Innenräume: Raum, Licht, Material
 9783034615273

Table of contents :
Raum, Licht, Material: Gestaltungskonzepte im Innenraum
Der Architekt als Raumgestalter: Die Klassische Moderne
Praxis des Innenausbaus
Die Beispiele nach Nutzungen
Wohnhaus in Vila Nova
Dachwohnung in Wien
Apartment in New York
Wohnhaus in Ito
Kapelle in Valleacerón
Synagoge in Dresden
Kindergarten in Lustenau
Modehaus in München
Schmuckgalerie in München
Kosmetikgeschäft in New York
Modeladen in Wien
Modeladen in London
Supermarkt in Wattens
Eat in/Take-out-Restaurant in Tokio
Brasserie in New York
Bar in Heidelberg
Bürobar in Tokio
Architekturbüro in Berlin
Agentur in München
Königliche Bibliothek in Kopenhagen
Nationalbibliothek in Paris
Tate Modern in London
Kongresszentrum in Barcelona
Konzertsaal in León
Metropolitan Express, Hamburg - Köln
U-Bahnhof »Am Moosfeld«
U-Bahnhof »Westfriedhof«
Architekten
Bildnachweis

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im ∂

Innenräume Raum Licht Material Christian Schittich (Hrsg.)

Birkhäuser Edition Detail

im ∂ Innenräume

im ∂

Innenräume

Raum . Licht . Material

Christian Schittich (Hrsg.)

Edition DETAIL – Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG München Birkhäuser – Verlag für Architektur Basel . Boston . Berlin

Herausgeber: Christian Schittich Redaktion: Andrea Wiegelmann Sabine Drey, Ingrid Geisel, Thomas Madlener Zeichnungen: Kathrin Draeger, Marion Griese, Oliver Katzauer, Emese Köszegi, Elli Krammer, Peter Lingenfelser, Andrea Saiko DTP: Peter Gensmantel, Cornelia Kohn, Andrea Linke, Roswitha Siegler

Dieses Buch ist eine Kooperation von DETAIL – Zeitschrift für Architektur + Baudetail und Birkhäuser – Verlag für Architektur

Die Deutsche Bibliothek – CIP-Einheitsaufnahme Im Detail: Innenräume : Raum, Licht, Material / Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, München. Christian Schittich (Hrsg.). – München : Ed. Detail; Basel; Boston; Berlin : Birkhäuser, 2002 Engl. Ausg. u.d.T.: In Detail: Interior Spaces ISBN 3-7643-6632-X

© 2002 Institut für internationale Architektur-Dokumentation GmbH & Co. KG, Post fach 33 06 60, D-80066 München und Birkhäuser – Verlag für Architektur, Postfach 133, CH-4010 Basel, Schweiz Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.

Gedruckt auf säurefreiem Papier, hergestellt aus chlorfrei gebleichtem Zellstoff (TCF∞). Printed in Germany Reproduktion: Karl Dörfel Reproduktions-GmbH, München Druck und Bindung: Kösel GmbH & Co. KG, Kempten

ISBN 3-7643-6632-X 987654321

Inhalt

Raum, Licht, Material: Gestaltungskonzepte im Innenraum Christian Schittich

16

Praxis des Innenausbaus Gerhard Landau und Ludwig Kindelbacher

30

Wohnhaus in Vila Nova Alvaro Siza Vieira, Porto

106

Bar in Heidelberg liquid architektur/landschaft, Darmstadt

112

Bürobar in Tokio Klein Dytham architecture, Tokio

116

Architekturbüro in Berlin Nietz Prasch Sigl Tchoban Voss, Berlin

118

Agentur in München lynx architecture, München tools off.architecture, München

120

Königliche Bibliothek in Kopenhagen Schmidt, Hammer & Lassen, Kopenhagen

124

Nationalbibliothek in Paris Dominique Perrault, Paris mit Gaëlle Lauriot-Prévost

128

Tate Modern in London Herzog & de Meuron, Basel

138

Kongresszentrum in Barcelona Carlos Ferrater, Barcelona

148

Konzertsaal in León Mansilla + Tuñón, Léon

154

Metropolitan Express, Hamburg – Köln von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg

158

U-Bahnhof »Am Moosfeld« Kessler & Sturm, München Lichtplanung: Ingo Maurer, München

164

U-Bahnhof »Westfriedhof« Auer + Weber, München Lichtplanung: Ingo Maurer, München

166

Architekten Bildnachweis

170 175

46 52

Apartment in New York Maya Lin mit David Hotson, New York

56

Wohnhaus in Ito Motoyoshi Itagaki & Hiromi Sugimoto, Tokio

62

Kapelle in Valleacerón Sancho Madridejos, Madrid

66

Kindergarten in Lustenau Dietrich und Untertrifaller, Bregenz

Brasserie in New York Diller + Scofidio, New York

44

Dachwohnung in Wien Hubmann & Vass, Wien

Synagoge in Dresden Wandel, Hoefer, Lorch + Hirsch, Saarbrücken

100

8

Der Architekt als Raumgestalter: Die Klassische Moderne Christoph Hölz

Die Beispiele nach Nutzungen

Eat in/Take-out-Restaurant in Tokio Klein Dytham architecture, Tokio

70 74

Modehaus in München Petzinka Pink Architekten, Düsseldorf

78

Schmuckgalerie in München Landau + Kindelbacher, München

80

Kosmetikgeschäft in New York Architecture Research Office, New York

84

Modeladen in Wien propeller z, Wien

88

Modeladen in London Future Systems, London

92

Supermarkt in Wattens Dominique Perrault, Paris Reichert Pranschke Maluche, München

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Raum, Licht, Material: Gestaltungskonzepte im Innenraum Christian Schittich

Vom kargen Andachtsraum bis zur überdimensionalen, laut schreienden Shopping Mall: Das Spektrum an Innenräumen ist gewaltig. Und ebenso groß wie die Vielfalt der Aufgaben ist die der Gestaltungskonzepte. Der Innenraum bildet, wenn man so will, den Hauptzweck der Architektur. Während die Gebäudehülle Schutz vor äußeren Einflüssen bietet und repräsentativen Wert haben kann, ist er der Ort, wo sich die Menschen aufhalten – zum Wohnen und Arbeiten, zum Gottesdienst, zum Einkaufen oder für Freizeitaktivitäten. Der Innenraum kann sich vollständig isolieren, den Bezug zur Umwelt ganz aufgeben, ja sogar unter der Erde liegen. Er kann sich andererseits aber auch vollkommen öffnen oder fließend in den umgebenden Außenraum übergehen. Grundsätzlich zu unterscheiden ist zwischen Raumstruktur und Innenausbau. Im (seltenen) Idealfall entwirft ein Architekt beides. Gelegentlich tritt der Ausbau dabei vollkommen in den Hintergrund und hat auf die Atmosphäre kaum Einfluss, dann nämlich, wenn die Architektur selbst durch die Oberflächen der benutzten Baumaterialien und die Inszenierung des Lichts den Charakter des Innenraums bestimmt, so etwa bei den faszinierenden Sakralbauten von Le Corbusier oder Ando. Oft erhält der Architekt jedoch den Auftrag, einen bereits vorgegebenen Raum auszugestalten. Dies kann im Rahmen eines Neubaus geschehen, häufig geht es aber auch um Umbau bzw. Modernisierung, denn üblicherweise ist der Innenausbau wesentlich kurzlebiger als das Gebäude selbst. Ganz besonders gilt dies für den Bereich des Konsums, für Läden und Lokale also. Dort gehört Schnelllebigkeit zum Prinzip, und eine Mode löst die andere ab. Die Auseinandersetzung mit einer vorhandenen Struktur kann ebenso spannend sein wie der Entwurf eines neuen Raums. So zum Beispiel beim denkmalgeschützten Altbau, wo der Bestand mit einbezogen werden muss. Den Kontrast von Alt und Neu zu inszenieren und den Charme bestehender Bauelemente zu nutzen macht hier den besonderen Reiz aus. Eine ganz andere Ausgangssituation bietet sich bei den relativ neutralen Gegebenheiten eines Ladenlokals: Gerade dort, wo Vergänglichkeit in der Natur der Sache liegt, haben Architekten und Designer Freiraum, können experimentieren, zuweilen auch eher Unkonventionelles wagen. Neben dem Raum spielen beim Innenausbau die verwendeten Materialien – für Wände, Böden, Decken und Möblierung – eine wesentliche Rolle. Ihre Oberfläche, ihre Textur und Farbe prägen ganz entscheidend die Atmosphäre. Ganz anders als bei der Fassade kommt der Nutzer

im Innenraum in unmittelbaren Kontakt mit den Stoffen. Er kann sie aus der Nähe sehen, betasten, fühlen, vielleicht sogar riechen. Der dritte entscheidende Faktor ist das Licht, egal ob natürlichen oder künstlichen Ursprungs. Licht kann tote Materie effektvoll in Szene setzen, ihr Leben einhauchen. Der unterschiedliche Umgang mit Licht spiegelt unterschiedliche Bedürfnisse wider: Räume werden gleichmäßig ausgeleuchtet, oder der Architekt modelliert mit dem Licht, um sinnliche Wirkungen zu erzeugen. Nach einer Phase des Minimalismus während der 90er-Jahre des 20. Jahrhunderts, als vor allem bei der Gestaltung von Läden oder Designerwohnungen (mit oft erheblichem Aufwand) eine Reduktion auf das Wesentliche angestrebt wurde, sind in jüngster Zeit wieder Komplexität und Vielfalt gefragt. Eine neue Lust auf Farben und Formen ist erwacht, und auch das Ornament findet wieder Verwendung. Besonders im Konsumbereich sind heute Erlebniswelten gewünscht. Gerade große Modefirmen entdecken, dass Architektur nicht nur zur Corporate Identity gehören kann, sondern bei entsprechend spektakulärem Auftritt das Medieninteresse auf sich zieht und damit zum werbewirksamen Faktor wird. So engagiert man etwa für den Entwurf so genannter Flagship Stores international renommierte Architekturbüros, die weltweite Aufmerksamkeit garantieren. Das vorliegende Buch stellt die Vielfalt der unterschiedlichen Aufgaben, Konzepte und Materialien bei der Gestaltung von Innenräumen vor. Die internationalen Beispiele reichen von der modischen Bar bis zum edlen Konzertsaal, von der einfachen Wohnung bis zur extravaganten Boutique. Trotz der kreativen Vielfalt ist allen Werken eine, wenn man so will, moderne Grundhaltung gemeinsam. Sie drückt sich durch sorgfältige Detailarbeit ebenso wie durch das Bestreben aus, für die jeweilige Aufgabe tatsächlich die angemessene gestalterische Lösung zu finden und damit echte Qualität zu erzielen. Auf Projekte, die letztlich nur oberflächliche Prachtentfaltung zeigen, wurde bewusst verzichtet.

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1.2

Wohnräume Während in den meisten anderen Fällen für den Innenausbau mehr oder minder selbstverständlich ein Architekt oder Designer eingeschaltet wird, ist dies bei Wohnräumen die große Ausnahme. Schon die Zahl der privaten Bauherren, die sich ihr Haus von einem Architekten entwerfen lassen, ist gering. Noch weniger aber wird der Rat des Fachmanns bei der Einrichtung gesucht. Das gilt natürlich erst recht für den Ausbau bereits bestehender Häuser. Finanzielle Aspekte liefern dafür nur teilweise eine Erklärung. Wesentliche Gründe hingegen sind Einstellung und Geschmack: Die Wohnung hat für die meisten Menschen privaten Charakter, ist ein Ort des Rückzugs. In den eigenen vier Wänden lässt man sich von niemandem gern dreinreden. Gleichzeitig wird ein wirklich modernes Ambiente nirgendwo so wenig akzeptiert wie hier. Kein Wunder also, dass viele der avantgardistischen Wohnungen von Architekten für sich selbst (oder für Künstler oder Kulturschaffende) entworfen werden. Schon immer benutzten Architekten das eigene Haus, die eigene Wohnung, um ihre persönlichen Vorstellungen in die Realität umzusetzen und zu experimentieren – als Markenzeichen oder gar Manifest. Das trifft auch für John Pawson zu, der 1999 in seinem Wohnhaus, einem reizvollen Altbau in London, den Minimalismus auf die Spitze trieb (Abb. 1.2). Edle Materialien, handwerkliche Perfektion, der Charakter der Wände und Oberflächen prägen das Erscheinungsbild: Die Architektur ist auf ihre grundlegenden Elemente Raum, Licht und Material reduziert. Jedes zusätzliche Möbelstück, jedes Bild an der Wand würde stören. Aber: Minimalismus, wie ihn Pawson zeigt, muss man sich leisten können! Nicht jeder hat so viel Raum, dass er seine Gebrauchsgegenstände einfach in – sorgfältig integrierten – Einbauschränken wegsperren kann. Das gilt auch für die von Maya Lin entworfene, ganz nach innen gewandte Wohnung eines Software-Unternehmers und Kunstsammlers in New York (S. 56ff.). Sie ist in ihrer Grundhaltung beinahe ebenso reduziert und wirkt doch ganz anders. Während bei Pawson die weißen Wände dominieren, sind es hier die Oberflächen aus hellem Ahorn, die (mit minimierten Details) den Raumeindruck prägen: Treppen und Trennwände, Schiebe- und Drehtüren, die Einbauküche sind damit verkleidet. Dazu gehören auch ein Esstisch (Abb. 1.3; 1.4), dessen Stühle, wenn man sie nicht braucht, so unter dem Tisch angeordnet werden, dass ein geschlossener Quader entsteht. Nach dem gleichen Prinzip sind die Küchenhocker in die Ecken der Theke integriert. Es entsteht ein faszinierendes Raumpuzzle, ein grafisch wirkendes Spiel aus vertikalen und horizontalen Scheiben. Sakralräume Sakralräume gehören zu den größten Herausforderungen für einen Architekten, denn wie kaum eine andere Bauaufgabe bieten sie die Chance, sich vom profanen Zweckdenken zu lösen und »echten« Raum zu kreieren: Raum, der geprägt ist vom Zusammenspiel und der Materialität seiner Begrenzungen sowie von der Führung des Lichts. Sakralräume sollen Stimmungen erzeugen, in ihrer Funktion unverwechselbar sein und Symbolcharakter haben. Mit ebenso einfachen wie ausdrucksstarken Mitteln ist das Tadao Ando mit dem Andachts- und Meditationsraum für die UNESCO in Paris gelungen (1995; Abb. 1.5), einem Ort für Menschen aus aller Welt, aller Rassen und aller Religionen. Ando löst die Aufgabe mit einem einfachen Zylinder aus

10

1.3

1.5

1.4

Sichtbeton, dessen gekrümmte Wände lediglich durch die Schalungsfugen und die Ankerlöcher gegliedert sind. Ansonsten gibt es außer dem strahlenförmig verlegten Granitboden nur einen Stuhl und Licht – Licht, das durch die beiden Eingangsöffnungen eindringt, Licht von oben, das entlang der Wände herunterfällt. Die Decke besteht aus einer Betonscheibe, die vom Durchmesser her etwas kleiner ist als der Zylinder und an vier Punkten kreuzförmig gehalten wird. Trotz oder vielleicht gerade wegen der extremen Reduktion gelingt es Ando, dem Raum Symbolkraft zu geben: Gläubige aller großen Weltreligionen können in Konzept und Details Bezüge zu ihrem Glauben finden. Auch der finnische Architekt Juha Leiviskä setzt bei seinen Kirchenbauten auf das Spiel mit dem Licht, das er selbst als das wichtigste Baumaterial noch vor Ziegel und Holz ansieht. Charakteristisch für Leiviskäs Architektur sind versetzt zueinander angeordnete Wandscheiben, durch deren verglaste Zwischenräume das in den nördlichen Breiten sehr flach einfallende Licht in den Baukörper eindringen kann. Besonders mit seiner Kirche und dem dazugehörigen Pfarrzentrum in Kuopio, Finnland (1992, Abb. 1.1), demonstriert er seine Fähigkeit, die Lichtwirkung je nach Tageszeit und Bewölkung kinematisch zu inszenieren. Dabei nutzt er geschickt den Kontrast von reflektiertem, warmem Licht und direkter Beleuchtung. Das indirekte Licht auf den Wänden hinter dem Altar nimmt im Lauf des Vormittags an Intensität zu und ist kurz vor Mittag, gegen Ende des Gottesdienstes am stärksten, um später, wenn die Sonne direkt eindringt, einer Symphonie aus Licht und Schatten zu weichen. Einen Gegenpol zu den beiden Bauten von Ando und Leiviskä bildet die neue Synagoge in Dresden von Wandel, Hoefer, Lorch und Hirsch (S. 70ff.). In den beinahe fensterlosen Raum, der überwiegend von oben erhellt wird, ist eine zeltartige Struktur aus Metallgeweben gehängt, die eine diffuse, mystische Lichtstimmung entstehen lässt. Das Licht wird nicht pathetisch geführt, sondern strömt gleichmäßig herein. Und während bei Ando und Leiviskä die Möblierung so reduziert ist, dass vor allem der Raum an sich den Charakter des Ortes bestimmt, wird hier der Eindruck ganz entscheidend von eingestellten, sorgfältig detaillierten »Möbel-Skulpturen« geprägt. Verkaufsräume Gestalterisch ist dort, wo Architektur zum Kaufen verführen soll, oft Gewagteres, Frecheres möglich. Denn beim Innenausbau von Läden regiert der schnelle Wandel. Die Entwürfe haben per se eine relativ kurze »Verfallszeit« und können schon deshalb modischer sein als sonst, ja sollen es auch. Für die Architekten bedeutet das mehr Freiheit als bei Werken, die auf Langlebigkeit angelegt sind. Einen direkten Bezug zwischen Mode und Raumgestaltung wollen die Architekten von propeller z herstellen mit der Boutique Gil in der Mariahilferstraße in Wien (S. 88ff.). Sie schaffen einen weitgehend transparenten Schauraum, der den Hang zum Voyeurismus kultiviert und lustvoll in Szene setzt. Wände und Decken sind mit demselben Material, mit Linoleum, verkleidet. Die Möblierung und die Umkleidekabinen bestehen aus Polyesterformteilen. Zusammen mit den abgerundeten Übergängen vor allem zwischen Böden und Wänden schaffen sie einen futuristischen Raumeindruck aus einem Guss in modischer Farbigkeit. Industrielle Materialien und Oberflächen gehen mit den Texturen der Kleidungsstücke einen kontrastreichen Dialog ein. 11

1.6

1.7

12

Eine strenge, minimalistische Richtung schlägt hingegen die Münchner Schmuckgalerie Isabella Hund von Landau und Kindelbacher ein (S. 80ff.). Der extrem kleine Raum im Erdgeschoss eines Hauses aus der Nachkriegszeit ist mit wenigen, durchdacht platzierten Einrichtungsgegenständen sinnvoll zoniert, die in den Vitrinen sorgfältig arrangierten Ausstellungsstücke kommen optimal zur Geltung. Diese Form des Minimalismus unterscheidet sich von den Ladenentwürfen eines Claudio Silvestrin (z.B. Armani, Mailand; Abb. 1.6) oder John Pawson (z. B. Jigsaw, London), die sich an der Grenze zur Raumverschwendung bewegen und eine spezifische Art des Luxus demonstrieren. Ohnehin lässt sich gerade ein Rückgang solcher reduziert gestalteter Nobelgeschäfte, in denen das Augenmerk durch das Weglassen alles Überflüssigen auf die wenigen, effektvoll präsentierten Waren gelenkt wird, beobachten. Heute ist es bei der Ladengestaltung das zentrale Interesse, durch Architektur und Inneneinrichtung Lifestyle zu suggerieren und Stimmungen zu erzeugen. Die Architektur gehört zum Markenimage. Das gilt vor allem für die Flagship Stores der großen Modeketten und Sportartikelhersteller (z.B. Nike Town in New York), die als Aushängeschilder in den Spitzenlagen der Metropolen das Flair der Marke herausstellen sollen. Keine Kosten werden bei der Ausstattung gescheut, statt Designern engagiert man immer öfter weltweit renommierte Architekturbüros: OMA (Rem Koolhaas), Renzo Piano oder Herzog & de Meuron. Eine perfekte Umsetzung der Corporate Identity ist der jungen New Yorker Architektengruppe ARO mit dem Qiora Store für die Kosmetikfirma Shiseido in Manhattan gelungen (S. 84ff.). Die gesamte, ebenso reduziert wie einheitlich wirkende Innenausstattung transportiert in Form und Farbe die Marke und lehnt sich gleichzeitig an die extravagant gestalteten Fläschchen und Flakons der Produktserie Qiora an. Direkte Bezüge zum Produkt vermeiden dagegen Future Systems bei ihrem Laden für Marni in London. Sie schaffen vielmehr eine Raumlandschaft, in der die Kleidungsstücke selbst essentieller Bestandteil der Komposition sind (S. 92ff.): Eine Art Gesamtkunstwerk – der Laden als ein einziges großes Schaufenster, als Theaterbühne. Eine Vorreiterrolle bei den Flagship Stores spielt die Designerin Rei Kawakubo mit den Geschäften ihrer Modemarke »Comme des Garçons«, die sie zusammen mit dem Architekten Takao Kawasaki und später auch mit Future Systems entwirft. Die Japanerin ist eine der ersten, die seit Anfang der achtziger Jahre den Schwerpunkt nicht mehr auf die vorteilhafte Präsentation der Waren legt, sondern auf eine besondere Verbindung von Architektur, Design und Kunst. In vielen neueren Entwürfen steht der mit ihrer Mode assoziierte Lebensstil so sehr im Vordergrund, dass etwa in einer ihrer Filialen in Tokio überhaupt keine Waren mehr ausgestellt sind. Sie werden nur noch auf Verlangen der Kunden von den Verkäufern hervorgeholt. Dafür fungiert der Laden gleichzeitig auch als Galerie für Fotografie, Kunsthandwerk und Gegenwartskunst. Auch der Anfang 2002 eröffnete Prada Store in New York von OMA (Rem Koolhaas; Abb. 1.7) wehrt sich dagegen, ein wirklicher Laden zu sein. Ähnlich wie bei Rei Kawakubo werden die hier verkauften Kleidungsstücke weitgehend in Nebenzonen verbannt oder hängen in Käfigen, die man wegfahren kann, wenn sie gerade nicht gebraucht werden. Das Geschäft lässt sich dann in einen beinahe öffentlichen Raum verwandeln, jeden Nachmittag findet eine Performance

1.8

statt, für die sogar der Verkauf unterbrochen wird. Und auch am Abend sind Veranstaltungen geplant. Die gigantische Summe, die in die Ausstattung des zweigeschossigen Ladens geflossen ist, rechnet sich als Werbeinvestition. Rem Koolhaas sieht die Beschäftigung mit der Konsumarchitektur als wichtige Aufgabe. In seinen theoretischen Aufsätzen, zuletzt in dem mit seinen Studenten verfassten Harvard Design School Guide to Shopping, prangert er den Baustil von Einkaufszentren und Malls als chaotisch und steril an und hält vielen Architekten vor, darunter den Altmeistern Mies, Le Corbusier und Frank Lloyd Wright, sich zu wenig mit diesem Feld auseinander gesetzt zu haben. Ein Ergebnis dieser Vernachlässigung sind die Supermärkte, die üblicherweise als Kisten ohne eine einzige Fensteröffnung, dafür mit riesigen Parkplätzen im Siedlungsbrei vor den Städten herumstehen – gesichtslose, rein funktionale Architektur, die sich an nichts anderem als den Kriterien der Rendite orientiert. Dominique Perrault zeigt durch seinen Supermarkt für die Kette M-Preis im Tiroler Wattens (S. 96ff.), dass es auch anders geht: Mit einer sorgfältig detaillierten Stahl-GlasKonstruktion schafft er ein Gebäude, das die Landschaft respektiert und trotzdem ein markantes Äußeres besitzt. Im Inneren sorgen die natürliche Belichtung über große Glasflächen und Oberlichter, aber auch die sorgfältig ausgearbeiteten Details für eine schöne Atmosphäre. Ebenso banal und steril wie Supermärkte, wenn auch meist aufwändiger gebaut, sind gewöhnlich die Kaufhäuser in den Innenstädten. Ein Gegenbeispiel liefern die Galeries Lafayette in Berlin (1996; Abb. 1.8). Dort zitiert Jean Nouvel die Pariser Vorbilder des ausgehenden 19. Jahrhunderts mit ihren von großen Glaskuppeln gekrönten Atrien. Nouvel konzipiert den Innenraum als Erlebniswelt. Hauptattraktion ist das große Atrium mit zwei gegenläufig angeordneten Glastrichtern (der obere verjüngt sich nach oben, der untere nach unten). Reflexionen auf schrägen Glasscheiben führen zu Semitransparenz und damit zu einem raffinierten Spiel mit Sicht- und Unsichtbarem. Räume für die Gastronomie Wie bei den Läden soll die Innenraumgestaltung auch in der Gastronomie vor allem Atmosphäre schaffen und eine spezielle Stimmung erzeugen. Während teure Restaurants oft gediegener ausfallen, ist die Ausstattung von Szenelokalen modischer und damit auch kurzlebiger. Einer der am meisten beachteten Entwürfe der letzten Jahre ist die Brasserie von Diller + Scofidio im New Yorker Seagram Building (S. 106ff.): Eine ganz dem Zeitgeschmack entsprechende, aber gekonnte Komposition aus geformten Sperrholzteilen, flimmernden Monitoren und mattiertem Glas. Ebenso im Trend liegt das Schnellrestaurant Vegie-To-Go in Tokio von Klein Dytham (S. 100ff.). Effektvoll und mit relativ einfachen Mitteln wird hier ein überzeugendes Konzept umgesetzt: Das erfrischende, leuchtende Grün signalisiert »Natur«, die Gemüsesilhouetten aus Kunststoff dienen als Label und grafisches Element. Büro- und Arbeitsräume Bedingt durch neue Informationstechnologien und veränderte Arbeitskonzepte existieren heutzutage im Bürobau die unterschiedlichsten Organisationsformen nebeneinander: Vom Einzel- über das Großraumbüro bis zur vollkommen flexiblen Bürolandschaft, die sich über ein ganzes Gebäude 13

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1.10

erstrecken kann, u.a. verwirklicht in den Entwürfen der holländischen Architektengruppe MVRDV. Der Innenausbau beim Großteil der Büros, vor allem von etablierten Firmen, Banken und Versicherungen, ist standardisiert, die Möblierung stammt von Systemherstellern. Dazu kommt: Bürobauten sind oft Spekulationsobjekte. An die Stelle von Bauherren treten Investoren, die überwiegend Stangenware bereitstellen: Durch Raumstruktur und Ausbau wird ein den durchschnittlichen Nutzerwünschen entsprechendes Mittelmaß vorgegeben. Anders ist es bei den überall aus dem Boden sprießenden Firmen der New Economy: Schnelle Veränderungen stehen hier auf der Tagesordnung, das erlaubt ähnlich wie im Ladenbau ein modischeres, vergänglicheres Design. Aber auch die wirtschaftlichen Zwänge, mit denen eine Neugründung einhergeht, führen zu Kreativität. Originelle Lösungen, oft mit einfachen Mitteln, findet man in den ehemaligen Industriegebäuden und Lagerhallen von San Francisco und New York (Abb. 1.9) oder im Osten Berlins. Die bunte Ausgestaltung bildet dabei einen interessanten Gegensatz zum rohen Charme der alten Zweckbauten. Neben den Internetfirmen sind es in erster Linie Architekturbüros oder Werbeagenturen, die durch eine unkonventionelle Gestaltung auffallen, wie die KMS-Werbeagentur in München von tools.off- und lynx.architecture (S. 120ff.). Dort treten die neuen Einbauten mit ihrer betonten Materialität aus Filz, rostendem Stahl und Sichtbeton in einen reizvollen Kontrast zu der sorgfältig renovierten LKWWartungshalle aus den 20er-Jahren. Einen der spektakulärsten Innenräume für einen Bürobau schuf Frank O. Gehry für die DG-Bank am Pariser Platz in Berlin (2001; Abb. 1.10), in deren rechteckiges Atrium er eine metallisch schimmernde, organische Skulptur setzte. Ein gelungener Überraschungseffekt, denn das Äußere des Gebäudes mit seiner eher nüchternen Lochfassade aus Naturstein lässt nicht erahnen, was es im Inneren zu entdecken gibt. Räume für Kultur und Veranstaltungen Kultureinrichtungen sind sehr viel mehr als nur reine Zweckbauten: Sie sind Prestigeobjekte, die in einer Stadt architektonische Zeichen setzen sollen. Zur Gestaltungsaufgabe gehört es, der Funktion des Gebäudes gerecht zu werden und sie nach außen zu verdeutlichen. Gleichzeitig soll aber der kulturelle Anspruch der Stadt herausgestellt und möglichst ein touristischer Anziehungspunkt geschaffen werden. Ein solcher Bau kann zu einem weithin bekannten Wahrzeichen werden. Gelungene architektonische Lösungen in der Vergangenheit sind Utzons Opernhaus in Sydney, Scharouns Philharmonie in Berlin und Frank O. Gehrys Guggenheim Museum in Bilbao. Auch die Nationalbibliothek in Paris von Dominique Perrault (1996; S. 128ff.) ist in erster Linie ein architektonisches Manifest, das die kulturelle Größe Frankreichs und des damaligen Staatspräsidenten Mitterrand symbolisieren soll. Für das prägnante Erscheinungsbild des Gebäudes mit seinen vier gläsernen Ecktürmen, die wie aufgeschlagene Bücher aussehen, nahm man − was vielfach kritisiert wurde − organisatorische und funktionale Mängel in Kauf. Dabei handelt es sich um Probleme des Konzepts, nicht der Gestaltung oder der Detaillierung. Beim Innenausbau gelang Perrault und seiner Partnerin Gaëlle Lauriot-Prévost ein Gesamtkunstwerk, wie es heute in

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dieser Größenordnung kaum mehr anzutreffen ist: Die Architekten konnten die komplette Ausstattung entwerfen, von der Möblierung (Tische und Stühle gingen in Serie) über die Leuchten bis hin zur Wand- und Deckenverkleidung. Dabei entstand eine gelungene Kombination von konventionellen und innovativen Materialien, in der die warmen Holztöne der Möbel kontrastieren mit den kühlen Metallgeweben an Wänden und Decken. Ein weiteres prominentes Beispiel ist die Tate Modern in London (2000; S. 138ff.). In diesem Fall erhielt ein bereits bestehendes »Sinnbild« der Stadt – ein markantes Kraftwerk aus dem Jahr 1945 – eine neue Zweckbestimmung: Die atemberaubende Umgestaltung und Sanierung von Herzog & de Meuron machte die Bankside Powerstation zu einem vielbeachteten Museum für moderne Kunst. Der Gesamteindruck ist geprägt von den nüchtern gehaltenen Ausstellungsräumen, in denen die Kunstwerke zur Entfaltung kommen, und der Inszenierung der ehemaligen Turbinenhalle. Dort treten die kühlen Neonlichtbänder in Kontrast zu der schwarz gestrichenen und genieteten Stahlkonstruktion des Bestands − ein Sinnbild für den Übergang vom rußigen Maschinenzeitalter zur flimmernden Epoche der Informationstechnologien. Zu den anspruchsvollsten Entwurfsaufgaben − technisch wie ästhetisch − gehören Konzertsäle und Theaterräume: Gute Akustik, freie Sicht von allen Plätzen und die richtige Atmosphäre sind gefordert. Solche Bauten können ihre Funktion nach außen zeigen − wie die beiden erwähnten Werke von Utzon und Scharoun. Es kann sich aber auch, da Bühne und Saal ausschließlich künstlich beleuchtet werden, um reine Innenräume handeln. Im extremsten Fall sind sie gar in die Erde eingegraben wie bei der Umnutzung der ehemaligen Fiat-Fabrik Lingotto in Turin durch Renzo Piano. Anhaltspunkte für die Innenraumgestaltung von Konzertsälen gibt vor allem die Akustik, die meist keine glatten, sondern gebrochene Raumbegrenzungen erfordert. Interessant und wie aus einem Guss gelöst ist diese Aufgabe beim neuen Konzert- und Veranstaltungssaal in Léon von Mansilla + Tuñón (2002; S. 154ff.).

unterworfen ist. Dass sie trotzdem nicht eintönig sein müssen, zeigen zwei Münchner Beispiele, die beide ein originelles Konzept einfach und konsequent umsetzen: Die Station »Am Moosfeld« (S. 164ff.), deren Name als überdimensionaler Schriftzug in Rot und Silbergrau das Hauptgestaltungselement ist, und die Station »Westfriedhof« (S. 166ff.), wo die riesigen Lampenschirme einen spannungsreichen Kontrapunkt zu einem ansonsten überwiegend roh belassenen Raum bilden. Abbildungen: 1.1 Männistö-Kirche, Kuopio, Juha Leiviskä 1992 1.2 Wohnhaus, London, John Pawson 1999 1.3 Wohnung, New York, Maya Lin 1999, Esstisch 1.4 Wohnung, New York, Maya Lin 1999, Esstisch 1.5 Andachts- und Meditationsraum, Paris Tadao Ando 1995 1.6 Armani-Store, Mailand, Claudio Silvestrin, 2001 1.7 Prada-Store, New York, OMA/AMO (Rem Koolhaas) 2002 1.8 Galeries Lafayette, Berlin, Jean Nouvel 1996 1.9 barnesandnoble.com, New York, Andersen Architects 1998 1.10 DG-Bank, Berlin, Frank O. Gehry 2001 1.11 Kansai International Airport, Osaka, Renzo Piano 1996

