Jacob Brucker (1696–1770): Philosoph und Historiker der europäischen Aufklärung [Reprint 2015 ed.] 9783050073590, 9783050030975

Jacob Brucker (1696-1770) gilt kategorial und institutionell als der wichtigste Historiker der Philosophie im 18. Jahrhu

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Jacob Brucker (1696–1770): Philosoph und Historiker der europäischen Aufklärung [Reprint 2015 ed.]
 9783050073590, 9783050030975

Table of contents :
Abkürzungsverzeichnis
Einführung
I. Biographie
Eine unbeachtete Biographie Jacob Bruckers
Jacob Brucker: 'Spuren' einer Biographie
Die Bedeutung Jacob Bruckers für die Erforschung der Augsburger Gelehrtengeschichte
Bruckers Stellung in der Augsburger Konfessionsgeschichte
II Die Konzeption der Philosophiegeschichte und deren Wirkung
Jacob Bruckers philosophiegeschichtliches Konzept
Das Eklektizismus-Problem in der Philosophiegeschichte
Geistige Anregungen und Quellen der Bruckerschen Historiographie
Jacob Brucker und die Philosophie des Mittelalters
Jacob Brucker's theory of knowledge and the history of natural philosophy
Jacob Bruckers Wirkungsgeschichte in Frankreich und Italien
Jacob Bracker und die 'Encyclopédie'
III. Anhang
Verzeichnis der Schriften Jacob Brackers
Abbildungen
Index der Personennamen
Verzeichnis der Autoren

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Wilhelm Schmidt-Biggemann, Theo Stammen (Hg.) Jacob Brucker (1696-1770)

Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg Colloquia Augustana Herausgegeben von Johannes Burkhardt und Theo Stammen

Band 7

Jacob Brucker (1696-1770) Philosoph und Historiker der europäischen Aufklärung Herausgegeben von Wilhelm Schmidt-Biggemann und Theo Stammen Redaktion: Andrea Hilbk und Ute Ecker-Offenhäußer

Akademie Verlag

Gedruckt mit Unterstützung der Stadt Augsburg

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Jacob Brucker (1696-1770) : Philosoph und Historiker der europäischen Aufklärung / hrsg. von Wilhelm Schmidt-Biggemann und Theo Stammen. - Berlin : Akad. Verl., 1998 (Colloquia Augustana; Bd. 7) ISBN 3-05-003097-6

ISSN 0946-9044 © Akademie Verlag GmbH, Berlin 1998 Der Akademie Verlag ist ein Unternehmen der R. Oldenbourg-Gruppe. Das eingesetzte Papier ist alterungsbeständig nach DIN/ISO 9706. Alle Rechte, insbesondere die der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieses Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form - durch Photokopie, Mikroverfilmung oder irgendein anderes Verfahren - reproduziert oder in eine von Maschinen, insbesondere von Datenverarbeitungsmaschinen, verwendbare Sprache übertragen oder übersetzt werden. Druck und Bindung: Druckhaus „Thomas Müntzer" GmbH, Bad Langensalza Printed in the Federal Republic of Germany

Vorwort

Im Januar 1996 jährte sich zum 300. Mal der Geburtstag von Jacob Brucker (1696-1770), Theologe, Pädagoge, Historiker der Philosophie aus Augsburg. Aus diesem Anlaß veranstalteten das Institut für Europäische Kulturgeschichte der Universität Augsburg und die Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel am Vorabend dieses Gedächtnisjahres vom 10.-12. Dezember 1995 ein BruckerSymposium in Augsburg. Es war dies wahrscheinlich die erste wissenschaftliche, zudem interdisziplinäre und internationale Tagung, die sich j e mit dem umfänglichen Werk von Brucker, seinen Quellen und zeitgenössischen Bedingungen wie geistesgeschichtlichen Wirkungen befaßt hat. Die Tagung verfolgte vorwiegend zwei Ziele: zunächst ein mehr lokales: Sie wollte Persönlichkeit und Werk von Jacob Brucker, der in Augsburg geboren ist, in Augsburg die längste Zeit seines Lebens ansässig war und gewirkt hat, in ihren lokalgeschichtlichen, zugleich aber in den überregionalen Verbindungen und Bedeutung zur Geltung bringen. Diesem Zweck diente auch eine parallele Ausstellung, die von der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg unter Leitung von Herrn Dr. Helmut Gier von Frau Dagmar Bosch ausgerichtet wurde. So sollte Brucker der unverdienten Vergessenheit als Vertreter der Augsburger Aufklärung im 18. Jahrhundert entrissen und das Bewußtsein von Stadt und Universität Augsburg für seine Person und sein Werk geweckt werden. Vor allem aber rückt von diesem Fundament aus die e u r o p ä i s c h e Bedeutung dieser Augsburger Gestalt in den Blickpunkt. Das Interesse der herbeigeeilten internationalen Experten spiegelt die erstaunliche Wirkungsgeschichte des Gelehrten in den Zeugnissen der Klassiker, den prominentesten lexikographischen Medien des 18. Jahrhunderts, der philosophischen Gattungsgeschichte und in den Wissensfeldern der Aufklärung. So sollte einmal die eigentümliche wissenschaftliche Leistung von Brucker in Vorträgen und Diskussionen unter verschiedenen, vorwiegend philosophischen

und theologiegeschichtlichen Perspektiven im Kontext der deutschen und der europäischen Aufklärung herausgearbeitet werden. Der vorliegende Band in der Reihe der 'Colloquia Augustana' faßt die Vorträge dieser Tagung - ergänzt um einen Beitrag und Bibliographie der Werke von Brucker - zusammen; er stellt die erste wissenschaftliche Publikation über Jacob Brucker dar, die sein Werk zu erschließen und zu würdigen sucht. Die Herausgeber, die zugleich auch gemeinsam die Tagung im Dezember 1995 geleitet haben, haben für das rasche Zustandekommen dieses Bandes herzlich nach verschiedenen Seiten zu danken: - vornehmlich den Tagungsteilnehmern dafür, daß sie - trotz vielfältiger Verpflichtungen - ihre Beiträge überarbeitet und für die Veröffentlichung zur Verfügung gestellt haben; - den Damen des Instituts für Europäische Kulturgeschichte: Frau Esmann, Frau Hilbk und Frau Ullmann für organisatorische Arbeiten der Vorbereitung und Durchführung der Tagung. Frau Hilbk und in der Nachfolge Frau EckerOffenhäußer zusätzlich für die kompetente redaktionelle Bearbeitung der Manuskripte und die Vorbereitung der Druckfassung des Tagungsbandes; - der Fritz-Thyssen-Stiftung in Köln für die Gewährung eines namhaften Zuschusses für die Durchführung der Tagung; - der VW-Stiftung für die Gewährung eines Druckkostenzuschusses und dem - Akademie Verlag, Berlin, für die Aufnahme des Bandes in die Reihe 'Colloquia Augustana' und speziell Herrn Manfred Karras (Lektor) für die problemlose Zusammenarbeit; - ferner Frau Zurhausen-Bamberg für die kompetenten Übersetzungen aus dem Italienischen während der Tagung und der Texte der italienischen Kollegen; - und nicht zuletzt der Stadt Augsburg für die Gewährung eines Druckkostenzuschusses. Möge der Band das wissenschaftliche Interesse für Werk und Wirkung Brukkers wecken und befördern und zugleich Anregung zur weiteren und spezielleren Beschäftigung mit Jacob Brucker und seiner Zeit liefern. Augsburg, im Juli 1997

Wilhelm Schmidt-Biggemann, Berlin Theo Stammen, Augsburg

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis Einführung Wilhelm Schmidt-Biggemann

I. Biographie Eine unbeachtete Biographie Jacob Bruckers Ursula Behler Jacob Brucker: 'Spuren' einer Biographie Theo Stammen Die Bedeutung Jacob Bruckers für die Erforschung der Augsburger Gelehrtengeschichte Helmut Zäh Bruckers Stellung in der Augsburger Konfessionsgeschichte Etienne Frangois

II. Die Konzeption der Philosophiegeschichte und deren Wirkung Jacob Bruckers philosophiegeschichtliches Konzept Wilhelm Schmidt-Biggemann Das Eklektizismus-Problem in der Philosophiegeschichte Ulrich Johannes Schneider

Geistige Anregungen und Quellen der Bruckerschen Historiographie Mario Longo

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Jacob Brucker und die Philosophie des Mittelalters Kurt Flasch

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Jacob Brucker's theory of knowledge and the history of natural philosophy Constance Blackwell

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Jacob Bruckers Wirkungsgeschichte in Frankreich und Italien Gregorio Piaia

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Jacob Brucker und die 'Encyclopedic' Rainer Jehl

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III. Anhang Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers Helmut Zäh

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Abbildungen

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Index der Personennamen

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Verzeichnis der Autoren

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Abkürzungsverzeichnis

ADB Art. Diss. dt. DVfLG F. fol. hl. HWPh i.e. i.O. Jg· Kap. lat. ND NDB p./pp. pt. Sp. SuStBA SV Z. ZBLG zit. nach ZHF ZHVS ZRomPhil

Allgemeine Deutsche Biographie Artikel Dissertation deutsch Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte Folge folio heilig Historisches Wörterbuch der Philosophie id est im Original Jahrgang Kapitel lateinisch Nachdruck Neue Deutsche Biographie Seite/Seiten Teil Spalte Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Schriftenverzeichnis Zeile Zeitschrift für Bayerische Landesgeschichte zitiert nach Zeitschrift für Historische Forschung Zeitschrift des Historischen Vereins für Schwaben Zeitschrift für Romanische Philologie

Abb. 1. Jacob Brucker [um 1765/66]. Schabkunst von Johann Jacob Haid nach Anton Graff. 39,3 χ 26,8 cm. SuStBA Graph 20/60.

Einführung Wilhelm

Schmidt-Biggemann

Jacob Brucker gehört zu den Gestalten der deutschen Aufklärung, deren Bedeutung erst spät entdeckt wurde. Aber seit die Philosophiegeschichte als eigene philosophische Disziplin ins Blickfeld der Aufklärungsforschung geriet, wurde Brukkers Rang als Historiker und Gelehrter schlagartig erhellt: Es erwies sich, daß seine 'Historia Critica Philosophiae' die philosophiegeschichtliche Kenntnis der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts schlechterdings geprägt hat. Diese Entdekkung entstammt nicht vornehmlich der deutschen Aufklärungsforschung. Lucien Braun hat in seiner 'Histoire de l'histoire de la philosophie' zuerst auf die epochale Bedeutung von Bruckers Philosophiegeschichte hingewiesen,1 Jacques Proust hat ausführlich dargestellt, wie weit Diderot in den philosophiegeschichtlichen Artikeln seiner 'Encyclopedie' auf Brucker fußt,2 vor allem hat Santinello in seiner monumentalen 'Storia delle storie generali della filosofia'3 Brucker im großen Rahmen gewürdigt; schließlich hat Charles Schmitt in den letzten Jahren seines Lebens immer wieder auf Bruckers Bedeutung hingewiesen. Es hat bis zu der vorliegenden Publikation gedauert, daß sich eine Institution in Bruckers Vaterstadt und Vaterland gefunden hat, die sich mit dem eigentlichen Begründer der kritischen Philosophiegeschichte in einer eigenen Publikation befaßt. Man kann nicht sagen, daß der Sammelband, der dabei entstanden ist, die Aspekte von Bruckers Werk vollständig abdeckt. Zur gründlichen Erforschung Bruckers fehlen noch viele Vorarbeiten; seine Jugend- und Studentenzeit ist aus den Biographien, auch aus der hier neu veröffentlichten mutmaßlichen Autobiographie nur umrißhaft faßbar; vor allem fehlt eine umfassende Untersuchung des 1

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Lucien Braun: Histoire de l'histoire de la philosophie. Paris 1973. Dt. Übersetzung von Thomas Wimmer. Mit einer neuen Einleitung des Autors. Bearbeitet und mit einem Nachwort versehen von Ulrich Johannes Schneider. Darmstadt 1990. Jacques Proust: Diderot et l'Encyclopedie. Paris 1962. Storia delle storie generali della filosofia. A Cura di Giovanni Santinello. Vol. 2: Dali' etä cartesiana a Brucker. Di Francesco Bottin, Mario Longo, Gregorio Piaia. Brescia 1979.

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Wilhelm

Schmidt-Biggemann

gelehrten Umfeldes in Halle, wo in der Schule von Budde, Walch und Heumann die Grundlagen der aufgeklärten Philosophiegeschichte in Deutschland gelehrt wurden. Es fehlt auch eine Würdigung von Jacob Brucker als Theologen. Neben seinen philosophie- und gelehrtengeschichtlichen Studien hat er sich vor allem mit theologischen und biblizistischen Themen befaßt. Sein philosophiegeschichtliches Werk ist in seinem Ansatz ohne den theologischen Hintergrund gar nicht zu erklären. Die große Philosophiegeschichte ist zwar insgesamt behandelt, aber ihre einzelnen Abteilungen, die jeweilige historische Quellenlage und die Quellenkenntnis Bruckers, die Akzente in der Kanonbildung, die Übernahme oder Ablehnung älterer Interpretationen der philosophischen Geschichte sind nur in Ansätzen erforscht. Über Bruckers Korrespondenz sind wir, von geringen Ausnahmen abgesehen, noch uninformiert. Das bewirkt, daß die Kenntnis seiner Biographie noch sporadisch ist, erschwert die tiefergehende Auseinandersetzung mit Bruckers Arbeitsweise und führt dazu, daß unsere Erforschung der Wirkungsgeschichte vornehmlich von anderen philosophiehistorischen Lektürefrüchten abhängig ist. Für die Kenntnis von Bruckers Wirkung sind wir ganz auf Giovanni Santinellos 'Storia delle storie generali della filosofia' angewiesen.4 Wie etwa Bruckers philosophiegeschichtliches Konzept in den großen Philosophiegeschichten des Deutschen Idealismus, bei Buhle, Tennemann und Tiedemann,5 schließlich in Hegels Philosophiegeschichte, in der er benutzt und ridikülisiert wird,6 verarbeitet, verändert, kritisiert wird, ob er mit Kuno Fischers populären Philosophiegeschichten in seiner Bedeutung vollends verdeckt worden ist, ist bislang allein aus Santinellos Handbuch zu erfahren. Die philosophiegeschichtlichen Konzepte im England der 2. Hälfte des 18. und im frühen 19. Jahrhundert sind im Bezug auf Brucker bislang sonst gar nicht erforscht worden. Gleichwohl: Dieser Band bietet die Chance eines Anfangs. Er enthält Studien zu Biographie Bruckers, zur Konzeption seiner Philosophiegeschichte und deren 4

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Zur Frühgeschichte der Wirkung Bruckers in der Philosophiegeschichtsschreibung s. Italo F. Maldo: La manualistica dopo Brucker. In: II secondo illuminismo e l'etä Kantiana. Padua 1988. Storia delle storie generali della filosofia. 3/II. S. 625-670. Zu Dietrich Tiedemanns (1748-1804) 'Geist der Spekulativen Philosophie' (1791-1797) und seiner Benutzung Bruckers vgl. Mario Longo: ebd., S. 813-878. Zu Johann Gottlieb Bühles (1763-1821) 'Lehrbuch der Geschichte der Philosophie' (1796-1804) und 'Geschichte der neueren Philosophie seit der Epoche der Wiederherstellung der Wissenschaften' (1800-1805) vgl. Giovanni Santinello: ebd. S. 959-1019. Zu Wilhelm Gottlieb Tennemanns (1761-1819) 'Geschichte der Philosophie' (1798-1819) vgl. Guiseppe Micheli: L'etä Hegeliana. ebd. 4/1. Padua 1995. S. 25-134. Vgl. GeorgWilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. Werke in 20 Bdn. Frankfurt a.M. 1986. Bd. 18. S. 134, Bd. 19. S. 433, Bd. 20. S. 512. Enzyklopädie Bd. 8. S. 22. Vgl. Giovanni Santinello: Georg Wilhelm Friedrich Hegel: Vorlesungen über die Geschichte der Philosophie. In: L'etä Hegeliana. Storia delle storie generali della filosofia. 4/1. S. 492.

Einführung

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Wirkung sowie die erste Bibliographie Bruckers, die Vollständigkeit beansprucht. Ursula Behler stellt Bruckers mutmaßliche Autobiographie aus dem Anhang zu Zedlers 'Universallexikon' vor und kommentiert sie bio-bibliographisch. Damit ist für die Erforschung von Bruckers Leben eine Quelle neu erschlossen; hier bieten sich zahlreiche Anknüpfungsmöglichkeiten für weitere Forschungen. Theo Stammen berichtet von Goethes Brucker-Kenntnis und zeigt, daß es mit der naserümpfenden Verachtung, die der "zopfigen Gelehrsamkeit" der frühen Hallenser Aufklärung in Klassik und Romantik entgegenschlug, offensichtlich so weit nicht her war. Helmut Zäh stellt Bruckers Bedeutung als Literärgeschichtler vor: Ohne Brucker wäre die deutsche Gelehrtengeschichte des 18. Jahrhunderts um den, in Augsburger Tradition üppig illustrieten, 'Bilder-Saal' (1741-1766) ärmer, und der regionalen Wissenschaftsgeschichte fehlten die detaillierten Studien zu Elias Ehinger, Georg Rem, David Höschel und Hieronymus Wolf. Wie eine solche - im übrigen typisch protestantisch-aufgeklärte gelehrte - Pfarrersexistenz im konfessionell gespaltenen Augsburg möglich war, berichtet Etienne Francis. Den Kern von Bruckers nationaler und internationaler Reputation bildet die 'Historia Critica Philosophiae' (1742-44). Der Begriff der Kritik in der kritischen Historie beruht auf dem Konzept der eklektischen Erforschung der Geschichte, wie es in der Hallenser Schule von Christian Thomasius entwickelt worden ist. Dieses Forschungskonzept liegt den Aufsätzen von Ulrich Johannes Schneider, Mario Longo und meinem Beitrag zugrunde. Sie alle versuchen, Bruckers spezifischen Zugriff auf die Philosophiegeschichte zu beschreiben. Dabei wird deutlich, wieviel Brucker der Hallenser Philosophiegeschichte verdankt, zumal Johann Georg Heumann, dem späteren Göttinger Theologen, einem seiner Hallenser Lehrer. Die Beiträge von Kurt Flasch und Constance Blackwell nehmen sich zweier zentraler Fragen innerhalb der 'Historia Critica Philosophiae' an. Kurt Flasch stellt die Bedeutung Bruckers als des ersten umfassenden mediävistischen Philosophiegeschichtlers heraus, der die allgemeine Philosophiegeschichte, wie sie sich seit der Renaissance entwickelt hatte, mit der Geschichte der mittelalterlichen Philosophie spannungsvoll verband. Damit beginnt die Emanzipation der mittelalterlichen Philosophiegeschichte gegenüber der neuzeitlichen. Constance Blackwells Aufsatz zeigt implizit die Möglichkeiten und die Grenzen des Bruckerschen philosophiegeschichtlichen Konzepts: Einmal macht die Studie klar, wie stark das naturphilosophische Konzept Bruckers, wie es sich in der 'Historia Critica Philosophiae' zeigt, noch immer dem Gassendischen Muster einer empiristischen Naturphilosophie entspricht. Auf der anderen Seite zeigt sie, wie schwer sich eine Philosophiegeschichtsschreibung, die an Literärgeschichte orientiert ist, mit der Geschichte der Naturphilosophie tut, deren Wissenschaft Erforschung und Entdeckung von Sachverhalten ist, die sich nicht als Meinungen von Wissenschaftlern über philosophische Probleme darstellen lassen. Die Beiträge von Giorgio Piaia und Rainer Jehl befassen sich schließlich mit Bruckers Wirkungsgeschichte. Piaia stellt dar, wie Bruckers philosophiege-

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Wilhelm

Schmidt-Biggemann

schichtliches Konzept zuerst von Muratori und seinem Kreis rezipiert wurde, und wie es dann im 19. Jahrhundert als polemische Folie in der apologetischen katholischen Philosophie weiterwirkte. Rainer Jehl vertieft die Kenntnis darüber, wie präsent Brucker in der 'Encyclopedic' Diderots ist. Helmut Zäh hat mit Akribie die Bibliographie Bruckers zusammengestellt, die die bibliographischen Angaben aus Bruckers Autobiographie in manchem ergänzt. Von ihm stammt auch die Zusammenstellung der Portraits, die diesen Band schmücken. Die Anregung zu Tagung und Sammelband ging von der Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel, vor allem von Friedrich Niewöhner und von Jochen Brüning, der damals noch in Augsburg am Institut für Europäische Kulturgeschichte wirkte, aus. Ihnen, meinem Kollegen Theo Stammen, sowie den Redakteurinnen dieses Bandes, Andrea Hilbk und Ute Ecker-Offenhäußer möchte ich zum Schluß herzlich danken.

I. Biographie

Eine unbeachtete Biographie Jacob Bruckers Ursula Behler

Die hier wiedergegebene Biographie Jacob Bruckers samt Schriftenverzeichnis aus dem Jahre 1752 ist der Abdruck eines Artikels im letzten Supplementband (1754) von Zedlers 'Grossem vollständigen Universal-Lexicon'.1 Man darf ihr den Wert einer Selbstbiographie zuschreiben, die uns neue Informationen gibt, denn der Artikel wurde nicht beachtet, auch nicht von Pfarrer Karl Alt, der 1926 die ausführlichste Arbeit über Bruckers Leben und Schriften vorlegte.2 Biographie und Schriftenverzeichnis werde ich in Anmerkungen etwas erläutern und über das Jahr 1752 hinaus bis zu Bruckers Tod 1770 ergänzen, zunächst aber einige Bemerkungen voranstellen über 'Brucker' im 'Zedier'. Es ist damit ein Doppeltes gemeint: zum einen Bruckers Biographie im genannten Supplementband, zum anderen 'Bruckers philosophische Historie' in vielen Artikeln des 'Grossen vollständigen Universal-Lexicons' oder, anders ausgedrückt - mit vorgegebenen Metaphern - : 'Der Brucker' als das deutsche philosophiehistoriographische 'Monument' im 'Zedier' als dem deutschen lexikalischen 'barocken Monumentalbau' im 18. Jahrhundert. Denn war Bruckers lateinische 'Historia critica Philosophiae' (1742-44),3 verfaßt für die internationale Gelehrtenwelt, eine Hauptquelle der französischen Enzyklopädisten,4 so wurden Bruk-

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Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste, welche bißhero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden, Darinnen [...] enthalten ist. Halle und Leipzig, Verlegts Johann Heinrich Zedier. 64 Bde. in fol. 1732-50 und 4 Suppl.-Bde. 1751-54. - Neue Aufl. in-4°. Graz 1961-64. - (Zitate aus dem Werk erfolgen unter dem Zunamen des Herausgebers, der zur bibliographischen Sigle wurde.) - Der Artikel steht im 4. Suppl.-Bd. Sp. 747-758. Karl Alt: Jakob Brucker ein Schulmeister des 18. Jahrhunderts. Phil. Diss. Erlangen. Kaufbeuren 1926. Alt fußt u.a. auf kurzen Lebensbeschreibungen Bruckers von Gotten (1737), Götze (1746), von Stetten (1788), Veith (1792). Im Schriftenverzeichnis (im folgenden abgekürzt SV) Nr. 66. Encyclopedie, ou dictionnaire raisonne des sciences, des arts et des metiers, par une societe de gens de lettres. 17 volumes. Paris: Libraires associes. 1751-65 (Textbände).

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Ursula Behler

kers deutsche 'Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie [...], mit ausführlichen Anmerckungen erläutert' (1731-36) und durch 'Neue Zusätze' (1737)5 vermehrt, verfaßt als Unterrichtswerk für junge Leute und zugleich zur Verbesserung der neuen Disziplin, schließlich die Hauptquelle für die betreffenden Sachbearbeiter des 'Grossen vollständigen Universal-Lexicons'.6 Sie konnten es nicht von Anfang an sein, denn die ersten Bände des 'Zedier' kamen gleichzeitig mit dem 'Brucker' auf den Büchermarkt, i.e. 'Bruckers Kurtze Fragen [...]' samt 'Bruckers Neue Zusätze [...]' und 'Bruckers Auszug aus den Kurtzen Fragen [...] zum Gebrauch der Anfänger' (1736), die erste der als 'Kleiner Brucker' in Deutschland im 18. Jahrhundert bekannten einbändigen Fassungen der Bruckerschen Philosophiegeschichte.7 Das dem Publico zum Nutzen als auch ad splendorem des ganzen Rom. Reichs unternommene 'Universal-Lexicon' (Bd. I. Privilegium Kaiser Karls VI. vom 6.

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S. SV Nr. 28, 39 und die Beschreibung des Werks in den Anmerkungen dazu. Lucien Braun (Histoire de l'histoire de la philosophie. Paris 1973; dt. Darmstadt 1990. S. 152) nennt Bruckers 'Historia critica Philosophiae' "das Monument", das "auf dem Gebiet der Philosophiegeschichte nicht seinesgleichen hat", auf das sich "alle aufgeklärten Geister des damaligen Europa beziehen." Gert A. Zischka (Index Lexicorum. Bibliographie der Lexikalischen Nachschlagewerke. Wien 1959. S. XXXIX, f.) spricht angesichts des 'Großen vollständigen Universal-Lexicons' vom "barocken Monumentalbau" und vom allbekannten "Zedier". Andere folgten ihm; vgl. "Monumentalwerk", "Zedier", "Großer Zedier", "der alte 'Zedier'", "unser braver 'Zedier'" in: 'Vorwort des Verlages zur Neuauflage' (Februar 1961) durch die Akademische Druck- und Verlagsanstalt in Graz. Ausgerechnet dieses zweieinhalb Seiten lange Verlagsvorwort gibt folgende Fehlinformationen: "Der Stichwortreichtum und die Ausführlichkeit, mit der die Arbeit ausgeführt wurde, ließen es jedoch im Laufe der Jahre zu einem wahren Monumentalwerk werden, das - nach mannigfachen [!] Verzögerungen infolge von Finanzschwierigkeiten - auf 64 Bände anwuchs. Diese wurden nach Zedlers Tode [!] im Jahre 1763 noch durch die von G.[ünther] C.farl] [!] Ludovici herausgegebenen Ergänzungs- und Nachtragsbände vervollständigt [!]." Mit diesem 'Auszug' (= SV Nr. 29) wollte Brucker nachholen, was ihm bei dem größern Werk mißlungen war, nämlich der studierenden Jugend durch den Entwurf der philosophischen Historie in ihrem völligen Begriff eine kurze Anleitung zur Wissenschaft der Philosophischen Historie geben. Der 'Auszug' ist eine summarische Zusammenfassung und enthält bloß das Nötigste, Wichtigste und zugleich Leichteste, was ein Anfänger der philosophischen Studien zu wissen unumgänglich nötig hat (Vorrede). Brucker nennt ihn einen vorgekauten Bissen-, junge ingenia (d.i. raisonierende Leser) könnten ihn zumindest als guten Vorgeschmack oder hinlängliche Einleitung benutzen, um in dem weitläufigen größern Werk mit den vielen kritischen Anmerkungen leichter zurechtzukommen (Vorrede). Die 'zweite Ausgabe' unter dem Titel 'Erste Anfangsgründe der Philosophischen Geschichte, als ein Auszug seiner grössern Werke herausgegeben von Jacob Brucker' (1751) ist eine Umarbeitung und wurde der 'Historia critica Philosophiae', die ja eine Umarbeitung der 'Kurtzen Fragen' samt 'Neuen Zusätze' ist, angepaßt, ist also der deutsche Auszug aus der 'Historia critica Philosophiae', verfaßt als Schulbüchelgen für Anfänger der Philosophiegeschichte auf niedern Schulen, während die 'Institutiones historiae philosophicae' (s. SV Nr. 70, 73g) der lat. Auszug sind für die akademische Jugend auf hohen Schulen ('Erste Anfangsgründe', Vorrede).

Eine unbeachtete

Biographie

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April 1731) wollte, wie seinerzeit Louis Moreri (1643-80),8 welchem alle Teutsche und andere Völcker das Ihrige abgeborget, das Wissen der Speziallexika in ein Alphabet zusammenfassen, um den Gelehrten und halb Gelehrten zu Hülffe zu kommen, auch andern die Kosten, viele Bücher anzuschaffen, zu ersparen (Bd. I. Vorrede. § 21). Der Leipziger Buchhändler und Verleger Johann Heinrich Zedier (1706-63), schon mit 22 Jahren Kommerzienrat, bekannt durch einfallsreichen Unternehmergeist bei großen vielbändigen Verlagswerken, hatte zur Ausführung dieses neuartigen großen und weitläufftigen Baues, daran noch kein anderer weder in Teutschland, noch ausserhalb in andern Reichen und Staaten sich wagen dürfen (Bd. I. Vorrede. § 1), auch einen neuartigen Weg beschritten, der vor Ihme ungebahnet gewesen; er hatte nach Anzahl der IX Musen, neunerley gelehrte Leute, auf seine Kosten ausgesuchet und gedinget, an diesem Gebäude Hand anzulegen. Und zwar ein iedweder davon in denen Artickeln, welche in diejenige Wissenschaft gehören, worinnen er sich vor einen Meister ausgegeben (§ 14).9 Jeder dieser neun Sachbearbeiter sollte in seinem Metier sein Heil versuchen und jedem war es überlassen, was vor Bücher und Schriften er zu solchem Behufe gebrauchen wolle (§§ 21, 23). Der Verfasser der allgemeinen Vorrede vom 30. Sept. 1731 im ersten Band, der Historiker Johann Peter von Ludewig (1668-1743), Kanzler der Universität Halle, kündigte an, daß am Ende des lexikalischen Unternehmens die Namen der neun Musen bekannt gemacht würden und diese dann auch angäben, auf welchen Felsen sie ihre Arbeit gründen (§ 23). Das ist nie geschehen; Zedier hatte mit Schwierigkeiten zu kämpfen, der ursprüngliche Zeitund auch Werkplan änderte sich und Zedier überließ schließlich die ganze Einrichtung des Lexicons einem Director nebst seinen sich erlesenen Mitgehülffen (Bd. XVII. Zedlers 'Nöthiger Vorbericht' vom 1. Sept. 1738). Anfangs hatte Zedier an ein bis zu 12 Bänden starkes Werk gedacht,10 auf jeder Oster- und jeder Michaelismesse sollten ein oder zwei Folianten zum Vorschein kommen (Bd. I. Vorrede. § 25). Blickt man auf das in über fünfundzwanzigjähriger Arbeit auf 68 Teile angewachsene Gebäude, so lassen sich drei Bauabschnitte ausmachen: Bände I (1732) bis XVIII (1738) = Buchstaben A-Lz;M Bände XIX (1739) bis LXIV (1750) = Buchstaben M-Zz;12

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Louis Moreri: Grand dictionnaire historique ou le Melange curieux de l'histoire sacree et profane. Lyon 1674 u.ö. vermehrt; 20. und letzte Aufl. Paris 1759. 10 Bde. und 3 Suppl.-Bde. Z.B. wurden beim sogen. 'Leipziger' oder 'Buddeischen Lexicon' (s. Anm. 14) wegen Überforderung des Herausgebers schließlich zehnerley Leute angespannet, deren jedem er [Buddeus] einen oder mehrere Buchstaben in dem alphabetischen Lexicon zugetheilet, [wo] alles kreutz und quehre gegangen, weil die letztern nicht wüsten, was die erstem gethan oder gelassen. (Zedier (Anm. 1) Bd. I. Vorrede. §§ 15, 19). G.A. Zischka (Anm. 6) S. XXXIX. Es haben die Bände Ι-ΙΠ die Jahreszahl 1732; Bde. IV-VI: 1733; Bde. VII-VIII: 1734; Bde. IX-XIV: 1735; Bde. XV-XVI: 1737; Bde. XVII-XVIII: 1738. Ab Bd. XIX (1739) erschienen jedes Jahr zur Ostermesse zwei und zur Herbstmesse zwei Bände; zur Ostermesse 1750 kamen die beiden letzten Bände LXIII und LXIV heraus.

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Ursula Behler

Supplementbände I ( 1 7 5 1 ) bis IV ( 1 7 5 4 ) = Buchstaben A-Bz. 1 3 D a s erste Hindernis, das Zedier zu überwinden hatte, waren V o r w ü r f e des Plagiats, mit denen später auch die französischen Enzyklopädisten zu k ä m p f e n hatten. Im Jahre 1731 war e s auf Antrag der gegnerischen Buchhändler in Leipzig 1 4 zur Beschlagnahmung des ersten Bandes 1 5 des 'Grossen Universal-Lexicons' durch die B ü c h e r k o m m i s s i o n g e k o m m e n , w e i l man darin ein Konkurrenzunternehmen sah und behauptete, es sei das meiste aus den vorliegenden Lexika abgeschrieben. D i e anderen Verleger befürchteten, daß niemand mehr ihre Verlagsproduktionen kaufe, w e n n eine so umfangreiche Enzyklopädie zustandekäme, w e i l sie alle anderen Werke ersetze. 1 6 Zedier sah sich g e z w u n g e n , auch außerhalb v o n L e i p z i g drucken zu lassen und w i c h nach Halle aus. Jeden der 6 4 B ä n d e w i d m e t e er, in einer selbstverfaßten ausführlichen Dedikation, einer Persönlichkeit des höchsten europäischen A d e l s (meistens mit deren Porträt), in der Überzeugung, der Glanz dieser N a m e n werde d e m 'Grossen Universal-Lexicon 1 zu einer in die Augen leuchtenden Zierde gereichen, und Dero allergnädigste Aufnahme desselben die daran arbeitenden Musen zu immer mehrerm Fleisse und Unverdrossenheit mächtigst aufmuntern}1 D i e Stellungnahme v o n J. Peter v o n L u d e w i g in der Vorrede in B a n d I in b e z u g auf den eventuellen Vorwurf des Plagiats und des 'Ausraubens' v o n vorhandenen

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Sie erschienen unter dem Titel 'Nöthige Supplemente zu dem Grossen vollständigen Universal Lexicon aller Wissenschaften und Künste [...]. - 1. Suppl.-Bd. (A-Anz) und 2. Suppl.-Bd. (Ao-Barb) erschienen 1751; 3. Suppl.-Bd. (Barc-Bod) erschien 1752; 4. Suppl.-Bd. (Bl-Bz) kam erst 1754 heraus. Die bis höchstens auf acht Bände geplanten Supplemente brechen hier ohne jede Erklärung ab. G.A. Zischka (Anm. 6) S. XXXIX. Vornehmlich wehrten sich Thomas Fritsch und Johann Gleditsch. - Fritsch war u.a. der Verleger des 'Allgemeinen historischen Lexicons' (1709 u.ö. vermehrt); es war, bei aller unzureichenden Koordinierung seines Herausgebers Johann Franz Buddeus und seiner Gehilfen, das vollständigste Lexikon seiner Art, indem es sich in der Anlage an Moreris Lexikon anlehnte und zugleich alle in dem dictionaire des Herrn Bayle befindlichen articul [= Pierre Bayle: Dictionnaire historique et critique. Rotterdam 1697 u.ö. vermehrt] in deutscher Übersetzung [und zugleich von Bayles Skeptizismus sozusagen 'entgiftet'] einverleibt hatte (Allgemeines historisches Lexikon. 2. Aufl. Leipzig 1722. Vorwort). Gleditsch war u.a. der Verleger von Johann Georg Walchs 'Philosophischem Lexicon', von Benjamin Hederichs 'Realem Schul-Lexicon' und 'Lexicon mythologicum' und der zahlreichen Lexica, Atlanten, Genealog. Tabellen und Compendien des europäischen Erfolgsautors Johann Hübner (1668-1731), Theologe, Geograph und Historiker, Erfinder der 'Hübnerischen Methode' der 'Kurtzen Fragen aus [...]' in Schulbüchern. Von den Enzyklopädisten wird Hübner als notre guide pour la Geographie bezeichnet und les articles d'Antiquites ont ete tires principalement de Lexique Allemand d'Hederick. (Encyclopedie (Anm. 4) Vol. III. Avertissement. p. XI, XV). Das kaiserliche Privileg, das für 12 Jahre vor dem Nachdruck etc. schützte, stammt bereits vom 6. April 1731; das königl. preußische, für 5 Jahre gewährt, vom 10. April 1731. G.A. Zischka (Anm. 6) S. XXXIX. So z.B. in der Dedikation vom 1. Okt. 1738 an Don Carlos, König beider Sizilien, Infant von Spanien etc., in Bd. XVII. 1738.

Eine unbeachtete

Biographie

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Fachlexika oder anderen Werken drückt die grundsätzliche Haltung der Aufklärer aus, die sich einig waren in dem Ziel, das menschliche Wissen dem Leben nutzbar zu machen.18 In Gott oder der Vernunft und Natur die Menschen gelehrter und weiser zu machen, meint von Ludewig, sollte keiner durch Zollbeschränkungen, Privilegien, Plagiatsvorwürfe etc. hindern. Wann einmal eine Wahrheit im öffentlichen Druck ist; so kann sich derselben ein ieder bedienen. [...] Der erste Erfinder muß sich mit der Ehre der Erfindung vergnügen, und sich eine Freude daraus machen; daß andere ein Muster von ihme nehme. [...] Der Wucher, den man in Büchern zu suchen und zu hoffen, solle darinnen bestehen: daß die Sachen und Wahrheiten vielen anderen Menschen bekannt werden. Es dürfften sich wohl Neidhämmel oder gewinnsüchtige Leute finden, die da wünschten; daß man die Weisheit in Säcken verkauften könnte,19 wie iener nach einem Handel mit den Sonnenstrahlen sich gesehnet. Allein Gott und Natur sind allen gleich gültig, und ein vom Geitz nicht geblendeter Mensch wird sich freuen; wann er eine Mittels=Person seyn kann, dadurch die Leute klüger und gelehrter zu machen. Mit dieser Erklärung glaubte man alle Plagiats-Vorwürfe abzuwehren. Im Jahre 1735 mußte Zedier Konkurs anmelden und die beiden letzten Bände XIII und XIV verpfänden; da er sie nicht rechtzeitig einlösen konnte, wurden sie als Makulatur verkauft.20 Erst 1737 ging es weiter: zur Ostermesse 1737 erschienen die Bände XV und XVI, dann 1738 zur Michaelismesse die Bände XVII und XVIII (= Buchstaben Leis-Lm und Lo-Lz). In Band XVII gibt Zedier am 1. September 1738 in einem 'Nöthigen Vorbericht zu dem XIXten und den folgenden Theilen dieses Grossen Universal-Lexicons' Auskunft über die grosse Veränderung, der auch das Lexicon durch die seiner Handlung zugestossenen Fatalitäten unterworfen gewesen sei.21 Aber dank der göttlichen Vorsehung sei alles zu verschiedenen Vortheilen des Lexicons ausgeschlagen. Zu den wichtigsten Vortheilen gehört: Daß der vornehme Kauff- und Handels=Herr Johann Heinrich Wolff (geb. 1690) alle Kosten vorstreckt, für die empfangenen Pränumerationsgelder haftet und für das vollständige Erscheinen des Lexikons Sorge trägt,22 und daß 18 19

G.A. Zischka (Anm. 6) S. XXXVI. Man erinnert sich der Frage des Protagonisten in Lessings 'Nathan der Weise' (1779): Wie Geld in Sack, so striche man in Kopf/ Auch Wahrheit ein? Wer ist denn hier der Jude? (III, 6).

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G.A. Zischka (Anm. 6) S. XXXIX. - Im Herbst 1739 wird gemeldet, daß man die bisher gefehlten Theile von neuem auflegen lassen. (Zedier (Anm. 1) Bd. XXI. 1739. Vorrede). Die Auslieferung der noch übrigen Bände sei gehemmt worden und der gewinnsüchtige Buchdrucker Johann Ernst Schultz in Hof habe Bd. XVII unerlaubterweise auf seine Kosten drucken lassen und wolle die Fortsetzung des Lexicons an sich reißen. Das nun für weitere fünf Jahre gewährte königl. preuß. Privileg vom 4. August 1738 tut kund, daß Zedier das bis auf den löten Theil inclusive bisher verlegte Universal-Lexicon in Folio nach gehobener Hinderung nunmehro durch Beyhülffe des in Leipzig wohnenden

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Ursula Behler

Carl Günther Ludovici, Leipziger Philosophieprofessor und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Berlin, für die Direktion des 'Universal-Lexicons' gewonnen werden konnte; ihm sind nun der XIX und die folgenden Bände zu seiner völligen Direction überlassen worden. Ludovici (1701-78), bekannt als Historiograph der Wolffischen Philosophie,23 hatte mit den bisherigen Teilen nichts zu thun gehabt (1. Suppl.-Bd. Ludovicis Vorrede). Zu den ab Buchstaben Μ bevorstehenden Verbesserungen oder vielmehr der neuen Einrichtung des Directors zählt folgendes: 1. Gedruckt wird nur noch in den berühmtesten Druckereien in Leipzig;24 das vereinheitlicht das Druckbild und vermindert die für ein Lexikon fatalen Druckfehler. 2. Die Reinlichkeit der deutschen Sprache wird in allen Artikeln genau beobachtet werden.25 3. Verweis-Artikel werden weniger mager und trocken sein. 4. Bei historischen Artikeln sind bisher zwar meistentheils die Schrijftsteller angezogen worden, woraus die gemeldeten Nachrichten sind genommen worden; aber zum öfftern nur bloß die Nahmen, ohne die Bücher selbst nahmhafft zu machen.26 In Zukunft sollen die Schriftsteller und zugleich deren Schriften kürtzlich, jedoch verständlich bemercket werden, und kein historischer Artickel, da nöthig, ohne beygesetzte Autorität abgefasset werden. 5. Man wird sich möglichster Kürze befleißigen; in ein Lexikon gehört nur eine hinlängliche Beschreibung und das merckwürdigste einer Sache nebst Anzeigung der Schrifften, die davon ausfuhrlich handeln; es wird kein Artikel von 20 Bogen (wie 'Leipzig' in Bd. XVII) mehr aufgenommen.27 6. Noch weniger wird man geschehen lassen, daß die theologischen Artickel die vorige Predigten-Gestalten behalten. Ein Lexicon ist keine Postille, darinne man straffet, ermahnet, tröstet u.s.f. Es soll Er-

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Kauff-Manns Johann Heinrich Wolff, weiter fortzusetzen gesonnen sey. Das Privileg schützt nun Zedier und Wolff. Carl Günther Ludovici: Ausführlicher Entwurff einer vollständigen Historie der Wolffischen Philosophie. Leipzig 1735, verm. 1737; ders.: Sammlung und Auszüge der sämmtlichen Streitschriften wegen der Wolffischen Philosophie. Leipzig 1737. Ab Bd. XXI (1739) gibt es zwei kleine Änderungen auf der Titelseite: statt 'Universal Lexicon' heißt es nun 'Universal-Lexicon', und statt 'Halle und Leipzig' wird 'Leibzig und Halle' angegeben. Dieser indirekte Vorwurf gegenüber den bisherigen 'Musen' weckt m.E. Zweifel an der nicht belegten Angabe G.A. Zischkas (Anm. 6) S. XL, vor Ludovici hätte die Arbeit unter der Leitung von Gottsched und dem Juristen Johann Heinrich Rother gestanden, wofür ich keinerlei Hinweise finden konnte. Z.B. nennt der Art. 'S. Ambrosius' in Bd. I. 1732. Sp. 1702f. am Ende: Basilius. Hieron. in catalogo. Prosper. Theodor. Sixtus Senens. Sigebert. Trithemius. Bellarminus. Cave, du Pin. Possevinus etc. Zu Recht meint Zedier: Wer in der Historie der Gelahrheit nicht besonders erfahren ist, dem werden die blossen Nahmen wie Böhmische Dörffer vorkommen. Man sehe indes den Art. 'Wolfische Philosophie' in Bd. LVm. 1748. Sp. 884-1232, wo nicht nur der Philosophie des vornehmsten Weltweisen unserer Zeit gedacht wird, sondern auch der fürnehmsten Wolflaner, abtrünnigen Wolflaner, heimlichen Wolfianer, verkehrten Wolfianer, Überläufer zu der Wolfischen Philosophie, Verehrer, Freunde und Gegner der Wolfischen Lehren der Weltweisheit.

Eine unbeachtete

Biographie

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klärungen der Wörter und Sache in sich fassen. 7. Direktor Ludovici wird noch mehrere Verbesserungen veranstalten; er wird nichts außer acht lassen, was ein so kostbares Werck vollständig und nützlich machen könne. Dazu gehört, daß nun die Leben auch aller annoch lebenden Potentaten, Standes=Personen, Gelehrten, Künstler und andrer denckwürdigen Personen hinlänglich beschrieben werden. Um keine ruhmwürdige Person auszulassen, müssen die lebenden Personen zu ihren Lebensbeschreibungen hülffliche Hand leisten; so ersuchet der Herr Prof. Ludovici durch mich hiermit alle und iede, deren Leben noch in folgenden Bänden vorkommen können, ihm und dem Publico, ja auch sich selbsten diesen Liebes=Dienst zu erweisen, daß sie ihre Lebens= Beschreibungen an ihn oder an mich einsenden mögen. Deren Namen mit Μ anfängt, mögen die Einsendung ihres Aufsatzes aufs möglichste beschleunigen. 8. Es wird der Herr Director nebst seinen sich erlesenen Mitgehülffen alles aus den besten Büchern heraussuchen, d.h. weniger Gebrauch von vorhandenen Lexika machen.28 9. Unterlaufene Fehler sollen in Supplementen am Ende des ganzen Unternehmens angezeigt und verbessert werden. 10. Im letzten Lexiconband sollen alle, die etwas beigetragen haben, namentlich angeführt und ihre Verdienste um dieses ansehnliche und ewig dauernde Werck pflichtschuldigst gerühmt werden.; es soll darin auch ein Verzeichnis der Pränumeranten erscheinen, damit auch die Nachwelt noch sehe, was für mächtige und grosse Herren und Männer sich unter den Liebhabern und Beförderern dieses unschätzbahren Werckes befunden haben, wodurch es nicht eine geringe Zierde erhalten wird.29 Die Versprechungen, die Namen der Mitarbeiter, der Zusender von Korrekturen und der Pränumeranten bekannt zu machen, wurden nicht erfüllt.30 Über weitere Verbesserungen und Pläne Ludovicis berichten dessen vier Vorreden im 'Universal-Lexicon': Bd. XIX (16.4.1739); Bd. XXI (23.9.1739); Bd. XXIII (20.4.1740); 1. Suppl.-Bd. (1.5.1751). Offensichtlich suchte er durch genealogische Artikel das Lexikon noch attraktiver zu machen; kein Cavalier könne sich selbst bey seinem Geschlechte und seiner Posterität mehr verdient und unsterblich 28

29

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Es stehen Ludovici dazu in Leipzig die öffentlichen und auch, wegen seiner vielfältigen persönlichen Beziehungen, die privaten Bibliotheken offen. Darüber hinaus werden Wolff und Zedier bloß lediglich zum Besten dieses Lexicons eine kostbare Bibliothek anschaffen; Bücher aus dem Ausland wurden bereits bestellt, Wolff trägt die Kosten. Zedier warnt zudem vor dem Kauf der vom Buchdrucker Schultz in Hof herausgegebenen Teile; wegen der Kosten werde dieser scheitern; es könnte dessen Pränumeranten später bei fehlenden Teilen nicht mit Zedlerschen Exemplaren ausgeholfen werden. F. Schnorr von Carolsfeld (Art. 'Jo. H. Zedier' in: ADB. Bd. 44. Leipzig 1898. S. 741f.) schreibt: sein von J.A. von Frankenstein, P.D. Longolius u.a. verfaßtes 'Großes vollständiges Universal-Lexicon' [...]. - Daß Paul Daniel Longolius (1704-97), 1728 Magister der Universität Leipzig, seit 1735 Rektor in Hof, Verfasser vieler Schulprogramme, noch von Leipzig her eifriger Mitarbeiter an Zedlers 'Universal-Lexicon' gewesen sei, wird auch in ADB. Bd. 19. Leipzig 1884. S. 156f. vermerkt.

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machen, als wenn er auf solche Art die Abstammungen derer Ahnen und die Abrisse derer Wappen dem vergeßlichen Alterthume entreisset und dem ewigen Gedächtnisse einverleibet, denn das 'Universal-Lexicon' ist ein ewiges Monument. Auch Städte oder angesehene Sozietäten könnten ihr Andenken durch Einsendung ausführlicher und richtiger Nachrichten über Ursprung, Erbauung, Stiftung, Beschaffenheit, Einrichtung etc. mehr und mehr illustre machen (Bd. XXIII. 1740. Vorrede). Beachtung verdient auch Ludovicis Plan, dem Lexikon nachträglich ein enzyklopädisches Gewand zu schneidern durch ein oder zwei zusätzliche Bände nach Abschluß des ganzen Unternehmens (Bd. XXI. 1739. Vorrede). Er erinnert an des großen Leibniz nicht durchgeführtes Vorhaben einer Verbesserung von Johann Heinrich Alsteds 'Encyclopaedia' (1630). Dem 'Grossen Universal-Lexicon' könne keine grössere Pracht gegeben werden, als wenn man den Beschluß desselben mit einer vollständigen und accuraten Encyclopädie machet, daß man demnach nicht nur die rechtmäßige Verknüpfung aller Künste und Wissenschafften, gleichsam als in einem Stammbaume vorstelle, sondern auch aller derselben hinreichende Systemata mittheilet. Solches gehet bei einem Lexicon am allerfüglichsten an, weil aller Künste und Wissenschafften Wörter und Sachen in selbigem nach alphabetischer Ordnung weitläuftig erkläret und vorgetragen werden: solchemnach man sich nur auf die ausgearbeiteten Artikel beruffen darff, wo sodann ein jeder [...] sich sofort ohne grosse Mühe Rathes erhohlen kan. Dieses 1739 von Ludovici bekanntgegebene Enzyklopädie-Projekt wurde nicht ausgeführt. Im November desselben Jahres 1750, in dem zur Ostermesse die beiden letzten Bände LXIII und LXIV des 'Universal-Lexicons' erschienen waren, kündigte in Paris Diderots 'Prospectus' die 'Encyclopedic' an, ein damals auf 8 Text- und 2 Tafelbände geplantes Unternehmen, das 1751 zu erscheinen begann.31 Die Frage drängt sich auf, ob man in Leipzig angesichts solcher Verwirklichung des alten Enzyklopädie-Planes resignierte.12

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Encyclopedie, ou dictionnaire raisonne des sciences, des arts et des metiers, recueilli des meilleurs auteurs et particulierement des dictionnaires anglois de Chambers, d'Harris, de Dyche, etc. par une societe de gens de lettres. Mis en ordre et publie par Μ. Diderot, et quant ä la partie mathematique, par Μ. D'Alembert, de l'Academie Roy ale des Sciences de Paris et de l'Academie Royale de Berlin. Dix volumes in-folio, dont deux de planches en taille-douce, proposes par souscription. Paris 1751. Daß die Enzyklopädisten in ihrem Unternehmen die Verwirklichung des Leibnizschen Enzyklopädieplanes sahen, gibt Diderot im 9. Bd. der 'Encyclopedie' (1765) im Art. 'Leibnitzianisme' zu erkennen: Leibniz s'etoit propose de perfectionner l'ouvrage d'Alstedius; il avoit appelle ά son secours quelques savans: l'ouvrage alloit commencer, lorsque le chef de l'entreprise, distrait par les circonstances, fut entraine ä d'autres occupations, malheureusement pour nous qui lui avons succede, et pour qui le meme travail n'a ete qu'une source de persecutions, d'insultes et de chagrins (p. 370b, 371a).

Eine unbeachtete

Biographie

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Ludovici konnte, nachdem sich Zedier schon eine geraume Zeit vor 1749 aus dem Geschäftsleben zurückgezogen hatte, weiter im Verein mit Johann Heinrich Wolff, der sowohl die Besorgung der Ausarbeitung, als auch die Bestreitung der Kosten über sich genommen hattet sein Hauptziel verfolgen: Die möglichste Vollständigkeit eines so angesehenen Werckes ist das Ziel aller meiner und meiner Mitarbeiter Bemühungen (Bd. XXIII. 1740. Vorrede). In seiner Vorrede zum 1. Supplementband (1. Mai 1751) liest man, daß er mit diesem Band gleichsam eine neue Scene, auf dem Schauplatze der Künste und Wissenschaften eröffne. Es würden in höchstens acht Supplementbänden Sachen und Personen aufgestellt, welche in den vier und sechzig Theilen [...] entweder noch gar nicht oder doch nicht in der gehörigen Einkleidung zum Vorschein gekommen sind. Die letzten Teile unter seiner Direktion könnten sich einer ziemlichen Vollständigkeit rühmen, sie brauchten nur wenige Zusätze betreffs später edierter Schriften und vorgefallener Veränderungen in genealogischen und geographischen Artikeln. Aber in den ersten 18 Teilen, mit denen ich nichts zu thun gehabt, sei ihm gleichsam nur vorgeforschet worden; es stecke die meiste Frucht noch in denen Aehren, ich will sagen, in denenjenigen fürtrefflichen Schriften und großen Werken [...] deren ich mich bey meiner Arbeit bedienet habe. Diese Bände seien nicht vollständig. Ehe ihm die Verfertigung des Universal-Lexicons anvertraut worden, seien die Lebensbeschreibungen der noch lebenden Potentaten, Staats- und Gelehrten Männer gänzlich übergangen worden; man habe auch ein anderes höchst nöthiges Stück der gelehrten Historie versäumt, nämlich die Aufdeckung der wahren Verfasser von anonym oder unter Pseudonym veröffentlichten Artikeln in Journalen und Schriften sowie die Angabe von deren Inhalt; man habe auch die Auflagenhöhe von Schriften und deren Rezensionen nicht vermerkt; geringe Flecken und Dörfer seien nicht beschrieben worden; und der Buchstabe Α sei im Lexikon überhaupt auch nicht mit dem nöthigen Fleiße verfertiget worden. Die Sorgfalt bei den Lexikonarbeiten sei ständig gewachsen, daher würden die Supplemente zu den einzelnen Buchstaben abnehmen, der erste Supplementband sei aber noch nicht einmal mit den Ergänzungen zum Buchstaben Α fertiggeworden. Ludovici schließt mit der Bitte um Einsendung vollständiger Nachrichten von sich selbsten, oder von andern erheblichen Sachen. Wer von sich gar keinen oder nur einen unvollständigen Artikel vorfinde, habe sich selbst die Schuld zuzuschreiben. Man darf davon ausgehen, daß Jacob Brucker, der selbst immer wieder bei seinen Arbeiten um Mitarbeit bat, dieser oder einer eigens an ihn persönlich gerichteten Bitte entsprochen hat und die Nachrichten von sich selbst und seinen Schriften (wie gewünscht mit Angabe der Auflagen und der Rezensionen) zu entsprechender Zeit eingesandt hat. Sicher hat die Lexikon-Redaktion Bruckers Text 33

Diese Information gibt der Art. 'Zedier (Johann Heinrich)' in Bd. LXI. 1749. Sp. 309-311, wo die Verdienste Wolffs um das Lexicon, das (nur - wie man ergänzen darf) des Herrn Commerzienrath Zedier seinen Nahmen verewiget hat, gerühmt werden.

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Ursula Behler

mit ihrer eigenen Feder eingekleidet,34 wovon am offensichtlichsten die lobenden Epitheta und die Orthographie zeugen; wie groß die Eingriffe sind, läßt sich nicht ausmachen. Der ganze Artikel ist nach einem damals üblichen Schema abgefaßt, das sich aufgrund der durch Christian Thomasius (1655-1728) aufgekommenen akademischen Lehre von der Gemütserforschung herausgebildet hatte und das Brucker selbst den von ihm verfaßten Gelehrtenbiographien zugrunde legte.35 Zum anderen weist die Biographie bestimmte charakteristische Züge auf, die an Formulierungen pietistischen Selbstverständnisses, welche auf eine bewußt gestaltete öffentliche Erscheinung hin geschrieben wurden, erinnern.36 Für Bruckers Autorschaft sprechen am deutlichsten damit zusammenhängende Angaben über sehr persönliche Dinge, die selbst ein Eingeweihter in dieser Form nicht mitgeteilt hätte. Und schließlich spricht dafür auch das detaillierte, 73 Nummern umfassende, chronologisch angelegte Schriftenverzeichnis,37 bis ans Jahr 1753 reichend, das den bislang unbekannten Ort der Erstveröffentlichung einiger Aufsätze38 in dem Sammelband 'Miscellanea' (1748) benennt, 14 anonym erschienene Aufsätze im Leipziger Journal 'Beyträge zur Critischen Historie der deutschen Sprache etc.' aufführt und auch die Titel zweier druckfertiger Manuskripte bekannt macht.39 Das 34

In einer Rezension (wahrscheinlich von Gottsched) des 2. Teils (1736) von G.W. Gotten: Das itztlebende gelehrte Europa, heißt es: Dieser zweite Teil sei dem ersten an guter Schreibart und guter Einrichtung nicht nur gleich, sondern überlegen [...] Es ist nur zu wünschen, daß der gelehrte Herr Verfasser die Nachrichten, so ihm eingeschickt werden, allemal selbst mit seiner eigenen geschickten Feder einkleiden möge, damit man die Ungleichheit der so vielfältigen Schreibart so sehr nicht merken möge, als in diesem Theile, wo sie nur gar zusehr ins Auge fällt. (Beyträge zur Critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, herausgegeben von Einigen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft in Leipzig. 15. Stück. Bd. IV. Leipzig 1736. S. 489: 'Nachrichten von allerhand hierher gehörigen Büchern').

35

Vgl. Johann Andreas Fabricius: Abriß einer allgemeinen Historie der Gelehrsamkeit. Bd. I. Leipzig 1752. S. 667: Ein wichtiges Stück in der Historie der Gelehrsamkeit machen die Lebensbeschreibungen der Gelehrten aus, zumal wenn sie vollständig, accurat und zuverlässig abgefasset sind, daß nicht nur ihr Vaterland, Eltern, Auferziehung, Art zu studieren, Lehrer, Verstand, Sitten, Gemütsbeschaffenheit, Ehrenstellen, Schriften, Verdienste, Tugenden, Fehler, Glück und Unglück, Freunde und Feinde, Streitigkeiten, Versprechungen, Verheiratung, Kinder, Tod etc. richtig gezeiget, sondern auch alle Kleinigkeiten ihres Lebens, wenn sie etwas irgends zu ihrer Kenntniß beytragen, angemerket werden.

36

Vgl. Gerhart von Graevenitz: Innerlichkeit und Öffentlichkeit. Aspekte deutscher 'bürgerlicher' Literatur im frühen 18. Jahrhundert. In: DVfLG. Sonderheft '18. Jahrhundert'. 49. Stuttgart 1975. S. 1-82. Das der Biographie von Johann Lorenz von Mosheim in Bd. XXI. 1739. Sp. 1898-1906 angehängte, selbst umständlich aufgesetzte, 1731 edierte und hier vervollständigte Verzeichnis ist anders angelegt; es unterscheidet zum einen chronologisch: I) Kielische und Π) Helmstädtische Veröffentlichungen, und zum anderen gattungsmäßig: 1) Schriften, 2) Disputationen, 3) Einladungs=Schriften, 4) Vorreden. Das betrifft SV Nr. 36, 37, 41, 43, 45, 46; Miscellanea = Nr. 72. S. SV Nr. 48, 49, 51-57, 59-63; Nr. 20, 73h.

37

38 39

Eine unbeachtete

Biographie

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Verzeichnis ist nicht vollständig, insofern es verschiedene andere ohne Namen, oder unter fremden Namen herausgekommene Schriften nicht erwähnt. Das Verzeichnis entspräche damit sowohl den Intentionen Bruckers, der offenbar seine Gründe für die Benutzung von Pseudonymen hatte, als auch der üblichen Handhabung der Lexikon-Redaktion, die sich bei Schriftenverzeichnissen von Gelehrten meist auf die wichtigsten Editionen beschränkte und bei Theologen nicht jede gedruckte Predigt aufzählte. Nicht zuletzt deutet die betont bescheidene Zurückhaltung in dieser Lebensbeschreibung auf des pietistischen Pastors Brucker Autorschaft; wo ein anderer Verdienste gerühmt hätte, wie er selbst das in seinen Gelehrten-Biographien im höchsten Maße tat, werden hier schlicht die Fakten, die fördernden Personen und hemmenden Umstände erwähnt; beim Gedenken von erfolgreichem Gelingen und der Überwindung von Kummer und Mühsal verschafft sich lieber die dankbare Empfindung von der Führung und Leitung der göttlichen Vorsehung Ausdruck; auch hier wird, wie in allen Vorworten von Bruckers Schriften, immer wieder Gottes Kraft, Gottes Gnade, des Herrn Beistand gedacht. Daß Bruckers Philosophiegeschichte zu den 'Felsen' gehörte, auf den die Sachbearbeiter des 'Universal-Lexicons' bauten, ist aus den Artikeln zu ersehen, wo es um vergangene philosophische Systeme (Lehrgebäude) geht, am augenfälligsten in den längeren Artikeln unter dem Stichwort 'Philosophie'.40 Die Artikel bringen Zusammenfassungen aus dem 'Brucker' oder schreiben wörtlich daraus ab, ohne daß das als Zitat in heute üblicher Art kenntlich gemacht ist; am Ende oder auch innerhalb eines Artikels41 wird allgemein, manchmal auch mit genauer Seitenangabe, allein oder u.a. auf 'Bruckers Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie' oder auf 'Bruckers Fragen aus der Philosophischen Historie' oder 'Bruckers Philosophische Historie' hingewiesen. Es ist daraus nicht zu erkennen, ob das Quellenangabe für den Text des Artikels oder Hinweis auf weiterführende Literatur sein soll. Mit einer korrekten Handhabung der Quellenangaben, wie sie der einzig ehrliche Brucker42 selbst aufs penibelste praktizierte, darf man - nach meiner freilich begrenzten Erfahrung - im 'Zedier' nicht rechnen; ich führe dafür die Artikel 'Philosophie' (Sp. 2012ff.) und 'Philosophische Historie' (Sp. 2132ff.) in Bd. XXVII (1741) als Beispiele an. Der Artikel 'Philosophie' ist ein wortwörtlicher Abdruck des gleichnamigen Artikels aus Johann Georg Walchs 'Philosophischem Lexicon' (1726 u.ö.), mit der 40

41 42

In Bd. XXVII (1741) die Art. 'Philosophie, Annicerische'. Sp. 2023; 'Philos., Arabische und Sabbäische'. Sp. 2023ff.; 'Philos., Canadesische'. Sp. 2037f.; 'Philos., Celtische oder Gallische, und Deutsche'. Sp. 2038; 'Philos., Cyrenische'. Sp. 2048; 'Philos., Egyptische'. Sp. 2051 ff.; 'Philos., Eleatische'. Sp. 2057; 'Philos., Eliacische oder Eretriacische'. Sp. 2061 etc. Aber auch z.B. Art. 'Averroes', 'Averroismus', 'Alexander Epicurus' etc. im 1. Suppl.-Bd. Z.B. nach dem zweiten Abschnitt in dem langen Art. 'Vernunft' in Bd. XLVII (1746). Gotthold Ephraim Lessing 1773 in 'Leibniz, Von den ewigen Strafen' (Lessings Werke. Hg. von Kurt Wölfel. Frankfurt 1967. Bd. III. S. 274).

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Ursula Behler

einzigen Abweichung, daß in sieben Zeilen eine Definition der Philosophie von Christian Wolff mit dem Hinweis auf Ludovicis Buch über Wolff eingeschoben ist, und dann fortgefahren wird: Der berühmte Walch in seinem Philos. Lexicon erkläret sie durch [...]. Niemand kann vermuten, daß diese Bemerkung die Quellenangabe für den gesamten Text des Artikels ist und daß das hier in elf Spalten benutzte 'wir' eigentlich Walch ist, der da schreibt, und nicht der 'Zedier'Sachbearbeiter, denn am Ende gibt es keinerlei Hinweis, statt dessen wird der Leser noch auf den Artikel 'Philosophische Historie' verwiesen. Der viereinhalb Spalten lange Artikel 'Philosophische Historie' besteht aus einem kurzen Überblick über die Philosophiegeschichtsschreiber; Jonsius habe sie beschrieben.43 Den Nutzen dieser Historie hätten Ephraim Gerhard ('Introductio in Historiam Philosophicam') und Christoph August Heumann ('Acta Philosophorum') dargelegt; dann folgt die Darlegung des Nutzens, fast wörtlich aus Brukkers 'Kurtzen Fragen' (Teil I. Vorbereitung). Dem schließt sich das etwas ausgepolsterte Gerüst der Bruckerschen Einteilung der Philosophiegeschichte an; an dessen Ende findet sich der wieder wörtlich von Brucker übernommene Hinweis auf andere Einteilungen bei Syrbius, Heumann, Feuerlein. Im ganzen Artikel wird Brucker mit keiner Silbe erwähnt. Die Ausarbeitung des 'Zedier' fällt zum einen in die Epoche der sogenannten 'Übergangstheologen', die, 'moderater' als die Vertreter der lutherischen Orthodoxie im 17. Jahrhundert, nun mit historischen Mitteln in der 'Polemischen natürlichen' und der 'Polemischen geoffenbarten Theologie' kämpften und in der 'Dogmatischen' und 'Symbolischen Theologie' nur noch die Fundamentalartikel der lutherischen Konfession verteidigten, und zum anderen in die Blütezeit der Wölfischen Philosophie; Ludovici steht nicht an, aufgrund der gründlichen und demonstrativischen Art bei der Darstellung der wissenschaftlichen Lehrgebäude, wodurch sich die gegenwärtigen Zeiten so ruhmvoll auszeichnen, sein Jahrhundert seculum demonstrativum zu taufen (Bd. XIX. 1739. Vorrede). Aber gerade weil die Buddeus-Schule im Gegensatz zur Wolff-Schule sich in der Theologie und in der Philosophie eines Doppelblicks, eines dogmatischen und eines historischen, befleißigte, hat deren vielleicht wirkungsmächtigster Vertreter Johann Georg Walch (1693-1775), Rhetoriker, Historiker, Philologe, Philosoph und Theologe in Personalunion, den 'Zedler'-Sachbearbeitern auf theologischem und philosophischem Gebiet so viele gute Dienste geleistet; er wurde weit mehr 'ausgebeutet', als das kenntlich gemacht wurde.44 Man konnte ihm so viel Platz einräumen, weil man 43

44

Johannes Jonsius: De scriptoribus Historiae Philosophicae Libri IV [1659]; recogniti atque ad praesentem aetatem usque perducti, cura Joh. Christoph. Dorn. Jena 1716. An erster Stelle sind hier zu nennen Walchs 'Parerga academica', 'Einleitung in die Philosophie', 'Philosophisches Lexicon' - das der betreffende 'Zedler'-Sachbearbeiter im Art. 'Philosophisches Lexicon' in Bd. XXVII. 1741. Sp. 2139 eher zu den Collectanien-Büchern zählt, weil es mehr getan habe, als ein philos. Lexicon tun sollte [!] - und Walchs 'Historische und Theologische Einleitung in die Religions=Streitigkeiten' und 'Einleitung in die theologischen

Eine unbeachtete

31

Biographie

sich über den Rahmen bei der 'Freiheit des Vortrags der Wahrheiten' mit i h m einig wußte: ein eklektisch (d.h. selbständig, 'gründlich', 'klug' und 'anständig') Philosophierender kan keinen Satz [öffentlich] behaupten, so 1.) den Haupt=Sätzen der Religion, 2.) der Moralität und 3.) dem Staate entgegen steht.45 Brucker (Jacob),46 der Heil. Schrift Doctor,47 Pastor der Evangelischen Gemeinde zum Heil. Kreuze in Augspurg,48 Berlin,49

der Deutschen

Gesellschaften unserer

Mitglied,"

Gesellschaft

46 47 48 49 50 51 52

53

54

55

Standes,

Pfarrkirche

1696

34

als starker

gebohren.

und eines kleinen

und

der Wissenschaften

und noch vieler andern

Gottesgelehrter*2

den 22. Jänner

ehrliche Leute, aber bürgerlichen

45

in Göttingen,50

ein so grosser

Zeit, ist zu Augspurg

der Königl. Akademie

Philologe53

Seine Eltern

Vermögens:55

zu

gelehrten

der

waren Vater,

Wissenschaften'; letztere bezeichnet Brucker als ein solches Muster einer gründlichen und vest aneinander hangenden Gottes=Lehre [...], dergleichen man im Ausdruck nirgend besser und vollkommener [...] finden kan (J. Brucker im Portrait Walchs in 'Bildersaal' = SV Nr. 64), eine Auffassung, welche der 'Zedler'-Sachbearbeiter anscheinend teilte. Zedier (Anm. 1) Bd. XXVII. 1741. Sp. 2127. Art. 'Philosophiren (Freyheit zu)'. Quelle dieses Artikels mit Vorsichtsregeln für einen lutherischen Philosophen [!] ist Ludovicis 'Entwurff der Historie der Wolffischen Philosophie' - diesmal nicht Walch, der sich eleganter, weniger konkret und weniger restriktiv auszudrücken verstand. Vgl. Johann Georg Walch: Philosophisches Lexicon. Leipzig 1726. 4. Aufl. vermehrt und fortgesetzt von Justus Christian Hennings. 2 Bde. Leipzig 1775, ND Hildesheim 1968. Art. 'Freyheit zu gedenken'. Den häufig zu findenden Vornamen 'Johann Jacob' hat Brucker selbst nie gebraucht. Durch Verleihung der Universität Tübingen 1741; vgl. weiter unten. Seit 31. August 1744. Seit 1731. Seit 1747. Vgl. weiter unten. Es wurde damals in der lutherischen Kirche bei den 'Gottesgelehrten' als 'Dienern des Evangeliums' unterschieden zwischen 'gelehrten Theologen im engeren Sinne' (als Ausbildern von Kirchenlehrern, Hütern der Rechtgläubigkeit und Apologeten) und 'Predigern' (mit der Lehre und Seelsorge in der Gemeinde beschäftigt); vgl. Johann Lorenz von Mosheim: Kurze Anweisung, die Gottesgelahrheit vernünftig zu erlernen. Hg. von Christian Ernst von Windheim. Helmstedt 1756. Hier wird Philologie im weiten Sinne als 'litterae humaniores' samt Historien (heilige und profane) und Altertümern verstanden; vgl. J.G. Walch: Philos. Lexicon (Anm. 45) Bd. I. Sp. 2005; Bd. Π. Sp. 391. Nach den um 1700 in der Christenheit gängigen Berechnungen heißt das 5645 Jahre nach Erschaffung der Welt. Adam ist er erste Mensch; was in der ersten Weltperiode passiert ist, das hat niemand als der allerälteste Historienschreiber Moses sonderzweifel aus Gottes Offenbarung aufgezeichnet. (Johann Hübner: Kurtze Fragen aus der Politischen Historia, den Lehrenden und Lernenden zur Erleichterung aufgesetzt. Teil I. Leipzig 1697. S. 25). Der Vater war Schneider und hatte ein Augenleiden, das schließlich zur Erblindung führte. In der damaligen ständischen Ordnung ging er als Handwerker einer 'unedlen' Arbeit nach; als 'edle' und 'ansehnliche' Arbeiten galten zwei: ein geehrtes Amt [u.a. Ratsmitglied einer Stadt] und das Studieren. (Christoph August Heumann: Der Politische Philosophus, das ist, vernunfftmäßige Anweisung zur Klugheit im gemeinen Leben. 3. Aufl. Frankfurt, Leipzig 1724. S. 50). Geringes Vermögen bedeutet, nur sein nothdürftiges Auskommen haben, das Fehlen

32

Ursula Behler

Jacob Brucker, war von Straßburg, dessen Voreltern im 15ten Jahrhunderte in Hagenau56 ansehnliche Stadt-Aemter verwaltet haben, deren Nachkommen aber durch die Veränderungen des Elsasses herunter gekommen sind; die Mutter war Regine Weisin. Er hatte von Kindheit an einen besondern Trieb zum Lernen, welcher ihn bey dem Besuche der öffentlichen Schulen von denen, der Kindheit gewöhnlichen Zerstreuungen zurück hielt, und ihm die Einsamkeit wehrt machte.57 Sein frommer und wohleinsehender Vater sähe diese Neigung zwar nicht mit gleichgültigen Augen an: Allein seine zeitliche Umstände ließen ihn nicht darauf gedencken, die vermerckten Gaben seines Sohnes zu was besonders anzuwenden;58 und er bemühete sich nur, durch eine, mit mehr Sorgfalt, als man von einem gemeinen Bürger zu erwarten hat, verknüpfte Erziehung ihn zu denenjenigen Gründen des Unterrichts des Verstandes zu bilden, ohne welche man in keinem Stande Gott und Menschen dienen kan.59 Sonderlich aber hielte er ihn zu dem fleißigen Lesen und Gebrauch der heiligen Schrift so unermüdet an, daß er, da er zehen Jahre alt war, dieselbige schon zweymal durchgelesen hatte. Seine Neigung gieng zur Kaufmannschaft,60 und sein Fleiß übte sich sonderlich in der Rechen= und Schreib=Kunst. Obgleich derselbige bey dem Erfolge seiner weitem Führungen61 unnütze gewesen zu seyn scheinet; so hat er doch hernach diesen Nutzen daraus gefunden, daß die erstere die Urtheils=Kraft, die andere den Witz geordnet, zu üben angefangen, und also in Schranken gehalten, daß er sie, da er in beyden ziemlich weit gekommen, für sehr nützliche Vorbereitungen zu den Wissenschaften in seiner Jugend

56

57

58

59

60 61

zeitlicher Güter der Bequemlichkeit und des Wohlstandes [= decorum]. (J.G. Walch: Philos. Lexicon (Anm. 45) Bd. Π. Sp. 1273). Hagenau war seit 1257 Reichsstadt und kam 1648 zu Frankreich; unter Ludwig XIV. verlor es seine Reichsunmittelbarkeit. In Bruckers Augen waren alle Spiele und Ergötzlichkeiten der Jugend gemeiniglich die ersten und schwehrsten Hindernisse in der gelehrten Erziehung. (J. Bruckers Portrait von Carl Franz Buddeus in 'Bildersaal' = SV Nr. 64). Zur Erkenntnis der gelehrten Wissenschaften sind nun alle diejenigen überhaupt, die ein Naturell dazu haben, verpflichtet, das ist, so die natürliche Fähigkeit des Gemüths, welche aus den Kräften des Verstandes, und Zuneigung des Willens entsteht, besitzen. Allerdings erfährt diese Regel der Naturrechtslehre durch die Klugheitslehre Einschränkungen betreffs des Geschlechts, des Alters, des Standes und der Gliicksumstände, i.e. der finanziellen Mittel. (J.G. Walch: Philos. Lexicon (Anm. 45) Bd. I. Sp. 1574f.). Da laut der auf die Lehre vom Menschen aufbauenden Erkenntnistheorie, wodurch Christian Thomasius (1655-1728) zum wirkungsvollsten Reformator des Bildungswesens in Deutschland geworden war (Brucker), die 'von Natur und Gott' verliehenen Leibes- und Gemütsdispositionen nur durch Nachahmung und sprachliche Kommunikation aktiviert und ausgebildet werden, erhielt die kindliche Erziehung größte Aufmerksamkeit. Seit C. Thomasius' 'Vernunftlehre' galt die 'erbärmliche Erziehung' als eine Hauptquelle der gemeinen Vorurteile, welche die gelehrte, d.h. 'gründliche' Wahrheitserkenntnis behindern. Der Kaufmannsstand rangierte über dem des Handwerkers. D.h. der göttlichen Führungen als religiöse 'Erfahrungen' des mit Gott verbundenen Menschen.

Eine unbeachtete

können.62

ansehen

33

Biographie Ein ungefährer

öffentliche

Unkosten zu kommen,

er änderte

auch seinen

Fall und eröffnete

Classen des Gymnasiii64 meistens

Erlernung

durchwandert,

nur die Helfte der gewöhnlichen Dieses

sprechen,

aufgenommen, ist. Dessen dessen

62

63

64

65

66

67

zu

widmen,

als

ihn

so zu

auch

empfehlen,

und bis 1715 darinnen Ephorus,

Hand

Wissenschaften er gewidmet

bewog den damaligen

er

Zeit zubringen Rector

bey

Collegii, welches das öffentliche

und

just zu

einer

durfte, um

des Gymnasii,

daß er weiter

den nun

sei.

ihn sehr liebte, und wohl kannte, sowohl seinen Eltern zuzusprechen,

Wissenschaften

Evangelischen

auf

zu werden. Er hatte die

und solchen Fleiß angewendet,

versetzt den

zu wiedmen,63

aufgenommen

in jeder derselbigen

Croph,65 der

zum Studieren

bewog seinen Vater, ihm diesen Vortrag zu thun, und

Vorsatz, sich der Kaufmannschaft

Zeit, da es an dem war, zu derselbigen

zu werden.

Gelegenheit,

Johann bald

gründlich

daß

darauf

er

Metzger,

kam,

löblichen

Evangelische 1710

mit Unterhalt

Conrad

anzuführen,

der

wendeten

Alumneum66

in dasselbige

und Unterricht alles

an,

legte er in diesem

ihn

zu

Rector,

Alumnus worden unter

denenjenigen

Kirchendiener, Gymnasio,

des

ist, für ihn zu als

verpfleget

wie auch obgedachter

welche einem zukünftigen

war,61 nöthig sind; sonderlich

Administration

worzu

und in jener

Seit der Neuformulierung der 'Vemunftlehre' oder Logik durch C. Thomasius galten Gedächtnis, Phantasie (= Ingenium = Einbildungskraft = Zusammenreimungskraft = Witz) und Urteilskraft (= Judicium) als die Hauptkräfte des menschlichen Verstandes (= kognitives Vermögen); Mathematik galt als beste Vorübung für logisches Denken. Eine lebhafte Phantasie (Quelle für Dichtung und wissenschaftliche Hypothesen) durch ein gut ausgebildetes Judicium (als die höchste, weil Wahrheitsgrade abwägende Verstandeskraft) in Schranken zu halten, ist gerade für melancholische und hypochondrische Personen, bei denen sich leicht eine verwirrte Phantasie äußern kann, höchst nötig. (J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil VII. S. 84 = SV Nr. 28). Brucker ergriff also die Chance zum sozialen Aufstieg - das Studiren [ist] die alleredelste Arbeit und allen anderen Professionen weit vorzuziehen (Heumann) - , was freilich auch seinen Begabungen und Neigungen entsprach; vgl. J.G. Walch: Philos. Lexicon (Anm. 45) Bd. I. Sp. 1574f: Befindet sich bey Armen ein gutes Naturell, nämlich die nöthigen Fähigkeiten des Verstandes, und eine sonderbare Neigung zum Studiren, so soll man sie billig dazu anhalten. Denn wer sich in Erwählung einer Profession nach der lebhaftesten und muntersten Fähigkeit seines Naturells richtet, der folget dem natürlichen göttlichen Berufe. Brucker besuchte das renommierte St. Anna-Gymnasium von 1709 bis Frühjahr 1715. Man brauchte damals ca. 9 Jahre zur Absolvierung des Gymnasiums. Vgl. K. Alt (Anm. 2) S. 30. Philipp Jacob Croph (1666-1744) war seit 1704 Rektor. Brucker durfte bald dessen einzigem Sohn Privatuntericht erteilen und freite schließlich die älteste Tochter Dorothea Regina. Wann das geschah, ist unbekannt; es bedeutete anscheinend eine lange Verlobungszeit, die in einer unglücklichen Ehe endete. Brucker setzte später seinem Lehrer ein Denkmal (s. SV Nr. 68). Es war dies eine Einrichtung für 32 Stipendiaten, die unter der Leitung eines Ephorus auf Kosten reicher evangelischer Stiftungen im Kolleg lebten. Die Mehrzahl der lutherischen Prediger damaliger Zeit stammte laut Philipp Jacob Spener (t 1705) aus den niederen Ständen. Daß viele Eltern ihre Kinder aus falschen Absichten für den geistlichen Stand bestimmten, bloß von dem Gedanken an eine gewisse Bequemlichkeit des Lebens, nicht aber von dem des geistlichen Segens dieser heiligen Arbeit geleitet, hatte Spener bei Erörterung 'Von den Hindernissen des theologischen Studiums' (1690) an erster

ihn

34

Ursula Behler

besondern Pflantz=Schule, einen tüchtigen Grund in den Philosophischen Wissenschaften,68 und zumal in der Lateinischen, Griechischen und Hebräischen Sprache, so, daß er bey seinem 1715 erfolgten Abschiede in einer von ihm selbst verfertigten Rede, von der Wichtigkeit der mathematischen Wissenschaften,69 sich seinen Patronen empfehlen, wie auch Griechische Briefe und Verse schreiben können. Diese Uebung, womit er sonderlich die lateinische und deutsche Dichtkunst verknüpfte, war ihm hernach bey seinen Akademischen Studien um so vortheilhafter; je weniger sich ihm nach damaligen Umständen Gelegenheit gezeiget, in beyden sich sonst fest zu setzen.10 Er trat im Jahr 1715, durch Beytrag milder Stiftungen und deren Stipendien unterstützet, seine Akademischen Studien zu Jena1[ im Frühjahre an; und seine Neigung führte ihn

68

69 70

71

Stelle genannt. Beachtung verdient die Tatsache, daß "das ideologische Laboratorium im Deutschland des 18. Jahrhunderts vielfach nicht das Bürger-, sondern das Pfarrhaus gewesen ist." (Panajotis Kondylis: Die Aufklärung im Rahmen des neuzeitlichen Rationalismus. 2. Aufl. München 1986. S. 540). Präziser: in den schönen und philologischen Wissenschaften, wie es in der kurzen Predigerbiographie Bruckers heißt in: Das gesamte Augsp. Ev. Ministerium. Augsburg 1749. Das Bildungsziel Crophs war pietas et eloquentia. De dignitate matheseos. Über den Lehrstoff und die Lehrmittel beim St. Anna-Gymnasium führt K. Alt (Anm. 2) S. 30f. aus dem Bericht des Rektors Croph folgendes an: In sacris: Luthers Katechismus, der Psalter, 2 Büchlein des Hl. Augustinus, die Evangelien dt. und lat., des Erasmus Anweisung über den guten Ton 'de civilitate morum', Lebers 'Hortulus biblicus', Veit Dietrichs 'Institutiones catecheticae' und 'Epitome catechetica' (dt. und lat. zum Auswendiglernen). In der Oberklasse wurde das Neue Testament griechisch gelesen und die gantze Theologie nach Dietrichs Anleitung durchgegangen, die Thesis und Antithesis gezeigt, die argumenta probantia erklärt und der nervus probanda [!] dargelegt, ganz im Stile der damaligen 'Loci' der orthodoxen Theologie. Für die Profanfächer gab es folgende Lehrbücher: Golius' 'Latein. Grammatik', Cornelius Nepos zur Lektüre, Poetik nach Bachmanns Compendium, Logik nach Conrad Horneius' 'Compendium Logicae'; Rhetorik nach Vossius' 'Rhetorica', Physik nach Joh. Sperlings 'Synopsis physica', im Griechischen diente Wellers Grammatik, Vergil galt als poeta classicus, außerdem wurden Curtius (zu Bruckers späterer Kritik s. SV Nr. 3), Cicero und Ovids Elegien gelesen. Anstelle des 'Donat' (= Ars grammatica) war seit 1683 ein neues 'Tirocinium Linguae latinae' und des Erasmus und Corderius 'Colloquia' eingeführt worden. Die sieben Lehrer der Schule hatten in allen Klassen die rechte Application pro captu discentium selbst zu machen. Seit 1653 wurde der 'Orbis pictus' (1658) und das Vocabularium des Johannes Arnos Comenius (f 1670) benutzt. Im Jahre 1718, also nach Bruckers Schulzeit, wurde der Geographieunterricht eingeführt und an die Stelle der Aristotelischen Ethik trat die Philosophie des Johann Franz Buddeus (1666-1729). Rektor Croph hatte in Jena studiert; der Senior der Augsburgischen Geistlichkeit Johann Philipp Treuner war dort 1698-1707 Professor für Logik und Metaphysik gewesen; die "Wohlfeilheit des Ortes" hatte der Universität den Namen der 'universitas pauperum' zugezogen (August Tholuck: Geschichte des Rationalismus. Berlin 1865, ND Aalen 1970. S. 75). Mit ca. 2000 Studenten war Jena nach Leipzig eine der besuchtesten Universitäten und hatte neben Halle die bedeutendste theologische und philosophische Fakultät. Die überragende Gestalt war dort (seit 1705) Johann Franz Buddeus, "der gelehrteste und fleißigste wissenschaftliche Theologe seines Zeitalters, zugleich Philosoph, Philosophiehistoriker, Orientalist, Bibelwissenschaftler, Kirchenhistoriker, Dogmatiker, Ethiker" (Emmanuel Hirsch: Ge-

Eine unbeachtete sonderlich

35

Biographie

zu der Orientalischen

Litteratur,

geleget hatte. Und die damals

vortreflich

welche

Philologen

so manchen

gelehrten

schönsten Anweisungen, Testaments,

sondern

anfangs Buddeus,

Sprachen fest zu setzen.

erste

Liebe

73

74

75

76

Welt geliefert,

Umgang

der göttlichen

gab ihm

der heiligen Schrift

der Syrischen

Dabey versäumte

Grundsätzen74

Schule,11

Danzische

die Alten

und andern

damit

er aber die Weltweisheit

nicht,

der Jugend vorgetragen Vorsehung

gehalten,

wurde; und er

daß er ihn

gleich

Bruder

nämlich Carl Friedrich

Büchersaale

72

für eine Leitung

mit dem gelehrten

und anmuthiger

blühende

der gelehrten

auch in der Accentualischen,

welche damals nach Buddeischen hat es jederzeit

und zahlreich

nicht nur sich in dem Original=Texte 73

verwandten

wozu er schon einen guten Grund zu Hause

des grossen Gottes gelehrten D. Johann Frantz Buddeus,75 genau bekannt gemacht, dessen gelehrter

ihm viel Vortheil geschaffet,

zur philosophischen seines Bruders76

Geschichte

bekannt

gemacht,

gegeben,

und dessen Anleitung die besten

Bücher

ihm die aus

und ihn gleich das Jahr darauf

dem 1716

schichte der neuern evangel. Theologie [...]. 5 Bde. Gütersloh 1949-54. Bd. Π. S. 319). Buddeus gilt als einer der führenden Köpfe der sogen. 'Übergangstheologie', i.e. der Phase von der altprotestantischen zur neuprotestantischen Theologie. Johann Andreas Danz (1654-1727) hatte auf Kosten des Herzogs von Gotha in Wittenberg und Hamburg und bei Privatlehrern studieren und, nach einer dreijährigen Adjunktur bei der philosophischen Fakultät in Jena, eine lange Studienreise nach Holland und England unternehmen können; seit 1685 war er Professor der orientalischen Sprachen, 1710 kam ein Lehrstuhl für Theologie hinzu. 'Rabbinismus' war sein Schwerpunkt. Laut Gustav Frank (Die Jenaische Theologie in ihrer geschichtlichen Entwicklung. Leipzig 1858. S. 59, zit. nach K. Alt (Anm. 2) S. 41) war er der Begründer der philosophisch-demonstrativen Orientalistik-Schule und einer wunderlich ausgesponnenen grammatischen Theorie. Neben Geschichte, Antiquitäten, Geographie und Chronologie hielt Buddeus für die wissenschaftliche Bibelexegese griechische, hebräische, chaldäische (= aramäische), syrische Sprachkenntnisse für nötig, außerdem arabische, aethiopische, samaritanische, persische für wünschenswert. (Arnold F. Stolzenburg: Die Theologie des Jo. Franz Buddeus und des Chr. Matth. Pfaff. [...]. Berlin 1927, ND Aalen 1979. S. 93f. A 20). Damals - denn trotz der Ablehnung im Buddeus-Kreis hatte die Wolffische Philosophie auch in Jena Einzug gehalten; diese Entwicklung begann sich ab Mitte der zwanziger Jahre anzubahnen. Vgl. Max Wundt: Die Philosophie an der Universität Jena. Jena 1932. S. 87, 90ff. Laut J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil VII. S. 632 waren Buddeus' häufig aufgelegte ordentlich und deutlich geschriebene Elementa Philosophiae [practicae (1697), Instrumentalis, theoreticae (1703)], fast auf allen Schulen zu einem libro classico angenommen worden. Daß darüber fast auf allen Universitäten und denen vornehmsten Gymnasiis in Teutschland gelesen wird, vermerkt auch Zedier (Anm. 1) Bd. IV. 1733. Sp. 1795. Art. 'Buddaeus'. Der 1692 geborene Privatdozent hatte die Absicht, ein ausführliches Werck von der gesammten philosophischen Historie zu liefern, wobei er sich allerdings bey dem Leben der Philosophen nicht aufhalten wollen. (Gottlieb Stolle: Anleitung zur Historie der Gelahrheit, denen zum besten, so den Freyen Künsten und der Philosophie abliegen. 3. Aufl. Jena 1727. S. 339f.). Er starb jedoch plötzlich am 24.8.1716, nachdem ihm gerade die Rektoratsstelle am Stettiner Gymnasium angeboten worden war. Brucker gedenkt seiner ähnlich wie hier in seiner Historia critica Philosophiae. Bd. VI (= Appendix = SV Nr. 73i). S. 873. Buddeus galt als reich; sein jährliches Einkommen durch die Kolleggelder wurde auf 2000 Thaler geschätzt (A. Tholuck (Anm. 71) S. 77). Seine Bibliothek war wohl entsprechend gut

36

Ursula Behler

ermuntert,

in einem Aufsatz,

allgemeinen

Zweifelung

Lipsiensium77 Unterricht

einverleibet

worinnen

vertheidiget, worden,

des sei. D. Syrbius,1%

Evangelischen

Glaubens=Lehren

er den Pyrrho

seine Kräfte

die Vorlesungen

77 78

79

80

81

82

zu versuchen.

hörte,80 und welcher,

des sei. D. Buddeus waren die eigentlichen

wie er in der

mit seinem Vortrage

über seine Lehrsätze Mittel,

wodurch

einer

Miscellaneorum

Der darauf

bey dem er die Vernunftlehre,79

Historie sehr starck war, also dieselbige Aberglauben,82

wider die Beschuldigung

und welche dem 5ten Theile der

folgende

und hernach

die

philosophischen

überall verknüpfte;81

von der Atheisterey er zu einem besondern

und

und dem Fleiße

bestückt. Brucker gibt hier zu verstehen, daß er nachholte, wozu andere Gelehrte von Kindheit an Gelegenheit hatten; z.B. die Brüder Alexander Gottlieb und Siegmund Jacob Baumgarten, deren Vater ( t 1722), Garnisonsprediger in Berlin, eine Privatbibliothek von 10.000 Bänden besaß, laut Bruckers Portrait von S.J. Baumgarten in 'Bildersaal' (= SV Nr. 64). S. SV Nr. 1. Johann Jacob Syrbius (1674-1738), Pastorensohn wie Buddeus, hatte die ersten Anfangsgründe in denen Wissenschafften vom Vater und einigen Privat-Lehrmeistern, Kandidaten der Theologie, empfangen; vgl. Zedier (Anm. 1) Bd. XLI. 1744. Sp. 1054-60, wo ihm als prominentem Wolff-Gegner (Spinozismus-Vorwurf!) ein entsprechender Artikel gewidmet wurde. Er hatte in Jena Theologie, Philosophie und Historie studiert, wurde 1701 Adjunct der philosophischen Fakultät, 1704 Ephorus am Theol. Seminar in Eisenach, übernahm 1707 als Nachfolger von Treuner in Jena den Lehrstuhl für Logik und Metaphysik. Während Bruckers Studienzeit nannten ihn die sogen. 'Deutschen Acta eruditionis' einen Philosophischen Künstler [...] der in seiner Kunst eine wohlgegründete Wissenschaft von der Natur der Sachen, und eine daher fliessende Geschicklichkeit, mit denenselben nützlich umzugehen besitze. (Zedier (Anm. 1) Bd. XLI. 1744. Sp. 1059.) Er "wandelte eigenständig auf den Bahnen von Buddeus" (Max Wundt). Brucker übernimmt von ihm u.a. das mit der Natur des Menschen gegebene desiderium infinitum nach dem Guten (= Gott) in der wichtigen Disputation über die Scheintugend (= SV Nr. 6). Die Vernunftlehre oder Logica, von Buddeus 'Philosophia Instrumentalis' genannt, heißt bei Syrbius 'Philosophia rationalis', wie bei Christian Wolff. Es erschienen damals seine Synopsis philosophiae rationalis. Jena 1716 und Institutiones philos. rationalis eclecticae. Jena 1717 mit einer 'Historia logicae', die aus der so überhäufften Menge solcher Schriften herausragte und ruhmvolle Rezensionen erhielt. Den dreiteiligen Institutiones philosophiae primae et eclecticae. Jena 1720 ist eine 'universae Historiae philosophiae tabula' angehängt, die sich Gottlieb Stolle weiter ausgeführt und gedruckt wünschte, da ein solches Werk bislang noch fehle (Zedier (Anm. 1) Bd. XLI. 1744. Sp. 1057). Diese Information ist befremdlich; Syrbius erhielt erst 1730 zusätzlich eine ao. Professur der Theologie, wurde wenige Monate später Dr. theol. und rückte 1734 zum o. Professor auf. Er müßte also schon damals als 'Licentiatus theologiae' tätig gewesen sein (wie Buddeus als Philosoph seit 1695 in Halle, 10 Jahre vor seiner theol. Professur in Jena). J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil IV. S. 946, 949: ein tiefeinsehender Philosophus [...] mit unvergleichlicher Geschicklichkeit und Erfahrung in der Philosophischen Historie. Johann Franz Buddeus: Theses theologicae de Atheismo et superstitione. Jena 1717; ders.: Lehrsätze von der Atheisterey und dem Aberglauben, mit gelehrten Anmerckungen erläutert, [...] zu jedermanns Gebrauch ins Teutsche übersetzt durch Theognostum Eusebium [= A.W. von Gohren]. Jena 1717. 2. Aufl. 1723. Diese wichtigen Vorlesungen über den wahren Mittelweg zwischen Atheismus und Aberglauben fungierten unter der Rubrik 'Natürliche Polemische Theologie'. Die 'Theologia naturalis' ist ein wichtiges Stück des Jus Naturae, wo es

Eine unbeachtete

Biographie

37

und Aufmercksamkeit in diesem Theile der Wissenschaften, worinnen diese zweene berühmte Lehrer sehr starck waren, ist gebracht worden. Die Vorlesungen des letztern über seine herrliche Sittenlehre,83 welche er anderthalb Jahre gehöret, dienete ihm vortreflich, die erlangte philosophische Erkänntnif?4 auf das Hertz des Menschen anzuwenden, und er hat in seinem vieljährigen Predigtamte vielfältig Ursache gefunden, Gott zu dancken, daß er ihm durch diese gründliche Schrift und deren Erklärung so manches Licht aufgestecket, ohne welches er in der Amtsführung im Finstern getappet

um die Pflichten gegenüber Gott, den Nächsten und sich selbst geht (J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil I. S. 11). Buddeus unterbrach seine Vorlesungsreihe über die Bibel und wollte seine philosophischen Schriften ergänzen, weil er angesichts der Beschaffenheit unserer Zeiten keine nützlichere Arbeit glaubte tun zu können, als zukünftige Lehrer der Kirche mit den Waffen gegen das Ungeheuer des Atheismus auszurüsten; auch sei es nötig, daß junge Gemüter gegen dieses immer mehr zunehmende Gift vorher befestiget und gleichsam praeserviret werden. (Daß auch die Theologia polemica revelata mehr ein Präservativ als ein Bekehrungsmittel sei, behauptet J.L. von Mosheim (Anm. 52) S. 145). Doch seien mit der Seuche des Aberglaubens noch weit mehr Menschen angesteckt, die die Kirchenlehrer aus den Herzen der Menschen reißen müssen (Anrede an seine Auditores vom 25.7.1716). Kap. I ist eine Historie des Atheismus, auch dies als Ergänzung der 'Historiae philosophicae succincta delineatio' in den Elementa philosophiae Instrumentalis. Halle 1703 u.ö. 83

Johann Franz Buddeus: Institutiones theologicae moralis variis observationibus illustratae. Leipzig 1711, 5. Aufl. 1723; ders.: Einleitung in die Moral-Theologie. Nebst den Anmerckungen des Herrn Verfassers ins Deutsche übersetzet. Leipzig 1919. Gustav Frank (Art. 'Buddeus' in: ADB. Bd. III. Leipzig 1876. S. 500f.) bezeichnet sie als die erste ausführliche Ethik in der lutherischen Kirche. Wie im ersten Teil (= Sittenlehre) seiner dreiteiligen Moralphilosophie 'Elementa philos. practicae', wo das Erkenntnisprinzip die 'gesunde Vernunft' ist, verfährt Buddeus auch hier, wo das Erkenntnisprinzip die göttliche Offenbarung der Hl. Schrift ist, in der theologischen Sittenlehre (= Moraltheologie im engern Sinne = 1. Teil, neben dem 2. Teil = göttl. Rechtsgelehrsamkeit und 3. Teil = christl. Klugheitslehre) nach medizinischer Methode: Physiologia (Natur der Wiedergeborenen); Nosologia (ihre Schwachheiten); Hygiene (ihre Heiligkeit und deren Wachstum); Semiotica (Kennzeichen des Naturund des Gnadenstandes); Therapeutica (Beförderungsmittel des geistlichen Lebens). Die Moraltheologie im engern Sinne versteht Buddeus als die reine mystische Theologie im weitern Sinne; sie ist die Antwort auf die unreine mystische Theologie im engern Sinne der sogen. Enthusiasten, die den orthodoxen Theologen so viel zu schaffen machten. Mag die orthodoxe Dogmatik bei Buddeus "von moderatem Gepräge" sein (Frank) - indem sie wie die Bildhauerkunst abradendo, nicht abjiciendo, die Fundamentalartikel herausarbeiten will, so J.F. Buddeus, zit. bei A.F. Stolzenburg (Anm. 73) - , so dokumentieren m.E. diese Buddeischen Ausführungen über Natur und Gnade, über die die Gnade nachäffende Natur, über Kautelen angesichts des Selbstbetrugs bei der unterschiedlichen Gewissensprüfung des unwiedergeborenen Menschen, des sich bekehren wollenden Menschen und des wiedergeborenen Menschen, zusammen mit der Pflichtenlehre und den notwendigen Regeln christlicher und pastoraler Klugheit, daß die aufgenommenen pietistischen Elemente die Ansprüche moraltheologischer Orthodoxie bis zu pathogener Akrobatik zuspitzten.

84

Die Moraltheologie setzt die dreiteilige Moralphilosophie, i.e. Sittenlehre (= Gemütserforschungslehre), Naturrechtslehre und Klugheitslehre, voraus.

Ursula Behler

38 damit die Kirchengeschichte,85

hätte. Er verknüpfte eine ausführliche Quellen

Anleitung

gab, und ihm aus seinem

selbst nachzuschlagen,

schönen

und das merckwürdigste

Mitschülern

vorzubereiten, Uebung

Vernunftlehre Weltweisheit

86

87

88

hervor,

gründlich

war dazu gebrauchet

Vortheil wohl einsähe;

ihn dieses einzusehen,

zu gebrauchen.

Weltweisen

in den Stand,

unsers

gab. worden,

Vorlesungen

so suchte er diese

Freunde

sonderlich

zu der

Jahrhunderts

nicht nur diesen

die

Erlaubniß

und sie zu den öffentlichen

und wies etliche Akademische

an. Da er nun die meisten so setzte

Wissenschaften88 85

zu geben,

und er den davon gezogenen

wiederum

durchlas;*1

Anweisung

BUcher=Vorrathe

auszuziehen,

Weil er auch schon zu Hause von seinen Lehrmeistern seinen

Wendler86

wozu ihm der Adjunctus

wichtigen

sondern ihn auch als einen Schlüssel Und diese war auch seine Einleitung

deswegen Theil

zu den

zu der

der

übrigen

geistlichen

Diese Verknüpfung von moraltheologischen Lehren mit der Kirchengeschichte findet dann ihre Entsprechung in der Verknüpfung von moralphilosophischen Lehren mit der Philosophiegeschichte - ein charakteristisches Element der Bruckerschen Historiographie. Kann bei Brucker die Offenbarung der Hl. Schrift in keiner Weise Grundlage der Philosophie sein (der Hl. Geist als wahrer Autor der Hl. Schrift philosophiert nicht mit uns!), so kann doch die Philosophie in der Moral, und nur allein hier, wenn man den Übergang vom philosophischen zum theologischen Diskurs deutlich kennzeichnet, durch die Theologie ergänzt werden. (J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil VI. S. 1043ff., 1050). Denn nirgends wird die Schwäche der sich selbst gelassenen Vernunft (i.e. ohne Offenbarung) deutlicher als in der Moralphilosophie, wo das Böse ein philosophisches Geheimnis bleibt, das jedoch durch die Offenbarung, die vom dreifachen Stand des Menschen redet: vor dem Fall, nach dem Fall und vom wiedergebornen, in ein helleres Licht gesetzt werden kann. Wohl Magister Johann Christ. Wendler, von dem eine Disputation mit hochaktuellem Thema erschienen war: De viris ex coetu Protestantium doctis, qui incauta Patrum lectione seducti, in errores varios prolapsi sunt. Jena 1715 (erwähnt von C.A. Heumann: Acta Philosophorum. Halle 1715-27. Bd. III. S. 285). Als besonders geschickte Männer in der Vernunftlehre zu Anfang des 18. Jahrhunderts bezeichnet Brucker folgende Autoren: Poiret, Leibniz, Thomasius, Buddeus, Rüdiger, Clericus, Langius, Syrbius, De Crousaz, Tschirnhausen, Gundling, Schneider, Gerhard, Geulincx und Locke. Dieser Ausdruck findet sich auch bei dem wohl bedeutendsten Thomasiusschüler, der drei Jahre als Erzieher in seinem Hause lebte, dem Arzt und Philosophen Andreas Rüdiger: Philosophia synthetica. Leipzig 1707. S. 8: Logica est eruditio universalis et clavis ad omnes scientias. Diese Schrift, berichtet Brucker (Kurtze Fragen. Teil VII. S. 633), sei in der Censur sehr verstümmelt worden und Rüdiger wurde in Halle das Disputieren untersagt. Die veränderte Auflage Institutiones eruditionis seu philosophia synthetica. Halle 1711 verzeichnet die 'Bibliotheca Bruckeriana' in Quarto Nr. 513 mit Papier durchschossen, d.h. sie war Arbeitsbuch von Brucker. In seiner Logik (De sensu veri et falsi. Halle 1709, neue Ausgabe mit Scholien 1722) hat Rüdiger, laut seinem Schüler J.G. Walch (Philos. Lexicon (Anm. 45) Bd. Π. Sp. 1456) die Lehre der Wahrscheinlichkeit, eine der allernöthigsten und nützlichsten, so wohl in dem gemeinen Leben als in der Gelehrsamkeit, besonders in der Philosophie, von allen Logikern am allerweitläufigsten untersucht. Ihm folgte dann August Friedrich Müller, diesem folgte Walch, dem wiederum der 'Zedler'-Sachbearbeiter folgte (Art. 'Wahrscheinlichkeit'). Die Wahrscheinlichkeitslehre war die stärkste Waffe gegen die Skeptiker. Brucker stellt fest: Manchen Skeptikern habe es an der vernünfftigen Anwendung einer gesunden Logik gefehlt, welche sie entweder zu wenig begriffen, und das unfehlbar Gewisse, Wahr-

Eine unbeachtete Biographie

39

Redekunst, wozu er keine andere Anweisung, als eine genau angewendete Vernunftlehre, nebst denen Beyspielen grosser geistlicher Redner hatte, nach deren Vorschriften er sich bildete, und solche sodann in einer oftmaligen Uebung in den Gebrauch und Fertigkeit zu bringen suchte. Weil er sich nun durch Unterricht der Jugend fertiger zu machen suchte, wie er sich bishero sonderlich im Disputiren öffentlich und besonders vielfältig geübet hatte;*9 so nahm er den 28 May 1718 die Magister=Würde an, und hielte noch selbiges Jahr einen öffentlichen gelehrten Wettstreit in einer auf dem Catheder vertheidigten Schrift,90 welcher er den Titul: Tentamen introductionis in historiam doctrinae de ideis gegeben, und welche der erste Grundriß von seiner Historia de ideis ist.91 Darauf las er beständig Collegia über die Vernunftlehre, über die Kunst zu Disputiren,92 über die Griechische Sprache und deren Gebrauch im Neuen Testamente. Weil er nun keine Collegia mehr besuchte, so ersetzte er es durch seinen eigenen Fleiß, und las die Schriften der berühmten Gottesgelehrten unserer Kirche, unter welchen ihm von denen alten des sei. Chemnitius;93 unter denen neuern aber die Buddeischen und Pfaffischen94 die grösten Dienste gethan haben. Er disputirte95 noch einmal de

89

90

91 92

93

94

scheinliche und Unwahrscheinliche und deren vielerlei Stufen samt den daher entstehenden Arten der Erkenntnis nicht verstanden noch abzuwägen gewußt und daher eines mit dem andern vermischten. (J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil VI. S. 988). In der kurzen Predigerbiographie (Anm. 68) heißt es, Brucker habe in Jena die philosophischen, philologischen und zumahlen theologischen Lehren nach allen Teilen nebst der Historia literaria so wohl gefasset, daß er nicht nur vielfältig publice und privatim respondirte, sondern auch die Magisterwürde erhielt. Mit dieser Dissertation hat sich Brucker zu academischen Vorlesungen habilitirt. Predigerbiographie (Anm. 68). S.SVNr. 2, 8. Sie war ein besonderes Thema von Syrbius. Handelt der 1. Teil seiner Logik von der Auffindung der Wahrheit, so der 2. Teil von der Weitergabe der Wahrheit, was er in sehr weitem Sinne versteht: außer der Urteils- und Schlußlehre auch die Anwendung der Wahrheit im Schreiben, mündlichen Lehren, Lernen, in der Disputationskunst und Rhetorik. Martin Chemnitz (1522-82) wirkte an der Konkordienformel (1577) mit. Laut Buddeus hat er in seinem 'Examen concilii Tridentini' (1565-73) die rechte Art der Behandlung der Polemik getroffen, daß er den Ursprung der päpstlichen Irrtümer so gründlich untersucht. (Histor. u. Theolog. Einleitung in die Religionssstreitigkeiten, welche sonderlich ausser der Evangel.= Lutherischen Kirche entstanden. Hg. von J.G. Walch. Jena 1724. ed. 1733. S. 151). Sein Wort: Theologiam magis consistere in affectu quam cogitatione suchte Buddeus den Schülern immer wieder einzuprägen. (A.F. Stolzenburg (Anm. 73) S. 47). A.F. Stolzenburg (Anm. 73) S. 399f. vermerkt, daß damals in nicht spezifisch orthodoxen Rezensionen die Selbständigkeit dieser beiden Theologen und ihre Modernität für Deutschland dankbar anerkannt wurde. Z.B. in: [Menckes] Neue Zeitungen von Gelehrten Sachen. Leipzig 1724. S. 61 stellte man ihre Werke über alle anderen und erklärte sie für das Rüstzeug, ohne daß der moderne Theologe einfach nicht mehr arbeiten könne. Christoph Matthäus Pfaff (1686-1760), ein frühreifer, weltmännischer Gelehrter und vielbeachteter kirchlicher Würdenträger, sehr auf die Herzensfrömmigkeit drängend, seit 1720 Kanzler der Universität Tübingen, als Kirchenrechtler Vertreter des sogen. Kollegialsystems, bemühte sich, anders als Buddeus, gerade zur Zeit der Studienjahre Bruckers intensiv um eine Union von Lutheranern und Reformierten in Preußen. Brucker bewunderte ihn geradezu: an diesem

Ursula Behler

40 comparatione dogmatibus Vindeliae

philosophiae

gentilis

caute instituenda, wieder

abdrucken

dreymal über eine Abhandlung hernach

vermehrt

Stipendien

seinen

nöthigten

Reise die vornehmsten er zu Magdeburg Pelloutier,"

95 96 97

98 99

welche lassen;96

cum

Scriptura

Sacra

et religionis

er nach der Zeit viel vermehrter und endlich,

ehe er die

de falsa virtute, exemplo Alexandri

Miscellaneis

einverleibet

worden.91

ihn, 1720 nach Hause umzukehren,

Universität

nachdem

mit dem dermaligen

Königlichen

Freundschaft

Kirchen=Rathe

welche gehenden

er vorher auf 9i

Otio

verließ,

M. illustrata,

Die zu Ende

Städte und hohen Schulen in Sachsen besehen

eine vertrauliche

Christianae in dem

Damals

zu Berlin,

auf, welche bis auf diese Stunde zu

einer

richtete Simon dessen

Mann sei alles groß und sonderbar, er sei schlechthin ein nachahmungswürdiges Vorbild für einen Gottesgelehrten, der weder eine Liebe zur sectirischen Partheylichkeit, noch der Kirche Gottes unanständige Streitigkeiten heget und den Vorurteilen anhängt, sondern [...] Wahrheit, Liebe und Gottseeligkeit genau miteinander zu verbinden suchet. (J. Bruckers Portrait von Pfaff in 'Bildersaal' = SV Nr. 64). Zu seinem Charakter als Wissenschaftler vgl. Adolf Harnack: Die Pfaffschen Irenäus-Fragmente als Fälschungen Pfaffs nachgewiesen. Leipzig 1900. Hier disputierte er als Praeses, laut der kurzen Predigerbiographie (Anm. 68). S. SV Nr. 4, 21. S. SV Nr. 6, 72. Diesen 'Meditationes philosophicae' über die Scheintugend, die theologische Meditationen von Buddeus ergänzen wollen, ist eine kurze 'Historia doctrinae de Virtute' vorangestellt. Unter allen Teilen menschlicher Wissenschaft, die zum wahren Glück beitragen, gebührt der Moralphilosophie zweifellos die erste Stelle, da sie uns wie keine andere Disziplin - ausgenommen die Theologie - den Weg und die Mittel zur Erlangung der Glückseligkeit zeigt. Daß dies nur durch Tugend zu erreichen ist, ist die übereinstimmende Auffassung aller Moralphilosophen. Da es zur Schwachheit des von ungeordneter Selbstliebe geleiteten menschlichen Gemüts gehört, etwas für Tugend zu halten, das durch trügerische Maske täuscht und in Wahrheit Laster ist, das die Tugend nachäfft, indem es deren Kennzeichen hervorbringt, ist es ein rechtschaffenes Unternehmen, der Scheintugend die Maske abzuziehen und deren unsittliche Gestalt aufzudecken. (§§ 1-2, in dt. Übersetzung). nahm ein kurtzes iter literarium vor, heißt es in der kurzen Predigerbiographie (Anm. 68). Simon Pelloutier (1694-1757), in Leipzig geborener Abkömmling einer alten Waldenserfamilie, wie Brucker in dessen Portrait im 'Bildersaal' (= SV Nr. 64), berichtet, war 1719 Prediger der französischen Gemeinde in Magdeburg geworden, nach Ausbildungsjahren in Halle (wo er die großen Weltweisen Thomasius, Gundling und Rüdiger hörte) und Genf (wo die zwey grundgelehrten Männer, die Herren Turretin und Pictet lehrten); 1725 wurde er zum Prediger der Französischen Gemeinde in Berlin berufen und gehörte zu dem bekannten Gelehrtenkreis um Isaak de Beausobre, la meilleure plume de Berlin (laut König Friedrich Π. von Preußen), der mit Jacques Lenfant und (seit 1733) mit Samuel Formey (1711-97) die berühmte 'Bibliotheque Germanique' (1720-41) herausgab, um auf diese Art mit der Deutschen Gelehrsamkeit auch den Ausländern zu dienen (J. Bruckers Portrait Formeys in 'Bildersaal' = SV Nr. 64). Dort wurden Bruckers Arbeiten von Anfang an sehr geschätzt und gefördert (vgl. die Rezensionen im SV). Pelloutier wurde 1738 königl. Kirchenrat und schließlich Direktor des französischen Gymnasiums in Berlin, wo seit 1737 Formey als Philosophielehrer tätig war, und wurde 1743 Akademiemitglied. Während Pelloutier für Brucker ein Beispiel dafür bildet, daß auch mancher gründlich gelehrter Mann ein Feind vom vielen Schreiben ist und gar nicht an der Sucht, bald ein Verfasser zu werden, litt, denn er veröffentlichte nur ein Werk: Histoire des Celtes. La Haye 1740 u. 1750, ist ihm Formey eine der merkwürdigsten

Eine unbeachtete

Biographie

41

grossem Vergnügen unterhalten worden. Nach seiner Zurückkunft in sein Vaterland, und einer mit Zufriedenheit seiner Beförderer gehaltenen Gastpredigt,100 unterwarf er sich der damals eingeführten Prüfung eines hochansehnlichen Ober=Kirchen=Convents, und erhielt darüber ein sehr vortheilhaftes Anbefehlungs=Schreiben von E. Hochehrw. Predigtamte.m Mit demselben gieng er im Anfange des 1721 Jahres in die Algöwischen Evangelischen Reichsstädte, und ließ sich daselbst mit Gastpredigten hören. Im Frühjahre darauf that er eine Reise in die Grafschaft Hohenlohe zu einem Verwandten, und hatte Gelegenheit, sich vor den hochgräflichen Herrschaften verschiedentlich hören zu lassen, und viele Gnade zu gemessen; weil aber keine Gelegenheit zu einer Beförderung offen stund, so kehrete er nach einem halbjährigen Aufenthalt wiederum nach Hause um, wo er mit fleißigem Predigen und Studieren, sich zum Kirchenamte tüchtig zu machen suchte: Dabei gab er theils Adelicher, theils Bürgerlicher Jugend Unterricht in den schönen Wissenschaften;102 seine müßigen Stunden aber wiedmete er dem berühmten Augspurgischen Bildersale, und der Ausarbeitung einiger 103 wohlaufgenommenen Schriften. Unter denenselbigen hatte insbesondere die Historia philosophica doctrinae de ideis das Glück, den Beyfall der grösten Gelehrten104 zu erhalten, welches ihn ermuntert, mit mehrerem Fleiße sich die philosophische und damit verknüpfte gelehrte Geschichte105 bekannt zu machen. Im Jahre 1724 den 6. December

100

101

102

103 104 105

Personen der Königl. Academie worden, die ihn u.a. seit 1745 als Secretär und Dolmetscher mit fremden und ausländischen Gelehrten gebrauchte und schließlich zum ständigen Sekretär machte. Es hat auch der Herr Formey eine beträchtliche Anzahl Artickel hergegeben, welche der Uebersezung des Dictionaire encyclopedique de Chambers, so zu Paris unter der Aufsicht der Herren d'Alembert und Diderot gedruckt wird, einverleibet worden. (J. Bruckers Portrait Formeys in 'Bildersaal' = SV Nr. 64). Brucker scheint also darüber im Bilde, daß Formeys Arbeitspapiere zu einem philosophischen Lexikon (un Dictionnaire tel ä peu pres que le notre: so d'Alembert im 'Discours preliminaire') vom Pariser Verlegerkonsortium der 'Encylopedie' aufgekauft wurden (April 1747), was, wie wir heute wissen, die entscheidende Veränderung der ursprünglichen Pläne in Paris bewirkte, indem nun auch aus andern Lexica als Chambers übersetzt werden sollte avec des augmentations. Zu diesen Vorgängen vgl. Jacques Proust: Diderot et l'Encyclopedie. Paris 1962; 2. Aufl. 1967. S. 47-49. Sollte zu diesen andern Lexica nicht auch der 'Zedier' gehört haben? Daß zu den augmentations Bruckers 'Historia critica Philosophiae' gehörte, ist alles andere als verwunderlich. Am 3. Juli 1720 über Matth. 14, 24 [Und das Schiff war schon mitten auf dem Meer und litt Not von den Wellen; denn der Wind war ihnen entgegen.], laut der kurzen Predigerbiographie (Anm. 68). In der Predigerbiographie (Anm. 68) heißt es: und erlangte nach um Michaelis wohl iiberstandenem Examen theologico die Freiheit als Candidatus in allen 6 Evangelischen Kirchen zu predigen. Brucker teilt die Wissenschaften ein in die schönen, die ernstlichen und die heiligen (z.B. im Portrait von Mosheim in 'Bildersaal' = SV Nr. 64). S. SV Nr. 7-13. S. SV Nr. 8 und die dort und in Nr. 10 und 12 genannten Rezensionen. Gelehrte Geschichte ist die Geschichte der Gelehrsamkeit, die, nach Walch, füglich zwei Teile hat: Vorbereitungsabhandlung und Hauptabhandlung; in der ersten geht es um die Geschichte der Mittel zur Gelehrsamkeit: der Bücher, Bibliotheken, Schulen, Buchdruckerei,

Ursula Behler

42 geschähe es, daß er über Vermuthen zum Rector berufen

der Lateinischen

Schule

wurde. Hier eröffnete

Ordination

in Augspurg

und Adjuncten

ihm der göttliche

machte

ihm dieses

abgemeldeten

alles

Herrn Rector

Crophs

hatte, in welchem

und

alle Tage acht

und andere Amts=Verrichtungen

ihn befallener

schwer,

erhaltener

Studien, Gebet und Versuchung,106 und besonders

muste Krancke besuchen; Leichen begleiten, vorher

angetreten

gelegen,

Predigtamtes

heftiger

eine

Ausbruch

schwere

in Augspurg

abwarten.

seiner

Ehegattin,

die er sich den 22

1725 antrauen lassen, und die er kaum 14 Tage gesund hatte, versetzte ihn in neue Doch Gottes Treue half ihm nicht nur auch die grösten stärckte ihn auch, wenn er am schwächesten einen hohen Grad, und war ihm sonderlich des Hauptes

sehr beschwerlich,

vielen Arbeit sehr darnieder.

106

107 108 109

Nöthen

überwinden,

war. Sein hypochondrisches ein vieljähriger

und die Bangigkeit

Schwindel

des Gemüthes

zu

Stunden;m

Hypochondrie109

der

Kranckheit

Tochter,

er aus

hatte. Er hatte alle Wochen zwey bis dreymal

er lehrte in der Schule öffentlich lange

in Algöw

Ruf ein Feld, das er nach

der theologischen

dem Grunde zu lernen, Gelegenheit

Ein noch nicht

Kaufbeuern,

des Evangelischen

den 17. Tag des Christ=Monats

die noch nöthige Hauptstücke predigen;101

in der Reichs=Stadt

Jänner Noth. sondern

Uebel stieg auf und

Düsterheit

schlug ihn unter der

Doch diese muste auch ein Mittel seyn, sein

geängstigtes

gelehrten Gesellschaften; in der zweiten um die Geschichte der einzelnen Wissenschaften und der jeweils an ihnen arbeitenden Gelehrten. (J.G. Walch: Philos. Lexicon (Anm. 45) Bd. I. Sp. 1964f. Art. 'Historie'). Gemeint sind Luthers Worte über Psalm 119: Tria faciunt theologum: oratio, meditatio, tentatio, die auch Buddeus in seiner Moraltheologie (Anm. 83) S. 7f. anführt mit Luthers Erklärung: Die Versuchung lehret uns nicht allein verstehen, sondern auch empfinden und erfahren die Gewißheit, Wahrheit, Süßigkeit, Kraft und Trost des Worts [Gottes], daß es Weißheit über alle Weißheit sei. Während Buddeus diese durch Versuchung gewonnene gewisse Erkenntnis als kräftige und heilsame, nicht nur wahre und richtige Erkenntnis der göttlichen Wahrheit, nämlich verbunden mit aisthesis d.i. Empfindung, Geschmack oder Erfahrung von göttlichen Dingen oder als das innerliche Zeugniß des Hl. Geistes im Herzen von der Gnade Gottes und Kindschaft zum ewigen Leben verstanden hatte und Brucker sie auch so versteht, wird dieser Ausspruch Luthers, hernach in tausend Büchern wiederholt als Regel für angehende Geistliche, von Bruckers Freund Mosheim fast zur gleichen Zeit (1754 in Vorlesungen) energisch als Mißverständnis abgewiesen (J.L. von Mosheim (Anm. 52) S. 20ff.). Mosheim war kein Pietist. Brucker war dritter Geistlicher an der Kirche zur Hl. Dreifaltigkeit. Er war Rektor und einziger Lehrer mit sechs Klassen von insgesamt 25-35 Schülern. Die Hypochondrie, auch Grillen- oder Grubelkrankheit genannt, galt damals allgemein als morbus eruditorum. "Die Hypochondrie, noch besser: die gehabte, überstandene Hypochondrie, galt im 18. Jahrhundert als Zeichen eines gehobenen geistigen Status." (Esther FischerHomberger: Hypochondrie. Bern, Stuttgart 1970. S. 41). Über die Veröffentlichung des Intimen und der Innerlichkeit bei Pietisten vgl. G. von Graevenitz (Anm. 36). C. Thomasius hatte die Sache kurz abgetan: zur Grubelkrankheit neigten aus bekannten Gründen Scheinheilige und Pedanten (sogen. Monatsgespräche. 1688. Vorrede). In Zedier (Anm. 1) Bd. XIII. 1735. Sp. 1479-1487 wird bei der Genese unterschieden zwischen organischer Milzerkrankung und Melancholey und Hypochondrischem Übel infolge langwieriger Sorgen und Gemütsunruhen.

Eine unbeachtete Biographie

43

Gemüthe auf etwas anders zu wenden. Als er dieses merckte, so suchte er sich durch eine neue Arbeit so zu fesseln, daß er nicht Zeit hatte, denen ängstlichen Gedancken nachzuhängenEr kam auf die Gedancken, eine kurtze Anleitung zur Philosophischen Historie in Frage und Antwort, nach Art der Hübnerischen,111 zu verfertigen: Nicht in der Absicht, ein ausführliches Werck zu schreiben, wozu er weder Gemüths= und Leibes-Kräfte, noch gelehrten Vorrath genug zu haben glaubte, sondern eine blosse Anleitung für die Schul=Jugend zu geben, und die wenigen übrigen Stunden dem ängstlichen Nachdencken seines ihn jämmerlich quälenden Affects zu entziehen. Weil er aber vornehmlich an der Hübnerischen Lehrart mit Grunde aussetzen sähe, daß die Quellen nicht angezeiget,'12 und die historischen Umstände nicht genugsam untersuchet worden wären;1" so gedachte er diesem Vorwurf vorzubeugen: und da ihm die 110

111

112

113

Brucker verfuhr also wie später Immanuel Kant, der seine natürliche Anlage zur Hypochondrie durch Diätetik des Gedankenspiels, Nichtbeachtung der beängstigenden Grillen und Konzentration auf seine Arbeit überwinden lernte; in den Beängstigungen sah er Produkte der Einbildungskraft·, der Selbstquäler rufe die Hilfe des Arztes vergeblich an, er müsse sich selbst ermannen (Immanuel Kant: Von der Macht des Gemüts durch den bloßen Vorsatz seiner krankhaften Gefühle Meister zu sein. Hg. und mit Anmerkungen versehen von C.W. Hufeland. [1824]; ed. Reclam o.J. S. 26). Solche 'Ermannung' war einem der Söhne des J.F. Buddeus nicht vergönnt gewesen, er beging 'aus Schwermut' Selbstmord. Zu diesem wichtigen Problem vgl. bes.: Hans-Jürgen Schrings: Melancholie und Aufklärung. Stuttgart 1977; Thomas Müller: Rhetorik und bürgerliche Identität. Tübingen 1990. Mit der Ausarbeitung dieser Methode zu der Lehrbuchform von 'Kurtzen Fragen aus [...]' in verschiedenen Unterrichtsfächern hatte der Theologe, Historiker und Geograph Johann Hübner (1668-1731), 1694 Schulrektor in Merseburg, 1711 am Johannäum in Hamburg, europäischen Ruhm erlangt; seine Unterrichtswerke erreichten enorm hohe Auflagen und wurden in fast alle europäischen Sprachen übersetzt. Wie Brucker als Philosophiehistoriker, so wurde Hübner als Geograph (Johann Hübner: Kurtze Fragen aus der alten und neuen Geographie. Leipzig 1693 in 12-°, 36. Aufl. 1731), wie schon oben erwähnt, die betr. maßgebliche Autorität für die französischen Enzyklopädisten. Brucker hatte vor allem die Kurtzen Fragen aus der Politischen Historia, den Lehrenden und Lernenden zur Erleichterung aufgesetzt. 9 Teile in-12°. Leipzig 1697ff. vor Augen, denen 1707 als 10. Teil folgte: 'Kurtze Einleitung zur Politischen Historia. Den Anfängern zum besten aus allen neun Theilen zusammengezogen' (was dem 'Kleinen Brucker' entspricht). Hübner verstand dieses Unterrichtsbuch, dem zu seinen Lebzeiten noch 16 Supplemente folgten, nicht als vollständiges Werk, sondern als ein allgemeines, und ordentliches CollectaneenBuch, durch alle SpecialHistorien, worin alles Neugehörte gar leichte das Plätzgen finden könne. (J. Hübner: Kurtze Fragen aus der Politischen Historia. Teil 9. Leipzig 1707. Vorrede). Auf diesen Vorwurf mußte Hübner (als Schulbuchautor!) schon im genannten 9. Teil (1707. Vorrede) eingehen und versprach einen gesonderten Band mit dem Verzeichnis seiner Quellen, der aber m.W. nie erschienen ist. Dieser Vorwurf trifft Hübner mehr oder weniger als einen 'Gedächtnisgelehrten', der nicht überprüft, was er von andern übernimmt. Bruckers kritische Methode besteht in der Anwendung einer 'gesunden Vernunft- und Sittenlehre', die als erstes die Unterscheidung der Erkenntnisquellen (Fremd- und Eigenerfahrung, Vernunftüberlegung, Hl. Schrift) und der Arten der Wahrheit (zweifelsfreie Evidenz und zweifelhafte Wahrscheinlichkeit) zu beachten lehrt, als zweites die Probabilitätslehre einschließlich Gemütserforschungslehre. Alle Wahrscheinlichkeit und ihre unterschiedlichen Grade beruht auf dem empfundenen Grad der

44

Ursula Behler

Büchersäle der benachbarten Städte Augspurg, Ulm und Memmingen durch seine Freunde die nöthigen Hülfsmittel verschafften; so fieng er an, auch critische Anmerckungen zu machen. Das führte ihn nun in ein viel weiteres Feld, als er durchzuwandern sich vorgesetzet hatte, und aus einem kleinen Bändgen wurden sieben starcke Bände, nebst einigen Ergänzungen, und einem Auszuge für die Schul=Jugend, welcher er im Anfange diese Arbeit gewidmet hatte, die unter dem Titel: Kurze Fragen aus der Philosophischen Historie, in Ulm 1731=37 herausgekommen sind.114 Den ersten Theil widmete er der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften zu Berlin,115 welche diese Arbeit so wohl aufnahm, daß sie ihm über sein Vermuthen und Gesuch das Diploma der Aufnahme in dieselbe, 1731 übersendete. Unterdessen muste er bey der mühsamen Ausarbeitung dieses Werckes, und seinem mühseligen Kirchen= und Schul=Amte mit vielen Kranckheiten seiner selbsten und seiner Ehegattin kämpfen; und diese letztere wurde nach einer achtmonatlichen Kranckheit ihme 1731 entrissen. Dennoch half Gott alles überwinden, und stärckte ihn, nicht nur alle Arbeiten auszuführen, sondern auch noch andere zu übernehmen, unter welche gehöret, daß, da 1730 das Jubelfest der Augspurgischen Confeßion116 in Kaufbeuern feyerlich begangen worden, er diese gantze Feyerlichkeit dirigiret, alle Verrichtungen der Kirche und Schule, öffentliche Danckgebete und gehaltene Redeübungen ausgearbeitet111 und die heilige Rede an demselbigen,11% die man, wie alle seine Predigten, zum Muster einer ordentlichen, gründlichen, deutlichen, annehmlichen und erbaulichen geistlichen Beredsamkeit annehmen kan,119 auf vielfältiges Verlangen drucken lassen.120 Im Jahre 1732 den 4 Febr. trat er in die zweyte Ehe, mit eines Kaufbeurischen Kaufmanns J.H. Meyrs Tochter, welche der Herr mit vielem Kinder=Seegen angesehen hat.121 Und von

114 115

Übereinstimmung der Umstände mit einer Hypothese, die aus den untersuchten wahrnehmbaren Umständen gezogen oder aber vorausgesetzt und an den Umständen erprobt wird. Als Hauptarten der Wahrscheinlichkeit unterschied man die historische, hermeneutische, physikalische, politische (moralische) und praktische (als Vermutungen über physisch und politisch [= zwischenmenschlich] Zukünftiges). S. SV Nr. 28 (Kurtze Fragen); Nr. 39 (Ergänzungen); Nr. 29 (Auszug). Die Dedicatio vom 18. Dezember 1730 in Teil I zeugt, trotz aller Bescheidenheitsgesten, von einem kräftigen Selbstbewußtsein; Brucker zweifelte nicht daran, daß er mit seinem Bemü-

hen um einen richtigen Begriff einer so nöthigen als nützlichen Disciplin etwas zur Cultur 116

117 118 119 120 121

der Wissenschafften beyzutragen hatte, das entschieden über den Rahmen eines Schulbuchs hinaus ging. Jubelfest zum Gedächtnis der am 25. Juni 1530 dem Kaiser in dt. Fassung übergebenen 'Augsburgischen Konfession'. S. dazu SV Nr. 24a, 25. S. SV Nr. 24. Hier ist die ergänzende Feder der Lexicon-Redaktion deutlich erkennbar. Diese Erklärung findet sich in vielen Vorworten damaliger Druckwerke. Aus erster Ehe hatte Brucker einen Sohn Carl Heinrich, später Magister Artium und erster Diakonus bei den Barfüßern zu Augsburg, t März 1772 (laut Johann Georg Meusel: Lexicon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftsteller. Bd. I. Leipzig 1802. S.

