Hagen Berger - In Hitlers Auftrag hinter den feindlichen Linien: WALTER GIRG. Geheimeinsätze in der Uniform des Gegners Ein Eichenlaubträger zwischen Skorzeny, CIA und BND 9783981603712

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Hagen Berger - In Hitlers Auftrag hinter den feindlichen Linien: WALTER GIRG. Geheimeinsätze in der Uniform des Gegners Ein Eichenlaubträger zwischen Skorzeny, CIA und BND
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Hagen Berger

In Hitlers Auftrag hinter den feindlichen Linien

WALTER GIRG Geheimeinsätze in der Uniform des Gegners Ein Eichenlaubträger zwischen Skorzeny, CIA und BND

Verlag für Wehrwissenschaften ISBN 978-3-9816037-1-2 www.Verlag-für-Wehrwissenschaften.de © Verlag für Wehrwissenschaften 1. Auflage, 2014

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INHALT Einleitung

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Kommandoverbände - Grundsätzliches zum z.b.V.-Einsatz

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Walter Girgs Elternhaus und Jugendzeit Girg wird Soldat Im Krieg

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Bei der Panzertruppe

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Offiziersausbildung

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Exkurs: Meldungen zu Sondereinsätzen

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Girg in Skorzenys Kommandoeinheiten

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Das Unternehmen „Landfried“ - beschrieben von Walter Girg Der Einsatz von Girgs Ost- und Westtrupp

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72

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Das Ritterkreuz als Geheime Kommandosache

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Exkurs: 23. August 1944 - Der Frontwechsel Rumäniens aus der Erinnerung eines Siebenbürger Gymnasiasten ..................................................................................

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Exkurs: Schicksal deutscher Einheiten in den Karpaten

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Girg stellt die T 34-Panzerkompanie des SS-Jagdverbandes „Mitte“ auf In Volltarnung hinter die russischen Linien

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Sechs Wochen unter den Sowjets - Girgs T 34-Kommandoeinsatz in Westpreußen Todesurteil in Kolberg

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Statt Todesurteil das Eichenlaub zum Ritterkreuz Alpenfestung

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In der Hand des Gegners

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In Geheimdiensten Schicksale Danksagung

Abkürzungsverzeichnis

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Quellen- und Literaturverzeichnis Buchempfehlungen

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Die interessantesten Zeiten des Menschendaseins sind nicht die, in welchen man sich der Illusion hingibt, sein Leben selbst führen zu können, nach links oder rechts abzuweichen, zu beharren oder aufzugeben, sondern die, in denen man den Flügelschlag des Schicksals deutlich über seinem Kopfe rauschen hört.

Wilhelm Raabe

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EINLEITUNG Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges kamen in der Deutschen Wehrmacht insgesamt 18 Millio­ nen Soldaten an den Fronten zum Einsatz. Ohne, daß es besonders erwähnt werden müßte, darf man als selbstverständlich voraussetzen, daß sie alle dabei deutsche Uniformen trugen. Fast alle. Denn es gab einige ganz wenige Soldaten, die es wagten, ihren Gegnern in deren ei­ genen Uniformen entgegen zu treten. Einer von diesen Männern hieß Walter Girg. Er war der einzige deutsche Soldat, der für seine waghalsigen und gefährlichen Einsätze hinter den feindlichen Linien mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet worden ist. Damit verlieh ihm Deutschland höchste Tapferkeitsaus­ zeichnungen. Unter anderem deshalb kann Girg als einer der erfolgreichsten Geheimsoldaten Deutschlands betrachtet werden. Er gehörte den Kommandoeinheiten an, deren legendärer und bis heute von zahlreichen Sagen umwobener Chef Otto Skorzeny war. Nichts hätte im Leben des österreichischen Ingenieurssohnes Walter Girg daraufhingewiesen, daß er einmal in gegnerischen Uniformen hinter den feindlichen Linien operieren und in kaum beschreibbaren, lebensgefährlichen Himmelfahrtkommandos mehrmals dem Tod in buchstäb­ lich letzter Sekunde noch von der Schippe springen sollte. Im Zweiten Weltkrieg dient Walter Girg als unauffälliger Infanterist und noch unauffälligerer Panzeroffizier, bis er aus seinem wenig spektakulären Ausbildungsdienst ausbricht und sich zu den Sondereinheiten Skorzenys meldet. Ihn trieb an, durch seinen wagemutigen und über mancherlei Grenzen weit hinausgehenden Einsatz einen entscheidenden Beitrag zur Schicksals­ wende im gewaltigen Völkerringen des Zweiten Weltkrieges zu leisten. Daß er selbst Kriegsge­ schichte schreiben würde, ahnte Walter Girg nicht. Als im Sommer 1944 der Großangriff der Roten Armee auf Rumänien ein Riesenloch in die deutsche Front von den Karpaten bis zur Donau reißt, erteilt Hitler ihm einen Auftrag unter der höchsten Geheimhaltungsstufe „Geheime Reichssache“. Walter Girg dringt in Uniform des Gegners in die von den Sowjets besetzte undurchdringliche Bergwelt der Karpaten ein. Dort operiert er unter permanenter Bedrohung, denn als Spion war­ tet auf ihn unweigerlich die Todesstrafe. Dieser gefahrvolle Kommandoeinsatz bringt sie ihm auch ein - und doch ins Leben zurück - und das Ritterkreuz! Der Mann, der im Mittelpunkt dieses Buches steht, sprengte viele Normen und es verwundert daher nicht, wenn Skorzenys Adjutant ihn folgendermaßen skizziert: „Girg spielte seine eigene Version von Russisch Roulette: Er hatte fünf Kugeln im Revolver statt einer...“ 1 Was Radi als Russisch Roulette bezeichnete, ist dem Umstand geschuldet, daß Girg von lebens­ gefährlichen Aufträgen regelrecht angezogen wurde. Im Kriegsjahr 1945 schlägt sich Obersturmführer Girg - wieder in Volltarnung, diesmal mit rus­ sischen Panzern - 700 Kilometer, sechs lange Wochen, durch das von den Sowjets beherrschte Westpreußen und Pommern. Im Schnee des verlorenen Ostens Deutschlands greifen die vielfäl­ tigsten tödlichen Gefahren nach Girg und seinen Männern. Überall lauern die Sowjets, überall hin folgt ihnen das Damoklesschwert der Enttarnung und Hinrichtung. Erneut zum Tode verurteilt, überlebt Girg auch dieses Drama und wird als erster Soldat der Jagdverbände in der Deutschen Wehrmacht mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Nach dem Krieg kommt Girg in Geheimdienste des neu ausgebrochenen Kalten Krieges - eine der bis in unsere Gegenwart völlig geheim gehaltenen Überraschungen, die dieses Werk enthält. Neben den Einsätzen wird der Mensch Walter Girg in dieser biographischen Studie herausgear­ beitet. Ein Kenner der Thematik von geheim operierenden Sondereinheiten traf lange nach dem

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Krieg mehrmals mit dem früheren Hauptsturmführer Walter Girg zusammen: „Ich erinnere mich deutlich, wie Walter Girg mich um 1992 besuchte. Er war ein vornehmer, sensibler und gefühlsstarker Gesprächspartner, der anfangs nicht meinen damaligen Erwartungen zu entspre­ chen schien, die man an einen Soldaten stellt, der in solch tollkühnen, gefahrvollen Komman­ doeinsätzen stand. Da war nichts von James Bond zu spüren. Walter Girg war eine intelligente, charaktervolle, äußerst angenehme Erscheinung. Gebildet, gut aussehend und ebenso gekleidet und mit vollendeten, perfekten Umgangsformen ausgestattet. Er wirkte während unseres Zusammenseins auf mich ernst und sensibel. Mehr als einmal traten ihm während der Stunden dauernden Gespräche Tränen in die Augen; besonders, als er von sei­ nem Einsatz in Westpreußen 1945 berichtete. Tief wühlte ihn die Erinnerung an das Absetzen aus dem Hafen von Kolberg auf, wo er vom Boot aus die im Hafen zurückbleibenden Soldaten sah, wie sie ihm noch lange nachwinkten. Noch Jahrzehnte später ging ihm das Erleben sehr nahe. Ihm war jeder Heldenkult frem d.2 Durchaus sehr drastisch konnte Girg mitunter in seiner Wortwahl werden, wenn man ihn auf einige Offiziere ansprach, die er in den Jagdverbänden kennenlernte. Dieser Sarkasmus blitzt hin und wieder in seinen Briefen und Aufzeichnungen auf: ,Meine Arbeit war immer der Ein­ satz. Wenn ich in Friedenthal mal für kurz war, habe ich so manchen dieser ,Herren’ für meinen nächsten Einsatz eingeladen - sie hatten aber alle keine Zeit (oder die Hose voll).’ 3 Da Girg zweifellos das Privileg des aktiv Handelnden besaß, der sich wiederholt lebensgefährli­ chen Gefahren aussetzte, urteilte er aus Sicht eines Frontsoldaten, der in seinen Tarneinsätzen in extremen Situationen größten seelischen und körperlichen Drucks handeln mußte, um zu über­ leben. Daraus ergaben sich seine von heutigen Ohren vermutlich als hart empfundenen Urteile. Walter Girg bedeuteten seine durchlebten Einsätze allerdings bis in seinen Lebensabend immer noch seelische Belastung. Unter diesem Druck schrieb er mir eindeutig: ,Ich bin es leid, jeden Tag in der Vergangenheit zu kramen.’ 4 Gezielte und von Sachwissen geprägte Fragen beantwortete er schriftlich durchaus. Durch die ihm gestellten Fragen schien er gehalten, sich mit seinem Erlebten vermehrt auseinanderzuset­ zen. Ich spürte, wie tief in Girg die Erinnerung an seine ihn psychisch tief belastenden Einsätze, die ihn mehrfach unmittelbar mit dem Tod konfrontierten, brannte. ,Man sollte viel aufschreiben, was aus der Vergangenheit uns so schwer belastet, damit man dann und wann auch das traumatisch Erlebte nachvollziehen kann.’, gestattete er einmal einen knappen Blick in seine innere Verfassung.5 Aus diesen Gedankengängen heraus und auf meine mehrfachen Bitten schilderte Walter Girg ausführlich seinen beinahe sagenhaften Geheimeinsatz in Volltarnung in Rumänien. Diese Auf­ zeichnungen waren für Girg ,weniger aus dem Traum einer Jugend in Frieden’ entstanden, als daß sie vielmehr für ihn ein Ventil des seelischen Druckes darstellten. Seinen zweiten Kommandoeinsatz in Volltarnung - 1945 mit T 34 in Westpreußen - sah er sich allerdings außerstande, aufzuschreiben. Zu tief flammten bei der Erinnerung daran die Emotio­ nen in ihm auf, zu sehr griff die Erinnerung an die ihn ständig verfolgende und nach ihm grei­ fende Todesgefahr in sein Leben. Meine behutsamen Fragen über den Verlauf dieses Einsatzes beantwortete er jedoch nach bestem Wissen. Nie habe ich damals jedoch geahnt, welch großes Geheimnis Walter Girg mir nicht verriet.“ 6 Vor Ihnen, verehrte Leser, liegen die von Walter Girg in Teilen selbst verfaßten Berichte über seine Geheimaufträge und Tarneinsätze in den Jagdverbänden - Deutschlands Kommandoein-

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heiten im Zweiten Weltkrieg unter Otto Skorzeny. Zum ersten Mal beschreibt der am höchsten ausgezeichnete Offizier dieser Sondereinheiten seine in Volltarnung unter höchster Geheimhal­ tungsstufe durchgeführten Operationen. Sie lesen hier etwas Seltenes, was eigentlich in der ver­ deckten Welt der Geheimhaltung verborgen geblieben wäre. Selbst Girgs Ritterkreuzverleihung wurde geheim gehalten. Zu Beginn jeder historischen Darstellung hat sich der Autor die Frage nach den Quellen gestellt, auf denen seine Arbeit beruhen würde. Nur auf der Grundlage einer gut abgesicherten Quellen­ basis läßt sich eine fundierte Rekonstruktion hoch komplexer geschichtlicher Ereignisse ernst­ haft versuchen. Wo sich keine verläßlichen Zeugnisse finden lassen, endet die Zuständigkeit des Historikers und es beginnt die Arbeit des Dichters. Bei der Quellenrecherche trat für den Verfasser überraschend zutage, daß die Kenntnis über deutsche Kommandoeinsätze ironischer­ weise in der Masse bereits 1950 die gleichen wie heute waren! Das in jenem Jahr erschienene autobiografische Buch aus der Feder Otto Skorzenys bildet bis heute den Hauptteil des veröf­ fentlichten Wissens über diese geheimnisvollen Einsätze. Die militärgeschichtliche Forschung hat in Jahrzehnten keinerlei Ansätze gezeigt, mittels Forschung zu einer umfassenden Studie zu gelangen. Lediglich zu den „Brandenburgern“ gab es neuere Veröffentlichungen, jedoch keine Arbeit gehobenen Anspruchs oder gar wissenschaftlichen Charakters. So gesehen ist die hier vorliegende Forschungsarbeit über Walter Girg und dessen Kommando­ einsätze die erste Recherchearbeit zu diesem in der Militärhistorie wenig behandelten Thema. Meine Aufgabe orientierte sich an der gleichen Intention, die den Pulitzerpreisträger John Toland leitete: „Ich hatte nach der Wahrheit zu suchen, nach nichts sonst.“ - womit sich jener an der bekannten Rankeschen Aufgabenstellung des Historikers orientierte. Bei der Beschäftigung mit Abläufen aus der Welt der Kommandoeinheiten und Geheimdienste erschweren zusätzlich die der Geheimhaltung geschuldeten besonderen Charakteristika, wie Decknamen und Verschwiegenheit, die Arbeit des Historikers. Der Autor hat für dieses Buch dennoch genügend Primärquellen in in- und ausländischen Archiven gefunden, er konnte Girgs eigene Aufzeichnungen auswerten und mit ihm selbst mehrfach ausführlich sprechen. Daneben hat der Verfasser mit den nach so langer Zeit noch erreichbaren Soldaten die Einsätze von Wal­ ter Girg über Jahre hinweg ausführlich militärgeschichtlich rekonstruiert, wobei nach Jahrzehn­ ten noch viele Details aus der Vergangenheit zum Vorschein kamen. Besonders beeindruckend war für mich die Hilfe von Professor Dr. Egon Machetanz aus Girgs Panzerkompanie, der - bereits vom Tode gezeichnet - das Manuskript bearbeitete, Korrekturen darin vornahm und mich drängte, weitere Passagen zu erhalten, damit er in der ihm noch ver­ bleibenden Zeit daran mithelfen könne. Die Unterstützung, die der Autor von früheren Kom­ mandosoldaten aus Deutschland, Flandern, Norwegen, den Niederlanden und Lettland erhielt, die dabei gewonnenen Einblicke in ihre vielfältige Spezialausbildung und in ihre gefährlichen Einsätze hinter den feindlichen Linien, waren menschlich beeindruckend. Ausländische Archive warfen Schlaglichter auf die bis dato völlig unbekannte, dabei aber nicht weniger spektakuläre Laufbahn, die Girg nach 1945 in Geheimdiensten antrat und ihn bis in den Bundesnachrichtendienst führte. Lesen Sie nun die Geschichte jenes Mannes, von dem gesagt wurde: „Wenn jemand benötigt wurde, der das Schicksal herausfordern sollte, dann war Girg der richtige Mann dafür“. 7 Dieses Buch liefert den Stoff für einen authentischen und spannenden Film über Kommando­ einsätze im Krieg. Mit Walter Girgs eigenen Worten endet diese Einleitung. Sie erkennen darin, daß er sich auf­ grund seiner Erfahrungen und Kenntnisse entschieden gegen den Krieg ausspricht:

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„Der Mensch hat schon früh gelernt, sich einzuordnen, zu gehorchen, um der Sache willen, etwas für die Allgemeinheit zu erreichen. Wir waren von 1938 bis 1945 Soldaten, im Glauben, unserem Land zu dienen, vor äußeren Einflüssen zu schützen. Doch welchen Irrtum mußten wir erleben und bitter bezahlen. Die Po­ litik bedient sich anderer Mittel. Ihr sind Ehre und Treue fremd, sie kennt weder Skrupel noch Scham. ... Der Krieg, wer ihn auch beginnt, ist ein Verbrechen. ... Lassen Sie uns alle Tage für den Frieden eintreten.“ 8 1) Karl Radi, Adjutant Skorzenys, zitiert nach Charles Foley: Kommando Sonderauftrag. Während sich bei dem ma­ kaberen Glücksspiel Russisch Roulette nur eine Kugel in der Trommel des Revolvers befindet, mutmaßt Radi, Girg habe fünf Kugeln im Revolver gehabt; als Beispiel für dessen Tollkühnheit. Der dieses Zitat überliefernde Charles Foley war ein bekannter britischer Journalist. Geboren in Indien 1909, arbeitete Foley in Paris als Journalist beim „Paris Herald“, dem in Europa erscheinenden Ableger der „New York Flerald“ (später „International Herald Tribüne“, seit 2013 „International New York Times“). Von 1940 bis 1955 war Foley Chef der Ausländsabteilung und später Chefredakteur der Zeitung „The Daily Express“. Danach übernahm er auf Zypern die „Cyprus Time“. Foley veröf­ fentlichte folgende Bücher: Commando Extraordinary, wozu er einige Zeit Skorzeny in Madrid interviewte (deutsche Übersetzung: Kommando Sonderauftrag), Island in revolt (1962), Cyprus: Legacy o f Strife (1962), The struggle for Cyprus (1975) und gab die Erinnerungen des Generals Grivas heraus. 2) Bericht Patrick Agte, 2.11.2012. 3) Wie 2. Zitat Walter Girg in einem Brief vom 1.2.1990. 4) Walter Girg, Schreiben vom 22.2.21990. 5) Walter Girg im Vorwort seines Einsatzberichtes „Landfried“, o.D., um 1985. 6) Bericht Patrick Agte, 2.11.2012. 7) Charles Foley, Journalist und Chef der Ausländsabteilung und später Chefredakteur des „Daily Express“ in „Kom­ mando Sonderauftrag“. 8) Walter Girg, Schreiben vom 3.12.1998.

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KOMMANDOVERBANDE GRUNDSÄTZLICHES ZUM Z.B.V.-EINSATZ Das vorliegende Buch beschreibt Kommandoeinsätze und handelt von Kommandoeinheiten. Der Kommandobegriff war, als diese Verbände im Zweiten Weltkrieg entstanden, noch nicht allgemein gebräuchlich. Man nannte sie „z.b.V.“-Verbände, eben weil sie Einheiten zur beson­ deren Verwendung waren und sprach von „Tarneinsätzen“, wenn sie in gegnerischen Unifor­ men oder in Zivil durchgeführt wurden. Da für den heutigen Leser die Begriffe „z.b.V.“- oder „Tarneinsätze“ weniger geläufig sind, hingegen das Wort Kommandoeinsatz für die Form der unkonventionellen Kriegführung allgemein verständlich ist, soll dieser Begriff verwendet wer­ den. 1

Ein Foto, das es gar nicht geben dürfte. Eines der sehr seltenen Bilddokumente, das einige „Brandenburger“ zeigt, die im Sommer 1942 in den Bergen des Kaukasus in Volltamung zu einem geheimen Einsatz aufbrechen. Die vorderen Männer tragen sowjetische Uniformen und Helme.

In der deutschen militärischen Tradition gab es vor dem Zweiten Weltkrieg keine eigens aus­ gebildeten militärischen Einheiten für Kommandounternehmen, weshalb man sich in Aufbau und Auftragserteilung u.a. an Einheiten anderer Armeen orientierte. Dennoch finden sich in der deutschen militärgeschichtlichen Literatur durchaus Hinweise auf zuvor verwendete Kriegsli­ sten. Der berühmte preußische Militärtheoretiker und -reformer Carl von Clausewitz hielt als junger Major 1810 und 1811 an der allgemeinen Kriegsschule in Berlin, der späteren Kriegsaka­ demie, auf die Praxis ausgerichtete Vorlesungen über den „Kleinen Krieg“. In den Anweisun­ gen, wie ein fester Platz zu überrumpeln sei, liest man: „Andere Hülfs Mittel wie Verkleidun­ gen, Wagen, Schiffe etc. sind bekannt. Sie lassen sich nicht erschöpfend aufzählen und jeder, der fähig ist, dergleichen auszuführen, wird auch leicht auf die Mittel kommen, welche die Um­ stände in jedem besonderen Fall in die Hand geben.“ 2 Die Erwähnung von Wagen und Schiffen

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deutet auf die Kriegslist hin, Soldaten unter dem Stroh von Bauernwagen oder im Rumpf eines Schiffes versteckt, durch die feindlichen Posten hindurch zu schleusen. In dem Plan Gneisenaus für einen Volksaufstand gegen die napoleonische Fremdherrschaft und der weitgehend darauf basierenden preußischen Verordnung über den Landsturm vom 21. April 1813 heißt es: „Diese Späherei, weit entfernt, verächtlich zu sein, ist Pflicht gegen den Feind und vom höchsten Werte und muß daher überall aufgemuntert werden. Keine Unternehmung kann ohne sie gelingen.“ 3 Auch das Untertauchen war schon angedacht: „Ist eine Legion in Gefahr, aufgehoben zu wer­ den, so zerstreut sie sich, versteckt die Waffen, Mützen und Schärpen und erscheint so als Bewohner des Landes.“ 4 Selbst das Tragen von nicht üblicher Bekleidung findet Erwähnung: „Oft wird man ohne Verkleidung einiger Personen nicht abkommen, die man alsdann gegen den Feind abschickt, um Nachricht zu bringen.“ 5Ohne sich auf eine Tradition von Vorgängerein­ heiten berufen zu können, wurden im Verlauf des Zweiten Weltkrieges die Kommandoverbände der Abwehr II, die Frontaufklärungskommandos, die z.b.V.-Einheiten der „Brandenburger“ in Divisionsstärke, das Kampfgeschwader 200 der Luftwaffe, die Marine-Einsatzkommandos und die SS-Jagdverbände aufgestellt.

DEFINITION VON KOMMANDOEINSÄTZEN „Für die Angehörigen der Kommandoverbände waren im letzten Kriege Kommandounterneh­ men in der Regel zeitlich eng begrenzte Kampfeinsätze von kleinen und kleinsten Einheiten und auch von Einzelkämpfern hinter der feindlichen Front, d. h. dort, wie es Admiral Canaris einmal formulierte: ,Wo andere Einheiten der kämpfenden Truppe noch nicht oder nicht mehr kämpfen können.’“ 6 Major Dietrich Witzei führte 1940 mit der z.b.V.-Truppe „Branden­ burg“ erste Tameinsätze an Brücken in den Niederlanden durch und leite­ te bis 1943 einen Geheimstützpunkt in Afghanistan. Ende 1944 ging der Kommandeur des Frontaufklä­ rungskommandos 202 tief hinter die sowjetischen Linien zur national­ ukrainischen Partisanenarmee UPA, wofür er mit dem Ritterkreuz ausge­ zeichnet wurde.

Geradezu prädestiniert für eine wahrheitsgetreue realistische Definition von z.b.V.-Einsätzen ist Major a.D. Dietrich Witzei. Er führte bereits 1940 mit der damals noch sehr kleinen z.b.VTruppe „Brandenburg“ erste Tarneinsätze an Brücken in den Niederlanden durch, leitete bis 1943 einen Geheimstützpunkt in Afghanistan und ging als Kommandeur des Frontaufklärungs­ kommandos 202 tief hinter die sowjetischen Linien zur national-ukrainischen Partisanenarmee UPA. Der mit dem Ritterkreuz ausgezeichnete Major Witzei erklärt uns die Eigenart der Kom­ mandoeinsätze: „Am effektivsten waren solche Einsätze im Bewegungskrieg und insbesondere in seiner offensiven Phase. Der Auftrag lautete z.B., die vom Gegner geplante Zerstörung oder Sperrung taktisch, operativ oder kriegswirtschaftlich wichtiger Objekte wie Brücken oder In-

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dustrieanlagen im Überraschungsangriff zu verhindern und diese Objekte bis zum Eintreffen der nachfolgenden Truppe zu sichern. Deren Sache war es dann, den Erfolg des Kommando­ einsatzes taktisch und operativ voll auszunutzen. In einer defensiven Phase konnte der Auftrag umgekehrt lauten, nämlich wichtige Objekte im feindlichen Hinterland zu zerstören, also dort Sabotage zu betreiben. Es sei schon hier vorweg erwähnt, daß die wirklich z.T. auch opera­ tiv wichtigen Erfolge bei Kommandounternehmen der ersten Art, d.h. beim Objektschutz, und nicht bei den Sabotageeinsätzen, also nicht bei der Objektzerstörung, erzielt wurden. Aufgabe eines Kommandounternehmens konnte es auch sein, I- und Z-Arbeit, d.h. Insurrektions- und Zersetzungsarbeit im feindlichen Hinterland - unter Umständen auch in fernen Ländern wie Iran, Afghanistan oder Südafrika - zu leisten und dort oppositionelle Kräfte im gegnerischen Lager zu aktivieren.... Von normalen Stoßtruppeinsätzen unterschieden sich die Kommandoun­ ternehmen durch die Anwendung geheimdienstlicher Methoden und Mittel. Dazu gehörten ins­ besondere die Zusammenarbeit mit (positiv ausgedrückt) Widerstandskämpfern oder (negativ ausgedrückt) Kollaborateuren im feindlichen Lager, die Verwendung bestimmter Spezialwaf­ fen, wie schallgedämpfte Maschinenpistolen und die Halb-, Voll- und Mischtarnung im Einsatz. Bei der Halbtarnung wurden bei der Annäherung an das Objekt, die möglichst kampf­ los erfolgen sollte, die Uniform oder Uniformteile des Gegners getragen. Am Objekt wur­ den diese dann abgeworfen, und man kämpfte in deutscher Uniform. Bei Volltarnung er­ folgte dagegen der ganze Einsatz in gegnerischer Uniform. Männer, die die Sprache des Gegners nicht beherrschten, erhielten manchmal einen Kopfverband, der sie am Sprechen hinderte. Überhaupt konnten sich solche Verbände ganz allgemein als nützlich erweisen, z.B. wenn es galt, an gegnerischen Feldjägern, die nur Verwundete durchließen, vorbei tie­ fer in die feindliche Etappe zu gelangen. Zur Volltarnung gehörte natürlich auch die Aus­ stattung mit Waffen und Gerät aus dem gegnerischen Arsenal bis hin zum sowjetischen T 34 oder zur britischen Spitfire. Bei Mischtarnung trugen einige Sprachenkundige - meist während des ganzen Einsatzes - fremde Uniform, während der Rest des Kommandos deut­ sche Deserteure oder Gefangene markierte, die von den Sprachkundigen abgeführt wurden. Waffen und Munition hatten diese Abgeführten dann in und unter ihrer Uniform versteckt. Zur gegnerischen Uniform gehörte oft auch eine sogenannte Legende. Sie verwandelte, unter­ mauert durch teils erbeutete, teils von besonderen Experten der Abwehr gefälschte Ausweise, Feldpostbriefe, Familienfotos u.s.w., etwa den deutschen Unteroffizier Kern in den sowjetischen Hauptmann Pankoff oder den britischen Major Field.“ 7

KRIEGSVÖLKERRECHT Es ist sicher für die Leser dieses Buches von besonderem Interesse, welchen Charakter diese ge­ fährlichen Einsätze aus Sicht des Kriegsvölkerrechts besaßen, wenn dabei gegnerische Uniform über der eigenen getragen wurden. Das war bei den hier beschriebenen Tarneinsätzen der Fall. Dietrich Witzei erklärt aus eigener Praxis dazu: „Es war ihnen aber klar, daß die Höchststrafe drohte, wenn sie bei einem Tarneinsatz vom Gegner gefaßt würden. Sie gingen jedoch dieses Risiko freiwillig und bewußt ein, einmal weil ihnen das jeweilige Einsatzziel wichtig genug erschien und sie glaubten, es nur auf diese Weise erreichen zu können, und dann, weil sie sich immer - die Planung lag ja in ihrer eigenen Hand - zumindest gewisse Chancen ausrechneten, wieder heil zurückzukommen. Selbstmordeinsätze gab es bei den Kommandoverbänden der Abwehr II nicht, und sie wurden auch nicht verlangt. Es gab auch keine Einsätze, die die Liqui­ dation führender Persönlichkeiten der Gegenseite vorsahen.“ 8Die Einsätze in Tarnung verliefen auf freiwilliger Basis und wurden nicht befohlen „... da einem deutschen Soldaten wegen der möglichen Folge, als Spion behandelt zu werden, nicht befohlen werden kann, sich außerhalb

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des geltenden Kriegsrechts zu stellen, auch wenn dieses von der Sowjetunion nicht anerkannt wird.“ 9 Tarneinsätze konnten in Halb-, Voll- oder Mischtarnung durchgeführt werden. Die daran betei­ ligten deutschen Kommandosoldaten - wie die der anderen Nationen - wußten, daß sie sich da­ bei nicht auf den Schutz durch die Haager Landkriegsordnung des Kombattanten berufen konn­ ten. Geriet ein Soldat während eines Tarneinsatzes in Gefangenschaft, mußte er damit rechnen, nicht als Kriegsgefangener, sondern nach Artikel 29 und 30 der Haager Landkriegsordnung als Spion behandelt und in Übereinstimmung mit dem Kriegsvölkergewohnheitsrecht stand­ rechtlich erschossen zu werden.10Das wurde im Zweiten Weltkrieg nachweisbar praktiziert; am bekanntesten sind die Erschießungen von Soldaten der Kommandokompanie von Skorzenys Panzerbrigade 150 durch die Amerikaner in den Ardennen 1944 und 1945. Doch verhält es sich aus Sicht des Kriegsvölkerrechts nicht so einfach, wie vielfach ange­ nommen wird. Vielleicht für manche überraschend, verstößt der Gebrauch von gegnerischen Uniformen nicht grundsätzlich gegen das Kriegsvölkerrecht. In Artikel 23 f der Haager Land­ kriegsordnung wird zwar „der Mißbrauch der Parlamentärflagge, der Nationalflagge oder der militärischen Abzeichen oder der Uniform des Feindes“ untersagt, zugleich relativiert jedoch der nachfolgende Artikel 24: „Kriegslisten und die Anwendung der notwendigen Mittel, um sich Nachrichten über den Gegner und das Gelände zu verschaffen, sind erlaubt.“ 11 Außerdem ist der Unterschied zwischen Gebrauch und Mißbrauch von Uniformen nicht eindeutig mit letzt­ endlicher Rechtssicherheit definiert. Es dürfte nicht allgemein bekannt sein, daß Soldaten, die im Einsatz ähnlich Agenten operie­ ren, z.B. durch Tragen von Zivilkleidung oder gegnerischer Uniform und die danach wieder in den Bereich ihrer eigenen Truppen zurückgekehrt sind, vom Gegner nicht als Spione behandelt werden dürfen. Artikel 31 der Haager Landkriegsordnung regelt: „Ein Spion, welcher zu dem Heere, dem er angehört, zurückgekehrt ist und später vom Feinde gefangen genommen wird, ist als Kriegsgefangener zu behandeln und kann für früher begangene Spionage nicht verantwort­ lich gemacht werden.“ 12 Das und noch weitaus mehr trat bei dem aufsehenerregenden Prozeß vor dem US-Militärgericht in Dachau gegen den weltbekannten Kommandeur der SS-Jagdverbände, Otto Skorzeny, über­ raschend zu Tage. Das US-Gericht erkannte, daß es sich bei der Halbtarnung - der Annäherung an den Feind in gegnerischer Uniform - nicht um einen Mißbrauch der gegnerischen Uniform (Haager Landkriegsordnung, Artikel 23) handelte, sondern um eine Form der Kriegslist, die nach Artikel 24 der Haager Landkriegsordnung ausdrücklich erlaubt war. Selbst der Gebrauch der Schußwaffe beim Einsatz in Volltarnung wurde vom Gericht als Notwehr anerkannt und le­ galisiert. Das Gericht entschied außerdem zugunsten der Angeklagten, daß seit 1907 und insbe­ sondere im Zweiten Weltkrieg ein Wandel in der Auffassung eingetreten wäre, was Mißbrauch und zulässiger Gebrauch der feindlichen Uniform sei. Auf dieser rechtlichen Basis begründet, wurde Otto Skorzeny von dem US-Militärtribunal am 9. September 1947 von allen Anklage­ punkten freigesprochen.13 Die größte Überraschung war dabei der alle überraschende Auftritt des legendären britischen Agenten Oberstleutnant Edward Yeo-Thomas in dem Prozeß. Er stellte sich Skorzeny als Zeuge zur Verfügung und erklärte vor Gericht, daß es in britischen Kommandoeinheiten vielfach ge­ übte Praxis war, im Einsatz deutsche Uniformen und Uniformteile zu tragen. Das Erscheinen und die Aussagen dieses bekannten und hoch ausgezeichneten britischen Ge­ heimdienstoffiziers, der mehrmals am Fallschirm über Frankreich absprang und die französi­ sche Untergrundbewegung gegen Deutschland koordinierte, der mehrmals aus deutscher Ge­ fangenschaft, darunter aus dem Konzentrationslager Buchenwald geflohen war, bedeutete eine

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Sensation. Yeo-Thomas hatte jahrelang erbittert gegen die Deutschen gekämpft und war eine integre und bei Briten wie Franzosen anerkannte Persönlichkeit. Edward Yeo-Thomas, der berühm­ te und bekannte britische Agent, überlebte zahlreiche abenteuerliche und höchst gefährliche Einsätze in mehreren Kriegen. Im 2. Weltkrieg sprang er mehrmals im Auftrag des britischen Geheimdienstes SOE am Fallschirm über Frankreich ab, um die französische Untergrundbewe­ gung im Kampf gegen Deutschland zu koordinieren. 1944 geriet er in deutsche Gefangenschaft. 1947 trat der sagenumwobene Oberstleutnant überraschend als Zeuge für Otto Skorzeny auf und überraschte das US-Gericht mit sei­ nen Aussagen, wonach er und seine Männer in ihren Einsätzen ebenfalls

die Uniform des Gegners trugen. Dadurch erhielt das Militärgericht den Beweis, daß neben deutschen auch britische Kommandoeinheiten in gegnerischen Uniformen operier­ ten, was wesentlich zum Freispruch Skorzenys beitrug. Der mit höchsten Orden bedachte Wing Commander Yeo-Thomas schrieb: „Der Prozeß gegen Skorzeny und der Freispruch beweisen, daß er ein guter Soldat war und erstklassige Arbeit verrich­ tete. Er kämpfte anständig. Ich wür­ de mich jederzeit freuen, unter ei­ nem Mann wie Skorzeny zu dienen.“ Yeo-Thomas ist die Vorlage zu Ian Flemings weltbekannten Agenten James Bond.

Er lieferte der Anklagebehörde den Beweis, daß sich die Gebräuche während des Krieges auf allen Seiten geändert hatten und von Alliierten wie von Deutschen bei Spezialoperationen gele­ gentlich die Uniform des Gegners getragen worden war. Auf Nachfrage erklärte Yeo-Thomas, erbeutete deutsche Uniformen, Soldbücher und Waffen benutzt zu haben. 14 Ausdrücklich bestätigte der britische Geheimdienstoffizier, im Einsatz in der Uniform der Deutschen auch den Gebrauch von Schußwaffen praktiziert zu haben. 15 Gleichfalls erklärte Yeo-Thomas, daß deutschen Gefangenen von Briten die Soldbücher abgenommen wurden, um mit diesen Identitäten englische Kommandosoldaten in Spezialeinsätzen zu tarnen. 16 Ein weiterer, namentlich nicht genannter britischer Offizier, umschrieben in England als „einer unserer glänzenden, jüngeren Kommandeure“, der während und nach dem Krieg in der bri­ tischen Armee diente, intervenierte gegen die Verurteilung Skorzenys und schrieb: „ ...unser Eingreifen in den Prozeß war ungewöhnlich. ... Wir alle wußten etwas von Skorzenys Tätigkeit: unser Nachrichtendienst hatte ein Sonderdos­ sier über ihn angelegt. Sein einziges Verbrechen schien uns die Tatsache zu sein, daß er auf ei­ nem Gebiet aktiv gewesen war, das die regulären Soldaten nicht schätzen. Wir schrieben daher einen Brief an den amerikanischen Kriegsminister. Eine Durchschrift ging an General Eisenhower, um ganz sicher zu gehen. Der Brief sagte, wenn Oberst Skorzeny als Führer der deutschen Sonderkommandos dafür bestraft werden sollte, weil er seine Pflicht getan hatte, dann bäten wir auch darum, unter Arrest gestellt zu werden. Wir wären bereit, uns ähnlicher Anklagen für schuldig zu bekennen und uns derselben Behandlung zu unterwerfen.“ 17 Außerdem meldeten sich drei amerikanische Offiziere aus Orten bei München zur Verteidigung Skorzenys. 18 Somit erwuchs aus der Anklage gegen Skorzeny die Erkenntnis, daß im Zweiten Weltkrieg bei den Kommandoeinheiten der kriegführenden Nationen zu bestimmten geheimen Operationen die Uniform ihrer Gegner getragen wurden. Dafür liegen genug belegte Beispiele vor.

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Kommandountemehmen führten während des Zwei­ ten Weltkrieges alle Kriegsgegner Deutschlands durch. Oberstleutnant Sir David Stirling gründete und führ­ te den SAS (Special Air Service) und führte mit dieser bekannten britischen Kommandoeinheit zahlreiche ge­ heime Sabotageuntemehmen in Afrika und Frankreich durch, wobei sie oft in deutschen Uniformen operierten. Der SAS existiert bis heute als hoch anerkannte, britische Kommandotruppe.

Ein britisches SAS-Kommando nach wochenlangem Einsatz in den Wüsten Afrikas im Januar 1943.

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Die bekannte und heute noch existierende britische Kommandoeinheit SAS (Special Air Ser­ vice) unter ihrem Kommandeur Oberst David Stirling trug bei ihren Kommandounternehmen in der Wüste Nordafrikas vielfach deutsche Uniformen. Bei dem spektakulären Versuch der Briten, den Befehlshaber des Afrikakorps Generaloberst Erwin Rommel im November 1941 zu entführen, waren die beteiligten Soldaten in deutschen Uniformen. Die 30 in deutsche Ge­ fangenschaft geratenen Briten, darunter der Neffe des Marschalls Lord Alexander, wurden als Kriegsgefangene und nicht als Spione behandelt. 19Die deutsche Wehrmacht hatte die veränder­ ten Kampfmethoden - die eigenen wie die der Gegner - längst realisiert und akzeptiert, so daß u.a. die Wehrmacht-Untersuchungsstelle festhielt, bisher „konnten den ,Commando’-Teilnehmern keine besonderen Völkerrechtsverletzungen nachgewiesen werden“. 20 In Afrika führte Oberstleutnant Stirling zahlreiche Sabotageeinsätze hinter den deutschen und italienischen Linien durch, einmal marschierte er mit einer bataillonsstarken Kommandoeinheit in deutschen Uniformen 2.500 Kilometer durch die Wüste gegen Benghasi. Der britische Oberstleutnant Geoffrey Keyes führte am 17. November 1941 ein Kommandountemehmen zur Entführung Rommels in Afrika. Beim Angriff auf Rom­ mels Unterkunft in Beda Littoria fiel Keyes am 18. No­ vember 1941 in deutscher Uniform. Sein Vater war der bekannte Admiral Roger John Brownlow Keyes, Erster Baron Keyes, u.a. zeitweise Chef der britischen Sonder­ kommandos (Combined Operations).

Die britischen SOE-Geheimdienstoffiziere Patrick Leigh Fermor, legendärer Abenteurer und Schriftsteller, sowie William Stanley Moss entführten 1944 den deutschen General Heinrich Kreipe auf Kreta, wobei sie sich in Uniformen als deutsche Gefreite tarnten. Major Leigh Fer­ mor wurde für die Entführung Kreipes mit dem Distinguished Service Order und Major Moss mit dem Military Cross ausgezeichnet.21 Amerikanische Rangers kämpften im Oktober 1944 in Aachen sowie im Dezember 1944 bei der Einnahme der Saar-Brücke in Saarlautern in deutschen Uniformen.22 Auch die Sowjets setzten in der Roten Armee sowie bei den Partisanen vielfach ihre Männer in deutschen Uniformen zum Durchbruch der Front ein .23 Daher entfallen alle - vor allem in der Gegenwart - vorgebrachten Vorwürfe gegen diese Formen der Sonderkampfführung auf deutscher Seite, da es keine deutsche Erfindung war, sondern sich bewiesenermaßen zahlreiche Kommandoeinheiten alliierter Armeen im Verlauf des Zweiten Weltkrieges dieser Praxis bedienten. Der reine Kampfeinsatz in Volltarnung mit gegnerischer Uniform wurde als nahezu unvereinbar mit dem von der Haager Landkriegsordnung geschütz­ ten Kombattantenstatus angesehen.

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Ein Foto, das höchster Geheimhaltung unterlag. Sir Pa­ trick Leigh Fermor, legendärer Abenteurer, Schriftstel­ ler und Geheimdienstoffizier, links mit William Stanley Moss. Die britischen SOE-Untergrundkämpfer entführ­ ten 1944 den deutschen General Kreipe auf Kreta, wozu sie sich in den Uniformen deutscher Gefreiter tarnten. Major Leigh Fermor wurde für die Entführung Kreipes mit dem Distinguished Service Order und Major Moss mit dem Military Cross ausgezeichnet. Moss lebte spä­ ter als Schriftsteller und Weltreisender. Die Entführung Kreipes wurde unter „111 Met by Moonlight“ verfilmt.

Ein grausames Schicksal, das Walter Girg in seinen Einsät­ zen jederzeit blühte: Als Spion erschossen zu werden. In Skorzenys Panzerbrigade 150 wurden in der Ardennenof­ fensive Soldaten in amerikanischen Uniformen eingesetzt. Einer von ihnen war Oberfähnrich Günther Billing. Er wird als Teamleader Private Charles W. Laurence gemeinsam mit Unteroffizier Manfred Parnaß und und Obergefreiten Wilhelm Schmidt am 17. Dezember 1944 an der Amel-Brücke in Aywaille in ihrem Jeep von Amerikanern angehalten. Obwohl sie ihre deutschen Soldbücher in ihrem Fahrzeug mit sich führen, werden sie am 22. Dezember 1944 wegen Verletzung der Kriegsgesetze und Tätigkeit als Spione zum Tode verurteilt und am 23. Dezember 1944 bei Henri Chapelle erschossen.

ANSEHEN DER KOMMANDOEINHEITEN Es scheint, als wenn die deutschen Komman­ doeinheiten bei ihren einstigen Gegnern in höherem Ansehen stehen, wie in Deutschland selbst. Insbesondere Briten erkennen Planung und Durchführung deutscher Kommando­ einsätze an und so verglichen die Engländer Skorzeny mit ihrem Lord Mountbatten und General Laycock.24 General Sir Robert Laycock war Kommandeur aller briti­ schen Sonderkommandos und bis 1959 Gouverneur von Malta. Der renommierte General, der ebenfalls Einsätze in deutschen Uniformen in Afrika durchführte, schrieb das Vorwort zu einem britischen Buch über Skorzeny und seine Kommandountemehmen.

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Eine durchaus hohe Ehre, da Lord Louis Mountbatten und Robert Laycock Kommandeure der britischen Sonderkommandos (Combined Operations) waren. Niemand anderes als der renom­ mierte General und Gouverneur Sir Robert Laycock schrieb das Vorwort zu einem britischen Buch über Skorzeny und seine Kommandounternehmen. 25 Der aus dem Burma-Feldzug in England bekannte britische Oberstleutnant M.J. Calvert erklärte, „daß Skorzeny das ideale Bei­ spiel dafür sei, was ein einzelner Truppenführer im modernen Krieg erreichen könne“. 26 Und der legendäre britische Geheimdienstoffizier Oberstleutnant Edward Yeo-Thomas, der jahre­ lang gegen Deutschland waghalsige Geheimeinsätze durchführte - er war die Vorlage für James Bond! - schrieb im September 1947 an Skorzeny: „Sie waren verdammt tüchtig während des Krieges. Ich bin sicher, daß Sie freigesprochen werden. Auf jeden Fall habe ich in Paris eine Wohnung für Sie, wenn Sie einmal zurückgezogen leben wollen.“ 27 Wenn heute sicher für viele Leser verblüffend klingen mag, in welch menschlich versöhnlichem und anerkennendem Ton ein den Deutschen in harten Kämpfen erbittert gegenüber gestandener britischer Kriegsheld, der im KZ Buchenwald inhaftiert war, dem deutschen SS-Offizier Otto Skorzeny gegenübertrat, so tritt in diesen Zeilen der gegenseitige Respekt der Frontsoldaten hervor, der auch dem früheren Gegner Achtung und Verständnis entgegenbrachte. Die Briten, die selbst hervorragende Kom­ mandoeinheiten mit Wagemut und Phantasie einsetzten, haben sicher das größte Verständnis für die Sonderkampfeinheiten ihrer einstigen deutschen Gegner, vielleicht „weil der SAS den britischen Grundcharakter widerspiegelt, der aus einer Katastrophe Phantasie entwickelt.“ 28 Nach dem Studium der Einsätze Skorzenys erkannte der von Mythen umwobene tollkühne Initiator und Kommandeur der britischen SAS, Oberst David Stirling, daß „... unsere Technik des strategischen Angriffes hinter den Linien von Skorzeny übernommen und von ihm zu her­ vorragender Bedeutung gegen uns selbst entwickelt worden ist.“ 29 Noch sprachloser macht den Leser die Nachkriegsaussage Stirlings: „Gäbe es keinen Skorzeny, dann wäre es notwendig, einen zu erfinden.“ 30 In Israel besteht an Skorzenys Kommandoeinsät­ zen ebenfalls Interesse und in der hebräischen Übersetzung seines Buches „Aluf Hakommando“ wird Skorzeny im Vorwort von Aryeh Hahsavia als der deutsche d’Artagnon bezeichnet.31

HEUTIGE DEUTSCHE KOMMANDOEINHEITEN Kommandoeinheiten existieren in unserer heutigen Gegenwart international zahlreich, darun­ ter befinden sich der britische Special Air Service (SAS), die U.S. Navy Seals, U.S. Special Forces (Green Berets) oder die Delta Force. Auch in Deutschland gibt es Kommandoeinheiten. Aus den Kommandokompanien der Bundeswehr entstand 1996 das Kommando Spezialkräfte (KSK). Dessen Aufgaben sind die gleichen, wie sie von den deutschen Kommandoeinheiten im Zweiten Weltkrieg durchgeführt wurden, wie das KSK selbst beschreibt: „Kampfeinsätze, auch Kampf in der Tiefe, gegen Ziele strategischer und/oder operativer Bedeutung, einschließlich der Lähmung oder Zerstörung wichtiger Einrichtungen, Objekte und Führungssysteme“, sowie „Verdeckte Operationen im Aufgabenspektrum der Streitkräfte“ und „Spezialaufklärung: Ge­ winnen von Schlüsselinformationen in Krisen- und Konfliktgebieten für die strategische und operative Führungsebene sowie deren gesicherte, verzugsarme und schwer aufklärbare Über­ mittlung“. 32

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Z.b.V.-Männer von „Brandenburg“ von Leutnant Kürschner in niederländischer Uniform an der JulianaBrücke am 10. Mai 1940. An verschiedenen Brücken in den Niederlanden und Belgien wurden 1940 die ersten Tameinsätze durchgeführt , um die Brücken vor den deutschen Truppen einzunehmen.

Die Kampfführung umreißt das KSK ähnlich, wie es bei den „Brandenburgern“ der Fall war: „Keiner sieht sie kommen. Keiner weiß, daß sie da sind. Und wenn ihre Mission beendet ist, gibt es keinen Beweis dafür, daß sie jemals da waren.“ 33 Das KSK verfügt „innerhalb der Bundeswehr über einzigartige Fähigkeiten.“ 34 International bekannt wurde das KSK allerdings durch die fragwürdige Entlassung seines Kom­ mandeurs Brigadegeneral Reinhard Günzel 2003, der seine Kommandotruppe in der Tradition der „Brandenburger“ sah, deren Einsätze „in der Truppe als geradezu legendär“ gegolten hät­ ten. General Günzel war überzeugt: „Die Kommandosoldaten wissen genau, wo ihre Wurzeln liegen“. 35 Das deutsche Verteidigungsministerium beeilte sich zu einem seltsam klingenden Widerspruch: „Eine Anlehnung an Kommandoverbände der früheren Wehrmacht ist unsachge­ mäß, wäre undemokratisch, insgesamt wesensfremd und findet tatsächlich auch nicht statt.“ 36 Der General legte damit seinen Finger in das vermutlich nur in Deutschland auftauchende Phä­ nomen, wonach in der Meinungsformung „all das, was deutsche Soldaten zwischen 1939 und 1945 an Mut, Tapferkeit und Opferbereitschaft vollbracht haben, mit Hingabe in den Schmutz gezogen wird.“ 371 1) Die Bezeichnung in allen Aufzeichnungen der „Brandenburg“-Einheiten lautete ab 1939 stets z.b.V. und auch die Waffen-SS bezeichnete ihre erste Kommandoeinheit als Sonderverband z.b.V. 2) Werner Hahlweg: Carl von Clausewitz: Schriften - Aufsätze - Studien - Briefe, S. 404. 3) Ebenda. 4) Joachim Schickei (Hg.): Guérilleros, Partisanen, Theorie und Praxis, S. 80 5) Werner Hahlweg: Carl von Clausewitz: Schriften - Aufsätze - Studien - Briefe, S. 437. 6) Dietrich Witzei: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg. Zitat Canaris aus: OKW Amt Ausland/ Abwehr, Chef, Nr. 1509/42 g.Kdos./Abwehr II/Chef, vom 26.6.1942. BA-MA, RHG 21-2/709, Bl. 40 f. 7) Dietrich Witzei: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg. 8) Dietrich Witzei: Kommandoverbände der Abwehr II im Zweiten Weltkrieg, S.15, IMT (Der Nürnberger Prozeß) Bd. 2, S. 497, 509, 512, 522; Bd. 3. 9) Weisung des Chefs der Abwehr II vom 28. Juli 1943, BA-M RW 49/141, Bl. 16. 10) Haager Landkriegsordnung vom 18. Oktober 1907, die die Gesetze und Gebräuche des Landkrieges regelte. Zi­ tiert wird hier aus der Haager Landkriegsordnung vom 18. Oktober 1907, in der Fassung vom 25. Januar 1910, die für das Deutsche Reich am 26. Januar 1910 in Kraft getreten ist. 11) Ebenda. 12) Ebenda. 13) US Army courts: USA vs. Otto Skorzeny et al. General Military Government Court at Dachau, Germany 470818 - 470909. File Number: US 014, Review Date: 480414, Case Number: 6-100. M l 106 Washington. Skorzenys be­ rühmter Entlastungszeuge war Forest Frederick Edward Yeo-Thomas, ein berühmter britischer Agent, der zahlreiche, abenteuerliche und höchst gefahrvolle Einsätze überlebte. In London am 17. Juni 1902 geboren, wuchs er in der Nor­ mandie auf und kämpfte im Ersten Weltkrieg auf US-Seite und im polnisch-sowjetischen Krieg für Polen. Nach seiner Mechanikerlehre ging er nach Paris und arbeitete bei einem Modeschöpfer. 1939 trat er in die englische Luftwaffe ein, war 1940 Übersetzer im unbesetzten Teil Frankreichs, um danach im Auftrag des britischen Geheimdienstes SOE (Special Operations Executive) am 25. Februar 1943 am Fallschirm über dem besetzten Frankreich abzuspringen und die französische Untergrundbewegung zu koordinieren. Sein zweiter Fallschirmeinsatz im Februar 1944 scheiterte und Yeo-Thomas geriet in deutsche Gefangenschaft. Nach Paris wurde er im Konzentrationslager Buchenwald inter­ niert. Nach einem Ausbruch kam er ins Lager Malbork, wo er im April 1945 floh. Bei den alliierten Prozessen in Nüm-

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berg sagte der sagenumwobene Oberstleutnant aus. 1947 stellte er sich als Zeuge dem angeklagten Otto Skorzeny zur Verfügung. Yeo-Thomas Aussage, wonach er zur Tarnung ebenfalls die Uniform des Feindes getragen habe, ebenso wie es andere britische Kommandoeinheiten taten, trug wesentlich zum Freispruch Skorzenys bei. Wing Commander Edward Yeo-Thomas schrieb an Skorzeny: „Sie waren verdammt tüchtig während des Krieges. Ich bin sicher, daß Sie freigesprochen werden. A uf jeden Fall habe ich in Paris eine Wohnung für Sie, wenn Sie einmal zurückgezogen leben wollen.“ („You did a damned good war job. I’m sure you will get off. In any case, I have a flat in Paris if you should need somewhere to lie up.” (Charles Foley, britische und deutsche Ausgabe „Kommando Sonderauftrag“) Er wurde u.a. mit dem Georgs- und Militär-Kreuz ausgezeichnet. Edward Yeo-Thomas: „Der Prozeß gegen Skorzeny und der Freispruch beweisen, daß er ein guter Soldat war und erstklassige Arbeit verrichtete. Er kämpfte anständig. Ich wür­ de mich jederzeit freuen, unter einem Mann wie Skorzeny zu dienen.“ (Brief an den Londoner „Daily Express“, in „Spiegel“, Nr. 21/1952) Yeo-Thomas ist die Vorlage zu der von Ian Fleming geschaffenen weltbekannten Romanfigur James Bond. Er starb am 26. Februar 1964 in Paris. Michael Schadewitz: Zwischen Ritterkreuz und Galgen: Skorze­ nys Geheimuntemehmen Greif in Hitlers Ardennenoffensive 1944/45, Seite 187 - 206. 14) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 214, 215, ff. 15) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 216. 16) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 216. 17) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 16, 17. 18) Otto Skorzeny: Geheimkommando, Seite 411. 19) Operation Flipper, siehe Michael Asher: Get Rommel. 20) Dokument 057-UK, in IMT: Nürnberger Prozeß, Band XXXIX (Dokumentenband 15), Seite 121, zit.. Nachdem mehrfach britische Kommandos deutsche Gefangene fesselten, sogenannte Todesschlingen einsetzten und deutsche Gefangene getötet hatten (u.a. auf Sark), erließ Hitler am 18.10.1942 den Kommandobefehl (Nr. 3830/42 g.Kdos. OKW/WFSt.), wobei er eine Beziehung der Kommandos mit den völkerrechtswidrig kämpfenden Partisanen herstell­ te. Dieser völkerrechtswidrige Befehl wurde vor Kriegsende widerrufen. Die Vernichtung feindlicher Sabotagetrupps ohne kriegsgerichtliche Überprüfung verstieß gegen das soldatische Ethos und wurde laut Generalfeldmarschall von Rundstedt nicht angewandt. Bezogen haben dürfte er sich allerdings auf Sabotageagenten. 21) George Harokopos: Die Entführung von General Rreipe, Janusz Piekalkiewicz: Spione Agenten Soldaten, Seite 365 ff. Die „Zeit“ beschrieb den britischen Geheimdienstoffizier Sir Patrick Leigh Fermor als „Der letzte Byzantiner“ anschaulich: „Manchmal ist bei diesem Typus des Schriftstellers ein abenteuerlicher, ja kriegerischer Zug im Spiel. Im Weltkrieg hat Fermor selbstverständlich seinem Land gedient, im Rang eines Majors. In einer tollkühnen, dabei fast slapstickhaften Nacht-und-Nebel-Aktion gelang es ihm, den deutschen Oberbefehlshaber des besetzten Kreta zu entführen, dafür verehren ihn Briten wie Griechen bis heute als Helden.“ Gemeinsam mit dem gefangenen General rezitierte Leigh Fermor lateinische Verse von Horaz. „Der letzte Byzantiner“ in „Zeit“, Wolfgang Büscher, 1.6.2006. 22) Prof. Dr. Percy Emst Schramm, Eidesstattliche Erklärung für den Skorzeny-Prozeß, Case 6-100. Schramm gehört zu den international renommiertesten deutschen Mittelalterhistorikem im 20. Jahrhundert und war ab 1943 im OKW mit der Führung des Kriegstagebuches beauftragt. Ebenfalls bestätigte das Tragen deutscher Uniformen General Kurt Freiherr von Mühlen, Kommandeur 559. Volks-Grenadierdivision in Saarlautem, Eidesstattliche Erklärung für Skorzeny-Prozeß, 1.8.1947, Case 6-100. 23) Carl Neuber: Marsch aus dem Untergang, Seite 113. 24) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 14. 25) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 6, 7, 8. 26) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 9. James Michael Calvert, geboren 6.3.1913 in Rohtak, Indien, gestorben 26.11.1998. Der einstige Pionier und spätere SAS-Offizier verfaßte mehrere Bücher. 27) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 28) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 247. 29) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 271. 30) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 273. 31) „Aluf Hakommando“, Vorwort. Charles de Batz de Castelmore, Graf d’Artagnan war einer der legendären drei Musketiere, gefallen 25.6.1673 in Maastricht. 32) Offizielle Intemetseite des KSK: „Die Einsatzaufgaben des KSK“, Stand vom 7.8.2012. 33) Die Bundeswehr 8/1997, S. 66. 34) Offizielle Intemetseite des KSK: „Die Einsatzaufgaben des KSK“, Stand vom 7.8.2012 35) „Der Spiegel“, 26.02.2007. 36) Bundesministerium der Verteidigung, Antwort der Bundesregierung, Drucksache 16/5082, 21. Mai 2007. 37) Reinhard Günzel: Die Abrechnung eines Generals, in: Junge Freiheit. Nr. 23, 28. Mai 2004, S. 10 f.

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WALTER GIRGS ELTERNHAUS UND JUGENDZEIT Walter Girg wird in Harburg an der Elbe, unweit der Hansestadt Hamburg, am 13. August 1919 als Sohn des Ingenieurs Franz Girg und seiner Frau Rosa, geborene Blunder, geboren. 1 Seine Eltern und deren Vorfahren sind Österreicher. Der Europa verheerende Ersten Weltkrieg war noch kein Jahr zu Ende und im Nachkriegs­ deutschland herrschen Not, Unruhen und vor allem Hunger unter der Bevölkerung. In seinem Elternhaus wächst Walter mit seiner zwei Jahre älteren Schwester Anna und dem im folgenden Jahr geborenen Bruder Franz auf. In Walters sechstem Lebensjahr zieht die Familie Girg nach Preßburg, wohin sein Vater versetzt worden ist. Preßburg, nur etwa 60 Kilometer von Wien gelegen, ist eine schöne alte Stadt, die von der Donau durchflossen wird. Von 1536 bis 1783 und bis 1848 war Preßburg die Krönungsstadt von Ungarns Königen; der ungarische Landtag tagte bis 1848 dort. Die Stadt war mehrheitlich deutsch geprägt und besiedelt, viele slowakische Familien assimilierten sich in der überwiegend deutschen Umgebung an das Deutschtum, welches damals ein hohes gesellschaftliches Prestige genoß. Im mittelalterlichen Oberungarn (Slowakei) bestand ein Drittel der Bevölkerung aus Deutschen. Viele sind später im Magyaren-, noch mehr im Slowakentum aufgegangen, wobei auch Namen abgeändert wurden. Die Deutschen befanden sich seit dem ausgehenden 19. Jahr­ hundert in der sprachlichen Assimilation zum Magyarischen, da bereits die Zweisprachigkeit eingesetzt hatte. Nach dem Ersten Weltkrieg fand sich Preßburg 1919 in der neu gegründeten Vielvölkerstaatskonstruktion Tschechoslowakei wieder. Walter Girg lebt wohlbehütet und dank des geregelten Einkommens seines Vaters in einem ge­ sicherten Heim in Preßburg. 1927 kommt sein Bruder Rudi zur Welt. Die Familie Girg hat nun vier Kinder.2 Walter besucht die vierklassige Volksschule bis zum Jahr 1931. Dem Deutschen Kulturverband schließt er sich 1927 an. 3 In ihm versuchen die Deutschen angesichts des allgegenwärtigen tschechischen Drucks ihre deutsche Identität, Kultur und Sprache zu bewahren. Über seine Schulzeit schreibt Girg: „Um nicht eine tschechische Schule besuchen zu müssen, lernte ich vier weitere Jahre auf der Hauptschule in einem Pensionat im Wienerwald. Durch meine politische Betätigung als Hitler-Junge war mir der weitere Schulbesuch unmöglich gemacht worden und ich erlernte daher das Schlosserhandwerk in Gloggnitz - N.D. unter gleich­ zeitigem Besuch der Technischen Fortbildungsschule.“ 4 Am 1. Juni 1936 schließt sich der 16-jährige Girg im Wienerwald als Schüler der „Hitlerjugend“ an. Zu der damaligen Zeit erklärt Österreichs Regierung die HJ und andere Gliederungen für illegal, woraus sich für viele der Jungen in Girgs Alter erhebliche Nachteile ergeben. Mehr als 16.000 Österreicher sahen sich aus politischen Gründen in Gefängnissen eingesperrt.5 Mit der Mitgliedschaft in der NSDAP oder ihren Gliederungen, wie HJ, SA oder SS gingen die jungen Frauen und Männer in Österreich hohe persönliche Risiken ein. Alle Gliederungen er­ hielten trotz des Verbotes starken Zulauf und wuchsen rasch an. Neben den national fühlenden Österreichern kamen sowohl aus dem katholischen als auch aus dem sozialdemokratischen La­ ger politisch interessierte junge Männer auf der Suche nach einem Ausweg aus der wirtschaft­ lich trostlosen Lage und aus Ablehnung des österreichischen Ständestaates zur NSDAP und ihren Verbänden. Die Vereinigung mit Deutschland war ein die Berufe, Stände, Konfessionen und Altersschichten verbindendes Ziel. 21

Nachdem sein Vater eine neue Arbeitsstelle in Wimpassing in Niederösterreich antritt, zieht die Familie dorthin. Walter Girg entwickelt sich gut und sieht ansprechend aus; er ist 1,74 Meter groß, hat grüne Augen und hellbraunes Haar. Da ihm ein weiterer Schulbesuch aus politischen Gründen nicht möglich ist, empfiehlt ihm sein Vater, zunächst eine Berufsausbildung zu beginnen, um sein Berufsziel, Maschinenbauingeni­ eur, nicht völlig aus den Augen zu verlieren. Daraufhin beginnt Walter eine Lehre als Maschi­ nenschlosser in der Maschinenfabrik in der Stadt Gloggnitz. 1) Walter Girg, persönlicher Lebenslauf, 20.3.1944. 2) Geheim, Verhörprotokoll Walter Girg, Hauptquartier USDIC, United States Forces in Austria, APO 777, US-Army, 18.10.1945. 3) Führerstammkarte Walter Girg. 4) Walter Girg, persönlicher Lebenslauf, 20.3.1944. 5) Wolfgang Neugebauer: Repressionsapparat und Maßnahmen, in: Emmerich Tälos (Hrsg.): Austrofaschismus. Po­ litik - Ökonomie - Kultur 1933-1938, S. 298 - 321, hier: S. 314.

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GIRG WIRD SOLDAT Über seine weitere Jugendzeit schrieb Walter Girg während des Krieges: „Seit meinem Wohn­ sitz in Niederdonau 1936 war ich in der illegalen H.J. tätig. Am 1.1.1938 trat ich in die Allge­ meine SS ein, und wurde bei der Machtübernahme zum Sturmmann ernannt.“ 'Im Alter von 19 Jahren erlebt Walter Girg im März 1938 den von vielen Menschen in Österreich lange ersehnten Anschluß an Deutschland. Aufgrund der Begeisterung über diese in der Geschichte historische Vereinigung beider deutscher Länder sucht Walter Girg für sich eine neue Herausforderung. Wie viele seiner Landsleute so meldet er sich aus diesem Hochgefühl heraus freiwillig zum Wehr­ dienst. Girg entspricht den streng umrissenen körperlichen und charakterlichen Anforderungen und durchläuft mit Erfolg die umfangreichen ärztlichen Untersuchungen. Am 1. Mai 1938 wird er in Wien Soldat im neuen SS-Regiment „Der Führer“ in der jungen SS-Verfügungstruppe. Dieses Regiment wird in den ersten Wochen nach dem Anschluß in Österreich neu aufgestellt. Girg schrieb dazu: „Am 1.5.1938 begann meine Soldatenzeit bei der Waffen-SS im Rgt. SS ,DF’ in Wien. Als Kradschütze bei der 15. SS ,DF’ ausgebildet, wurde ich nach dem Sudeten-Einsatz 1938 zur 13.1.G. Kp. versetzt.“ 2

Im Sommer 1938 war Girg ausgebildeter Kradschütze in der 15. (Krad) Kompanie des Regiments „Der Führer“ in Wien.

Die Bataillone des Regiments, dessen offiziellen Bezeichnung damals SS-Standarte 3 „Der Führer” lautet, bestehen überwiegend aus den sich in hoher Zahl freiwillig meldenden Öster­ reichern. Aus allen Gegenden des Landes, Tirol, Vorarlberg und Salzburg, aus Kärnten und dem Burgenland, Ober- wie Niederösterreich und aus Wien kommen die jungen Männer, die ihrer Heimat als Soldaten dienen wollen. Aus Deutschland werden Anfang Mai 1938 Führer, Unterführer und Männer als Stamm für die neuen Kompanien nach Österreich versetzt und zahlreiche zuvor aus ihrer Heimat geflohene Österreicher kehren nun zurück und kommen zum

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Regiment. Der alte erfahrene Soldat des 1. Weltkrieges, SS-Oberführer Georg Keppler, wird Regimentskommandeur. Walter Girg erlebt aufgrund seiner technischen Berufsausbildung in der 15. Kradschützen-Kompanie des Regiments seine ersten Monate als Soldat. Neben der infanteristischen Ausbildung lernt er Motorradfahren auf dem Solo- sowie Beiwagenkrad. Dane­ ben findet umfangreicher Sportunterricht statt, wobei Girg das Sportabzeichen erwirbt. Im September 1938 nimmt er mit seinem Regiment, wie andere Einheiten der SS-Verfügungstruppe und Teile der deutschen Wehrmacht, an den Veranstaltungen des Reichsparteitages in Nürnberg teil. Dort wird dem jüngsten Regiment der SS-Verfügungstruppe durch Hitler offizi­ ell der Name „Der Führer“ und die Standarte verliehen. Walter Girg nimmt im Herbst 1938 mit seinem Regiment „Der Führer“ am Reichsparteitag 1938 in Nürnberg teil. Ein Schnappschuß aus Nürnberg.

Da Girg vor dem März 1938 in Österreich der HJ und der Allgemeinen SS angehörte, erhält er das Recht, an seiner Uniform den Ehrenwinkel zu tragen. Im Oktober 1938 wird Girgs Regiment im Rahmen des Heeres beim Einmarsch im Sudetenland eingesetzt. Dort erleben die Männer von der sudetendeutschen Bevölkerung einen begeisterten Empfang. Für Girg und alle beteiligten Männer bedeuten diese Tage große, emotional tief er­ greifende Erlebnisse.

Walter Girgs Regiment „Der Führer“ im Sudetenland im Herbst 1938.

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Nach dem Sudetenland-Einsatz wird Walter Girg zur 13. Infanteriegeschütz-Kompanie seines Regiments versetzt. Erst Kradschütze, lernt er nun eine für ihn vollkommen neue Waffe ken­ nen: „Hier erhielt ich die Ausbildung zum Kraftfahrer, Richtschütze und R I.“ 3 In der Radetzky-Kaserne in Wien belegt Girg die Stube 13, auf der er mit zwölf weiteren Ka­ meraden liegt. Die Ausbildung erfolgt meist „Auf dem Schmelz“. Girgs 13. InfanteriegeschützKompanie setzt sich aus vier Zügen mit je zwei leichten 7,5-cm-Infanteriegeschützen 18 zusam­ men. Girg erhält eine Ausbildung zum Richtkreis I. Gemeinsam mit dem Entfernungsmesser ist er somit im Einsatz für die Zielerkennung verantwortlich. Er lernt Schußtabellen, Granatar­ ten, Zünder sowie die verschiedenen Schießtechniken kennen, das direkte Richten, indirektes Schießen, Flach- und Steilfeuer. Da Girg auch als Richtschütze unterrichtet wird, beherrscht er bald das Infanteriegeschütz perfekt. Zusätzlich wird er Fahrer, was zeigt, wie vielfältig und umfangreich die militärische Ausbildung in der SS-Verfügungstruppe war. Sein Kompaniechef ist Hauptsturmführer Alfred Jantsch. Walter Girg werden die Medaillen zur Erinnerung an den 13. März 1938, zur Erinnerung an den 1. Oktober 1938 sowie die Spange „Prager Burg” verliehen. Die Bataillone seines Regiments werden voll motorisiert.1

1) Walter Girg, persönlicher Lebenslauf, 20.3.1944. 2) Ebenda. 3) Ebenda. R I bedeutet Richtkreis I.

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IM KRIEG Am 1. September 1939 bricht der Krieg aus. In diesem Monat verlegt Girg mit seinem Regi­ ment an die Westfront, in den Raum Waldkirch im Schwarzwald. Kurz darauf wird auf dem Truppenübungsplatz Brdy-Wald bei Pilsen die SS-Verfügungs-Division aufgestellt. Neben dem Regiment „Der Führer“ gehören die Regimenter „Deutschland“ und „Germania“ dazu, sowie das neue SS-Artillerie-Regiment, die SS-Aufklärungsabteilung, SS-Panzerabwehrabteilung, SS-Pionierbataillon, das SS-Fla-MG-Bataillon u.w.m.. Divisionskommandeur wird der erfahre­ ne SS-Gruppenführer Paul Haussen 1 Ein junger Soldat der SS-Verfügungs-Division 1940.

Im Dezember 1939 marschiert das Regiment „Der Führer“ im mot.-Marsch in den Raum Recklinghausen, während die neue Divisi­ on nach Würzburg und im Januar 1940 nach Münster verlegt. Die Verfügungs-Division be­ sitzt eine Gesamtstärke von 21.005 Soldaten.

Ein Infanteriegeschütz der 13./DF wird im Mai 1940 im niederländischen Wageningen nach vorne zum Einsatz ge­ bracht.

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Im Mai und Juni 1940 nimmt Girg an den Kämpfen in den Niederlanden teil. Er kämpft in der Ijssel- und der Grebbe-Stellung und danach in Frankreich. Mit der 13. InfanteriegeschützKompanie gibt er den Infanteriekompanien in zahlreichen Einsätzen bei Angriffen sowie in der Abwehr wertvolle Feuerunterstützung. Sie ist Regimentseinheit und gehört zu keinem der drei Bataillone. Die Züge werden im Einsatz auf die Bataillone aufgeteilt.

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Frankreich, Blessy bei Aire am 24. Mai 1940. Infanteriegeschütz nach einem französischen Nachtangriff. Die Opfer liegen noch davor, zwei Gefallene an den Holmen.

Ein Infanteriegeschütz von Girgs 13./DF in Feuerstellung in Steenbeque, am 26. Mai 1940.

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Gefangene Engländer werden aus dem Frontgebiet gefahren.

In Gouy abgeschossener französischer Panzer, 10. Juni 1940.

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Ein Infanteriegeschütz bei der Feuerunterstützung eigener Infanterie.

Über Orleans und Bordeaux erreicht die V-Division am 27. Juni 1940 den Atlantik bei Biarritz.

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Nach Abschluß der Kämpfe im Westen verlegt die Division Anfang Juli 1940 in den Raum Den Haag. Für Obersturmführer Karl Hoffmann übernimmt Hauptsturmführer Hans Kempin im Oktober 1940 die Kompanie. Am 28. Januar 1941 erfolgt die Umbenennung in SS-Division „Reich“ (mot.). In dieser Ruhephase absolviert Girg im Februar 1941 einen Unterführerlehrgang in der Unterführer-Lehrkompanie und erhält danach seine Beförderung zum SS-Unterscharführer. Nach Frankreich bezieht die VDivision eine Ruhestellung in den Niederlanden. Das Foto zeigt junge Niederländerinnen gemeinsam bei den Soldaten der V-Division, 1940.

Im März 1941 erfolgt die Verlegung über Beifort - Schwarzwald in den Raum Donaueschingen. Über Braunau marschieren die Männer nach Ungarn und Rumänien. Die Division erhält den Auftrag, am 11. April 1941 aus dem Raum Denta in Richtung Belgrad anzugreifen, um die Donaubrücken zu halten. Am 18. April 1941 kapituliert Jugoslawien. Walter Girg schreibt: „Im Balkan-Feldzug war ich, nachdem ich im Feber 1941 die ULK mit sehr gut bestanden hatte und zum SS-Uscha. befördert wurde, als technischer Unterführer eingesetzt.“ 2 Walter Girgs 13. Kompanie setzt sich aus drei Zügen zu je zwei leichten Infanteriegeschützen 18 zusammen, sowie einem Zug mit zwei schweren 15-cm-Infanteriegeschützen. Es stehen DreiTonner Opel Blitz, Krupp-Kfz. und Kfz. 15 zur Verfügung. 31

Im Sommer 1914 im Mittelabschnitt an der Ostfront in Rußland. Soldaten der Division „Das Reich“ in einer Gefechtspause.

Am 10. Juni 1941 verlegt Girg in den Raum Pulawy - Lublin. Am 22. Juni 1941 erlebt er den Beginn des Rußlandkrieges mit der in „Das Reich“ umbenannten Division. Am 24. Juni 1941 tritt seine 13. Kompanie an. Über Brest-Litowsk erreichen sie die Beresina und über Mogilew den Dnjepr. Am 22. Juli 1941 wird Hauptsturmführer Willi Hahn neuer Kompaniechef.

Die Lebensbedingungen der ukrainischen Bevölkerung, die die jungen Soldaten 1941 kennenlernten, eröffneten ihnen den Blick in eine für sie vollkommen andere Welt. Eine ukrainische Mutter mit zwei Kindern vor ihrem Haus.

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Ein Infanteriegeschütz der Division „Das Reich“ im Sommer 1941 in Rußland in Feuerstellung.

Eine kurze Verpflegungspause während den Kampfhandlungen.

Als RK I - Richtkreis I - ist Girg Zugtruppführer und engster Vertrauter seines Zugführers. Außerdem ist er für den RK II, den Entfernungsmesser, verantwortlich. Als Zugtruppführer vertritt Girg bei Abwesenheit den Zugführer in der B-Stelle. Girg beherrscht alle Rieht- und Schießverfahren; er arbeitet eng mit dem Stellungsunterführer zusammen, der die Feuerstellung für die beiden Geschütze des Zuges festlegt, sie einweist und verantwortlich für Tarnung, Feuer­

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bereitschaft und Schießen, sowie für den Munitionsvorrat und den Bau der Schützenlöcher ist. Die zugweise eingesetzten Infanteriegeschütze müssen direkt nach Beziehen einer neuen Feuer­ stellung bereits Feuerbereitschaft herstellen. Nachdem die grobe Schußrichtung festgelegt wird, werden die Spornlager für die Kastenlafetten gegraben. Die Geschütze sind zum Schießen vor­ zubereiten, Granaten und Kartuschen sind nahe des Geschützes zu lagern. Dem Zugführer auf der B-Stelle wird Feuerbereitschaft gemeldet. Am 14. Oktober 1941 stehen Girg und seine Kameraden vor Borodino. An diesem historischen Ort an der Rollbahn von Smolensk nach Moskau stellten sich am 7. September 1812 die Russen Napoleon zu einer großen Abwehrschlacht entgegen. Borodino im Jahr 1941 ist ein Teil der Moskauer Schutzstellung zwischen Kaluga und Kalinin. Würde es dort wieder zu einer Ent­ scheidungsschlacht kommen? Auch diesmal stehen sich zwei starke Gegner dort gegenüber: Die SS-Division „Das Reich“ und die aus Sibirien an die Moskau-Front geworfene 32. sowjetische Schützendivision.

Girg durchbricht die Moskauer Schutzstellung beiderseits der Autobahn Smolensk - Moskau, westlich Moshaisk, nach erbittert geführten Kämpfen im Oktober 1941.

Das Kernstück des gewaltigen Abwehrsystems der Moskauer Schutzstellung liegt beiderseits der Autobahn Smolensk - Moskau, im Raum von Jelnja und Borodino, westlich Moshaisk. In harten, auf beiden Seiten mit großer Hingabe und Opferbereitschaft geführten Kämpfen gelingt es der Division „Das Reich“ und der 10. Panzer-Division die erste Moskauer Schutzstellung bei Borodino zu durchbrechen. Sie durchkämpfen eingebaute Flammenwerfer mit elektrischer Zündung, zahlreiche Panzerhindernisse, Minenfelder, Drahtverhaue, Bunkersysteme und se­ hen sich in unübersichtlichen Waldstellungen dem starken Abwehrfeuer sowjetischer Artillerie ausgesetzt. Girg und seine Männer werden von Artillerie, Flak, Pak, Granatwerfern und Rake­ tenwerfern beschossen. Doch es gelingt. Die erste Phase der Operation „Taifun“ ist erfolgreich abgeschlossen. Auch die zweite Moskauer Schutzstellung bei Moshaisk wird durchstoßen und das Tor nach Moskau scheint offen zu stehen. Wie im August 1812 können die Russen den Kampf im Vorfeld ihrer Hauptstadt nicht für sich entscheiden.

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Franz Böckmann war 1941 Stel­ lungsunterführer in der 13. Infante­ riegeschütz-Kompanie im SS-Regiment „Der Führer“. Ab August 1943 fuhrt Böckmann bis Kriegsende die Kompanie als Untersturmführer. Er wurde u.a. mit dem EK 1 und der Nahkampfspange in Silber ausge­ zeichnet. Hier Böckmann im Herbst 1944.

In Moskau beginnt sich Panik breitzumachen. Sowjetische Pioniere bereiten die Sprengung des Kremls vor. Moskau wird zur Festung erklärt und das Kriegsrecht gilt. Den Sowjets fehlt es an dringend benötigtem Nachschub. Die Rettung kommt durch Amerikaner und Engländer. Sie liefern den Russen 3.000 Flugzeuge, 4.000 Panzer und 30.000 Lastwagen. Es beginnt zunehmend zu schneien, das Wetter verschlechtert sich von Tag zu Tag. Die Soldaten kämpfen in starkem Schneetreiben, dann wieder im Regen, nachts friert es, am Tage taut es wieder. Alles versinkt in tiefem, zähem Schlamm. Die Verluste haben immer höhere Dimensionen erreicht, so daß oftmals Angriffe nur mit den letzten Reserven geführt werden können. Die Kompanien zählen durchschnittlich 35 Mann Gefechtsstärke. Die Kräfte sind fast am Ende.

Im Winter vor Moskau machen sich Männer der Division „Das Reich“ zur Verteidigung bereit. Am 20. Dezember 1941 wird Walter Girg vor Moskau mit dem Infanteriesturmabzeichen und am Weihnachtstag mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

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Im Oktober 1941 kämpfen die SS-Division „Das Reich“ und die 10. Panzer-Division auf dem napoleonischen Schlachtfeld von Borodino vor Moskau.

Am 21. Oktober 1941 stößt Girgs Regiment südlich an Moshaisk vorbei und gewinnt das wich­ tige Straßenkreuz Schelkowa, einige Kilometer ostwärts der Stadt. Am 24. November 1941 erreicht die SS-Division „Das Reich“ Fluß und Stadt Istra. Kein Soldat der Division wird diesen Namen jemals vergessen, so erbittert wurde auf beiden Seiten dort gekämpft. Moskau ist nur noch 30 Kilometer entfernt. Die Männer können bereits Türme der Stadt sehen. Am 20. Dezem­ ber 1941 wird Walter Girg vor Moskau mit dem Infanteriesturmabzeichen und am Weihnachts­ tag mit dem Eisernen Kreuz 2. Klasse ausgezeichnet.

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Im Schnee vor Moskau im Dezember 1941. Der linke Soldat mit der russischen MPi kann ein Kriegsberichter sein, da er einen Fotoapparat hält.

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Ein Soldat der Division „Das Reich“ im tiefen Winter 1941.

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Sowjetischer Gegenangriff mit Panzerunterstützung.

Seine Infanterieschütz-Kompanie besteht am 15. Februar 1942 aus sechs Unterführern und neun Männern, aber keinem Führer und verfügt einige Tage zuvor nur noch über ein mot.-Infanteriegeschütz. Am 20. Februar 1942 löst das Regiment die Kompanie bei Rshew vorübergehend auf und Unterscharführer Walter Girg kommt als Geschützführer zur Kampfgruppe „Ostendorff1. Der frühere Ia der Division, Ritterkreuzträger Obersturmbannführer Werner Ostendorff, führt die Kampfgruppe „Das Reich“ bis Juni 1942 an der Ostfront. Nach und nach wurden die völlig abgekämpften Bataillone der SS-Division „Das Reich“ aus der Front herausgezogen und nach Deutschland verlegt.12

Nach dem Jahrhundertwinter mit Temperaturen bis minus 50 Grad genießen die jungen Soldaten die ersten Sonnen­ strahlen im Frühjahr 1942. Sie leben noch. 1) Otto Weidinger: Kameraden bis zum Ende. Otto Weidinger: Division Das Reich. Der Weg der 2. SS-PanzerDivision Das Reich. 2) Walter Girg, persönlicher Lebenslauf, 20.3.1944.

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BEI DER PANZERTRUPPE Walter Girg schrieb: „Am 12.6.1942 wurde die Kampfgruppe aus dem Rshew-Abschnitt nach Fallingbostel verlegt. Hierauf erfolgte die Versetzung zur 2./SS-Pz.Rgt. 2.“ 1 In Frankreich erfolgt von Sommer bis Winter 1942 die Neuaufstellung und Umgliederung zur Panzergrenadier-Division „Das Reich“. Als eine Panzerabteilung aufgestellt wird, die bald dar­ auf zum Panzerregiment erweitert wird, erhält Girg seine Versetzung zur Panzertruppe. In der 2. Kompanie des SS-Panzer-Regiments 2 „Das Reich“ erlebt Girg in Fallingbostel eine gründli­ che Ausbildung am Panzer: „Bei dieser Einheit wurde ich als Panzerkommandant, Richtschütze und Panzer-Fahrer ausgebildet und war auch als Panzer-Fahrlehrer für Panzer IV tätig.“ 2 Die 2. wird als leichte Panzer-Kompanie mit Panzern III und IV gegliedert. Girg erwirbt die Fahrberechtigung für Vollkettenfahrzeuge (Panzer) bis 30 Tonnen, die Führerscheine der Klas­ sen I, II und III besitzt er bereits. Am 30. August 1942 wird ihm die Ostmedaille verliehen. Der fronterfahrene Kompaniechef Obersturmführer Karl-Heinz Lorenz bildet die Panzermänner gewissenhaft aus.3Zwei Zugführer sind die jungen Untersturmführer Horst Gresiak und Heinz Rothermund. Gresiak wird am 25. Januar 1945 als SS-Obersturmführer und Führer 7./SS-Panzer-Regiment 2 „Das Reich“ das Ritterkreuz verliehen. Urplötzlich wird Girg von der Nachricht getroffen, daß sein jüngerer Bruder Franz 1942 in Ruß­ land gefallen ist. Er wird das erste Opfer seiner Familie, das der Krieg fordert. Im Dezember 1942 beginnt die Verladung auf Transportzüge und damit die Verlegung der Di­ vision von Frankreich an die Ostfront, wo Girg im Rahmen von Haussers SS-Panzerkorps im Januar 1943 in der Ukraine eingesetzt wird. Girgs Regimentskommandeur ist anfangs der er­ fahrene vom Heer gekommene Standartenführer Herbert-Ernst Vahl.

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Im Juni 1942 wird Girg zur Panzertruppe seiner Division versetzt. Die Panzerausbildung findet in Fallingbostel statt. Im Turm des Panzers IV steht Untersturmführer Günter Schöntaube.

Als Panzerkommandant erlebt Girg in der 2. Kompanie des SS-Panzer-Regiments 2 „Das Reich“ die Abwehrkämpfe gegen die Sowjets in der tief verschneiten Ukraine im Frühjahr 1943. Am 5. Februar 1943 fährt Girgs 2. Kompanie während des Regimentsangriffs auf Sacharowka als Spitzenkompanie. Ohne auf die eigenen Grenadiere zu warten, nimmt die Panzerkompanie im Angriff den Ort ein und sichert den Nordwestteil. Zwei Tage darauf gerät die 2. Kompanie über­ raschend in einen sowjetischen Angriff, der bereits bis zu einem eigenen Bataillonsgefechts­ stand durchgebrochen war. Aus der Marschbewegung greifen die Panzer in tiefem Schnee den Gegner an und können durch ihren Einsatz den Gefechtsstand vor der Vernichtung bewahren. Am 15. Februar 1943 kämpfen Panzer von Girgs Kompanie im Nordwesten der Großstadt Char­ kow und am Bahnhof ohne eigene Grenadiere gegen den Gegner.4 Im März ist Girg bei den Kämpfen, die am 14. März 1943 zur Wiedereinnahme der zuvor ge­ räumten Stadt Charkow führen, mit dabei. Dazu schreibt er später lediglich lapidar: „Mit der I. SS-Panzer-Regiment 2 machte ich den Einsatz um Charkow im Frühjahr 1943 mit. Am 20.4.1943 wurde ich zum Vorbereitungs-Lehrgang für Panzer-Führer der Waffen-SS nach Bitsch-Lager kommandiert.“ 5

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Girgs Kompaniechef ist Hauptsturmführer Karl-Heinz Lorenz. Er wurde am 17. April 1943 mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und am 19. September 1943 posthum im Ehrenblatt des Heeres genannt. Am 7. Juli 1943 ist Lorenz bei Kursk gefallen.

Zwei Zugführer in der 2. Kompanie des SS-Panzer-Regiments „Das Reich“: Horst Gresiak, der am 25. Januar 1945 als SS-Obersturmführer und Führer der 7. Kompanie das Ritterkreuz erhält und Heinz Rothermund im Februar 1943.

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Einige weiß getünchte Panzer IV des SS-Panzer-Regiments „Das Reich“ im Winterkampf in der Ukraine im Februar 1943.

Panzer IV im Wintereinsatz in der Ukraine.

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Im März 1943 wird die ukrainische Großstadt Charkow nach harten Straßenkämpfen wieder eingenommen. Ein in der Stadt abgeschossener Sowjetpanzer T 34.

Weiße Panzer IV der 6./SS-Panzer-Regiment „Das Reich“ in Charkow im März 1943.

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Ein im Eis eingebrochener Panzer IV des SS-Panzer-Regiments „Das Reich“ ist im Frühjahr 1943 wieder frei gewor­ den.

