZeiuJ Philologie (1805). Über den Huddhit^miis (1862). Buddhistische l'ilgor (1857). — Die Bedeutung von Nirvana (1857). Chinesische Übersetzungen von Sanskrittexten (1861). Über den buddhistischen Nihilismus (1869). Die Werke des Confucius (1861). Popol Vuh (1862). Der seniitische Monotheismus (1860), Über falsche Analogien der vergleichenden Theologie (1870). Eine Missionsrede (1873). S. Friederici, in Vgl. Max Müller und seine Essays (ans der Deutschen Rundschau) Bibi. or. IV. n. 36. in: Victor von Straiifs und Torney, Essays zur ullgemetiien Religionswissenschaft, HeidelOrigine et developpoment berg, S. 139 Müller, de la religion 97. Max 1) etudies ü la lumiere des religions de Trad. inde, levons faites a Westininstcr-Abbey, de l'anglais par J. Darmesteter. Paris, Reinwald XV, 347 S. 7 fr., s. Friederici, Bibi, or, IV. n. 305. Ül>er das Original s. Academy 14. dec. 1878. 2) H. Chavec, 2 50. La Science des religions. Paris, Leroux. kl. 8®, 85 S. Die übrigen Kapitel bandeln über die semitischen Fetische, über das schöpferische Wort, über das Avesta und über das Problem des Bösen und den Dualismus im Avesta und im Evangelium. 3) C. Scboobel, Etüde contparative snr le pantheisme egyptien et indieu. [Revue Orient, et ainer. N. S. II, oct.-dee. 1878, S. 273—95.] Auch separat. Paris. 4 ) Samuel Johnson, Oriental religions and their relotion to universal religion. India. Boston, London, Tnlbncr, 2 vols. 408 ti. 402 18. 21 s., s. Athenaeuni, july 19., I. S. 92. 5) G. Rawlinson, Tbc religion of the early Sanskritic Indians. [Sunday at Home, july 1879], s. Friederici, Bibi. or. IV. n. 307. 6) The Saered Book« of the East, translated by various oriental scholars and edited by F. Müller. Vol. I. The Upatiishuds, translated by F. Max }Iüller. Part I. The KhändogyaÜpanishud, the Talavakara-Upanishad, the Aitareya-Aranyaka, the Knushitaki-HrahnianaUpanishnd and the Vugasaneyi-.Saqihitü-Upanishaü. Oxford. Clarendon Press, CI, 320 S. Rec. v. Muir, lad. Ant. oct. S. 294 98, vgl. auch North American Review, June. (1862).





















l











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Indien.

in ftbersetzen.

Das Werk

ist

]^9

auf 24 Bände angelegt, welche in acht Jahren

erscheinen sollen.

Ausgewählte Lieder des Rig-Veda werden von Kaegi’) übersetzt. Beiträge zur Erklärung einzelner Hyiuueu liefern Benfe y,*) llillcbrandt’) und Ehni.*) Nachdem kürzlich ein (irieche und ein Kusse (Myrinutheus und Vsev. Miller) über die A^vins (Dioskuren) Specialuutorsuchungen angestellt haben, folgt jetzt ein anderes Mitglied des iudogermauischen Stammes, der Dane Brandes,*) mit einer Monographie über die Uschas (Aurora), die Göttin der Morgenröthe. Nach einer Eiulcitung über den Stand der Uigveda-Forschung kommt eine Entwickelung der Vorstellungen von der Uschas und eine Übersetzung der an die Uschas gerichteten Hymnen. Die Bombayer Au.sgabe des Rig-Veda,®) von welcher monatlich ein Heft erscheint, war im Septemberheft bis zum 1(>5. Ilymnu.s des ersten Mandala gelangt. Das zum Rig-Veda gehörige Aitarcja-Brähmana ist mit Benutzung von Säjanas Commentar durch Aufrecht^) neu herausgegebon worden.





Das bisher vormifste Pratijäkhja (gramüiatische Ilülfsbuch) des SämaVeda ist, nachdem es vor einigen Jahren im äufsersten Süden Indiens aufgefunden wurde, von Buruoll®) veröffentlicht worden. Derselbe®) hat eine Legende aus einem neu aufgefundeuen Brähmana des Säma-Veda herausVon dem in der Bibliotheca Indica publicirten Grihja-Sütra '“) gegeben. des Säma-Veda sind drei neue Nummern er.schienen. Über eine zum schwarzen Jadschur-Veda gehörige, bisher ziemlich unbekannte Schrift, die Maiträjani-Sanhita, handelt Schroeder. “) Der

Name

derselben erscheint zwar erst

sjrät in

der indischen Literatur, uichts-

Adolf Kaegi, Der

Rig-Veda, die älteste Literatur der Inder, II. Programm I) der Kantonsixdiule in Zflrich, 4“, 4G S. Vgl. Siche Triihners Record, Uoc., S. 14!). I. S. 2. 2) Theodor Benfev, Rigveda, VII. 18, 14. [Nachrichten von der K. Gesellschaft d. W. zu Göttingen, S. 356 78], und Th. Benfcy, Rigveda III. 31,31 und VIII. 41,10 als Ergänzang zu dem Aufsatz svävas und svätuvas im Jahrgang 1877, No. 15, S. 341 ff. [ibid. ,S. 385 3) Alfred Hillebrandt, Zu Rigveda V, I05J. i,l 0 [Zeitschr. D. Morgenl. Ges. XXXIII. S. 248 51.] 4) J. Kbni, Rigv. X, 85. Die Vermählung des Soma und der Sürya. [ibid. >S. ItiG 7G], 5) Eduard Brandes, Ushas og llshashrmneme i Rigveda. Kn mytulogisk monografi. Köbenhavn. Gvidendalske Boghandels Sortiment, Lehmann Sl Stage, 113 S. Dias. Trübner: 4 6) The Vedärthayatna or an attempt tu Interpret thu Vedas. A Marathi und an Kn^Iisb translation, together vith a Sanskrit paraphraso, of the Rigveda sSamhita «ith the original Samhita and Pada texts and iiotes in Marathi (ed. Shankar P. PaiidiO. Vi>L IL (Adhruvas V VIII of Ashtaka I.) Hyinns 62 121. ßumhaV} ,Nirnava8agar‘ Presks, Sept. 1878, 8«, 1001 S. (Heft 15-30 a 3 «. 6 d.). Vol. Ili, Xo. 1—12, IM. 1878 bis Sept. 1879. Monthly part 31 744. Vgl. I, S. 2. 12, SS. 23 u. 1 Mit Auszügen aus dem Commentare von Sayanäuüni'a und 7) Das Aitareya Ri^hmana. anderen Beilagen herausgegeben von Theod. Aufrecht. Bonn, Marcus. VIII, 447 S. 11 g. Lit. Centralbl. 20. März 1880, Sp. 391. H) Riktantravyäkaraiia, a Prätieikhya of the Sämaveda, edited vvith an introduction, translation of the Sütrag, and Indexes by A, C. Burnell. Part I. Mangalore, Basel Mission Press, LVIII, 84 8. 12 60. Die Übersetzung fehlt noch; S. LV'l fufst er seine Ansicht in die Worte zuMmmen: AU existing Prätid. N. S. I, .S. 10. 2) T. W. Khys Davids, Buddha’s first sermpn. [Fortnightly 912.]. Ifeview, Dee. 1., S. 809 8) The Vinaya l’iUikam; one of the priiieipal Buddhist lloly Scriptures in the Päli lunguage. Kd. by Heriuaiin Oldenberg. Vol. I. The Mahäruggu. I.s)ndou, Kdinb., Williani.s and Norgate, LVI, 396 S. Trübner: 21s. Vol. I ree. von .Tacobi, Z. D. Vol. II. Tlie Cullaragga, ib. 1880, VII, 304 ,S. 21 s. Eine englische Übersetzung wird in den Sacred Books M. G. XXXIV, S. 183- 88. of the East erscheinen. 4) The Dipavaniss: au ancient Buddhist hislorical record. Edited and translated by Herniattn Oldenberg. London, Edinb., Williams and Norgate. 227 S. 21 M5) The Jätaka, together with its comuientary. Being talcs of the anterior birihs of Gottmia Buddha. For the first time edited in the original Päli by V. Fausböll, and translated by T. W. Khys Davids. Text, vol. II. London, 28 s. Vol. I ersch. Loud. 1877. Trübner. VI, 452 S. 0) S. Beal, Tho story of ,From the Oriental, Nov. 6., the fuithful deer. [Ind. Antiqu., Sept., S. 253, 254.] I875‘. 7) Barthelemy .Sain t II luiro, Sept suttas pälis, lircs du Digha-Nikäya, S) hlilinpur P, Grimblot, Paris 1876. [Jttum. des Savants, junv., S. 5 18.] dupprashnaya or Mirror of the sacred doctrines. Translated froin Pali into Sinhalese at the request of the great king Kirtissri Kujasinha by the Veu'ble Sumangala of Hiniatikumbura, the lineal pupil of .Sangharaja Saranankara. With explanalory notes and glossary. Colombo 1878, VHl, 628. 12. IV S. 10 K., s. Friederici, Bibi. or. IV. n. 402. 9) The Ajjhullajaya-mangalai'u. The Pali text (in Burmese characters), with voeabtilary, graromatieal notes, translalioiis and examination ijiiestiuns. Ed. by James Gray. London, Trübner. 36 S. 2 s. 6 d. (uow rcatly, Trübners Record,











— —









i





;



Dec.,

.S.

151).

Di.

;K

Indien.

1,13

heraasgegeben. An Temples Übersetzung der Loknniti aus dem Birmanischen (s. Yor. Jg. S. 4 n. 7) hat Teza') eine Abhandlung über die buddhistische Spruchweisheit geknüpft. Auch diese Sprüche werden dem Tschänakja (Sännekgyaw) zugeschrieben. Als neues Material verwerthctc Teza den Piili-Text der Lokaniti, gedruckt in Rangun 1879. Aus diesem Buche giebt er das zweite Kapitel und eine Auswahl von Strophen in Päli (Magadese) mit Verweisung auf die Sanskrit - Seitenstücke in der brahmanischcn Literatur. Dann folgen einige Notizen über das Mnngalasutta. Eine Übersetzung dieses in den birmanischen Schulen auswendig gelernten Textes bringt der Indian Antiqnary und Temple*) giebt dazu die Pali-Recension

nach

Childers.

Die Sanskrit-Texte der nördlichen Buddhisten, die von den meisten für secundär angesehen werden, erfreuen sich nicht der gleichen Berücksichtigung, wie die Päli-Texte der südlichen Buddhisten. Jedoch ist Km. Senart mit einer Ausgabe des Mahävastu, eines der Ilanpttexte der nördlichen Buddhisten beschäftigt (s. Renan, Rapport annuel im Jouru. asiat. S. 25). Feer,*) welcher eine vollständige Ü^jersetzung des Avadäna^ataka vorbereitet, giebt einstweilen eine Analyse dieses bisher nur aus vereinzelten Citaten bekannten Werkes, welches Burnouf für seine Introduction ä l’histoire du bouddhisme indien mehrfach benutzt hat. Ein avadäna ist eine Erzählung, in welcher der gegenwärtige Zustand eines Individuums mit seiner Vergangenheit oder Zukunft in Beziehung gesetzt wird, welche als die Ursache oder Folge des gegenwärtigen Zustandes dargestellt werden. Die auf die Vergangenheit bezüglichen avadänas haben daher mit den Dsebatakas, den Vorgeburtslegenden Buddhas, Ähnlichkeit. Das Avadänafataka ist in zehn Dekaden getheilt. Die erste Dekade enthält Erzählungen von solchen, die in einem künftigen Leben Buddhas sein werden, die zweite erzählt von Ehrenbezeugungen gegen Buddha als Lohn für gute Werke, die er an früheren Buddhas gethan hat, die dritte ist den Pratjekabuddhas gewidmet, die vierte enthält wirkliche. Dschätakas, die fünfte enthält Erzählungen von Pretas, Gespenstern, deren gegenwärtiges Elend durch matsarja (Egoismus) in einem früheren Leben verschuldet ist Das hundertste avadäna giebt Feer in vollständiger Übersetzung. u. s. w. Darauf spricht er über ähnliche Sammlungen, das Kalpadruma- Avadäna etc. und stellt in einer Tabelle dar, welche Avadänas den verschiedenen Sammlungen gemeinschaftlich sind. Räjendraläla Mitra') giebt nach einer von Ilodgson herrührenden Hds. einen Auszug aus dem A^oka -Avadäna, welches in legendenhafter Weise das Leben A^okas behandelt. Er knüpft daran eine Erörterung, welches Ajokas Religion gewesen sei, bevor er Buddhist wurde, nnd zwar sucht er nachzuweisen, dafs er kein Dschaina gewesen ist. An die Inschriften des A 9 oka (Bd. 1 von Cunuinghams Corpus Inscriptionum Indicarura) knüpft Senart®) eine Studie, in welcher





1 ) E. Teza, Sul Lokaniti. Studj sulla gnomologia buddiaiia, letti nell' Adiinanza del 18. dicenibrr, S. 125 Unterschrift: Pisa; Driickort: Milano. Woraus? 34, 4®.





[Ind. Ant. March, VIII, 82.] Ä) The Mengla Thiit. 3) R. C. Temple, Note on the Mengala Thok. [ibid. Dcc.,

Aus:

Arakan New».





.S. 329, 330]. 4) Leon (Avadäna-(,'alaka). [Jonm. asiat. VII. Ser. XIV^, 141 89 u. 273 307.] 5) Häjendraläla Mitra, (In the early life of An'oka. [Proceed. Asiat. Soc. Beng. Jan. 1878, S. 8 21.] 6) imile .Senart, Über .Corpus Inscriptionnm Indicarum, vol. I. Inscriptions of A(;nka. Prepared

Feer, Etndes bouddhiques.

by A. Cunningham.*



[Joum.

Le

as.

livre

de»



XIII, 522

cent



legende»







13.]

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J.

I.

1,14

RIatt;

Ära des Nirvüna, über den Ursprung des Alphabets der handelt und eine Menge Verbesserungen in der Lesung der Inschriften vorschlägt. Cowell'j übersetzt die Legende von AvalokiteQvara, wie er in die Hölle fuhr, um die von Jama, dem Fürsten der Unterwelt, gefangen gehaltenen Seelen zu befreien. Diese Erzählung zeigt eine so merkwürdige Ähnlichkeit mit dem apokryphen Evangelium des Nicodemus, dafs nach Cowell eine directe Übertragung der christlichen Legende nach Indien durch persische Christen anzunehmen ist. Der Text ist in dem Schief ner*) (f 4./ 16. Nozu Calcutta gedruckten Kärandavjuha enthalten. vember 1879), welchem Wiodemann und Teza*) Nekrologe widmen, hat drei nordbuddhistische Märchen (4.5 47 der ganzen Reihe) aus dem Tibetischen des Kandjur übersetzt, nämlich ein avadüna vom König Mändhätar auR dem Divjävadäua, eine Erzählung von Dschivaka als König der Ärzte und eine Erzählung von Vijäkhä. Miss Maivo Stokes,^) die talentvollo Tochter von Whitley Stokes, hat eine Anzahl indischer Fceumärchen geer über die Inschriften









sammelt und

übersetzt.

Von der gröfsten Redeutung für die Geschichte des Ruddhismus sind archäologischen Funde, vor allen Cunninghams®) Stüpa of

die

Rharhut. Rharhut, eine ca. 120 milcs südwestlich vou Allahabad belcgeno Örtlichkeit, mufs in alter Zeit ein Centrum buddhistischen Lebens gewesen Dennoch ist es nicht möglich, mit Sicherheit auf eine der alten Städte zu schliofsen, weil die ulte Geographie dieses Thoils von Indien zu wenig bekannt ist. Die Rauzeit des Stüpa ist nach dem Vf. die Periode Asokas, 250 200 V. Chr. Das Rauwerk wurde im Jahre 1873 von Cunningham entdeckt und nusgegraben, die Skulpturen befinden sich jetzt in Calcutta. Letzteren sind gleichzeitige Inschriften beigefügt, welche den Inhalt der Darstellungen nugeben und über die Identification keineu Zweifel lassen. Dieser Umstand ist besonders geeignet, deu Werth der Denkmäler zu erhöhen. Cunninghams Werk, welches auch äufserlich prachtvoll ausgestattet ist, enthält auf 57 Tafeln eine photographische Wiedergabe der Skulpturen, dazu einen ausführlichen erklärenden Text. Ein ähuliches Prachtwerk ist Uajeudraläla Mitras®) Ruddha Gaya. Der alte Tempel vou Ruddha Gajä ist schon öfter der Gegenstand vou Untersuchungen gewesen, die zumeist in der Zeitschrift der Asiatischen Gesellschaft vou Rengalen niedergelegt sind. In seiner Nähe steht der Feigenbaum, unter welchem Q’äkjaniuni die Ruddhawürde erlangte, und welcher noch vorhanden sein soll. Rci Gelegenheit vou Renoviruugsarbeiten, die der König von Rirma im sein.





1)

Edward

descent

Into

Jnunial

of

the

B. hell

Philologv

Cowell, The Northem Buddhist legend of Avalokitc.swara's Avichi. [Ind. Antiqu. Sept., VIH. 249 From tho 53.] VI (1876), S. 222 31. 2) A. Schiefner, Indi.sehe



vol.

XLV — XLVII.





[Bulletin de l acad. imper. de.s sc. de .St.-l’elersb. XXIV'. 1878, 41, 8. 449 508.] Abgedruckt in den Melanges asiatiques. VIII, livr. 3, 4. 8j F. Wiedemann, Zum Gedächtnis an F. A. Schiefner. Kode... [Bulletin XXV, S. 30 bis 44], s. Z. I). M. G. X.\XI\% S. XXll. [Nuova Anti>E. Teza, Antonio Schiefner. logia. 2. Serie. XIX, 148, 149.] 4 ) Indian Fairy Tales. Colleeted and translated by MaiveStokes. Calcutta, Ellis and White, VIII, 303 S. (100 eopies). ,S. Academy, June 12., 1880, S. 433, 434. 5) Alexander Cunningham, The stupa of Bharhut: a Buddhist moniiment ornamented with numerous seulptures illustrative of Buddhist legend and hi.story in the tliird Century B. C. London, Allen, Triilmer. 4t>, VII, 144 S. und 57 Taf. Trfibner: 63 8,, Asher: 75 M. Kec. .Vthenaeum, I>ee. 27., No. 2722. 0) Rajendraläla Mitra, Buddha Gayä, tlie herinitage of ^äkya Muni. Calcutta, Bengal Secretariat Pre.ss, 1878, 4", XIII, 1, 257 S. u. LI Tafeln. Trübiier: 00 s., Asher: 72 JC.

Erzählungen













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Indien.

1,15

Jahre 1877 an dem Tempel vornehmen Hera, kam eine grofiie Menge von Votiv-Stüpas, Bildern, Friesen, Abdrücken heiliger Füfse nebst anderen Gegenständen von antiquarischem Interesse zum Vorschein. Im Aufträge der bengalischen Regierung untersuchte Rnjcudralala diese Alterthümer und gab als Frucht seiner Studien das vorliegende Werk heraus, in welchem auf 51 Tafeln die hauptsächlichsten architektonischen Reste, Skulpturen und Inschriften reproducirt sind. Auch dieses Werk ist von grofsem Interesse für die Geschichte des Buddhismus, nicht minder natürlich, ebenso wie das vorhin erwähnte, für die Geschichte der indischen Skulptur und Architektur. Lher die buddhistischen Felsentciupel von Adschanta handelt ein Werk von Burgess.') Fergusson,*) Vf. der Geschichte der indischen Architektur, setzt die Adschanta-Malereien um sechs bis acht Jahrhunderte später au als Riijcndralala (s. den vorjährigen Bericht S. 7 n. 11). Er erkennt in einer der Darstellungen die Porträts des Chosru Parwis (591 bis 628 n. Chr.) und seiner Gemahlin, der schönen und berühmten Schiriu, ,zu deren Lobe tausend Werke geschrieben worden sind', und in einer andern den Pulakesi, König von Mahäraschtra, welcher im Jahre 609/10 zur Regierung kam. Über eine neu aufgefundeuc Buddha - Statue berichtet Ri vott-Carnac,*) Waterhouse*) über eine Gruppe einer liegenden Frau mit einem Kinde, gedeutet entweder als Devaki mit ihrem Kinde Krischna, unter Beziehung auf Webers Krisdinajanmashtami, oder wahrscheinlicher als Maja mit ihrem Kinde Buddha. Bhandärkar®) schreibt über einige J^uddhistische Alterthümer in Südindien, darunter auch Münzen der Andhrabhritja-Königo, also derselben Dynastie, wie die von BhagavAnlal







liidraji

beschriebenen

(s,

vor. Jg. S. 7 n. 2).

Auch in Afghanistan sind neuerdings buddhistische Alterthümer durch Simpson®) aufgefundeu worden. Auf diese Entdeckungen bezieht sich ein Artikel von Rylands^). Mit den daselbst gefundenen Goldmünzen beschäftigen sich Hoernlo®) und Cunninghara. Es sind Münzen von drei indoscythischeu Königen, Kadphises, Kanerki und Hverki fnach Cunuiugham Hoverki), auch eine Münze des Domitian (gest. 96 u. Chr.). Auf den Buddhismus in China bezieht sich wohl eine populäre

1) J. Burgess, Notes on the Baiiddha Roek-templcs of Ajanta, tlieir paintings and sculptiires, and nn the paintings of the Bagh Caves, modern Bunddha mytholog\* etc. Bombay, IV, 1 1 1 S. und 30 plates; (Aroliaeologiral Siirvcy of Western India. No. 9),



s. Trübners Record, Apr. 1880, S. 48. 2) Jas. Fergusson, On the Identification of the portrait of Chosroes II. among the paintings in the caves at Ajanta. [Journ. R. Asiat. Soc. Apr. N. S. XI, 155 70. w. plate.J 8) H. Rivett - Carnac, Figure of Buddha recenlly fouud at Sarnäth. [Proceed. Asiat. Soc. Bcng. Fcbr. 1878, S. 66 69, w. plaie.] 4) J. Waterhouse, On a sculptured group in the Garub mandal Temple at Patliäri, near Saugor. in Central India. [Proceed. Asiat. Soc. Beng. May 1878, S. 122-24, w. plate.] 5) K. G. Bbändärkar, Memorandum on some antiquarian remains found in a mound und in the Brahmapuri Hill, near KoIIiäpur. [Joum. Bo. Br. R. As. Soc. XIV, 1878, Bombay 1879, S. 147 .54. w. 10 pintes.] 6) William Simpson, Buddhist remains in the Jalalahad Valley. [Ind. Antiqti. Aug. VIII, 227 30.] 7) W. Harry Uylands, Kxplorations among the ancient Buddhist remains in Afghanistan. [Academy, Aug. 0., S. 108, 109.] 8) A.F. Rudolf Hoernle, Description of the gold coins and relics found by Mr. W. Simpson in the Ahin Posh Tope, Jclalabad, with remarks by Major-General A. Cunningham. Reprinted from the Proceedings of the Asiat. Society of Bengal for March, April and August 1879. Calcatta, s. Z. D. M. G. XXXIV, S. XXI. [Proceed. S. 77 79, 132 — 38, 205 12, w. plates.]

























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I.

Abhaudlung von

.1.

Klatt:

Edk Ins ')

über die buddhistische Lehre von der zukünftigen Vergeltung. Ein anonymer Artikel *) bc.schäftigt sich mit dem chinesischen Rnddhisinus iin Anschlurs au einige Schriften Deals; ein anderer*) vergleicht die Religion Duddhas mit der Religion Lno-tses (dem Taoismus). Straufs und Torney'*) polemisirt gegen einen Aufsatz des Hindu Nisi Känta Chattopadh}*Hya, in welchem der.sclbe den Buddhismus vertheidigt hatte. Er lullt ihm z. D. vor (S. 209): Sie, als Hindu, müssen ja so gut als Shakespeares Malvolio wissen, dafs die Seele Ihrer Grofsmuttcr in einer Schnepfe wohnen kann, und schliefst mit dem Kalauer: Nisi cantavisses, philosophus mansisses. Obwohl wir den Aufsatz des Nisi Känta nicht gelesen haben, so trauen wir dem Hindu doch von vornherein mehr Unbefangenheit des Urthcils zu. Williams*) stellt den Buddhismus mit der Dschain a-Rel igion

zusammen.

Auf dem Gebiet der

letzteren

hat

das Berichtsjahr

zum

ersten

Mal

Bücher der Dschainas vollständig und in kritischer Ausgabe gebracht, das Kalpasütra durch Jacobi.*) Das Werk enthalt eine legendenhafte Lebensgeschichtc des Gründers der Dschaina-ReligionMahävlrn. Der Verfasser Bhadrabähu ist nach der Tradition der Dschainas i. J. In der Einleitung spricht V. riir. (170 nach Mahävtras Nirväna) gestorben. der Herausgeber über das Verhältnis des Dschainismus zum Buddhismus, über das Zeitalter Mahävtras u. s. w. Mit Recht hält er es für überflüssig, sich in eine Kritik der früheren Meinungen über diese Dinge einzulassen, weil dieselben auf zu dürftigem Material beruhten. Das vorliegende Material ist indessen auch jetzt noch zu gering, als dafs sich eine der Hauptfragen endgültig entscheiden liefse. Der Herausgeber, obwohl ein Deutscher, bedient eines der heiligen

u. s. w. der englischen Sprache, um dom Verbreitung zu verschalfen. Noch mehr würde diesem wenn der Text in Devanagari-Schrift, anstatt gedruckt worden wäre. Das Buch ist ein Fundament, auf welchem die folgenden weiterbauen können. Eine kleinere, zum Kanon der Dschainas gehörige Schrift, Nirajävalijä, hat der Holländer Warren’) herausgegeben. Dieselbe enthält eine Legende vom Kampfe des Königs Künija (Adschätu^atru der Buddhisten). Der Herausgeber hat leider nur zwei Handschriften der Berliner Bibliothek benutzt, während dieselbe später noch fünf Handschriften dieses Textes, darunter zwei mit Commentar

sich für Einleitung,

Buche auch

Zweck in

Anmerkungen

in Indien

förderlich gewesen sein,

lateinischer Transcription



1 ) J. Kdkins, The Bus Morgenlandes, VII, No. 1.] — 7) Nirayävaliyäsuttain, een upaiiga der Jaina’s. Met inleiding, oanteekeningen en glo.ssaar. Van Dr. S. Warren. Amsterdam, Johannes Müller, 4". 8. 31. 24 S. Trilbner: 4 s. G d. Aus Lellerk. Verh. der Koninkl. Akademie. Deel XII. Ree. von Jaeobi, Z. D. M. G. XXXIV,















178—83.

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iDdten.

1,17



hinzubekommen

hat.*) Einen Hymnus auf einen der Dschaina-Heiligon, Rischabhn, verfafst c. 973 n. Chr., hat der Referent*) veröffentlicht. Der Verfas.ser Dhanapäla war von Gehurt Brahmane, als welcher er das von B übler*) heramsgcgebene Präkrit-Wört,erhuch schrieb. Später trat er zur Dschaina-Religion über und feierte seine Bekehrung durch diesen Hymnus auf Rischabha, welchen er zu seinem besonderen Schutzpatron erwählt hatte. Beiläufig erwähnen wir, dafs in diesem Hymnus das Schachspiel genannt wird, und zwar ist dies die älteste Stelle in der indischen Literatur, während es auf arabischem Boden, obgleich es erst von Indien dorthin verpflanzt wurde, schon früher genannt wird. Einen altern Artikel von Alwis*) über die sechs Tirtaka (sic) druckt der Indian Autiquary ab, weil jetzt von besonderem Interesse ist, dafs einer derselben Nigantha Nätaputta heifst, welches nach Bühlers Vermuthung der wahre Name Mahaviras, des Stifters der Dschaina-Religion ist. Über eine Sammlung von Dschaina-Gcmälden aus Radschputana berichtet Riijendraläla Mitra.®) Trumpp,“) der Übersetzer des Adi Granth, des heiligen Buches der



Sikhs

(von Sanskrit ?ikscha Schüler) fafst die allgemeiner interessircuden ira Pendschäb verbreitete Sekte zu-

Ergebnisse seiner Studien über diese

sammen. Auch Khys Davids*) schreibt über die Sikhs, undEvans'*) über Nunak, den Urheber der Sekte (1469 1538), dessen Ausspruch war: ,Es giebt keinen Hindu und Musalmän‘. Über den Gründer der Satnämi-Sekte (geb. 1682), deren Anhänger



in Nordindien von Benares bis Ampitsar zerstreut leben, handelt Badley'"').

Sie verehren den wahren Namen (sat näma) und nähern sich ebenso wie die Sikhs in einigen Punkten den Muhammedanern. Eine Übergangsstufe vom Brahmanismus zum Muhammedanismus ist die von Prän-nath gegründete Sekte der Prän-näthi’s. Sie besitzen 14 heilige Bücher, deren letztes, das Kijämat-näma G ro wse '") in Text und

Übersetzung mittbeilt. Eine Geschichte des

Brabmasamädscha, einer in diesem .lahrhundert entstandenen Sekte, die eine Reform des Brahmanismus vom Standpunkt der Humanität aus anstrebt, schreibt Leonard*') und über den neuesten Stand der Sekte Hönes.'*)

KI Btt, Die Jaina-Hsiulschriften der K. Bibliothek zu Berlin [Z. D. XXXIII, 478 83] und dazu: Liste der indischen Handschriften im Besitze H. Jacobi in Münster i. \V. (von dem Eigentbümer zusammengestellt). S. 693 97.] 2) Joh. Klatt, Dhanapäla's Kishabhapancä>;ikü. [Z. D. M. 445 S., s. Joum. as. XIII, 389. 8) Dalpatram Pranjivan Khakhar, Report on the architectnral archaeological i*emains in the province of Kachh, with flve papers by the late Sir and Bombay, 119 S., s. Joum. as. IsKued under the direction of J. Bnrgeas. Al. Bumes. XIV, 535. 0 ) A List of the objecta of antiquarian interesl in the Lower Provinces of Bengal, compiied at the Bengal Secrctariat. Calcutta, s. Joum. R. As. Soc. N. S. XI, S. L. 10 ) Alfred von Sallet, Die Nachfolger Alexanders des Grofsen in Baktrien und Indien. Nachtrag. [Zeitschr. t. Numism. Berlin VII, 296 307], s. vor. Jg. S. 7 n. 3. U) A. von Sallet, Die Nachfolger Alexanders des Grofsen in Baktrien und Indien. Berlin, Weidmann, gr. 8*^, IV, 218 S. m. 7 Taf. 7 siehe Friedcrici, Bibi. or. IV n. 288. 12) Rudolf Hoernle, Monograms of the Baktro* Greek king Euthydemos. [Ind. Antiqu., July, VIII, 19C 98.]















.



XXXV—











— —



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Indien.

1,21

— Über eine

Münze des Toraniäna handelt Rüjeudraläla Mitra,') einen Münzfand in Rochara, welcher Münzen der älteren Seleuciden enthält, derselbe*) über Münzen aus Kaschgar, welche ihn zu dem Resultat führen, dafs in den Zeiten, als die Sahen und Ju-tschi das nördliche Indien occupirt hatten, griechischer Eiuflufs bis nach Kaschgar reichte, indem die von den Eroberern angenommene griechische Kultur in ihre Stammsitze zurückilutete. Leitner,^) der Forschungsreiseude von Dardistan, giebt eine Notiz über classische Anspielungen auf die Dardu und auf den griechischen Einflufs auf Indien. Der Periplus Maris Erythraoi, von einem unbekannten Vf., in den Ildss. dem Arrian zugeschrieben, enthält eine Darstellung des Verkehrs auf dem Mare Erythraeum, womit der ganze Ocean von der Küste Afrikas bis zum äufsorsten bekannten Osten gemeint ist. Diesen Text bat Mac Crindle*) übersetzt und mit einem ausführlichen Commentar versehen. Die Einleitimg zählt die Handelsartikel auf: Sklaven, Thiere, thierische Produkte, Pflanzen, Metalle, Mineralien, Gewebe u. s. w. Nach Reinauds Ansicht ist der Periplus nach dem J. 225 n. Cbr. geschrieben. Seine Abhandlung darüber ist ins Englische übersetzt worden.®) Nach Dillmann') ist dagegen die Schrift zwischen 70 und 75 n. Chr. T.Chr.

Gardner*) über





verfafst.

In de Rosnys®) Arbeit über die den alten Chinesen bekannten Völker werden wohl die Indier die ihnen gebührende hervorragende Stelle einnehmen. Rehatsek®) stellt die Nachrichten mubammedanischer Schriftsteller über die indische Religion zusammen, z. B. die Berichte des Ibn Ilankal, Istachri und Albirüni über das Vischuu-Idol zu MultAn, die Berichte des Albirüni und desMirchond über das Lingam des Qiva zu SomnAt. Er übersetzt sodann das Kapitel des Fihrist über die indischen Religionen und die Nachrichten Albirünis über die Darstellung der Götter im VI. Jb. (nach Reinauds Memoire sur Finde.) Albirüni selbst hat diese Nachrichten dem VarAhamihira, welcher im VI. Jh. lebte, entlehnt. Den Schluls macht

[Procoed. As. .Soc. Bcng., 1 ) RajcndralAla Mitra, On a Coin of Toramana. Dev. 1878, S. 191 94.] 8) PercT Gardner, New Coins from Bactria. [Nmnismatic Cbronicle, N. S. XIX, 1 12 w. pl.] 8) Perey Gardner, Coins from Kashgar. [Ibidem S. 274 81.] 4 ) G. W. Leitner, A note on classieal nllnsions [Caloiitia Review, July 1878], s. to the Dards and to Greek influenoe on India. Proceed. Ae. .Soc. Beug. 1878, S. 170. 5) J. W. Mac Crindle, Anonymi [Arriani nt fertur] Peripins Maria KrythraeL Trsnslated from the text as given in tbc Geograph! Graeci Uinores, edited by C. Müller, Paris, 18öä. With introduetion and commentary, Derselbe, The Commerce and Navigation of [Ind. Antiqu. Apr., May, VIII, 107 51.] the Erythraean Sea. Being a translation of the Periplus Maris Erythraei, by an anonymons weiter, and of Arrian's Account of the Voyage of Nearkhos, from the moutb of the Indus to the liead of the Persian Gulf. tVith introduetion, commentary, notea and indez. London, Trübner. IV, 238 S. 7 a. G d., s. Trübners Or. and ling. publ. 1880, S. 20. 6) On the Periplüa of the Erythraean Sea. By the lato M. Reinaud. (Translated from the Memoires de TAcademie dea Inscriptiona, t. XXIV pt. II.) [Ind. Ergänzung zu Mac Crindles Übersetzung des Antiqu., Dec., VIII, 330 38.] Al.a Periplüa. 7) (A.) Oillniann, Zu der Frage der Abfassungszeit dea Periplus maris erythraei. [Monatsber. d. K. Pr. Akad. d. W. zu Berlin. Mai, S, 413 29.] S) L. de Rosny, Les peuples orientanx connus dea anciens Chinoia. Etüde de philolugie ethnugrapbique. Paris, Leroux, avec une pl. et une carte. 5 fr. (Aus: Memoires de la Soc. d'ethnographie. N. S. I), s. Kriederici, Bihl. or. IV. n. 132. 9) E. Rehatsek, Early Moslem Accounts of the Hindu Religion. [.Tourn. Bo. Br.









— —

















K. As. Soc.

XIV,

1878,

Bombay

1879, S. 29—70.]

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Coogle

— I.

1,22

J.

KIstt;

ein Abschnitt aus Schahrastäni (gest.

1153

n. Chr.).



Über einen Münz-

fund im PendschAb, welcher Münzen zweier gfaasnaTidischen Herrscher enthält, berichtet Rogers,') Blochmann*) über eine Goldmünze des Firüs Schah II. von Dehli aus d. J. 692 H. (1293 n. Chr.). Einen Beitrag zur Spccialgeschichte von Rauthampur (District Dschaipur) liefert Brajan Atha*) durch Übersetzung eines Hinditextes llamir Rasa, einer Geschichte der Kampfe des Hamir TschohAn mit dem Kaiser von Dehli AlA ad-din, welche mit dem Tode Ilamirs und der Einnahme von Ranthampur endigten. Das Werk ist im Aufträge des Tschandrabhau, eines TschohAn von NimrAnA, verfafst und zwar durch den bengalischen Brahmanen DschodhrAdsch. Die Erzählung ist stark legendarisch und von geringerem historischen Werthe als die muhammedanischen (jucllen. Gleich das Datum der Geburt Hamirs samvat 1141 (1084 n. Chr.) ist falsch, indem vielmehr nach muhammedanischcn Schriftstellern die Einnahme von Ranthampur 1299/1300 n. Chr. stattfand, zu welcher Zeit Hamir 28 Jahre alt war.

Die Specialgeschichte Bengalens ist besonders durch RAjendralAla Mitra'*) gefördert worden. Seine Abhandlung über die PAla- und Sena-Dynastien schliefst sich an eine copperplate-Inschrift von BhAgalpur Die PAla-Könige, an. Es sind zwei zum Theil gleichzeitige Dynastien. welche Buddhisten waren, herrschten im westlichen und nördlichen Bengalen, die Sena-Könige, welche ^aivas oder Yaischnavas waren, im östlichen Bengalen und im Delta. Der Herrschaft der letzteren wurde durch die Muhammedaner ein Ende gemacht. Auf den Inschriften ist nur ein einziges sicheres

Datum gegeben, nämlich samvat 1083 (1026

n. Chr.) für MahipAla, den neunten der elf PAla-Köuige. Einer der Sena-Könige, Lakschmana Sena, welcher den HalAjudha, den Verfasser des NjAjasarvasva und BrAhmanasarvasva, zum Minister hatte, begann mit sich eine neue Ära, die noch in Tirhut existirt (s. Proceed. As. Soc. Beng., Apr. 1878, p. 103), und zwar entspricht das Jahr 1878 dem Jahre 771 dieser Ära, so dafs Lakshmana Sena i.J. 1 106 n. Chr. zur Regierung gekommen ist. Zu dem vorhandenen Material über die PAla-Könige ist noch eine samvat 1016 (959 n. Chr.) datirte Inschrift des Königs YidschajapAla Deva“) und eine undatirte und zwar nicht-buddhistische Inschrift des Königs NajapAla") hinzugekommen. Ein Werk über Gaur (Gauda), die alte Hauptstadt Bengalens, ist als opus posthumum von Ravenshaw*) erschienen. Der Vf. beschreibt die Stadt in ihrem gegenwärtigen ruinenhaften Zustande unter Beifügung zahlreicher photographischer Aufnahmen und giebt eine Skizze der Geschichte Gaurs



1) C. J. Rogers, Coins of Khusran ShAli and Kharran Malik, the Ohaznavi Kings of Labore. [Proceed. As. Soc. Beng., June, S. 178, 79 w. pl.] 3) H. BlochUnique gold coin of Jalal-uddin Finiz Shah (II). [Proceed. As. ,Soc. Beng., Febr. iS78, S. 64, G5.] 8) Hamir Rasa, or a History ofHamir, prince of Ranthambor. Translated from the Hindi. By Brajanatha Bandyopadhyaya, Jeypore. [Jonm. Asiat. Soc. Beng. XLVIII, Part I, S. 186 252.] 4) Rajendralafa Mitra, On the Pala and the Sena Rajas of Bengal. [Joum. As. Soc. Beng. XLVII, Part I 1878, 410 w. 2 pl.] S. 384 6) Rajendralala Mitra, Notes on a donatire inscription from Rajaurgarh near Alwar. [Proceed. As. Soc. Beng., May, S. 157 63.] Rajendralala Mitra, Note on an inscription from the gate of the Krisbna6) Draraka Temple at Gaya. [Ibidem Aug., S. 218 22.] 7) John Henry Ravenshaw, Gaur: its mins and inscriptions. Ed., with considerable additions and alterations, by bis widow. London, Paul, 1878, fol., 100 S., 58 Taf. 73 s. 6 d.



mann,



















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Indien.

1,23

Ton der mubammedanischeu Eroberung an. Schon vor dem pjrscbeincn dieses Werkes war ein guter Artikel von Yule') compilirt. .\us dem Pendsebab stnumit eine luscbrift, welcbe RiijeudraliUa Mitra») uaeb dem Cbarakter der Sebriftzüge in das IV. oder V. Jb. n. Cbr. Durch dieselbe wird eine Schenkung des Samudraseuu, des Sohnes der Königin Mibiralakscbmi, au einen Brabmanen der Atharva - Sebulo

setzt.

beurkvindet. Die Geschichte der

Provinz Gudscherat von Forbes») ist durch Watson neu herausgegeben worden. Derselbe Watson*) aualysirt eine poetische Bearbeitung der Eroberung Pä^ns i. J. 470 II. (1077/78 u. Cbr.), welche von der in den persisebeu Gescbicbbsbüchern gegebenen (glaubwürdigeren) erheblich abweicht. Das Werk ist eine ganz moderne Produktion 1216 II. (1801 n. Chr.), aber mit historischer Grundlage. Die Sprache desselben ist aus Ilindustäni und Gudscharäti gemischt, mit vielen Hindi-, arabischen und persischen Wörtern. In einem kleineren Artikel wendet sich Watson*) gegen die Meinung, dafs die Tschudüsamäs von DschuuäEins der wenigen gadh die ganze Halbinsel Sauräschträ beherrscht hätten. historischen Gedichte in der Sanskritliteratur, auf welches schon Bühler in der Einleitung zum Vikramänkadevatscharita S. 2 aufmerksam gemacht hat, ist das Ilammira-Mabüküvja des Dschainas Najatschandrasüri.“) Dasselbe enthält die Geschichte des Hammira aus dem Hause Tschohän in GudscheWir erwähnen noch einen rat (XIII. Jh. n. Chr.) und seiner Vorfahren. Artikel über Saur.äschträ ») und eine Notiz über Inschriften in Katschh,'^) welche verhältuismäfsig modern und von rein localem Interesse’ sind. Als hochbedcutcud wird Fleets®) Inschriften werk gerühmt, von welchem leider nur wenige Exemplare gedruckt sein sollen. Von der 283. Inschrift dieses Werkes giebt Bühler *°) ein neues Facsimile nebst Transcription und Übersetzung. Es ist eine Jädava-Inschrift aus Patna von Govana III. 1154 n. Chr.), aus dem Geschlecht des Nikumbha, datirt ^aka 1075 (1153 sie beurkundet die Weihung eines (,'iva-Tempels. Auch in diesem Jahre hat T. J.

















1). [Encvclopaedia Britannica. ed. X, 112 16.] 1) He nry Yule, Gaur. Räjendralala Mitra, A tran»Iation of a copper*plate insoriptioii from Nirmand, [I*rooeed. As. Soc. Beng., Aug., S. 212 in Kiilu, with a note on the «ame. 15.] 8) Alexander Kinloch Furbeä, Raa Mala; ur Hindoo Annals of the provinco uf Guozerat in Western India. New ed. With an introd. by J. W. Watson and a mcnioir of the author by A. K. Nairnt*. London, Richards. 91. 2) C. SchleniDer Kaiser Decius (III. u. IV. Theil). Inauguraldiss., Halle. Vgl. unten S. 1*27.

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Rom

und

Italien

von M. Anrel

b. z.

Untergauj;e d. westrOmiaclien Reiches.

1,111

kurze Regierung des Decius als fruchtloser Kampf eines tüchtigen Mannes mit seiner Zeit einerseits und mit neuen äufseren Feinden. .Seine Regierung bezeichnet den 'Wendepunkt in der Geschichte Roms.‘ (Wietersh. II, 2ül.) In Bezug auf die Regierungsdauer des Philippus und des Decius gehen die Notizen der Schriftsteller weit auseinander. Bei dem ersteren schwanken die Angaben zwischen 7 und 5 Jahren, was mit Hülfe der Münzen so zu erklären ist, dafs die einen die wirkliche Dauer der Regierung (5 Jahre^ angeben, die anderen aber die officiellen Regierungsjahre zählen, die bei Philippus (und Decius) auf alexaudriuiscbeu Münzen (Eckhel, doctr. num. VII, 294) vom 29. August au gerechnet werden, wovon aber das erste nur wenige Monate, das letzte nur wenige Wochen oder gar nur Tage dauerte. Der Tod des Philippus mufs (nach den Münzen und den Datirungen der Gesetze) zwischen 1. Septhr. und 16. Oetbr. 249 fallen. Decius wird sich unmittelbar nach seinem Siege über Philippus bei Verona nach Rom begeben und die Regierung angetreten haben, etwa um die Mitte oder in der zweiten Hälfte des September. Bereits in einem Gesetze vom 16. Oetbr. 249 (Cod. Justin. X, 16, 3) tritt Decius als Augustus auf. Aus eiuem Seuatsheschlufs vom 27. Oetbr. 251 ergiebt sich, dafs er noch Anfang November 251 am Leben war. Da nun Gallus schon am 1. Jan. 252 Augustus war, so mufs der Tod des Decius zwischen Auf. Nov. 251 und 1. Jan. 252 fallen. Daraus folgt, dafs die Berechnung der Regieruugsdauer des Decius auf 1 Jahr 11 Monate 18 Tage (Mommsen, Chronogr. v. 354) zu kurz gegriffen ist. Schliefslich wird Clintons Berechnung auf 2 Jahre 2 Monate von dem Vf. als diejenige bezeichnet, welche den gröfsten Anspruch auf Richtigkeit habe. So oft auch die Persönlichkeit des Julianus Apostata und seine Regierungszeit in den letzten Jahrzehnten zum Gegenstand historischer Forschung und Darstellung ersehen ist, der Gegenstand selbst wird stets zu erneutem Studium anregen. So hat uns das verflossene Jahr eine recht fleifsige, ansprechende Arbeit über Julian von dem Engländer Rendall') gebracht. Das Werk beruht auf einem eingehenden Studium von Julians eigenen Schriften und berücksichtigt sorgfältig die über Julian erschienene Literatur. Das Charakteristische dieses Kaisers sein Be.strebeu, das Heideuthum wieder zu ausschliefslicher Herrschalt zu bringen, das Christeuthuni völlig zu vernichten hat nach des Vfs. Ansicht seinen Grund in den Eindrücken seiner Jugend unter den Blutthaten der Söhne Constantins, besonders des Coustantius, in der einseitigen Richtung seiner Jugendbildung, die zur Folge hatte, dafs er das Wesen des Christenthums durchaus verkannte. (S. 35 ff.) Seine Auffassung vom sittlichen Charakter Christi und der Apostel war mehr die der Schule Voltaires, als die des erleuchteten Skepticisrous von Straufs und Renan. Sein Verhältnis zum Heidenthuin und Christenthum wird von dem Vf. treffend durch den Satz charaktcrisirt, dafs er auf Seiten des Heidenthunis die Geheimlehre des Philosophen als den Glauben des Bauern voraussetzte, auf Seiten des Christenthums in den Fehlern des Einzelnen die Verurtheilung des Systems erblickte. Der Anhang enthält eine genealogische Tabelle des Constantinischen Geschlechts, eine chronologische Übersicht über die einzelnen Daten des Lebens Julians, ein Verzeichnis der Werke des Kaisers in den verschiedenen Ausgaben alter zeigt

sich

die







1)

Rendall, The emperor

Julian,

paganisni

and

christiauily.

Cambridge und

London.

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VII.

1,112

G. Bolle:

und neuer Zeit und eine Zusammenstellung der über Julian handelnden Literatur.

Über den Kaiser Gratian handelt in einer sehr umfangreichen AbhandRomuald G umpoltsberger.') Derselbe bezeichnet als seine Aufgabe: die Persönlichkeit des Kaisers und die allgemeinen Zustände seiner Zeit, besonders aber das Verhalten Gr.'s zu den kirchlichen Verhältnissen dos römischen Rei:;lies zu schildern. Er erzählt zunächst die Jugendzeit Gratians. Geboren den 28. April oder 23. Mai 359 zu Sirmium als Sohn Valentinians I. und dessen erster, später verstofsener Gemahlin Valeria Severa Marina, ward Gr. bereits am 24. Aug. 307 zu Amiens von seinem Vater als Mitkaiser angenommen. Die Aufgabe, ihn in den schönen Wissenschaften und Künsten zu bilden, erhielt der kenntnisreiche Dichter Decimus Magnus Ausonius, der, obgleich Christ, mit Symmachus Repräsentant der damaligen spätheidnischen Kultur war. Beim Tode Valentinians I. zu Bregetio (Uj-Szöny bei Komorn) befand sich Gratian in Trier. Die gallischen Legionen wollen den (heidnischen) Heerführer Sebastianus zum Kaiser ausrufeu. Da ist es der Franke Morobaudes, der die Gefahr dadurch abwendet, dafs er den Sebastianus mit diesen Legionen nach Gallien sendet unter der Vorspiegelung, dafs die gallischen Provinzen von den Germanen bedroht würden. Auch gelingt es dem Morobaudes und Equitius, die Truppen für den zweiten Sohn, den Valentinian II., zu stimmen, den Gr. auch als Mitkaiser anerkennt. Doch hat, wie Zosimus behauptet, eine Reichstheilung zwischen ihnen nie stattgefunden. Beim Beginn seiner Herrschaft war das weströmische Reich in schlimmer Lage die Bevölkerung litt schwor unter dem Druck der Steuern. Gr. erliefs daher alle rückständigen Steuern, ohne jedoch Stcuerreducirungen ciutreten zu lassen. (S. 1 bis 13.) Der Vf. geht nun über auf die Darstellung der kirchlichen Verhältnisse, wie sie Gr. bei seinem Regierungsantritte vorfand: während im Ostreiche unter Valens der Arianismus ein gewisses Übergewicht behauptete, waren die Bischöfe von Rom stets erklärte Gegner des Arianismus, der sich freilich bei der von Valentinian 1. gewährten Religionsfreiheit noch hier und da im Westreiche geltend machte. Es war daher ein schwerer Schlag für den Arianismus im Abcndlande, dafs im J. 374 nach dem Tode des arianischen Bischofs zu Mailand, Auxentius, ein Mann von entschieden antiarianischem Bekenntnis und zugleich von hervorragender Begabung zum Bischof gewählt ward, Ambrosius; er war bisher in hoher civilamtlicher Stellung gewesen, nur Katechumene, erhielt erst nach seiner Wahl die Taufe und siehen Tage darauf die Bischofsweihe. (S. 14 17.) Ambrosius ist es nun, der einen vorherrschenden Einflufs auf Gr. gewinnt. Zwischen beiden entwickelte sich ein reger geistiger Verkehr. Auf Gr.’s Begehren verfafstc Ambrosius die Schriften de fide und die Abhandlung über die Gottheit des lung

:



heiligen

Geistes.

gegenüber den

in

Durch Ambrosius wird Gr. für das Homousion und Afrika mächtig gewordenen Donatisten für diejenige

kirchliche Partei gewonnen,

welche die Trägerin der Einheitsidee war. In seinem ersten, zwar nicht erhaltenen, aber in einem späteren (Cod. Theod. XVI, 5,4), angedcuteten Gesetze ,zu Gunsten der Religion katholischer Heiligkeit’ wird den Anhängern des Nicänums das Prädicat ,katholisch‘ vindicirt, allen Ketzern die Kirchenvcrsammlungen verwehrt, die den Ketzern gehörenden 1)

Melk.

Kaiser Gratian (375—383

n. Clir.).

'29.

Bericht des k. k. Obcrgvinnasiiinia zu

Wien.

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Rom and

Italien

von M. Aurel

b. z.

Untergänge

d.

westrQmlschen Reiehes.

1^113

Kirchen den katholischen Gemeinden zugewiesen u. s. w. Der Vf. vermuthet den Ambrosius als geistigen Urheber dieses Gesetzes. (S. 25.) Im allgemeinen gewährt Gr. den Heiden mehr Freiheit als den Häretikern. In Italien war der Arianismus unter Gr. fast gänzlich gebrochen. Dagegen beweist der Kaiser politische Klugheit, als er nach Valens’ Tode 378 die Angelegenheiten des Orients ordnete, denn er begnügte sich damit, allen, mit Ausnahme der Eunomianer, Photinianer und Manichäer, zu gestatten, der Religion zu folgen, die sie erwählt hatten. Freilich schon im folgenden Jahre, wohl auf des Ambrosius Antrieb, wurden diese den Arianern gemachten Concessionen zurückgenommen, weshalb der arianisch gesinnte Philostorgius den Gr. mit Nero vergleicht. (S. 28.) ln die Jahre 377 379 fallen mehrere der Kirche günstige Anordnungen, so die ,lex de lustrali collatione', durch welche den handeltreibenden Geistlichen Steuerfreiheit gewährt wird, die freilich schon von Constantius zugestanden, jedoch von V alens und V’alentinian zurückgenommen war. (S. 29 Neben dem 30.) lliscbof Ambrosius ist als hervorragender und einflufsreicher Rathgeber des Kaisers der Frauke Merobaudes zu neunen, der die Reihe der germanischen Minister am weströmischen Hofe eröffnet. Der prätor. Präfect Maximus, der sich dtu'ch Grausamkeit verhafst gemacht hatte, wurde durch Merohaudes beseitigt (376). Auch die Hinrichtung des älteren Theodosius 376 zu Karthago ist der V'f. (S. 35) geneigt, dem Einflüsse des Merobaudes zuzuschreiben. Als die Gothen im Osten sich erhoben, schickte Gr. den Richomer, Trajanus und Profuturus zu Hilfe, während er selbst durch drohende Bewegungen der Alamannen im Westen zurückgehalten wird. Im Winter 377 besiegt er die lentischen Alamannen bei Argentaria und nimmt iufolge davon den Titel Alamaunicus au; er eilt daun nach Sirmium und bricht von hier auf, um dem V’alens Hilfe zu bringen, doch dieser ,neidisch auf den im neuen Siegesglanze prangenden Neffen’ wollte nicht auf ihn warten, so kam es zu der unglücklichen Schlacht bol Iladrianopel 378. (S. 36 Gr. war nun Alleinherrscher in beiden Reichen, da Valen37.) tiniau II. nur dem Namen nach Mitkaiser war, doch sah er wohl ein, dafs er der Last der Regierung nicht gewachsen war, und so erwählte er den jüngeren Theodosius, der sich nach der Hinrichtung seines Vaters in seine Heimat (Gallicien in Spanien) zurückgezogen hatte, aber im Jahre 378 auf den Ruf des Kaisers gegen die Thracien verheerenden Gothen gezogen war, am 19. Jan. 379 zum Mitregenten und übergab ihm die kaiserliche Regierung über den Orient (S. 38 41). Die Theilung in Illyricum occidentale und orientale ist nach Ansicht des V’f. nicht dem Theodosius vor seinem Tode, sondern dem Gr., als er ihn zum Kaiser erhob, zuzuschreiben (S. 42). Der Vf. wendet sich wieder zur Betrachtung der kirchlichen V’erhältnisse. Auf der von Gr. berufenen Synode zu Aquileja 381 wurde der Streit zwischen dem Papst Damasus und seinem Gegner Ursicinus (Ursinus bei Amm. Marc. XXVII, 3) zu Gunsten des ersteren entschieden. (S. 46 ff.) Das zweite ökumenische Coucil zu Constantinopel 381, nicht von Damasus, sondern auf Antrieb des Theodosius durch Gregor von Nazianz undNectarius (dessen Nachfolger) berufen, entscheidet sich gegen Maximus als Bischof von Constantinopel für Gregor v. Naz., der freilich bald einer wachsenden Opposition weicht. Im III. Kanon der Concilbcschlüsse wird Constantinopel der zweite Rang nach Rom in der Hierarchie eiugeräumt eine folgenreiche Bestimmung, da hierdurch der Ausprueh des Bischofs von Alexandria auf die erste Stelle in der morgenländischen Kirche für immer beseitigt war.













UisiorUclie Jahre^beriebt«*.

UtTO.

I.

^

Digiii^.ou

uy

vjOOgle

VU. Bo1*b;

1,114



52 54.) Dieses Concil gab dem Arianismus im Orient den Todesstofs, erhob den Nicänismus zur ausscbliefslichen Geltung. (S. 57.) Bei Besprechung einer in Rom 382 unter Damasus abgehalteneu Synode, bei der Ambrosius, Hieronymus und Epiphanius in hervorragender Weise betheiligt sind, geht der Vf. näher ein auf des Hieronymus Bedeutung für die Kirche, namentlich axif die Bemüliungen dc.sselben um das Emporkommeu des Möuchthums im Abendlaude, ferner auf die Thätigkeit des Martinus von Tours in derselben Richtung; des letzteren Einflufs fällt freilich erst in die Zeit des Usurpators Maximus, unter dem besonders auf seinen Betrieb Priscillianus, dos Haupt der von Gr. schonend behandelten Sccte der Priscillianisten Auf den zu Trier 385 hingerichtet wurde. (S. 59 66.) Eiuflufs des Ambrosius werden noch folgende gegen das Heidenthum gerichtete Mafsregeln des Gr. zurückgeftthrt der Kaiser legte die einige Jahre von ihm bekleidete Würde eines Pontifex Maximus nieder, liefs den Altar der Victoria aus der römischen Kurie schaifcu; alle Grundstücke, welche den heidnischen Tempeln geweiht waren, wurden für den Staat eingezogen; den Priestern und Vestalinnen wurden alle Rechte und Freiheiten entzogen; den Abtrünnigen wurde das römische BürgeiTecht aberkannt. Die fames publica, die im Jahre 383 eintrat, bezeichnet Symmochus als die Rache der Götter für diese Acte der Gewalt. (S. 67 69.) Gr. fiel als Schlachtopfer einer Empörung, doch schon zuvor hatte er die Achtung und Bewunderung der römischen Welt verloren. Der Vf. stimmt Gibbon (hist, of the decl. etc. V, p. 2 tf.) bei, der die Ursachen der Vereitelung der allgemeinen Erwartungen im Charakter Gr.’s selbst sucht. ,Die wissenschaftliche und religiöse Bildung, die sein lenkbarer Geist sich aneignete, konnte dennoch nicht seinem schwachen Charakter den rauthigen, unabhängigen Thatentrieb einflöfsen, welcher die nothwendige Eigenschaft eines Helden sein mufs.‘ Besonders verhafst machte er sich durch seine (S. 69 70.) Leidenschaft für die Vergnügungen der Jagd, die ihn verleitete, Alanen, bekanntlich sehr geschickt im Jagen, unter seine Kriegsvölker und in seinen Palastdienst zu nehmen, sich .sogar in alanischer Tracht und Kriegsrüstung öffentlich zu zeigen. Die Soldaten und Provincialen in Britannien riefen den Magnus Clemens Maximus zum Imperator aus, dem bei seinem Zuge nach Gallien sofort der nördliche Theil dieser Provinz zufiel. Auf Seite des Maximus stand der erfahrene Audragathius, auf Seite Gr.’s, der Mitte Sommers 383 nach (iallien geeilt war, Merobaudes und Vallio. Als, vermuthlich infolge geheimer Einflüsse des Maximus auch im Lager Gr.’s die Empörung ausbrach, floh Gr. mit 300 Reitern nach Lyon. Hier ward er von dem nacheilenden Andragathius eiugeholt und ermordet (d. 25. Aug. 383). Der Vf. hat für seine Darstellung vorzugsweise die kirchlichen Schriftsteller des IV. und V. Jhs. benutzt in der Auffassung der historischen Verhältnisse schliefst er sich grofsentheils an H. Richter (das weströmische Reich unter den Kaisern Gratian, Valentinian II. und Maximus) (S.



,

:







;

Dagegen sind Inschriften und Münzen nicht berücksichtigt. Zwei Punkto in der Überlieferung über den gildonischen Krieg (397 398) werden von Edm. Voigt') kritisch untersucht; 1. die Stärke an.



der gegen den afrikanischen Rebellen Gildo ausgesandten Expeditionsarmec

1) Kritische Bemerkungen zur Geschichte in der Festschrift zur Begrüfsung der

Voigt utid

Schulmänner zu Trier.

des

gildonischen Krieges

XXXIV. Versammlung

Bonn.

8. 69

von

Edm.

deut.sehcr Philologen

ff.

Dlyiiizcu uy

Rom

and

Italien

Ton M. Aurel

b. z.

Untergange

d.

weströmischen Reiches,

1,115

das Ende Mascezels, des siegreichen Befehlshabers dieser Ärmee. Was den ersten Punkt betrifft, so giebt Claudiau zwar in dem Gedichte de hello Gildonico eine pomphafte Schilderung von der gewaltigen Kriegsrüstung, dagegen stellt er in dem Gedicht de cousulatu Stilichonis 1. I. die nufgewundten Kricgsinittcl als höchst geringfügig dar. Mit dieser letzteren Darstellung stimmt Orosius Qhereiu, nach dessen Erzählung 5000 Mann des Mascezel über die 70000 Mann des Oildo siegten, während Zosimos von starker Truppenmacht und hinreichender Flotte spricht. Der Vf. weist nun nach, dafs weder Claudiau mit seiner Darstellung in der Schrift de consulatu Stil, noch Orosius mit seinen Angaben Glauben verdienen, dafs viel7uehr des Zosimos Bericht noch am wahrscheiulichsteu sei. Auch die politische und militärische Sachlage führe zu der Annahme, dafs jedenfalls eine nicht geringe Streitmacht gegen Gildo zur Verwenduug kam, nach des

und

2.

Yfs. ungefährer Berechnung 1 5 000 Mann. Über das Ende Mascezels berichtet Zosimos, dafs M. auf des Stilicho Veranlassung von seinen Trabanten in den Flufs gestofsen, in welchem er, unter dem Gelächter des Stil, vom Strome fortgerissen, ertrunken sei. Aber hier gerade ist das Schweigen des Orosius, des entschiedenen Gegners des Stil., auffällig; er hätte ein solches Verbrechen Stil.’s, wäre es begründet, nicht unerwähnt gelassen, während des Zos. Darstellung sich aus seiner den weströmischen Verhältnissen gegenüber deutlich hervortreteuden vorurtheilsvollen Befangenheit und aus seiner Neigung erklärt, ,iu den historischen Erscheinungen am liebsten Banditenmotive zu erspähen und mit einem ge-

wissen novellistischen Reize auszumaleu.*

Die wichtigste Quelle für die zweite Hälfte des IV. Jhs. ist Aiumiauus Marccllinus. Wir verweisen daher auf die Dissertation von E. Schneider'), die aufsor beachtenswerthen Emendationeu des Textes den Nachweis bringt, dafs

Amm., wie

er den Valerius

Maximus und

Gellius, so

auch den Herodiau

benutzt hat. Völlig werthlos für die geschichtliche Kenntnis luus behandelnde kleine Schrift von F. W. Rüstow.*)

ist

die

den Cäsaris-



Das historische Ma-

mit dem der Vf. das Wesen des Cäsarismus aufweisen will, beschränkt sich auf die Daten, die jeder elementare geschichtliche Leitfaden enthält. Das Ganze ist eine politische Tendenzschrift voll banaler Phrasen. Dagegen verdient die auf sorgfältigen Studien beruhende, recht interessante Schrift E. Iludemanns’) über das römische Postwesen, die bereits 1878 in zweiter, vermehrter Auflage erschien, nachträglich in unserm Bericht hervorgehobeu zu werden. Diese zweite Auflage enthält eine Reihe von Nachträgen und Verbesserungen. Unter ihnen ist hervorzuheben die Besprechung der vor einigen Jahren in Ostia aufgefuudcncn Inschrift (abgedruckt in dom Bullettino dell’Inst. archeol. 1875 p. 5 und besprochen von Uenzen daselbst p. 10 ff.), welche von den Posteiurichtungen zur Verbindung Roms mit den überseeischen Provinzen auf dem Seewege Kunde giebt und somit die Darstellung Ferner theilt der Vf. in einem des Vf. über diesen Gegenstand ergänzt.

terial,



Dias, inaug. Berl. 2) F. W. 1) E. .Schneider, Quacsiiones Animianeae. Hfistow, Der Cäsarismus. Sein Wesen und sein .Schaffen, mifgewieson an einer kurzen Geschichte der römischen Cä.saren von Augustus his auf die Theilung des Weltreiches. Zürich. 3) E. Hudemann, Geschichte des römischen Postwesens während der Kaiserzeit. Zweite durch Nachträge, eine Inhaltsangabe, ein Register und eine Strafsen. karte des römischen Reiches vermehrte Anfluge. Berlin 1878. 8»



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VII.

1,110

Bulle:

Nachtrage das Wesentliche aus einer Abhandlung von Eisold im Postarchiv 1877 mit, in der über die römischen Wagen und deren Bespannung gehandelt wird.

Ein gleiches Interesse beansprucht ein populärer, in anmuthiger Sprache verfafster Aufsatz von E. Friedländer über das Städtoweseu in Italien in der Kaiserzeit. Es wird darin ein anschauliches Bild der altitalischeu Städte zumeist nach dem durch die Wiedereutdeekung der verschütteten Städte Pompeji und llerculanum gebotenen Material entworfen. Zunächst schildert der Vf. die äufsere Ansicht derselben, der Strafseu, der Häuser, wie das Verkehrslebou er erörtert dann die städtische Verfassung, die in den Grundzügen aus der republikanischen Zeit in die monarchische übergegangen, doch im Laufe des II. Jhs. infolge der Zerrüttung der Finanzen in Verfall geratheu sei und daher die Einmischung der Staatsgewalt uöthig gemacht habe; er cbarukterisirt ferner die einzelnen Elemente der städtischen Bevölkerung, bespricht die zum grofsen Theil freiwilligen Leistungen der Bürger zur Bestreitung der erforderlichen Ausgaben, namentlich zur Verschönerung der Stadt, zur Versorgung derselben mit Wasser zum Trinken und Baden, zur Errichtung von wohlthätigcu Stiftungen und Uuterrichtsanstulteu, ferner die öffentlichen Vergnügungen und Festlichkeiten, besonders die Schauspiele, endlich die vielfachen Beziehungen der Städte Italiens zu Rom und das Leben der Kleinstädter in der Literatur. In Bezug auf die Namen der beiden Gordiane weist Sallet*) durch Restituirung des fehlenden Theils einer Inschrift aus Bordeaux nach, dafs die beiden aufser den Namen Romanus resp. Africanus auch von ihrer Abkunft den Namen Sempronius führten. Uber die Gens Domitia (in der Kaiserzeitj theilt Geffroy’j eine .Vrbeit von Descemet aus den Inschriften des Monte Testaccio mit. Die Gens Dom. stammte aus Gallien und batte durch Adoption als Ahnherrn den Consul Domitius Afer. Ohne Verwandtschaft mit den Dom. Calvini und Ahenobarbi bestieg sie schliefslich doch den Thron. Jener Consul, ein berüchtigter Delator (Tac., Quiutil., Plinius miuor) adoptirte zwei Söhne seiner Opfer. Die Erbin derselben heiratete den M. .\nnius Verus und wurde Mutter von 1) L. Cejonius Commodus Verus, adoptirt von Hadrian (dessen Sohn L. Verus, adoptirt von M. Aurclius ), 2) von Faustina und 3) Marcus Aurelius. über Inschriften von Tbala und Haidrah im Tunesischen äufsern sich Heron de Villefosse^j und de Rossi.*) Die Inschriften tragen christlichen Charakter, erwähnen jedoch der flamincs perpetui. Zur Erklärung dieses heidnischen Titels schlägt II. d. V. zwei Hypothesen vor, nämlich entweder denselben als eine vom Ileidcnthum auf die Priester der christlichen Religion übertragene Bezeichnung anzusehen oder diesen Worten den Werth einer Ehrenbencunung beizulegen als einen in gewissen Familien erblichen Titel. .\ueh de R. fafst den Ausdruck bei Christen als Ehrentitel, ln einem gewissen Zusammenhänge mit diesem Gegenstände steht die Arbeit von E. Desjardins®) über die V'erehrung der Divi, Roms und der Kaiscr;



Kaisern von l’ruf. Dr. Friedländer ff. 2) Sallet, Die Namen der 1. 2. 8) .\cad. des Inser,, d. 20. Sepde Thala et de Haidrah en Tunisie. Rev. 5) Bullet, di Arcbeologia cliristiana 1878 (Kev. d. Questions hist. CJ l.e enite des Divi et le culte de Korne et d'Auguste, Rev. de

1 ) tstädlewcscii in

in

Königsberg.

Italien unU-r ilen römisclien

Deiitselio

beiden Gordiane. tember 1S78.



Areh.

1878.

XXV,

(id!) f).

— —

l’hilol.

(1870)

III,

Kimdschau.

Zeitschrift

4 ) Sur

les

f.

XIX, 202

Numism.

VII,





inscriplions

83-63.

Digitizec

,

,

jvjglt

Rom

und

Italien

von M. Aurel

h. i.

Untergange

d.

weströmischen Reiches.

1^117

macht. Der Cultus der Divi und Divae, d. i. der unter diesen Namen göttlich verehrten Kaiser und der zur kaiserlichen Familie gehörigen Personen, hatte seinen Sitz in Rom; sie wurden in ihrer Gesammtheit von dem Collegium der Sodales Augustales und jeder von ihnen besonders durch flnmines, flamen Divi Augusti, Divi Claudii etc. verelirt. Dieser letztere Cultus, ziemlich verbreitet in den Städten Italiens und der GalliaNarboucnsis, war es viel weniger in den anderen Provinzen und fand sich in Afrika nur sehr selten. Die Verehrung Roms und der Kaisermacht (als solcher, nicht eines bestimmten einzelnen Kaisers) geht zurück his auf das J. 29 und wurde von Augnstus zu Gunsten Roms und Cäsars eingeführt; sie erhielt sich während der drei ersten Jahrh. der Kaiserzeit als provinzialer und luunicipaler Cultus; der erstere mit einem concilium der legati aus jeder Stadt der Provinz, die unter sich einen flamen oder einen sacerdos also

Komae

et Augusti provinciae wählten; der municipale mit einem flamen Augusti, der vom ordo decurionum erwählt ward und am häufigsten, besonders in Afrika, als perpetuus bezeichnet ist. Im IV. Jahrh. erhielten sich die sacerdotes und flnmines der Provinz und der Städte auch nach Einführung des Christenthums und zwar die ersteren unter dem Namen

der saoerdotales, die anderen unter dem der flnmines perpetui. Die zerrütteten Verhältnisse der ackerbauenden Provinzialbevölkerung der späteren Kaiserzeit schildert J. Jung.') Das Zunehmen der Latifundien und die wachsende Bedrängnis der kleinen Grundbesitzer waren Ursache der Aufstände, die im III. Jh. in Gallien, im IV. Jh.in Afrika entstanden, zwar niedergeschlagen wurden, aber immer wieder von neuem auflebten. In Bezug auf den römischen Einflufs auf Grofsbritannien sucht Coote*J nachzuweisen, dafs derselbe viel tiefer war, als man bis jetzt annahm, und dafs man seine Spuren bis zum Ende der angelsächsischen Periode verfolgen kann. Zum Schlüsse unseres Berichts sei noch besonders darauf hingewiesen, dafs das lehr- und gedankenreiche Werk Lcckys*), die Sittengeschichte Europas von Augustus bis auf Karl den Grofsen, in zweiter mit Zusätzen vermehrter Auflage erschienen ist. in

1 ) Zur WürdigunR der Historisrhe Zeitschrift VI, 43 1878. (Rev. Archeol. 1879.

agrarischen

— 76. —

XXXVII,

2)

Verhältnisse

in

der

römischen

Kaiserzeit.

Coole, The Ruman.s of Britain. London ») W. E. H. Leckv. Sittengeschichte

318.)



auf Karl den Grofsen. Zweite rechtmäfsige Auflage, mit den Zusätzen der dritten englischen vermehrt und diirchgesehen von Ferd. I.oewe. Leipzig

Knropas von Augustus

bis

und Heidelberg.

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VIII.

1,118

E.

Meyer:

VIII.

E, Meyer.

Kirchengeschiclite. Je gröfser das Interesse und die Bedeutung ist, die sich in der Geschichte an das Auftreten des (’hristenthums knüpft, desto weniger können wir an dieser Stelle die Forschungen übergehen, welche die historische Erscheinung und Person Christi betreffen. Hier ist zunächst für die Frage nach den Quellen der evangelischen Geschichte die Erklärung des Papiasfraginents hei Eus. K. G. 111,39,14 f. wichtig. Weiffenbachs*) .\nsicht früher schon von Schleiermacher aufgcstellt ,dafs Papias Aufzeichnungen des Matthäus und Marcus bezeuge, die von unseren Evangelien verschieden wären, weist H i 1 g e u fe 1 d*) aufs neue zurück. Seine schon ini Lit. Centralbl. 1875 No. 5 und 1876 No. 22 in Kritiken niedergelegte Ansicht über das Papiasfragment bei Eus. K. G. III, 39, 3.4 hat H. Lüdemann^) zusammengefafst und begründet. Den echten Schlufs des Marcusev. sucht auf Grund des Matthäus Wittichen^J zu reconstruiren. Eine eigene Darstellung hat das Leben Jesu nicht erfahren, doch liegt von dem gegen Renan gerichteten und den Standpunkt der katholischen Kirche innehaltenden Buche des französischen Akademikers H. Wal Ion**) die 3. Auflage vor: ein nur geringer Erfolg den 16 resp. 21 gegenüber, die Renans Werk in der gröfsereu und in der Volksausgabe erfahren hat. Die scharfsinnigen chronologischen Untersuchungen des verstorbenen Ljungberg^l sind der gelehrten Welt durch eine französische Übersetzung zugänglicher gemacht worden. Nach ihm bedienten sich die Juden zu Christi Zeit des syrisch -macedonischen Mondjahres und des 19jährigen seleucidischen Cyclus. Indem L. der Erzählung des Matthäus folgt und mit Ideler die Sternerscheinung für die 2. und 3. Conjunction des Jupiter und Saturn hält, findet er als Geburtszeit die Nacht zum 30. Sept. d. J. 7. Die Berechnung der Zeit, zu welcher die Priesterklasse des Zacharias ihren Tempeldienst begonnen haben kann (nach Talm. Th. 28, 1), und die aus Luc. 1 zu entnehmenden Zeitverhältnisse stimmen damit genau. Verdient diese Berechnung volle Beachtung, so ist die Ansetzung des Todesjahres Christi auf den 30. März 31 unsicherer, indem L. die Feier des Passahmahles auf den 13., nicht 14. Nisan ansetzen will, da man den Anfangspunkt des jüdischen Tages falsch angenommen habe.











1 ) Es mag bemerkt sein, dafs einzelne Schriften des Jahres 1879 schon im Jahrgang I besprochen sind. 2) D. Fapiasfrgmt. über Marc. u. Matth. Berlin, Schlciermachcr 1878. XII, 153 S. VV. Grimm, Jen. Lit.-Z. 1878 S. 713 stimmt W. bei. Pap. üb. Mc. u. Matth. Zschr. f. wiss. Theol. 3) XXII, 1 18. 4 ) Jbb. f. prot. Theol. V, 305 — 84. 5) Zur Marcusfrage, ibid. S. 185 ff. 6) La vie de Jesus et son nouvel historien. Paris, Hachette. 7) Chronologie de la vie de J. Deux idudes. Paris, Vieweg. XU, 94 S. frsprünglich erschienen 1871 im Mürz, und Juliheft der

















Zschr. ,Framtiden‘ (Zukunft).

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Kirchengeschichtf.

Wie mau

1,119

sich das Gi'ab Christi vorzustelleu habe, ist vou

1’.

Cyprien')

Der Vf., jetzt Dominicanercommissar des h. Landes in Venedig, hat bei längerem Aufenthalt in Jerusalem die alten jüdischen Gräber eingehend studirt. Die Gräber der Reicheren und wahrscheinlich gehörte

(iargelegt.





das Christi zu diesen bestanden aus einer oder mehreren in den Fels gehöhlten Grabkammeru, die nach jeder Richtung hin rechtwinklig angelegt waren, aber eine gewölbte Decke liatteu. Man gelaugte in sie hinein durch eine kreis- oder halbkreisförmige Öffnung, die so niedrig war, dafs man auf Knien und Händen kriechen mufste (vgl. Luc. 24,12; Joh. 20,5. 11). Geschlossen wurde sie durch einen schweren kreisförmigen Stein (also von der Form eines Mühlsteins), der in einer Rinne von genügender Tiefe vorgerollt wurde und genau in eine Fuge pafste, für die mau ein Stück des Felsens vorspringen liefs. Auf der andern Seite wurde der Stein dadurch festgelegt, dafs die Rinne mit Steinen ausgelegt wurde. Die Grabkainmern enthielten au der Seite theils niedrige, aus dem Felsen gehauene Rauke, auf welche die wohlverwahrte Leiche gelegt wurde, theils ,loculi‘ (oft 12 11 und in Etagen übereinander), die in der Längsrichtung in den Fels hineingingeu, so dafs der Todte mit den Füfsen zuerst hineingeschoben wurde. Das Grab Christi hatte nach der bei Euseb., Hieronymus und Antonius von Piacenza erhaltenen Tradition zwei Kammern und oft'enbar Ränke, keine loculi (Joh. 20, 12); ob eine oder mehrere, ob mit oder ohne Arcosolien, mufs dabiu gestellt bleiben. Die vordere Kammer halten einige nur für ein Vestibulum: in der hinteren wird noch beut die Rank gezeigt, auf ersctzung, die von dem Bruder Pius’ I. sei, für das Original ansah. Übrigens sei Hermas Bischof von Cumae gewesen und dort auch das Werk verfafst. Für die Frage der Authentie der 7 ignatiauischon Briefe ist die Lehre derselben von dem Episcopat von Wichtigkeit: bei ihnen begegnet der Episcopat nicht sowohl zuerst, da ihn vielmehr schon Clemens kenne, sondern die strenge Sonderung des einen Episcopus von der Mehrheit der Presbyter. Seinen göttlich-apostolischen Ursprung setzen sie bestimmt voraus, ohne einen ausführlichen Beweis zu versuchen. Von dem Bischof in seinem Verhältnisse zur Kirche hat Ign. schon die Ansicht Cyprians, die Bischöfe, an ihrer Spitze der von Rom, bildeten das sichtbare Fundament der Kirche. Das unvermittelte Ilervortreten dieser Ansicht sei ein Beweis für die Echtheit der Briefe.*) Die Textoskritik der längeren Rocension dieser Briefe betrifft Funks®) Nachweis, dafs Zahns Cod. n (Nypruccianus), welcher Gesners Zürcher Ausgabe von 1559 zu Grunde liegen sollte, schwerlich etwas anderes ist als eine Abschrift des sehr werthvollen Cod. Augustanus. Der Text der Ed. princeps des lateiuischen Ignatius (ed. Faber, 1498), die auf einem verlorenen Codex beruht, hat keinen besonderen Werth.^) Den 2. Brief des Petrus hat als authentisch dem allgemeinen Zweifel gegenüber S. J. H u u d hausen®) in Schutz genommen: wenn Origenes .seine Anerkennung für die alexandrinische Kirche und Firmitiau von Caesarea sie für die kleiuasiatischen bezeugten, so sei das argumentum ex silentio der beiden ersten Jahrhunderte nicht beweisend. Drei Jahre nach dem 1. Brief geschrieben und anderen Inhalts, dürfe der Brief nicht wegen seines Stils und des Sachlichen verdächtigt werden. Ein wichtiger, wenn auch noch nicht genügend aufgeklärter Punkt der alten Kirchengcschichte ist die Entstehung des neutestamcntlichen Kanons. Von Bedeutung ist hier das sog. Muratorische Fragment. Nach Harnack, der es nach dem Facsimile vonTregelles und Reifferscheidts Collatiou neu hat abdrucken lassen,®) stammt cs noch aus der Zeit des Irenaus, etwa zwischen 170 92, und ist nicht Übersetzung eines griechischen Originals, sondern ursprünglich lateinisch abgefafst. Die Grundsätze, nach denen der unbekannte Autor die Zugehörigkeit einer Schrift zur kirchlichen Sammlung bestimmt, hat H. in 24 Thesen zusammengestellt. Es müssen Schriften von Aposteln im weiteren Sinne, an die Gesammtheit der Kirche gerichtet und für sic von Bedeutung sein; letztere beurtheilt die Kirche, die auch neue Schriften aufuehmen darf. Nicht alle Schriften der Apostel haben Anspruch auf Aufnahme, ebenso wenig wie die der kirchlichen Propheten; ein Werthunterschied zwischen den aufgenommenen Schriften wird nicht gemacht.’) Bald nach dem Abschlufs der Periode der Apostel und ihrer Schüler tritt Justin als Vorkämpfer des Christenthums hervor. Die Schriften, die unter seinem Namen gehen, aber wegen der Verschiedenheit des Stiles ihm iliis

des apostolischen Ilermas









1 ) Der Hirt des Hermas, 2 ) A. Brüll, Der Kpiscopat in d.

eine histor.-krit. Untersueh. Hassan. 31 S. ignat. Briefen. Theo). Quart.-Schr. 61, 248 57. drei ersten Pseudo-ignat. Ausgaben. Theol. Quart.-Schr. 61, 610 28. 4) Über die Echtheit des Martyriums Polykarps s. Jahresber. I, 97. ö) Die beiden Pontiäcalschreiben des Apostelfiirsten Petrus. II. Mainz, Kirchheim 1878. 432 S. (Bd. I ersch,

8 ) Die 1873).





6) Zschr,

f.

Kirchengesch.

HI, 595

— 99, —



7) Ibidem S. 358





— 408.

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VIII.

1,122

K.

Meyer:

wohl abzusprechen sind (Orat. ad Gent., Cohort. ad. Gent., de uiouarcb., ep. ad Diogu., de resurr.), sowie die Fragmente von Justins verlorenem Werke und die Acta raartyrii Justini et sociorum liegen in J. C. Th. v. Ottos') 3. AusMau hat Justin bisher als entschiedenen Anhänger des Judeugabe vor. christenthums angesehen: dem gegenüber will M. v. Engelhardt*) in Dorpat Gegen in ihm eine uoch durchaus heidnische Anschauungsweise finden. diese .\uffassung thut Ililgenfcld*) Einspruch, ohne sich indes entschieden Eine andersartige Quelle für die für- die ältere Meinung auszusprecheu. Geschichte der christlichen Kirche ira II. Jh. würde das Rescript Hadrians an Minicius Fundauus sein, wenn es echt wäre. Zuletzt hat Keim'*) es als apokryph darzulegen versucht; doch hält Funk Keims Gründe nicht für unwiderleglich. Das Rescript sei falsch gedeutet worden nicht Anklagen der Christen überhaupt würden darin verboten, sondern nur Anklagen auf ßoui). Auch Renan®) hält das Grund der Volksforderung Rescript für echt. Zu den ersten Apologeten des Christenthums gehörte unter Hadrian der Philosoph Aristides in Athen, der an Hadrian selbst eine uns verlorene Apologie richtete. Von dieser wolleu jedoch die Mcchitharisteu in V'enedig ein Bruchstück einer aus dem V. Jh. stammenden armenischen Übersetzung in einem Cod. des X. Jhs. gefunden haben, sowie eiu Sie sind schwerlich zweites aus einer Homilie über den guten Schächer.®) echt,*) doch tritt Haruack*) für die Echtheit des 1. Stücks ein. Eine Darstellung vou sehr conservativem Standpunkte aus hatte die Thiersch®) apostolische Zeit (zuerst 1852) von H. W. J. gefunden. Sie liegt in 3. Auflage der Tendenz nach unverändert vor, ohne dafs die neueste Literatur herheigezogeu wäre. Die Ansicht der Tübinger Schule, dafs die erste Entwickelung der Kirche keineswegs friedlich, sondern in dem schroffen Gegensatz zwischen dem ebionitischen Judenchristenthum des Petrus und dem geistesfreieu hellonislrenden des Paulus stattgefunden habe, den ein Theil unserer ueutestamentlichen Schriften zu vermitteln gesucht Gleich anfangs seien in Jerusahätte, sucht Schenkel'®) zu modificiren. lem zwei Richtungen vertreten die pharisäisch-strenge unter Jacohus dem Gerechten, dem Bruder Christi, die Paulus verdächtigte, und eine am Gesetz fcsthalteude unter Petrus, die Paulus’ Thätigkeit auerkannt und sich freundlich zu ihm gestellt habe. Daher erscheine Petrus auf dem Apostelconvent in seiner keineswegs pauliuisch gefärbten Rede nicht als priucipieller Gegner des Paulus er Lahe wohl zu der bei dem Gemeindebeschlusse über die vier Verbote von der Jacohuspartei überstimmten Minorität gehört. Auch in Antiochia habe er nur aus Charakterschwäche, nicht aus principiellem Gegensatz seine Gemeinschaft mit den Heideuchristen aufgegehen. Erstarrte die strenge Richtung später zu dem Ehionismus, so verschmolz in Rom die petriuische, später durch die Apokalypse und den Jacohusbrief charaktcrisirt, bald genug mit der pauliniseben zu der katholischen Kirche d. h. einem Union.s-





;







:

:

1) C«rp. ApnloKetarum Christ, saee. II. vol. Equ. de Otto. Jena, Fischer. LXX, 324 S. 3) Die neuurthodoxe Darstellung' Just. d. Märt. 4!I3 Ö16. 4 ) Siche Juhreshor. 1,98 und 9C.



Werke



S. 32*.



(I)

III (Justini opp. T. II)

em in der Kaiserzeit nach Insehr. dargest. Vgl. «dien S. 62. V'gl. Schürer selbst in der Theol. L.-Z. S. 542—46. Janvier, Leben d. h. Petrus, Aposteifursten u. ersten Papstes, vEiusiedeln, Benziger) und Martin, St. Pierre et St. Paul dans legi, armenieune (63 S., sep. aus der Rev. des Sciences eccles.) sind mir nicht zugänglich gewesen.

1) apütres.

Bailliere.



XV, 636 — 44.







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Vin. E. Mcrer:

1,124

fundeueu Gräbern, wcdche nach dem Liber pontif. Papstpräber sein müfsteu, machen die Deutung auf S. Linus hinfällig; SLINVS ist wohl als Knde eines Namens anzusehen. *) Der Vf. des 1. Clemens-Briefes ist von vielen, auch kritischen .Schriftstellern auf Grund der Pseudoclementinen und der Gleichzeitigkeit für den unter Domitian nach Cass. Dio 67,14 wegen (li^ton^g hingerichteten Cousul T. Flavius Clemens gehalten, den Eusebius II. E. III, 1 8, 4 als Oheim der Märtyrerin Domitilla erwähnt, ohne ihn als Christ oder Märtyrer zu bezeichnen. Aus letzterem Umstande hatte man geschlossen, Eusebius, der Dio benutzt habe, habe ihn als Märtyrer nicht anerkannt. Funk*) hält das Schweigen des Eusebius von seiner Bischofswürde für entscheidend; mit Hinsicht auf die bestimmte, nur vom Christenthum zu verstehende Angabe Dios, der Suet. Dom. c. 15 keineswegs widerspreche, sei anzunehmen, dafs Eusob. von dem Christenthume des Flavius nichts erfahren: denn die Benutzung Dios durch Euseb. sei nicht nachweisbar. Den Ansprüchen, welche die römische Kirche auf den Primat Petri baut, tritt Friedrich’) mit dem Nachweise entgegen, dafs nach der Stiftung der jerusalemischeu Gemeinde Jacobus, der Bruder Christi an die Spitze der Gemeinde gestellt und als Leiter derselben zugleich das Haupt der sich weiter ausbreitonden Kirche gewesen sei. Diese Stellung an der Spitze der ganzen Kirche hätten die Bischöfe von Jerusalem bis zur Zerstörung Jerusalems*) 135 bewahrt; da habe das inzwischen bedeutend gewordene Rom nach dem Primat gestrebt und zu diesem Zweck in den Pseudoclementinen die Simonssage in seinem Sinne bearbeitet doch sei in ihnen der Vorrang Jerusalems und die Steilung des Jacobus voll anerkannt. Habe Rom dadurch die Anerkennung einer apostolischen Kirche erreicht, so doch noch keineswegs das Primat; vielmehr hätten sich die petrinischen Patriarchate ausgebildet, deren Besitzstand, wenn auch nicht auf Grund ihres petrinischen Ursprungs, das Concil von Nicaea bestätigte, während Jerusalems Tradition ihm nur eine Ehrenstellung einbrachte. Später wurden die petrinischen Stöhle classificirt, und da Rang und Gröfse der Stadt entscheiden, wird Rom der erste, Alexandria der zweite, Antiochia der dritte. Mit Hülfe der wiederauftaucheudeii pseudoclementinischen IJteratur begründet Rom nun auch seinen von Petrus herrührenden Primat. Im VI. B. seiner Geschichte des Ursprungs der christlichen Kirche hat Renan’) die Zeit des Hadrian und des Autoninus Pius dargestcllt. Die protestantische Kritik kann sich keinen besseren Anwalt als ihn in Frankreich wünschen. Er berücksichtigt auch dio Geschichte des Judonthums in dieser Zeit, z. B. wird anläfslich der Darstellung vou llar-Cochbas Aufstand der Nachweis geführt, dafs Jerusalem weder belagert noch zerstört sei. So hübsch sich die einzelnen, oft geistvollen Bilder, die R. entrollt, lesen, so wird man in Deutschland doch nur wenig Neues aus ihnen lernen; auch für einen Historiker können wir R. im Grunde nicht halten: seine gesammte Darstellung zusammenzufassen,' hat er nicht das Bedürfnis gefühlt. Übrigens stellt er ein VII. Buch in Aussicht, da mau mit der Geschichte des Christenthums den Versuch des Heidenthums, die Welt durch Philosophie zu bessern, in Parallele stellen müsse.





,



;





Schulze, D.

1) V. bis

4H1

Bl, 531

207 S. Paris,

7(!0.

u.

— —

34.

4)

Levy





angcbl. Epitaph d. Linas. Jbb. f. protest. Theol. V, 48B 2) T. Flavius Clemen.s Christ, nicht Bischof. Theol. Quart.-Schr. (Jesch. d. Primats in der ältest. Kirche. Bonn, Neufser. VI, u. die Bemerkungen über Renan. 5) Hist, de figl. ehret.

3) Zur

Vgl.

hierzu



frs.

CU üy

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Kircheugeschichte.

weil er,

1,125

Versuch gipfelte gewissermafseu in Marc Aurel er sei gescheitert, zu aristokratisch und nicht mystisch genug, den Bedürfnissen des

Letzterci'

;

Volkes nicht entsprach. Die wichtige Frage, welche Stellung die neue Religion vor der römischen Gesetzgebung eingenommen, hat Delauuay'j auf Grund des bekannten Pliuianischen Briefes erörtert, den er gegen die wider ihn erhobenen Verdächtigungen in Schutz nimmt. Wenn Plinius gegen die bei ihrem Bekenntnis bleibenden Christen die Todesstrafe verhänge, so geschehe dies wegen ihres Ungehorsams, denn er halte das Christenthum für verboten; gleichwohl habe kein Gesetz gegen sie exi.stirt, sondern nur Vorentscheidungen der Gerichte, wie § 1 deutlich zeige. Darunter könnten keine anderen verstanden werden als die bei den Verfolgungen unter Nero 65 und Domitian 95 gefällten. Den Delator, den Plinius erwähnt, hält D. für einen Judeu. Der Brief zeige, dafs die römischen Staatsmänner vor einem Unbekannten standen, das gegen den Staat in seiner Gesammtheit Protest zu erheben schien; sic erkannten, dufs die Agapen und das Abendmahl ein Geheimnis verbargen, aber ganz unfähig, dasselbe zu verstehen, suchten sie ein solches dahinter, das mit dem Strafrecht in Collisiou käme.*) Nach Kuseb. II, 16 ff. hätte Philo iu der Schrift rrfpi ßiov deuigiiTixov die ersten judeuchristlichen Gemeinden in Ägypten und namentlich in Alexandria geschildert, so dafs die Anfänge der Askese innerhalb der christlichen Kirche bis in die Urzeit des Christenthums zurückreichten. Doch glaubt Lucius*) diese Schrift für unecht erklären zu dürfen. Die Secte der Therapeuten wird zuerst von Eusebius erwähnt, uud sic erklärt sich aus keiner der zu Philos Zeit herrschenden Richtungen; Philo erwähnt sie sonst nirgends, auch nicht iu der Schrift über die Essener (quod ommisprob. über), wo es sehr nahe gelegen hätte, und seine Anschauungen stimmen nicht mit denen in der Schrift geäufserten. Die Schrift ist christlichen Ursprungs; verwandt waren den Therapeuten die ägj'ptischen Hiernkiteu. Christus ist bekanntlich der Neupythagoräer Apollouius von Tyana gegenübergestellt: sein Leben kurz skizzireud, hebt C. IT. Pettersch*) hervor, dafs Apollouius hiusichtlich der beglaubigten Thatsachen im vollsten Gegensatz zu Christus steht, dafs jedoch die Mythen, die um sein Leben sich spannen, mit den Erzählungen von Christus eine auffallende Ähnlichkeit haben. Wie traurig es mit den Philosophen, die ja die Christen namentlich wegen ihres Glaubens an die Auferstehung mit Spott überhäuften, im II. Jh. bestellt war, wo die Philosophie unter Marc Aurel förmlich Modesache wurde und überwiegend durch verächtliche, mit Geldgier, Geiz und anderen schmutzigen Eigenschaften behaftete Heuchler vertreten wurde, hat an der Hand Luciaus, der keineswegs ein Feind der Philosophie uud ebensowenig ein principiellcr Gegner der Cyniker war, A. Polzer*) nach-









1) L’egl.

30

— 64. —

secret

de

ehret, et

2) Dies

l'^glise

ist

ehret,

Bull, de l'Ac. d. lascr. e. B. L., N. F. V'II, la legist. rom. wohl auch ausgefuhrt in dem Aufsatze Delaunays: Le grand Dia Schrift: au I. siicle. Rev. d. France vom 15. Juli.

— —

Quirin,

tribun romain, sa vie et son cultc' (Langres, Dangien) Q., der Vater der h. Balbina, soll unter Trajan oder Hadrian den Märlyrertod erlitten haben ist mir nicht näher bekannt. 8) Die Therapeuten und ihre Stellung i. d. Gesch. d. Askese. Eine krit. Untersuchung der Schrift; De vit. contempl. Strafsburg. Schmidt, •ill S. 4) Ap. V. T., der Heidenhciland. Eine philos. ^Studie. Berlin, Mayer u. M&Jler. 23 S. o) Die Philosophen im II. Jh. ii. Chr., vorzugsweise nach Lukiaii gesch. Progr. d. K. Gymn. in Graz. 48 S. ,St.







^

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Vlir.

1,126

E.

Meyer:

Lucians Schilderungen werden durch andere Schriftsteller bestätigt. Dafs Lucians Schrift nsQi Tijf JltQtyQivov nicht gegen die Christen, sondern gegen die Cyniker, namentlich gegen den bei Galen erwähnten Theagenes gerichtet sei, zeigt jetzt auch (früher schon Sommerbrodtj J. ßerunys der auch die Stellung der Philosophen im römischoii gewiesen.



Diese Untersuchungen wären freilich überflüssig, wenn M. Cotherill*) recht hätte, dafs diese Schrift Lucians wie eine ganze z. B. die beiden Clemen.sbriefe, das Evangelium des Thomas, und de spir. sancto c. 29 und 30, der Brief

Staate darlogt. .1,

Keihe anderer,

Basilius de legendis libr. gentil.

an Diognet, Justins Orat. ad Graecos, Job. von Damaskus Brief an Theophilus u. a. in der That Fälschungen des XVI. Jhs. wären, um die Stephanus gewufst habe!



Im II. Jh. treten in der vierten Verfolgung die Kirchen in Lyon und Vienne durch ihre Glaubenstreue hervor. Die Tradition in Frankreich läfst viele, ja die meisten Kirchen des Landes apostolischen Ursprung haben (durch Maxiinin, Lazarus, die beiden Marien u. s. w.) und das Christenthum dort sich gleich so weit und fest verbreiten, dafs es ,im moralischen Sinne* ganz Gallien vollkommen besafs, ohne freilich das Heidenthum ganz auszurotten. Obwohl von Launoy, dem ,Denicheur de saints* im XVII. Jh. bekämpft und von der nüchternen Kritik aufgegeben, zählt die Tradition in Frankreich unter der Geistlichkeit noch viele Anhänger, wie z. B. Dom Chamart sie 1873 in der Revue des questions hist. (XlV.j vertheidigte. Auch Abbe Bremenson’) tritt für dieselbe ein: er orientirt wenigstens über den Stand der Frage. Dem gegenüber ist in geschickter Weise Tillemonts Darstellung von den Anfängen der Kirche in Gallien mit Zuhilfenahme Le Blants zusaramengefafst und durch Illustrationen nach Martignys und Le Blaute Werken erläutert in einem kleinen Abrifs: ,laGaule chretienne.*^) Kurz weist die frühe Christianisirung Galliens, insbesondere auch die Sendung des h. Julian durch den h. Clemens nach Le Mans, Meissas zurück. Commodus’ Concubine Marcia, die Beschützerin der Christen, hatte Ceuleneer in der Marcia Aurelia Cejonia Demetrias einer Inschrift von Anagnia (Or.-II. 7190) wiederfinden wollen. Dies ist ebenso wenig richtig wie andererseits ihr Christenthum ohne Grund in Zweifel gezogen ist. Aus ilen ganz glaubwürdigen Philosophum. IX, 12 geht hervor, dafs sie von einem christlichen Priester erzogen war, die Christen liebte und ihren Eintlul's auf Commodus zum Vortheile der Christen verwendete: ihre zweideutige Stellung bei Commodus, den sie durch eine Mischung ,de grace, d’esprit et de force morale* fesselte kann keinen Gegengrund abgeben. ,Schön und verführerisch, nicht ohne Adel des Herzens, und von einem ,

Charakter, der ein besseres Schicksal verdient hätte*, handelte

sie, als sie

Gom-

d. Schrift L.s über das Lebensende des e. Ubers, 2) Heregrinus Proteus. An investigation into eertain relations subsist. betw. the two epistics of Clem. to the Corintli., the cp. to Diogn., tbe Bibi, of Phot, and other writings. Edinburg, Clark. XVI, 359 8. 8) Essay sur Denselben les orig, des eglises des Gaules. Paris, Berehe et Thalia. VII, 480 ,S. Standpunkt (vgl. u. II, 312) nimmt Abbe 6t. Georges ein: Les premiers apütres des Gaules etc. 2. Aull. 392 S. (Aus der ,Bibl. illiistree*.) Die Tours, Marne. .Dissertation sur St. Crcscent, eveque et fondat. de l’egl. de Vienne etc.* (Lyon, Brun. 43 S.) kenne ich nicht. 4) La G. ehret, d'apres les ecrivaius et les nionuments undens. Paris, Hachette. 145 S., 32*. (Petite biblioth. illustree, 50 c. der Bd.) ö) Evangelisation des Gaules. Congres archeol. de France Predieation chez les Cenomancs. 13'' sess. (a I.aval) S. 143 69.

1) Luc. u. d. Cyniker. Pere({T. Berlin, Hertz. 1 10 S.

Mit













Kirchengeschiohte.

1,127

nur im Stande der Nothwehr: das Ideal des Christenthums erfüllte sie nicht, aber sie stand nicht viel unter den christlichen Frauen, die Tertullian de ornat. mul. gelf.selt.'_) Unter Septimius Severus fällt die sechste Verfolgung, doch hatten die Christen anfangs im ganzen Reiche Ruhe; aus Italien, Gallien, Asien sind nur zwei oder drei dunkele Fälle von Verfolgungen gemeldet. Aber in Ägypten und Afrika wurde es anders. In letztei-er Provinz sind drei Perioden der Verfolgung zu unterscheiden: 197 200: zuerst nur Gewaltthätigkeiteu seitens des Volkes, seit dem Proconsulat des Saturnin (198) auch Vcrurtheilungen wie die des Nymphamo und der Scillitaner; 2) 202 205 (200) seit dem Proconsulat des Flavianus Iladrianus und gesteigert seit Septims Edict gegen die Juden: Felicitas, Perpetua und ihre Genossinnen finden den Märtyrertod; unter Julias Asper läfst die Verfolgung nach; 3) 211 unter Scapula Tertullus; nur ein Märtyrer ist mit Sicherheit bekannt: Mavilus von Adrumetum.*) Über die sog. 7. Verfolgung unter Decius stellt Schlemmer*) nicht gerade neue Gesichtspunkte auf. Die Zahl der Märtyrer darf nicht zu hoch gegriffen werden die Zahlen sind in den .\ctou oft später hinzugefügt, und letztere selbst werden mit der Zeit immer ausführlicher; auch wurde diese Verfolgung mit der Valerians verwechselt, ln Alexandria seien mit Sicherheit nur 13, in Rom 7 Märtyrer nachgewiesen; nur im Orient war die Verfolgung Sache des Volks. Die Wuth legte sich so bald wohl deshalb, weil der Kaiser mit den Gothen zu thun hatte und die Beamten des Jahres 251 vielleicht weniger Eifer zeigten. Dafs Decius gegen Ende seiner Regierung milder geworden, würde sich aus den ,Acta disputatiouis s. Achatii iDodns tödten

liefs,







;



III, 33) ergeben, wenn deren Echtheit erwiesen werden könnte. Ihre Unechtheit ist aber evident, gleichwohl kann die Persönlichkeit des Achatius historisch sein; derselbe kann auch durch den betreffenden Statthalter in Freiheit gesetzt sein (Ostern 251), aber er war nicht Bischof von Antiochia am Orontes, sondern einer andern asiatischen Stadt gleichen Namens.^) Dieser Zeit gehört der Dichter Commodian an, dessen Gedichte neuerdings infolge der Ausgaben Ludwigs"’) erhöhte Beachtung gefunden haben. Die merkwürdige Übereinstimmung seiner Bibelcitate mit Cyprians Testimonien führt Dombart*) darauf zurück, dafs die Testimonia als Nacbschlagebuch wie von Firmicus Maternus so auch von Comm. benutzt seien; doch hätten ihm wohl nur die beiden ersten Bücher derselben Vorgelegen. Comm. ist daher für die Textkritik des Cyprian zu benutzen. Seine Instructiones sind noch Cyprians ,de babitu virginum’ geschrieben, wohl erst zu Anfang der fünfziger Jahre.

episcopi et martyris* (Act. S. S.

März



Auf das Leben der Christen im

III.

Jh.

wirft

christlichen Gladiatorengrabes aus jener Zeit auf

bastiani in

Rom

ein eigenes I.icht: die

Entdeckung eines

die

dem Coeraeterium

Bestimmung des

S. SeCoust. Apost., dafs

zur Taufe zugclassen werden sollten, war also ebenso wenig durchgeführt wie das Verbot des Haltens von cauponae.’)

ftorofiaxoi

nicht



Aube, Sur



le clirUtianismc de Murcia. Rov. arch. N. S. 37, 154 7G. de Sept. Sev. d'Afrique et ses prom. epreuves sous le 8) Siehe o. S. HO f. 4) F. Görres, Krit. Erörterungen Zsrhr. f. wisseiisch. Theol. XXII, 6ß 99. Vgl. vor. Jahrg. Die aS. 99. 5) Carmen apologeticum. Leipzig 1877; Instructionei«, ibid. 1878. ältesten Ausgaben der .Instructionen' hat Dombart besprochen, Wien. Sitz.-Ber. (phil.-hist. Kl.) XCVI. Ö) Bedeut. Commod's f. d. Textkrit. der Tesiim. d. Cypr. /sehr. f. wUsensch. Theol. XXII, 351 89. 7) V. Schulze, ein neiientdecktes Gladiutorengrab. Zschr. f. Kirchengeschichte. III, 659. 1)

3)

Kev, über

B.

Aub e: d.

L'eglisc

XI, 241

hist,



— 97. —

Bekenner Ach.













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vm.

1,128

E.