1.11

Verkehrsbauten Bauwerke für den Verkehr sind Knotenpunkte im weltweiten Transportnetz: Hier besteigt man das Auto oder die Bahn, das Schiff oder das Flugzeug. Das enge Ineinandergreifen von Architektur und Technik bestimmt ihren formalen Charakter, prägend für den Raumeindruck im Inneren ist oft das sichtbare Tragwerk. Und dennoch sind die großen Verkehrsbauten keine rein funktionalen Gebäude, sondern besondere Orte mit repräsentativem Charakter. Gerade am Ende des 20. Jahrhunderts entstanden in der gelungenen Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren in diesem Bereich einige der herausragendsten Bauwerke: Der Flughafen London Stansted von Norman Foster (1991), die Waterloo Station in London von Nicholas Grimshaw (1994; Abb. S. 41) oder der Kansai Airport, Osaka, von Renzo Piano (1996; Abb. 1.11). Neben den spektakulären Konstruktionen zeichnen sich diese Bauwerke auch aus durch eine sorgfältige und zeitgemäße Detaillierung des gesamten Ausbaus. In aller Regel reine Innenräume sind U-Bahn-Stationen, unter der Erde gelegen und ohne Bezug zur Umgebung. Zweckbauten mit vorgegebenem Volumen, deren Ausgestaltung strengen technischen Richtlinien und engen Budgets 15

Der Architekt als Raumgestalter: Die Klassische Moderne Christoph Hölz, München

Im Herbst 2001 konnte nach mehrjähriger Restaurierung die Villa Esche in Chemnitz von Henry van de Velde (1902/03) wieder eröffnet werden. Das Haus ist das vorerst letzte Glied in einer Reihe von Wiederherstellungen bedeutender Wohnhausbauten des 20. Jahrhunderts. Schon vor einigen Jahren wurden verschiedene Villen und Landhäuser renoviert und zu Raummuseen umfunktioniert, wie etwa die Villa Savoye in Poissy bei Paris von Le Corbusier (1928), die Villa Mairea in Noormarkku von Alvar Aalto (1939) oder das Haus Fallingwater in Bear Run/Pennsylvania von Frank Lloyd Wright (1937). Immer häufiger werden auch stark veränderte und schon verloren geglaubte Häuser mit hohem finanziellem Aufwand wieder hergestellt – allein in den vergangenen drei Jahren stiegen fünf weitere prominente Beispiele wie Phönix aus der Asche: zwei Meisterhäuser in Dessau von Walter Gropius (1925/26), das Haus Müller in Prag von Adolf Loos (1930), das Haus Schminke in Löbau von Hans Scharoun (1933) und das Haus Sonneveld in Rotterdam von Brinkman und van der Vlugt (1933). Die durch Krieg, Umbauten und Umnutzung malträtierten Häuser haben schon sehr früh ihr originales Aussehen verloren und waren seither nur noch durch historische Schwarzweiß-Aufnahmen aus ihrer Erbauungszeit bekannt. Nach Abschluss von durchgreifenden Sanierungen oder weitgehenden Rekonstruktionen sind die Baudenkmäler nun erstmals wieder in ihrer ursprünglichen Form und Farbigkeit erlebbar. An Häusern wie diesen lässt sich exemplarisch die Genese der modernen Architektur verfolgen; ihre Innenräume gelten auch heute noch als Musterbeispiele individueller Wohnraumgestaltung. Elemente der Raumgestaltung Wie die nachfolgenden Beispiele zeigen werden, gilt es sein Augenmerk auf einige wesentliche Aspekte zu lenken, will man die Gestaltung von Innenräumen analysieren und auf charakteristische Stilmerkmale zurückführen. Neben den sprichwörtlichen »vier Wänden«, die den Raum begrenzen, seine Proportionen bestimmen und somit den Grundtenor seiner Wirkung festlegen, sind es die Grundrissdisposition und die Wegeführung innerhalb eines Gebäudes, die den Raum für den Menschen überhaupt erst erfahrbar machen. Denn erst beim Durchschreiten erlebt man Räume in allen drei Dimensionen. Damit in ursächlichem Zusammenhang steht die Frage nach der Beziehung von innen und außen, dem Verhältnis zwischen dem geschlossenen Innenraum und seiner äußeren Umgebung sowie die Art seiner Beleuchtung durch natürliche und künstliche Lichtquellen. Diese primär architektonischen Rahmenbedingungen werden durch die

Farbgebung und die Materialwahl der Innenausstattung nachhaltig beeinflusst. Und schließlich vervollständigt erst die Möblierung die Gestaltung eines Innenraums. Die Möglichkeiten, Räume zu gestalten, sind schier unendlich – die Architekturgeschichte ist voll von überwältigenden Eindrücken und sublimen Raumschöpfungen. Ein vollständiger Abriss der Entwicklung kann hier natürlich nicht das Thema sein. Stattdessen soll versucht werden, anhand exemplarischer Beispiele die Entwicklung eines Vokabulars der Raumgestaltung zu verfolgen, das bis heute Gültigkeit besitzt. Der private Wohnhausbau in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts scheint dazu gut geeignet. Die Ausbildung einer bürgerlichen Baukunst und ihres Interieurs trat um 1800 ihren bis heute ungebremsten Siegeszug an. Um 1900 zeichnete sich in der Architektur und Raumgestaltung ein Bruch mit dem bis dahin gültigen Historismus ab. Die gesamte Theoriebildung der Moderne manifestiert sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nicht zuletzt in der Debatte um den privaten Wohnhausbau. Die hier ausgewählten Häuser stammen aus der Zeit von 1900 bis 1940. Sie haben Maßstäbe gesetzt und die weitere Entwicklung ihrer Gattung entscheidend beeinflusst. Es sind fast ausnahmslos luxuriöse Stadthäuser und Villen, in denen die Ziele der Architekten als Gestalter eines »Gesamtkunstwerks« besonders deutlich zum Ausdruck kommen. Gleichwohl haben die darin postulierten Gedanken viel weiter gewirkt. »Vernünftige« Raumgestaltung: Henry van de Velde Der englischen Arts-and-Crafts-Bewegung nahestehend, reformierte der Belgier Henry van de Velde (1863–1957) zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Kunstgewerbe von Grund auf. Konsequenter als andere übertrug er die Konstruktionsprinzipien des Ingenieurbaus auf den Möbelbau, weshalb etwa die Stühle, die er 1894 für sein eigenes Wohnhaus »Bloemenwerf« in Uccle bei Brüssel geschaffen hat, gern mit dem Eisenskelett des Eiffelturms verglichen werden. Mit der Villa Esche in Chemnitz konnte van de Velde 1902/03 nicht nur seinen ersten Bau in Deutschland verwirklichen, der architektonische Autodidakt konnte hier auch erstmals seine Vorstellungen des »neuen Stils« in Form eines Gesamtkunstwerks im großen Maßstab umsetzen. Ermöglicht hat ihm dies sein Bauherr und Mäzen, der Strumpffabrikant Herbert Eugen Esche, der zu den ersten Kunden van de Veldes in Deutschland gehörte und bereits vor 1900 Möbel nach dessen Entwürfen erworben hatte. Der an der gesamten modernen Bewegung interessierte Esche wünschte, 17

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»ein Haus zu haben, das mit dem Geist der für ihn geschaffenen Möbel und anderen Gegenstände übereinstimmte«. Das herrschaftliche Anwesen thront oberhalb der Stadt inmitten eines weitläufigen Gartens, der ebenfalls von van de Velde gestaltet wurde. Über die vorgelagerte Terrasse erreicht man den Haupteingang auf der Ostseite der Villa. Dahinter betritt man kein prächtiges Foyer, sondern einen unscheinbaren, abgewinkelten Korridor, der in die große Treppenhalle führt, die das eigentliche Zentrum des Hauses bildet. Charakteristische Merkmale dieser bis zum Dach reichenden, sechseckigen Wohndiele, die durch ein ornamentales Oberlichtfenster überfangen wird, sind frei aufgestellte, bequeme Möbel, ein großer Ofen aus farbig glasierten Kacheln und vor allem die mächtige hölzerne Treppe, die auf eine umlaufende Galerie im ersten Obergeschoss führt. Von diesem Umgang aus gelangt man in die Privat- und Schlafräume der Familie, während sämtliche Versorgungs- und Personalzimmer nebst Dienstbotentreppe streng separiert vom Wohnbereich auf der Nordseite der Villa liegen. Dieser konventionellen Raumverteilung folgt auch die Gruppierung von Arbeits-, Wohn-, Musik- und Speisezimmer um die Halle im Erdgeschoss. Erst durch seine gestalterischen Ideen vermag van de Velde zu bestechen. »Vernünftig« nannte er die schnörkellosen Entwürfe. Im Speisezimmer auf der Westseite des Hauses beschwört eine Porträtgalerie, eingelassen in ein schlichtes Rahmenwerk aus poliertem Mahagoniholz und einer Textilbespannung, die Familientradition der Esches (Abb. 2.4). Die Galerie inszeniert van de Velde durch den Einsatz von elektrischem Licht: Jedes Bild wird durch zwei, an elegant geschwungenen Messingstangen aufgehängte Glühbirnen ausgeleuchtet – eine außergewöhnliche und aufwändige Präsentation in der Zeit um 1900. Die schlichte Noblesse des Mobiliars wirkt dem gravitätischen Anspruch der ausgestellten Ahnenreihe entgegen, beispielsweise die eleganten Stühle mit durchbrochener Rückenlehne, die durch die frühklassizistischen Möbel des Engländers Thomas Chippendale inspiriert sind. Im angrenzenden Salon oder Musikzimmer (Abb. 2.3) setzte van de Velde »blendende« Akzente: Licht ist hier das Leitmotiv, Weiß und Gold bilden den dominierenden Farbakkord. Alles kulminiert im fantastisch geformten Deckenleuchter aus strahlend weißem Stuck, poliertem Messingblech und Trauben von leuchtenden Glühbirnen, der den Eindruck eines überdimensionalen Schmuckstücks erweckt. Spektakulär wirkte um 1903 auch die unaufdringliche Möblierung des Raumes mit weißen Schleiflackmöbeln. Und schließlich erreichte van de Velde durch die Kopplung von drei wandhohen Fenstern mit Flügeltüren eine weitgehende Verglasung der Südwest-Ecke des Raumes hin zum Garten und damit gleichzeitig die programmatische Öffnung des Hauses für Luft, Licht und Sonne – Schlagworte der Lebensreformbewegung um 1900. Obwohl die Villa Esche eine Synthese aus Tradition und Reform, Vergangenheit und Gegenwart widerspiegelt, bricht ihr Erscheinungsbild doch in vielem mit den Konventionen und geschmacklichen Vorstellungen der damaligen Zeit. Raumerweiterung durch Eisen und Glas: Victor Horta Den Bruch mit der Tradition, den Lebensreformbewegung und Jugendstil um 1900 provozierten, kann ein Vergleich von Innenräumen der Art Nouveau mit solchen des Historismus schlaglichtartig verdeutlichen. Was van de Velde im Möbelbau und im Kunsthandwerk meisterhaft gelang, verwirklichte

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sein Landsmann Victor Horta (1861–1947) in der Architektur. Strikter als van de Velde zog Horta die Lehre aus den gewaltigen Eisenkonstruktionen der Jahrhundertmitte. Mit den vornehmen Wohnhäusern für progressiv denkende Unternehmer und Ingenieure der chemischen Industrie (Ernest Solvay, Camille Winssinger und Emil Tassel), errichtet in den großzügigen Neubauvierteln der prosperierenden belgischen Hauptstadt Brüssel, schuf Horta schon seit 1893 eine bestechende Symbiose zwischen Material und Form, Konstruktion und Ornament. Unverblümt zeigte er dort das Material Eisen an der Fassade und im Innenraum. Das war mutig; zwar kannten Hortas Zeitgenossen die Eisenkonstruktionen von den gigantischen Hallenbauten der Weltausstellungen, von Passagen, Bahnhöfen und Gewächshäusern, doch blieb das krude Material im Wohnhausbau tabu. Das Hôtel Tassel (1895) baute Horta in einer für seine Wohnhäuser typischen Lage, in einer geschlossenen Zeile auf einer sehr schmalen, aber tiefen Grundstücksparzelle. Der Grundriss ist entlang einer ausgeprägten Mittelachse entwickelt. Dieses feste Korsett sprengt Horta durch eine Negierung der konventionellen Raumgrenzen und durch eine verführerische Lichtregie, die den Besucher unwillkürlich in die Treppenhalle und von dort, dem Licht entgegen, hinauf in die Obergeschosse lockt. Festes Mauerwerk für Trennwände ist in dem Haus auf ein Minimum reduziert. Treppenhalle, Empfangs- und Wohnräume sind nur durch Glastüren voneinander geschieden und erwecken so den Eindruck, ineinander überzugehen. Ein Effekt, der durch große Spiegelflächen, welche die Räume optisch erweitern, unterstützt wird. Auch die lichte Farbgebung, von zarten Ockertönen bis zum kräftigen Orangerot, vermeidet alles Schwere und Drückende. Überall im Haus treten die schlanken gusseisernen Träger, Stützen und Profile zutage und verkünden die Gesetze der Statik, postulieren die neuen technischen Möglichkeiten und ihre Ästhetik. Stets überhöht Horta die Nutzform zur Kunstform. Die Säulen aus Metall nehmen vegetabile Formen an: Kapitelle sehen aus wie Knospen, Schäfte wie Stängel und Basen wie Wurzeln. Den Gesetzen der Flora folgend, scheinen die eisernen Stützen der Treppenhalle dem Licht entgegenzuwachsen, wo sie sich im filigranen Astwerk des gläsernen Oberlichts verlieren. Zwischen den Stützen ranken sich wie Triebe die Treppengeländer, formen ein nervös züngelndes Ornament, das sich in den Wandmalereien und den Fußbodenmosaiken der Stufen und Zwischenpodeste widerspiegelt. Lianen gleich, hängen die damals modernen Gaslampen aus hochglanzpoliertem Kupfer und Messing mit ihren zerbrechlichen Schirmen aus hauchdünnem Glas wie zarte Blütenkelche von der Decke herunter. Wohl nicht zufällig erweitert sich die transparente Treppenhalle in ihren Annexen in der Beletage und den Obergeschossen zu lichtdurchfluteten Wintergärten, wo unter Palmen die lebendigen Vorbilder Hortas, exotische Orchideen und seltene Lilien, blühen. »Geschichte allein war zeitgemäß«: Räume aus der Gründerzeit In Deutschland hatte das Verdikt Gottfried Sempers (1803–79) über die Glas-Eisen-Architektur deren Adaption für den privaten Wohnhaus- und den öffentlichen Repräsentationsbau verhindert – Semper galt der Kristallpalast in London als ein »glasbedecktes Vakuum«, als eine NichtArchitektur, und er forderte stattdessen »Masse« in der Baukunst. Durch seine Bauten und seine theoretischen

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Schriften avancierte Semper zum bedeutendsten Architekten des Historismus. Seine ausgeführten Bauten im Stile der italienischen Hochrenaissance wurden zu Prototypen ihrer Gattung. Der spätere Direktor des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie (das heutige Museum für angewandte Kunst) in Wien, Jacob von Falke, beschrieb 1871 in seiner Monographie »Die Kunst im Hause« die wichtigsten Elemente, auf denen die Innenraumgestaltung damals basierte: »Wir finden einen reichen, mit geschnitzten Ornamenten, mit Vergoldungen und Malereien verzierten Plafond, geschnitzte oder gegliederte Vertäfelungen an den Wänden, darüber Tapeten von Goldleder, Tapeten von Seide und Sammt mit Gold und Silber gemustert, oder figuren- und farbenreiche Arrazzi, dazu in kostbarsten, oft von Künstlern selbst vorgezeichneten Rahmen die Werke jener so hoch erblühten Staffeleimalerei, sodann Kasten, Tische, Schenktische, Betten, Truhen mit der edelsten Holzarbeit, leichtere und schwere Sitzmöbel reich gepolstert, schwere Vorhänge vor Fenstern und Thüren und Betten bis auf den Boden herabfallend, Tische und Fußboden mit den schönsten Geweben und Stickereien des Orients überdeckt, das alles in warmen, reichen Farben und gesättigten, vollen Tönen. [...] so reich, vornehm, edel, so wohnlich und so wahrhaft mit echtem Kunstgeschmack ausgestattet, so schildern uns die schriftlichen Nachrichten die Wohnung jener hochgebildeten Menschen, die mit Rafael und Tizian lebten [...].« Leben wie Rafael und Tizian galt als Vorbild nicht nur für die Dekorations-, sondern auch für die gesamte Lebensform. Zuerst waren es die Maler Hans Makart (1840–84) in Wien und Franz von Lenbach (1836–1904) in München, die sich als neuzeitliche Künstlerfürsten gerierten. 19

Ihre üppig ausstaffierten Salons und Ateliers standen auch dem Bürgertum vor Augen, das bereitwillig den Künstlerhabitus kopierte. Falsch wäre es jedoch, historistische und betont kunsthandwerkliche Ausstattungen des 19. Jahrhunderts schlichtweg als anachronistisches und altmodisches »Kostüm« abzutun. Viel zu lange hat diese ahistorische Betrachtung den Blick auf ein ganzes Jahrhundert und seine Kunst verstellt. Geschichte allein war zeitgemäß – mehr als vier Generationen anerkannten einzig und allein die historisch legitimierten Gestaltungen von Architektur und Interieur als adäquaten Stil. Gleichzeitig entstanden unter der historistischen Oberfläche moderne haustechnische und konstruktive Neuerungen. Ein gutes Beispiel dafür gibt die zwischen 1869 und 1873 erbaute Villa Hügel in Essen, der Prototyp der Gründerzeitvilla schlechthin. Explizit verlangte der Bauherr, der Industriebaron Alfred Krupp, dass sein Wohnhaus nach seinen Vorstellungen von »Comfort und Annehmlichkeiten« gestaltet werden sollte, worunter er neben repräsentativer Ausstattung fließend Warm- und Kaltwasser, Wasserspülung der Toiletten, ein Belüftungssystem, eine Zentralheizung und moderne Kommunikationseinrichtungen (Telegrafenstation) verstand.

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Ineinander fließende Räume: Frank Lloyd Wright Die Anstöße, die Frank Lloyd Wright (1867–1959) der internationalen Architekturentwicklung gab, kamen einem Befreiungsschlag gleich. Schon vor 1900 arbeitete er an der Zerstörung des cardboard house, der Vorstellung vom Haus als »Pappkarton« aus vier Wänden, Boden und Dach. Geschickt nutzte Wright den Mythos des amerikanischen Westens, als es darum ging, eine genuin amerikanische Architektur zu formulieren. Am signifikantesten gelang ihm dies im Wohnhausbau mit den so genannten Prairie Houses. Die breit hingelagerten Bauten mit ihren weit überstehenden Dächern gehen eine neue Beziehung zur Natur ein, indem sie sich trotz ihrer zum Teil beachtlichen Größe respektvoll in Topographie und Vegetation des Grundstücks einfügen. 1902/03 baute Wright das Ward W. Willitts House in Highland Park/Illinois, einem Vorort von Chicago. Der kreuzförmige, »windmühlenartige« Grundriss lässt die vier Flügel des Hauses in die Umgebung ausgreifen. Man glaubt förmlich, die Weite der amerikanischen Prärie zu spüren, die jede räumliche Enge Europas vergessen lässt. Diese Großzügigkeit des Äußeren setzt sich im Inneren auf wohltuende Art und Weise fort. Die Dominanz der Horizontalen über die Vertikale sorgt auch dort für Ruhe und Konzentration, die ein tiefes Durchatmen erlauben. Tatsächlich eroberte Wright ausgehend von der Funktion den Raum völlig neu: Keine Spur mehr von Symmetrie oder von Achse, sondern Mauern, die knapp den bequemsten Verkehrsweg markieren und begleiten. Das Zentrum aller Prärie-Häuser bildet ein großer Kamin, um den sich die Raumfolge wie selbstverständlich ergibt: Dieser Grundriss entfaltet sich im wahrsten Sinne des Wortes. Wright verzichtet auf unnötige Niveau-Unterschiede, entwickelt einen ebenerdigen, fließenden Übergang vom Eingangs- über das Wohnbis zum Speisezimmer (Abb. 2.5) mit vorgelagerter, verglaster Terrasse, an die sich der Wirtschaftsflügel mit großzügiger Küche und Vorratsräumen anschließt. Die Wohnräume zeichnet eine besondere Privatheit und Intimität aus. Dazu tragen besonders die farbigen Bleiverglasungen der Fenster

bei, die häufig in Wrights Häusern einen freien Ausblick in die Natur verhindern und ein toniges, fast schummriges Licht erzeugen. Diese »Ausblendung« der Umgebung bewirkt die Konzentration auf den Innenraum, auf bestimmte Orte, wie beispielsweise den Sitzplatz vor dem Kamin. Die Anpassung des Grundrisses an die Lebensfunktionen geht so weit, dass fast jedes Möbel seinen festen Platz hat, die zahlreichen Einbauten belegen dies deutlich. Die Anzahl der beweglichen Möbel ist hingegen klein. Und auch dann entwirft Wright beispielsweise Esstische mit fest installierter Beleuchtung an allen vier Ecken und Stühle mit extrem hohen Lehnen, die den Essbereich als Raum im Raum definieren. Praktisch alle Elemente der Raumausstattung in den PrärieHäusern gestaltete Wright nach ihrer Funktion, aber auch mit Blick auf ihre inhaltliche Bedeutung. Dem schon erwähnten, zentralen Kamin kommt dabei eine geradezu symbolische Bedeutung zu: Er ist Inbegriff des »häuslichen Herds« und lässt an ein Lagerfeuer denken. Den Formenschatz seiner Ornamentik entlehnt Wright vor allem bei den Ureinwohnern Amerikas. Dieser Verpflichtung gegenüber der Geschichte und dem Genius loci entsprechen auch die bevorzugten Materialien, die beim Bau und der Ausstattung Verwendung fanden: Wände aus roten Ziegeln und grob behauenem Natursteinmauerwerk suggerieren eine Natürlichkeit und Ursprünglichkeit, die man mit der Vorstellung von unberührter Prärie in Verbindung bringt. Holz ist im Land der endlosen Waldgebiete ein weiterer bedeutsamer Topos. Wright nutzte vor allem einheimische Hölzer für Wandverkleidungen und Einbaumöbel, auf deren dominante Rot- und Brauntöne die gesamte herbstliche Farbpalette der Prärie-Häuser abgestellt ist. Dieser erdverbundene, derb-rustikale Charakterzug bei ansonsten luxuriöser Ausstattung macht Wrights PrärieHäuser zu einer dezidiert amerikanischen Architektur.

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Gerade Linien und makellose Flächen: De Stijl Die Veränderungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg verhalfen vor allem in Europa künstlerischen und gestalterischen Ideen zum Durchbruch, die schon längere Zeit im Verborgenen gekeimt hatten. Ab 1919 kam es beispielsweise im Expressionismus zu einer regelrechten Explosion der Ideen, zu einer Blütezeit architektonischer Fantasien und Utopien. Eine allerdings sehr viel innovativere Baukunst, die neue Perspektiven für die Raumgestaltung eröffnete, kam aus Holland. In Leiden hatte sich schon 1917 die radikale De-Stijl-Bewegung um den Maler und Architekten Theo van Doesburg, den gelernten Schreiner Gerrit Rietveld und den Maler Piet Mondrian formiert. Einen ersten architektonischen Höhepunkt erreichte sie mit dem 1924 errichteten Haus Schröder in Utrecht, das Gerrit Rietveld zusammen mit der Auftraggeberin Truus Schröder-Schräder entwarf. Mittels eines leichten Stahlskeletts erreichte Rietveld ein fließendes Raumkontinuum, eine großzügige Verglasung der Hausfronten und somit die gewünschte Aufhebung der Grenzen von innen und außen. Die würfelförmige Grundform des Hauses ist, ebenso wie die Raumorganisation im Inneren, in Scheiben und Flächen aufgelöst. Rietveld hat die Raumgrößen auf die Aufenthaltsdauer der Bewohner abgestimmt. Die Schlafräume im Obergeschoss sind dem Wohnbereich zugeschlagen, und erst ein System von leicht beweglichen Schiebewänden ermöglicht es, abends aus 21

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dem großen offenen Raum kleine Schlafkompartimente abzutrennen (Abb. 2.8, 2.9). Exemplarisch ist im Haus Schröder die von Mondrian 1914/17 entwickelte neoplastizistische Komposition verwirklicht: Gerade Linien und makellose Flächen kreuzen und durchdringen sich rechtwinklig im Raum, und den Primärfarben Rot, Blau und Gelb sind Weiß, Schwarz und Grau als Kontrast gegenübergestellt. Nicht die Oberflächen der Materialien, sondern die Farben gliedern das Innere des Hauses. So befindet sich in der Küche ein weißes Feld an der Wand gegenüber dem Oberlichtband, um zusätzliche Belichtung durch Reflexion zu suggerieren und den Raum damit optisch zu erweitern. Farben und Licht, Einbauten, welche die architektonische Komposition ergänzen – alles ist aufeinander abgestimmt. Nicht nur beim Bau der hölzernen, bunt lackierten Einbaumöbel bewährte sich das Gestaltungsprinzip, auch der berühmte, schon 1918 entworfene »Rot-Blaue-Stuhl« ist danach konstruiert. Er steht, wie andere Stühle und Tische im Haus Schröder auch, als »abstrakt-reale Skulptur im Interieur der Zukunft« – so Rietvelds Überzeugung. Schon die Einführung einer Diagonalen in dieses System war eine Glaubensfrage und führte zum Bruch mit der Künstlergruppe. Mit dem Tod van Doesburgs 1931 löste sich die De-Stijl-Bewegung ganz auf. Ihr prägender Einfluss auf Mies van der Rohe, Walter Gropius und das Bauhaus sorgte jedoch für ein Fortdauern wichtiger Gestaltungskriterien. Neue Räume in Luft, Licht, Sonne: die Klassische Moderne Viele Architekten und Architekturkritiker sahen schon vor dem Ersten Weltkrieg den »neuen Stil« im Industriebau am konsequentesten verwirklicht. Noch kurz vor Kriegsausbruch, auf der Werkbund-Ausstellung in Köln 1914, hatte sich dieser Eindruck bestätigt: Neben dem Theater von Henry van de Velde waren die Musterfabrik von Walter Gropius und das Glashaus von Bruno Taut die meistbeachteten Bauten der Ausstellung. Jüngere, wie Mies van der Rohe zwischen 1880 und 1890 geborene Architekten, waren jedoch davon überzeugt, dass die bereits entwickelten Neuerungen auf dem Gebiet des Zweckbaus ihre »volle Entfaltung nicht hier, sondern im Bereich der Wohnhausbauten« finden würden. Entwurf und Gestaltung von Einfamilienhäusern und Wohnanlagen zeigten die Nähe zum Zweckbau und die Affinität der Architekten zur Industrie und zur Technik, zu Automobil, Flugzeug, Ozeandampfer und Eisenbahn. Aus der Industrialisierung übernahmen sie auch die neuen Leitbilder Typisierung, Rationalisierung und Normierung. Das Wohnhaus sollte funktionieren wie eine »Wohnmaschine«. Am deutlichsten kamen die Raumökonomie und die Rationalisierung des Wohnens im sozialen Wohnungsbau und dort besonders eindringlich in der Neugestaltung der Küche zum Tragen. Margarete Schütte-Lihotzky, 1926 von Ernst May an das Frankfurter Hochbauamt gerufen, um bei der Planung und Realisierung von Großsiedlungsprojekten mitzuwirken, entwarf auf der Suche nach neuen, zeitgemäßen Wohnkonzepten die radikal minimierte »Frankfurter Küche« (Abb. 2.7). Deren Formen und Funktionen basierten auf Bewegungsstudien: Schritte, Handgriffe, Körperdrehungen sollten auf ein Minimum reduziert, die zurückgelegten Wege dadurch verkürzt und die Hausarbeit übersichtlich und zeitsparend gestaltet werden. Damit wurde es notwendig, jedem Gegenstand einen genau definierten Platz zuzuweisen. Auch die Lage der Arbeitsfläche, ihre Höhe sowie ihre Ausrichtung zum Küchenfenster wurde aufbauend auf

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diese Studien entwickelt. Das Fenster selbst wurde mit erhöhter Brüstung ausgeführt, um ein Lüften auch dann zu ermöglichen, wenn Gegenstände davor standen. Für die künstliche Beleuchtung wurden von Schütte-Lihotzky Lampen entworfen, deren Lichtkegel auf die Ausleuchtung der Raumbreite in Arbeitshöhe ausgelegt waren. Glatte Oberflächen und leicht zu reinigende Metallschübe in den Einbauschränken sollten außerdem eine neue Hygiene garantieren: Der Fußboden war mit Kacheln ausgelegt, die Küchenmöbel auf einen hohlkehlenförmigen Sockel gestellt. Daneben spielte die Farbzusammenstellung eine große Rolle: »Im wesentlichen bestimmen die Farben die richtige Verteilung der Kuben und das einfallende Licht die Raumproportionen und damit die Qualität der Raumstimmungen«. Waren alle waagerechten Flächen inklusive des Bodens schwarz, so hatten die Einbaumöbel einen blauen und die Wandflächen einen ockerfarbenen Anstrich erhalten. In Zusammenarbeit mit der Industrie entstanden Spülen, Wasserhähne, Vorratsschübe und Schrankelemente. Für die Siedlung Praunheim in Frankfurt sind die Einbaumöbel in kleinen Serien aus industriell hergestellten Fertigteilen produziert worden. Ebenso wie im Hochbau – die Siedlung ist in Plattenbauweise erstellt – sollten damit Kosten gesenkt und Wohnungen wie Küchen auch für geringer verdienende Einkommensgruppen erschwinglich werden. Bereits 1926 wurden im Rahmen der Frankfurter Ausstellung »Die neue Wohnung und ihr Innenausbau« fünf Küchenentwürfe von Margarete Schütte-Lihotzky vorgestellt; zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland folgten (u.a. die Werkbundausstellung in Stuttgart 1927) und trugen zur raschen internationalen Verbreitung der »Frankfurter Küche« bei. Ihre Prinzipien haben die Idee der Einbauküche bis heute beeinflusst, allerdings wurden deren Elemente losgelöst von der jeweiligen räumlichen Gegebenheit entwickelt. Rationalisierter Wohnraum: Le Corbusier Das Paradebeispiel des Rationalismus der zwanziger Jahre und der »klassischen weißen Moderne« im Werk Le Corbusiers ist die Villa Savoye in Poissy (1928), die den Abschluss und Höhepunkt seiner Villenbauten in der Umgebung von Paris bildete. Aber schon zwei Jahre zuvor hatte sich Le Corbusier (1887–1965) in der Weißenhofsiedlung in Stuttgart mit zwei Häusern beteiligt, die seine fünf Punkte einer neuen Architektur programmatisch exemplifizierten: die Pfeiler des hochgeständerten Baus (pilotis), den Dachgarten, den freien Grundriss, die freie Fassade, das Fensterband. Das Stuttgarter Einfamilienhaus nach dem von Le Corbusier entwickelten Typ »Citrohan« (Abb. 2.11) besteht im Wesentlichen aus einem großen Wohnraum mit Luftraum über zwei Geschosse und großflächiger Verglasung der Südseite. Hier sollte sich das gesamte Leben in Luft, Licht und Sonne abspielen. Besonders pointiert zeigten sich das neue Lebensgefühl und das neue Körperbewusstsein in der Anlage eines groß-zügigen Dachgartens, der Platz bot für Gymnastik und Sonnenbäder. Alle Schlaf- und Nebenräume sind wie notwendige »Boxen« auf reduziertem Grundriss auf der Rückseite des Hauses angeordnet. Noch deutlicher wird die Rationalisierung des Wohnens im Stuttgarter Doppelhaus, das nach dem Willen Le Corbusiers wie ein Schlafwagen organisiert sein sollte. Zwar reicht auch dieses Haus über drei Stockwerke und hat einen Dachgarten, aber es gibt nur ein Hauptgeschoss, das als ein großer Wohn-Schlafraum fungiert. Nachts konnten dort

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Betten ausgeklappt und »Schlafkabinen« ausgegrenzt werden. Durch die minimierten Korridore, gestaltet nach den Abmessungen eines Eisenbahnwaggons, konnten fast keine konventionellen Möbel mehr getragen werden. Die Schränke, einfache Holzkonstruktionen mit Schiebetüren, waren fest eingebaut. Interessant ist der Vergleich von Le Corbusiers Häusern mit den Bauten Mies van der Rohes: Während der Franzose auf kostbare Werkstoffe so gut wie keinen Wert legte – er verwendete weißen oder farbigen Putz, Betonplatten und industriell vorgefertigte Produkte gerade auch in seinen Villen –, lebt Mies‘ Architektur von der Aura der kostbaren Halbedel- und hochwertigen Natursteine, die nicht zuletzt Statussymbole seiner Bauherren waren. Für Le Corbusier ging es um die Findung von neuen Standards, die kostengünstiges Bauen ermöglichten. Mies waren solche Überlegungen fremd. Grenzenloser Wohnraum: Mies van der Rohe Innerhalb eines Jahres, 1929/30, entstanden die beiden Hauptwerke Ludwig Mies van der Rohes (1886–1969) vor seiner Emigration in die USA: der Barcelona-Pavillon und das Haus Tugendhat in Brünn. Vorbereitet wurde Mies‘ neuartige Raumkonzeption im Wohnhausbau durch die beiden Projekte für ein Landhaus in Eisenbeton (1923) und ein Landhaus in Backstein (1924). Mit dem deutschen Pavillon für die Weltausstellung 1929 in Barcelona übertraf Mies jedoch in der Vereinfachung der Elemente und der Großzügigkeit der Auffassung seine frühen Entwürfe. Auf einem Travertinsockel trugen leichte verchromte Stahlstützen mit kreuzförmigem Querschnitt eine Stahlbetonplatte. Senkrechte Traver-

tinscheiben und Glasflächen umschlossen den überdachten Bereich oder schoben sich aus ihm hervor. Die rechtwinklige, asymmetrische Gruppierung der Wandflächen ordnete den Raum locker, aber bestimmt, ohne den räumlichen Fluss zu unterbrechen. Der originale Barcelona-Pavillon bestand nur wenige Monate, dagegen finden sich alle wesentlichen Kompositionselemente noch heute im weitgehend original erhaltenen Haus des jüdischen Textilunternehmer-Ehepaars Fritz und Grete Tugendhat, das Mies gleichzeitig an einem ganz anderen Ort Europas entwarf. In exponierter Hanglage in einem vornehmen Wohnviertel Brünns mit Blick auf die barocke Festung gelegen, überrascht das Haus durch sein hermetisch wirkendes Äußeres und seine ungewöhnliche Raumdisposition. Man betritt es ebenerdig im eigentlichen Obergeschoss, wo sich die privaten Arbeits- und Schlafräume der Familie befinden. Über eine Treppe erreicht man das darunterliegende Hauptgeschoss. Spektakulär ist hier der Eindruck des knapp 280 Quadratmeter großen Wohnbereichs, inklusive des sich östlich anschließenden Wintergartens. Der Raum ist Arbeitsplatz des Hausherrn, Empfangs-, Bibliotheks-, Musik-, Ess- und Wohnzimmer in einem. Die markantesten Raumgliederungen sind die beiden frei stehenden, nichttragenden Wandelemente, eine honiggelbe Onyxwand und eine Holzwand mit Makassar-Furnier, während die chromummantelten tragenden Stützen ohne raumgliedernde Wirkung bleiben. Eine raumdefinierende Aufgabe kommt dagegen der Möblierung zu. Denn die scheinbar locker verteilten Sitzgruppen und einzeln stehende Möbelstücke, wie etwa die hölzerne Anrichte mit Zebrano-Furnier oder der auf einer Chromstütze fest im Boden verankerte runde Esstisch, sind genau platziert.