Panzerbesatzungen des SS-Panzer-Regiments 2 „Das Reich“ in Charkow vor ihren Panzern, Ende März 1943. 1) Walter Girg, persönlicher Lebenslauf, 20.3.1944. 2) Ebenda. 3) Die Ausbildung der 2. Panzerkompanie wurde als „weit über dem Durchschnitt“ beurteilt. Kommandeur I./SS-Pz. Rgt. 2 in Beförderungsvorschlag für Girgs Kompaniechef Ostuf. Karl-Heinz Lorenz, 19.2.1943. 4) Gefechtsberichte im Antrag auf Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Girgs Kompaniechef Ostuf. KarlHeinz Lorenz, 27.3.1943. 5) Walter Girg, persönlicher Lebenslauf, 20.3.1944.

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OFFIZIERSAUSBILDUNG Aufgrund seiner während des Charkow-Einsatzes gezeigten Leistungen sowie der zutage ge­ tretenen charakterlichen Eignung ist Girg zum Besuch eines Offizierslehrganges vorgeschlagen worden. Daraufhin verläßt er am 20. April 1943 seine 2. Panzer-Kompanie im Raum Charkow und tritt die lange Bahnfahrt nach Lothringen an. Girg nimmt an einem dreimonatigen Vorbe­ reitungslehrgang beim SS-Panzer-Ersatzregiment in Bitsch teil. Eingebettet in die Bergwälder der Vogesen und überragt von der mächtigen Zitadelle von Bitsch lernt Girg nun vom 30. Mai bis 31. Juli 1943 Lothringen kennen. Die Ausbildung basiert auf der Ebene des Panzerkommandanten und aus dessen Perspektive auf das Einzelfahrzeug im Zugverband. Die technische Ausbildung beinhaltet die Fahrschule auf Lkw., anschließend auf Panzern, sowie den Erwerb des Führerscheins Ila für Kettenfahrzeuge. Die taktische Ausbildung unter Obersturmführer Hilling umfaßt: Der Panzerkommandant im Gefecht, mit Richtschützenanweisung, Fahreranweisung und Funkverkehr (Sprechfunk), sowie Panzererkennungsdienst. 1 Auf dem Truppenübungsplatz Bitsch befinden sich neben Walter Girg zahlreiche Soldaten aus anderen Waffengattungen, die dort erst zu Panzersoldaten umgeschult werden. Walter Girg schreibt nun Sommer 1943. Überall hat sich die Kriegslage bedeutend verschärft, zugleich neh­ men die Bombenangriffe und Verwüstungen in Deutschlands Städten immer mehr zu. An der Ostfront kämpft seine Division „Das Reich“ in der Großoffensive „Zitadelle“ am Kursker Bogen gegen starke sowjetische Kräfte. Während dieser Kämpfe fällt sein Kompaniechef Hauptsturmführer Karl-Heinz Lorenz am 7. Juli 1943 bei Kursk. Lorenz war ein ausgezeichneter Panzerof­ fizier und wurde am 17. April 1943 mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und am 19. September 1943 posthum im Ehrenblatt des Heeres genannt. Walter Girg besteht den Vorbereitungslehrgang und wird zur eigentlichen Offiziersausbildung kommandiert. An der Heeres-Panzerschießschule in Putlos erlebt Girg ab 17. August 1943 die neu organisierte Ausbildung für Panzeroffiziere der Waffen-SS im 1. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang. Schulleiter, Lehrer und Ausbilder stammen überwiegend von der Panzertruppe des Heeres, nur wenige kommen von der Waffen-SS, deren Panzereinheiten immer noch überschau­ bar sind, aber durch Neuaufstellungen stark expandieren. Girg gehört dem I. Zug (bzw. Aufsicht) der 10. Inspektion der Lehrgruppe III an. Leutnant Drews ist sein Zugführer, als Taktiklehrer tritt SS-Hauptsturmführer Walter Geipel auf. Am 17. August 1943 wird Walter Girg SS-Junker. Er besteht die Zwischenprüfung, wonach er am 1. September 1943 SS-Standartenjunker wird und nach der Abschlußprüfung erhält er am 1. November 1943 seine Beförderung zum SS-Standartenoberjunker. Da Girg Reservist und kein aktiver Führer ist, nimmt er nicht am anschließenden OberfähnrichLehrgang in Groß Glienecke teil, sondern bleibt nach dem 6. November 1943 mit sechs weiteren Absolventen des 1. Lehrganges bei dem sich anschließenden 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang als Ausbilder. Vom 7. bis 16. November 1943 fährt er in Sonderurlaub. Der 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang wird an der Panzertruppenschule des Heeres in Fal­ lingbostel durchgeführt, da sich die Schießbahnen in Putlos bei der taktischen Ausbildung weniger geeignet erwiesen. In Fallingbostel ist Girg ab 17. November 1943 als Ausbilder und Junkerschaftsführer in der 12. Inspektion (Chef SS-Hauptsturmführer Walter Geipel) der Lehr­ gruppe III eingesetzt. Sein Aufsichtsoffizier SS-Untersturmführer Gerhard Stiller erinnert sich an Girg: „Im 2. Lehrgang bekam jeder Aufsichtsoffizier noch einen Oberjunker aus dem ersten Lehrgang zur Unterstützung, die nach dem Ende des zweiten Lehrgangs zu Untersturmführern befördert wurden. Ich hatte damals die III. Aufsicht der 12. Inspektion. Mein Assistent war seinerzeit der Standartenoberjunker Walter Girg... Das Gelände in Fallingbostel bot wesentlich

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günstigere Voraussetzungen für Verbandsübungen sowie taktische Geländebesprechungen bzw. -beurteilungen.” 2 Walter Girg leitet überwiegend den Außendienst der Panzerjunker, sowohl im Gelände als auch auf dem Kasernenhof. 3 Dadurch ist er vielen der angehenden Panzeroffiziere als mitreißen­ der, energievoller Ausbilder in Erinnerung geblieben. Taktiklehrer ist Hauptmann Kriechbaum, Schießlehrer Hauptmann Paul Fest. Schwerpunkte in der Offiziersausbildung stellen Panzertak­ tik, Truppenführung, Geländekunde, Geländeübungen, Schießen, Planspiele, Exerzieren, Nach­ schub und Gesellschaftskunde dar. Während dieses Lehrganges erfolgt am 1. März 1944 Girgs Beförderung zum SS-Untersturmführer. Nun ist er Offizier. Privat wohnt Girg zu dieser Zeit in Köln-Lindenthal, in der Landgrafenstraße 69. Am 20. März 1944 reicht er die Unterlagen für sein Heiratsgesuch mit Elisabeth Schrift ein.

Bei Aufsichtsoffizier SS-Untersturmfiihrer Gerhard Stiller war Oberjunker Girg im 2. SS-PanzerjunkerSonderlehrgang in Fallingbostel als Junkerschaftsftihrer eingeteilt. Stiller wird im April 1944 zum SS-PanzerRegiment 1 „Leibstandarte Adolf Hitler“ versetzt, wo er als Zug- und Kompanieführer diente.

Rolf Schamp von Wittmanns Tigerkompanie des PanzerRegiments der „Leibstandarte“ war einer der Panzerjunker, den Girg 1944 ausbildete. Girg hinterließ auf den ruhigen Schamp, der Medizin studieren wollte, einen nachhaltigen Eindruck. Das Bild zeigt Rolf Schamp als Kommandant eines Panzers III in der Tiger-Kompanie der Leibstandarte im Sommer 1943.

In der knappen Freizeit verbringen die Junker viel Zeit miteinander. Im April 1944 unternehmen Junker und Ausbilder der 12. Inspektion einen Ausflug in den Sachsenhain bei Verden. Julius Obstmayer gehörte Girgs Junkerschaft an: „Die Junker-Ausbildung beinhaltete auch Panzer­ technik, Schießen und Wartung. Bei Umrüstung auf neue Panzertypen (Sturmgeschütz, Tiger, Panther, Jagdpanzer u.a.) gab es intensive Schulung/Fahrunterricht. Grundsätzlich mußte jeder Panzerkommandant auch seinen Panzer fahren können. Auf den Folgeseiten wird Walter Girgs am 20. März 1944 in Fallingbostel geschriebener Lebenslauf wiedergegeben.

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Die Unterschriften von Ausbildern und Teilnehmern des 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrganges in Fallingbostel in einer Bierzeitung vom 8. März 1944. In der Mitte rechts ist Girgs Signum erkennbar, darüber das von Hauptsturmfiihrer Geipel, links Oberleutnant Nehring, darunter Leutnant Drews und Hauptmann Kriechbaum. Links Franz En­ gelsberger.

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Der erste Ritterkreuzträger der Tigerkompanie des SSPanzer-Regiments „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ Franz Staudegger. Der Kärntner befand sich bei Girg im Lehrgang. Im Sommer 1944 führte Staudegger einen Tiger I an der Invasionsfront und ab Sommer 1944 einen Königstiger in der 1./schwere SS-Panzerabteilung 101.

Walter Girg im März 1944, nach seiner Beförderung zum SS-Untersturmführer. Er trägt auf diesem Bild das Infan­ teriesturmabzeichen in Bronze sowie das Eiserne Kreuz 2. Klasse, rechts ist der Ärmelstreifen „Das Reich“ er­ kennbar.

Für Geschichte, Kultur und Unterhaltung wurde einiges getan. Herr Leutnant Drews war von Beruf Lehrer. Beim Geländedienst hat er bei jeder Gelegenheit uns die Natur erklärt. Es waren die schönsten und interessantesten Stunden des Lehrganges! .... Gegen Lehrgangsschluß wur­ de unsere Lehrgruppe nach Breslau abkommandiert. Dort waren sämtliche Offiziersanwärter

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von Heer, Luftwaffe, Marine und Waffen-SS bei einem Appell versammelt. In der Breslauer Jahrhunderthalle sollen 10.000 Fahnenjunker anwesend gewesen sein. In einer langen Rede wurde sie von Großadmiral Raeder auf die Fahne eingeschworen und auf den Ernst der Lage vorbereitet.“ 4 Unter den Lehrgangsteilnehmern befinden sich zwei Ritterkreuzträger: Franz Staudegger aus Kärnten von der Tigerkompanie der „Leibstandarte“ und der Mecklenburger Fritz Christen von der Panzerjägerabteilung „Totenkopf4. Am 8. März 1944 besucht der mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnete SS-Obersturmführer Michael Wittmann den Lehrgang. Als Kom­ mandant eines Tiger-Kampfpanzers hat er bis Januar 1944 im Osten 117 Panzer abgeschossen und gilt als der erfolgreichste Panzerkommandant der Deutschen Wehrmacht. Wittmann trifft in Fallingbostel einige seiner Kompaniekameraden der 13. (Tigerkompanie) des SS-PanzerRegiments 1 „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ wieder, von denen er begeistert und mit großer Freude begrüßt w ird.5 Dabei lernt Michel Wittmann auch Walter Girg kennen.

Michael Wittmann mit seiner Besatzung nach seinem 88. Panzerabschuß vor ihrem Tiger. Januar 1944 im Süden Rußlands.

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Eichenlaubträger Michael Wittmann besucht am 8. März 1944 den Lehrgang. Er hatte bis dahin 117 Panzerab­ schüsse erzielt.

Gerhard Stiller (rechts) und seine frisch beförderten Standartenobeljunker der III. Aufsicht der 12. Inspektion im 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang. Walter Girg ist der Dritte von links.

Der sehr bekannte Eichenlaubträger Michael Wittmann (Mitte) im Gespräch mit Junkerschaftsführer Untersturmfüh­ rer Walter Girg, halbrechts, beim 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang in Fallingbostel am 8. März 1944. Der später mit den Schwertern zum Eichenlaub des Ritterkreuzes ausgezeichnete SS-Hauptsturmführer Wittmann schoß als Tiger-Kommandant 117 Panzer im Osten und 22 in der Normandie ab und war der erfolgreichste Panzersoldat des Krieges. Wittmann besucht in Fallingbostel einige seiner Männer der 13. (Tigerkompanie) des SS-Panzer-Regiments 1 „Leibstandarte SS Adolf Hitler“. Rechts Oberleutnant Nehring (Sohn des Panzergenerals) und Taktiklehrer Haupt­ mann Kriechbaum.

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EXKURS: MELDUNGEN ZU SONDEREINSÄTZEN Neben Girg befinden sich in der III. Aufsicht der 12. Inspektion einige weitere bemerkenswerte junge Charaktere, die angesichts des sich immer weiter verschlechternden Kriegsverlaufs nach besonderen Leistungen streben. Nicht nur Walter Girg will dem Ausbildungsalltag entfliehen, viele andere bedrückt die sich verschärfende Kriegslage Deutschlands ebenfalls. Die Rote Ar­ mee scheint auf ihrem Weg nach Westen kaum mehr zu stoppen zu sein und im Westen wird die Invasion und der damit drohende Zweifrontenkrieg erwartet. Girg ist Patriot, Idealist. Er weiß, daß niemand in Deutschland will, daß das Land den Krieg verliert. Über die Deutschland ange­ kündigten Kriegsfolgen haben die Alliierten seit ihrer Konferenz von Casablanca die Welt nicht im Unklaren gelassen: Sie fordern die bedingungslose Kapitulation. Girg kann die Vorstellung an das bedingungslose Ausgeliefertsein an die Kriegssieger nicht ertragen. Quälend bohren in ihm die Gedanken, was er für seine Heimat tun kann, um die Katastrophe der totalen Nieder­ lage zu verhindern. Außergewöhnliche Einsätze, ungewöhnliche Kampfmethoden, die alles an Mut und Geschick fordern, lautlos und überraschend im Rücken des Gegners, dabei neuartige Waffen einsetzen; all das und vieles mehr geht ihm durch den Kopf. „Junker, ich bekomme noch das Ritterkreuz!“ Wollte er das umsonst ausgerufen haben? 6 Doch nicht nur Girg allein will Zeichen in der Zeit der Not setzen. Einer anderer ist der junge Österreicher Franz Engelsberger. Der 19-jährige Abiturient ist seit 15. Juli 1942 Soldat und kämpfte als Panzermann im Osten, wofür er als Schütze in der 2./SS-Panzer-Regiment 1 LAH am 20. April 1943 mit dem EK 2, sowie mit dem Panzerkampfabzeichen und Verwundetenab­ zeichen ausgezeichnet worden war. Franz Engelsberger wird bereits im Alter von 18 Jahren nach Putlos zum 1. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang kommandiert und verbleibt danach - mit Girg als Ausbilder im 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang. Von besonderem Tatendrang beseelt, meldet sich der 19-Jährige freiwillig zu Skorzeny und wird zur SS-Sondereinsatzabteilung ver­ setzt. Unter 170 Freiwilligen, die in der Kaserne der „Leibstandarte“ Mutproben, Schwimmen, Sport, Ausdauertests absolvieren, wählt Engelsberger 60 aus, die Mitte Mai 1944 Skorzeny in Friedenthal vorgestellt werden. In Lübeck teilt man sie zu Einmann-Torpedofahrern, Sprengboot- und Sturmbootfahrern ein, acht Mann kommen zur Kampfschwimmerausbildung nach Valdagno in Italien. Auch Engelsberger wird zur Kriegsmarine kommandiert. Im Sommer 1944 befindet er sich in Sesto Calende am Südufer des Lago Maggiore und bald darauf im Badeort Stresa am westlichen Ufer des Lago Maggiore, wo er gemeinsam mit etwa 40 Freiwilligen der Waffen-SS neben Männern der Marine an Einmann-Sprengbooten ausge­ bildet wird. In Sesto Calende erhält im Sommer 1944 das Lehrkommando 600 und 601 seine Ausbildung an MTM- und SMA-Sturmbooten. Die italienischen Ausbilder kommen zum Teil von der berühmten italienischen X. MAS-Flottille, die mit Sprengbooten, Kampfschwimmern und Fallschirmjägern kämpfte. In Sesto Calende lag das Marine-Einsatzkommando 80, deren Männer nach Nahkampf-, Sabotage- und Funkausbildung ab Juni 1944 ihre Sturmbootschulung am Lago Maggiore erhalten. Dort werden sie wiederholt von Partisanen aus dem Hinterhalt überfallen, wobei Engelsberger am 30. Juli 1944 den Tod findet. Der gefallene Offizier wird im nahegelegenen Casteletto am Fluß Ticino bei Novara auf dem Ortsfriedhof beigesetzt. 7 Noch 51 Jahre später kann sein Aufsichtsführer aus dem Panzerlehrgang, Untersturmführer Gerhard Stiller, diesen jungen Österreicher nicht vergessen: „Mir fällt da aber nur noch ein Name ein, der des Oberjunkers Engelsberger, ein geradezu einmaliger Idealist, der sich dem Reichsführer für einen Spezial-Kommandoeinsatz (seine Vorstellung: Ausschaltung tragender Kommando­ stellen des Gegners) anbot.“ 8

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Franz Engelsberger vom P a n z e r-R e g im e n t d e r Leibstandarte absolviert m it G irg den g le ic h e n P anzeroffizierslehrgang und meldet sich zu den K o m m a n d o e in h e ite n . Er kommt zum MarineEinsatzkommando 80 und wird in Sesto Calende am Südufer des Lago Maggi­ ore am Sturmboot ausge­ bildet. Er fällt am 30. Juli 1944.

Julius Obstmayer, ein aus der Slowakei stammen­ der Volksdeutscher, wur­ de von Girg ausgebildet. Obstmayer war 1945 Füh­ rer der l./SS-Panzerjägerabteilung 560.

Scheint diese Meldung eines angehenden Panzeroffiziers zu außergewöhnlichen Einsätzen schon auffallend zu sein, so dürfte es sicher noch mehr überraschen, daß sich allein aus der 12. Inspektion des 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrganges vier weitere angehende Panzeroffi­ ziere freiwillig zu Sondereinsätzen melden. Sie werden danach auf ihren Wunsch zu Skorzenys SS-Jagdverbänden versetzt, wovon einige als Einzelkämpfer zur Kriegsmarine kommandiert werden, wo sie als Kampfschwimmer und Einmann-U-Bootfahrer eingesetzt werden. Diese Versetzungen waren Grund für den Verfasser, sich bei den für ihn noch erreichbaren Lehr­ gangsteilnehmern umzuhören, warum sich künftige Panzeroffiziere zu diesen gefährlichen Einsätzen meldeten. Das Ergebnis ist interessant. Julius Obstmayer, ein Volksdeutscher aus der Slowakei, weiß sich zu erinnern, daß die halbe 12. Inspektion freiwillig zu Sondereinsätzen wollte, einschließlich ihm selbst.9 Im II. Zug der 12. Inspektion befindet sich einer der außergewöhnlichsten Lehrgangsteilnehmer: Walter Schreiber. Der 20-jährige Österreicher kam nach fünfjährigem Schulbesuch über das Klostergymnasium Kremsmünster an das Rainer-Gymnasium nach Wien. Nach zwei Jahren an der NPEA Theresianum in Wien mußte er auf Wunsch des Vaters zurück zum Rainer-Gymna­ sium, wo er das Abitur ablegte. In Wien und Prag studiert Schreiber Rechts- und Staatswissen­ schaften. Seit 1937 gehört er dem DJ an, zuletzt war er HJ-Scharführer und Spieleinheitsführer. Als Kriegsfreiwilliger meldet sich Schreiber am 1. August 1942 und kämpft ab Januar 1943 als Panzerfahrer in der 5./SS-Panzer-Regiment 3 „Totenkopf4 an der Ostfront. Er wird mit dem EK 2, Panzerkampfabzeichen und Verwundetenabzeichen in Schwarz ausgezeichnet und zum SS-Sturmmann befördert. Nach der Einnahme Charkows am 17. März 1943 zum zweiten Mal verwundet, liegt er bis Juli 1943 im Lazarett. Walter Schreiber, der „SS-Führer im Auswärtigen Dienst werden“ will, nimmt vom 17. November bis 7. Januar 1944 an einem Vorbereitungs­ lehrgang in Fallingbostel und danach vom 10. Januar bis 5. April 1944 am 2. SS-PanzerjunkerSonderlehrgang teil. 10 Dort fällt er auf. Kurz vor Lehrgangsende beurteilt ihn sein Inspektionschef Hauptsturmführer Geipel als: „Geistig überdurchschnittlich veranlagt, wendig und rege“. 11 In einer allgemeinen Beurteilung heißt es über den jungen Österreicher: „Offener, klarer Charakter, energisch und zielstrebig. Trotz seiner Jugend gereift und urteilsfähig. Bei gründlicher und überlegter Ar­ beit läßt er es an dem nötigen Schwung nicht fehlen. Kann führen, ist stets einsatzbereit und zuverlässig.Redebegabung erkennbar. Klares weltanschauliches Wissen, sehr interessiert und willig.“ 12 Das sind für einen 19-Jährigen sicher überraschend reife Wesensmerkmale, die auf eine starke Persönlichkeit hindeuten. Sein Leistungsvermögen als künftiger Offizier wird als „Willensstark, entschlußfreudig, handelt überlegt und selbständig, seine Befehle sind durch­ dacht“ umschrieben. 13 Nach dem Lehrgang wird SS-Standartenoberjunker Schreiber zum 3. Oberfähnrich-Lehrgang nach Groß Glienecke kommandiert. Doch will er nun kein Panzeroffizier werden und meldet

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sich freiwillig zu den Sondereinheiten, da er nun dort die Möglichkeit sieht, durch besondere Leistungen den Verlauf des Krieges beeinflussen zu können. Am 5. Juli 1944 wird er nach Frie­ denthal zu Skorzenys Kommandoeinheiten versetzt. 14 Im Rahmen der SS-Jagdverbände über­ trägt ihm Otto Skorzeny eine der interessantesten und unbekanntesten Einheiten der gesamten Waffen-SS: Walter Schreiber wird zum Führer der SS-Kampfschwimmergruppe ernannt und am 21. Juni 1944 zum SS-Untersturmführer befördert. Für diese Aufgabe bringt Schreiber einiges an Voraussetzungen mit, denn er ist enorm sportlich, besitzt alle HJ-Leistungsabzeichen, -Schießabzeichen, K-Schein, Reichsjugendsportabzeichen, DLRG-Grundschein, Segelflugprüfung und die Anfängerprüfung im Florett-Fechten. Walter Schreiber erhält selbst eine Kampfschwimmerausbildung und führt ab 1. September 1944 die Flußkampfschwimmer der Jagdverbände. Dagegen bleiben die Meereskampfschwimmer bei der Marine. Die Flußkampfschwimmer werden ab Mitte 1944 nur noch an der SS-Junkerschule in Bad Tölz und an der SS-Flußkampfschwimmerschule im Dianabad in Wien ausgebildet. Ihre Aufgabe besteht in Flußsabotage, Zerstören von Brücken und dem Kampf gegen Boote. 15 Schreibers Flußkampfschwimmer werden Ende 1944 dem SS-Jagdeinsatz Donau unterstellt, der Teil des SS-Jagdverbandes „Südost“ war. Schreiber setzt seine Kampfschwimmer auf der Donau gegen die Sowjets bis Mitte März 1945 ein. Nachdem die große Rheinbrücke in Rema­ gen den Amerikanern in die Hände gefallen war, wird Schreiber mit einigen Kampfschwim­ mern eingeflogen und schwimmt am 17. März 1945 im eiskalten Rhein einen Angriff gegen die große Brücke. Eberhardt Martin kämpfte in der 6./SS-Panzer-Regiment 1 „Leibstandarte SS Adolf Hitler“ und meldet sich als SS-Standartenoberjunker zu den Kleinkampf­ verbänden der Kriegsma­ rine. Martin fällt am 5. April 1945 als Führer eines Kleinst-U-Bootes vom Typ „Seehund“ in der Nordsee. Das Foto zeigt ihn als Ab­ iturient der NPEA Klotz­ sche. Die Panzerjunker Arthur Heise, Franz Hantl, Julius Obst­ mayer, Johann Lucht. Hantl fiel im Jagdverband „Nord­ west“ bei Hanseberg an der Oder am 10. Februar 1945, als Führer flämischer und niederländischer Kommando­ soldaten.

Ebenfalls in der 12. Inspektion befindet sich SS-Sturmmann Franz Hantl von der 3. Kompanie des SS-Panzer-Regiments 2 „Das Reich“, aus Mährisch-Trübau. Auch dieser 20-jährige aktive SS-Standartenoberjunker meldet sich zu Skorzenys Kommandoeinheiten. 1945 führt Hantl ei­ nen Zug flämischer Freiwilliger im SS-Jagdverband „Nordwest” im Oder-Brückenkopf Schwe­ dt. Er fällt am 10. Februar 1945 bei Hanseberg. Ein weiterer Freiwilliger ist Eberhardt Martin. Der Absolvent der NPEA Klotzsche kämpfte in der 6./SS-Panzer-Regiment 1 „Leibstandarte SS Adolf Hitler“. Der aktive SS-Standartenober­ junker meldet sich zu den Kleinkampfverbänden der Kriegsmarine. Martin fällt am 5. April 1945 als Führer eines Kleinst-U-Bootes vom Typ „Seehund“ in der Nordsee. Doch sind das nicht alle Panzerjunker, die freiwillig zu Skorzeny kommen. Überliefert ist, daß sich alle 14 Junker der III. Aufsicht der 11. Inspektion von Leutnant Dr. Sennholdt freiwillig beim Reichsführer SS für Sondereinsätze zu den Kommandoeinheiten gemeldet haben. 16 Dar-

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unter war der aktive SS-Standartenoberjunker Gerhard Hackler aus Niederscheldechike, der aus der 1. Kompanie des SS-Panzer-Regiments 2 „Das Reich“ stammt. Er kommt im Juni 1944 zu Skorzeny. Auch der 19-jährige SS-Standartenoberjunker Willi Wrissenberg meldet sich zu den SS-Jagdverbänden. Der 20-jährige Heiner Schlegel hatte bis Herbst 1943 als SS-Sturmmann in einem „Panther“ der 4. Kompanie des SS-Panzer-Regiments 2 „Das Reich“ im Osten gekämpft. Am 21. Juni 1944 erfolgte seine Beförderung zum aktiven SS-Untersturmführer. 1944 wird Girg ihn wieder treffen... Auch von den im Lehrgang anwesenden Volksdeutschen melden sich einige zu den SS-Jagdver­ bänden. Alle nachweisbar später dort eingesetzten Führer stammen aus Siebenbürgen in Rumä­ nien und sind SS-Untersturmführer der Reserve. Der aus Mediasch stammende 31-jährige Karl Fernengel, der ebenso alte Hans Acker aus Hermannstadt in Siebenbürgen und Otto Parsch aus Kronstadt werden nach dem Lehrgang zu den Sondereinheiten Skorzenys versetzt. Alfred Walter Friedli, der ursprünglich aus Bern in der Schweiz stammt und als Auslands­ schweizer am 2. Januar 1915 in Bukarest geboren wurde, kämpfte als SS-Sturmmann in der 1./ SS-Panzer-Regiment 5 „Wiking“. Er fällt 1945 im Rahmen des Jagdeinsatzes „Rumänien“ im SS-Jagdverband „Südost“. Den 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang absolvieren bis zum 15. April 1944 insgesamt 132 Mann erfolgreich, davon 84 als SS-Standartenoberjunker und 48 als SS-Standartenoberjunker der Reserve. 1) Gerhard Stiller, Schreiben an Roland Pfeiffer vom 6.11.2005. 2) Die Aufsicht entspricht an Offiziersschulen des Heeres dem Zug, bei der Waffen-SS wurde sie Junkerschaft ge­ nannt, die Inspektion entspricht der Kompanie. Gerhard Stiller an Roland Peiffer, 6.11.2005, 12.11.2005. Stiller wird nach dem 6. April 1944 zum SS-Panzer-Regiment 1 „Leibstandarte Adolf Hitler“ versetzt, wo er bis Kriegsende als Zug- und Kompaniefuhrer diente. Nach dem Krieg wurde er Lehrer. 3) Julius Obstmayer, persönliche Aussage 16.6.2009. 4) Julius Obstmayer, 13.6.2005, 25.1.2006. 5) Michael Wittmann, Eintrag in seinem Jahreskalender 1944. Gut an Wittmanns Besuch erinnern konnten sich später der damalige Junker Rolf Schamp, der einst in Wittmanns Kompanie diente, sowie Julius Obstmayer. Franz Staudegger und Fritz Christen absolvierten den Lehrgang nicht zu Ende. 6) Den Ausspruch überlieferte Rolf Schamp, Lehrgangsteilnehmer am 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang, traf sich nach dem Krieg mehrmals mit Girg traf. 50 Jahre später konnte sich Girg nicht mehr an diesen Ausspruch erinnern. 7) Personalunterlagen Franz Engelsberger. 8) Gerhard Stiller, Schreiben an Roland Pfeiffer, 6.11.2005, 12.11.2005. 9) Julius Obstmayer, persönliche Aussage 20.8.1994. 10) Walter Schreiber, Lebenslauf 9.3.1944. 11) Beurteilung Schreibers durch Inspektionschef Hauptsturmfllhrer Geipel 1.4.1944. 12 Beurteilung Schreibers 1.4.1944. 13) Ebenda. 14) Walter Schreiber, 9.3.1944. 15) Von Girg selbst verfaßter Bericht im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 22.1.1946. Übersetzung durch den Verfasser. Dieses Verhör wurde von der CIA bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. 16) Norbert Hartmann, persönliche Aussage 31.7.2009.

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GIRG IN SKORZENYS KOMMANDOEINHEITEN Obwohl Girg nunmehr als gut ausgebildeter Panzeroffizier seine Versetzung zu einem Panzer­ regiment an die Front erwartet, erhält er im April 1944 überraschend seine Berufung an die Junkerschule Klagenfurt. Wieder wird es nichts mit dem Fronteinsatz! In Kärnten wird Girg ab 1. Mai 1944 als Junkerschaftsführer in der Lehrgruppe B des 15. Kriegs-Junkerlehrganges eingesetzt. Sein Lehrgruppenkommandeur Sturmbannführer Franz Knebel beurteilt dort Girgs Leistungen: „Girg besitzt einen ehrlichen, festen und zielstrebigen Charakter und ein jugendlich frisches Wesen. ... In der freien Rede läßt er eine logisch aufgebaute Gedankenführung erken­ nen, er spricht anschaulich und hält einen sehr lebhaften Unterricht. Girg hat sich im West-, Balkan- und Ostfeldzug als Unterführer vor dem Feinde bewährt. Trotz seiner bisherigen Zu­ gehörigkeit zur Panzerwaffe wird er den Anforderungen, die an ihn gestellt werden, gerecht, er füllt seinen Dienst als Junkerschaftsführer gut aus.“ 1 Erneut sitzt Girg wieder in der Offiziersausbildung fest; ein Jahr fühlt er sich nun schon in der Heimat festgenagelt. Es ist Mai 1944 und die Sowjets greifen an der lang ausgedehnten Ostfront an zahllosen Stellen an und die deutsche Wehrmacht erwehrt sich nur mit größter Mühe und unter hohen Verlusten diesem enormen Druck. Täglich werden Deutschlands Städte von briti­ schen und amerikanischen Bombenangriffen heimgesucht. Sie verwandeln die Städte in Trüm­ merhaufen, die Opferzahlen unter der Zivilbevölkerung steigen alarmierend. Wo führt das hin? Girg macht sich Gedanken. Für den nach Taten drängenden und nicht ausgelasteten Offizier, der in Kärnten festsitzt, ist das unerträglich. Er zieht die Reißleine, er will weg! In Klagenfurt schreibt Girg seine Meldung zu den Sondereinheiten Otto Skorzenys. Er weiß, daß jeder Soldat der deutschen Wehrmacht, der sich dorthin meldet, von seinem Truppenteil freigegeben werden muß. Es dauert nicht lange und der Erfolg trifft ein. Girgs Meldung ist angenommen worden. Der SS-Untersturmführer der Reserve Walter Girg packt in Klagenfurt.

AUSBILDUNG IN FRIEDENTHAL Kurz darauf trifft Girg im Mai 1944 in Friedenthal bei Oranienburg nahe Berlin ein. Dort liegt der Führungsstab der sagenumwobenen Einheiten von Otto Skorzeny in einem kleinen Jagd­ schloß der Hohenzollern und die Männer der Kommandoeinheiten kampieren in Baracken. Wo ist Girg nun gelandet? Otto Skorzeny wird im Mai 1944 Girgs neuer Kommandeur. Durch die Befreiung Mussolinis auf dem Berg­ massiv des Gran Sasso in Italien im September 1943 wurde der Wiener weltbekannt.

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In dem Jagdschloß der Hohenzollem in Friedenthal ist der Führungsstab der Jagdverbände von Otto Skorzeny unter­ gebracht. Das Gebäude hat einen Tarnanstrich erhalten, um es vor alliierten Luftangriffen zu schützen.

Unter der hohen Geheimhaltungsstufe „Geheime Kommandosache“ ist bereits am 5. August 1942 vom SS-Führungshauptamt der Befehl zur Aufstellung dieser Spezialeinheit gegeben wor­ den: „Der SS-Sonderverband z.b.V. ,Friedenthal’ setzt sich aus Angehörigen der Waffen-SS zu­ sammen und ist auf Befehl des RF-SS unter Leitung des Reichssicherheits-Hauptamtes für be­ sonderen Einsatz vorgesehen.“ Die Führung des Sonderverbandes übernahm am 18. April 1943 SS-FIauptsturmführer d. R. Skorzeny. Der Verband untersteht disziplinär und wirtschaftlich dem Reichssicherheitshauptamt, in dem Skorzeny in Personalunion im Amt VI - dem Auslands­ nachrichtendienst - die Gruppe VI S (Sondereinsätze, respektive Sabotage) führt. Otto Skorze­ ny ist seit dem Paukenschlag der gelungenen Befreiung Mussolinis weltweit bekannt. Am 12. September 1943 landeten Skorzeny und eine Handvoll seiner Friedenthaler mit Fallschirmjä­ gern der Luftwaffe auf 2.000 Metern Höhe in Lastenseglern auf dem Bergmassiv Campo Imperatore des Gran Sasso und befreiten den dort in einem Hotel gefangen gehaltenen Mussolini. Die Meldung und Fotografien von diesem spektakulären Coup gingen um die ganze Welt. Otto Skorzeny mit einigen Unterfüh­ rern, die bei der waghalsigen Mus­ solini-Aktion dabei waren, ln der Mitte der mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnete Unterschar­ führer Robert Neitzel, ganz rechts Hauptscharführer Manns.

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Als Girg in Friedenthal eintrifft, sind Skorzenys geheimnisumwitterte Kommandoeinheiten unter dem Tarnnamen SS-Jägerbataillon 502 zusammengefaßt, das aus dem ehemaligen SSSonderverband z.b.V. Friedenthal gebildet wurde. Ende Juni 1944 ist die Einheit 23 Offiziere, 108 Unterführer und 519 Männer stark.2

Die in ihren Tropenuniform in Friedenthal angetretenen Männer, die mit Skorzeny in Lastenseglern auf dem Gran Sasso landeten und Mussolini befreiten.

Einzelkämpfer der Kriegsmarine sind nach ihren Einsät­ zen an der Normandieküste im Sommer 1944 zu Gast bei Otto Skorzeny in Friedenthal. Einige dieser Soldaten gehören der Waffen-SS an. Neben Skorzeny steht rechts Obergeffeiter Walter Gerhold, der als Einmann-Torpedo­ fahrer das Ritterkreuz erhielt, rechts Sprengbootfahrer Frank Gorges, ganz links steht höchstwahrscheinlich der „Marder“-Pilot Horst Berger.

Walter Girg meldet sich bei seinem neuen Kommandeur und steht vor dem jedem da­ mals bekannten Otto Skorzeny. Der Wiener ist allein schon von seiner Größe her eine im­ posante Erscheinung. Einige Schmisse zeugen von etlichen gefochtenen Mensuren während seines Ingenieurstudiums. Als Österreicher interessiert er sich besonders für den vor ihm stehenden, zwar noch unbekannten, ihm aber sehr tatendurstig scheinenden jungen Offizier und Landsmann. Skorzeny überträgt Girg die Führung des I. Zuges der 1. Kompanie des SSJägerbataillons 502.3 Sein Kompanieführer ist der als „Pingfu“ bekannte Obersturmführer Werner Hunke. Er kam in Tientsin in China zur Welt und hat mit der SS-Gebirgs-Division „Nord“ in Finnland gekämpft. Hunke ist be­ reits seit Herbst 1943 bei Skorzeny, durchlief die Agentenschule in Den Haag und erweist sich als besonders befähigter Führer, der Skor­ zenys Vertrauen in großem Maße genießt. Im Brückenkopf Schwedt wird der Ia Hunke Skor­ zenys Stellvertreter und am 30. März 1945 mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet.

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Bei Skorzenys Kommandoeinheiten ist Hauptsturmfiihrer Werner Hunke im Sommer 1944 Girgs Kompaniefuhrer in der l./SS-Jägerbataillon 502. Er wurde später Ia der Jagdverbände und am 30. März 1945 mit dem Deut­ schen Kreuz in Gold ausgezeichnet.

Ein weiterer Zugführer ist SS-Untersturmführer Balthasar von Bremen. Der Sohn eines baltendeutschen Richters wuchs in Reval in Estland auf, studierte dort Theologie und war Landesjugendführer und Mannschaftsführer. Er hatte in der 2. Kompanie des berühmten Lehr-Regiments „Brandenburg“ z.b.V. 800 gemeinsam mit Adrian von Foelkersam ge­ kämpft und ließ sich im Dezember 1943 als Oberfähnrich zu Skorzenys Sondereinheiten der Waffen-SS versetzen. Der legendären Figur des Adrian Baron von Foelkersam begegnete in Friedenthal wohl jeder. Er ist Skorzenys Chef des Stabes. Der knapp 30-jährige Baltendeutsche aus St. Pe­ tersburg wuchs in Riga auf und war als Iden­ tifikationsfigur der baltendeutschen Jugend in Lettland vor dem Krieg weit bekannt. Nach dem Studium der Nationalökonomie in Wien arbeitete Adrian von Foelkersam - von seinen Freunden „Arik“ gerufen - als Journalist bei der Rigaschen Rundschau und engagierte sich als charismatischer Mannschaftsführer. Ge­ meinsam mit seinem Bruder Patrick kommt er nach Kriegsausbruch zur 2./Lehr-Regiment z.b.V. 800 „Brandenburg“, in der überwiegend Baltendeutsche und Freiwillige aus den frühe­ ren Kolonien Afrikas dienen. In zahlreichen waghalsigen Kommandoaktionen der „Bran­ denburger“ in Rußland beweist „Arik“ Mut, Kaltblütigkeit, Verhandlungsgeschick und Umsicht.

Am 14. September 1942 wird er nach einem besonders erfolgreichen Tarneinsatz in russischen Uniformen mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes als Leutnant d. R. und Adjutant des I. Bataillons/Lehr-Regiment z.b.V. 800 „Brandenburg“ ausgezeichnet. Als die „Brandenburger“ immer weniger mit den für sie so charakteristischen Sondereinsätzen beauftragt werden, meldet er sich zu Skorzenys neuer Einheit, wo er als Chef des Stabes zu dessen wichtigstem Mann wird. Foelkersams Schreiber erinnert sich an diesen alle beeindruckenden Offizier: „Er war der große Schweiger. Er konnte hervorragend Varianten durchspielen. Er konnte exakt Wich­ tiges von Unwichtigem unterscheiden. Er hatte immer Vorbehalte von Befehlen, die von Oben kamen. Jeder Befehl wurde erläutert und auf seine Umsetzbarkeit geprüft. So änder­ te er ohne weitere Zustimmungen Befehle ab. Er war von seiner Familientraditionslinie rest­ los überzeugt. Er war Anhänger der Eliteidee und Anhänger der Dichtung von Stefan Geor­ ge, was uns menschlich näher brachte. Seine Kommandounternehmen bereitete er mit Planspielen exakt vor und verwickelte Teilnehmer in nicht leichte Frage- und Antwortspiele. Er legte sehr großen Wert auf Einzelkämpferausbildung und Härtetests. Er war kein überhebli­ cher Vorgesetzter. Er muß eine sehr große Vertrauensstellung eingenommen haben.“ 4

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Der Kommandeur Otto Skorzeny (zweiter von rechts), mit Offizieren seines Führungsstabes der Jagdverbände.

Nachdem er mit Skorzenys Panzerbrigade 150 in den Ardennen kämpft, gerät SS-Hauptsturmführer Adrian Baron von Foelkersam am 20. Januar 1945 als Kommandeur des SS-Jagdverbandes „Ost“ durch einen Kopfschuß schwer verwundet in Hohensalza in sowjetische Gefan­ genschaft. Er ist nicht - wie in der Literatur gesagt - gefallen, sondern wurde von den Sowjets in Moskau gefangen gehalten. Sie zeigten an ihm und seinen Kommandounternehmen großes Interesse. 1949 verliert sich die Spur dieses bemerkenswerten Menschen in der Sowjetunion. Inmitten dieser Gemeinschaft von besonders motivierten Freiwilligen wird Walter Girg schnell bewußt, daß er nun zu der kleinen, geheimen Welt der Sonder- und Geheimeinsätze gehört. Manche Aufträge kommen direkt vom Auslandsgeheimdienst, dem Amt VI des Reichssicher­ heitshauptamtes. Die Ämter VI und Mil. sind u.a. mit der Führung von Sabotageeinsätzen hinter den gegnerischen Fronten sowie mit Aufklärung und dem Einsatz von Agenten beauftragt. Für diese Sonderaufträge stehen die SS-Jagdverbände und die Frontaufklärungsverbände (Heer) zur Verfügung , daneben die Streifkorps, verschiedene „Brandenburg“-Einheiten, Marine-Einsatz­ kommandos, sowie u.a. Kampfschwimmer.

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DER FÜHRER DES DEUTSCHEN AUSLANDSNACHRICHTENDIENSTES WALTER SCHELLENBERG

Walter Schellenberg führte den deutschen Auslandsge­ heimdienst. Das Foto zeigt ihn 1940 mit seiner Frau. Im Krieg durften keine Bilder von Schellenberg veröffent­ licht werden.

Der Chef des Amtes VI und Führer des deut­ schen Auslandsnachrichtendienstes ist Walter Schellenberg. Der als Agentenführer im Amt VI ausgebildete und 1945 beim SS-Jagdverband „Mitte“ eingesetzte Unterscharführer Ulrich Hämpel erinnert sich an diese geheim­ nisumgebene Figur, von der Fotografien abzu­ bilden verboten war: „Walter Schellenberg gehörte nicht zu den Vorgesetzten, die einem auf den ersten Blick unsympathisch waren. Er brachte das Kunst­ stück fertig, ernst, zurückhaltend und trotz­ dem umgänglich und sogar freundlich zu wirken. Manche sagten, er sei selbst für die, die ihn länger kannten, undurchschaubar. Der Chef des Geheimdienstes muß das ja wohl auch sein. Er tritt schließlich zu keinem Be­ liebtheitswettbewerb an. Im direkten Kontakt war es sogleich sein Kommunikationsstil, der die von ihm gewollte Distanz herstellte. Seine Erscheinung und sei­ ne Art und Methode schafften um ihn herum eine Zone der Kühle. Die Bevorzugung des Schriftverkehrs und seine Vorzimmerdamen ließen den Eindruck entstehen, man komme schwer an ihn heran.

Es trifft nicht zu, daß er arrogant gewesen wäre. Sensible Naturen hatten schon mal das Gefühl, nicht recht gemocht zu werden. Dies mußte aber keineswegs stimmen. Im Gegenteil: Bei aufkommender Leistungsanerkennung konnte sich Schellenbergs distanzierende Strömung noch verstärken (Skorzeny). Er wollte niemand etwas schuldig bleiben und keinem zu Dank ver­ pflichtet sein. Zu seinen Fähigkeiten gehörte es, etwas anders zu sein als seine ,Mitarbeiter’ und meine vorherigen Vorgesetzten. Wer die abgrenzende Botschaft von Schellenberg empfing, brauchte nun nicht gleich beleidigt zu sein. Leider war und ist es auch heute noch vielen Köpfen unbekannt, daß die Menschen sich unterscheiden in ihrem Denken, Fühlen, Wollen und Handeln.

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Wer nun die menschliche Nähe, den ,Nahkontakt’, mit seinem Vorgesetzten vermiß­ te, eine kontaktfreudige und mitteilungsgetriebene Figur also, konnte schon mal durch­ starten und auf ,Eroberungs­ kurs’ gehen. Vergeblich! Der so Bedrängte wies ihn sicher ab, wobei er recht ungemütlich werden konnte. (Schellenberg und Skorzeny). Andere sagten sich wohl: ,Wenn das so ist, na bitte! Dann eben nicht! So muß ich mich nicht behandeln

lassen.’ Äußerlich wandten sie sich zwar ab, innerlich ließ es ihnen keine Ruhe: ,Was ist das für ein Mensch? Warum ist er zu mir so abweisend? Ist es meine Schuld? Ist er unzufrieden mit mir? Er will nichts mit mir zu tun haben. Warum?’Nähe und Distanz im zwi­ schenmenschlichen Wechsel­ spiel: Ich finde es interessant. Polarität, das ist das Leben!“ 5

Der Agentenführer Ulrich Hämpel.

Der Chef aus Auslandsnachrichtendienstes Walter Schellenberg (links), begrüßt Skorzeny in Friedenthal nach der geglückten Befreiung Mussolinis.

In Friedenthal herrscht ein besonderes Klima, ganz anders als in herkömmlichen Einheiten. Dort trifft Girg auf Freiwillige aus zahlreichen Nationen, die sich zu Sondereinsätzen gemeldet haben. Es tummeln sich Niederländer, Norweger, Dänen, Flamen, Schweizer, Schweden, Fran­ zosen, Ungarn, Letten, Russen, Araber und zahlreiche weitere Nationalitäten dort.

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Einige Flamen in Girgs l./SS-Jäger-Bataillon 502 in Friedenthal, sechster von links der Flame Wim Leys.

Girg durchläuft in der Schule in Friedenthal eine ganz spezielle Form der Sonderausbildung, die sich von seinem bisher Erlebten vollkommen unterscheidet. Neben Waffenausbildung, Schießen und Fallschirmspringen wird er auf die kommenden Sonderaufträge vorbereitet, wie Erkun­ dungseinsätze durch die Front in das Hinterland des Gegners oder Fallschirmabsprung mit Fun­ kern hinter den Linien. Girg kann bald alle Fahrzeuge führen, selbst eine Lokomotive lenken und ein Landungsboot steuern. Er lernt die taktische Grundlage und Planung von Sabotage, die Wahl und Erkundung der Objekte, wie Elektrizitätswerke, Nachrichten- und Kommando­ zentralen, Fernsprech- und Telegrafenlinien und Brücken. Dazu gehört die Eisenbahnsabotage, Industriesabotage, Unterwassersprengungen. Er wird an Sabotagemitteln ausgebildet, an ver­ schiedenen Formen von Sprengstoffen, Sprengzündstoffen, Minen, Uhrwerkzündern, chemi­ schen und mechanischen Zündern, Hohl- und Ringladungen und im Berechnen und Schätzen von Ladungen. Girg wird in die Bedeutung des sich zu einer ernsthaften Bedrohung entwickelnden Banden­ krieges eingewiesen, er lernt Zersetzungsarbeit und Diversion. Die Auswahl und Werbung von V-Leuten, deren Einsatzvorbereitung, Ausrüstung und Ausstattung, sowie zuletzt deren Auf­ tragserteilung und Einschleusung werden ihm geläufig. Ihm wird die Bedeutung der Melde­ wege, von Briefkästen, Decknamen, Deckadressen klar. Seine Funkausbildung wird auf die Nutzung von Agentenfunkgeräten verlegt. Er lernt, wie er ein R-Netz aufbaut und steuert und welche Möglichkeiten der Nachrichtenge­ winnung es im feindlich besetzten Gebiet gibt. Schließlich erhält er Einblick in die Geheimwelt der Mikroverfahren, Mikrofotografie, der Anwendung von Geheimschreibmitteln, Chiffrierwe­ sen und Fälschung von Ausweispapieren. „Ich lernte schnell“, erinnert sich Girg. 6 Über seine gründliche Schulung im Sonderkampf hinter den feindlichen Linien schreibt er: „Jeder erhielt eine sehr spezielle und unterschiedliche Ausbildung, darunter Reiten, alle Arten von Fahrzeu­ gen und Flugzeuge führen, Fallschirmspringen. ... Das Training selbst begann langsam... Bis zum Sommer 1944 war noch kein wirkliches Bataillon vorhanden, lediglich die Stabskom­ panie, die 1. und 2. Kompanie. Jeder Kompanie bestand aus einem Kader aus Soldaten der Waffen-SS.“ 7

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Neben vielen anderen wird in Friedenthal auch mit russischen Nagant-Revolvem geschossen.

Die Pistole 08 mit Schalldämpfer.

Girg erlebt das Schießen mit ausländischen Waffen und Nachtschießen. Er übt mit schallge­ dämpften Pistolen, die mit einer Lichtstrahlvisiereinrichtung für Kommandeinsätze in der Nacht ausgerüstet sind. Auch mit siebenschüssigen russischen Nagant-Revolvern mit Leuchtzie­ leinrichtung, die mit Schalldämpfern versehen sind - wodurch sie nachts einsetzbar sind - wird geschossen, desweiteren mit britischen STEN-Maschinenpistolen mit und ohne Schalldämpfer.8 Als Schießausbilder lernt Girg einen bekannten Sportler kennen: SS-Hauptsturmführer Herbert Bramfeld, Mitglied der deutschen Fünfkampfmannschaft bei den Olympischen Spielen 1936.9 Er war mit Skorzeny bei der Mussolini-Befreiung am Gran Sasso eingesetzt. In Girgs 1. Kompanie befinden sich mehrere ausgezeichnete Frontsoldaten. Einer ist Unterschar­ führer Fritz Winkelhake, der bereits 30 Monate ununterbrochen im Osten gekämpft hat, drei Mal verwundet worden ist und u.a. beide Eisernen Kreuze und die Nahkampfspange in Silber trägt. Der aus der Nähe von Pilsen in Böhmen stammende Unterscharführer Christof Fritsch ist bereits vier Mal verwundet worden und mit dem EK 2 und der Nahkampfspange in Bronze ausgezeichnet. 67

Girgs Schießausbilder ist der sehr bekannte Sportler SS-Hauptsturmführer Herbert Bramfeld. Er startete für die deut­ sche Fünfkampfmannschaft bei der Olympiade 1936. Er war mit Skorzeny bei der Mussolini-Befreiung am Gran Sasso eingesetzt. Hier Bramfeld im Fechtwettkampf gegen den Goldmedaillengewinner Oberleutnant Handrick bei der Olympiade 1936.

Neben Deutschen, Auslands- und Volksdeutschen dienen u.a. auch Flamen und Schweizer in der Kompanie. Girg entdeckt einen aufgeweckten, intelligenten jungen Volksdeutschen aus Bu­ dapest namens Viktor, der vier Sprachen spricht und gewinnt den jungen Studenten als Ordon­ nanz: „Wir waren ein Herz und eine Seele.“ 10 Eine außergewöhnliche Abwechslung erleben einige Männer von Girgs Kompanie, als sie im Sommer 1944 nahe Friedenthal als Statisten bei den Dreharbeiten für den Monumentalfilm „Kolberg“ mitspielen. In dem Farbfilm wirken u.a. die bekannten Filmschauspieler Heinrich George und Kristina Söderbaum mit. Die beliebte Schwedin besucht Skorzeny nach einem Drehtag in Friedenthal.

Nahe Friedenthal finden im Sommer 1944 Dreharbeiten für den Kolossal-Farbfilm „Kolberg“ statt. Einige Män­ ner aus Girgs Kompanie wirken dabei als Statisten mit. Der zweite von rechts ist der Flame Wim Leys.

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Kristina Söderbaum besucht Otto Skorzeny nach einem Drehtag in Friedenthal.

Männer aus Girgs Kompanie sind als Filmschauspieler die Verteidiger der Ostseehafenstadt Kolberg in Pommem im Kampf gegen die Franzosen im Jahr 1807. Wal­ ter Girg ahnt im Sommer 1944 nicht, welche Bedeutung Kolberg noch für ihn erhalten würde.

Die bekannte schwedische Filmschauspielerin Kristina Söderbaum spielt in dem Film „Kolberg“ mit.

Filmszene des Flistoriendramas „Kolberg“.

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Filmplakat für „Kolberg“: Horst Caspar als Gneisenau und Heinrich George als Joachim Nettelbeck.

Am 6. Juni jenes ereignisschweren Sommers 1944 platzt die Nachricht wie eine Bombe: Die Alliierten sind in der Normandie gelandet. Die lange erwartete Invasion ist Realität. Nun grei­ fen die Kriegsgegner Deutschland auch von Westen, unterstützt von Amerikas gigantischer Rü­ stungsindustrie, an. Kurz darauf, am 22. Juni 1944, schlagen die Russen mit ihrer Großoffensive gegen den Mittelabschnitt der Ostfront los. Nahezu die gesamte Heeresgruppe Mitte versinkt in

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einem Orkan aus Trommelfeuer, 28 Divisionen gehen im Feuer der Panzer und Artillerie unter. Nur unter Aufbietung aller Kräfte kann die riesige aufgerissene Frontlücke noch einmal - 400 Kilometer westwärts (sic) - unter großen Verlusten geschlossen werden. Das Gesetz des Han­ delns ist auf Deutschlands Gegner übergegangen.

1) Beurteilung Girgs durch Lehrgruppenkommandeur Stubaf. Franz Knebel vom 24.6.1944, SS-Waffen-Junkerschule Klagenfurt, 15. Kriegs-Junkerlehrgang. 2) Stärkemeldung SS-Jägerbataillon 502 vom 30.06.1944. Die Abwehr verfügte schon früher über die Kampf- und Abwehrschule Gut Quenzsee am Quenzsee nahe Brandenburg, wo viele „Brandenburger“ ihre Sonderausbildung erhielten. 3) Heinz Daumeter von der 1./SS-Jägerbataillon 502, persönliche Aussage 15.8.2008. 4) Wolfgang Herfurth, zeitweiliger Ia-Schreiber im Stab des SS-Jägerbataillons 502, 29.10.1990. Stefan Anton Geor­ ge (1868 - 1933) war ein deutscher Lyriker, der einen eigenen, dem Ästhetizismus zugewandten philosophischen Stil pflegte. 5) Dr. Ulrich Hämpel in verschiedenen Berichten über seine Zeit im Amt VI RSHA in Berlin-Schmargendorf, Berkaer Straße 32-35,28.11.2009. 6) Von Girg selbst verfaßter Bericht im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Übersetzung durch den Verfasser. Dieses Verhör wurde von der CIA bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. R-Netz bedeutet Rückzugsnetz, diese Überrollnetze wurden von der Abwehr in den besetzten Gebieten ab 1942 ange­ legt. Die höchst geheime NATO-Bewegung „Gladio“, die bis 1991 bestand, war ebenfalls ein europaweites R-Netz. 7) Von Girg selbst verfaßter Bericht (Seite 2) im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Übersetzung durch den Verfasser. Dieses Verhör wurde von der CIA bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. 8) Geheime Reichssache, der Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Schreiben vom 18.5.1944 an den RFSS. 9) „Am Ende einer langen und intensiven Vorbereitungszeit hatten sich Oberleutnant Handrick, Leutnant Lemp, bei­ de von der Wehrmacht, und Polizei-Oberwachtmeister Bramfeld für Berlin qualifiziert.“, nach Krapf: Der Moderne Fünfkampf. Herbert Bramfeld trat bei der Olympiade 1936 in folgenden Disziplinen an: Geländeritt am 2.8.1936 in Döberitz: Platz 23, Fechten: Platz 33, Schießen: Platz 19, Schwimmen: Platz 4, Laufen: Platz 10. Gesamt 89 Punk­ te: Platz 12. Goldmedaillengewinner wurde mit 31,5 Punkten Oberleutnant Gotthard Handrick, der bei Kriegsende Oberst der Luftwaffe und Kommandeur der 8. Jagddivision war. Bramfelds Trainer war Konrad Miersch, der bei den Olympischen Spielen von Los Angeles 1932 im Modernen Fünfkampf mit W. Remer die Plätze fünf und sechs belegte. Miersch kam aus der Schutzpolizei und wurde Trainer der Reichsmannschaft der Ordnungspolizei. (Kluge: Olympische Sommerspiele, Band I) Im 2. Weltkrieg wurde Miersch am 31.10.1942 als Hauptmann und Führer des I./Polizei-Infanterie-Regiment 1 der SS-Polizei-Division mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Als SSSturmbannführer und Major der Schutzpolizei starb er nach Verwundung am 2. März 1942 im Lazarett Ljuban an der Ostfront. Herbert Bramfeld, geboren 2.12.1912, war 1936 Oberwachtmeister der Polizei, trat später in den SD ein und war 1943 SS-Untersturmführer. Er gehörte zu den frühesten Mitarbeitern Skorzenys im Amt VI/S und nahm an der spektakulären Befreiungsaktion von Mussolini 1943 teil. 1944 war Bramfeld SS-Hauptsturmfuhrer und leitete die Schießausbildung in Friedenthal. Quellen u.a.: Hans Borovik: Wer ist’s bei den Olympischen Spielen von 1936 - Kurzbiographie von mehr als 1000 Teilnehmern, Gustav Rau: Die Reitkunst der Welt an den Olympischen Spielen 1936 und Cigaretten-Bilder-Album: Die Olympischen Spiele 1936. 10) Walter Girg, persönlicher Einsatzbericht über sein „Geheime Reichssache“-Untemehmen „Landfried“ in Rumä­ nien, o.D., etwa 1985. Allein auf einem Gruppenbild sind zehn Flamen in der 1./SS-Jägerbataillon 502 abgebildet. 1944 werden u.a. Emil Van Raemdonk, René Lambert, Wim Leys belegt, Schweizer war u.a. Rolf Hugentobler aus Amriswil im Kanton Thurgau, als Däne wird Peer Müller aus Kopenhagen genannt.

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DAS UNTERNEHMEN „LANDFRIED“

BESCHRIEBEN VON WALTER GIRG

Walter Girg registriert nachdenklich die sich immer mehr verschlechternde Lage an den Fron­ ten. Konzentriert und emsig betreibt er in Friedenthal im Sommer 1944 seine Ausbildung und die seiner Männer. Welch’ falsche Idylle der Name Friedenthal doch suggeriert...

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27. August 1944. Hochsommer in Deutschland. Dieser Tag scheint für Walter Girg ein normaler Ausbildungstag zu werden. Scheint... Walter Girg erinnert sich genau:

„Einen unerhörten Ruck gab es und wir, die Insassen eines Militärtransportzuges, be­ kamen allerlei Ausrüstungsgegenstände auf den Kopf geworfen. Flüche und Schreie machten auch die noch vollends wach, die weich in Decken eingebettet auf den Bänken in einen tiefen Schlaf versunken waren. .Licht!’, brüllte man, es gab aber nur Taschenlampen. Was war geschehen? Ich hatte mit meiner Sonderkompanie den Auftrag, zum Truppenübungsplatz nach Cott­ bus zu fahren und in dieser Nacht standen wir auf einem Verschiebebahnhof und hatten das Pech, von einem rangierenden Waggon förmlich gerammt zu werden. Man ging mit dem Material natürlich nicht mehr allzu sanft um, es war August 1944 und es sprach sich unter den Fremdarbeitern herum, wie es um uns stand. Wir hatten uns einigermaßen wieder zurechtgefunden, da brüllte jemand meinen Namen den Zug entlang. Man schleppte ihn auch gleich herbei; einen Melder, der von oben bis unten verdreckt war, weil er in einer Hetzjagd mit seinem Solokrad hinter unserem Zug herfuhr. Und ich brauchte ihn auch gar nicht erst zu fragen, was es wohl gäbe, er sprudelte es nur so heraus: ,Sie möchten mit 47 ausgesuchten Männern, wenn möglich mit rumänischen Sprachkenntnissen, sofort nach Fuchstal zurückkommen. Sie persönlich möchten vorauseilen!’ Da gab es nicht viel zu überlegen. Kerle waren es alle, die wußten, was sie wollten. Jeder versuchte dabei zu sein, doch brauchten wir nur wenige, und die waren bald gefunden. Für die Rückfahrt hatte ich das Glück, einen Schnellzug zu benutzen. Gewohnheitsgemäß schlenderte ich auf der Endstation zum Telefon, um meine Ankunft zu melden, damit man mich abhole, ansonsten die letzte Strecke noch ein gehöriger Fußmarsch war. Doch, siehe da, es kreuzte Hauptsturmführer Hoyer auf, begrüßte mich kurz und sagte halb laut, halb leise: .Alles ist vorbereitet, eine tolle Sache - sage ich Ihnen, ein neues Himmelfahrtskommando! Doch ich habe es eilig, Hals und Beinbruch, auf Wiedersehen!’ - .Wird halb so wild, der Hölle bin ich näher!’, rief ich ihm nach. Seine Worte machten mir trotzdem Gedanken, wenn ich ihn auch wegen seiner absurden Ideen sonst nicht für voll nahm. Sollte es wirklich so schwer werden? Nicht ganz eine Stunde verging, es war 9.30 Uhr, und mir war die Tragweite des Auftra­ ges voll und ganz bewußt. Mein Kommandeur (Otto Skorzeny, der Verfasser), eine große und breite, stattliche Erscheinung, empfing mich mit einem Ernst, der mir zu verstehen gab, was auf mich wartete. Nur zwei Sätze las er mir aus dem Befehl vor: .Geheime Reichssache’ des Führerhauptquartiers, dann übergab er mir das Blatt und meinte, ich solle es selbst durchkauen. Hierfür waren die bequemen Ledersessel gern recht, man konnte darin wirklich mit besonderer Ruhe alles erfassen. Entsprechend der Order sollte ich mit 47 Mann, gut ausgerüstet mit einigen hundert Gewehren, Handgranaten und einer Aufklärungsmaschine Typ Arado, in dem Raum von Temeschburg - Karlsburg - Hermannstadt - Kronstadt eine Siebenbürger Heimatwehr schnellstens aufziehen, um der vorrückenden 2. sowjetisch-ukrainischen Front Wider­ stand zu leisten oder im Kleinkrieg ihren Vormarsch zu stören. Das Unternehmen hieß .Landfried’, eine Ironie für dieses Wort.“1

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„GEHEIME REICHSSACHE “ - DIE LAGE IN RUMÄNIEN Was Walter Girg im Ledersessel des Land­ schlosses Friedenthal in Anwesenheit von Skorzeny zu lesen bekommt, elektrisiert ihn. Er soll einen Einsatz in der brodelnden Kata­ strophe des im Großangriff der Sowjets unter­ gehenden Rumäniens durchführen! Zunächst muß Girg Informationen sammeln. Unter größtem Zeitdruck verschlingt er alle erreichbaren Geheimberichte über die aktuelle militärische und politische Lage in Rumänien. Auch dem Leser soll sie an dieser Stelle er­ klärt werden. Rumänien war bis kurz zuvor einer der wich­ tigsten Verbündeten und Achsenpartner Deutschlands. Unter Marschall Ion Antonescu nahm das Land ab 1941 am Krieg gegen die Sowjetunion teil, der für Rumänien als „heili­ ger Krieg“ zur Befreiung von Bessarabien und der Nordbukowina galt, die von der Sowjetu­ nion annektiert worden waren. Siebenbürgen ist ein in neun Jahrhunderten von deut­ scher Kultur stark geprägter Landesteil Ungarns bzw. Rumäniens. Hier ein Sächsisches Brautpaar in ihrer Sie­ benbürger Tracht.

Rumänien war Deutschlands Bündnispartner und kämpfte ab 1941 an deutscher Seite im Südabschnitt der Ostfront. Hier eine rumänische 7,5-cm Pak 97/38 im Kampf gegen sowjetische Panzer.

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Die Besatzung einer 1944 in Rumänien notgelandeten deutschen HE 111 der 3. Staffel des Kampfgeschwaders 4 „Ge­ neral Wever“ mit ihren rumänischen Waffenbrüdern. Diese sind an ihren charakteristischen Ballonmützen erkennbar.

Nach der sich verschlechternden Kriegslage an der Ostfront begann Rumänien sich hinter dem Rücken Deutschlands nach einem Separatfrieden mit den Alliierten zu erkundigen. Genau jener Frieden, den die Alliierten seit ihrer Konferenz von Casablanca für Deutschland strikt ablehn­ ten. 2 Rumänien wollte günstige Waffenstillstandsbedingungen aushandeln, um nicht der So­ wjetunion ausgeliefert zu werden. Man erwartete eine amerikanische Landung auf dem Balkan und deren Vorstoß nach Rumänien. Doch die Landung kam nicht, dafür kam jedoch die Rote Armee im April 1944 bis an die Ostgrenze Rumäniens. Im Sommer 1944 hatten die Russen be­ reits Teile von Bessarabien und von Moldau erobert und bereiteten sich auf eine Großoffensive vor. Gleichzeitig verstärkten amerikanische Bomber ihre Angriffe gegen Rumänien und bom­ bardierten vor allem das für Deutschland wichtige Erdölgebiet um Ploesti, die Städte Bukarest und Kronstadt sowie die Donauhäfen und Eisenbahnknotenpunkte. Rumäniens König Michael (Mitte) mit Staatsführer Marschall Antonescu an der sowjetischen Grenze 1941. Der junge Hohenzollem-König und Marschall von Rumänien wechselt im Sommer 1944 während des so­ wjetischen Großangriffs auf Rumä­ nien die Front und erklärt seinem Bündnispartner Deutschland den Krieg. Antonescu wird erschossen, König Michael erhielt von Stalin den sowjetischen Siegesorden und lebt bis heute in Rumänien.

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929.000 Rotarmisten der 2. und 3. ukrainischen Front unter dem Oberbefehl von Sowjet-Mar­ schall Timoschenko und den Armeegeneralen Malinowski und Tolbuchin standen 360.000 Deut­ sche und ebenso viele Rumänen in der Heeresgruppe Südukraine gegenüber, deren Aufgabe es war, die für die deutsche Kriegführung unentbehrlichen Ölquellen Rumäniens zu schützen. Die Front der Heeresgruppe verlief von der Dnjestr-Mündung bis nach Borsa in den Karpaten, die Flüsse Pruth und Sereth schneidend. Die Sowjets stellten sich zum Angriff auf Rumänien bereit. 345.000 neue Soldaten wurden - so enthüllte später der sowjetische Militärschriftsteller Mazulenko - 30 Kilometer hinter der russischen HKL „in einem ... Gelände, das im allgemeinen dem glich, in dem sie später angreifen sollten, ausgebildet“. 3Im Morgengrauen des 20. August 1944 griffen die Sowjets die deutsch-rumänischen Verbände an. Es kam zur Katastrophe.

Der Großangriff der Sowjets durchstößt am 20. August 1944 die rumänisch-deutsche Front.

Walter Schütt (mit Glas) gehört zu den vielen Soldaten, die seit dem sowjetischen Großangriff in Rumänien bis heute vermißt werden. Schütt diente in der 11./Artillerie-Regiment 176 der 76. Infanterie Division.

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„Der russische Angriff wurde ... mit einem zweistündigen Trommelfeuer eingeleitet“, berichtete Oberstleutnant Renschhausen, Ia der bei Jassy liegenden 76. Infanterie-Division, „infolge der Trockenheit des Lößbodens entstand eine undurchsichtige Staubwolke über der Hauptkampfli­ nie, die jede Beobachtung verhinderte. Sämtliche Fernsprechleitungen waren sofort zerschos­ sen.“ Die 15. Infanterie-Division bemerkte laut Tagebuch einen „weit überlegenen Gegner vor sich“, „unzureichende Reserven hinter sich“ und einen „unsicheren Verbündeten neben sich“ - die Rumänen.

Viele Volksdeutsche fliehen im Sommer 1944 aus Siebenbürgen vor der heranrückenden Roten Armee.

Bereits nach dem ersten Angriffstag resümierte Generaloberst Frießner: „Die Schlacht steht schlecht. Von einer planmäßigen Führung konnte schon am ersten Tag keine Rede sein.“ 4Noch setzte Frießner seine Hoffnung auf das Abriegeln der russischen Einbrüche an den Nahtstellen zwischen Rumänen und Deutschen. Doch die Rumänen hielten nicht. Auf der Höhe nordwest­ lich von Letcani ließen sie russische Panzer und Lastkraftwagen mit aufgesessener Infanterie ohne Gegenwehr passieren. Die 3. rumänische Infanterie-Division trat „befehlswidrig nur mit geringen Teilen zum Gegenangriff1an. Die mit deutschen Panzern ausgerüstete 1. rumänische Panzer-Division setzte sich sogar mit unbekanntem Ziel ab und der Kommandeur der 21. ru­ mänischen Division war unauffindbar. Mitten in der tobenden Schlacht - am 23. August 1944 - wechselte Rumänien die Fronten! In einer operettenhaften Farce bestellte der 22-jährige König Michael I. den Staatsführer, Marschall Antonescu, zu sich und ließ ihn verhaften. Michael, ein blasser Hohenzoller, proklamierte damit das Ende des Bündnisses mit Deutschland. Marschall Antonescu wurde erschossen, Michael lebt heute wieder in Rumänien.5 Am 25. August 1944 erklärte schließlich Rumänien seinem Verbündeten von gestern, dem Deutschen Reich, den Krieg. Für Deutschland kam der Frontwechsel Rumäniens überraschend, obwohl der deutsche Volksgruppenführer in Rumänien, Andreas Schmidt, von den Geheimver­ handlungen berichtet hatte und auch Geheimdienstchef Schellenberg informiert war. Durch das Davonlaufen der rumänischen Divisionen wurde eine 267 Kilometer breite Lücke in der 654 Kilometer langen Front der Heeresgruppe Südukraine gerissen, in die die Sowjets massenhaft einbrachen und am 25. August 1944 die 6. Armee am unteren Pruth und an der Küs­

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te einkesselten. Auch die nördlich kämpfende 8. Armee wurde eingeschlossen, Teile konnten sich über die Karpaten nach Ungarn retten. Ein unübersehbares Chaos entstand. Eine geordnete Führung war so gut wie unmöglich. Erst am Rand des Gebirges der Karpaten bekamen die 6. und 8. Armee ihre aus dem Inferno geretteten Teile wieder in die Hand, wobei die 6. Armee nur noch aus der 15. Infanterie-Division bestand. Beiderseits Kronstadt ging man zur Verteidigung über. Im Zeitraum vom 20. bis zum 25. August 1944 gingen in den Abwehrkämpfen gegen die Rote Armee in Rumänien die Masse von neunzehn deutschen Infanterie-Divisionen, einer Pan­ zer- und einer Panzergrenadier-Division unter. Am 30. August 1944 fiel Ploesti mit seinen so wichtigen Ölfeldern in sowjetische Hand und am Folgetag eroberte die Rote Armee Bukarest. Hans Kissel schreibt in der ausführlichen Veröffentlichung über die „Katastrophe in Rumänien“ wörtlich: „Das Ausmaß sowie die militärischen und politischen Folgen dieser Niederlage waren nicht weniger schwerwiegend als diejenigen der Schlacht von Stalingrad.“ 6 Es gab noch eine weitere Seite dieser Katastrophe. In Teilen Rumäniens, früher zu Ungarn gehörig, besonders im Banat und in Siebenbürgen, lebten seit Jahrhunderten Hunderttausende von Volksdeutschen. Die Masse der deutschen Volksgruppe, Frauen, Kinder und Alte, konnte nicht evakuiert werden. Ihre Männer kämpften unterdessen als Soldaten in der deutschen Wehrmacht. Im Führerhauptquartier verfolgten Hitler und das OKW den Untergang der Heeresgruppe Sü­ dukraine mit größter Sorge. Am 31. August 1944 äußerte er: „Eine größere Krise als die, die wir in diesem Jahr schon einmal im Osten erlebten, kann man sich nicht vorstellen.“ Von den Karpaten bis zur Donau ist ein Riesenloch gerissen. Hitler befiehlt unter der höchsten Geheim­ haltungsstufe „Geheime Reichssache“ ein Unternehmen, das nur ein besonders besonnener und mutiger Offizier ausführen konnte. 7 Dieser soll mit wenigen Männern sofort im Inferno Ru­ mäniens landen und im Raum Temeschburg - Karlsburg - Hermannstadt - Kronstadt aus den dortigen Volksdeutschen eine Siebenbürger Heimwehr bilden, mit Waffen versehen und selbst gegen die nach Westen vordringende 2. ukrainische Front den Kleinkrieg eröffnen. Kurz darauf trifft Hitlers Befehl über den Reichsführer SS Himmler bei Otto Skorzeny ein. Er weiß, wer der geeignete Mann für diesen Sonderauftrag ist...

VORBEREITUNG Walter Girg beginnt an diesem Augustmorgen langsam zu ahnen, was von ihm in dem Kom­ mandounternehmen in Rumänien verlangt werden sollte: „Der Einsatz ,Landfried’ war vom Führerhauptquartier ausgearbeitet - und in der Weiterentwicklung von mir ganz allein im Amt V IE in Wien geplant.“ 8 Es wird ein Sprung ins Ungewisse. Tausende Gedanken durchschwir­ ren ihn. Soll er über den Karpaten am Fallschirm abspringen? Wo genau wird er zum Einsatz kommen? Auf was wird er treffen? Walter Girg weiß, daß auf ihn größte Gefahren lauern. Er­ schwerend kommt hinzu, daß er weder Rumänisch noch Russisch spricht. Ihm ist klar, daß er im Fall des Entdecktwerdens mit seinen Männern als Spion von den Sowjets sofort erschossen wird. Am 27. August 1944 sucht Girg in Friedenthal die Ausrüstung zusammen, er läßt u.a. britische STEN-Maschinenpistolen und Pistolen mit Schalldämpfern einpacken, dazu kommen Kompasse, Taschenlampen und Trockenverpflegung. Er wird die Ausrüstung später aufgrund der Eile als unvollständig bezeichnen.

AUFBRUCH INS UNG EW ISSE Seinen z.b.V.-Einsatz beschreibt Walter Girg selbst:

„In einer kurzen Aussprache wurde bekannt, daß Waffen und Ausrüstung bereit sind und ab Morgen, Mittag, 28. August 1944, von Wien mit sechs Transportmaschinen JU 52 78

geflogen werden sollte. Bei der Unterhaltung mit dem lc ergab sich das Bild der Lage im Südostraum. Es war keine Zeit zu verlieren, die Sowjets waren bereits in Bukarest. Mei­ ne Leute trafen kurz nach Mittag ein, ich war bald unter ihnen, die Stimmung war gut. Abends mußten wir, in zwei Gruppen getrennt, von der Friedrichstraße Berlin und An­ halter Bahnhof, nach Wien abfahren. Zur Anmeldung eines Transportes war es zu spät. Lastkraftwagen brachten einen großen Teil der Ausrüstung vorzeitig zu den Stationen. Und dort stand ich nun mit einem Berg von Sachen, Gewehren, Panzerfäusten und Munition. Der Zeiger rückte immer weiter vorwärts, doch von meinen Leuten war noch immer nichts zu sehen. So blieb mir nichts anderes übrig, als eine Reihe von jungen Soldaten, die hier auf der Straße vorbeikamen, um Hilfe anzusprechen. Das ganze Ma­ terial mußte auf den Bahnsteig geschafft werden. Ich versicherte den Angesprochenen, daß ich selbst mit tragen werde, so wichtig sei mir die Sache. Und dank meiner Über­ redungskunst, denn Befehle waren hier nicht am Platze, halfen auch einige, das Ganze nach oben auf den Bahnsteig zu tragen. Meine Herren Kollegen aus dem gleichen Stand staunten nicht schlecht, als sie mich schleppen und schwitzen sahen. So etwas sah man nicht alle Tage. Doch ich war glück­ lich, denn nun war alles startbereit. Einige Minuten später rollte tatsächlich schon der Zug ein und - Gott sei Dank da stürmten auch schon meine Kerle daher! Gleich wurde ein Abteil beschlagnahmt und durch die Fenster Panzerfäuste und Gewehre gereicht. ,Hallo, halt, das geht nicht’, rief ein daher eilender Wehrmachtskontrollchef mit silbernem Schild auf der Brust. Jetzt wurde es brenzlig, denn laut Verordnung durften in Personenzügen keine Sprengmittel transportiert werden. Ich gab zu verstehen, daß diese Reise äußerst wichtig sei, nannte das Wort .Geheime Reichssache’ und zeigte den Kopf des Papiers. Es wollte erst nicht helfen und so wurde ich etwas böse. Zum Glück, der Zug fuhr bald an und ich blieb mit zwei Leuten und einer großen Kiste zurück. Ein Schlafwagenzug sollte diesen Rest mitnehmen. Dem Packwagenführer die­ ses Zuges gab ich eine Flasche Schnaps und alles klapp­ te. So bummelten wir letzten Drei auch noch nach Wien. Auf dem Anhalter Bahnhof erging es meinem anderen Trupp ähnlich. Der Mann mit der roten Mütze hob schon den Stab, obwohl noch lange nicht alles verladen war, da riß Winkelhake, der die Aufsicht über den dortigen Trupp führte, ihm den Stab aus der Hand und hielt ihn so lange fest, bis man alles im Zug verstaut hatte. Das war unser erster Kampf. Die Beschwerdeschreiben haben mich nie mehr erreicht. Fliegeralarm war damals ja nichts Seltenes und in Wien wurden wir damit empfangen. Ich mußte also zu Fuß zum Amt VI E, wo ich die neueste Lagenachricht zu hören bekam. (VI E bedeutet die Gruppe E des Amtes VI des RSHA. Die Gruppe VI E in Wien befaßte sich mit dem Nachrichten­ dienst auf dem Gebiet Mitteleuropa und bestand aus sechs Referaten. Gruppenleiter war SS-Sturmbannführer Wilhelm Waneck, sein Stabsführer war der Wiener Blutordensträger SS-Hauptsturmführer Theodor Ondrej. Der Verfasser).

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Er ist bei Girgs Einsatzplanung zum Unternehmen „Landfried“ in der Gruppe E des Amtes VI (Auslands­ nachrichtendienst) in Wien dabei, der Wiener Blutordensträger SSHauptsturmführer Theodor Ondrej. Hier noch als Hauptscharführer vor dem Krieg.

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Man erwartete mich bereits und es gab viel zu diskutieren. Der General der Wiener Feuerwehr stellte mir seine Spritzen- und Gerätewagen zur Verfügung, da wir sonst nichts auftreiben konnten und das ganze Material wurde mit Feuersignal zum Flugplatz geschafft. Gegen Mittag erhielt ich die niederschmetternde Nachricht, Temeschburg sei bereits von der Roten Armee besetzt - und hier sollte ich doch landen! Was soll geschehen? Am gleichen Nachmittag wurde ich mit einem Offizier aus Siebenbürgen bekannt, der sich in Wien in einem Ersatzbataillon betätigte. ,Wir sind viele Siebenbür­ ger hier und möchten alle am liebsten in unsere Heimat und dort kämpfen’, erklärte er mir. Natürlich hatten diese Leute keine Spezialausbildung. Trotzdem faßte ich insgeheim den Plan, nicht wie ursprünglich mit 47, sondern mit zirka 100 Mann in den Einsatz zu starten und zwar nicht mit dem Auftrag, eine Heimatfront zu bilden, denn dazu war es zu spät, sondern mich auf Störkämpfe und Aufklärung zu beschränken. Auf dem Amt VI E hatte ich alle Unterstützung. Die ganze Nacht hindurch studierte ich Meldungen aus der Schweiz, Portugal, London u.s.w. Mein Plan lag fest, ich wollte nach Sächsisch-Regen (Ungarn, nördlich von Schäßburg in Siebenbürgen. Der Verfasser) fliegen und von dort aus den Einsatz beginnen. Als Fernschreiben ging diese Aufzeichnung an das Führer­ hauptquartier und am 29. August, mittags, erhielt ich Starterlaubnis.

Als Girgs Unternehmen „Landfried“ am 31. August 1944 beginnt, wird in Siebenbürgen beim Landen auf dem Flugplatz von Deutsch-Budak der Jagdflieger Leutnant Otto Fönnekold in seiner B f 109 G-6 durch das Feuer eines amerikanischen P 51 -Jägers tödlich verwundet. Der Ritterkreuzträger von der 5./JG 52 erzielte 136 Luftsiege bei 600 Feindflügen.

FLUG INS UNG EW ISSE

Am gleichen Vormittag wählte ich aus dem Ersatzbataillon 53 der besten Siebenbürger aus, die sofort eingereiht wurden. Es waren alles Freiwillige.9 Und wieder ging es mit der Feuerwehr zum Flugplatz. Hier stellten wir leider fest, daß das Gesamtgewicht zu groß geworden war, da blieben die alten Gewehre und sonstiges Zeug zurück. Der Flug war schön, ich saß beim Käpten der Staffel und wir träumten über der Pußta im Lichte des Abends dahin. Debrezin lag unter uns.10 Hier wollten wir für die Nacht bleiben. Die Landung verlief glatt. Die Mannschaft schlief zwecks Geheimhaltung unter 80

den Maschinen. Im Morgengrauen war das weite Land bereits wieder unter uns. Mit dem Käpten besprach ich die neue Landemöglichkeit. Wir nahmen Kurs auf Neumarkt, nicht auf Sächsisch-Regen, denn dort saßen die Rumänen, die sich bereits zu den Sowjets geschlagen hatten. Der Flugplatz war zwar sehr klein, doch nach einigen Versuchen der Landung hatten wir wieder Boden unter den Füßen. Flier sollte ich michlaut einer Meldung über die Flugleitung mit dem General Phleps, der dort zur Abwehr ein neues Korps aus Panzern, Infanterie und anderen Verbänden zusammenstellte, besprechen.

In der Stadt Neumarkt gelang es mir, General Phleps zu erreichen und beider Lage­ besprechung ergab sich kein anderes Bild, als bei dem Abflug in Wien. DieAnsichten über die Durchführung des Einsatzes deckten sich mit den dortigen Plänen. Demnach sollte eine Gruppe von zirka 30 Mann nach Kronstadt und den in südlicher Richtung liegenden Paß (Predeal-Paß, der Verfasser), eine zweite Gruppe von zirka 30 Mann nach Fiermannstadt und den Roten-Turm-Paß und die dritte Gruppe, ebenfalls 30 Mann stark, nach Karlsburg und den in südlicher Richtung liegenden Paß erreichen. Je nach Möglichkeit sollte Sprengstoff aus den zurückgebliebenen Lagern besorgt wer­ den und Sprengungen in der Paßgegend hatten zu erfolgen. Weiter sollten Aufklärungen über russische Einheiten und ihren Vormarsch, über rumänische Einheiten, Miliz und Zivilbevölkerung gemacht werden. Durch Nachrichtenübermittlungen erfuhr ich noch, daß die rumänische Grenze von schwachen militärischen Kräften besetzt war. In den Dörfern herrschte rumänische Miliz, die, mit Gewehren bewaffnet, ständig Kontrollgänge machte. Dies erschwerte mein Vorhaben erheblich, und der Vorschlag, mit Fallschirmen in den Einsatz zu starten, konnte mit den unausgebildeten Leuten nicht durchgeführt werden. Da die ungarische Grenze nur mit ungarischen Soldaten besetzt war, mußten wir nach Möglichkeit als deutsche Soldaten unerkannt bis zur Grenze kommen. Im Grenzgebiet herrschte noch immer ein reger ziviler Verkehr - und so manche Nach­ richt nahm beide Richtungen. Ein ungarischer Oberst konnte mein Anliegen verstehen und half mir. In einer Stunde waren wir schmucke Soldaten des Pußta-Landes. (Sie trugen nun ungarische Uniformen und operierten damit in Volltarnung. Der Verfasser). Wir fuhren per Lastkraftwagen in ein kleines Dorf. Zehn Kilometer von der Grenze ent­ fernt, bezogen wir Quartier in einer Schule. Mein einziges Funkgerät, das ich mitbekam, wurde aufgebaut. (Girg bezeichnete es 1946 als Quarz-Gerät ME 109) Einteilungen und Vorbereitungen aller Art wurden getroffen. Nur hatte ich noch nicht genug rumänisches Geld, doch das sollte noch eintreffen. EINTEILUNG DER GRUPPEN UND BEW AFFNUNG

Winkelhake und Fritsch führten die Gruppe im Osten, beide waren prächtige Kerle mit viel Kampferfahrung. Ich selber führte die Gruppe Mitte und Hahn, ein Mann, kühn und unerschrocken, mit meinem Jungen als Stütze, die Gruppe im Westen. ,Mein Junge’ war natürlich nicht mein Sohn, vielmehr benutzte ich diese Bezeichnung für ihn, da er meine Sachen in Ordnung hielt. Er war Student aus Budapest und beherrschte vier Sprachen, darunter zwei slawische. Wir waren ein Herz und eine Seele. Ich wollte nicht, daß er mit mir ging, denn sollte ihm was geschehen, ich hätte es nur schwer ertragen können. Und ich hatte recht gehandelt! Doch weiter. Jede Gruppe war also zirka 30 Mann stark. Agentenfunk hatten wir keinen dabei. Das einzige Gerät, das wir besaßen, war zu schwer und es blieb mit dem Rest der Leute und der Ausrüstung zurück. Die Gruppen hatten, wenn es die Lage erforderte, den Auftrag, zu je fünf Mann regentropfenförmig sich bis zu einem festgelegten Ziel zu bewegen. Von diesem Versammlungspunkt aus, im Feindesland, mußten die weiteren Aufträge erfüllt 81

werden. Es war festgesetzt worden, an den Grenzen die Uniform gegen landesübliches Zivil auszuwechseln. Als Waffen bekam jeder die mitgeführte STEN, eine erbeutete englische Agenten-Maschinenpistole und Eierhandgranaten. Die STEN hatte den Vorteil, daß man sie mit zwei Handgriffen in drei Teile zerlegen konnte. Munition war die gleiche, wie die der deut­ schen Pistole 08. Man konnte also diese Waffe vollkommen getarnt unter der Kleidung tragen. AUFBRUCH

Am 31. August, morgens, hielt ich vor versammelter Einheit eine kleine Ansprache: ,ln diesem Einsatz könnt Ihr u.a. beweisen’, sagte ich, ,daß Ihr auch als kleinste Gruppe, ohne eine zusammenhängende Front, dem Gegner geschickt Eure Gegenwart zu präsen­ tieren vermögt, um ihn in seiner Sicherheit des Vormarsches ein wenig aus der Ruhe zu bringen. Seid hilfsbereit, wo die Bevölkerung Euch braucht. Versprengten deutschen Soldaten zeigt einen Weg oder nehmt sie mit Euch. Weicht rechtzeitig aus, wo Euch die List des Gegners schaden kann. Beobachtet die Bewegung des Feindes genau! Zum Teil hängt es von Euch ab, ob weitere Einkesselungen von deutschen Truppen rechtzeitig erkannt werden und somit vielen der Weg in die Gefangenschaft erspart bleibt. Dieser Einsatz wird den einen oder anderen von uns abberufen, daran kann keiner etwas än­ dern. Doch das Gefühl, für viele Soldaten, die unserer Hilfe bedürfen, etwas Gutes getan zu haben, wird dem Einzelnen in der letzten Stunde Kraft geben.’ Ein Händeschütteln und ein Umarmen folgte - da und dort wurde ein Auge etwas feucht. Auch meinen Jungen Viktor umarmte ich und wünschte ihm Hals- und Beinbruch. Die Trupps nach Ost und West marschierten ab, sie summten alle das Lied: ,Wohlauf Ka­ meraden...’ - wir summten mit. Zu Beginn des Unternehmens „Landfried“ ist der Ort Zuckmantel, nordwestlich von Schäßburg, Girgs erstes Ziel.