Eine unbeachtete

45

Biographie

der Zeit an fiengen auch die Umstände

seiner Gesundheit

zumal,

Pastors,

da die Unvermögenheit

Kirchen-Diener loßmachte.122

übernehmen Als derselbige

zum Diaconus Dominicus, abermals

Jahre

Europa

wünscheten Sonderlich

viele,

123

124

125

von

an erträglicher Verrichtungen

dem

des Consistorii, mit möglichster

zum

Prediger

und Scholarchen Treue

nicht

Briefivechsel

diese philosophische

Historie

Lateinisches

Geschichtbuch

Schul=Amte

Wahl im Febr.

im Hospital, erwählet,

ohne

werden, folgenden 1735

und zu

Männern,

werden,

Seegen

vorgestanden,123

deren einige in

zuwege

gebracht

in Lateinischer

zu verwandeln.125

St.

welchem Amte er

Historie sehr berühmt gemacht,

mit gelehrten

Th. III. p. 184124 angeführet

zu

die

mühseligen

aber trieben die beyden Herren Lenfant und de Beausobre

ein ordentlich

122

ihn

ihn seine Fragen aus der philosophischen

ihm einen ansehnlichen Gelehrt.

müssen,

dessen

1734 starb, wurde er durch einmüthige

an der Haupt=Pfarrkirche,

zum Beysitzer zehen

Nachdem

seines

Sprache

und

Göttens

hatten; zu

so

lesen:

sehr darauf, es in

So schwer dieses

Vorhaben

610; s. dazu auch SV Nr. 73h); seine zweite Frau Anna Barbara gebar elf Kinder; sechs Söhne und drei Töchter überlebten den Vater. Daß Brucker über acht Jahre lang, bis zur Erkrankung des Pastors 1733, als einziger Lehrer eine sechsklassige Lateinschule betreut hatte, war, nach seiner eigenen Äußerung, contra morem omnium locorum et scholarum; und doch hatte er 1732 der Schulbehörde berichten können, daß man an seiner Schule in Zeiten von vier Jahren so weit komme als in Augsburg (wo sechs Lehrer tätig waren) und anderen Orten in sechse. (Zit. bei K. Alt (Anm. 2) S. 104). Was sich hinter dieser schlichten Formulierung verbirgt, hat Karl Alt ausführlich dargestellt. Bruckers Wirken in Kaufbeuren ist vor allem dadurch gekennzeichnet, daß er dem von seinem Vorgänger im Doppelamt J. Martin Christeil (ebenfalls Schüler von Croph und Buddeus) eingeführten pietistischen Geist im kirchlichen und schulischen Leben der Stadt immer mehr Geltung verschaffte und daß er die pietistischen pädagogischen Grundsätze schließlich durch eine von ihm entworfene neue Schulordnung, die 1737 angenommen wurde, institutionell in allen Schulen der Stadt, nicht nur in der Lateinschule, verankern konnte. Das ganze Schulwesen soll danach auf eine die Ehre Gottes und das Geistliche und Leibliche Wohlseyn der Jugend Bestend Befördernde Weise eingerichtet sein. (K. Alt (Anm. 2) S. 109-122, 125). Lebensbeschreibung Bruckers in Gabriel Wilhelm Gotten: Das jetzt=lebende gelehrte Europa, oder Nachrichten von den vornehmsten Lebensumständen und Schriften, jetzt=lebender Europäischer Gelehrten; welche mit Fleiß gesammlet und unpartheyisch aufgesetzet hat u.s.w. Teil ΠΙ. 1. Stück. Zelle 1737. S. 179-190. Diese Briefpartner und andere gelehrte Freunde werden auch in den 'Kurtzen Fragen' erwähnt: Heumann in Göttingen, Mosheim in Helmstedt, Schelhorn in Memmingen, Harder in Münster, J. Albert Fabricius und J. Christoph Wolf in Hamburg, Pfaff in Tübingen, Gottsched und Lotter in Leipzig, Walch in Jena, Siegmund J. Baumgarten in Halle, Lenfant und La Croze in Berlin, Jacob Christoph Iselin in Basel. Pastor Jacques Lenfant (1661-1728) - dessen höfliche Dienstbefliessenheit ich aus Erfahrung zu rühmen habe, so J. Brucker: Kurtze Fragen, Teil VI. S. 968 - und Pastor Isaak de Beausobre (1659-1738) - bei Brucker Hr. de Beausobre der ältere (im Portrait Formeys in 'Bildersaal' = SV Nr. 64) - sind die Begründer der 'Bibliotheque germanique' (1720-41) und Häupter der älteren, aus Frankreich geflüchteten Generation des hugenottischen Gelehrtenkreises in Berlin, gute Freunde Pierre Bayles; Pelloutier (s. oben) wie auch Formey gehören zur jüngeren, in Deutschland geborenen Generation. Hier könnte 'Beausobre der ältere' (der

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Ursula Behler

schien,

da zumal

anständigen

der

Verlegers

1735

eingefallene

niederschlug;

so schickte

welche dieses noch nicht genug gebauete wollte,™ daß der Herr Prof. Gottsched, Aufsätze

zu den Critischen

den Herrn Breitkopf unterdessen zu der

126

127 128

129

Beyträgen

am Rheinn6 es doch

Hoffnung

Feld in einen noch brauchbaren

der deutschen

Litteratur

gehörigen

Büchern

alles auf das neue aus dem Grunde,

bekannt

eines

Vorsehung, Stand

dem der Verfasser durch ein paar

das Glück gehabt, sich selbsten den seltensten Historie

die

die göttliche

bewog, dessen Verlag über sich zu nehmen:

Philosophischen

Gelegenheit,

Krieg

stellen

eingeschickte war,m

worden

Und da der

und wichtigsten anzuschaffen;129

und viel ausführlicher,

Verfasser

Vorrath so hatte als

von er

vorher,

zwei literarisch tätige Söhne hatte) gemeint sein, nicht jedoch der 1728 verstorbene Jacques Lenfant. Also ein Lenfant junior? Es sind die glücklosen Kämpfe des alten Prinzen Eugen am Oberrhein im Polnischen Thronfolgekrieg 1733-35 gemeint. Auch in der Wissenschaftsgeschichte verspürt der fromme Historiker die göttliche Lenkung. S. SV Nr. 48-63. Hierdurch wird nun überhaupt erst bekannt, welch fleißiger Gehülfe (so Gottsched) Brucker an diesem Journal gewesen ist. K. Alt (Anm. 2) notiert nur den ersten Aufsatz (= SV Nr. 48). Von 1732-44 erschienen in Leipzig beim Verleger Breitkopf die 32 Stücke in 8 Bänden in-8° der 'Beyträge zur Critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, herausgegeben von Einigen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft in Leipzig', ab dem 21. Stück. Bd. VI. 1740: 'herausgegeben von einigen Liebhabern der deutschen Litteratur'. Begründer und stille Herausgeber waren Johann Christoph Gottsched (1700-66) und Johann Georg Lotter , Bruckers allerwerthester Freund und Landsmann (J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil VI. S. 684), der Mitte 1735 Professor der Beredsamkeit in Petersburg wurde und dort am 1.4.1737 starb, so daß Gottsched die Redaktion alleine fortführte. 1736 wurde Brucker Mitglied der 'Deutschen Gesellschaft in Leipzig' und aus diesem Jahr stammen auch seine ersten zwei Artikel. Die nicht genannten Verfasser der Artikel dieses Journals waren neben Gottsched und Lotter einige der gelehrten Leipziger und auswärtigen Freunde, aber auch Zusender. Was ausdrücklich jeder Verfasser in seinem Beitrag inhaltlich allein zu verantworten hatte, wurde indes der ganzen 'Deutschen Gesellschaft in Leipzig' zugeschrieben, weswegen sich Gottsched (der sich mit der 'Deutschen Gesellschaft' im Sommer 1738 zerworfen hatte und sein Seniorat niedergelegte) in der Vorrede zu Bd. V (Okt. 1738) zu einer Klarstellung veranlaßt sah, u.a. die Namen der bisherigen 18 Mitarbeiter in zeitlicher Reihenfolge bekannt machte (als letzten Herr Jacob Brucker, Consistorialis, Scholarcha und Pastor in Kaufbeyern) und ab Bd. VI die Titeländerung vornahm. Da die 16 Beiträge Bruckers bislang unbeachtet blieben, werden sie in den Anmerkungen zum SV kurz charakterisiert. Die private Bibliothek Bruckers wurde gute sechs Jahre nach seinem Tod öffentlich versteigert. Der Versteigerungskatalog von 177 Seiten in-8° verzeichnet insgesamt 2410 Nummern: in Folio 230, in Quarto 664, in Octavo 1309, in Duodecimo 207. Viele Nummern umfassen mehr- oder vielbändige Werke oder sind gebündelte Dissertationen, Traktate, Autographen etc.: Bibliotheca Bruckeriana Oder Herrn Jacob Bruckers [...] hinterlassene, auserlesene und zum Theil sehr seltener Büchersammlung aus allen Facultäten, Künsten und Wissenschaften, besonders aus der philosophischen und Litterar-Geschichte, welche den 17. Hornung dieses Jahrs und folgende Tage [...] allhier, an die Meistbiethenden gegen gleichbaare Bezahlung öffenlich erlassen und versteigert wird. Augsburg 1777 (Exemplare in der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg und der Universitätsbibliothek Göttingen).

Eine unbeachtete

Biographie

auszuarbeiten,130

welche

wichtigen

Arbeit

philosophicae

Jugend

gewiedmet

an das Licht getreten

Arbeit übertrug

Bildnissen

Lebensbeschreibungen

Zehende

zu verfertigen, fortgesetzet

welche

Weg eröfnet,

ohne sein Gesuch

1743 der Lateinischen und der Deutschen eigenes Diploma

in Jena,m

Gesellschaft

bey der Erneuerung

wiederum

aus

in die Philosophische

dem

Titel: hat.m

kleine

Neben dieser

wichtigen

Joh. Jac. Haid, Schriftsteller

Format

Schriften,

auch 1736 der Deutschen 1747 der Akademie in Göttingen

zugezählet

Akademie

bekräftiget

worden

erkläret wurde;"6

und

bis zum

neunten

unten

gedacht

Gesellschaft

der Wissenschaften zu werden:135

und ihm ein zu

Leipzig,™

zu

Bologna,

Wie er denn

auch

zu Berlin durch

ist. Der Tübingische

Kanzler,

ein Diploma,

er hat aber bisher hinlänglichen

zu

unserer

Deutsch

deren

der Wissenschaften

ihm auch 1741 unbegehrt

Historie historiae

Nachrichten

in prächtigem

als

Institutiones

gelehrten

gründlichen

andere

so grossen

Durch diese wurde er weiter berühmt,

der Königlichen

Pf ä f f , übersendete

Doctor der Theologie

130

aus diesem

Mahler und Kupferstecher,

nun schon

sind;132

worden

und unter

der berühmtesten

derselben

werden soll, hier zu geschweigen.

Matth.

Auszuge

ist, 1747 geendiget

ihm auch der berühmte

den von ihm verfertigten Lateinisch

er mit einem

Wercke, welcher statt einer schönen Einleitung

der Akademischen

Zeit,

47

worinnen Grund

D.

ein Chr.

er zum gehabt,

S. SV Nr. 66. Hier wird nur einer der Unterschiede zwischen den 'Kurtzen Fragen' (wo Brukker häufig forschte) und der 'Historia critica Philosophiae' (wo er, z.T. anders, ordnete, verbesserte, etliche Ausführungen, zusammenfassende Wiederholungen, Bemerkungen für junge Leute wegstrich, anderes erweiterte, aber nicht vertiefte) angedeutet; in letzterer lassen sich u.a. die abgeschrittenen Stationen zu den Quellen oder der als solche fungierenden Sekundärliteratur und deren Abwägung nicht mehr so deutlich verfolgen wie in den 'Kurtzen Fragen', wo all dies penibel vermerkt wird. Es ist nicht zuletzt der Werkstattcharakter der 'Kurtzen Fragen' als ein durch die sich aufdrängenden kritischen Untersuchungen quasi 'verunglücktes Kompendium', wo man gleichsam dem Autor bei der Arbeit über die Schultern sehen kann, worin ihr besonderer Wert für die damalige studierende Jugend in Deutschland zu sehen ist. Beachtenswert ist die Feststellung von Johann Andreas Ortloff: Handbuch der Literatur der Geschichte der Philosophie. Erlangen 1798: Dieses Werk ['Kurtze Fragen'] ist vorzüglich reich an Litterarnotizen, hat auch ohne dieses an mehrern Stellen Vorzüge, in Vergleichung mit dem nachfolgenden größeren Werke ['Historia critica Philosophiae']. ,3 ' S. SV Nr. 70. 132 S. SV Nr. 64, 65. 133 Vgl. Anm. 128. Präsident der 'Deutschen Gesellschaft in Leipzig' war seit 1732 J. Lorenz von Mosheim; ihm hatte Brucker Teil V (1734) der 'Kurtzen Fragen' gewidmet. 134 Präsident der 'Lateinischen Gesellschaft von Jena' war C.M. Pfaff; auch ihm hatte Brucker Teil V der 'Kurtzen Fragen' gewidmet. 135 In späteren Jahren - nicht 1748, wie K. Alt (Anm. 2) S. 82 angibt - wurde Brucker auch Mitglied der 1751 gegründeten 'Societas regia scientiarum Gottingensis' sowie der 'Churfürstl. Bayerischen Akademie der Wissenschaften' in München, der Gelehrten Gesellschaften zu Duisburg und Monaco sowie der Akademie der Wissenschaften in Rovereto (bei Trient). 136 Das vermerkt auch J.G. Meusel (Anm. 121) S. 605 Anm., mit der unkorrekten Ergänzung: er nahm es [das zugeschickte Doktordiplom] aber nicht an. Im selben Jahr 1741 erschien das erste Zehend des Bildersaals (SV Nr. 64, 65), in dem sich u.a. Pfaffs Portrait mit Bruckers Eloge auf ihn befindet.

48

Ursula Behler

sich dieser

Würde und Vorrechts

wurde er über alle sein Vermuthen Pfarr=Kirche

und Gemeinde

nicht zu bedienen.™ in sein Vaterland

zum Heil. Kreutze berufen, an welcher

Gottes Gnade zwar unter vielen Prüfungen, Seine

schwächliche

angetragene Professors

der Theologie

Halle, bescheiden

137

Gesundheit139

ansehnliche

Berufe,'40 hat.m

der

ist vornemlich

Ursache,

Kraft

unter stehet.138

er

verschiedene

und unter diesen 1751 die Stelle eines

ordentlichen

Seine Schriften,

warum

August

Evangelischen

er dermalen

aber nicht ohne göttliche

auf der Königlich=Preußischen

abgelehnet

Im Jahr 1744 den 31 zum Pastor

Friedrichs=Universität

in welchen allen theils

zu

auserlesene

Angeblich aus zweifachem Grunde: weil er diesen Doktorgrad ohne vorangegangenes rechtmäßiges Examen auf ungewöhnlichem Wege erhalten hatte, und weil er den Neid der Nebenbuhlerfürchtete. (K. Alt (Anm. 2) S. 82, nach Bericht von Veith). Zum gängigen Topos Άρplaus-Mißgunst' vgl. Bruckers Bemerkung in Kurtze Fragen. Teil I. S. 814: Zu Athen ging es unter den Philosophen wie es noch heutiges Tages zu gehen pflegt, daß das Handwerck einander hasset, sonderlich wann sich einer vor den andern hervor thut. Bei C.A. Heumann: Der Politische Philosophus (Anm. 55) 7. Kap.: Von der Klugheit zu Ehren zu gelangen, ist zu lesen: Mit Bücherschreiben kann man sich Gelehrtenruhm und Ehrentitel verschaffen und berühmt werden. Ein berühmter Mann ist zwar ein Licht, welches gar viele von den Irrwegen auf die rechte Bahn bringen kann, denn der ungebildete und un vornehme Pöbel urteilt nach dem äußerlichen Schein. Wenn aber der Ehrentitel nicht dem Rang entspricht, so kann er leer sein und verdächtig werden und bei gescheiten Leuten für eitle Ambition gehalten werden. Eitler Ehrgeiz aber ist eines der drei Hauptlaster, ist einem Philosophus unanständig und bei einem Christen sichtbares Symptom der fehlenden inneren Selbstverleugnung, d.h. Absage an die weltlichen Lüste. Brucker bevorzugte offensichtlich, nach den Titelblättern seiner Schriften und auch gedruckten Predigten zu urteilen, als Ehrentitel die mit keinem Rang verknüpfte Mitgliedschaft der Akademie der Wissenschaften zu Berlin und der zu Bologna.

138 J7J7 w u r c j e Brucker dann Stadtpfarrer von St. Ulrich und Senior des Evangelischen Ministeriums in Augsburg. 139 Vgl. dazu Brucker in seinem letzten Lebensjahr, am 15. März 1770 (Vorrede in Teil XIX des Bibelwerks = SV Nr. 73j): Es habe der unerforschlichen weisen Vorsicht Gottes [...] gefallen, eine mir von Jugend auf anklebende Schwachheit und Beschwerlichkeit des Magens in diejenige Plage zu verwandeln, welche ich in der Vorrede zum vierten Bande dieses N. Testaments für den Pfal im Fleische, womit noch Paulus heimgesucht worden, gehalten habe, und noch halte, und Zeit eines halben Jahres mich den allerempfindlichsten das Gemüth und den Leib drückenden Schmerzen ausgesetzt. Es hätten ihn deswegen bei Fertigstellung dieser Arbeit doch manchmal die Kräfte verlassen. Jedoch das Wohlgefallen des himmlischen Vaters, und seines Sohnes Jesu Christi, hat mir inmittelst unter vielen angstvollen Beklemmungen meines Herzens so viel Licht, Gnade und Vermögen wiederum geschenket, daß ich, neben unausgesetzter Ausrichtung meiner heiligen Kirchenämter, auch an dieser Erklärung der Offenbarung [Apokalypse] habe arbeiten, und in einem sc- schweren Inhalt, nach Einsicht und Pflicht schreiben können. 140

141

Laut K. Alt (Anm. 2) S. 83 soll Brucker 1742 einen Ruf an die Universität Göttingen und im November desselben Jahres einen Ruf als Nachfolger Crophs an die Rektoratsstelle des St. Anna-Gymnasiums in Augsburg abgelehnt haben. D.h. nicht schon im Jahre 1742, wie K. Alt (Anm. 2) S. 82 meldet: "Aber Brucker schlug diesen wie einen anderen Ruf nach Göttingen aus 'in Rücksicht auf sein fortgeschrittenes (!) Alter' und aus 'anderen gewichtigen Gründen', worin diese, außer in übergroßer Bescheidenheit, lagen, wissen wir nicht". - War Brucker vielleicht wie z.B. Hermann August Francke

Eine unbeachtete

49

Biographie

Ordnung und scharfes Nachdenken

herrschet,

theils starke Belesenheit

hervor

leuchtet,

2

sind folgende:™

1) Epistola ad C.F.P. de Pyrrhone,

a Scepticismi

universalis

macula absolvendo,

Jenae d. 28 Julii 1716, welche, wie oben schon gedacht, in den Miscellaneis Τ. V p. 236 u. ff. [- 249] stehet; ingleichen

[verbessert] in Bruckers

scripta

Lipsiensibus

Miscellan.

Histor.

Philos. [p. 1-11; vgl. SV Nr. 72], 2) Tentamen December

introductionis

3) Observatio, imitandum

in historiam

1718 gehaltene Dissertation in qua proponuntur

non proponendus

24] und in Bruckers

Miscellan.

4) Diss, de comparatione anae dogmatibus

doctrinae

logicae de ideis, ist eine zu Jena im

[Jena 1718, in-4°], und oben schon dubia;

cur Q. Curtius

sit. Sie stehet in den Miscell. Lipsiens.

philosophiae

caute instituenda,

philologica

crucem exaltato. Bruckers

6) Meditationes

ad

Τ. IX p. 12 u. f f . [-

gentilis cum Scriptura

Sacra & religionis

christi-

Jena 1719 [in-4°; und vermehrt in Otium VindeLebens=Geschichte.

ad locum Jo. XII, 32, de vexillis, in altum erigendis,

Sie stehet in den

Miscellan.

angeführt.

adolescentibus

Histor. Philos. [p. 601-608],

licum p. 1-126; vgl. SV Nr. 21], siehe von ihr oben die 5) Observatio

Rufus

Miscellan.

Lipsiens.

& Jesu in

Τ. X p. 98 u.ff. [- 106] und in

Hist. Philos. [p. 563-568].

philosophicae

de falsa

virtute,

exemplo

Alexandri

M. illustrata[e

J.B.A.V.A.M. = von Jacob Brucker Augustae Vindelicorum Artium Magister],

142

a Jena

(1663-1727) "von der größeren Wichtigkeit und höheren Würde des Pfarramtes vor der Universitätstätigkeit überzeugt"? (Martin Schmidt: Wiedergeburt und neuer Mensch. Gesammelte Studien zur Geschichte des Pietismus. Witten 1969. S. 202); oder war es ihm, nur umgekehrt, ergangen wie seinem Freunde Mosheim? Von ihm berichtet Brucker (Portrait von Mosheim in 'Bildersaal' = SV Nr. 64) folgendes: Mosheim habe im Nov. 1722 eine Berufung zum königl. dänischen Legationsprediger in Wien erhalten; als am Abend vor seiner Abreise, die er wegen einer hejftigen Unpäßlichkeit einige Zeit hatte aufschieben müssen, unerwartet der Ruf zu einer Helmstedter Professur eintraf, so erkante er doch [...] daß Gott ihn lieber auf dem Lehr=Stuhl einer Universität, als einer Gemeinde haben wolte. - Bruckers Wahlspruch war: Christus unsere Weisheit, wobei er sich auf Paulus 1. Kor 1, 30.31 berief [Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung, auf daß, wie geschrieben steht. (Jer 9, 22.23.) 'Wer sich rühmt, der rühme sich des HerrnV]. Seine selbstverfaßte Grabschrift lautet: spe laetae Resurrectionis. (K. Alt (Anm. 2) S. 128, 132). Am Nachmittag des 26. November 1770, kurz nachdem er in seiner Bibliothek gestürzt war, verstarb Brucker. In seinem letzten Werk, der Kommentararbeit zur letzten Schrift im Neuen Testament, preist Brucker Gott, den Vater unsers großen Königs und Herrn seiner Gemeine, Jesus Christi für das Geschenk von Licht, Gnade, Weisheit, Stärke und Mut zur Vollendung seiner Arbeit an dem Bibelwerk; er habe Tränen, Flehen und Gebet erhört und unter manchen schweren Trübsalen, Unpäßlichkeit, ja gar Leib- und Lebensgefahren seiner geschont wie ein Vater seinen Sohn; dafür ich ihm jetzt den innigsten Dank bringe, und ihm vor dem Thron des Lammes ein himmlisches Halleluja einst zujauchzen werde. (Vorrede in Teil XIX des Bibelwerks = SV Nr. 73j). Im Original ist der Text durchlaufend. Nummern mit Buchstaben sind Ergänzungen von mir; Anmerkungen zu den Schriften nachfolgend. Unterstreichungen sind im Original kursiv gesetzt.

50

Ursula Behler

[: Werther] 1720 [54 S. in-4°]; und vermehrter in Bruckers Miscellan. Histor. Philos. [p. 12-55], siehe auch oben die Lebens=Beschreibung. 7) Vorrede von den Scriptoribus historiae & rerum Turcicarum, zu Gerh. Corn, von [Der] Driesch [Historische] Beschreibung der [letzten] Gesandschaft an den [türkischen] Sultan [durch den Grafen von Virmond], Augspurg 1722 in 8. 8) Historia philosophica doctrinae de ideis, qua tum veterum tum recentiorum de iis placita enarrantur, Augspurg [: Mertz und Mayer] 1723 [302 S.] in 8. Dieses Werk, dessen wir bereits in den Lebens=Geschichten mehr als einmal gedacht, ist recensirt in den Actis Eruditor. 1723 u. f . in den Deutschen Actis Eruditor. Th. 96; und in der Bibl. Germanique T. 8 und 9. 9) Johann Franz Buddei Sendschreiben wegen etlicher Prediger in Schlesien, ins Deutsche übersetzt, Augspurg 1724 in 4. 10) De vita & scriptis Eliae Ehingeri commentatio, qua haud pauca Hist, [oriam] lit. [erariam] praesertim Augustanam, illustrantia adducuntur. Accedunt ex schedis ejus nondum editis quaedam, Augspurg [: Mertz und Mayer] 1724 [XX u. 196 S.] in 8. S. Acta Eruditor. 1725. 11) Diss, epistolica de Manuscripto quodam, quod vir ill. Georg. Remus sub tit. Ή άριστοπολιτεία [sive de optimo Reipublicae statu tarn ad Principem quam civem bonum informandum διδασκαλίαι], exegematis in IV Libros Regum explicatae conscripsit, ad V.Cl. Sig. Jac. Avinum [Professorem Norimbergensem], Augsp. 1724 in 4; und stehet auch in Bruckers Miscell. Histor. Philos. [p. 474-485], 12) Leben der Gemahlinnen der ersten zwölf Römischen Kayser, sonderlich aus dem Geschlechte Cäsar, aus dem Französischen des Herrn de Servies übersetzt, und mit einigen Anmerkungen und einer critischen Vorrede von den Geschichtschreibern der Römischen Historie der ersten Kayser, Augspurg in 8, I und II Theil 1724, und III Theil 1726. S. Bibl. Germ. Τ. XIV. 13) Historie des Regiments in des Heil. Rom. Reichs Stadt Augspurg, in welcher desselben verschiedene Veränderungen, Erweiterungen, Verordnungen, und was sonst dazu gehörig, aus tüchtigen Urkunden und Gründen erzehlet, verschiedene Nachrichten aus dem MSC. ganz edirt, sonderlich aber die dazu gehörige Diplomata, Confirmationes und Declarationes, aufgerichtete Verträge, Verordnungen, Recesse und dergleichen; ingleichen viele Kayserl. Königl. Chur= und Fürstliche Schreiben ganz eingerückt, und also die Grundgesetze des Augspurgischen Regiments eröfnet, zugleich auch die fümehmsten Stücke der Augspurgischen Historie, so viel hieher nöthig, aus sichern Nachrichten erläutert werden: Sammt einem alphabetischen Register aller Glieder des Carolinischen Raths bis auf unsere Zeit. Nebst etlichen Kupfern. Zusammengetragen durch David Langenmantel (unter welchem angenommenen Namen unser hochberühmter Herr Brucker sich verborgen hat), Frft. und Leipz• (oder viel mehr Augspurg) 1725 in Fol. S. Acta Erudit. 1725 und Bibl. Germ. Τ. XX. [2. Aufl.: Historie [...] Sammt einem Alphabetischen Zeit-Register aller Glieder des Carolinischen Raths und Gerichts bis auf unsere Zeit. Nebst vielen die Genealogie, Heraldic und Alterthümer erläuternden Kupfern, zusammengetragen durch David Langenmantel,

Eine unbeachtete Biographie

51

ausgefertigt aber, und nunmehr mit wichtigen Urkunden vermehret. Von Jacob Brucker, Der Königl. Preussischen Gesellschafft der Wissenschafften Mitgliede. Augspurg: Mertz und Mayer, 1734, 286 S. in-2°], 14) Antiquorum, quae Augustae Vindelicorum extant, monumentorum a summo Viro, Marco Welsero, Duumviro Augustano, ad calcem rerum Augusta-Vindelicarum editorum Supplementum ab ipso Auetore collectum & nunc ex Codice Welseriano editum. Stehet in Schelborns Amoen. litter. 7". [eil] V [1727, p. 116-140], und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 585-600], 15) Electa Epistolica ex commercio literario Spizeliano. Stehen in Schelhorns I.e. [p. 202-220] und in Bruckers Miscellaneis. Histor. philosoph. [p. 258-290] an welchem letzteren Orte noch eine Mantissa Hexados epistolarum Leibnitii ad Spicelium hinzu gekommen. 16) Notitia rarissimae Versionis Germanicae libri Psalmorum ab Ottmaro Nachtigallio s. Luscinio confectae; stehet in Schelhorns Amoen. Litter. 7". [eil] VI [1727, p. 455-489]; und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 302-322]. 17) Schediasma historico philosophicum de convenientia numerorum Pythagorae cum ideis Piatonis, harumque ex Ulis origine, Supplemento Histor. de ideis inserviens. Stehet in Schelhorns I.e. 7".[eil] VII [1728, p. 173-250] und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 56-109]. 18) Supplementum II ad historiam philosophicam de ideis [, varia Παραλειπόμενα et illustrationes complectens]. Stehet in Schelhorns I.e. 7".[eil] IIX [1728, p. 299-337]; und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 110-146]. 19) Epistola de Providentia Stoica ad Cel. Virum Jo. Ge. Schelhornium [, amicum jueundissimum]. Stehet in Schelhorns I.e. [T.[eil] VIII [1728, p. 443-454]]; und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 147-154]. 20) Balthasar Gracians vollkommener Mensch, oder wahre Abbildung eines weisen Mannes, aus dem Französischen des J. Courbeville ins Deutsche übersetzt, Augspurg 1729 in 8. Diese Uibersetzung ist hernach mit dem Spanischen verglichen worden, woraus merkliche Verbesserungen entstanden, so noch im Manuscript liegen. 21) Otium Vindelicum s. Meletematum Historico-Philosophicorum Triga [in quibus praeeipua veteris Philosophiae dogmata, plurima item scriptorum veterum loca explicantur et illustrantur], Augspurg [: Mertz und Mayer] 1729 [X und 276 S.] in 8. S. Bibl. Germ. Τ. XXII und XXIII, und die Acta Erudit. 1729. 22) Diss, de vita & scriptis Achillis Pirminii Gassari [Medici et Poliatri Augustani]. Stehet in Schelhorns Amoen. Liter. [eil] X [1729, p. 987-1046], und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 409-443], 23) Analecta ad Vitam Matthiae Schenkii [Primarii Scholae Annaeanae Augustae]. Stehet in Schelhorns Amoenit. Litter. 7". [eil] XI [1730, p. 362-367]; und in Bruckers Miscell. Histor. Philos. [p. 334-351], 24) Die Göttlichkeit der Evangelischen Lehre, wie sie in der Augsp. Confeßion begriffen, in einer Predigt den 25 Jun. 1730 am Evangel. Jubel=Fest vorgestellt, Augsp.

52

Ursula Behler

1730 in 4. Von dieser Predigt, deren wir bereits in den Lebensgeschichten Meldung gethan, sehe man die Unsch. Nachr. 1730. [24 a] Beschreibung der Jubel-Müntze, welche bey erfreulicher Begehung des in Kauffbeyern celebrirten Jubel-Fests wegen Uebergab der Augspurgischen Confession [...] der Evangel. Schuljugend zum Angedenken und Erweckung hertzlicher Freude und Danks ausgetheilet worden, Augspurg 1730. 25) Sinnbilde, womit die Heil Dreyfaltigkeits=Kirche in Kaufbeuren am Jubiläo ausgezieret worden, Augspurg 1730 in 4. 26) Elogium D. Lucae Schroeckii, Acad. Nat. Curios. Praesidis. Stehet in Schelhorns Amoen. litter. 7".[eil] 13 [1731, p. 1-47]; und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 486512], 27) Diss. Epistol. de Stratonis Lampsaceni Atheismo ad V.Cl. Jac. Zimmermannum. Stehet in Schelhorns I.e. [p. 311-323] und in Bruckers Miscell. Histor. philos. [p. 154-169]. 28) Kurze Fragen aus der Philosophischen Historie, von Anfang der Welt, bis auf unsere Zeiten, mit ausführlichen Anmerckungen erläutert, Ulm [: Bartholomäi und Sohn] in 12, Theill, 1730, Th. II, 1731, Th. III, 1732, Th. IV, 1733, Th. V, 1734, Th. VI, 1735, und Th. VII, 1736, siehe auch unter Nummer 39. Von diesem vortreflichen Werke, davon wir bereits in den Lebens=Geschichten geredet, sehe man Acta Erudit. 1731 und 1732, ingleichen Suppl. ad Act. Eruditor. T. 10 und Bibl. Germ. T. 24, 27 und 29. 29) Auszug aus den kurzen Fragen aus der Philosophischen Historie von Anfang der Welt bis auf unsere Zeiten, zum Gebrauch der Anfänger, Ulm [: Bartholomäi und Sohn,] 1736 [648 S.] in 12; und viel vermehrt und verändert ebend. 1751 [554 S.] in 8. [unter dem Titel: Erste Anfangsgründe der Philosophischen Geschichte, als ein Auszug seiner grössern Wercke herausgegeben von Jacob Brucker, Zweyte Ausgabe], 30) Lettre ά Mr. Zimmermann sur l'Atheisme de l'Armenide [!]. Stehet in der Bibl. Germ. T.21 [1731, S. 90-98]. 31) Die selige Bekenntniß /.[esu] C.[hristi] vor den Menschen, in einer an die Salzburger gehaltenen Predigt, Augspurg 1732 in Fol. [und samt Abschiedsrede, in: Sammlung einiger der vornehmsten in dem Salzburgischen Emigrationswesen zum Vorschein gekommener Schriften und Urkunden, Augspurg: Mertz und Mayer, 1732], 32) Programma von den Verdiensten des Hochgräfl. Fuggerschen Hauses um die Gelahrheit und deren Ergebne, Kaufbeuren 1732 in 4. S. Bibl. Germ. T. 26, und Leipz. Gelehrt. Zeit. 1732. Dieses Programma stehet in die Lateinische Sprache Ubersetzt und vermehrter in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 391-409: De meritis gentis Fuggeriadae in literas, = nach der 2. Aufl. unter dem Titel: Abhandlung Von den Verdiensten [...] und deren Ergebene, Womit alle Gönner und Liebhaber guter Künste und Wissenschafften und deren Beflissene, zu einem d. 25. Augusti A. 1732. in der Lateinischen Stadt=Schule zu Kauffbeyren gehaltenen öffentlichen Actu Oratorio geziemend eingeladen, Solche aber nunmehro mit verschiedenen Zusätzen vermehret Jacob Brucker, Augspurg: Mertz und Mayer, 1734; 20 S. in-4 0 ]. 33) Historia Vitae Adolphorum Occonum ad illustrandam rem litterariam & medicam Sec. XVI comparata. Accessit praeter alia Summi Viri Lucae Schroeckii [Medici caesarei

Eine unbeachtete

Biographie

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et Acad, natur. curios, quondam praesidis] Hygea Augustana, Leipzig [: Langenhemius] 1734 [120 S.] in 4. 34) Dissert, de Advocatis Augustanis, vulgo den Augspurgischen Reichs- Voigten. Steht in den Miscellan.Berolinens. Τ. IV [1735, Nr. ΧΧΠΙ. p. 159. sqq.]; und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 534-552]. 35) Heiliges Gebetopfer, Augspurg 1735. 36) Dissertatio epistolaris ad Joel II, 23, steht in der Tempe Helvetica Τ. II, und in Bruckers Miscell. Hist. Phil. [p. 553-563]. 37) Dissertatio exegetica ad locum Pauli ad Ephes. c. II comm. 1, 2. Sie steht in der Tempe Helvetica Τ. II, und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 569-584]. 38) De secta elpistica; stehet in den Miscellan. Berolinens. Τ. V [1737, p. 222-236: Diss. Historico-critica de secta Elpisticorum]; und in Bruckers Miscell. Hist, philos. [p. 164187]. 39) Neue Zusätze verschiedener Vermehrungen, Erläuterungen und Verbesserungen zu den kurzen Fragen aus der Philosophischen Historie, Ulm [: Bartholomäi und Sohn] 1737 [492 S.] in 12. Siehe oben Nummer 28. 40) Diss, epistolica de meritis in rem litterariam, praecipue graecam Dav. Hoeschelii, Rectoris Gymn. Aug. ad Philipp. Jac. Crophium, Augsp. 1738 in 4; stehet auch in der Tempe Helvetica Τ. IV [p. 469 sqq.], und vermehrter u. verbessert in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 444-474: De vita Davidis Hoeschelii.] Die erste Ausgabe ist recensirt in den Leipz. Gel. Zeitung. 1739. 41) Diss, de Stoicis, subdolis christianorum imitatoribus. Sie steht in der Tempe Helvetica T. III, und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 225-257]. 42) Magni Polyhistoris, Hieronymi Wolfii, Gymnasii Augustani Ephori, vitae ab ipso confectae nec dum editae Synopsis, Augsp. 1739 in 4; stehet auch in der Tempe Helvetica Τ. IV [p. 503 sqq.], und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 352-381: Synopsis vitae Hier. Wolfii.] Die erste Ausgabe ist recensirt in den Leipz. Gel. Zeitung. 1739. 43) Spicilegium ad Prolusionem historiae vitae Occonum praefixam de Medicis Augustanis Sec. XVI celebribus, exhibens vitam Jeremiae Martii, Physici Augustani; stehet in der Tempe Helvet. und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 382-390: De vita Jeremiae Martii], 44) De vestigiis philosophiae Alexandrinae in libro sapientiae; stehet in Miscellan. Berolin. Τ. VI [1740, p. 150-179], und in Bruckers Miscellan. Hist. Philos. [p. 187-224], 45) De Davide de Augusta, Ordinis F.F. Minorum monacho, ex tenebris Seculi XIII eruto; stehet im Musaeo Helvetico, und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 291-301], 46) Diss, de ineunabulis typographiae Augustanae; stehet in dem Musaeo Helvetico r.[eil] XXII. [und ins Deutsche übersetzt: [anonym] Anfang der Buchdruckerei in Augspurg, in: Augsburgischer wöchentlicher Intelligenz-Zettel. Augsburg: Maschenbauer, 1750, in-4°: Nr. 8 (19.2.), Nr. 9 (26.2.), Nr. 11 (11.3.) und Nr. 19 (19.3.)]. 47) Diss, de Caulacau Basilidianorum; man findet sie ebendaselbst 7'.[eil] XXIII.

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48) Rezension des Stephani Forcatuli libris VII de Gallorum imperio & philosophia [1595], in der Deutschen Gesellschaft in Leipzig Bevträgen zur critischen Historie etc. Β. IV, [15. Stück (1736)] p. 362 [- 367], 49) Nachricht von dem Augspurgischen geschriebenen Deutschen Rechte, das unter dem Namen des Stadtbuchs im Jahre 1276 zusammen getragen und von Rudolphen I bekräftiget worden ist; stehet ebendaselbst [16. Stück (1736)] p. 561 [- 588], 50) [Herrn Johann Jacob Bruckers] Abhandlung von einigen alten deutschen Übersetzungen der heiligen Schrift; steht ebend. Β. V [17. Stück (1737)] p. 9 [- 48]. 51)Die Recension von einer alten deutschen Uibersetzung des Livius vom Jahr 1533; stehet ebendaselbst B. V[18. Stück (1738)] p. 179 [- 187]. 52) Die Reczension von Jesuwald Pickharts Bienenkorb des Heil. Rom. Immenschwarms etc. ebend, Β. V [18. Stück (1738)] p. 223 [- 240]. 53) Anmerkung über die Erklärung altdeutscher Schriften, aus noch übrigen Provinzial=Wörtern, und besonderer Mundart, zumal des Ober=Schwabens; ebend. Β. V [18. Stück (1738)] p. 270 [- 287], 54) Die Recension von Anton Sorgs Arzneybuch; ebend. Β. V [18. Stück (1738)] p. 320 [- 327], 55) Dergleichen von Johann Stobei scharfsinnigen Sprüchen; ebend. Β. V [19. Stück (1738)] p. 349 [- 366]. 56) Dergleichen von einer alten deutschen Uibersetzung des Valerius Maximus; ebend. Β. V [20. Stück (1738)] p. 552 [- 558]. 57) Nachricht von der Beschaffenheit der deutschen Sprache und deren Schreibart bey den Rechtsgelehrten vor dem 16 Jahrhunderte; stehet ebendaselbst Β. VI [21. Stück C1739)]p. 7 [- 22], 58) [Johann Jacob Bruckers] Versuch einer deutschen Uibersetzung von Johannis Stobäi Sammlung auserlesener zur Natur-Lehre gehörigen Lehrstücke; stehet ebendaselbst B. VI [22. Stück (1739)] p. 171 [- 197], 59) Eine Rezension von eines Ungenannten Schrift de orthographia [Germanica], ac potius Suevica 1556; ebend. Β. VI [23. Stück (1740)] p. 355 [- 363]. 60) Dergleichen von einer deutschen Uibersetzung von der bekannten Verwandlung Lucii in einen Esel; ebend. Β. VI [23. Stück (1740)] p. 363 [- 367], 61) Nachricht von der versprochenen Ausgabe des Augspurgischen Stadtbuches; stehet ebendaselbst Β. VII [26. Stück (1741)] p. 321 [- 348], 62) Eine Recension von Severini Boethii Bedenken über die Glückseligkeit der Gottlosen; ebend. Β. VII [27. Stück (1741)] p. 491 [- 501]. 63) Noch ein Aufsatz; ebendaselbst Β. VIII [30. Stück (1743)] p. 195 [- 203], 64) Bildersaal heutiges Tages lebender und durch Gelahrheit berühmter Schriftsteller; mit Kupfern, Augspurg in Median=Folio. Es sind davon gegenwärtig 9 Zehenden heraus, und ist das I Zehend 1741, das IX aber 1753 an das Licht getreten. 65) Pinacotheca scriptorum nostra aetate litteris illustrium, cum iconibus, Augspurg in Median=Folio, Decas 11741, und Decas IX 1753. Beyde vorhergehende Nummern sind

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ein Werk, nur unterscheidet es sich durch die Deutsche und Lateinische Kleidung, in der es zu einer Zeit sich denen Gelehrten darstellet, siehe oben die Lebens=Beschreibung. 66) Historia critica Philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem deducta, Leipzig [: Breitkopf] Groß=Quart, Τ. 1 1742, Τ. II 1742, T. III 1743, Τ. IV P. I 1743, und Τ. IV P. II 1744. S. die Leipz. Gel. ZeitungjenY, die Nova Acta Erudit. und die Zuverläßigen Nachrichten; wie auch unten die 73 Nummer. Wir haben dieses in seiner Art ordentlichsten, gründlichsten und vollständigsten Werkes, das als ein wahrer gelehrter Schatz anzusehen ist, bereits in den Lebens= Geschichten Erwehnung gethan. [2. Aufl. s. SV Nr. 73h], 67) Notitia libri longe rarissimi, paucissimisque visi, Philippi Melanchthonis hypotyposeon, italico sermone editarum. Sie stehet in den Novis Miscellan. Lipsiens. Vol. I [1742]; und in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 323-333], 68) Commentatio de vita & ratione studii litterarii venerandi senis Phil. Jac. Crophii, Rectoris Augustani Gymnasii; stehet in Bruckers Miscell. Hist. Philos. [p. 513-533]. 69) Güldene Aepfel in silbernen Schalen über 400 Sinnbilder, Augspurg 1746 in 4 mit Kupfern, in gebundener Schreibart; ohne Vorsetzung seines Namens. 70) Institutiones historiae philosophicae, usui academicae juventutis adornatae, Leipz[: Breitkopf] 1747 [730 S.] in Groß=Octav. Siehe die Lebens=Geschichte, und oben Nummer 66, davon es ein Auszug ist. [2. Aufl. s. SV Nr. 73g]. 71) Ehren-Tempel der Deutschen Gelehrsamkeit, in welchem die Bildnisse gelehrter, und um die Philosoph. Wissenschaft verdienter Männer unter den Deutschen aus dem XV, XVI und XVII Jahrhunderte vorgestellet, Augspurg in Groß=Quart mit Kupfern. Zehend 11747, welchem bereits noch vier Zehenden nachgefolget sind. 72) Miscellanea Historiae philosophicae, literariae, criticae; olim sparsim edita, nunc uno fasce collecta multisque accessionibus aucta & emendata, Augsp. [: Jo. Jac. Lotter/748 [VIH und 608 S.] in Groß=Octav. Es ist dieses eine Sammlung seiner kleinern Schriflen, und ist selbige, wie der Tittel selbst besaget, in drey Classen abgetheilet, davon die erste Classe die zur Historie der Weltweisheit gehörigen und von uns unter Nummer 1, 6, 17, 18, 19, 27, 38, 44 und 41, angezeigten Schriften enthält. Die andere Classe begreifet die zur Historie der Gelahrheit gehörigen und von uns unter Nummer 15, 45, 16, 67, 23, 42, 43, 32, 22, 40, 11, 26, 68, und 34 angemerkten Schriften. Die dritte Classe endlich fasset die Philologischen und Critischen Schriften, so von uns unter Nummer 36, 5, 37, 14, und 3 angezeiget worden, in sich. Diese Miscellanea sind recensirt in von Windheim Gotting. Philosoph. Bibliothek Β. I; und in Novis Actis Eruditor. 1750. 73) Philosophiae universae origines & successiones α mundi ortu ad praesens seculum juxta observationes recentissimas, quas in Historia Critica Philosophiae excussit Jacobus Bruckerus, succincta diatyposi aere exhibitae α Matth. Seuttero, Geographo Caesaro, Augspurg [: Seutter] 1752. Es sind sechs grosse auf Landcharten= oder Atlaßformat in Kupfer gestochene und illuminirte Tabellen über die oben unter Nummer 66 angeführte Historia Critica Philosophiae, woraus man das ganze Werk in seiner wahren Ge-

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stalt und Ordnung in wenig Zeit übersehen und erkennen kan. Diese Philosophiae universae Origines etc. sind recensirt in den Dresdner Anzeigen 1753, n. 6. Verschiedener anderer ohne Namen, oder unter fremden Namen von dem Herrn Brucker heraus gekommener Schriften zu geschweigen. Zum Druck ist fertig: Scipionis Agnelli comm. de placitis physicorum ante Aristotelem cum commentario Jacobi Brucken [s. SV Nr. 73h], Eine kurze Lebens=Geschichte des hochberühmten Herrn Bruckers und Anzeige seiner Schriften, so nur bis 1736 gehet, stehet in Göttens jetztleb. Gel. Europa Th. III, woraus hernach Mosers Lexico der jetztl. Gottesgelehrten, ein Artickel einverleibet worden ist, den Schmersahl in der Einl. zur Philos. Histor. getreulich abgeschrieben hat. Sonst ist unsers um die Lutherische Kirche und die gelehrte Welt höchstverdienten Herrn Bruckers Leben auch noch in zween kurzen Biographien Augspurgischer Prediger befindlich. 73a) De Meritis Suevorum in renascentes litteras Latinas, in: Jo. Ernst Immanuel Walch (Hrsg.), Acta Societatis Latinae Jenensis. 4 Bde. in-8°, Jena 1752-1755. 73b) Entwurf einer urkundenmäßigen Geschichte der evangelischen Pfarrkirche zum heiligen Creuze in des H.R.R. Stadt Augspurg zur Erläuterung der Geschichte der evangelischen Kirche in Schwaben, herausgegeben von Jacob Brucker. Augspurg: Mertz und Mayer, 1753 (VIII u. 304 S. in-8°). 73c) Lob- und Gebet-Opfer der evangelischen Gemeinde zum Hl. Creuze in Augspurg zum 100. Einweihungsfest, Augspurg 1753 (VIII u. 32 S.). 73d) Das Gedächtniß der Thaten und Wunder Gottes an seinem Volk und Hause, wurde der Evangelischen Pfarrgemeinde zum heil. Creuze in Augspurg an dem hundertjährigen Dank- und Freudenfest der Erbauung und Einweihung ihres Gotteshauses Dom. XIX Trin. den 28. des Weinmonats 1753. in einer feyerlichen heiligen Canzelrede, vormittags zur Betrachtung und Erweckung vorgetragen, und diese auf wiederholtes Verlangen übersehen und herausgegeben von Jacob Brucker, Augsburg 1754 [VIII und 36 S. in-8°], 73e) [anonym] Jubelfreude der evangelischen Pfarrkirche zum Hl. Creuze in Augspurg, 1754, in-8°. 73f) Beschreibung der Auszierungen der evangelischen Pfarrkirche zum Heil. Creuze in Augspurg, an dem hundertjährigen Dank= und Friedensfeste, den 28. des Weinmonats 1753, Augspurg: Merz und Mayer 1754 (VIII und 24 S. in-8°). 73g) Institutiones historiae philosophicae [...]; [vgl. SV Nr. 70], Editio secunda auctior et emendatior, Leipzig: Breitkopf, 1756 (X u. 884 S. in-8°). 73h) Scipionis Aquil: de placitis philosophorum, qui ante Aristotelis tempora floruerunt, ad principia rerum naturalium et caussas motuum assignandas pertinentibus, studio et opera Georgii Moralis, ob singularem raritatem ex scriniis paternis commentarios et illustrationes adiecit, Ph. Jac. Crophii tractatione de gymnasiis litterariis Atheniensium annotationibus emendata, auxit [Carolus Henricus] Bruckerus, Leipzig 1756, in-4°. 73i) Historia critica Philosophiae [...] [vgl. SV Nr. 66]; Editio secunda volumine VI [...] auctior: Appendix, accessiones, observationes, emendationes, illustrationes atque supplementa exhibens. Leipzig: Weidemann und Reich, 1766-1767.

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73j) Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, nebst einer vollständigen Erklärung derselben, welche aus den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller zusammengetragen, und in der holländischen Sprache an das Licht gestellet, nunmehr aber in dieser deutschen Uebersetzung aufs neue durchgesehen, und mit vielen Anmerkungen und einem Vorberichte begleitet worden von Jacob Brucker, Teil XII (des Neuen Testaments erster Band) bis Teil XIX (des Neuen Testaments achter und letzter Band) [in-4°], Leipzig: Breitkopf, 1757-1770.

Anmerkungen zu Bruckers Schriftenverzeichnis ad 1) Miscellanea Lipsiensia ad incrementum rei litterariae edita. 12 Bde. in-8°. Leipzig 1716-23 (begonnen von Carl Friedrich Pezold; Bd. I cum praefatione J.F. Buddei). Pezold gehörte zum Vorstand der Thomas-Schule in Leipzig; an ihn war die Epistola gerichtet, wie aus J. Brucker: Miscellanea Historiae Philosophicae, p. 2, Fußnote (a) zu entnehmen. ad 3) Mit der 'Historia Alexandri Magni Macedonis' des Curtius Rufus, die zu seiner eigenen Schullektüre gehörte, setzte sich Brucker kritisch in seiner dreimaligen Disputation über die Scheintugend auseinander (= SV Nr. 6). 'Bibliotheca Bruckeriana' in Quarto Nr. 165 und in Octavo Nr. 202 verzeichnet die von Johann Freinshemius ergänzte und kommentierte Ausgabe, Straßburg 1670, und Phil. Caroli: Animadversiones historicae, philologicae et criticae in [...] Q. Curtii historiam. Nürnberg 1663. ad 7) Ergänzungen aus J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil V. S. 131: Eine ausführlichere Nachricht aber muß bey denjenigen gesucht werden, welche die Historie des Mohammedismi und auch der Türcken beschrieben haben, wovon ich in der Vorrede zu der teutschen Übersetzung von Herrn Gerh. Corn. Von Der Driesch Historische Beschreibung der letzten Gesandschafft an den Türckischen Sultan durch den Grafen von Virmond weitläufigere Nachricht gegeben habe. 'Bibliotheca Bruckeriana' in Octavo Nr. 92 verzeichnet ohne Autorangabe: Beschreibung, historische, der letzten Gesandtschaft an den türkischen Sultan. Augsp. 722. ad 8) Der korrekte Titel: '[...], qua tum veterum imprimis Graecorum tum recentiorum philosophorum placita enarrantur'. Die Schrift, die Christoph Otto, Comes et Dominus von und zu Schallenberg decidiert ist, erschien ohne Verfassername; dieser wird jedoch für Insider kenntlich zu Beginn der Praefatio vom 1. Februar 1723: Benevolo Lectori S.P.D. I.B.A.V. [= salutem plurimam dicit Jacobus Bruckerus Augustae Vindelicorum]. Quatuor suis orbibus circumvoluti anni, ex quo in celeberrimo quodam Athenaeo primas lineas historiae philosophicae de ideis dedimus, et tentamen introductionis in historiam hujus doctrinae conscripsimus. - Acta Eruditorum. Leipzig 1682-1731. 50 Bde. in-4°. - Deutsche Acta Eruditorum = Acta Eruditorum oder Geschichte der Gelehrten in deutscher

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Sprache, welche den gegenwärtigen Zustand der Literatur in Europa begreiffen. Leipzig 1712-39. 20 Bde. je 12 Stücke in-8°. -Bibliotheque Germanique, ou Histoire litteraire de l'Allemagne, de la Suisse et des pays du Nord. 50 Teile in 26 Bde. in-8°. Berlin 1720-41 (hg. von Jacques Lenfant, Isaak de Beausobre, PaulEmile de Mauclerc, Jean-Henri-Samuel Formey). - Zur Schrift selbst vgl. Mario Longo in: Storia delle storie generali della filosofia. Hg. von Giovanni Santinello. Bd. II. Brescia 1979. S. 545-551. ad 9) Es handelt sich um J.F. Buddeus: Epistola de nonnullis ad quorundam Ecclesiae Evangelicae in Silesia Ministrorum, innocentiam spectantibus. Halle 1723; vor Bruckers Übersetzung war bereits eine dt. Übersetzung in Weimar 1723 erschienen (laut Zedier (Anm. 1) Bd IV. 1733. Sp. 1797. Art. 'Buddaeus'). ad 10) Brucker widmete die Schrift seinem Lehrer Philipp Jacob Croph. - Ehinger (1605-53) war 1617-29 und 1632-35 Rector des St. Anna-Gymnasiums, ad 11) Georg Rehm (1561-1625), Patric. Aug. Incl. Reip. Norimberg. Consiliar. et Academiae Altdorfinae Procancellarius. ad 12) Der korrekte Titel des ersten Teils: 'Leben der Gemahlinnen der ersten zwölf Römischen Kayser, sonderlich aus dem Geschlechte Cäsar; in welchen die geheime Intriquen derselbigen bescheiden entdecket, zugleich aber auch die wichtigste Stücke der Römischen Historie selbiger Zeit erzählet werden; aus denen alten Griechischen und Lateinischen Geschicht-Schreibern genommen und erwiesen, und mit Historischen und Critischen Anmerckungen, sonderlich zu Erläuterung der Römischen Alterthümer versehen. Durch Herrn de Servies. Aus dem Französischen übersetzt, und mit einigen Anmerckungen, und einer Vorrede, von den Geschicht-Schreibern dieser Historie vermehrt'. - J. Brucker: Kurtze Fragen. Teil III. S. 95 verweist auf eine Stelle der von mir edierten Übersetzung [von de Servies, Histoire des femmes des douze Cesars], wo auch die Stellen der Alten ausführlich angezeigt, und das nothwendige aus den Römischen Alterthümern berührt worden ist. ad 13) Die 'Bibliotheca Bruckeriana' in fol. Nr. 130 verzeichnet: Langenmantels, David, Historie des Regiments in des H.R.R. Stadt Ausgspurg, vermehrt von Jac. Brucker, m[it] K.[upfern] 734, also die 2. Auflage. - In dem anonym erschienenen Artikel Nr. 49 (s. unten) gibt es zwei Verweise auf dieses Werk: was ich in dem Vorbericht der Historie des Augspurgischen Regiments f . 9 sq. angeführt [...], und: [...] in den neuen Zusätzen der Hist, des Augsp. Regiments f . 3 enthalten. — David Langenmantel als ein Pseudonym Bruckers zu interpretieren, darf als Irrtum der Lexicon-Redaktion angesehen werden. ad 14) Marcus Welser (1558-1614) war Stadtpfleger, i.e. Bürgermeister (Duumvir). -Johann Georg Schelhorn: Amoenitates litterariae, quibus anecdota et rariora opuscula exhibentur. 14 Teile in-8°, Frankfurt, Leipzig 1725-31. - J. Brukker: Kurtze Fragen. Teil V. S. 77. 1437; Teil VI. S. 1504f. behauptet, die schönen und anmuthigen Amoenitates seines allerwerthesten Freundes Schelhorn (16941773), des durch verschiedene gründlich gelehrte und schöne Schrifften wohl ver-

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dienten und berühmten Pfarrers und Memminger Bibliothekars, seien in jedermans Händen. ad 20) Der korrekte Titel: Der vollkommene Mensch, oder: Wahre Abbildung eines weisen Mannes. Aus dem Spanischen des Balthasar Graciäns durch P.J. De Courbeville S.J. ins Französische, und aus selbigem ins Deutsche übersetzt [20 Bl., 247 S. in-8°], Es handelt sich um Graciäns Έ1 Discrete' (1646) und die französische Übersetzung 'L'Homme universel'. Die Vorrede [20 BL] ist von Brucker. - Dazu Brucker in Kurtze Fragen. Teil VII. S. 999: weil er in dieser Vorrede von Graciän als politischem Schriftsteller gehandelt und die Urteile der Gelehrten über ihn angeführt habe, verweise er die Leser auf diese Ausführungen: Ich füge solchem nur noch hinzu, daß ich entschlossen seye, wann sich Gelegenheit darzu äussern solte, diese Übersetzung accurater und besserer Gestalt ins Licht zu stellen. ad 21) Enthält: I.) Nr. 4 oben = 'De comparatione [...]' (p. 1-126); II.) 'Observationes criticae in Historiam philosophiae gentilis ab Anonymo A.S.R. 1724 Gallico idiomate Hagae Comitum editam' (p. 127-202); III.) eine Rezension von 'Histoire de la philosophiae paienne' und 'De honoribus sapientiae auctoribus et doctoribus apud Barbaras et Graecos post fata exhibitis' (p. 203-276). - Die Schrift ist dem Augsburger Stadtpfleger Johann von Stetten (1658-1738), splendissimo Domino ac Maecenato suo, gewidmet. ad 24) Ist Bruckers Abendpredigt bei der Jubelfeier zum Gedächtnis der am 25. Juni 1530 dem Kaiser in dt. Fassung übergebenen 'Augsburgischen Konfession'. 'Unschuldigen Nachrichten von alten und neuen theologischen Sachen' gilt als erste evangelische theologische Zeitschrift; 1701 von Valentin Ernst Löscher (1673-1749) begründet, erschien sie von 1702-20 unter diesem allbekannten Titel, danach bis 1746 als 'Fortgesetzte Sammlung von alten und neuen theologischen Sachen'. Sie hatte sich bald zu einem reinen Rezensionsorgan entwickelt, "das mit dem Anspruch auftrat, die gesamte theologische Literatur der Zeit kritisch am Maßstab der lutherischen Orthodoxie zu überpüfen". (Martin Greschat: Valentin Ernst Löscher. In: Orthodoxie und Pietismus. Hg. von M. Greschat. Stuttgart u.a. 1982. S. 287-300, zit. S. 288). ad 24a) Laut K. Alt (Anm. 2) S. 57. ad 25) Der korrekte Titel: 'Erklärung der Sinnbilder und anderer Auszierungen der H. Dreifaltigkeits-Kirche in des Heil. Rom. Reichs-Stadt Kauffbeyren, wie solche an dem 25. Jun. 1730 hochfeyerlich begangenen Jubel-Fest aufgestellt worden'. Brucker hatte die Anregung dazu gegeben und leitete die Ausschmückung mit Sinnbildern für die Größe und Reinheit der Lehre in der 'Confessio Augustana' und jeder ihrer 28 Artikel. ad 28) Acta Eruditorum. 1682-1731; Nova Acta Eruditorum. 1732-76; Actorum Eruditorum Supplementa. 1692-1734; Ad Nova Acta Eruditorum Supplementa. 1735-57. Vgl. die ausführlicheren Angaben der Rezensionen bei M. Longo (s. ad 8) S. 633. - Teil I zeigt nicht 1730, sondern 1731 als Erscheinungsjahr an; Dedi-

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kation und Vorrede stammen vom 18. Dez. 1730; die Vorrede in Teil II wurde am 1. August 1731 geschrieben. - 'Jacob Bruckers Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie [...] mit ausführlichen Anmerckungen erläutert' umfassen VII Teile (Teile I, II: 'von Anfang der Welt, biß auf die Geburt Christi'; Teile III-VII: 'von der Geburt Christi bis auf unsere Zeiten') und einen Band 'Neue Zusätze' (1737; s. unten Nr. 39), insgesamt 10158 Seiten, wenn alles Unpaginierte eines jeden Teils (Dedikation, Vorrede, Kurzer Entwurf, Personen- und Sachregister) und auch paginierte Zusätze und Verbesserungen in Teil II und IV mitgerechnet werden: Teil I = 1217 S. (davon 1120 paginiert); Teil II = 1160 S.; Teil III = 1428 S.; Teil IV = 1560 S.; Teil V = 1602 S.; Teil VI = 1406 S.; Teil VII = 1293 S.; 'Neue Zusätze' = 492 S. - Die Anzahl der Bände der sieben Teile schwankt, da die Buchbindearbeiten teilweise den Wünschen der Käufer entsprechend gestaltet wurden. Ich habe verschiedene Exemplare des heute sehr raren Werkes in Händen gehabt: gebunden in Pergament, in Ganzleder, in Halbleder; je Teil ein Band; nur Teil IV in 2 Bänden; je Teil in drei kleinen Bändchen. Laut Bruckers Vorrede zu Teil IV hatte es Klagen über die Dicke von Teil III gegeben. Daher weisen Teil IV und V im Druck je eine 'Zweite Abtheilung' auf, was nichts mit der Stoffgliederung des Werks (in Perioden, Bücher, Capitel, Abschnitte) zu tun hat. - J. Andreas Fabricius (Anm. 35) S. 338. Anm. 202a nennt: Bruckers Fragen aus der philosophischen Historie. Ulm 1731 [!], in-12, 8 voll. - K. Alt (Anm. 2) S. 59f. hatte neun Bände vor sich (vermutlich Teil IV und V je zwei Bände), wie auch M. Longo (s. ad 8) S. 551 und L. Braun (Anm. 6) S. 132: "Kurze Fragen aus der philosophischen Historie vom Anfang der Welt bis auf die Geburt Christi [!], 9 Bde. Ulm 1731-36". - Brucker widmete Teil I der Königl. Societät der Wissenschaften; Teil II den Bürgermeistern und Räten von Kaufbeuren; Teil III den Bürgermeistern und Räten von Memmingen; Teil IV den Altern und Geheimen von Ulm; Teil V J.L. von Mosheim, C.A. Heumann, J. Albert Fabricius, J. Christoph Wolf; Teil VI Staats- und Kriegsminister Adam Otto von Viereck; Teil VII dem Staatsminister und Oberkurator aller preußischen Universitäten Samuel Frh. von Cocceji. ad 29) Der 'Auszug' ist gewidmet den Patronen D.E. Jablonski (Kirchenrat und Präsident der Königl. Societät der Wissenschaften), G. Reinbeck (Preuß. Konsistorialrat) und Prof. theol. J.Chr. Iselin in Basel. - Die angegebene Veränderung der zweiten Ausgabe (= 'Erste Anfangsgründe') besteht neben einer sprachlichen Verbesserung (Da sich auch seit der ersten Ausgabe die deutsche Schreibart sehr geändert, verbessert und gereiniget) im wesentlichen in der Anpassung an die 'Historia critica Philosophiae' (s. dazu oben Anm. 7). - Die 'Ersten Anfangsgründe' sind dem Augsburger Handelsherrn Johannes Fehr als Wohltäter der Bruckerschen Familie gewidmet; sie wurden rezensiert von G.E. Lessing in: Berlinische Privilegirte Zeitung. 77. Stück, Dienstag, den 29. Jun. 1751 = Gotthold Ephraim Lessings sämtliche Schriften. Hg. von Karl Lachmann. 3. Aufl. besorgt von Franz Muncker. Bd. 4. Stuttgart 1889. S. 332.

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ad 31) Die korrekten Titel von Predigt und Rede lauten: 'Die seelige Bekantniß JESU Chrisi vor den Menschen/ wurde in einer den 28. Decembr. Anno 1731. Nachmittags um zwey Uhr in der Heil. Dreyfaltigkeits=Kirchen in des Heil. Rom. Reichs freyen Stadt Kauffbeyren auf Oberherrl. Verordnung gehaltenen ausserordentlichen Predigt/ denen aus dem Ertz=Stifft Saltzburg Tags vorher angekommenen/ zur Augspurgischen Confession sich bekennenden Emigranten [= "gegen 800 Seelen"] und übriger Volckreich versammelter Gemeinde aus Matth. X. v. 32 [Wer mich bekennet vor den Menschen/ den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vatter.] in der Furcht des HErrn Schrifft=mäßig vorgetragen, und nunmehro auf besonderes Verlangen auch von hohen Orten mit Oberherrlicher Genehmigung dem Druck übergeben von Jacob Brucker/ Evangel. Abend=Predigern Rev. Min. Aug. Conf. Adj., der Königl.=Preußischen Gesellschafft der Wissenschafften Mit=Gliede' (S. 5-19). 'Letzte Abschieds-Rede und Ausseegnung der Saltzburgischen Emigranten/ Als selbige den 30. Dec. Anno 1731. aus Kauffbeyren nach Augspurg/ Memmingen und Kempten abgeführet worden/ In der H. Dreyfaltigkeits-Kirche an gedachtem Tage Mittags um eilf Uhr Auf Oberherrliche Verordnung gehalten von Jacob Brucker/ V.D.M.' (S. 19-22). Diese gedruckte denen nach dem Evangelio seuffzenden armen Saltzburgischen Emigranten/ auf Oberherrliche Anordnung/ gehaltene Predigt widmete Brucker Einem Hoch=Wohl=Ehrwürdigen Ministerio A.[ugsb.] C.[onfession] in Kauffbeyren/ Seinen Hochgeehrten und vielgeliebten Herren Amts=Gehiilffen/ Ingleichen Denen Hoch=Edel/ Gestrengen und Rechts=Hoch-gelahrten HERREN Hrn. Johann Sigmund Heider [= Syndikus und Ratskonsulent, und] Hrn. Johann Ulrich Ritter [= Kanzleidirektor], Seinen hochzuehrenden Herren/ und geneigtesten Patronen, [...] mit angefügtem hertzlichem Seegens=Wunsch/ Daß die reiche Fülle des unerschöpflichen Meers der Gnade GOttes über Dero hochwerthen Personen mit voller Ausschüttung alles himmlischen Seegens beständig walten/ die an den armen Emigranten erwiesene geistliche und leibliche Wohltaten/ Vorsorge/ Liebe und Barmhertzigkeit/ mit allem erquicklichen Heyl und Wohlfahrt an Amte/ Gemüthe/ Leib und Familie auf das reichlichste vergelten/ aus Dero getreuen Arbeit an der Kirche und dem gemeinen Wesen seelige Erbauung/ heilsamen Trost/ und vielfachen Nutzen fliessen lassen/ und Dero Gebet und Flehen vor Ihm niemals unerhört lassen wolle/ empfehlet sich anbey zu resp. Collegialischer Liebe/ und hochzuachtender Wohlgewogenheit/ und versichert Dieselbige aller schuldigsten Ergebenheit und andächtigen Gebets Jacob Brucker. In diesen beiden gehaltenen heiligen Reden werden die Hauptstücke der Evangelischen Lehre in einem schrijftmäßigen Zusammenhang mit den eigenen Worten der H. Schrifft vorgestellt, um zum tapfern aber Evangelisch eingerichteten Bekantnis anzuführen und das Wort der Ermahung an das Herz zu legen, damit es dort als ein lebendiger Saame seine göttliche Kraffi nachdrücklich erweisen, JEsum [...] tief einprägen, und die Vortrefflichkeit, und Seeligkeit der Evangelischen Lehre zu schmecken und zu empfinden geben wolle. (S. 4: 'Dem Christlichen Leser'). - Die-

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se Reden dokumentieren konzis den Standpunkt eines orthodoxen Pietisten mit der Auffassung von reiner schriftgemässen Mystik (Brucker) als religiöser Aisthesis, wie sie J. Franz Buddeus in seiner 'Einleitung in die Moral-Theologie' vorgetragen hatte (vgl. Anm. 83). ad 33) Adolph III. Occo (1524-1606); Lukas Schroeck (1646-1730). Die Schrift ist Joh. Thomas von Rauner gewidmet. ad 34) Miscellanea Beroliniensia ad incrementum scientiarum ex scriptis societatis regiae scientiarum exhibitis edita. 7 Bde. Berlin 1710-43. Ihr erster Herausgeber war Leibniz ( t 1716). ad 36) Tempe Helvetica, dissertationes atque observationes theologicas, philologicas, criticas, historicas exhibens. Hg. von Johann Georg Altmann [Professor in Zürich], Tiguri 1735-40 (laut 'Bibliotheca Bruckeriana' in Octavo Nr. 1148: Tomi IV; laut Jo. Andreas Fabricius (Anm. 35) S. 931: 6 Bde. in-8°). ad 39) In gröbster Unkenntnis vermerkt dazu K. Alt (Anm. 2) S. 61: "Schon ein Jahr nach der Herausgabe des letzten Bandes der 'Kurtzen Fragen' kam bereits die 2. Auflage dieses großen Werkes heraus unter dem Titel: 'Neue Zusätze [...]' Ulm 1737". - Die 'Neuen Zusätze' waren kaum später als die 'Kurtzen Fragen' fertig. Die Vorrede in Teil VII der 'Kurtzen Fragen' (1736) ist vom 3. Jan. 1736; die Dedication vom 21. März 1736; die Vorrede in 'Neue Zusätze' (1737) ist vom 25. Mai 1736. Der Text der 'Neuen Zusätze' besteht aus sehr kurzen bis sehr langen Anmerkungen zu präzis angegebenen Stellen (Pag. χ not. (χ) 1. x, i.e. Seite x, Anm. x, Zeile x) in allen sieben Teilen von S. 1-432, und erneut zu allen Teilen außer Teil IV von S. 433-460, beginnend mit der Bemerkung: Weil folgende wenige Zusätze erst eingeschickt worden, da die Bogen schon gedruckt waren. Der geringste Teil der Ergänzungen kam zustande aufgrund von immer wieder erbetenen Korrekturen oder Erinnerungen-, der größte Teil kam zustande aufgrund bestimmter Neuerscheinungen, von denen Brucker lernte oder mit denen er sich auseinandersetzte. Hervorgehoben werden in der Vorrede: das unvergleichliche Systema intellectualis Cudworthi, 1732 lat. erschienen, von Mosheim aus dem Englischen übersetzt und reichlich vermehrt und verbessert und dadurch einen Schatz der philosophischen Historie eröffnend·, Isaak de Beausobre, Histoire critique de Manichee et Manicheisme, Bd. I. (1734) und die 'Bibliotheca latina mediae et infirmae aetatis' (1734ff.) des nunmehr seeligen J. Albert Fabricius [t 30. April 1736], ad 40) Titel der ersten Ausgabe: Dissertatio Epistolica, qua de meritis in rem literariam, praecipue graecam, viri celeberrimi Davidis Hoeschelii, Gymnasii ad D. Annae Augustae Vindelicorum quondam Rectoris et Reip. Bibliothecarii, quaedam exponit viroque plurimum reverendo atque clarissimo Dn. Phil. Jac. Crophio, P.L.C. Gymnasii Annaeani Rectori et Bibliothecario, multis nominibus de patria juventute bonisque literis merito, Socero Desideratissimo, Onomastica sidera Cal. Maj. A.S.R. MDCCXXXVIII. feliciter redeuntia, gratulatur Jacobus Bruckerus Reg. Scient. Acad. Berolin. Membrum. - Leipz. Gel. Zeitung. = Neue Zeitungen

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von gelehrten Sachen. Hg. von Jo. Burkh. Mencke. Leipzig 1715ff. - David Höschel (1556-1617) war in Bruckers Augen nach Camerarius der größte Beförderer der griechischen Sprache in Deutschland. (Zit. bei K. Alt (Anm. 2) S. 62). ad 42) Titel der ersten Ausgabe: Dissertatio epistolica, qua perillustri viri Domino Wolfgango Jacobo Sulzero, summis in rempublicam Augustanam meritis ad supremam Duumviratus dignitatem legitima P.C. electione MDCCXXXIX. IX. Cal. April, evecto susceptos honores et munus, qua decet animi devotione gratulatur, simulque descriptionis vitae magni olim Augustanorum Polyhistoris Hieronymi Wolfii ab ipso celeberrimo Philologo confectae, nec dum editae, Synopsin exhibit Jacobus Bruckerus Reg. Scient. Soc. Berlin. Membrum. (47 S.) - Hieronymus Wolf (1516-80), Schüler Melanchthons und 'schwäbischer Sokrates', war Bibliothekar im Fuggerschen Haus und dann Rektor des St. Anna Gymnasiums, ad 45) Museum Helveticum ad iuvandas litteras in publicos usus apertum. Tiguri 1746-53 [28 Teile in-8° laut 'Bibl. Bruckeriana' in Octavo Nr. 801], begründet von den Züricher Professoren Johann Jakob Zimmermann und Johann Jakob Breitinger, quos honoris et amicitiae caussa nominamus (Brucker anläßlich des Wiederabdrucks in 'Miscellanea' [= SV Nr. 72] in einer Fußnote S. 291). ad 47) Diese völlig unbekannte Diss, war mir nicht zugänglich, ad 48) Brucker rezensiert hier in seinem ersten Aufsatz in 'Beyträge zur Critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit, herausgegeben von Einigen Mitgliedern der Deutschen Gesellschaft in Leipzig', deren Mitglied er im selben Jahr wurde, ein rares Buch des Toulouser Rechtsgelehrten Forcatulus oder Forcadel (Lyon 1595), eine Sammlung von Nachrichten über Philosophie, Lehrsätze, Regiment, Gottesdienst etc. der keltischen und gallischen Völker, beginnend beim ersten gallischen König Saron, Urenkel des Patriarchen Noah: ein unordentliches und von Fabeln wimmelndes Buch, für Brucker ein Beweis, daß rare Schriften gemeiniglich von schlechtem Werthe seyn, ob gleich darinnen eine sehr weitläuftige Belesenheit, aber übel angebracht ist. ad 49) Denkmale über die Verfassung des Gemeinwesens, die Einrichtung der Gesetze, Rechte, Ordnungen und Freiheiten unserer Voreltern verdienen in Brukkers Augen besondere Aufmerksamkeit, da sie die Mittel zu erkennen geben, durch welche unsere ruhmvolle Voreltern die deutsche Freyheit und den Flor des Vaterlandes auf unsere Zeiten gebracht haben·, [...] man lernt die Gründe, auf welche das Wachsthum des gemeinen Wesens gebauet worden ist, und siehet die Mittel ein, welche uns klug machen, gleiche gemeine Wohlfahrt befördern zu können. Die der Reichsstadt Augsburg verliehenen Freiheiten einer Rechtssprechung nach eigenen Gesetzen und Ordnungen brachten ihre Herrlichkeit hervor. Aus dem bislang ungedruckten 'Stadtbuch', der städtischen Rechtssammmlung, druckt Brucker die Vorrede und das Verzeichnis der Titel und Materien nach dem Originalmanuskript der Erstfassung von 1276 (ohne die späteren Zusätze) und gibt im Anhang eine Probe, wie man damals in Rechtssachen deutsch zu schreiben pflegte, indem er Teile aus dem Glossar der altdeutschen Wörter im 'Stadtbuch' von

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Christoph Friedrich Weng abdruckt, der die Drucklegung des 'Stadtbuchs' vorbereitete. ad 50) Dies ist in den Leipziger 'Beyträgen' einer der wenigen Artikel mit Namensnennung des Verfassers ('Johann Jacob' stammt von der Redaktion). Mit dem Thema der Übersetzungen waren die 'Beyträge' 1732 [von Lotter, wie aus Brukkers Beitrag unten Nr. 62 zu erschließen ist,] eröffnet worden. Es wurde festgestellt, daß man heute zu Tage bey allen Völkern, die nur einigen Geschmack der Wissenschaften haben, fast kein Werk, es sei gleich alt oder neu, unübersetzt läßt, wenn man nur daraus sich selbst und andern einigen Nutzen oder einiges Ergötzen versprechen kann (Bd. I. S. 2). - Laut Brucker ist eine Übersetzung umso notwendiger, je mehr ein fremdsprachiger Text zur Glückseligkeit beizutragen imstande ist. Keine Arbeit ist also so nötig und nützlich wie die Übersetzungen der Hl. Schrift in lebende Sprachen, da es dem göttlichen Verfasser gefallen hat, [...] dieses himmlische Buch, ohne dessen Unterricht wir die wahre Glückseligkeit unmöglich finden können, in Hebräisch und Griechisch abfassen zu lassen. Die deutsche Sprache besitzt den Vorzug, die Majestät der hebräischen und den großen Überfluß der griechischen Sprache miteinander zu verbinden; deutsche Bibeln sind nicht nur zur Verbesserung des Herzens nötig, sondern auch zur Bereicherung der Sprache nützlich, wie Luthers Übersetzung zeigte. - Brucker führt drei sehr seltene Bibeln vor, zwei aus dem weltberühmten Büchersaal der freyen Reichsstadt Augspurg und eine, die er selbst besitzt: 1.) gedruckt zwischen 147077 bei Jo. Bämler oder Antonius Sorg in Augsburg; 2.) gedruckt 1545 bei Froschover in Zürich; 3.) gedruckt in Augsburg 1528 in 8°: alle Propheten aus dem Hebräischen übersetzt von dem Wiedertäufer Johannes Denck. ad 51) Bruckers Rezensionsexemplar der 1533 in Mainz bei Ivo Schöffer gedruckten Übersetzung 'Titi Livii deß aller redtsprechsten vnnd hochberümptsten Geschichtschreibers; Römische historien [...]' gehörte der Pfarrbibliothek H. Dreifaltigkeit in Kaufbeuren. Brucker knüpft an eine früher in den 'Beyträgen' erschienene Besprechung einer früheren Ausgabe aus dem Jahre 1518 an und beschreibt anhand von Beispielen die ihm vor die Augen gekommene Ausgabe, die selbst Johann Albert Fabricius ('Bibliotheca latina') nicht kannte, als wesentlich vollkommener aufgrund einer besseren Vorlage, aber auch wegen größerer Nettigkeit und Richtigkeit der deutschen Sprache, was für den kurzen Zeitraum von 1518-33 erstaunlich sei. ad 52) Diese Rezension einer Neuauflage (wahrscheinlich von 1601) der deutschen Übertragung der niederländischen Satire [De roomsche byen-korf. 1569] will ein rar gewordenes, einst aufsehenerregendes, in jeder Hinsicht sonderbares Buch bekannter machen. Mit den Nachrichten, die man an andern Orten vergeblich suchen würde, über Verfasser, deutschen Übersetzer, Inhalt und Schreibart kann Brucker hier sogar noch die Gelehrsamkeit eines Pierre Bayle ausstechen. Diese protestantische Spottstreitschrift verdiene in der deutschen Sprachgeschichte Aufmerksamkeit wegen der Rabelaisischen Schreibart des unter dem

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Pseudonym Pickhart versteckten Johann Fischart, der es darin durch seine Zusätze noch bunter getrieben habe als sein ebenfalls unter einem Pseudonym versteckter Autor, der berühmte niederländische Diplomat Philipp von Marnix, Herr von Saint-Aldegonde [t 1598], Die natürliche Abschilderung einer Sache, die man verächtlich machen will, auf so possierliche und spöttische, scherzende und beißende Weise, mit lächerlichen, pöbelhaften und neugebildeten Wörtern und Redensarten etc., habe einen großen Einfluß in die Sprache, verderbe sie meist, bereichere sie aber auch bisweilen. Vom Inhalt in 7 Teilen berichtet Brucker, indem er die Kapitelüberschriften abdruckt (Das Buch ist in der 'Bibliotheca Bruckeriana' in Octavo Nr. 891 verzeichnet). ad 54) Eine Schrift über den Harn, verfaßt in Arabisch von einem jüdischen Arzt, von Constantinus Africanus [t 1087] ins Lateinische übersetzt, von dort durch Meister Ortolf ins Deutsche übertragen und 1479 in Augsburg bei Antonius Sorg gedruckt. Brucker will vorführen, wie das Deutsche zur Zeit der Kindheit der Buchdruckerkunst in dem Munde eines Arztes wie Meister Ortolf gelautet hat, dessen Mundart der Schwäbischen und Fränkischen nahe komme, ad 55) Joannis Stobei scharpffsinniger Sprüche, auß den Schrifften der allervernünftigsten eltisten, hochgelerten Griechen, inn der Zale, ob zwaihundert vnnd funffzig zusammen getragen. [...] Durch Georgen Froelich, genant Laetus, von der Lömniz, erstmals aus Lateinischer, in Teutsche spräche gebracht. Basel: Johann Herbst, gen. Oporinus 1551. - Brucker rezensiert diese selten gewordene Übersetzung des sogen. Florilegium aus der 'Anthologia' des Johannes Stobaios (um 420) - eine Schatzkammer alter verlohnter Schriften und Gedanken und eines der nützlichsten Bücher des Alterthums - anhand des der Stadtbibliothek Augsburg vom Übersetzer übergebenen Dedikationsexemplars. Er will eine Probe geben, wie man sich vor zweyhundert Jahren in Oberdeutschland um unsere deutsche Sprache, auch in philosophischen Materien bemühet habe. Zunächst teilt er seine gesammelten Nachrichten über die Lebensumstände Georg Froelichs mit; dieser war in Kanzleidiensten tätig gewesen, hatte sich um die Städte Augsburg und Kaufbeuren hochverdient gemacht und seine Nebenstunden verschiedenen Übersetzungsarbeiten gewidmet. Dann folgt der ausführliche Nachweis, daß dieser gute und sonst [...] geschickte Mann zwar wohl einen guten Stadtschreiber, aber einen Übeln Uebersetzer abgegeben hat. Die Übersetzung von Stobäi Sprachbuche wurde vorgenommen nach Conrad Gesners [ | 1565] nicht immer glücklichen lateinischen Übersetzung, ohne Kenntnis der griechischen Sprache und der Philosophiegeschichte, ohne Einsicht in die philosophischen und theologischen Lehrsätze der Griechen und ohne die Kraft, Eigenschaft und Nachdruck der deutschen Sprache inne gehabt zu haben. Brucker präsentiert Stellen der üblen, unverständlichen oder sinnentstellenden Übersetzung, konfrontiert sie mit der eigenen Wiedergabe einer schwierigen Passage aus Porphyrios ''Αρορμαι προς τά νοητά' und schließt mit dem zweifachen Wunsch nach 1.) einer neuen, vermehrten und verbesserten Auflage der ganzen Stobäischen Sammlung samt Erläuterungen von ei-

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nem der griechischen Sprache und der Lehrsätze der Alten aus dem Grunde kundigen gelehrten Mann\ und 2.) deren richtiger und deutlicher Übersetzung ins Deutsche. Es könnten dadurch nicht nur die Wissenschaften, sondern auch unsere Sprache herrlich bereichert werden. S. dazu Nr. 58. ad 56) Valerius Maximus, die Geschieht der Römer. Augsburg: Antonius Sorg 1489 (im Besitz des Augsburger Geheimrats Wolfgang Jacob Sulzer), eine nicht ungeschickte Bearbeitung von 'Valerii Maximi dictorum factorumque memorabilium Libb. IX' [31 n.C.] durch den gelehrten Heinrich von Müglein im Jahr 1369, gab Brucker die Gelegenheit, eine Probe deutscher Übersetzungsarbeit im 14. Jahrhundert zu geben: verworren und bisweilen auch ungereimt, wie man es sich von des Verfassers Zeiten leicht einbilden kann, mit vielen lateinischen Redensarten wider die Natur und Eigenschaft der deutschen Sprache in deutschem Habite. Ein kleines Verzeichnis bietet Beispiele von alten abgekommenen und nicht mehr bekannten, oder doch nicht mehr üblichen Worten. ad 57) Brucker gibt Erläuterungen anhand von drei sehr seltenen Beispielen: 1.) aus dem Manuskript eines Anonymus um 1400: 'Die Ordnung der Gericht magistri Tancredi', i.e. Übersetzung einer Schrift des Tancredus a Corneto [um 1220 in Bologna]; 2.) aus Clag, antwurt vnnd außgesprochne vrteyl gezogen auß geistlichen und weltlichen rechten. Augspurg: Hannsen Schönsperger 1500, i.e. eines Anonymus 'Einleitung zum Rechtsprozeß'; 3.) aus Das Buch der Lehenrecht. Augsburg: Erhart Radtold 1493 (verfaßt 1448 von Jodocus Pflanzmann), i.e. eine Erläuterung zu betr. Teilen im Corpus Juris Justinianum. ad 58) Den in Nr. 55 geäußerten doppelten Wunsch nach einer neuen, verbesserten Ausgabe von Jo. Stobäi Exzerptenwerk und dessen dt. Übersetzung verstärkt Brucker, indem er hier durch eigenen Beitrag andere ermuntern möchte. Bruckers Beitrag besteht in dreierlei: 1.) Er verweist auf die Bibliothek in Augsburg, wo aus einem vortrefflich geschriebenen Manuskript der 'Eclogae physicae' die Lesarten in Canters Edition [griech.-lat., Antwerpen 1575] vielfach verbessert werden könnten und Fehlendes auch zu ergänzen sei, da die Bibliothekare weitere Materialien herbeischaffen würden. 2.) Er meldet, daß der erste Teil seiner 'Historia critica Philosophiae' druckfertig sei; dort zeige er alle Quellen dafür an. 3.) Von Freunden ermuntert, liefert er hier eine Probe dafür, wie er sich die Vervollkommnung der Stobäischen Sammlungen vorstellt: das erste Kapitel der Canterschen Ausgabe 'Περί ϋεόν και θείον' samt dessen Ausbesserungen anhand des Augsburger Manuskripts und spiegelbildlich dazu seine dt. Übersetzung 'Von Gott und göttlichen Dingen' mit notwendigen Anmerkungen. (S. 176-196). Hier reitet Brucker eines seiner Steckenpferde: es geht ihm besonders um Klarstellung schwieriger griechischer theologischer und metaphysischer Materien in oft dunklen und abstrakten Ausdrücken. Wenn die betreffenden Sätze und Lehren auf eine verständliche Art in deutschen Habit eingekleidet würden, so würde die deutsche Sprache nicht wenig bereichert werden [d.h.: die neuplatonische Verunreinigung der 'reinen Lehre' des Christentums ließe sich einsichtiger machen].

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ad 59) Es handelt sich um eine kurze Abhandlung von dem großen Sprachkünstler Hieronymus Wolf; vgl. oben ad Nr. 42). Weil sie dem Zustande der deutschen Sprache, zumal in den Provinzen von Oberdeutschland, im 17. Jahrhundert ein Licht giebt, bringt Brucker einen kurzen Auszug daraus. ad 60) Brucker gibt Proben einer sehr seltenen Übersetzung ins Deutsche durch den Elsässer Niclas von Wil, der sich sehr genau an die meisterhafte lat. Übersetzung von Gian-Francesco Poggio Bracciolini [t 1459] gehalten und auch nach der Art seiner in unserer Sprache noch rauhen Zeiten, ziemlich wohl und glücklich ausgedrückt hat: Eine hübsche history von Lucius apulejus in gestalt eins esels verwandelt vnd verkert ward, und lenger wann ein gantzes jar darin pleybe. Straßburg: Johannes Knoblouch 1509. ad 61) Hier betreibt Brucker etwas Werbung für das Augsburger 'Stadtbuch'; vgl. ad 49. Dessen Editor Weng war am 9.11.1739 verstorben, hatte aber die Editionsarbeiten abgeschlossen; die Erben Wengs warteten auf einen Verleger. Brucker druckt Wengs Vorrede ab (S. 323-338), sodann einige Kapitel des 'Stadtbuchs' (1276) aus einer Abschrift von 1462, wo aber die Rechtschreibung der Aussprache dieser Zeit angepaßt ist (S. 339-341), um darzutun, wie nützlich dieses Buch zur Erläuterung der deutschen Sprache mittlerer Zeiten seyn könne, und gibt Nachrichten von des vielseitig gelehrten Juristen Wengs Leben, Schriften und Arbeiten. - Interessant sind u.a.-Ausführungen Wengs in seiner Vorrede betreffs geäußerter Bedenken, der Druck des 'Stadtbuchs' könne für die Stadt schädlich sein, d.h. als Richtschnur für laufende staatsrechtliche Streitigkeiten genommen werden, was er als Mißverständnis abwehrt. ad 62) Severini Boethii Christlich vernünftiges Bedenken, wie man sich bey vordringendem Gewalt und Wohlergehen der Gottlosen, auch unrechtmäßig Leiden und Uebelgehen der Frommen zu verhalten habe, in fünf Bücher verfasset, dem Liebhaber der deutschen Sprache zu Nutzen aus dem Latein übersetzt; benebst richtiger Beschreibung des Boethii Lebenslaufes. Nürnberg 1660. - Um eine Nachricht von diesem raren Nürnberger deutschen Boethius war in einem Artikel des ersten Bandes der 'Beyträge' (1732) von dem nunmehr seeligen Herr Verfasser [also von Bruckers Freund J. Georg Lotter] gebeten worden. Es handelt sich um die unverständliche Übersetzung der 'Consolatio Philosophiae' (Brucker: Trostgründe aus der Weltweisheit hergenommen), welche Christian Knorr von Rosenroth und Franciscus Mercurius van Helmont zu einer Neuübersetzung (' Sulzbach 1667, 2Lüneburg 1697) veranlaßt hatte. Nachdem sie Brucker zu Händen gekommen war, präsentiert er sie nun als die übelgerathene Arbeit eines J.H. Dr. in Regensburg, anscheinend Mitglied der 'Fruchtbringenden Gesellschaft', zur Warnung der Leser, sich durch die Seltenheit dieses Buches nicht zu einer Wertschätzung verführen zu lassen. Die elende und nichtswürdige Beschaffenheit habe wohl die meisten Exemplare zu Makulatur gemacht. Dieses Buch bestätige eine Erfahrung: Die Seltenheit eines Buches zeige öfter seine Minderwertigkeit als seine Güte an. Was diesem Übersetzer völlig fehlte, nämlich die notwendige Einsicht in die pla-

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tonische Philosophie der alexandrinischen Schule, ohne die Boethius nicht zu verstehen sei, war den Kabbalistenfreunden Helmont und von Knorr, wegen der Verwandtschaft der neuplatonischen und kabbalistischen Lehrgebäude, [...] aus dem Grunde bekannt; daher war ihre Arbeit so gut gelungen. Auch hier reitet Brucker sein verhaßtes neuplatonisches Steckenpferd. ad 63) Der 'Aufsatz' ist ein Verriß von Boners Übersetzung der historischen Schriften Xenophons, offenbar sehr selten, da ihrer der große Bücherkenner Jo. Albert Fabricius [t 1736] in seinem griechischen Büchersale [= Bibliotheca graeca. Hamburg 1715-28] nicht gedacht hat: Des hochgelörtesten Philosophen, warhaftigsten Geschichtschreibers, vnd allertheuersten Geschichtschreibers Xenophontis Commentarien und Beschreibungen von dem Leben und Heerzug, Cyri des ersten Künigs in Persien, auch von dem träfflichsten Heerzug, den Cyrus der andere des namens, Künig in Persien, wider seinen Bruder Artaxerxem gethan, und wie die Griechen an allen orthen gesigt haben, Auch was die von Athen nach der Beschreibung Thucididis gehandelt haben, alles durch den achtbarn vnd weisen Herrnn Hieronymum Boner, Oberstmaister zu Colmar aus dem Latein ins Theutsch gebracht vnnd gemaynem nuz zu gutt inn Druck verordnet. Augspurg: Hainrich Stainer 1540. - Der Übersetzer war eingenommen vom törichten Wahn, die Arbeit ohne Griechischkenntnisse aus verschiedenen lat. Übersetzungen (die lat. Edition durch Leunclavius erschien erst 1595) leisten zu können. Nach Brukkers langer Liste von Fehlern und Sinnentstellungen, seinem Verdacht, daß Boner nicht einmal der lat. Sprache vollkommen mächtig gewesen, und der Feststellung, daß er selbst in der deutschen Sprache verworren, unrichtig und unordentlich sich ausgedriicket habe, liest man verdutzt, daß doch auch nicht zu leugnen, daß er manchesmal den Sinn seines Geschichtschreibers wohl getroffen und deutlich ausgedrückt habe. Die Holzschnitte im Buch findet Brucker in den Darstellungen anachronistisch und der Erfindung nach lächerlich. ad 64) Bilder=sal heutiges Tages lebender, und durch Gelahrheit berühmter Schrifft=steller; in welchem derselbigen nach wahren Original=mahlereyen entworfene Bildnisse in schwarzer Kunst, in natürlicher Aehnlichkeit vorgestellet, und ihre Lebensumstände, Verdienste um die Wissenschafften, und Schrifften aus glaubwürdigen Nachrichten erzählet werden, von Jacob Brucker, der königl. Preuß. Societät der Wissenschafften Mitglied und Johann Jacob Haid Malern und Kupfferstechern. Augspurg: Joh. Jacob Haid, Erstes bis zehntes Zehend 1741-55 [= 4 Bände je ca. 250 S. in-2°]; elftes Zehend als Anhang 1766. Hier war in ersten Linie an Liebhaber und Sammler von Portraits berühmter Personen gedacht. Bei den in jedem Zehend zur Ergötzung des Gemüts vorgestellten Gelehrten aus allen vier Fakultäten war weder auf Religion, noch Stand, Rang und Titul, noch sonst einen politischen Unterscheid gesehen, sondern allein auf erworbene Verdienste und Ruhm in den Wissenschaften. Es werden auch Frauenzimmer berücksichtigt und in jedem Zehend zur Nacheiferung und Erweckung ein großer und gelehrter Mäzen der Gelehrsamkeit vorgestellt. Mit den Texten wollte Brak-

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ker helfen, das Andencken rechtschaffener Verdienste auf die Nachwelt zu bringen, und derselben ein Beyspiel der schuldigen Danckbarkeit gegen diejenigen geben, durch welche sie weiser und gelehrter werden kan, und dieselbe zur Nachahmung zum Dienste und Aufnahme der Gelehrsamkeit erwecken. (Vorrede zum 6. Zehend). Der Leser finde hier keine bitteren Critiken, noch fürwitzige Entdekkungen vieler, die menschlichen Schwachheiten zur Kützelung hofährtiger Geister verrathenden Heimlichkeiten, doch seien die strengen Gesetze einer öffentlichen Geschichte genau beobachtet worden. Brucker beruft sich auf die eingesandten Nachrichten (die häufig nach dem Tode der betreffenden Personen von ihren Biographen als Quelle benutzt wurden); er habe nichts angepriesen, von dem er nicht der öffentlichen Übereinstimmung der gelehrtesten Männer versichert war. Das Echo auf seine Aufforderung zur Einsendung von Gemälden als Vorlage für Haids Kupferstiche und zu Vorschlägen war so groß, daß Brucker nicht allen Wünschen entsprechen konnte (Vorrede zum 6. Zehend). ad 65) Pinacotheca Scriptorum nostra aetate Uteris illustrium, exhibens auctorum eruditionis laude scriptisque celeberrimorum, qui hodie vivunt, imagines et elogia. Vitas, scripta, literarum merita recensuit Jacobus Bruckerus, academiae scientiarum Berolinensis Membrum, imagines ad archetypa aere accurate expressit Joannes Jacobus Haidius, Pictor et Chalcographus. Augspurg: Joh. Jacob Haid, 174155 [ohne Anhang], ad 66) Vgl. die Angaben der Rezensionen bei M. Longo (s. ad 8) S. 633. Die fünf Bände der 'Historia critica Philosophiae', König Georg II. von Großbritannien gewidmet, umfassen 5277 Textseiten, schließt man alles Unpaginierte ein: 5446 Seiten, rechnet man Bd. VI (Appendix) [vgl. ad 73i] hinzu: 6546 Seiten. Neue Ausgabe der Bde. I-VI in verkleinertem Format hg. von R.H. Popkin, G. Tonelli. Hildesheim, New York 1975. ad 67) Miscellanea Lipsiensia nova ad incrementum scientiarum ab his, qui sunt in colligendis eruditorum novis actis occupati, per partes publicata. Hg. von Friedrich Otto Mencke. 7 Bde. in-8°. Leipzig 1742-50. ad 69) Der korrekte Titel: Güldene Aepfel in silbernen Schalen, das ist, Worte geredet zu seiner Zeit über 400. Sinnbilder von allerley Zeiten und Umständen des menschlichen Lebens zur Beförderung der Erbauung herausgegeben von Johann Andreas Pfeffel. Augspurg: Detleffsen, 1746. Die Schrift hat 79 S. mit ca. 100 Kupfern. Pfeffel ist der Illustrator, die Verse sind von Brucker. - Zu 'Goldene Äpfel...' vgl. Sprüche Salomos 25, 11: Ein Wort, geredet zu rechter Zeit, ist wie goldene Äpfel auf silbernen Schalen. ad 71) Der korrekte Titel: Ehren=Tempel der Deutschen Gelehrsamkeit, in welchem die Bildnisse gelehrter, und um die schönen und philologischen Wissenschafften verdienter Männer unter den Deutschen aus dem XV, XVI und XVII Jahrhunderte vorgestellet, und ihre Geschichte, Verdienste und Merckwürdigkeiten entworfen sind, von Jacob Brucker, Mitgliede der Academien der Wissen-

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schafften zu Berlin und Bologna, in Kupfer gebracht von Johann Jacob Haid Maler und Kupferstecher. Augspurg: Johann Jacob Haid (5 Decaden) 1747-49. Zu diesem Werk waren Haid und Brucker von Gelehrten mit gewichtigem Urteil aufgrund des so gelungenen 'Bildersaals' gedrängt worden. Betreffs der Portraits getraut sich Brucker zu behaupten, daß eine so richtige Sammlung von Bildnissen verstorbener gelehrter Männer, wenigstens in Deutschland, noch nicht erschienen seye (Vorrede vom 22. Dez. 1746). Was Bruckers Text angeht, wo er zu äußerster Kürze verpflichtet war, so wollte er nicht eben bloß aufgewärmten Kohl vorstellen, sondern eine kurze aber doch gründliche und critische Historie der deutschen Verdienste um die Wissenschafften aus den ächten Quellen liefern; die Beschreibungen von Leben, Schriften, Charakter, Verdiensten und was sonst zur gelehrten Historie gehört, beziehen auch die Urteile der gelehrten Welt ein und merken an, wo es bey ihnen noch gefehlet, und was sie andern [noch zu tun] übrig gelassen haben. Das Werk will für Deutschland, wobei Preußen und die Schweiz einbezogen sind, das leisten, was Charles Perrault: Hommes illustres qui ont paru en France pendant le Xlle siecle. Paris 1697-1701 für Frankreich getan, zum Vergnügen und Unterrichte des Lesers, [...] zur Ehre unseres Vaterlandes, zur Erweckung der Nacheiferung und zur Beschämung der Neider des Deutschen Namens. ad 72) Das Buch ist Gerlach Adolph Frh. von Münchhausen, Kurator der Universität Göttingen, gewidmet. Christian Ernst von Windheim [1722-66, Mosheims Schwiegersohn]: Göttingische philosophische Bibliothek. 8 Bde. Hannover 174957. ad 73) Alle sechs Tafeln vermerken am unteren rechten Rand in kleinster Schrift: Tob. Conrad Lotter Sculpsit A.[ugustae] V.[indelicorum]. Ein Neudruck (nicht illuminiert) erfolgte in einer Teilauflage von: Zehn Jahre Philosophisches Institut der Universität Düsseldorf (1963-1973). Mit einem Philosophen-Alphabet von Erich Bopp und 6 Tafeln zur Philosophiegeschichte nach Jakob Brucker. Düsseldorf-Gerresheim 1974. - Zum Zustandekommen der Tafeln vgl. J. Brucker: Historia critica Philosophiae. Bd. VI (Appendix), p. 32f. - Ohne Bruckers Wissen erschien auf 2 Blättern die Tabula mnemonica historiae philosophicae secundum elegantissimum ordinem CI. Bruckeri in usum studiosae iuventutis adornata a I.C.B. Frankfurt 1759, die nur die Sekten und Folge der Philosophen ohne Lehre und critische Erzählung wiedergibt (J. Brucker: Historia critica Philosophiae. Bd. VI (Appendix), p. 33f.); Brucker übernimmt sie in leichter Abänderung am Ende von Bd. VI (Appendix), p. 1013-32. - Die 'Dresdnische Anzeigen' erschienen seit Juli 1749 in-4° (laut J.A. Fabricius (Anm. 35) Bd. I. S. 863). [...] oder unter fremden Namen: Es sind keine Pseudonyme Bruckers bekannt. [...] in Göttens: i.e. Gabriel Wilhelm Gotten: Das jetzt=lebende gelehrte Europa, oder Nachrichten von den vornehmsten Lebensumständen und Schriften, jetzt=lebender Europäischer Gelehrten; welche mit Fleiß gesammlet und unpartheyisch aufgesetzet hat u.s.w. in-8°; Teil III. 1. Stück. Zelle 1737. S. 179-190.

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[...] hernach Mosers: i.e. Johann Jakob Moser: Beytrag zu einem Lexicon der jetztlebenden Lutherisch- und Reformirten Theologen in und um Teutschland, welche entweder die Theologie öffentlich lehren, oder sich durch theologische Schriften bekannt gemacht haben. Züllichau 1740. in-4°. S. 96-101. [...] den Schmersahl: i.e. Elias Fr. Schmersahl: Historie der Weltweisheit überhaupt. Nebst einem Vorbericht von den bisherigen Verfassern dieser Historie. Zelle 1744. S. 13-15. [...] Biographien Augsb. Prediger: Eine davon (die auch in 'Bibliotheca Bruckeriana' in Quarto Nr. 390 verzeichnet ist und die ich einige Male bei Bruckers Biographie als 'kurze Predigerbiographie' heranzog), dürfte sein: Das gesamte Augspurgische Evangelische Ministerium in Bildern und Schrifften von den erstem Jahren der Reformation Lutheri, bis auf Anno 1748, oder das Jubel-Jahr wegen des Westfälischen Friedens, samt einer Vorrede vorgestellt und herausgegeben von Joseph Friedrich Rein. Kupferstecher in Augspurg. [Hg. Samuel Widemann. Augspurg 1749. in-4°], Nr. 199 (2 S.). Von Bruckers Schriften werden darin folgende erwähnt: Nr. 8, 10, 12, 13, 20, 21, 24, 28, 29, 31, 33, 35, 64, 66, 69, 70, 71. ad 73a) Laut K. Alt (Anm. 2) S. 58. - Die 'Acta' verzeichnet die 'Bibliotheca Bruckeriana' in Octavo Nr. 1240. ad 73c) Laut K. Alt (Anm. 2) S. 128 die Festgebete und Gesänge für die Jubiläumsfeier. ad 73d) Festpredigt über 1 Könige 8, 56-58: Gelobet sei der Herr, der seinem Volk Israel Ruhe gegeben hat, wie er es zugesagt hat. Es ist nicht eins dahingefallen von allen seinen guten Worten, die er geredet hat durch seinen Knecht Mose. Der Herr, unser Gott, sei mit uns, wie er mit unsern Vätern gewesen ist. Er verlasse uns nicht und ziehe die Hand nicht ab von uns. Er neige unser Herz zu ihm, daß wir wandeln in allen seinen Wegen und halten seine Gebote, Satzungen und Rechte, die er unsern Vätern geboten hat. ad 73e) In der 'Bibliotheca Bruckeriana' in Octavo Nr. 619; von Brucker? ad 73g) - Die zweite Ausgabe widmete Brucker der Akademie der Wissenschaften in Rovereto (bei Trient), deren Mitglied er war. - Dritte Ausgabe: [...] Denuo perlustravit et ad nostra tempora continuavit Frid. Gottlob Born. Leipzig 1790. ad 73h) Dieser Titel nach J.G. Meusel (Anm. 121) Bd. I. 1802. S. 610 in Art. 'Brucker (Karl Heinrich), Jakob's Sohn'; Meusel vermerkt mit Recht (S. 609), daß diese Edition gewissermassen zu dem Art. 'Brucker (Jakob)' gehöre. - In der 'Praefatio' (1748) der 'Miscellanea' (= SV Nr. 72) suchte Brucker nach des Scipionis Aquiliani libellus de placitis physicis philosophorum ante Aristotelem, longe rarissimus, paucisque visus, und bat die Gelehrten mit Privatbibliothek um Unterstützung bei der Suche für eine Neuedition. 1753 war Bruckers Druckmanuskript fertig (s. oben). - Zur neuen Ausgabe vgl. L. Braun (Anm. 2) S. 393f.: "Aquilianus (Scipio), De placitis physicis philosophorum qui ante Aristotelem floruerunt, Venetiis 1620. Wiederaufgelegt von Brucker, mit Anmerkungen von Crophius, 1756". - Abweichend von Meusel ist die Angabe in der 'Bibliotheca

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Bruckeriana' in Quarto Nr. 28: Aquilani, Sc. de Placitis Philosophorum, qui ante Aristotelis tempora floruerunt, auxit C.F. Bruckerus, Lips. 756. Möglicherweise ist hier C.F. statt 'C.H.' (= Carolus Henricus) ein Druckfehler, ad 73i) Die Praefatio der 'Historiae criticae Philosophiae Appendix' datiert vom September 1767. Der Band umfaßt samt dem Unpaginierten - Praefatio, Tabula mnemonica Historiae philosophicae (s. ad 73), Personen- und Sachregister und Emendanda - 1060 Seiten. ND 1975 (s. ad 66). ad 73j) Wider alles Vermuten war Brucker durch göttliche Vorsehung die Durchsicht, Besorgung und Erläuterung des Neuen Testaments in die Hände gegeben worden - vermutlich durch den berühmten Siegmund Jakob Baumgarten (170657) in Halle. Brucker arbeitete daran unter herzlicher Erbittung der Leitung und Salbung des Geistes Gottes (Vorbericht in Teil XII) und führte diese mühevolle Arbeit während eineinhalb Jahrzehnten schließlich zu Ende. - In diesem sogen. 'Englischen' oder auch 'Tellerschen Bibelwerk' (1749-70) bearbeitete Romanus Teller (1703-50), Prof. und Prediger in Leipzig, die Teile I-II; nach dessen plötzlichem Tod 1750 konnte sich Siegmund Jacob Baumgarten nicht zur Fortsetzung der Bearbeitung, wohl aber zur Übernahme der Oberaufsicht entschließen; er schrieb Vorworte zu den Teilen III-V (1752-56) und steuerte seine Bearbeitung der Hiobauslegung (in Teil V) bei; die Arbeit an den Teilen III-XI fiel seinem Schüler Johann Augustin Dietelmair (1717-85), Prof. und Pastor in Altdorf, zu, und die restlichen das Neue Testament betreffenden Teile besorgte Brucker, dessen erster Band (Teil XII) 1757, dem Todesjahr Baumgartens, erschien. - Es handelt sich hier um die dt. Übersetzung und Kommentarenbearbeitung der in Holland edierten französischen und (da der Verlag sich auflöste) dann (ab Teil III) holländischen Übersetzung der 1640 vom englischen Parlament aufgetragenen Bibel mit einer vollständigen Auslegung der besten englischen Exegeten mit stark apologetischer Ausrichtung. Es wurde die dt. Übersetzung (durch Magister Johann Daniel Heyden) aus dem Französischen und (durch Magister Friedrich David Müller) aus dem Holländischen gemacht, weil die Erklärungen sich darauf bezogen. Es sei dies keine Schmälerung der Lutherischen Bibelübersetzung, vielmehr vermehre das noch deren Ansehen, wenn man erkennet, wie sonderbar eine deutsche Übersetzung aussehen müsse, welche den Grundtext durchaus genau ausdrücken will (Vorbericht in Teil III). Dieses exegetische Bibelwerk war nicht auf die Erbauung und Anwendung der hl. Schrift gerichtet, sondern auf die Belehrung des Lesers von dem rechten Verstände derselben. Die deutschen Herausgeber wandten sich an Gelehrte und Ungelehrte, sie sichteten, verglichen, korrigierten und erläuterten die vielfältigen, sich teilweise widersprechenden Kommentierungen, um mit solcher Wegweisung eifrige und mit gehörigen Kräften und Hilfsmitteln genug versehene Bibelleser für weitere Erforschungen aufzumuntern (J. Brucker: Vorbericht zu Teil XVI). Bei seiner Arbeit zog Brucker die berühmtesten Ausleger, lutherische und auch reformierte, zu Rate und bediente sich der Hilfsmittel, welche eine gesunde Vernunftlehre und darauf gebaute Auslegungswissen-

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schaft, sodann aber das ganze Lehrgebäude der heil. Schrift und sonderlich des Neuen Testaments an die Hand gegeben·, außerdem nutzte er alles, was sonst aus Altertümern, griechischer Sprache, jüdischen Gewohnheiten und Lehrbegriffen und Meinungen unter Juden und Heiden zur Zeit der Entstehung der neutestamentlichen Schriften nur irgend der Dunkelheit mancher Bibelstellen ein Licht hat geben können. Gerade hier glaubte er aufgrund seiner critischen Geschichte der Weltweisheit, in der er auch den ganzen Inbegriff der orientalischen, ägyptischen und cabbalistischen Lehren und ihren Ursprung bekannt gemacht, in einigem klarer zu sehen als andere gelehrte Ausleger, die in diesem Staube sich nicht so lange Zeit herumwälzen dürfen als ich zu thun gezwungen worden bin (Vorbericht zu Teil XVI. 1764). Er gedenkt besonders drei großer Männer, die man billig das Ehrenkleeblatt der göttingischen Auslegungskunst heil. Schrift nennen könnte", ihnen verdanke er besonders viel: Joh. David Michaelis (1717-91), Mosheim (1694-1755), (an welchen theuren Freundes Asche ich nie ohne Verehrung gedenke), und Heumann (1681-1764), den alten Ehrengreise·, er habe es wie sie getan: keine Bahn zu betreten, welche nicht eigene Überzeugung vor Augen geleget hat. Er will nach seiner Einsicht die Wahrscheinlichkeiten der Erklärungen so vor Augen legen, daß der Leser das Gewicht derselben nach der Beurteilung der Vernunftlehre abwägen kann, ohne eine andere Gewißheit zu geben, als welche die dogmatische von der Analogie der heil. Schrift unterstützte Bestimmung an die Hand gibt, und sich mit niemanden über seine mutmaßlichen Gedanken in einen Widerspruch einlassen, sondern will einem jeden seine Freyheit zu denken gerne eingestehen, wenn sie nur der heil. Schrift und evangelischen Glaubenslehre nicht zuwider ist (Vorbericht zu Teil XVI).

Jacob Brucker - 'Spuren' einer Biographie Theo Stammen

I Am 22. Januar 1996 jährte sich zum 300. Mal der Tag, an dem 1696 Jacob Brukker in Augsburg geboren wurde. Der Philosophiehistoriker, Theologe und Pädagoge Brucker hat bisher keine seiner Bedeutung angemessene biographische Beachtung und Würdigung gefunden. Dies ist sicher kein Zufall; fehlen doch dazu weitgehend die Voraussetzungen und Vorarbeiten - gerade auf dem Gebiet der Biographie. Dabei stellt die Biographie als literarische Gattung besonders hohe Anforderungen, die kein geringerer als Goethe in der Vorrede zu 'Dichtung und Wahrheit' autoritativ formuliert hat: Denn dies scheint die Hauptaufgabe der Biographie [nur kursiv i.O.] zu sein, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen darzustellen, und zu zeigen, inwiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie er sich eine Welt- und Menschenansicht daraus gebildet, und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schriftsteller ist, wieder nach außen abspiegelt. Hierzu wird aber ein kaum Erreichbares gefordert, daß nämlich das Individuum sich und sein Jahrhundert kenne, sich inwiefern es unter allen Umständen dasselbe geblieben, das Jahrhundert, als welches sowohl den Willigen als Unwilligen mit sich fortreißt, bestimmt und bildet dergestalt, daß man wohl sagen kann, ein jeder, nur zehn Jahre früher oder später geboren, dürfte, was seine eigene Bildung und die Wirkung nach außen betrifft, ein ganz anderer geworden sein.1 Derartige Anforderungen sind im Hinblick auf die Darstellung von Leben und Werk des Jacob Brucker heute noch schwer zu erfüllen; dazu fehlen noch Vorarbeiten; es liegen aus älterer und neuerer Zeit nur Ansätze und erste Versuche zu einer umfassenden Lebensbeschreibung Bruckers vor - ein Tatbestand, der ange-

Johann Wolfgang von Goethe: Dichtung und Wahrheit. In: Autobiographische Schriften I. Hamburger Ausgabe Bd. 9. 7. Aufl. München 1974. S. 9. Unterstreichungen von T. St.

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sichts Bruckers literarischem Werk und Wirkung bedauerlich ist. Außer den heute mehr als Quelle wichtigen zeitgenössischen Arbeiten von Paul von Stetten d.J.und Franz Anton Veith2 und den äußerst knappen Artikeln in der (alten) 'Allgemeinen Deutschen Biographie' und der 'Neuen Deutschen Biographie' liegt nur die schmale, aber gehaltvolle und informative biographische Skizze 'Jakob Brucker' von Franz Herre in den 'Lebensbildern aus dem Bayerischen Schwaben' (1958) vor. Es gibt nichts Größeres, Umfassenderes sonst; noch kein Gesamtbild, vornehmlich Einzelheiten, Splitter, 'Spuren', die zusammengefügt und untereinander Person und Leben von Jacob Brucker umrißhaft zur Erscheinung bringen.3 Angesichts dieser aktuellen Situation der biographischen Forschung bleibt nur übrig, aus der Not eine Tugend zu machen: eben solche 'Spuren zu einer Biographie' Bruckers zu sammeln und zusammenzustellen, um auf diese Weise einen gewissen Überblick zu verschaffen. Dazu scheint - zumindest für eine erste Annäherung an Brucker - ein Verfahren geeignet, das ebenfalls Goethe in seinen biographischen Versuchen immer wieder angewendet hat und das er mit einem Begriff aus der Optik 'wiederholte Spiegelungen' genannt hat. Unter diesem Titel hat Goethe unter seinen Schriften zur Farbenlehre im Teil 'Entoptische Farben' eine kleine Abhandlung eingerückt, in der er dieses optische Verfahren ausdrücklich auf die Biographie als literarische Gattung überträgt: Hier [d.h. durch das Verfahren der wiederholten Spiegelungen] entsteht [...] die Möglichkeit, ein Wahrhaftes wiederherzustellen, aus den Trümmern von Dasein und Überlieferuns [nur kursiv i.O.] sich eine zweite Gegenwart zu verschaffen. Schließlich zieht er folgendes Fazit: Bedenkt man nun, daß wiederholte sittliche Spiegelungen das Vergangene nicht allein lebendig erhalten, sondern zu einem höheren Leben emporsteigern, so wird man der entoptischen Erscheinungen gedenken, welche gleichfalls von Spiegel zu Spiegel nicht etwa verbleichen, sondern sich erst recht entzünden, und man wird ein Symbol gewinnen dessen, was in der Geschichte der Künste und Wissenschaften, der Kirche, auch wohl der politischen Welt, sich mehrmals wiederholt hat und noch täglich wiederholt,4 Versuchen wir mittels dieses Verfahrens der 'wiederholten Spiegelungen' einige 'Spuren' zur Biographie Jacob Bruckers zu veranschaulichen und zusammenzufügen.

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Paul von Stetten d.J.: Jacob Brucker. In: Hausleutners Schwäbisches Archiv. Stuttgart 1788. S. 281-305; Franz Anton Veith: Bibliotheca Augustana [...]. Augsburg 1785-96. Bd. VIII, 1792. S. 2-55. Erst mit den Studien des vorliegenden Bandes, mit dem die wissenschaftliche Forschung zu Bruckers Leben und Werk voll einsetzt, wird sich das Bild im Ganzen wie im Detail wesentlich vertiefen. Vgl. vor allem den voranstehenden Beitrag von Ursula Behler. J.W. von Goethe: Naturwissenschaftliche Schriften, erster Teil. Artemis-Gedenkausgabe. Bd. 16. 1949. S. 82Iff. Unterstreichungen von T. St.

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II Die erste Spur führt uns nach Augsburg: hier wurde Brucker am 22. Januar 1696 in durchaus bescheidenen sozialen Verhältnissen geboren. Der erste Biograph Paul von Stetten d.J. schreibt von Bruckers Vater, er sei ein unvermögender Schneider und geschworener Käufler [gewesen], der in seinen Umständen vom Überfluß weit entfernt war. Daher lag es nahe, daß der Vater die Arbeitskraft des Sohnes möglichst bald für die Familie und ihren Unterhalt nutzen wollte; an eine lange und kostspielige schulische Ausbildung konnte und wollte er nicht denken: Nach dem Besuch der Elementarschule wurde Jacob Brucker daher sogleich zu einem Augsburger Kaufherrn in die Lehre gegeben. Dort wurden allerdings seine Begabung und intellektuellen Fähigkeiten bald entdeckt und uneigennützig gefördert: Brucker fand einen Gönner, mit dessen finanzieller Unterstützung er in das Evangelische Kolleg und das Gymnasium bei St. Anna aufgenommen wurde. Hier genoß er bald die uneingeschränkte Förderung von Philipp Jacob Crophius, der von 1704 bis 1742 Rektor des Gymnasiums war, speziell in den humanistischen Disziplinen. Diese gründliche Ausbildung war die Voraussetzung für Bruckers Studium der Theologie, Orientalistik, Kirchengeschichte und Patristik an der Universität Jena seit 1715.

III Die nächsten 'Spuren' führen in die Kaufbeurer Zeit Bruckers. Nach seinem Studium der Theologie und Philosophie in Jena und seiner Ausbildung zum protestantischen Prediger konnte Brucker - nach einer längeren Wartezeit, die er in Augsburg mit Studien verbrachte - in der Stadt Kaufbeuren eine erste Anstellung erringen: 1724 wurde er als 'adiunctus Ministerii' zum dritten Geistlichen an der Kirche zur Heiligen Dreifaltigkeit und zugleich zum Rektor der protestantischen Lateinschule in Kaufbeuren bestellt. Im Protokoll des Evangelischen Rats vom 6. Dezember 1724 liest man, daß der Mitbewerber Herr Stierle seye zwar capax, Herr M. Brucker aber sei capacior imo capacissimus. Bei seinem Amtsantritt hatte Brucker einen Revers-Brief zu unterzeichnen und sich zu verpflichten, der reinen Christevangelischen Lehr und bekenntnus, wie dieselbe in denen Prophetischen und Apostolischen Schriften Alten und Neuen Testaments gegründet und in der ungeänderten Augspurgischen Confession, deren Apologie, Großen und kleinen Catechismo Lutheri und Formula Concordiae begriffen ist, beständig und ohne einigen Falsch verbleiben und verharren, auch da wider Zeit Lebens nichts heimlich oder öffentlich thun, lehren, schreiben und handeln; [ferner] meinen mir anbefohlenen Kirchen- und Schuldienst mit Predigten

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und Lehren, auch allem anderen, was solch meinem Kirchen- und Schulamt anhängig mit aller Sorgfalt und Treue williglich verwesen und verwalten.5 Wie ernst Brucker die eingegangene Verpflichtung nahm, sei durch den Hinweis darauf belegt, daß er sich in seiner Eigenschaft als Scholarch der Lateinschule mit schulreformerischen Plänen befaßte. In diese Zeit fällt sein Entwurf einer neuen Schulordnung, in der sich Brucker als ein Vertreter der 'via media' erweist, der bewährte alte Traditionen der schulischen Lehre mit sinnvollen Reformen und Neuerungen zu verbinden trachtete: so betonte er in der neuen Schulordnung einerseits den traditionalen Vorrang der religiösen und philologisch-humanistischen Ausbildung und Erziehung, förderte aber zugleich die Einführung von Geschichte, Geographie und Naturkunde als neue Unterrichtsfächer.6

IV Die nächste 'Spur' führt in die frühen vierziger Jahre nach Augsburg zurück; 1744 war Brucker von Kaufbeuren nach Augsburg zurückberufen worden, um auch hier sowohl eine kirchliche als auch eine leitende pädagogische Funktion an St. Anna zu übernehmen. Es handelt sich um eine pädagogische Episode besonderer Art, die eigentlich eine Episode aus dem Leben einer anderen bemerkenswerten Person ist: eine Episode aus der Jugendgeschichte der Sophie Gutermann, später verheiratete Sophie von La Roche (1730-1807). Sophie Gutermann, 1730 in Kaufbeuren als Tochter des Mediziners Georg Friedrich Gutermann geboren, verlebte den größeren Teil ihrer Kindheit und Jugend in Augsburg, wohin der Vater Anfang der vierziger Jahre als Dekan des medizinischen Collegiums berufen worden war. Als erstes Kind relativ junger Eltern stand Sophie ganz im Mittelpunkt der Erziehungs- und Bildungsbemühungen ihrer Eltern, besonders ihres Vaters. Als eine Art 'Wunderkind' erzogen und unterrichtet, konnte sie - wie überliefert - mit drei Jahren lesen, mit fünf Jahren hatte sie angeblich zum ersten Mal die Bibel 'durchgelesen', mit zwölf wurde sie 'Bibliothekar' des Vaters, für den sie Bücher herbeiholen mußte. Sophie wuchs somit als 'Gelehrtentochter' auf, wie es im 18. Jahrhundert in Deutschland öfter vorkam man denke an Dorothea Schlözer, Tochter des aufgeklärten Staatswissenschaftlers August Wilhelm Schlözer in Göttingen, oder an Dorothea Christiane Leporin, die Tochter des Medizinprofessors Christian Polykarp Leporin, die sich mit iher 'Gründlichen Untersuchung der Ursachen, die das weibliche Geschlecht vom Stu5

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Zit. nach Karl Alt: Die Lateinschule der freien Reichsstadt Kaufbeuren und ihr berühmtester Magister Dr. Jakob Brucker. Ein Beitrag zur schwäbischen Schul- und Gelehrtengeschichte. Kaufbeuren 1929. S. 51. Vgl. K. Alt (Anm. 5) S. 122ff.

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dieren abhalten, darin deren Unerheblichkeit gezeiget, und wie möglich, nothig und nützlich es sey, daß dieses Geschlecht der Gelahrtheit sich befleisse, umständlich dargelegt [...]' (Berlin 1742) an das lesende (weibliche) Publikum wandte. Während indes Schlözer und Leporin ihren Töchtern im Wesentlichen selbst Erziehung und Bildung angedeihen ließen, suchte Vater Gutermann für diese Zwecke gelehrten Beistand, den er in dem ihm bereits aus Kaufbeuren bekannten und freundschaftlich verbundenen protestantischen Theologen und Gymnasialprofessor Jacob Brucker fand. So wurde Brucker der Privatlehrer der Sophie Gutermann; hier wird das Verhältnis für uns interessant und wichtig, insofern es einen knappen Einblick in Bruckers pädagogische Vorstellungen und Orientierungswerte erlaubt. In einem viel späteren Brief aus dem Jahr 1771, einem Jahr nach Bruckers Tod, erklärt sich Sophie von La Roche zu dieser kindlichen Situation. Sie schreibt darüber: Mit dreizehn Jahren wollte der große Brucker [nur kursiv i.O.] meine Erziehung und Bildung meines Geistes besorgen. Ich bat meinen Vater auf Knien um die Einwilligung, aber er wollte nicht und meine empfindungsvolle Mutter bereicherte nur mein Herz, in welches alle Geschäftigkeit meines Geistes übergetreten ist. Meine Umstände haben auch bisher nur dieses das Herz in Übung erhalten. Und hiermit haben Sie die Historie meines Kopfs.1 Ein für die Mädchen- und Frauenerziehung im 18. Jahrhundert höchst aufschlußreicher Brief! Er ist wohl so zu verstehen: Brucker hatte sich dem Vater angeboten, das hochbegabte Mädchen zu unterrichten und ihm von seinem breiten Wissen mitzuteilen. Hinsichtlich der Zielsetzung und des Umfangs der Mädchen- und Frauenbildung gab es damals in bürgerlichen Kreisen offensichtlich zwei divergierende Standpunkte: einen gewöhnlichen und weitverbreiteten, nach dem eine über das Nützliche und praktisch Verwertbare hinausgehende Erziehung und Bildung für Mädchen und Frauen schädlich und zu vermeiden sei, weil sie von den Frauen zugedachten 'natürlichen' Aufgaben und Pflichten ablenkten. Der andere, höhere und weniger verbreitete Standpunkt war der, daß man die (auch theoretischen) Tätigkeiten des Lernens und Wissens, die Gott verliehen habe, auch bei Mädchen nicht ungenutzt brachliegen lassen dürfe und daß Gott es schon zum Guten wenden werde, wenn er einmal diesen Fingerzeig der überdurchschnittlichen Begabung gegeben habe. Brucker war offensichtlich als Pädagoge ein Anhänger des zweiten Standpunkts; er hätte Sophie Gutermann gern auch in Latein und Philosophie unterrichtet und sie so in die Welt des Wissens und der Gelehrsamkeit eingeführt, während Vater Gutermann trotz seiner persönlichen Bildung den traditionell be-

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Sophie von La Roche: Briefe. München 1983. S. 156. Unterstreichungen von T. St.

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schränkten, frauenemanzipationsfeindlichen Standpunkt einnahm und seiner Tochter - obwohl sie ihren Vater auf den Knien um Einwilligung bat - diesen Weg zu höherer Bildung und Wissen verbot. Brucker als Pädagoge und Lehrer konnte sich gegen den Vater und dessen erzieherische Autorität, die hier den Ausschlag gab, offensichtlich nicht durchsetzen, obwohl dieser beschränkte Standpunkt seinem pädagogischen Ideal eindeutig widersprach.

V Es gibt die Anekdote aus Bruckers Leben - Franz Herre erwähnt sie in seiner oben erwähnten biographischen Skizze - , daß 1770, kurz vor Bruckers Tod, der französische Gelehrte Dutens die Route seiner Deutschlandreise eigens über die Reichsstadt Augsburg legte, um hier 'le savant Monsieur Brucker' aufzusuchen, dessen 'Historia Critica' er für eines der nützlichsten Werke des (18.) Jahrhunderts hielt. Das war (wie ein Beitrag dieses Bandes noch genauer herausarbeiten wird) kein Zufall, sondern hatte guten Grund. 1973 hat der in Straßburg lehrende französische Philososphiehistoriker Lucien Braun in seiner 'Geschichte der Philosophiegeschichte' uns darauf aufmerksam gemacht, welchen bemerkenswert großen und bedeutenden Einfluß der Augsburger Bürger Jacob Brucker mit seinem philosophiegeschichtlichen Hauptwerk 'Historia Critica Philosophiae' in Frankreich, in Sonderheit auf Diderot und die Enzyklopädisten überall da ausgeübt hat, wo es um Wissensbestände der philosophischen Traditionen ging. Lucien Braun schreibt dazu: "In diesem Zusammenhang [d.h. der Enzyklopädie] steht der glänzende Erfolg, den Brucker in Frankreich davongetragen hat: Diderot und seine Mitarbeiter verwendeten seine [Bruckers] Arbeiten für die Enzyklopädie. Bekanntlich sind die Arikel, die sich auf die Philosophiegeschichte beziehen, fast alle aus der 'Historia Critica' entnommen, wobei es sich oft um bloße Übersetzungen handelt."8 Bedenkt man diese Reputation Bruckers in Frankreich, so ist es nicht weiter verwunderlich, daß ein Vertreter der französischen Aufklärung eigens einen Umweg nach Augsburg nicht scheut, um 'le savant Monsieur Brucker' persönlich kennenzulernen. Apropos Kennenlernen: Der französische Besucher war offensichtlich einigermaßen enttäuscht, als er Brucker gegenüberstand; traf er doch einen ausgesprochen bescheidenen schwäbischen Geistlichen und Schulmeister, der nur in seiner eng bemessenen 'Freizeit' an seinen großen und über die deutschen Grenzen hinaus bekannten Werken schrieb, einen Mann, der Latein mit schwäbischem Ak8

Lucien Braun: Geschichte der Philosophiegeschichte. Darmstadt 1990. S. 161.

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zent sprach und die europäischen Verkehrssprachen der damaligen Zeit - Französisch und Englisch - nicht beherrschte. Es ist ein bemerkenswerter Zug an Brucker, daß er trotz seiner internationalen Bekanntheit und Reputation ein äußerst bescheidener Mensch war und zeitlebens blieb und ein entsprechend einfaches und zurückgezogenes Leben führte. Als gegen Ende seines Lebens ein anderer auswärtiger Besucher Brucker enthusiastisch pries und lobte, soll er ihn mit den Worten unterbrochen haben: Seien Sie still, dieser große Mann, den Sie hier nennen, ist ein armer Wurm und sonst nichts, der allein in der Gnade seines Heilandes etwas sein will? Und das sprach er gewiß auch mit schwäbischem Akzent.

VI Bemerkenswert aufschlußreich für Ausstrahlung und Wirkung Bruckers auf die philosophische Bildung im zeitgenössischen Deutschland sind zwei 'Spuren', die sich in Goethes autobiographischen Schriften finden. In 'Dichtung und Wahrheit', genauer: zu Beginn des 6. Buches, in dem Goethe aus der Altersperspektive seine eigene Bildungsgeschichte reflektiert und dabei auf seine Studienzeit in Leipzig (1765-68) zu sprechen kommt, bekennt Goethe, daß er unter der didaktischen Anleitung eines Freundes anhand des 'Kleinen Brukker' Philosophiegeschichte betrieben habe. Wörtlich heißt es an dieser Stelle: Mein Freund hatte den Kleinen Brucker zum Grunde seines Vortrags gelegt und je weiter wir vorwärtskamen, je weniger wußte ich daraus zu machen}0 Hier erscheint die Spur Bruckers im erzählenden Kontext von 'Dichtung und Wahrheit'; Goethe erzählt aus der (viel späteren) Altersperspektive seine 'Studenten-Erinnerungen'. Dabei erscheint Brucker mit seinem deutschen Abriß der Philosophiegeschichte zwar als eine wichtige und unanfechtbare Lehrbuch-Autorität, mit der der junge Goethe indes noch wenig anzufangen weiß. Anders die zweite Spur: Unter Goethes 'Schriften zur Wissenschaftslehre' findet sich ein kleiner, nur wenige Seiten umfassender Aufsatz zum Thema 'Einwirkungen der neueren Philosophie' (1817). Dieser kleine, aber ungemein aufschlußreiche Text beginnt mit jenem vielzitierten Satz: Für Philosophie im eigentlichen Sinn hatte ich kein Organ, um dann fortzufahren, er (Goethe) habe sich gleichwohl immer wieder mit der Philosophie beschäftigen müssen; denn: Nur die fortdauernde Gegenwirkung, womit ich der eindringenden Welt zu widerstehen und 9

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Zit. bei Franz Herre: Jakob Brucker. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Hg. von Götz Freiherr von Pölnitz. München 1958 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3. Bd. 6). S. 385. J.W. von Goethe: Autobiographische Schriften. I. Teil. (Anm. 1) S. 264.

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sie nur anzueignen genötigt war, mußte mich auf eine Methode führen, durch die ich die Meinungen der Philosophen eben auch, als wären es Gegenstände, zu fassen und mich daran auszubilden suchte." Diese Wissensbestände der Geschichte der Philosophie lieferten Bruckers Schriften. Es ist in unserem Zusammenhang interessant, daß Goethe in seinem Prozeß der philosophischen Weltaneignung durch ältere philosophische Lehrmeinungen auf Jacob Bruckers Schriften zurückgreift. Noch aus dem zeitlichen Abstand des späten Goethe erfolgt die Nennung Bruckers mit unverkennbarer Hochachtung und Respekt, wenngleich mit einem kritischen Unterton, mit dem er die offensichtlichen Grenzen von Bruckers philosophiehistorischen Bemühungen für sich anzudeuten vermochte. Dort heißt es nämlich: Bruckers Geschichte der Philosophie liebte ich in meiner Jugend fleißig sen, und es ging mir aber dabei wie einem, der sein ganzes Leben den himmel über seinem Haupte drehen sieht, manches auffallende Sternbild scheidet, ohne etwas von der Astronomie zu verstehen, den Großen kennt, nicht aber den Polarstern.

zu leSternunterBären

Der Polarstern ist jener heileuchtende Stern, der dem Seefahrer die lebenswichtige Orientierung ermöglicht. Eine Polarstern-Funktion scheint Brucker mit seiner 'Kritischen Geschichte der Philosophie von den Anfängen bis auf unsere Tage' doch nicht zu bieten vermocht haben. Hier liegt seine Grenze, zumindest für Goethe, der von sich im selben Text bekennt, für Philosophie 'im eigentlichen Sinn kein Organ' zu haben. Als Goethe 1790 auf der zweiten Italienreise in Augsburg Station machte, war Brucker bereits zwanzig Jahre tot.

VII Apropos tot: Über Bruckers Lebensende ist überliefert, daß er in seinem Arbeitszimmer beim Herabholen eines Buches aus hohem Regal von der Leiter stürzte und bald darauf - am 26. November 1770 - starb. Ein angemessener, beneidenswerter Tod für ein erfülltes Gelehrtenleben, möchte man meinen. Dabei bleiben aber zwei wichtige Umstände außer Betracht: einmal die Tatsache, daß Brucker Zeit seines Lebens seine immense wissenschaftliche Leistung stets 'nur' als 'Nebentätigkeit' schaffen konnte: Zuerst in Kaufbeuren, dann in Augsburg war er protestantischer Pfarrer und Prediger (in Augsburg zuletzt ab 1757 Stadtpfarrer von evangelisch St. Ulrich), zugleich aber auch Gymnasiallehrer (im Gymnasium bei St. Anna in Augsburg lehrte er Philosophie und Philosophie11

J.W. von Goethe (Anm. 4) S. 873.

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geschichte). Hinzukam, daß die Bibliotheks- und Arbeitsverhältnisse im damaligen Augsburg für derart weitausgreifende wissenschaftshistorische Studien äußerst ungünstig waren. Bereits der erste Biograph Bruckers, Paul von Stetten d.J., weist Ende des 18. Jahrhunderts mit Verwunderung darauf hin, wie Bruckers Werk ausgerechnet in Augsburg hatte entstehen können: Man begreift kaum, wie es möglich war, an einem solchen Ort ein solches Werk zustande zu bringen. Er [Brucker] entbehrte die Vorteile einer reichen öffentlichen Bibliothek, die er hätte benutzen können; und seine Umstände waren, besonders im Anfang, gar nicht so beschaffen, daß er durch die Erkaufung wichtiger Werke, die ihm doch unumgänglich nötig waren, viel hätte verwenden können. Um dann doch die Quellen zu haben, aus denen er schöpfen sollte, blieb ihm kein anderes Mittel übrig, als die Werke teils von fernen Orten zu entlehnen, teils sich Auszüge aus ihnen zu verschaffen.12 Zum anderen ist weiterhin zu veranschlagen, daß Brucker seine drei verschiedenen Professionen als Pfarrer, Lehrer und Philosophiehistoriker keineswegs als 'Single', mit entsprechenden Hilfskräften ausgestattet, hat erfüllen können, sondern daß er zweimal verheiratet war: zuerst mit der Tochter Dorothea Regina seines Gymnasiallehrers und Förderers Philipps Jacob Crophius und nach deren frühen Tod seit 1732 mit der Kaufbeurer Ratsherrentochter Anna Barbara Mayer, die ihm elf Kinder gebar. D.h. zu den drei Professionen trat noch die Rolle des Familienvaters hinzu - charakteristisch vor allem für die lange dauernde Lebensperiode in Augsburg. Die 'Spuren' seiner Biographie, seiner Person, seines privaten und öffentlichen Lebens, seiner zahlreichen Werke und deren weitreichende Wirkung fügen sich so zumindest andeutungs- und ahnungsweise zu einem Lebensbild zusammen, das zwar noch manche unausgefüllte und unausgeführte Stelle und Seite aufweist, das aber doch diese bemerkenswerte Figur aus dem Dunkel der Geschichte und der Vergessenheit heraus in ein helleres Licht erhebt; zu einem Bild, das dem Betrachter auch aus der Distanz von über 200 Jahren Hochachtung und Respekt abnötigt.

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P. von Stetten d.J. (Anm. 2) S. 295.