Meyer:

Die Verfolgung unter Diocletian ist nach Hunziker (in Küdingers Forsch, z. röm. Kaisergesch.) hei Eusebius, B. VIII, sehr verwirrt geschildert. Es ist richtig, dafs B. VIII nicht chronologisch und nicht mustergültig disponirt ist, aber weder im ganzen noch in den einzelnen Theilen ist die Darstellungunverständig.') In das 1. Jahr der Verfolgung (303) setzt mit Massari 1,. Santi ni da.s Martyrium der h. Agnes in einer mehr von festem Wunderglauben als von Kritik getragenen Monographie.*) Durch Diocletian sollen auch die ,Vier üekröntcu* ihr Martj'rium gefunden haben, deren aus zwei Legenden bestehende Acten Ref. 1878 zum Gegenstände einer Untersuchung gemacht hatte.’) Durch letztere veranlafst, hat nun auch G. B. de Rossi'*) seine Meinung über die streitigen Fragen geäufsert. Er zeigt, dafs der Vf. der überlieferten Acten langst hätte bekannt sein können; er war ein ,ceusualis a globa actuarius“ Porphyrius, d. h. ein Beamter der von Diocletian behufs der Grundsteuer ungeordneten Katastervermessung, die in Pannonien durch Galcrius zur Ausführung gelaug^te: daher sei in der ersten pannonischcn Legende für Diocletian Galerius zu schreiben. R. hiilt die zweite (römische) Legende für die echte der Gekrönten, was sich daraus ergeben soll, dafs ihre Kirche an dem Orte zu stehen scheine, wo die Leichname nach der Legende ,den Hunden hingeworfen* worden seien. Die Verbindung der beiden Legenden habe stattgefunden, weil die nach Rom gebrachten Pannouier und die Römer auf demselben Kirchhof beigesetzt gewesen seien (in Comitatum, d. h. ad duas Lauros). Ref. glaubt trotz der überraschenden Mittheilungen Rossis an seinen Resultaten im wesentlichen festhalten zu dürfen, was er geeigneten Orts zu zeigen gedenkt. Nach einigen uns erhaltenen Märtyreracten hätte die Christenverfolgung von 302 bis 304 in Belgien Rictiovarus geleitet. G. Salmon’) glaubt, dafs er dem Gefolge Maximians angehörte und nach der Execution der Thebäischen Legion als Praeses der Gallia Belgien nach Trier gesandt war, wo er am 4. Oct. 302 eingetroffen wäre. Die hh. Rutin, Valerius, Justus, Quentin, Fuscian undVictorich wären ihm 303, die hh. Macrn, Elevnrn und Sponsnra, Crispin und Crispinian 304 zum Opfer gefallen. Er starb nach den Acten 304 Oct. 25 infolge einer Verletzung, die er, einer Folterung beiwohnend, am Auge durch geschmolzenes Blei erhalten. Eine eigenthümliche mittelalterliche Novelle, die Constantin d. Gr. und Helena zum Gegenstände hat und vielleicht dem XII. Jh. angehört, aber auf einer älteren griechischen Vorlage beruht, hat Heydenreich®) zum erstenmal herausgegebeu. Constantius Chlorus thut Helena, die in Rom auf einer Pilgerfahrt ist, Gewalt an, wird aber von ihr erkannt: sie gebiert, in Rom sich dürftig ernährend, einen Sohn, den sie nach dem Vater Constantin nennt. Dieser wird später von Kaufleuteu geraubt, die in Constantinopel sich als Gesandte des römischen Kaisers und Constantin als dessen Sohn ausgeben, für den sie um die Tochter des griechischen Kaisers werben. Die Vermählung findet statt, aber die Vermählten werden von den Kaufleuten auf einer Insel ausgesetzt. Bald befreit durch ein anlegendes Schiff, gehen sie zu Helena nach Rom Con-











;

Bricger, Zu

in s. Zsclir. f. ICintiengescIi. III, 5SG A. Lalle. Poitiers u. Paris, Oiidin frs. XX, 4) I SS. Quattro Coronati e la loro ehiesa Auch sep., Ruina, Salviueei. 48 S. IG .S. 5) Kieliov. nit la X">r persee. dans la Gaule Belg. Amiens, Langlois 1878. *Mbi‘ri«‘liU'.

kleinosiatischen Galater (ireifswald, Bamlierg. 52 S. I($79.

11,

und des deutschen

Vulk.« in der

1

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I.

11,2

6. Bolzpi

=

Diut-hari, Dieter, Dietrich, Boyodimaqo^ =i Bogendielrich, Dejotanis unserem Zaun, engl, town; in «las von Strabo erwähnte Castell Taoviov Eine (len Tectosages steckten die Saci, die Vorfahren der Sachsen u. s. w. mit solchen Mitteln begi ündete Ansicht darf keinen Anspruch auf wi.ssenKaum ernstlich zu nehmen, daher nicht schaftliche Bedeutung machen. näher zu erörtern ist der Versuch von S. Backhaus,'! dieGermaneu durch geschichtliche und sprachliche Nachweise als einen .semitischen (!) Volks-





stamm

darzustcllen.

In der Absicht, die Voraussetzungen für die älteste germanische Staatenbildung zu erforschen und die Genesis dieser Bildung nachzuweisen, dazu ein breiteres Qucllenmaterial zu gewinnen und einen erweiterten Gesichtskreis zu eröffnen, betrachtet L. Erhardt*) diebelgischen Germanen, im besonderen die Nervier und Trevirer. ’) Er sucht unter Berufung auf Stellen Strabos, Tacitus’, auch Caesars, die germanische Abkunft der beiden Völker zu erweisen. Denn 1) bezeuge Strabo direct die deutsche Abkunft der Nervier und auch der Trevirer; 2) hätten die Nervier und Trevirer sich nach Tacitus selbst für Germanen nusgegeben; dann sprächen 3) dafür die von Caesar B. G. II, 4 u. II, 15 goscbildcrteu Charakterziige, sowie 4) die Art, wie beide Völkerschaften bei Caesar und selbst noch bei Tacitus aufträten, wobei vor allem der jeweilige nationale Zusammenschluss der belgischen Germanen im Gegensatz zu den Kelten bemerkenswerth sei; und endlich 5) die Art, wie beide Völker bei ('aesar geschildert würden. Während diese Beweisführung als nicht ganz überzeugend zu bezeichnen ist, kann man den Ausführungen des VT. in dem zweiten Abschnitte seines Buches, ,Germanen und Kelten*, völlig zustimmen, wenn er au einer Reihe von Beispielen die grosse Ähnlichkeit der Germanen und Kelten in Sitten, Religion und Einrichtungen darlegt, ein Beweis für die auch sonst anerkannte Urverwandtschaft beider V'olks.stämme.'*) Die Frage nach der Abstammung der Thüringer hat A. Keferstein®) behandelt. Er knüpft seine Erörterungen an den Titl des unter Karl dem Grofsen abgefafsten Gesetzbuches; ,Lex Angliorum etVVerinorum hoc est Thuringorum.* Angeln, Warnen und Thüringer (V) sind Stämme des Suevenvolks. Angeln und Warnen, zur Zeit des Tac. im nordöstlichen Deutschland, wandern später gen Südwesten, sind demuach ln den heutigen Regierungsbezirken Magdeburg, Merseburg, llalberstadt (!), Erfurt, ira Herzogthum Rraunschweig, im Thüringer Walde und in Franken zu suchen. Im Thüringer Walde berührten sich ihre Grenzen mit deueu der Hermunduren, welche das heutige Frauken bewohnten. Seit Erwähnung der letzteren bei Tac. XIII, 57 verschwinden sie, und an ihrer Stelle erscheinen die Angeln. Die Hermunduren hätten nun, geschwächt durch ihren Krieg mit den Chatten, die stammverwandten Angeln in ihr Laud gerufen und sich ihnen assimilirt. ,Bei dieser Gelegenheit scheint der Stamm der Thoringer oder Thüringer eine Hauptrolle gespielt zu haben, und daraus erklärt



Berlin, Driesner. 1) S. Backhaus, die Oennanen, ein semitischer Volksstamm. 2) Älteste germanische Staatenbildung. Eine historische Untersuchung. Leipzig, Duncker Humbl., 82 S. 8) Auch Wieseler nimmt in der oben besprochenen .Schrift für die Trevirer germanische Nationalität in Anspruch. 4) Über die folgenden Theile s. u. S. 9. Hie Abstammung der Thüringer. Wer ö) Historische Fragmente. waren die Angeln, welche Britannien eroberten? Das nufg(döste Ehegelöbnis oder die



u.





verstofsene (lattin.

Erfurt, Villaret.

20 S.

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Germanische Urzeit

bis

zum Ende der Vfllkerwandening.

11,3

Ort Düringstndt unterhalb Coburg seinen Namen erhalteu hat.* Die ganze Darlegung leidet an einer gewissen Verworrenheit. Es fehlt eine genügende Kenntnis der hier einschlageuden Literatur und kritisehe Benutzung der (Quellen. Dies zeigen auch die beiden folgenden Abhandlungen. In der dritten wird unter anderem aus des Abt Tritheim ,Compeudiuiu de origine gentis Francorum* ’J die Geschichte des Sicambrerkönigs Ba.sanus (284 n. Chr.) erzählt. Etwa.s Neue.s oder Brauchbares ist durch diese Abhandlungen unserer geschichtlichen Erkenntnis nicht zugeführt worden. Die Nordfriesen wurden nach Waitz, Grimm, Zeufs und Mülleuhoff bisher als Reste der Bevölkerung angesehen, die von Alters her dort safs und dort zurückblieb, als die Staramesgenossen nach Britannien hinübergingen. Dem gegenüber sucht auf Grund einer Heifsigeu Zusammenstellung und Erörterung der Naohrichten der Alten über die Völker der cimbrischen Halbinsel und einer Discussiou der Zeugnisse der mittelalterlichen Schriftsteller von der Trausl. S. Alexaudri bis zu den Chroniken des XIV. und XV. Jh. V. Langhaus*) zu erweisen, dafs die Inseln und die Kü.ste We.stschleswigs nur durch Einwanderung friesisch geworden sind. Näher wird das Eindringen der Friesen in jene Gegenden als eine allmählich sich vollziehende Coloni.sirung des Landes gefafst. Die.se Ansicht, die nicht durch directe Angaben der Quellen, sondern nur durch Interpretation derselben begründet wird, soll durch Sylter Sagen und das Epos (Sköpes Vidsith) gestützt werden. Auf das sprachliche Moment, das doch hier von grofser Bedeutung wäre, geht der Vf. nicht ein. Die Zeit der Einwanderung sei Helgoland hält L. für die Nerthusinsel. das IX. Jh. Auch Müllenhoff*) sucht eine in der Regel angenommene Ansicht als irrthümlich durzuthun den historischen Zuaammouhaug zwi.schcu Sigambern und salischen Franken. Die älteste Namensform des erstgenannten Volkes ist Sugamber (su bene, gamber strenuus). Aus den nach der Zeit geordneten Zeugnissen für die Form des Namens ergiebt sich Sygamber (entstanden wie Charydes aus Charudes), daun Sigamber und in Folge fehlerhafter Schreibung der Uncialschrift Sicamber. Diese am meisten von der echten abweichende Form i.st besonders aus Greg. Tur. II, 31 bekannt. Übrigens weist R. Sch röder*) noch eiueu anderen Beleg für die Bezeichnung dieses Volkes als Sigambern in Eekehards Waltharius v. 1435 nach, wo Walthari an den Frauken Hagano von Troja die Worte richtet: Cur tarn prosilias admiror, lusce Sicamber. Schwierigkeit bereitet der Ethnographie des alten Deutschland die Erwähnung von Sueben au der Nordseeküste bei Tac. Agric. 28, wo die abenteuerliche Umsegelung Englands durch meuterische Usipier erzählt wird. A. Dederich hatte daher die Conjectur ,a Siluribus* (ein britannisches Volk) statt ,a Suehis* gemacht. Dafs er die Stelle weder der Grammatik noch dem Sinne nach richtig gefafst, die Conjectur falsch und mithin die Schwierigkeit unverändert bleibt, hat Edm. Meyer^) zu zeigen es sich, dass der

:

gesucht.

1 ) Der Charakter dieses Fabelwerks ist bekannt genug; vgl. in Lübcll, Gregor von Toure und seine Zeit, Beil. 3. 2) Über den Ursprung der Nordfriesen. Wien, 59 S. 8) Die Sugambern und .Sicanibem, Zcit.schr. f. deutsch. Alterth. XXiri, 2C 43. 4 ) Forsch, z. d. Geseh. XIX, 1G9, Anm. 6, vgl. u. Kap. Verfassnngsgesehiehte. 5) Picks Monatssidir. f. d. Gesch. Westdentschlds. V, 474 f. 1*

Gerold.











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I.

11,4

Nach Tacitus

zerfielen

gvaeones und Herminone».

O. Bolzei

die Germanen bekanntlich in Istvaeones, InDie Etymologie dieser Namen ist streitig. Nach

Müllen hoff*) liegt dem Namen Herminones zum Grunde. Die Wurzel vou istv ist s

=

die

Form ermnas

=

excelsus

i der zu verehrende; ingv ist auf die Wurzel ik {ixvH(tt)ai) zurückzuführen: der .Stammvater der Ingvaeones ist Sceaf, der aus der Fremde gekommene. AuchNamen anderer deutscher Völker bieten der Erklärung Schwierigkeiten. Daher hat K. Christ*) die Namen der Teutonen, Treverer, Ncrvier, Vangionen, Nemeter und Triboccer einer Erörterung unterzogen. Teutones wird gleichgestellt dem gothischen Plur. Thiudans, Deute aus dem Volke, Volksangehörige, Volksentstamnite. Der Name des Stammgottes Teuto (nach Holdors Vergleichung der Handschriften im archetypns der Germania statt Tuisco) ist darnach nur eine l’ersonificirung des Volkes der Teutonen selbst, wie ja auch der Gcsammtnamo ,Deutsch‘ aus dem Worte hervorgegangen ist. Der das Volk ist ohne weiteres für germanisch genommen Name Treveri, wird zui'ückgeführt entweder anf triuwi (altsächs. trewa) treu oder treva, ein altgermanisches Neutrum zu gothisch triu, Baum, Holz oder auf Treva, d. i. die Trave. Der Vf. entscheidet sich für die letzte Erklärung als die treffendste, wonach Treveri die Bewohner an der Trave hiefse; sie würden demnach hier vor ihrer Wandernug nach Gallien sefshaft gewesen sein. Anch der Name der Nervier wird germanisch gedeutet. Das Wort wird abgeleitet von der Wurzel Nar mit ableitendem v und wird in Verbindung gebracht mit dem altsachsischen naru, naro (engl, narrow), ags. nearn, Einengung, ferner mit dem aus naru später entstandenen Nerge Nerung, enge Landzunge. Vangiones wird abgeleitet von vanga Feld. Aue, Ebene. Bei dem Namen Nemetes, Nemetae wird hervorgehoben, dafs das in gallischen Eigennamen oft vorkommeude uemeton ganz anderer Herkunft ist, als der Name der germanischen Nemeter. Der letztere ist urverwandt mit dem gräco-italischen nemos, Hain, Waldung. Tribochi dies die richtige Schreibung des Plinius ist zu erklären aus altgermauischem thri (=drci) und der Wurzel buh (vgl. Melibocus); dieselbe Wurzel steckt im althochd. buhil, später und noch jetzt bühel (Hügel); der Name bedeute demnach Dreihügelbewohner. Im .\nschluss an die obige Erklärung von Nemetes polemisirt der Vf. in einem Excurs*) gegen die von Mehlis*) gegebene Deutnng, wonach die Nemeter Bewohner der heiligen Wälder seien nnd ihren Namen von den alten Waldmarkgeuossenschaften des Hardgebirges und Waskenwaldes, den sog. Hard- oder Haingeraiden entnommen hätten. Es ist aber der Begriff' der Heiligkeit nicht darin enthalten. Es handelt sich vielmehr um das Recht der Beholziguug. Ilaiugercite oder (laiugeraide (nicht zusammenhängend mit Gereute, gerillte und nicht zu vergleichen mit Waldrodel Satzungen der Waldgenossenschaft) bedeutet einfach den eingehegten Waldbezirk. Die .\Iamanncn hatte Baumaun als identisch mit







=





=



Über Irmin und seine Brüder. Abh. der Bert. Akad. o. Zeitschr. f. deutsch. XXIII, l 23. 2 ) Deutsche Viilksnamen Picks Monatssclir. für die Gesell. Westdeutschlands, V, 30 ff., 100 ff., 310 ff. B) Die Nemeter und ihr angeblicher auf die sog. Haingeraide der Pfalz. Picks Monatsschr. I. c., S. 452 453. 4 ) Bilder aus Deutschlands Vorzeit. Jena, (,'ostenoble (XII, 128 S.) S. 94. Das Buch hat kein specifisch wissenschaftliches Interesse, da bekannte Krgebnissc prähistorischer, antiquarischer und geschichtlicher Forschungen zuni Zwi-ck der Populurisirung in die phaiitasievollen Bilder aus der Vorzeit cerwebt sind. 1) Altertb.

Bezug







;





Digilized bv

Googli

Gi'rmaiiisehe Urzeit bis

(len

zum Ende der

Vrilkcrwanderunj;.

Semnonen darzuthun

hain der

Semnonen

11,0

versucht und daher mit Rücksicht auf den Götter(Tne. Germ. 39) ihren Namen Alahmauui, d. h. Leute

=

erklärt ') Allein dann würden die Römer den Kamen haben; man wird daher Jac. Grimms Ansicht der Karne bedeute Allmenscheu, d. h. gemeine Leute, des gemeinen Wesens, indem das Gemeinwesen der Semnonen als das Gemeinwesen xat' t^oxijV bezeichnet wurde. In keiner germanischen Sprache hat alah die Bedeutung heiliger Hain.*) Teutonen oder Teutonen hat der im vorigen Jahre aufgefundene Grenzstein uns als noch in späterer Zeit inmitten Deutschlands am Main sefshafl gezeigt.*) In den räthsclhaftcn senkrecht unter ,inter Toutouos' stehenden Initialen C A II F (F finitum est) sicht Momrasen^) den Namen der Körperschaft oder der Person, deren Grundbesitz hier mit den Toutonen grenzte. Hingegen vertheidigt K. Christ*) seine Meinung, die Inschrift sei zu lesen: iuter Toutouos fet se) C(ivitas) A(elia) H(adriana) F(inivit). was Mommsen wegen der fehlenden Copula als unmöglich bezeichnefe. Dafs Ptolemaeus hier Tuvqmvoi kenne, hatte Hühner®) nach einer Mittbeiluug

dea Götterhains,

wohl

.

Alcmanni wiedergegeheu

Ittathaheu dürfen,

Leute

=

Müllenhoffs betont.

Don Stein

setzt Christ ins

II.

Jh.

Nach diesen ethnographischen und damit zusammeuhängeuden Schriften wenden wir uns zu den Localuntersuchungen, soweit sie die Kriege der Deutschen mit den Römern betreffen. Der General K. v. Veith’) veröffentlicht eine interessante Studie über die Schlacht Caesars mit Ariovist. Die Märsche Caesars vor der Schlacht werdeu folgendormafsen angegeben: In drei starken Märschen aus der Gegend von Langros, wo er beim Beginn der Verwickelung mit Ariovist .stand, in der Richtung auf Vesoul und Beifort erreicht er das Saönethal bei Secy oder bei Port sur Saöne. Da er hört, dafs Ariovist auf Vesontio marschiere, bog er rechts ab und erreichte in starken Märschen diesen Ort, die Hauptstadt der Sequaner. Von Vesontio bricht er gegen die Germanen auf, vermeidet aber den directeu Weg durch das Thal des Doubs und zieht in einem Umwege von ca. 50 Millien in westlicher Richtung e au Vllleie siMe, Ann. de la faeulte des lettres ä Bordeaux, I,





u.



^

.

1. Diesen Annalen stellt die Rev. bist. X, 226 ein günstiges Zeugnis dyrWissenfl) Etüde hist, 6) Notice sur un trient du roi visigoth Svintila. SS. Felix et Fortunat.. Nantes, Forest et Grimaud. 7) Deconverte falte a Aiitnn d'nn marbre cliretien du V""* si^le, Mem. de la sociiite eduenne N. S. VII. H) Janssens, L. Ililperic eii Fredegonde. Eene geschicdiiis uit de fränkischen tijd.

Ilft.

scbaftliehkeit aus.





et litter. sur







Anvers, Sehuermanns. ») F. de Guilhermy, inscriptions de la France du V«® si^cle an XVIII“®. IV. Anoien diocese de Paris. Paris, impr. nation. XII, G27 S. (Collection de docuni. inedits snr 1‘Iiist. de Franco. II« Serie, archeologio).

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in.

n,i6

H.

Hahni

III.

H. Hahn.

Karolingische Zeit. Rascher

als

erwarten war, hat E.

Dü mm 1er

die Fortsetzungen

trefflichen Arbeit: Die handschriftlichen Ühe rlie fern ngen der lateinischen Dichtungen aus der Zeit der Karolinger, geLeser die Geistesheroen des VIII. und IX. Jh. in einer ') und dem

seiner

bracht

stattlichen

Reihe scharf umrissener Skizzen vorgeführt.

Sich häufig mit

Wattenbachs Geschichtsquellen deckend, überschreitet D. oft den nationalen zieht auch benachbarte Länder, wie Britannien, Spanien, aufserdem ist auf Gedichte von unbekannten Verfassen], auf Italien heran Grabschriften und Inschriften verschiedener Art aufmerksam gemacht, und mit dem Letzteren der im vorigen Jahrgange*) vom Ref. ausgesprochene Wunsch zur Hälfte erfüllt; doch hatte Ref. weniger die handschriftlich erhaltenen, als die theilweise dem Untergänge entgegengehenden Inschriften A]is dem auf Grabsteinen und in Kirchen und anderen Bauten im Auge. reichen Material, das D. durch sorgfältigste Aufführung und Beschreibung der Handschriften und Ausgaben, durch literarische Nachweise und Vergleichungen mit den als Muster dienenden Klassikern zusammengebracht hat, können wir hier nur Einzelnes andeutend hervorheben. Den Reigen eröffnet Theodulfus von Orleans, dessen Heimat und Geburtsjahr nicht feststehen*) und der, bei Karl und Ludwig dem Frommen Von Mit- und Nachwelt, z. B. von Uiukmar beliebt, später in Ungnade fiel. von Rheims gerühmt, nahm er Virgil und Ovid zum Muster. Von den zahlreichen Handschriften seiner Dichtungen sind mehrere wichtige verloren. yon dem bei Wattenbach nicht besprochenen, weiter unten gleichfalls zu erwähnenden Modoin von Autun, der von Theodulf und Walafrid Von Smaragdus, dem Abt von gefeiert wird, ist eine Elegie vorhanden. S. Mihiel a./M. (Diöc. Verdun), dessen grammatische und theologische Schriften

Rahmen und

:

in zahlreichen Handschriften verbreitet sind, be.sitzen wir theils selbständige

Hymnen,

theils Einleitungsgedichte zu seinen anderen Werken. Es folgen Mönchs Aedilwulf, dessen Name aus deu Schlufsversen in ,clarus lupus' hervortritt, sodann der irische Priester Dungal, Lehrer in Paris (ca. 825), und wahrscheinlich in Bobbio gestorben, dessen zwei akrostichische Gedichte Bekanntschaft mit Prudentius, Sedulius u. s. w. verrathen, ferner der Ire Dicuil mit verschiedenen Versen, darunter die Widmung eines astronomischen Werkes (zw. 814 H>) an Ludwig d. Fr. Von Bruun (Candidus), dem Mönch aus F’ulda unter Ratgar, Eigil uud Ilraban, ist eine vita Eigilis, seinem Bruder Modestus

die Gedichte eines northumbrischen





1) her.

I,

— 322,

X. Arrliiv IV, 259 120 f. 2) S. 121.





8)

511 .S.

—582;

vgl.

tiiilcu

Ehen.

X. Archiv TV, 87 S.

— 159

und Jahres-

19.

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KaroIin«l«clic ZHt.

11,17

(Raccheo) gewidmet, ülirig, eine vita Rnngulfi dagegen, wie so viele literarische Produkte Fuldas, verloren. Au das Gedicht des Ermoldus Nigollus, des Aquitaniers und Günstliiigs Pippins, der wahrscheinlich identisch ist mit dem Kanzler llennoldus in einer Urkunde Pippins (8381, wird eine snp])liischc Ode zur Begrüfsung Ludwigs d. Fr. in Tours angeschlosseu, vielleicht von Auf die vita Knroli des Einhard (Beseleel), .\Ikuins Schüler Fridugisus. der gleichfalls als Dichter erwähnt wird, beziehen sich Distichen eines Gerward, vielleicht des llofhihliothekars Ludwigs. Von dem Erzbischof Agobard von Lyon (f H-tO), durch seine Parteiumtriebe gegen Ludwig und seine Streitschriften bekannt, sind eine Grabschrift auf Karl d. Gr. und ein Gedicht in Ilcndeka.sylhiben auf den h. Cyprian erhalten; an ihn sin;! ein Grufs Walahfrids und ein Akrostichon eines Unbekannten erhalten. Au.s der Zeit Ludwigs sind endlich noch eine .\uzahl von Grab- und Weihinsebrifteu, z. B. aus dem Ariiulfskloster in Metz, vorhanden. Erwähnt ist ferner das Klagelied Angilberts, des Genossen Lothars, auf die Schlacht von Fontanetuni. Eine Ausgabe desselben, die Dümuiler 1877 publicirt hat,') soll auf älterem Text beruhen als die von A. Challe: la balladc funebre d’.Vugilbcrt sur la bataille deFoutauet.*) Ferner ist aus dieser Zeit das Cannen eines Diaconus Flavianus und die Einleitungsverse zur Capitulariensammlung dos Benedict Levita. Von dem Erzbischof Ebbo von Rheims sind Inschriften vorhanden; an ihu i.“t die Widmung eines Evangelienbuches gerichtet. Die Verrauthung von P. Paris,*) dafs AVariuus von Corvey der Verfasser sei, billigt D. nicht. Von Walahfrid Strabo. dem Zögling des Klosters Reichenau, der schon von fünfzehn Jahren zu dichten aufiug, sind Gedichte in grofscr Zahl erhalten, aber nicht alle gedruckt; manche darunter, wie eins von Aldhelm, werden ihm irrthümlich Gleich produktiv war llrabauus Maurus; eine gröfsere zngeschrieben. Zahl seiner von den Zcitgonos.sen geschätzten (iedichte war nebst zwanzig Grabschriften zu einer Sammlung vereinigt, die jetzt nur noch in dem Druck Brouwers im Anhänge zu Venantius Fortunatus vorliegt; aus anderen lldss. kommen nur wenige Gedichte hinzu. Sodann werden der Erzbischof Audradus Modicus von Sens, der streitfertige Theologe Florus von Lyon und der Biograph und Theologe Paschas ius Radbertus .von Corvey, der nur beiläufig Dichter i.st, besprochen. Wandalbert von Prüm hat einen Iloiligenkalcuder in heroischen Versen gedichtet. Seine Muster sind christliche Dichter, wie Prudentius u. a. m.; er hat besonderes Interesse für Metrik und antikes Versmafs. In einem Brüsseler Cod.*) finden sich einige interessante nekrologische Eintragungen des IX. Jh. Es folgen eine Anzahl Salzburger Gedichte, zwischen 855 5!) von einem ,armeu Fremdling“ zur Verherrlichung eines Bischofsitzes abgefafst, ferner Schreiberverse, Widmungsverse des Bischofs Adalram von Salzburg, daun der Spanier Prudentius, Bischof von Troyes, dem die Annal. Bertiniani verdankt werden, mit einer Elegie und Versen au ihn,









Servatus Lupus von Ferriercs, der Freund grofser Zeitgenosscu, Engelmodus von Soissons mit Elegien an verschiedene Freunde, darunter auch Ratbert von Corbie.

Eugolmods Gedichte sind

geziert, verrathen



1) In ilon zu Ehren Momni.iens 1877 horausg. pliilul. Abhamlliingen. 3) Bullet, de la soc. des seienc. hist, de l'Yonnc. T. XXXII. 1878. Nicht selbst gesehen. 3) Vgl. Jahresber. I, 12G. 4) N. Archiv IV, 8. 305 ff. No. 3.



JlifitAriftch»

Jahr*>er) jene .St4>lle, wonach den Äbten der Kirche des heil. .lohannes in der Vorstadt der Ktadt Magdeburg iler Gebrauch der Tuniken und das Lesen der Mcs.se vor ilein Altar des heil. Moriz zu Magdeburg gestattet wird.*’) Kurze Nachrichten über einige italienische Urkunden des X. Jli. giebt So befinden sich in der Riblioteca coinunalc zu E. Wiukelmanu. ’) V'^erona Urkunden des IX. bis XII. Jh., auch Kaiserurkunden, dann in Abschriften Urkunden von Otto 1. (Stumpf 456), im Archivio di State zu Venedig Urkunden von Rereugar für t'apo d’lstria vom 24. April 908 und für das Risthum Triest vom 27. Juni 911, von Hugo ebenfalls für 'l’riest vom 7. August 929, von Otto I. für das Risthum Ceneda vom 9. April 962, für Capo d’Argine vom August 963 (mit vidimns von 1382) nml für Venedig vom 2. Deceinlier 967, bestätiget von Otto II. am 7. Juni 983 (St. 435), von Ottos

1)

•lalirli.

Das

erste

XblV, 179

der Stadt

Wiegand.

Heft

— H4. —

.Strafsliiirg.

I.

der

Kniseriirkiuiden

2) Urkimilen

Urkunden

Strnfslmrg, 3'n“itnier.

n.

XV,

ii.

der

Motiuiiienta

Akten der Stadl

Sladtreelite Ins .ÖSG S. gr.

4*'.



z.

(Jernmaiae.

.StrafsImrK.

.1.

3)

I2I>6.

Frenfs.

Urkiindenliiicli

Hearlt.

Heraii.sg. v. d.

von Willi.

Iiistor.

t*oni-

llearli. von Prof. Dr. H. Holstein (IM. IX der (iesidiietilsder Provinz Sachsen). Halle, Hendel, XV, .'i.'iö S. 4 ) Forseli. z. d. Gesell. (1873) S. C.23. 6) Auch Wilinans, Kaker5) Iliid. XVII (1877) S. 23.'i f. iirkiinden der Provinz Westfalen, II. Ud., 1. Aldli., I. Heft enthält das X. .III. he. Ireffende.s Material, wird als-r erst im nächsten .lahrg. hesproidien werden, ila es die Jahreszahl 1880 trägt. 30. N. Arch. V, 11 7) Uerielit filter eine Reise naeli Italien.

mis.siun d. I’rov. .Saehsi’n.

quellen

XHI











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Konrnd

I.

und dto

Saiir};,

vielcN,

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WHN

IV,

Trühucr.

S.

c

IT.

134



flf.



für die Ueich8j»e8ehirhte nieht aufser 31)1).



Ihhi.





putria II, 419.

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V.

11, 4i

II.

ßrcfbluii:

Die eine, von zu erwüluieu. in München, ') beziclit sich auf die verloren geglaubten Anna Ics Wo hu 118 te pbaue Ilses, von denen das Wichtigste schon bekannt war und ein Abdruck in SS. Xlll erfolgen wird. Als (irüudungs- resp. Krueueruiigs-

läufif'ü

Notizen über

Uiigeilruckte»

bishei-

Förin^or i

jahr des Klosters ergiebt sich 1021, nicht 1019, wie bei l’ez steht (vgl. Ilirscli, Jahrb. Heinrichs II., 11, 252, N. \). Sodaiiii ist von dun Ilollaiidisteupatres de Hacker und de Suiudt die wiedergefuudoue llds. der von 107(i bis 1107 reichenden ücsta pontificuin ('ainoracensi um hoschrioben,*) welche bisher nur in uiehrereu späteren Hearheituiigen bekannt lind danach in M. U. SS. VH edirt waren. Ks ist keiu zusanimeuhäugendes Werk, sondern eine lleiho meist gleichzeitiger Eiiizelliiographieu der verschiedeuen Hischütü in dem durch obige Urenzen oingeschlosscnon Jalirhnudert, theils iu I’rosa, Iheils versificirt. Die llds. stammt aus Kloster llautmout, gehörte dann dem College Notre-Damo zu Antwei'jieu und ist jetzt für die Pariser Nationalbibliothek erworben; die urigcdrucktcn Theile wird de Smedt für die Sociütö de l’histoiro du France ediren.*) Unter den Erläuterungsschriften zu Quellen unserer Periode nennen wir zuerst die Übersetzungen des Thiotmar von Meincburg,*) der Augsburger Jahrbücher und des Ekkehard von Aura iu den (iesebiebtschreibern der deutschen Vorzeit. *) Die Augsburger Jahrbücher sind mit einem sehr ausführlichen Commeutar versehen, der allerdings bisweilen Uniiöthiges und nicht immer ganz Uichtiges enthält. Zum Text des Wipo haben May und der lief, kurze Hemurkungeu verölfeutlicht.'’) Mit den Hi Id esheim isehen Uusch i ch tsquci Ic n, insbesondere den Vitae (iodehardi und den Aun. llildesheimeiises, beschäftigt sich der 111. Excurs der Jahrbücher Konrads 11.’) des Ueferenten, der hier die Widerlegung der Ansichten Lenssens**) versucht hat. Im X. Excurs derselben Jahrbücher findet sich eine Kritik der Vita Hardonis iiiajor, welche den Nachwei.s der Unzuverlässigkeit dieser Hiographie und insbesondere der Werthlosigkeil ihrer chronologischen und Altersangabcn erbringt. Eine Ueihe von Quellen für die Zelt Heinrichs IV. behandelt Emil Köttner. '*) Dafs Lambert v. Uersfeld der Vf. des Annoliedos sei, nimmt jetzt wohl niemand mehr an; K. weist aber nach, dafs das Lied die lateinische vita Annonis zur Quelle habe und nicht das umgekehrte Verhältnis obwalte, und läfst es nach 1105 vermuthlich in Köln oder Kl. Siegburg verläfst sein. Ein Zusammenhang zwischen Anuillied und Kaiserchronik wird nur für den ersten Tlieil angenoiiinien und auf gemeinschaftliche Henutzung einer bis Hadrian reichenden deutschen Weltchrouik zurückgeführt. Einen neuen Heitrag zur Lambert-Kritik giebt Ed. Ausfeld.'”) Nachdem derselbe die mehr auf







1) Ülier üie für versctioUen gi’lialtene Haialsohril't (ior Ann. Weihcn.step!i:im'nse.lon. G. SS. II) übereinstimmt, sondern in der weitläufigen Kinlcitung und iu den sehr zahlreichen, den Text an Umfang oft weit öbertreffenden Anmerkungen. Jene verbreitet sich über die Tendenz des Chro-

und

ihn leitenden Grundideen, sowie über den Stil und die Werkes, desgleichen über die vorhandenen HandDie Anmerkungen sind vorzüglich der Krklärung der sachlichen Schwierigkeiten des Textes und der Begründung einzelner Angaben des Chronisten gewidmet. Darin wie in der Einleitung weifs der Herausgeber den.selben von dem ihm bisher wiederholt gemachten Vorwurfe der Verworrenheit und Unbestimmtheit in den Zeitangaben zu nisten

die

sonstige

Form

Schriften

und

l)cfreien,

indem er

seines

die Art der Kdition.

verworrenste Theil

die ist

Gliederung des Werkes klar legt. Der scheinbar noch durch einen besonderen Excurs, betitelt: Abt

Konrad in seinen Beziehungen zu König Heinrich und Graf Diethelm III. V. Toggenburg, aufgebellt. Von neuem Urkundeninaterial ist wenig publicirt worden, da Winkelmanns Urkundensammluug noch nicht erschienen. Das Bedeutendste liefert das Hessische Urkundenbuch,*) welches nicht nur zwei ungedruckte Königsurkunden, K. Heinrichs (VH.) für die Kirche zu Herbom (N. 23) und K. Wilhelms für den deutschen Orden (N. 91), sondern auch eine Reihe die hl. Elisabeth von Thüringen und das von ihr gegründete Franciskanerhospital zu Marburg betreffender Urkunden urafafst. Hiervon nehmen besonderes Interesse der Bericht des Erzb. Siegfried von Mainz und mehrerer Abte über die am Grabe der Heiligen geschehenen Wunder und des Papstes Heiligsprechung in Anspruch. Das Urkuudeubuch des Klosters Berge*) bei Magdeburg veröffentlicht zwei bereits in den Forschungen (XIII, 624), aber nach einer fehlerhaften Handschrift edirte Urkunden, eine von Kaiser Friedrich II. und eine von K. Heinrich (VII.), mit besseren Texten. Von der gröfseren Anzahl der in dem steirischen Urkundenbuch ^) enthaltenen Kaiserurkunden sind nur zwei unbedeutende neu, die eine für das Kloster S. Lambrecht (X. 342), die andere zu Gunsten des Deutschordens (N. 350); im Strafsburger Urkundenbuch*) findet sich neben mehreren gedruckten Papst- und Kaiscrurkunden eine bisher blofs im Auszuge bekannte Kaiserurkunde (N. 17Ö) und eine noch ungedruckte Papsturkuude (N. 317); erstere von K. Friedrich II. für das Hospital, letztere vom Papste Innocenz IV. für die Bürgerschaft, worin er ihr Übereinkommen mit Bischof und Kapitel über die Vergabung der Vogtei bestätigt.®) Alle diese Urkunden, sowie auch jene, die künftig bei Winkelmann erscheinen werden, sind bereits berücksichtigt in der neuen Ausgabe von Böhmers Regesten.') Diese ist so erweitert und verbessert, dafs dem Conraöi de Fabaria coiitinnatio casuiim 1) IV. ContinuBtio casuum sancti (talli. Neu herausg. von O. Meyer v. Kiionau. St. Gallen. 2J v. A. Wyfs, 8) Bearb. von Dr. U. Holstein. Halle, Hendel, XX. Ö59 S. (Ge-

sanrti (iaili. s.

Kap. XVII.





d. Prov. Sachsen u. angrenzender Gebiete. Herausg. v. d. bist. Cumm. d. Sachsen, IX). Vgl. Jabresber. I, '238. 4) Bearb. von J. Zahn, II. s. Kap. XII. 5) Bearb. von W. Wiegand, s. Kap. XIV. 6) Über ein von C. Cipolla gefundenes Diplom Friedrichs 11., s. o. S. Ö6. 7) Die Regesten des Kaiserreichs unter Philipp, Otto IV., Friedrich II., Heinrich (VII.), Konrad IV., Heinrich Raspe, Wilhelm u. Richard. Nach der Neubearbeitung u. dem Nachlasse J. Fr. Böhmers neu herausg. ii. ergänzt von J. Ficker. 1. Lfg. Innsbruck. Behielitsrenz G.-Q. Mönater, Theissing.

Gesteh,

d.

II,



Deutschen

in

228.









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X.

11,74

E.

Huckert:

d’Alexandrie, Uber einen Besuch des Königs Peter von Cypern bei Kaiser Karl IV. ira J. 1364 berichtet, untersucht G. Tumbült') die Beziehungen eben dieses Fürsten zu den schwäbiseben Reichsstädten vom J. 1370 bis 1376. Im J. 1370 nämlich stellten Karl IV. und Wenzel den schwäbischen Reichsstädten Bündnisbriefe aus; für die zugesagte Hülfe gingen Dieselben mit Karl diese entsprechende Gegenleistungen und Pflichten ein.

verbündeten Städte stellten sich auch untereinander Bündnisbriefe aus, und eine Folge der kaiserlichen Politik war dcrAbschlufs des Landfriedens vom Das Bündnis, zu welchem Karl sich nur in Folge seiner 6. Dec. 1370. augenblicklichen Nothlago herboigclassen hatte, war wesentlich gegen Ruprecht von der Pfalz und die Herzoge von Bayern gerichtet (vgl. die abweichende Ansicht Weizsäckers in den R. A. I, 2 und No. 27 37), welche dem von Kasimir von Polen und Ludwig von Ungarn gegen Karl geschlossenen Bündnis boigetreten waren. Der Landfriodensbund vom J. 1370 löste sich von selbst auf, nachdem die Städte bei Altheim am 7. April 1372 im Kampfe mit dem Adel um die Befreiung des gefangen genommenen Landfriedenshauptmanns unterlegen waren. Karl IV. nahm sich der in ihrem Recht gekränkten Städte nicht an, begünstigte vielmehr den Grafen Eberhard von Württemberg und erprefste aufserdem von den Städten eine Gelduntorstützung für den Kampf mit den Wittelsbachern. Auch richtete er am 27. Mai 1373 den Landfrieden für Schwaben wieder auf, dann zwang er die Wittelsbacher am 15. August zur Verzichtleistung auf die Mark Brandenburg. Die Zugeständnisse und Versprechungen, welche Karl IV. in Betreff der Wahl seines Sohnes Wenzel den Fürsten machen mufste, führten die um ihre Freiheit besorgten Städte zum Abschlufs des Bundes vom 4. Juli 1376. Über K. Wenzel sei naebgetragen, dafs nach E. Huckert die Städteboten bei seiner Absetzung in Obcrlahnstcin nicht anwesend, sondern in dem Bestreben, möglichst neutral zu bleiben, vor der Entscheidung abgereist waren. *)



X.

E. Huckert.

Deutschland im X.V. Jalirliimdert. Für die Kenntnis der allgemeinen deutschen Geschichte des XV. Jh. hat das J. 1879 keine grofse Ausbeute geliefert. Nicht ein einziges Werk ist erschienen, welches sich auch nur für eine kurze Zeit auf die eigentliche Rcichsgeschichte erstreckte; doch haben wir eine Reihe von Forschungen

1) Kaiser

vom J. 1370— 76.



1.S4 (1880). Reichstagsacten

Karl IV. und* seine Ueziehnngen zu den scliwäbischen Heiehsstädten Münster. Diss. SOS. Vgl. d. Anz. S. Rieziers, Hist. Zschr. N. F. VIII, 2j I.iterar. Rundschau (Aachen, R. Barth) 1878 No. 1*2. (Anz. der

III.)

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XV. Jahrhundert.

11,75

anfzuführen die sich mit einzelucn Territorien oder einzelnen Ereignissen unter Berücksichtigung der Ileichsgcschichte beschäftigen. Zudem ist das Quellenmaterial mannigfach gesichtet und bereichert worden. Für das ganze Jahrhundert kommt in Betracht der Nachweis von K. E. Herrn. Müller') über die Quellen Tritbeiros im 2. Theilo der Ilirsauer Annalen. Der Vf. hat noch eine nicht unbeträchtliche Anzahl denen hinzugefügt, die Silbemagel nachgewiesen hatte. Boi vielen Stellen ist der l’rsprung theils in der mündlichen Tradition, theils in dem von Tritheira selbst Erlebten zu suchen. Wenn dann die Angaben Tritheims zusammengestellt sind, für welche auch Müller keine Quellen aufgefuuden hat, so wird die weitere Forschung dadurch wesentlich erleichtert: dafs aber dieselben nicht aufzufinden seien, ist doch zu viel behauptet. Eine Durchsicht aller Urkundenwerke der betreffenden Zeit dürfte noch eine reiche Ausbeute liefern; wir wollen hier nur aufmerksam machen auf Reichstagsacten III, 231 sowie No. 194 und S. 307 309 der Annalen. Ob Tritheim sich nicht allein viele Irrthümer habe zu Schulden kommen lassen, sondern auch ein Fälscher gewesen sei, ist sehr bestritten; das eine von M. beigebrachte Beispiel kann nicht überzeugen; jedenfalls spricht der Vf. ihm seltene Gelehrsamkeit, grofsartigen wissenschaftlichen Eifer, grofse Sittenstrenge, Liebe zum Vaterlande und gefühlvolles Herz für seine Freunde und das Volk zu. Dafs Tritheims Zeitgenosse Naucler auch Neucler hiefs, hat bei anderem Anlasse D. König’) gezeigt. Zu den bedeutendsten Geschichtschreibern des beginnenden XV. Jh. gehört Dietrich v. Niem, hinsichtlich dessen mehrfach erörtert ist, ob er mit dem Bischof Dietrich von Verden identisch ist. Auf Grund einer eingehenden Besprechung der verschiedenen Recensionen der Verdoner Quellen bejaht K. E. H. Krause’) wohl mit Recht die Frage. Dafs derselbe auch zum Bischof von Cambrai providirt sei, wird verneint. Auch der etwas spätere Bischof von Verden, Kourad von Soltau, war mit den Prager und Heidelberger Gelehrten und dem Rath des Königs Ruprecht gleichen Namens identisch. Beigegeben sind zwei Urkunden vom 20. Januar 1399 und 6. Februar 1400, welche sich auf Dietrich beziehen. Übersehen hat Krause wohl die sehr eingehende Recension von Rattinger über Sauerlands Leben des Dietrich von Nieheim.^) Der 1. Hälfte des XV. Jh. gehört der Fortsetzer von Theodor Engelhus’ Chronik, Matthias Döring, an. Für sein Leben ist die Notiz nicht ohne Interesse, dafs er am 20. October 1434 bei einem Besuch Rostocks ehrenhalber auf der Universität inscribirt wurde. Er war ,Minister generalis fratrum Minorum tocius Saxoniae*.’) Von den Wiener Hdss. zur bayerischen Geschichte, die M. Mayr®) beschrieben, ist für uns besonders wichtig ein Codex (3296), in dem sich unter anderen beflnden: 1) eine von Pez nicht abgedruckte Fortsetzung des Chronicon generale des Andreas Ratispononsis 1422 1438, 2) eine von Andreas angelegte Sammlung von Documenten, welche das Constanzer Concil betreffen: aus dieser Abtheilnng veröffentlicht M. zwei bisher ungedruckte Schriftstücke, welche ,













1 ) Quellen, welche der Abt Tritheim im zweiten Theile seiner Hirsaiier benutzt hat. Halle a. S., Waisenhaus. VII, 72 S. 2 ) Mainzer Chronisten, s. o. S. hier behandelten Chronisten sind mit Tritheim gleichzeitig, einer, Trefler, sogar befreundet; sie hoben ober nur lokale Bedeutung. Vgl. Kap. XIV. it) Forsch, z. Oesch. XIX, 592 ff. 4) Literar. Rundschau (Aachen) 1875 No. 12 ö) K. E. H. Krause, Forsch, z. deutsch. Gesch. XIX, 591. 6) S. o. S. 71.









Annalen Die mit ihm

68.

deutsch.

— 14.



Diyltizeo

iiy

sjOOglc

X.

11,76

K.

Huckcrt;

zcigcu, wie der genannte Chronist das reiche Material für sein grufscs Ge-

schiebtswerk gewonnen hat; 3) eine von Andreas selbst redigirte Originalrecension der Chronica de expeditionibus in Bobemiain contra Hussitas hacreticos, welche viel ausführlicher ist als der von llöfler herausgegebene Auszug. Andere Codices enthalten nicht unwichtige Fortsetzungen der Flores temporuiu bis 1472 (wahrscheinlich von Otto Ebner) resp. 1441 voh Johannes Spics, Prior zu Rotenburg. Waitz’ Nachrichten über englische Hdss.') bringen auch manches, was für das XV. Jh. wichtig ist. Besonders sei hervorgehoben, dafs im Britischen Museum (Addit. Mscr. 22 273) sich eine Hds. des ,Diarium historicum* von Thomas Ebendorffer (sic) befindet, welches bis zum Jahre 1450 geht und zuletzt ziemlich ausführlich ist. Von Albrecht II. und Friedrich III. berichten je 7 Seiten. Die Vorrede, welche beginnt, wie die zu dem über augustalis, ist vollständig mitgetheilt. Die von Pertz angedcutete Möglichkeit, dafs hier eine ältere Redaction dos über augustalis vorüege, gewinnt sehr an Wahrscheinlichkeit durch eine Vergleichung mit den Angaben in Lorenz’ Geschichtsquellen II*, 338. Ob danach der angegebene Titel ,Diarium bistoricum’ richtig ist, läfst sich ohne Einsicht der Hds. nicht entscheiden. Weiter versprechen u. a. Aufklärung für die deutsche Geschichte des XV. Jh. Aeneae Sylvii Piccolomini epistolarum über,*) 1443 1446; Ludovici de Strasolo dialogus de regia ac papaü potestate, Sigismundo irap. inscriptus a. 1413*); Geschichte des Hussitenkrieges 1426 1434 und Kriegsordnung wider die Türken zu Sigismunds Zeit;*) Briefe des Nürnberger Rathes 1444 1445;*) Bundbuch des Schwäbischen Bundes 1486 1495 u. s. w.®) .\uf einige Kaiser- und Köuigsurkuu den, die domXV. Jh. angebüfen, ist in einem Bericht über das Stadtarchiv in Kitzingen von A. Mörath’) aufmerksam gemacht. Sie gehören den Jahren 1414, 1484, 1487, 1498 und 1499 an und beziehen sich auf Privilogienbestätigung für Kitzingen u. s. w. Von den Urkunden des Geh. Haupt-Staatsarchivs zu Weimar, die Wuleker*) unter der Angabe der Jahreszahl aufzählt und die sich nicht in den Acten oder Copialbüchern befinden, gehören 1365 dem XV. Jh. an, unter denen 1 1 von Kaisern ausgestellt sind. Über den Inhalt ist nichts angegeben. Auch das Archiv des Vereins für nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung bewahrt Urkunden, welche sich auf die Jahre 1145 1807 erstrecken. Nach den Regesten, welche K. Menzel'"’) veröffentlicht, kommt für uns in Betracht die Urkunde vom 1. September 1442, in der Friedrich HI. dem Erzbischof Jacob von Trier erlaubt, aus dem Dorfe Hasolbach eine Stadt und Feste zu machen, und ihr dieselben Freiheiten verleiht, welche Frankfurt besitzt. (No. 63.) Ebenso besitzt dasBickenklosterinVillingcn eine Anzahl von Urkunden, die über die Specialgeschichtc hinausgehen.*®) Wir wollen für unsere Zeit neben mehreren Papsturkunden eine vom Baseler t'oncil 1440 Juni 30. ausgestellte vermerken (No. 81), welche sich auf Spendung der Sacramente im Fraueukloster in V. bezieht, und auf eine zweite, welche allen, die zum Türkenkrieg beisteuern, Ablafs gewährt (No. 113).













— —











1 ) S. o. S. 3ö'. 4 ) 8. 307. 5) S. 367. 2) I. c. S. 351. ») S. 3b9. 7) Correspondenzbl. d. deutsch. 6) Eine Fortsetzung dieser Nachrichten 8. 583 625. Archive (ed. Burkhardt in Weimar) I, No. 10. 8) Ibid. No. 11. 9) Ann. d. Ver. nass. Alterthkde. u. fieschichtsforsch. XV, 143—264. 10) Auszüge daraus von Glatz, Zschr. f. Gesch. d. Oberrheins XXXII, Hft. 3.





f.







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XV.

Jahrhundert.

11,77

Dentsche Gelehrte des XV. Jb. betreffen zwei von A.

und G. Schepfs

v.

Reumont

mitgetheilte Actenstücke: ersterer publicirte die Berufung

des deutschen Astronomen

Johannes,

Verfasser des .Astrolabium planum*

J. 1499 zum Behufe astronomischen einen Brief des Aoneas Sylvius vom 20. November 1444 an den Mathematiker Schindel (identisch mit Johann v. Gmunden, dem Begründer der Wiener Universitätsbibliothek?), in welchem er seine Freude darüber ausdrückt, dafs dieser ihn ehre und liebe.*) Nach mannigfaltigen Beziehungen hin werfen auf die Regierung K. Sigismunds Licht die von Caro*) veröffentlichten Urkunden einer Hds. des Hof- und Staatsarchivs zu Wien, welche ein Kanzleibuch Sigismunds aus dem J. 1417, einen Appendix aus dem J. 1416 und einige Urkunden früherer und späterer Zeit enthält. Vollständig sind 67 bisher ungedruckte gegeben, die übrigen 73 nur als Regesten. Kr theilt diu 63 Urkunden in acht Gruppen ein, denen gut orientirende Einleitungen vorausgehen. Gruppe A giebt Aufklärung über den am 12. Juli 1417 zwischen Sigismund und dem Cardinaiscollegium geschlossenen Coraprumifs und den bedingenden Geleitsbrief. Hierauf beruhte die glückliche Lösung der Papstwahlfrage. Aus

(Augsburg 1488) nach Ancona im Unterrichts;')

Schepfs

der zweiten Gruppe, welche das .Reich* betrifft, mag ein Brief erwähnt werden, aus dem hervorgeht, dafs Sigismund zu dem Herzog von Burgund Huldigung in Calais in normalen Verhältnissen stand, was neuerdings von Lenz angezweifclt wurde. Ferner vier Urkunden von 1417 zum Friesenaufstand. GrupjMJ C unterrichtet uns über die Stellung Sigismunds zum Grafen Amadeo von Savoyen und dessen Gegenleistungen für die schon lange geplante Erhebung zum Herzog. In 1) wird uns Sigismunds Verhalten zu den italienischen Stauten von 1413 1417 gezeigt. Aus Gruppe E .England und Frankreich* ersieht Caro, dafs Sigismund ehrlich das Interesse Frankreichs im Auge hatte, als er zwischen Karl VII. und Heinrich V. zu vermitteln suchte, und dafs der Rücktritt des erstereii von den Londoner Präliminarien das Bündnis von Canterbury herbeiführte. Gruppe F betrifft Ungarn. In G hören wir von der Stellung Sigismunds zum Poleukönig Wladislaus, der Bekehrung Samogiticus und der Feindschaft zwischen Polen und dem deutschen Orden. Fünf Briefe vom 30. Mai bis 4. Juni 1434, welche an Sigismund, das Baseler Concil u. a. gerichtet sind uud von der Dauer, dem Verlauf und der Bedeutung der Schlacht bei Böhmisch-Brod handeln, veröffentlichte J. v. Zahn.^) Zu den Gegenständen, die das Costnitzer und Baseler Concil beschäftigten, gehörte auch der Streit zwischen den Kl. Heilsbronn und Kehlheim in Betreff des Patronats daselbst: seine Entscheidung (1415 und 1444) stellte Muck dar.*) Zwei Inschriften, welche die Verkündigung der Baseler Compactateu in der früheren Frohnleichnamskirche in Prag-Neustadt bezeugen, theilte Br. Bischoff mit,*) W'attenbacb dagegen einen Brief des italienischen Humanisten und späteren Secretärs Martins V., Benedictus de Pileo vom 22. December 1416, in dem derselbe die Form seiner Eklogc, welche die Verdienste des Königs Sigismund um die Beendigung des Schismas gepriesen hatte, vertheidigt. *) seit dessen













1) Am. f. Kde. d. deutsch. Vorz. XXVI, 103. 2) Ibid. S. 202. 8) Urkundl. Wien, Beitr. I. (tesch. d. Constanzer Concils, Arch. f. österr. Gesch. Bd. 59 u. sep. Gerold. 174 S. 4) Anz. f. Kde. d. deutsch. Vorz., 1. c. S. 68 ff. 5) Geschichte von Kloster Heilshroun II, 558 61, vgl. u. Kap. XIII. 6) Anz. f. Kde. d. deutsch. Vorz. XXVI, 14. 7) Ibid. S. 225 ff.











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X. E. Hiickerti

11,78

Einen bedeutenden Zeitraum aus der Regierung Friedrichs III., die Jahre 1440 1471, betreffen die Urkunden, die A. Bachmann') TeröffentBeziehen sie sich auch Torzugsweise auf böhmische Angelegenheiten, licbt. insbesondere die Stadt Eger, deren Archiv sie zum grofseu Theil entnommen sind, so erhalten wir doch nicht wenige bisher unbekannte Nachrichten, welche mehr oder weniger das ganze deutsche Reich angehen. Wir erkennen den- Ursprung, Verlauf und Abschlufs der am 5. Januar 1446 an den Kaiser gebrachten Fehde zwischen dom Kapitel und Landständen der Breslauer Kirche einerseits, dem Bischof Konrad andererseits (No. 10 17). No. 18 27 geben uns ein genaues Bild des Zuges, welchen Herzog Wilhelm von Sachsen mit böhmischen Söldnertruppen nach Westfalen unternahm,*) und des Streites, welcher des Soldes wegen entstand. Die böhmisch -sächsische Grenzfehde zwischen den ,Podiebradern‘ und dem Kurfürsten Friedrich 133 in ein helleres Licht.*) Es zeigt sich von Sachsen stellen No. 28 deutlich, wie die Stellung der deutschen Fürsten und Städte zu einander ihre Parteinahme in jener Grenzfehde bestimmte und wie Friedrich III. zu vermitteln suchte. In Bezug auf den vergeblichen Versuch des Herzogs Wilhelm von Sachsen, nach dem Tode des Königs Ladislaus die böhmische nnd ungarische Krone zu erwerben, sind besonders interessant die Briefe Markgraf Albrecht Achills an den Papst und den Kaiser, wo Georg Podiebrad als Ketzer für unfähig erklärt wird,* den Thron zu besteigen (No. 167). Sehr wichtig sind die Nachrichten über die Kämpfe Georgs gegen seine Feinde in den Jahren 1466 1467, wie z. B. die Instruction für die Räthe der Kurfürsten und Fürsten, die im Interesse des Königs nach Rom gehen Die Angaben über das Befinden Georgs im Februar 1471 sollten (No. 276). lassen die Darstellung Palackys über die Todesart desselben mehr als











zweifelhaft erscheinen.

Die Benutzung der Urkunden und Actenstücko wäre sehr erleichtert worden, wenn sie nach dem Verbilde der Reichstagsacten nach bestimmten Gesichtspunkten zusammengestellt und jeder Abtheilung eine Einleitung vorausgeschickt wäre. Der Herausgeber hat sich offenbar bemüht, seine Vorlagen möglichst getreu wiederzugeben. Ob die Verstöfse, welche mir an einigen Stellen vorzukommen scheinen und auf die ich anderwärts einzugehen gedenke, auf das Conto der Vorlagen fallen, läfst sich ohne Kenntnis derselben nicht ausmachen. Der österreichische Erbfolgestreit nach dem Tode des Königs Ladislaus Postumus 1457 1458 ist von H. R. v. Zeifsberg*) von neuem und viel eingehender als bisher untersucht worden. Wir müssen uns hier begnügen, darauf hinzuweisen, dafs Friedrich HL sowohl vor als nach dem Tode des Königs Ladislaus mit vollen Segeln darauf hinarbeitete, den Seniorat, welcher seit einiger Zeit in den Hintergrund getreten war, zunächst in der Icopoldinischen, dann auch in der albrechtinischen Linie seines Hauses in seine vollen Rechte einzusetzen, d. h. als Ältester des Hauses alle österreichischen Länder zu regieren (S. 45, 81’, 88, 133). Zuweilen, wie z. B., als er in den Verhandlungen zu Neustadt, 8. bis 22. Februar 1458, verlangte, in die Burg zu Wien eingelassen zu werden, berief er sich auf seine ,kniserliche Würde“.





71. Fontes rer. Anstria1) Urkdn. n. Actenst z. österr. Gesell, in den J. 1440 carum, II. Abth., Oiplomats et Acta, Bd. 52, s. u. Kap. XII. 3) Palacky, böhm. Gesch. IV, 1, 178 ff. 4 ) Arch. f. österr. Gesch. 58, 1 ff., weiteres 3) Ibid. S. 181 u. ö. s. u. Kap. XII.







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XV'. Jahrhundert.

11,79

Das Erbe des Ladislaus Postumus war es auch, das die Verwickeluugeu zwischen Friedrich und Mathias Corviuus und die Eroberung NiederLetztere bat sehr eingehend K. Schober') beÖsterreichs herbeiftthrte. handelt. Nachdem er den schrecklichen Zustand Österreichs vor dem Kriege, die Einfälle der Ungarn und Böhmen, Plünderungen der Söldner, Fehden im Innern u. s. w. geschildert, erzählt er auf Grund eines bis jetzt zum Theil unedirten Materials den Krieg in allen seinen Einzelheiten. Wir hören nicht von grofsen Schlachten, sondern fast nur von der Belagerung einzelner Städte wie Klosterneuburg, Korneuburg, Wien, Wiener Neustadt u. s. w. Der Vf. zeigt uns genau die Mittel der Städte zum Widerstande, die meist vergeblichen Bemühungen Friedrichs 111., den Städten durch Verleihung von Einkünften u. s. w. die Mittel oder auch nur den guten W'illen (Wien) zum zähen Widerstande zu geben oder aus dem Reiche Hilfe zu erwerben. Wiener Neustadt hielt sich länger als Wien, konnte aber auch nicht einmal durch den Zug Alberts von Sachsen gerettet werden. Als zuletzt Maximilian mit M. Corvinus in Unterhandlungen trat, wurde die Sachlage durch des Letzteren Tod bald vollständig verändert. Sch. nimmt oft Friedrich III. gegen andere Historiker in Schutz: nicht der Geiz des Kaisers, sondern der Eigennutz der Reichen hat die Übergabe Wiens veranlafst.*) Zuweilen, wie in Betreff der Münze, ist die Vertheidigung wohl nicht glücklich.*) Die angefügten 65 Beilagen haben meistens die Stellung und Vertheidigung Wiens während dieses Krieges zum Inhalt. Diesen persönlichen Verhältnissen Friedrichs III. gegenüber ist die des schwäbischen Bundes 1487 eine Sache von reichsgeschichtStalin*) hat von neuem untersucht, wer der eigentliche Schöpfer desselben gewesen ist. Nach ihm hat wahrscheinlich Graf Hugo von Werdenberg-Heiligenberg als kaiserlicher Rath den Gedanken in Friedrich III. angeregt; mit der Ausführung im einzelnen betraut, wufste er derselben eine Richtung zu geben, welche den Interessen seines Hauses und Standes ganz besonders entsprach, und liefs die Verhandlungen dem Wunsche des Kaisers gegenüber sich ziemlich selbständig entwickeln. Eine ganz persönliche Beziehung des Kaisers wird wieder berührt durch die Mittheilung'') der Anrede, die Jacob Mocz, Beichtvater Friedrichs, am 1. August 1451 zu Lissabon an die Infantin Eleonore von Portugal hielt, als sie dem Könige, dessen Stelle er vertrat, vermählt wurde. Sie ist ledig-

Gründung

licher Bedeutung: P.

lich religiös-ethischen Inhalts.

Gegen Ende von Friedrichs Regierung kam 1490 Tirol au die österder kinderlose Sigismund es an Max, seinen Neffen, abtrat. Nachdem A. Jäger 1874 den Übergang Tirols von Sigmund an Maximilian, 1478 1490, behandelt hat, unterrichtet uns jetzt V. V. Kraus“) über das Verhältnis zwischen beiden von 1490 1496. Die erste Arbeit wird dabei hier und da erweitert oder berichtigt. Max ernannte nach der Besitzergreifung von Tirol den königlichen Rath Florian Waldanf von Waldenstein als Sigismunds Geschäftsträger an seinem Hofe. Dieser begleitete ersteren auf seinem Zuge nach Österreich und Ungarn und hatte die Correspondcuz mit Sigismund zu führen. Da kein wichtiges Erreichische Hauptlinie zurück, indem







Vgl. u. Kap. XII. i) SS. 84 ff., 1) Blätter für Ldakde. Ndr.-Österr. 1879, 1 ff. 97 ff. Württemberg. Vierteljahrshefte f. Londesgesch. II, ‘206 12. 8) S. 16. &) Von G. Schepfs, Anz. f. Kde. d. deutsch. Vorz. XXVI, 104 7. 6) Maximilians Beziehungen z. Sigismund von Tirol in den J. 1490 96; weiteres s. Kap, XII.



—)



— —



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X. E. Huckert:

11,80

vou dem Waldauf nicht nach Tirol berichtete, so bieten die mitgetheilten Schreiben einen werthvollen Beitrag zur Geschichte Maximilians Juni 1490 bis zum Januar 1491. Ferner stellt Kr. die schon zum Theil gedruckte Correspondenz ^wischen Maximilian und Sigismund unverkürzt oder in der Form von Regesten zusammen. Sie bietet besonders Nachrichten über die burgundischeu Angelegenheiten. Ein äufserst interessantes Document aus den ersten Jahren Maximilians, welches zeigt, wie verachtet auf manchen Seiten Maximilian war, welche Befürchtungen man für Reich und Kaiserthum von dem Zuge Karls VHI. hegte, bat H. Ulraann') publicirt; ,dcn Traum* des humanistisch gebildeten Sachsen Hans Luppold (Lupus) V. Herlasgrün, Raths des Pirzbischofs Ernst v. Magdeburg (t nach 1518). In seinem Traum sieht er Karl den Grofseu, Otto den Grofsen und Friedrich 11. (sic !) Barbarossa, von denen letzterer in einer Versammlung von Reichsfürsten energisch zu einer kräftigen Politik gegen Frankreich auffordert. Die Schrift ist dem Kurfürsten P'riedrich von Sachsen gewidmet, sie wurde auf dem Reichstage zu Worms 1495 verbreitet und gelesen. Werthvolle Beiträge zur deutschen Geschichte von 1496 ah wird auch das jetzt in Italien berausgegebene Tagebuch Marino Sanutos bieten, dessen 1. Heft*) nach dem Berichte von Thom as wichtige, bisher unbekannte Documeute zur Geschichte Maximilians liefert. Es ist schwer zu sagen, wie sich die deutsche Geschichte gestaltet hätte, wenn ein kräftigerer P'ürst als Friedrich 111. auf dem Throne gesessen die Auflösung aller Verhältnisse würde jedenfalls nur in anderer hätte Ein wesentliches Moment in diesem Processe Form zu Tage getreten sein. der Auflösung, die ,Popularisirung‘ der deutschen Gesellschaft und die Bedeutung, welche im Laufe des späteren Mittelalters die ,armen‘ Leute ereignis vorfiel,

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,

:



Während sich auf der einen Seite einfältigen* Bauern und die Furcht vor dem mntbwilligen Pöbel zeigte, bildete sich auf der anderen Seite allmählich eine Anschauung, welche gerade und allein vou den Einfältigen und Armen* Dafs die socialen alles Heil in Kirche, Staat und Gesellschaft erwartete. Theorien und Bewegungen, welche als Vorläufer der socialen Revolution des XVI. Jh. betrachtet werden müssen, grofseutheils hussitischen Ursprungs sind, zeigte Job. Jausseu.^) Zum Verständnis dieser socialen Verhältnisse ist von Wichtigkeit die Kenntnis der Preise der Lebensmittel. Auf diese ist auch für das XV. Jh. anläfslich einer Darstellung des nassauischen Münzweseus J. Isenbeck^) cingegangen. Die allgemeinen Finanz- und Steuerverhältnisse umserer Zeit erhalten lehrreiche Illustrationen durch die von Schönberg®) gegebenen Aufschlüsse über die Finanzen Basels im XV. Jh. Den revolutionären Tendenzen auf kirchlichem Gebiet batte die Kirche Uber ihre Stellung in Deutschland im die Inquisition entgegengesetzt. XV. Jh. unterrichtet uns R. Wilmanns durch Darlegung zweier erfolgloser Processe, die der päpstliche Inquisitor in der Kölnischen Provinz und den Diöcesen Bremen und Paderborn, Jacob von Sweve (von Soest) gegen Johann hielten, hat F. v.

Bezold^)

beleuchtet.

die Verachtung der ,groben,

,







deutsch. Gesch. XIX, 67 96. 2) .S. 151 64; s. Hist. Zschr. 8) Die Literatur des späteren Mittelalters in ihrer .Stellung zu den N. F. V, 1 37. 4 ) Gesch. d. deutschen Volkes seit 391 108. 5) Ann. d. nass. Gesch.-Ver. XV, 102. 6) Die Finanzverhälmisse der Stadt Basel iiu XIV. u. XV. Jh., s. Kap. XI. 1 ) Forsch,

N. F. VI, 964. ,arinen

z.



Leuten',

dem Ausgang

Hist. Zschr.

d. Mittelalters II,











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XV.

Mdlknw

Jnhrliiindort.

II, S1

Köln 1415 und gegen Johann Pnlborne den jüngeren, Vicepfarrer an der Wiesenkirche in Soest, 1420 anstrengte. Die zahlreichen Schriften des Inquisitors, weichein der Paulinischen Bibliothek und, .soweit sie historischen Inhalts sind, im Staatsarchiv in Münster aufbewahrt werden, waren in

der Ruhm des Soester Klosters, dem er angchörte. Durch Anführung einiger anderen Beispiele sucht W. zu zeigen, dafs während des ganzen XV. Jh. die römische Inquisition in Deutschland in ihrer Wirksamkeit bestehen geblieben

ist.')

Ketzerei war bekanntlich der Boden, auf dem sich die eigenRichtung der Böhmischen Brüder erhob. Die Anfänge dieser hat ira vorigen Jahre J. Goll sehr eingehend dargestellt, ohne jedoch über die Wahl und Weihe ihrer ersten Priester ins Klare zu kommen. Den Widerspruch zweier Zeugnisse in diesem Punkte sucht Edm. Meyer*) durch den Nachweis zu beseitigen, dafs Goll den Brief der Brüder an K. Georg nicht richtig datire und darum zu der Ansicht verleitet sei, er beziehe sich auf die Weihe der ersten Priester durch den Waldenser Bischof Stephan Der Brief ist gleichzeitig mit dem vierten Schreiben an in Wien. Rokycana (1468) und betrifft die gleiche Thatsache, so dafs ein Widerspruch nicht stattfindet. (Vgl. Jg. I, 172). Dafs Maximilian dem Verderben der Kirche gegenüber im J. 1510, allerdings auch aus politischen Gründen, eine Reform derselben wünschte, und sogar auf den Gedanken einer deutschen Katioualkirche mit eigenem Primas kam, ist namentlich aus Wiskowatoffs Buch über Wimpheling, der des Kaisers schriftlich aufgesetzte Ideen prüfen mufste, sich aber sehr ablehnend verhielt, bekannt. Doch wurden einzelne Actenstücke vermifst; II. Ul mann hat diese auf dem Gesammt-Archive in Weimar vorgefunden und nach ihnen die Angelegenheit noch einmal beleuchtet, ohne dafs sich viel Neues ergäbe.*) Zu den bedeutsamsten Thatsacben, welche das XV. Jh. aufzuweisen hat, gehört der Übergang der Mark an die llohenzollern. Die Beleuchtung, Ilufs’

thüraliche

Secte



.

Kaiscrwahlcn durch E. Walter^) erfahrt, betrifl't auch unsere Periode, jedoch bietet er, nur eine patriotische Tendenz verfolgend, nichts Neues und hat im einzelnen viele Irrthümer begangen. Ohne wesentlich neue Resultate sind auch die chronologischen Bilder der Meifsener Bischöfe Thimo (1399 1410) und Rudolf v. d. Planitz (1411 bis 1427),*) die das Verhältnis derselben zum Reich nicht unberücksichtigt

die ihre Politik bei den





lassen.

Dafs ,heraldische Rangkronen* auf den Siegeln deutscher Kaiser und Könige sowie ihrer Gemahlinnen zuerst in unserem Jh., um 1460 erscheinen, hat F. K. bemerkt.®)

1 ) llist. Zsclir.

in

Bühnien

XVIU.

liu

I.iler.

s.

Beil.





Ili«t«risehe Jiliresberiehte.

Berlin, f.



ff. 2) Mitllipiliingen il. Vor. f. d. Gosch. ipzig, 28. Diincker & Humblut, 1879), namcntlicli S. 18 4) Nachtr. i. (lesch. d. Sladt122. verfass. von Köln im Mittelalter, ebenda Jg. 1877, Deipzig 1879, S. llö devcloppenients communalea. Essai zur leur origiiie et leurs premiers 5) Lea libertes en Belgique, dans le nord de la France et sur les bords du Rhin. Bruxelles et Paris, 1878. VIII, 773 S. 6) Aua belgischen Städten und Stadtrechten, Hans. Geschichts70. hlätter, Jg. 1878, S. 39 7) Die ältere Ordnung und Verfassung der Städte in N) Statistisch Steiermark. Eine histur. Skizze. Graz, Vereiiiabuchdruckerci. 112 S. Jl) g. Inaniahat die deutschen Städte im XI. Jh. Hamas behandelt, s. S. 49t. Slemegg (s. o. S. 28) S. 201 ff. 10 ) S. o. S. 83. Darstellung S. 354-553. - 11 ) Der Kampf um Gewerbereform und Gewerbefreiheit inBaycnivon 1799 1808, nebst einem cinleit. t'berblick über die Entwickelung des Zunftw'esens und der Gewerbefreiheit in Deutsch-





(Jalircsschrift





















— —



land, in Schmollcrs staats- und socialwissenschaftl. Forsch, (s. o. S. 85^ II, Hfl. 1, 3—16. 12 ) Das deutsche Zunftwesen im Mittelalter, in Virch o w -Hol t z enHff. 312. dorfs Samml. gemcinverständl. wissenschaffl. Vorträge. Berlin, Habel. 40 S.

S.



V crfusiingsgcschiphtc.

11,97

W&hrend Schmoller mehr

die Zunftentwicklung ins Auge fafst, geht auf das W'esen der norddeutschen Gilden und Innungen ein. Die Zunft verdankt ihr Wesen zwei Factoren, der Bruderschaft und dem Amt. Die Bruderschaft ist geistlichen Ursprungs und demgemäfs den weltlichen Gewalten gegenüber eine autonome Bildung. Das Amt dagegen

Nitzsch')

tiefer

hofrechtlichen Ursprungs und eine von Anfang an weltliche Gemeinwelche auch der weltlichen Gewalt untersteht. Die Verleihung Amtes an eine Bruderschaft gibt dieser erst ihre officielle weltliche Bedeutung. Die Errichtung einer Bruderschaft dagegen verstärkt im Amt ist

schaft,

des

das autonome Element. Ganz anderer Natur ist die in Norddeutschland heimische Gilde. Sie erscheint an den Handelsplätzen als eine Vereinigung im Verkehrsiuteresse seitens sämmtlichcr betheiligten Ein-

wohner. Sie ist weder kirchlichen noch hofrechtlichen Ursprungs, kennt auch anfänglich die Scheidung nach den einzelnen Gewerben nicht. Sie hat vollständige Autonomie; ihre selbstgewählten Beamten heifsen meist Aldermann, ihre Versammlungen Morgensprachen. Der Inbegriff ihrer autonomen Ordnungen wird als Gilderecht bezeichnet und die Ausübung ihres exclusiven Verkehrsreebts als Hansa. Dieses Institut kommt auf dem ganzen sächsischen Gebiete, auf dem Festland sowohl als in Dänemark und England vor, ist also eine uralte sächsische Bildung. Daneben kommt in Norddeutschland die Innung vor, welche überall als das Product fürstlicher Verleihung erscheint. ,Das Hecht der Innung als gratia vendendi et emendi verleiht die unbeschränkte Verkehrsbefugnis entweder der gesammten vorhandenen Einwohnerschaft oder sämmtlichen Mitgliedern eines einzelnen Gewerkes eines bestimmten Platzes.* Die Innung unterscheidet sich scharf sowohl von der Bruderschaft als vom Amt und der Gilde. Die Innung kann wie das Amt einer Bruderschaft verliehen werden. Im grofsen und ganzen wird man schon jetzt sagen dürfen, dafs die Macht und Bedeutung der älteren Kaufmannsgilden in der 1. Hälfte des XIU. Jh. Ämtern, Innungen und Käthen gegenüber mehr und mehr verschwand; dafs aber gerade diese Genossenschaften auch da noch einen höheren Rang einnahmen, zeigt eben der Umstand, dafs Ämter und Innungen, sobald ihre Ansprüche stiegen, für sich den Namen der Gilden usurpirtdn. Sehr interessant ist auch die Abhandlung von A.Mating-Sammler*) über die Ehrlichkeit des Leineweberhandwerkes. Wenn er die Unehrlichkeit der Weber auf den Umstand zurückführt, dal's mit dem XIV. Jh. die Webcrzüufte durch das Stadtrecht gezwungen worden seien, die unfreien Dorfweber in ihre Zunft aufzunehmen, so kann dies nur für Sachsen gelten. Auderwärts, z. B. in Strafsburg und Basel, gehörte die Weberzunft immer zu den angesehensten, obwohl die Frauenarbeit bei ihr nicht ausgeschlossen war.*)

Gerade wie die Meister sich in Zünften zusammenthaten

so

,

auch die

1) Über die nlederdeuUchcn Genossensrhaften des XtT. n. XIII. Jh., Munatsber. Bert. Akad. d. W. Jan. 1879. Text S. 4-44; Anhang S. 29 44: Zur Geschichte der Göttinger Gilden und Innungen ans dem Ordinarius des Raths und dem



d.

Buch

der Kaufgilde naeh den znsammengestellt 1368 1558.



Khrlichkeit ihres Handwerks. Vgl. u. Kap. XVII. 8)



Ermisch,

s.

u.

Abschriften



2)

des

Herrn Dir.

Schmidt

chronologiseh

Der Kampf der kursächs. Leinweber um

die

Progr. d. Realseh. zu Roehlitz (No. 482). 4", 25 S. Differenzen zwischen Gewerken in Chemnitz behandelte

Kap. XVII.

Ui»tori»cbt3 Jahresbericht«.

1879. 11.

7

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XI. H. Boos.

11,98

Der Kampf der Meister gegen das AssoGesellen in Gesellenverbänden. ciationsrecht der Gesellen ist von Schanz ,zur Geschichte der GesellenverGleichwohl können Monographien auch bände* trefflich geschildert worden. hier noch mehr Licht verbreiten, namentlich sind die Verhältnisse ira OberElsafs hierin höchst belehrend. Nichts trägt indc.s zu dieser Frage Chr.



Meyer') bei, der sich wesentlich auf Schanz stützt. Das freie Gesinde hat namentlich für die Städte Bedeutung. Dazu gehören anfser den im Hause Dienenden anch die Gesellen. Ihre Rechtsverhältnisses, wie sie sich seit dem XIII. Jh. entwickelt haben, behandelt G. Hertz*) in drei Abschnitten, 1) Eingehung des Dienstverhältnisses, 2) Rechtsverhältnisse während der Dauer des contractlichen Bandes und 3 ) Lösung des Dienstverhältnisses, indem er unter diese Rubriken die betreffenden Quellenstellen systematisch einordnet. Für die Finanzverhältnisse der deutschen Städte ist das Buch von G. Sc hönberg*) ebenso bedeutend, wie das von Schm oll er für das Zunftwesen. Zum erstenmal ist ein ungemein reichhaltiges Material in erschöpfender Weise für die Geschichte der städtischen Verwaltung ansgebeutet worden. Liber die Vermögonsverhältnisse erhalten wir nun ganz feste Angaben. Denn wenn auch hier nur das Finanzwesen der Stadt Basel behandelt wurde, so sind doch die Verhältnisse ira Mittelalter so gleichartig, dafs man Schlüsse von dieser auf die anderen Städte ziehen darf. Namentlich wird durch Schönbergs Arbeit ein weitverbreiteter Irrthum über die Gröfse der mittelalterlichen Städte beseitigt. Schmoller schätzt z. B. am Ende des XV. Jh. Stralsburg auf 30 000, Danzig auf 40 000, Lübeck auf 50 000, Augsburg auf 36 400 Einwohner; Heusler und Ref. nahmen für Basel zur Zeit der Burgunderkriege 25 000 30000 an. Diese Zahl reducirt sich aber auf Grund der von Sch. publicirten Stcuerlisten auf die Hälfte. ,Man wird überhaupt für das Mittelalter kleinere Verhältnisse und namentlich die Gröfse der Bevölkerung in den Städten und auf dem Lande viel geringer annehmen müssen, als es zur Zeit noch häufig geschieht* (S. 521). Sch. behandelt nur die aufserordentlichen Vermögenssteuern im XV. Jh.; der Titel ist also nicht ganz zutreffend, er pafst« für den leider abgeänderten ursprünglichen Plan. Übrigens konnte die Einleitung kürzer gehalten sein. Sehr beachtenswerth ist die Schrift von K. Th. Eheberg'*) über das ältere Münzwesen und die Hausgenossenschaft, obwohl es Ref. scheinen will, als ob für letztere das Material nicht vollständig nusgenutzt worden sei.









des Arbcitor.standes, Preufs. Jahrbb. XLIII, 2G 52. 2) Die des freien Gesindes nach den deutschen Rechtsquellen des MittelVI. VIII, iOO ,S. etc. (s. o. S. 27^), Hft. der Stadt Basel im XIV. ii. XV. Jh. Hit Unterstützung der liist.-antiq. Gesellsch. zu Basel herausg. Tübingen, Laupp. XV, 821 S. 4) f ber das ältere deutsche Münzwesen und die Haiisgenussenschaften, bes. in volkswirthschaftlicher Beziehung. Mit einigen bisher ungedruckten Urkunden über die Strafsburger 1)

Zur

fiescli.

RochtsvcrhSltnissc

alters,

in



(iierkes Untersuchunften

S) Finanzverhältnisse

Hausgenossen VIII, 208 S.

(Schmoller,



staats-

und

socialwisscnschaftl.

Forscli.

II,

5;

s.

o.

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Österreichische Landergnippe.

11,99

XII.

F. V. Erones. •

_•

Österreichische Länderg-ruppe. Das J. 1879 hat für die ögterrcichische Ländergruppe auf dem Gebiete Prähistorie und für die kelto-röraische Periode eine Anzahl von Arbeiten gebracht, die am besten bei den einzelnen Provinzen besprochen werden, allgemeiner gehalten ist jedoch die Untersuchung, die A. Bachmann, veranlafst durch seine Arbeit über den Ursprung der Bayern,') den ältesten Völkerbeständen an der österreichischen Donau gewidmet hat.*) Er erörtert hauptsächlich nach Ptolemäus die Völkertafel des keltischen Nordostens und die Frage, wann die Kelten ihae nordöstlichen Sitze räumten, und vermuthet die Parmekampen im Chamb- und Regengebiet, die Sudenen im Mühlviertel, die Adrahäkampen in Nieder-Osterreich amKampflusse; die Rakater und Terakatrier zwischen dem Hausruck und Marohfeld, in NordUngarn die Baimen, im Rücken derselben jenseits der liVaag die Cotinen. Die Cimberu- und Teutonenwanderung machte kein einziger Ostkeltenstamm mit. Bezüglich Norejas hält B. es für möglich, dafs es aufser dem ältesten (tauriskischen) Noreja und dem au der heutigen steierisch - kärntnischen Grenze gelegenen (kelto-römischen) Noreja noch ein drittes am untern Inn Der Abzug der Bojer ans Bojohemum fand wohl um 50 v. Chr., und gab. 15 n. Chr. der ,Rückzug‘ der Markomannen nach Böhmen statt. Eine sehr gelungene Verbindung einzelner Studien zu einem organischen Ganzen haben wir über die Geschichte der slawischen und deutschen Ansiedelung im Ostalpengehiete von 0. Käramel.*) Als Vorläufer dieser Monographie, die von der keltisch-römischen Epoche nusgeht, dürfen wir eine bestens aufgenommene Programmarbeit des Vf.*) ansehen. K. will nachweisen, ,wie die l.andschaflen, welche den historischen Kem der österreichischen Monarchie gebildet haben, also Niedcr-Üsterreich, Steiermark, Kärnten undKrain, durch die deutsche Herrschaft und Colonisation aus slawischen zu deutschen oder halbdeutschen Ländern geworden sind.' Bezüglich der ,antiken Vorgeschichte' müsse allerdings auch auf Pannonien Rücksicht genommen werden und ebenso auch auf die deutsche Colonisation im heutigen südwestlichen Ungarn. Der erste Hauptabschnitt (S. 7 116) behandelt die keltischrömische Grundlage in vier Abtheilungen: 1) die römische Eroberung; 2) die Zustände Noricums und Pannoniens zur Zeit der Unterwerfung; .8) römische Verwaltung und Kultur; 4) das Christenthum und die Vorboten der





der Völkerwanderung.

— —

2) Die Kelten im Norden der Donau. Zsrhr. f. 1) S. Jahresber. I, IIC ff. Grmn. 1879, S. 81 93. 8) Die Anfänge deutschen Lebens in Österreich bis der Karulingerzeit. Mit Skizzen z. kelt.-röm. Vorgescliiclite. Leipzig, A llumblot. VIII, 331 S.; vgl. o. S. 85. 4) Die Anfünge deutschen Lebens in Nieder-Osterreich während des IX. Jh., Progr. des Dresden-Nenstudter Gymn. 1877 (n. Sep.-Abdr.). öiterr.

zum Ansgange Duncker









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XII.

11,100

F. V.

Kronps;

stofflich mit den Werken von Jung und Zippel, beruht aber auf selbständiger Verarbeitung der neuesten Forschungen. Dies zeigt sich auch, wenn man die einschlägigen zwei Bei, Die Stämme Pannoniens“ (,S. 303 Mautem und 316) und ,Faviana Aelium Cetium S. Pölten“ (S. 317 323) ins Auge fafst. Dort wird eine Als sicher keltisch er,Kritik der Ptolemäischen Völkertafel“ versucht. scheinen dem Vf. (S. 300) die Azalier und die Eatoviker, als wahrscheinlich die Varcianer und Hercuniaten; Faviana der Vita Severini ist Mautem, Aelium Cetium S. Pölten, ln Bezug auf die Homanisirung der behandelten südöstlichen Alpengebiete gelangt K. zu dem Ergebnis; ,1m heutigen Kärnten mit Süd-Steiermark und Krain, sowie im nördlichen Salzburg und im südlichen Ober-Österreich auf der einen, in dem Striche längs der Donau auf der anderen Seite öbcrwog der römische Einflufs; in den dazwischen liegenden Territorien kam er nur schwach oder so gut wie gar nicht in Geltung, in ihnen erhielt sich demnach wenig berührt das keltische Volksthum“ (S. 103). Völlig unbewohnt seien diese Gebiete gewifs nicht gewesen, wenn auch die entlegensten Thäler unbcsiedelt blieben und die Bevölkerung überhaupt nur dünn war. Im zweiten Hauptabschnitt; .Untergang der Römerherrschaft und die Einwanderung der Slawen“ (S. 119 188) bewegt sich der Vf. naturgemäfs auf dem schlüpfrigen Boden der Ortsnamenforschung, aber mit fleifsigcr Benutzung aller einschlägigen Hilfsliteratur und im ganzen mit Umsicht und Geschick. Nachdem das .Erlö.schen des römischen Lebens“ dargelegt ist, wird in dem ausführlichsten Theil, ,die Ansiedelungen der Slawen“ (S. 142 177), das thatsächliche wie auch das problematische Material slawischer Ortsnamen auf dem Boden des südöstlichen Alpenlandes und seiner Nachbarschaft zusammengefafst. Die Grenze zwischen deutscher und slawischer Nationalität, zur Zeit der weitesten Ausdehnung des slovcnischen Sprachgebietes, also etwa im VH.Jh., wird S. 176 skizzirt, soweit dies eben möglich ist. Anhangsweise wird in Kap. HI ,der Zustand des Landes unter den Slawen und Avaren“ behandelt. Die eigentliche Aufgabe des ganzen Werkes; .Die deutsche Colonisation während des neunten Jahrhunderts“ füllt den dritten und letzten Hauptabschnitt; es ist das weiter ausgeführte Thema der erwähnten Programmarbeit. Zunächst kommt die .Unterwerfung und Bekehrung“ dieses Gebietes bajuvarischcr Stammthätigkeit zur Sprache; am Schlufs beleuchtet der Vf. (S. 205 206) die .merkwürdig vielen Vcrgleichungspunkte“, welche .trotz augenfälligerVerschiedenheiten diebayerisch-fränkischeuud die römische Eroberung dieser Landstriche doch bietet.“ Die Analogie zeige sich auch im Schicksale der Eroberungen; ,wie Noricum bis ins VI. Jh. hinein an Italien gefesselt blieb, so gestaltete sich hier auch die deutsche Occupation zu einer dauernden, während Pannonien schon nach kaum einem Jahrhundert wieder verloren ging, wie es auch für Rom viel früher als Noricum verloren gegangen war. Denn beide Male wurde die Bevölkerung des Flachlandes zwischen Donau und Drau unter der fremden Regierung eine so bunte, dafs sie jedes inneren Zusammenhanges entbehrte, und beide Male vermochte das Wesen der herrschenden Nation diese Bevölkerung nicht so zubemoisteru und zu durebdringen, wie sie es in den Thälern der Ostalpen und an der österreichischen Donau im Stande war. So sollte denn die deutsche Eroberung Pannoniens für das deutsche Volk keine dauernde Bedeutung ge-

Es berührt sich dieser Abschnitt

lagen;















winnen.“

Der

II.

Theil skizzirt ,die staatliche und kirchliche Organisation“

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österreichisch« LÄmlerKruppe.

während der

III.

Theil, die

,

Ansiedelungen der Deutschen*, worin wir einer

Topogmphie der Ostmark, Karentaniens (und des tirolischen Landschaft zwischen dem Wiener Walde und der Lejtha, Landes bis zur Raab und des westlichen Plattensoe-Gehietes begegnen,

historischen

I’usterthals), der

des

deutsche Colouisatiou in ihi'cn Endergebnissen (S. 277 f.) sehr gut gezeichnet hat. Den Schlufs machen (IV) ,die Kulturverhältnisse während des IX. Jh.‘, die materiellen und geistigen, (nebst einer Zusammenstellung der deutschen Ortsnamen in den behandelten Gebieten) und (V) ,der Verlast der Ostmark und Pannoniens* an die Magyaren. Eine Episode der bajuvarischen Epoche Österreichs und zwar die vielhoarbeitete Ruprechtsfrage erörtern von sehr entgegengesetzten Standpunkten aus die beiden Arbeiten von Pospiech') und Franz v. Pichl.*) Pospiech geht von der eingehenden Betrachtung des Congestum Amunis aus und setzt wie Blumherger Ruprechts Thätigkeit zu Anfang des VIII. Jh., mit Rücksicht auf das Todesjahr desselben (c. 716), auf die bayerische Herzogsreiho und endlich auf die ,kulturhistorischen Verhältnisse Salzburgs und Österreichs*, welche Ruprechts Ankunft in eine entwickeltere Epoche hajuvarischer Ansiedelung hinabrückten, andererseits aber auch die vcrhältuismäfsigc Jugend des dort eiugeführten Christenthums erkennen die

lioTsen.

Bietet diese Abhandlung nichts wesentlich Neues, stellt sich aber mit Sach- und Literaturkenntnis der Ansicht Blumbergers, Wattenbachs und der Mehrzahl neuerer Forscher au die Seite, so will F. v. Pichl nur

38 f.) und hat durch den Frage ein Verdienst erworben. an die ,Traditio* und läfst mit Filz, Koch-Stemfeld, Siegert, Mittermüller, Friedrich, G. A. Pichler und Alois Huber Ruprecht schon um 511 oder bald hernach in Bayern das Christeuthum begründen. Für die Geschichte des mittelalterlichen Verkehrswesens Österreichs bietet der Schlufstheil der reichhaltigen Arbeit von Ochlmaun ,dio Älpenpässe im Mittelalter*’), eine willkommene Vorarbeit. Hier kommt nur Abschnitt 6 und 7, ,Dcr Brenner* und ,Die Ostalpen*, in Betracht. Unter den von 0. benutzten Quellen erscheinen besonders die von Ziugerle herausgegebene ,Reiserechnung des Wolfger von Ellenbrechtskirchen* aus den Jahren 1191 1218 und das Itinerar Alberts von Stade 1236, ferner des Zeitgenossen Hz. Sigmunds von Tirol, des Ulmer Predigermönches Fahri von Zürich ,Evagatorium‘ (Bibi, des literar. Vereins in 1484 wichtig. Stuttgart, 11 IV) für die Zeit von 1480 1481 und 1483 Der Weg durch die Ehreuberger Klause über den Ferupafs (mons fericius) durch das Lcchthalgebiet Tirols war als kürze.ste Strafse von Westsch Waben nach Italien insbesondere von den Ulmer Kaufleuten viel benutzt. Ira J. 1481 fand Fabri den sog. Kuntersweg von Brixen nach Botzen in schlechtem Zustande, 1483 bereits verbessert und 1484 die wicderhorgestellte Breunerstrafse vor und rühmt die Verdienste Hz. Sigmunds um die Strafsen die früheren Ansichten vergleichend darlegen (S.

literarhistorischen Theil der Arbeit sich ohne

Er klammert sich





1)

u.

Das Cüngestnm Arnonis, dessen Bedeutung u. Werth f. d. älteste Salzburger Geschichte. Progr. d. Ober- Healsch. zu Trauteiiau. (S. 3 22) 8“. Tiber das wahre Zeitalter d. h. Hilpert, Apostels d. Bayern. 12. Jahresber.



österr.

3) Studie d.







k.

k.

Oher-Realseh.

i.

.Salzburg.

(S.

3



10).

Vgl.

Schweiz. Gesch. llerausg. v. d. allg. gcsehichtsfurseh. 36Ö ff. Vgl. Jahresber. I, 121), 312 u. Kap. XXIII. f.

u.

S.

111.

Gesellscli.



d.



9) Jahrb. Schweiz, IV,

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XII.

11,102

und Pfade

Tirols.



Für

die

F.

V.

Krones:

Römerzügo der deutschen Kaiser war der

Dronuor die Hauptpnssago, deun von 144 derselben eutfallen B6 allein Interessant sind die Bemerkungen über die Verhinduugswego auf ihn. zwischen dem Friaulschen und dem Pusterthale, das Albert von Stade als ,sehr thener und mit sehr schlechten Wirthshäusem* versehen bezeichnet. Auch Fabri war mit letzteren nicht zufrieden und bemerkt überdies, dafs die Strafso nach Treviso nicht über Bassano, sondern meist, wie die ursprüngliche Römerstrafse, über Kofel, Feltro an die Piave genommen wurde. Was die politische Geschichte Deutsch-Österreichs seit 97Ü, seit der Babenbergei-zeit betrifft, so werden wir die Arbeiten von Kummer und Schober zweckmtifsigcr in der Proviuzialgeschichte ') besprechen; die Geschichte des letzten Babenhergers, Friedrichs des Streitbaren, berührt in mehr als einem Punkte Dargun,*) der für die Wahrhaftigkeit der kaiserlichen Anklagen gegen diesen Ilei'zog eintritt, obschon, er selbst wieder au der Ueiratsgut-Geschichte Margarethens und dem ,sknndalöaeu Vorgänge mit dem Markgrafen von Meifseu' zweifelt. Bedeutsam ist der von ihm versuchte Nachweis, dafs Schirrmacher den böhmisch - ungarischen Krieg gegen Österreich zweimal, d. h. als zwei verschiedene Thatsacheu, nacheinander erzählt habe.’) In der diplomatischen Geschichte Maximilians I. bilden einen der wichtigsten Punkto die Vertrage von Blois vom September 1.504. Gegenüber der herkömmlichen Anschauung von der trügerischen Unaufrichtigkeit Ludwigs XII. und dessen Gattin .\nna in Bezug der Verlobung Carls (V.) mit Claudia versucht P. Schweizer in Zürich, beide dieser mala fides zu entlasten.^)

Bachmanus

.Urkunden und Actenstückc zur österreichischen GeIII. und K. Georgs von Böhmen 1440 berühren allerdings unsere Lündergruppe, fallen jedoch in ihrem Ilauptstoffe Böhmen zu,’) dagegen hat A. Steiuwenter'’) eine noch der Einzclforschung genugsam bedürftige Partie der mittelalterlichen habsburger Geschichte untersucht und eine sehr brauchbare Vorarbeit für eine noch nicht vorhandene Monographie über Herzog Ernst den Eisernen (t 1424) geliefert, wie sie 1877 Kümmel in kleinerem, provinzialgeschichtlichem Umfange vorzugsweise aus steierischen Archivalien versucht hatte.’) Im ersten Abschnitt behandelt St. die Jugend Herzog Emsts nnd den ersten Zeitraum seiner politischen Thütigkeit, um in Abschn. II, ,die Leopoldiner 1412*, auf in ihrer Stellung zu Friaul und Venedig in den J. 1411 Grund genauer Bekanntschaft mit der einschlägigen Literatur die italienische Politik der habsburgischen Brüder Emst und Friedrich mehr als bisher in das richtige Licht treten zu lassen. Absohn. 111 legt den Thatbestand des so widerspruchsvoll überlieferten Vcrhältuisses des Leopoldiuers Wilhelm zur Polenköuigiu Hedwig von Anjou dar. Mit Herzog Ernsts zweiter Ehe und namentlich der chronologischen Schwierigkeit beschäftigt sich Ahschn. IV; A.

schichte im Zeitalter K. Friedrichs bis 1471‘





1) Bei Osterr. o. ii. ii. njäger und Wahrheit und Sage von der Martin»wand. J. N. Vogla Volktikalender. Die livzieliungcn Fricdrielis III. zum seliwäli. Uimile hat P. Stäliii

o. S.





dank,

-4)

iintcrsncht,

s.

o. S.

79.



5) Jahrh. des

Wiener Altorth.-Vcr.

XVIII,

1

— 125.

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XII.

11,106

F.

V.

Krone«:

Wenden wir uns nun KU den Leistungen auf dem Hoden der ProvinzialÖsterreich

d.E. ') zuerst in urkundlicher und historisch-genealogischer Richtung die Arbeiten des bieneufleifsigeu Weudrinsky zu erwähnen, der zunächst Nachträge zu Meillors'^j Babengeschichto, so sind für

o. u. u.



berger Regesten und zwar für die Zeit von !)79 1256 lieferte, im ganzen 142 Nummern, von denen 2 auf das X., 30 auf das XL, 82 auf das XII. und 28 auf das XIII. Jh. entfallen. Sodann setzt er seine eingehenden Geschleohterstudien über die Gf. von Pinien- Hardegg®) fort. Er verwirft sowohl die von Eccard, Fröhlich, Fischer, Filz u. A. vertretene Ansicht von ihrer thüriugisch-istrischen Abstammung, als auch die Meinung des Lazius, Koch-Stcrnfeld, l.aug u. A., wonach sie mit den Peilstein (Burghausen, Khala) identisch seien, und verficht ihren Zusammenhang mit den alteu Gfu. von Friesach, welche 1036 1045 mit Wilhelm 111., Gf. von Soune, der frommeu Hemma und deren beiden Söhnen Wilhelm und Hartwig im Hauptzweige erloschen. Von dem Bruder jenes Wilhelm HL, Liutold, läfst er einen Seitenzweig abstammcu, welcher in Liutolds Urenkeln Starchand II. 1104, Mkgf. von Soune, und Werigand, o. 1130 erblichem Vogt vou Gurk, einerseits die Sounecker, nachmals Cillicr, andererWerigands Enkel: Liutold II. (f 1 190), Heinrich I. seits die Plaien zeitigt. (t 1197) und Konrad I. erscheinen als Gfn. von Plaien (b. Salzburg), Mittersill und Plaien-llardegg. Kouradl. von Plaien-Hardegg (f c. 1200) begründet die Schlufsreihe des Geschlechtes, das mit Otto, und Konrad IV. 1260, Juni 29., in der Schlucht Ottokars II. gegen die Ungarn erlischt. Wien betrifft der Streit, ob die beiden Handfesten Rudolfs I. vom 14. Juni 1278 echt oder, wie Lorenz will, nur Entwürfe sind, welche die Rathspartei in Wien auf Grund von Originalien zusammonstellto. Rieger'*) hat die Frage neu aufgenommen, indem er für die Echtheit der-









selben eiutritt. Zur Geschichte der Landes klöster haben wir zuerst eine Bereicherung unserer Quellen, das schon 1878 von H. R. v. Zeifsberg edirte ,Todtenbuch des Cistercienser Stiftes lalicnfeld in Österreich u. d. E.,‘ nachzutragen.®) Die Einleitung, welche die Anlage, Abfa.ssung, den Werth u. s. w. der ge-

dem XIV. Jh. nachweisbar begründeten und nicht unbedeutenden untersucht, liefert auch beachteuswerthe neue Aufschlüsse über den fatalen Fälschungstrieb des sonst verdienstlichen Lilienfelder Geschichtschreibers Hanthaler (f 1754), der sich auch an der Handschrift Z. hat auch des Todtenbuches, allerdings minder belangreich, verräth. nach Wattenbachs Vorgänge das (ira k. k. H. 11. u. Staats-Archiv befindliche) ,Lilieufelder Copialbuch' in Hinsicht der Interpolationen Ilunthalers untersucht und mit dessen ,Recensus archivi Uumpililiensis' verglichen, welcher letztere die Intei’polationsgclüste bereits stärker angewaebsen Besonders interessant ist es (S. 17 d. Einl.), dafs der ,Catalogus zeigt. manuserr. Campililiensium item editionum veterum etc. anno 1732‘ von nannten, seit

Geschichtsijuelle

d. Gerielitsweseas in Usterroich o. ii. u. d. E. vou Luschin S. 92*. 2) Ulätter d. Ver. f. Ldskdc. Nicdcr-Österreichs 15. 83 u. ö.j mit 508 Erkuiiden-Hegg. 3) Ibidem S. 71 Beiträge zur Kritik der beiden Wiener Stadtreclitaprivilegien König von 1278, l'rogr. d. Franz-Josefs-Gymn. im I. Bezirk in Wien. 36 8.

1 ) Über die Gesch. von Ebengreuth «. o. 1879. S. 103 18, 336 als

Belägen.

Kiidults

Cber

1.

die

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— — 4)



austr., 2. Abth.,

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Gescliicbtsqiienen der Stadt 1

—238

Wien

s.

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82*'.

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5) Fontes

rer.

(Sep.-Abdr.).

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i

)Hterreichiticho

Lündcrgrnppe.

11,107

Uanthalers Feclor (jetüt in der 'Wiener Uuiv.-Hibl.) ursprünglich die untergeschobene Sippschaft der ,15abenberger Chronisten* nicht enthielt und erst später als ,Supplenientum ad classeni historicorum* nachgetragon zeigt. Da linden sich denn: Leupoldi ,nionachi Cauipililicusis excerpta de St. Leopoldo Austriae marchione,* Ortilonis ,notnlae et libellus de exordiis Campililii* und Pernoldi chronica acephala de rebus Friderici IJellicosi* ,wie in einem Neste* beisammen. Die bezügliche Fälschung Hauthalers fand daher erst nach 1732 statt. Z. stellt auch die von llanthaler verwirrte .Geneaologio der Herren v. Altenburg* richtig. Die historische Topographie ist ein namentlich im Schofse dos rührigen ,

Vereins für Geschichte und Imndeskuude Nieder-! fsterreicbs erfolgreich gepflegtes Gebiet, ln erster Linie ist es die Topographie von NiedcrOsterreich, welche seit 1879, in alphabetischer Keihenfolge der Ortschaften, von Ilofr. M. A. V. Becker bearbeitet, zu erscheinen beginnt.') Derselbe hat in einer Monographie die interessanten Orte Schuttwien, Glocknitz und Wartenstoin, sodann Herrnstein bei Wiener-Neustadt landschaftlich unil geschichtlich behandelt.*) Auch urkundliches Material findet sich untergebracht, so z. B. ein Urbar der Propstei Glocknitz aus der 1. Hälfte des XIV. Jh.; einen Theil des Ganzen hat B. auch im Österreichischen Jahrbuch") verwerthet. Hier sei erwähnt, dafs Haas, nach dem Vorgänge Meillers, *) den Geburtsort des Chronisten Thomas Ebendorfer nicht wie gemeinhin angenommen als am Kamp-Flusse gelegen, sondern als Nachbarox't Stockeraus, am Fufso dos Michaelberges, nachw’eist.") Den langen Zeitraum (1482 1490), während dessen Nioder-Österreich die Herrschaft Mathias Curvins ertragen mufste, bctritlt eine Arbeit K. Schobers.®) Der Autor hat aufser dem meisten bisher gedruckten (juellenmaterial auch nicht geringes Neues aus dem k. k. Hof- und Staatsarchive, dem Wiener Stadt- und dem Nieder-Österreichischen Landesarchive verwerthet und die Ereignisse erschöpfend, sachlich sowie chronologisch





am schwersten wiegt natürlich die Zeit von 1485 an, wo Wien den Mittelpunkt der Begebenheiten abgiebt. Unter den 65 archivalischen Beilagen behaupten den Löwenantheil die Funde im Wiener Stadtarchive. Den Schlufs bildet die Mittheilung des Übergabevertrages der Wiener mit Mathias von Ungarn an den Kaiser (No. 63) und dos Verzeichnis der Artikel der Übergabe (No. 64). Im Texte selbst aber ist noch vieles andere Handschriftliche verwerthet, so Briefe K. Friedrichs III. an die W'iener von Endo 1480, ein Protokoll des Hof- und Staatsarchivs über das Unwesen der kaiserlichen Söldner von 1482, die Kelation des Dr. HansMerwart v. Weinding an den Gf. Leonh. v. Görz von 1481, die Wiener Kämmureirechnung von 1481 (1479 1484), das Manuscript von Schier (Beschr. d. Belager. WTens). die Acta facultatis artisticae Viennensis von 1485, die Originalei'örtert;



1) Mitarbeiter des Werkes sind: Bauer, Becker, Czsslavskv, Frauenfeld, Fritsch, Uaselbaeh, Hufmaan, L. v. Karajan, Kürschner, Mayer, Neilreich, Niedzwindzky, RogeiiSchimmer, Silherstein, Steinhäuser nnd Weifs. Mit dem 4. Heft II. Bandes beginnt die alphabetische Bearbeitung als 1. Heft. 2) Nicder-Östcrreichisebe Landsebaften mit bist. Streiflichtern. Wien, V, 24‘2 S. 3) Herausg. von F. Stamm (.Glocknilz i. Ndr.-Üsterr. mit hist. Streiflichtern*). 4) Blätter f. Ldskde. Ndr.-Österr. IV, 59 n. 1. (1870). 5) Blätter f. Ldskdc. Ndr.-Üsterr., S. 101 f. 0) Die Krober. Ndr.-Österr. durch Math. Corvinus i. ) propus d une lettre de M. E. Masquerav. (Bull. d. I. Soc. de Geogr., Paris, IjuiUet





1878,

6. Ser.

X%T,

74, 75).