Girgs Weg ist auf der Karte im Vorsatz dieses Buches eingezeichnet.

Meine Gruppe Mitte hatte noch bis Mittag Zeit. Unser Ziel war Zuckmantel, ein kleines Grenzdorf, 10 Kilometer von unserem Aufenthaltsort entfernt. Eine letzte Funkmeldung von mir nach Fuchstal erfolgte, dann marschierten auch wir unserem Schicksal entgegen. Die Augustsonne brannte uns auf die Stirn. Über Feldwege entlang führte unser Pfad nach Zuckmantel, dem Grenzdorf entgegen. Die ganze Landschaft war hügelig, besser gesagt weitwellig, und nur zum Teil waren die kleinen Höhen mit Wald bedeckt. Solch ein Gebiet erwartete uns bis nach Hermannstadt. Darin lag auch meine Absicht, über dieses Gebiet den südlichen Stützpunkt, Michelsberg bei Heltau, nahe Hermannstadt, zu erreichen. Geschlossen war das Gebiet nach dorthin nicht zu durchwandern. Die Trupps sollten daher mit je fünf Mann - nach gemeinsamen Passieren der Grenze - getrennt den Marsch fortsetzen. 82

Michelsberg südlich von Hermannstadt. An der Ruine von Michelsberg trifft sich Girg mit seinen Männern.

An der Ruine von Michelsberg, dem Rest des Klosters Kerz in Siebenbürgen, befindet sich das Denkmal für die

Volksdeutschen Gefallenen.

Die alte Ruine von Michelsberg war Versammlungspunkt und der Ausgang für alle wei­ teren Aufträge. Dieser kleine Ort lag bereits in einem Gebirgstal. (Michelsberg liegt 11 Kilometer südlich von Hermannstadt. Girgs Treffpunkt, die Ruine von Michelsberg, ist der Rest des Klosters Kerz, der nach dem Mongolensturm 1241 übrig blieb. Der Verfasser).

Gut über eine Stunde marschierten wir in der heißen Mittagssonne dahin, da kippte auf einmal einer meiner Leute um. Es war ein Neuling, der vorher in der Eile natürlich nicht gründlich genug untersucht wurde. Sein Atem ging schwer - für uns war es klar, er schaffte es nicht. Wir legten ihn in den Schatten des noch stehenden Maisfeldes und gaben ihm zu trinken. ,Hier bleibst liegen, bis es Abend wird, und dann gehst du zurück zur Funkstelle!’, befahl ich ihm. Wir hatten keine weitere Zeit zu verlieren. Nach Erreichen eines kleinen Berges sahen wir im Tal unser Ziel - Zuckmantel. Wir konnten das Dorf durch die vertieften Feldwege ungesehen erreichen, denn auf den bewaldeten Höhen, links und rechts in südlicher Richtung des Dorfes, deren Ausläufer bis auf die Höhe des Ortes reichten, waren besetzte Beobachtungstürme der Rumänen. In unserer ungarischen Uniform und mit der guten Sprechweise einzelner meiner Leute wurden wir im Dorf als die .ihrigen’ begrüßt. Bei dem dortigen Wachhabenden, einem Feldwebel, waren bald alle Verhältnisse geklärt. An dem selben Abend, es herrschte Mondlicht, sollte vom Ort aus im Bachgrund bis zu der Nähe von Nadesch, das von starken rumänischen Wachen besetzt war, in Ketten marschiert werden, um dann den Ort auf den Höhen westlich zu umgehen. 83

Walter Girg und seine Männer führen in den Karpaten zerlegte britische STEN-Maschinenpistolen mit sich. Girg: „Die STEN hatte den Vorteil, daß man sie mit zwei Handgriffen in drei Teile zerlegen konnte.“ Diese einfache Waffe wurde in hoher Stückzahl von den Engländern über den Niederlanden abgeworfen und fiel in deutsche Hände.

VOLLTARNUNG

Zivil wurde für jeden besorgt. Ich war ein typischer Holzfäller der dortigen Gegend geworden, nicht einmal das Beil fehlte. Die praktische STEN-Maschinenpistole hing bei jedem schußbereit unter dem Rock oder Kittel. Im Sack oder Rucksack waren Munitions­ reserven, Eierhandgranaten und etwas Marschverpflegung. („Im Rucksack befand sich Zivilkleidung, wie sie in der Gegend getragen wurde, Taschentuch, Messer, Karte, Erste-Hilfe-Utensilien, Trockenverpflegung, Munition für MPi. und Pistole.

Trug der Mann Zivil, war die Maschinenpistole im Rucksack verborgen. Der Mann führte aus­ serdem Papier, Stift, Kompaß, Erste-Hilfe-Päckchen, Handgranaten, Pistole, Tarnnetz, Dolch, Taschenlampe, Streichhölzer, Garrotte zum Abbinden bei Verwundung mit sich. An Pistolen hatten wir 7,65 sowie die STEN-MPi. Die komplette Gruppe war mit einer großen Menge Plas­ tiksprengstoff Nipolit ausgestattet. Der Gruppenführer hatte vollständiges Kartenmaterial so­ wie Sprengmittel bei sich. Das Unternehmen Landfried war mit zwei Funkgeräten ausgestat­ tet.“ So beschrieb es Girg in amerikanischen Verhören am 22.1.1946. Laut Girg wurden die Funkgeräte allerdings nicht in den Einsatz mitgenommen. Der Verfasser).

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Meine Leute aus Fuchstal (Deckname für Friedenthal, dem Standort von Skorzenys Kom­ mandoeinheiten, der Verfasser) waren auf die einzelnen Trupps verteilt. Das Wichtigste, was wir manches Mal sehr notwendig gebraucht hätten, fehlte uns ganz. Die Verwaltung Fuchstal hatte es uns nicht mitgegeben. Es war der plastische Sprengstoff, der ein Aussehen hat, wie Fensterkitt und die sechsfache Wirkung des normalen Sprengstoffs zeigt. Doch zur Stunde war Handeln das Gebot. Die hungrigen Mäuler waren bald gestopft, die Bevölkerung hatte dazu beigetragen. In einem Hof erwarteten wir günstige Dunkelheit. Die Grenzwachen wurden verstärkt, damit nicht doch vielleicht jemand nach drüben eine Neuigkeit bringen konnte. Eine Stunde vor dem Abmarsch brachte der Posten einen jungen Mann, der die Grenze von drüben her überschritten hatte. Durch ein kurzes Verhör wurde bekannt, daß er Bauer hieß, deutscher Soldat war und in Nadesch bei seiner Mutter den Fronturlaub verlebte. Er wollte wieder auf die deutsche Seite. Ich fand den Mann, 25 Jahre war er, für mein Vorhaben geeignet, zumal er das Grenz­ gebiet gut kannte. Für die Überprüfung aller neuen Personen hatte ich einen Fähnrich namens Moris seit Wien bei mir, dessen Frau und Kinder noch in Heltau wohnten. Bauer bekam eine Pistole und hatte den Auftrag, vor mir durch das Grenzgebiet zu gehen. Der Glaube an Gott, die Liebe zur Mutter und die Sehnsucht nach der Heimat gaben diesem Siebenbürger die notwendige Kraft. Bald war es soweit dunkel geworden. Nach kurzem Abschied von unseren ungarischen Freunden machten wir die ersten Schritte ins Grenzland.Ein leichter Nebelschleier lag im Tal, unser Marsch war äußerst geräuschlos, nur das Schreien von aufgescheuchten Käuzchen störte die Stille. Feuerkraft hatten wir genug, um einer Gefahr in diesem Gebiet zu begegnen. 31 Mann in einer Reihe - wie eine Schlange - sahen sich die Be­ wegung bei Erreichen der westlichen Höhe von Nadesch an. Bis einige Kilometer vor Mediasch sollte die Gruppe geschlossen bleiben. Schon bei einer kurzen Rast war ein Unterschied zwischen ausgewählter und ausgebil­ deter Mannschaft festzustellen. Zwei Mann schafften es nicht mehr. Vielleicht hatte sie die Angst so geschwächt. Ich schickte sie auf der Stelle zurück.

Mediasch an der Großen Kokel ist eines von Girgs Zielen.

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Nun konnten wir etwas freier und schneller marschieren, wir benutzten zu diesem Zweck eine kleine Straße. Eine kleine Vorhut war voraus. Ein deutsches Dorf wurde passiert, die Bewohner hatten Wachen aufgestellt. ,Gegen Räuber und Banden’, wie sie uns sagten. Zwei Kilometer vor Mediasch ließ ich haltmachen. Der Zustand meiner alten Mannschaft war gut, die neuen Leute zeigten sich bis auf wenige sehr unzufrieden. Dieses Unter­ nehmen war mit solch Kategorien von Freiwilligen kein gutes Unterfangen. Auch die see­ lischen Voraussetzungen mußten hierfür geschaffen sein - diese fehlten den Neulingen zur Gänze; denn weit abseits von eigenen Truppen, mit der List und mit der Dunkelheit, die die Voraussetzungen für den Erfolg eines solchen Kampfes sind, hatten sie zu wenig Erfahrung. Ich zweifelte daran, ob sich je alle Mannschaften in Michelsberg versammeln werden. Eines war mir jedoch klar, ein Kleinkrieg war mit diesen Leuten nicht zu führen. Meinen Trupp stellte ich daher aus den Besten zusammen, um wenigstens bescheidene Erfolge zu erzielen. Moris wurde Truppführer, ein deutscher Unterscharführer Tommke, sowie die beiden flämischen Freiwilligen Emil Van Raemdonk und René Lambert aus meiner Einheit in Fuchstal und der neu hinzugekommene Bauer bildeten den Trupp. Bei drei anderen Trupps setzte ich je einen Fuchstaler als Truppführer ein, der letzte Trupp bestand nur aus Neulingen. Letzterer überdauerte, wie ich später erfuhr, auch nur zwei Tage. Es wurde Zeit, den 70 Kilometer von hier festgesetzten Stützpunkt so schnell wie mög­ lich zu erreichen. Noch waren keine russischen Truppen durch die Paßstraße gekommen. Kurzentschlossen setzte ich die Trupps in Bewegung - bald hatte sie das Nebellicht der Dämmerung verschluckt. Mein Trupp stapfte zwanglos durch ein kleines Dorf vor dem Fluß Mare, auf dessen an­ derer Seite Mediasch lag. (Der Fluß ist die Große Kokel, auf Rumänisch Tärnava Mare). Ein lautes ,Stoj!’ ließ uns aufhorchen. G ENÜGT DIE TARNUNG?

Moris gab schnell dem aus einem dunklen Baumschatten hervortretenden Posten zur Antwort: ,Wir gehen zur Arbeit nach Schäßburg...’ Natürlich blieben wir keineswegs ste­ hen, alle hatten die Fland an der Waffe, doch es geschah weiter nichts. Wir erreichten die Brücke, vor der eine Panzersperre aus Holz eingerammt war. Somit war unser Weg frei. In Mediasch hatte Moris eine Tante. Das hießen wir willkommen, denn sonst hätten wir anderswo Verpflegung besorgen müssen. Mitten im Feld, außerhalb von Mediasch, erwarteten wir Moris. Speck und Brot brachte er uns, die Gabe war uns sechs Leuten ein Genuß. Es dämmerte schnell und zum Weitermarsch war Eile geboten. Bald war eine stark bewaldete Flöhe erreicht. Hier suchten wir im dichten Gestrüpp eine Ruhe­ stätte. Auf einem kleinen Plätzchen streckten sich alle lang hin, um Körper und Nerven für Stunden auszuruhen. Abwechselnd hielt immer einer von uns Wache. Schon in den Nachmittagsstunden drängte ich zum Weitergehen, das war im Schatten des Waldes gut möglich. Außer einem Hirten begegnete uns weit und breit kein Mensch, erst abends, beim Streifen eines Ortsrandes, gewahrten wir plötzlich eine Frau, die sich fürchterlich erschrak. Unsere Kleidung hatte ihr wohl etwas eigenartig angemutet. Das wurde mir später noch bildlich klar. Bei der Umgehung des Ortes hörten wir im Dorf Schüsse. Aus einer Deckung heraus versuchten wir, die Lage zu erkennen. Indessen war es Abend geworden. Wir zogen es vor, dieses so kriegerische Gebiet - vielleicht waren es nur Warnschüsse? - schnellstens zu verlassen. 86

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Die Karpaten-Bahn. Die Schrift ist in deutscher und ungarischer Sprache gehalten, da die Karpaten früher zu Ungarn gehörten und erst spät zu Rumänien kamen.

Am Bahnhof gab es eine Kontrolle, doch Moris besorgte auf Umwegen die Karten für die Strecke nach Hermannstadt. Vom Zug aus konnte man beobachten, daß auf der na­ hegelegenen Straße eine 10,5-Batterie marschbereit stand. Zugmaschine und Geschütze waren deutschen Ursprungs. Sie gehörten zu einer rumänischen Einheit, die zur Grenze marschierte. Durch genaue Auskundschaftung von Bauer konnte ich die wichtigsten Er­ gebnisse niederschreiben. Wie gut wäre damals ein Agentenfunkgerät gewesen, doch so mußten wir für Tage die Ergebnisse mit uns herumschleppen. In dieser Nacht wurden wir zum ersten Mal angegriffen. Aber nur von einigen hundert Flöhen. Trotzdem verharrten wir bis zur Abfahrt im Waggon. Durch das Rangieren in den Morgenstunden kamen bald alle auf die Beine. Da wir jeder nun eine Fahrkarte hatten, verteilten wir uns im Waggon auf die einzelnen Bänke. Mir gegenüber saß UnterscharführerTommke. Unsere Beutel und Rucksäcke warfen wir ins Gepäcknetz und bald schaukelten diese fahrbaren Kisten durchs Siebenbürger Land. Im Morgengrauen hatte ich zum ersten Mal richtig Gelegenheit, mein Gegenüber näher zu betrachten. Ich mußte mir ernstlich das Lachen verkneifen, da das Wägelchen inzwischen fast voll besetzt war. Tommke hatte eine zerrissene, zum Teil geflickte, großkarierte Pumphose an. Seine grauen Rockärmel waren viel zu kurz. Um seinen Hals war ein Tuch gekno­ tet und auf dem Kopf hatte er eine alte Schlägermütze, dazu war er unrasiert. Moris meinte, er wäre der Originaltyp eines rumänischen Straßenburschen. Eine Frau, die ihn nun auch bei Licht erblickte, rückte leise von ihm ab. Auf einer der nächsten Stationen stieg ein rumänischer Gendarm zu uns und setzte sich zu mir. Sein Haupt lag von Zeit zu Zeit auf meiner Schulter, er schnarchte fest. Bei Tageslicht schweifte mein Blick zu den einzelnen Gepäckstücken. Als ich über Tommke hochschaute, bekam ich einen klei­ nen Schrecken. Das Säckchen war nicht ganz verschnürt, denn aus der Öffnung heraus hing eine entsicherte Eierhandgranate! Die Kapsel mit dem Band und dem Granatkörper darunter hatte sich zum Glück in der Sackverschnürung verhakt. Dieser blaue Körper baumelte hin und her. Keiner ahnte, wie nahe wir dem Himmel waren. Kurzentschlossen 88

stand ich auf, faßte mit der einen Hand die Granate, mit der anderen den Sack und setzte mich damit hin, schraubte die Kapsel - im Sack versteckt - wieder darauf und warf alles zusammen zurück auf seinen alten Platz. Eine Frau hatte mir zugesehen, sie verstand davon wohl nichts, der Gendarm schlief weiter, doch Tommke verdrehte die Augen, er konnte nicht rumänisch fluchen, sonst hätte er dieses wohl getan. Ein ande­ rer generalsähnlicher Schaffner kam und lochte die Fahrkarten. Um 10.00 Uhr morgens erreichten wir das Gebiet von Hermannstadt. Eine Station vor Hermannstadt mußten wir heraus - das geschah am Ende des Zuges. Es war nur eine kleine Station, so daß wir schräg über die Gleise auf einen Feldweg kamen. Mitten zwischen den Bergen lag Heltau. Um das zu erreichen, marschierten wir fest ausgreifend, da wir noch nichts in den Magen bekommen hatten. Zwei Gendarmen begegneten uns, musterten uns miß­ trauisch, doch kümmerten sie sich nicht weiter um unser Wohlergehen. Das wäre ihnen auch nicht gut bekommen. Knapp vor Heltau begrüßten uns zwei deutsche Jäger der Lüfte, es waren die Ersten und Letzten während unserer ganzen Einsatzzeit. Nach Heltau gingen wir nicht hinein, sondern wir suchten gleich die schöne Gartenkolonie am Berghang auf. Bei unseren letzten Schritten wurden wir von einem Wolkenbruch gebadet, flüchteten in ein schö­ nes Sommerhäuschen und machten es uns fürs erste bequem. Da es die Heimat von Moris war, schickte ich ihn fort, um neben Nahrungsmitteln auch einen zuverlässigen Deutschen aus der Gegend mitzubringen. Bald kamen beide daher und brachten ein ganz großes Brot und einige Speckseiten mit. Auch etwas Wein gab es zum Trinken. Und dann begann meine Arbeit. Der von Moris mitgebrachte Herr, etwa 48 Jahre, war für unsere Arbeit zuverlässig. Er bekam den Auftrag, in Heltau und Hermannstadt eine Nachrichtenzentrale kurzfristig aufzubauen. Weiter erhielt er eine ganze Lektion über das, was wir wissen wollten. Im Garten einer Frau sollte die schriftliche Aufzeichnung täglich mittags, unter dem Gartentisch, mit einem Reißnagel festgeheftet werden. Und so geschah es. Bald waren wir über alles gut informiert. Michelsberg und die Ruine waren von Heltau nur 800 Meter entfernt. Dort hatten wir uns in einer kleinen Scheune, die am Waldrand lag, eingenistet. Der Besitzer, ein Siebenbürger Landwirt, war uns gut gesonnen. Der eine oder andere von uns half ihm bei der Arbeit. Moris besuchte eine Herbergsmutter, denn wie wir erfahren hatten, wohnte bei ihr seit kurzem die Frau eines rumänischen Generals, der z.Zt. Kommandant von Hermannstadt war. Auch einige Offiziere waren dort untergebracht. Dadurch erfuhr ich, daß die 2. sowjetisch-ukrainische Front sich im Anmarsch auf den Roten-Turm-Paß befand. Weiter wurde mir bekannt, daß die Über­ griffe der Roten Armee auch vor den rumänischen Frauen keinen Halt machten. Selbst rumänische Offiziere wurden verschiedenen Ortes erschossen. Mein Plan lag fest. Ich mußte unbedingt in den Roten-Turm-Paß, um genau zu erkunden, welche Absichten der rote General Malinowski hatte, denn vom Roten-Turm-Paß aus führte nördlich eine Straße nach Schäßburg und die andere nach Westen über Hermannstadt. Sollten diese Erkundungen ausreichend sein, war die Zeit zum Rückmarsch für uns gekommen. Für diese Zwecke mußte Moris für jeden von uns eine rumänische Heeresuniform besorgen. Eine kleine menschliche Begebenheit ergriff auch mich damals sehr. Sie sollte hier nicht vergessen werden. Die Frau von Moris mit den zwei Kindern von ein und drei Jahren wohnte in Heltau. Nachdem wir bereits einen Tag in der Gegend waren, ließ er seine Frau verständigen, daß er abends kommen würde. Seine Frau konnte es kaum fassen, daß ihr Liebster hier mitten im Feindesland sein sollte. Es war schon dunkel, als er vom Garten aus sein Haus betrat. Die Freude des Wiedersehens kannte keine Grenzen; doch wußte sie, daß sie ihren Mann nur für Stunden sehen und sprechen konnte. Seine Kleinen konnte der Vater nicht mehr sprechen, er küßte sie im Schlaf. Der Abschied fiel beiden schwer, doch war seine Frau sehr tapfer und sagte zu ihm: ,Geh, deine Kame­ raden brauchen dich.’ Dieses war auch der Grund, warum ich Moris nicht mit in den Roten-Turm-Paß nehmen wollte, er sollte hierbleiben und den Stützpunkt aufrechterhal­ ten, denn es konnte sein, daß einer der Trupps hier eintraf. 89

Am 6. September, morgens, nahm ich Tommke, Bauer und die beiden Flamen zum RotenTurm-Paß mit. (Sie waren sechs Mann, laut Ritterkreuz-Antrag acht). Wir hatten immerhin 25 Kilometer Luftlinie, über verschiedene Höhen von 1.500 Metern zu klettern. Als alter Bergsteiger legte ich ein entsprechendes Tempo vor. Bald war ein kleines bewaldetes Tal passiert, dann eine Höhe mit vielen Hütten für Heu und Vieh erreicht. Von hier aus konnten wir in der Ferne den Ausgang der Paßstraße erkennen. Ein riesiger Wurm, des­ sen Ende nicht festzustellen war, bewegte sich auf Hermannstadt zu! Durch das Fernglas erkannte ich viele Panzer. Das waren wohl die Ersten der 2. ukrainischen Front. Mir war nicht ganz wohl zumute, doch mußte gehandelt werden und zwar schnellstens! Beim Weitermarsch durch ein neues Tal stießen wir auf regen Verkehr. Wir mußten bis zum Bauch durch einen Wildbach, um nicht gesehen zu werden. Über ein Hochplateau hinweg, kamen wir in ein kleines Seitental des Roten-Turm-Passes. Wir konnten von einem günstigen Punkt aus genau die Truppenbewegung verfolgen. Jeder von uns hat­ te ein besonderes Beobachtungsfeld - und wir zählten: zwei Panzer-Regimenter, eine Pak-Brigade, zwei Artillerie-Regimenter auf Selbstfahrlafetten. Interessant für uns war, daß die Nachschub- und Troßeinheiten erst nach allen Waffen kamen. Inzwischen wurde es dunkel und Bauer, den ich fortschickte, um mit irgendeinem Ortsansässigen an der Straße zu plaudern, kam wieder. Er berichtete, daß Teile von den Einheiten nach Schäßburg und andere nach Karlsburg fahren. So hatten es Soldaten, die aus dem Hause Wasser holten, erzählt. Für den nächsten Tag sollten noch mehrere Feststellungen ge­ macht werden, dann hieß es: Zurück zum Stützpunkt. Doch es kam anders. In einer kleinen Heuhütte wollten wir übernachten. Da kam plötzlich ein Rumäne daher und meinte, wir Landstreicher sollten sehen, daß wir weiterkommen. Wir suchten uns also eine andere Hütte. Der alte Mann blieb uns jedoch auf den Fersen, denn als einer von uns aus dem nahen Bach Wasser holte, verschwand er erst aus einem Gestrüpp. Da wir, wenn wir allein waren, auch Deutsch sprachen, mußte ich annehmen, daß er es gehört haben konnte. Für alle Fälle wollte ich vorsichtig sein. Wir stiegen über die Leiter auf den Heuboden und abwechselnd mußte einer von uns an der Öffnung Wache halten. Ich war schon halb eingeschlafen, da hörte ich zweimal: ,Chef, Chef!’ Ganz leise: ,lch sehe mehrere Lichter, die Richtung nach hier haben!’ ENTDECKT!

Sofort wurde jeder wach gestupst. Waffen lagen, wie immer vor dem Schlafengehen, schußbereit neben dem Körper. Auch dem Posten befahl ich, sich wie alle mit Heu zu­ zudecken. Bald hörten wir Stimmen und schweres Gestampfe. Da kletterte doch jemand die Leiter hoch! Ich lag ganz bei der Öffnung und konnte so eine breite uniformierte Gestalt ausmachen, die in der Öffnung haltmachte, geradeaus herein leuchtete, mit einem Nagant-Revolver zwei Schüsse ins Dunkle feuerte und ,Stoj!’ brüllte. In diesem Moment hatte einer von uns seine STEN auf ihn gerichtet, doch er sprang rückwärts in die Dunkelheit. Draußen hörten wir nun rumänische Kommandos für Ma­ schinengewehre u.s.w., außerdem die Aufforderung, wir sollten herunterkommen oder sie schießen uns in Stücke. Bauer, der alles verstand, rief, daß wir gleich kommen: ,Wir ziehen uns noch an!’ Mein Befehl war kurz: .Fertigmachen zum Ausfall! Jeder durchstößt eine Schindel aus dem Dach. Auf Feuer! - eine kurze Salve. Ich springe zuerst und dann Tommke. Inzwischen weiterfeuern. Wir sichern dann, wenn ihr springt. Zurückziehen auf die Höhe!’ Draußen wurde weiter gebrüllt, wir waren fertig. Fünf Maschinenpistolen schossen auf .Feuer!’

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FLUCHT AUS DER TODESGEFAHR

Es hörte sich fürchterlich an. Ich sprang zuerst ins Ungewisse, glaubte mich viel höher und biß mir kräftig in die Zunge. Noch einige kurze Feuerstöße unsererseits. Die Über­ raschung war gelungen! Nur aus großer Entfernung schoß die andere Seite, doch viel zu hoch. Tommke und ich erreichten in dieser stockdunklen Nacht die Höhe. Da wir Feuerschutz gaben, mußten die anderen schon vor uns auf der Höhe sein. Doch keiner war zu finden! Wir blieben lange Zeit liegen und horchten, es war vergebens. Hier bleiben konnten wir nicht, denn die Gefahr, erneut angegriffen zu werden, war zu groß. Daher marschierten wir in dieser Nacht noch in Richtung unseres Stützpunktes, wie für den Krisenfall abge­ macht. Bei zwei Stunden Schlaf unter einem Baum froren wir in einer Höhe von 1.200 Meter jämmerlich. Marschieren war doch besser und so erreichten wir um 10.00 Uhr morgens Michelsberg. Nur mein guter Orientierungssinn ermöglichte diesen Rückmarsch in fast ganz dunkler Nacht. Die anderen Drei sind erst abends angekommen. Sie hatten sich beim Rückzug auf die Höhe verlaufen. Ortskundig war keiner von uns. Überrascht war ich, daß zwei Mann eines Trupps während meiner Abwesenheit nach hier gefunden hatten. Sie waren Siebenbürger und berichteten, daß ihr Trupp nachts beim Passieren eines Dorfes angegriffen und zersprengt worden ist. Moris hatte die beiden auch gleich be­ schäftigt, sie hatten rumänische Uniformen zu besorgen. DER BEDROHLICHE PLAN DER SOW JETS ERKANNT

Nachrichten aus Hermannstadt besagten, daß Panzer in Richtung Karlsburg fuhren, wo­ gegen bespannte Artillerie und verlastete Einheiten der Infanterie in Richtung Schäßburg sich bewegten. Auch eine Pak-Brigade auf Selbstfahrlafetten sollte nach Schäßburg um­ geleitet sein. Dieses war die Bestätigung unserer Aufklärung. Bei genauer Kartenstudie wurde mir nun klar, was der russische General Malinowski mit seiner 2. ukrainischen Front vor hatte. Seine Defensivkräfte bezogen im Raum nördlich von Schäßburg Stellung, um die im Raume Klausenburg zusammengezogenen deutschen Panzer und motori­ sierten Verbände zu fesseln. Die Offensivkräfte der 2. ukrainischen Front marschierten Richtung Arad und konnten von dort irgendwo nach Norden vorstoßen. Dieses wäre eine sehr bedrohliche Lage für die deutschen Kräfte im nordsiebenbürgischen Raum, so stellte ich meine Erwägung an. Am 8. September, mittags, wurde mir eine höchst wichtige Meldung gebracht, die uns nun Anlaß zum Aufbrechen gab. Zirka 80 russische Panzer und vielleicht 60 Geschüt­ ze auf Selbstfahrlafetten bewegten sich von Karlsburg über Dobra in nordwestlicher Richtung. Das nächste Ziel konnte also nur Großwardein sein. Die Nachricht kam über einen rumänischen Stabsarzt, der vom Grenzgebiet aus zur Hauptstadt unterwegs war. Das bedeutete eine Einkesselung unserer Truppen im Raume Klausenburg - Neumarkt am Mieresch. TARNUNG ALS RUM ÄNISCHE SOLDATEN

Am 9. September, früh, zogen wir alle zum ersten Mal rumänische Uniform an. Es wurde hin und her getauscht, bis jedem alles paßte. Wir waren alle einfache Soldaten, nur Moris war Fähnrich in rumänischer Uniform. Nachdem in unserem Gebiet gegen Mittag reine Luft war, marschierten wir los in Richtung des Ankunftsbahnhofes. Eine kurze Wegstrecke führte durch Heltau und über eine große Wiese, auf der einige hundert Fahrzeuge standen. Mitten durch dieses Gewirr von russischen Soldaten, die mit allen möglichen deutschen Uniformstücken bekleidet waren, so daß man sie am liebsten in 91

Deutsch ansprechen wollte, führte unser Weg. Man schenkte uns kaum Beachtung. Wir mußten durch ein kleines Waldstück. Hier begegnete uns der erste rumänische Offizier. Wir grüßten stramm, er sah aber böse drein. Auf der Hauptstraße hieß es warten, bis eine kleine Lücke in der russischen Kolonne, die zu zweit nebeneinander in einer Rich­ tung fuhr, entstand, um auf die andere Seite zu kommen. Es herrschte strenge Disziplin beim Feind. Links und rechts der Straße wurden schwere Pak in Stellung gebracht. Am Bahnhof angekommen, löste Moris die Karten bis Schäßburg. Im Zuge waren mehrere rumänische Soldaten, so daß wir nicht mehr auffielen. Es war gut, daß wir auf unserem Rückmarsch in Uniform steckten, denn in Zivil erwarteten einen ständige Kontrollen. Von unseren Leuten unterhielten sich einige eitrigst mit den fremden Soldaten. In Agnetheln mußten wir wieder bis 4.00 Uhr morgens warten. Feind Floh war nun schon bekannt, die Nacht verlief ruhig, bloß auf der Straße rollten immerfort russische Kolonnen.

Am Sonntag, 10. September 1944, marschiert Girg in rumänischer Uniform im siebenbürgischen Schäßburg ein. Dort „bestürmte uns eine junge weibliche Schar, steckte uns zwischen die Gürtel eine Menge Blumen und rief „Träiascä Romania!“ („Es lebe Rumänien!“). Doch kurz darauf verläßt das Glück Walter Girg und seine Männer.

EINMARSCH AN DER SPITZE DER ROTEN ARM EE IN SCHÄSSBURG

Der 10. September war ein Sonntag. Auf unserer Fahrt von Agnetheln bis Schäßburg kam bald die Sonne auf. Es war ein herrliches Wetter, auch das wechselnde Land­ schaftsbild mit Höhen und Wäldern und unsere leise Plauderei machten uns für kurze Zeit froh und glücklich. Für manche von uns war dies die letzte schöne Stunde. Um halb acht Uhr morgens waren wir in Schäßburg. Es war ein kleines Städtchen mit zirka 10.000 Einwohnern. Der Bahnhof lag im Stadtzentrum. So gingen wir zuerst ganz zwanglos mit unseren Rücksäcken auf dem Rücken - darin waren die STEN und Hand­ granaten - auf der Hauptstraße nach Nadesch zu. Mein Plan war, nach Möglichkeit bis Mittag über das bewaldete Gebiet bei Zuckmantel die deutsche Linie zu erreichen. Von weitem sahen wir rechts auf der Hauptstraße eine Kaserne und davor einige rumänische Soldaten. Am Ende der Straße war eine bewachte Straßenschranke. Ich sagte kurz zu 92

meinen Leuten: ,Wir marschieren!’ Ein Zurück war schlecht möglich, da uns der Posten der Kaserne bereits sah. In Doppelreihe, geführt von Moris, ging der Marsch los. Ich befand mich im ersten Glied. Auf der Straße lagen eine Menge Blumen, die die rumänischen Mädchen den roten ,Befreiern’ zugeworfen hatten. Die Kasernenwache grüßte, auch ein Offizier stand dabei. Knapp vor der Schranke bestürmte uns eine junge weibliche Schar, steckte uns zwischen die Gürtel eine Menge Blumen und rief Jräiascä Romania!’ (,Es lebe Rumänien!’) Links und rechts waren Leute, die uns gleichfalls zujubelten. Die Schranke wurde ohne weiteres geöffnet, neben den Soldaten grüßte ein Offizier. Moris rief: ,Vrem la front!’ (,Wir wollen zur Front!’). Nach einigen Kurven war die Stadt hinter uns verschwunden. Wir atmeten erleichtert auf. ,Das wäre geschafft!’ Durch einen Milchmann erfuhren wir, daß die Front bei Nadesch verläuft. Wenn dieses stimmen sollte, mußten wir noch 15 Kilometer marschieren. Keine drei Kilometer ging es so dahin, da sahen wir vor uns das Ende einer stehenden russischen Kolonne. Zuerst waren es nur einige Lkw., doch dann zählten wir 24 Pak-Geschütze auf Selbstfahrlafet­ ten. Mannschaft und Material waren in gutem Zustand. Nur die höheren Offiziere und Kommissare machten auf uns einen recht versoffenen Eindruck. Uns schenkten sie nur wenig Beachtung. Für sie waren wir Verbündete. Interessant war die Feststellung, daß im Abstand von zirka 500 Meter ein Lkw. und ein Krad als Lockvogel der Kolonne voraus­ fuhren. Bald waren auch diese Geister aus unserer Sicht entschwunden. DER FOLGENSCHW ERE IRRTUM

An einer Wegkreuzung, von der der linke Weg durch ein Dorf nach Nadesch führte, der rechte aber durch einen Wald, begegneten wir einer Zigeunerin. Sie erzählte, daß vor Nadesch noch rumänische Soldaten sind. Ich wollte daher rechts einen Bogen um beide Ortschaften machen. Moris und Bauer, die diese Gegend gut kannten, meinten, wir würden dadurch viel Zeit verlieren und verwiesen auf eine kürzere Strecke, die links um Nadesch führte. So schritten wir mutig weiter und kamen bald in ein kleines Dorf, gingen in diesem über eine Seitenstraße zum anderen Ausgang, erreichten beim Überqueren einer Straße einen Feldweg, der zur nächsten Höhe von Nadesch führte. Auf der Höhe oben erblickten wir eine Gruppe von Soldaten mit Stahlhelmen bei einem Flieger-MG. Unser Weg führte 50 Meter an dieser Gruppe vorbei und jetzt sah ich zu meinem Entsetzen, das der ganze Höhenrücken zur Stellung ausgebaut und besetzt war. Unser Feldweg führte etwas tiefer, parallel zur Höhe, über dieselbe Straße von vorher, die in Serpentinen über die Höhe führte. Ein rumänischer Feldwebel fragte uns, ob die Russen schon kommen. Er erhielt entsprechende Antwort von Moris. Für uns hatte er zur Zeit noch kein Interes­ se. Kehrtmachen wäre zu auffallend gewesen, daher marschierten wir weiter. Nach 200 Metern kam Wald. Auf der anderen Seite der Straße stand in der Nähe des Feldweges eine Feldküche. Wir waren bereits schon daran vorbei, da rief auf einmal jemand auf Rumänisch: ,Stoj! Unde vrelji sä mergeti?’ (,Halt! Wohin wollt ihr?’) Moris gab zu Antwort: ,Wir gehören ins nächste Dorf.’ - ,Dort könnt ihr nicht hin. Woher seid ihr?’, wurde gefragt. ,Wir sind bei Jassy versprengt worden, die Russen haben uns nach Hause geschickt.’ - ,lhr müßt in die Kaserne nach Schäßburg!’, wurde uns erneut zur Antwort gegeben. Der rumänische Offizier befahl einem Posten mit Gewehr, er solle uns zum nächsten Stab ins Dorf führen. Wir marschierten gleich los, in der Hoffnung, unterwegs diesen mitgegebenen Burschen unschädlich zu machen. Wir kamen gerade über die Straße, die wir vorher passiert hatten, zurück, da brummte ein BMW-Beiwagenmotorrad mit einem hohen russischen und einem hohen rumänischen Offizier daher. Der Rumäne rief dem Posten ,Halt!’ und 93

ließ Moris zu sich kommen. Ich stellte mich hinter Moris, um ihm durch meine Nähe Mut zu geben. Die Unterhaltung war ähnlich wie zuerst, nur etwas schärfer. Das Verhör war beendet. Moris drehte sich um und ich ging zu den anderen, die von einer Schar Rumänen angesprochen wurden. Bis jetzt war es noch nicht aufgefallen, daß einige von uns die Sprache nicht beherrschten. Moris war keine zwei Schritt gegangen, da hörte ich noch das Wort ,Perchezitie!’ (,Durchsuchen!’) VOM G EGNER ENTDECKT!

Derselbe Feldwebel, der uns zuerst begegnete, holte, nachdem Moris den Rucksack ab­ geworfen hatte, daraus die Maschinenpistole hervor. Was jetzt auf einmal alles geschah, entwickelte sich in Bruchteilen von Sekunden. Moris lief um sein Leben, bergab in die Maisfelder. Der Rumäne hüpfte wie ein Indianer auf glühenden Kohlen herum, schwenkte dabei die Maschinenpistole im Arm und schrie dazu fürchterlich. Die anderen Soldaten hatten sofort ihre Gewehre auf uns gerichtet und uns umstellt. Der Flüchtende wurde inzwischen verfolgt und von allen Seiten beschossen, alle Nach­ barstellungen wurden telefonisch verständigt. Uns wurden die Rucksäcke vom Rücken gerissen, wir mußten uns ins Gras hinlegen und die Arme ausstrecken. Jeder bekam mit einem Gewehrkolben einen auf die Schädeldecke. Ich war der Dritte und erwartete diesen Hieb, indem ich den Kopf etwas anhob. So konnte der Schlag ein klein wenig pariert werden. Trotzdem lag ich für wenige Minuten besinnungslos, doch dann spürte ich, wie das Blut in hellen Strömen über das Gesicht und den Hals lief. Meinem rechten Nachbarn erging es zum Teil schlechter. Soviel ich erkennen konnte, war es Van Raemdonk, den man arg zugerichtet hatte. Es waren vielleicht 15 Minuten vergangen, die etwas ruhiger verstrichen sind, da blick­ te ich zu dem rumänischen Soldaten auf, der mich ansah und sagte: ,Nun werdet ihr erschossen!’ IM ANG ESICHT DES TODES

Soviel konnte ich schon verstehen. Er machte auf mich einen guten Eindruck, wahr­ scheinlich hatte er Mitleid mit uns. Doch da brüllte ein anderer, der neben ihm stand, zwei Mal: ,Ne chei dol’ Erneut legte ich meinen Kopf auf das Gras. Auf jeden von uns waren zwei Gewehrläufe gerichtet, so daß sich keiner rühren durfte. In dem Bewußtsein, nun bald nicht mehr zu leben, kamen mir tausenderlei Gedanken. Wie ein Film lief meine Jugendzeit in Sekunden an mir vorbei. Mein Bruder Franz, um ein Jahr jünger als ich, ist 1942 in Rußland gefallen. Nun werde ich ihm bald folgen. Liebe Mädchen kannte ich, sie waren gut zu mir. Es waren schöne Stunden, die wir verlebten. Meiner Mutter und meinem Vater dankte ich für alle Mühe, die sie mit mir gehabt hatten. Dann stellte ich mir die Frage, was habe ich im Leben geleistet, fürs Vaterland alles getan? Und ich sprach mit Gott. Unter meinem Hemd trug ich die ganzen Aufzeichnungen der letzten Tage bei mir, die müßten eigentlich noch zur anderen Seite. Davon hing die Ret­ tung tausender Kameraden ab. Doch dafür gab es hier wohl keine Möglichkeit mehr. Ich wollte ruhig sterben und habe mir selbst eingeredet: ,Du hast dein Möglichstes getan in diesen jungen Jahren.’ 25 Jahre war ich erst kurz vorher geworden. Das Leben war so schön auf dieser Welt, wenn man den mörderischen Krieg mal beiseite ließ. Diese seelische Vorbereitung währte nicht lange. Der rumänische Feldwebel, ein verbissener Slawe, hatte nun einen besonderen Auftrag. 94

Der Erste von links wurde drei Meter von uns auf die Straße gezerrt. Ich glaube, es war Tommke. Dort riß man ihm die ganze Uniform vom Körper, bis er nackt da stand. Dabei wurde er getreten und ständig geschlagen. Das mußte ich alles mit ansehen und mir wurde anders zumute, denn in meiner hinteren Hosentasche hatte ich eine Walther-Pistole und unter dem Hemd meine ganzen Aufzeichnungen. Was würde man mit mir wohl anfangen? Ich blickte ein klein wenig nach links und rechts. So könnte es eigentlich nicht zu Ende sein; 10 Kilometer bis zur eigenen Linie.Mit meinem linken Nebenmann wurde genauso verfahren wie mit dem Ersten. So, und jetzt kommst du dran! Mir wurde ganz heiß, meine Nerven waren bis aufs Äußerste gespannt. Und wenn ich den Posten vor mir umrennen sollte, wie immer es auch ausgehen mag! Der Trakteur kam auf mich zu, erblickte meine Armbanduhr, die unter meinem Rockär­ mel hervor sah, bückte sich und schnallte sie mir ab. Und jetzt also..., nein, nicht ich, sondern Van Raemdonk, der rechts neben mir lag, wurde hochgerissen, auf die Straße geschleppt, fürchterlich zugerichtet und zu den anderen hingestellt. Wie war es möglich, daß man mich liegen ließ? Trotz heftiger Schmerzen arbeitete mein Hirn auf Hochtouren, ich fand dafür bis heute keine Lösung. Und noch einer wurde hochgerissen, es erging ihm wie allen anderen. Doch da kam die Wende. Drei waren wir noch in Kleidung und mußten aufstehen, die Hände verschränkt im Nacken, von zwei Posten bewacht - in Reihe mit allen anderen. Ich war jetzt bei den Letzten, die auf die Höhe gingen. Dabei versäumte ich nicht, die andere Seite des Hanges genau zu studieren. In zwei bis drei Kilometer Entfernung lag Nadesch. Die Sonne stand hoch, es war gerade Mittag, über dem Land herrschte eine sonntägliche Ruhe. Die Straße führte auch drüben in Kurven den Hang hinab. Links und rechts von diesem Hügel zog sich ein Höhenzug auf Nadesch zu. Die linke Höhe im hinteren Gebiet war bewaldet. In diesem kleinen Tal waren einige Maisfelder. Auf unserer Höhe verlief eine gut ausgebaute Stellung, die sich nach rechts über den Höhenkamm fortsetzte. Links konnte ich nichts feststellen. Inzwischen waren wir bei zwei kleinen Bäumchen angekommen. Wir, die letzten Drei, wurden einen Meter vor ei­ ner Sandgrube aufgestellt, die in der Hangrichtung nach Nadesch eine Ausfahrt hatte. Sie war höchstens 2,50 Meter tief. Die Nackten nahmen in den Zwischenräumen einen halben Meter hinter uns Aufstellung. Am Rand der Sandkuhle, welche vier Meter lang war, standen noch zwei Posten mit halb gesenkten Gewehren. Hinter uns waren sieben Mann im Anschlag zur Exekution angetreten. Links und rechts standen Offiziere und Soldaten, Russen und Rumänen. Sie hatten alle schußbereite Waffen in der Hand, selbst Pistolen konnte ich feststellen. Bei näherer Betrachtung der Gewehre der beiden Posten am Grubenrand wurde in mir der Gedanke wach, daß diese alten Läufe gar nicht gut schießen können. Trotzdem ich mit starker Selbstsicherheit den Tod erwartete, kamen mir bei dieser Betrachtung nochmals andere Gedanken. Meine Kameraden trugen alle genau so stolz ihr Schicksal. Nur einen einzigen hörte ich jammern. Selbst Bauer, der in dem vor ihm liegenden Dorf seine ganze Kindheit verbracht hatte, war ruhig und gefaßt. Vielleicht konnte er das Haus seiner Mutter erkennen? Er hatte es besonders schwer. Auch die beiden Flamen, die auf dem Wege zur Höhe vor mir gingen, waren ruhig und gefaßt. Sie wußten, warum sie für diesen Auftrag hier im Osten stan­ den. Van Raemdonk, der besonders stark am ganzen Körper blutete, brach bewußtlos hinter mir zusammen. Ein Riesengeschrei setzte ein - dabei passierte das Unerwartete! IN LETZTER SEKUNDE!

Ich nutzte die Sekunde der Verwirrung und sprang in die Grube und lief daraus den Abhang hinunter. Wie bei einem Hagelwetter flogen aus vielen Mündungen Hunderte von Geschossen pausenlos um mich herum. Der Dreck spritzte, als ob die Erde zu kochen begann. Ein fürchterliches Indianergeheul verfolgte mich. 95

Ich lief vorerst immer nur den Hang hinunter, zog meinen rumänischen Waffenrock im Laufen aus und warf ihn weg. Aus der hinteren Hosentasche holte ich meine Pistole und wollte mein Leben ein zweites Mal so teuer wie möglich verkaufen, und sei es, daß ich mich selbst erschießen mußte. Nach 500 Metern ließ das Feuer etwas nach, doch dafür lief eine Anzahl der Burschen hinter mir her. Die Gefahr nahm zu, als vom rechten Hang herunter auch einige gelaufen kamen, um mir den Weg zu versperren. Ich wich nach links aus und erreichte die ersten Maisfelder. Geschosse von Scharfschützen veranstalteten einen recht lieblichen Gesang um meine Ohren. Im Zickzacklauf gelangte ich bald an einen kleinen Bach, vorne im rechten Grund kam eine Gruppe von Reitern angesprengt. Ich mußte durch den Bach und nahm Richtung auf den linken bewaldeten Hang. 1.500 Meter hatte ich schon ganz gut hinter mich gebracht, da hörte ich, wie besonders gut gezielte Schüsse meine Wä­ sche streiften. Bei einem kurzen Blick nach rückwärts erkannte ich den Meisterschützen in 80 Meter Entfernung. Er war im Lauf hinter mir her. Noch einige Schritte bis zu einem Maisfeld, doch knapp davor warf ein harter Schlag mein linkes Bein hoch, ich fiel nach rückwärts nieder. ICH BIN GETROFFEN!

Ein kurzer Blick genügte, um die Bescherung zu erkennen. Im linken Schuh hatte ich in der Gegend des großen Zehes ein faustgroßes Loch, daraus quollen Blut und Fleisch­ fetzen. Jetzt oder nie! Ich sprang auf und lief humpelnd weiter. Es knirschte ein wenig, aber es ging. Nochmals warf ich einen Blick nach rückwärts und sah meinen Verfolger nun schon in 40 Meter Nähe. Beim Olympia-Schützen Bramfeld lernte ich schießen. Mir kam der Gedanke, diese Schule zu nutzen. Ich legte ganz ruhig an, krümmte langsam durch, wie am Schießstand. Und siehe da, mein Schuß muß ganz in seine Nähe gegan­ gen sein, denn er warf sich mit einem Ruck nieder, zum Treffen war ich aber zu unru­ hig. Nun aber im Galopp weiter. Ich konnte es nicht fassen, daß von einer Höhe rechts hinter Nadesch ein Maschinengewehr wie verrückt nach mir schoß! Sollten es vielleicht Eigene sein? So war es aber nicht. Mein Verfolger konnte nun auch nicht mehr weiter. Nach einer kurzen Strecke hatte ich endlich den Wald erreicht. Kaum war ich einige Meter im Wald verschwunden, hörte ich Rufe und Hundegebell - nicht weit entfernt. Dieses Waldstück machte in Höhe von Nadesch einen kleinen Bogen nach links und lief dann unbewaldet im letzten Drittel in dieser Richtung ein ganzes Stück weiter. Auf der anderen Seite des Tales war in gleicher Richtung eine bewaldete Bergkuppe. Im Grunde konnte ich eine Straße sehen, die in drei Kilometer Entfernung durch einen kleinen Ort in Richtung Zuckmantel führte, wo sich die deutsche Linie befand. Neben der Straße auf meiner Seite war ein 20 Meter breites und einige hundert Meter langes Sumpfwasser mit hohem Schilf, das von einem Bach durchflossen wurde. So schnell wie möglich mußte ich jetzt aus dem Wald heraus. Eine kleine Buschgruppe führte, nachdem ich den linken Bogen des Waldes ausgelaufen bin, zum Schilf. Hier kroch ich auf allen Vieren entlang, wie ein Wiesel so schnell, in das Schilf und Wasser. Auf etwas Schilf legte ich mich zur Seite und verlor vor Schwäche für kurze Zeit die Besinnung. Ein starkes Rasseln und Dröhnen der Erde machten mich hellwach, es waren die russischen Geschütze auf Kettenfahrzeugen! Nun wurde ich doch etwas bange. Wenn die angreifen, würde ich die Front nicht mehr erreichen. Es wäre kein schöner Tod, den ich hier erleben müßte. Ich riß meinen linken Hemdsärmel herunter, legte ein Stück auf meine blutige Kopfwunde. Es klebte gleich fest, die Sonne half dabei. Der kaputte Schuh flog zum Teufel. Das war aber ein Fehler, denn mit dem Lappen, mit dem ich das Blut im Unterfuß abschnürte und meinen Fuß verband, konnte ich schlecht laufen. Verstohlen blickte und lauschte ich nach dem Wald, aus dem ich kam. Es war ruhig. In kurzen Sprüngen hatte ich ihn wieder erreicht und legte ein schnelles Marschtempo in Richtung zur eigenen Linie vor. Bald war der Wald zu Ende, auch meine Kräfte ließen wieder nach. Indem ich mir halblaut 96

zuredete: ,Du mußt es schaffen, eins, zwei, eins, zwei’ - und so weiter, ging es etwas leichter. Am Ende der kahlen Höhe angelangt, lag vor mir das kleine Dorf, und von da aus waren es nur drei Kilometer bis Zuckmantel. Doch dort wurde heftig geschossen. Ich muß also links herunter über eine Straße, um auf der anderen Seite durch einen gestrüppreichen Hang die Höhe zu erreichen. Von da aus konnte ich durch einen dich­ ten Wald am günstigsten zur eigenen Linie kommen. Unten im Tal lief neben der Straße ein kleines Bächlein, doch war es durch die starke Hitze fast ganz ausgetrocknet. Nur kleine Pfützen waren übriggeblieben, in denen Kaulquappen schwammen. Ich bat sie recht höflich, beiseite zu schwimmen, damit ich ein bißchen Feuchtigkeit in meinen Mund bekomme. Doch schnell weiter von hier, wo die Häscher so nahe sind! Durch das Gestrüpp den Hang hinauf mußte ich kriechen, meine Pistole hatte ich vorne zwischen Hose und Leib gesteckt. Auf halbem Hang bekam ich plötzlich heftiges Ge­ wehrfeuer vom kleinen Dorf aus. Schnell suchte ich Deckung und erreichte im Kriechen schließlich die Höhe. Auf der anderen Seite reichte ein kleines Weinfeld bis an die Waldgrenze. Darin versteckte ich mich für ein paar Minuten und erschrak fürchterlich, als ich feststellte, daß meine Pistole verloren war. Ein Zurückgehen zu diesem Hang war nicht ratsam, ein starker Stock konnte im Notfall auch dienen. Doch etwas an meiner Sicherheit war verloren. Ein paar unreife Weintrauben steckte ich in den Mund, sie waren ungemein sauer. Da mir der Mund förmlich zusammenklebte, war es wenigstens etwas. Über einen alten Waldweg, der fast nur im Bücken zu begehen war, eilte ich nun die letzten Kilometer dahin. Bald kam ich an das Ende dieser Höhe, wo bei unserem Ab­ marsch von Zuckmantel damals ein rumänischer Wachturm stand. Jetzt konnte ich aus einem nahen Versteck nichts erkennen. In Zuckmantel war ein helles Gefecht im Gange. Links von meinem Standpunkt am Waldrand zog sich ein welliges Hügelland in gleicher Höhe dahin. In großer Entfernung sah ich die Höhen von Neumarkt am Mieresch. 700 Meter weiter erblickte ich auf einem kleinen Guglhupf-artigen Hügel eine Maschinenge­ wehrstellung in Richtung nach hier. Das mußte also unsere eigene Linie sein, dorthin konnte ich am günstigsten gelangen. Nach Überprüfung der Lage sprang ich in kurzen Sprüngen über die freie Fläche in eine Mulde, die meine Laufrichtung hatte. Hier verschnaufte ich kurz, da meine Schmerzen mir zu schaffen machten. Im Weiterlauf wechselte ich nochmals in eine andere Mulde hinüber und war endlich nur noch 50 Meter von der MG-Stellung entfernt. Erst jetzt wurde von allen Seiten geschossen. Ich rief laut, daß ich deutscher Offizier bin und bat um Hilfe. Es waren zwei Feldwebel eines deutschen Polizei-Regiments, die angesprungen kamen und mich in Deckung zogen. INS LEBEN ZURÜCK

Hier waren meine Kräfte zu Ende. Aus meinen Augen kullerten große Tropfen, die Freude über das wieder erhaltene Leben erfaßte mich tief. Man gab mir Wein zu trinken und verband meinen Fuß. Am Kopf wollten sie lieber nichts tun. Nachdem ich ihnen erklärt hatte, wer ich war und welchen Auftrag ich ausgeführt hatte, bat ich sie, mich sofort nach Neumarkt zum Generalstab zu schaffen. Bald kam ein kleiner geländegängiger Pkw. Ich wurde hineingeschoben und zum Regimentskommandeur gefahren. Dort zeich­ nete ich kurz die mir bekannte feindliche Lage in die Karte und bat um den Transport zum Korpskommandanten. Da jedes Fahrzeug dringend gebraucht wurde, mußte ich in einem Lkw. vorne Platz nehmen. Es ging in rasender Fahrt mit Bewachung von zwei Feldgendarmen an neu aufgebrochenen Flüchtlingszügen vorbei nach Neumarkt.

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Erst vor der Stellung des Polizei-Schützen-Regiments 38 nahe Zuckmantel bei Neumarkt am Mieresch entrinnt der verwundete Girg am 10. September 1944 nach dramatischer Flucht der Todesgefahr.

Nahe Neumarkt am Mieresch, in Luftlinie 28 Kilometer südwestlich von Sächsisch-Regen, erreicht Walter Girg am 10. September 1944 nach seinem Kommandoeinsatz „Landfried“ die eigene Truppe, verwundet und erschöpft.

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Abends um 8.00 Uhr kamen wir bei einer großen Villa an. Die Fahrt hatte mir durch die Erschütterungen starke Schmerzen bereitet. Von den beiden Posten gestützt, wurde ich nach kurzer Anmeldung in ein großes Lagezimmer geführt, auf den Tischen lagen Karten ausgebreitet. Einige Generale und Stabsoffiziere von Heer und Luftwaffe waren anwesend, darunter General Phleps, von dem ich mich vor meinem Einsatz verab­ schiedet hatte. In meinem Aufzug wurde ich vorerst nicht einmal wieder erkannt. Auf meinen blutig verkrusteten Haaren klebte ein großer, blutiger Lappen, das Gesicht von eingetrocknetem Blut verschmiert, war eingefallen, die Augen verkrochen sich förmlich in ihren Höhlen. Das braungrüne Hemd bestand nur noch aus Fetzen und die waren verschmutzt, am linken Bein fehlte die Wickelgamasche, ein .strahlend weißer’ Verband verhüllte den Fuß. Dieser Aufzug versetzte einige der Herren in einen kleinen Schrecken. Nach kurzem militärischem Gruß meldete ich mich vom Unternehmen Landfried zurück. Jetzt erst erkannte mich General Phleps. Er gab mir sehr bewegt die Hand. Doch ich war zu schwach, um länger ohne Hilfe zu stehen. Die zwei Wachen sahen es und stützten mich sofort. Ich bat um die Vortragserlaubnis und mußte in einem bequemen Klubsessel am Kartentisch Platz nehmen. Ein Glas Wein wurde mir geboten. Dann be­ gann ich meinen Vortrag nach dem Schema: Feindlage, Feindbereitstellungen, Angriffs­ ziele des Feindes, Feinddisziplin, Feindverbündete und ihr Verhalten, Feindbevölkerung und deutsche Volksgruppe und politische Situationen. Dazu machte ich mit dem Rotstift Einzeichnungen in die Karte. Während meines Vortrages wurden sofort einige Anord­ nungen für die Luftwaffe getroffen, die damals leider nicht das notwendige Material zur Verfügung hatte. Nach einem kurzen Erlebnisbericht erhielt ich eine kleine Anerkennung, wurde dann aber schnellstens ins Lazarett geschafft. General Phleps erzählte mir noch, daß meine Gruppe Ost vor zwei Tagen mit zwei Mann Verlust und mit einem Anhang von 200 ver­ sprengten Soldaten aus dem Raume Kronstadt zurückgekehrt war. Ihrer Aufklärung ist es zu verdanken, daß Stunden vor einer russischen Großoffensive in diesem Raum ein größerer deutscher Verband sich der Vernichtung entziehen konnte. Die vom anderen Trupp zurückgekehrten Leute wurden verständigt, daß ich im Lazarett in Neumarkt lag. Abends, noch um 22.00 Uhr, gab es einen stürmischen Begrüßungsschrei in meinem Zimmer. Über 25 meiner braven Kerle haben sich bei mir auf jeden verfügbaren Platz niedergelassen. Von beiden Seiten wurde allerlei geschildert. Aus meiner Gruppe sind am nächsten Tag zwei Trupps eingetroffen, die ihr Ziel nicht erreichten. Sie schlugen sich daher wieder nach Neumarkt durch. In dieser Nacht spürte ich zum ersten Mal, daß ich auch nur ein Mensch bin, die Wundschmerzen und meine Nerven taten ihr Übriges. Am zweiten Tag nach meiner Rückkehr wurde ich nach dieser notdürftigen Behandlung zu dem nächsten Flugplatz gefahren, um von dort meine Reise ins Hauptquartier zur Berichterstattung anzutreten. Auf der Fahrt zum Flugplatz wurde unser Fahrzeug ange­ halten, und kein anderer als mein Kamerad Moris fiel mir um den Hals! Ihm ist damals als Erstem die Flucht gelungen. Ein Bauer der dortigen Gegend half ihm. Er brachte auch die Kunde, daß die anderen Kameraden in der Sandkuhle begraben sind. Er glaubte auch mich dabei. Bei der Meldung in Neumarkt hatte man ihn gleich zu mir geschickt. Hier auf der Straße konnte er mich noch rechtzeitig erreichen.

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Gespannt hört Girg den Berichten seiner Männer des Westtrupps zu, was sie in den Karpaten erlebt haben. Walter Girg ist im Unternehmen „Landfried“ mehrfach verwundet worden, körperlich schwer angeschlagen und muß wochenlang im Lazarett Hohenlychen behandelt werden. Er kann sich zeitweise nur im Rollstuhl bewegen.

Als ich schon Wochen im Lazarett Hohenlychen lag, kam es eines Tages wieder zur stürmischen Begrüßung. Meine Gruppe West mit Hahn und meinem Jungen Viktor ist mit acht Fuchstalern zurückgekehrt. Sie hatte 15 Mann im Gefecht verloren. Ihr Einsatz war sehr schwer, weil sie zwischen zwei russischen Kolonnen südlich Karlsburg eine Zeitlang eingekeilt lagen. Ihre Aufklärungsergebnisse waren von großer Bedeutung. Ins­ gesamt hatten wir damals 16 Tote, davon waren 11 Spezialausgebildete aus Fuchstal, 25 Vermißte, davon fünf aus Fuchstal. Die gesamten Aufklärungsergebnisse hatten dazu beigetragen, daß ein Großteil der deutschen Verbände im Raume Klausenburg vor einer totalen Einkesselung und Vernichtung bewahrt wurden. General Phleps, der einige Tage nach meinem Bericht zur genauen Erkundung meiner Ergebnisse mit einem Pkw. nach Großwardein unterwegs war, wurde am südlichen Ausgang von Großwardein von russi­ schen Panzern überrascht und auf der Stelle von Soldaten erschossen.“ 11 WELCH EIN EINSATZ! Girgs in drei Trupps aufgeteilte Männer waren bis zu den wichtigsten Karpatenpässen bei Kronstadt, Hermannstadt und Karlsburg gelangt. Diese hielten sie kurz, um die Pässe zu spren­ gen. Durch Girgs Einsatz gelang es, das LXXII. Korps der Heeresgruppe F der drohenden Einschließung zu entziehen und der Führung wertvolle Erkenntnisse über die Angriffsabsichten der Roten Armee zu vermitteln. Girgs persönliche Kühnheit ist umwerfend, wenn man sich das Bild vor Augen führt, wie er am Sonntag, den 10. September 1944, kurz vor der Spitze der Roten Armee in rumänischer Uniform in die Stadt Schäßburg - der Perle Siebenbürgens - einmarschiert, sich von rumänischen Mädchen mit Blumen freudig empfangen läßt und von rumänischen Offizieren ehrerbietig gegrüßt wird. Dieses Bravourstück an Frechheit ist zum einen unglaublich mutig, aber auch hochriskant. Am gleichen Tag sind nahe Nadesch, nördlich 100

von Schäßburg, drei Kilometer südwärts Höhe 495, folgende Männer von Girgs Trupp Mitte von Sowjetrussen erschossen worden: Unterscharführer Hans Tommke, die beiden flämischen 21-jährigen Sturmmänner René Lambert und Emil Van Raemdonk sowie Rottenführer Werner Mayer und Schütze Werner Endres. Der von Girg erwähnte Bauer kann nicht zweifelsfrei zuge­ ordnet werden. Vom Erschießungsort flüchtet der durch einen Kolbenhieb und Schuß getroffene Girg 30 Kilometer weit querfeldein durch Wälder und Berge, bis er die eigene Hauptkampflinie erreicht. SS-Obergruppenführer und General der Waffen-SS Artur Phleps notiert die Rückkehr Girgs in seinem Tagebuch: „Ustuf. Girg kommt verwundet von tollem Unternehmen aus Sie­ benbürgen zurück (Gruppe Skorzeny), wir erfahren, daß drei Panzerbrigaden von Schäßburg im Marsch auf Balavasar sind“. 12 General Phleps, angesichts der Krise in Rumänien zum Bevoll­ mächtigten General und zugleich Höheren SS und Polizeiführer „Süd-Siebenbürgen“ berufen, fällt am 21. September 1944 bei Arad in russische Hand. Die Sowjets reißen ihm seine Orden herunter und erschießen ihn. Posthum wird Phleps am 24. November 1944 mit dem Eichenlaub ausgezeichnet. General Sigismund von Förster fuhrt das LXXII. Armeekorps in Rumä­ nien. Der von Girg eingesetzte Un­ terscharführer Christof Fritsch über­ bringt seine Erkenntnisse über den russischen Vormarsch persönlich dem LXXII. Armeekorps, wodurch es sich der Einkesselung durch die Rote Armee entziehen kann.

Über Kronstadt erreicht Girgs Osttrupp unter Führung von Unterscharführer Christof Fritsch den hoch durch die Karpaten führenden Predeal-Paß. 101

Predeal mit Blick auf die Karpaten. Am Predeal-Paß findet Fritsch 3.000 deutsche Soldaten, von denen er einen gros­ sen Teil aus der Einkesselung zu den deutschen Linien zurück führte.

Bei SS-Obergruppenführer und Ge­ neral der Waffen Artur Phleps mel­ det sich Walter Girg nach seinem Unternehmen „Landfried“ zurück. Hier Phleps mit einer STEN-Maschinenpistole. Kurz darauf gerät Phleps am 21. September 1944 bei Arad in russische Hände und wird erschossen.

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DER EINSATZ VON GIRGS OST- UND WESTTRUPP In allen schillernden und dramatischen Facetten hat Girg seinen Einsatz im Unternehmen „Landfried“ beschrieben. Doch wie ist es seinen beiden anderen Kommandotrupps ergangen, dem Osttrupp und dem Westtrupp? Zu Einsatzbeginn am 31. August 1944 verabschieden sich die Männer dieser beiden Gruppen von Girg singend mit dem Lied: „Wohlauf Kameraden auf’s Pferd, auf’s Pferd, in das Feld, in die Freiheit gezogen; im Felde, da ist der Mann noch was wert, da wird das Herz noch gewogen; da tritt kein anderer für ihn ein, auf sich selber steht er da ganz allein. Aus der Welt die Freiheit verschwunden ist, man sieht nur noch Herren und Knechte; die Falschheit herrscht und die Hinterlist bei dem feigen Menschengeschlechte. Der dem Tod ins Angesicht schauen kann, der Soldat allein ist der freie Mann. Des Lebens Ängste, er wirft sie weg, hat nicht mehr zu fürchten, zu sorgen, er reitet dem Schicksal entgegen keck, triffFs heut nicht, trifft es doch morgen. Und trifft es morgen, so laßt uns heut‘ noch schlürfen die Neige der köstlichen Zeit! ...“ 13

DER W ESTTRUPP Girg hat zum Führer des Westtrupps Oberscharführer Albert Hahn, „ein Mann, kühn und uner­ schrocken“, bestimmt. 14 Sein Westtrupp besteht aus 29 Mann, Sieben sind Sonderausgebildete aus Friedenthal, die anderen sind Volksdeutsche aus Rumänien, die Girg in Wien aussuchte. Der aus Danzig stammende Sturmmann Heinz Daumeter gehört schon in Friedenthal zu Girgs Kompanie. Nach seiner Erinnerung fliegt die Gruppe von Wien nach Szegedin in Südungarn, nahe der rumänischen Grenze. Am nächsten Tag erreichen sie Neumarkt, wo sie auf dem Flug­ platz übernachten. Dort kleiden sich die Männer mit ungarischen Uniformen ein. 15 In einer Grenzstation erhalten sie von den ungarischen Grenzsoldaten die letzte warme Verpfle­ gung und übernachten dort. Ein Volksdeutscher vergißt seine MPi. zu sichern und es passiert: Ein Schuß löst sich und durchschlägt seinen Kopf. Ein böses Omen? Am anderen Morgen ist es soweit. Die Männer tarnen sich, indem sie Zivilkleidung anlegen. Um als Zivilisten in Rumänien nicht aufzufallen, wird kein Funkgerät mitgenommen. Jeder Mann ist mit einer zerlegten englischen STEN-MPi. ausgerüstet, in ihren Rucksäcken verstauen sie dazu 300 Schuß Munition. Einige Männer tragen Pistolen mit Schalldämpfern verborgen an sich. Ein ungarischer Grenzposten bringt die Gruppe über die nahe Grenze nach Rumänien. Oberscharführer Albert Hahns Westtrupp hat den Auftrag, aufzuklären und am Roten-TurmPaß Sprengungen durchzuführen. Auch eine Munitionsfabrik soll sich dort befinden. 16 Die

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Männer marschieren geschlossen zusammen, sie teilen sich nicht in kleinere Einzelgruppen auf. Auch sie marschieren bei der Hitze unter großen Strapazen. Da sie Verpflegung für drei Tage bei sich tragen, können sie sich tagsüber nur von Weintrauben und Mais ernähren. Auf ihrem Weg beobachten sie sorgfältig die Dörfer, in denen noch Volksdeutsche leben. Vorsichtig gehen zwei bis drei Mann in die Orte und fragen nach Verpflegung. Unbeobachtet im Schutz der Nacht wagen sich die Mädchen und Frauen heraus und bringen ihren Landsleuten Essen und Trinken. Die Volksdeutsche Bevölkerung erweist sich als äußerst hilfsbereit. Mehrmals stößt die Gruppe mit dem Feind zusammen und erleidet Verluste.17 Ihr Einsatz gestaltet sich sehr schwer, weil sie zwischen zwei russischen Kolonnen südlich Karlsburg und Klausenburg eine Zeitlang eingekeilt in Deckung liegt. Jedoch sind die gewonnenen Aufklärungsergebnisse von großer Bedeutung.18 Nach Heinz Daumeters Erinnerung kommen fünf Mann zurück, darunter der Führer Albert Hahn, Unterscharführer Heinz Striejewski, Schütze Walter Schräder, Unter­ scharführer Toni Breuer sowie er selbst. Oberscharführer Albert Hahn soll im Februar 1945 nach dem Durchbruch von drei Sowjetpanzern im Oder-Brückenkopf Schwedt gefallen sein. 19

DER O STTRUPP Der Osttrupp stand unter Befehl des Truppführers Unterscharführer Christof Fritsch, an seiner Seite steht Unterscharführer Fritz Winkelhake. Beide sind für Girg „prächtige Kerle mit viel Kampferfahrung“. 20 Fritsch trägt das EK 2 und die Nahkampfspange in Bronze. Über Kron­ stadt erreicht der Osttrupp den etwa 70 Kilometer südlich davon in den Karpaten gelegenen Predeal-Paß. Walter Girg schreibt in einem Gefechtsbericht über Fritsch: „Durch Erkundungen im Raum des Predeal-Passes war es Fritsch gelungen, auf das Heerlager des Generals Brandt von 3.000 Mann zu stoßen. Das Lager war in Auflösung begriffen. Er faßte den Entschluß, einen großen Teil der Männer aus der Einkesselung auf deutsche Linien herauszuführen.21Fritsch gelang es in Zusammenar­ beit mit Uscha. Winkelhake, 500 Mann, Angehörige der 5. Flak-Division, Sturmgeschützabtei­ lung und Panzerzugbesatzung zu befreien. Im Raum von Doberlau wurde die Bereitstellung zu einem Angriff russischer Verbände aufgeklärt. Durch Eilmärsche wurde die Grenze erreicht. Nach sofortiger Meldung beim Polizei-Regiment Weiß über die Angriffs- und Einkesselungsab­ sichten der Russen, hat Fritsch die Meldung persönlich zum LXXII. Armeekorps überbracht.22 Durch die Abgabe der Meldung wurde durch Gegenmaßnahmen der Führung des LXXII. Ar­ meekorps die Einkesselung durch Bolschewisten entzogen.“ 23 Entlang des über 1.000 Meter hoch gelegenen Predeal-Passes sprengt Fritschs Osttrupp fünf Brücken. Überraschend stoßen sie in den Bergen auf die von General Brandt geführte Kampf­ gruppe der 5. Flak-Division. Sie schützte mit ihren Flak-Regimentern zuvor den Luftraum über dem wichtigen Erdölgebiet Ploesti. Nach dreitägiger Verteidigung des Waldlagers bei Ploesti, wo die Rumänen einen mit wehrlosen verwundeten deutschen Soldaten belegten Lazarettzug in die Luft sprengten, verließ die 5. Flak-Division am 30. August 1944 Ploesti und setzte sich in die Karpaten a b .24 Zuletzt wurde sie am 31. August 1944 durch Luftaufklärung gesehen. Als Nachfolger des in Gefangenschaft geratenen Generalmajors Julius Kuderna übernahm am 1. September 1944 Generalmajor Arthur Brandt die Führung, der zuvor Bevollmächtigter Offizier beim deutschen Kommandanten im rumänischen Ölgebiet Ploesti war. In den Bergen ergibt er sich am 4. September 1944; gegen den Willen der ihm anvertrauten Soldaten. 25 Fritschs Männer können von den 3.000 Flak-Soldaten noch 500 Mann retten, daneben Männer einer Sturmgeschützabteilung sowie die Besatzung des Panzerzuges 71 über die rumänische Grenze auf ungarischen Boden bringen.26Walter Girg hebt in einem Gefechtsbericht hervor, daß Un­ terscharführer Christof Fritsch „ ... durch seine persönliche Haltung, durch seine besonderen

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Die beiden Unterscharführer Fritz Winkelhake und Christof Fritsch werden von Girg unmittelbar nach Rückkehr vom Unternehmen „Landfried“ zum Deutschen Kreuz in Gold vorgeschlagen. Hier das Original von Girgs Einsatzberich­ ten. Unter Girgs Unterschrift ist die Befürwortung der Anträge durch SS-Obergruppenführer Phleps zu erkennen.

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Leistungen im Gefecht und auf Märschen den Männern ein Vorbild sondergleichen war. ... Seine taktischen Entschlüsse, die er erst am Einsatzort fassen konnte, machten es ihm möglich, die Aufträge ganz und gewissenhaft auszuführen. Er hatte bei weitem mehr als ihm aufgetragen worden ist, an Erkennungs- und Aufklärungsergebnissen eingebracht und Sprengungen durch­ geführt. Durch seine besondere Haltung als Einzelkämpfer gab er den Männern die nötige Ruhe und das Vertrauen als Führer.“ 27 Der Osttrupp unterbricht außerdem die nach Kronstadt führende Wasserleitung.28Als Fritschs bester Mann in den Bergen erweist sich Unterscharführer Fritz Winkelhake. Er ist bereits mit dem EK 1 und der Silbernen Nahkampfspange ausgezeichnet und Girg schlägt ihn nun zur Ver­ leihung des Deutschen Kreuzes in Gold vor: „Er hatte erneut durch hervorragendes Draufgän­ gertum und durch taktisch richtige Entschlüsse bei der Führung eines Teiltrupps ... in Zusam­ menarbeit mit seinem Truppführer Fritsch hervorragende Leistungen vollbracht. Durch seine ständige Aufmunterung bei tagelangen Märschen und sein ruhiges Verhalten bei Gefechts-Be­ rührungen ist ihm ein Großteil des Gelingens des Unternehmens anzuerkennen.“ 29 Am 9. September 1944 kehren die Männer des Osttrupps wieder zurück. Girg ist durch den Schuß durch den Fuß und die Kopfverletzung verwundet und dazu völlig entkräftet und am Ende seiner körperlichen und seelischen Verfassung. Am Tag seiner Rückkehr, dem 11. September 1944, formuliert er dennoch die Vorschläge zur Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an seine beiden Unterscharführer Christof Fritsch und Fritz Winkelhake von der Ostgruppe. (Dokumente auf den Seiten 110 und 111.) Walter Girg selbst ist an diesem Tag durch Obergruppenführer Phleps mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet worden. Nach zwei Tagen im Lazarett kommt es am 13. September 1944 zum emotionsgeladenen Wiedersehen mit Fähnrich Moris. Tief bewegt fallen sich die beiden Männer in die Arme. Während des Einsatzes in Siebenbürgen hat Walter Girg planmäßig einige seiner Männer zu­ rück gelassen. Sie tragen Zivil, leben fortan in den Orten und bleiben von der Roten Armee unentdeckt. Sie halten mit den widerstandswilligen Volksdeutschen Verbindung und helfen, wo es nötig ist. Am 30. März 1945 treffen sie auf einen Funktrupp, der aus einem Unterführer und acht Männer besteht, die wenige Tage zuvor am Fallschirm über Rumänien abgesprungen w aren.30 Zu dieser Zeit sprangen zahlreiche Soldaten des Jagdeinsatzes Rumänien vom SS-Jagdverband „Südost“ über dem Land ab. Selbst der Volksgruppenführer Andreas Schmidt sprang ab, starb jedoch in sowjetischer Haft. Die führenden Köpfe der Deutschen Volksgruppe in Rumänien waren im Jagdeinsatz Rumänien vertreten. Neben Schmidt befand sich der Propagandaleiter der Volksgruppe SS-Untersturmführer Hans Kastenhuber, der Chef der Einsatzstaffel und stellver­ tretende Volksgruppenführer SS-Hauptsturmführer Erich Müller dort, sowie Richard Langer, Amtsleiter des Arbeitsdienstes der Deutschen Volksgruppe und ab Herbst 1943 Soldat bei der Waffen-SS und Landesjugendführer Willi Depner, der ab 1942 in der Leibstandarte diente.1 1) Walter Girg, persönlicher Einsatzbericht über sein „Geheime Reichssache“-Untemehmen „Landfried“ in Rumä­ nien, o.D., etwa 1985. Original an den Verfasser. Interessanterweise liegt ein ähnlicher Bericht aus seiner Feder vor, den er in amerikanischer Gefangenschaft am 15.9.1945 verfaßte. Ein dritter wurde nach seinen Angaben am 22.1.1946 in Gefangenschaft verfaßt. Der Vergleich dieser drei Berichte ergibt, daß sie trotz jahrzehntelanger Diffe­ renz weitestgehend inhaltsgleich sind. Einige wenige Details aus Girgs Bericht vom 15. September 1945 sind hier als wertvolle Zusatzinformationen in Klammem eingefügt. Weitere Quellen im Detail: Von Girg selbst verfaßter Bericht über das Unternehmen „Landfried“ im OSS-Verhörprotokoll (US-Geheimdienst) Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Übersetzung durch den Verfasser. Dieses Verhör wurde von der CIA noch bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. Girgs weiterer Bericht in: OSS, Detailliertes Verhörprotokoll Walter Girg, US Militärischer Nachrichtendienst in Österreich, APO 777, 22.1.1946, ebenfalls ein erst 2006 von der CIC von hoher Geheimhaltung entsperrtes Dokument. Alle hier erwähnten OSS-, CIC-Dokumente durch Westmoreland Research. Der von Girg erwähnte Hauptsturmführer Heinz Hoyer wird von ihm im Original als Hauptmann Heuger bezeichnet. Er war ein in

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den Jagdverbänden sehr bekannter Offizier. Der auf Lebong-Sölit (Sumatra) geborene Hoyer kämpfte u.a. in Nordaf­ rika und war Lehrer an der Kriegsschule Wiener Neustadt. Am 10. Mai 1944 wurde Hoyer als SS-Hauptsturmführer in die Waffen-SS übernommen und von Skorzeny in Friedenthal mit der Aufstellung der aus niederländischen und flämi­ schen Freiwilligen bestehenden 3. Kompanie des SS-Jägerbataillons 502 beauftragt. Da Hoyer perfekt Niederländisch spricht, ist er diesen Freiwilligen ein besonders geeigneter Führer. Bei dem von Girg erwähnten Ic muß es sich um Obersturmführer Dr. Heinz-Joachim Graf handeln. Mit Fuchstal meint Girg die Tarnbezeichnung für Friedenthal. 2) Auf der Konferenz von Casablanca ( 14. bis 26.1.1943) verkündeten die alliierten Kriegsgegner Deutschlands, USA und Großbritannien unter Roosevelt und Churchill, als ihr Hauptkriegsziel die bedingungslose Kapitulation Deutsch­ lands, Italiens und Japans. A uf der alliierten Konferenz in Teheran bekräftigten sie, den Krieg gegen Deutschland bis zur bedingungslosen Kapitulation fortzusetzen. Damit nahmen sie jedem Angebot von Waffenstillstand oder Teilka­ pitulation jede Chance und trieben die deutsche Führung angesichts dieser Aussichtslosigkeit in den Kampf bis zur letzten Entscheidung. 3) W. A. Mazulenko: Die Zerschlagung der Heeresgruppe Südukraine. 4) Generaloberst Hans Frießner: Verratene Schlachten. 5) Die mit deutschen Panzern ausgerüstete 1. rumänische Panzer-Division unter Ritterkreuzträger Brigadegeneral Radu Korne griff während des sowjetischen Großangriffs südlich des Flusses Bahlui die Sowjets an, setzte sich danach jedoch nach Süden ab und geriet mit Teilen in sowjetische Gefangenschaft. Eine Kampfgruppe setzte un­ ter Oberstleutnant Gh. Matei den Kampf im Rahmen der Roten Armee gegen die Deutsche Wehrmacht fort. Über 130.000 Rumänen gingen in Moldau in sowjetische Gefangenschaft, wovon 75.000 starben. Marschall und König Michael gehört zur Sigmaringer Linie der Hohenzollem. Für seinen Frontwechsel gab ihm Stalin den sowjetischen Siegesorden, aber 1947 warfen ihn die Kommunisten aus dem Land. Fortan lebte er als Geflügelzüchter und Börsen­ makler in der Schweiz, bis er nach Sturz des Kommunismus nach Rumänien zurückkehrte. Im Alter von 90 Jahren nannte er sich 2011 in „Michael von Rumänien“ um und legte den Titel von Hohenzollem-Sigmaringen ab. „Wir, Mihai I. ... geben bekannt: Art. 1: Den Bruch aller historischen und dynastischen Beziehungen mit dem Fürstenhaus der Hohenzollem“. (10.5.2011) Wie umstritten die Rolle Michaels bis heute ist, beweist die Aussage von Rumäniens Staatspräsident Traian Basescu, der den König öffentlich im Juli 2011 als „Verräter“ und „Russenknecht“ bezeichnete. Der von Michael verhaftete rumänische Staatsführer Marschall Ion Antonescu wurde 1946 erschossen. Bis heute wird er von vielen Rumänien anerkannt und 1999 in einer offiziellen Feierstunde des rumänischen Parlaments geehrt. 6) Hans Kissel: Die Katastrophe in Rumänien. 7) Walter Girg, Schreiben vom 1.2.1990. 8) Walter Girg, Schreiben vom 1.2.1990. 9) 1945 schrieb Girg, er habe die Siebenbürger über die SS-Frontleitstelle Wien rekrutiert. 10) Girg spricht 1945 von sechs, bzw. sieben Flugzeugen. Debrezin ist eine ostungarische Stadt, etwa 40 km von der Grenze Rumäniens entfernt. Am 15.9.1945 gab Girg an, daß einige seiner Männer zur Tarnung Uniformen trugen, die denen alliierter Fallschirmjäger glich, sein Trupp jedoch nicht. Er teilte seinen Trupp Mitte in drei Gruppen, schrieb Girg am 15.9.1945. 11) Walter Girg, persönlicher Einsatzbericht über sein „Geheime Reichssache“-Untemehmen „Landfried“ in Rumä­ nien, o.D., etwa 1985. Alle in Girgs detailliertem Einsatzbericht erwähnte Namen sind hinsichtlich ihrer Schreibweise mit z.T. großem Aufwand geprüft und da korrigiert worden, wo es erforderlich war. Alle von ihm genannten Ortschaf­ ten in Rumänien bzw. Siebenbürgen wurden anhand von Kartenmaterial und Auskünften des Bundeskulturreferenten des Verbandes der Siebenbürger Sachsen überprüft. Wenn im Text von Neumarkt die Rede ist, so handelt es sich dabei um Neumarkt am Mieresch, 28 km Luftlinie südwestlich von Sächsisch-Regen. Girg verwechselte in seinem Nachkriegsbericht Neumarkt mit Neuburg an der Bega (Uiwar bzw. Ujvär), was im Banat, unweit Temeschburg liegt. Anhand seines 29 km langen Fluchtweges ist klar, daß es sich eindeutig um Neumarkt am Mieresch (Marosvâsârhely, rumänisch Târgu-Mureç) und nicht um Neuburg, wie Girg irrtümlicherweise schreibt, handelt. Von Schäßburg (Sighisoara) über 300 Kilometer nach Neuburg ins Banat zu fliehen, das in Rumänien lag, das gerade die Seiten wechselte, hätte Girg nicht geschafft. Er floh über die nahe Grenze ins ungarische Neumarkt am Mieresch. Für die Bestätigung sei dem Bundeskulturreferenten des Verbandes der Siebenbürger Sachsen herzlich gedankt. Beim Errei­ chen der deutschen HKL trifft Girg auf „zwei Feldwebel einer deutschen Polizei-Division“. Diese gehörten nicht zur SS-Polizei-Division, sondern zum Polizei-Schützen-Regiment 38. Daher wurde Girgs Formulierung Polizei-Division in Polizei-Regiment korrigiert. Girgs Begleiter in seinem Trupp, Unterscharführer Hans Tommke, wird in seinem Be­ richt Domke genannt. Tommke wird am 10.9.1944 erschossen. René Lambert wird in Girgs Bericht Lampert genannt; der Flame wurde ebenfalls am 10.9.1944 erschossen. Den zweiten Flamen hat Girg als Van de Löch in Erinnerung, er heißt allerdings Emil Van Raemdonk und wurde am 10.9.1944 erschossen. 12) Tagebuch SS-Obergruppenführer und General der Waffen Artur Phleps, Eintrag am 11.9.1944, durch Rolf Reiser, 13.12.1996. Der Ort Balavasar ist Bladenmarkt (rum. Bâlâuçeri) 13) Text von Friedrich Schiller, 1797, „Wallensteins Lager“, Melodie Christian Zahn. 14) Walter Girg, persönlicher Einsatzbericht über sein „Geheime Reichssache“-Untemehmen „Landfried“ in Rumä­ nien, o.D., etwa 1985. 110

15) Heinz Daumeter, persönliche Aussagen 11.9.2008, 25.4.2013. 16) Heinz Daumeter, persönliche Aussage 25.4.2013. 17) Heinz Daumeter, persönliche Aussage 25.4.2013. 18) Walter Girg 1944 und 15.9.1945. 19) Heinz Daumeter, persönliche Aussage 11.9.2008. 20) Wie 14. 21) Gefechtsbericht Walter Girg im Vorschlag zur Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Unterscharführer Christof Fritsch, 11.9.1944. KTB Abwicklungsstab zu Rumänien T78 R139. Schreibweise lautet in den Originaldo­ kumenten Brand. Es handelt sich um Generalmajor (Luftwaffe) Arthur Brandt. Brandt wurde am 2. Dezember 1887 in Stolberg bei Aachen geboren. Er war 1944 deutscher General für das wichtige rumänische Ölgebiet Ploesti. Mit der dort zum Luftschutz eingesetzten 5. Flak-Division hatte Brandt nichts zu tun. Als Generalmajor Julius Kuderna nach der Verteidigung und dem Ausbruch aus Ploesti am 31.8.1944 bei Slany, 30 km nördlich Ploesti, leicht verwundet in Gefangenschaft geriet, mußte Brandt die 5. Flak-Division am 1. September 1944 übernehmen. In den Bergen der Karpaten übergab er gegen den Willen der Männer die 1.500 Fahrzeuge den Rumänen und ergab sich am 4. September 1944 einem rumänischen Luftwaffen-Feldwebel. (F. Hanack) 2.000 Soldaten fielen so in Gefangenschaft. (Oberge­ freiter Williger, 3./Heeres-Flak-Art.Abt. 289 (bo.), Erfahrungsbericht vom 26.9.1944). Viele der Flaksoldaten wollten diesen Weg in die rumänische bzw. sowjetische Gefangenschaft nicht gehen und setzten ihren Marsch auf eigene Verantwortung fort. Entschlossene Offiziere ergriffen die Führung, darunter Männer wie Major Walther Neuer, der 2.000 Soldaten aus der Falle herausführte und auf ungarischen Boden rettete. Für diese Leistung wurde dem Panzeroffizier am 5. November 1944 das Ritterkreuz verliehen. In russischer Gefangen­ schaft wechselte Brandt vollkommen die Fronten und schloß sich dem Bund Deutscher Offiziere an (Anhängsel des sowjetischen „Nationalkomitee Freies Deutschland“). 1948 wurde er in die sowjetisch besetzte Zone entlassen und trat bereits am 25. November 1949 in die Volkspolizei der DDR ein, wo er ihr Chefinspekteur wurde. 1955 gehörte Brandt zu den Generalen der Nationalen Volksarmee, die den aus zehnjähriger Kriegsgefangenschaft entlassenen Generalfeldmarschall Ferdinand Schömer dazu überreden wollen, als Generalinspekteur in die NVA einzutreten. 1958 gehörte Brandt zum Vorstand der Arbeitsgemeinschaft ehemaliger Offiziere, eine von der SED installierte, nach außen als unabhängige Veteranenorganisation getarnte Politorganisation, durch die die DDR-Führung ehemalige Wehrmachtsangehörige unter Kontrolle hielt und zugleich gegen die Bundeswehr propagandistisch agitierte. Brandt starb am 13. April 1967 in Birkenwerder, damals DDR. 22) Das Polizei-Regiment Weiß unter Oberstleutnant der Schutzpolizei Emst Weiß war das nur kurz existierende Polizei-Schützen-Regiment 38, später umgegliedert zum SS-Polizei-Regiment 8 (Orpo, nicht zu verwechseln mit dem SS-Polizei-Panzergrenadier-Regiment 8 der 4. SS-Polizei-Panzergrenadier-Division). Mit Weiß sprach Girg nach sei­ ner Flucht. Polizei-Schützen-Regiment 38: Aufstellung: 24.06.1943. Kommandeur war ab 24.06.1943 Oberstleutnant der Schutzpolizei Emst Weiß. I./38: Major der Schutzpolizei Herbert Braschnewitz, II./38: Major der Schutzpolizei P. Lüer, III./38: Hauptmann der Schutzpolizei Kurt Brändel. Das Polizei-Schützen-Regiment 38 wurde m.W. vom 30.8.1944 aufgelöst, die Reste werden bei der Kampfgmppe Hauptmann der Schutzpolizei Saurenbach im September 1944 genannt. Diese Reste stellen im Oktober 1944 das SS-Polizei-Regiment 8 auf. Quelle: Roland Pfeiffer. Das LXXII. Armeekorps unter General der Infanterie Sigismund von Förster gehörte zur 6. Armee. 23) Walter Girg in seinem Gefechtsbericht zum Vorschlag zur Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Unter­ scharführer Christof Fritsch, 11.9.1944. Dieser holperige Satz besagt, daß durch die Abgabe von Fritschs Meldung sich die Führung des LXXII. Armeekorps der drohenden Einkesselung durch die Sowjets entziehen konnte. 24) Obergefreiter Williger, 3./Heeres-Flak-Art.Abt. 289 (bo.), Erfahrungsbericht 26.9.1944. 25) F. Hanack und wie 24. 26) Wie 23. 27) Ebenda. 28) Von Girg selbst verfaßter Bericht über das Unternehmen „Landfried“ im OSS- Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Dieses Verhör wurde von der CIA noch bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. 29) Walter Girg in seinem Gefechtsbericht zum Vorschlag zur Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Unter­ scharführer Fritz Winkelhake, 11.9.1944. 30) Von Girg selbst verfaßter Bericht über das Unternehmen „Landfried“ im OSS- Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Dieses Verhör wurde von der CIA noch bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. Die in Rumänien zurück gelassenen Männer werden im Oktober 1944 als vermißt gemeldet.