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Nichts ist hier dem Zufall überlassen. Fast alle Möbel wurden deshalb eigens für das Haus entworfen. Singulär war das bis dahin nicht gekannte Ausmaß der Wandverglasung. Es gibt im konventionellen Sinn keine Fenster mehr, die gesamte Süd- und Ostseite ist von der Decke bis zum Fußboden »offen« und bietet einen imposanten Ausblick in den Garten (Abb. 2.14, 2.15). Andere Wandpartien wirken ganz durch das verwendete Material: Die Bibliotheksnische ist vollständig mit Makassarholz verkleidet, die Wand zur Anrichte besteht aus weißem Milchglas. Das erklärt, warum in diesem eleganten Raum keine Bilder hängen können. Das Panorama ist Bild genug. Nicht nur in seiner Ästhetik, auch in seinen technisch-konstruktiven Aspekten steht das Haus Tugendhat unbestritten auf der Höhe seiner Zeit, ja greift ihr in vielfacher Beziehung sogar weit voraus. Zu nennen wären hier in erster Linie die durchgehende Stahlskelettkonstruktion, die auf einer Breite von nahezu fünf Metern voll versenkbaren Scheiben sowie das ausgeklügelte Heizungs- und Klimatisierungssystem. All dies bildet die Voraussetzung für ein Aufbrechen des gewohnten Zellengrundrisses zugunsten der nun frei ineinander übergreifenden Wohnbereiche mit ihren großflächig verglasten Fensterfronten, die ein völlig neues Verhältnis zum Außenraum bewirken. Der »Raumplan«: Adolf Loos Einen anderen Weg beschritt der gut fünfzehn Jahre ältere Wiener Architekt Adolf Loos (1870–1933), der bereits am Anfang seiner Karriere, zwischen 1900 und 1910, Vorstellungen seiner neuen Architektur entwickelte. Erst 1931 gab ihr jedoch der Loos-Schüler Heinrich Kulka den Namen, unter dem sie heute bekannt ist: »Raumplan«. Danach sollen

alle Räume eines Hauses die ihnen funktional zukommenden Dimensionen in Länge, Breite und Höhe erhalten. Die durchgehenden Geschossdecken sind weitgehend aufgegeben. Loos verbindet die einzelnen Räume untereinander durch einen aus dem jeweiligen Zweck entwickelten, aufsteigenden Bewegungsablauf und lässt sie ineinander übergehen. Die Niveau-Unterschiede überwindet er durch eine Vielzahl unterschiedlicher Treppen. Der Bewegungsablauf wird von ihm durch Materialwahl, Richtungslenkung und Lichtführung bewusst inszeniert. Zum ersten Mal verwirklichte Loos 1922 seinen »Raumplan« im Haus Rufer in Wien. Noch kunstvoller und viel großzügiger in der Ausführung gelang ihm dies zwischen 1928 und 1930 beim Bau des Hauses für den wohlhabenden Prager Bauunternehmer Frantisek Müller. Obwohl das Haus in seiner radikalen Nacktheit durchaus mit den Häusern Le Corbusiers zu vergleichen ist, könnten die Interieurs und die Raumauffassung unterschiedlicher kaum sein. Und obwohl Loos ein ähnliches Faible für kostbare Materialen, Edelhölzer und Natursteine hatte wie Mies, sind auch die Unterschiede zwischen ihren Bauten größer als ihre Gemeinsamkeiten. Programmatisch hatte Loos schon 1912 verkündet: »Das Haus sei nach außen verschwiegen, im Inneren offenbare es seinen ganzen Reichtum« – diese Leitidee erlebt man im ersten Stockwerk der Villa Müller in allen Facetten. Steigt man das zentrale Treppenhaus empor, findet man sich unvermutet in der luxuriösen Wohnhalle. Die Lichtregie unterstützt diesen überraschenden Auftritt: Anfangs ein niedriger, dunkler Aufgang, führt der Weg in den weiten, hellen Wohnbereich der Villa. Die zweigeschossige Halle erstreckt sich entlang der ganzen Gartenfront des Hauses und wird von

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drei hohen Fenstern erhellt. An der östlichen Schmalseite zieht ein gemauerter Kamin zwischen mit Cipollino verkleideten Pfeilern die Aufmerksamkeit auf sich. Ihm antwortet an der westlichen Schmalseite eine lange, eingebaute Sitzbank zwischen Cipollino-Sockeln (Abb. 2.18). Dort, wo man die Halle betreten hat, führt linker Hand eine gewendelte Treppe zum Damenzimmer hinauf. Hier gestaltet Loos einen intimen Raum, in dem eine Sitzgruppe völlig in die Wandtäfelung aus Zitronenholz integriert ist. Eine Treppe führt rechter Hand auf ein Zwischenpodest und weiter über zwei Stufen zum Speisezimmer, das sich über eine Brüstung hinweg in die Wohnhalle öffnet. Wieder schafft Loos einen völlig anderen Raumeindruck: Geringere Raumhöhe, seitliche Belichtung durch ein einzelnes Fenster im Erker, braunrote Mahagoni-Vertäfelung der Wände und der Decke erzeugen eine abgeschlossene Stimmung. Trotz der faszinierenden Raumwirkung und der effektvollen Blickbezüge zwischen den Wohnbereichen, konnte sich der »Raumplan«, wie ihn Loos in der Villa Müller verwirklichte, nicht durchsetzen: Finanzielle Aspekte und die fragwürdige Funktionalität (welcher Mensch kann das ständige Treppauf, Treppab auch im Alter durchhalten?) sprachen dagegen. 2.16

2.17

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Organische Räume: Hans Scharoun Einer der gelungensten Bauten der Klassischen Moderne in Deutschland wurde 1933, kurz vor der Machtübernahme der Nationalsozialisten, fertig gestellt: Das Haus Schminke in Löbau, nahe der heutigen Grenze zu Polen. Julius Posener feierte das Haus schon 1935 in der Zeitschrift »L’Architecture d’aujourd’hui« als »eine der subtilsten Schöpfungen unserer Epoche«, und der Architekt der Villa, Hans Scharoun (1893–1972), hielt es noch am Ende seiner langen Karriere »für das Haus, das mir das liebste war«. Mit dem Haus Schminke konnte Scharoun seine Idealvorstellungen von einem Einfamilienwohnhaus verwirklichen und seine bisherigen Erfahrungen, die er etwa auf der Stuttgarter Weißenhofsiedlung 1927gemacht hatte, weiterentwickeln. Folgende Punkte galten ihm als besonders erstrebenswert: »[...] klare Scheidung von Wohn-, Schlafund Wirtschaftsabteilung, [...] starke Maßunterschiede der Wohn- und Schlafräume, [...] Vereinigung verschiedener Wohnfunktionen in einer Raumeinheit, [...] Spiel der durch das ganze Haus führenden Achse als Linie gegen den Raum, [...] eine Form des Wohnraums, die Weite über das mauermäßige Begrenzte hinaus fühlen läßt, [...] weitgehende Einbeziehung der [...] Landschaft«. Geschickt bediente sich Scharoun der Schiffsmetapher und verlieh Haus Schminke den Eindruck einer vor Anker liegenden Luxusjacht. Tatsächlich gewährt dieses »Schiff« keinen herkömmlichen Betrachterstandpunkt, zeigt keine Fassade, stattdessen gerät der Besucher in Bewegung und erlebt die Architektur im Ablauf. So viele Standorte man einnehmen muss, um das Haus ganz zu erfassen, so viele Blickachsen gibt es zwischen den Raumkompartimenten im Inneren und aus den Räumen heraus in die Umgebung: eine weitgehende harmonische, »organische« Verklammerung des Innen- mit dem Außenraum (Abb. 2.16). »Wohnen in und mit der jeweiligen Wetterlage«, nannten es Scharoun und seine Auftraggeber, das IndustriellenEhepaar Fritz und Charlotte Schminke. Das ebenerdige Haus besteht im Erdgeschoss aus einem einzigen großen Raum, der verschiedene Funktionen verbindet: So geht der zentrale, langgestreckte Wohnraum,

der von Süden und Norden belichtet wird, im Osten fließend in Sommerraum und Wintergarten über. Im Westen addieren sich Essplatz, Studio und Eingangsbereich. Lediglich der Wirtschaftstrakt mit der Einliegerwohnung einer Angestellten liegt vom Wohnbereich abgetrennt hinter der offenen Treppe, die in großem Schwung ins Obergeschoss zu den Schlafräumen führt. Das Erdgeschoss ist jedoch kein egalitär behandelter Raum, jeder Abschnitt ist einer Funktion zugeordnet und wird in Material, Form und Farbe sehr differenziert gestaltet. Prägend für die Atmosphäre der Innenräume sind die Farben der Wand- und Deckenflächen, Fußböden, Möbel und Raumtextilien. Neben reine und gebrochene Weißtöne und Schwarz setzte Scharoun Akzente in Silber, Gelb, Orange, Rot und Blau; hinzu kamen Naturmaterialien wie Nussbaum- und Eichenholz, Marmor und Gummi. Eine anschauliche und detailreiche Beschreibung gab der Kunstund Architekturkritiker Adolf Behne 1935 in einem dem Haus Schminke gewidmeten Beitrag der Zeitschrift »InnenDekoration«: »Fußbodenbelag [in] dunkelblau Velours, blauem und grauem Gummi und schlesischem Marmor, braun und schwarz gewölkt, [...] Vorhänge zartgelb, [...] Handlauf [der Treppe] Weißmetall, [...] Dielenwand silbern

und schwarz, [...] Schrankwand im Obergeschoß weiß Ahorn«. Größten Wert legte Scharoun auf eine Mischbeleuchtung aus Tages- und Kunstlicht. Er entwickelte ein raffiniertes Beleuchtungssystem von Wand- und Deckenleuchten, das zwischen variantenreichem Spiel und perfekter Lichtregie changiert. Im Erdgeschoss überraschen originelle Lösungen: Die Decke des Sommerraums besteht aus einer perforierten Metallfläche, durch die darüberliegende Lampen indirektes Licht abgibt. Die Halle und der große Wohnraum werden durch weiß gespritzte, zweiarmige Leuchter erhellt, die ihr Licht nach oben an die weiße Decke abstrahlen, von der es reflektiert wird, während über dem Essplatz Tageslicht durch eine mit Glasprismen durchbrochene Decke dringt. Wandvorhänge und bewegliche Trennwände verändern die räumlichen Beziehungen und dem am Tag so offenen Haus am Abend einen eher intimen und nach außen geschlossenen Charakter verleihen. Das Mobiliar vollzieht diese räumliche Differenzierung nach: Den Wohnraum bestimmt das mehrere Meter lange, fest eingebaute weiche Polstersofa unterhalb des Fensterbandes, während im Essbereich und im Sommerraum Stahlrohrmöbel, Parkett oder Marmorfußboden für Hygiene, Luft und Leichtigkeit stehen.

2.18

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Zu Recht wurde danach gefragt, ob das Haus Schminke nicht zu viel Spiel- und Freiraum bietet. Schützende, warme Ecken findet man hier jedenfalls nicht. Bei späteren Wohnbauten korrigierte sich Scharoun in dieser Hinsicht und orientierte sich verstärkt an skandinavischen Beispielen. »Natürlicher« Raum: Alvar Aalto Wesentliche Impulse für eine Weiterentwicklung von Architektur, Raumgestaltung und Design kamen seit Beginn der dreißiger Jahre aus Skandinavien. Zu dieser sprunghaften Entwicklung trug sicherlich die große Landesausstellung 1930 in Stockholm bei, auf der das ganze Spektrum des damals voll entwickelten Neuen Bauens zu sehen war. Eine jüngere Architektengeneration, welcher der Finne Alvar Aalto (1898–1976) und der Däne Arne Jacobsen (1902–71) angehörten, begann damals, Moderne und Tradition auf neue Weise zu verbinden. 1939 konnte Aalto im Rahmen der Eröffnung des Museum of Modern Art – parallel zur Weltausstellung in New York – seine soeben fertig gestellte Villa Mairea in Noormarkku präsentieren. Sie verkörpert auf anschauliche Weise die skandinavische Symbiose des Internationalen Stils mit regionalen Elementen und bodenständigen Materialien. Ein Baustoff-Mix aus Backstein, Klinker, Putz und Holz in der Architektur, Teakholz, Leder und Bast bei den Möbeln sowie eine angenehm-eingängige Formgebung vermieden alles Provokante und expressiv Überzogene. Dieser gemäßigt-modernen Haltung der Skandinavier sollte gelingen, was der »weißen Moderne« versagt blieb: Sie gewann auch die Herzen der konservativbürgerlichen Gesellschaftsschicht.

2.19

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Das großzügige Haus für den Industriellen Harry Gullichsen und die Künstlerin Maire Ahlström, nach der die Villa Mairea benannt ist, besteht aus Wohnhaus, Gästetrakt und Atelier. Wie andere, hier schon besprochene Häuser verfügt auch dieses über einen offenen Grundriss, der allerdings eine ländlich-regionale Bautradition mit modernen Standards verbindet. Verschiedentlich wurde darauf hingewiesen, dass der »Mehrzweckraum« der Villa Mairea auf die »Tupa« des finnischen Bauernhauses zurückgeführt werden kann, ein Raum, der eine Kombination von Esszimmer, Wohnzimmer und Küche darstellt. Diese Herleitung erklärt auch den Blickfang des Wohnbereichs, den weiß verputzten Kamin. Aber auch die Typologie der Gesamtanlage rekurriert auf die regionale Bautradition: Sie entspricht weitgehend einem finnischen Bauernhaus, dessen Wohn- und Arbeitstrakte rund um einen grasbewachsenen Hof organisiert sind. Die Wegeführung im Erdgeschoss zeigt eine für Aalto typische Steigerung, die durch Maßstabswechsel, NiveauUnterschiede, Richtungsänderungen und eine Vielzahl von optischen und haptischen Sinneseindrücken erreicht wird. So führt vom Foyer eine vierstufige Treppe auf das Hauptniveau. Von hier aus sind der große, rundum verglaste Wohn-, der Essbereich und die dazwischenliegende Verbindungszone mit der ins Schlafgeschoss führenden, von einem »Stangenwald« gefassten Treppe einsehbar. Einerseits sind diese Stangen konstruktive Stützen, andererseits sind sie Ausdruck der bildhaften Architektursprache Aaltos. Denn er vermied es, einen regelmäßigen Stützenraster – wie etwa Mies in der Villa Tugendhat – klar zu zeigen, sondern verschleierte die eigentliche Funktion, indem er zahlreiche, unterschiedlich dicke »Baumstämme« versammelte und so den Eindruck eines wild wachsenden Waldes erweckte. Um

diese Natürlichkeit zu unterstreichen, ließ er die Stangen unregelmäßig mit Bast umwickeln. In den zusammenhängenden, quadratischen Trakt mit einer Seitenlänge von ungefähr vierzehn Metern sind zwei halbgeschlossene Räume eingestellt, die erst nachträglich durch fest montierte Wandschränke abgegrenzt wurden. Diese Trennwände gehen unterhalb der Decke in einen gewellten Wandfries aus Glas und Holz über, ein typisches Element, das als »AaltoWelle« in Bauten und Entwürfen des Architekten immer wieder auftaucht. Wie in der Villa Schminke sind auch hier die einzelnen Bereiche durch unterschiedliche Fußböden in Zonen gegliedert, die zusätzlich durch Teppiche und die Möblierung akzentuiert werden. Grundlegend verschieden sind aber die Materialien und ihre Farbwerte: Naturholz, roter Klinker, weiß geschlämmte Ziegelwände. So ist auch das wichtigste Element, welches das räumliche Kontinuum des gesamten Wohnbereichs betont, die durchgehende, abgehängte Holzdecke, die ein Frischluft-Ventilationssystem mit 52.000 Luftlöchern aufnimmt. Neben den fest eingebauten Schränken und Sitzgelegenheiten stattete Aalto – wie so viele Architekten der Moderne – die Villa Mairea mit verschiedensten Gegenständen nach eigenen Entwürfen aus. Zusammen mit seiner Frau Aino Marsio entwarf er zahlreiche Möbel, Stoffe, Lampen und Glaswaren, welche die vom Bauherren Harry Gullichsen gegründete Firma »Artek« noch heute herstellt und vertreibt. Starken Einfluss übte die moderne Kunst eines Fernand Léger oder Hans Arp auf Architekten wie Aalto aus. Die Ähnlichkeiten der weichen, amöbenförmigen Rundungen und Kurven sind nicht zu übersehen. Die Verwendung von gebogenem Birkenholz im skandinavischen Design – vor allem im Möbelbau – revolutionierte den Wohn- und Lebensstil in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Raumgestaltung nach 1950 Die Entwicklungen in der Wohnraumgestaltung haben gezeigt, dass sich wenig mehr als ein Jahrzehnt nach Ende des Ersten Weltkriegs die moderne Bewegung in Europa zu einem neuen Stil konsolidiert hatte, der mit Fug und Recht als »Stil 1930« bezeichnet werden könnte, als ein Kulminationspunkt aller bisherigen Bemühungen von Werkbund und Bauhaus. Die Errungenschaften der zwanziger und dreißiger Jahre auf dem Gebiet des Neuen Bauens, der Malerei, der Typografie sowie aller Sparten des Designs verliehen der Epoche ein mehr oder weniger geschlossenes Erscheinungsbild, das wir heute als Klassische Moderne bezeichnen. Trotz der Unterschiede zwischen den jeweiligen Tendenzen des Neuen Bauens, die in den verschiedenen Strömungen von Funktionalismus, Rationalismus, organischem Bauen, Konstruktivismus, Neoplastizismus etc. zum Ausdruck kamen, überwog doch das Bekenntnis zu einer modernen Architektur und Raumgestaltung, wie sie auf den großen nationalen und internationalen Bau- und WerkbundAusstellungen in Stuttgart 1927, Zürich und Brünn 1928, Breslau 1929, Stockholm 1930, Berlin 1931, Wien 1932 zu sehen war. Die um 1930 erarbeiteten Gestaltungsgrundlagen und Raummodelle – und dies gilt in besonderem Maße für den Wohnhausbau – strahlen auch heute noch eine ungebrochene Attraktion aus und finden sich in Entwürfen und Bauten zeitgenössischer Architekten wieder. Dies mag erklären, warum man sich heute verstärkt darum bemüht, Häuser aus jener Zeit zu untersuchen, zu renovieren und einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Abbildungen: 2.1 Haus Schröder, Utrecht, Gerrit Rietveld 1924 2.2 Hôtel Tassel, Brüssel, Victor Horta 1893–95 2.3 Villa Esche, Chemnitz, Henry van de Velde 1902/03, Musikzimmer 2.4 Villa Esche, Chemnitz, Henry van de Velde 1902/03, Speisezimmer 2.5 Ward W. Willits House, Highland Park Illinois, Frank Lloyd Wright 1902/03 2.6 »Frankfurter Küche«, Margarete Schütte-Lihotzky, Skizze 2.7 »Frankfurter Küche«, Margarete Schütte-Lihotzky 1927 2.8 Haus Schröder, Utrecht, Gerrit Rietveld 1924, Grundriss 1. Obergeschoss, geöffneter Zustand 2.9 Haus Schröder, Utrecht, Gerrit Rietveld 1924 Grundriss 1.Obergeschoss, geschlossener Zustand 2.10 Haus Schröder, Utrecht, Gerrit Rietveld 1924 2.11 Maison Citrohan, Le Corbusier, Skizze 2.12 Einfamilienhaus in der Weißenhofsiedlung, Stuttgart, Le Corbusier 1927/28 2.13 Barcelona-Sessel, Ludwig Mies van der Rohe 1929 2.14 Haus Tugendhat, Sergius Ruegenberg 1928, Innenraumstudie 2.15 Haus Tugendhat, Brünn, Ludwig Mies van der Rohe 1928–30 2.16 Haus Schminke, Löbau, Hans Scharoun 1932–33 2.17 Villa Müller, Prag, Adolf Loos 1928–30, Schnitt 2.18 Villa Müller, Prag, Adolf Loos 1928–30 2.19 Villa Mairea, Noormarkku/Finnland, Alvar Aalto 1937–39, Grundriss Erdgeschoss 2.20 Villa Mairea, Noormarkku/Finnland, Alvar Aalto 1937–39

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Praxis des Innenausbaus Gerhard Landau und Ludwig Kindelbacher, München

Die Innenräume von Gebäuden sind die alltäglichen Aufenthalts- und Arbeitsstätten der Nutzer. Daher kommt ihrer Gestaltung eine sehr hohe funktionale wie auch ästhetische und emotionale Bedeutung zu. Nicht zuletzt aus diesen Gründen sollte es das Ziel des Innenausbaus sein, die einzelnen Funktionen im Zusammenspiel mit der Ästhetisierung des Alltäglichen zu erfüllen. In diesem Sinn verstehen wir seine Gestaltung als gesamtheitliche Raumkonzeption. Es geht dabei nicht darum, ausschließlich standardisierte Industrieprodukte zu verwenden oder der Architektur einzelne Elemente als dekoratives Beiwerk hinzuzufügen. Aufgabe ist vielmehr das individuell für den jeweiligen Entwurf entwickelte Raumkonzept. Die gängige Raumgestaltung mit ihrer tradierten Zuordnung von Bauteilen hat zu einer Abstumpfung unserer Sehgewohnheiten geführt. Dem gegenüber steht die konzeptionelle Entwicklung einer Entwurfsidee, die konsequent bis in die Detaillösungen fortgeführt werden sollte: Ausbaudetails, Formen und Materialien dienen als entwurfsunterstützende Elemente und sind nicht Selbstzweck, durch ihre Komposition wird der Innenraum gebildet. Innenräume zu gestalten und zu planen unterliegt in erster Linie den gleichen Grundsätzen wie die Arbeit im Hochbau. Da jedoch beim Innenausbau thermische und energetische Anforderungen eine untergeordnete Rolle spielen, ist die konstruktive Freiheit größer und erweitert damit zugleich die Möglichkeiten der Raumgestaltung. Hinzu kommen jedoch Anforderungen an Raumakustik und Beleuchtung. Die Planung des Innenausbaus wird durch eine Vielzahl vorgegebener Rahmenbedingungen determiniert: Zu den zentralen Fragestellungen gehören neben der Interpretation der Schnittstellen von innen und außen die Nutzungsfrequenz und die Auslegung der Nutzungsdauer. Behördliche Verordnungen, Arbeitsschutz, Sicherheitsanforderungen und ähnliche Auflagen können darüber hinaus großen Einfluss auf die Gestaltung von Innenräumen haben. Beginnend mit der Definition der Aufgaben beim Bauen im Bestand und bei der Neubauplanung werden nun die für den Innenausbau relevanten Tätigkeitsbereiche vorgestellt. Dabei wird erläutert, welche technischen Anforderungen von welchen Bauteilen generell übernommen werden können, und anhand von Beispielen demonstriert, welche Funktionen und Materialien ihnen im Falle spezieller Entwurfskonzepte zugeordnet wurden.

Bauen im Bestand – Umbau und Modernisierung Das Bauen im Bestand gehört heute sicherlich zu einer der häufigsten Planungsaufgaben. Mieterwechsel, neue Nutzungen, Änderungen im Erscheinungsbild von Firmen, Renovierungen und oftmals der Wunsch nach Veränderung und Erneuerung geben den Anlass zu Aufträgen in diesem Bereich. Eine genaue Erkundung und Beurteilung der vorhandenen räumlichen Gegebenheiten ist Voraussetzung für eine erfolgreiche Planung. Die Raumhülle ist in Hinblick auf die bestehenden Strukturen zu analysieren. Es gilt, die tragenden Bauteile zu erkennen, um sich ein Bild von den statischen Möglichkeiten zu machen. Besonderheiten des Gebäudes bzw. der Räumlichkeiten wie zum Beispiel der Bezug von innen und außen, Ausblicke, Emissionsbelastungen, natürliche Belichtung, natürliche Belüftung, öffentliche und interne Bereiche haben Einfluss auf die Gestaltungsmöglichkeiten und sind diesbezüglich zu überprüfen. Daneben ist es hilfreich, baurechtliche Belange vor Planungsbeginn zu klären, um gestalterische Spielräume auszuloten und den Projektablauf koordinieren zu können. So bedürfen Nutzungsänderungen oftmals einer behördlichen Erlaubnis und stellen bei Innenausbauten unerwartete Anforderungen an die Genehmigungsplanung. Nicht selten wird ein Stellplatznachweis oder ein Freiflächengestaltungsplan als Bestandteil des Antrages auf Nutzungsänderung von der zuständigen Behörde gefordert. Gerade bei Umbau- und Sanierungsmaßnahmen spielt auch der Denkmalschutz eine nicht unerhebliche Rolle. Denkmalpflegerische Genehmigungen müssen eingeholt, Befundanalysen gegebenenfalls erbracht oder Originalfassungen bei Einbauten und Bauteilen wieder hergestellt werden. In diesem Zusammenhang erleichtern Kenntnisse und Verständnis der historischen Bauweisen den Umgang mit der alten Substanz. Bei jüngeren Gebäuden sind vor allem die brandschutzrechtlichen Vorgaben zu prüfen und gegebenenfalls in die Planung mit einzubinden. Im Geschossbau müssen die Rahmenbedingungen von technischem Ausbau, Ver- und Entsorgung mit einbezogen werden. Außerdem gewinnt der Umgang mit den Altlasten (Asbest, PCB etc.) in Anbetracht der planerischen und finanziellen Belange an Bedeutung. All diese Faktoren müssen vom Planer berücksichtigt werden, um die vorhandene bauliche Substanz zu bewerten. Sie stellen gleichzeitig besondere Herausforderungen an den 31

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Entwurf. Wesentlich ist dabei, dass die vorgefundenen Gegebenheiten (feste und lose Einbauten, Bauteile, die nicht entfernt werden können, ungünstige Grundrisse und Raumproportionen) den Entwurfsprozess nicht einschränken. Gerade durch solche Zwänge können sich interessante Lösungen ergeben: Mit der Umsetzung unkonventioneller Ideen entstehen individuelle, auf die jeweilige Situation zugeschnittene Raumkonzepte, so zum Beispiel beim Ausbau einer zahnärztlichen Praxis (Abb. 3.3). Abbildung 3.2 zeigt die Situation vor dem Umbau der Praxisräume, deren kleinteiliger Grundriss es nicht ermöglichte, den Wartebereich im Flur natürlich zu belichten. Da das Gebäude aus den 50er-Jahren stammt und als Stahlskelettbau mit relativ großen Spannweiten ausgeführt ist, konnten die bestehenden Trennwände abgebrochen und der Innenraum nun als großzügiges Raumgefüge organisiert werden, sodass auch der Wartebereich aus dem Flur herausgenommen werden konnte. In den frei eingestellten Raumteilern zwischen der Erschließungszone und den Behandlungsräumen sind auf der Flurseite Vitrinen untergebracht, die ein kleines »Dentalmuseum« beherbergen. Auf der anderen Seite der Raumteiler, welche den eigentlichen Praxisräumen zugewandt ist, befinden sich die Hinterkopfzeilen der Ärzte. Durch die abnehmbaren Edelstahlpaneele ist der Zugriff auf die dort untergebrachten medizinischen Utensilien jederzeit gewährleistet. Das Deckensegel, das sich mit einer deutlichen Fuge vom Bestand ablöst, integriert die Beleuchtung und die Klimatisierung. Ein weiterer wichtiger Aspekt bei Planungen in Bestandsbauten ist die Koordination des Projektablaufs. Faktoren wie etwa das Bauen bei laufendem Betrieb oder unter beengten Verhältnissen, die Berücksichtigung nachbarlicher Belange und gegebenenfalls das Schützen nicht betroffener Bauteile müssen bedacht und mit eingeplant werden. Innenausbau als Bestandteil einer Neubauplanung Getrennter Planungsauftrag für Hoch- und Innenausbau Werden bei einem neuen Gebäude Hochbau und Innenausbau von verschiedenen Architekten ausgeführt, so ist es wichtig, beides möglichst von Beginn an zu koordinieren. Durch die Einbindung des Innenausbaus in die Gebäudeplanung sind Wünsche und Anregungen sowohl bei der Grundrissgestaltung als auch bei später unveränderlichen Bauteilen möglich. So können zum Beispiel statische Gegebenheiten angepasst und genehmigungsrechtliche Forderungen berücksichtigt werden. Die von Investoren bzw. Vermietern vertraglich festgelegten Ausstattungsmerkmale sind dann jedoch gegebenenfalls neu mit den zukünftigen Mietern zu verhandeln. Auch sollte die Kostenübernahme genau geregelt werden. Die enge Abstimmung mit den einzelnen Gewerken des technischen Ausbaus sowie die Integration des Innenausbaus in den Ablauf des gesamten Projekts eröffnen neue gestalterische Perspektiven und vereinfachen oftmals die Planung. Um Differenzen bei der Ausführung zu vermeiden, ist es allerdings notwendig, Schnittstellen zwischen den einzelnen Gewerken präzise und sinnvoll zu planen. Solche Absprachen, die Teilnahme an übergreifenden Besprechungen und das Koordinieren der jeweiligen Wünsche von Nutzern und Fachplanern unterstützen den Projektablauf.