'

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y

GoogL

tsiam.

11,239

Glücklicher war Masqueray ') welchem es gelang, eine Reihe ibiulitischer Werke aus Mesäh, den Oasen am Rande der Sahara, mitzuhringen. Bald erschien auch als I. Band der Reihe, welche M. über die Mesäbiten herauszugeben gedenkt, die Chronik des Abu Sakariä.*) Die Beschaffung des Manuscripts, nach welchem er diesen arabischen Text übersetzt hat, aus der Moschee der Beni Mesäb, war nicht gefahrlos. Der Vf. vergleicht sich mit einem Türken, der in ein christliches Kloster des Mittelalters gedrungen wäre. Doch gelang es ihm, eine Handschrift zu bekommen, welche er bei den Beni Mesäb in aller Eile copiren liefs. Unter solchen Umständen wird der Text, auf welchen er seine Übersetzung gründet, vor den Regeln der philologischen Kritik kaum bestehen können, überdem fehlt der Schlufs. Die Chronik des Abu Sakariä, kein Geschichtswerk in modernem Sinne, ist von einem Scheich für seine Schüler zusammengestellt im Sinne der religiösen Genossenschaft, welcher er angehörte. Sie enthält die Geschichte der ibäditischen Sekte, ihres Ursprungs, der Spaltungen in derselben, deren fünf aufgczählt werden, der daraus entstehenden Kriege und der geistlichen Häupter (Imärae). Es war verhängnisvoll für die Entwicklung des Isläm, dafs die ibaditische Richtung bald in den meisten Gegenden einer der vier orthodoxen Schulen Platz machen mufste. Denn das Grundprincip der Ibäditen ist die Freiheit des Willens, nicht Fatalismus. Die Beni Mesäb, ,

Heim hat, werden von den übrigen muslimischen Bewohnern Algiers, die der orthodoxen mälikitischen Lehre folgen, als Ketzer angesehen. Eine andere noch wenig bekannte religiöse Sekte sind die Nosalris iin nördlichen Syrien. Ein arabischer Text, in welchem ein zum Christenthum übergetreteuer Nosairi namens Sulaimän Efendi über den gegenwärtigen Zustand der Sekte Mittheilungen macht, war von E. Salisbu ry*) übersetzt worden. Au sie schliefst sich eine Arbeit Huarts*) au, der zuvörderst aus Handschriften der Pariser Bibliothek neues Material beibriugt und dann eine Entwicklung der Dogmen dieser Sekte giebt. Die Nosairis glauben an eine Dreieinigkeit, bestehend aus Ma na Sinn, Ism Wort und Bäh Thür. Diese Dreieinigkeit hat sich im Laufe der Zeit siebenmal verkörpert, zuletzt zur Zeit Muhammeds. Ali, Sohn des Abü Tälib, war der Ma ua, Muhammed der Ism und Selmäu Färsi, der Barbier des Propheten, die Pforte. Die Sekte ist begründet von Muhammed beu Nosair (daher der Name der Sektej in der 2. Hälfte des VHI. Jhs. Von besonderem Interesse ist die Frage ihrer Verwandtschaft mit den Schi iten. Der Hals der Schi iten gegen die Anhänger der Sunue wird noch jetzt durch die Passionsspiele von den Leiden der Söhne Alis alljährlich aufgefrischt. In der Schlacht bei Kerbelä fiel bekanntlich Husaiu, der zweite Sohn Alis und Enkel Muhammeds, am 10. Muharram 61 II. (= 10. October 680). Bei seinem Tode verdunkelte sich nach der Sago der Himmel, die Erde bebte, und die Dschinnen wehklagten. Au der Stelle, wo er fiel, erstand eine Moschee, die das Mekka der Schi iten wurde. bei denen diese Lehre noch jetzt ein

1)

Les chroniques du Mezäb.

Lettre a



M. Duveyrier,

Bull.



d.

I.

Soc. defieogr.,

XVI, 7i 78. juilict 1878, 6. Si-r. 2) Livres des Beni Mzab. Cbroniquc publ. p. la premiere fuis, trad. et ctimmeutee par K. Masqueray. Alger, Impr. de l'assue. ouvrierc V. Aillaud et Cie., 1878. LXXIX, 413 S., 10 fr. «) Journ. Atner. Orient. Soe. VIII. 4) dem. Hiiart, La puesio religieuse des Paris,

d'Abuu Zakaria,





Nofalris,

Joum.

asiat.,

7.

ser.

XIV, 190—261, auch

sep.,

3

fr.

50.

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XXVI.

n,240

An

J.

KUtt:

die Tradition von dieser Schlacht knüpft sich das schi'itische Passions-

spiel, ein Schauspiel, mit welchem sich hinsichtlich seiner Wirkung auf die Zuschauer kein anderes in der Welt messen kann. An den ersten zehn Tagen des Monats Muharram hallen in Persien und Indien Nacht für Nacht Räume von den Klagen der Zuschauer über die Leiden Ilasans und IJusains und den Verwünschungen gegen ihre Mörder, die Sunniten, wieder. L. Pelly’) hat sich von einem Perser die Sconen der Ilasan- und Husain-Tragödie, im ganzen 52, aufschreiben lassen und giebt nun von 37 derselben eine englische Übersetzung. Das Drama ist so lang, dafs sich seine Aufführung über zehn Tage erstreckt. Der Prophet Muhammed und seine Familie bilden den Mittelpunkt, cs treten aber auch Joseph und seine Brüder, Noah, Abraham, der Engel Gabriel etc. auf, ferner auch Jesus (in einer Scene, welche die Bekehrung einer Christin zum Islam darstellt). Ein Tractat eines Anhängers des Söfismus (Mysticismus), der ja besonders im Perserthum wurzelt, nämlich des Abd ar-Razzäk, ist von Stan. Guyard*) publicirt worden. Eine gewisse Verwandtschaft mit den Süfis zeigen die lauteren Brüder von Basra (Ichwän a;-safä), nur mit dem Unterschiede, dafs sie weniger die Beschaulichkeit und Schwärmerei als die Wissenschaftlichkeit und Aufklärung betonen. Ihnen widmet seit mehr als 20 Jahren Fr. Dieterici ausschliefslich seine Studien und hat seit 1858 eine Reihe von Büchern sowie kleinere Joumalartikcl, Vorträge u. s. w. über sie veröffentlicht. In diesem Jahre sind zwei Publicationen hinzugekommen, zuerst der arabische Text von Thier und Mensch.®) Die Thiere beklagen sich vor dem König der Genien über die Ungerechtigkeiten, die ihnen von den Menschen zugefügt werden. Die Arten der Thiere und verschiedene Völker sind durch Abgesandte vertreten. Schliefslich wird der Mensch doch als Herr der Schöpfung von den Thieren anerkannt. Das andere Buch ist Theil II der Philosophie der Araber,^) d. h. der lauteren Brüder, ein abschliefsendes Werk, in welchem D. dieStoffanordnung der arabischen Quellen aufgiebt und die Philosophie der lauteren Brüder nach modernen Principien vorträgt, was nur bei einer so vollkommenen Durchdringung des Stoffes, wie sie dom Vf. eigen ist, möglich war. Das wichtigste Ereignis des Jahres für die Geschichte des Islam ist die begonnene Publication des Jabari. Tabarl, f 17. Februar 923, hat sein Geschichtswerk aus zahlreichen Quellen zusammengestcllt, und zwar so, dafs er die abweichenden Berichte nicht in einander verarbeitete, sondern

die für das Schauspiel hergerichtoten

Revised 1 ) The Mirscle Play of Hasan and Hnsain, collected from oral tradition. XXXII, 303, wilh explan, notes by Arthur N. Wollaslon. 2 vols. Hondon, Allen. VIII, 352 S., 32 sh., vgl. Ind. Antiqu. VIII, 263 66. 2) (Ar-Uisälo Q'I kadä we’I Traite du decret et de rarret divins par Io ducteur soufi ‘Abd ar-Razzuq. kadr.) 239 sep. premiere fois. Uev. auch de liiiguUtique, XII, Texte arabe publie pour la 66, VI, 26 S., 3 fr. Übersetzung von demsidben ini Joum. as. 1873 Paris, Maisonncuve. und Paris 1875. 8) Thier und Menseh vor dem König der Genien. Hin urubisehes Märchen aus den .Schriften der lautern Brüder in Basra. im Urtext horausg. und mit einem Glossar vers. Leipz., Hinriebs. VIII, 110, H6 S., 8 M. .S. Sprenger, Jen. Die Übersetzung erschien Uit.-Ztg. S. 334 f. und Nöldeke, Lit. Centralbl. S. 1259 f.











bereits 1868 u. d. T.: Der .Streit zwischen Mensch und Thier. 4) Die Hinriehs. II. Mikrokosmos. Ueipz., Philosophie der Araber im X. Jb. n. Chr. VII, 204 S., 7 60. S. Sprenger, Jen. Lit.-Ztg. No. 22 und Goergens, Revue crit.

II,

377

f.

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— Islam.

11,241

aneinander reihte. Dadurch sind die älteren Berichte theilweise buchstäblich erhalten worden, was von grofsem Werthe ist. Die Publication, zu welcher sich 12 deutsche, holländische, französische, italienische und russische Ärabisten zusammengethan haben, wird ca. 20 starke Octavbände füllen, und sind bis jetzt 32 Handschriften bekannt, welche Stöcke vom Xabari enthalten, 8 in Constantinopel, 7 in Berlin, 4 in Paris, 4 in Oxford, 3 in London, je eine in Leyden, Tübingen, Algier, Tunis, Calcutta und im Besitze von Vf. Muir. Eine Übersetzung wird leider nicht beigegeben, aber eine ausführliche Inhaltsangabe in deutscher Sprache; die Anmerkungen zum Text sind lateinisch.') Bisher sind zwei Bände*) erschienen. Der I. Theil der ersten Section, von Barth herausgegeben, enthält die Geschichte von Anfang der Welt bis Abraham, hat daher kein historisches, sondern nur ein mythologisches Interesse; der von Uoutsma herausgegebene Band umfafst die Jahre 131 145 der Hidschra.*) Ein anderes fundamentales Werk ist Sachaus Übersetzung*) von Albirünis Chronologie, die der 1878 beendeten Textausgabe mit überraschender Schnelligkeit gefolgt ist. Birüni aus Chwarism (Chorasmia, dem heutigen Chiva), geh. 4. September 973, f fL December 1048, hat in diesem Werke die chronologischen .Systeme der Perser, Sogdianer, Chorasmier, Juden, Melkiten, Christen, Ncstorianer, IJarränier, der heidnischen Araber, der Muhammedaner dargestellt. Dagegen sind die Indier und Armenier einfach



ausgeschlossen.

Von

de

Bibliotheca

Goejes^)

geographorum

arabicorum

enthält Bd. IV die Register zu den in den ersten drei Bänden erschienenen Texten dos I^tachri, Ibn Haukal und Mokaddasi. Die Bibliotheca geographorum will der Herausgeber hiermit nicht abgeschlossen wissen, er beabsichtigt vielmehr, eine zweite Serie zu beginnen.

Nur ans den theilweise legendenhaften Erzählungen der arabischen Geschichtschreiber war bisher die Geschichte der Eroberung Ägyptens Umfangreiches die Muhammedaner (638 unter Omar) bekannt. Material aus der byzantinischen Chronik des Johannes, Bischofs von Nikiu,®) welcher im VU. Jh. lebte, bringt H. Zotenberg. Die Chronik durch

Angsb. Allgem. Ztg. 1878, 1) Th. NOldeke, Die projectirte Ansi;;abc des Tsbari. S) Annalea auctore Aba Djafar Mohammed ibn Djarir atNo. 97, S. 1439 f. qiios edideniiit J. Barth, Th. Nöldeke, O. Loth, E. Prym, H. Thorbecke, Frankel (Druckfehler f. Frankel), ,T. Guidi, D. H. Mfiller, M. Th. Huutsma, S. Gnyard, V. Kosen et M. J. de Goeje. Tomi primi pars prior quam edidit J. Barth. Leyden, Sectionis tertiae Brill. 320 S., 8 Ji. Vgl. Nöldeke im Liter. Centr.-Bl., S. 680 f. Ibid. eod. a., 320 S., 9 JC. S. Joum. as. pars prima quam edidit M. Th. Uoutsma. XIV, 543. 8) Vgl. Abth. I, 29, Anm. 3 u. 4. Über das erste der hier genannten Werke s. Nöldeke, Gött. Gel. Anz. No. 43 u. Socin, Angsh. Allg. Ztg. S. 5259. of the Arabic text of the of Version ancient nations, an English 4) The chronology Atbür-ul-Bäkiya of Al birüni, or ,Vestiges of the past‘, colicctcd and redueed to writing by the author in A. H. 390 91, A. D. 1000. Translat. and ed. with notes and Index, by C. Edward Sachau. London, Allen. XVI, 4C4 S. 4*^, 42 sh. (Oriental Translation F^nnd.) Auf dem Titelblatt der Textausgabe steht Albcrüni. In der arabischen Schrift beide Male dieselbe. Berüni sagte man zu des Autors Lebzeiten, ist die Schreibung Birüni ist die moderne und in Europa acceptirte Aussprache. 6) Biblioth. geogr. arab. P. IV, continens indices, glossarium et addenda et emendanda ad part. I— III. VIII, 444 S., 8 fl. Lugd. Batav., Brill. 8) Mim. sur la chron. byz. de Jean, eveqne de Nikiou. Journ. as. (1877), S. 451—517; XII (1878), S. 245—347; XIII (1879), S. 291—386. Auch sep., Z. beabsichtigt, die ganze Chronik in Text und Übers, herauszugeben.



Beil.

Tabari S.











X

ili«toiifcbe Jahresbericht«.

1879

II.



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— xxvr.

11,242

J.

KUtt:

geht Ton Anfang der Welt bis zur Eroberung Ägyptens, welchem Ereignis der Autor gleichzeitig ist. Der ursprüngliche Text war griechisch geschrieben, wurde darauf in einer nicht näher zu bestimmenden Zeit ins Arabische und aus dem Arabischen im Jahre 1594 ins Äthiopische übersetzt. Das griecbische Original sowohl wie die arabische Übersetzung sind verloren gegangen, nur Äuf letztere gründet Z. seine die äthiopische Übersetzung ist erhalten. Arbeit.

Dem arabischen Geographen Uamdäni (f 334 IL, 945/46 Chr.) ist neuerdings mehrfach Beachtung zugewandt worden. D. H. Müller') gieht den Inhalt von Hamdänis Buch der arabischen Halbinsel, einem Werke, welches für die Geographie Arabiens, besonders Jemens, welches er als seine eigene engere Heimat am besten kennt, von Wichtigkeit ist. Auch Sprenger*) machte auf Hamdäni aufmerksam. Ein anderes Werk des Hamdäni, das Iklil (Krone), ist speciell der Geschichte Jemens und der Beschreibung seiner Alterthümer gewidmet. Aus dem 8. Buche desselben veröffentlicht ebenfalls Müller*) den Abschnitt über die Wohnsitze der alten adeligen Familien Jemens. Da von Südarabien die Rede ist, so mögen hier die Arbeiten über südarabische Inschriften

etc. ihre Stelle finden.

W. F. Prideaux'*) schreibt über elf himjarische Inschriften im Museum der Bombayer Abtheilung der asiatischen Gesellschaft, zu welcher Arbeit D. II. Müller*) Ergänzungen liefert; Mordtmann jun.®) versucht die Entzifferung von 21 Inschriften im Museum zu Constantiiiopel. J. Halevy’) unterzieht die vorhandenen beiden Hauptquellen über die alte Bevölkerung Arabiens einer Kritik, nämlich die ethnographischen Daten der Genesis (Kap. 10) und die Angaben der griechiseben und römischen Geographen, vorzüglich des Ptolemäus und Plinins, und vergleicht sie mit den jüngst bekannt gewordenen sabäischen Texten. Die biblischen Hawila und Ophir fafst er als sabäischc Länder im Gegensatz zu den Indianisten, welche sie in Indien suchen.



1) Bericht üb. d. Ergebnisse einer zu Wissenschaft!. Zwecken mit Unterstützung Akademie der Wissenschaften unternommenen Keise nach Constantinopel. Wien. philos.-hisu CI., XC (1878), S. 297 342. Die Reise war eigentlich wegen unternommen. Dieser der in Constantinopel befindlichen Tabari-Hdss. (s. S. 241') Reisebericht enthält dagegen die Beschreibung von drei Hdss. des oben erwähnten Werkes von Hamdäni, des Buches über die Pferde von Asma’i und des Diwan des Adschdsehädscli. 3) Die Burgen 2) Ein arabischer Geograpli, Ausland No. 13. Wien. Sitz.-Ber., 1. Hft. und Schlösser Südarabiens nach dem Iklil des Hamdäni. XC1\^ 335—423. Auch separat, 91 ,S. Wien, Gerold. 1 Jt. 40 phil.-hist. Classe. 19. (Text u. Uebers.). Vgl. ,.Südarabiens Schlösser und Burgen*, Ausland 1880, S. 17

der k.



Sitz.-Bcr.







4 ) Notes on the Himyaritie

inscriptions

contained

in

the

Museum

of the

Bombay

Brauch of the Royal Asiatic Society, Transact. t)f the Soc. of Bibi. Arcbacol. VI, S. 305—315. Prideaux hat eine neue Ausgabe der Ijinijarischen Kaeide, eines Gedichtes, in welchem die Herrlichkeit der alten himjarischen Könige besungen wird, auf Grund der Rieh und Miln Mss. im Britischen Museum, veranstaltet. Dieselbe wird demnächst Die Ausgabe von Kremer (1865) war nach in Sehore (in Centralindien) erscheinen. Xll, 109. S. Trübnets Record. einer einzigen, schlechten Handschrift gemacht. 5) Notes and observations upon the .Sabaean inscriptions at Bombay in dens. Trans. Die Müllerschen Anmerkungen sind früher gedruckt, als der Text, zu S. 198—202. dem sie gehören. 6) Die himjarischen Inschriften im Tschinili Kiöschk, Zschr. d. D. Morgenl. Ges. XXXIII, 484 195, m. 2 lith. Taf. 7) Les anciennes populations



,



l'Arabie: Extension de amäric. N. S. I (1876), S.

de



eertaines

167—174;



colonies

sabeennes vers le nord, Rev. Orient, 1877; HI (1879), 8. 49—60.

et

II, oct.-däc.

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Islam.

11,243

auch auf den Ab.schnitt über die heidnischen Araber in Dunckers Geschichte des Alterthums verwiesen. Veranlafst durch die Pariser Ausgabe von Mas üdis (f 957 Chr.) historischer Kncyclopädie, betitelt Goldene Wiesen*, veröfifentlichte 1873 E. Renan*) einen jetzt neu gedruckten Artikel. Über Ja'kübis Geschichte der ‘Abbäsiden handelt De Goeje. *) Von der neuen französischen Ausgabe des Ibn Batütah*), des gröfsten Reisenden der Araber (f 1377), ist Bd. IV erschienen. Auch über diesen Schriftsteller lieferte schon 1853 Renan“) einen Aufsatz, der von neuem gedruckt worden ist. A. V. Krem er®), der Vf. der Kulturgeschichte des Orients unter den Chalifen, handelt über Ibn Chaldün (f 1406) und seine Kulturgeschichte der islamischen Reiche. Ibn Chaldün ist der erste unter den arabischen Historikern, der sein Augenmerk auf die Gesammtheit des Völkcrlebens richtet. Er untersucht die Wirkungen von Klima und Nahrung einerseits, der geistigen Factoren andererseits, die Formen der Gesellschaft, die Ursachen des Verfalls der Staaten u. s. w., mit einem Worte, er Hier

Bei

,

ist

Kulturhistoriker.

Ein Werk von der gröfsten Wichtigkeit für die muhammedanischGeographie und Verwalist K alkaschan dis Kalkaschandi (f 821 11., 1418 Chr.) war aus Ägypten gebürtig und vermuthlich in Kairo als Sekretär am Diwan angestellt. Er schrieb eine Stilistik für Beamte, welche zunächst den Zweck verfolgt, den ägyptischen Beamten eine Anweisung zur Abfassung von Berichten zu geben, dabei aber auch ein Kapitel über die Geographie und Geschichte Ägyptens und der dem ägyptischen Sultan unterworfenen Provinzen Syrien, Armenien und Kleinasien enthält. Aus diesem Werke des Kalkaschandi hat ein unbekannter Vf. einen Auszug gemacht, unter dem Titel Morgendämmerung des Blödsichtigen über die Stilistik.* Das historische Kapitel dieses Auszuges liegt nun inF. Wüstenfelds*) Übersetzung vor. Die 1. Hälfte enthält eine genaue Beschreibung des Landes, besonders ausführlich bei den drei Hauptstädten FustäL Kähira (Kairo) und der Burg, mit ihren Thoren und Mauern, Strafsen und Häusern, Moscheen und Kapellen, hohen und niedern Schulen, Herbergen, Fremden- und Krankenhäusern. Die 2., eigentlich historische Hälfte führt die Geschichte bis zum Jahre 815 II., 1412 Chr., also bis wenige Jahre vor dem Tode Kallfaschandis. Zuerst

ügyptische Geschichte

,

tung von Ägypten.*

,

I. Leipzig, Duncker and Hamblot 1878, 1 ) Geseb. d. AJterthums. 5. rerb. Aufl. 288—311. 2 ) Le« prairies d’or de Macoudi. Melanges d'hist. et de royagee. (1878), 253 76. S. Friederici, Bibliotb. Orient. III n. 1533. 8) Trav. dcia 3 me Session du Congr. Internat, des Orientalistes, St.-Petersb. 1876. T. II (St.-Pet. et Leyde 1879), 166. S. 151 über Görgens u. Köhriebt, Arab. Quelienbeiträge z. Gesch. d.Kreuzzöge etc., 1. Zar Gesch. Saläh ad-din's, vgl. a. Kap. XXVII. 4) Voyages d'Ibn Batoulah, texte arabc et traduction par C. Defremcry et B. K. Sanguinetti. IV. Paris, impr. nat., nouveau tirage. S. Joum. as., Jali, Umschlag. Ed. I, IV Bde. und Index, erschien Paris 1853 69. Melanges d'hist. etc., 5) Ibn Batontah. S. 291 304. S. Friederici, Bibi. Orient. III n. 1532. 6) Ibn Chaldün und s. Kulturgeseb. d. islam. Reiche. Wien. Sitz.-Ber. phil-hist. CI. XCIII, 681 640. Auch scp. \Vien, Gerold, 62 S. 90 Pf. 7 ) Calcaschandi's Geographie und Verwaltung von Ägypten. 225 S. 4«. Abhdl. d. K. Ges. d. Wiss. zu Göttingen. XXV. Sep. u. d. T.t Die Geographie und Verwaltung von Ägypten nach d. Arab. des Abul-’Abbäs Ahmed ben 'All el Calcascbandi. In 2 Abschn. Göttingen, Dietrich. 4“, 9 JIt. Vgl. A. W. im Lit. Centr.-Bl. 1880, S. 260 £

S. 8.

























16 *

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XXVI.

11,244

kommt

J.

Klatt:

und nach der Süudfluth, der koptischen Könige, der amalekitischen Könige aus Syrien, der koptischen Könige nach den Amalekitern, der persischen Könige, der griechischen Könige, der römischen Kaiser, der islämitischeu Herrscher, dann ein breit ausgeführtos Bild der Regierung und Verwaltung des Landes, wie sie zur Zeit Kalkaschandis war, mit vielen, das damalige Leben charakterisireuden, interessanten Einzelheiten. Auf diesem letzten Theile ruht natürlich der Schwerpunkt des Werkes. I)as schwierige Kapitel der muhammedanischen Eigennamen hat in T. E. Colebrooke') einen neuen Bearbeiter gefunden. Seine Abhandlung lehnt sich in Form einer Kritik an die Vorarbeiten Hammer-Purgstalls und Garcin de Tassys*) und folgt der von Hammer-Purgstall im Anschlufs an arabische Autoren gewählten Eintheilung der Eigennamen in sieben Klassen. Ein zweiter Artikel wird den Frauennamen gewidmet sein. Unter denjenigen, die in den letzten Jahren Arabien im antiquarischen Im Interesse bereist haben, hat sich besonders Burton ausgezeichnet. Aufträge und mit dem Gelde des Chediw von Ägypten unternahm er zwei Forschungsreisen nach dem biblischen Mi di an, zunächst mit dem Zwecke, Die erste Reise die alten Edelmetall- Minen Midians wieder aufzufindeu. dauerte nnr 14 Tage, die zweite (1877/78) vier Monate. Er fand ISRuinenstädto mit zahlreichen Resten des Alterthuras.*) M. C. Dou ghty^) giebt eine Notiz über eine Reise nach den Ruinen der Stadt Hedsehr, welche er mit dem Hegra des Ptolemacus idcutificirt. Er fand Grabkammern, in den Jemen ist von dem Sandsteinfelsen gehöhlt, und zahlreiche Inschriften. eine Liste der ägyptischen Herrscher vor





Italiener

Renzo Manzoui

bereist

worden, und zwar zuerst im Sept. und

darauf noch einmal von Juni 1878 bis Jan. 1879.®) Beide Male ging die Wanderung von Aden nach Sanaa. Lber diese Dinge erhält uns stets A.Zchme ') in eingehenden, sachkundigen Artikeln auf dem Laufenden. Don gegenwärtigen Zustand der Mesopotamien bewohnenden arabischen und kurdischen Nomaden betreffen die 1865 von einem sj-rischeu Araber, Namens Dschurdschis (Georg) Hamdi niedergeschriebenen Mittheiluugen, welche jetzt Clem. Huart®) übersetzt hat. Die vorhandenen Werke über die Numismatik der Muhammedaner beschäftigen sich in der Regel nur mit der Beschreibung der Münzen, H. Sauvaire“) dagegen stellt die Nachrichten der Schriftsteller über die

Oct. 1877,®)

N.

1 ) On the 8. Xr, 8.



proper names of the Moliammadans , Joum. R. Asiat. Soe. Apr. 171 237. 2) 8. Jahresber. I, 333*. 3) Hichanl F. Biirtoii, fortnight's tour in the ruined Midianite eities.







A

The gold-mines of Midian and

North -Western Arabia. 2d. ed. London, Faul, 1878. XVI, 398 S. und eine Karte. 18 sh. Kinen Überblick über die Reise giebt der Bericht an den Chediw 8. 373 79. Derselbe, The Land of Midian (revisited). With map and illiistrations on wood VII, 319 S., and by ebromo-lithography. In 2 vols. London, Faul. XXVIII. 338. .32 sh. Vgl. Zebmc, ,Globus'. XXXV, 282—85, 295 98. 4) Notes of a visit to Inner Arabia Of ‘Kj'pn or Medyn (,abh, a reported Troglodyte City in Northwestern Arabia, Journ. of the Bombay Branch of the R. As. Sc»e. XIV (1878), 8. 1(11 bis lt>3. Bombay 1879, s. Globus XXXVI, 94. 5) Viaggio d'esploratione nell’ Yemen. E.sploratore, Milano 1878, Ilft. 7 u. 8. S. Zehme, Globus XXXIV, 5(1. 6) Briefe, in Guido Coras geogr. Zschr. Cosmos V., S. 121 ff. (1878), s. Zehnte, Globus XXXV, 375. V Vlll, Globus XXXIV (1878), 7 ) Aus und über Arabien. XXXV', 43 40 u. ö. 8. 50 -58. 8) Notice siir les tribus arabes de la Mesopotamie, trad. de l'arabe, Journ. as. 7 Ser. XIII, 215 240. Auch sep., Faris, impr. nat. 9) Materiaux p. scr. a l'bist. de la numismatique et de la metrologie musiilmancs, traduits ou 533. reciieillis et mis en ordre, Jouni. as. 7 Ser. XIV, 455

































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Islam.

11,245

Anfänge der arabischen Münzprägung, ferner über den Mctkäl, Dinar und Stickel ') bekämpft die von Tiesenhausen brieflich Dirhcm zusammen. (in russischer Sprache auch gedruckt) verfochtene Ansicht, dafs cs auf muhnmmedanischen Münzen keine Werthbozeichnungen gebe. Dorn*) und I,etzterer*) beschreibt auch St. L. Poole*) veröffentlichen Münzkataloge. acht ihm zur Prüfung übergebene Münzen in Calverts Sammlung, E. T. Rogers*) erklärt einen in Guthries Sammlung befindlich gewesenen Talisman und giebt eine Liste der auf den Siegelringen der Omajjaden und Abbäsiden eingravirten Sprüche. E.Rehatsek*) beschreibt eine Pandscha (pers. Wort von pandsch fünf), d. i. einen von den muhammedanischenFakirs in Indien bei der MuharramProcession getragenen Gegenstand, der einer gespreizten Hand ähnlich ist. Schon der gröfsere Theil der erwähnten Arbeiten bezog sich nicht blofs auf die Geburtsstättc des Isläm, Arabien, sondern auch auf andere oder alle Länder, in welche der Isläm eingedrungen ist. Die nun folgenden handeln von dem Isläm in Persien, Indien, China, Spanien etc. und seinen

Beziehungen zum Abendlande. Über die Münzen der arabischen Statthalter in Persiejn schreibt der seitdem (30. Dez. 1879) verstorbene ältere Mordtmann.’) Es bestehen chronologische Widersprüche zwischen den Münzen und den Angaben der arabischen Schriftsteller, ferner bieten die Münzen Namen von Statthaltern, welche den literarischen Quellen unbekannt sind. Über zweisprachige muhammedanische Münzen von Bochara handelt E. Thomas.®)

Das mohammedanische Rocht in Französisch-Indien macht L.Cromazy®) zum Gegenstand einer Abhandlung. Dabry de Thiersants Werk über den Isläm in China (s. Jahresber. I, 334*) behandelt Drouyn de Lhuys; '*) ersterer bat die Quintessenz seines Werkes in umfassendes

einem Journalartikel zusammengefafst. ") Wir wenden uns nach Europa. Die arabischen Inschriften Sici-

1) (J. G.) Stickel und (W.) von Tiesenhansen, die Werthbezeichnungen auf muhammed. Münzen , Zschr. d. D. Mnrgenl. GeselUch. XXXIII. 341 386. 3) Inventaire des monnaies des Chalifes orientaux et de plusieurs autres dynasties. (Collection Clasees I IX. Public sous la direction de M. rueadcmicien Dorn. scientifique de l'Institut des langues orientales. II. St.-IVhersb., Eggers, 1878). XVI, 64 S. S. Friederiei, Bibi, orient. III n. 1494. 8) Catalogue of oriental coins in the Brit. Museum. IV. London: printed by Order of the truslees. Zweiter Titel: The Coinage of Egypt. (A. H. 358—922) under the Fätimee Khaleefehs, the Ayyobees, and the Memlook Sultans. Classes XIV A., XV, XVI. Edited by Reginald Stuart Poole. I,ondon. XXX, 279 S. u. 8 Taf. 12 sh. 4) Unpublished Arabic coins, from the collection of the Kev. T. Calvert, Numism. Chronicle N. S. XIX, 74 81. Arabic Amulets Mottoes: Journ. of the R. Asiat. Soc. N. S. XI, and 5) 122—28. bra.ss. the of the yellow In Museum Bum. Br. R. As. A Punja of 6) Soc. Drawn and described. Journ. uf the Bombay Branch of the R. Asiat. Soc. Die ältesten 1878. XIV, 1 I. 4 u. 1 Taf. 7} Zur Pehlevi - Münzkunde. moha mm edanischen Münzen. (II. gehört nicht hierher). Zschr. d. D. Morgenl. Ges. XXXIII, 82 143. Dazu eine Note von C. Salemann, S. 511. Die Münzen mit Pehlevi-Schrift reichen his 793 Chr. 8) On some bilingual coins of Bokhärä, Struck in the II“4 Century of the Hijrah cuntinuative of Sassanian types and devices. Ind. Antiquary. VIIT, 269—273. 0) Le dniit mugulman dans l'Indo franf^aine, Nout. Rgy. histor. du droit, juill.-aoQt 1878. S. tVicderici, Bibi. or. III n. 582 uud 1458. 10) Lc mahomtitisme en Chine etc. Compte reudu par Drouyu de Lhuys, a racademie des Sciences mur. et pol. Orleans, impr. Colas, 1878, 8 S. S. Friederiei, Bibi. or. III n. 164. 11) Dabry de Thiersant, Le present et lavenir de rislamisme en Chine. Kev. geogr. intemat. 1877 No. 25. S. Friederiei, Bibi. or. UL n. 159.



























-



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XXVI.

11,246

J.

KUtt:

liens werden von Mich. Amari') herausgegebon.*) Für die glänzendste Periode ihrer Geschichte, die llerrschaft der Araber, sind die Spanier Ein vortreffliches Werk über die arabischselbst unermüdlich thätig. spanischen Münzen, welches sich der entsprechenden (russischen) Arbeit Tiesenhausens würdig au die Seite stellt, verdanken wir Fr. Codera y Zaidin.*) Mit einer Geschichte jener Münzen ist eine genaue Üeschreibuug der einzelnen Exemplare verbunden. Voran geht eine kurze Grammatik des Arabischen, speciell des Müuzarabischen. Das W'erk zeriiillt in acht Abtheiluugeu, die erste enthält die Münzen von 92 100 (711 719) mit lateinischen oder zweisprachigen Inschriften, die zweite die Münzen von 100 300 (719 913) bis zu ‘Abd ar-Rahmän von Cordova, die dritte die Münzen bis zum Sturze der Omajjaden 300 422 (913 1031), die vierte die Münzen der kleinen Dynastien (Taifas), unter welche Spanien nach dem Fall der Chalifen gctheilt war, die fünfte die Münzen der Almorawiden, welche das arabische Spanien wieder unter ein Scepter brachten 4Ö0 570 (1087 1175), die sechste zweisprachige Münzen Alfonsos VIII., die siebente die Münzen der Almohaden, die achte die Münzen der Abkömmlinge des Jüsuf ben Nasr von Granada. Die beigegebene chronologische Tabelle der mu^ammedanischen Dynastien Spaniens zeichnet sich durch ihre Voll-

















ständigkeit aus.

Über Granada und seine Denkmäler aus maurischer Zeit haben Josö und Manuel Hurtado'*) gemeinschaftlich ein Buch geschrieben. Über die arabischen Inschriften Granadas handelt A. A. Car denas *), über die arabischen Inschriften Sevillas und Cordovas Kodr.Amador de los Kios y V illalt a®"’). Xlv. Campaner y Fuertes*) berichtet von einem arabischen Münzfund auf den Bai ca reu und verwerthet dieses und anderes Material für seine Geschichte des balearischen Münz Wesens ®). Für uns sind in letzterem Buche nur die unter der Herrschaft des Islam geprägten halenEs sind Münzen des Murischen Münzen von Interesse (SS. 41 04). 408 dschähid 405 430 (1015 1044), des ‘Ali Ikbül ed-daulah 430 (1044 1070), ferner der uuahhängigen maurischen Fürsten Al-murtnda 408 480 (1070 1093) und Mubascher 480 508 (1093 1114), endlich Münzen aus der Zeit der Almorawiden 509 011 (1115 1214) und der



— —

1)

60 S.



Le

epigrafl

a cura





— —



u. 9 Taf.

pubblicati





arnbiche

(Vol. dclla

I,

di

Sicilia,



tradcitte

transcritte,

e

illustralc.

Palermo.

fase. I der üoeumenti per servire alla sloria di Sicilia, Societä Siciliana per la storia patria), 9. Journ. as. XIV,



2 ) Über die Correspondcuz Ibn Sab'ins mit Friedr. II. vgl. o. S. 65*. 8) Tratadu de numismutica aräbigu-espanola. Madrid, Murillo. XXIV, 319 S. und 24 Taf. 15 fr. S. über dieses und 5 andere Münzwerke Coderas St. Laue Poole, Academy, 27. dec., No. 399. 4 ) Granada y sus monumentos ärabes. 624 S. und 540.





3 Taf. 15 fr. S. Rev. eriu VllI, 362. 5) Ksludio sobre las inscripeiones ärabes de Granada, y apuntes arqueologicos sobre su Madraza. Granada. X, 224 S. 10 fr. S. Rev. crit. VIII, 362. ö) Inscripeiones arabes de Sevilla, preeedidas de nna carta-prologo del senor Don Jose Amador de los Hios. 10 fr. 8. Rer. crit. VHI, 362. V) R. Amador de los Rios, Inscripeiones arabes de Oirdoba, preeedidas Madrid, Murillo. XXVIII, de nn estudio historico-critico de la mezquita Aljania. 429 S. und Taf., 15 fr. S. Joum. a,s. XIV, 536. 8) El hallazgo de monedas ärabes de Binisaid etc., Atmanaque Balear para 1878. Palma, Imprenta de Gelabert. Vgl. auch von demselben; Numismälica aräbigo-balear, Alman. Balear para 1877. 9 ) Numismätica Balear. Descripeiön histörica de las monedas de las Isias Baleares, aeuäadas duranle las dominaciones punica, romana, arabe, aragonesa y espanola.









falma de Mallorca,

Gelabert, 4®.

XLIV, 360

S. u. 11

Taf.

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Islam.





11,247



Über kufischo Münzen, die in FinnAlmohaden 611 627 (1214 1229). land gefunden worden sind, berichtet V. Lagus '). Von der gröfsten Bedeutung ist der Einflufs, den die Araber durch ihre Pflege der Wissenschaften auf die europäische Kultur ausgeübt Ein bleibendes Residuum haben. Diesen Gegenstand behandelt Regis*). jener Zeiten, als die Araber die höchste Culturstufo unter ihren Zeitgenossen einnahmen, sind die arabischen Wörter in den europäischen Sprachen. Don in die anatomische Terminologie aufgenommenen arabischen (und hebräischen) Wörtern hat der Anatom J. Hy rtl *) eine Specialarbeit gewidmet. Den Arabern war zwar das Zergliedern menschlicher Leichen durch die Religion verboten, dennoch sind merkwürdiger Weise viele arabische Ausdrücke in den Wortschatz der Anatomie ühergegangen. Ilyrtl, von dem Linguisten Friedr. Müller unterstützt, hat 104 derselben behandelt. Auf dem Gebiet der Kunst lenken wir die Aufmerksamkeit auf das Prachtwerk ersten Ranges von P risse d’Aven ne s ‘), welches allerdings schon 1877 erschienen ist. Schliefslich erwähnen wir noch einige in neuester Zeit von Orientalen verfafste Werke. Fline Schrift über die Brieftaube von Michael $abbäg ,*) welcher zur Zeit Napoleons 1. lebte, hatC. Löper neu übersetzt, nachdem sie bereits 1805 von Silvestre de Sacy herausgegehen und 1806 von Lorsbach ins Deutsche übersetzt worden war. Der Anhang enthält Mittheilungen aus der Zeit der Kreuzzöge über die Taubonpostkurse in Ägypten und Syrien. Eine Geschichte der berühmten Frauen des Islams ist in Constantinopel erschienen. Der Autor Zehni Effendi®) hat angeblich verschiedene in Europa unbekannte Quellen benutzt. Ein keineswegs durch die politischen Tagosfragen veranlafstes Werk ist Ch. Schefers’) Übersetzung von Risä (Ridä) Kuli Chans Gesandtschafts-Reisebericht. Dafs Schefer denselben in Text und Übersetzung hcrausgegeben hat (texte persan, Paris 1876), zeugt schon für seine Vortrefflichkeit. In der That ist dieses Bild orientalischen Lebens, von einem Orien-



talen selbst gezeichnet, von hohem Interesse. Aufserdem finden sich manche positive Angaben von Werth über Völkerschaften, Städte, Berge, Flüsse etc. Nasr ed-din, der noch jetzt regierende Schah von Persien, wünschte d,em Chan von Charesm (Chiwa) ein Zeichen seiner Freundschaft zu geben und entsandte dazu 1268 H., 1852 Chr., den Risä Kuli. In der Einleitung giebt

1 ) Nuroi Cufici aliaqae orientia monomenta vetcra in Finlandia reperta, Travaux de la 3e seaa. du Congr. Internat, dea Orientalistea , St-Peterab. 1876, T. II. (St.Peterab. 1879) a. Bull, du Congrea Intern, des Orient. Seaaion de 1876, ä St.-Peterab. No. 10, 114. Auch Leide, Brill. 1878, 6 S. S. Joum. aa. XIII, 104. Vgl. S. 95». 2) Considerationa generales sur l'action scientifique des Arabea au moyen-äge. Rer. de la philoa. poait., mara-arr. 8) Daa Arabische und Hebräische in der Anatomie.



S.





Wien, Braumdller. XLVII, 311 S. 12 ^. 4) L’art arabe d’apres les monuments du Kaire depuis le VII® sieclo jusqu’ ä la fin du X\^^e, Texte et plancbea. Paria, Savoy, 1877. fol. 1000 fr. I. Architeeturo et mobilier. 67 Planches, II. Arabesques et d^orations. 68 200 PI. 5)M. Sabbagb, Die Brieftaube schneller als der Blitz, flüchüger als die Wolke. Aus d. Arab. Nebst e. Anhänge: Beitr. zur Gesch. der Tanben-Post. Strafsburg, Trübner. 55 S. 1 50. 6) Meschähir cn-nisä‘, s. Joum. as. XIII, 392. 7) Relation de rambassadp au Kharezm de Riza Qonly Khan. Traduite et annolee par Ch. Schefer. Paris, Leroux. XXIV, 3.34 S. u. 1 Karte. 15 fr. (I’ublications de l’ec. des langues orientales vivantes. IV.) Ree. von Nüldeke im Lit. Centralbl. 1880, S. 206 9, und von Coutts Trotter in der Academv, 20. dec.,











S. 440, 441,

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XXVI.

11,248

J.

Klau.

Sch. eine Würdigung dieses Mannes (geh. 1800, gest. 1871), der sich zugleich als Staatsmann, Dichter und Gelehrter ansgezeichnet hat. Weniger Werth in wissenschaftlicher Beziehung hat das Reisetagebuch

des erwähnten Ifasr ed-din Schah*). Zum SchluTs erwähnen wir noch verschiedene Arbeiten, zum Theil von renommirten Autoren, die mehr oder weniger populär gehalten zu sein scheinen (wir haben sie nicht alle selbst gesehen). Arbeiten allgemeineren Inhalts erhalten wir von Goergens*), P. Wnrm’), Th. Bachelet*), Ch. A. Aiken*) J. Llewelyn Davios®), T. P. Hughes’), J. J. Lake*). Über Muhammeds Arzneikunde handelt Js. Gastfreund*), über den Koran im allgemeinen Ed. Saavedra**), über die Frage, ob die h’rauen nach dem Glauben der Muhammedaner auch eine Seele haben, J. W. Redhouse'*), über den Stand der Personen nach dem Kor*änE.Michelin und A. Legrand'*), über die Auslegung des IJor’an und der Überliefernng E. Seil **), derselbe*'*) über die Sekten des Islam, über Reform- Journalistik auf muslimischem Gebiet Ad. Wahrmund**), über christliche Mission J. Rae*“) und H. H. Jossup. *’) Ein Buch unter dem Titel ,Isläm unter den Chalifen von Bagdad' giebt R. D. Osborn *“) heraus, E. T. Rogers **) giebt eine Notiz über die Araber in Cypem, Fr. v. Hellwald*“) schreibt zur Kulturgeschichte des Islam, G. Teichmüller’*) liefert ein Charakterbild der Araber vom philosophischen

1) A diarr kept by Bis Hajesty tho Sbah of Persia daring Bis jonrney Ui in 1878. From the Persian by Albert Boutnm Schindler and Baron LouU de Norman. Ia>ndon, Bentley, 307 S. 12 J(. Auch deutsch erschienen. 2) Der Islam und die moderne Kultur. Berlin, Babel. 48 S. 1 JC (Deutsche Zeitund Streitfragen. Bft. 119). Über die Krage der Kegenerationslähigkeit des Islams, Ccntr.-Bl. S. 1343. s. Lit. 8) Beidenthum, Islam und Christenthum in Indien. Allg. Missionszschr. V. (1878) S. 437 (Eigentl. Rec. engl. Buches). 4ti9 e. 4) Mahomet et les Arabes. Nout. cd. Ronen. Megard. 1878. 239 8. S. Friederici, Bibi. or. n. 1446. 5) Mohammedanism as a Missioiiary Religion, Biblioth. sacra, Andover. Jan. 1879. S. Friederici, Bibi. or. IV n. 727. 6) Jlohammed and his tlood Words. London 1878, S. 247 252. 32G— 332. Religion, 7) Notes on Muhammedanism Outlines of the religious history of I.slam. 3. cd. enlargcd. London, Allen. 1878. 282 S. 6 sh. S. Friederici, Bibi. or. III n. 1490. 8) Islam; ita origin, geiiius, and mission. London, Tinsley. 1878. 122 8. 5 sh. S. Friederici, Bibi. or. III n. 1503. 9) Mohammeds Arzneikunde. Jüd. Literatiirbl., hg. v. Rahmcr. VIII, No. 43 48. S. Friederici, Bibi. or. IV n. 749. 10) El Alcorän, Rev. de Espana. Madrid 1878. LXI, 251 263. 11) Islämic doctrine of woman's soul, Ind. Antiqu. VIII, 361, 262. Auszug aus den Transactions of the R. Society of Literature. Auch Der Islam läugnet keineswegs of Turkish poetry. in Redhouse, On the history . die E.xistcnz einer unsterblichen Seele beim Weibe. icheÜD et A. Legrand, 12) E. Kt. 8ur la condition des personnes d*apres le Koran. Lagny, impr. Anreau. 47 8. Muhammadan exegesis S. Friederici, Bibi. or. IV n. 77d. of the Quran and 13) traditions, British and For. Kvang. Review, Üct. S. Friederici, Bibi. or. IV n. 795. 14) The Secta of Islam, ibid. July. S. Friederici, Bibi. or. IV n. 794. 15) ReformJournalistik auf muslimischem Gebiet, Ausland 1878, No. 20, 22, 24. 8. Friederici, Bibi. or. III n. 1558. 1^ On Missions to Islam, ibid., Oct. 1878 (od. 77?). S, Friederici, Bibi. or. III n. 1528. 17) The Mohammedan Missionary Problem. Philadelphia. I6‘*. 138 S. with Map. 4 sh. S. Tnibner, Record. XII, 145. 18) Islam under tlie khalifs uf Bagbdad. London 1878. Der Titel ist irreflibrend. Das Buch ist nach dem Unheil der Revue hist. X, 144, die zweite Ausgabe einer Reisebeschrcibung mit verschiedenen historischen Angaben, c.











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XXVII.

11,256

L. Streit:

lange in ihren umfangreichen Rainen als die orzbischüflicho Kirche zum heiligen Kreuz, deren Zerstörung das Erdbeben von 1202 herhoiführte, gegolten, ist zweifellos, oh mit Recht, wird dadurch fraglich, dafs ihre Lage in den Bezirk fällt, welchen Balduin II. den Venetianern einräumte und wo diese zum Bau ihrer Markuskirche eine ganze Strafse beseitigten. Die Frage, wo Friedrich I. begraben sei, wird, soweit eine Entscheidung aus den uns bekannten Quellen möglich erscheint, nur so zu erledigen sein, dafs wir den Nachrichten glauben, welche von einer Beisetzung des Fleisches in St. Peter von Äntiochia sprechen. Die Gebeine (ossa) haben ihre Ruhestätte nach zeitgenössischen Berichten, die völlig unabhängig von einander sind, in Tyrus gefunden, wohin sie von Äntiochia aus in einem Beutel (linteamentis mundis involuta, Rog. v. lloveden, 1, 26) mitgefährt und wo sie in einem mit mehrfacher Seide oder Brocat umhällten Kasten nach Imad-ed-dins Zeugnis aufbewahrt wurden. An welcher Stelle sie in Tyrus sich befunden, darüber haben wir eine zuverlässige Nachricht nicht, doch wird man zugeben, dafs die Hauptkirche eines Ortes, in welchem ein naher Verwandter des Kaisers, Konrad v. Montferrat, befehligte, der geeignete Ort war, wo man die Reste jenes bergen mochte. ') Über die Eroberung des letzten von den Christen in Syrien festgehaltenen Waffenplatzes, Akkas, hat eine mit Benutzung des gesammten ihm zugänglichen Materials, auch der noch nicht gedruckten cyprischen Chroniken des Amadi und Florio Bustron R. Röhricht eine erschöpfende Darstellung*) geliefert. Nicht blofs über die Ursachen und die Veranlassung dieses letzten Zusammenstofses der morgen- und abendländischen Waffen im Bereiche des ehemaligen Königreichs Jerusalem, sondern auch über die Zahl der Vertheidiger und die besonders unter denselben hervortretenden Persönlichkeiten sowie über die vorzugsweise umstrittenen Localitäten erbalten wir befriedigende Auskunft. Angefügt ist eine Zusammenstellung der Rüstungen und Aufforderungen zu Kreuzzügen bis zum Jahre 1452. Nachdem Akka verloren gegangen, blieb Cypem der Stützpunkt für die Sache der Christen im Morgenlande, und die Unternehmung Peters I. gegen Alexandria bewies, dafs dieselben zu kürzeren Offensivstöfsen noch nicht völlig untüchtig geworden. Die Schicksale des Reiches der Lusignan hat der Geschichtschreiber desselben, L. de Mas-Latrie, in einer Layard gewidmeten Schrift,*) welche auch statistisches Material hinsichtlich der Chorographie der den Engländern wieder gewonnenen Insel bietet, von der Übertragung der Krone an Veit bis 1488 in kurzgefafster Darstellung verfolgt, die immerhin beachtenswerth ist, weil das gröfsere Werk desselben Vfs. nur bis 1291 eine zusammenhängende Erzählung giebt. Eine Zusammenstellung aller bekannten Inschriften aus der Zeit des XIII. bis XIV. Jhs. und der Lehen der Franken und Venetianer darf als Ergänzung des Hauptwerkes angesehen werden. Der Vf. wird dieser Arbeit demnächst eine Geschichte der lateinischen Kirche auf Cypem folgen lassen. Die Nachrichten, welche abendländische und morgenländische Quellen über einen Patriarchen Johannes von Indien und den Priester Johannes bieten, hat Fr. Zarncke in einer seine früheren Untersuchungen ab-

1) Über die Albigenserkriege und die Kreuzzilgc I.udwigs IX. siehe S. 225* und 93 12ü. XXIX. 2) Forsch, i, deutsch. Gesch. 8) L'ile de Chj'pre, sa Situation presente et scs sourenirs dn M. A. Paris, K. Didot. 432 S., kl. 8*>.

Kap.



XX,





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Italien.

ii,2r)7

schlicrseudcn Abhaudlnng ') geprüft, indem er zahlreiche Rodactionen des angeblich an K. Emnnuel gerichteten Schreibens des Presbyters in übersichtlicher Zusammenstellung mit dem Briefe Alexanders 111. an den

herausgiebt und auch die deutschen Übersetzungen und Bearbeitungen anschliefst. Die Sage von einer aus dem fernen Osten den Christen um die Zeit dos zweiten Kreuzzuges in Aussicht gestellten Hilfe läfst sich auf den über Sandschar siegreichen Mongolenfürsten Yeliutaschc, der sich möglicherweise (durch Nestorianer) hatte taufen lassen, zurückführon. Die Nachricht von einem Zuge desselben nach Norden knüpft an die Alexandersage an. Der Ansicht Opperts, dafs der Name Johannes vielleicht auf den Titel Kukhan des Beherrschers von Karakhatai zurückzuführen sei, widerspricht Z. nicht, doch weist er darauf hin, wie vielfach orientalische Namen willkürlich mit occidentalischen vertauscht letzteren

wurden.

XXVIII. C. Gf. CipoUa.

Italien. 1.

An

Allgemeines.

und Aufsätzen,

Schriften

*)

die sich auf den

ganzen Zeitraum des

während des Mittelalters im allgemeinen behandeln, ist eine ziemliche Anzahl zu neunen. Enr. Cenni,’) der die religiösen, politischen und socialen Verhältnisse Mittelalters beziehen oder die Geschichte Italiens

des Mittelalters hart verurtheilt, entwirft eine Skizze der hauptsächlichsten Typen der Gesellschaft (Mönch, Ritter etc.) und zeichnet schliefslich die hervorstechendsten Charakterzöge des Mittelalters. Die Theilung Italiens in verschiedene Staaten ist nach Gius. Fon tan a'*) keineswegs eine historische und ethnographische Nothwendigkeit, die sich der Einheit des Landes eut-



gegenstellte;

Rum. Fedcrici^)

verzehrten, im ganzen

zufolge waren die Zwistigkeiten, die Italien kein Unglück, sondern ein Zeichen der Lebens-

fähigkeit.

Vom römischen Rocht

sucht

Saverio de Cillis®) zu

zeigen, dafs es nie

Johannes. 1. Abh.: enthaltend Kap. I, II, III. Abhandl. der VII, No. 8. Leipzig, Hirzel. philol.-hist. Klasse der K. .Sachs. Geseilsch. d. Wissensch. 204 S-, 4". 2) Ks braucht wohl kaum bemerkt zu werden, dafs zu diesem Kapitel die Abschnitte über die allgem. deutsche Geschichte, über Papstthum, die Kreuzzüge u.s.w. zu vergleichen sind. 3) L'no sguardo sul medioevo. Napoli. (Vortr., geh. im Philol.Ver. von Florenz.) 4) Le divisioni storiche dell' Italio, in den Studi storici e politici (Koma), S. 149 ff. 5) Le leggi del progresso. I: L'esperienza della storia. Koma. 0) II diritto romano a traverso la civiltä europea. Napoli. 1)

Der

Priester











Ilistori.HCha Jshresberichte.

1879.

11.

17

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XXVm.

11,258

C. Gf. Cipolla:

erstorben sei. Nachdem es die Hindernisse des Germanismus überwunden, hat es erst in unserer Zeit in der allgemeinen europäischen Gesetzgebung Umwandelungcn erfahren. Von Interesse ist, dafs A. Giorgetti, eine frühere Arbeit wieder aufuehmend, gegen Eiuwürfe Liveranis und Padelettis darthut, dafs die ,professiones legum' in Ausnahmenillcn gleichwohl der Wahl überlassen waren: drei neue Beispiele aus dem Ende des XI. und dem Anfänge des XII. Jhs. zeigen dies. Wie italienische Kultur in Wissenschaft und Kunst hervortrete und wie die Schriften der Gelehrten, Dichter und Philosophen und die Werke der Künstler sich gegenseitig ergänzen und erklären, hat Eliod. Lomhardi*) schön nachgewiesen. Sehr gelungen sind seine Bemerkungen über den Materialismus und Naturalismus Machiavells; doch hält er mitunter wohl zu sehr an einem bestimmten System fest oder läfst sich von der Phantasie fortreifsen, z. B. will er hei Boccaccio, Ariost u. a. reinen Theismus finden. Es fehlt die Behandlung der Sitte; doch treten neue Gesichtspunkte hervor. Bei seinem Katalog von Hdss., die auf die Geschichte der Lombardei Bezug haben, hat sich Isaia Ghiron®) des Katalogs der Hdss. der Bibliothek von Brera von Gius. Cossa bedient. Aufmerksamkeit verdienen Bullen von Gregor IX., Honorius III. und IV., Innocenz IV., Benedict IX. Daverio.s Arbeiten über Franzi. Sforza und eine Sammlung von .\ctenstücken der Sforza (1460 in einer des Abschrift XVUI. Jhs., die auf Anordnung 94) Cecco Simonettas veranstaltet ist. L. Manzoni'*) hat seine Untersuchungen über die gedruckten italienischen Statuten fortgesetzt, indem er den Versuch einer Bibliographie der Statuten der Zünfte und Gewerke (worin auch mehrere handschriftliche Statuten aus Padua erwähnt sind) und einen reichen Appendix zu der schon publicirten Bibliographie der politi.schen Statuten giebt. Die Geschichte Zaras, insbesondere seine Handelsbeziehungen mit Ancona (die Convention vom 20. Oktober 1.308), hat mit Actenstücken Aug. Nani®) erläutert. Neu gedruckt ist C. Combis®) Arbeit über Istrien; dazu hat die auf Istrien bezüglichen Quellen in Venedig Tomra. Luciani^) aufgesucht. Nach ihm ist trotz der Arbeiten Ughellis, Muratoris, Fantuzzisu. a. der Cod. Trevisan. noch nicht nusgenutzt. Für die spätere Zeit kommen die Regestenbücher der venezianischen Magistrate in Betracht (z. B. über den Krieg der Uscocchi). Eine gut angelegte und klare, mit peinlicher Sorgfalt verfafste allgemeine Geschichte Istriens haben wir von C. de Franceschi. *) Er beginnt mit der prähistoriseben Zeit, erzählt die mannigfaltigen Kriege der römischen Periode, die Einfälle der Avaren zur Zeit der Langobarden und Franken und verweilt bei der Errichtung der Markgrafschaft. Im J. 1077 treten die Ansprüche der Patriarchen von Aquileja auf die Herrschaft über Istrien hervor, die vor 1210 keinen Erfolg hatten. Vom X. Jh. ab gewannen durch den Handel die Venezianer Einflufs; sie überwanden die Schwierigkeiten, die ihnen die Patriarchen von



;











1) Nuove osscrvazioiii sulla professinnc di logge iicl Med. Evo, Aroli. stör. ilal. III, 23 34. Hierzu vgl. ii. S. 2(;3*. 2) Delle attinenze storiche fra srieiiza ed arte in Italia. Bergamo 1878 [187D]. 3) Catalogo dei ms«, intorno ulla sioria della Lumliardiu csistemi Hella Biblioteoa iiazionalc di Brera, Arch. stör. lomi). XXI, 154 r, XXII, 367 f., XXIII, 576 f. 4) Bibliogratia statutaria e sturb'a ilnliana. vol. I. Erggi miiiiioipali, parle 2. Bologna. (i) .“^iebe 5) Zara ei suoi comoriii. Zara 1878. Jahresber. I, 342*. 7) Konti per la storia doll' Istria nogli airliivi di Voiioziu in: ,La .Stella doll" esule“ (Uoma), S. 150 63, wo .S. 40 67 Conibis Arbeit steht. 4. .Ser.











.8)

L'I.stria.

note storiidie.











i’arenzo.

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11.259

Italien.

und der Lehnsndel machten, und hatten von circa 1400 ah schon die ganze Halbinsel in Händen. De F. hat nur wenig unedirte Urkunden (aus dem Archiv in Venedig), dagegen sehr ausgiebig Kandlcrs Cod. dipl. Istr. benutzt. Die Behandlung der Kultur ist dürftig. Franc. Petronio hat die Gerichtsbarkeit und die Privilegien des Stifts Capodistria behandelt, indem er von einem Diplom Ludwigs des Frommen von 815 ausgeht. ') über dasKapitel vonBelluno es reicht mindestens bis ins IX.Jh. zurück und über das Gebiet vouLongaroue inFriaul liegen zwei kurze Monographien von Giov. de Douä*) und von Aug. dal Molin’) vor; in ersterer ist eine Inschrift in Vulgärsprache von 1360 mitgetheilt. hlinige sorgfältige Bemerkungen Plac. Businaris über Bovolentn (im Paduanischeu) hat mit interessanten Anmerkungen A. M. Marcolini ^) publicirt. G. Sostor’) bespricht den District der Kirche von Valdagno (im Vicentinischen). Für orsteren ist ein Document von 1478 vorhanden; die gegenwärtige Kirche, 1728 angofangen, steht auf dem Platz der alten, die über 1380 zurückgeht. Mit Liebe und Gelehrsamkeit hat Bern. Morsolin®) die Geschichte Brendolas und seine Natur- und KunstAquilejtt













schönheiten behandelt. Die älteste Erwähnung des Orts (vielleicht langobardischen Ursprungs) ist von 928, der Name ist wohl deutsch; den Ursprung von Thiene, einem anderen Ort des Vicentinischen, behandeln zwei unbedeutende Monographien. ’) Die Mauern V’eronas aus der römischen Periode sowie die aus den Zeiten Theodorichs, der communalen Freiheit, der Scaliger und der Visconti hat Gf. Ant. Pompei*) mit grofsem Scharfsinn besprochen. Besonderes Interesse gewähren seine Untersuchungen über die Richtung der Mauern Theodorichs und der alten Commune. Sorgfältig ist auch die Schrift P. Garzottis*) über das verone.sische Dorf Isola della Scala. Er theilt unter anderem eine Inschrift von 11 30 mit, in der ,rectores‘ des Landes erwähnt sind. Einige Urknnden des XV. XVlll.Jhs. über S.Giovanni Liipatoto hat Merzari '”) benutzt. Nach ihm wäre der Friede von Paquara (28. August 1232) im Gebiete dieser Ortschaft geschlossen. M. ist nicht immer exact; auch die ,historia d’Ezelino da Romano* (Padov. 1668) hält er







für authentisch.

Ein Werk Gian Domen. Marals “) über den Gardasee, das jetzt herausgegeben wird, ist im Anfang dieses Jahrhunderts geschrieben. Es beginnt mit den ältesten Zeiten und geht bis 1517 (Ende des Kriegs der Liga von Cambray). Er benutzte Chroniken und Urkunden und ist nicht ohne Kritik; im ganzen genügt er nicht. S. 73 steht eine bemerkenswerthe

1 ) Cenni cronolog. sul eapitolo di Capodistria, arch. tricstino N. S. VT, 211 sqq. 2 ) Serie dei decani del Capitolo della Cattedrale di Beiluno. Belluno 1878. »} Nelle nozze di Gustave Protti da Longarone con Maris dePrett^) daSchio. Bellunu 1878. 4 ) Cenni stör. delP Acesd. dei Cuncordi di Bovolenta . . premessi allcinedite mem. stör, sults terra e castello di Bovolenta prodotte nel 1820 alla stessa Acc. da PI. H., Padova. 5 ) Memorie stör, documentate dei distretto di Valdagno. Psdova 1878. Memorie siilta erezione della Cliiesa Pairochtale di S. Clcmente in Valdagno. Pad. 1878. 7) Gius. Manfredini, 6) Hioordi stör, di Brendola. Vicenza. Thiene e la sua storia. Pad. Aless. Giongo, Coramento alT opuscolo ,Th. e 1. s. s.*. Vicenza 1878. S) Saggio di studi intomo alle varie mura della cittii di Verona. Arcli. Vcn. XVITI, 206 gqq. 9) Monograf, del villaggio dTsola della Scala. 10 ) Monogr. del Comune di S. Giovanni Lupatoto. Verona. 11 ) II Benaco illustratO) libri qunttro. Verona. Separatabdruck aus dem Arch. Veron.



— —

Triest«.

.

















17 *

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Coogic

— XXVm.

11,260

C. Gf.

Cipolla:

Notiz über den Übergang dos venezianiscben Ilccrcs über den Monte Baldo, 1438. Im Gegensatz zu ihm sagt fälschlich, dafs das venezianische Heer die Gebirge des Trentino überstieg, Franc. Ambrosi ') in einem Werke über das Trentin im Mittelalter, das, ohne auf die Quellen zurückzugeheu, die Geschichte derselben von den Einfällen der Barbaren an bis zum Episkopat Ulrichs von Treuenberg (erw. 1486) behandelt. Er tritt für die Zugehörigkeit des Landes zu Italien ein und weist auf italienische Orts-



namen

hin, die

im XIII. und XIV. Jh. hier Vorkommen.

Mit Hülfe verschiedener Gelehrten hat Alf. Conradi umfassendes IlervorMaterial zu einer Geschichte der Universität Pavia gesammelt. heben wollen wir seine Besprechung der Urkunde Karls IV. von 1361 und der Bulle Bonifaz’ IX. von 1 389. *) Belliuzona war nach B. Biondelli®) im Vl.Jh. ein Mailand unterworfenes Castell; dann unter Como, die Visconti u. s. w. gekommen, wurde es 1406 mit den Kantonen Uri und Unterwalden vereinigt, die es 1499 definitiv in Besitz nahmen. B. ist am meisten original in seinen Bemerkungen über die Münzen (Katalog von 1413 bis zum Ende desXV. Jhs.). Die Basilica des h. Cristoforus in Como läfst L. Tatti^) bis ins IV. Jh. (?) zurückgehen. Liutprand (dessen Urkunde unecht ist) liefs sie wieder-



erbauen; im XI. Jh. wurde sie umgebaut. Mit grofser Gelehrsamkeit und zahlreichen Urkunden erläutert Enr. Bianchetti®) die bisher vernachlässigte Geschichte des unteren Vald’Ossola (am Fufse des Simplen). Die älteste Urkunde ist von 885; seine Wichtigkeit beginnt im IX. Jh. zur Zeit Berengars, von dem ein Diplom von 908 mitgethoilt wird. K. Ileinr. II. schenkte cs 1014 dem Bisch. Peter v. Novara. Trotz der Opposition der Lehnsmänner Richard und Wibert, Anhänger Arduins vonivrea, besetzten es für kurze Zeit blieb es bei den Bischöfen von Novara, denen es Friedrich I. 1155 bestätigte. Die Grafen von Brandrate hatten hier grofse Besitzungen. Im J. 1277 kam es an die Visconti und von ihnen bis 1535 an die Sforza. Unter den Urkunden sind am wichtigsten die Statuten; die ältesten, ,Communitatis Vagoniae“, sind von 1374. Von edlen Mailänder l’amilien haben wir weitere Genealogien®) erhalten; so der Daverio (aus dem XII. Jh., Leop. Pulle), der DoCristoforis (aus dem XIII. Jh., Dam. Muoni); zweier Familien Melzi, (aus dem XIV. bezw. dem XV. Jh., Felic. Calvi). Jeder Genealogie ist eine historische Einleitung vorausgeschickt. Aqui fand au G. Lavazzari '), Savigliano an Cns. Turletti ®) einen









Bearbeiter. Eine reiche Fundgrube kleiner Notizen ist A. Bertolottis®) Buch über Cumiana, einen Flecken in der Umgegend von Pinerolo. Dieser District,

eine der ersten Besitzungen des Hauses Savoyen in Italien, ist be-

rühmt durch

die Gefangenschaft, die Robert von Durazzo,

der Vetter der



l2)





medioevo trentino, Areh. stör. ital. 4. Ser. III, 413 25, e IV, 74 87. Metnoric o docum. per la stör, dell* Universita di Pavia e degli uomini piii che v'inHegnarono. Pavia 1878, 3 voll. JJ) Bellinzona e Ic sue nicmorie



illiidtri

odite ed ined., Arch. stör.

Lomb. XXI,

6

— 37. —

4) La

ba«iliiui di



8.

Cristoforo presso

Como, im Politecnico (Milano), IX, X, 538 sqq. Con tavv. 5) L'Ossola inferiore. Torino 1878 (erschien 1879), 2 voll. Vgl. JahresLfg. 7. tt) FuniigUe nobil. milan.



bericht I, 345. (Fortsetzung von Litta, dessen Tafeln jedoch mit grofserem Lu.xns ausgestattet waren.) Aqui 1878. W) Storia di Savigliano, eoiredela 7) 8toria d‘Aqui. di documenti. Savigliano. 0) Cumiana, nDella Giusta). Padova. 8) Siehe Jahresber. I, 355. 10) Arch. Ven. XVU, 188 91. 9) Rev. crit. No. 51. 11) Atti relativi ad una patente di Papa Clemente VI. Ibidem XVII, 99 sqq. 12) Ordtni e signali della flotta veneziana comandata da messer Uiacomo Dolfin 0365) Roma. Separatabdruck a. d. Riv. marittima. i



~









.

— —





— —

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,

XXVIII.

11,278

C. üf.

CipolU:

mit Aomerkungen und anderen fthnlichen Anweisungen Cecchetti ') gab auch, indem er darauf hinaus späterer Zeit erläutert. weist, dafs die alte Tcnetianische Aristokratie direct und in eigener Person Jen Handel ausübte, die Anweisung (Ricordo) Benedetto Sanudos für seinen Bruder Andrea für die Reise nach Alexandria aus dem Ende des XV. Jhs. heraus. Der oben erwähnte Mas La tri e *) unterscheidet zwei Linien der Grafen von Jaffa und Ascalon die eine (aus dem Ende des XII. Jhs.) geht aus von Hugo de Puiset; die zweite beginnt mit Georg Contarini, welcher im Jahre 1474 Über die von Catharina Cornaro mit jener Grafschaft belohnt wurde. Quellen zur Geschichte des venetianischen Handels giebt wieder Thomas’) eine Übersicht, um dann von dem Capitulare der ,consoli dei MercantP und von den Handelsbeziehungen zwischen Venedig und Deutschland zu handeln.*) Vinc. Padovan’) setzt seine wichtige Sammlung von Gesetzen und Verordnungen fort, welche in der venetianischen Münze galten; das älteste Document ist aus dem Jahre 1305 und betrifft die Münzen, welche für Corone und Modone geprägt wurden. Ein neuer paduanischer Heller (bagattino) ist von G. M. Urbani®) beschrieben. Der fleifsige Historiker desP'riaul, Vinc. Jop pi ,’) veröffentlichte sechs Urkunden (1388 1421), welche die Liebe der Carrarese für Cividale und den Hals der Venetiancr gegen die Nachkommen jener unglücklichen Familie beweisen. Die letzte betrifft die Verurtheilung eines Gönners derselben. Derselbe Gelehrte veröffentlichte die Statuten der Abtei Moggio®) und die der Gemeinde Attimis;®) letzteren geht eine gelehrte Skizze der Geschichte derGemeinde von 1106 an voraus. Von Ant. di Prampe ro *°) haben wir die Statuten von Bille rio. Quellen der Geschichte von Treviso bespricht L. Bailo,") besonders die Historiker Bonifaccio und Bartholom. Zuccato (1402 1562), den eifrigen Urkundenforscher, dessen Geschichte bisher nicht herausgegeben ist. Darauf behandelt er die anderen Historiker von Treviso, indem er sie nach Familien gruppirt. A. Capparozzo '*) publicirte das im Volksdialekt abgefafstc Statut der ,Frataglia‘ der Seidenwirker von Vicenza. Ohne Werth ist die kurze Lebensbeschreibung des Can Grande I. (+ 1329) von Dr. Gugl. Dal Bovo.'®) L. Gaiter“) erklärt ein Kapitel des Veronesischen Statuta von 1450, das von den Rennen nach dem Pallium spricht, die schon von Dante erwähnt werden (Hölle XV.). Über die Fischerei im welcher

publiciri,

sie





;









1) La nubiltä venezisna e il commerdu marittimo. Roma 1878, Separatabdr. ans der«. Zschr. 2) Les comtes de Jaffa et d'Ascalon du XII> au XIX« siede. Arcb. Dieser Aufsatz ist die mit Urkunden ans dem Contarinischen \'en. XVIII, 370 sqq.



vermehrte Wiederholung eines schon früher in der Bibi, de l’6c. d. 3) Abhdign. d. philos.-philol. Ki. d. München. Akad. XV. Über Betheiligung venetianischer Buchhändler an der Frankfurter Messe S) Documenti per la stör, della zecca ven. Arch. Ven. XVII, 74 sqq., XVIII. 109 sqq. Cfr. Jaliresber. I, 342. 6) Nuova muneta venez. per Padova. curiosita venez., genn. arti, industris e Bull, di marzo, S. 142—43. 7) Ultime relazioni de’ Carraresi col Friuli, doc. dal MCCCLXXXVIII al MCCCCXXI. Udine (Nozze Valmarana-Cittadella). 8) Statut! dell’ Abazia di Moggio nel 1337 (Nozze N'ais-Franceschini). Udine. Statut! del Com. di Attimis nel Friuli del sec. XV 9) Udine. e XVI editi a cura del Municipio. Statut! di Billerio del 1359 e 1362 10) (Nozze Linussa-Valussi) Udine 1878. 11) Di alcune fonti per la stör, di Treviso. .4rcb. V’eneto XVII, 388 sqq. 12) Statuto dei mercanti drappieri della citta di Vicenza. Vicenza. 18) Can Grande I. Signor di Verona. Arch. stör, veron. II, 305 20.

Familienarchive

erschienenen.

chartes

1.

— 4)

III,

122.

Abth.

8.

u.













14)

II

















Pallio di Verona, ibid.

Digiii/icv;

I-



Italien.

11,279

Gardasee geben zwei neu mitgetheilte Verordnungen des Dogen von Venedig von 1466 und 1491 Auskunft.') Interessant ist die von C. E. Visconti*) veröffentlichte Chronik, welche die Thaten des Markgrafen Franc. Gonzaga von Juni 1495 bis Aug. 1496 enthält. Der Verfasser nahm Theil an der Schlacht von ('ornuovo und ist ein Bewunderer seines Helden. Sein Name wurde dem Herausgeber von St. Davari au die Hand gegeben: er war der Kanzler des Markgrafen, Giacomo d’ Adria (de Hadria). Über einen in Brera befindlichen Codex der Chronik des Galvano Fiamma handelte Giuseppe Cossa. *) Ein Lamento des Bernabo Visconti (in Octaven) veröffentlichte aus einem Cod. Marc, des XVI. Jhs. Pio Rajna*). Es ist das älteste bekannte politische Lamento. Ohne Werth ist die ,Avventura‘ des Bernabo Visconti, da sie der Chronik des Pietro





Azari ^) entnommen ist. Obgleich nach Cantü der wirkliche Urheber des Domes zu Mailand das Volk ist, will Ant. Ceruti®) die Überlieferung als richtig erweisen, dafs dieses wunderbare Werk von Gian Galeazzo Visconti ins Leben gerufen wurde; auch als Regenten vertheidigt der Vf. den Herzog. Die Urkunden vom 10. Sept. 1421, durch welche Philipp Maria Visconti den Vertrag bestätigte, den sein Unterhändler mit dem König Alfons von Neapel geschlossen hatte, gab Giul. Porro’) heraus. Er verspricht ihm die Besitznahme von Bonifacio und Corsica möglich zu machen, gegen das Versprechen, ihn bei der Eroberung Genuas zu unterstützen. Die Mailänder besetzten diese Stadt am 2. Nov. 1421. Behufs Bewerbung um einen von der Lombardischen Historischen Gesellschaft schrieb der verstorbene ausgesetzten Preis Erm. Rubieri®) eine ausführliche Biographie von Franz I. Sforza. Die Gesellschaft erkannte ihm den Preis namentlich deshalb nicht zu, weil er archivalische Quellen gar nicht oder nur in sehr beschränktem Mafse benutzt habe, sondern sich lediglich mit den bekannten Quellen begnügte und doch ist das Buch nicht» ohne Werth. Der Vf. weife die Nachrichten über Fr. Sf. zu einem harmonischen Ganzen zu vereinigen. Er betont seine hervorragende Stellung und bemüht sich zu zeigen, wie durch ihn der Frieden Italiens gefördert wurde. Den Zeitpunkt in Sforzas Leben, als er, im Aufträge von Florenz Lucca belagernd, von den Venetianem diesseits des Pu zurückgerufen wurde, erläutern drei von G. Riccardi®) mitgetheilte Urkunden, die er C. Paoli verdankt. Nach der einen Urkunde hatte er sich verpflichtet, den Venetianem zu gehorchen, nach der andern sich Actionsfreiheit Vorbehalten. Die von P. Ghinzoni'®) gesammelten Actenstücke zeigen, dafs an den diplomatischen Intriguen, welche dem Tode Jacobs von Lusignan, Königs von Cypern, folgten, auch Galeazzo Maria Sforza Theil hatte, welcher eine Zeitlang nach dem Titel eines Königs von Jerusalem,



;

La

1)

peaca nrl Ia|^ di garda.

Arch.

ator.

lomb. XXI, 147

— — 19.

2) Croniehe

Marchese di Mantova. Arch. stör. lomb. XXI, 38 sqq, XXII, 333 sqq., XXIII, 8) Cronaca Galvagnana. Ibidem XXIV, 836 37. 4) Lamento di Bernabo Ibidem XX, 710 24. Milano 1878 (1879). 5) Per nozze Kossi-Veratti Nicelli, Modena. 6) I principi del dnomo di Milano sino alla morte del duca Gian Galeazzo Visconti. Milano. 7) Trattato tra il duca Filippo Maria Visconti e Alfonso di NapolL Arch. stör. lomb. XXII, 357 sqq. 8) Francesco Sforza. 2 voll. Firenze. 9) Tre docnmenti inediti intomo a Francesco I. Sforza. Arch. stör. lomb. XXI, 69 bis 83. 10) Galeazzo Maria Sforza e il regno di Cipro 1473—74. Ibidem XXIV,

del

.tOO sqq. Visconti.





— —













721 sqq.

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XXVm.

11,280

G. Gf.

Cipulla:



von Cypern und von Armenien strebte. Für das Privatleben Galeazzu Maria Sforzas sind wichtig eine Anzahl von Briefen und Urkunden aus dem J. 1475, die G. Porro') herausgegeben hat; einer vom Aug. 1475 erwähnt eine Weltkarte, die ehemals Franz I. Sforza geschenkt war. Die erste Erwähnung des alten Thurmes zu Pavia, von dem aus die Wachen die Annäherung der Feinde beobachteten, will C. Prelini*) in einer Urkunde von 1338 gefunden haben. Der Thurm wurde im XVI. Jh. umgebaut. .Vus einem Manuscript des Matteo Valerie (XVllI. Jh.) werden uns von einem Ungenannten^) einige Auszüge aus den alten Protocollbüchem der Karthause mitgetheilt. Sie beginnen 1458 und betreffen besonders die Kunstgeschichte. Für die Verwaltungsgeschichte ist beachtenswerth der ebenfalls von einem Ungenannten^) lierausgegebene Contract vom 16. Nov. 1383, kraft dessen Pavia auf ein Jahr seinen Waarenzoll verkauft. Die Diöcese von Asti, die anfangs sehr grofs war, wurde allmählich verkleinert. Es hatten dort sieben Bischöfe ihre Lehen, aber sie hatten niemals die wirkliche Herrschaft über die Stadt, wie C. Vassallo®) zeigt, der die Privilegien der Geistlichkeit von Asti darlegt und hervorhebt, dafs die heiligen Orte kein Asylrecht hatten. Amadeus VI. von Savoien betreffen acht Urkunden, die C. Foucard®) publicirte, während Gaud. Claretta’) über eine bisher unbekannte That Ludwigs von Savoien berichtet. Er schlofs am 13. Febr. 1449 einen Vertrag mit Raphael Adorno behufs eines gemeinsamen Angriffs gegen Genua. Derselbe wurde auch versucht, jedoch ohne Erfolg, und ina J. 1450 machte der Herzog seinen Frieden mit Genua. Einen neuen, verbe.ssei-ten Text der französisch geschriebenen t'hronik des Hauses Savoien, die schon 1840 erschienen war (Mon. hist. patr. SS. I, 382), verdanken wir F. E. Bollati®). Sie hat weniger geschichtlichen als philologischen Werth.^) Was Ligurien anbelangt, so veröffentlichte Desimoni“*) einige wichtige .Vctenstücke, um die wenig bekannte Unternehmung Megolio I.iercaris (die er in d. J. 1314 1316 setzt) und besonders den Handel Genuas mit Trapezunt im XIV. Jh. zu beleuchten. Für die Geschichte des Verkehrs mit dem Orient im folgenden Jh. ist von grofser Wichtigkeit das Werk Amad. Vignas"), von dem der die letzte Zeit umfassende Theil erschien. Die Tauro-Ligurischen Colonien kamen 1453, nach dem Falle Constantinopels









und Galatas, unter

die Herrschaft des Officiums des

II.

Georg.

Dies Imhielt

wo es ebenfalls dem Halbmond weichen mufste. Der vorliegende Band umfafst die J. 1474 und 1475; die zahlreichen Actenstücke gewähren Licht über den Fall Caffas, welcher nach dem Vf. durch die Herrschaft bis 1475,

XX,

1} Imtterc is.















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-

Frankreich.

11,293

leau*) veröfTentlicht ein von Dom Chantelou zusammengeetelltea Cartular von Touraine und die von ihm gesammelten Siegel der Äbte, leider ohne Numerirung, Regest und Anmerkungen und mit unvollständigem Index. Das von Peyrard herausgegebene Cartular des Klosters Pibrac (HauteLoire)*) ist für Auvergne wichtig. Desilve*) analysirt das Cartular der Ein Cartular von S. Menehould*) ist Ref. nur dem Titel Abtei Valery. nach bekannt. Richard*) gab das Cartular von la Chotille, einer Comthurei des Chevalier du S. Sepulcre von 1234 1359 heraus.®) Bd. III des Cartulars von Louviers betrifft das XIII XVI. Jh. Dubosc gab die Cartularien der Abteien la Luzerne und Montrivel und des Priorats la Perrine’) heraus. In der Collection des documents inedits sur l’histoire de France veröffentlichte J. Labarte das Inventar des beweglichen Vermögens Karls'V. ®) Das Inventar ist mit der vortrefflichen Nachbildung einer Miniatur Jean de Vaudetar überreicht Karl V. eine Prachthandschrift der Bibel und mit Photographien von Siegeln ausgestattet. Der bei aller Kunst- und Prachtliehe so wirthschaflliche Herrscher hatte schon als Herzog der Normandie und Dauphin einen ansehnlichen Schatz gesammelt, der jedoch 1369 meist in die Münze wanderte, um den erfolgreichen Krieg gegen England zu bestreiten. Doch ist ein von dem Goldschmied Johann aus Pequigny 1363 gearbeitetes kostbares und schönes Diadem noch auf der Pariser Bibliothek. Als der kränkliche Fürst einen frühen Tod erwartete, ordnete er am 21. Januar 1379 die Inventarisirung seiner beweglichen Habe an und nahm daran persönlichen Anthcil. Die von Karl V. gebauten Schlösser in Melun, Beaute-sur-Marne bei Vincennes, der Louvre, das Hotel S. Paul im Osten von Paris, S. Germain und Vincennes sowie die Abtei S. Denis waren die Aufbewahrungsorte. Sein erster Kämmerer, Savoisy, mufste schwören, den Schatz nur Karl VI. zu übergeben, wurde aber von Ludwig von Anjou mit dem Tode bedroht und gab das Silber und Gold dem habsüchtigen Prinzen, nicht aber die Kostbarkeiten. Dagegen wurde 1391 ein grofser Theil für den flandrischen und Grenzkrieg verwandt, auch seit 1382, namentlich 1365 bei der Heirat des Königs mit Isabeau von Bayern, viel verschwendet. Das blaue Schild mit drei Lilien erscheint schon unter Karl V., nicht erst xinter seinem Sohn,

















munic. de

la vitle de T. Soo. archeol. de Touraine. Rev. hi8^ IX, 406. Reehnungshiieher kleinen Orts in der Bretagne aus dem XV. u. XVI. Jh. veröffentlieht P. Paris eumptes de la paroisse d'Ize des X\'. XVI. s. Rennes, I. soc. archeul. dTlIe-el-Vilaine. 1 ) Cartul. Tourangcaii et sceaux des Abbes. Tours, Guillaud-Verger. X, CV, 201 S. 2) Cartular. sive Terrarium Piperaceiisis monasterii, in: Tablettes histor. du Velay. . 3 ) Bull, de la soc. acad. de Laon. XXII. Laon und Paris 1878. 4) Cartul. de l'eglise de S. Menehould, puhl. p. la prem. fois d'apres le mscr. eonserre aux arch. depart. de la Marne, avec aniiot. Paris. Champion. 23 S. 5) Arch. hist, du Poitou VII. (Poitiers, Oudin. 1878). Derselbe gab einen kleinen Beitrag zur Gesch. d. XIII. Jhs. : Le tom-

eines

Jallobert: Registres des Catel. Aus den Mem. d.





— — —



— —

beau de Robert l’Knfant, fils de Othon de Bourgogne et de Mahaud d'Artois. 6 ) Cartul. de Louviers. 4". Evreux, inipr. Hcrissey. \'gl. Jahresber. I, 365. 7 ) Cartul. de la Manche, 4*^. 1878. Vgl. Rev. des soc. sav. (6® 8er.) VII, 56 ff. (Delisle), 8) 4» Ser. Inventaire du mobilier de Charles V. Impr. nat. XXIV, 423 S., 4®. Einen verwandten Gegenstand behandelt Douet d'Arcq: Inventaire des meubles de la reine Jeanne de Buulogne. Bibi, de l'ec. de ch. XL. Einen anderen kleinen Beitrag zur inneren Geschichte der Zeit Karls V. giebt G. Tholin: Deux comptes flnanciers de l'Ag4nais au temps de la conqu4te im: Recneil des travaux de la soc. d'agriculture etc.





d'Agen,

8. 8er.,

VI.

'

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XXIX.

V.

Kaickstein:

Wappen

Einige vortreffliche Stücke der französischen Könige. Weniger erleichtert befinden sich noch im Louvre und im Musee de Cluny. de Saulcy'l die Verwerthung des von ihm veröffentlichten umfassenden Urkundenmaterials zur französischen Münzgeschichte bis 1380, welchem hier und da kurze Auszüge aus den dieselbe berührenden Werken beigefügt sind. Es fehlt an erläuternden Anmerkungen, die Abkürzungen sind nicht aufgelöst, und die Tabelle der Eigennamen und Münzstätten reicht zur Orieutirung für Nichtnumismatiker keineswegs hin. Bei der Seltenheit des gemünzten Geldes im Mittelalter und bei der mangelhaften Geschicklichkeit im Rechnen bediente man sich bei Verrechnungen vielfach der Rechenmünzen, jetons“. Auf sie bezieht sich ein von A. d’Affry de la Monnaie herausgegebener Band der Collection des documents zur Histoire generale de Paris.*) Sie bereichern vielfach unsere Kunde über Kirchen und Geistlichkeit, religiöse Brüderschaften und Zünfte, gelehrte Gesellschaften und viele angesehene Persönlichkeiten. verdrängten seit Metallzeichen in einer Gröfse von 22, bald bis zu 30 dem Xlll. Jh. vielfach die früher angewandten Rechensteine und wurden Aus dem XIV. Jh. sind seit dem XV. Jh. auch von den Städten angewandt. der Chambre aux deniers, namentlich jetons der Rechenkammer, der Beamten des tresor de France und der 15 Sekretäre des Königs erhalten, und Goldschmiede verfertigten sie besonders in S. Omer und Tournay unter Aufsicht der Mttuzmeister. Die Einfuhr von jetons wurde verboten, doch ahmte man die französischen Rcchenmünzen in Xürnberg nach. Seit Karl VII. erhielten die Beamten jetons von Gold und Silber, solche von Silber schou 1322 46, selten finden sie sich von Blei. Sie wurden oft in reich ausgeNach dieser allstutteten Börsen als herkömmliches Geschenk gegeben. gemeinen Einleitung publicirt Affry d. 1. M. mit vortrefflichen Abbildungea die Rechenmünzen des Pariser Raths (echevinage) und giebt im Anhang viele Urkunden, namentlich extraits des comptes et ordinaires de la ville de Paris für das Mittelalter von 1440 73. Die llauphiuelle der Geschichte des Pariser Gewerbes im Mittelalter, das von Prevöt Etienne Boileau veranlafste Livre des metiers, ist von welche die Hauptkritisch herausgegeben, Lespinasse und Bonnardot*) Documente über ergebnisse in einer guten Einleitung zusammenstellen. als

(las



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Reeueil de dncuni. rolal. ii l'hist. des muniisies frappecs 1 ) Doc. iiK'dits, Sc Ser. I. Paris, impr. nat. par les rois de Frame dep. Philippe II. jusi|ii'ä Francois I. XVI. 508; de Sauley erläutert specielle F'rageu der französisohcii Münzgrsehichte im JiMimal des Sav. S. 2ö5: Notes sur les monii. frapp. pendniit la revolte d'Etienne Martvl, iu den mit A. de Hartlieleiny herausgegebenen ,Melanges de Numismatiqne* 1878 [1873]: 1359—60 geprägt, Notes sur le florin d'or ä la legende Frantia (der nur in Montpellier iiud Toulouse naehgeahmt ist), und in der Kev. archeul. 1878: Kzam. des munn. cmitciiues dans une tirelire du 15« sieele (von Karl VI., Heinrich V., Joh. d. Uner.schrock. de Parisien. Docum. serv. ä uno Les jetons l'cchevinage und Phil. d. Guten}. p. 2) hureau de la ville et de diverses institutions parisiennes. Rtro. etc. hist, meiallique du par le .Service hist, de la ville de Paris. (Hist, gener. de Paris, colleetion de docum. puhlles SOUS les auspiees de I edilite paris.). Paris, Aubry. 1878. XXVIII, 416 S. Mil 750 Holzsehu. Die Flinleitung ergänzt in manchem Punkt Charvet: Ktudea hisL Lea medailles et les jetons de la ehanibrc de commerce de Lyon. Lyon, Dessolins 1878. 26 S. J. Rouge hat verfafst: Les jetons municipau.\ de Paris du IO« au 18« s. 3) Hist, gener. de Paris: l.e8 metiers et Corporation« de la ville de Paris; XIII« siede, Le livre des metiers d'Et. B. (Von derselben Commission herausgegeben.) Paris, impr. nat., fol,, das letztere gesondert, 4®.







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Frankreich.

11,21)0

lUoFaniilie Marcels tbeilt S. Lucc'_) undA. Louguou*! aus den Registern der Chancellerio de France 176 Briefe der englischen Herrscher über Paris



von 1420 36 mit, von welchen nur drei bisher herausgcgehen waren. Die allgemeinen Ergebnisse sind vortrefflich zusammengestellt, ln 66 Schenkungsbriefen werden Güter der französisch Gesinnten in Paris, z. B. der Mörder Johanns des ünerschrockcueu, Tanneguj’ Duchatel und Robert Louvet, Herzog Karls von Orleans und Peters von Bourbon, Herrn von Preaux, an 14 Engländer, unter ihnen Thomas de Montagu, Graf Salisbury, und au die franzö.sischen Anhänger der Lancasters gegeben. Johann von Luxemburg, in dessen Gefangenschaft die Jungfrau von Orleans gerieth, Guido, Bastard Johanns des Unerschrockenen, der Marschall de l’IsleAdam, Jean de S. Yon, tresorier gouverneur general der Finanzen Heinrichs VI. und andere Häupter der Cabochiens und der erfolgreichen Verschwörung des Jahres 1418 wurden bedacht. Namentlich von 1424 bis zum Auftreten der Jungfrau suchten französisch Gesinnte (im Ganzen 10) Gnadenhriefe nach, aus welchen die harte Behandlung aller nicht englisch Gesinnten in Paris hervorgeht. Die Gnadenbriefe erweitern unsere Kenntnis von zwei der acht zwischen 1422

und 1433 gegen England gerichteten Verschwörungen. In Paris wurde jeder Verkehr mit den Gebieten des Dauphins im Gegensatz zu den Districteu an den Grenzen der englischen Herrschaft, wo er, wenigstens in Maine, gegen Zahlungen gestattet war, *) hart bestraft. Niemand durfte selbst den Nüchstverwandten, waren sie auch in den bittersten Leiden, Aufnahme gewähren,

wenn sie von dort kamen. Der erste Präsident des Pariser Parlaments, Philippe de Morvilliers (1414 36 und 38), hatte durch fanatische Strenge viele französisch Gesinnte zur Auswanderung veranlafst und sich sehr unbarmherzig gezeigt, was ihn nicht hinderte, mit seiner Gattin in S. Martin des Champs reiche Stiftungen zu machen. Selbst Kinder und Frauen durften Mancher Verbannte war erst auf Grund von Gnadenbriefen zurückkehren. Räuber geworden, 48 Gnadenbriefe au gemeine Verbrecher beleuchten die



furchtbare Verarmung und Verwilderung infolge der steten Unruhen und Kriege. Zu Gunsten der englisch Gesinnten wurden zum Theil widerrechtlich Ämter geschaffen, so das eines Siegelwärmers der Kanzlei, dessen Inhaber jedoch 1425 verzichtete. Bei der Krönung Heinrichs VI. wurden die Reuten der Rebellen auf N. Dame und auf die städtischen Einkünfte bis zum Betrage von 600 L. Paris geschenkt, die Universität von jeder Taille, Wachdienst, Die allen vom h. Stuhl bewilligten Zehnten und sonstigen ,aide.s‘ befreit. Zahl der Uourtiers (Pferdehändler) wurde 1424 auf 24 beschränkt. Ins Zeitalter Ludwigs IX. führt eine Sammlung von Urkunden von Lecoy de la Marche*) zurück. Eine Ergänzung unserer Kenntnis des Vaters von Beaumanoir Philippe de Remi bieten die vom Grafen Hericourt hernusgegebenen Urkunden der Johanuitercomthurei llnute-Avesnes 1158 1312.“’)



1)

Mem.

(1.

I.

suc. de l'liUt.

de Paris.





2) Paris pendant

la

dumin. angl. Paris,

Champion, 1878. XXXII, 37d. Ich erwähne hier die von Barckhansen heraiisgegehenen CliartcK de Henri V. et Henri VI., registre de la connetahlie de Bordeaux. Areh. hi»t. du dep. de Garonne. XVI (1878). Dafs Barikhausen auch Urkunden von Bordeaux von 1431 an im Anhänge des Privilegienbnehes (Areh. muuicip. d. B. II) piiblicirt hat, tragen wir liier nach. .Siehe Jahresber. I, 3GG’. 3) Siehe Jahresbericht I, 371*. 4) Itecuoil de chartes ä l'nsage du cuurs d’histoire de France u l'uniRegne du S. Louis (affaires generales). Universite cath. vers. cathol. de Paris. No. 1. \’I, 72 S., 12*’. 5) Titres de la commanderie de Hante-Avesnes. Arras, A. Courfin. Aus Mem. de l'aead, d'Arras X, vgl. Tardif: Bibi, de l'ec. de ch. 1878. 78 S. XL, 469 und Rev. des quest. hist. XXVII, G91. Ich erwähne hier Phil. Ledains









Hist. d'Avesncs-le-Comte.

Avesncs-le-C., Laby.

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XXIX.

11,206

V.

Kalckstein:

finden den Genannten 1257 als Ritter im Dienst der Gräfin Mathilde Für die Zeit Ludwigs d. Heiligen, dessen Bruder Alpbons Ton Artois. um 1260 Enquetes in Auuis fbezw. Poitou) versulafste, sind auch die von

Wir



Bardomaet') veröffentlichten Rechnungen aus den Jahren 1253, 1259 und 1269 und Untersuchungen von Alphons’ Beamten aus gleicher Zeit A.

wichtig; erstere beziehen sich vorzugsweise auf die vorangegangene Zeit der englischen Herrschaft; der Etat der Domainen des Grafen v. Chize im südöstlichen Poitou, dessen Wohlstand sich damals zu heben begann, hat fast

nur locales Interesse.

Graf Limhurg-Stirum hat die Herausgabe der auf die Kämpfe Philipps des Schönen gegen Veit von Dampierre, Grafen v. Flandern bezüg-

Urkunden*) hegounen. Imhert veröffentlichte die Karl VIII. geNur bis Huldigung des Abtes von Bourgueil-en-Vallee.’) 1482 reichen die von Ilerello aus dem Archiv von Vitry-le-Franjais herausgegebeuen Urkunden über die Generolstände'*) zurück; sie betreffen namentlich die Versammlungen der wichtigen Bailliage und die von denlichen



leistete

selben festgestellten Cahiers.

Die von D. Baillet 1750 verfafste Chronik der Benedictiner- Abtei Martin deHuiron, die 1078 von Bischof Roger III. von Chälons begründet wurde, veröffentlicht Mongin.®) Viele Urkunden sind in den Text verwebt. Babinet de Rancogne begann eine Sammlung von Documenten zur Geschichte des Handels und Gewerbes in Angoumois;®) Urkunden im 72 theilteBell ee *) mit; die TodtenDialekt von Maine aus den Jahren 1263 rolle der Abtei Solignac mit Erläuterungen haben wir von Cam. Ri vain,®I das Register der Brüderschaft von S. Nicolas in Cognac von Bremond d’Arc.®) Die Geschichte der geistlichen Institute im Dep. Tam-et-Garonne betreffen die von F. Moulencq '°) analysirten Urkunden. ,Anciens textes de droit fran;ais inedits ou rarissimes‘ veröffentlicht R. de Maulde;") zunächst sind es Freilassungsurkunden von 1259 und 1282 in Orleanais und Wahlprotokollc des dritten Standes derselben Bailliage für die allgemeinen Stände von 1308. Die von demselben mangelhaft berausgegebenen Gewohnheiten und Reglements der Freistadt Avignon im XIII. Jh. ‘*) haben nur entfernte Beziehungen zur eigentlich französischen Geschichte, welche dagegen in manchem Punkt durch J. de Coussemakers '*) sehr vollständige Urkundensammlung des flandrischen Bailleul beleuchtet wird. Dieselbe beginnt 1180; S.









Arch. hist, du Puituu VII, VIII. 2) Cod. diplum. Flandriac indc ab a“ 1291 ad a, 1324. Fase. 1. Bruges, de Zuttere. XIX, 110 S. 4*^. 3} Bull, de de Statist, des deux .Sevres. 4) Docum. ined. sur les etats generaux. Paris, 2G4 S. Chälnns5) Docum. iii^d. sur i'liist. de la Champagne. s.-M., A. Denis. XVI, 221 S. Einen Auszug vcröftentlichtc bereits A. de Bartheicmr in der Rev. de Champagne 1878. 6) Recueil de docum. p. serv. ä l'hist. du commerce et de l'iudust. en Angoumois. I. Angouieme, Goumard. 7) Congres archeol. de la France. 45* Session. 8) Le rouleau de morts de l’abb. de S. Limoges, Chapoulaud. 43 ,S. 9) Registre de la confrerie de S. Nie. a Cognac, aus dem Arch. de la Saintonge V. Rev. hist. X, 226. 10) Docum. hist, sur l'hist. de Tam-et-Garonne. Montauban. Vgl. T. de L., Rev. des (juest. hist. XXVIII, 695. 11 ) Les hommes libres aux 12" et 14" s., 2" ed. Paris, Larose; Orl., Herluison 1878, 30 S. 12) Coulumes et reglem. d. I. republ. d'Avignon. Paris, Tyarose. 335 S. Aus Nouv. rev. hist, de droit 1877 79. Vgl. Molinier, Bibi, de l'ec. d. ch. XL, 214. Mauldes Schrift: Une vieille ville en Normandie, Caudebec-eu-Caux. (Paris, Cadart. 53 S. fol.) erschien in zweiter (wohl billigerer?) Ausgabe, Paris, Champion, 153 S. 18 ) Docum. ined. relat. ä la ville de B. I. Paris, Picard; Lille, Quarre 1877/78. IX, 516, 146, 148 S. Vgl. Bibi, de l'ec. des ch. XL, 94. Rev. hist. IX, 406. 1)

usqiie

la Boc.

Champion.





















— —

— —



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— Frankreich.

11,297

Tor 1249 entetandeueu luis et coutumes wurden mancber kleinen Nachbarstadt verliehen. Bailleul gehörte bis 1421 der Krone. Die Urkunden und Statuten von Chäteauneuf de Gadagne gab Duhamel ') heraus. Von Beautemps-Beaupr^s Ausgabe der Coutumcs und Institution» von Anjou und Maine erschien der Bd. III.*) Er enthält die ,usaiges et coustnmes duPais d’Anjou', entstanden zwischen dem Ende des Jahres 1487 und 1458, ferner die wahrscheinlich officielle Redaction der ,Usaiges et stilles des pays d’Anjou* von 1463. Beigefügt sind Urkunden über die Ernennung des juge ordinaire von Anjou, Dulau (1453 57), durch K. Rene. Die auf Grund der von Rene 1458 angeordneten Reform im Januar 1463 redigirten coustumes des pays d’Anjou et du Maine eu seize parties sind hauptsächlich unter Benutzung einer von Claude Poquet de Livonniere, Professor und Rath des Präsidial in Angers, im Beginn des XVIII. Jhs. mit zahlreichen Erläuterungen versehenen Handschrift im Britischen Museum herausgegeben. Urkunden zur Entstehungsgeschichte dieser Redactiou sind gleichfalls veröffentlicht. Beschwerden über die 1514 vollzogene, wenig geschickte centralisirende Reform der Coutumes von Poitou und Anjou gab C. de la Menardiero*) heraus mit einem Rückblick auf die von Beautemps Beaupre veröffentlichten Livres de droits et coutumes d’office de justice von Guill. ('holet (1424). Drei auf die wunderlicher Weise als Königreich Yvetot bezeichnete normannische Herrschaft bezügliche die







Documente theilte A. Beaucaire'*) mit. Von der neuen Textanflage des Recueil des historiens des Gaules et de laFrance erschienen zwei die Zeit von 1 180 1226 umfassende Bände.®)



Leider finden ja in ihr die Ergebnisse der zahlreichen tüchtigen französischen

Forschungen auf dem Gebiet der Quellenkunde keine Verwerthung. Aulserhalb desselben erschien daher E. Bergers kritische Ausgabe des Chron. S. Dionysii ad cyclos paschalos.®) Der Vf. fast aller auf Ludwig IX. bezüglichen Nachrichten schliefst 1246; kurze Notizen von 1284 und 85 beenden die Annalen. Ein Mönch schrieb sie um 1263 ab, änderte aber vieles, machte z. B. Hugo den Grofsen zum König und verkürzte den einzigen ausführlichen Passus über den Kreuzzug Ludwigs VII., während er die Annalen seines Vorgängers von 1223 an wesentlich erweitei-to. Seine Arbeit erhielt eine Fortsetzung von 1264 92. Es ist bekannt, welche wichtige Rolle der Troubadour Bertrand de Born in den Kämpfen Heinrichs II. von England mit seinen Söhnen, dann Richards Löwenherz mit Philipp August gespielt hat. Leider entsprachen die bisherigen, keineswegs vollständigen Ausgaben seiner Gedichte nicht den billigsten Anforderungen. Stimming^) hat nun diesem Mifsstande abgeholfen. Er hat in der Einleitung seiner Ausgabe das Leben des Dichters und die Chronologie seiner Sirventes mehrfach aufgeklärt, sich





Avignon, Seguin. 2) Cou1) Charte« et statuta de CliäteHuiieuf de Gadagne. tiime« et inatituünn« de l’Anjiiu et du Maine. I'e part. Contnme« et style«. I*aris, Durand Damit berührt sieh V'iollets Untersuchung über den Charakter der Coutumes von Touraine, Anjou und Orleanai« im XIII. Jh., ihre rüm., kanun. u. germ. Elemente; Compte rciid. de l'acad. d. insir. et b. 1. 8) Arch. hist, du Maine VIII. 5) T. XVII, XVIII par 4) Troi« doc. ined. sur le« rois d'Yv. Ruuen, Cogniard. Dum J. J. Brial. Nouv. ed., publ. «ou« la direct, de L. Delisle. Fol., LVIII, 86 S., XXXVI, 904 S. Pari«, Palme. 1878/9. 6) Bibi, de l'ec. des ch. XL, 261 ff.; vgl. 21*. sein Leben o. S. und seine Werke. Halle, Niemeyer. 7} Bertrand de Born, Vgl. Liter.-Ztg. VI, 369 S. No. 25; Ontr.-BI. 1534 u. Cledat Rev, er. XIII, 1,480. Jen. et Pedine-I.auriel.