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Nach dem Aufstellungsbefehl für die Jagdverbände vom 16. September 1944 kamen zahlreiche neue Soldaten aus den „Brandenburgern“ und den Streifkorps, so daß Skorzeny seine Kommandoeinheiten erheblich verstärken konnte.

DAS RITTERKREUZ ALS GEHEIME KOMMANDOSACHE Walter Girg ist in das Führerhauptquartier Wolfschanze zur Berichterstattung befohlen worden und trifft am 16. September 1944 in dem großen ostpreußischen Waldgebiet nahe Rastenburg ein. Nach einer Zeit des Wartens meldet er sich bei Hitler. Der zu dieser Zeit für einige Tage im Führerhauptquartier anwesende Otto Skorzeny erinnert sich: „Zutiefst erschrocken blickte ich auf den Obersten Befehlshaber, den ich vom vergangenen Herbst her ganz anders in Erinnerung hatte. Ich sah einen gebeugten Menschen, um Jahre geal­ tert, auch die tiefe Stimme schien müde geworden zu sein. War es eine schleichende Krankheit, die in ihm steckte? Besonders die linke Hand zitterte so stark, daß er sie, wenn er stand, mit der rechten festhalten mußte.“ Nach Girgs Meldung spricht ihm Hitler seinen Dank für den abenteuerlichen Einsatz aus. Er fordert ihn auf, Platz zu nehmen und bittet ihn, ausführlich zu berichten, was er in den Karpa­ ten erlebt hat. Hitler zeigt sich beeindruckt darüber, welche Ideen Girg angesichts der ständig wechselnden Situationen einfielen und wie er den zahlreichen tödlichen Gefahren entrann. Auf­ merksam hört er ihm zu, als er seine dramatische Flucht vor dem Erschießen beschreibt. Gemeinsam mit Skorzeny und Adrian von Foelkersam ist Girg zu Gast beim Reichsführer SS in dessen Feldkommandostelle. Walter Girg berichtet auch ihm über sein Erleben in Rumänien. Himmler befördert Girg zum Obersturmführer der Reserve. Am 16. September 1944 wird der Befehl zur Aufstellung der SS-Jagdverbände unterzeich­ net, wodurch sich Skorzenys personelle Mög­ lichkeiten, um Kommandoeinsätze in größe­ rem Stil durchzuführen, erheblich erweitern. Otto Skorzeny schlägt Girg am 26. September 1944 zur Verleihung des Ritterkreuzes vor, klassifiziert unter Geheimer Kommandosache. Auf den folgenden Seiten ist dieser dadurch absolut geheimgehaltene Ritterkreuzantrag als Faksimile abgedruckt.

Ein gut gelaunter Otto Skorzeny.

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Walter Girg wird für seine Leistungen als Führer des Kommandountemehmens „Landfried“ hinter den sowjetischen Linien in Rumänien am 4. Oktober 1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Das Foto ist am Tage der Aushändigung der höchsten deutschen Auszeichnung durch Otto Skorzeny entstanden. Zuvor ist Girg zum SS-Obersturmfuhrer befördert worden.

Am 4. Oktober 1944 wird Walter Girg mit dem Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Da Skorzenys Antrag auf Verleihung des Ritterkreuzes unter Geheimer Kommandosache läuft, darf die Verleihung vom OKH nicht der Presse bekannt gegeben werden. Daher erfolgen keine Zeitungsmeldungen über die Ritterkreuzverleihung an Girg. Bei den unter größter Geheimhal­ tung stehenden Kommandoeinsätzen ist dem Autor aktuell nur eine Parallele bekannt, bei der die Veröffentlichung untersagt war. Dies war der Kampfschwimmer-Einsatzführer Friedrich Hummel, der als Hauptmann und Kommandeur der Leitstelle für Frontaufklärung II West am 19. Oktober 1944 das Ritterkreuz erhielt.1 Walter Girg bleibt für die Öffentlichkeit in Deutschland das Gleiche, wie für den Gegner: unsichtbar. 120

Skorzeny grüßt seine angetretenen Einheiten, links der kurz zuvor mit dem Ritterkreuz ausgezeichnete Walter Girg.

Aufnahme anläßlich der Ritterkreuzverleihung an Walter Girg durch Skorzeny in Friedenthal, rechts Hauptsturmfiihrer Heinrich Hoyer, der Kommandeur des Jagdverbandes „Nordwest“,

Am 9. Oktober 1944 werden Girgs Unterscharführer Christof Fritsch und Fritz Winkelhake mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet und beide zu Oberscharführern befördert. Ohne jeden Hinweis auf Einheit oder Ort des Einsatzes und ohne namentliche Unterzeichnung, quasi anonym, veröffentlichte die Zeitung „Das Schwarze Korps“ auf Girgs Veranlassung am 14. Dezember 1944 eine Traueranzeige: „Bei einem Sondereinsatz fanden den Heldentod: Unterscharführer Hans Tommke, Rottenfüh­ rer Werner Mayer, Schütze Rene Lambert, Schütze Emil Van Raemdonk, Schütze Werner Endres. Der Kommandeur. “ 2 121

Fernschreiben des Verbindungsoffiziers der Waffen-SS beim Oberkommando des Heeres, Personalamt, P5, Ober­ sturmbannführer Kment, an Skorzenys SS-Jägerbataillon 502, worin er die Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Unterscharführer Christof Fritsch und Fritz Winkelhake meldet.

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Walter Girg muß mehrere Wochen lang im Lazarett von Hohenlychen behandelt werden. In dem ausgedehnten Waldgebiet der früheren Volksheilstätten des Deutschen Roten Kreuzes kann er sich anfangs nur im Rollstuhl bewegen. Eines Tages besuchen ihn dort die Männer von Ober­ scharführer Hahns Westgruppe. Nach der Rückkehr von ihrem Einsatz lagen sie in Wien, wo sie in der Kaserne Schönbrunn versorgt wurden und ausruhten. Die Teilnahme an dem ab 24.

September 1944 vorbereiteten Unternehmen „Panzerfaust“ in Budapest lehnte Oberscharführer Hahn, als Skorzeny in Wien erschien, ab. Daraufhin erhielten die Männer von Skorzeny Urlaub.3 Nach seiner Genesung fährt Girg noch einmal an die SS-Junkerschule in Klagenfurt. Aus dem 15. Kriegs-Junkerlehrgang melden sich die SS-Standartenoberjunker Egon Machetanz und Jochen Wichmann bei ihm und wollen mit zu den Kommandoeinheiten, beide sind bisher aktive Sanitätsoffiziersanwärter.

Der von den „Brandenburgern“ ge­ kommene Adrian Baron von Foelkersam wird Skorzenys Chef des Stabes der Jagdverbände. Nachdem er zahlreiche Tameinsätze in russi­ scher Uniform erfolgreich durchfiihrte, wurde ihm am 14. September 1942 das Ritterkreuz verliehen. Am 20. Januar 1945 gerät SS-Hauptsturmfuhrer von Foelkersam als Kommandeur des SS-Jagdverbandes „Ost“ durch einen Kopfschuß schwer verwundet in Hohensalza in

sowjetische Gefangenschaft. Er ist nicht - wie in der Literatur ge­ sagt - gefallen, sondern wurde von den Sowjets in Moskau gefangen gehalten. Sie zeigten an ihm und seinen Kommandountemehmen gro­ ßes Interesse. 1949 verliert sich sei­ ne Spur in der Sowjetunion. Adrian Baron von Foelkersam, von seinen baltendeutschen Freunden Arik ge­ rufen, wurde als besonders charak­ tervolle Führungspersönlichkeit sehr geschätzt.

Einige der Kommandosoldaten, die mit Girg in Rumänien waren, im Oktober 1944 in Friedenthal. Von links als zweiter Unterscharführer Toni Breuer, Schütze Walter Schräder, der fünfte ist Unterscharführer Heinz Striejewski.

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Walter Girg und Viktor. „Er war Student aus Budapest und beherrschte vier Sprachen, darunter zwei slawische. Wir waren ein Herz und eine Seele.“ 1) Dabei handelt es sich um die Verleihung des Ritterkreuzes an den Kampfschwimmer Friedrich Hummel am 19.10.1944, als Hauptmann d. R. und Kommandeur Leitstelle für Frontaufklärung II West. Hummel unterstand dem Lehr-Regiment „Kurfürst“ im Amt Mil. des RSHA. Die Ritterkreuzverleihung an Dietrich Witzei wurde nur unter seinem Decknamen Kim im Heeresverordnungsblatt veröffentlicht. Witzei wurde am 12.12.1944 als Hauptmann d. R. und Kommandeur des Frontaufklärungskommandos 202 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet; nach seiner Rück­ kehr von der ukrainischen Aufstandsarmee UPA. Der von Skorzeny aufgesetzte Ritterkreuzvorschlag für Girg enthält Punkte, die der Autor trotz intensiver Recherche nicht klären konnte. Das betrifft die Existenz des in dem Antrag erwähnten Oberjunkers. Als Girg seine Gruppe in Wien erweiterte, kam Fähnrich Moris dazu, dessen Familie in Hel­ tau in Rumänien lebte. Daher dürfte er der erwähnte Obeijunker sein. Eine anschließende Übernahme von Moris in die Waffen-SS ist nicht erfolgt, bzw. ein Oberjunker oder Untersturmführer mit Namen Moris ist nicht nachweisbar. Denkbar ist, daß Girg den Namen aus der Erinnerung nicht richtig wiedergab. Nicht alle vier an dem Unternehmen teilnehmenden Unterführer wurden zur Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold eingereicht, sondern nur Winkel­ hake und Fritsch. Ob der Vorschlag zur Nennung im Ehrenblatt des Heeres für Girg und die sechs Gefallenen seines Tmpps tatsächlich gestellt wurde, kann nicht beantwortet werden, da weder Eingang noch Bearbeitung im OKH nachweisbar sind. Das weiter oben stehende Zitat stammt aus „Geheimkommando Skorzeny“, S. 226. 2) „Das Schwarze Korps“, 14.12.1944. Die Schreibweise der beiden Flamen lautet René Lambert bzw. Lampaert und Emil Van Raemdonck. Die Anzeige erlaubte aus Geheimhaltung keinerlei Rückschlüsse auf die Einheit. 3) Heinz Daumeter, persönliche Mitteilung 25.4.2013.

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EXKURS: 23. AUGUST 1944 DER FRONTWECHSEL RUMÄNIENS AUS DER ERINNERUNG EINES SIEBENBÜRGER GYMNASIASTEN Wie die in Rumänien lebenden Deutschen den Seitenwechsel Rumäniens während der Groß­ kämpfe im Osten des Landes am 23. August 1944 erleben, beschreibt Harald Bahmüller:

Harald Bahmüller, links und sein Vetter Helmut Volkmer am 23. August 1944 im Hof des Hontems-Gymnasiums in Kronstadt. Die beiden sechzehn Jahre alten Siebenbür­ ger tragen die Uniform des Deutschen Roten Kreuzes.

„Ich bin Siebenbürger aus Kronstadt - eine Gründung des Deutschen Ritterordens um 1120 - und war an diesem Tag sechzehnein­ halb Jahre alt. Die Nachricht des Frontwech­ sels erreichte mich, es waren noch Ferien, auf dem Leimpesch beim Segelfliegen. Bei meiner sofortigen Rückkehr nach Kron­ stadt erfuhr ich, daß wir uns beim HonterusGymnasium einfinden sollen. Nach und nach trafen Klassenkameraden, Mitschüler, Wehr­ machtsangehörige, Urlauber und Verwandte ein, so daß bald einige hundert Personen an­ wesend waren. Wir haben uns sofort freiwillig gemeldet und hofften bewaffnet zu werden, um unsere Heimatstadt verteidigen zu können. Dieser Wunsch ging leider nicht in Erfüllung, vielmehr wurde Kronstadt aus uns unerfindli­ chen Gründen geräumt. Wir wurden nun, da Zivilisten nicht ausreisen durften - teils in Wehrmachts-, teils in RotKreuz-Uniformen - mit Lastkraftwagen hinter die etwa 20 Kilometer entfernte Grenze nach Ungarn gebracht.“ Wenige Tage darauf wird Harald Bahmüller nach kurzer Ausbildung im SS-FreiwilligenRegiment „Siebenbürgen“ am 10. September 1944 bei Nagykend durch russischen Panzer­ beschuß schwer verwundet und verliert das linke Bein. Über Prag und Brünn erreicht er nach Kriegsende seine Heimat Kronstadt wie­ der und kommt nach Gefangenschaft 1950 nach Deutschland.

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EXKURS: SCHICKSAL DEUTSCHER EINHEITEN IN DEN KARPATEN Der 18-jährige F. Flanack marschiert vom rumänischen Barlad mit der Eisenbahn-Pionierkom­ panie 78 am 19. August 1944 über Tecucci, Fokschan (Focsani), Ramnicul Sarat und Buzau, im­ mer parallel zu den Ausläufern der Karpaten, gen Ploesti. Er berichtet: „Doch gegen Nachmittag des 21. August 1944 wurde jeglicher Verkehr hinter Ploesti von Kettenhunden angehalten und alle Mitfahrer wurden zum Absitzen befohlen, zur besonderen Verwendung, und diese bestand darin, eine neue Hauptkampflinie aufzubauen, im Vorfeld der Karpaten. ... Dann marschierte unsere Gruppe, in der keiner Irgendjemanden kannte und wo Wehrmacht und Luftwaffe (auch Kriegsmarine von der Donauflottille) zusammengewürfelt wurden, in das Vorfeld einer dort etablierten 8,8-Flakbatterie. Unser Befehl lautete, daß jeder von uns sich sein Schützenloch buddeln mußte, allerdings ohne jegliche Schaufeln, Spaten oder ähnliches Grabgerät.“ 1 Am 21. August 1944 wird den Männern bekannt gegeben, daß Rumänien dem Reich den Krieg erklärt habe. „Die nächsten paar Tage verbrachten wir noch damit, irgendwel­ chen Kontakt mit anderen militärischen Einheiten zu bekommen, um uns überhaupt ein Bild zu machen, wo das einzig verbliebene Befehlszentrum für alle im Umkreis der Batte­ rie, sowohl als auch im gesamten Raum Groß-Ploesti lag, mit denen wir eine eventuel­ le Funkverbindung hersteilen könnten. Wir waren also jetzt in einer aussichtslosen Lage, wie fast alle die zu dieser Zeit in Rumänien verbliebenen Reste der deutschen Armee. Und diese plötzliche Realisierung, daß wir nun alleine und auf uns selbst gestellt in die Zukunft stolpern müßten, bedrückte alle von uns schwer. Gegen Abend des 30. August 1944 wurde uns befohlen, uns so still wie möglich zu den Kfz.-Kolonnen zu begeben, die sich im Norden der Stadt am Waldrand gesammelt hatten, frisch aufgetankt, auf denen wir den Rückmarsch über den Predeal-Paß und über Kronstadt (rum. Brasov) nach Ungarn hinein unternehmen sollten. Gegen Mitternacht ging der Konvoi ab, mit dem Nachtziel: Ungarn. ... Und so fuhren wir durch die ganze Nacht, bis wir zur Morgenröte ins Vorfeld von Slanicul ka­ men. Und da erwartete uns die fatale Nachricht, daß der Predeal-Paß seit gestern für jeden Tran­ sit-Verkehr von den Rumänen gesperrt worden sei, und daß wir, die letzten Rückkämpfer von Ploesti, keine voll einsatzfähige Kampfgruppe darstellten, um einen Durchbruch zu erzwingen, da Kronstadt eine Garnisonsstadt war, mit rumänischen Gebirgsjägern, einer Kriegsschule und vollgepackt mit Artillerie, die sich auf die Paßstraße eingeschossen hatte. Und da wir, obwohl zu der Zeit noch zirka 20.000 Mann stark, keine beweglichen Artillerie mehr besaßen, keine Flugdeckung und keine Panzer, und daß daher die einzige Möglichkeit einer Rückkehr zur eige­ nen Truppe durch einen Gewaltmarsch zu Fuß über die Karpaten nach Ungarn hinein, bestand. ... Das ,Rette sich, wer kann’, hatte die übelsten und niedrigsten Instinkte in jedem Einzelnen wachgerufen; und was noch übrig geblieben war, war der Wunsch, doch noch einmal die Heimat wiederzusehen. Und das war das Einzige, das uns Antrieb gab für alles, was da noch kommen sollte. Ich warf noch einmal einen letzten Blick zurück auf den geplünderten Fuhrpark, den wir nun verlassen mußten, und war entsetzt, daß wir das alles aufgeben mußten.... Und dann begann der Rückmarsch: Allen voran der Kommandierende General der Flak, hoch auf seinem Beutepferd, der nun unser oberster Führer wurde. (Später erfuhr ich, daß es Generalmajor Brandt war). ... Und dann kam noch eine Vielzahl von Offizieren, von allen Truppenteilen und Waffengattun-

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gen und die Heerschar der niedrigen Ränge, mit mehr oder weniger Fronterfahrung, die alle nur noch mit trappsten, weil sie noch mal in die Heimat zurück wollten oder sich die Gefangenschaft bei den Russen nicht vorstellen wollten oder konnten. Und das war das Einzige, was uns alle miteinander verband, es war nicht die Disziplin, nicht der Gehorsam, nur der reine Wille, noch­ mal nach Hause zu wollen.“ Drei Tage lang marschieren sie schon.„Was wir während der Nacht allerdings hörten, das war der nicht abreißende Lärm der russischen Lkws. in der Talsohle, der uns anspornte, unseren Durchbruchversuch nicht aufzugeben, sondern alles zu versuchen, um doch noch durchzukom­ men zu den deutschen Linien; jedenfalls noch in den Karpaten oder ihren Ausläufern. Doch die Anforderungen des Zwangsmarsches gingen für viele über ihre Kraftreserven hinaus, denn nun sah man, wie sich hier und dort einzelne von der Gruppe lösten und sich völlig entkräftet hinlegten und so, fatalistisch in ihrer Verzweiflung, sich in ihr unbekanntes Schicksal fügten. Und da man keinen der Entkräfteten kannte, konnte auch keiner ihnen Zuspruch geben und sie ermuntern, doch nicht aufzugeben und trotz allem, weiter zu marschieren. Und so blieben sie liegen, und ihr unumgängliches Schicksal erfüllte sich für sie, was auch immer es war. Und so trotteten wir weiter, bis am fünften Tag ein rumänischer Luftwaffenfeldwebel als Par­ lamentär zu uns stieß und dem General ein Angebot seiner Einheit und mit Genehmigung der Russen zutrug, das darin bestand, daß er uns die Gefangenschaft in rumänische Hände anbot. Er schien den General zu überzeugen, denn der hielt eine Ansprache an die versammelten 20.000 Mann, in dem er uns alle von unserem Eid auf den Führer entband und uns erklärte, daß er sich entschieden hätte, das Kapitulationsangebot anzunehmen. Er forderte alle Anwesenden auf, das Gleiche zu tun, und alle Waffen auf einen Haufen zu werfen. Er erließ allerdings, daß jeder, der weitermachen wolle, es tun könne. Daraufhin sprang ein Major Neubert auf (von einem PanzerRegiment unbekannter Einheit) und erklärte, daß sei Verrat an den noch Überlebenden und er werde alles Menschenmögliche unternehmen, um die Weiterkämpfer zu den eigenen Linien zurückzuführen. (Hierbei handelt es sich um Major Walther Neuer, der Verfasser). Wer ihm folgen wolle, solle nicht seine Waffe wegwerfen; im Gegenteil, wer noch etwas an Kleidung, Munition oder Fressalien brauche, solle sich das von den Kapitulierenden, selbst un­ ter Androhung mit der Waffe, nehmen. Das also war das zweite Mal ein Beweis unserer totalen Verzweiflung, dieses jeder für sich’ und ,rette sich, wer kann!’ Wirklich kein stolzes Epitaph. Und dann marschierte er davon, gefolgt von ca. 2.000 Mann, die nur nach Hause zurück woll­ ten. Wir marschierten den Rest des Tages, ohne Kompaß oder Landkarte gen Norden.“ 2

Major Walther Neuer übernimmt in schwieriger Lage in den Karpaten die Verantwortung und führt 2.000 Soldaten aus der Falle heraus. Für diese Leistung wird dem Panzeroffi­ zier am 5. November 1944 das Rit­ terkreuz verliehen.

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Nach neuntägigem Fußmarsch erreichen die Männer unter Major Neuer Klausenburg (Cluj), wo sie versorgt und erste ärztliche Behandlung erhalten. So endet die Odyssee der 2.000 Mann starken Gruppe Neuer.3Für seine Leistung wird Major Walther Neuer als „Führer einer Kampf­ gruppe aus Alarmeinheiten aller Wehrmachtteile in Ploesti/Rumänien“ am 5. November 1944 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Die 5. Flak-Division und mit ihr u.a. Teile der Waffenschule der 6. Armee, hatten drei Tage lang Ploesti verteidigt, mußten aber dem Druck der Sowjetpanzer weichen. Der überforderte, aber vor allem mutlose Generalmajor Brandt übergab die 1.500 Fahrzeuge beim ersten Ultimatum den Rumänen, um mit seinen Männern zu Fuß durch die Karpaten zu marschieren. Er selbst ritt. (Genauso unentschlossen war der bei Brandt befindliche Generalmajor Georg Teschner, der in Ploesti Kommandeur der Luftschutz-Brigade 1 war). Brandts Kapitulation schockierte zahl­ reiche Soldaten. Der Flak-Wachtmeister Läppchen war Augenzeuge, wie sein Batteriechef aus Empörung über den Verrat an den Männern zur Pistole greift und einen Kommandeur erschießt, nachdem er den Männern die Kapitulation bekannt gegeben hatte.4 Mit dem Frontwechsel der Rumänen begannen für die verbliebenen Deutschen in Rumänien lange Jahre der Repressalien, Diskriminierung und Verfolgung. Es bedeutete Enteignung von Fläusern und Höfen sowie die Deportation der arbeitsfähigen Frauen und Männer zu Zwangs­ arbeit in die Sowjetunion. Der 23. August 1944 stellte die schwerste Zäsur in der 900 Jahre alten Kulturgeschichte der Deutschen in Siebenbürgen und der Deutschen in Rumänien dar. Lediglich aus Nordsiebenbür­ gen, das seit dem Wiener Schiedsspruch zu Ungarn gehörte, konnte im September 1944 fast die gesamte deutsche Bevölkerung evakuiert werden. Was brachte der Frontwechsel Rumänien? Weder Befreiung noch kam das Kriegsende, son­ dern das Land wurde Beute der Sowjets. Die Rote Armee behandelte die Rumänen nicht als Verbündete, sondern nahm bis zum 31. August 1944 mehr als 120.000 Rumänen gefangen. Die Sowjets forderten von Rumänien die Beteiligung am Krieg gegen Deutschland und so kämpften 12 rumänische Divisionen bis Mai 1945 und erlitten dabei Verluste von rund 150.000 M ann.512345

1) Bericht F. Hanack. 2) Ebenda. 3) Ebenda. 4) Läppchen, persönliche Auskunft 1991. 5) Hans Kissel: Die Katastrophe in Rumänien, Michael Kronen Die Hohenzollem als Könige von Rumänien.

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GIRG STELLT DIE T 34-PANZERKOMPANIE DES SS-JAGDVERBANDES „MITTE“ AUF Girgs 1. Kompanie verlegt Anfang September 1944 auf den Truppenübungsplatz Kurmark, wo sie drei Wochen intensiv auf Kommandoeinsätze in allen Facetten hinter den feindlichen Lini­ en vorbereitet wird. Jeder Mann lernt, wie man eine Lokomotive lenkt, verschiedene Motoren bedient und repariert, ein Landungsboot steuert und am Fallschirm abspringt. Am 15. und 16. Oktober 1944 nehmen Teile der 1. Kompanie - ohne Girg - am Unternehmen „Panzerfaust“ in Budapest teil. 1

Im Herbst 1944 wird Walter Girg mit der Aufstellung einer aus sowjetischen T 34 bestehenden Panzerkompanie für den SS-Jagdverband „Mitte“ beauftragt. Der sowjetische Kampfpanzer T 34 war der Standardpanzer der Roten Armee im 2. Weltkrieg. Der T 34 verfügte über die damals neuartige, schräge Bugpanzerung, die sich später auch beim deutschen Panzer V Panther sowie dem Pan­ zer VI Königstiger bewährte. Der T 34 besaß durch seinen 500 PS-Dieselmotor ein hohes Maß an Beweglichkeit und seine 7,62-cm-Kanone verlieh ihm starke Feuerkraft. Nachdem die Tiger I und Panther an der Ostfront erschienen, wurde der T 34 mit einer 8,5-cm-Kampfwagenkanone verstärkt. Walter Girg übernahm T 34/85 des Modells 1944. Diese verfügten über einen wassergekühlten 12-Zylinder-Dieselmotor mit 500 PS bei 1.800 U/min. Der T 34/85 war 8,15 Meter lang, 3 Meter breit und 2,60 Meter hoch und 35,3 Tonnen schwer. Sein Tank faßte 810 Liter. Die Turmpanzerung betrug vom 9 cm, seitlich 7,5 cm, hinten 6 cm, die der Wanne betrug vom 4,7 cm und an den Seiten 6 cm.

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Otto Skorzeny zeichnet Männer der Jagdverbände in Friedenthal aus.

Der Wiener Neustädter SS-Obersturmführer Karl Fucker wird im Oktober 1944 Führer des SS-Jagd­ verbandes „Mitte“. Hier an der Karelienfront bei der Aufklärungsabteilung der SS-Gebirgs-Division „Nord“. Zum Schutz ist sein Mückenschleier erkennbar. Der Ingenieur trug u.a. das Eiser­ ne Kreuz beider Klassen sowie den Blutorden.

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Auch bekannte Sportler wie Karl Hohmann gehören zu den Jagdver­ bänden. Der Stürmer absolviert von 1930 bis 1937 insgesamt 26 Spiele für die deutsche Fußball-National­ mannschaft und schießt dabei 20 Tore. Hohmann stürmt bei der Welt­ meisterschaft 1934 in Italien sowie bei der Olympiade 1936 in Deutsch­ land für die Nationalmannschaft und ist als „Strafraumgespenst“ in ganz Deutschland ein Begriff. 1945 ist Oberscharführer Hohmann an der Kampfschule des SS-Jagdverbandes „Südwest“ in Tiefenthal, von wo zahlreiche französische und spani­ sche Freiwillige zu Kommandoein­ sätze aufbrachen. Nach dem Krieg wurde er Trainer und mit Rot-Weiss Essen 1953 DFB-Pokalsieger.

Ab November 1944 gehören die kampfbewährten Fallschirmjäger des SS-Fallschirmjäger-Bataillons 600 zu den Jagdverbänden. Mit diesem Bataillon bieten sich Skorzeny neue Möglichkeiten, über­ raschende Angriffe aus der Luft im Rücken des Gegners durchzuführen. Eingesetzt wurden die Fallschirm­ jäger in Budapest im Oktober 1944 (Unternehmen „Panzerfaust“), in den Ardennen sowie in den Abwehr­ kämpfen an der Oder 1945 und in Mecklenburg. Hier ein Fallschirmjäger der WaffenSS im Knochensack und mit dem Springerhelm.

Girgs früherer Kompanieführer Hunke wird Ia der SS-Jagdverbände und Obersturmfüh­ rer Heinz Manns übernimmt die Führung der 1. Kompanie des Jagdverbandes „Mitte“. Er ist 1918 in Windhuk im damaligen Deutsch-Südwestafrika zur Welt gekommen, später lebte er in Lüderitzbucht. Nach dem kriegsbedingten Verlust der deutschen Kolonien kommt Manns nach Deutschland und erlernt den Beruf des Maschinen- und Motorenschlossers. Von 1938 bis Frühjahr 1939 genügt er seiner Arbeitsdienstpflicht und gehört vom 1. April 1939 bis 17. April 1940 der 12./Leibstandarte SS Adolf Hitler an, um bereits im April 1940 vor dem West­ feldzug zu „Brandenburg“ versetzt zu werden, wo er an den bekannten Kommandoeinsätzen an niederländischen Brücken teilnimmt. Manns paßt aufgrund seiner Herkunft, der Sprachund Landeskenntnisse perfekt zu „Brandenburg“. Dort dienen 450 Freiwillige aus dem alten Deutsch-Südwest, 200 von ihnen fallen. Manns kämpft in der 2. Kompanie des Lehr-Regiments „Brandenburg“ z.b.V. 800 gemeinsam mit Adrian Baron von Foelkersam und vielen weiteren Baltendeutschen 1941 in Rußland. Im Kaukasus wird Manns 1942 zum Leutnant befördert, er erhält am 1. August 1942 das EK 2, Infanteriesturmabzeichen in Silber und das Verwundeten­ abzeichen in Schwarz. Am 3. Dezember 1943 kommt er nach seiner Freiwilligenmeldung zu den Kommandoeinheiten der Waffen-SS und gehört dem SS-Jägerbataillon 502 an, wo er am 21. Juni 1944 zum SS-Obersturmführer befördert w ird.2 Im Herbst 1944 beginnt die große Erweiterung der Einheiten Skorzenys zu den Jagdverbänden. Rund 5.000 Freiwillige aus der Waffen-SS sowie vom Heer, der Kriegsmarine und Luftwaffe werden nach ihrer Meldung zu den Kommandoeinheiten versetzt, darunter befinden sich 1.200 im Sonderkampf hervorragend ausgebildete und im Einsatz hinter den Fronten vielfach erprobte „Brandenburger“. Wilhelm Walther ist der erste „B randenburger“, dem für sein in Tarnung durchgeführtes Komman­ dounternehmen am 10. Mai 1940 an der Brücke von Gennep in den Nie­ derlanden mit dem Ritter­ kreuz ausgezeichnet wur­ de. Als Oberstleutnant und R egim entskom m andeur wird er im Oktober 1944 verw undet und meldet sich nach seiner Genesung zu den SS-Jagdverbänden. Als Nachfolger von Foel­ kersam wird Walther Chef des Stabes bei Skorzeny und geht 1945 mit ihm in die Berge der Alpenfes­ tung.

Der niederländische SSUntersturmführer Alfred Hakkenberg van Gaasbeek fuhrt mit dem Kommando „Martha” bzw. „Benno” 1945 von Apeldoorn aus Agenten durch die Lini­ en, die in Seeland, Nord­ brabant, Limburg und Gelderland zum Einsatz kommen. Er führte zuvor die 3./SS -Jagdverband „Nordwest“.

Girgs SS-Jägerbataillon 502 wird am 24. November 1944 zum SS-Jagdverband „Mitte“, dane­ ben existieren die Jagdverbände „Nordwest“, „Südwest“, „Südost“ und „Ost“ mit zahlreichen dazugehörigen Jagdeinsätzen, sowie die Sondereinsatzabteilung z.b.V.3 SS-Obersturmführer Karl Fucker wird im Oktober 1944 in Friedenthal Kommandeur des SSJagdverbandes „Mitte“ und zugleich der Sondereinsatzabteilung z.b.V, dem Ersatztruppenteil der SS-Jagdverbände. Er berichtet: „Die bereits bestehenden Jagdverbände, in denen Angehö­ rige der Waffen-SS und des SD für Sonderaufgaben zusammengefaßt waren, führten regionale Bezeichnungen, z.B. Jagdverband ,Ost’, JV ,Süd’, JV ,Nordwesf u.s.w. Mein Jagdverband sollte

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ausschließlich aus Soldaten bestehen. ... Die Gliederung dieses Bataillons, seine KSTN (Kriegsstärkenachweisung) und KAN (Kriegsausrüstungsnachweisung) durfte ich selber entwerfen. Diese Aufgabe überforderte mich zunächst. Meine Wünsche in personeller Hinsicht wurden weitgehend berücksichtigt. ... In Friedenthal herrschte eine herrliche Kameradschaft, aber auch emsiger Betrieb.... So nebenbei erprobten wir schallgedämpfte Pistolen mit einer Lichtstrahlvisiereinrichtung für nächtliche Kommandounternehmungen - unser Hauptsturmführer Bramfeld hatte schließlich bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin das Pistolenschießen gewonnen - Gewehrpatronen mit zwei Geschossen und auch einen Karabiner, mit dem man ,um die Ecke schießen’ konnte.

Den Grundstock meines neu aufzustellenden Jagdverbandes bildete das SS-Jägerbataillon 502, das Sturmbannführer Skorzeny zu Beginn des Jahres 1944 geformt hatte. Es handelte sich also um kampferprobte Männer, die bei Sondereinsätzen auch List und Täuschung anzuwenden wußten.

Jochen Wichmann folgt Girg im Herbst 1944 von der Junkerschule Klagenfurt gemeinsam mit Egon Machtetanz zu den Jagdverbänden, beide sind Sanitätsoffiziersanwärter. An der Oder-Front führt Wichmann die 2. Kompanie im SS-Jagdverband „Mitte“. Das Foto zeigt Wichmann im März 1945 im Oder-Brückenkopf Zehden, dahinter fährt ein in den Ardennen erbeuteter US-Jeep.

Eine Kompanie kam soeben vom Unternehmen ,Panzerfaust’ zurück, vom Handstreich auf dem Burgberg in Budapest, durch den ein Separatfrieden Ungarns unter dem Reichsverweser Admi­ ral von Horthy mit Rußland vereitelt wurde. ... Die Aufstellung meines Bataillons wurde dadurch erschwert, daß immer wieder Tei­ le für Spezialaufgaben herausgezogen wurden. Kommandos in Zugstärke mußten sich von russischen Truppen überrollen lassen oder sie wurden in der Nacht aus Maschinen des Kampfgeschwaders 200 (Oberst Baumbach) hinter der sowjetischen Front abgesetzt. Um diese Zeit wurden mir prächtige junge Führer von der SS-Ärztlichen Akademie Graz zu­ geteilt. Es handelte sich um fronterfahrene Medizinstudenten, die ihr Studium unterbrochen hatten, um als Freiwillige zu den Jagdverbänden zu stoßen. Einer von ihnen, Untersturmführer Jochen Wichmann hatte bei der LAH gedient und übernahm meine 2. Kompanie.“ 4

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Knut Peder Greve Posse (Greve lautet die schwedische Bezeichnung für Graf) entstammt dem schwedischen Uradel. Er wurde 1926 in Stockholm geboren und trat bereits am 20. Oktober 1943 in das schwedische Heer ein, um im Abwehrkampf der Finnen gegen die Sowjets zu hel­ fen. Er kam am 14. Juni 1944 bei der schwedischen Freiwilligen-Kompanie in Finnland an, die seit 1942 bei Jandeba, Svir, zwischen Ladega und Onega und zuletzt bei Tali, nördlich von Viborg, kämpfte. Als Posse an der Front eintraf, geriet die schwedische Kompanie gerade in einen russischen Großangriff. Sie erlitt bei Tali im Juni 1944 schwere Verluste. Posse wurde am 5. Juli 1944 mit der Finnischen Freiheitsmedaille 2. und bereits am 13. August 1944 mit der Freiheits­ medaille 1. Klasse ausgezeichnet. Im September 1944 stellte Finnland den Abwehrkampf gegen

die Russen ein. Doch der junge schwedische Graf suchte die weitere Herausforderung in diesem europäischen Kampf. Er wußte, daß schon seine Ahnen unter König Karl XII. gegen Ruß­ land geritten waren und sie in der Schlacht von Narwa besiegt hatten. Bei Narwa kämpften im Sommer 1944 wieder Schweden gegen Russen, nun in der aus europäischen Freiwilligen beste­ henden SS-Panzergrenadier-Division „Nordland“. Knut Graf Posse sah die erneute Bedrohung Europas durch die Sowjetunion und wollte in diesem Kampf nicht im Abseits stehen. So verließ er seine Heimat erneut, ging nach Norwegen und meldete sich 1944 in Oslo als Freiwilliger bei der Waffen-SS. Der Ia-Schreiber von Hauptsturmführer Adrian von Foelkersam erinnert sich an Graf Posse: „An einem frühen Nachmittag eines Dezembertages erhielt ich den Befehl, in der sogenannten Schreibstube auf die Ankunft eines schwedischen Grafen zu warten. Ich durfte die Dienststelle nicht verlassen. In den Abendstunden wurde mir von der Wache die Ankunft dieses Kameraden gemeldet. SS-Hauptsturmführer Hoyer zog sich mit Knut Posse zurück. Kamerad Posse trug Wehrmachtsuniform und ich sollte für eine Neueinkleidung mit der Uni­ form der Waffen-SS Sorge tragen. Von mir wurde die Eintragung in das entsprechende Melde­ buch vorgenommen. Kamerad Posse wurde auf einem Zimmer des Barackenteils untergebracht. Nach einer Ablösung saß ich noch eine lange Zeit mit ihm beisammen. Er war emotional veran­ lagt; da er bei mir Hölderlins ,Hyperion’, Nietzsches ,Zarathustra’, Rilke und Stefan George als Feldpostausgaben sah, verstiegen wir uns ins Plaudern über diese Geistesgrößen. Ich weiß noch, daß ich mehrmals folgendes Gedicht vorlesen mußte: ,Komm in den totgesagten Park und schon: Der Schimmer ferner lächelnder Gestade. Der reinen Wolken unverhofftes Blau Erhellt die Weiher und die bunten Pfade’ U.s.w., u.s.f. Am anderen Tag mußte ich ihm den Marschbefehl zum SS-Jagdverband ,Südwest’ ausstellen. ... Mit ihm verband mich eine zwar kurze, aber sehr innige Freundschaft. Es ist absolut si­ cher, daß er mit einem Sonderauftrag in die sogenannte Alpenfestung kommandiert wurde. Es war ausgerüstet mit verschiedenen Uniformen, Dienstgradabzeichen. Er verfügte über Ausweispapiere als eine Person aus der Schweiz und aus Schweden. Seine Verpflegungsrati­ on bestand aus internationalen, meist schweizer und schwedischen Produkten. Er wurde mit Geldmitteln in schweizer, schwedischer Währung und Dollar-Geldstücken sowie dem kom­ menden Besatzungsgeld der Westalliierten ausgestattet. Seine Heimatanschrift hinterließ er bei meiner Mutter in Leipzig. Diese Unterlagen wurden bei einem Bombenangriff vernichtet. An eine Anschrift in der Schweiz wurde fast maßgeschneiderte Kleidung für Knut Posse durch eine andere Person mit Sonderauftrag ,Geheime Reichssache’ gebracht. Diese Sachen wurden von einem Flugzeug auf dem Heinkelflugplatz bei Oranienburg abgeholt.“ 7Noch heute ist Graf Posse seit April 1945 vermißt. Von Friedenthal aus werden die zahlreichen Flamen und Nie­ derländer nach Neustrelitz an die Kampfschule versetzt. Die für Kommandoeinsätze vorgese­ henen Flamen erhalten eine Sonderausbildung in Sabotage. Raymond Vranckx erinnert sich, daß er Bleistiftzünder als Zeitzünder kennenlernt, deren unterschiedliche Farbe den Zeitpunkt der Zündung bestimmte. Bei Rot erfolgt die Zündung nach kürzester Zeit, in anderen Zeit­ abständen erfolgt sie bei blau, gelb oder grün. Zum Sprengen von Eisenbahnschienen dienen Packungen, die in die Hohlkehle der Schienen gelegt werden. Sie müssen außen und innen angebracht werden, um Bahnschienen nachhaltig zu sprengen. Auch wird er im Umgang mit Plastiksprengstoff, Zündkapseln und sowie an englischen Millsgranaten ausgebildet. Um eine Holzbrücke zu zerstören, lernt er die Handhabung der Brennbüchse, mit der sich ein Brand

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auslösen läßt. Sie sieht wie eine Konservendose mit zwei Schnüren und einer Reibfläche aus. Daneben erfolgt infanteristische Ausbildung an leichten Waffen, dem MG 42 und der Stielhand­ granate. Nach Vranckx’ Erinnerung war unter den Flamen nicht bekannt, wer für den Agen­ teneinsatz und wer für den militärischen Kommandoeinsatz vorbereitet wurde. Auch flämische Frauen und Mädchen erhalten in Neustrelitz ihre Ausbildung.8Die bei Soldaten sehr wichtigen Werte, wie Zusammengehörigkeitsgefühl, Vertrauen und Motivation sind in den Jagdverbänden in außerordentlich hohem Maß vorhanden. Ein junger Kampfschwimmer, der sehr gefährliche Einsätze überlebte, erklärt dazu: „Bei dieser Einsatzgruppe hatte ich etwas erlebt, was ich in meinem späteren Leben nicht mehr erleben durfte. Das Vertrauen, der bedingungslose Ein­ satz für seinen Kameraden. Im Einsatz genügte ein Druck auf den Arm, ein Nicken mit dem Kopf. Der Einsatz war bedingungslos.“ 9Neben vielen Freiwilligen mit besonderen Fähigkeiten kommen zahlreiche Soldaten, die perfekt in Fremdsprachen sind, wie SS-FIauptsturmführer Hans Werner Roepke, jahrelang in den EISA lebender Absolvent des renommierten Middlebury Colleges und zuletzt Kommandeur des Britischen Freikorps, es kommen zahlreiche Franzo­ sen und mit ihnen Bretonen, Korsen, Iren, sowie Spanier, Basken, Schwarzafrikaner, Araber, viele Letten, Esten, Litauer, Russen; u.a. kommt der Hauptmann der saudi-arabischen Armee Kassim Madjid zu den Jagdverbänden. 10 Ende 1944 besteht der SS-Jagdverband „Mitte“ nach Girgs Erinnerung aus 400 Männern. Seit Frühsommer 1944 hat Brigadeführer Walter Schel­ lenberg mit dem Amt Ausland/Abwehr des OKW einen weiteren militärischen Abwehrdienst hinzugewonnen, der als Amt Mil. im Reichssicherheitshauptamt geführt wird. Das Amt Mil. besteht aus den Abteilungen I (Geheimer Meldedienst) und II (Sabotage), dessen Angehörige weiterhin dem Heer angehören. Dazu kommt das Lehr-Regiment „Kurfürst“, das die Etatein­ heit für zahlreiche Agenten bildet. Somit befand sich der nun vereinte deutsche Auslandsnach­ richtendienst auf der Höhe seiner Effektivität. Brigadeführer Walter Schellenberg beschrieb seine Aufgaben als Chef der „Ämter VI und Mil.“ als „Zentralorgan des deutschen, politischen, militärischen, wirtschaftlichen und technischen Geheimdienstes im Ausland. Ihre Aufgabe war es, echtes, geheimes und offizielles Informationsmaterial über das gesamte Ausland zu beschaffen, soweit es politisches Material betrifft, auch auszuwerten, um den jeweils interes­ sierten Reichsressorts, der obersten politischen Führung und den militärischen Führungsstellen ein objektives Bild über die gesamte außenpolitische Lage und die darin wirkenden Kräfte, Schwerpunkte und Persönlichkeiten sowie über operative und taktische Maßnahmen, bzw. Pla­ nungen der Feindseite und ihr wirtschaftliches, technisches und menschliches Kriegspotential laufend rechtzeitig zu vermitteln.“ 11Neben der eifrigen Ausbildung in Friedenthal und an ver­ schiedenen Schulen führen die Einheiten von Skorzenys Jagdverbänden ununterbrochen Fern­ spähunternehmen hinter den feindlichen Linien sowie Sonder- und Sabotageeinsätze durch. In verstärktem Umfang werden Agenten hinter den feindlichen Linien abgesetzt. Skorzeny stehen neben den SS-Jagdverbänden neuerdings das SS-Fallschirmjäger-Bataillon 600, verschiede­ ne Streifkorps der „Brandenburger“, Frontaufklärungstruppen, Teile des Kampfgeschwaders 200 und Meeres- sowie Flußkämpfer der Kampfschwimmer zur Verfügung. Girg erinnert sich, daß bei Fernspähunternehmen sich die Männer auf Dauer von drei bis vier Wochen hinter den gegnerischen Linien aufhalten, wobei sie Zivil oder die Uniform des Gegners tragen und die dortigen Sprachen beherrschen. Aufgrund des internationalen Charakters der Soldaten der Waffen-SS stellt die Mehrsprachigkeit kein Problem dar. Diese Trupps sind selten mehr als 25 Mann stark, wobei immer zwei Deutsche einen europäischen Freiwilligen bei sich haben. Der Trupp wird in vier Gruppen zu je sechs Mann eingeteilt, die völlig selbständig operieren, in Wäldern übernachten und sich danach an vorher festgelegten Treffpunkten wieder zusam­ menfinden. Sie dringen in eine Tiefe von bis zu 200 Kilometern in das gegnerische Hinterland ein. Sollte ein wichtiges Ziel zerstört werden, sammeln sich die Trupps, von denen jeder Trupp

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mit Funk erreichbar war. 12 Im Spätherbst 1944 beginnen in Friedenthal die Vorbereitungen für die geheim gehaltene Ardennenoffensive. SS-Standartenoberjunker Egon Machetanz gehört dazu: „Während meiner Zeit in Friedenthal war ich Zeuge der intensiven Ausbildung der für den Einsatz ,Greif’ vorgesehenen englischsprachigen Kameraden, u.a. ging es um das Erler­ nen amerikanischer Verhaltensweisen und Gewohnheiten bis hin zum Öffnen von Zigaretten­ schachteln u.s.w., Umgang mit amerikanischen Fahrzeugen, Gerät, etc. Diese Ausbildung fand also ganz oder überwiegend in Friedenthal statt. Die Aktivitäten in Grafenwöhr kenne ich nicht. An schallgedämpften Waffen sind wir - jedenfalls die Führer des Jagdverbandes ,Mitte’, soweit ich sie kenne - nicht ausgebildet worden. Gesehen habe ich Pistolen mit Schalldämpfer - in Ge­ brauch waren sie in meinem Umkreis zu meiner Zeit nicht. Neue Soldbücher und Tarnnamen (Decknamen) haben wir nicht erhalten.“ 13

T 34 PANZERKOMPANIE In keiner bisher veröffentlichten Abhandlung der Kriegsgeschichte ist die Panzerkompanie der SS-Jagdverbände erwähnt worden. In den grundlegenden Aufstellungsbefehlen des SS-Führungshauptamtes vom 4. Oktober 1944 und 10. November 1944 für die Neugliederung und Erweiterung der SS-Jagdverbände wird sie ebenfalls nicht erwähnt. Daher kann als sicher gel­ ten, daß Otto Skorzeny erst im Herbst 1944 intern beschließt, eine Panzerkompanie im SSJagdverband „Mitte“ aufzustellen.

Im Herbst 1944 stellt Walter Girg aus sowjetischen Panzern vom Typ T 34 die Panzerkompanie der SS-Jagdverbände für spezielle Kommandoeinsätze hinter den russischen Linien auf.

Um sie für besondere Kommandoeinsätze hinter der Front der Sowjets einzusetzen, soll sie mit sowjetischen Panzern vom Typ T 34 ausgerüstet werden. Zu diesem Zeitpunkt des Krieges waren intakte Panzer und Sturmgeschütze der Russen schwer zu bekommen und ausschließlich für die Frontverbände bestimmt. Grundsätzlich standen Skorzeny laut den Kriegsstärkenach­ weisungen und KAN seiner Jagdverbände keine Panzer zu, so daß er sich selbst um erbeutete

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russische T 34-Panzer selbst bemühen muß. Die Panzerkompanie wird die 3. Kompanie des durch SS-Obersturmführer Fucker neu zu gliedernden SS-Jagdverbandes „Mitte“. Die 1. und 2. Kompanie sind Grenadierkompanien, die 4. ist schwere Kompanie, hinzu kommt die Stabskom­ panie. Als Führer dieser neuen Panzerkompanie bestimmt Skorzeny SS-Obersturmführer Wal­ ter Girg, da er ausgebildeter Panzeroffizier ist und in der Panzeroffiziersausbildung eingesetzt war. Eine Aufgabe, die auf Girg zugeschnitten erscheint und Energie geladen, wie er ist, stürzt er sich geradezu auf diese neue Aufgabe. Vermutlich lehnen einige Offiziere, nachdem Girg sie fragt, ihre Versetzung in dessen Panzer-Kommandokompanie ab. Er schreibt: „Meine Arbeit war immer der Einsatz. Wenn ich in Friedenthal mal für kurz war, habe ich so manchen dieser ,Herren’ für meinen nächsten Einsatz eingeladen - sie hatten aber alle keine Zeit (oder die Hose voll).“ 14 Daraus folgerte Girg, daß sie „...aber zu feige (waren), mal an einem Einsatz mitzuma­ chen. 15Aus dieser sarkastischen Formulierung ist erkennbar, welche persönliche Einschätzung Girg auch 45 Jahre nach Kriegsende noch für einige der von ihm in Friedenthal erlebten Offi­ ziere hatte. Er ist zu dieser Zeit mit der aus Österreich stammenden Elisabeth Schrifl verlobt. 16 Für seine T 34-Kompanie holt sich Girg als Zugführer im Oktober 1944 mit SS-Untersturmführer Heinz Schlegel und SS-Standartenoberjunker Egon Machetanz zwei ganz junge Führer. Der 20-jährige Sachse Heiner Schlegel hat bis Herbst 1943 in einem „Panther“ der 4. Kompanie des SS-Panzer-Regiments 2 „Das Reich“ im Osten gekämpft und wurde zur Führerausbildung kommandiert, wo Girg war sein Ausbilder im 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang war. Auch den aus der Division „Wiking“ stammenden Egon Machetanz hat Girg an der Junkerschule Klagenfurt selbst ausgebildet.

Vor Girg führt bereits Leutnant Eugen Weyde mit sowjetischen Beutepanzem Einsätze in Volltamung im Rücken der Roten Armee durch. Hier ein T 34/85 aus Weydes Unternehmen „Jaguar“. Siehe Buch „Das Sonderuntemehmen JAGUAR“.

Das Vertrauensverhältnis zu diesen beiden Offizieren ist sehr eng. Da sich in Friedenthal und in den SS-Jagdverbänden nicht viele ausgebildete Panzersoldaten befinden, muß sich Obersturm­ führer Walter Girg das Personal für seine Panzerkompanie selbst zusammensuchen. „Ich bin damals bei vielen Panzer-Ersatzeinheiten gewesen und habe darüber vorgetragen. Die meisten Offiziere haben damals schon abgelehnt - der Krieg war ja schon verloren.“ 17

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Walter Girg holt im Herbst 1944 den 20-jährigen SSUntersturmführer Heinrich Schlegel in seine T 34-K.ompanie. Auf dem Foto ist der junge Sachse noch SS-Standartenoberjunker der Panzertruppe.

Ein weiterer Zugführer in Girgs T 34-Panzerkompanie wird SS-Untersturmführer Egon Machetanz. Er über­ nimmt im Februar 1945 elf T 34 in Ostpreußen und ent­ kommt über das Eis des Frischen Haffs dem ostpreussischen Untergang. Professor Dr. Machetanz arbeitete - schon vom Tode gezeichnet - bis zuletzt an diesem Buch mit. Das Bild zeigt ihn als SS-Standartenoberjunker.

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Über den Aufbau, das Personal und die Pan­ zer T 34 berichtet Girgs Zugführer, der da­ malige SS-Standartenoberjunker und spätere Professor Egon Machetanz: „Zum Jagdver­ band ,Mitte’ kam ich nach Abschluß des 15. Kriegs-Junkerlehrganges am 1. Oktober 1944. Girg war, bevor er ein oder zwei Monate vor Lehrgangsschluß nach Friedenthal ging, mein Junkerschaftsführer. Sehr schnell bekam er, von Friedenthal aus­ gehend, seinen ersten Einsatz in Rumä­ nien, der erfolgreich verlief und zur Aus­ zeichnung mit dem Ritterkreuz führte. Girg machte danach einen Besuch in der Junker­ schule Klagenfurt. Er nahm Jochen Wichmann (LAFI, zuletzt SS-Ärztliche Akademie Graz) und mich (,Wiking’, zuletzt SS-Ärzt­ liche Akademie Graz) mit nach Friedenthal. Als ich nach Friedenthal kam, war der Jagd­ verband ,Mitte’ in Aufbau. Die aufzubauende Panzerkompanie sollte nach meiner Erinnerung die 3. Kompanie des Jagd­ verbandes ,Mitte’ werden. Girg - wie Schlegel von der Panzertruppe kommend - Kompanie­ chef, Schlegel und ich als Zugführer. Panzer­ männer und Unterführer mußten erst ange­ worben werden. Der 31-jährige Sachse Dierigen war bisher Kommandant von Panzern der Ausführung II, III, IV und V (Panther), ist mit beiden Ei­ sernen Kreuzen, dem Ärmelband Afrika, Panzerkampfabzeichen in Silber und Verwun­ detenabzeichen ausgezeichnet worden. „SSOberscharführer Dierigen hat sich als Pan­ zerzugführer bereits im Osten und in Afrika hervorragend bewährt.“, skizzierte Walter Girg diesen erfahrenen Panzermann.19 Beide werden als SS-Oberscharführer in die Waffen-SS übernommen, was aber keine Voraussetzung für die Freiwilligen war. Girg schreibt nun bereits Dezember 1944. Die Ar­ dennenoffensive ist ein Aufbäumen gegen das Vordringen der Amerikaner an der West­ front. Für die hundertprozentig auf ihre Ein­ sätze fokussierten Kommandosoldaten konn­ te es keine vorausschauenden Erkenntnisse über den Kriegsausgang geben. Daher erklärt

ein in mehreren Kommandoeinsätzen hinter den gegnerischen Linien kämpfender Soldat: „Wenn ich auch immer von den Jagdverbänden auf der Grundlage meines Wissensstandes berichte, so ist das immer die Endphase des

Krieges. Wir alle waren aber unserem Be­ wußtsein erlegen, unsere Einsätze nicht in der Endphase zu absolvieren. Diese Erkenntnisse sollten wir nicht und nie vergessen.“ 20

DER SS-JAGDVERBAND „M ITTE “ GLIEDERUNG IM DEZEM BER 1944 Kommandeur Adjutant Ordonnanzoffizier z.b.V.

SS-Obersturmführer Karl Fucker SS-Untersturmführer Walter Gramzow SS-Obersturmführer Rudi Teutsch SS-Untersturmführer Konrad Kutschke

Stabskompanie Nachrichtenzug Kradzug

SS-Untersturmführer Hilmar Mußler

Arzt IV b TFK Verwaltungsführer

SS-Obersturmführer Dr. Görner SS-Untersturmführer Müller SS-Obersturmführer Urdanek

1. Kompanie Zugführer

SS-Obersturmführer Heinz Manns + 27.3.1945 I. Zug SS-Oberscharführer Siegfried (Toni) Breuer SS-Oberscharführer Heinz Striejewski Leutnant Krüger

2. Kompanie

SS-Untersturmführer Jochen Wichmann

3. Panzerkompanie Zugführer

SS-Obersturmführer Walter Girg SS-Untersturmführer Egon Machetanz SS-Untersturmführer Heinrich Schlegel + 15.2.1945 SS-Oberscharführer Erich Dierigen

4. (schwere) Kompanie SS-Obersturmführer Helmut Ludwig Zugführer Leutnant Müller + 1945

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Obersturmführer Helmut Ludwig ist Chef der 4. (s.) Kompanie im SSJagdverband „Mitte“. Der Prokurist aus Wuppertal lebte vor dem Krieg in Argentinien und trat 1940 in die „Leibstandarte“ an.

Obersturmführer Karl Fucker führt den SS-Jagdverband „Mitte“ 1945 an der Oder.

1) Skorzeny: Meine Kommandountemehmen. 2) Heinz Manns, Personalakten. 3) SS-Führungshauptamt, Amt II, Org.Abt.Ia/II TgbNr. 3472/44 g.Kdos. vom 4. Oktober 1944, Ziffer 2. Ein weite­ rer Aufstellungsbefehl für die Jagdverbände datiert vom SS-Führungshauptamt vom 10. November 1944. Die Zahl von 5.000 Freiwilligen nennt Walter Girg in seinem selbst verfaßten Bericht im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Dieses Verhörprotokoll wurde von der CIA bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. 4) Karl Fucker: Ein Leben im Spiegel der Jagd, S. 93 - 105. Hstuf. Bramfeld war 1936 nicht Olympiasieger im Pistolen-Schießen. Nach Skorzenys zutreffender Erinnerung war Bramfeld Angehöriger der Deutschen Fünfkampf­ mannschaft bei der Olympiade 1936, siehe Skorzeny: Meine Kommandountemehmen, S. 187. Siehe in diesem Buch Seite 73, Fußnote 9. 5) Rolf Schamp, Schreiben 3.3.1994. Der von Girg im 2. SS-Panzerjunker-Sonderlehrgang ausgebildete frühere LAH-Tigersoldat besuchte Girg u.a. im Frühjahr 1994 und führte tagelang Gespräche mit ihm. Dabei erzählte Girg ihm sein Interesse an der V 1. 6) Käre Bekkevold, persönliche Aussage am 28.8.2009, übermittelt von Geir Brenden. Unveröffentlichtes Manu­ skript: Norweger in den SS-Jagdverbänden und der Jagdeinsatz „Norwegen“. 7) Wolfgang Herfürth, Schreiben vom 22.1.1991. 8) Raymond Vranckx, persönliche Aussage 15.10.2009. 9) Walter Lewandowski, Schreiben vom 15.2.2011. 10) Versetzungsbefehl Kassim Madjid, alias Karl Magdenau, SS-Personalhauptamt. 11) Von Girg selbst verfaßter Bericht im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Dieses Verhör wurde von der CIA bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. Walter Schellenberg, Affidavit Juli 1946, S. 33. 12) OSS, detailliertes Verhörprotokoll Walter Girg, US Militärischer Nachrichtendienst in Österreich, APO 777, 22.1.1946. Von der CIC erst im Jahr 2006 von der Geheimhaltung entsperrtes Dokument. 13) Professor Dr. Egon Machetanz, Schreiben 3.10.2008. 14) Walter Girg, Schreiben 1.2.1990. 15) Walter Girg, Schreiben 22.2.1990. 16) Geheimer Arbeitsbericht des US-Geheimdienstes 26.2.1954, Geheim bis 2006. 17) Walter Girg, Schreiben 22.2.1990. 18) Professor Dr. Egon Machetanz, Schreiben 3.10.2008. 19) Walter Girg, Gefechtsbericht im Antrag auf Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Erich Dierigen, 23.3.1945. 20) Wolfgang Herfurth, Schreiben 29.10.1990.

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Das Schicksal liegt nicht in der Hand des Zufalls, es liegt in deiner Hand, du sollst nicht darauf warten, du sollst es bezwingen.

William Shakespeare

IN VOLLTARNUNG HINTER DIE RUSSISCHEN LINIEN Im Dezember 1944 erhält Obersturmführer Walter Girg einen neuen Auftrag. Dieser stellt eine besondere Herausforderung dar, was die Dimension eines Kommandoeinsatzes bedeutet. Girg soll in russischen Panzern und in russischen Uniformen - in Volltarnung - in Ungarn hinter der sowjetischen Front operieren. Seine Aufgabe wird in Erkundungsaufträgen mit laufenden Funkmeldungen sowie Sabotage bestehen. Walter Girg erinnert sich: „Mein Unternehmen sollte den Namen ,Plattensee’ tragen - war auch für den Einsatz in Ungarn vorgesehen - daher hatten wir in Mödling bei Wien schon die Ausbil­ dung. Nur Männer aus dem Heer - Panzerleute.“ 1 Völlig unbekannt ist in der Militärgeschichtsschreibung bis heute die Tatsache, daß um diese Zeit bereits Kommandoeinsätze mit T 34 und deutschen Soldaten in sowjetischen Uniformen in Ungarn stattfanden. Gegen den sowjetischen Angriff im südlichen Transdanubien und bei Hatvan setzt das OKH die 3., 6. und 8. Panzer-Division, die 3. und 4. Kavallerie-Brigade und drei voll aufgefüllte Panzerabteilungen, insgesamt etwa 400 Panzer und 40.000 Soldaten, zu einem Gegenangriff an. Die Operation „Spätlese“ zwischen dem Plattensee und Velence-See beginnt wegen des sehr schlechten Wetters erst am 22. Dezember 1944. Südlich der Donau setzte am 20. Dezember 1944 die sowjetische Offensive gegen die deutsche „Margareten-Stellung“ ein. Die russische Infanterie erreicht am ersten Tag - entgegen ihrer Pläne - nur einen fünf bis sechs Kilometer weiten Einbruch, da die Gegenstöße der deutschen Panzerkräfte den sowjetischen Vormarsch auffangen konnten. Der Ansturm der sowjetischen Schützenkorps drückt jedoch die Verteidigung der über keine Infanterie verfügenden deutschen Panzer hinweg, da diese nicht imstande sind, die eroberten Geländeabschnitte zu behaupten. Am 24. Dezember 1944 durchstoßen 310 Panzer des II. russischen Garde-mech. Korps und des XVIII. Panzerkorps zwischen Erd und dem Velence-See die deutsche Front auf einer Breite von 60 und in einer Tiefe von 30 Kilometern. Stuhlweißenburg wird von drei Korps angegriffen. Auf deutscher Seite werden verschiedene, ursprünglich für die eigene Offensive vorgesehene Kommandoeinheiten eingesetzt.2 Einen dieser Kommandoeinsätze führt der perfekt russisch sprechende Leutnant Eugen Weyde durch: Das Sonderunternehmen „Jaguar“. Mit sowjetischen Beutepanzern fährt er in - bis zum Soldbuch gehender - Volltarnung Einsätze im Rücken der Sowjetarmee. Sein T 34-Verband gliederte sich in den Stab mit den Versorgungssteilen, eine Panzerkompanie, eine Schützen­ kompanie und einen Deckungszug. Während in die Masse der T 34 deutsche Bordfunkgeräte für die Verbindung untereinander eingebaut wurden, erhielten einige T 34 deutsche 100-WattFunkgeräte für die Verbindung zum Deckungszug, zur Stellungsdivision, zu Korps, Armee, Heeresgruppe und zur Luftwaffe. Ein mitgeführtes Agentenfunkgerät erlaubt sogar während

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des Einsatzes direkten Funkverkehr mit Berlin. Der im Befehlspanzer mitfahrende Fliegerver­ bindungsoffizier kann mit Hilfe eines Fliegerfunkgerätes eigene Flugzeuge auf erkannte Ziele im Rücken der Sowjetarmee ansetzen. Der erste Einsatz erfolgt am 22. Dezember 1944 westlich Stuhlweißenburg. Eingesetzt wer­ den drei T 34 und 37 Mann, davon 12 Deutsche, 18 Russen und 7 Ungarn. Sie operieren sechs Stunden lang unerkannt hinter den sowjetischen Linien und erreichen ohne eigene personelle Verluste wieder die deutschen Linien, müssen allerdings einen Panzer wegen Kettenbruchs zu­ rücklassen. Ihre Erfolge: dem Gegner durch Feuerüberfälle, u.a. mit schallgedämpften Waf­ fen, zugefügte personelle und materielle Verluste, Irreführung durch an sowjetische Einheiten erteilte falsche Informationen und fingierte Befehle und schließlich wertvolle Feindaufklä­ rungsergebnisse für die eigene Truppe, die teilweise schon während des Einsatzes über Funk durchgegeben werden. Die Täuschung des Gegners gelingt bei diesem und späteren Einsätzen vollkommen. Der Erfolg des ersten und der weiteren Einsätze ist im wesentlichen taktischer Na­ tur und örtlich begrenzt, aber er schafft den deutschen Verbänden am Einsatzpunkt zumindest vorübergehend L uft.3 Zu dieser Zeit - im Dezember 1944 - befindet sich SS-Obersturmführer Walter Girg bei der (Heeres-) Panzer-Ersatzabteilung 4 in Wien-Mödling. Sein geplantes Unternehmen „Platten­ see“ kommt nicht zustande, weil ihm die dafür benötigten T 34 nicht zur Verfügung gestellt werden. Es befinden sich auch russische Freiwillige bei ihm, die auf diesen Panzereinsatz vor­ bereitet werden. Girgs T 34-Kompanie ist auch personell noch nicht geschlossen zusammen. Neben den in Wien-Mödling befinden sich 35 weitere vom Heer geworbene Panzersoldaten in einer Kaserne in Braunsberg in Ostpreußen. Girg wartet dringend auf die russischen T 34. Er wird immer unruhiger, die Nachrichten, die von der Ostfront eintreffen, sind alarmierend: es brennt überall! Anfang Januar 1945 erhält Girgs Zugführer, SS-Untersturmführer Egon Machetanz, in Frie­ denthal den Auftrag, im Panzerinstandsetzungs-K-Werk der Heeresgruppe Nord in Braunsberg in Ostpreußen russische Panzer vom Typ T 34 abzuholen. Machetanz bricht mit der Reichsbahn nach Osten auf, was ihm in letzter Sekunde noch gelingt. Er berichtet selbst über sein Erleben in Ostpreußen: „Die etwa 35 Panzersoldaten und Unterführer lernte ich nach der Werbeaktion erst dort kennen. Zu einer Ausbildung kam es also in Friedenthal nicht mehr. Als Panzermänner waren sie aber bei der Wehrmacht so gut ausgebildet (meist alte Hasen und fronterfahren), daß sie in der Lage waren, schnell auf den T 34 umzusteigen. ... Mir wurde der Auftrag erteilt, mit etwa 35 Panzermännern in Braunsberg reparierte T 34 abzuholen und nach Friedenthal zu überführen. Ein Befehl, auf welchem Wege und auf welche Weise das im Einzelnen zu gesche­ hen hat, hat mich nicht mehr erreicht. Durch die Verzögerung der Reparaturen in der Werkstatt Braunsberg waren elf T 34 erst Anfang Februar 1945 abholbereit - aber nur begrenzt einsatzbe­ reit, Mängel in der Funkausstattung.“ 4

GROSSANGRIFF DER ROTEN ARMEE AM 12. JANUAR 1945 Mittlerweile ist die Lage für Ostpreußen sehr bedrohlich geworden. Am 12. Januar 1945 setzt die erwartete russische Offensive ein. Mit großer Wucht wird die deutsche Front an der mittle­ ren Weichsel aufgerissen. Die Rote Armee dringt trotz verzweifeltem Abwehrkampf der deut­ schen Verbände schnell nach Westen vor und steht bald vor Schlesien und an der Oder. Vom Ende Ostpreußens bis zur Oder bei Küstrin entsteht eine neue deutsche Frontlinie, die sich nach Süden verteidigt. Dazu wird am 21. Januar 1945 die Heeresgruppe Weichsel gebildet.

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Die vordringende Rote Armee verbreitet im Winter 1945 Angst und Schrecken unter der deut­ schen Zivilbevölkerung in Ostpreußen. Millionen Menschen brechen in Schnee und Eis zur Flucht auf. Ungezählte Pferdefuhrwerke mit Frauen, Kindern und alten Männern fliehen nach Westen und nach Norden sowie an die Küste der Ostsee. Menschliche Tragödien unvorstellba­ ren Ausmaßes ereignen sich. Niemand ist mehr in der Lage, den hilflosen deutschen Flüchtlin­ gen beizustehen. Am 22. Januar 1945 erreichen die Russen Elbing und schneiden damit dem riesigen Strom deutscher Flüchtlinge den Weg zur Weichsel ab. Durch das Erreichen der Ostseeküste ist die Landverbindung zwischen Ostpreußen und Pommern abgetrennt. Die Stadt Königsberg ist vom Samland abgeschnitten. Westlich von Elbing unterbrechen die Sowjets am 22. Januar 1945 die Bahnlinie Elbing - Marienburg - Dirschau, über die bisher noch Flüchtlingstransportzüge fuh­ ren. Die Züge, die nicht mehr durchkommen, werden nun zum Hafen umgeleitet. Im nordostpreußischen Braunsberg hat Untersturmführer Egon Machetanz Anfang Februar 1945 durch die Sabotage der im Panzerinstandsetzungswerk arbeitenden russischen Arbeiter nur elf T 34 bedingt einsatzbereit.5 In dieser Stunde höchster Gefahr wird jeder Mann und jede Waffe für die Verteidigung Ost­ preußens dringend benötigt; Machetanz droht die Vereinnahmung durch eine in Ostpreußen kämpfende Einheit. Er berichtet selbst über seinen Einsatz: „Eine eindeutige Unterstellung unter eine Heeres-Division hat nicht stattgefunden. Skorzeny hatte durch Führerbefehl erwirkt, daß wir Ostpreußen verlassen durften, um in Friedenthal für spezielle Aufgaben zur Verfügung zu stehen. Das stand dem Führerbefehl entgegen, daß niemand Ostpreußen verlassen darf. Das sorgte, da wir für die Panzer verantwortlich waren, für Irritationen. Zwar waren wir weitgehend auf uns selbst gestellt, erhielten aber von Seiten der Wehrmacht zwei Anweisungen: 1) Der nahe Braunsberg und unweit der Autobahn gelegene Ort Tiedmannsdorf sollte - angeb­ lich von Russen besetzt - freigekämpft werden. 2) Wir sollten danach versuchen - auf der Autobahn von Königsberg kommend - in Richtung Westen mit unseren Panzern durchzustoßen und den Einschließungsring zu durchbrechen. Wir kamen Anfang/Mitte Februar 1945 abends bei Dunkelheit mit zwei Panzern, die infanteristisch von einer Gruppe unter meiner Führung begleitet wurden, in Tiedmannsdorf an. Der Ort war von den Einwohnern verlassen. Die Russen waren offenbar weitergezogen, angeblich sollte der Bürgermeister noch erschossen im Dorf liegen. Es war eisig kalt. Wir stellten die beiden Panzer am Ortsrand au f wärmten uns immer nur kurzfristig auf und standen bei der unklaren Lage im wesentlichen Posten. Nachts versuchte ein starker russischer Spähtrupp in das Dorf einzudringen. Bei mondklarer Nacht - der Ort war verschneit - kam es auf der uns lang vor­ kommenden Dorfstraße zu einem im Wesentlichen mit Maschinenpistolen und Handgranaten ausgetragenen Feuergefecht. Es hat den Russen und auch uns Verluste gekostet. Die gefallenen Russen waren in der Mehrzahl reichlich dekoriert, müssen also alte Frontsoldaten gewesen sein. Wir blieben noch einen Tag im Dorf, das bis dahin feindfrei blieb, fuhren in der nächsten Nacht zur Autobahn und reihten uns dort in die Kolonne ein. ... Starke russische Panzerkräfte - insbesondere in der Nähe der Autobahnbrücken - nachts be­ leuchtet durch in Brand gesteckte, dort aufgehäufte Strohschober; die Einschließung Ostpreu­ ßens war (am 6.2.1945) bereits abgeschlossen. ... Übrigens wurde einer unserer T 34 - trotz Kennzeichnung mit Balkenkreuz - nachts schlecht zu sehen - vom Volkssturm abgeschossen, was in dieser Lage auch jedem anderen hätte passieren können.“ 6 Bei Elbing wird im Februar 1945 schließlich der letzte noch verbliebene T 34 abgeschossen.

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Untersturmführer Egon Machetanz kämpft im Februar 1945 nahe der Autobahn bei Braunsberg und marschiert über das Eis des Frischen Haffs auf die Frische Nehrung, von wo er über Danzig nach Friedenthal gelangt. H underttausende ostpreußische Flüchtlinge suchen die Rettung aus ihrer von den Sowjets eingeschlos­ senen Heimat über das Eis des Fri­ schen Haffs. Dort greifen russische Flieger aus der Luft die auf dem hellen Eis leicht erkennbaren Trecks der Flüchtlinge mit Bomben an, wodurch zahlreiche Wagen mit un­ zähligen Frauen und Kindern im brechenden Eis der eisigen Ostsee untergehen.

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Der Obergefreite Heinz T rappm ann von der 3. (P a n ze rk o m p a n ie )/S S Jagdverband „M itte“ ist auf dem Eis des Frischen Haffs seit Januar 1945 ver­ mißt. Er gehört zu Mache­ tanz’ Panzerkommando, die im Februar 1945 elf T 34 in Braunsberg in Ost­ preußen übernahmen.

Hans Friedrich Geyer von der Panzertruppe des Hee­ res meldet sich zu dem T 34-Einsatz der Jagdver­ bände. Der Oberscharführer ist seit Januar 1945 vermißt.

Um nicht vollkommen aufgerieben zu werden, teilt Untersturmführer Machetanz seine Ein­ heit in kleine Gruppen zu etwa fünf Mann auf und befiehlt, aus dem von der Roten Armee eingeschlossenen Ostpreußen auszubrechen und Friedenthal zu erreichen. Egon Machetanz beschreibt den Ausbruch: „Auf welchem Weg, war den Gruppen freigestellt. Meine Gruppe war mit mir fünf Mann stark. Wir haben den Weg durch den tief verschneiten ostpreußischen Wald gewählt - sind nachts marschiert - über das knapp gefrorene Eis (des Frischen Haffs) sie­ ben Kilometer gegangen, und in der dritten Nacht im Morgengrauen an der Frischen Nehrung (Festland) angekommen. Von dort aus ging es auf dem Landweg über Danzig nach Friedenthal; Pkw., B-Krad. Eine andere Gruppe, die mit uns zum Schluß zusammen war, ist in Ostpreußen eingeschifft worden und kam nach meiner Gruppe in Friedenthal an. Die Rückkehr weiterer Gruppen in Friedenthal habe ich nicht abgewartet, weil ich mich dort etwa zwei bis drei Tage aufhielt und dann an die Oderfront ging. Die Mitglieder meiner Gruppe blieben in Friedenthal, sammelten und wurden an die Alpenfront verlegt.“ 7Am 8. März 1945 kämpft Untersturmführer Machetanz bereits im Oder-Brückenkopf Zehden im Rahmen des SS-Jagdverbandes „Mitte“. Wie die Männer von Untersturmführer Machetanz, so flüchten Hunderttausende Ostpreußen aus ihrer von den Sowjets eingeschlossenen Heimat über das Eis des zugefrorenen Frischen Haffs. Dort greifen russische Flieger aus der Luft die auf dem hellen Eis leicht erkennbaren Trecks der Flüchtlinge mit Bomben und Maschinenwaffen an, zahlreiche Wagen versinken mit unzähligen Frauen und Kindern im brechenden Eis der eisigen Ostsee, andere Zivilisten fallen den Bomben der Sowjetflieger zum Opfer. Grausige Bilder eines Menschen verschlingenden Krieges. Ein Inferno Dantescher Prägung verschlingt die Menschen. Wo würde die Kriegsfurie gestoppt werden?Über die genaue Zahl der Verluste des Zuges Machetanz liegen keine Angaben vor, es gab Tote in Tiedmannsdorf und auf der Autobahn. Vermißt ist zwischen dem Frischen Haff und der Nehrung der Obergefreite Heinz Trappmann. Ebenfalls vermißt sind seit Januar 1945 Unteroffizier Friedrich Dollmetsch und SS-Oberscharführer Hans Friedrich Geyer (von der Panzertruppe des Heeres).1234567 1) Walter Girg, Schreiben vom 22.2.1990. 2) Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 8, Die Ostfront 1943/44. Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten, von Krisztiän Ungväry, S. 891 ff. Anmerkung 165, Bericht vom 30.12.1944, BA-MARW 49/145. 3) Eugen Weyde, ausführlicher Einsatzbericht 1945 und ders.: Die Trojanische List. 4) Professor Dr. Egon Machetanz, persönlicher Bericht 3.10.2008. 5) Professor Dr. Egon Machetanz, persönlicher Bericht 3.6.2008. 6) Professor Dr. Egon Machetanz, persönlicher Bericht 3.10.2008. 7) Professor Dr. Egon Machetanz, persönlicher Bericht 29.6.2009. Durch Agenten erfuhr der amerikanische Geheim­ dienst von ihm und führte Machetanz in seinem Fahndungsbuch als SD-Vertreter in Danzig, was er nie war. Wanted: Die Fahndungsliste der US-Amerikaner 1945, Band 2.

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SECHS WOCHEN UNTER DEN SOWJETS GIRGS T 34-KOMMANDO-EINSATZ IN WESTPREUSSEN Der Feindagent ist, nachdem die zuständige Stelle des NKWD die Genehmigung erteilt hat, in dem Orte, in dem seine Verhaftung erfolgte, in Anwesenheit der Bevölkerung zu erschießen. Volkskommissar des Innern und NKWD-Chef Lawrentij Berija

Den Weg Girgs können Sie anhand der Karte im Nachsatz dieses Buches nachvollziehen. SS-Obersturmführer Walter Girg sitzt mit seinen Männern in Wien wie auf glühenden Kohlen. Ungeduldig wartet und wartet er auf die T 34, mit denen Machetanz in Ostpreußen festsitzt. Walter Girg berichtet selbst: „Der Einsatz Ost - Panzer T 34 - wurde von mir ganz allein vorbe­ reitet - leider waren die Russen schneller und haben in Braunsberg, Ostpreußen, meine Panzer T 34 - 27 an der Zahl - überrollt. So wurde mein Einsatz dann umdisponiert.“ 1 Am 12. Januar 1945 begann die befürchtete, aber auch erwartete sowjetische Offensive an der Ostfront, die rasch Fortschritte erzielte und die deutsche Verteidigungslinie aufreißt. Die Rote Armee greift nach Westen und Norden an. Die deutsche Front an der mittleren Weichsel ist durchbrochen, die Sowjets stehen an Schlesiens Grenze und brechen durch Westpreußen bis an die Oder durch. Vom Ende Ostpreußens bis zur Oder bei Küstrin ist eine neue deutsche Linie entstanden, die Front nach Süden macht. Der Krieg war in sein Endstadium getreten. Am 30. Januar 1945 besetzen die Russen das Eisenbahnkreuz nördlich Bromberg. Bei Kulm überqueren sie die Weichsel. Die Besatzung des historischen Schlosses Marienburg kämpft in der Stadt. Von Elbing gibt es noch eine Verbindung nach Westen. Landsberg an der Warthe in der Mark Brandenburg fällt in russische Hände. Verzweifelte Abwehrkämpfe toben bei Zillichau und Schwiebus, die Rote Armee steht vor der Oder-Warthe-Stellung. Erkennbar wird die Absicht, daß Stalin Pommern durch einen Stoß in Richtung Stettin abschneiden will. In der sie umtosenden Flut der Roten Armee leisten noch einige Städte als Festungen, wie Posen, Küstrin, Kolberg, Graudenz, Schneidemühl, letzten Widerstand. Kann angesichts dieser katastrophalen Frontlage von Girg noch dieser Einsatz abver­ langt werden? Seine Motivation ist hoch, die seiner gut ausgebildeten Männer eben­ falls. Von welcher Einsatzbereitschaft die Männer der Kommandoeinheiten beseelt waren, gibt die Erinnerung von Wolfgang Herfurth wieder: „Ich möchte folgenden Tatbestand skizzieren, der so viel Substanz enthält, das man hier geradezu nach einer Er­ weiterung ruft: Noch im Januar 1945 wurde vom Kommandeur des Jagdverbandes ,Nord­ west’, Hauptsturmführer Hoyer, vor einer angetretenen Einheit folgendes gesagt: ,Es wer­ den Freiwillige für ein Totalunternehmen gesucht, wobei die Todesgewißheit 100% beträgt!4 Darauf gab es eine Minute Bedenkzeit und es trat die gesamte Einheit einen Schritt vor!“ 2

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Oft trifft Girg in Westpreußen auf deutsche Flüchtlingskolonnen , die vor der Roten Armee geflohen waren.

Das mag angesichts der damaligen Kriegslage an allen Fronten und noch viel mehr aus heutiger Perspektive überraschen oder gar mitleidiges Kopfschütteln hervorrufen. Doch so einfach er­ klärt sich das nicht. Man kann diese Entschlüsse und Bereitschaft nur aus der damaligen Sicht der Handelnden und aus ihrem persönlichen und kollektiven Bewußtsein heraus zu verstehen versuchen, da sich diese Männer - und einige Frauen - gerade aufgrund der verschlechterten Situation zu den Kommandoeinheiten gemeldet haben, um durch ihre ganz besondere Hingabe noch eine Wende in dieser verzweifelten Kriegslage herbeizuführen. Anstatt in Ungarn muß Girg seinen Kommandoeinsatz nun in dem zum Teil bereits von der Roten Armee überfluteten Ost- und Westpreußen durchführen. Walter Girg bricht in Wien auf und verlegt mit seinen Männern, darunter befinden sich auch auf den Panzereinsatz vorbereitete russische Freiwillige, nach Norden und gelangt mit einem Schiff nach Ostpreußen, das bereits auf dem Landweg vom übrigen Deutschland abgeschnitten ist. 38 Kilometer südlich von Danzig erreichen sie den Bereich der 2. Armee im Raum Preußisch Stargard. (Das Hauptquartier der 2. Armee befand sich am 20.2.1945 in Danzig-Oliva.) Die 2. Armee war nach dem russischen Großangriff auf Ostpreußen und ihrem Vormarsch bis Elbing von der Heeresgruppe getrennt, so daß sie am 24. Januar 1945 unter die neugebildete Heeres­ gruppe Weichsel trat, die der Reichsführer SS führte. Walter Girg macht sich vor Ort einsatzbereit, um in einem weiten Aufklärungsvorstoß in das russisch besetzte Hinterland in Westpreußen einzudringen. Otto Skorzeny schreibt: „Die rapide Verschlechterung der Lage an der Ostfront brachte es mit sich, daß kleine Kommandounter­ nehmen im Rücken des Feindes an Aktualität gewannen. Sie konnten jetzt wahrscheinlich auch mit größerer Aussicht auf Erfolg durchgeführt werden, da es den Russen nicht möglich war, den

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gewaltigen Gebietsgewinn in wenigen Wochen gründlich zu durchkämmen und zu ,befrieden’. Viele Berichte liefen ein, die diese Ansicht bestätigten. Die Russen waren vorderhand nur auf Vormarsch und Geländegewinn bedacht, ohne sich um die rückwärtigen Gebiete zu kümmern. Deutsche Telefonleitungen blieben noch wochenlang intakt, und man konnte von deutscher Sei­ te aus in das Hinterland des Feindes hinein Ferngespräche führen.“ 3 Doch muß Girg nicht nur im sowjetisch eroberten Westpreußen aufklären, sondern er soll auch Sabotageanschläge gegen sich bietende Ziele durchführen. Um diesen gefahrvollen und schwie­ rigen Auftrag erfolgreich zu bewältigen, wird er mit russischen Panzern und Fahrzeugen be­ weglich im Rücken der weit vorgestoßenen Roten Armee operieren. Girg erhält durch die 2. Armee von Generaloberst Weiß bei Preußisch Stargard einige erbeutete T 34-Panzer. Die Zahl der ihm zugewiesenen Panzer ist anhand der Quellen nicht mehr genau zu ermitteln, Skorzeny schreibt von „einigen russischen Beutepanzern.“ 4 Girg gibt die perso­ nelle Stärke seines Kommandos mit 53 Männern und zwei Offizieren an. 5 Am 31. März 1945 nennt Otto Skorzeny 55 deutsche Soldaten und zwei Russen.6 Girg hat nur den 20-jährigen SSUntersturmführer Heiner Schlegel als weiteren Führer bei sich, daher sind es nur zwei Offiziere.

Bei Girgs Kommandountemehmen mit T 34 im russisch besetzten Westpreußen ist SS-Untersturmfuhrer Hein­ rich Schlegel sein Nachrichtenoffizier. Am 15. Februar 1945 bricht Schlegel beim Überqueren der zugefrorenen Weichsel nahe Thom ein und versinkt im Eis. Als sow­ jetischen Leutnant begraben ihn seine Männer nahe des Flusses.

In der westpreußischen Kreisstadt Preußisch Stargard bereiten sich Girg und sein Komman­ do auf den schwierigen Auftrag vor. Es liegen der Führung keine verläßlichen Nachrichten aus den von den Sowjets eroberten Gebie­ ten im Osten Deutschlands vor, es gibt kaum Luftaufklärung, so daß dieser Teil Deutsch­ lands völlig im Dunkeln liegt. Wie wird es den nicht geflohenen Deutschen ergangen sein? Der Schock, den die Rotarmisten im ostpreu­ ßischen Nemmersdorf auslösten, als sie die Zivilbevölkerung massakrierten, saß tief. Wie überwachen die Sowjets das von ihnen erober­ te Gebiet, wie sichern sie es? Girgs Männer legen ihre Uniformen ab und sie ziehen sow­ jetische Uniformen an, da sie in Volltarnung in diesen Einsatz gehen, der weit hinter die sowjetische Front führen wird. Sie verfügen über perfekt ausgestellte sowjetische Papiere, die ihnen die Identitäten von Panzersoldaten der Roten Armee verleihen. Walter Girg ist einfallsreich, neben seinem Panzerzug läßt er den erfahrenen Panzermann Oberscharführer Erich Dierigen sich mit einem Teil der Män­ ner als „Partisanengruppe“ tarnen. Sie kleiden sich in „Räuberzivil“.