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Durch Beauftragen von Firmen, die bereits am Hochbau beteiligt sind, können zusätzliche Synergien hinsichtlich der Kosten und der Terminplanung erzielt werden. Die Abstimmung von Hochbau und Innenausbau ist dabei weitestgehend von der Kooperationsbereitschaft der beauftragten Architekten abhängig. Konzeption von Gebäude und Ausbau »aus einer Hand« Im Idealfall wird der Architekt mit der Gesamtplanung des Gebäudes beauftragt: Gestalterische Ideen können dann ohne die oben erwähnten Interessenskonflikte entwickelt und umgesetzt werden. Damit besteht die Möglichkeit, ein Gesamtkonzept, das von Tageslichtsteuerung über Beleuchtung, Gebäude-Automation und -Technik bis hin zur Gestaltung der Außenanlagen alles umfasst, konsequent zu verwirklichen. Der Ablauf des Innenausbaus ist ebenso wie die Ausschreibung und Vergabe der Leistungen Bestandteil der Gesamtplanung, die angesprochenen Schnittstellen der Gewerke können zentral koordiniert werden. Die Bauteile Böden Funktion: Belag, Installationsträger, Heizen, Kühlen, Klimatisieren, Lüften, Leitsysteme, Zonierung. Der Bodenbelag sollte die an ihn gestellten funktionellen und gestalterischen Anforderungen optimal erfüllen. In diesem Zusammenhang sind neben der Nutzungsfrequenz der Einbauort (die Lage im Gebäude) und die technischen Rahmenbedingungen wesentlich. Zu letzteren zählen vor allem die Untergrundbeschaffenheit, Anforderungen an Trittund Schallschutz, Aufbauhöhen sowie Übergänge und Anschlüsse zu den angrenzenden Bereichen bzw. Bauteilen. Bei der Filiale der HypoVereinsbank am Marienplatz in München (Abb. 3.14, S. 40) musste die lagebedingte, hohe Nutzungsfrequenz bei der Auswahl des Bodenbelags besonders berücksichtigt werden. Einschränkend kam hinzu, dass der polygonale und konisch zulaufende Grundriss keine einheitliche, ruhige Geometrie zuließ und damit die Verwendung von Natursteinbelägen nicht möglich war. Die eingebrachte homogene und fugenlose Kunstharzbeschichtung unterstreicht das Entwurfskonzept der »inneren Passage« und bietet gleichzeitig die Detaillösungen für die Ausbildung der Stufen, die den vorhandenen Niveauunterschied überwinden. Sowohl die Tritt- als auch die Setzstufen sind mit Kunstharz überzogen und ermöglichen auch in diesem Bereich die störungslose Durchgängigkeit des monolithischen Bodenbelags. Die aufklappbare Sockelleiste an der Wand ist aus lackierten MDF-Platten ausgeführt. Die hinter ihr laufenden Kabelkanäle bieten flexible Verlegemöglichkeiten für Stromleitungen und variable Anschlüsse für die EDV im gesamten Erdgeschoss. Wie dieses Beispiel zeigt, ist bei bestehenden Gebäuden zu beachten, dass unterschiedlichste Ausgangssituationen bestehen können, welche die Wahl des Belags einschränken. Hierbei kann es sich neben problematischen Grundrissen um brüchige oder unterschiedliche Bestandsestriche, schwierig zu behandelnde Untergründe wie Dielen, stark saugende oder abkreidende Zementböden oder alte, nicht zu entfernende Fußbodenbeläge handeln. Die vorgefundenen Höhen der Fußböden können unter Umständen die Auswahl möglicher Aufbauten bzw. Beläge weiter eingrenzen, Schwierigkeiten bei den Anschlusshöhen

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müssen berücksichtigt werden. Sofern jedoch der bestehende Estrich vollständig entfernt werden kann, entspricht die Auswahl an möglichen Aufbauten im Grunde derjenigen, die dem Planer bei einem Neubau zur Verfügung steht. Für welchen Aufbau er sich letztlich entscheidet, ist abhängig von den spezifischen Anforderungen: Auswahlkriterien können u.a. die Trocknungsdauer, das Einbringen von Feuchtigkeit in das Gebäude, anfallende Kosten, das Gewicht, die Schall- und Wärmeschutzanforderungen sowie die Belastbarkeit oder die Montagemöglichkeiten sein. Auch die Wahl des Oberbelags wird dadurch mit bestimmt – ob zum Beispiel Terrazzo oder ein oberflächenbehandelter Estrich wie im Falle der HypoVereinsbank. Darüber hinaus gibt es eine Reihe weiterer Faktoren, die bei der Planung zu berücksichtigen sind: • die hohen Temperaturen, die beim Einbringen von Gussasphalt entstehen und bei Installationen von Haustechnik im Estrichbereich unbedingt zu beachten sind, • die Feuchtigkeitsempfindlichkeit des Anhydrid-Estrichs, • die Anordnung von Estrich- und Gebäudefugen, • die Verträglichkeit der Estriche mit einer Fußbodenheizung. Doppel- und Hohlraumböden bieten eine hohe Flexibilität und ermöglichen ein leichtes Nachrüsten der technischen Ausstattung. Allerdings sind Einbauten wie Bodentanks, Revisionsöffnungen oder das Raster von Doppelböden schon bei der Planung mit zu bedenken. Der Bodenbelag ist in seiner Wirkung auf den Raumeindruck prägend und damit entwurfsbestimmend; gleichzeitig ist seine Wahl von der jeweiligen Nutzungsart und -frequenz, also der spezifischen Beanspruchung abhängig. Damit entscheiden gestalterische und praktische Anforderungen des Entwurfs unter Berücksichtigung des Grundrisses über Glanzgrad, Fugenbild, Fugenbreite oder Fugenlosigkeit sowie Verlegerichtung, Verhalten zum einfallenden Licht, die Entstehung von Streiflicht oder die Interaktion mit aufgehenden Bauteilen (Wänden). Bei dem in Abbildung 3.6 gezeigten Kleiderladen in New York ist der Bodenbelag aus grauem Linoleum raumprägend. Hier wird nicht mehr zwischen Boden- und Wandfläche unterschieden, Kassentisch und Treppengeländer sind aus der grauen Fläche ausgeschnitten, die sich wie eine zweite Haut über die begrenzenden Bauteile legt. In öffentlichen oder medizinischen Bereichen sind neben den bereits erwähnten Anforderungen zusätzliche technische Eigenschaften bei der Wahl des Bodens ausschlaggebend. Abhängig von der Bauaufgabe sind dies: • Rutschsicherheit, • Leitfähigkeit und Brandverhalten, • Art und Aufwand der Reinigung, • Schmutzverhalten, • Hygiene, • die Haltbarkeit der Oberflächen, • Ausdünstverhalten, Schadstoffe. Nicht zuletzt sind die Reparaturmöglichkeiten als Auswahlkriterium zu berücksichtigen.

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Wände Funktion: Raumbegrenzung, Außenwand/Innenwand, tragend/nicht tragend, flexibel, abschirmend (Schall, Licht, Sicherheit, Strahlung), transparent/transluzent, Installationsträger, Verblendung, Bekleidung, Funktionseinheit (Möbel), Wand mit Auflagen (Brandschutz etc.), Beleuchtungsträger, Lichtlenkung. Bestandswände Bei vorhandenen Gebäuden steht vor dem Entwurf die Analyse, d.h. erster Schritt der Planung ist die Feststellung des Sanierungsbedarfs von Wänden, die als Bausubstanz integriert werden müssen. Nachfolgend werden einige der wesentlichen Aspekte, die in diesem Zusammenhang von Bedeutung sein können, aufgeführt: Maßnahmen wie Aussalzung und Entfeuchtung, Entfernen loser Putzstellen, Sicherung alter Verkleidungen und Oberflächen oder deren Restaurierung bzw. Erneuerung von Putz. In einigen Fällen kann es erforderlich sein, das Mauerwerk oder tragende Strukturen wie etwa Fachwerk freizulegen. Darüber hinaus gilt es, die Möglichkeiten der Oberflächenbehandlungen und auch die bestehenden Wände an die baulichen und behördlichen Auflagen anzupassen. Neubauwände Bei Neubauten wird die Gestaltung der Wandflächen zunächst durch die entwurfsabhängige Entscheidung für eine massive oder leichte Bauweise bestimmt. Bei der massiven Bauweise ergeben sich traditionelle Gestaltungsmöglichkeiten: • Sichtmauerwerk mit den unterschiedlichsten Materialien und Oberflächen, • Sichtbeton mit den unterschiedlichsten Schalungsbildern: Reliefbildung durch Bearbeitung der Schalung vor dem Betonieren, Oberflächenbehandlung nach dem Betonieren (Scharrieren, Stocken etc.) sowie die verschiedenen Farbigkeiten, die durch Verwendung unterschiedlicher Zuschlagsstoffe und Körnungen entstehen. Außerdem können glatte oder strukturierte Putze und deren Anstriche zur Wandgestaltung in massiver Bauweise herangezogen werden. Bei Glättputzen und Putzen mit geringer Körnung ist auf eine gute Vorbereitung des Untergrunds und eine sorgfältige Ausführung zu achten, da Streiflicht jede Unebenheit und die Glätte jeden Riss sichtbar machen. Die gewünschte Oberflächenqualität wird durch Einlegen von Glasfaservliesen in Verbindung mit anschließendem Spachteln der Wände erzielt. Anstriche können den unterschiedlichsten gestalterischen Ansprüchen gerecht werden und von tiefmatt bis hochglänzend jeden Glanzgrad erhalten: Die verschiedenen Techniken (Stucco lustro, Wischtechniken, Lasuren etc.) lassen in Verbindung mit den Materialeigenschaften der angebotenen Putze einen großen gestalterischen Spielraum.

freistehende Möbel als raumteilende Elemente einzusetzen oder aber mobile Wandelemente in Form von Falt-, Klapp-, Schiebe- oder Rollwänden auszubilden. Diese können aus transparenten, semitransparenten und diaphanen Materialien (Glas, Kunststoffe, Gewebe, Gitter, Netze, Lochbleche, Lattungen) hergestellt werden. Der auf Seite 84ff. gezeigte Kosmetikladen erhält seine räumliche Gliederung durch die von der Decke abgehängten raumhohen, durchscheinenden Bahnen aus Organza, die mit ihren geschwungenen Formen das Marken-Image der präsentierten Produkte unterstreichen. Die für Massiv- wie für Leichtbauwände bestehenden behördlichen und baulichen Anforderungen können unter Umständen entwurfsbestimmend sein. Je größer das zu entwerfende Bauvorhaben ist, desto höher werden die Anforderungen an Brand- und Schallschutz sowie die Vorgaben für Trennwände zwischen den einzelnen Einheiten. Bei den Wandverkleidungen ist das Materialangebot noch größer, da die Anforderungen an einen Wandbelag vergleichsweise gering sind. Die Verkleidungen können im Rahmen des Entwurfskonzepts verschiedene Funktionen übernehmen: • Integration in das Beleuchtungskonzept, • Übernahme der akustischen Anforderungen, • Installationsebene für Medien, • Installationen zeigen oder verdecken. Um den geforderten Bleigleichwert zur Erfüllung des Strahlenschutzes zu erreichen, wurde bei der in Abbildung 3.4 gezeigten kieferorthopädischen Praxis in Ramstein eine sichtbare Verkleidung aus Walzblei auf die Außenseiten der Röntgenkabine aus Gipskarton gelegt. Durch diese Detailausbildung wird gleichzeitig die Funktion des Raums anschaulich. Um die Stöße der Bleibahnen zu verdecken und eine mechanische Beschädigung der weichen Bleiverkleidung zu verhindern, sind Buchenholzleisten aufgesetzt. 3.7

Gegenüber der massiven Bauweise bietet die Ausführung leichter Wände – etwa von Gipskartonwänden – den Vorteil, dass sie ein geringeres Gewicht haben und in aller Regel flexibel und demontierbar sind. Sie können den gleichen gestalterischen und technischen Anforderungen wie massive, verputzte oder verspachtelte Wände genügen. Für Innenwände, die nur geringe technische Anforderungen erfüllen müssen, sind die Gestaltungsmöglichkeiten nahezu unbegrenzt. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, auch 35

Wandverkleidungen können prinzipiell auf zwei Arten angebracht werden. Neben den unsichtbaren Befestigungen mittels Hängesystemen, Einhängleisten, Klebetechniken oder verdeckten Halterungen, wie etwa in Fugen gesetzte Befestigungen, gibt es sichtbare Klippsysteme, welche die Ablesbarkeit der jeweiligen Befestigungsmittel (Schrauben, Falze, Nieten) zum Thema haben. Darüber hinaus gibt es planare Verschraubungen und weitere Möglichkeiten, die jedoch immer dem Material und den statischen Anforderungen angepasst werden müssen. Decken Funktion: Raumbegrenzung, Dach, Bedachung, tragend/ nicht tragend, abschirmend (Schall, Licht, Sicherheit, Strahlung), transparent/transluzent, Installationsträger, Verblendung, Bekleidung, Decke mit Auflagen (Brand-, Schallschutz etc.), Beleuchtungsträger, Lichtlenkung, Heizen, Kühlen, Klimatisieren, Zonierung. Bestandsdecken Auch hier steht zu Beginn die Analyse der vorhandenen Bausubstanz. Der Sanierungsbedarf von Decken, die in den Entwurf integriert werden, kann prinzipiell mit den Anforderungen verglichen werden, die der Planer bei den Wänden zu berücksichtigen hat. Allerdings muss bei Decken besonders auf statische Belange geachtet werden. Die Lage von Trägern, alten Verkleidungen und Stuck sowie historische Bodenbeläge machen das Öffnen von Decken zu Analysezwecken oftmals schwierig und aufwändig.

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Neubaudecken Erster Schritt der Planung ist die entwurfsabhängige Unterscheidung in massive und abgehängte Decken. Bei gleichzeitiger Gestaltung des Rohbaus kann der Architekt auf die Ausführung der tragenden, massiven Decken (Geschossdecken und Dächer) Einfluss nehmen. Er ist dann in der Lage, Deckendurchbrüche und Öffnungen für Licht, Installation oder die Erschließungen in den Entwurf einzuplanen. Die Decken können entweder mit sichtbarer Konstruktion, also unverkleidet belassen oder aber verputzt werden. Abgehängte Unterkonstruktionen bieten die Möglichkeit, Installationen zu verdecken. Systemdecken mit Paneelen aus Metall, Gipskarton, Glas, Faserplatten oder Holz wahren die Zugänglichkeit zu Installationen und auch ihre Revidierbarkeit. Außerdem ist hier die Integration technischer Eigenschaften – Kühlen, Heizen, Lichtlenkung, Beleuchtung, Lüftung – problemlos möglich. Flächige Decken, etwa aus verspachtelten Gipskartonplatten, ermöglichen die Ausführung von ruhigen, fugenlosen Deckenspiegeln. Die Lage von Revisionsöffnungen sowie Ausschnitten für Licht und Lüftung sollte allerdings frühzeitig geplant werden, da die Zugänglichkeit von Hohlräumen gegenüber den Systemdecken nur eingeschränkt möglich ist. Deckenstöße und Übergänge zu anderen Baustoffen sind in Anbetracht entstehender Streiflichtsituationen sorgfältig auszuführen. Sofern es gestalterisch sinnvoll ist, ermöglicht die Ausbildung von Schattenfugen eine saubere Ablösung der Decke von anderen Bauteilen und darüber hinaus die unauffällige Anbringung der Zu- und Abluftauslässe. Auch die Anforderungen hinsichtlich Brandschutz und Akustik können von Gipskartondecken durch entsprechende Maßnahmen problemlos erfüllt werden. Sofern keine konstruktiven Anforderungen an die Decken bestehen, ist die Auswahl der

zur Verfügung stehenden Materialen groß: Streckmetall, Glas, Holz, Textilien etc. sorgen für Gestaltungsspielraum. Die abgehängten Deckensegel im Bayerischen Kunstgewerbeverein in München etwa (Abb. 3.9) zonieren den Grundriss und gliedern das Raumprofil. Sie beziehen sich geometrisch auf die einzelnen Funktionsbereiche des Grundrisses und integrieren gleichzeitig das Beleuchtungskonzept. Die Gipskartonelemente wurden im Werk vorgefertigt, sodass eine sehr präzise Ausführung der Aufkantung gewährleistet ist; die Abhängung erfolgt mittels Gewindestäben. Hinter den Gipskartonaufkantungen der Segel sind die Leuchtstoffröhren der indirekten Beleuchtung platziert, die schwenkbaren Downlights, die in einzelnen Bereichen zusätzlich Akzente setzen, wurden nachträglich eingeschnitten. Treppen Die gestalterische Einbindung einer Treppe in das Gesamtkonzept des Innenausbaus hinsichtlich der Grundrissgeometrie, der Materialwahl, der Übergänge zu angrenzenden Bauteilen sowie der Beleuchtung (natürliches oder Kunstlicht) ist von großer Bedeutung. Das Raumgefüge kann durch die Gestaltung einer massiv oder filigran ausgeführten Treppe bewusst fortgeführt oder unterbrochen werden. Sie kann im Innenausbau notwendige Funktionstreppe oder eine gestaltete dreidimensionale Raumskulptur werden, wobei jedoch auch hier verbindliche Auflagen zu beachten sind. Die technischen und behördlichen Grundlagen für den Treppenbau sind umfangreich dokumentiert. Je nach dem persönlichen Sicherheitsbedürfnis der Nutzer sind allerdings Befreiungen durch den Bauherren möglich und

erlauben dem Planer so die Umsetzung von Sonderlösungen, die jenseits der behördlichen Vorgaben liegen. Besondere Herausforderungen an Konstruktion und Gestaltung stellen die Anbindung an die angrenzenden Bauteile im Auflagerbereich und der seitliche Anschluss der Wangen an die Wände im Hinblick auf Trittschall und Statik dar. Zusätzliche Funktionen machen die Treppe zu mehr als nur zu einer reinen Verbindung zweier Geschosse. Durch die in den Abbildungen 3.10 und 3.11 gezeigte Treppe in einer viergeschossigen Wohnanlage in Dachau wurden zwei übereinander liegende Wohnungen zusammengeschlossen. Die filigrane Konstruktion durchstößt die vorhandene Stahlbetondecke. Sie ist als freie Skulptur in den Grundriss eingestellt und wird als raumbildendes Element zum Blickfang in den Wohnräumen. Zwei Läufe der Treppe sind freitragend ausgebildet, die Lastübertragung erfolgt über Stahlschwerter in den Setzstufen auf eine Stahlunterkonstruktion hinter den Holzpaneelen. Die Lasten der Podeste und des dritten Laufs werden über stufenförmige Träger in eben diese Stahlunterkonstruktion eingeleitet. Somit ist die Treppe von der bestehenden Wohnungstrennwand losgelöst und eine Schallübertragung in die Nachbarwohnungen wird vermieden. Das vom Raum aus kaum wahrnehmbare Treppengeländer besteht aus ESG-Glas (10 mm) und ist in eine Nut in den Treppenstufen eingepasst. Die drei miteinander verklebten Glasscheiben des Geländers steifen sich gegenseitig aus. Die Holzfaltung wird durch die in Decke und Boden integrierten Up- und Downlights beleuchtet, was die skulpturale Wirkung der Treppe unterstreicht.

3.9

37

Möbelbau

3.10

3.11

38

Die Umsetzung der Ausstattungsaufgaben kann durch Serienmöbel, durch die Verwendung von Möbelsystemen, die ergänzt und erweitert werden können, oder aber durch den Entwurf und die Herstellung individueller, auf die jeweilige Situation abgestimmter Möbel erfolgen. Der Möbelentwurf bietet den Vorteil, dass die einzelnen Elemente nach den Vorstellungen der Nutzer mit den entsprechenden Materialien und Texturen angefertigt werden können. Das Möbel ist in diesem Fall völlig in das Konzept des Innenausbaus eingebunden: So kann es beispielsweise raumgliedernde Funktionen übernehmen wie etwa bei der Schmuckgalerie in München, um die es weiter unten gehen wird. Die gezielte Integration zusätzlicher technischer Funktionen (Beleuchtung, Haus-, Informationstechnik) ist ebenso möglich. Vom klassischen Schreinermöbel aus Holzwerkstoff (massiv, beschichtete oder rohe Trägerplatten) über Glas-StahlKonstruktionen, Beton- und Mauerwerksentwürfe bis hin zu Kunst- und Recyclingstoffen bieten die zur Verfügung stehenden Materialien eine Fülle von Möglichkeiten. Neben dieser Vielzahl an einzusetzenden Werkstoffen und deren Kombinationen bietet auch die Oberflächenbehandlung ein breites Spektrum an Gestaltungsvarianten. Klassische Beschichtungen mittels Lacken und Lasuren sind ebenso denkbar wie die Bearbeitung durch Sandstrahlen, Schleifen, Bürsten, Polieren, Ätzen oder Patinieren, um nur einige Möglichkeiten zu nennen. Bleiben Oberflächen unbehandelt, so können Gebrauchsspuren (Patina) einen besonderen Effekt ergeben. Bei natürlichen Werkstoffen ist auch eine Veränderung durch Alter und Licht möglich – Oberflächenbeschichtungen können sich ebenfalls im Laufe der Zeit wandeln und damit das Aussehen des Möbels verändern. Als Beispiel dafür, wie ein maßgeschneidertes Möbel vielfältige Anforderungen erfüllen und verschiedene Nutzungen in sich vereinen kann, soll hier der zentrale Raumteiler der auf Seite 80ff. abgebildeten Galerie für zeitgenössischen Schmuck in München angeführt werden. Das Möbel gliedert die Galerie in Verkaufs- und Werkstattbereich und ist eleganter Raumabschluss für den Laden. Die dem Verkaufsraum zugewandte Seite aus gebürstetem Edelstahl beinhaltet einen auf Schienen ausfahrbaren Thekenkubus, die Kasse und Vitrinen. Die Rückseite zeigt sich als vollkommen flächige, aus gebleichtem Ahorn gefertigte Paneelwand, die in unterschiedlich große Fächer unterteilt ist. In sie sind die Bürofunktionen der Galerie integriert. Die Rückseite lässt sich mit einfachen Handgriffen in einen vollständigen Arbeitsplatz verwandeln: Bei Bedarf wird eine Schreibtischplatte ausgeklappt, in weiteren Fächern befindet sich Stauraum für Ordner – auch Kühlschrank und Espressomaschine fehlen nicht. Die in einer Reihe angeordneten Ausstellungsvitrinen, die im Ladenbereich zu sehen sind, werden ebenfalls über Klappen von dieser Seite des Raumteilers aus bestückt (Abb. 3.12, 3.13). Die flächenbündige Ausführung aller Details, die unsichtbar befestigten Magnetverschlüsse und damit der Verzicht auf Beschläge tragen zur skulpturalen Wirkung dieses Möbels bei. Um möglichst präzise Eckausbildungen zu erzielen, wurden die Edelstahlbleche mittels einer Furnierpresse und Zwei-Komponenten-Klebstoff auf Trägerplatten aufgezogen und anschließend auf Gehrung verarbeitet.

3.12

Als zweiter wesentlicher Gesichtspunkt ist beim Entwurf von Möbeln und Einbauten neben der Materialwahl die Konstruktion der Elemente zu durchdenken. Davon abhängig ergeben sich Plattengrößen, Gewicht, Montagefähigkeit. Ebenso müssen der Transport zum und im Gebäude sowie die Einbringmöglichkeiten am Einbauort berücksichtigt werden. Konstruktionsfugen können entweder als Schattenfugen bewusst und sichtbar ausgeführt sein oder, wenn sie nicht als Gestaltungsmittel gedacht sind, mehr oder weniger unsichtbar. Die einzelnen Schritte der Montage müssen in den Bauablauf eingeplant und mit den anderen Gewerken koordiniert werden. Bei der Auswahl von Material, Beschlägen (fixe und lösbare Verbindungen) und Oberflächen muss der Planer die Nutzungsfrequenz, die Höhe und Art der Beanspruchung, die Haltbarkeit sowie den Aufwand für die Pflege von Anfang an mit bedenken. Licht

3.13

Licht ist ein wesentlicher Bestandteil bei der Gestaltung von Innenräumen: Die Beleuchtung beeinflusst die Wirkung der Materialien und ihrer Oberflächen, Räume können zoniert und gegliedert, unterschiedliche Bereiche ihren Anforderungen entsprechend ausgeleuchtet werden. Die Wirkung der Oberflächen in Bezug auf Reflexionsgrad und Leuchtdichte bestimmt den Raumeindruck. In diesem Zusammenhang spielt die Lichtfarbe für das Wohlbefinden der Menschen und die Wirkung der beleuchteten Objekte eine entscheidende Rolle. Das Tageslicht ist das wichtigste Licht für den Raum, es vermittelt den Bezug nach außen, wobei gleichzeitig darauf geachtet werden sollte, dass keine Blendungen auftreten. Über die Fassaden und die Fensterflächen kann mittels Lichtlenksystemen Tageslicht in die Tiefe des Raums geführt werden. Am Schnittpunkt zwischen innen und außen sind die notwendigen Sonnen- und Blendschutzeinrichtungen gestaltbestimmend: Durch eine bewusste Lichtplanung kann eine Verbindung von Innen- und Außenraum erzielt werden. Die Außenwirkung von Schaufensterflächen zum Beispiel ist vom Verhältnis der Innenraumbeleuchtung zur Intensität des Tageslichts abhängig. So wird die blaue Lichtfarbe der Leuchtstoffröhren bei dem auf Seite 84ff. gezeigten Kosmetikladen in New York zum geheimnisvollen Leuchten im Straßenraum, das die Passanten förmlich zu einem Besuch auffordert. Kunstlicht wird ergänzend oder als Ersatz für Tageslicht aus den Nutzungen eines Raums entwickelt. Durch eine gezielt eingesetzte Beleuchtung können Bauteile, Ausstellungsgegenstände oder Waren effektvoll inszeniert werden (Abb. 3.15, 3.16). Lichtkegel, Schattenwürfe, unterschiedliche Helligkeiten und Farben sind gestalterische Elemente der Lichtplanung. Bei der in Abbildung 3.14 vorgestellten Bankfiliale in München, die den Charakter einer öffentlichen Passage vermittelt, sind es die in die Decke integrierten Lichtbänder, die zur Überhöhung der Raumausrichtung und der damit verbundenen Fernwirkung auf den davor liegenden Marienplatz beitragen. Zusätzlich zur indirekten Beleuchtung können hier je nach Bedarf Richtstrahler über eine verdeckt montierte Stromschiene eingesetzt werden. Die geforderte bildschirmgerechte Grundausleuchtung von 500–750 Lux wird mittels einer Doppelreihe Deckenstrahler, die mit 39

3.14

Kompaktleuchtstofflampen versehen sind, erzielt. Lichtsimulationen sowie die entsprechenden Berechnungen durch Fachplaner unterstützen die Realisierung von Beleuchtungskonzepten und helfen schon im Vorfeld bei der Einhaltung der erforderlichen Lichtstärken für die jeweiligen Bereiche. Die Position der Nutzer bzw. Betrachter ist der maßgebliche Faktor für die Lage der Lichtquellen im Raum. Aus diesem Grund ist es erforderlich, direkte Blendungen durch Lichtquellen und indirekte Blendungen durch Spiegelung und Reflexion zu vermeiden. Je nach der spezifischen räumlichen Situation kann aus der Vielzahl der vorhandenen Beleuchtungsarten ausgewählt werden – zum Beispiel direkte und indirekte Leuchten, gelenkte und gespiegelte Systeme, Einbau- und Aufbauleuchten. Entsprechend kommen unterschiedliche Leuchtmitteltypen zum Einsatz: Allgebrauchsglühlampen, Hochvoltund Niedervolt-Halogenlampen, Kompakt- und Leuchtstofflampen, Entladungs- und Speziallampen, LED-Leuchten. Ergänzt durch den großen Markt an Leuchtenarten, der von Außen- über Boden- und Deckenleuchten, Tisch- und Stehleuchten, Fluter, Lichtleitsysteme und Strahler bis zu Wandleuchten reicht, können heute fast alle gestalterischen Aufgaben umgesetzt werden. Auch die Anfertigung von Sonderleuchten ist möglich. Aspekte wie die Wärmeleistung der Beleuchtungsmittel müssen von Anfang an mit bedacht werden. Die Wärme ist gegebenenfalls abzuführen, um das Raumklima und die beleuchteten Objekte nicht zu beeinträchtigen. Für die Vitrinen im Raumteiler der Schmuckgalerie von Seite 80ff. werden zum Beispiel Halogen-Kaltlichtspiegel eingesetzt. Sie erzeugen die Lichtbrillanz und die Reflexionen, die für die Wirkung der ausgestellten Schmuckstücke gewünscht waren. Dieselbe Beleuchtungsart wurde auch für die frei im Raum stehenden Edelstahlvitrinen der Galerie gewählt; insbesondere in diesem Bereich musste auf die Abführung der Wärme geachtet werden. Arbeitsplatzbeleuchtung Bei großen Unterschieden in der Ausleuchtung von Arbeitsplatz und Umfeld treten durch die beständige Anpassung des Auges an die verschiedenen Lichtverhältnisse sehr schnell Ermüdungserscheinungen auf, die langfristig zu Sehschwächen führen können. Darum sollte es hier das Ziel sein, Unterschiede in der Leuchtdichte zu minimieren. Bei Bildschirmarbeitsplätzen ist zudem auf eine blendfreie Beleuchtung zu achten. Besondere Aufmerksamkeit erfordert die Ausleuchtung von Arbeitsplätzen im medizinischen und labortechnischen Bereich. Dort treten u.a. durch OP-Leuchten sehr hohe Leuchtdichtewerte auf, weshalb auch an die Beleuchtung der Umgebung Anforderungen von bis zu 1000 Lux gestellt werden. Um trotzdem eine für den Patienten angenehme Atmosphäre zu schaffen, kann zusätzlich mit einer Effektbeleuchtung gearbeitet werden. Technik und Haustechnik Die technischen Gewerke (Heizung, Sanitär, Klima, Elektro-, Förder-, Informationstechnik etc.) sollten von Anfang an in den Entwurfs- und Planungsprozess einbezogen werden. Eine in die Konzeption des Innenausbaus integrierte (Haus-) Technik kann nur durch die enge Zusammenarbeit mit den Fachplanern entstehen. Durch gemeinsames Überprüfen

40

3.15 3.16

standardisierter Vorgaben können, aufbauend auf den ermittelten Richtgrößen, Gesamtlösungen entwickelt werden, in denen dann die Vielzahl der technischen Anforderungen koordiniert ist (Brand- und Einbruchmeldeanlagen, Gebäudeleitsysteme, Raumüberwachung, Zutrittskontrollen, Diebstahlsicherung, Gebäude-Automation, Informationstechnik, Rauch- und Wärmeabzüge etc.). Auch die Platzierung der geforderten Fühler, Tasten, Melder, Kameras oder Hinweistafeln muss geplant und aufeinander abgestimmt werden. Bei elektronischen Einbauelementen ist darauf zu achten, dass die entstehende Wärme abgeführt wird. Integrierte Geräte (z.B. Bildschirme, Projektoren, Leinwände, Kartenlesegeräte, Displays) sollten durch den jeweiligen technischen Kundendienst leicht demontier- und austauschbar sein, ohne dass dazu andere Gewerke hinzugezogen werden müssen. In der Bayerischen Börse in München wurden drei Informationsinseln frei in den Raum eingestellt: Eine EdelstahlHolz-Struktur prägt jeweils die Vorderseite und fasst einen 40-Zoll-Plasmabildschirm ein, während auf der Rückseite ein von der Unterkonstruktion abgehängtes Edelstahlgewebe die zwei dort aufgestellten Arbeitsterminals abschirmt. Somit werden die Inseln zu Raumteilern, die dem Kunden ein ungestörtes Arbeiten am Computer ermöglichen. Dazu hat jede Insel neben dem Flachbildschirm vorn, der die Börsenkurse anzeigt, hinten zwei Flachbildschirme mit Rechnern und Tastaturen, die den Zugang zum Internet mit der Möglichkeit des Online-Bankings bieten. Die rückwärtigen Bildschirme und die Edelstahltastaturen sind flächenbündig in eine Edelstahlfaltung eingebaut, die Rechner und Videorecorder sind in den untergebauten Holzkuben verschlossen. Um saubere Eckabschlüsse zu erzielen, sind alle Kanten der Kuben auf Gehrung gearbeitet. Die Oberfläche besteht aus hellem Eichenfurnier mit ruhiger Maserung. Damit die anfallende Wärme der Geräte abgeführt werden kann, haben die Unterbauten der Terminals Zu- und Abluftöffnungen erhalten. Die Ausarbeitung von Details beim Einbau von technischen Geräten ist gerade dann aufwändig, wenn Lösungen jenseits

der standardisierten Angebotspalette gewünscht werden. Bei Umbauten ist zu bedenken, dass die vorhandenen Leitungen oftmals erst nach dem Aufbau des neuen Netzes verlegt werden können, jedoch während des Bauablaufs funktionsfähig bleiben müssen. Nicht zuletzt aus diesem Grund stellen die technischen Gegebenheiten beim Bauen im Bestand besondere Anforderungen an Projektplanung und -koordination. Farbe und Textur Der tägliche Umgang, die körperliche Nähe und der Kontakt mit den Materialien im Wohn- und Arbeitsalltag beeinflussen das Befinden der Nutzer. Darum ist die Wahl der Farben und der Baustoffe in Hinblick auf ihre spezifischen Oberflächentexturen ein weiteres wichtiges Gestaltungselement im Innenausbau. Gegenstände und Materialien zu sehen, zu betasten, zu vergleichen und anzunehmen ist eine Art, mit der Umwelt in Beziehung zu treten. Deshalb sollten die Eigenschaften der Materialien ihre Anwendungsmöglichkeiten und damit ihre Einsatzbereiche bestimmen. Dabei spielen heute zunehmend industrielle Baustoffe, die im Innenausbau bisher nicht zum Einsatz kamen, eine Rolle. So verwendet beispielsweise Dominique Perrault bei der Nationalbibliothek in Paris Edelstahlgewebe, das ursprünglich für die Filter-, Luft- und Raumfahrtindustrie entwickelt wurde, als Decken- und Wandverkleidung (S. 128ff.). Der expressive Ausdruck dieses Materials, das die Farbigkeit der Erschließungszonen generiert, ist von ihm bewusst eingesetzt. Überhaupt stehen im gesamten Innenausbau der Bibliothek die verwendeten Baustoffe im Mittelpunkt des Entwurfskonzepts – Holz, Edelstahl und Sichtbeton bestimmen den Raumeindruck. Durch unterschiedliche Behandlungen der Oberfläche kann die visuelle Wertigkeit von Materialen stark verändert werden. In Verbindung mit einer monochromen Farbigkeit kann die Neutralität bestimmter Baustoffe ihre Bedeutung für die Raumwirkung stark zurücksetzen, leuchtende Farben lassen 41

Materialien hingegen in den Vordergrund treten (Abb. 3.17). Farben werden oft wegen ihres Signalcharakters eingesetzt, sie können dann auch losgelöst von Materialien wirken, ihre psychologische Bedeutung wird in der Fachliteratur unterschiedlich bewertet. Bauherr und Corporate Identity

3.17

Der Ablauf der Planungs- und Entwurfsarbeit bei Innenausbauten kann sich je nach Auftraggeber deutlich unterscheiden. Bei der Zusammenarbeit mit privaten Bauherren ermöglichen die kurzen Entscheidungswege und die direkte Abstimmung mit allen Beteiligten eine zügige Umsetzung des Projekts. Einzelne Möbelmodelle können bis in den Maßstab 1:1 simuliert, kompetente Fachfirmen direkt mit der Umsetzung beauftragt werden. Auf diese Weise ist ein hohes Maß an Ausführungsqualität gewährleistet. Außerdem kann ein privater Bauherr einfacher über Befreiungen von behördlichen Auflagen entscheiden. Bei öffentlichen Bauherren oder bei Bauabteilungen großer Firmen sind dagegen nicht nur die Entscheidungswege länger, auch besteht durch das offene, öffentliche Angebotsverfahren die Gefahr, dass die gewünschte Ausführungsqualität, wenn es der beauftragten Firma an Erfahrung mangelt, nicht erreicht wird. Darum ist es notwendig, den Entwurf auf diese Rahmenbedingungen abzustimmen. Während im Falle von öffentlichen Auftraggebern vor allem die aufwändigere Organisation und Koordination des Projektablaufs Aufmerksamkeit erfordert, kommt bei der Zusammenarbeit mit großen Firmen oder Konzernen noch ein weiterer Aspekt hinzu: Bei der Planung von Innenräumen ist in diesem Fall oftmals die Integration des Corporate Design bzw. der Corporate Identity erwünscht. Es sind dann vorgegebene Farben, Materialien und Schriften, Shop- und Displaysysteme oder auch standardisierte Möbelprogramme zu verwenden, was gegebenenfalls entwurfsbestimmend sein kann. Die Erarbeitung einer neuen Corporate Identity stellt eine besondere Herausforderung dar, weil hier eine fachübergreifende Interaktion mit Grafikern und Werbeagenturen das übliche Spektrum des Innenausbaus deutlich erweitert. Wechselnde Trends und sich ändernde Ansprüche der Auftraggeber führen gerade in diesem Bereich zu immer neuen Problemstellungen für die Planer. Aktuelle Tendenzen Wie in allen Bereichen der Gestaltung ist auch im Innenausbau eine Vielzahl paralleler Stilentwicklungen festzustellen. Gerade hier ist auf Grund der großen Anzahl und Vielfalt der Bauaufgaben, der relativ kurzen Planungs- und Ausführungszeiten und der einfachen konstruktiven Anforderungen des wiederholten Umbaus auch eine schnelle Umsetzung aktueller Architekturtrends möglich. Auf keinem anderen Gebiet finden sich vergleichbar viele innovative Konzepte, die durch das Experimentieren mit Stilen immer neue Variationen von Rauminszenierungen realisieren. Sie reichen zur Zeit vom puren Materialminimalismus, bei dem reduzierte Formen und nackte Oberflächen den Innenraum beinahe zum Kunstobjekt stilisieren, bis hin zum Einsatz formaler Fragmente aus den 70er-Jahren und der Pop-Art. Daneben finden sich aber auch Gestaltungselemente der 20er-, 50er- und 60er-Jahre – zu sehen ist also die ganze Bandbreite des Innenausbaus und Designs der

42

letzten Jahrzehnte. Insbesondere im Ladenbau sind solchermaßen »zeitgeistige« Konzepte als verkaufsförderndes Mittel bei den Auftraggebern erwünscht. Die Innenarchitektur von Läden spiegelt nicht zuletzt aus diesem Grund die neuesten Tendenzen in der Raumgestaltung am prägnantesten wider (Abb. 3.18). Doch aktuelle Entwürfe für den Innenausbau schöpfen nicht nur aus Rückgriffen, Neuerungen beispielsweise in der Materialentwicklung oder im Multimedia-Bereich haben ebenfalls Einfluss auf die Gestaltung. Neue Technologien verändern das Verhalten der Raumnutzer – darauf müssen Raumorganisation und -struktur abgestimmt werden. Daneben eröffnet die seit einigen Jahren zunehmende Experimentierfreudigkeit mit neuen Materialien den Planern gestalterische und konzeptionelle Möglichkeiten, deren Umsetzung zu ungewöhnlichen und anregenden Innenraumgestaltungen führen kann.