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XXIX.

11,298

V.

Kalckstein:

aber wiederholt durch einen fälschlich die Benutzung unbekannter Quellen Torgebenden Roman: le Tyrtee du moyen Age von Laurent (1863 und unverändert 1875) irre führen lassen. Von diesem Fehler hält sich L. Cledat') frei, der vor allem gegen Thierry (Conquete d’Angleterre) nachweist, dafs der Troubadour keineswegs die aquitanische Nationalität gegen die nordfranzösischen Plantagenets vertheidigen wollte, sondern durch das Streben, seinem Bruder Constantin die Stammburg Hautefort zuerst zu entreifseu, dann sie gegen ihn zu behaupten, und durch unbezähmbare Kriegslust in immer neue Fehden getrieben wurde. Steht Bertrand au innerer Bedeutung seiner politischen Dichtungen weit unter dem jüngeren Waller von der Vogelweide, so griff er andererseits als wenn auch kleiner Dynast unmittelbarer, zuweilen im Sold eines Fürsten, in die politischen Ereignisse ein. Die von ihm verehrte Tochter Heinrichs II., die Gemahlin Heinrichs des Löwen, Mathilde, lernte Bertrand erst während der Verbannung des Sachseuherzogs in der Normandie kennen. Für seine Dichtungen nimmt CI. 1175 1200 als Entstehungszeit an, während sie noch Stimming von 1176 1197 ansetzte. Mehrere später ihm zugeschriebene Gedichte sind von Bertrauds gleichnamigen Sohne. Sonst bietet CI. Quellenuntorsuchungen, namentlich über Gaufredus Vosiensis, Geoffroy de Brenil, seit 1178 Prior von Vigeois, der in seiner 1183 begonnenen Chronik von S. Martial in Limoges, einer Fortsetzung Ädemars v. Chabannes, Bertrand wiederholt erwähnt, dessen Familie den mit Geoffroys Mutter verwandten de Lastours mehrfach verschwägert war. Über einen anderen zeitgenössischen Chronisten, Richard le Poitevin, gewöhnlich Richard von Cluny genannt, handelt E. Berger.*) Er war in Aunis zwischen 1143 und 1154 geboren, kam früh nach England und verfafste eine Weltchronik und eine Chronik von Aunis; die erstere reicht in 1. Redaction bis 1153, in 2. bis 1155, in 3. bis 1171 und wurde von einem Unbekannten bis 1174 fortgesetzt. Bouquet hat die 3. Redaction herausgegeben. Die Chronik ist fast nur cumpilirt, doch sind einige Nachrichten über das Haus Anjou und über locale Ereignisse beachtonswerth ; werthvoller ist die Chronik von Aunis. Von der vortrefflichen Ausgabe der provenvaliscben chanson de la croisade contre les Albigeois von P. Meyer*) erschien die Piinleitung erst 1878. Sie berücksichtigt, wie die Anmerkungen der Ausgabe selbst, stets die anderen beiden Hauptdarstellungen von Peter von Vaux-Cernay bis 1218, dem blinden Bewunderer der geistlichen und weltlichen Führer des Kreuzzuges, und von dem Caplan Raimunds VII., Wilhelm von Puylaurens, und eine Reihe anderer Quellen. Er kommt inbezug auf die Verschiedenheit des Vfs. für den ersten Theil der Chanson bis zur Schlacht bei Muret, Wilhelm von Tudcla. und für den zweiten, bis 1219, und auch sonst im wesentlichen zu gleichen Ergebnis.sen wie Glanz.'*) Nicht eben sehr werth volle Nachrichten überden















120 .S. 1200). l’ari*. Thorin. 1 ) Du röle hisloriqne di- Beriraiiil de Burn (1175 Vj^l. Ilev. hist. X, 117. des ec. franc. d'Athenes et de Uome. Fase. 7.) 3) Notices sur divers msscr. de la bibliolh. Vat. Rieh. I« Poitevin. Ebetif. in der Bibi, Vgl. Valais, Bibi, de Pari.s, Thorin. 141 S. d. ec. fr. d'Ath. et de R., fa.se. 6. Derselbe Band enthält: Debris Watteiibaeh O.-Q. II', 359. l'ec. d. ch. XL, 336, d'im rOlc de s»u.scriptiuns pour In croisade de Pbil. VI. (1336 beabsichtigt, aber nicht zu Stande gekommen). 8) La chanson de la croisade contre les Albigeois. I. 1878. Paris, Renouard. 328 S. 4 ) Über d. Quellen z. Gesch. d. Albigeiiserkrieges. Berlin



(Bibi,





1878.



165 S.

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C'^ogle

Frankreich.

11,299

Albigenserkrieg giebt auch Bevuardus Guidonis, den Delisle')eingohend behandelt hat. Geboren 1260 oder 61, wurde Bernard, dessen Vater Guido biefs, 1280 Dominicaner. Er stammte aus Royeres in Limousin (jetzt zu La Roche - Abeille im Dep. Haute -Vienne, Arrond. Yrieix, gehörig). Der Sohn seines Bruders Laurent, wahrscheinlich Pierre mit Namen, der die Bücher des Oheims erbte und Prior mehrerer Klöster, seit 1338 Prior der ürdensproyinz Toulouse war und 1347 starb, hat ein kurzes Leben Bemards verfafst. Nach dieser sowie anderen Quellen war Bernard 1284 Lehrer der Logik in Briyes, studirte aber mit Unterbrechungen von 1283 an in Montpellier Naturphilosophie und Theologie uud wurde 1291 Sublector der Theologie in Limoges, 1292 Lector in Alby. Nachdem er sich in yerschiedenen anderen Klöstern aufgehalteu, war er 1302 5 Generalprediger des Ordens und beinahe 18 Jahre, nachweislich 1307 23, Inquisitor in Toulouse, daneben 4 Jahre, sicher 1317 18, Generalprocurator der Dominicaner am Hofe Johanns XXU. Bischof von Tuy in Castilien 1323 24, erhielt er dann das Bisthum Lodeve und starb 30. December 1331. Neben seiner ausgedehnten amtlichen Thätigkeit yerfafste B. 1305 in stets yerbesserten Redactioneu eine Reihe yon Werken zur allgemeinen und Ordensgeschichte. Seit 1306 sammelte er für seine Flores chronicorum, die er 1311 zu redigiren begann und 1315 zuerst herausgab. Die erste Ausgabe seiner Chronik der Könige von Frankreich mit Auszügen aus der Weltchronik yollendete er 1312, 1313 die des Stammbaums uud 1314 des Katalogs der Könige yon Frankreich. Auch seine kircheugeschichtlichen Schriften bieten manches für die französische Geschichte im allgemeinen, so die 1308 yerfafste Geschichte des Klosters Carcassone, die des Klosters in Castros (1305), der Klöster der Ürdensproyinz Provence und Toulouse (1303 getrennt), zuerst 1307, ferner die theilweis von de Wailly (im Recueil XXI) herausgegebenen Bischofskatalogc von Toulouse (2. Red. 1315) und Limoges (2. Red. 1320). No. 1171 der Nouvelles acquisitions der Pariser Bibliothek ist das Original der ersten, Nu. 4983 des fonds latin das der veränderten 2. Ausgabe der gleich allen Werken B.s nicht vollständig edirten Weltchronik. Die zwischen 1314 imd 16 yerfafste abgekürzte Ciu'onik der Päpste ist offenbar eine Vorarbeit zur Weltchronik, sie wurde 1329 zum ,Catal. brevis permodum chronicorum de Romanis poutiiieibus' umgestaltet. Auch der Kaiserkatalog von 1312 erscheint als eine solche Vorarbeit. In der Schrift ,de fundatione et progressu monasterii S. Augustini Lemoyieensis' hat B. das Cartnlar des Klosters benutzt und eine gewisse Kritik geübt. Limousin betreffen die ,Priores Grandimontis* (Grandmonts) vom XII. Jh. bis 1313 resp. 1318 und ,Priores ordinis Artigie' (Artige) bis 1312. Die nur von Catol (Hist, des comtes de Toulouse, 1623) ganz veröffeutlicbte Chronik der Grafen yon Toulouse beruht auf Puylaurens und Vaux-Cernay. Vom Cartular und der Chronik der Kirche von Lodeve ist fast nichts erhalten. Im Jahre 1309 entstand das Priorenverzeichnis der Prov. Francia. Endlich ist die Geschichte der Klöster Prouille und Toulouse zu nennen. Mehrere bisher unveröffentlichte Tbeile Bemardscher Schriften, besonders über einen Aufstand der Albigenser in Alby gegen die Inquisitoren 1302 und die zeitgenössische Biographie des Chronisten sowie zahlreiche Facsimiles erhöhen den Werth der Delisle-













1) Notices

auch auf die

in

cl

extraits

des

msscr.

de

la

biblioth. nat.

Leyden befindliche Original-Hds. Wilhelms

Compte rendn de

l'oc.

XXVII. v.



Dclisic macht Jumiegea aufmerksam.

des inscr.

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XXIX.

11,300

T.

Ksicksteiii;



sehen Abhandlnng. Augenzeuge der Belagerung von Toulouse 1218 war der dortige Prof. Jean de Garlande, der einen ,Dictionarius‘, ein Werk voll confuser Gelehrsamkeit, schrieb. Auszüge aus demselben über Toulouse nach der Belagerung hat Haureau’) nach der wohl von einem Schüler Jeans Einige Quellen zur französistammenden Hds. (Bibi. nat. 8447) publicirt. schen Geschichte sind deutscherseits publicirt. Notae S. Amati-Duaoenses,*) 1358 gehend, aus der Bibliothek des Sir Phillips in Cheltenham, von 1206 bringen auch einiges Allgemeine, namentlich zu 1290 über die Kämpfe Philipps III. gegen den Grafen Johann von Hennegau und zur Geschichte 58. In dem Catal. pontific. Roman., Imperatorum der Jahre 1355 et regum Francorum bis 1155,®) von einem Mönch von S. Gregor im Elsafs, sind manche Fehler; der Autor liefs sich wohl durch den Continuator Von Hugo von S. Victors Chronica pontific. et Aimoini irre führen.









imperator. Roman.,

seiner

Genealogie regum Francorum werden

chronologische Tabellen bis 1135 veröffentlicht, und nach Bouquets Recueil XIII und XVIII die Fortsetzung aus Clairmarais im französischen Flandern (Clarimariscensis) bis 1286 mit Ergänzungen von 1086 an; ferner ans einer Handschrift in Lyon Notae Vallis Lucentis (Valluisant, Diöcese Sein Memoriale Sens) von 1129 78 von nur localer Bedeutung.^) omnium temporum®) hat Vincenz v. Beauvais etwa Ende 1244 aus dem Specul. hist, ausgezogen, wobei er Sigebert, Hugo v. Fleury, Rigord, Wilhelm den Britten, Helinand und eine deutsche Epitome benutzte, die von einem staufisch Gesinnten wohl im diesseitigen Theil der Kölner Diöcese zu Ende des XIII. oder Anfang des XIV. Jhs. verfafst ist. Von 1215, noch mehr von 1223 an, ist Vincenz’ Chronicon nostri temporis benutzt. Die





Continuatio ex speculo naturali 1. XXXII. reicht von 1242 50. Die Continuationes anglicae fratr. minorum zu Martin von Oppau*) stammen wahrscheinlich aus Boston. Eine dem XIV. Jh. angehörige, von Verschiedenen, wahrscheinlich in der Diöc. Worcester verfafste Hds. behandelt die Jahre 1277 1317 ausführlich in antipäpstlichem und antifranzösischem Sinne. Antipäpstlich ist auch die um 1319 23 beginnende und bis 1334 reichende Continuatio Brabantina. Einige Nachrichten über die Kriege Philipp Augusts mit England giebt die Historia monast. Viconiensis,^) der um 1123 begründeten Prämonstratenserabtei Vigogne l>ei Valenciennes, die 1203 vom Prior Nicolaus begonnen wurde. Nikol, v. Montigny, um 1308 Abt vom CastellumS. Martini an der Scarpe in der Diöcese Tournai, schrieb seinen Vorgänger aus und fügte wenig von Werth Er zeigt sich sehr hinzu, setzte die Klostergeschichte aber bis 1301 fort. leichtgläubig; nur sein Antheil an der Chronik war bisher herausgegeben. Weit bedeutender ist die Hi stör, comitum Ghisniensium von Lambert vonArdres,®) der um 1194 dort Priester war. Es ist keine unbedingte Verherrlichung der Grafen von Guinea und Herren von Ardres, deren Geschichte der Autor um 918 mit der Belehnung des ersten Grafen durch Arnulf von Flandern beginnt. Lieder der fahrenden Sänger, dieFlandria generosa, eine andere flandrische Genealogie, Genealogien der Grafen von Boulogne und der Grafen von Gnines, Urkunden benachbarter Klöster und Kirchen sind



1) In demselben

SS.

y





Bande der Not.

Heller

(+ 28.



Nov. 1880),

ibid.



2) Kd. Waitz, Mon. Germ. hist. 4) Alle von Waitz edirt. 6) Ed. L. Weiland, ibid. S. 253 ff. 8) Ed. Heller, ibid. S. 550.

et e.xtr.

XXIV, 28. 8) Ed. Waitz, ibid. Holder-Egger, ibid. S. 154.

Ed.

7) Ed.

S. 85.

S. 291.









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Frankreich.

benutzt.

Für femerliegeude Ereignisse

Freeman')

11,301

finden sich zahlreiche Irrthümer; vortrefl'lich verwerthet.

hat die Ergebnisse der Chronik

H. Brosien,*) Waitz*) und F. Delaborde*) weichen in ihren Untersuchungen über eine Reihe französischer Quellen des XIII. Jhs. in manchen Punkten von einander ab. Viucenz von Beauvais soll nach Br. ein verlorenes Leben Ludwigs des Heiligen von Gilo von Reims wahrscheinlich nur bis vielfach wörtlich benutzt haben. Auch der in Jean duVi1248 reichend gnays Übersetzung bekannte Primat sowie Martin von Troppau und das Chron. S. Diouysii®) verwerthen Gilo. Primat bringt in einer ersten kurzen Redaction namentlich über aufserfranzösische Dinge wenig, er scheint erst mit dem SchluTs des Vincenz von Beauvais begonnen zu haben und führte sein Werk bis 1277. Wilhelm v. Nangis scheint Vincenz selbständig, aufserdem die erwähnte Chronik von S. Denis und nach Delaborde in S. Denis gesammelte Nachrichten benutzt zu haben. Anfang des XIV. Jhs. würde dann mit Benutzung von Nangis die zweite Redaction des Primat (natürlich nicht durch ihn selbst) und die Fortsetzung desselben entstanden sein. Die beiden Redactionen der allgemeinen Chronik Wilhelms von Nangis bis 1 300 wurden von Robert Abolant und mit Vincenz und Sugers Leben im Chron. Turonense benutzt. Waitz hält die von Brosien nicht berührten Gesta Ludovici VIII. für eine Fortsetzung Wilhelms des Briten und schreibt sie Wilhelm von Nangis zu, welcher darin Vincenz benutzt habe; dies sowie die Autorschaft Wilhelms v. Nangis bezweifelt Delaborde. Eher seien die Gesta, jedoch nur für die letzten 3 Jahre, im Chron. Turon. benutzt, falls nicht Notizen aus S. Denis die gemeinsame Quelle seien. Die Gesta seien wohl nur Notizen zur Vervollständigung Wilhelms des Briten, während Wilhelm von Nangis dessen Prosachronik benutzt habe. Werthlos sind die Übersetzungen Richers und anderer Quellen zur Geschichte der westfränkischen Karolinger von Babe Ion (in der M. Sepetschen Sammlung); beachtenswerth dagegen eine Ausgabe der Chronique de mss. Bertrand du Guesclin in modemisirter Sprache von G. Richou.®) Derselbe legt eine hier und da vollständigere Hds. der Pariser Bibliothek aus den letzten Jahren des XIV. Jhs. zu Grunde. Die Chronik ist eine erweiterte zeitgenössische Prosabearbeitung von Cuveliers Roman Bertrand duG., jedoch hat R. nicht alle Fehler, namentlich nicht die ungenaue Chronologie berichtigt. Von deWaillys modemisirter Ausgabe des Joinville erschien die













Quellen für die Geschichte des 100jährigen Krieges sind (!. Auflage.^) das Chronicon von Mont St. Michel’) und der Debat des h^rauts de France et d’Angleterre,®) letzteres bisher nurinPynes englischer Übersetzung bekannt, jenes nur zum kleineren Theil veröffentlicht. Pynes Ver-



Vgl. Dansk Mistor. Tidskrift, 4. F. VI, 46. 1) Quart. Review, Jan. 1880. 8) Die Gesta Ludov. VIII. und 2) Willi. V. Nangis u. Primat. N. Arrh. IV, 42C. verwandte franz. Gesohiehtsquell,, ihid. V, 106. 4J Bibi, de l’ec. des ch. XL, 61 ff. 0} Petita Mvmuires sur l'hist. d. France. Les demiers Caro5) Siehe o. S. 297. lingiens. Paris, Soc. bibliographique 1878. 386 S., 12”. La chron. d. B. d. Q., texte etabli et rapproclie du mod. frani,'., ibidem 1878. 319 S. Vgl. Kef. in d. Mittb. a. d. hist. Litt. VII. Paris, Hachettc. 7) Joinville, Hist. d. S. Louis. 8) Chron. du mont S. Michel. I.. ed. S. Luce. Paris, F. Didot. 1879. XXIII, 323 S. (Public, d. Soc. des nnciens textes frani;.) 9J Le debat des herauts d'armes de France et d’Angleterre, ed. L. Pannier et P. Meyer, ibidem 1877 [erschien 1878]. 112, XL, Gesellsch.). Cher (von ders. ,the debate of England betweeu the beralds 11, 217 and France' s. u. III, Kap. XVIII.



















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XXIX.

II,!i02

T.

Kaickoteln;

muthuug, der Autor des Debat sei Hz. Karl t. Orleans selbst, ist nicht haltbar; es war vielmehr ein Herold, der gegen England nicht gerade ungerecht ist, wenn er auch die Vorzüge der Heimat hervorhebt. Die Chronik von St. Michel umfafst die Jahre 1343 1468 und ist bis 1447 nur kurz, die übrige Zeit nimmt die Hälfte des Umfanges ein. Sie ist wesentlich local. Ein Zeitgenosse Karls V. hat sie begonnen, durch Zusätze ist die uns vorliegende Redaction verwirrt, 1462 beginnt eine neue Hand. Von 1415 34 zeigen sich humanistische Einfltts.se in dem nichts desto weniger recht schlechten Latein. Manches Reachtenswerthe findet sich über die Liga des Gemeinwohls. Aufser einer Fülle von Anmerkungen hat Luce viele, den tapferen "Widerstand des festen Klosters gegen die englische Occupation von 1418 32 die Einnahme desselben gelang überhaupt nicht betreffende Urkunden aus den Archiven von Paris und der Manche hinzugefügt. Documente zur Geschichte von Maine unter englischer Herrschaft 1364 144!) gab A. Joubert ') heraus, namentlich aus einer Handschrift Wilhelm v.Worcesters über die Kämpfe der Engländer in der Normandie und eine Ballade des Überpedells der Universität Angers, Rouber Regnault, über ihre ge-













scheiterte letzte Invasion 1449.

Chevalier veröffentlicht aus seinem Repertoire des sources historiqnes dumoyen figo eine Bibliographie der Jungfrau, *) Quiche rat bereicherte dieselbe durch den in manchem Detail werthvollen Bericht des Stadtschrcibers la Rochelle’') über die Heldin, Bouteiller und de Braux gelangen der Ergänzung ihrer Untersuchungen und Quelleupublicationen fllmr zu gleichen Ergebnissen wie 1878 Boucher de Molandon.^) Das von V. D ufour“) herausgegebene und übersetzte Gedicht des Westproufsen Eustach v. Knobelsdorf aus den letzten Jahren Franz’ I. zur Feier der Jungfrau hat keinen Quellenwcrth. Sonst gab die Chronik des Hauses Beanjeu Gnigne*) heraus, Canat de Chizy'*) eine Chronik von Chälons von 1449 50, Desseille die Chronik von Boulogne von Eustache le moine,®) de Schickler verwerthetdie Reports of the royal Commission on historical manuscripts '®) für

von

bei

die Familie der Jungfrau"*) wesentlich







die französische Geschichte. Von den die allgemeine Geschichte Frankreichs darstellenden Werken sind zunächst zwei mehrfach dieselben Gegenstände berührenden Werke von sehr ungleichem Werth zu erwähnen. J. de Boisjoslin ") giebt von

vorwiegend anthroprologischcm Standpunkte aus eine Ethnographie Frankreichs, nicht frei von gewagten Hypothesen, aber mit wissenschaftlichem Emst geschrieben. Dagegen verleugnet J. B. Pasquiers Geschichte der politischen und territorialen Einheit Frankreichs '*J nicht die Entstehung aus populären Vorträgen fzu Versailles), welche den nationalen Vorurtheilen



Auch separat: Marners, Flenr)’ et Dangin. 16 S. 1) Kev. du Maine V. 19 S. 2) Jeanne d'Are, bio-biblingraphie. Muntbidinrd, Hoffinaiin. 3) Relation in^. sur Jeanne d'Are. Orleans. 41 S. 4) Xoiiv. reeherches siir la famillc de J. d’A. Paris, Claiidin; Orl., Herliiisoii. XXXII, 122 S. 5) Siche Jahresber. I, 372. Lntbaringiae. d'Areia, qiine est pnella Orl., Ilerliibiin. Job. 0) 7) Chron. de la N) I.e pas d'armea de la fontaine de Plours, ehron. maison de Beaujen. Lyon 1878. Chäl.-s..S. Dejiis-sieii. ehälonnaise. 84 S. Bonl.-s.-H. 9) Cbron. bouinniiaisc. Pari.«, 1878, 4". 10) Jonm. des Savants 1879. 11) Les pciiples de la France. Didot 1878. 361 S. Vgl. Lerasseur, Compte reiidii de l'ae. des Sciences nior. XI, 191. 12) Hiüt. de I’unite polit. et territor. de la Fr., T. I, V’gl. Kaj?nlez, Reif, hi#t. XI, 120.









,











j

FrankreU’h.

11,303

Während Boisjoslin die Bedeutung der germanischen Elemente schmeicbeln. für die Entwickelung des französischen Volkes in vollem Mafse anerkennt, kehrt Pasquier neben vielen Irrthümern und Ungenauigkeiteu fast zu den wunderlichen Annahmen jesuitischer Gelehrten zurück, nach welchen die



Franken nur eine ausgewanderte gallische Colonie waren. Desmolins’ Geschichte Frankreichs ') schmückt sich mit dem falschen Schein der Quelleubcnutzung und ist ganz werthlos. Viel Interessantes bietet für



die französische Geschichte auch C. v. Ilöfler.*) Wir wollen nur kurz auf seine Darlegung der Momente hinweiseu, welche die Machtentwickeluug des französischen Königthums zur Folge hatten. Nur in Castilien und Frankreich habe das Königthum einen rein weltlichen Charakter behauptet und, in Gefahr, von seinen Grofsen, die im Süden, Südosten und Norden eroberten, überflügelt zu werden, habe es unter Philipp August vor Akkon seine politische Schule durchgeniacht und sei mit dem festen Plane von da zurückgekehrt, das französische Köuigthum zum ersten der Christenheit zu erbeben. Die französische Krone habe auch die Communen grofsgezogen (was nur sehr bedingt zuzugeben ist). II. macht ferner auf eine merkwürdige Ildschr. des Vaticans aufmerksam (S. 316), wonach sich Philipp IV. für seinen Beichtvater ausgedehnte geistliche Vollmachten geben liefs, um trotz aller willkürlichen Handlungen gegen alle Klassen vollen Ablafs zu geniefsen und seine Tyrannei ohne Furcht vor geistlichen Strafen feiner zu üben. Nach dem englischen Kriege sei Ludwig XI. von dem der inneren und



äufsei'en Kriege müden Volke aufs bereitwilligste bei seinem auf Staatseinheit gerichteten Streben unterstützt worden ; der König konnte nach den

Bedürfnissen des Beiches über alle Güter seiner Uutertbanen verfügen. So Frankreich nach und noch das Vorbild aller occidentalischen Tyrannei geworden. Natürlich macht sich vielfach der ultramontane Standpunkt H.s bemerkbar. Die grofse kirchliche Bewegung in Frankreich im XI. Jh. betrifft R. Ncumanns Hugo I. v. Cluny.®) Uosieres veröffentlichte Untersuchungen zur religiösen Geschichte Frankreichs. *) Eine Geschichte der französischen Marine haben wir von A. du Sein;®) Aubertin schrieb über die Fahnen Frankreichs;®) Eyries begann eine Sammlung von Darstellungen der historischen Schlösser Frankreichs.’) Die ersten Lieferungen enthalten u. a. Sully sur Loire. A. de Baudot stellte die Geschichte der französischen Sculptur im Mittelalter®) dar, mit einer die Schulen derselben veranschaulichenden Karte. Longnon wies die geschichtlichen Grundlagen des Romans Iluon de Bordeaux nach,®) die zu dauerndem Siechthum sei

1) Hist, de France. Paris, libr. de la soc. biblingraph. XV, 410 u. 483 S. 12". Vgl. Rev. histnr. IX, 409. Das nach Gnizolschen An.schanungen geschriebene Werk HisUiire de France Paris, Hachette erschien in 2. Aull. 2) Die ii. Wiener .Sltz.-Ber. ihr Verhältn. zu den Reform-Ideen d. Mittelalters. Vgl. Jahresber. I, 325. 8) Siehe o. S. 48. 4) Rech, sur l'hist. religieiise de la Fr. Paris, l.ai.sney. XII, 439 .S. Vgl. Rev. hist. X, .594. 5) Hist. er die Provinzialversammlungen im alten Frankreich hat geringen Werth. In Hervieus'*) Preisschrift über die

am

Kinw. hatte und sehr liedeutende



Xurniands. 82 S. die mit denen

Kesultale,

bergers



382. über Odo I,

1.

— —

XCII

Wiener Sitz-Ber.

1)

et les

Jahresber.

(1878), S. 331 ff.; s. o. ,S. 23. 2) .S. Savin t'azaux. Vgl. auch u. S. 32'. über Storma Kef. fiir Frankreich im wesentlichen stimmen, siehe

Paris,

des

Auch die Jahresber. I, 148 berührten Untersuchungen Landsvon Champagne bestätigen für französische Verhältnisse in wesent-



Punkten die Forschungen des Ueferenten. 8) Kepertoire g^neal. et herald. nob. III, 89 ff. 4) Prise et massacre de Beziers, aus Bull, de la soc. de du protestantisme franc. 5) Uii dernier mot sur la bat. de Murel. Montpellier. Namentlich gegen Holinier Rev. crit., 1878 No. 45, vgl. Rev. hist IX, 527 u. Jahresber. I, 369^ 6) Kt. sur la domin. fcod. dans le Latigued. u. Et. s. I'administr. de 8. Louis et d'Alphonse dans le L. Toulouse, Privat. 4". Vgl. Bibi. d. l’4c. d. ch. XL, 888. 7 ) Et. s. la naissance de S. Louis ii la Neuville-en-Uay. Clermont (Oise), lichen

Kev.



hist.

riiist.









üaise. 31 S. 8) Mem. s. I. port d'Aigues-mortes. Paris, Hachette. VHI, 443 S. Vgl. Vuitry, Scances et trav. de l'ac. des Sciences mor. etc. XI, 199. Pagezys Arbeit ist benutzt in dem Essai Lent herics ; villes mortes en Provence, Rer. d. deux m. T. XXXIX. II) La societe au 13' siecle. 10) Nus pures» moeurs et coutumes du tcinps passe. Paris, Didier. Vgl. Fagniet» Kev. h. XI, 126. 11 ) Siehe o. S. 90 u. Rev. crit, XII,





w

V V V* aXX



33. i\r^

assemL-,|^g hist.

X

^

representa



hist. s. le parlem. de Paris. Paris, Picard 1878. 504 S. III. origines de la magislraiure franv. Kev. d. deux in. noblesse franv« »oiis Tanc. monarchie. Paris, Charpentier. 14 ) Des prnvinc. dans Tempire rom. et dans Tanc. Kr. Vgl. Kev. Paris, Lan»se. lo) Kecherches sur les premiers etats generaux et les assemblees pendant la preiniere moitie du 14® si^le. P. E. Tborin. VIII, 311 S.

12 ) Apercu

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'

Frankreich.

11,305

generaux und KepräaentativTersammlungeu in der 1. Hälfte dee XIV, Jbs. yermifst man jede Untersuchung der Vorgeschichte der allgemeinen Ständeversammlungen, d. h. der Versammlungen der Kronvasallen einerseits, der für Münzfragen bereits seit Ludwig IX. herangezogenen Vertreter von Städten andererseits. Dagegen wird eine Reibe von Versammlungen, so die angeblich zur Festellung der Thronfolge 1328 stattgefundene, als nie gehalten nachgewiesen. Vertreter aller oder doch der meisten Stände und Provinzen wurden in ihren Bezirken zu gleichen Aufgaben, wie sie den allgemeinen Versammlungen Vorlagen, herangezogen und dienten als Ersatz derselben. Die Geistlichen erscheinen als Kronvasallen. Uber die Art der Wahl, die Instruction der Ständemitglieder, die keineswegs schroffe Sonderung der Stände in Bezug auf die Wahl von Vertretern u. s. w. erhalten wir interessante Nachrichten: Laien erscheinen als Procuratoren geistlicher Stände, Bürgerliche als Vertreter Berechtigter aus den höheren Ständen. Leider wurde Philipps V. Gedanke (1318), die 6tats generaux zu einer ständigen Einrichtung zu machen, nicht ausgefübrt. Als Kampfmittel gegen die Curie berufen, von geschickten Agenten Philipps des Schönen ursprünglich geleitet, werden sie unter seinen wenigermächtigen Nachfolgern bei Seite geschoben, um die Verständigung mit einzelnen geistlichen und weltlichen Grofsen und mächtigen Städten zu suchen. Bei der Verschiedenheit ihrer Interessen unterstützen sie die Tendenz auf Herstellung der Münzeinheit und andere nützliche Reformen, die namentlich Philipp V. anstrebt, keineswegs kräftig. Sie erscheinen den meisten Königen als Geldbewilligungsmaschine; man macht ihnen deshalb Versprechungen, ohne die Absicht, sie zu erfüllen. Wenn die allgemeinen Stände nicht durch Versprechuugeu zu gewinnen sind, beruft die Krone einzelne Stände, oder die 3 Stände einzelner Landestheile, bisweilen von ganz Frankreich. Die Stände zeigen vor der Katastrophe von Crecy Opferwilligkeit, aber es fehlt eine Persönlichkeit, welche ihre Leistungen richtig verwerthen konnte. Infolge dieser ganzen Entwickelung sind die Stände so wenig als der junge Dauphin nach der Niederlage bei Poitiers im Stande, das Steuer des Staates zu lenken. Hervieu giebt im Anhang urkundliche Belege und Regesten sowie ein Verzeichnis aller zur Theilnahme an den repräsentativen Versammlungen in der von ihm behandelten Zeit Berufenen. Im hundertjährigen Kriege wurde Frankreich schliefslich zur Hälfte der gröfsere Theil der Langued’oil, deren gesonderte Ständeversammluugcu Hervieu im einzelnen nachweist die Beute der Engländer. So sah sich der ,König von Bourges* auf die Unterstützung der Stände von Languedoc etats

— —



und der einzelnen ihm treu bleibenden Gebiete angewiesen. Die Noth des Reiches gab ihnen noch einmal weitgehende Selbständigkeit, wie Thomas*) in einer sorgfältigen Untersuchung über die Frovinzialstäude des mittleren Frankreich darlegt. Seit 1418 muls ihr Steuerbewilliguugsrecht anerkannt werden, sie dürfen die gestellten Forderungen herabsetzen und in der Form von Erhebungskosten bis 1451 zugleich für die Bedürfnisse der Provinz Vorsorge treffen. Sie stellen die Vertheilung der Steuern fest; so tragen in der oberen Auvergne die Städte '/i, in der niederen ’/s der Stcuersumme. Sie schliefsen Bündnisse unter einander gegen die Söldner, Verträge mit diesen, ja mit den Engländern. Selten finden wir, dafs sic Deputirtc zu 1) Les etats des et.

sep.s Hist,

provineiaux pr.

s.

UUterUchs Jahresberichte.

Ch. 1870.

de la Fr. centrale sous Ch. VII, 2 Bde.

Rev.

hist.

X, XI; u.

VU. II.

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Copgle

;

XXIX.

11,306

T.

Kslckstein:

den allgemeinen Stünden ernennen. Die Yertheilung der Steuern gesebieht durch Commissionen, die von den ProTinzialatündon ernannt werden und die auch die Lieferungen an die Söldner in ähnlicher Weise feststellen, wie es für das spätere stehende Heer geschah. Seit 1335, zuerst in I^nguedoc, finden sich solche ständischen Commissaro, ursprünglich nur für die etwa den indirecten Steuern entsprechenden ,aides‘. Dagegen war der Kampf in der Auvergne 1450 zunächst noch vergeblich. Dann aber gelang es der Krone, die Ernennung der Empfänger der Hauptstenersumme an sich zn ziehen, nur die Erhebung der Kosten blieb den Ständen, und über alles mufste der Pariser Kechenkammer Rechenschaft abgelegt werden. Doch wurden, namentlich in Marche und Auvergne, gewisse Theile der Rechnungen des Receveur von den Ständen verificirt. Ein gewisser Antheil an der Gesetzgebung war den Ständen gewährt. Die in demütigen Formen gehaltenen Cahiers de doleances wurden vom Grand conseil der Krone geprüft. Als die Stände von Auvergne 1442 Berufung der Generalstände von Languedoc verlangten, wurde die diplomatische Antwort ertheilt, der König werde, wie er es gewöhnt sei, bei jeder Berufung der drei Stände auch sie berufen. Diese Stände versuchten noch bei dem Aufstand der Praguerie Vermittelung, aber seit dem Stäudigwerden der Taille und des Heeres am Ende der Regierung Karls VII. war es mit der Bedeutung der ständischen Einrichtungen für die nächste Zeit vorbei. Eigentliche königliche Steuern hat es nach Call ery ') vor der 2. Hälfte desXIV. Jhs. nicht gegeben es seien vielmehr im Xlll. Jh. als Ersatz für den Kriegsdienst auxilia, subsidia exercitus, ,ayde de l’ost* zuerst als Bufse für die Nichtleistung, dann seit Philipp III. regelmäfsig erhoben. Philipp d. Schöne habe den Herren und Städten 1302 freigestellt, persönlichen Dienst oder ayde de Post zu leisten, und dies sei der Anfang der Generalstände geworden. Die Art der Aufbringung habe gewechselt, die Erhebung sei seit 1300 durch königliche Behörden erfolgt. In einer anderen Arbeit weist Callery*) mit Recht Thomas’ Behauptung zurück, dafs den Provinzialständen das Recht des Rathes in betreff der Heirat ihres Lehnsherrn zugestanden habe, und macht auf die Umwandlung des sehr willkürlich nach Feuerstätten veranschlagten Fouage in feste Summen aufmerksam, deren Auf bringung den Ständen überlassen blieb. Die Ilervieu gegenüber aufgestellto Behauptung, die Steuer sei nur Ersatz für den Kriegsdienst, die Stände lediglich Vasallen Versammlungen gewesen, geht zu weit. Aus Bündnissen mehrerer Provinzen zu gemeinsamer Vertheidigung kann nicht auf ein anerkanntes Vertragsrecht derselben zur Zeit Karls VH. geschlossen werden. Die königlichen ,elus‘ erhoben nicht nur die ,aidcs‘, sondern setzten auch die ,taille‘ fest. Über den Charakter der Aide und die Münzoperationen unter Philipp IV. und seinen Söhnen kommt Vuitry®) im wesentlichen zu denselben Resultaten wie Hervieu, den er schon benutzt hat. Hinsichtlich der Münzfälschung Philipps IV. und seiner Söhne zeigt er gegen de Saulcy (Bibi. d. l'ec. d. ch. XXXVII., 145),



;

1) Origines de Tinipüt royal et des 6tats gener. et provinc. soiis I'anc. monarrhie V'gl. Rcv. de quest. bist. XXVI, 419 ff. Girard, 2) Rcv. des quest. hist. XXV'. Siances et trnraux de l’ae. des Sciences mor. X, 597. Andere verfassungsgeschichtl. UiiterBuchungen Calierys; Hist, des attributiuns du parlement, de la cour des aides et de la ebambre des comptes (aus Rev. gen. du droit) u. Hist, du pouroir d'imposer depuis la feodalile jusqu'au regne de Cb. VII, sind nicht itn Bucbbandcl. 3) Regime tinanc. av. la rerul., Compte rendu de l'ac. des sc. mor. XI n. XII. Vgl. Jabres-





I,

367.

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Prankreich.

11,307

dafs Philipp der Schöne, allcrdiuga nur in geringem Mufac, den Gehalt der Münzen -verschlechterte, aber seit 1295 deren Rechnungswerth, d. h. Cours, immer willkürlicher steigerte; die Silhermonge, die als livre gelten sollte, betrug 1303 nicht '/s gegen früher. Natürlich vennochte die Einführung eines Preisniaxiinums 1305 der Verschiebung aller Werthe nicht zu steuern. Die namentlich von den Städten dringend verlangte 'Wiederherstellung der guten Münze Ludwigs IX. versprach Philipp stets, al)cr weder er noch seine Nachfolger wollten oder vermochten sie im vollen Umfang durebzuführen. Daher unterstützten die Städte dasUemühen, namentlich Philipps V., das Müuzrecht den 29 Herren, die es noch besafsen, zu nehmen, nur lau, und diese folgten trotz der Versuche der Krone, es zu hindern, in der Verschlechterung der Münze dem üblen Beispiel der letzteren. Doch kauften Philipps IV. Söhne mehreren Herren ihr Münzrecht ab, und der Grnnd.satz wurde durchgesetzt, dnfs die königliche Münze überall cursirte. Auf einem anderen Gebiete läfst Prutz'j Philipp den Schönen in besserem Lichte erscheinen. Sein Verfahren gegen den Tempelherren-Orden ist insofern milder zu beurtheilen, als die Entsittlichung des Ordens in der Thal tief 'ging, und dualistische Ketzereien in gleichem Mafse wie bei den extremsten Albigensern unter den Ordensmitgliedern, namentlich im Orient und in Frankreich, unbestreitbar sind. Doch würde eine nochmalige Prüfung des Prozesses eine gesichertere Grundlage für ein vollgültiges Urtheil über das Mafs der Schuld des Ordens geschaffen haben. Dafs bereits Johann von Würzburg (11G4 65 im h. Lande) die Templer als im Ruf der Ketzerei stehend bezeichnet habe, ist irrig; S. 15 ist ,perfidia‘ nicht Ketzerei, sondern bezieht sich auf die Rolle des Ordens bei der Belagerung von Damascus. Die grofsartigen Unterstützungen, welche die Päpste den französischen





Königen durch Bewilligungen von Zehnten und von Vorschüssen *) gewährten, ermöglichten die Bildung der mächtigen französischen Lehensherren in den ersten Schlachten des hundertjährigen Krieges, den E. Hardy’) vom militärischen Standpunkte aus behandelt hat. Die Geschichte eines der Führer jener Söldnerbanden, mit denen der Krieg später zum Unheil Frankreichs überwiegend geführt wurde, Arnaud deCcrvoles, hat Ch. Cheresf*) auf Grund reichen Materials aus dem Archiv der Cote d’or vielfach berichtigt. Die kirchlichen Piinkünfte, welche dieser, ohne Geistlicher zu sein, als Erzpriester von Vilaines in der heimatlichen Diöcese Perigueux (Arrond. Bergerac) bezog, wo auch Cervole liegt, hinderten ihn nicht, das Land, dessen Fürsten er diente, habgierig wie Feindesland zu brandschatzen, wenn er nicht bezahlt wurde. Doch war er nicht schlimmer als seine Berufsgenossen, unter denen sich Fürsten und Verwandte des Königshauses befanden. Er diente bis auf eine leise Zweideutigkeit stets treu den Interessen der französischen Krone, namentlich dem Connotablo und Grafen von Angoolemo, Karl von Spanien und Philipp dem Kühnen von Burgund. Letzteren unterstützte er auch mit reichen Geldmitteln. Besonders eingehend stellt Cherest die Zustände der burguudischen Lande um die Mitte des XIV. Jhs. dar; so

1) Gcheimlehre u. Gcheimstatuten d. Tcmpelherrenord. Berlin, Mittler. IX, 183 S. Vgl. Mahren holz, Milth. aus d. hist. Lit. VIII, 118 ff. 2) Siehe o. S. 224''. }*aris, Duniaine. 250 S. Von demKt. miüt. historiquee: La fpiorre de cent ans. selben Autor hat man: los armees feodalcs. ibid. 97 S. 4) L'archipretre A. d. C. Claudin. IV, 41 S.





8)



20 *

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XXIX.

n,308

V.

Ksickatcin:

lauge Philipp nur Statthalter von Bourgogne war und in der ersten Zeit sehr unbotmafsige seiner Herzogsgowalt kümmerte er sich um das Gebiet gar nicht. Die dortigen Zustände entschuldigen einigermafsen die Übertragung des grofsen Herzogthums an Philipp im Jahre 13G4, welches erst 1361 der Krone heimgefallen war. Dem Ordnungssinn Karls V. widerstrebte das Gebahren des Erzpriesters, dem die Hofchronik Bi-sweilen (Grandes Chroniques) auch unbegründete Vorwürfe macht. war er beim besten Willen seiner Söldner nicht Herr, und Karl vertraute mit gutem Grunde du Guesclin mehr. Nicht minder berüchtigt war ein Jahrhundert später Uodrigue de Villandrando, über den QuiVon cherats*) Lebensbeschreibung erweitert und vermehrt vorliegt. den Herren von Biscaya abstammend, war dieser ,empcreur des pillards de France*, 1387 oder 88 geboren und versuchte und fand in Frankreich namentlich unter den Fahnen de l'Isle Adams sein Glück. In seiner Bande wufsto er trefflich Disciplin zu halten , sorgte aber auch für sie aufs beste. Zu La Tremoille stand er in engen Beziehungen, wurde ecuycr de IVcurie Karls VII., erhielt von diesem einige Lehen zur Belohnung und von Castilien Ribadeo (Ribedieu), vermählte sich mit einer natürlichen Tochter Johanns von Bourbon, setzte sich 1439 in Castilien zur Ruhe und



starb dort 70 Jahr alt, während das bis 1442 noch ihm gehörende Heer unter seinem Unterbefehlshaber und Landsmann Salazar mit zur Bildung der Ordonnanzcompagnien verwandt wurde. Namentlich giebt Qu., der 86 neue Urkunden mittheilt und die spanische Lebensbeschreibung des Rodrigo vonHernando del Pulgar (1524) vollständig abdruckt, Nachrichten über die Organisation der Süldnercompagnion. Durch die andauernde Mifswirthschaft unter den ersten Valois und durch die Niederlagen des englischen Krieges entstand der furchtbare

Bauernaufstand der Jacquerie, der im einzelnen noch wenig erforscht ist. Nach Flammermont,*) der dies für Beauvoisis that, bewies Marcel ihr Einen gegenüber gröfsere Zurückhaltung als mau gewöhnlich glaubt. Sekretär des übelberathenen Königs Johann, Pierre Bresuire, behandelt Merlaud, *) während Guillaumof“) in seinen mit Kupferstichen ausgestatteten archäologischen Studien über die Thore der Ringmauer von Paris unter Karl V. die Bemühungen dieses grofsen Fürsten darstellt, sein Dafs dies Reich gegen die ferneren Angriffe der Engländer zu sichern. auf die Dauer vergeblich war, bleibt hauptsächlich die Schuld seiner Brüder, wenn auch Terrier de Loray,*) namentlich gegen Froissart, die übertriebenen Vorwürfe wegen ihrer Habgier und ihres Eigennutzes in manchem mit Labartes erwähnter Publication übereinstimmend abschwächt. Einer der Brüder, Johann von Berry, gerieth mit dem Grafen von Foix in heftige Fehde. Die Ereignisse während derselben im Albigeois 1380 82 lernen wir durch E.Cabie®) kennen. Wie Senlis gleich anderen Städten sich vergeblich sträubte, zuchtlose Kriegsbunden in seinen Mauern aufzu-











1) Ruür. de Villandr., Tun des eombattants pour l'indep. franf. au XV*. Paris, Hachelte. V, 3öC S. (erschien zuerst 1845). Vgl. Kagntez, Uev. bist. XI, 119 und XII, 390. 2) Ls Jacqu. en Beauvoisis. Rev.' hist. IX. 8J Pierre Bres., seereU du rui Jean I. B. Nantes, Mellinet; aus Ann. de la soc. aead. de N. 1877. 4) Les Portes de l'eneeinte de P. sous Ch. V (1380) d'apres le plan publ. par la ville. Paris, Capiomont et Renault. 7 S. u. T. 1—^. 40. 6 ) Les frere« de Ch. V. Hev. d. quesu hist. XXV. 6) Kvenements relat. a 1’ Albigeois pend. la quereile du cte. de Foix et du duc de Berry. Alby, Nouguiis. 40 S.











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Frankreich,

11.309

nehmen, und längere Zeit versuchte, an den inneren Kämpfen im Beginn des XV. Jhs. nnbetheiligt zu bleiben, zeigt Flammermont. *) Es gerieth dann doch in den Kriegsstrudel und verarmte gänzlich, wenngleich sich auch die Geistlichkeit hier keineswegs den Opfern fftr das Gemeinwesen entzog. Die militärische Organisation der Bürgerschaft von Troyes seit dem XV. Jh. schildert Babeau.*^ Vattier*) behandelt die Bogenschützen, Armbrustschützen und Ärquebusiere von Senlis; im allgemeinen betrifft diese alten französischen Corporationen eine Studie von Delaunay.*) Eine Specialuntersuchung über Bergerac unter englischer Herrschaft von 1322 1450 verfafste E. Labroue.“) Die französische Flotte im Ausgang des Mittelalters berührte der Admiral Jurien de la Graviere*) in einer







MaXV. und XVI. Jhs., während Rostang’) die Kriegsflotte unter dem Schönen behandelt. Wie grofs die Unsicherheit im ganzen Lande 1422 war, zeigen deutdie von A. Ledru*) dargestellten vergeblichen Bemühungen des

interessanten, aber nicht (luellenmäfsigcn Schrift über die französische

rine des

Philipp lich

Prämonstratenser Klosters Peray-Xeuf bei Precigne in Maine, durch Boten die von der Regel vorgeschriebene Ernennung des Abtes durch den Abt des Mutterklosters cinzuholen. Über die Retterin Frankreichs aus dieser



Notb veröffentlichen ihre unermüdlichen Biographen Bo u teil 1er und de Braux aufser dem erwähnten Supplement ihres genealogischen Werkes ikonograpbische Notizen,®) Lecoq eine Untersuchung über den Aufenthalt der Jungfrau in Elincourt-S.-Marguerite. ’°) Cauchon, der Richter der Jungleitete die Erhebung eines doppelten Zehnten von der Geistlichkeit der Normandie.”) Die Confiscation von Einkünften des Pfarrers von Falaiso wurde zum Unterhalt eines der zum Gericht über die Jungfrau von Paris gesandten Doctoren benutzt. Eine Untersuchung über die Tapisseries de Jeanne d’Arc im Zusammenhang mit Chapelains Pucelle veröffentlichte Forestie.’*) Baumgartens**) Geschichte der Jungfrau kann auf wissenschaftliche Bedeutung keinen Anspruch erheben. frau,





1) Hist, de Senlis pend. soc. de l’liist. de I.

Mem. d. Dupuis:

la



seconde pari, de la gnerre de 100 ans 1405 51, V. E. Boncher berichtet über Vatln et

Paris





recits histor., Comite archwl. de S., 2. Ser. III (1878), S. XXI. Siehe Rev. la Milice bourgeoise ä Troyes. Tr., Dufour-Bonqnot. 58 S. Die mittelalter8) Les archers, arbaletriers et arquebnsiers a Senlis.

Senlis,

2} Le Guet et hist. X, 242.





Kirchenbaukunst in der Diüc. S. behandelt S. Paul: A travers les monom. hist. III* part. Beide Tours, Bouserez, und aus d. Congres archeol. de Fr., 44‘ scss. (ä Senlis). A. Vattior berichtet über das wenig kritische Werk des Gfn. Longperier-Grimoard: Notice herald., sigillograph. et niimism. sur les ereques de Meaux, in Comitö archeol. de Senlis, 1. c. S. 12 ff. 4) Ät. snr les anc. corporations d’archers, d'arbaParis, Claudin. Ähnliches behandelt P. Coffiaux: die letriers et d’arquehusiers. militärische Organisation von V'alenciennes seit 1057. Memoires historiques de la societe d'agric. de Valenciennes T. V. 1878. Val. o) Bergerac sous les Anglais. Sauveterre, Cholet. VgL Rev. hist, XI, 239. 6) Les mariniers du XV« et XVI« s. Paris, Chabrie. Vgl. Rev. hist. IX, 415. 7) La marine milit. de Fr. sous Phil, le Bel. 8) A fravers_ la France en 1422. Rev. du Maine. T. V. 9) Notes monogr. sur J. d'A. 11) S. Luce, Le 10) Et. hist, surle s5jour de J. d'A. ä Elinc.-S.-H. tresor angl. ä Paris et le proces de J. d'A. Luce schrieb auch: Les clercs vagabonds Nogent-le-Rotrou, Daupeley, a Paris et dans l'Ile de France sous l«uis XI. 12) Les tapisseries de Jeanne d'Arc. Montauban, Forestie, aus Bull, de la soc. arch. de Tamel-Gar. Forestie behandelte auch: l'etymologie du nom de Montaub. et origines de ses armoires, des sceauz de l'abb. de Montauriol, et du ebapitre de Montaub., ibid. VII (1879). 18) Geschichte der Jungfrau von Orleans, Coburg, o. J., Rieniann. 40 S., 41., siehe F., Lit. Centr.-BL S. 1520. liche















— —







XXIX.

11,310

V,

Kslcküteiu;

Mit Busers') Work über die Beziehungen der Mediceer zu Frankreich von 1434 94 berührt »ich die Schrift von deBruc*) über Frankreich und »eine auswärtige Politik von 1461 an. A. de B (arthelemy)*) veröffentlichte eine hiographinche Notiz über Etienne de Vesc, Seneschall von Beaucaire, welcher auf die italienischen Züge Karl» Vlll.'^j und Ludwig» Xil. grofsen Einflufs geübt hat und au» einem angesehenen Geschlecht der Dauphine stammte; auch besprach er das Rechuungshuch einer Pariser Dame unter Ludwig XI. von 1463 67: Auszüge über den täglichen Verbrauch der Wittwe Karls von Moutmorency-Goussainville, die natür-





bedeutende» kulturgeschichtliches Interesse besitzen.^) Die Wirthschafts- und Rechtsgeschichte des XV. Jh». berührt Vaesen in seiner Schrift über da» Uandelsgericht zu Lyou.®J Nicht übergehen wollen wir hier Brunner» Arbeit über da» französische luhabei-papier im Mittelalter und sein Verhältnis zur Anwaltschaft, zur Cession und zum Ordrepapier. Notizen über die Bibliothekare Karls VI., VII. und VIII. haben wir von Richard.®) Den unter letzterem, vorzugsweise ober unter Ludwig XL so einflufsreichen Geschichtschreiber Commine» nimmt Timpe®) gegen den Vorwurf in Schutz, »ein Verhalten zu Ludwig XI. während dessen GefangeuBchaft in Peronne »ei als V’errath gegen Karl den Kühnen anzusehen und sein Übertritt in den Dienst des französischen Königs habe in der Käuflichkeit C.s seinen Jlauptgrund. Wohl Anfang 1499 hat er Karls VIII. Hof verlassen. Auch parteilich für Ludwig XL ist er nicht zu nennen. Geboren scheint er 1445 oder 46 auf dem väterlichen Schlosse Remsuise. Eine einst Diana von Poitiers gehörige Handschrift des Ludwig XI. behandelnden Theiles der Memoiren, die wichtige Varianten, Ergänzungen und ältere Wortformen bietet, hat Chantelauze '“) entdeckt. Die Geschichte des so früh für Frankreich hochbedeuteudeu Paris ist durch mehrere Beiträge bereichert worden. Zu einem Prachtwerk mit vortrefflichen Zeichnungen von Hoffbauer,") das gewisserraafseu eine Geschichte der Stadt in ihren Bauwerken ist, geben E. Fournier, Lacroix, A. de Moutaiglon, A. Bonnardot, J. Cousin, Frankl in, V. Dufour nicht immer auf der Höhe der Forschung stoheude geschichtliche Erläuterungen. Woher weifs z. B. der Vf. der 1. Lf. (S. 5), dafs die Vertheidiger des südlichen Brückenthurms gegen die Normannen Mönche von S. Germain und der unter ihnen hervorragende Heriveus ein Vasall des lich





Die Beziehungen Krankreichs u. Italiens 1 ) Leipzig 1879, ». Jahre.sljer. I, 352. in etwa» früherer Zeit bespricht Gr. Montgrival Nicolas RatTsmacq de Borne, Rev. hist, iiobil. III. 2 ) La France et la polit. exter. I. l’aris, Dentii 1878. IX, 259 S. 4 ) V'gl. hierzu S. 276'>. 8) Atinuaire Bull. d. 1. »oc. de l'hist. de Kr., XV'. Miltheilungen über die Ausgaben bei einem Diner 5 ) Ein Seitenstück bieten Kohollys K. Rene» und seiner Gemahlin zu Montmajour 1478, aus dem Archive zu Arles, Bull, commerc. La jurisdiction a L. »ous l'ane. reg. monument. V, 8, S. 168 (1878). 0) Paris, Picard. V'gl. Rev. hist. X, 307. Einen Beitrag zur früheren V’III, 309 S. Geschichte L.s lieferte Vachez: Not. sur la destriiclion du ehäleau de Peyraud en V'ivarais (die von L. ausging). L., Mungin. Rusand. 7 ) Das fratiz. Inhaberpapier Berlin, Weidmann. des Mittelalters. 8) Bidl. d. I. »oc. des antiqn. de l'Ouesl. 1878. 9) Pb. de Com., sa vie et »es memoire». 4. Progr. des Calharin. zu Lübeck. 38 S. 11 ) Pari» h travfr» los itges. Aspcct» 10) Monit. erücksichtigt E. Georges seinem clericalen Standpunkt gemäfs, der den Anforderungen der Wissenschaft nicht immer entspricht, fast lediglich die kirchlichen Verhältnisse derselben. Die Erzbischöfe von Reims sind ihm mei.st fehlerlos; Hinemars gallicanische Tendenzen werden geleugnet, die Gerberts verhüllt. De Montrols gelobter Überblick über die Geschichte dieser Landschaft ist von seinem Sohne bis 1872 ergänzt und neu herausgegeben.*) Ein werth volles, schön nusgestattetes Werk über die Alterthümer und Bauwerke des Aisnedepartements von E. Fleury*) reicht bis zum XII. Jh., während Barbey^) archäologische Beiträge zur Geschichte von Coincy, Val Chrötien, Xanteuil und dem Schlofs Armentieres giebt. Im Aube-Departemeut hat die Stadt Mussy-l’Eveque in J. Lambert®) einen Geschichtschreiber gefunden, die Herrschaft Gye seit dem XIII. Jh. in Chauvet,*) Foucarmont in Parmentier und Berhem,^) die Abtei Avenai in









de la Champ. et de la Brie [bis 1152]. Paris, Menn, 1878. III, VI, 2) La Champagne, resume bist. Vgl. Passy, Compte rondii de l’ao. des XI, 429. 8) Antiquites et moimm. du dep. de I'Aisne. II, III. Laon, 1878, .‘122, 268 S. 4 ) Ann. de la soc. areh. et hist, de ChätoauThicrry, 1877 [1878]. J. Manets kleiner Beitrag über den Captal de Buch, Johann IV. de Grailly, und Johanna, die Wittwe Karls IV., bat fa.st keinen originalen Werth. ö) Hist, de la ville de M.-l'Ev. Chaumont, Cavaniol, 1878. V, 641 S. 6) Xot. hist, siir la seigneurie de G. Troyes, Dufour-Bouquot. 28 S. 7} Not, sur j F. (Aisne). Laon, CortiUiot. 52 S. 1 ) Hist,

550

S.



scienr. mor.

Padiey et



Wimy

— —







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U,313

Frankreich.

Letzterer ist sehr leichtgläubig und unbekannt mit der allgemei') nen Geschichte. Im II. Bd. werden Quellenbelege gegeben, unter welchen das im XIII. XIV. Jh. Terfafste Cartular von S. Pierre d’Avenai am wichDie erste datirte Urkunde ist von 1050, wo das bis dahin oft tigsten ist. mit Reims vereinte Kloster selhständig wurde, die letzte von 1305. — A. d. Barthelcmy*) verdanken wir eine Geschichte der Herren von ChaL. Paris.



teau-Porcien

vom Ende

A. Piette verdes XI. bis Ende des XIII. Jhs. Prämonstratcnserabtei Thenailles hei Ver-

öffentlichte eine Geschichte der

de Malin guehen Notizen über Juvignies in der Näbe von Beauvais,'*) C. Lemaire den Versuch einer Geschichte von S. Quentin.*) Von Peronnc hat J. Uournel nach Materialien des Stadtarchivs und handschriftlichen Quellen eine Lokalgeschichte mit mannigfachen Fehlern verfafst.*) Nach der Bestätigung der Stiftung eines Aussätzigenhauses besafs Peronne 1182 bereits municipale Behörden, seine Commune wurde 1209 bestätigt, 1253 konnta es der Krone ein Contingent von 300 Mann stellen. viers,*)

R.



Es genofs bei seiner grofsen strategischen Wichtigkeit als Sommeübergang und stets gut königlicher Gesinnung bedeutende Privilegien, so das Droit de Marche, welches auch der Umgegend Schutz vor Leibeigenschaft geKriegerischer währte und dieselbe von den Bauernaufständen freihielt. Geist lebte in der Bürgerschaft. Nach dem Frieden von Bretigny erfolgte ein Aufstand gegen den Gouverneur des Gebietes und den Herzog von Orleans, welcher der Stadt vortthergehend den Verlust ihres Beffroi und des städtischen Wahlrechts eintrug. Schon 1383 durfte sie sich einen Kapitän wählen und erhielt 1398 eine eigene Salzkammer, damit Befreiung von der drücken-



den Gabelle. Von 1418 77 wurde die Stadt burgundisch und seitdem mit Roye, Montdidier und kleineren Orten unter einem Grand bailli Letztere wurde und gemeinsamer Coutume vereinigt (pays Santerre). 1507 aufgezeichnet, das Gebiet besafs besondere Ständeversammlungen. Die schätzenswerthen Mittbeilungen über die Kirchen, Corporationen, hervorund Einragenden Familien ein Doumel war schon 1620 Mayour Notizen richtungen sind nicht genügend in die Darstellung verwebt. über die Geschichte der Castellanie Pierrefitte gab Royer,^) Morel®) behandelte die Geschichte der Herrschaft u. Pfarrei Houdancourt, Combier®) die Kanzlei des Grofsbailli von Vermandois und Cardevacque ‘®) die Stadtverwaltung von Arras. Mit übermäfsiger Begeisterung für mittelalterliche Zustände stellt de Caloune*') das städtische Leben von Amiens im XV. Jh. dar. Vandenpeereboon'*) untersuchte die Geschichte der chambre des echevins zu Ypern,









Reims, F. Picard. I. II. X, 530 u. 514 S. 2) Revue S) Hist, de läbb. de Th. Soissons, Merhaux. XXVIII, 201 S. de Soissons. 4) Juvignies. Beauvais, Pere. Aus Mem. de ist Renet, prieure de ViIliers..S.-SepuIcre (in gl. 159. Verl.). 5) Ess. sur l'hist. de la ville de St. Q.; fase. 1. St. Q., Poette. S. 1 Aus Mem. d. I. soc, ac. de St. Q. Ebenda schrieb Ch. Demaze Ober St, Quentin im Parlament und Staatsrath von 1211 an. Eine Etüde iconographique sur le culte et le pclerinage de St. Q. veröffentlichte G. Lecoeq ebenda. 6) Hist, gener. d. P. Paris, Dumoulin. VI, 524 S. 7) Not. p. serv. ä l'hist. d. l'anc. chätoll. de P., I. art. Bar-le-Duc. 16 S. 8) Bull. d. I. soc. hist, de Compiegne. IV. 1878. 10) Hist, de l'adminislr. 9) I>c8 pluinitifs du grand bailli de Verm. Laon, Jacob. municip. de la ville d'A. Arras, V, 147 S. 11) La vle municip. an XV« s. dans le nord de la France. Paris, Didier. 12) Ypriana II. II, 424 .S. Bruges, de Zuttcre. de Roosendalle giebt einen Beitrag zur Geschichte von S, Omer: Lea Otages de 1) Hist, de läbb. d'Avenai.

LH,

hist, nobil.

aus Bull.

d.

la soc. 8C.



1.

de

3.





soc. hist. etc.

l'Oise.

Eben daraus



















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XXIX.

n,3u Decorde Rouen

*)

seit

V.

Kaickstein:

Gemeinden de» den Erzbischöfen von Richard Löweuherz gehörigen Ländchens Aliermont, während die Geschichte der fünf

A. du Bourg’) die Ilandelsverhältnisse der kleinen Städte im südwestDaussy’) schrieb über das Capitel von N.-D. lichen Frankreich besprach. de Brebiere in der Picardie, von Gross ist die Herrschaft Levignen bear1300 die Apanage einer jüngeren Linie beitet, mit welcher Nanteuil 1030 der Grafen von Senlis und Crepy bildete. A. Margry*) veröffentlichte in einer Untersuchung über die Mühle S. Etieuue oder S. Vincent bei Senlis



Facsirailes zweier Urkunden: des Abts Robert vonS-Magloiro (1141) und Wilhelms von Chantilly, Sohn eines Bouteiller von Senlis (1226). Unpublicirto Urkunden über Basqueville im Lande Caux und die dortige Familie Märtel benutzte llellot, der auch nach Inschriften von S. Saumur de Longeuil, einen grofsen Kaufmann von lliepjie im XIV. Jh. besprach. ®) Omont berichtigte nach einem Evangeliar der Kathedrale von Evreux (XI. Jh.) die Listen der Abte u. Äbtissinnen jener Diöcese,®) C. Lormier') gab D. Coquelins Ge.schichte der Abtei S. Michel in Treport heraus, während A. Potiquet den Priorcn von N.-l). de Magny imVexin,*) die mit den Comthuren von Louviers und Vaumion Magny besafsen, eine Monographie



widmete. Sehr rege sind die lokalgeschichtlichcn Studien in Maine. De Besuch esne®) schrieb über Domfront, das Passais (zwischen Alenjon, Mortain und Argentan) und über das diese Gegenden im XI. und XII. Jh. beherrDafs schon Karl der Einfältige eie den schende Haus Montgommery. Normannen abtrat, war die bisher herrschende aber irrige Meinung. R. Charles '*) Untersuchung über S.-Guiugalois, den Walliser Wiuwalens, namentlich das nach ihm benannte um 1066 begründete Priorat von Marmouticr zu Chäteau-du-Loir, ist durch Mittheiluug vieler Urkunden wichtig. Iluchers Arbeiten gehören dem archäologischen Gebiet an, so z. B. überein Kx-voto, das von Claude de Courvalain aus der in Berry heimischen Familie Villaine ihrem 1479 gestorbenen Gemahl Guillaume gewidmet wurde, über das Siegel der prevot« von la Clarte - de - Dieu bei S. Paterne (Dep. Indro-et-Loiro), ’*) über die Siegel des berühmten, 1222



Omer 13G0— 1371; Aymard

zur Geschichte von Lille; Episode de la peste noire. des cinq communes de l'A. Paris. Ygl. Palustre. Bull, 2) Organisation cumniunalc de« petites villes dans le sud-ouest soc. arcli. du midi de la Fr. 1. XL Toulouse. 8) Mem. d. l’ac. de« Science« etc. d'Amiens. III. 1878. 4) Comite arch. de Senlis, 1878; ebenda Hayaux du Tillv über eine nicht edirte Münze von Senlis. 5) Es«, hist, sur les Märtel de Basqueville et sur Basqueville-en-Caux. XV, 404 8. Dieppe, Renaux. gleichem Verl.: Un grand mareband de Dieppe au XIV« s. Vie. D’Estaintot lii Vgl. Allard, verfafste; Kech. sur Auffray, son prieure et scs haronics; ibid., 110 S. Ucv. d. quest. hist. XXVUl, 701. 6) Cab. hist. 7) Hist. d. I'abb. d. Su-M. de Von Baudry haben wir: Entree de Tr., Public, d. I. soc. de i'hist. de Norm. I. S. Oucn, chartreuse de 8..Julien et eglise de S.-Sauvciir ä Rouen; quatre dessins. Notice« histor. Rouen 1878; von Leport: Not. hist, et descriptions de l'egl. de S.-Trinite de Fecanip. Fee., Durand. 223 S. 8) Le« Prieur« de N.-D. de M. et les Conimandeurs de L. et V. seigneur« en partie de In ville de M.-en-Vexin. Pari«, Jousset. 60 8. Von demselben ist: Quelques tuin!>eaux et epitaphes des seign. de Magny. Magny, Petit. 10 8. 9) I-c Passais, Domfr. et les chev. de Montg. dop. leur origino jusqu'uu XVT“ s. Marners, Lassay. 47 8. S.-GuinK«, se« reliquos, son cuUe ct son prieur^ u Ch.-d.-L. (Sartlie) d'apr. des doc. ined. Gc Man«, Pellechat. 147 S. 11) Rev. du Muino V und VI; sop.: Tex-voto d. I. dame do Courv, au rousee du Mans. Im 12 S., und: «Sceau de )a prev. de I'abb. de la CI.-d.>D., 16 S. Bull. moDum. vcröffentlkhto H.: rinscriptiun du vase de Montaus (sep.: 15 S.). S.

Lille, Lefort.



1) Hist,

mon. V, ü, 177 ff. de la France, Mcm.



d.

























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11,315

Krankr«;ii'ti.

gestorbenen Seneschalls von Anjou, Maine und Touraine, Guillaumo des Rocbes. ') Esnault*) widmete der Kathedrale von le Maus, do Louviere*) der dortigen Abteikircho la Couture eine Specialstudie, Chardon*) den Künstlern von Le Maus bis zur Rcnaissaucezeit mit besonderer Rücksicht auf die Kathedrale. Maumcs^) schrieb eine Monographie über einen 97. A. du Bischof von Le Maus bretonischer Herkunft, Yoel, von 1085 Chene®) stellte die Zustände von Bange in Anjou im XV. Jh. nach einer Enquete von 1516 und nach Zinsbüchern dar, U. Sauvage’) berichtet über Musterungen des Adels von Anjou zur selben Zeit. Boat“) behandelt das gewaltige Schlots zu Angers und A. Joubert®) die Herrschaft Daon. Denais ’®) begann ein Armorial general de l’Anjou, I’lettcau*') schrieb über die Bischöfe von Angers, Jean de Beauvau (1469 79) und Auger de Brie (1479 82). De Gr an d m aison ‘*) schildert Tours bis zum XVI. Jh., Storelli '*) giebt historische und chronologische Notizen über Chambord, Chevalier “) einen Abrifs der Geschichte von Chenonccau. Der Verfasser des Inventars des Ordens der alten Castcllanei S. Calais schrieb über die Geschichte und die Baudenkmale von Nieder- Vendömois, '®) Guillard '®) über Sennely und das dortige Priorat und E. Michel”) über die kirchlichen, bürgerlichen und militärischen Bauwerke des Gätinais seit dem XI. Jh., Gouverneur über die Wappen der Stadt Nogont-le-Rotrou. '*) Nach den Miracula S. Benedicti aus Fleury unter Mittheilung einer ungedruckteu Urkunde stellte do Brimont einige Thatsachen aus der Geschichte von Berry im XL Jh. dar, die namentlich mit den Kämpfen Odos I. von Champagne zusammenhingen, während sichG. Vallois’*®) Mittheilungen aus seinem Archiv in Meuneton-sur-Chcr, etwa 600 Urkunden, auch auf verschiedene benachbarte Herrschaften, z. B. Issoudun, beziehen. Menneton, ein noch ganz mittelalterlicher, im XII. Jh. befestigter Ort, verdankt dem Kloster Moucto seinen Namen. Die Bevölkerung erhielt Anfang des XIII. Jhs. durch ihren Herrn, Hervö II. von Vierzon, die Freiheit; 1478 gehörte es der Herzogin Maria von Orleans, Gräfin v. Blois. Graf Soultrait gab ein historisches und archäologisches Wappenbuch des Dep. Nievre heraus,*®) während Baudiau die Geschichte von Entrain









schrieb.

* ')

VI. Aus dem Bull. luon. veröffentlichte Iluchcr: 1) Kev. du Maine. Die funcraires epigraph.. sigillograph. de la fam. de Bucil. Tours. 4't

Monuments Denkmale

dem XIV. u. XV. Jh. befinden «ich zu Villebourg in Touraine, dem Hauptsitz de« S. Calais beherrschenden (»csehlcehts, aus wclehero «ich besonders Johann 1. (t 1581), Au« Graf von Sacerre und Admiral gegen die Engländer einen Namen gemacht hat. dem Congr. arclicol. Ist von H. abgedruckt: l'email d. Geoffroi Plantagciict. Le Mans, aus





2) Le transept septuntrion. de la cath. du M. (1393—1430); vgl. Congr. sess. S. 182ff. 4 ) Ebenda. 8) Ebenda; vgl. de Dion S. 278 ff. 7) Ebenda. 8) Et. hist, 5) Soc. ocad. de Brest. VII. 6) Rcv. de l'Anjou. sur le chäteau d' Angers. 9) Rev. de l'Anjou u. sep.: Notice historique, geographique, hiographique. Daon, «es seignetirs etc. Angers, Germain et Grassin. 28 S. Krsch. in 2. vermehr. Aull. u. d. T.: Recherche« hist. surD. 79 S. 10) Anger«, Grassin. 12) Tours archculogique. Bull, moniim. 18) Not. hist, 11) Rev. de l'Anjou 1878. et archcol. «ur le chäteau do Chamb. Tours, Marne. 14) Hist, abrfig. de Ch. 15) Le Bas-V'endümois, bist, et monuments. .S. Calais, Pcltier. 18) S. et son anc. Fase. 7 pricure. Orleans, Herlnison. 101 8. 17) Mouum. rclig., civ. et milit. du G. bi« 9. Paris, Champagny. Vgl. Bull, monum. V, 6, 283. 18) Les armoircs d. I. ville de N.-l.-H. Nog.-l.-R., Daupeley. 19) Mem. d. I. soc. d. antiqu. du Centre. VIIL 21) Hist. 20) Armor. hist, et archeol. do la Nievre. Nevers, Michol. 4®. d'Entr. Ibidem, Valliere,

Monnoyer.

archcol.,



XLV«



















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— XXIX.

11,316

T,

Kaickstein:

Die Lehen in Auvergne und Yelay verzeicbnete Ssndret,

')

Notizen

In dieser über die Ruinen des Schlosses Turenne sind von Meynard. *) Vicegrafscbaft liegt die Stadt Argentan, die, schon im X. Jahrhundert ummauert, im XIII. Jb. Consuln besafs, in den Normannenkämpfen und dem hundertjährigen Krieg schwer heimgesncht wurde.®) Die Abtei Vassin, bei la Tour d’Auvergne, behandelte Jaloustre;*) historische und kritische

Skizzen über die Marche, die dort gangbaren Legenden und abergläubischen G. Gallier®) schrieb über die Herrschaft Bräuche gab L. Duval.®) Malval, zu welcher unter dem Hause Chambon fast ganz Combraille gehörte, Clement - Simon“) über die Vicegrafscbaft Limoges, Guibert*) über Siegel und Wappen des dortigen Rathbauses und über sonderbare Gebräuche einiger dortigen Brüderschaften. De Lasteyrie®) theilt eine in



LeBrives (Dep. Correze) entdeckte Inschrift aus dem XIII. Jh. mit. bouchard‘®) behandelte die Capelle N.D.duPort de S. Junier, Lacroix ") übersetzte L’Aymes Geschichte der Bischöfe von Cahors, de Fontailles'^) Cassany de Mazet”) veruntersuchte das dortige Thor von Valentre; Eine Geschichte des fafste die Geschichte von Villeneuve - sur - Lot. Buchdrucks in Aunis und Saintonge haben wir von Audiat'^), die societe dos bibliophiles bretons veranlafste eine Arbeit über den Buchdruck in der Bretagne im XV. Jh. Der erste datirte Druck ist aus dem Jahre 1484.'®) Dugast-Matifeux '*) schrieb über das alte Nantes und sein Gebiet sowie über die Chronologie der dortigen Herren, Statthalter, Bischöfe, Abte u. s. w., Le dain '^) über die Herren von Vernay und Ed. F. über die de Vitres von Gründung und Statuten des Hospitals zu Pau behandelte 1400 an.'®) Boudrot,'®) Ducruo*®) Priorat und Stadt Gabarret, sowie die Erzpriester H. Poydenot*') sammelte Erzählungen von Gabarret und Barbotan. nnd Legenden über die Bischöfe von Bayonne seit 1452; J. L. veröffentlichte Notizen über die Landschaft Bidache **) mit Auche, Astarac, Blaye und anderen Schlössern, gleichfalls mit Benutzung der mündlichen Überlieferung; Gatien-Arnoult*®) begann eine Geschichte der Universität Toulouse, Germain*®) schrieb über das Ceremonienbuch der medicinischen Universität zu Montpellier und veröffentlichte Auszüge der Handschrift.











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78. Lcs fiefs d’Äavergne et du Velay. 2) Notes sur les 1) Bull. mon. 1877 ruines du chüteau de T. 8) Bourbon, Hist.de laville d'Arg. Tülle, impr. Crauffun. VrI. L. A. Rev. des quest. hist. XXVIII, 700. 4) Et. hist, sur I’abb. Vassin. Von dems. ebenda; Les Privileges de Moissat. Mein, de l'ac. de Clermont-Ferrand. Paris, Champion. 372 S. fi) Ksquisses niarchoises. 6) Bull. mon. I. c. S. 245 ff. Paris, Champion. 160 S. Vgl. Kr. de F. Rev. d. q. h. XXVUI, 7) Le Vicomte de L. 696. 8) Coutumes singuliers de quelques confreries de L., aus Bull, de la soc. arch. de Limousin. Lim., Chapoulaud. Im gl. Verl.: Sceaux et armes de l'hütel de ville de L. 77 S. 10) La 9) Not. snr unc iiiscription du XIII* s. decouverte ä Br. chap. N. D. du Port de S.-J. Limoges, Chapoulaud. 11) Hist, des ev. de C. I, 1. Cahors, Plantade, 12) La porte de Valentre a C., aus Congres archwi. 1877. 15) L'imprimerio 14) Essai snr l imprimerie en S. et A. 18) Hist, de V.-s.-Lot. en Br, au XV«». Nantes, soc. des biblioph. bret. XII, 154 S. 1878. 16) N, ancien Nantes, Morel. XVI, 538 S. et le pays naot. 17) Kev. des Antiqu. de I'Ouest. 19) Fundation et Statuts de I'h6tel de 18) Les families de Vitre. Rennes, Plihor. Dieu de I*. 20) Rev. de Gascogiie V. Ebenda veröffentlichte Dubord; FonLasserre. relat. a l'bist. de II. Bay., B. datiun de Solomiac. 21) Recits et legendes 187 g. 23) Hist, de Tuniv. de 22J Xot. hist, sur B. Bayonne, Vve. Lamoignon. Toulouse. Mein, de l*ac. des seiences de Toul, 24) Le ceremonial de Tuniv. de de Verdat von des Bischofs Amaud eine Biographie Montp. Derselbe gab med. de Ac. . der Zeit der Kirchenverbesseruiig in Deutschland. Inaug.-Diss. Jena 1878, 42 S. 2)Dr. MaxLenz, Die Schlacht bei Mühlberg. Mit neuen Quellen. Gotha, F.A.Perthes. IV, 148 S.



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111,10

I.

Dittrich;

nach der Schlacht bei Mühlberg verweilt; seinem Aufträge gemäls bleibt und zwar ein ziemlich er während derselben in Moritzens Nähe, ist daher objectiver Augenzeuge. Nebenbei wird auf eine Masse von werthvollen Correspondenzen des Marburger Archives aufmerksam gemacht, so z. B. die Briefe der Gattin des Herzogs Moritz an ihren Vater aus der Zeit vom Beginne des Krieges bis in die Zeit der Gefangenschaft. Von Bedeutung ist, wenn auch nicht unparteiisch, der Brief des Herzogs Moritz an den Landgrafen vom 25. April, also dem Tage nach der Schlacht, dann Lerseners Schreiben, d. d. 27. April aus Elsterwerde mit Schlachtbericht. Daran reihen sich ein Brief von Dr. Gremp an Jakob Sturm, dann der Bericht eines Strafsburger Anonymus, von dem Baumanns bekannter Bericht blols Abschrift oder Compilation ist; es folgt die bei Druffel erwähnte Relation aus den Fuggerschen Papieren im Münchener Archiv, endlich ein Protokoll, das mit dem sächsischen Bauer Georg Dom am Tage nach der Schlacht aufgenommen wurde. Bei der Kritik der gedruckten Quellen im 2. Abschnitte machen sich mehrere von Voigt abweichende Auffassungen geltend. Endlich folgt im 3. Abschnitt eine genaue kritische Darstellung der Schlacht und der unmittelbar vorangegangenen Ereignisse nach den angeführten Quellen. Eine kleine Notiz zum Bauernkriege bringt Voigt; ') er theilt einen Brief des Markgrafen Casimir mit, welcher seinen Zug gegen die aufrührerischen Bauern in Ries schildert und in einigen Angaben, über den Tag des Auszuges, das Commando der Schlacht (bei Ostheim) sowie die Truppenstärke, von Bensers Darstellung in der Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken abweicht. Für eine objective Geschichte Augusts von Sachsen ist noch sehr viel zu thuii, da das umfangreiche Actenmaterial nur zum geringsten Theile verwerthet ist für seinen Charakter bezeichnend ist eine kurze Mittheilung von Richter.’) Wir erfahren sehr genaue Einzelheiten über Augusts geradezu leidenschaftlich betriebene Punktirkunst die aus den erhaltenen Punktirbüchem mitgetheilten Fragen und Antworten sowie später beigefügte Notizen über die wirklich eiugetretenen Ereignisse verbreiten sich nicht allein über private Verhältnisse, Jagd, Familie u. s. w., sondern häufig über religiöse Fragen und Anordnungen sowie über die Beziehungen zu dem Kaiser und den Kurfürsten und selbst zu auswärtigen Mächten, z. B. über die Stellung zur polnischen Königswahl von 1576. Der Stellung der deutschen Kaiser zu den Päpsten, insofern dieselbe aus den sog. Obedionzgesandtschaften für die einzelnen Fälle ersichtlich ist, widmet v. Zwiedineck’) einen Aufsatz. Nach einigen Bemerkungen über die häufig rein formellen, mitunter aber auch nicht unwichtigen Gesandtschaften bespricht er nach einander die Gesandtschaften der Kaiser Rudolph II., Mathias, Ferdinand II. und f'erdinand III. Es wird daraus ersichtlich, dafs die Päpste sich vergebens bemühten, das bereits abgeschaffte Wort ,Obedienz‘ in den kaiserlichen Eiden wieder herzustellen, dafs aber andererseits in Etiquettefragen die Päpste streng an ihren Rechten festhielten, dafs z. B. bis





;

;

1) Voigt, Zum fränkischen Bauernkriege in; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit XXVI, 39—41. 2) O. Richter, Die Punktirbfleher des Kurfürsten August von Sachsen in; Forschungen zur deutsch. Geschichte. (S. 13 35). 3) Or. H. V. Zwiedineck-SQdenhorst, Die Obedienzgesandtschaften der deutschen Kaiser an den römischen Hof ini XVI. und XVII. Jh. (Archiv f. österr. Geschichte. LVIII, 171-216.), cfr. Kap. II.



XX





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Deutschland 1519

— 1618.

m,ii

Gegenbemtthungen der Gesandten, wie des Bischofs Johann Bamberg, den Cardinälen der Vortritt vor allen Gesandten verblieb. Die Gesandtschaft Ferdinands 111. unter Fürst Johann Anton V. Eggenberg, dem Sohne des bekannten Staatsmannes, war die letzte. Von da an fand eine einfache Notificirung der Wahl statt, und der Kaiser gab die Erklärung ab, die ihm der Kirche gegenüber zukommonden Pflichten zu halten; das war alles. Den im vorigen Berichte geäufserten Wunsch nach einer zusammenhängenden Geschichte des Zeitalters, die alles Einzelne zusammenfasse, erfüllt bis zu einem gewissen Grade das Buch von Janssen. ') Das im voijährigen Jahresberichte (S. 605 ff.) über den ersten Band gefällte, auch von uns gebilligte Urtheil kann aber für diesen Band nur mit gewissen Einschränkungen bestätigt werden. Die ultramontane Tendenz tritt hier, trotz mancherlei

Gottfried von

wo es sich um eigentliche Geschichte der Reformation handelt, nicht blofs offen und ehrlich, sondern häufig auch aufdringlich auf, und neben der durchaus bedeutenden Arbeit und gründlichen Gelehrsamkeit zeigt sich auch das Bestreben, über Unliebsames einfach durch Verschweigen hinwegzukommen. Auf Einzelheiten einzugehen, ist hier, wo keine Kritiken zu geben sind, unmöglich; denn wohin würden wir kommen, wenn wir die Urtheile über Erasmus, Luther, Hutten u. a., die den gewohnten so geradezu entgegengesetzt sind, widerlegen oder richtigstellen wollten? Hier lieg^ eben ein principieller Gegensatz vor, und dieser fordert einige Bemerkungen, die zugleich auch für das oben erwähnte Buch von Pastor gelten sollen, ln Hinsicht auf die rein objective Aufgabe der Geschichte, einfach die Wahrheit zu suchen, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit, ist jeder confessionelle Standpunkt verwerflich; aber nicht zu leugnen ist, dal's eben die Geschichte des Reformationszeitalters von protestantischer Seite häufig eine confessionell beschränkte Behandlung erfuhr; in diesem Sinne mxifs die Berechtigung anerkannt werden, dafs auch von der Gegenpartei ihre Auffassung einseitig durchgeführt werde denn nur dadurch wird die richtige Mitte gefunden werden. Es ist ein Vorzug der heutigen deutschen Geschichtschreibung, dafs sie sich zur Objectivität durchgernngen bat; aber gerade deswegen möchten wir Bücher wie die von Janssen und Pastor auf das dringendste dem Studium empfehlen; nicht ein vornehmes Vorbeigehen kann da fordern, sondern nur ein genaues Eingehen von Punkt zu Punkt, umsomehr, als gerade die grofse Objectivität, deren man sich befleifst, das ernstliche Streben, dem Katholicismus gerecht zu werden, nach unserer Meinung bereits oft zu einer zu günstigen Bcnrtbeilung seiner Bestrebungen auch von Seite der Gegner geführt hat. Janssen führt uns im ersten Buche die ,Revolutionspartei‘ und ihre Hier wird ein HauptErfolge bis zum Wormser Reichstage 1521 vor. gewicht auf den Unterschied zwischen älterem und jüngerem Humanismus gelegt, von denen der erstere der Kirche anhing, der andere sich von ihr lossagte; im Reuchlinschen Streite ist natürlich das Unrecht auf Reuchlins Seite; bei Luther werden mit Erfolg seine späteren Ansichten gegen die früheren und umgekehrt ins Feld geführt. Das zweite Buch erzählt die ;

1) Job. Janssen, Geschichte des deutschen Volkes seit dem Ausgange des M.- Alters. II. Bd.: Vom Beginn der politisch-kirchlichen Kevolutioii bis zum Ausgang der socialen Revolution von 1525. Freiburg, Herder. XXVII, 587 S., cfr. Kap. XXIV.

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;

111,12

I.

nUtricli.

Ereignisse des Reichstages zu Worms und den Fortschritt der politischkirchlichen Revolution bis 1524. Politische Zustände und Umwandlungen des inneren Lcl>ens werden dabei in innigem Zusammenhänge behandelt, der Reformation die Hauptschuld au aller Verschlimmerung zugesprochen. Das dritte Buch endlich behandelt die sociale Revolution, den Bauernkrieg, gestützt auf die bereits im ersten Baude gewonnenen Resultate, wonach insbesondere der Abfall von der alten Kirche alle socialen Übelstände verschuldet habe. Und selbst angenommen, es sei das bis zu einem gewissen (irade richtig, mufs nicht, damit Neues, Besseres entstehe, das Alte in Al)er wir wiederholen zum Schlüsse: da.s Buch ist Trümmer gehenV eine sehr bedeutende Erscheinung und hat Anspruch auf eingehende



Beachtung. Aus der ,Allgemeineu Deutschen Biogi'aphie* sind neben vielen kleinen .\rtikeln von gröfsereu zu erwähnen: Gefsner (luth. Theolog, 1559 1605) von Schimmelpfeunig; Christoph Gewold, Convertit, bayer. llofrath etc. (t 1621), von Oefele; Giese, Bischof von Ermeland (vertrautester Freund von Copemicus), von J. Hipler; Giphanius (1534 1604), Jurist, von Schirmer Ortwin Gratius, der berühmte Gegner der Humanisten (1491 1542), von E. Geiger; Gremp, Strafsburger Stadladvocat (1509 83), von Teichmann; Gropper, der bekannte Theolog und Jurist (1502 59), von dem Geschichtsschreiber Kölns, L. Pinnen ; u. in. a. P’ür den folgenden Jahresbericht bleiben zu besprechen: M. Lenz, Zwingli und Landgraf Philipp













Kircheugeschichte, 111, 1 3. Heft). 11. auf dem Kaisorthrou Krefeld 1879?). Druffel, Nachträgliche Bemerkungen über den .Augustiner Hoffmeister (Brieger, Ztscbft.

f.

Solilau, Projektirte Succession Philipps (2. Th.,

v.

28

(Brieger, Guis. de Leva,

S., 4“.

— Programm,

Z., a. a. 0.).

i primi fatti della guerra Smalcaldica (Padova, Sacchetto. 46 S.). Natorp, Martin Butz, der Reformator Strafsburgs (M.-Gladbach, Schellmanus Verlag. 36 S.).

II.

E. Fischer.

Deutöchland

161B— 1713.

Unsere Kenntnis der ersten Zeiten des dreifsigjährigen Krieges ist im letzten Jahre durch die gröfsereu Unternehmungen, welche sich die Aufhellung dieser Epoche der deutschen Geschichte zur Aufgabe gestellt haben, nicht gefördert worden: weder Gindely (Geschichte des dreifsigjährigen 1) Allgemeine Deutsche Biographie.

IX.

lld.

Leipzig,

Duueker

4t

Humblot.

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Deutschland 1618—1713.

111,13

Opel (Der

niedersächsische Krieg) haben Fortsetzungen ihrer Werke veröffentlicht, und die Publication der , Briefe und Acten zur Geschichte des dreifaigjfthrigen Krieges* durch die historische Commission zu München hat die Schwelle des XVII..Ihs. kaum überschritten. Von Arbeiten geringeren Umfanges ist in erster Linie Jul. Krebs’ sorgfältige Monographie

Krieges) noch

über die Prager Schlacht') zu nennen. Der Vf. fand bei erneuten Studien zur Geschichte des Fürsten Christian von Anhalt in den Archiven zu Zerbst, Dresden und Breslau mehrere unbekannte Briefe aus der Feder dieses Feldherm sowie des Feldmarschnlls Hohenlohe und des böhmischen Obersten Stubenvoll, wodurch er veranlafst wurde, die Untersuchungen Brendels und Gindelys über diese verhängnisvollste Schlacht des grofsen deutschen Krieges von neuem aufzunehmen. Leider blieben die Nachforschungen in den Archiven von München und Bamberg ohne Erfolg, selbst die von Schreiber in seinem .Maximilian I.‘ 1868 angeführten Berichte waren nicht zu erreichen. Nach einer ,zur Übersicht* vorausgeschickten kürzeren Darstellung des böhmischen Aufstandes entwirft der Vf. ein anschauliches Bild der nur zwei Stunden währenden Schlacht, wobei er sich des Vorzuges vor Brendel und Gindely erfreut, nicht allein Historiker von Fach, sondern selbst praktischer Soldat zu sein, welcher sich auf ein eingehendes Studium der militärischen Schrift,steller des XVII. Jhs. stützt. Durch Tillys Ungeschick, der 9 10 000 Mann über das schmale Defilee der Scharkabrücke rücken liefs, hätte leicht die bayerische Avantgarde, welche mit den zurückgebliebenen Theilen des Heeres die Fühlung verlor, abgeschnitten und vernichtet werden können. Stubenvoll beantragte daher mit Recht beim Fürsten von Anhalt, in diesem Moment einen kühnen Vorstofs auszuführeu. Leider gelang es dem Grafen Hohenlohe, den Oberfeldherrn von der Nothwendigkeit einer rein defensiven Haltung zu überzeugen, und damit war die Schlacht verloren, da die Kaiserlichen, mit den Ligisten vereint, dem böhmischen Heere in jeder Beziehung überlegen waren. Einen grofsen Theil der Offiziere der protestantischen Armee bezeichnet Krebs als Schlachtenbummler*, ohne militärisches Ehrgefühl und ohne kriegerische Erfahrung. Die gemeinen Soldaten waren, von den deutschen Schwadronen des jüngem .\nhalt abgesehen, beispiellos feige und wegen des rückständigen Soldes zur Meuterei geneigt. Bei der .Kritik der Schlachtenberichte* befindet sich der Vf. ,in der glücklichen Lage, meist einfach auf Brendel verweisen zu können*, dessen Resultate die erneute Untersuchung erweitert, aber nur in wenigen Punkten berichtigt. Mit Recht wird .diese Arbeit eines Anfängers* gegen die absprechende Beurtheilung von F. Stieve in Schutz genommen. Die Zusammenstellung der Berichte Gindelys wird als .kritiklos und durch und durch unhistorisch* bezeichnet, über die Geschichte des dreifsigjährigen Krieges von demselben Vf. geurtbeilt, ,dafs sie zwar durch ihre gefällige Schreibweise anziehe*, aber nur .verarbeitete Actenexcerpte* enthalte, so dafs in den drei Bänden .kaum ein Kapitel existire, welches später nicht noch einmal bearbeitet werden müsse.* ,Die Art der Quellenkritik öffne Thür und Thor für das Eindringen eines Dilettantismus, den unsere Wissenschaft längst überwunden glaubte!* Das von Gindely wiederum aufgetischte Märchen vom Pater Dominicus wird nach Brendels Vorgang nun hoffent-



,

1)

Jnl.

Krebs, Die

Schlacht

am

weifsen Berge bei Prag

(8.

November

1620).

Breslau.

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m,i4 zum

II.

E. Fischer:

Male abgethan, und der von demselben Vf. entdeckte neue Autor .Domherr Aubert von Antorff, der persönlich bei der Schlacht zugegen war‘ als der bekannte Vielschreiber Aubertus Miraeus entlarvt, lieh

letzten



welcher Böhmen bekanntlich niemals besucht hat. Nach der Schlacht bei Prag flüchtete der geächtete Hohenlohe nach Emden, wo er in der Nähe Hollands, sicher vor den Verfolgungen des Kaisers, bessere Tage erwartete. Hier hörte er, dafs Stubenvoll, das Muster eines Söldneroffiziers von Handwerk, welcher nach der Katastrophe in die Dienste Ferdinands H. ge-

ihm öffentlich die Schuld der Niederlage zuschreibe und seine Haltung als Feldmarschall überhaupt hart tadele. Als er 1623 begnadigt war, forderte er von seinem früheren Obristen Rechenschaft über diese Äufserungen, aber derselbe machte auch ihm gegenüber kein Hehl daraus, dafs der richtige Moment zum Siegen durch seinen unglücklichen Einflufs auf Anhalt versäumt worden sei. Beide appellirten an den feinfühligen Christian, welcher sie mit vielem Takte zu versöhnen suchte. Er bat, eine gemeinsame Defensionsschrift über die Schlacht zu verfertigen, wollt« die Einzelheiten des Kampfes nicht mehr genau in der Erinnerung haben, nahm zugleich jedoch die Ehre des StubenvoUschen Gedankens für sich selbst in Anspruch (, Wohl aber weifs ich genau, dafs ich anfangs von mir selbst derselben Meinung war‘). Hohenlohe schlofs mit einer schwächlichen Rechttreten war,

fertigung den unerquicklichen Schriftwechsel, welchen Zerbster Archive entdeckte und in einem Aufsatz der

Krebs') auf dem

Forschungen

er-

läutert hat.

Welche

Deutschlands in den ersten Verwickelungen des XVII. Jhs. als Mittelpunkte des Handels und Geldverkehrs noch mit Ehren einnahmen, ist allgemein bekannt. Über die Geschichte der kleinen Strafsburger Republik während des dreifsigjäbrigen Krieges waren bisher noch keine gleichzeitigen Aufzeichnungen veröffentlicht.

eiuflufsreiche Stellung die grofsen

Um

diese

Lücke auszufüllen,

freien Städte

publicirt

R.Ronfs*) dasBrnch-

stück einer handschriftlichen Chronik des Malers und Bürgers Job. Jac. Walther, welche 1872 der Stadtbibliothek zu Strafsburg geschenkt wurde, nachdem sie lange im Besitze des gelehrten Orgelbauers Silbermann gewesen war. Walther mufs in den ersten Jahren desXVII.Jhs. geboren sein; 1618 treffen wir ihn schon auf Reisen durch Deutschland, die Schweiz und Frankreich; seit 1659 wurde er, beinahe so oft als es die Strafsburger Verfassung erlaubte, zum Mitgliede des grofsen Rathes erwählt. Er scheint 1676 in seiner Vaterstadt sein Leben beschlossen zu haben. Sein künstlerisches Hauptwerk ist eine ,Omitbographia‘, eine Sammlung von etwa 100 Blättern mit Aquarellen einheimischer und exotischer Vögel, im Besitz der Albertina zu Wien. Die Kapitel XXXV XLIX der handschriftlichen Chronik enthalten die Jahre 1618 48, welche Reufs mit Weglassung der ferner liegenden Kriegsereignisse, der breiten Gefühlsergüsse und zahlreichen Angaben zur Sittengeschichte Strafsburgs der Chronique scandaleuse jener Zeit im diplomatisch genauen Abdruck dem historischen Puhlicnm vorlegt. Die Notizen sind fast täglich von Walther niedergeschrieben, wenn auch









1 ) Krebs, Graf Georg Friedrich von Hohenlohe und die Schlacht am weifsen Berge bei Prag (Forsch, z. deutsch. Gesch. XIX, 475.) 2) Rudolf Reufs, Strafsburg im dreifsigjährigen Kriege (1618-48). Fragment aus der Strafsburgisrben Chronik des Malers Job. Jac. Walther. .Strafsburg.



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DeuMchland 1618

— 1713.

m,i5

an einigen Stellen eine längere Pause mit summariscliem Kachbolen nicht zu Terkennen ist. Der Standpunkt ist der eines eifrig lutherischen Keichsstädters, welcher als Zeitgenosse die von ihm selbst erlebten Ereignisse darstellt. Er war überdies als Rathsherr ziemlich gut unterrichtet und hatte infolge seiner Reisen einen weiteren Überblick über die politische Lage seinerzeit als die meisten seiner Mitbürger, welche niemals die Ringmauern ihrer Vaterstadt verlassen hatten.

Nach einer Pause von zwei Jahren läfst G. Krause') den zweiten Theil seiner Monographie über Ludwig von Anhalt-Göthen und die Schicksale seines Ländchens während des dreifsigjährigen Krieges dem ersten Bande folgen. Sein Inhalt beruht auf denselben Originalquellen, wie sie in der Vorrede zum ersten Theile namhaft gemacht wurden, Tendenz und Behandlung sind ebenfalls dieselben geblieben. V^ir erhalten eine Kriegschronik Göthens von 1625 50, in Annalenform, ,ein Kriegebild, wie es echter und trauriger unsere Geschichtsliteratur kaum aufzuweisen hat‘. Überflutet von den Söldnerscbaren aller Parteien, fristen die durch Steuern, Durchzüge, Einquartierung und Schanzenban geplagten Bewohner ihr kümmerliches Dasein im Heimatsorte, bis sie durch grausame Mifshandlungen verjagt oder von der Pest dahingerafft werden. Die regierenden Fürsten Anhalts halten zwar treu zusammen, die hereinbrechenden Übel zu lindern und den Wohlstand zu heben, aber selten sind ihre Bemühungen von Erfolg begleitet. Nach dieser Richtung bleiben die zahlreichen Gorrespondenzen Ghristians I., welcher 1630 starb, und Ludwigs mit den Befehlshabern der kriegenden Nationen bemcrkenswerth, da dieselben auch für die allgemeine Geschichte von hoher Bedeutung sind. Es werden Briefe mitgetheilt vom Kaiser, der Königin Christina, dem Kanzler Oxenstjerna, dem Kurfürsten Johann Georg von Sachsen, von Tilly, Wallenstein, Bauer, Torstenson, Wrangel und einer ganzen Reihe anderer Kriegsmänner jener wilden Zeiten. Selbstverständlich trat Fürst Ludwig zum Sebwedenkönige Gustav Adolf in ein näheres Verhältnis, auf dessen Wunsch er nach der Schlacht bei Breitenfeld sogar die Statthalterschaft von Magdeburg und Halberstadt übernahm. Seine Bemühungen um die Förderung dieser Gegenden wurden jedoch schlecht belohnt: nach dem Tode des nordischen Helden hatte Ludwig mit so vielen Unbilden und Widerwärtigkeiten seitens der Krone Schweden selbst zu kämpfen, dafs er bei Christina seine Entlassung erwirkte und mit pecuniären Verlusten aus seinem Amte schied. Trotzdem schonten die schwedischen Feldherren, soweit es die Umstände gestatten wollten, die askanischen Besitzungen, namentlich erwiesen sich Ban6r und Torstenson wohlwollend, während Königsmark weniger rücksichtsvoll auftrat. Unausgesetzt blieb Ludwig bemüht, den niedergetretenen Unterthanen wieder anfzuhelfen. Der Anblick eines erneuten Aufblühens seines Ländchens war ihm versagt, denn wenn er auch den Abschlufs der Friedensverhandlungen, bei welchen der Kanzler Martin Milagius Anhalt vertrat, noch vor seinem Ende begrüfsen konnte, so dauerten die Folgen des furchtbaren Krieges doch noch bis in die folgenden Decennien hinein. Er starb am 7. Januar 1650. In einem Sammelbande der Magdeburger Stadtbibliothek fand Ilülfse*) unter einer Menge von Gollectaneen, die Geschichte der Jahre



1) Kransc, I/udwig, Fürst zu Anhalt-Cöthpn, um) sein Land vor und während des 50. Kriegs- undLandeechronik. Nensalz. efr. Kap.XlI. dreirsigjährigen Krieges.II, 1625 2) Hülfse, Briefe. Gesihiehtsbläller für .Stadt und Land Magdeburg. XIV. 167.





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II.

111,16

E. Fischer:



1595 1642 betreffend, einige abschriftliche Briefe, welche die Katastrophe der alten Elhfeste vom J. 1631 behandeln. Der unbekannte Sammler war Seine Thätigein Evangelischer und Anhänger der schwedischen Partei. Zwei der mitgetheilten Briefe (1. ,Anf8 Braunschweig keit fallt vor 1643. von D. Schräder, der aus Osnabrück vertrieben*; 2. ,Auf8 Braunschweig von D. Hein an Laur. Heisterraann*) melden übereinstimmend, dafs die Ligisten Magdeburg angezündet hätten, ein dritter (,Extract meines .... Schreibens nach Münden am h. M. Mart. Adenschen [?] de 27. May 1631) gedenkt im allgemeinen der Zerstörung ,mit fewer, schwert und wafser.* Derselbe Vf. ') giebt aus urkundlichen Zeugnissen Beiträge zur Bestimmung von Magdeburger Häuser- und Strafsennamen vor d. J. 1631, welche für die Feststellung einzelner Momente der Zerstörung von Wichtigkeit sind. Den Schlufs seiner Arbeit über die Stadt Pi sek während des dreifsigjährigeu Krieges veröffentlichte Matzner in böhmischer Sprache im Programm der dortigen Realschule. *) Das Verhältnis der Curie zum Wiener Hofe während des XVII. Jhs. ist von Ferd. Gregorovius und H. v. Zwiedineck-Südenhorst zum Gegenstände eingehender Studien gemacht. Auf Grund der Acten des Herbersteinschen Archivs zu Graz veröffentlichte der letztere einen Aufsatz über die ,Obedienz - Gesandtschaften der deutschen Kaiser an den römischen Hof im XVI. und XVII. Jh.‘*) Die katholischen Regenten pflegten nach ihrem Regierungsantritt durch eigene ,legationes obedientiae* mit dem Papst in Verbindung zu treten, was von Seiten des heiligen Stuhles als ,Subjection* der weltlichen Macht, von Seiten der Fürsten selbst meist als Karl V. hat keine Obedienz-Gesaudtblofse ,Notification* aufgefafst wurde. schaft nach Rom geschickt, und Ferdinand I. wie Maximilian II. verweigerten wenigstens mit Bewufstsein den Ausdruck ,obedientia* in ihren Von Rudolf II. verlangte der Papst ausdrücklich, dafs ihm ein Schreiben. Eid der obedientia geleistet und dann dem Kaiser eine ,bulla confirmationis* Beides hat der sonst schlaffe auf Grund desselben ausgefertigt werde. Regent aufs entschiedenste abgelehnt und durchgesetzt, dafs seine GesandtDie dennoch übermittelte schaft die Thronbesteigung nur notificirte. November 1612 schickte Kaiser Im Bestätigungsbulle nahm er nicht an. Matthias den Bischof Joh. Gottfried von Bamberg (v. Aschhausen) als Der geizige Paul V. legte auf aufserordentlichen Gesandten nach Rom. die Confirmation kein besonderes Gewicht, das Wort ,obedientia* wurde in der öffentlichen Audienz vermieden, aber in das Handschreiben des neuen Kaisers an den Papst aufgenommon. Über die Gesandtschaft Ferdinands II. Bei der Geldnoth des J. 1620 übernahm ein Italiener, ist wenig überliefert. Paolo Savelli, Fürst von Albano, die Reise, welche dadurch bedeutend wohlZu seiner Instruction erhielt er den feiler für die Kasse des Kai.sers wurde. soeben zu London erschienenen Paolo Sarpi (Hist, del Concil. di Trento 1 620) mit auf den Weg. Das Ergebnis seiner Bemühungen ist nicht bekannt, doch scheineu keine erheblichen Differenzen vorgekommeu zu sein. Ferdinand 111. zeigte seine Thronbesteigung durch eine höchst glänzende



I) Hfl Geschichtsblätter

Pisek

Magdeburger Häuser- und Strafsennamen vor dem Jahre 1631. Stadt und Land Magdeburg, 1878, 3*20 25. 2) Matzner,





für

während de»

dreifsigjährigen

Krieges.