Ob Girg ahnt, daß ihm ein Einsatz bevorsteht, der ihm alles, aber auch alles, an nervlicher und körperlicher Kraft abverlangen wird? Ein Einsatz, der ihn und seine Männer unvorstellbaren Situationen tödlicher Gefahren aussetzt? Walter Girg berichtete nach dem Krieg präzise: „Einsatzbeginn 31.1.1945 bei Generaloberst Weiß in Preußisch Stargard. Dann begann für mich und meine Leute der größte Leidensweg.“ 7

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Das Kommando Girg rollt an einem dazu ausgesuchten Frontabschnitt bei Preußisch Stargard, wo die Verteidiger entsprechend vorbereitet worden sind, mit den russischen Beutepanzern durch die eigenen Linien. Das Durchdringen der russischen Frontlinie gelingt an diesem eis­ kalten 31. Januar 1945 ungeschoren. Um seine Einheit schnell beweglich zu machen, überfällt Girg eine russische Einheit und besitzt von da an neben seinen Panzern noch Wagen und Pferde. Nach einem zweiten Handstreich sind sie voll motorisiert und die bisher auf den eigenen T 34 aufgesessen mitfahrenden Männer haben nun alle eigene Fahrzeuge. Zwar haben Girgs Männer die Identitäten von Offizieren und Soldaten der Roten Armee, doch ihm ist klar, daß er per­ sönlich in diesem Unternehmen äußerst gefährdet sein wird, zumal er nicht Russisch spricht. Er weiß, daß er und seine Männer nach einer Enttarnung von den Sowjets erschossen werden. Bei den zu erwartenden Begegnungen mit Soldaten der Roten Armee und vor allem mit dem gefürchteten NKWD (Narodny kommissariat wnutrennich del, dem Volkskommissariat des In­ nern unterstehender, gefürchteter sowjetischer Geheimdienst) müssen die russischen Freiwilli­ gen die Gesprächsführung übernehmen. Auf sie und auf ihre Geschicklichkeit, auf ihr glaub­ würdiges Auftreten und ihre Aussagen wird es ankommen, diese komplizierten Situationen zu meistern. Um zu erklären, warum die Gruppe Girg mit Panzern und Fahrzeugen anstatt nach Westen oder Norden genau in die entgegengesetzte Richtung nach Süden marschiert, gibt sich ein Russe als Führer einer Inspektionsabteilung der Roten Armee aus, deren offizielle Aufgabe darin besteht, nachzuprüfen, ob die für den Nachschub verantwortlichen Stellen bei den Sowjets richtig arbeiten. Sie führen Verpflegung für einige Tage mit sich, haben aber keine Sprengmittel und nur Handfeuerwaffen.8 Dierigens verwegen ausschauende Partisanengruppe reitet.9 Bald erreichen Girgs Männer die Höhe von Marienwerder und umgehen danach die Festungs­ stadt Graudenz. Girg dringt mit seinen Männern weit in das Hinterland des von den Sowjets eroberten deutschen Gebietes vor. „Ich erkundete ständig unter den schwierigsten Bedingun-

Die Rote Armee herrscht 1945 in Städten und Dörfern des Osten Deutschlands.

Sie sehen sowjetische Einheiten, ihre langen Nachschubkolonnen sowie die teilweise schwa­ chen Kräfte, die sie zur Besetzung der eroberten Orte zurücklassen. Untersturmführer Schlegel funkt Girgs Beobachtungsergebnisse nach Friedenthal. Sie überqueren die Weichsel. Die westlich gelegene alte Ordensstadt Kulm ist am 26. Januar 1945 bereits den Russen in die Hände gefallen. Nun befinden sich Girgs Männer etwa 120 Ki­

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lometer südlich von Danzig. „Im Gegensatz zu Foelkersam jedoch sprach Girg kein Wort Rus­ sisch. Infolgedessen waren alle offen auftretenden Offiziere und Unteroffiziere Russen, die alles genauestens inspizierten und nachts wieder erschienen, um Telefonkabel und die Signaleinrich­ tungen der Bahnlinien zu zerstören und gegebenenfalls Brücken, Elektrizitätswerke, Proviantund Munitionslager zu sprengen.“, beschreibt Otto Skorzeny den Einsatz.11 Viele Kilometer durchqueren sie das verwüstete alte Ordensland Westpreußen. Überraschend erkrankt der als Führer der Partisanengruppe eingesetzte SS-Oberscharführer Erich Dierigen schwer. Er ist bald so geschwächt, daß ihm einige seiner Leute helfen müssen, dennoch führt er seinen Zug weiter. Walter Girg schreibt in einem Einsatzbericht am 23. März 1945, Erich Dieri­ gen habe „.. .als Zugführer erneut seinen hervorragenden Mut, eine beispielhafte Führereignung und seinen Draufgängermut beweisen. Trotz schwerer Krankheit, die ihn während des Unter­ nehmens befiehl, teilweise gestützt von seinen Männern, marschierte Dierigen unermüdlich an der Spitze seines Zuges. Schon nach kurzer Erholung meldete er sich als Führer schwierigster Spähtruppunternehmen wieder. Durch seine Härte gegen sich und hervorragende Führereig­ nung konnte er seinen Partisanenzug bei mehrmaligen schweren Angriffen mit geringen Verlu­ sten zu großen Erfolgen führen.“ 12 Überraschend prallt das Kommando Girg auf Einheiten der sowjetischen Geheimpolizei NKWD. Blitzschnell greifen beide Seiten zu ihren Waffen. Es kommt zum Gefecht - die NKWD-Einheit erleidet hohe Verluste. Diese Zusammenstöße wiederholen sich. Auch mit Truppenteilen der Roten Armee kommt es zu Aufeinandertreffen sowie mit Angehörigen der schon auf deutschem Boden befindlichen polnischen Miliz. Die Miliz ist unter den Deutschen gefürchtet. Girgs eigene Verluste bleiben noch gering. Um sich vor bösen Überraschungen zu sichern, sen­ det er unentwegt sorgfältig durchgeführte Spähtrupps zur Erkundung voraus. Meist führt SSOberscharführer Erich Dierigen diese Aufträge durch. Im Laufe dieser Tage sind Girgs Russen immer sicherer im Auftreten gegenüber den Sowjets geworden; sie merken, daß ihrer Tarnung als Rotarmisten geglaubt wird. Sie sprechen mit den Sowjets in zahlreichen Versorgungs- und Waffenlagern, beobachten genau und kehren in den Nächten unbeobachtet dorthin zurück, um sie zu sprengen. Mehrere Munitionslager fliegen nachts in die Luft. Girg kommt in Dörfer, in denen kein einziger Deutscher mehr lebt. Die Gehöfte sind zerstört, die Häuser ausgebrannt, das Vieh ist tot. In einem anderen Dorf haben scheinbar keine Kämpfe stattgefunden. Die Einwohner sind zum Teil geflohen, ein anderer Teil ist aber da geblieben. Voller Angst blicken einige Frauen den vermeintlich russischen Soldaten in die Augen. Girg gibt sich ihnen als deutscher Soldat zu erkennen. Das anfängliche Mißtrauen und die Angst weicht der Erleichterung. Die Frauen bringen Eßbares aus den Häusern, um den Männern zu helfen. Für die angetroffenen Deutschen verkörpert Girg die letzte Hoffnung auf Rettung vor dem Zugriff der Roten Armee. In manchen Orten hält die eingeschüchterte Zivilbevölkerung still aus. Ihre erste Begegnung mit der Roten Armee haben sie bereits hinter sich. Auch dort erhalten Girg und seine Männer Hilfe und Unterstützung, obwohl auf die Versorgung deutscher Soldaten hohe Strafen stehen. Es kommt zu ergreifenden Szenen, wenn Girg und seine Männer diese Dörfer nach ihrem Auf­ enthalt in einer kurzen Nacht wieder verlassen müssen. Es belastet Girg, daß er selbst seinen Landsleuten angesichts der über sie hereingebrochenen Katastrophe nicht helfen kann. Weder können sie die Frauen mitnehmen, noch ihnen Hoffnung auf Entsatz und Rettung durch die Deutsche Wehrmacht machen. Zu weit ist die Rote Armee nach Westen vorgedrungen. Frauen und Mädchen sind besonders bedroht. „Bei den zahlreichen Erlebnisberichten, die vom Einzug der Roten Armee handeln, gibt es kaum einen, der nicht von Vergewaltigungen deutscher Frau­

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en und Mädchen zu berichten weiß. ... Es kann auch bei kritischster Prüfung dieser Berichte kein Zweifel sein, daß es sich bei den Vergewaltigungen deutscher Frauen und Mädchen durch sowjetische Soldaten und Offiziere um ein Massenvergehen im wahren Sinne des Wortes han­ delt, keineswegs um bloße Einzelfälle.“, wie die Wissenschaftliche Kommission der Bundesre­ gierung in ihrer offiziellen Dokumentation über die Vertreibung der Deutschen schrieb. Unterwegs begegnen ihnen Flüchtlingskolonnen, die sich durch die tief verschneiten Wege hin­ durch kämpfen. Eleimatlose Frauen, Kinder und alte Männer. Die Apokalypse der Kriegsfurie. Krieg in all seinem Elend, das die Menschen mitreißt und entwurzelt. So manches, was bis dahin gegolten hat, beginnt angesichts des Gesehenen und Erlebten zu wanken, wird ernüchtert und verbittert in Frage gestellt. Dennoch ist sich Girg seines Auftrages bewußt, er weiß um sei­ ne Verantwortung als Offizier für seine Männer ist vom Willem zum Überleben erfüllt. Aufmerksam registriert Girg, was er von der Roten Armee sieht. Er ist der erste Soldat, der mit eigenen Augen hinter den von den Sowjets später gesenkten Eisernen Vorhang blickt. Ob er sich bewußt ist, daß dieser Teil für Deutschland nun verloren ist? Die von den Sowjets erober­ ten Teile Ostdeutschlands werden später von Polen besetzt und danach Teile Polens. Die noch verbliebenen Deutschen werden von den nachrückenden Polen aus ihrer Eieimat vertrieben. All das kann sich der Idealist Walter Girg nicht vorstellen. Wird das ganze Deutschland genauso untergehen, wie Ost- und Westpreußen? Skorzeny schreibt über das Kommando Girg: „Sie sam­ melten natürlich auch interessante Nachrichten. Wenn ihnen eine starke Einheit entgegen mar­ schierte, hielten sie an, täuschten eine Panne vor und informierten kurz danach Friedenthal“. 13

Das altehrwürdige Deutschordensschloß der Stadt Thorn.

Wie archaische Inseln verteidigen sich ein­ zelne westpreußische Städte als Festungen, ringsherum bereits von der weit nach Westen vorgestürmten Roten Armee umflutet. Namen alter Städte des Osten wie Graudenz, Thorn, Posen werden bekannt. Schließlich stehen Girgs Männer vor der von der Roten Armee berannten Stadt Thorn. Die alte Festungsstadt wird seit 25. Januar 1945 von starken Kräften angegriffen und ist eingeschlossen. 32.000 Soldaten verteidigen Thorn. Girg will in das Gebiet südlich von Thorn marschieren, aber dazu muß er erneut über die Weichsel. Es ist der 15. Februar 1945, gerade über­ quert SS-Untersturmführer Heiner Schlegel mit seinem Fahrzeug die vereiste Weichsel. Plötzlich knirscht es, das Eis gibt krachend nach, splittert und sein Wagen bricht ein und versinkt blitzschnell in den eisigen Flu­ ten, Schlegel mit sich in die Tiefe reißend. 14

Girg ist schockiert, den jungen, lebensfrohen Sachsen hat er selbst vor einem Jahr in Fallingbo­ stel ausgebildet. Gemeinsam warben sie Panzermänner für ihr Unternehmen und erlebten frohe Stunden miteinander. Da mit Schlegel auch die Funkausstattung in der Weichsel versunken ist, haben die Männer nun keine Funkverbindung mehr mit Skorzeny. Dieser verteidigt um diese Zeit den Oder-Brückenkopf Schwedt und gerät nun in große Sorgen um seine gefährdeten Män­ ner: „Einige Tage bestand Funkverbindung, die aber dann plötzlich abriß. Wir blieben Wochen hindurch ohne Nachricht und gaben die Gruppe schließlich verloren.“ 15

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Die Weichsel mit der Eisenbahnbrücke bei Thom.

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Da Girgs Auftrag, wonach er seine Eindrücke melden soll, durch den Verlust der Nachrichten­ mittel nicht mehr vollständig durchführbar ist, entschließt er sich zu einem Richtungswechsel. Sie marschieren nun nach Westen und erreichen den Raum südlich der Stadt Bromberg. Doch auch dort sind schon die Russen. Von Bromberg treten sie den Weg nach Nordwesten an.

Girg und seine Männer erreichen die Stadt Bromberg in Westpreußen. Hier die Danziger Brücke und das Stadttheater.

Doch Girg und seine Getreuen sind nicht allein. Fahrzeuge und Reiter der Roten Armee treffen auf die kleine Einheit. Girgs Russen übernehmen in diesen kritischen Situationen sofort die Führung der Gespräche. Noch gefährlicher sind die NKWD-Patrouillen. Die gefürchteten sowjetischen Besonderen Ab­ teilungen des NKWD sind selbst bei der Roten Armee verhaßt. Die NKWD-Geheimpolizisten prüfen die Papiere genauer und fragen weitaus mehr, sie begegnen jedem voller Mißtrauen und Argwohn. Der NKWD und die Spionageabwehr Smersch forschen in den eroberten deutschen Gebieten nach sowjetischen Deserteuren, verborgenen Wehrmachtsangehörigen, Agenten und anderen möglichen Gegnern. Nach der Roten Armee kommt das Heer an Spitzeln des NKWD, um überall zu beobachten und zu verhaften. Walter Girg weiß, daß NKWD und Smersch seinen Tod bedeuten. Was er unbedingt vermeiden will, dem Gegner seine Anwesenheit zu zeigen, mißlingt. Am 17. Februar 1945 passiert es. Girgs Kommando wird plötzlich von starken russischen Kräf­ ten bei Tulsk angegriffen. Um vor deren Stoß auszuweichen, ziehen sich die Männer in einen tief verschneiten Wald zurück. Die Gefahr der Einschließung und der Vernichtung ist groß, doch SS-Oberscharführer Erich Dierigen behält die Nerven. Er teilt die Männer in dem Wald neu ein und bereitet sie auf einen eigenen Angriff vor. Dierigen weiß, daß dieser Angriff für den Gegner überraschend kommen muß, wenn er erfolgreich sein will. Er greift an. Entschlossen stößt er den Sowjets in die Seite, bringt den Gegner zur Flucht und erringt so wieder die eigene Handlungsfreiheit. Walter Girg schreibt: „Am 17.2.1945 war Dierigen es, der durch schnelles Eingreifen und klare Befehle nach schweren Angriffen der Russen bei Tulsk die Männer in einem kleinen Waldstück neu formierte, sie gefechtsmäßig gegliedert dem Feind in die Flanke führte und dadurch die gesamte Kampfgruppe vor Umzingelung und Vernichtung bewahrte.“ 16

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Auf Panzern aufgesessene Rotarmisten in einem eroberten ostdeutschen Ort.

Weiter marschieren sie Kilometer um Kilometer durch das verschneite Westpreußen. Und sie treffen auf Sowjets. Oft treffen sich aber auf Deutsche, die auf der Flucht umgekehrt und in ihre Heimatdörfer wieder zurückgekehrt sind. Girgs Männer sehen unbeschreibliches Elend. 17 15 Millionen Deutsche wurden ab 1945 aus Ostdeutschland vertrieben. Die größte Massenver­ treibung, die es auf der Erde gab, Millionen von ihnen verloren dabei ihr Leben. Im Deutsch­ land des Jahres 2014 wird die Erinnerung an diese traumatische Katastrophe in der deutschen Geschichte weitgehend verschwiegen. Sie ist nur noch in der Literatur vorhanden und in der Erinnerung der Menschen, die das Drama überlebten, oft tief in ihrer Seele verletzt. Skorzeny berichtete später: „Die Schilderungen der Verhältnisse, in denen die Deutschen in den neu besetzten Gebieten leben mußten, waren grauenhaft. Viele dieser Frauen, Männer und Kinder mußten wohl als Kriegsverluste angesehen werden. Es war umso erstaunlicher, wenn Girg be­ richten konnte, welche Hilfe er von vielen dieser selbst hilfsbedürftigen Menschen erhalten hatte. Besonders Frauen waren es, die jedes Risiko auf sich nahmen.“ 18 Weiter bewegt sich die kleine Gruppe nach Norden. Jederzeit muß Girg damit rechnen, vom Gegner kontrolliert und enttarnt zu werden. Daß sie als Spione gefoltert und im besten Falle direkt erschossen werden, ist ihnen ständig bewußt. Fühlbare Spannung liegt in der eiskalten Luft, wenn Girg ein Dorf betritt. Lauern die Sowjets hinter den undurchdringlichen Fenstern, ihre Waffen längst auf ihn angelegt? Springt gleich ein Offizier aus dem Haus und fordert den Marschbefehl? Nie weiß Girg, auf welche Situation er treffen wird. Girgs Daseinsform als Soldat ist nicht mit der von anderen zu vergleichen. Er ist gezwungen, sich einer Lage anzupassen, die vollauf vom Gegner diktiert wird. Er kann sich neben den üblichen soldatischen Basistugenden und Kenntnissen nur auf die in seiner Spezial­ ausbildung erworbenen besonderen Fähigkeiten, seinen gesunden Instinkt, seiner intakten Mo­ ral und sein Einfühlungsvermögen verlassen. Kleinigkeiten können lebensbedrohlich, ja tödlich werden. Es ist für alle von Bedeutung, daß jeder einzelne Mann in dieser Situation alle seine Qualitäten abruft und ihn und seine Soldaten zum Nutzen der ganzen Gruppe einbringt.

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Girg und seinen Männern begegnet unbeschreibliches Elend. Ein Junge, Treibgut der Flucht und Vertreibung in Ostdeutschland.

Das so viel in militärischen Abhandlungen gelesene Aufeinander-verlassen-können ist die Basis für das Überleben jedes Tages, jeder Nacht. Gelegentlich versuchen sie, im Schutz von Waldstücken zu übernachten. Nicht im­ mer können sie es wagen, Holz zu sammeln, um Wasser zu kochen oder die wenige Ver­ pflegung zuzubereiten. Nach dem Essen teilen sie Posten ein, die die Wache vor unliebsamen Überraschungen übernehmen. Die anderen wickeln sich ein und versuchen, etwas Schlaf zu finden. Andere liegen nebeneinander und unterhalten sich leise. Würden sie den kom­ menden Tag überleben? Werden sie als Spione erschossen oder gehängt? „Girg und der Rest des Kommandos setzten ihren Weg weiter fort und schliefen und erholten sich des öfteren bei den Dorfbewohnern, die sie umso besser aufnahmen, desto verdächtiger’ ihnen das Kommando vorkam. ... Nicht nur unsere russischen, auch ins Kasino eingeladenen ,Offiziere’, die Kritiken zahlreicher sowjetischer kriegsmüder Offiziere zu hören bekamen, die die Massenopfer der stalinistischen Taktik ablehnten, sondern auch das ganze Kommando ver­ dankte manchmal sein Schicksal den antibolschewistischen Partisanen, in deren Mitte sie zeit­ weise fliehen mußten.“ 19

Überall befinden sich 1945 die Soldaten der Roten Armee im eroberten Westpreußen und Pommern.

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Sechs elende, unerträglich lange Wochen sind es nun schon, in denen Girg mit seinen Männern durch den Schnee des verlorenen Ostens marschiert. Tag und Nacht verfolgt ihn das tödlich ge­ schliffene Damoklesschwert der Entdeckung und sofortigen Hinrichtung. Wie lang wird er sich dem Zugriff der Roten Armee und der NKWD-Organe noch entziehen können? Hat er das Schicksal herausgefordert? Wie lange kann sein gewagtes Spiel noch gut gehen? Doch er vertraut seinen Männern. „Die mitgenommenen Russen bewährten sich vorzüglich. Sie hielten in den gefährlichsten Situationen treu bei Girg aus, und ihre Schlauheit und Schlagfer­ tigkeit klärten oft kritische Lagen.“ 20 Das Kommando Girg erreicht schließlich nach Wochen des Marschierens durch Eis und Schnee Pommern. Maikäfer flieg. Dein Vater ist im Krieg. Die Mutter ist im Pommerland, Pommerland ist abgebrannt. Maikäfer flieg. Schlagartig wird Girg die bittere Bedeutung dieses bekannten alten Kinderliedes bewußt. Auch in Pommern treffen sie auf den Feind. Vorbei an der sich verteidigenden Festung Schneidemühl erreichen Girgs Männer am 12. März 1945 den deutschen Verteidigungsring der Ostseefestung Kolberg. Wie Girg und seine zu Tode erschöpften, völlig abgerissenen Männer in Kolberg eintreffen, erlebt einer der Verteidiger der historischen pommerschen Hafenstadt: „In der Nacht zum 12.3. (Montag) wurden von einigen Soldaten des III. Zuges der 1. Kompanie fünf bärtige, mit russischen Watteanzügen und Pelzmützen bekleidete Gestalten, die tadellos Deutsch sprachen, bei dem Kompanieführer abgeliefert. Oberleutnant Erdmann glaubte erst, man hätte einige Soldaten der Seydlitz-Organisation gefangen, denn die Truppe war auch schon verschiedentlich mit diesen Leuten, die sich in die eigenen Linien zu schleichen versuchten, in Berührung gekommen. Der Anführer der Männer wies sich aber durch Lichtbildausweis (SSHauptsturmführer) und schriftlichen Sonderauftrag aus; auch seine Begleiter waren SS-Män­ ner. Sie gehörten zu einem Partisanenkommando, das wochenlang im feindlichen Hinterlande operiert und sich schließlich nach Kolberg durchgeschlagen hatte.“ 21 Sechs unendlich lange Wochen waren sie im russisch besetzten Teil Ostdeutschlands, in West­ preußen und Pommern, weit im Rücken der Roten Armee marschiert und dabei schlimmen seelischen Qualen ausgesetzt. Nun - in Kolberg - ist die tödliche Gefahr gebannt! Walter Girg hatte das für Unmöglich gehaltene geschafft. Doch nun greift eine andere, neue, doch ebenso tödliche Bedrohung mit ihren gierigen Fingern nach ihm.

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TODESURTEIL IN KOLBERG Girgs seltsam aussehende Gruppe, bestehend aus bärtigen Deutschen und Russen, alle in russi­ schen Winteruniformen, ruft Mißtrauen hervor. Einige führen deutsche, einige aber russische Papiere mit sich. Sie werden kurzerhand zum Festungskommandanten, Oberst Fullriede ge­ führt.

Der Kommandant der Festung Kolberg Oberst Fritz Full­ riede verurteilt Girg als vermeintlichen Sowjetagenten im März 1945 zum Tode. Fullriede lebte vor dem Krieg in Südwestafrika und wurde in Nordafrika als Oberst­ leutnant und Führer der Kampfgruppe Fullriede (Stab Panzergrenadier-Regiment 165) am 11. April 1943 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet. Als Festungskomman­ dant von Kolberg erhielt er am 23. März 1945 das Ei­ chenlaub und die Beförderung zum Generalmajor.

Der erfahrene Offizier und Ritterkreuzträger erkennt in Girg und seinen Männern keine deut­ schen Kommandokämpfer, er glaubt Girg nicht, sondern vermutet in ihnen Sowjetagenten. Nachteilig erweist sich für Girg, daß bereits am Vortag Seydlitz-Agenten aufgegriffen wurden. Außerdem bezweifelt Oberst Fullriede das Durchbrechen beider Frontlinien. 22 Er läßt Walter Girg unter dem bedrohlichen Verdacht der feindlichen Spionage verhaften. Zu dieser Zeit treiben bereits die ersten deutschen Kriegsgefangenen in deutschen und sowjeti­ schen Uniformen als „Seydlitz“-Agitatoren und Spione des „Nationalkomitees Freies Deutsch­ land“ ihr verräterisches Treiben im Dienst der Sowjets an der Front. Girg ist verzweifelt, was soll er tun? Niemand glaubt ihm. Er soll Agent der Sowjets sein? Er, der eben erst in einem wochenlangen, lebensbedrohenden Kommandoeinsatz dem Zugriff der Roten Armee entwichen war? War er für die Sowjets sicher ein Agent und nun für seine eigenen Landsleute auf einmal auch? Niemand weiß besser als Girg, daß auf Spionage in Kriegszeiten die Todesstrafe steht... Und genau dazu ist er nun verurteilt worden! Um dem Tod durch Erschießen zu entrinnen, bittet Girg Oberst Fullriede um eine Funkanfrage, um die Wellenlänge und das aktuelle Kennwort von Friedenthal zu ermitteln. Tatsächlich be­ kommen sie Verbindung mit dem Kommandeur der Jagdverbände, Otto Skorzeny. Nach Beant­ wortung einiger Fragen kann Skorzeny Girg und seine Männer legitimieren. Nur noch Minuten

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waren es nach Girgs Erinnerung, bevor das Urteil vollzogen worden wäre. Er stand unmittelbar vor dem Erschießen durch eigene Leute. Eine unglaubliche Last fällt von seinen Schultern.23 Die Männer von Girgs Kommando werden verpflegt und können sich nach langen Wochen end­ lich wieder waschen. Doch Zeit, um sich zu erholen, bekommen sie nicht, denn die eingeschlos­ sene Seestadt Kolberg braucht jeden Mann, um sich der erdrosselnden Angriffe zu erwehren.

Am 12. März 1945 erreicht Walter Girg nach 700 Kilometern Marschweg die von den Sowjets eingeschlossene pommersche Stadt Kolberg an der Ostsee. Hier der Ostseestrand im Frieden.

Das Denkmal zur Erinnerung an die historische Verteidigung Kolbergs 1807 gegen die Franzosen. Kolbergs Bürger­ meister Nettelbeck und der damalige Major Gneisenau, der die Verteidigung der Stadt leitete.

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Blick auf Kolberg und die aus deml3. Jahrhundert stammende Marienkirche.

Durch die zahllosen Flüchtlinge aus Ostpreußen ist die ab 4. März 1945 eingeschlossene Ost­ seestadt auf über 85.000 Einwohner angeschwollen. Um diesen Unglücklichen den rettenden Abtransport über das Meer zu ermöglichen, wird die alte Stadt unter Oberst Fullriede als Fe­ stung verteidigt. Kolberg ist in drei Kampfabschnitte entlang des Stadtrandes eingeteilt: Kampf­ abschnitt West unter Führung des Marine SA-Standartenführers Pfeifer (Führer des Kolberger Volkssturms, zwei Volkssturm-Bataillone und eine Volkssturm-Kompanie), Kampfabschnitt Mitte unter Korvettenkapitän Prien (Führer der Marine-Kampfgruppe (verschiedene Mari­ ne-Einheiten, hauptsächlich aus der in Kolberg befindlichen Torpedoschule III) und Kampf­ abschnitt Ost unter Oberst Woher (Kommandeur des Feldausbildungs-Regiments des Panzer AOK 3). Die Stellung dessen I. Bataillons befinden sich im Osten von Kolberg, etwa 1.000 bis 1.200 Meter vor der Front liegt das Vorwerk Erdmannsdorf an der Kurve der Kösliner Chaussee. Seit 6. März 1945 befinden sich u.a. etwa 600 aus den Kämpfen in Pommern versprengte fran­ zösische Freiwillige in der Stadt. Viele dieser Soldaten der 33. Waffen-Grenadier-Division der SS „Charlemagne“ (französische Nr. 1) gehören zu Divisionseinheiten und zum Divisionsstab, darunter befinden sich auch ältere Soldaten und Männer der Artillerieabteilung ohne Geschüt­ ze. Franzosen in Kolberg - welch Ironie der Geschichte! 1807 leistete die Hafenstadt erbitterten Widerstand gegen die französische Belagerung. Major Gneisenau führte den Abwehrkampf der Ostseefestung. General August Graf Neidhardt von Gneisenau kam in den Befreiungskriegen ab 1813 - wieder gegen die Franzosen Napoleons - zu Weltruhm. Doch 1945 sind es nun Franzo­ sen, die gemeinsam mit Deutschen Kolberg gegen die Rote Armee verteidigen. Zur gleichen Zeit läuft anderenorts in dem bereits überall brennenden Deutschland der Histo­ rienspielfilm „Kolberg“ in den Lichtspieltheatern. Dieser in Farbe gedrehte Monumentalfilm erhielt die höchste Auszeichnung „Film der Nation“. 24 Ob sich Walter Girg im tobenden Lärm des Abwehrkampfes im zerstörten Kolberg daran erinnert, wie seine Männer im Sommer 1944 als Statisten bei den Filmaufnahmen mitwirkten?

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Beherzte Führer ergreifen im brodelnden Kolberg die Initiative: Der deutsche SS-Obersturmführer Paul Ludwig bildet aus 200 Franzosen eine Kampfgruppe, ebenso führt SS-Untersturmführer Dr. Heinrich Büeler eine etwa gleich starke französische Kampfgruppe. Der aus Korsenz in Schlesien stammende Paul Ludwig war ursprünglich beim Heer und ließ sich 1943 zur Ersat­ zeinheit des französischen Freiwilligen-Regiments 638 versetzen..

Der aus der Schweiz stammende Rechtsanwalt SS-Untersturmführer Dr. Heinrich Büeler führt in Kolberg eine Kompanie französischer Freiwilliger.

Eine weitere Kampfgruppe mit 200 Männern der fran­ zösischen SS-Division „Charlemagne“ führt SS-Obersturmführer Paul Ludwig. Hier noch in Heeresuniform.

Dr. Heinrich Büeler ist Schweizer aus Küsnacht. Der promovierte Jurist studierte in Zürich, Hamburg und Paris und führte eine Rechtsanwaltskanzlei in Zürich, bevor er sich 1941 zur Waffen-SS meldete. Die beiden französischen Kompanien kämpfen in den Reihen des von dem Schwerversehrten Leutnant Alfred Hempel geführten Alarm-Bataillons. Der junge Offizier hat bereits 1943 nach Kopfschuß ein Auge verloren und war als Führer eines Auffangstabes nach Kolberg versetzt worden. Ab 4. März bildet er aus Versprengten und Troßeinheiten die fünf Kompanien starke Kampfgruppe Hempel.

Der 1943 durch Kopfschuß und Verlust eines Auges schwer Versehrte Leutnant Alfred Hempel führt im Südwesten der Festung Kolberg die aus fünf Kompani­ en bestehende Kampfgruppe Hempel, zu der u.a. zwei französische Kompanien der französischen SS-Division „Charlemagne“ gehören. Alfred Hempel wird für seine Leistungen am 30. April 1945 mit dem Ritterkreuz aus­ gezeichnet.

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Unter heftigem russischem Beschuß werden die Zivilisten und Verteidiger von Kolberg im März 1945 über die Ostsee gerettet.

Am 10. März 1945 gelingt in einem Gegenangriff zweier französischer Züge unter Ober­ scharführer Francke und Unterscharführer Jean-Pierre Aimé-Blanc die Wiedereinnahme des Friedhofs und das Erreichen des Gaswerkes in der Nähe der Eisenbahnlinie. Sie halten diese Schlauchstellung mehr als 24 Stunden, wodurch eine Panzereinheit und ein Eisenbahn-Panzer­ zug in die Festung Kolberg gelangen. Standartenoberjunker Claude Platon, zuvor Ordonnanzoffizier im Stab der Division „Charle­ magne“, schießt zwischen 7. und 18. März 1945 in Kolberg drei russische Panzer im Nahkampf ab. 25 Einer der in Kolberg kämpfenden Franzosen ist der erst 18-jährige François Barazer de Lannurien, Sohn eines hoch ausgezeichneten Frontkämpfers und Kousin eines Generals. Er gerät in Kolberg in russische Gefangenschaft, flieht am 10. März mit einigen Kameraden und schlägt sich bis an das Westufer der Oder durch. Dort kann er auf einem Flauptverbandplatz seine Verwundungen versorgen lassen. Er hat einen Schuß im Rücken, ein Schrapnell im Fuß, sowie Erfrierungen am Fuß. Im April 1945 kämpft er mit dem französischen Sturmbataillon in Berlin, wo er drei russische Panzer mit Panzerfäusten abschießt und das EK 1 erhält.26 In Kolberg verliert sich die Spur des Sohnes einer bemerkenswerten französisch-russischen Adelsfamilie: Foulques Honoré de Baillardel de Lareinty Graf de Tholozan, Prinz Kotchoubey. Seine Schwester diente im Deutschen Roten Kreuz und sein Vater war Untersturmführer. Und der einäugige pommersche Leutnant Alfred Hempel kämpft mit unglaublicher Ruhe mit seinem Alarm-Bataillon an der Südwestfront der Stadt. Die Verteidiger Kolbergs werden immer mehr in die Stadt zurück gedrückt; ihre eigenen Verluste können nicht ersetzt werden, während der Gegner immer mehr Menschen in den Kampf wirft. Oberst Fullriede war „.. .froh, daß er Girg und sein Kommando einsetzten konnte. Er ließ sie Spähtrupps durchführen und bestimmte sie als Nachhut, während die Festung mit Hilfe der Marine geräumt wurde. Er selbst verließ mit ihnen als letzter die Festung.“ 27 Die ersten Menschen verlassen das untergehende Kolberg über See. Vor der Stadt liegen die Kreuzer „Admiral Scheer“, „Lützow“, die Zerstörer Z 34, Z 43 und das Torpedoboot T 33. Am 162 18. März 1945 decken SS-Obersturmführer Ludwig und 12 seiner Männer die Verschiffung

aus Kolberg. In der Nacht werden sie von Flugbetriebsbooten der Luftwaffe abgeholt. Bei der Evakuierung sind von SS-Untersturmführer Dr. Büelers Kompanie nur mehr 30 kampffähige Soldaten übrig. Auch Walter Girg wird mit seinen Männern über See gerettet. Als er diese Be­ gebenheit Jahrzehnte später einem Historiker berichtete, schossen ihm die Tränen in die Augen, als er schilderte, wie er auf einem Boot den Hafen verläßt und die im umkämpften Kolberg zurück bleibenden Soldaten ihm am Hafenrand noch lange nachwinken.28 Die Nachhut der Verteidiger, 400 Mann, sichern den Ausbruch. Viele von ihnen verlieren wäh­ rend der Rettung ihre Kameraden und der Zivilpersonen ihr Leben oder geraten in Gefangen­ schaft. In der Rettung über See von 75.000 Menschen aus der eingeschlossenen Stadt besteht ihr humanitäres Verdienst. Der Führer der Kampfgruppe Hempel deckt bis zuletzt das Einschiffen. Leutnant Alfred Hempel wird für seine Leistungen am 30. April 1945 mit dem Ritterkreuz aus­ gezeichnet. Die Wissenschaftliche Kommission der Bundesregierung erkannte an: „Dank der zähen Verteidigung von Kolberg gelang es, bis zur Einnahme der Stadt 70.000 Menschen über See abzutransportieren.“ 29 Ludwigs Franzosen erreichen am 19. März 1945 den Hafen von Swinemünde. In der von Flücht­ lingen überfüllten Hafenstadt waren kurz zuvor 20.000 Menschen bei einem amerikanischen Bombenangriff getötet worden, der als „Das Massaker von Swinemünde“ erst von dem Histori­ ker Jörg Friedrich wieder in das Bewußtsein der Deutschen zurückgerufen w urde.30 1) Walter Girg, Schreiben 1.2.1990. Zu den unterschiedlichen Zahlenangaben betreffend der T 34 in Ostpreußen, Machetanz hatte 11, Girg schreibt von 27, konnte Girg leider nicht mehr befragt werden. 2) Wolfgang Herfurth, Schreiben vom 20.9.1990. 3) Otto Skorzeny: Wir kämpften, wir verloren, Cramer-Verlag, 3. Auflage, 1975, S. 167,168, so auch in „Meine Kommandountemehmen“, Moewig Verlag, 1976, 2. Auflage, S. 287, 288. 4) Otto Skorzeny: Meine Kommandountemehmen, S. 288. Interessanterweise war Generaloberst Weiß lange Jahre zuvor als Hauptmann der Abwehr in Ostpreußen gegen polnische Spione eingesetzt. Er brachte Girg sicher Verständ­ nis für dessen Auftrag entgegen. 5) OSS, detailliertes Verhörprotokoll Walter Girg, US Militärischer Nachrichtendienst in Österreich, APO 777, 22.1.1946. Vom CIC erst im Jahr 2006 von der Geheimhaltung entsperrtes Dokument. 6) Skorzeny in seinem Antrag aufVerleihung des Eichenlaubs zum Ritterkreuz an Girg, 31. März 1945. 1948 nannte Skorzeny „etwa 25 deutsche und 15 russische Soldaten“, in „Geheimkommando Skorzeny“, Seite 323. Jahrzehnte danach wird er die Stärke mit „ungefähr Zugstärke... Er nahm etwa 12 deutsche und 25 russische Soldaten mit“ angeben; in Skorzeny: „Wir kämpften, wir verloren“, Cramer-Verlag, 3. Auflage, 1975, S. 168. Kurz darauf wird er zitiert: „... zwölf deutschen Soldaten und zwölf russischen Freiwilligen“, siehe „Meine Kommandountemehmen“, Moewig Verlag, 1976, 2. Auflage, Seite 288. Die Ändemng erfolgte möglicherweise nach Rücksprache mit dem nun für Skorzeny erreichbaren Walter Girg. 7) Walter Girg, Schreiben 1.2.1990. 8) OSS, detailliertes Verhörprotokoll Walter Girg, US Militärischer Nachrichtendienst in Österreich, APO 777, 22.1.1946. Vom CIC erst im Jahr 2006 von der Geheimhaltung entsperrtes Dokument. 9) Walter Girg, Gefechtsbericht im Antrag auf Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Erich Dierigen, 23.3.1945. 10) Von Girg selbst verfaßter Bericht im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. 11) Otto Skorzeny: Meine Kommandountemehmen, S. 288 - 289. 12) Walter Girg, Gefechtsbericht im Antrag auf Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Erich Dierigen, 23.3.1945. 13) Otto Skorzeny: Meine Kommandountemehmen, S. 288. 14) Professor Dr. Egon Machetanz, Schreiben 9.2.2008. In der Literatur blieb der Name des ertrunkenen Funkers bis heute unbekannt. Skorzeny schreibt: „... bis zu dem Augenblick, an dem der Funker - ein deutscher Feldwebel - samt seinem Material beim Überqueren der zugefrorenen Weichsel, deren Eis unter dem Gewicht des Lastwagens brach, versank.“ - „Meine Kommandountemehmen“, S. 288, 289. Der Funker ist Heiner Schlegel. 15) Otto Skorzeny: Wir kämpften, wir verloren, S. 168. 16) Walter Girg, Gefechtsbericht im Antrag aufVerleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Erich Dierigen, 23.3.1945. 17) 15 Millionen Deutsche wurden ab 1945 aus Ostdeutschland vertrieben. Das war die größte Massenvertreibung, die es auf der Erde gab. Im Deutschland des Jahres 2013 ist die Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis weitge­

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hend totgeschwiegen. Als bemerkenswert kann daher die Äußerung der deutschen Bundeskanzlerin Merkel im Juni 2013 angesehen werden: „Das, was die Vertriebenen durchgemacht haben, war bitter und grausam. Sie verloren alles Vertraute. Sie mußten Hab und Gut zurücklassen. Sie sahen Angehörige auf der Flucht sterben. Was ihnen blieb, wa­ ren Trauer, Schmerz und Erinnerung an ihre Heimat, die es so nicht mehr gab. Kulturlandschaften, die Deutsche teils über Jahrhunderte geprägt hatten, gehörten nun der Vergangenheit an. Diesen Erfahrungen Raum zu geben, ist ein Gebot der Menschlichkeit. Es ist auch ein Gebot historischer Redlichkeit. Das Schicksal der Vertriebenen ist Teil der deutschen Geschichte. Sie haben mit ihren Erfahrungen unser Land in der Nachkriegszeit entscheidend mitgeprägt.“ Kanzlerin Merkel bei Baubeginn des „Dokumentationszentrums der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ am 11. Juni 2013 im Deutschlandhaus in Berlin. 18) Otto Skorzeny: Wir kämpften, wir verloren, S. 169. 19) Otto Skorzeny: Meine Kommandountemehmen, S. 288 - 289. 20) Otto Skorzeny: Wir kämpften, wir verloren, S. 169. 21) Johannes Voelker: Die letzten Tage von Kolberg (4. - 18.3.1945), S. 80, 89, 90, s.a. S. 155, Anm. 22: Erhard Erdmann (Oblt.): Festung Kolberg 1945 - aus dem Tagebuch eines Infanteristen. Anmerkung: Girg war damals Ober­ sturmführer und es waren mehr als fünf Soldaten; dennoch handelt es sich bei den in dem Tagebucheintrag beschrie­ benen Männern eindeutig um Girgs Truppe; der Verfasser. Girg traf demnach am 12. März 1945 in Kolberg ein. In Gefangenschaft nannte er den 17. März. Den 15. März 1945 gab Girg am 22.1.1946 an (in dem OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, US Militärischer Nachrichtendienst in Österreich, APO 777, 22.1.1946. Vom CIC erst im Jahr 2006 von der Geheimhaltung entsperrtes Dokument). 22) OSS, detailliertes Verhörprotokoll Walter Girg, US Militärischer Nachrichtendienst in Österreich, APO 777, 22.1.1946. Vom CIC erst im Jahr 2006 von der Geheimhaltung entsperrtes Dokument. 23) Girg hat 1992 in einem Gespräch die Verurteilung zum Tode als angeblicher Seydlitz-Agent bestätigt. Minuten vor Vollzug konnte er es verhindern. Auch in amerikanischer Gefangenschaft erwähnt er das Todesurteil, siehe sein Bericht vom 15.9.1945 in dem OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Über­ setzung durch den Verfasser. Dieses Verhör wurde von der CIA bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. 24) Der 8,5 Millionen Reichsmark teure Farbfilm „Kolberg“ wurde vom 28.10.1943 bis 17.7.1944 gedreht. Zeitweise wirkten 187.000 Soldaten als Statisten mit, darunter u.a. Kosaken. Der Monumentalfilm erhielt das Prädikat „Film der Nation“ und wurde am 30. Januar 1945 in Berlin und La Rochelle uraufgeführt. Danach verschwand im Dunkel der Geschichte und es dauerte bis zum 22.3.1998, als der Fernsehsender Arte eine ungekürzte Fassung dieses Films im deutschen Fernsehen ausstrahlte. 25) Pierre Tiquet, Schreiben vom 5.9.2013. 26) Pierre Tiquet, Schreiben vom 6.9.2013. Eric Lefèvre, Schreiben vom 17.10.2014: François Barazer de Lannurien war Kousin 7. Grades des Generals Emile Barazer de Lannurien (1876-1954), François’ Vater war Hauptmann. 27) Otto Skorzeny: Meine Kommandountemehmen, S. 289, 290. 28) Walter Girg, persönliche Aussage 1992. 29) Ministerium für Vertriebene, Flüchtlinge: Die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus den Gebieten östlich der Oder-Neisse. 30) Dieser Bombenangriff zerstörte Swinemünde am 12. März 1945. Jörg Friedrich: Der Brand. Interessanterweise schafften es die Franzosen, die Mehrheit ihrer in der Stadt Kolberg verwundeten Landsleute über See nach Wildfle­ cken zu evakuieren. Eric Lefèvre 16.10.2014.

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STATT TODESURTEIL DAS EICHENLAUB ZUM RITTERKREUZ Tiefbewegt sind die Männer in Friedenthal, als Girg mit seinen Männern am 20. März 1945 dort wieder eintrifft. Groß ist die Freude auch bei Otto Skorzeny, als er seinen Mann für die ganz besonderen Aufgaben wieder sieht. SS-Obersturmführer Girg erstattet genau Bericht über seine Eindrücke von allem, was er in dem von den Sowjets besetzten Gebiet Deutschlands erlebte und was er über die Rote Armee in Erfahrung gebracht hat. Skorzeny: „Was Walter Girg während seines letzten Einsatzes am meisten überraschte, war die Treue und der Opfermut der deutschen Bevölkerung in den von den Russen bereits besetzten Gebieten. ,Besonders Frauen waren es’, sagte e r ,,die jedes Risiko auf sich nahmen, um uns zu helfen.’“ 1 Walter Girg hat nun den zweiten Kommandoeinsatz in Volltarnung überlebt. Sein Selbstbe­ wußtsein - heute würde man dazu Verrücktheit sagen - blitzt anhand dieses Details auf: „Um die jugendliche Unbekümmertheit zu kennzeichnen, mit der Girg diesen gefährlichen Einsatz durchführte, sei noch erwähnt, daß er sich während der ganzen Zeit nicht von seinem Ritter­ kreuz trennte und es unter einem Halstuch verborgen immer trug.“ 2 Auch das Auffinden des Ritterkreuzes hätte neben Girgs Sprachunkenntnis bei einer Durchsuchung durch die Sowjets sein Todesurteil bedeutet. In Friedenthal dankt Skorzeny Girg und seinen Männern, darunter auch den Russen, für ihren Mut und ihre Ausdauer. „Es war unglaublich, welche Freude ich später Zweien dieser zurückge­ kehrten Russen mit dem Geschenk einer Armbanduhr machen konnte.“ 3 Von den ursprünglichen 55 Männern sind nur noch 35 zurückgekommen.4 Walter Girg verfaßt am 20. März 1945 einen als „Geheime Reichssache“ mit höchster Priorität und höchster Sicherheitseinstufung klassifizierten Bericht (als „Schnellbrief4) über seine Ein­ drücke in diesem Einsatz.5 Nachdem der Reichsführer-SS Heinrich Himmler Girgs Bericht gelesen hat, veranlaßt er am 27. März 1945, daß dieser sofort auch Hitler im Führerhauptquartier unter der Reichskanzlei vorgelegt wird. Der Reichsführer befördert Girg mit Wirkung zum 1. März 1945 zum SS-Hauptsturmführer der Reserve und unterstützt, daß Skorzeny ihn zur Verleihung des Eichenlaubes einreicht.6 Dieses Dokument ist auf Seite 166 abgedruckt. Am 31. März 1945 schreibt Otto Skorzeny den Antrag auf Verleihung des Eichenlaubs zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes für Walter Girg. Das Original dieses Antrages mit dem Vermerk von General Burgdorf über die Verleihung am 1. April 1945 wird auf den Seiten 167 bis 170 wiedergegeben.

Am 1. April 1945 erhält Walter Girg als erster Soldat der Jagdverbände das Eichenlaub zum Ritterkreuz für die Füh­ rung seines sechs Wochen dauernden Kommandoeinsatzes in gegnerischen Uniformen in Westpreußen und Pommern.

Als erster Soldat der SS-Jagdverbände wird SS-Obersturmführer Walter Girg am 1. April 1945 mit dem Eichenlaub zum Ritterkreuz ausgezeichnet. Er ist der 814. Soldat der Deutschen Wehr­ macht, dem diese höchste Auszeichnung verliehen wurde. Walter Girg erhält zudem die Silber­ ne Nahkampfspange. Entgegen verschiedener Behauptungen in der Literatur wird Walter Girg jedoch nicht zum Sturmbannführer befördert.7

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Walter Girg schlägt am 23. März 1945 den bewährten Führer seines „Partisanenzuges“, Ober­ scharführer Erich Dierigen, zur Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold vor: „SS-Oscha. Dierigen hat sich als Panzerzugführer bereits im Osten und in Afrika hervorragend bewährt.Dierigen war seinen Männern ein leuchtendes Vorbild, der durch seinen Fanatismus und sein Draufgän­ gertum in jeder schwierigen Lage die Männer mitriß. Bei dem Sonder­ unternehmen des SS-Ostuf. Girg vom 31.1.1945 bis 18.3.1945 im Raume der Weichsel und in Pommern als Partisanengruppe hat Dierigen als Zugführer erneut seinen hervorragenden Mut, eine beispielhafte Führer­ eignung und seinen Draufgängermut beweisen. Trotz schwerer Krankheit, die ihn während des Unternehmens befiehl, teilweise gestützt von seinen Männern, marschierte Dierigen unermüd­ lich an der Spitze seines Zuges. Schon nach kurzer Erholung meldete er sich als Führer schwierigster Spähtruppunternehmen wieder. Durch sei­ ne Härte gegen sich und hervorragende Führereignung konnte er seinen Partisanenzug bei mehrmaligen schweren Angriffen mit geringen Ver­ lusten zu großen Erfolgen führen. Am 17.2.1945 war Dierigen es, der durch schnelles Eingreifen und klare Befehle nach schweren Angriffen der Russen bei Tulsk die Männer in ei­ nem kleinen Waldstück neu formierte, sie gefechtsmäßig gegliedert dem Feind in die Flanke führte und dadurch die gesamte Kampfgruppe vor Umzingelung und Vernichtung bewahrte. Dierigen ist voll würdig der Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold.“ 8 Auf den Folgeseiten: Girgs Originalantrag auf Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an SS-Oberscharführer Erich Dierigen.

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Der Reichsführer SS befürwortet am 31. März 1945 den Antrag, der am 28. April 1945 noch im OKH eintrifft.1

1) Otto Skorzeny: Meine Kommandountemehmen, S. 290. 2) Otto Skorzeny: Wir kämpften, wir verloren, Cramer-Verlag, 3. Auflage, 1975, S. 169. 3) Otto Skorzeny: Wir kämpften, wir verloren, S. 169. 4) Otto Skorzeny: Antrag auf Verleihung des Eichenlaubs zum Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes für Walter Girg, 31. März 1945. 5) Meldung Girg vom 20.3.1945, Amt VI, Abteilung S, Az. 1242/45, Geheime Reichssache. 6) Reichsführer-SS Heinrich Himmler, Schnellbrief vom 27.3.1945, Geheime Reichssache, B.Nr. 6/45, Ads.Fe. 7) Von Girg selbst verfaßter Bericht im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Übersetzung durch den Verfasser. Dieses Verhör wurde von der CIA bis 2006 als Geheim unter Verschluß gehalten. Die Verneinung der Beförderung zum Stubaf. bestätigte Girg in einer persönlichen Aussage im Jahr 1992. Ebensowe­ nig wurde er von Hitler in der Reichskanzlei empfangen, wie mehrmals veröffentlicht wurde. 8) Walter Girg, Gefechtsbericht im Antrag auf Verleihung des Deutschen Kreuzes in Gold an Erich Dierigen, 23.3.1945.

ALPENFESTUNG Im März 1945 wird in Friedenthal fieberhaft ausgebildet. Unaufhörlich werden für die großen, von den Gegnern eroberten deutschen und europäischen Gebiete, Frauen und Männer ausgebil­ det, die als Agenten an Fallschirmen abspringen oder als untergetauchte Widerstandsgruppen im Untergrund gegen die sowjetischen und amerikanischen Besatzer kämpfen sollen. Neuartige Waffen sind entwickelt worden, so stehen Patronen mit Doppelgeschossen sowie che­ mische Zeitzünder mit N-Zündsatz vor der Einführung. Ein neu entwickelter chemischer Rauch versetzt die Truppe in die Lage, sich für den Feind unauffällig einzunebeln und dadurch Front­ abschnitte ungesehen zu überschreiten. Walter Girg verlegt im April 1945 gemeinsam mit Otto Skorzeny und Teilen des aus der Ost­ front herausgelösten SS-Jagdverbandes „Mitte“ in die Berge Österreichs, in die so viel zitierte Alpenfestung. Niemand weiß, was sie dort wirklich erwartet. Voller Tatendrang entwickelt Girg eine neue Idee: „Ungeachtet der fatalen Lage, begann ich, einen neuen Einsatz zu planen. Ich wollte in den Bergen der Hohen Tatra landen. Zur Vorberei­ tung darauf zogen wir in die Alpen. Meine Männer und die Funktrupps verlegten nach Lofer am Steinernen Meer.“ 1 Girg liegt mit seinen 50 Männern bei Lofer, die Scharfschützen unter dem früheren „Branden­ burger“ Fallschirmjägeroffizier Untersturmführer Odo Willscher bei Bischofshofen, Fuckers Jagdverband „Mitte“ am Hochkönig und der hochausgezeichnete Sturmzugführer des SS-Fallschirmjäger-Bataillons 600 Obersturmführer Hubert Schürmann hat bei Altaussee mit seinen Fallschirmjägern Berghütten bezogen. Skorzenys kleine Führungsgruppe liegt in Annaberg. Nach Walter Girgs Erinnerung werden ab dem 15. April 1945 alle sich in den Bergen befindli­ chen Verbände Skorzenys unter der Bezeichnung Schutzkorps Alpenland geführt. Die Aufga­ be besteht im Schutz der Alpenregion vor einem überraschenden sowjetischen Zugriff, wobei dem Gegner eine weitaus größere Stärke vorgespielt wird, als sie tatsächlich vorhanden ist. Die Funkverbindung sichert eine 70 Watt-Funkstelle, deren Deckname „Brieftaube“ lautet. Für drei Monate wird Verpflegung eingelagert, das Hauptnachschublager in Radstadt in den Tauern eingerichtet. Das Eindringen der Amerikaner in die Alpen macht den ursprünglichen Plan zunichte. Girg geht nicht in das Hochgebirge der Hohen Tatra. „Ich erhielt den neuen Auftrag, ein Gebiet in den Alpen zu besetzen, um den Ostgegner durch kleine Widerstandsgruppen mit Kleinkrieg nach Art der Tito-Banden zu bekämpfen. Dieses Gebiet war von den Westalliierten besetzt. Alle meine Männer gerieten in Gefangenschaft und wurden in alliierte Kriegsgefangenenlager abgeführt. Nachdem ich gefangen wurde, fanden die Amerikaner meine gesamte Ausrüstung und Vorräte.“ 2 Otto Skorzeny beschreibt diese letzten Wochen: „Nach den Anweisungen des am Königssee liegenden Oberkommandos Süd hatte ich alle überlebenden und versprengten Soldaten meiner Einheiten in einem neuen Verband zusammengefaßt, der Alpenschutzkorps getauft wurde von einem Armeekorps aber nicht mehr als den Namen besaß. Am 1. Mai 1945 erhielt ich den letzten Befehl vom Oberkommando Süd: ich sollte die Verteidigung der Südtiroler Pässe orga­ nisieren, damit sich die Truppen General Vietinghoffs - des Nachfolgers von Generalfeldmar­ schall Kesselring in Italien - zurückziehen könnten, und gleichzeitig sollte ich verhindern, daß die amerikanisch-britischen Truppen nach Österreich eindrängen. Aber es war zu spät. Unsere Italien-Armee hatte schon kapituliert, ohne daß sogar Generalfeldmarschall Kesselring benach­ richtigt wurde. Die Offiziere des Alpenschutzkorps, die ich sofort an die italienische Grenze 176

befohlen hatte, waren klug genug, bei Erkennen der Lage unverzüglich zu mir zurückzukehren. Als am 6. Mai Großadmiral Dönitz den Befehl erteilte, am 8. Mai 1945 um Mitternacht an allen Fronten die Waffen niederzulegen, zog ich mich mit meinen engsten Mitarbeitern in die Berge zurück, um abzuwarten. Meine Truppen befanden sich in kleine Einheiten aufgeteilt in den na­ heliegenden Tälern und warteten auf meine letzten Befehle.“ 3 Bis zum Ende werden Kommandoeinsätze durchgefuhrt. Der flämische Untersturmführer André Stevens bricht mit einem Schnellboot Ende April 1945 von Emden auf, um die Shell-Raffinerie am Kanal von Gent nach Temeuzen zu sprengen.

Im April 1945 will Girg in den Bergen der Hohen Tatra operieren. Hier deutsche Soldaten vor dem Gebirge.

Der Adjutant des SS-Jagdverbandes „Mitte“ (im April 1945 Teil des SS-Regiments „Solar“), SS-Untersturmführer Walter Gramzow, wird für einen Brückeneinsatz in Mecklenburg im April 1945 von Skorzeny zum Ritter­ kreuz vorgeschlagen.

Hauptsturmführer Fucker, ganz rechts, verhört im Oder-Brückenkopf Zehden einen russischen Überläufer, links, mit Pelzmütze. Ein sehr spätes Bilddokument von Ende März 1945.

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Die Scharfschützen der Jagdverbände fuhrt der frühere „Brandenburger“ Fallschirmjäger Untersturmführer Odo Willscher. Er liegt mit seinen Männer im April 1945 bei Bischofshofen in den Alpen. Auf diesem Foto trägt Willscher eine Luftwaffen-Kombination für Flugzeugbesatzungen. (Fallschirmarchiv) 1) Von Girg verfaßter Bericht im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945, Seite 3. Übersetzung durch den Verfasser. Dieses Verhörprotokoll wurde von der CIA bis 2006 als geheim unter Verschluß gehalten. 2) Von Girg verfaßter Bericht (Seite 3) im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Übersetzung durch den Verfasser. Dieses Verhör wurde von der CIA bis 2006 als geheim unter Verschluß gehalten. 3) Otto Skorzeny: Meine Kommandountemehmen.1

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IN DER HAND DES GEGNERS Als Walter Girg die Nachricht von der Kapitulation der Deutschen Wehrmacht erfährt, ent­ scheidet er, sich keineswegs gefangen nehmen zu lassen. Von Lofer aus taucht er unter. In den Wäldern der ausgedehnten Berglandschaft um Kitzbühel verschwindet er und macht sich un­ sichtbar. Seine Spezialausbildung kommt ihm in dieser Lage zugute und es gelingt ihm, tage­ lang unentdeckt zu bleiben. Viele deutsche Soldaten ziehen vor, sich vorerst einer ungewissen Gefangenschaft zu entziehen. Die undurchdringbare und schwer unter Kontrolle zu bringende Bergwelt mit ihren hoch gelegenen Berghütten bietet viele Versteckmöglichkeiten. Durch den Verrat eines bereits vom amerikanischen Geheimdienst CIC (Counter Intelligen­ ce Corps, amerikanischer militärischer Nachrichtendienst für Spionageabwehr) eingespannten früheren deutschen Soldaten fällt Girg völlig überraschend in die Hände der Gegner. 1 Schwer bewaffnete US-Amerikaner verhaften Girg und bringen ihn nach Salzburg. Die Kriegs­ sieger rauben den Gefangenen vollkommen aus. An diese entwürdigende Prozedur erinnert sich Girg noch Jahrzehnte später voller Bitterkeit: „Alles, aber auch alles haben mir die Besatzer abgenommen. Auch meine Auszeichnungen.“ 2 Zunächst identifizieren ihn Geheimdienstleute, sie messen und wiegen ihn. (Girg wiegt 71,36 Kilo). 3 Dann staunen sie in der Unterkunft der 42. CIC-Abteilung in Salzburg nicht schlecht, nachdem sie erkannt haben, welcher Fang ihnen ins Netz gegangen ist. Die US-Verhöroffiziere sind sich bewußt, daß vor ihnen nicht irgendein deutscher Offizier sitzt. In ihrem Fahndungsbuch haben sie Girg zwar aufgelistet, darin ist allerdings nur sein früherer Dienstgrad Untersturmführer angegeben, ohne weitere Hinweise. Bald beschäftigen sich die Verhörspezialisten des Spionageabwehrdienstes CIC intensiv mit ihm. Unter welchen Umstän­ den es ihnen schließlich gelingt, Girg zum Reden bringen, ist naturgemäß aus den darüber angefertigten Verhörprotokollen nicht ersichtlich. Von anderen gefangen genommenen Offizie­ ren der Jagdverbände und der „Brandenburger“ weiß man, daß sie von ihren amerikanischen Verhörern geschlagen, gedemütigt und mißhandelt worden sind. 4 Diese Formen amerikani­ scher Verhörmethoden zur Erpressung von Aussagen sind seit Schwäbisch Hall, wo Soldaten der Leibstandarte 1945 gefoltert und psychisch mißhandelt wurden, hinlänglich dokumentiert und bekannt. Darüber hinaus sind amerikanische Folterverhöre an Gefangenen bis in unsere Gegenwart hinein traurige Realität in der US-Armee. Erwähnt seien nur Guantänamo, Abu Ghraib sowie die geheimen CIA-Foltergefängnisse in Osteuropa. Am 18. Oktober 1945 kommt schließlich US-Major Joseph Kolisch in seinem Bericht, worin er die bis dahin gewonnenen Erkenntnisse über Girg zusammenfaßt, zu dem Fazit, daß „Girg sich in den bisherigen Verhören als intelligent, sehr kooperativ und bereitwillig zur Preisgabe von Informationen erwiesen habe. Die von ihm erhaltenen Informationen sind verläßlich.“ 5 Ein Mann wie Girg, der mehrfach Einsätze weit im Rücken des sowjetischen Gegners durch­ geführt hat, ist für die Amerikaner von großem Interesse, so daß sie weitere Verhöre planen. Daher bleibt er anschließend in ihrem Geheimdienstquartier inhaftiert. Nun beschäftigen sich speziell ausgebildete Verhöroffiziere mit ihm. Der amerikanische Ge­ heimdienst OSS (Office of Strategie Services, US-Geheimdienst von 1942 bis 20. September 1945, der Vorgängerdienst der CIA) bringt Girg dazu, ausführlich über seine Kommandoein­ sätze zu sprechen, wie aus ihren Verhörberichten, von denen der letzte wurde fünf Tage vor der Auflösung des OSS verfaßt wird, zu entnehmen is t.6 Walter Girg beeindruckt seine Verhörer, da sie 1946 - am Ende eines langen Vernehmungs­ protokolls - zu dem Eindruck gelangen: „Seine Informationen wurden als glaubwürdig und wahrheitsgemäß beurteilt. Er kooperierte in allen Bereichen und kann nicht als Sicherheitsrisiko betrachtet werden. 180

Der mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnete Sturmzugführer des SS-Fallschirmjäger-Bataillons 600, Obersturmführer Hubert Schürmann, liegt bei Kriegsen­ de bei Altaussee. Das Foto zeigt ihn zwischen Verhören des amerikanischen Geheimdienstes. Seine Auszeich­ nungen haben die Amerikaner ihm bereits gestohlen, noch befinden sich die Ärmelbänder Afrika und Kreta an seiner Uniform.

Er stimmt zu, als Informant in einem Internierungslager zu dienen und sollte nicht als politi­ scher Gefangener behandelt werden.“ 7 Dieser Bericht wurde auch der Gegensabotageabteilung des CIC vorgelegt. Die Amerikaner haben erkannt, wie wertvoll Girg für sie sein kann. Walter Girgs neue Aufgabe besteht nicht darin, in den Lagern seine ehemalige Frontkameraden aus­ zuhorchen, sondern sich dort nach geeigneten Männern umzuschauen, die sich auch weiterhin gegen die Bedrohung durch den sowjetischen Bolschewismus wehren wollen, da die Sowjets immer stärker zum Gegner ihrer früheren amerikanischen Verbündeten USA werden. Und die Rote Armee steht mitten in Deutschland und Europa. Bis 9. Juni 1947 wird Girg im Lager Glasenbach bei Salzburg („Marcus W. Orr“) interniert, um danach den Polizeibehörden Österreichs übergeben zu werden. 8 Im gleichen Jahr wird er aus dem Gefängnis Wien III in die Freiheit entlassen.12345678

1) Als geheim eingestuftes Verhörprotokoll Walter Girg, Hauptquartier USDIC, United States Forces in Austria, APO 777, US-Army, 18.10.1945. 2) Walter Girg, Schreiben 16.11.1989. 3) Als geheim eingestuftes Verhörprotokoll Walter Girg, Hauptquartier USDIC, United States Forces in Austria, APO 777, US-Army, 18.10.1945. 4) Erich Röseke, Hauptmann und Ritterkreuzträger, der als Angehöriger des Jagdverbandes „Südwest“ in amerika­ nischer Gefangenschaft von CIC-Verhörem geschlagen und mißhandelt wurde. Röseke in Militärisches Curriculum, 27.7.1985. 5) Geheimes Verhörprotokoll Walter Girg, Hauptquartier USDIC, United States Forces in Austria, APO 777, USArmy, 18.10.1945. 6) Von Girg selbst verfaßter Bericht im OSS-Verhörprotokoll Walter Girg, APO 777, SCI Unit A, Salzburg, 15.9.1945. Übersetzung durch den Verfasser. Dieses Verhör wurde von der CIA bis 2006 als geheim unter Verschluß gehalten. 7) 1946 8) Geheimer Bericht der CIC-Abteilung Salzburg, Ref. Nr. 8 3441, 9.12.1948. Das Dokument wurde bis in das Jahr 2006 als streng geheim unter Verschluß gehalten.

Es ist unmöglich, einen Mann, dem durch seine Art zu verfahren, viel geglückt ist, zu überzeugen, er könne gut daran tun, anders zu verfahren. Daher kommt es, daß das Glück eines Mannes wechselt; denn die Zeiten wechseln, er aber wechselt nicht sein Verfahren.

Niccolo Machiavelli

IN GEHEIMDIENSTEN Der 1945 aus dem OSS hervorgegangene amerikanische Geheimdienst CIA (Central Intelligen­ ce Agency, US-Auslandsgeheimdienst, der bis heute weltweit agiert) interessiert sich auch nach Girgs Entlassung weiterhin für ihn. Überraschende Aktenfunde belegen, daß der mächtige US-Geheimdienst CIA seine Dokumen­ te über die Zusammenarbeit mit Walter Girg bis in das Jahr 2006 als derartig brisant einstufte, daß sie als streng geheim unter Verschluß gehalten werden mußten. 1 Die erst in jüngster Vergangenheit deklassifizierten Geheimakten erlauben einen staunenden Blick hinter die ansonsten undurchdringbaren Mauern der US-Geheimdienste und der von ih­ nen ab 1945 im besetzten Deutschland aufgebauten Organisation Gehlen, dem direkten Vor­ läufer des Bundesnachrichtendienstes. Diese Jahrzehnte lang geheim gehaltenen Akten lassen eindeutig erkennen, daß Walter Girg für amerikanische und deutsche Geheimdienste arbeitete. Wie kam es dazu? Um diesen Schritt zu verstehen, ist es notwendig, sich die Situation zu veran­ schaulichen, die 1945 im zerstörten und in mehrere verschiedene Besatzungszonen zerstückel­ ten Deutschland und Österreich herrschte. Die grundsätzlichen, ideologischen Unterschiede zwischen den Alliierten, die sich während des Krieges bereits mehrfach angedeutet haben, brechen ab dem Kriegsende 1945 offen aus. Den nie verhohlenen kommunistischen Weltmachtanspruch der Sowjetunion und der dem ge­ genüberstehende US-amerikanische Kapitalismus können zwar die gemeinsamen Kriegsziele gegen Deutschland für kurze Zeit in ein Zweckbündnis pressen, darüber hinaus aber verbin­ den diese Weltanschauungen keinerlei Gemeinsamkeiten. Dadurch stehen sich die einstigen im Kampf gegen Deutschland vereinten Partnermächte nach dem Ende des Krieges feindlich gegenüber, es beginnt der Kalte Krieg. Zu dessen Beginn sind für die USA deutsche Soldaten wie Girg, die über eine qualitativ hoch­ wertige Ausbildung im Sonderkampf hinter den feindlichen Linien verfügen und Einsätze im sowjetisch besetzten Gebiet hinter sich haben, von großer Bedeutung. Niemand in Amerika verfügt wie Girg über so große praktische Einsatzerfahrung und so umfangreiches Wissen. So ist es folgerichtig, daß der amerikanische Geheimdienst Walter Girg genauso wie andere Kommandosoldaten und Agenten ansprach. Wer wäre kompetenter, wenn nicht Männer wie er? 182

Der amerikanische Geheimdienst CIA hält dieses Dokument über die Zugehörigkeit Girgs zum CIC bis ins Jahr 2006 als geheim unter Verschluß. Aufgefuhrt ist, daß Girg für das CIC arbeitete, der Geheimdienst-Organisation Rusty und dem geheimen Agentennetz ODEUM angehörte. Unten erscheint sein Deckname in der Organisation Gehlen: Walter Girk.

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Am 23. Oktober 1947 vermerkt der US-Geheimdienst in einer Notiz über ein geheimes Agentennetz unter ameri­ kanischer Führung namens ODEUM in Frankfurt über Walter Girg: „Er ist ein idealistischer Informant mit starker Sympathie für den Westen.“ (Geheimes Dokument, betreffend ODEUM, 26.2.1954, Geheim bis 2006)

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Die Menschen leben im Nachkriegs-Deutschland sehr bedrängt in den durch den alliierten Bombenkrieg zerstörten Häusern. Hier eine Familie in Berlin im September 1947.

Der Mensch Walter Girg kann in seinem bisherigen Leben nur als Idealist verstanden werden. Doch nach 1945 muß er Realist sein: Deutschland hat den Krieg verloren und er weiß, daß seine Heimat von den alliierten Kriegssiegern vollständig besetzt und untereinander aufgeteilt ist. Millionen sind gefallen, Millionen Vertriebene suchen eine Bleibe in dem zerbombten Land, die Wirtschaft ist zerschlagen, die Männer sitzen in Lagern. Girgs bisherigen Idealen ist mit dem Kriegsende die Grundlage entzogen worden. Allgegenwär­ tig stehen der kommunistische Weltmachtanspruch Stalins und dessen Rote Armee mitten in Deutschland. Alle Länder Osteuropas sind sowjetisch besetzt und werden von Moskau-hörigen kommunistischen Regierungen beherrscht. Die von den Alliierten kontrollierten westlichen Be­ satzungszonen in Deutschland und Österreich versuchen diesem Bedrohungsszenario neben den eigenen Geheimdiensten schon früh Deutsche entgegenzustellen. Daneben verstärken sie ihre militärische Präsenz. Doch sind die meisten Deutschen, die die Alliierten der sowjetischen Bedrohung entgegensetzen könnten, noch von ihnen eingesperrt. Da Walter Girg seit seiner Jugend stets antikommunistisch fühlt und handelt, sieht er in der Zusammenarbeit mit den Amerikanern die einzige Chance, der sowjetischen Hegemonialmacht etwas entgegenzusetzen. Er hat Eindrücke von der Schreckensherrschaft der Roten Armee in den von ihr besetzten Gebieten sammeln können, wie nur wenige. Er hat mit eigenen Augen gesehen, welchem Zwang und Druck Deutsche unter dem Sowjetsystem ausgesetzt sind und hat seine Zusammenstöße mit der sowjetischen Geheimpolizei NKWD deutlich in Erinnerung. Walter Girg will nicht reglos in einer vergangenen Zeit verharren, denn er hat verstanden, daß das Leben weitergeht und er neue Bündnisse eingehen muß. Girg hat ein reines Gewissen, er hat ehrlich und voller Idealismus gekämpft, sich stets menschlich gegenüber den eigenen Leuten wie dem Gegner verhalten und nie Kriegsverbrechen begangen.

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Kinder in den Ruinen der geteilten Stadt Berlin im Oktober 1947.

Das Klima zwischen den einstigen Alliierten verschlechtert sich nach Kriegsende immer mehr. In Helmstedt schies­ sen Sowjets im Januar 1948 auf den Wagen von US-Major Baker. Militärpolizisten untersuchen anschließend das Fahrzeug.

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Generalmajor Reinhard Gehlen, der im Krieg im Generalstab des Heeres die Abteilung Fremde Heere Ost führte, erkannte bereits Ende 1944: „Die Westmächte werden sich gegen den Ver­ bündeten Rußland wenden. Dabei werden sie mich, meine Mitarbeiter und meine kopierten Dokumente im Kampf gegen eine kommunistische Expansion benötigen, weil sie selbst keine Agenten dort besitzen.“ 2 Aus dieser Abwehrhaltung heraus kommt es zu Girgs Zusammenarbeit mit dem amerikanischen Geheimdienst CIC in Salzburg. Die ersten Deutschen sammeln sich zur nachrichtendienstlichen Tätigkeit und bereits 1946 definiert Gehlen die Arbeit seiner Organisation: „Es wird eine deut­ sche nachrichtendienstliche Organisation unter Benutzung des vorhandenen Potentials geschaf­ fen, die nach Osten aufklärt bzw. die alte Arbeit im gleichen Sinn fortsetzt. Die Grundlage ist das gemeinsame Interesse an der Verteidigung gegen den Kommunismus. Die deutsche Organisation arbeitet nicht für oder unter den Amerikanern, sondern mit den Amerikanern zusammen. Die Organisation arbeitet unter ausschließlicher deutscher Führung, die ihre Aufgaben von amerikanischer Seite gestellt bekommt, solange in Deutschland noch kei­ ne deutsche Regierung besteht. Die Organisation wird von amerikanischer Seite finanziert ... Dafür liefert sie alle Aufklärungsergebnisse an die Amerikaner.“ 3 General Reinhard Gehlen leitet im Krieg die Abteilung Fremde Fteere Ost. Er offeriert 1945 den Amerikanern den Aufbau eines antikommunistischen Nachrichten­ dienstes, aus dem 1956 der Bundesnachrichtendienst (BND) entstand. Gehlen führt den deutschen Auslands­ nachrichtendienst bis 1968.

General Gehlen hatte im Krieg jedoch nichts mit der geheimdienstlichen Praxis der Abwehr zu tun. Er sowie klassische Abwehroffiziere suchen nun im zerbombten West-Deutschland nach al­ ten und neuen Mitstreitern. Ein schwieriges Unterfangen, denn viele sitzen noch in den Lagern der Sieger, andere sind unauffindbar oder leben im Ausland. Doch hier und da finden sich die ersten Männer aus der einst geheimen Front. In München kommen einige Offiziere zusammen, um für den neuen Geheimdienst zu arbeiten. Darunter befinden sich u.a. der Ritterkreuzträger der SS-Kavallerie-Division „Florian Geyer“, Hauptsturmführer Joachim Boosfeld, Sturmbann­ führer Günter Bernau von der SS-Division „Wiking“, sowie Standartenführer Jochen Ruoff. Auch der Ritterkreuzträger des SS-Regiments „Deutschland“, Sturmbannführer Helmut Schrei­ ber, stößt später dazu. Bald sind sie und viele weitere in den verschiedenen Netzen integriert.

Günter Bernau als junger Untersturmführer und Adjutant der III./SS-Artillerie-Regiment „Wiking“. 1940 wurden - vorschriftswidrig - auf Initiative des Regimentskommandeurs Gille die Sigrunenspiegel doppelseitig getra­ gen.

Der frühere Sturmbannführer Günter Bernau war Artilleriekommandeur in der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“, ausgezeichnet mit der Ehrenblattspange und dem Deutschen Kreuz in Gold. Er trat früh in die Organi­ sation Gehlen ein und ging als Oberst der Bundeswehr und Leitender Regierungsdi­ rektor im Bundesnachrichtendienst in den Ruhestand. Die Anerkennungsurkunde U n ­ terzeichnete 1974 der Präsident des BND, Generalleutnant Gerhard Wessel.

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Walter Girg gehört ab 1947 den von der CIA gesteuerten Vorgängerorganisationen der Organisation Gehlen an, der Keimzelle des Bundesnachrichtendienstes.

Am 23. Oktober 1947 vermerkt der US-Geheimdienst in einer internen Notiz über das geheime Agentennetz ODEUM, das unter amerikanischer Kontrolle in Frankfurt arbeitet, über Walter Girg: „Girg wurde mit dem Ritterkreuz und Eichenlaub ausgezeichnet. Er führte Aufklärungsunter­ nehmungen weit hinter den russischen Linien durch. Er ist ein idealistischer Informant mit starker Sympathie für den Westen.“ 4 Aufgrund seiner Begabung und beruhend auf seiner Persönlichkeit entwickelt sich Walter Girg weiter. Die Welt hat sich dramatisch verändert, die Bedrohung der beiden Atommächte gefähr­ det die Menschen im geteilten Deutschland. Aufgrund seiner speziellen Einblicke kann er die Situation einschätzen und will verhindern, daß Deutschland wieder zum Kriegsschauplatz wird.

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Hans-Waldemar Seebode arbeitete unter den Decknamen „Cahelm-1“, „Casustain-5“ und „Cafight-2“ im Bundes­ nachrichtendienst und war u.a. auf die kommunistische deutsch-chinesische Freundschaftsgesellschaft ange­ setzt. Der Berliner führte im Krieg als Obersturmführer Ende 1944 die Stabs-Kompanie des SS-Panzer-Regiments 5 „Wiking“, im Herbst 1941 kämpfte er in der 5./SS-Regiment „Nordland“.

Walter Girg lebt 1948 in St. Johann in Tirol und ist zu der Zeit als Informant für den CIC - die amerikanische Spionageabwehr - tätig. 5 Im Verlauf des Jahres 1948 wird er operativ im Rah­ men der Geheimorganisation TIB tätig.6 Mit TIB, was Technical Intelligence Branch bedeutet, bezeichnen die Amerikaner in den Jahren 1945 bis 1949 eines der Vorgängernetze der Organi­ sation Gehlen. In jenem Jahr 1949 wird Girg in der Operation Rusty unter Führung der CIA mit der Gegen­ spionage gegen stalinistische Organisationen und ihre Agenten beauftragt. Die Sowjetunion und die DDR haben zahlreiche Agenten in Westdeutschland eingeschleust, die hauptsächlich militärische Ziele ausspionieren, wie Kernforschungszentren, Verteidigungs-, Außen- und an­ dere Ministerien und wirtschaftliche Ziele infiltrieren, wie Siemens, IBM, Messerschmitt sowie Rüstungskonzerne. Gegen diese Ostagenten wird Walter Girg in der Gegenspionage eingesetzt. Auch im sowjetischen Geheimdienst und dem der DDR arbeiten ehemalige Mitarbeiter aus dem Reichssicherheitshauptamt und der Abwehr. General Gehlen beschreibt sein Aufgabengebiet: „Es ist schwierig, darzustellen, unter welchen außergewöhnlichen Umständen die Beschaffungsarbeit in den Jahren 1947/48 vor sich ging. Die jetzige Bundesrepublik war damals ein besetztes Land, geteilt in drei Zonen, mit einer schar­ fen Überwachung des gesamten Personen- und Materialverkehrs. Unser Apparat mußte schon diesseits der Demarkationslinie konspirativ arbeiten, was ohne amerikanische Mithilfe nicht möglich war. Es war keine Seltenheit, daß Leute von uns, die sich diesseits der Zonengrenze 196

unvorsichtig benahmen oder irgendwie anders auffielen, vom CIC oder den Sicherheitskräften der Engländer verhaftet wurden. Sie mußten dann mit Hilfe des amerikanischen Verbindungs­ stabes wieder aus ihrer Haft herausgeholt werden, ohne daß dabei eine Enttarnung der Tätigkeit dieser unserer Mitarbeiter erfolgte, ein oft schwieriges Unterfangen. Die Bahnverbindungen waren schlecht,die Fernsprechverbindungen, soweit sie überhaupt funktionierten, mangelhaft. Sie wurden zudem seitens der Alliierten abgehört.“ 7 Die Agenten der Ostaufklärung der Operation Rusty haben ihren Sitz in Oberursel im Taunus, wo sie bereits seit Juli 1946 im „Blue House“ die Auswertung ihrer Aufklärungsergebnisse betreiben. Die Führung der Operation Rusty hat deutscherseits Reinhard Gehlen, dessen Amts­ nachfolger 1945, Oberstleutnant Gerhard Wessel, leitet die Auswertung und Oberstleutnant Hermann Baun führt die Agenten. Oberstleutnant Oskar Reile, der im Krieg die Gegenspionage (Abwehr III) in Frankreich führte, leitet nun die Gegenspionage (Funk) im BND. Am 1. Juli 1949 übernimmt der US-Geheimdienst CIA offiziell vom amerikanischen Militär die Führung der Geheimorganisation Gehlen. Nach wie vor dulden die Amerikaner im west­ deutschen Staat keinen unabhängigen deutschen Auslandsnachrichtendienst, ebensowenig wie sie keine unabhängige westdeutsche Armee akzeptieren. Aus der Organisation Gehlen entsteht schließlich am 1. April 1956 der Bundesnachrichtendienst (BND), der Auslandsnachrichten­ dienst der Bundesrepublik Deutschland. Der lettische Ritterkreuzträger Untersturmführer Alfreds Riekstins, Deckname „Camuso-1“, alias „Feldmann“, alias „Igor A.“, „JG-5394“, springt am 30. August 1953 in einem Agenteneinsatz am Fallschirm über dem sowje­ tisch besetzten Lettland ab. Am Hof Dreimani bei Sabile taucht Riekstins mit einem weiteren Mann unter. Doch der sowjetische Geheimdienst war bereits durch Verrat informiert. Am 11. September 1952 kommt es zum Ge­ fecht mit dem NKWD. Nach Kampf und Verschuß der letzten Patrone beißt Riekstins in die Giftkapsel, um Fol­ ter und Hinrichtung zu entgehen.

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Die Agenten der Ostaufklärung im Unternehmen Rusty erhalten besonders tiefgehende Einblikke in das Leben der Menschen in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ). Die Menschen stöhnen unter der in Mitteldeutschland deutlich schlechteren Versorgungslage und ihren Einschränkungen, so daß sich die Ablehnung gegenüber den kommunistischen Machtha­ bern verstärkt. Joachim Gauck beschreibt die Stimmung aus seiner Erinnerung, wonach „... das zerstörte Land durch umfangreiche Reparationsleistungen und Demontagen zusätzlich nieder­ gedrückt war, wunderte es nicht, daß in breiten Schichten der Bevölkerung die Einschätzung herrschte, man sei unter ein Unrechtsregime geraten.“ 8 Aus Sicht des den Gehlen-Männern gegenüberstehenden kommunistischen Agentenapparates der DDR liest sich deren Aufgabe wie folgt: „Die Gehlen-Organisation war ein ausgesprochenes Instrument des kalten Krieges, das heißt der gegen die Sowjetunion, die antifaschistisch-demo­ kratische Entwicklung im Osten Deutschlands sowie gegen die volksdemokratischen Staaten in Europa gerichteten Politik und konterrevolutionären Aktion.“ 9 Angesichts der Tatsache, daß die Agenten des Außenpolitischen Nachrichtendienstes der DDR unter Markus Wolf - vom Ministerium für Staatssicherheit ganz zu schweigen - höchst verläß­ liche Säulen der Sowjetunion im Kalten Krieg waren, vermag diese einseitige Perspektive nur Verwunderung auszulösen. Deutschland stellt in den Zeiten des atomaren Bedrohungsszenarios der beiden Supermächte USA und UdSSR das beliebteste Rekrutierungsfeld für Spione und Agenten - oder „Kundschaf­ ter“, wie sie im DDR-Jargon hießen - dar. Das in vier alliierte Besatzungssektoren aufgeteilte Berlin hat Wien längst als Welthauptstadt der Spione den Rang abgelaufen und in den Neun­ zehnhundertfünfziger Jahren tummeln sich 14.000 Agenten aus mehr als 80 Geheimdiensten d o rt.10 Walter Girg gehört im Rahmen der Geheimoperation ODEUM zeitweise deren Unterorganisati­ on 13 a n .11 Sein Deckname in der Organisation Gehlen lautet - kaum von seinem echten Namen abweichend - Walter Girk. 12 Er ist in dieser Organisation keineswegs der einzige Offizier der Waffen-SS, fraglos ist er als Eichenlaubträger jedoch der am höchsten ausgezeichnete Soldat dort. Aber es sind neben ihm weitere Ritterkreuzträger in der Organisation Gehlen und im BND anzutreffen. Girg hat seinen Taktiklehrer aus dem Panzeroffizierslehrgang, Hauptsturmführer Walter Geipel, ebenfalls in die Organisation Gehlen geholt, der als „Walter Grunert“ unter „V-3348“ auftritt. Manche bleiben bis zur Pensionierung im Dienst, wie der frühere Sturm­ bannführer Günter Bernau, Artilleriekommandeur in der 5. SS-Panzer-Division „Wiking“, ausgezeichnet mit der Ehrenblattspange und dem Deutschen Kreuz in Gold. Er ist unter den Aliasnamen „Baer“, „Bracht“ bzw. „Hans Guenter Berger“ als „V-3399“ in der Organisation Gehlen tätig. Bernau geht als Oberst der Bundeswehr und Leitender Regierungsdirektor im Bundesnachrichtendienst in den Ruhestand. Einige Offiziere - darunter auch deutlich höhere Dienstgrade - sowie Ritterkreuzträger der Waffen-SS dienen im Bundesnachrichtendienst so­ wie seinen Vorläuferorganisationen, was bis heute nicht bekannt geworden ist. 13

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Herbert Kuhlmann, Obersturmbannführer und Ritter­ kreuzträger, Kommandeur der Panther-Abteilung und Regimentsführer des Panzer-Regiments der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte Adolf Hitler“, sowie Regi­ mentskommandeur des Panzer-Regiments der 12. SSPanzer-Division „Hitlerjugend“, arbeitete für den BND in Südamerika.

Der Schweizer Ludwig Nebel, Deckname Dr. Strauß, war 1944/45 für Skorzeny als Führer französischer Agenten im besetzten Frankreich. Die Amerikaner drehten Nebel im Krieg während kurzer Gefangenschaft unter Todes­ drohung um, so daß der US-Geheimdienst OSS ihn fort­ an unter „Ostrich“ führte, der englischen Übersetzung seines deutschen Decknamens Strauß.

Obersturmbannführer und Ritterkreuzträger der 9. SSPanzer-Division „Hohenstaufen” Eberhard Telkamp diente als „JG-7653“ dem Dienst Gehlen. Er gehörte dem LCPROWL-Projekt von 1950 bis 1953 an, einer Stay-Behind-Organisation, die im Kriegsfall Sabotage verüben sollte.1 1 QQ

Ab Dezember 1947 sitzt die Organisation Gehlen in der Rudolf-Heß-Siedlung für die vormali­ gen Angestellten der Parteikanzlei der NSDAP in Pullach nahe München. Mit dem Wechsel von Operation Rusty auf den Decknamen ODEUM bezeichnet die CIA ab 1949 die Organisation Gehlen. Das Klima zwischen den einstigen Alliierten verschlechtert sich immer weiter. Es kommt zu einzelnen sowjetischen Übergriffen auf Amerikaner. Am 20. Juni 1948 wird in den westlichen Besatzungszonen die Währungsreform umgesetzt, so daß dort die D-Mark neues Zahlungsmit­ tel wird. Die sowjetische Besatzungszone zieht nach. Im Juni 1948 eskaliert der Kalte Krieg in der sowjetischen Berlin-Blockade. Da die Sowjets die zerstörte Stadt von allen Nachschub­ wegen abschneiden, versorgen Amerikaner und Briten die Bevölkerung West-Berlins durch Flugzeuge. 14 Vielfältige Überlegungen befassen sich in dieser krisenreichen Zeit mit dem Gedanken, wie sich West-Deutschland einem Angriff aus dem Osten erwehren könnte. Nach dem Angriff des kommunistischen Nordkoreas gegen den Süden des Landes am 25. Juni 1950 wächst das Bedro­ hungsgefühl noch weiter an, denn die junge Bundesrepublik verfügt nur im Bundesgrenzschutz über eine kleine bewaffnete Truppe.