Die Bedeutung Jacob Bruckers für die Erforschung der Augsburger Gelehrtengeschichte Helmut Zäh

Seit den in die Antike zurückreichenden Anfängen der Beschäftigung mit Gelehrtengeschichte, die in der Abfassung von Gelehrtenbiographien ihren literarischen Niederschlag findet, ist ein vermehrtes Interesse für die herausragenden Gestalten der Vergangenheit stets dann zu beobachten, wenn auf eine Glanzzeit eine eher epigonale Periode folgt und die Defizite im Vergleich zu der einstigen Herrlichkeit - sei es bewußt oder unbewußt - spürbar werden. Dies erklärt den ersten 'Boom' von Gelehrtenviten in der Frühen Neuzeit in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts, als die Blüte des Humanismus vielerorts zu Ende gegangen war.1 Nicht so in Augsburg: In der bikonfessionellen Reichsstadt blieb die humanistische Tradition bis ins 17. Jahrhundert hinein ungebrochen erhalten, vom rein wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet kann man sogar eine stetige Zunahme des Niveaus verzeichnen. Obgleich auch hier gelegentlich Stimmen zu vernehmen sind, die in nostalgischer Rückschau die vermeintlich goldenen alten Zeiten herbeisehnen, rücken immer wieder namhafte Persönlichkeiten nach, so daß ein Bedürfnis nach biographischer Würdigung ihrer Vorgänger zunächst noch nicht entsteht.2 Im zweiten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts vollzieht sich jedoch in kurzer

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Vgl. Jacob Bruckers eigenen historischen Abriß in der Vorrede zu: Bilder=sal heutiges Tages lebender/ und durch Gelahrheit berühmter Schrifft=steller [...]. Teil 1. Augsburg 1741. o.S. (lat. Fassung 'Pinacotheca scriptorum nostra aetate literis illustrium'), wo allerdings nur mit Porträts illustrierte Biographien berücksichtigt sind. Auf den 'Bilder=sal' wird unten noch näher einzugehen sein. Bezeichnenderweise wurde die einzige umfangreichere Gedenkschrift für Hieronymus Wolf (zu ihm vgl. Anm. 8), der zwischen 1550 und 1580 drei Jahrzehnte lang das gelehrte Leben Augsburgs entscheidend geprägt hatte und in ganz Europa höchstes Ansehen genoß, weder von einem Augsburger verfaßt noch dort gedruckt (Matthäus Dresser: De Hieronymo Wolfio oratio habita in Academia Lipsica. Leipzig 1582). Daß zu Wolfs Tod in Augsburg immerhin ein achtseitiges Trauergedicht erschien (Johannes Matsperger: Elegia obitus [...] D. Hieronymi Wolfii [...]. Augsburg 1580), ist als große Ausnahme zu werten und unterstreicht seine Sonderstellung. Die von Georg Mylius, der später im Augsburger Kalenderstreit eine

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Frist ein tiefgreifender Wandel: 1612 wird mit dem Jesuiten Matthäus Rader3 der damals bedeutendste Gelehrte auf katholischer Seite nach München abberufen, 1614 stirbt Marcus Welser,4 das Haupt des Augsburger Späthumanismus mit europaweiten Beziehungen über die Konfessionsgrenzen hinweg, 1617 und 1618 ist der Tod von David Höschel5 und Georg Henisch6 zu beklagen, denen das protestantische Gymnasium bei St. Anna verdankte, daß es seinen unter den Rektoren Sixt Birck (1501-54)7 und Hieronymus Wolf (1516-80)8 erworbenen Rang be-

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zentrale Rolle spielen sollte, gehaltene Leichenpredigt blieb bis heute unveröffentlicht (Schloß Harburg, Fürstlich Oettingen-Wallersteinsche Sammlungen. Oe. Β. VII. 4°. 2). Am ersten Todestag trug überdies ein Schüler des St. Anna-Gymnasiums eine Gedenkrede vor (Sebastian Turnier: Oratio de Hieronymo Volfio. Gedruckt in: Georg Henisch: Praeceptionum rhetoricarum tabulis comprehensarum liber unus [...]. Augsburg 1613. S. 153-160). Die Grundlage für eine zu wünschende Monographie über Rader (1561-1634) wird derzeit durch die Edition seines ausgedehnten Briefwechsels geschaffen. Erschienen ist: P. Matthäus Rader SJ. Bd. 1: 1595-1612. Bearb. von Helmut Zäh, Silvia Strodel. Eingel. und hg. von Alois Schmid. München 1995 (Bayerische Gelehrtenkorrespondenz). Auch für Welser fehlt eine umfassende Darstellung. Einstweilen ist heranzuziehen Bernd Roeck: Humanistische Geschichtsschreibung im konfessionellen Zeitalter: Marcus Welser und seine Augsburger Chronik. In: Markus Welser: Chronica der weitberühmten Kaiserlichen freien und des H. Reichs Stadt Augsburg in Schwaben. Kommentarband zur Faksimileausgabe. Neusäß/Augsburg 1984. S. 7-31 (mit der älteren Literatur); ders.: Geschichte, Finsternis und Unkultur. Zu Leben und Werk des Marcus Welser (1558-1614). In: AKG 72 (1990) S. 115-141. Band 2 der Edition des Briefwechsels von Matthäus Rader wird die komplette, sich auf über 300 Stücke belaufende Korrespondenz zwischen ihm und Welser enthalten und dadurch zahlreiche neue Aspekte beitragen. Karl Köberlin: Geschichte des Hum. Gymnasiums bei St. Anna in Augsburg von 1531 bis 1931. Augsburg 1931. S. 121-138; Richard Schmidbauer: Die Augsburger Stadtbibliothekare durch vier Jahrhunderte. Augsburg 1963 (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg. Bd. 10). S. 101-112; Siegfried Spring: David Hoeschel 1556-1617. Rektor am Gymnasium bei St. Anna in Augsburg und Gräzist. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 14. Hg. von Wolfgang Haberl. Weißenhorn 1993 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Bd. 14). S. 85-121. K. Köberlin (Anm. 5) S. 114-120; R. Schmidbauer (Anm. 5) S. 87-100; Siegfried Spring: Georg Henisch 1549-1618. Arzt, Mathematiker, Gräzist, Professor am Gymnasium bei St. Anna in Augsburg. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 13. Hg. von Josef Beilot. Weißenhorn 1986 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Bd. 13). S. 90-117. Die von Frau Michaela Küper/Mainz vorbereitete Dissertation über Henisch und seinen 1616 publizierten 'Thesaurus linguae et sapientiae Germanicae' läßt wesentliche neue Resultate erwarten. K. Köberlin (Anm. 5) S. 23-41; R. Schmidbauer (Anm. 5) S. 13-29; Sixt Birck: Sämtliche Dramen. Hg. von Manfred Brauneck. Bd. 1-3. Berlin, New York 1969-80 (Ausgaben deutscher Literatur des 15. bis 18. Jahrhunderts. Bd. 12; 67; 95). K. Köberlin (Anm. 5) S. 51-105; R. Schmidbauer (Anm. 5) S. 55-75; Hans-Georg Beck: Hieronymus Wolf. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 9. Hg. von Wolfgang Zorn. München 1966 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Bd. 9). S. 169-193; die Dissertation des Verf.: Hieronymus Wolf. Commentariolus de vita sua. München 1992, eine Neuedition

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haupten konnte. Als schließlich Elias Ehinger,9 der Nachfolger Höschels als Rektor des Gymnasiums, 1634/35 infolge des Restitutionsediktes sein Amt verliert und nach Regensburg geht, ist es auch in Augsburg mit der humanistischen Gelehrtenherrlichkeit für die nächsten Jahrhunderte endgültig vorbei, die Stadt wird, zumindest auf diesem Feld, verglichen mit ihrer einstigen Größe zur Provinz.10 Das Schwinden der Bedeutung in der Gelehrtenwelt zog auch im Falle Augsburgs eine zunehmende Hinwendung auf die Vergangenheit nach sich. So plante Anton Reiser," von 1673-75 vorübergehend Rektor bei St. Anna und damit zugleich Stadtbibliothekar, die Abfassung einer 'Historia literaria et libraria Augustana', jedoch verhinderte sein baldiger Weggang die Vollendung seines Vorhabens, so daß uns Reiser heute einzig als Autor eines Kataloges der Handschriften und Frühdrucke der Stadtbibliothek12 bekannt ist. Unter dem Titel 'Historia eruditorum Augustanorum' verfolgte etwa zur gleichen Zeit der Theologe Gottlieb (Theophil) Spizel,13 von dem sich ein umfangreicher gelehrter Briefwechsel erhalten hat, ein ähnliches Projekt, das aber ebenfalls nicht zum Abschluß gelangte. Bereits ins 18. Jahrhundert gehören zwei zugleich ganz in die Nähe Jakob Brukkers führende Arbeiten mit wesentlich bescheideneren Ansprüchen, die jedoch im Gegensatz zu den früheren Versuchen immerhin veröffentlicht wurden. Gemeint sind die beiden Dissertationen 'De meritis Reipublicae Augustanae in rem litterariam', die im April bzw. Oktober 1713 in Jena erschienen, zwei Jahre bevor sich

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der Autobiographie Wolfs mit Übersetzung, Kommentar und Bibliographie, ist noch ungedruckt. K. Köberlin (Anm. 5) S. 139-170; R. Schmidbauer (Anm. 5) S. 113-126. Auch wenn diese Formulierung auf Widerspruch stoßen dürfte und eine Reihe mehr oder minder bekannter Namen dagegen ins Feld geführt werden wird, steht dennoch unstrittig fest, daß seit dem Dreißigjährigen Krieg in Augsburg Gelehrte von überregionalem Format seltene Einzelfälle darstellen und in der Stadt meist wenig Resonanz finden. Wurde zuvor das wissenschaftliche Leben sogar über Deutschland hinaus von Augsburg mitgeprägt, entstehen neue Entwicklungen nun andernorts und werden hier allenfalls rezipiert. Der öffentliche Stellenwert der Wissenschaft ist geschwunden, sie ist zurückgedrängt ins Private und in die Schulen, die ihren früheren Glanz freilich ebenfalls verloren haben. Eine treffende Skizze der Situation zur Zeit Bruckers gibt Franz Herre: Jakob Brucker. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 6. Hg. von Götz Freiherr von Pölnitz. München 1958 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Bd. 6.). S. 372-387, hier S. 384f. K. Köberlin (Anm. 5) S. 181-185; R. Schmidbauer (Anm. 5) S. 145-158. Anton Reiser: Index Manuscriptorum Bibliothecae Augustanae, cum adpendice duplici [...]. Augsburg 1675. Dietrich Blaufuß: Reichsstadt und Pietismus. Philipp Jacob Spener und Gottlieb Spizel aus Augsburg. Neustadt a.d. Aisch 1977 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns. Bd. 53); ders.: Gottlieb Spizel 1639-1691. Evangelischer Theologe und Polyhistor. In: Lebensbilder (Anm. 6) S. 144-173. Die Angaben über die nicht zu Ende geführten Projekte Spizels und Reisers sind der Vorrede Bruckers zu seiner Biographie Elias Ehingers entnommen, die gleich noch ausführlich zu besprechen sein wird.

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Brucker dort immatrikulierte. Die Promovenden, Johannes Nadler und Paul Ambergen waren wie jener zuvor Schüler des Gymnasiums bei St. Anna gewesen. Soviel als Hintergrund, um verständlicher zu machen, weshalb sich Brucker, als er 1720 nach Augsburg zurückkehrte und als 'Candidatus ministerii' auf eine Stelle im kirchlichen Dienst wartete, neben der Fortsetzung seiner bereits in Jena begonnenen Studien zur Philosophiegeschichte intensiv der Gelehrtengeschichte seiner Heimatstadt widmete. Die Voraussetzungen dafür waren durchaus günstig. Sein Mentor, der Rektor des St. Anna-Gymnasiums Philipp Jakob Crophius, der 1725 auch sein Schwiegervater werden sollte, teilte nicht nur sein Interesse - 1740 erschien von ihm eine Geschichte des Gymnasiums14 - , sondern gewährte ihm überdies vielfältige Unterstützung und machte ihm vor allem die umfangreichen in der Schule verwahrten Akten zugänglich. Zugleich ermöglichte ihm Crophius, seinen Lebensunterhalt als Privatlehrer zu bestreiten und dadurch zum gerngesehenen Gast bei einigen der führenden Familien der Stadt zu werden.15 Im Besitz dieser Familien befanden sich zum Teil beachtliche Privatsammlungen zur Augsburger Stadthistorie, auf die Brucker so ebenfalls zurückgreifen konnte. 1724, in dem Jahr, in dem er endlich in Kaufbeuren eine Anstellung erhielt, publizierte Brucker noch von Augsburg aus die ersten Ergebnisse seiner Forschungen: Hier ist zunächst eine rund 200seitige Monographie über den bereits erwähnten Rektor des St. Anna-Gymnasiums Elias Ehinger zu nennen.16 Die Vorrede an den Leser der verdientermaßen Philipp Jakob Crophius gewidmeten Schrift bietet eine bemerkenswerte Stellungnahme Bruckers zu seiner Beschäftigung mit der Augsburger Gelehrtengeschichte und soll daher als grundlegendes Selbstzeugnis im folgenden auszugsweise in Übersetzung wiedergegeben werden. Daran zu denken, so beginnt Brucker, das Leben des überaus berühmten Polyhistors des vergangenen Jahrhunderts Elias Ehinger eingehender zu beschreiben, dazu veranlaßte mich eine wohlbegründete Überlegung. Als ich nämlich sah, daß sich unser Augsburg nicht nur durch die Vielzahl und die Bedeutung der hier geschehenen politischen Ereignisse, sondern auch durch eine große Zahl wegen ihrer Bildung berühmter Männer schon seit langem auszeichnete, hatte ich wie andere, denen die Vaterstadt und das süße Gedenken

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Philipp Jakob Crophius: Kurtze und gründliche Historische Erzehlung von dem Ursprung/ Einrichtung und Schicksaalen deß Gymnasii zu St. Anna in deß H. Rom. Reichs freyen Stadt Augspurg [...]. Augsburg 1740. Zu Crophius vgl. K. Köberlin (Anm. 5) S. 201-225; R. Schmidbauer (Anm. 5) S. 169-185. Zu Bruckers Schülern gehörte damals u.a. der spätere Ratsherr und Geschichtsschreiber Paul von Stetten d.Ä. Vgl. Karl Alt: Die Lateinschule der freien Reichsstadt Kaufbeuren und ihr berühmtester Rektor Magister Dr. Jakob Brucker. Ein Beitrag zur schwäbischen Schul- und Gelehrtengeschichte. [Kaufbeuren 1926]. S. 46f. Jacob Brucker: De vita et scriptis celeberrimi quondam viri Eliae Ehingen commentatio, qua haud pauca hist, literar. praesertim Augustanam, illustrantia adducuntur. Accedunt ex schedis eius nondum editis quaedam. Augsburg 1724.

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an ihre Geschichte am Herzen liegt, des öfteren den Wunsch, daß die Erinnerung an so viele Männer, die in Augsburg wirkten und sich in so vielfältiger Weise um die Wissenschaften verdient machten, dem Vergessen entrissen und ihr Schaffen, mit dem sie die Bildung förderten, genauer und ausführlicher als bislang dargestellt werden möchte. Denn welcher rechte Mann hätte nicht das Verlangen, den Lebensweg und die wissenschaftliche Laufbahn der hochberühmten Männer, die durch ihre Bildung Augsburg adelten, ein wenig gründlicher kennenzulernen?" Dabei zählt Brucker eine ganze Reihe solcher Gelehrter auf, überwiegend Protestanten, wovon er noch etliche in seinen Veröffentlichungen behandeln sollte. Weiter weist er darauf hin, daß ihm die beiden Jenenser Dissertationen von Nadler und Amberger ebenso wie die allgemeinen biographischen Sammelwerke, worin auch zahlreiche Augsburger vertreten sind, sehr wohl bekannt sind, jedoch, fährt er fort, wird jeder zugeben müssen, daß deren Angaben zu knapp sind, als daß sie den Durst von jemand, der über diese Dinge Bescheid wissen möchte, stillen könnten.™ Brucker erwähnt auch die unvollendeten Projekte von Reiser und Spizel, die seiner Ansicht nach seine eigenen Forschungen möglicherweise überflüssig gemacht hätten, wenn sie abgeschlossen worden wären. Aus dem Mißlingen derartiger Vorhaben zieht er die Schlußfolgerung, daß es besser ist, sich jeweils nur auf einen einzelnen Gelehrten zu konzentrieren als mit dem Versuch einer Gesamtgeschichte zu scheitern, ein Grundsatz, der auch für alle seine weiteren Arbeiten auf diesem Gebiet gilt: Da aber einer solchen Aufgabe [einer Gesamtdarstellung der Augsburger Gelehrtengeschichte] kaum ein einzelner gewachsen ist, sie auf jeden Fall viel Zeit und großen Aufwand erfordert, scheinen mir die unserer Vaterstadt und der Wissenschaft einen großen Dienst getan zu haben, die uns eine ausführlichere Biographie eines einzelnen Mannes mitgeteilt haben.™ Als 17

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J. Brucker: De vita et scriptis Eliae Ehingeri (Anm. 16) fol. (b) 2f.: Vt de accuratius describenda celeberrimi superioris seculi Polyhistoris ELIAE EHINGERI vita cogitarem, non injusta me adduxit ratio. Cum enim viderem, Augustam nostram non rerum tantum civilium in ea gestarum multitudine et celebritate, sed virorum quoque eruditione clarorum copia vere augustam a multo jam tempore fuisse, optavi cum aliis, quibus patria ejusque dulcis recordatio cordi est, saepius, ut tantorum, qui Augustae floruerunt, virorum, de re literaria tot nominibus meritorum, memoria ab oblivione vindicaretur, et accuratiori vel prolixiori, quam qua hactenus utimur, narratione eorum fata atque labores, quibus eruditionem adjuverunt, recenserentur. Quis enim bonus non gestierit [...], clarissimorum virorum, qui Augustam eruditione sua nobilitarunt, vitae studiorumque rationes paulo penitius cognoscere? J. Brucker: De vita et scriptis Eliae Ehingeri (Anm. 16) fol. (b) 3: Breviora tarnen ilia esse, quae ab iis proferuntur, quam ut sitim harum rerum curioso restinguere possint, nemo temere negaverit. J. Brucker: De vita et scriptis Eliae Ehingeri (Anm. 16) fol. (b) 4: Caeterum cum vix unius viri, saltern haud exigui temporis multique apparatus labor is sit, egregie mihi de patria et re literaria meruisse videntur, qui ampliorem paullo unius viri historiam nobiscum communicarunt.

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spezielle Vorbilder für die von ihm gewählte Form der Einzeldarstellung nennt Brucker die Vita des Mediziners Hieronymus Welsch aus der Feder von dessen Neffen und Fachkollegen Lukas Schroeck20 und die Biographie Marcus Welsers von Christoph Arnold, die dieser seiner Ausgabe der 'Opera omnia' Welsers (Nürnberg 1682) vorangestellt hat.21 Weshalb er sich nun gerade Elias Ehinger ausgesucht hat, begründet Brucker abgesehen von der Bedeutung des verdienten Rektors und seines wechselvollen Schicksals ganz pragmatisch damit, daß er zwei dicke Manuskriptbände aus dem Nachlaß in die Hände bekam, in denen sich außer zahlreichen unpublizierten Schriften auch wertvolle Angaben zum Leben Ehingers fanden. An dieser Stelle wiederholt Brucker noch einmal seine Kritik an den viel zu knappen Artikeln der allgemeinen biographischen Sammelwerke und fügt hinzu, sie seien zudem auch deswegen unzureichend, weil ihnen die Fundierung durch Quellenbelege fehle. Davon ausgehend formuliert er als Ziel seiner vorliegenden Arbeit eine umfassende und zuverlässige Biographie unter Berücksichtigung sämtlicher ihm erreichbarer gedruckter und vor allem ungedruckter Quellen sowie unter Einbeziehung der Kirchen- und Bildungsgeschichte Augsburgs. Ganz wie von Brucker angekündigt folgt der Vorrede auf 104 Oktavseiten die Vita Elias Ehingers mit reichen Quellenzitaten, so daß mitunter der Text lediglich aus einer Zeile besteht und der Rest der Seite von den Anmerkungen gefüllt wird. Die Biographie ergänzt ein 48seitiges Werkverzeichnis, ebenfalls begleitet von einem ausführlichen Anmerkungsapparat. Den Abschluß des Bändchens bildet der Erstdruck dreier kleiner Abhandlungen Ehingers über den Kirchenvater Origenes, die Päpstin Johanna sowie über das Grab des Dionysius Areopagita. Eine Monographie von vergleichbarem Umfang veröffentlichte Brucker allerdings nur noch ein weiteres Mal, und zwar über die Ärztefamilie Occo, erschienen 1734 in Leipzig.22 Im Mittelpunkt steht dabei Adolph Occo III., der sich unter den 20

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Lukas Schroeck: Memoria Welschiana sive historia vitae celeberrimi viri D. Georgii Hieronymi Welschii Medici Augustani. Augsburg 1678; zu Schroeck (1646-1730) vgl. den Ausstellungskatalog Gelehrtes Schwaben. Wissenschaftler aus und in Bayerisch-Schwaben vom Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert. Augsburg 1990. S. 43f.; zu Welsch (1624-77) Julius Pagel: Georg Hieronymus Welsch. In: ADB. Bd. 41. Leipzig 1896. S. 681. Christoph Arnold: Viri illustris Marci Velseri vita, genus et mors. Im selben Jahr auch separat erschienen. Zum Verfasser vgl. Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon [...]. Bd. 1. Nürnberg, Altdorf 1755. S. 38-41. Jacob Brucker: Historia vitae Adolphorum Occonum [...] ad illustrandam rem litterariam et medicam saeculi XVI comparata. Accessit praeter alia [...] Lucae Schroeckii [...] hygeia Augustana. Leipzig 1734; zur Familie Occo vgl. Otto Nübel: Das Geschlecht Occo. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 10. Hg. von Wolfgang Zorn. Weißenhorn 1973 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Bd. 10). S. 77-113; Brigitte Mondrain: La collection de manuscrits grecs d'Adolphe Occo (seconde moitie du XV e siecle). In: Scriptorium 42. 1988. S. 156-175.

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drei behandelten Medizinern gleichen Namens die größten Verdienste als Gelehrter erwarb. Das Material für diese Schrift war Brucker von dem späteren Stadtpfleger Wolfgang Jacob Sulzer23 zur Verfügung gestellt worden, einem jener historisch interessierten Patrizier, mit denen er während seiner Wartezeit als 'Candidates ministerii' in Augsburg in Kontakt gekommen war. Die Besorgung des Druckes hatte Johann Georg Lotter24 übernommen, der sich in einem am Schluß beigegebenen Brief dafür entschuldigt, daß es so lange dauerte, bis er einen Verleger für das Werk fand. Lotter, gebürtiger Augsburger, erhielt noch im selben Jahr 1734 einen Ruf nach St. Petersburg, wo er 1737 erst 38jährig starb. Mit Brucker verband ihn sein Interesse an der Augsburger Gelehrtengeschichte, jedoch konnte er infolge seines frühen Todes die von ihm vorbereitete Gesamtdarstellung25 ebensowenig vollenden wie vor ihm Reiser und Spizel. Publiziert hat er hingegen eine Arbeit über Konrad Peutinger,26 die ihn zum Begründer der Peutingerforschung machte. Im Jahr 1724 erschien von Brucker neben der Ehinger-Biographie noch eine zweite Abhandlung zur Gelehrtengeschichte,27 deren wesentlich geringerer Umfang bei unverändertem wissenschaftlichem Anspruch zum Charakteristikum der meisten seiner späteren Beiträge werden sollte. Sie enthält die Beschreibung eines nicht sonderlich bedeutsamen Manuskripts, verfaßt von dem aus Augsburg stammenden Georg Rem,28 der Anfang des 17. Jahrhunderts ein erfolgreicher Jurist in Nürnberg war. Grund für Brucker, das schmale Heft dem damals in Nürnberg am 23

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Paul von Stetten d.J.: Geschichte der adelichen Geschlechter in der freyen Reichs=Stadt Augsburg [...]. Augsburg 1762. S. 317; Georg Wilhelm Zapf: Augsburgische Bibliothek [...]. Bd. 1. Augsburg 1795. S. 478-482. Franz Anton Veith: Bibliotheca Augustana. Bd. 11. Augsburg 1795. S. 120-136; Franz Herre: Das Augsburger Bürgertum im Zeitalter der Aufklärung. Augsburg, Basel 1951 (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg. Bd. 6). S. 131. Vgl. Jacob Brucker: Ehren=tempel der Deutschen Gelehrsamkeit [...]. Augsburg 1747. S. 45; Franz Anton Veith: Bibliotheca Augustana. Bd. 1. Augsburg 1785. fol. )( 3; F. Herre (Anm. 24) S. 62. Johann Georg Lotter: Historia vitae atque meritorum Conradi Peutingeri Augustani [...]. Leipzig 1729; 2. von Franz Anton Veith neu bearb. und erw. Aufl. Augsburg 1783. Zu Peutinger vgl. Heinrich Lutz: Conrad Peutinger. Beiträge zu einer politischen Biographie. Augsburg 1958 (Abhandlungen zur Geschichte der Stadt Augsburg. Bd. 9); zuletzt Bernd Mertens: Im Kampf gegen die Monopole. Reichstagsverhandlungen und Monopolprozesse im frühen 16. Jahrhundert. Tübingen 1996 (Tübinger rechtswissenschaftliche Abhandlungen. Bd. 81). Jacob Brucker: Dissertatio epistolica de manuscripto quodam, quod [...] Georgius Remus [...], quondam conscripsit, et in tenebris hactenus delituit [...]. Augsburg 1724; wieder abgedruckt in: Jacob Brucker: Miscellanea historiae philosophicae, literariae, criticae, olim sparsim edita, nunc uno fasce collecta multisque accessionibus aucta et emendata. Augsburg 1748. S. 474-485. Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon [...]. Bd. 3. Nürnberg, Altdorf 1757. S. 294-299. Die Handschrift Rems befindet sich heute in der Universitätsbibliothek Göttingen (Theol. 67).

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Egidiengymnasium lehrenden Siegmund Jakob Apinus zu widmen, der sich wie er als Autor von Gelehrtenviten hervortat.29 Zwar ließ Brucker noch weitere solcher kleineren Arbeiten separat in Druck gehen, so vor allem 1738 und 1739 über die Rektoren David Höschel30 und Hieronymus Wolf,31 doch veröffentlichte er die Mehrzahl dieser Aufsätze von höchstens etwa 40 Seiten in den damals eine erste Blüte erlebenden gelehrten Periodika, vornehmlich in den 'Amoenitates literariae', herausgegeben von dem mit ihm befreundeten Memminger Pastor und Stadtbibliothekar Johann Georg Schelhorn,32 sowie in den in Zürich erscheinenden Zeitschriften 'Museum Helveticum' und 'Tempe Helvetica'. Alle diese Beiträge wurden 1748 noch einmal in Bruckers 'Kleinen Schriften', den 'Miscellanea historiae philosophicae, literariae, criticae' abgedruckt, wo auch seine Aufsätze zur Philosophiegeschichte und zur Philologie gesammelt sind. Blicken wir nun auf die Themen, denen sich Brucker im Bereich der Augsburger Gelehrtengeschichte zuwendet, so zeigt sich sehr deutlich seine Vorliebe für die biographische Darstellung einzelner Gelehrter. Den einen Schwerpunkt bilden dabei die Rektoren des St. Anna-Gymnasiums, sind doch neben der großen Monographie über Elias Ehinger weitere Arbeiten über Matthias Schenck,33 Hieronymus Wolf, David Höschel und schließlich Bruckers eigenen Schwiegervater Philipp Jakob Crophius34 zu nennen. Ein zweiter Schwerpunkt liegt auf den Ärzten, die mit der bereits erwähnten Familie Occo, ferner mit Achilles Pirminus

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Siegmund Jakob Apinus: Vitae et effigies procancellariorum Academiae Altorfinae. Nürnberg 1721; ders.: Vitae professorum philosophiae Academiae Altorfinae. Nürnberg 1728; zum Verfasser vgl. G.A. Will (Anm. 21) S. 34-38; Otto Puchner: Siegmund Jakob Apinus. In: NDB. Bd. 1. Berlin 1953. S. 327. Jacob Brucker: Dissertatio epistolica, qua de meritis in rem literariam, praecipue Graecam, viri celeberrimi Davidis Hoeschelii, Gymnasii ad D. Annae Augustae Vindelicorum quondam Rectoris et Reip. Bibliothecarii, quaedam exponit [...]. Augsburg 1738; wieder abgedruckt in: Tempe Helvetica. Bd. 4, 3. Zürich 1739. S. 469-502; J. Brucker: Miscellanea (Anm. 27) S. 444-474; zu Höschel vgl. Anm. 5. Jacob Brucker: Dissertatio epistolica, qua [...] descriptions vitae magni olim Augustanorum polyhistoris Hieronymi Wolfii ab ipso celeberrrimo philologo confectae, nec dum editae, synopsin exhibet. Augsburg 1739; wieder abgedruckt in: Tempe Helvetica (Anm. 30) S. 503535; J. Brucker: Miscellanea (Anm. 27) S. 352-381; zu Wolf vgl. Anm. 8. D. Johann Georg Schelhorns Briefwechsel. Hg. von Friedrich Braun. München 1930 (Schriftenreihe zur bayerischen Landesgeschichte. Bd. 5). Jacob Brucker: De vita Matthiae Schenckii gymnasii ad D. Annae, quod Augustae Vindelicorum est, Primarii. In: ders.: Miscellanea (Anm. 27) S. 334-351; zu Schenck (1517-71) vgl. K. Köberlin (Anm. 5) S. 42-50; R. Schmidbauer (Anm. 5) S. 43-54. Jacob Brucker: Commentatio de vita et ratione studii [...] Philippi Iacobi Crophii. In: ders.: Miscellanea (Anm. 27) S. 513-533; zu Crophius vgl. Anm. 14.

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Gasser,35 dem zugleich bedeutenden Historiker, Jeremias Martius36 und Lukas Schroeck37 vertreten sind. Nur verhältnismäßig wenige Abhandlungen fallen nicht unter diese beiden Gruppen, wie die über das nachgelassene Manuskript Georg Rems, über die Verdienste des Hauses Fugger um die Gelehrsamkeit,38 über den Franziskaner David von Augsburg aus dem 13. Jahrhundert39 oder über eine 1524 in Augsburg gedruckte deutsche Psalmenübersetzung von Othmar Luscinius.40 Für sich steht schließlich auch Bruckers Ausgabe ausgewählter Stücke aus der Korrespondenz von Gottlieb Spizel, darunter Briefe von Leibniz.41

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Jacob Brucker: De vita et scriptis Achillis Pirminii Gasseri [...] dissertatio. In: Johann Georg Schelhorn: Amoenitates literariae, quibus variae observationes, scripta item quaedam anecdota et rariora opuscula exhibentur. Bd. 10. Frankfurt, Leipzig 1729. S. 987-1046; wieder abgedruckt in: ders.: Miscellanea (Anm. 27) S. 409-443; zu Gasser vgl. Josef Fleischmann: Achilles Pirminius Gasser. In: Lebensbilder (Anm. 10) S. 259-291; Karl Heinz Burmeister: Achilles Pirmin Gasser 1505-1577. Arzt und Naturforscher, Historiker und Humanist. Bd. 1-3. Wiesbaden 1970-75; Josef Beilot: Achilles Pirminus Gasser und seine 'Annales Augustani'. In: M. Welser: Chronica (Anm. 4) S. 33-43. Jacob Brucker: Spicilegium ad prolusionem historiae vitae Occonum praefixam, de medicis Augustanis saeculi XVI. celebribus, exhibens vitam Ieremiae Martii, physici Augustani. In: ders.: Miscellanea (Anm. 27) S. 382-391; zu Martius (f 1585) vgl. Franz Anton Veith: Bibliotheca Augustana. Bd. 7. Augsburg 1791. S. 205-216. Jacob Brucker: Elogium illustris viri Lucae Schroeckii Medicinae Doctoris. In: Johann Georg Schelhorn: Amoenitates literariae [...]. Bd. 13. Frankfurt, Leipzig 1730. S. 1-47; wieder abgedruckt in: J. Brucker: Miscellanea (Anm. 27) S. 486-512; zu Schroeck vgl. Anm. 20. Jacob Brucker: Von den Verdiensten des Hochgräflichen Fuggerischen Hauses um die Gelahrheit und deren Ergebene [...]. o.O. 1732; 2. vermehrte Aufl. Augsburg 1734; lat. Neufassung unter dem Titel 'De mentis illustrissimae gentis Fuggeriadae in literas' in: ders.: Miscellanea (Anm. 27) S. 391-409. Jacob Brucker: David de Augusta Ordinis FF. Minorum Monachus ex tenebris seculi ΧΙΠ erutus. In: Museum Helveticum. Heft 6. Zürich 1747. S. 265-279; wieder abgedruckt in: ders.: Miscellanea (Anm. 27) S. 291-302; zu David vgl. Kurt Ruh: David von Augsburg. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. 2. Berlin, New York 1980. Sp. 47-58. Jacob Brucker: Notitia rarissimae versionis Germanicae libri Psalmorum a D. Ottmaro Nachtigallo sive Luscinio confectae. In: Johann Georg Schelhorn: Amoenitates literariae [...]. Bd. 6. Frankfurt, Leipzig 1727. S. 455-477; mit erheblichen Verbesserungen wieder abgedruckt in: ders.: Miscellanea (Anm. 27) S. 302-322; zu Luscinius vgl. zuletzt den Ausstellungskatalog 'lautenschlagen lernen und ieben.' Die Fugger und die Musik. Anton Fugger zum 500. Geburtstag. Hg. von Renate Eikelmann. Augsburg 1993. S. 140. Jacob Brucker: Electa epistolica ex commercio literario virorum doctissimorum cum Theophilo Spizelio. In: Johann Georg Schelhorn: Amoenitates literariae [...]. Bd. 5. Frankfurt, Leipzig 1726. S. 202-220; stark erweitert in: J. Brucker: Miscellanea (Anm. 27). S. 258-290. In den späteren Bänden der 'Amoenitates' sind noch weitere Briefe, allerdings ohne Nennung des Herausgebers, ediert: Bd. 11. 1729. S. 303-323; Bd. 12. 1730. S. 658-697; Bd. 14. 1731. S. 536-616. Außerdem befinden sich unter den von Brucker in: Museum Helveticum. Heft 13. Zürich 1749. S. 123-146 publizierten Gelehrtenbriefen auch drei von Spizel; zu Spizel vgl. Anm. 13.

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Kennzeichnend für seine Beiträge zur Gelehrtengeschichte ist der von Brucker selbst in der Vorrede der Ehinger-Biographie programmatisch formulierte wissenschaftliche Anspruch, den er durch die Verwendung der lateinischen Sprache unterstreicht.42 Er begnügt sich nicht mit der Auswertung der älteren Literatur, sondern gründet seine Gelehrtenviten auf reiche handschriftliche Quellen, die er zudem ausgiebig zitiert, um seine Angaben zu belegen und sie nachprüfbar zu machen. Daher beruht besonders auf diesen Quellen der bleibende Wert von Brukkers Abhandlungen, durch die sie selbst für den heutigen Forscher noch bedeutsam, um nicht zu sagen unverzichtbar sind.43 Denn nicht selten erfahren wir nur aus ihnen von der Existenz einer bestimmten Quelle, um sie dann, wenn wir Glück haben, irgendwo aufzuspüren oder um feststellen zu müssen, daß sie mittlerweile verschollen ist. Mit seinen Arbeiten vollzieht Brucker etwa zur gleichen Zeit wie Johann Georg Lotter den Schritt von der zuvor meist üblichen enkomiastischen Verherrlichung zu einer auf Fakten basierenden Darstellungsweise und wird so zum Wegbereiter für eine noch intensivere Erforschung der Augsburger Gelehrtengeschichte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die durch Namen wie Paul von Stetten d.Ä. und d.J.,44 Franz Anton Veith45 oder Georg Wilhelm Zapf*6 repräsentiert wird. 42

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Dieser Anspruch gilt unvermindert auch dann, wenn Brucker mit seinen Veröffentlichungen ganz 'profane' Absichten verfolgt. Gerade die separat publizierten kleineren Abhandlungen dienen ihm zu dem Zweck, sich durch die Widmung bei seinen Gönnern zu bedanken und sie zugleich zu weiteren Zuwendungen zu animieren. Darüber hinaus tragen sie dazu bei, daß er auch nach seiner Berufung nach Kaufbeuren in Augsburg im Gespräch bleibt und sich für eine Anstellung in seiner Heimatstadt empfiehlt. Als er nach 20jähriger Tätigkeit in Kaufbeuren 1744 dieses Ziel endlich erreicht und Pfarrer bei Heilig Kreuz wird, tritt in der Folgezeit die Beschäftigung mit der Augsburger Gelehrtengeschichte bei ihm mehr und mehr in den Hintergrund. Immerhin enthält der unten noch zu behandelnde 'Ehren=tempel der Deutschen Gelehrsamkeit' von 1747 elf Biographien von Augsburgern. Ferner schrieb er für den seit 1745 wöchentlich erscheinenden 'Augsburgischen Intelligenz-Zettel' etliche Artikel, deren genaue Zahl sich jedoch nicht ermitteln läßt, da in keinem Fall der Name des Verfassers angegeben ist. Mit Sicherheit von Brucker stammen die Beiträge über David von Augsburg (Jg. 1748, Nr. 9-11) sowie über den Beginn des Buchdrucks in der Stadt (Jg. 1750, Nr. 8, 9, 11, 12); vgl. Josef Mancal: Zu Augsburger Zeitungen vom Ende des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts: Abendzeitung, Postzeitung und Intelligenzzettel. In: Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Hg. von Helmut Gier, Johannes Janota. Wiesbaden 1997. S. 683-733; lat. Fassung der Abhandlung über den Augsburger Buchdruck unter dem Titel 'Origines typographiae Augustanae historico filo deductae' in: Museum Helveticum. Heft 23. Zürich 1752. S. 354-386. Vgl. unten den Schluß, wo dies am Beispiel von Bruckers Schrift über Hieronymus Wolf demonstriert werden wird. Franz Herre: Paul von Stetten der Ältere und der Jüngere. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 3. Hg. von Götz Freiherr von Pölnitz. München 1954 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Bd. 3). S. 314-345; Siegfried Merath: Paul von Stetten der Jüngere. Ein Augsburger Patrizier am Ende der reichsstädtischen Zeit. Augsburg 1961 (Abhandlungen zur

Bruckers Bedeutung flir die Augsburger

Gelehrtengeschichte

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Der zeitliche Schwerpunkt, auf den sich die Aufmerksamkeit Bruckers konzentriert, liegt zwischen der Mitte des 16. und dem beginnenden 17. Jahrhundert, nicht nur, weil er lieber über Protestanten schreibt, sondern vor allem, weil er für diesen Zeitraum eine erheblich bessere Quellenlage vorfindet als über den ersten Höhepunkt Augsburger Gelehrsamkeit um 1500. Andererseits nimmt er die eingangs beschriebene Zäsur Anfang des 17. Jahrhunderts kaum wahr, für ihn setzt sich die humanistisch-gelehrte Tradition im wesentlichen ungebrochen bis in seine eigene Gegenwart fort, d.h. für ihn steht ein Philipp Jakob Crophius oder Lukas Schroeck gleichrangig neben einem Hieronymus Wolf oder Achilles Pirminus Gasser. Nur für die Zukunft schätzt er die Aussichten nicht sehr günstig ein, wenn er auf die jungen Leute seiner Zeit blickt, die viel zu früh mit zwar meist vollem Geldbeutel, aber leerem Hirn auf die Universitäten geschickt würden, um dort einige Jahre lang irgendeinen oberflächlichen Anschein von Bildung zusammenzukratzen, durch die akademische Freiheit noch frecher zu werden und dann hübsch gekleidet und frisiert, aber, was ihre geistigen Fähigkeiten betrifft, nicht selten immer noch als Kinder zurückzukehren,47 Dieselbe Kritik gilt den Bildungsreisen, wie sie damals unternommen wurden, auf die man nur der Neugier und der Luftveränderung wegen gehe, und um das von der Mutter erhaltene Geld zu verschleudern, aber nicht, um seinen Geist zu ändern. Zurück bringe man von einer solchen Reise nichts als eine mit fremden Vokabeln verunstaltete Muttersprache und neue Kleidung nach der Mode der ausländischen Höfe.™ Den bisher vorgestellten Publikationen Bruckers, die fast ohne jeden Buchschmuck auskommen und ihren Wert ausschließlich ihrem Inhalt verdanken, stehen zwei überaus repräsentative, hohen ästhetischen Ansprüchen genügende Werke gegenüber, bei denen er allerdings seinen wissenschaftlichen Ehrgeiz den Geschäftsinteressen des Verlegers unterordnen mußte. Auch betreffen sie weniger die Augsburger als die Gelehrtengeschichte im allgemeinen. Wegen ihrer beein-

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Geschichte der Stadt Augsburg. Bd. 14); Ingrid Bätori: Paul von Stetten der Jüngere. Augsburger Staatsmann in schwieriger Zeit. In: ZHVS 77. 1983. S. 103-124. Hans-Jörg Künast: Dokumentation: Augsburger Buchdrucker und Verleger. In: H. Gier, J. Janota (Anm. 42) S. 1205-1339, hier S. 1266f. F. Herre (Anm. 24) S. 137f. J. Brucker: Elogium Lucae Schroeckii (Anm. 37) S. 490: Pueri, antequam ingenium adolescit, viresque capit judicium, antequam solidioris doctrinae fundamenta a fidis praeceptoribus jacta et percepta sunt, praepostera festinatione in academias mittuntur, pleno quidem plerumque marsupio, sed inani cerebro, ut per aliquot annos nescio quam superficiariam doctrinae speciem corradentes, et licentia academica audaciores facti pulchre quidem ornati et comti, pueri tarnen haud raro, quod ad ingenii vires attinet, redeant. J. Brucker: Elogium Lucae Schroeckii (Anm. 37) S. 493: [...] quantum ejusmodi itinera emolumentum afferant, si recte suscipiantur, nec curiositatis caussa, et ad mutandum coelum quidem, non autem animum, et dilapidandos matris numos fiant. Qualia a multis hodie fieri, qui praeter linguam patriam vocabulis alienis corruptam, vestemque novam, et aularum exterarum morem referentem, nihil domi referunt, nescio utrum ridendum potius an deplorandum rectius quis existimet.

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druckenden Aufmachung und den vom Autor selbst in den Vorreden eingehend beschriebenen Umständen ihrer Entstehung lohnt es sich dennoch allemal, sie hier nicht außer acht zu lassen. Gestochene Porträts jeglicher Art waren im 18. Jahrhundert ein großer Verkaufserfolg, von dem auch der Augsburger Kupferstecher und Verleger Johann Jakob Haid (1704-67)49 profitieren konnte, der sich vornehmlich der Technik der Schabkunst bediente. Als er um 1740 beabsichtigte, sein Programm durch Gelehrtenbildnisse zu erweitern, wandte er sich an Brucker und bat ihn um seine Meinung. Dieser befürwortete die Pläne Haids nachdrücklich und erklärte sich bereit, zu den Porträts die entsprechenden Biographien zu verfassen. Darüber hinaus schlug er vor, sich bei der Auswahl auf noch lebende Gelehrte zu beschränken. Andere Einschränkungen sollte es hingegen nicht geben, vielmehr sollte weder auf Religion, noch Stand, Rang und Titul, noch sonst einen politischen Unterschied, sondern allein auf die um die gelehrte Welt in den Wissenschafften erworbene Verdienste und Ruhm gesehen werden. Und damit nicht genug. Es heißt nämlich weiter: Weil auch unsere Zeiten das Glück haben, daß sich hin und wider [ein] Frauenzimmer auf der gelehrten Schaubühne mit Ruhme zeiget, so ist auch demselbigen eine Stelle in dieser Sammlung eingeräumet worden.50 Welche Bewunderung Brucker für solche Frauenzimmer hegte, wird in deren Viten allenthalben spürbar, in die er selbst die überschwenglichsten Lobeshymnen einreihte, wie die folgenden Verse auf die schwäbische Dichterin Magdalena Sibylla Rieger51 aus der Feder eines Heilbronner Ratsherrn: So wirds denn auch um unsern Pindus lichte! Da Kunst und Witz die lange Nacht vertreibt. Merckt den Erfolg! Ihr, die ihr die Geschichte Des Deutschen Lieds den Schriften einverleibt! Setzt, wie ein Weib den trägen Muth der Männer In dieser Zeit so glücklich überwog, Daß ihr Verdienst die Augen ächter Kenner Auf das bißher verwotffne Schwaben zog.52 Bei der Vorbereitung des Porträtwerkes wollte man nun in der Weise verfahren, daß man die in Betracht kommenden Gelehrten anschrieb und sie um die Übersendung einer Bildnisvorlage sowie eines Lebenslaufs nebst Schriftenverzeichnis bat. Brucker übernahm dann die Aufgabe, aufgrund der eingesandten Texte und 49

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Ulrich Thieme, Felix Becker: Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Bd. 15. Leipzig 1922. S. 481; Maria Lanckoronska, Richard Oehler: Die Buchillustration des XVIII. Jahrhunderts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Teil 1. Leipzig 1932. S. 29f„ 92; H.-J. Künast (Anm. 45) S. 1277. J. Brucker: Bilder=sal (Anm. 1). Teil 1. Augsburg 1741. Vorrede. Elisabeth Friedrichs: Die deutschsprachigen Schriftstellerinnen des 18. und 19. Jahrhunderts. Ein Lexikon. Stuttgart 1981. S. 252. J. Brucker: Bilder=sal (Anm. 1) Teil 5. Augsburg 1746.

Bruckers Bedeutung für die Augsburger

Gelehrtengeschichte

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der Nachrichten der gelehrten Journale die Biographien auszuarbeiten, wobei der vom Verleger vorgegebene Umfang von vier bis sechs Folioseiten pro Vita nicht überschritten werden durfte. Da ausschließlich noch lebende Personen aufgenommen wurden, konnte es hier nicht um eine kritische Darstellung gehen, sondern das Ziel war in erster Linie eine Aufzählung ihrer Verdienste um die Wissenschaft. Gleichwohl betont Brucker, daß er sich stets bemühet habe, [...] auch eine gegründete Wahrheit zur Norm zu erwählen, ohne sich [durch] einige Schmeicheley oder Freundschafft verführen zu lassen, dasjenige anzurühmen, was der Hochachtung der Liebhaber der Gelehrsamkeit nicht wehrt wäre.51 Wegen der aufwendigen Vorarbeiten war jährlich die Herausgabe einer Dekade mit zehn Porträts samt den dazugehörigen Biographien vorgesehen, wahlweise in deutscher oder lateinischer Fassung, um die Verkaufschancen zu erhöhen. An der Spitze sollte jeweils ein hochrangiger Mäzen der Wissenschaft stehen, gefolgt von den Gelehrten, angeordnet nach den vier Fakultäten Theologie, Jurisprudenz, Medizin und Philosophie. 1741 erschien das erste Zehnt des 'Bilder=sals heutiges Tages lebender/ und durch Gelahrheit berühmter Schrifft=steller' bzw. der 'Pinacotheca scriptorum nostra aetate literis illustrium' mit einer ausführlichen Vorrede, die nicht nur detailliert über Entstehung und Anlage des Werkes informiert, sondern außerdem einen geschichtlichen Überblick gibt über den Brauch, die Porträts bedeutender Männer der Nachwelt zu überliefern, beginnend bei den alten Ägyptern. Aufgrund des schleppenden Eingangs der angeforderten Bildvorlagen und Lebensläufe konnte bei den folgenden Dekaden der Jahresrhythmus nicht immer eingehalten werden, so daß es bis 1755 dauerte, bis der zehnte und letzte Teil herauskam. Anschließend war sogar noch eine Fortsetzung mit etwas verändertem Inhalt geplant, jedoch verhinderten der Siebenjährige Krieg und seine Folgen dieses Vorhaben.54 Deshalb mußten sich Brucker und Haid 1766 dazu entschließen, die bis dahin fertiggestellten gerade einmal elf Porträts und Biographien als Anhang zu dem alten Werk herauszugeben. Da Haid schon im darauffolgenden Jahr verstarb, war ihre Zusammenarbeit damit endgültig beendet. Wenn wir nun die Parade der also insgesamt 111 Gelehrten an uns vorbeiziehen lassen, gewinnen wir den Eindruck, daß Brucker durchaus bemüht war, in die Tat umzusetzen, was er in der Vorrede zur ersten Dekade angekündigt hatte. Es begegnen uns immerhin vier Frauen, ebenso eine Anzahl Katholiken, vor allem Italiener, und mit einzelnen Spaniern, Franzosen und Niederländern sind weitere nicht-deutschsprachige Nationen vertreten. Allerdings hatte Brucker bereits bei der Redaktion des dritten Teils Abstriche an seinen ursprünglichen Auswahl- und Anordnungsprinzipien vornehmen müssen, wie er selbst unumwunden einräumt:

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J. Brucker: Bilder=sal (Anm. 1) Teil 3. Augsburg 1744. Vorrede. Jacob Brucker: Anhang zu dem Bildersaal berühmter und gelehrter Schriftsteller des gegenwärtigen Jahrhunderts [...]. Augsburg 1766. Vorrede.

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Allein theils der Geschmack vieler Käufer dieses Werckes, nach welchem man sich richten müssen, theils die Gelegenheit Original=malereyen und hinlängliche Nachrichten zu Händen zu bekommen, hat den Herrn Verleger und mich gezwungen, uns nach beydem zu richten, und also diejenige Gelehrte zu nehmen, deren Bildnisse wir erlangen können, und von denen wir urtheilen konnten, daß die Begierde allgemein wäre, von ihren Umständen belehret zu werden.55 Darum präsentiert der 'Bilder=sal' in erster Linie die damalige wissenschaftliche Elite des protestantischen Deutschlands, in der Mehrzahl Professoren an den Universitäten Tübingen, Leipzig, Halle, Jena und Helmstedt sowie Gelehrte im Umfeld des preußischen Hofes in Berlin. Daß zu diesem Kreis nicht ein einziger Augsburger gehört, scheint weniger in dem eingangs erwähnten Bedeutungsverlust der Stadt als vielmehr in dem bewußten Verzicht von Autor und Verleger begründet zu sein, obgleich die Vorreden hierüber keinerlei Auskunft geben. Angeregt durch den Erfolg des 'Bilder=sals' publizierten Brucker und Haid 1747 mit dem 'Ehren=tempel der Deutschen Gelehrsamkeit' parallel dazu eine zweite ähnliche Sammlung, jedoch in dem gegenüber dem Großfolio der ersteren deutlich bescheideneren Quartformat. Wiederum sind Porträts von Gelehrten mit den dazugehörigen Viten enthalten, aber diesmal nur Verstorbene vom 15. bis zum 17. Jahrhundert, nur Deutsche,56 nur Männer, nur Vertreter der schönen und philologischen Wissenschafften,57 d.h. insbesondere die, die wir heute als Humanisten bezeichnen, und insgesamt nur 50 an der Zahl. Die Reihe der Porträtierten reicht von dem 1442 geborenen Rudolf Agricola58 bis zu dem Polyhistor Johann Christoph Wagenseil,59 der 1633 in Nürnberg das Licht der Welt erblickte. Durch ihre Beschränkung auf noch lebende Zeitgenossen bzw. bereits Verstorbene ergänzen sich der 'Bilder=sal' und der 'Ehren=tempel' gegenseitig, zugleich liegt darin der gravierendste Unterschied der beiden Werke, der sich auch in den einzelnen Biographien widerspiegelt. Da die für den 'Ehren=tempel' ausgewählten Gelehrten alle längst nicht mehr am Leben waren und Brucker deshalb weniger Rücksicht nehmen mußte, brauchte er sich hier nicht mit einer Aufzählung ihrer Verdienste und ihrer Schriften zufriedengeben, sondern er hatte die Möglichkeit, daß er auch/ wo es nöthig/ critisch untersuchte [...] und [...] dabey [...] anmerckte/

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J. Brucker: Bilder=sal (Anm. 1) Teil 3. Augsburg 1744. Vorrede. Jacob Brucker: Ehren=tempel der Deutschen Gelehrsamkeit [...]. Augsburg 1747. Vorrede. [...] wohin ich auch die Schweiz und Preussen gerechnet/ die sich unserer Deutschen Sprache bedienen. J. Brucker: Ehren=tempel (Anm. 56) Vorrede. Franz Josef Worstbrock: Rudolf Agricola. In: Die deutsche Literatur des Mittelalters. Verfasserlexikon. Bd. 1. Berlin, New York 1978. Sp. 84-93. Georg Andreas Will: Nürnbergisches Gelehrten=Lexicon [...]. Bd. 4. Nürnberg, Altdorf 1758. S. 144-155; Berühmte Nürnberger aus neun Jahrhunderten. Hg. von Christoph von Imhoff. 2. erg. und erw. Aufl. Nürnberg 1989. S. 197.

Bruckers Bedeutung flir die Augsburger

wo es bey ihnen noch gefehlet/und

Gelehrtengeschichte

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was sie andern übrig gelassen haben.60 Ebenso

konnte er in den 'Ehren=tempel' auch Augsburger aufnehmen, ohne eine Brüskierung derjenigen befürchten zu müssen, die nicht zum Zuge kamen. Dies erklärt, weshalb sich unter den 50 Namen im Gegensatz zum 'Bilder=sal' nicht weniger als elf gebürtige Augsburger oder auswärts Geborene, die vornehmlich in Augsburg wirkten, befinden, wobei die Vi ten in der Mehrzahl neu erarbeitet sind (Konrad Peutinger,61 Johannes Forster,62 Wilhelm Xylander,63 Georg Henisch,64 Marcus Welser,65 Marquard Freher,66 Georg Hieronymus Welsch67), teilweise aber auch auf älteren Veröffentlichungen Bruckers basieren (Achilles Pirminus Gasser,68 Hieronymus Wolf,69 Adolph Occo III.,70 David Höschel71). Wie schon erwähnt, resultiert die dauerhafte Bedeutung Bruckers für die Erforschung der Augsburger Gelehrtengeschichte vor allem aus seiner ausgiebigen Benutzung ungedruckter und von ihm meist als erstem zitierter Quellen. Diese Bedeutung soll abschließend an einem besonders augenfälligen Beispiel aufgezeigt werden, an der 1739 erschienenen Abhandlung über Hieronymus Wolf, der von 1557 bis zu seinem Tod 1580 die Leitung des Gymnasiums bei St. Anna innehatte und zugleich einer der namhaftesten Gräzisten seiner Zeit war. Bereits durch den Titel 'Dissertatio epistolica, qua [...] descriptionis vitae magni olim Augustanorum polyhistoris Hieronymi Wolfii ab ipso celeberrimo philologo confectae, nec dum editae, synopsin exhibet' kündigt Brucker an, daß seine Schrift nichts anderes darstellt als eine zusammenfassende Paraphrase von Wolfs Autobiographie, während sein eigener Beitrag vornehmlich aus kommentierenden Anmerkungen besteht. Mit seiner Abhandlung macht er erstmals auf einen Text aufmerksam, von dessen Existenz die Öffentlichkeit mehr als anderthalb Jahrhunderte hindurch keinerlei Kenntnis besaß.72 Nachdem das Autograph schon bald nach Wolfs Tod verloren-

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J. Brucker: Ehren=tempel (Anm. 56) Vorrede. Vgl. Anm. 26. Reinhold Jauernig: Johann Forster. In: NDB. Bd. 5. Berlin 1961. S. 304. Fritz Schöll: Xylander (Wilhelm Holtzman). In: ADB. Bd. 44. Berlin 1898. S. 582-593. Vgl. Anm. 6. Vgl. Anm. 4. Philipp Kautzmann: Marquard Freher. In: Mannheimer Geschichtsblätter 7. 1906. Sp. 71-75; Volker Press: Calvinismus und Territorialstaat. Regierung und Zentralbehörden der Kurpfalz 1559-1619. Stuttgart 1970 (Kieler Historische Studien. Bd. 7). S. 465-469. Vgl. Anm. 20. Vgl. Anm. 35. Vgl. Anm. 8, 31. Vgl. Anm. 22. Vgl. Anm. 5, 30. Zur Überlieferungsgeschichte vgl. ausführlich die Einleitung der Dissertation des Verf. (Anm. 8), wo auch alle Belege angegeben sind. Hauptquellen sind neben Bruckers Abhandlung selbst seine Schrift über David Höschel und besonders der Briefwechsel zwischen ihm und Johann Jakob Reiske, der im Anhang zu dessen Autobiographie abgedruckt ist (D. Jo-

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gegangen war, blieb allein eine Abschrift davon erhalten, die sich dessen Schüler und späterer Nachfolger David Höschel angefertigt hatte. Sie gelangte später auf unbekanntem Wege in den Besitz von Paul Amberger, der uns bereits als Verfasser einer 1713 in Jena gedruckten Dissertation 'De mentis Reipublicae Augustanae in rem litterariam' begegnet ist. Als Brucker davon erfuhr, ließ er die Abschrift für sich nochmals abschreiben und legte diese Kopie der Kopie seiner Abhandlung zugrunde. Er erkannte sogleich den hohen Rang von Wolfs Lebensbeschreibung und hätte sie gerne vollständig ediert gesehen, jedoch fanden weder Amberger noch er eine Möglichkeit, dies zu leisten. Erst 1770, im Jahr seines Todes, konnte er den großen Leipziger Altphilologen und Orientalisten Johann Jakob Reiske73 dafür gewinnen. Da mittlerweile auch Höschels Abschrift des Autographs durch eine untreue Hand auf die Seite geschafft worden74 war, stand für die Edition nur noch Bruckers Kopie zur Verfügung, die ihm Reiske für 30 Taler abkaufte. Die 1773 im Anhang des achten Bandes der von Reiske herausgegebenen Oratores Graeci' erfolgte Publikation von Wolfs 'Commentariolus de vita sua' sollte Brukker freilich nicht mehr erleben. Seine Handschrift befindet sich seit 1796 zusammen mit Reiskes Nachlaß in der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen75 und weist noch immer das Exlibris ihres ersten Besitzers auf, dem allein es zu verdanken ist, daß eine der bemerkenswertesten Autobiographien des 16. Jahrhunderts in Deutschland und zugleich eines der wichtigsten Dokumente der Augsburger Gelehrtengeschichte in dieser Zeit dem Verlust entging.

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hann Jacob Reiskens von ihm selbst aufgesetzte Lebensbeschreibung. Leipzig 1783. S. 527538). Anke Bennholdt-Thomsen, Alfredo Guzzoni: Gelehrsamkeit und Leidenschaft. Das Leben der Ernestine Christine Reiske 1735-1798. München 1992 (mit der älteren Literatur auch zu Johann Jakob). Brief Bruckers an Reiske vom 22.3.1770. In: J.J. Reiskens Lebensbeschreibung (Anm. 72) S. 536. Ny kgl. Saml. 359, fol.

Bruckers Stellung in der Augsburger Konfessionsgeschichte Etienne

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Jacob Brucker ist vor allem als Philosoph und noch mehr als Philosophiehistoriker bekannt geworden. Die an sich durchaus legitime Konzentration des Interesses auf diese Dimension seiner Tätigkeit sollte aber nicht die anderen Dimensionen seines Lebens und seines Werkes vergessen lassen, und zwar um so weniger, als sie, wenn nicht immer den Schlüssel, so doch das unerläßliche Hintergrundwissen zu einem besseren Verständnis seines philosophischen Werkes liefern. Die folgenden Bemerkungen sollen als ein kleiner Beitrag dazu verstanden werden, indem sie versuchen, Bruckers Stellung in der Augsburger Konfessionsgeschichte näher zu bestimmen. Dies wird anhand von drei Schritten geschehen. Der erste Schritt ist sozialgeschichtlich ausgerichtet und wird der Frage gewidmet, ob und inwiefern Bruckers Lebenslauf als repräsentativ betrachtet werden kann. In einem zweiten Schritt soll dann das evangelisch-lutherische Selbstverständnis von Brucker in seiner Tätigkeit als Pfarrer untersucht werden. In einem dritten Schritt wird schließlich die für einen evangelischen Pfarrer, der in paritätischen und gemischtkonfessionellen Städten lebte, zentrale Frage seines Verhältnis zum Katholizismus und zu den Katholiken betrachtet.

I Das Leben Bruckers zeichnet sich zuerst durch seine starke Verwurzelung in seiner Heimatstadt Augsburg und seine ausgeprägte Repräsentativität für das protestantische Bürgertum der Stadt aus. Seine Mutter war eine gebürtige Augsburgerin, er wurde in Augsburg geboren, Schloß seine erste Heirat mit einer Augsburgerin und verbrachte insgesamt mehr als zwei Drittel seiner Lebenszeit (d.h. genau 50 Jahre) in Augsburg. Seine Ablehnung eines Rufs nach Halle zeugt ebenfalls

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- und vielleicht noch deutlicher - von seiner lokalen Verwurzelung und von seiner Verbundenheit mit Augsburg.1 Nur drei Aspekte in seiner Biographie weisen auf außeraugsburgische Dimensionen hin: die Herkunft seines Vaters, der zwar Augsburger Bürger war, aber in Straßburg geboren wurde; seine Studienzeit in Jena zwischen 1715 und 1720, und schließlich die 20 Jahre, die er meistens in Kaufbeuren verbrachte, zuerst als Rektor, dann als Pfarrer (auf einer Stelle, die die Berufung des Pfarrers Johann-Martin Christell zur Barfüßerkirche in Augsburg frei gelassen hatte), und wo er zum zweitenmal heiratete. Wenn man Bruckers Lebensverlauf mit dem anderer protestantischer Pfarrer von Augsburg in der Frühneuzeit und überhaupt mit dem der protestantischen Bewohner der Stadt vergleicht, dann erscheint er überhaupt nicht außergewöhnlich, sondern im höchsten Maße repräsentativ und typisch. Wie Brucker wurden 67% der 129 Augsburger Pfarrer der Frühen Neuzeit in Augsburg geboren; unter den Universitäten, die sie besuchten, stand Jena an zweiter Stelle;2 keine Stadt unter den Nachbarstädten stand in so enger Beziehung zu Augsburg wie die ebenfalls paritätische Reichsstadt Kaufbeuren (viele jüngere Augsburger Pfarrer warteten dort, bis eine Pfarrerstelle für sie in Augsburg frei wurde, und in der protestantischen Ober- und Kaufmannsschicht waren die Heirats- und Geschäftsverflechtungen zwischen beiden Städten besonders dicht); unter den weiter entfernt liegenden Städten gehörte schließlich die (bis 1681) ebenfalls protestantische Reichsstadt Straßburg zu den Städten, aus denen verhältnismäßig viele Zuwanderer nach Augsburg kamen.3 Mit der einzigen Ausnahme seiner sozialen Herkunft - war doch sein Vater ein bescheidener Schneider, während die Mehrheit der Augsburger Pfarrer aus vermögenden Handwerker-, Kaufmanns- und Pfarrersfamilien stammte - drückt sich die Repräsentativität des Lebenswegs von Brucker auch in seinem sozialen Netzwerk und in seiner Beziehungswelt aus. Dank seiner akademischen Bildung wie auch dank seiner zwei Eheschließungen (zuerst mit der Tochter des Augsburger Rektors Crophius, und dann mit der Tochter eines Kaufmanns und Ratsherrn aus

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Die Angaben über den Lebenslauf von Brucker sind den vier folgenden Quellen entnommen: Paul von Stetten d.J.: 'Jakob Brucker'. In: Hausleutners Schwäbisches Archiv. Stuttgart 1788. S. 281-305; Franz Anton Veith: 'Jacobus Bruckerus'. In: Bibliotheca Augustana. Bd. VIII. Augsburg 1792. S. 2-55; Karl Alt: Die Lateinschule der freien Reichsstadt Kaufbeuren und ihr berühmtester Rektor Magister Dr. Jakob Brucker. Ein Beitrag zur schwäbischen Schulund Gelehrtengeschichte. Kaufbeuren 1926; Franz Herre: Jakob Brucker. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Bd. 6. Hg. von Götz Freiherr von Pölnitz. München 1958 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Bd. 6). S. 372-387. Hans Wiedemann: Augsburger Pfarrerbuch. Die evangelischen Geistlichen der Reichsstadt Augsburg, 1524-1806. Nürnberg 1962 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns. Bd. 38). Über die Wanderungsbewegungen des evangelischen Bevölkerungsteils von Augsburg im 17. und 18. Jahrhundert vgl. Etienne Francois: Die unsichtbare Grenze. Protestanten und Katholiken in Augsburg 1648-1806. Sigmaringen 1991. S. 52-64.

Bruckers Stellung in der Augsburger

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Kaufbeuren) vollzog er einen beachtlichen sozialen Aufstieg, der ihm den Zugang zur protestantischen Oberschicht von Augsburg verschaffte. Davon zeugen unter anderem die Berufe von sechs seiner Söhne, die alle der oberen Mittelschicht bzw. der Oberschicht angehörten: drei lebten in Augsburg, der eine als Pfarrer (wie sein Vater), der zweite als 'Archigrammateus' und der dritte als Kaufmann, ein vierter wurde Stadtapotheker in Hof (und nahm eine Pfarrerstochter zur Frau); die beiden letzten wurden Handelsbedienstete von Augsburger Handelshäusern in Livorno und in Wien. Allen Kindern hatte Brucker Vornamen gegeben, die sich beim protestantischen Bevölkerungsteil der Stadt einer besonderen Beliebtheit erfreuten und die eindeutig Zeugnis von ihrer Zugehörigkeit zum protestantischen Lager ablegten (Karl Friedrich, Christoph Heinrich, Philipp Jakob, Christian Gottfried, Jakob und Johann Ludwig bei den Söhnen, Rosina Elisabeth, Euphrosina Barbara und Maria Regina bei den Töchtern).4 Seine Beziehungen und Kontakte außerhalb der Stadt bewegten sich schließlich überwiegend in der Gelehrten- und Honoratiorenwelt der protestantischen Städte Süddeutschlands und der Schweiz wie auch der protestantischen Universitäts- und Handelsstädte Mitteldeutschlands - mit besonderer Betonung der Zentren der Frühaufklärung. Die Mehrheit seiner Briefpartner rekrutierte sich aus den Städten Berlin, Magdeburg, Altdorf, Jena, Wolfenbüttel, Leipzig, Hamburg, Frankfurt/Main, Göttingen, Zürich, Straßburg, Lübeck, Memmingen, Schaffhausen und Tübingen. Außerdem widmete er seine 'Kurtze Fragen aus der philosophischen Historie' den Räten von Kaufbeuren, Ulm und Memmingen wie auch Gelehrten aus Göttingen, Helmstedt, Hamburg und Berlin.5

II Daß Brucker es sehr ernst nahm mit seiner Tätigkeit als Pfarrer und daß er sich mit seiner Funktion und seinem Amt total identifizierte, darüber sind sich all seine Biographen einig. Was aber läßt sich darüber hinaus über sein Selbstverständnis als Pfarrer und als Lutheraner sagen? Teilte er die Einstellungen und die Ansichten seiner geistlichen Mitbrüder? Fügte er sich ohne Vorbehalte und Einschränkungen in die 'mentalite collective' der Sprecher der Augsburger 'A.C.-Verwandten' ein (wie man damals die Protestanten nannte), oder unterschied er sich von ihnen durch eine gewisse Originalität? Die Quellen, die eine eindeutige Ant4

5

Die Angaben über den späteren Lebensweg und die Vornamen der Kinder von Brucker sind entnommen aus dem Buch von K. Alt (Anm. 1) S. 132. Über die Praxis der Vornamengebung in Augsburg vgl. E. Fran9ois (Anm. 3) S. 167-179. 'Protestantische Vornamen, Katholische Vornamen'. P. von Stetten (Anm. 1) S. 297.

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wort auf diese Fragen geben würden, sind äußerst spärlich und eher indirekter Natur. Über die Angaben, die man in den bekannten Biographien von Brucker finden kann, konnte ich nur auf einige gedruckte Predigten als Primärquellen zurückgreifen. Bei aller Begrenztheit erlauben diese Angaben und Quellen doch zwei Beobachtungen. Die erste Beobachtung betrifft das aktive und dezidierte Engagement von Brucker in den vielfältigen Initiativen, die in Kaufbeuren wie später in Augsburg ergriffen wurden, um anläßlich von historischen Jubiläen das evangelischlutherische Selbstverständnis in aller Öffentlichkeit und in prunkvoller Weise zu demonstrieren. Die Jahre, in welchen Brucker selber als Pfarrer tätig war, waren ausgerechnet die Jahre, die mit einer Reihe von dicht aufeinanderfolgenden Jubiläen - von der Zweihundertjahrfeier der Verkündigung der 'Confessio Augustana' (1730) bis hin zu der Hundertjahrfeier des Westfälischen Friedens (1748) - in ganz Deutschland und insbesondere in den protestantischen süddeutschen Reichsstädten den Höhepunkt der barocken Selbstinszenierung des Luthertums darstellten.6 Weit entfernt davon, eine eher distanzierte Haltung gegenüber diesen Gedenkveranstaltungen einzunehmen, beteiligte sich Brucker an ihnen mit Entschiedenheit und widmete sich ihnen mit seiner ganzen Energie. In Kaufbeuren stand er 1730 an erster Stelle für die Vorbereitung und die Begehung der 200. Jahrfeier der Verkündigung des Augsburger Bekenntnisses: Er war mitverantwortlich für die Gestaltung der aus diesem Anlaß geprägten Gedenkmünzen, verfaßte ihre Sprüche und erläuterte sie nachher in einer zu diesem Zweck gedruckten Broschüre; er ließ die Stadtkirche mit einer Ehrenpforte und mit Sprüchen und Bildern festlich schmücken, die die Artikel des Augsburger Bekenntnisses darstellten, und veröffentlichte parallel dazu eine 'Erklärung der Sinnbilder und Auszierungen der Hl. Dreifaltigkeits-Kirche'; er hielt schließlich innerhalb des mit einer speziell dazu verfaßten Jubelmusik versehenen Gottesdienstes die den Höhepunkt der Gedenkveranstaltung darstellende Festpredigt und ließ sie auch in Buchform veröffentlichen.7 23 Jahre später, als er nun Pfarrer in Augsburg war, bot sich ihm mit dem hundertjährigen Einweihungsfest der evangelischen Pfarrkirche zum Hl. Kreuz eine zweite, vergleichbare Gelegenheit. Auch da sparte er keine Mühe, sondern setzte alles daran, diesen Gedenktag so feierlich als möglich zu begehen, indem er die Kirche ausschmücken ließ (und eine Broschüre darüber erstellte), zwei Fest-

6 7

E. Francois (Anm. 3) S. 153-163. 'Das Friedensfest und die lutherischen Jubiläen'. Jacob Brucker: Die Göttlichkeit der Evangelischen Lehre so wie sie in der Augspurgischen Confession begriffen ist. Augsburg 1730; ders.: Erklärung der Sinnbilder und anderer Auszierungen der H. Dreyfaltigkeits-Kirche in des Heil. Rom. Reichs-Stadt Kauffbeyern, wie solche an dem d. 25. Juni 1730 hochfeyerlich begangenen Jubel-Fest aufgestellt worden. Augsburg 1730; ders.: Beschreibung der Jubel-Müntze, welche bey erfreulicher Begehung des in Kauffbeyern celebrirten Jubel-Fests wegen Uebergab der Augspurgischen Confession [...]. Augsburg 1730.

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predigten hielt, die er wiederum drucken ließ, und eine ausführliche und sorgfältig recherchierte Geschichte seiner Pfarrkirche verfaßte. 8 Die zweite Beobachtung bezieht sich auf den Inhalt dieser Festpredigten - auf die Brucker offensichtlich großen Wert legte, denn er ließ sie, unmittelbar nachdem sie gehalten worden waren, in Buchform veröffentlichen. Wenn man diese Predigten liest - und dazu noch die zwei ebenfalls gedruckten Predigten heranzieht, die er in den letzten Tagen des Jahres 1731 für die in Kaufbeuren Halt machenden Tiroler Exulanten hielt9 - , dann fällt auf, daß man in ihnen genau die gleichen Denkweisen und Themen, Argumentationsmuster und Formulierungen wiederfindet, die sich in den Festpredigten seiner geistlichen Mitbrüder, in den Texten und Predigten zum jährlichen Friedensfest, aber auch in vielen Texten der protestantischen Kontroversliteratur dieser Zeit befinden. Die Betonung einer strikten lutherischen Orthodoxie, verbunden mit der besonderen Hervorhebung der Rolle von Luther, ist das erste Kennzeichen dieses protestantischen Selbstverständnisses. In seinen Predigten unterstreicht Brucker ausdrücklich die Göttlichkeit der Evangelischen Lehre, so wie sie in der Augsp. Confession begriffen ist. Das Augsburger Bekenntnis, so schreibt er weiter, sei kein ungefähres, blosses Menschliches Werk, sondern ein nach dem Sinn Jesu abgefaßtes und durch den Heil. Geist gewürcktes Bekenntnis·, es sei ein rechtes Bekenntnis, die evangelische Wahrheit, die Quelle des Heiles, kurzum die evangelische allein seelig machende Lehre. Was Luther betrifft, so wird er als ein zweiter Paulus, als unser seliger Luther, als das Werkzeug der Vorsehung dargestellt, während die Reformation wie ein Sonnenaufgang nach Jahrhunderten der Finsternis und wie ein Wunder Gottes geschildert wird. Diese Predigten zeichnen sich zweitens durch ihr übersteigertes Geschichtsbewußtsein aus. Die Festpredigt für den hundertjährigen Wiederaufbau der Hl. Kreuz-Kirche liest sich stellenweise wie ein Handbuch der evangelischaugsburgischen Geschichte, mit einer dichten Reihe von genauen Jahreszahlen (1525, 1551, 1552, 1561, 1630, 1648, 1649, 1703 usf.) und einer Fülle von konkreten Angaben, die sich alle auf die Geschichte der Kirche und des Augsburger Protestantismus beziehen. Wie in den anderen Texten nimmt in diesen Predigten die Erinnerung an die Schrecknisse des Krieges und die Verfolgung einen zentralen Platz ein. In Kaufbeuren erinnert Brucker seine Zuhörer an die tödliche Be-

9

Jacob Brucker: Entwurf einer urkundenmässigen Geschichte der evangelischen Pfarrkirche zum Hl. Kreuz in Augspurg, zur Erläuterung der Geschichte der ev. Kirche in Schwaben. Augsburg 1753; ders.: Das Gedächtnis der Thaten und Wunder Gottes an seinem Volk und Hause, zur lOOjähr. Einweihung von Hl. Kreuz. Augsburg 1754; ders.: Lob- und Gebet-opfer der evangelischen Gemeinde zum HI. Kreuz in Augspurg zum 100. Einweihungsfest. Augsburg 1753; ders.: Beschreibung der Auszierungen der evangelischen Pfarr-Kirche zum Hl. Kreuz in Augspurg. Augsburg 1754. Jacob Brucker: Predigt über die seelige Bekanntnis Jesu Christi vor den Menschen, gehalten am 28. Dezember 1731 in der Hl. Dreyfaltigkeitskirche zu Kauffbeyern. Augsburg 1732.

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drohung der 'Confessio Augustana' während des Dreißigjährigen Krieges: es war, so schreibt er, eine Zeit, wo man [die 'Confessio Augustana'] nicht nur mit Dinte, sondern auch mit Blut zu widerlegen gedrohet, mit gantzen Armeen wider sie aufgezogen und mit allen ersinnlichen Gewaltsmitteln sie zu unterdrucken gesucht habe', [...] wie elend und jammerseelig es hier in Kaujfbeyren ausgesehen, so fährt er fort, da vor hundert Jahren die Uebung der A. C. verbotten, die Kirche und Schule gesperrt und die Bürgerschafft gezwungen wurde, die Predigten der Römischen Kirche zu besuchen, ist noch wohl erinnerlich.10 23 Jahre später beginnt er seine Festpredigt mit diesen Worten: Auch wir erinnern uns heute unsers von den Widersachern zerstörten [...] Gotteshauses [und sagt einige Seiten weiter:] Was vor Unruhe unsere Creuzgemeine in dem vorigen Jahrhundert ausgestanden, da sie unter dem blutigen Kriege unsers deutschen Vaterlandes nicht nur an Gut und Vermögen, sondern auch an Religion und Seelenruhe so sehr gekränket worden, das wird euch alle Jahre zu Gemüthe geführt In Bruckers Predigten drückt sich drittens ein eindeutig 'providentialistisches' Geschichtsbild aus: Die Geschichte im allgemeinen und spezieller die Geschichte des süddeutschen evangelischen Glaubens wird als eine Wunder- und Heilsgeschichte dargestellt, bei der die Vorsehung immer am Werk ist und unmittelbar in den Verlauf der Ereignisse eingreift. Zu Beginn der Festpredigt von 1753 wird zwar an die Zerstörungen des Krieges erinnert: Es war die Zeit, so schreibt Brucker, da Gott verhänget, daß dieses Gotteshaus niedergerissen, und dem Boden gleich gemachet worden, zur Züchtigung und Prüfung der Heil. Creuzgemeine\ aber unmittelbar danach folgt die Erinnerung an die 'Thaten und Wunder Gottes an seinem Volke und Hause' (so der Titel seiner Predigt): auch wir denken daran, so schreibt er, was für große Dinge Gott an unsern Vorfahren, an uns, und an diesem Tempel gethan hat; auch wir empfinden heute mit einer lebendigen Regung, wie viel Gutes er uns erwiesen hat [...]. Ists nicht billig, fährt er fort, den Herrn zu loben, daß er dem Streit und der Gewaltthätigkeit derjenigen, welche auf unserer Vorfahren Rücken ackerten, und ihre Furchen lange zogen, ein Ende gemacht, und nicht nur den allgemeinen Frieden 1648 wieder hergestellt, sondern auch die Herzen der höchsten und hohen Paciscenten evangelischen Theils so gelenket, daß sie die Sache der Augspurgischevangelischen Kirche für ihre gemeinschaftliche Sache gehalten, und damit deren Wiederherstellung und das unschätzbare Kleinod der unumschränkten Religionsfreyheit, der Wiedergabe unserer Gotteshäuser, der Ersetzung und Abthuung alles

10 11

Zit. nach K. Alt (Anm. 1) S. 89. J. Brucker: Das Gedächtnis der Thaten und Wunder (Anm. 8) S. 42.

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Schadens, und die Gewährleistung zukünftiger Sicherheit diesem allgemeinen Grundgesetze des H.R. Reichs mit eigenen Worten einverleibt haben. Das war ja eine große unerwartete That, und ein Wunder des Herrn.12

III Sein ganzes Leben lang befand sich Brucker in ständigem Kontakt und in enger Nachbarschaft mit Katholiken. Und zwar nicht nur als Bürger von zwei paritätisch verfaßten Reichsstädten, sondern auch in seiner Augsburger Zeit als Pfarrer von zwei Kirchen - Hl.-Kreuz und St. Ulrich - , die an katholische Kirchen mit demselben Patrozinium angelehnt waren. Dem einstimmigen Zeugnis seiner Biographen nach zu urteilen soll sein Verhältnis zu seinen katholischen Mitbürgern und überhaupt zur katholischen Welt ein äußerst friedfertiges gewesen sein, weit entfernt von jeder Form von Agressivität und verbunden mit einer tiefen Abneigung gegen die offene Polemik. Paul von Stetten erinnert zum Beispiel daran, daß Brucker 1746 die Initiative zur Gründung einer Gesellschaft Augsburgischer Gelehrter ergriff, die den Namen 'Ad insigne pinus' trug. Diese Gesellschaft widmete sich vor allem lokalgeschichtlichen Studien und zählte nicht nur evangelische Mitglieder (wie Paul von Stetten d.Ä., den Bürgermeister Johann Elias von Herwart, den Ratskonsulenten Ludwig Bartholomäus von Hertenstein und den Ephorus im Collegio, Heinrich Metzger), sondern auch katholische Mitglieder (wie den katholischen Ratskonsulenten Joseph von Zwergern). Ergänzend schreibt Stetten dazu, daß Brucker es liebte, an sehr vielen Abenden sich für Diskussionen und Begegnungen in einen damals angesehenen Buchladen zu begeben, und daß er sich dort mit anderen Gelehrten und Liebhabern der Wissenschaften beider Religionen fand, denn, so fügt er hinzu, er stand auch bey Katholischen in grossen Ehren. Freundschaftliche Beziehungen verbanden ihn mit dem katholischen Arzt und Gelehrten Bianconi, der in Augsburg als Leibarzt im Dienst des Fürstbischofs stand und der Brucker in seinen 'Briefe über München und Augsburg' als ultimum Romanorum bezeichnete.13 Unter den 43 ebenfalls von Stetten namentlich erwähnten Personen, mit welchen Brucker im besonders engen Briefverkehr stand, befanden sich auch einige katholische Briefpartner aus München, Wien und vor allem aus Italien (darunter drei Kardinäle). Derselbe Eindruck einer für die damaligen Verhältnisse äußerst unverkrampften Öffnung gegenüber der katholischen Welt ergibt sich aus der Liste der in den fünf ersten Lieferungen des 'Bildersals' behandelten Persönlichkeiten (unter denen 12 13

J. Brucker: Das Gedächtnis der Thaten und Wunder (Anm. 8) S. 42f. P. von Stetten (Anm. 1) S. 293, 298.

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sich im übrigen viele Briefpartner von Brucker befanden). 14 Die Gelehrtengestalten aus dem protestantischen Deutschland sind zwar in der Überzahl (38 von 50); daneben aber finden sich auch mindestens zehn Persönlichkeiten, die eindeutig der katholischen Welt angehörten. Diese katholischen Gelehrten (unter welchen sich fünf Geistliche, wie z.B. L.A. Muratori aus Modena oder Giovanni Lami aus Florenz, befinden) erfreuen sich dabei einer völlig gleichberechtigten Darstellung. Nach dem Zeugnis von Stetten fanden sich nicht alle mit dieser Öffnung zurecht: Man hätte Brucker von evangelischer Seite vorgeworfen, so schreibt er, daß er einige katholische Gelehrte zu sehr erhoben, und sie den Protestanten fast gleich gesetzt habe, da sie doch, besonders wenn von damaligen Zeiten die Rede ist, in Wissenschaften, und besonders in der Philosophie, diesen weit nachstünden - was übrigens Stetten zu dem folgenden Kommentar anregt: Es war eine Zeit in Teutschland - die vielleicht noch nicht überall vorüber ist wo man es, ohne verdächtig zu werden, nicht wagen durfte, bey der andern Parthey, etwas Gutes zu finden, und wo man ja nicht bemerken sollte, daß bey der größeren Aufklärung auf der einen Seite immer noch Finsterniß genug geblieben war, und daß hingegen, trotz der größeren Finsterniß, welche im Ganzen auf der andern Seite noch herrschen mochte, doch einzelne vortrefliche Lichtfunken sprüheten.15 Wie läßt sich diese in der Tat außergewöhnliche Öffnung gegenüber der katholischen Welt erklären? Im Falle des in Form von jährlichen Lieferungen erscheinenden 'Bildersals' mögen verlags- und marktstrategische Überlegungen eine gewisse Rolle gespielt haben: Die gleichberechtigte Behandlung von protestantischen und katholischen Gelehrten erhöhte nämlich die Chancen, Kunden der beiden Konfessionen anzusprechen und dadurch den Absatz (und den Gewinn) zu vergrößern. Diese Gleichberechtigung blieb andererseits begrenzt: Die Katholiken waren in der Minderzahl und die unter ihnen, die Platz im 'Bildersal' fanden, waren dort vor allem als Vertreter von 'profanen' Wissenschaften vertreten (dies gilt insbesondere im Falle der fünf italienischen bzw. spanischen Geistlichen, die dort nicht als Theologen, sondern als Historiker, Juristen oder Philologen dargestellt werden). Wichtiger waren aber andere Gründe, die Bracker eigen waren und ihn von vielen seiner Zeitgenossen unterschieden. Er stand im regelmäßigen Briefverkehr mit den meisten Gelehrtenfiguren, die im 'Bildersal' Platz fanden. Seine philosophiehistorischen Werke zeichnen sich durch ihr Bemühen aus, differenziert und abwägend zu urteilen, wie man es zum Beispiel an der Art sehen kann, wie er von 14

15

Jacob Brucker: Bildersal heutiges Tages lebender/ und durch Gelahrtheit berühmter Schriftsteller, in welchem derselbigen nach wahren Original-Mahlereyen entworfene Bildnisse in Kupfer vorgestellt und ihre Lebensumstände um die Wissenschafften und Schrifften aus eingesandten Nachrichten verfasset und erzählet werden. Augsburg 1741-66. P. von Stetten (Anm. 1) S. 292.

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diesen am Anfang des 16. Jahrhunderts katholisch gebliebenen Philosophen spricht, die zwar aus Menschen-Furcht und besonderen Absichten dem ReformationsWerk öffentlich und völlig beyzupflichten sich nicht getrauet und daher in der Gemeinschafft der Römischen Kirche geblieben sind, aber dennoch durch ihre Aufführung und Schriften genugsam bezeugt haben, daß sie das tiefste Verderben wohl eingesehen, daher sie auch über die scholastische Philosophie hefftig losgezogen,16 Seine Biographen heben schließlich seine tiefe Abneigung gegen die Polemik und den 'Sektengeist' hervor. Er taucht kein einziges Mal in den 'Acta controversias cum Catholicis concernantia' des Kaufbeurer Stadtarchivs auf und in der Vorrede seines letztes Buches, der Tellerschen Bibelausgabe, bemerkt er über seine Übersetzer- und Herausgebertätigkeit: so habe ich in den Anmerkungen alles Gehässige zu vermeiden gesucht und ohne Sektengeist die Wahrheit in Liebe und Mäßigung zu bemercken mir angelegen seyn lassen [...] wie ich überhaupt mich mit niemanden in einen Widerspruch einlassen werde, sondern einem jeden seine Freyheit zu denken gerne eingestehe, wenn sie nur der heiligen Schrift und evangelischen Glaubenslehre nicht zuwider ist.17 Nichts aber wäre trügerischer, als aus diesen Beobachtungen den Schluß ziehen zu wollen, Brucker wäre ökumenisch 'avant la lettre', ja sogar 'postkonfessionell' gewesen. Auch wenn seine friedliche Einstellung und seine Abneigung gegen offene Polemik, Hader und Zank bei ihm stärker als bei vielen seiner 'Konfessionsverwandten' und geistlichen Mitbrüder ausgeprägt waren, so zeigen sie doch letztendlich, daß er sich mit den Spielregeln der Parität und des durch den Westfälischen Frieden etablierten Zusammenlebens der Konfessionen identifiziert hatte, und daß er sie sich zu eigen gemacht hatte. Auf keinen Fall aber bedeutete dies eine Relativierung oder eine Infragestellung seiner konfessionellen Verankerung und seiner evangelisch-lutherischen Grundüberzeugung. Seine Irenik und seine alltägliche Praxis der friedlichen Koexistenz und des gegenseitigen Respekts hingen im Gegenteil - den Spielregeln der Parität entsprechend - mit einer festen Verwurzelung im Protestantismus, mit einer eindeutigen orthodox-lutherischen Identität und mit einer strikten Ablehnung der Verwischung der konfessionellen Unterschiede und der Relativierung des absoluten Gegensatzes zwischen Wahrheit und Irrtum, zwischen rechtem Glauben und falscher Lehre, zwischen Freund und Feind, zusammen. Typisch in der Hinsicht sind die Empfehlungen, die er am Schluß der Festpredigt von 1753 seinen Zuhörern gibt: Uebet auch mit solchen

16 17

K. Alt (Anm. 1) S. 77. J. Brucker: Vorrede zu Bd. 19, zit. nach K. Alt (Anm. 1) S. 85.

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von Gott geneigten Herzen Liebe gegen den Nächsten, gegen den Irrgläubigen und gegen die Feinde, wie gegen die Rechtgläubigen und gegen die Freunde.18 Wie viele seiner Zeitgenossen beherrschte im übrigen Brucker die Kunst der impliziten und indirekten Polemik, um seine Zuhörer an den unüberbrückbaren Gegensatz zwischen der Wahrheit und dem Irrtum, d.h. zwischen dem evangelischen und dem katholischen Glauben, zu erinnern. In der erwähnten Festpredigt von 1753 sagt er zum Beispiel: Hier [d.h. in der Pfarrkirche Hl.-Kreuz A.C.] ist nicht ein knechtischer Geist, der sich abermal förchten mußte, sondern ein kindlicher Geist [...] Hier ist nicht ein Amt des Buchstabens, sondern ein Amt des Geistes [...] Hier [wird] nach dem Inhalt des Evangelii Jesu Christi gelehrt und getauft.19 Da die Predigt aber in einer Kirche gehalten wird, die an eine katholische Kirche mit demselben Namen angelehnt ist, legen diese Formulierungen bei den Zuhörern fast zwangsläufig den Schluß nahe, daß in der Nachbarkirche ein knechtischer Geist herrscht, der sich abermal förchten muß, daß dort kein kindlicher Geist herrscht, daß dort das Amt des Buchstabens und nicht das Amt des Geistes herrscht, daß dort schließlich nicht nach dem Inhalt des Evangelii Jesu Christi gelehrt und getauft wird. An einigen Stellen hat man sogar den Eindruck, daß Brucker die Polemik, die er sich wegen der Spielregeln der Parität gegen die Widersacher nicht erlauben kann, um so vehementer, in einer Art Kompensation, gegen den Teufel, den Drachen, den Erzfeind, den Bösewicht, die Schlange, führt. In allen gedruckten Predigten von Brucker finde ich schließlich - versteckt hinter der stolzen Behauptung, die evangelische Kirche sei das erwählte Volk und das evangelische Zion - , die gleiche Angst vor dem Gegner und vor der eigenen Schwäche wieder, die so typisch für den damaligen evangelisch-lutherischen Diskurs und seine defensive Grundhaltung sind. Wie ein Leitmotiv finden sich in seinen Texten solche Stellen wie: Der Herr verlasse uns nicht, er ziehe nicht seine Hand von uns ab. Flehet zu ihm, daß er mit seiner Macht, Gnade, Treue, Wahrheit, Schutz und Wort ferner mit uns seyn wolle, wie er mit unseren Vätern gewesen ist. Bittet ihn, daß er seine Hand von unserer Kirche und Gemeine nie abziehen, sie nicht in die Hände der Feinde gerathen lassen [...]. In seinen Predigten wie in den anderen Predigten der Zeit werden daher keine Tugenden mehr beschworen als die Beständigkeit und die Treue, die Tapferkeit und der Gehorsam.

18 19

J. Brucker: Das Gedächtnis der Thaten und Wunder (Anm. 8) S. 53. J. Brucker: Das Gedächtnis der Thaten und Wunder (Anm. 8) S. 38.

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IV Aus diesem Versuch einer Einordnung Bruckers in die Augsburger Konfessionsgeschichte läßt sich eine eindeutige Schlußfolgerung ziehen: Bei aller Originalität, wie sie z.B. in seiner Öffnung gegenüber der katholischen Welt oder in seiner Irenik zum Ausdruck kommt, erweist sich Brucker doch als typischer Vertreter des Augsburger Protestantismus seiner Zeit in sozialgeschichtlicher wie auch in mentalitätsgeschichtlicher Hinsicht. Tiefverwurzelt in der sozialen Wirklichkeit wie auch in der Vorstellungswelt der Augsburger 'AC-Verwandten' teilt er alle Bestandteile ihrer 'kollektiven Mentalität', von der ausgeprägten lutherisch-evangelischen Identität über die Formen der Frömmigkeit bis hin zur Verinnerlichung der Spielregeln der Parität. Sein starkes Interesse für die Geschichte - sei es die Geschichte seiner Heimatstadt oder die Geschichte der Philosophie - ist ohne Zweifel ebenfalls hierzu zu zählen, zeichneten sich doch die Augsburger Protestanten allgemein durch ein übersteigertes Geschichtsbewußtsein aus. Warum aber Jacob Brucker und nicht ein anderer Augsburger evangelischer Pfarrer zu dem vielleicht bekanntesten Philosophiehistoriker seiner Zeit wurde, darauf vermag der sozial- und mentalitätsgeschichtliche Ansatz keine Antwort zu geben.

II. Die Konzeption der Philosophiegeschichte und deren Wirkung

Jacob Bruckers philosophiegeschichtliches Konzept Wilhelm

Schmidt-Biggemann

Jacob Brucker (22.1.1696-26.11.1770) ist gewiß der wichtigste Historiker der Philosophie im 18. Jahrhundert. In der Forschung zur Philosophiegeschichte hat er international lange die Aufmerksamkeit gefunden, die dem Propheten im eigenen Land noch nicht zuteil geworden ist.' Dabei hat Brucker eine erhebliche zeitgenössische und frühe Wirkung gehabt: Ohne ihn sind die spekulativen Philosophiegeschichten des Idealismus von Tennemann bis Hegel nicht denkbar. Diderot hat Brucker für seine philosophiegeschichtlichen Artikel in der 'Encyclopedie' benutzt.2 Die philosophischen Artikel in Zedlers Universallexikon sind Brucker verpflichtet. Der Pantheismusstreit um Spinoza und Bruno zwischen Jacobi und Schelling ist mit Zitaten aus Brucker geführt worden; und Kuno Fischer hat auf eine Geschichte der Philosophie vor der, die von Brucker behandelt wurde, weitgehend verzichtet, eben weil sie vorlag. Brucker hat mit seinen monumentalen Philosophiegeschichten die Rolle der Philosophiegeschichte nicht nur in Deutschland kategorial und institutionell bestimmt.

2

Lucien Braun: Histoire de l'Histoire de la Philosophie. Paris 1973; Deutsche Ausgabe: Geschichte der Philosophiegeschichte. Übers, von Franz Wimmer. Mit einer neuen Einleitung des Autors. Bearb. und mit einem Nachwort versehen von Ulrich Johannes Schneider. Darmstadt 1990; Storia delle storie generali della filosofia. Ed. Giovanni Santinello. Vol. 2: Dall'etä cartesiana a Brucker. Di Francesco Bottin, Mario Longo, Gregorio Piaia. Brescia 1979; Eugene Napoleon Tigerstedt: The Decline and Fall of the Neoplatonic Interpretation of Plato. Helsinki 1974; Mario Longo: Historia philosophiae philosophica. Teorie e metodi della storia della filosofia tra seicento e settecento. Milano 1986. Zu Bruckers Biographie vgl. vor allem den Beitrag von Ursula Behler in diesem Band. Vgl. Jacques Proust: Diderot et l'Encyclopedie. Paris 1962. S. 530-538; Wilhelm SchmidtBiggemann: Diderots Encyclopedie-Konzept. In: Idealismus und Aufklärung. Kontinuität und Kritik der Aufklärung in Philosophie und Poesie um 1810. Hg. von Christoph Jamme, Gerhard Kunz. Stuttgart 1988. S. 117-136.

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I. Biographisches Brucker stammte aus kleinen Verhältnissen in Augsburg, konnte dank der Hilfe des Rektors am Gymnasium der St.-Anna-Kirche diese Schule besuchen, studierte von 1715-20, übrigens gleichzeitig mit Hermann Samuel Reimarus, an der Universität Jena Theologie. Dort wurde er von Johann Franz Budde, dem neben Christian Thomasius bedeutendsten Vertreter der philosophischen Eklektik, in die Philosophie- und Theologiegeschichte eingeführt. Mit dem Bruder seines Lehrers, Carl Friedrich Budde, war er befreundet. Von 1720-24 widmete er sich in Augsburg historischen Studien, ehe er 1724 Pfarrer in Kaufbeuren wurde. Nach 20 Jahren Pfarramt in Kaufbeuren kehrte Brucker nach Augsburg zurück, war zunächst Pfarrer an der evangelischen Kirche zum Heiligen Kreuz, von 1757 bis zu seinem Tode im Jahre 1770 Pfarrer an St. Ulrich. Brucker war seit 1731 Mitglied der Berliner Akademie der Wissenschaften, seit 1736 von Gottscheds 'Deutscher Gesellschaft' in Leipzig, seit 1743 der lateinischen Gesellschaft in Jena. 1742 lehnte er einen Ruf Friedrichs II. an die Universität Halle ab. Brucker ist ein typischer Vertreter der gelehrten protestantischen Pfarrerschaft des 18. Jahrhunderts. Er verkörpert den Pastor doctus, der dem anglikanischen Geistlichen mehr ähnelt als dem französischen Abbe. Brucker hat für seine Pfarren in Kaufbeuren und Augsburg Erhebliches geleistet; er hat sich pädagogisch engagiert, hat dem Ruf an die Universität widerstanden, um Pfarrer bleiben zu können, er hat 1730 das Jubiläum der Augsburger Konfession mitorganisiert. Brucker schrieb, Augsburger Patriot, der er war, die Geschichte des Buchdrucks in Augsburg, die Geschichten verschiedener Augsburger Kirchen und edierte die Autobiographie des Augsburger Philologen Hieronymus Wolf. In den letzten Jahren seines Lebens hat er ein großes annotiertes Bibelwerk ediert: 'Die Hl. Schrift des Alten und Neuen Testaments nebst einer vollständige Erklärung derselben' (19 Bde. 1757-70). Er starb - auch hierin typisch - am 26. November 1770 infolge eines Sturzes von der Leiter seiner Bibliothek. Bruckers erstes großes philosophiehistorisches Werk 'Historia Doctrinae de Ideis' (Augsburg 1723) steht noch ganz in der unmittelbaren Tradition des Jenenser Eklektizismus. In diesem Werk hat Brucker die Grundlagen zu seinen späteren philosophiehistorischen Arbeiten gelegt und den seit der Renaissance kanonischen Zusammenhang von Plato und antikem Neuplatonismus gesprengt. Die 'Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie', die in Ulm zwischen 1731 und 1737 in acht Bänden erschienen, bilden die Vorlage der späteren lateinischen Philosophiegeschichte. Von diesem Werk erschien alsbald ein 'Auszug aus den kurtzen Fragen zur philosophischen Historie', zuerst Ulm 1736.

Bruckers philosophiegeschichtliches

Konzept

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Auf Drängen der gelehrten Welt, wie er selbst schreibt,3 übersetzte und bearbeitete er seine ausführlichen 'Kurtzen Fragen' in lateinischer Sprache. Die 'Historia Critica Philosophiae' wurde die umfassendste Philosophiegeschichte des 18. Jahrhunderts. Sie ist bis heute die umfangreichste Philosophiegeschichte geblieben, trotz aller Anstrengungen im 19. und 20. Jahrhundert. Das Werk erschien in Leipzig zuerst 1742-44 in fünf Quartbänden und wurde 1766-67 neu aufgelegt (ND 1975). Die 'Historia Critica Philosophiae' faßte die philosophiegeschichtlichen Kenntnisse ihrer Zeit zusammen und zeigt eindrucksvoll die Gelehrsamkeit der eklektischen Schule. Sie hat kanonisch gewirkt: z.B. ist Giordano Bruno erst durch Brucker in seine philosophiehistorische Position gerückt worden. Auch die Lücken sind bezeichnend für die protestantische Gelehrsamkeit des 18. Jahrhunderts: Die Scholastik ist stiefmütterlich behandelt, wie das Mittelalter überhaupt, das gilt besonders für die katholische Schulphilosophie des 17. und 18. Jahrhunderts. Auch von diesem Werk wurde bald ein Auszug veranstaltet. Die 'Institutiones historiae philosophiacae' (1747, 1756, 1790) wurden das maßgebliche philosophiegeschichtliche Lehrbuch im 18. Jahrhundert.

II. Typen philosophiegeschichtlicher Forschung vor Brucker: Philosophia perennis und philosophia eclectia Natürlich brauchte Brucker nicht bei Null anzufangen. Er konnte sich auf eine lange philosophiehistorische Tradition stützen, die seit der Renaissance mit der Leitvorstellung der Philosophia perennis verbunden war. Diese Tradition ging davon aus, daß ein einheitliches Wissen existierte. Gott, so die Vorstellung, habe den Menschen mit der Schöpfung ein Wissen verliehen, das über die Sintflut hinweg den Juden und den Heiden gleichermaßen zur Verfügung stand. Dieses Wissen der Menschen entsprach den göttlichen Vorstellungen vom Plan der Schöpfung. Nach Seinem Plan, das heißt gemäß Seinem Wort, das zugleich der von Gott vorherkonzipierte Begriff aller Dinge war, hatte Gott die Welt geschaffen. Die Teilhabe an diesen primordialen Gedanken Gottes, die sich zum Beispiel in der apriorischen Kenntnis der Zahlen zeigte, konnte durch die Einsicht in das Wesen der Schöpfung, das sichtbar zutage lag, ergänzt werden. Ein solches Wissen setzte zwar die Schöpfungstheologie voraus, war aber sonst weitgehend unabhängig von der positiven jüdisch-christlichen Offenbarung. Die Begründung für diese Tradition der Philosophiegeschichte ist zunächst nicht kompliziert: Sie besteht im vorausgesetzten philosophisch-theologischen 3

Es waren vor allem die Berliner Hugenotten Jacques Lenfant (1661-1728) und Isaak de Beausobre (1659-1738). Vgl. Bruckers (Auto-)Biographie im Zedier, abgedruckt und kommentiert im Beitrag von Ursula Behler in diesem Band.

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Monotheismus. Der eine Schöpfergott, der im Anfang alle Weisheit bei sich hat, offenbart diese Weisheit den Menschen in seiner Schöpfung. Zu dieser Weisheit Gottes kann es keine Konkurrenz geben, denn eine dieser Weisheit konkurrierende Weisheit würde den Wahrheitsanspruch des göttlichen Wissens aufheben. In dieser Beziehung müssen menschliches und göttliches Wissen übereinstimmen. Diese Vorstellung einer Tradition des Wissens vereinigte die theologische und die philosophische Wissenschaft zu einer Rekonstruktionswissenschaft der göttlichen Weisheit. Diese Weisheit war den Heiden und den Juden zugänglich, sofern sie Wissenschaft von der von Gott in der Natur des Menschen und der Natur der Schöpfung geoffenbarten Weisheit war. Diese Geschichtsvorstellung lieferte deshalb die Möglichkeit, das Wissen der Juden und das Wissen der Heiden miteinander zu harmonisieren. Das war die Aufgabe der Philosophiegeschichte gewesen, wie sie sich seit den alexandrinischen Kirchenvätern Klemens und Origenes in der Kirchengeschichte gestellt hatte, wie sie das Mittelalter hindurch bestand und wie sie in der philosophischen Tradition der Renaissance besonders seit Steucho Eugubinos Buch 'De philosophia perenni' (1540) nachgerade zum Gemeinplatz geworden war. Der Vorteil, der durch diese Philosophia perennis für die christliche Philosophie entstand, lag darin, daß die pagane Philosophie in den christlichen Offenbarungskontext integriert werden konnte. Der Preis für diese Integrationsleistung bestand darin, daß der Philosophiebegriff dadurch außerordentlich weit gefaßt werden mußte. Philosophie umfaßte in dieser Konzeption alle Äußerungen der menschlichen Kultur. Sowohl die Erzählungen über den Anfang, seien sie jüdischchristlicher oder paganer Natur, alle Konzeptionen der politischen Geschichte, sofern sie Gesetze und Sitten betrafen, alle magischen und mystischen Formeln und Vorstellungen waren so Teil der 'Philosophie'. Dieser umfassende Bereich des Wissens, der sämtlich zur Philosophie gerechnet werden mußte, war allen Völkern und Nationen zugänglich und bildete die Voraussetzung für die Vorstellung einer einheitlichen philosophischen Tradition der Welt. Die griechische Philosophie, über deren besondere Stellung man sich von Anfang an klar war, bildete nur eine Sektion innerhalb der Philosophia perennis. Seit der Entdeckung und Neuausgabe von Diogenes Laertius' 'De vita et scriptis philosophorum' (Basel, Froben 1533) war die besondere Rolle der griechischen Philosophiegeschichte allerdings auf eine neue Weise manifest. Mit Diogenes Laertius ließ sich die Genealogie und der historische Lehr-Zusammenhang der griechischen Philosophie klar fassen, klarer als bei allen anderen antiken Völkern. Dadurch geriet der Monopolanspruch der Philosophia perennis zwar zunächst noch nicht ins Wanken, aber es begannen sich zwei Typen von Philosophiegeschichte herauszubilden, einer, der an der Philosophia perennis orientiert war, ein anderer, der der griechischen Vorgabe des Diogenes Laertius folgte. Diese Typisierung bestimmte noch die Situation, vor die sich Brucker gestellt sah. Freilich lagen zwischen dem Erscheinen des ersten Bandes seiner 'Kurtzen

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Fragen aus der Philosophischen Historie' (1731) einerseits, dem Druck von Steuchos 'Philosophia perennis' (1540) und der Herausgabe des Diogenes Laertius (1533) andererseits nahezu 200 Jahre philosophiegeschichtlicher Forschung. Die Typen der Philosophiegeschichte hatten sich schon recht klar konturiert: Mit der Konzeption der Philosophia sectaria und eclectica, die in den Grundlagen Diogenes Laertius folgte, 4 war ein philosophiegeschichtliches Muster installiert, das die Philosophie der verschiedenen Schulen (Sekten) darstellte, ohne den jeweiligen Wahrheitsanspruch, mit dem sich diese Schulen untereinander paralysierten, selbst zu bedenken. Ein solches philosophiehistorisches Konzept war möglich auf dem Hintergrund der Vorstellung einer einheitlichen Weisheit, die als 'Philosophia eclectica' die Ergebnisse der verschiedenen Sekten zusammenstellte und als topisch-praktische Lehrsätze oder als zusammenfassende Theorien anbot. Gerhard Johannes Vossius hatte 1649 in seiner Abhandlung 'De philosophorum sectis'5 die antiken philosophischen Sekten dargestellt, und Stanley hatte in seiner 'Historia Philosophiae', die von Gottfried Olearius bearbeitet und ins Lateinische übersetzt worden war,6 diese im engeren Sinn laertianische Tradition fortgesetzt. Um philosophiegeschichtliches Wissen nicht als Quisquilienwissen irgendwelcher eher verschrobenen und im doppelten Sinne merk-würdigen Wesen zu sehen, war es nötig, den Wahrheitsansprach der Philosophie und der Theologie zugleich ernstzunehmen. Unter diesen Bedingungen war das göttliche Wissen als der Hintergrund allen Wissens und die Übereinstimmung des göttlichen Schöpfungsplans mit dem menschlichen Wissen durchaus eine seriöse Theorie. Die philosophiegeschichtlichen Konzeptionen der neuplatonischen Schule von Cambridge, vor allem Ralph Cudworth mit seinem 'Intellectual System of the Universe'7 hatte noch einmal versucht, die neuplatonischen Grundlagen der christlichen Philosophiegeschichte wiederzubeleben. Das war ein konservatives Unternehmen, das die Schöpfungstheologie nach dem Muster des Genesis-Kommentars Philos von Alexandrien zu interpretieren unternahm: Die Schöpfung der Welt sei nach den göttlichen Ideen erfolgt, die wie platonische Ideen eine eigene Sphäre zwischen Welt und Gott bildeten, diese Ideen seien die primordialen Schöpfungsgründe, die den logischen und den Existenz-Grund des Universums ausmachten. Er bemühte sich, noch einmal die Einheit des Wissens auf der Grundlage des christlichen Neuplatonismus zu erreichen und die Philosophiegeschichte als eine Geschichte des Teilhabewissens an der göttlichen Weisheit zu beschreiben. Cudworth's 'Sy4

5 6

7

Vgl. Michael Albrecht: Eklektik. Eine Begriffsgeschichte mit Hinweisen auf die Philosophieund Wissenschaftsgeschichte. Stuttgart-Bad Cannstatt 1994. Kap. 1, § 6. Gerhard Johannes Vossius: De philosophorum sectis Uber. Den Haag 1657. Thomas Stanley: Historia Philosophiae, vitas, opiniones, resque gestas et dicta philosophorum sectae cuivsuis complexa autore Thoma Stanleio, ex Anglico sermone in latinum translata, emendata, & variis dissertationibus atque observationibus aucta. Acessit vita autoris. Übers, von Gottfried Olearius. Leipzig 1711. 4° (1222 S. und Index). Ralph Cudworth: The Intellectual System of the Universe. London 1678.

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stem of the Universe' wurde wie Stanley's Philosophiegeschichte ins Lateinische übertragen und von Johann Lorenz Mosheim ausführlich kommentiert.8 Dieses folgenreiche konservative philosophiegeschichtliche Unternehmen blieb freilich nicht unwidersprochen: Der französische Philosoph und Philologe PierreDaniel Huet (1630-1721), Herausgeber einer großen Origenes-Ausgabe, hatte aus der philosophiegeschichtlichen Situation der Verschiedenheit der Sektenmeinungen einerseits und der permanenten Häresienähe der neuplatonischen Interpretation des Christentums eine andere Konsequenz gezogen, die der Skepsis. Mit seiner Diagnose der Nähe von neuplatonischem Christentum und Ketzerei stand er nicht allein. Seit dem Angriff von Mersenne auf Giorgio Veneto9 und von Gassendi auf Robert Fludd's neuplatonische Philosophie10 sowie der Kritik des Greifswalder Professors Ehregott Daniel Colberg am 'Hermetisch-platonischen Christentum"1 Weigels und Böhmes, seit dem Streit um den Piatonismus der Kirchenväter12 war die Frage danach offen, ob die Philosophia perennis, wie sie in der Renaissance konzipiert worden war, tatsächlich in der Lage sei, Christentum und Philosophiegeschichte zu versöhnen. Vernunftskepsis und Apologetik gehörten im 17. Jahrhundert häufig zusammen; einer der für seine Zeit bekanntesten Apologeten war Pierre-Daniel Huet, dessen 'Demonstratio evangelica' (zuerst 1679) die apologetische Vorderseite seiner posthum veröffentlichten philosophischen Skepsis war.

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[Ralph Cud worth]: Sy sterna intellectuale huius universi seu de veris naturae rerum originibus commentarii. Johannes Laurentius Moshemius omnia ex anglico latine vertit variisque observationibus et dissertationibus auxit. Jena 1733; Johann Lorenz Mosheim: De turbata per recentiores Platonicos ecclesia. Helmstedt 1725. Mosheims Verhältnis zum Piatonismus ist zweideutig: Er kritisiert ihn heftig und bleibt doch von ihm fasziniert. Vgl. Wilhelm Schmidt-Biggemann: Piatonismus, Kirchen- und Ketzergeschichte. Mosheims dogmatischhistorische Kategorien. In: Johann Lorenz Mosheim (1693-1755): Theologie im Spannungsfeld von Philosophie, Philologie und Geschichte. Hg. von Martin Mulsow, Ralph Höfner, Helmut Zedelmaier. Wiesbaden 1997 (Wolfenbütteler Forschungen Bd. 75). S. 193-210. F. Marini Mersenni Ordinis Minimorum S. Francisci in Paula Quaestiones in Genesim, cum accurata textus explicatione. In hoc volumine Athei, et Deistae impugnantur, et Vulgatae editio ab haereticorum calumnijs vindicatur. Graecorum et Hebraeorum musica instauratur. Francisci Georgi Veneti cabalistica dogmata fuse refelluntur, quae passim in illius problema habentur. Opus Theologicis, Medicis, Jurisconsultis, Mathematicis, Musicis vero et Catoptricis praesertim utile. Paris 1623. Pierre Gassendi: Examen Philosophiae Roberti Fluddi Medici. In quo et illius libris adversus R.P. F. Mersennum ordinis minimorum Sancti Francisci de Paula scriptis, responditur. In: Opera. Lyon 1658, ND Stuttgart 1964. Bd. 3. S. 210-268. Ehregott Daniel Colberg: Das Platonisch-Hermetische Christentum / Begreiffend Die Historische Erzehlung vom Ursprung und vielerley Secten der heutigen Fanatischen Theologie, unterm Namen der Paracelsisten, Weigelianer, Rosencreutzer, Quaecker / Boehmisten / Wiedertaeuffer / Bourignisten / Labadisten / und Quietisten. T. 1-2. Frankfurt, Leipzig 16901691. Vgl. Anm.28.

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Ein Nachruf auf Huet faßt dessen Vorstellung über die Schwäche des menschlichen Verstandes und den Sinn des Glaubens in drei Thesen zusammen: 1. Fides, quam Dei solius ope consequimur, id habet maxime proprium ut nulli sit errori obnoxia. 2. Humana ratio nullum ex se suisque viribus praesidium habet veritatis clarissime firmissimeque percipiendae. 3. Ubicumque dissidium apparet rationis atquefidei, ommittenda illa est, haec audienda." Erwies sich die Konziliation von Glaube und Vernunft als unmöglich, dann blieb ein doppelter Ausweg: Entweder christliche Skepsis, die den Glauben akzeptierte und die Philosophie skeptisch annahm, oder eine philosophische Skepsis, die die Philosophie akzeptierte und der christlichen Religion gegenüber skeptisch war. Die Schule des Hallenser Eklektizismus,14 der Brucker wie sein Lehrer Budde zugetan war, hat sich - cum grano salis - für die erste Lösung entschieden: für die gläubige Skepsis. Sie hat, wie ihr Lehrer Thomasius, nach dem Nutzen der Philosophie gefragt, nicht nach ihrer Wahrheit. Denn der Nutzen der Philosophie konnte entweder die 'Praeparatio evangelii' sein oder die Hilfestellung fürs praktische Leben. Die Wahrheit, auf die es ankam, war allemal die theologische. Und angesichts dieser festen Wahrheit konnte auch der 'historische Pyrrhonismus'15 in Kauf genommen werden, denn hier ging um 'Fides historica', nicht um eine theologischen Heilswahrheit. Der historische Pyrrhonismus nahm die Skepsis auf, die Pierre Bayle in seinem 'Dictionnaire' unter dem Artikel 'Pyrrhon' so beschrieben hatte: Waren zwei Argumente gleichrangig, so wurde die Entscheidung über ihre Richtigkeit suspendiert: Ν on liquet. Soit plus amplement enquis.16 Der unmittelbare philosophiehistorische Vorläufer Bruckers, der Göttinger Rektor Christoph August Heumann (1681-1763), hat in seinen 'Acta Philosophorum"7auf die Frage nach dem Nutzen der Philosophiegeschichte geantwortet: 13

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Pet. Dan. Huetii Episcopi Abrinensis de imbecillitate mentis humanae libri tres. Amsterdam 1738. S. XXVIIIf. Vgl. M. Albrecht (Anm. 4) Kap. 5, § 34ff. Jacob Brucker: Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie [...]. Ulm 1731. Bd. 1. Vorrede (b) 4v. Christian Thomasius (Praes.), Matthaeus Lupin (resp.): Dissertatio de fide iuridica (2. Dez. 1699). Zuerst Halle 1699, ND Halle 1723, 1743, 1750; Pierre Bayle: Dictionnaire Historique et Critique. 3. Aufl. Amsterdam 1720. S. 2306. Art. 'Pyrrhon'; zum historischen Pyrrhonismus vgl. Friedrich Wilhelm Bierling: Commentatio de Pyrrhonismo Historico. Accessit propter affinitatem argumenti de iudicio historico Dissertatio. Leipzig 1724. Bierling hat schon 1707 in Rinteln eine dt. Dissertation mit demselben Titel geschrieben: Dissertatio de Pyrrhonismo oder von Ungewisheit der Historie. Rinteln 1707; vgl. Markus Völkel: Pyrrhonismus historicus und fides historica. Die Entwicklung der deutschen historischen Methodologie unter dem Gesichtspunkt der historischen Skepsis. Frankfurt a.M. 1987; Richard H. Popkin: The History of Scepticism from Erasmus to Descartes. Assen 1960. Christoph August Heumann: Acta Philosophorum das ist: Gründl. Nachrichten Aus der Historia Philosophica, Nebst beygefügten Urtheilen von denen dahin gehörigen alten und neuen Büchern. Bd. 1, 1. Stück. Halle 1715.

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Der erste General-Nutzen / den man aus der Historia philosophica ziehet / mag immerhin das Scire, ut scias seyn.Xi Der andere General-Nutzen der Historiae philosophicae bestehet darinnen / daß man seinen Verstand in Unterscheidung der Warheit von dem falschen übet / und sich angewöhnet / in allen Historien die Fabeln von den wahrhajften Geschichten abzusondern Hier ist zunächst deutlich, daß es sich für Heumann bei der Philosophiegeschichte um einen Part der Geschichtswissenschaft handelt. Es bleibt bei ihm auf eine charakteristische Weise offen, worin denn die Wahrheit dessen bestehe, was nicht Fabeln oder Geschichten sind. Im zweiten Stück der 'Acta Philosophorum' hat er im Einleitungsaufsatz 'Von denen Kennzeichen der falschen und nächsten Philosophie' (S. 179-236) gehandelt und sechs Kriterien der falschen - und damit implizit auch der richtigen - Philosophie festgestellt: Das erste ist / wenn eine Philosophische Schule uns nichts anders / als einen Kram unnützer speculationen / vorleget / es mögen nun dieselben einen Grund haben oder nicht: Das andere / wenn eine Philosophie sich bloß auf menschliche auctorität gründet: Das dritte / wenn die Philosophie auf dem Sand der Tradition erbauet ist: Das vierdte / wenn die Philosophie mit dem Aberglauben und falschen Religion in vollkommener Freundschaft und Harmonie stehet: Das fünfte / wenn die Philosophie sich in dunkele Ratzel und Symbole verhüllet: Und endlich das sechste / wenn eines Philosophi Lehre die Tugend nicht zur Gefährtin hat / sondern eine boßhaftige Seele vor ein Gefeß der wahren Weißheit angesehen seyn will.20 Das sind zwar keine formalen Wahrheitskriterien, aber es sind die Kriterien eines skeptischen Eklektizismus, der die Spekulation um des Nutzens willen verwirft, den Unterschied von Glauben und Aberglauben, von wahrer und falscher Religion kennt und (zirkulär) dadurch definiert, daß Spekulation und Aberglaube miteinander verbunden sind. Damit sind Aberglaube und Spekulation als dasselbe definiert, und diesen Aberglauben denunziert Heumann bei all denen, die über die positive Religion des Juden- und Christentums hinaus, die natürlich im Hallenser Protestantismus kulminiert, die Weisheit der Alten in und jenseits der Grenzen der griechischen Philosophie finden wollten. Es ist Heumanns Fassung philosophiegeschichtlicher Aufklärung, daß diejenige Philosophie, welche die Pfaffen im Heydenthum getrieben haben / und die man Philosophiam barbaricam nennet / nothwendig eine falsche und unächte Philosophie sey. Adieu demnach / du liebe Philosophia Chaldaeorum, Persarum, Aegytiorum , &c. davon man insgemein aus blinder veneration der Antiquität so ein großes Wesen machet?1

18 19 20 21

C.A. C.A. C.A. C.A.

Heumann Heumann Heumann Heumann

(Anm. (Anm. (Anm. (Anm.

17) 17) 17) 17)

Bd. Bd. Bd. Bd.

1,1. 1, 1. 1, 2. 1, 2.

Stück. Stück. Stück. Stück.

S. S. S. S.

4. 12. 183. 209.

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So weit wie Heumann ist Brucker später nicht gegangen, er hat die philosophia barbarica als historische Form der Philosophie beibehalten, er hat auch der jüdischen Philosophie und der Kabala, für die Heumann nur Spott übrig hatte, ein ganzes Buch gewidmet. Aber auch er hat die Philosophiegeschichte mit ihrem doppelten Nutzen gerechtfertigt: Dann einmahl so lernet man dardurck allen Philosophis, sie mögen noch so berühmt seyn, so lange auf ihr Wort nicht trauen / biß man ihre Lehre selbst geprüfet hat / und so wird man mit Ehren des in der Erkänntniß der Wahrheit schädlichen praejudicii auctoritatis loß: Hernach so lernet man auch selbst von sich mit Bescheidenheit halten / und gegen sich selbst mißtrauisch seyn / wann man stehet / daß die grosseste Ingenia, an die wir noch lange nicht reichen / sich hier und dar Verstössen haben. Welches uns so dann von vielen andern Vorurtheilen befreyet / und in den Stand setzet, desto ungehinderter der Wahrheit nachzudencken,22 Diese Beispiele kann der Pädagoge Brucker auch positiv wenden, und so hat die Philosophiegeschichte für ihn noch folgenden pädagogischen Nutzen: [...] man findet in der Philosophischen Historie nicht nur die fürtrefflichste Tugend-Lehren / und die schönste Klugheits-Regeln; sondern sie mahlet auch solche Exempel der Philosophorum vor Augen / welche es in der Ausübung der Weißheit weit gebracht haben / daß wir uns schämen müssen, daß wir, denen noch ein viel grössers Licht der Erkänntniß ist angezündet worden / noch weit dahinten geblieben / und von ihnen übertroffen worden seyen: Welches dann einen Eifer und Fleiß erwecket / es ins künfftige nicht beym blossen Wissen bewenden zu lassenn / sondern es zur Ausübung zu bringen.™ Die neuplatonische Verklammerung von Theologie und Philosophie war also nicht mehr sehr eng, als Brucker seine philosophiegeschichtlichen Studien begann. Heumann hatte die Frage nach der Glaubwürdigkeit in der Historia Philosophica24 auch für die platonischen Philosophen nach Christi Geburt gestellt und die Forderung, daß die Überlieferung der Lehren von Autoren wie in einer juristischen Zeugenlogik behandelt werden sollte, als Bedingung der 'Fides historica' dargestellt. Dabei konnte er sich auf Christian Thomasius' Disputation 'De fide juridica' (1699, cap. II) stützen, wo als Bedingung der Glaubwürdigkeit zwei Kriterien angegeben worden waren: 1. Ein Zeuge sei dann glaubwürdig, wenn er die Wahrheit habe kennen können. 2. Er sei glaubwürdig, wenn er die Wahrheit habe sagen wollen. Bei der Frage nach der Zeugenschaft geht es nicht um den Gehalt der Philosophie, sondern um ihre Überlieferung. Diese Frage ist dann von besonderer Bedeu22 23 24

J. Brucker : Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. S.15f. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. S. 17f. C.A. Heumann (Anm. 17) Bd. 1, 3. Stück. S. 381-462.

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tung, wenn die Philosophia perennis eine kontinuierliche Überlieferung behauptet, an der sie wegen ihrer internen Konzeption ein Interesse hat. Die paradoxe Folge dieser juristischen Glaubwürdigkeitskonstruktion besteht darin, daß eine Philosophie um so unglaubwürdiger ist, desto mehr Interesse sie an der historischen Verifizierung ihrer eigenen Theorie hat. Diese Denkfigur wendet Heumann auf die Darstellungen von Leben und Lehre neuplatonischer Philosophen an: Besteht keine Entscheidungsmöglichkeit, nach Lage der Quellen oder Überlieferung ein Urteil über die Interessenlage der Philosophen zu finden, bleibt nur der Pyrrhonismus historicus: Denn die Historien-Schreiber sind entweder coaevi, oder nicht. Die ersten wollen nicht die Wahrheit aufrichtig bekennen / theils aus Furcht / theils aus Haß / theils aus Affektion: Die andern aber können nicht / eben deßwegen, weil sie selbst nicht coaevi sind / und auch keine aufrichtigen testes coaevos anführen könnend Die Frage nach der Überlieferung der Philosophie ist vor allem dann brisant, wenn eine Philosophie, wie die Philosophia perennis der neuplatonischen Tradition, eine kontinuierliche Überlieferung einer Philosophie behauptet, an der sie interessiert ist, weil die kontinuierliche Überlieferung Teil ihrer Lehre ist. Und hier ist Heumann gegenüber den angeblich überlieferten Spruchlehren der Philosophen besonders skeptisch: Indem wir aber von der mannigfaltigen Ungewißheit in der Historia philosophica reden / so ferne solches die Lehren der Philosophorum angehet / so ziehen wir billich hierher auch ihre klugen Sprüche und Apophthegmata. Wenn etwas in unserer Historie dem Scepticismo historico unterworfen ist / so sind es diese.26 Eine solche interessierte philosophiegeschichtliche Überlieferung unterstellt Heumann den spätantiken Neuplatonikern und kommt zu dem für sie katastrophalen Ergebnis, daß sowohl die Viten als auch die Apophthegmata, die die Neuplatoniker ihren platonischen Vorläufern zugeschrieben haben, unglaubwürdig seien. Stillschweigend unterstellt er dabei, daß mit der Pseudepigraphie der antiken Neuplatoniker auch deren Lehrinhalte unglaubwürdig seien. Das war eine folgenschwere Implikation, denn sie diskreditierte auch die systematische Philosophie des antiken Neuplatonismus. Am allermeisten ist allhier zu bemercken die Boßheit der Platonischen Philosophorum nach Christi Geburt. Denn als diese sahen / wie sehr die Christliche Religion überhand nahm / ihre Secte hingegen von denen Christen verachtet wurde / als welche von ihrem Meister so viel grosse Thaten zu erzehlen wüsten / da hingegen die Platonici mit ihrem Patriarchen gar schlecht bestehen kunten; so fasseten sie die gottlose resolution / von ihren Patribus ecclesiae philo-

25 26

C.A. Heumann (Anm. 17) Bd. 1, 3. Stück. S. 418. C.A. Heumann (Anm. 17) Bd. 1, 3. Stück. S. 446.

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sophicae eben so grosse miracula zu erdichten / und dadurch Ehren zu erhalten /das Christenthum aber in seinem Wachsthum

ihre Secte bey zu hemmen.21

Heumanns B e i s p i e l e sind die Biographie Plotins, die Porphyrius geschrieben hat, die 'Vita Pythagorea' des Porphyrius, Philostrats Vita des Apollonius. Er zitiert zur Diskreditierung des ungeliebten spekulativen Neuplatonismus schließlich noch den Jesuiten Baltus, der in seiner 'Defense des SS. Peres a c c u s e s de Platonisme' angemerkt habe, daß nemlich

die Platonici

divina denen Christen

abgeborget

de / damit sie dadurch

der Christlichen

ihre Schüler

post-Christiani

oder vielmehr Religion

von dem Abfall zum Christenthum

die Lehre

abgestohlen

immer näher kommen abhalten

de

Trinitate

hätten / zu dem / und

Enalso

möchten.28

Philosophiegeschichte und Neuplatonismus waren i m ersten Drittel des 18. Jahrhunderts schon nicht mehr miteinander verschränkt. Vor allem Johann Albert Fabricius hat in seinen kritischen 'Bibliotheken' den pseudepigraphischen Charakter zahlreicher neuplatonischer Schriften dargestellt. D a s galt gerade für die Stücke der 'uralten' Philosophie des Hermes Trismegistos, der Chaldäischen Orakel, des Berosus. D i e charakteristische humanistische Konstruktion, daß die

27 28

C.A. Heumann (Anm. 17) Bd. 1, 3. Stück.. S. 440. C.A. Heumann (Anm. 17) Bd. 1, 3. Stück. S. 441. Zum Piatonismus der Kirchenväter vgl. Matthieu Souverain: Le platonisme devoile. Köln: Pierre Marteau 1700, dt. Übersetzung o.O. 1782 und Züllichau 1792 u. d. T. 'Versuch über den Piatonismus der Kirchenväter'. Vgl. außerdem Ehregott Daniel Colberg: De Origine et Progressu Haeresium et Errorum in Ecclesia specimen historicum. In quo ostenditur, quod Haereses in primitive Ecclesia, imprimis seculis prioribus natae, pleraeque Philosophiae Platonicae originem debeant. (Greifswald) 1694; Hermetisch-Platonisches Christentum. Frankfurt, Leipzig 1690/91. Colberg scheint im übrigen der Meinung gewesen zu sein, die Weisheit der Hebräer sei die Grundlage aller Philosophie. Seine Vorstellung ist die, es gebe eine hebräische Überlieferung, die die Philosophen auf ihren Reisen gelernt hätten. Diese Tradition ist aber für Colberg nicht identisch mit der neuplatonischen Philosophie. Vgl. Ehregott Daniel Colberg: Sapientia veterum Hebraeorum per universum terrarum orbem dispersa. Greifswald 1694. Die Diskussion beginnt philologisch und endet dogmatisch: Abrahamus Scultetus: Medulla Theologiae Patrum, qui a temporibus Apostolorum ad concilium usque Nicenum floruerumt. Cum praefatione Davidis Parei. Pars I. Amberg 1603; In qua Theologia Athanasii Magni et Epiphanii polyhistoris, analytica methodo expressa, et a Roberti Bellarmini corruptelis est vindicata. Pars II. Amberg 1606; In qua Theologia Eusebii Pamphili, Gregorii Nysseni, Luciferi Calaritani, Nemesii, Basilii coaetanei, Macarii Aegyptii, Optati Milevitani methodo analytica est expressa, et a Pontificiorum corruptelis vindicata. Subjuncta Analysis librorum quinque Vigilii adversus Eutychianos. Pars ΙΠ. Amberg 1609; In qua Theologia Basilii Magni, Episcopi Caesariensis, et Hilarii, Episcopi Pictaviensis, methodo analytica est expressa. Subjuncta Analysis librorum Foebadi adversus concilium Sirmiense, Didymi Alexandrini [...]. Pars IV. Heidelberg 1613. ND des Ganzen u. d. T. 'Medullae theologiae Patrum syntagma'. Frankfurt 1634; Jean Daille: De Usu patrum ad ea definienda religionis capita, quae sunt hodie controversa, libri duo. Genf 1655; frz. Ausgabe: ders.: Traicte de l'employ des Saincts Peres pour le iugement des differences, qui sont auiourd'hui en la religion. Genf 1632.

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Weisheit der Alten ihres Alters wegen besonders wertvoll sei, war mit Fabricius nachhaltig erschüttert.29 Brucker hat in seiner 'Historia philosophica doctrinae de ideis',30 die er unter dem Einfluß von Budde und Heumann wohl noch in Halle verfaßte, an der dogmatischen Trennung von platonischer Philosophie und allen platonischen Schulen weitergearbeitet.31 In diesem Buch, seiner ersten größeren philosophiehistorischen Arbeit, löste er die Verbindung von genuin platonischer Philosophie, spätantikem Neuplatonismus und dessen Rezeption durch die Renaissancephilosophie auf. Wenig später interpretierte er in den 'Kurtzen Fragen' die platonische Selbststilisierung der Schule des Ammonios Sakkas als antiken Eklektizismus (und damit als eklektische 'Schule' und Selbstwiderspruch, denn der Eklektizismus wollte nach dem eigenen Programm die Philosophie nach Schulzusammenhängen überwinden); den Piatonismus der Renaissance ordnete er nach der kategorialen Vorgabe des Diogenes Laertius als 'secta platonica' ein. Damit beschleunigte Brucker die historische Dissoziation der Philosophia perennis, die sich selbst vor dem Hintergrund der ewigen göttlichen Weisheit konstruiert hatte. Zugleich historisierte er den Anspruch der platonischen Philosophie. Die Zeugnisse der Philosophie sind ihm nicht mehr Dokumente für eine unstreitige Wahrheit, sondern es erfordern die Gesetze des historischen Glaubens32 eine vorsichtige und skeptische Lektüre. Dieser Historisierung der philosophischen Ansprüche entspricht die Betonung der biographischen und schulgeschichtlichen Zusammenhänge, die Brucker mit 'De vitis et scriptis philosophorum' des Diogenes Laertius gemeinsam hat. So kann er darangehen, wie er schreibt, sehr viele Fabeln, und ungegründete Mährlein auszumertzen, welche uns die alten und mittleren Zeiten auf den Ermel gebunden, und man gemeinlich so richtig als ein Evangelium gehalten hat: Worinnen ich um so getroster worden, nachdem vorbelobter Herr Heumann mit hierinnen tapffer vorgegangen, und in vielen Exempeln gezeiget hat, wie man sich das Vorurtheil des Alterthums zu falschen Begriffen, ja wohl gar zum Beyfall ungegründeter Erzählungen habe verleiten lassen

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Zur Vorgeschichte vgl. Antony Grafton: Defenders of the Text, the Traditions of Scholarship in an Age of Science (1450-1800). London, Cambridge/Mass. 1991. [Jacob Brucker]: Historia philosophica doctrinae de ideis qua turn veterum imprimis graecorum turn recentiorum philosophorum placita enarrantur. Augsburg 1723. Zum Zusammenhang E.N. Tigersted (Anm. 1); Jacob Thomasius: Oratio de ideis Piatonicis. In: Orationes, partim ex umbone templi academici, partim ex auditorii philosophici cathedra recitatae, argumenti varii. Leipzig 1683. No. XIII. Thomasius referiert die Ideenlehre des christlichen Piatonismus mit offensichtlicher Sympathie. Michael Gottlieb Hansch: De Enthusiasmo Platonico. Leipzig 1716; Johann Franz Buddeus: Isagoge Historico-Theologica. Leipzig 1730. S. 202f.; Johann Albert Fabricius: Bibliotheca Graeca. Bd. II. S. 34ff. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. Vorrede (b) 4. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. Vorrede (b) 4v.f.

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Der eigentliche Preis für diese historische Entlastung der Philosophie ist der Verlust des Wahrheitsanspruchs der Philosophie. Dieser Wahrheitsanspruch ist bei der Theologie verblieben, die selbst von der Natur positiver Offenbarung und damit für Brucker, wohl wie für Budde, seinen wichtigsten Lehrer, biblisch gerechtfertigt ist. Noch ehe er seine 'Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie' recht konzipiert hatte, hatte er in einem Aufsatz, den er in einem Sammelband Otium Vindelicum' 1729 herausgab, gewarnt: De comparatione philosophiae gentilis cum sciptura sacra et religionis christianae dogmatibus caute instituenda. Er hatte die Eigenständigkeit der Theologie gegenüber der Philosophie longe und late dargelegt, und sich wiederholt gegen den Begründer der apologetischen Philosophia perennis, Steucho Eugubino, gewendet.34 Seine Argumentation orientiert sich am zweiten Kapitel des paulinischen Kolosserbriefes.35 Sehet zu, daß euch niemand einfange durch Philosophie und leeren Trug, gegründet auf der Menschen Lehre und auf die Elemente der Welt und nicht auf Christus}6 Das Verhältnis von Philosophie und Theologie faßt er so zusammen: Tot cautelis munienda est philosophiae gentilis cum Sriptura S. comparatio, & tarn provide incedendum, si in hoc negotio offendere nolimus. Quod cum gravis labor & difficile opus sit, mirum non est, viros quosdam insignes, meritisque in sanctissimam nostram religionem venerabiles non inter veteres modo, sed & recentiori aetate in hac refuisse lapsos & vel gentilia dogmata cum Christianis miscuisse, vel auctoritatibus librorum suppositorum probationes suas inaedificasse, vel alio denique modo cautelarum allatarum immemores minus, ut debebant, sibi cavisse, sicque, quem sibi proposuerant, finem nonfuisse assecutos,37 Diese Position hat er in den 'Kurtzen Fragen' beibehalten, auf die Frage, welchen Nutzen die Theologie aus der Philosophiegeschichte ziehe, antwortet Brucker: So siehet man auch aus der Philosophischen Historie, wie die gröste Irrthümer und Ketzereyen / aus eigenen Einfüllen und meistens aus den Lehr-Sätzen der Heydnischen Philosophorum entstanden Seyen / und ihren Ursprung daher genommen haben / wann der menschliche Verstand an der Einfalt der Christlichen Lehre einen Eckel gehabt/ und sich die fremde Grillen der Menschen / die ihnen o f f t Hochmuth / Einbildung / Widerspruch / ja wohl gar Atheisterey und ein offenbahrer Sünden-Dienst eingegeben, besser gefallen lassen,38

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Jacob Brucker: Otium Vindelicum, sive meletematum historico-philosophicorum triga. Augsburg 1729. S. 1. Kol. 2,18f. J. Brucker: Otium Vindelicum (Anm. 34) S. 41. J. Brucker: Otium Vindelicum (Anm. 34) S. 11 lf. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. S. 18f. Zu Heumann und Brucker vgl. den Beitrag von Mario Longo in diesem Band.