H) Archiv für österreichische Geschichte.

Programm

Wien, S. 171,

der Realschule zu Pieek.

cfr.

Kap.



I.

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m,n

Deutschland 1618—1713.

Legation unter Leitung von Joh. Anton v. Eggenberg, dem reichsten Cayalier in Österreich, der Curie an. Der Wortlaut der zu haltenden Reden, von welchem der Gesandte nicht ahweichen durfte, wurde ihm mitgegehen. Man stellte sich grundsätzlich auf den Standpunkt Rudolfs II., erklärte die Überreichung eines Wahldecretes für überflüssig und verweigerte die Obedienzerklärung. Da Eggenberg von dem Franzosenfreunde Urban VIII. bei einem Etiquettenstreite beleidigt wurde, erzwang er das Zugeständnis, dafs der Papst persönlich in öffentlicher Audienz eine entschuldigende Bemerkung machte. Leopold I. schickte keine besondere Gesandtschaft und blieb ,unconfirmirt‘, ebenso Josef I.; Karl VI. notificirte seinen RegierungsDer antiantritt durch seinen ständigen Gesandten am päpstlichen Hofe. habsburgischen Politik Urbans VIII. (Barberini) hat Ferd. Gregorovius ‘) ein eigenes Büchelchen gewidmet. Sein Material entstammt der Barberiniana zu Rom und den Archiven zu Modena, Mantua, Florenz, Wien und München. In Urban VIII. tritt das weltliche Princip Julius’ II., des Neubegründers der päpstlichen Monarchie, wieder rücksichtslos hervor. Mehr König als Papst, schliefst er den Kirchenstaat 1C31 durch den Erwerb von Urbino ab, kauft für 40 000 Manu Wafieu auf und versucht, die habsburgische Macht zu brechen, indem er Frankreich begünstigt und in Italien wieder Stellung nehmen läfst. Die Schweden hindert er absichtlich nicht am Siege. Nach elf schrecklichen Jahren urtheilte der Papst über den dreifsigjährigen Krieg, dafs derselbe nur ein politischer Kampf sei, weil er sich gegen die Übermacht des Hauses Österreich richte, welches ganz Europa (so sagten auch die Protestanten) mit Knechtschaft bedrohe. Die wachsende Gröfse Frankreichs uiederzuhalteu, beförderte er heimlich durch den Nuntius den Widerstand der Hugenotten, suchte aber zugleich durch Richelieu den Bayernherzog dem Kaiser zu entfremden: das Heer der Liga sollte als päpstliches angesehen werden und nicht nur die Protestanten, sondern auch Zu Regeusburg gelang es. den Kaiser und Spanien in Schach halten. Wallenstein, ,der ghibellinische Ideen durchzuführen strebte', vom Comraando war der kaiserliche Feldherr doch 1630 allein durch zu verdrängen das Auftreten Gustav Adolfs verhindert worden, Urbino zu besetzen und Durch Beförderung des vielleicht Rom ein zweites Jahr 1527 zu bereiten! Papstes kamen das Bündnis zu Bärwalde zwischen Schweden und FrankRichelieu reich und der französisch -bayerische Vertrag 1631 zu Stande. spottete ,über den Kreuzzug wider Gustav Adolf, als der Plan Ferdinands bekannt wurde, unter päpstlicher Autorität eine allgemeine katholische Liga zu stiften. Urban selbst wollte nichts davon hören, öffentlich zeigte er seine Schadenfreude über die Siege des Schwedenkönigs, welchen er mit Alexander dem Grofsen verglich. Gustav Adolf unterdrücke die Religion Die Römer äufserten keineswegs, erklärte er dem spanischen Gesandten. laut: Gott habe aus Barmherzigkeit den Schwedenköuig nach Deutschland gerufen. Ihm verdanke das christliche Rom nicht weniger, als das heidnische dem Camillus. Dem kaiserlichen Legaten, Cardinal Pazman, Primas von Ungarn, gegenüber, leugnete der Papst, je dos Restitutionsodict gebilligt zu haben; von den wiedererlangten geistlichen Gütern sei nichts den wahren Eigenthümem zurückgegeben worden, dafür züchtige jetzt Gott die Frevler



1) Kaiser.

Ferd. Qregororius, Urban

VIII.

im

Widerspruch

zu

Spanien

und dem

Stuttgart.

|{Utori»ch6 Jftlir«sWrirht(\

1^79.

UL

2

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m,i8

II.

Im CardinaUcollcgium kam

E.

Fischen

zu Thätlichkeiten mit den spanischen Der heilige Vater sperrte sich schliefslich in Castel Gandolfo von diesen Gift und Dolch fürchtete; als die Schweden Bayern er für Maximilian nur schöne Worte. Der kaiserliche Gesandte bezeichnete ihn nach seiner Rückkehr in Wien geradezu als'einen Ketzer und Protestantenfreund. Den Cardinal Borgia, Erzbischof von Sevilla, welcher als spanischer Botschafter Urban VIII. wegen seiner PoliGk einen geharnischten Protest aufdrang, verfolgte derselbe seit diesem Schritte mit allen Mitteln. Da durch die Schlacht bei Lützen, welche man in Rom durch kein Tedeum feierte, die Diugo in eine andere Lage gekommen waren, mufste er den verbalsten Mann drei Jahre lang in seiner Stellung in Rom dulden, bis er durch die Bulle ,Sancta Synodus“ (1634), in welcher allen Bischöfen bei den strengsten Kirchenstrafen in ihren Sitzen Residenz zu halten befohlen wurde, den König von Spanien zur Abberufung des widerwärtigen Cardinals zwang. Wallenstein, der als Herzog von Mecklenburg einen eigenen diplomatischen Agenten in Rom unterhielt, wurde von ihm durch einen Jesuitenpater angereizt, sich mit Frankreich zu verbinden und gegen den Kaiser zu wenden, doch sind diese Beziehungen bei dem Mangel an Material leider noch nicht genügend aufgeklärt. So begleitete unter Urban Vlll. das Papstthum, ausHafs gegen Habsburg, durch 21 lange Jahre den grofsen deutschen Krieg als passiver Zuschauer, ohne jemals darin in kühner Weise aufzutreten oder gar die Führung der Katholiken zu übernehmen. Mit der wirkungslosen Bulle ,In Coena Domini* in den Händen, hat sich die Curie den verderblichen Ergebnissen dieser dreifsigjährigen Revolution Europas gegenüber rein protestirend verhalten. Von einem durchaus anderen Gesichtspunkte betrachtet der Jesuit Karl Brischar ') in seiner Arbeit über den P. Adam Contzen S. J. die Verhältnisse der römischen Kirche auf deutscher Erde. Unter dem Titel einer ,kulturhistorischen Studio* feiert er seinen streitbaren Ordensbruder als Ironiker und National-Okouomen des' XVTI. Jhs.* Von einer wissenschaftlichen Kritik miifs selbstverständlich l>ei einem Schriftsteller abgesehen werden, der Wundergeschichten, wie ein Umflo.ssensein von überirdischem Lichte, Schwitzen von Blut bei Heiligenbildcni, Engelerscheinungen und ähnliches, gestützt auf das Zeugnis hochgestellter Glieder seiner Societät, in vollem Ernste berichtet. Adam Contzen wurde 1573 zu Montjoie geboren, trat 1595 iu den Jesuitenorden ein und empfing 1603 nach Vollendung seiner Studien die Priesterweihe. Literarisch machte er sich durch seine Vertheidigungsschriften für Bellarmin und heftige Angriffe auf den Heidelberger Reformirten David Pareus bekannt. Seine ,irenischen* Bestrebungen waren vor allen Dingen dahin gerichtet, es zu keiner Vereinigung zwischen den Lutheranem und Calvinisten kommen zu lassen, die beabsichtigte ,Religionsmengerci* zu hintertreiben und Deutschland den ersehnten Frieden durch die unbedingte Unterwerfung unter das Tridentinum zu verschaffen. In diesem Geiste publicirte er, zumal 1617 zum Reformations-Jubiläum, mehrere der heftigsten Flugschriften. 1621 erschienen seine ,Zehn Bücher über die Staatskunst*, eine wunderbare Verquickung von aristotelischen Gedanken und Lehren der restaurirten es

fast

Mitgliedern. ab, weil er

besetzten,

batte

,

1)

ökonnm

Karl Brischar des XVII. Jhs.

S. .1., P. Adam Contzen S. J., ein ireniker und NationalEine kulturhistorische Studie. Würzburg. efr. u. Kap. XXIV'.

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Deucschland 1618

— 1713.

m,i9

rümiachen Kirche, welche ihm aber eine Berufung nach Würzburg als Beichtvater des Bischofs und die Bekanntschaft mit Maximilian von Bayern verschafften. 1624 ging er nach München, verfafste dort den politischen Roman ,Geschichte des Königs Abissinus' (1628), wirkte auTserdem als fürstlicher Gewissensrath am Hofe des neuen Kurfürsten und starb 1635 infolge eines Steinleidens. Er gehörte neben Jacob Keller, dem ,Schrecken der Häretiker', zu den fruchtbarsten und schlagfertigsten Polemikern der Gesellschaft Jesu im XVII. Jb. Das Buch Brischars ist im Hinblick auf die religiösen Kämpfe der Gegenwart geschrieben und rühmt laut den .preiswürdigen Heldenmuth' des .Centrums im deutschen Reichstage', als der .Verkörperung einer acht konservativen, christlich-politischen Richtung', dennoch bietet es auch den wissenschaftlichen Forschern mannigfache Belehrung über die Thätigkeit der Jesuiten im XVII. Jh. aus sonst verschlossenen Quellen, wie aus dem Archive der Oberdeutschen Ordensprovinz S. J. Zu allen Zeiten wird Wallenstein eine der anziehendsten Erscheinungen des dreifsigj übrigen Krieges bleiben. Seine letzten Pläne zu durchschauen, hat Hallwich sich mit ungemeiner Sorgfalt bemüht. Als den Vorläufer einer gröfseren Arbeit veröffentlichte er 65 ungedruckte Briefe aus der Feder des Kurfürsten von Sachsen, Arnims, Sparres und anderer, welche sich auf die Verhandlungen des Friedläuders mit Johann Georg im Frühjahr 1632 beziehen und den Archiven von Wien und Dresden entstammen.') Nach Wallensteins Beseitigung auf dem Reichstage zu Regensburg schien das Ansehen des Hauses Habsburg binnen Jahresfrist dem gänzlichen Untergänge preisgegeben zu sein. Die Gewaltsamkeiten Tillys zwangen Johann Georg, sich dem Schwedenkönige in die Arme zu werfen: Arnim, der sächsische Feldmarschall, brach mit 7 8000 Mann in Böhmen ein und besetzte am 15. November 1631 Prag. Wallenstein, welcher in der böhmischen Landeshauptstadt mit fürstlicher Pracht lebte, hatte die kaiserlichen Feldherren umsonst ermahnt, alle zu Gebote stehenden Truppen rechtzeitig zu vereinigen und diesen Schlag abzuwehren, aberMarradas uudTieffen-





nicht die Männer einer energischen That, und Böhmen wurde Theil für Habsburg verloren. Doch noch eine andere, bei weitem gröfsere Gefahr bedrohte Ferdinand II.: Maximilian von Bayern, welcher schon im Mai 1631 unter strenger Geheimhaltung einen Allianzvertrag mit Frankreich abgeschlossen hatte, verhandelte im Anfang des November desselben Jahres durch den Baron Charnace wegen eines .Neutralitätsvertrages' mit Schweden! Legte jetzt auch die Liga die Waffen nieder, so war die Sache Österreichs nach der beleidigenden Entfernung Wallensteins verloren. Dieser verharrte trotz des erfahrenen Undankes dem Kaiser gegenüber in treuer Ergebenheit und hatte dem Wiener Hofe, auch als Privatmann, häufig Rath ertheilt, so z. B. nach der Niederlage bei Breitenfeld. Mit Dresden, insbesondere mit Arnim, trat er in- lebhafte Correspondenz der sächsische Agent Lebzelter zu Prag war ein gewöhnlicher Gast in seinem Hause. Vom 10. November 1631 an lassen sich actenmäfsig die ersten Versuche des abgesetzten Generals nachweisen, Kursachsen wiederum für die Sache des Kaisers zu gewinnen. Am 29. des-

bach waren zum grofsen



;

1)

Hallwich,

Wallenstein

für Geschichte der Deutschen in

und Arnim im Frühjahr Böhmen, 1878, XVII, 2,

1C32. 146.) cfr.

(Mittheil.

d.

Vereins

Kap. XV.



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ni.20

IT.

E.

Fischen

selben Monats fand eine geheime Besprechung mit dem sächsischen Feldmarschall auf dem Schlosse Kaunitz bei Nimburg statt. Das Resultat wurde allein dem Kaiser mitgetheilt. 15. Deceraber 1631 wurde das Commando über die kaiserlichen Truppen interimistisch in die Hände ihres gewaltigen Schöpfers zurUckverlegt , und die Verhandlungen mit Sachsen unter steter Mitwissenschaft Ferdinands fortwährend weiter geführt. Wallensteiu erstrebte Rücknahme des Restitutionsedictes und Frieden mit den

Am

Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. An demselben Tage, wo Tilly bei Rain fiel, erklärte er sich bereit, das Amt eines ,General-Capo der kaiserlichen Armada* zu übernehmen (15. April 1632). Was bis jetzt nach Archivuotizeu als Bedingungen dieses Schrittes angegeben zu werden pflegte, stammt aus einer fehlerhaften Abschrift einer 1632 erschienenen anonymen Flugschrift. Die wahren Bedingungen sind nicht direct überliefert, doch trat Wallenstein nach den Acten 1632 stets mit absoluter kaiserlicher .Pienipotenz* auf. Ein Theil dieser Correspondenz Arnims wurde intercipirt und der Sitte der Zeit gemäfs auch sofort durch den Druck verbreitet, weshalb der sächsische Feldmarschnil 1632 eine ,exculpatio* erschienen liefs. Die hervorragendste literarische Erscheinung zur Geschichte des kaiserlichen Generalissimus wird für lange Zeit wohl Hallwichs') umfangreiche Urkundenpublication ,Wallenateins Endo* bleiben. Mit grofser Sorgfalt sind die Wallensteiniaua des k. k. Haus-, Hof- und Staats-Archivs, die Acten des k. k. Reichs-Kriegsministeriums, des k. k. Adels, Hofkammer- und Hofkanzlei-Archivs, des Prager Landesarchi vs, des

(’lary-Aldringerschen Archiv.s in Teplitz, des Dresdener Hauptstaataarebives und des Gräflich Schaffgotsch’schen zu Warmbrunn in Schle.sien durchforscht worden. Es wurde so ein Briefwechsel des Friedentdeckt, dessen Umfang auf mindestens zehntausend bisher uugedruckter Schreiben veranschlagt werden darf, von denen der Vf. in zwei starken Bänden 135U Kümmern verüffeutlicht. Dieselben beziehen sich auf: 1. Walleustein in Prag fl. Januar bis 2. Mai 1633). II. Von Gitschiu nach Steinau (3. Mai bi.s 12. Ootober 163.3). III. Von Steinau bi.s Egcr (12. Üctober bis 25. Februar 1634). Was schon anderwärts gedruckt vorliegt, wurde grundsätzlich ausgeschieden, bis auf etwa ein Dutzend entscheidender Docuiuente, welche aber zum ersten Male nach den Originalen wiedergegeben werden. Das Ergebnis der Forschungen Hallwichs berührt sich vielfach mit denen Rankes. Wallcnsteins Gröfse zeigt sich vornehmlich in dem Organisiren der Armeen, wobei es für ihn in Sachen des Dienstes keinen Unterschied der Person und des Standes gab. Seit 1633 wirkte er ebenso sehr als Staatsmann wie als Feldherr, indem er in erster Linie den Frieden mit Sachsen und Brandenburg zu erreichen bestrebt war. Der Preis war der status quo ante, die Restauration der religiösen und politischen Zustände vor 1618, zunächst im deutschen Reiche. Bei diesen Plänen trat ihm bei Hofe eine festgeschlossene Partei feindselig entgegen, deren Führer kein geringerer war als der Thronfolger, welcher schon seit 1630 die Oberfeldherrnschaft für sich selbst wünschte. Er wurde unterstützt durch den geschmeidigen Ilofkricgsraths-Präses Grafen Heinrich Schlick, sammt länders

1) Iler.

Zwei Bände,

Hallwicll, «fr.

u.

Kap.

Walleii.sleins

Ende,

riigcdruiktc Briefe und Acten.

Leipzig.

XV.

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Deutschland KJIS

— 1713.

111,21

seinem Collegen, dem kaiserlichen Beichtvater l.amormHin, welcher zu Richelieu die vertraulichsten Beziehungen pflegte, und durch die Vertreter von Spanien und Bayern. ,Ich habe mehr Krieg mit etlichen ministris als mit allen den Feinden*, konnte Wallenstein mit Recht schreiben. Trotzdem arbeitete er ruhig weiter, um das sächsisch-brandenburgische Heer mit den kaiserlichen Truppen zu vereinigen und so die Schweden aus Deutschland zu werfen. Er rechnete darauf, den Kaiser und den übrigen’ Hof nach erfolgter Verbindung mit den evangelischen Kurfürsten durch seine Erfolge zu einer nachträglichen Gutheifsnng und Erfüllung seiner Versprechungen an die Verbündeten zu bewegen und auf diese Weise die kaiserliche Kriegspartei, allerdings gewissermafsen wider Willen, zum Frieden zu nüthigen. Da Ferdinand II. sich mehr und mehr den spanischen und bayerischen Interessen geneigt zeigte, so wuchs die Entfremdung zwischen ihm und seinem Generalissimus, denn Wallenstein wollte immer nur Böhmen und die Erblaude decken, ,sich defensiv halten und in einem sicheren Posto logiren, auch nichts hazardiren oder wagen.* Das schon stark erschütterte Vertrauen seines Kriegsherrn verlor der General schliefslich durch zwei starke Fehler, welche er als Staatsmann und Feldherr beging: seine Hoffnung auf den Frieden, welche ihn während der sächsischen Verhandlungen geleitet hatte, zeigte sich als eitel, und Bernhard von Weimar, der nach seiner Meinung es auf Eger münzte, nahm Rogensburg ein, trotzdem Wallenstein kurz vorher nach Wien geschrieben hatte ,Ich will meine Ehre zu Pfände setzen, dafs Der von Weimar nicht nach Bayern, sondern nach Böhmen gehen wird ln Wien verlor man in jenen Tagen nicht nur das Vertrauen zu des Oberfeldherru redlichem Willen, sondern auch zu seiner bisher bewunderten Fähigkeit. Es folgte die unabwendbare Katastrophe. Schon in Pilsen hörte Wallenstein, ,man disenrire alldort und zwar vornehme miuistri, von seinen actionibus sinistre, das Gute, so von ihm verrichtet werde, eigne man dem lautern Glück zu, die widrigen accidentia seiner Nachlässigkeit.* ln den letzten Tagen des Decembor 1633 dachte der Kaiser ernstlich daran, ,dem Hei-zog von Friedland die Kriegsdirection und das Generalat zu nehmen.* Es sollte ,etwas Wichtiges mit Qualitätspersonen vorfallen.* Von alledem wufste aber auch Wallenstein! Das Verhältnis zwischen dem Monarchen und Feldherm ist von nun an total verändert: jetzt sind beide wirkliche Gegner. Wallensteins Trachten bleibt nach wie vor der Friede, doch nun thatsächlich mit oder ohne Zustimmung des Kaisers. Noch nannte ersieh ,von Gottes Gnaden Herzog von Mecklenburg* und , unmittelbarer, freier Reiebsstand.* Ferdinand batte ihn heimlich und hinterlistig entsetzt, er war nun Herr seiner selbst, wie die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg. Ilow, ein Märker von Geburt, Trcka, h'riedlands Schwager, ein heimlicher Utraquist, nur durch die herrschende Politik zum römischen Bekenntnis genöthigt, und Kinsky, der 1618 für die hlrwählung des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen zum Könige von Böhmen gestimmt hatte, das waren die Männer, unter deren Einflüsse Wallensteins letzte EntVom 26. December 1633 scbliefsungen gefafst und ausgeführt wurden. haben wir Andeutungen Trekas an Kinsky, dafs Wallenstein entschlossen sei, nicht allein mit den evangelischen Kurfürsten sich ,zu veraccordireu*, sondern auch mit Frankreich und Schweden, ln dem kaiserlichen Patente vom 24. Januar 1634, welches nicht erst nach der Katastrophe entworfen ist, aber vorläufig geheim gehalten wurde, wird der kaiserliche General :

*

!

,

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m,22

II.

E.

Fiicher:

Oberste Feldhauptmann' als gewesen* bezeichnet, den Conspiranten von Filsen aber mit Ausnahme Friedlands, Ilows und Trckas Pardon angeboten. Der sehnlichste Wunsch des Thronfolgers wurde erfüllt: er wurde zum Noch im Januar erging an die übrigen ,bestellten Generalhaupt* erklärt. neu ernannten Ileerführcr der Befehl zur Execution gegen Wallenstein. In welcher Form dieser Befehl gegeben wurde, und wie die seitherigen Unterfeldherren und zum Theil Vertrauten Wallensteins sich ihrer Aufgabe zu entledigen suchten, kann aus der vorliegenden Correspondenz nicht genügend Dafs der Befehl ertheilt wurde, sowie dafs derselbe dargelegt werden. durch die Befehligten zur Ausführung kam, ist unzweifelhaft erwiesen. In der nach Wallensteins Hinrichtung veranlafsten Staatsschrift wird anzdcücklich der stricte Befehl erwähnt, sich seiner lebendig oder todt Der kaiserliche Kath fand eine nachträgliche Verzu bemächtigen. urtheilung Wallensteins für überflüssig. Bis zum letzten Augenblicke hatte der Generalissimus sich den Rückzug offen gehalten. Sein Untergang ist das Produkt einer Summe von Potenzen, deren keine unterschätzt werden darf. Nach dem Tage von Eger fand eine Reorganisation der kaiserlichen Armee in streng kirchlich-katholischem Geiste statt, aber trotz des Nördlinger Sieges bewährte sich Wallensteins Prophezeiung, es sei ,nichts gewonnen*, ob man noch ,zehn victorias* erfechte. ,Der Herauszug des spanischen Volkes bewirke nur, dafs Frankreich und andere aemnli sich In den Anmerkungen hat Ha 11 wich wiederholt auch darein mischten.* Gelegenheit, an den Arbeiten Hurters eine scharfe Kritik zu üben. Aus dem gräflich Harrachschen Archive zu Wien veröffentlichte Tadra ') 202 eigenhändige Briefe Wallensteins an seinen Schwiegervater, den Kaiserlichen Geh. Kath Karl v. Harrach, aus den Jahren 1625 Dieselben, 27. meist so vertraulichen Inhaltes, dafs Wallenstein um ihre Vernichtung bittet, sind ganz besonders wichtig zur Aufklärung seiner persönlichen Verhältnisse zu vielen hervorragenden Persönlichkeiten jener Zeit, wie zum Herzoge von Bayern, zu Tilly, Collalto und anderen. Ans allen leuchtet hervor, dafs Wallenstein durch und durch dynastisch gesinnt war, aber schon seit 1626 mit den Ränken einer Hofpartei, welche von München ans unterstützt wurde, heftig zu kämpfen hatte. Über Tilly urtheilt er, ,er sei der bairischen Commissari Sclavo und müsse wider Ragon travagliren*, die Vereinigung desselben mit der kaiserlichen Armee wurde durch ,8emes Herren secrete instrnction* stets verhindert. Ganz besonders wichtig ist die Correspondenz für die Geschichte des Feldzuges in Deutschland und Ungarn 1626, da Wallenstein beinahe täglich, immer aber in sehr kurzen Unterbrechungen, schreibt. Aueb für das Privatleben des Friedländers finden sich manche interessante Bemerkungen, so gesteht er seinem Schwiegervater einmal offen ein, dafs er sich ,einen Rausch gesoffen* habe, sonst aber sehr mäfsig lebe, ,rohen Schinken esse und Brühe trinke*, worüber sich seine Frau gewifs freuen werde. Der Pnblication der Wallensteinschen Briefe fügt Tadra einen Aufsatz über das Wirken des Feldherm seit der Prager Schlacht bis zu seiner Erhebung zum Herzog und Obercommandanten der kaiserlichen Armee hinzu ,





Tadra,

Briefe Albrechts von Waldstein an Karl

von Harraeh (1G25— 27).

1) Herigenbändigen Originalen des Gräflich Harrachschen Archivs in (Fontes rer Austr. II, 2.)

Zwei Bände. 'ien.

Wien

hersns-

XU,

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Deutächlaad 1618

— 1713,

J

11,23



(1620 25). Ad der Prager Schlacht hat er persÖDlich wegou einer schwei-en Erkrankung nicht theilgenommen, nach derselben uuterwnrf er die Städte 1621 deckte er Mähren des Schlaner, Satzer und Leitnieritzer Kreises. gegen die Scharen des Markgrafen von Jägerudorf und die mit demselben verbündeten Ungarn. Im Jahre 1622 wurde er ,Obristcr von Prag*, wo seitdem ein Theil seines Regimentes als Besatzung lag. Aufserdem war er besonders für die Vermehrung seines Grundbesitzes thätig. Nachdem er sich am 9. Juni 1623 mit der schönen und geistreichen Isahclla Katharina V. Harrach vermählt hatte, wurde er am 13. Juni 1625 zum Herzog des neu erworbenen Fürstenthums P’riedland ernannt. Die Armee von 1625 warb er zwar unter seinem Namen und mit seinem Golde, aber der Ausspruch, dafs er wohl 50000 Mann, doch nicht 20 000 zu erhalten vermöge, und der Gedanke, das Heer ohne Kosten des Kriegsherrn, nur durch Requisitionen zu verpflegen, gehört in das Reich der Märchen. Der Aufsatz ,Vrullensteins Heere und Kriegführung im Lichte seiner Zeit* ist die Arbeit eines unwissenden Dilettanten ohne jeden Werth

und wäre besser ungedruckt geblieben.') Über den Feldzug Arnims in Mecklenburg, Pommern und Preufsen bat Irmer‘) eingehende Studien mit Benutzung der Acten des Geh. StaatsArchivs zu Berlin veröffentlicht. Unter Wallensteins Oberleitung besetzte bis auf die Stadt Rostock, nachdem die Dänen auf die Insel Poel zurückgeworfen waren. Von dort wandte er sich, trotzdem Bogislav XIV. von Pommern offen für den Kaiser eingetreteu war, aller Proteste ungeachtet, auch gegen dieses Herzogthum und erzwang durch die Capitulation vouFrauzburg das Recht, die Städte desselben mit kaiserlichen Völkern zu belegen. Bei diesem Vorgehen fand er allein in Stralsund Widerstand, da der Handel der blühenden Stadt mit den nordischen Völkern zu Grunde gerichtet wäre. Auf Drängen der unteren Volksschichten brach man dort mit dem Reiche und nahm die Unterstützung Dänemarks und Schwedens an. Ranke bezweifelt, dafs sich Wallenstein des Ausdrucks bedient habe, die Stadt müsse herunter und wenn sie mit eisernen Ketten au den Himmel geschmiedet sei. Irmer weist das Vorkommen dieser Worte in gleichzeitigen Flugschriften nach. Nach mifslungenen Versuchen, sich mit Gewalt des Ortes zu bemächtigen, mufstc Arnim abziehen .unter dem pretext*, es geschehe auf des Herzogs Bogislav Begehren. Von Wallenstein verletzt, trat er nach der Einnahme des Schlosses zu Wolgast als .krank* von dem Commando zurück, liefs sich aber dennoch wieder bewegen, dem Polenkönige 14 000 Mann gegen Gustav Adolf (April 1629) zuzuführen. Man wünschte in Warschau seine Hilfe nicht und legte ihm Hindernisse aller Art in den Weg, weil er früher selbst .unter Gustavo gedient* und deshalb Mifstrauen erregte; aufserdem sollten die Waffenstillstands-Verhandlungen vor sich gehen. Wider den Willen Sigismunds brach der kaiserliche General in Preufsen ein und schlug den Schwedenkönig auf der Stuhmer Haide, blieb seit jener Zeit aber in defensiver Stellung. Als er gegen Königsberg marschireu sollte, nahm er aus Rücksicht auf seinen

Arnim 1627 Mecklenburg

Wallensteiiia Heere und Krieg1 ) H. B. Königl. preufsiseber Infantcrieoffizier. lubrung im Lichte seiner Zeit. Dessau. 2 } Dr. G. Irmer, Hans Georg v. Arnim Heerführer in Pommern und Polen. (Forsch, zur deutschen Geschichte



als kaiserlicher

XIX,

273.)

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II.

111,24

K.

Fischer:

Lebnsherru, den Kurfürsten Ton Brandenburg, den Abschied. Vom Polenkönige trennte er sich in offener Feindschaft. Die Verhandlungen des Conventes zu Heilbronn, welcher nach der Ijützener Katastrophe einen Thcil der antikaiserlichen Partei von neuem Kach dem vereinte, behandelt KUscl*) in einer kleinen Monographie. Tode Gustav Adolfs lag die Möglichkeit vor, dafs Kursachseu die Führung in Norddeutschland übernahm, aher Johann Georg arbeitete dem Kanzler Ozenstierna erfolglos entgegen. Der Bund zwischen den vier oberen Keichskreisen und der Krone Schweden wurde zu Stande gebracht, und durch das energielose und zweideutige Verhalten des Kurfürsten von Sachsen blieben die deutschen Geschicke in den Händen der Ausländer. Den Schweden wurde eine Entschädigung zu Ende des Krieges gewährleistet. Dudik, der gelehrte Beuedictiner und Landeshistoriograph Mährens, veröffentlichte als Prodrom us zu der 1880 stattfindenden vierzehuhimdertjährigeu Geburtsfeier seines Ordensstifters die Resultate seiner umfassenden Studien über die ,Schweden in Böhmen und Mähren' (1640 Die 50).*) Materialien lieferten ihm das AiVieuer Kriegsarchiv, das Reichsarchiv zu Stockholm, wo er die verloren geglaubte Fortsetzung von Chemnitz (Geschichte des dreifsigjährigen Krieges) fand, und das gräflich Wrangelscbe Familienarchiv zu Skokloster. Ähnlich wie bei seiner Veröffentlichung über



Vi’^allenstein,

,reihet

er

die

einzelnen Blätter

aneinander', indem

er

die

Actenstücke in ihren wichtigen Theilen, ja oft ganz wörtlich giebt und durch einen verbindenden Text verknüpft. Auch aus dem dritten Theile des Chemnitz werden grofsc Stücke mitgetheilt, da derselbe nur in wenigen Exemplaren gedruckt wurde und ziemlich selten ist. Wesentlich Neues über die Politik der betheiligteu Staaten erfahren wir nicht, doch wird unsere Kenntnis der kriegerischen Ereignisse und des Kulturzustandes Mährens in damaliger Zeit in hohem Mafse gefordert. Überall tritt die vollkommene Zerrüttung aller Verhältnisse infolge des Krieges, überall das ausgeprägte Söldnerthum der kämpfenden Armeen zu Tage. Fahnenwechsel selbst höherer Offiziere ist häufig, die Disciplin der Soldaten eine heiUose. Sehr werthvoll sind die Berichte Torstensons, namentlich aus dem Lager bei Brünn, in welchen auch Rakoczys zweideutiges Verhalten klarer hervortritt, ferner die Relation Wrangels über die Eroberung Egers (Juli 1647), Holzapfels über den Verlauf der Gefechte bei Triebei und andere, endlich die Fülle officieller und privater Schreiben über die Einnahme der Kleinseite von Prag und die darauf folgende Belagerung der Altstadt bis zum Friedensschlüsse. Nicht selten finden sich auch amtliche statistische Angaben; wie wenig zuverlässig jedoch diese Zahlen sind, hat Koser (Sybels Hist. Zschr. 1879, 141) nachgewiesen. Sehr anerkennenswerth ist, dafs der Vf. den Schweden vollkommen Gerechtigkeit widerfahren läfst, wie er unter anderm die lobende Charakteristik Torstensons aus Chemnitz vollständig abdruckt (S. 238). Dafs er glaubt', Ferdinand habe im Restitutionsedict und Prager Frieden die Hand zu einem aufrichtig gemeinten Religions-

Küsel, Der Ueilbronner Convent. Ein Beitrag zur Geschichte des Krieges. Haile, 1878. B. Dudik, Schweden in Böhmen und 50). Mach kaiserlich üsterreiehisclien und königlich schwedischen Quellen nnd mit UnlerstOtzung der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften herausWien. cfr. Kap. XXIV.

1) Alb. dreifsigjährigen

Mähren (1640 dargestellt

gegeben.





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DculHcbland 1G18-1713.

111,25

frieden geboten, dafs er Friedrich V. .räuberisch' nach der böhmischen greifen läfst, wollen wir dem Ordensbruder nicht übel nehmen.

Einen ,Nachweis der an das Trandorffsche Regiment wöchentlich zu leistenden Servisgelder

vom

25.

Mai 1643'

in

Krone

Magdeburg

veröffentlichte

Holstein.') Auf Grund der im Schlosse Spies bei Bern aufgefundonen Acten des Generalmajors Johann Ludwig v. Erlach schilderte Aug. v. Gonzenbach’) die Zustände der weimarischen Armee unter der Führung dieses Feldherm. Schon vor 1639 standen in einzelnen Compagnien mehr übergetretene Katholiken als protestantische Soldaten, so dafs Herzog Bernhard streng darauf hielt, alle religiösen Spöttereien möglichst zu verhindern. Es kam auch seltener zu Streitigkeiten zwischen den Katholiken und den Evangelischen als zwischen den Parteien der letzteren selbst, den Lutheranern und Calvinisten. So äufsertc der gewesene Hofprediger des verstorbenen Sachsenherzogs 1639 an öffentlicher Tafel, ,die Calvinisten seien nicht höher zu achten als die Heiden und Türken', und zog sich dadurch den Zorn des reformirten Generalmajors und zeitweiligen Oberbefehlshabers zu, welchen er durch ein demüthiges Schreiben zu besänftigen versuchte. Unter den Bewerbern für die Armee Herzog Bernhards stand nach dessen Tode der Kurprinz Karl Ludwig von der Pfalz obenan. Seine Hoffnung ging dahin, durch dieses Heer seine Ei'blande wieder zu gewinnen. Bevor er seinen Zweck erreichte, hatten jedoch die Directoren und Obersten schon mit Frankreich abgeschlossen, und als er incognito zur Armee zu reisen beabsichtigte, liefs ihn Richelieu festnehmon und als Gefangenen nach Vincennes abführen. Dieses Verfahren gegen einen deutschen Reichsfürsten und Neffen des Königs von England erregte bei der weimarischen Armee sowohl als in Britannien, Holland und in anderen evangelischen Staaten grofse Aufregung. Eine sich daran knüpfende Correspondenz des englischen Gesandten Oliver Flemming zu Basel und des franz. Rathes Stella, der vom Könige nach Breisach geschickt war, theilt Gonzenbach mit. Die letzten Schlachten des dreifsigjährigeu Krieges auf württembergischem Gebiete, die Gefechte bei Herbsthausen und Allerheim 1645, unterzieht Hauptmann A. Pfister*) in Stuttgart einer eingehenden BeDie Armeen sind geringer als in den früheren Epochen, meist trachtung. 16 17 000 Mann stark, da das Menschenmaterial in Deutschland unglaublich zusammengeschmolzen ist. Die Kavallerie macht häufig die Hälfte der Truppen aus, so dafs die grofse Beweglichkeit oft an die Marschgeschwindigkeit moderner Heere erinnert. Im März 1645 überschritt Turenne den Rhein hei Speier und drang in Schwaben ein, am 16. April wurde Hall besetzt. Darauf zogen ,die weimarischen Franzosen in Franken auf der Bratwurst herum', doch befahl der Oberfeldherr, kein Regiment dürfe sich vom Dorfe Herbsthausen, das als Sammelplatz bestimmt wai', weiter als zwei Stunden entfernen. Da es die Regimentskommandeure damit nicht so genau nahmen, machten der bayerische Feldmarschall Mercy und General Joh. V. Werth, welche bei Feuchtwangen lagen, mit grofser Kühnheit und



1 ) Holstein, Nachweis der au das Trandorffsche Regiment in Magdeburg wöchentlich zu leistenden Servisgelder vom 25. Mai 1643, in: Geschichtsblätter IQr Stadt und Land Magdeburg, 1878, S. 206. 2) Berner Taschenbuch auf das Jahr 1879 von Ur. £mil Blüsch. Bern 1878. 8) A. Pfister, 1. Dir Schlacht bei Herbsthausen; 2. Die Schlacht bei Allerheim. 1645. Württembergische Vierteljahrshefte für tiandeS' geschichte U, 145 ff., 242 ff. cfr. Kap. XVI.





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-

m,26

II.

£. Flacher;

Umsicht einen Überfall, der glänzend gelang, so dafs Turenno sich mit den Resten seiner Armee über den Main zurückzieben mulste. Abgesehen von dem nachlässig betriebenen Vorpostendienste und der weiten Dislocirung der Truppen wurde der Verlust durch die verkehrte Anordnunjg des Lärmplatzes herbeigefübrt. Napoleon I. findet den Hauptgrund der Niederlage in dem falsch gewählten Sammelpunkte, da Herbsthausen schon in der Vorpostenlinie lag, während bei Mergentheim die Armee vier Stunden eher hätte versammelt sein können. Der Kampf währte nur eine Stunde. Diese Niederlage wieder gut zu machen, stellte man Conde, den Herzog von Enghien, an die Spitze des französischen Heeres, der auch die Truppen unter Turenne, Grammont, Geis und Köuigsmark an sich zog und bis Mergentheim unter barbarischen Verwüstungen vordrang. Der herrische Bourbon beleidigte jedoch die verbündeten Generale, und Geis wie Königsmark waren keineswegs willens, dem französischen Oberbefehl blindlings zu folgen. Der trotzige Brandenburger zog auf den nördlichen Kriegsschauplatz nach Koburg ab, ohne Conde zu fragen, doch blieben wenigstens die Hessen auf Befehl der Landgräfin Amalie unter Geis noch einige Zeit bei der französischen Armee. Üm den Weg an die Donau zu verlegen und Dinkelshühl und Nördlingen zu schützen, nahm Mercy Stellung bei Aller heim, eine Meile östlich von der letzteren Stadt, wo es am S. August zur Schlacht kam. Im wesentlichen war es ein wütbendes Gefecht um den Besitz dieses Dorfes. Mercy fand dort den Tod an der Spitze seiner Leute, Conde wurde durch den Arm geschossen, und schliefslich die Bayern führerlos aus Allerbeim hinausgedrängt. Job. von Werth ritt zwar alle drei Treffen seltener

des französischen rechten Flügels nieder, entfernte sich jedoch bis auf zwei Stunden verfolgend und plündernd vom Schlachtfelde, das er bei seiner Rückkehr am Abend in den Händen des Feindes fand. Er sammelte die Trümmer des bayerischen Heeres, blieb noch bis 1 Uhr Nachts auf dem Beide Tbeile Schlosse Allerheim und zog dann gegen Donauwörth hin ab.

4000 Todte gehabt, die Bayern verloren 2000 Gefangene, Für den verwundeten Conde übernahm Turenne wieder das Commando, so dafs sich am Ende des Jahres die beiderseitigen Armeen annähernd in denselben Stellungen wie zu Anfang desselben befanden. hatten gegen

Einen nachgelassenen Aufsatz aus der Feder

Rüstows

über

die

im dreifsigjährigen Kriege veröffentlichte die Allgemeine Militär-Zeitung'); es sind Studien über die taktische Bedeutung der Kavallerie im XVII. Jh. auf Grund bekannter Quellen, welche nichts

Reiterei

wesentlich Neues heibringeu. Der Jahrgang 1879 der

Geschichtsblätter für Stadt und Land bringt die letzte der so anziehenden Arbeiten des am 22. December 1879 verstorbenen Pastor Winter*) zu Altenweddingen über die socialen Zustände in der Landschaft südwestlich von Magdeburg während des dreifsigjährigen Krieges. Mit unermüdlichem Fleifse hat der Verfasser Familienchroniken und andern privaten Aufaus den Kirchenbüchern zeichnungen, zumal der Pfarrer, unter steter Berücksichtigung der gleich,

Magdeburg*

,

Allgemeine Militär-Zeitung. 1) Rästow, Die Reiterei im (Ireifsigjährigen Kriege. 14. Darmstadt, No. 10 2) Winter, Die soeialen Zustände in Magdeburg während des dreifsigjährigen Krieges. Geschichtsblätter filr Stadt und Land Magdeburg 1878 (XIII. Jahrg.), S. 56— 90. 113—49, 287-319, 362—95; 1879 (XIV. Jahrg.) S. 404—20.





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üeutschlmnd 1618—1713.

111,27

Drucke und der Publicationcu der Gegenwart eine Fülle atatistischer und knlturhistoriacber Materialien zuaammengetragen und in Anualenfomi nach Ortschaften geordnet, welche den Forscher belehrende Einhlicke in das gesellschaftliche Leben jener wilden Zeiten thun lassen. Die Thätigkeit der Geistlichen während des Krieges und der Wiederaufbau der verzeitigen

wüsteten Ortschaften finden besonders eine eingehende Behandlung. Eine Anzahl verwandter Notizen bietet Wernicke in seinen .Archäologischen Wanderungen durch die Kirchen des Kreises Jerichow I.“j während Dürr eine interessante Studie über das Eindringen der .Tuden in die freie Reichsstadt Heilbronn*) veröffentlicht, flbwohl gesetzlich die Israeliten dieselbe nur bei Tage gegen einen Zoll betreten durften, nisteten sie sich nach der Besetzung durch den französischen Generalmajor La Vareune (1647) unter dem Schutze der frepiden Söldner .gegen die Privilegia' mit semitischer Zähigkeit ein. ,Die Judencalamität erscheint als eine Folge des Franzosenübels.‘ Unter dem persönlichen Schutze des Commandauten trieh der schlaue Jude Aaron Mcdizinalpfuscherei, commercierte mit allerhand Sachen, kaufte gestohlenes Gut auf und zog dem ehrsamen Rathe zum Hohn ,haufenweise‘ Glaubensgenossen in die Stadt. Als Mitte 1649 nach dem Abgang Yarennes ihm zu Leihe gegangen werden sollte, entzog er sich

der Jurisdiction mit Hilfe der Deutschherren-Regierung zu

Mergentheim.

Der Commenthur zu Homeck nahm ihn unter seine Fittiche! Aaron brachte dann klugerweise seinen Procefs an das Kaiserl. Kammergericht, wo er nie zum Abschlufs kam. Auch in das Gebiet der Herrschaft Hohenlohe kamen die Israeliten durch Begünstigung des Deutschmeisters, als dieser die Grafschaft Weikersheim 1637 48 im Besitz hatte. E. Charveriat*) schrieb für einen französischen, des Deutschen nicht mächtigen Leserkreis, unter vorzugsweiser Benutzung der neuesten Forschungen in unserem Vaterlande, bis auf Ranke und Gindely herab, eine übersichtlich gehaltene Darstellung des dreifsigjährigen Krieges. Mit Recht betont bei dieser Gelegenheit Gabr. Hanotaux in seiner ausführlichen Besprechung des Buches (Revue bistorique 1880, 448) dafs die französische Geschichtschreibung sich endlich auch an der Untersuchung dieser Epoche betheiligen und die Ausbeutung ihrer heimischen Archive nicht den Gelehrten Deutschlands und Schwedens überlassen möge. Die Kritik liefert Bufserdem einige Beiträge aus den Acten des auswärtigen Amtes zu Paris,



welche sich auf das Verhältnis Wallensteins zu Richelieu beziehen.

1) Wernicke, Arrhäulogische Wanderungen durch die Kirchen des Kreises Jerichow. Geschichtsblätter für Stadt und Land Magdeburg, XfV, 1 51. 2) Dürr, Das Eindringen der Juden in die frei« Reichsstadt Heilbronn. Wflrttembcrgische Vierteljahrshefte für Landesgeschichte, Jahrg. II, I, 76. 3) E. Charreriat, Histoire de la guerre de Trente ans. Pion 1878, 2 vols.







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Iir.

111,28

R.

Kosen

in.

R. Koser.

Deutschland 1713 — 17SG. Die bedeutendste Erscheinung des vergangenen Jahres sind die drei ersten Bände der Politischen Correspondenz Friedrichs des Grufsen. ') Die Publica tion bildet den Höhepunkt dessen, was in der letzten Zeit für die Sammlung und Herausgabe von Quellen zur Geschichte König Friedrichs geleistet worden ist. Ein Seitenstück zu der Ausgabe der (Euvres de Frederic le Grand, wird die Politische Correspondenz die letztere an Umfang voraussichtlich noch übertreffen; nach dem Voranschläge sind etwa 30 Bände in Aussicht genommen, obgleich die Sammlung sich auf das Gebiet der auswärtigen Politik beschränkt. Die Oeuvres de Frederic le Grand enthalten in der Abtheilung Correspondance ihrem Plane nach nur Briefe, welche die literarischen und persönlichen Beziehungen des Königs betreffen. Da sich der Herausgeber der (Euvres, der verstorbene Preufs, nicht ganz streng an diesen Grundsatz gehalten hat, so werden bei der Veröffentlichung der Politischen Correspondenz manche, bis jetzt wenig zahlreiche Wiederholungen nöthig. Aufserdem war seit längerer oder kürzerer Zeit eine Anzahl politischer Briefe des Königs gedruckt, deren Originale sich in fremden Archiven befinden; aus dem österreichischen Archiv hatte Arneth (Maria Theresia Bd. I) ein paar Fridericiana aus deb Königs ersten Regierungsjahren veröffentlicht, aus den englischen Archiven Raumer (Beiträge zur neueren Gesch. II.), aus dem ehemaligen Dessauer Archiv Orlich (Gesch. der schlesischen Kriege), aus dem Zerbster Siebigk (Katharinas II. Brautfahrt nach Rufsland); die in den Memoiren vonValory, Luynes, Koailles, in der Sammlung ,Campagnos des marechaux de Broglie et de Belle-Isle‘ sowie in den Analckten zu der neuen Ausgabe von Rankes Preufsiseber Geschichte mitgetheilten Briefe stammen aus französischen Archiven. Die grofse Masse aber der in der ,Politiscben Correspondenz* vereinigten Schriftstücke sind Inedita. Freilich wurde die Correspondenz des Königs vor ihrer Veröffentlichung bereits in umfassendem Mafse für darstellende Arbeiten verwert het; zuerst in den vierziger Jahren dieses Jahrhunderts durch Ranke, dann in ausgedehntestem Grade durch Droysen für seine Geschichte der preufsischen Politik, zuletzt von dem Schreiber dieser Zeilen für die Einleitungen zu der Ausgabe der Preufsischen Staatsschriften aus der Regierungszeit Friedrichs II. Das nunmehr in Angriff genommene grofsartlge Urkundenbuch beabsichtigt, den persönlichen Antheil des Königs an der auswärtigen Politik seines Staates festzustellen und hervortreten zu lassen. Aus der grofsen Fülle der Documente, welche

Ij Politisclio

C*nrTo.-.poiid(?nr.

Kriedrichs des (irofsen. Bd.

530; 404 S. ; zwei Ausgaben in 4" und

gr.

8*’}.

Berlin, A.

I— lll

(XVI, 472;

Ooncker.

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Dentachland 1713—1786.

m,29

nach der damaligen Geschäftsordnung mit der Unterschrift des Königs ausgefertigt wurden, unter dem bezeichneten Gesichtspunkte und nach bestimmten äufseren und inneren Kriterien eine Auswahl zu treffen, ist der wesentlichste Theil der Redactionsarbeit, welche dem Ref. von der mit der Leitung der Herausgabe betrauten Commission der Berliner Akademie, Bei dieser J. G. Droysen, M. Duncker, H. v. Sybel, übertragen wurde. Anlage der Sammlung tritt dem Leser aus den mitgetheilten Briefen und Erlassen des Königs ein überraschend lebendiges Bild der Persönlichkeit entgegen, photographisch treu ohne jede Retouche, während doch nach dem Stande der Forschung unsere Kenntnis der Vorgänge und Motive aus den Der dritte ersten Bänden nicht wesentlich erweitert oder berichtigt wird. Band führt bis zum Schlüsse des Jahres 1744, bis zur Rückkehr Friedrichs II. aus dem miCslungcnen böhmischen Feldzuge. Ein hübsches Zusammentreffen, dafs uns gleichzeitig mit den Briefen des jungen Königs die Jugendredaction seiner Histoire de raon temps vorgelegt wird, ') seine 1746 unter dem unmittelbaren Eindruck der Ereignisse entstandene Darstellung des Zeitraums der beiden schlesischen Kriege, eine Niederschrift, die später in ihrem frischen Farbenreichthum als ,die Arbeit eines jungen Mannes' vor den Augen dos alternden Königs keine Gnade fand und 1775 im Interesse der Einheitlichkeit des seitdem fortgesetzten Memoirenwerkes von ihm umgearbeitet und dann in dieser veränderten Auch hier stehen wir nicht vor völlig Gestalt 1788 gedruckt wurde. Ranke und Droysen hatten für ihre Darstellungen die Unbekanntem. Handschrift der Redaction von 1746 benutzt; Ranke hatte das erste Kapitel zum gröfsten Theil veröffentlicht und das Verhältnis der beiden Redactionen zu einander charakterisirt schon 1788 hatte Graf Hertzberg den Avantpropos der älteren Redaction hcrausgegeben dessen Vergleichung mit der Vorrede von 1775 \V. Wiegand das Thema zu seiner Dissertation (Strafsburg 1874) gegeben hat. Dem nunmehrigen Abdruck des Ganzen läfst der Herausgeber, Max Posner, ein mit grofser Sauberkeit angefertigtes V'erzeichnis der Variauteu der älteren Redaction von der jüngeren folgen, sowie eine nach Materien geordnete systematische Übersicht der wichtigeren Abweichungen und Zusätze beider Redactionen, nachdem er bereits früher in seinen Untersuchungen ,Zur literarischen Tliätigkeit Friedrichs des Grofsen' (vgl. den voijähi'igeu Bericht S. 445) einige Actenstücke und Daten über die Entstehung der Hi.stoire von 1746 gegeben hatte. Aus den beiden ersten Bänden der politischen ('orrespondenz werden die Parallelstellen beigebracht. Eine an sich umsichtige und sorgsame Abhandlung von Holtz über Quellen und Glaubwürdigkeit gewisser Kapitel der Histoire de mon temps *) hat den Zeitpunkt ihres Erscheinens insofern ungünstig gewählt, als sie durch die Publicationen von Posner alsbald überholt ;

,



worden ist. Noch von einer dritten Seite wird

ein Ineditum aus Friedrichs Feder Louis Vinn, der 1878 eine Studie über Montesquieu und seine Werke veröffentlichte und bei dieser Gelegenheit die

der Öffentlichkeit übergeben.

Kedaetion von 1746. Herausgegeben 1) Frederic II,, Histoire de mou temps. Max Posner (Publicationen aus den königlich preufsUeben Staatsarchiven IV, 142 Leipzig, S. Hirzel. 2) Holtz, Friedrichs des Grofsen Darstellung der Ursachen des österreichischen Erbfolge- und des schlesischen Krieges. Programm der höheren Bürgerschule zu Kiesenburg, 24 8., 4‘>,

von

bis 499).



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m,30

ni.

R.

Koier:

Veröffenilichang Ton fridericianischou Kandbemerkuugen zu der .Grandeur des Romains* in Anssicht stellte ') hat jetzt sein Versprechen eingelüst und seiner neuen Ausgabe der Grandeur diesen Commentar eines praktischen ,

Staatsmannes und Feldherm beigefftgt. Vian unterlüfst es, für die von in einer durch nichts documentirten Abschrift aufgefundenen Marginalien den Beweis der Echtheit anzutreten. Es darf indes allerdings gesagt werden, dafs dieselben nicht nur nichts enthalten, was den Anschauungen Friedrichs widerspräche, sondern auch, zum Theil wenigstens, schon aus äuTseren Gründen unbedingt für Friedrich in Anspruch genommen werden müssen (vgl- S. 108 Anm. mit Polit. Corresp. III, 39, Uistoire de mon temps 1746, S. 163, 164; 1775, S. 5). Einen terrainus post quem für die Aufzeichnung der fridericianischen Noten hätte der Herausgeber mit Berücksichtigung von S. 241 fixiren können, wo des an den Küsten von Schottland seine Andacht verrichtenden stuartischen Prätendenten (1745, Von diesem merkwürdigen Document für die Be1746) gedacht wird. rührungspunkte Friedrichs mit Montesquieu kommen wir gleich hier auf E. du Bois-Reymonds in der Berliner Akademie gehaltene Rede über des Königs Verhältnis zu einem anderen französischen Philosophen, zu Rousseau. Für die auffallende Erscheinung, dafs Friedrich, der äufserlich nur einmal, durch das bekannte groteske Schutzgesuch des philosophischen Naturmenschen, in Berührung mit Rousseau kam, trotz seiner eigenen literarischen Ader die rein schriftstellerische Seite an dem Vf. des Emile nicht würdigte, hat du Bois die Erklärung, dafs Friedrich als literarischer Jünger Voltaires zu eingewurzelt war in der klassischen Tradition, um Rousseaus Flug in andere Regionen zu folgen. Aufser den angeführten Schriften königlicher Herkunft, der Politischen Correspondenz, den Memoiren von 1746, den Glossen zu Montesquieu, ist an Quellenpublicationen für unsere Periode nur noch die Fortsetzung der in unserem vorigen Berichte S. 449 kurz charakterisirten westfälischen Chronik aus der Zeit des siebenjährigen Krieges *) erschienen. Eine Notiz von Charles Piot‘) lenkt die Aufmerksamkeit der Forscher auf die im Brüsseler Archiv befindliche Correspondenz des österreichischen Botschafters im Haag, Karl Cobenzl, mit österreichischen und französischen Offizieren, die auf Gachards Veranlassung neuerdings geordnet ist und für die militärische Geschichte des siebenjährigen Krieges in Betracht kommt. Von darstellenden Veröffentlichungen ist in erster Reihe der Schlufsband von Alfred v. Arneths Biographie Maria Theresias zu nennen,**) aus dessen reidhem Inhalte hier nur die Abschnitte über di« auswärtige Politik

ihm nur



Zsehr. für preuls. 1) VkI. Kdm. Meyer, Kriedrioli der Grofse und Montesquieu. Geschichte XVI, 371 — 711; sowie ebenda S. 15, lü und Jahresbericht f. 1878, S. 555. M ontesquieu» Confliderations de la grandeur des Hotuaitis et de leur decadence. Avec de« notos Inöditos de Frederic II. Paris, Firmin-Didot ot Cie. XII, 26ü S. 8) Kniil du Bois-Tie ymond, Cher dus Nationalgcfühl; Friedrich II. nnd Jean-Jacques Rouaseau. Zwei Featreden. Berlin, F. Dummler. 8ü S. (S. 33 86). 4) MQnatcriache Chronik, herausgegoben von P. Beckmann. Zschr. f. vaterländische Geschichte und Alterthumakunde, herausgeg. v. d. Verein f. Gcach. und Alterthamskunde Weatüalena, Bd. XXXVII. 5) Charles Piot, Correspondaoee du comte de Cobenzl; Compte

— —

2)







— —

rendii des seances de la comniiasiun ruvalc d’histoire, T. VI, Bruxelles, 8. 175 86. «) A. Kitter v. Arneth, Geschichte Maria Theresias. Wien, W. Braumuller, 1861 Bd. X: Moria Theresias letzte Regierungszeit 17G3 80, XIX, 852 S.



ff.

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DentÄchland 1713—1786.

m,3i

Ämetbs Standpunkt als Historiker bekannt und wird von ihm selbst in seinem Werke mehr als einmal Im Gegensatz zu den Arbeiten ,der Geschichtschreiber scharf betont. Preufsens* hat er die Anwaltschaft der Sache Österreichs übernommen. Wenn Arneth durch die von ihm zur Geltung gebrachte Liberalität in der Archiv -Verwaltung die historischen Studien weit über die österreichischen Grenzen hinaus gefördert und angeregt bat, so hat er innerhalb dieser Grenzen vielleicht in noch höherem Grade durch das eigene Beispiel, obgleich er nie Schule gemacht hat, für den neuerlichen Aufschwung des der ^ofsen Kaiserin zu würdigen sind. ist

Und wenn er vor fast zwei österreichischen Geschichtsstudiums gewirkt. Jahrzehnten in der Vorrede zu dem ersten Bande seiner Maria Theresia den Abstand zu constatiren hatte zwischen der grofsen Ausdehnung der Literatur über die Regierung Friedrichs II. von Preufsen und der Dürftigkeit und Unzulänglichkeit der vorhandenen Vorarbeiten zur Geschichte Maria Theresias, so darf er heute mit Genugthuung auf die seitdem verflossene fruchtbare Arbeitszeit zurückblicken, in der es ihm vergönnt gewesen, die literarische Ehrenschuld seines Volkes gegen die edelste Gestalt der österreichischen Geschichte abzutragen und ein monumentales, die ganze Lebenszeit Maria Theresias umfassendes Werk zum Abschlufs zu bringen, ein Werk, dem die von Araeth befehdete, anfangs im Vorsprung befindliche ,preufsi8che‘ Historiographie für die Geschichte von Maria Theresias grofsem Gegner noch kein aus einheitlichem Gusse gearbeitetes Ganzes an die Seite zu stellen hat. Die Leistung des Vfs. wird um so verdienstvoller und achtungswerther erscheinen, je weniger cs jedermanns Sache ist, einen längeren Abschnitt Schritt für Schritt und mit hingebender Geduld zu durchforschen; ist es doch in gewisser Beziehung lohnender und jedenfalls bequemer, mehr sprungweise bald für die eine, bald für die andere interessante Episode in dem oder jenem Archiv den schmackhaftesten Rahm abzuschöpfen und die in den Einzelheiten liegenden Schwierigkeiten den Nachfolgern in der Forschung zu überlassen. Für die letzten Zeiten Maria Theresias sind der Darstellung Ameths die zum gröfsten Theilo von ihm selbst bearbeiteten Sammlungen der Correspondenzen der mafsgel>euden fürstlichen Persönlichkeiten Österreichs vorangegangen, umgekehrt wie in Preufsen, wo die Publication der Correspondenz König Friedrichs den arcbivalischen Darstellungen nachfolgt. Wenn mithin in den SchliiTsbänden» des Ametbschen Werkes die Mittheilungen aus dem Briefwechsel Maria Theresias mit Kaiser Joseph, Josephs mit Leopold von Toscana und Katharina von Rufsland, Marie Antoinettens von Frankreich mit ihren kaiserlichen Verwandten des Reizes der unmittelbaren Neuheit entbehren, so kommen doch andererseits diese Briefe zu ihrer vollen Geltung erst hier auf dem grofsartigen Hintergründe des gesummten, in den öffentlichen und Privatarchiven Österreichs aufgespeicherten Quellenmaterials für jene Epoche. Die wichtigsten neuen Aufschlüsse geben der Natur der Sache nach der schriftliche Meinungsaustausch zwischen Kaiser und Kaiserin und dem Fürsten Kaunitz, die Referate und Gutachten des Staatskanzlers und die Entscheidungen der beiden ersten. Mit Berufung auf die Noth Wendigkeit, jene Fürstenbriefe durch den Schriftwechsel der Träger der Krone mit dem vornehmsten Staatsbeamten zu ergänzen, hatte Beer 1873 seine Publication Joseph II., Leopold und Kaunitz' erscheinen lassen, die aber bekanntlich erst mit dem Jahre 1780 anhebt. Von anderen durch Arneth zum ersten Male für die ,

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;

111,32

III.

R. Ko»er:

Forschung herangezogenen Quellen heben wir hervor die Correspondenz Kaiser Josephs mit seinen Generalen Lacy und Laudon, vor allem den schönen Brief des letzteren S. 459, dann die Fragmente eines Reisejoumals des Kaisers und die Mittheilungen aus den Memoiren seines Schwagers, des Herzogs Albert von Sachsen-Teschen. Über die dem Kriege von 1778 vorangehenden diplomatischen Schritte des Wiener Hofes in München orientiren uns die Depeschen des Gesandten am bayerischen Hofe, Lehrbach dagegen waren die Verhandlungen des Grafen Cobenzl in Berlin mit dem Prinzen Heinrich von Preufsen bereits früher von Beer dargestellt (Historische Zeitschrift XXXV), der auch für eine andere Episode, die Sendung Thuguts prenfsische Hauptquartier im Juli 1778, vorgearbeitet hatte in das (Historische Zeitschrift XXXVllI), nicht ohne dafs ihn Arneth in einzelnen Punkten berichtigt. Ein einschneidender Gegensatz in der Gesammtauffassung, wie früher bei der Beurtheilung der ersten polnischen Theilung, diesmal zwischen den beiden Forschern nicht hervor. In dem Abschnitt über Kaiser Josephs Besuch in Itufsland tritt Arneth (S. 831) der Angabe

tritt

von Banke (S. W.XXXl, XXXII, S. 92) entgegen, wonach Kaunitz im Namen Maria Theresias dem russischen Gesandten in Wien den Antrag zu einer Zusammenkunft Josephs mit Katharina II. gemacht hätte. Unglaubwürdig dagegen, wie die Acten des Berliner Staatsarchivs beweisen, die diplomatischeu Gewährsmänner, denen Arneth S. 832 nacherzählt, Friedrich II. habe anläfslich der Reise Josephs am russischen Hofe eine Denkschrift mit gehässigen Insinuationen gegen die Person des Kaisers überreichen lassen. In dem ,Erzberzog Maximiliau* überschriebeneu Kapitel verdienen Beachtung die neuen Aufschlüsse über den Verlauf der Bewerbung des Erzherzogs um die Coadjutorwürdc in Köln und Münster (1780). Während dem Vf. bei Erzählung des bayerischen Erbfolgekrieges für die prcufsischo Seite der Überlieferung in den Memoiren Friedrichs des Gr. in des Königs durch Schöning herausgegebenom Briefwechsel mit dem Prinzen Heinrich und in dem nach den preufsisehen Acten gearbeiteten Werke von Reimann ein nahezu erschöpfendes Material vorlag, fand er hier, für die geheime Geschichte der Opposition Preufsens gegen die Wahl des Erzherzogs nur die Denkwürdigkeiten des bei diesen Vorgängen betheiligten preufsisehen Staatsmannes Dohm vor, die durch die gleichzeitigen Berichte des österreichischen Gesandten Metternich (Franz Georg) mehrfache Berichtigungen erleiden. Auf die Beziehungen Frankreichs zu dem Wiener Hofe fällt neues Licht durch Mittheilungen aus den Depeschen des französischen Gesandten Breteuil im Depot des affaires etrangercs zu Paris. Während des bayerischen Erbfolgekrieges befand sich die nie sehr grofsc Zahl der Anhänger der französischen Allianz in Wien in raschem Schwinden nach dem Kriege besserten sich die Beziehungen wieder in gewissem Grade. Abgesehen von diesen Excerpten aus dem französischen Archive, die ihm durch Fournier zur Benutzung überlassen wurden (S. 79G), und von den Relationen der Venetianer, denen sein Werk so viel verdankt, hat Arneth auch iu dem letzten Theile Archivalien aufserösterreichischen Ursprungs nicht benutzt. Stark hervor tritt auch in diesem Baude der stete Widerspruch, in welchem sich die Kaiserin mit ihrem Sohne und Mitregenteu befand. Joseph II. war von jeher der Liebling aller liberalen Kreise in Österreich; selbst liberalen Grundsätzen huldigend, stimmt gleichwohl Arneth in das dem Kaiser oft und reichlich gespendete Lob nicht ein und erspart (S. 731) ihm den Vorwurf nicht, durch sein Verhalten wesentlich zu der Trübung

sind

;

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DeuUohlamt

t71.T



1786.

111.33

der letzten Lebensjahre seiner kaiserlichen Mutter beigetragen zu haben. Nicht blofs als Charakter steht ihm Maria Theresia höher als ihr Nachfolger, auch die Schärfe ihres politischen Blickes vermifst er an Joseph (S. 329).

Neben Arneths Buch ist für die Geschichte der Beziehungen und des Kampfes zwischen den beiden deutschen Grofsmächten nur noch eine Reihe Abhandlungen von verschiedenem Werthe zu verzeichnen. Ein

kleinerer

in Neifse gehaltener Vortrag von C. Grilnhagen über eine vor den Thoren von Neifse sich nbspielende Phase der Verhandlungen, die den Verabredungen von Kleinschnellendorf (9. Oktober 1741) vorhergingen,') beruht auf den Aufzeichnungen der Betheiligten, wovon der Bericht Marschall Neippergs an Marin Theresia vom 18. September nunmehr in der Politischen Correspondenz Friedrichs d. Gr., I, 355, im Auszuge gedruckt



Aus österreichischen Militärkreisen erschien eine anonyme Entgegnung auf eine von v. Wedelstädt versuchte Charakteristik der Feinde und Verbündeten Preufsens während des siebenjährigen Krieges. *) Der Vf., dem Acten aus dem österreichischen Kriegsarchiv und Cabinetsarchiv zur Verfügung standen, und der sich mit der neueren Literatur wohlvertraut zeigt, tadelt au seinem Gegner mit Recht den Mangel der nöthigen ist.

literarischen Vorbereitung



derselbe benutzte nur Cogniazzo, Archeuholz und protestirt gegen das Urtheil, welches die Gesammtleistungen der österreichischen Armee während der sieben Jahre als mittelmäfsig bezeichnet; auch theilt er die Auffassung nicht, dafs die österreichische Monarchie 1750 ihre Rettung der Standhaftigkeit der sächsischen Truppen zu danken gehabt habe. Zu den anerkennenden Aussprüchen König Friedrichs über die österreichische Armee, deren der Vf. der Entgegnung einige anführt, kommt jetzt noch die Stelle in dem Militärischen Testament von 1768 (Miscellaneeu zur Geschichte Friedrichs d. Gr. S. 157): ,11 ne faut pas que le princc Frederic ait des detachements, la premiere Campagne il est trop ctourdi et ne counait pas encore los Autrichiens; il n’a eu ä faire jusqu’ici qu’avec des Frau^ais.* An dieses militärische Testament hat sich gleichfalls eine Controverse über Fragen der Kriegsgeschichte geknüpft. Ausgegangen von einer Erwiderung des Majors Frhrn. v. d. Goltz auf II. Delbrücks ßeurtheiluug des Tayseuscheu Commentars zu dem Testamente, verdienen die Auseinandersetzungen zwischen Delbrück und v. d. Goltz*) insofern hier eine eigne Erwähnung, als sie sich zu der Frage nach der Auffassung König Friedrichs von der Schlacht zuspitzen. Delbrück citirt für seine These, dafs Friedrich immer und zu allen Zeiten die Schlacht für ein Übel angesehen habe, dem man sich nur im Nothfalle unterziehen müsse, aus der Zeit vor dem siebenjährigen Kriege nur die Stelle ffiuvres de Frederic XXVIII, 84. Ref. hat gelegentlich in der Historischen Zeitschrift XLIII, 255 einige andere

und das preufsische Generalstabswerk





;

1) C. Gränhagen, Diplomatische Befpreclintigen im Kapuzinerklosler zu Neifse 1741. Zsebr. für Gesch. und Alterthum .Schlesiens XIV, 256- 62. 2) .Eine Erwiderung auf die im November und Decemher (1878) in der Allgem. Militär-Zeitung erschienene Charakteristik der Feinde und Verbündeten Preufsens während des siebenMittbeilungen des k. k. Kriegsarchirs, Separatbeilage zum Maiheft jährigen Krieges.' Wien, 30 8. (1879) der Österr. Militärischen Zeitschrift. 3) Zeitschrift f. Preufsische Delbrücks letztes Wort in seiner Fort314, 391- 417. Geschichte XVI, 27 32, 292 setzung des Pertzischen Gneisenau (Berlin 1880, IV, 412).





ilint,)Ksc1is jahresberiebt*'.



1H70. III.



3

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in, 34

III.

R.

Koser:

Äufseruugen Friedrichs aus dieser früheren Epoche angeführt, die für die augeregte Frage in Betracht kommen können. In die Kriegsgeschichte der Epoche schlagen noch ein die Notizen von Mülverstedt Ober die beiden 1807 aufgelösten Regimenter, welche in der Altmark ihre Garnisonen hatten,') das Kürassier-Regiment No. 7 und das Infanterie-Regiment No. 27. Zwei Aufsätze von E. Reimann stützen sich nicht sowohl auf neues Material, welches nur vereinzelt heraugezogeu wird, als dafs sie das Verdienst haben, einige von den früheren Forschem unbeachtet gelassene, aber nicht unwichtige Stellen in ihr Licht zu setzen. Der erste Aufsatz *) enthält die Vorgeschichte der Begegnung Friedrichs II. und Kaiser Josephs in Neifse. Aus der durch Beer mitgetheilten Denkschrift des Fürsten Kaunitz vom 3. December 1768 weist Reimann nach, dafs der Staatskanzler, indem er die Fürstenzusammenkunft in Anregung brachte, die Absicht verfolgte, aus der Ordnung der Erbfolge im Hause Brandenburg, dessen männliche Linie dem Erlöschen nahe schien, möglichst vielen Vortheil zu ziehen. Als im August 1769 die Zusammenkunft zustande kam, war die Situation durch die zweite Vermählung des Prinzen von Preufsen und die Schwangerschaft der Prinzessin Ferdinand durchaus verändert, und die F'rage, die für Kaunitz’ Politik die mafsgebende gewesen war, ist in Neifse überhaupt nicht berührt worden. Die Tage in Neifse selbst schildert Reimann in dem zweiten Aufsatze,’) wo er u. a. Arneths (Maria Theresia, VIII, 181) entstellende Übersetzung einiger französisebeu .\ufseruugen Friedrichs monirt. Den formellen .\bscblufs der ersten Theilung Polens behandelt F. Preufs*) nach den Berichten des Danziger Residenten Gralath aus Warschau im Danziger Stadtarchiv. Die Säcularschrift von K. Radda über die Verwickelungen von 1778 uud 1779’) benutzt kein ueues Material und konnte die durch Amcth jetzt gegebenen Aufschlüsse nicht mehr verwerthen. Aus der Fülle des archivalischen Materials ist P. Bailleus schöne Abhandlung über den Ursprung des Fürstenbundes®) erwachsen. Die von dem Vf. benutzten Acten .sind intimster Natur, wie Friedrichs II. Correspondeuz mit seinem Cabiuetsministerium und seine Immcdiaterlasse au den Gesandten in Rufsland. Mit Evidenz erhellt, dafs des Königs Politik wesentlich von europäischen Gesichtspunkten ausging. Wir verfolgen Schritt für Schritt, wie Friedrich durch die Trübung seiner Beziehungen zu Hufsland sich genöthigt sah, nach einem anderen Stützpunkt für seine defensive Politik gegen die imperialistischen Tendenzen Josephs II. umzuschauen; wie er nach vergeblichen Verhandlungen mit England und Frankreich endlich durch deu Vertrag von Ainali-Kawak den vollen Ein-







die gefährliche Isolirtheit seiner Lage gewann und jetzt, am in 21. Februar 1784, ciu von dem Vf. im Wortlaut gegebenes Schreiben an deu Grafen Finckensteiu richtete, in welchem er auf die Noth Wendigkeit

blick

1) G. liimdert.

Industrie,

A.

V.

MiUversledt, Zur

Militärgesoliirhle der AUinark im vorigen Jahr* de» Altmärki.srhen Verein» für vaterländische Geschichte ii. Geseh. S. I 36. 2) Eduard Reimann, Friedrich II. und

19. .lahresberieht

Abth.

f.









Kaunitz 1768. Hiatoriselie Zeitschrift XLll, 193 212. 8} E. Reimann, Oie Zusammenkunft Friedrich» II. mit Joseph II. in Neifse. Zeitschrift de» Verein» für Geschichte und Alterthum 8chle»ien» XI\’, 263 76. 4 ) K. Preufs, Die Abtretung Westpreufsen» durch den Reichstag zu Warschau 1773. Progr. d. Gymn. zu Culoi. 43 S., 4“. K. Radda, Oer bayerische Erbfulgekrieg und der Friede zu Tcschen. *>) Teschen und Leipzig, E. Schröder. 54 S., Lex. 8“. ö) P. Bail len. Der Ursprung des deutschen Fürstenbundes. Historische Zeitschrift XLI, 410—33.









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;

Deutschland 1713

— 1786.

ITI,35

von ÄllianzTerhaDdlungen 'mit den deutschen Höfen hinwies. Damit war der Anstofs zur Gründung des Fürstenbundes gegeben, dessen Genesis Rankes Darstellung (S. W. 31, 32, S. 153) erst vom Jahre 1785 ab in den Acten verfolgt. ,Des grofsen Königs letzter Schüler* betitelt sich der erste Artikel einer Serie von Mittheilungen aus Rüchels Nachlafs. *) Rüchel, der nachmalige General, war seit 1781 Friedrichs persönlicher Adjutant der ungenannte Benutzer seiner Papiere entwirft uns nach den Aufzeichnungen des jungen Offiziers, zum Theil nach Rüchels gleichzeitigen Briefen an seine Braut, eine anmuthende Schilderung von dem pädagogischen Verkehr des greisen Helden mit dem für ihn begeisterten Jüngling, wobei auch freundlichere Zöge in dem düsteren Bilde des alten Königs bemerkbar werden. Ein Essai von Koberstein über Friedrichs Bruder Heinrich*! beklagt die Unterlassungssünden der Geschicbtschreibung gegen den grofsen Prinzen, den ,mnrkischen Cuuctator*, für den sich bis zur Stunde noch kein auf der Höhe seiner Aufgabe stehender Biograph gefunden hat neue Aufschlüsse wollen die anregenden Bemerkungen nicht geben. Sehr vernachlässigt hat die Forschung bisher den Antheil der deutschen Mittelstaateu an den grofsen gemeinsamen Ereignissen unseres Vaterlandes im vorigen Jahrhundert. Ganz vereinzelt stehen Werke wie Heigels Darstellung eines Abschnittes aus der Regierung Karl Alberts von Bayern, oder wie Vitzthums, bei aller störenden Tendenz für einige Punkte immerhin ;



Zu Heigels Buch giebt Ergänzung ein Aufsatz von Th. Tupetz. *) An der Hand der für das Prager Landesarchiv erworbenen Abschriften aus Münchener Archivalien (Correspondenz der in Prag installirten siebengliedrigen Hofdeputation und des Hofkanzlers Kaiserstein mit Karl VII., den Ständen und Localbehörden etc.) sowie einiger Schriftstücke aus der alten Registratur der böhmischen Stände gewinnen wir einen wenig erfreulichen Einblick in die kläglichen Zustände Böhmens unter der kurzen bayerischen Verwaltung, deren Resultate zu den hochtrabenden Versprechungen, mit denen sic sich angekündigt hatte, in grellem Widerspruche sich befanden. Wird uns von Tupetz in gedrängtem Raume eine Menge dos Neuen geboten, so steht in einem Werke, das uns das Eingreifen Hannovers in die Verwicklungen des Zeitraums der drei schlesischen Kriege schildern will, das Neue leider in keinem Verhältnis zu dem Umfang der Darstellung. Thatsächlich bereichert durch das voluminöse Buch von sich unsere Kenntnis W. V. Hasseil*) nur für die J. 1756 und 1757, für die der A’f. handschriftliche Aufzeichnungen der Vorfahren der Familie v. Hake, namentlich aber die Acten des hannoverschen Archivs benutzt hat (Gesandtschaftsberichte aus Wien, Briefwech.se! Friedrichs II. mit Georg II. und des Ministers v. Münchhausen mit seinem Bruder, Chef der deutschen Kanzlei Georgs II., und mit dem Herzog von Cumberland). Mit besonderer Vorlehrreiche ,Geheimuisse des sächsischen Cabinets*.

eine



— —

45. 1) Aus Rüchels Naehlafs. I. Preufs. Jahrbb. XblV, (528 2) K. Koberstein, Prinz Heinrich von Preufsen mul seine Stellung in Tradidon und Geschichte. Nord und Süd, XI, 368 — 79. 8) Th. Tupetz, Die baverisohe Herrschaft in Böhmen





Historische Zeitschrift XLII, 385—141. 4) W. v. Hassell, Die schlesischen Kriege und das Kurfürstcnthiim Hannover, insbesondere die Katastrophe von Hastenbeck und Kloster Zeven. Hannover, Hahn. XXXII, 532 8. gr. 8". V'gl. die Recensionen Hist. Zeitschrift XLII, 523 (von Schäfer) und Zeitschrift für Preufsische

1741-42.

Geschichte XVII, 325.



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IV.

III. Hü

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s

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1 1

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II

sind die militärischen Verhältnisse und Vorgänge behandelt. Die Abschnitte über die Zeit von 1740 1755 bezeichnen geradezu einen Rückschritt in der Forschung; der Vf. verräth hier nur seine unzulänglirbe Kenntnis der neueren Literatur und seine Unwissenheit in den einfachsten Daten. Über das J. 1757 hinaus hat er die Ereignisse nicht begleitet. In einem Aufsatze von G. v. Niethammer zur Geschichte dorReicbsarmee im Feldzuge von 1757 ') sind neben dem gedruckten Material (den im vorjährigen Bericht S. 448 erwähnten Beitrag von Eicken kennt der Vf. noch nicht) die Acten des schwäbischen Kreisarchivs in Ludwigsburg liebe



benutzt.

IV.

Bailleu.

Deuteclilancl 1.7S0

— ISlö. —

1815 haben im Die Quellen für die deutsche Geschichte von 1786 Jahre 187!) eine werthvolle Bereicherung erhalten durch den zweiten Band von Onckens*) .Österreich und Preufsen im Befreiungskriege*. Das Werk enthält eine grofse Anzahl von Aktenstücken, theils im Original theils in Übersetzung oder Auszug, aus den Archiven zu Wien, Hannover, Dresden und London, Acteustücke, die namentlich über die Politik Metternichs von 1804 1813, über die Verhandlungen zwischen Österreich und Sachsen, und die hannoversche Politik im Befreiungskriege wichtige und merkwürdige Aufklärungen darbieteu. Wenn damit auch nur über wenige politische Begebenheiten aus dem Jahre 1813 und der vorhergehenden Zeit das letzte Wort gesagt ist, so wird unsere Kenntnis dieser Epoche doch um ciu tüchtiges Stück erweitert, und es läfst sich jetzt bei weitem deutlicher erkennen, welche Punkte die Forschung künftig vorzüglich ins Auge zu



fassen hat.

Durch den Widerspnich, dem seine Ansichten über die Politik Metternichs im Jahre 1813 begegneten, hat sich 0. veranlafst gesehen, auch die Geschichte der Gesandtschaft Metteruiebs in Berlin und Paris in seine Darstellung aufzunebmen, um durch erwiesene libercinstimmung zwischen der früheren und der späteren Politik des österreichischen Staatsmannes die Glaubwürdigkeit der in dem ersten Bande dieses Werkes uiedergelegten Anschauungen

1 ) G. V. Niethniiimer, l>ie Reicbsarniee im Feldzüge von 1757 mit liesomlerer KQi'ksielit auf das sehwäbisehe KreUtrnppen-Korps. Beibeft zum Militär-Wochenblatt Xo. !). ä) Wilhelm Onekeii, Österreich und Preufsen im Befreiungskriege. Prkundliebe Aufschlüsse über die politische Ge.schichte des Jahres 1813. II. Berlin,



Grote.

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— IS!

j.

zu vurstiirkeu. Die Auszüge aus deu Jierliiier Heiieti(eu .Metferiiiehs zeigen in der That, dnf» er im \ erein mit dem russisclien liesniidteu Alopeus eifrig uud nicht ohne Krfolg bestrebt war, deu Beitritt Preufseiis zu der Coulitiun gegen Frankreich mit (iütc oder Gewalt berheizuführen. Nicht ebenso einfach läfst sich seine Thütigkeit als Gesandter in Paris bezeichnen. Ks ist wahr, dafg er den gewaltsamen und verbrecherischen Charakter Napoleons, mit dem auf die Dauer Friede zu hallen unmöglich sei, klar erkannte; cs ist nicht minder wahr, dafs der Umsturz des bourbonischen Thrones in .Spauieu einen erschütternden F.indruck auf ihn liervorbrachte, so dafs er in Berichten voll feuriger Beredsamkeit seine Regierung zum Kampfe aufrief. Aber, nach den in den Memoiren Metternichs neuerdings verötlentlichteu Acteustückeu läfst sich andererseit.s nicht in Abrede stellen, dafs die Politik Metternichs noch von ganz anderen Motiven als dem Gegensätze zu Napoleon lieherrscht wurde und nicht in einem Flus.se, sondern in beständig wechselnden Strömungen sich vorwärts bewegte. Ebenso wenig genügen die Mittheiluugen Onckeus über die Politik Metternichs als Minister des Auswärtigen von 1810 1812. Hauptsächlich aus den Berichten des Grafen Ernst Hardenberg schöpfend, gelangt er zu der Ansicht, dafs der französisch-österreichische Allianzvertrag von 1812 dem Grafen Metternich aufgedrungeu sei; die in deu Memoiren Mettemiehs abgedruckten Denkschriften beweisen das Gegentheil. Im ganzen ist der einleitende Abschnitt dieses Bandes reich au wichtigen Beitragen zur Geschichte der Zeit von 1803 1812; daraufhin aber ein Urtheil über Metleruich zu fällen, wie Oucken es Ihut, indem er ihn als den ,leideuschaftlicheu Feind der Weltherrschaft Napoleons und den unermüdlichen Verschwörer unter ihren Feinden* charakterisirt, scheint mir bei der Unvollständigkeit des Materials noch verfrüht. Bei weitem zuverlässiger und überzeugender sind die folgenden .\b-schnitte, welche die Politik Metternichs im Jahre 1813, die Geschichte der bewaffneten Vermittelung Österreichs bis zu der Kriegserklärung an Frankreich, zur Darstellung bringen. Aus den zahlreichen, hauptsächlich dem Wiener Archive entnommenen Acten.stückeu, welche über diese Verhandlungen Licht verbreiten, ergiebt sich unleugbar eine im allgemeinen günstigere Auffassung Metternichs und seiner Politik, als sie bisher vorherrschend war. Nach Unckens Anschauung wäre die bewaffnete Mediation in den Augen Metternichs eine diplomatische Episode gewesen, ohne eigene Bedeutung, nur bestimmt, den Übergang von dem Bündnis mit Frankreich zu dem Bündnis mit Rufsland und Preufsen zu vermitteln. Wenn Metternich dabei so überaus vorsichtig uud zögernd zu Werke ging, dafs seine Politik damals wie bis heute tiefes Mifstrauen einflöfste, so lag die Ursache davon einmal in der Rücksicht auf den friedfertigen Charakter des Kaisers Franz und andererseits in der Nothwendigkeit, zur Durchführung der österreichischen Rüstungen Zeit zu gewinnen. Die einzelnen Stadien dieser diplomatischen Entwickelung, wie sie durch die Namen Gitschin, Opotschna, Reichenhach, Dresden, Ratiborschitz, Prag bezeichnet werden, treten durch die hier veröffentlichten Documeute zum ersten Male aus dem bisherigen Dunkel hervor. Wir erhalten den Schriftwechsel Metternichs mit Bubua, dem österreichischen Vertreter bei Napoleon, mit Stadion, dem Bevollmächtigten im Hauptquartiere der Verbündeten; Auszüge aus Briefen von Gentz, der die Politik Metternichs mifsbilligte und das Festhalten an der Neutralität vorgezogen hätte; Berichte des Grafen Ernst Hardenberg, die, wiewohl nur eine Quelle zweiten Ranges, doch bei der Lückenhaftigkeit





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111,38

IV.

Bailleu:

unseres Materials höch.st willkommen sind. Als das ohne Frage wichtigste aller bisher durch 0. bekannt gewordenen Actenstücke hebe ich hervor den Bericht des Grafen Metternich an Kaiser Franz, Braudeis, 12. Juli 1813. Metternich erörtert darin die drei Möglichkeiten, die sich aus der Vermittelung Österreichs zwischen Frankreich und den Verbündeten ergeben können: Herstellung des Friedens auf Grund der von Österreich vurgeschlagenen Bedingungen, .\blchnung der letzteren durch Napoleon, Annahme derselben durch Napoleon, aber Verwerfung durch die Verbündeten. Dafs bei dem Eintreten des zweiten Falles der Kaiser von Österreich sein durch den Vertrag von Reichenbach verpfändetes Wort einlösen und sich Jen Verbündeten anschliefsen werde, bezeichnet Metternich als ausgepiacht; aber selbst für den dritten Fall verwirft er eine etwaige Neutralität Österreichs und empfiehlt den Übertritt zu den Verbündeten, die Österreich nie zu einem schlechten Frieden zwingen dürfte. Wenn auch Kaiser Franz nicht mit voller Entschiedenheit auf diese Ansichten seines Ministers ein-

gegangen

ist, so wird doch für Metternich selbst durch dies Actenstück über allen Zweifel festgestellt, dafs er bereits im Juli, vor allen Verhandlungen in Prag, die Theilnahme au der Coalition gegen Napoleon bestimmt ins Auge gefafst hat. Die Frage, auf deren klare und sichere Beantwortung die Forschung sich in Zukunft wird richten müssen, scheint danach zu sein: in welchem Augenblick hat Metternich den Gedanken der Gründung einer Art ,dritten Partei' zwischen den Kämpfenden und der Herstellung eines gewissen Gleichgewichts auf dem Wege der Unterhandlung fallen lassen und die Unvermeidlichkeit des Krieges erkannt? denn dafs er diesen schon Ende 1812 geplant und als Ziel seines Vermittelungswerkes von Anfang an in Aussicht genommen, scheint mir noch nicht bewiesen. Für die Geschichte der Verhandlungen in Prag ist zu beachten, dafs nach 0. das Ultimatum Metternichs vom 8. August sich nur auf einen Vorfrieden bezog, dem unter Theilnahme Englands die Unterhandlung über einen allgemeinen Frieden gefolgt wäre, so dafs Napoleon auch bei Annahme der österreichischen Bedingungen noch keineswegs ohne weiteres zum Frieden gelangt wäre. Von gröfstem Interesse sind die wenn auch mehr den Charakter von Episoden tragenden Kapitel 4 und 9 ,Graf Metternich und Graf Senfft' und ,die Welfen im Befreiungskriege'. Das erste Kapitel enthüllt namentlich nach dem im Dresdener Archiv beruhenden Schriftwechsel zwischen Senfft und dem sächsischen Gesandten in Wien, Watzdorff, die Bestrebungen des sächsischen Ministers, die Politik von 1756 gegen Preufsen im Jahre 1813 wieder aufzunehmen, und die Geschichte des geheimen, von Metternich allenthalben abgeleugueteu Vertrages vom 20. April 1813, der dem Könige von Sachsen die ,Unverletzlichkeit seiner erblichen Besitzungen' und füi’ einen etwaigen Verzicht auf Warschau Entschädigungen gewährleistete. Enthüllungen ähnlicher Art bringt das andere Kapitel, welches der Politik des Grafen Münster und den Verhandlungen Preufsens mit England-Hannover gewidmet ist. Wir lernen die Unermüdlichkeit kennen, mit der Münster schon seit dem Jahre 1805 bestrebt war, Hannover au Stelle Preufsens zur Grofsmacht in Norddeutschland zu erheben; wir lernen auch die Schwäche und Ungeschicklichkeit kennen, die Hardenberg bei dem Abschlufs der Verträge mit Hannover und England bewiesen hat. Wenn das Werk von flncken mehr unter die Quellenschriften zu rechnen ist, so hat uns das vorige Jahr in dem ersten Bande von Treitschkes deutscher Geschichte auch eine Gesammtdarstellung unserer Epoche von erstem :

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,

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Deutschland 178G

Runge gebracht

— 1815

111,3!)

Selbständige archiralische Forschungen liegen nur den letzten Abschnitten etwa seit 1810 zu Grunde; in der Auflassung dagegen ist von vornherein fast alles selbständig. Tr. sieht das Verhängnis Deutschlands darin, dafs das Habsburgische Kaiserthum sich der politischen und kirchlichen Reformbeweguug im Anfänge des XVI. Jhs. versagte, denn damit wurde entschieden, dafs die Neugestaltung des deutschen Staates nicht von Kaiser und Reich ausgehen konnte. So entstanden allmählich die Gegensätze, in deren fortwährendem Kampfe sich die deutsche Geschichte entwickelt hat; das Kaiserthum der Habsburg-Lothringer, im Reiche gestützt auf das stiftische Deutschland und den hohen katholischen Adel, und das weltliche Fürstenthum, die .lebendigste politische Kraft im Reiche*. Deutschland und das durch die Verbindung mit Ungarn uns noch mehr entfremdete Österreich waren schon seit dem Beginn des XVIII. Jhs. zwei ver.schiedeno Reiche, künstlich zusammengchalten durch staatsrechtliche Formen, deren Unwahrheit zu zerstören fortan die grofso Aufgabe der deutschen Geschichte wurde. Während aber Österreich immermehr aus Deutschland ')

heranswuchs, wuchs Brandenburg-Preufsen immer fester in Deutschland hinein. Als die für die Entwickelung dieses Staates entscheidenden und bestimmenden Ereignisse erscheinen bei Tr. die Vereinigung der Mark mit dem alten

Ordenslande Preufsen, der Übertritt der Hohenzollern zum Calvinismus und der Antheil an der jülich-clevischen Erbschaft am Niederrheiu. Drei Regenten sind es gewesen, welche unter den durch diese Ereignisse geschaffenen Bedingungen den brandenburg-preufsischen Staat emporgebracht haben. Kurfürst Friedrich Wilhelm, mit dessen Auftreten die blutige Arbeit der Befreiung Deutschlands von der Fremdherrschaft beginnt, zertrümmerte die ständische Vielherrschaft und begründete seinen Staat auf die beiden Säulen der monarchischen Gewalt: den Miles perpetuus und die stehende Steuer. Wie der grofse Kurfürst dem Staat seine Stellung nach aufsen gegeben hat, so bildete sein Enkel ihn im Innern aus. In beständigem Kampfe mit dem Particularismus der Stände, der Landschaften, der Gemeinden fügte Friedrich Wilhelm I. den festen Bau einer neuen Verwaltung, schuf das siegreiche Heer Friedrichs U. und gewann in einem musterhaften Beamtenstande den treuesten Bundesgenossen des Königthums in dem Kampfe für die Einheit des Staates

und

die Rechtsgleichheit seiner Bürger.

Durch

wurden dann die deutschen Mittelstaaten, noch eben mit Preufsen gewetteifert hatten, endgiltig in die zweite Reihe zurückgedrängt, der alte Gegensatz zwischen dem hahsburgiseben Kaiserthum und dem weltlichen Fürstentbum .spitzte sich allmählich zu der grofsen Frage zu: Preufsen oder Österreich? Aber bei aller seiner Bedeutung für Deutschland vertrat der preufsische Staat immer erst nur die eine Seite unserer Nationalität; ,die Zartheit und die Sehnsucht, der Tiefsinn und die Schwärmerei des deutschen Wesens gelangten in dieser Welt der Nüchternheit nicht zu ihrem Rechte.* Die Versöhnung dieser beiden Erscheinungsformen des deutschen Lebens, dos kriegerischen Proufsenthums und der inzwischen zu so hoher Blüte entwickelten deutschen Bildung, konnte auch die Erfolge Friedrichs des Grofsen die

T

V. reitschke, Deutsche Geschichte im neunzehnten Jahrhundert. Erster zum zweiten Pariser Frieden. Leipzig, Hirzel. Vgl. die Besprechung dieses in der Hist. Zeitschrift, die zu einer Discussion zwischen Ulmann u. Treitschke die sächsische Politik von 1806 geführt bat. Vgl. auch Mittheil, aus der Hist. Literatur, VITI, 63 72.

1) H. Tbeil: Bis

Werkes über



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IV.

111,40

l)ailU-ui

unter Friedrich Wilhelm 11. und im ersten Juhrzchut Friedrich ^YUhelmB 111. sich nicht vollziehen. Erst die durchschlagende Beweiskraft des Krieges

und die beispiellosen Demütigungen von 1806 und 1807 bahnten dasu den Kaum, ln dieser Versühnung des preul'sischen Staates mit der Freiheit deutscher Bildung erblickt Tr. das entscheidende Moment, gleichsam die Kraft, welche die Regeneration Preufsens herbeifühide und damit die Neugestaltung Deutschlands vorbereitete: PreuTsen wurde damit der deutsche Staat, einer der schönsten Gedanken des an schönen Gedanken so reichen Buches. In der Darstellung der daun folgenden Epoche Preufseus folgt Tr. für die auswärtige Politik den allbekannten und gesebützten Aufsätzen Max Dunckers; die Geschichte der inneren Umbildung und der Erhebung Preufseus



beruht auf selbständigen nrcbivalischen Forschungen. Als die leitenden Ideen Steins erscheinen der Gedanke der Nationalität und das Princip der Selbstverwaltung, llardeubergs Wirksamkeit wird charaktcrisirt als ein Gemisch von Radicalismus und büreaukratischem Despotismus. In der prachtvollen Schilderung der Freiheitskriege hebt Tr. mit besonderem Nachdruck den norddeutschen Charakter dieser Bewegung hervor; wie der Beginn der neuen deutschen Staatsbildung, so ist auch die Wiederherstellung der nationalen Unabhängigkeit allein vom Norden ausgegangen. ln der Bcurtheilung Metternichs widerspricht Tr. der günstigen Auffassung Onckeus insofern, als er die anfänglichen Unterhandlungen mit Frankreich keineswegs für eine Komödie ansieht, vielmehr erst nach der Zusammenkunft in Dresden bei Metternich den ernsten W’illen zum Bündnis mit Rufsluud undPreufsen anerkennt. Mit Oncken übereinstimmend, findet auch Tr., dafs Hardenberg den Schwierigkeiten seiner Aufgabe uud seiner Stellung sich nicht immer gewachsen zeigte. W'enu der Hauptfehler seiner Politik darin lag, dafs er der Begründung der Suprematie Österreichs erst über Süddeutschland, dann über ganz Deutschland sich nicht entgegensetzte, so hat er auch im Einzelnen, z. B. bei der Vereinigung Hollands und Belgiens, das preufsische Interesse nicht zu wahren verstanden. Dafs aber die Freiheitskriege überhaupt nicht zu einer glücklicheren Lösung der deutschen Frage geführt haben, dafür macht Tr. verantwortlich den Particularismus der deutschen Stämme und Dynastien sowie die Unklarheit uud Verschwommenheit der öffentlichen Meinung, die selbst den Staatsmännern keine bestimmten Von den beiden letzten Capitelu und ausführbaren Ideen entgegenbrachte. des vorliegenden Bandes, ,der Wiener Uongrefs* und ,Belle-Alliance‘, ist das erste durch die Veröffentlichung in den preufsischen Jahrbüchern bereits bekannt. Das zweite enthält aufser einer glänzenden Dai'stellung des Feldzuges von Ligny und Belle-Alliancc eine Geschichte des zweiten Pariser Friedens, bei der Tr. den Bestrebungen Hardenbergs zur Wiedererlangung von Elsafs uud Lothringen und der Unterstützung, die er hierin bei den deutschen Mittelstanten fand, alle Gerechtigkeit wiederfahren lüfst. Das eben besprochene Werk von Treitschke ist im wesentlichen eine Geschichte der Wiedernufrichtuug Deutschlands von 1808 1815; den Verfall desselheu behandeln zwei Werke sehr verschiedenen Charakters der Schlufsband von Sy bei s Geschichte der Revolutionszeit uud die Fortsetzung von





;

Hüffers

\.

8ybel,

A

Seubert.

Vomehmlieh Cfr

Das

erstere

Werk, dessen

wesentlichen



v. 1789 V, 2. Abth. Statt1800. (1. Ke^olutions^l•it H. Hüffer, Der Hastatter Congrefs und die zweite Cualitiun. nach ungedruckten archivaliselien Urkunden. 2. Tbl. Bonn, Adolph Marcus.

11.

Kbner

1) gart,

Rnstatter Congrefs'). (Jesthichte

Kap. XVII.

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Cooglc

I

>eut$ohliiml

1

7 8ti

— 18

111,41

0,

1

des Directoriuuis und die Begründung der Herrselmlf Bonnpartes bildet, ist für die deutsche (leschichte unseres Zeitraumes insofern hcranznziehen, als es eine vornehmlich aus österreichischen Acten geschöpfte Darstellung des l'oalitionskrioges von 1799 und 1800 enthält. Wie im ersten t'oalitionskriege, so erscheint auch im zweiten Thugut als der böse Genius, dessen verhängnisvolle Politik alle Erfolge der in Italien und Deutschland durch Suworow und Erzherzog Karl erfochtenen Siege Als seinen ersten und schwersten Fehler bezeichnet S. die vernichtet. ],^hslt

der Sturz

Hintertreibung des Angrifis auf die Schweiz, im Frühjahr 1799, nach den Siegen von Stockach und Magnauo. ln der falschen An.schauung, dafs es zur Aufrechthaltung des österreichischen Einflusses und zur Bekämpfung preufsischer Intrigueu eines österreichischen Heeres im Reiche bedürfe, verhinderte Thugut den Marsch des Erzherzogs Karl nach der Schweiz und Ebenso war es Thugut, ermöglichte damit die späteren Siege Masscnas. und mit uichten der vielbeleumdete Wiener Hofkriegsralh, dessen politische Tendenzen auch in Italien den Siegeslauf Suworows kreuzten und der durch die Auferlegung eines Festungskrieges die Eroberung Genuas verhinderte. Er verkannte, so sagt S., dafs im Kriege ohne den Sieg auf dem Schlachtfelde auch der politische Triumph undenkbar bleibt, und damit ,ist nicht blofs über den Strategen, sondern auch über den Staatsmann Thugut das rrtheil gesprochen.* Besonders klar treten dann bei S. die Momente hervor, welche dio Entzweiung zwischen Österreich und Rufslaud und den Zusammenbruch der Coalition vei-anlafsten auf der einen Seite die wühlende und unzuverlässige, von Mifstrauen erfüllte und allenthalben selbst Mifstraueii einflöfsende Politik Thuguts, auf der andern Seite die Empfindlichkeit und Unbotniäfsigkeit Suworows, der überhaupt bei S, in einem weniger glänzenden Lichte erscheint, als mau ihn nach dem panegyrischen Werke Miliutius zu sehen gewohnt war. Als das Ergebnis des Coalitionskrieges, wie es namentlich im Friedeusvertrag von Luneville zum Ausdruck kommt, bezeichnet S. die vollständige Niederlage der zweiten Coalition. Wenn die Bündnisverträge von 1798 die Herstellung der legitimen Gewalten und die Vernichtung der revolutionären Schöpfungen des Directoriums l)ez^eckt hatten, so war der Erfolg der entgegengesetzte: Österreich selbst mul'ste die Unabhängigkeit der ligurischen und cisalpinischeu der helvetischen und batavischeu Republiken gewährleisten, und in Frankreich erhob sich eine neue revolutionäre Gewalt, unbeschränkter und fester begründet ;

,

als alle früheren.

Das andere Werk, der zweite Band von Hüffers Rastatter Congrefs, für dessen allgemeine Beurtheilung wir uns auf den Bericht vom vorigen Jahre beziehen können (S. 452j, umfafst die Geschichte des Zeitraums vom Sommer 1798 bis zum Frühjahr 1799. Der Inhalt zerfällt im ganzen in zwei grofse Gruppen: die Bildung der zweiten Coalition gegen Frankreich und den Congrefs in Rastatt bis zu dem blutigen Ereignis, das ihm ein Ende machte. Mit grofser Ausführlichkeit, auf Grund sorgfältiger Studien in den Archiven von Wien und London, unter fleifsiger Heranziehung namentlich des gedruckten russischen Materials, werden die Verhandlungen zwischen Österreich, England, Rufsland dargestellt, aus denen der Krieg der zweiten Coalition gegen Frankreich hervorging. In der Auffassung neu ist das Urtheil über die Politik Thuguts. Wenn Sybel den österreichischen Minister für das Mifslingen der Coalition von vornherein verantwortlich macht, weil er im Sommer 1798 den günstigen Augenblick zum

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IV.

111,42

Bailleu;

Losschlagen versäumt halte so entschuldigt H. die Zögerungen Thuguts namentlich durch den Hinweis auf die unsicheren Beziehungen Österreichs zu Rufsland, England und Prenfsen. Damit rechtfertigt er gleichfalls die Thugut so vielfach zum Vorwurf gemachte Preisgebung Neapels, für dessen Schilderhebung gegen Frankreich übrigens H. aus dem Briefwechsel der Königin Karoline mit ihrer Tochter, der Gemahlin des Kaisers Franz II., sehr viel Neues heihringt. Auf die Stellung Preufsens zu den Mächten der Coalition, besonders zu Österreich und Rufsland, fallen manche neue Streiflichter; andrerseits sind ebenso bemerkenswerth die Versuche Frankreichs, Preufsen in sein Interesse zu ziehen, und die Intriguen von Sieyes, des französischen Gesandten in Berlin. Die Geschichte des Rastatter Congresses selbst endlich wird in dem 6., 7. und 9. Capitel dieses Werkes mit ausgezeichneter Klarheit, unter glücklicher und sicherer Hervorhebung der Motive der handelnden Mächte so vollständig wie in keinem der neueren Werke dargestellt. Ohne dafs besonders Neues und Wichtiges dabei herauskäme, übersieht man den Gang der Verhandlungen und die Genesis der einzelnen Beschlüsse mit gröfserer Deutlichkeit. Das Dunkel des Gesandtenmordes, dem H. in seinem letzten Kapitel eine sehr ausführliche Untersuchung widmet, bleibt immer noch nicht völlig gelichtet. Im Ganzen neigt H. dahin, in dem Ereignis eine rein militärische Angelegenheit, einen Act militärischer Lynchjustiz, wie man wohl gesagt hat, zu erbUcken. Der Überfall selbst scheint von höheren Offizieren zur Wegnahme der Gesandtschaftspapiere veranlafst, der Mord aus der Leidenschaft der Soldaten und untergeordneten Offiziere hervorgegangen zu sein. Erzherzog Karl seihst ,

erscheint bei

II.

schuldloser, als hei Sybel.