Russen streiten im September 1950 mit den Briten um Schleusen in West-Berlin. Hier britische Militärpolizei vor Schleppkähnen aus Ost-Berlin.

Bis in die heutige Gegenwart unbekannt bleibt der Versuch von Oberst Albert Schnez, ab 1949 eine Wehrtruppe zur Abwehr eines Angriffs aufzustellen. Er spricht in Divisionskameradschaf­ ten geeignete Männer an, sammelt ab 1950 Spenden bei Unternehmern, beginnt eine behelfsmä­ ßige Motorisierung durch Speditionsfahrzeuge vorzubereiten und erstellt einen Alarmplan für die auf 40.000 Mann ausgelegte Truppe. Schnez denkt an das Personal von Stäben früherer be­ währter Divisionen. Eichenlaubträger General Anton Grasser sammelt Waffen, die u.a. von der Bereitschaftspolizei gestellt werden sollen. Schnez sammelt 2.000 ehemalige Offiziere aus allen Wehrmachtsteilen. Da die Bildung militärähnlicher Verbände durch alliiertes Besatzungsrecht 200

verboten ist, geschieht alles im Geheimen. Selbst die Organisation Gehlen erfährt erst 1951 von der geplanten Schattentruppe. Interessanterweise unterstützen die Generale Hans Speidel, ab 1957 NATO-Oberbefehlshaber der alliierten Landstreitkräfte in Mitteleuropa und Adolf Heu­ singer, erster Generalinspekteur der Bundeswehr, die Idee der Geheimarmee. 15 Nach dem Korea-Schock schlägt der stellvertretenden US-Hochkommissar, General George Hays vor, die bestehenden Truppenkameradschaften der alten Wehrmachts-Divisionen zu ak­ tivieren und gründet dafür die „Zentrale für Heimatdienst“. Britische Geheimdienstkomman­ deure erkennen: „Skorzeny kämpfte im letzten Krieg mit den Methoden, die wir im nächsten anwenden müssen - wenn wir rechtzeitig aufwachen.“ 16 1950 stellen die Briten ihre nach dem Krieg aufgelöste Kommandotruppe SAS wieder auf. Initiiert von den USA bildeten sich ab 1948 in allen westeuropäischen Ländern geheime Struk­ turen, die als antikommunistische Untergrundtruppe Teil des NATO-Militärbündnisses wa­ ren. Ziel dieser Überollgruppen (R-Netze oder „Stay-Behind“) war, sich in Teilen im Fall eines sowjetischen Angriffes überrollen zu lassen, um danach aus dem Untergrund Anschläge auf Brücken, Befehls- und Nachrichtenzentren durchzuführen und den eigenen Teilen durch Funk Meldungen über die Truppenbewegungen der Sowjets zu erstatten. Der Öffentlichkeit wurden diese europaweiten Netzwerke unter dem Namen Gladio erst 1990 bekannt, 1991 (!) wurden sie in Deutschland aufgelöst. Am 17. Juni 1953 kommt es in über 550 Städten und Orten der DDR zum Volksaufstand. Über­ all fordern die Menschen in der Ostzone „Rücktritt der Regierung“, „Beseitigung der Zonen­ grenzen“, „Freie, allgemeine und gesamtdeutsche Wahlen“. 17 Sowjetische Panzer unterdrücken diesen Aufschrei nach Freiheit und Selbstbestimmung in der DDR. Soldaten der Roten Armee und DDR-Volkspolizisten erschießen 34 Demonstranten. Standgerichte der Sowjets verurteilen 19 Menschen zum Tode und Hunderte zu Zwangsarbeit in Lagern Sibiriens. DDR-Gerichte ver­ urteilen rund 1.600 Menschen, darunter zwei zum Tode. Die Agenten des BND entfalten in zahlreichen Ländern Aktivitäten, besonders zahlreich ar­ beiten sie in der DDR. Dementsprechend sind sie die Hauptgegner und werden von den kom­ munistischen Machthabern besonders stark diffamiert und mit Lügen überzogen. Aus Sicht der kommunistische Staatsführung der DDR ist der BND für den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 verantwortlich: „In die DDR eingeschleuste und dort angeworbene Agenten entfesselten dann am 17. Juni 1953 konterrevolutionäre Aktionen. Sie wurden durch alle westdeutschen Propa­ gandamittel, besonders durch den Rundfunk und durch Flugblätter, unterstützt. Über die Hauptstadt der DDR drangen Agenten imperialistischer Geheimdienste und ihr terro­ ristischer Anhang in einige Bezirke der DDR ein. Es kam zu Zusammenrottungen, Plünderun­ gen, Brandstiftungen und provozierten Schießereien.“ 18 Im Oktober 1956 walzen sowjetische Panzer die Freiheitsbestrebungen in Ungarn nieder. 1958 zerschlagen die Sowjets die Prager Unabhängigkeitsbewegung. Den Kalten Krieg betonieren die roten Machthaber mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961 quer durch Deutschland für lange Jahre. Doch landet der sowjetische Auslandsgeheimdienst KGB ausgerechnet mit einem früheren SSObersturmführer den größten Coup. Einer der spektakulärsten Spione war Heinz Felfe, der im Reichssicherheitshauptamt als Kriminalkommissar und Obersturmführer mit der Nachrichten­ beschaffung aus der Schweiz beauftragt war, Amt VI-B 3. U.a. bringt Felfe im Unternehmen „Bernhard“ gefälschte britischen Pfundnoten in der Schweiz in Umlauf. 1945 geht Felfe - alias Hans Friesen - in den Niederlanden in kanadische Gefangenschaft und wird bald vom britischen MI 6-Geheimdienst angeworben, für den er bis 1950 arbeitet.

Der Spitzenagent des KGB Heinz Felfe führte bis 1961 im Bundes­ nachrichtendienst die Gegenspiona­ ge gegen die Sowjetunion. Felfe war früher SS-Obersturmführer im Amt VI des Reichssicherheitshauptamtes. Nach Haft und Austausch bedankte sich die DDR bei ihm mit der Pro­ fessur für Kriminalistik an der Hum­ boldt-Universität.

1947/48 belegt er in den Ferien Kurse an der kommunistischen Parteihochschule Klein-Mach­ now bei Berlin. 1950 wirbt ihn der Sowjet-Geheimdienst KGB an, dem es am 15. November 1951 gelingt, Felfe in die Organisation Gehlen einzuschleusen. Fortan schleppt er Berge an Nachrichten aus der Ostzone und der Sowjetunion heran, sogar den Lageplan des KGB-Hauptquartiers in Berlin-Karlshorst. Sein Chef Gehlen zeigt sich so beeindruckt, daß er den Sachsen zum Chef der Gegenspionage Sowjetunion ernennt. Somit schützt der Regierungsrat Felfe vermeintlich den BND vor Seinesgleichen... Seinem so­ wjetischen Führungsoffizier Oberst Vitali Korotkow trifft er mit Vorliebe im Wiener Stephans­ dom - wie in besten Agentenfilmen - und dort händigt ihm Felfe 16.000 Minox-Fotoaufnahmen, komplette Personallisten, Analysen und CIA-Daten aus. Felfe verrät BND-Residenten im Aus­ land, Deckadressen von V-Männern und warnt gefährdete Sowjetagenten vor dem BND. Im November 1961 wird er enttarnt und im Juli 1963 vom Bundesgerichtshof zu 14 Jahren Haft und einer Geldstrafe von 140.000 DM verurteilt. Schon am 14. Februar 1969 tauscht man ihn gegen 21 westdeutsche Spione, die in der DDR inhaftiert waren, aus. Die DDR belohnt Felfe 1978 mit der Professur für Kriminalistik an der Humboldt-Universität. Die Sowjetunion bedankt sich mit dem Rotbannerorden, Roten Stern, einem KGB- sowie einem Orden für Waffenbrüderschaft. Aufschlußreich beantwortet der Dresdner Felfe, der sich als sozialistischen Humanisten bezeichnete, die Frage, warum er für die Sowjetunion spionierte: „Dazu gehört die Enttäuschung über das, was man selber falsch gemacht hat, daß man sich hat mißbrauchen lassen, daß man Dinge mitverantworten muß, die man selbst nie getan hat. Und dann die Zerstörung meiner Hei­ matstadt... Da sagt man sich: Irgend etwas mußt du jetzt unternehmen, um das zu bewältigen.“ 19 Doch rekrutieren die westdeutschen Geheimdienste, genauso wie ihre Gegenspieler in der DDR, ihr Personal nicht nur aus früheren Nachrichtendienstlern, sondern werben daneben auch neue Mitarbeiter im In- und Ausland an. Von den Journalisten ist Paul Carell sicher einer der bekanntesten, denn Paul Karl Schmidt arbeitet seit den Neunzehnhundertfünfziger Jahren für „Zeit“, „Welt“, „Bild“ und „Spiegel“ und gehört dem Führungskreis des Springer-Verlages an, als er vom BND angesprochen wird. Der frühere Ministerialdirektor und Obersturmbannführer ist damals einer breiten Öffentlichkeit als Bestsellerautor Paul Carell bekannt, dessen Bücher über den Zweiten Weltkrieg hohe Auflagen erzielen.20 Der Lateinamerika-Reporter des Spiegel Wilfried von Oven arbeitete seit 1950 für die Organisa­ tion Gehlen, früher war er Pressereferent des Propagandaministers Dr. Goebbels. Paul Dickopf, früherer SS-Untersturmführer und in der Abwehr tätig, wird im Januar 1965 Präsident des Bun­ deskriminalamtes und war bis 1972 Chef von Interpol und arbeitete gleichzeitig für die CIA. 202

Von 1951 bis 1956 lautet die Tarnbezeichnung der Organisation Gehlen Operation Zipper. Nach Bildung des Bundesnachrichtendienstes erhält dieser von den Amerikanern den neuen Deckna­ men Uphill - später Upswing. Der Bundesnachrichtendienst wird seine enge Bindung an den amerikanischen Geheimdienst, dessen Kind er ist, nie ganz abschütteln können. In jüngster Zeit erschüttert der größte Spionageskandal der Geschichte die Menschen. Es ver­ geht kein Tag, wo nicht neue Skandale über das gigantische Abhören, Belauschen und Aus­ spionieren des amerikanischen Geheimdienstes NSA in Deutschland ans Tageslicht gelangen. Der Bundesnachrichtendienst und andere deutsche Geheimdienste sind in diese Überwachung deutscher Bürger und seiner Telefongespräche, E-Mails und der normalen Briefpost ebenfalls verwickelt. Nichts bleibt den amerikanischen Lauschern verborgen; es gibt keine Privatsphäre, kein Post- und Fernmeldegeheimnis, kurzum alles wird von ihnen abgehört, gelesen und vor allem gespeichert. Über die amerikanischen Internet-Suchmaschinen gelangen alle Suchanfra­ gen und Seitenaufrufe direkt zur NSA. Bewegungsprofile, Präferenzen, soziales Verhalten und sämtliche Kommunikation werden erfaßt, gerastert, ausgewertet und gespeichert. Angesichts dieser beängstigenden Enthüllungen schwieg die seinerzeitige deutsche Kanzlerin Merkel wo­ chenlang. Nach langem Zaudern schickte sie den damaligen Innenminister Friedrich nach Was­ hington, der dort vorgeführt wurde und ohne Ergebnisse wieder nach Hause kam. „Friedrich benimmt sich so, als würde er sich bei einem Ladendieb bedanken, der an der Kasse Bescheid sagt, was er geklaut hat. An Strafverfolgung denkt er nicht.“, lautet eine der Aussagen der deut­ schen politischen Klasse dazu.21 Der US-Geheimdienst schreckte nicht davor zurück, sogar das persönliche Telefon von Kanzlerin Merkel abzuhören.22

Walter Girg am 8. Mai 1992 in Weilburg.

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Es ist in den zur Auswertung durchgearbeiteten Geheimdienstunterlagen zweifelsfrei erkenn­ bar, daß Walter Girg in der Frühzeit des Kalten Krieges zwischen den USA und der Sowjetuni­ on zum amerikanischen und danach zum deutschen Geheimdienst gehörte. Über seine Einsätze und über den Zeitpunkt, zu dem er aus dem BND ausscheidet, ist heute nichts mehr zu finden. Bedenken muß man jedoch, daß der BND im Jahr 2007 die Personalakten von etwa 250 haupt­ amtlichen Mitarbeitern vernichtet hat. Seinem Umfeld blieb diese Tätigkeit Girgs verborgen, er selber sprach darüber nicht. Als einer der ganz Wenigen scheint Otto Skorzeny von Girgs neuer Verwendung gewußt zu haben, wofür spricht, daß Skorzeny Girgs Namen in den frühen Ausgaben seiner Erinnerungen nicht nennt, bzw. ihn nur mit G. abkürzt. Der Name Girg sollte nur den Eingeweihten bekannt bleiben. Der Krieg mit all seinen schrecklichen Erlebnissen ließ Girg nie los. Der Tod vieler Menschen, die schier unfaßbaren Zerstörungen und nie für möglich geglaubtes Elend ließen ihn zum Geg­ ner von Kriegen werden. Auch noch viele Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg wühlte ihn das Erlebte auf. Die wiederholt ausgestandene unmittelbare Bedrohung mit dem Tod und der wochenlange, ständig fühlbare Druck höchster Lebensgefahr schrieen förmlich danach, verarbeitet zu werden. Dieser muti­ ge, intelligente und selbstbewußte Mann litt gelegentlich unter dem traumatisch Erlebten. 23 Aufgrund seiner jahrelangen tiefen Einblicke in den Krieg und in die Welt der Kommandoun­ ternehmen und Geheimdienste war Walter Girg zu einem sensiblen und sehr nachdenklichen Mann geworden. Aus seinen Erfahrungen heraus lehnt er folgerichtig Kriege ab, genauso wie er es ablehnt, als Held betrachtet zu werden. Aus der Ordensgemeinschaft der Ritterkreuzträger tritt er aus. Seit 1986 fährt er zu den Treffen der Überlebenden der alten 13. Infanteriegeschütz-Kompanie seines Regiments, der er von 1938 bis 1942 angehörte. Die Männer, die ihn seit 1942 nicht mehr gesehen haben, sind stolz und überrascht über Girgs militärischen Weg, den er nach 1942 ein­ schlug. Auf ihre Bitten hält er bei einem Treffen einen Vortrag über seine Kommandoeinsätze. Von Krena aus zieht es Girg oft für einige Tage in sein letztes Einsatzgebiet aus der Kriegszeit, in das Salzkammergut in den Alpen. Jahrelang bricht Girg - meist im Mai - zu Studienreisen auf, er lernt die Toskana, Griechenland, die Türkei und Kreta kennen, besucht aber auch viele Landschaften in Deutschland. Mit Girgs eigenen Worten, die ihn zum Ende seines erfüllten Lebens charakterisieren, soll dieses Buch enden: „Der Mensch hat schon früh gelernt, sich einzuordnen, zu gehorchen, um der Sache willen, etwas für die Allgemeinheit zu erreichen. Wir waren von 1938 bis 1945 Soldaten, im Glauben, unserem Land zu dienen, vor äußeren Ein­ flüssen zu schützen. Doch welchen Irrtum mußten wir erleben und bitter bezahlen. Die Politik bedient sich anderer Mittel. Ihr sind Ehre und Treue fremd, sie kennt weder Skrupel noch Scham. ... Der Krieg, wer ihn auch beginnt, ist ein Verbrechen. ... Lassen Sie uns alle Tage für den Frieden eintreten.“ 24 Nach einem erfüllten Leben, mit Höhen und Tiefen, Erfolg wie Tragik, an dessen Ende er sich mit sich selbst und seinem Tun und Handeln im Reinen weiß, stirbt Walter Girg am 25. Juli 2010.

1) CIA, Geheimdokument 25.2.1954. Zahlreiche andere amerikanische Geheimdienstdokumente über Girg verraten anhand von Stempelaufdrucken, daß sie erst 2006 aus der strengen Geheimhaltung herausgelöst wurden. Sie wären ansonsten nicht einsehbar gewesen 2) Reinhard Gehlen: Der Dienst. 3) Ebenda. 4) Geheimes Dokument des Dienstes ODEUM, 26.2.1954, geheim bis 2006. 5) Geheimer CIC-Bericht 9.12.1948, gez. CIC-Special Agent Jack Heimler, Informant: „Jackpot“. 6) Geheimdienst, Aktennotizen 13.12.1948, geheim bis 2006. 7) Reinhard Gehlen: Der Dienst, Seite 160. 8) Joachim Gauck, aktuell 2014 Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland, in Das Schwarzbuch des Kom­ munismus, Seite 886. 9) Charisius und Mader: Nicht länger geheim, Seite Seite 134. 10) Markus Wolf: Spionagechef im geheimen Krieg, Seite 64. 11) CIA-Aktennotiz, 9.2.1949. Bis 2006 geheim gehalten. Über die US-Geheimorganisationen Rusty, ODEUM, Zipper siehe Kevin Ruffner: (Geheim) Forging an Intelligence Partnership: CIA and the Origins of the BND. 12) Geheimes Dokument der CIA. 13) Die Liste von Offizieren der Waffen-SS in den BND-Vorgängerorganisationen ist lang. Um zu veranschaulichen, daß Girg nicht der einzige Soldat der Waffen-SS in diesem Geheimdienst war, seien exemplarisch hier einige wei­ tere aufgeführt: Obersturmbannführer und Ritterkreuzträger der 1. SS-Panzer-Division „Leibstandarte Adolf Hitler“ Herbert Kuhlmann, 1944 Regimentskommandeur des Panzer-Regiments der 12. SS-Panzer-Division „Hitlerjugend“, diente dem BND in Südamerika als Pedro Guellar. Obersturmbannführer und Ritterkreuzträger der 9. SS-PanzerDivision „Hohenstaufen” Eberhard Telkamp gehörte als „JG-7653“ dem Dienst an. Sturmbannführer Helmut Schrei­ ber, mit Ritterkreuz, Goldener Nahkampfspange und Deutschem Kreuz in Gold ausgezeichneter Bataillonsführer im SS-Panzergrenadier-Regiment „Deutschland“ gehörte als Major der Bundeswehr dem Geheimdienst an. Sturm­ bannführer Günther Woest, Kommandeur der SS-Panzerjägerabteilung 12 „Hitlerjugend“ und Träger des Deutschen Kreuzes in Gold, diente unter dem „Namen“ Händler“ und war „V-21511“. Cornelius van der Horst, Obersturmführer und Kriegsberichter, war als „Conny“, „V 2951“, im Einsatz. Er war Schriftleiter der Soldatenzeitschrift „Der Frei­ willige“. Die Amerikaner ließen einige Soldatenzeitungen erscheinen, wenn sie vom Tenor her anti-sowjetisch waren. Obersturmbannführer und Kriminaldirektor Dr. Rudolf Oebsger-Röder, der das Referat VI C/Z im Amt VI und das Unternehmen Zeppelin führte, war alias „Ranke“, alias „Ropp“. Der Schweizer Ludwig Nebel, Deckname Dr. Strauß, war mehrfach als Führer von französischen Agenten im von den Alliierten besetzten Frankreich 1944/45 eingesetzt, ln der US-Fahndungsliste „Wanted“ suchen die Amerikaner nach Nebel, den sie als Niederländer und Obersturmfüh­ rer im SD und Ausbilder in Den Haag bezeichnen - er war tatsächlich an der Agentenschule in Den Haag. Es gelang den Amerikanern, Nebel im Krieg während kurzer Gefangenschaft unter Todesdrohung „umzudrehen“, so daß der OSS Nebel fortan unter „Ostrich“ führte, was die englische Übersetzung seines deutschen Decknamens Strauß war. Sturmbannführer und Kriminaldirektor Joseph Schreieder leitete ab 1940 das Referat IV-E, Spionageabwehr, in den Niederlanden. Er war der Kopf in dem berühmten „Englandspiel“ der Abwehr, der es durch fingierte Funksprüche gelang, daß englische Flugzeuge Unmengen an Waffen, Schalldämpfern, Devisen an vermeintliche niederländische Widerstandskämpfer über den Niederlanden abwarfen, in Wirklichkeit jedoch die deutsche Abwehr belieferten (Un­ ternehmen „Nordpol“). Nach dem Krieg arbeitete Schreieder, alias „Heinz Bauer“, alias „Dr. Mabuse“ in der Organi­ sation Gehlen, „V-7627“. Die CIA führte ihn unter „Cabolt“. Später war er Oberregierungsrat im Verfassungsschutz. Dr. jur. Friedrich Panzinger, SS-Oberführer, Oberregierungsrat und Gruppenleiter des Amtes IV des RSHA ist einer der hochrangigsten Offiziere. Der mit dem Deutschen Kreuz in Silber ausgezeichnete Panzinger wurde bis Oktober 1955 in sowjetischer Haft gehalten und diente danach als „Heinz Paulsen“, „V-1150“, im Bundesnachrichtendienst. Aus den von der Sowjetunion annektierten baltischen Ländern stellten Lettland und Estland besonders viele Freiwil­ lige an deutscher Seite. Auch nach 1945 versuchten sie weiterhin, ihre Heimat aus den Fängen der sowjetischen Be­ setzung zu befreien. Unter Federführung der CIA waren zahlreiche, bekannte und z.T. hoch ausgezeichnete lettische Offiziere in Geheimoperationen gegen die sowjetische Besatzung ihrer Heimat eingesetzt. Sturmbannführer Vilis Hazners, Träger der Ehrenblattspange des Heeres, dient als „AEKILO-2“, Standartenführer Vilis Janums als „AECANOE-3“ sowie Obersturmbannführer Rudolfs Kocins, letztere waren Träger des Deutschen Kreuzes in Gold. Zwei lettische Ritterkreuzträger kämpfen um die Freiheit ihrer Heimat: Obersturmführer Roberts Ancans, alias „Cattura“. Untersturmführer Alfreds Riekstins, alias „Camuso-1“, alias „Feldmann“, alias „Igor A.“, alias „JG-5394“, springt am 30. August 1953 in einem Agenteneinsatz am Fallschirm über Lettland ab. Am Hof Dreimani bei Sabile taucht Riekstins mit einem weiteren Mann unter. Doch der sowjetische Geheimdienst war bereits durch Verrat informiert. Am 11. September 1952 kommt es zum Gefecht mit dem NKWD. Nach Kampf und Verschuß der letzten Patrone beißt Riekstins in die Giftkapsel, um Folter und Hinrichtung zu entgehen. 14) Während der sowjetischen Berlin-Blockade wurde der West-Berliner Bürgermeister Emst Reuter (SPD) zur Sym­ bolfigur des Berliner antikommunistischen Durchhaltewillens. Vor dem zerbombten Reichstag rief er: „Heute ist der

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Tag, wo das Volk von Berlin seine Stimme erhebt. Dieses Volk von Berlin ruft heute die ganze Welt. .. .Ihr Völker der Welt, ihr Völker in Amerika, in England, in Frankreich, in Italien! Schaut auf diese Stadt und erkennt, daß ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft, nicht preisgeben könnt!“ 15) Agilolf Keßelring: Die Organisation Gehlen und die Verteidigung Westdeutschlands. Sein bekannter Großvater Albert Kesselring war Generalfeldmarschall und Oberbefehlshaber Süd. Durch die Bildung der Bundeswehr 1956 wurde die Geheimtruppe überflüssig, Schnez wurde offiziell wieder Soldat und in der Bun­ deswehr Kommandeur der 5. Panzer-Division,danach Generalleutnant und Inspekteur des Heeres. General Grasser wurde Inspekteur des Bundesgrenzschutzes. Es existierten damals zahlreiche andere Gruppen, die die Verteidigungs­ bereitschaft West-Deutschlands fördern wollten, wie „Windhund-Bewegung“, „Gaertner-Kreis“, „Bruderschaft“ und „Meisel-Kreis“. 16) Charles Foley: Kommando Sonderauftrag, Seite 18, Zitat von einem der „glänzenden jüngeren Kommandeure“, höchstwahrscheinlich von Oberst David Stirling, dem Gründer und Kommandeur der SAS-Kommandotruppe. 17) Joachim Gauck in „Das Schwarzbuch des Kommunismus“, Seite 887. 18) Charisius und Mader: Nicht länger geheim, Seite 195. 19) „Zeit“ 1986 und Felfe: Im Dienst des Gegners. Heinz Felfe starb am 8. Mai 2008 in Berlin. 20) Dr. phil. Paul Karl Schmidt, u.a. Leiter der Presseabteilung im Auswärtigen Amt, Ministerialdirektor, Obersturm­ bannführer. 21) Steffen Bockhahn aus dem parlamentarischen Kontrollgremium zur Kontrolle der Geheimdienste (Tagesschau 16.7.2013). Der damalige Innenminister Friedrich trat 2014 zurück, da gegen ihn wegen Geheimnisverrates ermittelt wurde. 22) Wayne Madsen, 12 Jahre US-Agent für die NSA, erklärte im Sommer 2013, daß Deutschland zu einer Zusammen­ arbeit mit der NSA verpflichtet sei. Die europäischen und US-amerikanischen Geheimdienste hätten Übereinkünfte, die viel „komplexer und weitreichender“ seien, als es der Öffentlichkeit bisher erklärt wurde. Er verwies u.a. auch auf die Echolon-Spionage in Deutschland, die der Regierung bekannt sei. (Deutsche Wirtschaftsnachrichten, 2.7.2013). Journalist Glenn Greenwald, der als Vertrauter des weltbekannten Informanten Edward Snowden Einblick in dessen Geheimdokumente der NSA hat, erklärte: „Es gibt eine extreme Zusammenarbeit zwischen der NSA und Privat­ unternehmen wie Facebook, Google, Skype. Dann gibt es Berichte, was die USA weltweit tun - in den Vereinigten Staaten, Asien und sonst wo. Das zerstört das Privatleben weltweit. Es gibt keine Kommunikation, ohne dass die Amerikaner es wissen.“ („Guardian“-Joumalist Glenn Greenwald, NTV, 19.7.2013) Aktuell sollen in Deutschland etwa 200 US-Agenten getarnt als Diplomaten spionieren und lauschen. Hinzuzurechnen sind Hundert weitere Spione im Land, die häufig aus Tamfirmen heraus spionieren. („Zeit“, 15. Juni 2014). Die USA betreiben ihre Spionage in Deutschland ganz ungeniert. Einer der wichtigsten Standorte für die Spitzel der NSA ist der Dagger-Komplex in Griesheim bei Darmstadt. In der größten Geheimdiensteinrichtung der NSA in Europa werden die abgehörten Daten von den Amerikanern zusammengetragen und ausgewertet. („Spiegel“, 25.05.2014). Von 26 von dort aus betrie­ benen Aufklärungsmissionen spähen die Amerikaner Kommunikationsdaten in ganz Europa aus. Auf in Deutsch­ land abgefangenen Daten basierend, bekämpfen und töten die Amerikaner ihre des Terrors verdächtigen Gegner. (Wallstreet Online, 15.6.2014, „Spiegel“ 18.6.2014). Makabererweise finanziert der deutsche Steuerzahler sogar die US-Stützpunkte in Deutschland. Seit 2003 soll von Deutschland eine Milliarde Euro zu diesem Zweck ausgegeben worden sein. Finanziert so die BRD die amerikanische Militärinfrastruktur für geheime Kriege, Spionage und Droh­ nenmorde? („Deutschland zahlt Millionen für US-Militär“ in „Süddeutsche Zeitung“, Ausgabe Süddeutschere vom 16. November 2013) 23) Walter Girg im Vorwort seines Einsatzberichtes „Landfried“ o.D., um 1985. 24) Walter Girg, Schreiben vom 3.12.1998.

SCHICKSALE NACH DEM KRIEG DR. HEINRICH BÜELER Der Schweizer wurde am 12. Dezember 1901 in Cochin (Britisch Indi­ en) geboren. Von 1920 bis 1925 Studium der Rechte und Promotion an der Universität Zürich, 1929 Anwaltsexamen. Ab 1935 war Büeler selb­ ständiger Rechtsanwalt in Zürich. Ursprünglich von 1920 - 1924 Mit­ glied der kommunistischen Jugendorganisation, war Büeler im Som­ mer 1931 Mitgründer des Bundes Nationalsozialistischer Eidgenossen und Mitglied der Nationalen Front. 1941 floh er nach Deutschland, mel­ dete sich zur Waffen-SS und absolvierte 1943 einen Führerlehrgang in Bad Tölz. Danach kam Dr. Büeler über Sennheim zur französischen SS-Division „Charlemagne“. Kampfeinsatz in Pommern und Kolberg als Untersturmführer und Kompanieführer. Im Dezember 1947 wurde er in der Schweiz zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt. Nach der Ent­ lassung 1954 ging er nach Deutschland, wo er bis 1967 Justitiar einer Bank war. Dr. Heinrich Büeler verstarb am 19. Mai 1985.

ALFRED HEMPEL Geboren am 27. Juli 1920 in Bütow in Pommern. Der frühere HJFührer wurde 1943 schwer verwundet und verlor durch Kopfschuß ein Auge. In den verzweifelten Kämpfen in der Festung Kolberg führte Hempel 1945 mit unerschütterlicher Ruhe und Umsicht seine aus fünf Kompanien bestehende Kampfgruppe, darunter Franzosen der „Char­ lemagne“. Am 30. April 1945 wurde Hempel mit dem Ritterkreuz aus­ gezeichnet, am 17. März 1945 hatte er die Nahkampfspange in Bronze erhalten. Hempel überlebt und wird nach dem Krieg als Industrieller erfolgreich. Er verstarb am 7. August 1989 in Düsseldorf und wurde in der Ostsee bestattet.

PROFESSOR EGON MACHETANZ Der aus der Division „Wiking“ stammende Egon Machetanz war im Alter von 21 Jahren Untersturmführer in Girgs Panzerkompanie. Nach dem Krieg wurde er angesehener Arzt. Professor Doktor Machetanz spielte Geige und Viola. Besonders beeindruckend war für den Verfas­ ser die freundliche Hilfe von Professor Machetanz, der bereits todkrank war und dennoch Teile des Manuskripts zu diesem Buch durcharbeite­ te, darin persönlich Korrekturen vornahm und den Autor drängte, ihm weitere Passagen zuzusenden, damit er in der ihm verbleibenden Zeit noch daran mithelfen könne. Auf das Ende vorbereitet, verstarb Profes­ sor Dr. Egon Machetanz am 9. August 2009.

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WALTHER NEUER Walther Neuer wurde am 9. Februar 1910 in Berlin-Pankow geboren. Major Neuer behielt 1944 als Führer einer Kampfgruppe von Alar­ meinheiten aller Wehrmachtteile in den Karpaten die Übersicht und Nerven und konnte sie bis auf ungarischen Boden zurückführen. Dafür wurde ihm am 5. November 1944 das Ritterkreuz verliehen. Er über­ lebte und diente nach dem Krieg als Oberstleutnant in der Bundeswehr. Walther Neuer verstarb am 21. Dezember 1999.

WALTER SCHELLENBERG Der Chef des Auslandsgeheimdienstes Walter Schellenberg wurde am 16. Januar 1910 in Saarbrücken als Sohn eines Klavierfabrikanten ge­ boren. Er wuchs in Trier und Luxemburg auf. Nach Jurastudium und Referendarzeit machte er im SD-Hauptamt Karriere. 1939 übernahm er im Reichssicherheitshauptamt die Gruppe IV E Abwehr Inland im Amt IV. Ab Juli 1941 führte er das Amt VI (Ausland) und ab Juli 1944 war er zugleich Chef des Amtes Mil. (Ausland/Abwehr) im RSHA. Im Alter von 34 Jahren wurde Schellenberg am 21. Juni 1944 SS-Brigadeführer und Generalmajor der Polizei. 1945 war er Gesandter der letzten Reichsregierung unter Großadmiral Dönitz in Flensburg. Am 11. April 1949 wurde er vom alliierten Mi­ litärgerichtshof im sogenannten Wilhelmstraßen-Prozeß zu sechs Jah­ ren Haft verurteilt. Wegen schwerer Krankheit wurde er im Dezember 1950 vorzeitig aus Landsberg entlassen. In der Folgezeit soll Schellen­ berg mehrere Geheimdienste, darunter auch den britischen, beraten haben. Er verfaßte, beginnend in Schweden 1945, umfangreiche Erin­ nerungen, die weltweit veröffentlicht wurden. Aufgrund seiner Erkran­ kung lebte er zuletzt in Pallanza (Piemont) in Sanatorien. Er starb am 31. März 1952 im Alter von 42 Jahren in der Fornaca Klinik in Turin.

OTTO SKORZENY War der weltweit bekannte deutsche Führer von Kommandounterneh­ men. Maßgeblich trug dazu sein Einsatz bei der kühnen Befreiungsak­ tion von Mussolini teil. Zahlreiche weitere Einsätze hinter den feind­ lichen Linien plante und führte er an verschiedenen Fronten, wofür er u.a. das Ritterkreuz und das Eichenlaub erhielt. Nachdem Skorzeny von einem amerikanischen Militärgericht in Dach­ au wegen des Vorwurfs des Mißbrauchs gegnerischer Uniformen frei­ gesprochen wurden war, floh er 1947 aus der Gefangenschaft. Fortan führte der Wiener Diplom-Ingenieur ein erfolgreiches Leben als Ge­ schäftsmann in Madrid und Nordirland, war Vertreter mehrerer großer Firmen (u.a. VÖEST) und beratend für mehrere Geheimdienste unter­ schiedlicher Länder und Regierungschefs tätig. Der von zahlreichen Mythen, Verklärungen, Halbwahrheiten und Lügen umwobene Otto Skorzeny starb am 5. Juli 1975 in Madrid und wurde in seiner Heimat­ stadt Wien beigesetzt.

DIETRICH W ITZEL Der in der Einleitung mehrfach zitierte Major Dietrich Witzei war Kommandosoldat der ersten Stunde, der mit den „Brandenburgern“ und Frontaufklärungskommandos zahlreiche Einsätze in den Nieder­ landen und bei der national-ukrainischen Partisanenarmee UPA erleb­ te. Bis 1943 führte er den geheimen Abwehrstützpunkt in Kabul in Afghanistan („Unternehmen Tiger“). Witzei wurde am 12. Dezember 1944 als Hauptmann d. R. und Kommandeur des Frontaufklärungs­ kommandos 202 mit dem Ritterkreuz ausgezeichnet.

FRITZ W INKELHAKE Hatte sich als SS-Unterscharführer und Führer des Osttrupps in Girgs Kommandounternehmen „Landfried“ im September 1944 besonders ausgezeichnet. Der mit dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnete SS-Oberscharführer fällt am 6. Februar 1945 im SS-Jagdverband „Mitte“ bei Königsberg/Neumark im Oder-Brückenkopf Schwedt im Kampf gegen die Rote Armee.

BALTHASAR VON BREMEN Der frühere „Brandenburger“ diente 1944/45 als SS-Untersturmführer im SS-Jagdverband „Ost“ unter Adrian von Foelkersam. Er hatte in Reval Theologie studiert und wurde nach dem Krieg Superintendent in der evangelischen Kirche.

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DANKSAGUNG Der Verfasser bedankt sich bei vielen Freunden, Bekannten und Interessierten, ohne die dieses Buch nicht entstanden wäre. Das sind zuerst Walter Girg, Heinz Daumeter, Werner Hunke, Professor Dr. Egon Machetanz, Wolfgang Herfurth, Rolf Schamp, Raymond Vranckx, Wim Leys, Georgs Zingis, Roland Pfeif­ fer, Dietrich Witzei. Ihnen gilt mein Dank für ihre Hilfe. Großen Dank schulde ich Patrick Agte, dessen Arbeiten zum Thema Kommandoeinheiten ich auswerten durfte. Meine Lektoren erwie­ sen sich als strenge Kritiker und haben mich beim Verbessern des Manuskriptes unterstützt: Jan Windischmann und seinen Adleraugen: Vielen Dank; Anna Breitzke und Marcel Richter bin ich für ihr aufmerksames Lektorat sehr dankbar. Den von mir befragten Soldaten und ihren Familienangehörigen danke ich für ihre Geduld, mit der sie meine Fragen - auch nach den kleinsten Details - beantworteten und für ihr Hervorholen von Fotografien und Dokumenten, die sie seit fast 70 Jahren besitzen und die sie teilweise an der Front in Blut und Dreck, Schnee und Hitze mit sich führten - oder die während der Flucht und Vertreibung aus Ostdeutschland von ihren Familien gerettet wurden. So sind diese Fotozeugnis­ se hier als besondere Dokumente aus schweren Zeiten wiedergegeben. Den Autoren einiger noch nicht veröffentlichter Manuskripte danke ich sehr dafür, daß sie meine Arbeit unterstützten, indem sie mich ihre Arbeiten freundlicherweise lesen ließen. Von besonde­ rem Interesse war dabei das (noch) unveröffentlichte Manuskript „Geheime Reichssache - Skorzenys Kommandoeinsätze und Agenten im weltweiten Einsatz“, das eine wahre Fundgrube an zum Teil abenteuerlichen Berichten über Sondereinsätze und Agenten enthält, über die ich noch nie zuvor etwas gelesen habe. Sollte irgendjemand sich hier nicht finden, bitte ich sie oder ihn ausdrücklich um Verzeihung. Meiner Familie danke ich ganz besonders für ihr Verständnis dafür, daß sie meist nicht die Geduld verlor, wenn ich wiederholt in der Welt der Sondereinsätze und Geheimdienste unter­ tauchte.

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

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CIA

Central Intelligence Agency, amerikanischer ziviler Auslandsgeheimdienst.

CIC

Counter Intelligence Corps, amerikanischer militärischer Nachrichtendienst zur Spionageabwehr.

DF

SS-Regiment „Der Führer“, ab 1942 SS-Panzergrenadier-Regiment 4 „Der Führer“ in der 2. SS-Panzer-Division „Das Reich“.

IG-Kp.

Infanteriegeschützkompanie.

MTM

Sprengboot, eingesetzt bei den Kleinkampfverbänden der Kriegsmarine.

N.D.

Niederdonau, übliche österreichische Abkürzung.

NKWD

Narodny kommissariat wnutrennich del, Volkskommissariat des Innern, allgegenwärtiger sowjetischer Geheimdienst.

OSS

Office of Strategie Services, amerikanischer Geheimdienst von 1942 bis 20. September 1945, Vorgänger der CIA. Dem OSS gehörten 24.000 Spione an.

RI

Richtkreis I-Unteroffizier.

R-Netz

Rückzugsnetz. Von der deutschen Abwehr planmäßig ab 1942 in den besetz­ ten Gebieten angelegt. Nach dem Überrollen der Gebiete durch die Gegner wurden diese Netze nachrichten dienstlich und durch Sabotage aktiv.

SAS

Special Air Service, britische Kommandoeinheit, gegründet von David Stirling, die insbesondere für ihre Operationen in Afrika bekannt wurde.

SMA

Sturmboot. Weiterentwicklung der MTSMA-Boote (Motoscafo da Turismo Silurante Modificato Allargato). Eingesetzt bei den Kleinkampfverbänden der Kriegsmarine.

SOE

Special Operations Executive, britischer Geheimdienst.

TIB

Technical Intelligence Branch, Deckname der Amerikaner inden Jahren 1945 bis 1949 für eine der Vorgängernetze der Organisation Gehlen.

ULK

Unterführer-Lehrkompanie.

UPA

Ukrainische Aufständische Armee (Ukrajinska Powstanska Armija), kämpfte gegen die Besatzung der Ukraine durch die Rote Armee noch Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges.

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Ministerium für Vertriebene, Flüchtlinge (Hrsg.): Das Schicksal der Deutschen in Rumänien. Eine Dokumentation. Mittelstrass, Otto: Historisch-landeskundlicher Atlas von Siebenbürgen. 1. Ortsnamenbuch bearbeitet von Otto Mittelstrass; 2. Topographie der Ortschaften bearbeitet von Otto Mittelstrass; 3. Vorarbeiten, Übersichtskarten bear­ beitet von Christian Herrmann, Otto Mittelstrass, Klaus Niedermaier, Arbeitskreis für Siebenbürgische Landeskunde e.V. (AKSL), Heidelberg, 1993. Murawski, Erich: Die Eroberung Pommerns durch die Rote Armee, Harald Boldt Verlag, Boppard, 1969. Neuber, Carl: Marsch aus dem Untergang: Erlebnisbericht eines Rückkämpfers vom Zusammenbruch der Heeres­ gruppe Mitte im Sommer 1944 in Weißrußland, 2014. Neugebauer, Wolfgang: Repressionsapparat und Maßnahmen, in: Emmerich Talos (Hrsg.): Austrofaschismus. Politik - Ökonomie - Kultur 1933-1938, Lit Verlag, Wien, 2005. NN: The SAS War Diary, Extraordinary Editions, London, 2011. NN: Cigaretten-Bilder-Album: Die Olympischen Spiele 1936, Cigaretten-Bilderdienst, Hamburg-Bahrenfeld. NN: Der Nürnberger Prozeß gegen die Hauptkriegsverbrecher vom 14. November 1945 - 1. Oktober 1946. 24 Bände plus Zeittafel, gebundene Ausgabe, Delphin Verlag, 1984. NN: Wanted: Die Fahndungsliste der US-Amerikaner 1945. Die Deutschen im Visier der Sieger, Druffel Verlag, Stegen, 2002. Pahl, Magnus: Fremde Heere Ost - Hitlers militärische Feindaufklärung, Links Verlag, Berlin, 2012. Penzler, Johannes: Ritter’s Geographisch-Statistisches Lexikon über die Erdtteile, Länder, Meere, Buchten, Häfen, Seen, Flüsse, Inseln, Gebirge, Staaten, Städte, Flecken, Dörfer, Weiler, Bäder, Bergwerke, Kanäle, Eisenbahnen etc., 9. Auflage, Bibliographisches Institut, Leipzig und Berlin, 1910. Petzold, E.H.: Gemeinde- und Ortslexikon des Deutschen Reiches. Verzeichnis sämtlicher Gemeinden und Guts­ bezirk, Post-, Bahn-, Kleinbahn- und Schiffahrtstationen sowie aller nicht selbständigen Ortschaften, Kolonien, Weiler des deutschen Reichsgebiets, letztere bis zu 50 Einwohner abwärts, Zwei Bände, Verlag von E. H. Petzold, Bischofswerda, 1901. Piekalkiewicz, Janusz: Spione Agenten Soldaten - Geheime Kommandos im Zweiten Weltkrieg, Herbig Verlag, München, 1994. Radi, Karl: Die Blitzbefreiung Mussolinis - Mit Skorzeny am Gran Sasso, Pour le Mérite Verlag, Selent, 1996. Rau, Gustav: Die Reitkunst der Welt an den Olympischen Spielen 1936, 1978. Reile, Oskar: Der deutsche Geheimdienst im II. Weltkrieg - Ostfront. Die Abwehr im Kampf mit den Geheimdiensten im Osten, Weltbild Verlag, Augsburg, 1989. Reile, Oskar: Der deutsche Geheimdienst im II. Weltkrieg - Westfront. Der Kampf der Abwehr im westlichen Operationsgebiet, in England und Nordafrika, Weltbild Verlag, Augsburg, 1989. Reitsch, Hanna: Fliegen - mein Leben, J. F. Lehmanns Verlag, München, 1972. Roewer, Helmut: Im Visier der Geheimdienste. Deutschland und Russland im Kalten Krieg, Gustav Lübbe Verlag, Bergisch Gladbach, 2008. Ruffner, Kevin: (Geheim) Forging an Intelligence Partnership: CIA and the Origins ofthe BND, 1949-56, Europe Division National Clandestine Service, USA, 2006. Schadewitz, Michael: Zwischen Ritterkreuz und Galgen: Skorzenys Geheimuntemehmen Greif in Hitlers Ardennen­ offensive 1944/45, Helios Verlag, Aachen, 2007. Schellenberg, Walter: Aufzeichnungen, Limes Verlag, Wiesbaden und München, 1979. Schellenberg, Walter: The Labyrinth Memoirs of Walter Schellenberg, Hitler's Chief of Counterintelligence, England, 1956.

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UNVERÖ FFENTLICHTE QUELLEN NN.: Geheime Reichssache - Skorzenys Kommandoeinsätze und Agenten im weltweiten Einsatz, unveröffentlichtes Manuskript. NN.: Norweger in den SS-Jagdverbänden und der Jagdeinsatz „Norwegen“, unveröffentlichtes Manuskript. Girg, Walter, siehe unter National Archives Identifier 1374362. Querg, Thorsten J.: Spionage und Terror - das Amt VI des Reichssicherheitshauptamtes 1939 - 1945, Dissertation Freie Universität, Berlin, 1997. Schellenberg, Walter: Affidavit, Juli 1946.

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IM VERLAG FÜR WEHRWISSENSCHAFTEN ERSCHEINT:

PAi\ZERKi\ACKER G re n a d ie re im N a h k a m p f gegen K o lo sse aus Stahl Ein sa tzb e ric h te über Trä g e r v o n P a n ze rv e rn ic h ­ tun g sa bze ich e n; H a g e n B e rg e r

Diese vielbeachtete Dokumentation schließt eine Lücke in der Militärliteratur. Oft sahen sich im Verlauf des 2. Weltkrieges Soldaten allein angreifenden Panzern gegenüber. Der einfache Landser hatte in diesem un­ gleichen Duell nur Nahkampfmittel zur Ver­ fügung, wie Hafthohlladungen, Minen, ge­ ballte Ladungen. Später kamen Panzerfaust und Panzerschreck dazu. Die Männer, die im Nahkampf einen oder sogar mehrere Stahlko­ losse ausschalteten, wurden mit dem Panzer­ vernichtungsabzeichen ausgezeichnet. Eine Kampfauszeichnung, die hohes Ansehen ge­ noß, da sie einen mutigen Soldaten sichtbar ehrte. In dieser Dokumentation finden Sie authentische Einsatzberichte über diese Männer, die auf ori­ ginalen Gefechtsberichten beruhen. Vorgestellt werden Soldaten aus Deutschland, Österreich, Norwegen, Finnland, Niederlanden, Schweiz, Lettland, Estland, Italien, Ungarn, Spanier und Georgien, aus Heer, Waffen-SS, Luftwaffe und Marine. Spannend geschrieben, lesen Sie von Panzerknackern der verschiedensten Einheiten und Na­ tionalitäten; Ein Eisenbahn-Pionier, der 50-jährige einäugige Georgier in der spanischen Divi­ sion oder der bayerische Leutnant, der 13 Panzer ausschaltete. Sie lernen einen italienischen Matrosen der berühmten X. Flottille MAS kennen, Volkssturmmänner, sowie einen 16-jährigen lettischen Luftwaffenhelfer. Sie lesen von einem Kriegsberichter der Fallschirmtruppe, dem Kapitänleutnant eines U-Bootes, dem OKW-Feldjäger, dem jüngsten Offizier des SSFallschirmjägerbataillons, einem 19-Jährigen, der sieben Panzer abschoß, einem Deutschen aus Rumänien, der das Ritterkreuz trug, dem ungarischen Oberjunker und dem Pionier, der neun Panzer bezwang. Detailliert werden die Panzervernichtungsabzeichen beider Stufen und die verschiedenen Be­ sitzzeugnisse vorgestellt. Die Panzernahkampftaktik wird deutlich, ebenso die eingesetzten Nahkampfmittel, bis zu den modernsten Panzerfäusten der Gegenwart. Der Leser erhält ein ausgezeichnet recherchiertes Buch, das mit sorgfältig ausgewählten Kampfberichten den Panzernahkampf beschreibt. Die zahlreichen unveröffentlichten Fotos, Dokumente, Urkunden und Soldbucheinträge über Panzervernichtungsabzeichen machen das Buch auch für Urkunden- und Ordensammler zu einem Muß. Großformat, gebunden, 228 Seiten, 340 Fotos und Dokumente. 24,95 Euro

IM FADENKREUZ Tagebuch eines Scharfschützen, 6. Auflage Von Bruno Sutkus. Innerhalb von nur sechs Monaten Fronteinsatz hat der Autor als Scharfschütze an der Ostfront 209 bestätig­ te Erfolge erzielt. Er ist in Anbetracht seiner äußerst kurzen Einsatzzeit der erfolgreichste Einzelkämpfer dieser Waffengattung in der gesamten deutschen Wehrmacht. Die einzigartige Authentizität dieses Buches besteht darin, daß der Autor die von ihm er­ zielten 209 Abschüsse durch seine Original­ unterlagen vollständig nachweisen kann. Da­ durch ist ein einmalig dokumentierter Beitrag zur Kriegsgeschichtsschreibung entstanden, der nicht mit romanartigen Veröffentlichun­ gen anderer Scharfschützen zu vergleichen ist.

Bruno Sutkus war Träger des äußerst seltenen Scharfschützenabzeichens 3. Stufe, wurde im Wehrmachtsbericht genannt und war zum Ritterkreuz eingereicht. Ausführlich beschreibt der Ostpreuße in einfacher Sprache seine vielfältigen, oft lebensgefährlichen Einsätze als Scharf­ schütze im Fronteinsatz. Neben eindrucksvollen Bildern und Dokumenten wird hier das extrem seltene Besitzzeugnis zum Scharfschützenabzeichen 3. Stufe gezeigt. Einige Seiten aus seinem Scharfschützenbuch sind als Faksimile wiedergegeben - bisher noch nie veröffentlichte Doku­ mente. Der zweite Teil des Buches handelt von seinem harten Schicksal, das Sutkus nach dem Krieg traf. 22 Jahre lang war er nach Sibirien verbannt. Immer wieder vom Tode bedroht, widerstand er allen Anwerbeversuchen, für die Sowjets in Deutschland zu spionieren. Jahrzehntelang hiel­ ten ihn die Sowjets gefangen. Dieses in mehrere Sprachen übersetzte Buch beschreibt eine einzigartige, ebenso spannende wie tragische Lebensgeschichte eines Frontsoldaten, wie sie nur der Zweite Weltkrieg zu schrei­ ben vermochte. Es wird demnächst verfilmt. 228 Seiten, 67 Abbildungen 19,90 Euro

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Leserstimmen „Richtig unter die Haut geht es, wenn er von seinen unerbittlichen Scharfschützenduel­ len mit russischen Soldaten schreibt. Festgehalten wird alles in seinem Scharfschützen­ buch, das den Krieg überlebt, weil er es kurz vor Kriegsende an seine große Liebe gibt, die es mehr als ein halbes Jahrhundert für ihn verwahrt. Sutkus selbst hat kein Glück... Genial und spannend wie die eigentliche Geschichte sind auch die Abbildungen im Buch, wie die Besitzurkunde des Scharfschützenabzeichens 3. Stufe und das Scharfschützenbuch mit allen (!) Einträgen. Außerdem gibt es viele technische Details (Zielfernrohr usw.), die auch Nicht-Techniker verstehen und interessant finden. Weiterhin beschreibt Sutkus alles, wor­ an man als Scharfschütze denken muß, wie Windrichtung, Tarnung, Schußrichtung usw. Anders als viele andere Bücher mit dieser Thematik ist dieses hier kein Roman. Es handelt sich um einen einfachen Soldaten, der seine Erlebnisse schnörkellos und ohne Pathos niederge­ schrieben hat. Angesichts der Thematik kein Buch für zarte Gemüter und, oder gerade, für Pazifisten' geeig­ net. Denkt man an die Opfer und den Preis, den Sutkus für seine Erfolge zahlen mußte, ist es sogar ein Buchdenkmal gegen den Krieg!“ D. Otter „Der beste autobiographische Scharfschützenbericht des Zweiten Weltkrieges, den ich jemals gelesen habe. Ausführlich dokumentiert und sehr gut illustriert. Eine faszinierende Geschichte.“ Tim Newark, britischer Historiker. Herausgeber des führenden britischen militärhistorischen Magazins „Military Illustrated“ „Authentische autobiographische Schilderungen von Deutschlands bedeutendsten Scharfschüt­ zen sind sehr selten. Doch noch seltener sind Erinnerungen, die durch ein zeitgenössisches Scharfschützenbuch belegt werden können. Faszinierend und tragisch zugleich - besonders die Nachkriegsjahrzehnte, die Sutkus in sowjetischen Gulags verbrachte.“ Major John L. Piaster, US Army Special Forces (Der Verfasser des Handbuches für militärische und polizeiliche Scharfschützen ist die inter­ nationale Kapazität der Scharfschützen) „Dieses Buch vermittelt einen einzigartigen und faszinierenden Einblick in den Alltag eines taktisch operierenden Scharfschützen im Einsatz. Viele Jahre lang waren die Befähigungen und die Tapferkeit der Scharfschützen der Wehrmacht nirgendwo festgehalten. Mit diesem Buch blicken wir zum ersten Mal in das Innere der Erfahrungen eines Scharfschützen. Daher emp­ fehle ich unbedingt jedem aktiven Scharfschützen die Lektüre dieses Buches. Sie erhalten einen wahrhaft tiefgehenden Einblick in die Herausforderungen und die Hilflosigkeit eines Mannes, der sich im Kriegszustand gegen eine ganze Welt befand.“ Mark Spicer, Autor von „Illustrated Manual of Sniper Skills“, USA und England „Hier führt den Leser kein Auge eines Jägers in eine romanhafte Traumwelt, sondern hier be­ schreibt in sehr einfacher Sprache ein Frontsoldat präzise seine Einsätze als Scharfschütze in vorderster Linie. Authentisch, ehrlich und ergreifend!“ Frank Stehrath

ICH WAR KINDERSOLDAT im Inferno von Budapest 1945 Ein 14-Jähriger im Straßenkampf. Sein Tagebuch. Ervin von Galäntay Der spätere Professor Ervin von Galäntay mel­ det sich 1944 als 14-Jähriger Kadett freiwillig, um bei der Verteidigung seiner Heimatstadt Budapest mitzukämpfen. Kurz darauf findet er sich inmitten des verzweifelten Abwehrkamp­ fes im Häusermeer der von den Sowjets einge­ schlossenen Großstadt an der Donau wieder. Als Melder und MG-Schütze beteiligt sich der Junge in Straßen- und Häuserschlachten. Dieses Buch ist ein einzigartiges, beklem­ mend machendes Dokument des gnadenlosen Kampfes in der belagerten und vom Gegner völlig eingeschlossenen Großstadt Budapest. Folgen Sie dem 14-Jährigen durch das Häuser­ meer, wo er gegen russische Flammpanzer im Inferno des heimtückischen Straßenkampfes anrennt oder vor russischen Tieffliegern Dekkung sucht. Mal kämpft er mit seiner Maschinenpistole in Häusern, dann fährt er auf einem Sturmgeschütz aufgesessen durch die vom Feuer der Russen beherrschten Straßen zum Gegenstoß. Als Grundlage für dieses aufwühlende Antikriegsbuch diente dem Verfasser sein gerettetes Ta­ gebuch. Erschütternd wirken auf den Leser die daraus wiedergegebenen Tagebuchseiten, an de­ nen heute noch das Blut des jugendlichen Verfassers klebt. Der Kindersoldat Ervin von Galän­ tay wird in den apokalyptischen Straßenschlachten drei Mal verwundet. Tod, Vernichtung und Vergewaltigung waren seine Begleiter. Das in den Ruinen Budapests abgelaufene Drama bildet die Grundlage eines Filmes. Das Kind, das Soldat sein wollte: Ervin von Galäntay - überlebte, wurde Professor und Militärberater. Ca. 220 Seiten, 100 Fotos, Karten und Dokumente, 21,90 Euro

Leserstimmen „Pflichtlektüre für alle an Häuser- und Straßenkampf Interessierte“ Peter Zwack, Brigadegeneral, Befehlshaber der 66. US Militämachrichtendienst-Brigade

„Aufregend. Ein subjektiver, erschütternder Erlebnisbericht“ Krisztiän Ungväry, ungarischer Historiker, Autor des Standardwerkes „Kampf um Budapest“

„Erstklassige Darstellung des Häuserkampfes... Lehrstunden des Vannay-Bataillons“ Generalleutnant Daniel Petrosky, Befehlshaber der 8. US-Armee

„...eine bemerkenswert lebendige und detaillierte Schilderung von Kampf und Leben in einer belagerten und eroberten Stadt“ Charles J. Dick, rangältestes Mitglied der Verteidigungsakademie Großbritanniens

„Kinder-Soldat mußte veröffentlicht werden!“ Lester Grau, Direktorat für Ausländische Militärstudien, Fort Leavenworth, USA

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Mit Goldener Nahkampfspange

Werner Kindier Ein Panzergrenadier der Leibstandarte Nur 630 von 18 Millionen deutschen Soldaten erhielten im Zweiten Weltkrieg die Goldene Nahkampfspange. Einer ist Werner Kindier. Lesen Sie über den Mann, der 84 Nahkampf­ tage überlebte, dabei sechs Mal verwundet wurde und elf Auszeichnungen erhielt. Der Westpreuße Werner Kindier stand im Schwer­ punkt des Bewegungskrieges der gepanzerten Verbände der Leibstandarte und überstand auf Schützenpanzerwagen, Flammpanzern, „Gril­ le“, „Marder“ und 7,5-cm-Kanonen-SPW jah­ relang das menschenverschlingende Stahlge­ witter der Fronten. Werner Kindier wurde mit der Goldenen Nah­ kampfspange und dem Deutschen Kreuz in Gold ausgezeichnet. Dieses spannende Buch beschreibt alle Einsätze dieses Soldaten, angefangen als Infanterist und ab 1942 im Schützenpanzerbataillon der „Leibstandarte“ bis Kriegsende. Hier lesen Sie, wie sich die Kampfeinsätze in der gepanzerten Gruppe nach den damals neuar­ tigen panzertaktischen Grundsätzen Guderians abspielten. Alle Träger des Ritterkreuzes und der Goldenen Nahkampfspange in Peipers SPW-Bataillon werden in Bildern gezeigt. Bewaffnung, Ausrüstung und Gliederung des Schützenpanzerwa­ genbataillons sind detailliert beschrieben. Für die an den Themen Nahkampfspange in Gold, Panzertruppe und Schützenpanzerwagen interessierten Leser bietet das Buch eine Fülle wertvoller Informationen. 292 Seiten, 137 Fotografien und Dokumente, 20,90 Euro

Das Sonderunternehmen

JAGUAR Leutnant Weyde mit russischen Freiwilligen in russischen Pan­ zern hinter der Front. H a g e n B e rg e r

Der in Rußland und Lettland aufgewachsene Leutnant Weyde sprach perfekt Russisch. So ein Mann paßte ideal in das Regiment „Brandenburg“ z.b.V., mit dem er 1941 die ersten Komman­ doeinsätze in Rußland durchführte. Bis 1942 operierte Weyde in Frontaufklärungstrupps der Abwehr mit lettischen und russischen V-Männern hinter der Ostfront. Nach der Kriegsschule kam er zum Lehrregiment „Kurfürst“, wurde Kampfausbilder und war an der Abwehrschule. Eugen Weyde erwies sich als Spezialist für Einsätze mit russischen Freiwilligen. Im Frontauf­ klärungstrupp 213 stellte er mit Russen eine aus sowjetischen T 34-Panzern bestehende Son­ dereinheit auf. Gemeinsam mit Russen und Deutschen - alle getarnt in sowjetischen Uniformen - führte Weyde waghalsige Kommandoeinsätze hinter den sowjetischen Linien durch. Seine geheimen Gefechtsberichte der Jahre 1944 und 1945 blieben erhalten und vermitteln uns heute ein genaues Bild dieser höchst ungewöhnlichen Einsätze. Perfekt als Panzersoldaten der Roten Armee getarnt - wurde Weydes Sonderunternehmen „Ja­ guar“ zum unglaublichen Trojanischen Pferd der deutschen Wehrmacht. Nach dem Krieg trat Weyde in die Bundeswehr ein und blieb in Geheimdiensten tätig. Ca. 110 Seiten, 40 Abbildungen, 18,50 Euro

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militarliteratur.de Ih r A n b ie te r fü r m ilitä r g e s c h ic h tlic h e L ite r a tu r a lle r E p o c h e n

Die verbotene Wahrheit Betrachtungen zu einer Vergangenheit, die nicht vergehen will Fragen zu einer Offenkundigkeit, die weder offen noch kundig ist

Drei

Generationen nach Kriegsende beherrscht ein Kapitel der Geschichte, das seit 1979 Holocaust genannt wird, die öffentliche Berichterstattung mehr als je zuvor. Seit Jahrzehnten vergeht kaum ein Tag ohne rituelle Betroffenheitsbekundungen in Presse, Funk und Fernsehen. Doch im Schatten der beispiellosen Instrumentalisierung des Holocaust hat sich die als offenkundig geltende Geschichtswahrheit immer weiter von den objektiven historischen Fakten entfernt. Gleichzeitig werden berechtigte Fragen zu den zahllosen Unstimmigkeiten und Widersprüchen durch ein strafrechtlich diktiertes Dogma unterbunden. Ein gigantisches Holocaust-Mahnmal, das im Herzen Berlins die Fläche von zwei Fußballfeldern einnimmt, wird trotz leerer Kassen und gegen den Willen der Bevölkerung gebaut. Die 2.751 Betonstelen symbolisieren den verzweifelten Versuch, eine äußerst fragwürdige Darstellung der Geschichte zu zementieren und jeglicher rationalen Erörterung zu entziehen. Zweifel an der offiziellen Lesart des Holocaust werden unter Androhung drakonischer Strafen unterbunden. Das Mahnmal im Herzen Berlins: 50.000 Tonnen Beton sollen den Mythos Holocaust zementieren

In der Bundesrepublik Deutschland, dem angeblich „freiheitlichsten Staat, den es auf deutschem Boden je gab“, werden mehr Menschen wegen Meinungsdelikten strafrechtlich verfolgt als in den letzten Jahren des DDRRegimes.

Angesichts dieser schändlichen Unterdrückung der Meinungsfreiheit drängt sich folgende Frage auf: Was ist das für eine Wahrheit, die das Licht einer öffentlichen Erörterung scheut und obendrein noch strafrechtlich verordnet ist? Dieser Frage soll hier nachgegangen werden.

Inhaltsübersicht: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12.

Greuelpropaganda .................................................................................................................2 Die wundersame Wandlung der historischen Wahrheit ........................................................3 Die Wannsee-Konferenz .......................................................................................................7 Zitate führender NS-Politiker................................................................................................9 Foto- und Filmdokumente...................................................................................................11 Zeugenaussagen ..................................................................................................................15 Zeitzeugen in den Medien...................................................................................................17 Geständnisse........................................................................................................................21 Wo ist die Tatwaffe? ...........................................................................................................23 Die gesetzlich verordnete Wahrheit ....................................................................................27 Zusammenfassung und Schlußwort ....................................................................................29 Weiterführende Literatur.....................................................................................................31

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Die verbotene Wahrheit - Seite

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Greuelpropaganda

„Es gibt kein gutmütigeres, aber auch kein leichtgläubigeres Volk als das deutsche. Keine Lüge kann grob genug ersonnen werden, die Deutschen glauben sie. Um eine Parole, die man ihnen gab, verfolgen sie ihre Landsleute mit größerer Erbitterung als ihre wirklichen Feinde.“ (Napoleon) Greuelpropaganda ist eine psychologische Waffe, die in jedem modernen Krieg eingesetzt wird, um die Kampfmoral der eigenen Truppen zu stärken sowie die öffentliche Meinung in eine gewünschte Richtung zu lenken. In Friedenszeiten werden dann meist wieder versöhnlichere Töne angeschlagen. Doch nach Ende des Zweiten Weltkrieges setzten die Siegermächte ihre Greuelpropaganda gegen das besiegte und völlig zerstörte Deutschland unvermindert fort – wohl in der Absicht, von ihren eigenen Kriegsverbrechen (z.B. Vernichtungskrieg durch die systematische Bombardierung deutscher Städte1, die Vertreibung und Ermordung von Millionen deutscher Zivilisten) abzulenken oder diese Greueltaten gar als moralisch gerechtfertigtes Mittel im Kampf gegen „das Böse schlechthin“ erscheinen zu lassen. Die Folgen des alliierten Bombenterrors waren schmerzhaft real. Demgegenüber waren viele Anschuldigungen der Siegermächte so absurd, daß sie heute kein halbwegs intelligenter Mensch ernst nehmen würde. Dennoch wurden u.a. folgende Behauptungen in unzähligen Nachrichtenfilmen, Zeitungsartikeln und Büchern verbreitet und als erwiesen hingestellt: • • • • • • •

Durch alliierte Bomben „befreite“ Zivilisten: Dresden im Februar 1945

Massentötungen in Dampf- und Vakuum-Kammern2 Massentötungen auf elektrisch geladenen Fließbändern und Verbrennung der Leichen in Hochöfen3 Spurlose Beseitigung von 20.000 Menschen auf einen Schlag mittels Atombomben4 Tötung von mehreren Millionen Menschen mit einem Entlausungsmittel5 Massengräber, aus denen frisches Blut fontänenartig emporschießt6 Elektrisch betriebene Krematorien, versteckt in gigantischen unterirdischen Räumen7 Giftgas, das zeitlich verzögert wirkt, damit die Opfer noch selber von der Gaskammer zum Massengrab gehen konnten. An der Grube angelangt, fielen sie unversehens tot um8

Solche und ähnliche Greuelmärchen waren sogar offizielle Anklagepunkte beim Internationalen Militärtribunal (IMT) in Nürnberg. Als Folge dieses international inszenierten Justizspektakels mutierte absurdeste Kriegspropaganda allmählich zu einer gesetzlich verordneten Wahrheit: Im Vertrag zur Teilsouveränität der Bundesrepublik Deutschland sind alle Urteile und Entscheidungen des IMT für deutsche Behörden und Gerichte als „in jeder Hinsicht nach deutschem Recht rechtskräftig und rechtswirksam festgeschrieben“9. Heute gilt die offizielle Darstellung des Holocaust als „offenkundig“, und genießt trotz der haarsträubenden Widersprüche vor deutschen Gerichten den gleichen Rang wie Naturgesetze.

1 Eberhard Spetzler, Luftkrieg und Menschlichkeit, Musterschmidt, 1956, sowie Jörg Friedrich, Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940-1945, Propyläen München, 2002 2 IMT Dokument PS-3311; W. Grossmann, Die Hölle von Treblinka, Verlag für fremdsprachige Literatur, Moskau 1947; Anti-Defamation League of B'nai B'rith, The Holocaust in History, The Record 1979 3 Boris Polevoi, Das Todes-Kombinat von Auschwitz, Prawda, Moskau, 2. Februar 1945 4 US-Ankläger Robert Jackson am 21. Juni 1946 gegenüber Albert Speer: IMT Band XVI, S. 529 5 IMT Dokument 3868 - PS 6 A. Rückerl, NS-Vernichtungslager im Spiegel Deutscher Strafprozesse, dtv München, 1978; Hanna Ahrend, Eichmann in Jerusalem, Reclam Leipzig 1990 7 Stefan Szende, Der letzte Jude in Polen, Europa-Verlag, Zürich 1945; Simon Wiesenthal, Der Neue Weg, 19/20, Wien 1946; The Black Book of Polish Jewry, 1946; M. Tregenza, Belzec Death Camp, The Wiener Library 8 Informations-Bulletin vom 8. Sept. 1942, erstmals veröffentlicht von der polnischen Untergrundbewegung "Armia Krajowa."; zitiert von Yitzhak Arad, Belzec, Sobibor, Treblinka, Bloomington 1987 S. 353 ff. 9 Art. 7, Überleitungsvertrag, BGBl., 1955 II, S. 405 ff; in der Zusatzvereinbarung des 2+4 Vertrages von bestätigt

Die verbotene Wahrheit - Seite

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2. Die wundersame Wandlung der historischen Wahrheit „Auf deutschem Boden gab es keine Vernichtungslager“ (Simon Wiesenthal10) Kurz nach Kriegsende wurde die Existenz von Gaskammern in Konzentrationslagern innerhalb des Reichsgebietes, also z. B. in Buchenwald, Bergen-Belsen und insbesondere in Dachau, aufgrund angeblicher Tätergeständnisse und Augenzeugenberichte als erwiesen hingestellt. Die Berner Tagwacht berichtete in ihrer Ausgabe vom 24. August 1945 in großer Aufmachung, HitlerDeutschland hätte „insgesamt 26 Millionen Juden umgebracht, die meisten davon in Dachau“. Bis ca. 1960 galten die Lager innerhalb des damaligen Deutschen Reiches als die wichtigsten Vernichtungslager. Hingegen spielten die Lager in Polen, z.B. Auschwitz, Treblinka und Sobibor, in der damaligen Berichterstattung kaum eine Rolle. 2.1

Keine Vergasungen in Dachau

Die These, in den KZs innerhalb des Deutschen Reiches seien Menschen in Gaskammern getötet („vergast“) worden, wurde von offizieller Seite bereits 1960 verworfen, und zwar zuerst von Martin Broszat, dem damaligen Mitarbeiter und späteren langjährigen Direktor des Münchner Instituts für Zeitgeschichte (IfZ). In einem Leserbrief an die Wochenzeitung Die Zeit stellte Broszat lapidar fest: „Weder in Dachau noch in Bergen-Belsen noch in Buchenwald sind Juden oder andere Häftlinge vergast worden. Die Gaskammer in Dachau wurde nie ganz fertiggestellt ... Hunderttausende von Häftlingen, die in Dachau oder anderen Konzentrationslagern im Altreich umkamen, waren Opfer vor allem der katastrophalen hygienischen und Versorgungszustände ...“11

Hinweisschild in der „Gaskammer“ von Dachau

Mit dieser Stellungnahme räumte Broszat ein, daß die 15 Jahre lang offiziell propagierte historische Wahrheit nichts weiter war als die unkritisch nachgeplapperte Greuelpropaganda der Siegermächte. Seitdem befindet sich in der „Gaskammer“ von Dachau ein Schild mit folgender Aufschrift in mehreren Sprachen: „Gaskammer – getarnt als ´Brausebad´ – war nicht in Betrieb“

Um allzu großen Schaden für die „volkspädagogisch erwünschte Geschichtswahrheit“12 abzuwenden, wurden kurz nach dieser gravierenden Revision der offiziellen Geschichtsschreibung die in Polen befindlichen Lager propagandistisch aufgebaut. Hierzu dienten insbesondere die medienwirksam inszenierten NS-Prozesse, z.B. der Eichmann-Prozeß in Jerusalem oder die Auschwitz-Prozesse in Frankfurt am Main. Bis zum heutigen Tage können etablierte Historiker jedoch nicht erklären, wieso die Zeugenaussagen und Geständnisse zu den Vergasungen in Auschwitz, Treblinka oder Sobibor glaubwürdiger sein sollten als die längst widerlegten Berichte zu den angeblichen Gaskammern im Altreich. Immerhin gelang es den Hütern der offiziell verkündeten Geschichtswahrheit, die immer lauter werdenden Zweifel an der Gaskammerthese zeitweilig zu zerstreuen. Alle weiteren Fragen wurden entweder für tabu erklärt oder an die Lager jenseits des Eisernen Vorhangs verwiesen, die bis 1989 für unabhängige Forscher nicht zugänglich waren.

10 Books and Bookmen, April 1975 11 Martin Broszat, Keine Vergasungen in Dachau, Die Zeit, Hamburg, 19. August 1960 12 Formulierung des Historikers Golo Mann

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2.2

4

Wo sind sie hin? „Es gibt Lügen, es gibt verdammte Lügen, und dann gibt es noch die Statistiken“ (Winston Churchill)

Die Frage, wie viele Menschen tatsächlich dem Holocaust zum Opfer fielen, wird häufig als antisemitisch zurückgewiesen. Nicht selten wird in einem Ton moralischer Entrüstung folgende Gegenfrage gestellt: „Wenn die sechs Millionen Juden nicht vergast wurden, wo sind sie dann hin?“ Mit diesem Argument wird eine durch nichts belegte Zahl als unverrückbare Konstante in den Raum gestellt. Jeder, der diese Zahl für unrealistisch hält, wird aufgefordert, den Verbleib der vermeintlichen oder tatsächlichen Holocaust-Opfer zu erklären. Häufig anzutreffende statistische Daten über jüdische Bevölkerungszahlen in einzelnen Ländern sind irreführend, denn es gab während des Krieges beträchtliche Migrationsbewegungen. Außerdem hat sich die Grenzziehung in Europa nach Kriegsende erheblich verändert, was die Erfassung verschiedener Bevölkerungsgruppen in einzelnen Ländern zusätzlich erschwert. So wurde z. B. die Grenze Polens nach 1945 um ca. 200 km nach Westen verschoben; östliche und südliche Teile Polens fielen an die Sowjetunion, die Ostgebiete des Deutschen Reiches fielen an Polen. Gerade im Osten und Süden Polens (Galizien, Bukowina) lebten viele Juden, die aufgrund der veränderten Grenzziehung nach 1945 in der Bevölkerungsstatistik Polens nicht mehr auftauchten. Der Vergleich der jüdischen Weltbevölkerung vor und nach dem Zweiten Weltkrieg ist daher die einzige objektive Möglichkeit, die wahrscheinliche Zahl der Holocaust-Opfer zu bestimmen. Die nachfolgende Aufstellung der jüdischen Weltbevölkerung stammt aus zeitnahen Quellen. Die in verschiedenen Publikationen zitierten Zahlen wurden u. a. vom American Jewish Committee (also von einer jüdischen Organisation) übernommen und beziehen sich auf alle Juden, unabhängig davon, ob sie einer Synagoge bzw. jüdischen Gemeinde angehören oder nicht. Jüdische Bevölkerung weltweit vor dem Zweiten Weltkrieg The National Council of Churches, USA 1930: Jewish Encyclopedia, USA 1933: World Almanach 1939:

15,3 Millionen 15,6 Millionen 15,6 Millionen

Jüdische Bevölkerung weltweit nach dem Zweiten Weltkrieg World Almanach 1945: World Almanach 1947: Erhebungen jüdischer Organisationen weltweit für 1947:

15,19 Millionen 15,75 Millionen 15,6 – 18,7 Millionen13

Die jüdische Weltbevölkerung blieb also zwischen 1930 und 1947 etwa konstant. Die Zahl der HolocaustOpfer kann demnach nicht größer gewesen sein als das natürliche Bevölkerungswachstum während dieses Zeitraums. Ein Bericht der Basler Nachrichten vom 13. Juni 1946 scheint diesen Befund zu bestätigen. In diesem Artikel wird folgendes über die vermutete Zahl der jüdischen Opfer gesagt: „…Eines ist schon heute sicher: Die Behauptung, daß diese Zahl 5-6 Millionen beträgt (eine Behauptung, die sich unbegreiflicherweise auch der Palästina-Ausschuß zu eigen macht) ist unwahr. Die Zahl der jüdischen Opfer kann sich zwischen 1 und 1,5 Millionen bewegen, weil gar nicht mehr für Hitler und Himmler ´greifbar´ waren. Es ist aber anzunehmen und zu hoffen, daß die endgültige Verlustziffer des jüdischen Volkes sogar noch unter dieser Zahl liegen wird…” Diese zeitnahen Quellen sprechen eine eindeutige Sprache. Doch angesichts der unzähligen Halbwahrheiten und Lügen in der offiziellen Darstellung des Holocaust dürfte es nicht sonderlich überraschen, daß auch die statistischen Daten zur jüdischen Weltbevölkerung sukzessive angepaßt wurden, um die behaupteten 5 - 6 Millionen Opfer plausibel erscheinen zu lassen. Eine der auffälligsten Manipulationen ist im World Almanach zu finden. In den Ausgaben der Jahre 1948 bzw. 1955 werden dort folgende Zahlen für die jüdische Bevölkerung genannt:

13 Hanson W. Baldwin, New York Times, 22. Februar 1948

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5

Der statistische Holocaust zwischen 1948 und 1955: World Almanach, Ausgabe aus dem Jahr: 1948 1955 Jüdische Bevölkerung in Nordamerika .......................................... 4.971.261................................ 5.222.000 Jüdische Bevölkerung in Südamerika ............................................... 226.958................................... 638.030 Jüdische Bevölkerung in Europa................................................ 9.372.666................................ 3.424.150 Jüdische Bevölkerung in Asien......................................................... 572.930................................ 1.609.520 Jüdische Bevölkerung in Afrika........................................................ 542.869................................... 675.500 Jüdische Bevölkerung in Ozeanien..................................................... 26.954..................................... 58.250 Jüdische Bevölkerung weltweit: ............................................... 15.753.638.............................. 11.627.450 Die Zahlen für die jüdische Bevölkerung in Europa sind besonders auffällig: Erst 1955, also nachdem die ersten „einmaligen und endgültigen“ Wiedergutmachungsgelder an den neu gegründeten Staat Israel überwiesen wurden, verschwanden auf unerklärliche Weise rund sechs Millionen europäische Juden aus den Statistiken zahlreicher Publikationen und Nachschlagewerke. 2.3

Zahlen-Akrobatik à la Auschwitz

„A Glick hot unz getrofen! Sechs Millionen Juden wurden umgebracht und wir bekommen Geld dafür!“ (Shmuel Dayan, Knesset-Abgeordneter)14 Seit Anfang der 1960er Jahre wird das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau als das größte und wichtigste Vernichtungslager des NS-Regimes bezeichnet. Auschwitz gilt als Symbol für das schlimmste Verbrechen der Menschheitsgeschichte. Alle Schilderungen zu diesem Themenkomplex gelten als „offenkundig“; sie haben vor deutschen Gerichten nicht nur den gleichen Stellenwert wie Naturgesetze, sondern werden sogar strafrechtlich diktiert. Angesichts dieser aggressiv propagierten Gewißheit ist es sehr verwunderlich, daß die „offenkundigen“ Opferzahlen, je nach Quelle und Datum der Nennung, um mehr als das Hundertfache schwanken. Die Welt am Sonntag brachte es sogar fertig, in ein und derselben Ausgabe Zahlen zu nennen, die um 60% voneinander abweichen: 31. 12. 1945: 01. 10. 1946: 08. 01. 1948: 20. 04. 1978: 20. 04. 1989: 25. 07. 1990: 27. 09. 1993: 01. 05. 1994: 17. 08. 1994: 31. 12. 1994: 22. 01. 1995: 22. 01. 1995: 25. 01. 1995: 27. 01. 1995: 01. 05. 2002:

Frz. Komm. zur Untersuchung dt. Kriegsverbrechen .............................................. 8.000.000 Internationales Militärtribunal, Dokument 3868-PS................................................ 3.000.000 Welt im Film, Nachrichtenfilm Nr. 137 ...................................................................... 300.000 Le Monde.................................................................................................................. 5.000.000 Eugen Kogon, Der SS-Staat..................................................................................... 4.500.000 Hamburger Abendblatt ............................................................................................ 2.000.000 Die Welt....................................................................................................................... 800.000 Focus........................................................................................................................... 700.000 Internationaler Suchdienst Arolsen, IKRK* ................................................................. 68.864 Jean-Claude Pressac, Die Krematorien von Auschwitz............................................... 631.000 Welt am Sonntag, Seite 21 ....................................................................................... 1.200.000 Welt am Sonntag, Seite 22 .......................................................................................... 750.000 Wetzlarer Neue Zeitung ........................................................................................... 4.000.000 Institut für Zeitgeschichte (IfZ), München............................................................... 1.000.000 Fritjof Meyer, in der Zeitschrift Osteuropa ................................................................ 356.000

*) Die einzige zweifelsfrei nachgewiesene Opferzahl von Auschwitz wurde anhand der amtlichen Sterbebücher ermittelt, die 1989 unverhofft in einem Moskauer Archiv gefunden wurden. Alle anderen Zahlen basieren auf der widerlegbaren Behauptung, arbeitsunfähige Personen - insbesondere Alte und Kinder seien nicht registriert, sondern unmittelbar nach der Ankunft im Lager „selektiert“ und „vergast“ worden. Hierzu mehr in Abschnitt 2.4.

14 Tom Segev, The Seventh Million - The Israelis and The Holocaust, Hill and Wang, New York 1994, S. 223

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4 Millionen Auschwitz-Opfer: In Nürnberg „bewiesen“, doch der Gedenkstein wurde 1990 entfernt

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Bei den Nürnberger Prozessen wurde die Zahl von vier Millionen Auschwitz-Opfern als erwiesen hingestellt und wurde am Eingang der Gedenkstätte Auschwitz „für alle Ewigkeit in Stein gemeißelt“. Aufgrund der immer deutlicher zutage tretenden Ungereimtheiten wurde die Gedenktafel 1990 aber ohne viel Medienrummel wieder entfernt15. Fritjof Meyer, ein altgedienter Redakteur des Spiegel kam im Mai 2002 in der Zeitschrift Osteuropa, die unter der Federführung von Rita Süssmuth herausgegeben wird, aufgrund neuer Archivfunde zum Ergebnis, daß die Zahl der Auschwitz-Opfer bei weniger als einem Zehntel der in Nürnberg „bewiesenen“ Zahl liegt. Dies müßte eine höchst erfreuliche Nachricht für all jene sein, denen das Wohl der Juden am Herzen liegt. Doch ausgerechnet jüdische Interessengruppen weisen diese frohe Botschaft erbost zurück.

Daß diese Kreise wider besseres Wissen an der einer Gesamtzahl der Holocaust-Opfer von sechs Millionen krampfhaft festhalten, kann vermutlich damit erklärt werden, daß die Zahl sechs für Hebräer eine mystische, um nicht zu sagen religiöse Bedeutung hat16. In diesem Zusammenhang ist es interessant, daß bereits 1919 (!) jüdische Interessengruppen behaupteten, in Osteuropa seien sechs Millionen Juden von einem „Holocaust“ bedroht. Dieses absurde Greuelmärchen wurde damals von keinem geringeren als dem Gouverneur des Staates New York, Martin H. Glenn, in die Welt gesetzt17. Nahum Goldmann, ehemaliger Präsident des World Jewish Congress, kommentiert diese schamlose Instrumentalisierung des Holocaust anhand einer bizarren Leichen-Arithmetik in seinem Buch Das jüdische Paradox18 mit herzerfrischender Offenheit: „Ich übertreibe nicht. Das jüdische Leben besteht aus zwei Elementen. Geld abgreifen und protestieren.“ 2.4

Die amtlichen Totenbücher

Die Zweifel an den offiziellen verkündeten Opferzahlen von Auschwitz wurden bestärkt als 1989 die bis dahin verschollen geglaubten Originale der amtlichen Totenbücher von Auschwitz gefunden wurden und einige unabhängige Historiker die Gelegenheit hatten, diese wichtigen historischen Dokumente auszuwerten. Die Totenbücher fielen im Januar 1945 in die Hände der Roten Armee und lagen 44 Jahre lang unbeachtet in einem sowjetischen Archiv. In den 46 wiedergefundenen Bänden sind 68.864 Sterbefälle verzeichnet. Die für die gesamte Betriebszeit des Lagerkomplexes Auschwitz-Birkenau dokumentierte Totenzahl liegt nach Schätzungen des Kurators der Gedenkstätte Auschwitz, Franciszek Piper, bei ca. 100.00019. Vergleicht man Pipers Schätzung mit der anfangs unterstellten Opferzahl, so ergibt sich eine Differenz von ca. 3,9 Millionen. Doch auch bei dieser krassen Unstimmigkeit sind etablierte Historiker um keine Antwort verlegen: Viele Opfer seien in den Sterberegistern von Auschwitz deshalb nicht vermerkt, weil alle Lagerinsassen, die als arbeitsunfähig galten, sofort bei der Ankunft ausgesondert und ermordet wurden, und zwar ohne jegliche Registrierung. Dieses Argument mag - zumindest auf den ersten Blick - eine plausible Erklärung für den Unterschied zwischen der amtlich dokumentierten und der allseits behaupteten Opferzahl sein. Doch dann dürften nur

15 Hamburger Abendblatt, 25. 7. 1990; Jüdische Allgemeine Wochenzeitung, 26. 7. 1990; Daily Telegraph, London, Auschwitz Deaths Reduced to a Million, 17. Juli 1990; The Washington Times, Poland Reduces Auschwitz Death Toll Estimate to 1 Million, 17. Juli 1990 16 Angeblich soll der Messias für das Hebräerturm auf die Welt kommen, nachdem gewisse Voraussetzungen erfüllt sind. Eine dieser Bedingungen besteht darin, daß das „auserwählte Volk“ dann bereits in das Land seiner Verheißung zurückgekehrt ist, jedoch mit einer Einbuße von 6 Millionen Menschen. Siehe u. a. Wolfgang Eggert, Israels Geheimvatikan, Propheten Verlag München 2001, Band 3, Seite 326, ff. 17 Martin H. Glenn, The Crucifixion of Jews Must Stop [“Die Kreuzigung der Juden muß aufhören”], The American Hebrew, New York, 31. 10. 1919 18 Nahum Goldmann, Das jüdische Paradox, Europäische Verlagsanstalt 1992 19 Franciszek Piper, Wie viele Juden, Polen, Zigeuner ...wurden umgebracht, Universitas, Krakau 1992. vgl. auch die Ausführungen von Robert Faurisson, Wieviele Tote gab es im KL Auschwitz?, Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung, 3(3) (1999), S. 268-272.

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arbeitsfähige, relativ gesunde Menschen in der Altersspanne von ca. 16 – 60 in den amtlichen Totenbüchern vermerkt sein. Die Arbeitsunfähigen, also insbesondere Alte und Kinder, wurden der offiziellen Schilderung zufolge ja gar nicht registriert, sondern gleich bei der Ankunft im Lager „selektiert“ und „vergast“. Sieht man sich jedoch die Listen etwas genauer an, fallen viele Einträge auf, die dieses Argument ad absurdum führen. Hier ein kleiner Auszug: 11. 08. 1941: 01. 03. 1942: 04. 06. 1942: 22. 06. 1942: 02. 07. 1942: 22. 07. 1942: 19. 08. 1942: 15. 02. 1943: 01. 04. 1943: 07. 05. 1943: 12. 05. 1943: 25. 05. 1943: 09. 08. 1943: 31. 10. 1943: 28. 11. 1943:

Josek N., Arbeiter, 71 Jahre Chaim R., Verkäufer, 81 Jahre Ernestine H., 70 Jahre Josef H., Metzger, 89 Jahre Abraham S., Verkäufer, 79 Jahre David R., Bauer, 70 Jahre Armin H., Verkäufer, 70 Jahre Emil K., Rechtsanwalt, 78 Jahre Irmgard L., 4 Jahre Ingrid M., 2 Jahre Agathe B., 2 Jahre Jan B., 2 Jahre Paul Rudolf B., 8 Jahre Frieda B., 4 Jahre Grete O., 4 Jahre

Jeder Eintrag eines Menschen unter 16 oder über 60 ist ein stummes, aber unwiderlegbares Zeugnis dafür, daß die als arbeitsunfähig eingestuften („selektierten“) Lagerinsassen sehr wohl registriert wurden. Somit ist die Behauptung, es habe in Auschwitz neben den amtlich dokumentieren Sterbefällen unzählige weitere namenlose Tote gegeben, nicht haltbar20. Die vollen Namen werden an dieser Stelle aus Gründen der Pietät nicht genannt. Die Originale der Totenbücher mit den vollständigen Namen sowie Geburtsort, Beruf, letzter Wohnort, Sterbedatum und Todesursache befinden sich im Museum Auschwitz. Kopien auf Mikrofilm gibt es u. a. beim Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) sowie beim Internationalen Suchdienst Arolsen.