3.5 3.6 3.7 3.8 3.9 3.10 3.11 3.12 3.13 3.14 3.15 3.16 3.17 3.18

Modeladen, New York, Choi-Campagna Design 2000, Schnitt Modeladen, New York, Choi-Campagna Design 2000 Plaza in der Commerzbank, Frankfurt/Main, Alfredo Arribas 1997 Sanierung einer Industriehalle, München, Thomas Herzog und José-Luis Moro 1997, Ausbildung der Decke Bayerischer Kunstgewerbeverein München, Landau + Kindelbacher 2000 Umbau einer Wohnanlage, Dachau, Landau + Kindelbacher 1996, Axonometrie Umbau einer Wohnanlage, Dachau, Landau + Kindelbacher 1996 Schmuckgalerie in München, Landau + Kindelbacher 1997, zentraler Raumteiler, siehe auch S. 80ff. Schmuckgalerie in München, Landau + Kindelbacher 1997, zentraler Raumteiler, siehe auch S. 80ff. HypoVereinsbank Marienplatz, München, Landau + Kindelbacher 2000 Waterloo Station, London, Nicholas Grimshaw & Partners 1993 Detail der Deckenbeleuchtung Waterloo Station, London, Nicholas Grimshaw & Partners 1993 Sportzentrum, Davos, Gigon/Guyer 1996 Prada Store, New York, OMA/AMO 2001

Abbildungen: 3.1 Herz-Jesu-Kirche, München, Allmann Sattler Wappner 2000 3.2 Zahnärztliche Praxis, Wiesbaden, Situation vor dem Umbau 3.3 Zahnärztliche Praxis, Wiesbaden, Landau + Kindelbacher 1997 3.4 Kieferorthopädische Praxis, Ramstein, Landau + Kindelbacher 1997 3.18

43

Die Beispiele

Wohnräume

Räume für Erziehung

Seite 46 Wohnhaus in Vila Nova Seite 52 Dachwohnung in Wien Seite 56 Apartment in New York Seite 62 Wohnhaus in Ito

Seite 74 Kindergarten in Lustenau

Sakralräume Seite 66 Kapelle in Valleacerón Seite 70 Synagoge in Dresden

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Verkaufsräume Seite 78 Modehaus in München Seite 80 Schmuckgalerie in München Seite 84 Kosmetikgeschäft in New York Seite 88 Modeladen in Wien Seite 92 Modeladen in London Seite 96 Supermarkt in Wattens

Räume für Gastronomie Seite 100 Eat in/Take-out-Restaurant in Tokio Seite 106 Brasserie in New York Seite 112 Bar in Heidelberg

Büro- und Arbeitsräume Seite 116 Bürobar in Tokio Seite 118 Architekturbüro in Berlin Seite 120 Agentur in München

Räume für Kultur und Veranstaltungen Seite 124 Königliche Bibliothek in Kopenhagen Seite 128 Nationalbibliothek in Paris Seite 138 Tate Modern in London Seite 148 Kongresszentrum in Barcelona Seite 154 Konzertsaal in León

Verkehrsräume Seite 158 Metropolitan Express, Hamburg – Köln Seite 164 U-Bahnhof »Am Moosfeld« in München Seite 166 U-Bahnhof »Westfriedhof« in München

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Wohnhaus in Vila Nova de Famalicão Architekt: Alvaro Siza Vieira, Porto

Zu der Bauaufgabe gehörte außer dem Neubau der Villa, die auf den steinernen Fundamenten eines nicht realisierten Vorgängerbaus steht, die Sanierung eines kleineren Wohnhauses sowie die landschaftliche Gestaltung des Anwesens. Das dort inszenierte Spiel mit zueinander versetzten Ebenen und Blickbeziehungen wird in der Raumorganisation der Villa weiter geführt. Das 20 000 m2 große Grundstück am Südhang des Monte St. Catarina nördlich der Industriestadt Famalicão ist durch Natursteinmauern terrassiert, der alte Baumbestand aus Eichen und Pinien findet im Innenausbau durch das verarbeitete Eichenholz seine Entsprechung. Der Eingang zur Villa ist unauffällig in den flachen Trakt der Nebenräume eingefügt, nach Betreten des Hauses öffnet sich der Raum im Inneren fast unmittelbar in das zweigeschossige lichtdurchflutete Eingangsfoyer. Die hier ansetzende Rampe führt schließlich in eine fließende Raumfolge von Ess-, Wohnund Aufenthaltsbereich mit Aus- und Durchblicken in die umgebende Landschaft. Der Ausbau ist ganz auf die Wirkung des Holzes und der wenigen Möbel reduziert, die weiß verputzten Wandflächen treten dahinter zurück. Im offenen, um den Kamin organisierten Wohnbereich bestimmt Großzügigkeit der Grundrissorganisation den Raumeindruck. Der Blick des Besuchers wird unwillkürlich hinauf gezogen, da Oberlichter das Licht entlang der weiß verputzten Wände bis ins Erdgeschoss lenken. Die Böden in diesen Räumen sind einheitlich aus Eichenholz und gehen optisch in die Wandverkleidungen und die eingebauten Möbel aus dem gleichen Material über. In der Küche und den Bädern sind Böden und Wände mit sandfarbenem Marmor verkleidet und kontrastieren mit den hölzernen Fensterrahmen und Möbeln. Schnitt Grundrisse Maßstab 1:400 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

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Eingang Garage Foyer Waschraum Haushaltsraum Bad/ WC/Ankleide Küche Esszimmer Wohnzimmer Schlafzimmer Terrasse Luftraum Oberlicht

b 2

1 3

a

a

4

6

5

b 8

7

9

aa

13

12 11 12

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10

6

10

11

11 10

47

48

Detailschnitt Maßstab 1:50

2

3

6

4

5

1

bb

1 Dämmputz 70 mm Stahlbeton 150 mm Kerndämmung 40 mm Mauerwerk 115 mm Putz 15 mm 2 Laibung Eiche 35 mm

3 Abdeckung Eiche 30 mm 4 Bank Eiche 35 mm 5 Galerieboden: Dielen Eiche 25 mm

Unterkonstruktion 40 mm Estrich 80 mm Trennlage Stahlbeton 250 mm Putz 15 mm 6 Putz beidseitig 15 mm Mauerwerk 115 mm

49

Horizontalschnitte Maßstab 1:50

2 Lioz-Marmor 25 mm Mauerwerk 115 mm Putz 15 mm 3 Laibung Eiche 35 mm 4 Putz 15 mm Mauerwerk 200 mm 5 Lioz-Marmor 25 mm Mauerwerk 115 mm

1 Dämmputz 70 mm Stahlbeton 150 mm Kerndämmung 40 mm Mauerwerk 115 mm Putz 15 mm

3

2

5 4

1

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3

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Dachwohnung in Wien Architekten: Hubmann & Vass, Wien

Das neu errichtete Dachgeschoss ergänzt ein zweigeschossiges Wohnhaus. Die 230 m2 große Wohnfläche teilt sich entlang einer durchlaufenden, schmalen Flurzone in einen privaten und einen gemeinschaftlichen Bereich. Eingestellte Raumelemente aus Sperrholz sind gleichzeitig als Möbel ausgebildet und damit die raumbildenden Elemente bei diesem Ausbau. Die Tragstruktur des Dachstuhls liegt in der Ebene der Kamine und ist so in hölzerne Einbauten integriert, dass sie im Wohnbereich nicht spürbar wird. Ablesbar bleibt sie in den Fensterteilungen, die sich über die gesamte Länge der Wohnung als Oberlichter und seitliche Verglasung erstrecken. Zwei in den Wohnraum gestellte Möbelboxen sind zu dem 24 m langen, schmalen Fensterband ausgerichtet. Sie beherbergen Küche und Bad und gliedern gleichzeitig den großen Aufenthaltsbereich. Mittels Schiebetüren können sie in geschlossene Räume verwandelt werden. Die Boxen sind, wie alle Einbauten und die zahlreichen Schiebetüren, mit dreifach lackiertem Sperrholz verkleidet, der Boden des gesamten Dachgeschosses besteht – außer im Bad – aus Eichenparkett. Kleinteilige graue Mosaikfliesen, die die Arbeitsflächen und Nassbereiche in den beiden Boxen überziehen, kontrastieren flächige Wandelemente aus Sichtbeton. Durch die Verwendung einer Stahlbetontragstruktur mit durchlaufenden Stahlpfetten konnte der Firstbereich bis auf die bestehenden Kamine vollständig verglast werden. Zusammen mit dem längs laufenden Fensterband und den großzügigen Öffnungen zur Dachterrasse entsteht ein von Tageslicht verwöhnter Innenraum. Die Reduktion auf wenige Materialien und die farbliche Zurückhaltung bilden einen ruhigen Rahmen für das fließende Raumkontinuum, das durch die vielen Schiebeelemente ständig wandelbar bleibt.

Axonometrie raumbildende Holzeinbauten Schnitt • Grundriss Maßstab 1:250 1 2 3 4 5

Eingang Flur Küche Bad WC

6 7 8 9 10

Wohnen Arbeiten Essbereich Schlafzimmer Terrasse

a 10

5

6

1

9

2 5 7

aa

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3

4

8

a

b

6

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Schnitt • Grundriss Bad Maßstab 1:20 1 Ziegeldeckung auf Lattung 30 + 50 mm Dachpappe Schalung 24 mm hinterlüftet Wärmedämmung 180 mm Dampfsperre Lattung 20 mm Gipskarton 2≈ 12,5 mm 2 Isolierverglasung 5 + 12 + 5 mm 3 Sitzbank Sperrholz 38 mm über Konvektor 4 Schiebetür Sperrholz lackiert 5 Parkett Eiche 22 mm auf Estrich 6 Mosaikfliesen auf Estrich 7 Sperrholz lackiert 22 mm 8 Einbauleuchte 9 Verglasung ESG 8 mm

1 9

8

2

7 c

c

4

3

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6

bb

4

2

6

3

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cc

54

7

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Apartment in New York Architekten: Maya Lin mit David Hotson, New York

Das in der Stadtmitte von New York gelegene Apartment bietet Wohnraum für vier Personen. Die beiden Ebenen des zweigeschossigen Domizils sind jeweils um ein halbes Geschoss zum Straßenniveau versetzt, wobei der große Wohn-, Aufenthalts- und Essbereich unterhalb der Eingangsebene liegt. Sein heller, freundlicher Charakter zeigt, dass die Ausnutzung des nur spärlich einfallenden Tageslichts wesentliches Thema des Entwurfs war. Der Raum ist durch ein beinahe graphisch wirkendes Spiel mit Wandscheiben und Lichtakzenten gegliedert. Alle Ausbauelemente sowie die statisch und konstruktiv notwendigen Eingriffe sind auf ein Minimum reduziert, um diesen Eindruck zu bewahren. Auch die Treppe, die Wohnraum und Küche voneinander abgrenzt, ist entsprechend dieser Zielsetzung äußerst reduziert ausgeführt. Als zentrales Raum bildendes Element kommt ihr eine besondere Rolle zu. Das Zwischenpodest, über das die Wohnung erschlossen ist, das obere Podest sowie die beiden Treppenläufe werden von einer Stahlplatte getragen, die durch oberseitig angeschweißte und im Holz versenkte Flachstahlprofile verstärkt wird. Die zwischen den Läufen stehende Wand – zum Wohnraum in Ahorn, zur Küche hin in Stahl – läuft frei durch. Auch das Austrittspodest ist von der zweigeschossigen, geätzten und hinterleuchteten Glaswand abgesetzt. Diese ist raumhoch ausgeführt und verbindet die beiden Ebenen des Apartments optisch miteinander. Für das größere der beiden Schlafzimmer haben die Architekten drehbare Schrank- und Türelemente entwickelt, die eine Zweiteilung des Raumes ermöglichen. Es entsteht eine stimmungsvolle Raumkomposition, die das einfallende Tageslicht zwischen den voneinander gelösten Elementen durchscheinen lässt. Die konstruktive Unabhängigkeit der einzelnen Bauteile, aber auch die unterschiedlichen Qualitäten der eingesetzten Materialien werden auf diese Weise wirkungsvoll hervorgehoben.

Schnitt • Grundrisse Maßstab 1:250

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a

a

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b

b 8

a

a

b Grundriss Maßstab 1:100 Schnitt Maßstab 1:10 1 2 3 4 5

6

7 8

9

7

Vollholzstufe Ahorn c Stahlprofil ¡ 38/25 mm Trittschallmatte 6 mm Stahlblech 10 mm Podest: Nut und Feder Ahorn 20 mm Sperrholzplatte 20 mm Unterkonstruktion aus Holzprofilen Trennwand: Stahlplatte 10 mm mit angeschweißten Stegen ¡ 10/38 mm Ahornplatte 6 mm Handlauf Flachstahl ¡ 10/25 mm Wandaufbau: Sperrholzplatte mit Ahornfurnier 20 mm Sperrholzplatte 20 mm Metallprofil-Ständer Gipskartonplatte 20 mm Bodenaufbau: Nut und Feder Ahorn 20 mm Sperrholzplatte 20 mm Unterkonstruktion aus Holzprofilen

6 c 5

1

3

2

3

4

2

4

9

58

b

aa

4

1 2

7

cc

60

Schnitte Maßstab 1:10

7 Trennwand: Stahlplatte 10 mm mit angeschweißten Stegen 10/38 mm Ahornplatte 6 mm 8 Gipskartonplatte 20 mm auf Sperrholzplatte 20 mm 9 Brüstung: Stahlplatte 10 mm Zwischenlage Sperrholzplatte mit Ahornfurnier 20 mm

1 2 3 4 5

Vollholzstufe Ahorn Stahlprofil 38/ 25 mm Trittschallmatte 6 mm Stahlblech geschweißt 10 mm Podest und Galerie: Nut und Feder Ahorn 20 mm Sperrholzplatte 20 mm Unterkonstruktion Holzlatten 6 Stahltüre T 30 mit Ahornfurnier

a

9

5

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4

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c

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4 2

3 1

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a

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Wohnhaus in Ito Architekten: Motoyoshi Itagaki & Hiromi Sugimoto, Tokio

Der Ausblick in den kleinen, angelegten Bambusgarten, der sich bei geöffneten Schiebetüren von den beiden großen traditionell gehaltenen Wohnräumen bietet, vermittelt inmitten eines dicht bebauten Umfeldes Ruhe und Abgeschiedenheit. Das Haus – als Zufluchtsort für die Wintermonate geplant – hat zwar eine geringe Grundfläche, erstreckt sich allerdings über drei Stockwerke und ist im Stil eines japanischen Wohnhauses eingerichtet. Das Untergeschoss aus Stahlbeton ist zugleich Stützmauer auf dem abfallenden Gelände, die oberen beiden Geschosse, die die eigentlichen Wohnbereiche beherbergen, sind aus Holz. Im Erdgeschoss befindet sich, neben den beiden Wohnräumen, auch ein kleinerer Raum für die Teezeremonie. Statt fest stehender Zwischenwände sind leichte Schiebewände »yuki-mishoji« als raumteilende Elemente eingesetzt. Selbst in geschlossenem Zustand suggerieren sie räumliche Kontinuität und sensibilisieren das Raumgefühl. Der Miniaturgarten wird in den Innenraum einbezogen und zum meditativen Landschaftsbild für den Ruhe suchenden Bewohner. Das im Detail gezeigte Fenster besteht aus mehreren Schiebeelementen: einem Holzladen als Schutz gegen Wind und Regen, einem Insektenschutzgitter, einem verglasten Element und einer innen liegenden Papierschiebewand, die das Licht moduliert. Die Konstruktion zeigt die Idee des fließenden Grundrisses, der innen und außen verbindet, es gibt kein reines Öffnen und Schließen, sondern fein abgestufte Möglichkeiten, das Äußere im Inneren zu modulieren – die Sensibilität japanischen Raumempfindens kommt in dem System der Schiebeelemente zum Ausdruck.

a

a

B

A Grundriss Erdgeschoss Maßstab 1:250

62

63

Die Wohnbereiche im traditionellen japanischen Stil zeichnen sich durch ihre klare Gliederung und die räumlichen Bezüge aus, die auch den Garten einbeziehen. Schiebeelemente können bei Bedarf einzelne Zimmer abtrennen und private Rückzugsbereiche anbieten. Die Raumgrößen richten sich streng nach dem Maß der Tatami-Matten.

64

Schnitt Maßstab 1:50 A Fensterdetail B Schiebewanddetail Vertikal- und Horizontalschnitte Maßstab 1:10

1 2 3 4

A

B

Schiebeelemente: Holzrahmen mit Füllung aus Sperrholz Insektenschutzgitter Glas Papier

5 Abdeckung Kupferblech 6 Hartholzeinlage 7 Tatami-Matte 8 Wandtasche für Holzschiebeladen 9 Holzstütze 110/110 mm

bb

8 2 1

4

4

2

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4

3

9

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5

1

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Kapelle in Valleacerón Architekten: Sancho Madridejos, Madrid

Der bewegte, von dunklen Wolken gezeichnete Himmel und die karge, felsige Landschaft geben den perfekten Rahmen für den Andachtsraum in der Castilla-La Mancha, jener Region Spaniens, in der einst Don Quichotte gegen Windmühlen kämpfte. Innen wie außen aus Sichtbeton wirkt die Kapelle, die auf einer kleinen Anhöhe platziert ist, selbst wie einer der versprengt liegenden Felsen, die rauen Oberflächen der Materialien korrespondieren mit der kargen Umgebung. Durch die exponierte Lage auf einem kleinen Hügel wird das Gebäude zum Fixpunkt. Seine skulptural wirkenden Kubaturen sind aus den Studien zu einem gefalteteten Würfel entwickelt. Durch die kippenden und klappenden Wandflächen des Quaders entsteht ein spannungsreiches Volumen, das der Besucher über eine schmale Fuge in der westlichen Fassade betritt. Im Inneren erzeugen die zueinander verschobenen Wandflächen unterschiedliche Raumeindrücke. Licht fällt durch die Gebäudefugen, die sich aus den Verschiebungen der Wandflächen ergeben, in das Innere. Obwohl es sich im Grundriss um nur einen einzigen Raum handelt, verändern sich dessen Proportionen je nach Standpunkt und Lichteinfall. Der Besucher scheint sich in einer Folge von Räumen zu bewegen – geschlossen, dicht, offen oder fragmentiert – ergänzt durch punktuelle Ausblicke in die Umgebung. Die Innen-Außen-Beziehung bestimmt die unterschiedlichen Raumeindrücke. Hier stört kein zusätzliches Mobiliar, keine künstliche Beleuchtung, der Raum kann ganz für sich sprechen. Lediglich ein einfaches Kreuz an der Ostfassade verweist auf seine Funktion. Die in den Fugen sitzende Verglasung führt das Prinzip der Faltung fort und ist durch Stahlprofile gegliedert. Eingeschnitten in eine dieser Glasflächen sitzt die Eingangstür, die als Kasten eingeschoben ist. Auch hier wird das Prinzip der Faltung konsequent fortgesetzt.

b

a

a

c

c b

66

Grundriss Schnitte Maßstab 1:250

aa

bb

cc

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1

2 3

4 5

Schnitt Maßstab 1:20 1 2 3

Abdichtung Kunststoffbeschichtung Stahlbeton 200 mm verzinktes Stahlblech betonfarben gestrichen 4 Verglasung VSG 2≈ 8 mm 5 Stahlträger ÅPE 200 6 Eingangstüre Rahmen Flachstahl ¡ 30 mm Türblatt Stahlblech hohl 2≈ 2,5 mm mehrfach gefaltet 7 Fußboden Stahlbeton poliert Fensterprofile, Stahlträger und Türe vor Ort oxidiert, matt lackiert

6

7

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Synagoge in Dresden Architekten: Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, Saarbrücken

Das Gelände, auf dem die alte Synagoge einst stand liegt am Ende der Brühlschen Terrassen, in unmittelbarer Nähe des Dresdner Zwingers. Zwei Baukörper gliedern das langezogene Grundstück: zwischen dem Gemeindehaus und der Synagoge liegt ein Innenhof mit einem Platanenhain und grobem, in Sand gestampften Glasbruch, der den Grundriss der alten Synagoge nachzeichnet. Dahinter erhebt sich der fensterlose Würfel der Synagoge, der sich schraubenförmig nach oben dreht, um dem Baukörper die traditionelle Ausrichtung nach Osten zu geben. Eine Synagoge ist Tempel und Stiftszelt (Aufbewahrungsort der Thora-Rollen) in einem. Diese traditionellen Merkmale haben die Architekten im Innenraum durch den Gegensatz zwischen massivem Mauerwerk und dem weich fallenden Gewebe aus lackierten Metallfäden interpretiert. Der golden schimmernde transluzente Baldachin ist von der Betondecke abgehängt und definiert den eigentlichen Kultraum im Zentrum. Eine Leuchte mit warmem, orangefarbenen Licht verweist auf das zentrale Lesepult und dessen Orientierung nach Osten. Von der Decke herabhängende Leuchten sowie seitlich in die Wände integrierte Strahler ergänzen das durch die Oberlichter einfallende Tageslicht. Sie erhellen den um den eigentlichen Gottesdienstraum laufenden Umgang, in dem der Besucher durch die sich verändernden Geometrien dessen Ausrichtung nach Osten erkennen kann. Die Metallfäden des Zeltes reflektieren das Licht und verleihen Gebetsraum und Umgang einen unwirklich anmutenden Schimmer. Die Einbauten: Empore im Westen, Gestühl, Alemor (Lesepult) und Thoraschrein im Osten sind aus braun gefärbtem Eichenholz. Ihre Farbigkeit kontrastiert den leichten, schimmernden Charakter des Metallgewebes. Einfach und schnörkellos, ohne überflüssiges Beiwerk zeigen sich die Einbauelemente bewusst unprätentiös. Die klaren Formen und die hohe handwerkliche Qualität geben dem Innenraum seine konzentrierte und zugleich zurückhaltende Erscheinung.

Schnitt • Grundriss Maßstab 1:1250

a

a

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Schnitt Maßstab 1:20

1

2

2

3 4

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1 MDF-Platte Eiche furniert 18 mm 2 Akustikpaneel MDF Eiche furniert 18 mm perforiert mit 2 mm-Bohrungen im 16 mm-Raster 3 Furniersperrholz 24 mm 4 Auflager Furniersperrholz 2≈ 40 mm gegeneinander verschraubt 5 Stahlprofil ÅPBI 140 6 Vorhang 7 Stahlprofil ÅPBI 100 8 Leuchte 9 MDF-Platte mit Samt bespannt 18 mm 10 Türe Thoraschrein Furnier Eiche mehrschichtig mit eingefrästen Goldnuten MDF-Platte 12 mm Waabenkern 18 mm MDF-Platte 12 mm Furnier Eiche mehrschichtig mit eingefrästen Goldnuten 11 Formteil MDF mit Samt bespannt 12 Thora-Rollen 13 MDF-Streifen mit Samt bespannt 33 mm 14 Parkett Eiche massiv 22 mm auf Kalksulfatplatte 36 mm 15 Zuluftöffnung 16 Hohlraumboden luftdicht 17 Trittstufe Eiche massiv 22 mm auf Dreischichtplatte 22 mm

10

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2 17

3 1 17

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Kindergarten in Lustenau Architekten: Dietrich und Untertrifaller, Bregenz

Die Anforderungen an das Raumprogramm für Kindergärten sind unterschiedlich. Zum Standard gehören jedoch in der Regel neben Bewegungs- und Kreativräumen flexibel nutzbare Gruppenräume, wobei die Architektur gleichzeitig den Bedürfnissen der Kinder gerecht werden muss. Die Innenräume des Kindergartens Lustenau geben mit ihrer hellen, freundlichen Atmosphäre, die durch die warmen Farben der Oberflächen entsteht, den Kindern Raum zur Entfaltung. Der Kindergarten besteht aus zwei Einheiten: einem unterkellerten Kopfbau, der die Nebenräume aufnimmt, und einem einhüftigen Trakt für die Gruppenbereiche. Dieser ist aus vorgefertigten Hohlkastenelementen konstruiert, die den Baukörper nach Süden öffnen. Im Inneren zeichnet er sich durch seine differenzierte Gliederung aus. Die einzelnen Gruppenräume sind in einen hinteren Bereich, in dem eine Galerie eingezogen ist, und einen vorderen Bereich mit der vollen Raumhöhe von ca. 4,20 m gegliedert. Oberlichter sorgen für eine gleichmäßige Belichtung. Lediglich die Zone unter der Galerie ist etwas dunkler, sie bietet einzelnen Kindern Rückzugsmöglichkeiten, ohne ihnen jedoch die Blickbeziehung zu den anderen zu nehmen. Der vordere Teil des Raumes eignet sich dagegen gut für Spiele und Aktivitäten in größerem Rahmen und lässt sich in den Sommermonaten nach außen erweitern. Möbel, Wände und Decken sind in einem einheitlich warmen Holzton gehalten, der entweder durch ein helles Birkenfurnier oder eine Sperrholzverkleidung entsteht und konsequent den ganzen Innenausbau umfasst. Die Glasbrüstung vor der Galerie sorgt dafür, dass die Kinder freie Sicht nach draußen auf den Garten haben, der als gemeinsames Spielfeld die Kinder der einzelnen Gruppen wieder miteinander vereint.

Schnitte Grundriss Maßstab 1:400 aa

bb

74

1 2 3 4 5 6 7 8

Eingang Garderobe Gruppenraum Galeriebereich Ruheraum Küche Ausweichraum Büro

cc

a

b 6 1

1 4

4

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2

2

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5

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a

b

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a

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1

3

2 a

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b

Horizontalschnitt Vertikalschnitt Schrank Vertikalschnitt Waschnische Maßstab 1:20

1 Spanplatte melaminharzbeschichtet 19 mm Kante Massivanleimer Birke Gipskartonplatten 2≈ 12,5 mm Metallständer mit Mineralwolle 120 mm Gipskartonplatten 2≈ 12,5 mm 2 Spanplatte Birke furniert 19 mm Kanten Sperrholzanleimer 3 Spanplatte Birke furniert 40 mm

Kanten Massivanleimer Birke 4 Birkensperrholz 16 mm 5 Sockelquerstreben Tischlerplatte 22 mm mit Überstromöffnungen 6 Sockelblende Spanplatte melaminharzbeschichtet 19 mm mit Lüftungsöffnung 7 Spanplatte 36 mm melaminharzbeschichtet Kanten Massivanleimer Birke

Detailschnitt Maßstab 1:5

7 A

2

2

4

2

7 A

B 5

B

5

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aa

bb

77

Modehaus in München Architekten: Petzinka Pink Architekten, Düsseldorf

Die exklusive Boutique gehört zu einer Reihe von Modegeschäften, die die Architekten in ähnlichem Stil gestaltet haben: Einfache, klare Kubaturen erzeugen einen zurückhaltenden Hintergrund, der dem Image der verkauften Ware entspricht. Die zu einem Großteil transparent gehaltenen Möbel bilden den dezenten Rahmen für Präsentation, Verkauf und Beratung. Bei dem zweigeschossigen Laden in der Münchner Innenstadt, dessen bestehende Raumstruktur durch die Ausbauelemente ergänzt wurde, gewähren große Schaufenster Einblick in das Innere. Die Beschränkung auf wenige Materialien und klare Formen unterstreicht den Charakter der Möbel: Glas, verchromter Stahl bzw. Edelstahl, Senn-Esche und Wenge. Die matt schimmernden Glasflächen kontrastieren mit den warmen Farben des Holzes und dem hellen Bodenbelag (geschliffene Kunststeinplatten im Erd-, Sisal im ersten Obergeschoss). Der im Erdgeschoss liegende Kassenblock ist zum Verkaufsraum hin vollständig mit geätzten Glasplatten verkleidet, sodass die integrierten Einbauten für den Kunden unsichtbar bleiben. Das Möbel korrespondiert mit dem dahinter liegenden Geländer der nach oben führenden Treppe. Das Regalsystem ist aus Stahlrohren zusammengesetzt und kann nach Bedarf mit Kleiderstangen ergänzt werden; die gläsernen Auflagen sind zwischen den Edelstahlrahmen gehalten, oder aber direkt mittels Führungsschienen an der Wand befestigt. Vitrinen und Ablagetische sind in Klarglas und furnierten Holzwerkstoffplatten ausgeführt. An die Wand gelehnte, raumhohe Spiegel erzeugen ein Spiel mit Bewegung und Raum – nicht nur die exklusiven Kleidungsstücke, auch die Kunden werden vorgeführt. b 1 2

3

5 aa

A

b

78

4

a A Vorlagetisch Längsschnitt Maßstab 1:5 B Vorlagetisch Querschnitt Maßstab 1:5 C Kassentheke Querschnitt Maßstab 1:5 Platte Klarglas 10 mm Edelstahlprofil fi 50/50/2 mm Messingblech mattchrom 2 mm Sperrholzplatte 30 mm Edelstahlrohr | 30/30 mm Leuchtstoffröhre ESG außen geätzt 10 mm Schlitz für Kassenbon Fach für Kassendrucker, ausziehbar Pressspanplatte 2≈ gestrichen Sperrholzplatte, außenliegende Oberflächen Wenge furniert 12 Kabelkanal 13 Aluminiumprofil ∑ 15/15/2 mm 14 Edelstahlprofil ∑ 50/50/5 mm