Neben diesen grofsen Leistungen historischer Darstellung, welche die eben besprochenen Werke darbieten, ist das Jahr 1879 noch besonders reich gewesen an biographischen Darstellungen der verschiedensten Art. Wir erwähnen hierbei zuerst die Memoiren des bayerischen Staatsministers V. Montgelas, aus denen die historisch-politischen Blätter sehr interessante Auszüge veröffentlicht haben, ') Auszüge, die im ganzen einen besseren Eindruck hinterlassen, als man ihn sonst von den in den letzten Jahren bekannt gewordenen Denkwürdigkeiten empfängt. Abgesehen von dein, was für die bayerische Geschichte allein von Bedeutung ist, wird darin auch über manches Moment der allgemeinen deutschen Geschichte von 1805 1815 neues Licht verbreitet. Cher den Ursprung des Rheinbundes erfahren wir, dafs hei den darauf bezüglichen Verhandlungen Dalberg die fömliche Absetzung des Kaisers Franz verlangte, während Württemberg ernste Anstrengungen machte, die deutschen Staaten zu einem gemeinsamen Widerstande gegen den Bund zu vereinigen. Von der gröfsten Wichtigkeit sind die Mittbeilungen über die diplomatische Vorgeschichte des Krieges von 1809. Nach den rückhaltlosen Enthüllungen von Montgelas war es Bayern, welches zuerst die Aufmerksamkeit Napoleons auf die Rüstungen Österreichs lenkte und damit die bekannten heftigen Auseinandersetzungen zwischen Österreich und Frankreich vcranlal'ste. Es verdient besonders bemerkt zu werden, dafs der französische Gesandte in Wien in ehrenhafter Weise sich weigerte, auf die Denunciationen Bayerns gegen Österreich zu





I) Auü swi(5-Ho1stein, Hambiir!;,

Uaa

erste

Lübsck,

M

des

Kirchspiels

inannsegg, Graf Ludwig

nach Indien. Ibid. 281 Gehrden. Ihid. 8 340-— 345. Heise

.

v.

Kill Lebensahrifs, inilgidheilt





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pd«*r-Dj;^f*ii



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Ritters«*haß

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Niederrhein.

Engeln

in Brühl hei Köln, das 1490 von Herrniann IV. von Köln gegründetward, puldicirt hat,*) besonders Nekrolog und Memurlenliiich, welche sich jetzt im Besitze des Professors Flofs in Bonn befinden. Eine allgemeinere über das rein Locale hinausreichendc Bedeutung besitzen allerdings die hier gegebenen Nachrichten nicht, oder doch nnr an wenigen Punkten. Eine .\blaf8bullo Alexanders VII. d. d. 1655 Juli 21. für das Franziskaner-Kloster Ahrweiler hat Flofs niitgetheilt. **) Von dem-



selben sind die Lieder von der heil. Ursula und ein Gebet zu den 11 ÜOO Jungfrauen zusammengestellt, theilwois zum ersten Mule veröffenteine



Endlich hat J. Pohl als Fortsetzung früherer Arbeiten neue Serie von hausinschriftlichen Sprüchen der Rheinlande .\uch jetzt liegt indes die Sammlung noch nicht abge-

licht worden.*)

publfcirt.'*)

schlossen vor.

Den ,Kaks- oder Kntschhof*, den heutigen Chorusplatz in Aachen, erweist (gegen Dr. h’ufs, Picks Monatsschr. IV. Jahrg. S. 652 f.) Loersch*) als Stätte des Prangers aus 1) einer Urkunde von 1460, 2) Druckwerken und amtlichen Aufzeichnungen im XVII. und XVIIl. Jh., sowie aus der Etymologie. Zugleich erörtert er die rechtliche Bedeutung des Platzes und seine Stellung zu den officiellen Gebäuden im Mittelalter überhaupt. Verhältnismäfsig stark ist im J. 1879 die Kunstgeschichte des Niederrbeins, soweit man von der Architektur absieht, angebaut worden. So hat .1. N. Nordhoff über die Soester Malerei unter MeisterConrad, deren künstlerische Atmosphäre zum grofsen Theilo noch die des Niederrheins ist, eine weitreichende und erschöpfende Abhandlung Ijogonnen,*’) welche nach einer dankeuswerthen Übersicht der mittelalterlichen Kunstinteressen Soests das Wirken dieses bislang so gut wie unbekannten Meisters Conrad (um 1400) aus seinen Bildern heraus fixirt. Nordhoff^) hat auch, noch vor Lessing in Berlin, die Aufmerksamkeit des weiteren Publicums auf den bei (elegenheit der Münsterschen Kunstausstellung erst voll gewürdigten Goldschmied Meister Eisenhuth aus Warburg gelenkt. Derselbe lobte um 1600 und stand zeitwois im Dienste der Grafen von Fürstenberg. Jetzt freilich ist die Nordhoffsche Besprechung durch die grofse Lessingsche Publication überholt, wenn auch nicht vergessen worden. Zur rheinisch-niederländischen Kunstgeschichte hat Düntzer**) einen werthvolleu Beitrag über den Geburtsort und den Geburtstag von P. P. Rubens geliefert. Er bcschäRigt sich zunächst mit einer historischkritischen Darstellung des ganzen in dieser Frage entbrannten Streites, an dem sich, von Gelenius ausgehend, eine Reihe besonders neuerer Forscher, so der Baron Reiffenberg, Ennen, Du Mortier, Bakhuizen, Spiefs, aufs lebhafteste betheiligten. Unter den drei Städten Köln, Antwerpen und Siegen, welche sich um die Ehre, die Geburtsstadt Rubens zu sein, streiten, entscheidet sich dann Düntzer in dem zweiten constructiven Theile seiner

1)

rhein.

Virnich, Maria von den Kngcln zu Brühl, in: Ann. d. hist. Ver. f. d. Niedervgl. Kap. XV. 2) Flofs, Ablafsbulle Alexanders VIII.

XXXIV, 87—106;





Ibid. S. 168. 8) Derselbe, Lieder von der heiligen Ursula und 11000 .Jungfrauen. Ihid. XXXIII, 175 84. 4) Pohl, Ilaus98. iSprüehe im Uhcinlande in: Picks Monatsschr. V, 575 S) H. Loersch, Der Kaks- oder Kalsehhof in Aachen. Ihid. S. 559 75. 6) Nordhoff, Die Soester Malerei unter Meister Conrad in: Bonner Jahrhb. l.XVII, 100 37. 7) Derselbe, Meister Kisenhuth. Ibid. S. 137 —44. 8) Düntzer, Der Geburtsort und der

für Ahrweiler.

Gebet

zu



den

iiisi'hrifiliche





— — — — —



Geburtstag des Malerfürsten P. P. Rubens in: Picks Monatssehr. V, 1—29, 119



40.

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X.

111,102

G. Kckertz.

K.

Lumpreclit.

Arbeit für Kölu; unter den strittigen Geburtsdaten des Meisters giebt er dem 28. .Juni (1577) den Verzug. ln die speciello Kölner Kunstgeschichte des XVII. .Ihs. führt Mcrlo mit einem Beitrage über Wenceslaus Hollar und seinen Aufenthalt 1636.’) Nach einer kurzen Lebensbeschreibung des unin Köln 1632 glücklichen Künstlers wird ein umfassendes Verzeichnis der Hollarschen Coloniensia in zwei Abschnitten gegeben, in der Weise, dafs der erste Abschnitt die die Stadt Köln betreffenden Blätter behandelt, der andere dagegen das ganze übrige Erzstift in seiner damaligen Ausdehnung ins



Auge

fafst.

Zur Musikgeschichte des XVIII. .Ihs. endlich hudet sich ein Aufsatz von W. Hesse über die Familie v. Beethoven in Bonn,*) der aus einer Reihe an sich unwichtiger Nachrichten zu erschliefsen sucht, dafs die Beziehungen der Beethovenscheu Familie jedenfalls bedeutender gewesen seien, als

man

bisher

angenommen.

Kulturgeschichtlich bezeichnend i.st das Gesuch der Kölner Buchdruckerwittwe Metternich, die Schmids Geschichte der Deutschen nachdruckt, um ein Nachdrucksprivilegiura für die noch nicht erachienenen Bände.*) Schliefslich sind noch zwei Registerwerke zu erwähnen, von denen wenigstens das erstere vielfach die Mühe langen Sucheus ersparen wird. Es 60 der Bonner .lahrist das von Dr. Bone gefertigte Register zu Heft 1 bücher und zu den zu Winkelmanns Geburtstagen vom Verein der Alterthumsfroundo im Rheinlande ausgogebeneu Festschriften,^) ein Werk mühRegister publicirte samsten Fleifses, welches das 1857 zu Heft 1 35 der Jahrbücher auch in den dort behandelten Partien bei weitem überholt. Weit weniger genügt einem in vielen Kreisen vorhandenen Bedürfnis der ,Haudweiser zu Christian v.Strarabergs Rheinischem Autiquarius',’’) der auf 48 weitgcdruckten Seiten, nach ziemlich vagen Kategorien geordnet, das Auffinden in den 39 Bänden des in seiner Anordnung ziemlich confuseu Rheinischen Antiquarius erleichtern will.





1)

Me rlOy

Woncestaus Hollar

und sein Atifeniliak





in

Köln 1032

— 30

in:

Aim.

Wr. f. d. Niederrh. XXXIII, 118 75. 2) W. Hess«*, Die Faniitie 15. in Bonn und ihre Beziehungen in: Picks Monatsschr, V. 200 IV, 230. Kapp, Archiv für (Jeschichte des deutschen Buchhandels. 4 ) Bone, Register zu Heft 1 00 der Jahrbficher der Alterthumsfrcunde im Rheiiilande. HO. 65. 211 S. 5} Handweiser zum Rheinischen Antiquarius. Coblenz. (I.

V.

3)

hist.

Beethoven K.







— —

R. F, Hergt.

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Obcrsachseii, Thüringen, Hessen.

111,103

XI.

H. Enniscli.')

Oberyaeböeii, Thüring-en, Hessen. Uereit» im vorigen Jahrgange hätte erwähnt werden müssen die Ausgabe der hessischen Hausgesetze von Hermann Schulze,*) der eine sehr präcise und auf Grund einer reichen Literatur bearbeitete Übersicht über die Geschichte der hessischen Lande in staats- und fürstenrechtlicher Beziehung, besonders mit Rücksicht auf ihre territoriale Bildung, vorangeht. Von den dann mitgotheilten Documenten gehört eins noch dom Mittelalter an, nämlich die meifsnisch- thüringisch -hessische Erbverbrüderung von 1373, die übrigen der neueren Zeit. Es sind aufser einer Auswahl der weiteren, jene Erbverbrüderuug, in die bekanntlich 1457 auch Kurbrandenburg eintrat, betreffenden Hoeumente das Testament Philipps des Grofsmüthigen von 15ti2, der brüderliche Vergleich zwischen seinen Söhnen von 1568, das

Hcssen-Darmstädtische Erbstatut von 1606, das Testament des Landgrafen Ludwig V. von Hessen-Darmstadt von 1625, der Hessen-Kasselsche Primogeniturvertrag von 1627 und seine kaiserliche Bestätigung von 1628, der Vertrag zwischen der Landgräfin Amalia Elisabeth von Hessen -Kassel und dem Landgrafen Georg II. von Hessen -Darmstadt von 1648, endlich der Vertrag zwischen der Krone Preufsen und dem Landgrafen Friedrich von Hessen -Kassel vom 26. März 1873. Wo Drucke vorhanden waren, sind diese den Ausgaben zu Grunde gelegt worden; unsere Erachtens wäre auch in diesem Falle die Mittheilung nach den doch wohl meist ohne Schwierigkeit zu erlangenden Uriginaldocumenten vorzuziehen gewesen. Über den ganzen Zeitabschnitt vom XVI. bis zum XIX. Jh. verbreitet sich ein Buch von Gustav Schaefer über die Geschichte des sächsischen Postwesens,*) das von fleifsiger Benutzung der in Dresden vorhandenen archivalischen Quellen zeugt, wenn es auch den Stoff wohl nicht ganz erschöpft.

Eine recht erhebliche Zahl von Beiträgen hat die Geschichte des XVI. Jhs. aufzuweisen. Wir stellen ihnen eine kleine Arbeit von Ernst über die Entstehung der knrsächsiscben Kanzleisprache*) voran, zwar wesentlich philologischen Charakters ist, doch aber auch den

Wüleker die

Historikern willkommen sein wird.

1) Verschiedene bereits oben (Kap. XVII) besprochene Schriften betreffen auch Da Kef. vnraussetzen zu können glaubt, dafs die neuere Geschichte unserer Gebiete. der Leser des vorliegenden Abschnitts auch den früheren kennt, so vermeidet er der Kaiiniersparnis wegen, abgesehen von einigen Aiisnalimefallen, eine nochmalige Anführung. 3) Hermann Schulze, Die Hausgesetze der regierenden deutschen II. Jena 1878. S. 1 128. Kürstetihäuser. 3) Gustav Schaefer, Geschichte des sächsischen Postwesens vom Ursprünge bis zum Übergänge in die Verwalmng des Norddeutschen Hundes. Nach archivalischen Quellen. Dresden. 4) Ernst Wfllcker, Die Entstehung der kursächsischen Kanzleisprache in: Zeitschr. d. Ver. für Thüring. Geseh. 11 . Alterthskde. IX (N. F. l), .‘149 ff.









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XI.

111,104

Für

H.

die Geschichte des Herzogs

Ermisch!

Georg von Sschsen sind von Interesse

fünf von Th. Kol de veröffentlichte Schreiben desselben vom Frühjahr 1513, 'l welche den lebhaften Antbeil, den Georg am 5. Latcraucoucil nahm, darthun.

von demselben Vf. herausgegebeno Werk über die deutsche Augustiner-Congregation und Johann v. Staupitz, das ausführlicher an anderer Stelle (s. Kap. Ij erwähnt ist, hat specielles Interesse für Sachsen und Thüringen.*) G. Fabricius (Origg. Saxon. 111,842) erwähnt als eine seiner Quellen das Fragment einer von Herzog Georg verfafsten kleinen Chronik über die Thaten seines Vaters Albrecht; in einem im Hauptstaatsarchiv zu Dresden befindlichen Heftchen, das allerdings nur einige Fragen Georgs nach verschiedenen Daten aus der Regierungszeit seines Vaters und die Antworten darauf vou anderer Hand enthält, hat Th. Distel diese angebliche Chronik wiedererkannt und theilt einiges daraus mit.*) Die Geschichte des Bauernkrieges, soweit das Vogtland durch denselben betroffen wurde, behandelt A. Fritsche nach Archivalien in Weimar und Dresden *) und poleiuisirt dabei vielfach gegen die Darstellungen von

Auch das

gröfsere,



Limmcr und Jahn. Die Schriftchen von Osw. Gottl. Schmidt über die Reformatiousgeschichte der Stadt Meifson*) und von Oskar Meyer über Antonius Lauterbach®) bieten nichts wesentlich Neues. Dagegen ist als eine sehr willkommene Gabe zu begrüfsen die mühselige Arbeit von C. A. II. Burkhardt,*) der aufGrund eines überaus reichen Acteumaterials eine Geschichte der Visitationen und Säeularisationen in den Ernestinischen und Albcrtiuischen Landen (wie auch in Braunschweig -Wolfenbüttel) geliefert haL Sic bildet eine wichtige Bereicherung unserer Kenntnis der Geschichte der pro-

testantischen Kirche in den ersten Jahrzehnten ihi'es Bestehens. Von sehr hohem Interesse sind die Ausführungen von M.

Lenz über

das Verhältnis zwischen Landgraf Philipp von Hessen und Zwingli.®) Zur Geschichte des Kurfürsten Moritz bietet Christian Meyer einen Beitrag durch die Mittheilung von drei Vertragsurkunden von 1551, 27. Sept., 3. üct. und 5. Oct. ®) (nach Abschriften des Geh. Staatsarchivs zu Berlin), welche auf die zu Lochau gefühi-ten Verhandlungen über ein Bündui.s zwischen den protestantischen Fürsten Moritz, August, Johann von Brandenburg, Johann Albrecht von Mecklenburg und Wilhelm von Hessen ein neues I.icht fallen lassen. Auf das Schlachtfeld von Sievershausen führt un.s ein Aufsatz von Th. Distel über die Verwundung, den Tod und besonders



Briegers Zeitschr. f. Kirchcngesch. III, 1) Th. Kolde, Zum V. Lateranuoncil. 2) Die deutsche Augustiner-Congregation und Johann v. Staiipiu. Ein Beitrag zur Ordens- und Reformationsgesch. Gotha. Vgl. Kap. I. !J) Th. Distel, (Aus der angeblichen Chronik des Herzogs Georg von Sachsen) in: v. Webers Arcli. f. d. Sachs. Geseb. N. F. VI, 187 ff. 4) A. Fritsche, Die Cnruhen im Vogtlande im Jahre 1525. 47., 48. und 4I>. Jahresber. des Vogtländischeu Altertbumsforsclienden Vcr. zu Hohenleuben und 1. Jalirpsher. d. Geschichts- u. Alterthumsforschenden Ver. zu .Schleiz. ,S. 60 ff. 5) Osw. Gottl. Schmidt, Blicke in die Kirchengeschichte der Stadt Meifsen im Zeitalter der Reformation. Vortrag etc. l.eipzig. 6) Uskur Meyer, M. Antonius Lauicrbach, der erste Superintendent von Pirna. Eine biogriiph. •Skizze. Pirna. 7) C. A. H. Burkhardt, Gesch. d. sächsischen Kirchen- u. Schiilvisitationen von 1524 bis 1.545. Leipzig. A. u. d.T. Geschichte der deutsch. Kircheniind Schulvisitationen im Zeitalter der Reformation. 8) M. Lenz, Zwingli und Landgraf Philipp. Briegers Zschr. f. Kirchengesebiihte. III, 28 ff., 220 ff., 620 ff., cfr. Kap. XVI. 9) Christ. Meyer, Zur Geschichte der Lochauer Verhandlungen. Forsch, z. deutsch. Gesch. XIX, 242 ff., cfr. Kap. VII. .'>0!) ff.

















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Ober&achc»en. Thüringen, Het^sen.

111,105

Testament des Kurfürsten Moritz, ') welches letztere hier zum ersten Male in vollständigem Abdruck erscheint; hinzugefügt werden einige bisher ungedruckte Schreiben über das Ende des Kurfürsten.

tlas

Auch

eines Beitrags zur Geschichte des treuen Begleiters des Kurfürsten

Johann Friedrich, des Lucns Cranach, von F. Warnecke*) mag hier gedacht sein; eine seiner Quellen ist eine Niederschrift des mit der Familie Cranach verschwägerten Val. Stemenhoke von 1Ü09, welche das bekannte Zusammentreffen von Cranach und Kaiser Karl V. nach der Schlacht hei Mühlberg behandelt. Die Frage nach dem Familiennamen Cranachs würde sich danach (gegen Schuchardt: Lucas Cranach 274) dahiu lösen, dafs derselbe Müller gelautet habe. Auch einige andere Notizen zur Geschichte der Familie von Cranach bringt das Werk. Für die Geschichte des Kurfürsten August haben wir aufser einigen kleineren Beiträgen *) Abhandlungen zu nennen. hauptsächlich drei Th. Distel*) behandelt, besonders auf Grund einer neuerdings in einem Kirchenbuch des Dorfes Jahna bei Ostrau wieder aufgefundenen gleichzeitigen Schulchronik, die Geschichte der Schöuburgscheu Eaudesschule zu Goringswalde, die in den wenigen Jahren ihres Bestehens recht benierkeuswerthe Schicksale gehabt hat. Kurfürst August war bekanntlich in den ersb'U Jahrzehnten seiner Regierung ein ebenso eifriger Gegner der strengen, unter dem Einflul's des Flacius Illyricus stehenden Richtung des Lutherthums, als er später ihr Auhängor wurde. Die ganze Herrschaft Schönhurg aber stand im Gerucho des Flacianismus, und dies veraidafste den Kurfürsten, der ohnehin die Gelegenheit, seine Lehnsherrlichkeit zur Geltung zu bringen, gern wahrnahm, zu unerhörten Plackereien, die in der Gefangennahme des Wolf V. Schönburg und in dem gi'ausamen Verfahren gegen ihn (1567), sowie in der Aufhebung der Schule Geringswalde, deren Rector Ilauhold eine ganz besonders verdächtige theologische Gesinnung hatte, gipfelten. Die Arbeit, die mit einer Anzahl theilweise für die Geschichte der Pädagogik interessanter Beilagen schliefst, i.st um so dankenswerther, als die religiösen Wirren in den ersten Zeiten des Kurfürsten August bisher von der Forschung viel weniger berücksichtigt worden sind, als die späteren. Ein nicht eben günstigeres Licht, als die eben besprochene Schrift, läfst ein Aufsatz von Otto Richter ül>er die in der Kgl. Bibliothek zu Dresden vorhandenen Punktirbücher Augusts auf den Charakter des KurAngu.st war bekanntlich durchaus nicht frei von dem fürsten fallen.^) Aberglauben seiner Zeit und beschäftigte sich viel mit magischen und kabbalistischen Künsten. Insbesondere suchte er vermittelst der Puuktirkunst gern das Dunkle zu ermitteln; er betrieb die Sache ganz methodisch, und eine Reihe von Foliobänden, welche theils die geomantischen Hülfsmittel, theils die wirklich gestellten Fragen und die darauf gefallenen Antworten enthalten, lassen kaum bezweifeln, dafs er nicht blofs in gleich-

v. Webers Archiv f. d. 1) Th. Distel, Das Testament des Kurfürsten Moritz, Sachs. Gesch. N, F. VI, 108 ff. 2) F. W^arnecke, Liieas Cranach der Ältere. Heitr. z. Gesch. der Familie von Cranach. Mit Kopfleisten und .Schlursslficken von K. Doppler, sowie einem kurfurstl. sächsischen und zwei Craiiachschen Wappen nac’h alten Vorbildern, Görlitz, gr. 4*^. 3) v. Webers Archiv f. d. Sächsische Gesch. N. F. V, 3ti9 ff., V'I, 94. 4) Th. Distel, Der Flacianismus und die Sehönburgsehe Landesschule zu GeruiRswalde. Leipzig. 5) Otto Richter, Die Punktirbücher des Kurfürsten August von Sachsen. Forschungen zur deutschen Gesch. XX, 13 ff.









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XI.

111,106

H. Kniiiacli:

auch in sehr wichtigen politischen und Personen fragen sich von der geomantischen Kunst leiten liefs. An einer Reihe von Beispielen, welche wie die erhaltenen Manuskripte den Jahren 1576 1580 angehören, wird dies erläutert. M. Ritter bespricht endlich in einem eingehenden Aufsatze das Verhältnis dos Kurfürsten August zu Friedrich III. von der Pfalz; ') er benutzt aufscr den (besonders bei Kluckhohn: Briefe Friedrichs des Frommen) gedruckten Nachrichten nur eine Anzahl gelegentlich gemachter Notizen aus Acten des Dresdener Ilaupt-Staatsarchivs, so dafs möglicherweise sich noch neues Material auffinden lassen wird. Beide Fürsten können als Häupter von zwei sich entgegenstehenden Richtungen innerhalb des deutschen Protestantismus angesehen werden. Die Partei, welche den Gegensatz zwischen den katholischen und den protestantischen Bestrebungen für unausgleichbar hielt und von einem Anschlufs an den Kaiser nichts wissen wollte, vertrat gültigen, sondern



III., während August eine versöhnliche Politik befolgte und insbesondere einen Bruch mit Österreich zu vermeiden suchte. Dieser Gegensatz, der zuerst auf dem Reichstage von 1559 nachgewiesen wird, macht sich dann fortwährend in der inneren wie in der auswärtigen (französischen und niederländischen) Politik geltend. Das Verhältnis wird bis ungefähr 1570 näher verfolgt, die weitere Spaltung der sächsischen und der pfälzischen Politik 1570 1586 nur im allgemeinen angedeutet. Der Aufsatz darf als werthvolle Einleitung zu Ritters Geschichte der Union gelten. Der von eie verfafsto Artikel über Wilhelm von Grumbach in der Allgemeinen Deutschen Biographie enthält nichts Neues.*) Die vermittelnde Stellung Kursachsens und der Gegensatz zur pfälziOtto Kümmel schen Politik machen sich auch im XVll. Jh. geltend. weist dies in einem Aufsatze über das Verhältnis Kurfürst Christians II. zu dem 1604 ausbrechenden Aufstande des Stephan Boeskaj in Ungarn*) nach; im Gegensätze zu Brandenburg leistete Kursachseu dem Hause Österreich Hülfe zur Unterdrückung der Unruhen, wobei es geflissentlich den nationalen Charakter derselben, nicht den religiösen, in den Vordergrund stellte. Christof v. Lofs, der als kurfürstlicher Gesandter in Prag bei dieser Gelegenheit ernstliche Vorstellungen gegen die von Österreich unternommenen kirchlichen Reactionen machte, mufste indes schon damals merken, dafs Österreich nicht gewillt war, den Wünschen des protestantischen Bnndesgenossen ebenso willfährig Rechnung zu tragen, als dieser sich ihm gefällig

Friedrich



Weg

erwies.

Die kleine Schrift von Scheuffler über den Landesältesten Hans Fabian von Ponikau, der der hauptsächliche Vertreter der Oberlausitzer Stände in ihren Bemühungen um Erlangung eines Majestätsbriefcs (1609 bis 1620) war, hat -wenig selbständigen Werth.*) Zur Geschichte des dreifsigjährigen Krieges hat das Hauptstaatsarchiv zu Dresden wieder viele Ausbeute geliefert; insbesondere hatllallwich viel davon

1 ) M. Ritter, August von Sachsen und Friedrich III. von der Pfalz in: v.Weber.< Archiv f. d. Sächsische Ocsch. N. F. V, 289 ff. 2) Wegele, Wilh. v. Grumhach Allgem. deutsche Biugr. X. 3) O. Kümmel, Kursachsen gegenüber der Revolution in Ungarn 1C0+— 1606 in: v. Webers Archiv f. d. Sächsische tiesch. N. K. VI, 1 ff. 4 ) Scheuffler, Hans Fabian v. Ponickau, der Defensor der Obcrliusitier Glaubensfreiheit zur Zeit des dreifsigjährigen Krieges. Barmen. A. u. d. T. KvVigelische Bniderliebe. Vorträge über die Aufgaben u. Arbeiten d. evangel. Ver. d. (astav Adolph-Stiftung, herausgeg. v. A. Nalorp. II, 1.



in;





^

J DiQitiiLcO

Oy

C.i‘



ObtTsachsen, Thüriiigeii,

Hessn'ii.

111,107

zu Tage gefordert. Da sein grofses Werk über Wallensteins Tod aber an einem andern Ort erörtert ist,*) so weisen wir nur auf eine dasselbe ergänzende bereits 1878 erschienene Abhandlung hin, welche das Actenmaterial über die Verhandlungen zwischen Walleiistein und Sachsen bekannt macht.*) Eine grofse Rolle spielte die sächsische Politik auch in den Verhandlungen, die ira Winter 1631/32 über einen allgemeinen Frieden gepflogen wurden und über die wir G. Droyson eine ausführliche Belehrung verdanken.*) Wir nennen endlich noch einen Aufsatz von A. Scholtze über die schweren Schicksale der Stadt Chemnitz von ihrer Einnahme durch die Schweden, Ende Februar 1639 bis zur Eroberung durch die Kaiserlichen Ende April 1640 und zur Aufnahme sächsischer Besatzung.^) Die zweite Hälfte des XVII. Jhs. betreffen die Mittheilungeu, welche Hasse nach einem Actenstücke des Frauensteiner Amtsarchivs über die Einwanderung evangelischer, in ihrem Glauben bedrängter Böhmen aus mehreren Dörfern der Herrschaft Biliu nach Kursachsen (1666/67) macht,*) sowie ein Aufsatz des Freiherrn ö Byrn über Chri.stian Herzog zu Sachsen -Weifsenfels, *) der, namentlich als tüchtiger Artilleriegeneral, eine ehrenvolle Stellung in der kursächsischen Militärgeschichte eiuniiumt-, er hat sich besonders 1673 als Führer der kursächsischen Abtheilung, die unter Montecuculi am Rhein kämpfte, 1683 als P'ührer der sächsischen Infanterie vor Wien, 1686 bei der Belagerung und Erstürmung von Ofen hervorgethan und fiel am 24. August 1689 bei der Belagerung von Mainz. In den Anmerkungen und unter dem Text finden sich zahlreiche Nebenbomerkungen zur Hof- und Militärgeschichto Sachsens unter .lohann Georg II. und III. zer.streut. Ein Schriftcheu desselben Verfassers über die Parforcejagd zu Wermsdorf und Hubertusburg*) eröffnet uns Einblicke in das glänzende Leben am kursächsischen Hofe in der ersten Hälfte des XVHI. Jahrhunderts; auch hier finden sich manche Personalnotizen, z. B. über den Statthalter Fürsten Anton Egon von Fürstenberg, über Sulkowsky u. a., die auch der zu beachten haben wird, der für den unmittelbaren Inhalt der Abhandlung kein Interesse hat. Von vorwiegend litcrargeschichtlicher Bedeutung sind die 21 Schreiben von Leibuiz aus den Jahren 1703 bis 1715 an den Herzog Moritz Wilhelm von Sachsen - Zeitz, an Flemraing, den Geh. Rath Chrph. Dietrich Bose d. J. und den Jesuiten K. M. Vota, welche Th. Distel nach Originalen des Haupt-Staatsarchivs nebst einigen Schreiben an Leibuiz





1 ) Cfr. Kap. III, 20/21. 2 ) Hallwicb, Wallcnstein und Arnim im Kriihjalir 1632 in: Miltheil. d. Ver. f. Gcsch. d. Deutschen in Böhmen. XVU, 145 ff., cfr. o. Kap. ni, 19. 8) G. Droysen, Die Verhandlungen über den UniverBalfrieden iiii Winter 1631/32 in: v. Webers Archiv f. d. Sächsische Gesch. N. F. VI, 143 ff., 193ff. Aus bedrängter Zeit. Nach den Berichten des Chemnitzer Amts4 ) A. Scholtze, schflffen Paulus Drechsler aus den Jahren 1639 u. 1640 in; Mittheü. d. Ver. f. Chemnitzer Gesch. II, 105 ff. (vgl. auch ) Dürr, Die Juden zu II. iin dreifsigjährigen Kriege. 8. 76 ff. Ibidem aS. 51 ff« ^ 20) aSautcr, Ein reichsslädt. Patrizierball. 21) Nägele, Gej»chichte d. Tflb. Liedertafel. Tübingen, Kues. 22) Beschreibung dO.-A. Tuttlingen, s. o. II, 126. 23) Schneider, ibidem S. 138 f. »Seuffer, ibid. S. 53 f. 24) Bühler. ibid. S. 297 f. 25) Detzel, ibid.S. I40ff„ 223 ff-, 272 ff. 20) Lamparter, Geschichte d. .Stuttgarter Gymnas., FN*. Progr. Blick

in

Herzoglicli

Vicrteljahrsh. 34

in Holienzollem.

fl’.,

.S.

111 86

ff.

ff.



Württembcrgisclie





























f.













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— m,i27

Sficlwest-Dentsrhland (Baden).

Ausschlierslich oder wenigstens Vorzugs weise gehört der

schichte in der neueren Zeit folgendes

')

an

:

Badischen Ge-

Die Aufzeichnungen des Con-

ventualen (späteren Abtes) Matthäus Rot im Kloster Salem über eine Reise nach Rom im Jahre 1554, herausgegeben von M. G m e 1 i n.’) Die Reise wurde zu dem Zwecke unternommen, die päpstliche Bestätigung des neugewählten Abtes dieses Klosters zu erwirken, und man ersieht aus derselben, welche Kosten eine derartige Amtshandlung des heiligen Vaters einem deutschen Kloster verursachte. Ebenfalls von Gmelin ist die Publication des Urkundenbuches der Deutschordens-Commende Beuggen zum Abschlufs gebracht,’) durch Mittheilung von Regesten aus deren Archiv vom Jahre 1500 1789 und den Abdruck einiger besonders wichtigen Urkunden aus den Jahren 15.35 bis 1609, ferner Auszüge aus den Acten der Commende von 1101 1808. ist Hier auch noch ein von Gmelin publicirter Bericht über die Treffen bei Beuggen und Warmbach und die Übergabe von Rheinfelden an die weimarische Armee 1678*) zu verzeichnen. Einen jedoch nur auf gedruckter Eitcratur fufsenden Beitrag zur Geschichte von Breisach und dem Breisgau in den Jahren 1740 45*) hat K. Hartfelder geliefert. Seine Geschichte der Stadt Freiburg i. Br. in der zweiten Hälfte des XVII. Jhs. hat F. L. Dämmert bis zum Jahre 1677 fortgoführt. Der neueste Abschnitt behandelt die Geschichte der Stadt unter der landesfürstlicben Regierung Kaiser Leopolds I. bis zur Belagerung der Stadt durch die Franzosen 1677. Meistens aus den Rathsprotocollen und anderen städtischen Archivalien geschöpft, eröffnet diese Arbeit®) einen lehrreichen Einblick in die zerfahrenen Verhältnisse einer hart an der französischen Grenze gelegenen, stets bedrohten und nur ungenügend zur Vertheidigung gerüsteten deutschen Stadt. Zur Geschichte des Klosters Gengenbach unter dem Abte Conrad v. Mülheim (t 1507) theilt Rappert einige Urkunden mit,’) welche ein Bild der gelockerten Klosterzucht unmittelbar vor der Reformation enthüllen. Als Beiträge zur Geschichte der Volkswirthschaft und zur Sittengeschichte hat Ref. Taxordnuugen für Wirthe, Handwerker, Fuhrleute und Tagelöhner, sowie Verhandlungen der Kreisständc über das Dienstbotenwesen in der Mark-









grafschaft

Baden

publicirt.®)

Eine kurze Geschichte der Stadt Baden und ihrer Bäder gab der Bade-

Heiligenthal

in Baden heraus, die aus arcbivalischen Quellen insbesondere die Entwickelung des dortigen Bades illustrirt.’) Die Kirchengeschichte der Stadt Eppingen von H. Wirth '“) geht in kurzer Darstellung auch auf die älteren Zeiten zurück, gehört aber ihrem

arzt Dr.

I) Cfr. S. 123 (ThI. II) mehrere auch in die neuere Zeit flbergreifende Werke. Die Aufzeichnungen des Conventualen Matthäus Rot. Zschr. f. d. Gesell, XXXII, 234 ff. 8) Derselbe, Urkundenbuch der Deutachordens-Coma. a. O. XXXI, ICS ff. 4) Dersellie, Bericht Ober die Treffen bei

2) Gmelin, d.



Oberrheine.

mende Ueuggen; Beuggen

u.

Breisgau

i.



Warnibach; a. a. O. XXXI, 233 1740 1745 (im Adrefsbueh



ff. 6) llartfelder, Breisach und der d. Stadt Freiburg f. d. j. 1879). 20 S. Freiburg in der 2. Hälfte des XVII. Jhs. Zschr. d. Gesellsch. etc, von Freiburg. IV, 327 ff., cfr. Literar. Centralbl. XVI 67.1. 7) Rappert, Urkunden zur Geschichte des Klosters Gengenbaeh. Zschr. f. Gesch. d. Oberrheins. XXXI, 316 ff., XXXII, 309 fl’. 8) V. Weoch, Ta.'tordnungcn ; n. a. O. XXXII, .340 9) Heiligenthal, Geschichte der 8lo.

seine Zeit, 1564

Bräun,





Comm. Winiker.

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Österreii'h

1526

— 1815.

111,141

Professor zu Heidelberg (7), Baron Wenzel v. Budowa (13), König Jakob I. von England (1), Robert Cecil Graf v. Salisbury (l), de Thou (l), Markgraf Johann Georg von Brandenburg (8), Cardinal Franz Dietricbstein (32), Hartwich v. Stitten (26), Pfalzgraf Friedrich V. (l), König Ferdinand 11. (7), Kaiser Mathias (3) und an einige weniger bedeutende Persönlich-

keiten.

Für

die Specialarbeiten empfiehlt sich die chronologische Reihenfolge.

Reformationszeit beschäftigt sich ein umfangreiches Werk von ‘), der schon durch eine Biographie von Luthers Gegner Eck Das Werk dessen Anfang vorliegt ist auf 6 Bände berechnet und würde somit wohl das ausführlichste über diesen Gegenstand sein, wenn es nicht durch seine Formlosigkeit und seinen absoluten Mangel au kritischer Durchdringung des Stoffes auch die bescheidensten Erwartungen weit hinter sich liefse. Von einer zusammenhängenden Darstellung, einer fortlaufenden Entwicklung der Ereignisse in stetem Hinblicke auf die Bewegung in Deutschland ist gar keine Rede. Wir können im besten Falle das Buch als eine Sammlung von Actenstücken bezeichnen, die durch einen sehr schwachen, meist kaum merkbaren Faden mit einander verbunden sein sollen. Immerhin aber hat das Buch Wichtigkeit als Quelle, da dem Verfasser sich sonst schwer zugängliche Quollen, wie das Archiv des Wiener hischöfl. Consistoriums, der uiederösterreichischen Statthalterei u. s. w., öffneten. Der Stoff ist in 6 Bücher vertheilt, ohne dafs aber die Eintheilung eine zwingende wäre und nicht der Stoff des einen Buches auch im anderen mithehandelt wäre. Das erste Buch, ,die reformatorische Bewegung* bespricht die ersten reformatorischen Versuche eines Dr. Johann Kaltenmarkter, dann die kirchlichen Verhältnisse Niederösterreichs im Anfänge des XVI. Jhs., Anfänge der neuen Lehren, Verhalten der Universität und Stände, Auftreten des Speratus u. s. w. Dabei werden die gleichzeitigen theologischen Flugschriften zum Theil mitgetheilt. D.as zweite Buch bespricht die' von katholischer Seite in den Jahren 1544 75 veranstalteten Visitationen und giebt dabei namentlich über Vermögen und Zustände der Pfarreien und Klöster viel actenmäfsige Belege. Im dritten Buche soll das Concil von Trient Hauptsache sein und Ferdinands Verhalten dazu. Die Verhandlungen des niederösterr. Klerus, besonders des Bischofs Brus und Nauseas Thätigkeit werden erörtert. Das vierte Buch behandelt die Lehre vom Kelch und Ferdinands Bemühungen um das Abendmahl unter beiden Gestalten; grofses Gewicht wird auf Hosins und seine Schriften gelegt. Buch fünf, wohl das beste, giebt Bericht über die Verbreitung der neuen Lehre, die Entwicklung der neuen Kirchenverfassung, die Streitigkeiten der Flacianer in Niederösterreich, dann die protestantischen Visitationen, unter anderen auch unter Intervention des Theologen Backmeister aus Rostock. Auch dem Kalenderstreit wird ziemlich viel Raum geboten. Das sechste Buch zeigt die Anfänge der siegreichen Gegenreformation. Bei der Anlage des Buches ist das lleranshebeu einzelner Acten schwer; für den Forscher werden aber viele der Erlasse und Flugschriften sowie die angezogenen bischöflichen Acten von Werth sein; doch liegt eben nur rohes Material vor; die Bearbeitung fehlt noch ganz.

Mit der

Wiedemann bekannt

ist.









1 ) Dr.

Theod. Wiedemann,

im Lande unter der Knns.

1.

l'rn«,

(teschichte der Reformation

'Dmipskv.

X, 074

S.

und rjegenroformation

8".

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XV.

111,142

Für

2.

Dittrich:

die Zeit des dreifsigjährigen Krieges

istDudiks

Werk

über

das

Auftreten der Schweden in Böhmen und Miihreu zu nennen. Während sei« Werk für die allgemeine deutsche Geschichte nur untergeordnet ist, ist m so wichtiger für die Geschichte der böhmischen Länder. Die DnrstelluD;; schöpft aus zahlreichen ungedruckten Acteustücken des Reichsarchivs z« Stockholm und des gräfl. Wrangelschen Archivs in Skokloster am Mälarsce. Daneben wird die von ihm zuerst aufgefundene, seither heransgegebenp Fortsetzung von Chemnitz’ (Hippolytus a Lapide) Geschichte des dreifsigjährigen Krieges benutzt. Die Actenstücke werden meist im Wortlaute mitgethfil: und durch einen dieselben verknüpfenden Faden aneinander gereiht; alle Kriegsereiguisse, soweit sie Böhmen und Mähren nicht betreffen, nur flüchtig erwähnt. Der Details sind viele noch völlig neu. Von kleineren Arbeiten sind zu erwähnen eine Arbeit von Krones*), der über einige wichtige Landtagsverhandlungen in Steiermark aus den Jahren 1522 f. f. Regesten, mitunter auch Details mittheilt; meist handelt es sich um Geldbewilligung wegen Türkengefahr, um Befestigvmgen , .Aufgebote u. s. w. Auffallenderweiso wird nirgends die brennende religiöse Frage gestreift. Dann gehört hierher eine Notiz von Wichner*) über Räuber, den Bischof von Laibach, der unter F'erdinand I. eine politische Rolle spielte und Statthalter desselben in Niederösterreich war. Er fand seine letzte Ruhestätte in Obernburg, wie hier erwiesen wird. F’ür die neuere österreichische Geschichte seit Karls VI. Tode ist heaer die werthvollste und ohne Vergleich bedeutendste Leistung unstreitig dir Arnoths'*^, der mit dem neunten und zehnten Baude seine grofsartig angelegte und durchgeführte Geschichte Maria Theresias vollendet hat. F.« ist hier nicht möglich, den reichen Inhalt zu erschöpfen; einige llauptpunkto zur Orieutiruug müssen genügen. Der neunte Baud gehört ganz der österreichischen Geschichte an, der zehnte zum Thcil auch der deutschen, daher diese Partie auch bei Deutschland ihre Erwähnung findet. Was für ein ungeheures Material zunächst im neunten Bande verwerthet ist, beweisen schon die

um







893 Noten am Schlüsse, von denen nahezu

alle

Verweisungen auf

bisher

ungedrucktes, dem Vf. in reicher Fülle zu Gebote stehendes Material, viele auch längere Mittheilungen aus den wichtigsten Stücken enthalten. Yo« gröfster Wichtigkeit erscheinen die ersten fünf Kapitel, welche das VerhältniÖsterreichs zum päpstlichen Stuhle beleuchten. Sie zeigen, wie streng Maria Theresia und Kaunitz an den Hoheitsrechten festhielten, wie aber beide weit davon entfernt waren, eventuelle Verlegenheiten des päpstliche« Stuhles, wie z. B. bei seinem Streit mit den bourbonischen Höfen (Frankreich, Parma n. s. w.) zur Erringung von Vortheilen auszubeuten. Cberhanp: verfolgt der Wiener Hof das Verfahren, den Streit zwischen Staatsgewalt und Kirche den Bourbonen zu überlassen, um dann seiner .^eit die F’rüchtt zu ernten. Das zeigte sich deutlich bei dem Verhalten gegenüber dem Con-

Wien, Gerold. 1) B. Dodik, Schweden in Böhmen und Mähren 1G40— IGöO. Vgl. Kap. II. Vgl. Jen. I.it, Ztg., Art. ,307. XIII, 443 .S. 2) D. F. Krones, Zur Die Zeit« des I.andtagswesens in Steiermark in Rege.sten und Auszügen. XVI. Jabn: I5G4). Beitrüge z. Kunde Steir. Gesch. -Quellen. Ferdinands 1. (1522 S. 25 50. 3) P. J. Wiehner, Cher die letzte Kuhestätte des Chr. Rauher tu. 85. Mittheil. d. hist. Ver. f. Steiermark. 27. Heft. S. 79 4) Alfr. R. v. Arneth. (Auch unter dem Titel: Maria Ther«is* Gesehiehte Maria Theresias. IX., X.



Ge.schiehtc





letzte

Regierungszeit

852 S.

cfr.







17G3

80.

III.,

IV.)

Wien,

W.



Branmüllcr.

XV, G48

S., XI.\

cap, III.

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Österreich 1526

— 1816.

111,143

von 1769 und der Aufhebung des Jesuitenordens. Die übrigen Kapitel (6 16) behandeln die innere Entwicklung Österreichs im Gebiete des Schulwesens: Universität '), Mittel- und Volksschulen, die Kunst und Wissenschaft, den Staatsrath, die Verwaltung, die Polizei, die Finanzen, Handel und Kriegswesen. Überall sind die leitenden Gesichtspunkte, das Wesentliche und Wichtige hervorgehoheu und die Belege aus den Originalacten entnommen. Vom zehnten Bande gehören nur die ersten 7 Kapitel 234) ausschliefslich der österr. Geschichte. Hier wird das, was im (§ 1 vorigen Bande im allgemeinen geschildert wurde, im einzelnen für die Bestandtbeile der österr. Monarchie ausgeführt, wie nämlich die Keformthätigkeit Maria Theresias in denselben sich gestaltete. Das erste Kapitol geht von Wien aus zu den kaiserl. Sommerresidenzen Sebönbrunn und Laxenburg, dann zur Regierung des Landes Niederösterreich; genauer wird auf die Verhältnisse Tirols eingegangen, wo Maria Theresia 1765 längeren Aufenthalt nahm und zur Erinnerung an ihren daselbst verstorbenen Gatten das Damenstift für 12 adelige Fräulein stiftete. Vorderösterreich macht den Schlufs. Das zweite Kapitel, den böhmischen Ländern gewidmet, beschäftigt sich vorzugsweise mit Josephs Reise nach Böhmen *). Diese wurde zwar in erster Linie durch die dort herrschende Hungersuoth veranlafst, führte aber zu weit ausholeudeu Reforinvorschlägeu, von denen freilich nur wenig zur Durchführung gelangte. Auch die damaligen Religionsheweguugen in Mähren zu Gunsten des Protestantismus erfahren Beachtung, ln nahezu gleicher Ausführlichkeit worden im dritten Kapitel Galizien, im vierten Ungarn, im fünften Siebenbürgen behandelt und bei jedem die eigenthümlichen Momente in Verwaltung und Justiz, sowie Schulwesen (bes. hei Ungarn) hervorgehoben. Etwas mehr Raum wird dann in je einem Kapitel den Verhältnissen der Lombardei, wo Graf Karl Firmian an der Spitze steht (6. Kap.), und den Niederlanden gewidmet, wo Franz’ I. Bruder, Karl von Lothringen, segensreich als Statthalter wirkt (7. Kap.). Von den Anmerkungen, in Betreff derer das schon eben Bemerkte gilt, gehören 382 hierher. Das sechste Kapitel gilt den äufseren Verhältnissen, Kap. 9 17 enthalten eine der deutschen Geschichte angehörige genaue Darstellung der zum bayerischen Erbfolgekriege führenden Verwicklungen, des Krieges selbst und des Friedensschlusses. Die in Kap. 17 erörterte Frage der Einverleibung des Innviertels wird auch von Meindl^) in einer kleinen populären Schrift als säculare Erinnerung besonders behandelt. Es folgen noch Josephs Reise nach Rufslaud, die Wahl seines Bruders Max zum Kurfürsten von Köln, endlich der Tod der Kaiserin. Der Erzählung von den letzten Tagen derselben schliefst sich eine kurze Charakteristik an. Das gewaltige Werk, das hier zum Abclttve













schlüsse gelaugt, bleibt eine Zierde deutscher Geschichtschreibung und eine Fundgrube für alle jene, die über irgend einen Tbeil der Regierung Marin Therc.sias Forschungen anstcllen wollen. Gerade die Anspruchslosigkeit, uuftritt, verbirgt die Fülle von neuen Aufschlüssen und die gewaltige Arbeit, die in demselben steckt. Eine Episode aus den ersten Jahren Maria Theresias, der Zeit der

mit der es

Wien, I) Cfr. A. R. V. Arneth, Die Wiener Cnivcrsiiät unter Maria Theresia. 40 8. 2) Vki. dazu 'l'homas, Kaiser Joseplis II. Reisen in Nordböhmen. Nach den verlürsliohsten Quellen bearbeitet. Mit dem Porträt Josephs II. gr. 8tt, VIII, .S. liöhiu. Leipa, Hamann. 3) Konr. Meindl, Vereinigung des Innviertels mit Österreich ete. 45 S., gr. 8". Linz, Kbeiihöeh. Hülüer.

72





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XV.

111,144

2.

Dittrich;

härtesten Bedrängnis, hat Tupetz*) zum Thema eingehender Studien gemacht: die kurze Herrschaft der Bayern und Franzosen in Böhmen. Benutzt

wurden dafür hauptsächlich Acten des Münchener Staatsarchivs (abschriftPrag) und die Registratur der böhmischen Stände. Gleich nach der Eroberung Prags durch die Bayern und Franzosen (26. Nov. 1741) wurde die Thronbesteigung Karls feierlich verkündet (9. Dez.) und im Vertrauen

lich in





auch gerechtfertigte Vorhandensein einer nicht geringen bayerischen Partei der 19. Dez. 1741 als Huldigungstag bestimmt. Zwar fand

auf das

sich die kleinere Hälfte der Adeligen ein, aber

gerade die meisten hohen Würdenträger hatten gefehlt; den 206 Herren und 280 Rittern, welche gehorchten, standen 299 Herren und 420 Ritter gegenüber, die die Huldigung verweigerten. Zur Regierung des Landes wurde eine Hofkanzlei mit Graf Wenzel Kaiserstein an der Spitze und für die Zeit der Abwesenheit des Königs eine Hofdeputation aus sieben Mitgliedern (lauter Böhmen) eingesetzt; doch war deren Einflufs sehr beschränkt, da manche Kreise noch von den Österreichern besetzt waren, andere, in denen Franzosen, Preufsen und Sachsen sich festgesetzt hatten, den Befehlen wenig gehorchten. Die Steuern gehen sehr schlecht ein, und seit die Österreicher Oberösterreich wiedergewonnen, treten Schwierigkeiten wegen des Salzes, dann überhaupt Karls Versuch, von den Ständen, für die Verpflegung der Truppen ein. selbst unter Androhung von Gewalt, ein Anlehen von sechs Millionen Gulden zu erhalten, mifslingt ; die Erfolge der österreichischen Waffen uöthigen ihn zur Milde, und auch ein Versuch, durch Besteuerung der höchsten adeligen Familien und des Klerus das Fehlende hereinzubringen, hat nur ein bescheidenes Resultat. Das Land leidet schwer durch die Contribution der Truppen, welche das Ende der Verhandlungen nicht abwarten können; namentlich geht der französische Generalintendant Sechelle mit aller Härte vor. Diese Bedrängnis, sowie die Hoffnung auf freie Ausübung protestantischer Religion, die von den Preufsen genährt wird, bewegen viele zur Auswanderung. Die Bauern werden häufig, besonders im Pilsener Kreise, schwierig und revoltiren; mit Mühe werden sie im Zaum gehalten; Karls Pläne, den Bauern zu helfen, kommen nicht mehr zur Durchführung, denn auch die Herrschaft der Wittelsbacher war nur ein ,Winterkönigthum.‘ Gleichzeitig mit Arneths Werk gelangt ein anderes, zwar weniger grofsartiges, durum aber doch nicht unwichtiges Werk zum Abschlnfs: nämlich Hocks .österreichischer Staatsrath*, vollendet von Biederm an n. *) Den Haupttheil nimmt der Schlufs der Geschichto des Staatsraths unter Es wird darin gehandelt vom Studienwesen, von den volksJosef II. ein. wirthschaftlichen Einrichtungen, endlich von der Sorge für die Staatswirthschaft. In erster Hinsicht ist die Sorge des Kaisers hauptsächlich den Volksschulen zugewendet; was Gymnasien und Universitäten betrifft, ist er sehr bemüht, Ersparungen zu machen ; für die Mittelschulen sollte das Schulgeld ein Mittel werden, arme Jünglinge von den Studien abzuhalten; die Universitäten sollten nicht Gelehrte, sondern Staatsbeamte heranbilden. Auch der Erziehung der Mädchen widmete der Kaiser seine Aufmerksamkeit.*) In Bezug auf volkswirthschaftliche Gesetzgebung neigte bekanntlich Kaiser

1)

voyen besiegelt. Der gröfste Theil des Buches (S. 311 647) ist den Vor gängen in Deutschland gewidmet, wohlbegreillich, weil hier die Entscheidun“ des Jahres fiel, und dabei den Österreichern der Löwenantheil zukani. Genau werden die Vereinigung der alliirten Heere und die vorhergehenden Kämpfe geschildert, ausführlich die Schlacht hei Höchstädt (S. 460 54.il. Die Folgen des Sieges waren besonders für Bayern schwere, wie es auch im einzelnen ausgeführt wird. Den Schlufs bilden der Feldzug in den Niederlanden und die F.reignisse auf der pyrenäischen Halbinsel. Biographisebf Skizzen sind eingefügt über Joh. Wenzel Graf Wratislaw, Jlarlborougli, Lothar Graf Königsegg, Marquis von Ruvigny. Unter den Beilagen des Anhanges sind die wichtigsten die aus der Correspondenz des Grafen Wrathlaw. Im Supplementhefte ist die Zahl der neuen Stücke gegenüber der in den früheren Bänden bedeutend gröfser: von 190 Nummern sind 82 neu. Von Wichtigkeit sind namentlich No. 1 12 über die Ereignisse in Ungara Briefe an den Hofkriogsrath aus Kronweifsenburg (No. 120, 122, 125, 127. u. s. w.), dann an denselben aus Vohburg (No. 163), endlich die Briefe sas Landshut (No. 182 190) daruuter die ausführliche Ordre an die FeldmarBchälle Graf Gronsfeld und Comte Herhcville. Das Andenken au den grofseu Feldherrn wurde in der österreichisch« .Armee stets lebendig erhalten, und so trägt auch das 13. Dragoner- Regimett







1) Feldzüge des Prinzen

Eugen von

für Kriegsgeseh. d. k. k. Kriegsarebivs.

Sueeessionskrieg, Feldz. 1704.

Wien,

.Savoyen. Herau-sgegeben von der Abtheili« 1. Serie, VI. Bd.: G. Katzenhofer, Spani*e-Ier Verlag des Generalstabes. XXIII, 908, SOS S-

Lc.x. 8e, Atlas,

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Österreich 152G

für

immer

seinen

Namen.

\Veiso V. d.

reicher

— 1815.

IIU47

Die Geschichte dieses Regiments hat in umfang-

Wengen')

geschrieben.

Da

die

älteren

officiellen

Aufzeichnungen über die Geschichte desselben beim siehenhürgischen Feldzuge im J. 1849 verloren gfiugen, mufsten die Feldacten des Kriegsministeriums und für die neuere Zeit namentlich Mittheilungen der noch lebenden, dem Regimente theils noch angehörigen, theils in anderer Stellung Schon daraus befindlichen ehemaligen Mitglieder die Hauptquelle bilden. ergiebt sich, dafs der neueren Zeit der gröfsere Raum zugewiesen ist, ohne dafs aber die Vertheilung deshalb eigentlich eine ungleiche wäre. Die 564 ) gehen die Geschichte des Regiments Kap. 1 25 (etwa die Hälfte S. 1 bis zu den napoleonischen Kriegen, die übrigen; 26 39 (S. 564 Schlufs) Der Vf. hält sich streng an die Sache; die Ereignisse bis zur Gegenwart. die Kriegsereignisse werden nur in so weit erzählt, als sie für die Darstellung der Thaten des Regimentes den nöthigen Rahmen abgeben. Aus der hervorzuheben: die Schlacht am Berge Harsan (12. Aug. ersten Abth. sind 1687), bei Marsaglia (im Kriege gegen Piemont 4. Oct. 1693), bei Luzzara (15. Aug. 1702). Belgrad (16. Aug. 1717), bei Kollin, Torgau u. 8. w.; in der zweiten Abth. die Theilnahme am ungarischen Revolutionskriege 1848 49, die sehr eingehende Beachtung erfährt. Tabellen über die sämmtlichen Inhaber und Obersten, sowie Personalveränderungen der Offiziere und Beamten des Regimentes schliefsen das Buch. Von einem militärischen Gedenkbuche des bekannten MilitärschriftGraf Thürheim*) sind blofs sechs Hefte erschienen stcllers Andreas (im J. 1879), und gehört die Besprechung des ganzen Werkes dem folgenden Dasselbe gilt auch von den beiden Werken Beermanns und Berichte. Penns über die Geschichte der Stadt Wien sowie von Stocklüws Geschichte der Stadt Tachau, die übrigens als keine Bereicherungen für eine wissenschaftliche Behandlung der österreichischen Stadtgeschichto betrachtet worden können, ln dieser Richtung sind mehr einige kleinere Arbeiten von d’El vert zur Geschichte der Stadt Brünn, sowie von Pe yscha zur Geschichte von Olmütz beachtenswerth.*) Zum Verständnis der Kriegsgeschichte Österreichs auf ihrem glorreichsten Gebiet, im Osten, ist wichtig die Kenntnis der Zustände des osmanischen Reiches, dieses schildert 0. Pospisil.*) Indem wir einen eingehenden Bericht über die historischen Vereine der österreichischen Kronlander dem folgenden Jahre Vorbehalten, erwähnen wir noch zweier gröfseren Werke, welche einschlägige Artikel enthalten: der Allgemeinen Deutschen Biographie*) und des ,Biographischen Lexicons von Wurzbach*. Aus dem neunten Band der ersteren gehören hierher die Artikel: Ernst Graf Gianini, Feldmarschall-Lieutenant (S. 146), Familie Goes (S. 323 ff.), Fürsterzbischof Grober von Salzburg (S. 791) und einige kleinere.











,



1 ) Fricilricli von der Wengen, Geseliielite des k. k. österr. 13. DragonerRegimenl«: Prinz Eugen von Savoyen, »eit seiner Kn-ichlung 1G82 Ins zur Gegenwart. Aufträge des Regiments etc. Brandeis a. d. Elbe, Selbstverlag des Regiments, Comm. A. Höhen. Wien. XII, 1116 S. 2) A. Graf Thürheim, Gedenkblätter aus der Kriegsgesebiehte der k. k. österr. Armee. bis C. Lfg. 1. Teschen, Procliazka. 3) Notizenblatt der bistorisehen .Section der k. k. Mähr.-,S (gest. 1575) nach einem Originalgemälde der Züricher Stadtbibliothek, ferner aus den Acten den Aufrifs des 1569 umgebauten Lehrzimmers der Lateinschule beim Grofsmünster, sowie noch einige Reproductionen zeitgenössischer Bilder. Gleichfalls an das Zürich des XVI. Jhs. knüpfte vor einem halben Jahrhundert ein Werk, welches jetzt in neuer Gestalt im Erscheinen begriffen ist, vom Enkel des ersten Vfs. unter Verbindung mit weiteren Forschem ganz wieder geschaffen. ') Ein sehr anmuthig geschriebener Text, welcher, an weitere Kreise sich wendend, an die Erzählung eines Spaziergangs durch Zürich im Jahre 1504 topographisch-historische Belehrungen anknüpft, ist fast wörtlich, mit wenigen nothwendigen Verbesserungen und Kürzungen, aus der ersten Auflage von 1829 berübergenommen. Die neu gemachten Bemerkungen, welche an die topographische Reihenfolge übersichtlich sich anschliefsen, aber oft zu eigentlichen Excursen sich erweitern und jedenfalls den Text an Umfang erheblich übertreffen werden, enthalten dagegen einen wahren Schatz mannigfaltigster auf Topographie, Baugeschichte, Verfassung, Recht, Kultur sich beziehender Aufschlüsse und werden, hauptsächlich durch die Mittheilung der mit grofsem Fleifse und Sachkunde angelegten Sammlungen des Localforschers Dr. Nüscheler, nach ihrer Yollendun;; eines der vollständigsten Bilder des gesammten Lebens einer Stadt enthalten. meisten Aufmerksamkeit verdienen bisher die Excurse über das grofse Freischiefsenj von 1504, über das alte und das neue Rathhau.Dagegen erfüllen die beigegebenen und über die Grofsmünster-Kirche. Illustrationen nicht das, was erwartet werden durfte. Ein zu 1878 hervorgehobenes Werk über die Geschichte Genfs gewani über die zweite Hälfte des Jahres 1558 und das Jahr 1559 seine Fortsetzung.*) Dieselbe weist den gleichen, streng objectiven Charakter gewissenAuf die haft quellenmäfsiger Darstellung auf, wie die früheren Theile. hervorstechendsten Erscheinungen der äufseren Geschichte Genfs in dieser Epoche ist gleichfalls schon für die letzte Abtheilung hingedeutet worden. Das Jahr 1559 ist dasjenige des Friedens von Cateau-Cambresis, dessen Folgen durch den engeren Zusammeuschlufs der Genf umgebenden katholischen Mächte für den Staat rasch empfindlich werden. Aber andererseits gewinnt

Am

die Stadt durch die gleichzeitige nach Calvins Vorschlag geschehende

Gründung

von College und Akademie eine wachsende Bedeutung nach aufsen Lin. welche euch in dem geistigen Einflüsse Genfs bei der Abhaltung der ersten Synode der evangelischen Kirche Frankreichs bestimmt sich herausstelit

1)

Salomon Vü^elin, Das

alte

Zürich, historisch

und antiquarisch

darfm-strü-

Zweite durchaus mnKcarbeitete und vermehrt« Auflage (1879 fünf Lieferungen, in derr* vierter: Anfang von .Nacliweisungen und weitere Ausführungen bis auf die Oegenwatf, ZSrichX neu bearbeitet vun Dr. Arnold Nöseheler und F. Salomon Vögelin. Cfr. Kap. XXIV. 2) Amedce Roget, Histoire du peuple de (Jeneve tjepuis la rcfurnie jiisqu'ä l'cscalade. Tome cinquieme, 2">' livraison. Geneve. Dazu sind « Turne XIV der Memoires de ITnstitiit national genevois zu halten: II. Fazy:



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Schweiz

seit

dem Anfang

des

XVI.

Jahrliunderts.

111,153

Weiter jedoch gestalten sich, abermals in diesem Jahre, die Beziehungen zu Bern schwieriger, indem die über kirchliche Fragen mit der Berner Obrigkeit in Zwiespalt gerathenen Geistlichen Lausannes theils in der moralischen Buudesgenossenschaft Calvins den Muth zu ihrer Weigerung finden, theils nach ihrer Vertreibung vom bernerischen dann voran Viret und Beza Im Innern der Gemeinde hat Gebiete in Genf neue Anstellung erhalten. schon 1558 die Elimination häretisch anrüchiger italienischer Elemente aus Genf und besonders der Ausgang des Prozesses des Valentin Gentilis bewiesen, bis zu welcher Festigkeit Calvins Stellung gediehen sei. Zur Geschichte des XVII. Jhs. ist unbedingt die bedeutendste Erscheinung der erste Theil einer von einem Urkundenbuche begleiteten Monographie biographischen Inhalts über einen in wichtige Phasen des dreifsigjährigen (Eine Krieges verwickelten vornehmen bernerischen Militär und Politiker. andere biographische Arbeit über einen mehr der inneren Geschichte der Schweiz angehörenden Staatsmann und Krieger aus Uri*) wird besser zu 1880 besprochen, wo dieselbe in erweiterter Gestalt neu erschien.) Allerdings findet die eingehende Würdigung der gegenüber Rose: Herzog Bernhard der Grofse von Sachsen -Weimar (1828/29) und noch mehr gegenüber Molitor: Der Verrath von Breisach 1639 (1875) endgültigen Ausschlag gebenden Ereignisse ihren Platz nicht in diesem Abschnitt über schweizerische Geschichtsliteratur, wie denn Erlach, schon als Jüngling im fremden Kriegsdienste stehend, nur in den Jahren 1627 1638, und auch da keineswegs ununterbrochen, in Bern weilte (der bis dahin edirte Theil des Werkes schliefst mit 1639 ab). Dagegen ist hier der Platz, auf das Verdienst des Forschers und Herausgebers der Urkunden hinzuweisen, welcher gegen den Vorwurf, Erlach habe den Herzog Bernhard, dessen Bruder und die von Bernhard hinterlassene Armee verrathen und, mit anderen Worten, damit die Stellung Deutschlands am Oberrhein gegenüber Frankreich preisgegebeii, in diesem Buche zu beweisen sich ungeschickt hat, dafs vielmehr Bernhard bei Lebzeiten keinen treueren Diener, nach seinem Tode keinen aufrichtigeren Verehrer gehabt habe, als eben diesen seinen Generalmajor Erlach, dafs Erlach als ersternannter Director der Armee bei Bernhards Tode am 8. Juli 1639 in eine schon vollkommen gegebene Situation eingetreten sei.







de Valenlin Gentilis ct de Nicolas Gallo 1.558, public d'apri« les documeiits nriginaux und; I.a Sainl-Harthclemv et Geneve (quollenniärsigc Darstellung de.s Eindruckes, welchen die Schreckensnachricht aus Paris hervorhrachte, und der Mafsregeln, welche dieselbe in Genf nach sich zog). In den Memoires et doeiinieiits publ. par la Societc d'histoire et d'archeologie de Geneve, Tome XX, liriais. I ist (S. 119 ff.) ein Beitrag zur Geschichte des in der Keformation von Genf nach Annecy verpflanzten St. Clara-Klosters gegehen (mit einem Facsimilc der hekannten geschichtschreihenden I) Der Nonne, naebherigen .\btissin Jeaime de Jussic (von Theoph. Dufour). General Hans Ludwig von Erlach von Castelcn. Ein Lebens- und Charakterbild aus den Zeiten des dreirsigjährigen Krieges, bearbeitet nach zeitgenAssischen Quellen von ßeni. Cfr. 1. Theil, mit einem Band Urkunden, Dr. August v. Gonzenbach. Kap. II. Dazu sind von demselben Verfasser zn erwähnen: ,Über die im Schlofs Spiez wiedergefuudenen Schriften des weimarischen Generalmajors und französischen Gcncrallieiitenants Johann Ludwig von Erlach von Castelen, Gouverneurs der Festung llreysach^, sowie als Probe aus denselben: .Über die Auswechselung des schwedischen FeldMarschalls Gustav Hom gegen den kaiserlichen und churhayerischen FeldmarschallLieutenant Jean de Werth*, in den Forschungen zur deutschen Geschichte. XVIII, 1878. 2) Im Programm der St. Gallcr Kantonsschule für 1870 80: K. L. Amreiii, Sebastian Peregrin Zwyer von Evibach (I. ThI.), 1880 als Widmung d. hist. Ver. von Proct'«





St.

Gallen an die schweizerische geschichtsforschende Gesellschaft

aii.sgeführt.

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XVI. Meyer

111.154

v.

Knonau;

insbesondere dem viel borvorgehobenen Vertrage mit Frankreich vom 9. October durchaus nicht jener Einflufs auf das Schicksal der croheiten Gebiete zugeschrieben werden dürfe, wie das bisher geschah. Ohne den Scharfblick und die Thatkraft des Herausgebers, welcher erst durch sein Eingreifen der sträflichen Fahrlässigkeit bei der Versteigerung der Erlachsehen Bibliothek im Schlosse zuSpiez 1875 ein Ende setzte, wären vielleicht die durch ihn hier wissenschaftlich nusgebeuteten reichen Materialien gani auseinander gerissen und verschleudert, jedenfalls aber der Schweiz entfremdet worden. Für die schweizerische Geschichte insbesondere enthalten in diesem Bande Kapitel 2 und .3 Aufschlüsse: 1633 commandirte Erlach bei der Annäherung der feindlichen Armee gegen die Schweizer Grenzen behufs Aufrechterhaltung der Neutralität im Aargau aufgestellte bemer Truppen; zu 1637 ist es interessant, Erlachs Annäherung und wachsende

und

dal's

Beziehungen zu Herzog Bernhard zu verfolgen, bis dann Ende April 163« Erlacb aus dem Staatsdienste von Bern austritt. Aus diesen gleichen Materialien von Spiez, nämlich aus Originalcorrespondenzen der drei französischen Bevollmächtigten am westfälischen Fricdenscongrefs mit Erlach, hat der Vf. jenes gröfseren Werkes aber auch noch für eine andere interessante Abhandlung den Stoff geschöpft, wodurch die Stellung der Schweiz am Ende des dreifsigjährigen Krieges und die Abordnung des Bürgermeisters Wettstein von Basel an den Congrefs noch klarer als bisher hervortreten. ') Das Verdienst des Unterhändlers, welcher Ende 1646 bei der ersten Audienz einzig von den evangelischen Orten und Zugewandten wirklich bevollmächtigt war und dessen Anwesenheit am Congrefs erst im Februar 1648 eine gemeineidgenössische Sache wurde, welcher aber jenen Mangel in einer seiner Aufgabe sehr vortheilhaften An zu verdecken verstand, die Art und Weise, wie er sich vom Buchstaben seiner Instruction zu befreien wufste, zeigen sich in hellerem Liebte. Ganz besonders aber wird dargelegt, dal's dies Uesultat, die Erklärung der Unabhängigkeit der Schweiz vom Reiche, durchaus nicht so allein dem französischen Gesandten, Herzog von Longuevillo, zuzuschreiben ist, sondern in nicht geringerem Mafse den der Schweiz günstig gesinnten kaiserlichen Bevollmächtigten verdankt wnrde. Auf einen Abschnitt der genferischen Geschichte des XVII. Jhs. wirft ein hervorragender Genfer Geschichtschreiber, dessen Werk über die Anfänge der Eidgenossenschaft in Geschichte und Sage vor einem Jahrzehnt mit Recht so allgemeinen Auklang fand, ein belehrendes Licht in einem höchst gewandt geschriebenen Buche.*) Aus Materialien dos Genfer Archivs und solchen des französischen Ministeriums des Auswärtigen ist dasselbe gestaltet und bietet damit zugleich einen Beitrag zur Geschichte Ludwigs XIV. Der erste Resident Frankreichs in Genf, de Chauvigny, batte, nachdem er im October 1679 daselbst angokommon war, in seinem Ilötcl sich Messe lesen lassen und dadurch in der Stadt Calvins die gröfste Aufregung hervorgernfen. Es ist nun sehr instructiv, zu scheu, wie der König, trotz seiner damals nach dem Frieden von Nimwegen auf der höchsten Spitze stehenden

1) Dr. V. in

Goiizcnbach, Die

Münster und Osnuhriiek.

bis 611.)

Vgl. früher

I)r.

(Archiv

Fechter

2) Ketablissement du catholicisnie

sehweirerisehe Abordnung an den Fricdenscongtrfd. hist. Ver. d. Kantons Bern. IX, 4. Hft. S. 4SS Archiv f. Schweiz. Geschichte. XVIII (1873).— il y a deux siecles, par Albert Killirt-

ini

ä Geneve

Geiieve.

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Schweiz

seit

dem Anfang

des

XVI. Jahrhunderts.

111,155

Gewalt, sich dem klciucn Staate gegenüber nachgiebiger erweist als sein provocirender Repräsentant. Chauviguy erhielt die mittelbare Anzeige seiner bevorstehenden Abberufung und verliefs darauf bin Genf nach einer Anwesenheit von nicht völlig acht Monaten Mitte Juni 1680. Abermals als ein Stück geuforischcr Geschichte kann ein Beitrag zum XVllI. Jh. ') betrachtet werden, welcher den drei Mal wiederholten Versuch, von 1706 und 1707, 1767 1771, 1777, zum Gegenstände hat, auf dom Boden einer Uferstrecke der französischen Herrschaft Gex eine zugleich zur Concurrenz mit Genf und zur Bedrohung der bernerischen Nachbargohiete im Waadtlaude bestimmte befestigte Stadt und Uafeuanlagc am Genfersee ins l,eben zu rufen. Dieses Projekt, welches sich an den kleinen Fleckon Versoix anknüpfte und besonders in seinem zweiten Stadium weit zu gedeihen schien auch Voltaires Name ist mit der schwindelhaften Speculation in diesem Abschnitte ihrer Geschichte verknüpft ist hier nach Acten de's Berner Archivs, von denen eine Auswahl sowie ein Plan als Beilagen mitgegeben sind, geschildert. So wenig auch thatsächlich auf dem Boden der .nouvelle ville* wirklich baulich geschaffen worden ist, so gi'ofs war die keineswegs blofs vermeintliche Bedrohung Berns durch diese beabsichtigte französische Einnistung, und so ist es bemerkenswerth, insbesondere einerseits zu sehen, wie sogar die diplomatische Intervention des Königs Friedrich II. von Preufsen 1769 aus Bern angerufen wurde, andererseits den sehr wesentlichen Anthcil feststellen zu können, welchen ,Mr. Pancien directcur Haller de Roche“, das ist keine andere Persönlichkeit als diejenige des auch hierin besonders nachhaltig thätigen Albrecbt v. Haller, au der Abwendung der Gefahr nahm. Auf Solothurn beziehen sich zwei kleinere Schriften, von denen die eine die Fortsetzung einer sehr unterrichtenden schulgeschichtlicheu Arbeit bildet, die andere als höchst passende Festgabe ein anderes Stück Kulturgeschichte vorführt.®) Unter dem Titel , Definitive Gründung des Collegiums“ orzählt die erste Abhandlung die äufsereu Schicksale der in Solothurn wirkenden Glieder der Gesellschaft Jesu von 1646 an, in welchem Jahre dieselben zur Leitung der höheren Schulen und zur Aushilfe in der Seelsorge berufen wurden, besonders was den Bau des Collegiums und der Kirche betrifft; durch die Darlegung der Gegensätze zwischen der Wcltgeistlichkeit, voran dem altehrwürdigen Stifte zu St. Urs und den älteren Orden einer-, den nenen auch hier unermüdlich gewandten Ankömmlingen andererseits, gewinnt die Studie an Interesse. Die zweite Abhandlung hat einen toleranten und philanthropischen Geistlichen, den Stiftscantor Friedrich Jakob Hermann (f 1786), eins der ersten Mitglieder der helvetischen Gesellschaft, und den Schöpfer eines ähnlichen Kreises von Anregungen, der ökonomischen Gesellschaft zu Solothurn, zum Mittelpunkt;







,

1 ) Emil IMüscb, Die Erbauung der Stadt Versoi.\, vorzüglich nach den Acten Schweiz. Geschichte, heraiisgeg. von der allgeni. f. IV. Zürich). 2) K. Kialn, Geschichtliches über die Schule von Solothum. III. Das Jeaiiiten-Collegiiim im XVII. und XVIII. Jh. Solothurn (vorher: I. Die alte Stifts- und Stadtschule bis zum Ende des XVI. Jhs., Die Stiftsschulc und das Jesuiten-Collegium im XVII. Jh., 1870). 1875; II. 51) L. Glu z - II art ma nn, Bibliothekar, Die .Stadtbibliothek, ein Stück Solothiiraischer Kulturge.schichte des XVIII. Jhs. Solothurn. (Kestgabc d. hist. Ver. .Solothurn zur Feier der 25jährigen Vorsteherschaft der allgemeinen geschichtsforschenden Gesellschaft der Schweiz für I’rof. Georg v. Wvfs.)

des Berner Archivs (im Jahrbuch

geschiehtsforscli. Oescllsch. der Schweiz.





t

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XVI. Meyer

111,156

v.

Knunau:

denn Hermann, dessen Porträt dem Hefte vornnsteht, war eben auch Urheber des neuen Uildungsiustituts der Stadtbibliotbek.

der

gescbicbtlicbeu Beiträgen, zumeist zum XVIII. uud wieder eine gröfsere Zahl in Jahrbüchern und V’ereins-Zeitschriften enthalten. Das Zürcher Taschenbuch bringt biographische Schilderungen von F. 0. Pestalozzi des 18.5-t verstorbenen Obersten Reinacher ,Ein Offizier des alten Zürich* von Friedrich Meyer (dem Sohne) des 1877 verstorbenen Kriegsgeschichtschreibers Wilh. Meyer -Ott, von Dr. 0. Werdmüller des Zürcher Convortiton und Rc-Couvertiten Werdmüller (ein interessantes Stück Kulturgeschichte des XVII. Jhs.), von ü. Meyer v. Kuonau: Aus dem Briefwechsel zwischen Ulrich Hegner und Ludwig Meyer v. Knouau (Urtheile und Betrachtungen zweier feiner Beobachter mit allgeracinero historischen Hintergrund von 1801 1837).— Das Berner Taschenbuch hat von C. v. Steiger die Biographie Isaak Steigers, ,eincs Zeitgenossen Hallers* (er ist der 1755 verstorbene, 1749 durch den besonderen Hafs Henzis und der Verschwörung desselben ausgezeichnete Schulthoifs, von welchem Hft. 4 in Bd. IX des Archivs des historischen Vereins von Bern, S. 411 ff., Aufzeichnungen aus den Jahren 1711 uud 1712 mittheilt), von Prof. Hagen diejenige des Jakob v. Gravissei, Donators der Bougarsischen Bibliothek (vgl. Hägens Programm über Bongarsius, Bern 1874; eine 1878 erschienene Schrift von Alb. Jahn: Die Kunde und Benutzung der Bongarsischen Handschriften- und Büchersammlung der Stadtbibliotbek in Born, Bern, enthält einiges Bemerkenswerthe, hat aber bedauerlicherweise eine absichtlich subjektive Haltung gegen Prof. Hagen, den verdienstvollen Herausgeber des Berner Handschriften-Katalogs); der Herausgeber, Dr. Blösch, behandelt ein früher berühmtes, jetzt ziemlich vergessenes Werk des Bildhauers Nahl, das Grabdenkmal der 1751 verstorbenen Pfarrersfrau Langhaus in Hindelbank (mit Abbildung); Pfarrer F. Studer theilt Verhandlungen der Reformationtkammerl67G 1696, Dr. v.Gonzenbach Briefe von und an H. L. v. Erlach von 1639 und 1640 mit Auch Basel hatte für 1879 nach längerer Pause durch Dr. Boos wieder ein ,Jahrbuch*. Der Herausgeber selbst steuert« einen Beitrag aus dem XVII. Jh., ,Aus eiuem baslerischen Stammbuch*, bei, Dr. Brömmel den Anfang einer Reisebeschreibung Thomas Plätters (Sohn des gleichnamigen bekannten Zeitgenossen der Reformation) von Basel nach Frankreich 1595, der luzemer Staatsarchivar Dr. v. Liebenau aus seinen Studien über Thomas Murner eine Abhandlung über dessen Aufenthalt in Basel 1518 auf 1519. Das 16. Hft. des historischen Jahrbuches von Glarus, Publication des dortigen Kantonalvereins, enthält neben Mittheilungen localeren Interesses von Dr. X. Tschudi eine leider nicht hinreichend objectiv gehaltene Schilderung der confessionell gefärbten politischen Bewegungen, welche sich an die 1677 geschehene Gründung eines Kapuzinerklosters in Näfels anschlossen. In den von der Appenzeller gemeinnützigen Gesellschaft herausgegebenen, von Decan Heim redigirtou ikppenzellischen Jahrbüchern, einer für das öffentliche Leben jenes Kantons sehr beachtenswerthen Zeitschrift, erscheinen auch historische Arbeiten, so in Hft. 9 von Folge II als Fortsetzung zu Hfl. 8 eine an Eiuzelangaben reiche Schilderung von Appenzell Aufserrhoden von 1803 bis 1815 (von Lehrer Tanner). Die Thurgauer Beiträge zur vaterländischen Geschichte haben im 19. Hft. von dem Kirchenhistoriker Pfarrer Sulzberger .Icteumittheilungen etwas einförmiger Art, über Gehalts-

Von kleineren

XIX.

Jh.,

ist







,













Diyiiizeu uy

Schweiz

dem

seit

Anfang; des XVI. Jahrhunderts.

]II

157

und ihrer rollntoreu nus Protokollen zürcherischen Ehegeriehts 152il 1531, dann aber von dem 1853 verstorbenen Schaffhiiu.ser Geschichtsforscher Kirchhofer ganz interessante Aufzeichnungen über dessen Erlebnisse als Pfarrer in den Kriegsjahren 1798 1800 in einem thurgauischen Dorfe bei Diefsenhofeu, al.so nahe der 1799 viel umkümpfteu Uheinlinie. Mehr den mittleren Zelten widmet der ,Geachichtsfrcund‘, die Jahrespublication des fünlörtischen Vereins, seine Bände; aus Bd. XXXIV ist dann auf Koisers Geschichte der Zuger Familie Muos wegen der Theiluahme eines Gliedes am venetiauischen Kriege um Morea von 1088 an hinzuwei.sen; P. .Anselm Schubigers Geschichte des .Antouicr-Ordenshauses zu Uzuach reicht gleichfalls in die neuere Zeit hiuein. Der von der schweizerischen geschichtforschenden Gesellschaft edirte Anzeiger für schweizerische Geschichte (Solothurnj hat in seinem Jahrgang X, wie überhaupt, mehr Beitrage zur mittleren Geschichte; zur neueren gehören eine Discussiou über Manuel von Ur. Kettig mit siegreicher Replik Bächtolds, Artikel Dr. v. Liebenaus und Schiffmanns besonders zum XA'I. Jh. u. a.; erwünscht ist die alljährlich von Fiala gegebene »Todtenschau*. Ein ,Bollettiuo storico della Svizzera italiana‘, unter Em. Mottas anerkennenswerther Führung, begann 1879 seine Laufbahn und bringt auch zur neueren Geschichte der Gebiete des jetzigen Kantons Tessin erwünschte politisch-geschichtliche und kulturhistorische Artikel (z. B. über Hexenprozesse in der Landschaft Riviera, über Tessiner in fremden Kriegsdiensten, zur Schulgeschichte, meist von Motta selbst). In dem Organ der westschweizerischeu Alpenclub-Sectionen, L’Echo des Alpes, steht, von Th. Dufour mitgetheilt, eine Relation über Reisen nach t'amounix 1741 und 1742. Von Xeujahrsblättern ist der zweite Theil der Finslerschen Schilderung Zürichs imXVHI.Jh. (Neuj.-Bl. vom AVaisenhause) hervorzuheben, sowie dasjenige der Feuerwerker-Gesellschaft: Die Schweizer im Dienst der holländisch-ostindischen Compagnie (von G. Bürkli) und das baslerische: Die vier Schweizer-Regimenter im Dienste Napoleons 1. (von K. Wieland). Musee Neuchatelois, XVT, hat kleinere Beitrüge (bes. z. (lifferenzen thurgnuiseber

Cieistlicber



des















Kulturge-sch.).

In das Mittelalter zurückreichend, allein andererseits bis in die Gegen-

und geradezu mit praktischen ökonomischen und Erwägungen endigend sind zwei wichtige Beiträge zur Geschichte deutschen Agrarweseus, ') welche auf ausgebreiteten Quellenstudien beruhen und durch die Mannigfaltigkeit der zu schildemden Verhältnisse der Bewältigung und Ordnung nicht geringe Schwierigkeiten entgegenstellten. Besonders wichtig bei der engen Verbindung von Gemeindefreiheit und Markgenossenschaft in den Anfängen der schweizerischen Unabhängigkeit ist dabei das eingehend entworfene Bild der geschichtlichen Entwickelung der Allmenden, der mit denselben schon vorgenommenen und noch vorzunehmondon A'eränderungen denn es sind da Lebensfragen berührt, wart

hiueinführend

politischen

des

;

1 ) A. V. Miaskowaki, Die Verfassung der Land-, Alpen- und Furstwirthschaft der deutschen .Schweiz in ihrer geschiehtliohen Kntwiekelung vom XIII. Jh. bis zur Gegenwart (Basel 1878), sowie: Die schweizerische Allmend in ihrer geschichtlichen Entwickelung vom XIII. Jh. bis zur Gegenwart. (Leipzig, Ud. II, Hft. 4 der Selimollerschen .Staats- und soclalwissensehaflliehen Korseliungen.) Dazu vergl. Uanssen, Agrarhistorische Abhandlungen, S. 513 If. (Leipzig 188Ü): Das Agrarwesen der deutschen •Schweiz in seiner geschichtlichen Entwickelung. Eine interessante Illustration hierzu bietet mehrfach das Buch; ,St. Gallische Genieinilc-Arehive: Der Hof Kriesserii“ (von

Hardegger

u.

Wurtmann,

1878).

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1 XVI.

III, lös

Meyer

V.

Knonau:

welche mehrfach auch im Augenblicke wieder in einzelnen Gebieten, so im Lande Schwyz, die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Al>er nicht weniger interessant sind in der anderen Schrift die Beobachtungen über die Lösung des alten Agrarwesens zu freierer wirthschaftlicher Bewegung, über das Vordringen des Futterbaues gegenüber dem Körnerhan. alten

wobei ein eigenthümlicher, schon früher hervorgehobener Prozefs dieser Art in den Alpwirthschaftsgebieten des Hochgebirges gegen den Ausgang des Mittelalters hin eine zum Theil neue histori.sche Beleuchtung empfängt; ebenso ist der Abschnitt über die Forstgesetzgebung sehr belehrend. Unter einem Titel, welcher zunächst nicht genau den vollen Umfang und den hohen Werth der Schrift in historiographischer Hinsicht erkennen läfst, hat der Geschichtschreiber der Astronomie in der grofsen Sammlung der Geschichte der Wissenschaften in Deutschland* eine ganz verläfsliche. höchst unterrichtende Geschichte der Kartographie, das will sagen, der Hauptgrundlage der Erdbeschreibung der Schweiz, vorgelegt. ') Von den ältesten Karten, den stammelnden Versuchen Tschudis, Sebastian Münsters. Stumpfs wird der Leser durch alle Entwicklungen von den ersten wirklichen Aufnahmen in der zweiten Hälfte des XVI. und im XVII. Jh. bis zu dem Höhepunkt der Leistungen der Gegenwart, der eidgenössischen Triangulation und dem darauf fufsenden Dufour- Atlas und der grofsen Generalkarte, welche jetzt im Erscheinen begriffen ist, sowie zu der Sternwarte des Polytechnikums, der der Vf. versteht, und der europäischen Gradmessung geführt. Jene Akribie bis ins einzelnste, die gewissenhafte Aufsuchung und Verzeichnung der Quellen, welche alle historischen Arbeiten des Vfs. auszeichnet, ist hier in einem womöglich noch gesteigerten Mafse zu finden. Man ist erstaunt, über Dinge belehrt zu werden, welche niemand hinter dem Vorgesetzten Titel suchen würde. Mit der Schlufsfrage Ws.« bleibt noch zu thun? steht der Vf. mitten in der Entwicklung selbst, deren Faden er so bestimmt festgehalten hat. Zum XIX. ,Ib. liegen erstlich mehrere biographische Arbeiten vor. Eine wohl angelegte, französisch geschriebene Sammlung schweizerischer Biographien, welche, wie übrigens wohl zu begreifen, vielleicht etwas zu sehr die westliche Hälfte der Schweiz berücksichtigt, ist glücklich zu Ende Vierzig hervorragende Persönlichkeiten des XIX. Jhs. gebracht.*) sind in Einzelartikelu Politiker, Militärs, Gelehrte, Schriftsteller, Künstler behandelt, welche fast durchgängig als zweckentsprechend und formal wohl gelungen bezeichnet werden dürfen; weniger gilt das von den schon seit dem letzterschienenen Bande als Form einer zusammenfassenden Mittheilnng angebrachten Sammelartikeln, deren übrigens nur wenige sind. Der Herausgeber selbst hat nur eine kleinere Zahl von Artikeln übernommen, dagegen es verstanden, die geeigneten Mitarbeiter für die Aufgabe zu gewinnen. In den zwei Bänden der allgemeinen deutschen Biographie sind ebenfalls An zwei wieder mehrere Artikel über deutsche Schweizer geliefert.*) ,

:











1)

Uud. Wolf,

Gesoliiehtc

der

Verme.«sungeii

iu

der

Schweiz, als histonsche

Kiiilcitiing zu den Arbeiten der »ehwcizeriseheii geodätisehen (’otnnii.».«iün. 1’orträt.s in Liehtdriiek und mehreren Ilolzsehnittcn). einem Titelbild







Zürich (mh

2) Galerie Io eoncours de plusieurs eerivain.s snitses par Kug. .Seeretan. Tome III: Les eontemporains. Lausanne. 3) M. IX enthält Meyer Ureizenacli, Mähly, Gefsner (von namhaften 11 die verschiedenen a. V. Knonau, G. v. Wyfs bearbeitet), Bd. X die Haller (von Blüaeh und Schott), beide Bände ferner Artikel über einzelne mittelalterliche Bischöfe, Klosterleute (von Ciallen), Dynasten, besonders von G. v, Wyfs und Meyer v. Knonau, suisse.

Biographies

nationales

publiees avee



.

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— Schweiz

seit

dem Anfang

des

XVL

Jahrhunderts.

111,159

auf dem Felde der Geschichtschreibung bethütigte Forscher, den Waadtländer Genealogen und Territorialforscher Louis de Charriere (f 1874) und den luzemer Kirchenhiatoriker, Biographen und Fortsetzcr Kopps, den vielseitigen Aloys Lütolf (f 1879), erinnern nokrologische Aufsätze in den gelehrten Zeitschriften, welchen die Beiden Arbeiten gewidmet hatten.') Den Basler Philologen und Archäologen Wilhelm Vischer (f 1874) schildert die gewandte Feder eines Jugendfreundes auch nach der Bedeutung, welche der Lehrer und Forscher für das öffentliche Leben seiner Vaterstadt hatte.*)



Die sich zugleich widersprechenden und ergänzenden Erscheinungen des Idealisten und des Organisators auf dem Boden der Pädagogik der Schweiz im Anfänge des XIX. Jhs. führt ein Docent der Pädagogik an der Zürcher Hochschule in seiner Habilitationsrede in anschaulich instructiver Weise vor, und einen Zeitgenossen jener beiden, den Hersteller des Schulwesens im Kanton St. Gallen, Pfarrer Steinmüller (f 1835), sowie in kürzerem Abrisse einen Schüler Pestalozzis, den Appenzeller Krüsi (f 1844), und den unter Fellenbergs Aufsicht herangebildeten Armenerzieher, den Thurgauer Wehrli (f 1855), hat ein umfangreich angelegter ,Beitrag zur schweizerischen Schulgeschichte' zum Gegenstände.*) In frischer lebenswarmer Weise ist das Bild eines kernhafteu Mannes, der als Arzt, als Politiker und Gelehrter, ganz besonders hier auf einem mit aller Energie und Hingabe ergriffenen Felde, eine höchst ehrenvolle Stellung einnahm, des Palästina-Kenners Titus Tobler (f 1877), gezeichnet, und zwar so, dafs mit ganzer Berechtigung der Biograph den Appenzeller' in dem berühmten Landsmann charakterisirt.'') Eine Reihe neuerer Erscheinungen zur Geschichte des Übergangsstadiums der Schweiz aus dem Staateubundo zum Bundesstaate ist in einem instructiven Aufsätze über die Geschichte des Sonderbundes in gedrängter Gestalt geliefert, insbesondere mit bemerkenswertheu Beiträgen zur Kritik der Guizotschen Memoiren und unter Ilerbeiziehung der 187G zu Tage getretenen sieben Briefe Grotes.*) Dabei ist auch die .unter dem frischen Eindruck der Katastrophe und die unter der Demüthiguug der Occupation' verfafstc Schilderung des Krieges von 1847 durch einen Luzerner Offizier mit benrtheilt, welche seither unter den kleinen Schriften des Vfs. mit einigen Zusätzen neu erschien. Eben derselbe führt aber aufserdem bis an die Schwelle des Jahres 1879 selbst durch den Abdruck seiner politischen Reden, die er, ein Haupt der Katholiken, aber innerhalb seiner Partei wieder eine ganz selbständige politische Persönlichkeit, alsGeschichtforscher geschätzt und als Schriftsteller in seinen .Studien und Glossen zur Tagesgeschichte' weitgenannt, in der Bundesversammlung in dreifsig Jahren gehalten hat.®) ,

Mem.

piihl. par la Soeiele (Tfiistoire de la .Sufssc Romaiidc, Tome .S. 2H:1 ff. O. de Charriere, Noti™ biograph. siir L. de Ch., Vlllff. liibliothekar ,Sc hiffmanii. Literarische ThätiRKleine .Schriften vnn Wilhelm Vischer. Leipzig. 11, IX ff. Ang. V. Gonzenhach, Leben-sbild des Prof. Dr. W. V. 3)0. Hnnziker, Pestalozzi pollenberg (in. eineni Anbange erläuternder Antnerkung.), Langensalza; ,J. J. Schlegel, II. Drei Schulmänner der Ostsehweiz, Zürich. 4 ) Heinr. Jak. Heim, Dr. Titus Tobler, der Palästinafahrer, ein appenzellisehes Lebensbild (mit Porträt). Zürich. 5) Alfred Stern, Zur Geschichte de.s .Sonderbundes (H. v. Svbels Hist. Zschr. XLII, 77 105). «) A. Th. V. Segesser, .Suminlim^; kleiner Sehriften. Bd. lU (Reden im schweizer. Nationalrathe u. staatsrechtliche Abhandlungen 1S48 1878, davor S. V ein höchst pikanter Rückblick als Vorwort*). Bern, Ans Bd. II zahlen hierher: Nekrologe von Zeitgenossen (worunter einige ohne Interesse), besonders aber Beiträge zur Geschichte des Souderbundkrieges 1847 (darüber vgl. Stern).

1)

XXXIV,

et

(loeuni.

2""’ livr., Laiisaiiiie,

und

Ge.schichtsfreuiid, keit Alovs l.iltolfs.

XXXIV,













,

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XVI.

in, 160

Meyer

V.

Knonao.

Endlich bat aber auch die Kunstgeschichte eine Anzahl ganz heachteinwerther Publicationen zu verzeichnen. ') Zur Feier der Eröffnung des Kunstmuseums in Bern erschien von Seite der dortigen Kiinstlergesellschsft eine splendid ausgestattete Festschrift. Sie enthält eine Sammlung gröfserer und kleinerer Abhandlungen, unter denen Trächsels Kunst nnd Kunstgewerbe in Bern am Ende des XV. und im Anfang des XVI. Jhs.‘ und Blösch s ,KunstgeschichtlicheMittheilungen aus den Berner StaatsrechnnngtD 1550 1582' an der Hand einer Fülle urkundlicher Daten erwünscht? Übersichten von Wandelungen gewähren, welche theilweise in engster Wechselbeziehung mit den Phasen des politischen Lebens stehen. Howald giebt eine anziehende Schilderung der Brunnen Berns, welche Monumente mit ihren originellen Standbildern und der zum Theil noch erhaltenen ursprünglichen Bemalung zu dem Anziehendsten zählen, was die Schweb aus der Renaissancezeit hat. Zahlreich sind Arbeiten zur Kunstgeschichte der Renaissance. Karl Brun würdigte in werthvoller Weise, mit Herbeiziehung theils neu ermittelter, theils noch wenig bekannter Nachrichten über den Meister, Bernardino Luino, von dem bekanntlich die reifsten Werke die Kirche S. Maria degli Angeli in Lugano enthält.*) Mehrere Abhandlungen gaben Rahn über Nikolaus Manuel und über einen neuerdings in Wil (Kanton St. Gallen) in einer Kapelle zu Tage geförderten Cyclus von monumentalen Malereien (einen Todtentanz) der Frührenaissance. der Basler Forscher His -Heu sie r über Ilolbeins Verhältnis zur basier Reformation, S. Vögelin über Ilolzschnittwerke Hans Holbeins d. J. (auf eingehendsten Studien weitschichtiger Materialien ruhende Ergänzungen uml Nachweise).^) Ein prächtig ausgestatteter weiterer Beitrag zur HolbeinForschung ist ein neuestes französisches Werk.*) Dagegen ist eine arch;valisch-kunstgeschichtliche Combination eines solothumer Forschers über die dortige Hans Holbein zugeschriehenc Madonna nicht unangefochten geblieben.*) Auch Neujahrsblättcr wenden sich in neuerer Zeit gerne kumtgeschichtlichen Dingen zu.’) Das Zürcher Taschenbuch enthält drei hierher zu zählende Artikel. *) Der von der zürcherischen antiquarischen Gesell-



,





1) Für diesen Abschnitt bin ich Professor Rahn, meinem sehr sachhundiget für Mittheilungen sehr verbunden. Es ist hier wohl der Platz, auf desüct Psslterium Aureum, als auf die hauptsächlichste Erscheinungaus der schweizeri^cbcTl Geschichte des Mittelalters 1878, nachdrücklicher zu zeigen, als das im Jahrc.'bericht? geschehen ist. von 1878, S. .116 nur in einer Anmerkung S) Beiträge m.' Geschichte der Kunst und des Kunsthandwerkes in Bern im XV., XVI, und XVII. Jk (mit zahlreichen artistischen Beilagen). Bern. 8) Dohmes Kunst und Künstler d« Mittelalters und der Neuzeit. Lfg. 63 und 64. Leipzig (ferner Zeitschrift für bildewlKunst 1879, No. 6; endlich Neujahrsblatt der Züricher Künsllergesellschaft für 1880}.— 5) P. Manit, 4) Repertorium für Kunstwissensch. Stuttgart nnd Wien. II u. III. Hans Holbein, Paris (vgl. Vögelin im Repertorium, III. 344 II.). 6) J. Amiet, HaaHolbeina Madonna von Solothurn und der Stifter Nikolaus Konrad, Solothurn. VgL S. Vögelin, in der Neuen Zürich. Ztg. 1880 (No. 73, 75 77), nebst Replik d« Autors (No. 208 10). 7) In Zürich: S. Vögelin im Neujahrsblatt der .Stadthibliothel (Die Holzschneidekunst in Zürich im XVI. Jh., I.); in Winterthur: Dr. A. Hafuc' (Das Doniinikanerinnenkloster in Töfs und die Wandmalereien des dortigen Kreuzgang-» vom Anfang des XVI. Jbs.); in Schaffbausen: J. H. Bäschlin (Schaffhauser Glasmaler des XVI. und XVII. Jhs.); in St. Gallen: H. Bendel (,Aus alten und nea» Zeilen', Das St. Galler historische Museum). 8) Von Dr. Herrn. Meyer über dm Züricher Holzschneider Jost Ammann (mit neuen biographischen Nachweisen nnd einer eingehenden Erürtcning des Verhältnisses Anmmnns zu Virgil Solls und den Buchhändler Sigm. Feierabend); von Prof. Kahn über die Zunftstube zur Schmiden in Zürich

CoUegen,





— —



— —







Diqiiize".

uy



Frankreich.

Schaft unter

Rahns Redaction

edirte

111,161

Anzeiger

für schweizerische

Alter-

thumskunde bringt neben Beiträgen über frühere Epocheu auch solche zur (Jeschichte der Renaissance. Ein abscbliefsendes Werk über die Kunst der neueren Zeit seit dem Aufhören der Gothik bereitet jedoch Prof. Rahn vor.

XVII. J.

Hermann,

l^^rankreich. Der höchsten Achtung werth

ist

Frankreichs geschichtliche Arbeit.

Das Volk, welches so olt Epoche in der Ge.schichte und damit Geschichte gemacht bat, bestrebt sich von jeher, auch dieselbe zu schreiben, wobei allerdings Engländer und besonders Deutsche ganz achtbare Helfer sind. Ein Kreuz freilich für den Berichterstatter, da immer nocfi der wissenschaftliche Verkehr über die Vogesen ein gehemmter zu sein scheint, wenn wir auch gern und freudig die Anbahnung desselben begrül'sen. Wir constatiren dabei von vornherein, dafs die Annäherung zugleich eine innerliche in der Methode ist. Kaum giebt’s zwei Völker, die sich in der Historiographie so sehr ergänzen, die daher soviel von einander lernen können. Wir können die Franzosen bewundern und beneiden um ihre sprühende DarVon dem, wie es den Anschein hat, nicht mehr fernen Tage, wo die strenge deutsche Methode sich völlig zu eigen gemacht haben werden, sind die Deutschen überflügelt, wenn sie bis dahin nicht ent.sprechend (wie wir erwarten) den westlichen Nebenbuhlern in der Diction völlig nachgekommen sind. Die Perioden der neueren Geschichte überhaupt, vor allem daher diejenigen der französischen als der meist bestimmenden, sind den Jahrhunderten sich nahe anschliefsend, nur dafs nicht immer da.s periodische Jahrhundert genau mit dem numerischen beginnt tiud schliefst. Für den durch Reformation und Renaissance beherrschten Zeitraum fehlt es nicht an Qucllenwerken, wenn sie auch meist weniger umfassend sind. Im Ganzen sehr sebätzenswerth für die allgemeine Geschichtskenntnis sind schon Veröffentlichungen wie der wieder aufgenommene Druck des Katalogs der Bibliotheijue nat.,*) und spcciell solche Anregungen, wie die im Correspondenzblatt der deutschen Archive gegebenen, wo die zu Weimar vorhandenen Stücke, betreffend die Theilnahme Johann Wilhelms von Sachsen an den Hugenottenstellung.

jene







(ein

wohlcrhaltenes

zilrelierieche

epätgotkisches

Wohnhaus



iin

Interieur);

von

Dr.

XVI. und XVII. Jahrhundert

A. Nßsclieler Ober das (wcrthvolle kulturhistorische

Materialien). Beiträge von Dr. v. l.iebenau, Kahn, 1) Zwölfter Jahrgang. Vögelin (Fresken-Malerei in der .Schweiz) u. a. 2) Als Fortsetzung zu seiner ,lieschichte der bildenden Künste in der Schweiz' (Zürich 1876). 8) Catalogue de la Biblioth^iie nationale. T. XI, Supplement. flisterisebe Jsbresberichte.



1879. III.



IX

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m,i62

X\'n.

J.

Hermanni

kriegen, mitgetheilt werden.'^ Auch dea geutil Bayard ,tres joyeuse plaischon im vorhergehenden sante et r£cr6atiye bistotre‘, durch J. Roman*) ist werthvoll, und Brähmig*) gieht eine Analyse der Jahre veröffentlicht ,Menippeiachen Satire* aus der Zeit des endg<igen Sieges des Henri IV, von einem Kreise geistreicher Männer zur Geifselung der Ligue verfafst. Gaches'*) veröffentlicht ,zum ersten Mal* eine Sammlung von Memoiren, die sich auf die Hugcnottenaufständo im Sädwcsten, somit einen Hauptherd, Tagebücher und Briefe aus der beziehen, der für das Ganze wichtig ist. Zeit Henris II. und den ersten Jahren nach seinem Tode und besonders auf





des ersteren italienische Feldzüge und die Belagerung vou Lyon (1562/3) bezüglich, bringt Jules Bonnet,®) Der Marquis de Laborde*) veröffentlicht die Baurechnungen der Könige aus der Zeit von 1528 71, zugleich als einen Beitrag zur Darstellung der Architektur und der Kunst. Henri Barckhauseu,^) einer der geachtetsteu Kenner der Archive und der Geschichte von Bordeaux, veranstaltet eine Sammlung aller ,actes constitutifs* dieser Commune von dem Ende der englischen Herrschaft bis



zur Revolution. In Betreff des wichtigen Pacificationsedictes von

1568 verdanken wir

Roschach®) neue Dokumente aus Toulouse. Guadet®) unternimmt eine Biographie Henris IV. zugleich auf Grund seiner Schriften, wie Jules Gonrdault'“) eine solche, vom Hintergrund der ganzen Zeit sich abhebend, für Snlly auf Grund von Memoiren und Dokumenten, und Laubespin*') desgleichen eine’ Gegenüberstellung des Marschall Tavannes, des milden und vermittelnden königlich-katholischen, und des Admiral Coligny, des milden

und gemäfsigten hugenottischen Helden.

Wenn auch Briefe nicht vorzugsweise Geschicbtsquellen zu nennen nimmt man sie zur Vervollständigung eines in den Grundzügen schon feststehenden Bildes, besonders von einer bedeutenden Person, dankbar bin. Mit dieser Beschränkung lassen wir einen Beitrag von Henris IV. Briefwechsel'*) gelten, und wenn es sich dabei schliefslich nur um den sind, so



Zur Literatur der Religionskriege in Frankreich, in: Correspondenzblatt der DenlscHen Archive von Dr. linrkhardt. 2) J. Roman, Bavard, la tres-joyeure plaisanie ct reercative hUtoire dn gentil seigneur de Bayard. 187S 3) Brähmig. Zur Literatur der Hngenottenkriege. I. Die Menippeische Satire. 19 S., 4® Progr. 4) J. Gaches, M^moires sur les giierres de religion ä Castres et dans le Languedoc (1555 1610) publies pnur la promitro fois, d'apres les meillenrs manuscrit.. aveo notes et variantes par Charles Pradel. Paris, Fischbaeher. XIV, 541 S. avec portrait grave d'aprt» une miniature dn temps 5) .lules Bonnet, Memoires de la vle de Parthenay-Larchevcque, sienr de Soubise, aecompagnes de lettres relatives aux guerres d'Italic sons Henri II et an si^e de Lyon (1562 63} avec. nne prcfa), tires des archives de Vitry le Frangols. et puhlies avetnnc introduction et des notes. Paris, Champion. 264 S. 11 ) Kxtrait des registres de la munidpalite de Sainte-Menehould, eontenaut Tarrestatiun du roy et de la famille royale, de ce qui a proodle ct suivi cet evenement les 21, 22, 23 et 24 juin 1791. Chaluns sur Marne, imp. Le Roy. 29 S. 12 ) H. de la Grimaudiere, Documents sur l'histüire de la Revol. en Bretagne: La Commission Bnitus Magnier ä Rennes. Nantes, Socide des bibliophiles bretons et de Phist. de France. VIF, 180 S. 19) Huugeart, Danton. Documents authentiques pour servir a l'hist. de la Rev. fr. Serie 1 et 2. Arcis sur Aube, Chapelle 111, 1 ä 96.