3. Die Wannsee-Konferenz Der offiziellen Geschichtsschreibung zufolge wurde am 20. Januar 1942 in einer Villa im Berliner Stadtteil Wannsee die Endlösung der Judenfrage21 beschlossen. Diese Formulierung wird gemeinhin als zynischer Nazi-Jargon für die behauptete Ermordung von sechs Millionen Juden hingestellt, obwohl der Begriff „Lösung der Judenfrage“ bereits 1896 vom Begründer des modernen Zionismus, Theodor Herzl,22 geprägt wurde. Das „Wannsee-Protokoll“ wird in Geschichtsbüchern und Massenmedien immer noch als der wichtigste Dokumentenbeweis für den Holocaust bezeichnet. Demgegenüber nannte der israelische Historiker Jehuda Bauer, seines Zeichens Leiter des Instituts zur Erforschung des Holocaust in Yad Vashem, die Behauptung, anläßlich der Wannsee-Konferenz sei die Ausrottung der Juden Europas beschlossen worden, eine „silly story“ [alberne Geschichte]23. In seiner Untersuchung Das Wannsee-Protokoll - Anatomie einer Fälschung24 deckt Johannes Peter Ney Unregelmäßigkeiten auf, die vermutlich auch Jehuda Bauer bestens bekannt sind und ihn zu seiner vernichtenden Kritik veranlaßt haben dürften. Hier einige wichtige Schlüsse aus Neys Analyse:

20 Mark Weber, Pages From The Auschwitz Death Registry Volumes: Long-Hidden Death Certificates Discredit Extermination Claims, Journal for Historical Review, Vol. 12, No. 3, 1992 21 Der heute allgemein verbreitete Begriff „Endlösung“ entstand durch eine fehlerhafte Rückübersetzung des Wortes „Gesamtlösung“ aus dem Englischen ins Deutsche bei den Nürnberger Prozessen; siehe auch Auseinandersetzung zwischen Hermann Göring und Robert Jackson, IMT IX 575 22 Theodor Herzl, Der Judenstaat. Versuch einer modernen Lösung der Judenfrage, 1896 erstmals veröffentlicht 23 Jehuda Bauer, The Canadian Jewish News, 30. Januar 1992, S. 8 24 Johannes Peter Ney, Das Wannsee-Protokoll - Anatomie einer Fälschung, erschienen in: Grundlagen zur Zeitgeschichte, Ernst Gauss (Herausgeber) Grabert Verlag Tübingen 1994

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Rein formell fehlen dem Wannsee-Protokoll alle Eigenschaften eines Protokolls: Beginn und Ende der Konferenz, Hinweise auf die eingeladenen, aber nicht erschienenen Personen, die Namen der Vortragenden sind nicht vermerkt. Briefkopf, Datum, Verteiler, Aktenzeichen, Ausstellungsort, Unterschrift, Schreibzeichen, Gegenzeichnung des Leiters der Sitzung und Dienststempel sucht man auf diesem ominösen Protokoll ebenfalls vergebens. Kurz, es fehlen sämtliche Merkmale eines amtlichen Dokuments. Der Sprachstil zeichnet sich Stilblüten und untypische Formulierungen aus, die darauf schließen lassen, daß der Verfasser stark durch die angelsächsische Sprache beeinflußt war. Floskeln wie „[...] werden die [...] Juden straßenbauend in diese Gebiete geführt“ lassen zudem auf eine rege Phantasie des Verfassers schließen, denn auf diese Weise wurde keine einzige Straße gebaut. Auch die Anmerkung „Im Zuge dieser Endlösung [...] kommen rund 11 Millionen Juden in Betracht“ sollte stutzig machen, denn zu keiner Zeit befanden sich auch nur halb so viele Juden im Zugriffsbereich des NS-Regimes25. Die Zahl der jüdischen Bevölkerung im gesamten Deutschen Reich einschließlich der Ostgebiete betrug 1933 übrigens gerade mal eine halbe Million; hiervon wanderten ca. 250.000 unbeschadet aus, 150.000 weitere Juden dienten als Soldaten in der Wehrmacht26. Während für sachliche oder stilistische Unstimmigkeiten die eine oder andere notdürftige Ausrede gefunden werden könnte, gibt es für folgenden Umstand keine Erklärung: Sowohl vom Begleitschreiben als auch vom Protokoll gibt es zwei unterschiedliche Versionen. Etablierte Historiker bezeichnen mal das eine, mal das andere „Original“ als das einzig bisher bekannte vollständig überlieferte Exemplar Nummer 16 von insgesamt 30 Ausfertigungen. Die erste Fassung wurde von Robert Kempner (ein in den 1930er Jahren nach Amerika emigrierter deutscher Jude) „gefunden“. Kempner, der 1945 nach Deutschland zurückkehrte und u. a. Ankläger im Nürnberger Wilhelmstraßen-Prozeß war, machte keine näheren Angaben zu den Umständen seines Fundes. Trotz der ungeklärten Herkunft wurde das von Kempner vorgelegte „Wannsee-Protokoll“ als Beweismittel zugelassen und erhielt die Aktenummer G-2.568. Später veröffentlichte er ein Faksimile des Protokolls in seinem Buch Eichmann und Komplizen27. Selbst bei flüchtigem Hinsehen fällt auf, daß in der von Kempner vorgelegten Fassung des Protokolls die typischen SS-Runen fehlen (linkes Bild). Offensichtlich hatte der Verfasser eine Schreibmaschine, wie es sie 1942 in jeder deutschen Amtsstube gab, nicht zur Hand. Diese etwas unglücklich geratene Fassung wurde von „Originalversion“, von „Originalversion“ des Unbekannten mit einer passenden Schreibmaschine nachKempner vorgelegt Auswärtigen Amtes getippt (rechtes Bild). In dieser Fassung erscheinen plötzlich die authentischen SS-Runen. Dies gilt auch für das Begleitschreiben, das ebenfalls neu angefertigt wurde. Hier wurde sogar versucht, eine handschriftliche Notiz genau nachzuahmen, was allerdings nicht so recht gelungen ist. Das letztgenannte Exemplar des Protokolls befindet sich nebst Begleitschreiben im politischen Archiv des Auswärtigen Amtes28. Da es den Verfassern der zweiten Version nicht gelungen ist, die von Kempner vorgelegte Fassung aus den bereits erschienenen Veröffentlichungen verschwinden zu lassen, kann anhand von allgemein zugänglichen Publikationen (siehe Fußnoten 27 und 28) nachgewiesen werden, daß das Wannsee-Protokoll nichts weiter ist als eine plumpe Fälschung. Heute, nachdem die Briten und Amerikaner Irak zum zweiten Mal unter Vorspiegelung falscher Tatsachen angegriffen haben, nennt man diese Praxis der Alliierten beschönigend „sexing up the dossier“ – Dokumentenbeweise werden eben nach Bedarf fabriziert.

25 American Jewish Yearbook, Nr. 43; Walter Sanning, Die Auflösung der Juden Europas, Grabert 1983 26 Bryan Mark Rigg, Hitlers jüdische Soldaten, Schöningh Paderborn 2003 27 Robert M. W. Kempner, Eichmann und Komplizen, Europa Verlag Zürich 1961 28 als Faksimile u. a. bei Peter Longerich, Die Wannsee-Konferenz von 20. Januar 1942, Edition Hentrich 1998

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4. Zitate führender NS-Politiker In den von den Siegermächten tonnenweise sichergestellten NS-Dokumenten findet sich nirgends ein Plan, Befehl oder ein sonstiger Beleg für die angeblich industriell angelegte Judenvernichtung. Der in den USA lebende jüdische Holocaust-Experte und Buchautor Raul Hilberg erklärt diese dürftige Beweislage allen Ernstes damit, das Vorhaben sei so geheim gewesen, daß sämtliche Anordnungen per „Gedankenübertragung ("meeting of minds, a consensus, mind-reading by a far-flung bureaucracy"29) übermittelt wurden. Mit diesem hanebüchenen Argument sollen Fragen nach Belegen für den unterstellten Genozid an sechs Millionen Juden beiseite gewischt werden. Andererseits werden Auszüge aus öffentlichen Stellungnahmen führender NS-Politiker als Beweis für den Holocaust hingestellt. Die Herren Holocaust-Experten widersprechen sich selbst und scheinen es nicht einmal zu merken: Entweder war der Plan zur Judenvernichtung so geheim, daß die Befehlsübermittlung nur per Telepathie bzw. mittels einer Tarnsprache erfolgte, oder aber das Vorhaben wurde unverblümt in die Öffentlichkeit hinausposaunt. Nachfolgend soll hier dennoch auf einige oft zitierte öffentliche Stellungnahmen führender NS-Politiker eingegangen werden. 4.1

Adolf Hitler

Es wird oft behauptet, Adolf Hitler habe bereits in seinem Buch Mein Kampf die Vernichtung der Juden mit Giftgas angekündigt. In diesem Zusammenhang wird folgende Aussage zitiert: „Hätte man zu Kriegsbeginn und während des Krieges einmal zwölf- oder fünfzehntausend dieser hebräischen Volksverderber so unter Giftgas gehalten, wie Hunderttausende unserer allerbesten Arbeiter aus allen Schichten und Berufen es im Felde erdulden mußten, dann wäre das Millionenopfer der Front nicht vergeblich gewesen. Im Gegenteil: Zwölftausend Schurken zur rechten Zeit beseitigt, hätte vielleicht einer Million ordentlicher, für die Zukunft wertvoller Deutscher das Leben gerettet.“ Diese Passage findet sich im Zweiten Band, und zwar im Kapitel Notwehr als Recht, wo Hitler auf die Verhältnisse im Ersten Weltkrieg eingeht und den Marxismus angreift, der in Deutschland vorwiegend von Juden angeführt wurde. Sowohl der Bezug auf die Vergangenheit als auch die Bedingungsform („hätte man“) legen nahe, daß es sich hier um eine rein propagandistische, keineswegs aber um eine planende, programmatische Äußerung handelt. In diesem Zusammenhang sei daran erinnert, daß der Jude Kurt Tucholsky für jene bürgerlichen Schichten, die seine pazifistische Haltung nicht teilten, folgende Wünsche bereithielt: „Möge das Gas in die Spielstuben eurer Kinder schleichen. Mögen sie langsam umsinken, die Püppchen. Ich wünsche der Frau des Kirchenrats und des Chefredakteurs und der Mutter des Bildhauers und der Schwester des Bankiers, daß sie einen bitteren qualvollen Tod finden, alle zusammen.“30 Es soll hier gewiß nicht behauptet werden, Tucholsky habe geplant, seine Gegner mit Gas zu vernichten. Berücksichtigt man jedoch den ruppigen Sprachstil jener Zeit, so ist es geradezu absurd, die weitaus gemäßigteren Zitate aus Hitlers Mein Kampf als Beweis für den Holocaust hinstellen zu wollen. In seiner Rede vom 30. Januar 1939 vor dem Reichstag sprach Hitler zum ersten Mal wörtlich von Vernichtung in bezug auf die Juden: „Wenn es dem internationalen Finanzjudentum innerhalb und außerhalb Europas gelingen sollte, die Völker noch einmal in einen Weltkrieg zu stürzen, dann wird das Ergebnis nicht die Bolschewisierung der Erde und damit der Sieg des Judentums sein, sondern die Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa.“ Etablierte Historiker wollen in diesem Hitler-Zitat einen Beleg für einen Vernichtungsplan erkennen, gehen aber mit keinem Wort auf die erste Hälfte des Satzes ein. War die hier zum Ausdruck gebrachte Besorgnis, einflußreiche jüdische Kreise könnten Deutschland einen Krieg aufzwingen, völlig aus der Luft gegriffen? Es wäre sicherlich interessant, jene Kreise selbst zu Wort kommen zu lassen: Daily Express, London, 24. März 1933: „Judäa erklärt Deutschland den Krieg ... Vierzehn Millionen Juden weltweit stehen zusammen wie ein Mann und erklären Deutschland den Krieg.“

29 Raul Hilberg, zitiert in: George De Wan, The Holocaust in Perspective, Newsday, Long Island, New York, 23. Februar 1983 30 Die Weltbühne, XXIII. Jahrgang, Nr. 30 vom 26. 7. 1927, Seite 152

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Zionistenführer Wladimir Jabotinsky im Januar 1934 in der jüdischen Zeitung Tatscha Retsch: „Unsere jüdischen Interessen erfordern die endgültige Vernichtung Deutschlands“ The Youngstown Jewish Times, 16. April 1936: „Nach dem nächsten Krieg wird es nicht mehr ein Deutschland geben. Auf ein von Paris gegebenes Signal werden Frankreich und Belgien, sowie die Völker der Tschechoslowakei, sich in Bewegung setzen, um den deutschen Koloß in einen tödlichen Zangengriff zu nehmen. Sie werden Preußen und Bayern voneinander trennen und das Leben in diesen Staaten zerschlagen.“ The American Hebrew vom 30. April 1937: „Die Völker werden zu der notwendigen Einsicht kommen, daß Nazideutschland verdient, aus der Völkerfamilie ausgerottet zu werden.“ Dies sind nur einige wenige Beispiele aus einem ganzen Meer antideutscher Propaganda. Vor diesem Hintergrund ist Hitlers Reichstagsrede vom 30. Januar 1939 nichts weiter als eine stilistisch gleichartige Replik auf die fortwährende Kriegshetze und die offen ausgesprochenen Völkermordphantasien der Zionisten, keineswegs aber die offizielle Ankündigung der Judenvernichtung. Vollständig zitiert und im zeitlichen Kontext betrachtet, widerspricht das oft bemühte Hitler-Zitat außerdem der immer noch vorherrschende These, das NS-Regime habe von sich aus einen Krieg angestrebt. Der britische Chefankläger des IMT, Sir Hartley Shawcross äußerte übrigens in einer Rede am 16. März 1984 folgende, späte Einsicht zu Hitlers angeblichen Kriegsabsichten: „Schritt für Schritt bin ich immer mehr zu der Überzeugung gekommen, daß die Ziele des Kommunismus in Europa finster sind. Ich klagte die Nationalsozialisten in Nürnberg an. Zusammen mit meinem russischen Kollegen verdammte ich die Nazi-Aggression und den Nazi-Terror. Hitler und das deutsche Volk haben den Krieg nicht gewollt! Nach den Prinzipien unserer Politik der Balance of Power haben wir, angespornt durch die ,Amerikaner‘31 um Roosevelt, Deutschland den Krieg erklärt, um es zu vernichten. Wir haben auf die verschiedenen Beschwörungen Hitlers um Frieden nicht geantwortet. Nun müssen wir feststellen, daß Hitler recht hatte. Anstelle eines kooperativen Deutschlands, das er uns angeboten hatte, steht die riesige imperialistische Macht der Sowjets. Ich fühle mich beschämt und gedemütigt, jetzt sehen zu müssen, wie dieselben Ziele, die wir Hitler unterstellt haben, unter einem anderen Namen verfolgt werden und dieselbe Taktik hemmungslose Anwendung findet.“32 4.2 Heinrich Himmlers Posener Reden Häufig werden Auszüge aus zwei Reden zitiert, die Heinrich Himmler am 4. und 6. Oktober 1943 in Posen vor Reichs- und Gauleitern der NSDAP hielt. Himmler soll sich in den fraglichen Passagen ungewöhnlich offen zur unterstellten planmäßigen Ausrottung der Juden geäußert haben. Es würde den Rahmen dieser Arbeit sprengen, die beiden Posener Reden auch nur auszugsweise wiederzugeben. Wilhelm Stäglich33 hat diese Reden vollständig zitiert und kritisch analysiert. Die wichtigsten Widersprüche lassen sich wie folgt zusammenfassen: •

Himmler bat die Zuhörer, „nie darüber zu sprechen" bzw. „das Geheimnis mit ins Grab zu nehmen", er selbst sprach jedoch ohne erkenntlichen Grund vor Leuten, die mit der unterstellten Judenvernichtung gar nichts zu tun hatten. Auch die naheliegende Frage, warum Himmler ausgerechnet von Geheimreden Schallplattenaufnahmen anfertigen ließ, wird von den meisten etablierten Historikern peinlichst übergangen. Nebenbei sei angemerkt, daß die Tonqualität der Aufnahmen so miserabel ist, daß die Stimme des Redners nicht zu erkennen ist.



Himmler wird mit der nachweislich falschen Aussage zitiert, die Ausrottung der Juden sei Bestandteil des NSDAP-Parteiprogramms. Himmler war seit 1923 Mitglied und mehrere Jahre Reichspropagandaleiter der NSDAP. Es ist kaum vorstellbar, daß ihm ein solcher Schnitzer unterlaufen wäre, schon gar nicht in einer Rede vor NSDAP-Parteifunktionären.



Himmler spricht von der Judenausrottung in der Vergangenheitsform als sei diese bereits im Oktober 1943 eine vollendete Tatsache gewesen. Dies steht im krassen Widerspruch, selbst zur offiziellen Darstellung des Holocaust.

31 gemeint sind die Hebräer Bernard Baruch, Felix Frankfurter, Henry Morgenthau und andere 32 Fritz Becker, Im Kampf um Europa, Stocker Graz 1991 33 Wilhelm Stäglich, Der Auschwitz-Mythos, Grabert Tübingen 1979

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Abgesehen von diesen inhaltlichen Unstimmigkeiten, fällt bei eingehender Prüfung der Redemanuskripte auf, daß ausgerechnet die oft zitierten Passagen nicht zum übrigen Dokument passen. David Irving wies nach, daß die fraglichen Stellen mit einer anderen Maschine geschrieben wurden, es wurde ein anderes Farbband benutzt und die Numerierung der betreffenden Seiten erfolgte mit Bleistift34. Diese untrüglichen Anzeichen für eine Fälschung fallen selbstverständlich nur denjenigen Historikern auf, die Originaldokumente einer gründlichen und unvoreingenommenen Quellenanalyse unterziehen.

5. Foto- und Filmdokumente Es heißt, die Kamera lügt nicht. Doch wenn es darum geht, das „volkspädagogisch erwünschte Geschichtsbild“ zu propagieren, ist einigen Meinungsmachern so ziemlich jedes Mittel recht. Ein Paradebeispiel dafür, wie hemmungslos Fotos gefälscht bzw. aus dem Zusammenhang gerissen werden, ist die erste Wehrmachtsausstellung. Die Initiatoren dieser umstrittenen Ausstellung ignorierten jahrelang fundierte Kritik und sparten nicht mit absurden Unterstellungen gegenüber Historikern und Zeitzeugen, die auf grobe Fehler und Manipulationen hinwiesen. Erst nachdem auch ausländische Historiker (insbesondere Bogdan Musial aus Polen und Krisztian Ungvary aus Ungarn) Zweifel an der Seriosität der Ausstellung äußerten, wurde eine unabhängige Historikerkommission einberufen, um die Authentizität der gezeigten Bilder zu überprüfen. Im Herbst 1999 kam die Kommission zum Ergebnis, daß von den ca. 800 Bildern der Wehrmachtsausstellung 90% gefälscht, falsch zugeordnet oder fragwürdigen Ursprungs waren35. 5.1

Gefälschte Fotos als vermeintliche Beweise für den Holocaust

Udo Walendy hat in seiner Arbeit Bild-„Dokumente“ zur NS-Judenverfolgung? zahlreiche Fotos untersucht, die als Beweise für den Holocaust hingestellt werden. Er weist nach, daß es in der HolocaustLiteratur kaum ein Foto gibt, das nicht verfälscht ist. Die folgende Gegenüberstellung sei hier exemplarisch für unzählige Manipulationen angeführt:

Gefälschtes Bild bei Eschwege, Kennzeichen J.

Originalbild der Bundesbahndirektion Hamburg: „Güterzüge mit Flüchtlingen 1946. Vollbesetzter Leerzug für das Ruhrgebiet...“

Eschwege zieht in seinem Buch Kennzeichen J ein 1946 entstandenes Bild heran, um Transporte in Ghettos und Vernichtungslager zu dokumentieren. Das Original befindet sich im Archiv der Bundesbahndirektion Hamburg und ist mit der Überschrift „Güterzüge mit Flüchtlingen 1946. Vollbesetzter Leerzug für das Ruhrgebiet. Im Hintergrund Doppelstockwagen nach Lübeck“ versehen.

34 Aussage David Irvings als sachverständiger Zeuge im Zündel-Prozeß, April 1988, Toronto 35 siehe ausführliche Berichterstattung in der Tagespresse in Herbst 1999, z. B. FAZ vom 22. 10. 1999, Seite 2

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5.2

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Greuelbilder

Als alliierte Truppen im Frühjahr 1945 die NS-Konzentrationslager übernahmen, bot sich ihnen ein Bild des Grauens. Es gibt kaum jemanden, der nicht die entsetzlichen Bilder von ausgemergelten KZ-Häftlingen und Leichenbergen gesehen hat. Bilder von Toten sind so ehrfurchterregend, daß es kaum jemand wagt, Fragen nach der Herkunft, Authentizität oder Zuordnung solcher Fotos zu stellen. Gerade solche Bilder werden oft eingesetzt, um eine politisch gewollte Geschichtswahrheit zu propagieren und gleichzeitig berechtigte Zweifel am offiziellen Dogma mit einer Überdosis an Emotion und Betroffenheit im Keime zu ersticken. Dieses Bild zeigt Typhus-Tote in Bergen-Belsen. Es wurde in verschiedenen Zeitschriften, etwa Quick, im Jahre 1979, mit dem völlig falschen Untertitel „Auschwitz wie es wirklich war“ im Großformat über zwei Seiten (!) gedruckt. Solche Bilder beweisen nichts weiter als die von niemandem bestrittene Tatsache, daß gegen Ende des Krieges in den westlichen Lagern entsetzlich viele Menschen an Seuchen und an Mangelernährung starben. Im Herbst 1944 verschlechterte sich die Versorgungslage im Deutschen Reich dramatisch. Die Greuelpropaganda anno 1979: Typhus-Tote von systematische Zerstörung deutscher Städte durch Bergen-Belsen, fälschlicherweise als Vergasungsopfer alliierte Luftangriffe führte dazu, daß weder die von Auschwitz dargestellt. („Quick“) Zivilbevölkerung noch die Lagerinsassen ausreichend mit Lebensmitteln versorgt werden konnten. Da die Ostfront immer näher heranrückte, wurden obendrein die Insassen der östlichen Lager nach Westen verlegt. Da die Lager auf dem Reichsgebiet hoffnungslos überfüllt und unterversorgt waren, breiteten sich Seuchen aus, die kaum noch unter Kontrolle gebracht werden konnten. Als Folge dieser katastrophalen Entwicklung starben beispielsweise im KZ Dachau in den letzten vier Kriegsmonaten mehr Menschen als in den vorangegangenen fünf Kriegsjahren36. Wenn – wie das obige Beispiel zeigt – Bilder aus westlichen Lagern herangezogen werden, um die Greuel von Auschwitz zu illustrieren, stellt sich folgende Frage: Wo sind die Fotos, die von den Sowjets bei der Befreiung des KZ Auschwitz gemacht wurden? Die Sowjetarmee erreichte Auschwitz am 27. Januar 1945. An jenem Tag entstanden von den ca. 7.500 Lagerinsassen, die von der Wachmannschaft zurückgelassen wurden, zahlreiche Fotos, die der breiten Öffentlichkeit jedoch so gut wie nie gezeigt werden, denn die relativ wohlbehaltenen Menschen passen nicht so recht in das heute allgemein verbreitete Bild vom „Vernichtungslager“ Auschwitz. Man fragt sich auch, warum die Sowjets kein einziges Foto von jener Gaskammer machten, die seit Jahrzehnten Millionen von Touristen als der Ort vorgeführt wird, an welchen Millionen von Juden vergast wurden.

Auschwitz wie es wirklich war: Insassen des KZ AuschwitzBirkenau am Tag der Befreiung, 27. Januar 1945

Statt dessen berichtete die Prawda sechs Tage nach der Befreiung des KZ Auschwitz von Massentötungen auf elektrischen Fließbändern und Leichenverbrennungen in Hochöfen (siehe Fußnote 3), verlor aber kein einiges Wort über Zyklon B, der angeblich wichtigsten Tatwaffe des Holocaust.

36 Johann Neuhäusler, Wie war das im KZ Dachau?, Kuratorium für das Sühnemal KZ Dachau, München 1981

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5.3

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Alliierte Luftaufnahmen

Die Luftaufklärung war gegen Ende des Krieges recht fortgeschritten und es entstanden in jener Zeit Bilddokumente, die nicht nur für Historiker von unschätzbarem Wert sind. Beispielsweise werden heute noch anhand von Luftaufnahmen Bomben-Blindgänger geortet und entschärft. Der offiziellen Geschichtsschreibung zufolge wurden von Mai bis Juli 1944 in Auschwitz über 400.000 ungarische Juden vergast und anschließend in offenen Gruben verbrannt37. Eine solch beispiellose Aktion müßte auf alliierten Luftaufnahmen aus jener Zeit zu erkennen sein.

US-Luftaufnahme des KZ Auschwitz

Am 31. Mai 1944 machte die US-Armee bei klarem Wetter gestochen scharfe Aufnahmen38 vom KZ Auschwitz, die u. a. hier eingesehen werden können: www.vho.org/D/gzz/BallA-B-Luft.jpg. Analysiert man diese Luftaufnahmen genauer, ergibt sich folgendes Bild: Keine Spur von offenen Gruben, in denen angeblich täglich über 12.000 Menschen verbrannt wurden, keine Menschenschlangen vor den Gebäuden, in denen sich die Gaskammer befunden haben soll. Auf den Fotos ist ferner zu erkennen, daß die umliegenden Felder bis unmittelbar an den Lagerzaun bewirtschaftet waren. Da die Zäune keinerlei Blickschutz boten, konnten die Vorgänge im Lager keineswegs, wie allgemein behauptet, geheim gehalten werden. Der Kanadier John C. Ball hat sich jahrelang mit der Auswertung von alliierten Luftaufnahen beschäftigt. In seinem Buch Luftbild-Beweise39 zieht er folgendes Fazit:

„Es gibt bis heute keine Luftbildbeweise, welche die These vom Massenmord an den Juden an irgendeiner Stelle des im Zweiten Weltkrieg deutsch besetzten Europa stützen. Die Analyse der Luftbilder widerlegt außerdem die These, die Nazis hätten zu irgendeiner Zeit im Sinn gehabt, die Vorgänge in den angeblichen Vernichtungslagern geheim zu halten. Die Luftbilder legen dagegen häufig unbestechlich Zeugnis dafür ab, daß es einige der bezeugten Vorgänge nicht gegeben hat, wie die Vernichtung der ungarischen Juden oder die Massenerschießungen in Babi Jar. Es bleibt zu hoffen, daß die Freigabe sowjetischer Luftbilder aus der Zeit während des Betriebes der Lager weitere Aufklärung bringt. Daß die Bilder bisher nicht veröffentlicht wurden, mag bereits für sich sprechen. Daß die in westlicher Hand befindlichen Aufnahmen zu deutschen Lasten verfälscht und zuerst von der CIA veröffentlicht wurden, mag ebenfalls für sich sprechen.“ 5.4

Filme

Unmittelbar nach dem Krieg wurde der „Dokumentarfilm“ Todesmühlen40 Hunderttausenden deutschen Kriegsgefangenen sowie der deutschen Zivilbevölkerung zwangsweise vorgeführt. Dieser Film sollte die Schrecken der KZs darstellen, doch damals schon wurden Zweifel an der Authentizität des gezeigten Filmmaterials laut. Zeitgenössischen Berichten zufolge wurde die Kritik dadurch hervorgerufen, daß einigen, vermutlich authentischen Bildern, Filmsequenzen hinzugefügt wurden, auf denen Leichenberge aus ausgebombten deutschen Städten und ausgemergelte deutsche Kriegsgefangene zu sehen waren, die als KZ-Opfer ausgegeben wurden41. Nicht selten wurde der von Zuschauern geäußerte Widerspruch gewalttätig unterdrückt. Die amerikanischen Ankläger schreckten auch nicht davor zurück, bei den Nürnberger Prozessen einen total gefälschten Film als Beweismittel42 vorzuführen. Dieser Film, der die Entdeckung von Goldzähnen ermordeter Juden zeigen sollte, war von Anfang bis Ende gestellt43. In Wirklichkeit wurde der gesamte

37 Jürgen Graf, Was geschah mit den nach Auschwitz deportierten, jedoch dort nicht registrierten Juden?, Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung, Hastings, Nr. 2/2000, S. 140-149 38 Aufnahme des US Militärs Ref. No. RG 373 Can D 1508, exp. 3055 39 John C. Ball, Luftbild-Beweise, erschienen in: Ernst Gauss, Grundlagen zur Zeitgeschichte 40 B.S. Chamberlin, Todesmühlen. Ein Versuch zur Massen-Umerziehung im besetzten Deutschland 1945-1946, Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, 29 (1981) S. 420-436 41 Die Unabhängigen Nachrichten, Nr. 11 (1986), S. 11 42 IMT, Band XIII, S. 186ff 43 Vgl. H. Springer, Das Schwert auf der Waage, Vowinckel, Heidelberg 1953, S. 178f.; P. Kleist, Aufbruch und Sturz der Dritten Reiches, Schütz, Göttingen 1968, S. 346; U. Walendy, HT Nr. 43, 1990, S. 12ff.

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Goldbestand der Reichsbank (über 200 Tonnen Gold in Barren und Münzen) gegen Ende des Krieges im Kalibergwerk Merkers (Thüringen) eingelagert und im April 1945 als vermeintliches SS-Beutegold von den Amerikanern als Kriegsbeute beschlagnahmt. Dies betraf auch die dort eingelagerten deutschen Währungsreserven und Kunstschätze. Der anläßlich dieser Plünderung entstandene Film wurde beim IMT nicht gezeigt, kann dafür aber heute noch im „Erlebnisbergwerk Merkers“ bewundert werden. Der Begriff „Holocaust“ (abgeleitet aus dem Griechischen von holos „ganz, vollständig” und kausis „Brand”) wurde weder vom NS-Regime noch von den Siegermächten nach dem Krieg benutzt. In den 16.000 Seiten umfassenden Protokollen der Nürnberger Prozesse ist dieser Ausdruck kein einziges Mal zu finden. Auch in der achtzehnten, völlig neubearbeiteten 20-bändigen Ausgabe des Großen Brockhaus (erschienen 1977 – 1982, also gut drei Dekaden nach dem unterstellten Ereignis) findet man nicht einmal die etymologische Erklärung dieser Wortkreation. Doch nach Ausstrahlung des vierteiligen amerikanischen Fernsehfilms Holocaust von Marvin Chomski im Januar 1979 war dieses Wort plötzlich in aller Munde, und eine neue Bezeichnung für die unterstellte planmäßige, industriell angelegte Ermordung der Juden Europas ward gefunden. Der Fernsehfilm hatte zwar recht wenig mit der historischen Wahrheit zu tun, war aber dennoch (oder vielleicht gerade deswegen) ein voller propagandistischer Erfolg: Im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht sprach ganz Deutschland voll Ehrfurcht und Betroffenheit von der neu gelernten Vokabel44. Die einflußreichste „ethnische Gruppe“ der USA hatte endgültig den moralischen Status von bemitleidenswerten Opfern erlangt. Seither wird der Begriff Holocaust von jüdischen Interessensgruppen ebenso hemmungslos wie wirkungsvoll als ideologischer Kampfbegriff eingesetzt. Auch in finanzieller Hinsicht war der Fernsehfilm Holocaust außerordentlich erfolgreich: Unter dem Eindruck dieser rührseligen Doku-Soap wurden die Zuwendungen der USA an Israel binnen eines Jahres mehr als verdoppelt: 1979 erhielt Israel ca. zwei Milliarden US-Dollar; im Jahr darauf (1980) stieg die US-amerikanische „Entwicklungshilfe“ für Israel auf ca. fünf Milliarden US-Dollar. Jährlich schicken die USA mehr Entwicklungshilfe nach Israel als an alle Staaten Afrikas zusammen. Laut einer 2003 veröffentlichten Studie45 des Wirtschaftsprofessors und Nahostexperten Thomas R. Stauffer kostete die wirtschaftliche, politische und militärische Unterstützung Israels den US-Steuerzahler seit 1945 insgesamt drei Billionen (US-amerikanisch: drei Trillionen) Dollar. Seit 1979 wird das Publikum in immer kürzeren Abständen mit neuen Filmen à la Holocaust beglückt. Typisch für dieses neue Genre ist ein seltsames Gebräu aus Halbwahrheiten, Emotion, Pathos und Betroffenheitskult. Diese Ingredienzien haben sich offenbar als probate Mittel erwiesen, um Fragen nach der objektiven historischen Wahrheit im Keime zu ersticken. Auch Steven Spielbergs Schindlers Liste folgt genau diesem Strickmuster. Der Film wurde zwar ob seiner versöhnlichen Aspekte gelobt, weil ein deutscher Filmheld gezeigt wird, der sich menschlich gegenüber den jüdischen Zwangsarbeitern verhält. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch auf, daß alle anderen Deutschen entweder als gefühlskalte Monster oder als willfährige Instrumente einer Tötungsmaschinerie dargestellt werden. Den meisten Zuschauern von Schindlers Liste ist vermutlich nicht bekannt, daß der Antiheld des Films, Lagerkommandant Amon Göth, wegen seines brutalen Verhaltens gegenüber Gefangenen im September 1944 von der SS verhaftet wurde46. Er entging der wahrscheinlichen Todesstrafe nur deshalb, weil ihm in den Wirren der letzten Kriegsmonate nicht mehr der Prozeß gemacht werden konnte. Hingegen wurden Hermann Florstedt, Kommandant von Lublin, und Karl Koch, Kommandant von Buchenwald, wegen ähnlicher Delikte von der SS zum Tode verurteilt und hingerichtet. Bis 1945 hat die SS-Führung über 800 Strafverfahren gegen KZ-Wachpersonal eingeleitet. Diese von deutscher Seite eingeleiteten Strafverfahren belegen einerseits, daß es in der Tat Mißhandlungen und gar Morde in Konzentrationslagern gab. Andererseits sind die zahlreichen Strafverfahren ein klarer Beweis dafür, daß die SS-Führung derlei Vergehen keineswegs duldete. Doch solche Fakten wollen nicht so recht in das einfältige HollywoodKlischee von Gut gegen Böse passen, daher werden sie meist unterschlagen oder nur beiläufig im Nachspann erwähnt.

44 Peter Märtesheimer, Ivo Frenzel (Hg.): Im Kreuzfeuer: Der Fernsehfilm 'Holocaust'. Fischer Frankfurt, 1979 45 Thomas R. Stauffer, The Costs to American Taxpayers of the Israeli-Palestinian Conflict: $3 Trillion, Washington Report on Middle East Affairs, Juni 2003 46 Reuben Ainsztein, Jewish Resistance in Nazi Occupied Eastern Europe, Barnes and Noble, 1974, S. 845

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6. Zeugenaussagen „Der Gerichtshof ist an die üblichen Grundsätze der Beweisführung nicht gebunden“ (Artikel 19 des IMT-Statuts) Obwohl in Massenmedien, Dokumentarfilmen und Schulbüchern suggeriert wird, die offizielle Darstellung des Holocaust sei über jeden Zweifel erhaben, gibt es für die Behauptung, Millionen Menschen seien in eigens dafür konstruierten Gaskammern mit Zyklon B umgebracht worden, keinen einzigen Beweis, der in einem rechtsstaatlichen Prozeß Bestand hätte. Studiert man bekannte Bücher zu diesem Thema wie z.B. Raul Hilbergs Die Vernichtung der europäischen Juden47, Eugen Kogons Der SS Staat48 oder JeanClaude Pressacs Die Krematorien von Auschwitz49, stellt man fest, daß in diesen Standardwerken kein einziges beweiskräftiges Originaldokument zitiert wird. Dies bestätigte erst neulich ein Londoner Gericht im Urteil zum Irving-Prozeß. Der britische Historiker David Irving verlor zwar seine Schadensersatzklage wegen Verleumdung gegen die amerikanische Autorin Deborah Lipstadt und wird seither unter dem Gejohle der internationalen Presse als „aktiver Holocaust-Leugner“ bezeichnet. Dennoch dürfte sich der Ausgang dieses weltweit beachteten Prozesses als ein Pyrrhussieg für die Holocaust-Lobby erweisen, denn Richter Charles Gray stellt in Absatz 13.73 seines Urteils vom 11. April 2000 folgendes fest: "Irving weist zu recht darauf hin, daß Originaldokumente aus jener Zeit wie z. B. Zeichnungen, Baupläne, Korrespondenz mit Bauunternehmern etc. keinen klaren Beweis dafür liefern, daß Gaskammern zur Tötung von Menschen eingesetzt wurden. Vereinzelte Hinweise auf den Einsatz von Gas, wie sie in einigen dieser Dokumenten gefunden werden, können damit erklärt werden, daß damals die Notwendigkeit bestand, Kleidungsstücke zu entlausen, um der Seuchengefahr wie z. B. durch Typhus zu begegnen. Die an das Lager [Auschwitz] gelieferten Mengen an Zyklon B können damit erklärt werden, daß die Notwendigkeit bestand, Kleidungsstücke und andere Gegenstände zu entlausen." Auch der etablierte Historiker J. Baynac gab 1996 freimütig zu, daß es kaum beweiskräftige Originaldokumente gibt. Die offizielle Darstellung des Holocaust stützt sich demzufolge auf die Aussagen einiger weniger Zeugen50. Diese Zeugen waren aber keineswegs neutral und unbeteiligt, sondern fast ausschließlich ehemalige KZHäftlinge, von denen Objektivität gegenüber den Angeklagten kaum zu erwarten war. Diese Art von Zeugenaussage (Parteienaussage) wird von Juristen aus gutem Grund als das am wenigsten glaubwürdige Beweismittel eingestuft und sollte daher a priori mit besonderer Skepsis betrachtet werden. Dies gilt in besonderem Maße für Zeugenaussagen vor dem IMT, denn hier wurden fast alle belastenden Aussagen in Form von schriftliche Erklärungen („written affidavits“) gemacht, und nicht - wie sonst bei Gericht üblich - im Zeugenstand. Die wenigen persönlich erschienenen Zeugen durften von der Verteidigung auf entlastende Tatbestände hin nicht befragt werden. So konnten ungeprüft und unwidersprochen die absurdesten Behauptungen in die Welt gesetzt werden. 6.1

Nürnberg – die letzte Schlacht

David Irving hat in seinem Buch Nürnberg - die letzte Schlacht51 recht anschaulich dargelegt, welcher Mittel sich die Siegermächte bedienten, um ihre Greuelpropaganda als offenkundig hinzustellen. Bereits ein kurzer Blick in das IMT-Statuts genügt, um zu erkennen, daß in Nürnberg so ziemlich alle Prinzipien der Jurisprudenz nicht nur mißachtet, sondern geradezu verhöhnt wurden.

47 Raul Hilberg, Die Vernichtung der europäischen Juden, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt 1997; zur Kritik siehe auch: Jürgen Graf, Riese auf tönernen Füßen, Raul Hilberg und sein Standardwerk über den Holocaust, Castle Hill Publishers, Hastings 1999 48 Eugen Kogon, Der SS-Staat, Kindler, Hamburg 1974 49 Jean-Claude Pressac, Die Krematorien von Auschwitz, Pieper, München 1994; zur Kritik siehe auch Herbert Vrebke, Auschwitz: Nackte Fakten, VHO, Berchem 1995 50 Jean Baynac, Faute de documents probants sur les chambres à gaz, les historiens esquivent le débat, [Mangels beweiskräftiger Dokumente zu Gaskammern drücken sich die Historiker vor einer Debatte] Le Nouveau Quotidien, Lausanne, 3. September 1996 51 David Irving, Nürnberg. Die letzte Schlacht, Grabert Tübingen 1996

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Artikel 18 legt fest, daß sich der Gerichtshof auf eine beschleunigte Verhandlung der Anklagepunkte beschränken solle. Dieser Passus ermöglichte es den Anklägern, aus den tonnenweise beschlagnahmten Dokumenten nur die vermeintlich belastenden herauszusuchen. Entlastende Dokumente und Zeugenaussagen wurden systematisch unterdrückt. Artikel 19 lautet wörtlich: „Der Gerichtshof ist an die üblichen Grundsätze der Beweisführung nicht gebunden. Es wird im größtmöglichen Maße eine zügige und informelle Verfahrensweise gewählt, und es werden alle Eingaben zugelassen, die der Beweisführung dienlich sind.” Diese Bestimmung bedeutete in der Praxis, daß die Anklage so ziemlich alle Behauptungen ungeprüft als belastendes Material zulassen konnte. Der Verteidigung hingegen war es nicht gestattet, ihrerseits entlastendes Material einzureichen, Beweisanträge zu stellen oder die wenigen erschienenen Zeugen ins Kreuzverhör zu nehmen. Eine Revision oder Berufung war nicht möglich. Artikel 21 lautet wörtlich: „Der Gerichtshof soll nicht Beweise für allgemein bekannte Tatsachen fordern, sondern soll sie von Amts wegen zur Kenntnis nehmen.” Dieser Maßgabe folgend, wurden weder Autopsien der Opfer noch unabhängige forensische Untersuchungen der angeblichen Tatwaffen vorgelegt. Mit anderen Worten: Der „größte Massenmord aller Zeiten” wurde vom IMT ohne einen einzigen Sachbeweis per Gerichtsbeschluß als erwiesen hingestellt. 6.2

Beispiele oft zitierter Zeugenaussagen

Die Behauptung, in Dachau seien Häftlinge vergast worden, führte dazu, daß der Lagerkommandant Martin Gottfried Weiß sowie 39 Mitglieder der Wachmannschaft von der amerikanischen Besatzungsmacht zum Tode verurteilt wurden. In seiner schriftlichen Aussage52 behauptete der ehemalige KZ-Insasse Franz Blaha, in Dachau seien „viele Menschen durch Gas“ getötet worden, machte aber weder konkrete Angaben über Opferzahlen noch darüber, welches Gas eingesetzt wurde. Blahas Aussage wurde auch bei den Nürnberger Prozessen vorgelegt und galt dort als wichtiges Beweismittel gegen Wilhelm Frick, der ebenfalls zum Tode verurteilt wurde. Doch spätestens seit 1960 ist es unbestritten, daß die Gaskammer von Dachau nie in Betrieb war. Somit muß Blahas Aussage, die 40 Männer an den Galgen brachte, als das gewertet werden, was sie immer schon war, nämlich die Lüge eines parteiischen und rachsüchtigen Zeugen. Der ehemalige Auschwitz-Häftling Sigismund Bendel war ein wichtiger Belastungszeuge im Prozeß gegen Bruno Tesch und Karl Weinbacher. Beide saßen auf der Anklagebank, weil ihre Firma (TESTA GmbH) das Insektizid Zyklon B an verschiedene Konzentrationslager lieferte. Bendel behauptete, in Auschwitz seien vier Millionen Menschen mit Zyklon B ermordet worden. Man habe jeweils 1.000 Menschen in einem 10 m langen, 4 m breiten und 1,6 m hohen Raum zusammengepfercht und vergast. Als der Verteidiger Zippel fragte, wie es denn möglich sei, 1.000 Menschen in einen Raum von 64 m³ unterzubringen, erwiderte Bendel: „Es konnte nur mit der deutschen Methode geschafft werden.“ Zippel: „Wollen Sie ernstlich behaupten, man könne zehn Personen auf einem halben Kubikmeter unterbringen?“ Bendel: „Die vier Millionen in Auschwitz vergaster Menschen legen Zeugnis davon ab“53. Eine weitere Vernehmung dieses Zeugen, der sich offensichtlich in Widersprüche verwickelte, wurde vom Tribunal unterbunden. Diese flapsige und unglaubwürdige Aussage hinderte das Gericht keineswegs daran, Tesch und Weinbacher zum Tode zu verurteilen. Rudolf Vrba (alias Walter Rosenberg) ist einer der wichtigsten und am meisten zitierten Zeugen von Auschwitz. Er beschrieb in seinem angeblich authentischen Erlebnisbericht54 „mit minutiösem, nahezu fanatischem Respekt vor der Genauigkeit“ (so Alan Bestic im Vorwort des Buches) die Vergasungen in Auschwitz. Doch als Vrba 1985 anläßlich des Prozesses gegen Ernst Zündel in Toronto zum ersten Mal mit konkreten Fragen zu den Gegebenheiten vor Ort konfrontiert wurde, gab er nach einigen Ausflüchten und

52 IMT Dokument 3249 PS 53 IMT Dokument NI-11953 54 Rudolf Vrba, Ich kann nicht vergeben, Rütten & Loening, München 1964

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Notlügen zu, keine einzige Vergasung selbst gesehen zu haben. Dann behauptete Vrba nonchalant, er habe beim Schreiben seines Buches, das bis dahin als zentraler Beweis für die offizielle Version des Holocaust galt, „schriftstellerische Freiheiten“ in Anspruch genommen zu haben. Mit anderen Worten: Vrbas Schilderung der Vergasungen von Auschwitz waren frei erfunden55. Paul Rassinier, ein französischer Sozialist und Résistance-Kämpfer, selbst jahrelang KZ-Häftling in Buchenwald-Dora, hat sich nach dem Krieg eingehend mit der Glaubwürdigkeit von Zeugenaussagen zum Holocaust befaßt. In seinem Buch Das Drama der Juden Europas 56 kommt er zu folgendem Schluß: „Jedesmal seit 15 Jahren, wenn man mir in irgendeiner beliebigen, nicht von Sowjets besetzten Ecke Europas, einen Zeugen benannte, der behauptete, selbst den Vergasungen beigewohnt zu haben, fuhr ich unverzüglich hin, um sein Zeugnis entgegenzunehmen. Und jedesmal begab sich das gleiche: meine Akte in der Hand, Paul Rassinier legte ich dem Zeugen derart viele, genau präzisierte Fragen vor, daß er offensichtlich nur bis zu den Augen hinauf lügen konnte, um schließlich zu erklären, daß ein guter, leider verstorbener Freund, dessen Aussage nicht in Zweifel gezogen werden könne, ihm die Sache erzählt habe. Ich habe auf diese Weise Tausende von Kilometern quer durch Europa zurückgelegt.” Diese Einschätzung Rassiniers teilt auch der Archivdirektor der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, Shmuel Krakowski. Er bezeichnete in einem 1986 erschienenen Artikel der Jerusalem Post die meisten der 20.000 bekannten Zeugenaussagen zum Holocaust als „unglaubwürdig, gefälscht, nicht belegbar oder in einer anderen Weise unwahr.“57

7. Zeitzeugen in den Medien „Ich weiß nicht, was mehr zu fürchten ist: Straßen voller Soldaten, die ans Plündern gewöhnt sind, oder Dachkammern voller Schreiberlinge, die ans Lügen gewöhnt sind.“ (Samuel Johnson) Wer kennt sie nicht, die Erzählungen über Selektionen, Gaskammern, Gasöfen und Krematorien. In ehrfurchtsvoller Andacht lauscht ein Millionenpublikum den aberwitzigsten Geschichten und kaum einer wagt es, Fragen zur Plausibilität der schier unglaublichen Geschichten zu stellen. Hier einige wenige Beispiele von Greuelmärchen, mit denen der durchschnittliche Medienkonsument fast täglich berieselt wird: 7.1

Elie Wiesel

Elie Wiesel, der behauptet, mehrere „Vernichtungslager“ auf wundersame Weise überlebt zu haben, gilt heute als der Zeuge des Holocaust schlechthin. In seinem zuerst in französischer Sprache erschienenem Buch Die Nacht58 findet sich zwar nirgends ein Hinweis auf eine Gaskammer, dafür schildert Wiesel wie Menschen in Auschwitz und Buchenwald bei lebendigem Leibe in „Verbrennungsgruben mit gigantischen Flammen” geworfen wurden, wobei die Opfer zuweilen „stundenlang im Feuer mit dem Tode gerungen haben”. Gegen Ende seines Buches berichtet Elie Wiesel, wie er und sein Vater die letzten Tage im KZ Auschwitz erlebten: Als es nur noch eine Frage der Zeit war, bis die Sowjetarmee das Lager erreichen würde, beschloß die SS, das Lager aufzugeben. Die Insassen wurden vor die Wahl gestellt, im Lager zu bleiben und auf die Sowjetarmee zu warten oder mit der Wachmannschaft gen Westen zu ziehen. Nach kurzer Beratung mit seinem Vater beschloß Elie Wiesel - wie zigtausend andere Lagerinsassen - mit ihren Bewachern nach Deutschland zu gehen, statt auf die sowjetischen Befreier zu warten. Es wäre interessant, von Herrn Wiesel die Begründung für diese erstaunliche Entscheidung zu erfahren. Wohl um

55 Dick Chapman, Survivor never saw actual gassing deaths, Toronto Sun, 24. Januar 1985; siehe auch: Robert Faurisson, Die Zeugen der Gaskammern von Auschwitz, in Ernst Gauss, Grundlagen zur Zeitgeschichte 56 Paul Rassinier, Das Drama der Juden Europas, Hans Pfeifer Verlag Hannover 1965 57 Jerusalem Post, 17. August 1986 58 Elie Wiesel, La Nuit, Editions de Minuit, Paris, 1958

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solch unbequemen Detailfragen auszuweichen, hat der professionelle Holocaust-Überlebende die gesamte Thematik kurzerhand zu einem „unbegreiflichen und unerklärlichen religiösen Mysterium” deklariert. Für eine Gebühr von 25.000 Dollar pro Vortrag unternimmt Elie Wiesel seither regelmäßig den Versuch, das von ihm geschaffene Mysterium zu erklären. Doch Objektivität und Sachlichkeit ist wohl kaum von jemandem zu erwarten, der sich u.a. mit folgender, wahrlich volksverhetzenden Äußerung hervortat: „Jeder Jude sollte in seinem Herzen einen Platz für Haß freihalten. Für einen gesunden, kräftigen Haß gegen alles, was das Deutsche verkörpert und was im Deutschen fortlebt“59. Diese haßerfüllte Sprache war für über 80 Abgeordnete des Deutschen Bundestages kein Hindernis, Elie Wiesel ausgerechnet für den Friedensnobelpreis vorzuElie Wiesel schlagen, „weil das eine große Ermutigung für all diejenigen ist, die aktiv für eine Versöhnung eintreten.” Bekanntlich erhielt Elie Wiesel 1986 tatsächlich den Friedensnobelpreis, doch versöhnlichere Töne sind von ihm dennoch nicht zu vernehmen. 7.2

Martin Niemöller

Pastor Martin Niemöller war nach dem Krieg eine Symbolfigur der Friedensbewegung und trug den Heiligenschein des Widerstandskämpfers und langjährigen KZ-Insassen. Insbesondere in Kreisen der Linken, Betroffenen und selbsternannten Gutmenschen wird sein Spruch „Als sie die Kommunisten abholten, habe ich nicht protestiert, ich war ja kein Kommunist ...“ immer noch oft und gerne rezitiert. Doch wenn die heutigen Anhänger Niemöllers sein Buch Vom U-Boot zur Kanzel (1935 erschienen) läsen, wären sie über sein eindeutiges Bekenntnis zum Nationalsozialismus recht erstaunt, vielleicht sogar entsetzt. Auch seine Elogen auf Adolf Hitler zeugen nicht gerade von widerständischem Geist. In einem Rundschreiben an seine Mitglieder hatte er als der damalige Präsident des Pfarrerbundes folgendes mitzuteilen: „Die Mitglieder des Pfarrerbundes stellen sich bedingungslos hinter den Führer Adolf Hitler”. Entgegen der weit verbreiteten Meinung wurde Niemöller nicht ins KZ geschickt, weil er sich gegen die Politik der Nazis stellte, sondern wegen eines Disputs zwischen der Kirchenpartei „Deutsche Christen“ und der von Niemöller maßgeblich beeinflußten Bewegung „Bekennende Kirche“.

Martin Niemöller

Da Hitler diese konfessionelle Zwietracht nicht duldete, wurde Niemöller verhaftet und verbrachte die Zeit von 1938 bis 1945 in verschiedenen Konzentrationslagern, zuletzt in Dachau. Als der „persönliche Gefangene“ des Führers genoß Niemöller erhebliche Privilegien und überstand die Kriegszeit - im Gegensatz zu vielen tatsächlichen Widerstandskämpfern - wohlgenährt und unbeschadet. Nach Kriegsende behauptete Niemöller in seinem Buch Der Weg ins Freie, in Dachau seien 238.756 Juden in Gaskammern getötet und anschließend verbrannt worden60. Mittlerweile steht zweifelsfrei fest, daß während der gesamten Betriebszeit des KZ Dachau nicht mehr als ca. 200.000 Menschen eingeliefert wurden, von denen nur ein geringer Anteil Juden waren. Eine Gaskammer war in Dachau erwiesenermaßen nie in Betrieb. Was Pastor Niemöller dazu bewog, wider besseres Wissen die Unwahrheit über Dachau zu verbreiten und obendrein noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Mär von der deutschen Kollektivschuld zu predigen, wird wohl ewig sein Geheimnis bleiben. Was immer seine Motive waren: Pastor Niemöller ist mit dafür verantwortlich, daß die Menschen hierzulande mit geradezu religiöser Ergebenheit an den Mythos Holocaust glauben.

59 Elie Wiesel, Legends of our Time, Avon Books, New York 1968 60 Martin Niemöller, Der Weg ins Freie, Hellbach Verlag Stuttgart 1956

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Anne Frank

Das Tagebuch der Anne Frank gehört zu den meistverkauften Bücher weltweit – bislang wurden über 30 Millionen Exemplare in mehr als 60 Sprachen verkauft. Dieses Buch eignet sich wie kein zweites zur Holocaust-Indoktrination schulpflichtiger Kinder und ist seit Jahrzehnten Pflichtlektüre für so ziemlich jedes Schulkind in der westlichen Welt. Der Fischer Taschenbuch-Verlag nennt das Tagebuch ein „Symbol und Dokument für den Völkermord an den Juden.” Das Anne-Frank-Haus in Amsterdam spricht von einem „Fenster zum Holocaust“. Die Urheberschaft dieses Buches ist trotz der enormen Bedeutung, die ihm beigemessen wird, obskur. Neben den vielen widersinnigen Schilderungen fällt ein Schreibstil auf, der für ein junges Mädchen ungewöhnlich ist. Noch sonderbarer ist der Umstand, daß die Tagebucheinträge in zwei eindeutig unterschiedlichen Handschriften erfolgten. Die eine Schrift ist eher ungeübt und für ein junges Mädchen typisch. Die zweite Schrift ist flüssiger, geübter und eher einem Erwachsenen zuzuordnen. Selbst einem in Sachen Graphologie völlig unerfahrenen Betrachter dürften die beiden unterschiedlichen Handschriften ins Auge springen. Die für ein junges Mädchen untypische zweite Handschrift veranlaßte unabhängige Forscher immer wieder, die Authentizität dieses Tagebuches in Frage zu stellen.

Tagebuch der Anne Frank (Seiten 92 und 93): Zwei unterschiedliche Handschriften, eine davon wurde laut BKA-Gutachten teilweise mit Kugelschreiber geschrieben – diese Schreibgeräte gab es erst seit 1951

Das Bundeskriminalamt (BKA) untersuchte das Original im Rahmen einer juristischen Auseinandersetzung zwischen einem Kritiker, Ernst Römer, und Anne Franks Vater, Otto Frank. Die BKAUntersuchung ergab, daß einige Einträge „mittels schwarzer, grüner und blauer Kugelschreiberpaste niedergeschrieben“ wurden. Der Spiegel berichtete61 über dieses Ergebnis und folgerte, die Echtheit des Tagebuches müsse in Zweifel gezogen werden, denn Anne Frank starb 1945 in Bergen-Belsen an Typhus, die ersten Kugelschreiber gab es erst 1951. Manch ein Leser wird die naheliegende Frage stellen, warum so viele Verlage weltweit dieses Manuskript kritiklos annahmen, und wieso die deutlich abweichenden Handschriften niemandem auffielen. Nun, Otto Frank wußte vermutlich sehr genau um die Schwächen dieses angeblichen Tagebuches und verhinderte bis zu seinem Tod im Jahre 1980 eine kritische Würdigung des Originals.

61 Der Spiegel, Nr. 41/1980, Blaue Paste - Ein Gutachten des BKA belegt: Im "Tagebuch der Anne Frank" ist nachträglich redigiert worden.

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Der holländische Verlag Contact bekam als Grundlage für die Erstveröffentlichung lediglich ein von Otto Frank erstelltes, maschinengeschriebenes Buchmanuskript62. Das zuerst in niederländischer Sprache erschienene Buch, und nicht das Original, war Grundlage für die Übersetzung in andere Sprachen. Eine Originalfassung wurde nie veröffentlicht. Heute sind die Verlage aufgrund ihrer geschäftlichen Interessen nicht sonderlich daran interessiert, den genauen Ursprung dieses Bestsellers zu ergründen. Ganz zu schweigen von der Anne-Frank-Stiftung, die jegliche Zweifel an der Authentizität des Tagebuches der Anne Frank aggressiv zurückweist, aber dennoch die sprichwörtliche Chuzpe besitzt, die beiden unterschiedlichen Handschriften, etwa die hier abgebildeten Seiten 92 und 93, offen auszustellen. 7.4

Binjamin Wilkomirski

Der Skandal um das 1995 beim Suhrkamp-Verlag erschienene Buch Bruchstücke. Aus einer Kindheit von Binjamin Wilkomirski führt exemplarisch vor, welcher Art und Güte die in den Medien verbreiteten Zeugenaussagen zum Holocaust sind. In seinem angeblich autobiographischen Werk behauptete Wilkomirski, er habe als Kind die „Vernichtungslager” Auschwitz und Majdanek überlebt und sei im Alter von neun Jahren aus Polen in die Schweiz gelangt, wo er von schweizer Adoptiveltern aufgenommen wurde. Drei Jahre lang bezeichneten etablierte Historiker, wie z. B. der Leiter des Berliner Zentrums für Antisemitismusforschung, Wolfgang Benz, die abstrusen Schilderungen Wilkomirskis als authentisch und die Presse feierte das Buch als den letzten Nagel im Sarg der „Auschwitz-Leugner”. Doch der schweizer Journalist und Buchautor Daniel Ganzfried recherchierte den Fall Wilkomirski genauer und kam zum folgenden Ergebnis: „Binjamin Wilkomirski" wurde am 12. Februar 1941 in Biel als unehelicher Sohn der Yvonne Berthe Grosjean geboren, erhielt den Vornamen Bruno, kam ins Kinderheim und wurde 1945 von einem Ehepaar Doessekker adoptiert. Die Kindheit in Riga, Majdanek und Auschwitz ist frei erfunden63. Ganzfried wirft in seinem Resümee folgende Frage auf: „Wie ist es möglich, daß jedes ernstzunehmende Feuilleton dieses Buch gefeiert hat als handle es sich um die Originalniederschrift des Alten Testaments". Eine gute Frage. Doch was bringt einen Menschen dazu, sich die absonderlichsten Greuelmärchen auszudenken und dann steif und fest zu behaupten, er hätte das alles selbst erlebt. Germaine Tillion, die als Mitglied der Résistance in Paris verhaftet und später ins Frauen-KZ Ravensbrück deportiert wurde, hat dieses Phänomen wie folgt kommentiert: „Diese Personen [die sich Greuelmärchen ausdenken] sind in Wirklichkeit viel zahlreicher als man im allgemeinen glaubt, und ein Bereich wie die Welt der Konzentrationslager - leider wie geschaffen zur Erzeugung sadomasochistischer Vorstellungen - bot ihnen ein außergewöhnliches Betätigungsfeld. Wir haben zahlreiche geistig Geschädigte, halbe Gauner, halbe Narren erlebt, die sich eine imaginäre Deportation zunutze machten; wir haben andere - echte Deportierte - erlebt, deren krankhafter Geist sich bemühte, die Ungeheuerlichkeiten noch zu übertreffen, die sie selbst gesehen hatten oder von denen man ihnen erzählt hatte, und es ist ihnen gelungen. Es hat sogar Verleger gegeben, die einige dieser Hirngespinste drucken ließen und hierfür mehr oder weniger offizielle Zusammenstellungen benutzten. Doch sind diese Verleger wie auch die Verfasser jener Zusammenstellungen nicht zu entschuldigen, denn die einfachste Untersuchung wäre ausreichend gewesen, den Betrug zu entlarven64”. Seit dem Fall Wilkomirski haben Psychologen für die krankhafte Sehnsucht, Opfer zu sein, einen neuen Begriff: Das Wilkomirski-Syndrom.

62 Robert Faurisson, Is The Diary of Anne Frank genuine?, Journal of Historical Review, 1985 sowie Gerd Knabe, Die Wahrheit über das Tagebuch der Anne Frank, Winkelberg Verlag Knüllwald 1994 63 Die Weltwoche (Zürich) Nr. 35, S. 46/47, 27. August 1999; Jürgen Graf, Die Wilkomirski-Pleite, Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung 3(1) 1999, S. 88-90; Daniel Ganzfried, ...alias Wilkomirski. Die Holocaust-Travestie, Jüdischer Verlag Berlin, 2002 64 Germaine Tillion, Le Système concentrationnaire allemand, Revue d'Histoire de la Deuxième Guerre mondiale, Juli 1954

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8. Geständnisse „Wir hatten ihm eine Fackel in den Mund gerammt. Die Schläge und das Geschrei waren endlos“ (Sergeant Bernard Clarke über die Vernehmung des Lagerkommandanten Rudolf Höß) Die höchst widersprüchlichen Zeugenaussagen sind keineswegs geeignet, die offizielle Version des Holocaust auch nur annähernd zu belegen. Auf dieses Manko angesprochen, verweisen etablierte Historiker gerne auf die Geständnisse von Lagerkommandanten und KZ-Wachpersonal. Unter welchen Umständen diese angeblichen Geständnisse zustande kamen und welche Beweiskraft diese in einem rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren hätten, soll hier anhand einiger Beispiele dargelegt werden. 8.1

Rudolf Höß

Die Aussage des ersten Kommandanten von Auschwitz, Rudolf Höß, ist ein häufig zitierter „Beweis” für die unterstellte industriell angelegte Vernichtung der Juden Europas. Der polnische Historiker Aleksander Lasik sagte folgendes über den Stellenwert der Höß-Aussage: „Mehr als jeder andere KZ-Kommandant ist Rudolf Höß scharf in die Geschichtsschreibung eingebrannt. Der Mann, der Auschwitz gegründet und geleitet hat, erscheint in jedem Buch, das sich mit dem Schicksal der europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg befaßt”. Wie die Briten das Geständnis von Rudolf Höß bekamen, hat Rupert Butler in seinem autobiographischen Werk65 anschaulich beschrieben: Höß wurde drei Tage lang gefoltert bis schließlich er ein „umfassendes Geständnis“ ablegte. Dieses bestand darin, daß er an einem nicht näher benannten Ort am 14. März 1946 um 2:30 Uhr nachts unter ein maschinengeschriebenes, acht Seiten umfassendes Dokument seine Unterschrift setzte. Noch vor seiner Vernehmung als Zeuge beim Internationalen Militärtribunal in Nürnberg sagte Höß gegenüber Moritz von Schirmeister: „Gewiß, ich habe unterschrieben, daß ich 2 1/2 Millionen Juden umgebracht habe. Aber ich hätte genausogut unterschrieben, daß es 5 Millionen Juden gewesen sind. Es gibt eben Methoden, mit denen man jedes Geständnis erreichen kann - ob es nun wahr ist oder nicht.“ 66 Wie jeder Jurist bestätigen wird, hat eine unter Folter erlangte Aussage keinerlei Beweiswert. Doch in einem verzweifelten Versuch, dieses so wichtige „Geständnis“ zu retten, verweisen etabliere Historiker oft auf die Memoiren, die Höß vor seiner Hinrichtung in polnischer Haft geschrieben haben soll. Der langjährige Direktor des Instituts für Zeitgeschichte, Martin Broszat, gab Höß´ Memoiren sogar als Buch67 heraus. Doch obwohl jeder gewissenhafte Forscher ein durchgehend mit Bleistift (!) verfaßtes Dokument sehr genau unter die Lupe nehmen würde, hielt Broszat offenbar jegliche Quellenanalyse für überflüssig. Sonst wäre ihm sicherlich aufgefallen, daß die Handschrift in den „Memoiren“ nicht mit Höß´ bestens dokumentierter Handschrift übereinstimmt68. Damit nicht genug: Um Zweifel an der Echtheit der HößMemoiren gar nicht erst aufkommen zu lassen, ließ Broszat alle unglaubwürdigen und widersprüchlichen Passagen kommentarlos weg - und zwar sowohl im Buch Kommandant in Auschwitz als auch in anderen Publikationen69. 8.2

Kurt Gerstein

Der Sanitätsoffizier Kurt Gerstein geriet im Juli 1945 in französische Gefangenschaft und legte kurz vor seinem angeblichen Selbstmord ein sonderbares Geständnis ab. In der in französischer Sprache verfaßten Aussage ist unter anderem davon die Rede, daß in den Lagern Belzec, Treblinka und Sobibor insgesamt 25 Millionen (!) Menschen in Gaskammern, u. a. mit Abgasen eines Dieselmotors, getötet wurden. Hier ein Auszug aus dem Gerstein-Geständnis:

65 Rupert Butler, Legions of Death, Arrow Books, 1983, S. 235 ff 66 Robert Faurisson, Wie die Briten zu dem Geständnis von Rudolf Höß, Kommandant von Auschwitz, gekommen sind, Deutschland in Geschichte und Gegenwart 35(1) (1987), S. 12-17 67 Martin Broszat, Kommandant in Auschwitz, dtv München 1963 68 G. Jagschitz, Gutachten in der Strafsache Hosnik, 1992, Landesgericht Wien, AZ 20e Vr 14184, Hv 5720/90 69 Fritjof Meyer, Die Zahl der Opfer von Auschwitz, Osteuropa, 52.Jg., 5/2002, S. 631-641

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„Gut füllen, hat Hauptmann Wirth angeordnet. Die nackten Menschen treten einander auf die Füße. 700 800 auf 25 Meter im Quadrat zu 45 cbm! Die Türen schließen sich… Heckenholt ist der Heizer des Diesels, dessen Ausdünstungen dazu bestimmt sind, die Unglücklichen zu töten. SS-Unterscharführer Heckenholt gibt sich einige Mühe, den Diesel in Gang zu bringen. Aber er springt nicht an… Nach zwei Stunden und vierzig Minuten - die Stoppuhr hat alles festgehalten - beginnt der Diesel…” Der Verfasser des Gerstein-Dokuments war wohl eifrig bemüht, die Massenmorde in den Lagern Belzec, Treblinka und Sobibor zu beweisen, doch hat ihn an dieser Stelle jeglicher Realitätssinn verlassen. Wie 800 Personen in einen 25 m2 großen Raum hineinpassen, ist ein Rätsel. Und wie Hunderte von Menschen in einem überfüllten, hermetisch geschlossenen Raum zwei Stunden und vierzig Minuten überleben können, gehört wohl auch zu den vielen Mysterien des Holocaust. Dennoch galt das Gerstein-Geständnis jahrzehntelang als Schlüsseldokument und wurde 1961 beim Eichmann-Prozeß in Jerusalem sogar als Beweismittel zugelassen70. Die wirren Schilderungen, die allgemein Kurt Gerstein zugeschrieben werden, fanden 1963 ihren Niederschlag auch in Rolf Hochhuts Theaterstück Der Stellvertreter, das 2002 von Constantin Costa-Gavras unter dem gleichnamigen Titel verfilmt wurde. Demgegenüber ziehen es etablierte Historiker vor, dieses Dokument wegen der offenkundigen Widersprüche peinlichst zu übergehen. 8.3

Perry Broad

Als Gegenleistung für ein mildes Urteil oder gar einen Freispruch gaben einige als NS-Verbrecher Angeklagte so ziemlich alles zu. Ein klassisches Beispiel hierfür ist der SS-Mann britischer Herkunft, Perry Broad, der Aufseher in Auschwitz war und 1945 in britische Gefangenschaft geriet. Er sprach fließend Deutsch und wurde daher von den Briten zunächst als Dolmetscher eingesetzt. Anschließend verfaßte Broad einen Bericht, in dem die behaupteten Massentötungen in Auschwitz in Anlehnung an die damals gängige Greuelpropaganda geschildert wurden71. Der Lohn für dieses kooperative Verhalten war die Freiheit. Hingegen wurden unzählige Angeklagte, die versuchten, sich mit der Wahrheit zu verteidigen, zum Tode verurteilt. Andere wiederum kamen noch in Untersuchungshaft auf mysteriöse Weise ums Leben. 8.4

Richard Baer

Wie erging es Beschuldigten, die sich beharrlich weigerten, um ihrer Freiheit willen ein Geständnis zu unterschreiben, das nicht der Wahrheit entsprach? Der Fall des letzten Kommandanten von Auschwitz, Richard Baer, gibt hierzu einigen Aufschluß: Richard Baer lebte nach dem Krieg mit neuer Identität in Dassendorf bei Hamburg, und zwar als Waldarbeiter unter dem Namen Karl Neumann. Er wurde erst 1960 von den Briten verhaftet. Baer wurde mit allergrößter Wahrscheinlichkeit nicht gefoltert. Er hatte vermutlich keinen Grund, sich um die Sicherheit seiner Angehörigen zu sorgen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Rudolf Höß hatte Baer also kaum einen zwingenden Grund, sich mit einer wahrheitswidrigen Aussage freizukaufen. Den Initiatoren der medienwirksam inszenierten Auschwitz-Prozesse dürfte es aber alles andere als gleichgültig gewesen sein, wie sich der Hauptangeklagte äußern würde. Zur Erinnerung: Dieser Prozeß fand statt, kurz nachdem Martin Broszat vom Institut für Zeitgeschichte öffentlich klarstellte, die Gaskammer von Dachau sei nie in Betrieb gewesen. Die Vernichtungslager des Altreiches, die 15 Jahre lang zum offiziellen Dogma gehörten, wurden mit einem Federstrich nach Osten verlagert. Gleichzeitig avancierte das bis dahin kaum bekannte KZ Auschwitz zum wichtigsten Vernichtungslager des NS-Regimes. Wenn nun ausgerechnet Richard Baer, der letzte noch lebende Kommandant von Auschwitz, dieser neu definierten „historischen Wahrheit“ entschieden widersprach, würde die Kernthese des Holocaust, nämlich das unterstellte fabrikmäßige Morden in eigens dafür geschaffenen Gaskammern, wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen. Doch so weit kam es nicht: Richard Baer, der sich bis dahin bester Gesundheit erfreute, starb im Alter von 51 Jahren am 17. 6. 1963 urplötzlich in Untersuchungshaft. Das gerichtsmedizinische Institut der Universität Frankfurt untersuchte den Leichnam und schloß im Autopsiebericht nicht aus, daß Baer an einem

70 Henri Roques, Die „Geständnisse“ des Kurt Gerstein, Druffel Verlag, 1986 71 Pery Broad, Auschwitz in den Augen der SS, Kattowitz 1981

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„nicht riechenden und nicht ätzenden Gift“ starb72. Noch bevor die Todesursache dieses außerordentlich wichtigen Angeklagten und Zeitzeugen eindeutig festgestellt werden konnte, ordnete Generalstaatsanwalt Fritz Bauer (ein nach dem Krieg aus der Emigration zurückgekehrter Jude) die Einäscherung des Leichnams an. Diese mysteriösen Vorgänge fanden in den Medien kaum Beachtung und wurden sogar bewußt heruntergespielt. Heute sucht man in den meisten Nachschlagewerken zum Dritten Reich den Namen Richard Baer vergebens - der „geständige” Rudolf Höß hingegen ist überall zu finden.

9. Wo ist die Tatwaffe? „Zyklon B wurde in Auschwitz zu 95 - 98% als Entlausungsmittel eingesetzt“ (Jean-Claude Pressac) Bei jedem herkömmlichen Mordfall ist eine Untersuchung der Tatwaffe ein unverzichtbarer Bestandteil der Ermittlungen. Dies wurde bei der Aufklärung des Holocaust, dem „größten Mordfall aller Zeiten“ anscheinend vergessen - und zwar sowohl beim IMT als auch bei den späteren NS-Prozessen. Heute wird dieses Manko von bundesdeutschen Gerichten routinemäßig mit der Behauptung beiseite gewischt, der Holocaust sei „offenkundig“ und es bedürfe keiner weiteren Beweise. Da ein gesetzlich verordnetes Dogma kein Ersatz für elementare Sachbeweise sein kann, haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zahlreiche politisch und finanziell unabhängige Forscher mit dieser Frage auseinandergesetzt. 9.1

Was ist eigentlich Zyklon B?

Zyklon B73 gilt gemeinhin als die wichtigste Tatwaffe des Holocaust. Wenn ein durchschnittlich informierter Mediankonsument gefragt wird, was genau Zyklon B ist, wird meist geantwortet: Ein Giftgas, das durch Duschbrausen in die Gaskammern eingeleitet wurde. In der (nie in Betrieb gewesenen) Gaskammer von Dachau sind heute noch Duschbrausen-Attrappen zu sehen, die diesem Zweck gedient haben sollen. Entgegen dieser weit verbreiteten Ansicht ist Zyklon B kein Gas, sondern ein in Blausäure getränktes Granulat (Kieselgur oder Zellstoff). Eine körnige Substanz kann wohl kaum durch eine Duschbrause strömen, auch wenn es immer noch in unzähligen Dokumentationen, Nachschlagewerken und Spielfilmen so dargestellt wird. Um diesen Widerspruch aufzulösen, wurde dieses nicht unwesentliche Detail revidiert: Zyklon B strömte nun doch nicht durch Duschbrausen, sondern wurde durch Dachluken in die Gaskammern geworfen. Das Problem bei dieser Darstellung ist wiederum, daß Luken, die diesem Zweck gedient haben könnten, auf Luftaufnahmen der Alliierten aus jener Zeit Zyklon B – Dose nicht zu erkennen sind. In der noch vollständig erhaltenen Betondecke der „Gaskammer" von Auschwitz sind - abgesehen von nach 1945 grobschlächtig gemeißelten Löchern - keinerlei Öffnungen zu finden.74 Es ist unbestritten, daß Zyklon B in erheblichen Mengen an KZs geliefert wurde. Wenn dieses Insektizid nicht zur Tötung von Menschen eingesetzt wurde, wofür wurde es dann gebraucht? Nun, während des Krieges grassierte in weiten Teilen Europas eine verheerende Typhus-Epidemie.

Aufschrift an einer Wand im KZ Auschwitz

Typhus, auch epidemisches Fleckfieber oder Flecktypus genannt, ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, deren Erreger (Rickettsia Prowazekii) durch Läuse übertragen wird. Die Entlausung von Decken, Matratzen, Kleidung und Unterkünften sowie der Lagerinsassen und der Wachmannschaft war demnach eine lebensnotwendige Maßnahme. Dies erklärt auch, warum die Lagerverwaltungen Hinweise wie „Eine Laus dein Tod“ oder „Halte dich sauber“ an den Wänden der Dusch- und Schlafräume anbringen ließ.

72 Deutsche Hochschullehrer-Zeitung, Nr. 3, 1963, S. 29 73 Zyklon B, war bis 1979 die Markenbezeichnung der Firma DEGESCH (Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung mbH, Frankfurt am Main) 74 Ross Dunn u. Roger Boyes, Jewish experts predict more battles to fight, The Times, London, 12. April 2000

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Blausäure75, der eigentliche Wirkstoff von Zyklon B, wurde übrigens bereits 1915 von der US-amerikanischen Einwanderungsbehörde auf Ellis Island zur Entlausung und Desinfektion eingesetzt. Nachfolgeprodukte, die mit Zyklon B absolut identisch sind (z.B. Fumex, Detia Degesch), werden heute noch hergestellt und weltweit als Schädlingsbekämpfungsmittel eingesetzt. Etablierte Holocaust-Experten wie z.B. Jean-Claude Pressac räumen ein, daß 95 - 98% des an die Lager gelieferten Zyklon B nicht zur Tötung von Menschen, sondern als Entlausungsmittel eingesetzt wurde, insbesondere um die Typhus-Epidemie in den Griff zu bekommen, also um das Leben der Insassen zu erhalten. Wurden dann mit dem Rest von 2-5% genau jene Menschen getötet, deren Leben man vorher mit dem gleichen Mittel erhalten wollte? Die offizielle Geschichtsschreibung ist nicht in der Lage, den Einsatz der angeblichen Tatwaffe Zyklon B schlüssig zu erklären. Statt dessen werden dem ahnungslosen Publikum Lieferscheine, Rechnungen und leere Dosen eines bis heute noch gebräuchlichen Insektizids als „Beweis” für den Mord an sechs Millionen Juden präsentiert. Auch folgender Frage weichen etablierte Historiker geflissentlich aus: Falls es wirklich einen industriell angelegten Plan zur Judenvernichtung mittels Giftgas gab, warum sollte ausgerechnet ein schwerfällig wirkendes und umständlich zu handhabendes Insektizid eingesetzt worden sein? Es stand doch eine ganze Palette hochwirksamer chemischer Kampfstoffe (z.B. Tabun oder Sarin) zur Verfügung, die übrigens vom NS-Regime in keinem einzigen Fall eingesetzt wurden, auch nicht für militärische Zwecke. 9.2

Der Leuchter-Report

Weder beim IMT in Nürnberg noch beim viel beachteten Frankfurter Auschwitz-Prozeß von 1963 wurde eine unabhängige forensische Untersuchung einer Gaskammer vorgelegt. Erst 1988, also ganze 43 Jahre nach Kriegsende, wurde erstmals eine Gaskammer untersucht, und zwar vom amerikanischen Experten für Exekutionstechnik Fred Leuchter. Es folgen einige wichtige Ergebnisse aus dem Leuchter-Report76: 9.2.1

Bautechnische Details

Die Gaskammer von Auschwitz, die seit Jahrzehnten Millionen von Touristen als „Original“ vorgeführt wird, ist mit einfachen Holztüren ausgestattet. Außen wie innen sind Türklinken angebracht. Einen besonderen Verriegelungsmechanismus gibt es ebensowenig wie eine Abdichtung, die ein unbeabsichtigtes Ausströmen von Giftgas verhindern würde. Eine der Türen hat im oberen Drittel eine Glasscheibe aus einfachem Fensterglas (linkes Bild). Die Türen des Raumes, der als Gaskammer von Auschwitz bezeichnet wird, gehen nach innen auf. Man versuche, sich eine Vergasung, die nach offizieller Lesart über Jahre hinweg im 30Minuten-Takt stattfand, vorzustellen:

Gaskammer-Tür im KZ Auschwitz

Gaskammer-Tür in einem Gefängnis in den USA

900 Menschen lassen sich geordnet und widerstandslos in die Gaskammer pferchen und schließen dann brav die klapprigen Holztüren von innen. Nach der Vergasung könnte der Raum - wenn überhaupt - nur mit größter Mühe geöffnet werden, denn die auf dem Boden liegenden Körper würden die nach innen aufgehenden Türen blockieren.

Eine solch stümperhafte Konstruktion ist für den unterstellten Zweck völlig ungeeignet, und es ist kaum denkbar, daß sie auch nur einen einzigen Tag im Einsatz war. Zum Vergleich dazu ist auf dem rechten Bild die Tür einer Gaskammer zu sehen, die im Staat Dellaware (USA) für Einzelexekutionen eingesetzt wurde (amerikanische Konstruktion aus den 1930er Jahren).

75 Blausäure (Zyanwasserstoff, chem. Formel: HCN) ist eine Flüssigkeit mit einen Siedepunkt von +27 °C 76 Fred A. Leuchter, An Engineering Report on the alleged Gas Chambers at Auschwitz, Birkenau, and Majdanek, Poland, Samisdat Publishers, Toronto 1988

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Untersuchung der Zyanidreste

Blausäure, der eigentliche Wirkstoff des Insektizids Zyklon B, ist nicht nur toxisch für Insekten, Tiere und Menschen, sondern auch chemisch äußerst aggressiv und geht mit mineralischen Stoffen langzeitstabile Verbindungen ein. Im Mauerwerk der angeblichen Gaskammer müßten also Rückstände der Blausäure (Zyanidverbindungen) nachzuweisen sein, falls dieser Raum tatsächlich über Jahre hinweg dieser Substanz ausgesetzt war. Leuchter entnahm folgerichtig an verschiedenen Stellen Proben, insbesondere in der angeblichen Gaskammer sowie in den Entlausungskammern, wo, von niemandem bestritten, tagtäglich Zyklon B eingesetzt wurde, um Decken, Matratzen und Kleidung zu entlausen. Die Proben wurden versiegelt an ein Labor geschickt, um den Zyanidgehalt zu ermitteln. Die Analysen ergaben extrem hohe Zyanidkonzentrationen im Mauerwerk der Entlausungskammern, aber nur unbedeutende Spuren im Mauerwerk der angeblichen Gaskammer. Durch dieses Ergebnis wurde die Gaskammerthese erstmals mit wissenschaftlichen Methoden eindeutig widerlegt77. 9.3

Das Rudolf-Gutachten

Wie bereits die Untersuchung von Fred Leuchter zeigte, ist die Bestimmung des Zyanidgehaltes im Mauerwerk der angeblichen Gaskammern eine wissenschaftlich einwandfreie Methode, die Gaskammerthese entweder zu bestätigen, oder eben eindeutig zu widerlegen. Diesen Ansatz verfolgte Anfang der 1990er Jahre auch der Diplom-Chemiker Germar Rudolf parallel zu seinen Forschungen im Rahmen seiner Doktorarbeit, die er damals im Fach Anorganische Chemie am Max-Planck-Institut für Festkörperforschung in Stuttgart betrieb. In seiner Arbeit78 kommt Rudolf zum gleichen Ergebnis wie Leuchter: extrem hohe Zyanidkonzentration in den Entlausungskammern, aber kaum meßbare Spuren in den Räumen, die angeblich den corpus delicti des Holocaust darstellen. Spätestens seit Vorliegen des Rudolf-Gutachtens ist die These vom industriell angelegten Genozid in eigens dafür eingerichteten Gaskammern nicht länger haltbar. Doch dann passierte etwas Sonderbares im Fall des jungen, allzu neugierigen Chemikers Germar Rudolf: Nach einer Beschwerde79 des Zentralrats der Juden beim Leiter der Max-Planck-Gesellschaft folgte die fristlose Entlassung des Doktoranden, weil seine methodisch korrekt durchgeführte wissenschaftliche Arbeit angeblich zu „falschen Schlußfolgerungen” führte. Germar Rudolf, der weder vorbestraft war noch durch politische Ambitionen auffiel, wurde daraufhin wegen Volksverhetzung angeklagt. Im Prozeß beantragte Rudolfs Strafverteidiger eine Wiederholung der inkriminierten Analyse durch einen unabhängigen Gutachter. Dieser naheliegende Beweisantrag wurde vom Gericht unter Hinweis auf die „Offenkundigkeit“ des Holocaust abgelehnt und Germar Rudolf wurde wegen der nicht genehmen Forschungsergebnisse zu 14 Monaten Gefängnis ohne Bewährung (!) verurteilt80. Heute lebt Rudolf in den USA, wo er politisches Asyl beantragt hat. Germar Rudolf geriet zwar wegen seiner Forschungstätigkeit in die Mühlen der BRD-Justiz, doch seine Arbeit ist bis heute nicht widerlegt. Selbst der Hollywood-Regisseur Steven Spielberg hat das Ergebnis des Rudolf-Gutachtens zur Kenntnis genommen und - zumindest unausgesprochen - akzeptiert. In seinem Film Die letzten Tage (The Shoah Foundation, USA 1999) stellt Spielberg nämlich per Einblendung klar, daß die heiligste Halle des Mythos Holocaust, die Gaskammer von Auschwitz, eine „Rekonstruktion“ ist, also erst nach 1945 in den heutigen Zustand gebracht wurde. Warum dieser Raum Millionen von Touristen immer noch als „Original“ vorgeführt wird, erklärt Spielberg allerdings nicht. Auch die in England lebende jüdische Historikerin und Journalistin Gitta Sereny sah sich neulich zu der Feststellung bemüßigt, Auschwitz sei ein „schrecklicher Ort, aber kein Vernichtungslager“ gewesen81. Diese Erkenntnis wird sich früher oder später auch bei den beamteten deutschen Historikern durchsetzen,

77 Robert Faurisson, Der Leuchter-Report. Ende eines Mythos Journal of Historical Review, 1988 78 Germar Rudolf, Das Rudolf Gutachten, Castle Hill Publishers, Hastings (UK) 2001 79 Schreiben von Heinz Jaeckel, Sekretär des Zentralrats der Juden an Prof. Dr. Hans F. Zacher, Präsident der MaxPlanck-Gesellschaft vom 22. Juni 1993, siehe auch: Peter Dehoust, Ignatz Bubis - die Wahrheit, Nation Europa, Coburg 1998 80 zur Darstellung aus der Sicht Rudolfs vgl. Wilhelm Schlesiger, Der Fall Rudolf, Cromwell Press, Brighton, 1994 und Herbert Verbeke, Kardinalfragen zur Zeitgeschichte, VHO, Berchem (Belgien), 1996 81 Gitta Sereny, The German Trauma: Experiences and Reflections, The Times, London, 29. 8. 2001

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auch wenn sich diese Herrschaften bislang nicht gerade durch Forscherdrang und Wahrheitsliebe hervorgetan haben - zumindest was den hier behandelten Themenkomplex betrifft. 9.4

Krematorien

Die Krematorien der Konzentrationslager werden oft als ein weiterer wichtiger Beweis für die unterstellte Judenvernichtung hingestellt, obwohl deren Existenz lediglich eine Aussage über die Bestattungsart, nicht aber Rückschlüsse auf die Todesursache der Insassen zuläßt. Insbesondere in Auschwitz, wo ca. 65% der Todesfälle auf die damals grassierende Typhus-Epidemie zurückzuführen sind, war ein Krematorium dringend erforderlich, um eine noch schlimmere Ausbreitung von Seuchen zu verhindern. Wegen des hohen Grundwasserspiegels in der Gegend (ca. 50 cm) war eine Erdbestattung ebenso wenig möglich wie die oft behauptete Verbrennung von Leichen in offenen Gruben82. Jean-Claude Pressacs technische Untersuchung der Krematorien von Auschwitz führte dazu, daß die etablierte Geschichtsschreibung die Zahl der Auschwitz-Toten von vier Millionen auf ca. eine Million verringerte. Pressac selbst spricht in seinem zuletzt erschienenen Buch (siehe Fußnote 49) von einer Zahl zwischen 631.000 und 711.000. Carlo Mattogno und Franco Deana haben sich mit Pressacs Arbeit kritisch auseinandergesetzt und kommen in einem detaillierten technischen Bericht zu dem Schluß, daß selbst diese Zahl noch wesentlich zu hoch gegriffen ist83. Eine kritische Würdigung der Krematorien von Auschwitz, insbesondere in Hinblick auf Kapazität, tatsächliche Betriebszeiten und Brennstoffverbrauch, stützt die Auffassung unabhängiger Forscher, daß die 1989 wiedergefundenen amtlichen Totenbücher die wahrscheinliche Opferzahl am genauesten widerspiegeln. Während der gesamten Betriebszeit des Lagerkomplexes Auschwitz-Birkenau sind demnach in etwa 100.000 Menschen umgekommen, hiervon waren ungefähr die Hälfte mosaischen Glaubens. 9.5

Treblinka – archäologisch betrachtet

Treblinka, etwa 120 km nordöstlich von Warschau gelegen, gilt heute als das zweitwichtigste „Vernichtungslager“ nach Auschwitz. Dort wurden angeblich 900.000 Juden - je nach Quelle - mit Dampf, in Vakuumkammern, mit Preßlufthämmern oder mit den Abgasen eines U-Boot-Dieselmotors umgebracht. An der Stelle des ehemaligen KZ Treblinka soll ein beeindruckendes Monument an diese schier unglaubliche Tat erinnern. Doch weder von den Toten noch von den phantastisch anmutenden Tatwaffen gibt es die geringste Spur. Etablierte Historiker erklären das Fehlen jeglicher Sachbeweise wie folgt: Da es in Treblinka kein Krematorium gab, wurden die Toten in einem riesigen Massengrab verscharrt. Als das Lager aufgegeben werden sollte, habe Himmler die Wachmannschaft im Sommer 1943 persönlich angewiesen, die 900.000 Leichen zu exhumieren und spurlos verschwinden zu lassen. Dieser Schilderung zufolge wurden jeweils 2.000 bis 2.500 Leichen auf riesigen, aus Eisenbahnschienen gefertigten Rosten vollständig zu Asche verbrannt. Als Brennstoff soll frisch geschlagenes Holz gedient haben, denn weder Kohle noch trockenes Brennholz war damals in Treblinka verfügbar. Die Gaskammern sowie sonstige Werkzeuge des unterstellten Massenmordes wurden ebenfalls spurlos beseitigt84. Diese Erklärung ist nicht gerade einleuchtend, denn NS-Deutschland befand sich im Sommer 1943 mitten in einem erbittert geführten Krieg und es bestanden ganz gewiß andere Prioritäten für die Nutzung der Truppen und Ressourcen.