1

6

2

7 8

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11

9 10 11 3

4 13

5 B

bb

12

14 C

a

79

Schmuckgalerie in München Architekten: Landau + Kindelbacher, München

Der kleine Laden, der für eine Schmuckgalerie mit dazugehöriger Werkstatt umgebaut wurde, ist nahe des Münchner Stadtzentrums gelegen. Von der Straße aus kann der Besucher in den zurückhaltend möblierten Verkaufsraum blicken. Die Raumaufteilung war durch den Bestand festgelegt, die Wand zwischen Werkstatt und Laden wurde jedoch großzügig aufgebrochen und mit Ausbauten ergänzt. Die architektonische Gestaltung sollte dem hohen Anspruch der Schmuckarbeiten entsprechen und das Hauptaugenmerk auf die zum Verkauf angebotenen Exponate lenken. Der Verkaufsraum dient als neutrale Hülle für die integrierten Möbel. In seinen Rohbauzustand zurückgeführt sind Wand- und Bodenflächen unverkleidet geblieben: Der bestehende Gussasphaltestrich ist mit einer grauen Beschichtung versiegelt, die Rückwand des Verkaufsraumes grau gespachtelt. Die reduzierte Behandlung der Oberflächen unterstreicht den edlen Charakter der Ausbauelemente. In der zuerst eingebauten Vitrine im Schaufenster – das liegende, langgezogene Format wird auch für die übrigen Vitrinen zum Thema – kann der Schmuck in Augenhöhe betrachtet werden. Durch die gläserne Rückwand wird der Blick in die Tiefe des Raumes gezogen, ein Effekt, der durch die gleiche Farbbehandlung von Fußboden und Ladenrückwand noch verstärkt wird. Ein weiteres Ausstellungselement ist der an einer Edelstahlstange befestigte ahornfurnierte Holzkubus. Seine 16 Schubladen sind nach Belieben zu öffnen, jedoch ist jede einzelne Schublade mit einer Glasscheibe verschließbar, um den direkten Zugriff auf die Schmuckstücke zu verhindern. Der Kubus ist um 90 Grad drehbar, so dass unterschiedliche Raumsituationen entstehen können. An der rechts vom Eingang gelegenen Wandfläche kragen drei übereinander liegende Edelstahlvitrinen aus der Wand aus. Durch eine raumhohe Glasschiebetür sind auch sie auf der Rückseite verschließbar. Bestimmendes Element aber ist der zentrale Raumteiler mit einem auf Schienen ausfahrbaren Thekenkubus – die Vorderseite ist mit gebürstetem Edelstahlblech verkleidet, die Rückseite zeigt sich als flächige Paneelwand mit gebleichtem Ahornfurnier und verbirgt Stauraum für den Werkstattbereich. Auf der Vorderseite wurde in den dreiteilig gegliederten Körper eine durchlaufende, von integrierten Spots belichtete Präsentationsfläche eingeschnitten. Um eine ruhige Deckenuntersicht zu erzielen, wurden die 50-Watt-Halogen-Deckenstrahler in parallel laufenden Vertiefungen eingebaut, die Leuchtkörper sind somit nicht direkt sichtbar. Auch die Laufschiene der Glasschiebetür ist in einem dieser Lichtgräben unsichtbar integriert. Die handwerklich sorgfältig gearbeiteten Ausbauten sind zur Visitenkarte der Galerie geworden. 80

Schnitt • Grundriss Maßstab 1:200

8 5

4

a 6

5 4

2

6

7

1 a

7 3

1 2 3 4 5

Ausstellungsraum Werkstatt drehbarer Schubladenkorpus drei Edelstahlvitrinen raumhohe Glasschiebewand als Verschluss von 4 6 Raumteiler mit Vitrinen, auf der Rückseite Bürofunktionen 7 ausfahrbarer Tresen 8 Spiegel als aufklappbares Paneel

81

aa

10

11

11

bb

12

9

13

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a

16 b

b

17 18 10

11 9

Dreiteilige Vitrine Ansichten • Aufsicht Maßstab 1:50 Details Maßstab 1:5 1 2 3 4

Glasschiebetür ESG 10 mm Rohr | 20/20/2 mm Blech 1,5 mm matt gebürstet Halogen-Leuchte 20 W, flächenbündig eingebaut 5 Glasscheibe ESG 5 mm, in Holzprofil eingeklebt 6 Stahlprofil { 80/80/8 mm mit angeschweißter Kopfplatte in Betondecke verankert (seitliches Mauerwerk porös) 7 Stahlplatte 10 mm gestrichen 8 Innensechskantschraube flächenbündig alle Metallteile außer 6 aus Edelstahl Schubladenelement Ansichten • Aufsicht Maßstab 1:50 Details Maßstab 1:5 9 Rohr matt geschliffen Ø 70/8 mm 10 Rückwand Blech 5 mm 11 Tischlerplatte 19 mm, Messerschnittfurnier aus gebleichtem Ahorn 12 Glasscheibe 4 mm Einsteckschloss zur Fixierung der Glasscheibe in Schubladen-Seitenwand 13 Schiebeleiste auf Glas geklebt 14 Führungsprofil für Glasscheibe 19/19 mm 15 Griffleiste Blech 1 mm 16 Rohr Ø 54/8 mm mit 9 verschweißt 17 Messingbolzen Ø 38 mm, mit Kopfplatte auf Boden befestigt 18 Madenschraube zur Fixierung alle Metallteile aus Edelstahl

82

a

6

6

8

7

d d cc

2

3

4

1

5

c

c

6

dd

83

Kosmetikgeschäft in New York Architekten: Architecture Research Office, New York

In bester Lage, im Zentrum der Stadt (535 Madison Avenue) befinden sich die Verkaufs- und Behandlungsräume der Kosmetikfirma Shiseido. Die junge New Yorker Architektengruppe ARO gestaltete den Laden, der der Anwendung und Präsentation der neuen Produktserie Qiora dient, als Landschaft aus transluzenten Geweben ganz in Blau. Alle Raumkanten sind hinter den durchscheinenden Stoffbahnen verborgen. Das komponierte Zusammenspiel von Materialien, Formen und Beleuchtung erzeugt eine ruhige, beinahe unwirklich anmutende Atmosphäre, die durch die großen Schaufenster im Straßenraum wahrzunehmen ist und auf einen Besuch neugierig macht. Die Innenausstattung ist in Anlehnung an die neue Produktserie entwickelt, die Kurven der von der Decke herabhängenden textilen Bahnen nehmen die Formen der extravagant gestalteten Fläschchen und Flakons auf und unterstreichen das Markenimage. Die schlanken Körper finden in den Proportionen des Ladens, der extra wegen seines schmalen Grundrisses und der großen Raumhöhe ausgewählt wurde, ihre Entsprechung. In edler Zurückhaltung sind die ausgestellten Produkte auf kleinen Tischen oder in Glasregalen an der Wand hinter durchscheinenden Vorhängen arrangiert. Um den fließenden, leichten Charakter des Innenraumes zu erhalten, ist der Servicebereich entlang der südlichen Wand organisiert. Im rückwärtigen Bereich befinden sich einzelne Kabinen, die durch gekrümmte, mit Textil bespannte Wandscheiben abgetrennt und hinter den von der Decke hängenden Stoffbahnen verborgen sind. Stahlprofile bilden die Unterkonstruktion, auf der Gipsfaserplatten, welche wiederum die Stoffverkleidung tragen, befestigt sind. Auch die Lichtführung ist dem Konzept der neuen Produktserie unterstellt. So sind alle Lichtquellen verdeckt angebracht, die indirekte Beleuchtung unterstreicht das »Strahlen von innen« für das die Produktserie steht. 1 2 3 4 5 6 7

Grundriss Maßstab 1:250

2

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4

1

3

3 7 5

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6

Verkauf Beratung Behandlung Lounge Bad Herren Bad Damen Ankleide Damen

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a

3 4

2 1

a

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7 8

5

3

1 2

aa

2

13 12 14 11 1

A Beratungstheke Aufsicht • Ansicht • Schnitt B Behandlungskabine Horizontalschnitt Maßstab 1:20

10

1 2 3 4 5 6 7 8 9

10 11 12 13 14 15 16

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Leuchtstoffröhre Vorhang Organza Edelstahlprofil | 25/38/3 mm Wandverkleidung Gipskarton Handtuchwärmer Spiegel aufklappbar Tischplatte Acryl 25 mm Sperrholz mit Kunststoffüberzug 25 mm Bodenbelag Epoxidharz weiß glänzend an der Wand 102 mm hochgezogen Sperrholz 6 mm vorhandener Betonestrich Tür Formteil Holz hohl textile Wandbespannung Gipskarton 6 mm weiß gestrichen Stahlprofil verzinkt Acrylglas 6 mm Waschbecken Leuchtstoffröhre Schirm Edelstahl

15

16

4 9

Modeladen in Wien Architekten: propeller z, Wien

a

1

2 2 A

1

3

a

Grundriss Obergeschoss Grundriss Untergeschoss Maßstab 1:400 1 Verkaufsraum 2 Verbindungsflur mit Regalen und Umkleidekabinen 3 Projektionsfläche

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Charakteristisch für die Gil-Boutique – in recht bizarrem Kontext einer stark frequentierten Wiener Geschäftsstraße gelegen – ist die harmonische Symbiose von Mode und Architektur. Das Konzept ist streng minimiert, nichts ist zuviel oder überflüssig, aber gerade dadurch wird die angebotene Ware wirkungsvoll inszeniert. Eine kleine Bar, ein anspruchsvolles Soundsystem und eine zentral positionierte Projektionsfläche für visuelle Experimente tragen dazu bei, den Kunden durch eine angenehme Atmosphäre einzustimmen. In erstaunlich kurzer Bauzeit von nur zwei Monaten wurde für das neue Geschäft die alte Fassade bis auf statisch notwendige Teile abgetragen. Im zweigeschossigen Bereich trägt ein Rundrohrbügel die Last des darüber liegenden Gebäudes und akzentuiert so den Eingang. Die an und für sich ungünstige Situation eines kleinen Erdgeschossbereichs und der Hauptverkaufsfläche im Obergeschoss wird geschickt bewältigt: Ein Element aus Glas vor dem zweigeschossigen Bereich überlagert die vollflächige, punktgerasterte Verglasung des oberen Geschosses und macht so den räumlichen Zusammenhang von außen ablesbar. Innen wird die vertikale Verbindung durch die Öffnung der Decke erreicht. Die oberen Verkaufsräume sind einheitlich gestaltet: Ein heller Linoleumbelag zieht sich – in den Ecken abgerundet – vom Boden über die Wand und weiter über die Decke. In schmale Verbindungsflure sind Regale und Umkleidekabinen aus Kunststoffformteilen eingebaut. Die sonstige, sparsam eingesetzte Möblierung – Display-, Ablage- und Sitzflächen – aus weißen, pulverbeschichteten Materialien wurde ebenfalls von den Architekten eigens für den Gil-Laden entworfen. Sehr einprägsam ist das Farbkonzept, eine Kombination von intensivem Gelbgrün mit Grau- und Weißtönen.

Schnitt aa Maßstab 1:100

90

A

5

6

b

b

8

12

13

c

c

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1 11 2 3

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4

5 6

Wandverkleidung und Regal Horizontalschnitt • Vertikalschnitte Maßstab 1:20

7 12

1 Leuchtenwanne Aluminium natureloxiert 1,5 mm 2 Strahler 4≈ 50 W 3 Lüftungsschlitze l = 1800 mm 4 Leuchtstoffröhren 2≈ 58 W 5 Linoleum hellgrau 2,5 mm 6 MDF-Platte 16 mm 7 Kleiderstange Ø 35 mm und Konsole Edelstahl 8 Unterkonstruktion aus Holzriegeln 60/60 mm und Spanten aus MDF-Platten 9 MDF-Platte 9,5 mm, rückseitig gefräste Rillen 10 Plexiglasstegplatte 11 Leuchtstoffröhre 58 W 12 Box aus glasfaserverstärktem Kunststoff 13 MDF-Platte lackiert 22 mm 14 Miniaturleuchtstoffröhre 13 W 15 MDF-Platte 19 mm

8 13 14

15

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Modeladen in London Architekten: Future Systems, London

Haute Couture als Inspirationsquelle architektonischen Schaffens – dies machten sich die Architekten zum Thema, als sie von der italienischen Modefirma Marni den Auftrag erhielten, ein neues Konzept für deren Filialen zu entwickeln. EinzelLäden sollten dabei ebenso berücksichtigt werden wie Boutique-Einheiten in großen Kaufhäusern. Die Kleidungsstücke selbst, ihre Texturen, Farben, Kompositionen lieferten die Inspiration für die Gestaltung der Räume. Eine InnenraumLandschaft, in der Kleider, Schuhe und Accessoires essentieller Bestandteil der Gesamtkomposition sind, ist Grundidee des Entwurfs. In der hier vorgestellten Londoner Filiale sind Boden, Wände und Decke in tiefes Blau getaucht, wobei die Farbe in Abstimmung auf neue Kollektionen oder die wechselnden Jahreszeiten variieren kann. Durch die einheitliche Färbung der begrenzenden Flächen scheinen die Raumkonturen zusammenzuschmelzen. Inmitten dieses »Meeres« werden die Kleider auf einer organisch geformten, weißen Insel präsentiert, die 75 mm über dem Boden »schwimmt«. Die Form der weißen Insel wird an der Decke von polierten Edelstahlblechen aufgenommen: Der Laden spiegelt sich darin und das Gefühl, in einem rechtwinkligen Raum zu stehen, geht verloren. Kleidungsstücke und Accessoires zieren die skulptural geformten Bügel aus Acrylglas, die an langen, gebogenen Edelstahlarmen hängen. Eine weitere Stange schwingt dynamisch entlang des Inselrands und weitet sich an ihrem Ende zur Verkaufs- und Ausstellungstheke, die eine Sinuskurve nachzeichnet und sich scheinbar kontinuierlich durch den Raum zieht. Die Kasse verbirgt sich unter dem polierten Metall. Von der Straße aus wirken die Kleidungsstücke als würden sie an den Bügeln und Stangen ziehen, der organisch fließende Raum gerät scheinbar in Bewegung.

aa

a Schnitt • Grundriss Maßstab 1:250 Axonometrie

92

a

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1 2 3 4 5

6 7 8 9

Edelstahlrohr Ø 45 mm Edelstahlrohr Ø 35 mm Kleiderbügel Acrylglas Edelstahlplatte 15 mm Bodenaufbau: kristalline Weißglasfliesen 17 mm Ausgleichsschicht 8 mm Sperrholzplatte 25 mm Stirnbrett MDF 20 mm Edelstahlblech 2 mm an Edelstahlrohr geschweißt und geschliffen Bohrung für Elektrokabel Ø 30 mm Klemme für Elektrokabel

Schnitt Maßstab 1:20

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1 3

3 2 2

7

7

8

1

aa

9 5

4

a

a

6

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Supermarkt in Wattens Architekten: Dominique Perrault, Paris Reichert Pranschke Maluche, München

Gegenüber einer vielbesuchten Glasfabrik gelegen und von einer eindrucksvollen Berglandschaft umgeben wirkt das Gebäude nach außen wie ein großer, geometrischer Kristall. Von innen kann der Kunde durch die Verkaufsregale hindurch die imposante Landschaft bestaunen. Die Bergketten brechen sich in den opaken weißen Scheiben der Glasfassaden. Im Eingangsbereich verlässt die Fassade ihre strenge Geometrie, tritt in einem eleganten Schwung zurück und schafft Raum für ein kleines Stück Natur: Birken und Kiefern, wie sie in den umgebenden Bergwäldern stehen, sind umzäunt von einem Rankgerüst in die Architektur integriert und verwischen den Übergang zwischen Innen und Außen. Das Grün der Baumgruppe verändert das in den Raum einfallende, durch das weiße Glas gefiltert Tageslicht. So entsteht ein für einen Supermarkt außergewöhnlicher Innenraum: Natürliches Licht und die gedämpfte Aussicht bieten einen wirkungsvollen Rahmen für die angebotenen Alltagsprodukte. Auch die Gestaltung des Inneren ist besonders. Die strenge, sorgfältig detaillierte und dunkel gestrichene Stahlkonstruktion prägt den Raum. Die künstliche Beleuchtung ist auf die orthogonale Struktur der Träger abgestimmt. In die Decke integrierte Lichtbänder sorgen für eine gleichmäßige Ausleuchtung, abgehängte Spots und einzelne Leuchten setzen im Verkaufsbereich Akzente. Das massive Rückgrat aus Sichtbeton, aus dem die den Bergen zugewandte Fassade besteht, hilft bei der Orientierung. Die Industrieregale sind niedrig und transparent gestaltet, sodass die gesamte Größe des Marktes spürbar bleibt und der Raum seine Großzügigkeit behält.

aa

bb

96

a 6

Grundriss Schnitte Maßstab 1:500 1 2 3 4 5 6

b

1

2

Eingang Kassen Bar Nebenräume Anlieferung Grünfläche

b

3

4 5 a

97

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12 1 13

2

14

3

4 15

5

6

8

7

9 Schnitt Maßstab 1:20 1 Fertigteildach: Bitumenbahn 2-lagig OSB-Platte 18 mm Tragkonstruktion Brettschichtholz Wärmedämmung Steinwolle 20–30 mm Dampfbremse OSB-Platte 15 mm 2 Fassadenprofil 120/50 mm 3 Stahlschwert 88/325/6 mm 4 Fassadenprofil 140/50 mm 5 3-fach Verglasung Kapillarglas transparent 3≈ 6 mm im oberen Fassadenbereich Floatglas, im unteren ESG 6 Pendelleuchte im Bereich der geschwungenen Fassade 7 Downlights in Edelstahlrahmen 8 Fachwerkträger aus HEB 120 9 Stütze 2≈ UAP 300 10 Steinzeugfliese 10/45/45 mm Estrich 75 mm Wärmedämmung 2≈ 30 mm Schüttung 50 mm Dampfsperre Bodenplatte Stahlbeton 11 Bodenleuchte 12 Stahlrohr Ø 114 mm 13 Spannfeder 14 Flachstahl 50/70 mm 15 Seilverspannung Edelstahl Ø 5 mm

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Eat in/Take-out-Restaurant in Tokio Architekten: Klein Dytham architecture, Tokio

Schnitt Grundriss Maßstab 1:100

100

Gesund und trendy – die aus Polyurethan geschnittenen, abstrahierten Symbole sind zum Markenzeichen geworden. Nebeneinander auf den langen Regalböden aufgereiht, schmücken sie die vollständig verglaste Front des im Innenstadtbereich von Tokio gelegenen Mitnahmerestaurants. Sein Angebot richtet sich an die junge, berufstätige Bevölkerung der japanischen Hauptstadt, die sich nach Stunden vor dem flimmernden Bildschirm in ansprechendem Ambiente schnell aber auch bewusst ernähren möchte. Die grünen Piktogramme zeichnen die Formen verschiedener Gemüse nach und sind Blickfang in dem ansonsten sparsam möblierten Innenraum. Der langezogene, rechteckige Grundriss ist in einen Restautant- und einen Servicebereich unterteilt. Dieser liegt gegenüber dem Eingang – eilige Gäste können hier Bestellungen aufgeben und mitnehmen. Wer etwas mehr Zeit hat, der geht in das direkt angegliederte Restaurant, das bis zu 40 Gäste aufnehmen kann. Hier ist das Firmenlogo an die stirnseitige Wandfläche gemalt, als wollte es den Gast willkommen heißen. Die der Frontverglasung gegenüber liegende Wand ist mit gewelltem Spiegelglas verkleidet. Vor ihr sind, ebenso wie auf der Straßenseite, Regalböden angebracht, auf denen die Kunststoffpiktogramme platziert sind. Einfach und zurückhaltend, bildet die Möblierung den schlichten Rahmen für die Präsentation des künstlichen Gemüses. Die einzelnen Figuren sind an ihren Füßen mit Magneten versehen, sodass wechselnde Kompositionen möglich sind. Das in den Raum fallende Licht wird von der Spiegelfläche reflektiert, die das abstrahierte Gemüsedekor im Raum vervielfältigt. Mit diesem simplen Effekt schaffen es die Architekten, das Restaurant optisch in den Straßenraum zu erweitern. Der Innenraum erhält gleichzeitig eine helle, heitere Atmosphäre. Das Grün der Piktogramme harmoniert mit dem für den Ausbau verwendeten Bambusholz. Theke, Stühle, Tische und Boden sind einheitlich in diesem dunklen Holzton gehalten. Lediglich die grün gestrichene Bank, die sich über die gesamte Länge der rückwärtigen Wand zieht, greift die Farben der Polyurethanfiguren nochmals auf. Ursprünglich sollte richtiges Gras auf den Regalen wachsen, aber Pflanzen erfordern Pflege und darum wurde diese Idee wieder verworfen. Die Zusammenarbeit mit dem Designer, der das Logo des Gastronomiebtriebs entwickelte, brachte die Architekten schließlich auf das pflegeleichte künstliche und immergrüne Gemüse.

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3 12

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Rückwand Ansicht • Schnitt Maßstab 1:5 Schnitt Maßstab 1:20

14

1 Gipskarton weiß gestrichen 12 mm 2 Flachstahl Oberfläche spiegelnd 3 mm auf Gipskarton 9 mm 3 Gipskarton weiß gestrichen 2≈ 12 mm 4 Bezug Kunststoff grün 5 Polsterung Polyurethanschaum 6 Formteil Sperrholz 5 mm 7 Holzleiste 48/48 mm 8 Tischplatte Bambus 700/700/15 mm auf Stahlplatte 500/500/3 mm 9 Stahlrohr verchromt Ø 60 mm 10 Verkleidung spiegelnd 3 mm 11 Bodenbelag Bambusdielen 1820/91/15 mm

12 Spiegelpaneel Kunststoff gewellt 305/305 mm mit Klebeband an 13 befestigt 13 Holzleiste | 30/12 mm 14 Figur Polyurethan grün Unterseite magnetisch 15 Flachstahl 3 mm grün gestrichen 16 Holzleiste | 12/12 mm 17 Sperrholz 9 mm 18 Verkleidung Bambus 5 mm 19 Leuchtstoffröhre 20 Stahlprofil ∑ 18/18/2 mm weiß gestrichen 21 Acrylglas transluzent 3 mm

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Brasserie in New York Architekten: Diller + Scofidio, New York

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Für das 1954–58 von Ludwig Mies van der Rohe errichtete Seagram Building hat Philip Johnson im Rahmen der Innenraumgestaltung das Four-Seasons-Restaurant und eine Brasserie im Untergeschoss entworfen. Letztere ist vor einigen Jahren abgebrannt und von den New Yorker Architekten Diller und Scofidio neu gestaltet worden. Eine gläserne Treppe verbindet das Foyer mit dem Restaurant und inszeniert den Eintritt des Besuchers zum Auftritt. Birnensperrholzelemente dominieren den Raum und prägen gleichzeitig seinen Charakter. Die eingestellte hölzerne Schale wird an einer ihrer Stirnseiten von der Treppe, die die Eingangszone mit der um gut einen Meter tiefer gelegenen Brasserie verbindet, durchschnitten. An den offenen Seiten befinden sich links der Treppe Sitznischen, ihnen gegenüber liegt die Bar. Ihre Rückwand ist als raumhoher Leuchtkasten ausgeführt, der das Getränkeangebot der Bar präsentiert. Hinter Schiebeelementen aus transluzentem Glas sind einzelne Flaschenhalterungen vor hinterleuchtete, ebenfalls durchscheinende Paneele montiert. Auf der Rückseite der Bar ist ein kleiner separater Restaurantbereich angegliedert. Die Brasserie lebt von ihren Ausbauelementen, die, als hölzernes Band eingestellt, dem Raum mit ihren geschwungenen Formen seinen nüchternen Charakter nehmen. Leicht nach hinten geneigte Formteile bilden an ihrem unteren Ende die Sitzflächen und wölben sich im oberen Bereich den überlappenden Deckenelemente entgegen. Den Bodenbelag bilden Holzdielen, die mit ihren aufgebogenen Rändern scheinbar in die Sitzmöbel übergehen. Bei der Innenraumgestaltung spielt der Aspekt des Sehens und Gesehenwerdens eine große Rolle. Jeder Gast wird beim Betreten des Gebäudes gefilmt; sein Bild wird auf den ersten der fünfzehn über der Bar angebrachten LCD-Monitore übertragen, sodass der Besucher schon vor Betreten des eigentlichen Restaurantbereichs dort sichtbar ist. Er selbst kann an der im Foyer liegenden Garderobe über einen Monitor die draußen vorbeieilenden Passanten beobachten. Die Brasserie hat innerhalb kürzester Zeit an ihre früheren Glanzzeiten angeknüpft und ist in New York wieder zu einem Szenetreff geworden.

Grundriss Restaurant Maßstab 1:400 Schnitte Restaurant Maßstab 1:250

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Eingang Garderobe Speisesaal Bar kleiner Speisesaal Sitznischen Küche

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Detailschnitt Maßstab 1:10 1 2 3 4

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Formteil Sperrholz Birnenfurnier 25 mm Abdeckung Mattglas Edelstahlprofil ‰ 90 Edelstahlprofil aus 2≈ Flachstahl b = 13,5 mm, zum oberen Rand verjüngend auf b = 9 mm Edelstahlprofil ∑ 110/10 mm, beidseitig an Primärkonstruktion geschraubt, an Eingangspodest fixiert Edelstahlprofil ∑ 60/6 mm, beidseitig an Primärkonstruktion geschraubt Stahlprofil ∑ 60/6 mm EPDM Zwischenlage Edelstahlkonsole mit Bolzen an Tragkonstruktion befestigt Edelstahlplatte mit Grundplatte und Tragprofil verschweißt Edelstahlplatte 13,5 ≈ 13,5 mm Bodenaufbau: Hartholzdielen 20 mm Wärmedämmung, mineralische Schüttung 60 mm Auflager 40/60 mm Formteil Edelstahl Sperrholzplatte Birnenfunier 25 mm, perforiert Beleuchtung fluoreszierend Luftauslass Klimaanlage

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A Detailschnitt Sitznische Maßstab 1:10

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1 Stahlprofil mit Stahlbetondecke verschraubt 2 Edelstahlblende 3 Stahlprofil ∑ 60/30/5 mm 4 Sperrholzplatte auf ∑-Winkeln verschraubt 5 Stahlrohr | 51/51/6,3 mm 6 Stahlprofil ‰ 65 7 Stahlprofil } 60 8 Polsterung, Vinyl 9 Edelstahlprofil, handgearbeitet 10 Edelstahlfuß Ø 100 mm

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B Schnitt Treppe Maßstab 1:100 C Detail Treppe Maßstab 1:10 1 Tritt- und Setzstufe VSG aus 2≈ 8 mm ESG 2 Edelstahlprofil ‰ 100 3 Edelstahlwange 4 Glasgeländer VSG aus 2≈ 12 mm ESG 5 Bodenbelag Terrazzo 20 mm

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Bar in Heidelberg Architekten: liquid architektur/landschaft, Darmstadt

Wie die Motten vom Licht, so werden die vorbeieilenden Passanten bei Dunkelheit vom Leuchten des matt schimmernden Quaders angezogen. Gegenüber dem Heidelberger Hauptbahnhof gelegen, bietet die Bar im Foyer des Verwaltungsgebäude der Heidelberger Druckmaschinen auch für Zugreisende einen angenehmen Aufenthaltsbereich nicht nur zur Überbrückung von Wartezeiten. Das Beleuchtungskonzept unterstreicht den Funktionswechsel: Tagsüber Café und Bistro wird der Einbau, der nachträglich in das über neun Geschosse reichende Foyer des Verwaltungsbaus eingestellt wurde, am Abend zu Bar und Lounge. Obwohl in den Empfangs- und Veranstaltungsbereich integriert, wird die Bar von einem eigenständigen Betreiber geführt. Ihre Eigenständigkeit drückt sich in der räumlichen Organisation aus. Mit einem über zwei Geschosse greifenden Glaskörper haben die Architekten die Tagesbar im Erdgeschoss und die Lounge im Obergeschoss miteinander »verklammert«. Als großes Band legt sich die Figur um die Deckenkonstruktion der bestehenden Galerieebene. Der gläserne Kubus bildet eine klare Form und reagiert dennoch auf die unterschiedlichen Anforderungen der einzelnen Zonen: Er umschließt im Erdgeschoss den Thekenbereich, wird in der der Hauptfassade zugewandten Seite zur großflächigen Tafel mit Signalcharakter im Außenraum, um dann auf der Galerieebene die mit Couchmöbeln eingerichtete Lounge nochmals räumlich zu fassen. Auf einer Stahlunterkonstruktion sind an der Vorderseite 10 mm starke ESGScheiben montiert, die rückwärtigen Flächen sind als Reflexionsflächen ausgebildet. Die drei unterschiedlichen Farben der im Zwischenraum liegenden Leuchten tauchen den Barkörper abwechselnd in rotes, grünes oder blaues Licht und verstärken damit seine räumliche Wirkung. Die Rückwände der beiden Barbereiche werden von farbigem Alublech gebildet, dessen Rottöne mit denen der Einrichtung harmonieren. Das reduzierte Design der Möbel, die in unterschiedlichen Rotschattierungen gehalten sind, ergänzt die klare Sprache der Ausbauten, die gerade in ihrer Zurückhaltung eine räumliche Qualität erlangen, die der überdimensionierten und orientierungslosen Architektur des über neun Geschosse reichenden Foyer angenehm gegenüber tritt.

Schnitt Grundrisse Eingangsebene Galerieebene Maßstab 1:250

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Bar Foyer Lounge Luftraum Galerie

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A Bar Erdgeschoss Decke und Theke Vertikalschnitt B Eckdetail Horizontalschnitt Maßstab 1:10

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Edelstahlblech geschliffen 1,5 mm Aussteifung Flachstahl ¡ 10 mm vorhandener Stahlunterzug Flachstahl ¡ 10 mm an vorhandenen Unterzug geschweißt Gewindestab ESG 10 mm, Rückseite mit matter Folie beklebt Rahmen Edelstahl ¡ 25/5 mm innen mit lichtstreuender Folie beklebt Schattenfuge Aluminiumwinkel Abgehängte Decke Gipskarton 12,5 mm Flachstahl ¡ 50/5 mm Leuchtstoffröhren RGB-Farben Unterkonstruktion Stahlrohr | 60/60 mm Aluminium-Verbundplatte 5 mm mit Reflektionsfolie beschichtet Thekenbrett Buche schwarz gestrichen Acrylglas 4 mm weiß matt Thekenabdeckung Edelstahl 1 mm auf Spanplatte 40 mm Unterkonstruktion Stahlrohr | 40/40 mm Fußraste Edelstahl ¡ 50/15 mm Edelstahlprofil | 80/40 mm Edelstahl ¡ 50/5 mm als Abschluss von 6 Abstandshalter Edelstahl ¡ 50/5 mm mit Reflektionsfolie beschichtet

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Bürobar in Tokio Architekten: Klein Dytham architecture, Tokio

In Roppongi, einem Geschäftsviertel in Tokio, liegt das Büro des australischen Finanzdienstleisters AMP. Da Büroraum knapp und teuer ist, haben die Architekten auf nur einer Ebene Arbeitsplätze, Besprechungsräume, Empfang, Wartebereich und Bar organisiert. Der eng gesteckte Zeit- und Kostenrahmen hat zu einem ebenso ungewöhnlichen wie ausgefallenen Raumkonzept geführt. Beim Betreten des Büros steht der Besucher direkt vor den großen gebogenen Schiebeelementen, die als Raumteiler den dahinter liegenden offenen Bürobereich vom Eingang abgrenzen. Die in diesem Bereich angesiedelte Theke vereint gleich drei Funktionen: Tagsüber fungiert sie primär als Empfang- und Wartezone für Kunden oder als Küche für die Mitarbeiter, während sie zu späterer Stunde, wenn die rollbaren Elemente zur Seite geschoben sind, als Bar genutzt werden kann. Die geschwungenen Schirme sind raumprägend. Die rote Farbe der Bespannung weckt Assoziationen an eine australische Landschaft und ist gleichzeitig im Firmenlogo der Auftraggeber enthalten. Darüber hinaus hat die Farbe Rot in Japan eine positive Bedeutung. Die Konstruktion ist ebenso einfach wie innovativ – über ein gebogenes Aluminiumrohr, das an seinem oberen und unteren Ende an Kunststoffrollen befestigt ist, ist dünner Nylonstoff gespannt. Der Raumteiler besteht aus drei Elementen, die in ihrer Höhe so aufeinander abgestimmt sind, dass sie ineinander geschoben werden können. Sitzt man darunter, scheint sich ein roter Baldachin über die Bar zu wölben, die dadurch einen sehr intimen Charakter erhält. Form und Farbe signalisieren deutlich die beiden Möglichkeiten der Raumbespielung. Aufgeschoben entsteht ein abgeschirmter Bereich, der Arbeiten und Empfang klar trennt, zusammengeschoben öffnet sich die Theke, deren Fototapete Freizeitatmosphäre suggeriert, zum entspannten Barabend für die Mitarbeiter. Schnitt Maßstab 1:50 Führungsschiene oben Rolle unten Maßstab 1:5 1 Rolle Kunststoff 50 mm 2 Flachstahl ¡ 4,5 mm 3 Gipskarton 12 mm auf Stahlunterkonstruktion 4 Schiene Aluprofil 2 mm 5 Aluminiumrohr Ø 25/2 mm 6 Bespannung Nylon dehnbar 7 Rolle Kunststoff 90 mm

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1 2

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Architekturbüro in Berlin Architekten: Nietz Prasch Sigl Tchoban Voss, Berlin

Grundriss Maßstab 1:400 Vertikal-, Horizontalschnitt Maßstab 1:10

Die Abläufe im Inneren zeichnen sich durch das Profilglas schemenhaft nach außen ab. Unauffällig schließen die transluzenten Wandflächen den Besprechungsraum im ersten Geschoss des auf zwei Ebenen organisierten Architekturbüros. Direkt hinter dem Empfang gelegen, schirmt der gläserne Kubus die Arbeitsplätze ab, die sich im anschließenden größeren Bereich des Raumes befinden. Das Büro liegt in einem prominenten Gebäudekomplex im Zentrum Berlins – den Hackeschen Höfen, deren prägende Ziegelarchitektur nicht nur den Außenraum definiert. Weiß verputzte Wände und eine einfache Möblierung lassen die alte Gebäudestruktur sichtbar, der Innenausbau ist zurückhaltend gestaltet. Lediglich der Besprechungsraum und die Stahltreppe, die als interne Erschließung die beiden Ebenen miteinander verbindet, setzen als eingestellte Elemente Akzente. Dass Profilglas im Innenausbau Verwendung findet, ist nicht ungewöhnlich; neu ist jedoch, dass die einzelnen Elemente liegend und nicht stehend eingebaut sind. Die zum Durchgang gelegene Seite der gläsernen Besprechungsbox ist mit einer Schiebetür versehen, die beiden seitlichen Wände schließen an die Außenwand an und nehmen deren Ausrichtung auf. Die doppelschaligen Baugläser sind an ihren Enden von Winkeln gehalten und umlaufend in einer Tragkonstruktion aus Aluminiumprofilen befestigt. Im Inneren sind einzelne Profilglasschenkel für die Präsentation von Planmaterial mit den Wandelementen verklebt. Die Beleuchtung ist zurückhaltend und dem Arbeitsumfeld entsprechend ausgeführt. Der Besprechungsraum hat eine Folienlichtdecke erhalten, die, unterstützt durch das einfallende Tageslicht, für eine gleichmäßige Ausleuchtung sorgt.