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m,i70

XVII.

J.

Hermann:

Roux ’j für seine kleine Mittheilung einer ,cuqucte‘ im llcginu der Revolution im entlegenen Valgodemard und Champsaur. Unseres Erachtens ist nahezu das verdienstvollste und nützlichste Quellenwerk des Jahres J. Mavidals und E. Laurents im Aufträge der beiden Kammern veranstaltete Sammlung der parlamentarischen Debatten (nebst zugehörigen Actenstücken),*) berechnet auf die Zeit von 1787 1860, bis jetzt in zweiter Auflage gediehen bis zum Jahre 1790. Es thut endlich eine Wiederaufnahme von Buchez’ et Roux’ Gedanken noth. Wir wünschen den Herausgebern um der Sache willen den besten Fortgang. Material ist hinreichend vorhanden, um das Werk zu einem wahrhaft historisch-parlamentarischen Repertorium zu machen. Jean Destrem erwirbt sich das Verdienst der Veröffentlichung der Memoiren de Lareveillieres (Mitglieds der Constituante, der Convention), voll von kleinen und gröfseren Belehrungen, z. B. über die Gründung des Jacobinerklubs, dessen Ursprung in die statt in den Bretonischen Vereinigung von etwa 20 Deputirten der Franche-comte und Anjous verlegt wird ferner Personalia ; der Standpunkt ist auf der Grenze der Gironde und Plaiue. Hamei*) hat in diesem Jahre eine illustrirte Ausgabe seines im I.Bd. (S. 559) erwähnten Werkes begonnen. Sorin*) läfst eine illustrirte Geschichte der Revolution, natürlich ,d’spres les documents originaux*, erscheinen. Der Graf Märtel brachte in seinen ,types revolutionnaires“ in zwei Theileu eine Studie über Fonche'. ®) Der bescheidene Titel läfst kaum ahnen, was für eine durch archivalische und literarische Quellenforschung und zusammenfassende Darstellung gleich hervorragende Arbeit der Welt und der Wissenschaft damit geboten wird. Wir sehen den ehemaligen Priester als einst noch unbedeutenden Sansculotten sich die Sporen holen, auf seiner unritterlichen Bahn, über die revolutionären Orgien vor allem den Königsmord und die Greuelscenen von Lyon zu einer leitenden Stellung in der Schreckenszeit und mehr noch in der thermidorianischen Reaction gelangen, welche ihm wiederum nur eine Brücke ist zum kaiserlichen Polizei-Ministerium, zur Herzogswürde und endlich zur Theilnahme an der Restauration. Wie verschieden auch die Phasen ,in allen Lagen dieselben Laster, dasselbe Wesen*: das Genie der Intrigue, als eines zweiten Dubois, mit dem er den ,Cynismus und unSeine gröfste Kraft besteht darin, mit dem erbittlichen Egoismus* theilt. Stärksten zu gehen. selbst







,





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1) Roux, Uue enquete an 1789 dans le Valgodemard et le Champsaur d'apr« S) Mavidat et des documents inedits. Paris, irop. Le Clerc, 40 S., 4^ (Extr.). Recueil complet des debaL< E. Laurent, Archives parlementaires de 1787 ä 1860. l^islatifs et polit. des chambres fr. imprime par urdre du Senat et de la Chambre des Cahiers des seuechau&sees deputes. Ire serie 1787—90. T. I, II, III, VI: Etats generaux. Paris, Dupont. et bailliages. 2» edit. 2 vol. 8) Jean Destrem, Lee memuires de Lareveiliiere-Lepeaux in: Revue hist. IX, 68 ff. ») Krnest Hamei, Hist, de Robesp. Paris, Cinqualbre. Edit. illustree. T. I. 516 S. et du conp d*Etat du 9 thermidor. Auf etwa 206 Lieferungen berechnet. (Der I. Bd. hat 65.) 6) Sorin, Hist, d I. Rep. ff. 1789 1800. Ouvrage redigo d'apres les documents originaux. lllustre par Alb. Bayard, Blanchard, Deroy, Gaildran, Murin, de Neuville etc., de portraits, vues, scenei Paris, lib. ülustrM. plane, facsimiles d'estampes et de caricatures et Livraison 1 ä 19. Etüde sut 152 S. B 2 col. 4'>. 6) Le Comte de Martcl, Types revolutionnaires. Fouche. Ir* partie: Le Commiinisme dans la pratique en 1793. Ilepartic: Fouche « Robesp.; le 9 thermidor; les Rois revolutionnaires. Paris, Pion, X, 422.



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— Frankreich.

111,171

dabei höchst eingehend, fast von Moment zu Moment in strengster Prüfung der Zeugnisse den Ereignissen nachgehend, die Entwicklung derselben, z. B. den Sturz Robespierres, bei dem es ihm gelingt, zwar einerseits die Unentschlossenheit des Despoten vom Tage zuvor, aber auch die Jämmerlichkeit der Tyrannen vom folgenden Tage, der Thermidorianer, so zur Anschauung zu bringen, dafs man versucht wird, auszurufen 0 Gott, wie klein sind doch oft Deine Werkzeuge bei den gröfsten Umwälzungen! Vf. hat benutzt in den ,Archives nationales' die Cartons des Comite de Salut public, von Departemental- Archiven zwei (diejenigen von la Nievre und l’Ille et Vilaine), das British Museum (cfr. I. Jahrg. S. 557), die Bibliotheque nationale in Paris und die Bibliothek von Lyon. Auch mit einer Biographie Dumouriez’ sind wir beschenkt worden. ') Unter den populären Publicationen der ,librairie centrale', speciell den Biographien der Generale, erschien Kleber*) von H. Maze, der auch einen Festvortrag über Hoche*) drucken liefs. Eingeleitet durch eine Festrede Gambettas über denselben Gegenstand, der eine Art von eigenthümlicbem Kultus in Frankreich bildet, wird die ,Vie politique et militaire' desselben Generals von Dutemple und Pöville^) dargeboten. Die Gebrüder Goncourt haben ihre bekannte Geschichte der Marie Antoinette neu herausgegeben,*) , vermehrt um Briefe und Urkunden, neu aus den nationalen Archiven gezogen'. Henri Gregoires (cfr. I. Jahrg. 559/60) bischöfliche Wirksamkeit findet eine ruhige und doch lichtvolle, quellenmäfsig begründete Darstellung durch A. Ga zier;*) ,1a conduite (sc. de H. Greg.) comme eveque de Blois est veritablement admirable' ist sein Schlufsurtheil. Specielle Punkte werden mehrfach behandelt. Das Schreckens-Gerichtswesen in den Provinzen behandelt S. de la Chapelle^) für Lyon und Feurs; einen kleinen Beitrag liefert eine kurze anonyme Publication für Fontenay-le-Comte,*) beide in Betreff des Jahres 1793. Verwandter Natur sind die beiden Pendants des ,Schreckens', der ,rothe' im Norden, besonders Pas de Calais, *) dann der ,weif8e', *°) welche beide dargestellt werden. Originell ist Eine militärische Episode giebt anspruchslos Talion. ") Dumerils”) Versuch, Spuren des Einflusses auf die Ereignisse nicht etwa Vf. entrollt

;







1 ) Cfr. Kap. XXIV. 2 ) H. Maze, l.es generaux de la Republique: Kleber. Librairie centrale des publicat. popul. 142 S. et portrait. 8) Derselbe, Le Hoche (Conference faite au Grand-Tbeätre de Versailles, le 24 jnin 1879 ponr Ille annirersaire de Hoche). Versailles, iiup. Cerf. 23 S. 4 ) Edm. Dntemple et L. PÖTllle, Vie polit. et milit. du general Hoche (1768 1797). Precedie du discours de M. Gambetta, prononci ä Versailles ä ranniversaire du gäneral Hoche. Paris, Ghio. 230 S. 5) Edm. et Jules Goncourt, Hist, de Marie Antoinette. Noavellc edit. rerne et augmentee de lettres et documents nouveaux tir4s des archives nat. etc. Paris, Charpentier. XIV, 438 S., I8. (lidem, Mme. de Pompadour, nouv. edit.) 1801. II. Revue 6) A. G stier, Henri Gregoire, eveque eonstitut. de Loir et Cher 1791 34 hist. IX, 132. 7) S. de la Chapelle, Hist, des tribun. revolut. de Lyon et de Feurs etablis en 1793 par les representants du peuple et liste des contre-revolntionnaires mis ä mort. Lyon, imp. Rellin. XXXII, 293 S. 8) Ls Justice revolutionnaire ä Fontenay-le-Comte en 1793. Paris, imp. Gauthier-Villars. 16 S. 9 ) J. A. Paris, La terreur dans le Pas-de-Calais et dans le Nord. Hist, de Joseph le bon et des tribunanz revolut. d'Arras etdeCambrai. 3> edit. Arrus, imp. Laroche. 688 8. etfig. 12®. 10) Rouqoette, La terreur blanche, inasiacres royaliNtes. LivraU. 1. Paris, Cinqualbre. 8 S. arec grav., 4®. 11 ) T allon, Le camp de Jal^s. Episode de la Revolut. fr. Vienne, Savigne. 75 8. (Extr.). 12 ) Dumeril, La legende polit. de Charlemagnc, an XVIII. siecle et son infliience ä l’epoque de la revolut. fr. Toulouse, Irop. Douladoure. 33 8.



Paria,

general



le













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XVII.

111,172

J.

Hermann:

im Alterthum (was ja unbestreitbar bei Führern wie Camille Desmoulius u. a.) Der schweren zu entdecken, .sondern in der Sage von Karl dem Grofsen. Aufgabe einer Geschichte der Revolutionsliteratur unterzieht sich Georges Duval‘) in unmöglich mehr als nur oberflächlicher Behandlung. Die socialistische Bewegung schon seit 1783 betrifft eine Helsingforser Dissertation,*) die bis zum 23. Juli 1794 sich verbreitet. Ducoudrays neuere französische Geschichte ist eine in Frankreich



sehr verbreitete Übersicht, die mit der Revolution beginnt.®) Die napoleonische Zeit ist nur eine zweite Phase der Revolutionsgowohl auf lange Zeit von grundlegender Wichtigkeit Ernoufs, auf archivali.schen Studien ruhendes, schon 1878 erschienenes schichte, für sie wird

Werk*) über einen der ersten Diplomaten Napoleons, den Herzog von Bassano, Ergänzung und Berichtigung der einschlagenden deutschen Literatur, besonders eines Machwerks wie der Memoiren Metterist. Aus der Fülle interessanter Enthüllungen heben wir beispielshalber die Vorhaudlungcu über die ev. russische und die dann

bleiben, welches auch zur nichs, unentbehrlich

an die Stelle getretene österreichische Heirath hervor. Über Napoleons Verhältnis zu seiner Familie und damit natürlich auch zu den von dieser regierten Ländern, wie über Napoleons Pläne überhaupt geben dankeuswerthe .Vufschlü.sse, die besonders auf den König Joseph, aber auch auf den ,Republikaner‘ unter den Brüdern, Lucian, bezüglichen Documente ®), ein Briefwechsel theils aus der guten , theils aus der bösen Zeit des Verkehrs der Brüder, freilich mit einer den Werth solcher persönlichen Ergüsse über Gebühr erhebenden Einleitung; eben dahin gehört Didiers*) Publication über Madame Bonaparte. Die napoleonische Politik in Spanien hat im vorigen Jahrgang der historischen Zeitschrift Th. v. Bernhardi’) zu behandeln angefangen und setzt in diesem fort. Es ist eine höchst spannende, lichtvolle Entwicklung der Unfähigkeit des spanischen Herrscherpaares und ihres Sohnes, den Napoleon arglistig ausnutzt und ausspielt gegen das bestehende Regiment. Mit hohem Interesse und nicht ohne Erweiterung der bisherigen Kenntnisse liest man Villaris und Monods Mittkeilung von Notizen, die aus verschiedenen in der Regel bezeichneten Quellen von Sismondi*) gesammelt sind, dessen Briefe von derselben Seite an derselben Stelle schon veröffentlicht waren ®), das Kaiserthum Napoleons I., namentlich auch die 100 Tage betreffend. Die Originale, auf die sich Sismondi beruft, sind bisher vergeblich gesucht, doch haben sich im Besitze Desideris, eines Freundes Villaris. zwei .Abschriften, die eine mit Correcturen des Verfassers, die andere in der Handschrift der Frau desselben, vorgefuuden.

Preicdee d'une 1) George» Duval, Hist, de la littrtature ribolutionnaire. par Henri Marchal. Paris, Dentu. 426 8. A. L. Sundholm, *2) de socialistiskt-kommunistiska strOmningerna ander fraii.ska revolutionen 17H3 biHelsingfors, 71 S., (Diss.). il) Dueoiidray, Hist, de la Fr. dep. riiriginc de la rcvol. fr. et grand» fait» de l'liist. mod. de 1453 ä 1739. 11 a. 12. edit. Paris, Hachette. VIII, 457 S. et carte. 4) Baron Krnouf, Maret diic de Bassano. Paris, Charpenlier, 1878. H, 1. 5) Docnnienls inedits rel. au prem. empire. s. Rev. hist. ß) Didier, Life and Icttcrs of Madame Honaparte. With purtrait from studies by Gilbert .Stuart. New-York, IX, 276 S. 7) Theod. v. Bernbardi. Napoleonische Politik in .Spanien. II. Hist. Z. XLI, 38-116. 8) Siehe Villari et Monod, Notes de .Sismondi sur I'empirc et les ccnl-jours in: Revue hisu»r. IX, 360 93. 9) Revue hist.



introdiiction

Om



23. Juli 1794.















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— m,i73

Frankreich.

Dieselben geben manches Individuelle, Charakterzüge Napoleons, seine Klatschsucht und Neugierde, auch edle, menschliche Anwandlungen, Aussprüche wie: ,Celui ijui sait d’avnncc, oü il ira, ne peut avoir que de petites vues‘, zugleich aber auch einige sachlich wichtige Dinge, wie die Aufklärung des Irrthums, durch den der Duc d' Enghien als Mitverschworener Georges von einem Zeugen erkannt und bezeichnet worden war, wie bald darauf an seiner Statt vielmehr der verhaftete Pichegru. Ein Anhang gieht über dasselbe Ereignis ein Journal eines holländischen Diplomaten, Agenten des 2 avril, interessant wegen der Prinzen von Oranien, vom 21/31 mars Volksstimmungs-llerichte. Wie peinlich die vorschnelle That bis in den dem Kaiser am nächsten stehenden verwandtschaftlichen Kreis hinein berührte, lehrt auch die obige Correspoudenz zwischen Napoleon und Joseph. Auch die geheime llegnadigung des Sachsen, der 1809 in Wien ilas Attentat auf Napoleon machte, und ofticiell, um zu schrecken, doch als fusille bezeichnet ward, wird behauptet. Besonders aber, dafs die Mittheiluug des Talleyrandschen Vertrages zwischen den Westmächten und Österreich gegen die beiden Nordmächte (am 3. Januar 1815 geschlossen zur Verhinderung der Erwerbung Polens durch Kufsland, Sachsens durch Preufsenj zum Zwecke der Trennung au die letzteren durch Napoleon erfolgte und wenigstens das küble Verhalten derselben gegen die Bourbons bewirkte, ist, wie wir behaupten dürfen, eine Bereicherung des historischen Wissens. ln ein hochinteressantes Gebiet, zum Theil verwandter Natur, führt Tessier') mit Hülfe der nur handschriftlich existirenden Memoiren des General Decaen, zur Ergründung des Ursprungs der welthistorischen Feindschaft Napoleons und Moreaus, die in dem tragischen Fall des letzteren vor Dresden 1813 sich vollendete. Zwar au Ilobeulindcn sich erhitzend, welches Napoleon als einen Sieg des Zufalls ansah uud dessen Verdienst er Moreau absprach, batte sie doch, wie der Verfasser zeigt, ihren Ursprung in der Heirat Moreaus, den Napoleon sich seiner Familie aufs engste hatte verbinden wollen, während dieser nun durch die ehrgeizige Mutter seiner creolischen Frau aufgehetzt wurde, einigermafseu einen Antiiiapoleon zu spielen. Hüffer setzt seinen .Rastatter Congrefs* fort. *_) Uber die Capitulatiou von Neapel (1799) handelt II. v. Sybel.*) Über die schmähliche Capitulation von Mainz (Oct. 1792), Custine gegenüber, die von Seiten der Franziskanerschauze im entscheidenden Augenblick ohne Schufs bei allerdings gröfserer Energie in der Karlsschanze erfolgte, handelt Ilauptmann Keim.*) Vf. stellt sie dar als einen Beweis der verrotteten Militärzuständc in deutschen Kleinstaaten (Kurmainz). Die literarische Fehde über die Schuld zwischen dem Ingenieur vom Platz, Oberstlieutenant Eickenineyer und Gymnick liefert Material. Colfadru^) giebt ein bemerkenswerthes Stück Kulturgeschichte für









P'rankreich und Egypten.

1 ) Tessier, Hohenlinden et les Premiere demedes de Bonaparte et Moreau, d'apree Memotres inedite da general Deeaen. Nogent le Rotroii, imp. Daupeley. 27 S. (Extr.). Kevue hist. IX, 333 59. 2) Hilffer, Der Kastattcr fongrefs und die 2. Coalitinn. vol., Bonn 1878/79., cfr. Kap. IV, 3) H. v. Sybel, Cher die Capitulation von Neapel in: Monatsberichte der KOnigl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Januar. 4 } Hauptmann Keim, Die Übergabe von Mainz an die Franzosen im Ortober 1792 in: Prenfa. Jahrbb. XLIV, 2. Heft., cfr. Kap. IV. ä) Colfadru, Les Francais

les



2.







en Egypte.

Lea Etablissements agrieolos de com. el-Akdas

et

de l'Atfeh.

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XVn.

111,174

J.

Lanfreys Geschichte Napoleons letzten Jahr

im

der Engländer

2.

Theil



und eine

Hermknni erfahrt

')

die

neunte Auflage



autorisirte englische Übersetzung;

Macdonell’) behandelt Frankreichs

Geschichte seit

im und

dem

ersten Kaisertbum, anscheinend nur in einer Übersicht.

Belehrung darf man erwarten fär die napoleonische Periode auch von den auf Gilbert Elliot*) und Lovell beruhenden Puhlicationen, von der letzteren wohl mehr in kleinen Zügen. abgesehen von der verbesserten Für die Zeit bis 1848 liegen vor und vermehrten Ausgabe der Memoiren St. Simons^) und derjenigen des Chateaubriand,^) dessen Schriften schon (cfr. Jahrg. 1878 S. 562) in den preufsischen Jahrbüchern einem von uns gewürdigten Essai über den Staatsmann und Dichter zur Unterlage dienten, und einer Sammlung von Pamphleten aus der Zeit des Übergangs vom Kaiserthum der 100 Tage zum bourbonischen Königthum ') von Quellencbarakter, nur der erste und zweite Theil der gesammelten Parlamentsreden von Ad. Thiers®) (1830 41) und wohl auch Briefe B ugeauds, des aalglatten, ihr zum Zwecke des Aushorchens von der Regierung beigegebenen Wächters und Begleiters der Herzogin v. Berry, betreffend den Aufenthalt der Herzogin nach ihrer Verhaftung in Nantes in der Citadelle von Blaye ®) an der Gironde. Hierher sind zu ziehen einigermafsen, nur mit dem Charakter der Apotheose, Falloux’ Beiträge zum Leben des ,Bischofs von Orleans' xai (-^oxr/V, Msgr. Dupanloup'®) aus Erinnerungen, Briefen, u. s. w. Bemerkenswertb ist in dem Buch die Beleuchtung von Ad. Thiers’ kirchlichen Anwandlungen in der Politik, die aus der Furcht vor dem rothen Gespenst erwuchsen. In hervorragendem Mafse ruht auf Actenmaterial und zwar des französischen Generalstabs Camille Roussets (des in Deutschland durch Moltke berühmt gemachten Verfassers der Volontaires de 1793) streng sachliche, die fachlich-militärische Seite betonende knappe und klare Darstellung der denkwürdigen Eroberung Algiers. “) Der Natur der Sache nach populär trotz des an der Spitze stehenden klingenden Namens sind die Geschichtslectionen, welche Mme. de 'Witt, geborene Guizot, wie sie selbst sagt, für ihre Kinder aus ihres Vaters (?) berühmter Geschichte Frankreichs von 1789 1848 zusammengestellt hat.“)























9. edit., T. 2, ibidem 515 S., 18'*. 1) Lanfrey, Hist de Napoleon I« Uerselbe, Hietory of Napoleon I. Vol. 4. Aiithorised tranelation. S) Macdonell, France eince the First Empire. S) Life and Lettere of Gilbert Elliot First Earl of Minto from 1807 to 1814. 4) Lovell, Personal Narrative of Events from 1749 bis 1815 with Aneedotes. 5) Saint-Simou, Memoires. Nonvelle Mit oollat. sor le manuBcrit antographe, angmentee des additions de Saint Simon an jonmal de Dangeau et de notea et appendices par A. de Boislisle et snivie d'nn lexique des mots et lorutions remarqnables. T. I u. II. 2 vol. Paris, Hachette. LXXXIII, 1146 S. 6) Chateaubriand, Ses conles, ses poSmes, ses lettres preeedes d'une etode snr sa vie. 7) Germond de Lavigno, Les pamphlets de la fln de l'Empire dea Cent juurs et de la Restauration; catalogne raisonne d'une collection de discours, memoire«, proces, comMies, chansons etc. publiM en 1814, 15, 16, 17 mis en ordre. Paris, I>enta. III, 218 S. 8) Thiers, Discours parlementaires publiM par M. Calmon. Prem. pan. (1830—36 3 vol. XIII, 1859 S.) Deuxibme partie 1837 41. (T. IV u. V), 2 vol. Paris, Levy; Librairie nonv. 1323 S. 9) Bngcaud, La duchesse de Berry ä Blaye. Lettres inMites. Paris, imp. Jouaust, 27 S., 16®. Falloux, l’Evdque d'Orlenns. 10) 11) Camille Roussot, Ls conqu^to d'AIgerie. 12) Giiiiot, L'histoire de Kranve depuis 1789 jusqu' en 1848 racontee ä mes petits-enfants. Legons recueillies par Mrae. de Witt, Guizot. T. I. Paris, Hachette. 736 S. svec 104 grav. Das Werk erscheint in Lieferungen (berechnet auf 30) und soll noch einen Band mit gegen 100 Hlustrarionen erhalten.

— —













dM











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;

m,i75

Frankrelrh.

Ob Vedrennes Biographie Karls X-'j populär, yermögen wir nicht zu sageu. Alle anderen Werke sind Darstellungen eines ganzen Zeitraums

,

unter Berücksichtigung der natürlichen, fast auch chronologischen Mitte, der Julirevolution 1830, aufserdem auch 1840. Eine Mehrzahl französischer Werke natürlich, darunter alte Bekannte. So Louis Blancs Geschichte der 10 Jahre in Lieferungen’). Dazu treten Dareste mit dem IX. Band der Geschichte Frankreichs*) für beide Abschnitte. Für den zweiten, die Julimonarchie, haben wir Du Bled*) mit einer historisch-staatsrecbtlicben Einleitung über das constitutioneile Recht Gregoire ist angelegt auf die ganze neueste Zeit seit 1830;*) nur den Juli-, den Bourgeoiskönig, betrifft Zeyort.®) Zwei Nichtfranzoeen scheinen das Ganze unter sich getheilt zu haben, so dafs der Spanier Diez de Tejado die Restauration erlooste, *) deren erster Theil erschien, über den wir jedoch ein Urtbeil nicht haben; der Deutsche aber, unser Ilillebrand, der Vf. so vieler tüchtiger geschichtlicher Arbeiten, die Zeit seit 1830 sich erkor, mit der Absicht bis 1871 zu Dieser weist sich als gründlicher Kenner und glänzender Dargelangen. steller in schönstem Verein auch durch seine ,Franzoseu im XIX. Jh.‘*) ans, voll von wahrhaft sprühenden Bemerkungen über Haus, Schule, Kirche, öffentliches Leben, freilich nicht ohne einen sehr disputabcln Standpunkt einzunehmen in Sachen des Zusammenhangs von Verfassung und Nationalität. Das Werk über französische Geschichte ist weitaus das bedeutendste, was über den Gegenstand seit Jahren erschienen ist; ihm gebührt eine eingehende Analyse *). Ohne die Julirevolution selbst zu behandeln, ja ohne irgend welche Vorgeschichte im ganzen (was zum Vorwurf gemacht worden ist) einfach anknüpfend, wo sein Vorgänger Wachsmuth in dem grofsartigen Sammelwerk abgebrochen, also durch den Organismus des Ganzen völlig gerechtfertigt, zudem mit um so reichlicheren Beziehungen auf die im ursächlichen Zusammenhang stehenden früheren Erscheinungen in den einzelnen Theilen, geht er in medias res als ein geschichtlicher (sagen wir es so trotz des Vf. Ablehnung durch richtige Begrenzung ihm entsprechend) Dichter (in der Gestaltung) ohne Dichtung (in dem Stoff), ruhend auf dem festen Grund der italienischen (bes. des Turiner) und deutschen (bes. des Berliner) Archive, belebend durch besonnen gepflückte Früchte eines umfassenden Studiums der zeitgenössischen Literatur; ein Dramatiker, der der Versuchung nicht widerstand, selbst die Fünftheilung und das Nachspiel seiner Darstellung anzu-





3 rol. Paris, Lecoflre, XL, 1) Vedrenne, Vie de Charles X., roi de France. 1545 S. et portraits. ans (1830—40) R^toI. fr. de 1830. 2) L. Blanc, Hist, de Livrais. 1. Paris, Jeanmaire. 8 8. ä 2 col. avec illustrat., 40. 3) Dareste, Hist, de France drp. les origines jusq' ä nns jours. T. IX. La Restauration, les GouTemements



X





Du BIed,

Hist, de la Monarchie dejuillet de 1830 1848 avec une introduction sur le droit constit. aux Etats-Unis, en Suisae, en Angleterre et en Belgique. S) L. Gregoire, Hist, de France, p^riode contemp.; R^;ne de Lonis-Philippe Repnbl. de 1848. Empire: R4p. jusqu’ ä la Constitution de 1875. T. II. Paris, Garnier. 684 8. avec vign. 6) E. Zevort, Hist, de Lonis-

drp. 1830.



657

Paris, Pion.

8.

4)



:

— —

Pari.s, Germer Bailiiere. Philippe. 192 8., 32“. 7) Federico Diez de Tejado, Historia de la Restauracion. Tomo I. Madrid, Tello. 300.S., 4“, 8j Carl Hillebrand, Zeiten, Völker und Menschen. I. Bd.; Die Franzosen des XIX. Jhs. 3. Aufl. Berlin, R. Oppenheim. Cfr. Kap. XXIV. 9) Derselbe, Geschichte Frankreichs (1830-— 1871). 1. Theil 1877, 2. Theil 1879. Gotha, Fried. Andreas Perthes. In: Geschichte der europäischen Staaten, herausgegeben von Heeren, Ukert und Giesebrecht.







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XVn.

m,i76

J.

Hermann:

auch dieses ihm vorgehalten,') so steht unseres Erachtens fest, dafs, wenn mau freilich iu eine Schablone die Ereignisse nicht fassen soll, die dramatische Betrachtung der geschichtlichen Ereignisse jedenfalls die adäquateste zu nennen ist. .\ristoteles, der für so viele Wissenschaften und Künste die Grundlinien zeichnete, die Geschichte aber scheinbar überging, hat nirgends mehr als in seiner Poetik Elemente einer Historik geboten, von denen billig mehr Nutzen gezogen würde. Der Vf. hält, was er verspricht, ja mehr als dies Denn wenn er an R«nkes goldenem Wort: von der ,nllgemeiucn Bewegung, die das eigentlich Lebendige in der Geschichte“ sei, besonders betont den Zusatz über den hervorragenden Platz, der da gebührt dem Staatsmann (vielleicht besser den Persönlichkeiten) der (oder die) jene Bewegung an seiner (oder jeder an seiner) Stelle fördert, vielleicht leitet (oder wie Hillebrand noch hinzufögt, ,oft irre leitet oder hemmt“), so trägt er diesem einen Erfordernis in hervorragender Weise Kcchnung, ohne dem anderen irgendwie .\bbnich zu thun. Wir verweisen in orstnrer Beziehung besonders auf den II. Theil, wo von der einen Seite die Beleuchtung des subjoctiven Moments, die Sitteuschilderung, die Darstellung des geistigen Lebens im weitesten Siune bis zu den Volkswirthschafts- Theorien (Kap. 1 4), die wirthschaftliche und die legislative Entwicklung von der anderen Seite als das objeetivero Moment der ,Bewegung“ (Kap. .5) zu dem Be.sten gehören, was es auf diesem Gebiete giebt. In Hinsicht auf die von ihm erstrebte ,psychologische Analyse der bedeutenderen Persönlichkeiten“ wird es uns schwer, ein Beispiel herauszuheben; da sind lauter lebensvolle Gestalten, selbst die dii minores, uni wie viel mehr ein Louis Philipp, Guizot, Thier.s etc. Farben porträts weist er weit von sich, und in dem Sinne gewisser, besonders französischer Scliriftsteller mit Recht. .\ber welche Farbcnklarheit dennoch der Gestalten und der Vorgänge, und wie wirksam gerade durch das Verschmähen der Kualleffecte, eines Farbeuflimmers, einer Malerei mit unechten Farben, deren Elemente aus Anekdoten gebildet sind! Wie wohlthuend berührt die besonnene Schilderung der beglaubigten Vorgänge aus dem Jahre 32/33. die sich an den Vendeeraufstand und die Verhaftung der Seele derselben, der Mutter .Heinrichs V.“, der Herzogin von Berry zu Blaye, knüpften.*! Wie plastisch und körperhaft lichtvoll und farbensatt das Bild des klugen Königs, des verständig rechnenden und berechnenden, vor allem geschäftskundigen Staatsmannes, des an sittlichem Adel und Muth nicht reichen Menschen,®) der sich von manchen überlegenen Einsichten aus, wie z. B. davon, dafs der geborene Nebenbuhler Frankreichs nicht mehr in Wien sondern in Berlin walte, durch mancherlei Schwierigkeiten hindurchwand, um doch nur das Kartenhaus einer Dynastie zu gründen. Wer sieht nicht des kleinen Thiers Irrgänge und Erfolge gleicherweise erklärt durch die Charakterisirung des Marseiller Tuchmachersohnes, des kecken und gelenkigen Emporkömmlings, als eines Typus der Franzosen,^) und den Gegensatz zwischen ihm und dem .ernsten“ Guizot aus des letzteren gewissermafsen uufranzösischem, genfisch -protestantisch -gelehrtem, .unfehlbarem“ Wesen. ®) Wie treffend die Zeichnung E. d. Girardins, Laffittes, wie zart freilich passen.

Ist

!





,

diejenige Lafayettes!

Und

l) Cfr. Hist. Z»‘ittrhrift. bis 397.



6)

I,



alles

2)

I,

das in 399

ff.

meisterhafter



3)

I,

1

—ö

Form; Stellen u. öfter.



4)

von

I,

393

391—93.

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Frankreich.

klassischer Schönheit sind

z.

111,177

B. des alten Königs (Carls X.) patriarchalisch-

tragischer Abzug. ’) Was die Entwickelung des

,

inneren Zusammenhanges der Ereignisse'

im I. Buch nach der ersten vorläufigen .Einrichtung des Julikönigthnms' (Kap. 1) die Befestigung desselben einer doppelten als halbe Bundesgeuossin Revolution gegenüber dar, von denen die rothe anfangs behutsam angefafst (Kap. 2), zuletzt doch von ehemals , gehändigt wurde (Kap. 7), die weifse durch den Fall der Herzogin von anbetrifft, so legt der Vf.





Berry todt war (Kap. G); die Befestigung aber auch gegenüber Europa durch enthaltsamen Widerstand bei den Versuchungen der durch Frankreichs Beispiel ermunterten europäischen Revolution, durch geschickte von Talleyrand gemachte Anknüpfung der wc.stmächtlichen Allianz (beides Kap. S) und durch den Kanzlerabsolutismus Casimir Periers (Kap. 4 u. 5), zuletzt durch die Augenscheinlichkeit des persönlichen Regierens Eouis Philipps, das, schon längst neben der parlamentarisch verantwortlichen Wirksamkeit seiner Minister hergegangen, durch den Sturz von Thiers, des Königs eigenstes Werk, 1836 erwiesen, in Berlin und Wien solchen Beifall fand, dafs der Julifürst auf die innerliche Anerkennung seiner neuen Dynastie durch eine nitfürstliche Heirat seines ält«!sten Sohnes hoffen konnte. J)er König wird Herr im Hause' überschrieb der Vf. charakteristisch das

9.,

das eigentliche Schlufskapitel des Buches,



dem

sich

umfassende Darstellung der Kämpfe um Algier (1830 37) als eine Art von Staffage des Ganzen wirkungsvoll anschliefst. Von diesem Höhepunkt der Monarchie Louis Philipps, der (cfr. II, S. 584) .seinerseits längst jeden Gedanken aufgegeben, sich zum festländischen Ver-

die

europäischen Liberalismus aufzu werfen, wenn er diesen Gedanken überhaupt je aufrichtig gehegt hatte', dessen .Ziele doppelter oder doch dynastische und nationale, so dafs Natur' waren, .persönliche erstere ihn fortwährend im Verfolgen des zweiten irre machten, während er stets vermeinte, durch die Förderung seiner Familieninteressen die Interes.sen Frankreichs zu fordern', führt das 6. bis 10. Kapitel des II. Buches den mit der Verurtbeilung endenden .Prozefs' des Königs, der seinen Niedergang erlebt, von dem parlamentarischen Kampf (II, Kap. 6) bis zur völligen Entfremdung des Volkes (Kap. 8), gesteigert durch die beständige Lockerung des Verhältnisses und das Schwinden der westmächtlicben entente cordiale (Kap. 9), nur vorübergehend beschworen durch Thiers’ Veranstaltung eines .Krieg in Sicht' (1839/40). Der Vf. beschliefst seine Entwicklung mit der Zusammenfassung der politische Wahrheit bergenden Ursachen des Sturzes und mit der Hinweisung auf die verhängnisvollen Wirkungen des Lebens der Julimonarchie für den ganzen Continent, der durch das blendende ÄuTsere der parlamentarischen Bewegungen sich ein Phantom von constitutionellem Regiment als eigenes politisches Ideal schuf, um dadurch, wie z. B. Deutschland und Italien, lange an der Verwirklichung der eigentlichen Aufgabe gehindert zu werden und eine Verrückung der natürlichen Constellationen in Europa herbeizuführen. Wir rechten über diese nur accidentiellen politischen Urtheile des Vfs. nicht, da die in extenso gegebene historische Entwicklung in keinem Falle dadurch alterirt wird. Mehr wären wir geneigt, für die Geschichtsphilotreter des









1)

I,

15—18.

ni47 S., Vul. 11, 70ö S. 4) Justin .Mc. Garthy, A history of our own times from the accession of Queen Victoria to the Berlin Cungress. London, Chatlu and Windus. Vol. I, 437 S., Vol. II, 406 8. 5) Henry A sh wort h, Recollections of Richard Cobden M. P. and the Anti4Jorn-Law-Leagiie. 392 8. London, Paris und New-Y'ork, Cassel, Peter & Galpin (ohne Jahr). 1)





IlisU.risrhe .latire-berirlite.

187S.

III.

14

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XIX. S. Herrlich;

111,210

aus, eine ausführliche Geschichte der

von Cobden geleiteten Bewegung

ge-

gen die Getreidezölle bis zu deren Aufhebung unter dem Ministerium Robert Peels im J. 1846 gegeben; nur kurz die weitere Thätigkeit Cs„ n»mentlich seine Unterhandlungen mit Napoleon III., welche den Abschluf; eines Handelsvertrages zwischen

England und Frankreich bezweckten.

Per-

sönliche Erinnerungen giebt eine Freundin des grofsen Freihändlers, Mme.

Salis Schwabe.') Den Hauptinhalt bilden Briefe, zum gröfsten Theil seiot fast ganz Europa umfassende Wirksamkeit betreffend; Reden, Zeitungs1864. Von ganz besonderem artikel etc. Cobdens aus der Zeit von 1846 Interesse sind seine Briefe aus Paris an Lord Palmerston vom 29. Oktober 1859, und an Chevalier vom 31. Oktober 186U, die über seine mit Napoleon III. und den Ministern Rouher und Fould geführten Unterhandlungen im Interesse eines englisch-französischen Handelsvertrages Vjerichtre. Es ergiebt sich daraus, dafs sowohl der Kaiser wie seine Minister den Freihandel zugethan waren, aber den W’iderstand der französischen SchutzZöllner fürchteten, was Cobden zu folgender interessanten Bemerkung veranlafst; il est vraiment amüsant de voir que les memes hommes qui n’ont pas hesite h faire saisir Icurs adversaires au lit et les jeter au prison, alors qu'il s’agissait d’employer la force brutale, manquent si completement de Courage morale, qu’ils se laissent effraycr aujourd’bui par une petite bandc de protectionuistes. Mais il en est ainsi. (S. 337.) In der neunten Auflage der En cy clopaedia Brittanica*) bringt Sir Rawson Gardiner eine übersichtliche Geschichte der Regiernnger Der sittlich und in der vier ersten Könige aus dem Hause Hannover. vieler Hinsicht geistig unbedeutende Georg I. wird als politisches Talent anerkannt. Seine whigistischen Minister befriedigten und gewannen für das Haus Hannover die in der Mehrheit toristischen leitenden Bevölkerungsklassen durch geschickte Aufnahme wichtiger Torygrundsätze. Bei ihm jedoch wie bei seinem kleinlichen, aber überlegenen Geistern folgenden Nachfolger wird vielfach mehr hannoversche als englische Politik getrieben. Georg III. dringt mit seinem persönlichen Regiment gegen das Parlament durch, weil er ein echterer Repräsentant des englischen VolkBgeiste^





ist als die



Parlamentsführer.

Georg IV. büfst vermöge seines

jedes sittlichen

Haltes entbehrenden

Charakters endgültig für die Krone jene Stellung wieder ein. Aus demselben Werk ist zu nennen W. F. Rae’s") unparteiischr Würdigung von Charles James Fox, der, obwohl er namentlich den genialec infolge der persönlichen Antipathie Georgs III. gegen Fox keine ausreichende Gelegenheit für die volle Entfaltung seiner staatsmäunischen Talente gefunden hat, doch in der Leitung einer Partei Reiches nöthigen Eigenschaften den Besitz der zur Regierung eines bewiesen hat, und der als politischer Redner nach dem Urtheil von Freund und Feind unübertroffen dasteht. H. Rogers und Rev. J. S. Black^) liefern ebenda in dem biographischen Artikel über Gibbon eine mit anerkenneus-

1 ) Mme. Salis Schwabe, Richard Cobden, notes snr scs vovages, correspondances 384 S. Paris, Guillaumin. 2) Sir London, gr. 4“. Vol. four Georges in: Bncvclopaedia Brittanica, 9. ed. 420 8) W. F. Rae, Charles James Fox in: Kncyolop. Britt. Vol. bis Ö02. 4 ) H. Rogers and Rev. J. S. Black, Gibbon, in: Kncyel. B. vol. X, S.57:2 S2. et Souvenirs receuillies.

The

bis 429.







Rawson Gardiuer,

XC,

IX,

4^



KnxUml

seit

1688.

ni,2ii

werther Unbefangenheit geschriebene Würdigung des grofsen Geschichtschreibers und seines Hauptwerkes; es wird, wenn Gibbon auch die Fähigkeit abgesprochen wird, dem Christenthum als historischer Krscheinung gerecht zu werden, doch anerkannt, dafs die meisten seiner über dasselbe in den berühmten Kapiteln 15 und 16 ausgesprochenen Ansichten begründet waren; dieVerf. stimmen schliefslich mit Mirabeau in dem Urtheil überein, dafs die History of the fall and decline das am wenigsten englische Buch ist, das jemals yon einem Engländer geschrieben worden ist. Im neunten Bande ist eine Geschichte und Statistik der Schottischen Frei -Kirche *} enthalten, aus der sich das bedeutende Wachsthum dieser seit 1843 gesondert yon der presbyterianischen Kirche bestehenden kirchlichen Gemeinschaft ergiebt. Von Artikeln aus Zeitschriften erwähne ich zunächst einen Artikel über die Eltern des bekannten Dechanten von Westminster, Edward und Catherine Stanley;*) Edward Stanley war 1837 49 Bischof yon Norwich und gehörte in politischer Beziehung den Whigs, in religiöser Hinsicht den Unitnrianem an, zeigte aber dabei selbst eine gewisse Hinneigung zum Quäkertbum. Sodann einen ansprechenden Aufsatz yon J. A. Froude über Cheneys und die Bussels;*) derselbe enthält im Anschlufs an die Begräbnisstätte der Bussels, welche sich in der 1556 erbauten Kirche yon Cheneys befindet, eine kurze Übersicht der ereiguis - und wechselyollen Geschichte der grofsen Whigfamilie. William Stebbing sucht in einem Essay*) im Anschlufs an Lcckys im yorigen Jahrgang ausführlich besprochene Geschichte das XVIII. Jahrh. gegen das herrschende Vomrtheil zu yertheidigen, als sei dasselbe trocken und interesselos; er sucht zu zeigen, wie das XVlll. Jh. durchaus mit dem XIX. zusammengehört und in dieser Beziehung in einem scharfen Gegensatz zum XVI. und XVII. Jb. stehe; im XVIII. Jh. habe sich die allmähliche Bildung der modernen Gesellschaft yollzogen, ohne genaue Einsicht in die Geschichte des XVIII. Jbs. sei daher ein Verständnis der Zustände der Gegenwart, namentlich in England, nicht möglich. Kulturgeschichtlich höchst bedeutend ist y. Holt zendorffs Abhandlung über den Philanthropen John Howard, der Ende des XVIIl. Jhs. sein Leben setzte an die Bettung seiner ,Mitmenschen‘ durch Verbesserung der Einrichtung der Pestsperre.*) Als ein .Kreuzfahrer* ,iu einem anderen, als dem mittelalterlichen Sinn* kam er ins Morgenland; ,er ist damit einer der Propheten des rothen Kreuzes*. Bei der grofsen Bedeutung, die gegenwärtig die ii'ische Frage ange-



hat, ist eine Preisschrift yon W. Ellis Hume Williams'’), yon ganz besonderem Interesse. Dieselbe giebt eine Geschichte des irischen Parlaments in der Periode yon 1782 1800, die man in gewissem Sinne die Zeit der irischen Unabhängigkeit nennen kann. Denn als in der Noth des amerikanischen Krieges zahlreiche irische Freiwilligen-Corps errichtet

nommen







1) The scotish free-church in K. B. Vol. IX, 742 46. 2) The parents of Dean Stanley, Frasers Magaz. December, S. 822 ff. U) J. A. Fronde, Cheneys anil the Home of the Hussels. Ibidem September, S. 360 ff. 4)W. Stebbing, A l’lea for the Eighteenth Century in: The Nineteenth Century, December, S. 1082 ff. 5)F. von Holtzendorff, John Howard u. d. Pestsperre gegen Ende des XVIII. Jhs. in: Sammlung gemeinrerständl. wissenschaftl. Vorträge von K. Virchow u. F. v. Holtzendorff. XIV® Serie, Heft 317. Williams, The Irish Parliament from 6) W. Ellis the year 1782 1800 being the Cressingham Prize Essay 1878. 115 S. London, Ca.ssel, Petter and Galpin.











Hume

14*

"

itized

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— m,2i2

XIX.

S.

Herrlich;

worden waren, uro Irland gegen eine drohende Invaaion zu schützen, hatte die der irischen Bewegung gegenüber fast wehrlose englische Regierung nothgedrungen bedeutende Zugeständnisse machen müssen, deren wichtigstes die 1782 nach dem Sturze des Ministeriums North bewilligte Abschaffung des Gesetzes Georgs

und

I.

war, durch welches die unbedingte gesetzgebende

jurisdictionelle Obergewalt des englischen Parlaments über Irland fest-

worden war. Die nun folgende ausführliche Geschichte des unabhängigen irischen Parlaments bis zu dessen Ende durch die Union im Jahre 1801 zeigt, dafs trotz aller Anstrengungen der irischen Parteiführer, unter denen Grattun der weitaus bedeutendste ist, doch im ganzen wenig praktische Resultate erzielt wurden: weder eine Wahlreform, noch die immer dringender vom irischen Volke geforderte vollständige Emancipation der Katholiken, deren Lage allerdings erheblich verbessert wurde, ist erreicht worden. Schuld daran war nach der Ansicht des Vfs. einmal das dem Wesen einer parlamentarischen Regierung widersprechende Verhältnis des die nicht nach den irischen irischen Parlaments zu den Vice - Königen Partei-Verhältnissen, sondern gemäfs dem Wechsel der englischen Ministerien eingesetzt wurden, sodann die durchaus abhängige Stellung der meisten Parlamentsmitglieder gegenüber der Regierung; da somit die parlamentarische Regierung in Irland sich erfolglos gezeigt hat, so konnte nach dem Vf. nur durch die Union diedrobende Trennung Irlands verhindert werden. Erhöht wird der Werth der Schrift durch die Mittheilung einer Anzahl Actenstücke und Briefe englischer und irischer Staatsmänner. gestellt

,

Ebenfalls der Geschichte Irlands gehört eine Schrift von Thomas Witherow an.') Der Vf., Professor der Kirchengeschichte an dem presbyteriauischen Magee-College in Londonderry, liefert nur Material für eine Geschichte des irischen Presbyterianismus, nicht eine solche selbst. Er giebt die Lebensgeschichte aller presbyteriauischen Geistlichen Ulsters, die literarisch thätig gewesen sind, zunächst für die Zeit von 1623 bis 1723; alle erhaltenen und verlorenen Schriften werden, theilweise in .\uszügen, angeführt; die meisten derselben sind zwar lediglich religiösen Inhalts (Predigten etc.), doch findet sich namentlich unter den Autobiographien manches von allgemeinerem Iutere.sse; denn in den Schicksalen der meist aus Schottland stammenden Geistlichen spiegeln sich die Wechselfälle der irischen Geschichte in dem für diese so bedeutsamen XVII. Jh. ab. Der anglo - indischen Geschichte gehört Trotters’) Biographie des Begründers der englischen Suprematie in Indien, Warren Hastings, an. Der Verfasser, ein Offizier der indischen Armee, scheint im wesentlichen eine ,Rettung‘ seines Helden beabsichtigt zu haben; er richtet sich besonders Benutzt sind gegen Macaulays bekannten Essay sowie gegen Stuart Mill. besonders die Memoiren des Sir Elijah Impey, Chief Justice in Indien und Freund von W. H., der namentlich von Macaulay auf das schärfste angegriffen wurde.

Den

ersten

afghanischen Krieg behandelt ein Werk von Charles wesentlich auf der Grundlage der Tagebücher und

Rathbone Low*)

Historical and litcrar}' memorials of Presbjterianiam 1 ) Thomas Witherow, in Ireland. London and Belfast, kl. 8''., 358 S. 2) Warren Hastings, A Biography by Capt. Lionel James Trotter. 383 S. Lnd(>nor Onwzur Geschichte der Rückkehr Knglaiids zur katholischen Einh«. Herder.^ IV, 8.) XXI u. 381 S. Freiburg i. Br. historischer Bildnisse.

Kiii Beilrag

(Sammlung

2) Konung Gustaf



Registratur,

utgifvet

af V.

Graulund.

VIII,

1.

Vgl.

Jakrrs-

her. I, 582.

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Schweden.

111,215

Einem der Leiter der schwedischen Reformation, Laurentius Andreae, hat eine Biographie geschrieben,') ohne neue Ergebnisse und selbst mit veralteten Angaben, aber einigermafsen vollständig und übersichtlich.

Strömberg

Die Kenntnis von

dem

ersten Hervortreten der schwedischen Ostsee-

macht zur Zeit des Unterganges des livländischen Ordensstaates ist durch wichtige Urkundensammlung Schirrens vermehrt worden, deren sechster Theil während dieses Jahres herausgekommen ist.*) Was die Zeitangaben betrifft, so wollen wir anmerken, dafs No. 840 frühestens Ende November geschrieben sein kann, und dafs No. 864 in einer anderen Abschrift den 3. Januar 1561 datirt ist, welches Datum auch dadurch bekräftigt wird, dafs die Gesandten Revals gerade an dem Tage ihren Bedie

scheid erhielten. Der blutige Krieg, welcher sieben Jahre lang zwischen dem wahnsinnigen Erich XIV. mit den grofsen, durch die Weisheit seines Vaters gesammelten llülfsquellen auf der einen Seite, Dänemark und Lübeck auf der andern geführt wurde und der den ersten Abschnitt des Wettstreites der beiden skandinavischen Reiche um den Principat im Norden bezeichnet, ist in seinem ganzen Umfange von Vestling geschildert worden,*) auf Grund selbständiger Forschung in den Archiven Stockholms, Kopenhagens und bisLübecks, des ganzen gedruckten Materials, genau bis ins Einzelne weilen fast zu sehr mit gewissen Mängeln in der Disposition und der Behandlung. Der, welcher den Zustand Schwedens 1561 und 1611 vergleicht, wird verstehen, was ein Gustav Adolf bei der ersteren Gelegenheit auf dem schwedischen Throne hätte ausrichten können. Wir wollen besonders hervorheben den zum ersten Mal im Zusammenhang auf Grund der Quellen gegebenen Bericht des Vfs. über die Friedensverhandlungen, welche 1568 gleichzeitig mit dem Sturze Erichs eröffnet wurden und Bchliefslich zum Frieden zu Stettin 1570 führten. Man ersieht daraus, dafs Johann III., sowie es ihm gelungen war, seinen Bruder Erich zu stürzen, die Politik desselben gegen Dänemark aufnahm und mit grofsen Ansprüchen auftrat, wie wenig auch die militärische und politische Situation dazu berechtigte. Allein die Unfälle des Krieges und die mit RuTsland ausgebrochene Fehde zwangen ihn, statt dessen den demütigenden Stettiner Frieden zu schliefsen. Für die Zeit Gustav Adolfs haben verschiedene kleinere bemerkenswerthe Beiträge das Licht erblickt. Xav. Liske, Professor in Lemberg, hat einige Aufzeichnungen'') mitgetbeilt, theils von P'ürst Kr. Radziwill über die Waffenstillstandsunterhandlung 1622 zwischen ihm und Gustav Adolf, theils von Jakob Zodzik, Bischof zu Culm, über die Unterhandlungen zu Dirschau 1627, theils auch von J. Zawadski über seine Sendung 1633 an die Königin Christine, welche sich damals in Wolgast aufhielt. Diese







1) Laurentius Andreae, eii minnesteckning af Th. Strömberg. 2) C. Schirren, Quellen zur Geschichte des Untergangs lirländischer Selbständigkeit. VI. Reval. Viele der Urkunden sind schon, soweit sie das Eingreifen Schwedens in den Kampf berühren, von dem Referenten benutzt worden in seiner Schrift über die , Grundlegung der schwedischen Macht in den baltischen Provinzen* (Grundläggningen af svenska valdet i Livland 1558 Upsala 1868. 63.) 8} S. O. Kr. Vestling: ,Det nordiska









historia* in Silfverstolpes ,historiskt Bibliotck.* 3. u. 3. HelL 4 ) Xav. ,Ofversigt af den polska literaturen med särskildt afseende pä den svenska histoV. Materialsamlingar*. In; Historiskt Bibliotek 1878, 3. Heft. Die vier vorhergehenden Abtheilungen sind daselbst in älteren Heften.

syvärs-krigets

Liske, rien.

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— XX.

III, 21G

C.

Auuerütedt;

bezeugen, welche huhou Gedanken yon sich eelbst die Polen noch hegten, und zugleich auch, wie sehr sie ihrem geistreichen Gegner an politischer Gewandtheit und militärischen Kräften nachstanden. Die so oft schon Imhandelte Frage, welches die Ursachen waren, die Gustav Adolf in den dreifsigjährigen Krieg trieben, ist wieder einmal anfgenommen wurden. J. Man keil, der durch seine militärgeschichtlicben Werke über jene Zeit sich nicht wenig um ihre Geschichte verdient gemacht hat, sucht in einer nicht ungeschickt angelegten Schrift') zu beweisen, dafs der grofs« König nur aus Eroberungssucht und Kampfeslust sich in den deutschen Krieg gestürzt habe. Er nennt Karl IX. einen Usurpator und den Krieg mit Polen einen nur dynastischen Streit, indem er meint, dafs von Polen niemals eine wirkliche Gefahr Schweden bedroht hätte. Die Solidarität der Angriffe der katholischen Keaction in den verschiedenen Ländern, die nun und nimmer Gustav Adolf und seinen Zeitgenossen entging, ist dem Vf. verborgen, ln vollkommener Übereinstimmung hiermit meint er auch, dafs von dem Vordringen Wallensteins bis an die Ostsee und von den Plänen der hal»burgischen Politik Schweden keine eigentliche Gefahr drohte. Und die Friedensbedingungen , welche Gustav Adolf 1629 in Lübeck aufstellen wollte, scheinen dem Vf. nur aus dem Umstande erklärlich, dafs der König auf jeden Fall in Deutschland als Eroberer auftreten wollte. Mankell kann oder will nicht verstehen, dafs Gustav Adolf weiter in die Zukunft hineinblickte als bis zum nächstfolgenden Tage und deshalb sichere Garantie für das Gleichgewicht Europas und den Bestand des Protestantismus haben wollte. Ebenso wenig versteht er das Stillschweigen Gustav Adolfs 1629 in Ulfsbäck, als Christian IV. ihn zornig fragte, was er, Gustav Adolf, mit dem deutschen Wesen zu thun habe, und doch spricht dies Schweigen beredter als die stärksten Worte. Dafs der Vf. von Seiten des Resditutionscdictos keine Gefahr für den Protestantismus sehen will, ist weniger zu verwundern, da er sich auf die Autorität Hurters stützt. Das Resultat des ganzen Aufsatzes ist, dafs Gustav Adolf sein Volk aussog und Millionen ins Elend stürzte, nur um seinen Ehrgeiz und seine Kriegeslust su befriedigen. Der Vf. nimmt also dieselbe Stellung ein wie Onno Klopp und seinesgleichen, welche nun scbliefslich in dom protestantischen Lager Aber man wundert sich weniger einen Verbündeten erhalten haben. darüber, wenn man findet, dafs llurter beinahe die einzige ausländisch« Quelle ist, aus der M. geschöpft ; ein Ranke, Häusser u. a. sind ganz ignorirt Diese Schrift, die natürlicherweise überall auf kräftige Proteste gestofsen ist, hat Odhner, der jene Zeit besser kennt als irgend ein andere.Schwede, veranlafst, in einem kurzen aber glänzenden Aufsatze*) dk Hauptzüge der inneren und äufsereu Politik Gustav Adolfs zusamm«.Dieser Aufsatz ist zugleich eine vollständige Widerlegung der zufassen. Auffassung und Darstellung, welche die Schrift Mankells charakterisirt. Die Lützener Schlacht und der Tod Gustav Adolfs hat zwei kleinen' Beiträge veranlafst. Im Gefolge des bekannten Werkes G. Droysens über die Schlacht**) hatte Odhner vor einigen Jahren eine neue Übersicht der

1) J. krigcl, in:

Muiikell, Histnriskt

Adiilfs deliagande St)

,I)ie

i

Um

nrsakerim tili 1878.

Itibliutek

tretiiuäriga kriget af

Sehlaeht bei Lützeu‘,

in:

Gustaf 3. Heft.

II.



Adulfs deltagande i trrttioönm 2) ,Oni ursakrnia tili Gustaf II in: HUturiskt Uibliotek. I. Geschichte. V, (1S6Ö).

C.T. Odhner-,

Fursebong. znr deutschen

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e

Schweden.

111,217

zagleich zwei filr dio Uesvhichte der Schlacht 'j geliefert tmd Droyseu unbekaunte Acten abgedruckt die eine yon Georg Fleetwood von schwedischer Seite, die andere von Silvio Piccolomini Ärragona von kaiserOdhner zeigt auch, dafs die sogenannte Weimarische Relation der licher. Schlacht, die in den Memoiren Richelieus und bei Siri: Memorie recondite, zu finden ist, eher vom ersteren zum letzteren übergegangen ist als umgeAufserdem tbut er auch dar, indem er sich auf die besten Quellen kehrt. der kaiserlichen Seite stützt, dafs Pappeuheim nicht, wie man gewöhnlich annimmt, erst am Nachmittage auf der Wahlstatt ankam, nachdem Gustav Adolf schon gefallen war, sondern schon zeitig am Vormittage, als die Schlacht anfiug. Übrigens hebt üdhner hervor, indem er auf das Buch Droyscns biuweist, dafs das, was man mit Gewifsheit von den letzten Augenblicken des Königs weifs, sich auf sehr wenig reducirt. Dieser letzte Ausspruch Odhners hat einen schwedischen Militärarzt, An na US, der vorher mit Glück eine wichtige geschichtliche Frage von

Quellea

;

medizinisch-wissenschaftlichem Gesichtspunkte behandelt hat, veranlafst, dio

Frage über den Tod Gustav Adolfs von neuem aufzunehmen ’) und sie von genanntem Gesichtspunkte kritisch zu untersuchen. Bei dem dabei unvermeidlichen Eingehen auf das Militärische und rein Geschichtliche der Sache begeht er den Fehler, Angaben sekundären Charakters mit dem ursprünglichen Material anzuwenden. Die medizinische Untersuchung ist jedenfalls bemerkenswerth, denn sie bekräftigt verschiedene Facta, die Todesart des Königs betreffend, die bisher als weniger znverlässig erschienen. Es sind die Kleider und die Waffen Gustav Adolfs, welche das Material der Untersuchung geliefert haben, und die Genauigkeit sowie der Scharfsinn, womit der Vf. auch die geringsten Einzelheiten zusammenstellt, sind sehr anerkennenswertb. Etwas unsicher scheint jedoch sein Schlufs zu sein, dafs der König sein Leben ausgehaucht habe nicht in der Nähe der Stelle auf dem rechten Flügel, wo er zuerst verwundet wurde, sondern ungefähr da, wo das Ceutrum und der rechte Flügel der Kaiserlichen zusammenstiefsen. Übrigens vertheidigt der Vf. die Leubelfiugsche Relation sehr eifrig. Gegen diesen Aufsatz von Annaous bat Odhner einige Anmerkungen gerichtet, *) in denen er mit Recht darauf aufmerksam macht, wie wichtig es ist, einen Unterschied zwischen den Angaben der Augenzeugen und solchen zu machen, die man erst aus dritter oder vierter Hand erhält, und dafs man das factisch Gewisse nicht mit dem vermischt, welches, wenn es auch wahrscheinlich ist, doch nicht von positiven Beweisen gestützt wird. Zur Geschichte des dreifsigjährigen Krieges bat der lun diese Zeit hochverdiente Benediktiner Dudik einen neuen Beitrag geliefert.^) Die Arbeit besteht eigentlich aus chronologisch geordneten Abdrücken von Dokumenten, die den Krieg in den österreichischen Erbländem während der Jahre 1640 1650 behandeln, aber mit fortlaufendem Commentar. Abgesehen von Auszügen aus Chemnitz, die inzwischen (IV. Th.) gedruckt sind, hat der Vf. viele neue Acten aus dem Reichsarchive und





Odhner, Nigra kritisks amnärkningsr rörandc slagct rid Lützen‘, 2) ,0m Gustaf II. Adtilfs död‘ af A. T. Annacus,

1)



,

Bibliotek 1877. Bibliotrk. I.



4 ) Dr. Kap.

B.

3)

,

in; Histnriskt in: Historiskt

Nigra kritiskn «nmärkningar rörande slaget vid I.ützen'. II, 1. Sehwvdeii in Böhmen und Mähren 1640 1650. Wien.

Dudik, Dio



c.

Cfr.

II.

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.

XX.

111,218

C. Aniieristedt:

Skokloster mitgetheilt, am zahlreichsten, wo es sich um die oberung der kleinen Seite von Prag durch Königsmark 1648 handelt.

dem

Er-

Schweden und Brandenburg, wer im Laufe des dreifsigjährigen Krieges sich schliefslich zum Herrn über Pommern machen Der

Streit zwischen

von Breucker beschrieben worden. *) Seine Schrift gehört der schönen Serie von Specialabhandlungen über Krieg an, deren allmähliches Heryortreten man der Initiative G. Droysens zu verdanken hat. Der Gegenstand, den der Vf. gewählt, ist auch in Odhners Geschichte des ganzen westfälischen Friedens enthalten. Der Gesichtspunkt ist in letzterer der schwedische, in ersteren der braodenburgische. älan sieht, wie der grofse Kurfürst mit Händen und Füfsen gegen den Verlust Pommerns und gegen die gefährliche schwedische Kachbarschaft kämpfte. Mit bewunderungswürdiger Ausdauer hielt der Kurfürst, so lange e» nur möglich war, ohne Unterstützung an den Ansprüchen auf Pommern fest. Es war nicht so sehr die Rechtsfrage, welche seinen Widerstand bestimmte, als vielmehr die klare Einsicht, dafs die Zukunft Brandenburgs zum grofsen Theile von dem Besitze der Odermünduug abhiug. Er mufste sich schliefslich in das Unvermeidliche fügen und ging, infolge geschickter Vermittelung Frankreichs mit besseren Bedingungen aus dom Streite hervor, als die schwedische Regierung ihm zugedacht hatte. Als zur schwedischen Geschichte gehörig, dürfen wir wohl auch die |>ersönlichen Erlebnisse Christines nach ihrer Abdankung ansehen. Durch Salmasius wurde 1651 an ihren Hof Pierre Michon, gen. Abbe Bourdelot, gezogen, der in Paris als Arzt Condes und durch einen literarischen Kreis, den er um sich gesammelt, bekannt war. Er wurde Christines Leibarzt und blieb es nach ihrer Abdankung. So schrieb er 1657, wenige Tage nach der Ermordung Monaldeschis, au den auch durch Saumaise mit Christine bekannten Menage, um u. a. von ihm zu hören, wie er den Mord auffaase; er spricht jedoch schon die Hoffnung aus, Ludwig XIV. werde die Königin besuchen und sie so in den Augen der Welt rehabilitireu. ’) Die Beschreibung der amerikanischen Colonie Schwedens*) hat zur Nachfolge gelockt, indem Granlund die Geschichte der schwedisch-afrikaniachen Compagnie geschildert hat, gestiftet durch den merkwürdigen Holländer Louis de Geer, der in unserer ökonomischen Geschichte eine so hervorragende Rolle gespielt bat, durch Überlassung seiner Handelsrechte auf der Westküste Afrikas an eine Compagnie, die 1649 Haudelsprivilegien aof alle Länder südlich von den kanarischen Inseln erhielt. Mittelpunkt der schon 1650 angelegten schwedischen Colonie ward Cabo Corso unter dem Namen Cape Coast Castle, in unseren Tagen in dem Ashanteekrieg viel genannt. vom ersten Augenblicke an viel von England Sie, die zu leiden hatte, welches ungern einen neuen Nebenbuhler in seinem Fahrwasser sab, ging 1658 verloren, nachdem der erste Gouverneur, Carlof, in sollte, ist

diesen

1) Breucker, Die Abtretung Vorpommerns an Schweden und die Entsebidigea^ Kurbrandenburgs. Halle. 2) «Sveriges deltagutule i vestfalUka Freda>kongrea&ea Stockholm 1B75. Auch deutsch herauegegcbeii unter dem Titel: Die Politik Schweden» im weKtfälischcD Friedenscoogrefs. Breucker beklagt, dafs sein Aufsatz^ beinah« achoa vollendet war, als ihm die Schrift Oubuers zu Gesicht kam. 8) Et. ChavarT, VI, 1 4. Pierre Michon, dit Tabb. Bourd., Rev. d. docc. bistor. 4) Siebe Jahr^ ber. I, 5B4. 5) ,Svenaka ofrikanska kompaniets historia% in: HUtorUkt Bibliotek. IL







— —

Dicjilizcci

bv

Schweden.

111,219

dänische Dienste getreten war und mit einem dänischen Kriegsschiffe Cabo Corso überrumpelt hatte für die europäische Politik von Bedeutung durch Karls X. gerade deswegen besonders beschlossenen Antrotz Koeskilde griff auf Dänemark im Sommer 1658. Die 1658 anerkannten Ersatzansprüche der Compagnie wui'den in dem späteren Frieden im Jahre 1660 übergangen. Die 1659 an die Holländer verkaufte Colonie ward von den Eingeborenen selbst hartnäckig für die Schweden vertheidigt. Die 1663 siegreichen Holländer mufsten sie scbliefslich doch an England abtreteu.







Über die Beziehungen Schwedens zu China und den tartarischen Ländern Striudbergs Hervey de St. Denis Mittheilungen gemacht. ') Schweden, die jene Länder besuchten, waren NilsMatson Kiöping (t 1667), Fred. Cojet, Gesandter in Japan, Erich Willmann, Kudbeck und sein Sohn, welche die Tartaren studirten, und Strahlemberg, der als Kriegsgefangener nach Sibirien gesandt wurde uud ein Werk über das russische Reich, eine Karte der Tartarei und die Übersetzung der türkischen Chronik des Abdul Gazny veröffentlichte. Ein Schwede war es auch, der die erste Theepflanze nach Europa brachte, und auf Linnes Anregung studirten mehrfach Schweden die Flora Chinas. Die Geschichte Karls XL, deren Bearbeitung unser vornehmster Geschichtschreiber F. F. Carlson, schon vor vielen Jahren anfing, ist Echliefslich mit dem IV. Theile, *) der die Jahre 1690 1697 umfafst, vollendet worden. Man sieht hier die Alleinherrschaft sich stolz auf den Ruinen des zermalmten aristokratischen Staatsbaues erheben. Die starke Persönlichkeit des Königs ist sowohl ihr innerer Grund als der Schlufsstein des Gebäudes. Aber auch die äufseren Formen, welche die Zukunft der hat aus einer Arbeit

,



Alleinherrschaft sichern sollten, werden vollkommen und systematisch entDie Hauptaufgabe der neuen Ordnung, die Einziehung der durch Lehen zerstreuten Zinsen und Güter der Krone, war vollzogen, aber im kleinen ging die Reductiou ununterbrochen fort, seitdem mau angefangen

wickelt.

hatte, auch solche anzutasten, welche durch Kauf oder als Pfänder sich die 1697 Güter der Krone angeeignet hatten. Diese zweite Reduction 1690 brachte der Krone weit weniger ein als die erste, nämlich ungefähr eine halbe Million Silberthaler in jährlichen Zinsen, die erste dagegen, 1681 bis 1687, eine dreimal gröfsere Summe. Aber sie suchte den Einzelnen weit fürchterlicher heim wegen der vollkommenen Unsicherheit in allen EigenNeben der eigentthumsverhältnissen, die durch sie hervorgerufen wurde. lichen Reduction wurde auch die Nachrechnung mit den Schuldnern der Krone fortgesetzt, unter welchen die Mitglieder der Vormünderregierung den ersten Platz einnahmen. Den ümfang dieser Operation beweisen am besten die Veränderungen in der finanziellen Stellung der Krone, indem die 1697 von 44 auf 11 Millionen Staatsschulden während der Jahre 1681 herabsanken. Von gröfstem Interesse ist der Bericht über die Reduction in den durch Eroberungen mit Schweden vereinigten Provinzen; ein jeder kennt z. B., welchen Einflufs die livländische Reduction und der damit zusammenhängende Kampf um die staatsrechtliche Stellung der Provinz auf





ihre in

Die Reduction Trennung vom schwedischen Reiche ausgeübt hat. Einkünfte von brachte bis zum Jahre 1687 jährliche In Pommern und Bremen, die durch ein, in Estland 86,000.

Livland

458 000 Rd.

1) Arad. d. Inscr. elO.L., 16. Juni («. z. B. Rcv. crit. XIII, l,47ö). IV). under konungame af Pfaltziska huset. V. Th. (Karl

bistoria

— 2)Sv6rigea

XL

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XX.

111,220

geringeren Druck aus

C. Aniierstedt:

besser geschützt waren,

ihre alte Verfassung ;

sie

ergab in

übte die Reduction einen an*

Pommern nur 66 000 und in Bremen

geführ halb su viel wie in Livland. Die schaft auf das öffentliche Staatsleben erhellt

Zurückwirkung der Alleinherr-

am

besten aus der verringerten

Bedeutung des Reichstages. Schon bei dem Reichstage im Jahre 1 689 war alles ohne Streit und in Übereinstimmung mit dem Willen des Königs abgelaufen. Der folgende im Jahre 1693, der letzte wahrend der Regierung Karls XL, hat kaum etwas aufzuweisen, was man Berathscblagung nennen kann, und wurde nach 16 Tagen beendigt. Dieser scheinbare Tod rächte sich durch die Übertreibungen 30 Jahre später, da der Reichstag souverain wurde. Gewöhnlich wird das Jahr 1 693 als das angeführt, in welchem die Alleinherrschaft vollendet wurde, weil die Stände damals die sogenannte .Souverainitätserklärung abgaben. Aber wie der Vf. betont und sein ganzes Vr'erk zeigt, war mit den Beschlüssen 1680 die Alleinherrschaft schon vollendet, und von der Stunde an gab die Alleinherrschaft dos Königs allem ihr Gepräge und war vor 1693 dieselbe wie nach diesem Jahre; sie konnte

kaum

stärker werden, als sie war. Die Quellen für die Geschichte Karls Xll. sind durch die Fortsetzung der Herausgabe der Correspondenz zwischen dem Könige und der Rathsregierung im Reich, besonders in inneren Angelegenheiten, vermehrt worden, Der vorliegende Band umfafst Schreiben aus der letzten Hälfte des Jahi'es 1712. Sowohl dieser Zeit wie der Freiheitszeit gehört eine Lebensbeschreibung Arvid Horns an, die Svedelius herausgegeben hat.^) Die wichtigste Periode in dem Leben dieses bemerkenswerthen Staatsmannes (er war, wie bekannt, einer der vornehmsten Urheber der Staatsverfassung der Freiheitszeit und Anführer der alten Mützenpartei) gehört dieser Zeit an und war schon vorher ziemlich bekannt, besonders durch die gründliche Arbeit Malmströius. Aber sein früheres Leben, sowohl das des Kriegers und Staatsmannes an der Seite König Karls, wie das des Rathsherrn in Stockholm (nach 1705), verdient die gröfste Aufmerksamkeit, besonders deshalb, weil man in ihm den eigentlichen Hauptmann für die geheime Opposition gegen die unvernünftige Regierung Karls XII. hat sehen wollen. Svedelius hat ausführlich diese Zeit im Leben Horns geschildert und sucht uachzuweisen, dafs, wenn auch sein Weg sich immer mehr von dem des Königs entfernte, Horn doch niemals Anschläge gegen den König gemacht noch daran gearbeitet hat, die Staatsverfassung zu untergraben, wiewohl er natürlicher Weise nicht ihr Freund sein konnte und sicherlich, schon ehe sie gestürzt wurde, den Plan zu einer freieren Verfassung in seinem Kopfe ausgearbeitet hatte. Vom Reichstagsprotokoll des Adels während der Freiheitszeit ist auch dieses Jahr ein neues Heft erschienen. F.s umfafst diu Monate Mai und Juni 1727.’)

Der

greise

Jahrhundert das

Fryxell hat

Werk

schliefslich

nach mehr

vollendet, welches die eigentliche

als einem halben That seines Lebens

X. (Vgl. Jahresker. I, 5911*.) Die Coireapundeax. 1) Uistoriska Handlingar. mit dem Jahre 1700 anfäiigt, ist vom ersten Theile an fortgesetzt wurden. Minne af Kanslipresidenlen, grefre Arvid Bernhard Hnm', in: Svenska Akademiens Uandlingar. Theil 54 und 55. 8) ,Sveriges Kidderskaps och Adels Protokoll fran och med 1719‘, utg. af E. V. Montan. V., l.Hft. Vgl. Jahresber. I, 587'.



die

2) Svedelius,

,



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Schweden.

111,221

geweBen ist. ') Der jetzt erschienene 46. und letzte Theil soll eine Übersicht geben über den inneren Zustand und die Staatsentwickelung Schwedens während der Freiheitszeit. Die Einseitigkeit und bisweilen unkritische Auffassung von den Personen und Ereignissen vergangener Zeiten und die polemische Darstellungsform, die schon vorher gar zu oft in dem Werke des bejahrten und geehrten Vfs. sich bemerkbar gemacht hatten, haben hier gar Die Zusammenstellung der Hauptzüge der zu sehr überhand genommen. inneren und äufseren Entwickelung während der Freiheitszeit wird deshalb eigentlich nur ein Wiederholen der eigenen Behauptungen des Vfs. und eine tendenziöse Kritik gewisser Seiten der Stuatsentwickelung unter stetigen Seitenblicken auf und Ausfälle gegen Sachen, die nicht hierher gehören. Die von Nilsson verfafste Schilderung der Verhandlungen zwischen Schweden und Dänemark, als Gustav III. als Kronprinz mit Sophie Magdalene vermählt werden sollte, die wir im vorigen Jahrgang (S. 556) erwähnten, ist jetzt beendigt. *) Der Vf., welcher hauptsächlich aus der Currespondenz zwischen dem dänischen Hofe und dessen Minister in Stockholm geschöpft hat, beschreibt hier, wie der Widerstand Adolf Friedrichs und Louise Ulrikes gegen die Verbindung mit dem verhafsten dänischen Königshause nach dem Sturze der Hutpartei 1765 unmöglich wurde. Denn die Mützenpartei, als Mehrheit im Rathe und im Reichstage, war der Sache Dänemarks günstig, weil ihr änfseres politisches System auf der Verbindung mit diesem Staate sowie mit England und Rufsland fufste. Und die eigenen Wünsche des Kronprinzen gingen in dieselbe Richtung, hauptsächlich deshalb, weil er eine eigene Hofhaltung haben und so dem unangenehmen V'erhältnis entkommen wollte, in dem er zu seiner herrschsüchtigen und eifersüchtigen Mutter stand. 1766 wurde diese Vermählung gefeiert, die nachher so wenig Glück brachte. Die Kenntnis der diplomatischen Verwickelungen , die durch den Staatsstreich Gustavs III. im Jahre 1772 hervorgerufen wurden, ist durch eine Schrift von Elof Tegnör bereichert worden.*) Dem Verf. ist es gelungen, aus den Archiven von Paris und London (Correspondenz der französischen und englischen Cabinete mit ihren Ministem in Stockholm) wichtige Nachträge zu dem früher Veröffentlichten zu finden. *) Er hat aufserdem die interessanten Acten benutzt, die in der ,Sbornik‘ (Zeitschrift d. russ. gesch. Ver.)*) abgedruckt sind. Man ersieht daraus, dafs Katharina II. vollkommen entschlossen war, zu versuchen, mit der Hilfe ihrer politischen Freunde einen Coalitionskrieg gegen Schweden ins Werk zu setzen, um die Staats Verfassung der FreiheitsZeit wieder einzuführen und dadurch Schweden ein gleiches Schicksal wie Polen zu bereiten. Auf der anderen Seite stand Frankreich gleich bereit, auf das kräftigste Schweden gegen einen russischen Anfall zu schützen. Das englische Cabinet wurde von beiden Seiten bearbeitet von Rufsland, um mit der Hülfe Dänemarks und Preufsens Gustav III. zu bezwingen, von ,



Fryxell,

Vgl. Jahresbericht I, 58G*. ,Berättclser ur Sveiiska Historien*. .Blad ur konung Gustaf III* och drottn. .Saoniark, dens Vilkaar og l’ersoner, indtil Midten af det XVIII. Aarh. Kjöbenb. II. Kong Fredcrik den Förstes danske Registranter. 368 S. Vgl. Jahresber. I, 6974. Kjübenh. 2. Ilaivband. 332 S. Vgl. Jahresber. I, 694. 5) Justus Menius' Skildriac af Christians II. Dronning Elisabeth, skreven 1529. Mitgeth. von Chr. Brunn. Dan>ir Samml. 2‘*rn Raekke. VI, 381-84. 6) A. Skavlau, Christian IV. Bn biogra&^it









Vgl. S. 235. Skildring. Hist. Billeder, S. 1—98. Vgl. Jahresber. I, 593'. 61. Xidskr. I, 650 5. Ser. u.



7) C. F.

Bricka, Dansk

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Dänemark.

und

111,227

der Yf. im ganzen zu viel Mangel an Kenntnis und Reife verstehen und beurtheilen zu können. Die vonRricka und Fridericia begonnene Ausgabe der eigenhändigen Briefe Christians ist in diesem Jahre um ein neues (2.) Heft vermehrt, das Briefe aus den Jahren 1633 1635 enthält. Wenn man den ersten Krieg mit Schweden ausnimmt, waren Christians kriegerische Unternehmungen, trotz seiner eigenen Aufopferung und seines persönlichen Muthes, für seine Reiche wenig glücklich. Sein Versuch, den Protestanten in Deutschland zu helfen ( 1625 1629), mifsglückte gänzlich, und der Frieden mufste mit Opfern erkauft werden. Als er vierzehn Jahre danach von den Schweden angegriffen wurde, ging es ihm noch schlimmer; der Frieden vonBrömsebro kostete Dänemark noch mehr als der Frieden zu Lübeck. Ül>er den Zustand Jütlands während der Überschwemmung durch kaiserliche Truppen (1627 29), die Dislocationen der kaiserlichen Truppen, verschiedene eigenthümliche Züge des Soldatenlebens jener Zeiten , Charakterzeichnungen der kaiserlichen Anführer, sammt einem Verzeichnis über die jütischen Waarenpreisc in den Kriegsjahren findet sich in dem schwedischen Reichsarchiv ein Bericht, welcher wahrscheinlich ein Bruchstück oder ein Anhang zu einer grofsen Relation ist, welche nun verloren gegangen ist. Dieser ist von Mollerup*) herausgegeben worden. Zur Geschichte des letzteren Krieges hatChr. Bruun*) einen werthvollen Beitrag geliefert in seinen Untersuchungen^ über die Schlacht auf der Kolbergerhaide (1. Juli 1644), welche bisher als eine der berühmten Thaten Christians IV. gegolten hat. Auf Grund von sowohl gedruckten als ungedruckten dänischen und schwedischen Quellen, deren mangelhafte Benutzung durch die dänischen Geschichtschreiber er feststellt, hat Bruun eine ausführliche kritische Untersuchung nicht nur dieser selbst in betreff des Erfolges zweifelhaften Schlacht, sondern auch der bis Ende August folgenden Ereignisse angestellt, deren Ergebnis ist, dafs bei wahrscheinlich gleicher Gröfse der beiden Flotten, trotz stärkerer Ausrüstung mit Kanonen auf Seiten der Schweden, bei vermuthlich gröfserer Seetüchtigkeit der Dänen unbeschadet gleichen Mangels an Erfahrung im Seekriege ancipiti Marte gekämpft worden ist, indem die Dänen den letzten Angriff heldenmüthig abschlugen, aber die Schweden in die Kieler Bucht unbehelligt ahziehen liefsen. Des Königs von Dichtem und Künstlern oft behandelte Verwundung, der er heldenmüthig getrotzt habe, beschränkt sich auf einige Schrammen und nicht ganz unerhebliche Verletzungen, die er von umherfliegenden Splittern einer durch einen Schufs getroffenen Kanone erlitt. Die Blockade der Kieler Bucht unter des Königs Oberbefehl endete mit der durch den Viceadmiral P. Galt trotz des Befehls desselben nicht gehinderten am 31. Juli begonnenen Ausfahrt der Schweden, dann der ungestörten Vollendung derselben an den Dänen vorbei nach Fehmarn. Sei es, dafs ein Mifsverständnis fies Befehls oder die Einsicht der Unausführbarkeit vorlag, der Viceadmiral wurde, nachdem sich ein Seekriegsfindet, dafs

verräth,

um jene Zeit



























1) Bricka og Fridericia, Kong Christians IV's egenhaandige Breve. 2. Hft. 0 S. KjObeiihavn. Vgl. Jahresber. I, 595. S) Mollerup, Bidr. lil Jyllands Danske Samml. 2. Ser. VI, 289 304. Historie i Krigsaarene 1627 29. 8) Chr. Slaget paa Kolberger Heide, den 1. Juli 1644, og de derefler folgende









Bruun,

Begivenheder. Et Bidrag til den danske og svenske üver Kicler-Bugt og Kieler-Fjord. KjObenb. 238 ö.

SOkrigshistorie.

Med

et Kurt

15 »

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m,228

XXI.

1.

H. Schjöth:

gericht för incompetent erklärt hatte,

vom

Reichsrath

^um Tode yemrtheih

und am 31. August 1644 biugerichtct. Der Vf. findet, dafs man hier mit zu grofser Strenge zu Werke gepmgen ist; er glaubt, dafs, wenn die Verhältnisse von dem sachkundig« Richterstuhl (dem Seekriegsgericht auf Bremerholm) untersucht -worden wirt-c, und dieses ein Urtheil über den Thatbcstaud gefällt hätte, das endlitlK Urtheil eine breitere Grundlage erhalten haben wärde, als die mehr formebf, welche zweifelsohne das Pintscheidende beim Reichsrath gewesen ist, sovi« die Sachen ihm vorgelegt wurden. Christians IV. Nachfolger, Friedrich III. nebst Gemahlin hat einige Tage nach dem Ahschlufs des demütigenden Friedens zu Roeskilde d« Besuch des von ihm eingeladenen Siegers Karl Gustav auf P^'riedrichsburg

empfangen, l'riedrich hatte gesucht, dieses Zusammentreffen so festlich ab möglich zu machen, und hatte zu diesem Zwecke mehrere Schreiben und Befehle erlassen, wie mau sich in betreff des Besuches zu verhalten habe. Diese Schreiben, sowie eine Aufzeichnung über die Ankunft und den .4nfenthalt des Königs auf p'riedrichsburg, welche sich im dänischen Geheimarchiv finden und von C. L. Löveuskjold herausgegebeu sind, .sind nicht uninteressant durch den Einblick, den sie in das damalige Ceremoniell des dänischen Hofes gewähren. ') DerJIann, welcher auf Seiten des schwedischen Königs als Unterhändler beim Roeskilder Frieden auftrat, war der in die Dienste Karl Gustavs übergetretenc frühere dänische Reichshofmeister Korfitz U Ifcld. Dieses Mannes späteres Schicksal und speciell sein feindliches und verrätherisches Auftretei. gegen PViedrich III. hat C. Paludan-Müllcr zum Gegenstand einer kritischen Untersuchung gemacht*), in welcher er beweist, dafs Ulfeld nach dem P’riedcn seine eidlichen Gelübde Friedrich III. gebrochen hat und wirklich als Verräther gegen Dänemark aufgetreten ist, indem er dem Kurfürstec von Brandenburg versprach, dafs er „Alles so steuern wolle, dafs der Kurfürst von der Geistlichkeit, vom Adel und vom gemeinen Mann (in Dänemark) zum König gewählt werden sollte, so wie die früheren (Könige) gewesen wären und regiert hätten“. Der Vf. findet, dafs ebenso wie das Gericht, welches Ulfeld verurtheilte, unparteiisch genannt werden nmfs, auch das Urtheil, welches er erhielt, gerecht war; dagegen kann man niemals des Königs Auftreten gegen Ulfelds Gemahlin Leonora Christina billigen. Sie hat recht, sich darüber zu beklagen, dafs der König sie nicht einmal sehen und hören wollte, als sie im Jahre 1656 eine Versöhnung zwisöhen ihrem Manne und dem König zu Staude zu bringen versuchte, dafs sie im Jahre 1660 gefangen genommen wurde und mit ihrem Manne 17 Monate in strenger Haft auf Boruholm zubringen luufsto, dafs sie endlieh im Jahre 166.3 auf 22 Jahre ihrer Freiheit beraubt wurde. Es kann nicht allein Hafs, sondern

mm

mufs auch Furcht gewesen sein, was den König zurückgehalten hat, ihre Kerkerthür zu öffnen. Ihr langes I.ehen in der Gefangenschaft hat Leonori Christina selbst geschildert in ihrer „I.eidenserinnerung“ („Jammersmiudet“), von S. Birket-Sm ith herausgegeben wurde (2. Aufl. 1869) und deutsch in 2. Auflage vorliegt *). Nun hat Birket-Smith zugleich eine auidie dänisch

1) C. L. LSreuskjold, KongemOdet poa Frederiksborg Slot i Mai'amaaned 2. Ser. VI, 298— 304. 2) Paludan-Müller, Kong KreVerik III. «f CurfiU Ulfeld efter Kjöbenhavner Freden af 274' Mai 1G60. Histor. Aarbog 1879. (^II, 91*). 133. KjObeiih. 3) Job. Ziegler, Denkwürdigkeiten der Orätin



Danske Saoiml. 8. 59





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Dänemark.

III229

.

merkwürdigen Frau begonnen,

in welcher er oder bisher noch unbenutzte Quellen stützt. Der vorliegende erste Band schildert ihre Kindheit und erste Jugend unter Christian IV., ferner ihre Flucht aus Dänemark als Folge des Dinaschen Prozesses, ihren Aufenthalt in Schweden und ihres Mannes ersten ProziTs wegen Hochverraths, endlich ihre Flucht nach Schweden und die darauf folgende Gefangennahme in Kopenhagen (die Zeit von 1621 1660). Von den Schriften, welche Dänemarks Geschichte in unserem Jahrhundert behandeln, sind zu erwähnen: Die Geschichte des dänischen Staates von 1814 bis 1848 von A. Thorsoe ,*) von dem die 2. Abtbcilung (1840 1848) herausgekommen ist, einige Briefe von Friedrich VI., auf Reisen in Jütland geschrieben (18.S2 und 36), die Fortsetzung des Generalstabsworks über den deutsch - dänischen Krieg 1848 1850,*) und „Fra Fyrreme“, literarische Skizzen von Otto Borchsenius. ^) Diese Skizzen, welche schon früher gedruckt waren, treten uns hier in revidirter und theilweise umgenrbeitetcr Gestalt entgegen. Ihr Inhalt ist: Erik Bögh, die Socialdemokratie vor 10 Jahren, Peter Faber,' Claudius Roseuhoff, Paul Rytter und seine Atellanen, die Stillstandsmänuer in den „Fyrreme“, Fr. Chr. Sibbern. Die Literatur, welche die einzelnen Landestheile und die Geschichte von dänischen Städten betrifft, ist dieses Jahr verhältnismäfsig reichhaltig. Wir erwähnen hier zuerst die beiden Zeitschriften, welche die Geschichte Jütlands und diejenige Fünens behandeln, nämlich „Sammlungen zur jütischen Geschichte und Topographie“, welche von der jütischen historischen und topographischen Gesellschaft *) herausgegeben werden, und „Sammlungen zur Geschichte und Topographie Fünens“, welche die literarische Gesellschaft Fünens herausgiebt. ®) Für Jütlands Geschichte ist auch von Wichtigkeit das von A. Heise herausgegebeue Diplomatari um Viborgense, ’) welches Briefe und Actenstücke aus den älteren Viborgschen Archiven für die Geschichte der Stadt und des Stifts Viborg in der Zeit von 1200 1559 enthält, und die Geschichte der Stadt llorsens von 0. Fabricius. *) Von C. Engel stofts Geschichte der Stadt Odense ist eine neue Auflage *) begonnen. Was Seeland betrifft, so sind bemerkenswerth: Die Geschichte von Hörshulm 1305 1875 von C. C hristeu seu '“) und die Geschichte des Kirchspiels Hjörlunde von E. Carstensen "), eine

fAbrliche Biographie sieb

')

dieser

zum Theil auf ungedruckte











I.euniira Christina,

wig-lIiiUteiii,

hlaiien

Thurm

des



vermählten Gräfin l'lfeldt, aus ihrer Gefangenschaft im Nach der dänischen zu Kopenhagen 1663—85.

Klinigsschlosscs

im Besitze Sr. Kxcellenz des Herrn Johann Grafen Waldstein, 2. (Titel-) Wien, XLVI, 315 .S. 1. Aull, augez. von J. A. Kridericia in der Dansk hist. Tidskr. 4. Ser. II, 868 89. 1).8. Birket-Smith; I>eonura Cliristina Grevinde Ulfeldts Historie. Met Bidrag til hendes .\glefaelles og hendes ntermeste Slaegts Historie. I. Kjöbenh. 2) A. Thorsoe, Uen danske Staatshistorie fra 1814 1848. 2. Ahth. (1840—1848). 424 S. Kjöbenh. 1878. 8) Den dansk-tydske Krig i Aarene 1848 50. Udarb. paa Grundlag af oflieielle Docum. og med Krigsministeriel's Tilladelse udgivet af Generalstaben. II. Krigen i 1849. 2. Abschn., 3. Abth. 264 S. Nyborg 1878. 4 ) Otto Borclisenius: ,fra fyrreme*. Litersere Skizzer. 1. Ser. 380 S. Kjöbenh. 1878. Urigiiialsvhrift .\iitl.

— —











— —

51 VII, Hft. 2—4. (112—96—194 S ). Aalborg. 6) VIII, Hü. I. 96 S. Odense. 506 S. og 4 Tabeller. 7) A. Heise, Diplomatarium Viborgense. Med 9 Afbildninger. Imp. 8. Kjöbenh. Cfr. Kap. II. — 8) O. Fabricius, Horsens Kjöbstads Beskrivelse og Historie. 6. (Sehlufs-) Hft. 106 S. Odense. 9) C. Engelstoft, Odense Bys historie Anden L'dg. l.Hft. 160 S. Odense. 10 ) C. Christensen, Hörsholm. 496 S. Med 31 Flader samt et Kort. Kjöbenh. 11 ) £. Carstensen, Hjörlunde Sogns bist. Udg. ved UnderslOttelse af den kongel. danske Landhuslioldningsselskab. 360 S. Kjöbenh. 1878. Angez. von Brieka, Hist. Tidsskr. 5. Ser. I, 705—20.







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XXI.

111,230

H. Schjöth:

1.

umfangreiche, aber langweilige Arbeit von geringem 'Werthe. Von gioi anderem Interesse sind die Beiträge, welche Troels Lund ') durch Abschriften und Beispiele aus den „Thingbüchern“ Helsingörs gesammelt btt zur Schilderung des Lebens in dieser Stadt Tor 300 Jahren; sie geben ein recht lebhaftes Bild von der Verwilderung und dem Aberglauben, der Roheit Der verdienstvolle Herausgeber toc und Naivetät der damaligen Zeit. „Kopenhagens Diplomatarium“, Dr. 0. Nielsen, hat die Fortaetznng teinei Werkes „Beschreibung und Geschichte Kopenhagens“ heraosgegeben, welcliem im Jahre 1877 der erste Theil erschien, welcher den Ursprung unJ die Erweiterung der Stadt bis zur Einführung der Reformation schildert,



m

in

dem jetzt erschienenen zweiten

Theil

*)

giebt der Verfasser eine

Darstcllun;;

der Geschichte Kopenhagens bis zum Jahre 1636, der Zeit in dem Lebec Kopenhagens, in welcher die Stadt viel litt und mancherlei äufseren Angriffen ausgesetzt war, welche theilweise sogar ihre vollständige Zerstönini: als Handelsstadt zum Ziele hatten. Nach dieser Zeit trat ein änfserlicli ruhigerer Zustand ein, und die Stadt bekam Zeit, langsam aber sicher ihrrr Bestimmung, des Landes Hauptstadt, der Sitz seines wichtigsten Handel.' und der Punkt, von welchem die wichtigsten geistigen Regungen über dis Bei Gelegenganze Land sich verbreiteten, zu werden, entgegen zu wachsen. heit des vierhundertjährigen Jubiläums der Universität Kopenhagen (18791 hat Dr. Holger Rördam eine kurze Übersicht über die Geschichte der herausgegeben. Universität, von ihrer Gründung bis auf unsere Tage, Man lernt hier nicht nur die wechselnden Schicksale der Universität kennen, sondern wird auch durch kurze Biographien mit den hervorrageuderrn Lehrern der Universität bekannt und erhält zugleich Schilderungen de* Studentenlebens und der akademischen Gebräuche und Ceremonien der älteren Zeit. Dem Buche liegt ein Bild des ältesten Universitätssiegels bei. welches noch einem Abdruck angefertigt ist, den man bei einem Pergamentbrief aus dem Jahre 1531 findet, wahrscheinlich das einzige, was bi; sid unsere Zeit erhalten geblieben ist. Dieses Siegel zeigt, dafs der heilige Petrus der Schutzpatron der Universität gewesen ist; die Rose, welche ricii unter dem Bilde des Petrus befindet, hält der Verfasser für ein Bild der Rose, welche Papst Sixtus IV., der die Genehmigung zur Gründung der Universität gab, Christiaul. während seines Aufenthaltes in Rom gab (1474!. 1879 ist Die Rechtsgeschichte der Universität während der Zeit von 147 9 von H. Matzen^) dargestellt worden. Dos von Christian IV. im Jahre 1604 gebaute Schlofs Rosenborg, welches ursprünglich zu einem Lustschlofs für die königliche Familie bestimai war, enthält jetzt eine Sammlung, welche für die dänische Geschichte der neueren Zeit interessant ist (die Zeit des absoluten Königthums). Eine Beschreibung dieser historischen Sammlung ist von C. Andersen ,*) P. Brock *1 Noch einen Beitrag zur Geschichte Kopecund C. C as ati geliefert worden.

i



|





1)

Troels

Uanske Suniml.

l.uiiil, 2.

Ser.

Tnek VI,

af

30,’>

Livet

— C2. —

i

Helsiiigör

2) Dr.

minikauemovize gefangen genommen und Landes verwiesen wurde. Er karr dann nach Siebenbürgen zu den Unitariern, nach Polen zu Socinus, endete sein Leben jedoch wahrscheinlich in Rom, wohin er endlich ausgeliefert wurde. Die .Guillotine in Böhmen* enthält Nachrichten über Zavisch vt« Rosenberg, den Liebhaber und späteren Gemahl der Königin Kunigunde. Wittwe Ottokars II. Die .Bauern -Rebellionen* (1496 1775) erscheintn als sociale Folgen der Hussitenbewegtmg, durch welche viele Freibauern ia Hörige verwandelt wurden. Sehr interessant sind die Mittheilungen ül>er die Kunstsammlungen Rudolfs II. und ihr Schicksal; den Werth, die Beschaffenheit und Acquisition der hervorragendsten Kunstwerke den Untergang der ganzen Sammlung bei der Belagerung im 7jährigen Kriege, dir Auffindung durch Artilleristen 1782. Die Licitation, bei welcher ein ic XVI. Jh. um 34000 Ducaten gekaufter antiker Torso im XVIII. um 51 Kreurtr von Laudon erstanden wurde, dessen Kopf schliefslich für Stockknöpfe \'er-



;





;

Wendung

fand.



Anton Schlossar

I

I

veröffentlicht unter

dem

Titel

.Oesterr eichischt

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Kulturgeschichte.

111,263

Kultur- und Literaturbilder* (Wien,

Braumiiller) sechs thoilweise zwar schon in Journalen abgedruckte Aufsätze: 1) ,die Wiener Musenalmanache im XVIII. Jh.‘ (einzelne Proben und biographische Notizen über die poetischen Dilettanten jener Zeit, Belege der unglaublichen Unbedeutendheit jener Reimschmiede); 2) über die Aufführung einer dramatischen Bearbeitung von Zieglers Asiatische Banise* auf dem Grazer Theater



,

durch die pfälzische Hofkomödianten-Gesellschaft unter der Direction des J. H. Brunius im Jahre 1722 mit einer Einleitung, die nur Bekanntes giebt, aus verschiedenen literarhistorischen Werken; am werthvollsten 3) die Darstellung der Verhandlungen zwischen der inneröst. Regierung und der steirischen Landschaft über die Erbauung eines Komödienhauses 1773 76 mit Angaben über Theatereinrichtung, Preise, Maskenbälle, etc.; eine Ergänzung hierzu: ,Göthe und zwei innerösterreichische Theaterdirectoren,* eine Skizze des Reportoirs des Grazer Theaters unter den Directoren Bellomo und Domaratius (1795 1813); Mittheilungen über die Bemühungen des Domaratius, Schillers Wallenstein zur Aufführung zu bringen; endlich ,Schwerttanz in Obersteiermark* und ,die deutschen Volkslieder in Steiermark* (vorwiegend literarhistorisch; in den Bauern- und Bergmannsliedem finden sich jedoch viele charakteristische Züge aus dem Leben und Treiben dieser Volksklassen). Der historische Verein in St. Gallen hat unter dem Titel ,Aus alten und neuen Zeiten*') kulturhistorische Skizzen herausgegeben, welche sich mit den nachweisbaren baulichen Veränderungen in St. Gallen beschäftigen. Mit besonderem Geschicke und auf Grund der gewissenhaftesten Studien ist das Ineinandergreifen der wechselnden Stilarten an dem Baue und der Decoration des adeligen Casinos in St. Gallen nachgewiesen, der ,Gesellschaft zum Nothveststein,* welche eich erst 1799 aufgelöst hat. Dazu gesellen sich Mittheilungen über die Resultate der Sammelthätigkeit in St. Gallen und Umgebung, Klagen über Aufkauf und Aufscrlandführen werthvoller Alterthümer seit dem Jahre 1834. Den









Schlufs macht ein Verzeichnis der in der kulturhistorischen Sammlung des historischen Vereins aufgestellten Gegenstände. M. Isler veröffentlicht



Briefe aus dem Nachlasse des 1815 verstorbenen Professors Ch. de Villers*), der seiner Zeit

Franzosen mit den hervorragendsten Erscheinungen der deutschen Literatur bekannt gemacht hat. Das Schicksal dieses Mannes war ein beklagenswerthes, da er während der französischen und Invasion als Deutschenfreund nach ihrer Vertreibung von Georg IV. von England-Hannover als Franzosenfreund verfolgt wurde. Die Sammlung enthält Briefe von Brandis, Beuj. Constant, Cu vier. Ans. Feuerbach, Gerstenberg, Görres, Götho (ein Brief vom 11. Nov. 1806), Jak. Grimm, Guizot, Isaac Ilaffner, Uahnemaun, Fr. K. Jacobi, J. Paul, Klopstock, Kotzebue, G. Martens, Lorenz Meyer, Joh. v. Müller, Fr. Chr. Perthes, Poel, Rist, Schelling, Simeon, Smidt, Stael, Casp. v. Voght, Vofs, Wachler, Fr. Aug. Wolf. Wilhelm Hosäus gibt in den ,Mittheilungen des Vereins für Anhaitische Geschichte* eine Übersicht der Alterthümer Anhalts von den frühesten Zeiten bis zur Mitte des XVII. Jhs. Eine grofse Bereicherung hat die über gröfsere Zeiträume sich verbreitende Landes- und Orts ges chichto erfahren. Wir nennen das Werk von F. W. F. Schmidt ,Die Provinz Westpreufsen, wie sie entstanden und wie sie gegenwärtig beschaffen ist* (Thorn, Lambeck). Der erste Theil die



1) Cfr.

Kap. XVI.



2)

Cfr.

Kap. V.

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'

XXIV.

111,264

T.

I

Zwicdineck-Südenhorst;

der pulitischen, der zweite der Culturhistorie und Ethnographie gewidmet Der letztere ist aus Aufsätzen entstanden, welche in der Zeitschrift füi PreuTs. Geschichte und Landeskunde bereits publicirt waren; er Schilden die Landesverhältnisse, Boden und Volk zur Zeit der preufs. Occupation und verweilt bei der Entwicklung des Polenthums im XIX. Jh., die mit der Mahnung endet; ,Der Pole von heute ist nicht der Pole von 1772.* Der Adel erscheint dort als keine Aristokratie, sondern als eine Demokratie Titn Landedelleuten, die aus der Gemeinfreiheit entstanden ist. Die Juden and das Städtewesen, die exceptionellen Rechte der drei Quartierstädte Dansi;:. Eine ErgauElbing und Thom werden mit grofser Sachkenntnis behandelt. ist

\



zung dieses Buches

findet sich inJ.

PawlowskisBuch ,Die Provinz West-

preu^seninihrergeschichtlichen,kulturhistoriscbennndspracblichen Entwicklung*. Ludwig Benders ,Geschichte der vormaligen Uerrschaft Hardenberg im Bergischen von der Urzeit bis zu ihrer Aufhebung* (Langenberg, Julius Joost) gehört zu dem Besten, was wir auf dem Gebiete der Localgeschichte vom kulturgeschichtlichen Standpunkt kenuee



gelernt haben. An die Geschichte der Dynasten von Hardenberg (erloschen it männlicher Linie 14C3), der Häuser Bemsau, Schaesberg und '\^'endt (erloschen 1877) und der gegenwärtigen Besitzerin, der verwittweten Gräfin Leonie von Marchand-Ansemhourg) schliefst sich eine vollständige Reclm-

und Verwaltungsgeschichte für das Gesammt-Territorium eine Darstcllunj; des Hofrechtes von Hof und Dorf Langenberg, wo der Pastor Lehnsherr ül»r die Hofesleute war. Dann folgen Angaben über die Production, Gewerle und Handel, die Kirchengeschichte des Kirchspiels Langenberg mit fart vollständiger Reihe der Pfarrer, Prediger und sonstiger Kirchenfunctioniri-, eine Besprechung des Verhältnisses derselben zur Herrschaft mit Andeutuue ,

der wichtigsten Streitfälle, ferner des inneren Kirchcnlebens (Consistorium. Kirchenbesuch, Ehesachen, Armenpflege, Leichenordnnug, Bauangelegeobeiten). Die Geschichte des Schulwesens beginnt mit 1624 und beschäftijT sich mit der deutschen Dorfschule, der französischen Privatschule für Mäiichen und, besonders ausführlich, der lateinischen Knabenschule. Dals der coufcssionelle Hader, der Streit zwischen der katholischen Gemeinde Lang^aborg und den Reformirten ebenfalls Stoff für einen längeren Excurs gieht. ist selbstverständlich. Der Vf. hat ein sehr stattliches Material verarbeitet und dadurch eine Harmonie und Ebenmäfsigkeit erreicht, welcbs seinem Werke ein bedeutendes Interesse sichert, obwohl, wie Bender in d« Einleitung bemerkt, ,die Herrschaft Hardenberg in keiner Beziehung je eit'sonderliche Bedeutung gehabt hat.* Weniger Klarheit, aber ebenfalls nt





schätzenswerthes, gewissenhaft gesammeltes Material finden wir in Rudalf

Wiedemanns: ,Geschichte der ehemaligen Herrschaft unddesHaases Odenkirchen ') (Odenkirchen, Selbstverlag). Nach den ersten Kapit-“la welche genealogische Details undProcefsacten-Auszüge (zwischen denFamilw Horrion und Merode im Anfänge des XVIII. Jhs.) enthalten, folgt eine Darstellung der Verwaltung mit vielen wirthschaftlichen Daten, der Prodoetks der Pachtverhältnisse, Rechte und Verpflichtungen der Unterthanen, nsammengetragen aus dem Regalienbuchc, nebst einer sehr verdiensthcbfc tabellarischen Übersicht der Einnahmen im Zeiträume 1641 89 und eie«r Müuzwerth-Tabolle von 1582. Im zweiten Theile seiner Arbeit schild»Wiedemann die kirchlichen Verhältnisse, wobei politische und Kultur-Ilistoru





1) Cfr. Kap. XI.