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III. Bruckers Gliederung seiner Philosophiegeschichten Die Situation der Philosophiegeschichte, wie sie Brucker vorfand, war die folgende: 1. Die Philosophiegeschichte war insgesamt von ihrer apologetischen Aufgabe entlastet, eine Vor- und Zusatzgeschichte zur Offenbarung zu sein. Diese Aufgabe war durch die Dissoziation des apologetischen christlichen Neuplatonismus hinfällig geworden. 2. Die Frage nach der Wahrheit der historischen Philosophie stellte sich nicht, diese Wahrheit war depotenziert zu historischen Minungen. Die Meinungen der verschiedenen Philosophien wurden weder untereinander verglichen noch mit dem theologischen Wahrheitsanstrich verbunden. 3. Die Philosophiegeschichte wurde als Teil der Geschichte betrachtet und war so der 'Fides historica' zugeordnet; sie stellte, nach dem Muster des Diogenes Laertius, das Leben und die Meinungen der Philosophen dar. Aufgabe der Philosophiegeschichte war die treue Rekonstruktion der Überlieferungsgeschichte der Philosophie. 4. Die Ordnung der Philosophiegeschichte erfolgte insgesamt nach dem Schema von Philosophia eclectica und Philosophia sectaria, das ursprünglich aus Diogenes Laertius stammte und in der Folge von Christian Thomasius' 'Introductio in philosophiam aulicam' zum Markenzeichen der Thomasiusschule wurde. Diese Voraussetzungen waren vor allem durch Johann Franz Budde und durch Christoph August Heumann dargestellt worden. Als Brucker sich entschloß, eine Philosophiegeschichte für die Schule zu schreiben - er war damals Pfarrer in Kaufbeuren - , war es nachgerade selbstverständlich für ihn, daß er sich auf diese Kategorien, wie er sie in seinem Jenenser Studium erworben hatte, stützte. Er berief sich ausdrücklich auf die Arbeiten, die der um die Gelahrheit so hoch verdiente, und sonderlich in der Philosophischen Historie recht unvergleichliche Göttingische Direktor, Herr D. Christoph. Augustus Heumann [...] in seinen mit so grossem Judicio als Belesenheit geschriebenen Actis Philosophorum39 vorge39

J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. Vorrede (a) 7. Zur Episode, daß Brucker ein Manuskript Heumanns benutzt hat, das bei der Rücksendung verloren ging, vgl. den Beitrag Mario Longos in diesem Band, Anm. 34. S. 177. Vgl. Georg Andreas Cassius: Ausführliche Lebensbeschreibung des um die gelehrte Welt hochverdienten D. Christoph August Heumanns. Kassel 1768. S. 386f.: A. 1730. roganti Bruckero misi omnia collectanea historiae philosophicae, postquam sancte is promisisset, se intra annum esse ad me remissurum. Exacto anno scribebat, se ea ad Lipsiam M. Stuebnerum, nec dubitasse, esse ea iam mihi reddita. Scribebam ad Stuebnerum. At is petulanter mihi rescribebat, significans, se ea veredario, dedissse Brunsvicensi, nec amplius hanc curam ad se pertinere. Scripsi ad postam Brunsvicensem, sed accept responsum, a Stuebnero id falso iactari. Postea multum et opere et sumtuum frustra impendi. Bruckerus ita se mihi excusavit, ut credam, ipsius culpam hic esse nullam, sed Stuebnerum ea retinuisse, gavisumque esse, me privatum esse magno aliquo

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legt hatte. Brucker verband diese Konzeption der Philosophiegeschichte mit der didaktischen Katechismus-Methode, die der Hamburgische Rektor Johann Hübner für Geographie und Universalgeschichte entwickelt hatte. Hübner (1668-1731), Schüler des Leipziger Historikers Otto Mencke, hatte es sich schon in seiner Leipziger Magisterzeit angelegen sein lassen, bei seinen Vorträgen alles Pedantische, Weitschweifige, Unnöthige vermeidend, polyhistorische Stoffe zu vermitteln.40 Diese Methode hatte er in seiner Zeit als Rektor am Gymnasium in Merseburg (1694-1711) in den 'Kurtzen Fragen aus der neuen und alten Geographie'41 und in den 'Kurtzen Fragen aus der politischen Historie',42 die zahlreiche Ausgaben erreichten, in Lehrbuchform gebracht, ehe er aufgrund dieser didaktischen Verdienste als Nachfolger von Johann Albert Fabricius Rektor des Hamburger Johanneums wurde. An dieser Methode Hübners hat sich Brucker zunächst orientiert. Insonderheit, schreibt er in der Vorrede zu seinen 'Kurtzen Fragen', ist diese Methode in der Historie für die Jugend ungemein nützlich / als welche in einer fortwährenden Erzählung nicht alles genugsam begreiffen und behalten kann / dahingegen bey Frag und Antwort, wenn selbige mit Deutlichkeit verfasset / und in Ordnung vorgetragen werden, dem Verstand und Gedächtnis fürtrefflich unter die Arme gegriffen / und die Jugend in den Stand gesetzet wird / bey der Wiederhohlung sich selbst helffen zu können,43 Brucker hat seine historische Skepsis auf eine spezifisch gelehrte Art mit dem didaktischen Konzept Hübners verbunden, er hat nämlich die kurzen Lehrsätze mit langen Anmerkungen versehen, die zwar den didaktischen Nutzen des Werks Kürze und Knapppheit - nachgerade aufheben, aber diese Anmerkungen machen den eigentlichen wissenschaftlichen Wert von Bruckers 'Kurtzen Fragen' aus. Die Gattung Schulbuch wird damit allerdings doppeldeutig, es handelt sich eher um ein gelehrtes Lehrbuch. Der Zweck seiner Philosophiegeschichte ist eklektische

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43

bono. Certe ne mille quidem imperialibus venales fuissent mihi illae collectiones annorum plurium. In der 'Vorrede' zum IV. Band der 'Kurtzen Fragen' bezieht sich Brucker indirekt auf diese Episode; er fordert die Leser auf, ihm kritische Beobachtungen mitzuteilen, und dankt Heumann für die erhaltenen Anregungen: Wie ich dann hier nicht ohne verdienten Ruhm und mit schuldigster Dankbarkeit melden kan, daß der, wie in allen Wissenschaften unvergleichliche, also in der philosophischen Historie ungemein erfahrne Göttingische Director und Professor Theologiae, Herr D. Christophorus Augustus Heumannnus, solches mit sonderbarer Gütigkeit gethan habe. Vgl. ADB. Bd. XIII. Leipzig 1881. Art. 'Hübner'. Johann Hübner: Kurtze Fragen aus der neuen und alten Geographie. [Leipzig 1706]. Johann Hübner: Kurtze Fragen aus der Politischen Historia Biß auff auf den Friedensschluß zu Ryswick. Leipzig 1699. Dann: Biß auf die gegenwärtige Zeit continuiert. T. 1-10. Leipzig 1704-43. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. Vorrede (a) 7v.

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Aufklärung, die Möglichkeit nämlich, sich selbst ein Urteil über die Systemata der Philosophen zu bilden. Damit aber der Leser auch im Stand seye / von solchen Systematibus zu urtheilen / und da sonderlich die Stuffen der Wahrscheinlichkeit und des Historischen Glaubens gar verschieden in denselbigen sind / und man manchmal sich wohl vorsehen muß / wie viel und wie weit man zu glauben habe / so sind bei jedem Systemate etliche allgemeine Anmerckungen aus der Historie derselbigen gemacht worden / welche den Dienst leisten können / daß man mit vernünjftigen und vorsichtigen Augen solche Lehr-Sätze der Alten ansehe / und sich vor allerhand Vorurtheilen und Übereilungen hüte / auch lerne / nicht mehr glauben und setzen / als man Grund und Gewicht der Sache vor sich hat,44 Das didaktische Programm vermittelte eine Philosophiegeschichte, die in der Trennung von Philosophie und Theologie ihr Specificum hatte. Auf eine gewisse Weise war die Theologie auch hier noch die Magistra Philosophiae, denn nur das theologische Wahrheitsmonopol machte es möglich, die 'Meinungen' der Philosophen mit historischem Pyrrhonismus darzustellen. Deshalb hatte schon Heumann in seinem Schema der Philosophiegeschichte, das er im ersten Band seiner 'Acta Philosophorum'45 dargestellt hatte, die Einteilung der gesamten Philosophie nach einem spezifisch christlichen Schema angeboten: Er hatte die Philosophie gemäß der Zeitenwende in Philosophia antechristiana und Philosophia postchristiana eingeteilt. Die 'Philosophia antechristiana' hatte er zunächst in Philosophia empirica sive simplex und in Philosophia scientifica sive theoretica gegliedert. In der 'Philosophia empirica simplex', die sich in Philosophia Graeciana und Philosophia extra Graeciam teilt, ressortierten die Philosophia barbarica, die hebräische Philosophie sowie die Philosophia simplex der Griechen. Hier sollten die von Heumann geringgeschätzten philosophischen Weisheiten der jüdischen, chaldäischen, indischen, phönizischen, ägyptischen und äthiopischen Priester ebenso behandelt werden wie die Weisheit der griechischen Poeten, Redner, Historiker und Politiker. Die Philosophie im eigentlichen Sinne, quae in Graecia et orta est et maxime floruit,46 blieb von dieser allgemeinen Weisheit kategorial getrennt. Mit dieser Einteilung der Philosophie sicherte sich Heumann zweierlei: Er ging zunächst von dem weiten Begriff der Philosophie, die die Weisheit aller Völker umfaßte, aus. Zugleich faßte er den Bereich der griechischen Weisheit, der der Weisheit aller anderen Völker entsprach, als einen eigenen Bereich und behielt, sein wichtigstes Ergebnis, am Ende die Philosophie im engeren, griechisch orientierten Sinn übrig. Auf diese eigentliche, wissenschaftliche Philosophie wendet er nun ein doppeltes Schema an: Zunächst unterteilt er die Philosophen in Dogmati-

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. Vorrede (b) 3f. C.A. Heumann: Acta Philosophorum (Anm. 17) Bd. 1, 3. Stück, zu S. 472. Vgl. Anm. 45.

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ker und Skeptiker und untergliedert die dogmatischen Philosophen noch einmal in eklektische und Sektenphilosophen. Als Skeptiker gelten Pyrrhonisten und Akademiker. Die Frage nach dem Verhältnis von Sektenphilosophen und Eklektikern ist schwieriger: Eklektiker sind alle diejenigen, die ihre Philosophie nicht schulmäßig verengen: So ist Sokrates, gemeinsam mit Heraklit, ein Eklektiker, die ionischen Naturphilosophen sowie die Epikureer, die Pythagoreer und die Sokratiker sind hingegen Sektenphilosophen. Daß die Sokratische Schule in Plato einen Schüler hatte, der als Eklektiker zählt, nämlich Aristoteles, ist ebensowenig verwunderlich wie die Tatsache, daß die verschiedenen platonischen Akademien, die alte, die mittlere, die neue und die erneuerte als Sekten zählen. Die nachchristliche Philosophie teilt Heumann erneut nach religionsgeschichtlichen Kriterien ein: ante reformatam religionem, post reformatam religionem. Bei der Philosophiegeschichte vor der Reformation interessieren ihn die heidnischen Philosophenschulen am meisten. Seine Liste: Epikureer, Cyniker, Stoiker, Aristoteliker, Platoniker. Die anderen Philosophen werden nach religiösen Kriterien klassifiziert: Die Christen, die zunächst Platoniker waren, später Aristoteliker, schließlich die Mohammedaner und die Juden, die als Aristoteliker gelten. Die Philosophie nach der Reformation ist für ihn christlich bestimmt, und hier gilt als Ordnungsschema wieder eklektische und Sektenphilosophie. Die nachreformatorischen Sekten sind die scholastischen Aristoteliker, die Gnesio-Aristoteliker, die Platoniker, die Kabalisten, die Theosophen. Innerhalb der Eklektiker bilden die Ramisten und die Cartesianer eigene Sekten, wohingegen Telesio, Hobbes, Thomasius als unabhängige Eklektiker gelten. Die chinesischen und japanischen Philosophien, die Heumann am Ende als nicht-christliche Philosophien auflistet, bilden nicht mehr als eine Appendix. Dieses Schema aus Heumanns 'Acta Philosophorum' hat Brucker für seine 'Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie1 ziemlich komplett übernommen. Auch er hat zunächst nach der christlichen Chronologie in vor- und nachchristliche Philosophie gegliedert. Die vorchristliche Philosophie gilt Brucker als die erste Hauptperiode und umfaßt die ersten drei Bücher (Bd. 1 und 2). Sie gliedert sich in 'Philosophia barbarica' und 'Graeciana'. Das erste Buch der 'Kurtzen Fragen' ist der 'Philosophia barbarica' gewidmet und enthält die vor- und nachsintflutliche hebräische Philosophie sowie die Philosophie der Chaldäer, Perser, Inder, Araber, Phönicier, Ägypter, Libyer, der Römer, der Scythen, Goten und Thracier. Dieser Teil entspricht der hebräischen und barbarischen Philosophie in Heumanns Einteilung. Das zweite Buch von Bruckers 'Kurtzen Fragen', 'Von der Kindheit der Philosophie bey den Griechen', entspricht Heumanns 'Philosophia empirica seu simplex' bei den Griechen. Erst mit dem dritten Buch 'Von dem Männlichen Alter der Griechischen Philosophie' beginnt die Behandlung der wissenschaftlichen Philosophie. Dieses dritte Buch umfaßt den größten Teil der ersten beiden Bände der

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'Kurtzen Fragen'.47 Hier werden ganz nach dem Heumannschen Schema die ionische, sokratische, cyrenaicische, megarische, die akademischen Schulen und Plato, die peripatetischen Schulen und Aristoteles, die Cyniker, Stoiker (bis hierher reicht Bd. 1), dann die Pythagoreer, Eleatiker, Heraklitäer, Epikureer und Skeptiker (Bd. 2) behandelt. Mit dem dritten Band der 'Kurtzen Fragen' beginnt die 'Philosophia postchristiana'. Heumann hatte diese Periode zunächst in vorreformatorische und nachreformatorische Philosophie eingeteilt und in der vorreformatorischen Periode zwischen heidnischer und christlicher Philosophie unterschieden. Brucker folgt dieser Einteilung und behandelt im 3. Teil (Bd. 3) die heidnische Philosophie der Spätantike. Seine 'Sekten' sind die (Neo-)Pythagoreer, die Platoniker, die Eklektiker, die Peripatetiker, die Cyniker, die Stoiker, die Epikureer und die Skeptiker. In dieser Einteilung ist die Ressortierung der Sekten irritierend: Die Platoniker und die Eklektiker (die heute als antike Neuplatoniker firmieren) werden weit auseinanderdividiert. Diese Merkwürdigkeit hat naheliegende theologische Gründe: Wie Heumann ist auch Brucker an einer strikten Trennung von Philosophie und Theologie interessiert und definiert deshalb die neuplatonische Philosophie nicht als Philosophia perennis, sondern als heidnische und antichristliche Philosophie. Irritierend ist freilich, daß er diese heidnische Philosophie als Philosophia eclectica bezeichnet und also mit dem Ehrenprädikat der praktisch orientierten unspekulativen Philosophie der Thomasius-Schule belegt. Damit ist sowohl die allerspekulativste Philosophie, nämlich die der Schule des Ammonios Sakkas und Plotins, als eklektische bezeichnet als auch deren erklärter Gegner in der frühen deutschen Aufklärung, die Jenenser und Hallenser Schule des historischen Eklektizismus.48 Die Erklärung für diese Irritation ist ihrerseits historischer Natur: Der bei Diogenes Laertius als Stammvater der eklektischen Schule erwähnte Potamon von Alexandrien wird von Brucker als Begründer des Neuplatonismus und als Lehrer des Ammonios Sakkas identifiziert. Potamon von Alexandrien, dem Ammonios Sakkas und seine Schule folgt, gibt bei Brucker dem spätantiken Neuplatonismus den Namen 'Eklektische Schule'.49 Brucker ist sich über die terminologische Irritation selbst klar gewesen. Auf die Frage nach der 'Secta eclectica' hat er geantwortet: Wann man die beyde Wörter in ihrer eigentlichsten Bedeutung nimmt / so ist nichts ungereimters / als eine Sectam eclecticam statuiren. Dann eine Secte nimmt die Meynungen eines gewissen Lehrers an / und hängt ihnen an / daher sie auch den Namen hat; Eclectice aber philosophiren heißt aus allen Secten

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49

Nämlich J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 1. S. 345-1120 und Bd. 2. S. 1-820. Vgl. zu dieser Frage den Beitrag von Ulrich J. Schneider in diesem Band: Das Eklektizismusproblem in der Philosophiegeschichte. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 3. S. 451.

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das beste und wahrscheinlichste auslesen und demselbigen folgen / so daß dieses bei jenem unmöglich bestehen kan. Wann man aber durch das Wort Secta eine gewisse Art zu philosophiren verstehet / welche ein Philosophus vor andern excoliret / und dem andern darinnen nachfolget / so kann man in diesem weitläufftigen Verstand wohl eine Sectam eclecticam zugeben. Wann wir diesem hinzuthun, daß diese Ratio philosophandi Eclectica mehrentheils in einem Syncretismo philosophico verschiedener berühmter Secten / sonderlich der Platonischen und Aristotelischen bestanden / so ist allerdings der Wahrheit gemäß / daß es eine Sectam Eclecticam gegeben / und selbige in vielen berühmten Männern florirt habe / und in diesem letztern Verstand haben wir nunmehr auch von der Secta Eclectica zu handeln.50 Als zweiten Part der vorreformatorischen Philosophie hatte Heumann die Philosophie der Christen, Mohammedaner und Juden vorgesehen. Auch hier ist ihm Brucker gefolgt. Der vierte Teil der 'Kurtzen Fragen' (dem vierten Band entsprechend) behandelt die Philosophie der Juden zunächst von der babylonischen Gefangenschaft bis zur Zerstörung Jerusalems, die talmudische, die ältere kabbalistische und die aristotelisierende jüdische Philosophie, schließlich ausführlich die kabbalistische Philosophie. Inhaltlich folgt Brucker dabei seinem Lehrer Budde, der 1702 und noch einmal in erweiterter Auflage 1720 eine 'Introductio ad Philosophiam Ebraeorum' geschrieben hatte.51 Das Kapitel 'Von der Philosophie der alten Christen' beschreibt ziemlich knapp die griechische und lateinische Patristik. Nach Heumanns Schema ist auch noch das erste Kapitel des 5. Bandes seiner 'Kurtzen Fragen' konzipiert: 'Von der Philosophie der Araber oder Saracenen'. Im zweiten Kapitel des 5. Buches geht Brucker aber über das Schema Heumanns hinaus. Heumann hatte die mittelalterliche Philosophie ganz ausgelassen, dem hatte sich Brucker noch 1736 in seinem 'Auszug aus den Kurtzen Fragen aus der Philosophischen Historie' angeschlossen; auch dort kam das Mittelalter nicht

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 3. S. 427f. Johann Franz Buddeus: Introductio ad Philosophiam Ebraeorum. Halle 1702. Im Anhang (S. 409-594) findet sich eine lange 'Dissertatio de haeresi Valentiana'. Budde behandelt hier ganz konservativ im Sinne der philosophia perennis - alle Themen der jüdischen 'Philosophie': Adamitische Weisheit, translatio sapientiae, Talmud, Physica Mosaica, mittelalterliche jüdische Philosophie, kabbalistische Philosophie, und zwar in ihrem christlichen und jüdischen Part. Budde antwortete mit seiner 'Introductio' auch auf Johann Georg Wächter: Der Spinozismus im Jüdenthumb (1699); er hatte 1700 in seiner Zeitschrift 'Observationes selectae ad rem litterariam spectantes' I (1700) einen Aufsatz veröffentlicht: 'Defensio Cabbalae Ebraeorum contra auctores quosdam modernos' (S. 207-232) und hatte diese These ausgearbeitet in seiner Dissertation 'De Spinozismo ante Spinozam' (Halle 1701, 2. Aufl. 1706, in seinen Analectae historiae philosophiae. Halle 1706 u. d. T.: Exercitatio historicophilosophica de Spinozismo ante Spinozam). Vgl. Johann Georg Wächter: Der Spinozismus im Jüdenthumb (1699). Mit einer Einleitung herausgegeben von Winfried Schröder. Stuttgart· Bad Cannstatt 1994. S. 16.

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vor. Das änderte sich in der Langfassung der 'Kurtzen Fragen'. Hier wurde in Band 5 das Mittelalter ausführlich behandelt. Brucker ist sich seiner Pionierleistung für die mittelalterliche Geschichtsschreibung durchaus bewußt gewesen. Wenn er auch ausführlich 52 seine philosophiehistorischen Gewährsleute aufzeigt und damit zugleich eine kleine Literärgeschichte der philosophischen Mediävistik im 16. und 17. Jahrhundert liefert, betont er doch: Aus den Scriptoribus selbiger Zeiten selbsten hat niemand ausführlich diesen Theil der Historie des menschlichen Verstandes berühret / ob man gleich in verschiedenen Schrijften einiger über die Beschaffenheit ihrer Zeiten steigenden gelehrten Männer manche hierzu dienliche Nachrichten antrifft.53 Brucker teilt das zweite Kapitel seines 5. Bandes 'Von der Philosophia medii aevi in den Abendländern / das ist / von der Philosophia Scholastica' in drei Abschnitte, in denen er zunächst die Philosophie des Okzidents nach der Völkerwanderung vom VII. Jahrhundert bis zum Beginn der Scholastik darstellt. Es folgt - auf mehr als 700 Seiten - eine ausführliche Geschichte der scholastischen Philosophie nach der Lehre ihrer bekanntesten Autoren, schließlich ein drittes, abschließendes Kapitel 'Von der Beschaffenheit / Eigenschafften und Inhalt der Philosophiae Scholasticae', in dem vornehmlich die Themen des 'Universalien'Streits zwischen 'Realisten' und 'Nominalisten' dargestellt werden. Die ausführlichste bis dato geschriebene Geschichte der Scholastik ist allerdings alles andere als wohlwollend und unparteiisch.54 Auch wenn Brucker Pionier der Geschichtsschreibung der mittelalterlichen Philosophie war, so hat diese Tätigkeit doch seine Sympathie für diese Zeit nicht geweckt. Eher ist das Gegenteil der Fall: Seine Philosophiegeschichte bestätigt alle Vorurteile über das Mittelalter, die die nach eigenem Urteil vorurteilsfreie eklektische Schule hatte. Bruckers philosophiegeschichtliche Quintessenz besteht in der Feststellung, daß der Mangel einer gesunden Vernunfft=Lehre / und eine an deren Statt in den Kloster= und von dar auf den hohen Schulen eingeführte umfangreiche Dialectica / welche eine unnütze Wort=Fechtkunst und Sophisterey gewesen / den Grund zu der Scholastischen Philosophie geleget / und das überhand nehmende Vorurtheil für und von Aristotelis nicht einmal recht verstandener und verderbter Philosophie / nebst dem unzeitigen Absehen / die Gottes=lehre in eine Philosophische Terminologie und ungereimte Hirngespinste zu verwandeln /diese schöne After=Geburt zur Vollkommenheit gebracht habe.55 Trotz dieser Beurteilung - die Tatsache, daß die mittelalterliche Philosophiegeschichte überhaupt als ganze in den Blick der Wissenschaft kam und den größ52 53 54

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 5. S. 515-525. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 5. S. 514f. Vgl. dazu den Beitrag von Kurt Flasch in diesem Band: Jacob Brucker und die Philosophie des Mittelalters. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 5. S. 1239f.

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ten Teil des Bandes 5 von Bruckers 'Kurtzen Fragen' füllt, macht Brucker zum Begründer der mittelalterlichen Philosophiegeschichtsschreibung. Sie ist sicher contre cceur geschehen. Aber noch im Vorurteil des vorurteilsfreien Eklektizismus gegen das Mittelalter im allgemeinen und seine Logik und Metaphysik im besonderen ist Brucker stilbildend geblieben. Neben der scholastischen Philosophie behandelt Brucker im letzen Kapitel von Band 5 die nicht-scholastische mittelalterliche Philosophie, neben Lullus und Dante vor allem den Florentiner Neuplatonismus nebst dessen Vorgeschichte. Die Einordnung in den Mittelalterpart ist konsequent, weil Brucker in den 'Kurtzen Fragen' mit Heumann die Reformation als die entscheidende philosophiegeschichtliche Wende zur Neuzeit darstellt. Im letzen Bereich seiner 'Kurtzen Fragen', den Bänden 6 und 7, die die nachreformatorische Philosophie behandeln (Band 8 enthält die Zusätze), folgt Brucker wieder dem Schema Heumanns. Der hatte vorgeschlagen, die Sekten der nachreformatorischen Philosophie als den einen Hauptteil dieser Periode, die großen Gestalten - gleichgültig, ob schulbildend oder nicht - als den anderen Teil zu behandeln. Brucker übernimmt diesen Vorschlag und ergänzt ihn durch ein drittes Kapitel, in dem er die Verbesserungen in den einzelnen Sparten der Philosophie darstellt. Der sechste Band der 'Kurtzen Fragen' behandelt die philosophischen Schulen der Nachreformation, zunächst, wie Heumann es vorgeschlagen hatte, die aristotelische Neuscholastik, danach die 'genuinen' Aristoteliker, die Secta 'Pythagoraeo-Platonico-Cabbalista', wie die Renaissance-Neuplatoniker getauft werden, die Erneuerer der Parmenideischen und der Ionischen Philosophie, die Neostoiker, die Neoepikureer und die Atomisten. Gegen die Vertreter der nächsten Gruppe hegt Brucker immense Antipathien, denn es sind diejenigen, deren philosophisches Programm die Vermischung von Philosophie und Theologie vorsieht und die er als die Philosophen charakterisiert, welche die Sectirische Philosophie vermeiden wollen, und in Abwege gerathen sind. Diese sind die Skepiker, die Vertreter der 'Philosophia Mosaica', die Theosophen. Den Schluß bilden die Synkretisten und die Feinde der Philosophie. Der Band 7 enthält, nachdem in Band 6 die Sekten der Philosophie abgehandelt sind, die Personalartikel zur neuzeitlichen Philosophiegeschichte und handelt 'Von den Reformatoribus der gantzen Philosophie und von den vornehmsten Restauratoribus der Eclectischen Philosophie': nämlich Giordano Bruno (zu dem Heumann in den 'Acta philosophorum' einige Artikel geschrieben hatte), Cardano, Francis Bacon, Campanella, Hobbes, Descartes, Leibniz und Thomasius. Im abschließenden Kapitel 'Von den merckwürdigsten Veränderungen und Verbesserungen in den besonderen Theilen der Philosophie' wird die Logik, die Naturphilosophie, die Geister-Lehre, die Sitten-Lehre und die Staatslehre traktiert. Die Philosophie der Malebaren, Chineser, Japoneser und Canadeser bildet ein eigenes Buch, das die nicht-christliche Philosophie der nachreformatorischen Zeit

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beleuchtet, wie das Heumann vorgeschlagen hatte. Brucker folgt zwar diesem Schema in der Darstellung chinesischer und japanischer Philosophie, zu den übrigen nicht-christlichen Philosophien kann er aber nur feststellen, daß sich in Amerika nichts finde, was eigentlich in die Philosophische Historie gehörte.56 Das ist ein umfassendes Programm der Philosophiegeschichte, das Brucker hier ausgeführt hat. Es ist zum erstenmal eine vollständige Geschichte der Philosophie von ihrem Beginn bis zur damaligen Gegenwart unter vorsichtiger Einbeziehung der Tradition der Philosophia perennis und unter besonderer Berücksichtigung der Sonderrolle der aus Griechenland stammenden philosophischen Tradition. In der lateinischen Fassung seiner Philosophiegeschichte, der 'Historia Critica Philosophiae', hat Brucker nur wenige konzeptionelle Veränderungen vorgenommen. In dem Schema Heumanns, das er in den 'Kurtzen Fragen' benutzt hatte, war das Mittelalter gar nicht vorgekommen; selbst der Terminus fehlte. Das Mittelalter hatte Brucker schon in den 'Kurtzen Fragen' ergänzt. Nun variierte Brucker wegen des Gewichts der mittelalterlichen Philosophie in der lateinischen 'Historia Critica Philosophiae' auch die Periodisierung. Brucker behielt zwar das Schema Heumanns im groben bei, veränderte aber die Nomenklatur. Die Geschichte der Philosophie wurde nicht länger in zwei Perioden aufgeteilt, in die Zeit vor und nach Christi Geburt, wobei sich die nachchristliche Geschichte in vorreformatorische und nachreformatorische Zeit gliederte, sondern es gab in der 'Historia Critica Philosophiae' jetzt drei Perioden: Die Zeit vor dem römischen Imperium,57 die Zeit vom Beginn des römischen Imperiums bis zur Wiederherstellung der Literae, die Zeit von der Restauratio literarum bis zur Gegenwart. Damit war zwar material die alte Einteilung beibehalten, aber Bruckers neue Bezeichnung machte deutlich, daß die Philosophie sich ganz aus der christlichen Periodisierung löste und ihre eigene Periodik beanspruchte. Nicht mehr bestimmte die Religion den Beginn der philosophischen Epochen, die philosophische Neuzeit zumal begann für Brucker nicht mehr mit der Reformation, sondern mit der Florentinischen Renaissance und deren Vorgeschichte. Erst in dieser Fassung war die Philosophiegeschichte auch in ihrer Periodisierung autark, und mit dieser Epochengliederung hat Brucker einen Kanon der Philosophiegeschichte kreiert, der cum grano salis noch immer unserer ist: grundgelegt in der eklektischen Tradition der Thomasiusschule, ausgearbeitet mit den Mitteln der historischen Gelehrsamkeit, wie sie die Universitäten Jena und Halle Anfang des 18. Jahrhunderts zur Verfügung stellten, und fertiggestellt mit dem Fleiß, dem Gottvertrauen und dem Durchhaltevermögen, das den Augsburger Pfarrer Jacob Brucker auszeichnete.

56 57

J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 15) Bd. 7. S. 1205. Die Einteilung der Antike in klassissche und hellenistische stammt von Droysens 'Geschichte des Hellenismus' (1836-43). Erst seit dieser Zeit wird auch die antike Philosophie in klassische, hellenistische und spätantike Philosophie aufgeteilt.

Das Eklektizismus-Problem der Philosophiegeschichte Ulrich Johannes Schneider

Erst durch Jacob Brucker ist die Geschichte der Philosophie als ganze auch methodisch reflektiert dargestellt worden. Daß seine Geschichtsschreibung zugleich ein Anwendungsgebiet für die Urteilskraft (iudicium) ist, wird vor allem durch die Art und Weise deutlich, wie Brucker das antike Modell der Sektenabfolge modifiziert und kompensiert. Wesentlich für das Gelingen seiner Neuordnung der Philosophiegeschichte mittels einer Grobgliederung in drei Perioden und einer Kleingliederung nach (häufig monographisch behandelten) Philosophen und Philosophengruppen ist bei Brucker die Berufung auf die 'eklektische Philosophie', die in der Vorrede und in den letzten beiden Bänden ganz unübersehbar auch seinen eigenen Anspruch ausdrückt. Die Präferenz für 'das Eklektische' dient dabei keiner philosophischen Parteilichkeit, die das Bruckersche Urteil gelegentlich zum Kommentar werden läßt, vielmehr scheint sie sowohl die historische Gesamtansicht, die Gliederung und auch die kritische Analyse im einzelnen zu regieren. Mit einer Untersuchung dessen, was bei Brucker 'eklektisches Philosophieren' heißt, kommt man daher den Baugesetzen des monumentalen historischen Werkes nahe, das Brucker in deutscher Sprache als 'Kurtze Fragen aus der philosophischen Historie' (8 Oktavbände 1731-37) und lateinisch als 'Historia Critica Philosophiae' (5 Quartbände 1742-44, ein Ergänzungsband 1767) veröffentlicht hat: Eine bis ins 19. Jahrhundert äußerst einflußreiche und im 18. Jahrhundert unübertroffen gebliebene Aufarbeitung des historischen Wissens über Philosophie und Philosophen.

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I. Eklektizismus bei Brucker: ein dreifaches Paradox In drei Verwendungsweisen tritt uns die 'philosophia eclectica' in Bruckers 'Kritischer Philosophiegeschichte' entgegen: Sie wird zum einen als ein Faktum der Vergangenheit anerkannt. Brucker nennt die Alexandrinische Philosophie als eine spätantike und teilweise schon christlich beeinflußte Denkweise eklektisch, um sofort hinzuzufügen, eigentlich handele es sich um Synkretismus, also um so etwas wie falschen Eklektizismus. Mit der Entgegensetzung von Eklektizismus und Synkretismus gibt es offenbar eine gute und eine schlechte Weise, eklektisch zu sein, und diesen Unterschied festzustellen, ist ein historisches Problem. Zweitens ist die 'philosophia eclectica' für Brucker der Grundzug des modernen Philosophierens seit der Renaissance, sie ist also ein Faktum der jüngsten Vergangenheit und der Gegenwart, die er in seine Geschichte mitaufnimmt. Hier finden wir als Gegensätze zum Eklektizismus vor allem Skeptizismus und Theosophie angeführt. Während der Skeptiker in den Zweifel flüchtet und der Theosoph rationales Denken quasi überspringt, hält der Eklektiker Widersprüche aus, weil er darauf vertraut, sie erklären oder gar versöhnen zu können. Wie man sich verhält, ist eine Frage der Einstellung und insofern ein Problem der philosophischen Haltung bzw. Methode. Schließlich, und das ist die dritte Verwendungsweise, gibt es bei Brucker gelegentlich den Hinweis, daß im Grunde alle Philosophen Eklektiker waren, insofern sie etwas Neues angefangen haben, für das Vorläufer nur in beschränkter Hinsicht anerkannt werden können. Das Gegenteil eines Eklektikers ist in diesem allgemeinen Sinn der Sektierer, der nachbetet, was ihm vorgegeben wird. Sektierer oder Eklektiker zu sein ist natürlich keine absolute Alternative, dieser Gegensatz stellt keine historische Disjunktion dar wie Eklektizismus versus Synkretismus, und keine philosophische wie Eklektizismus versus Skeptizismus und Theosophie. Sektierer sein will kein Philosoph, wohl aber kann er als solcher kritisiert werden. Als Ort einer solchen Kritik bietet sich die Darstellung der Philosophiegeschichte in ihrer Vollständigkeit an, denn erst der Vergleich aller Philosophen erlaubt eine differenzierte Bewertung der Originalität eines jeden. Eklektiker zu sein im Sinn der Originalität - und insofern Vorurteilslosigkeit - ist eine Auszeichnung, die mit vollem Recht nur der Philosophiehistoriker verleihen kann. Keine dieser drei Verwendungsweisen des Begriffs 'eklektisch' hat Brucker erfunden, er hat sie vielmehr übernommen, wie im folgenden kurz skizziert werden soll. Dabei sollte man im Auge behalten, daß es sich in allen drei Fällen gewissermaßen um Paradoxa handelt, um jedenfalls recht willkürliche Verwendungsweisen. So ist die historische Bezeichnung eines Abschnitts der spätantiken Philosophie als eklektisch zwar bis heute geläufig, stellt aber eigentlich eine Erfindung dar, eine retrospektive Etikettierung. Der Ausdruck 'eklektische Philosophie' war in der gesamten antiken Welt ungebräuchlich und wird erst im 17. Jahr-

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hundert eingeführt (s. II). Eine nachträgliche Benennung ist zwar nichts Ungewöhnliches, man kann sogar sagen, daß die moderne Geschichtswissenschaft die Vergangenheit als immer wieder neu zu rekonstruierenden Gegenstand behandelt und das heißt, daß sie sie konstruiert. Aber gerade diese Einsicht, wenn sie denn zutrifft, müßte uns fragen lassen, welches Interesse bei Brucker und anderen daran besteht, eine bestimmte vergangene Form des Denkens ausgerechnet als eklektische Philosophie zu bezeichnen. Das Paradox einer Benennung gegen den Sprachgebrauch der Zeit liegt auch in der zweiten Verwendungsweise vor, obwohl hier die Perspektive des Rückblicks vergleichsweise kurz ist. Wenn Brucker der modernen Philosophie etwa seit Bacon eine eklektische Einstellung bzw. eine Neigung zur eklektischen Methode attestiert, dann kann er sich zwar auf einige Autoren berufen, die das Eklektische für das Moderne ausgeben, aber er vermeidet das Dilemma nicht, eine ganze Reihe von Philosophen mit einem Titel zu belegen, den sie selbst nicht in Anspruch nahmen. Was man an der pauschalen Unterstellung einer 'eklektischen' Moderne bei Brucker sehen kann, ist das deutliche Bedürfnis nach Auszeichnung einiger neuzeitlicher und fast aller zeitgenössischen Philosophien vor denen des Altertums und des Mittelalters (s. III). Wie man weiß, hat ein solches präsentistisches Bedürfnis die Philosophiegeschichtsschreibung bis heute nicht verlassen, auch wenn der von Brucker gewählte Begriff 'eklektisch' dafür außer Gebrauch gekommen ist. Es ist also zu fragen, warum es der Eklektizismus war, der zu Bruckers Zeit diese Auszeichnung am verständlichsten ausdrückte. Die dritte Verwendungsweise, die Charakterisierung des philosophischen Denkens überhaupt als eklektisch, ist vielleicht das größte Paradox. Auch diese These hat Bruckers Zeiten nicht überlebt, weil schnell andere Begriffe für die intellektuelle Aktivität, die man Philosophie nennt, in Umlauf kamen. Man erklärte die nie versiegende Produktivität des philosophischen Denkens bald anders als mit dem Impetus, unabhängig von Vorurteilen und Vorgängern zu sein. Schon in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist die Quelle der Philosophie als Vernunft, Geist, Denken, Wissenschaft usw. bezeichnet worden. Einmal eingestanden, daß es überindividuelle Kräfte sind, die Philosophie als solche hervorbringen, war es überflüssig zu betonen, daß Philosophen keine Sektierer sind. So ist Brucker von den späteren philosophiehistorischen Erzählungen überholt worden, weil sein Kriterium geistiger Unabhängigkeit ein bloß negatives Kriterium war, Freiheit von Vorurteilen. Das Paradox aber, schlechtweg alle Philosophen mit einem Adjektiv auszuzeichnen, um sie als Philosophen bzw. als große Philosophen auszugrenzen, und für diese Auszeichnung ein Wort zu wählen, was keiner der Ausgezeichneten verwendet hat, ist bei Brucker nur deshalb auffällig, weil uns das Wort 'eklektisch' im philosophischen Zusammenhang nicht mehr viel bedeutet. Es könnte aber sein, daß die Kriterien des Philosophischen, die wir heute verwenden - wie 'vernünftig, geistig, wissenschaftlich, systematisch' usw. - ähnlich quer zu dem Selbstver-

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ständnis der meisten Philosophen, die wir so auszeichnen, liegen. Das heißt noch nicht, daß die Benennung falsch ist, es heißt nur, daß Historiker die Freiheit haben, eigene Begriffe auch gegen überlieferte Sprachregelungen zu verwenden. Und so wie Brucker der erste war, der die Philosophiegeschichte nicht nur mit Absicht auf Vollständigkeit, sondern tatsächlich in unübertroffen großer Ausführlichkeit dargestellt hat, so scheint er der erste zu sein, der die Freiheit des historischen Begriffs, eine Erkenntnis der Vergangenheit auch gegen deren eigene Ansicht zu erschließen, auf dem Gebiet der Philosophiegeschichte durchgesetzt hat (s. IV). Die folgenden drei kurzen Skizzen wollen die philosophiehistorischen Implikationen des "eklektischen Syndroms", wie es Horst Dreitzel im Blick auf das frühe 18. Jahrhundert einmal genannt hat,1 bei Brucker nachzeichnen und dadurch versuchen, den Sinn verständlich zu machen, den die drei Verwendungsweisen der Vokabel in seiner Philosophiegeschichte haben, obwohl sie in sich eine gewisse Paradoxie tragen und obwohl sie untereinander nicht oder nur sehr schlecht vereinbar sind. Als Nachtrag dieser Untersuchung des expliziten Gebrauchs der Vokabel 'eklektisch' bei Brucker läßt sich dann auch die Frage behandeln, wie es mit Bruckers eigenem Eklektizismus steht, d.h. inwiefern diejenige Philosophie, die er in historischem Zusammenhang als modernste auszeichnet, seine philosophiehistorische Methode bestimmt (s. V).

II. Die Erfindung des vergangenen Eklektizismus Im 17. Jahrhundert findet man zum ersten Mal die Ansicht formuliert, daß die Sektengeschichte der antiken griechischen Philosophie nicht einfach mit dem Erstarken des Christentums endet und in ihren verschiedenen Gestalten gleichsam verblaßt, sondern daß damals das Sektentum in der Philosophie überhaupt zu Ende ging. Es gab, wie man vor allem bei Diogenes Laertios lesen konnte, eine ganze Reihe von Sekten, Schulen oder philosophischen Gruppierungen, die in den sechshundert Jahren zwischen Piaton und Plotin mal mehr, mal weniger prominent waren. Nur im Vorwort von Diogenes Laertios konnte man von einer anderen Sekte lesen, die gar keine sein wollte, und die ein gewisser Potamon in Alexandrien gegründet habe. Diogenes sagt, diese Sekte sei in seiner Zeit, also etwa im dritten nachchristlichen Jahrhundert, noch neu und man könne über Potamon wenig sagen, außer daß er aus allen bekannten Sekten sich das auswähle, was ihm

Horst Dreitzel: Zur Entwicklung und Eigenart der 'eklektischen' Philosophie. In: ZHF 18. 1991. S. 281-343.

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mit der Wahrheit verträglich erschien.2 Darum werde er 'Auswählet genannt, griechisch 'eklektikos', lateinisch 'electivus' oder später auch 'eclecticus'. Über den Eklektiker Potamon hat man bis heute nichts in Erfahrung bringen können, und der Gedanke der Auswahl schien viele Jahrhunderte nicht interessant, bis Gerhard Johannes Vossius die Nachrichten von Diogenes Laertios neu zusammenstellte und in seinem 1657 veröffentlichten Buch über die philosophischen Sekten das Schlußkapitel unter die Überschrift stellte de secta electiva. Daraus wurde dann bei anderen Philosophiehistorikern eine philosophia eclectica, die mit der Alexandrinischen oder Neuplatonischen Philosophie mehr oder weniger stark identifiziert wurde.3 Und so tritt sie uns bei Brucker entgegen: eine komplexe Gestalt der Philosophie am Ende der antiken Philosophie (die den Beginn der zweiten von drei Perioden seiner Philosophiegeschichte darstellt). Wobei Brucker kritisch hinsieht und feststellt, daß die eklektische Philosophie damals eigentlich eine synkretistische Philosophie gewesen sei, in der vor allem platonische und pythagoreische Elemente verschmolzen seien. Er übernimmt also den Ausdruck 'eklektisch' in bezug auf eine historische Epoche der Philosophiegeschichte und präzisiert zugleich die Bedeutung: eine zutreffendere Beschreibung sei 'PlatonischPythagoreische Philosophie' und eine angemessenere Bewertung 'Synkretismus'.4

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Vgl. Diogenes Laertios: Einleitung. In: Leben und Meinungen berühmter Philosophen. Übers, aus dem Griechischen von Otto Apelt. 2 Bde. Berlin 1955. Bd. I. S. 12. Daß der Hinweis auf die eklektische Sekte bis ins 18. Jahrhundert nicht weiter interessierte, kann man den Kommentaren von Henricus Stephanus (Paris 1570), Thomas Aldobrandini (Rom 1594), Isaac Casaubonus (Leyden 1595) und Aegidius Menagius (London 1663) entnehmen, die in der von Henricus Wetstenius veranstalteten zweibändigen Folio-Ausgabe versammelt wurden (Diogenes Laertios: De vitis, dogmatibus et apophthegmatibus clarorum philosophorum libri X. Amsterdam 1692). Gerhard Johannes Vossius: De philosophorum sectis über. Hagae Comitis 1657. Vor Brucker gab es etwa die Neuausgabe und Erweiterung von Vossius' Sektengeschichte (Johann Jakob Ryssel: Continuatio in Gerardi Johannis Vossii Librum De Philosophorum Sectis. Leipzig 1690. 2. Aufl. 1705), den Anhang über den Eklektizismus in der lat. Fassung von Thomas Stanleys Philosophiegeschichte, verfaßt von Gottfried Olearius (De philosophia eclectica. In: Historia philosophiae vitas, opiniones, resque gestas, et dicta philosophorum sectae cuiusvis complexa, autore Thoma Stanleio, ex anglico sermone in latinum translata, emendata, variis dissertationibus atque observationibus passim aucta. Leipzig 1711. 2. Aufl. Venedig 1731) und die philosophiehistorische Einleitung in Johann Franz Budde: Elementa Philosophiae Instrumentalis seu Institutionum Philosophiae Eclecticae. Bd. 1. Halle 1703. 2. Aufl. 1709 u.ö., unter der Überschrift 'Historiae Philosophicae Succincta Delineatio' (8. Aufl. 1722: 46 Paragraphen auf knapp 100 Seiten). Jacob Brucker: Historia Critica Philosophiae. Bd. Π. Leipzig 1742. S. 190 ([...] quod res est, nec eclecticum Ulis nomen debetur,[...] ut conciliatorum potius vel syncretistarum nomen mereantur) und S. 382f. Brucker kennt und zitiert auch Buddes (anonym veröffentlichte) Abhandlungen über den philosophischen Synkretismus in den Observationes selectae ad rem litterariam spectantes' (Bd. 3. Halle 1701). In drei Texten warnt dort der Autor vor dem Synkretismus als fehlgehendem Eklektizismus; vgl. 'De Syncretismo philosophico generatim' (S. 218-230), 'De conciliatione philosophorum cum Scriptura S.' (S. 230-258) und 'De conciliatione philosophorum inter se' (S. 258-280).

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Die Vorstellung eines Abschlusses der griechischen Philosophie in Alexandrien findet also bei Brucker Anerkennung als ein widersprüchliches Phänomen. Die Bezeichnung 'eklektisch' verwendet er als eine schon eingeführte Bezeichnung und zugleich als einen sachlich bedeutsamen Titel. Eklektisch zu philosophieren heiße, von Vorurteilen und Autoritäten unabhängig zu denken - eben daher sei der Ausdruck 'eklektische Sekte' im Grunde widersprüchlich, wie Brucker einräumt. Da aber der spätantike Eklektizismus in Wirklichkeit ein Synkretismus sei, ein bloßes 'Zusammenlesen' verschiedener Philosopheme, darum sei, sagt Brucker, der Ausdruck gleichwohl gerechtfertigt, denn er bezeichne den Anspruch einer philosophischen Richtung, was man einfach konstatieren könne.5 Die historische Benennung der eklektischen Sekte schreibt damit fest, daß die Spätphase des antiken Philosophierens keine Erneuerung der Philosophie brachte, aber auch kein Ende, sondern so etwas wie eine falsche Weiterführung oder ein verkehrtes Ende. Der spätantike Eklektizismus gehört noch zu dem, was Brucker die philosophische Welt zu Christi Zeiten nennt, die ganz und gar sektirisch gewesen sei.6 Eklektizismus heißt hier gerade nicht Auflösung des Sektentums, sondern Fortsetzung desselben. Bruckers Verwendung des Ausdrucks 'eklektisch' im Zusammenhang mit der Alexandrinischen Philosophie von Ammonios Sakkas und vor allem Plotin (der als 'eklektischer Theologe' gilt) ist in vielerlei Hinsicht von Johann Lorenz Mosheim beeinflußt, der 1725 in einer Abhandlung über den Neuplatonismus dessen Schädlichkeit für die Philosophie, aber auch für das Christentum herausgestellt hat.7 Mit Mosheim teilt Brucker diese Meinung vom doppelten Schaden, wobei er sich um den religiösen nicht weiter bekümmert. Es sei vor allem philosophisch unbefriedigend, daß die alexandrinischen Denker nicht genug Muth und Verstand

hatten, eigene Systeme zu entwickeln, die auf den endlosen Streit zwischen den Sekten hätten antworten können.8 So kam es zu einem Synkretismus mit unsauberen Interpretationen verschiedener darin zusammengezwungener Denker, hauptsächlich von Piaton und Aristoteles. Wie Mosheim sieht Brucker diesen Synkretismus auch aus Melancholie und Aberglauben genährt, was in einer heidnischen und in einer christlichen Formulierung dazu führt, den Wunderglauben zu stüt-

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Jacob Brucker: Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie. Bd. ΙΠ. Ulm 1732. S. 427f.; vgl. ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. II. S. 189f. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. ΙΠ. S. 429 und ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. II. S. 21 ([...] to to orbe philosophico in sectas diviso [...]). Johann Lorenz Mosheim: De turbata per recentiores Platonicos ecclesia commentatio [zuerst 1725], erheblich erweitert und umgearbeitet 1733 als Anhang zu Mosheims CudworthÜbersetzung: Radulphi Cudworthi Systema Intellectuale huius universi seu de veris naturae rerum originibus commentarii, [...] Ioannes Laurentius Moshemius [...] omnia ex Anglico latine vertit, recensuit, variisque observationibus et dissertationibus illustravit et auxit. Jena 1733. Vgl. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. III. S. 432, 506.

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zen.9 Anders aber als Mosheim, der diese mißliche Entwicklung auf die 'orientalische Philosophie' zurückführt, spekuliert Brucker nicht weiter über Ursachen,10 auch wenn er ganz allgemein die protestantische Abneigung gegen eine Synthese des heidnischen und christlichen Denkens auf der Basis irrationaler und übernatürlicher Vorstellungen ('Enthusiasmus') teilt.11 Der wichtigste Punkt von Bruckers Kritik betrifft den Mangel an Selbständigkeit des Denkens: im Synkretismus wirkt die ratio philosophandi eclectica eben nicht dahin, ein aneinanderhangendes System hervorzubringen.12 So ist Bruckers Gebrauch der Vokabel 'eklektisch' im Zusammenhang mit bestimmten Philosophien der Spätantike einerseits vom Interesse daran regiert, einen weiten Bereich des nicht eindeutigen Autoritäten folgenden Philosophierens festzustellen, andererseits daran, in diese historische Feststellung eine gewisse Wertung aufzunehmen, die etwas über Fortschritt und Rückschritt der Philosophie verrät. Weil der Philosophiehistoriker Brucker weniger an einem religiösen oder moralischen Urteil interessiert ist als vielmehr an einer sachlichen Beurteilung, hat diese Wertung keinen polemischen Charakter: Brucker betrachtet den Synkretismus als das historisch deutlichste Zeichen philosophischer Unselbständigkeit, so wie er allgemein - wenn man seinen Vorworten glauben darf - den Irrtum als Zeichen der Unvollkommenheit des menschlichen Verstandes und der Schwachheit seiner Kräfte nimmt,13 ohne diese Einsicht theologisch-moralisch zu vertiefen. Die Begriffe des Philosophiehistorikers werden in Bruckers Schreibweise zu hypothetischen Beschreibungen, wodurch ein Verständnis für die Dynamik des Philoso9

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Vgl. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. ΙΠ. S. 508ff.; ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. Π. S. 362f.; vgl. dazu ebenfalls Storia delle storie generali della filosofia. Hg. von Giovanni Santinello. Bd. II: Dall'etä cartesiana a Brucker. Brescia 1979. S. 579f., 592f. In der 'Historia Critica' verwendet Brucker den Ausdruck 'philosophia orientalis' zur sachlichen Beschreibung der älteren nahöstlichen Philosophie, vor allem der Gnosis und des Zoroaster (vgl. Bd. Π. S. 368, 639-652 und die tabellarische Vergleichung von Alexandrinischer, Orientalischer und Cabbalistischer Philosophie S. 960-963). In der 'Historia Critica'. Bd. VI (Ergänzungsband 1767), bezieht sich Brucker im Rückblick auf sein Kapitel über die eklektische Philosophie (Kap. II. Sect. IV von Historia Critica. Bd. Π. dort S. 189-462) ausführlicher auf Mosheim, dessen Kirchengeschichte 1755 in der letzten Fassung erschienen war (Johann Lorenz Mosheim: Institutionum Historiae Ecclesiasticae antiquae et recentioris libri quatuor, ex ipsis fontibus insigniter emendati, plurimus: accessionibus locupletati, variis observationibus illustrati. Helmstedt 1755). Brucker diskutiert und kommentiert Mosheim, den er einen 'vir incomparabilis' nennt, auf den Seiten 360-387. Er stimmt ihm meistens zu, widerspricht aber etwa dessen Annahme, daß Ammonios Christ war (Historia Critica. Bd. VI. S. 363-367, 384-386). Explizit erklärt er, den Terminus philosophia orientalis in Mosheims Bedeutung nicht übernehmen zu wollen, u.a. weil ihm die Benennung 'Alexandrinische Philosophie' älter und genauer erscheint (vgl. S. 360f.). Vgl. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. II. S. 363f. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. III. S. 550. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. VI. Vorbereitung. S. 61: Und es wird der Verfolg dieser Historie zeigen, daß es je und allezeit leichter gewesen, in der Philosophie Fehler zu entdecken, als etwas gründliches zu erfinden [...].

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phierens ermöglicht wird. In der Beschreibung der Alexandrinischen Philosophie ist das Verfehlen des wahren Eklektizismus das eigentliche Thema; und Brucker sagt in dieser Perspektive über einige Kirchenväter, sie beliebten eine Auswahl und Zusammenlesung desjenigen, was in dieser oder jener Secte mit der Christlichen Religion und den natürlichen Wahrheiten übereinkommendes anzutreffen war u. trieben also eine Art einer Eclectischen Philosophie.14 Daß diese Art nicht die beste war, wie die Formulierung nahelegt, zeigt indirekt, daß der Historiker Brucker zumindest eine Vorstellung davon hat, wie Philosophie mißraten kann. Er klammert die Zuschreibung des eklektischen Denkens bei Clemens und anderen sozusagen ein,15 weil die eigentliche Gestalt des Eklektizismus erst an einer anderen historischen Stelle zum Ausdruck kommt. Für die Darstellung der Philosophiegeschichte insgesamt ist es allerdings bedeutsam, daß er in einer frühen, sozusagen uneigentlichen Form scheitert. Die abwertende Darstellung der spätantiken eklektischen Philosophie, die bei Brucker zwar nicht so stark wie bei Mosheim hervortritt, aber doch sichtbar ist, blieb übrigens in Deutschland ein langlebiger Topos, man denke nur an Eduard Zeller und seinen Epochentitel 'Philosophie nach Aristoteles', worin schon ausgedrückt ist, daß die hellenistischen Philosophen dem Maßstab des wissenschaftlichen Denkens nicht genügten.16 In Frankreich dagegen hat Victor Cousins Berufung auf den Eklektizismus eine ganze Reihe von Abhandlungen zur Alexandrinischen Philosophie veranlaßt, in denen manche Autoren sich teilweise sogar mit der spätantiken Situation identifizierten.17 Bei Brucker fällt im Kontrast zu solchen 14

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. IV. S. 1015; vgl. ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. III. S. 316ff. Vgl. zur betonten Unterscheidung der Bedeutung von 'philosophia eclectica' bei den Vätern und in der Gegenwart J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. IV. S. 1084; vgl. auch ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. ΠΙ. S. 318, wo es heißt, daß die Freiheit zu philosophieren und zu rezipieren bei den christlich eingestellten Philosophen der Spätantike nicht vorhanden sei und also dort kein wahrer Eklektizismus bestehe. Zum Ausdruck 'philosophia eclectica' merkt Brucker an: [...] ista voce [...] hodie [...] libertatem magis recipiendi quicquid verum est, quam certum dogmatum delectum denotamus. Vgl. Eduard Zeller: Die Philosophie der Griechen. Gang und Hauptmomente ihrer Entwicklung. Bd. 3. Tübingen 1852. Derselbe Epochentitel wird auch in dessen 'Grundriß' verwendet (Eduard Zeller: Grundriß der Geschichte der Philosophie. Leipzig 1883. S. 197, 238) und erst später durch den Ausdruck 'Philosophie des Hellenismus' ersetzt. Vgl. Zellers Grundriß in neuer Bearbeitung von Wilhelm Nestle. 14. Aufl. Aalen 1971. S. 261. Cousin selbst hat die Parallele seines Eklektizismus zu dem der Alexandrinischen Philosophie nie ausdrücklich gezogen, wenn man eine Passage aus der Einleitung zu seiner ProklusAusgabe ausnimmt (vgl. Victor Cousin: Prodi Opera. Bd. I. Paris 1820. S. XVII). Er hat spätestens in den vierziger Jahren die Betonung des Begriffs eher abgeschwächt und in bezug auf die Spätantike nur noch von 'Synkretismus' gesprochen. Vgl. aber vor Cousin bereits Jean-Jacques Combes-Dounous: Essai historique sur Piaton. 2 Bde. Paris 1809, bei dem es heißt: l'Eclectisme est devenu la philosophie et la religion interieure de tous les penseurs (Bd. Π. S. 154). Von den späteren, zum Teil direkt von Cousin veranlaßten Arbeiten vgl. Jules Simon: Histoire de l'ecole d'Alexandrie. Paris 1845; Etienne Vacherot: Histoire critique

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starken Interpretationen auf, daß er anhand des antiken Eklektizismus zwar die Vorstellung einer philosophischen Fehlentwicklung ins Spiel bringt, daraus aber kein Verdikt formuliert.

III. Die Auszeichnung der Moderne als eklektisch Schon in Zusammenhang mit der Behandlung des spätantiken Eklektizismus fällt bei Brucker eine Bemerkung, die seine Einstellung zur modernen Philosophie, die er als dritte Periode behandelt, deutlich macht. Brucker sagt mit Blick auf das Mißlungene des neuplatonischen Eklektizismus über seine eigene Zeit: Selbst in unserem über und über eklektisch philosophirenden Saeculo redet man von Sectis eclecticis, und gehet deswegen einander Secten-mässig zu Leibe [...].18 Bruckers Blick ist historisch nüchtern und tendiert nicht zur Schwarz-Weiß-Malerei. Wie bei der spätantiken Philosophie diagnostiziert er auch am Beginn der Moderne einen Mangel an genügsamen Muth und Verstand, ohne Anführer selbst einen Weg zu suchen.19 Gleichwohl hat sich für ihn die Gewichtung verschoben, denn es handelt sich nun um eine 'neue philosophische Welt'.20 Diesen Ausdruck übernimmt Brucker von Christoph August Heumann, den er als seinen Lehrer und sein unmittelbares philosophiehistorisches Vorbild verehrt.21 Bei Heumann heißt es: Als endlich im XVIten Saeculo das Licht der Reformation einbrach, so mußte auch die Philosophie eine reforme leiden [...es] entstund eine neue Philosophische Welt. In dieser Welt steht auch nicht alles zum besten, denn Heumann fährt fort: Doch nachdem [...es] einem jedem frey stund, zu philosophiren, wie er wolte, so eräugeten sich gar viele Schismata philosophica. Wir können aber doch dieselben alle unter zweene Titel bringen, und sie in Sectarios und Eclecticos eintheilen.22

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de l'ecole d'Alexandrie. 3 Bde. Paris 1846-51. Vacherot macht zum Schluß des dritten Bandes (Bd. III. S. 490f.) die Feststellung, daß der antike Eklektizismus nicht verwirklicht wurde und es dem 19. Jahrhundert vorbehalten bleibe, diese wahre Methode in ein wahres System zu überführen. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. III. S. 429. Vgl. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. VI. S. 528, über die modernen Dissidenten des Artistotelismus: Den wenigsten aber unter denselbigen wohnte genügsamer Muth und Verstand bey, ohne Anflihrer selbst einen Weg zu suchen, und das Vorurteil hatte die meisten also besessen, daß sie sich nichts anders träumen lassen, als daß man eine alte grichische Secte zur Anleitung in der Philosophie haben und beybehalten müßte. Vgl. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 10 (novo quasi orbe philosophico). Vgl. Jacob Brucker: Bildersal heutiges Tags lebender und durch Gelahrheit berühmter Schriftsteller [...]. 1. Lieferung {Zehend). Augsburg 1741, wo es am Ende der Würdigung von Heumann heißt: ich mache mir allhier ein besonderes Vergnügen davon, zu bekennen, daß ich vornehmlich dem Herrn Heumann die richtigste Anführung zu dancken, unter welcher ich es angegriffen, eine ausführliche critische Historie der Philosophie zu unternehmen.

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Von der Gefahr des Sektentums hat sich die moderne Philosophie - für Heumann und für Brucker - nur schrittweise befreit, zuerst durch so etwas wie eine 'Verbesserung' der Sekten: Der scholastische Aristotelismus wird durch einen 'echten', aus den Quellen geschöpften, ersetzt, dann durch eine ähnlich quellennahe Renaissance des Piatonismus, durch entsprechende Renaissance aller antiker Sekten, und zuletzt erst auch durch den Anspruch, ganz sektenfrei zu philosophieren. Heumann betrachtete die Reformation als das Symbol der Moderne, hat aber diese These philosophiehistorisch nicht ausgeführt. Brucker wird dagegen vom historischen Material überwältigt und spricht Luther keine entscheidende Rolle zu. Eher konstatiert er eine Beschleunigung der philosophischen Produktion, denn in der gedrängten Wiederholung so gut wie aller Sekten-Positionen der Antike manifestiert die 'neue philosophische Welt' für Brucker eine Verdichtung der historischen Zeit. Man finde soviele Verwechslungen der philosophischen Schicksale in einer Zeit von zweyen Seculis [...] als wir kaum in zwanzig Jahrhunderten beobachtet haben.23 Der Bezug auf klassische Autoren hat in der Moderne allerdings eher den Charakter wenn nicht bloß gelehrter Kommentare, dann eher vager Anlehnung. Sektierertum kann hier nur realisiert werden im gewollten Sprung über die Jahrhunderte, was nicht der konsequenten Weiterführung der Philosophie dient. So kann Brucker das Diktum übernehmen, ein Philosoph sei etwas anderes als der Interpret eines Philosophen.24 Den Schritt vom Interpretieren zum Philosophieren vollziehen dann einige wenige, die - wie Brucker sagt - den Mut faßten, der Wahrheit selbst nachzudencken, und sich ein eigenes Lehrgebäude ohne Ansehen der Person zu erbauen. Und damit brach endlich diejenige Glückseligkeit der Philosophie hervor, welche zwar alle Häupter der Sekten genossen, aber durch ihre aus Hochmuth entstandene Partheylichkeit und darauss fließenden sectirischen Geist ihren Nachfolgern nicht gegönnet, und wornach man zwar so viel Secula her sich gesehnet, und so offt Hand angeleget, aber doch niemals zum Zweck gekommen, und dieselbige erhäschen können. Man fieng nemlich an, eclectice zu philosophiren [...]25

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Christoph August Heumann: Acta philosophorum, das ist: Gründliche Nachrichten aus der Historia philosophica, nebst beigefügten Urteilen, von denen dahingehörigen alten und neuen Büchern. Halle 1715. Teil m . Kap. Π. § XV. S. 469f., vgl. dazu Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 9) S. 465f. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. VI. S. 3f. ('Vorbereitung'); vgl. ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. IV. S. 116; Bd. V: 'Praefatio' (erste Seite). Brucker übernimmt es direkt von C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 22) Bd. I. S. 194f. In den Kurtzen Fragen (Anm. 5) Bd. VI. S. 75 führt Brucker aus, warum die modernen Aristoteliker in seiner Geschichte keine Helden sind: ein anders ist ein großer Philosophus, ein anders ein gelehrter Dollmetsch oder Ausleger eines großen Philosophi. Vgl. eine Parallelstelle in J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. IV. S. 112. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. VI. S. 71; vgl. ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. IV. S. 115.

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Von daher ist es zu verstehen, wenn Brucker ganz allgemein und ohne weitere Spezifizierung die meisten Philosophen seit Francis Bacon eklektisch nennt. Der Sinn dieser Bezeichnung ist es, grundsätzliche Selbständigkeit auszuzeichnen, ohne ein Wahrheitsmonopol anzuerkennen. Bei den eklektisch genannten modernen Philosophien handelt es sich für Brucker um neue Systeme, neue Methoden, die gleichwohl nicht prinzipiell unverträglich mit anderen Gedanken anderer Denker sein wollen. Was der Philosophiehistoriker als eklektisch benennt, ist in der Philosophie eine solche methodische Einstellung, die es nicht relevant erscheinen läßt, nach sektenartiger Abhängigkeit zu suchen. Brucker beruft sich einmal auf Gottlieb Stolle,26 in dessen 'Anleitung zur Historie der Gelahrtheit' eine stolze Reihe moderner Denker als Eklektiker firmieren. In der Tat findet bei Stolle eine ganz grobe Kategorisierung statt, die alle Denker von Campanella und Bacon an als Eklektiker anführt und daneben nur noch einzelne Synkretisten gelten läßt, die aber nicht näher benannt werden.27 Bruckers Auszeichnung der Moderne als eklektisch28 ist zwar gelegentlich differenzierter formuliert - so, wenn er synthetische und analytische Eklektiker unterscheidet29 - , aber durchaus ähnlich motiviert: die Philosophiegeschichtsschreibung soll zeigen, daß in der neueren Zeit die Optionen der antiken Philosophie nicht mehr offenstehen (das Sektenmodell wird zuletzt verlassen), und daß die neuen philosophischen Einstellungen begründete, und zwar sachlich begründete Anleihen einschließen können (Synkretismus ist hier keine Alternative, sondern wäre Eingeständnis des Versagens). In dieser Weise kann Brucker die Vielfalt der Beziehungen, in denen die moderne Philosophie steht - Naturwissenschaft, Theologie, Recht, Erziehung - und die Vielfalt der Bezüge, die sie auf ihre alten Formen hat - Piatonismus, Aristotelismus und andere -ismen sind ja nicht aus der Welt - mit dem Anspruch der eklektischen Freiheit von intellektueller Vormundschaft zusammendenken. In der Moderne sind die Hauptkonkurrenten der eklektischen Philosophie für Brucker vor allem Skeptizismus und Theosophie. Das ist anders als in der Spätantike, als der Eklektizismus über den Skeptizismus siegte, wie Brucker in den 'Kurtzen Fragen' bemerkt,30 nicht aber über das Sektentum, dem er vielmehr selbst 26

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. VII. S. 627f.; in der 'Historia Critica' wird Stolle öfter benutzt, vgl. etwa in Bd. V. S. 523 (zu Rüdigers Leben). Vgl. Gottlieb Stolle: Anleitung zur Historie der Gelahrtheit, denen zum besten, so den Freyen Künsten und der Philosophie obliegen, in dreyen Theilen (zuerst Halle 1718; 2. Aufl. 1724; 3. Aufl. Jena 1727. S. 402; 4. Aufl. 1736. S. 419); die Reihe lautet vollständig: Cardanus, Bacon, Campanella, Descartes, Hobbes, Morus, Spinoza, J.A. Schmidt, Chr. Thomasius, Jean LeClerc, Budde, Rüdiger, N.H. Gundling, Fr.A. Aepinus, Chr. Wolff, Syrbius. Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 9) Bd. II. S. 587f.; J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 108 et passim. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 11; Brucker lehnt sich dabei an eine Unterscheidung Mosheims von metaphysischen und mathematischen Denkern an. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. HI. S. 433; vgl. eine mildere Version dieser Aussage in ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. Π. S. 628: Cum enim [... folgt Aufzählung der Sekten-

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zum Opfer fiel: Die 'ratio philosophandi eclectica' führte damals nur zur Bildung einer 'secta eclectica'. Nun steht auch der moderne Eklektizismus in zeitlicher Parallelität zu anderen philosophischen Richtungen, wird aber offenbar von diesen nicht bedroht. Einerseits sind die modernen Sekten (etwa des 'Epikureers' Pierre Gassendi, des 'Parmenideers' Bernardino Telesio, des 'Pythagoreisch-Platonischen Cabbalisten' Agrippa von Nettesheim) in vieler Hinsicht eigenständiger, unabhängiger und stehen nur ausnahmsweise in einem direkten Verhältnis zu den antiken Sekten gleichen Namens, wie vor allem die Bezeichnung 'echter Aristoteliker' für Pietro Pomponazzi und andere Denker des italienischen 16. Jahrhunderts deutlich macht. Auch andere, nicht direkt sektenartige Formationen, wie der (moderne) Synkretismus und die 'mosaisch-christliche' Philosophie bergen keine Gefahr für das freie eklektische Philosophieren. Das 'Abirren' der Philosophie ins Sektierertum wertet Brucker unter den Bedingungen der Moderne weniger als ein historisches Faktum und vielmehr als eine anthropologische, also unvermeidliche Tatsache: Der 'Ehrgeiz' der Produzenten und die 'Schwachheit' der Rezipienten von Philosophie führen immer wieder zur Sektenbildung.31 Nur die skeptische und die theosophische Philosophie bilden nach Brucker eine Alternative zur wahren philosophischen, d.h. zur eklektischen Methode.32 Völlig anders also als in der Spätantike erscheint der Eklektizismus in der Moderne nicht als eigene Sekte in Konkur-

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vielfalt im Römischen Reich, endend mit:] eclecticos, id. est, syncretistas Alexandrinos gignerent, qui omnes sectas quasi devorarent, ratio inde patet luculentissima, cur tarn modico successu usafiierit secta Pyrrhonia. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. Π. S. 190: Ambitionem enim, quae caput sectae evadere cupit, atque sibi summa cum iucunditate gloriam vindicat, quod sola et prima facem ad veritatem praetulerit humano generi, in ipsis sectarum conditoribus saepe regnantem multum ad condendam sectam contulisse, Piatonis et Epicuri ex veteribus, Cartesii ex recentioribus exemplo constat. Factum tarnen saepe est, ut magnis viris α sectae studio abhorrentibus adeo in unius viri placita coniuraverint discipuli, auctoritatis et venerationis praeiudicio ducti, suisque in inquirenda veritate viribus diffisi, ut qui sectam condere nunquam cogitavit, sectae caput atque conditor factus sit. Vgl. auch Bd. VI. S. 807f., wo Brukker seine Behauptung (vgl. Historia Critica. Bd. V. S. 4. Z. 16), daß in der Moderne das Sektentum keine Realität habe, wie folgt modifiziert: lnde evenit, ut inter medios conatus eclecticos, qui sectarum conditoribus tantum non omnibus tribui debent, philosophia eorum in sectam abierit, cuius caussae tum in admiratione magistri, tum in paupertate et timiditate ingenii proprii, tum in ignava animi laboris contentionem refugientis dispositione quaerendae sunt. Nempe, quod dudum observavit Seneca, ea natura est hominum, ut plerumque pecorum ritu sequamur antecedentium gregem, pergentes non qua eundum est, sed qua itur (De vita beata, cap. 2 [richtig: I, 3]). Unde mirum quoque non est, in tantis philosophiae eclecticae gloria atque incrementis, quae nostra aetas vidit, audita tarnen esse Cartesianorum, Ridigerianorum, Thomasianorum, Leibnizianorum, Wolfianorum nomine indignantibus viris summis servo imitatorum pecori, quod istud eclecticae veritatis Studium enervare iterum ausi fuerint. Vgl. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. IV. S. 113f., 537f., wo zusammenfassend Skeptizismus und Theosophie als zwei Irrwege (deviae) der modernen Philosophie charakterisiert werden.

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renz zu anderen Sekten, sondern als Grundhaltung eines (autoritäts-)freien Philosophierens in Konkurrenz zu anderen Grundhaltungen. Es sind darum in der jüngsten Vergangenheit nicht die Sekten das eigentliche Problem für den Eklektiker, auch nicht die der Cartesianer, sondern alternative Haltungen wie die des Skeptikers oder des Theosophen, bei denen das Philosophieren apologetischen Zwecken dient" und weder systematisches noch überhaupt selbständiges Denken impliziert. Eklektisch philosophieren heißt rational zu argumentieren, indem man philosophische Probleme behandelt und nicht im Zweifel bohrt oder an einmal gegebenen Antworten festhält.

IV. Der eklektische Motor der Philosophiegeschichte Die vorsichtig-abwertende Anwendung des Ausdrucks 'eklektisch' im Zusammenhang mit der neuplatonischen Philosophie und die pauschal-emphatische Betonung desselben Begriffs zur Bezeichnung der neueren Philosophie seit dem 16. Jahrhundert lassen sich, wie gezeigt, aus der Problematik des Philosophiehistorikers verstehen, der ein Ende der dogmatischen Gestalt der Philosophie einmal im falschen Eklektizismus kritisiert und zum anderen im eigentlichen Eklektizismus auszeichnet. Das Schwanken des Begriffsgebrauchs ist daher eher dialektisch aufzufassen: Es widersprechen sich nicht die Bezeichnungen, sondern es tritt ein doppelter Sinn zutage. Eklektizismus in der Philosophie kann umkippen in Synkretismus, kann abirren in Skeptizismus und Theosophie, er kann auch gelingen. Über dieses Gelingen nun hat Brucker wenig gesagt, und das ist meist Anlaß dafür, ihm den Gebrauch zu verübeln, den er von der Vokabel 'eklektisch' macht. Denn was mag ein Begriff taugen, der als implizit normativ eingeführt wird (Philosophie ist gut, wenn sie eklektisch ist), und der doch nur dazu verwendet wird, einzelne Figuren der Philosophie ab- bzw. aufzuwerten (die antiken Eklektiker sind keine echten Eklektiker, sondern Synkretisten, die neueren Eklektiker sind im ganzen genommen Verbesserer der Philosophie)?34 Bereits beim ersten Auftauchen des Begriffs in Bruckers Philosophiegeschichte, im Zusammenhang mit der Alexandrinischen Philosophie, findet sich eine 33

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Vgl. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. IV. S. 606f., wo Brucker höchst verschiedene, teilweise sich widersprechende Gründe für den Skeptizismus anerkennt, u.a. die Verteidigung der Religion gegenüber der menschlichen Vernunft (Beispiel: Daniel Huet), aber auch den 'Ehrgeiz am Zweifeln' (Beispiel: Pierre Bayle); die Theosophie verwechsele die Wahrheiten der Philosophie mit denen der Offenbarung (vgl. S. 635). Vgl. Michael Albrecht: Eklektik. Eine Begriffsgeschichte mit Hinweis auf die Philosophieund Wissenschaftsgeschichte. Stuttgart 1995. S. 548f., der bedauert, daß Brucker das Eklektische der antiken und der modernen Philosophie nicht aufeinander bezieht, und vermutet, daß er "keinen deutlichen Begriff von Eklektik formulieren" könne.

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grundsätzliche Anmerkung zum Verhältnis von Philosophiegeschichte und Eklektizismus. Brucker schreibt, im Grunde seien alle Philosophen Eklektiker, indem dieselbigen aus allen Secten dasjenige, was ihnen am wahrscheinlichsten gedaucht, genommen, mit ihren eigenen Gedanken und Schlüssen verbunden, und es in ein Systema gegossen haben.35 Diese Idee ist nicht Bruckers Erfindung, sie findet sich schon bei Johann Christoph Sturm, Johann Jakob Ryssel und Christian Thomasius.36 Im letzten Teil seiner Philosophiegeschichte bringt Brucker selbst eine Definition des Eklektikers, die stark von Thomasius, aber auch von Heumann und Johann Franz Budde geprägt ist, und die wie ein kleines Programm inmitten der historischen Nachrichten steht: Nur derjenige ist für mich ein eklektischer Philosoph, der, nachdem er jedes Vorurteil der Autorität, der Verehrung, des Altertums, der Sekte (oder ähnliches) ausgeschaltet hat, bloß der Richtschnur der angeborenen Vernunft folgt, und aus der Natur, Eigenart und den wesentlichen Eigenschaften der Dinge, die er zu betrachten vorhat, klare und evidente Grundsätze schöpft, aus denen er, wenn er die richtigen Gesetze des Schließens gebraucht, sodann Schlußfolgerungen bezüglich der philosophischen Probleme ableitet. Wenn diese Regel aber feststeht, 'rezipiert' er beim Lesen der Überlegungen anderer Philosophen und beim Erwägen und Prüfen der Lehrgebäude nichts, was nicht der Strenge der Gründe und der Härte des Beweises Genüge leistet

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. ΙΠ. S. 428. Anm. (a); vgl. ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. IV. S. Vf. Vgl. Johann Christoph Sturm: Philosophia Eclectica. Altdorf 1686. Kap. IV: 'De philosophiae electivae priscis modernisque cultoribus'. S. 43-64 (Aristoteles und Descartes waren Eklektiker); J.J. Ryssel: Continuatio in Librum De Philosophorum Sectis (Anm. 3) § 1 (Differt Eclecticum esse, et Sectam Eclecticam profited); Christian Thomasius: Introductio ad philosophiam aulicam seu lineae primae libri de prudentia cogitandi et ratiocinandi. Halle [zuerst 1688] 2. Aufl. 1702; dt. Fassung: ders.: Einleitung in die Hof-Philosophie. Frankfurt, Leipzig 1719. Kap. I, § 36 und bes. § 93 (Diesem kommt noch hinzu, daß die vortrefflichsten Philosophi allezeit Eclectici gewesen sind). J. Brucker: Historia critica (Anm. 4) Bd. V. S. 4, zit. nach M. Albrecht: Eklektik (Anm. 34) S. 548f. Lat. Wortlaut: Nempe ille solus nobis eclecticus philosophus est, qui procul ire iusso omni auctoritatis, venerationis, antiquitatis, sectae, similiumque praeiudicio ad unam rationis connatae regulam respicit, exque rerum, quas considerandas sibi statuit, natura, indole, et proprietatibus essentialibus clara et evidentia principia haurit, ex quibus iustis ratiocinandi legibus usus, conclusiones deinde de problematibus philosophicis deducit: hac vero norma posita, in legendis aliorum philosophorum meditationibus ac expendendis examinandisque doctrinarum aedificiis nihil recipit, quod non rationum severitati et demonstrationis rigorifaciat satis. Albrecht übersetzt das praeiudicio venerationis als "Vorurteil der Würde", Mario Longo dagegen als eines "der Kirche" ("di chiesa", vgl. Mario Longo: Historia Philosophiae Philosophica. Teorie e metodi della storia della filosofia tra Seicento e Settecento. Milano 1986. S. 106); die hier gewählte Variante 'der Verehrung' soll gleichsam die Mitte zwischen beiden Extremen halten.

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Diese Definition nimmt sich in einer Philosophiegeschichte merkwürdig abstrakt und bezugslos aus; sie zeigt aber einen Anspruch, den Brucker mit der Vokabel 'eklektisch' immer zusammendachte, den Anspruch nämlich auf eine solche Rationalität der Philosophie, die produktive Rezeptivität ein- und nicht ausschließt. Was aber ist die Funktion dieser Definition in einer Philosophiegeschichte? Was heißt es, alle Philosophen in diesem Sinne ganz grundsätzlich, als Philosophen, eklektisch zu nennen? Liegt darin nicht ein Widersinn? Denn wenn die eklektische Philosophie wirklich die bey allen vernünfftigen Leuten gebilligte Philosophie ist,38 wie Brucker schreibt, dann müßten ja die Philosophen verfehlt haben, was alle vernünftigen Leute einsehen. Zwar versteht sich ohne Probleme, daß Brucker bei der Rede über Christian Thomasius dessen Verdienste um die eklektische Philosophie lobt, weil es sich mit dem von Thomasius in seinen frühen Schriften vertretenen Anspruch deckt. Aber die Aussage, daß erst Thomasius zu Abwetfung des sectirischen Jochs in der Philosophie und zur Aufnahm der Eclectischen Lehr-Art am ersten was wichtiges oder wohl gar das meiste solte mit beygetragen haben,39 legt doch die Vermutung nahe, daß die Geschichte vor Thomasius ein großes negatives Vorzeichen besitzen müßte. Bruckers Darstellung der Philosophiegeschichte ist allerdings frei von solchem negativen Vorzeichen, im Gegensatz etwa zu Mosheims kirchengeschichtlicher Verarbeitung der Philosophiegeschichte, wo die Philosophie mit dem Sektierertum zum dauernden Schaden für das Christentum eine enge Verbindung eingeht.40 Bei Brucker verhält es sich anders, denn die Anerkennung 'vieler Irrtümer' hält ihn nicht davon ab, so etwas wie die Durchsetzung des eklektischen, selbständigen Philosophierens zu erwarten.41 Umgekehrt aber kann man aus Bruckers Philosophiegeschichte auch keine religiös-theologische Identifikation des Eklektizismus mit der christlichen Religion herauslesen, selbst wenn seine Vorstellung des eklektischen Denkers natürlich keine kritische Haltung zur christlichen Religion einschließt. Es wäre zu vordergründig, wenn man wie Karl Alt vermuten wollte, 38

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. VII. S. 2; vgl. ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 4 (Abiecto enim indigno humana ratione hoc iugo [d.i. sectaria philosophandi ratione]). J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. VII. S. 502; vgl. ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 466f., wo - weniger stark akzentuiert - Thomasius ein conatus in reformanda philosophia zugesprochen wird. Mosheim wertet die anthropologische Einsicht in die Schwachheit des menschlichen Geistes nochmals theologisch und sieht darin die Vergeblichkeit der Philosophie begründet, jemals eine Wahrheit über allem Sektierertum zu erlangen; vgl. dazu Ulrich J. Schneider: Das Sektenproblem der Kirchengeschichte. In: Johann Lorenz Mosheim (1693-1755) - Theologe im Spannungsfeld von Philosophie, Philologie und Historie. Hg. von Martin Mulsow, Ralph Häfner, Florian Neumann, Helmut Zedelmaier. Wiesbaden 1997 (Wolfenbütteler Forschungen. Bd. 75). S. 147-191. Vgl. auch Christian Thomasius: Höchstnötige Cautelen, welche ein Studiosus Juris, der sich zur Erlernung der Rechts-Gelehrsamkeit auf eine kluge und geschickte Weise vorbereiten will, zu beobachten hat. Halle 1713. S. 109: es ist ein Unterschied zwischen einem Irrenden und Sektierer, denn es kann auch ein Weiser irren: weil er ein Mensch ist.

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Brucker habe es darauf abgesehen, "die ganze Geschichte der Philosophie zum Hilfsmittel für den Religionsunterricht, besonders der Sitten- aber auch der Glaubenslehre" zu machen.42 Was die These, alle Philosophen seien im Grunde Eklektiker, für Brucker bedeutsam macht, liegt jenseits dessen, was die zeitgenössische Propaganda für eine wahre eklektische und christliche Philosophie bot.43 Es handelt sich hier nämlich nicht um die These eines Philosophen, sondern um die eines Philosophiehistorikers, und es ist ein methodisches Problem der Philosophiegeschichte, das Brucker mit dieser These adressiert. Sie stellt seine Antwort auf die Frage dar, wovon die Philosophiegeschichte eigentlich handeln soll. Wenn nämlich tatsächlich alle großen Denker Eklektiker waren, indem sie ihrem jeweiligen Vorgänger nicht folgten, dann ist die traditionelle Sektenlogik nicht länger akzeptabel. Diese Logik der dogmatischen Abhängigkeit, wie sie Diogenes Laertios modelliert hat, verlangt, die Darstellung einzelner Denker im Zusammenhang mit Vorgängern und Nachfolgern zu geben, die Linien des Verständnisses durch die individuellen Köpfe hindurch zu ziehen. Wenn Brucker nun dazu tendiert, alle Philosophen als Eklektiker zu bezeichnen, dann könnte das - zumindest in einem schwachen Sinn - eine Aufweichung der Sektenlogik bedeuten, indem nur die großen Philosophen, eben in ihrer Eigenschaft als Sektengründer, zu Eklektikern erklärt werden. In diesem Fall gäbe es dann philosophiehistorisch immer erstrangige, eklektische Denker und zweitrangige, die aus dem Denken der erstrangigen ein Schulwissen machen. Wenn es aber in einem starken Sinne gelten soll, daß alles Denken ursprünglich eklektisch sei, weil ihm nur die Freiheit gegenüber den Vorgängern Originalität und Kraft verleiht, dann wird die Sektenordnung insgesamt problematisch oder provisorisch, denn dann muß auch für traditionell als Anhänger und Nachfolger eingeordnete Philosophen nach dem ihnen 'eigenen' Denken geforscht werden. Alle Philosophen müßten in der Philosophiegeschichte aus sich selbst, nicht aus Vorgängern, verstanden werden, und also, in Heumanns Worten, als 'ehrliche Ketzer' erscheinen.44 Die Sektenordnung wäre darum in der Philosophiegeschichte noch nicht verschwunden, sie repräsentierte nur so etwas wie das Modell eines engen gedanklichen Zusammenhangs, der durch die Konstatierung von An- und Abhängigkeit nur unzureichend erklärt würde. In der Feststellung einer Sektenzu42

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Karl Alt: Die Lateinschule der freien Reichsstadt Kaufbeuren und ihr berühmtester Rektor Magister Dr. Jakob Brucker. Ein Beitrag zur schwäbischen Schul- und Gelehrtengeschichte. Kaufbeuren 1929. S. 80; vgl. S. 43f., 57, 78f.: "Brucker ging in Buddeus' Spuren den Weg des Eklektizismus. Aber nicht aus einem philosophischen Prinzip heraus geht er in dieser Richtung, sein Ziel und Zweck ist rein religiöser und theologischer Art." Zur 'philosophia Christiana' siehe H. Dreitzel (Anm. 1). Vgl. dazu auch Werner Schneiders: Vernünftiger Zweifel und wahre Eklektik. Zur Entstehung des modernen Kritikbegriffs. In: Studia Leibnitiana 17. 1985. S. 142-161; ders.: Aufklärung und Vorurteilskritik. Stuttgart 1983. Vgl. C.A. Heumann: Von dem Ingenio philosophico. In: Acta philosophorum (Anm. 22) Bd. IV. 1716. S. 595f.

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gehörigkeit bestünde dann nicht mehr der hauptsächliche Sinn derjenigen Aussagen, die die Philosophiegeschichte verstehen helfen. Diese Überlegungen sind Hypothesen, denn Brucker hat sich über die Methode seiner Darstellung nicht eingehend genug geäußert, um ihm als Absicht unterstellen zu können, was aus seiner latenten Identifizierung des philosophischen Fortschritts mit der Durchsetzung der eklektischen Haltung herausgelesen werden kann. Jedenfalls muß man, wie angedeutet, in der Bruckerschen These vom grundsätzlich eklektischen Charakter aller Philosophie nicht den unüberlegten Import eines zeitgenössischen Anspruchs in die Philosophiegeschichte sehen, sondern kann darin eine gewisse Kritik an den sektenlogischen Ordnungsprinzipien der Philosophiegeschichtsschreibung erkennen. Brucker legt überdeutlich großen Wert auf die Feststellung dessen, was jeder einzelne Philosoph produziert hat. Und solche Hinwendung zu individuellen Köpfen, die Bestimmung ihrer Fragen, Probleme und ihrer Antwortversuche ist immer dann ein Befreiungsschlag, wenn festgefügte historische Modelle der Zugehörigkeit den Blick verstellen. Für Brukker war es wohl die Sektengliederung, die er in der dritten Epoche endgültig aufgibt (wiewohl er noch von Sekten redet45) - heute wären es, wollte man ähnlich wie Brucker 'kritisch' sein, verschiedene "logische Subjekte", wie Dilthey sie genannt hat,46 die wir ohne weiteres als die eigentlichen Akteure historischer Prozesse annehmen: die Entwicklung des menschlichen Geistes, die Entfaltung der Vernunft in der Geschichte, die fortschreitende Differenzierung der Wissenschaft usw. Bruckers Helden werden dagegen nicht durch "logische Subjekte" höherer geschichtlicher Ordnung gestützt, sondern sie stehen ganz einfach immer wieder vor der Alternative des Verharrens im Alten oder des Schritts darüber hinaus. Diesen Schritt zu gehen oder zu vermeiden lernt der Leser Bruckers anschaulich als Alternative kennen; bei Brucker treten original-revolutionäre und schülerhaftkonservative Denker einander gegenüber - als das historische Gegensatzpaar des wahren und des falschen Philosophierens. Dabei ist es wichtig zu sehen, daß Brucker sich damit nicht den Blick für die Wirklichkeit der Philosophieentwicklung verstellt, in der das selbständige Denken immer in Gefahr steht, Zwecken und Absichten gebeugt zu werden.47 In dieser Hinsicht darf man den in der philo45

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Vgl. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 10, über die moderne Philosophie: Respuere philosophiam eclecticam, sectas earumque nomina, ex eius indole est manifestissimum: impossibile itaque eius historiam per sectarum discrimina, ut hactenus a nobis factum, describere: licet conanima nonnullorum tandem in sectarium aliquod Studium desierint, id quod imprimis Cartesio accidit [...]. Vgl. Wilhelm Dilthey: Der Aufbau der geschichtlichen Welt in den Geisteswissenschaften [zuerst 1911]. Frankfurt a.M. 1970. S. 91 (logische Subjekte wie "Individuen, Familien, zusammengesetzte Verbände, Nationen, Zeitalter, geschichtliche Bewegungen oder Entwicklungsreihen, gesellschaftliche Organisationen, Systeme der Kultur und andere Teilausschnitte aus dem Ganzen der Menschheit" als "legitim gebildete Abstraktionen"). Vgl. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. I. Dissertatio praeliminaris. S. 30f., wo unter dem Stichwort der 'falschen Philosophie' die Unvermeidlichkeit der Sektenbildung durch so

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sophiehistorischen Erzählung Bruckers sich auftuenden Gegensatz zwischen antikem - falschem - und modernem - wahrem - Eklektizismus weniger als theoretische Kontrastierung verstehen, und müßte ihn vielmehr als eine historische Opposition begreifen, die der Philosophiehistoriker höchstens durch die Vorurteilsstruktur des menschlichen Geistes erklärt sieht, in der Hauptsache aber als das Faktum einer Alternative einfach stehen läßt.

V. Eklektizismus und Philosophiegeschichtsschreibung Es ist aus dem vorstehend Ausgeführten deutlich, daß man den Vorwurf, Brucker lasse sich auf den Begriff des Eklektizismus nicht ein und verwende ihn widersprüchlich, nur dann aufrechterhalten kann, wenn man vorausverfügt, daß der Begriff eindeutig bestimmbar sei.48 Der Sinn derjenigen Stellen, an denen Brucker von eklektischer Philosophie spricht, ist im Zusammenhang mit der Frage, was der Philosophiehistoriker eigentlich darstellen soll, durchaus verständlich - wie gezeigt, in verschiedener Weise. Einmal zeigt das Ende der antiken Sektenkultur in synkretistischen Synthesen, wie man das freie Philosophieren verfehlen kann, zum anderen beweist die Charakterisierung der eklektischen Grundeinstellung der Moderne, daß es prinzipiell erreichbar ist. Und beide verbindend beweist der Blick aufs Ganze der Philosophiegeschichte, daß eklektisches Denken so etwas wie der Motor des Philosophierens ist. So hebt der Philosophiehistoriker Brucker die eklektische Philosophie als etwas gleichsam Maßstäbliches für das heraus, was er öfter 'die philosophische Welt' (orbis philosophicus) oder 'das Feld der gesamten Philosophie' (campus universae philosophiae) nennt. Assoziiert sich aber der Philosophiehistoriker dieser Philosophie, orientiert er seine Darstellung daraufhin? Die Antwort auf diese Frage muß zunächst verneint werden, denn Brucker versteht sich selbst nicht als Eklektiker, und kann sich im expliziten philosophischen Sinn dieser Benennung nicht als solcher verstehen.49 In den 'Kurtzen Fragen' formuliert Brucker nur vage einen komparatistischen Lerneffekt seiner Arbeit: Man höret in der Philosophischen Historie die Gedanken der klügsten Männer [...] Da kann es nicht änderst seyn, es müs-

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etwas wie anthropologisch-historische Konstanten charakterisiert wird: Das Vorurteil der Autorität, der Aberglaube, die Geheimniskrämerei, die Liebe zu nutzlosen Spekulationen, Hochmut und Verachtung anderer, Einschränkungen der Denkfreiheit führen zur 'falschen Philosophie', d.h. also zur Verfälschung der wahren Philosophie. Vgl. M. Albrecht: Eklektik (Anm. 34) S. 548f., wo 'Eklektik' etymologisch als 'Auswahlphilosophie' definiert wird, durchaus im Gegensatz zum zeitgenössischen Sprachgebrauch, in dem das Moment der Selbständigkeit und der Vermittelbarkeit von (scheinbaren) Gegensätzen betont wird. Vgl. auch M. Albrecht: Eklektik (Anm. 34) S. 549.

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sen viele Haupt-Wahrheiten vorkommen, welche, wenn sie gehörig geprüfet werden, uns gar schön in der Philosophie selbst unterweisen.50 Dieser Lerneffekt erfordert zwar eine gewisse Anstrengung zu historischer Arbeit, aber sicher nicht in dem Umfang, in dem sie Brucker unternahm. Auch die in der 'Dissertatio praeliminaris' der 'Historia Critica' aufgezählten 'Nutzen' der Philosophiegeschichte sind nicht vorderhand eklektisch zu nennen und weisen jedenfalls keinen expliziten Bezug dieser Art auf. Wohl sind Bruckers Absichten eher von philosophischpädagogischen Motiven geprägt51 als von religiös-theologischen, aber eine Verbindung zwischen der historiographischen Arbeit und den inhaltlichen Akzentuierungen der daraus resultierenden Darstellung läßt sich auf den ersten Blick nicht ausmachen. Und es wäre auch kaum möglich, Bruckers Selbstverständnis als Philosophiehistoriker mit der Theorie des eklektischen Philosophierens von Thomasius oder Budde, wie es zur Studienzeit Bruckers im Schwange war, kurzzuschließen. Denn wenn es das Ziel des eklektischen Philosophierens ist, wie etwa Thomasius sagt, mit den eigenen statt mit den Augen anderer zu sehen,52 dann läßt sich daraus eben gerade keine philosophiehistorische Arbeit Bruckerschen Ausmaßes folgern oder rechtfertigen. Bruckers Motivation ist mit keiner eklektischen These verbunden, wie wenn er etwa behauptet hätte, die Wahrheit sei in die Zeit verstreut und müsse zusammengesetzt werden, woraus sich die Notwendigkeit historischer Arbeit ergäbe. So etwas unterstellt er höchstens den Alexandrinischen Philosophen.53 Vielmehr folgt Brucker Heumanns ungefährer moralisch-pädagogischer Hoffnung, der 'Geruch' der selbständigen Philosophen möge sich an die eigene Kleidung heften.54 Das heißt, daß die Philosophiegeschichte keine explizite Funktion für die Philosophie 50

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. I. Vorbereitung. S. 15; vgl. K. Alt: Lateinschule (Anm. 42) S. 70, der dazusetzt: "der reine Eklektizismus". Vgl. dazu Brauns ausführliche Würdigung von Brucker in Lucien Braun: Geschichte der Philosophiegeschichte. Darmstadt 1990 (zuerst als Histoire de l'histoire de la philosophie. Strasbourg 1973). S. 141f. (frz. S. 128), wo die pragmatische Ausrichtung von Bruckers Methode und die pädagogisch-aufklärerische Absicht einer 'Befreiung' von Vorurteilen herausgestellt werden. C. Thomasius: Philosophia aulica (Anm. 36) Kap. I, § 90: Voco autem Eclecticam Philosophiam, quae jubet non dependere ab ore unius, aut in unius magistri verba jurare, sed ex ore scriptisque doctorum quorumcunque, quicquid veri bonique, non docentis autoritate, sed argumentorum pondere convictus quis cognoverit, in horrea sua colligere, adeoque de suo subinde addere, et ita suis potius oculis quam alienis videre. Vgl. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. III. S. 318f., wo Brucker die Bedeutung des spätantiken vom modernen Eklektizismus unterscheidet, indem er bei jenen die These der verstreuten Wahrheit (veritas sparsä) und das Kriterium des göttlichen Lichts (lumen divinum) diagnostiziert. C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 22) Bd. I. S. 38: Es machet uns diese Historie [d.i. die Philosophiegeschichte] nicht nur gelehrt, sondern auch weise und tugendhaft. Indem wir uns mitten in dem Chore der philosophorum befinden, so werden wir allmählich auch philosophi, und der gute Geruch ihrer Tugenden hänget sich auch an unsere Kleider.

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hat, sondern nur so etwas wie eine indirekte Wirkung auf den philosophisch Interessierten. So schreibt Brucker in der 'Vorbereitung' zu den 'Kurtzen Fragen', die im Textteil ganz und gar pädagogisch organisiert sind, aus der Philosophiegeschichte lerne man eclectice philosophiren, das ist, erstlich selbst auf eine verniinfftige Art, aus gesunden principiis nachdencken, so dann aus aller Welt Lehrsätzen diejenige heraus- und annehmen, welche der Wahrheit gemäß sind.55 So liegt der neuartige Anspruch des historisch-kritischen Unternehmens von Brucker, die Philosophiegeschichte als ganze zu begreifen, nicht in einem implizit artikulierten philosophischen Programm einer historischen Erarbeitung der Wahrheit, sondern in der hermeneutischen Vorsicht und Umsicht einer Umschreibung der Wahrheit. Philosophiegeschichtsschreibung ist bei und für Brucker zunächst und vor allem - wie bis heute jede historische Beschäftigung - eine Praxis der Auseinandersetzung mit der Überlieferung. Von dieser Praxis her erschließt sich das Neue an Bruckers Geschichtsschreibung: der hier erstmals durchgängig methodisch reflektierte Gebrauch der zur Beschreibung eingesetzten Begriffe. Was man allgemein feststellen kann,56 ist vorstehend auch am Einsatz der Vokabel 'eklektisch' deutlich geworden, mit der historisch etwas bezeichnet und zugleich damit das Problem des Philosophierens überhaupt berührt wird. Aber auch wenn man sagen kann, daß der Sinn dieser Vokabel bei Brucker immer ein philosophischer, niemals ein philosophiehistorischer ist, also dem beschriebenen Gegenstand (Philosophie) zugehört und nicht der Beschreibung (Historiographie), läßt sich nicht leugnen, daß der philosophische Eklektizismus, wie er im frühen 18. Jahrhundert in Deutschland diskutiert wurde, ein gewisses Interesse an der Philosophiegeschichte impliziert und auch Brucker davon geprägt ist.57 Vom zeitgenössischen Kontext wird mithin nicht das Selbstverständnis des Philosophiehistorikers Brucker erklärbar, wohl aber einige Charakteristika seiner Methode. Denn in mehr als einer Hinsicht verdankt sich das 'Kritische' in Bruckers Darstellung den Vorstellungen über das 'Eklektische' in der Philosophie.58 Wenn man nämlich das eklektische Denken auch als eine bestimmte Form des Respekts für bereits formuliertes Denken versteht und ihm eine entsprechende Textinterpretationstechnik assoziiert, kann man Bruckers eigene Arbeit durchaus als eklektisch qualifizieren.

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J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 5) Bd. I. Vorbereitung. S. 17; vgl. ders.: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 10. Vgl. L. Braun (Anm. 51) S. 134 (frz. S. 123), wo neben dem kritischen Wert der 'Historia Critica' (Infragestellen der Tradition) vor allem ihr erkenntnistheoretischer Wert betont wird (Genauigkeit der historiographischen Begriffe), wogegen der historische Wert (die Originalität des Mitgeteilten) eher 'mittelmäßig' sei. Das hat v.a. Mario Longo betont, vgl. Historia Philosophiae Philosophica (Anm. 37) S. 106f., 121f., 126; vgl. auch Longos Brucker-Darstellung in Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 9) Bd. II. S. 543. Vgl. Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 9) Bd. II. S. 108, 122, 125.

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Elemente einer im eklektischen Denken implizierten Interpretationstechnik sind in der Zeit vor Brucker keineswegs selten.59 Schon bei Thomasius und bei Budde gibt es Regeln, wie ein eklektischer Geist mit anderen Philosophen umzugehen, wie er andere Philosophen zu lesen habe.60 Gottfried Olearius hat 1711 in seiner Dissertation 'De philosophia eclectica', die er seiner Übersetzung von Thomas Stanleys Philosophiegeschichte anhängte, die eklektische Grundregel aufgestellt, alle Philosophen anzuhören (omnes audiantur-61), und Arnold Wesenfeld hat 1694 in vier ausführlichen Dissertationen zum Thema den Respekt für das Denken anderer zum Wesensmerkmal des eklektischen Denkens erhoben: niemals zeige eine gegebene Formulierung das Ende des Denkens an.62 Mit Rücksicht auf solche methodisch-hermeneutischen Kautelen kann Brucker, in dessen Praxis sie unverkennbar wirksam sind, wenn nicht als der Beginn der modernen Philosophiegeschichtsschreibung, so doch zumindest als ein Schritt ihrer methodologischen Intensivierung angesehen werden.63 Einem 'methodischen' und in diesem Sinn auch philosophiehistorischen Eklektizismus sind vor allem Bruckers Bemühungen um die philosophische Lektüre und

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Vgl. dazu ausführlicher Ulrich J. Schneider: Eclecticism and the history of philosophy. In: History and the Disciplines. From Renaissance to Enlightenment. Hg. von Donald Kelley. Rochester University Press 1997. Vgl. C. Thomasius: Höchstnötige Cautelen (Anm. 41) S. 108f., 134f., 204f.; vgl. Johann Franz Budde: Philosophischer Diskurs von dem Unterscheid der Welt- und SchulGelahrtheit. Als Einleitung in Martin Musig: Licht der Wahrheit. 1. (einziger) Teil. Frankfurt, Leipzig 1709, wo Budde sich zur eklektischen Philosophie und dazu bekennt, keine Nachbeter haben zu wollen (vgl. die §§ IV, XLVIII, XLIX der unpaginierten Vorrede). Vgl. Gottfried Olearius: De philosophia eclectica. In: Historia philosophiae vitas, opiniones, resque gestas, et dicta philosophorum sectae cuiusvis complexa, autore Thoma Stanleio, ex anglico sermone in latinum translata, emendata, variis dissertationibus atque observationibus passim aucta. Leipzig 1711. S. 1218 (2. Aufl. Venedig 1731: Bd. III. S. 357). Vgl. Arnold Wesenfeld: Dissertationes Philosophicae Quatuor Materiae Selectioris de Philosophia Sectaria et Electiva. Frankfurt a.d. Oder 1694. Diss. IV. § I (S. 3). Vgl. § XIV (S. 24): [...] indeque aliorum vel veterum vel novorum cogitata et labores non tanquam terminum cognitionis, sed instrumentum ulterius proficiendi intuetur und § XVII (S. 30): Nec Eclecticorum assertio est, 'libere philosophari (absolute) nihil aliud esse quam nulli se sectae etc. tradere'; sed tantüm de libertate sentiendi in respectu ad aliorum scripta et dogmata loquuntur. Vgl. in diesem Sinne M. Longo: Historia Philosophiae Philosophica (Anm. 37) S. 125, 130. In seiner Brucker-Darstellung hat Longo in diesem Sinne auch betont, daß Brucker die hermeneutischen Kautelen seiner 'Dissertatio praeliminaris' (Suae opiniones philosophis non supponendae, Maior lux non inferenda, quam in se historia habet und Veteris philosophiae idea ad nostram non exigenda. Historia Critica. Bd. I. S. 19) tatsächlich weitgehend befolgt. Vgl. Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 9) Bd. 2. S. 598, 540, 607. Vgl. auch Hans-Peter Schütt: 'Iungenda cum arte rationali, ars critica'. Johann Jakob Bruckers hermeneutische Vorsätze. In: Unzeitgemäße Hermeneutik. Verstehen und Interpretieren im Denken der Aufklärung. Hg. von Axel Bühler. Frankfurt/M. 1994. S. 69-87.

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Bewertung einzelner 'Systeme' zu verdanken.64 Wie der eklektische Denker muß auch der Philosophiehistoriker den Widerspruch zwischen der als richtig erkannten Weise zu philosophieren und der faktischen Erkenntnis, wie philosophiert worden ist, aushalten, mehr noch: beide müssen sie aufeinander beziehen können. Denn es ist dem Philosophen wie dem Philosophiehistoriker eingestandene Voraussetzung, daß die eklektische 'ratio philosophandi' sich von anderen Methoden nicht nur unterscheidet, sondern diese gewissermaßen auch einholen kann. Insoweit besteht kein Unterschied zwischen dem eklektischen Philosophen und dem Philosophiehistoriker. Wenn es allerdings gilt, das Philosophieren der Vergangenheit zu transzendieren, unterscheiden sie sich radikal. Denn der Philosoph muß, wieweit er auch rezipiert, ein eigenes System ausbilden, der Philosophiehistoriker dagegen muß vor allem den Sinn dafür wachhalten, daß ein neues System immer wieder möglich ist, daß es keine Formulierung gibt, die die Aktivität des Philosophierens stillstellen kann. Jede einmal formulierte Lehre muß also, eklektisch, als offenes Gebäude dargestellt werden, als ein Ensemble von Sätzen in einer gewissen Logik, so daß es möglich ist, andere Lehren als andere Ensembles von Sätzen (die durchaus teilweise identisch sein können) in vielleicht anderen Logiken (von denen es gleichwohl nicht beliebig viele gibt) darzustellen, ohne die Vielfalt der Lehren als Mannigfaltigkeit des Irrtums denunzieren zu müssen. Wenn Brucker sagt, die Wahrheit sei eine, der Irrtümer aber gebe es viele,65 dann heißt das nicht, daß jede gegebene philosophische Lehre nur auf eine der beiden Seiten fallen kann, vielmehr heißt es, daß der Gegensatz zwischen Wahrheit und Irrtum keine feste Gestalt besitzt, und alle philosophischen Lehren daraufhin geprüft werden müssen, inwiefern sie und in welchen Teilen sie an beiden Seiten Anteil haben. Die Philosophiehistorie wird so zur immer wieder neu ansetzenden Interpretation, wie es Bruckers Verfahren zeigt, den Fluß der eigenen (Nach-)Erzählung durch Listen von Sätzen zu unterbrechen, in denen ein Gedankengebäude resümiert wird. Erstaunlich vielfältig sind die Titel dieser Zusammenfassungen. Oft sind es Namen von Disziplinen (physica, logica, metaphysica, philosophia moralis etc.), noch häufiger aber formale Benennungen (placita, dogmata, principia, philosophemata, doctrina, meditationes, observationes, cogitationes, cogitata, theses, sententia etc.66) oder andere Begriffe des Zusammenfassens 64

65

66

Longo hat auf die Bedeutung der Lebensbeschreibungen aufmerksam gemacht, die bei Brukker mittelbar dazu dienen, nicht nur die Bedingungen der Entstehung, sondern auch die Originalität, Einheit und Kohärenz der Lehre verständlich zu machen. Vgl. M. Longo: Historia Philosophiae Philosophica (Anm. 37) S. 109f. und Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 9) Bd. 2. S. 561, 593f. Vgl. J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. I. Dissertatio praeliminaris. S. 30: Cum enim Veritas una sit, error vero multiplex [...]. Ein schönes Beispiel bietet etwa die Zusammenstellung zur Philosophie von Descartes in J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 287-329: cogitationes Cartesii, de methodo inveniendi verum; regulae morales Cartesii; metaphysica Cartesii de principiis cogitandi;

Das

Eklektizismus-Problem

157

(conspectus, delineatio, fundamenta etc.). Man müßte untersuchen, welche Gründe Brucker hatte, solche Zusammenstellungen (ca. 10-30 Mal pro Band) zu machen, wann sie Autoren betreffen, welche Autoren sie betreffen,67 wann Gruppen von Autoren etc. Es ist jedenfalls der Ansatz zum immanent rekonstruierenden Referat philosophischer Positionen und Systeme diejenige Verfahrensweise von Brucker, die ihn am nächsten mit der im eklektischen Philosophieren implizierten Forderung verbindet, die richtige Auswahl auf eine kritische Auslegung zu stützen. Bruckers Philosophiegeschichte etabliert inhaltlich und methodisch, in der Benennung der Philosophien und in ihrer Darstellung, die Selbständigkeit und kategoriale Autonomie des philosophiehistorischen Wissens. Wo zu seiner Zeit und auch später noch Literarhistoriker das Corpus des Überlieferten bearbeiten, Philologen Texte emendieren und Philosophen Irrtümer diagnostizieren, gelingt es Brucker, das Philosophieren als eine gegenüber Religion, Theologie und anderen Disziplinen eigenständige intellektuelle Aktivität darzustellen. Das jedenfalls ist an den Stellen, wo Brucker von der eklektischen Philosophie spricht, besonders auffällig. Man achte darauf, daß Brucker häufig von der ratio philosophandi eclectica spricht oder davon, eclectice zu philosophiren: Der philosophiehistorische Gesichtspunkt betrifft damit eben die Art und Weise, wie eine philosophische Lehre entwickelt wird. Historisch ist daran für heutige Vorstellungen noch vieles zu unbestimmt ausgedrückt und bleibt im Vorfeld einer rudimentär artikulierten Anthropologie des freien Denkens. Bei Brucker erhalten die 'Schwachheit des menschlichen Geistes', der 'Ehrgeiz' der Sektengründer und der 'Mangel an Mut und Verstand' bei den Philosophierenden den Status philosophiehistorischer Wahrheiten. Wem das an Einsicht in die geschichtliche Existenz von Philosophie zu gering erscheint, den kann man immerhin darauf verweisen, daß ebendiese Wahrheiten bei Mosheim und Heumann noch die religiöse Demut stützen mußten - bei Brucker sind sie faktische Wahrheiten, nicht mehr, aber auch nicht weniger. Auch wenn Originalität und Selbstverantwortung in philosophicis ungefähre Kriterien sein mögen, sie werden hier zum ersten Mal historisch als Kriterien nur für die Philosophie privilegiert, diese dadurch als eine eigene 'Welt' behauptet. Offensichtlich bleiben Bruckers anthropologisch-historische Einsichten hinter einer Anerkennung der 'Vernunft in der Geschichte' zurück; er kennt kein historisches Entwicklungsgesetz, das zur philosophisch-systematischen Vernunft in einer Spannung steht. Andererseits findet sich bereits bei ihm die Erkenntnis formuliert, daß die historische Existenz (factum) der Philosophie mit der philosophischen

67

Cartesii philosophemata de rebus materialibus; principia Cartesii de mundo aspectabili; Cartesii sententia de terra; Cartesii dogmata de passionibus animae. Viele wichtige Philosophen erfahren diese Behandlung nicht, manchen kleinen wird sie zuteil: so wird im 4. Band der 'Historia Critica' innerhalb der Darstellung der modernen Epikureer zwar ein Arzt und Philosoph namens Johannes Chrysostomus Magnenus derart hervorgehoben, nicht aber der ungleich berühmtere Pierre Gassendi.

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Ulrich Johannes Schneider

Vernunft (ratio) unverträglich sein könne.68 Und viel weiter kann - vom historischen Standpunkt aus - die Einsicht in die Philosophiegeschichte wohl nicht gelangen.

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J. Brucker: Historia Critica (Anm. 4) Bd. V. S. 5: Quod licet omni rationi philosophicae contrarium sit, toties tarnen factum est, quoties nova secta caput extollere coepit.

Geistige Anregungen und Quellen der Bruckerschen Historiographie Mario Longo

Die Forschung beschäftigt sich erst seit kurzem mit den Quellen zu Jacob Brukkers Philosophiegeschichtsschreibung. Nach ihrem großen Erfolg im Europa des 18. Jahrhunderts wurde die 'Historia critica philosophiae', das größte und bekannteste Werk, beim Erscheinen der an den 'starken' Systemen Kants und des Idealismus ausgerichteten Philosophiegeschichten als überholt angesehen und recht bald vergessen. Zudem hat die Hegeische Perspektive, die sich in der Philosophiegeschichtsschreibung durchsetzte (und die sich als sehr viel langlebiger erwies als Hegels Philosophie selbst), die Auffassung weiterverbreitet, vor Hegel habe es keine 'wahre' Geschichte der Philosophie gegeben, da eine solche nur in der idealistischen Sicht einer Identität mit der Philosophie möglich sei.1 Mit dem Schwinden des idealistischen Vorurteils ist im Lauf der letzten Jahre Bruckers philosophiegeschichtliches Werk in seiner ganzen Bedeutung wieder in Erscheinung getreten; ein Werk, das keineswegs in die Reihe unsicherer Versuche Vgl. Eduard Zeller: Die Geschichte der alten Philosophie in den letztverflossenen 50 Jahren. In: Kleine Schriften. Ed. Otto Leuze. Berlin 1910. Vol. I. pp.1-85. Brucker wird hierin als der bedeutendste Vertreter der philosophischen, rein kompilativen und gelehrten Historiographie des 17. und 18. Jahrhunderts angesehen: "Materialiensammlung, im besten Falle mit einiger äußeren Kritik verknüpft, war Alles, und hierin haben Engländer, Holländer, Franzosen und Deutsche Bedeutendes geleistet [...]. Wer sich ein Bild von diesem Zustande machen will, findet alle Data dafür in Brucker's bekannter 'historia critica philosophiae a mundi incunabulis' u.s.w., in unserem Fache dem bedeutendsten Repräsentanten jener massenhaften, aber chaotischen Gelehrsamkeit" (p. 5). Zellers Beurteilung, die Tennemann und Hegel aufgreift wird, steht die der französischen Historiker, wie Victor Cousin, entgegen: Brucker est le pere de l'histoire de la philosophie moderne, comme Descartes est celui de la philosophie moderne. (Victor Cousin: Cours de philosophie. Introduction ä l'histoire de la philosophie. Bruxelles 1836. p. 358). Zur 'Wirkungsgeschichte' des Philosophiehistorikers Brucker vgl. Mario Longo: Storia 'critica' della filosofia e primo illuminismo: Jakob Brucker. In: Storia delle storie generali della filosofia. Vol. II: Dall'etä cartesiana a Brucker. Ed. Giovanni Santinello. Brescia 1979. pp. 605-632.

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Mario Longo

auf dem Feld einer neuen literarischen Gattung zu stellen ist; vielmehr muß es als Abschluß und reifes Ergebnis eines umfassenden, von der Renaissance bis zur Aufklärung reichenden Forschungsprozesses gesehen werden, dessen Perspektive sich stetig weitet, und das sich über die theoretische und philosophische Ebene hinaus auch methodologischen und historisch-kritischen Aspekten widmet. Die Untersuchung der Quellen ging bisher vom Hauptwerk aus, insbesondere von der 'Dissertatio praeliminaris', die bis zum heutigen Tag der meistgelesene Teil der 'Historia critica' ist. Brucker führt hierin nicht nur die Bibliographie und die Hilfsmittel auf, deren er sich für seine Arbeit bedient hat; vielmehr umreißt er dort auch die Grundzüge einer von der Antike bis zu seiner Zeit reichenden Geschichte der philosophischen Historiographie und bestätigt damit ein klares Bewußtsein der Neuartigkeit seines Werks.2 Am Ausgangspunkt steht die Unterscheidung zwischen Nachschlagewerken (Jonsius, Fabricius und Struve), Zeugnissammlungen (Diogenes Laertius, Sextus Empiricus, Plutarch und die Kirchenväter, dazu Stobäus und Suidas) sowie Geschichtswerken im engeren Sinne, die während des 17. Jahrhunderts die Form einer selbständigen Literaturgattung angenommen hatten (Horn, Vossius, Gravius, Gale, Stanley, Menage, Huet). Letztere waren geschichtliche Abhandlungen, die ohne angemessene philosophische Ausbildung verfaßt worden waren und lediglich in bezug auf ihren gelehrsamen Impetus von Wert waren, während der wahre Philosophiehistoriker - so bemerkt Brucker - es verstehen muß, die kritisch-philologische Erfahrung mit einer festen philosophischen Grundlage zu verbinden. Womöglich noch unnachgiebiger erweist er sich der zeitgenössischen französischen Historiographie gegenüber (H. Gautier und A.-F. Boureau-Deslandes), die im Gegensatz dazu der Oberflächlichkeit und mangelnden historischen Glaubwürdigkeit bezichtigt wird. Angesichts der 'deutschen Reformatoren' erscheint in Bruckers Augen ein sehr viel lebhafteres und interessanteres Bild, aus dem sich - aufgrund ihrer Verdienste - drei zentrale Figuren herausheben: Christian Thomasius, Johann Franz Buddeus und Christoph August Heumann. Der erste zeigte mit seinem Versuch, die 'barbaries philosophica' zu überwinden, und unter Zuhilfenahme der schon von seinem Vater Jakob ausgeführten Arbeiten, den Zeitgenossen den einzuschlagenden Weg, indem er seinem Philosophie-Kursus (es handelt sich um die 'Introductio ad philosophiam aulicam') einen historischen Teil voranstellte. Seine zahlreichen Nachahmer, unter denen 'praeclare meruit' Buddeus, waren zwar in der Lage, methodisch adäquate Werke zu verfassen (ad leges artis criticae et historiae exacta, et cum judicio philosophico suscepta); hinsichtlich des Inhalts waren diese jedoch 2

Vgl. Jacob Brucker: Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem deducta. Tomus primus. Lipsiae 1742. Dissertatio praeliminaris de natura, constitutione, usu mediisque historiae philosophicae. § XVI: Subsidia potiora auctoresque de historia philosophica. pp. 31-38. Eine italienische Übersetzung der 'Dissertatio praeliminaris' befindet sich im Anhang zu Mario Longo: Historia philosophiae philosophica. Teorie e metodi della storia della filosofia tra Seicento e Settecento. Milano 1986. pp. 154-203.

Geistige Anregungen und Quellen

161

mangelhaft, da sie intra angustos compendiorum cancellos beschränkt blieben. Schließlich kam Heumann, der, ausgestattet mit den nötigen Hilfsmitteln und den erforderlichen Fähigkeiten, das Unternehmen auf höherem Niveau anging, rem altius aggredi, et accuratam historiam philosophicam condere suscepif, allerdings 'begann' er lediglich das Werk, führte es aber nicht zu Ende.3 In den Ergänzungen, die den 1767 veröffentlichten sechsten Band der 'Historia critica' bilden, betont Brucker noch stärker die Bedeutsamkeit der Wende, die der zeitgenössischen Philosophiegeschichtsschreibung durch die deutsche Kultur eignete; mit Nachdruck erinnert er an die Erneuerung der philosophischen Lehre, die C. Thomasius und Buddeus durch ihre Art des nicht mehr sektiererischen oder dogmatischen, sondern eklektischen Denkens in Halle bewirkt hatten: Ex quo in Halensi potissimum apud Saxones academia, circa praesentis seculi auspicia eclectica philosophia caput coepit attollere, et in hunc finem viri illi magni qui se erectis ad audenda nova et meliora animis duces praebebant, historiam philosophicam quoque excolendam et novis observationibus ornandam susceperunt, complures id satagerunt, ut quas novas edebant, philosophiae institutionibus historiam praemitterent. Quod exemplum laudabile, quod potissimum Christiano Thomasio patriis schedis abunde ad hunc finem urgendum instructo et Ioanni Francisco Buddeo debemus, postea complures secuti sunt, quorum compendia historiae philosophicae ab ista aetate legimus.4 Eklektizismus und Geschichte der Philosophie: dieses Wortpaar verweist deutlich auf die theoretische Grundlage des Bruckerschen Werks und seine volle Übereinstimmung mit den Forderungen nach einer Erneuerung der philosophischen Kultur, von denen jene Gruppe von Denkern um die Person von Christian Thomasius beseelt war - welche die neue preußische Universität von Halle (1694) begründeten - , indem sie den Begriff der 'eklektischen Philosophie' einführten und ihn auf das Prinzip der 'libertas philosophandi' und des Kampfs gegen jede Form von Dogmatismus, Sektierertum und Pedanterie gründeten.5 Selbst dem eiligen Leser 3 4

5

J. Brucker: Historia critica (Anm. 2) Vol. I. p. 38. Jacob Brucker: Historiae criticae philosophiae Appendix accessiones, observationes, illustrationes atque supplementa exhibens. Opens integri volumen sextum. Lipsiae 1767. p. 29. Vgl. Christian Thomasius: Introductio ad philosophiam aulicam, seu lineae primae libri de prudentia cogitandi et ratiocinandi, ubi ostenditur media inter praeiudicia Cartesianorum et ineptias Peripateticorum veritatem inveniendi via. Editio altera. Halae Magd. 1702. Die erste Ausgabe dieses Werks reicht auf das Jahr 1688, in die Zeit der Auseinandersetzung zwischen Thomasius und der Universität von Leipzig - derselben Universität, an der sein Vater Jakob gelehrt hatte von der er später wegen seiner unkonformistischen Haltung und seiner Ablehnung des Aristotelismus ausgeschlossen wurde. Die von C. Thomasius vorgeschlagene 'media via' zwischen Aristotelismus und der Philosophie Descartes' stellt sich in der eklektischen Philosophie dar; deren Definition erscheint am Ende von Kap. I, das einem kurzen historischen Abriß der philosophischen Sekten gewidmet ist: Una semper et eadem, quae verae philosophiae nomen mereatur, dari nequit, ergo altera simus contenti. ha praestat, navem habere ad navigandum aptam, etsi saepius in partibus renovatam, quae renovatio tarnen

162

Mario Longo

der 'Historia critica' kann die Bedeutung des Eklektizismus, zumindest als historiographischer Kategorie, nicht entgehen; tatsächlich wird die gesamte moderne Philosophie - eine Philosophie, die nach Bruckers Ansicht der antiken und mittelalterlichen an Gründlichkeit überlegen ist - durch den Terminus 'eklektische Philosophie' ausgewiesen; ebenso bezeichnet Brucker die größten Denker von Bacon zu Descartes, von Leibniz bis Newton sowie Locke, Wolff und andere, die er zu den führenden Zeitgenossen zählt, als Eklektiker. Wenn der Eklektizismus zum einen das letzte Ziel der Geschichte repräsentiert, in dem die Philosophie ihr eigentliches Wesen verwirklicht - oder sich anschickt zu verwirklichen - , so stellt er jedoch auch die Grundlage des historiographischen Interesses dar, den tieferen Grund, der Brucker dazu brachte, einen Großteil seines wissenschaftlichen Lebens dem Gebiet der Philosophiegeschichte zu widmen. Die Frage nach dem Nutzen der Philosophiegeschichte beantwortet Brucker in der Einleitung seines ersten großen Werks 'Kurtze Fragen aus der philosophischen Historie' (1731) mit der Behauptung ihres doppelten Nutzens: Indem sie die Irrtümer aufzeigt, denen ansonsten hochgeachtete Persönlichkeiten erlegen sind, befreit sie sowohl von Autoritätsgläubigkeit als auch von übermäßigem Vertrauen in sich selbst und in die eigenen Fähigkeiten; abschließend bemerkt er: Und so lernet man eclectice philosophiren, das ist, erstlich selbst auf eine vernünftige Art, aus gesunden principiis nachdenken, so dann aus aller Welt Lehrsätzen diejenige heraus= und annehmen, welche der Wahrheit gemäß sind.6 Die hier benutzten Begriffe und Ausdrucksweisen, die nahezu wörtlich in allen folgenden Werken wiederholt werden, bezeugen Bruckers grundlegende Treue zu einer philosophischen Unterweisung, wie sie die Schule von Buddeus an der Universität von Jena gelehrt hatte.7

6

7

identitatem non tollit, quam retinere perpetuo eandem non bene cohaerentem et rimarum plenam. Ita praestat aedificium a variis artificibus adornatum quam tuguriolum a rustico etsi uno extructum (p. 45). Zu C. Thomasius und zu dem, was als 'das erste Menschenalter' der deutschen Aufklärung definiert worden ist, vgl. Max Wundt: Die deutsche Schulphilosophie im Zeitalter der Aufklärung. Tübingen 1935. ND Hildesheim 1964. pp. 19-121. Jacob Brucker: Kurtze Fragen aus der philosophischen Historie, vom Anfang der Welt, biß auf die Geburt Christi, mit ausführlichen Anmerkungen erläutert. Erster Theil. Ulm 1731. Vorbereitung, p. 17. Die beiden ersten Bände behandeln die Philosophiegeschichte biß auf die Geburt Christi, die letzten fünf von der Geburt Christi biß auf unsere Zeiten. Brucker war fünf Jahre lang (1714-18) an der Universität von Jena eingeschrieben, vermutlich auf Anraten seiner Lehrer in Augsburg; in Jena hatte in der Tat Phil. Crophius, der Rektor des Gymnasiums St. Anna, studiert, und der Senior des ev. geistlichen Stadtministeriums von Augsburg, Johann Phil. Treuner, hatte dort zehn Jahre lang Logik und Metaphysik gelehrt. Brucker studierte in Jena Theologie, orientalische Sprachen, Kirchengeschichte und Patristik; seine Interessen konzentrierten sich jedoch bald auf die Philosophiegeschichtsschreibung, und im Jahr 1718 erlangte er den 'Magister philosophiae' mit der Schrift 'Tentamen introductionis in Historiam doctrinae logicae de Ideis' (später erweitert und veröffentlicht unter dem endgültigen Titel: 'Historia philosophica doctrinae de Ideis, qua tum veterum imprimis Graecorum tum recentiorum philosophorum placita enarrantur', Augustae 1723).

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Geistige Anregungen und Quellen

Der Philosophie-Kurs, zu d e m Buddeus zunächst in Halle und später in Jena seine Vorlesungen hielt, trägt den Gesamttitel 'Institutiones philosophiae eclecticae' und gliedert sich in drei Teile: 'Elementa philosophiae Instrumentalis', 'Elementa philosophiae theoreticae', 'Elementa philosophiae practicae'. 8 N a c h d e m Modell der 'Introductio ad philosophiam aulicam' v o n Christian Thomasius beginnt der erste Band mit einer 'Historiae philosophicae succincta delineatio', und Buddeus erläutert auch die Gründe dafür: Nec enim rectius, cognitione, existimo.

praeparari Facile

ad haec mysteria

enim admittuntur,

ita sensim animus ad graviora

iuvenum

animos,

et sua se iucunditate 9

ducatur.

quam istius

historiae

et velut initiari, commendant

prorsus

historica,

ut

D i e Geschichte ist das didaktische Mittel,

das sich am besten zur Einführung in die Philosophie eignet, j e d o c h lernt man, w i e Buddeus bemerkt, philosophisches D e n k e n nur, w e n n man die gelehrt-historische Ebene verläßt, w e n n man über die Wörter hinausgeht und sich mit den D i n g e n auseinandersetzt, kurz, w e n n man sich d e m Problem der Wahrheit der v o n den Philosophen behaupteten Lehrsätze stellt: Ex rebus aut effatis philosophiae

sapere,

hoc demum

partibus

sequor

philosophi rationem.

enim, non ex aliorum

esse censeo:

eamque

Ubi autem aliquid

etiam

in

verbis reliquis

ab aliis, quod cum

ve-

Die angesehenste Persönlichkeit jener Universität war Johann Franz Buddeus, der seine Schüler auch an deren juristische und philosophische Fakultät berief. Brucker zählte zu den bevorzugten Schülern, die der Meister in seinen Hause empfing, wo er Gelegenheit hatte, den jüngeren Bruder von Buddeus kennenzulernen und eine enge Freundschaft mit ihm einzugehen; Carl Friedrich Buddeus (1692-1716) starb sehr jung, nachdem er zum Rektor des Gymnasiums von Stettin ernannt worden war. Zur intellektuellen Ausbildung Bruckers vgl. Karl Alt: Jakob Brucker ein Schulmeister des 18. Jahrhunderts. Kaufbeuren 1926; Franz Herre: Jakob Brucker. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Vol. 6. Ed. Götz Freiherr von Pölnitz. München 1958 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Vol. 6). pp. 372-387. Johann Franz Buddeus lehrte von 1694 bis 1705 Moralphilosophie an der Universität von Halle, bis er nach Jena berufen wurde, um dort Theologie zu lehren; vgl. ADB. Vol. ΙΠ. 1876. pp. 500f. Im Zusammenhang mit seiner Philosophielehre verfaßte er die drei Bände seines philosophischen Systems, das Max Wundt als "das vor Wolff am weitesten verbreitete System, in dem diese frühe Aufklärung ihren philosophisch stärksten Ausdruck gefunden hat", beurteilt hat; vgl. Max Wundt: Die deutsche Schulphilosophie (Anm. 5) p. 66. Zudem bezeugt die hohe Anzahl der Ausgaben (über 25 bis 1727) die überaus weite Verbreitung des Werks, dessen erste Ausgabe hier angeführt wird: 'Elementa philosophiae practicae', Halae 1697 (ab der 2. Ed. erscheint der Untertitel: 'seu institutionum philosophiae eclecticae tomus ΙΠ'); 'Elementa philosophiae Instrumentalis, seu institutionum philosophiae eclecticae tomus I', Halae 1703; 'Elementa philosophiae theoreticae, seu institutionum philosophiae eclecticae tomus II', Halae 1703. Einige Teile wurden um Observationes' erweitert und veröffentlicht; die 'Historiae philosophicae succincta delineatio' wurde beispielsweise durch den Schwiegersohn von Buddeus, Johann Georg Walch, besorgt und erschien mit dem Titel 'Compendium historiae philosophicae observationibus illustratum', Halae 1731. Zu einer vollständigen Übersicht über Buddeus Werke vgl. Notitia dissertationum aliorumque scriptorum a Joan. Francisco Buddeo aut eius auspiciis editorum, Ienae 1728. Johann Franz Buddeus: Elementa philosophiae Instrumentalis, Editio octava. Halae Saxonum 1722. Lectori benevolo. o.S.

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ritate consentiat, dictum inveni, id assumere eclectico more non dubitavi,10 Demnach ist der Eklektizismus kein wohldefiniertes System von Lehrsätzen, wie etwa der Aristotelismus oder die Lehre von Descartes, sondern die richtige Methode zum Aufbau eines Systems, denn dadurch verbinden sich eigenes persönliches Denken und Forschen mit den Prinzipien und Theorien anderer Systeme, die vorurteilsfrei unter der Bedingung ihrer Übereinstimmung mit der Realität der Dinge ausgewählt werden. In der Sicht der eklektischen Philosophie von C. Thomasius und Buddeus mußte die Philosophiegeschichtsschreibung eine wichtige Rolle bei der Unterstützung und Förderung der philosophischen Forschung annehmen. Wenn die 'libertas philosophandi' das Wesen jeder wahren Philosophie ausmacht, bietet die Geschichte der Philosophie die Bedingungen zu einem kritischen und begründeten Gebrauch einer solchen Freiheit des Urteilens und gestattet der Philosophie, die gegensätzlichen - und irrigen - Auffassungen des Sektenwesens und des Synkretismus, des Dogmatismus und des Skeptizismus zu vermeiden. Eine gewisse Zirkularität wird als konstitutives Element der Philosophiegeschichte von Buddeus stillschweigend anerkannt. Wenn die 'wahre' Philosophie eklektisch ist, kann sie sich nicht ohne eine klare Öffnung zur Philosophiegeschichte verwirklichen; diese ihrerseits ist nicht denkbar ohne die Bemühung des Eklektikers um Analyse, Forschung und eigene Auswahl." Demnach kann es keine Geschichte der Philosophie ohne Philosophie geben und keine Philosophie ohne Philosophiegeschichte. Unter diesem Aspekt gewinnt die Philosophiegeschichtsschreibung einen Sinn und einen philosophischen Bedeutungsgehalt, die sie immer stärker von den anderen Disziplinen der Geschichte unterscheidet. Philologische Kenntnisse und große Gelehrsamkeit allein sind nicht ausreichend; nach Bruckers Theorem bedarf es zur Abfassung einer guten Philosophiegeschichte einer klaren philosophischen Kompetenz.12

10 11

12

J.F. Buddeus: Elementa (Anm. 9). Vgl. J.F. Buddeus: Compendium historiae philosophicae (Anm. 8) p. 537: Eeclectici autem nomine tituloque is dettium dignus est, qui ex rerum ipsarum contemplatione principia accurate sibi format, ad quorum normam deinde eligat ea omnia, quae apud alios legit, adsumens, quae cum istis principiis conveniunt; quae autem cum illis conciliari nequeunt, respuens. Man beachte die Übereinstimmung, auch in der Terminologie, mit der Definition des 'eklektischen Philosophen', die Brucker in der 'Historia critica philosophiae' gibt (Vol. V. p. 4): Nempe is solus nobis eclecticus philosophus est, qui procul ire iusso omni auctoritatis, venerationis, antiquitatis, sectae, similiumque praeiudicio ad unam rationis connatae regulam respicit f...]. Hac vero norma posita, in legendis aliorum philosophorum meditationibus ac expendendis examinandisque doctrinarum aedificiis nihil recipit, quod non rationum severitati et demonstrationis rigorifaciat satis. J. Brucker: Historia critica (Anm. 2) Vol. I. Dissertatio praeliminaris. p. 13: Non vero cautum tantum doctumque historicum desiderat historia philosophica, sed et philosophiae mysteriis innutritum; quisquis enim in ipsa philosophia hospes est, nunquam vel veteres intelliget, vel recentiores mente assequetur, vel judicium quoque suum interponet feliciter.