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Eingang Empfang Besprechung Büro Archiv

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1 Profilbauglas, Außenseite geätzt 25/60/7 mm 2 Plankonsole Profilbauglas 3 Rahmen Alu-Profil 4 Stahlrohr ¡ 120/60 mm 5 Laufschiene Schiebetür 10 6 Leiste Aluminium lackiert 7 Stahleinlage 40/8 mm 9 8 Alu-Profil ∑ 9 Alu-Profil fi 80/50/3 mm, mit 10 verschraubt 10 Pfosten Stahl 50/50/5 mm 11 Auflagerwinkel Glasprofil ∑ 30/30 mm mit Silikonplatte

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Agentur in München Architekten: lynx architecture, München tools off. architecture, München

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Nichts verkündet dem Besucher, der von der Straße kommend den Hinterhof betritt, dass sich in der ehemaligen Industriehalle ein großzügig gestalteter Arbeitsraum befindet. Über die ganze Breite der Hoffassade liegen große hölzerne Tore, die, einmal geöffnet, den Blick in das Innere der Halle freigeben: Einfache, aus Massivholz gefertigte Tische und Bänke stehen auf einer großen, scheinbar über dem Boden schwebenden Stahlbetonplatte, deren im rechten Winkel aufgeklappter Schenkel – als Theke und begrenzendes Element zugleich – den Bereich abschließt. Vereinzelt sitzen Menschen an den Tischen, lesen, essen oder diskutieren: Die Cafeteria der Münchner Agentur ist einer von drei eingestellten Funktionsbereichen, die den Raum gliedern. Um ihren Charakter zu wahren, wurde die vorhandene, denkmalgeschützte Bausubstanz saniert und in ihrem ursprünglichen Zustand erhalten. Der Boden, mit einer matten, farblosen Versiegelung überzogen, zeigt heute noch Spuren der früheren Nutzung. Das Gebäude wurde ursprünglich als LKW-Werkhalle errichtet und bietet mit einer Raumhöhe von beinahe 6 m sowie Oberlichtbändern in den Seitenwänden und der Laterne eine helle, angenehme Arbeitsatmosphäre. Zweigelenkrahmen bilden die Tragstruktur und gliedern gleichzeitig den Raum, der durch die erhöht liegenden ehemaligen Meisterkabinen in einen kleineren und einen größeren Abschnitt unterteilt ist. Im größeren Teil liegen die Arbeitsplätze auf einer mit Filz belegten Plattform aus Holz. Sie ist ebenso wie die Cafeteria podestartig erhöht und löst sich damit als eingestelltes Großmöbel vom Bestand. Mittig durch einen Gang getrennt und durch Regale reihenartig gegliedert, befinden sich auf diesem Podest die Arbeitsplätze. Auch seitlich schließen Regale den Bereich. Sowohl die Kabelführung als auch die Konvektoren, die ergänzend zu den bestehenden Radiatoren installiert wurden, sind in das Podest integriert. Im kleineren Teil befindet sich gegenüber der Cafeteria die Bibliothek der Agentur, die durch einen 8 m langen Winkel aus unbehandeltem, rostendem Stahl gebildet wird. Zum Raum hin formt der aufgeklappte Schenkel eine Art Paravent, der die dahinter liegenden Lesezone vom übrigen Geschehen abschirmt. Die Architekten haben die eingestellten, raumbildenden Elemente bewusst durch ihre Gestaltung und auch durch die verwendeten Materialien von der bestehenden Halle abgesetzt – das Neue ist in das Alte gestellt und bewahrt seinen ursprünglichen Charakter. Auch die aus Gründen der Raumakustik angebrachten Holzwolleplatten sind unauffällig zwischen den einzelnen Rippen der Tragstruktur an die Unterseite der Decken gesetzt.

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5 Schnitte Grundriss Maßstab 1:400

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Empfang Großraumbüro Konferenz Cafeteria Bibliothek

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Schnitt Bibliothek Schnitt Empfang Maßstab 1:20 1 Stahlblech gebogen unbehandelt 15 mm Aufkantung oben 10 mm nach innen geneigt 2 Kantholz 140/120 mm 3 Klebeanker M 12 4 Flachstahl 8 mm mit Kantholz verschraubt 5 Stahlrohr Ø 48,3/7,1 mm durchgesteckt und unterseitig verschweißt 6 Sitzbank Ahorn massiv 60 mm 7 Stahlrohr Ø 57/8 mm durchgesteckt und unterseitig verschweißt 8 Tischplatte Ahorn massiv, unbehandelt 60 mm 9 Bücherregal Ahorn massiv, unbehandelt 60 mm 10 Kantholz 100/100 mm 11 Stahlprofil ∑ 100/100 mm 12 Kantholz 100/70 mm 13 OSB-Platte 25 mm mit Filzbezug 14 Ständerkonstruktion aus Stahlprofilen | 50/50/5 mm 15 Spanplatte 19 mm mit Filzbezug 16 Furniersperrholzplatte 15 mm mit schwarzer Kunststoffbeschichtung

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Königliche Bibliothek in Kopenhagen Architekten: Schmidt, Hammer & Lassen, Kopenhagen

Der Erweiterungsbau der Königlichen Bibliothek liegt an prominenter Stelle im Kopenhagener Hafen. Das bestehende historische Ziegelgebäude wurde bereits 1969 durch einen schmalen Riegel ergänzt, der heute in die Struktur des Neubaus integriert ist. Der nach außen monolithisch erscheinende Quader wird wegen seiner Fassade aus hochpoliertem Granit und seiner geneigten Kanten »schwarzer Diamant« genannt. Das Gebäude nimmt die Erschließungsachse der alten Bibliothek auf und setzt sie in Form eines seine gesamte Höhe überziehenden Atriums fort. Der eigentlich Eingang, über den der Besucher das Foyer betritt, liegt an der südlichen Schmalseite. Neben einem Veranstaltungssaal und einem Buchladen befindet sich hier ein Restaurant. Eine zweigeschossiger, gewundener, mit grauem Sandstein verkleideter Riegel, der nördlich anschließt, nimmt weitere Nutzungen auf. Im ersten Obergeschoss beginnt die eigentliche Erweiterung der Bibliothek, die durch einen breiten Steg mit dem Altbau verbunden ist. Auf ihm ist die Buchausleihe zentral untergebracht. Die über zwei Geschosse reichenden Lesesäle sind zum Atrium hin orientiert, weitere Arbeitsplätze befinden sich auf den eingeschobenen Galerieebenen, die durch Oberlichter zusätzlich Tageslicht erhalten. Bei Dunkelheit sorgen in die Decke integrierte Spots für eine blendfreie Ausleuchtung. Eigens für die Bibliothek entworfene Tischlampen unterstützen die Beleuchtung am einzelnen Arbeitsplatz. Sandstein, Sichtbeton und Ahornholz prägen den Innenausbau, die hellen Farben der Materialien unterstreichen den großzügigen Charakter im Inneren. Die Möbel sind in allen Bereichen einheitlich gehalten. Ob in den Lesesälen, im Restaurant oder im Buchladen – einfache Formen bestimmen den Ausbau und stehen in wohltuendem Kontrast zur expressiven Formensprache des Gebäudes. Grundriss Geschoss mit Lesesaal Maßstab 1:1000 1 2 3 4 5

Lesesaal Zeitungs-Lesebereich Mikrotext-Bereich Büro Ausleihe

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Tisch im Lesesaal Schnitte • Aufsicht Maßstab 1:10 1 Aufkantung Sicherheitsglas 5 mm 2 Lampe Aluminium-Profil 20/40 mm, dreh- und kippbar, oberer Teil massiv mit integrierter Beleuchtung, unterer Teil Rohr 3 flexible Buchstütze: Sicherheitsglas 10 mm, Halterung und Steckhülse Edelstahl 4 Tischplatte Ahornparkett 14 mm, MDF-Platte 16 mm, Kanten massive Ahornleiste 5 Unterkonstruktion aus Stahlrohren 40/60 mm 6 Kabelkanal 7 Unterschrank für Rechner: Tragkonstruktion aus Stahlrohr 25/25 mm 8 Tür Aluminiumblech 1 mm mit Magnetschnäpper außen lackiert, innen mit Filz beklebt (Schallschutz) 9 Tür MDF-Platte lackiert mit Magnetschnäpper 10 Nummernschild Edelstahl gebürstet, Zahlen eingraviert 11 Nut zur Markierung der einzelnen Plätze

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Nationalbibliothek in Paris Architekten: Dominique Perrault, Paris mit Gaëlle Lauriot-Prévost

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Reduzierte Farbigkeit und ungewöhnlicher Materialeinsatz – die Nationalbibliothek lebt im Inneren von der Wirkung der Oberflächen, die in der Reduktion auf einfache, klare Formen mit ihren Texturen gut zur Geltung kommen. In den sechs zum Teil unterirdischen Geschossen, die sich zwischen den Turmecken unter der Esplanade ausbreiten, befinden sich die öffentlichen Bereiche: Rezeption, Informationszentrum, Lesesäle sowie Nebennutzungen. In den vier Turmgeschossen sind jeweils auf zwölf Etagen Buchmagazine und die Arbeitsplätze der Archivare untergebracht. Der Innenausbau wird durch die Farbigkeit der verwendeten Materialien gegliedert, jeder Funktionsbereich erhält dadurch seinen eigenen Charakter. Während die öffentlichen Zonen in Rot, Ocker und Silber gehalten sind, bestimmen Rot- und Schwarztöne die Veranstaltungsräume. Die Erschließungszonen dagegen sind von den Silbertönen der Metallvorhänge geprägt. Die Abgänge zu den Lesesälen etwa, die mit ihren Abmessungen von 30 m Höhe auf 5 m Breite dramatisch inszeniert sind, wecken, mit großflächigen metallenen »Gobelins« behangen, Assoziationen zu mittelalterlichen Kathedralen. In Kontrast dazu steht der zurückhaltende Ausbau der Lesesäle. Die Atmosphäre ist durch die strenge Geometrie der hölzernen Einbauten ruhig, konzentriert. Im Gegensatz zu den Erschließungszonen prägt hier die Tragstruktur den Raumeindruck – Betonpfeiler und Unterzüge sind sichtbar gelassen und gliedern die Säle. Klare Formen und natürliche Farbgebung dominieren, streng wirken die in Reihen angeordneten Tische und Stühle. Die Lesetische sind so angeordnet, dass der Besucher in den Innenhof mit seinen riesigen Kiefern blicken kann. Das Mobiliar wurde von den Architekten entwickelt: Die Entwürfe für Stühle, Bänke, Tische, Regale und Leuchten basieren auf einfachen Grundformen, zu denen je nach Nutzung einzelne Elemente addiert werden. Die Matten aus verschiedenartigen Edelstahlgeweben, welche normalerweise in der Filter-, Luft- oder Raumfahrttechnik Anwendung finden, sind als akustisch wirksame Wand- und Deckenbehänge eingesetzt. Sie verbergen Installationen und werden gerahmt oder gespannt zu leichten Trennwänden oder dienen als verschiebbarer Sonnenschutz. Das harmonische Zusammenspiel von Holz, Edelstahl und Beton, die Farbigkeit der Oberflächen und die sorgfältige Detaillierung geben den Räumen ihr ruhiges, edles Erscheinungsbild. Teilschnitt aa Maßstab 1:1000 Grundriss • Längsschnitt Maßstab 1:4000

1 Öffentliche Leseräume 2 Forschungslesesaal 3 eingehängte Leseräume für kostbare Bücher

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A Deckenabhängung Lesesaal Vertikalschnitt Maßstab 1:20 B Metallgewebe Turmschmalseiten Innenansicht • Vertikalschnitt Maßstab 1:50 Detailschnitte Vertikal • Horizontal Maßstab 1:10

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Edelstahlgeflecht Edelstahlprofil 380/10 mm Edelstahlrohr Ø 400/10 mm Stahlrohr | 150/8 mm Spiralgeflecht Edelstahl Stahlrohr ¡ 120/40/8 mm bewegliche Verbindung Stahlfeder zur Straffung

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A Zeitschriftenregal, Bücherregal Schnitte Maßstab 1:20 B Standardstuhl Ansichten Maßstab 1:20 C Einzeltisch Ansicht Horizontalschnitt • Vertikalschnitt Maßstab 1:20 Vertikalschnitt Maßstab 1:5

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1 Zeitschriftenfach fest 2 Zeitschriftenfach verschiebbar 3 Tischplatte Holzwerkstoff mit Wabenkern furniert 60 mm 4 Installationskanal 5 Edelstahlprofil 100/10 mm 6 Edelstahlgewebe

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Schreibtischlampe einhüftig Axonometrie Explosionszeichnung

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Tate Modern in London Architekten: Herzog & de Meuron, Basel

Nach einem anregenden Rundgang durch die Ausstellung bei einer Tasse Tee den Blick auf die Themse genießen – das Restaurant in der obersten Ebene der Tate Modern ist an sich bereits eine Attraktion. Zurückhaltend in der Möblierung rahmen die als Plakatfläche genutzte Rückwand und die überdimensionalen Buchstaben des auf der Glasfassade aufgebrachten Schriftzuges den Raum. Das Stadtpanorama, das der Besucher durch diese geschosshohe Verglasung des auf das Gebäude gesetzten Lichtbalkens betrachten kann, macht den Aufenthalt zum Erlebnis. Die ehemalige Bankside Powerstation, 1945 von Sir Gilbert Scott erbaut, beherbergt heute eine der größten Sammlungen für moderne Kunst. Das Gebäude ist in drei parallel angeordneten Raumschichten organisiert: zur Themse hin das Kesselhaus, in der Mitte die großen Turbinen und auf der Südseite das Umspannwerk, in dem sich bis heute die Transformatoren befinden. Eine breite Rampe führt von der Westseite hinunter in die kathedralengleiche Turbinenhalle, die das Gebäude in seiner gesamten Länge und Höhe durchzieht. Zur Linken erhebt sich die neue Fassade des Museumstrakts mit den vitrinenartig verglasten Balkonen, die als schwebende Lichtkörper erscheinen. Hier ragen die einzelnen Ausstellungsebenen in das Innere der Halle, verzahnen Kunst und öffentliches Leben und stellen die Besucher gleichsam aus. Auf der gegenüber liegenden Seite präsentiert sich die Fassade undurchlässig – die dahinter liegenden Räume werden dem Museum zu einem späteren Zeitpunkt angegliedert. Die Brücke, die über der Hauptebene liegt, ist Rest einer Deckenplatte, die sich ursprünglich auf die gesamte Gebäudelänge ausdehnte. Ihr Entfernen erlaubt es, den Raum der ehemaligen Turbinenhalle in seiner ganzen Dimension zu erfahren. Von der Brücke aus gelangt der Besucher in den Museumstrakt mit den Galeriebereichen. Die Räume unterscheiden sich in ihren Abmessung und Proportion und bieten Ausstellungsflächen für die unterschiedlichsten Exponate. Über die Oberlichter und die riesigen Fenster gelangt Tageslicht in das Innere. Der Blick nach draußen hilft bei der Orientierung und bietet reizvolle Ausblicke auf die Londonder Innenstadt. In die Gipskartondecken eingelassene, fein regulierbare Leuchtbänder, die sich in Gestaltung und Lichtintensität kaum von den Oberlichtern unterscheiden, erhellen die Räume zusätzlich. Der große Leuchtkörper, der über dem schweren Backsteingebäude schwebt und Tageslicht in die Galeriegeschosse bringt, wirft nachts das Kunstlicht in den Londoner Himmel. Er steht im Dialog mit dem 93 Meter hohen Turm und ist zum eindrucksvolle Emblem des Museums geworden. 138

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1 Westeingang mit Rampe 2 Eingangshalle (ehemalige Turbinenhalle) 3 Bücherladen 4 Museumspädagogik 5 Information und Tickets 6 Öltanks (außer Betrieb) 7 Brücke 8 Café 9 Auditorium und Seminarräume 10 Lagerräume 11 Transformatoren 12 Galerien 13 Luftraum Galerien 14 Restaurant

Grundrisse Schnitt Maßstab 1:2000 Große Treppe A Längsschnitt Maßstab 1:50 B Geländerdetail Querschnitt Maßstab 1:10

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1 Holm, Stahlprofil Å 2 Fachwerk in Laufebene, Stahlprofil ‰ 3 Stufen, Stahlblech gekantet 4 Stufenbelag Eiche, unbehandelt 25 mm auf Sperrholzplatte 12 mm 5 Fachwerk in Geländerebene, Stahlprofil ‰ 6 Verkleidung, Stahlblech lackiert 7 Handlauf Hartholz 8 Leuchtstoffröhre

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Schnitte Maßstab 1:50 Details Maßstab 1:10

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1 Aluminiumfassade mit Isolierverglasung ESG 18 mm + SZR 15 mm + VSG 12 mm 2 Textilbespannung 2 mm 3 Leuchtstoffröhre 4 Gipskarton auf Unterkonstruktion 5 Lichtschiene mit integrierten Sprinklerköpfen 6 Obergaden für Galerie VSG 22 mm 7 Polycarbonatplatte sandgestrahlt 8 textiler Blendschutz 9 Oberlicht ESG 8 mm + SZR 15 mm + VSG 12 mm mit PVB Zwischenlage, opal 10 motorbetriebener textiler Blendschutz 11 VSG kugelgestrahlt mit PVB Zwischenlage opal 10 mm 12 Isolierverglasung G 30, 24 mm 13 Zementestrich anthrazit 75 mm 14 Luftauslass 15 Leuchtschiene Aluminium 16 Strangpressprofil Aluminium

Decke Galerieebene Maßstab 1:10

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Turbinenhalle Maßstab 1:50 A

Details Balkone Maßstab 1:10

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1 VSG 22 mm, Außenseite sandgestrahlt Innenseite Epoxydharz beschichtet, opal 2 Schiebeelement VSG 13 mm Außenseite sandgestrahlt 3 Aluminiumrohr Ø 68 mm 4 Stahlfrästeil 75/50/46 mm 5 Stahlrohr | 50/50/6 mm mit angeschweißtem Flachstahl ¡ 130/10 mm 6 Stahlrohr | 80/80/6 mm 7 Aluminiumpaneel wärmegedämmt 34 mm 8 Stahlprofil ‰ 220 mm 9 Leuchtstoffröhre 10 Flachstahl ¡ 12 mm 11 Stahlprofil ‰ 360 mm 12 Gipskarton auf Unterkonstruktion 13 Gitterrost 14 Heizrohr 15 Geländerpfosten Stahlrohr Ø 60 mm 16 Handlauf Stahlrohr Ø 60 mm 17 Eiche unbehandelt 12 mm Sperrholzplatte 18 mm Zementestrich 50 mm Filigrandecke 110 mm 18 Aluminiumpaneel 45 mm 19 Stahlrohr | 200/100/5 mm 20 Stahlprofil ‰ 310 mm 21 Gipskartonplatte, grau gestrichen

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Kongresszentrum in Barcelona Architekt: Carlos Ferrater, Barcelona

Der »Palacio de Congresos« liegt am südwestlichen Stadtrand von Barcelona. Dieser städtebaulich eher vernachlässigte Bereich wird heute von großen Gebäudekomplexen wie Sportund Freizeiteinrichtungen, Hotels, Banken, Bürobauten und breiten Ausfallstraßen geprägt. Lediglich die Torre-MelinaGärten in unmittelbarer Nachbarschaft des Kongresszentrums besitzen als urbane Grünzone Aufenthaltsqualitäten. Durch die Gliederung der Gebäudekuben entstehen Einschnitte, die den Blick auf die Gärten freihalten und gleichzeitig die drei Hauptnutzungen des Komplexes zeigen: das Auditorium, die Ausstellungshalle mit den darunter liegenden Versammlungsräumen sowie den schmalen Streifen, der Gastronomie und Nebenräume aufnimmt. Das Gebäudeinnere ist von Sichtbetonflächen geprägt, die den meisten der großen, stützenfreien Räumen ihre Ausstrahlung verleihen. Einzig in der Cafeteria, die sich mit einer raumhohen Verglasung zu den Gärten öffnet, nehmen Stahlstützen den Dialog zu den Bäumen des Parks auf. Die internen Erschließungszonen werden durch Oberlichter natürlich belichtet. Im Foyer lenken vier Dacheinschnitte mit unterschiedlichen Geometrien das Licht aus allen Himmelsrichtungen in den Raum – das Zusammenspiel von Licht und Schatten betont die Kubaturen der Räume und verleiht dem Sichtbeton eine warme Färbung. Die Zone zwischen den Sälen verfügt über ein System von sich überlappenden Fensterbändern, die nach Norden ausgerichtet den langen schmalen Bereich in Querzonen gliedern. Das große Auditorium ist Kernstück des Komplexes und verfügt über insgesamt 2050 Sitzplätze. Durch eine Trennwand kann der Raum in zwei kleinere Einheiten geteilt werden: in einen ebenerdigen Saal mit 1600 und einen kleineren Saal mit 450 Plätzen, der den Balkon bildet. Sowohl die Formgebung der Decken als auch die Materialien sind entsprechend akustischer Studien ausgewählt, sodass klassische Konzerte, Kinovorstellungen aber auch Konferenzen unter optimalen Bedingungen abgehalten werden können. Die doppelt gewölbte Decke mit den schuppenförmig angeordneten Holzlamellen sorgt dafür, dass die Klangqualität im gesamten Raum ein einheitlich hohes Niveau erreicht. Wände und Decke bestehen aus Holzwerkstoffplatten, die entweder mit Ahornholz furniert oder gestrichen sind. Aus Gründen des Schallschutzes sind die Böden des Auditoriums mit Teppich belegt und die Sitze gepolstert. Soll der Saal in seiner vollen Größe genutzt werden, »verschwindet« die Trennwand in einem breiten Schacht hinter der doppelten Decke. Dieser Schacht bestimmt das äußere Erscheinungsbild des Saales maßgeblich, da er über das ansonsten flache Dach hinausragt und dem Gebäude seine eigenwillige Silhouette verleiht. 148

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Erdgeschoss Eingangsebene

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Untergeschoss Gartenebene Maßstab 1:1000 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

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Eingang Halle Garderobe Auditorium Foyer Ausstellungshalle Laden Café und Restaurant Küche Spülküche Bankettsaal Saal Lager für Wandelemente Raumeinheiten mit beweglichen Wandelementen Zugang Café und Restaurant Mehrzweckraum Saal mit spezieller technischer Ausstattung Nebenräume für Konferenzen

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aa Vertikalschnitt Maßstab 1:500 Detailschnitt Trennwand Maßstab 1:20 1 2 3 4 5

Zugseil Ø 16 mm Führungsschiene Stahlprofil UPN 300 Stahlprofil HEB 160 Beleuchtung Rahmen Kantholz 55/45

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6 Furniersperrholz 12 mm mit Ahornfurnier 7 Revisionsöffnung 8 Furniersperrholz 20 mm Rahmen Stahlrohr ¡ 50/20 mm Gipskartonplatte 12 mm Schalldämmung Mineralwolle 120 mm Gipskartonplatte 12 mm Fiberglas 74 mm Stahlprofil fi 74 mm 2≈ Gipskartonplatte 12 mm

9 Holzleiste Ahorn massiv 40/18 mm 10 Unterkonstruktion Stahlrohr ¡ 50/20 mm Furniersperrholz 20 mm in Rahmen ¡ Stahlrohr 100/40 mm mit eingeschweißter reflektierender Platte 11 Stahlrohr | 50/50 mm 12 Gummiprofil zur Schalldämmung mit Holzleisten fixiert 13 Dielenboden 142 mm mit Textilbelag 14 Textilvorhang

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Die Trennwand, die eine Teilung des Raumes in zwei akustisch getrennte und somit gleichzeitig bespielbare Säle ermöglicht, kann komplett in den vertikalen Schacht gezogen werden. Dazu sind seitlich zwei Gegengewichte hinter den Führungsschienen platziert, die mit zwei Motoren angetrieben werden. Die Gewichte sind wiederum mit je vier Zugseilen verbunden, die über vier Rollen geführt werden und so die Wand nach oben oder unten bewegen.

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Konzertsaal in León Architekten: Mansilla + Tuñón, Madrid

León, im Nordwesten von Madrid gelegen, war einst Hauptstadt der Region Kastilien-León, der sie ihren Namen gab. Beeindruckende Kirchenbauten setzen im Stadtbild Akzente, die Architekten haben versucht, mit dem Neubau eine zeitgemäße Entsprechung zu finden. Der schmale Riegel des Galeriebereichs und der quaderförmige Körper des Auditoriums treten aus dem Ensemble hervor. Während die aufgelöste Fassade des Galeriegebäudes aus weißem Beton besteht, bekleiden großformatige weiße Marmorplatten die Kubaturen des Auditoriums. Die einheitliche Farbgebung fasst das Ensemble zusammen. Vom Eingang aus, der an der Schnittstelle der beiden Hauptvolumen liegt, gelangt der Besucher in das Foyer. Von dort wird er in den Vorraum des Saales geleitet. Im Untergeschoss befinden sich die Lagerräume, der Sanitärbereich, Umkleiden, Garderoben und ein Café. Der Ausbau in den andienenden Räumen ist ganz in weiß gestrichenem Beton und Eichenholz gehalten und wirkt gegenüber dem Auditorium, das vollständig in dunklem Wenge-Holz ausgekleidet ist, schlicht und sachlich. Zwischen 600 und 1200 Personen können – je nach Bespielung – im Saal Platz finden, dessen Sitzreihen mit der Bühne im Zentrum einander gegenüber angeordnet sind: Die Architektur spielt mit dem Motto »sehen und gesehen werden«. Die prägnante Formgebung des Innenausbaus ist aus den akustische Anforderungen entwickelt: Die hölzerne Hülle besteht aus großen, umlaufenden Bändern, deren Breite und Ausrichtung sich kontinuierlich wandelt. Auch die Nischen der Seitenwände sowie die Sitzreihen sind aus den schalltechnischen Überlegungen entwickelt. Die Beleuchtung ist in die Wand- und Deckenelemente integriert, sodass keine zusätzlichen Ausbauelemente den Charakter des Saales beeinträchtigen, der ganz von der Maserung des dunklen Holzes lebt.

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Schnitt Grundriss Maßstab 1:1000

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Axonometrie Horizontalschnitt Wandverkleidung Maßstab 1:10 1 Wandverkleidung: Furnier Wenge behandelt Schichtplatte feuerbeständig, Dicke abhängig von der Position im Saal Stahlrohre verzinkt | 70/30 mm dazwischen Schalldämmung, Dichte abhängig von der Position im Saal Gipskarton 15 mm, in gekrümmten Bereichen 2≈ 6mm 2 Aluminiumprofil 3 Formteil Schichtholz feuerbeständig 4 Stahlwinkel 60/60 mm 5 Wand Stahlbeton weiß

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Metropolitan Express, Hamburg – Köln Architekten: von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg

Würde der Reisende bei einem Blick aus den langgezogenen Fenstern nicht die Landschaft vorbeirauschen sehen, könnte er sich auch in einer exklusiven Clubbar wähnen – bequeme Ledersessel, dezente Farben und edle Materialien bestimmen den Raumeindruck im Metropolitan. Der silbergraue Zug bringt Geschäftsleute in nur drei Stunden und zwanzig Minuten von der Alster an den Rhein und stellt eine attraktive Alternative zu Auto und Flugzeug dar. Schweizer Birnbaumfurnier, gebürsteter Edelstahl, Naturtextilien und Leder: Die im Innenausbau eingesetzten natürlichen Materialien erzeugen eine würdevoll anmutende Atmosphäre. Mit jeweils sieben Wagen bestückt, werden dem Fahrgast in jedem Zug drei Bereiche angeboten: »Office«, »Club« und der Ruhebereich »Silence«, die je nach Wunsch Arbeitsund Besprechungsplätze zur Verfügung stellen oder aber Entspannungs- und Schlafmöglichkeiten bieten. In den Wagons sind die Sitze in Dreierreihen angeordnet; ihre Breite beträgt 52 cm und ist damit komfortabler als im herkömmlichen ICE. Das eigens entworfene Sitzmöbel lehnt sich an den Lounge-Chair von Charles und Ray Eames an: Eine Formholzschale birgt die mit Leder überzogene Polsterung, deren ebenfalls in Leder ausgeführte Kopfkissen höhenverstellbar sind. In die Rückwände der Sitze sind Klapptische, in die Armlehnen und Sockel Schalter und Auslassbuchsen integriert. Die Tische zwischen der Visà-Vis-Bestuhlung können bei Bedarf ausgeklappt werden. Eingelassene Lederkanten verhindern das Verrutschen von Geschirr oder Schreibgeräten beim Anfahren bzw. Bremsen des Zuges. Die Gepäckablage ist – wie das Geflecht der Deckenbespannug – aus Edelstahl, wobei im Deckenbereich Schlitzantennen zum störungsfreien Handyempfang integriert sind. Der Materialwechsel erfolgt über Schattenfugen, die durch Edelstahlprofile sowohl horizontal als auch vertikal ausgebildet werden. Die Randbereiche der Deckenbespannung sind von Flutern, die das einfallende Tageslicht unterstützen, angestrahlt; individuell zuschaltbare Leselampen ergänzen die Beleuchtung jedes Sitzplatzes.

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Bistro Großraumabteil Grundrisse • Schnitte Maßstab 1: 50

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Bord-Küche Bistro Großraumabteil Stauraum WC Einstieg Fahrerstand

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Großraumwagen Vertikalschnitt Maßstab 1:10

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1 Deckenfeld 1000 mm, Deckenverkleidung beidseitig in Gleitlager fixiert: Edelstahlgewebe Akustikvlies Melaninschaum 15 mm 2 Aluminiumprofil fi 3 Querträger Aluminiumprofil Å, mit Kopfplatte verschweißt und verschraubt 4 Luftauslass Klimaanlage 5 Deckenfluter Abdeckung Klarglas 6 Wandverkleidung MDF-Formteil 12 mm 7 Edelstahlschwert mit 8 verschraubt 8 Kopfplatte Edelstahl 10 mm, in Edelstahlstab Ø 12 mm eingehängt 9 Edelstahlrohr Ø 42 mm, Platznummerierung eingelasert 10 Aluminiumprofil eloxiert mit integrierter Platzbeleuchtung 11 Kabelführung 12 Kleiderhaken Edelstahlgussteil 13 Wellblech Edelstahl in Edelstahlprofil, Hinterfütterung Silikatschaum 14 Revisionsklappe Schweizer Birnbaumholz, lackiert 20 mm 15 Rahmen Profilholz, Furnier Schweizer Birnbaum lackiert 16 Blendschutz 17 Festverglasung Isolierglas VSG 12 mm + SZR 12 mm + VSG 8 mm, innenseitig Rasterfolie 18 Formholzschale Schweizer Birnbaum lackiert, Sitzfläche Leder, Kantenschutz Edelstahl 19 Tischplatte Schweizer Birnbaum lackiert 20 Edelstahlrohr Ø 42 mm 21 Drehbeschlag Edelstahl 22 Wandhalterung Tischplatte, Aluminiumgussteil eloxiert 23 Teppichboden, Synthetikfaser gewebt, dreibahnig verlegt, verklebt Kantenschutzprofil Edelstahl 24 2≈ Glasfasermatten, mit Kupferfolie überzogen 25 Entkopplungselement zur Schwingungsabfederung auf Gummi-Metalllager

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Die eigentliche Herausforderung beim Entwurf des Innenausbaus bestand darin, die eingesetzten natürlichen Materialien an die hohen Sicherheitsanforderungen anzupassen, die für Personenzüge eine feuerfeste, strapazierfähige und schwingungsarme Ausstattung vorschreiben. Zudem müssen die gewählten Formen und Konstruktionen jedes Verletzungsrisiko ausschließen und der fünffachen Erdbeschleunigung standhalten. Um den Innenraum möglichst schwingungsund erschütterungsfrei zu halten, ist der Ausbau völlig von der äußeren Stahlhülle abgekoppelt. Im Boden und Wandbereich sitzen Entkopplungselemente, die dieses Rohr-im-Rohr-Prinzip ermöglichen. Eine eigens für den Zug entwickelte Speziallackierung versiegelt die Holzoberflächen und macht sie kratzfest.

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U-Bahnhof »Am Moosfeld« in München Architekten: Sturm & Kessler, München Lichtplanung: Ingo Maurer, München

Bahnsteig Querschnitt Maßstab 1:400

Selbst im Vorbeifahren fällt er auf, der große langgezogene Schriftzug, der sich an die leicht geschwungene Wand des U-Bahn-Schachtes schmiegt und dem im Zug sitzenden Fahrgast signalisiert, dass er gerade die Station Moosfeld passiert. Auf der einen Seite sind es die Buchstaben, die in Signalrot die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, auf der anderen Seite ist die Wandverkleidung in Rot gehalten. Die großen Lettern sitzen mittig über dem horizontalen Knick der im oberen Bereich leicht nach innen geneigten Wand und betonen diesen zusätzlich. Ursprünglich wollten die Architekten den Schriftzug direkt an die Wände des Schachtes malen lassen, die ganze Station sollte in Sichtbeton ausgeführt werden. Doch die schwierigen Bodenverhältnisse (der Bahnhof ist vollständig in Grundwasser gebaut) hat sie veranlasst, vor die Wand eine Verkleidung aus Aluminiumprofilen zu setzen und die einzelnen Buchstaben aus den großen Tafeln auszuschneiden. Dadurch erhält der Schriftzug eine räumliche Tiefe, die seinen dynamischen Charakter noch verstärkt. Überhaupt ist die Station ganz auf den Eindruck des Ankommens, des Abfahrens, aber vor allem des Fahrens ausgelegt – keine überflüssigen Einbauten behindern den Blick. Die dezente Möblierung in Edelstahl tritt hinter dem Eindruck, den der Schriftzug und die eigens für diese Station entworfenen Leuchten hinterlassen, zurück. Die Lampenschirme sind paarweise entlang der Mittelachse des Bahnsteigs angeordnet. 80 Lichtschirme beleuchten die geschwungene Plattform der Station. Sie sind quer zu dieser angeordnet und fassen den langgezogenen Raum optisch zusammen. Wandflächen und Leuchten inszenieren mit der Betonung des geschwungenen Grundrisses die Dynamik.