Dioiiizfci fcv

;

(

j

Kulturgeschichte.

111,265

Reformation und Gegenreformation, sowie die Controyerse zwischen Preufsen und Kurköln (1705 1755) wegen Anwendung des Normaljahres sind vorwiegend berücksichtigt. E. Dietrich veröffentliclit .Bilder aus der Vergangenheit der Grafschaft Stolberg.* Moritz Bermanns ,Alt- und Ne u-Wien, Geschichte der Kaiserstadt und ihrer Umgebungen* (Wien, Hartleben) nimmt unter den populären histodas Buch ist aus einer ziemrischen Schriften einen ehrenvollen Platz ein lich umfassenden Literatur geschickt zusammengestellt, mit guten Holzschnitten versehen, von welchen insbesondere die Architekturen und Übersichtspläne sehr belehrend sind. Alle Gebiete des communalen Lebens, der materiellen und geistigen Kultur haben Vertretung gefunden, mit Vorliebe verweilt der Vf. bei den Bauten, bei Belagerungen und Kriegsereignisseu. Neben sehr vielem Bekannten, mancher nicht ganz gesicherten Behauptung enthalten einzelne Kapitel auch Neues und Interessantes; so heben wir aus der Neuzeit hervor Geschichte der Wiener Buchdruckerkunst, Entstehen und Fortgang der Zeitungen, Universitätsverfassung, Buchhandel, die Anfänge des Theaterwesens, die englischen Schauspieler in Oesterreich und die wahrscheinliche Anwesenheit W. Shakespeares daselbst, das Jagdvergnügeu der österreichischen Landesfürsten von Maximilian I. bis Franz Josef. Wünschenswerth und für den wissenschaftlichen Gebrauch nützlich ohne Auch die VolksStörung für den Leser wären Quellenangaben gewesen. ausgabe von Ennens Geschichte der Stadt Köln*') (Düsseldorf, Schwann) läfst die kulturhistorischen Partien in den Vordergrund treten, so die romanische und gothische Kunst, die Stellung Kölns zur Hause, Humanismus und Universität, Reuchlin und Hoogstraten, die demokratischen und demagogischen Bewegungen während der Reformationszeit, die Hinrichtung Clarenbachs, die Reformversuche des Erzbischofs Hermann von Wied, Blüte und Verfall der Universität, die es nicht verstand, den Geist des Humanismus sich dienstbar zu machen, die freisinnige Richtung in der katholischen Partei u. a. Am reichhaltigsten an kulturhistorischen Daten ist die letzte (5.) Lieferung, welche die Kulturzustände der Stadt Köln vom westfälischen Frieden bis zum Einrücken der Franzosen (1794) behandelt. Schulwesen, Buchhandel, Zeitungswesen, die Gründung der Gazette de Cologne durch Ignatius Roderique, das öffentliche Leben, Theater, Industrie, Kölner Wasser, Einige die kommunale Verwaltung sind in sehr lehrreicher Weise erörtert. Abschnitte einer Geschichte von Stralsund und Greifswald,*) welche sich theils auf Bauwerke, besonders aber die Entwickelung der Gothik in diesen Städten und auf Familien- und Localnamen beziehen, enthält der 40. Jahresbericht der Rügisch-pommcrschen Abtheilung der Gesellschaft für pommersche Geschichte und Alterthumskunde (herausgeg. von Th. Pyl). In

gemeugt

erscheint.

— —

;

:





Josts .Interessanten Daten aus der 600jährigen Geschichte der Stadt Landau (1260 1878) (Leipzig und Landau, Jostsche Buchhandlung) finden sich in annalistischer Anordnung einzelne neueNotizen und Bemerkungen über Festlichkeiten, Anstellungen von Beamten, u. A. theologischer Durchzüge berühmter Persönlichkeiten und Truppen, magistratliche Verordnungen, besonders zum Festungsbau 1688 und über die Brandlegung durch die Fran-



dem Plane umgingen, an Stelle der alten eine neue Stadt Eine kurze, auzulegeu. In einzelnen Fällen sind auch Preise angegeben. populäre Stadtgeschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Reformationszosen, welche mit

1) Cfr. Kap.

XI.





2) Cfr. Kap. IX.

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XXIV'.

111,266

V.

Zwiedineck-Südenhorst:

bringt NaueMerkh in dem Büchlein .Reutlingen und ein Lebenabild' (Verl. d. Bruderhauses). Mancherlei mystische, für Nichtreutlinger gänzhcli unverständliche Aussprüche mufs man dabei mit in den Kauf nehmen. .Inmuthend wirkt das Lebensbild aus einer Kleinbürgerfamilie zu Anfang unseres Jahrbunderts mit netten Details aus dem häuslichen Leben einer kleinen schwäbischen Stadt, Die .Geschichte des Kurortes Allerheiligen im badischen Schwarzwald*, herausgog. vom Schwarzwaldvereiu (Lahr, Schauenburg) ist aus Notizen über das 1803 aufgehobene Prämonstratenserstift Allerheiligen entstanden, nach dessen Mediatisirung die Gegend wieder vollkommen verlassen, Kirche und Kloster zu Ruinen wurden, bis 1827 der gegenwärtige Präsident des Schwarzwaldvereins auf einer Fufstour dieselbe sozusagen wieder entdeckte und die Anregung zur Begründung einer Sommerfrische auch Luftkurort genannt gab. Ph. Rnpperts .Kurze Geschichte der Stadt Achern* (Baden) als Vorläuferin der von demselben Vf. versprochenen Geschichte der Morteuau, enthält aufser den politischen Daten, welche vom XIV. bis XIX. Jh. reichen, die Dorfordnung von Oberachem (1480 1490), eine Feuerlöschordnung für Unterachem (1509), die Markgerichtsordnung (1512), eine Beschreibung des Bannsteins (1563), die Gerichtsordnung (1559), Feuerordnung (1602), daneben in der fortlaufenden Erzählung einzelne kulturhistorische Notizen aus der Zeit des Bauemkrie^ieä, des 30jährigen Krieges und der Feldzüge Tnreiines, der unweit Achem bei Sasbach gefallen ist. Mit Wärme und Pietät führt uns Emil Pirazzi .Bilder und Geschichten aus üffenba ch’s') Vergangenheit vor (OffenbaebL Pir schildert die Stellung Offenbachs in der Grafschaft vom Bomheimer Berge, die Erwerbung durch die F'amilie Isenburg, den Bau des Schloste.-, welches als eines der zierlichsten Bauwerke der Renaissancezeit anerkannt wird, die Leiden des 30jäbr. Krieges, besonders 1630 1635; macht sehr wichtige Angaben über Steigen und Sinken der Getreidepreise, über Menschen-, ja Leichenfresser und die Pest, welche in sechs Jahren 1869 Menschen dahinraffte, so dafs 1637 das Mainland einer Einöde glich. Dt allmähliche Herauwachsen Offeubachs zur Stadt bildet den Gegenstand eine.,Nur für Offenbacher* überschriebenen Kapitels , welches Nachrichten über die Stadtpläne, die Lage der Strafsen und Plätze und deren Namen mit vielen eingestreuten Notizen bibliographischen und biographischen Inhalte verbindet. Ausführliches erzählt uns Pirazzi von einem Banquier uni Liedorcomponisten, von den Familien Bemard, la Roche, Andre und von Proli (Bernhard Müller) .Herzog von Jerusalem*, der eigentlich ein natürlicher Sohn des Coadjutors von Dalberg war, sich jedoch ,vora Stamme JuL und aus der Wurzel Davids* Unterzeichnete und Gründer einer religiös-socblistischen Gemeinde ward, die endlich in Amerika ein trauriges Ende nahm Sehr inhaltsreich sind auch die Artikel über die Frankfurter Messe und da.Mefsgcleite, über die Offenbacher Industrie und die französische Gemeind», deren ältestes Verzeichnis bis 1699 zurückgeht, während die ,Ähnentaff! der Offenbacher Industrie* bis 1733 geführt ist. Ein ganz besonders gelungenes Kulturbild versteht Pirazzi jedoch um Göthe und dessen Offerbacher I'Veundeskreis zu gestalten, welchem ja Lilli (Elisabeth Schöuemansverebelichte v. Türckheim) augehörte. Wir bekommen hier die nothwendige Scenerie und einzelne Correctureu zu Göthes Erzählung in Jlichtung uni Wahrheit*, welche auf Briefe Göthes an die Gräfin Auguste zu Stolberg l#gründet sind, die (erschienen 1839, aber sehr selten) auf das Verhältnis ti zeit,















1) Cfr.

Kap. XIV,

1.

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Gn-n^lc'

Kulturgeschichte.

111,267

Aufeuthalt in Oifeubacb Bezug haben. Irrt l'irazzi auch bisweilen in der Charakteristik, wenn er z. B. von der anspruchslosen fast uuterthänigen Christiane Vulpius* spricht, so kanu ihm als Kulturhistoriker Accommodationsfahigkeit nicht abgesprochen werden. Zur Lokalpoetische geschichte zählen noch E. Wernickes ,Kurzgefaf8te topographische Chronik der Stadt Brieg'), Stocklöws ,Geschichte der Stadt Tachau“, Lukaszewioz ,Hi8torisch-statistisches Bild der Stadt Posen, Molitors ,Das bürgerLoitz ,Geliche Leben uud die städtische Verfassung Z weibrückens schichte der evangelischen Gemeinde in Lohrbach*, Kühlmorgeus ,Chronik der Stadt Lübau uud Umgegend bis 1850* und Fr. H. Kerns ,Geschichte der Gemeinde Bern an g im St. Gallischen Rheinthale.* Für die Kulturgeschichte des XV'I. Jhs., vorzugsweise das Reformationszeitalter ist Ludwig Pastors Buch ,Die kirchlichen Reunionsbestrebungen während derRegierung KarlsV.**) (Freiburg, Herder), obwohl in erster Linie zur Ergänzung der politischen Geschichte bestimmt, nicht zu übersehen, wegen der ausführlichen Berichte über die Religionsgespräche, denen die Frankfurter Gesandten beigewohnt haben. Das Archiv dieser Stadt hat dem Vf. auch den bedeutendsten Theil seines Melanchtbon uud seine Abneigung gegen den CäsaroMaterials geliefert. papismus, Erasmus von Rotterdam als Haupt der ,Mittelpartoi‘, Johann Pflugs Bestrebungen, Calvins im Interesse der französischen Politik eingeleitete Agitation gegen die Einigung der Deutschen auf dem Ungenauer Tage, die Stimmung unter den deutschen Protestanten in der Concilsfrage wird auf Grundlage vielseitiger Studien und mit lobenswerther Ruhe der Valentin Xemee Darstellung vom katholischen Standpunkte aus erörtert. unternimmt mit Benutzung älterer und neuerer l.iteratur die Rechtfertigung des vielverleumdeten Papstes Alexander VI. (Linz, Ebenhöh), und es gelingt ihm, sehr viele der ihm zur Last gelegten Verbrechen von ihm abzuwälzen und im Allgemeinen den Charakter Borgias zu reinigen; doch fallen manche Lücken uud Sprünge in der Erzählung auf, freundliche und feindliche Quellen sind oft derartig nebeneinander gestellt, dafs man des Vfs. Urtheil darüber nicht erkennen kann. Auch wäre es wünschenswerth gewesen, über die Provenienz der Schriftstücke, welche aus der Corre.spondenz des Papstes mit Savonarola mitgetheilt werden, einige Andeutungen zu erhalten. Den Einflufs der theologischen Parteikämpfe auf die politischen Verhältnisse Herzog lernen wir beurtheilen aus dem Werke Carl Alfred Hases Albrecht von Preufsen und sein Ilofprediger*. Eine Königsborger Tragödie aus dem Zeitalter der Reformation (Leipzig, Breitkopf u. Härtel). Hervorgerufen wurden diese Kämpfe in dem zu einem weltlichen Herzogthume umgestalteten alten Ordenslande durch die Lehre des nach Königsberg berufenen Dr. Osiander über die Gerechtigkeit Gottes und die Rechtfertigung. Ilofprediger Funck, Dichter uud theolog. Schriftsteller, tritt zuerst auf Osianders Seite, wird jedoch nach dessen Tode wankelmütig und zum Werkzeuge eines Abenteurers, Paulus Senlichius, der sich als Abkömmling des Veronesen Scaliger Markgrafen von Verona und Heergrafen von Hun* nannte, eigentlich jedoch der Sohn einer Näherin in Laibach, Namens Skalyka, war. Er hatte dem Jesuitenorden angehört, war dann evangelisch geworden und hatte in Wien eine Zeit laug in Ansehen gestanden, war jedoch bald als Betrüger erkannt worden. Als er sich hierauf nach Preufsen gewandt, war es ihm gelungen, den Herzog Albrecht ganz in seine Gewalt zu bringen und Lilll

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,



,





,

,

1) Cfr. Kap.

vm.



2) Cfr. Kap.

I.

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XXIV.

111/2(58

V.

Zwiedineck-Sfidenhurst;

zu ungesetzlichen Schritten gegen den Adel zu verleiten, was seinen Sturz nach sich zog. Er hatte sich nach Paris, wohin er sich vom Herzoge senden liefs, auf den Weg gemacht, während Funck, nebst zwei anderen Theologen vom Adel zur Rechenschaft gezogen, in Königsberg verurtheilt und hingerichtet wurde. Sehr ausführlich sind die theologischen Streitschriften. Predigten und Briefe mitgetbeilt, was die Lesbarkeit des Buches einigermafsen beeinträchtigt, auch vom Historiker vermifst werden könnte, für den Theologen jedoch von um so höherem Interesse sein dürfte. Die Charakteristik Herzog Alhrechts bekundet die feine Beobachtung und geistreiche Auffassung des Vfs. A. Kluckhohns ,Friedrich der Fromme, Kurfürst von der Pfalz*,') wovon die zweite Hälfte bereits erschienen ist, vervollständigt ebenfalls das Verständnis der religiösen Anschauung des XVI. Jhs. durch die actenmäfsige Darstellung des Processes des antitrinitarischen Ketzers Silvan. Eingehend behandelt H. Richter Reformation und Gegenreformation in Österreich (Riehl, histor. Taschenbuch, S. 175ff._l. F. G. B übler veröffentlicht in der ,Zeitschrift d. histor. Ver. f. Franken (X. Bd. 3. II.) einen Aufsatz über Wendel Hiplor als hohenlohischer Kanzler und seine Bedeutung im Bauernkriege in Franken anno 1525‘, welche in Bezug auf die Persönlichkeit Iliplers manche Ergänzung bietet in der Darstellung seines Einflusses unter den Bauemführem jedoch sichtlich des ausreichenden Materials ermangelt. Eine eingehendere Bekanntschaft mit den bis jetzt publicirten Acten über den Bauernkrieg würde dem Vf. die Überzeugung verschafft haben, dafs die .Leibeigenschaft* mit dem Aufstande wenig zu thun hat. Die Kenntnis der h u manistisch e n Bewegung erfahrt eine äufserst schätzenswerthe Bereicherung durch Carl Krauses ,Ilclius Eobanus Hessus**) (Gotha, Perthes, 2 Bde.), als dessen Geburtsort das Dorf Ilalgehausen hei Frankenberg und als dessen ursprünglicher Familienname Koch sichergestellt wird. Der darauf bezüglichen längeren Untersuchung folgt eine Schilderung des geistigen Lebens in Erfurt unter Mutianus Rufus, um den sich Heinrich Urban, Georg Spalatin, Johannes Venatorius, Jodocus Jonas und Ulrich v. Hutten geschart hatten. Eobanus Kochs Aufenthalt in Riesenburg, am Hofe des Bischofs von Pomesanien, Hiob von Dobenek, (1509 1513) giebt dem Vf. Gelegenheit, sich über die Zustände im Regularclerus und im deutschen Orden zu verbreiten. Nachdem Eobanus ein Jahr (1513 1514) an den Universitäten in Frankfurt a. 0. und Leipzig zugebracht, kehrt er nach Erfurt zurück, wird zum Dichterkönig erklärt, tritt in nähere Beziehungen zu Erasmus und nimmt au dem Kampfe gegen die ,Dunkelmänuer* Theil. Die Wallfahrt zu Erasmus, das Verhältnis der Erfurter Poeten zu Luther, die Zerstörung des Erfurter Humanistenkreises durch den Anschlufs Vieler an die Reformation ,Eobac* lleurat* und häusliche Misere, seine Anstellung als Lehrer der Poetik ac dom neu errichteten Gymnasium zu Nürnberg, die städtischen und Schulzustände daselbst, die Gclehrtensorgen wegen der Theuerung der Bücher sind ebenso treffend geschildert, als der Charakter Eobans, der heute alt Dichterkönig Huldigungen erfahrt, morgen um die kümmerlichsten Sabsistenzmittel betteln mufs, dabei sein burschikoses Leben nie anfgiebt und die in Riesenburg erlernte Trinkkunst, wenn immer möglich, mit Virtuosität ausübt. Die letzten Abschnitte behandeln dann Eobans Rückkehr nach Erfurt (1534), den Zustand der dortigen Schulen, Eobans Verhältnis z\ua





,



— —

1) Cfr. Kap.

I,

XIII,

XIV,

1.

— 2)

ar. Kap.

I,

XII.

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:

Kulturgeschichte.

111,269

Uofe von Kassel und seine endliche Berufung an die Universität Marburg, an welcher er, der Frühverstorbene, jedoch nur kurze Zeit wirken konnte. Ein Verzeichnis sämmtlicher Werke Eobans und ein gut gearbeiteter Index erhöhen die Brauchbarkeit des äufserst lesenswerthen Werkes. A. Hora witz hat seiner Sammlung von Briefen der Humanisten die des Claudius Cantiuncula und Ulrich Zasius hinzugefügt. In dieselbe Zeit gehört Rensch ,Der Procefs Galileis und die Jesuiten*, Th. Kolde ,Die deutsche A ugustiner - Congregation und Johann v. Staupitz**), H. Jacoby ,Die Reformation und die Mystik* (,Grenzhoten* 42,43), Th. Di st el ,DerFlacianismus und die Schönburgschc Uandesschule zu Geringswalde*, EmilWagnor ,Die Reichsstadt Schwä1525**) (Württemberg. Jahrb. f. Stat. u. Landeshisch Gmünd 1523 kunde, 1879, 1. Heft), worin auf Grund archivalischer Studien in Gmünd, Augsburg und Nördlingen die Reforinbestrebungen vor dem Bauernkriege, Gmünds Haltnug während desselben und die Reaction nach demselben geschildert werden. Munckor (F ranz), Über zw ei kleine re deutsche Schriften Aventins'*): Von den Ursachen des Türkeukrieges Vom römischen Kriegs-





,

regiment*; Chr. Meyer ,Aus dem Wanderleben deutscher Studenten aus dem XVI. Jh.* (Grenzboten 18), B. Brömm ,Beschreibung Thomas Plätters Reyfseu, die er von Basell aufs in Frankreich gehalten hatt anno 1595* (Basler Jahrb., 1. Jahrg.), Müller ,Gleichzeitige Aufzeichnungen von Thom. Wal, Joh. Mildt und einem Heltauer aus den Jahren 1513 1532*(Arch. d. Ver.f. siebeuhürg. Landeskunde, 15. Bd., l.Heft), Rudolf Reichel ,Eiu Marburger Hexenprocefs vom Jahre 1546*



f. Steiermark, 27. Heft). Ala ein besonders glücklicher Griff mufs die Neuausgabe des vor 50 Jahren erschienenen Buches von Salomon Vögelin ,Das alte Zürich**) (Zürich, Grell, Füfsli u. Comp.) bezeichnet werden, von dessen 14 zu erwartenden Lieferungen his jetzt fünf erschienen sind. An den von dem Enkel des Vfs., Dr. Salomon Vögelin, veranstalteten Wiederabdruck reihen

(Mitth. d. histor. Ver.

Ergänzungen, die nahezu ein selbständiges Werk bilden, und ,Nacbweisungen und weitere Ausführungen bis auf die Gegenwart* neu beDie Form der Erarbeitet von Arnold Nüscheler und J. Salomon Vögelin. zählung, welche schon in dem älteren Texte für die Beschreibung der Stadt und ihres Lebens und Treibens gewählt ist, bewährt sich neuerdings als ein gelungenes Experiment, dessen Nachahmung freilich nicht immer erfolgreich sein dürfte; unter den Beigaben sind besonders hervorzuheben ,Das grofse Freischiefsen von 1504* mit ausführlichen Angaben über Ausschreibung, Einrichtung, Besuch, Kosten dieses berühmten Festes, dann die Biographie des Chronisten Gerold Edlibach; ,Dic Trink- und Kampfgenossonsebaft der Schildner zum Schneggen* und zahlreiche auf das gründlichste behandelte Beschreibungen von einzelnen Baulichkeiten. Einzelne Partien des XVII. Jhs., vorzugsweise den Zeitraum des sich zahlreiche

dreifsigjährigen Krieges, betreffen folgende kulturhistorische Arbeiten G. Krause, Ludwig, Fürst zu Anhalt-Cöthen und sein Land vor und während des dreifsigjährigen Krieges*) (Cöthen, Neusalz, Paul Krause 1877 ,

bis 1879, 3 Bände).



Der erste Band (1579 1624) beginnt mit den Reisen des Fürsten nach Frankreich, Italien, in die Schweiz und die österreichischen Länder, in 1) Cfr.

Kap. XVI.



Kap. I. 2) Desgl. 6) Cfr. Kap. II.





8) Cfr. Kap. XIV,

2.



4)

Cfr.

Kap. Xltl.

-

5) Cfr.

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XXIV,

111,270

V.

Zwiedineck-Südenhorst!

Alexandrinern, von ihm selbst erzählt (Beckmann, Accessiones); begleit«! (hc Fürsten in sein Erbland Cötben, dessen Regierung er 1606 übemahm, nnJ behandelt den Scblofsbau, die Zeichnungen zu demselben, den Verkehr mH Merian, das ,Landrettungswerk‘, die Ausrüstung, Rechnungen, AbrichtuagsInstruction, Musterrollen, eine Gasthofordnung, die Taxe aller Lebensmittel Victualien, Gewerbserzeugnisse ; dann das Schulwesen, Ludwigs Correspotdeuz mit dem Didacticus Ratichius und theilt eine ausführliche Lehrinstraction und Lehrstotfvertheilung für die Latein- und die Mägdleinscbule mit Die Aufnahme der , Artikelhriefe*, welche mit geringen Varianten in alle: Herren Länder fast gleichlautend abgefafst wurden, hätte unterbleibet können. Der zweite Band ,Kriegs- und Landeschronik' schildert den Antb-t Anhalts am dreifsigjährigen Kriege, wozu Krause bereits das fünfbändig: Werk ,Llrkunden und Acten zur Geschichte von Anhalt unter dem Drucke des dreifsigjährigen Krieges' geliefert hat. Hier treten in den Vordergmti die Beziehungen der Fürsten Christian, Augustus und Ludwig zu ^\ allenstein und seinen Generalen, zu Gustav Adolf, dem besonders Fürst Ludvig persönlich nahetrat, dann wieder zu deu Kaiserlichen unter Erzherzog Let“pold Wilhelm (1641) und zu den Schweden unter Torstenson und König;luark. Der dritte Theil ist der Stiftung und Wirksamkeit der fmebtbringenden Gesellschaft (1617 1650) gewidmet, welche vor Krause toi Bartbold nur in oberflächlicher Weise bearbeitet worden ist. Krause legt seiner Darstellung deu von ihm aufgefundenen ,Ertzschrein der fruchtbrii;genden Gesellschaft' zu Grunde, den Barthold nicht mehr benutzen wollu. obwohl er ihm zur Verfügung gestellt war, und entwickelt die ursprünglitnBedeutung der Gesellschaft, die ihr Stifter Fürst Ludwig nicht als Onitt charakterisirte, wie auch tbatsächlich die Bezeichnung ,Palmenorden' er« nach dessen Tode aufkam. Zahlreiche Briefe und Correspondenzen der Mitglieder, Nachrichten über deren wichtigste literarische Arbeiten nto endlich ein authentisches Verzeichnis sämmtlicher 527 Mi:I’ublicationen glieder der fruchtbringenden Gesellschaft mit Angabe ihrer Familien -uij Gesellschaftsnamen, Wahlsprüche und Wappen machen dieses Werk n einer wichtigen Quelle für Literatur- und Kulturgeschichte. Man kuu daraus lernen, welche schönen Aufgaben der Detailforschung noch zur Lösns: Vorbehalten sind. 1650' ln B.Dudiks, Schweden in Böhmen und Mähren 1640 (Wien, Gerold) finden sich in 138 gröfstentheils wörtlich abgedmckv: Briefen und Actenstückeu aus dem k. k. Kriegs- und dem schwediKb: Reichsarchive auch Daten über Verproviantirung, Munitionswosen, Krierr contribution und Finanzirung derselben, auch Charakterzügo einzelner Pffsönlichkeiten Torstensons, Piccolominis u. A. Beilage III enthält en Memoriale des geistl. Gcncral-Vicars über die Militärseelsorge an den Hörie:commandirenden Erzh. Leopold Wilhelm und eine Instruction für die b« gimcntscapläne. Schüler von Libloys Buch ,Aus der Türken-ori Jesuitenzeit vor und nach dem Jahre 1600 (Berlin, Th. Hofmann)' basirt zum geringsten Theil auf Quellenstudium enthält in Rücksicht w Umstandes jedoch, dufs die Literatur der türkischen, siebenbürgischen walachischcu Geschichte nicht allgemein zugänglich ist, in den Kapite" welche sich mit Darstellung der Verhältnisse jener östlichen Gebiete beteb*-“tigen, immerhin werthvolle Zusammenstellungen betreffend die geistipr-

|

j

,





:





I) Cfr.

|

Kap. n, XV.

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— Kulturgeschichte.

111,271

Grundlagen und materiellen Einrichtungen im türkischen Reiche, besonders das Finanz-, Lehen- und Heerwesen und die staatlichen Institutionen der karpathischen Vasallenstaaten, die Geschichte der letzten Bathorys und vorzugsweise gestützt auf Math. Miles ,Siebenbürgischer Stephan Boeskays Würgengel', gedr. 1670 zu Ilerraannstadt, worin des Job. Miles Diarium benutzt ist, indem grösfere Partieen aus diesem seltenen Drucke wörtlich wiedergegebeu werden. Der Jesuit Karl Brise har veröffentlicht eine Monographie ,P. Adam Contzen S. J. ein Ireniker und National-Okonom des XVII. Jahrhunderts' (Würzburg, Woerl), welche für die Entwickelung des religiösen Lebens in Deutschland beachtet werden mufs. Contzen, aus Montjoic im Jülicberlaude, studirte in Köln, Trier, Mainz, ward Rector in Würzburg, schliefslich BeichtEr polemisirt in einer Reibe von Schriften vater Maximilians von Bayern. gegen die , Religionsmengerei', nämlich gegen die von dem Heidelberger Hüfprediger Pareus angestrebte Vereinigung der Lutheraner und Calvinisten. Contzen kennt seine Leute und giebt ein ziemlich getreues Bild der Zwieträchtigkeit beider Confessionen, wobei er jedoch die Lutheraner sichtlich protegirt; sein Werk ,Do pace Germaniae' beabsichtigt in der unverhohlenen Lberzeugung, dafs der Streit der Anderen den Katholiken nur nützen könne, den Frieden beider Confessionen zu verhindern. Die ,Zehn Bücher über die Staatskunst' bringen neben vielem Banalen einige interessante Momente. Auffallend ist es, dafs Contzen sich zum Protcctor des Handels und der grofsen Städte aufwirft; er plaidirt auch für die Einrichtung von Verbrechercolonion, für Steuer- und Münzreform. Alfred Sterna ,Milton und seine Zeit',*) verwerthet die Acten der Florentiner Akademie und das Tagebuch von Mylius in Oldenburg. Einen ,Gali lei- P roce fs in Löwen 1691'erzählt Rensch (,Im neuen Reich' 38); dasLandsknechtslehon in Frankreich unter der Ligue, die Hungoranoth in Paris, endlich das Leben in einem als Festung gehaltenen Schlosse mit seinen besonderen Einrichtungen und Satzungen, Theodor Schott in der Biographie des ,NikoIaus



'_)







Ochsenboch, Schlofshauptmann in Tübingen von 1597 1626'. (\Tertelf. Württemb. Gesch. u. Alterth. 1878, IV.) Die Herausgabe des Tagebuchs Ochsenbach swäre wttnschenswerth. Eine gut zusammengcstcllto biographische Arbeit, nicht ohne Frische, ist auch des Ernst Grafen zur Lippe-Wei fsenfeld ,Derffli nger' (Berlin, Militaria) ,sie wird jedoch theilweiso beeinträchtigt durch den holperigen Stil. Auch die ökonomischen Verhältnisse und das Familienleben des berühmten Generals sind berücksichtigt. ,Zur Geschichte der Einwanderung Evangelischer aus Böhmen nach Sachsen im XVH. Jahrh undert' bringt Hasse*) in den Mitth. d. Vor. f. Gesch. der Deutschen in Böhmen (Jahrg. XVH, No. IV) eine Correspondonz zwischen der Herrschaft Frauenstein in Sachsen und Bilin in Böhmen wegen nuswandernder Evangelischer (1666). RudolfReufs edirt unter dem Titel ,Strafsburg im dreifsigjährigen Kriege*) (1618 1648) ein Fragment aus der Strafsburgischen Chronik des Malers Johann Jacob Walter, welche er mit einer Einleitung und

jahrschr.







biographischen Notizen ausgestnttet hat (Strafsburg, Trcnttel u. Wörtz). Die Walter'sche Chronik, sonst gröfstentlieils an die des Königshoven sich anschliefsend, hat gerade in diesem Abschnitte besonderen Werth, weil hier Walter, was die Localgeschichte betrifft, nur Selbstcrlebtes erzählt. Reufs 1) Cfr. Kap.

II.

— 2)

Cfr.

Kap.

XVm. — 8) Cfr. Kap. XII. — 4) Cfr. Kap. II, XIV, 2.

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XXIV.

111,272

V.

Zwiedineck-Sfidenhorst;

beschränkt sich auch auf das Localgeschichtliche mit Hinweglassung der chronique scandaleuse; er berichtet Naturerscheinungen, Kriegsereigniss«-. Werbungen, Theuerung, vor Allem die MOnzsteigerung in der Kipper- und Wipperzeit; sogar die Anwesenheit von Poltergeistern wird vermerkt. Sehr auffallend ist es, dafs Walter im Jahre 1628 von vielen tausend KxulantoD aus Österreich spricht. Eduard Kittel bringt in den Mittb. d. Ver. L Gesch. d. Deutschen in Böhmen (Jahrg. XVII Heft III) weitere kultur-



historische Daten aus dem Proclamabuch der Stadt Eger,

Decretc

gegen Räuber, gegen Salbenstreicher (welche Salben bereiten, die, an die thüren gestrichen, bei jeder Berührung den Tod bringen) und gegen Unsittlicbkeiten.

Ilaa»-

grobe

Krantgassers ,Weiterer Beitrag zur Kulturge-

schichte d es XVII. Jhs. (Mitth. d. histor. Ver. f. Steiermark, 27. Heft) schildert das Verwaltungs wesen und die Verwaltungs-Körperschaften eines steierischen Marktes an der Hand der Rathsprotokolle von Murkec (1663 1667) Dämmert entwirft ein Bild von F r eibu rg i. Br. in der zweiten Hälfte des XVII. Jhs.; Friedrich veröffentlicht ,Augaburger Relationen bei



(

j

Gelegenheit derVisitatio liminumApostolorum.

(Sitz.-Ber. d.

phil.

Akad. d. Wiss. 1878, II. 3.) Sie enthalten zunäch-t Daten aus den bayrischen Diöcesen; die Relation von 1649 liespricht die Folgen des westfälischen Friedens, besonders des Norraaljahref. die Mafsregeln der Bischöfe, um die Protestanten durch Eheschikanen Icatholisch zu machen, Drohungen der Katholiken, protestantisch za werdes. Der Friede wird als Anerkennung der Glaubensfreiheit anfgefafst. IH» Instruction des Kurfürsten Maximilian I. von Bayern für des Hofmeister des Kurprinzen Ferdinand Maria (Johann Adolf Bares Wolf, genannt Metternich) vom 1. December 1646 (Cod. ital. 632 in der histor. Kl. d. kgl. bair.

statistische

.

,

| ]

zu München, publicirt in den Sitz.-Ber. d. phih* Akad. d. Wiss. 1878, II, 2) ist in ihrem allgemeines Theile eine Compilation aus der reichhaltigen Literatur über FürstenorziehuEg. besonders aus der Instruction Herzog Wilhelms I. Im Einzelnen tritt vorzüglich der Mariencultus hervor, für welchen strenge Anordnungen getroffe: werden; auch wird befohlen, dafs jedes vertrauliche Benehmen mit d« Eltern hintanzuhalten sei, und ein grofses Gewicht auf die Erlernung der französischen, italienischen und spanischen Sprache gelegt. Den Enkeh Maximilians I. wurde die letztere schon wieder erlassen. In der Culturgeschicbtc des ac h tzchnten Jahrhunderts , des Zeitalters des aufgeklärten und nicht aufgeklärten Absolutismn^ nehmen die Biographien der regierenden Fürsten eine hervorragende Stelk Ilof- u. Staatsbibliothek

bist. Kl. d. kgl. bair.

ein. Auch in der Literatur des abgelaufenen Jahres ist für die Vermehrwi derselben ausreichend gesorgt worden. Ferdinand v. Pfister schreibt übcT

„Landgraf Friedrich

und

ein Hessen;

Theil : Der Erlprinz“ (Kassel, I'rcyschmidt). Er beschäftigt sich mit Friedrichs Thfilnahme an den Feldzügen der Hessen in Schottland und Belgien (ösfen. Erhfolgekrieg), wobei er das Miethsverhältnis der hessischen Truppen »• rechtfertigen sucht, ferner mit dem Übertritte des Erbprinzen von calvinischen zur katholischen Kirche, welcher eine Kette von Versicherung-mafsregeln seines Vaters, des Landgrafen Wilhelm, gegen allfallsige VerBuche des Sohnes, Hessen katholisch zu machen, zur Folge hatte, so dir Abtretung Hanaus an die Erbprinzessin Maria von England und ihn: II.

s

')

!

erster

|

:

1) Cfr. Kap. XII.

Digi''’eo jy

LK'ojjlc

fcaltnrgeschichte.

Sohn Wilhelm, die

iir,27ä

Ansschliefsnng Friedrichs aus dem Verfassungsänderungen einschneidender Natur. Bei vielen Angaben, die wesentlich Neues enthalten, fehlt leider die Quelle; am bedauerlichsten aber ist es, dafs der Eindruck der Erzählung durch den entsetzlich geschraubten, undeutechen, oft kaum verständlichen Stil wesentlich gestört wird. Mit derselben fürstlichen Persönlichkeit macht uns auch ein Anonymus in der Broschüre ältesten

theil weise

Beichsfflrstenrath, die gänzliche aus

dem Corpus Evangelicorum,



,

Friedrich

trag

II.

und die

Widerlegung

zur

neue

Geschichtschreibung.

der Märchen

über

angeblichen

Ein

Bei-

Soldatenhandel

hessischer Fürsten')* (Melsungen, Uopf) vertraut. Der Verfasser ist jedenfalls kein Historiker von Fach, das beweist die wenig geschickte Verwerthung der Arcbivalien, welche annehmen läfst, der Verfasser habe bei der Bearbeitung

keine schriftlichen Aufzeichnungen zur Hand gehabt, sondern sich erat allmählich auf Einzelnheiten besinnen müssen. Zweck der Publication ist eine Polemik gegen das Buch von Friedrich Kapp ,Der Soldatenhandel deutscher Fürsten*, doch kann ihre Form, besonders wo der Verfasser die deutsche Geschichtschreibung der Gegenwart verurtheilt, nicht gebilligt werden. Geradezu unbegreiflich ist die Behauptung, dafs die Geschichtschreibung des XVIII. Jhs. gewissenhafter gewesen sei. Trotzdem mufs das Verdienst des Verfassers anerkannt werden, die Frage des Truppenexportes von neuen Gesichtspunkten beleuchtet, Seumes Incorrectheiten aufgedeckt und sehr brauchbare Notizen über die hessische Finanzgebahrung zusammengestellt zu haben. K. Schwartz hat einen anderen hessischen Fürsten, Landgraf Friedrich V. von Hessen -Homburg, zum Gegenstände einer Monographie gemacht. A. F. H. Schaumann behandelt nochmals und mit grofser Gründlichkeit die Geschichte der, Sophie Dorothea, Prinzessin von Ahlden und Kurfürstin von Hannover**) (Hannover, Klindworth). Der Verfasser, Staatsrath und Archivar a. D., hat die subtilsten Studien angestellt, um authentische Nachrichten über den Grund der Trennung Sophie Dorotheas von ihrem Gemahl, dem nachmaligen König Georg I. von England, und ül>er den Tod des Grafen Philipp von Königsraarck zu finden. Er constatirt, dafs Documente und beglaubigte Äufserungen über die ganze Aifaire nicht vorhanden sind, begnügt sich jedoch damit nicht, sondern giebt eine von aller romantischen Ausstattung entkleidete Zusammenstellung der feststehenden Thatsachen, wobei er ein Schwergewicht auf das animose Verhältnis der Kurfürstin Sophie, jüngsten Tochter des Winterkönigs, zur Mutter Sophie Dorotheens, Eleonore Dalbreuse, legt. Seine Bemerkungen zeugen durchweg vou feiner Beobachtung, die Charakteristik der Weifenahrfürsten Georg Wilhelm und Emst August zeichnet sich durch innere Von L. Ferdinand Dieffenbach erschien eine Biographie des beit aus. Grafen Franz zu Erbach-Erbach*) (Darmstadt, Literar.-artist. Anstalt), rirhU.

2)

IbTd.

Cfr.

HL

Kap. X.



3) Cfr. Kap. V.

18

Diyiiizeu uy

XXIV.

111,274

V.

Zwiedineck-Südenhorst:

Separatfrieden des Staates Erbach mit Augerean 1799 und des Fürsten AnEinige Charakterzüge des Knrfärsteo theilnahme am Wiener Congresse. MnxEmanuel von Bayern enthält der Authentische Bericht des Xen-



,

hur gerFranciskanersP. Nikolaus über die Bescbiefsung und Eroberung mitgetheilt von von Neuburg a. D. durch die Beyern im Jahre 1703* ,

Dr. Cornelius Will im Neuburger Collect. Blatt, 42. Jahrg.



Beheim-

behandelt ,Fri edrich Wilhelms I. Colonisat i onswerk in Llth au en‘; ') Graf Eduard Gaston von Pettenegg das Leben und dk staatsmännische Tbätigkeit von , Ludwig und Karl Grafen und Herren von Zinzendorf'*) (Wien, Brauraüllerl. Der letzte Zinzendorf, Graf Karl bat als Deutsch - Ordensherr seine Sammlungen von Urkunden und Notizen über die Geschichte seiner in Österreich nnd Sachsen zu hohen Würden gekommenen Familie dem Orden hinterlassen. Im Schlofs Gumpoldskirchen werden sie aufbewabrt; Comthur Pettenegg hat sie benntzt und die Selhrbiograpbien der genannten Grafen mit einer Einleitung, in welcher eilt Cbersicht der Familiengeschichte in biographischer Form gegeben ist, zum Abdrucke gebracht. Graf Ludwig Friedrich Julius (1721 80) war Vorsitzender der Hofrechnungskamraer und Staatsminister unter Maria Theresi« das giebt Einblicke in das Finanzwesen Österreichs, für dessen Ordnung er grofse Verdienste hat. Als Vorsitzender der Polizei -Hofeommis-sion hat er auch mit der Approvisionirung zu tlmn gehabt. Für die Geschichte der Medizin, der Kurmethoden und dos Büdergebrauchs sind seine Aufzeichnungei sehr reich an Material. Der Graf litt sechs Jahre an den verschiedenste! Übeln, brauchte alle möglichen Mittel von gradnirten Ärzten nnd Kurpfuschern und brachte lange Zeit in südfranzösischen Bädern zu. Gral Karl, ein Zeitgenosse Josefs II,, Leopolds II. und Franz’ II., beschäftigte tick auch vielfach mit Finauzangelegenbeiten und war literarisch thätig. Er machte ini Aufträge der Regierung grofse, sogenannte Commercialreisen ii die südlichen und westlichen Länder Europas, von welchen er 143 Berichte an die Hof- und Staatskanzlei cinsandte, welche neun Foliobände ausmacbea. Leider ist davon nichts mitgetheilt. Die Biographie besteht nur aus gati kurzen chronologisch geordneten Bemerkungen , die zwar auf maneberk: aufmerksam machen, jedoch nie sachlich aufklären. Der gesammte Verwaltungsorgauismus Österreichs in jener Zeit wird nach den verschiedenste Richtungen gestreift, jedoch nirgends erschöpfend behandelt. Die Beidurch Steiermark nach Triest 1771 veranlafste den Grafen zu einem ur.ständlichen Berichte über den Waarenzug und Handel von Triest und 6k" die Bedrückungen, unter welchen die steierische Eisenindustrie litt. Fbesuchte und studirte die wirthschaftlichen Verhältnisse der böhmische! Imlu.strialorte nnd reiste 1774 nach Polen und Rufsland, Finnland, SchwedraDänemark. Als der Commorcialhofrath aufgehoben wurde, übernahm Gr Karl das Referat über die innerösterreichische Eisenindustrie nnd wcpk dann Gouverneur von Triest mit (iOOÜ fl. Besoldung und 4000 fl. Tafelgeldcra Dort machte er dem Monopolwesen ein Ende, wobei ihn die Gunst Josefs ü. im Kampfe gegen die opponirenden Patrizier unterstützte, und wirkte (k* Triester Protestanten mit vieler Mühe die freie Religionsübnng aus. Zrr 1781 verfafste Aufsätze handelspolitischen Inhalts sind in den .Ephemeridei ahgedruckt. Josefll.will ihn zum Finanzministcr machen, er schlägt dies jede« aus, wird Präsident der Hof-Rechnungskamraer und der Steuer -ReguliruEr-

Schwarzhach



,

1 ) Cfr.

Kap. VI.

-

2)

Cfr.

Kap.

XV.

Digiti.

Kultnrgeschichtr.

III, -275

commisBion, unter Leopold Präsident der Mauth- und Monnpols-Reformationscommission. Werthyoll ist sein Urtheil über Leopold II. Die StmenseeLiteratur bat neuerlich Wittich durch die Herausgabe von drei zu Jena aber ,Struensee‘ gehaltenen Vorträgen vermehrt, in welchen er besonders auf das Studium der Charaktere der betheiligteu Personen, namentlich Struensees und der Königin, eingeht. Den , Zarewitsch Alexei‘ (1690 1718) hat A. Brückner zum Gegenstände einer Biographie (Heidelberg, Winter) gemacht, zu welcher er die sehr umfangreiche Literatur fleifsig







benutzt, in der Einleitung kritisch gesondert und besprochen hat. Darstellung befleifsigt er sich der gröfsteu Objectivitüt und Ruhe,

In der die so

weit geht, dafs die Gleichgiltigkeit, mit welcher von Folterqualen berichtet

Eine gewisse Vorliebe wird, fast den Eindruck der Gefühllosigkeit macht. für den ,genialen Tyrannen' Peter kann der Verfasser jedoch nicht unterdrücken, er bemüht sich, auf alle mögliche Weise den Ilafs Peters gegen Sohn zu motiviren, den Gegensatz der politischen Richtung beider hervorzukehren. Klar geht jedoch aus seiner Erzählung hervor, dafs Alexei kein Oppositionsmaun , kein Verschwörer, sondern höchst unschädlich war. Seine Thronentsagung für seine Person war ganz aufrichtig gemeint, die Veranlassung zu dem Morde lag nur in Peters eigener Bestialität. Zur Enthüllung des Palitzsch-Denkmals bei Prohlis bat Friedrich Theile seine Aufsätze über Palitzscb aus den ,Lockwitzer Nachrichten* in einer Festschrift; , Johann Georg Palitzscb* gesammelt. Er bietet darin ein äufserst anziehendes Lebensbild dieses seltenen Mannes, der als Autodidakt in mathematischen und NaturwissenschaRen es bis zu selbständigen Beobachtungen und Entdeckungen brachte wie der ersten Wahrnehmung des llalleyschen Kometen 26. Dec. 1758, des Vemisdurchgangcs vor der Sonne 1761, Entdeckung der ersten Süfswasserpolypen in Sachsen u. a. m. Dabei blieb er, was er von Jugend auf war, ein fleil'siger, musterhafter Laudmauu, trotzdem er mit der französischen Akademie, mit Ilerschel, mit Regenten und Fürsten in Correspondenz stand. Sein Verkehr mit Kurfürst Friedrich August 111. ist sehr pietätvoll erzählt, auch die sächsische Landesgeschichte wird dadurch bereichert. Einzelne Details ökonomischer Natur sind sehr bemerkenswerth, so die Zusammenstellung der Verkaufspreise des Palitzschen Gutes (1788: .3801 Thaler, 1875: 205 500 Mark, 1876: 118200 Mark). Von Max Koch erschien: ,llelferich Peter Sturz, nebst einer Abhandlung über die Schleswigschen Literaturbriefe* (München, Christ. Kaiser),*) wozu der handschriftliche Nachlafs Sturz’ aus der grofsberzogl. oldenburgschen Bibliothek benutzt wurde. Neben der literarischen Wirksamkeit ist auch Sturz’ äufscre Stellung und Beziehung zur GesellÄufserst fein gedacht schaft, in der er lebte und wirkte, berücksichtigt. ist der Essay über das Erwachen des Gefühlslebens in Deutschland, zu welchem der Verfasser durch eine Liebesgeschichte seines Helden in Giefsen seinen







veraulafst wird. Die Abhandlung über die Literaturbriefe ist literargeschicbtlich im engeren Sinne; von kulturhistorischem Interesse sind dagegen die Berichte über die Reisen, die Sturz im Gefolge Christians VII. nach London und Paris gemacht, sein Verkehr mit Garrick, die Darstellung der Auffassung, welche die Franzosen von deutschen Verhältnissen hatten, und der sogenannten ,Weltreisen vornehmer Deutschen*, endlich die Struensceschc Katastrophe, in welche Sturz verwickelt war und die seinen traurigen 1) Cfr. Kap. IX.

18»

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XXrV.

111,276

Lebensabend

in

T,

Zwiedineck-Sfidenhorst:

Oldenburg nach sieb zog.

— In

vollstem Ernste

und

heiligfr

Johann Joicf J. A. Zimmermann ein Buch geschrieben Gafsner, der berühmte Exorzist' (Kempten, Kösel); es ist die Geschichte eines Vorarlbergschen Pfarrers (erlebte 1727 1779), der nnzähligr Begeisterung hat

;

,



hat, indem er die sie besessen haltenden Teufel anstriel. Vorausgeschickt ist eine wissenschaftliche (s. v. v.) Abhandlung über dif Schädigung des Leibes durch den Teufel und über die verschiedenn. Methoden des Exorcismus. Gafsner hat zuerst den Teufel, der ihn fast sc den Rand des Grabes gebracht, bei sich selbst ausgetrieben, hierauf dif Grfifen Marie Bernardine Wolfegg von einer Teufelsgicht geheilt und wurdf dadurch so berühmt, dafs er zuerst in der Pfarre Klösterle, dann in EUWangen von Tausenden von Heilsbedürftigen in Anspruch genommen wurdf Von Anfang Mai 1774 bis Ende December 1775 wurde er von 20 000 Hilfesuchenden, in Ellwangen in 9 Monaten von 46 000 Menschen, theils Krankex Lavater erklärte sich von Gafsner üherxeugv theils Neugierigen, besucht. wurde dafür von Semler in Halle angegriffen. Von den Untorsnehun?-Commissionen, welche von Seiten der weltlichen Behörden abgesendet wurdfx erklärte sich der Pfalz - Sulzbachsche Leibarzt, ein fiberzeugungstreof Katholik, zustimmend, die Commission der Ingolstadter Universität ebenst der kaiserliche Comraissär van Swieteu direct ablehnend. Dessen Gründf bringt jedoch der Verfasser nicht vor, ebensowenig die des Cardinalbiscbefe von Constanz und der Kurbayerischen Regierung, welche beide dem Schwindlfr das Exorciren in ihren Ländern untersagt hatten. Im Verlage der .netkirchlichen Schriften' wurde eine Lebensskizze, ,Emanuel Swedenborg der geistige Columbus', nach dem Englischen des A. S. E. herausgegebei aus welcher mau sich ein Bild dieses anfserordentlicben Mannes und, s. weit dies überhaupt möglich ist, des von ihm gestalteten Neu-Christenthuirmachen kann. Die Ilauptlchrcn sind mit Geschick und Verständnis ui>c ohne Aufdringlichkeit aus den voluminösen Schriften des ,Sehers' entwickelt Der Verfasser führt den Leser zur Überzeugung, dafs er es hier weder mr einem Schwindler, noch mit einem Verrückten zu thun hat, sondern mit einem zum Mysticismus geneigten Gelehrten, dessen dem Standpunkte de XVIII. Jhs. entsprechende Naturforschung nur beigetragen hat, ihn in der Cosstruction eines pantheistisch-christlichen Systems zu unterstützen. Diew hat iu England, wo alle Formen des Mysticismus ihr Publicum find«, Das Städteleben des XVIII. Jhs. ist durci grofsc Bedeutung erlangt. Monographien über Giefsen und Leipzig vertreten. Otto Bnebners ,Oiefsec vor hundert Jahren' (Giefsen, Roth) ') beruht auf einer gründlichen Durefe forschung der periodischen Literatur, hauptsächlich des Giefsener Woch?»blattes, und der Autobiographien von Barth und Lankhard und behände: alle Richtungen geistiger und materieller Cultur: die Stadt, das Schnlwesf: der von der Regierung e^ Universitätsleben (Abdruck der ,Pflichten‘ lassenen Gesetze für die akademischen Bürger), Goethe in Giefsen in Verbindung mit Merck, Hopfner, Schlosser; die Polizei und Bettelei, Loxe^ Kafteegenufs, das sociale Leben (Complimentirsucht), Gesundheitsverhiltni?Phänologischcs, Ackerbau, Viehzucht, endlich den Krieg zwischen de» Giefsenschen Militär und den Bürgern von Wetzlar; den Einflufs des sieben-

Kranke gebeilt









jährigen Krieges auf Giefsen, die französische Invasion 1758 59 nnd de* Franzosenkrieg 1796. Leipzig nnd seine Universität vor hundert Jahm ,

I) t'fr.

Kap. XII.

Kulturgeschichte.

111,277

&

Härtel)’) folgt den Aufzeichnungen eines Studenten aus dem Jahre 1778/79, dermit klarem Blicke, übersichtlich und getreu alles aufgezeichnet hat, was ihm hemerkenswerth erschien. In erster Linie war seine Aufmerksamkeit natürlich der Universität und den wissenschaftlichen Instituten zugewendet, von deren Einrichtung er ausführlich berichtet. Wir (Leipzig; Breitkopf

lernen den Organismus der Universitätsbehörden, die Verwaltung der Dotationen, den Vorgang bei Promotionen verschiedenster Art, den Rang der akademischen Grade, die Lehensverhältuisse der Studenten, Miethe, Kost etc. kennen, ferner die socialen Genüsse, ,Plaisirs‘, ,Zeitvertreib‘, sowie die Volksbelustigungen, welch letzteres Kapitel der Herausgeber durch einige Stellen aus Ehrenhausers ,Leipzig nach der Moral* ergänzt hat. Sehr kurz abgethan ist der Artikel über die ,Messen‘, deren handelswirthschaftliche Bedeutung Rudolf Schulz*) führt der jugendliche Vf. offenbar nicht überblickt hat. uns nach Rheinsberg', zu einer Wanderung durch Schlofs und Umgegend an der Hand geschichtlicher Daten' (Neu-Ruppin, R. Petrenz), erwähnt zuerst einige Momente der Vorgeschichte der Herrschaft und Stadt Rheinsberg bis zur Erwerbung durch Friedrich Wilhelm I. für den Kronprinzen 1732 und verweilt dann bei des letzteren Aufenthalt, der bis zu seinem Regierungsantritt währte. Dann ging Rheinsberg an die Brüder Friedrich des Grofsen, Heinrich und Ferdinand und des letzteren Sohn August über. Schulz beschreibt die Beschaffenheit und Verwendung der einzelnen Schlofstheile, die Malereien und Sculpturen und verzeichnet den Text der Inschrift jenes berühmten Obelisken, welchen Prinz Heinrich nach dem Tode Friedrichs setzen liefs, um in demonstrativer Weise jene Helden des siebenjährigen Krieges zu feiern, die nach seiner Meinung in den Werken von und über Friedrich vernachlässigt oder ungerecht beurtheilt worden waren. Julian Schmidt bespricht in den , Grenzboten' (No. 23 ff.) ,die deutsche



,

,



Literatur zur Zeit des siebenjährigen Krieges.' Den Zeitraum vom Ausbruche der französischen Revolution bis auf unsere Tage betreffen folgende Publicationen A. v. Boguslawski ,Das Leben des General Dumouriez' (Berlin, Luckhardt, 2 Bde.).*) Auf Grund gründlicher Verarbeitung der Literatur und theilweise neuen :

Materials, welches der Vf. durch Sybels Vermittlung erhalten hat, werden uns verschiedene Verhältnisse in helleres Licht gesetzt, die auch für die Kulturgeschichte von Belang sind: so die Verhältnisse Polens und speciell der Confoderation von Bar und ihrer Führer, zu welchen Dumouriez in nahe Verbindung trat, die militärischen Zustände unter dem ancien regime und während der Revolution, der Charakter der Truppen vor der Kanonade von Valmy. Interessant sind auch die Berichte Dumouriez’ über seine geheimen Wanderungen durch Paris, in welchen er sich überzeugen wollte, ob zur Rettung des Königs mit Aussicht auf Erfolg etwas unternommen werden könnte. Vom militärischen Standpunkte verdient die Darstellung der Schlacht bei Neerwinden Beachtung. Der letzte Theil des Werkes beschäftigt sich mit D.s literarischer Thätigkeit, seinem Auftreten gegen Napoleon und seinen Beziehungen zu den Orleans. Des F reiherrn Karl von Beaulieu-Marconnay ,Karl von Dalberg und seine Zeit' (Weimar, Böhlau, 2 Bde.)*) bereichert in erster Linie die politische Geschichte, jedoch auch die Kulturgeschichte geht bei den Mittheilungen aus den archivalischen Studien nicht leer aus, die derVf. in Wien, Berlin, Magdeburg, Würzburg, Dresden, Weimar



1) Cfr. Ksp.

Xn.

— 2)

Cfr.

Kap. VU.



8) Cb. Kap.

XVU.



4) Cfr. Kap. IV.

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XXIV.

111,278

Zwiedineck-Südenborst:

V.

Vor allem ist es die Statthalterschaft Dalbergs in Erfurt, sein von dort aus angeknüpfter Verkehr mit Goethe, Schiller, W. V. Humboldt und dem Weimarschen Hofe, welche zur Charakteristik der vornapoleonischen Zeit wesentlich beitragen. In den Berichten über Gespräche mit Napoleon treten ebenfalls höchst bemerkenswerthe Züge des letzteren hervor. Sehr ausführlich ist die Statistik und Verwaltung de« Grofsherzogthums Frankfurt behandelt, dann das Verhältnis Dalhergs bu essenberg und seine Bemühungen für eine deutsche Nationalkirche. Unter den Beilagen zum ersten Bande möchten wir besonders die Excerpte aus dem handschriftlichen Nachlasse des Erfurter Stadtrathes Beyer der Beachtung der Kulturhistoriker empfehlen. Noch weit reichhaltigeres Johann Georg Rists LebenserinneMaterial wird der letztere aus rungen* (Gotha, Perthes) schöpfen. Der erste bis jetzt erschienene Theil schildert das Leben im holsteinischen Pfarrhause und in Hamburg, da« Universitätslebcn in Jena und Kiel, dann Rists Thätigkeit und inneren Entwicklungsgang als Privatsekretär des dänischen Finanzministers Grafen Schimmelmann, die dänische Gesellschaft, deren Centren Bemstorf, Rantzau, Reventlow waren, den Freundeskreis Rists, der von der sentimentalen Zeitrichtnng erfafst war. Rists Anstellung als Legationssekretär in Petersburg gieht Veranlassung zu Bemerkungen über die russische Diplomatie und nordisches Hoflebcn, die Reise über Paris nach Madrid zu einer Darstellung der Stimmung in den französischen Provinzen 1802 (Audienz bei Napoleon) und der spanischen Zustände bis 1806. Den Schlufs des ersten Tbeiles bildet Rists diplomatische Mission nach England, sein Verkehr mitCanning, seine Unter-

und Frankfurt angestellt

bat.

W



,

handlungen nach dem Bombardement Kopenhagens und seine Abberufung In dieselbe Kategorie gehören auch die Studienreisen von London. eines jungen Staatswirthes in Deutschland am Schlüsse des voMitten in die Geschichte rigen Jahrhunderts (Leipzig, F. Duncker). der Napoleonischcn Kriege führt uns die Schrift Eugens von dem Knesebeck ,Eine diplomatische Trilogie aus dem Leben Carl Friedrichs von dem Knesebeck von der Linie Wittingen-Calve* (Berlin, Decker).') Sie enthält Knesebecks Sendung ins österreichische Hauptquartier im Herbst 1809, die Sendung an Alexander von Rufsland im Januar 1812 und nach Wien 1813. Neben den Resultaten, welche die politische Geschichte daraus gewinnt, erscheint es auch werthvoll, dafs Knesebecks Charakter scharf gezeichnet in den Vordergrund tritt. 13 wird für die Sein Wirken 1806 Beurtheilung der Entwicklung des deutschen Volkes nicht unbeachtet bleiben dürfen. Streiflichter fallen dabei auf den preufsischen Hof, auf Kaiser Alexander, Kaiser Franz und Metternich. ,Die Kämpfe vor Dresden und in den umliegenden OrschsRen im Jahre 1813**) werden von Friedrich Theile im letzten Jahrgange seiner ,T.ockwitzer Nachrichten* beschrieben, und zwar mit besonderer Rücksicht auf den Antheil der Bevölkerung, die Verwüstungen und Leiden, welche der von Mai bis October 1813 währende Kriegszustand daselbst im Gefolge hatte. Für Lebensmittel- und Arbeitspreise jener Zeit finden sich brauchbare Angaben, sowie über Morcaus Tod und die Errichtung des ihm gewidmeten Deukmales. Verdienstlich ist auch die Geschichte des Rittergutes Loschwitz* mit der Biographie des Gutsbesitzers Joh. Gottfr. Preufser (1766 1832), welche mit der agricolen und Handelsgeschichte in richtige Beziehungen



,





,

1) Cfr. Kap. VI.

-



2) Cfr. Kap. XII.

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J

Kultur];r3cbiclite.

gebracht

111,279

Theile versteht es, aus scheinbar unbedeutenden Materialien lebensvolle Bilder zu gestalten. Emst V. Berg liefert Materialien zu der politischen und Kulturgeschichte um die Wende des XVllI. in das XIX. Jh. in dem Buche ,Uer ist.

Malteserorden und seine Beziehungen zu Rufslaud* (Riga, Kymmel), indem er die Correspondenz des Ordens mit den Kaiserinnen Anna Iwauowna und Elisabeth, mit Peter III. und Katharina II. verwerthet, die Besuche russischer Seeoffiziere in Malta hervorhebt und nachweist, dafs Pauls Faible für den Orden nicht aus romantischen Anwandlungen, sondern aus politischer Erwägung hervorging. Den Orden in einem grofsen Orientkrieg zur Vernichtung der Türkei mitzuverwenden, war sein Plan. Die Geschichte der französischen Expedition gegen Malta und die Charakteristik des leichtfertigen und verrathenen Grofsmeisters Hompesch bekunden die Tiefe des Verfalles des Ordens, dem auch die letzten Grofsineister, Kaiser Paul, Toiuasi und Caraciolo, nicht zu steuern vermochten.

Die Geschichte der socialen und wirthschaftlicheu \'erhältnisse in den Ostseeprovinzen, die einen ganz eigenartigen Entwicklungsgang genommen haben,

Namen

die im

Jegor

der Gesellsch.

f.

findet eine wesentliche Bereicherung durch Geseb. u. Alterthumsk. der Ostseeprovinzen von

Sivers herausgegebene Schrift Zur Geschichte der Bauernfreiheit in Livland' (Riga, Kymmel). Sie enthält Wiederabdrücke einer Reihe von Flugschriften und Zeitungsartikeln, welche in den Jahren 1817 und 1818 von hervorragenden politischen Persönlichkeiten über die Form der Neugestaltung der bäuerlichen Verhältnisse in Livland veröffentlicht worden waren (damnter v. Samson, Fr. v. Bruiuingk, v. Sivers, v. Hagemeister, Fr. Zur Einleitung sind Bemerkungen über V. Buxhüvden, Rennenkampff u. A.). V.

,

Verdienste des Frhrn. Schoulty-Ascheraden, des Landrathes Fr. W. Sivers-Ranzen und des Landrathes R. J. L. v. Samson v. Hammerstein die Emancipation der Bauern in Livland und eine pietätvolle Biographie des letzteren vorangeschickt. Die Städtegeschichte dieses Zeitraumes ist vertreten durch Werner Hesses ,Geschichte derStadtBoun während der französischen Herrschaft' 'j (1792 1815), K. H. Petris ,Vor 65 Jahren in und um T orgau' (Geschichte der Belagerung der Festung durch diePreufsen unter Taucnzien vom 22. November bis 25. December 1813; patriotische Haltung des Generals Thielemann, der sich weigeide, unter Frankreich zu dienen, und am 16. Mai 1813 die Festung verliefsjund Fr. Müllers .Kassel seit siebzig Jahren, zugleich auch Hessen unter vier Regierungen die westfalische mit inbegriffen.' *) (Kassel, Hühn 1876 Die tagebuebartige Erzählung enthält viel 79.) Kulturhistorisches: dos Leben, der Charakter der Bevölkerung einer mittleren Residenzstadt des vormärzlichen Deutschland geht ans dem Ganzen sehr klar hervor. Besonders eingehend wird behandelt der Hof Jeromes und Kassels Bildungsstandpunkt in jener Zeit, französisch-russische Kriegssceneo in den Befreiungskriegen, die Geschichte der Gräfin Rcichenbach mit einem Excurs über das Favoritenthum in Hessen überhaupt, endlich die Geschichte des hessischen Verfassungswesens bis zu dem berühmten Conflicte unter Hassenpflug, der dramatisch wirkungsvoll erzählt ist. Ausschliefslich communale Verwaltungsangelegenheiten betrifft Gustav Drapes Festschrift ,25 Jahre aus dem Leben der Königlichen Residenzstadt Hannover von die V.

um



,



1)

Cfir.

Kap. XI.

— 2)

Cfr. Kap. XII.

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by

Googli

XXIV.

111,280

V.

Zwiediiieck-Südenborat:

— 1879*,')

deren Gewissenhaftigkeit und Vollständigkeit Nachahmung Solche Arbeiten wird die Zukunft erst ihrem vollen Werthe nach zu schätzen wissen. Eine Fundgrube für die Kulturgeschichte des XIX. Jha., soweit sie das Hofleben, Theaterwesen und Militärwesen betrifft, ist Louis Schneiders ,Aus meinem Leben' (Berlin, Mittler u. Sohn, 3 Bde.). Wer gewohnt ist, sich bei der historischen Leetüre dem Standpunkte des Autors anzubequemen, in seine Ideen und Ansichten einzugehen und nicht den

1854

verdient.



Werth

einer Erzählung nach der Parteistellung des Erzählenden zu beurMemoiren Schneiders gewifs nicht ohne Gewinn für 1870 Kenntnis von Personen und Zuständen in Preiifsen von 1830 sie leiden mitunter an einer nicht zu rechtfertigenden Breite und Detailausführung, aber ein im ganzen werthvoller Inhalt ist ihnen nicht* abzusprechen. Die Wahrheitsliebe, Ehrlichkeit und offene Kundgebung seiner specifisch altpreufsisch-conservativen Gesinnung macht uns den Verfasser, trotzdem wir seine Urtheile als beschränkt und einseitig erklären müssen, doch achtungswerth als charaktervollen Mann, der sich in seinem Geplauder so giebt, wie er wirklich war, und es verschmäht, durch nacherfundene Phrasen seinen schlichten Erinnerungsblättem einen geistreichen Aufputz zu verleihen. Die prcuTsische Königsfamilie, vor allem Friedrich Wilhelm III. und IV., den russischen Kaiser Nicolans wird man nicht erschöpfend, richtig beurtheilen können, wenn man Schneider nicht gelesen bat, der es bekanntlich zu einer wunderbaren Intimität mit diesen Herren gebracht hat. Es ist die Intimität des Kammerdieners, aber gerade darum eine echte und ungekünstelte. Die Entwickelung des preuTsiseben Soldatengeistes, zu dessen Förderung Schneiders .Soldatenfreund' so viel beigetragen bat, wird sich aus seinen Memoiren trefflich erklären lassen, ebenso die strenge sociale Scheidung zwischen militärischen und nichtmilitärischen Kreisen. Auch für die Geschichte des Schauspielwesens sind seine Artikel über die Berliner, besonders aber die über die Londoner Bühnen (Band I, S. 261 341) höchst schätzenswerth. Schneider war gewifs keine Kfinstlernatm*, das liest mau aus seinen Schriften leicht heraus, sondern ein Routinier mit einer ausreichenden Portion Berliner Humor; seine Beobachtungen gehen überall auf das Praktische, Persönliche; es wird nicht viel definirt and Theorie getrieben; gerade deshalb lernt man so viel daraus und amüsirt sich dabei köstlich. In dieser Hinsicht ist der Abschnitt ,Legaiio dramatics in partibus' besonders hervorzuheben, doch findet sich fast kein Kapitel, in dom nicht eine oder die andere gute Theaterschnurre vom Stapel gelassen wird; selbst in den letzten Jahren seines bewegten Lebens, als der .Hofratb' obenauf war, guckt der Schauspieler immer noch aus den Rocktaschen hervor. Die Revolutionszeit findet in den drei Kapiteln .Ein RevolutionsRepertoire' .Katzenmusiken' .Der letzte Abend auf der Bühne' sehr farbenreiche Bilder; in den Tagebuchaufsätzen von 1866 und 1870/71 erscheint die Technik der Kriegspublicistik in allen ihren glänzenden und düsteren Seiten dargestellt ; zu gedehnt in Rücksicht der geringen stofflichen Bedeutung ist die Chronik der Vorleseabende, nüchtern die Skizze .Mademoiselle Rachel' und die .Kurierreise mit Hindernissen'. Einer sehr ausgesprochenen Richtung etwas anderer Färbung dienen Johannes Janssens .Zeit- und Lebensbilder' (Freiburg, Herder. 3. Aufl.), die zwar einen vorzugsweise journalistisch -polemischen Ton auschlagen, durch einzelne

theilen, der wird die



die

lesen:















1)

I

1

Cü. Kap. X.

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Kultargeechichte.

111,281

Partien aber immerhin als Quellen der Kulturgeschichte betrachtet werden können. Manche zu gehässige Äulserung bekundet, dafs diese Arbeiten einem Zeitpunkte entstammen, in welchem sich Janssen zu der ruhigeren Auffassung, die seine neuesten historischen Publicationen beherrscht, noch nicht aufgeschwungen hatte. Unangenehm berührt dies besonders in den Aufsätzen über Alexander y. Humboldt, Schopenhauer und ,Eine Kulturdame und ihre Freunde* (Caroline Michaelis, die Geliebte Georg Försters, der beiden Schlegel, dann die Frau A. W. Schlegels). Die Tendenz dieses Essays geht dahin, als sittliche Folge der Aufklärung den Cultus der freien Liebe aufzustellen. Es ist ungemein willkürlich von einem denkenden Manne, wie Janssen, wenn er solche vereinzelten Beispiele von Charakterlosigkeit und Schwärmerei, die zu allen Zeiten und unter allen Verhältnissen zu finden sind, als Waffe gegen eine Partei gebraucht, die denn doch darauf Anspruch machen kann, ernst genommen zu werden. Auch die übrigen Artikel über Fr. Chr. Dahlmann, Bnnsen und sein Verhältnis zu Friedrich Wilhelm IV., über des letzteren politische und religiöse Gesichtspunkte, sich grofsentheils an bekannte Quellen anschliefsend, haben kaum einen so interessanten Inhalt, dafs die Sammlung derselben gerechtfertigt erscheinen könnte. Der Wissenschaft hat dadurch der Vf. keinen g^olsen Dienst erwiesen. J. B. Heinrich giebt in der 3. Vercinsschrift der Görres-Gesellschaft (1878) mit Benutzung des zweibändigen Werkes von Diel ein Lebensbild Clemens Brentanos, in welchem der bekannte Romantiker nicht nur als Dichter, sondern als Mittelpunkt eines Kreises hervortritt, in welchem die mystisch-katholische Richtung der Rheinlande und Westfalens in ihren



Elementen beobachtet werden kann. Die Geschichte der ,stigmatisirten* Katharina Emmerich in Dülmen, welcher Brentano bis zu ihrem Tode (9. Februar 1824) mit Vei-zückung anhing, läfst sich mit äufserster Überwindung aller gegen solche Dinge sich stemmenden Gefühle lesen, um daraus zu lernen was eben auch gelernt sein will die menschliche Natur in allen ihren Verirrungen. Über Goethe, Vofs, die Weimarer Verhältnisse, die kurfürstliche Gesellschaft am Rhein in den letzten Jahren des XVIII. Jhs. sind manche recht gute Bemerkungen in dem Buche enthalten. In den ,Briefen







von und an Wilhelm Emanuel Freiherrn von Ketteier,

Bischof hat (Mainz, Kirchheim), spiegelt sich das innere und äuTsere Leben des deutschen Katholicismus in den letzten fünf Jahrzehnten ab. Die Geistes- und Charakteranlage Kettelers, der man in diesen Briefen näher tritt, mufs fesselnd auf jeden Unbefangenen wirken. Ganz ungeahnte Seiten der menschlichen Psyche erschliefsen sich uns in den Schilderungen, welche Ketteier von seinem Gemüthsznstande in jener Zeit entwirft, in welcher sein Entschlufs reifte, Priester zu werden. Dafs alle Fragen, welche wähi'end des Hirtenamtes Kettelers an den Katholicismus heran traten, alle Gebiete des öffentlichen Lebens, welche die Confession berühren: Presse, Unterricht, sociale Frage, Stellung von Staat und Kirche; ferner sein Verhältnis zu Döllinger, Pius IX., zum Concil und dem deutschen Reichstage, in geistreicher Weise besprochen sind, braucht kaum erwähnt zu werden. Wenn man die Briefe dieses Sprossen eines alt-westialischen Adelsgeschlechtes, eines Verwandten der Herzoge von Kurland gelesen hat, begreift man, dafs diese Nachkommen der alten Wodanskinder, die sich unter ihrem Widekind zu Tausenden hin-

von Mainz,') welche

J.

M.

Ra ich gesammelt und herausgegeben

1) Cfr. Kap. V.

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XXIV.

111,282

V.

Z wiedi neck-Südenhorat:

schlachten liefsen, weil sie dem Christengotte nicht lleeresfolge leisten wollten, jetzt mit derselben Tapferkeit für ihren Lehnsherrn im Vatican zu streiten bereit sind, an den eie unter so heifsen Kämpfen, mit so viel Wun-

den und Blut gefesselt worden Heri-n,

sind.



Ein

solch’ treuer Streiter für

Konrad Martin, Bischof von Paderborn,

in der Biographie, welche

Anton Schreiber

bei

Woerl

seinen

Anerkennung Würzburg von ihm

findet in

liefe. Dieselbe tritt theilweise ergänzend zu den beiden letztbesprochenen hinzu, läfst in der Darstellung jedoch sehr viel zu wünschen übrig, vor Allem Klarheit in den Thatsachen und deren Motivirung. Aus diesem Buche wird niemand, der nicht schon damit vertraut ist, die wahre Ursache des Conflictes zwischen Martin und der preuTsischen Regierung entnehmen können da die ganze gerichtliche Procedur mit Ausnahme einiger nebensächlicher Bemerkungen mit Stillschweigen übergangen ist. Selbst den gläubigsten Katholiken wird es unbefriedigt lassen, dafs er vergeblich nach Aufklärung über die der Gefangennahme des Bischofs vorhergehenden Schritte desselben forschen wird. Wilhelm Müller hat eine sehrbrauchbareBiographiedesGeneralfeldmarschalls Grafen Moltke veröffentlicht (Stuttgart, Krabbe),'} die sich durch besonders klare und übersichtliche Darstellung der militärischen Operationen auszeichnet. Auch die Reisen und Arbeiten in der Türkei, nach Rufsland und Paris, an der Seite des Kronprinzen, sind nach Moltkes eigenen Briefen gut erzählt. Die Charakteristik ist ohne alfe Übertreibung einfach und wahr. A. Freiherr von Firoks widmet den gröfsten Theil seiner Schrift über den preufsischen Geueralstab (Biogr. Blätter aus der deutschen Geschichte, 2. Heft, Berlin, Militaria)’) ebenfalls der Lebensbeschreibung Moltkes , mit unverkennbarer Benutzung des Müllerschen Buches. Dazu giebt er eine werthvolle Übersicht der Stellung, Organisation und Thätigkeit des Generalstabes in der preufsischen Armee seit 1655. August

erscheinen

,





Conrads Schatten und Lichtblicke aus dem amerikanischen Leben währenddes Se ce s s ionskri ege s* (Hannover, Schulze) geben sehr ,

richtige, von einer unmittelbaren, naiven Anschauung ausgehende Bilder aus dem politischen, socialen und wirthschaftlichen Leben der Südstaaten vor und während des Krieges, der den Niggers eine schwer verwerthbare Freiheit gebracht und dafür blühende Productionszweige zerstört hat. Conrad

erzählt

ungezwungen und lebendig.

Gegenden und Menschen

treten plastisch

aus den Contouren hervor, und nicht nur kriegerische Ereignisse und Soldatenerlebnisse bilden den Inhalt seiner Erzählung, er verbindet damit die Sldzzirung von Geschäfts- und Verkehrs- Verhältnissen, dos öffentlichen I>ebens, der Volksstimmung. Mit Wärme constatirt er die Innerlichkeit und Ausdauer der patriotischen Begeisterung der südstaatlichen Bevölkerung, sowohl der Eingeborenen als Eingewanderten.

Bernhard Becker schreibt die Geschichte und Theorie der PariserrevolutionärenKommunedesJshresl871‘ (Leipzig, Wigand), indem er als Hauptquelle die officiellen Protokolle, Decrete und amtlichen Verordnungen der Kommune benützt, dieselben auch gröfstentheils in wörtlicher Übersetzung mittheilt. Der Vf. war zwei Jahre in Paris, um die locale Tradition über die Kommune zu studiren, hat die schon vorhandene Literatur gewissenhaft geprüft und bereitet als Ergänzung zu dem vorliegenden Werke eine Geschichte der Nationalgarde von 1789 1871 vor. ,



1) Cfr. Kap. V.

— 2)

Cfr.

Kap. VI.

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Kulturgeschichte.

111,283

in welchem die Continuität der revolutionären Tradition nacbgewiesen werden soll. In der Einleitung, der .Geschichte und Theorie*, bespricht Becker die commmnnalen Tendenzen des Mittelalters, die socialen Elemente der Revolutionen von 1789 und 1848, des Kaiserreiches, die von Felix Pjat geleitete .Commune revolutionnaire de Paris* in London, die ,Mere Marianne*, einen in 73 Departements verbreiteten Geheimbund, die Internationale, die

Arbeiterpresse in Paris, Rocheforts .Marseillaise*, das Verhalten der Socialisten die Entwicklung der Nationalgarde und des kommunistischen Geistes in dieser während der Belagerung. Dann folgt die eigentliche Geschichte der Kommune in vier Abschnitten, denen ein Anhang Aber Proudhons Föderations-Princip und die föderative Theorie der Minorität von der Kommune angeschlossen ist, Edmund Villetard .Die Paris vom 18. März bis 28. Mai l871* (in deutscher Übersetzung Mainz, Kirchheim) beschäftigt sich in erster Linie mit den Geifseln und deren Schicksal, enthält daneben manche interessante Episode und Personencharakteristik, welche Bernhard Beckers Werk ergänzen könnte. AusVon Karl führlich sind die Gräuelscenen der letzten Tage behandelt. Hildebrands .Zeiten, Völker und Menschen*’) ist der erste Band .Frankreich und die Franzosen* schon in einer dritten Auflage erschienen (Berlin, Oppenheim), welche durch Belegstellen aus französischen Schriftsteilem bereichert ist und auch noch Bemerkungen Aber die letztvorfloBsenen fünf Jahre enthält. Der Anhang .Französische Stimmen Aber Deutschlands Gegenwart und Zukunft* ist, als nicht zu dem Hauptwerke gehörig, weggelassen und durch einen anderen ersetzt, der französische Urtheile Aber politische und sociale Zustände des heutigen Frankreich enthält. Das durch die Originalität seiner Auffassung bestechendste Kapitel bleibt das erste; .Gesellschaft und Sitte*, in welchem der Gegensatz französicher Verstandesehe und germanischer Neigungsheirat, Convenienz, Redlichkeit, Geschlechtsliebe, Religiösität, Kastenwesen so unnachahmlich behandelt sind. FAr höchst lehrreich m Assen wir jedoch auch die Abhandlung Aber das Unterrichtswesen, über das Verhältnis der Provinz zu Paris, Aber das geistige und politische Leben erklären. Im Anhänge sind Renans Aussichten in die Zukunft erwähnt, nach dessen Behauptung das Unglück Frankreichs von den Mittelklassen kommt, welche durch die Ideen der Revolution verderbt und verwirrt und in dem Wahne befangen sind, Demokratie und Selbstregierung vereinigen zu können. Den Schlafs bildet ein Bericht über die Pariser Arbeitsznstände mit Benutzung einer Classification der Arbeiter, welche ein gewesener Arbeiter der Metallbranche im Jahre 1869 selbst veröffentlicht hat. Ein Kulturbild von anerkennenswerther Schärfe und ziemlich grofser Ausdehnung

während des Krieges

,

Kommune







wird uns in dem Werke .Rufs land vor und nachdemKriege* auch .aus der Petersburger Gesellschaft* (Leipzig, Brockhaus) gegeben. Es handelt im ersten Theil von der russischen Dynastie, besonders den Söhnen Kaiser Pauls, Constantin und Alexander I., von dem Charakter des russischen Beamtenthums und der russischen Aristokratie, von dem Dichter Fürst P. A. Wjasemski, von Michael Bakuuin und dem Radicalismus (ein sehr zu beachtender Beitrag zur Geschichte der social - demokratischen Bewegung) von dem Slavophilenführer Fürst W. A. Tscherkasski, von den russischen Universitäten, der Mädchenerziehung, Iwin Samarin und den Ostseeprovinzen. Der zweite Theil bespricht ,die nationale Auffassung der orientalischen



1) Cfr. Kap. XVII.

111,284

XXIV.

T.

Zwiedineck-Südenborst:

Frage* und die Beziehungen der Kriegsereignisse und Resultate zu der Entwickelung der inneren Zustände Rufslands. Soldatenerzählungen aus dem letzten Kriege* tragen den Stempel der Wahrheit an sich , sie sind ohne alle Gehässigkeit vielfach schwere Anklagen gegen den Leichtsinn und Unredlichkeit der Beamtenkreise. Ein SchluTsdie höheren russischen Die Presse und kapitel schildert ,die neue Lage und die neuen Minister*. neueste Literatur Rufslands behandeln zwei mit Sachkenntnis geschriebene



.Russische Culturzustände im XIX. Jh.* in Unsere Zeit*; .Türkische Erlebnisse und russische Schicksale* erzählt Adrian Schücking (Wien, Manz). Man kann die türkischen und zum Theil auch Artikel

,

die russischen Heeresadministrations- und Sanitätsverhältnisse, wie sie sich in dem Kriege 1877 1878 gezeigt haben, nicht besser kennen lernen, als wenn man dieser Erzählung eines .Mitgenommenen* folgt, der als Arzt in türkische Dienste getreten war, bei Ausübung seines Berufes von den Russen gefangen und als angeblicher Mörder eines russischen Soldaten auf das grausamste mifshandelt worden ist. Neben der Frische und Lebendigkeit der Darsellung erfreut zugleich die Sicherheit, mit welcher Schücking aus dem überreichen Detail seiner Erfahrung gerade das Charakteristische der Verhältnisse hervorzuheben versteht.



Einzelne Zweige des Kulturlebens können wir

in

den nach-

folgend zusammengestellten Publicationen verfolgen. Die Adelsgeschichte ist vertreten durch Ed. v. d. Becke-Kluchtzners prachtvoll ausgestattetes Lieferungswerk ,Der Adel des Königreichs Württemberg. Ein neu bearbeitetes Wappenbuch mit kurzen genealogischen und historischen Notizen* (Stuttgart, Kohlhammer). Trotzdem dasselbe vorwiegend genealogischen

Aufgaben gewidmet ist, welche durch die gleichmäfsige und stilvolle Ausführung der Wappen in ausgezeichneter Weise gelöst erscheinen, wird auch die Geschichte der Güterbewegung in Württemberg und den Nachbarländern durch zahlreiche Notizen wesentlich bereichert. Wünschenswerth und die Bedeutung des Werkes hebend wäre eine noch nachträglich an das letzte Heft sich anschliefsende zusammenfassende Darstellung der politischen und socialen Stellung des württembergischen Adels, Umfang und Ertrag des ihm gehörigen Grundbesitzes, Steuerleistung etc. Die .Geschichte des Oberlausitzer Adels und seiner Güter vom Ende des XVI. Jhs.* von Hermann Knothe erstreckt sich auf die Colonisation , Einwanderung, Bewirthschaftung, Nationalität der bezeichneten Landschaft und die Genealogie des dortigen Adels. Reinhard Suchier schildert .Die Grabmäler und Särge der in Hanau bestatteten gräflichen und fürstlichen Personen aus den Häusern Hanau und Hessen* ') mit Einfügung kleiner Beiträge zur Localgeschichte (u. a. .Zinndiebstahl 1812*); A. Fahne .Denkmale und Ahnentafeln in Rheinland und Westphalen*; M. Feyfar J)ie erlauchten Herren auf Nikolsburg*;*) Fr. Wigger AHe Paul Lemckes 3ück in das Herzogi. Geschichte der Familie v. Bl ücher*.*) Württembergische Offizierskorps des vorigen Jahrhunderts* (Württbg. Jahrb. f. Statistik u. Landeskunde, II. Bd. 1. H.)*) enthält eine Zusammen1790 aufGrund stellung der in Württemberg bediensteten Ausländer 1690 der oIBciellen Listen. XIII. bis gegen







DieGeschichte des Unterrichts und Erziehungswesens erhält neue Beiträge durch Fat he undAfra^) .Geschichte der Kgl. Sachs. Fürsten1) Cfr. Kap. XII. ö) Cfr. Kap. XII.

— 2)

Cfr.

Kap.

XV. — 8) Cfr. Kap. IX.

— 4)

Cfr.

Kap. XIV,

2.

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Googl

m,285

Koltnrgeschichte.

Bchule zuMeifsen seit ihrer Gründung 1543 bis zu ihrem Neubau 1877/79‘j K r o s c h e 1 ,Die Gräfin Catharina von Schwarzburg als Begründerin des Gräfinoder späteren Prinzenbofes zu Arnstadt' '); Karl Iluber .Schulz yon S trafsnitzki. Ein Lebrerleben aus Österreichs Sturm- und Drangzeit' OYien Klinkbardt), worin das Schulwesen Österreichs in der ersten Hälfte unseres

Jahrhunderts charakterisirt, die Corruption der sogenannten .Schulhalter' und die drückende Lage der Schnlgehilfen nachgewiesen, endlich der Einflnfs der Revolution auf die Lehrerwelt, die organisatorische Thätigkeit Schulz’ im Vereine mit Jacob Spitzer erörtert wird. Einen originellen Beitrag zur natürlich Kenntnis fürstlicher Fürsorge für politische Belehrung des Volkes liefert A. Hey er (Ein politischer Volkskatechisim absolutistischen Sinne mus ans dem XVIII. Jh. in Riehls histor. Taschenbuch S. 353 ff.) fürSpeier. Lebensbilder von hervorragenden Gelehrten erhalten wir durch





G.Poelchan.Carl Ernst v.Baer' (einVortrag. gehalten am

16. April 1879 im Saale der Schwarzhäupter in Riga), eine von aufrichtiger Verehrung durchdrungene Darstellung der einfachen Lebensverhältnisse und der wissenschaftlichen Entwicklung des baltischen Naturforschers, des .Vaters der Ent-

wicklungsgeschichte'. der wesentlich zur Hebung der medicinischen und naturwissenschaftlichen Studien in Rufsland beigetragen hat; Maximilian Perty erzählt in den .Erinnerungen aus dem Leben eines Natur- und Seelenforschers des XIX. Jhs.' (Leipzig und Heidelberg. Winter) in etwas aufdringlich breiter Weise sein ziemlich ereig^nisloses Leben und giebt dazu ein kleines Compendium der Kulturgeschichte oder wenigstens ein sehr umfassendes Verzeichnis aller berühmten Männer, welche das Glück hatten, gleichzeitig mit Herrn Perty die Menschheit durch ihre Existenz zu erfreuen. Die sonderbare Anlage des Buches wird schon aus einem InhaltsSchema ersichtlich werden Erster Thcil. Die Weltverhältnisse. I. Blick auf die geschichtlichen Ereignisse. Kurzgefafste Weltgeschichte des XIX. Jhs. Listen. III. Vorgänge II. Berühmte oder verdiente Personen des XIX. Jhs. in der Natur. Gesammelte Tagesneuigkeiten. Zweiter Theil. Individuelles Lelmn. Professor Pertys Leben und Thätigkeit als Lehrer und Natur(Zahlreiche erwähnenswerthe Notizen mitten unter einfacher forscher. Tagebuchkost.) Das politische Leben der Schweiz. Kleine Reiseskizzen. Übersicht der literarischen Arbeiten. Heinr. Jacob Heim entwirft eine Lebensskizze des.Dr.TitusTobler.des Palästinafahrers'*) (Zürich. Schulthefs). jenes Appenzeller Arztes, der aus besonderer Neigung drei Reisen nach Palästina unternommen und dort Localstudien angestellt hat. die er in seinen Schriften über Betlchem. Golgatha. Jerusalem u. s. w. niederlegte, in welchen er sich bemühte. Irrthümer über die Lage einzelner Örtlichkeiten aufzuklären. Tobler hatte früher auch in Schweizer Sanitätscommissionen mitgewirkt; seine Berichte über die Thätigkeit der Cholera-Commission dürfte nebst einigen Bemerkungen über seine Studien in Wien das meiste kulturbistorische Material enthalten. Joh. Heinr. Loewe widmet ein umfangreiches Buch dem Canonicus. Johann Emanuel Veith. (Wien. Braumüller). Dieser. 1787 von jüdischen Eltern in Klattau geboren, studirte in Prag und Wien, ward Thierarzt, dann Doctor der Mediciu und Director des Thier:



arznei-Institutes. trat 1816zumKatholicismus über und in denRedemptoristenorden und hatte lebhaften Verkehr mit Zacharias Werner. Brentano und dem abenteuerlichen V. lloffbauer. Später entsagte Veith dem Redemptoristenorden . ward Hofprediger 1) Cfr. Kap. XII.



2)

Cfr.

Kap. XVI.

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XXIV.

m.286 und

T.

Zwiedineck-SOdenhorst;

innig an Günther an, dessen Leben und philosophisches System ebenfalls ausführlich und populär behandelt wird. Des Blasius Hueber, des verdienten Landmessers und Kartographen von Tyrol, Leben hat Josef S c h al 1 e r, erweitert durch Nachrichten über andere Glieder der merkwürdigen Tyroler Banernfamilie, auf Grund handschriftlicher Aufzeichnung und mündlicher Mittheilnng anziehend im Programm der K. K. Ober-Realschule zu Innsbruck geschildert. Die Kenntnis des Knnstlebens in Deutschland bereichert die Abhandlung von Emil Kümmel (Beiträge z. Kunde steierm. Geschichtsquellen 16. Jahrg.) .Kunst und Künstler in ihrer Förderung durch die steirische Landschaft vom XVT. XV'III. Jh.‘, welche, auf Daten der landschaftlichen Ausgabenbücher beruhend, sehr instructive Notizen über Preise und Honorare, sowie über die Verwendung verschiedener Künstler und Kansthaudwerker enthält. F. War ne ckes Biographie Lucas Cranach des Älteren ') (Görlitz, Starke) zeichnet sich nicht nur durch eine des Namens Cranach würdige Ausstattung in Papier, Druck, Kopfleisten, Initialen. Wappenbildem u. s. w. aus, sondern gewinnt auch wissenschaftliche Bedeutung durch den Abdruck und die Erklärung der von Valentin Stemenboke herrührenden ,Historia von Lucas Cranach, sonst Maler genannt, dem eltisten‘, welche, auf 4 Octavseiten geschrieben, einem Band Sleidanus angeheftet war. Hauptinhalt ist das Gespräch Karls V. mit Cranaoh nach der Müblberger Schlacht, in welchem Andeutungen über Cranachs Abstammung und niederländische Reise gegeben sind. Daran schliefst sich eine Erörterung über den Cranachschen Wappenbrief und eine bis zur neuesten Zeit geführte Geschlechtstafel der Familie Cranach. Beiträge zur Zeitgeschichte, besonders zur Geschichte der Publicistik, enthalten die 3nefe von Jnstinus schlofs sich





Kerner an Ludwig Uhland 1816 — 19, 1848

(Vierteljahrschr.

f.

Würt.

Gesch.n. Altertkd. 1878, IV.). F.Kapp schreibt über .Berlin er geschriebene Zeitungen aus dem vorigen Jahrhundert'’) (Deutsche Rundschau,

Jahrg. 1. II.) Das .Archiv für Geschichte des Deutschen Buchhandels', hgg. von der histor. Commission des Börsenvereines der deutschen Buchhändler, enthält im IV. Bande eine höchst beachtenswerthe Arbeit ülier .Die 6.

Anfänge der deutschen Zeitungspresse 1609



1650. Anton Schlosser behandelt in demselben Sammelwerke den .Grazer Buchdruck constatirt den ältesten Grazer Druck 1559 (gegen Gräfse, der 1564 angiebt) und verzeichnet die Reihe der landschaftlichen und landesfürstlichen Buchdrucker sowie 79 Grazer Drucke des

und Buchhandel im XVI. Jh.‘,

XVI. Jhs. Die Einleitung, welche über die Bedeutung der Begriffe .Stände' und .Landschaft' aufklären will, ist überflüssig und sehr unvollständig. Vollständiger und durchweg auf archivalischen Studien basirt ist Richard Peinlichs Aufsatz ,Zur Geschichte des Buchdrucks, der Bücher-

censur und des Buchhandels im XVI. Jh.‘ (Mitth. d. histor. Ver. f. Steiermark, 27. Heft). Die .Geschichte der ältesten Banken' schreibt JägorjPoschingers wesen und Bankpolitik in Preufsen'’) hat einen dritten Band erhalten. Ein erschöpfendes, umfassendes Werk ist Albert Eschers .Schweizerische Münz- und Geldgeschichte' (Bern, Dalp 1877 79, UeftI IV). Anfser seiner Bedeutung für die Numismatik, welche durch treffliche Holzschnitte gehoben wird, dient cs auch der Culturgeschichte durch Angaben über



I) Cfr.

K«p. XII.



2) Cfr. Kap. VI.

— 8)



Cfr. Jahr({. 1878, S. G23/4 u. 187»,

DigiilZ'

Kap

VI.

d

Kiiltargeschichte.

111,287

und Silberschniiedckunst, Gfltervertb, Lebenverbältnisse, durch genaue Tabellen für den Wertb der einzelnen Münzeorten. Behandelt sind bis jetzt die römischen, alemannischen, meroyingiscben und karolingischen Münzen, die Münzen der Bischöfe von Lausanne, Genf, Sitten, der Grafen Ton Greyerz, von Neuenburg, Freiburg und Bern. Zur Wirthschaftsgeschicbte gehört H. Ermischs Aufsatz; ,Zur Ge-

Mflnzatätten,

die Gold-



Bchichtederdeutschen Hanse“) (Grenzboten, 38), Gustav Schmolle rs ,Strafsbnrger Tücher- und Weberzunft nebst Regesten und Glossar', Jak. Oomilschaks Zünfte in Radkersburg und Materialien zu ihrer ,

Geschichte', Auszüge aus den Zunftladen (Bcitr. z. Kunde steienn. Geschichtsquelleu, 16. Jahrg.), A. Wapf: ,Das Wirths cha ftswesen der Stadt Luzern (Luzern, Prell), G. Thomas: Zur Quellenkunde dos Venezia,

nischen Handels und Verkehrs', J. H. Müller: ,Das Teufelsmoor, Ein Stück Culturgeschichte aus Norddeutschland' (Bremen), worin die Colonisation des 5 Quadrat meilen umfassenden, im Gebiete der Hamme und Wümme bei Bremen liegenden Torfmoorgrundes, die Eutwässerungsarbeiten, Canalbanten, eigenthümliche Einrichtungen zur Erleichterung der Fahrt (Klappstaue), die Torfkultur, Arboitseintbeilung und Lebensweise der Bewohner nebst den Lebensverhältnissen der um diese Kultur besonders verdienten Wasserbaumeister und Ökonomen geschildert werden; Franz Ilwofs Geschichte der wechselseitigen Brandschaden -Versicherungsanstalt in Graz von 1829 bis 1876' (Festschrift), welche in der Einleitung einen Überblick über die Entwickelung des Versicherungswesens vom XII. Jh. bis zur Gegenwart bietet. Oste,

,



Franz Franziscis, Kulturstudien über Volksl eben, Sitten un in Kärnten' (Wien, Braumüller) führen uns zu den Arbeiten und Festlichkeiten der Bewohner des Möllthals (die Hazor der Impro-

Bräuche

— — Hochzeit — Valisführen, ein volksthümliches, dramatisches Scherz— Hirten- und Königsspiel — Arraensünderspiel), des Drauthales

visator spiel

(Weihnachtsgebräuche), des Metnitzthales (Ringen), des Gurkthales (Wettlauf), des Glanthaies (die nächtliche Wallfahrt auf die vier höchsten Berge Brechclsitten Wiesenmarkt in St. Veit, durch eine Urkunde Herzog Rudolfs IV. 23. Juni 1362 begründet) und des Gailthalos (Kufenstechen, ein bäuerliches Caronssel J. Hermanns Hochzeitsbräuche der Slovenen). Artikel über , Turnen und Politik im Lichte der Geschichte'*) (Deutsche Turn-Zeitung, No. 32 38) bespricht; die Stellung der Turnerschaft zur Bewegung der Freiheitskriege und zu der burschenschaftlichen nationalen Agitation bis zu Sands Mordthat und stellt Urtheile über diese Agitation 1 ) von amtlichen Kreisen, 2 ) von U nbetheiligten, 3 ) von Betheiligten mit den absichtlichen Fälschungen der Untersuchungscommissionen, besonders der preufsischen zusammen. Das Hambacher Fest, die daran sich knüpfenden Bedrückungen der Turner bis kurz vor Ausbruch der 48er Bewegung, der Hanauer Turntag, die Förderung des nationalen Gedankens durch die Turnvereine seit 1859, und die Beziehungen der letzteren zu den politischen Parteien der Gegenwart bilden Hauptpunkte der folgenden Erörterung, welche den Verfasser zu dem Schlufssatze führt: ,Politisch in irgend einem Sinne ist dieTurnsache immer gewesen; Parteipolitik hat sie nur scheinbar und vorübergehend gefördert'. Dem Zweikampf in der Geschichte der westeuropäischen Völker geht Fr. Zimmermann nach (Riehls historisches











;



I) Cfr.

Kap. X.



2)

Cfr.

Kap. V.

Diyiiiztsj

uy

111,288

XXrV.

T.

Zwiedineck-S&denborst.

Taschenbuch, S. 261 £F.). Rudolf Vofs hat den ,Tsn* und seine Geschichte' mit Benutzung guter und inhaltsreicher Quellen behandelt, such die Bedeutung des Tanzes im Sprichwort und im Volksliede gewürdigt. Das Judenthum erführt eine besondere Beachtung in der Kulturgeschichte des Judenthums von den ältesten Zeiten bis inr Gegenwart* von Otto Henne -Am Rhyn (Jena, Costenoble), welche iwar beruht, besonders Görz gröfstentheils auf schon bekannten Quellen werken aber immerhin als verdienstliche Compilation anerkannt werden muls, deren Tendenz man ohne Ungerechtigkeit zustimmen kann. Unter den der Neuzeit gewidmeten Abschnitten, welche die Hälfte des Buches ansmachen, sinil die über die Marannos in Spanien, über Reuchlin und Pfefferkorn, über den Judenfürsten Josef Nassi, den sogenannten Herzog von Nazos und über die Juden in den Niederlanden und die Chasidaer in Polen hervorznheben. Die Verkommenheit der Juden am Ende des XVH. Jhs. begründet der Verfasser durch das starre Festhalten an Gesetzen und Einrichtungen, die für ein anderes Land und andere Kulturstufen berechnet waren. Die Inauguration des Kosmopolitismus unter den Juden durch Mendelssohn, die EmancipatiaD der Juden als Folge der französischen Revolution, die Bedeutung Heiun und Börnes, endlich die Gliederung der modernen Juden in orthodoxe und Reformjuden charakterisirt der Verfasser mit richtigem Verständnis. Er warnt schliefslich vor der Judenhetze, geifselt mit Recht dagegen die Einmischung der Juden in rein christliche Angelegenheiten und spricht endlicb die Überzeugung aus: Jeder habe es in der Hand, sich genau so viel jüdischen Mit der ,Einflufs gefallen zu lassen, als er sich gefallen lassen wolle*. Begründung der Reformpartei unter den Juden und der Bemühung Abraham ,



-





Geigers für die Anerkennung des vom alten Ritualismus gereinigten Jodentbums als Trägers der reinsten Gottesidee, als einzig mögliche Religion der Zukunft beschäftigt sich die Schrift Fredrik Nielsens: ,Das moderne Jndenthum* (Flensburg und Hadersleben, A. Westpbal). Die christlicbr Abfertigung dieser Reformbewegung tritt noch schärfer als in dieser in der Schrift von F.C.Hench: ,Reformjüdische Polemik gegen das Christenthuni im Gewände moderner Ästhetik* hervor, welche vorzugsweise gegen den dänisch -deutschen Literarhistoriker Brandes gerichtet ist. Eine Ge-



schichte der ungarischen Juden*

schrieb Jos. Bergl.



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Nachträge Mittelalter. Kap.

I

Von ähnlichem Charakter sind Mehlis ^Studien % 4. Rheinländer 4. Abth. (Leipz. Duncker und Humbl.): Abdrücke frülier veröffentlichter Aafsätze. Krwähnt seien die über ^nhumatiun am Mittelrhein*, über die ,Reihen^äber am Mittelrhein* und ,über die Zusammensetzung des deutschen Volkes*. In letzterem weist er darauf hin, dafs die Ansicht der Germanen von ihrer Stamroesreinheit (Tac. G. 2) nicht ausschliefse, dafs sie nicht aliophyle Elemente, d. h. Reste prähistorischer Stämme als Sklaven und Freigelassene bei sich geduldet hätten. Über die Kriege der Kaiser Caracalla und Claudius mit den Deutschen 8. I, 109 f.

(TTrielt)*

S.

4,

Anm.

ältesten Gesoh. d.

8. 5^ lies Job.

Kap.

II

Meyer, Alahm.

etc.

G. Prevost, ,les invosions barbares en Gaule au V' s. et la condition des Galloromains* (Rev. d. quest. hist. XXVI, 131—180) zeigt, ohne neues Material zu bringen, gegen die in Deutschland längst aufgegebenen Ansichten des Abbe Dubos und Fustel de Conlanges, dafs die in Gallien einfallenden Barbaren im vollen Sinne als Eroberer auftraten. Gegen Ebrard weist G. Hertel (Zschr, f. Kirchengesch. III, 143— 50) nach, dafs der 2. Brief Columbans ans 603 ist, indem die hier erwähnte Synode die von Cabillonuni und der Bischof Arigius der Freund der Brunhild Aridius v. Lyon sei. Da* nach fällt die 12 Jahre vor dem Briefe erfolgte Ankunft Col.s ins J. 590, nicht 594. Über die Schlacht bei Wangen s. S. 204. 8. 15, Anm. 4. (Foncin, la eite de Carcassonne.) Carcassonno wurde für die Westgotben v. 438—63 wichtig als Grenzfeste gegen das römische Narbonne. Aus dieser Zeit stammen die noch als gothisch erkennbaren Befestigungen,

(Marowiitger).





die

Kap.

III

wohl 725 von den Mauren

zerstört

wurden.

(Karolinger). Von den in Bd. XXIV d. Mon. Germ. (s. S. 40'*) veröffentlichten Stücken sind für die Karolingerzeit zu erwähnen die Aon. Tielenses; die Ann. Aquenses (einiges Neue zu 809, 811, 12 u. s. w.), die Ann. Thuring. brev. (zu 834); Gesta episc. Frising. (Stiftungen im IX. Jh.); der catal. archiep. Coloniens.; das Metzer Chronic. S. Clementis, das Chron. univers. Mettense ti. die Excerpta ex hist. S. Amulfl Mett.; die hist, monast. Marchtclani (Marchthal an der Donau in Wirtemb., gegr. 776); die Ann. Laiisann.; die Series episc. Viennens. u. die Ann. HerbipoL; einige Kaiser- u. Papstkataloge II. verwandte Chroniken wie die Hugonis do S. Victore. Von Paulus Diaconus Hist. Langob. ist noch 1878 in den Geschichtschreibern der deutschen Vorzeit* O. Abels Übersetzung in neuer, von R. Jacobi berichtigter Auflage erschienen. Karolingische Diplome enthält im 1. Theil das II, 262 erwähnte Buch von Frossi; vgl. M. Faucon, Bibi, de lec. d. ch. XLI, 92. Sonst möge noch erw’ähnt sein: J. Gebelin, Ktude sur le recrutement des armecs pendant les periodes



,





meroving. 1879.

carloving..

de

la Fleche.

Apr.

de — Rey, Invasions des Sarrasins (VIII.— X. Jh.) Marseille, Olive. — Thery: L* ^le Alcuin. Amiens. De palatincs NüSl. — Sidney Hertage, Sir Pemmbras: The englUh Cbarlemagne et

et

Bull,

l'acad.

la

suc.

d.

lettr.

etc.

Lattre-le-

d*

J.

IlistoriArbe JftbreBbahekto.

1879.

19

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Nachtr&ge.

111,290 romances P. 255 S.) S. logie,

I.,

in

Early engl,

text soc.

XXXIV.

Paschaf. Radb.s Werke wurden

17.

in

(Lond. Trübner. XXXII. der

Mignetchen

Patit-

T. 120, neu abgedruckt.

Kap. IV (Sftehs* Kaiser).

Über Ottos HI. Geburtsort,

vgl. S.

142

inf.



DeutschlsoJ Kap. VI (SlftUf^r). Über den Dichter des Ligurinus a. S. 2621. unter den Staufern behandeln unter Gesichtspunkten, welche unsere heubfe Fors