Geistige Anregungen und Quellen

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Diese Auffassung gewinnt Brucker nicht erst im Lauf seiner reiferen Jahre; sie rührt vielmehr aus der Zeit seiner ersten philosophischen Ausbildung an der Jenaer Universität bei Buddeus. Eine der ersten von Brucker herausgegebenen Arbeiten ist eine kurze Abhandlung zur Geschichte der Philosophie, 'De Pyrrhone a scepticismi universalis macula absolvendo',13 verfaßt in Zusammenarbeit mit dem jüngeren Bruder von Buddeus, jenem bereits 1716 sehr jung verstorbenen Carl Friedrich Buddeus, an dessen Andenken mit großer Zuneigung in der ersten wie in der zweiten Auflage der 'Historia critica' gemahnt wird.14 Ausgangspunkt ist die Lehre vom Zweifel im Descartesschen Sinne als Mittel der Forschung; gemeint ist der methodische, nicht der universelle Zweifel, für den Brucker, indem er den 'Art de penser' zitiert, eine gewisse Abneigung des menschlichen Intellekts vorsieht: Repugnare videbatur natura intellectus humani, qui ita est comparatus, ut positis omnibus ad cognoscendum requisitis non possit non cognoscere.l$ Brucker hat hierbei den Text von Diogenes Laertius vor sich, der Pyrrho die radikalste Form des Skeptizismus zuzuschreiben scheint, und er fragt sich, ob das Zeugnis des Laertius auf eine von der traditionellen Art abweichende Weise gelesen und interpretiert werden kann. Nach einer zusammenfassenden Darstellung der Biographie des Pyrrho stellt Brucker dessen Lehre nach vier Punkten geordnet vor: 1. der Zweck der Philosophie ist die Apathie, das Erreichen des Glückszustandes erfolgt durch die Gelassenheit der Seele; 2. der Intellekt wird häufig durch die Sinne getäuscht; 3. das Wesen der Dinge ist unerkennbar, nicht aber die Seinsweisen, so fügt der junge Brucker unter Berufung auf Locke hinzu; daraus ergibt sich folglich 4. die Notwendigkeit, das Urteil auszusetzen, um so eine eingehendere Untersuchung zu gestatten. Nach der Bruckerschen Interpretation schlägt Pyrrho lediglich den Sokratischen Kampf gegen die Dogmatiker wieder vor, indem er die richtige, im modernen Zeitalter von Descartes 13

14

15

Jacob Brucker: De Pyrrhone, a scepticismi universalis macula absolvendo. In: Miscellanea Lipsiensia, ad incrementum rei litterariae edita. Vol. V. Lipsiae 1717. pp. 236-249. Vgl. J. Brucker: Historia critica (Anm. 2) Vol. VI. p. 873: Caroli Friderici Buddei, tunc in academia Ienensi privatim docentis, ad cuius eruditionem, quam elegantissimam possidebat, et amicitiam nos cum primum in istam scholam delati essemus, perduxisse coeli providentiam non sine gaudio, post dimidii seculi spatium, quod interim effluxit, recordamur. llle enim erat, qui primos animo nostro igniculos ad philosophiae historiam accendebat, eiusque specimen urgebat, quod paulo ante praematurum eius obitum, qui ei MDCCXVI. ad rectoris gymnasii Stettinensis munus suscipiendum vocato obtigit, de Pyrrhonis scepticismo in miscellaneis Lipsiensibus eo curante edidimus, et in miscellaneis nostris auctum et emendatum dedimus. Diese (der Ausgabe der 'Historia critica' von 1767 beigefügte) Bemerkung dient als Ausdruck dankbarer Anerkennung für den Lehrer, Johann Franz Buddeus, der ihn - wie auch in der ersten Ausgabe ausgeführt wird - zum Studium der Philosophiegeschichte geleitet hat: Grati autem agnoscimus, beato nos viro prima in hoc historiae genere lumina debere, mireque eius exemplum, praecepta, auctoritatem, epistola fratrisque in ea eruditionis parte pulchre versati, amicitiam atque studia ad ingrediendum hoc et alacri cursu prosequendum stadium nos accendisse (Vol. V. p. 529). J. Brucker: De Pyrrhone (Anm. 13) p. 237.

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vorgeschriebene philosophische Methode vorwegnimmt: Et certe laudatissimum philosophiae principium praeparans esse illud Cartesii: de omnibus dubitandum, apud ingenuos omnes in confesso est: ducit enim moderata dubitatio ac Scepticismus ad modestiam, et efftcacissimum est contra autoritatis et praecipitantiae praejudicia antidotum.'6 Es gibt also einen 'guten' Skeptizismus - in der Antike den von Sokrates und Pyrrho, in der Moderne den von Descartes und Locke - , der bei der Wahrheitssuche hilft, da er ein Gegenmittel gegen den Dogmatismus liefert; und es gibt einen 'schlechten' Skeptizismus, den universellen der Sophisten, der am Ende zur Negierung der Philosophie selbst führt. Bezüglich der Quellen nimmt Brucker sich die Freiheit, außer dem Hinweis auf Descartes und die 'Logique' von Port-Royal, d.h. auf orthodoxe und mittlerweile in der deutschen philosophischen Kultur des frühen 18. Jahrhunderts weit verbreitete Quellen, auch einige Autoren zu erwähnen, die unter theologischem Gesichtspunkt heftige Reaktionen hervorgerufen hatten, so etwa den Freidenker La Mothe Le Vayer, den Abt Foucher und Pierre Bayle; damit widerspricht er letztlich in gewissem Maße der Interpretation, die sein Lehrer Buddeus von Pyrrho gegeben hatte. Es ist merkwürdig, aber - wenn wir bedenken, welche Bedeutung die Debatte über den Skeptizismus in der Neuzeit angenommen hatte - vielleicht nicht ganz zufällig, daß auch der junge Buddeus eine seiner ersten Schriften zur Philosophiegeschichte dem Thema des Skeptizismus gewidmet hatte, 'Exercitatio historicophilosophica de Scepticismo morali';17 hier erscheint bereits die Unterscheidung zwischen einer radikalen Form des Skeptizismus, des universalen Skeptizismus, als dessen Vertreter Pyrrho gelten soll, und einem gemäßigteren Skeptizismus, 'speziell' genannt, der sich seinerseits in theologischen und philosophischen Skeptizismus gliedert, und letzterer wiederum in physischen und moralischen. Diesen Unterscheidungen entsprechen ablehnende Urteile; am verwerflichsten sind der universelle Skeptizismus (Pyrrho) und der theologische Skeptizismus (d.h. der Skeptizismus derer, die die Autorität der Offenbarung leugnen: Hobbes und Spinoza), eine gemäßigtere Verurteilung gilt für den philosophischen Skeptizismus (der kein Vertrauen in die Vernunft setzt, wohl aber in den Glauben: La Mothe Le Vayer, Hieronymus Hirnhaim). Das gemäßigtere Urteil bezieht sich auch auf den physischen Zweifel, wenn er zu radikal ist (dabei wird dem Zeugnis der Sinne keinerlei Wert zugemessen: Descartes und Malebranche), und auf den moralischen Zweifel (eine objektive Vorschrift zum Guten wird geleugnet, man vertraut vielmehr dem individuellen Gewissen: Bayle). 16 17

J. Brucker: De Pyrrhone (Anm. 13) pp. 248f. Johann Franz Buddeus: Exercitatio historico-philosophica de Scepticismo morali, habita Halae Sax. die XI nov. anno 1699, respondente Jo. Henrico Engelbrecht. In: Analecta historiae philosophicae. Ed. II. Halae Sax. 1724. pp. 205-260. Zur Beziehung des Skeptizismus zum philosophischen Denken des modernen Zeitalters vgl. Richard Henry Popkin: The History of Scepticism from Erasmus to Spinoza. Berkeley 1979.

Geistige Anregungen

und Quellen

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Beim Vergleich der beiden Abhandlungen von Buddeus und von Brucker kann man außer einer stärkeren Beschäftigung des Schülers mit historischphilologischen Aspekten (ein großer Teil seiner Arbeit ist dem Kommentar zu Diogenes Laertius gewidmet) auch eine unterschiedliche Gewichtung der theologischen Perspektive beobachten; bei Buddeus ist sie vorherrschend, kaum angedeutet hingegen bei Brucker, der sich stattdessen gegenüber dem modernen Denken - Descartes und vor allem Locke - offener und gewogener zeigt. Dies bedeutet jedoch nicht, daß der junge Brucker sich von seiner universitären Ausbildung an der theologischen Fakultät völlig unabhängig gemacht hätte; es verweist vielmehr auf eine entschiedenere, nach außen gerichtete Öffnung der deutschen akademischen Kultur; diese hatte sich - wie zu sehen war - in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts als unmittelbare Folge aus dem von C. Thomasius und Buddeus gegen scholastische und sektiererische Bewegungen geführten Kampf und aus ihrer Verteidigung der 'eklektischen' Philosophie ergeben. Das philosophiegeschichtliche Werk von Buddeus hat diesen Prozeß ganz wesentlich vorangetrieben. Unter Buddeus' zahlreichen Schriften verdient die in zwei Auflagen vorhandene 'Introductio ad historiam philosophiae Ebraeorum' besondere Aufmerksamkeit; die erste, von 1702, steht am Anfang seines historiographischen Wirkens, die zweite (1720) fällt fast mit dessen Ende zusammen und zwar in dieselben Jahre, in denen Brucker seine ersten Schriften zur Geschichte der Philosophie veröffentlicht.18 Die Abhandlung verdient eine eingehende Analyse; zum einen wegen der programmatischen Funktion, da sie eine Art Modell für die Entwicklung der deutschen Philosophiegeschichtsschreibung des frühen 18. Jahrhunderts darstellt, zum anderen aufgrund der Themen und der geistigen Anstöße, deren Wirkung bei Brucker noch erkennbar ist. Vor allem zeigt sich bei Buddeus die Überzeugung, daß das Gebiet der Philosophiegeschichte ein noch völlig unerforschter 'unendlicher Ozean' sei, an den er die Gelehrten nach dem Beispiel seiner Arbeit heranführen möchte: Mihi certe et necessitas et utilitas huius rei tanta visa fuit, ut non satis licet instructus iis praesidiis, quae tantum opus requirit, exemplo tarnen meo alios excitare ad limatiora proferenda, consultum duxerimNutzen und Notwendigkeit der Philosophiegeschichte, ebenso die in ihrer großen Mehrzahl theologisch bestimmten Gründe sind rasch aufgezählt: die Beziehung zwischen Philosophiegeschichte und Kirchengeschichte (um den Ursprung der Häresien aufzudecken) und die Notwendigkeit, die Gottlosigkeit zu bekämpfen (die ihrerseits durch die Philosophie genährt wird). Wie Buddeus ankündigt, wird er bei den Hebräern beginnen, um danach

18

19

Johann Franz Buddeus: Introductio ad historiam philosophiae Ebraeorum. Accedit diss, de Haeresi Valentiniana. Editio nova. Halae Sax. 1720. Diese neue Ausgabe bewahrt den Text der ersten (1702), dem 'Observationes' als Fußnoten beigefügt sind. J.F. Buddeus: Introductio (Anm. 18) Lectori benevolo. 1702. o.S.

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den anderen antiken wie modernen Völkern eine spezifische Untersuchung zu widmen, wobei er - anläßlich seiner Beschäftigung mit den Griechen und den Modernen - für die verschiedenen Sekten einen eigenen Platz vorsieht. Es ist jedoch kein Zufall, wenn er mit den Hebräern beginnt. Jedes Wissen um die 'menschlichen und göttlichen' Dinge - so führt Buddeus näher aus - rührt aus einer zweifachen Quelle, aus der Vernunft und aus der Offenbarung. Hinsichtlich dessen, was mit dem Mittel der Vernunft erfaßbar ist, gibt es keine Veranlassung, ein Volk dem anderen vorzuziehen; bezüglich der zweiten Quelle der Wahrheit indessen, der Offenbarung, gebührt den Hebräern zweifellos der Vorrang: habet interim philosophia Ebraeorum hoc proprium ac peculiare, quod ad rerum quarundam notitiam nos ducat, quae ab aliarum gentium philosophis frustra expectatur.20 Im nachfolgenden werden die Lehren aufgelistet, die in ihrer reinsten Form von den Hebräern stammen: Der Ursprung aller natürlichen Dinge, die Existenz der Geister, Ursprung und Natur des Menschen, jedoch nicht nur diese bereits wichtigen Lehren, sondern auch 'weitere fundamentale Aspekte der gesamten Philosophie'. Es gibt keinerlei Vergleichsmöglichkeit zwischen den Auffassungen und Lehren der anderen Völker und jener Philosophie, die sich in den heiligen Büchern des Alten Testamentes findet und die als 'cabbala vera' bezeichnet wird, um sie von der 'cabbala recentior' zu unterscheiden, die den Hebräern aus der Zeit nach Christi Geburt eigen ist: Frustra disputabis - so lautet Buddeus' Schlußfolgerung - et anfractus saltern atque flexus inexplicabiles tibi dispones, nisi vocata in subsidium traditione, hoc est, historia antiquissima de rerum omnium initiis, quae in sola gente Ebraea conservata, et ita ad alias gentes propagata fuit.2I Die Entscheidung, vorrangig das Denken der Hebräer zu behandeln, soll den Zweck erklären, den Buddeus der Geschichte der Philosophie zuschreibt; dieser liegt darin, 'mit rechter Bescheidenheit' die Grenzen des menschlichen Intellekts zu bestimmen und auf diese Weise die Notwendigkeit der Offenbarung zu bestätigen, und diesen Zweck bekräftigt er nachdrücklich zum Schluß des Vorworts:

20 21

J.F. Buddeus: Introductio (Anm. 18) Lectori benevolo. 1702. o.S. J.F. Buddeus: Introductio (Anm. 18). In seiner Beurteilung der Kabbala steht Buddeus der Einstellung der englischen Platoniker, Ralph Cudworth und Henry More, nahe, an denen sich auch sein Interesse für die Schriften der Kabbalistiker der Renaissance (G. Pico della Mirandola, J. Reuchlin) sowie der neueren Zeit (K. von Rosenroth, F.M. van Helmont, R. Fludd) orientiert. In diesem Punkt distanzierte Brucker sich von seinem Lehrer, da er es für unmöglich hielt, die 'Cabala vetus' von der 'Cabala recentior' zu unterscheiden, weswegen bereits zur Zeit Christi die Offenbarung durch heidnische Lehren verdorben worden war; vgl. J. Brucker: Historia critica (Anm. 2) Vol. Π. p. 934. Brucker erklärt, wenn auch mit dem Ausdruck größter Wertschätzung, seine diesbezügliche Loslösung von Buddeus in der 'Vorrede' zum VI. Band der 'Kurtzen Fragen' (1734). Eine ausführliche Analyse der kabbalistischen Studien von Buddeus in: Serenella Masi: Eclettismo e storia della filosofia in Johann Franz Budde. In: Memorie della Accademia delle Scienze di Torino. Classe di scienze morali, storiche e filologiche. Serie 5. Vol. I. Torino 1977. pp. 164-212.

Geistige Anregungen und Quellen

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Atque hie scopus meus praecipuus, hie fructus omnium meorum laborum erit, ut discant tandem tot exemplis moniti mortales, sui ingenii non nimium tribuere viribus, nec ultra evolare, quam humanae, quae nos circumstat, imbecillitatis permittit ratio. Constabit etenim luculenter ex tota hac, quam molior, philosophiae historia, et sectas et errores, et quicquid vir cordatus in philosophorum gente detestatur, et ipsas etiam in ecclesia haereses, non aliunde ortas esse, quam quod hosce terminos, α natura constitutos, migrare ausi sint mortales.22 Etwa zwanzig Jahre später - und nachdem er in der Zwischenzeit zur Universität Jena gegangen war, um dort Theologie zu lehren - gab Buddeus eine zweite Auflage der 'Introductio ad historiam philosophiae Ebraeörum' in Druck und versah sie mit zahlreichen Anmerkungen zur Aktualisierung sowie einer 'Praefatio nova' mit dem Datum Jena, 10. April 1720. Darin erkennt er mit einer gewissen Genugtuung die Fortschritte an, welche die Philosophiegeschichtsschreibung in Deutschland in den ersten zwei Jahrzehnten des Jahrhunderts gemacht hat, auch wenn er das fortdauernde Fehlen einer allgemeinen Philosophiegeschichte beklagt, die ein festes Gerüst für die Kichengeschichte bilden könnte. Anschließend antwortet er auf die inzwischen erfolgte Kritik, wobei er sich besonders beharrlich gegen die Beschuldigung verteidigt, dem Pietismus Vorschub geleistet zu haben: Fuerunt et qui aliis persuasum cuperent, atque in scriptis suis proderent, hancce ad historiam Ebraeörum philosophiae introductionem, a me concinnatam, ut B. Speneri, in votis habentis, ut abrogata recepta philosophandi ratione, alia quaedam, ad ductum sacri codicis introduceretur, desiderio satisfaceremP Als 'Illepi22

23

J.F. Buddeus: Introductio (Anm. 18) Lectori benevolo. o.S. Brucker scheint zu demselben Ergebnis zu gelangen, wenn er zum Ende der 'Historia critica' (Vol. V, Praefatio) erklärt, mit seiner Arbeit als Historiker eine größere Sicherheit im Glauben angestrebt zu haben, der durch den Vergleich mit den Irrwegen des menschlichen Wissens um so gefestigter werden sollte: quo pacto did non potest, quanta nobis sanctissimae fldei certitude enata sit, et quoties sapientiae humanae tot tricis α regia via retractae nos fastidium ceperit, ad coeleste iubar aeternae sapientiae oculos attollentes. J.F. Buddeus: Introductio (Anm. 18) Praefatio nova. 1720. o.S. Die Auseinandersetzung der Pietisten mit Christian Wolff erreichte ihren Höhepunkt eben in den zwanziger Jahren und führte schließlich zur Vertreibung des Philosophen von Halle. In diesem Streit bedienten sich die Pietisten des Ansehens von Buddeus, indem sie eine seiner Schriften verbreiteten, die sich gegen Wolff richtete, der darin verdeckt des Atheismus beschuldigt wird: Johann Franz Buddeus: Bedencken über die Wolffianische Philosophie. Halle 1724 (worauf diverse Entgegnungen Wolffs und Antworten von Buddeus erfolgten). Brucker, der später ein glühender Bewunderer der Wölfischen Philosophie wurde (vgl. in diesem Zusammenhang die Verherrlichung, die er dazu in der 'Mantissa ad historiam Christiani Wolfii' ausspricht. In J. Brucker: Historia critica (Anm. 2) Vol. VI. pp. 878-902, hier p. 899), verteidigt den Lehrer in recht matter Weise, indem er wohl dessen 'guten Glauben' betont, aber auch auf dessen Unfähigkeit verweist - und dies ist für einen Philosophen ein ernsthafter Mangel - , die Wölfische Metaphysik in ihren Grundzügen zu verstehen: qui, quanquam incomparabili eruditionis copia florebat, Wolfianam philosophiam tarnen nec satis callebat, et exoterico scribendi genere exercitatus, profundam illam et esotericam Leibnizii Wolfiique metaphysicam non satis asse-

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dum commentum' bezeichnet Buddeus ein derartiges Urteil, und zur eigenen Verteidigung verweist er auf das erste Vorwort seines Werks, in dem er die Absicht geäußert hatte, nach den Hebräern sämtliche anderen philosophischen Sekten, die antiken wie die modernen, nacheinander zu untersuchen; außerdem zitiert er seine 'Institutiones philosophiae eclecticae' zum Beweis seines - wie man sagen könnte - 'laizistischen' Philosophiebegriffs, d.h. einer von der Heiligen Schrift unabhängigen Philosophie. Soweit Buddeus' Verteidigung; sein Werk hatte auf historiographischer Ebene jedoch eine Kritik erfahren, die der Autor in ihrer grundlegenden Bedeutung nicht erfaßt zu haben scheint. In Frage gestellt worden war nicht die eine oder andere Interpretationsthese, sondern die Konzeption einer 'Ebraeorum philosophia' an sich; diese war einer vertieften Prüfung unterzogen und schließlich verworfen worden, und zwar in einer Reihe von Artikeln mit dem Titel 'Von der Philosophie der Patriarchen', die zwischen 1715 und 1716 in den 'Acta philosophorum' veröffentlicht worden waren, der sozusagen ersten Fachzeitschrift der Philosophiegeschichte, die Christoph August Heumann konzipiert und geleitet hatte.24 Die Artikel zur ursprünglichen Philosophie der Hebräer (nach Buddeus' Version die 'cabbala vera') nehmen in der Zeitschrift einen strategischen Platz ein, denn sie bezeichnen den Übergang von der im 17. Jahrhundert üblichen Philosophiegeschichtsschreibung - die stark von theologischen Elementen durchsetzt und in ihrem Wesen regressiv war, da sie nach einer in ihren Ursprüngen offenbarten Weisheit in der reinsten Form suchte - zu einer Historiographie, die, indem sie die Philosophie von allen theologischen Überbleibseln befreite, progressiv sein wollte und - nach Bruckers Worten - in der Geschichte den langen Weg des menschlichen Intellekts zur Erkenntnis und zur Wahrheit erblickte. Nicht zufällig folgen die Artikel über die Patriarchen auf die sieben Kapitel der einführenden Abhandlung, 'Einleitung zur Historia philosophica' und stellen deren unmittelbare historiographische Anwendung dar.25

24

25

quebatur, paradoxarum autem hypothesium sensus, metu religionis humanae mentis audacia violandae, suspicacius reiiciebat. Christoph August Heumann: Von der Philosophie der Patriarchen. In: Acta philosophorum. Halle 1716. Vol. I. pp. 755-809, 925-944; Vol. Π. pp. 1-58. Die Zeitschrift sollte eine tiefgreifende Erneuerung der philosophiegeschichtlichen Studien in Gang setzen und gleichzeitig die Beiträge unterschiedlicher Gelehrter erfassen; hingegen lag die gesamte Last der Unternehmung allein auf Heumanns Schultern, der die einzelnen Hefte immer seltener herausbrachte (acht in den ersten beiden Jahren, schließlich nur eines pro Jahr), bis er die Veröffentlichung gänzlich einstellte; vgl. Joachim Kirchner: Das deutsche Zeitschriftenwesen. Seine Geschichte und seine Probleme. Vol. I. Wiesbaden 1958. p. 91. Christoph August Heumann (1681-1764) war Rektor des Gymnasiums von Göttingen, später, ab 1734, dem Jahr der Gründung der Universität Göttingen, war er zunächst Professor für 'historia litteraria', später für Theologie; vgl. ADB. Vol. XII. Leipzig 1880. pp. 327-330. Die 'Einleitung zur Historia philosophica' ist, obgleich sie in verschiedenen Heften der Zeitschrift erscheint, ein einheitliches Werk, das sich in 7 Kapitel unterteilt: 1. 'Von deren Nutz-

Geistige Anregungen

und Quellen

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Zwei Artikel der 'Einleitung zur Historia philosophica', der zweite und der dritte, befassen sich mit dem Problem der 'richtigen' Definition der Philosophie. Heumann hält es für notwendig, über die verschiedenen und häufig widersprüchlichen, im Lauf der Geschichte auftretenden Bedeutungen des Philosophiebegriffs hinauszugehen und zu einer Definition zu gelangen, die dessen wahre Bedeutung erfassen sollte und als Maßstab und Kriterium zur Beurteilung der mutmaßlichen Philosophen und des Wahrheitsgehalts ihrer Lehren dienen könnte. Im übrigen ist es die Aufgabe des Philosophiehistorikers, nicht nur Fakten und Lehren mit Genauigkeit zu beschreiben, sondern auch zu urteilen, zu verwerfen oder gutzuheißen; um dies tun zu können, muß der Historiker jedoch wissen, was Philosophie ist, und er muß selbst Philosoph sein. Natürlich ist Philosophie 'Erkenntnis von Gut und Böse', wie mehr oder weniger alle behaupteten und sich dabei auf Cicero und die Antiken beriefen; allerdings Erkenntnis menschlichen, nicht göttlichen Ursprungs, und darüber hinaus 'gelehrt und begründet, also wissenschaftlich' {gelehrt und gründlich; scientifica)·, insofern unterscheidet sie sich von der 'armen und einfachen, also empirischen' (schlecht und einfältig; empirica) Erkenntnis dessen, der keinen Gebrauch von Prinzipien und Beweisen zu machen versteht. Die Philosophie ist eine Untersuchung und Erforschung nützlicher Wahrheiten aus festen Gründen und principiis .26 Die Anwendung dieser Definition als Auswahlkriterium für das historiographische Material ist in höchstem Maße innovativ; in der Tat erweist sich damit das gesamte Denken der orientalischen Völker einschließlich der Hebräer als unphilosophisch, als einfaches und naives Wissen, wenn nicht gar als Aberglaube und Täuschung; die Philosophie tritt erst bei den Griechen in Erscheinung, wobei sie jedoch nicht als fertiges Ganzes entsteht, sondern von der Kindheit (Vorsokratiker) über die Jugend (Sokrates und Plato) schließlich zur Reife (Aristoteles) gelangt und dabei die Gestalt wahrer und vollständiger Wissenschaft annimmt. Das im Kapitel über die Patriarchen enthaltene Schema der Periodisierung erhellt klar diesen neuen Aspekt, der einem theoretischen Unterteilungskriterium den Vorrang gibt und dieses danach mit historisch-chronologischen und geographischen Kriterien verknüpft:

26

barkeit'. Vol. I. pp. 1-63; 2. 'Von den vielerley Bedeutungen der Wörter Sophia und Philosophic. Vol. I. pp. 63-92; 3. 'Von dem Wesen und Begriff der Philosophie'. Vol. I. pp. 93-103; 4. 'Von denen Kennzeichen der falschen und unächten Philosophie'. Vol. I. pp. 179-236; 5. 'Von dem Ursprung und Wachsthum der Philosophie'. Vol. I. pp. 246-314; 6. 'Von dem Ingenio philosophico'. Vol. I. pp. 567-670 ('Nachlese von dem Ingenio philosophico'. Vol. III. pp. 817-847); 7.'De fide historica oder von der Glaubwürdigkeit in dieser Historie'. Vol. I. pp. 381-462. Die größte Beachtung innerhalb des Gebiets der Geschichte der modernen Philosophiegeschichtsschreibung wurde diesem Werk von Lucien Braun beigemessen (er spricht sogar von "tournant decisif"): Histoire de l'histoire de la philosophie. Paris 1973. pp. 100119; vgl. Mario Longo: Historia philosophiae philosophica (Anm. 2) pp. 67-90. C.A. Heumann: Einleitung zur Historia philosophica. In: Acta philosophorum (Anm. 24) Vol. I. p. 95.

Kurt Flasch

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Sanctorum sive Sethitarum antediluviana— Profanorum sive Cainitarum empinca Sanctorum sive Hebraeorum postdiluviana-

Philosophia

Barbarorum Profanorum sive Graecorum

antechristiana scientifica — postchristiana

Die Philosophie ist zweigeteilt, sie ist empirisch oder wissenschaftlich; erstere ist vor- und nachsintflutlich, jede ihrerseits wieder in zwei Teile unterteilt, in Sanctorum sive Sethitarum und Profanorum sive Cainitarum, auch Sanctorum sive Hebraeorum oder Profanorum sive Ethnicorum. Die nachsintflutliche 'empirische' Philosophie kann ihrerseits Barbarorum oder Graecorum sein. In der 'wissenschaftlichen' Philosophie gibt es nur die Unterscheidung in 'vorchristliche' und 'nachchristliche'.27 Innerhalb dieser Unterteilung des historiographischen Materials, bei der immer noch das für die Kirchengeschichte typische Kriterium der Gegenüberstellung des irdischen und himmlischen Jerusalem wirksam ist, behauptet die hebräische Philosophie zwar eine positive Rolle (Heumann liebt es, 'die klugen Hebräer' zu zitieren), bleibt jedoch stets auf den Bereich des empirischen, im eigentlichen Sinne nicht philosophischen Wissens bezogen, wohingegen die Philosophie - wie zu sehen war - als Unterscheidungmerkmal die wissenschaftliche Form besitzt. Buddeus seinerseits muß nun diesem neuen Ansatz der historiographischen Forschung Rechnung tragen, der ihm in Wahrheit allerdings nicht völlig fremd ist, man denke nur an Heumann selbst und seine Anwendung des Eklektizismus als der richtigen philosophischen Haltung, die es mit dem Studium der Philosophiegeschichte zu pflegen und zu fördern gilt.28 Buddeus nimmt Teile der Heumannschen

27

28

C.A. Heumann: Von der Philosophie der Patriarchen. In: Acta philösophorum (Anm. 24) Vol. I. p. 761. Das Modell der Philosophie stellt sich auch für Heumann in der 'eklektischen Philosophie' von Christian Thomasius dar, der mit seinem Kampf gegen die gängigen Auffassungen, gegen Pedanterie und gegen die Vorurteile der aristotelischen wie der Descartesschen Schule die Philosophie in derselben Weise erneuert habe, in der Luther die Theologie reformiert hat: Und gleichwie man mit Gründen der Wahrheit sagen kan, daß Lutherus ein Thomasius gewesen sey in der Theologie: also wollen wir mit wenigen erweisen, daß Thomasius ein Lu-

Geistige Anregungen und Quellen

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Schlußfolgerung auf, ist aber nicht bereit, die eigene Interpretation vollständig umzukehren. Bereits die erste Anmerkung, die der Ausgabe der 'Introductio ad historiam philosophiae Ebraeorum' von 1720 hinzugefügt ist, betrifft den Ausdruck 'Ebraeorum philosophia'. Zwar trifft es zu, wie Buddeus anerkennt, daß mit dem Wort 'Philosophie' zu verschiedenen Zeiten Unterschiedliches bezeichnet worden ist und daß es etwas anderes bedeutet, von 'natürlichem oder erworbenem Wissen' zu sprechen oder aber von 'übernatürlichem oder offenbartem Wissen', wie es im Grunde dasjenige der Hebräer darstellt. Dennoch kann man diesen den Gebrauch der 'natürlichen Kräfte' nicht absprechen, wenn sich auch ihre Erkenntnis wohl unterscheidet von jener 'scharfsinnigen und vervollkommneten', die den Modernen eignet. Schließlich, und indem er sogar zur eigenen Unterstützung Heumanns Abhandlung über die Patriarchen heranzieht, kehrt Buddeus dessen Schlußfolgerung um: Anstatt die Bedeutung des Ausdrucks 'Philosophie der Hebräer' auf den Bereich des 'empirischen und einfältigen Wissens' zu beschränken, muß die Tendenz, die antike Form des Denkens von der modernen an zu erfassen, selbst zur Diskussion gestellt und zurückgewiesen werden.29 Eine berechtigte Forderung, die von Heumann selbst geteilt wird und die sich später auch Brucker zu eigen macht; allerdings verbinden diese sie mit der zusätzlichen theoretischen Forderung, das historiographische Material vermittels eines Philosophiebegriffs zu selektieren, der weder zweideutig noch unbestimmt oder den Zufälligkeiten der Geschichte überlassen ist. Die zweite Anmerkung schneidet das Thema der 'impositio nominum' an, womit Buddeus, gestützt auf Philo und Eusebius, das innere Wissen über die Natur der Dinge, das Adam und die ersten Menschen besaßen, rechtfertigte. Nach dem Sündenfall - dies hatte Buddeus in der Ausgabe von 1702 behauptet - haben sie unter anderem auch die Fähigkeit ex characteribus et signis, quibus quaelibet res seipsam manifestat, earum naturam cognoscendi bewahrt.30 In der Anmerkung für die zweite Ausgabe greift Buddeus die Einwände auf, die von einigen - darunter der 'oben lobend erwähnte, hochgelehrte Heumann' - gegen das Argument ex ista

29

30

therus gewesen sey in der Philosophie. C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 24) Vol. I. p. 609. J.F. Buddeus: Introductio (Anm. 18) p. 3: Simul vero patet, in veterum sapientia et philosophia delineanda, sedulo cavendum, ne ex ista, quae recentiorum est, notione, illam aestimemus, adeoque talia iis tribuamus, quae a temporum istorum conditione plane sunt aliena. Zur Entstehung dieser Sprachtheorie bei Philo von Alexandria und deren Verbreitung im Zeitalter der Kirchenväter, im Mittelalter und in der Neuzeit vgl. Arno Borst: Der Turmbau von Babel. Geschichte der Meinungen über Ursprung und Vielfalt der Sprachen und Völker. Stuttgart 1957-63. Vol. I. pp. 119f., 147f„ 170f„ 250f.; Vol. II/l. pp. 392, 478; Vol. II/2. p. 724. Die angeführte Abhandlung über die Patriarchen von Heumann trug - mit anderen - dazu bei, am Anfang des 18. Jahrhunderts die 'ehrwürdige' Doktrin der 'impositio nominum' abzuschaffen; vgl. Mario Longo, Gregorio Piaia: L' 'impositio nominum' e la nascita del filosofare. In: Linguaggio: Scienza - Filosofia - Teologia. Ed. Carlo Giacon. Padova 1981. pp. 179-191.

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nominum impositione erhoben worden waren. Buddeus' Entgegnung erscheint außerordentlich schwach: Ich sehe keinen Grund, so führt er aus, weshalb Moses im Buch der 'Genesis' über einen solchen Beweis für Adams Weisheit hätte berichten sollen, wenn die Namensgebung nicht auf ein wirkliches Wissen über die Natur der Dinge verwiesen hätte. Schließlich hatte Buddeus, indem er Bayle zitierte, bereits 1702 über die Frage nach der mutmaßlichen 'großen Gelehrsamkeit' Adams gespöttelt, dessen Bibliothek (samt Titeln und Themen) von einigen Gelehrten beschrieben wurde. Nun greift er das Thema - neuerlich gestützt auf Heumann wieder auf, um jene zu kritisieren, die darin verharrten, die antike Weisheit mit den Maßstäben der eigenen Zeit zu messen. Trotz der mehrfachen Berufung auf den Autor der 'Acta philosophorum' verteidigt Buddeus mit einem allein in theologischer Sicht annehmbaren und daher nur scheinbar historischen Argument jedoch hartnäckig eine 'gewisse' Philosophie bei Adam: Vor der Erbsünde verfügte Adam über eine vollkommene Erkenntnis der natürlichen Dinge, die philosophisch genannt werden konnte, da sie - außer von der unmittelbaren göttlichen Offenbarung - auch von der natürlichen Weisheit und Erfahrung herrührte; daraus ergibt sich: Diversa autem licet fuent Adami cognitio et eruditio a nostra, non tarnen fiiit nulla?1 Wie ersichtlich war, bewirkte die Lektüre der 'Acta philosophorum', auch wenn diese nicht in ihrer ganzen innovativen Bedeutung erfaßt wurden, bei Buddeus großes Interesse und trug dazu bei, einige Themenbereiche zu berichtigen und zu präzisieren. Auch bei Brucker ist Heumanns Auswirkung stufenweise spürbar und wird stärker beim Übergang (um das Jahr 1730) der frühen Schriften zu denen der reifen Jahre. Ein derartiger Einfluß zeigt sich nicht allein in der Vertiefung der historiographischen Arbeit, die sich von eingegrenzten Themen und Beiträgen zur Perspektive einer allgemeinen Philosophiegeschichte 'a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem' erweitert, sondern auch in einem stärker werdenden Interesse für den theoretischen Unterbau der Disziplin sowie die daraus folgende Wahl einer positiven Methodologie, die sich zur Bestätigung historischer Wahrheit und zur Aufdeckung von 'Fabeln und Aberglauben' eignet; schließlich zeigt er sich auch in der Aufstellung historiographischer Thesen sowie eines Periodisierungsschemas, die sich immer stärker auf den Nachweis des Fortschritts richteten, der sich auf philosophischem und von theologischen Fragen schwächer durchdrungenem Gebiet vollzogen hatte. Zweifellos war Bruckers Beziehung zu Heumann weniger eng und unmittelbar als diejenige zu Buddeus. Im Vergleich zu der bereits erwähnten Anerkennung, die Brucker voll dankbarer Zuneigung für letzteren äußert, da dieser ihm das Feld der historisch-philosophischen Studien gewiesen und ihn stets geführt habe, findet sich in der 'Dissertatio praeliminaris' der 'Historia critica' lediglich ein kurzer Hinweis auf die Bedeutung der 'Acta philosophorum'; danach hätten diese sehr 31

J.F. Buddeus: Introductio (Anm. 18) p. 5.

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wohl einem vielerseits empfundenen Bedürfnis nach einer allgemeinen und vollständigen Philosophiegeschichte entsprechen können, wenn ihr Autor - wegen seiner Berufung zu höheren Ämtern - die Arbeiten daran nicht abgebrochen hätte.32 Bedeutungsvoller war die Erwähnung in der 'Vorbereitung' zum ersten Band der 'Kurtzen Fragen' erschienen, jedoch war das Urteil im Grunde das gleiche: Hätte Heumann die Publikation seiner Zeitschrift weiterbetrieben, dann hätte er etwas vollkommenes und unvergleichliches geschaffen, da er mit allen Begabungen und Hilfsmitteln versehen war, deren ein Philosophiehistoriker bedarf.33 Bruckers Beurteilung mag wohl recht förmlich und distanziert klingen, vor allem, wenn man das Wohlwollen in Betracht zieht, das Heumann ihm gegenüber gezeigt hatte, indem er ihm auf seine Anfrage hin die eigenen Manuskripte zur Philosophiegeschichte zuschickte. Die Episode, von der Heumann selbst berichtet, reicht in das Jahr 1730 zurück. Brucker hatte ihn um das Material gebeten und versprochen, es innerhalb eines Jahres zurückzusenden; tatsächlich teilte er in einem Brief mit, es im folgenden Jahr einem gewissen Stübner in Leipzig übersandt zu haben, der sich indessen nicht darum gekümmert hatte, und so war das gesamte Material verlorengegangen. Ungeachtet Bruckers gutgläubiger Entschuldigung ist doch Heumanns Klage über den in dieser Weise erfolgten Verlust der Früchte jahrelanger Forschungsarbeit wohl gerechtfertigt, und Bruckers Anspielung auf Heumanns unterbrochene historiographische Arbeit erscheint uns heute ein wenig heuchlerisch, da er selbst den Vorteil gehabt hatte, ausgerechnet 1730, am Vorabend der Veröffentlichung seiner großen Philosophiegeschichte, das gesammelte

32

33

J. Brucker: Historia critica (Anm. 2) Vol. I. Dissertatio praeliminaris. p. 38: Cuius initia in actis philosophorum lingua patria exaratis ita fecit, ut facile sperari posset et lectionis copia, et iudicii dexteritate, et acuto artis criticae sensu, et magno ad ejicienda praejudicia animo palmam ilium omnibus surrepturum. Verum et haec inviderunt orbi erudito fata, quoniam majoribus occupatus vir eruditissimus, cum tertio volumine totum laborem curamque abjecit. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. Vorrede [pp. 9-10]: Zwar hat man sich nicht ohne grosses Vergnügen die Hoffnung gemacht, der um die gantze Gelahrtheit so hoch verdiente, und sonderlich in der philosophischen Historie recht unvergleichliche Göttingische Director, Herr D. CHRISTOPH. AUGUSTUS HEUMANN, werde dieses Pium Desiderium erfüllen, und der in seinen mit so grossen Judicio als Belesenheit geschriebenen Actis philosophorum gemachte Anfang ist so beschaffen, daß man sich etwas vollkommenes und unvergleichliches von ihm hätte gefallen lassen, sein Vorhaben fortzusetzen; allein die wichtigere und grössere Dinge und Verherrlichungen, zu welchen seine Geschicklichkeit gebraucht worden, und das widrige Schicksal, so diesen Vortheil der Gelehrten Welt nicht gegönnet, haben auch dieses gehindert, und der Jugend mangelt dermahl noch an einer vollständigen Anleitung zur philosophischen Historie. Brucker widmet Heumann und weiteren Historikern, wie Johann Lorenz Mosheim, Johann Albrecht Fabricius und Johann Christoph Wolf, den fünften Band der 'Kurtzen Fragen' (1734): Seinen insonders hochzuehrenden Herren und grossen Gönnern, widmet gegenwärtige geringe Blätter zu Bezeugung seiner schuldigsten Hochachtung für dero grosse Verdienste, gleichwie um die Kirche, also auch um die Gelehrte Welt, zumahl um die philosophische Historie, der Verfasser.

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und niedergeschriebene Material des Autors der 'Acta philosophorum' konsultiert haben zu können.34 Die unerquickliche Episode hinderte Heumann dennoch nicht daran, die Bände der 'Kurtzen Fragen' in der berühmten Leipziger Zeitschrift 'Acta eruditorum' sehr wohlwollend zu rezensieren. Seine Zustimmung wächst sogar merklich von der ersten, noch recht nüchternen Rezension, in der er die Bruckersche Objektivität und Akribie unterstreicht (non enim credulum se praebet, sed rite omnia examinat) zu den folgenden, die ausführlicher und artikulierter sind, und in denen Brukkers Philosophiegeschichte, curatissime limatissimoque judicio conscripta, schließlich als die erste, wahrhaft abgeschlossene allgemeine Geschichte gerühmt wird, quod nemini antea eruditorum contigit. Wie Brucker in der 'Historia critica' erwähnt, regt Heumann abschließend als wünschenswertes Vorhaben eine lateinische Übersetzung des gesamten Werks an: Et quam gratum faciei exteris, si, quod et ipsum facere constituit, iterum ediderit Historiam harte suam philosophicam sermone latino! Victurus Latium debet habere Uber, inquiebat Menagius.35 Im folgenden soll nun der komplexe Einfluß, den die kombinierte Lektüre der Werke von Buddeus und Heumann ausgeübt hat, in Bruckers Arbeiten nachgewiesen werden; eine Lektüre, die, wie zu sehen war, durch eine persönliche Beziehung der Wertschätzung und der Zusammenarbeit zwischen den Autoren gestützt wurde. Wir konzentrieren uns auf zwei Schriften, die unserer Meinung nach ge34

35

Vgl. Georg Andreas Cassius: Ausführliche Lebensbeschreibung des um die gelehrte Welt hochverdienten D. Christoph August Heumanns. Cassel 1768. pp. 386f.: A. 1730. roganti BRUCKERO misi omnia collectanea historiae philosophicae, postquam sanete is promisis set, se ea intra annum esse ad me remissurum. Exacto anno scribebat, se ea Lipsiam ad M. STUEBNERUM, nec dubitasse, esse ea iam mihi reddita. Scribebam ad STUEBNERUM. At is petulanter mihi rescribebat, significans, se ea veredario dedisse Brunsvicensi, nec amplius hanc curam ad se pertinere. Scripsi ad postam Brunsvicensem, sed accept responsum, a STUEBNERO idfalso iactari. Postea multum et opere et sumtuum frustra impendi. BRUKKERUS ita se mihi excusavit, ut credam, ipsius culpam hic esse nullam, sed STUEBNERUM ea retinuisse, gavisumque esse, me privatum esse magno aliquo bono. Certe ne mille quidem imperialibus venales fuissent mihi illae collectiones annorum plurium. In der 'Vorrede' zum TV. Band der 'Kurtzen Fragen' bezieht sich Brucker indirekt auf diese Episode; nach der Aufforderung an die Leser, ihm kritische Beobachtungen mitzuteilen, dankt er Heumann für die erhaltenen Anregungen: Wie ich dann hier nicht ohne verdienten Ruhm und mit schuldigster Dankbarkeit melden kan, daß der, wie in allen Wissenschaften unvergleichliche, also in der philosophischen Historie ungemein erfahrne Göttingische Director und Professor Theologiae, Herr D. CHRISTOPHORUS AUGUSTUS HEUMANNUS, solches mit sonderbarer Gütigkeit gethan habe. Vgl. Acta eruditorum. Lipsiae 1731. pp. 558-560; Suppl. X. pp. 81-83, 169-173; Nova Acta eruditorum. Lipsiae 1738. pp. 238f. Die Zuschreibung dieser anomym erschienenen Rezensionen an Heumann in G.A. Cassius (Anm. 34) pp. 275-280. Brucker scheint den Namen des Autors nicht zu kennen, als er in der 'Praefatio' zum ersten Band der 'Historia critica' an die Aufforderung bezüglich einer lat. Übersetzung seines Werks erinnert, die man an ihn gerichtet hatte, spricht er in einer Fußnote allgemein von viri eruditissimi, qui Acta eruditorum Lipsiae colligunt Act. nov. et Suppl. Sect. 9. Τ. II. p. 429.

Geistige Anregungen

und Quellen

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eignet sind, die Entwicklungsstufen in Bruckers Frühwerk und in seiner historiographischen Reifephase zu veranschaulichen: Die erste ist eine Sammelschrift mit dem Titel Otium Vindelicum', erschienen in Augsburg 1729; die andere ist die große, in deutsch verfaßte Philosophiegeschichte, deren erster Band 1731 in Ulm herauskam. Die Erscheinungsdaten liegen zwar zeitlich eng beisammen, verweisen aber auf eine in den Jahren weiter auseinanderliegende Forschungstätigkeit, genauer gesagt reichen die Wurzeln der ersten Arbeit bis in die Jenaer Zeit und in die des ersten Aufenthalts in Augsburg, nach Beendigung des Studiums; die zweite Schrift ist eindeutig in den Jahren der reiferen Phase abgefaßt worden (der letzte Band der 'Kurtzen Fragen' ist von 1737). Beginnen wir mit dem Otium Vindelicum', genauer mit der ersten und umfangreichsten der drei Abhandlungen: 'De comparatione philosophiae gentilis cum scriptum sacra et religionis christianae dogmatibus caute instituenda', deren erste Ausgabe auf das Jahr 1719 zurückreicht, gleichsam zur Besiegelung von Bruckers akademischer Ausbildung, der gerade das Feld der Philosophiegeschichte als einen Bereich erkannt hatte, der sich dazu eignete, die durch die Schule von Buddeus gepflegten theologischen und philosophischen Interessen miteinander zu verknüpfen.36 In der 1726 in Augsburg verfaßten 'Praefatio' wird die theologische Bedeutung der Philosophiegeschichte betont; auf diesen Zweck haben wir all unser Denken gerichtet - so erklärt er - ut egregium, quem philosophica doctrinarian veterum historia in confirmanda sanctissima religione nostra habet usum, ostendamus. Bruckers Ziel ist die Verteidigung des Christentums, nicht dessen Aussöhnung mit den heidnischen Lehren, da er (und dazu zitiert er Paulus, Rom. I, 20-21) von der tiefgreifenden Verschiedenheit utriusque doctrinae rationis überzeugt ist. Irrlehren, Götzenbilder, verabscheuungswürdiger, aber auch verführerischer Frevel, dies alles scheint die heidnische Philosophie zu zeigen. Wozu dann aber eine so lange und gründliche Beschäftigung mit diesen 'nugae', weshalb ihnen ein ganzes Gelehrtenleben widmen, wie dies Brucker getan hat? Die Einleitung der Abhandlung 'De comparatione philosophiae gentilis cum scriptura sacra' enthält die Antwort: Inter insignes historiae philosophicae, quos in toto eruditionis campo larga manu exhibet, usus si non maximus, inter praestantissimos tarnen

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Jacob Brucker: Otium Vindelicum, sive meletematum historico-philosophicorum triga, in quibus praecipua veteris philosophiae dogmata, plurima item scriptorum veterum loca explicantur et illustrantur. Augustae Vindelicorum 1729. Enthalten sind drei Abhandlungen: 1. 'De comparatione philosophiae gentilis cum Scriptura Sacra et religionis christianae dogmatibus caute instituenda'. pp. 1-126; 2. 'Observationes criticae in Historiam philosophiae gentilis ab Anonymo 1724. gallico idiomate Hagae Comitum editam'. pp. 127-202 (es handelt sich hier um eine ausführliche Rezension zu Jean Levesque de Burigny: Histoire de la philosophie paienne. La Haye 1724); 3. 'De honoribus sapientiae auctoribus et doctoribus apud Barbaras et Graecos post fata exhibitis'. pp. 203-276.

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referendus est ille, quo ad illustranda divinorum librorum oracula, et defendendam religionis christianae veritatem adhibetur.7,1 Indessen - und dies ist ein ernsthafter Einwand - hat die christliche Religion es nicht nötig, gerechtfertigt oder legitimiert zu werden, da sie die eigene Rechtfertigung aus sich heraus besitzt: Domestica enim et propria certitudine sanctissima nostra nititur religio?* Um dies zu untermauern, zitiert Brucker seine Lehrer von der Jenaer Universität, den Theologen Buddeus, den Juristen Ulrich Huber und den Philosophen Johann Jakob Syrbius, dann aber, und indem er diesen noch Jean Leclerc, Nicolas Malebranche und Leibniz zugesellt, bestätigt er die Notwendigkeit, den subjektiven Aspekt von sicherer Überzeugung und Glauben, die nicht aus menschlichem Verstand rühren (sondern aus der göttlichen Gnade), vom objektiven Aspekt des notwendigerweise rationalen Beweises zu unterscheiden. Als Schlußfolgerung ergibt sich, daß es für diesen Gebrauch der philosophischen Historiographie 'irgendeine hypothetische Notwendigkeit' geben muß, und sei es auch nur, um den Mißbrauch zu bekämpfen, den die Gegner des Christentums damit getrieben haben, etwa die Engländer Toland und Collins (denen Brucker Buddeus, Pfaff und Mosheim entgegenstellt). An Bruckers Strenggläubigkeit, die er mehrfach verkündet und unter Berufung auf die Heilige Schrift, die Kirchenväter und die in Deutschland damals angesehensten Theologen bezeugt, kann kein Zweifel bestehen; überdies nimmt in eben diesen Jahren seine kirchliche Laufbahn ihren Anfang. Diese Strenggläubigkeit bringt nun aber die feste Überzeugung von der Wahrheit des Christentums mit sich und, daraus folgend, der Irrtümlichkeit jeder dazu im Widerspruch stehenden Auffassung. Auf dieser Voraussetzung gründet die historiographische Methode, die streng, objektiv und unparteiisch sein will und geprägt ist von einigen grundlegenden 'cautelae observandae', die Brucker sich seit einem seiner ersten Werke auferlegt, und die wir in der 'Dissertatio praeliminaris' der 'Historia critica' nahezu im Wortlaut wieder angeführt sehen werden. Die erste Regel beinhaltet die Aufforderung zur historischen Genauigkeit und entspricht der ersten Regel der Descartesschen Methode, der Evidenzregel: Cave ne dubia et incerta sumas pro certis et indubiis, suppositia pro genuinis,39 Die Zurückweisung von Legenden und die Aussetzung des Urteils in zweifelhaften Fäl37

38 39

J. Brucker: Otium Vindelicum (Anm. 36) p. 1. Zum Abschluß seines Gelehrtendaseins, das er 50 Jahre lang zum größten Teil der Arbeit an der Philosophiegeschichte gewidmet hatte, beschloß Brucker, zu den theologischen Studien zurückzukehren. Die entsprechende Ankündigung steht in der 'Praefatio' zum VI. Band der 'Historia critica' (1767), wo auch der gerechtfertigte Stolz des Autors über ein Werk anklingt, das inter memorabilia seculi aufgeführt worden war (unter seinen Befürwortern zitiert er Heumann): calamum tandem aliquando in his studiis per L. annos exercitatum et defatigatum ponimus valeque his literarum studiis quasi dicimus: horasque senectutis increscentis sacris et divinis laboribus, quantum licet, destinabimus. J. Brucker: Otium Vindelicum (Anm. 36) p. 2. J. Brucken Otium Vindelicum (Anm. 36) p. 74.

Geistige Anregungen und Quellen

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len gehören zu den vorrangigsten Aufgaben des Historikers; die von Brucker angeführten Beispiele beziehen sich auf jenen spätantiken Schriftenkomplex, der lange Zeit für authentisch gehalten worden war, etwa die chaldäischen Orakel oder die hermetischen Schriften, auf denen die These vom einheitlichen Eingebungscharakter des antiken Orientalen und griechischen Denkens beruhte. Unter Berufung auf die Autorität von P.D. Huet, Th. Hyde und vor allem der deutschen Gelehrten wie Fabricius, Buddeus und Conringius weist der junge Brucker das Zeugnis derartiger Schriften zurück, auch wenn er daraus noch nicht die These der vollständigen Autonomie und Unabhängigkeit der griechischen Philosophie bezüglich der orientalischen ableitet, wie er es später in der Nachfolge von Heumann tun wird. Eine Gruppe von Regeln, von der zweiten bis zur fünften, werden größtenteils aus der 'Ars critica' von Jean Leclerc abgeleitet, der sie im Zusammenhang mit der korrekten Interpretation der heiligen wie der profanen antiken Literatur aufgestellt hatte.40 Beachtet werden muß vor allem die Ausdrucksweise jeder Sekte, worin jeder Terminus eine spezifische Bedeutung annimmt; unsere Ideen und unsere Gesichtspunkte dürfen nicht den Philosophen zugeschrieben werden; lassen wir uns nicht von symbolischen oder unklaren Ausdrucksweisen beeindrucken; sorgfältig muß unterschieden werden, ob ein Philosoph sich auf eine eigene Ansicht bezieht oder auf die These eines anderen. Der Zweck dieser Vorsichtsmaßnahmen ist die direkte Annäherung an die Texte, das Erreichen eines Höchstmaßes an Zuverlässigkeit im Hinblick auf die eigentliche Absicht der Autoren gemäß der authentischen Interpretationsform, die das von Leclercs 'Ars critica' angestrebte Endziel darstellt.41 Die beiden letzten 'cautelae' laden zur Vorsicht seitens des Historikers ein, der in der Lage sein muß, den Grad der 'historischen Zuverlässigkeit' zu bewerten, sowie in zweifelhaften Fällen auf den historischen Pyrrhonismus zurückzugreifen und das Urteil auszusetzen. Der Historiker hat es demnach mit einem Problem der Logik zu tun, da er das Maß der Glaubwürdigkeit einer Erkenntnis - wie etwa der auf indirektem Zeugnis beruhenden historischen - bestimmen muß; in dieser Hinsicht verweist Brucker auf den 'Art de penser' von Arnauld und Nicole und auf den 'Essay concerning Human Understanding' von Locke, in denen die verschie40

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Vgl. Johannes Clericus (Jean Leclerc): Ars critica, in qua ad studia linguarum latinae, graecae et hebraicae via munitur [...]. Ed. quarta auctior et emendatior. Amsterdam 1712. Vgl. insbesondere die 15 'regulae', die im ersten Absatz des zweiten Teils enthalten sind: 'Regulae generales de interpretatione'. Vol. I. pp. 105-354. In der 'Dissertatio praeliminaris' der 'Historia critica' wiederholt Brucker - außer den 'regulae' - noch nahezu wörtlich die in der 'Ars critica' enthaltene Exemplifizierung: den Piatonismus der Kirchenväter, die platonische (oder neuplatonische) Dreifaltigkeit, die Unklarheit des Aristoteles, die trügerische Ähnlichkeit der stoischen mit der christlichen Ethik. J. Clericus (Anm. 40) pp. 3f.: Uno verbo quaeritur vera dictorum sententia, non Veritas eorum quae dicuntur, licet huic illa facem saepe praeferat; cum, nempe, Scriptor, quem intelligimus, veritatem adsequutus est.

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denen Formen der wahrscheinlichen Erkenntnis behandelt werden,42 sowie auf die Verfasser von Geschichtstraktaten, die den Terminus 'historischer Pyrrhonismus' geprägt hatten, um damit die Grenzen zu bezeichnen, zwischen denen sich der Historiker bewegen muß;43 schließlich führt er noch Heumann an, der ad philosophicam historiam ista omnia egregie adplicuit,44 In der Zusammenfassung der Abhandlung bekräftigt Brucker noch einmal, was er im Vorwort vetreten hatte; das negative Beispiel des Piatonismus der Kirchenväter und, schlimmer noch, des Aristotelismus vieler Theologen auch der jüngsten Zeit beweist, daß es besser ist, die reine christliche Wahrheit vor jeder Form der Bibelkritik zu schützen: Quae cum ita sint, prudens quilibet cum Jacobo Thomasio in earn descendet sententiam, melius eos de fide sacra mereri, qui discordiam profanae philosophiae cum Christiana intercedentem fideliter detegunt, quam qui tenebras inter et lucem pacisci pergunt,45 Insgesamt führt die historische Arbeit, wenn sie mit Umsicht, Strenge und Unparteilichkeit durchgeführt wird, zur Auflösung vieler Irrtümer und Vorurteile, und sie erweist sich als ein zur Verteidigung des Christentums geeignetes Instrument: Eben dies war die vorrangige Botschaft in der Lehre von Buddeus. In den historisch-philosophischen Werken, die bis 1730 veröffentlich werden, ist Buddeus' Einfluß vorherrschend, während derjenige von Heumann erst mit den 'Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie' offenkundig und entscheidend 42

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Von dem 'Art de penser' existierte eine von Buddeus herausgegebene lat. Ausgabe: Logica, sive Ars cogitandi (auctoribus Antonio Arnaldo et Petro Nicole). Ed. nova [...] Praefationem praemisit Jo. Franciscus Buddeus. Halae Magd. 1704. Lockes Werk war in folgender lat. Ausgabe verfügbar: John Locke: De intellectu humano in quatuor libris. Ed. quarta aucta et emendata (London 1700) et nunc primum latine reddita. Londini 1701. Zur Traktatistik um die 'ars historica' und im besonderen zum historischen Pyrrhonismus vgl. Carlo Borghero: La certezza e la storia. Cartesianesimo, pirronismo e conoscenza storica. Milano 1983. J. Brucker: Otium Vindelicum (Anm. 36) p. 110. Bezug genommen wird zum Kapitel 'De fide historica' der zitierten 'Einleitung zur Historia philosophica' (Anm. 25), das hinsichtlich der Absicht, der historischen Disziplin eine wissenschaftliche Form zu geben, weitgehend von Pierre Bayles 'Dictionnaire historique et critique' beeinflußt ist. Heumann hatte anläßlich einer Bildungsreise in die Niederlande Gelegenheit gehabt, Bayle in Rotterdam zu treffen und hatte einen tiefen Eindruck davon behalten; vgl. G.A. Cassius (Anm. 34) pp. 41-45. J. Brucker: Otium Vindelicum (Anm. 36) p. 126. Vgl. Jakob Thomasius: Exercitatio de stoica mundi exustione. Lipsiae 1676. Die philosophiegeschichtlichen Schriften des Jakob Thomasius hatten noch im 18. Jahrhundert eine weite Verbreitung, nicht zuletzt durch das Verdienst seines Sohnes Christian, der eine Ausgabe des bekanntesten Werks, des 'Schediasma historicum [...]' (Leipzig 1665), unter dem Titel: Origines historiae philosophicae et ecclesiasticae. Halae Magd. 1699 herausbrachte. Der von Christian Thomasius gewählte Titel illustriert deutlich die Ausrichtung der philosophischen Historiographie der Epoche, die, wie im Zusammenhang mit Buddeus zu sehen war, die Notwendigkeit erörterte, die Geschichte der Philosophie mit der Kirchengeschichte zu verbinden; vgl. auch Johann Wilhelm Zierold: Einleitung zur gründlichen Kirchen-Historie mit der Historia philosophica verknüpft. Leipzig, Stargardt 1700.

Geistige Anregungen und Quellen

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wird. Er läßt sich bereits in der (am 18. Dezember 1730 geschriebenen) 'Vorrede' zum ersten Band feststellen. Brucker hebt zunächst die Bedeutung des Studiums der Philosophiegeschichte in der Erziehung der Jugendlichen hervor; nach seinem Urteil genügen jedoch weder die Handbücher von Buddeus und von Gentzkenius noch - aus anderen Gründen - Stanleys 'History of Philosophy' diesem Zweck, und er verweist auf Heumanns 'Acta philosophorum' als den geeigneten Leitfaden. Weiter oben wurde bereits ausführlich das Urteil über Heumann zitiert; nun beschäftigen wir uns mit Stanley. Während die Arbeiten von Buddeus und von Gentzkenius sich wegen ihrer Kürze nicht eignen, ist Stanleys Werk unvollständig (tatsächlich behandelt es nur den antiken Teil) und außerdem ermangelt es - ebenso wie sein Vorbild Diogenes Laertius - eines philosophischen Urteils. Brucker übernimmt hier fast wörtlich die Beurteilung, die Heumann über Stanley abgegeben hatte: Über das alles aber so mangelte es Stanleio an einer von Vorurtheilen befreyten Einsicht in die Geschichte der alten Philosophorum und Philosophie, daher man eine gute und genaue Untersuchung bey ihm gebrauchen muß, wann man die Sache gründlich einsehen will [...].'46 Wenn man bedenkt, daß Heumann seine Absicht, zu einer tiefgreifenden Erneuerung der Studien zur Philosophiegeschichte zu gelangen, im 'Vorbericht' der 'Acta philosophorum' geäußert hatte und dabei ausdrücklich von der Überwindung der Mängel in der Stanleyschen Historiographie, d.h. einer rein kompilativen und gelehrten Historiographie ausgegangen war, dann wird die Kontinuität von Brukkers Ansatz mit dem von Heumann klar ersichtlich. Natürlich stellen die 'Kurtzen Fragen' mehr dar als die 'Acta philosophorum', vor allem wegen des komplexen Entwurfs einer allgemeinen Philosophiegeschichte, die Heumann lediglich skizziert hatte. Aber auch auf methodologischer Ebene können wir bedeutsame Neuerungen feststellen, die im übrigen angemessenerweise in der 'Vorrede' angekündigt werden, etwa die Aufgabe, die der biographischen Erzählung zur Erklärung der Systeme zukommt und, was diese betrifft, die Verpflichtung, sie in einem vollständigen und logischen Gesamtbild - und unter Wahrung der Intentionen der Autoren - zu rekonstruieren. Wohlgemerkt handelt es sich um wichtige Neuerungen, die in der 'Historia critica philosophiae' noch ausführlich abgehandelt werden sollen; wir betrachten sie indessen als Bruckers Antwort auf die von Heumann so hartnäckig gestellte Forderung, der philosophiegeschichtlichen Disziplin eine präzisere philosophische Dimension und Bestimmung zu geben, damit aus ihr wirk46

Vgl. C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 24) Vorbericht. o.S.: Denn ob wir gleich andere ihres Lobes, so sie durch ihre Arbeit verdienet haben, nicht berauben wollen, sondern suum cuique von Hertzen gerne gönnen, so müssen wir doch gestehen, daß auch Stanlejus nicht einmal, der doch das grosseste corpus historiae philosophicae verfertiget, uns erwünschte Genüge thut, indem er weder die Wahrheit der Geschichte, noch die Gelegenheiten und Gründe der Lehren, mit gehöriger Sorgfalt untersuchet, sondern uns gleichsam einen mit allerhand Gerichten besetzten Tisch vorgestellt, und uns frey gelassen zu versuchen, was süsse oder sauer, warm oder kalt sey.

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lieh eine 'historia philosophica' in der vollen Bedeutung des Ausdrucks werden könne, eben nicht nur eine 'historia philosophiae', sondern eine 'historia philosophiae philosophica'.47 Die 'Vorbereitung' zu den 'Kurtzen Fragen' gibt den Inhalt der 'Einleitung zur Historia philosophica' wieder, die - wie bereits gesagt - den ersten Teil der 'Acta philosophorum' bildete. Wir beschränken uns auf die Betrachtung zweier bezeichnender Themen, die eine enge Übereinstimmung in den Ansichten der beiden Historiker zeigt. Die erste Frage, die Brucker anschneidet, ist die Definition der Philosophie, eine äußerst wichtige Frage für eine Philosophiegeschichte, die 'philosophisch' sein möchte, d.h. wertend und selektiv, eben keine gestaltlose Materialsammlung. Die Geschichte bietet allzu widersprüchliche Bedeutungen an, und daher müssen wir uns fragen, welcher Philosoph ist 'eigentlich und wesentlich'. Erkenntnis der Weisheit, das ist der Inhalt der Philosophie, und die Weisheit ist eine deutliche, gründliche und zur Ausübung gebrachte Erkänntniß und Wissenschaft desjenigen, was in der That wahr und gut ist.™ Die Form dieses Wissens ist jedoch unterschiedlich: das philosophische ist nicht angeboren, sondern wird durch Nachdenken, Untersuchung und Fleiß erworben; zudem ist es kein offenbartes, sondern ein natürliches Wissen. Letzteres ist jedoch nicht immer philosophisch; tatsächlich kann es eine einfältige und simple Erkänntniß sein, oder eine gründliche und gelehrte.*9 Wie man sieht, sind die Ausdrücke dieselben, wie Heumann sie benutzt hatte, einschließlich der Benennung von Sokrates als Modell des wahren Philosophen. Der Unterschied zwischen 'einfältiger' und 'gelehrter' Erkenntnis wird folgendermaßen beschrieben: erstere, auch wenn sie sich dessen, was gut und was wahr ist, bewußt ist, kann das eigene Wissen nicht aus seinen gehörigen Grund-Regeln ableiten, letztere gründet es auf deutliche, unzweiffelhafte und gewisse Principia und Grund-Sätze, sie kann es beweisen und gegen Einwände verteidigen. Nur letzteres ist eigentlich und wircklich Philosophie.50

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48 49 50

C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 24) Vol. I. pp. 34f.: Doch hieraus erhellet freylich dieses, daß niemand die Historiam Philosophicam recht tractiren und dociren könne, ohne der da selbst ein Philosophus ist. Wie denn aus eben dieser Ursach diese Historie noch so viele Defecte hat, weil die meisten von denen, so sie bißher beschrieben haben, mehr Philologi, als Philosophi, gewesen sind, z.E. Vossius, Hornius, Stanlejus, etc. Und haben wir allerdings gute Ursach, einen Unterschied zu machen inter Historiam Philosophiae und inter Historiam Philosophicam. Denn eine rechte Historia Philosophiae muß auch Philosophica sein, das ist, man muß alles gründlich untersuchen, so wohl die veritatem factorum als dogmatum. 'Historia philosophiae philosophica': Dies war der zunächst erwogene Titel für die Zeitschrift, der jedoch zugunsten der Benennung 'Acta philosophorum' aufgegeben wurde, da diese dem Leser vertrauter erscheinen mußte; war sie doch eine Nachbildung in Anlehnung an die berühmten 'Acta eruditorum' von Leipzig (vgl. Vol. I. Vorbericht). J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. Vorbereitung, p. 4. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. Vorbereitung, p. 8. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. Vorbereitung, p. 8.

Geistige Anregungen und Quellen

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Bewerten wir nun die Konsequenzen, die sich aus diesem Ansatz der historiographischen Forschung ergeben, indem wir das von Heumann erarbeitete und im Anhang seiner 'Einleitung zur Historia philosophica' enthaltene Periodisierungsschema mit der Periodisierung vergleichen, die von Brucker angewandt und in einer knappen Zusammenfassung am Ende der hier gerade analysierten 'Vorbereitung' skizziert worden ist.51 Die beste Methode, Philosophiegeschichte zu betreiben - so behauptet Heumann - , besteht darin, die Geschichte aller philosophischen Disziplinen in ihrer Gesamtheit aufzuzeichnen, und zwar auf der Basis der Kombination zweier Kriterien, eines geographischen und eines chronologischen (nach Geographie und Chronologie)·, und dies ist die beste Methode, weil sie universal ist, und weil es hernach etwas leichtes ist, aus einer solchen Historia philosophica die SpecialHistorie einer besonderen Disciplin zusammen zu suchen, und a part vor die Augen zu legen.52 Entsprechend Brucker: Die beste Eintheilung ist, welche uns die Chronologie und Geographie an die Hand giebet, indem man aus derselbigen am deutlichsten sehen kann, wie das Studium philosophicum von einem seculo zu dem ander, zu- oder abgenommen habe, und was in allen ihren Wissenschaften zu jederzeit an allen Orten praestirt worden seye.5i Die Analogie mit der Kirchengeschichte ergibt sich eindeutig aus der Wahl von Christi Geburt als einschneidendes Ereignis in der Geschichte der Philosophie, die demgemäß als vorchristliche und nachchristliche zu betrachten sein wird: Denn dieses sind die Haupt-Periodi auch hier, eben wie in der Historia ecclesiastical Dieselbe Unterscheidung findet sich bei Brucker: Es ist aber keine größere Distinction in der Chronologie, als die Zeit vor und nach Christi Geburt, daher theilt sich die Historia philosophica in zwey Haupt-Penodos, nemlich I. was von Anfang der Welt biß auf Christi Geburt, und dann II. was nach Christi Geburt biß auf unsere Zeit geschehen ist.55 Innerhalb der beiden 'Haupt-Periodi' überwiegt das geographische Kriterium, allerdings in einem sehr generellen Sinn und in Abhängigkeit von Kategorien logischer und theoretischer Art. Die antiken Völker werden nicht mehr - wie bei Buddeus - nach Hebräern und allen übrigen unterschieden, sondern nach Griechen und anderen, im ganzen als 'barbarisch' definierten Völkern. Die Rechtfertigung verweist auf die zuvor formulierte Definition der Philosophie: In etlichen Ländern war sie schlecht und einfältig, an andern Orten aber gelehrt und gründlich. Diese nöthiget uns, die andere Eintheilung der Philosophie 51

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Vgl. C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 24) Vol. I. pp. 462-472; J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. pp. 29-38. C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 24) Vol. I. p. 463. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. p. 30. C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 24) Vol. I. p. 463. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. p. 30.

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zu machen in simplicem sive empiricam, und in scientificam sive theoreticam. Diese herrschete in Griechenland, jene ausser Griechenland.56 Brucker übernimmt diese wichtige Unterscheidung ganz; vor Christus, so bestätigt er, zeigte die Philosophie zweyerley Gestalt, entweder wurde sie vom Vater auf den Sohn durch eine simple Tradition überliefert, oder sie wurde auf eine gründliche und gelehrte Art abgehandelt und informam artis (kunstmäßig) überführt. 57 Übergehen wir Heumanns übrige, auf die antike Philosophie bezogene Unterscheidungen, die fast alle von Brucker wieder aufgegriffen worden sind, und kommen wir zur zweiten Periode, die mit Christi Geburt beginnt. Hier scheint die Zäsur etwas gewaltsam aus der Kirchengeschichte entlehnt zu sein, da sie durch die Reformation repräsentiert wird; in Wirklichkeit ist hier, neben der theologischen Motivation, ein theoretischer Grund wirksam, der demjenigen, der Heumann veranlaßt hatte, die barbarische Philosophie von der griechischen abzutrennen, nicht unähnlich ist. Die Unterscheidung, die sich hier zeigt, ist die zwischen einer repetitiven und abergläubischen scholastischen Pseudophilosophie, die sich daher nicht vom spekulativen Denken der antiken Orientalen unterscheidet, und der neuen, auf der eklektischen Methode und der Differenzierung von Theologie und Philosophie basierenden philosophischen Welt, die sich in Europa dank Luthers Reformation den Weg bahnte (nicht zufällig wird hierbei Luther mit Christoph Columbus und Amerigo Vespucci in Zusammenhang gebracht): Als endlich im XVIten Saeculo das Licht der Reformation einbrach, so mußte auch die Philosophie eine reforme leiden, und nebst der neuen natürlichen Welt, welche Columbus und Americus Vesputius entdecket, und bekandt gemacht hatten, entstund auch recht eine neue philosophische Welt.5* Brucker übernimmt die von Heumann vorgeschlagene Unterscheidung, wenn er auch eher zögert, der Lutheranischen Reformation eine direkte Ursächlichkeit bei der Schaffung der modernen Philosophie zuzuweisen:59 Bey und nach der Reformation der Religion gewann mit derselbigen die Philosophie ein gantz anderes und besseres Ansehen, dann obgleich

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C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 24) Vol. I. p. 463. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. pp. 30f.: Dieses geschähe von den Griechen, die am ersten angefangen gründlich und methodice zu philosophieren. Jenes aber war bey den übrigen Völckern gewöhnlich, welche die Griechen, weil sie nicht nach ihrer netten und höflichen Art lebten; oder auch nicht so klug in ihren Augen schienen, als sie, nur Barbaros nenneten. Und also theilet sich die Historia philosophica abermahls in Barbaricam et Graecanicam. Sogar Kant benutzt noch Heumanns Text in seinen akademischen Vorlesungen, wenn er das Thema des griechischen Ursprungs der Philosophie und der Spaltung der philosophischen Sekten behandelt; vgl. Erich Feldmann: Die Geschichte der Philosophie in Kants Vorlesungen. In: Philosophisches Jahrbuch der Görres-Gesellschaft. 49. 1936. pp. 167-198, hier p. 179, 185. C.A. Heumann: Acta philosophorum (Anm. 24) Vol. I. p. 469. Bekanntlich beschäftigt er sich jedoch später eingehend mit dem Nachweis 'Martini Lutheri merita in philosophiae emendatione'; vgl. J. Brucker: Historia critica (Anm. 2) Vol. IV. pp. 93-96.

Geistige Anregungen und Quellen

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die meiste, die unter des Pabsts Bottmäßigkeit stunden, bey der Philosophia Aristotelico-Scholastica blieben, so suchten doch einige von ihnen, noch mehr aber diejenige, die sein Joch abgeschüttelt hatten, etwas besseres.60 Die Sprache, die Heumann zur Beschreibung der Entwicklung der modernen Philosophie benutzt, ist brillant und wirkungsvoll. Das Bild, das er vor Augen hat, ist das der europäischen Religionsgeschichte: Diejenigen, die sich gegen die Autorität des Papstes (der die Scholastik repräsentiert) auflehnten, schufen verschiedene scismata philosophica (die Sektenphilosophie des 16. Jahrhunderts), bis schließlich die Eklektiker erschienen, die es ablehnten, sich irgendeiner Autorität unterzuordnen und endlich zu unsern glückseligen Zeiten die Oberhand gewannen (auch wenn einige von ihnen eine eigene Schule begründeten, wie Petrus Ramus und Descartes). Die Abfolge dieser drei Ereignisse (Kritik an der Scholastik, Sektenphilosophie, eklektische Philosophie) wird von Brucker beibehalten; er verweist auch auf die beiden Schulen von Ramus und Descartes, wobei er ersteren an den Anfang seiner Liste der modernen eklektischen Philosophen stellt (im Unterschied zur 'Historia critica', wo dieser Platz von Giordano Bruno eingenommen wird) und indem er seine eigene Zeit als eine Epoche des höchsten Erfolgs der Philosophie preist: Ausser diesen (Ramus, Telesius, Cardanus, Campanella, Baco de Verulamio, Cartesius, Hobbesius, Leibnizius, Thomasius, und andere mehr) haben sich sonderlich über ein halbes Seculum her viele grosse Ingenia in besondern Disciplinen der Philosophie hervor gethan, die in der Historia philosophica nicht vorbey zu gehen.61 Gleichermaßen von Heumann entlehnt ist schließlich die Einordnung, die er in der zusammenfassenden Betrachtung des modernen Denkens - sowohl in 'Kurtze Fragen' als auch in der späteren 'Historia critica philosophiae' - den Chinesen und den modernen exotischen Völkern zuweist. Die Lektüre der 'Acta philosophorum' war nicht die erste und hauptsächliche Quelle, die Brucker dazu brachte, sich auf dem Feld der Philosophiegeschichte zu betätigen; sie entwickelte jedoch eine Wirkung, die sich mit der Zeit als kaum weniger tiefgreifend und anhaltend erwies als diejenige der Lehre von Buddeus. Außer auf der theoretischen und methodologischen Ebene ist Heumanns Gegenwart auch in der Formulierung einiger Interpretationsansätze nachweisbar, die für die 'Historia critica' charakteristisch sind; etwa die Kritik des antiken Orientalen Denkens, die Entstehung der Philosophie in Griechenland, die Ablehnung der Scholastik, die Verherrlichung der modernen eklektischen Philosophie. Tatsächlich hat Heumann ein Material geliefert, das trotz des fragmentarischen und unvollständigen Charakters eine Fülle von Stichworten und Anregungen bot; in diesem Sinne erwies es sich als ein Vorläuferwerk, das - wenn auch breit angelegt - noch nicht die Form einer tatsächlichen Philosophiegeschichte erreichte, welche, wie Brucker bei Buddeus gelernt hatte, einen umfassenden, allgemeinen Rahmen liefern sollte, 60 61

J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. p. 36. J. Brucker: Kurtze Fragen (Anm. 6) Vol. I. pp. 37f.

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innerhalb dessen es allein möglich ist, jeder einzelnen historischen Erscheinung ihren Platz einzuräumen. Das didaktische Erfordernis der Vollständigkeit erlangte zunehmend - ebenfalls aufgrund der Lektüre von Heumann - einen umfassenderen Sinngehalt, da es letztlich erlaubte, jenen Weg zur Wahrheit aufzuzeigen, der sich durch die allmähliche Beseitigung von Widerständen und Irrtümern kennzeichnet und den Brucker mit einem von Gilles Menage, dem Herausgeber des Diogenes Laertius, entlehnten Begriff als historia intellectus humani bezeichnen wird; einen Weg, der sich anschaulicher und präziser abzeichnet, wenn wir uns gemeinsam mit dem Autor der 'Historia critica' an das (weiter vorangeschrittene) Ende des Prozesses stellen und die Vergangenheit von unserem Ankunftsort aus betrachten, uns demnach in der Gesellschaft von Leibniz und Newton befinden. Unter dieser Prämisse gelesen wird Bruckers philosophiegeschichtliches Werk, das nach einer ersten Lektüre - allein wegen der beeindruckenden Fülle des dokumentarischen Materials - auch zur gelehrten Tradition der Historiographie des 17. Jahrhunderts gezählt werden kann, in der tiefen Einheit geistiger Übereinstimmung mit den lebendigsten Strömungen der zeitgenössischen historischen und philosophischen Kultur erfaßt. Der große Erfolg bzw. die weite Verbreitung der 'Historia critica' bei den Zeitgenossen verdankt sich vielleicht dem Umstand, daß diese - gemäß dem Ratschlag vieler Aufklärer (man denke nur an d'Alembert), die es vorzogen, Geschichte rückwärts zu studieren - mit der Lektüre des Werks beim letzten Band anfingen, bei dem nämlich, der den Philosophen des 17. Jahrhunderts gewidmet ist als die Erneuerung der philosophischen Methode tanta philosophiae incrementa peperit uno seculo, quanta per tot annorum millia non habuit,62 Brukkers Worte verraten eine mitreißende Begeisterung, die kaum zu der strengen und gemessenen Haltung des Gelehrten passen, die aber den Vorteil haben, ihn uns als einen Intellektuellen vorzustellen, der - außer an den Vorurteilen - auch an den Idealen und Hoffnungen seines Jahrhunderts teilhat.

Übersetzt von Helga Zurhausen-Bamberg

62

J. Brucker: Historia critica (Anm. 2) Vol. I. p. 44. Zu d'Alemberts Aufforderung, die Abfolge bei der Geschichtsforschung umzukehren und bei der Gegenwart zu beginnen, vgl. JeanBaptiste d'Alembert: Reflections sur l'histoire, et sur les differentes manieres de l'ecrire. In: ders.: CEuvres completes. Τ. II. 1 partie. Paris 1821. p. 8.

Jacob Brucker und die Philosophie des Mittelalters Kurt Flasch

I Im Jahre 1734 erschien in Ulm der fünfte Teil des Werkes von Jacob Brucker 'Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie'. Er enthält eine Darstellung der mittelalterlichen Philosophie auf mehr als 1520 Seiten. Rechnet man die 955 Seiten über den Zustand der Philosophie bei den Juden aus dem vierten Band hinzu, ergibt dies eine Darstellung der mittelalterlichen Philosophie auf etwa 2600 zwar kleinen, aber eng bedruckten Seiten. Dies ist eine jederzeit überprüfbare Tatsache, aber sie widerspricht einer Legende. Denn eine verbreitete Ansicht sagt, ein ernsthaftes Studium der Philosophie des Mittelalters gebe es erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts, erst unter dem Einfluß zunächst der Romantik, sodann der Neuscholastik. Diese Ansicht ist so weit verbreitet, daß ich mir Belege dafür ersparen kann; sie findet sich bei Heidegger ebenso wie bei professionellen Philosophiehistorikern. Das Mittelalter, meint man, sei unter dem Einfluß der Aufklärung vor 1800 wenig studiert worden. Diese opinio communis tritt mit großer Sicherheit auf. Doch sie ist schlicht falsch; es gibt Gegenbeispiele in Fülle. Auch kommt noch niemand, der Mittelalterstudien aus den Quellen betreibt, ohne Textsammlungen und Untersuchungen aus, die vor 1800 erschienen sind. Es ist leicht, sich davon zu überzeugen: Man braucht nur die Werke zweier bedeutender Mittelalterforscher wie Albert Hauck und Martin Grabmann aufzuschlagen. Gelehrte wie Albert Hauck - er ist 1918 gestorben, Grabmann 1949 - nehmen ständig Bezug auf Autoren des 18. und 17., ja noch des 16. Jahrhunderts. In ihrer Forschungspraxis gibt es keine Schwelle am Beginn des 19. Jahrhunderts. Ich nenne nur einige wenige Namen, ohne deren Werk wir auch heute das Mittelalter nicht erforschen können: Goldast und Mansi, Petavius, Martene und Durand, Mabillon und Muratori, Tiraboschi und unseren Lessing. Doch kommen wir zu Brucker 1734. Als er sich daran machte, die Geschichte der mittelalterlichen Philosphie zu schreiben, wußte er, daß er einen neuen Anfang wagte. Er sprach aus, daß er zwar Anreger und Zuarbeiter hatte, die er in seinem unschuldigen älteren Deutsch noch seine 'Anführer' nannte, aber keine Vorgänger

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als Historiker der mittelalterlichen Philosophie1. Er hielt fest, eine Darstellung der Geschichte der mittelalterlichen Philosophie sei vor ihm immer wieder als Desiderat genannt worden und er versuche, dieses längst geäußerte Interesse zu befriedigen. Er notiert nationale Unterschiede im Forschungsstand. Frankreich, schreibt er, sei vorangegangen. 2 Er erklärt, wie ungeheuer schwierig seine Aufgabe sei, allein schon wegen der unübersehbaren Fülle von Texten, aber auch, weil das Mittelalter eine versunkene Zeit ist. Die Wissensreformer des 15. und die Reformatoren des 16. Jahrhunderts trennen uns für immer von ihm, auch wenn Brucker mit Interesse festhält, was an mittelalterlichen Denkweisen und Institutionen bis in seine Gegenwart fortwirkt. Er weiß, daß Leibniz eine Neubewertung auch der Scholastiker gefordert hat und stimmt dem - freilich eher zögernd - zu.3 Er nennt seine Anreger Mosheim, Heumann und Fabricius auf der einen Seite, Bayle auf der anderen, Gottfried Arnold im Hintergrund. Er nennt die Vorarbeiten, auf die er sich stützen kann: Es ist Tribechovius mit seinem Buch 'De doctoribus scholasticis'. Es sind die Verfasser der großen Nachschlagewerke wie Morhof und Fabricius; er nennt H. Conring und J. Thomasius; er nutzt die Literarhistoriker von Trithemius zu Oudin und zur Histoire litteraire de la France; er profitiert von Ordenshistorikern wie Mabillon, Quetif/Echard und Wadding. Vorgearbeitet haben ihm Universitätshistoriker, vor allem Bulaeus mit seiner monumentalen und dokumentenreichen Geschichte der Universität von Paris. Brucker begründet, warum es wichtig sei, die Geschichte der mittelalterlichen Philosophie zu kennen. Bezeichnenderweise nennt er als erstes Motiv die Bedeutung der mittelalterlichen Philosophiegeschichte für die Kirchengeschichte: Sowohl zum Verständnis der Reformation wie der mittelalterlichen Kirche sei die Kenntnis der mittelalterlichen Philosophie unerläßlich. Einzelne Dogmen, vor allem das der Transsubstantion, argumentierte Brucker, seien nur aus der philosophischen Entwicklung zu begreifen. Ein zweites Motiv bilden die großen Männer. Es habe unter den Philosophen des Mittelalters so bemerkenswerte einzelne gegeben wie Abaelard und Roger Bacon wie Albertus Magnus und Lull, daß die Kenntnis von ihnen zum Wissen von der allgemeinen Geschichte gehöre. Drittens habe die mittelalterliche Philosophie wichtige Institutionen geschaffen, die bis in die Gegenwart wirken. Dies sind in erster Linie die Universitäten. Aber Brucker notiert, daß auch noch einzelne mittelalterliche Schulrichtungen fortbestehen, wie die Skotisten und die Thomisten. Viertens, argumentiert Brucker, stand die Entwicklung der mittelalterlichen Philosophie in engem Zusammenhang mit den Staatsgeschäften. Die großen Herr-

2 3

Jacob Brucker: Kurtze Fragen aus der Philosophischen Historie. Fünfter Theil. Ulm 1734. S. 513, 515, 518. An dieser Stelle möchte ich Frau Dr. Ursula Behler herzlich danken für eine kritische Durchsicht des vorliegenden Textes. J. Brucker (Anm. 1) S. 1066. J. Brucker (Anm. 1) S. 1278.

Brucker und die Philosophie

des

Mittelalters

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scher wie Karl den Großen oder Friedrich II. können wir nicht beurteilen, ohne ihre Verdienste um die Wissenschaften und die Philosophie zu kennen. Indem Brucker auf diese Weise seine Forschungsmotive entwickelte, ließ er seine historiographische Konzeption und ihre leitenden Interessen erkennen. Er wollte die Geschichte des Wissens nicht abstrakt, als autonome Problementwicklung betrachten: Das philosophische Wissen, dachte er, sei das Wissen einer Gesellschaft, werde hervorgebracht von Individuen, hänge ab von Institutionen. Es gehört in die Geschichte der allgemeinen Kultur, und wenn die Kultur des Mittelalters lange Zeit eine klerikale war, dann muß der Historiker der mittelalterlichen Philosophen auch phasenweise Kirchenhistoriker sein; er muß Papstbriefe und Konzilsakten studieren. Das sah Brucker, finde ich, richtig. Andererseits sah er den Zusammenhang des Wissens mit seiner jeweiligen geschichtlichen Welt nur in den genannten, partikulären Hinsichten. Daher hält seine Arbeit, denkerisch gesehen, keinen Vergleich aus mit seinen Zeitgenossen, mit der 'Nuova scienza' des G.B. Vico (dritte Fassung 1744) und mit dem 'Essay sur les moeurs' von Voltaire. Diese Werke bringen die Geschichte des Wissens in Verbindung mit Weltentwicklungen, mit gesamthistorischen Bedingungen und Konstellationen. Die Grenzen Bruckers deuten sich damit an: Ihn mit Hegel zu konfrontieren, wäre historisch von vornherein ungerecht, aber ein Blick auf Vico und Voltaire, selbst in der Bewertung des Mittelalters, zeigt die Zurückgebliebenheit Deutschlands, wobei Leibniz immer auszunehmen ist. Darauf müssen wir zurückkommen. Doch zunächst ist zu fragen: Wie sah Brucker das Mittelalter? Wie charakterisierte er seine philosophische Entwicklung? Hören wir ihn selbst:

II Wie stund es in den mittlem Zeiten um die Philosophie? Wir haben theils in dem dritten, theils in dem vierten Theil mit mehrerm vernommen, daß in den Abend-Ländern durch die Einfülle der fremden Völcker, welche als mit einer Fluth alles überschwemmet, alle bisher daselbst, zumal in Italien, blühende Künste und Wissenschaften in Zeiten hingerissen, und damit auch der Philosophie der Garaus gemachet worden. Wie wir dann nach Boethio, der im Seculo V. und VI. floriret, fast niemand mehr, der in der Philosophischen Historie merckwürdig wäre, angetroffen haben. So haben wir auch genugsam vernommen, daß mit dem Seculo VII. alle Nachrichten von den Heydnischen Philosophis im Orientalischen Reiche aufhören, nachdem unter den Kaysern Phoca, Heraclio und ihren Nachkommen, die Barbarey auf einmal den Kopf empor hub, und die Kriege, in welche die grichischen Kaysere erstlich mit den Persern, sodann mit den Sarazenen verwickelt wurden, allen guten Künsten und Wissenschafften gleichsam das Messer an die Kehle setzten. Ob wir auch gleich

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vom Seculo IX. an, da durch die Bemühungen Bardae denenselbigen ein wenig wieder empor geholffen und Lufft gemachet worden, verschiedene geschickte Ingenia unter den Christlichen Grichen entdecket welche sich dem überhand nehmenden Verfall der Wissenschaften, zumal aber der Philosophie, entgegen setzten, so sind doch derselbigen in Gegenhalt der grossen Menge derjenigen, welche von der Barbarey und Unwissenheit in die Fesseln geschlagen wurden, so wenig, daß man allerdings Ursache gefunden, diese mittlere Zeiten die barbarische, dunckle und ungeschickte zu benennen. Insonderheit trug die überhand nehmende Macht der Saracenen viel dazu bey, nachdem der ErtzBetrüger Mohammed durch List und Gewalt sich eine solche Macht zugezogen, daß davor gantz Orient erzittern müssen und er diesselbige also eingerichtet, daß nothwendig das damals schon elende Gebäude des Grichischen Kayserthums dadurch über einen Hauffen geworfen werden müssen. Denn damit nahm auch die Unwissenheit gewaltig überhand, zumal da dieser aus dem HirtenStand entsprossene und mit grosser Ignoranz ausstafierte Ertz-Betrüger niemand wolte klüger und gescheider werden lassen, als er gewesen, damit man hinter die Dummheit seiner neu eingeführten Religion und Gesetzes nicht kommen möchte. Nachdem Pastor Brucker derart verächtlich vom Propheten gesprochen hat, schildert er dramatisch die 'Peitsche des Orients' und die Kulturzerstörung durch die Araber, fährt aber dann mit einer überraschenden Wendung fort: Indessen mußte doch eben diese Sarazenische Nation [...], welche zum Verfall der Wissenschafften und der Philosophie so vieles beygetragen hatte, wiederum denselbigen aufhelffen, und sie war es, unter welcher sich die erstorbene Philosophie wiederum empor schwunge; daher wir von der Zeit an das übrige, was von der Philosophischen Historie zu mercken ist, zuvorderst bei den Arabern und Saracenen zu suchen haben. Wie aber durch dieselbige die Philosophie auch in den Europäischen Abendländern bevestiget wurde, kam sie von ihnen auch auf die Christliche Schulen, wo sie eine neue Gestalt annahm, welche unter dem Namen der Philosophiae Scholasticae berühmt ist. Wiewohl es auch nicht an etlichen grossen Männern gemangelt hat, welche die verlassene Platonische Philosophie wieder aus dem Staub hervor zu ziehen gesuchet, oder zwischen Piatone und Aristotele eine Vereinigung zu stijften, oder wohl gar etwas besseres und gesunderes auf die Bahn zu bringen sich bemühet haben. Doch hindert dieses nicht, daß nicht so wohl unter den Saracenen [...] als auch unter den Scholasticis Aristoteles, wiewol zimlich verderbt und verketzert, eine Universal-Monarchie behauptet, wodurch die Philosophische Historie der mittlem Zeiten gleichsam bemercket, und von anderen unterschieden wird.4

4

J. Brucker (Anm. 1)S. 1-6.

Brucker und die Philosophie des

Mittelalters

191

Das Zitat ist zu lang geraten. Aber es vermittelt Bruckers Auffassung von der Philosophie des Mittelalters und trägt sie, unersetzlich, in seiner bildhaften, kräftigen Sprache vor, in der die Abend-Länder noch im Plural vorkamen, in der er noch sagen konnte, mit der Völkerwanderung hub die Barbarei ihren Kopf hoch, wurde allen guten Künsten und Wissenschaften das Messer an den Hals gesetzt. So redete die noch unregulierte, die noch altfränkisch-unbeholfen-anschauliche Sprache der älteren Deutschen, der Deutschen vor Lessing und Herder. Sie erreichte nirgends die stilistische Sicherheit der zeitgenössischen französischen und italienischen Schriftsteller, aber sie klang treuherzig und kräftig. Gewiß hätte sie Anspruch auf eine wissenschaftlichere Beschreibung, aber bis dahin könnte jemand sie 'putzig' nennen und darin den besonderen Reiz der 'Kurtzen Fragen' im Vergleich zur international geglätteten 'Historia critica' sehen. Jedenfalls spricht sie pädagogisch direkt; ihr autoritatives 'Wir' schließt Leser und Autor wie in einer Schulklasse zusammen und sagt uns didaktisch-beflissen, was 'merckwürdig' war an den Denkern des Mittelalters. Dabei hebt Brucker auf folgende Punkte ab: 1. Die mittlere Zeit begann mit einem ungeheuren Zusammenbruch und hatte alle Mühe, sich auch nur einigermaßen auf den Stand der mittelmeerischen Spätantike zurückzubringen. Die Bewegung von der Primitivität zur wissenschaftlichen und künstlerischen Kultur mußte gleich zweimal, zunächst unabhängig voneinander durchlaufen werde, bei den Arabern und dann mit Hilfe der Araber auch bei den westlichen Christen. Bruckers Blick ist nicht auf die westlichen Christen beschränkt; schon beim ersten Überblick ist ihm die byzantinische Entwicklung wichtiger als fast allen modernen Darstellungen der mittelalterlichen Philosophie. Das mittelalterliche Denken - das war die Philosophie der Juden, der Sarazenen, der Byzantiner und nur zuletzt die der lateinischen Christen. Erst Alain de Libera hat mit seiner 'Philosophie medievale', Paris 1993, wieder ein Gesamtbild von ähnlicher Weite entworfen. Und diese gesamte Entwicklung setzt bei Brucker - und in der geschichtlichen Wirklichkeit - die antike Philosophie voraus. Die beste Einführung in die mittelalterliche Philosophie bleibt das Studium der antiken Philosophie - eine Forderung, die Brucker erfüllt hat und gegen die bis heute unaufhörlich verstoßen wird. 2. So negativ Brucker über Mohammed und den Islam spricht - er wiederholt die konfessionelle Polemik, die alle anderen Religionsstifter außer dem eigenen Ertz-Betrüger heißt so hoch schlägt er die geschichtliche Rolle der arabischen Philosophie an: Die gesamte jüdische und christliche Philosophie hängt von ihr ab. Aber während Voltaire die Verdienste der arabischen Chemie, Optik und Arithmetik pries, kommt es in Bruckers Charakteristik der arabischen Wissenschaft zu einem erneuten Umschwung in der Bewertung, und zwar in doppelter Hinsicht: Die Araber gaben dem mittelalterlichen Wissen den spitzfindigwortbezogenen, den 'scholastischen' Charakter, den schon Petrarca beklagt und auf die Averroisten zurückgeführt hatte, und zweitens setzten sie die Vorherrschaft des Aristoteles durch. So war denn, Brucker zufolge, die mittelalterliche

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Philosophie insgesamt 'scholastische Philosophie' und im wesentlichen aristotelisch. Aber es war ein entstellter und zudem verketzerter Aristotelismus. Daher konnte die mittelalterliche Philosophie nicht ins Freie treten; sie blieb autoritätsgegängelt und mißverstand zudem Aristoteles, ihre Haupt-Autorität. 3. Doch läßt sich, wie Brucker sagt, die Philosophie des Mittelalters nicht unter einen Hut bringen.5 Dies hatte er zwar soeben noch getan, indem er von einer Universal-Monarchie des Aristoteles gesprochen hatte, aber jetzt fügt er hinzu, daß es neben der aristotelischen Universal-Monarchie immer auch den Versuch gab, sich an Piaton zu orientieren. Freilich war dies, moniert Brucker, selbst bei Ficino noch ein neuplatonisch mißverstandener Piaton. So konnte denn auch die neben der 'scholastischen' Richtung immer nebenherlaufende Mystik, die sich an Piaton orientierte, keine wirkliche Alternative entwickeln. Aber es gab Platoniker, es gab die Konkordisten, und es gab auch diejenigen, die ein besseres Drittes, eine prinzipielle Neuorientierung suchten. Doch sie konnten sich nicht durchsetzen. Die Geschichtserzählung Bruckers entwickelt dann die Gründe des Scheiterns der Platoniker, der Konkordisten und der Reform-Denker, differenziert nach Jahrhunderten: Sie waren abgeschnitten von der vollen Kenntnis der Antike; die kombinierte Wirkung der spätantik-reduzierten Dialectica und der arabischen, formalistischen Einflüsse gaben ihnen ein Konzept von Wissen vor, das verbalistisch war und vorzüglich der Streitsucht diente. Hinzu kam der Klerikalismus und die Unterordnung des Wissens unter die Interessen der Papstpolitik und der kirchlichen Hierarchie. Wir würden eine solche Betrachtung heute vielleicht wissenssoziologisch nennen, bei Brucker reproduziert sie zugleich anti-katholische Klischees der protestantischen Polemik. Jedenfalls war die mittelalterliche Wissenschaft gegängelte Philosophie; sie geriet notwendig, trotz aller entgegenstehender Anläufe, in Wortklauberei und artete aus in Verfolgungsgeist, der in ihren Konzepten, hebt Brucker hervor, begründet war. 4. Das Gesamturteil über die als Scholastik definierte Philosophie des Mittelalters fällt negativ aus. Zwar gab es einzelne, denen es an Verstand, natürlichen Gaben und tiejfer Einsicht nicht gemangelt habe, aber sie wurden durch die unglückseelige Zeiten und eingerissene üble Lehr-Art um ihr Ziel gebracht. Sie haben ihre Gaben nicht so angewendet, wie sie hätten thun können, wann sie zu unseren Zeiten gelebt hätten. Ihr Fehler war eine falsche Vernunftlehre, geschaffen durch die spätantike Dialektik. Daher bewegte sich dieses Denken insgesamt in Abstraktionen. Die Einwände Bruckers gegen die Scholastik erwachsen, wenn wir sie theoretisch analysieren, zwei verschiedenen Prämissen. Sie haben gemeinsam, daß beide recht wenig rationalistisch sind: Einerseits steckt in ihnen ein pragmatisches Moment - danach war das scholastische Wissen Grillenfängerei und unnütz - , andererseits ein empiristisches: Danach entfernte sich das Wissen der Scholastiker zu 5

J. Brucker (Anm. 1) S. 1279.

Brucker und die Philosophie des

Mittelalters

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sehr von der Erfahrung. Es habe die Physik ontologisiert und die Metaphysik verbalisiert, also in ein Wörterbuch philosophischer Termini verwandelt; in der Ethik habe es eine schularistotelisch-christliche Mischposition bezogen, und in der Politik habe es völlig versagt. Außerdem habe die Scholastik die schönen Wissenschaften vertrieben: Damit aber ja in diese verwachsene Wildniß der Scholastischen Philosophie und der daraus zusammen geflickten Schul-Theologie kein Sonnenblick des heitern Wahrheits-Lichtes fallen möchte, so wurden auch die schöne und den Verstand aufräumende und polierende Wissenschafften völlig auf die Seite gesetzet und ins Elend verjaget. 6 Andererseits dürfe man nicht meinen, wenn die scholastische Philosophie verworfen werde, bedeute dies, alles zusammen bey den Scholasticis sei nichts nütze. Doch schlägt bei Brucker eine Reihe von Vorzügen, die er den Scholastikern attestiert, unversehens wieder in Verurteilung um: Man räumet allerdings den Scholasticis zum theil ein spitzfindiges, scharfsehendes und hochsteigendes Ingenium ein, das aber, wie die Spinneweben, zwar künstlich, aber zu nichts nützlich ist. Dafür beruft Brucker sich auf Francis Bacon. Er macht einen weiteren Versuch, anerkennende Worte zu finden: Man lobt ihre Bescheidenheit, wann sie anderer Meynung widerlegen, daß sie es nicht mit Schimpf-Worten, sondern mit rationibus thun. Man rühmt ihren sonderbaren Fleiß und Emsigkeit einer Sache nachzudenken. Allein bey dem allem bleibt doch die Philosophia Scholastica eine Pseudo-Philosophia? Wer viel Zeit hat, mag dem Rat Leibnizens folgen und die Goldkörner in diesem Misthaufen8 suchen. Das Resultat also: Durch diese beschriebene bodenlose und falsche Kunst gelangten diese Leute zu ihrem Endzweck. Das Reich der Finsterniß und des Irrthums hatte eine starke Stütze an derselbigen, und dem Römischen Hof taugte sie trefflich sein Interesse dadurch zu bevestigen.9 Man sieht: Die konfessionalistische und moralistische Polemik kehrt zurück; vom historistischen Standpunkt aus erschien sie bedenklich, aber sie läßt sich auch anders lesen: Was dem Mittelalter fehlte, war, Brucker zufolge, vor allem Philologie und Kritik.10 Seine Wissenschaft beruhte auf griechischen und arabischen Elementen, konnte diese aber nicht historisch einordnen und verfiel ihnen daher. Es fehlte dem Mittelalter die Kultur der alten Sprachen; diese seien aber der Schlüssel zu allen Wissenschaften." Daher habe das Mittelalter keine historische

6 7 8 9 10

"

J. Brucker (Anm. 1)S. J. Brucker (Anm. 1)S. J. Brucker (Anm. 1)S. J. Brucker (Anm. 1) S. Vgl. J. Brucker (Anm. Vgl. J. Brucker (Anm.

1248. 1277. 1278. 1252. 1) S. 1281. 1) S. 794.

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Analyse der eigenen Quellen zustande gebracht und verfiel einem Mischmasch menschlicher Traditionen.12 Brucker führte das erstaunlich konkret aus: Die Scholastik hielt, mangels historischer Relativierung, die Ethik des Aristoteles für das Verzeichnis der Pflichten aller Menschen, sogar aller Christen, wo sie doch nur das Verhalten antiker PolisBürger regle.13 Sie übertrug kritiklos antike Theoreme in ihre Gegenwart. Noch ein zweiter Umstand reduziert den moralistisch-konfessionalistischen Charakter der Kritik Bruckers an der Scholastik. Er deutet gelegentlich vorsichtig an, die Unarten der Scholastik hätten auch ins Reformationszeitalter hineingewirkt, heute komme es aber darauf an, diese Verunreinigung zu vermeiden. Die Kritik an den Mängeln der Scholastik warnt vor Fehlentwicklungen in der eigenen, protestantischen Gegenwart. Damit kommen wir zurück zu den Interessen, die Bruckers Darstellung leiten: Er will zeigen, wie die definitive Überwindung der mittelalterlichen Finsternis vollbracht werden kann. Dies hat zunächst die ethische Seite, unnütze Spekulationen, bloßer Wortkram und grobschlächtige Polemiken seien zu vermeiden. Aber Brucker geht in drei Hinsichten noch darüber hinaus: a. Es soll ein Ende haben mit der unglücklichen Vermischung von Aristotelismus und Christentum. Die Scholastik war aufgrund dieser Vermengung ein großes Unglück für die Kirche. Die Mängel der mittelalterlichen Theologie sollen in der protestantischen Orthodoxie nicht wiederholt werden, besonders nicht der Mischmasch von aristotelischer Philosophie und einfacher christlicher Lehre. b. Brucker ist - wie manche seiner Zeitgenossen, der Atheismusfahnder Jakob Friedrich Reimmann mit seiner 'Historia universalis atheismi' von 1725 voran dominiert von Atheismusangst. Er überlegt sogar, ob nicht Mohammed eigentlich ein Atheist war. Die scholastische Philosophie jedenfalls, behauptet Brucker, führe, besonders mit ihrer Theorie von der Individuation durch die Materie, zu materialistischen Konsequenzen.14 Außerdem unterwerfe sie die subtilsten Wahrheiten des Glaubens einem rationalen Hin und Her, das den Skeptizismus begünstigt.15 Der Aristotelismus schadet der Kirche, sobald er in die Theologie eindringt. Brukker sah nicht, daß seine Warnung auch im Mittelalter ihre Anhänger hatte; er kämpfte mit historischen Argumenten für eine Trennung von Philosophie und Theologie, ohne die natürliche Theologie damit aufgeben zu wollen. c. Brucker macht von providenzialistischen Annahmen keinen exzessiven Gebrauch. Er stellt breit, nicht auf die Großen konzentriert, zuerst die Schicksale, dann die Eigenschaften der mittelalterlichen Philosophie heraus, historischempirisch arbeitend; biographisch, lexikographisch im Stile Bayles, nur eben

12 13 14 15

Vgl. Vgl. Vgl. Vgl.

J. J. J. J.

Brucker Brucker Brucker Brucker

(Anm. (Anm. (Anm. (Anm.

1) 1) 1) 1)

S. S. S. S.

618. 1286. 1261. 825, 1247, 1264f„ 1316f., 1460.

Brucker und die Philosophie des

Mittelalters

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erstmals in fortlaufender Darstellung, gegliedert nach den drei Altern, die ungefähr dem entsprechen, was man später als 'Frühscholastik', 'Hochscholastik' und 'Spätscholastik' unterschied, nur daß Brucker das 13. Jahrhundert als Tiefpunkt der Entwicklung ansah und das 15. Jahrhundert als neuen Aufbruch bewertete. Er arbeitet den Umschwung im 12. Jahrhundert heraus; er sieht die Aristotelesrezeption des 13. Jahrhunderts als Zäsur. Insgesamt dominiert die Arbeitsweise der Polyhistoren und Literarhistoriker. Also keine spekulative Geschichtsbetrachtung oder Weltalter-Lehre, und doch setzt Brucker die göttliche Vorsehung als Geschichtslenkung voraus und spricht dies gelegentlich aus. So sah er in der Reform der Wissenschaften und der Kultur im 15. Jahrhundert und in der Erfindung der Buchdruckerkunst eine providentielle Veranstaltung Gottes, der die Weltgeschichte auf die Reformation hingeführt habe.16 Dann entsteht freilich die Frage: Hat Gottes Vorsehung die Menschen zwischen 500 und 1500 im Stich gelassen? Nein, antwortet Brucker, sie hat auch in diesem Jahrtausend gute Gaben verteilt, wache Ingenia traten auf, große Männer als Wahrheitszeugen in finsterer Zeit. Von der Reformation aus zurückblickend erkennen wir sie als solche. Zusammenfassend läßt sich Bruckers Konzeption des mittelalterlichen Denkens folgendermaßen charakterisieren: Brucker griff die längst vorhandene Scholastikkritik auf, also die Polemik Petrarcas gegen die Averroisten, die Analysen Vallas zur Tradition der Dialectica, den Spott des Erasmus über die Schulwissenschaft, die Reformansätze von Vives und Francis Bacon. Brucker hat diese Kritiker des scholastischen Wissens polyhistorisch-lexikographisch präzisiert, reformationsfreundlich gewendet und didaktisch präsentiert.

III Die Schwächen der historiographischen Konzeption Bruckers deuteten sich schon an. Dazu noch einige Stichworte: 1. Es gibt Mängel in der Quellenkenntnis. Brucker hat sich an die Drucke gehalten; Handschriften hat er nicht gesucht und nicht verwertet. Bei der Fülle des Materials und bei dem Stand der Forschung wäre er sonst auch nie zu einer zusammenfassenden Gesamtgeschichte der Philosophie des Mittelalters gekommen. Es bleibt bewunderungswürdig, wie viele alte Drucke er gesucht und gesehen hat; sein Bild der mittelalterlichen Philosophie ist figurenreicher und differenzierter als die meisten Darstellungen bis weit ins 20. Jahrhundert. Andererseits besteht zwischen der Fülle seines Materials einerseits und den Bewertungen, Einteilungsgesichtspunkten und seinen Interessen kein eben glückliches Verhältnis.

16

Vgl. J. Brucker (Anm. 1) S. 797f.

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2. Brucker zeigt erhebliche Schwächen in der philosophischen Analyse. Er addiert Figuren und Werke, er verfolgt keine Problementwicklungen. Er dringt nicht in die Entstehungsbedingungen derjenigen Denker ein, die er als Reformer begrüßt - Dante, Lull, Valla. Sie fallen wie vom Himmel. Der Kampfbegriff 'scholastische Philosophie' dominiert; die Zeit vor dem 13. Jahrhundert bezeichnet er primär und einlinig als Vorgeschichte der Scholastik. 3. Brucker hat eine nennenswerte historische Neugierde, aber er unterstellt sie einer defensiv-konfessionellen Abzweckung, genauer: der Abwehr der Vermischung von Aristotelismus und Theologie einerseits und der Furcht vor Atheisterey und Spinozismus andererseits. Beschränkte bon-sens-Urteile verengen den geschichtlichen Horizont, wenn Brucker z.B. urteilt, kein großer Philosoph könne Astrologie treiben.17 Noch auffälliger: Brucker erteilt den Lehrern des Mittelalters moralistische Zensuren. Das hört sich so an: [...] weil man sich einmal zum Endzweck gesetzet hatte, sich mit seiner Disputir-Kunst groß und berühmt zu machen, und bey dergleichen ungewissen und nichts-heißenden Ideen, terminis, definitionibus und distinctionibus, ein jeder recht haben konnte, der nur Fertigkeit und Maul-Leder, auch Verwegenheit genug hatte, etwas in den Tag hinein zu schreyen, oder auch zu schmieren, so wurde nicht nur die Philosophie, sondern auch die Theologie in eine öffentliche Fechtschule verwandelt, wo man nicht etwa einen gewissen Satz ordentlich bewieß und vertheidigte, sondern unzählig viele Fragen aufwarf, und von denselbigen unzählig viele rationes pro & contra anführte, dadurch aber einem gefährlichen Scepticismo, ja wohl gar einer gottlosen Ruchlosigkeit und Atheisterey Thür und Thor auftat, indem man sich nicht scheuete, auch solche Lehren in unendliche Wort-Kriege zu ziehen, auf welchen die Gründe der natürlichen und geoffenbarten Religion beruhen.™ So kann man sich ausdrücken, wenn man sich 1734 gegen das aufklärerische Potential wehrt, das in der mittelalterlichen Philosophie doch auch steckt. Richtig, aber banal wiederum ist, daß den Mittelalterlichen ein post-cartesianisches Methodenkonzept fehlte; sie bewiesen nicht ordentlich eins nach dem andern. Nur noch amüsant ist Bruckers moralistische Verurteilung der Mittelalterlichen, die vom Maul-Leder zogen und aus Eitelkeit Bücher vollschmierten. Jacob Brucker kennt offenbar die Herzen der diskussionswütigen Scholastiker bis auf deren verworfenen Grund.

17 18

Vgl. J. Brucker (Anm. 1) S. 1215. J. Brucker (Anm. 1) S. 1247.

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Mittelalters

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IV Ich komme noch einmal auf die Eingangsfrage zurück: Wann begann die wissenschaftliche Erforschung der Philosophie des Mittelalters? Bruckers Werk beweist: Die gängigen Datierungen auf das frühe 19. Jahrhundert sind falsch. Brucker konnte sich bereits auf zahlreiche Vorarbeiter berufen, die freilich keine Gesamtdarstellung versucht hatten. Bereits das 17. Jahrhundert erbrachte, vor allem in Frankreich, aber auch bei Muratori, genügend historischen Abstand und genügend exakte Kenntnisse, um eine wissenschaftliche Beschäftigung mit den Quellen des Mittelalters zu treiben; ich erinnere noch einmal an den Dogmenhistoriker Petavius, an Mabillon und Montfaucon. Anders wäre es nicht zu den berühmten Debatten gekommen - über die Echtheit der Schriften des Dionysius Areopagita oder über die Moral der Kirchenväter. Es waren folgende zwei Vorurteile, welche die erfolgreichen Mittelalterstudien des 18. Jahrhunderts ins schiefe Licht setzten bzw. völlig verdrängten: Es war einmal die falsche Ansicht, die Aufklärung habe ungeschichtlich gedacht. Und zweitens war es die nationale Selbstschmeichelei, mit der die Deutschen behaupteten, es sei Deutschen vorbehalten gewesen, das wahrhaft geschichtliche Denken zu entdecken. Diese Ansicht findet sich bei deutschen Historikern häufig; von Heinrich Treitschke bis Franz Schnabel. Doch das ganze Problem ist neu anzufassen. Denn es gab tatsächlich eine einschneidende Wandlung um 1800; es verschob sich der konzeptuelle Rahmen, in den man die Geschichte des mittelalterlichen Denkens stellte. Nicht mehr Merkwürdigkeiten, berühmte Männer, Schul- und Universitätsgeschichten standen im Vordergrund, sondern philosophische Konstruktionen und ihr gesamtkultureller Zusammenhang. Vor allem verschoben sich die Bewertungen; das Mittelalter wurde - partiell freilich - zum Vorbild für die Christenheit und für Europa stilisiert. Jetzt, nach der französischen Revolution und während Napoleon die alte Welt endgültig zerstörte, entdeckte man ein Mittelalter, in dessen Namen sich die Moderne kritisieren ließ. Davon war Brucker weit entfernt. Dies hat aber mit dem Wissensstand wenig zu tun. Mit diesem Hinweis glaube ich nicht, das hier anstehende Problem gelöst zu haben. Ich wollte es nur etwas genauer bezeichnen und weiterem Nachdenken empfehlen.

Jacob Brucker's theory of knowledge and the history of natural philosophy* Constance W.T. Blackwell

When the Aristotelian and Galenic hegemony was beginning to break down, interest arose not only in rewriting the general history of philosophy1 but also in reformulating the history of logic, natural philosophy and medicine. While these new histories aimed to dignify recent philosophical and scientific advances, they also tended to judge past achievements in the light of the methods used to identify and confirm recent discoveries. Jacob Brucker's two works, his youthful 'Historia

*

1

The role of logic in the debate about the correct method of discovery in natural philosophy was first introduced to me by Eckhard Kessler at the Foundation for Intellectual History seminar at the Herzog August Bibliothek at Wolfenbüttel in 1993, and he encouraged me to write my first paper on the topic: Constance W.T. Blackwell: The Aristotelian Method versus the new Natural Philosophy. In: Method and Order in Renaissance Philosophy of Nature: The Aristotle Commentary Tradition. Ed. Eckhard Kessler, Charlotte Methuen and Daniel Di Liscia. Aldershot 1997. I should also like to thank Michael Hunter, Wilhelm SchmidtBiggemann, Ulrich Schneider and Clive Strickland for their helpful comments in our discussions of Brucker's theory of knowledge. There has been a renewed interest in the writings of historians of philosophy since the Second World War: Eugene Garin: La filosofia come sapere storico. Bari 1959 (new edition Rome, Bari 1990); Lucien Braun: Histoire de l'histoire de la philosophic. Paris 1973. The most complete study in five volumes in eight parts is: Storia delle storie generali della filosofia. Ed. Giovanni Santinello. Brescia 1981. Vol. 1: Dalle origini rinascimentali alia 'historia philosophica'. Brescia 1981. Vol. 2: Dall'eta cartesiana a Brucker. Brescia 1979. Vol. 3: II secondo illuminismo e l'eta Kantiana. Padua 1988 (Vol. 3 in 2 parts). Vol. 4: L'etä hegeliana. Part 1: La storiografia filosofica nell'area tedesca. Padua 1995. Part 2 and vol. 5: II secondo Ottocento forthcoming. English translation: Models of the History of Philosophy. Vol. 1: From its origins in the Renaissance to the 'Historia Philosophica'. Ed. Constance W.T. Blackwell, Philip Weiler. Dordrecht 1993; From the Cartesian Age to Brucker. Ed. Constance W.T. Blackwell, Christopher Ligota (forthcoming). A complete bibliography of studies of histories of philosophy is in vol. 1 of 'Models of the History of Philosophy'.

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philosophica doctrinae de ideis', and his mature 'Historia critica philosophiae'2 should be read with this tradition in mind. Both works identified those intellectual skills which enabled knowledge to improve over time. That philosophy had developed - indeed progressed - had not always been thought to be the case. A survey of fifteenth-, sixteenth- and early seventeenth-century historians of philosophy reveals that a version of a 'prisca theologia' - that the ancients Zoroaster, Moses, Orpheus and Hermes had sophisticated philosophical wisdom - was widely held.3 In the seventeenth century a concept of 'prisca sapientia' was developed to authenticate non-Aristotelian chemistry by claiming that the ancients and in particular the Hebrews and Egyptians had knowledge of chemistry and medicine.4 The implication of both views was that knowledge was not progressive, and that contemporary natural philosophers could benefit from recovering natural philosophy from ancient wisdom. This is a view diametrically opposed to the one Brucker held.5 It will be argued here that Brucker's concept of the history of philosophy and its progress grew out of the anti-Aristotelian writings of the histories of logic written in the sixteenth, seventeenth and eighteenth centuries, together with a new theory of knowledge which was based on the recent natural philosophy experiments of Robert Boyle and the philosophy of John Locke. These works he read on their own and through the interpretations of Jean Le Clerc and Georg Daniel Morhof, Johann Franz Budde and Georg Walch.6 Brucker's 'Historia philosophica doctrinae de ideis' reevaluated barbarian, Greek, medieval and early modern philosophy by criticizing their theories of knowledge and demonstrating how the understanding of an 'idea' could only be defined if it conformed to the model of reasoning advocated by Boyle and Locke. For Brucker the correct method, or logic of inquiry was of primary importance, and his first major work, 'Historia philosophica doctrinae de ideis' was in fact written in the genre of the history of logic. We cannot understand the major changes in the history of philosophy that Brucker effected without first understanding how the history of logic (and with it, the history of philosophy) changed between the sixteenth and eighteenth centuries. 2

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Jacob Brucker: Historia philosophica doctrinae de ideis. Augsburg 1723; Jacob Brucker: Historia critica philosophiae [...]. Leipzig 1742-44 (2nd edition with a sixth volume of additional notes. Leipzig 1766-1767). On the 'prisca theologia' in the fifteenth century see: Luciano Malusa: Renaissance antecedents to the Historiography of Philosophy. In: Models of the History of Philosophy (cf. η. 1 above) Vol. 1. pp. 14-25; see also the bibliography on pp. 62-65. Antonio Clericuzio: Alchemia Vetus et Vera: Les Theories sur l'origine de l'alchimie en Angleterre au XVIIieme siecle. In: Alchemie: Art, histoire, mythe. Ed. Didier Kahn. Paris 1996. For the redefinition of philosophy see Constance W.T. Blackwell: 'Thaies philosophus'. In: History and the Disciplines. Ed. Donald Kelley. Rochester (forthcoming). We are not denying that he also held very important religious beliefs, but that is not our story here.

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The new histories of logic and the characterization of development in philosophy Histories of logic, mostly written by Protestant critics of Aristotelianism between the sixteenth and the eighteenth centuries, are little studied now, but Brucker knew them well. They had received a very thorough treatment in 1721 by Walch in 'Historia Logicae'.7 After Brucker completed his discussion of the philosophy of eclectic philosophers, in part two of volume four of the 'Historia critica philosophiae', he began his chapter, 'De reformatione philosophiae rationalis recentiori aetate tentata', with a list of twelve historians of logic: Ramee, Keckermann, Voss, Gassendi, Rapin, Thomasius, Pasch, Reimmann, Budde, Syrbe, Hollmann and Walch, a list Brucker took from Walch himself. All but Rapin were Protestant, and all wrote histories of logic that debated the assertions that Aristotle invented logic and that it reached its greatest perfection in his hands. It is a telling list; whether they subscribed to some form of 'prisca theologia', as did Ramee, or supported some modified form of Aristotelianism, as did Rapin, they all associated progressive improvement of logic with the general development of philosophy. Although Brucker's chapter includes a discussion of Ramee, Bacon, Malbranche, and Tschirnhausen, Bacon and Locke are clearly the central figures.8 Brucker repeats Gassendi's praise in the 'Syntagma'9 that Bacon was the first to institute a new method of logic, but reserves the highest accolade for Locke, claiming complete novelty for Locke's logical method. Locke's book, On the Human Understanding, said Brucker, explained and delineated a new building, it can be sought in vain not only in Plato and Aristotle, but in Descartes, Gassendi, and others who wrote before Locke. It rejected all opinions and philosophized by a consideration of the human intellect and its conscience. It can not inaptly be called a history, but one not written from books but internal experience [...].10 To demonstrate how the histories of logic changed their definitions of the method and illustrate its history, we have selected three quite different histories of logic 7 8 9

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Johann Georg Walch: Parerga Academica. Historia Logicae. Leipzig 1721. pp. 459-472. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 4, part 2. pp. 544-611. Pierre Gassendi: Opera omnia. Syntagma. De origine & varietate logicae. Lyon 1658. Reprint ed. Tullio Gregory. Stuttgart-Bad Cannstatt 1964. Vol 1. pp. 62-65. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 4, part 2. p. 609. Ipsum opus novum intellects humani explicati et delineati aedificium sistit, quod non modo in Piatone et Aristotele, sed in Cartesio quoque, Gassendo aliisque recentioribus, qui ante Lockum scripsere, frustra quaeras. Abiecit enim omnes omnino opiniones, et ex consideratione humani intellectus et conscientia sua philosophandum esse censuit. Unde humani intellectus historiam non inepte appellaveris, non ex libris sed experientia interna conscriptam [...]. See C.W.T. Blackwell (cf. * above).

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that illustrate changing perspectives in the field between the sixteenth century to the eighteenth. The first logician Brucker mentions among his eclectics is Ramee," and it seems only right that one should begin with his history of logic. We select Gassendi12 as our second example because he proposed serious methodological changes in logic by championing Bacon's method of inductive reasoning, and had a clear notion of what he considered to be good logical method and what was unsuccessful. We end with the little-known Walch,13 who became a teacher at Jena just after Brucker left, and who compiled the history of logic Brucker used. Ramee's history of logic in the 'Scholae dialecticae',14 merely sets out to prove that logic had a history and includes six chapters on the history of the logic of physics. It is clear here that Ramee identifies correct logic central to the development of physics. He begins by discussing pre-Socratic philosophy, establishing that Zeno invented logic, not Aristotle, whom Ramee chastises for his arrogant claim of having been the inventor. Socrates then is described as having perfected dialectic, and here again Ramee criticizes Aristotle for claiming to be its inventor.15 Then non-Aristotelian logic, Pyrrhonian logic, Stoic logic and the logic of the Academics are discussed in some detail and the history of logic is taken up to Galen, who, Ramee happily noted, was thought to be superior to Aristotle by Alexander Aphrodiseus. Ramee attacked only the non-historical position that Aristotle was both the originator and perfector of logic and did not identify a new standard of logic for philosophy by which philosophy could be judged. Gassendi's history of logic in the 'Syntagma', however, began to do just that.16 Gassendi began by articulating a different view of logic from that of Ramee and 11

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Pierre Ramee: Scholae In Liberales Artes. Primus Liber Scholarum dialectiarum, de logicae authoribus. Cap. HI: 'De Logica Physicorum', Cap. IV: 'De logica Socratis, Pyrrhonis & Epicretici', Cap. V: 'De Logica Antistheniorum & Stoicorum', Cap. VI: 'De Logica Academicorum', Cap. VII: 'De Logica Peripateticorum', Cap. VIII: 'De Logica Aristoteleorum interpretum, & praecipue Galeni'. Basil 1569. Reprint ed. by Walter J. Ong. Hildesheim 1970. pp. 6-30. P. Gassendi: Opera omnia (cf. n. 9 above) Vol. 1. pp. 35-66. F. Bottin: Johann George Walch (1693-1773). In: Storia delle Storie (cf. η. 1 above) Vol. 1. pp. 415-422. The first version of this work was published in 1543 as, 'Aristotelicae animadversiones', a work of 162 pages. It was enlarged to 492 pages in 1548 and printed as, 'Animadversionum Aristotelicarum libri viginti', and republished in the form printed in 1567. P. Ramee: Scholae dialecticae (cf. η. 11 above) pp. 8-10. To the best of my knowledge, Gassendi's history of logic has not been discussed by scholars who treat his Logica: Fred Michael: La place de Gassendi dans l'histoire de la logique. In: Bernier et les gassendistes. Ed. Sylvia Murrs. Corpus 20/21. 1992. pp. 9-36. F r a n c i s Bernier omitted the history from his Abrige, see F. Bernier: Abrige de la philosophic de Gassendi. De la logique. Lyon 1684. Vol. 1 and the English translation of the Logic, Pierre Gassendi's Institutio Logica (1658), a critical edition with translation and introduction by Howard Jones. Assen 1981, does not include the history of logic either.

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other humanists who tried to combine rhetoric and dialectic into one discipline. He set out immediately to distinguish the two disciplines in the first two chapters by quoting Aristotle as the prime authority. Gassendi also rejected both the idea of 'prisca theologia', which holds that Adam's discussions with the serpent could have been philosophy, and the logical hermeneutic of Socratic fables. For Gassendi the history of the development of logic began with Zeno, who introduced debate, and further developed when Democritus added sense perception to logical reasoning. At this point, Gassendi described logical methods which he did not find successful - this extensive discussion of unsuccessful methods of reasoning would be developed much further by Walch and Brucker. Gassendi objected to Platonic dialogues that aimed to purge unacceptable statements because they were based on sense perceptions. Plato's method, which led the reader to 'scientia' or the first 'ens' was a false method, Gassendi claimed, as it led the eyes toward heaven and not to investigate nature. He then called Aristotle's use of the syllogism no advance at all. The logic of the Stoics, the Academic sceptics and Epicurus he gave extensive and favourable treatment. Late medieval logic is discussed with a critique first of the logic of the scholastics and then of Lull's metaphorical Cabbalistic method, which, Gassendi notes, did not lead to truth. While the humanist logic of Valla and Vives is recognized as important for criticism of the scholastics, Gassendi maintains that it was not until Bacon and his truly heroic daring that logic gained new strength.17 Bacon's new logic used inductive reasoning and gave philosophy a new standard of logic, which caused a shift in the paradigm that had been used for the history of logic up until this time. We see this worked out in greater detail in Walch and Brucker. Walch's 'Historia Logicae'18 sets out the field completely and includes a detailed rejection of the hermeneutic of allegorical interpretations of the scriptures and human knowledge in general as well. While one might call Walch's history a 'historia literaria' of logic, it is also true to say that it has a definite point of view, using the word 'progressus' to indicate the improvement in logic by Locke whom Walch uses as his standard to criticize earlier works. The 'Prolegomena de historia artis logicae generatim' lists all the major histories of logic (a list which, as we have seen, Brucker took for his own chapter on eclectic logic in the 'Historia critica philosophiae'). Chapter one, book one, 'De origine artis logicae, de falsa illius origine"9 identifies the false logical methods in far greater detail than Gassendi had done, and denies logic and with it philosophy to the barbarians. Walch says that Adam and the ancient Hebrews were not philosophers but 'sapientes' who knew all that was good for their well-being and civilian good fortune but by a light that was simple and direct, not by reason conforming to the rules of 17 18 19

P. Gassendi: Opera omnia (cf. n. 9 above) p. 63. J.G. Walch: Historia Logicae (cf. n. 7 above). J.G. Walch: Historia Logicae (cf. n. 7 above), pp. 472-493.

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logic. A philosopher learns the truth by seeking certitude or probability, then following principles of truth deduced by definitions and divisions that form propositions, by which conclusions can be reached by reason.20 Walch also condemned the allegorical interpretation of the scriptures and the syncretistic thinking of Athanasius Kircher, who claimed that Adam was a theologian, philosopher, astrologer and chemist. Chapter two, 'De vera illius origine et prima aetate', discusses pre-Socratic logic and goes farther than either Ramee or Gassendi had in establishing the importance of pre-Socratic logic. It discusses in some detail the logic of the Ionic school, Pythagoras, Parmenides, Zeno, Democritus, Socrates and Euclid. Walch maintains along with Ramee and Gassendi before him that the Eleatic school, whether through Parmenides or Zeno, essentially began formal logic; but Walch has a stronger historical sense and comments that at the time of Zeno, logic was rude and incapable of leading to true knowledge,21 a view of philosophical development that will be followed by Brucker. Book two, 'De progressu et fatis logicae', chapter one, discusses the various traditions of dialectic that developed before the birth of Christ: Plato, Aristotle, the Stoics and Epicureans. Section two discusses the history of medieval logic. More central to our concerns is his discussion in section three, 'De progressu ac fatis artis logicae generatim per varios auctores', where the opponents and supporters of Aristotle's logic are listed and Bacon is praised for setting out a new system of logic: ad ordinem vero demonstrandi non adhibet syllogismum, sed inductionem, quae a singularibus gradatim procedat ad generalia,22 for his influence on Gassendi and for introducing 'mentem libertatis philosophicae' - philosophizing freely. Walch then criticizes Descartes for not discriminating between philosophical and mathematical reasoning, and praises Gassendi, Leibniz, Christian Wolff, Jean Le Clerc and Budde. But Locke's 'Essay on Human Understanding' is set aside for special praise. After outlining the book and criticizing the Latin translation and Locke's own literary style, Walch says no authority is better23 - a praise Brucker echoes in his own chapter on the history of logic.24 Logic and its history was important outside of the history of logic and the history of philosophy. During the seventeenth century historians of medicine criticized the scientific method of earlier practitioners among the 'barbarians' who used different theories of knowledge for their descriptions of nature. Brucker read and used two works in particular, Hermann Coming's 'De Hermetica medicina 20 21

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J.G. Walch: Historia Logicae (cf. n. 7 above) pp. 491f. J.G. Walch: Historia Logicae (cf. n. 7 above) p. 503. Rudimenta haec erant logicae, cuius praecepta, quae philosophi hi tradebant, neque integro operi de veritate cognoscenda sufficiebant, neque singularem adferebant utilitatem. J.G. Walch: Historia Logicae (cf. n. 7 above) p. 639. J.G. Walch: Historia Logicae (cf. n. 7 above) pp. 667-673. C.W.T. Blackwell: The Aristotelian Method versus the new Natural Philosophy (cf. * above).

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libri duo'25 and Daniel Le Clerc's 'Histoire de la Medecine'.26 Both works used a critique taken from logic to assess the early science of the Hebrews and Egyptians. Parallel with the view that there had been a real improvement in logic and philosophy came the notion that levels of civilization could be identified and that the logical method used by the ancients to understand natural philosophy could be criticized and classified. Of those two works the former drew on Aristotelian logic to criticize the level of medicine and astronomy attained by the Egyptians, while the latter took his logic from Locke. Hermann Conring, an Aristotelian-Galenist medical doctor, attacked Paracelsean claims that the Egyptians had attained a high degree of knowledge in mathematics and in medicine. He criticized Egyptian scientific procedures because they were either misguided, inadequate or elementary, and questioned their knowledge of the stars by quoting Porphyry, who had said that the Egyptian rules for astronomy were incomprehensible and uncertain because they used knowledge gained through divination.27 Although accepting that the Egyptians knew some mathematics, Conring also questioned the depth of their understanding, arguing that although the Egyptians had arithmetic and elementary geometry, it was Archimedes and Apollonius who developed mathematics and brought it to Egypt during the time of Ptolemy.28 Conring concludes that Egyptian culture did not lead to the correct method of discovering 'sapientia', firstly because the population was superstitious, secondly because they wrote in hieroglyphics which were allegorical by nature and ill suited to scientific thought, and lastly and perhaps most importantly because they did not use Aristotelian demonstration based on knowledge gained through sense perception.29 This is a hermeneutic view of knowledge not unlike the one Walch criticized in his first chapter, 'De origine artis logicae, de falsa illius origine'. At the end of the century, Daniel Le Clerc, brother of Jean Le Clerc, the interpreter of Locke, used Lockean logic as the standard by which he judged Egyptian and Greek medical science in his 'Histoire de la Medecine'. Le Clerc went to the heart of the argument of whether medicine was learned by man from the Gods or by reason and chance. He explained that early doctors discovered cures by chance and then reason led men to search for different remedies. At that time they compared different remedies with each other, and examined the nature of known 25

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Hermann Conring: De Hermetica medicina libri duo. Ed. secunda emendatior & auctior. Helmstedt 1669. The essential argument against the Egyptians can be found in chapters ΧΠXV. pp. 117-174. Daniel Le Clerc: Histoire de la Medecine. 2nd augmented edition. Amsterdam 1723. H. Conring (cf. n. 25 above) pp. 135-137. H. Conring (cf. n. 25 above) pp. 143-145. H. Conring (cf. n. 25 above) p. 172. Causam tertiam ruditatis Aegyptiacae merito dixeris illud, quod Aegyptii doctores ea quae ex sensu perceptis erant demonstranda & demonstrari poterant, citra demonstrationem docuerint. Id certe eosfecisse, patet cum ex libris Hermetis & Aesculapii quae feruntur, turn ex universa Hieroglyphica doctrina, quae demonstratione omni vacat.

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remedies to find others.30 The initial process was very imprecise. One story he tells from Herodotus claims that the Babylonians placed sick people in a public place so that people could make suggestions and compare their illnesses. This type of medicine he called natural medicine, but medicine could only be called an 'Art' when observations became systematized and then precepts were selected so that remedies could be identified. According to these two views it is the correct logic of discovery which directs the doctor towards a knowledge of the natural world.

Brucker's history of the theory of knowledge In 1718, while still a student at the University of Jena, Brucker wrote 'Tentamen introductionis in historiam doctrinae logicae'. It was printed in an expanded form in 1723.31 This work reveals extensive knowledge of the philosophy of the Englishmen John Locke and Robert Boyle. The work of both men had been integrated into the 'Opera philosophica' of Jean Le Clerc, and the work of Robert Boyle and the new philosophy of the Royal Society was carefully analyzed and discussed in the 'Polyhistor' of Daniel Georg Morhof. It was natural that Brucker drew from Le Clerc and Locke, as his teacher, the philosopher and historian of theology, Johann Franz Budde,32 had used Le Clerc so extensively for his discussion of Locke in his text books that he was accused of plagiarism. This accusation Walch, his son-in-law, tries to explain away by saying that Budde was writing in the eclectic manner and also included information from Locke, Christian Thomasius and Gottlieb Titius.33 This may well be special pleading on Walch's part, but nevertheless the accusation emphasizes how obvious the intellectual allegiances of Brucker's principal teacher were to all. The closeness of Le Clerc to Locke and Boyle is apparent not only in his 'Opera philosophica', but in his letters. In a letter dated the 20th of January, 1692, from Le Clerc to Locke, Le Clerc announced that his work was being printed and that he was dedicating his 'Logica' to Robert Boyle and his 'Ontologia' and 'Pneumatologia' to Locke.34 In his 'Praefatio' he rejected logic based on propositions and advo-

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D. Le Clerc (cf. n. 26 above) pp. 4f. Jacob Brucker: Tentamen introductionis in historiam doctrinae logicae de ideis. Jena 1718. New edition: Historia philosophica (cf. n. 2 above). For Budde see: Mario Longo: Johann Franz Buddeus (1667-1720). In: Storia delle storie generali della filosofia (cf. η. 1 above) Vol. 2. pp. 373-406. J.G. Walch: Historia Logicae (cf. n. 7 above) p. 682; cf. Johann Franz Budde: De ratione inveniendi verum. Elementa philosophiae Instrumentalis. 2nd ed. Halle 1706. pp. 104f. Jean Le Clerc: Epistolario. Ed. Maria Grazia, Mario Sina. Florence 1991. Vol. 2. pp. 66-68.