Lampe Schnitt Maßstab 1:20 1 2 3 4 5 6 7 8 9

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Schirm Stahl 1 mm lackiert außen silber, innen grün Aufhängeöse Edelstahl Leuchtstoffröhre 58 W mit breit strahlendem Schutzrohrreflektor Leuchtenträger Stahl 10/60/1560 mm Rippe Stahl ¡ 40/10 mm Leuchtenverschraubung M 6 Stahlrohr | 35/35/3 mm Elektrokabel Endrippe Stahl ¡ 40/20 mm

Wandverkleidung Bahnsteig Vertikalschnitt Horizontalschnitt Maßstab 1:5 10 Aluminiumwelle pulverbeschichtet 30/10/1,2 mm 11 Stahlprofil ¡ 50/30/3 mm 12 Stahlprofil ∑ 25/25/3 mm 13 Stahlprofil 30/70/3 mm 14 Stahlprofil ∑ 80/65/6 mm 15 Ausgleichstück Flachstahl 16 Stahlschraube zur Verankerung 17 Wand Stahlbeton

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U-Bahnhof »Westfriedhof« in München Architekten: Auer + Weber, München Lichtplanung: Ingo Maurer, München

Der Blick, der sich dem Fahrgast beim Betreten des U-Bahnhofs bietet, ist ungewöhnlich – man denkt an eine Rauminstallation in einem jener unkonventionellen Ausstellungsorte, die heute überall als Attraktionen gefeiert werden. Aber die unverkleideten Schachtwände und die überdimensionalen Lampenschirme sind Teil der U-Bahnstation »Westfriedhof«. Ähnlich wie bei der Station »Am Moosfeld« (siehe S. 164ff.) haben die Architekten auf jegliches überflüssige Dekor verzichtet und mit der Reduktion des Innenausbaus auf dezente Edelstahlmöbel, gerahmt von roh belassenen Betonwänden und -decken, den Charakter der Station geprägt. Die riesigen Lampenschirme aus Aluminium erinnern an Werkhallenleuchten und konterkarieren diesen Eindruck doch gleichzeitig. Mit ihren in rot, blau und gelb gehaltenen Innenflächen bilden sie das entsprechende Gegengewicht zu den archaisch anmutenden Wänden. Die elf über dem Bahnsteig abgehängten Kuppeln sind mit je 12 Leuchtstoffröhren bestückt. Um den Eindruck der »strahlenden« Schirme nicht zu stören, wurden die Leuchten soweit wie möglich in die Kuppel zurückgesetzt. Über den Lampenschirmen sind jeweils Abhängungen aus einem silber lackierten Stahlgestell angebracht, die, versehen mit blauen Leuchtstoffröhren, die rohen Wand- und Deckenflächen in blaues Licht tauchen und damit den Kontrast zwischen den Leuchten und den umgebenden Betonflächen unterstreichen.

Bahnsteig Querschnitt Maßstab 1:250 Lichtkuppel Teilansicht von unten Querschnitt Maßstab 1:50 1 Kuppel Aluminium innen farbig lackiert 2 mm mit umlaufender Randverstärkung insgesamt 20 Segmente 2 Verstärkungsring Aluminium | 25/25/3 mm 3 Leuchte mit Leuchtstoffröhren warmweiß 4 Rippe Aluminium | 25/25/2,5 mm 5 Tragring Aluminium | 40/40/4 mm 6 Verbindungslasche Aluminium 2≈ 40 mm innenseitig vernietet und eingeebnet nach Montage in Kuppelfarbe nachlackiert

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Wohnhaus in Vila Nova

Dachwohnung in Wien

Apartment in New York

Wohnhaus in Ito

Bauherr: privat Architekt: Alvaro Siza Vieira, Porto Mitarbeit: Luisa Penha und João Pedro Xavier Innenarchitekten: Alvaro Siza mit Luisa Penha und Cecilla Cavaca, Porto Tragwerksplanung: GOP, Porto Baujahr: 1994

Bauherr: Andrea und Karl Vass Architekten: Erich Hubmann & Andreas Vass, Wien Mitarbeiter: Carmen Diez Medina Tragwerksplanung: Gmeiner & Haferl, Wien Holzbau: Gattringer, Scheibbs Sichtbetonarbeiten und Baumeisterarbeiten: Denk GmbH, Wien Möbel- und Bautischlerarbeiten: Obermüller GmbH, Langenlois Baujahr: 1995

Bauherr: privat Architekt: Maya Lin, Maya Lin Studio, New York mit David Hotson, New York Tragwerksplanung: Friedman & Oppenheimer, New York Haustechnik: Ivan Pollak, I.P. Group Inc. New York Bauunternehmer: David Giovannitti, Inc., New York Metallbau: Kern/Rockenfield, Inc. (Larry King), New York Lichtplanung: Rénee Cooly Baujahr: 1999

Bauherr: Seiichiro Sekiguchi Architekten: Motoyoshi Itagaki, Architect and Associates Mitarbeiter: Hiromi Sugimoto Tragwerksplanung: F.S.K. Structural Design Consultants, Tokio Haustechnik: Tetens Consulting Engineering Com., Ltd, Tokio Baujahr: 1991

Alvaro Siza Vierira geboren 1933 in Matoshinhos, Portugal; Studium der Architektur an der Universität von Porto; 1954 erster Bauauftrag; eigenes Büro in Porto; Lehrtätigkeit an der Universität in Porto; zahlreiche Auszeichnungen und Ehrenmitgliedschaften.

Erich Hubmann geboren 1961 in Dobl, Steiermark; gemeinsames Architekturbüro mit Andreas Vass seit 1989; Lehrtätigkeit seit 1992 an der Akademie der Bildenden Künste, Wien. Andreas Vass geboren 1961 in Wien; gemeinsames Atelier mit Erich Hubmann seit 1989; Lehrtätigkeit seit 1992 an der Akademie der Bildenden Künste, Wien; seit 1999 Gastprofessur in Ferrara, Italien.

Maya Lin geboren 1959 in Athens, Ohio; eigenes Architekturbüro seit 1986; künstlerische Stipendien für das Wexner Center for Arts, Ohio 1993 und die Residence Pilchuck, Washington 1994; Gastarchitektin an der American Academy in Rom 1998; Lehrtätigkeit an Universitäten und Museen, u.a. der Harvard University und dem San Francisco Museum of Modern Art.

Motoyoshi Itagaki geboren 1940 in Hokkaido, Japan; aufgewachsen in Tokio; 1963 Abschluss des Studiums an der Tokyo University of Fine Arts und Verleihung des Ataka Preises; ab 1963 Mitarbeit bei Isoya Yoshida Architect & Associates; 1977 Gründung des Büros Motoyoshi Itagaki Architect & Associates; 2001 Lehrtätigkeit an der University of Fine Arts, Tokio.

[email protected] [email protected]

Kapelle in Valleacerón

Synagoge in Dresden

Kindergarten in Lustenau

Modehaus in München

Bauherr: privat Architekt: Sol Madridejos, J.C. Sancho Osinaga Mitarbeiter: Luis Renedo, Juan Antonio Garrido, Emilio Gómez-Ramos, Patricia Planell, Marta Toral, Andrey García, Javier Moreno, Martin Pozullo Baujahr: 2000

Bauherr: Jüdische Gemeinde zu Dresden Architekten: Wandel, Hoefer, Lorch + Hirsch, Saarbrücken Tragwerksplanung: Schweitzer Ingenieure, Saarbrücken/Dresden Haustechnik: Zibell Willner & Partner, Dresden Akustik/Bauphysik: Müller BBM, Dresden Örtliche Bauleitung: Fischer Projektmanagment, Leipzig Baujahr: 2002

Bauherr: Marktgemeinde Lustenau Architekten: Helmut Dietrich, Much Untertrifaller, Bregenz Tragwerksplaner: Ernst Mader, Markus Flatz, Bregenz Elektroplanung: Hecht Licht- und Elektroplanung, Rankweil Baujahr: 1999

Bauherr: Michael und Rosy Maendler Architekten: Petzinka Pink Architekten, Düsseldorf Mitarbeiter: Andreas Jablonski, Michael Marx Innenausbau: Ladenbau Schmidt, Würzburg Haustechnik: Ebert Ingenieure, München Elektro / Beleuchtung: Elan, Beleuchtungs- und Elektroanlagen GmbH, Köln Baujahr: 1997

Sol Madridejos geboren 1958 in Madrid; ab 1983 Mitarbeit bei BAU Architects mit J.Carlos Sancho; 1997 Gründung des gemeinsamen Büros SanchoMadridejos; 1998 Professur an der C.E.E.S. von Madrid. J.C.Sancho Osinaga geboren 1958 in San Sebastian; ab 1983 Mitarbeit bei BAU Architects mit Sol Madridejos; 1992 Promotion an der E.T.S.A.M. Madrid; 1997 Gründung des gemeinsamen Büros Sancho-Madridejos. zahlreiche Auszeichnungen, Preise und Ausstellungen.

Andrea Wandel geboren 1963 in Saarbrücken. Hubertus Wandel geboren 1926 in Meseritz. Dr. Rena Wandel Hoefer geboren 1959 in Saarbrücken. Andreas Hoefer geboren 1955 in Hamburg. Prof. Wolfgang Lorch geboren 1960 in Nürtingen/Neckar; 2001 Professur an der TH Stuttgart. Nikolaus Hirsch geboren 1964; seit 2000 Lehrauftrag an der Architectural Association, in London.

[email protected] wandel-hoefer-lorch.de

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Helmut Dietrich geboren 1957 in Mellau, Österreich; von 1983 bis 1986 Mitarbeit im Studio Paolo Piva in Biella, Italien; seit 1986 selbständig; Arbeitsgemeinschaft mit Much Untertrifaller, Bregenz; 1994 Gründung Dietrich/Untertrifaller Architekten; 1993 Piranesi-Preis; 1994 und 1998 Staatspreis für Tourismus und Architektur; seit 2000 Vorstandsmitglied des Vorarlberger Architektur Institutes.

Thomas Pink geboren 1958 in Hamburg; 1980 bis 1985 wissenschaftlicher Mitarbeiter an der RWTH Aachen bei Prof. J.Kohl; ab 1985 freischaffender Architekt bei Kleihues, Rorup und Döring, Düsseldorf; 1994 Gründung des gemeinsamen Architekturbüros mit Karl-Heinz Petzinka.

Much Untertrifaller geboren 1959 in Bregenz; von 1982 bis 1985 Mitarbeit im Büro Much Untertrifaller sen.; seit 1986 Arbeitsgemeinschaft mit Helmut Dietrich und Much Untertrifaller sen.; 1994 Gündung Dietrich/ Untertrifaller Architekten.

Karl-Heinz Petzinka geboren 1956 in Bocholt; 1982 bis 1983 Mitarbeit bei O.M. Ungers; 1983 bis 1985 Assistent RWTH Aachen bei Prof. Döring; 1994 Gründung des Büros mit Thomas Pink; 1994 Professur an der TU Darmstadt.

www.dietrich.untertrifaller.com

www.petzinka-pink.de

Schmuckgalerie in München

Kosmetikgeschäft in New York

Modeladen in Wien

Modeladen in London

Bauherr: Isabella Hund Architekten: Landau + Kindelbacher, München Projektpartner: Lene Jünger Baumeisterarbeiten / Trockenbau: Marcel Dittrich Bauunternehmung, München Schreinerei, Schlosserei und Glasbauarbeiten: Möbel Bauer, Altötting Bodenbeschichtung: Unger Thermoboden, Unterschleißheim Natursteinarbeiten: Granit & Marmor Galerie, Gilching Baujahr: 1997

Bauherr: Shiseido Cosmetics Architekten: ARO (Architecture Research Office); Stephen Cassell, Adam Yarinsky, New York Projektarchitekt: Scott Abrahams Mitarbeiter: Josh Pulver, Eunice Seng, Rosalyne Shieh, Kim Yao Art Director Shiseido: Aoshi Kudo Projektdesigner Shiseido: Rikya Uekusa Tragwerksplanung: Selnick/Harwood Haustechnik: Lilker Associates Lichttechnik: Johnson Schwinghammer, Inc. Vorhangtechnik: Mary Bright, Inc. Audiovisuelle Konzeption: Shen Milsom and Wilke Baujahr: 2000

Bauherr: Don Gil AG Architekten: propeller z; Korkut Akkalay, Kabru, Kriso Leinfellner, Philipp Tschofen, Carmen Wiederin, Wien Statik: werkraum_wien Baumanagement: Buchegger & Schmutzenhofer Beleuchtung: Christian Ploderer/VEST Akustik: David Heigner Baujahr: 2000

Bauherr: Marni Architekten: Future Systems, London Mitarbeiter: Jan Kaplicky, Amanda Levete, Matthew Heywood, Angus Pond, Rachel Stevenson Tragwerksplanung: Ove Arup & Partners, London Generalunternehmer: Purple Shopfitters, London Edelstahlarbeiten: Marzorati Ronchetti, Cantu, Italien Verglasungen: Compass Glass + Glazing, Innenbeschichtung: Liquid Plastics, Astral House, Langa-shire Baujahr: 2000

Gerhard Landau geboren 1965 in Rodalben; 1992 Bürogründung in München; 1993 Partnerschaft mit Ludwig Kindelbacher; verschiedene Lehraufträge. Ludwig Kindelbacher geboren 1965 in München; 1993 Partnerschaft mit Gerhard Landau; 2000 bis 2001 Lehrauftrag an der FH Rosenheim. zahlreiche Ausstellungen und Preise.

1994 Gründung des Büros propeller z; zahlreiche Wettbewerbe. www.propellerz.at

Jan Kaplicky geboren 1937 in Prag; von1969 bis 1979 Mitarbeit u.a. bei Richard Rogers & Partners, Renzo Piano und Foster Associates; seit 1970 Partnerschaft mit Amanda Levete. Amanda Levete geboren 1955 in Bridgend, Großbritannien; 1982 Diplom an der Architectural Association, London; seit 1980 Mitarbeit bei Alsop & Lyall, Richard Rogers & Partners; seit 1970 Partnerschaft mit Jan Kaplicky.

Bürogründung ARO 1993 durch Stephen Cassell und Adam Yarinsky; verschiedene Lehraufträge beider Partner. www.aro.net

www.landaukindelbacher.de www.future-systems.com

Supermarkt in Wattens

Eat in/Take-out-Restaurant in Tokio

Brasserie in New York

Bar in Heidelberg

Bauherr: MPreis WarenvertriebsGmbH, Völs Architekten: Dominique Perrault, Paris; Reichert Pranschke Maluche, München, Rolf Reichert, München Bauleitung: MPreis WarenvertriebsGmbH, Bernhard Schiendl Mitarbeiter: MPreis: Hans Efferl RPM: Bernd Greger Dominique Perrault: Mathias Fritsch, Cyril Lancelin, Gaëlle Lauriot-Prévost, Ralf Levedag Tragwerksplanung: Guy Morisseau, Paris; Alfred Brunnsteiner, Natters Lichtplanung: HG Engineering, Innsbruck Haustechnik: Tivoliplan, Innsbruck Baujahr: 2000

Bauherr: Best Bridal Co.Ltd Architekten: Klein Dytham architecture; Astrid Klein, Mark Dytham, Hiroto Kubo, Tokio Generalunternehmer: D. Brain Co.Ltd Baujahr: 2000

Bauherr: Restaurant Associates Architekten: Diller + Scofidio, New York Elisabeth Diller, Ricardo Scofidio Mitarbeiter: Charles Rentro, (Projektarchitekt), Deane Simpson Tragwerksplaner: Alan Burden, Structural Environment, Tokio Haustechnik: T+M Associates, Middletown, New Jersey Beleuchtung: Richard Shaver, New York Multi Media: Scharff Weisberg, New York Generalunternehmer: Construction by Design, Hauppage, NY Baujahr: 2000

Bauherr: Print Media Lounge GmbH; G. Fanton, G. Niedermair Architekten: liquid architektur/landschaft Dung, Radmacher, Schultz, Schulz Statik: Wagner+Zeitter, Wiesbaden Innenausbau: Heikaus GmbH, Pleidelsheim Licht: ZipLight, Heidelberg Thekenbau: Fa.Wolf, Heidelberg Glasbau: Ehrmann GmbH, Eppelheim Baujahr: 2001

Astrid Klein geboren 1962 in Varese, Italien; Bürogründung von Klein Dytham architecture im Jahr 1991; 1997 Lehrauftrag an der Nihon University, College of Science and Technology. Mark Dytham geboren 1964 in Northamptonshire, Großbritannien, 1991 Bürogründung von Klein Dytham architecture; in 2000 Lehrauftrag an der Tokyo Science University. www.klein-dytham.com

Dominique Perrault geboren 1953 in Clermont-Ferrand; eigenes Architekturbüro seit 1981; zahlreiche Preise und Veröffentlichungen. www.perraultarchitecte.com www.RPM-ARCHITEKTEN.de

Elizabeth Diller ist als Architekturprofessorin an der Princeton University tätig. Ricardo Scofidio lehrt als Architekturprofessor an der Cooper Union. zahlreiche Ausstellungen und Publikationen.

Andrea Dung geboren 1968; Studium an der TU Darmstadt, Diplom 1997. Edmund Radmacher geboren 1966; Studium der Landschaftsarchitektur in Florenz; Diplom 1995. Kerstin Schultz geboren 1967; Studium an der TU Darmstadt, Diplom 1997. Werner Schulz geboren 1966; Studium an der TU Darmstadt, Diplom 1997. [email protected]

[email protected]

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Bürobar in Tokio

Bauherr: AMP Japan Architekten: Klein Dytham architecture; Astrid Klein, Mark Dytham, Shimpei Tokitsu, Keisuke Inatsugu; Tokio Generalunternehmer: D. Brain Co.Ltd Baujahr: 2001 Astrid Klein geboren 1962 in Varese, Italien; 1991 Bürogründung von Klein Dytham architecture; 1997 Lehrauftrag an der Nihon University, College of Science and Technology. Mark Dytham geboren 1964 in Northamptonshire, Großbritannien; 1991 Bürogründung von Klein Dytham architecture; in 2000 Lehrauftrag an der Tokyo Science University. www.klein-dytham.com

Architekturbüro in Berlin

Agentur in München

Königliche Bibliothek in Kopenhagen

Bauherr: Nietz Prasch Sigl Tchoban Voss Architekten BDA, Hamburg, Berlin, Dresden Architekten: Nietz Prasch Sigl Tchoban Voss Architekten BDA, Berlin; Sergei Tchoban Projektleiter: Daniel Brand Stahlbau Treppe: Rainer Mantel, Bad Karlshafen Glasbau: Hiesinger GmbH Glaserei, mit Metallbau Burhop, beide Berlin Baujahr: 2001

Bauherr: KMS Designbüro, München Architekt: lynx architecture, München Susanne Muhr, Volker Petereit mit tools off. architecture; Andreas Notter, Eva Durant Mitarbeiter: Dirk Härle Baujahr: 2000

Bauherr: Dänisches Kulturministerium/ Königliche Bibliothek Architekten/ Landschaftarchitekten: Arkitekterne MAA Schmidt, Hammer & Lassen K/S Tragwerksplanung, Haustechnik: Moe & Brødsgaard A/S Elektroinstallation: Hansen & Henneberg A/S Geotechnik: Hostrup-Schultz & Sørensen A/S Akustik: Anders Chr. Gade Baujahr: 1999

Wolfang Nietz geboren 1941 in Hamburg. Alf M. Prasch geboren 1941 in Görlitz/Schlesien. Peter Sigl geboren 1934 in Hamburg. Sergei Tchoban geboren 1962 in St. Petersburg, Russland. Ekkehard Voss geboren 1963 in Euskirchen.

Susanne Muhr geboren 1962; seit 1994 eigenes Büro; 1995 Partnerschaft mit Volker Petereit; 2001 Gründung lynx architecture. Volker Petereit geboren 1962; 1995 Partnerschaft mit Susanne Muhr; 2001 Gründung lynx architecture. www.lynx-a.com

Morten Schmidt geboren 1956; Architekt seit 1982. Bjarne Hammer geboren 1955; Architekt seit 1982. John Foldbjerg Lassen geboren 1953; Architekt seit 1983. Kim Holst Jensen geboren 1964; Architekt seit 1991. www.shl.dk

seit 1995 heutige Bürogemeinschaft [email protected]

Nationalbibliothek in Paris

Tate Modern in London

Kongresszentrum in Barcelona

Konzertsaal in León

Bauherr: Ministère de Culture Architekt: Dominique Perrault, Paris Innenausstattung: Tische/Regale: Bel S.A., Saint Jean de la Ruelle Dennery, Alfortville Bredy S.A., Saint Ouen Sitraba/Dezellus, Grigny Mobiliar: Bel S.A., Saint Jean de la Ruelle Dennery, Alfortville Martin Stoll, Waldshut-Tiengen Philips Eclairage, Ivry-sur-Seine Metallroste: Euroslot, Scorbe-Clairvaux-F. Metallgewebe: GKD-Gebrüder Kufferath, Düren Lesestühle: Martin Stoll, Waldshut-Tiengen Leuchtkörper/Tischlampen: Philips Eclairage, Ivry-sur-Seine Baujahr: 1995 Innenausbau: 1996

Bauherr: Tate Gallery Architekten: Herzog & de Meuron, Basel mit Sheppard Robson + Partners, London Tragwerksplaner: Ove Arup & Partners, London Fassade: Bug AluTechnic AG, Kent Stahlbau: Glentworth Fabrications, Wokingham Baujahr: 2000

Bauherr: Barcelona Projects, SA Architekten: Carlos Ferrater, José Ma Cartañá Technischer Architekt: Rafael Alabernia Mitarbeiter: Alberto Peñín Bauunternehmer: Ferrovial – Agroman Tragwerksplanung: Servicios técnicos Agroman; Juan Calvo – Pondio Ingenieros Haustechnik Servicios técnicos Agroman, José Luis Renedo Akustik: Higini Arau Baujahr: 2000

Bauherr: Ayuntamiento de la Ciudad de León Architekt: Mansilla+Tuñón, Arquitectos, Madrid; Luis M. Mansilla, Emilio Tuñón Projektsteuerung: Juan Carlos Corona, Santiago Hernán Mitarbeiter: Andrés Regueiro Morado,Fernando García Pino, María Linares Tragwerksplanung: Ove Arup & Partners, London Haustechnik: JG Asociados Akustik: Higini Arau Bauunternehmer: Auditorio de Leon UTE Baujahr: 2002

Dominique Perrault geboren 1953 in Clermont-Ferrand; eigenes Architekturbüro seit 1981; zahlreiche Preise und Veröffentlichungen; Lehrtätigkeiten unter anderem an der Escola Tècnica Superior d‘Arquitectura in Barcelona und an der ETH Zürich.

Jacques Herzog geboren 1950 in Basel, Schweiz; 1978 Partnerschaft mit Pierre de Meuron; seit 1983 Gastprofessuren, seit 1999 Professur an den ETH-Studios, Basel. Pierre de Meuron geboren 1950 in Basel, Schweiz; 1978 Partnerschaft mit Jacques Herzog; seit 1989 Gastprofessuren; seit 1999 Professur an den ETH-Studios, Basel. seit 1991 Partnerschaft mit Harry Gugger; seit 1994 mit Christine Binswanger zahlreiche Preise und Auszeichnungen, darunter den Pritzker Preis 2001.

www.perraultarchitecte.com [email protected]

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Carlos Ferrater geboren 1944 in Barcelona; seit 1971 eigenes Büro; seit 1987 verschiedene Lehraufträge. [email protected]

Luis M. Mansilla geboren 1959 in Madrid; seit 1986 verschiedene Lehraufträge. Emilio Tuñón geboren 1958 in Madrid; Lehraufträge seit 1986. [email protected]

Metropolitan Express, Hamburg – Köln

U-Bahnhof »Am Moosfeld« in München

U-Bahnhof »Westfriedhof« in München

Bauherr: Deutsche Bahn AG Architekten: gmp Architeken, Hamburg Entwurf: Meinhard von Gerkan Jürgen Hillmer Projektleitung: Renata Dipper, Birgit Föllmer Mitarbeiter: Susan Krause, Frank Hülsmeyer, Maja Gorges, Kristina Kaib, Bernd Stehle, Torsten Neeland Innenausbau: Deutsche Werkstätten Hellerau, Dresden, Abteilung Innenausbau, Herr Kühnold, Fa. Gartner, Gundelfingen Lichtplanung: Conceptlicht Angerer Baujahr: 1999

Bauherr: Landeshauptstadt München, vertreten durch das U-Bahnreferat Architekten: Sturm & Kessler, München Michael Sturm, Manfred Kessler Mitarbeiter: Dietrich Focke, Kristina Viermetz, Birgit Bernhöft, Cornelia Probstmeier Tragwerksplanung: Sturm & Kessler, München Rohbauplanung: Baureferat U-Bahn-Bau, Abt. Architektur, München Innenausbau: Sturm & Kessler, München Lichtplanung: Ingo Maurer GmbH, München Baujahr: 1999

Bauherr: Landeshauptstadt München, vertreten durch das U-Bahnreferat Architekten Innenausbau: Auer + Weber, München Mitarbeiter: Stephan Suxdorf, Martina Hornhardt, Heiner Reimers Rohbau: U-Bahnreferat München Lichtplanung: Ingo Maurer GmbH, München Mitarbeiter: Ingo Maurer, Martin Deggelmann, Mathias Liedtke, Gerd Pfarré, Johannes Schmid Tragwerksplanung: Mayr + Ludescher, München Mitarbeiter: Christoph Naleppa Baujahr: 1998

Meinhard von Gerkan geboren 1935 in Riga; seit 1965 Partnerschaft mit Volkwin Marg; ab 1974 Professur in Braunschweig; internationale Gastprofessuren. Jürgen Hillmer geboren 1959 in Mönchengladbach; seit 1988 Mitarbeit bei gmp; seit 1998 Partner bei gmp.

Michael Sturm seit 1968 selbständig; seit 1994 Partner von Manfred Kessler. Manfred Kessler seit 1971 selbständig; seit 1994 Partner von Michael Sturm. [email protected]

Fritz Auer geboren 1933 in Tübingen; seit 1980 Bürogemeinschaft Auer + Weber; seit 1985 verschiedene Professuren, zahlreiche Preise. Carlo Weber geboren 1934 in Saarbrücken; seit 1980 Bürogemeinschaft Auer + Weber; seit 1980 Lehraufträge; seit 1992 Professur, zahlreiche Preise. Ingo Maurer geboren 1932 auf Reichenau/ Bodensee; zahlreiche Preise.

www.gmp-architekten.de www.auer-weber.de www.ingo-maurer.com

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Autoren

Christian Schittich (Herausgeber) Jahrgang 1956; Architekturstudium an der TU München, anschließend 7 Jahre Büropraxis, publizistische Tätigkeit, seit 1991 Redaktion DETAIL, Zeitschrift für Architektur und Baudetail, seit 1992 verantwortlicher Redakteur, seit 1998 Chefredakteur.

Christoph Hölz Jahrgang 1962; Studium der Kunstgeschichte (an den Universitäten) in München und Wien, seit 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter im Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München, Veröffentlichungen zur Kunst- und Architekturgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, seit 1995 verantwortlicher Redakteur einer Kunstbuchreihe.

Ludwig Kindelbacher geboren 1965 in München; 1993 Partnerschaft mit G. Landau; 2000 bis 2001 Lehrauftrag FH Rosenheim.

Gerhard Landau geboren 1965 in Rodalben; 1992 Bürogründung in München; 1993 Partnerschaft mit L. Kindelbacher; verschiedene Lehraufträge.

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Abbildungsnachweis Allen, die durch Überlassung ihrer Bildvorlagen, durch Erteilung von Reproduktionserlaubnis und durch Auskünfte am Zustandekommen des Buches mitgeholfen haben, sagen die Autoren und der Verlag aufrichtigen Dank. Sämtliche Zeichnungen in diesem Werk sind eigens angefertigt. Nicht nachgewiesene Fotos stammen aus dem Archiv der Architekten oder aus dem Archiv der Zeitschrift Detail. Trotz intensivem Bemühen konnten wir einige Urheber der Fotos und Abbildungen nicht ermitteln, die Urheberrechte sind aber gewahrt. Wir bitten um dementsprechende Nachricht.

Von Fotografen, Bildarchiven und Agenturen: • Archives d’Architecture Moderne, Brüssel: 2.2 • Archiv Margarete Schütte-Lihotzky an der Universität für angewandte Kunst, Wien: 2.6 • Bagué Trias de Bes, Alejo, Sant Just Desvern: S. 148–151, 153 • Bibliothèque Royale de Belgique, Brüssel: 2.3 • Bildarchiv Foto Marburg, Marburg: 2.4 • Brigola, Victor, Stuttgart: S. 120–123 • Centraal Museum Utrecht, Rietveld-Schröder Archief, Utrecht: 2.10 • Cook, Peter/View, London: S. 141 • Couturier, Stéphane/Archipress, Paris: 1.5 • Davies, Richard, London: S. 92–94 • Denancé, Michel/Archipress, Paris: S. 129, 130–131 • Den Oudsten, Frank, Amsterdam: S. 16 (2.1) • Fessy, Georges, Paris: S. 128, 132–137 • Freeman, Reid, New York: S. 84 • Gieshoidt, Martin und Lorusso, Romano, Baureferat München: S. 164, 165 • Gilbert, Dennis/View, London: S. 145 • Glover, Richard/View, London: 1.2 • Graubner, Claus, Berlin: S. 118, 119 • Halbe, Roland, Stuttgart: S. 70, 73 oben und unten, 96–98 • Heinrich, Michael, München: 3.3, 3.4, 3.11, 3.12, 3.13, S. 80–83 • Holzherr, Florian, München: S. 30 (3.1)

• Ingo Maurer GmbH, München: S. 166–169 • Joseph, David, New York: 3.6, S. 85, 87 • Koch, André, Chemnitz: S. 162 • Landecy, Jean-Michel, Genf: S. 139 • Leiska, Heiner, Hamburg: S. 161 oben links • Leith, Marcus, London: S. 147 • Linden, John Edward, Marina Del Rey/CA: 3.16 • Linke, Armin, Mailand: 3.18 • MAK – Österreichisches Museum für angewandte Kunst, Wien: 2.7 • Malagamba, Duccio, Barcelona: S. 47, 48, 50, 51 • Martinez, Ignacio, A-Hard: S. 74–77 • Metropolitan Express Train GmbH, Bad Homburg: S. 158 • Miralles Sambola, Jordi, Barcelona: S. 152 • MoMA, New York: 2.15 • Moran, Michael, New York: 1.7, 1.9, S. 106–111 • Müller-Naumann, Stefan, München: 3.8, 3.9, 3.14 • Ott, Thomas, Mühltal: S. 112–115 • Piazza, Matteo, Mailand: 1.6 • Plummer, Henry, Champaign/IL: S. 8 (1.1) • Richter, Ralph/Architekturphoto, Düsseldorf: 3.7 • Richters, Christian, Münster: 1.10, S. 146 oben • Riehle, Tomas/artur, Köln: S. 78, 79 • Roth, Lukas, Köln: S. 71, 73 Mitte • Scharoun-Archiv, Sammlung Baukunst, Akademie der Künste, Berlin: 2.16 • Schiller, Eric, New York: 1.3, 1.4, S. 58, 59 • Schink, Hans-Christian/Punctum, Leipzig: S. 159, 160, 161 oben rechts • Schittich, Christian, München: 1.11, S. 138, 144 • Shinkenchiku-sha, Tokio: S. 63, 64, 142–143 • Spiluttini, Margherita, Wien: S. 88–91, 146 unten ˇ • Štecha, Pavel, Cernošice: 2.18 • Suzuki, Hisao, Barcelona: 3.17, S. 66–69, 154, 155, 157 • Takayama, Kozo, Tokio: S. 101–105, 116, 117 • Utimpergher, Paolo, Mailand: S. 52, 53, 55

• Warchol, Paul, New York: S. 56, 57, 60 • Willebrand, Jens, Köln: 1.8

Aus Büchern und Zeitschriften: • Boesiger, W./ Stonorov, O. (Hg.), Le Corbusier et Pierre Jeanneret Œuvre complète 1910–1929. Zürich 1964 (S. 153): 2.12 • Heinz, Thomas A., Frank Lloyd Wright – Interiors and Furniture. London 1994 (S. 70): 2.5 • Le Corbusier – Mein Werk. Stuttgart 1960 (S. 66 oben rechts): 2.11 • Mies van der Rohe – Möbel und Bauten in Stuttgart, Barcelona, Brno. Mailand, 1998 (S. 194): 2.14 • Zabalbeascoa, Anatxu, Houses of the Century. Barcelona, 1998: 2.20

Foto Schutzumschlag: Tate Modern in London Architekten: Herzog & de Meuron, Basel Fotograf: Shinkenchiku-sha, Tokio

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