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cated a method which does not seek the understanding of words but of things.35 In part one, chapter one he paraphrased a definition from Locke in Latin: Ideam in genere hie quidquid est objectum immediatum mentis nostrae, seu quod menti immediate obversatur, appellamus.36 While Brucker was not original in his use of sources or indeed his topic, his method of organizing the history of the concept 'idea' around a theory of knowledge was the first such effort in the history of philosophy, to the best of my knowledge. What he wrote was a Lockean critique of the Platonic concept of 'idea' and the Aristotelian notion of substantial forms. He then described the progress of logic from the Renaissance critique of Aristotle toward a logic which could describe matter in a satisfactory way. For Brucker, the way man's mind understood nature changed over time. He followed Le Clerc's definition in his 'Physica' of knowledge of the physical world, which moved from indistinct to specific observations based on sense perception which was advocated by contemporary philosophy.37 Brucker then applied this systematically to how the 'idea' was conceived in the history of philosophy, beginning with a quotation from Zoroaster: The mind of God resounds, imagining every kind of idea flying from one source,38 Instead of interpreting this saying as a statement that there was an ancient proof that an 'idea' is the mind of God, Brucker notes that a mythological definition is unsatisfactory because it is not a precise description of anything. In his opening words, Brucker makes a clear distinction between the way an 'idea' in natural philosophy was described by Zoroaster and Plato and how it was described by Locke, saying: So that we will not miss a step at the beginning, we will note here that logic altered the meaning of the term 'idea' a little from the one used by ancient philosophers in natural philosophy. Those who loved ideas so much, and who understood universal principles of things through them as well as principles which were individual in their essence, separated these from private concepts 35

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Jean Le Clerc: Opera philosophica. Logica. Amsterdam 1704. Vol. 1. p. 6f. Itaque in hac nostra Logica, ante omnia, praecepta, quibus non ad verborum, sed ad rerum cognitionem perveniri queat, trademus. J. Le Clerc: Opera philosophica. Logica (cf. n. 35 above) p. 9. Jean Le Clerc: Physica, sive de rebus corporeis. Cambridge 1708. p. 1. This work was dedicated to his brother, Daniel Le Clerc. Nihil antiquius vetustissimi Physici, contemplatione coeli et astrorum, habuerunt. Imo eius contemplationis causa, natum se dicere ausus est Anaxagoras. Certe Naturam contemplantium oculos, vastissima ilia sempiternisque luminibus distincta extensione, nihil prius percellit. Ideoque nos etiam indidem Physicae nostrae initium ducemus, praesertim cum generalis rerum Universitatis contemplatio simplicius Menti, quam singularum Naturarum investigatio, offerat meditationis argumentum. J. Le Clerc: Opera philosophica. Philosophia Orientalis (cf. n. 35 above). Vol. 2. p. 331; cf. J. Brucker: Historia philosophica (cf. n. 2 above ) pp. 5-10. In Le Clerc's footnote - which Brucker knew - the distinction is made between Plato's concept of 'idea' and that of the NeoPlatonists.

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and ideas of things about which they handed down some things in rational philosophy, rejoiced in their individual substance, and imagined that 'ideas' should be considered more as Metaphysics and knowledge about nature of the universe than logic. This must be noted, for we should not compare the tenets of more recent philosophers on ideas with the views of the ancients and must not imagine that they are the same, when they are extremely different from the meaning of the original authors.™ When Brucker discusses Plato's concept of 'ideas' he draws heavily on Aristotle's discussion in Metaphysics. In particular he makes two important points. First, he gives the historical source for Plato's doctrine by noting that the Pythagorean concept of number was said to be similar to Plato's concept of 'idea'. This attempt to bring together number and 'idea' Brucker (who follows Aristotle here) finds obscure, saying that 'idea' is not at all applicable to number.40 Then he gives the reason, based on knowledge of the natural philosophy, why Plato was attracted to his definition. Brucker gives the history of the thinking as follows: As Heraclitus' student, Plato was influenced by his concept of matter. Heraclitus' hypothesis was that everything perceived by the senses is in a state of flux, and nothing is certain in the sense that might give a constant and permanent essence or an object of knowledge. Brucker goes on to put Parmenides' words in the mouth of Plato: If anyone removes the forms of existing things, neither may he distinguish the form of anything, nor find to what thing he can turn his intelligence, since he has not permitted the idea of any kind of existing thing to be constantly in the same condition. Brucker argues that as a result, Plato believed that the concept of 'idea', which excluded knowledge gained through the senses, was necessary to knowledge and debate. Here Brucker's approach is a clear improvement over that of Gassendi, who merely rejected Plato's logical method. That flux in matter might cause a problem for knowledge was a theme Brucker would take up in the 'Historia critica philosophiae' in his discussion of Eleatic philosophy, and remained a recurring theme when Brucker described what caused scepticism at different times in the history of philosophy. Indeed it seems that some scepticism is inevitable if knowledge is to be based on sense perception, and the matter on which the senses rely is only partially or totally unknowable.41 39 40

J. Brucker: Historia philosophica (cf. n. 2 above) pp. 2f. Budde had a similar if not as precise a criticism, see J.F. Budde: De ratione inveniendi verum. Elementa philosophiae Instrumentalis (cf. n. 33 above) p. 7. Sed ut Plato, Pythagoras, aliique numeris, ideis symbolisque suis theoreticam philosophiam valde obscurarunt [···]· For further discussion of Brucker's views of scepticism and knowledge gained by the senses see Constance W.T. Blackwell: The transformation of Scepticism - Scepticism as a sect, Scepticism as a Philosophical Stance: Johann Jacob Brucker versus Carl Friedrich Stäudlin. In: The Sceptical Tradition around 1800: Scepticism in Philosophy, Science and Society. Eds. Richard Popkin, Johan Van der Zande. Dordrecht (forthcoming) and Constance W.T.

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Brucker is thought to have been one of the first persons to distinguish between Plato's concept of 'idea' and that of the Neo-Platonists. Brucker identifies the difference initially when he writes about the consequences of Plato's obscurity as he identifies his own primary sources: Jean Le Clerc's comments on Zoroaster's oracle, Gianfrancesco Pico's 'De vanitate astrologorum' and Giovanni Battista Crispo's 'De ethicis philosophis caute legendis'.42 Brucker distinguishes Plato's concept of 'idea' from Cicero's 'De oratore' and Alcinous' 'De doctrina Platonis': Idea is the notion of God, because it pertains to God, it is the means for us, as the first intelligible thing, to understand matter. It is the pattern for this world which falls to the senses, it is the essence for the thing itself. This notion, that individual substances subsisted in their own essence in eternity, Brucker notes, is an important concept in the history of philosophy. Significantly, although Brucker rejects this view he clearly defines it, which among many other reasons makes him such a valuable historian of philosophy. In order to establish that Plato and Aristotle did not agree on the same definition of 'idea' (as Ammonius had stated in his commentary on Aristotle's Categories and as Boethius, Giovanni Pico della Mirandola and Cardinal Bessarion had tried to maintain), Brucker first established that Aristotle held the doctrine of ideas in contempt, quoting from Aristotle himself ('Metaphysics', Book 1, chapter 9 and 'Analytics', Book 1, chapter 22). He then pointed out that Eusebius' 'De praeparatione Evangelica' and Cicero's 'De Academia' verified this point of view.43 Aristotle did not completely reject the concept of 'idea', Brucker notes, but placed it in matter.44 In clearly establishing the differences between the philosophy of Plato and Aristotle, Brucker was following an established German Protestant Tradition, held by Jacob Thomasius, Johann Albert Fabricius and Christoph August Heumann. He then goes on to discuss the concept of 'idea' in the other Greek sects, emphasizing those who based the concept on knowledge gained from information de-

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Blackwell: Diogenes Laertius's 'Life of Pyrrho' and the Interpretation of Ancient Scepticism in the History of Philosophy - Stanley through Brucker to Tennemann. In: Scepticism and Irreligion in the Seventeenth and Eighteenth Centuries. Eds. Richard Popkin, Arjo Vanderjact. Leiden 1993. Brucker's importance as an historian of scepticism was first pointed out by Charles B. Schmitt: The Development of the Historiography of Scepticism: From the Renaissance to Brucker. In: Scepticism from the Renaissance to the Enlightenment. Ed. C.B. Schmitt, R. Popkin. (Wolfenbütteler Forschungen. Bd. 35) Wiesbaden 1987. pp. 185-200. Reprinted in Charles B. Schmitt: Reappraisals in Renaissance Thought. Ed. Charles Webster. London 1989. XIV. J. Brucker: Historia philosophica (cf. n. 2 above) pp. 39f. J. Brucker: Historia philosophica (cf. n. 2 above) pp. 130-132. Budde also criticizes Aristotle, see: De ratione inveniendi verum. Elementa philosophiae Instrumentalis (cf. n. 33 above), p. 7. Ita Aristoteles, idem fecit conceptibus suis abstractis, et metaphysicis, analogiam quae inter res intercedit, utcunque indicantibus, sed ad naturam earum intelligendam nihil facientibus, adeoque vanis et inutilibus.

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rived from sense perception. The Epicureans, for example, abandoned all forms and taught that things were made up of the clash and heaping up of atoms. While he rejected dialectic as superfluous, Epicurus did hold that the means of judging the truth was the senses, both the anticipations and the emotions. The Stoics departed further from Plato than Aristotle, holding that ideas were operations of the senses and were the foundation of all rational thinking. We will pass over section two and Brucker's discussion of Aristotelianism in the middle ages: the history of a 'war of words' between the Nominalists and Realists. Section three begins with a bold title: 'Ideae ex Physica expulsae'. 'Ideas' were expelled from physics, because the appearance of matter emerged in a different light. This happened first because Platonic 'ideas' were rejected in natural philosophy, and the concept of substantial forms which had been cherished like a 'talisman' was ordered into exile. Brucker then recounted that history of the attacks on substantial form by listing Patrizzi, Ramee, Taurellus, Gorlaeus, Morin, and Descartes, Gassendi, Bayle and Duhamel. Recent natural philosophy, he maintained, had now found the correct answer about how matter changed by considering how and why the differences among bodies might be examined. This happened when natural philosophers accepted that all bodies had a common substance, which was extended and solid and which could be divided, moved and shaped; and when they discovered that all distinctions between bodies arose from the varied arrangement of matter. At this point 'ideas' disappeared from matter. Philosophers observed that the form of all bodies was to be found in the different arrangement of particles, an arrangement that happened by accident. The proof was found in chemistry, when it was demonstrated that fire refashioned particles and rearranged them again in a different way. Brucker here refered to two sources for his information: Robert Boyle's 'De origine formarum et qualitatum' (Oxford 1667),45 which he probably took from Daniel Morhofs 'Polyhistor philosophicus',46 45

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J. Brucker: Historia philosophica (cf. n. 2 above) pp. 234f. Rejecto itaque obscuro principio, cuius praeter terminos aeque obscuros et aequivocos nulla dari potest demonstratio, de alio cogitarunt recentiores Philosophi, quo differentiae corporum inter se discernantur. Supponentes igitur communem esse omnibus corporibus substantiam extensam, solidam, divisibilem, mobilem et figurabilem, omne discrimen oriri ex varia hujus materiae dispositione contendunt, quoniam ilia materia in tenuissimas partes dividi, et ex vario illarum particularum motu situque corpora diversissima oriri possint. Quare omnium corporum formam in varia dispositione particularum ponunt, eamque non substantiam sed accidens esse judicant. Cujus fidem nobis facit Chemia, quae ignis ministerio particulas resolutas et varie iterum unitas in plurimas species refingit, id quod accuratissime et ad oculum demonstravit sagacissimus naturae scrutator ROBERTUS BOYLE in libro de origine formarum et qualitatum Oxonii 1667. Edito. Conf. 10. CLERICUS Physic. L. V, c. 6 qui luculenter more suo cuncta in compendio exponit. Edition used: Georg Daniel Morhof: Polyhistor. Polyhistor philosophicus. Lubec 1732. lib. 2. pt. 2. chapter 1. 'De principiis corporis naturalis secundum Aristotelem et recentiores'. paragraph 7. p. 275. In corporibus miscibilibus verosimile est, multa fieri sola proportione, vicinitate, & quacunque compositione materiarum, quae a formis substantialibus deducere

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and Jean Le Clerc's 'Physica', Book 5, chapter 6, 'De formis et qualitatibus cor47

porum'. There Le Clerc, after defining the Aristotelian concept of substantial form, stated that this is not a possible position to hold in natural philosophy because when the form is exploded, there is matter in the ashes, and that this can in turn be reformed. As a result, continues Le Clerc, recent philosophers assume there is something common to all bodies - the extensions solidity, divisibility and mobility.48 When Brucker defines an 'idea' as that which is in the mind immediately while it is thinking, he refers to John Locke's 'Essay on Human Understanding', which he read in La Coste's French translation and studied in both Jean Le Clerc's 'Logica' (which begins with a fifty nine page section on 'ideas') and his chapter in the 'Pneumatologia', 'De idearum natura, atque an sint innatae'.49 There Locke is referred to at the end in a tiny footnote. Brucker ends by paraphrasing Locke's formulation that all 'ideas' in the mind come through experience by observation of either external or internal objects which derive from the reflection of external objects. Brucker is particularly pleased by this definition because it is in harmony with experience and sheds light on the whole controversy about the origin of 'ideas'.50 At this stage of Brucker's intellectual development he was interested in how concepts of matter should be understood, in the 'Historia critica philosophiae' he places this interest within the whole field of knowledge.

The 'Historia critica philosophiae' as a history of natural philosophy It has often been repeated that when Kant came to describe his own revolution in philosophy he likened it to Copernicus. The Copernican and Galilean transformation of cosmology was certainly known by Brucker, but it seems that the change in the description of concept of matter from the Aristotelian substantial form to matter composed of atoms was at least as important to him, if not more so. To focus

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summa esset stultitia. Quod ad oculum nobis monstrat Chymia, quae in tot formas fingit & refingit corpora, nullo alio, quam ignis, ministerio, & variarum inter se materiarum applicatione, quod doctissimo libro ad oculum demonstravit celeberrimus Boylius, quem de origine formarum & qualitatum inscribit, Anglice editum Oxoniae A. 1667 in 8m, qui secundum corpuscularium mentem solidissime scriptus, magnam accendere lucem poterit formarum naturam scrutaturo, & omnia experimentis confirmat. J. Le Clerc: Physica (cf. n. 37 above) pp. 385-389. J. Brucker: Historia philosophica (cf. n. 2 above) pp. 232-236; cf. J. Le Clerc: Physica (cf. n. 37 above) pp. 356f. J. Le Clerc: Opera philosophica (cf. n. 38 above) Vol. 2. pp. 33-43. J. Brucker: Historia philosophica (cf. n. 2 above) pp. 240f.

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on this problem, Brucker's theory of knowledge - that understanding moves from more general and imprecise knowledge to more specific and systematically constructed thought - will be illustrated. Central to Brucker's way of thinking about natural philosophy was its definition as a different type of knowlegde from divine knowledge, and the fact that it used a separate method - human reason - to discover the truth. Since the time of Pomponazzi there had been a debate over what could be understood by reason, and what was possible to understand only through faith. In Germany, the seventeenth century debate was taken up by Christian Thomasius, who articulated the difference between knowledge acquired through reason (philosophy) and divine light (religion). Brucker began his 'Historia critica philosophiae' with a distinction between what he called 'sapientes' and 'philosophi',51 which he basically took from Thomasius (whose books he read with care).52 By following Thomasius' formula, Brucker was also using definitions similar to those his teacher Budde had used.53 The correct theory of knowledge was extremely important for this view of philosophy, because reason demanded a correct methodology if natural philosophy was to be understood. Brucker proceeded to write his 'Historia critica philosophiae' to evaluate and criticize the philosophical method of each philosopher in great detail, listing their philosophical dogmas one by one and often examining them critically. In a conceptual essay at the end of his chapter on syncretism in volume four, Brucker gives a clear statement about the necessity of making distinctions between philosophies, of not following the hermeneutic logic of syncretism and of chosing from among various dogmas to find the truth to develop a new philosophy. This is a definition of the eclectic method as Brucker understood it. As the work of syncretistic philosophy is full of harm, it must be pronounced altogether useless. The truth can only be understood with difficulty when one compares one sect with another and the mind, when distracted by so many different tenets of philosophy cannot easily see by which method it might take counsil. Nor does it need this guide on the road to truth. If anyone who has thrown aside his prejudice in favour of any sect and rejoices in the natural fac51

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A 'sapiens' received his wisdom from God directly - knowledge that was timeless, revealed and secret. The 'philosophus' got his knowledge from the use of right reason openly sought for and openly debated a type of knowledge on which scientific or philosophical hypotheses could be made. Christian Thomasius: Dissertatio ad Petri Poiret libros de eruditione solida, superficiaria et falsa. In: Petrus Poiret: De Eruditione solida, superficiaria et falsa libri tres, hac nova editione auctiores et correctiores. Frankfurt, Leipzig 1708. pp. 12f. Brucker underlined key passages in his edition of this text (SuStBA Phil 2928). I am indebted to Martin Muslow for directing me to Brucker's books still in the SuStB Augsburg. Johann Franz Budde: Compendium Historiae Philosophicae. Ed. J.G. Walch. Halle 1731. ρ 9. Dicitur quoque, prout ductu rectae rationis cognosci possunt, ut principium cognoscendi in philosophia, recta scilicet ratio, significetur. Quo ipso maximum discrimen inter theologiam et philosophiam constituitur.

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ulty for judgement, learns to concentrate, considers principles and the topics that flow from them by orderly and accurate examination and begins to reason about individual subjects through the use of clear, reliable and fair-minded notions and principles, he will uncover the truth more surely without syncretism.54 Since the proof that matter did not contain substantial form was important for the young Brucker, it is not surprising that as a mature man he took a great interest in the history of the concept of the atom. This he did by drawing on a mixture of historical criticism, a knowledge of the history of the development of logic and natural philosophy, and a detailed knowledge of what was known about the original texts. Brucker's theory of how knowledge developed from an elementary method to a more complex one is immediately evident in his discussion of claims that the Phoenicians and Moschus invented the atom.55 The importance of English texts and German reactions to them is again evident. Brucker draws on Ralph Cudworth's 'True Intellectual System' with Mosheim's commentary on the work56 and Thomas Burnet's 'Archaeologia philosophiae'.57 Brucker first evaluated the evidence used by Cudworth, which held that Posidonius said that Moschus invented the concept of the atom, and rejected it as historical evidence. Brucker set out very clear rules for 'fides historiae' in his 'Dissertatio praeliminaris, de natura, constitutione, usu mediisque historiae philosophicae' (a statement that only appears in the Latin version of the text),58 and followed his own very careful historical standards when he discussed Posidonius' evidence. Cudworth, according to Brucker, stated that Strabo and Sextus - using Posidonius' evidence - attributed the invention of atoms to Moschus, and said that Pythagoras learned about those atoms when he resided among the Phoenicians on his way to Egypt. Brucker made two criticisms of Cudworth's position, one historical and the other, more important for us, based on his belief of how knowledge developed in pre-Greek and Greek civilizations. First, Brucker maintained that Posidonius was not a reliable authority, because Sextus, Strabo and Cicero did not entirely trust him, and he lived too far away in time from Moschus. Secondly, Brucker held that the concept of atoms in natural philosophy presupposes an ability to reason through hypotheses and to develop systems and principles. Brucker agreed with Thomas Burnet59 on the point

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J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 4, part 1. p. 774. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. pp. 229-243. Ralph Cudworth: The True Intellectual System of the Universe. London 1845. Reprint Bristol 1995. Vol. 1. pp 20-22. Thomas Burnet: Archaeologia philosophiae, sive doctrina antiqua de rerum originibus. London 1692. For Burnet see: Models of the History of Philosophy (cf. η. 1 above) Vol. 1. pp. 330-370. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. pp. 17-20. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. p. 234. Nec negavit Burnetius ante Leucippum et Democritum per modum systematis philosophatos fuisse Pythagoram, Thaletem, Anaxagoram, sed Graecanicis ingeniis earn philosophandi rationem expressis verbis

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that the nature of barbarian philosophy was altogether traditional, consisting only of bare statements. Although he did not deny the barbarians the use of reason, Brucker denied them the ability to reason systematically.60 Brucker also denied that Pythagoras could have taken his idea of monads from the Phoenicians, because not only did Moschus not invent the concept of the atom, but the monad could not be called the same type of particle as an atom. Essentially Brucker argued that the Italian school held that separated matter was always in a state of flux, was always being modified and that different sorts of generation arose from the mingling of matter. If Brucker distinguished Pythagoras' monads from atoms, he also decisively separated the Eleatics from Thales and the other Ionians, with whom Brucker said philosophy began. These early philosophers could see certain truths, and deduce principles, but their thought was not accurate enough and it took many centuries for philosophy to be perfected.62 Knowledge about the Eleatics is still a problem today, depending on recovered fragments of texts. Brucker himself took information from many sources: Estienne's 'Poesis philosophica', a collection of Greek fragments of the sayings of Empedocles, Parmenides, Xenophanes, Heraclitus and Democritus,63 from Olearius' translation of Thomas Stanley's 'Historia philosophiae', Sextus Empiricus, Lucretius, Aristotle and a little known work by Scipio Aquilianus, 'De Placitis Philosophorum'64 (published first in 1620 and edited by Brucker's son with his father's help).63 Thus Brucker was both well equipped as a scholar for a study of ancient atomism, and particularly receptive to its history because of his interest in recent theories of logic and natural philosophy.

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adscribit, barbaris vero denegat: quos philosophiam excoluisse, adeoque sine principiis inter se connexis non ratiocinatos fuisse, et traditionis auctores deductis ex principiis conclusionibus dogmata invenisse quando obiicitur, luditur voce philosophia; earn enim pro simplici rerum naturalium cognitione sumtam barbaris adeo non denegat Burnetius [...]. Brucker had used the same arguments against the belief that the Egyptians were the source of Greek philosophy and in particular geometry by contending that Thales went to Egypt and taught the Egyptians how to measure a pyramid, an exercise which needed advanced reasoning found in Euclidian geometry. The differences between Thales' knowledge of natural philosophy and that of the Egyptians is discussed in C.W.T. Blackwell: 'Thales philosophus' (cf. n. 5 above). J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. p. 233. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. p. 465. Henri Estienne: Poesis philosophica vel saltern reliquiae poesis philosophicae. Paris 1573. The full title is Scipio Aquilianus: De Placitis Philosophorum, qui ante Aristotelis tempora floruerunt, ad principia rerum naturalium, & caussas motuum assignandas pertinentibus. Venice 1620 (Ed. Carol Friederic Brucker & Jacob Brucker. Leipzig 1756). This early interest in atoms is little known and quite interesting. Scipio Aquilianus, a medical doctor, studied under Francisco Bonamici and claimed also to have been influenced by Nicolas Pererya and Franciscus Piccolomini, a professor of Logic at Pisa in 1590, dying in Venice in 1623, three years after the publication of his book: S. Aquilianus (cf. n. 64 above) ed. Brucker. fol. 4v.

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Brucker began by describing Xenophanes as having a philosophy using the abstract and the metaphysical. He then moved to the reform of the Eleatic school by Leucippus and Democritus, its full development by Epicurus, and then the recovery of the school in the seventeenth century. The singularity of the Eleatic sect and its tradition are carefully described, and Brucker explains in what way it was in opposition to other early Greek sects. Xenophanes' philosophy can be seen as a development away from metaphorical or mythical thinking as he opposed his system of philosophy to the dualistic system of Pythagoras, used by Plato and much favoured by the ancients and theologians. Xenophanes also distinguished his philosophy from the unified system of Ionic philosophy, which maintained that there was a single whole made out of the soul of the world and matter, and also noted that it neglected efficient and rational cause (God as a prime mover) and looked only to matter. Brucker had to sift through various sources to reach his conclusions while at the same time carefully defending the ancient Eleatics from accusations of Atheism. He noted Strabo's claim that Parmenides and Zeno had been numbered among the Pythagorians, but rejected this and insisted that the Eleatics and Pythagorians were two completely different schools, one interested in metaphysics and the other in physics. Also rejecting Bayle and Budde's claim that Xenophanes' metaphysics led to Spinozaism, he held that there is a single substance in the universe and that everything is contained in it, in a series of modified forms. Following Mosheim's commentary on Cudworth, he interpreted Xenophanes to mean not that matter and the universe were one, but that the universe was one and God in all things.66 Brucker then raised the question of whether this philosophical position makes Xenophanes a Platonist? Simplicius had put forward the view that Xenophanes held that the universe could be interpreted in a Platonic sense, and all things could be said to be one, in so far as they flowed forth from one eternal and infinite principle, with God described as a sphere. Brucker again, following Mosheim, criticized this interpretation, saying that Xenophanes meant not what Simplicius said (i.e., that Xenophanes wanted to say of God that he was alike from every side, which Brucker says is a syncretistic position) but instead posited that Xenophanes meant that God was a sphere because he is enclosed by the universe. This was not an unusual description of God, Brucker noted, for many of the ancients ascribed to God the shape of a globe. Brucker never hesitated to criticize philosophical dogma and clearly identified what he thought to be the essential problems about Xenophanes' physics - whether he believed in movement or not and that he held a position argued on metaphysical grounds. Aristotle had maintained that the Eleatics did not believe in motion.67 66 67

R. Cudworth (cf. n. 56 above) Vol. 2. p. 25. Aristotle: Metaphysics. Trans. Hugh Tredennick. New York 1956. Bk. I. sect. v. 11. p. 37. For the purposes of our present inquiry an account of their teaching is quite irrelevant, since they do not, while assuming a unity, at the same time make out that Being is generated from the unity as from matter, as do some physicists, but give a different explanation: for the

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Brucker, following Mosheim again, held that while they believed that the universe was infinite and had not changed since motion brought about change, they did not deny that the parts of the universe changed. Xenophanes admitted that the sun came into being and coalesced from tiny fires, and that the stars arose from blazing clouds. This contradiction between a metaphysical idea of motion as something progressing from not being to being, and the physical evidence of motion, created a problem for the senses. Brucker quoted a saying occuring in Sextus and Plutarch: Licet maxime quid definition dixerit aliquis, Νon tarnen habet certam scientiam, sed in omnibus adest tantum opinio.68 Because matter was always in flux, the Eleatics tended to denigrate belief in sense perception and debate about the world using a metaphysical method. The result, said Brucker, was the downfall of their physics and a kind of scepticism, because their physics could not explain the cause and reason of any natural effect in such a way that it was not overthrown by a contrary reason.69 When Brucker came to describe how Leucippus and Democritus reacted to this flawed philosophy, he placed their situation in historical perspective. They could turn neither to the Ionic system, because it smacked too much of metaphysics, nor to the Pythagoreans, who like the early Eleatics took refuge in abstract methods. Instead, they decided to transform Eleatic philosophy by approaching bodies themselves and examining their conditions, examining their physical and mechanical nature, judging the virtues and explaining their effects. This, Brucker noted triumphantly, brought back harmony between reason and sense, which had been thrown out by the early Eleatics. Central to that effort was the identifcation of matter with atoms. While Leucippus did not invent the concept of the atom, Anaxagoras introduced the concept of similar particles,70 and both Empedocles71 and Heraclitus72 had also considered the smallest things as being individual. Leucippus, however, solved some of the difficulties by eliminating qualities from matter. Both Democritus and Leucippus rejected all types of metaphysical speculation and based reasoning on knowledge learned both through the senses and through the mechanical arrangement of bodies. Neither developed a complete system; however, Brucker makes quite clear that one should not expect a new system of knowledge to be the creation of only one man. As he noted:

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physicists assume motion also, at any rate when explaining the generation of the universe; but these things hold that it is immovable. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. p. 1154. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. pp. 1171f. For a more complete discussion of Brucker's view of the relationship of views of natural philosophy to scepticism see C.W.T. Blackwell: The transformation of Scepticism (cf. n. 41 above). J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. pp. 501f. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. pp. 1112-1115. J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 1. pp. 1216-1219.

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Just as nothing is begun and completed in a single operation, so the atomistic system was not created at one time and forged into a set and regular form: Leucippus gave shape to its origins and Democritus elaborated them while Epicurus, since Democritus had not removed all the difficulties, changed the system a little and in his atomistic doctrine imagined an arrangement that was more in harmony with nature. Since Brucker listed the dogmas of each philosopher in detail, it is possible to distinguish how he thought Leucippus, Democritus and Epicurus described the atom itself. Leucippus and Democritus believed that the universe consisted of infinite little bodies or atoms of equal weight from which all things were born.73 Epicurus thought certain atoms were distinct from the others and of unequal weight.74 Leucippus and Democritus attributed descent in a straight line to atoms, which Epicurus corrected because he saw that the atoms would never touch each other. As a result, he imagined a twofold motion, one straight and the other slanting.75 Leucippus and Democritus allowed a certain life to atoms, while Epicurus maintained that atoms did have certain characteristics or properties and certain qualities, but the qualities are only size, shape and weight. Other qualities, such as heat, cold and the like are not inborn.76 By examining such details, it was possible for Brucker to notice changes in the descriptions of specific concepts over a period of time and to show how and when qualities were taken away from the description of matter. Book four, Chapter eight, 'De restauratione philosophiae Democrito-Epicureae', contains a discussion of Sennert, Magnen and Gassendi, and takes the story of the recovery of knowledge of the atom from the concept of a mixed and indistinct notion, through the scholastic-Aristotelian imposition of substantial form on the description of the atom, to its precise recovery in Epicurean thought by Gassendi. Brucker rejected Sennert's definition of atoms, both because he claimed that the concept had been originated by Moschus, and because he confused Democritus' definition of atoms with the Aristotelian concept of smallest bodies which, according to Brucker, were far from Democritus' meaning.77 Brucker also criticized Magnen, for while he collected important information about Democritus' life, his description of atoms included the Aristotelian concepts of form and accident.78 For Brucker, Gassendi was clearly in a different category of philosopher than the other two, having a great and sharp strength of judgement. He accurately identified the sources of errors in other philosophers, and deduced method from solid principles. While Brucker objected to Gassendi's attempt to christianize 73 74 75 76 77 78

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Brucker: Brucker: Brucker: Brucker: Brucker: Brucker:

Historia Historia Historia Historia Historia Historia

critica critica critica critica critica critica

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above) above) above) above) above) above)

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p. 1175. p. 1268. p. 1188. p. 1262. part 1. pp. 503f. part 1. p. 509.

Brucker's theory of knowledge

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Epicurus, he praised him for recovering Epicurean doctrine, and in particular for describing atoms devoid of qualities.79 There is much more about atoms and monads in Brucker's discussion of Eclectic philosophy which will be discussed at a different time. What is important to note here is that Brucker took a theory of knowledge as his authority and organized the history of natural philosophy around it. Because for Brucker the movement of thought (and indeed civilization) was from knowledge that was either mythical or merely from the simple to the complex, but rather precise and systematic thinking that defined and examined innumerable details, his history of philosophy abounds in seemingly undigested dogmas. Hence the accusation that Brucker was not philosophical. It has been proved here that this is not true, but it should be admitted that it takes time to locate and compare individual concepts and to link the interpretations of different philosophers. Brucker's index does not always help. Brucker's theory of knowledge is based in large part on the English seventeenth-century thinkers: Bacon, Boyle and Locke, reinterpretated by Le Clerc, Budde and Walch. He rejected 'barbarian' philosophy and allegorical reasoning and canonized the logic of inductive reasoning and experimental philosophy. Brucker did not only judge the history of the concept of the atom by using Locke as an intellectual standard, he classified all knowledge that way, not only demoting alchemy, but also such interesting philosophers as the Jesuit Aristotelian, Honore Fabri. This classification in turn decisively influenced Diderot. This can be seen particularly in Diderot's articles on the 'Egyptians' and the 'Eclectics', which condemn allegorical methods of describing truth, and the article on the 'Aristotelians', which described even innovative philosophers in the Aristotelian tradition as conservative or ill-advised. Brucker's definition of the correct method to be used for judging the attempts at natural philosophy in the ancient work, and his separation of myth and allegory from logical reasoning, still has an important following among many historians of philosophy and science who have tried to explain the rise of Greek philosophy in our time. The topic is still open to debate.80

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J. Brucker: Historia critica (cf. n. 2 above) Vol. 4, part 1. p. 525. For the view that the Greeks invented natural philosophy see Geoffrey E.R. Lloyd: The Revolutions of Wisdom. Berkely 1987 and Geoffrey E.R. Lloyd: Demystifying Mentalities. Cambridge 1990. For the non-Greek side of the debate see: Isis 83. 1992.

Jacob Bruckers Wirkungsgeschichte in Frankreich und Italien Gregorio

Piaia

I In Frankreich und vor allem in Italien fand Brucker eine stärkere und anhaltendere Resonanz als in Deutschland, wo sich gegen Ende des Jahrhunderts die großen deutschsprachigen Werke von Dietrich Tiedemann (Marburg 1791-97) und Wilhelm Gottlieb Tennemann (Leipzig 1798-1819) der 'Historia critica philosophiae' dazugesellten.1 Dem französischen Leser bot die monumentale 'Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem' in der Tat ein zwiespältiges Antlitz. Einerseits erinnerte ihr Titel an die 'Histoire critique de la philosophic, oü l'on traite de son origine, de ses progrez et des diverses revolutions qui lui sont arrivees jusqu'ä notre temps' von Andre-Francis Boureau-Deslandes (Amsterdam 1737), wobei das Adjektiv 'critique' (ebenso wie die Synonyma 'raisonne' und 'philosophique') jenen 'esprit des lumieres' evozierte, als dessen Herr und Meister Pierre Bayle mit seinem 'Dictionnaire historique et critique' galt.2 Andererseits erwies sich das Bruckersche Werk als eine reichhaltige, auch wohl mit der methodologischen Strenge eines Bayle geordnete Sammlung von Angaben, war jedoch weitschweifig, stellenweise pedantisch und ließ auf jeden Fall jene 'verve' vermissen, die zu dieser Zeit in Frankreich selbst bei der Abhandlung der ernsthaftesten Themen, wie etwa der Philosophiegeschichte, zwingend erforderlich war (man denke nur an Deslandes selbst, oder deutlicher noch an die 'Memoires secrets de la Republique des Lettres, ou le Theätre de la Verite'

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Die vorliegende Untersuchung geht von den Arbeiten aus, die Kollege Mario Longo der Wirkung des philosophiegeschichtlichen Werks von Brucker gewidmet hat: Storia 'critica' della filosofia e primo Illuminismo: Jakob Brucker. In: Storia delle storie generali della filosofia. Ed. Giovanni Santinello (ab Vol. IV hg. unter Mitwirkung von Gregorio Piaia). Brescia, Padova 1979-95. Vol. II. pp. 611-630. Zu Tiedemann und Tennemann vgl. die Abhandlungen von Mario Longo und Giuseppe Micheli in: Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 1) Vol. III. pp. 813-878; Vol. IV/1. pp. 25-134. Vgl. Gregorio Piaia: Le storie generali della filosofia in Francia e in Italia. 1650-1750. In: Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 1) Vol. II. pp. 199-235 (zu Deslandes) und pp. 112-157 (zu Bayle).

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[Amsterdam 1744] des Marquis Jean-Baptiste de Boyer d'Argens, der mehr als 25 Jahre am Hof des Philosophenkönigs Friedrichs II. lebte).3 Malheur aux details: la posterite les neglige tous; c'est une vermine qui tue les grands ouvrages, so rief Voltaire in seinem 'Lettre ä M. l'Abbe Dubos' aus (30. Oktober 1738), der als Einführung seines 'Siecle de Louis XIV' dient (bekanntlich erst Ende 1751 veröffentlicht),4 und diese Verwünschung mag durchaus als Symbol der Unvereinbarkeit von Gelehrsamkeit und 'lumieres' verstanden werden. Unter diesem Gesichtspunkt war Bruckers historiographisches Werk wohl nur schwer genießbar, man konnte indessen nicht darauf verzichten, da es im Hinblick auf Qualität und Quantität seiner Angaben die drei schmächtigen Bändchen im 'Taschenbuchformat' (aus denen in der Ausgabe von 1756 vier wurden) der hochtrabenden, doch dürftigen 'Histoire critique' von Deslandes weit übertraf. Nicht zufällig schlägt Formey in seinen 'Conseils pour former une bibliotheque peu nombreuse mais choisie' (1746) nach dem Hinweis auf die nach seinem Dafürhalten berühmtesten Philosophen der letzten zwei Jahrhunderte (Descartes, Gassendi, Newton und Wolff) auch zwei Philosophiegeschichten vor: an erster Stelle die von Brucker, l'ouvrage le plus acheve que nous avons dans ce genre, [...] oü l'on ne sait ce que l'on doit le plus admirer, de l'etendue de l'erudition, de la nettete et de Vordre dans lesquels les matieres sont traitees, de la solidite du jugement, ou des graces du style de l'Auteur,5 und danach - aber lediglich als Notbehelf für die lateinunkundigen Leser - die 'Histoire critique' von Deslandes. Später, als er selbst eine Philosophiegeschichte verfaßt (die erste Ausgabe erschien 1759 in Leiden), wird er neuerlich Bruckers Arbeit als eines der beachtlichsten Werke seines Jahrhunderts rühmen, während er dem armen Deslandes seine Kritik nicht erspart.6 Man kann einwenden, daß Formey als Abkömmling einer calvinistischen Emigrantenfamilie in der deutschen philosophischen und historiographischen Kultur wohl eingebunden war; aber es ist bezeichnend, daß beispielsweise auch die katholischen 'Memoires de Trevoux' anläßlich der Rezension des Werks des Sorbonne-Theologen Claude-Joseph Boncerf ('Le vrai philosophe, ou l'usage de la philosophie relativement ä la societe civile, ä la verite et ä la vertu, avec l'histoire, l'exposition exacte et la refutation du Pyrrhonisme ancien et moderne'. Paris 1762) darauf hinweisen, daß bezüglich des philosophiegeschichtlichen Teils Brucker zu Rate gezogen werden sollte anstelle von Deslandes.7

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6 7

Zu Marquis d'Argens vgl. Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 1) Vol. II. pp. 93109. Voltaire: CEuvres historiques. Texte etabli, annote et presente par Rene Pomeau. Paris 1957. p. 605. Jean Henri Samuel Formey: Conseils pour former une bibliotheque peu nombreuse mais choisie. Berlin 1746. p. 8f. Jean Henri Samuel Formey: Histoire abregee de la philosophie. Amsterdam 1760. pp. 16-26. Memoires de Trevoux. Janvier 1762. p. 159.

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Für die französischen 'hommes de lettres' war Brucker letztlich eine reiche Fundgrube an Auskünften, eine sichere Quelle, die unbesorgt anstelle der Urschriften herangezogen werden konnte, und er hielt ein 'neutrales' Material bereit, an dem sich auch ein 'esprit philosophique' üben konnte, der weitaus schärfer und radikaler war als der kritische Geist, den der evangelische Pfarrer aus Augsburg an den Tag gelegt hatte. Das eklatanteste und bekannteste Beispiel in dieser Hinsicht ist der ausgiebige Gebrauch - eine regelrechte Abschrift - , den Diderot für die philosophiegeschichtlichen Artikel der 'Encyclopedic' gemacht hat; aber auch andere Hauptdarsteller der französischen Philosophenbühne, etwa Charles Batteux und Condillac, erklären freimütig, Brucker für ihre philosophiegeschichtlichen Abhandlungen benutzt zu haben.8 Unter den Zeitgenossen erregte dieses Eingeständnis sicherlich kein Aufsehen; im Abstand von einigen Jahrzehnten jedoch sollte Degerando in seiner 'Histoire comparee des systemes de philosophie' eine derartige Vorgehensweise mit der Bemerkung anprangern, daß Condillac demselben Fehler wie Diderot verfallen sei, en prenant ses materiaux de la seconde main, et meme, nous le prestations, en les empruntant du me me recueil, das heißt aus der 'Historia critica' von Brucker.9 Und Cousin sollte in einer völlig anders gearteteten historiographischen Atmosphäre als der des 18. Jahrhunderts ein strenges und endgültiges Urteil über Diderot als Philosophiegeschichtier fällen: [...] et je n'appelle pas davantage histoire de la philosophie les extraits qu'il a plu ά Diderot de tirer de l'excellent ouvrage de Brucker, sauf ä y ajouter des declamations ou des epigrammes. C'est lä se moquer des travaux de ses semblables, ce n'est pas en faire l'histoire.10 Die geläufigste Beurteilung, die die französischen Gelehrten zur 'Historia critica philosophiae' abgaben, kann man den Worten von Alexandre Saverien entnehmen, eines Schiffsbauingenieurs, der sich als Laie mit philosophischen und wissenschaftlichen Studien beschäftigte: c'est un livre tres erudit, qui contient des recherches immenses et une critique presque toujours judicieuse.n In einer weiteren Schrift zeigt Saverien überdies, die Besonderheit der Bruckerschen Methode wohl erfaßt zu haben, das heißt jene Vorgehensweise, die philosophoumena der verschiedenen Denker so anzuordnen, daß sich daraus ein System ergibt: sicher ein legitimes Verfahren in bezug auf die Philosophen, deren Werke wir besitzen, hingegen fragwürdig und sogar willkürlich, wenn wir nur über wenige vereinzelte 8

Vgl. Jaques Proust: Diderot et l'Encyclopedie. Paris 1962 (ND Genf, Paris 1982); Gregorio Piaia: Storia della filosofia e 'histoire de l'esprit humain' in Francia tra Enciclopedia e Rivoluzione. In: Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 1) Vol. III. pp. 24-38 (Diderot), 151 (Batteux), 181 (Condillac). 9 Joseph-Marie Degerando: Histoire comparee des systemes de philosophie, relativement aux principes des connaissances humaines. Paris 1804. Vol. I. p. 49. 10 Victor Cousin: Cours de philosophie. Introduction ä l'histoire de la philosophie (1828). Texte revu par Patrice Vermeren. Paris 1991. 'Douzieme Ιβςοη'. p. 322. " Alexandre Saverien: Histoire des philosophes modernes. Paris 1760-69. Vol. I. p. XXXIIIf.

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Fragmente verfügen. Dies ist der Fall bei Pherekydes aus Syros, dessen Lehre - so merkt Saverien an - n'est guere connue. M. Brucker α täche de la reduire en systeme; mais les idees qui forment ce systeme sont si vagues et si peu Hees, qu'on ne congoitpas trop la pensee de Ferecide.12 Bruckers historiographisches Werk blieb jedoch selbst vor scharfer Kritik nicht gefeit. Teilweise kommt sie von katholischer Seite und gibt eher die Befürchtung wieder, die 'Historia critica philosophiae' könne einen Rationalismus befördern, der schließlich die Philosophie (d.h. ein rein akzessorisches und 'schmückendes' Gut) höher bewertet als den christlichen Glauben, der allein dazu fähig ist, den Fortschritt der Menschheit zu bewirken. In dieser Hinsicht symptomatisch ist die Rezension, die 1754 in den 'Memoires de Trevoux', dem Organ der französischen Jesuiten, erschien.13 Erheblich tiefgreifender und treffender ist der Angriff auf Brucker (hier in unbequemer Gesellschaft mit Diderot) in der anonymen 'Histoire critique de l'eclectisme, ou des nouveaux Platoniciens' (o.O. 1766. Vol. 2) aus der Feder des Abbe Guillaume Maleville. Der Einspruch bezieht sich auf den Artikel 'Eclectisme' der 'Encyclopedie' und die entsprechenden Seiten der 'Historia critica', in denen der Einfluß der antiken 'Eklektiker' (oder Neuplatoniker) auf die theologischen Lehren der Kirchenväter behauptet wird: der 'Piatonismus der Kirchenväter', ein Thema, das seit dem Erscheinen des 'Traicte de l'employ des Saincts Peres' (1632) des Hugenotten Jean Daille zu einem heftigen Streit zwischen Katholiken und Protestanten geführt hatte; ein heikles Thema, da es - folgerichtig weiterentwickelt - am Ende gar das Dogma der Dreifaltigkeit auf heidnische Wurzeln zurückführte und in diesem Sinne von den Sozinianern benutzt worden war. In der ausführlichen 'Preface' unterstreicht Abbe Maleville l'importance de Vamour de la verite auch im Hinblick auf diejenigen der philosophiegeschichtlichen Fakten, die dem Glauben scheinbar fern stehen. In Wirklichkeit, il y a [...] d'etroites dependances entre les verites qui semblent avoir le moins de liaison. Les verites philosophiques sont le fondement de la loi naturelle, et par consequent aussi de la religion revelee. Les verites historiques sont aussi le soutien de la meme religion revelee. En deguisant lesfaits de l'histoire philosophique, posterieure ä l'ere chretienne, on fait perdre toute leur force aux arguments, qui etablissent la divinite du Christianisme. Et si, sur la naissance et le progres de la secte eclectique, nous adoptons l'infidele expose de l'ecrivain qui a compose l'article 'Eclectisme' de l'Encyclopedie, nous ne saurions donner de bonnes raisons pourquoi nous sommes Chretiens. II faudroit de meme abjurer

12

13

Alexandre Saverien: Histoire des philosophes anciens jusqu'ä la renaissance des lettres. Paris 1770. Vol. I. p. 207. Vgl. M. Longo (Anm. 1) p. 615f.

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l'important dogme de l'infaillibilite de l'Eglise, si nous croyons M.Brucker sur l'histoire de la meme secte.14 Genau betrachtet ist dies eine Bestätigung des 'Nutzens' der Philosophiegeschichte, den Brucker in seiner 'Dissertatio praeliminaris' nachdrücklich betont hatte; jedoch stehen die beiden Autoren hierbei auf verschiedenen Seiten, denn tatsächlich sind die beiden letzten der vier 'dissertations', in die sich die Schrift gliedert, ausdrücklich gegen Brucker gerichtet: gegen die auch von anderen Autoren vertretene These des platonischen Einflusses auf die Kirchenväter, und gegen die (hauptsächlich dem Pfarrer aus Augsburg zugeschriebene) These, die in den Lehren des Pseudo-Dyonisius das 'systeme des emanations' und eine Inspirationsquelle für die Irrlehren der antiken und neuen Quietisten zu erkennen glaubt. Angesichts des ideologischen Zwistes, der die französischen Intellektuellen entzweite und in den auch der gute Brucker, 'malgre soi', schließlich hineingezogen wurde, mag diese Kritik voraussehbar und unvermeidlich erscheinen. Tadel gab es jedoch auch von - wenn man so sagen darf - 'linker Seite'; man denke nur an Jacques-Andre Naigeon, einen überzeugten Materialisten, Freund Diderots und des Barons d'Holbach, dem man die Überarbeitung der philosophiegeschichtlichen Artikel der 'Encyclopedic' verdankt, die - unter dem Titel 'Philosophie ancienne et moderne' - in der 'Encyclopedic methodique, ou par ordre de matieres' (1791-94) zusammengefaßt wurden. Als erbitterter Feind des 'ancien regime' versucht Naigeon auch auf historiographischer Ebene alles Hergebrachte zu bekämpfen und richtet daher seine Pfeile gegen Stanley und Brucker, die berühmtesten Vertreter dieser Tradition. Mit beachtlichem dialektischem Geschick, aber auch mit einer gewissen Unbefangenheit ('il en a du toupet', würden die Franzosen sagen) erkennt er an, daß die von Diderot verfaßten philosophiegeschichtlichen Artikel ne sont souvent que la traduction de ceux de Brucker, dont il a meme adopte Vordre, la methode et les divisions, wobei er dann aber unterstreicht, daß Diderot a seulement eu l'art d'y repandre avec autant de goüt que de sobriete, quelques unes de ces vues ingenieuses et fines, de ces pensees nouvelles et hardies, de ces reflexions profondes, telles qu'on en trouve dans tous ses ouvrages, et qui caracterisent particulierement ce philosophe eloquent. Im Hinblick auf seine Vorgänger ist gerade dies Diderots Verdienst: Ce sont ces vues, ces idees, ces reflexions remarquables par la sagacite et l'etendue d'esprit qu'elles supposent, qu'on chercheroit en vain dans Brucker et dans Stanley; c'est par elles, et par ce style vif, energique et rapide dont ces 14

[Guillaume Maleville]: Histoire critique de l'eclectisme, ou des nouveaux Platoniciens. o.O. 1766. Vol. I. p. Xlf.; zur Kritik an Brucker vgl. auch die Seiten XIV und XXXVIIIf., wo betont wird, daß L'encyclopediste [i.e. Diderot] n'est guere que le copiste de M. Brucker, ecrivain amoureux de ses systemes, et fort attentif ä faire prevaloir les sentiments opposes ά ceux de l'Eglise. Zur Kontroverse über den 'Piatonismus der Kirchenväter' vgl. G. Piaia: Le storie generali (Anm. 2) Vol. II. p. 108; M. Longo (Anm. 1) Vol. II. p. 336.

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reflexions sont ecrites, que Diderot a fait disparoitre la monotonie, la sicheresse des extraits qu'il employoit [...].15 Unmittelbar danach kritisiert Naigeon jedoch Stanley und vor allem Brucker ausführlich, weil sie häufig nicht aus den Originalquellen zitieren (und damit gegen Montaignes Lehre verstoßen) und weil sie - bar jeden wahrhaft 'kritischen' und 'philosophischen' Geistes - häufig nutzlose Angaben anhäufen. On est έίοηηέ, sans doute - so betont dieser Diderot-Erbe unter anderem - que Γenorme compilation de Brucker et de Stanley n'apprenne au fond que fort peu de choses, qu'on sauroit meme mieux, et avec moins de peine et d'ennui, en consultant les sources. Und mit geweitetem Blick, der auch die Naturwissenschaften einbezieht: Les grandes recherches d'erudition ejfrayent l'imagination comme ces vastes recueils d'experiences de physique ou d'histoire naturelle: et cet effet n'est pas toujours la suite d'un defaut d'instruction, mais de cette paresse d'esprit ä laquelle tous les hommes sont plus ou moins enclins, et qui est une source feconde d'erreurs et de prejuges. Tant de passages accumules, tant d'experiences reunies, lorsque Γesprit philosophique η'a pas guide le savant, et eclaire le pas de l'observateur, ne prouvent souvent que la patience de l'un, et les petites vues de l'autre·16 Der Autor der 'Historia critica' hätte demnach bestenfalls ein Übermaß an Geduld gezeigt; und es ist bezeichnend, daß diese an mehreren Stellen im 'Discours preliminaire' angestellte Kritik auch im Lauf der Abhandlung wieder aufgenommen wird: L'ouvrage de Brucker, so führt Naigeon am Ende des Artikels über Girolamo Cardano beharrlich aus, wobei er - wiederum unter Berufung auf Montaigne von einem in der 'Historia critica' entdeckten bibliographischen Irrtum ausgeht, est tres es time des erudits, parce que ces 'sgavantaux', comme Montaigne les appelle, ne se lisent guere plus entr'eux que les geometres, ä moins qu'ils ne courent la meme carriere. Pour moi, charge d'un travail qui me faisoit un devoir de consacrer ä la lecture de ce fatras un temps dont j'aurais pu sans peine faire un meilleur usage, je dirai ici avec la liberie d'un homme ä qui une etude reflechie des memes matieres dont Brucker s'est occupe, peut donner le droit de le juger, que son livre, ecrit sans goüt, sans idees, sans vues, sans philosophie, n'a pas meme le merite d'etre un bon recueil de materiaux. II n'epargnera [und hier wird das Urteil hämisch und mißgünstig] aucun examen, aucunes recherches ä celui qui tentera un jour la meme entreprise. En un mot, c'est un livre a refaire dans toutes ses parties, et auquel on peut appliquer ce que Cardan dit si judicieusement de quelques vaines subtilites: 'Haec, ac similia, ad [...] utilitatem vero pene nullam'.11 15 16 17

Jacques-Andre Naigeon: Philosophie ancienne et moderne. Paris 1791-94. Vol. I. p. IX. J.-A. Naigeon (Anm. 15) p. X. J.-A. Naigeon (Anm. 15) Vol. III. p. 940.

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Auch Brucker, der sein Werk mit 'philosophischer' und nicht nur gelehrter Implikation angelegt hatte, wodurch es sich von denen seiner Vorgänger unterscheiden sollte, wird demnach seinerseits beschuldigt, wenig 'philosophisch' zu sein. Es ist dies eine Art historischer (besser gesagt, historiographischer) Vergeltung, die alle Autoren zwischen dem Ende des 17. und dem Anfang des 19. Jahrhunderts in ihrem Wettlauf um das absolute Ideal einer 'philosophischen Philosophiegeschichte' regelmäßig trifft, denn dieses Ideal sollte - mit wohlwollender Erlaubnis des begeisterten Revolutionärs Naigeon - erst mit Hegel erfüllt werden: eine Erfüllung, die sowohl den Höhepunkt der philosophiegeschichtlichen Bemühungen als auch gleichzeitig die vollständige Aufnahme in die Philosophie 'tout court' darstellt, gemeinsam mit dem daraus folgenden Verzicht auf die Selbständigkeit jener 'historia philosophica', an deren Errichtung Generationen von Gelehrten gearbeitet hatten, die die Weisheit nicht besaßen, sondern nur 'Liebhaber der Philosophie' waren. Kaum zehn Jahre liegen zwischen dem Erscheinen des letzten der drei Bände von Naigeons 'Philosophie ancienne et moderne' und der Veröffentlichung der 'Histoire comparee des systemes philosophiques' (1804) von Degerando, dessen ideologische und spekulative Position derjenigen des glühenden 'philosopherevolutionnaire' völlig entgegengesetzt war. Auch Brucker gereicht dies zum Vorteil, denn seine Arbeiten werden wohl gewürdigt und an die Anfänge der modernen Philosophiegeschichtsschreibung gesetzt: sein Werk sei prodigieux, so betont Degerando, das ausführlichste und vollständigste bis dato zur Verfügung stehende und unabdingbar für jeden, der Studien zur Geschichte der Philosophie betreibt. Endlich Gerechtigkeit, wird Bruckers beleidigte Gefolgschaft sich gesagt haben... Aber in diesen stürmischen Jahren, in denen man - jedenfalls in Frankreich - wenig geneigt ist, philosophischen Tiefgründigkeiten Glauben zu schenken, lassen sich auch Zwischenpositionen erkennen, wie die von Jean-Fran^ois de La Harpe in seiner Schrift 'Lycee, ou Cours de litterature ancienne et moderne' (1799-1805), in der ein Teil der Geschichte der Philosophie gewidmet ist. La Harpe, ein während der Schreckensherrschaft 'reumütig gewordener' Ex-Revolutionär, war ein eher literarischer als philosophischer Geist; nur wenig konzediert er dem Wirken der reinen raison, die er gerne aux erudits et aux savants de profession vorbehält, welche sich damit befassen, Piaton und Aristoteles, Epikur und Zenon miteinander zu vergleichen und zu versöhnen. Unter diesen Voraussetzungen wundert es kaum, wenn die Arbeit des Philosophiehistorikers mit abschätziger Distanz, wenn nicht gar mit Unwillen beurteilt wird, wobei der 'Profi' Brucker und der Dilettant Deslandes in einen Topf geworfen werden: Brucker et Deslandes et une foule d'autres ecrivains ont passe leur vie a errer dans ce labyrinthe, semblable ä ces chateaux, oü l'Arioste nous represente les paladins armes courant les uns apres les autres, se combattant toujours sans se reconnaitre jamais, et apres qu'ils sont enfin sortis de ce sejour d'illusions, se

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retrouvant tels qu'ils etaient entres, et avouant tous qu'ils avaient longtemps reve les yeux ouverts. Tel est en general, il est vrai, [so fährt La Harpe nach dieser sonderbaren Verflechtung der Geschicke von Brucker und Ariost fort] le resultat de cette multitude de systemes nes dans les ecoles anciennes, et tous depuis longtemps abandonnes.18 Dies ist die - ebenso für Condillac typische - negative Auffassung der Geschichte der Philosophie als einer Geschichte der menschlichen Irrtümer; auch Brucker war diese Konzeption wohl gewärtig, aber nur als Instrument, als dokumentarisches Verfahren, das auf die positive 'historia intellectus humani' als einer Geschichte des Fortschritts der menschlichen Vernunft abzielte." La Harpe hingegen verharrt auf jenem Niveau, indem er die Sammlung der phantastischen Ansichten antiker und moderner Philosophen der nur allzu natürlichen menschlichen Neigung zuschreibt, de se mettre uniment ά la place de l'auteur des choses, et de refaire en imagination l'ouvrage de la pensee divine.20 Diese Erklärung wird hier mit entwaffnender Naivität geliefert, dabei konnte sie sich - beispielsweise - auf das einflußreiche Wort Pascals berufen.21 Zum anderen steht diese Position im Einklang mit dem intellektuellen Klima jener Jahre, als man in den französischen Schulen (aber auch im Napoleonischen Reich in Italien) den traditionellen und altehrwürdigen Unterricht in 'Philosophie' durch die Condillacsche 'analyse des idees' ersetzte, die sich jeder metaphysischen Anwandlung erbittert widersetzte. Diese Schwankungen in der Einschätzung Bruckers, die eng mit den quälenden politischen und intellektuellen Ereignissen verflochten waren, finden schließlich dank des Eklektizismus von Victor Cousin ihre Beilegung, worin die historische Perspektive - eine gemäßigte Version der Hegeischen Geschichtsphilosophie eine Hauptrolle spielt. Wenn bei Brucker der 'Eklektizismus' ein Synonym war für die Freiheit des Philosophierens, gegen die autoritären Einschränkungen der Sekten, und wenn sich bei Diderot eine derartige Haltung als radikale Gedankenfreiheit gegen jeglichen voreingenommenen Dogmatismus erweist, so sieht - besser gesagt 'erlebt' - Cousin den Eklektizismus als notwendigen historischen Ausgang eines gleichermaßen philosophischen wie politischen Prozesses, der am Ende zur Überwindung der Gegensätze zwischen Rationalismus und Empirismus, zwischen Absolutismus und Demokratie führt. Eine schwache Position, die auf spekulativer Ebene unvermeidlich der Kritik ausgesetzt ist, wenn man Hegel als Vergleichsrahmen ansetzt, indessen recht fruchtbar auf historiographischer Ebene, da sie eher zur Darstellung von Zusammenhängen und zu einer ausgeglichenen Bewertung neigt als zu den endgültigen Richtersprüchen des Hegeischen 'Gerichts'. Da18

19 20 21

Jean-Francis de La Harpe: Lycee ou Cours de litterature ancienne et moderne. Paris 17991805. Vol. IV/2. p. 2f. Vgl. M. Longo (Anm. 1) p. 541f. J.-F. de La Harpe (Anm. 18) p. 3. Blaise Pascal: Pensees. In: CEuvres completes. Texte etabli et annote par J. Chevalier. Paris 1954 (n° 7 2 ed. Leon Brunschvicg). p. 111 lf.

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her die Würdigung: Brucker est le pere de l'histoire de la philosophie, comme Descartes est celui de la philosophie moderne.22 Es handelt sich hierbei nicht nur um eine wirkungsvolle Analogie, sondern um einen präzisen historischen und theoretischen Zusammenhang, den Cousin mit effizienter (wenn auch etwas schematischer) Beredsamkeit skizziert. Nach dem Hinweis auf den LeibnizSchüler Wolff, den 'großen Lehrmeister', der Descartes' Lehren zu einem System geordnet und in großem Umfang verbreitet hat, hatte sich Cousin mit Nachdruck die Frage gestellt: Que restait-il a faire au cartesianisme apres Wolff? II ne restait qu'une seule chose a faire, une histoire de la philosophie.23. Es ist dies ein Erfordernis, das aus der hohen Entwicklung der Philosophie im 17. Jahrhundert entsteht und das seine condition exterieure in Deutschland findet, das heißt im pays classique de l'erudition et de la critique historique. Und so 'erklärt sich' das Erscheinen der 'Historia critica philosophiae' mit all ihren Vorzügen und ihren Grenzen: De ces diverses raisons rassemblees et combinees resulte la necessite d'une histoire de la philosophie, et la necessite de Brucker. Brucker est le representant du premier mouvement de la philosophie moderne dans la philosophie de l'histoire. La est aussi la necessite de ses merites et de ses defauts.24 Den Vorzügen (Vollständigkeit der Abhandlung, erudition consciencieuse, Unparteilichkeit, strenge chronologische Ordnung) entsprechen ebenso viele 'Mängel': der unangemessen breite Raum für religiöse Lehren und die Mythologie (auf dieses Thema soll später wieder eingegangen werden); die fehlende Quellenkritik; eine Scheinordnung, die nur auf der äußerlichen Abfolge beruht und nicht auf dem intrinsischen Verhältnis von Ursache und Wirkung, aus dem sich les lois de l'histoire ableiten.25 Im Ergebnis erscheint Bruckers historiographisches Werk als ein rühmlicher, jedoch von Vollendung weit entfernter Beginn; darauf folgen werden die großen Werke von Tiedemann und Tennemann, historiographischer Ausdruck des Empirismus und des Kantianismus; dennoch ist - für Cousin - allein der Eklektizismus in der Lage, die Voraussetzungen für eine den Erfordernissen des 19. Jahrhunderts angepaßte Philosophiegeschichte zu liefern. Diese Einordnung Bruckers sollte Erfolg haben, jedoch auch zur Diskussion gestellt werden (man denke an Picavet, nach dessen Meinung der Titel eines modernen fondateur de l'histoire de la philosophie Pierre Bayle zukommen sollte).26 Mit Cousin jedenfalls ist die 'Historia critica philosophiae' nunmehr aus der stürmischen Phase der Plünderungen, der Nutzung als Vorlage, aus der mehr oder weniger 'abgeschrieben' wurde, und der ideologisch begründeten Polemiken herausgetreten, um in die ruhigeren Gewässer der Geschichte der Philosophiegeschichtsschreibung einzufahren. 22 23 24 25 26

V. Cousin (Anm. 10) p. 316. V. Cousin (Anm. 10) p. 312. V. Cousin (Anm. 10) p. 313. V. Cousin (Anm. 10) pp. 314-316. Francois-Joseph Picavet: L'histoire de la philosophie. Ce qu'elle a ete, ce qu'elle peut etre. Paris 1888. p. 3f.

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II Am Rande dieses Gesamtüberblicks möchte ich kurz auf zwei besondere Begebenheiten eingehen, die sich dazu eignen, den Wechselfällen der 'Historia critica' Leben und Farbe zu geben. Die erste Episode betrifft die auf Distanz geführte Auseinandersetzung zwischen Brucker und dem mehrfach zitierten Deslandes; es handelt sich dabei lediglich um kurze Wortgefechte, jedoch interessieren diese wegen ihrer methodologischen Vorgehens weise, die nicht frei von aktuellen Bezügen ist. In seiner 'Dissertatio praeliminaris' hatte Brucker einige grundlegende Unzulänglichkeiten in Deslandes' Werk hervorgehoben; im besonderen, daß er die Erwartungen hätte erfüllen können, si ab alienis, quae numero apud eum illa superant quae historiae philosophicae propria sunt et domestica, abstinuisset, si eruditionem in genere cum philosophia non confudisset.11 Auch die Philosophiehistoriker, und nicht nur die Dichter, gehören zum irritabile genus Horazschen Andenkens, und so zahlte Deslandes in der zweiten Edition seiner 'Histoire critique' (1756) mit gleicher Münze heim, wobei er sich gleichzeitig mit den Enzyklopädisten anlegte, welche die compilation indigeste des deutschen Gelehrten seinem Werk vorgezogen hatten: Bruckerus a lu sans beaucoup de discernement, et il a ecrit sans aucune bienseance; et quoique Messieurs de l'Encyclopedie assurent que son ouvrage donne lieu ä beaucoup penser, je prendrai, moi, la liberie de leur dire que plus de la moitie en est d'une diffusion et par consequent d'une inutilite dont rien n'approche. En effet, ά quoi peuvent servir les deux premiers volumes? Que nous apprennent-ils, sinon des folies et des absurdites tirees des plus anciens peuples, et dont la plus grande partie vient de quelques modernes ignorants et superstitieux, qui ont donne leurs reveries pour des verites? N'aurais-je pas eu, par exemple, bonne grace de remplir un volume des pretendus systemes des Perses et des Chaldeens, dont on ne trouve que quelques lambeaux mal assortis dans l'Antiquite, et que des visionnaires ont cousus les uns avec les autres vers le temps de la decadence de l'Empire de Constantinople? N'aurais-je pas eu encore bonne grace d'imiter I'allemand Bruckerus, et d'offrir au Public un volume circonstancie de la philosophie Cabbalistique des Hebreux et des Juifs? II me semble que j'en ai dit tout ce qu'il enfallait savoir dans mon Histoire critique de la philosophie; et düt le Bruckerus m'accuser de trop de concision et de brievete, j'avouerai naivement que je serais fache d'en avoir dit davantage; et

27

Jacob Brucker: Historia critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem deducta. Lipsiae 1742-44. Vol. I. p. 37.

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si c'est ä ses yeux un merite d'etre ample et prolixe, j'aime mieux, tout bien examine, etre court et judicieux.28 Bruckers Antwort, enthalten im 1767 erschienenen Anhangs- und Ergänzungsband, war angesichts des Umstandes, daß Deslandes bereits gestorben war (sei es auch - nach der verbreitetsten Version - als 'esprit fort'), recht schroff. Statt auf die an ihn gerichtete Kritik einzugehen, beschränkt sich Brucker darauf, die canino dente erfolgten Angriffe auf seine Arbeiten zu beklagen und an die negative Beurteilung zu erinnern, die mehrere Autoren ganz unterschiedlicher Ausrichtung, wie Ludwig Martin Kahle, Voltaire und der bereits zitierte Formey, über Deslandes geäußert hatten.29 Bei näherem Eingehen auf die von Deslandes formulierte Zensur ist zu bemerken, daß Brucker in Wahrheit, auch wenn er der 'barbarischen' Philosophie - sei es der 'vor-' oder 'nachsintflutlichen' - breiten Raum zugesteht, "ebenso wie Heumann vom Vorsatz beseelt ist nachzuweisen, daß die Auffassung, die den Orientalen, und sogar Adam und den alten Propheten ein authentisches philosophisches Denken zuschrieb, gänzlich unbegründet ist."30 Unter diesem Gesichtspunkt bezeichnet Bruckers Position eine Wende bezüglich einer Interpretationstradition, die einen berühmten, weit zurückliegenden Ursprung aufwies und in der modernen 'historia philosophica' Aufmerksamkeit erregt hatte.31 Die der 'barbarischen' Philosophie gewidmete, äußerst ausführliche Behandlung weist jedoch darauf hin, daß Brucker - vielleicht wegen der erforderlichen Vollständigkeit der Darstellung - sich nicht völlig dem Einfluß dieser Tradition entzogen hatte, und sie konnte zu dem Mißverständnis führen, der deutsche Gelehrte teile uneingeschränkt die theologische Sicht des antiken Wissens, das auf die Ur-Offenbarung Gottes an Adam zurückging. Den Beweis dazu liefert Saverien, wenn er in seinem der bereits erwähnten 'Histoire des philosophes anciens' angefügten 'Avis important' schreibt: Α l'exemple de M. Brucker et plusieurs autres historiens de la philosophie, j'ai mis au nombres des sages Salomon, Daniel et Job, parce qu'on doit ä ces graves personnages quelques decouvertes sur la metaphysique, sur la morale et sur la physique. Ces decouvertes sont les premieres pierres du grand edifice de la philosophie, et en elevant cet edifice je ne pouvois me dispenser d'en jeter les

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29

30 31

Andre-Francis Boureau-Deslandes: Histoire critique de la philosophie, oü l'on traite de son origine, de ses progrez et des diverses revolutions qui lui sont arrivees jusqu'ä notre temps. Amsterdam 1756. Vol. IV. pp. V-VII. Jacob Brucker: Historia critica philosophiae. 2. Aufl. Leipzig 1767. Vol. VI (Appendix, accessiones, observationes, emendationes, illustrationes atque supplementa exhibens). p. 28f. M. Longo (Anm. l ) p . 573. Vgl. Mario Longo, Gregorio Piaia: L' 'impositio nominum' e la nascita del filosofare. (Sui rapporti fra teologia del linguaggio e storiografia filosofica). In: Linguaggio: scienza - filosofia - teologia. Padova 1981. pp. 179-191.

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fondements; mais ce ne sont pas de simples hommes qui les ont places: c'est l'ouvrage de Dieu meme,32 Bruckers ursprünglicher Tadel an Deslandes bezog sich natürlich nicht auf die These des göttlichen Ursprungs des Ur-Wissens (für die der Autor der 'Histoire critique' wenig empfänglich war), sondern vielmehr auf den Umstand, die Grenzen der Philosophiegeschichte überschritten und daraus eine allgemeine 'histoire de l'esprit humain' gemacht zu haben, gemäß einer im Frankreich des 18. Jahrhunderts sehr starken und auch in Deutschland spürbaren kulturellen Strömung (man denke nur an Christoph Meiners oder Herder), die der Rekonstruktion des intellektuellen Fortschritts der Menschheit den Vorrang vor der eher technischen, traditionellen 'historia philosophica' einräumte. Genau besehen ist dies das Äquivalent des immer noch umstrittenen Problems der Beziehungen zwischen der 'Geschichte der Philosophie' (als einer von der Philosophie unabhängigen Disziplin) und der 'Geschichte der Ideen' (oder mit einem aktuelleren Terminus, der 'intellectual history'). Dies ist ein Problem, das bereits Cousin offensichtlich klar erkennt, wenn er in den 'Nouveaux fragments philosophiques' (gleichzeitig mit der 'Introduction ä l'histoire de la philosophie') bemerkt, daß C'est une erreur grave de confondre l'histoire de la philosophie avec celle de l'esprit humain et de l'humanite, da nämlich toutes les pensees ne sont point des pensees philosophiques, ä proprement parier. Und nach der Unterscheidung zwischen/or und science, bzw. zwischen der Weltsicht, die der Mensch auch in den ursprünglichen Zivilisationen spontan ausbildet, und den Denksystemen, die als Ergebnis der Reflexion entstehen, bekräftigt er, daß la philosophie, fille de la reflexion, est done un developpement ulterieur de l'esprit, auquel sert de point de depart et de base un premier developpement tout ä fait distinct du second, au moins dans la forme. C'est ainsi que se passent les choses dans l'individu: elles se passent de meme dans l'espece [die Phylogenese wiederholt sich in der Ontogenese...]. L'histoire de la philosophie n'est done pas contemporaine de l'histoire de l'esprit humain. Hieraus rührt das Haupterfordernis für den Philosophiehistoriker, nämlich das Feld der eigenen Forschung einzugrenzen, indem er zwischen dem einfachen Denken und dem Philosophieren unterscheidet. Und eben darauf zielt die kritische Anmerkung, die sich nicht an Deslandes richtet, sondern an Brucker selbst: On souffre de voir l'illustre Brucker divisant l'histoire de la philosophie en philosophie antediluvienne et postdiluvienne [...und weiter in 'griechische' und 'barbarische' etc. bis zur 'philosophie proprement dite'], enfin cherchant dans l'Amerique des vestiges de philosophie, et faute d'en trouver, nous racontant

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A. Saverien (Anm. 12) Vol. I. o.S.

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des mythes et des fables qui appartiennent bien, nous le repetons, ä l'histoire de l'esprit humain, mais non pas ä celle de la philosophie [...].33 Cousins Betrachtungen treffen ins Schwarze, gehören jedoch zu einer Epoche, in der die Philosophiegeschichtsschreibung ein wohldefinierter und theoretisch 'starker' Begriff der Philosophie, der unangefochtenen Königin der 'Geisteswissenschaften', war; für uns indessen, die wir nolens volens in der Postmoderne leben, gewinnen die 'querelle' Deslandes-Brucker und Cousins kritische Bemerkungen in bezug auf den 'status' des Vorhabens, 'Philosophiegeschichte zu schreiben' und dessen Verhältnis zur Kulturgeschichte vielleicht eine andere Bedeutung. Die zweite Episode betrifft - unvermeidlich - die Beziehung Brucker-Diderot. Die von Diderot bei der Redaktion der philosophiegeschichtlichen Artikel der 'Encyclopedic' vorgenommenen Eingriffe sind wohlbekannt, hauptsächlich dank der Studien von Jacques Proust. Es handelt sich um ein Meisterwerk der Adaptation und der subtilen Täuschung: Mit wenigen Retuschen verwandelt Diderot gekonnt - wie ein Meister der 'maquillage' - die ernsthaften Kapitel der 'Historia critica' in eine schwungvolle Lektüre voller Anspielungen und Hintergedanken, die dem 'esprit philosophique' hervorragend entsprechen. Die Artikel 'Eclectisme' und 'Epicureisme' mögen die offenkundigsten Beispiele dieser kulturellen, stark ideologisch geprägten Leistung darstellen. Dennoch überschreitet dieses Werk keineswegs die Grenzen des literarischen Genus der 'Philosophiegeschichte', sei es auch in der besonderen Struktur einer alphabetischen Enzyklopädie verfaßt. Hingegen gibt es zumindest einen Fall, in dem Bruckers philosophiegeschichtliches Material in einen völlig anders gearteten Kontext, wie ihn die Privatkorrespondenz mit einer Herzensdame darstellt, im Wortsinn eingearbeitet wird. Ich beziehe mich auf die beiden Briefe, die Diderot im Herbst 1759 an die Freundin Sophie Volland geschickt hat; darin verknüpft der Enzyklopädist die amüsanten skizzenhaften Beschreibungen von Personen, zu denen er Kontakt hatte, mit der 'Erzählung' der arabischen Philosophie; gleichsam eine Umwandlung - nach Art eines 'divertissement' - der redaktionellen Tätigkeit, bei der er damals gerade den Artikel 'Sarrasins ou Arabes, philosophie des' bearbeitete, den er dem Bruckerschen Text 'De philosophia Saracenorum' entnommen hatte.34 Auch hierbei gelingt es Diderot mit den Fähigkeiten eines als 'philosophe' verkleideten Königs Midas, Stichworte einer antireligiösen Kritik im erklärenden, an sich neutralen Text der 'Historia critica' unterzubringen und dadurch ein Thema verlockend und 'agreable' zu gestalten, das sicherlich nicht an vorrangiger Stelle im 'Musterkatalog' zum arabischen 33

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Victor Cousin: Nouveaux fragments philosophiques. Du vrai commencement de l'histoire de la philosophie. In: (Euvres. Bruxelles 1840-45. Vol. Π. pp. 274-276; ähnliche, aber nuanciertere Kritik bei V. Cousin (Anm. 10) p. 315. Vgl. J. Brucker (Anm. 27) Vol. IH. pp. 3-240; Denis Diderot: (Euvres completes. Paris 1976. Vol. V m . pp. 228-282; ders.: Correspondance. Ed. Georges Roth. Paris 1956. Vol. II. pp. 294-317.

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Exotismus des 18. Jahrhunderts stand. Damit nicht genug; in einem der beiden Briefe an Sophie endet die philosophisch-literarische Darstellung über die Araber mit einer intimistischen Überlagerung, die die gelehrte Abhandlung ganz unvermittelt in eine Liebesbotschaft verwandelt: Et je fermai les oreilles aux conseils austeres des philosophes; et je fis bien, n'est-ce pas, ma Sophie? so gesteht Diderot, nachdem er das umfangreiche Wissen des Orients (das er gerade für die 'Encyclopedic' zusammenfaßte) der zärtlichen, von der Freundin in ihm erweckten douce folie gegenübergestellt hatte.35 Der untadelige Pfarrer der evangelischen Kirche von Heilig Kreuz und später von St. Ulrich in Augsburg konnte sich sicherlich nicht vorstellen, daß seine hochgelehrten Untersuchungen von dem ExSeminaristen Diderot nicht nur zur Verbreitung der Ungläubigkeit benutzt werden würden, sondern auch für dessen Liebesgespräche mit einer Frau, die ihm nicht rechtmäßig angetraut war.

III Nachdrücklichen und anhaltenden Erfolg hatte Brucker jenseits der Alpen, im cisalpinen Gallien und auf der italischen Halbinsel, wo das Interesse an der Gelehrsamkeit in Gestalt der großen Persönlichkeiten Muratori und Tiraboschi lebendig blieb. Wenn letzterer die 'Historia critica philosophiae' für die Angaben über die in seine allumfassende 'Storia della letteratura italiana' (1772-82) aufgenommenen Philosophen nutzte,36 so bietet Muratoris umfangreicher Briefwechsel recht interessante Einblicke über die Beziehungen zwischen den italienischen Gelehrten und dem hochgebildeten Pfarrer aus Augsburg. Beispielsweise fragte Muratori im August 1748 bei dem Benediktiner Fortunata Tamburini (seit 1743 Kardinal) an, ob dieser es für angeraten hielte, die 'Apologia dell'epistola di Nostro Signore' dem Protestanten Brucker zu widmen, welcher - so führte er näher aus Autor der Geschichte der Philosophie ist und als hochangesehene Persönlichkeit in Augsburg lebt.31 Die Antwort war ablehnend38 und erklärte sich sicherlich aus 35

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D. Diderot: Correspondances (Anm. 34) p. 309. Vgl. Gregorio Piaia: Diderot e la trasfigurazione ideologica e letteraria della filosofia araba. In: Studi eurasiatici in onore di Mario Grignaschi. Ed. Giampiero Bellingeri, Giorgio Vercellin. Venezia 1988. pp. 87-101. Vgl. Ilario Tolomio: La storiografia filosofica in Italia nel secondo Settecento. In: Storia delle storie generali della filosofia (Anm.l) Vol. III. pp. 314-316. Carteggio con Fortunato Tamburini. Ed. Filippo Valenti. Firenze 1975 (Edizione nazionale del Carteggio di L.A. Muratori. Vol. 42). p. 370. Carteggio con F. Tamburini (Anm. 37) p. 378: In meinem letzten Schreiben vergaß ich, Euch bezüglich Brucker zu erwidern, an den Euer Hochwohlgeboren die besagte Antwort zu richten. Um es Euch in aller Ehrlichkeit zu sagen, ich sehe es nicht gerne, daß Ihr Euch in einem Werk derartiger Natur an einen Häretiker wendet; lassen wir diesen also beiseite; vgl. auch pp. 375, 384, 389, 390; über die Beziehungen zwischen Muratori und Tamburini (und indi-

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Gründen der Vorsicht, denn gerade in diesen Tagen setzte Tamburini den Freund davon in Kenntnis, daß Papst Benedikt XIV. in seinen [Muratoris] Werken zahlreiche zensurwürdige Dinge vorgefunden hatte. Der Vize-Bibliothekar der Este, Gherardi, informiert uns seinerseits detailliert über die beschwerliche Übersendung einer Kopie des IX. Bandes der 'Annali' an Brucker und hinterbringt auch ausführlich das wenig wohlwollende Urteil, das der Paduaner Gelehrte Antonio Conti über die 'Historia critica philosophiae' geäußert hatte.39 Es wurde bereits darauf hingewiesen, wie sehr die italienische philosophiegeschichtliche Literatur 'tout court' auf "die Wirkung des Bruckerschen Erfolgs in Italien"40 zurückzuführen ist, wenn es auch nicht an einigen Spitzen radikaler Kritik gefehlt hat. Beispielsweise bemerkte 1806 Abt Antonio Meneghelli, späterer Professor und Rektor der Universität Padua, im 'Saggio storico-critico sopra la filosofia della Grecia e del Lazio', daß die Geschichte der Philosophie darauf abzielen sollte, den eigentlichen Grund zur Fortentwicklung in der Wissenschaft von der Vernunft aufzufinden; stattdessen sorgt sie dafür, daß diejenigen, welche die nackten Tatsachen schätzen, die wissen möchten, was seit Thaies bis Aristoteles und von diesen bis zu den Jahrhunderten des Barbarentums gedacht und gesagt worden ist, sich zur Genüge — ja bis zum Uberdruß — sättigen können; denn, angefangen bei Brucker und Stanley bis zu Deslandes und den Cromazianern gibt es eine so große Anzahl von Chronisten, daß sich daraus eine reichhaltige Bibliothek schaffen ließe.41

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40 41

rekt zwischen Muratori und Benedikt XIV.) vgl. Aldo Andreoli: Nel mondo di Lodovico Antonio Muratori. Bologna 1972. pp. 317-341. Carteggio con Pietro E. Gherardi. Ed. Guido Pugliese. Firenze 1982 (Edizione nazionale del Carteggio di L.A. Muratori. Vol. 20). p. 257 (lettera da Venezia, 29 maggio 1731 [1745?]): Der Abt Conti liest gerade Bruckers Werk. Wollte dieser Autor seine Leser doch nur nicht so sehr ermüden mit Wiederholungen oder Rückverweisen oder durch die Vernachlässigung einer gewissen methodischen Anordnung, welche die Seele jeder literarischen Arbeit ist, so erntete er größeres Lob und eine vorteilhaftere Beurteilung von den Gelehrten. Da man ihm indessen große Gelehrsamkeit und Bewanderung in den von ihm selbst erklärten Systemen nicht absprechen kann, so könnte man, wenn man den an zahlreichen Stellen auftretenden unzuträglichen Dogmatismus eines protestantischen Autors ausmerzt und die gesamte, durch einen Deutschen von weitschweifigem asiatischen Wesen abgehandelte Materie vermittels angemessener Auslese in eine folgerichtige Anordnung bringt, alles in allem daraus ein nützliches und belehrendes Buch gewinnen. Wer sich jedoch einer solchen Mühe unterziehen wollte, müßte über eine reichhaltige Bibliothek von großen Gelehrten verfügen, um die Texte und die Schritte zu vergleichen, ebenso die Autoritäten, die Brucker, dieser ungemein üppige, aber schwerverdauliche Autor, selbst anführt. Zu den Beziehungen mit Brucker s. auch pp. 214, 215, 218, 222, 226, 228, 230, 247, 248, 250, 251, 460, 490. I. Tolomio (Anm. 36) p. 272. I. Tolomio (Anm. 36) p. 365.

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Ein wahrhaft kleinliches und auch wenig treffendes Urteil, da gerade Brucker von der philosophischen Annalistik Abstand genommen und eine 'kritische' Philosophiegeschichte als eine 'historia intellectus humani' konzipiert hatte (und Deslandes seinerseits zielte - wie zu sehen war - ganz offen auf eine 'histoire de l'esprit humain' im aufklärerischen Sinne ab). Aber auch in diesem Fall hat wahrscheinlich der schiere Umfang der 'Historia critica' mitsamt ihrem überaus reichhaltigen Apparat schließlich dazu geführt, die vom moderaten Rationalismus inspirierten theoretischen Neuerungen des deutschen Historiographen völlig zu verdecken. Brucker wurde jedenfalls sehr eingehend genutzt von Antonio Genovesi, dem wichtigsten Philosophen des 18. Jahrhunderts in Italien (von Vico abgesehen), dessen Werke bis ins frühe 19. Jahrhundert gedruckt wurden; Vico selbst verweist anläßlich der überaus schwierigen Frage nach dem Ursprung der Ideen an zwei Stellen auf Bruckers 'Historia philosophica doctrinae de ideis', die er als ein lehrreiches und gelehrtes Büchlein definiert.42 Aber auch Giacomo Leopardi kennt wenn auch nur indirekt - Bruckers Werke, die er in zweien seiner Jugendschriften zitiert: in der 'Storia della Astronomia dalla sua origine fino all'anno MDCCCXI' (die er 1813, im Alter von 15 Jahren verfaßte) sowie in der italienischen Übersetzung der 'Inscrizioni greche triopee' (1816).43 Zum Erfolg der 'Historia critica' trug notwendigerweise auch der Umstand bei, daß ein Großteil der italienischen Philosophiehistoriker zur kirchlichen Welt gehörte, Brucker also nahestand, auch wenn die Zugehörigkeit zu verschiedenen Konfessionen Vorbehalte und ein gewisses Mißtrauen erweckte (was jedoch nicht daran hinderte, den gelehrten Pfarrer aus Augsburg zum ausländischen Mitglied der Akademien von Rovereto und Bologna zu ernennen). Ein besonderer Platz gebührt in diesem Zusammenhang Pater Appiano Buonafede; der General-Superior des Zölestinerordens, in Arcadia bekannt unter dem Namen Agatopisto Cromaziano, war der ebenso gefeierte wie getadelte Autor der ersten großen Philosophiegeschichte in italienischer Sprache, die in Wahrheit eine geschickte Abschrift der allgegenwärtigen 'Historia critica' darstellt (in derselben Weise wie die philosophiegeschichtlichen Artikel der 'Encyclopedie', allerdings unter entgegengesetztem ideologischen Vorzeichen). Sie erschien in erster Auflage in Lucca in den Jahren 1766-81 bzw. in Venedig in den Jahren 1785-89; die beiden Werke 'Deila istoria e della indole di ogni filosofia' und 'Deila restaurazione di ogni filosofia ne' secoli XVI, XVII e XVIII' wurden - dank der Mailänder 'Societä tipografica de' classici italiani' - in den Jahren 1837-38 zum letzten Mal gedruckt. Jedenfalls hatte Buonafede bereits in den Anmerkungen zu seinen 'Ri42

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Giambattista Vico: L'autobiografia, il carteggio e le poesie. Ed. Benedetto Croce, Fausto Nicolini. 2. revid. und erw. Aufl. Bari 1929. p. 256 (Brief an Muzio Gaeta, Neapel, datiert 1. oder 2. Oktober 1737); ders.: La scienza nuova seconda, giusta l'edizione del 1744 [...]. Ed. Fausto Nicolini. 4. revid. Aufl. Bari 1953. L. I, sez. IV, capov. 347. p. 128. Giacomo Leopardi: Tutte le opere. Ed. Francesco Flora. Milano 1940-49. Vol. I. p. 546; Vol. II. pp. 889, 1012.

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tratti poetici, storici e critici di varii moderni uomini di lettere', die 1745 in Neapel erschienen und mit aufeinanderfolgenden Erweiterungen mehrfach aufgelegt worden waren, für seine Angaben über die größten Philosophen der Moderne auf Bruckers 'Historia critica' zurückgegriffen.44 Kommen wir indessen zu den im Vorwort der 'Istoria e indole di ogni filosofia' klar dargelegten Gründen und Zielsetzungen, die Pater Buonafede dazu veranlaßten, für das italienische Publikum eine Neufassung der 'Historia critica' zu erstellen. Es werden hier Stanley und Brucker gepriesen, die beiden unermüdlichen Geister, hochverdient um die Geschichte der Philosophie; gleichzeitig werden aber die übermäßige Weitschweifigkeit, die peinliche Sorgfalt und die chronologischen Feinheiten der 'Historia critica' hervorgehoben und auch vermerkt, daß ihr Latein recht deutsch klingt und die Ohren der andern Nationen beleidigt,45 Zwei Dinge ideologischer Natur rufen jedoch bei der Lektüre des Werks größere Bestürzung hervor: In der heidnischen Philosophie hat der Protestant Brucker überall Atheisten erblickt, womit er letztlich - ganz entgegen seinen Absichten - den modernen Atheisten eine Argumentationsbasis auf historischer Ebene liefert, weswegen diese in der Tat seine Interpretationen loben. Zudem offenbart sich dort ein Geist der Parteilichkeit, der in vielen Teilen dieses großen Werks vorherrscht und sich in einer übertriebenen Liebe zur deutschen Nation, zu der eigenen philosophischen Schule und zum Protestantismus äußert. Diese Irrtümer - so faßt unser Zölestinermönch mit einer gewissen Betrübnis zusammen - die unter dem Schutz der Gelehrsamkeit und der Autorität des berühmten Autors auf jämmerliche Weise den nicht ausreichend gefestigten Seelen eingeflößt werden könnten, haben in mir eher Erbarmen als Entrüstung erregt [...].46 Daher rührt der Entschluß, für das italienische Publikum eine angemessenere Geschichte der Philosophie zu verfassen, die unter anderem den modernen italienischen Philosophen, die in der 'Historia critica' nur am Rande behandelt werden, größeren Raum widmen soll. Daher auch die Ablehnung jener unnachgiebigen Hartnäckigkeit, mit der die protestantischen Autoren (man denke an Bayle) sowie die Jansenisten die theologischen Lehren der antiken Griechen abgewertet oder in negativer Auslegung gelesen hatten, um so den in der Heiligen Schrift enthaltenen Wahrheiten absoluten Vorrang einzuräumen. Dies ist ein Einspruch, den Buonafede - eher Literat als Berufsphilosoph - mit gesundem Menschenverstand einlegt, ohne sich dabei auf erklärende Diskussionen einzulassen. So beruft er sich im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Atheismus, der sich an Aristoteles richtete - ungeachtet dessen nicht zu verwerfender Beschreibung des ersten Antriebs - , auf den Grundsatz:

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Zum historiographischen Werk von Buonafede vgl. die ausführliche Darstellung von I. Tolomio (Anm. 36) pp. 459-499. Agatopisto Cromaziano [i.e. Appiano Buonafede]: Deila istoria e della indole di ogni filosofia. Venezia 1782-83. Vol. I. p. XXXIV. A. Cromaziano: Della istoria (Anm. 45) p. XXXVf.

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wann immer ein Philosoph die Existenz Gottes lehrt und erklärt, ist es nicht richtig, ihn wegen einiger Irrtümer und wahrscheinlich nicht bedachter Folgen, welche der Gottlosigkeit Vorschub leisten können, zum Atheisten zu stempeln; denn sollte diese maßlose Beschuldigung statthaft sein, wäre nahezu das gesamte Menschengeschlecht des Atheismus schuldig; was nicht ohne ein höchstes Maß an ungezügelter Mißgunst behauptet werden kann.41 Buonafede war jedoch ein Mann von vielschichtiger Persönlichkeit, und wenn auch die Absicht brüderlicher und barmherziger Zurechtweisung dem Gewand eines Zölestinermönchs wohl angemessen war, so verleiht sein vertrauter Umgang mit gewissen, wenig klösterlichen Autoren (von Lukian über Erasmus und vor allem bis zu Voltaire) der istoria eine stark polemische Art der Ausführung, die an Sarkasmus grenzt, wenn der Einsatz ideologisch-konfessioneller Natur ist. Emblematisch ist in dieser Hinsicht die Behandlung der Entstehung des modernen Denkens, die Brucker im umfangreichen Kapitel 'De caussis mutatae tempore emendatae religionis philosophiae' unmittelbar mit der Reformation verbunden hatte.48 Eine eigenartige Prahlerei, [so definiert Buonafede diese These], ein Hirngespinst der Art, über das wir bereits bei der Beschreibung des Ursprungs der Scholastik herzlich gelacht haben [dies bezieht sich auf das Bruckersche Bild vom 'scholastischen Vogel', das in der Tat Anlaß zu Spötteleien bietet], und wir werden uns später am angemessenen Ort noch darüber belustigen; an dieser Stelle wollen wir nur bemerken, daß das lutherische Hirngespinst der Verrücktheit jenes unglückseligen Griechen ähnelt, der sich im Besitz aller im Piräus vertäuten Schiffe wähnte, nur weil diese zu seiner Zeit und in seiner Anwesenheit dort anlegten.*9 Und weiter: weit entfernt davon anzuerkennen, daß die Reformation am Anfang von Verleumdungen, Schmähungen, Verfolgungen, Kämpfen stand, die die Blüte der Philosophie aufs Spiel gesetzt haben, beharrt Brucker auf der Behauptung, daß 'die Reformation die wirksame Medizin war, die der Philosophie Heilung brachte', und daß jeder, der dies verneine, 'gegen die Sonne spricht'. Um dies zu beweisen, spricht er gegen den Mond und behauptet, daß Restauration [der Philosophie] und Reformation sich zur gleichen Zeit ereignet haben, als ob Gegensätze nicht gleichzeitig bestehen könnten.50 Und weiter: in der Art jener gelehrsamen Berneschi (eine Anpielung auf die an den 'Capitoli' des Francesco Berni inspirierten burlesken Dichtungen),

47 48 49

50

A. Cromaziano: Deila istoria (Anm. 45) Vol. III. p. 249. Vgl. J. Brucker (Anm. 27) Vol. IV/1. pp. 77-116. Agatopisto Cromaziano: Delia restaurazione di ogni filosofia ne' secoli XV, XVI, e XVII. Venezia 1785-89. Vol. I. p. 7. A. Cromaziano: Deila restaurazione (Anm. 49) p. 24.

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die sich erkühnten, den Ort des irdischen Paradieses in die Eiswüsten des Nordens zu verlegen, sehen wir nun einige andere, die Ursprung und Fortschritt der Wiederherstellung von Philosophie und Literatur aus den Schweizer Felsgebirgen und aus dem abgelegensten Sachsen herkommen lassen möchten, bald von einem scholastischen Bruder, bald von einem Militärpfarrer, bald von einem betrügerischen Rechts gelehrten. Luther, Zwingli und Calvin waren diese drei, die ohne Grundsätze, ohne Veranlassung und ohne Rücksicht auf die Folgen den öffentlichen Frieden störten; und ohne zu bedenken, von wo sie ausgingen und wohin sie wollten, begann der erste bei Mißgunst und Geiz und endete bei einer liederlichen Nonne und den Ratschlägen des Teufels; der zweite kam vom Wettstreit mit dem Franziskaner zur Hochzeit mit der reichen Witwe und zu seiner Ermordung im Kampf; der dritte gierte danach, in der Theologie mit seinem Latein zu prahlen und vollführte, wie Erasmus gewöhnlich von jenen sprach, seine Komödie weiter mit der Heirat einer schönen Wiedertäuferin, mit Verfolgungen, mit dem Tod und den Scheiterhaufen für seine Diener und mit der Tyrannei von Genf.51 Und dann, so beharrt Buonafede an anderer Stelle, weshalb hat Brucker nur von der 'Philosophie' Luthers und Melanchthons gesprochen und nicht von der anderer Reformatoren? (Wer die eigenen rühmt und über die anderen schweigt, nec malus est civis, nec bonus historicus). Und worin sollten sie nun bestehen, die neue Logik, die neue Physik, die neue Moral, die er [Luther] nach der Niederlage des Aristotelismus und nach der Zerstörung der Scholastik aufgestellt hat? Nichts anderes als Trümmer, kann die Antwort nur lauten. Fundamente und Gebäude, nicht Ruinen, begründen indessen den Ruhm der Restauration. Wenn Verwüstung allein genügte, könnten sich auch die Brandstifter als Restauratoren der Baukunst rühmen, die Piraten der Schiffahrtskunde und die Mörder der Gesetzgebung Auch dem guten Melanchthon ergeht es nicht besser; mit seinem melancholischen und schüchternen Gemüt, leichtgläubig und abergläubisch, der Astrologie ergeben und von tausend Heilkuren abgelenkt, war er in Wahrheit nur ein Glossator von Aristoteles, keineswegs Philosoph noch Restaurator der Philosophie [...].53 Sed de hoc sufficit. Und doch entbehren die wenngleich oberflächlichen Betrachtungen des Paters Buonafede - abgesehen von der giftigen Polemik, die mittlerweile der historiographischen Folklore angehört - nicht einer gewissen methodologisch-interpretativen Wertigkeit; und wenn er die Bruckersche These eines Bruchs zwischen dem Mittelalter und der 'Restauration' der Philosophie anficht (indem er einem solchen

51 52 53

A. Cromaziano: Deila restaurazione (Anm. 49) p. 20s. A. Cromaziano: Deila restaurazione (Anm. 49) p. 27. A. Cromaziano: Deila restaurazione (Anm. 49) p. 51.

Brucker und die

'Encyclopedic'

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Bruch die Sichtweise einer graduellen, mit dem karolingischen Zeitalter beginnenden, in vier Epochen unterteilten Entwicklung entgegensetzt, worin man schließlich die Morgenröte, darauf die Sonne und schließlich den hellen, langen Tag erblickte), erscheint seine historiographische Rekonstruktion in unseren Augen annehmbarer als die Bruckersche Position, die der 'Finsternis' des Mittelalters (bzw. dem Misthaufen der Scholastik) die 'Sonne' der Renaissance und der Reformation entgegenstellt.54 Dies ist sicherlich paradox, wenn man den Qualitätsunterschied zwischen Bruckers historiographischer Arbeit und der von Buonafede durchgeführten Nachschrift bedenkt; vielleicht sind es aber gerade derartige Widersinnigkeiten, die zu den bedeutenden Wenden in der Interpretation beitragen. Der Überraschungen jedoch noch nicht genug: Wenige Jahre nach seiner Veröffentlichung wurde das Werk des Paters Buonafede über die moderne Philosophie - mit einem Vorwort des Kantianers Karl Heinrich Heydenreich versehen - teilweise ins Deutsche übersetzt Appiano Buonafede: Kritische Geschichte der Revolutionen der Philosophie [...]. Leipzig 1791).55 Heydenreich, mit Sicherheit kein Unbedarfter, erkennt wohl Buonafedes Begrenztheit, besonders seinen Antiprotestantismus, aber er schätzt dessen geistige Freiheit; und wahrscheinlich hatte er auch (wie schon Karl Adolph Cäsar)56 einen vorteilhaften Eindruck von dessen flüssigem, gefälligen und für ein breites Publikum geeigneten Stil; andernfalls ist es nicht verständlich, weshalb sich in Deutschland, wohl Heimat der größten Philosophiegeschichten, alle Aufmerksamkeit auf ein Werk richtete, das in großen Teilen von der 'historia' eines deutschen Autors abstammte. Und so - noch ein Paradox - überschritt Brucker dank dieser Übersetzung ein weiteres Mal die Alpen und 'kehrte', in völlig anderem Gewand, in teutonisches Land 'heim'.

Übersetzt von Helga Zurhausen-Bamberg

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Zu Buonafedes Umkehrung der Bruckerschen Interpretation des mittelalterlichen Denkens und seines Bezugs zum modernen Denken vgl. Gregorio Piaia: 'Vestigia philosophorum'. II medioevo e la storiografia filosofica. Rimini 1983. pp. 215-232; Laura Scarduelli: Cattolicesimo e pensiero moderno nell'opera storiografica di Appiano Buonafede. In: Studia Patavina. 30. 1983. pp. 469-493, hier pp. 472-479. Vgl. I. Tolomio (Anm. 36) p. 496. Vgl. Italo Francesco Baldo: La manualistica dopo Brucker. In: Storia delle storie generali della filosofia (Anm. 1) Vol. ΠΙ. p. 648 (wo darauf hingewiesen wird, daß Buonafedes Arbeit diejenige von Brucker auch an Zuverlässigkeit und Genauigkeit übertrifft...).

Jacob Brucker und die 'Encyclopedic' Rainer Jehl

1. Der Hiat zwischen der deutschen biographischen Brucker-Tradition und der internationalen romanistischen Forschung zur 'Encyclopedic' Jacob Brucker wurde 1696 in Augsburg geboren und starb auch 1770 in dieser Kapitale Niederschwabens, oder wie wir heute sagen würden, BayerischSchwabens. Mit Ausnahme seiner Studienzeit von 1715 bis 1720 an der Universität Jena verbrachte er sein ganzes Leben in den schwäbischen Städten Kaufbeuren (1724-44) und in Augsburg. In der letztgenannten Stadt besuchte er das renommierte St. Anna-Gymnasium, in Kaufbeuren verfaßte er seine wichtigen philosophiehistorischen Werke und eine Schulordnung, die vom Rat der Stadt approbiert wurde; zurück in Augsburg bekleidete der auch als Prediger äußerst fruchtbare Brucker angesehene kirchliche Ämter. Dennoch blieb er in seiner engeren schwäbischen Heimat relativ unbekannt. Es liegt in der Linie dieses Desinteresses, daß der unter rezeptionsgeschichtlichem Aspekt doch interessante - weil die nationalen Grenzen überschreitende Einfluß des lateinischen Hauptwerkes von Brucker, seiner 'Historia critica philosophiae',1 auf die französische 'Encyclopedie'2 bisher keine Erwähnung bei Brukkers deutschen Biographen findet, obwohl seine große Rolle für die Ausbildung einer wissenschaftlich kritischen Betrachtung der Philosophiegeschichte von die-

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Jacob Brucker: Historica critica philosophiae a mundi incunabulis ad nostram usque aetatem deducta. 5 Bde. Lipsiae 1742-44. Encyclopedie, ou Dictionnaire raisonne des Sciences, des Arts et des Metiers, par une societe de gens de lettres. Paris. Der erste von 17 Textbänden in Folio erschien 1751, der letzte 1765. Von 1762-72 erschienen 11 begleitende Tafelbände. Finanziert wurde das Unternehmen von einer Gemeinschaft von vier Pariser Verlegern. Bis 1789 wurden von der 'Encyclopedie' etwa 14 000-16 000 Exemplare gedruckt. Vgl. hierzu Ernst Schulin: Die Französische Revolution. München 1988. S. 171; Die Materielle Bibliographie zur Druckgeschichte der Encyclopedie in: Frankwalt Möhren: Wort- und sachgeschichtliche Untersuchungen an französischen landwirtschaftlichen Texten, 13., 14. und 18. Jahrhundert: Seneschaucie, Menagier, Encyclopedie. In: Beiheft zur ZRomPhil 197. 1986. S. 366-388. (Die deutschen Übersetzungen der 'Encyclopedie'-Artikel stammen vom Verf.).

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sen keineswegs übersehen wird. Weder Paul von Stetten,3 noch Franz Anton Veith4 am Ende des 18. Jahrhunderts, weder von Hertling5 noch Franz Roth6 in der 'Allgemeinen Deutschen Biographie', auch nicht Gertrud Kahl-Furthmann in der 'Neuen Deutschen Biographie'7 und Franz Herre im 6. Band der 'Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben',8 erwähnen dieses wirkungsgeschichtlich auffällige Fortleben Bruckers in einem der zentralen Werke der französischen Aufklärung. Auch der Kaufbeurer Biograph, Pfarrer Karl Alt, kommt in seiner ansonsten sehr gründlichen und verdienstvollen Monographie über Jacob Brucker aus den 20er Jahren dieses Jahrhunderts nicht auf diese Ausstrahlung von Bruckers Werk nach Frankreich zu sprechen.9 Dieser blinde Fleck im Auge der Biographen hat meines Erachtens zwei Gründe. Einer hängt mit der Aufnahme der 'Encyclopedie' in Deutschland zusammen. Nicht nur der aufkommende deutsche Patriotismus und der hohe Preis waren gewichtige Hindernisse, vielmehr war es die besondere Eigenart der deutschen Aufklärung, welche die Wende der französischen Aufklärung unter Führung der Enzyklopädisten wie Diderot vom Rationalismus zum Empirismus und Materialismus nicht mitvollzog, die einer begeisterten Aufnahme des französischen Werkes in Deutschland im Wege stand. "Der deutsche Rationalismus blieb entschlossen im Rahmen des orthodoxen religiösen Denkens stehen: er begnügte sich damit, dieses Denken von dem zu befreien, was er für Aberglauben oder Reste mittelalterlicher Barbarei hielt, und Gott in die größtmögliche Menschenferne, das heißt, in den Vorhimmel der Abstraktion zu verweisen. Er hatte weder die ätzende Schärfe, noch den begeisterten Schwung seines französischen Gegenstücks; und das heißt auch, daß er keineswegs auf der Seite der Opposition stand, wie in Frankreich, sondern sich entschlossen in den Dienst der herrschenden Macht stellte,

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Paul von Stetten d.J.: Jakob Brucker. In: Hausleutners Schwäbisches Archiv. Stuttgart 1788. S. 281-305. Franz Anton Veith: Bibliotheca Augustana. Augsburg 1785-96. Bd. III. S. 2-55. ADB. Bd. III. Leipzig 1876. S. 397. ADB. Bd. XLVII. Leipzig 1903. S. 275. NDB. Bd. II. Berlin 1955. S. 647. Franz Herre: Jakob Brucker. In: Lebensbilder aus dem Bayerischen Schwaben. Hg. von Götz Freiherr von Pölnitz. Bd. 6. München 1958 (Schwäbische Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte. Veröffentlichungen. Reihe 3, Bd. 6). S. 372387. Karl Alt: Die Lateinschule der freien Reichsstadt Kaufbeuren und ihr berühmtester Rektor Magister Dr. Jakob Brucker. Ein Beitrag zur schwäbischen Schul- und Gelehrtengeschichte. [Kaufbeuren] 1929. Roland Mortier: Diderot in Deutschland 1750-1850. Stuttgart 1967. S. 118f.; vgl. hierzu auch Ludwig Hammermayer: Freie Gelehrtenassoziation oder Staatsanstalt? In: ZBLG 54/1. 1991. S. 163.

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Diesen hier in den Worten von Roland Mortier festgestellten Unterschied in der Entwicklung der Mentalität in Frankreich und Deutschland während der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts gilt es festzuhalten für die spätere Bewertung des Bruckerschen Einflusses auf die 'Encyclopedic'. Dieser Unterschied erklärt aber im anstehenden Zusammenhang, warum man die 'Encyclopedie' zwar in Deutschland da und dort erwarb, wie nachgewiesene Exemplare in den Stiftsbibliotheken von Polling und St. Emmeram in Regensburg, am kurfürstlichen Hof in München oder in der Haiderschen Familienbibliothek in Augsburg zeigen, man sah in ihr aber eher das bloß technische Nachschlagewerk und Lexikon. Bei der Gesamtbeurteilung der 'Encyclopedie' blieb man skeptisch bis kritisch distanziert, und das von Friedrich II. bis hin zu Wieland." Brucker selbst wußte von seiner Verwendung in der 'Encyclopedie', scheint davon aber nicht sehr begeistert gewesen zu sein, was angesichts seiner Stellung im kirchlichen Augsburg nicht verwundert.12 So blieb die rückhaltlose Aufnahme des enzyklopädischen Gedankengutes eher Außenseitern vorbehalten, wie dem Schwaben Ludwig Wekhrlin (1739-92), der längere Zeit in Paris gelebt hatte, um sich dann in Baldingen niederzulassen, von wo er polemische und nonkonformistische Artikel in selbstgegründeten Zeitschriften auf das Publikum losließ.13 Auch bei Adam Weishaupt, dem Gründer und Lenker der bayerischen Illuminaten, finden sich Stellen offener Zustimmung zu dem, was die Enzyklopädisten wollten. Daß Weishaupt damit in schweren Konflikt mit den Autoritäten des bayerischen Staates kam, ist erhellend für die Situation.14 Neben dieser zurückhaltenden Aufnahme der 'Encyclopedie' in Deutschland dürfte ein zweiter Grund für die skandalöse Unkenntnis der Biographen Bruckers über seinen Einfluß auf die 'Encyclopedie' der mangelnde interdisziplinäre Austausch in den Geisteswissenschaften selbst sein. Landes- und Lokalgeschichte hat ihre eigenen Foren und Publikationswege, die von denjenigen der Romanistik z.B. sehr weit entfernt sein können. Gerade unter den Spezialisten der romanischen Literaturwissenschaft für die Erforschung der sehr schwierigen Fragen, welche die 'Encyclopedie' hinsichtlich ihrer Quellen und Verfasser sowie ihrer Editionsgeschichte aufgibt, ist aber unter anderem der Anteil Bruckers in den letzten Jahrzehnten herausgearbeitet worden. Zu nennen sind hier besonders der Franzose

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Jürgen Voss: Verbreitung, Rezeption und Nachwirkung der Encyclopedie in Deutschland. In: L'Encyclopedie et Diderot. Hg. von Edgar Maas und Peter-Eckhard Knabe. Köln 1985. S. 296. Vgl. hierzu J. Brucker: Historia critica philosphiae [...]. 2. Aufl. Leipzig 1767. Bd. VI: Appendix accessiones, observationes, emendationes, illustrationes atque supplementa exhibens. S. 28f. Vgl. R. Mortier (Anm. 10) S. 139f. R. Mortier (Anm. 10) S. 147 (vgl. die dortigen Stellenangaben); zu Weishaupt und dem Illuminatenorden vgl. Eberhard Weis: Der Illuminatenorden 1776-1786. München 1987.

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Jaques Proust,15 der Amerikaner Richard N. Schwab,16 der Engländer John Lough17 sowie der Italiener Mario Longo.18 Erwähnenswert wäre hier auch noch der deutsche Romanist Fritz Schalk, der im Historischen Wörterbuch der Philosophie unter den Stichwörtern 'Aufklärung' und 'Enzyklopädie' die spezielle Bedeutung Bruckers für die Behandlung der Philosophiegeschichte in der 'Encyclopedie' besonders herausstreicht.19 Es ist an der Zeit, daß die deutsche biographische Tradition zu Brucker an diesen Erkenntnissen der internationalen Enzyklopädieforschung nicht mehr vorbeigeht. Dabei dürfte das in den letzten zwei Jahrzehnten neu erwachte Interesse an einer Metageschichte der Philosophiegeschichtsschreibung einen wichtigen Anteil haben. Mit Staunen liest der deutsche Interessent, nachdem er seinen Blick von den erreichbaren Bruckerartikeln in deutschen biographischen Handbüchern erhoben hat, die starken Worte, mit denen Lucien Braun in seiner seit 1990 auch ins Deutsche übersetzten 'Geschichte der Philosophiegeschichte' unter der Kapitelüberschrift 'Frankreich vor und nach Brucker' die epochemachende Rolle Bruckers für die Geschichtsschreibung des 18. Jahrhunderts charakterisiert: "Während Brucker nicht stärker durch französische Schriften beeinflußt ist, als ihm solche durch die gewöhnlichen Kanäle des gelehrten Wissensaustausches zugänglich waren und er also überwiegend Informationen sammelte - ist seine eigene Wirkung auf die französische Philosophiegeschichtsschreibung beträchtlich. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erscheinen eine ganze Reihe von Werken, die sich ausschließlich auf die Historia critica stützen; insofern hat dieses Werk auf dem Gebiet der Philosophiegeschichte nicht seinesgleichen. Sie ist das Monument, auf das sich alle aufgeklärten Geister des damaligen Europa beziehen [...] Das 18. Jhd. [...] wird durch Brucker beherrscht, hier ist er der einzige Bezugspunkt."20

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Jacques Proust: Diderot et l'Encyclopedie. Paris 1962; ders.: L'Encyclopedie. Paris 1965. Richard N. Schwab: The Diderot Problem, the Starred Articles and the Question of Attribution in the Encyclopedie (Part I and Π). In: Eighteenth-Century studies 2. 1968-69. S. 240285, 370-438; Richard N. Schwab, Walter E. Rex, John Lough: Inventory of Diderot's Encyclopedie. In: Studies on Voltaire and the Eighteenth Century. 1971/72. Bde. 80, 83, 85, 91-93. John Lough: The problem of the unsigned articles in the Encyclopedie. In: Studies on Voltaire and the Eighteenth Century 32. 1965. S. 327-390; ders.: The Encyclopedie. London 1971; ders.: The Contributions to the Encyclopedie. London 1973. Mario Longo: Illuminismo e storiografia filosofica: Brucker e l'Encyclopedie. In: Studies on Voltaire and the Eighteenth Century 191. 1980. S. 581-587. Fritz Schalk: 'Aufklärung'. In: HWPh. Basel, Stuttgart 1971. Bd. I. S. 628; ders.: 'Enzyklopädie'. In: HWPh. Basel, Stuttgart 1972. Bd. II. S. 574; ders.: Einleitung in die Encyclopädie der französischen Aufklärung. In: Münchner Romanistische Arbeiten. Heft 6. München 1936. Lucien Braun: Geschichte der Philosophiegeschichte. Darmstadt 1990. S. 152.

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Der Höhepunkt dieses beherrschenden Einflusses von Bruckers 'Historia critica philosophiae' in Frankreich ist ihre umfassende Verwendung durch die Enzyklopädisten bei der Abfassung der Artikel, die in der 'Encyclopedie' mit dem Querverweis Histoire de la philosophie ancienne & moderne versehen sind.

2. Die 'Encyclopedie' und das Problem ihrer Autoren und Quellen Die Bedeutung der 'Encyclopedie' Bevor wir den Einfluß Bruckers auf die 'Encyclopedie' genauer betrachten wollen, müssen wir zunächst in aller Kürze dieses Werk vorstellen. Die Geschichte der Herausgabe der 'Encyclopedie, ou Dictionnaire raisonne des Sciences, des Arts et des Metiers par une Societe de gens de lettres' ist eines der großen Abenteuer des 18. Jahrhunderts und eine unternehmerische Leistung ersten Rangs. Daß die 'Encyclopedie' auch ein Geschäft war, darf nicht vergessen werden und war letztlich mit entscheidend dafür, daß das Werk in seiner Gesamtheit überhaupt erschienen ist. Das soll allerdings nicht die persönliche Leistung des Herausgebers Diderot (1713-84) schmälern.21 Von 1746 an bis 1765 (Erscheinen des 17. und letzten Textbandes) bzw. bis 1772 (das Jahr, in dem der letzte von 11 ergänzenden Tafelbänden erschien) war Diderot mit seiner Herausgebertätigkeit befaßt. Dabei wurde er nur bis 1757, dem Erscheinungsjahr des 7. Bandes - der erste war 1751 erschienen - von dem berühmten Mathematiker d'Alembert unterstützt. Immer war das Erscheinen des riesigen Werkes keine einfache Selbstverständlichkeit. Schon das Erscheinen des 'Discours preliminaire' von d'Alembert im Jahre 1750 löste scharfe Kontroversen aus.22 Zweimal war die Vollendung ernsthaft gefährdet: sowohl nach dem Erscheinen des 2. Bandes im Jahre 1752 als auch nach der Auslieferung des 7. Bandes 1757. Kirchliche und staatliche Stellen wirkten dabei Hand in Hand. Dennoch konnten sie die Fertigstellung und Auslieferung der 'Encyclopedie' nicht endgültig aufhalten, allenfalls die Herausgeber zwingen, Zugeständnisse an die Zensur zu machen. Diese Opfer verhinderten aber aufs Ganze nicht, daß die 'Encyclopedie' zu einem Schlüsselwerk der Aufklärung wurde, das wie kein anderes Werk der Epoche den dieser Zeit eigenen Glauben an die Vernunft und den Fortschritt auf allen Gebieten des Wissens und der Technik zum Ausdruck brachte. Wir finden in ihm die Absicht, ein möglichst vollständiges Bild 21

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Zu Diderot vgl. Arthur M. Wilson: Diderot. New York 1972; Pierre Lepape: Denis Diderot. Eine Biographie. Frankfurt, New York 1994. Jean Lerond d'Alembert: Einleitung zur Enzyklopädie (1751). Hg. und eingel. von Erich Köhler. Hamburg 1955 (Philosophische Bibliothek. Bd. 242).

Brucker und die

'Encyclopedie'

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des augenblicklichen Wissenstandes zu geben. Darüber hinaus aber will die 'Encyclopedic' "den Weg zu einem neuen Weltbild und zu einer anderen Art der Daseinserfahrung" weisen." Die neue Weltsicht ist nach d'Alemberts Aussagen im 'Discours preliminaire' geprägt vom Sensualismus des Engländers John Locke (1632-1704). Unsere Erkenntnis gründet demnach nicht mehr in der cartesianischen Selbstgewißheit des Geistes mit seinen unmittelbar einleuchtenden Prinzipien, sie nimmt vielmehr ihren Ausgang von der sinnlich erfaßbaren Welt. Dementsprechend werden die Wissenschaften, Künste und Gewerbe nicht mehr aus einer höchsten und ersten, metaphysisch begründeten Wissenschaft abgeleitet, sie entstehen vielmehr aus den praktischen Bedürfnissen der Gesellschaft, denen sich die 'Encyclopedie' auch entschieden zuwendet. Das den alphabetisch angeordneten Artikeln der 'Encyclopedie' zugrundeliegende Wissenschaftssystem, wie es im 'Discours preliminaire' und im Ankündigungsprospekt dargestellt und in den Querverweisen der Artikel zutagetritt, läßt zwar noch eine Zuordnung der drei Haupt-Wissensgebiete Geschichte, Philosophie, Künste zu den drei Grundvermögen memoire, raison und imagination des Menschen erkennen - der augustinische Ternar memoria, ratio, voluntas schimmert hier noch durch - , es fehlt aber, wie schon bei Francis Bacon, von dem diese Zuordnung stammt, eine Verankerung dieses Systems in einem letzten Grund.24 Daraus resultiert dann die in dieser Breite ungeheuer neue pragmatisch-technische Sicht von Natur und Gesellschaft in der 'Encyclopedie', welche die Zeitgenossen entweder enthusiastisch begrüßt oder scharf, als letztlich gottlos, abgelehnt haben.

Deutsche Mitwirkende und Quellen Es ist klar, daß Diderot, wiewohl er der spiritus rector und Initiator der 'Encyclopedie' war, dieses Riesenwerk nicht allein erstellen konnte. Es bedurfte dazu vieler Mitarbeiter, die alle aus verschiedenen Quellen schöpften. Wegen der komplizierten Editionsgeschichte ist aber die definitive Zuweisung der einzelnen Artikel zu ihren Verfassern unter den im Prinzip bekannten Mitarbeitern nicht immer ganz einfach. Unter dem Druck der Zensur, die nicht nur Diderot, sondern auch andere Mitarbeiter persönlich bedrohte, verzichtete Diderot vor allem ab dem 8. Band auf die eventuell kompromittierende Nennung des Namens von Mitarbeitern und der Quellen, aus denen er schöpfte. Dennoch kann man einen nicht unerheblichen deutschen Anteil am Zustandekommen der 'Encyclopedie' ausmachen. 23 24

Erich Köhler: 'Einführung' in J. Lerond d'Alembert (Anm. 22) S. XIII. Vgl. das 'Systeme figure des connaissances humaines' in J. Lerond d'Alembert (Anm. 22) S. 262f. und in Denis Diderot: Prospectus de l'Encyclopedie. In: ders.: (Euvres completes. Bd. V. Paris 1976. S. 121.

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Es ist bekannt, daß Diderot zeit seines Lebens viele Kontakte zu Vertretern der deutschen Kolonie in Paris hatte.25 Unter dem Aspekt ihrer Bedeutung für das Projekt der 'Encyclopedie' seien an dieser Stelle neben dem in Regensburg geborenen Melchior Grimm (1723-1807),26 der bereits seinen Zeitgenossen wichtige Informationen über das Unternehmen Diderots vermittelte, nur zwei weitere Namen genannt. Einmal derjenige von Michael Huber (1727-1804), einem bayerischen Landsmann, der um 1750 in Paris auftauchte und sich dort vor allem als Übersetzer und Vermittler deutscher Literatur einen derartigen Ruf erwarb, daß man um 1760 geradezu von einer durch ihn initiierten deutschen Mode in Paris sprach. Diderot hat von ihm, wie von anderen Deutschen, sicherlich viele Anregungen für sein enzyklopädisches Unternehmen erhalten.27 Noch wichtiger ist der aus der Rheinpfalz stammende Baron von Holbach (1723-89), der ein Mitarbeiter und Artikellieferant Diderots für die 'Encyclopedie' wurde. Von diesem wichtigen Materialisten des 18. Jahrhunderts heißt es im 2. Band der 'Encyclopedie': Aber wir verdanken besonders viel einer Person mit deutscher Muttersprache, die in Mineralogie, Metallurgie und Physik sehr versiert ist; sie hat uns zu diesen Gebieten eine beachtliche Zahl an Artikeln geliefert [...] Diese Artikel sind Auszüge aus den besten deutschen Werken über die Chemie [...] Dieser Gelehrte [...] hat uns außerdem mehrere Artikel über andere Gegenstände abgegeben, aber wollte, daß sein Name unbekannt bliebe [...].28 Im dritten Band wird dann dieses Inkognito gelüftet. Welche nicht naturwissenschaftlichen Artikel er aber wirklich verfaßt hat, das wurde erst durch von Holbachs Sohn bekannt. Stichworte wie 'Pretres', 'Theocratie' sind darunter, und man kann sich denken, in welchem Geist sie geschrieben wurden. Vor allem aber stammt von ihm der Beitrag unter dem Stichwort 'Representants', der für die politischen Auffassungen der 'Encyclopedie' fundamental ist. Wenn in Würdigungen der Bedeutung der 'Encyclopedie' als Schlüsselwerk der Aufklärung immer wieder ihr Beitrag zur Naturwissenschaft und Technik sowie zur Gesellschaftswissenschaft und Politik herausgestellt wird, so kann man die Wichtigkeit der Beiträge des Baron von Holbach und damit auch des Einflusses von naturwissenschaftlichen Forschungen aus dem deutschen Sprachraum nicht hoch genug ansetzen.29

25

26 27

28 29

Vgl. hierzu R. Mortier (Anm. 10) S. 1-37; Michel Espagne, Michael Werner: Figures allemandes autour de l'Encyclopedie. In: Dixhuitieme Siecle XIX. 1981. S. 262-281. Melchior Grimm: Paris zündet die Lichter an. Literarische Korrespondenz. Leipzig 1977. R. Mortier (Anm. 10) S. 6; M. Espagne, M. Werner (Anm. 25) S. 264; Hans Weiss: Studien über einige Beziehungen zwischen der deutschen und der französischen Literatur im XVIU. Jahrhundert. I. Der Übersetzer und Vermittler Michael Huber (1727-1804). In: Romanische Forschungen 25. 1908. S. 720-800. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. II. S. 1. Vgl. hierzu J. Lough: The Contributions to the Encyclopedie (Anm. 17) S. 30f., 84.

Brucker und die

'Encyclopedie'

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Wenn wir schließlich neben dem kosmopolitischen Erzmaterialisten und freigeistigen Freiherrn von Holbach den Namen des schwäbischen Pastors, Predigers und Pädagogen Jacob Brucker stellen, so sind wir uns bewußt, daß hier zwei Welten aufeinanderstoßen. Ein 'Dictionnaire', wie sich die 'Encyclopedie' im Untertitel ja selbst bezeichnet, setzt aber auf dem Papier vieles nebeneinander, was sich im wirklichen Geistesleben wie Feuer und Wasser abstoßen würde. Es muß auch sofort klargestellt werden, daß Brucker kein Mitarbeiter Diderots, kein Enzyklopädist - auch kein korrespondierender - war. Auf einem nicht minder wichtigen Gebiet als dem der Naturwissenschaften, nämlich dem der Philosophie und im besonderen der Philosophiegeschichte aber war Brucker die entscheidende Quelle, welche Diderot selbst und seine Mitarbeiter rücksichtslos ausgeschöpft haben. Brucker war auf dem Gebiet der Philosophiegeschichte mit seinem Hauptwerk, der 'Historia critica philosophiae', für die Enzyklopädisten die Vorlage schlechthin. Das Vorwort zum dritten Band der 'Encyclopedie' (1753) macht dies explizit deutlich, wenn es dort in bezug auf den Artikel 'Aristotelisme' heißt: Der Verfasser hat hier einige Stücke aus dem Werk von Herrn Deslandes eingestreut, die ungefähr ein Zehntel dieses langen Artikels ausmachen; der Rest ist seinem Wesen nach nichts anderes als ein genauer Auszug aus der lateinisch geschriebenen Geschichte der Philosophie von Brucker. Dabei handelt es sich um ein modernes Werk, das im Ausland geschätzt wird, in Frankreich aber wenig bekannt ist. Viel benützt wurde es im philosophischen Teil der Encyclopedie.30

3. Die Verwendung der 'Historia critica' durch die Enzyklopädisten Der Anteil Diderots und anderer Mitarbeiter an der Autorschaft zu den philosophiehistorischen Artikeln der 'Encyclopedie' Bruckers 'Historia critica philosophiae' ist bekanntlich 1742-44 in Leipzig erschienen. Aus den Forschungen von J. Proust wissen wir, daß Diderot im Jahre 1750 ein Exemplar von Bruckers 'Historia critica' aus der Bibliotheque du Roi in Paris entliehen hat.31 1751 erschien der erste Band der 'Encyclopedie' und damit beginnt die Geschichte des Projektes einer Geschichte der Philosophie und ebenso des Einflusses von Bruckers Arbeit in der 'Encyclopedie'.

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Encyclopedie (Anm. 2) Bd. III. S. IX. J. Proust: Diderot et l'Encyclopedie (Anm. 15) S. 155f.

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Wir wissen heute als Ergebnis der Vorarbeiten von John Lough und Jacques Proust zu einer Herausgabe der Diderot zuordenbaren Artikel aus der 'Encyclopedic' im Rahmen der neuen Gesamtausgabe der Werke Diderots, daß die philosophiegeschichtlichen Artikel zunächst diversen Theologen unter den Enzyklopädisten anvertraut waren. Es finden sich daher in den ersten 7 Bänden kaum Artikel aus der Feder Diderots selbst zu diesem Gegenstand. Es sind hier vor allem die Mitarbeiter Yvon, Pestre, Prades, Mallet, die die philosophiehistorischen Artikel abfassen und für die Verwendung des Materials aus Brucker verantwortlich sind. Sie verwenden ihn meist mit mehr Respekt als Diderot selbst. Bei einigen Artikeln wird sogar am Ende Brucker brav als Quelle genannt, so z.B. bei 'Chinois', 'Chaldeens' oder 'Cyrenaique'. Als Beispiele werden wir noch einen Blick auf den Artikel 'Aristotelisme' von Yvon sowie auf den Artikel 'Antediluvienne' von Diderot im 1. Band werfen. Die Affaire um den Abbe Prades, der wegen akuten Häresieverdachts aus Frankreich fliehen muß, die zunehmenden Angriffe von staatlichen und kirchlichen Stellen, die die Fortsetzung des Werkes gefährden, der Tod des Abbe Mallet schließlich und der Abfall d'Alemberts zwingen Diderot, auch für die Geschichte der Philosophie mehr Verantwortung zu übernehmen, obwohl der exakte Umfang der Autorschaft Diderots an diesen Artikeln nie mehr genau bestimmbar sein wird. Die genannten Herausgeber der Gesamtausgabe von Diderots Werken datieren den Beginn von Diderots größerem Engagement auf das Jahr 1755 mit der Abfassung des Artikels 'Eclectisme', der im 5. Band erschienen ist. Von nun an bestimmt Diderot direkt den Umgang mit den Exzerpten aus Brucker, und der ist souveräner und kritischer.32 Dabei wird Bruckers 'Historia critica' reichlich abgeschrieben, aber ein eingestreuter Kommentar, eine Zusammenfassung am Schluß aus Diderots spitzer Feder können ganzen Passagen einen neuen Sinn - Diderots Sinn - geben. Ein interessantes Beispiel dafür ist der Artikel 'Scholastiques' im 14. Band der 'Encyclopedie'.

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Eines der größten literarischen Probleme im Zusammenhang mit der 'Encyclopedie' ist die sichere Bestimmung derjenigen Artikel und Abschnitte, welche von Diderot selbst stammen. Den neuesten Stand der Forschung in dieser Frage präsentiert die im Rahmen der neuen kritischen Gesamtausgabe der Werke Diderots unternommene Ausgabe seiner Beiträge zur Encyclopedie: Denis Diderot: Encyclopedie. I (Lettre A), II (Lettres B-C), III (Lettres D-L), IV (Lettres M-Z). Lettre sur le commerce de la librairie, edition critique et annotee, presentee par L. Lough et J. Proust. Paris 1976 (Denis Diderot: CEuvres completes. Vol. V-VIII). Wir beziehen uns hier auf die Einführung zum 1. Band dieser Ausgabe (= Bd. V der Gesamtausgabe). S. 1-12, hier bes. S. 8. Vgl. hierzu auch die Ausführungen von Douglas H. Gordon und Norman L. Torrey: The Censoring of Diderot's Encyclopedie and the Reestablished Text. N e w York 1966.

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Der Artikel 'Aristotelisme'33 Betrachtet man diesen Artikel der 'Encyclopedie' näher, so fällt einem zunächst eine seltsame Zweiteilung auf. Im 1. Teil wird nach einer Schilderung der Vita34 auf die Schriften des Aristoteles35 eingegangen und danach auf die Lehre des Stagyriten (Rhetorik, Ethik, Logik, Physik, Theologie) bis hin zu einem Vergleich Piatons mit Aristoteles.36 Daran schließt sich ein Blick auf die Schüler des Aristoteles und den Niedergang der peripatetischen Schule an.37 Unmittelbar darauf folgt ein zweiter Teil, der durch drei Überschriften gegliedert wird. Die erste lautet 'Des restaurateurs de la philosophie d' Aristote' und schildert die Bemühungen einiger Renaissancegelehrter um die Wiederherstellung der peripatetischen Lehre.38 Unter der zweiten Überschrift 'Des Philosophes recens Aristotelicoscholastiques' sind die Vertreter der spanischen Scholastik von Dominicus Soto über Bänez und Molina bis hin zu Suärez aufgeführt.39 Yvon nennt sie Scholastiker, die um die Zeit des Konzils von Trient lebten Mehr als doppelt soviel Raum nimmt die letzte Abteilung unter der Überschrift 'Des Philosophes qui ont suivi la veritable philosophie d'Aristote' ein.41 In ihr werden Vertreter einer aristotelisch ausgerichteten Barockscholastik, fein getrennt nach Katholiken und Prostestanten, aufgezählt. Der ganze Artikel mündet geradezu in einen Wettstreit zwischen Vertretern beider Konfessionen um den Vorrang der echten Nachfolge des Aristoteles und damit der wahren Philosophie. Wie verhält sich das zu Brucker? Zunächst hat man keine Schwierigkeit, den parallelen Inhalt zu dem 1. Teil des 'Encyclopedie'-Artikels im 1. Band der 'Historia critica philosophiae' unter der Überschrift 'De Aristotele et secta peripatetica' vorzufinden. Auf 83 Quartseiten ist hier das Material ausgebreitet, das Yvon auf 9 Folio-Seiten komprimiert hat. Auch der Aufbau: Leben, Schriften, Lehre, Nachfolger stammt von Brucker. Um die Vorlage für den 2. Teil zu finden, muß man dann aber unter Auslassung des Mittelalters einen Sprung in den 4. Band von Bruckers 'Historia critica' machen. Brucker schildert hier zunächst die philosophischen Wiederbelebungsversuche der Renaissance und kommt nach der Darstellung der Erneuerung der platonischen

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Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 652b-673a. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 652b-654b. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 654b-655b. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 655b-661a. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 661a-661b. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 661b-662b. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 662b-664b. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 663a: nous parlons ici des scholastiques qui vivoient vers le temps de la celebration du concile de Trente. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 665b-673a.

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Philosophie zu einem Kapitel 'De philosophiae Aristotelicae genuinae restauratoribus'.42 Nach einer eingehenden Erörterung der durch die Reformation eingetretenen neuen Umstände des Philosophierens kommt Brucker über zwei weitere Kapitelüberschriften, 'De philosophis Aristotelico-scholasticis recentioribus'43 und 'De philosophis genuinam Aristotelis philosophiam sectantibus'44, über die spanischen und sonstigen katholischen scholastischen Peripatetiker zu den protestantischen Vertretern dieser Richtung in der Barockzeit. Der Dynamik des Aufbaus der Darstellung entspricht die Absicht Bruckers, dem es als Protestanten darum geht, nachzuweisen, daß auch in diesem Punkt der Aneignung der aristotelischen Philosophie die Gelehrsamkeit der Protestanten derjenigen der Katholiken mindestens ebenbürtig sei, obwohl er insgesamt dieser peripatetischen Scholastik ablehnend gegenübersteht. Genau dies nimmt der Autor des Aristotelismus-Artikels in der 'Encyclopedie' auf, wenn er die direkte Auseinandersetzung mit Brucker sucht. Er fragt: Muß man, weil einige Theologen die Scholastik mißbraucht haben, sie verbannen? Seit Luther hat uns die Erfahrung gezeigt, daß man sie sich nützlich machen kann: man könnte sich selbst davon überzeugen und Thomas lesen. Die Definition der Kirche hat übrigens diese Frage außer Diskussion gestellt. Nach Brucker hat diese kirchliche Festlegung der wahren Philosophie Schaden zugefügt; daher kam es, daß während man an allen Universitäten, die nicht mehr dem Hof von Rom gehorchten, eine vernünftige Philosophie las, während im Gegensatz dazu in denjenigen, die es nicht gewagt hatten, das Joch abzuschütteln, immer noch die Barbarei herrscht. Man muß aber vor Vorurteilen blind sein, um solche Gedanken zufassen. Ich glaube, daß die Pariser Universität als erste die wahre Philosophie diskutiert hat; und um zur Quelle zurückzugehen, war unser Descartes nicht der erste, der den Weg zur wahren Philosophie festgelegt hat? Welche Änderungen brachte also Luther in die Philosophie? Er schrieb ja nur über theologische Punkte. Genügt es denn, Häretiker zu sein, um ein guter Philosoph zu sein? Finden wir denn keine gute Philosophie in den Protokollen der Akademie? Und gibt es nichts, was die römische Kirche nicht zugeben könnte. In einem Wort, die großen Philosophen können sehr gute Katholiken sein. Descartes, Gassendi, Varignon, Malebranche, Arnaud, und der berühmte Pascal beweisen diese Wahrheit besser als alle unsere Argumente. Wenn Luther und die Protestanten sich nur mit der scholastischen Theologie anlegen wollen, wird man an jenen, von denen wir jetzt sprechen wollen, sehen, ob ihre Meinung in irgendeiner Weise begründet ist.45

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J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. IV. S. 61-75. J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. IV. S. 117-148. J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. IV. S. 148-352. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 663a.

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'Encyclopedie'

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Unter dem Hin und Her der Infragestellung dieses Textes, der wohl ganz bewußt irritierend und verschleiernd ist, kristallisieren sich doch nach längerem Hinsehen drei Ergebnisse heraus, die typisch für die Position der Enzyklopädisten sind. 1. Die konfessionellen Standpunkte relativieren einander. Ob Rom oder Luther, sie sind beide kompromittiert, wenn es um die Frage der Wahrheitsfindung geht. 2. Der alles beherrschenden scholastischen Tradition steht eine Art neue Tradition des Rationalismus von Descartes bis Pascal gegenüber. 3. Die Erfahrung steht über allen Festlegungen, Diktaten und Definitionen, aus welcher Richtung sie auch kommen. Sie ist der letzte Bezugspunkt unserer Urteile. Inmitten des gewaltigen Materials, das Brucker bereithält und das von der 'Encyclopedic' verarbeitet wird, taucht mit dieser knappen Kontroverse auf einmal inselartig und leicht verborgen das eigentliche Anliegen der 'Encyclopedie', auch was ihren Blick auf die Philosophiegeschichte betrifft, auf.

Der Artikel 'Antediluvienne'46 Bruckers Werk teilte bekanntlich die Geschichte der Philosophie in drei große Perioden: - in die Zeit von den urgeschichtlichen Anfängen bis zur Philosophie der Griechen, - in die Zeit vom Aufstieg Roms bis zum Ende des Mittelalters und - in die Zeit der Renaissance bis zur Restauration der eklektischen Philosophie, unter welchem Etikett Brucker die Philosophen Descartes, Bacon, Hobbes, Leibniz, Thomasius und Wolff zusammenfaßt. In dieser eklektischen Philosophie mündet gewissermaßen die geschichtliche Entwicklung, und in diese insgesamt rationalistisch zu kennzeichnende Strömung reiht Brucker schließlich auch seinen Lehrer Buddeus und sich selbst ein. Trotz seiner eklektischen Haltung, die Brucker dazu bringt, alle philosophischen Ansätze in der Geschichte zu berücksichtigen, und seien sie noch so exotisch (chinesisch, indisch, arabisch), versäumt er es dennoch nicht, die gesamte Geschichte der Philosophie in einem Periodensystem zu gliedern und somit als überschaubare Ganzheit bei aller Masse des Stoffes erscheinen zu lassen. Den großen Raum, den Brucker dabei seinen Zeitgenossen und deren unmittelbaren Vorgängern als Repräsentanten einer neuzeitlichen Philosophie einräumt, läßt ihn für seine Zeit geradezu modern erscheinen und vergessen, daß gerade seine Darstellung

46

Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 493a-495a.

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Rainer Jehl

der ersten Anfänge der Philosophie in einer 'vorsintflutlichen Phase'47 noch sehr theologisch-scholastischen Konzepten verpflichtet ist. Indem die 'Encyclopedic' in der Art eines Dictionnaire das Stichwort 'Antediluvienne' unvermittelt und allein für sich auftreten läßt, sozusagen ohne die Einbettung in einen Gesamtzusammenhang, in dem das einzelne aufgehoben ist wie in Bruckers 'Historia critica', stellt sie allein schon durch dieses Verfahren das Konzept einer 'vorsintflutlichen' Philosophie ironisch bloß. Mehr noch, im vorliegenden Artikel lehnt in diesem Falle Diderot selbst die Vorstellung von einer adamitischen Philosophie ab und macht dabei auch aus seinem Widerspruch gegenüber dem Autor der 'Historia critica' keinen Hehl. Dabei zitiert er dieses Werk sogar direkt. Eine etwas längere Stelle sei daher hier angeführt, nicht so sehr, weil sie die Kontroverse um die Philosophie Adams wiedergibt, sondern mehr deshalb, weil Diderots Vorstellung von Philosophie darin ex negativo deutlich zum Vorschein kommt und damit der ganze Hiat, der diesen Enzyklopädisten von Brucker trennt. Das, was über die Weisheit Adams vor dem Fall gesagt wird, hat keine Analogie mit der Philosophie in unserem Sinne; denn sie läßt diese Weisheit in der Erkenntnis Gottes, seiner selbst und besonders in der praktischen Kenntnis all dessen bestehen, was ihn zu der Glückseligkeit führen konnte, für die er geboren war. Es ist wohl wahr, daß Adam diese Art von Weisheit besaß: aber was hat sie gemein mit der Philosophie, die aus Neugier und Staunen, Töchtern der Unwissenheit, hervorgebracht wird, die nur durch die mühsame Arbeit des Denkens erworben wird und sich ausschließlich durch den Streit der Meinungen vervollkommnet? Die Weisheit, mit der Adam erschaffen wurde, ist jene göttliche Weisheit, welche die Frucht der Gnade ist, die Gott selbst den schlichtesten Gemütern eingießt. Diese Weisheit ist ohne Zweifel die wahre Philosophie: aber sie ist stark unterschieden von jener, die der Geist gebiert und zu deren Wachstum alle Jahrhunderte beigetragen haben. Wenn Adam aber im Stande der Unschuld keine Philosophie besaß, was wird dann aus jener, die man ihm nach seinem Fall zuschreibt und die nur ein schwacher Ausfluß der ersteren ist? Wie soll Adam, dessen Sünde ihm überallhin folgte, der nur von der Sorge um seinen Gott umgetrieben wurde und um die Abwehr des Elends, das ihn umgab, wie soll dieser Adam genügend Ruhe für seinen Geist gehabt haben, um sich den sterilen Spekulationen einer nichtsnutzigen Philosophie hinzugeben? Er gab den Tieren ihre Namen; besagt das schon, daß er auch die Natur und ihre Proprietäten gut gekannt hat? Er räsonnierte mit Eva, unser aller Großmutter, und mit seinen Kindern; kann man daraus schließen, daß er die Dialektik beherrschte? Auf diese Weise verwandelte man alle Menschen in Dialektiker. Er baute sich eine elende Hütte; er lenkte klug seine Familie, unterrichtete sie über ihre Aufgaben und lehrte sie die Gottesverehrung 47

J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. I. S. 46-62.

Brucker und die 'Encyclopedie'

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der Religion: sind das die Gründe, um zu beweisen, daß Adam Architekt, Politiker, Theologe war? Wie kann man schließlich aufrechterhalten, daß Adam die Buchstaben erfunden habe, wohingegen wir sehen, daß die Menschen lange nach der Sintflut sich noch der Hieroglyphenschrift bedienten, welche unter allen Schriften die unvollkommenste ist [...] Man sieht daraus, wie sehr den Aussagen des genialen und gelehrten Verfassers der kritischen Geschichte der Philosophie bezüglich ihres Ursprungs und ihrer Anfänge widersprochen werden muß: 'Sie ist mit der Welt geboren; und im Gegensatz zu den gewöhnlichen Hervorbringungen des Menschen hat ihre Wiege nichts von dem an sich, was sie verunstalten oder altern lassen könnte. Durch die Schwächen und Streitereien der Kindheit hindurch findet man an ihr starke und kühne Züge und eine Art Vollendung. In der Tat haben die Menschen aller Zeiten gedacht, überlegt, meditiert: in allen Zeiten übrigens hat das großartige und prachtvolle Schauspiel des Universums, das immer interessanter wird, je sorgfältiger man es studiert, die Neugier der Menschen erregt.' Aber, wird man darauf antworten müssen, wenn das Staunen die Mutter der Philosophie ist, wie es uns dieser Autor sagt, so ist sie doch nicht mit der Welt geboren, denn bevor die Menschen die Philosophie hatten, mußten sie zuerst anfangen zu staunen. Dazu aber benötigten sie Zeit, Erfahrung und Nachdenken: kann man sich übrigens vorstellen, wie die ersten Menschen genügend Zeit gehabt haben sollen, ihren Geist an philosophischen Systemen zu üben, da sie doch kaum die Mittel hatten, um ein wenig bequem zu leben? Man kann doch nur daran denken die Bedürfnisse des Geistes zu befriedigen, nachdem man denjenigen des Körpers nachgekommen ist.4* Es ist doch auf einmal eine tiefergehende Diskussion, die sich da zwischen Brukker und Diderot auftut. Denn unter der Gegenüberstellung einer durch göttliche Eingebungen dem Menschen verliehenen Weisheit und eines auf Erfahrung, Reflexion und Denkarbeit beruhenden langsam anwachsenden menschlichen Wissens taucht übermächtig die Frage auf, wie frei der Mensch sein muß, um sich der Philosophie hingeben zu können. Daß diese Freiheit von Diderot ganz praktisch und irdisch als Freiheit von Sorgen um die Befriedigung der alltäglichen Bedürfnisse an Wohnung, Kleidung und Essen verstanden wird, beweist seinen Blick für ökonomische Verhältnisse, und gerade der letzte Satz des zitierten Abschnitts könnte als Vorläufer von Brechts Spruch 'Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral' angesehen werden. Auf einer noch tieferen Ebene aber stößt man auf den Begriff des Fortschritts und die Frage, wie weit das Verhältnis zwischen den sogenannten frühen oder primitiven und den sogenannten Hochkulturen mit dieser Kategorie adäquat erfaßt werden kann. Die ökonomischmaterialistische Sehweise Diderots verstellt ihm hier etwas den Blick für die kul48

Encyclopedie (Anm. 2) Bd. I. S. 494a.

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Rainer Jehl

turanthropologische Fragestellung nach dem Wert anderer Denkkulturen, die in dem Zitat aus Bruckers 'Historia critica' mit großem Respekt vor dem Anderen und Fremden, vielleicht auch gerade deshalb Ursprünglicheren, sich ankündigt. Es zeigt sich hier, daß die Enzyklopädisten in ihrer verständlichen Abwehr gegenüber dem Wald scholastischer Theologoumena und Philosopheme an einzelnen Bäumen, sprich Lehrstücken dieser Philosophie, nicht mehr weiterführende Fragestellungen erkennen konnten. Es scheint dagegen bei Brucker die Bejahung der prinzipiellen Möglichkeit einer Philosophie Adams mit eine Voraussetzung dafür zu sein, daß er auch in seiner 'Historia critica' offen sein konnte für die Welt der Exoten, um in ihrer Fremdheit dennoch Ansätze der Philosophie zu finden, deren umfassende Geschichte er darstellen wollte.

Der Artikel 'Scholastiques, Philosophie des Scholastiques'49 Bei der Geringschätzung, welche die Enzyklopädisten dem Mittelalter als Epoche allgemein und der Philosophie und Theologie der Scholastik im besonderen entgegenbrachten, nimmt es nicht wunder, daß die großen scholastischen Autoren wie Albertus Magnus, Thomas von Aquin oder Johannes Duns Scotus u.a.m. nur knapp, klischeehaft blaß und ohne substantielles Eingehen auf ihre Lehre dargestellt werden. Sie werden eigentlich nur als Namengeber der theologischen Schulen und Lehrtraditionen, etwa im Bereich der Gnadentheologie des 17. Jahrhunderts, herangezogen. Brucker wird hierbei mehr oder weniger glücklich, aber doch nicht gegen den Strich zitiert.50 Eine Ausnahme macht seltsamerweise nur die Passage über den Franziskanertheologen Bonaventura. Schon der Umfang dieses Abschnitts überrascht.51 Er ist dadurch bedingt, daß Diderot nicht nur das Leben Bonaventuras kurz darstellt, sondern zusätzlich dessen Lehre in 21 Sätzen vorstellt. Ein Blick in die Bonaventura-Ausgabe macht deutlich, daß es sich dabei um einen Auszug aus dem Opusculum De reductione artium ad theologiam' handelt, den Diderot allerdings mit charakteristischen Änderungen aus Brucker übernimmt und ins Französische übersetzt.52 49

50

51

52

Encyclopedic (Anm. 2) Bd. XIV. S. 770b-777b. Vgl. die textkritische Ausgabe von D. Diderot: CEuvres completes (Anm. 24) Bd. VIII. S. 285-308. Vgl. hierzu Rainer Jehl: Bonaventura in der Encyclopedie Diderots. In: Wissenschaft und Weisheit 48. 1985. S. 33-47, hier bes. den Abschnitt über 'Die antischolastische Tendenz in der Encyclopedie'. S. 34-38. In der kritischen Ausgabe D. Diderot: (Euvres completes (Anm. 24) Bd. VIII. Art. 'Scholastiques'. S. 296-298. Die entsprechende Passage bei J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. III. S. 812-814. Der zugrundeliegende Text Bonaventuras zit. nach: Doctoris Seraphici S. Bonaventurae [...] Ope-

Brucker und die

'Encyclopedie'

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Bei 'De reductione artium' handelt es sich um einen typisch mittelalterlichen Versuch der Einteilung der Wissenschaften, wie er sich bei vielen scholastischen Autoren findet. Diese Einteilungsversuche waren notwendig geworden, nachdem das System der Artes liberales unter dem Ansturm des arabischen Aristotelismus nicht mehr genügte." Wie wir bereits oben gezeigt haben, lag der 'Encyclopedie' ebenfalls eine solche Einteilung zugrunde, was das Interesse Diderots geweckt haben mag. Hält man nun Bruckers Kompilation, die Vorlage Diderots, neben den Originaltext Bonaventuras, fällt zunächst auf, wie eng sich Brucker an den Wortlaut Bonaventuras hält. Sein Exzerpt besteht fast ausschließlich aus Zitaten, die er nur geringfügig ändert oder arrangiert. Dabei ist zu bedenken, daß manche Änderungen bereits auf das Konto der textlichen Überlieferungen zu buchen sind, welche Brucker vorfand. Natürlich mußte er zu seinem Zwecke auswählen und weglassen. Dem fällt der Reichtum an inneren und äußeren Bezügen, die Schönheit der Sprache mit ihren biblischen Anspielungen und Bildern sowie das ausgewogene Ineinander von Wissenschaftstheorie und mystischem Elan bei Bonaventura zum Opfer. Weitgehend verloren geht auch die Zahlenspekulation Bonaventuras, die gerade zum Verständnis von 'De reductione artium ad theologiam' besonders wichtig ist. Dennoch gibt Brucker den Gedankengang Bonaventuras Schritt für Schritt wieder. Das inhaltliche Gerüst, die gedankliche Struktur des Werkes ist erstaunlich genau dargestellt.54 Brucker hält sich insofern sehr genau an seine eigene Regel einer kritischen Philosophiegeschichtsschreibung, nämlich die Philosophen aus ihren eigenen Schriften zu erfassen.55 Brucker gibt auch in einer Fußnote genau die Edition an, welcher er den Text entnommen hat.56 Interessant bleibt, wie Bonaventuras mittelalterliche Begründung der Wissenschaften bei Brucker dennoch unter der Hand rationalistisch uminterpretiert wird. Bei dem mittelalterlichen Doctor seraphicus werden alle Wissenschaften und Künste als Lichter, i.e. 'lumieres' ('lumina'), bezeichnet und durch den Gedanken der Illumination auf einen lichthaften Ursprung zurückgeführt und somit transzendent metaphysisch begründet. Ausdrücklich betont Bonaventura die transzen-

53

54 55 56

ra Omnia. Vol. V. studio et cura PP. Collegii a S. Bonaventura, Ad Claras Aquas (Quaracchi) 1891. S. 319a-325b. Vgl. die dt. Übersetzung, die auch den Quaracchi-Text wiedergibt: Bonaventura: Pilgerbuch der Seele zu Gott - Die Zurückführung der Künste auf die Theologie. Eingel., übersetzt und erläutert von Julian Kaup. München 1961. S. 215-271. Die Wissenschaftseinteilung Bonaventuras ist abhängig von Hugo von St. Viktor: Didascalicon - De studio legendi. A critical Text by Ch.H. Buttimer. Washington 1939. Eine vom zeitlichen Ansatz her vergleichbare, aber ganz eigenständige Einteilung der Wissenschaften bietet Robert Kilwardby: De ortu scientiarum. Oxford, Toronto 1976. Zum wissenschaftsgeschichtlichen Hintergrund vgl. Ferdinand van Steenberghen: Die Philosophie des 13. Jahrhunderts. Hg. von Max A. Roesle. München, Paderborn, Wien 1977. Vgl. hierzu R. Jehl (Anm. 50) S. 38-46. J. Brucker: Historia critica (Anm. 12). Bd. I. Dissertatio praeliminaris. S. 13. J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. III. S. 812 n.

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dente Begründung für alles Wissen, auch des technischen ('artes mechanicae'). Bei Brucker wird der Illuminationsgedanke Bonaventuras, der pseudo-dionysische und damit neuplatonische Wurzeln hat, ins Psychologische gewendet, wenn die Einteilung der Wissenschaften auf die kognitive Erkenntnis allein zurückgeführt wird.57 Diderot übernimmt nun seinerseits die Darstellung von Bonaventuras Einteilung der Wissenschaften dort, wo die verschiedenen Wissenschaften im einzelnen aufgezählt werden. Jene Textteile, in denen bei Bonaventura aufgrund der Hierarchien des Lichtes, von dem die Wissenschaften Ausstrahlungen sind, diese 'scientiae' und 'artes' auf die Theologie zurückgeführt werden, läßt Diderot einfach weg, um am Schluß Bonaventuras Feststellung, daß alles Wissen auf die Theologie zurückgeführt werden könne, mit dem aper9uhaft formulierten Zusatz zu kommentieren: Et j'ajouterai, aucun komme, quelque sense qu'il soit, qui ne rapporte tous les points de l'espace immense qui l'environne, au petit clocher de son village,58 Mit diesem einen Sarkasmus entlarvt Diderot die ganzen platonisch-rationalistischen Begründungsversuche seiner Vorlagen mit dem Bild von der dörflichen Kirchtumpolitik als verfehlt und macht somit deutlich, was er von ihnen hält. Durch Streichungen und kommentierende Zusätze biegt somit Diderot das von Brucker angebotene Material zurecht, um es zum Vehikel seiner antitheologischen, antimetaphysischen und selbst antirationalistischen Botschaft umzufunktionieren.

4. Schlußbetrachtung Die detaillierte Untersuchung von drei Artikeln der 'Encyclopedie' zeigt beispielhaft die grundsätzliche Bruchstelle, welche die Welt der Enzyklopädisten von der Welt Bruckers trennt. Die Philosophiegeschichte Bruckers ist gekennzeichnet vom Bemühen um eine allumfassende Darstellung des einschlägigen Materials in seiner ganzen historischen und geographischen Fülle. Ut integram philosophiae omnis aetatis et locorum faciem nos depinxisse sperare possimus, schreibt Brucker in der 'Praefatio' zu seiner 'Historia critica'.59 Gemäß dieser Absicht fehlt dann nicht einmal eine Appendix über die 'Philosophia exotica' der Ureinwohner Asiens und Amerikas. 60

57 58 59 60

Vgl. hierzu R. Jehl (Anm. 50) S. 46f. Encyclopedie (Anm. 2) Bd. VIII. S. 298. J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. I. o.S. J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. V (Appendix).

Brucker und die

'Encyclopedie'

255

Dieses ungeheuere Material wollte Brucker durchaus kritisch sichten, und er stellte dafür in der 'Dissertatio praeliminaris'61 Kautelen auf, die sowohl die Person des Historikers betreffen als auch dessen Einstellung zu den Quellen, aus denen er sein Wissen schöpft. Vor allem macht er deutlich, daß philosophische Lehren im Kontext ihrer Zeit verstanden werden müssen. Bei der Bestimmung dessen aber, was als Philosophie zu gelten habe, erweist sich Brucker als Rationalist im weitesten Sinne, wie schon seine Definition der Philosophie zeigt, die für ihn Wissenschaft vom Wahren und vom Guten und von den göttlichen und menschlichen Dingen ist, quatenus ex rationis humanae principiis cognosci atque demonstrari potest.62 Als solchem aber wäre Brucker nichts ferner gelegen als ein Auseinanderdividieren von Philosophiegeschichte und christlicher Religion. Vielmehr hält er in seinem 'Auszug aus den Kurtzen Fragen aus der Philosophischen Historie' fest: Sonderlich verdiente die Wahrheit und Fürtrefflichkeit der Christi. Religion aus dem Gehalt der Philos. Historie von einem der Sache gründlich erfahrenen Mann dargethan zu werden, indem daraus sonnenklar dargethan werden könnte, daß alles, was je und allezeit vernünfftiges, wahres und gründliches von den größten Philosophis ist erkannt worden, auf eine noch viel herrlichere und gründlichere Weise in den Lehren der Christlichen Religion enthalten seye, hingegen was thöricht, ungegründet, gottloß und gefährlich ist, von der Christlichen Lehre mit den unverwerfflichsten Gründen bestritten werde. Dann auf diese Weise würde man augenscheinlich überwiesen werden, daß die Christliche Religion die allerraisonnableste, folglich auch die aller fürtrejflichste Philosophie seye und daß derselbigen ein jeder beyfallen müsse, welcher für einen vernünftigen Mann gehalten seyn will. So würde auch der Nutzen der Philos. Historie denenjenigen deutlich in die Augen fallen, welche, weil sie derselbigen wahren Nutzen nicht kennen, glauben sie diene nichts zum Reiche Gottes.63 Die wichtigsten Enzyklopädisten dagegen, wie d'Alembert und Diderot, hatten bereits das Lager Descartes' verlassen und waren Anhänger des Empirismus, Sensualismus, um nicht zu sagen, des Materialismus geworden. Dieser Neuorientierung verdanken wir ihren unverstellten neuen Blick auf Gesellschaft, Wirtschaft und Technik des aufgeklärten Zeitalters. Dieser Gewinn an Konkretheit bedeutet auf der anderen Seite aber auch einen Verlust. Der Kampf gegen die metaphysische Verankerung der Wissenschaften und die staatliche und kirchliche Bevormundung des Denkens degradiert z.B. die Artikel der Philosophiegeschichte innerhalb der 'Encyclopedie' zu einzelnen Rädchen in jener 'machine de guerre', welche die 'Encyclopedie' in der Gesellschaft des Ancien Regime nach dem Wil61 62 63

J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. I. S. 3-45. J. Brucker: Historia critica (Anm. 12) Bd. I. S. 8. J. Brucker: Auszug aus den Kurtzen Fragen aus der Philosophischen Historie. Ulm 1736. Zit. nach F. Herre (Anm. 8) S. 380f.

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len der Enzyklopädisten sein sollte. Die dabei verwendete Methode sieht so aus, daß man die 'Historia critica' Bruckers als Steinbruch benutzt, dem man das Material entnimmt, um es dann isoliert, verkürzt, kommentiert und uminterpretiert einer anderen Absicht dienlich zu machen. So entsteht nicht selten der Eindruck, daß man einerseits viele übrigens nicht nur philosophiehistorische, sondern auch systematisch philosophische und theologische Gegenstände betreffende Artikel der 'Encyclopedie' ohne Kenntnis des Vokabulars, der Problemstellungen und der historischen Kontroversen der scholastischen Tradition gar nicht verstehen kann, um dann andererseits doch wieder mit einem ceterum censeo auf ein antischolastisches Fazit gestoßen zu werden. Die Enzyklopädisten gehen mit ihren antischolastischen, antirationalistischen und antichristlichen Affekten weit über Brucker hinaus, den sie gewissermaßen gegen den Strich benutzen. Es gelingt ihnen aber zumindest in der 'Encyclopedie' noch nicht die Errichtung einer wirklich neuen und zugleich in sich kohärenten Geschichte der Philosophie in ihrem Sinne, die es an universaler Erfassung und Durchdringung des Materials, an Systematik und Kohärenz mit Brucker hätte aufnehmen können. Diderot hat das übrigens selbst am besten gewußt, wenn er die Behandlung der Geschichte in der 'Encyclopedie' wenige Jahre nach deren Fertigstellung als revisions- und korrekturbedürftig erklärte.64

64

Vgl. hierzu die Ausführung von L. Braun (Anm. 20) S. 162.

III. Anhang

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers Helmut Zäh

Es ist gewissermaßen schon Tradition, daß die einer herausragenden Einzelpersönlichkeit gewidmeten Bände der 'Colloquia Augustana' von einem Verzeichnis der Schriften des betreffenden Autors beschlossen werden.1 Wie zuvor bei Samuel Urlsperger und Wolfgang Musculus fehlte auch für Jacob Brucker bislang eine heutigen wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Bibliographie. Das vorliegende Verzeichnis der im Druck veröffentlichten2 Werke Bruckers orientiert sich an dem von Wolfgang Mayer für Samuel Urlsperger erstellten, da dieses sich durch seine Übersichtlichkeit und Transparenz als Muster, zumal innerhalb derselben Reihe, empfiehlt und zudem der Erscheinungszeitraum der in beiden Bibliographien erfaßten Titel nahezu identisch ist. Um den spezifischen Gegebenheiten im Falle Brucker Rechnung zu tragen sowie um die Brauchbarkeit als Hilfsmittel für künftige Forschungen noch zu verbessern, erwies es sich jedoch als sinnvoll, verschiedene Erweiterungen gegenüber der Urlsperger-Bibliographie vorzunehmen. So sind bei jedem Titel die Fundstellen in den wichtigsten älteren Bibliographien3 komplett angegeben, weil einerseits insbesondere die frühesten von ihnen,

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2

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Reinhard Schwarz (Hg.): Samuel Urlsperger (1685-1772). Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Binnenwelt. Berlin 1996 (Colloquia Augustana. Bd. 4). Enth. S. 223304: Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. - Rudolf Dellsperger, Rudolf Freudenberger, Wolfgang Weber (Hg.): Wolfgang Musculus (1497-1563) und die oberdeutsche Reformation. Berlin 1997 (Colloquia Augustana. Bd 6). Enth. S. 351-414: Marc van Wijnkoop Lüthi: Druckwerkeverzeichnis des Wolfgang Musculus (1497-1563). Bruckers handschriftlicher Nachlaß ist verschollen. Wertvolle Hinweise auf seinen Briefwechsel bei Hans Wiedemann: Augsburger Pfarrerbuch. Die evangelischen Geistlichen der Reichsstadt Augsburg 1524-1806. Nürnberg 1962 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns. Bd. 38). S. 7f. S. die Zusammenstellung am Ende dieser Einleitung. Daneben existieren noch zahlreiche weitere Verzeichnisse, die lediglich eine begrenzte Auswahl an Titeln enthalten und daher außer Betracht bleiben können. Dazu zählt auch Friedrich Carl Gottlob Hirsching: Historisch-literarisches Handbuch berühmter und denkwürdiger Personen, welche in dem 18.

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Helmut Zäh

die noch zu Bruckers Lebzeiten entstanden sind und auf seinen eigenen Angaben basieren, einen beträchtlichen Wert besitzen für eine möglichst vollständige4 Erfassung seines Oeuvres, das sich zu einem erheblichen Teil aus unselbständig in Periodika und/oder ohne Nennung seines Namens erschienenen Publikationen zusammensetzt. Zum anderen treten dadurch aber auch die Lücken und Irrtümer gerade derjenigen Verzeichnisse zutage, auf die die Forschung bislang zumeist zurückgriff: Veith und Alt. Die Reihe der Bibliographien zu Brucker beginnt bereits 1737 (Nachträge 1740) mit der von Gotten. Nur drei Jahre später folgt als zweite die von Moser (1740), die mit der ersten weitgehend übereinstimmt. Während bei diesen beiden Verzeichnissen nur vermutet werden kann, daß sie auf von Brucker selbst an die Herausgeber gesandten Listen beruhen, steht seine Autorschaft bei dem handschriftlichen 'Index Scriptorum a Jacobo Bruckero editorum' (1747) eindeutig fest.5 Eigene Mitteilungen Bruckers liegen auch der letzten binnen seines Lebens veröffentlichten Bibliographie im vierten Supplementband von Zedlers 'Universal Lexicon' (1754) zugrunde,6 die eine höchst zuverlässige und mit Ausnahme einiger zweitrangiger Gelegenheitsschriften lückenlose Übersicht über seine bis dahin verfaßten Werke bietet. Hervorzuheben ist auch die unmittelbar nach Bruckers Tod als erstes posthumes Gesamtverzeichnis von Hörner gänzlich selbständig und unabhängig von den vorhergehenden zusammengestellte Bibliographie (1771). Die kompakten Überblicke von Jöcher/Adelung (1784) und v. Stetten (1790) setzen die Reihe fort, wobei der erstere zumindest die bedeutenderen Schriften nahezu vollzählig und überwiegend korrekt aufführt, der zweite jedoch von Vollständigkeit weit entfernt ist und ansonsten manche Berührungspunkte zu dem 'Index' von 1747 aufweist. Trotz ihrer Ausführlichkeit wird die vielbenutzte Bibliographie von Veith (1792) durch überraschend viele Unstimmigkeiten und fehlende Werke in ihrem Wert sehr beeinträchtigt, da ihr Verfasser nur einen Teil der Titel aus eigener Anschauung kennt und er für die restlichen

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Jahrhunderte gestorben sind [...]. Bd. 1,2. Leipzig 1795. S. 8-10, der wegen seiner beachtenswerten kritisch-kommentierenden Bemerkungen hier kurz erwähnt sei. Da auch in den auf Brucker selbst zurückgehenden Verzeichnissen kleinere Gelegenheitsschriften oder gar Beiträge zu solchen nicht erwähnt sind, kann die vorliegende Bibliographie zumindest für diesen Bereich keinen Anspruch auf absolute Vollständigkeit erheben, zumal die reichen Bestände der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg nur nach den Namen der Gefeierten, nicht aber nach den Verfassern oder Beiträgern erschlossen sind. Von Bruckers eigener Hand stammt freilich nur der Titel, der Text selbst ist hingegen von einem unbekannten Schreiber nicht ohne Fehler geschrieben. Der 'Index' ist Teil einer umfangreichen Materialsammlung für eine unvollendet gebliebene Bibliographie aller Augsburger Gelehrten, wie sie später durch Franz Anton Veiths 'Bibliotheca Augustana' realisiert wurde. Der anonyme und bislang nicht identifizierte Redaktor dieses 'Status Literarius Augustanus' fügte einen neuen, ausführlicheren Titel hinzu, der eine genaue Datierung enthält, aber irrtümlich den gesamten Text zu einem Autograph Bruckers erklärt: 'Index Scriptorum ä Dno. Jacobo Bruckero Pastore ad S. Crucem editorum sua ipsiusmet manu conscriptus, mihique traditus, d. 3. Aug. 1747'. Vgl. dazu ausführlich den Beitrag von Ursula Behler in diesem Band.

Verzeichnis der Schriften Jacob

Bruckers

261

ausschließlich v. Stetten heranzieht, dessen Lückenhaftigkeit ihm entging. Nach Meusel (1802) und Baader (1824), für die Ähnliches zutrifft wie das über Jöcher/Adelung Gesagte, dauerte es mehr als ein Jahrhundert, bis in der Monographie von Alt (1926) wieder ein hier zu berücksichtigendes Verzeichnis der Schriften Bruckers erschien, das allerdings, abgesehen von zwei dort erstmals genannten Drucken, zur Gänze von Veith abhängig ist. Durch Longo (1979) schließlich haben Bruckers philosophiehistorische Werke samt ihrer Nachwirkung eine grundlegende, auf Autopsie beruhende Würdigung erfahren, die Angaben zu den übrigen Titeln sind hingegen aus Alt übernommen. Soweit die Schriften Bruckers Augsburg betreffen, wurden sie auch in Zapfs 'Augsburgische Bibliothek' (1795) aufgenommen. Die nicht wenigen, insbesondere die aus dem Augsburger Verlag von Merz und Mayer, die in der Wagnerschen Buchdruckerei in Ulm gedruckt wurden, verzeichnet, mit etlichen Lücken, aber auch mit einigen sonst nicht erfaßten Titeln, die entsprechende Spezialbibliographie von Schmitt (1984). Zu den verschiedenen Reihen, die Beiträge Bruckers enthalten, ist jeweils das Standardwerk von Kirchner (1969) zitiert. Um den Zugang zu erleichtern, sind von jedem Titel sämtliche Exemplare der Bibliotheken mit den mit Abstand reichsten Beständen an Werken Bruckers angegeben, der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, der Universitätsbibliothek Augsburg, der Bayerischen Staatsbibliothek München sowie der Universitätsbibliothek München. Hinzu kommen das Stadtarchiv Augsburg und das Evangelische Kirchenarchiv Kaufbeuren wegen einiger nur dort vorhandener Rara. Weitere Standorte sind nur bei sehr seltenen Titeln vermerkt, d.h. vor allem bei solchen, die keine der genannten Institutionen besitzt. Eingesehene und für die Erstellung der Bibliographie herangezogene Exemplare sind mit einem * markiert. Der Anhang enthält alle zweifelhaften oder ihm abzuschreibenden Werke Bruckers. Entscheidend für die Aufnahme der sonstigen dort aufgeführten Schriften, in erster Linie Bearbeitungen Bruckerscher Werke von fremder Hand, war die Erwähnung seines Namens im Titel. Deshalb wurde auf die Aufnahme z.B. der aus Brucker übernommenen Artikel der 'Encyclopedic'7 bewußt verzichtet. Das Verzeichnis wäre in der vorliegenden Form ohne vielfältige Mithilfe und Unterstützung nicht möglich gewesen. Namentlich danken möchte ich dafür Barbara Breitenberger (Oxford), Hans-Jörg Künast, Wolfgang Mayer (beide Augsburg), Katharina Pfundner (Kaufbeuren), Alix und Reinhard Straubinger (Ithaca) sowie Freya Strecker (Stuttgart).

7

Vgl. die Beiträge von Rainer Jehl und Gregorio Piaia.

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Helmut Zäh

Abgekürzt zitierte Literatur: Alt

Karl Alt: Die Lateinschule der freien Reichsstadt Kaufbeuren und ihr berühmtester Rektor Magister Dr. Jakob Brucker. Ein Beitrag zur schwäbischen Schul- und Gelehrtengeschichte. [Kaufbeuren 1926]. Baader Clemens Alois Baader: Lexikon verstorbener Baierischer Schriftsteller des achtzehenten und neunzehenten Jahrhunderts. Bd. 1,1. Augsburg, Leipzig 1824 (S. 58-61). Gotten Gabriel Wilhelm Gotten: Das jeztlebende gelehrte Europa, oder Nachrichten von den vornehmsten Lebensumständen und Schriften ieztlebender europäischer Gelehrten. Bd. 3. Celle 1737-1740. (S. 179-190. 844). Hörner Otto Friedrich Hörner: Alphabetisches Verzeichniss oder Lexicon der itztlebenden schwäbischen Schriftsteller aus des ber. Herrn Prof. Hambergers in Göttingen Gelehrtem Deutschlande gezogen, mit vielen Zusätzen und einer Vorrede begleitet [...]. Nördlingen 1771 (S. 22-28). Index Index Scriptorum a Jacobo Bruckero editorum (Index Scriptorum ä Dno. Jacobo Bruckero Pastore ad S. Crucem editorum sua ipsiusmet manu conscriptus, mihique traditus, d. 3. Aug. 1747). In: Status Literarius Augustanus. Manuskript. StAA EWA 1511a. Jöcher/Adelung Johann Christoph Adelung: Fortsetzung und Ergänzungen zu Christian Gottlieb Jöchers allgemeinem Gelehrten=Lexico [...]. Bd. 1. Leipzig 1784 (Sp. 2309-2311). Kirchner Joachim Kirchner (Hg.): Bibliographie der Zeitschriften des deutschen Sprachgebietes bis 1900. Bd. 1: Die Zeitschriften des deutschen Sprachgebietes bis 1830. Bearb. von Joachim Kirchner. Stuttgart 1969. Longo [Mario Longo]: Storia «critica» della filosofia e primo Illuminismo: Jakob Brucker. In: Giovanni Santinello (Hg.): Storia delle storie generali della filosofia. Bd. 2: Dali' etä cartesiana a Brukker. Bearb. von Francesco Bottin, Mario Longo, Gregorio Piaia. Brescia 1979. S. 527-635. Meusel Johann Georg Meusel: Lexikon der vom Jahr 1750 bis 1800 verstorbenen teutschen Schriftstelller. Bd. 1. Leipzig 1802. (Nachdruck Hildesheim 1967; S. 605-609). Moser Johann Jakob Moser: Beytrag zu einem Lexico der jeztlebenden Lutherisch- und Reformirten Theologen in und um Teutschland [...]. Züllichau 1740 (S. 96-101). Schmitt Elmar Schmitt: Die Drucke der Wagnerschen Buchdruckerei in Ulm 1677-1804. Bd. 1: Bibliographie der Drucke. Konstanz 1984.

Verzeichnis der Schriften Jacob

v. Stetten

Stolberg

Veith

Zapf

Zedier

Bruckers

[Paul v. Stetten d.J.]: Jakob Brucker. In: Philipp Wilhelm Gottlieb Hausleutner (Hg.): Schwäbisches Archiv. Bd. 1. Stuttgart 1790. S. 281-305. Katalog der fürstlich Stolberg-Stolberg'schen LeichenpredigtenSammlung. [Bearb. von Werner Konstantin von Arnswaldt]. Bd. 1-3; 4,1; 4,2. Leipzig 1927-1935. Franz Anton Veith: Bibliotheca Augustana, complectens notitias varias de vita et scriptis eruditorum, quos Augusta Vindelicorum orbi litterato vel dedit vel aluit. Bd. 8. Augsburg 1792 (S. 2-50). Georg Wilhelm Zapf: Augsburgische Bibliothek. Oder historischkritisch-literarisches Verzeichniß aller Schriften welche die Stadt Augsburg angehen oder deren Geschichte erläutern. Bd. 1-2. Augsburg 1795. Johann Heinrich Zedier: Grosses vollständiges Universal Lexicon aller Wissenschafften und Künste [...]. Supplementbd. 4. Leipzig 1754 (Sp. 747-758).

Abgekürzt zitierte Standorte: BSB EvKiAK StAA SuStBA UBA UBM

263

Bayerische Staatsbibliothek München Evangelisches Kirchenarchiv Kaufbeuren Stadtarchiv Augsburg Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Universitätsbibliothek Augsburg Universitätsbibliothek München

264

Helmut Zäh

1716 1

[Lateinische Trauerinschrift]. In: Andreas Harder: Der getreue, aber von Jesu selbst getrost gemachte Knecht Jesu Christi [...]. Leichenrede auf Christoph Raymund Schifflin. Augsburg 1716. S. 44f. Der getreue/ aber von JESU selbst getrost gemachte II Knecht JESU Christi/ auf seiner Reise/ II zu Schiff/ II Durch die wilde See der Welt/ in den Port II der ewigen Seeligkeit; II Bey sehr trauriger Volckreicher II Leich=Bestattung II Deß Weyland II Wohl=Ehrwürdigen/ Großachtbahren und Wohlgelehrten II HERRN II M. Christoph Ray=llmund Schifflins/ II Gewesenen getreu=eyfrig= und fleißigen/ II hoch=begabt und sehr angenehmen II Evangelischen Predigers und Helffers II an der II Evangelischen Kirchen und Pfarr=Gemeine zu St. Anna II in Augspurg/ II Dessen verblichener Leichnam/ nach dem seeligen Absterben den 17. January/ II darauf den 21. An. 1716 in sein Ruh=Kämmerlein gebracht worden/ II Aus den Worten Ps. 27,1. fürgestellt II von II M. Andreas Harder/ Pfarrern an bemeldter Evangelischen II Kirchen und Ε. E. Ministerij Aug. Conf. Seniore. II AUGSPURG/ II Druckte Johann Jacob Lotter/ 1716. II Schabkunstporträt als Frontispiz, S. (l)-72; 2° Zapf I, S. 402-404; Stolberg IV 1, S. 107 Enth. S. 44f.: unbetitelte lateinische Trauerinschrift Bruckers Exemplare: SuStBA 2° Aug 202-964*; 2° Η 201-1,5*; 2° S 201-82*

1717 2

Observatio [...] de Pyrrhone a Scepticismi universalis macula absolvendo [...]· In: Miscellanea Lipsiensia [...]. [Hg. von Karl Friedrich Pezold u. Johann Franz Buddeus]. Bd. 5. Leipzig 1717. S. 236-249 MISCELLANEA II LIPSIENSIA, II AD INCREMENTUM II REI LITTERARIAE II EDITA. II CUM PRAEFATIONE II DE II EGENOLFIANO CONSILIO II constituendae Societatis II PHILO-TEVTONVM, II & quae barbariem in lingva vernacula nostra in dies II crescentem coercere studeat. II TOMUS V. II LIPSIAE, II Sumpt. HAEREDUM LANCKISIANORUM, II MDCCXVII. II 2 Bl„ S. 1-404, 2 Kupfertafeln, 2 Bl.; 8° Enth. S. 236-249: Observatio CXI. II JACOBI BRUCKERI, II AUGUSTANI, II de II Pyrrhone, II a Scepticismi universalis macula II absolvendo, II Epistola haec ad C. F. P. data, scripta est II Jenae, d. 28. Julii 1716. II Gotten S. 184; Moser S. 97; Index Nr. 1; Zedier Nr. 1; Horner S. 24; Jöcher/Adelung Sp. 2309; Veith Nr. 1; Meusel S. 605; Baader Nr. 1 (die beiden letzteren nennen zusätzlich

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

265

einen nicht existierenden Separatdruck, Jena 1716, 4°); Longo S. 531 - Miscellanea Lipsiensia: Kirchner Nr. 42 Der nur mit den Initialen C. F. P. bezeichnete Empfänger von Bruckers Brief war Karl Friedrich Pezold, der Herausgeber der 'Miscellanea Lipsiensia'. weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: SuStBA Lw 2107*; UBA 02/1.3.8.269; UBM 0001/8 H.lit. 390; 0001/8 WA 61; 0001/8 WA 78

1718 3

Jacob Brucker (Präses), Christoph Fiedler (Respondent): Tentamen introductionis in historiam doctrinae logicae de ideis [...]. Jena 1718 TENTAMEN II INTRODVCTIONIS IN HISTORIAM DOCTRINAE II LOGICAE II DE IDEIS II QVOD II RECTORE ACADEMIAE MAGNIFICENTISSIMO II SERENISSIMO PRINCIPE AC DOMINO, II DOMINO II WILHELMO HENRICO II DVCE SAXONIAE, JVLIACI, CLIVIAE, II MONTIVM, ANGARIAE, WESTPHALIAE, II RELIQVA, II CONSENTIENTE AMPLISSIMA FACVLTATE PHILOSOPHICA II PLACIDO ERVDITORVM COLLOQVIO SVBMnTIT II PRAESES II M. JACOBVS BRVCKERVS, II AVGVSTANVS II RESPONDENTE II CHRISTOPHORO Fiedler/ II Sulza-Thuring. II Ad d. Dec. [...] ANNI. MDCCXVIII. II IENAE II Literis NISIANIS, excudebat JOH. VOLCKM. MARGGRAF. II S. (l)-36; 4° Gotten S. 184; Moser S. 97; Index Nr. 45; Zedier Nr. 2; Hörner S. 25; Jöcher/Adelung Sp. 2309; v. Stetten S. 302; Veith Nr. 4; Meusel S. 605; Baader Nr. 2 (außer Zedier alle mit Erscheinungsjahr 1719); Longo S. 531 stark erweiterte Neufassung s. Nr. 10 Exemplare: Studienbibliothek Dillingen VIII 58,26*; Vm 83,31; Landesbibliothek Coburg

1719 4

Jacob Brucker (Präses), Johann Christoph Seydliz (Respondent): De comparatione philosophiae gentilis cum scriptura sacra et religionis Christianae dogmatibus caute instituenda [...]. Jena 1719 Q. D. Β. V. II DE II COMPARATIONE II PHILOSOPHIAE GENTILIS II CVM II SCRIPTVRA SACRA II ET II RELIGIONIS CHRISTIANAE II DOGMATIBVS CAVTE INSTITVENDA II RECTORE ACADEMIAE MAGNIFICENTISSIMO, II SERENISSIMO

266

Helmut Zäh PRINCIPE AC DOMINO II DOMINO II VVILHELMO HENRICO, II DVCE SAXONIAE, JVLIACI, CLIVIAE, MONTIVM, II ANGARIAE, WESTPHALIAE, RELIQVA, II BENEVOLO SVPERIORVM INDVLTV II PRAESIDE II M. JACOBO BRVCKERO, II AVG. VINDELICO, II IN AVDITORIO PHILOSOPHORVM II DIE Π. SEPT. MDCCXIX. II DISPVTABIT II JO. CHRISTIANVS SEYDLIZ, II CRIMMITZSCHAVIAMISNICVS. II JENAE, II PRELO HELLERIANO. II 3 Bl., S. 3-23; 4° Gotten S. 184f. (Erscheinungsjahr 1720); Moser S. 97 (1720); Index Nr. 46 (1720); Zedier Nr. 4; Horner S. 25 (1720); Jöcher/Adelung Sp. 2310 (1720); v. Stetten S. 302 (1720); Veith Nr. 7; Meusel S. 605; Baader Nr. 3; Alt S. 44; Longo S. 532 Die Initialen zu Beginn des Titels bedeuten: Q[uod] D[eus] B[ene] V[ertat]. stark erweiterte Neufassung s. Nr. 23 Exemplare: BSB 4 Diss. 176#Beibd. 5; 4 Diss. 945#Beibd. 5; 4 Diss. 3072,8; UBM 0001/4 Philos. 1020*

1720 5

Meditationes philosophicae de falsa virtute exemplo Alexandri Magni illustratae. Jena 1720 MEDITATIONES PHILOSOPHICAE II DE II FALSA VIRTVTE II EXEMPLO II ALEXANDRI MAGNI II ILLVSTRATAE II A II I. Β. Α. V. Α. Μ. II IENAE II APVD CHRISTOPH. DAVID. WERTHERVM. II MDCCXX. II 2 BL, S. 1-54; 4° Gotten S. 185; Moser S. 98; Index Nr. 47; Zedier Nr. 6; Hömer S. 25; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 302; Veith Nr. 8; Meusel S. 605; Baader Nr. 4; Alt S. 44 Die Initialen auf dem Titel bedeuten: I[acobo] B[ruckero] A[ugusta-]V[indelico] A[rtium] M[agistro]. weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: SuStBA 4° Phil 251*; BSB 4 Diss. 3396,21*

6

Observatio [...] in qua proponuntur dubia: cur Q. Curtius Rufus adolescentibus ad imitandum non proponendus sit. In: Miscellanea Lipsiensia [...]. [Hg. von Karl Friedrich Pezold u. Johann Franz Buddeus]. Bd. 9. Leipzig 1720. S. 12-24 MISCELLANEA II LIPSIENSIA, II AD INCREMENTUM II REI LITTERARLAE II EDITA. II TOMUS IX. II LIPSIAE, II Sumpt. HERAEDUM [!] LANCKISLANORUM. II MDCCXX. II

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

267

6 Bl„ S. (l)-286, 2 Kupfertafeln; 8° Enth. S. 12-24: Observatio CLXXXH II M. JACOBI BRU-IICKERI, II Augusta-Vindelici, II In qua proponuntur dubia: II cur Q. Curtius Rufus adolescentibus II ad imitandum non propo-llnendus sit. II Gotten S. 184; Moser S. 96; Index Nr. 2; Zedier Nr. 3; Hörner S. 24; Jöcher/Adelung Sp. 2309; Veith Nr. 2; Meusel S. 608; Baader Nr. 30; Alt S. 44 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 2

1721 7

Observatio [...] ad locum Joann. XII,32 de vexillis in altum erigendis et Jesu in crucem exaltato. In: Miscellanea Lipsiensia [...]. [Hg. von Karl Friedrich Pezold u. Johann Franz Buddeus]. Bd. 10. Leipzig 1721. S. 98-106 MISCELLANEA II LIPSIENSIA, II AD INCREMENTUM II REI LITTERARIAE II EDITA. II TOMUS X. II LIPSIAE, II Sumpt. HAEREDUM LANCKISIANORUM. II MDCCXXI. II 6 Bl., S. 1-288, 1 Kupfertafel; 8° Enth. S. 98-106: Observatio CCVII. II eaque Philologica, II M. JAC. BRUCKERI, II Augustani. II ad Locum JOANN. ΧΠ,32. II de II Vexillis, in altum erigenlldis, & Jesu in crucem exaltato. II Gotten S. 185; Moser S. 97; Index Nr. 3; Zedier Nr. 5; Hörner S. 24; Jöcher/Adelung Sp. 2309; Veith Nr. 3; Meusel S. 608; Baader Nr. 31; Alt S. 44 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 2

1722 8

Vorrede. In: Gerhard Cornelius von den Driesch: Historische Beschreibung der letzten Gesandtschaft an den Türckischen Sultan [...]. Übers, von Ν. N. Augsburg 1722. Fol. a2r-(b3)v Historische II Beschreibung II Der letzten II Gesandtschafft II An den II Türckischen Sultan, II So II Ihro Rom. Kayserl. und Kö=llnigl. Cathol. Majestät II Durch II Herrn Damian Hugo/ II Grafen von Virmondt II verrichten lassen; II Auß den Nachrichten II Herrn Gerhard Cornel von der Driesch, II Secretarii Domestici und Historici bey gedachter II Gesandtschafft gezogen; II In welcher viele gantz neue und besondere Nachrichten vom Zu=llstand des

268

Helmut Zäh Türckischen Reichs in Weltlichen und Kirchen=IISachen gegeben werden, II Nebst einer Vorrede II Von den fürnehmsten Büchern dergleichen Innhalts. II Augspurg, bey Mertz und Mayer, An. 1722. II 11 Bl„ S. 1-428, 2 Bl. (letztes Bl. leer); 8° Gotten S. 185; Moser S. 98; Index Nr. 50 (Erscheinungsjahr 1728); Zedier Nr. 7; Horner S. 25; v. Stetten S. 302; Veith Nr. 9; Meusel S. 609; Baader Nr. 44; Alt S. 44; Longo S. 533; Schmitt Nr. 269 Enth. fol. a2r-(b3)v: unbetitelte Vorrede [Bruckers] Titel der lateinischen Originalausgabe: Gerhard Cornelius von den Driesch: Historia magnae legationis Caesareae, quam Caroli VI. auspiciis [...] suscepit [...] comes D. Hugo Virmondtius [...]. Teil 1-2. Wien 1721 Exemplare: SuStBA Gs 2181*; UBA 02/IV. 13.8.791; BSB Res/It.sing. 295*; UBM 0001/8 Itin. 94

9

[Lateinisches Trauergedicht]. In: Georg Ruprecht: Eines gottseeligen Regenten Sorgfalt für seine Seeligkeit [...]. Leichenrede auf Georg Gottfried Amman. Augsburg 1722. S. 48 Eines II Gottseeligen Regenten II Sorgfalt II für seine Seeligkeit, II Bey Christlich/ Stand=mässig und Trauer=voller II Leich=Bestattung II Deß II Hoch=Edelgebornen und Hochweisen Herrn/ II HERRN II Georg Gottfried II Amman, II gewesenen hochansehnlichen und hoch=meritirten II des Geheimen Raths, II Einneh=llmers, auch Praesidis der Ober=Kirchen=Pflege II A. C. und der Administration deß Evangeli=llschen Collegii allhier, II Als Derselbe sein Ruhm= volles Leben Anno 1722. den 11. Octobr. II seeliglich geendiget, und darauf den 15. ejusdem in seine Grufft zu II S. Anna eingesencket worden/ II in damaliger grosser Trauer=Versammlung II aus Ps. XXV. v. 15.16.17.18. geprediget II von II M. Georg Ruprecht/ Diac. Ann. II Augspurg/ gedruckt bey Andreas Maschenbauern/ Stadt=Buchdruckern. II S. (l)-57; 2° Zapf I, S. 209f.; Stolberg I, S. 42 Enth. S. 48: unbetiteltes lateinisches Trauergedicht Bruckers Exemplare: SuStBA 2° Aug 202-23*; 2° Η 201-1,4*; 2° Η 201-11,1*; 2° S 201-2*

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

269

1723 10

Historie philosophica doctrinae de ideis [...]. Augsburg 1723 HISTORIA PHILOSOPHICA II DOCTRINAE II DE II IDEIS II QVA II TVM VETERVM IMPRIMIS GRAE-IICORVM TVM RECENTIORVM PHI-IILOSOPHORVM PLACITA II ENARRANTVR. II Augustae Vindelicorum, II Apud DAV. RAYM. MERTZ, et I. IAC. MAYER. II MDCCXXIII. II 19 Bl., S. 1-302,13 Bl.; 8° Gotten S. 185; Moser S. 97; Index Nr. 60; Zedier Nr. 8; Hörner S. 25; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 4; Meusel S. 605; Baader Nr. 2; Longo S. 531f. 545551. 633 (Rezensionen); Schmitt Nr. 282 stark erweiterte Neufassung von Nr. 3; Nachträge s. Nr. 19 u. 20 Exemplare: SuStBA Phil 456*; Phil 456 a* (Widmungsexemplar Bruckers für die Augsburger Stadtbibliothek); Phil 456 b*; Aug 305 a; UBA 01/BF 1400 B927; BSB Ph.sp. 114 y; UBM 0001/8 Philos. 899*

1724 11

De vita et scriptis [...] Eliae Ehingeri commentatio [...]. Augsburg 1724 DE II VITA ET SCRIPTIS II CELEBERRIMI QVONDAM VIRI II ELIAE EHINGERI II COMMENTATIO, II QVA II HAVD PAVCA HIST. LITE-IIRAR. PRAESERTIM AVGVSTANAM, II ILLVSTRANTIA ADDVCVNTVR. II ACCEDVNT II EX SCHEDIS EIVS NONDVM EDITIS II QVAEDAM. II CVRA II IACOBIBRVCKERI. II Augustae Vindelicorum, II Apud II DAV. RAYM. MERTZ, et I. IAC. MAYER. II MDCCXXIV. II Gest. Frontispiz, 11 Bl., S. 1-196, 1 gef. Stammtafel; 8° Gotten S. 185; Moser S. 97; Index Nr. 61; Zedier Nr. 10; Hörner S. 25; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 12; Zapf Π, S. 753; Meusel S. 605; Baader Nr. 6; Alt S. 45; Longo S. 533; Schmitt Nr. 290 Nachtrag s. Nr. 22 Exemplare: SuStBA Aug 305; Aug 305 a; Aug 305 b; Aug 305 c; Aug 305 d; Η 325; S 221; UBA 02/IV.27.8.113; BSB Bavar. 490 m; Arch. 155; UBM 0001/8 H.lit. 881*

270 12

Helmut Zäh Dissertatio epistolica de manuscript«) quodam, quod [...] Georgius Remus [...] quondam conscripsit [...]• Augsburg 1724 IACOBI BRVCKERIII Dissertatio Epistolica II De Manuscripto quodam, II Quod II Vir II Multis olim mentis in Rempublicam Orbemque literarium II Illustris II GEORGIVS REMVS, II Patric. Aug. Incl. Reip. Norimberg. Consiliar. II et Academiae Altdorfinae Procancellarius, II Sub titulo: II Η ΑΡΙΣΤΟΠΟΛΙΤΕΙΑ, II Sive II De optimo Reipublicae statu tarn ad Principem II quam civem bonum informandum διδασκαλίαι, II Exegematis in quatuor Regum Libros II explicatae; II Quondam conscripsit, II Et in tenebris hactenus delimit. II Ad II Virum Amplissimum et Doctissimum II SIGISMVNDVM IACOBVM APINVM, II Professorem Norimbergensem. II Augustae Vindelicorum, II Apud DAV. RAYM. MERTZ, et IOH. IAC. MAYER, II ANNO MDCCXXIV. II S. (1)-15; 4° Gotten S. 185f.; Moser S. 97; Index Nr. 48; Zedier Nr. 11; Hörner S. 25; Jöcher/Adelung Sp. 2310; Veith Nr. 14; Zapf Π, S. 808; Meusel S. 605; Baader Nr. 7; Alt S. 45; Schmitt Nr. 291 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: SuStBA 4° Aug 159; 4° Aug 161*; BSB 4 Diss. 176#Beibd. 36; 4 Diss. 526#Beibd. 14*; 4 Diss. 1016#Beibd. 4; UBM 0001/4 H.lit. 2118*

13

Johann Franz Buddeus: Epistola de nonnullis ad quorundam ecclesiae evangelicae in S[ilesia] ministrorum innocentiam vindicandam spectantibus [...]. Text lateinisch und deutsch. Übers, von [Jacob Brucker]. [Augsburg] 1724 IOAN. FRANC. BVDDEI, II THEOLOGIIENENSIS II EPISTOLA II DE II NONNVLLIS AD QVORVNDAM II ECCLESIAE EVANGELICAE IN II S... MINISTRORVM INNOCENTIAM II VINDICANDAM SPECTANTIBVS. II Johann Francisci Buddei, II TH. D. und P. P. O. in Jena II Send=Schreiben/ II Einige Dinge betreffend/ II So II Zu Rettung der Unschuld etlicher Evangelischer II Prediger in S... gehören. II ANNO 1724. II S. (l)-22, 1 Bl. (leer); 4° Gotten S. 185; Moser S. 98; Index Nr. 57; Zedier Nr. 9; Hömer S. 25; Schmitt Nr. 292 Erstdruck der Schrift von Buddeus (nur lateinisch): [Halle oder Jena] 1723 Exemplare: SuStBA 4° Th S 1123-165*; BSB 4 Diss. 975#Beibd. 18*; 4 Diss. 1601#Beibd. 27*; Stadtbibliothek Ulm 17095

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 14

271

Jacques Roergas de Serviez: Leben der Gemahlinnen der ersten zwölff römischen Kayser [...]. Übers, von [Jacob Brucker]. Teil 1-3 in 2 Bdn. Augsburg 1724-1726

1.2. Leben II Der II Gemahlinnen II Der Ersten Zwölff II Römischen Kayser, II Sonderlich II Aus dem Geschlecht CAESAR; II In welchen II Die geheime INTRIGUEN derselbigen II bescheiden entdecket, zugleich aber auch die II wichtigste Stücke der Römischen Historie sel=llbiger Zeit erzählet werden; II Auß denen alten Griechischen und Lateinischen Geschichtsschreibern genommen und erwiesen, II Und mit Historischen und Critischen Anmer=llckungen, sonderlich zu Erläuterung der Römi=llschen Alterthümer versehen, II Durch II Herrn DE SERVES. II Aus dem Frantzösischen übersetzt, und mit einigen An=llmerckungen, und einer Vorrede, II Von den Geschicht=Schreibern dieser Historie II vermehrt. II Erster [-Anderer] Theil. II Augspurg, II bey Dav. Raym. Mertz, und Joh. Jac. Mayer, 1724. II 20 Bl„ 1 gef. Stammtafel, S. 1-300, Zwischentitel, S. 301-570, 18 Bl.; 8° 3.

Leben II Der II Gemahlinnen II Der II Römischen Kayser, II In welchen II Die geheime INTRIGUEN derselbigen, II und der aus ihrem Geblüte herstammenden II Princessinnen, bescheiden entdeckt, zugleich aber auch II die wichtigste Stücke der Römischen Historien II selbiger Zeit erzehlet werden, II Aus den alten Griechischen und Lateinischen Geschichtsschreibern genommen und erwiesen, II Und mit Historischen und Critischen An=llmerckungen versehen, II Durch II Herrn DE SERVES. II Aus dem Frantzösischen übersetzt, und mit verschiednen II Anmerckungen und einer neuen Vorrede II Von denen Geschicht=Schreibern dieser Historie II vermehrt, II Dritter Theil. II Augspurg, II bey David Raymund Mertz, und Joh. Jacob Mayer, II 1726. II 19 Bl., S. 1-344, 12B1.;8° Gotten S. 186; Moser S. 98; Index Nr. 51f. (Vorreden von Teil 1 u. 3). 58; Zedier Nr. 12; Hörner S. 25f.; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 302 (Vorrede von Teil 1 als eigene Nr.; nur Teil 1-2); Veith Nr. lOf. (ebenso); Meusel S. 605; Baader Nr. 5; Alt S. 44f. (wie v. Stetten und Veith); Longo S. 533 (ebenso); Schmitt Nr. 301 Titel der französischen Originalausgabe: Jacques Roergas de Serviez: Les Femmes des douze Cesars [...]. Paris 1718 u.ö. Exemplare: SuStBA Bio 7370* (Widmungsexemplar Bruckers für die Augsburger Stadtbibliothek); Bio 7370a* (nur Teil 1-2); S 1524* (nur Teil 3); UBA 02/IV.12.8.11; BSB H.ant. 361 s*

272

Helmut Zäh

1725 15

David Langenmantel: Historie des Regiments in des Heil. Rom. Reichs Stadt Augspurg [...]. [Bearb. von Jacob Brucker]. Frankfurt, Leipzig 1725 Historie II Des II Regiments II In des II Heil. Rom. Reichs Stadt II Augspurg/ II In welcher II Desselben verschiedene Veränderungen/ Erweiterungen/ II Verordnungen, und was sonst dazu gehörig/ aus tüchtigen II Urkunden und Gründen erzählt, II Verschiedene Nachrichten aus den MSC. gantz edirt/ II Sonderlich aber II Die dazu gehörige Kayserl. Diplomata, Confirmationes II und Declarationes, aufgerichtete Verträge, Verordnungen, Recesse II und dergleichen; ingleichem viele Kayserl. Königl. Chur= und II Fürstl. Schreiben gantz eingerücket, II Und also II Die Grund=Gesetze des Augspurgischen II Regiments eröffnet/ II Zugleich auch II Die fürnehmste Stücke der Augspurgischen Historie/ so viel hieher II nöthig, aus sichern Nachrichten erläutert werden: II Samt II einem Alphabetischen Register aller Glieder des Caro=lllinischen Raths biß auf unsere Zeit, II Nebst etlichen Kupfern. II Zusammen getragen durch II David Langenmantel. II Franckfurt und Leipzig, II Verlegts David Raymund Mertz, und Johann Jacob Mayer, An. 1725. II Gest. Frontispiz, 5 Bl., S. (l)-286, 23 Bl., 22 Kupfertafeln, 1 Stammtafel; 2° Gotten S. 186; Index Nr. 62; Zedier Nr. 13; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 40; Zapf I, S. 23-25; Meusel S.608; Baader Nr. 29; Alt S. 55f.; Schmitt Nr. 315 Obwohl Brucker erst in der 2. Aufl. auf dem Titelblatt genannt ist, hat er bereits für die 1. Aufl. das von Langenmantel gesammelte Material redigiert und war so der eigentliche Bearbeiter dieses Werkes. Vgl. die nur in der 1. Aufl. enthaltene Vorrede Langenmantels an den Leser, fol. ):(r"v. 2. Aufl. s. Nr. 42 Exemplare: SuStBA 2° Aug 198*; 2° Aug 198 a*; 2° Aug 198 b*; 4° R 52; 2° S 199; Β SB Res/2 Germ.sp. 98 h; 2 Germ.sp. 98 ha; Res/Bibl.Mont. 3115; UBM 0001/2 Jus 924; 0080/Dlgb. Polling 2 WA 128

1726 16

Antiquorum quae Augustae Vindelicorum extant monumentorum a [...] Marco Velsero [...] editorum supplementum [...]. Hg. von Jacob Brucker. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelhorn]. Bd. 5. Frankfurt, Leipzig 1726. S. 116-140 AMOENITATES II LITERARIAE, II Quibus II VARIAE II OBSERVATIONES, II Scripta item quaedam anec-lldota & rariora Opuscula II exhibentur. II TOMVS QVINTVS. II FRANCOFVRTI & LIPSIAE, II Apud DANIEL. BARTHOLOMAEI, II MDCCXXVI. II

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

273

7 Bl„ S. 1-304; 8° Enth. S. 116-140:

ANTIQVORVM II QVAE II AVGVSTAE VINDELICORVM II EXTANT II MONVMENTORVM II A II SVMMO VIRO II MARCO VELSERO II DVVMVIRO AVGVSTANO II AD CALCEM II RERVM AVGVSTA VINDELICARVM II EDITORVM SVPPLEMENTVM II AB IPSO AVCTORE II COLLECTVM II AC II JAM PRIMVM II EX CODICE VELSERIANO II EDITVM II M. JACOBO BRVCKERO, II REV. MINIST. KAVFBVR. II ADJVNCTO. II

Gotten S. 186; Moser S. 97f.; Index Nr. 4; Zedier Nr. 14; Hörner S. 23; Veith Nr. 16; Zapf I, S. 155; Meusel S. 608; Baader Nr. 35; Alt S. 45 - Amoenitates literariae: Kirchner Nr. 69; Schmitt Nr. 318 weitere Drucke s. Nr. 83 u. 108 Exemplare: SuStBA Lw 2620*; S 1443*; UBA 02/1.3.8.266; BSB Var. 96 m* 17

Electa epistolica [ex commercio literario virorum doctissimorum cum Theophilo Spizelio]. Hg. von Jacob Brucker. In: Amoenitates literariae [...]· [Hg. von Johann Georg Schelborn]. Bd. 5. Frankfurt, Leipzig 1726. S. 202-220 (wie Nr. 16) Enth. S. 202-220: ELECTA EPISTOLICA. II Gotten S. 186; Moser S. 97; Index Nr. 5; Zedier Nr. 15; Hörner S. 23; Veith Nr. 15; Meusel S. 608; Baader Nr. 34; Alt S. 45; vgl. Zapf Π, S. 803 (nur die Fassung in den 'Miscellanea') erweiterte Fassung s. Nr. 83 Die weiteren in den 'Amoenitates literariae' enthaltenen Auszüge aus dem Briefwechsel Gottlieb (Theophil) Spizels (Bd. 11. 1729. S. 303-323; Bd. 12. 1730. S. 658-697; Bd. 14. 1731. S. 536-616) wurden nicht von Brucker, sondern von Johann Georg Schelhorn herausgegeben. Darüber hinaus sind unter dem Titel 'Electa epistolica' Briefe Spizels sowie andere Schreiben abgedruckt in: Museum Helveticum [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger und Johann Jakob Zimmermann]. Teil 13 [= Bd. 4,1], Zürich 1749. S. 123-146. Publiziert wurden sie von Breitinger nach von Brucker mitgeteilten Abschriften. Exemplare: s. Nr. 16

274

Helmut Zäh

ηπ 18

Notitia rarissimae versionis Germanicae libri Psalmorum a D. Ottmaro Nachtigallo sive Luscinio confectae. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelborn]. Bd. 6. Frankfurt, Leipzig 1727. S. 455-477 AMOENITATES II LITERARIAE, II Quibus II VARIAE II OBSERVATIONES, II Scripta item quaedam anec-lldota & rariora Opuscula II exhibentur. II TOMUS SEXTUS. II FRANCOFURTI & LIPSIAE, II Apud DANIEL. BARTHOLOMAEI, II MDCCXXVII. II 8 Bl., S. 305-614, 11 Bl.; 8° Enth. S. 455-477: NOTITIA II RARISSIMAE VERSIONIS II GERMANICAE LIBRI II PSALMORUM, II A II D. OTTMARO NA-IICTIGALLO [!] SIVE LUSCI-IINIO CONFECTAE II EXHIBITA II A II JACOBO BRUCKERO. II Gotten S. 186; Moser S. 97; Index Nr. 6; Zedier Nr. 16; Horner S. 23; Veith Nr. 17; Meusel S. 608; Baader Nr. 36; Alt S. 45; vgl. Zapf Π, S. 770 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea') weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 16

19

Schediasma historico-philosophicum de convenientia numerorum Pythagorae cum ideis Piatonis [...]. Supplementum historiae de ideis. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelhorn]. Bd. 7. Frankfurt, Leipzig 1727. S. 173-250 AMOENITATES II LITERARIAE, II Quibus II VARIAE II OBSERVATIONES, II Scripta item quaedam anec-lldota & rariora Opuscula II exhibentur. II TOMVS SEPTTMVS. II FRANCOFURTI & LIPSIAE, II Apud DANIEL. BARTHOLOMAEI, II MDCCXXVII. II 10 Bl., 1 gef. Kupfer, S. 1-297, 1 S.; 8° Enth. S. 173-250: SCHEDIASMA HISTORICO-IIPHILOSOPHICUM II DE CONVENIENTIA II NUMERORUM II PYTHAGORAE II CUM II IDEIS PLATONIS II HARUMQUE EX ILLIS ORIGINE II SUPPLEMENTO HISTO-IIRIAE DE IDEIS II INSERVIENS II AB II EJUSDEM HISTORIAE AUCTORE II CONSCRIPTUM. II Gotten S. 186f.; Moser S. 97; Index Nr. 7; Zedier Nr. 17; Hörner S. 23; Veith Nr. 5; Meusel S. 608; Baader Nr. 32; Alt S. 44; vgl. Longo S. 532 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea') Nachtrag zu Nr. 10 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 16

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

275

1728 20

Supplementum II. ad historiam philosophicam de ideis [...]· In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelhorn]. Bd. 8. Frankfurt, Leipzig 1728. S. 299337 AMOENITATES II LITERARIAE, II Quibus II VARIAE II OBSERVATIONES II Scripta item quaedam anec-lldota & rariora Opuscula II exhibentur. II TOMUS OCTAVUS. II FRANCOFURTI & LIPSIAE, II Apud DANIEL. BARTHOLOMAEI II & FILIUM. II MDCCXXVIII. II 7 Bl., S. 299-649,1 S„ 13 Bl.; 8° Enth. S. 299-337: SUPPLEMENTUM Π. II Ad II Historiam Philosophicam II DE IDEIS, II Varia Παραλειπόμενα & Illustra-Iltiones complectens. II Gotten S. 187; Moser S. 97; Index Nr. 8; Zedier Nr. 18; Hörner S. 23; Veith Nr. 6; Meusel S. 608; Baader Nr. 33; Alt S. 44; Longo S. 531 Nachtrag zu Nr. 10 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 16

21

Epistola de Providentia Stoica. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelhorn]. Bd. 8. Frankfurt, Leipzig 1728. S. 443-454 (wie Nr. 20) Enth. S. 443-454: EPISTOLA II DE II PROVIDENTIA STOICA. II JO. GEORG. SCHELHORNIO, II AMICO JUCUNDISSIMO II JACOBUS BRUKKERUS II Χαίρειν. II Gotten S. 187; Moser S. 97; Index Nr. 9; Zedier Nr. 19; Hörner S. 23; Veith Nr. 18; Meusel S. 609; Baader Nr. 37; Alt S. 46; vgl. Longo S. 532 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea') weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 16

Helmut Zäh

276 22

Additamenta quaedam ad suam de vita et scriptis Eliae Ehingen commentationem. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelhorn]. Bd. 8. Frankfurt, Leipzig 1728. S. 646-649 (wie Nr. 20) Enth. S. 646-649: JACOBI BRUCKERI II ADDITAMENTA II Quaedam II Ad suam de Vita & Scriptis Eliae II Ehingeri Commentationem. II Veith Nr. 13; Zapf II, S. 753; Meusel S. 605; Alt S. 45 Nachtrag zu Nr. 11 Die in Bd. 2. 1725 (2. Aufl. 1730). S. 530-552 der 'Amoenitates literariae' enthaltene Abhandlung Ehingers 'De fidelitate servanda in autoribus citandis dissertatio' wurde von Schelhorn nach einer ihm von Brucker übersandten Abschrift des in seinem Besitz befindlichen Originals herausgegeben. Exemplare: s. Nr. 16

1729 23

Otium Vindelicum sive meletematum historico-philosophicorum triga [...]. Augsburg 1729 JACOBI BRUCKERI II OTIVM VINDELICVM, II SIVE II MELETEMATVM II HISTORICO-PHILO-IISOPHICORVM II TRIGA, II IN QVIBVS II PRAECIPVA VETERIS PHILOSO-IIPHIAE DOGMATA, PLVRIMA SCRI-IIPTORVM VETERVM LOCA EXPLICAN-IITVR ET ILLVSTRANTVR. II AUGUSTAE VINDELICORUM, II Apud DAV. RAYM. MERTZ, & II JO. JAC. MAYER. II MDCCXXIX. II 13 Bl., S. 1-276, 7 Bl.; 8° Gotten S. 187; Moser S. 97; Index Nr. 63; Zedier Nr. 21; Hörner S. 26; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 26; Meusel S. 606; Baader Nr. 9; Alt S. 56; Longo S. 532. 633 (Rezensionen); nicht bei Schmitt, obwohl der Druck Christian Ulrich Wagner d.Ä. in Ulm zuzuschreiben ist Enth. S. 1-126: DE II COMPARATIONE II PHILOSOPHIAE GENTILIS II CVM SCRIPTVRA SACRA II ET RELIGIONIS CHRISTIANAE II DOGMATIBVS II CAVTEINSTITUENDA. II stark erweiterte Neufassung von Nr. 4 S. 127-202: OBSERVATIONES CRITICAE II IN II HISTORIAM PHILOSOPHIAE II GENTILIS II AB II ANONYMO II A. S. R. MDCCXXIV. II GALLICO IDIOMATE II HAGAE COMITVM II EDITAM. II

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers S. 203-276:

277

DE HONORffiVS II SAPIENTIAE AVCTORIBVS II ET II DOCTORIBVS II APVD II BARBAROS ET GRAECOS II POST FATA EXHIBITS. II

Exemplare: SuStBA Phil 457*; Phil 457 a*; UBA 01/BF 1400 B927; BSB Ph.u. 65; UBM 0001/8 Philos. 1948*; EvKiAK A 237* 24

Baltasar Graciän: Der vollkommene Mensch oder wahre Abbildung eines weisen Mannes. Übers, von [Jacob Brucker] nach der französischen Übertragung von P. Joseph de Courbeville. Augsburg 1729 Der II Vollkommene II Mensch/ II Oder: II Wahre Abbildung II Eines II Weisen Mannes/ II Aus II dem Spanischen des II BALTHASAR GRACIANS II Durch II P. J. DE COURBEVILLE, S. J. II Ins Frantzösische, und aus selbigem II ins Teutsche übersetzet. II Augspurg, II Bey Mertz und Mayer, 1729. II 20 Bl„ S. 1-248; 8° Gotten S. 187; Moser S. 98; Index Nr. 59; Zedier Nr. 20; Hörner S. 26; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 25; Meusel S. 606; Baader Nr. 8; Alt S. 56; nicht bei Schmitt, obwohl der Druck Christian Ulrich Wagner d.Ä. in Ulm zuzuschreiben ist Titel der spanischen Originalausgabe: Baltasar Graciän: El Discreto que publica Don Vincencio Iuan de Lastanosa. Huesca 1646 u.ö.; der von Brucker benutzten französischen Übersetzung: L'Homme universel. Traduit de l'espagnol de Baltasar Gracien [par le P. Joseph de Courbeville]. Paris 1723 u.ö. Exemplare: SuStBA Phil 1313*; UBA 02/V.3.8.123; BSB Ph.pr. 540*

25

De vita et scriptis Achillis Pirminii Gassen [...] dissertatio. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelhorn]. Bd. 10. Frankfurt, Leipzig 1729. S. 987-1046 AMOENITATES II LITERARIAE, II Quibus II VARIAE II OBSERVATIONES II Scripta item quaedam anec-lldota & rariora Opuscula II exhibentur. II TOMVS DECIMVS. II FRANCOFURTI & LIPSIAE, II Apud DANIEL. ΒARTHOLOMΑΕΙ, II & FILIUM. II MDCCXXIX. II 3 Bl„ S. 987-1263, IS., 14 Bl.; 8° Enth. S. 987-1046: DE II VITA ET SCRIPTIS II ACHILLIS PIRMINII II GASSERI II LINDAVIENSIS, II MED. DOCT. ET POLIATRI AVG. II DISSERTATIO II AVCTORE II JACOBO BRVCKERO. II Gotten S. 187; Moser S. 97; Index Nr. 10; Zedier Nr. 22; Hömer S. 23; Veith Nr. 19; Meusel S. 609; Baader Nr. 38; Alt S. 46; vgl. Zapf Π, S. 756 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea')

278

Helmut Zäh weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 16

26

Analecta ad vitam Matthiae Schenckii. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelborn]. Bd. 11. Frankfurt, Leipzig 1729. S. 362-367 AMOENITATES II LITERARIAE, II Quibus II VARIAE II OBSERVATIONES, II Scripta item quaedam anecdota II & rariora Opuscula II exhibentur. II TOMUS UNDECIMUS. II FRANCOFURTI & LIPSIAE, II Apud DANIEL. BARTHOLOMAEI II & FILIUM. II MDCCXXIX. II 4 Bl., S. 1-368; 8° Enth. S. 362-367: M. Jacobi Brucken II Analecta ad Vitam Matth. II Schenckii. II Gotten S. 187; Moser S. 97; Zedier Nr. 23; Homer S. 23f.; Veith Nr. 20; Meusel S. 609; Baader Nr. 39; Alt S. 46; vgl. Zapf II, S. 781 (nur die Fassung in den 'Miscellanea') Ergänzungen zu der von Schelhorn in Bd. 10. 1729. S. 1047-1080 der 'Amoenitates literariae' herausgegebenen 'Matthiae Schenckii Lycei Augustani quondam Rectoris, ad Hieronymum Wolfium epistola, qua vitam suam ipsemet descripsit'. erweiterte Fassung s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 16

1730 27

Erklärung der Sinn-Bilder und anderer Auszierungen der H. Dreyfaltigkeits-Kirche in [...] Kauffbeyern [...]. Augsburg 1730 Erklärung II der II Sinn=Bilder II und anderer II Auszierungen II der II H. Dreyfaltigkeits=Kirche/ II in des Heil. Rom. Reichs=Stadt II Kauffbeyern/ II wie solche II an dem II d. 25. Junii, Anno 1730. II hochfeyerlich begangenen II Jubel=Fest II aufgestellt worden. II AUGSPURG/ II Druckts Samuel Fincke mit Detleffsischen Schrifften. II S. (l)-8;4° Gotten S. 187; Moser S. 99; Index Nr. 64; Zedier Nr. 25; Hörner S. 26; Meusel S. 606; Baader Nr. 11; Alt S. 56f.; Longo S. 534 Exemplare: SuStBA 4° Gs 626*; EvKiAK S 24* (mehrere Exemplare); Β 134* (inkomplett)

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 28

279

Die Göttlichkeit der evangelischen Lehre [...]. Augsburg 1730 Die Göttlichkeit II Der II Evangelischen Lehre/ II so wie sie II In der Augspurgischen CONFES-IISION begriffen ist; II wurde II an dem II Zum Gedächtniß der A. 1530. Kayser Carolo V. II und dem Reich übergebnen Bekantniß der Lehre der Evan=llgelischen Chur=Fürsten/ Fürsten und Stände/ II Hochfeyerlich begangenen II Jubel=Fest II den 25. Junii Anno 1730. der Evangelischen Gemeinde in II Kauffbeyren II in der Abend=Predigt II aus II Actor. XXVI. ν. 22.23. II vorgestellet II und auf vielfältiges Verlangen/ mit Obrigkeitlicher Genehmhaltung II in Druck gegeben/ II von II Jacob Brucker/ II Abend=Predigern und Rev. Min. Adjuncto. II AUGSPURG/ druckts Samuel Fincke/ mit Detleffsischen Schrifften. II S. (l)-23; 4° Gotten S. 187; Moser S. 98; Index Nr. 53; Zedier Nr. 24; Horner S. 26; Veith Nr. 27; Meusel S. 606; Baader Nr. 10; Alt S. 56; Longo S. 534 Exemplare: EvKiAK S 24*; Β 134*

29

Jubel-Müntze, welche [...] der evangelischen Schul-Jugend [...] d. 27. Junii A. 1730. ausgetheilet worden. [Augsburg] 1730 Jubel=Müntze/ II welche II Bey erfreulicher Begehung/ des in Kauffbeyem zum Erstenmahl II celebrirten Jubel=Fests wegen Ubergab der Augspurgischen Confession II an Kayser Carolum V. Anno 1530. d. 25. Junii, der Evangelischen Schul=Jugend II zum Angedencken und Erweckung hertzlicher Freude und Dancks II d. 27. Junii A. 1730. ausgetheilet worden. II 1 Bl. (verso leer); 4° Alt S. 57; Longo S. 534 Die Vorlage für die Gedenkprägung stammte, wie der im EvKiAK (S 24) noch vorhandene Originalentwurf zeigt, von Brucker. Deshalb war er sicherlich auch der Autor der vorliegenden Beschreibung, die ebenso wie seine beiden anderen Veröffentlichungen zum Konfessionsjubiläum bei Samuel Fincke in Augsburg gedruckt wurde. Exemplare: EvKiAK S 24* (mehrere Exemplare); Β 134*

30

Elogium [...] Lucae Schroeckii [...]. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelhorn]. Bd. 13. Frankfurt, Leipzig 1730. S. 1-47 AMOENITATES II LITERARIAE, II Quibus II VARIAE II OBSERVATIONES, II Scripta item quaedam anec-lldota & rariora Opuscula II exhibentur. II Tomus Decimus Tertius. II FRANCOFURTI & LIPSIAE, II Apud DANIEL. BARTHOLOMAEI II & FILIUM. II MDCCXXX. II 3 Bl., S. (l)-323; 4°

280

Helmut Zäh Enth. S. (l)-47:

ELOGIVM II Illustris Viri II LVCAE SCHROECKH, II Medicinae Doctoris, II [...] II Auetore II JACOBO BRVCKERO. II

Gotten S. 188; Moser S. 97; Index Nr. 11; Zedier Nr. 26; Hörner S. 24; Veith Nr. 21; Meusel S. 609; Baader Nr. 40; Alt S. 46; vgl. Zapf Π, S. 78If. (nur der Abdruck in den 'Miscellanea') weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 16; zusätzlich: UBA 02/I.3.8.266a (nur Bd. 1-4, 13, 14) 31

De Stratonis Lampsaceni atheismo dissertatio epistolaris [...]. In: Amoenitates literariae [...]. [Hg. von Johann Georg Schelborn]. Bd. 13. Frankfurt, Leipzig 1730. S. SUSIS (wie Nr. 30) Enth. S. 311-323:

DE II STRATONIS II LAMPSACENI II ATHEISMO II Dissertatio Epistolaris II Ad II Virum Clarissimum II JACOBUM ZIMMERMANNVM II TIGVRINVM, II Auetore II JACOBO BRVCKERO. II

Gotten S. 188; Moser S. 97; Index Nr. 12; Zedier Nr. 27; Horner S. 24; Veith Nr. 22; Meusel S. 609; Baader Nr. 41; Alt S. 55; vgl. Longo S. 532 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea') weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 16; zusätzlich: UBA02/I.3.8.266a(nurBd. 1-4, 13, 14)

1731 32 1.

Kurtze Fragen aus der philosophischen Historie [...]. Bd. 1-7. Ulm 1731-1736 Jacob Bruckers, II Kurtze II Fragen II Aus der II Philosophischen II Historie, II Von II Anfang der Welt, II Biß auf die II Geburt Christi, II Mit II Ausführlichen Anmerckungen II erläutert. II Erster Theil. II ULM, 1731. II bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II Gest. Frontispiz, 26 Bl., S. 1-1120,24 Bl.; 12°

2.

Jacob Bruckers, II Kurtze II Fragen II Aus der II Philosophischen II Historie, II Von II Anfang der Welt, II Biß auf die II Geburt Christi, II Mit II Ausführlichen Anmerckungen II erläutert. II Zweyter Theil. II ULM, 1731. II bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II 11 Bl., S. 1-1086, 1 gef. Kupfer, 28 Bl.; 12°

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 3.

281

Jacob Bruckers II Kurtze II Fragen II Aus der II Philosophischen II Historie, II Von der II Geburt Christi II Bis auf II Unsere Zeiten, II Mit II Ausführlichen Anmerckungen II erläutert. II Dritter Theil. II ULM, 1732. II bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II Tit., 1 Kupfer, 17 Bl., S. 1-1344, 26 Bl.; 12° Enthält nach dem Titel ein gestochenes Porträt Bruckers.

4.

Jacob Bruckers, II Kurtze II Fragen II Aus der II Philosophischen II Historie, II Von der II Geburt Christi II Biß auf II Unsere Zeiten, II Mit II Ausführlichen Anmerckungen II erläutert. II Vierter Theil. II ULM, 1733. II Bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II 23 Bl., S. 1-1450, 5 gef. Kupfer, 31 Bl.; 12°

5.

Jacob Bruckers II Kurtze II Fragen II Aus der II Philosophischen II Historie, II Von II Christi Geburt II Biß auf II Unsere Zeiten, II Mit II Ausführlichen Anmerckungen II erläutert. II Fünfter Theil. II ULM, 1734. II Bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II 18 Bl., S. 1-1517, 1 gef. Kupfer, 1 S„ 25 Bl.; 12°

6.

Jacob Bruckers II Kurtze II Fragen II Aus der II Philosophischen II Historie, II Von II Christi Geburt II Biß auf II Unsere Zeiten, II Mit II Ausführlichen Anmerckungen II erläutert. II Sechster Theil. II ULM, 1735. II Bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II 16 Bl., S. 1-1326, 27 Bl.; 12°

7.

Jacob Bruckers II Kurtze II Fragen II Aus der II Philosophischen II Historie, II Von II Christi Geburt II Biß auf II Unsere Zeiten, II Mit II Ausführlichen Anmerckungen II erläutert. II Siebender und letzter Theil. II ULM, 1736. II Bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II 19 Bl., S. 1-1210, 24 Bl.; 12° Gotten S. 188; Moser S. 98f.; Index Nr. 65; Zedier Nr. 28; Homer S. 26; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 36; Meusel S. 606; Baader Nr. 12; Alt S. 58-61; Longo S. 532. 551-563. 633 (Rezensionen); Schmitt Nr. 359 Supplement s. Nr. 48 Exemplare: SuStBA Phil 458* (nur Bd. 1-2); Phil 459*; UBA 02/V. 1.8.1; BSB Ph.u. 64 n* (teilweise inkomplett); UBM 0001/8 Philos. 1949*; 0001/8 Doli. 362; EvKiAK A 230* (Widmungsexemplar Bruckers für Wolfgang Ludwig Hörmann von und zu Gutenberg)

282 33

Helmut Zäh Lettre ä M. Zimmermann sur I'atheisme de Parmenide. Aus dem Lateinischen übers, von [Johann Jakob Zimmermann]. In: Bibliotheque Germanique [...]. [Hg. von Jacques Lenfant, Isaac de Beausobre, Jean-Heri Samuel Formey u.a.]. Bd. 22. Amsterdam 1731. S. 90-98 BIBLIOTHEQUE II GERMANIQUE II OU II HISTOIRE LITTERAIRE II DE L'ALLEMAGNE, II DE LA SUISSE, II ET DES II PAYS DU NORD. II ANNE'E MDCCXXXI. II TOME VINGT-DEUXIEME. II Α AMSTERDAM, II Chez PIERRE HUMBERT. II MDCCXXXI. II 2B1..S. (1)-217, 1 S„ 8B1.;8° Enth. S. 90-98: Lettre de M. BRUCKER ä M. ZIM-IIMERMANN sur L'ATHEISME DE II PARMENIDE. Traduite du Latin. II Gotten S. 188; Moser S. 99; Index Nr. 13; Zedier Nr. 30; Hörner S. 24 (alle mit irriger Bandzahl 21); Veith Nr. 35; Meusel S. 609; Baader Nr. 45; Alt S. 58, Longo S. 533 Exemplare: UBA 02/IV.27.8.403; UBM 0001/8 H.lit. 97*; 0001/8 WA 4

1732 34

Das an Seine König). Majestät in Preussen die arme Saltzburgische Exulanten und Emigranten als [...] Unterthanen und Colonisten [...] übergebende [...] evangelische Kauffbeyren [...]. Ulm 1732 Das II An Seine II Königl. Majestät II in II Preussen/ II Die II Arme Saltzburgische Exulanten II und Emigranten/ II Als II Allerhöchst Deroselben an= und aufgenommene II Unterthanen und Colonisten, II In II Allerunterthänigster Devotion II übergebende, II Und sich dabey II Zu II Allerhöchsten II Königl. Gnaden und Hulden II allerunterthänigst empfehlende II Evangelische II Kauffbeyren/ II In einer II Allerunterthänigsten Addresse II Mit Poetischer Feder entworfen II Von II Jacob Brucker, V. D. M. Kaufb. II Der Königl. Preussischen Gesellschafft der Wissenschafften Mitgliede. II ULM, gedruckt bey Christian Ulrich Wagner, 1732. II 4 Bl.; 2° Schmitt Nr. 378; in den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers nicht enthalten Die noch öfter begegnende Abkürzung V. D. M. auf dem Titel bedeutet: V[erbi] D[ivini] Minister], weiterer Druck s. Nr. 35; die zeitliche Reihenfolge der beiden Drucke aus demselben Jahr bleibt offen Exemplare: SuStBA 2° Th Η 224* (Widmungsexemplar Bruckers für Adolph Amman); EvKiAK Anlage 090*; Stadtbibliothek Ulm 17014

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 35

283

Das an Seine Königl. Majestät in Preussen die arme Saltzburgische Exulanten und Emigranten als [...] Unterthanen und Colonisten [...] übergebende [...] evangelische Kauffbeuren [...]. Regensburg 1732 Das II An Seine II Königl. Majestät II in II Preussen, II Die II Arme Saltzburgische Exulanten II und Emigranten, II Als II Allerhöchst Deroselben an= und aufgenommene II Unterthanen und Colonisten/ II In II Allerunterthänigster Devotion II übergebende, II Und sich dabey II Zu II Allerhöchsten II Königl. Gnaden und Hulden II allerunterthänigst empfehlende II Evangelische II Kauffbeuren, II In einer II Allerunterthänigsten Addresse II Mit Poetischer Feder entworfen II Von II Jacob Brucker/ V. D. M. Kaufb. II Der Königl. Preussischen Gesellschafft der Wissenschafften Mitgliede. II REGENSBURG, gedruckt bey Hieronymo Lentzen, 1732. II 4 Bl.; 2° in den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers nicht enthalten weiterer Druck s. Nr. 34 Exemplare: Bibliotheca Bipontina Zweibrücken

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Bey dem Hoch-adelichen Sulzer- und von Stettischen Hochzeit-Festin [...] bezeugte auch seine schuldigste Hochachtung und herzlichste Gratulation [...] Jacob Brucker [...]· Hochzeitsgedicht auf Wolfgang Jakob Sulzer d.J. und Anna Barbara von Stetten. Augsburg 1732 Bey dem II Hoch=Adelichen II Sulzer= II und II von Stettischen II Hochzeit=Festin, II als solches II d. 9. Junii An. 1732. II in Augspurg II Standsmäßig unter vielem glückwünschenden II Zuruff II begangen wurde/ II bezeugte auch II seine schuldigste Hochachtung II und herzlichste Gratulation II gegen dem II Hoch=Adelichen II Braut=Paar, II in II nachfolgenden gehorsamst ver=llpflichteten Zeilen II Jacob Brucker/ V. D. Μ. II Der Königl. Preußis. Gesellschafft der Wissenschafften II Mitgliede. II AUGSPURG/ druckts Samuel Fincke. II 2 Bl.; 2° in den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers nicht enthalten Exemplare: SuStBA 2° Aug 202-1259*

37

Die seelige Bekantniß Jesu Christi vor den Menschen [...]· Augsburg 1732 Die II seelige Bekantniß II JESU Christi II vor den Menschen/ II wurde in einer II den 28. Decembr. Anno 1731. Nachmittags um zwey Uhr II in der Heil. Dreyfaltigkeits=Kirchen in des Heil. Rom. II Reichs freyen Stadt II Kauffbeyren II auf Oberherrl. Verordnung II gehaltenen ausserordentlichen Predigt/ II denen II aus dem Ertz=Stifft Saltzburg Tags vorher an-

Helmut Zäh

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gekom=llmenen/ zur Augspurgischen Confession sich bekennenden II Emigranten II und übriger Volckreich versammelter Gemeinde II aus Matth. X. v. 32. II in der Furcht des HErrn Schrifft=mäßig vorgetragen/ II und nunmehro II auf besonderes Verlangen auch von hohen Orten II mit Oberherrlicher Genehmhaltung II dem Druck übergeben II von II Jacob Brucker/ II Evangel. Abend=Predigern Rev. Min. Aug. Conf. Adj. II der Königl. Preußischen Gesellschafft der Wissenschafften Mit=Gliede. II Augspurg/ II Zu finden bey Mertz und Meyer/ 1732. II Tit., S. (l)-22; 2° Enth. S. 19-22 zusätzlich: Letzte Abschieds=Rede und Ausseegnung II der II Saltzburgischen Emigranten / Als selbige den 30. Dec. Anno 1731. II aus Kauffbeyren nach Augspurg/ Memmingen und Kempten II abgeführet worden / II In der H. Dreyfaltigkeits=Kirche II an gedachtem Tage Mittag um eilf Uhr II Auf Oberherrliche Verordnung II gehalten von II Jacob Brucker/ V.D.M. II Gotten S. 188; Moser S. 98; Index Nr. 54f.; Zedier Nr. 31; Hörner S. 26; Meusel S. 606; Baader Nr. 14; Alt S. 57; Longo S. 534; nicht bei Schmitt, obwohl der Druck Christian Ulrich Wagner d.Ä. in Ulm zuzuschreiben ist Exemplare: SuStBA 2° Th Η 224*; BSB 2 H.ref. 10 m*; UBM 0014/W 4 H.eccl. 665#5*; EvKiAK Anlage 089*; Anlage 090*; Anlage 092* (2 Exemplare) Zusammen mit zahlreichen weiteren zuvor separat erschienenen Schriften zum gleichen Thema als Nr. IV auch enthalten in: Sammlung II Einiger der Vornehmsten II In dem II Saltzburgischen Emigrations=Wesen II Nach und nach II Bißhero öffentlich zum Vorschein gekommenen II Schrifften II Und II Glaubhafften Urkunden/ II Nebst einer kurtzen II Vorrede II Von D. Η. I. II Augspurg/ II Zufinden bey Mertz und Mayer, II MDCCXXXII. II Wer das lieset/ der mercke drauf! II Matth. XXIV. 15. II Veith Nr. 28; vgl. Schmitt Nr. 384 (nur die 6 Bl. Vorstücke) Neu gedruckt sind nur die 6 Bl. zu Beginn, ansonsten handelt es sich bei den hier gesammelten Schriften jeweils um Reste der ursprünglichen Auflage. Die beiden geprüften Exemplare weichen in ihrem Umfang voneinander ab und enthalten mehr Titel als im Inhaltsverzeichnis angegeben. Exemplare: SuStBA 2° Th Η 226*; 2° Aug 301* 38

Von den Verdiensten des Hochgräflichen Fuggerischen Hauses um die Gelahrheit und deren Ergebene [...]· [Kaufbeuren] 1732 Von den II Verdiensten II Des II Hochgräflichen Fugge=llrischen Hauses II Um die Gelahrheit und deren Ergebene, II wollte hiemit II kürtzlich handeln, II und damit II alle Gönner

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

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und Liebhaber guter Künsten und II Wissenschafften und deren Beflissene/ II zu einem II d. 25. Augusti A. 1732. in der Lateinischen Statt=Schule zu Kauffbeyren II zu haltenden öffentlichen II ACTU ORATORIO II geziemend einladen II Jacob Brucker II V. D. M. der Lat. Statt=Schule Rector, der Königl. Preuss. Ge=llsellschafft der Wissenschafften Mitglied. II 4B1.;4° Gotten S. 188f.; Moser S. 98; Index Nr. 49; Zedier Nr. 32; Horner S. 26f.; Jöcher/Adelung Sp. 2310; Veith Nr. 33; Meusel S. 606; Baader Nr. 15; Alt S. 58; Longo S. 534 2. Aufl. s. Nr. 40; lateinische Fassung s. Nr. 83 Exemplare: SuStBA HV 249*; BSB 4 Diss. 3808,3*; EvKiAK Β 301* 39

[Trauergedicht]. In: Johann Balthasar Ritter: Das unzertrennliche Liebes- und Vereinigungs-Band Gottes [...]. Leichenrede auf Johann Georg Pritius. Frankfurt 1732. Fol. h"-h2r Das unzertrennliche II Liebes= und Vereinigungs=Band GOttes II mit den Seinigen, II bevorab in Leiden und Trübsal; II welches II aus der [!] Lehr= und Trost=reichen Worten des H. Apostels Pauli in der Epistel an die Römer Cap. VIII. v. 35-39. II bey volckreicher und ansehnlicher II Leich=Begängniß II des Weyland II Hochwürdigen, in GOtt andächtigen, Großachtbarn II und Hochgelahrten II HERRN II JOH. GEORGII II PRITO, II der H. Schlifft Hochberühmten DOCTORIS, II wie auch des II MINISTERII in Franckfurth am Mayn, II bey dasiger Evangelischen Kirche in die XXI. Jahr Hochverdienten II SENIORIS, II in der II Kirche zu S'. NICOLAI, II woselbst II Sein entseelter Leichnam ins Grab versencket II worden, II Mittwochs den 27ten Monaths Augusti des MDCCXXXÜ. Jahrs II der II Gemeine des HErrn zur erbaulichen Betrachtung II vorgestellet II Johann Balthasar Ritter, II Evangel. Prediger daselbst. II Gedruckt bey Heinrich Ludwig Brönner. II S. (l)-40, S. (l)-8, 34 Bl.; 2° Stolberg ΠΙ, S. 360f.; Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Universitätsbibliothek Gießen. Bearb. von Rudolf Lenz u.a. Marburg 1985 (Marburger Personalschriften-Forschungen. Bd. 7,1). S. 264-267, Nr. 288; Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften in der Hessischen Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt. Bearb. von Rudolf Lenz u.a. Sigmaringen 1990 (Marburger PersonalschriftenForschungen. Bd. 11,1). S. 366-368, Nr. 335 Enth. fol. hv-h2r: Bey dem Grabe des Hochwürdigen II Herrn Johann George PRITII, II der heiligen Schrifft hochberühmten Doctoris, und eines Hoch=Ehrwürdigen II Ministerii in Franckfurth hochverdienten Senioris, II bezeugte seine auch nach dem Tode fortdaurende Veneration gegen dessen II im Segen grünende Gebeine II Jacob Brucker, V. D. Μ. II Der Königl. Preussischen Gesellschafft der Wissenschafften Mitglied. II

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Helmut Zäh Exemplare: Universitätsbibliothek Gießen W 50607/15 fol.; Hessische Landes- und Hochschulbibliothek Darmstadt Gü 8190(4); Herzog-August-Bibliothek Wolfenbüttel

1734 40

Abhandlung von den Verdiensten des Hoch-gräflichen Fuggerischen Hauses um die Gelahrheit und deren Ergebene [...]. 2. erw. Aufl. Augsburg 1734 Abhandlung II Von den II Verdiensten II Des II Hoch=Gräflichen II Fuggerischen Hauses II Um die II Gelahrheit und deren Ergebene, II Womit II Alle Gönner und Liebhaber guter Künsten und II Wissenschafften und deren Beflissene, II Zu einem II d. 25. Augusti A. 1732. in der Lateinischen Stadt=Schule zu II Kauffbeyren II gehaltenen öffentlichen II ACTU ORATORIO II geziemend eingeladen, II Solche aber nunmehr mit verschiedenen Zusätzen vermehret II Jacob Brucker/ II V. D. M. der Lat. Stadt=Schule daselbst Rector, der Königl. Preussischen II Gesellschafft der Wissenschafften Mitglied. II Augspurg, II bey David Raymund Mertz und Johann Jacob Mayer, 1734. II S. (l)-20; 4° Index Nr. 49 (Erscheinungsjahr 1733); Horner S. 26f. (1744); Jöcher/Adelung Sp. 2310 (1744); Zapf I, S. 170f.; Meusel S. 606 (1744); Baader Nr. 15 (nennt neben dieser 2. Aufl. von 1734 irrtümlich noch eine 3. von 1744); Alt S. 58; nicht bei Schmitt, obwohl der Druck Christian Ulrich Wagner d.Ä. in Ulm zuzuschreiben ist 1. Aufl. s. Nr. 38; lateinische Fassung s. Nr. 83 Exemplare: SuStBA 4° Aug 161*; 4° Η 103*; 4° S 82 a*; BSB 4 Bavar. 368*; UBM 0001/4 H.lit. 537#22; EvKiAK Β 326*

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Historie vitae Adolphorum Occonum [...]. Leipzig 1734 IACOBI BRVCKERI II HISTORIA II VITAE II ADOLPHORVM OCCONVM II VV. CL. CL [!] II AD ILLVSTRANDAM REM LITTERARIAM II ET MEDICAM SAECVLI XVI II COMPARATA II ACCESSIT PRAETER ALIA II SVMMI VERI II LVCAE SCHROEKΚΠ II MEDICI CAESAREI ET ACAD. NATVR. CVRIOS [!] II QVONDAM PRAESIDIS II HYGEIA AVGVSTANA II LIPSIAE II APVD IO. CHRISTIANVM LANGENHEMIVM II MDCCXXXIIII II S. (1)-118 (einschl. 1 Kupfertafel, meist als Frontispiz eingebunden), 1 gef. Stammtafel nach S. 34, 1 Bl.; 4° Gotten S. 189; Moser S. 97; Index Nr. 68; Zedier Nr. 33; Horner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 39; Zapf Π, S. 772; Meusel S. 606; Baader Nr. 16; Alt S. 62; Longo S. 534 Nachtrag s. Nr. 74

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

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Exemplare: SuStBA 4° Aug 160*; 4° S 82*; 4° S 82 a*; HV 248*; BSB 4 Biogr. 190; 4 Diss. 144#Beibd. 5; Bibl.Sud. 2019; UBM 0001/4 H.lit. 677 42

David Langenmantel: Historie des Regiments in des Heil. Rom. Reichs Stadt Augspurg [...]. Bearb. von Jacob Brucker. 2. Aufl. Augsburg 1734 Historie II Des II Regiments II In des II Heil. Rom. Reichs Stadt II Augspurg/ II In welcher II Desselben verschiedene Veränderungen/ Erweiterungen/ II Verordnungen, und was sonst darzu gehörig, aus tüchtigen II Urkunden und Gründen erzählet, II Verschiedene Nachrichten aus den MSC. gantz edirt, II Sonderlich aber II Die dazu gehörige Kayserl. Diplomata, Confirmationes II und Declarationes, aufgerichtete Verträge, Verordnungen, Recesse II und dergleichen; ingleichem viele Kayserl. Königl. Chur= und II Fürstl. Schreiben gantz eingerücket, II Und also II Die Grund=Gesetze des Augspurgischen II Regiments eröffnet/ II Zugleich auch II Die fürnehmste Stücke der Augspurgischen Historie, so viel hieher II nöthig, aus sichern Nachrichten erläutert werden: II Samt II einem Alphabetischen Zeit=Register aller Glieder des II Carolinischen Raths und Gerichts bis auf unsere Zeit, II Nebst vielen die Genealogie, Heraldic und Alterthümer erläuternden Kupffern, II Zusammen getragen II Durch II David Langenmantel, II Ausgefertiget aber, und nunmehr mit wichtigen Urkunden vermehret II Von II Jacob Brucker/ II Der Königl. Preussischen Gesellschafft der Wissenschafften Mitgliede. II Augspurg, II Verlegts David Raymund Mertz und Johann Jacob Mayer, 1734. II Gest. Frontispiz, 5 Bl., S. (l)-286, 23 Bl., 22 Kupfertafeln, 1 Stammtafel, 6 Bl.; 2° Moser S. 98; Homer S. 27; Veith Nr. 40; Zapf I, S. 23-25; Baader Nr. 29; Alt S. 55f.; Schmitt Nr. 403 Bis auf den Titel, eine neue Vorrede Bruckers und die 6 Bl. Zusätze am Schluß identisch mit der 1. Aufl. 1. Aufl. s. Nr. 15; Nachtrag s. Nr. 43 Exemplare: SuStBA 2° Aug 199* (Frontispiz fehlt); 2° Aug 199 a*; 2° Aug 199 b*; 2° Aug 199 c; 2° Η 195; 4° HV 250; UBA 02/ΧΠ.5.2.245; 221/NS 2565 L275(2); BSB Res/2 Germ.sp. 98 m

43

De advocatis [...] Augustae Vindelicorum dissertatio historica [...]. In: Miscellanea Berolinensia [...]. Bd. 4. Berlin 1734. S. 159-175 MISCELLANEA II BEROLINENSIA II AD II INCREMENTUM SCIEN-IITIARUM II EX SCRIPTIS II SOCIETATI REGIAE II SCIENTIARUM II EXHIBITIS II EDITA, II CONTINUATIO III. SIVE II TOMUS IV. II CUM FIGURIS ET INDICE II MATERIARUM II BEROLINI, II Sumptibus II JOH. ANDR. RÜDIGERI, II Bibliopolae Regii privilegiati. II MDCCXXXIV. II 4 Bl., S. (l)-405, 1 S„ 11 gef. Kupfer (Nr. 10 geteilt); 4°

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Helmut Zäh Enth. S. 159-175: De II ADVOCATIS (Land=Vögten) II Celeberrimae S. Rom. Imp. Lib. Civitatis II AUGUSTAE VINDELICORUM, II Dissertatio Historica II Ex Monumentis Veterum Msc. congesta, II Supplementi loco II Ad ea, quae de Advocatis Augustanis II IN HISTORIA REGIMINIS AUGUSTANI II dixit II JACOBUS BRUCKERUS. II Gotten S. 189; Moser S. 96; Index Nr. 14; Zedier Nr. 34; Horner S. 24; Meusel S. 609; Baader Nr. 46; vgl. Alt S. 66 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea') - Miscellanea Berolinensia: Kirchner Nr. 24 Nachtrag zu Nr. 42 weitere Drucke s. Nr. 83 u. 109 Exemplare: UBM 0014/W 4 Mise. 3*

1735 44

Heiliges Gebetopfer. Augsburg 1735 Gotten S. 189; Moser S. 98; Index Nr. 56; Zedier Nr. 35; Horner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2310; Veith Nr. 56; Meusel S. 606; Baader Nr. 17 kein Exemplar nachgewiesen

1736 45

Auszug aus den Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie [...]. Ulm 1736 Jacob Bruckers II Auszug II Aus den II Kurtzen Fragen, II Aus der II Philosophischen Historie, II Von II Anfang der Welt II Biß auf II Unsere Zeiten, II Zum Gebrauch der Anfänger. II ULM, 1736. II Bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II 6 Bl„ S. 3-648, 12 Bl.; 12° Gotten S. 188; Moser S. 99; Index Nr. 66; Zedier Nr. 29; Hörner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 37; Meusel S. 606; Baader Nr. 13; Alt S. 62; Longo S. 532f. 563f.; nicht bei Schmitt, obwohl der Druck Christian Ulrich Wagner d.Ä. in Ulm zuzuschreiben ist 2. Aufl. s. Nr. 88 Exemplare: SuStBA Phil 460*; BSB Ph.u. 64 m; UBM 0001/8 Doli. 362(8; EvKiAK A 229*

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 46

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Rezension von: Etienne Forcadel: De Gallorum imperio et philosophia libri septem. Lyon, Paris 1595. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 15 [= Bd. 4,3]. Leipzig 1736. S. 362-367 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von II Einigen Mitgliedern der Deut=llschen Gesellschaft in Leipzig. II Funfzehendes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1736. II S. (335)-494; 8° Enth. S. 362-367: De Gallorum Imperio & Philoso-Ilphia libri VII. Stephano Forcatulo, II Iurisc. authore. II Lugd. (Genev.) apud Iacobum Chouet 1595. 8. II 3 Alph. 3 Bogen. II Index Nr. 26; Zedier Nr. 48; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34; Alt S. 58 - Beyträge: Kirchner Nr. 4382 Ein Nachdruck der 'Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache' erschien 1970 in Hildesheim. Exemplare: SuStBA Enc 71*; Enc 71 a*; UBM 0001/8 H.lit. 1034

47

Dissertatio exegetica ad locum Pauli ad Ephes. c. II. comm. 1,2. In: Tempe Helvetica [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger u. Johann Georg Altmann]. Bd. 2,1. Zürich 1736. S. 58-75 TEMPE II HELVETICA, II Dissertationes atque Observationes II THEOLOGICAS, PHILOLOGICAS, II CRITICAS, HISTORICAS, II EXHIBENS. II Tomi Secundi II Sectio Prima. II TTGVRI, II EX OFFICINA HEIDEGGERIANA. II MDCCXXXVI. II S. (1)-(176); 8° Enth. S. 58-75: DISSERTATIO II EXEGETICA II Ad locum PAULI II Ad Ephes. C. II. comm. 1,2. II Auetore II JACOBO BRUCKERO II V. D. M. Acad. Scient. Berol. Socio. II Gotten S. 844; Moser S. 97; Index Nr. 19; Zedier Nr. 37; Hörner S. 24; Veith Nr. 30; Alt S. 57 - Tempe Helvetica: Kirchner Nr. 104 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: UBA 02/1.3.8.274; UBM 0001/8 Mise. 1031*

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1737 48

Neue Zusätze [...] zu den Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie. Ulm 1737 Jacob Bruckers II Neue II Zusätze II Verschiedener Ver=llmehrungen, Erläuterun=llgen und Verbesserungen II Zu den II Kurtzen Fragen II Aus der II Philosophischen Historie. II ULM, 1737. II Verlegts Daniel Bartholomäi und II Sohn. II 6 Bl., S. 1-460, 10 Bl.; 12° Gotten S. 844; Moser S. 99; Index Nr. 67; Zedier Nr. 39; Horner S. 26; v. Stetten S. 303 (als Bd. 8 der 'Kurtzen Fragen'); Veith Nr. 38; Meusel S. 606; Baader Nr. 13; Alt S. 61; Longo S. 532; nicht bei Schmitt, obwohl der Druck Christian Ulrich Wagner d.Ä. in Ulm zuzuschreiben ist Supplement zu Nr. 32 Exemplare: SuStBA Phil 459*; UBM 0001/8 Doli. 362(9

49

Nachricht von dem Augspurgischen geschriebenen deutschen Rechte [...]. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 16 [= Bd. 4,4]. Leipzig 1737. S. 561-588 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von II Einigen Mitgliedern der Deut=llschen Gesellschaft in Leipzig. II Sechzehendes Stück. II Mit nöthigen Registern über diesen vierten Band. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1737. II Tit. (=S. 495f.), 4 Bl., S. (497)-644,13 Bl.; 8° Enth. S. 561-588: Nachricht

von dem ausgspurgischen

ge=llschriebenen

deutschen

Rechte, das unter dem Na=llmen des Stadtbuchs, im Jahre 1276. zusammen II getragen und von Rudolph dem ersten II bekräftiget worden ist. II Index Nr. 27; Zedier Nr. 49; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34; Zapf II, S. 734; Baader Nr. 42 weiterer Druck s. Nr. 110 Exemplare: s. Nr. 46; zusätzlich: SuStBA Aug 163*; Η 171* (jeweils nur Teil 16 u. 26)

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 50

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Abhandlung von einigen alten deutschen Uebersetzungen der heil. Schrift. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 17 [= Bd. 5,1]. Leipzig 1737. S. 9-48 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von II Einigen Mitgliedern der Deut=llschen Gesellschaft in Leipzig. II Siebenzehendes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1737. II S. C1)-176; 8° Enth. S. (9)-48: Herrn Johann Jacob Bruckers II Abhandlung von einigen alten deutschen Ueber=llsetzungen der heil. Schrift. II Index Nr. 28; Zedier Nr. 50; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

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Dissertatio historico-critica de secta Elpisticorum. In: Miscellanea Berolinensia [...]. Bd. 5. Halle 1737. S. 222-236 MISCELLANEA II BEROLINENSIA II AD II INCREMENTVM SCIENTIARVM II EX SCRIPTIS II SOCIETATI REGIAE II SCIENTIARVM II EXHIBITIS II EDITA. II CONTINVATIO IV. SIVE II TOMVS V. II CVM FIGVRIS II ET INDICE CONTENTORVM. II HALAE ΜAGDEBVRGICAE II IN OFFICINA LIBRARIA RENGERIANA. II MDCCXXXVII. II 2 Bl„ S. (l)-236, 8 meist gef. Kupfer; 4° Enth. S. 222-236: JACOBI BRVCKERI II V. D. M. Consist. Assess. & Scholarchae Kaufburani II Reg. Soc. Scient. Berol. Membri II DISSERTATIO II HISTORICO-CRITICA II DE II SECTA ELPISTICORVM. II Moser S. 97; Index Nr. 15; Zedier Nr. 38; Hörner S. 24; Veith Nr. 24; Meusel S. 609; Baader Nr. 48; Alt S. 55; Longo S. 533 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 43

52

Dissertatio epistolaris ad Joel. 11.23. [...]. In: Tempe Helvetica [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger u. Johann Georg Altmann]. Bd. 2,3. Zürich 1737. S. 423-432 TEMPE II HELVETICA, II Dissertationes atque Observationes II THEOLOGICAS, PHILOLOGICAS, II CRITICAS, HISTORICAS, II EXHIBENS. II Tomi Secundi II Sectio Tertia. II TIGVRI, II EX OFFICINA HEIDEGGERIANA. II MDCCXXXVII. II S. (345)-504; 8°

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Helmut Zäh Enth. S. 423-432: JACOBI BRUCKERI II DISSERTATIO EPISTOLARIS II Ad Joel. 11:23. II Ad Virum pi. Reverendum II D. C. Α. Μ. II Moser S. 97; Index Nr. 20; Zedier Nr. 36; Hörner S. 24; vgl. Alt S. 66 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea') weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 47

1738 53

Dissertatio epistolica, qua de mentis in rem literariam, praecipue Graecam, [...] Davidis Hoeschelii [...] quaedam exponit [...]. Augsburg 1738 Dissertatio Epistolica, II qua II DE MERITIS IN REM LI-IITERARIAM, PRAECI-IIPVE GRAECAM, II Viri celeberrimi II DAVIDIS HOESCHELII, II Gymnasii ad D. Annae Augustae Vindelicorum II quondam Rectoris & Reip. Bibliothecarii, II quaedam exponit II Viroque Plurimum Reverendo atque Clarissimo II DN. PHIL. JAC. CROPHIO, II P. L. C. Gymnasii Annaeani Rectori & Bibliothecario, II multisque nominibus de patria juventute bonisque literis merito, II Socero Desideratissimo, II Onomastica sidera Cal. Maj. A. S. R. MDCCXXXVm. II feliciter redeuntia, II gratulatur II Jacobus Bruckerus, II Reg. Scient. Acad. Berolin. Membrum. II Augustae Vindelicorum, II Apud DAV. RAYMUND. MERZ, & JO. JACOB. MAYER, 1738. II S. (l)-43; 4° Gotten S. 844 (Erscheinungsjahr 1739); Index Nr. 22 (1739); Zedier Nr. 40; Horner S. 27 (1739); Jöcher/Adelung Sp. 2310 (1739); Veith Nr. 41; Zapf Π, S. 759f.; Meusel S. 607 (1751); Baader Nr. 20 (nennt zwei Drucke von 1739 und 1751); Alt S. 62; Longo S. 534; Schmitt Nr. 436 weitere Drucke s. Nr. 65 u. 83 Exemplare: SuStBA 4° Aug 636; 4° Aug 636 a; BSB 4 Diss. 512#Beibd. 7; 4 Diss. 3072,9; UBM 0001/4 H.lit. 537#21*

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Rezension von: Titus Livius: Römische Historien mit etlichen newen translation auß dem Latein [...]· Mainz 1533. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 18 [= Bd. 5,2]. Leipzig 1738. S. 179-187 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von II Einigen Mitgliedern der Deut=llschen Gesellschaft in Leipzig. II Achtzehentes Stück. II

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

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Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1738. II S. (177)-(346); 8° Enth. S. (179)-187: LIVII Historiarum libri. II Index Nr. 29; Zedier Nr. 51; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46 55

Rezension von: Johann Fischart (Pseud. Jesuwald Pickhart): Bienenkorb deß Heil. Rom. Immenschwarms [...]. Straßburg (fing. Christiingen) [um 1600]. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 18 [= Bd. 5,2]. Leipzig 1738. S. 223-240 (wie Nr. 54) Enth. S. 223-240: Bienenkorb des Heil. Rom. Immen=llschwarms, [...] II [...] II [...] Durch Jesu=llwald Pickhart, des Canonischen Rechtens II Canonisirten oder Gewürdigten, etc. II Index Nr. 30; Zedier Nr. 52; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

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Anmerkung über die Erklärung altdeutscher Schriften [...]. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 18 [= Bd. 5,2]. Leipzig 1738. S. 270-287 (wie Nr. 54) Enth. S. 270-287:

Anmerkung über die Erklärung alt=lldeutscher Schriften, aus noch übrigen Pro=llvinzialwörtern, und besonderer Mundart, II zumal des Oberschwabens. II

Index Nr. 31/33; Zedier Nr. 53; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46 57

Rezension von: Ortolff von Bayerland: Arzneibuch. Augsburg: Anton Sorg, 11.8.1479. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 18 [= Bd. 5,2]. Leipzig 1738. S. 320-327 (wie Nr. 54) Enth. S. 320-327: Artzneybuch. getruckt vnnd voIlenn=lldet durch Anthonius Sorg zu Augspurg, An II Mittwochen nach Ostre [!] Anno etc. in dem II 79. Jare. f. II

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Helmut Zäh Index Nr. 34; Zedier Nr. 54; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

58

Rezension von: Johannes Stobaeus: Scharpffsinniger Sprüche auß den Schrifften der aller vernünftigsten, eltisten, hochgelerten Griechen [...]. Übers, von Georg Frölich. Basel 1551. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 19 [= Bd. 5,3]. Leipzig 1738. S. 349-366 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von II Einigen Mitgliedern der Deut=llschen Gesellschaft in Leipzig. II Neunzehntes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1738. II S. (347)-(522); 8° Enth. S. (349)-366: Ioannis Stobei scharpffsinniger II Sprüche [...] II [...] II [...] Ain übertreffenlich, II alle menschliche tugendt vnnd vemunfft II innhaltend, buch. Durch Georgen Froe=lllich, genant Laetus, von der Lömniz, II erstmals aus Lateinischer, in Teutsche spra=llche gebracht, im jare der geburt Christi MDL. [...] II [...] II Index Nr. 35; Zedier Nr. 55; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

59

Rezension von: Valerius Maximus: Die Geschieht der Römer. Übers, von Heinrich von Mügeln. Augsburg: Anton Sorg, 16.2.1489. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 20 [= Bd. 5,4]. Leipzig 1738. S. 552-558 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von II Einigen Mitgliedern der Deut=llschen Gesellschaft in Leipzig. II Zwanzigstes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1738. II Tit. (=S. 523f.), 4 Bl., S. (525)-679, 1 S„ 9 Bl.; 8° Enth. S. 552-558: Valerius Maximus, die Geschieht II der Römer. II Index Nr. 36; Zedier Nr. 56; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 60

295

[Lateinisches Trauergedicht]. In: Johann Rudolf Iselin: Laudatio funebris [...] Jacobi Christophen Iselii [...]· Basel 1738. S. 46 LAUDATIO FUNEBRIS II CONSECRANDAE MEMORIAE II VIRIINCOMPARABILIS II PLURIMUM VENERANDI II AC SINGULARIS ERUDITIONIS LAUDE CELEBRATISSIMI II JACOBI CHRISTO-IIPHORI ISELn, II S. S. THEOLOGIAE DOCTORIS II CONTROVERS. ET LOCOR. COMMUN. PROFESSORIS II ACADEMIAE BASILIENSIS A BIBLIOTHECA II REGIAE GALL. INSCRIPTION. ET ELEGANT. LITERARUM ACAD. II SOCn HONORARÜ II Ad. d. XV. Kai. Octobr. MDCCXXXVHI. II PRO SPLENDIDISSIMA II ILLUSTRIUM VIRORUM CONCIONE II RECITATA II A II JOH. RUDOLPHO ISELIO, II J. U. D. FACULT. JURID. BAS. ASSESSORE II SERENISS. DOMUS BADA-DURLAC. A CONSIL. AUL. II REG. BEROL. SCIENT. ACAD. SOCIO. II Typis JOH. HENRICI DECKERI, Acad. Typograph. II Gest. Porträt als Frontispiz, S. (l)-76, 1 Bl.; 2° Katalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften in der Universitätsbibliothek Marburg. Katalogteil. Hg. von Rudolf Lenz. Marburg 1980 (Marburger PersonalschriftenForschungen. Bd. 2,1). S. 254-256, Nr. 1252; Katalog Gießen (wie bei Nr. 39) S. 169-171, Nr. 986 Enth. S. 46: unbetiteltes lateinisches Trauergedicht Bruckers Exemplare: Universitätsbibliothek Gießen W 50337 fol. (Porträt in Kopie); Universitätsbibliothek Marburg Vlln A 418 Personalschriften Rinteln, Bd. 3 (Porträt fehlt)

61

Dissertatio epistolaris [...] de Stoicis subdolis Christianorum imitatoribus. In: Tempe Helvetica [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger u. Johann Georg Altmann]. Bd. 3,2. Zürich 1738. S. 260-295 TEMPE II HELVETICA, II Dissertationes atque Observationes II THEOLOGICAS, PHILOLOGICAS, II CRITICAS, HISTORICAS, II EXHIBENS. II Tomi Tertii II Sectio Secunda. II TIGVRI, II EX OFFICINA HEIDEGGERIANA. II MDCCXXXVHI. II S. (165)-360; 8° Enth. S. 260-295: JACOBI BRUCKERI II Dissertatio Epistolaris II Ad II Virum Venerandum atque Cla-Ilrissimum II JOANNEM JACOBUM II ZIMMERMANNUM, II Canonicum & Theologiae Professorem II Tigurinum, II DE STOICIS SUBDOLIS CHRISTIA-IINORUM IMITATORIBUS. II Gotten S. 844; Index Nr. 21; Zedier Nr. 41; Hörner S. 24; vgl. Alt S. 66; Longo S. 533 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea')

296

Helmut Zäh weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 47

1739 62

Dissertatio epistolica, qua [...] descriptionis vitae [...] Hieronymi Wolfii [...] ab ipso [...] confectae, nec dum editae, synopsin exhibet. Augsburg 1739 Dissertatio Epistolica, II qua II PERILLVSTRI VIRO II DOMINO II WOLFGANGO JAIICOBO SVLZERO, II Summis in rempublicam Augustanam mentis II Ad supremam II DVVMVIRATVS II dignitatem II legitima P. C. electione MDCCXXXDC. IX. Cal. April, evecto II susceptos honores & munus, II qua decet animi devotione gratulatur, II simulque II descriptionis vitae II magni olim Augustanorum Polyhistoris II HIERONYMI WOLFII II ab ipso celeberrimo Philologo confectae, nec dum editae, II Synopsin II exhibet II Jacobus Bruckerus, II Reg. Scient. Soc. Berolin. Membrum. II Augustae Vindelicorum, Apud Merz & Mayer, MDCCXXXIX. II S. (l)-47; 4° Gotten S. 844; Index Nr. 23; Zedier Nr. 42; Hörner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2310; Veith Nr. 42; Zapf Π, S. 788; Meusel S. 606; Baader Nr. 19; Alt S. 62f.; Longo S. 534; Schmitt Nr. 447 weitere Drucke s. Nr. 66 u. 83 Exemplare: SuStBA 4° Aug 1682; 4° Aug 1682 a; 4° Aug 1682 b; StAA EWA 1655*; BSB 4 Diss. 526#Beibd. 13*; 4 Diss. 3072,10; UBM 0001/4 H.lit. 763

63

Nachricht von der Beschaffenheit der deutschen Sprache und deren Schreibart bey den Rechtsgelehrten vor dem sechzehnten Jahrhunderte. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 21 [= Bd. 6,1]. Leipzig 1739. S. 1-21 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von einigen Liebhabern der II deutschen Litteratur. II Ein und zwanzigstes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1739. II 6 Bl., S. (1)-172; 8° Enth. S. (1)-21: Nachricht von der Beschaffenheit der II deutschen Sprache und deren Schreibart bey den II Rechtsgelehrten vor dem sechzehnten II Jahrhunderte. II Index Nr. 37f.; Zedier Nr. 57; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 64

297

Versuch einer deutschen Uebersetzung von Johannis Stobäi Sammlung auserlesner zur Naturlehre gehörigen Lehrstücke. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 22 [= Bd. 6,2]. Leipzig 1739. S. 171-197 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von einigen Liebhabern der II deutschen Litteratur. II Zwey und zwanzigstes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1739. II S. (169) [!]-(352); 8° Enth. S. (171)-197: Johann Jacob Bruckers II Versuch einer deutschen Uebersetzung II von Johannis Stobäi Sammlung auserlesner II zur Naturlehre gehörigen Lehr=llstücke. II Index Nr. 39; Zedier Nr. 58; v. Stetten S. 305; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

65

Dissertatio epistolica de meritis in rem literariam, praecipue Graecam, [...] Davidis Hoeschelii [...]. 2. Abdruck. In: Tempe Helvetica [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger u. Johann Georg Altmann]. Bd. 4,3. Zürich 1739. S. 469-502 TEMPE II HELVETICA, II Dissertationes atque Observationes II THEOLOGICAS, PHILOLOGICAS, II CRITICAS, HISTORICAS, II EXHIBENS. II Tomi Quarti II Sectio Tertia. II TIGVRI, II EX OFFICINA HEIDEGGERI ANA. II MDCCXXXIX. II S. (395)-578; 8° Enth. S. 469-502: JACOBI BRUCKERI II Dissertatio Epistolica II De II Meritis in Rem Literariam, praecipue Graecam, II Viri Celeberrimi II DAVIDIS HOESCHELII, II Gymnasii ad D. Annae Augustae Vindelicorum II quondam Rectoris & Reip. Bibliothecarii: II ad II Virum plurimum Reverendum atque Clarissimum II D. PHIL. JACOB. CROPHIUM, P. L. C. II Gymnasii Annaeani Rectorem & Bibliothe-Ilcarium. II Index Nr. 22; Zedier Nr. 40; Veith Nr. 41; Meusel S. 607 Erstdruck s. Nr. 53, weiterer Druck Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 47

66

Dissertatio epistolica [...], quae [...] Hieronymi Wolfii vitae ab ipso confectae, nec dum editae, synopsin exhibet. 2. Abdruck. In: Tempe Helvetica [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger u. Johann Georg Altmann]. Bd. 4,3. Zürich 1739. S. 503-535 (wie Nr. 65)

298

Helmut Zäh Enth. S. 503-535: JACOBI BRUCKERI II Dissertatio Epistolica II Ad II Perillustrem Virum II D. WOLFG. JACOBUM II SULZERUM II Reip. Augustanae Duumvirum Praefectum; II Quae II magni olim Augustanorum Polyhistoris II HffiRONYMI WOLFH, II Vitae ab ipso confectae, nec dum editae, II Synopsin exhibet. II Index Nr. 23; Zedier Nr. 42; Veith Nr. 42; Meusel S. 606; Baader Nr. 19 Erstdruck s. Nr. 62, weiterer Druck Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 47

1740 67

Rezension von: [Hieronymus Wolf]: De orthographia Germanica, ac potius Suevica (erschienen in: Johannes Rivius: Institutionum grammaticarum libri octo [...]. Hg. von [Hieronymus Wolf]. Augsburg 1578. S. 584-615). In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 23 [= Bd. 6,3]. Leipzig 1740. S. 355-363 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von einigen Liebhabern der II deutschen Litteratur. II Drey und zwanzigstes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1740. II S. (353)-(528); 8° Enth. S. (355)-363: Anonymus II De Orthographia Germanica, ac II potius Suevica 1556. II Index Nr. 40; Zedier Nr. 59; v. Stetten S. 305; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

68

Rezension von: [Ps.-Lucianus]: Ein hübsche history von Lucius Apuleius in gestalt eins esels verwandelt [...]. Übers, von Niklas von Wyle. Straßburg 1509. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 23 [= Bd. 6,3]. Leipzig 1740. S. 363-367 (wie Nr. 67) Enth. S. 363-367: Eine hübsche history von Lucius apulejus in II gestalt eins esels verwandelt vnd verkert ward, II und lenger wann ein gantzes jar darin II pleybe. II Zedier Nr. 60; v. Stetten S. 305; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 69

299

De vestigiis philosophiae Alexandrinae in Libra Sapientiae. In: Miscellanea Berolinensia [...]. Bd. 6. Berlin 1740. S. 150-179 MISCELLANEA II BEROLINENSIA II AD II INCREMENTUM SCffiNTIARUM II EX SCRIPTIS II SOCIETATI REGIAE II SCIENTIARUM II EXHIBITIS II EDITA II CONTINUATIO V. SIVE II TOMUS VI. II CUM FIGURIS AENEIS ET INDICE II CONTENTORUM. II BEROLINI, TYPIS JOH. GOTHOF. MICHAELIS. II MDCCXL. II 5 Bl., S. (3)-328, 14 meist gef., teilweise kolorierte Kupfer; 4° Enth. S. 150-179: JACOB BRUCKER II De II Vestigiis philosophiae Alexandrinae II in II Libro Sapientiae. II Index Nr. 16; Zedier Nr. 44; Veith Nr. 23; Meusel S. 609; Baader Nr. 47; Alt S. 55; Longo S. 533 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 43

1741 70

1.

Bilder-sal heutiges Tages lebender und durch Gelahrheit berühmter Schrifft-steller [...]. Illustr. von Johann Jacob Haid. Teil 1-10 in 2 Bdn. Augsburg 1741-1755; dazu: Anhang zu dem Bildersaal berühmter und gelehrter Schriftsteller [...]. Augsburg 1766 Bilder=sal II heutiges Tages lebender, II und II durch Gelahrheit berühmter II Schrifft=steller; II in welchem II derselbigen II nach wahren Original=malereyen II entworfene Bildnisse II in schwarzer Kunst, II in natürlicher Aehnlichkeit II vorgestellet, II und ihre II Lebensumstände, II Verdienste um die Wissenschafften/ II und Schrifften II aus glaubwürdigen Nachrichten erzählet werden/ II von II Jacob Brucker/ II der königl. Preuß. Societät der Wissenschafften Mitglied II und II Johann Jacob Haid II Malern und Kupfferstechem. II Erstes Zehend. II Augspurg, II bey Jo. Jacob Haid/ 1741. II 37 Bl. (einschl. 11 Schabkunstporträts); 2° Enthält als Frontispiz ein Porträt Bruckers sowie Porträts und Biographien von Samuel Freiherr von Cocceji, Manuel Marti, Christoph Matthäus Pfaff, Johann Lorenz von Mosheim, Justus Henning Böhmer, Johann Adam Freiherr von Ickstatt, Friedrich Hoffmann, Christian von Wolff, Christoph August Heumann, Luise Adelgunde Victoria Gottsched.

Helmut Zäh

300 2.

Bilder=sal

II heutiges Tages lebender

II Und

II durch

Gelahrheit

berühmter II

Schrifft=steller, II [...] II Zweytes Zehend. II Augspurg, II bey Joh. Jacob Haid/ 1742. II 39 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Scipione Maffei, Johann Peter von Ludewig, Daniel Ernst Jablonski, Ludovico Antonio Muratori, Christian Eberhard Weissmann, Salomo Deyling, Alphonse des Vignoles, Johann Bernoulli, Barthold Heinrich Brockes, Andreas Elias Büchner. 3.

Bilder=sal

II heutiges Tages lebender,

II und

II durch

Gelahrheit berühmter II

Schrifft=steller; II [...] II Drittes Zehend. II Augspurg, II bey Jo. Jacob Haid/ 1744. II 34 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Ernst Christoph Graf von Manteufel, Georg Bernhard Bilfinger, Lorenz Heister, Michael Alberti, Pierre Louis Moreau de Maupertuis, Daniel Bernoulli, Christian Gottlieb Jöcher, Johann Christoph Gottsched, Simon Pelloutier, Pieter van Musschenbroek. 4.

Bilder=sal

II heutiges Tages lebender

II und

II durch

Gelahrheit

berühmter II

Schrifft=steller; II [...] II Viertes Zehend. II Augspurg, II bey Jo. Jacob Haid, 1745. II 41 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Heinrich Graf von Bünau, Gabrielle-Emilie Le Tonnelier de Breteuil Marquise Du Chätelet, Antonio Francesco Gori, Johann Georg Walch, Giovanni Lami, Georg Christian Gebauer, Albrecht von Haller, Johann Heinrich Schulz, Johann Matthias Gesner, Laura Maria Caterina Bassi. 5.

Bilder=sal

II heutiges Tages lebender,

II und

II durch

Gelahrheit

berühmter II

Schrifft=steller, II [...] II Fünftes Zehend. II Augspurg, II bey Jo. Jacob Haid 1746. II 37 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Friedrich Heinrich Reichsgraf von SeckendorfGudent, Johann Gottlob Carpzov, Siegmund Jakob Baumgarten, Matthias Bei, Angelo Maria Ricci, Bernhard Siegfried Albinus, Christian Gottlieb Schwarz, Johann Daniel Schöpflin, Johann Mattheson, Magdalena Sibylle Rieger.

Verzeichnis der Schriften Jacob 6.

Bilder=sal

Bruckers

II heutiges Tages

lebender, II und II durch Gelahrheit

301 berühmter II

Schrifft=steller, II [...] II Sechstes Zehend. II Zweyter Band. II Augspurg, II bey Jo. Jacob Haid 1747. II 37 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Heinrich Christian Freiherr von Senckenberg, Augustin Leyser, Jakob Wilhelm Feuerlein, Israel Gottlieb Canz, Johann Georg Schelhorn, Daniel Wilhelm Triller, Franz Ernst Brückmann, Georg Erhard Hamberger, Georg Wolfgang Krafft, Jacopo Facciolati. 7.

Bilder=sal

II heutiges Tages

lebender II und II durch Gelahrtheit berühmter II

Schrifft=steller, II [...] II Siebendes Zehend. II Augspurg, II bey Jo. Jacob Haid 1748. II 35 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Ernst Joachim von Westphalen, Johann Albrecht Bengel, Daniel Gerdes, Johann Jakob Breitinger, Giambattista Passeri, Christian Gottlieb Buder, Paul Gottlieb Werlhof, Burchard David Mauchard, Samuel Christian Hollmann, Angelo Maria Bandini. 8.

Bilder=sal

II heutiges Tages

lebender II und II durch Gelahrtheit berühmter II

Schrifft=steller, II [...] II Achtes Zehend. II Augspurg, II bey Jo. Jacob Haid 1750. II 36 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Johann Michael von Loen, Johann Friedrich Burg, Friedrich Andreas Hallbauer, Hermann Heinrich von Engelbrecht, Johann Georg Peitsch, Giuseppe Aurelio di Gennaro, Johann Georg Gmelin, Johann Friedrich Penther, Johann Heinrich von Seelen, Christian Schöttgen. 9.

Bilder=sal

II heutiges Tages

lebender II und II durch Gelahrtheit berühmter II

Schrifft=steller, II [...] II Neuntes Zehend. II Augspurg II bey Joh. Jacob Haid 1752. II 36 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Karl Franz Buddeus, Johann Christian Hebenstreit, Jean-Henri Samuel Formey, Abraham von Humbert, Johann Kaspar Barthel, Giannantonio Sergio, Samuel Lenz, Georg Gottlob Richter, Johann Gessner, Christian Gottlieb Ludwig.

302

Helmut Zäh

10. Bilder=sal II heutiges Tages lebender II und II durch Gelahrtheit berühmter II Schrifftsteller, II [...] II Zehentes und leztes Zehend. II Augspurg II bey Joh. Jacob Haid 1755. II 38 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Enthält Porträts und Biographien von Gerhard Freiherr von Swieten, Johann Ulrich von Cramer, Christoph Jakob Trew, Franz Christoph von Scheyb, Johann Jakob Quandt, Friedrich Wilhelm Krafft, Johann Albrecht Gesner, Gottfried Schütze, Johann Jakob Zimmermann, Johann Heumann. Anh. Anhang II zu dem II Bildersaal II berühmter und gelehrter II Schrifftsteller, II des II gegenwärtigen Jahrhunderts/ II als eine II Zugabe II zur Beförderung II der gelehrten Geschichte II unserer Zeit II heraus gegeben II von II Jacob Brucker II und II Johann Jacob Haid. II Augspurg 1766. II 2 Bl., S. 1-50, S. 1-8, 11 Schabkunstporträts; 2° Enthält Porträts und Biographien von Christian Ulrich von Ketelhodt, Karl Gottlob Hofmann, Johann Christian Stemler, Gottfried Daniel Hoffmann, Karl Friedrich Hundertmark, Christian August Crusius, Johann Friedrich Cotta, Franz Dominik Häberlin, Johann Philipp Burggrave, Michael Christoph Hanow, Christian Ernst Hanselmann. Index Nr. 69; Zedier Nr. 64; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 44; Meusel S. 607; Baader Nr. 21; Alt S. 63f.; Longo S. 534 (außer v. Stetten, der eine Fortsetzung mit 25 Viten nennt, alle ohne den Anhang); Maria Lanckoronska, Richard Oehler: Die Buchillustration des 18. Jahrhunderts in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Teil 1: Die deutsche Buchillustration des Spätbarock und Rokoko. Leipzig 1932. S. 92 (mit dem Anhang), vgl. S. 29f. Die Reihenfolge der Biographien innerhalb der einzelnen Teile variiert bei den verschiedenen Exemplaren mitunter leicht. lateinische Fassung mit identischem Inhalt, jedoch ohne den Anhang s. Nr. 71; vgl. auch Nr. 90 u. 92 Exemplare: ohne Anhang: SuStBA 2° Bio 25* (Teil 1-4, 6-8

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

303

MORVM, II QVIHODIE VIVVNT, II IMAGINES II ET II ELOGIA. II VITAS, SCRIPTA, II LITERARVM MERITA II RECENSVIT II JACOBVS BRVCKERVS, II Academiae scientiarum Berolinensis Membrum; II IMAGINES AD ARCHETYPA II aere accurate expressit II JOANNES JACOBVS HAIDIVS, II Pictor & Chalcographus. II Decas I. II AUGUSTAE VINDELICORUM, II Apud Jo. Jac. Haidium MDCCXLI. II 40 Bl. (einschl. 11 Schabkunstporträts); 2° 2.

PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II LITERIS ILLVSTRIVM, II [...] II Decas II. II AUGUSTAE VINDELICORUM, II Apud Jo. Jac. Haidium MDCCXLII. II 35 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2°

3.

PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II LITERIS ILLVSTRIVM, II [...] II Decas III. II AVGVSTAE VINDELICORVM, II Apud Jo. Jac. Haidium MDCCXLIV. II 33 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2°

4.

PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II LITERIS ILLVSTRIVM, II [...] II Decas IV. II AVGVSTAE VINDELICORVM, II Apud Io. Iac. Haidium MDCCXLV. II 39 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2°

5.

PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II LITERIS ILLVSTRIVM, II [...] II Decas V. II AUGUSTAE VINDELICORUM, II Apud Jo. Jac. Haidium MDCCLXVI [!]. II 38 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2°

6.

PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II LITERIS ILLVSTRIVM, II [...] II Decas VI. II Volumen II. II AVGVSTAE VINDELICORVM, II Apud Jo. Jac. Haidium MDCCXLVII. II 36 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2°

7.

PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II LITERIS ILLVSTRIVM, II [...] II Decas VII. II AVGVSTAE VINDELICORVM, II Apud Jo. Jac. Haidium, MDCCXLVIII. II 35 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2°

8.

PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II LITERIS ILLVSTRIVM, II [.·.] II Decas VIII. II AVGVSTAE VINDELICORVM, II Apud Jo. Jac. Haidium, MDCCL. II 36 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2°

304 9.

Helmut Zäh PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II UTERIS ILLVSTRIVM, II [...] II Decas IX. II AVGVSTAE VINDELICORVM, II Apud Jo. Jacob. Haidium, MDCCLII. II 36 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2°

10. PINACOTHECA II SCRIPTORVM NOSTRA AETATE II UTERIS ILLVSTRIVM, II [...] II DECAS X. ET VLTIMA. II AVGVSTAE VINDELICORVM, II Apud Jo. Jac. Haidium, MDCCLV. II 38 Bl. (einschl. 10 Schabkunstporträts); 2° Index Nr. 70; Zedier Nr. 65; Hörner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 43; Meusel S. 607; Baader Nr. 21; Alt S. 63f.; Longo S. 534 deutsche Fassung mit identischem Inhalt s. Nr. 70; vgl. auch Nr. 90 u. 92 Exemplare: SuStBA 2° Bio 26* (mit dem nur mit deutschem Text erschienenen Anhang); 2° Η 59* (mit lateinischem und deutschem Text); BSB Res/2 Biogr.c. 22*; UBM 0014/W 2 H.lit. 133*; 0014AV 2 H.lit. 133 a(l* (Band 2 in der deutschen Fassung) 72

Nachricht von der versprochenen Ausgabe des Augspurgischen Stadtbuches. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 26 (= Bd. 7,2). Leipzig 1741. S. 321-348 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von einigen Liebhabern der II deutschen Litteratur. II Siebenter Band. II Sechs und zwanzigstes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1741. II S. (177)-352; 8° Enth. S. 321-348: Nachricht von der versprochenen Aus=llgabe des Augspurgischen Stadtbuches. II Index Nr. 41; Zedier Nr. 61; v. Stetten S. 305; Veith Nr. 34; Zapf II, S. 734; Baader Nr. 43 Exemplare: s. Nr. 46; zusätzlich: SuStBA Aug 163*; Η 171* (jeweils nur Teil 16 und 26)

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 73

305

Rezension von: Anicius Manlius Severinus Boethius: Christlich vernünftiges Bedenken, wie man sich bey vordringendem Gewalt [...] zu trösten habe [...]· Übers, von J[ohann] H[elwig]. Nürnberg 1660. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 27 (= Bd. 7,3). Leipzig 1741. S. 491-501 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von einigen Liebhabern der II deutschen Litteratur. II Siebenter Band. II Sieben und zwanzigstes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf. 1741. II S. (353)-(520); 8° Enth. S. 491-501: SEVERINI BOETHII II Christlich vernünftiges Bedenken, wie man sich II bey vordringendem Gewalt und Wohlergehen II der Gottlosen, auch unrechtmäßig Leiden und II Uebelgehen der Frommen zu verhalten habe, in II fünf Bücher verfasset, dem Liebhaber der deut=llschen Sprache zu Nutzen aus dem Latein über=llgesetzt; benebst richtiger Beschreibung des Boe=lltii Lebenslaufes. Nürnberg 1660. 12. II 12. Bogen ohne die Vorrede. II Index Nr. 42; Zedier Nr. 62; v. Stetten S. 305; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

74

Spicilegium ad prolusionem Historiae vitae Occonum praefixam [...] exhibens vitam Jeremiae Martii [...]. In: Tempe Helvetica [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger u. Johann Georg Altmann]. Bd. 5,4. Zürich 1741. S. 550-563 TEMPE II HELVETICA, II Dissertationes atque Observationes II THEOLOGICAS, PHILOLOGICAS, II CRITIC AS, HISTORICAS, II EXHIBENS. II Tomi Quinti II Sectio Quarta. II TIGVRI, II EX OFFICINA HEIDEGGERIANA. II MDCCXLI. II 2B1.,S. 511-634; 8° Enth. S. 550-563: JACOBI BRUCKERI II SPICILEGIUM II ad II Prolusionem Historiae Vitae Occonum II praefixam, II de II Medicis Augustanis II Saeculi XVI celebribus, II exhibens vitam II JEREMIAE MARTII II Physici Augustani. II Index Nr. 24f.; Zedier Nr. 43; vgl. Zapf Π, S. 767; Alt S. 66 (jeweils nur der Abdruck in den 'Miscellanea') Nachtrag zu Nr. 41 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: s. Nr. 47

306

Helmut Zäh

1742 75 1.

Historie critica philosophiae [...]. Bd. 1-3; 4,1; 4,2. Leipzig 1742-1744 IACOBI BRVCKERI II REGIAE SCIENT. SOCIETATIS, QVAE BEROLINI II FLORET, MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II A MVNDIINCVNABVLIS II AD II NOSTRAM VSQVE AETATEM II DEDVCTA. II TOMVS PRIMVS. II LIPSIAE, MDCCXLEL II LITERIS ET IMPENSIS BERN. CHRISTOPH. II BREITKOPF. II Gest. Frontispiz, 7 Bl„ S. (1)-1357, 1 S„ 17 Bl.; 4° Enthält als Frontispiz ein Porträt Bruckers.

2.

IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROLIN. MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II AB INITOS II MONARCHIAE ROMANAE, II AD REPVRGATAS VSQVE LITERAS. II PERIODI SECVNDAE PARS PRIMA. II TOMVS SECVNDVS. II LIPSIAE, MDCCXLII. II TYPIS ET IMPENSIS BERN. CHRISTOPH. II BREITKOPF. II 4 Bl., S. (1)-1092,4 Kupfertafeln, 16 Bl.; 4°

3.

IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROLIN. MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II A II CHRISTO NATO II AD REPVRGATAS VSQVE LITERAS. II PERIODI SECVNDAE PARS ALTERA. II TOMVS TERTTVS. II LIPSIAE II APVD BERNH. CHRISTOPH. BREITKOPF. II MDCCXLIII. II 3 Bl., S. (1)-916, 1 Kupfertafel, 14 Bl.; 4°

4.1. IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROL. MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II A II TEMPORE RESVSCITATARVM II IN OCCIDENTE LITERARVM II AD II NOSTRA TEMPORA. II TOMIIV. PARS I. II LIPSIAE II APVD BERNH. CHRISTOPH. BREITKOPF. II MDCCXXXXm. II 3 Bl., S. (l)-789, 1 Kupfertafel, 1 S„ 13 Bl.; 4° 4.2. IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROL. MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II A II TEMPORE RESVSCITATARVM II IN OCCIDENTE LITTERARVM II AD II NOSTRA TEMPORA. II TOMI IV. PARS ALTERA. II LIPSIAE II APVD BERNH. CHRISTOPH. BREITKOPF. II MDCCXLIV. II 4B1.,S. (l)-939, 1 S„ 14B1.;4° Index Nr. 71; Zedier Nr. 66; Hörner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 45; Meusel S. 607; Baader Nr. 22; Alt S. 64f.; Longo S. 533. 633 (Rezensionen), vgl. S. 564-603 2. Aufl. s. Nr. 113; englische Bearbeitung s. Nr. A 26 - A 30; vgl. ferner Nr. A 20 u. A 22

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

307

Auch bei den Exemplaren der 1. Aufl. findet sich häufig zusätzlich der Supplementband der 2. Aufl. Ein Nachdruck der 1. Aufl. zusammen mit eben diesem Ergänzungsband erschien 1975 in Hildesheim, NewYork. Exemplare: SuStBA 4° Phil 45*; 4° Phil 45 a*; 4° Η 104* (alle mit dem Supplementband 1767); BSB 4 Ph.u. 12; UBM 0001/4 H.lit. 33*; EvKiAK Β 195-200* (mit dem Supplementband) 76

Christoph Friedrich Weng: Nachricht von einer alten deutschen Bibel. [Hg. von Jacob Brucker]. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 29 (= Bd. 8,1)· Leipzig 1742. S. 3-17 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von einigen Liebhabern der II deutschen Litteratur. II Achter Band. II Neun und zwanzigstes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf 1742. II S. (1)-192; 8° Enth. S. (3)-17: Nachricht von einer alten II deutschen Bibel. II Index Nr. 43; v. Stetten S. 304 Dieser bereits 1728 entstandene Artikel beschreibt ein aus zwei verschiedenen Augsburger Drucken des Jahres 1477 zusammengesetztes Mischexemplar einer deutschen Bibel (Bd. 1: Günther Zainer; Bd. 2: Anton Sorg). Da Brucker nicht sein Verfasser war, sondern nur seine Publikation in den 'Beyträgen' besorgte, führte er ihn später nicht mehr unter seinen Schriften auf. Exemplare: s. Nr. 46

1743 77

Rezension von: Xenophon: Commentarien vnd Beschreibungen von dem Leben vnd Heerzug Cyri des ersten Künigs in Persien [...]. Übers, von Hieronymus Boner. Augsburg 1540. In: Beyträge zur critischen Historie der deutschen Sprache, Poesie und Beredsamkeit. [Hg. von Johann Christoph Gottsched]. Teil 30 (= Bd. 8,2). Leipzig 1743. S. 195-203 Beyträge II Zur II Critischen Historie II Der II Deutschen Sprache, Poesie II und Beredsamkeit, II herausgegeben II von einigen Liebhabern der II deutschen Litteratur. II Achter Band. II Dreyßigstes Stück. II Leipzig, II Bey Bernhard Christoph Breitkopf 1743. II S. (193)-368; 8°

308

Helmut Zäh Enth. S. (195)-203: Des [...] II [...] II [...] Xenophontis Com=llmentarien und Beschreibungen von dem II Leben und Heerzug, Cyri des ersten Kü=llnigs in Persien, [...] II [...] II [...] alles durch den II achtbarn vnd weisen Herrnn Hieronymum II Boner, Oberstmaister zu Colmar aus dem II Latein ins Theutsch gebracht, vnnd gemaynem nuz zu gutt in Druck verordnet. Ge=lltruckt zu Augspurg, durch Hainrich Stai=llner, am zwey und zweintzigsten tag Julii, II deß MDXL. Jars. II Index Nr. 44; Zedier Nr. 63; v. Stetten S. 305; Veith Nr. 34 Exemplare: s. Nr. 46

78

Notitia libri longe rarissimi [...], Philippi Melanchthonis Hypotyposeon, Italico sermone editarum. In: Miscellanea Lipsiensia Nova [...]. [Hg. von Friedrich Otto Mencke]. Bd. 1,4. Leipzig 1743. S. 628-643 MISCELLANEA II LIPSIENSIA II NOVA II AD INCREMENTVM II SCIENTIARVM II AB HIS II QVI SVNT IN COLLIGENDIS II ERVDITORVM NOVIS II ACTIS II OCCVPATI II PER PARTES PVBLICATA. II VOLVMINIS PRIMI PARS QUARTA II QVAE EST VLTIMA. II LIPSIAE, II APVD IO. FRID. GLEDITSCHIVM. II MDCCXLIII. II Tit., S. 557-738, 8 Bl.; 8° Enth. S. 628-643: I. Β. II NOTITIA II LIBRI LONGE RARISSIMI, PAU-IICISSIMISQUE VISI, II PHILIPPI MELANCHTHO-IINIS HYPOTYPOSEON, II ITALICO SERMONE II EDITARUM. II Index Nr. 18; Zedier Nr. 67; Wilhelm Hammer: Die Melanchthonforschung im Wandel der Jahrhunderte. Ein beschreibendes Verzeichnis. Bd. 1: 1519-1799. Gütersloh 1967 (Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte. Bd. 35). S. 739, Nr. 1205; vgl. S. 750f., Nr. 1228 (der Abdruck in Bruckers 'Miscellanea'); vgl. ebenso Alt S. 66; Longo S. 533 (nur der Abdruck in den 'Miscellanea') - Miscellanea Lipsiensia Nova: Kirchner Nr. 132 weiterer Druck s. Nr. 83 Exemplare: SuStBA Lw 2108*; UBA 02/1.3.8.270; UBM 0001/8 H.lit. 391*

1746 79

Johann Andreas Pfeffel: Güldene Aepfel in silbernen Schalen [...]. [Text von Jacob Brucker]. Augsburg 1746 Güldene Aepfel II in II silbernen Schalen/ II das ist/ II Worte II geredet zu seiner Zeit II über II 400. Sinnbilder II von II allerley Zeiten und Umständen II des menschlichen Lebens II zur

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

309

Beförderung der Erbauung heraus gegeben II von II Johann Andreas Pfeffel/ II weil. Kayserl. Maj. Hof=Kupferstecher. II AUGSPURG, gedruckt bey Christoph Peter Detleffsen. 1746. II Gest. Frontispiz, S. (l)-97 (recte 79), 75 Kupfertafeln mit insgesamt 400 emblematischen Darstellungen; 4° Zedier Nr. 69; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 50; Alt S. 126; Mario Praz: Studies in seventeenth-century imagery. 2. erw. Aufl. Rom 1964 (Sussidi eruditi. Bd. 16; Nachdruck Rom 1975). S. 453; John Landwehr: German emblem books 1531-1888. A bibliography. Utrecht, Leyden 1972 (Bibliotheca emblematica. Bd. 5). S. 117, Nr. 475 Exemplare: SuStBA Kst 1964; BSB Res/L.eleg.m. 1347 1*; Res/L.eleg.m. 1347 m*

1747 80

Ehren-tempel der deutschen Gelehrsamkeit [...]· Illustr. von Johann Jacob Haid. Augsburg 1747 Ehren=tempel II der Deutschen Gelehrsamkeit, II in welchem II die Bildnisse II gelehrter, und um die schönen und philologischen Wis=llsenschafften verdienter Männer II unter den II Deutschen II aus dem XV. XVI. und XVII. Jahrhunderte II aufgestellet, II und II ihre Geschichte, Verdienste und Merckwür=lldigkeiten entworfen sind II von II Jacob Brucker, II Mitgliede der Academien der Wissenschafften zu Berlin II und Bologna/ II in Kupfer gebracht II von II Johann Jacob Haid/ II Maler und Kupferstecher. II AUGSPURG, II bey Johann Jacob Haid 1747. II 4 Bl., S. 1-210 (recte 212, S. 125f. doppelt paginiert), 50 Schabkunstporträts, 2 Bl.; 4° Index Nr. 73; Zedier Nr. 71; Hörner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2310f.; v. Stetten S. 303 (Erscheinungsjahr 1748); Veith Nr. 52; Zapf Π, S. 736; Meusel S. 607 (1747-1749); Baader Nr. 24; Alt S. 126f.; M. Lanckororiska, R. Oehler (wie bei Nr. 70) S. 92, vgl. S. 29f.; W. Hammer (wie bei Nr. 78) S. 749, Nr. 1225 (wegen der enthaltenen Biographie Melanchthons); Longo S. 534 Enthält Porträts und Biographien von Rudolph Agricola, Willibald Pirckheimer, Beatus Rhenanus, Johannes Forster, Paul Fagius, Konrad Gesner, Wilhelm Xylander, Johannes Buxtorf, Kaspar von Barth, August Buchner, Johannes Reuchlin, Konrad Peutinger, Albrecht Dürer, Johannes Böschenstein, Hieronymus Wolf, Johannes Posth, Marcus Welser, Janus Gruter, Johannes Freinsheim, Peter Lambeck, Johannes Aventinus, Joachim Camerarius d.Ä., Adolph Occo ΙΠ., David Höschel, Konrad Rittershausen, Marquard Freher, Thomas Reinesius, Johann Friedrich Gronov, Jakob Thomasius, Georg Hieronymus Welsch, Konrad Celtis, Helius Eobanus Hessus, Sebastian Münster, Janus Cornarius, Achilles Pirminus Gasser, Paul Melissus, Mathias Bemegger, Martin Opitz, Hermann Conring, Theodor Hackspan, Philipp Melanchthon, Johannes Sturm, Georg Henisch,

Helmut Zäh

310

Erasmus Schmidt, Wilhelm Schickard, Lukas Holste, Johann Heinrich Hottinger, Johannes Schilter, Martin Hanke, Johann Christoph Wagenseil. Exemplare: SuStBA 4° Bio 121*; 4° Η 105*; 4° S 83*; BSB Res/4 Biogr.c. 23»; UBM 0001/4 H.lit. 12* 81

Institutiones historiae philosophicae [...]. Leipzig 1747 IACOBI BRVCKERI II ACADEMIAE SCIENTIARVM BEROLINENS. ET BONON. II MEMBRI II INSTITVTIONES II HISTORIAE II PHILOSOPHICAE II VSVI II ACADEMICAE IVVENTVTIS II ADORNATAE. II LIPSIAE II IMPENSIS BERNHARD. CHRISTOPH. BREITKOPFII II 1747. II 12B1., S. (l)-730, 8 B1.;8° Index Nr. 72; Zedier Nr. 70; Hörner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 47; Meusel S. 607; Baader Nr. 23; Alt S. 65; Longo S. 533. 604f. weitere Aufl. s. Nr. 104 u. 121 Exemplare: SuStBA Phil 461*; UBA 01/BF 1400 B888; BSB Ph.u. 641; EvKiAK Β 174*

82

David de Augusta [...] ex tenebris seculi XIII erutus. In: Museum Helveticum [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger und Johann Jakob Zimmermann]. Teil 6 [= Bd. 2,2]. Zürich 1747. S. 265-279 MUSEUM II HELVETICUM II Ad juvandas Literas in publicos II Usus apertum. II Particula VI. II TURICI II Linens Conradi Orellii et Soc. II MDCCXXXXVII. II Tit., S. 175-332; 8° Enth. S. 265-279: DAVID DE AUGUSTA II Ordinis FF. Minorum II Monachus II ex tenebris Seculi XIII erutus. II a II JACOBO BRUCKERO. II Index Nr. 32; Zedier Nr. 45; vgl. Zapf Π, S. 749; Alt S. 66; Longo S. 533 (jeweils nur der Abdruck in den 'Miscellanea') - Museum Helveticum: Kirchner Nr. 149 weiterer Druck s. Nr. 83; deutsche Fassung s. Nr. 84 Exemplare: UBA 02/1.3.8.275*; Staatl. Bibliothek Neuburg/Donau Enc. 71*

1748 83

Miscellanea historiae philosophicae, literariae, criticae [...]. Augsburg 1748 MISCELLANEA II HISTORIAE II PHILOSOPHICAE II LITERARIAE II CRITICAE II OLIM II SPARSIM EDITA II NVNC II VNO FASCE COLLECTA II MVLTISQVE AC-

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

311

CESSIONffiVS II AVCTA ET EMENDATA II A II IACOBO BRVCKERO II ACADEMIAE SCIENTIARVM II BEROLINENSIS ET BONONffiNSIS II MEMBRO II AVGVSTAE VINDELICORVM, II TYPIS ET IMPENSIS HAEREDVM IOANNIS IACOBI II LOTTERI ANNO MDCCXLVIII II 8 Bl„ S. 1-608, 8 Bl.; 8° Zedier Nr. 72; Hörner S. 27; Jöcher/Adelung Sp. 2311; v. Stetten S. 303; Veith Nr. 51; Zapf Π, S. 888f.; Meusel S. 607; Baader Nr. 25; Alt S. 65f.; Longo S. 533. 633 (Rezensionen) Enth. S. 1-11:

OBSERVATIO I. II De Pyrrhone a scepticismi universalis II macula absolvendo. II Erstdruck s. Nr. 2

S. 12-56:

OBSERVATIO Π. II De falsa virtute, exemplo Alexandri Μ. II illustrat e II Erstdruck s. Nr. 5 OBSERVATIO ΠΙ. II De convenientia numerorum Pytha-Ilgorae cum ideis Piatonis, II Supplemento historiae de ideis inserviens. II Erstdruck s. Nr. 19 OBSERVATIO IV. II Supplementa ad historiam de ideis II exhibens. II Erstdruck s. Nr. 20 OBSERVATIO V. II Exhibens epistolam ad cel. Schelhor-Ilnium de Providentia Stoica. II Erstdruck s. Nr. 21 OBSERVATIO VI. II De Stratonis Lampsaceni atheismo, II Dissertatio Epistolaris. II Erstdruck s. Nr. 31 OBSERVATIO VII. II De secta Elpistica. II Erstdruck s. Nr. 51 OBSERVATIO Vffl. II De vestigiis philosophiae Alexandrinae II in libro Sapientiae. II Erstdruck s. Nr. 69 OBSERVATIO IX. II De Stoicis subdolis Christianorum imilltatoribus. II Erstdruck s. Nr. 61 OBSERVATIO I. II Electa epistolica ex commercio literario II virorum doctissimorum II cum II THEOPHILO SPIZELIO, II Rev. Min. August. Sen. & Pastore II ad S. Iac. II accedit mantissa II Hexados epistolarum viri summi II GOD. GVIL. LEIBNIZII II ad eundem datarum. II Erstfassung s. Nr. 17 OBSERVATIO Π. II De DAVIDE DE AVGVSTA Ordinis II F.F. Minorum monacho ex tenebris se-llculi XIII. eruto. II Erstdruck s. Nr. 82; deutsche Fassung s. Nr. 84

S. 56-109:

S. 110-146: S. 147-154:

S. 154-164:

S. 164-187: S. 187-225:

S. 225-257:

S. 258-290:

S. 291-302:

312

Helmut Zäh S. 302-322:

OBSERVATIO ΠΙ. II Notitia rarissimae versionis Gemanicae [!] II libri Psalmorum, II a II D. OTTOMARO NACHTIGAL-IILO sivo [!] LUSCINIO confectae. II Erstdruck s. Nr. 18

S. 323-334:

OBSERVATIO IV. II De versione Italica hypotyposeon II PHILIPPI MELANCHTHONIS. II Erstdruck s. Nr. 78

S. 334-351:

OBSERVATIO V. II De vita II MATTHIAE SCHENCKII, II gymnasii ad D. Annae, quod Augustae Vindelico-llrum est, Primarii. II Erstfassung s. Nr. 26

S. 352-381:

OBSERVATIO VI. II Synopsis vitae II HIERONYMI WOLFU, II Gymnasii Augustani ephori ab ipso scriptae, II ad II perillustrem Virum II WOLFGANGVM IACOBVM II SVLZERVM, II cum supremam Duumviratus dignitatem II A. S. R. MDCCXXXIX. IX. Cal. April [!] II susciperet. II frühere Drucke s. Nr. 62 u. 66

S. 382-391:

OBSERVATIO VII. II Spicilegium ad prolusionem historiae vitae II Occonum praefixam, II De Medicis Augustanis saeculi XVI. celllebribus, exhibens vitam II IEREMIAE MARTII, physici II Augustani. II Erstdruck s. Nr. 74

S. 391-409:

OBSERVATIO VIII. II De meritis illustrissimae gentis Fugge-llriadae in literas. II deutsche Fassung s. Nr. 38 u. 40

S. 409-443:

OBSERVATIO IX. II De vita & scriptis II ACHILLIS PIRMINE GASSERI II Lindaviensis, Med. Doct. & Poliatri Aug. II Erstdruck s. Nr. 25

S. 444-474:

OBSERVATIO X. II Dissertatio epistolica de meritis in rem II literariam, praecipue Graecam, II viri celeberrimi II DAVIDIS HOESCHELII, II gymnasii ad D. Annae Augustae Vindelicorum II quondam rectoris & reip. bibliothecarii: II ad II PHIL. IACOB. CROPHIVM, P. L. C. II gymnasii Annaeani rectorem & bibliotheca-llrium. II frühere Drucke s. Nr. 53 u. 65

S. 474-485:

OBSERVATIO XI. II Dissertatio epistolica de manuscripto II quodam, II quod II GEORGIVS REMVS, II Patric. Aug. incl. reip. Norimberg. consiliar. & II academiae Altdorfinae procancellarius, II Sub titulo: II Η ΑΡΙΣΤΟΠΟΛΙΤΈΙΑ, II Exegematis in quatuor regum libros explicatae [!] II Quondam conscripsit, & in tenebris hactenus delituit, II ad II SIGISMVNDVM IACOBVM APDMVM, II professorem Norimbergensem. II Erstdruck s. Nr. 12

313

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers S. 486-512:

OBSERVATIO XII. II ELOGIVM II illustris SCHROECKII II medicinae doctoris II [...] II Erstdruck s. Nr. 30

S. 513-533:

OBSERVATIO ΧΙΠ. II Commentatio de vita & ratione studii II literarii venerandi senis, II PHILIPPIIACOBICROPHII, II Rectoris nuper gymnasii Augustani & biblio-llthecarii publici, II societatis Latinae Ienensis membri ho-llnorarii, II Viri de scholastica juventute literisque amoenioribus II praeclare meriti, II ad II laudatissimam societatem istam. II Diese Biographie seines Schwiegervaters hatte Brucker bereits 1744 an die 'Societas Latina Jenensis' gesandt. Eine von ihm möglicherweise erwartete Publikation kam jedoch nicht zustande, so daß sie hier im Erstdruck vorliegt.

S. 534-552:

OBSERVATIO XIV. II De II ADVOCATIS II celeberrimae S. Rom. imp. lib. civitatis II AVGVSTAE VINDELICORVM, II supplementi loco II ad ea, quae de Advocatis Augustanis in historia II regiminis Augustani dicta sunt. II

S. 553-562:

S. 563-568: S. 569-584:

viri

II LVCAE

Erstdruck s. Nr. 43, weiterer Druck Nr. 109 OBSERVATIO I. II Dissertatio epistolaris ad Ioel. Π.23. II ad D. C. A. Μ. II Erstdruck s. Nr. 52 OBSERVATIO II. II Exegetica ad locum IOANNIS II XII.32. II Erstdruck s. Nr. 7 OBSERVATIO ΠΙ. II EXEGETICA ad locum PAVLI II ad EPHES. C. II. comm. 1,2. II Erstdruck s. Nr. 47

S. 585-600:

OBSERVATIO IV. II ANTIQVORVM II Quae II AVGVSTAE VINDELICORVM II extant II MONVMENTORVM II a II summo viro II MARCO WELSERO II Duumviro Augustano II ad calcem II rerum Augusta Vindelicarum editorum II SVPPLEMENTVM II ab ipso auctore collectum II ac primum Amoen. lit. Τ. V. p. 116 seqq. II EX CODICE WELSERIANO II editum. II Erstdruck s. Nr. 16, weiterer Druck Nr. 108

S. 601-608:

OBSERVATIO V. II Q. Curtius Rufus adolescentibus ad II imitandum non proponendus. II Erstdruck s. Nr. 6

Exemplare: SuStBA Lw 437*; Η 326* (aus der Bibliothek Bruckers); BSB Opp. 36; UBM 0001/8 H.lit. 110*; EvKiAK Β 175*

Helmut Zäh

314 84

[David von Augsburg]. Teil 1-3. In: Augsburgischer Wöchentlicher IntelligenzZettel. Jg. 1748. Nr. 9-11 in den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers nicht enthalten; Josef Mandal: Zu Augsburger Zeitungen vom Ende des 17. bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts: Abendzeitung, Postzeitung und Intelligenzzettel. In: Helmut Gier, Johannes Janota (Hg.): Augsburger Buchdruck und Verlagswesen. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wiesbaden 1997. S. 683-733, hier S. 710f. Anm. 154. - Intelligenz-Zettel: Manöal S. 705-721. 724f„ Nr. 20 Der betreffende Jahrgang des einzigen bekannten Exemplars des 'Intelligenz-Zettels' im StAA ist derzeit nicht auffindbar. lateinische Fassung s. Nr. 82 Exemplare: StAA AB VI 154

85

Commentatio de vita et ratione studii literarii [...] Philippi Iacobi Crophii [...]. In: Jacob Brucker: Miscellanea historiae philosophicae, literariae, criticae [...]. Augsburg 1748. S. 513-533 Zedier Nr. 68; Zapf II, S. 752; Alt S. 66 s. Nr. 83

1749 86

1.

Die Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments, nebst einer vollständigen Erklärung derselben [...]. Hg. von Romanus Teller (Bd. 1-2), Johann Augustin Dietelmair (Bd. 3-11; 3-5 zusammen mit Siegmund Jakob Baumgarten) und Jacob Brukker (Bd. 12-19). Bd. 1-19. Leipzig 1749-1770 Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II welche aus II den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller II zusammengetragen, und zuerst in der französischen Sprache an das Licht gestellet, II nunmehr aber II in dieser deutschen Uebersetzung II auf das neue durchgesehen, und mit vielen Anmerkungen und einer Vorrede II begleitet worden II von II D. Romanus Teller, II der Gottesgelahrheit öffentlichen Lehrer, des Stifts zu Zeiz Canonicus, des Königl. und II Churfürstl. Consistorii zu Leipzig Assessor, und bey der Thomaskirche II Pastor. II Der erste Theil, II der das erste und andere Buch Mose II in sich fasset. II Mit Römisch=Kaiserlichen Königlich=Pohlnischen und Chursächsischen allergnädigsten Privilegiis. II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf 1749. II 16 Bl., S. (l)-882, 9 gef. Kupfer (darunter 7 Karten); 4°

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 2.

315

Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II welche aus II den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller II zusammengetragen, und zuerst in der französischen Sprache an das Licht gestellet, II nunmehr aber II in dieser deutschen Uebersetzung II auf das neue durchgesehen, und mit vielen Anmerkungen begleitet worden II von II D. Romanus Teller, 11 weil, der Gottesgelahrheit öffentlichen Lehrer, [...] II [...] II Der zweyte Theil, II der das dritte, vierte und fünfte Buch Mose II in sich fasset. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf 1750. II 4 Bl., S. (1)-1013, 1 S„ 37 Bl. (letztes Bl. leer); 4°

3.

Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II welche aus II den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller II zusammengetragen, und zuerst theils in der französischen, theils holländischen II Sprache an das Licht gestellet, II nunmehr aber II in dieser deutschen Uebersetzung II aufs neue durchgesehen, und mit vielen Anmerkungen und einem Vorbericht II begleitet worden II von II Johann Augustin Dietelmair, II der heil. Schrift Doctor und Prof. ord. zu Altdorf, auch Diac. der Stadtkirche. II nebst einer Vorrede II Sr. Hochw. Magnif. II D. Siegmund Jacob Baumgartens, II Professor der Gottesgelehrsamkeit und Director des theologischen Seminarii zu Halle, II auch Mitgliedes der Königl. Akademie der Wissenschaften zu Berlin. II Der dritte Theil, II welcher das Buch Josua, der Richter, das Büchlein Ruth II sammt den beyden Büchern Samuelis II in sich fasset. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf 1752. II 12 Bl., S. (1)-1128, 2 gest. Karten; 4°

4.

Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II welche aus II den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller II zusammengetragen, und aus der holländischen Sprache an das Licht gestellet, II nunmehr aber II in dieser deutschen Uebersetzung II aufs neue durchgesehen, und mit vielen Anmerkungen und einem Vorbericht II begleitet worden II von II Johann Augustin Dietelmair, II der heil. Schrift Doctor und Prof. ord. zu Altdorf, auch Archidiac. der Stadtkirche II und der Universität der Zeit Rector. II Nebst einer Vorrede II Sr. Hochw. Magnif. II D. Siegmund Jacob Baumgartens, II [...] II Der vierte Theil, II welcher die Bücher der Könige, und der Chronike, II wie auch die Vorreden, des Hrn. van den Honert, über die V. Bücher Mosis II in sich fasset. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf 1753. II 30 Bl., S. (l)-898, 19B1.;4°

5.

Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II welche aus II den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller II zusammengetragen, und aus der holländischen Sprache an das Licht gestellet, II nunmehr aber II in dieser deutschen Uebersetzung II aufs neue durchgesehen, II und mit vielen Anmerkungen begleitet worden II von II D. Johann Augustin Dietel-

316

Helmut Zäh mair, II der heil. Schrift Prof. ord. zu Altdorf, und Archidiac. der Stadtkirche, II und II D. Siegmund Jacob Baumgarten, II der heil. Schrift Prof. ord. zu Halle etc. II mit des Letztern Vorrede. II Der fünfte Theil, II welcher II die Bücher Esra, Nehemia, Esther und Hiob II nebst dem Register enthält. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1756. II 6 Bl., S. (1)-910, 11 Bl.;4°

6.

Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II welche aus II den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller II zusammengetragen, und in der holländischen Sprache an das Licht gestellet, II nunmehr aber II in dieser deutschen Uebersetzung II aufs neue durchgesehen, und mit vielen Anmerkungen und einem Vorbericht II begleitet worden II von II D. Johann Augustin Dietelmair, II der heil. Schrift Prof. ord. zu Altdorf, II und Archidiac. der Stadtkirche. II Der sechste Theil, II welcher II die Psalmen sammt einer durchgängigen Umschreibung derselben enthält. II Nebst Register. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1755 [!]. II 2B1..S. (l)-982, 9B1.;4°

7.

Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der siebente Theil, II welcher II die Sprüche Salomonis, den Prediger, und das Hohelied, II samt einer durchgängigen Umschreibung dieser sämtlichen Bücher II enthält. II Nebst dem Register. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1756. II 20 Bl., S. 1-798, 13 B1.;4°

8.

Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben , II [...] II Der achte Theil, II welcher II den Propheten Jesaiam II enthält. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1758. II 2 Bl., S. (1)-1360; 4°

9.

Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der neunte Theil, II welcher II die Weißagungen und Klaglieder Jeremiä II enthält. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, II 1760. II 6Bl.,S.(l)-876; 4°

10. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der zehente Theil, II welcher II die Weißagungen Ezechiels und Daniels II enthält. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn, 1763. II 5 Bl., S. (l)-702; 4°

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

317

11. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der Eilfte Theil, II welcher II die Weißagungen der zwölf kleinem Propheten II sammt dem Register über alle sechzehen Propheten II enthält. II Mit Römisch=Kaiserl. und Chursächs. allergnädigsten Privilegiis. II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn, 1766. II 8 Bl., S. (l)-862, 29 Bl.; 4° 12. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II welche aus II den auserlesensten Anmerkungen verschiedener Engländischen Schriftsteller II zusammengetragen, und in der holländischen Sprache an das Licht gestellet, II nunmehr aber II in dieser deutschen Uebersetzung aufs neue durchgesehen, II und mit vielen Anmerkungen und einem Vorberichte begleitet worden II von II Jacob Brucker, II Pastor der evangelischen Pfarrkirche zum heil. Kreuze in Augspurg. II Der zwölfte Theil, II welcher II des Neuen Testaments II erster Band ist, II und II das Evangelium St. Matthäi und Marci II enthält. II Mit Römisch=Kaiserl. Königl. Pohlnischen und Chursächs. allergnädigsten Privilegiis. II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1757. II 4 Bl., S. (1)-1148; 4° 13. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II von II Jacob Brucker, II Pastor der evangelischen Pfarrkirche zu St. Ulrich, und des evangelischen II Ministerii Senior in Augspurg. II Der dreyzehente Theil, II welcher II des Neuen Testaments II zweyter Band II ist, II und das Evangelium St. Lucä und St. Johannis enthält. II Nebst Register zu diesem und vorhergehendem Bande. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1759. II 2 BL, S. (l)-984, 30B1.;4° 14. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der vierzehente Theil, II welcher II des Neuen Testaments II dritter Band II ist, II und die Apostelgeschichte und die Epistel an die Römer enthält. II Nebst Register. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf, 1761. II 2 Bl., S. (1)-891, 1 S., 11 Bl.; 4° 15. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der funfzehente Theil, II welcher II des Neuen Testaments II vierter Band II ist, II und die beyden Briefe Pauli an die Corinther, wie auch den II an die Galater und Epheser enthält. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn, 1762. II 4 Bl., S. (1)-918; 4°

318

Helmut Zäh

16. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der sechzehente Theil, II welcher II des Neuen Testaments II fünfter Band II ist, II und die übrigen Paulinischen Briefe, bis an die Epistel an die Hebräer, II begreift. II Mit Römisch=Kaiserl. und Chursächs. allergnädigsten Privilegiis. II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn, 1764. II 4Bl.,S.(l)-885, 1 S.;4° 17. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der siebenzehente Theil, II welcher II des Neuen Testaments II sechster Band II ist, II und die Epistel an die Hebräer begreift. II Nebst beygefügten Registern über den vierten, fünften und sechsten Band des Neuen Testaments. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn, 1765. II 4Bl.,S.(l)-658, 19 Bl.; 4° 18. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der achtzehnte Theil, II welcher II des Neuen Testaments II siebenter Band II ist, II und die allgemeinen apostolischen Sendbriefe, Jacobi, Petri, II Johannis und Judä, begreift. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn, 1766. II 4 Bl., S. (l)-796; 4° 19. Die II Heilige Schrift II des II Alten und Neuen Testaments, II nebst II einer vollständigen Erklärung derselben, II [...] II Der Neunzehnte Theil, II welcher II des Neuen Testaments II achter Band II ist, II und die Offenbarung St. Johannis in sich begreift. II Nebst beygefügten Registern über den siebenten und achten Band des Neuen Testamentes. II [...] II Leipzig, II Verlegts Bernhard Christoph Breitkopf und Sohn 1770. II 4 Bl., S. (l)-720, 18 Bl.; 4° Horner S. 28; Jöcher/Adelung Sp. 2311; v. Stetten S. 305; Veith Nr. 55; Meusel S. 608; Baader Nr. 28; Alt S. 129-131, Longo S. 535 Exemplare: SuStBA 4° Th Ex 364* (aus der Bibliothek Bruckers); UBA 01/BC 5100 T274; UBM 0001/4 Bibl. 93*; 0001/8 Doli. 1975; 0001/8 Doli. 20813; 0001/4 WA 419; EvKiAK Β 334-336* (nur Bd. 12-14)

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

319

1750 87

1.

Anfang der Buchdrukerei in Augspurg. Teil 1-5. In: Augsburgischer Wöchentlicher Intelligenz-Zettel. Jg. 1750. Nr. 8 v. 19.2. Fol. H2r-H3v; Nr. 9 v. 26.2. Fol. J2r-J3v; Nr. 11 v. 12.3. Fol. (L3)r-(L4)r; Nr. 12 v. 19.3. Fol. M2r-(M3)r; Nr. 37 v. 10.9. Fol. Oo2vOo3T Den 19. Febr. 1750. Num. 8. II Augsburgischer II Wöchentlicher Intelligenz-Zettel, II in welchem II auf Hochobrigkeitliche gnädige Erlaubnis, II publicirt und Nachrichtlich angezeigt wird: II [...] II Verlegt und zu finden bei Joh. Andreas Erdmann Maschenbauer. II 4B1.;4° Enth. fol. H2r-H3v: Anfang II der Buchdrukerei in Augspurg. II Erster Abschnit. II (am Ende gezeichnet: P. C.)

2.

Den 26. Februar. 1750. Num. 9. II Augsburgischer II Wöchentlicher Intelligenzzettel, II in welchem II auf Hoch=Obrigkeitliche gnädige Erlaubnis/ II publicirt und Nachrichtlich angezeigt wird: II [...] II (Verlegt und zu finden bey Johann Andreas Erdmann Maschenbauer.) II 4 Bl.; 4° Enth. fol. J2r-J3v: Von dem Anfange II Der Buchdrukerei in Augspurg. II Zweiter Periodus. II (am Ende gezeichnet: P. C.)

3.

Den 12. Merz. 1750. Num. 11. II Augsburgischer II Wöchentlicher Intelligenz-Zettel, II in welchem, II auf Hochobrigkeitliche gnädige Erlaubnis, II publicirt und Nachrichtlich angezeigt wird: II [...] II Verlegt und zu finden bei Joh. Andreas Erdmann Maschenbauer. II 4 Bl.; 4° Enth. fol. (L3)r-(L4)r: Von dem Anfange II Der Buchdrukerei in Augspurg. II Dritter Periodus. II

4.

Den 19. Merz. 1750. Num. 12. II Augsburgischer II Wöchentlicher Intelligenzzettel, II in welchem II auf Hoch=Obrigkeitliche gnädige Erlaubnis/ II publicirt und Nachrichtlich angezeigt wird: II [...] II (Verlegt und zu finden bey Johann Andreas Erdmann Maschenbauer.) II 4 Bl.; 4° Enth. fol. M2r-(M3)r: Der Rest. II Von dem Anfange II Der Buchdrukerei in Augspurg. II (am Ende gezeichnet: P. C.)

320 5.

Helmut Zäh Den 10. September. 1750. Num. 37. II Augsburgischer II Wöchentlicher Intelligenzzettel, II in welchem II auf Hoch=Obrigkeitliche gnädige Erlaubnis/ II publicirt und Nachrichtlich angezeigt wird: II [...] II (Verlegt und gedrukt bei Johann Andreas Erdmann Maschenbauer.) II 4 Bl.; 4° Enth. fol. Oo2v-Oo3v: Augzug [!] eines Schreibens Hr. F. O. churfürstl. Baierischen II Hofraths und Bibliothecarii in München, den 6. Aug. an P. C. II betreffend den Anfang der Buchdrukerei in Augspurg. II Alt S. 127; Longo S. 533f.; J. Mancal (wie bei Nr. 84) S. 711 Auf dem Vorsatz des Exemplars der SuStBA ist von alter Hand Brucker als Autor angegeben und zugleich die Bedeutung der Initialen P. C. erklärt: P[astor] C[rucianus]. Der Verfasser des in Teil 5 mitgeteilten Briefes war Andreas Felix von Oefele. Daß Brucker noch andere Artikel (außer dem vorliegenden und Nr. 84) für die Rubrik 'Gelehrte Sachen' des 'Intelligenz-Zettels' beigesteuert hat, ist durchaus möglich, ohne daß sich ihm jedoch weitere der in der Regel anonym erschienenen Beiträge mit Sicherheit zuschreiben ließen. Aufgrund seiner Thematik könnte z.B. der folgende Artikel von Brucker stammen: Nachricht von einigen Gelehrten des schönen Geschlechts. Jg. 1762. Nr. 23 v. 10.6. Fol. Zv-(Z4)r; Nr. 24 v. 17.6. Fol. Aa2r-(Aa4)r; Nr. 25 v. 24.6. Fol. Bbv-Bb3v. lateinische Fassung s. Nr. 94 Exemplare: StAA AB VI 154*; SuStBA 4° Aug 170-6* (nur der Text des Artikels, ohne Teil 5)

1751 88

Erste Anfangsgründe der philosophischen Geschichte [...]· 2. erw. Aufl. [1. Aufl. unter dem Titel: Auszug aus den Kurtzen Fragen aus der philosophischen Historie]. Ulm 1751 Erste II Anfangsgründe II der II Philosophischen II Geschichte, II Als ein II Auszug seiner grössern Wercke II herausgegeben II von II Jacob Brucker. II Zweyte Ausgabe. II Ulm, 1751. II bey Daniel Bartholomäi und Sohn. II 8 Bl., S. 1-554, 13 Bl.; 8° Zedier Nr. 29; Hörner S. 27 u. 28 (nennt irrtümlich einen weiteren Druck mit dem Erscheinungsjahr 1761); Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303 (Erscheinungsjahr 1752); Veith Nr. 37 (1752) u. 48 (nicht existierender Druck von 1761, als deutsche Fassung der 'Institutiones historiae philosophicae' mißverstanden); Meusel S. 606; Baader Nr. 18; Alt S. 62 u. 65; Longo S. 533; Schmitt Nr. 593 1. Aufl. s. Nr. 45; niederländische Bearbeitung s. Nr. A 25

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

321

Exemplare: SuStBA Η 327* (aus der Bibliothek Bruckers); UBA 01/BF 1400 B888 E7(2); BSB Ph.u. 64* (Widmungsvorrede fehlt) 89

[Gedenkrede auf Wolfgang Jakob Sulzer d.J.]. In: Ehrenmal aufgerichtet [...] Herrn Wolfgang Jacob Sulzer [...]. Augsburg 1751. S. 45-47 Ehrenmal II aufgerichtet II dem II wohlgebohrnen Herrn, II HERRN II Wolfgang Jacob II Sulzer, II weil. Kayserl. Maj. Maj. Carls VI. und Carls VII. II glorwürdigsten Andenckens, II auch II glorreich regierender Kayserl. Majestät II Francisci des Ersten II würcklichen Rath, II des H. Rom. Reichs freyen Stadt Augsburg II Pfleger und Reichslandvogt, II hochsei. Angedenckens, II zum II Ehrengedächtnisse II seines II den 30. Tag des Brachmonats 1751. II erfolgten II Abschiedes aus dieser Welt. II AUGSBURG, gedruckt bey Johann Andreas Erdmann Maschenbauer. II 2 Bl„ S. (l)-84; 2° Zapf I, S. 478-482; Stolberg IV 1, S. 455f. Enth. S. 45-47: Nachdem Dom. IV. Trin. den 4. Jul. 1751 nach Anlaß des Evangelii Luc. 6. II die Barmherzigkeit GOttes als eine grosse Wohltat im Reiche JEsu Christi II vorgelegt und angepriesen worden, wurde zulezt die Gemeinde zum Η. II Creuze erwecket, zu dieser Barmherzigkeit nicht nur in eigenen und besondern II Nöthen, sondern auch bey öffentlichen Heimsuchungen und schwehren II Verhängnissen GOttes zu fliehen, und dann zum Gedächtnisse des hochsei. II Herrn Stadtpflegers Sulzers folgendes beygefüget von II Jacob Brucker, Pastore. II Exemplare: SuStBA 2° Aug 202-1264*; 2° Η 201-1,1*; 2° S 201-99*

1752 90

Kurze Nachricht von dem Leben des [...] Johann Caspar Barthel [...]. Frankfurt, Leipzig 1752 Kurze Nachricht II von dem II Leben II des Hochwürdigen und Wohlgebohrnen Herrn II HERRN II Johann Caspar II Barthel II der H. Theologie u. B. R. Doct. II des Hochwürdigsten Fürsten=Bischoffs zu II Würzburg Geheimer und Geistlicher Rath des II Kirchenrechts öffentl. ordentl. Lehrer auf der II Universität zu Würzburg wie auch des II Collegiatstifts Haug Canonicus II jetzo zum erstenmal II besonders gedruckt II FRANKFURT und LEIPZIG II 1752. II S. (I)-XXXII; 8° in den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers nicht enthalten

Helmut Zäh

322

Separatdruck der Biographie Bartheis aus: Bilder-sal heutiges Tages lebender und durch Gelahrheit berühmter Schrifft-steller. Teil 9 (Nr. 70) lateinische Fassung s. Nr. 92 Exemplare: BSB Biogr. 615*; Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg Ltg IV,4*; Universitätsbibliothek Würzburg 00/Rp 24,37 91

Philosophiae universae origines et successiones [...]. Augsburg [1752] PHILOSOPHIAE II universae II ORIGINES II et II SUCCESSIONES II a mundi ortu II ad praesens seculum II juxta observationes recentissimas II quas in II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II excussit II IACOBUS BRUCKERUS II Acad. reg. Berolin. et Bonon. membr. II succincta diatyposi aere II exhibitae II a II MATTH. SEUTTERO II Geographo Caesar. II Augustae Vindel. II 6 gest., kolorierte Tafeln; Gr.-2° Zedier Nr. 73 (Erscheinungsjahr 1752); Hörner S. 27 (1753); Jöcher/Adelung Sp. 2311 (1753); v. Stetten S. 304 (o. J.); Veith Nr. 49 (1753); Meusel S. 607 (1753); Baader Nr. 26 (1753); Alt S. 65 (1753); Longo S. 533. 612 Anm. 33 (1753) Titel in Kartusche auf Tafel 1, gestochen von Tobias Lobeck nach Gottfried Eichler d.J. Die Tafeln selbst sind gestochen von Tobias Conrad Lotter. Ein Nachdruck ist enthalten in: Zehn Jahre Philosophisches Institut der Universität Düsseldorf (1963-1973). Mit einem Philosophen-Alphabet von Erich Bopp und VI Tafeln zur Philosophiegeschichte nach Jakob Brucker. Düsseldorf 1974. Bearbeitungen von fremder Hand nach diesen Tafeln s. Nr. A 5, A 14, A 15, A 21 u. A 23 Exemplare: SuStBA 2° Phil 17*; 2° Phil 18* (Tafel 6 fehlt); BSB Chalc. 15*

92

Vita [...] Ioannis Caspari Barthel [...]. Frankfurt, Leipzig 1752 VITA II VIRI SVMME REV. AC ILLVSTR. II IOANNIS CASPARI II BARTHEL II SS. THEOL. ET I. V. DOCTORIS II REVERENDISS. AC CELSISS. EPISCOPI AC II PRINCIPIS WIRCEBVRGENSIS CONSILIARII II INTIMI ET ECCLESIASTICIII NEC NON IN VNIVERSITATE WIRCEBVR-IIGENSI SACRORVM CANONVM PROF. PVBL. II ORDINARII EMSIGNIS ECCLESIAE COLLEGIATAE II AD VTRVMQVE S. IOANNEM IN HAVGIS II CANONICI CAPITVLARIS, II NVNC II PRIMVM SEORSIM EXCVSA. II FRANCOFVRTI ET LIPSIAE II MDCCLII. II S. (I)-XXX; 8° in den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers nicht enthalten

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

323

Separatdruck der Biographie Bartheis aus: Pinacotheca scriptorum nostra aetate literis ilIustrium. Teil 9 (Nr. 71) deutsche Fassung s. Nr. 90 Exemplare: Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg Ltg IV,4*; Universitätsbibliothek Würzburg 00/Rp 24,36 93

De Caulacau Basilidianorum dissertatio critica. In: Museum Helveticum [...]· [Hg. von Johann Jakob Breitinger und Johann Jakob Zimmermann]. Teil 22 [= Bd. 6,2]. Zürich 1752. S. 229-275 MUSEUM II HELVETICUM II Ad juvandas Literas in publicos II Usus apertum. II Particula XXII. II TURICI II Litteris Conradi Orellii et Soc. II MDCCLII. II Tit., S. 159-320; 8° Enth. S. 229-275: De CAULACAU Basilidianorum II DISSERTATIO CRITICA II JACOBIBRUCKERI II Acad. Berol. & Bononiens. Membri. II Zedier Nr. 47; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 29 (mit falscher Bandangabe); Alt S. 57; vgl. Index Nr. 17 Nach den Angaben des 'Index' war dieser Beitrag bereits 1747 fertiggestellt und sollte in Bd. 2 der 'Histoire de l'Academie Royale des sciences et des belles lettres de Berlin' (Kirchner Nr. 148) erscheinen, wozu es jedoch nicht kam. Exemplare: s. Nr. 82

94

Origines typographiae Augustanae historico filo deductae. In: Museum Helveticum [...]. [Hg. von Johann Jakob Breitinger und Johann Jakob Zimmermann]. Teil 23 [= Bd. 6,3]. Zürich 1752. S. 354-386 MUSEUM II HELVETICUM II Ad juvandas Literas in publicos II Usus apertum. II Particula XXIII. II TURICI II Litteris Conradi Orellii et Soc. II MDCCLII. II 2 B1.,S. 321-480; 8° Enth. S. 354-386: Origines II Typographiae AUGUSTANAE II historico filo deductae II a II JACOB Ο BRUCKERO. II Zedier Nr. 46; v. Stetten S. 304; Veith Nr. 31; Alt S. 57; Longo S. 533 deutsche Fassung s. Nr. 87 Exemplare: s. Nr. 82

Helmut Zäh

324

1753 95

Entwurf einer urkundenmäßigen Geschichte der evangelischen Pfarrkirche zum heiligen Creuze in des H. R. R. Stadt Augspurg [...]· Augsburg 1753 Entwurf II einer urkundenmäßigen II Geschichte II der II evangelischen Pfarrkirche II zum II heiligen Creuze II in des H. R. R. Stadt II Augspurg II zur Erläuterung der Geschichte der evan=llgelischen Kirche in Schwaben II herausgegeben II von II Jacob Brucker II Pastor an gedachter Kirche. II Augspurg, 1753. II im Mertz und Mayerischen Buchladen. II Gest. Frontispiz, 8 Bl. (Bl. 1 leer), S. (l)-304, 8 Bl„ 4 gef. Kupfer; 8° Hörner S. 28; Jöcher/Adelung Sp. 2311 (Erscheinungsjahr 1754); v. Stetten S. 304; Veith Nr. 53; Zapf II, S. 699; Meusel S. 607f.; Baader Nr. 27; Alt S. 127f.; Longo S. 534; Schmitt Nr. 633 Das Frontispiz mit einem Porträt Bruckers wurde nur wenigen Exemplaren beigegeben. Die vier Kupfertafeln von Johann Ulrich Kraus, die bereits 1703 anläßlich des 50jährigen Jubiläums der Einweihung des Neubaus von Ev. Heilig Kreuz erschienen waren (Johann Jacob Kraus: Ichnographicae atque scenographicae delineationes Tempil Cruciani Evangelici Augustani [...]. 3. erw. Aufl. Hg. von Johann Ulrich Kraus. Augsburg 1703; Exemplare: SuStBA Graph 28/33; StAA EWA 879*), sind ebenfalls nur in einem Teil der Auflage enthalten. Sie zeigen eine Außenansicht und den Abbruch des Vorgängerbaus, eine Außen- und eine Innenansicht der neuen Kirche, einen Grundrißplan sowie die Embleme, mit denen die Kirche während des Jubiläums 1703 geschmückt war. Die beiden Tafeln mit jeweils zwei Ansichten sind bisweilen geteilt, so daß auch Exemplare mit sechs Tafeln vorkommen. Exemplare: mit Kupfern: SuStBA Η 328* (mit Porträt; Widmungsexemplar Bruckers für Ludwig Bartholomäus von Hertenstein); Aug 306*; S 223 b*; BSB H.ref. 210* (alle ohne Porträt) ohne Kupfer: SuStBA Aug 307*; Aug 308*; S 223*; S 223 a*; UBA 02/IV.28.8.468*; BSB H.ref. 52*; UBM 0001/8 H.eccl. 3935*

96

Freuden Gesang zum Preise des gekreuzigten Königes der Ehren [...]. Augsburg [1753] s.Nr. 101. Teil 6

97

Lob- und Gebetopfer der evangelischen Gemeine zum H. Creuze in Augspurg [...]. Augsburg [1753] s.Nr. 101. Teil 5

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 98

325

Verkündigung des hundertjährigen Dankfestes der Einweihung der evangelischen Pfarrkirche zum Heil. Creuze in Augspurg [...]. Augsburg [1753] s.Nr. 101. Teil 1

1754 99

Beschreibung der Auszierungen der evangelischen Pfarrkirche zum Heil. Creuze in Augspurg [...]. Augsburg 1754 s. Nr. 101. Teil 7

100

Das Gedächtniß der Thaten und Wunder Gottes an seinem Volke und Hause [...]. Augsburg 1754 s. Nr. 101. Teil 3

101

Jubelfreude der evangelischen Pfarrkirche zum H. Creuze in Augspurg [...]. 7 separate Teile mit eigenem Titelblatt. [Hg. von Jacob Brucker]. Augsburg 1754 Jubelfreude II der II evangelischen Pfarrkirche II zum H. Creuze II in II Augspurg, II den 28. Octob. 1753. II Augspurg, 1754. II im Merz= und Mayrischen Buchladen. II 2 Bl„ 8 Bl„ S. (1)-16, S. (l)-56, S. (l)-36, S. (l)-32, 4 Bl„ S. (l)-24, 4 gef. Kupfer; 8° Hörner S. 28 (Erscheinungsjahr 1753); Alt S. 128 (Teil 3, 5, 7); Longo S. 534f. (ebenso); Schmitt Nr. 666 (Teil 7), 668 (Teil 3), 670 (Teil 4), 687 (Teil 2); die übrigen Teile sind bei Schmitt nicht verzeichnet, obwohl auch sie bei Christian Ulrich Wagner d.J. in Ulm gedruckt wurden

1.

[Jacob Brucker]: Verkündigung des hundertjährigen Dankfestes der Einweihung der evangelischen Pfarrkirche zum Heil. Creuze in Augspurg [...]. Augsburg [1753] Verkündigung II des hundertjährigen II Dankfestes II der Einweihung der evangelischen II Pfarrkirche II zum Heil. Creuze II in Augspurg. II Nach Oberherrlicher Verordnung II Dom. XVIII. Trin. d. 21. Oct. 1753. II von den evangelischen Canzlen abzulesen. II Im Merz und Mayrischen Buchladen. II 8 Bl.; 8°

326 2.

Helmut Zäh [Jacob Brucker]: Summarien über das sechste Capitel Eßrä [...]. Augsburg [1754] Summarien II über das sechste Capitel II Eßrä II auf das hunderjährige [!] II Jubelfest II bey dem H. Creuze A. C. bey dem II Vorlesen abgelesen. II Augspurg, II im Merz und Mayerischen Buchladen. II S. (1)-16; 8°

3.

Jacob Brucker: Das Gedächtniß der Thaten und Wunder Gottes an seinem Volke und Hause [...]. Augsburg 1754 Das II Gedächtniß II der II Thaten und Wunder II GOttes II an seinem II Volke und Hause II wurde II der Evangelischen Pfarrgemeinde II zum II heil. Creuze in Augspurg II an dem II hundertjährigen Dank= und Freudenfest II der II Erbauung und Einweihung II ihres Gotteshauses II Dom. XIX. Trin. den 28. des Weinmonats 1753. II in einer feyerlichen II heiligen Canzelrede II Vormittags II zur Betrachtung und Erweckung II vorgetragen, II und diese auf wiederholtes Verlangen übersehen II und herausgegeben II von II Jacob Brucker, II Pfarrer an dieser Kirche. II Augspurg, 1754. II im Merz= und Mayrischen Buchladen. II S. (l)-56; 8°

4.

Matthäus Friedrich Degmair: Das danckbare Angedencken der Denckmale der göttlichen Wercke [...]. Augsburg 1754 Das II danckbare II Angedencken II der II Denckmale II der II Göttlichen Wercke, II wurde an dem II wegen Erbauung und hundertjähriger II Erhaltung der Evangelischen Kirche zum II H. Creuz in Augspurg, II Dom. XIX. p. Trin. d. 28. Octobr. 1753. II Obrigkeitlich verordneten II und II hochfeyerlich begangenen II Danck= und Jubel=Fest, II aus Ps. CXI, v. 1-4. II in der II Abend=Predigt II der Christlichen Gemeine vorgestellet, II von II Matthäus Friedrich Degmair, II Diaconus an besagter Kirche. II Augspurg, 1754. II im Mertz= und Mayrischen Buchladen. II S. (l)-36; 8°

5.

[Jacob Brucker]: Lob- und Gebetopfer der evangelischen Gemeine zum H. Creuze in Augspurg [...]. Augsburg [1753] Lob= II und II Gebetopfer II der evangelischen Gemeine II zum II H. Creuze II in Augspurg II an dem II hundertjährigen feyerlichen II Dank= II und II Gedächtnisfeste II der Einweihung ihres II Gotteshauses II den 28. des Weinmonats 1753. II dem HERRN II dargebracht. II Augspurg, im Merz= u. Mayrischen Buchladen. II S. (l)-32; 8°

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 6.

327

[Jacob Brucker]: Freuden Gesang zum Preise des gekreuzigten Königes der Ehren [...]. Augsburg [1753] Freuden Gesang II zum Preise II des gekreuzigten Königes der Ehren II in der II Evangelischen Gemeine II zum II Heil. Creuze II in II Augspurg II an dem II Hundertjährigen Dank= und Gedächtnisfeste II der Aufbauung und Einweihung II ihrer Pfarrkirche II den 28. Tag des Weinmonats im Jahre 1753. II von zween Chören II in einer feyerlichen Musik II abgesungen. II Im Merz und Mayerischen Buchladen. II 4 Bl.; 8°

7.

[Jacob Brucker]: Beschreibung der Auszierungen der evangelischen Pfarrkirche zum Heil. Creuze in Augspurg [...]. Augsburg 1754 Beschreibung II der II Auszierungen II der II evangelischen Pfarrkirche II zum II Heil. Creuze II in Augspurg, II an dem II hundertjährigen Dank= und II Freudenfeste, II den 28. des Weinmonats, 1753. II Augspurg, 1754. II im Merz= und Mayrischen Buchladen. II S. (l)-24, 4 gef. Kupfer; 8° Die vier Kupfer von Johann Jakob Ebersbach nach Gottfried Eichler d.J. zeigen die Abbildung der evang: Pfarrkirche zum H: Creuze in Augspurg, wie sie an dem

hundertjährigen

Jubelfeste, zum Gedächtniße ihrer Erbauung, den 25. und folgende Tage des Weinmonats im Jahre 1753. ist geziert und geschmückt gewesen, die Ehrenpforte, die Abbildung der Verzierung des Altars sowie die Sinnbilder welche in der H: Creuzkirche am Jubel Feste den 28. Oct. 1753 zur Auszierung aufgestellt worden sind. 2. Aufl. von Teil 5: Lob= II und II Gebetopfer II der evangelischen Gemeine II zum II Heiligen Creuze II in Augspurg II an dem II hundertjährigen feyerlichen II Dank= und Gedächtnisfeste II der Einweihung ihres II Gotteshauses II den 28. des Weinmonats 1753. II dem HErrn dargebracht, II und den 4. des Wintermonats wiederholet. II Augspurg, II im Merz= und Mayerischen Buchladen. II S. (1)-16; 8 Bl. (letztes Bl. leer); 8° Die im StAA (EWA 862) erhaltenen umfangreichen Akten über die Feierlichkeiten zum 100jährigen Jubiläum der Einweihung des Neubaus von Ev. Heilig Kreuz belegen, daß mit Ausnahme der Predigt Matthäus Friedrich Degmairs (Teil 4) alle übrigen Teile der vorliegenden Sammlung von Brucker verfaßt wurden. Wie diesen Quellen weiter zu entnehmen ist, erschienen die Teile 1, 5 und 6 bereits 1753. Sie wie auch die später hinzugekommenen Teile bzw. die komplette Sammlung finden sich zumeist mit dem aus demselben An-

328

Helmut Zäh laß veröffentlichten 'Entwurf einer urkundenmäßigen Geschichte der evangelischen Pfarrkirche zum heiligen Creuze' (Nr. 95) zusammengebunden. Exemplare: komplett: SuStBA Aug 306*; StAA EWA 1746* (ohne Kupfer); BSB H.ref. 210* (Teil 5 jeweils in 1. Aufl.) Teile: SuStBA Aug 307* (Teil 6, 1, 3, 4, 5 in 2. Aufl., 7 ohne Kupfer); S 7376* (Teil 2); S 222*(Teil 3,4); S 223 b* (Teil 1, 5 in 1. Aufl., 6); StAA EWA 1678* (Teil 4); BSB H.ref. 52* (Teil 5 mit Titelbl. der 2., Text der 1. Aufl., 6, 1); UBM 0001/8 H.eccl. 3935* (Teil 1, 5 in 1. Aufl.)

102

Summarien über das sechste Capitel Eßrä [...]· Augsburg [1754] s.Nr. 101. Teil 2

1755 103

Diatribe de meritis Suevorum in renascentes litteras Latinas. In: Acta Societatis Latinae Ienensis. Hg. von Johann Ernst Immanuel Walch. Bd. 4. Jena 1755. S. 165-186 ACTA II SOCIETATIS II LATINAE IENENSIS II EDITA II AB EIVS DIRECTORE II IO. ERNEST. IMMAN. WALCHIO II PHIL. DOCT. ET PROF. PVBLICO II VOLVMEN QVARTVM II IENAE II APVD VIDVAM CROECKERIANAM II MDCCLV II 23 Bl„ S. (l)-296; 8° Enth. S. 165-186: IACOBI BRVCKERI II SACRORVM QVAE AVG. VINDEL. IN TEMPLO CRVCIS FTVNT II ANTISTITIS ET SOC. REGII [!] BEROL. SODALIS II DIATRIBE II DE II MERITIS SVEVORVM II IN RENASCENTES LITTERAS LATINAS II v. Stetten S. 304; Veith Nr. 32; Alt S. 58 - Acta: Kirchner Nr. 179 Exemplare: SuStBA Η 22*; UBA 02/II.2.3.8.225; UBM 0001/8 Mise. 34 a

1756 104

Institutiones historiae philosophicae [...]. 2. erw. Aufl. Leipzig 1756 IACOBI BRVCKERI II ACADEMIAE SCIENTIARVM Β EROLINENS. ET II BONON. MEMBRI II INSTITVTIONES II HISTORIAE II PHILOSOPHICAE II VSVI II ACADEMICAE rVVENTVTIS II ADORNATAE. II EDITIO SECVNDA AVCTIOR ET EMENDATIOR. II LIPSIAE II IMPENSIS BERNH. CHRISTOPH. BREITKOPFII. II MDCCLVI. II 10 Bl„ S. (l)-884, 8 Bl.; 8°

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

329

Hörner S. 27 (nennt irrtümlich einen weiteren Druck aus dem Jahr 1757); Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten (Erscheinungsjahr 1758); Veith Nr. 47 (1758); Meusel S. 607; Baader Nr. 23; Alt S. 65 (1758); Longo S. 533 1. Aufl. s.Nr. 81,3. Aufl. Nr. 121 Exemplare: SuStBA Phil 462*; UBA 01/BF 1400 B888(2); BSB Ph.u. 64 tb; UBM 0001/8 H.lit. I l l * ; EvKiAKΒ 193* 105

Scipio Aquilianus: De placitis philosophorum qui ante Aristotelis tempora floruerunt [...]. Komm, von Jacob Brucker. Hg. von Karl Friedrich Brucker. Leipzig 1756 SCIPIONIS AQVILIANI II PISANI II EQVITIS D. STEPHANI II DE II PLACITIS PHILOSOPHORVM II QVI ANTE ARISTOTELIS TEMPORA II FLORVERVNT II AD PRINCIPIA RERVM NATVRALIVM ET CAVSSAS II MOTVVM ASSIGNANDAS PERTINENTIBVS II STVDIO ET OPERA II GEORGIIMORALIS II MEDICI AC PHILOSOPHI II OB SINGVLAREM RARITATEM ET VSVM II EX SCRINnS PATERNIS II COMMENTARIOS ET ILLVSTRATIONES II ADIECIT II PHILIPPI IACOBI CROPHII II TRACTATIONE II DE GYMNASIIS LITTERARIIS ATHENIENSIVM II ANNOTATIONIBVS EMENDATA II AVXIT II CAROLVS FRIDERICVS BRVCKERVS II IACOBI F. Ρ. Μ. II LIPSIAE 1756 II APVDIOANNEM IACOBVM KORN. II BIBLIOP. VRATISL. II 4B1.,S.(1)-248,4B1.;4° Jöcher/Adelung Sp. 2308 (unter Carl Friedrich Brucker); v. Stetten S. 305; Veith Nr. 54; Meusel S. 610 (unter Karl Heinrich [!] Brucker), vgl. S. 609; Alt S. 128; vgl. Zedier Sp. 758; Longo S. 600 Anm. 23 Exemplare: SuStBA 4° Phil 18; UBA 01/BF 1425 A656; BSB 4 Ph.u. 7*; 4 Ph.u. 7 a; UBM 0001/4 H.lit. 2195

1758 106

Erbauliche Grabesgedanken über den Besuch des Grabes Christi [...]. Leichenrede auf Christian Georg von Köpf. Augsburg 1758 Erbauliche Grabesgedanken II über den Besuch des Grabes Christi. II Als der II Wohledelgebohrne II HERR II Christian George II von Köpf II auf Hammel, II Deputirter zum Botenwesen, und weitberühmter Wechsel= II und Handelsherr allhier II wohlseeligen Andenkens II nach einem schnellen Tode II in seine Erbgruft versenket worden, II am Abend vor Ostern den 25. Lenzmonats im Jahre 1758. II der hochansehnlichen Traurversammlung II vorgetragen II von II Jacob Brucker II Pastor zu St. Ulrich A. C. des evangelischen Minist. Senior. II gedruckt bei Johann Michael Späth. II S. (1)-19;4°

330

Helmut Zäh

Zapf I, S. 327; Baader Nr. 49; Stolberg II, S. 520 Exemplare: SuStBA 4° Aug 821-158*; 4° Η 349-3*; 4° S 339-21*; Studienbibliothek Dillingen VII b 338,8*

1760 107

Ein sicheres Mittel einen großen und vergnügenden Gewinn zu erhalten [...]. Leichenrede auf Christian Hößlin. Augsburg 1760 Ein sicheres Mittel II einen großen und vergnügenden Gewinn II zu erhalten und aus der Welt zu bringen II eröfnete II an dem Tage der Beerdigung II des weiland II Wohlehrenvesten und Wohlvornehmen II HERREN II Christian Hößlins, II Obrigkeitl. Deputierten zum Arbeitshause, auch der II evangelischen Capelle daselbst Pflegers, Wechsel= und II Handelsherrn in Augspurg, II Den dritten Tag des Jenners im Jahr 1760. II den anwesenden Leidtragenden II im Traurhause II aus II 1. Tim. VI. v. 6. 7. 8. II in einer evangelischen II Standesrede II Jacob Brucker, II Pastor der evangel. Pfarrkirche zu St. Ulrich, II des evangelischen Predigtamts Senior. II AUGSBURG, gedruckt bey Johann Michael Späth. II S. (l)-27; 4° Zapf I, S. 300f.; Baader Nr. 50; Stolberg II, S. 333 Exemplare: SuStBA 4° Aug 821-121*; 4° Η 349-3*; 4° S 339-17*

108

M. Welsen antiquorum, quae Augustae Vindel. extant, monumentorum supplementum. In: Johann Reinhard Wegelin (Hg.): Thesaurus rerum Suevicarum [...]. Bd. 4. Lindau 1760. S. 8-17 THESAURUS II RERUM SUEVICARUM II SEU II DISSERTATIONUM II SELECTARUM II VOLUMEN QUARTUM II DE II REBUS ET ANTIQUITATIBUS II CIVITATUM IMPERIALIUM II IN SUEVIA II CUM SUPPLEMENTO AD BIBLIOTHECAM II SCRIPTORUM RERUM SUEVICARUM II ET REPERTORIO UNIVERSALI II CURA ET STUDIO II JO. REINHARDI WEGELEMI J. U. L. II COS. ET SYNDICI PRIMARII II IN LIB. S. R. I. CIVITATE LINDAV. II LINDAVIAE II SUMTIBUS JACOBIOTTONIS II MDCCLX. II S. (I)-XLIV, S. (l)-663; 2° Enth. S. 8-17: M. WELSERI ANTIQUORUM, II QUAE AUGUSTAE VINDEL. EXIITANT MONUMENTORUM SUP-IIPLEMENTUM. II Veith Nr. 16; Meusel S. 608; Baader Nr. 35 frühere Drucke s. Nr. 16 u. 83 Exemplare: SuStBA 2° Gs 891*; 2° S 378*; UBA 02/IV.15.2.128; BSB 2 Germ.sp. 159*

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 109

331

De advocatis S. R. I. Lib. Civitatis Augustae Vindelicorum. In: Johann Reinhard Wegelin (Hg.): Thesaurus rerum Suevicarum [...]. Bd. 4. Lindau 1760. S. 35-47 (wie Nr. 108) Enth. S. 35-47: DE ADVOCATIS II S. R. I. LIB. CIVITATIS II AUGUSTAE VINDELICORUM. II Veith S. 47 Anm. 1 frühere Drucke s. Nr. 43 u. 83 Exemplare: s. Nr. 108

110

Historia antiqui codicis statutarii ill. Reip. Augustanae de a. 1276 [...] (Text deutsch). In: Johann Reinhard Wegelin (Hg.): Thesaurus rerum Suevicarum [...]. Bd. 4. Lindau 1760. S. 72-79 (vgl. auch S. 62-70) (wie Nr. 108) Enth. S. 72-79: HISTORIA II ANTIQUI CODICIS STATUTARU II ILL. REIP. AUGUSTANAE DE A. 1276. II CUM SPECIMINE GLOSSARE AUGUSTANI. II Veith S. 38 Anm. h Erstdruck s. Nr. 49; die dort mitgeteilten Auszüge aus dem Augsburger Stadtbuch wurden von Wegelin der vorausgehenden Abhandlung 'De jure statutario ill. Reip. Augustani speciatim de codice antiquo dicto Stadtbuch' (S. 48-71, hier S. 62-70) beigegeben. Exemplare: s. Nr. 108

1765 111

Erweckung zu heilsamen Friedensgedanken [...]. Friedensgebet 1765. Augsburg 1765 Erweckung II zu heilsamen II Friedensgedanken II sammt einem II Friedensgebet, II welches II an dem den 8. August II 1765. II in Augsburg II zum dankbaren Angedencken II des Westphälischen Friedens II feyerlich begangenen II Friedenfest II in allen II Evangelischen Gemeinen II andächtig zu beten. II Ps. CXI,4. II Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner II Wunder, der gnädige und barmherzige II HErr! II AUGSBURG, II zu finden bey Johann Daniel Merz. II S. (l)-30; 8° Obgleich Brucker 1757 anstelle des verstorbenen Samuel Wiedemann Pfarrer bei Ev. St. Ulrich und damit zugleich einer der beiden Senioren des Ev. Ministeriums wurde, ging die zuvor von Wiedemann geleistete Aufgabe, jährlich zum Friedensfest eine Betrachtung

332

Helmut Zäh nebst Gebet zu verfassen, zunächst nicht auf ihn, sondern auf den Senior bei St. Anna Samuel Urlsperger über, dem die Texte der Jahre 1757-1764 zuzuschreiben sind (Nr. A 3, A 4, A 6 - A 11). Erst als Urlsperger am 30.4.1765 in den Ruhestand trat, übernahm mit hoher Wahrscheinlichkeit Brucker die Abfassung der Friedensgebete, während die ebenfalls jährlich veröffentlichten Neujahrsgebete, deren Autor Urlsperger schon seit 1724 war, wohl von dessen Nachfolger Matthäus Friedrich Degmair fortgeführt wurden (Nr. A 12, A 13, A 16 - A 19). Es fällt auf, daß die über mehr als ein Jahrhundert hinweg fortgesetzte Reihe der Neujahrs- und Friedensgebete schon ein Jahr nach Bruckers Tod mit dem Jahrgang 1771 endet. Danach gab es keine neuen Texte mehr, sondern sie blieben jedes Jahr gleich. Von den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers findet sich nur bei Horner (S. 23) ein allgemeiner Hinweis auf von ihm verfaßte in Augspurg auf alle lahre gewöhnliche Neuiahrs- und Friedensfestbetrachtungen und Gebethe. Exemplare: SuStBA Aug 665-61*; StAA EWA 1694*

1766 112

Ermunterung zur Freude am Herrn als der Glaubigen Stärke [...]· Friedensgebet 1766. Augsburg 1766 Ermunterung II zur Freude am HErrn II als der Glaubigen Stärke, II samt einem II Friedensgebet II welches II an dem den 8. August 1766. II in Augsburg II zum dankbaren Angedenken II des II heilsamen Westphälischen Friedens II feyerlich begangenen II Friedenfeste II in allen Evangelischen Gemeinen II Vor= und Nachmittags II im Geist und in der Wahrheit zu beten. II Ps. 9, v. 3. II Ich freue mich und bin frölich in dir, und lobe II deinen Namen, du Allerhöchster! II AUGSBURG, bey Johann Daniel Merz, II Buchhändler. II 5. (l)-32; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. 111 Exemplare: SuStBA Aug 655-62*; StAA EWA 1694*

113

Historia critica philosophiae [...]. Bd. 1-3; 4,1; 4,2; 6 [= 5]. 2. erw. Aufl. Leipzig 17661767

1.

IACOBIBRVCKERI II REG. ACAD. SCIENT. BEROLIN. II ALIARVMQVE SOC. II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II A MVNDIINCVNABVLIS II AD NOSTRAM VSQVE AETATEM II DEDVCTA. II EDITIO SECVNDA II VOLVMINE VI. ACCESSIONVM ET SVPPLEMENTORVM II AVCTIOR. II TOMVS PRIMVS. II LIPSIAE, II IMPENS IS HAERED. WEIDEMANNI ET REICHII. II MDCCLXVII [!]. II Gest. Frontispiz, 5 Bl„ S. (1)-1357, 1 S„ 17 Bl.; 4° Enthält als Frontispiz ein Porträt Bruckers (nicht identisch mit dem in der 1. Aufl.).

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

333

2.

IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROLIN. MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II AB INITIIS II MONARCHIAE ROMANAE II AD REPVRGATAS VSQVE LITERAS. II PERIODI SECVNDAE PARS PRIMA. II EDITIO ALTERA. II TOMVS SECVNDVS. II LIPSIAE, MDCCLXVI. II IMPENSIS HAERED. WEIDEMANNI ET REICHII. II 4 Bl., S. (1)-1068, 4 Kupfertafeln, 18 Bl.; 4°

3.

IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROLIN. MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II A II CHRISTO NATO II AD REPVRGATAS VSQVE LITERAS. II PERIODI SECVNDAE PARS ALTERA. II TOMVS TERTIVS. II LIPSIAE, II IMPENSIS HAERED. WEIDEMANNI ET REICHII. II MDCCLXVI. II 3 Bl., S. (1)-912, 1 Kupfertafel, 16 Bl.; 4°

4.1. IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROLIN. MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II A II TEMPORE RESVSCITATARVM II IN OCCIDENTE LITERARVM II AD II NOSTRA TEMPORA. II TOMIIV. PARS I. II LIPSIAE, II IMPENSIS HAERED. WEIDEMANNI ET REICHII. II MDCCLXVI. II 3 Bl., S. (l)-785, 1 Kupfertafel, 1 S„ 15 Bl.; 4° 4.2. IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROLIN. MEMBRI II HISTORIA CRITICA II PHILOSOPHIAE II A II TEMPORE RESVSCITATARVM II IN OCCIDENTE LITERARVM II AD II NOSTRA TEMPORA. II TOMI IV. PARS ALTERA. II LIPSIAE, II IMPENSIS HAERED. WEIDEMANNI ET REICHII. II MDCCLXVI. II 4 Bl., S. (l)-923, 1 S„ 16B1.;4° 6. [= 5.] IACOBI BRVCKERI II REG. SOC. SCIENT. BEROLIN. MEMBRI II HISTORIAE CRITICAE II PHILOSOPHIAE II APPENDIX II ACCESSIONES, OBSERVATIONES II EMENDATIONES, ILLVSTRATIONES II ATQVE SVPPLEMENTA II EXHIBENS II OPERIS INTEGRIVOLVMEN SEXTVM II LIPSIAE II IMPENSIS HAERED. WEIDEMANNI ET REICHII II MDCCLXVII. II 4 Bl., S. (1)-1032, 14 BL; 4° Hörner S. 28 (nur der Supplementband); Jöcher/Adelung Sp. 2310; v. Stetten S. 303 (nur Supplement, Erscheinungsjahr 1769); Veith Nr. 45 u. 46 (Supplement, 1769); Meusel S. 607; Baader Nr. 22; Alt S. 65 (nur Supplement, 1769); Longo S. 533. 564-603, vgl. S. 633 (Rezensionen der 1. Aufl.) 1. Aufl. s. Nr. 75; englische Bearbeitung s. Nr. A 26 - A 30; vgl. femer Nr. A 20 u. A 22 Exemplare: SuStBA 4° Phil 46*; UBA 01/BF 1400 B888.766; 02/V.1.4.63; BSB 4 Ph.u. 13; UBM 0001/4 H.lit. 34*; 0001/2 Doli. 14417

334

Helmut Zäh

1767 114

Die rechte Freyheit evangelischer Christen [...]. Friedensgebet 1767. Augsburg 1767 Die rechte Freyheit II Evangelischer Christen II wurde II an dem den 8. Aug. 1767. II in Augsburg II zum dankbaren Angedenken II des gesegneten Westphälischen Friedens II begangenen II Frieden Feste, II zur erbaulichen Betrachtung vorgelegt, II und mit einem II Friedens Gebete II begleitet, II welches II in allen Evangelischen Gemeinen II Vor= und Nachmittags II andächtig zu beten: II Gal. 5. v. 1. II So bestehet nun in der Freyheit, damit II euch Christus befreyet hat, und lasset euch II nicht wiederum in das knechtische Joch II fangen. II Bey Johann Daniel Merz. II S. (l)-30, 1 Bl. (leer); 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. 111 Exemplare: SuStBA Aug 655-63*

1768 115

Eine Ermunterung zur Beständigkeit in der rechten Freyheit [...]. Friedensgebet 1768. Augsburg 1768 Eine Ermunterung II zur Beständigkeit in der rechten Freyheit II wurde II den Evangelischen Christen II an dem II zum gesegneten Angedenken II des heilsamen Westphälischen Friedens II Anno 1768. den 8. Aug. II in Augsburg II gefeyerten II Friedenfeste II zur Erbauung vorgelegt II und mit einem II Friedens=Gebeth II begleitet, II welches II in allen Kirchen vor= und nachmittags II im Geist und in der Wahrheit II zu bethen. II Ebr. ΙΠ. v. 14. II Wir sind Christi theilhafftig worden, so wir an=llders das angefangene Wesen bis ans Ende veste II behalten. II Augsburg, bey Daniel Merz. II S. (1)-31; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. 111 Exemplare: SuStBA Aug 655-64*

116

[Gedenkrede auf Marx Christoph Koch von Gailenbach]. In: Ehrendenkmahl [...] Herrn Marx Christoph Koch von Gailenbach [...] aufgerichtet. Augsburg 1768. S. 27-30 Ehrendenkmahl II dem II Wohlgebohrnen Herrn, II HERRN II Marx Christoph II Koch II von Gailenbach II weil. Kayserl. Königl. Majestät Francisci des Ersten II glorwürdigster Gedächtniß II nachgelassenen, II und II Seiner izt glorreichst regierenden Kayserl. und Königl.

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

335

Majestät II Joseph des Zweyten II wirklichen Rath, II des Heil. Rom. Reichs freyen Stadt Augsburg II höchstverdienten II Pfleger und Reichslandvogt II hochsei. Angedenkens, II zum II unvergeßlichen Gedächtnisse II Seines II den 14. Tag des Jänners 1768. II unvermuthet erfolgten II Hinganges aus dieser Welt II aufgerichtet. II AUGSBURG, gedruckt bey Johann Michael Späth. II 2 Bl., S. (l)-72; 2° Zapf I, S. 323-326; Stolberg II, S. 512 Enth. S. 27-30: Als am 2ten Sonntag nach Epiphania 1768. der evangelischen II Gemeinde zu St. Ulrich in Augsburg ein Wort von Jesu, II voll Geistes und Leben aus den Worten: Was er euch II saget, das thut, vorgehalten und eingeschärfet wurde, fügte II wegen des so unvermutheten als schmerzenvollen Hintritts II des hochseel. Herrn Stadtpflegers, Marx Christoph Koch II von Gailenbach, dem Ende der Rede nachfolgende Er=llweckung an seine Gemeine bey II Jacob Brucker II Pastor, und des evangelischen Lehramts Senior. II Exemplare: SuStBA 2° Aug 202-571*; 2° Η 201-1,1*; 2° S 201-42* 117

G. G. Leibnitii vita [...]· In: Gottfried Wilhelm Leibniz: Opera omnia [...]. Hg. von Louis Dutens. Bd. 1. Genf 1768. S. LIV- CCVIII GOTHOFREDIGUILLELMI II LEIBNITII, II S. Caesar. Majestatis Consiliarii, & S. Reg. Majest. II Britanniarum a Consiliis Justitiae intimis, nec non II a scribendä Historiä, II OPERA OMNIA, II Nunc primum collecta, in Classes distributa, praefatio-llnibus & indicibus exornata, studio II LUDOVICI DUTENS. II TOMUS PRIMUS, II QUO THEOLOGICA CONTINENTUR. II GENEVAE, II Apud FRATRES DE TOURNES. II MDCCLXVIII. II Gest. Frontisp., 1 Bl., S. (I)-IV, S. (I)-CCXLIV, S. (l)-790; 4° Enth. S. (LIV)-CCVIII: G. G. LEIBNITII II VITA II A CELEB. JAC. BRUCKERO II SCRIPTA, II Ex Tom. V. ejusdem Philosophiae Historiae, deprompta. II Hörner S. 28; Leibniz-Bibliographie. Die Literatur über Leibniz bis 1980. Begr. von Kurt Müller. Hg. von Albert Heinekamp. 2. neu bearb. Aufl. Frankfurt 1984 (Veröffentlichungen des Leibniz-Archivs. Bd. 10). S. 21f., Nr. 184 Abdruck des Abschnitts über Leibniz aus Bd. 4,2 der 'Historia critica philosophiae' (Nr. 75 u. 113). Ein Nachdruck dieser Ausgabe erschien 1989 in Hildesheim u.a. weiterer Abdruck s. Nr. 120 Exemplare: SuStBA 4° Enc 193* (ohne Frontispiz; aus der Bibliothek Bruckers); UBA 01/CF 5500.768; BSB 4 Opp. 94*; UBM 0001/4 Mise. 50; 0001/8 Doli. 152 (inkomplett)

Helmut Zäh

336

1769 118

Eine Warnung vor Mißbrauch der rechten Freyheit [...]· Friedensgebet 1769. Augsburg 1769 Eine Warnung II vor Mißbrauch der rechten Freyheit II wurde II an dem II zum frölichen Angedenken II des heilsamen Westphälischen Friedens II Anno 1769. Dienstags den 8. August II in Augsburg II begangenen II Friedenfeste II den Evangelischen Christen II zur erbaulichen Betrachtung II vorgelegt II und mit einem II Friedens=Gebethe II begleitet, II welches II in allen Evangelischen Kirchen Vor= und II Nachmittags andächtig zu bethen. II Gal. 5. v. 3. II Lieben Brüder, ihr seyd zur Freyheit berufen; II allein sehet zu, daß ihr durch die Freyheit dem II Fleisch nicht Raum gebet. II Augsburg, bey Johann Daniel Merz. II S. (1)-31;8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. 111 Exemplare: SuStBA Aug 655-66*; StAA EWA 1694*

1770 119

Das lieblich schöne Lob Gottes für die Friedens-Gabe [...]. Friedensgebet 1770. Augsburg 1770 Das lieblich schöne Lob Gottes II für die II Friedens=Gabe II wurde II an dem, II zum gesegneten Angedenken II des westphälischen Friedens, II im Jahre 1770. den 8. August II in Augsburg II feyerlich begangenen II Frieden=Feste II den evangelischen Gemeinen II zur erbaulichen Betrachtung II vorgelegt II und mit einem II Friedens=Gebethe II begleitet, II welches II in allen 6. Pfarrkirchen Vor= und Nachmittags II andächtig zu bethen. II Psalm 92, v. 23. II Das ist ein köstlich Ding dem Herrn danken, und II lobsingen deinem Namen, du Höchster: des Mor=llgens deine Gnade und des Nachts deine Wahr=llheit verkündigen. II Augsburg, II zu finden bey Elias Tobias Lotter. II S. (l)-26;8° vgl. die Bmerkungen zu Nr. 111 Exemplare: SuStBA Aug 655-67*

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

337

1771 120

Vita Godofredi Guilelmi Leibnitii. In: Gottfried Wilhelm Leibniz: Tentamina Theodicaeae de bonitate dei, übertäte hominis et origine mali. Versionis novae editio altera [...]· Hg. von August Friedrich Boek. Bd. 1. Tübingen 1771. S. 43-224 GODOFREDI GUILIELMI II LEIBNITII II TENTAMINA II THEODICAEAE II DE II BONITATE DEI II LIBERTATE HOMINIS II ET ORIGINE MALI. II VERSIONIS NOVAE II EDITIO ALTERA II VITA AUCTORIS A BRUCKERO DESCRIPTA, II KORTHOLTI DISPUT. DE PHILOSOPHIA LEIB-ΙΙΝΓΓΠ &c. ET VARIIS OBSERVATIONI-IIBUS AUCTA. II CUM PRAEFATIONE II AUG. FRID. BOECKII. II P. P. TUB. II TUBINGAE II IN LIBRARIA BERGERIANA II MDCCLXXI. II Gest. Frontispiz, Tit., S. (1)-412; 8° Enth. S. (43)-224: VITA II GODOFREDI GUILELMI II LEIBNITII II DESCRIPTA II A II JACOBO BRUCKERO. II Leibniz-Bibliographie (wie bei Nr. 117) S. 21f., Nr. 184 leicht veränderter Abdruck des Abschnitts über Leibniz aus Bd. 4,2 der 'Historia critica philosophiae' (Nr. 75 u. 113) früherer Abdruck s. Nr. 117 Exemplare: BSB Ph.sp. 478*

1790 121

Institutiones historiae philosophicae [...]. 3. erg. Aufl. Hg. von Friedrich Gottlob Born. Leipzig 1790 IACOBI BRVCKERI II ACADEMIAE SCIENTIARVM Β EROLINENS. ET II BONON. MEMBRI II INSTITVTIONES II HISTORIAE II PHILOSOPHICAE II VSVI II ACADEMICAEIVVENTVTIS II ADORNATAE. II DENVO PERLVSTRAVIT ET AD NOSTRA II TEMPORA CONTINVAVIT II FRIDERICVS GOTTLOB BORN II DOCTOR ET PROF. PVBL. PHILOS. IN VNIVERS. II LITERAR. LIPSICA. II EDITIO TERTIA AVCTIOR ET EMENDATIOR. II LIPSIAE II IMPENSIS IOH. GOTTLOB IMMANVEL. BREITKOPFII. II MDCCXC. II 10B1..S. (l)-892, 8B1.;8° Meusel S. 607; Baader Nr. 23; Longo S. 533 frühere Aufl. s. Nr. 81 u. 104 Exemplare: UBM 0001/8 H.lit. 112*; EvKiAK Β 176*

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Helmut Zäh

Anhang 1724 A1

Leben S. Iohannis. Augsburg 1724 HörnerS. 26 kein Exemplar nachgewiesen; Existenz dieses nur von Hörner erwähnten Druckes fraglich

um 1740 A2

Musae Vindelicae. Augsburg o. J. [zwischen 1739 und 1741?] HörnerS. 27 kein Exemplar nachgewiesen; Existenz dieses nur von Horner erwähnten Druckes fraglich

1757 A3

Samuel Urlsperger: Ein evangelisches Büß- und Friedens-Gebeth des nach dem Frieden verlangenden Volkes Gottes [...]· Friedensgebet 1757. Augsburg 1757 Ein II Evangelisches Buß= und Friedens=IIGebeth des nach dem Frieden verlangenden Volkes GOttes hier und II in allen Ländern, II Zu II würdiger und GOtt wohlgefälliger Begehung II des den 8. August im Jahr 1757. II in Augspurg II zum achtenmal wiederholten II Friedens=Festes II in dem II zweyten, ach GOtt gebe, immer so fort=lldaurenden II Friedens=Seculo; II wie nicht weniger II zu öffentlicher Darlegung der auf die II in der allgemeinen Christlichen Kirche er=llkannte göttliche Ordres II gegründeten Gesinnung II aller rechtschaffenen Protestanten, II auch in den II gefährlichsten Zeiten, II den Gemeinen GOttes allhier II zum beten und lesen, zum glauben und gehor=llsam seyn vorgeleget. II Im Merz= und Mayrischen Buchladen. II 16 Bl.; 8° Nach einer Anmerkung auf fol. A2v-A3r schrieb wegen der Erkrankung und des Todes von Samuel Wiedemann, der bisher das jährliche Friedensgebet verfaßt hatte, in diesem Jahr Urlsperger den Text. Wie die engen inhaltlichen Bezüge nahelegen, stammen auch die folgenden Friedensgebete bis 1764 von ihm und nicht von Brucker, der 1757 Wiedemanns Nachfolger als Pfarrer und Senior bei Ev. St. Ulrich geworden war. Erst nach Urlspergers Emeritierung scheint Brucker diese Aufgabe übernommen zu haben, so daß er als Autor der Jahrgänge 1765-1770 anzusehen ist (Nr. 111, 112, 114, 115, 118 u. 119). Die von Urlsperger verfaßten Friedensgebete 1757-1764 sind zu ergänzen bei: Wolfgang Mayer: Verzeichnis der Schriften Samuel Urlspergers. In: Reinhard Schwarz (Hg.): Samuel Url-

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

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sperger (1685-1772). Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Binnenwelt. Berlin 1996 (Colloquia Augustana. Bd. 4). S. 223-304. Exemplare: StAA EWA 1694*

1758 A4

[Samuel Urlsperger]: Ueberlegungen über die Friedensgedanken Gottes über sein Volk [...]. Friedensgebet 1758. Augsburg 1758 Ueberlegungen II über die II Friedensgedanken II GOttes II über sein Volk II mittelst unter dem Leide; II nebst einem II Friedensgebethe II auf das II den 8. des Erndemonats im Jahre 1758. II wiederholte II Friedensfest, II den II evangelischen Gemeinden GOttes II in Augspurg II vor Augen und ans Herz gelegt. II 5. B. Mos. 32. v. 29. II Ο daß sie weise wären, und vernähmen solches; II daß sie verstünden, was ihnen hernach begegnen wird. II Zu finden im Merz= und Mayerischen Buchladen. II Gedruckt bey Christian Deckardt. II 20 Bl.; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 3 Exemplare: SuStBA Aug 655-53*; StAA EWA 1694*

1759 A5

Tabula mnemonica historiae philosophicae [...] adornata a I. C. B. Frankfurt 1759 Tabula mnemonica historiae philosophicae secundum elegantissimum ordinem Cl. Brukkeri in usum studiosae iuventutis adornata a I. C. B. Francofurti MDCCLIX. 2 Bl.; 2° vgl. Longo S. 612 Anm. 33 Tabelle zur Philosophiegeschichte auf Grundlage der 'Philosophiae universae origines et successiones' (Nr. 91). Die bibliographischen Angaben sind übernommen aus dem Wiederabdruck im Supplementband der 'Historia critica philosophiae'. Der sich hinter den Initialen I. C. B. verbergende Name des Bearbeiters war auch Brucker nicht bekannt. Wiederabdruck s. Nr. A 14, leicht erweiterte Fassung Nr. A 21, deutsche Bearbeitung Nr. A 23 kein Exemplar nachgewiesen

Helmut Zäh

340 A6

[Samuel Urlsperger]: Die friedensvolle Stille des Herzens bey Erwartung der auszuführenden Friedensgedanken Gottes [...]· Friedensgebet 1759. Augsburg 1759 Die II friedensvolle II Stille II des Herzens II bey Erwartung der auszuführenden II Friedensgedanken II GOttes II wurde II den evangelischen Gemeinden II in Augsburg II an dem II den 8. des Erndemonats des Jahres 1759. II feyerlich begangenen II Friedenfeste II angepriesen, II und sie damit II zum Bethen und Danken II in beygefügten II Gebethe II erwecket. II Psalm 46. v. 11. II Seyd stille und erkennet, daß ich II GOtt bin. II Zu finden im Merz= und Mayerischen Buchladen. II 16 Bl.; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 3 Exemplare: SuStBA Aug 655-54*; StAA EWA 1694*

1760 A7

[Samuel Urlsperger]: Der getroste Muth der Heerde Gottes unter den Finsternissen der Trübsalen [...]. Friedensgebet 1760. Augsburg 1760 Der getroste Muth II der Heerde GOttes II unter den Finsternissen der Trübsalen. II Wurde II den 8. und 13. des Erndemonats II im Jahr 1760. II an dem durch GOttes Gnade abermals II feyerlich begangenen II Friedenfeste II zum dankbaren Angedenken der durch den II Westphälischen Frieden wiederhergestellten II Religions Freyheit II und Erweckung zu einem glaubensvollen II Gebethe und Danksagung II den evangelischen Gemeinen in des H. R. II Reichsstadt Augsburg II zu erwegen gegeben. II Es. 41,10. II Fürchte dich nicht, Ich bin mit dir, weiche nicht, II denn ich bin dein GOTT. II Zu finden bey Johann Daniel Merz. II 20 Bl.; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 3 Exemplare: SuStBA Aug 655-55*; StAA EWA 1694*

1761 A8

[Samuel Urlsperger]: Die zuverläßige Hoffnung des Friedens des Volkes Gottes [...]. Friedensgebet 1761. Augsburg 1761 Die II zuverläßige Hoffnung II des Friedens II des Volkes GOttes II wurde II bey dankbarer feyerlichen Erinnerung II der gesegneten II Friedens=Unterhandlungen II und des darauf geschlossenen II Westphälischen II Reichs= und Religions=Friedens, II auch der dadurch II wieder erlangten freyen Religionsübung II in des H. R. Reichs Stadt Augspurg II den evangelischen Gemeinden II an ihrem jährlichen II Dank= und Friedenfeste II den 8. und 12. des

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

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Erndemonats im Jahr 1761. II vorgehalten II und mit II Dank und Gebeth II versiegelt. II Es. 26,3. II Du erhaltest stets Friede nach gewisser Zu=llsage, denn man verlasset sich auf dich. II Zu finden bey Johann Daniel Merz. II 18 Bl.; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 3 Exemplare: SuStBA Aug 655-56*; StAA EWA 1694* (2 Exemplare)

1762 A9

[Samuel Urlsperger]: Gott der Verborgene in seinen Friedensgedanken und Wegen [...]. Friedensgebet 1762. Augsburg 1762 GOTT II der Verborgene II in seinen II Friedensgedanken II und Wegen II den II evangelischen Gemeinen II in Augspurg II an dem Gedächtnißfeste II des Westphälischen Friedens II den 8. und 11. des Erndemonats des Jahrs 1762. II zu bedenken gegeben II und mit einem II Friedenfest=Gebethe II begleitet. II Rom. XI,33. II Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte, und II unerforschlich seine Wege. II Zu finden bey Daniel Merz. II S. (l)-34; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 3 Exemplare: SuStBA Aug 655-58*; StAA EWA 1694*

1763 A 10 [Samuel Urlsperger]: Die ausgeführten und bestehenden Friedensanschläge Gottes [...]. Friedensgebet 1763. Augsburg 1763 Die ausgeführten und bestehenden II Friedensanschläge GOttes II wurden II bey festlicher Erinnerung des westphälischen II Religions Friedens II und der dadurch bisher mächtig erhaltenen II und bewährten II Religions Freyheit II den augsburgischen evangel. Gemeinen II an ihrem jährlichen II Friedenfeste II den 8. des Erndemon. 1763. II vor Augen und ans Herz gelegt, II und II mit einem feyerlichen II Friedensgebethe II begleitet. II Es. 54. v. 10. II Der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, II spricht der HErr dein Erbarmer. II AUGSBURG bey Johann Daniel Merz. II 14 Bl.; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 3 Exemplare: SuStBA Aug 655-59*; StAA EWA 1694*

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Helmut Zäh

1764 A 11 [Samuel Urlsperger]: Betrachtungen über den Weg Gott bey seinen Friedensgedanken über sein Volk zuerhalten [...]· Friedensgebet 1764. Augsburg 1764 Betrachtungen II über den II Weg GOtt bey seinen Friedensgedanken II über sein Volk zuerhalten II dem evangelischen Zion II in des H. R. R. Stadt Augspurg II den 8. und 15. des Erndemonats II 1764. II an seinem II Dank= und Friedenfeste II wegen des Westphälischen Friedens, II feyerlich vorgelegt, II und mit einem II Dank= und Friedensgebeth II begleitet. II Jerem. 33,6. II Siehe ich will sie heilen und gesund machen, und II des Gebeths um Friede und Treue gewähren. II Zu finden bey Joh. Daniel Merz. II S. (l)-32; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 3 Exemplare: SuStBA Aug 655-60*; StAA EWA 1694*

1766 A12 Worte geredet zu seiner Zeit [...] von dem unveränderlichen Sohne Gottes [...]· Neujahrsgebet 1766. Augsburg 1766 Worte II geredet zu seiner Zeit II bey dem Antritte des Jahrs II nach Christi Geburt 1766. II von dem unveränderlichen II Sohne GOttes II als der beständig bleibenden Quelle II aller Glückseligkeit II unter aller Veränderung und Abwechslung II der Jahre II Zu den II evangelischen Gemeinden II in des II Heil. Rom. Reichs=Stadt II Augsburg II als eine Erweckung II zu einem evangelischen II Neu Jahrs=Gebethe. II Hebr. 7. 24. 25. II Dieser, darum, daß er bleibet ewiglich, hat er II ein unvergänglich Priesterthum, daher er II auch selig machen kan immerdar, die durch II ihn zu GOtt kommen, und lebet immerdar, II und bittet für sie. II Im Merzischen Buchladen. II S. (l)-39; 8° Nach dem Ausscheiden Samuel Urlspergers aus seinem Amt als Pfarrer und Senior bei St. Anna im Jahre 1765 übernahm sein Nachfolger Matthäus Friedrich Degmair wohl auch die Abfassung der seit 1724 alljährlich von Urlsperger geschriebenen Neujahrsgebete. Jedoch ist nicht völlig auszuschließen, daß diese Aufgabe anstelle von Degmair von Brukker, dem Pfarrer und Senior bei Ev. St. Ulrich, weitergeführt wurde, zumal Hörner (S. 23) unter den Schriften Bruckers - allerdings ganz pauschal - auch Neuiahrs- und Friedensfestbetrachtungen

und Gebethe angibt. Sollte Brucker tatsächlich der Autor sein, könnte

er vor seinem Tod am 26.11.1770 auch schon den Text für das Jahr 1771 fertiggestellt haben, mit dem bemerkenswerterweise die Reihe der gedruckten Neujahrsgebete endet, obgleich Degmair weiterhin in seinem Amt verblieb.

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

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Exemplare: SuStBA Aug 1661*

1767 A 13 Ein sehr kurzer Neu Jahrs-Seufzer [...]. Neujahrsgebet 1767. Augsburg 1767 Ein sehr kurzer II Neu Jahrs=Seufzer, II von einem wichtigen und großen II Umfange II wurde II bey dem Antritt des Jahrs II nach Christi Geburt 1767. II zu einem evangelischen Grunde II aller Wünsche, Flehens und Gebeths II für dieses Jahr II den II evangelischen Heerden GOttes II in der des Heil. Rom. Reichs=Stadt II Augsburg II vor Augen und ans Herz gelegt, II und in einem evangelischen II Neu Jahrs=Gebethe II weiter ausgefuhret, II von dem II evangelischen Hirten= und Lehramte II daselbst. II Psal. 119,132. II Meine Augen sehnen sich nach deinem Heil, II und nach dem Worte deiner Gerechtigkeit. II Bey Johann Daniel Merz. II S. (1)-31; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 12 Exemplare: SuStBA Aug 1661* A 14 Tabula mnemonica historiae philosophicae [...] adornata a I. C. B. 2. Abdruck. In: Jacob Brucker: Historia critica philosophise [...]. 2. Aufl. Bd. 6 [= 5]. Leipzig 1767. S. 1013-1032 (s.Nr. 113) Enth. S. 1013-1032 (vgl. auch S. 33f.): TABVLA MNEMONICA HISTORIAE II PHILOSOPHICAE II SECVNDVM ELEGANTISSIMVM ORDINEM CL. BRVCKERI IN II VSVM STVDIOSAE IVVENTVTIS ADORNATA A I. C. Β. II Longo S. 566. 612 Anm. 33 Erstdruck s. Nr. A 5, leicht erweiterte Fassung Nr. A 21, deutsche Bearbeitung Nr. A 23 Exemplare: s. Nr. 113

1768 A 15 Jacob Brucker: Compendium historiae philosophicae [...]. Klausenburg 1768 IACOBI BRUCKERI II COMPENDIUM II HISTORIAE II PHILOSOPHICAE, II Ε TABULIS, II quas II MATTH. SEUTTER II aeri incisas exhibuit, in usum scho-lllasticae Iuventutis, nunc pri-llmum hac forma luci publi-llcae expositum. II

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344 CLAUDIOPOLI, II Typis COLLEG. REFORM. ANNO. MDCCLXVIII. II 5 Bl„ S. 1-295, 1 S„ 3 Bl.; 8° in den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers nicht erwähnt

Von fremder Hand bearbeitetes Lehrbuch der Philosophiegeschichte auf Grundlage der 'Philosophiae universae origines et successiones' (Nr. 91). Im Widerspruch zu dem auf dem Titel angegebenen Erscheinungsjahr 1768 steht das Imprimatur auf der Titelriickseite, das vom 28.4.1775 datiert ist. Exemplare: Siebenbürgen-Institut Schloß Horneck, Gundelsheim/Neckar A 16 Das vom Herrn geschaffene Neue im Lande [...]· Neujahrsgebet 1768. Augsburg 1768 Das II vom Herrn geschaffene II Neue im Lande II der Grund und Inhalt II alles Wohlergehns II im neuen Jahre. II Erwogen II an dem ersten Tage II des neuen Jahrs II nach Christi Geburt 1768. II und II den evangelischen Gemeinden II in der des Heil. Rom. Reichs=Stadt II Augsburg II zur Einleitung II eines den HErrn aufs neue suchenden II Neuenjahrsgebethes II ans Herz gelegt II von dem II evangelischen Lehramte daselbst. II Jes. 43,19. II Siehe, ich will ein Neues machen, jezt soll es II aufwachsen, daß ihrs erfahren werdet. II Augsburg, bey Daniel Merz. II S. (l)-29; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 12 Exemplare: SuStBA Aug 1661* (2 Exemplare)

1769 A 17 Gottes getreue Erweckung, durch redliche Bekehrung im neuen Jahre ein Neues zu pflügen [...]. Neujahrsgebet 1769. Augsburg 1769 Gottes getreue Erweckung, II durch II redliche Bekehrung im neuen Jahre, II ein neues zu pflügen, und II nicht unter die Hecken zu II säen, II wurde II den ersten Tag des Heilsjahrs II 1769. II den evangelischen Gemeinden II in der Reichsstadt Augsburg II in II einem Hirtenschreiben II zur Erlangung II neuen Segens in der Kirche und in II dem gemeinen Wesen II aus Jerem. Cap. 4. ν. 3. II ans Herz gelegt, II und mit einem öffentlichen II Neujahrsgebethe II versiegelt II von dem II evangelischen Hirten= und Lehramte II daselbst. II Ezech. cap. 36. ν. 26. II Ich will ein neu Herz, und einen neuen Geist II in euch geben. II Augsburg, bey Daniel Merz. II S. (l)-40; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 12 Exemplare: SuStBA Aug 1661*

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

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1770 A 18 Ein neuer Himmel und eine neue Erde zur Pflügung eines Neuen auf dem Acker Gottes [...]. Neujahrsgebet 1770. Augsburg 1770 Ein II neuer Himmel und eine neue Erde II zur II Pflügung eines Neuen II auf dem Acker GOttes II wurde II den evangelischen Augsburgischen II Kirchgemeinden II bey dem II Anfange des 1770. Jahrs II vorgeschlagen II und II mit Bitten und Flehen II um ein gnädiges Jahr des HErrn II versiegelt II von dem evangelischen Lehramte II daselbst. II Esaiä LXVI. 22. II Gleichwie der neue Himmel und die neue Erde, so ich II mache, vor mir stehen, also soll auch euer Samen II und Namen stehen. II Augsburg, II zu finden bey Elias Tobias Lotter. II S. (l)-36; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 12 Exemplare: SuStBA Aug 1661* (2 Exemplare)

1771 A 19 Alles im Namen Jesu [...]. Neujahrsgebet 1771. Augsburg 1771 Alles im Namen JEsu. II Diß wird bey dem II Anfang des 1771. Jahres II in einer II erbaulichen Betrachtung II vorgestellet, II samt einem beygefügten II Neujahrs=Gebeth II welches II am ersten Tage II in allen II sechs evangelischen Pfarrkirchen II in Augsburg II bey dem Gottesdienste vor= und nachmittags II andächtig zu bethen. II Psalm. 91,14. II Er begehret mein, so will ich ihm aushelfen: Er kennet II meinen Namen, darum will ich ihn schützen. II Augsburg, II zu finden bey Elias Tobias Lotter. II S. (l)-22; 8° vgl. die Bemerkungen zu Nr. A 12 Exemplare: SuStBA Aug 1661*

1773 A 20 Hieronymus Andreas Mertens: De continuanda Historia critica philosophiae Iacobi Bruckeri [...] prolusio I. [...]. Augsburg [1773] DE CONTINVANDA II HISTORIA CRITICA PHILOSOPHIAE II IACOBI BRVCKERI II TOY MAKAPITOY MINERVA INDE AB IPSIS MVNDI PRIMORDÜS II AD II CHRISTIANI WOLFII II VSQVE TEMPORA EXPLICATA II PROLVSIO I II QVA II ET ORATIONEM ADITIALEM II OB MVNVS RECTORIS GYMNASII ANNAEI II ET BI-

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BLIOTHECARn PVBLICI II ANTE DVOS MENSES CAPESSITVM II IN ACROATERIO PVBLICO HABENDAM II ET II DISCIPVLORVM, PRAEMÜS ORNANDORVM, SOLLEMNIA, II POST PROBATIONES RITE PERACTAS II ILLVSTRIVM AC GENEROSISSIMORVM REI SCHOLASTICAE II TRIBVNORVM AVSPICDS II AD D. ΧΧΠ SEPTEMBRIS HORA ANTE MERIDIEM IX. II INSTIDVENDA [!] II INDICIT II M. HIERONYMVS ANDREAS MERTENSIVS II GYMNASII RECTOR ET BIBLIOTHEC. PVBLICVS. II AVGVSTAE VINDELICORVM, II TYPIS IOANNIS MICHAELIS SPAETH. II S. (I)-XI; 2° über den nicht ausgeführten Plan einer Fortsetzung der 'Historia critica philosophiae' (Nr. 75 u. 113); vgl. auch Nr. A 22 Exemplare: SuStBA 2° Aug 134* (2 Exemplare); StAA EWA 1054* (2 Exemplare); BSB 2 H.lit.p. 49 m*; 2 Diss. 215,24 A 21 Manuel do Cenäculo Villas-Boas: Synopsis historiae philosophiae secundum ordinem Bruckerianum. Lissabon 1773 Longo S. 619. 633 leicht erweiterte Fassung der 'Tabula mnemonica historiae philosophicae' nach dem Wiederabdruck im Supplementband der 'Historia critica philosophiae' (Nr. A 14) kein Exemplar nachgewiesen

1774 A 22 Hieronymus Andreas Mertens: Historiae criticae philosophiae post fata Brucken prodromus. Prolusio scholastica II. [...]. Augsburg 1774 HISTORIAE II CRITICAE II PHILOSOPHIAE II POST FATA II BRVCKERI II PRODROMVS. II PROLVSIO SCHOLASTICA Π. II QVA II EX AVCTORITATE PVBLICA II CVM AD AVDIENDAS II ORATIONES SOLEMNES II A. C. MDCCLXXim. A. D. ΧΠΠ SEPTEMBRIS II IN ACROATERIO II PVBLICO HABENDAS, II TVM II AD STATA PRAEMIORVM DIVIDENDORVM SACRA II DE MORE PERAGENDA II DECENTER INVITAT II M. HIERONYMVS ANDREAS MERTENSIVS, II GYMNASÜ ANNAEI RECTOR ET BIBLIOTHECARIVS PVBLICVS. II AVGVSTAE VINDELICORVM. II TYPIS IOANNIS MICHAELIS SPAETH. II S. (I)-X; 2° vgl. Nr. A 20 Exemplare: SuStBA 2° Aug 134* (2 Exemplare); BSB 2 Diss. 220,12

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers

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1775 A 23 Justus Christian Hennings (Bearb.): Anhang aus Jacob Bruckers Historia critica philosophiae [...]· In: Johann Georg Walch: Philosophisches Lexicon [...]. 4. erw. Aufl. Bearb. von Justus Christian Hennings. Bd. 2. Leipzig 1775. S. 1745-1804 (Titel von Bd. 1: Johann Georg Walchs II Philosophisches II LEXICON, II worinnen II die in allen Theilen der Philosophie II vorkommende Materien und Kunstwörter erkläret, II aus der Historie erläutert, die Streitigkeiten der altern II und neuern Philosophen erzehlet, beurtheilet, II und die dahin gehörigen Schriften II angeführet werden, II mit vielen neuen Zusätzen und Artikeln vermehret, II und bis auf gegenwärtige Zeiten fortgesetzet, II wie auch II mit einer kurzen kritischen II Geschichte der Philosophie II aus dem Bruckerischen großen Werke versehen II von II Justus Christian Hennings. II Vierte Auflage in zween Theilen. II Leipzig, 1775. II in Gleditschens Buchhandlung. II) Des II Philosophischen II LEXICI II Anderer Theil. II Tit., Sp. 5-1744, S. (1745)-1804, 82 Bl.; 8° Enth. S. (1745)-1804:

Anhang II aus II Jacob Bruckers II Historia critica philosophiae, II nebst einigen Zusätzen. II

Longo S. 612. 633 deutsche Bearbeitung der 'Tabula mnemonica historiae philosophicae' nach dem Wiederabdruck im Supplementband der 'Historia critica philosophiae' (Nr. A 14) Ein Nachdruck des 'Philosophischen Lexicons' erschien 1968 in Hildesheim, eine Mikroficheausgabe [1992] in München. Exemplare: UBA 01/CB 3700 W453(4); BSB Ph.u. 639 v*

1777 A 24 Bibliotheca Bruckeriana oder Herrn Jacob Bruckers [...] hinterlassene [...] Büchersammlung [...]. Augsburg 1777 BIBLIOTHECA II BRUCKERIANA II Oder II Herrn Jacob Bruckers, II ehemaligen hochverdienten Seniors und Pfarrers zu II St. Ulrich in des H. R. R. Stadt Augsburg, und II verschiedener Akademien und gelehrten II Gesellschaften Mitglieds, II hinterlassene, auserlesene II und zum Theil sehr seltener [!] II Büchersammlung II aus allen Facultäten, Künsten II und Wissenschaften, II besonders aus der philosophischen und II Litterar=Geschichte, II welche den 17. Hornung dieses Jahrs II und folgende Tage Vormittags von 9 bis 12 II und Nachmittag von 2 Uhr bis Abends II in dem D. Eßichischen Hause in der Heil.

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Kreuz=llgasse, der Post gegenüber, allhier, II an die Meistbiethenden gegen gleich baare Bezahlung II öffentlich erlassen und versteigert wird. II Augsburg, 1777. II gedruckt mit Bilsischen Schriften. II 2B1.,S.(1)-177;8° Zapf II, S. 856 Exemplare: SuStBA Aug 223* (mit handschriftlicher Eintragung der Auktionspreise); Η 237* (mit handschriftlicher Eintragung der Auktionspreise und der Käufer auf Durchschußblättern); S 171-2*; UBA 02/1.1.8.252; BSB Cat. 73; UBM 0001/8 H.lit. 67#2

1778 A 25 Jacob Brucker: Eerste beginselen van de historie der filozofie. Übers, von A. de Stoppelaar. Hg. von Iakobus de Vos. Utrecht 1778 IAKOB BRUCKERS II EERSTE BEGINSELEN II VAN DE HISRORIE [!] DER II FILOZOFIE, II Uit 't HOOGDUITSCH vertaeld II door II A. DE STOPPELAAR, II en uitgegeven door II IAKOBUS DE VOS, II Dienaer des Woords te II ABKOUDE. II te UTRECHT, II By GISBERT TIEMON VAN PADDENBURG II EN II ABRAHAM VAN PADDENBURG, II Boekverkoopers, 1778. II 15 Bl., S. 1-884, S. 1-52; 8° in den älteren Verzeichnissen der Schriften Bruckers nicht erwähnt niederländische Bearbeitung der 'Ersten Anfangsgründe der philosophischen Geschichte' (Nr. 88) Exemplare: in deutschen Bibliotheken kein Exemplar nachgewiesen; Columbia University Library New York

1791 A 26 William Enfield: The history of philosophy [...]. Drawn up from Brucker's Historia critica philosophiae. Bd. 1-2. London 1791 1.

THE II HISTORY II OF II PHILOSOPHY, II FROM THE EARLIEST TIMES II TO THE BEGINNING OF THE PRESENT CENTURY; II DRAWN UP FROM II BRUCKER's II HISTORIA CRITICA PHILOSOPHIAE. II BY II WILLIAM ENFIELD, LL. D. II OPINIONUM COMMENTA DELET DIES, NATURAE JUDICIA CONFIRMAT. II CIC. II IN TWO VOLUMES. II VOL. I. II LONDON: II PRINTED FOR J. JOHNSON, ST. PAUL'S CHURCH YARD. II M,DCC,XCI. II S. (I)-(XXVni), 1 gef. Tabelle, S. (l)-503, 1 S. (leer), 30 Bl.; 4°

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers 2.

349

THE II HISTORY II OF II PHILOSOPHY, II [...] II VOL. II. II LONDON: II PRINTED FOR J. JOHNSON, ST. PAUL'S CHURCH YARD. II M.DCC.XCI. II 2 Bl., S. (l)-628; 4° Meusel S. 607; Baader Nr. 22; Longo S. 619f. 634 gekürzte englische Bearbeitung der 'Historia critica philosophiae' (Nr. 75 u. 113) weitere Aufl. s. Nr. A 27 - A 30 Exemplare: in deutschen Bibliotheken kein Exemplar nachgewiesen; British Library London; Bodleian Library Oxford; Cornell University Library Ithaca/New York

1792 A 27 William Enfield: The history of philosophy [...]· Drawn up from Brucker's Historia critica philosophiae. 2. Aufl. Bd. 1-2. Dublin 1792 1.

THE II HISTORY II OF II PHILOSOPHY, II FROM THE EARLIEST TIMES II TO THE BEGINNING OF THE PRESENT CENTURY; II DRAWN UP FROM II BRUCKER's II Historia Critica Philosophiae II BY II WILLIAM ENFIELD, LL. D. II Opinionum commenta delet dies, naturae judicia confirmat. CIC. II IN TWO VOLUMES. II VOL. I. II DUBLIN: II PRINTED FOR P. WOG AN, P. BYRNE, A. GRUEBER, W. M'KENZIE, II J. MOORE, J. JONES, R. M'ALLISTER, W. JONES, II J. RICE, R. WHITE, and G. DRAPER. II M,DCC,XCII. II 1 gef. Tabelle, S. (I)-XXVII, 1 S. (leer), S. (l)-539, 1 S. (leer), 12 Bl.; 8°

2.

THE II HISTORY II OF II PHILOSOPHY, II [...]. II VOL. II. II DUBLIN: II Printed by John Ershaw, II FOR P. WOGAN, P. BYRNE, A. GRUEBER, W. M'KENZIE, II J. MOORE, J. JONES, R. M'ALLISTER, W. JONES, II J. RICE, R. WHITE, and G. DRAPER. II M,DCC,XCII. II Tit., S. (l)-628, 13 Bl.; 8° 1. Aufl. s. Nr. A 26, weitere Aufl. Nr. A 28 - A 30 Exemplare: in deutschen Bibliotheken kein Exemplar nachgewiesen; British Library London; Bodleian Library Oxford

350

Helmut Zäh

1819 A 28 William Enfield: The history of philosophy [...]. Drawn up from Brucker's Historia critica philosophiae. 3. Aufl. Bd. 1-2. London 1819 1.

THE II HISTORY II OF II PHILOSOPHY, II FROM THE EARLIEST TIMES II TO THE BEGINNING OF THE PRESENT CENTURY: II DRAWN UP FROM II Brucker's Historia Critica Philosophiae. II BY WILLIAM ENFIELD, LL. D. II Opinionum commenta delet dies, naturae judicia confirmat. CICERO. II IN TWO VOLUMES. II VOL. I. II LONDON: II Printed by J. F. Dove, St. John's-Square; II FOR WILLIAM BAYNES, PATERNOSTER-ROW; AND II R. PRIESTLEY, HOLBORN. II MDCCCXIX. II 1 gef. Tabelle, S. (I)-XXII, S. 23-554; 8°

2.

THE II HISTORY II OF II PHILOSOPHY, II [...] II VOL. II. II LONDON: II Printed by J. F. Dove, St. John's-Square; II FOR WILLIAM BAYNES, PATERNOSTER-ROW; AND II R. PRIESTLEY, HOLBORN. II MDCCCXIX. II S. (l)-(578); 8° frühere Aufl. s. Nr. A 26 u. A 27, weitere Aufl. Nr. A 29 u. A 30 Eine in: The National Union Catalog. Pre-1956 Imprints. Bd. 160. S. 18 genannte Ausgabe London 1879 existiert nicht. Es handelt sich vielmehr um Exemplare der vorliegenden Ausgabe. Exemplare: in deutschen Bibliotheken kein Exemplar nachgewiesen; British Library London; Cornell University Library Ithaca/New York

1837 A 29 William Enfield: The history of philosophy [...]. Drawn up from Brucker's Historia critica philosophiae. 4. gek. Aufl. London 1837 The National Union Catalog. Pre-1956 Imprints. Bd. 160. S. 18: The history of philosophy, from the earliest periods; drawn up from Brucker's Historia critica philosophiae. London, T. Tegg, 1837. XVI, 670 p. The British Library General Catalogue of Printed Books to 1975. Bd. 45. S. 53: [...]. Charles Daly: London, 1837. 8° frühere Aufl. s. Nr. A 26 - A 28, weitere Aufl. Nr. A 30 in deutschen Bibliotheken kein Exemplar nachgewiesen

Verzeichnis der Schriften Jacob

351

Bruckers

1839 A 30 William Enfield: The history of philosophy [...]. Drawn up from Brucker's Historia critica philosophiae. 5. gek. Aufl. London 1839 The National Union Catalog. Pre-1956 Imprints. Bd. 160. S. 18: The history of philosophy, from the earliest periods: critica philosophiae.

By William Enfield...

drawn up from Brucker's

Historia

London, Printed for T. Tegg; [etc., etc.] 1839.

2 p. L, XVI, 670 p. 23'Λ cm. frühere Aufl. s. Nr. A 26 - A 29 in deutschen Bibliotheken kein Exemplar nachgewiesen

352

Helmut Zäh

Index der Personennamen Im folgenden Index wurden alle im Schriftenverzeichnis vorkommenden Personennamen erfaßt. Agricola, Rudolph 309

Büchner, Andreas Elias 300

Alberti, Michael 300

Buchner, August 309

Albinus, Bernhard Siegfried 300

Buddeus

Alexander d. Gr. 266; 311 Altmann, Johann Georg 289; 291; 295; 297; 305 Amman

- J o h a n n Franz 264; 266f.; 270 - K a r l Franz 301 Buder, Christian Gottlieb 301

- Adolph 282

BUnau, Heinrich Graf von 300

- Georg Gottfried 268

Burg, Johann Friedrich 301

Apinus, Siegmund Jakob 270; 312

Burggrave, Johann Philipp 302

Apuleius, Lucius 298

Buxtorf, Johannes 309

Aquilianus, Scipio 329

Camerarius d.Ä., Joachim 309

Aventinus, Johannes 309

Canz, Israel Gottlieb 301

Bandini, Angelo Maria 301

Carpzov, Johann Gottlob 300

Barth, Kaspar von 309

Celtis, Konrad 309

Barthel, Johann Kaspar 301; 321f.

Cocceji, Samuel Freiherr von 299

Bassi, Laura Maria Caterina 300

Conring, Hermann 309

Baumgarten, Siegmund Jakob 300; 314

Cornarius, Janus 309

Beausobre, Isaac de 282

Cotta, Johann Friedrich 302

Bei, Matthias 300

Courbeville, P. Joseph de 277

Bengel, Johann Albrecht 301

Cramer, Johann Ulrich von 302

Bemegger, Mathias 309

Croph(ius)

Bernoulli

- Philipp Jacob 292; 329

- D a n i e l 300

Crophius, Philipp Jacob 297; 312; 314

- J o h a n n 300

Crusius, Christian August 302

Bilfinger, Georg Bernhard 300

Curtius Rufus, Quintus 266; 313

Boek, August Friedrich 337

David von Augsburg 3 1 0 f . ; 3 1 4

Boethius, Anicius Manlius Severinus 305

Degmair, Matthäus Friedrich 326; 332; 342

Böhmer, Justus Henning 299

Deyling, Salomo 300

Boner, Hieronymus 307

Dietelmair, Johann Augustin 314

Bora, Friedrich Gottlob 337

Driesch, Gerhard Cornelius von den 267f.

Böschenstein, Johannes 309

Du Chätelet, Gabrielle-ßmilie le Tonnelier de Breteuil

Breitinger, Johann Jakob 273; 289; 291; 295; 297; 301; 305; 310; 323

Marquise 300 Dürer, Albrecht 309

Brockes, Barthold Heinrich 300

Dutens, Louis 335

Brucker, Karl Friedrich 329

Ebersbach, Johann Jakob 327

Brückmann, Franz Emst 301

Ehinger, Elias 269; 276

Verzeichnis der Schriften Jacob

353

Bruckers

Eichler, Gottfried d.J. 322; 327

Hanselmann, Christian Ernst 302

Enfield, William 348-351

Harder, Andreas 264

Engelbrecht, Hermann Heinrich von 301

Hebenstreit, Johann Christian 301

Eobanus Hessus, Helius 309

Heinrich von Mügeln 294

Facciolati, Jacopo 301

Heister, Lorenz 300

Fagius, Paul 309

Helwig, Johann 305

Feuerlein, Jakob Wilhelm 301

Henisch, Georg 309

Fiedler, Christoph 265

Hennings, Justus Christian 347

Fischart, Johann (Pseud. Pickhart, Jesuwald) 293

Hertenstein, Ludwig Bartholomäus von 324

Forcadel, ßtienne 289

Heumann

Formey, Jean-Henri-Samuel 282; 301

- Christoph August 299

Forster, Johannes 309

-Johann 302

Freher, Marquard 309 Freinsheim, Johannes 309 Frölich, Georg 294

Hoffmann -Friedrich 299 - Gottfried Daniel 302

Fugger (Familie) 284; 286; 312

Hofmann, Karl Gottlob 302

Gasser, Achilles Pirminus 277; 309; 312

Hollmann, Samuel Christian 301

Gebauer, Georg Christian 300

Holste, Lukas 310

Gennaro, Giuseppe Aurelio di 301

Hörmann von und zu Gutenberg, Wolfgang Ludwig

Gerdes, Daniel 301

281 Höschel, David 292; 297; 309; 312

Gesner - Johann Albrecht 302

Hößlin, Christian 330

- Johann Matthias 300

Hottinger, Johann Heinrich 310

-Konrad 309

Humbert, Abraham von 301

Gessner, Johann 301

Hundertmark, Karl Friedrich 302

Gmelin, Johann Georg 301

Ickstatt, Johann Adam Freiherr von 299

Gori, Antonio Francesco 300

Iselin

Gottsched - Johann Christoph 289-294; 296- 298; 300; 304f.; 307 - Luise Adelgunde Victoria 299

- Jacob Christoph 295 - Johann Rudolf 295 Jablonski, Daniel Ernst 300 Jöcher, Christian Gottlieb 300

Graciän, Baltasar 277

Joel (Prophet) 291; 313

Gronov, Johann Friedrich 309

Johannes (Evangelist) 267; 313

Gruter, Janus 309

Ketelhodt, Christian Ulrich von 302

Häberlin, Franz Dominik 302

Koch von Gailenbach, Marx Christoph 334

Hackspan, Theodor 309

Köpf, Christian Georg von 329

Haid, Johann Jacob 299-302; 309

Krafft

Hallbauer, Friedrich Andreas 301 Haller, Albrecht von 300 Hamberger, Georg Erhard 301

- Friedrich Wilhelm 302 - Georg Wolfgang 301 Kraus

Hanke, Martin 310

- Johann Jacob 324

Hanow, Michael Christoph 302

- Johann Ulrich 324

354

Helmut Zäh

Lambeck, Peter 309

Peitsch, Johann Georg 301

Lami, Giovanni 300

Peutinger, Konrad 309

Langenmantel, David 272; 287

Pezold, Karl Friedrich 264-267

Leibniz, Gottfried Wilhelm 311; 335; 337

Pfaff, Christoph Matthäus 299

Lenfant, Jacques 282

Pfeffel, Johann Andreas 308f.

Lenz, Samuel 301

Pickhart, Jesuwald s. Fischart, Johann

Leyser, Augustin 301

Pirckheimer, Willibald 309

Livius, Titus 292

Piaton 274; 311

Lobeck, Tobias 322

Posth, Johannes 309

Loen, Johann Michael von 301

Pritius, Johann Georg 285

Lotter

Pyrrhon 264; 311

- Tobias Conrad 322

Pythagoras 274; 311

Lucianus (Ps.) 298

Quandt, Johann Jakob 302

Ludewig, Johann Peter von 300

Reinesius, Thomas 309

Ludwig, Christian Gottlieb 301

Rem, Georg 270,312

Luscinius, Othmar 274; 312

Reuchlin, Johannes 309

Maffei, Scipione 300

Rhenanus, Beatus 309

Manteufel, Ernst Christoph Graf von 300

Ricci, Angelo Maria 300

Martf, Manuel 299

Richter, Georg Gottlob 301

Martius, Jeremias 305; 312

Rieger, Magdalena Sibylle 300

Mattheson, Johann 300

Ritter, Johann Balthasar 285

Mauchard, Burchard David 301

Rittershausen, Konrad 309

Maupertuis, Pierre Louis Moreau de 300

Rivius, Johannes 298

Melanchthon, Philipp 308f.; 312

Ruprecht, Georg 268

Melissus, Paul 309

Schelhorn, Johann Georg 272-280; 301; 311

Mencke, Friedrich Otto 308

Schenck, Matthias 278; 312

Mertens, Hieronymus Andreas 345f.

Scheyb, Franz Christoph von 302

Mosheim, Johann Lorenz von 299

Schickard, Wilhelm 310

MUnster, Sebastian 309

Schifflin, Christoph Raymund 264

Muratori, Ludovico Antonio 300

Schilter, Johannes 310

Musschenbroek, Pieter van 300

Schmidt, Erasmus 310

Occo

Schöpflin, Johann Daniel 300

-Adolph III. 286; 309

Schöttgen, Christian 301

-Familie 286

Schroeck, Lukas 279; 286; 313

Oefele, Andreas Felix von 320

Schulz, Johann Heinrich 300

Opitz, Martin 309

Schütze, Gottfried 302

Ortolff von Bayerland 293

Schwarz, Christian Gottlieb 300

Parmenides 282

Seckendorf-Gudent, Friedrich Heinrich Reichsgraf

Passen, Giambattista 301

von 300

Paulus (Apostel) 289; 313

Seelen, Johann Heinrich von 301

Pelloutier, Simon 300

Senckenberg, Heinrich Christian Freiherr von 301

Penther, Johann Friedrich 301

Sergio, Giannantonio 301

355

Verzeichnis der Schriften Jacob Bruckers Serviez, Jacques Roergas de 271

Wagenseil, Johann Christoph 310

Seutter, Matthäus 322; 343

Walch

Seydliz, Johann Christoph 265 Spizel, Gottlieb (Theophil) 273; 311

- Johann Ernst Immanuel 328 -Johann Georg 300; 347

Stemler, Johann Christian 302

Wegelin, Johann Reinhard 330f.

Stetten, Anna Barbara von 283

Weissmann, Christian Eberhard 300

Stobaeus, Johannes 294; 297

Welsch, Georg Hieronymus 309

Stoppelaar, A. de 348

Welser, Marcus 272; 309; 313; 330

Straton von Lampsakos 280; 311

Weng, Christoph Friedrich 307

Sturm, Johannes 309

Werlhof, Paul Gottlieb 301

Sulzer, Wolfgang Jakob d.J. 283; 296; 298; 312; 321

Westphalen, Ernst Joachim von 301

Swieten, Gerhard Freiherr von 302

Wiedemann, Samuel 331; 338

Teller, Romanus 314

Wolf, Hieronymus 296-298; 309; 312

Thomasius, Jakob 309

Wolff, Christian von 299

Trew, Christoph Jakob 302

Wyle, Niklas von 298

Triller, Daniel Wilhelm 301

Xenophon 307

Urlsperger, Samuel 332; 338-342

Xylander, Wilhelm 309

Valerius Maximus 294

Zimmermann, Johann Jakob 273; 280; 282; 29S; 302;

Vignoles, Alphonse des 300 Villas-Boas, Manuel do Cenäculo 346 Vos, Iakobus de 348

310; 323

Abbildungen

Abbildungen

Abb. 2. Jacob Brucker 1732. Kupferstich von Johann Balthasar Probst. 12,8 χ 7,0 cm. Aus: Jacob Brucker: Kurtze Fragen aus der philosophischen Historie [...]. Bd. 3. Ulm 1732. SuStBA Graph 20/56,2.

360

Abbildungen

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