82 Filip Müller, Sonderbehandlung. Drei Jahre in den Krematorien und Gaskammern von Auschwitz, Steinhausen, München 1979 83 Carlo Mattogno, Franco Deana, Die Krematoriumsöfen von Auschwitz-Birkenau, erschienen in: Grundlagen zur Zeitgeschichte, Ernst Gauss (Herausgeber) Grabert Verlag Tübingen 1994 84 Ytzak Arad, Treblinka, in Encyclopedia of the Holocaust, New York 1997, S. 1481, ff.

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Um diesen Widerspruch aufzuklären, nahm ein Team australischer Forscher im Oktober 1999 eine umfassende archäologische Untersuchung des gesamten Lagergeländes vor. Da Grabungen an der Stelle des Denkmals nicht gestattet sind, wurde ein modernes Bodenradar-Gerät eingesetzt. Diese Technologie hat sich seit Jahren bewährt und wird u.a. von Geologen, Archäologen, Bauingenieuren und Kriminologen verwendet, um z.B. nach vergrabenen Gegenständen zu suchen, oder um ganz allgemein die Bodenbeschaffenheit zu analysieren. Die australischen Forscher konnten an der Stelle, an der sich ein Massengrab für 900.000 Menschen Stelle des angeblichen Massengrabes von Treblinka befunden haben soll, keinerlei Störungen der Erdschichten entdecken. Der Boden ist in diesem Areal seit mindestens 100 Jahren völlig unberührt. Weder menschliche Überreste, noch Spuren der behaupteten Exhumierung und Verbrennung konnten nachgewiesen werden85. Die archäologische Untersuchung von Treblinka bestätigt somit den Befund von John C. Ball, der anhand von alliierten Luftaufnahmen (siehe Fußnote 39) nachwies, daß Treblinka kein Vernichtungslager, sondern ein kleines und unbedeutendes Durchgangslager war, welches bereits 1943 aufgegeben wurde86.

10. Die gesetzlich verordnete Wahrheit „Ein jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung drei Stufen: In der ersten wird es lächerlich gemacht, in der zweiten bekämpft, in der dritten gilt es als selbstverständlich“ (Arthur Schopenhauer) Wie in diesem Beitrag gezeigt wird, steckt die offizielle Darstellung des Holocaust voller Widersprüche und Halbwahrheiten. Eine ideologisch unbefangene, an den nüchternen historischen Fakten orientierte Erforschung dieses Themenkomplexes wäre also dringend geboten. Doch die Reaktion etablierter Historiker, Politiker und Journalisten auf die hier aufgeworfenen Fragen läuft meistens nach dem folgenden Schema ab: Erst werden Skeptikern unlautere Motive unterstellt, oder es wird versucht, mit spitzfindigen Argumenten die Bedeutung der hier geschilderten Widersprüche herunterzuspielen. Wenn das nicht fruchtet, wird ein Strafrichter bemüht, um den Meinungsdelinquenten mundtot zu machen. Das juristische Instrument dieses rücksichtslosen Gesinnungsterrors ist fast immer §130 StGB87 [Volksverhetzung]. Bis 1994 fand dieser Paragraph nur Anwendung, wenn sich jemand beleidigend oder tatsächlich volksverhetzend über eine ethnische oder religiöse Gruppe äußerte. Das bloße Anzweifeln der offiziell propagierten Version der jüngeren deutschen Geschichte war nicht strafbar. Der Fall des Oberstudienrates Günter Deckert aus Weinheim war Auslöser für eine dramatische Verschärfung des §130 StGB. Günter Deckert gelangte ins Fadenkreuz der politischen Justiz, weil er im November 1991 auf einer öffentlichen Versammlung „mit zustimmender Gestik und Mimik“ einen Vortrag des Amerikaners Fred Leuchter ins Deutsche übersetzte. Da Leuchter aufgrund seiner Untersuchungen die Gaskammerthese in Zweifel zog, wurde Deckert vom Landgericht Mannheim wegen Volksverhetzung zu zwölf Monaten Haft verurteilt.

85 Richard Krege, „Vernichtungslager“ Treblinka - Archäologisch betrachtet, Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung, 2000; The Examiner, Poland's Jews not buried at Treblinka, Sydney, 24. Januar 2000 86 siehe auch: Carlo Mattogno und Jürgen Graf, Treblinka: Vernichtungslager oder Durchgangslager, Castle Hill Publishers, Hastings, Großbritannien, 2002 87 §130 Abs. 3, StGB im Wortlaut: Mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe wird bestraft, wer eine unter der Herrschaft des Nationalsozialismus begangene Handlung der in § 220a [Völkermord] Abs. 1 bezeichneten Art in einer Weise, die geeignet ist, den öffentlichen Frieden zu stören, öffentlich oder in einer Versammlung billigt, leugnet oder verharmlost.

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Das oberste deutsche Strafgericht, der Bundesgerichtshof (BGH), hob das Urteil am 15. März 1994 auf und befand, die Äußerungen und Handlungen Deckerts stellten keine Volksverhetzung dar, da eine Beleidigung fehle. Daraufhin kritisierte der Zentralrat der Juden in Deutschland das BGH-Urteil öffentlich und forderte mit allergrößtem Nachdruck eine Verschärfung des Strafgesetzes88. Nach einer ungewöhnlich kurzen Beratungszeit ergänzte der Bundestag den §130 StGB gemäß den Wünschen und Vorgaben des Zentralrats der Juden: Seit dem 1. Dezember 1994 kann jeder, der auch nur allgemeine Zweifel am gerade aktuellen Dogma äußert, anhand des §130, Abs. 3 StGB („Lex Auschwitz“) mit bis zu fünf Jahren Haft (!) bestraft werden. Damit war das juristische Instrument für ein erneutes Aufrollen des Prozesses gegen Deckert perfekt. Schon im April 1995 wurde der Fall vor dem Landgericht Karlsruhe nach dem wesentlich verschärften § 130 StGB neu verhandelt. Diesmal gab sich Staatsanwalt Heiko Klein überhaupt keine Mühe, Deckert den Tatbestand der Volksverhetzung nachzuweisen. Er stellte ihm vor Gericht lediglich folgende Frage: „Glauben Sie an die Gaskammer?“ In Anlehnung and das Nietzsche-Zitat „Glauben heißt, nicht wissen wollen“ antworte Deckert: „Ich will wissen.“ Diese knappe Entgegnung wurde mit einer Haftstrafe von 2 Jahren ohne Bewährung quittiert. Wegen seiner „unbelehrbaren Haltung“ hat Günter Deckert mittlerweile über fünf Jahre im Gefängnis verbracht89. Seit Inkrafttreten der „Lex Auschwitz“ läuft die politische Verfolgungsmaschinerie der BRD wie geschmiert. Laut Verfassungsschutzbericht wurden von 1994 bis 2000 über 62.000 Menschen wegen Meinungsdelikten (im offiziellen Jargon „Propagandadelikte“ genannt) strafrechtlich verfolgt. Nur zwei Beispiele seien hier genannt, um zu veranschaulichen, welch bizarre Züge die politische Justiz der BRD mittlerweile angenommen hat: Der 78-jährige Schlesier Walter Sattler wurde von einem Juso-Aktivisten namens Ismail Ertug wegen Volksverhetzung angezeigt, weil er auf einer auf einer Veranstaltung des Vertriebenenverbandes im November 2000 die Vertreibung der Deutschen aus ihrer angestammten Heimat mit dem Holocaust verglich. Das Amtsgericht Amberg verurteilte Sattler zu einer Geldstrafe von 16.000 DM90. Das Urteil wurde rechtskräftig. Wolf Andreas Heß wurde wegen Volksverhetzung angeklagt, weil er ein Interview mit seinem inzwischen verstorbenen Vater ins Internet stellte. Sein Vater äußerte in diesem Interview die Meinung, die Gaskammer des KZ Dachau sei nie in Betrieb gewesen. Obwohl dieser Tatbestand unter Historikern unumstritten ist, und sogar ein Schild in eben dieser Gaskammer die Besucher aufmerksam macht, verurteilte das Amtsgericht München den 23-jährigen Studenten im Januar 2002 wegen „Leugnung des Holocaust“ zu einer Geldstrafe von 1.350 Euro91. Warum die Staatsmacht der BRD an der äußerst fragwürdigen Darstellung des Holocaust um den Preis der Meinungsfreiheit krampfhaft festhält, hat Patrick Bahners, der heutige Feuilleton-Chef der FAZ, 1994 in einem Kommentar zum Deckert-Prozeß in panischer Betroffenheit so formuliert: „Wenn Deckerts Auffassung zum Holocaust richtig wäre, wäre die Bundesrepublik auf eine Lüge gegründet. Jede Präsidentenrede, jede Schweigeminute, jedes Geschichtsbuch wäre gelogen. Indem er den Judenmord leugnet, bestreitet er der Bundesrepublik ihre Legitimität”92 Treffender kann man die Agonie eines in einem Lügengebäude gefangenen Staates kaum beschreiben. Da jedoch so gut wie alle Historiker, die sich in Deutschland mit dem Thema Holocaust auseinandersetzen, Beamte (also personalrechtlich und finanziell abhängige Diener dieses Staates) sind, ist eine sachliche und unbefangene Erörterung dieser Thematik von offizieller Seite kaum zu erwarten. Dennoch sind sich mittlerweile viele etablierte Historiker und Holocaust-Experten durchaus im klaren, daß der Mythos Holocaust dem Untergang geweiht ist. Die nachfolgende Aussage von Jean-Claude Pressac spricht für sich.

88 Juden verlangen Gesetzesänderung, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 21. März 1994 89 Henry Roques, Günter Deckert. Der nicht mit den Wölfen heulte, Germania Verlag 2000 90 Mensch und Maß, 15/2001 91 Meldung der Nachrichtenagentur Reuters vom 24. Januar 2002 92 Patrick Bahners, Objektive Selbstzerstörung, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15. August. 1994

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11. Zusammenfassung und Schlußwort „Pfusch, Übertreibung, Auslassung und Lüge kennzeichnen die meisten Berichte jener Epoche. Es werden unvermeidlich neue Dokumente ans Licht kommen, welche die offizielle Gewißheit immer mehr erschüttern werden. Die scheinbar triumphierende gegenwärtige Darstellung des Holocaust ist dem Untergang geweiht. Was wird man davon retten können? Recht wenig. Es ist zu spät!”93 (Jean-Claude Pressac) An dieser Stelle sei ausdrücklich festgestellt, daß es keineswegs die Absicht des Verfassers ist, die Entrechtung, Vertreibung und Ermordung zahlloser unschuldiger Menschen in der Zeit von 1933 bis 1945 zu leugnen, zu rechtfertigen oder auch nur zu relativieren. Auch wird hier nicht der Anspruch erhoben, endgültige Antworten auf sehr komplexe Fragen zu geben. Das Anliegen des Autors ist es vielmehr, auf die vielen Ungereimtheiten und Widersprüche hinzuweisen, die von beamteten Historikern, Politikern und Journalisten geflissentlich übersehen werden: Ein staatlich geplanter Genozid ohne Befehl, ohne Plan, ohne Etat? Die physische Vernichtung der Juden Europas wird häufig als eines der wichtigsten Ziele der NS-Diktatur bezeichnet. Doch in den tonnenweise von den Siegermächten beschlagnahmten NS-Unterlagen findet sich kein einziger Plan, Befehl, Etat oder sonstiger Dokumentenbeweis für jene Verschwörungstheorie, die heute allgemein als „Holocaust“ bezeichnet wird. Sechs Millionen Morde und kein einziger gerichtsmedizinischer Nachweis? Bei jedem herkömmlichen Mordfall wird eine Autopsie durchgeführt, um Tathergang und Todesursache möglichst zweifelsfrei festzustellen. Doch bis zum heutigen Tage ist kein gerichtsmedizinisches Gutachten bekannt, das auch nur einen einzigen Todesfall durch Vergasung nachweist94. Sechs Millionen Morde und keine Spur einer Tatwaffe? Unabhängige forensische Untersuchungen der wichtigsten Tatwaffe des Holocaust widerlegen die These, Millionen Menschen seien in eigens dafür gebauten Gaskammern getötet worden. Bis zum heutigen Tage wurde weder Bauplan noch Betriebsanleitung und auch kein einziges Foto einer tatsächlich in Betrieb gewesenen Gaskammer gefunden. Diese äußerst dürftige Beweislage veranlaßte den Franzosen Robert Faurisson, die Achillesverse des Mythos Holocaust in einem einzigen Satz zusammenzufassen: „Zeige mir oder zeichne mir eine Nazi-Gaskammer.“ Absurde Zeugenaussagen, erfolterte Geständnisse? Die Zeugenaussagen und Geständnisse, die oft als Beweis für den Holocaust angeführt werden, hätten nicht die geringste Chance, in einem rechtsstaatlichen Gerichtsverfahren anerkannt zu werden. Alle wichtigen Zeugen, deren Aussagen in einem Kreuzverhör überprüft wurden, verstrickten sich dermaßen in Widersprüche, daß sie schließlich ihre ursprünglichen Behauptungen zurücknehmen mußten. Die wichtigsten und am meisten zitierten Geständnisse kamen durch Folter bzw. Erpressung zustande. Der Holocaust: Ein singuläres Ereignis der Geschichte? Während heute in Deutschland mehr Menschen wegen Meinungsdelikten strafrechtlich verfolgt werden als in den letzen Jahren des DDR-Regimes, spottet der bekennende Zionist Henryk M. Broder: „Singulär ist nicht der Holocaust, sondern die Dummheit der Deutschen, mit der sie auf ihrer Schuld beharren.“ Wenn man bedenkt, daß während eines einzigen alliierten Bombenangriffs auf eine deutsche Stadt (Dresden, 13. Februar 1945) höchstwahrscheinlich mehr Menschen ums Leben kamen als während der gesamten Betriebszeit des KZ Auschwitz95, ist man geneigt, dieser nicht gerade charmanten Charakterisierung zuzustimmen.

93 zitiert nach: Valérie Igounet, Histoire du négationnisme en France, Seuil, Paris 2000 94 Theodore J. O'Keefe, Die „Befreiung der Lager“ - Fakten gegen Lügen 95 Laut einem Bericht der Dresdner Ordnungspolizei wurden bis zum 20. März 1945 insgesamt 202.040 Bombenopfer, überwiegend Frauen und Kinder, geborgen. Einschließlich der Vermißten dürfte die Zahl von 250.000 bis 300.000 realistisch sein. Im Brockhaus von 1956 wird die Zahl von ca. 300.000 genannt. Hingegen können anhand der 1989 wiedergefundenen amtlichen Totenbücher von Auschwitz ca. 100.000 Sterbefälle für die gesamte Betriebszeit des Lagers nachgewiesen werden.

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Sind Staatsanwälte und Strafrichter die besseren Historiker? Nur in einem offenen Wettstreit der Argumente wird es letztendlich möglich sein, die objektive historische Wahrheit zu ergründen. Dennoch maßen sich bundesdeutsche Strafrichter an, vermeintliche Gewißheiten zu verkünden und gegen Andersdenkende drakonische Strafen zu verhängen. Das auf die Geschichtswissenschaft angewandte juristische Prinzip der „Offenkundigkeit“ ist ein klarer Fall von Rechtsbeugung und verletzt die im Grundgesetz verankerte Freiheit der Meinung, Lehre und Forschung. Staatsreligion Holocaust? Einige evangelische Theologen haben sich den Ausspruch „Gott ist tot“ zu eigen gemacht, und begründen diese für Kleriker paradoxe Haltung damit, daß Gott, wenn es ihn wirklich gäbe, die nach Auschwitz rollenden Züge angehalten hätte. Mit solchen scheinbar philosophisch tiefgründigen Äußerungen verletzen deutsche Pfarrer die religiösen Gefühle von Millionen Christen. Andererseits hat der Mythos Holocaust die typischen Merkmale einer Staatsreligion angenommen: Höchst offiziell wird Glauben über Wissen gestellt, Ungläubige werden von Staats wegen verfolgt. Mythos Holocaust – cui bono? Es gibt wohl kaum einen Zweifel daran, daß während der NS-Herrschaft wesentlich weniger Juden umkamen als kurz nach Kriegsende behauptet. Dies müßte eine höchst erfreuliche Nachricht für all diejenigen sein, denen das Wohl der Juden am Herzen liegt. Doch ausgerechnet jüdische Interessengruppen und Philosemiten weisen diese frohe Botschaft erbost zurück. Warum halten diese Kreise wider besseres Wissen am Mythos Holocaust fest?

Finkelstein

Norman Finkelstein, Buchautor und Professor für Politikwissenschaften am New Yorker Hunter College, benennt in seinem Buch The Holocaust Industry96 einen weiteren wichtigen Grund für diese Instrumentalisierung: „Der Holocaust ist eine unersetzliche ideologische Waffe. Durch den Einsatz dieser Waffe ist einer der gefürchtetsten Staaten der Welt, in dem die Menschenrechte der nichtjüdischen Bevölkerung auf grauenvolle Weise mißachtet werden, zu einem ‘Staat der Opfer’ geworden. Die einflußreichste ‘ethnische Gruppe’ in den USA hat ebenfalls den Status von Opfern erlangt. ... Diese vermeintliche Opferrolle wirft erhebliche Dividenden ab insbesondere aber Immunität gegenüber Kritik, wie gerechtfertigt diese Kritik auch sein mag.”

Das derzeitige Verhalten Israels97 zeigt deutlich, wie sehr sich das „auserwählte Volk“ über jegliche Kritik erhaben fühlt. Jeder andere Staat in Nahost, der nach Massenvernichtungswaffen greift, widerrechtlich fremdes Land annektiert und die dort ansässige Zivilbevölkerung brutal unterdrückt, wäre von den USA längst in die Steinzeit zurückgebombt worden. Die historische Wahrheit ist unteilbar! Kurz nach Kriegsende mag es in Ordnung gewesen sein, aus Rücksicht auf die Emotionen der Verfolgten des NS-Regimes Übertreibungen, Halbwahrheiten oder gar Lügen unwidersprochen hinzunehmen. Doch heute gibt es nicht den geringsten Grund, das Thema Holocaust einer rationalen Erörterung zu entziehen und es jüdischen Interessengruppen zu überlassen. Diese müssen sich der ganzen Wahrheit stellen, wenn sie die Anerkennung ihrer Leidensgeschichte erwarten. Die Deutschen wiederum, drei Generationen nach Kriegsende immer noch kollektiv auf einer moralischen Anklagebank und mit immer unverschämteren finanziellen und politischen Forderungen konfrontiert, haben das Recht auf eine unverfälschte Darstellung der Geschichte. Die Angst vor gesetzlich verkündeten Dogmen muß dem Mut weichen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen!

96 Original in englisch bei Verso London 2000; dt. Fassung: Die Holocaust-Industrie, Piper München 2001 97 Israel hat über 70 UN-Resolutionen verletzt, 30 weitere UN-Resolutionen gegen Israel wurden durch ein Veto der USA blockiert. Das israelische Militär schickt routinemäßig Panzer und Kampfhubschrauber in Flüchtlingslager. Permanenter militärischer Terror und die fortwährende Demütigung der palästinensischen Zivilbevölkerung sind an der Tagesordnung.

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12. Weiterführende Literatur Die nachfolgenden Bücher sind all jenen Lesern zu empfehlen, die sich eingehender mit der hier behandelten Thematik befassen wollen. Entgegen einem weit verbreiteten Vorurteil ist es nicht verboten, diese Bücher für persönliche Studienzwecke zu erwerben, zu besitzen oder an Freunde weiterzugeben. Butz, Arthur ........................................Der Jahrhundertbetrug Christopersen, Thies...........................Die Auschwitz-Lüge Diwald, Hellmut ................................Geschichte der Deutschen Eggert, Wolfgang................................Israels Geheimvatikan Faurisson, Robert................................Der Leuchter-Report. Ende eines Mythos Faurisson, Robert................................Die Zeugen der Gaskammern von Auschwitz Finkelstein, Norman ...........................Die Holocaust-Industrie Fish, Hamilton ....................................Der zerbrochene Mythos Friedrich, Jörg.....................................Der Brand. Deutschland im Bombenkrieg 1940 - 1945 Gabis, Tomasz ....................................Die Holocaust-Religion Gauss, Ernst........................................Grundlagen zur Zeitgeschichte Graf, Jürgen ........................................Der Holocaust auf dem Prüfstand Graf, Jürgen ........................................Tätergeständnisse und Augenzeugen des Holocaust Halow, Joseph.....................................Siegerjustiz in Dachau - Ein Amerikaner stellt richtig Harwood, Richard...............................Starben wirklich Sechs Millionen? Hoggan, David....................................Der erzwungene Krieg Irving, David.......................................Nürnberg - Die Letzte Schlacht Kammerer, Rüdiger ............................Das Rudolf-Gutachten Kardel, Hennecke ...............................Adolf Hitler, Begründer Israels Kern, Erich .........................................Verheimlichte Dokumente. Was den Deutschen verschwiegen wird Laternser, Hans...................................Die andere Seite im Auschwitz-Prozeß Lenz, Vera M......................................Auschwitz und die Auschwitz-Lüge Maser, Werner ....................................Der Wortbruch Mattogno, C. und Graf, J. ...................Treblinka: Vernichtungslager oder Durchgangslager? Nicosia, Francis R. .............................Hitler und der Zionismus O'Keefe, Theodore..............................Die „Befreiung der Lager“ - Fakten gegen Lügen Porter, Carlos......................................Nicht schuldig in Nürnberg Rassinier, Paul ....................................Das Drama der Juden Europas Rassinier, Paul ....................................Die Jahrhundertprovokation Rassinier, Paul ....................................Was ist Wahrheit Rassinier, Paul ....................................Die Lüge des Odysseus Roques, Henri .....................................Die „Geständnisse“ des Kurt Gerstein Roques, Henry ....................................Günter Deckert. Der nicht mit den Wölfen heulte Sanning, Walter ..................................Die Auflösung des osteuropäischen Judentums Schröcke, Helmut ...............................Kriegsursachen – Kriegsschuld Schultze-Rhonhof, Gerd .....................Der Krieg, der viele Väter hatte Shahak, Israel......................................Jüdische Geschichte, Jüdische Religion Stäglich, Wilhelm ...............................Der Auschwitz Mythos Steffen, Werner...................................Die Zweite Babylonische Gefangenschaft Walendy, Udo.....................................Wahrheit für Deutschland Weckert, Ingird...................................Feuerzeichen (Die unterstrichenen Titel sind im Internet abgelegt und können dort kostenlos eingesehen bzw. heruntergeladen werden).

+ + + Bitte kopieren und weitergeben + + + „In Zeiten, da Täuschung und Lüge allgegenwärtig sind, ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt“ (George Orwell in 1984) Im Schatten einer beispiellosen Instrumentalisierung des Holocaust hat sich die offizielle Geschichtsschreibung immer weiter von den objektiven historischen Fakten entfernt. Um Fragen zu den zahllosen Unstimmigkeiten und Widersprüchen gar nicht erst aufkommen zu lassen, wurde der gesamte Themenkomplex kurzerhand zu einem gesellschaftlichen Tabu erklärt. Gleichzeitig werden jährlich mehrere tausend Menschen strafrechtlich verfolgt, weil sie Zweifel an einer gesetzlich verordneten Wahrheit äußern. Der Aufsatz Die verbotene Wahrheit stellt wichtige Fragen, die nicht länger mit einer Mischung aus Betroffenheitskult, Zensur und juristischer Willkür unterdrückt werden dürfen. Eine aktuelle Fassung des Beitrages können Sie u. a. hier kostenlos, unverbindlich und vollkommen anonym abrufen: http://abbc.com/mh.pdf http://zeitgeschichte.cjb.net http://remember.to/demand.the.truth http://www.die-verbotene-wahrheit.de.ms „Das mag ja stimmen, aber man darf es nicht laut sagen” ist eine häufige Reaktion auf diesen Beitrag. Dieser angstbeladene Ausspruch umschreibt den derzeitigen Umgang mit dem Thema Holocaust recht treffend - und erinnert fatal an Zeiten, die sich wohl kaum jemand zurückwünscht! In einer wahrhaften Demokratie kann und darf es weder Tabuthemen noch Diskussionsverbote geben, auch wenn einige Interessengruppen das immer wieder behaupten. Helfen Sie mit, die Mauer des Schweigens und der Zensur zu durchbrechen! Vervielfältigen Sie den beiliegenden Artikel und geben Sie Kopien bzw. elektronische Dateien an möglichst viele Freunde und Bekannte weiter! Senden Sie den Beitrag auch an Politiker, Journalisten und wichtige Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens! Wenn Sie nicht alle 32 Seiten verteilen möchten, können Sie auch nur das nachfolgende Faltblatt verteilen. Falls Sie im Internet unterwegs sind: Stellen Sie Links zu diesem Artikel in Diskussionsforen und ChatGroups und ins USENET. Wenn es Ihnen technisch möglich ist, spiegeln Sie diesen Beitrag (HTML und PDF-Datei) und melden Sie die neuen URLs bei den wichtigsten Suchmaschinen an.

Wenn nicht so, wie? Wenn nicht jetzt, wann? Wenn nicht Sie, wer? Artikel 5, Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland:

„Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Eine Zensur findet nicht statt“. Artikel 11, Charta der Grundrechte der EU:

„Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne behördliche Eingriffe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen zu empfangen und weiterzugeben.“ Artikel 19, UN-Menschenrechtscharta:

„Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“

Verteilen Sie (bzw. „vergessen“ Sie) das nachfolgende Faltblatt bei öffentlichen Veranstaltungen, in Bücherein, Kneipen, Kinos, öffentlichen Verkehrsmitteln, usw. Viele werden es Ihnen danken! Kurzanleitung: Beidseitig kopieren, C-Faltung, Deckblatt ist die Spalte mit dem Orwell-Zitat (links unten). (Sie können das Deckblatt auch mit anderen Bildern und eigenem Text neu gestalten.)

Drei Generationen nach Kriegsende beherrscht ein Kapitel der Geschichte, das seit 1979 „Holocaust“ genannt wird, die öffentliche Diskussion mehr als je zuvor. Doch im Schatten der beispiellosen Instrumentalisierung dieses Themas hat sich die als offenkundig geltende Geschichtswahrheit immer weiter von den objektiven historischen Fakten entfernt. Gleichzeitig werden berechtigte Fragen zu den zahllosen Unstimmigkeiten und Widersprüchen durch ein strafrechtlich diktiertes Dogma unterbunden. Ein gigantisches Mahnmal, das im Herzen Berlins die Fläche von zwei Fußballfeldern einnimmt, wird trotz leerer Kassen und gegen den Willen der Bevölkerung gebaut. Die 2.751 Betonstelen symbolisieren den verzweifelten Versuch, eine äußerst fragwürdige Darstellung der Geschichte zu zementieren und jeglicher rationalen Erörterung zu entziehen.

Das Mahnmal im Herzen Berlins: 50.000 Tonnen Beton sollen den Mythos Holocaust zementieren

Während heute in Deutschland mehr Menschen wegen Meinungsdelikten strafrechtlich verfolgt werden als in den letzen Jahren des DDR-Regimes, spottet der bekennende Zionist Henryk M. Broder: „Singulär ist nicht der Holocaust, sondern die Dummheit der Deutschen, mit der sie auf ihrer Schuld beharren.“

Das Tagebuch der Anne Frank gehört zu den meistverkauften Bücher weltweit und eignet sich wie kein zweites zur Holocaust-Indoktrination schulpflichtiger Kinder. Doch wer ist der Autor?

Zwei Handschriften im Tagebuch der Anne Frank

Im Original fallen zwei eindeutig unterschiedliche Handschriften auf. Mehr noch: Laut einem Gutachten des BKA erfolgten etliche Einträge mit Kugelschreiber. Da es solche Schreibgeräte erst 1951 gab, muß die Echtheit des Tagebuches in Zweifel gezogen werden. (Spiegel Nr. 41/1980) Ein staatlich geplanter Genozid ohne Befehl, ohne Plan, ohne Etat? Die physische Vernichtung der Juden Europas wird häufig als eines der wichtigsten Ziele der NS-Diktatur bezeichnet. Doch in den tonnenweise von den Siegermächten beschlagnahmten NS-Unterlagen findet sich kein einziger Plan, Befehl, Etat oder sonstiger Dokumentenbeweis für jene Verschwörungstheorie, die heute allgemein als „Holocaust“ bezeichnet wird. Zwar wird in diesem Zusammenhang oft das Wannsee-Protokoll angeführt, doch selbst der israelische Historiker Jehuda Bauer nannte die Behauptung, anläßlich der Wannsee-Konferenz sei die Ausrottung der Juden Europas beschlossen worden, eine „alberne Geschichte“. Anhand allgemein zugänglicher Publikationen kann zudem nachgewiesen werden, daß das Wannsee-Protokoll nichts weiter ist als eine plumpe Fälschung.

Sechs Millionen Morde und keine Spur einer Tatwaffe? Bei jedem herkömmlichen Mordfall ist eine Untersuchung der Tatwaffe ein unverzichtbarer Bestandteil der Ermittlungen. Dies wurde bei der Aufklärung des Holocaust, dem „größten Mordfall aller Zeiten“ anscheinend vergessen. Erste unabhängige Untersuchungen, die 1988 durchgeführt wurden, widerlegen die These, Millionen seien in eigens dafür gebauten Gaskammern getötet worden. Fritjof Meyer, ein Redakteur des Spiegel kam im Mai 2002 in der Zeitschrift Osteuropa, die unter der Federführung von Rita Süssmuth herausgegeben wird, aufAuschwitz-Gedenkstein grund neuer Archivfunde (1990 entfernt) zum Ergebnis, daß die Zahl der Auschwitz-Opfer nicht bei 4 Millionen liegt, sondern bei weniger als einem Zehntel der in bei den Nürnberger Prozessen „bewiesenen“ Zahl. Dies müßte eine höchst erfreuliche Nachricht für all jene sein, denen das Wohl der Juden am Herzen liegt. Doch ausgerechnet jüdische Interessengruppen weisen diese frohe Botschaft erbost zurück. Nahum Goldmann, ehemaliger Präsident des World Jewish Congress, kommentiert diese moralisch paradoxe Haltung so: „Ich übertreibe nicht! Das jüdische Leben besteht aus zwei Elementen: Geld abgreifen und protestieren.“ Lesen Sie mehr zu diesen und weiteren Themen im Artikel Die verbotene Wahrheit, den Sie hier kostenlos, unverbindlich und vollkommen anonym abgerufen können: http://abbc.com/mh.pdf www.zeitgeschichte.cjb.net www.mythos-holocaust.cjb.net (PDF-Datei, 34 Seiten, ca. 625 kB)

Nach Lektüre des Artikels Die verbotene Wahrheit wird verständlich, warum Jean-Claude Pressac, ein etablierter französischer Auschwitz-Experte, die derzeitige Darstellung des Holocaust so charakterisiert: Pfusch, Übertreibung, Auslassung und Lüge kennzeichnen die meisten Berichte jener Epoche. Es werden unvermeidlich neue Dokumente ans Licht kommen, welche die offizielle Gewißheit immer mehr erschüttern werden. Die scheinbar triumphierende, gegenwärtige Darstellung des Holocaust ist dem Untergang geweiht. Was wird man davon retten können? Recht wenig… Es ist zu spät! Doch wer könnte ein Interesse daran haben, wider besseres Wissen am Mythos Holocaust festzuhalten oder ihn gar noch propagandistisch aufzubauschen? Norman Finkelstein, Professor für Politologe aus New York, beantwortet diese naheliegende Frage in seinem Buch Die Holocaust-Industrie so: “Der Holocaust ist eine unersetzliche ideologische Waffe. Durch den Einsatz dieser Waffe ist einer der gefürchtetsten Staaten der Welt, in dem die Menschenrechte der nichtjüdischen Bevölkerung auf grauenvolle Weise mißachtet werden, zu einem ‘Staat der OpFinkelstein fer’ geworden. Die einflußreichste ‘ethnische Gruppe’ in den USA hat ebenfalls den Status von Opfern erlangt. Diese vermeintliche Opferrolle wirft erhebliche Dividenden ab - insbesondere aber Immunität gegenüber Kritik, wie gerechtfertigt diese Kritik auch sein mag.” Das derzeitige Verhalten Israels zeigt deutlich, wie sehr sich das „auserwählte Volk“ über jegliche Kritik erhaben fühlt. Jeder andere Staat in Nahost, der nach Massenvernichtungswaffen greift, widerrechtlich fremdes Land annektiert und die dort ansässige Zivilbevölkerung brutal unterdrückt, wäre von den USA längst in die Steinzeit zurückgebombt worden.

„Das mag ja stimmen, aber man darf es nicht laut sagen” ist eine häufige Reaktion auf diesen Beitrag. Dieser angstbeladene Ausspruch umschreibt den derzeitigen Umgang mit dem Thema Holocaust recht treffend - und erinnert fatal an Zeiten, die sich wohl kaum jemand zurückwünscht! Die historische Wahrheit ist unteilbar! Kurz nach Kriegsende mag es in Ordnung gewesen sein, aus Rücksicht auf die Gefühle der Verfolgten des NS-Regimes Übertreibungen, Halbwahrheiten oder gar Lügen unwidersprochen hinzunehmen. Doch heute gibt es nicht den geringsten Grund, das Thema Holocaust einer rationalen Erörterung zu entziehen und jüdischen Interessengruppen zu überlassen. Diese müssen sich der ganzen Wahrheit stellen, wenn sie die Anerkennung ihrer Leidensgeschichte erwarten. Die Deutschen wiederum, drei Generationen nach Kriegsende immer noch kollektiv auf einer moralischen Anklagebank und mit immer unverschämteren finanziellen und politischen Forderungen konfrontiert, haben das Recht auf eine unverfälschte Darstellung der Geschichte. Die Angst vor gesetzlich verkündeten Dogmen muß dem Mut weichen, sich des eigenen Verstandes zu bedienen! Artikel 5, Grundgesetz: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Eine Zensur findet nicht statt.“ Artikel 11, Charta der Grundrechte der EU: „Jede Person hat das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dieses Recht schließt die Meinungsfreiheit und die Freiheit ein, Informationen und Ideen ohne behördliche Eingriffe und ohne Rücksicht auf Staatsgrenzen zu empfangen und weiterzugeben.“ Artikel 19, UN-Menschenrechtscharta: „Jeder hat das Recht auf Meinungsfreiheit und freie Meinungsäußerung; dieses Recht schließt die Freiheit ein, Meinungen ungehindert anzuhängen sowie über Medien jeder Art und ohne Rücksicht auf Grenzen Informationen und Gedankengut zu suchen, zu empfangen und zu verbreiten.“

www.wahrheit-fuer-deutschland.cjb.net

„In Zeiten, da Täuschung und Lüge allgegenwärtig sind, ist das Aussprechen der Wahrheit ein revolutionärer Akt“ George Orwell (1984)

Der namenlose Krieg Archibald Maule Ramsay

Der namenlose Krieg – Hauptmann Archibald Maule Ramsay ist in Eton zur Schule gegangen, wurde auf der königlichen Militärschule in Sandhurst ausgebildet und diente im Ersten Weltkrieg, bis er 1916 schwer verwundet wurde… Im Jahre 1931 wurde er zum Mitglied des Parlaments. … Am 23. Mai 1940 wurde er aufgrund der Vorschrift 18B festgenommen, und ohne Anklage bis September 1944 festgehalten… Siehe letzte Seite. Die Hervorhebungen im Text wurden von mir vorgenommen. Horst Koch, Herborn, im Mai 2015 –

I. Es begann in England »Der namenlose Krieg« enthüllt eine nicht vermutete Verbindung zwischen allen größeren Revolutionen in Europa – von der Zeit König Charles I. bis zu dem fehlgeschlagenen Versuch gegen Spanien im Jahre 1936. Alle haben eine Quelle der Inspiration, des Planes und des Nachschubs gemeinsam. Diese Revolutionen und der Zweite Weltkrieg von 1939 werden als wesentliche Bestandteile ein und desselben Hauptplanes angesehen. Edward I. verbannte die Juden aus England wegen vieler ernsthafter Straftaten, die das Wohlergehen seines Reiches und seiner Vasallen gefährdeten und die zum größten Teil in den von seinem Parlament im Jahre 1290 erlassenen Gesetzen über

den Status des jüdischen Volkes zum Ausdruck gebracht worden waren, wobei das Unterhaus eine wichtige Rolle spielte. Der König von Frankreich folgte, wie auch andere Herrscher des christlichen Europas, seinem Beispiel in kürzester Zeit. Die Lage für die Juden in Europa wurde so ernst, daß sie einen dringenden Appell um Hilfe und Rat an den damals sich in Konstantinopel befindenden Sanhedrin schickten. Dieser Appell wurde am 13. Januar 1489 mit der Unterschrift von Chemor, dem Rabbi von Arles en Provence, abgeschickt. Die Antwort kam im November 1489 und zwar mit der Unterschrift V. S. S. V. F. F. Prinz der Juden versehen. Den Juden Europas wurde darin geraten, die Taktik des Trojanischen Pferdes anzunehmen: ihre Söhne christliche Priester, Anwälte und Doktoren werden zu lassen und dann daran zu arbeiten, die christliche Struktur von innen heraus zu zerstören. Die erste bemerkenswerte Auswirkung dieses Ratschlags fand in Spanien während der Herrschaft von Ferdinand und Isabella statt. Viele Juden waren dann schon als Christen eingetragen, da sie aber insgeheim Juden blieben, arbeiteten sie daran, die christliche Kirche in Spanien zu zerstören. Die

Bedrohung

wurde

schließlich

so

ernsthaft,

daß

die

Inquisition eingeleitet wurde, um das Land von diesen Verschwörern zu reinigen. Wieder einmal waren die Juden gezwungen, den Auszug aus einem weiteren Land zu beginnen, dessen Gastfreundschaft sie mißbraucht hatten. Diese Juden zogen gen Osten und taten sich mit anderen jüdischen Gemeinschaften in Westeuropa zusammen; eine beträchtliche Anzahl strömte nach Holland und in die Schweiz. Von jetzt an sollten diese beiden Länder aktive Zentren des jüdischen Intrigenspiels werden. Das jüdische Volk hat jedoch immer schon eine mächtige seefahrende Nation benötigt, an die es sich anschließen konnte.

Das unter James I. gerade vereinigte Großbritannien war eine aufsteigende Seemacht, die schon damit begonnen hatte, alle Winkel der entdeckten Erde zu beeinflussen. Es gab hier auch eine wunderbare Gelegenheit für störende Kritik; denn obwohl es sich um ein christliches Königreich handelte, war es doch eines, das am schärfsten zwischen Protestanten und Katholiken geteilt war. Bald wurde eine Kampagne organisiert, die sich diese Teilung zunutze machte und den Haß zwischen den christlichen Gemeinschaften anfachte. Wie erfolgreich die Juden mit dieser Kampagne in Großbritannien waren, kann man an der Tatsache messen, daß eine der ersten Taten ihres »Geschöpfes« und ihres »Mietlings« Oliver Cromwell, nachdem der König plangemäß hingerichtet worden war, beinhaltete, den Juden wieder freien Zugang nach England zu gewähren.

Die britische Revolution »England war dazu verurteilt, die erste in einer Reihe von Revolutionen zu sein, die noch nicht beendet ist.« Mit diesen hintergründigen Worten begann Isaac Disraeli, Vater des Benjamin Earl of Beaconsfield, sein 1851 veröffentlichtes, zwei Bände umfassendes Werk über das Leben Charles I. Es handelt sich um ein Werk, das erstaunliche Einzelheiten und Einblicke aufweist, für das, wie er erklärt, eine Menge Informationen aus den Aufzeichnungen eines gewissen Melchior de Salom entnommen wurden, der zu jener Zeit der französische Gesandte in England war. Das Werk beginnt mit einem weit zurückreichenden Blick auf das auf dem Christentum basierende britische Königreich und seine alten Traditionen; auf der einen Seite verbinden diese Sanktionen die Monarchie, die Kirche, den Staat, die Adligen und das Volk zu einem heiligen Band; auf der anderen Seite steht das bedrohliche Grollen des Calvinismus.

Calvin, der aus Frankreich, wo sein Name Cauin geschrieben wurde – möglicherweise ein französisches Bemühen, Cohen zu buchstabieren – nach Genf kam, organisierte eine große Anzahl von revolutionären Rednern, von denen nicht wenige nach England und Schottland geschickt wurden. Auf diese Weise wurde die Vorarbeit für eine Revolution unter dem Deckmantel religiöser Inbrunst geleistet. Auf beiden Seiten des Tweed zogen diese Demagogen die ganze Religion zu einer strikten Einhaltung des »Sabbat« zusammen. Um die Worte Isaac Disraelis zu benutzen: »Die Nation wurde auf raffinierte Weise in strenge Befürworter des Sonntagsgebots und jene, die das Sonntagsgebot brachen, unterteilt.« »Calvin«, so erklärte Disraeli, »hielt den Sabbat, der ein jüdischer Ritus ist, für nur auf das heilige Volk beschränkt.« Er fährt weiter fort, daß damals, als diese Calvinisten das Land in ihrer Macht hatten, »es den Anschein hatte, daß die Religion hauptsächlich aus der strikten Einhaltung des Sonntagsgebots bestand; und daß ein britischer Senat in eine Gesellschaft hebräischer Rabbiner verwandelt worden war«. Etwas weiter heißt es: »Nach der Hinrichtung des Königs wurde 1650 ein Gesetz verabschiedet, das Strafen für einen Verstoß gegen das Sonntagsgebot verhängte.«

Die City of London Buckhingham, Strafford und Laud sind zu diesem frühen Zeitpunkt die drei wichtigsten Personen im Umfeld des Königs. Es sind Männer, auf deren Loyalität zu ihm selbst, der Nation und der alten Tradition Charles sich verlassen kann. Buckhingham, der getreue Freund von König James I. und jene, die ihm bei der Gowrie-Verschwörung (bedrohliche kabbalistische Verbände) das Leben gerettet hatten, wurden in den ersten Jahren der Herrschaft von König Charles unter mysteriösen Umständen Opfer eines Attentats.

Strafford, der früher dazu geneigt hatte, der oppositionellen Parteigruppe zu folgen, verließ sie später und wurde zu einem getreuen und ergebenen Anhänger des Königs. Die oppositionelle Gruppe wurde im Laufe der Zeit immer feindseliger gegenüber Charles, und als sie dann von Pym geführt wurde, hatte sie die Entscheidung getroffen, Strafford anzuklagen. Disraeli schreibt: »Der König betrachtete diese Gruppe als seine Feinde«, und er nennt den Earl of Bedford als Führer dieser Gruppe. Walsh, ein bedeutender katholischer Historiker, stellt fest, daß ein jüdischer Weinhändler namens Roussel in der Tudor-Zeit der Gründer dieser Familie gewesen sei. Mit der Anklage und Hinrichtung Straffords begannen die Mächte hinter der aufsteigenden calvinistischen oder cohenistischen Verschwörung sich selbst und ihr Zentrum zu enthüllen: die City of London. Zu diesem Zeitpunkt erschienen von der City of London plötzlich bewaffnete Scharen von »Agenten« – zweifellos das mittelalterliche Gegenstück der »Arbeiter« -. Darüber ein Zitat von Disraeli: »Man sagte, es seien zehntausend mit kriegsähnlichen Waffen. Es handelte sich um eine Miliz für Aufstände zu jeder Jahreszeit, und man konnte sich darauf verlassen, daß sie sämtliche Zerstörungsarbeiten zum billigsten Satz durchführten. Als jene aus der City mit Dolchen und Knüppeln herausstürmten, kommt man offensichtlich zu dem Schluß, daß diese Kette von Explosionen schon vor langem geplant worden war.« Das muß wohl tatsächlich so sein; und wir müssen uns hier ins Gedächtnis zurückrufen, daß Strafford zu diesem Zeitpunkt noch nicht hingerichtet worden war, und daß der Bürgerkrieg nur in jenen Köpfen hinter den Kulissen herumspukte, die ihn schon seit langem ganz offensichtlich beschlossen und geplant

hatten. Diese bewaffneten Horden von »Arbeitern« schüchterten jedermann ein, darunter sowohl das Ober- und das Unterhaus wie auch den Palast in gewissen kritischen Momenten, ein Vorbild, das später bei der Französischen Revolution genau von den »Heiligen Banden« und den »Marseillais« angewandt wurde.

Cromwell als Hauptperson Isaac Disraeli zieht immer wieder erstaunliche Parallelen zwischen dieser und der Französischen Revolution, hauptsächlich bei seinen Passagen über die Presse, »die nicht mehr beschränkt wurde«, und der Flut von revolutionären Flugschriften und Flugblättern. »Zwischen 1640 und 1660«, so schreibt er, »scheinen etwa 30 000 hervorgeschossen zu sein.« Und später sagt er: »Die Sammlung französischer revolutionärer Flugschriften steht jetzt, was Zahl und Leidenschaft betrifft, genauso reichlich neben den französischen Schriften des Zeitalters Charles I.« Disraeli fährt fort: »Wessen Hand ließ hinter dem Vorhang die Saiten erklingen? Diese Person konnte 59 Bürgerliche in eine korrekte Liste eintragen, in der sie durch den abstoßenden Titel >Straffordianer oder Verräter ihres Landes< gebrandmarkt wurden.« Wessen Hand in der Tat? Aber Disraeli, der so viel wußte, zieht jetzt diskret einen Schleier über jenen eisernen Vorhang, und es bleibt uns überlassen, die Enthüllung zu vervollständigen. Um dieses tun zu können, müssen wir uns anderen Werken zuwenden, wie zum Beispiel der »Jüdischen Enzyklopädie«, Sombarts Werk »Die Juden und der moderne Kapitalismus« und anderen. In diesen Werken erfahren wir, daß Cromwell, die Hauptperson der Revolution, engen Kontakt mit einflußreichen jüdischen Finanziers in Holland hatte, und daß ihm sogar große

Geldsummen von Manasseh Ben Israel gezahlt wurden, während Fernandez Carvajal, »der große Jude«, wie er genannt wurde, der wichtigste »Auftragnehmer« der neuen Modellarmee war. In dem Buch »Die Juden in England« ist zu lesen: »1643 kam eine große Gruppe von Juden nach England, und ihr Treffpunkt war das Haus des portugiesischen Botschafters De Souza, einem Marano (heimlicher Jude). Unter ihnen spielte Fernandez Carvajal, ein bedeutender Finanzier und >Auftragnehmer< der Armee, eine führende Rolle.« Im Januar Festnahme Banden von gebracht.

des vorhergehenden Jahres hatte die versuchte der fünf Mitglieder die schon vorher erwähnten »Agenten« zu gewalttätigen Aktionen aus der Stadt Bei dieser Gelegenheit wurden revolutionäre

Flugschriften verbreitet, die, wie Disraeli uns berichtet, »den unheilverkündenden aufständischen Ruf >Zu euren Zelten, o Israel< enthielten«. Kurz darauf verließen der König und die königliche Familie den Whitehall-Palast. Die sie begleitenden fünf Mitglieder mit ihren bewaffneten Horden und Bannern traten eine triumphierende Rückkehr nach Westminster an. Jetzt war alles für die Ankunft Carvajals und seiner Juden sowie für ihre »Kreatur« Cromwell vorbereitet.

Der König – ein Gefangener Jetzt ändert sich der Schauplatz der Szene. Der Bürgerkrieg hat seinen Verlauf genommen. Man schreibt das Jahr 1647. Naseby wurde gewonnen und verloren. Der König ist praktisch ein Gefangener, obwohl er gleichzeitig als geehrter Gast des Hauses Holmby behandelt wird. Am 3. September 1921 wurde ein Brief in »Plain English« – eine von der North British Publishing Co. herausgegebene Wochenzeitschrift, die von dem verstorbenen Lord Alfred Douglas ediert wurde – veröffentlicht: »Die Gelehrten Ältesten

existieren schon viel länger, als sie vielleicht vermutet haben. Mein Freund, L. D. van Valckert aus Amsterdam, hat mir vor kurzem einen Brief geschickt, der zwei Auszüge von der Synagoge in Mühlheim enthielt. Der Band, in denen sie enthalten waren, ging irgendwann während der napoleonischen Kriege verloren und ist vor kurzem in den Besitz von Herrn van Valckert gekommen. Er ist auf Deutsch geschrieben und enthält Briefe, die von den Obrigkeiten der Mühlheimer Synagoge geschickt und empfangen worden waren. Der erste von ihm an mich gesandte Eintrag handelt von einem Brief, der erhalten wurde: 16. Juni 1647. Von O. C. (das heißt Oliver Cromwell) an Ebenezer Pratt. Als Gegenleistung für finanzielle Unterstützung werde ich den Einlaß von Juden nach England befürworten. Dieses ist jedoch unmöglich, solange Charles noch lebt. Eine Hinrichtung von Charles kann nicht ohne Prozeß durchgeführt werden, und angemessene Gründe dafür existieren im Moment nicht. Daher mein Rat, daß Charles ermordet werden soll. Ich will aber nichts mit den Einzelheiten der Beschaffung eines Attentäters zu tun haben, obwohl ich bei seiner Flucht zu helfen bereit bin. Folgendes wurde als Antwort geschickt:

12. Juli 1647.



An

O. C. von E. Pratt. Finanzielle Unterstützung wird gewährt, sobald Charles entfernt und Juden zugelassen. Ermordung zu gefährlich. Charles soll Gelegenheit zur Flucht erhalten. Seine erneute Festnahme wird Prozeß und Hinrichtung möglich machen. Die Unterstützung wird großzügig sein, aber vor Beginn des Prozesses ist es unsinnig, über die Bedingungen zu diskutieren.« Da uns nun diese Informationen zur Verfügung stehen, erscheinen die folgenden Schritte seitens der Königsmörder in

einem neuen, klaren Licht. Auf geheime Anordnungen von Cromwell selbst und, laut Disraeli, sogar ohne Wissen von General Fairfax, überfielen am 4. Juni 1647 Cornet Joyce und 500 ausgesuchte revolutionäre Kavalleristen das Haus Holmby und nahmen den König gefangen. Disraeli zufolge »wurde der Plan am 30. Mai bei einem in Cromwells Haus abgehaltenen geheimen Treffen arrangiert, obwohl Cromwell später vorgab, daß dieses ohne sein Einverständnis geschehen sei«

Dem Beschützer sein Mordgeld Dieser Schritt fiel mit einer plötzlichen Entwicklung in der Armee zusammen: dem Aufstieg der »Gleichmacher« und »Rationalisten«. Ihre Doktrinen waren jene der französischen Revolutionäre, um genau zu sein, das, was wir heute als Kommunismus bezeichnen. Dieses waren die Königsmörder, die viermal eine »Säuberungsaktion« des Parlaments angeführt hatten, bis schließlich nur noch 50 Mitglieder übrig waren, die wie sie selbst Kommunisten waren und später als das Rumpfparlament bekannt wurden. Lassen Sie uns nun zu dem Brief vom 12. Juni 1647 von der Mühlheimer Synagoge zurückkehren und zu dem schlauen Vorschlag, daß eine versuchte Flucht als Vorwand für eine Hinrichtung benutzt werden sollte. Genauso ein Ereignis geschah am 12. November jenes Jahres. Hollis und Ludlow betrachten die Flucht als List Cromwells. Isaac Disraeli erklärt: »Zeitgenössische Historiker sind der Meinung, daß der König vom Tage seiner Deportation von Holmby bis zu seiner Flucht auf die Insel Wight die ganze Zeit der Betrogene von Cromwell gewesen sei.« Es bleibt kaum noch etwas zu sagen. Cromwell hatte die Anordnungen von der Synagoge ausgeführt, und jetzt mußte nur noch der Scheinprozeß durchgeführt werden. Das Manövrieren in eine günstigere Position ging noch einige

Zeit weiter. Und es wurde offensichtlich, daß das Unterhaus, selbst in seinem teilweise »gesäuberten« Zustand, für eine Übereinkunft mit dem König war. Am 5. Dezember 1648 tagte das Unterhaus die ganze Nacht, und die Anfrage wurde schließlich einstimmig angenommen, »daß die Zugeständnisse des Königs für eine Übereinkunft zufriedenstellend waren«. Sollte solch eine Übereinkunft erreicht werden, hätte Cromwell natürlich nicht die riesigen Geldsimmen erhalten, die er von den Juden zu bekommen hoffte. Er schlug noch einmal zu. In der Nacht des 6. Dezembers führte Oberst Pryde auf seine Anweisungen hin die letzte und berühmteste »Säuberungsaktion« des Unterhauses aus, die als »Prydes Säuberung« bekannt ist. Am 4. Januar investierte sich der kommunistische Überrest mit 50 Mitgliedern, dem Rumpf, mit »der höchsten Autorität«. Am 9. Januar wurde ein »Hohes Gericht« proklamiert, das den König unter Anklage stellen sollte. Zwei Drittel seiner Mitglieder waren Gleichmacher von der Armee.

Das Werk »unserer Hände« Algernon Sidney warnte Cromwell: »Erstens kann der König von keinem Gericht unter Anklage gestellt werden, und zweitens kann kein Mensch von diesem Gericht unter Anklage gestellt werden.« Dies schreibt Hugh Ross Williamson in seinem Werk »Charles und Cromwell«. und er gibt der Sache den letzten Schliff, indem er sich sinngemäß so ausdrückt, daß »kein englischer Anwalt gefunden werden konnte, um die Anklage aufzusetzen, die dann schließlich einem entgegenkommenden Ausländer, Isaac Dorislaus, anvertraut wurde.« Natürlich war Isaac Dorislaus genau dieselbe Art von Ausländer wie Carvajal und Manasseh Ben Israel und die anderen Finanziers, die dem »Beschützer« sein Mordgeld zahlten. Wieder einmal wurde den Juden gestattet, sich frei in England niederzulassen, und das trotz starker Proteste vom

Unterausschuß des Staatsrates, der erklärte, daß sie eine ernsthafte Bedrohung für den Staat und die christliche Religion darstellen würden. Vielleicht ist auf Grund ihrer Proteste das tatsächliche Gesetz ihrer Verbannung bis zum heutigen Tage nicht aufgehoben worden. »Die englische Revolution unter Charles I.«, so schreibt Isaac Disraeli, »war so wie noch keine davor. Von dieser Zeit und diesem Ereignis an betrachten wir in unserer Geschichte die Phasen der Revolution.« Es gab noch viele, die in ähnlicher Richtung folgten, hauptsächlich in Frankreich. Im Jahre 1897 fiel ein weiterer Hinweis auf diese mysteriösen Vorgänge in Form der Protokolle der Weisen von Zion in nichtjüdische Hände. In jenem Dokument lesen wir den bemerkenswerten Satz: »Erinnern Sie sich an die Französische Revolution; die Geheimnisse ihrer Vorbereitung sind uns sehr gut bekannt, denn sie war vollständig das Werk unserer Hände.« Die Weisen hätten diese Passage sogar noch vollständiger machen können, indem sie geschrieben hätten: »Erinnern Sie sich an die Britische und Französische Revolution, deren Geheimnisse uns sehr gut bekannt sind, da sie vollständig das Werk unserer Hände waren.« Das schwierige Problem der Unterwerfung beider Königreiche war jedoch immer noch ungelöst. Schottland war in allererster Linie königstreu, und es hatte Charles II. zum König proklamiert. Cromwells Armeen marschierten in Schottland herum und verteilten mit Hilfe ihrer Genfer Sympathisanten judaische Roheiten; aber Schottlands Charles II. war immer noch König. Er akzeptierte überdies die presbyterianische Form des Christentums über Schottland, und langsam aber sicher begann man sich in England dem schottischen Standpunkt zu nähern.

Das Ziel war die Bank of England Als Cromwell starb, hieß ganz Großbritannien schließlich die Wiedereinsetzung des Königs auf den Thron von England willkommen. Im Jahre 1660 kehrte Charles II. zurück. Es gab aber einen wichtigen Unterschied zwischen dem Königreich, aus dem er als Junge geflohen war, und dem Reich, in das er als König zurückkehrte. Die Feinde des Königtums hatten sich jetzt innerhalb meines Königreiches festgesetzt, und sobald alles für eine erneute Propaganda gegen das Papsttum vorbereitet war und dadurch wieder einmal Personen, die sich alle als Teil der christlichen Kirche betrachteten, geteilt wurden, würde sich der nächste Angriff entwickeln. Der nächste Angriff zielte darauf ab, die Kontrolle über die Finanzen beider Königreiche in die Hände der Juden zu legen, die sich jetzt in ihnen niedergelassen hatten. Charles hatte offensichtlich keinerlei Wissen von dem jüdischen Problem und irgendwelchen Plänen, oder von der Bedrohung, die sie für seine Völker darstellten. Die Weisheit und die Erfahrung Edward I. war in den Jahrhunderten der Trennung von dem jüdischen Virus verloren gegangen. Er bewahrte sich das Bewußtsein der Gefahr für die Krone, indem er feststellte, daß seine Feinde die Waffe eines Schlachtrufes von einer »Papstverschwörung« besaßen. Mit der Thronbesteigung von James II. konnte die Krise nicht lange hinausgezögert werden. Die skrupellosen Flugschriften und ebensolche Propaganda waren bald in vollem Gange gegen ihn, und die Tatsache überrascht nicht, daß viele der gemeinsten Flugschriften tatsächlich in Holland gedruckt wurden. Dieses Land war nun ganz öffentlich das Zentrum aller entfremdeten Personen, und in diesen Jahren fand ein beträchtliches Kommen und Gehen statt.

Man berichtete dem König, daß sein eigener Schwager unter denen war, die ein Komplott gegen ihn geschmiedet hätten, aber er weigerte sich hartnäckig, ihnen Glauben zu schenken oder irgendwelche Schritte zu unternehmen, bis ihn die Nachricht erreichte, daß der Feldzug gegen ihn selbst tatsächlich im Gang war. Die Hauptfigur unter denen, die James zu diesem äußerst wichtigen Zeitpunkt im Stich ließen, war John Churchill, der erste Duke of Marlborough. Es ist interessant, in der »Jüdischen Enzyklopädie« zu lesen, daß dieser Herzog viele Jahre lang nicht weniger als 6000 Pfund pro Jahr von dem holländischen Juden Solomon Medina erhalten hatte.

Die Geldverleiher wurden Millionäre Das wirkliche Ziel der »Glorreichen Revolution« wurde einige Jahre später im Jahr 1694 erreicht, als die königliche Zustimmung für die Gründung der »Bank of England« und der Einrichtung der Staatsschuld gegeben wurde. Diese Charta übergab einem anonymen Komitee das königliche Vorrecht, Geld zu prägen, wandelte die Basis von Vermögen in Gold um, und ermächtigte die internationalen Geldverleiher, ihre Darlehen aus den Steuern des Landes zu sichern, anstatt der zweifelhaften Zusicherung irgendeines Herrschers oder Potentats, was all die Sicherheit darstellte, die sie früher erhalten konnten. Von der Zeit an wurde die wirtschaftliche Maschinerie in Gang gesetzt, die letzten Endes alles Vermögen auf die fiktiven Bedingungen von Gold, das von den Juden kontrolliert wird, reduzierte, und durch die das Land und das echte Vermögen, welches das Geburtsrecht der britischen Völker war, ausgeblutet wurde. Die politische und wirtschaftliche Vereinigung von England und Schottland wurde Schottland kurz danach mit massiver Korruption aufgezwungen, die formalen Proteste von jeder

Grafschaft und jedem Bezirk wurden dabei mißachtet. Die Hauptziele der Vereinigung waren, die königliche Münzprägung in Schottland zu unterdrücken und auch ihm die Verantwortung für die »Staatsschuld« aufzuzwingen. Der Griff der Geldverleiher war jetzt in ganz Großbritannien vollständig. Die Gefahr bestand, daß die Mitglieder des neuen vereinigten Parlaments früher oder später im Geiste ihrer Vorfahren diesen Zustand anfechten würden. Um dafür Vorkehrungen zu treffen, wurde daher jetzt das Parteiensystem eingeführt, das eine wahre nationale Reaktion zunichte machte, und es den Drahtziehern ermöglichte, zu teilen und zu herrschen, indem sie ihre neu gegründete Macht in finanziellen Dingen dazu benutzten, damit ihre eigenen Männer und ihre eigene Politik ganz sicher im Rampenlicht stehen und mit ausreichender Unterstützung von ihren Zeitungen, Flugschriften und Banknoten den Sieg davontragen konnten. Gold wurde bald zur Basis für Darlehen, die zehnmal so groß waren wie die deponierte Menge. Mit anderen Worten: Gold im Wert von 100 Pfund stellte die gesetzliche Sicherheit für ein Darlehen in Höhe von 1000 Pfund dar; bei einem Zinssatz von 3 Prozent konnten daher jährlich mit 100 Pfund in Gold 30 Pfund Zinsen verdient werden, ohne daß der Verleiher mehr als nur ein paar Eintragungen ins Hauptbuch zu leisten hatte. Der Besitzer von Land im Wert von 100 Pfund mußte jedoch immer noch jede Stunde des Tageslichtes zur Arbeit ausnutzen, um vielleicht 4 Prozent zu erreichen. Das Ende der Entwicklung kann nur noch eine Frage der Zeit sein. Die Geldverleiher werden zu Millionären werden; diejenigen, die Land besitzen und es bearbeiten – der Engländer und der Schotte – werden zugrunde gerichtet. Die Entwicklung ist bis jetzt unaufhaltsam weitergegangen und ist fast abgeschlossen. Sie ist auf heuchlerische Weise durch eine geschickte Propaganda getarnt worden, die behauptet, daß den Armen geholfen werde, indem man den Reichen Geld abnimmt.

In Wirklichkeit ist das überhaupt nicht so. Es war hauptsächlich der absichtlich herbeigeführte Ruin der Landbesitzer, der Führer unter den Nichtjuden, und deren Verdrängung durch die jüdischen Finanziers und ihren Anhang.

Zweiter Akt: Die Französische Revolution Die Französische Revolution von 1789 war das erstaunlichste Ereignis in der Geschichte Europas seit dem Untergang Roms. Vor den Augen der Welt trat ein neues Phänomen auf. Noch nie hatte ein Mob eine erfolgreiche Revolution offensichtlich gegen alle anderen Klassen im Staat mit hochtrabenden, aber ziemlich unsinnigen Slogans organisiert, der mit Methoden arbeitete, die nicht eine Spur der in diesen Slogans bewahrten Prinzipien enthielten. Noch nie hatte irgendein Teil irgendeiner Nation alle anderen Teile besiegt, und erst recht nicht alle anderen Merkmale des nationalen Lebens und der Tradition hinweggefegt, vom König, der Religion, dem Adel, den Geistlichen, der Fahne, dem Kalender und den Ortsnamen bis hin zur Währung. Solch ein Phänomen verdient größte Aufmerksamkeit, besonders angesichts der Tatsache, daß ihm in vielen Ländern genau die gleichen Ausbrüche folgten. Die wichtigste Entdeckung, die solch eine Überprüfung enthüllen wird, ist diese Tatsache: die Revolution war nicht das Werk von Franzosen, um Frankreich zu verbessern. Es war das Werk Fremder, deren Ziel es war, alles, was Frankreich war, zu zerstören. Diese Schlußfolgerung wird durch die Erwähnung von »Ausländern« in hohen Positionen im Revolutionsrat bestätigt, nicht nur von Sir Walter Scott, sondern von Robespierre selbst. Wir haben die Namen von vielen dieser Ausländer, und

es ist eindeutig, daß sie keine Briten, keine Deutsche, oder Italiener oder Angehörige irgendeiner anderen Nation waren. Es handelt sich um Juden. Wir wollen einmal sehen, was die Juden selbst darüber zu sagen haben. In den Protokollen der Weisen von Zion steht: »Erinnern Sie sich an die Französische Revolution, der wir den Beinamen >die Große< gaben. Die Geheimnisse ihrer Vorbereitung sind uns gut bekannt, denn sie war vollständig das Werk unserer Hände. Wir waren die ersten, die in der Masse der Menschen die Worte >Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit< riefen. Die dummen nicht-jüdischen >Abstimmungs-Papageien< flogen von allen Seiten auf diese Köder herunter und trugen dann das Wohl der Welt mit sich fort. Diese Möchte-gern-Weisen der Nichtjuden waren so dumm, daß sie nicht erkennen konnten, daß es in der Natur keine Gleichheit gibt, und daß es keine Freiheit geben kann; wobei natürlich die Freiheit gemeint ist, wie sie von den Sozialisten und Kommunisten verstanden wird, die Freiheit, sein eigenes Land zu zerstören.« Mit diesem sich in unserem Besitz befindenden Wissen werden wir feststellen, daß wir einen Generalschlüssel für die komplizierten Vorgänge der Französischen Revolution besitzen. Das etwas verwirrte Bild von sich auf der Leinwand bewegenden Charaktere und Ereignissen, die uns in unseren Geschichtsbüchern gezeigt wurden, wird plötzlich zu einem konzertierten und einem engverbundenen menschlichen Drama.

Die Finanziers hatten sich etabliert Wenn wir Parallelen zu ziehen beginnen zwischen Frankreich im Jahre 1789, Großbritannien 1640, Rußland 1917, Deutschland und Ungarn 1918/19 und Spanien im Jahre 1936, werden wir fühlen, wie das Drama uns mit einem neuen Gefühl der Realität ergreift. »Eine Revolution ist ein Schlag, der einem Gelähmten erteilt wird.« Trotzdem muß es jedoch offensichtlich sein, daß eine

riesige Organisation und enorme Mittel sowie auch Schläue und Geheimhaltung, die weit über dem Durchschnitt liegen, für eine erfolgreiche Durchführung notwendig sind. Es ist in der Tat erstaunlich, daß Menschen annehmen können, daß »der Mob« oder »das Volk« jemals solch eine komplizierte und teure Operation unternehmen könnten. Das Vorgehen bei der Organisation einer Revolution wird erstens als das Zufügen einer Lähmung und zweitens als das Ausführen des Schlages angesehen. Für das erste Verfahren, der Erzeugung von Lähmung, ist die Geheimhaltung notwendig. Seine äußeren Anzeichen sind Schulden, der Verlust der Kontrolle der Öffentlichkeit und die Existenz von durch Ausländer beeinflußte geheime Organisationen in dem zum Untergang verurteilten Staat.

Die Potentaten der Schuldenmaschine Schulden sind der erste und überwältigende Griff. Durch diesen werden Männer in hohen Positionen beeinflußt, und fremde Mächte und Einflüsse werden in das Staatswesen eingeführt. Wenn der Schuldengriff fest etabliert ist, folgt bald die Kontrolle jeder Form von Publizität und politischen Aktivitäten, zusammen mit den sich in einem festen Griff befindlichen Industriellen. Alles ist dann für einen revolutionären Schlag vorbereitet. Der Griff der rechten Hand zu den Finanzen stellt die Lähmung dar, während die revolutionäre Linke den Dolch hält und den tödlichen Schlag ausführt. Der Verfall der Moral erleichtert den ganzen Vorgang. Im Jahre 1780 trat die finanzielle Lähmung in Frankreich in Erscheinung. Die großen Finanziers der Welt hatten sich fest etabliert. »Sie besaßen einen so großen Anteil an den Goldund Silbervorräten der Welt, daß der größte Teil von Europa, ganz sicher Frankreich, in ihrer Schuld war.« Dies berichtet McNair Wilson in seinem Buch »Das Leben

Napoleons«, und er schreibt weiter: »Ein Wandel grundsätzlicher Art hatte in der wirtschaftlichen Struktur Europas stattgefunden, wobei die alte Basis nicht mehr der Wohlstand war, sondern die Schulden. Im alten Europa wurde der Wohlstand an Hand von Ländereien, Ernteerträgen, Größe der Herden und Mineralien gemessen; aber jetzt war ein neuer Maßstab eingeführt worden, eine Form des Geldes nämlich, die den Titel >Kredit< erhalten hatte.« Obwohl die Schulden des französischen Königreiches beträchtlich waren, waren sie doch keineswegs unüberwindlich, außer, was das Gold betrifft. Hätten sich die Berater des Königs dazu entschlossen, Geld gegen die Sicherheiten der Ländereien und des wahren Wohlstandes Frankreichs auszugeben, hätte die Lage ziemlich leicht wieder richtiggestellt werden können. Jedoch hatte ein Finanzier nach dem anderen, die das von den internationalen Wucherern auferlegte System entweder nicht beenden konnten oder wollten, die Situation fest im Griff. Angesichts solcher Schwäche oder Niederträchtigkeit konnten die Bande der Wucherer nur gewichtiger und schrecklicher werden, denn die Schulden betrafen Gold und Silber, von denen Frankreich weder das eine noch das andere produzierte. Und wer waren die Potentaten der neuen Schuldenmaschine, diese Gold- und Silberspekulanten, denen es gelungen war, das Finanzwesen Europas auf den Kopf zu stellen und echtes Vermögen durch Millionen und Abermillionen wucherischer Darlehen zu ersetzen? In ihrem sehr wichtigen Werk »Okkultistische Theokratie« nennt die verstorbene Lady Queensborough gewisse markante Namen. Sie hat ihre Fakten aus dem Werk »L’Anti-Semitisme« entnommen, das im Jahre 1894 von dem Juden Bernard Lazare geschrieben wurde. In London nennt sie Namen wie Benjamin Goldschmid, dann den seines Bruders Abraham Goldschmid, außerdem den ihres Partners Moses Mocatta und seines Neffens Sir Moses Montifiore, die

direkt in die Finanzierung der Französischen Revolution verwickelt waren, zusammen mit Daniel Itsig aus Berlin und seinem Schwiegersohn David Friedlander sowie Herz Cerfbeer aus dem Elsaß.

Der Ruin der Staaten Diese Namen erinnern an die Protokolle der Weisen von Zion, und in diesen Protokollen steht: »Der Goldstandard ist der Ruin jener Staaten gewesen, die ihn angenommen haben, denn er konnte die Forderungen nach Geld nicht zufriedenstellen, um so mehr, weil wir Gold soweit wie möglich aus dem Umlauf entfernt haben.« Und weiter heißt es: »Darlehen hängen wie ein Damoklesschwert über den Köpfen der Herrscher, die ihre ausgestreckte Hand aufhalten und betteln.« Niemand konnte das zutreffender beschreiben, was Frankreich befiel, als Sir Walter Scott in dem ersten Band seines Buches »Das Leben Napoleons«. Scott beschreibt darin die Situation wie folgt: »Diese Finanziers behandelten die Regierung, wie bankrotte Verschwender von wucherischen Geldverleihern behandelt werden, die ihre Verschwendungssucht mit der einen Hand versorgen und mit der anderen aus ihren ruiniertem Vermögen die unzumutbarsten Entschädigungen für ihre Vorschüsse herausquetschen. Durch eine lange Kette dieser ruinösen Darlehen und den verschiedenen vergebenen Sicherheiten, um sie zu garantieren, wurde das gesamte Finanzwesen Frankreichs in eine totale Verwirrung gestürzt.« In diesen letzten Jahren der wachsenden Verwirrung war König Ludwigs oberster Finanzminister »ein Schweizer« namens Necker, deutscher Abstammung und Sohn eines Professors, über den McNair Wilson schreibt: »Necker hatte seinen Weg in das Finanzministerium des Königs als Vertreter des Schuldensystems

erzwungen und schuldete jenem System die Treue.« Wir können uns leicht vorstellen, welche Politik Necker bei diesem Treueverhältnis betrieb. Und wenn wir dann auch noch die Tatsache betrachten, daß er als waghalsiger und skrupelloser Spekulant bekannt war, können wir verstehen, warum das nationale Finanzwesen Frankreichs unter seiner verhängnisvollen Schirmherrschaft sich rapide verschlechterte, so daß die Regierung des glücklosen Königs nach vier Jahren seiner Manipulationen zusätzliche und weitaus ernsthaftere Schulden in Höhe von 170 000 000 englische Pfund gemacht hatte.

Die revolutionäre Gesellschaft 1730 wurde die Freimaurerei aus England in Frankreich eingeführt. Bis zum Jahre 1771 hatte die freimaurerische Bewegung solche Ausmaße erreicht, daß Phillipe Herzog von Chartres, später von Orleans, Großmeister wurde. Diese Art der Freimaurerei war in ihrem Anfangsstadium größtenteils harmlos, sowohl in ihrer Politik als auch die Mitglieder betreffend, aber wie die Ereignisse bewiesen haben, waren die wirklich antreibenden Geister rücksichtslose und skrupellose »Männer des Blutes«. Der Herzog von Orleans gehörte nicht zu diesem exklusiven Kreis der »Männer des Blutes«. Obwohl er ein Mann mit geringen Prinzipien war, ein verschwendungssüchtiger, eitler und ehrgeiziger Wüstling, hatte er doch keine anderen Motive als die Absetzung des Königs und die Gründung einer demokratischen Monarchie, deren Monarch er selbst sein wollte. Da er außerdem nur geringe Intelligenz besaß, gab er den idealen Strohmann für das erste und gemäßigte Stadium der Revolution ab, sowie er auch ein williges Werkzeug in den Händen der Männer war, die er wahrscheinlich kaum kannte, und die ihn durch die Guillotine hinrichten ließen, kurz nachdem er seine niederträchtige und schändliche Rolle gespielt hatte.

Der Marquis de Mirabeau, der ihm als Leitfigur der Revolution folgte, spielte etwa dieselbe Rolle. Er war ein wesentlich fähigerer Mann als der Herzog von Orleans, aber er war so ein gemeiner Wüstling, daß er von allen in seiner eigenen Klasse gemieden wurde und mehr als einmal auf Veranlassung seines eigenen Vaters ins Gefängnis mußte. Mirabeau war bekannt dafür, daß er von Moses Mendelssohn, dem Führer der jüdischen Illuminaten, finanzielle Unterstützung bekam, und daß er sich mehr in der Gesellschaft der Jüdin Frau Herz befand, als ihr eigener Ehemann. Er war nicht nur eine frühe Gallionsfigur der französischen Freimaurerei in den ehrenhaften Jahren, sondern führte das Illuminatentum in Frankreich ein. Dieses Illuminatentum war eine geheime revolutionäre Gesellschaft hinter der Freimaurerei. Die Illuminaten drangen in alle Logen des Groß-Orients der Freimaurerei ein und wurden von kabbalistischen Juden unterstützt und organisiert. Dabei ist die Tatsache von Interesse, daß der Herzog von Orleans und Talleyrand beide von Mirabeau in das Illuminatentum eingeweiht wurden, kurz nachdem Mirabeau das Illuminatentum aus Frankfurt nach Frankreich eingeführt hatte. Der Orden der Illuminaten wurde am 1. Mai 1776 von Adam Weishaupt gegründet.

Die Träger des Lichts 1785 geschah ein seltsamer Vorfall, durch den es den Anschein hatte, als ob die himmlischen Mächte selbst einen Versuch in letzter Minute machen würden, Frankreich und Europa vor diesen sich zusammenballenden Mächten des Bösen zu warnen. Ein Bote der Illuminaten wurde vom Blitz getroffen und war auf der Stelle tot. Bei der Leiche fand die Polizei Papiere, die von Plänen für eine Weltrevolution handelten. Daraufhin ließ die bayerische Regierung das Hauptquartier der Illuminaten durchsuchen, und eine Menge zusätzliches Beweismaterial wurde entdeckt. Die französischen Behörden

wurden informiert, aber der Vorgang der Lähmung war schon zu weit fortgeschritten, und so wurde in Frankreich nichts unternommen. Bis zum Jahre 1789 gab es in Frankreich mehr als 2000 Logen, die dem Groß-Orient, dem direkten Werkzeug der internationalen Revolution, angegliedert waren, und es gab mehr als 100 000 Meister. So etablierten sich das jüdische Illuminatentum unter Moses Mendelssohn und das Illuminatentum der Freimaurer unter Adam Weishaupt als die inneren Kontrollorgane einer starken geheimen Organisation, die letztendlich im gesamten französischen Staatsgebiet verbreitet war. Unter

den

Illuminaten

arbeitete

der

Groß-Orient

der

Freimaurerei, und unter diesem wiederum die blaue oder nationale Freimaurerei, bis sie im Jahre 1773 von Phillipe von Orleans über Nacht direkt dem Groß-Orient unterstellt wurde. Egalite (von Orleans) hatte keine Ahnung, was für teuflische Kräfte er beschwor, als er diesen Schritt unternahm. Sie waren in der Tat satanisch. Der Name Luzifers bedeutet »Träger des Lichts«, und Illuminaten sind jene, die von diesem Licht erhellt wurden und werden. Als die Generalstände am 5. Mai 1789 in Versailles zusammentraten, war die Lähmung der exekutiven Staatsgewalt durch die geheimen Organisationen vollständig. Die Lähmung durch die Kontrolle der öffentlichen Meinung und der Öffentlichkeit war zu dem Zeitpunkt ebenfalls so weit fortgeschritten, daß man es wagen konnte. Und so wurde es schließlich auch bewältigt. 1780 hatte von Orleans, dank seiner gewagten Glücksspiele und seiner Verschwendungssucht, sein gesamtes Einkommen in Höhe von 800 000 Livres bei den Geldverleihern hypothekarisch belastet. Als Gegenleistung für seinen eigenen Unterhalt unterschrieb er 1781 Papiere, mit denen er seinen Palast,

seine Güter, sein Haus, das Palais Royal, an seine Gläubiger übergab mit der Befugnis, dort ein Zentrum für Politik, zum Drucken und Verfassen von Flugblättern, Glücksspiele, Vorträge, Bordelle, Weinläden, Theater, Kunstgalerien, Leichtathletik und irgendwelche anderen Zwecken zu etablieren, das später jegliche Formen von allen möglichen Spielarten öffentlicher Ausschweifungen bot.

L’Infamie der Jakobiner Tatsächlich benutzten Egalités Finanzherren seinen Namen und seinen Besitz, um eine gewaltige Organisation für Propaganda und Korruption zu installieren, die jeden niedrigsten Instinkt in der menschlichen Natur zu befriedigen versuchte. Sie überschwemmten von hier eine sehr große Anzahl von Menschen mit den schmutzigsten, diffamierendsten und revolutionärsten Machwerken aus ihren Druckerpressen. Scudder schreibt in seinem Buch »Ein Prinz von edlem Geblüht«: »Die Polizei hatte dort mehr zu tun als in all den anderen Teilen der Stadt.« Interessant ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, daß der von den Gläubigern im Palais Royal eingesetzte Generalverwalter ein gewisser Laclos war, ein politischer Abenteurer fremder Herkunft, Autor des Buches »Liaisons Dangereuses« und anderer pornographischer Werke, von dem gesagt wurde, daß er »die Politik der Liebe studierte wegen seiner Liebe zur Politik«. Dieser ständige Strom von Korruption und destruktiver Propaganda war mit einer Reihe systematischer persönlicher Angriffe gemeinster und skrupellosester Art auf all die öffentlichen Personen verbunden, von denen die Jakobiner den Eindruck hatten, daß sie ihnen im Wege stehen könnten. Dieser Vorgang war unter dem Begriff »L’Infamie« bekannt. Marie Antoinette selbst war eines der Hauptziele für diese

typisch jüdische Form des Angriffes. Keine Lüge oder Beschimpfung war zu gemein, als daß sie ihr nicht verpaßt werden konnte. Da Marie Antoinette intelligenter und energischer war als der schwache Ludwig, stellte sie ein beträchtliches Hindernis für die Revolution dar. Sie hatte überdies viele Warnungen bezüglich der Freimaurerei von ihrer Schwester in Österreich erhalten, und sie war sich darum zweifellos zu diesem Zeitpunkt der Bedeutung der Freimaurerei mehr bewußt als einige Jahre vorher, als sie an ihre Schwester geschrieben hatte: »Ich glaube, daß Du, was Frankreich betrifft, Dir zu viel Sorgen über die Freimaurerei machst. Hier ist sie weit davon entfernt, die Bedeutung zu haben, die sie sonstwo in Europa haben mag. Hier ist alles offen, und man weiß alles. Wo könnte dann die Gefahr sein? Man könnte sich sehr wohl Sorgen machen, wenn es sich um eine politische geheime Gesellschaft handeln würde. Aber das Gegenteil ist der Fall: die Regierung läßt es zu, daß sie sich ausbreitet, und sie ist nur das, was sie auch zu sein scheint, ein Verband mit den Zielen der Union und der tätigen Nächstenliebe. Es wird gegessen, gesungen, geredet, was Grund für den König war, zu sagen, daß Menschen, die trinken und singen, nicht der Organisation von Verschwörungen verdächtigt werden können. Es ist auch keine Gesellschaft von Atheisten, denn uns wird berichtet, daß Gott in aller Munde sei. Sie sind sehr menschenfreundlich. Sie ziehen die Kinder ihrer armen und verstorbenen Mitglieder groß. Sie geben ihren Töchtern eine Mitgift. Was kann all das schaden?«

Das Signal zum Massaker Was für ein Schaden könnte es in der Tat sein, wenn diese untadeligen Ambitionen keine dunkleren Pläne verbargen? Die Agenten von Weishaupt, und Mendelssohn berichteten diesen zweifellos über den Inhalt des Briefes der Königin, und wir können uns vorstellen, wie sie sich vor Lachen ausgeschüttet und sich die Hände in großer Selbstzufriedenheit gerieben

haben, Hände, die nur darauf warteten, das Leben Frankreichs und seiner Königin zu zerstören, und die zur angebrachten Stunde das Signal geben würden, das die geheime Verschwörung in die »September-Massaker« und das Blutbad der Guillotine verwandeln würde. Um die Kampagne der Verunglimpfung gegen die Königin weiter zu fördern, wurde zu der Zeit ein ausgeklügelter Streich arrangiert, als die Finanziers und Kornspekulanten bewußt die Bedingung für die Armut und den Hunger in Paris schufen. Beim Hofjuwelier wurde von einem Vermittler der Jakobiner eine mit Diamanten besetzte Kette im Wert von fast einer Viertelmillion im Namen der Königin bestellt. Die arme Königin wußte nichts von dieser Angelegenheit, bis die Kette ihr persönlich zur Entgegennahme überbracht wurde. Sie stritt natürlich ab, irgend etwas mit dieser Sache zu tun zu haben, und verwies darauf, daß sie es für falsch halten würde, solch ein kostbares Schmuckstück zu einem Zeitpunkt zu bestellen, wo Frankreich sich doch in einer so sehr schlechten finanziellen Position befände. Die Druckerpressen des Palais Royal griffen jedoch mit voller Wucht dieses Thema auf, und alle Arten von Kritik wurden auf die Königin losgelassen. Dann wurde ein weiterer Skandal für die Presse eingefädelt. Eine Prostituierte vom Palais Royal mußte sich als Königin verkleiden, und durch einen gefälschten Brief wurde der Kardinal Prinz von Rohan dazu veranlaßt, die angebliche Königin um Mitternacht im Palais Royal zu treffen in der Annahme, daß die Königin ihn in der Angelegenheit wegen der Kette um Rat fragen möchte. Die Feststellung erübrigt sich, daß diese Begebenheit sofort den Druckerpressen und Verfassern von Flugblättern berichtet wurde, die darauf sofort eine weitere Kampagne starteten, die niederträchtigsten Andeutungen in bezug auf die ganze Angelegenheit enthielten, die man sich nur vorstellen konnte.

Der treibende Geist hinter der Angelegenheit war Cagliostro alias Joseph Balsamo, ein Jude aus Palermo, Doktor der kabbalistischen Kunst und Mitglied der Illuminaten, in deren Kreis er 1776 von Weishaupt in Frankfurt eingeführt wurde. Als die Kette endlich ihren Zweck erfüllt hatte, wurde sie nach London geschickt, wo die meisten der Steine von dem Juden Eliason eingezogen wurden.

Marionetten der wirklichen Mächte Angriffe ähnlicher Art wurden gegen viele andere anständige Leute gerichtet, die sich dem Einfluß der Jakobiner-Klubs widersetzten. Nach acht Jahren dieser Arbeit war das Verfahren der Lähmung durch abgeschlossen.

die

Beherrschung

der

Öffentlichkeit

Als die Finanziers 1789 den König dazu zwangen, die Generalstände zusammenzurufen, war daher der erste Abschnitt ihrer Pläne für eine Revolution, das heißt die allgemeine Lähmung, in jeder Hinsicht erreicht. Jetzt mußte nur noch der Schlag oder die Reihe von Schlägen ausgeteilt werden, die Frankreich seines Thrones, seiner Kirche, seiner Verfassung, seiner Adligen, seiner Geistlichen, seiner Gentry, seiner Bourgeoisie, seiner Traditionen und seiner Kultur berauben sollte und die, wenn die Arbeit der Guillotine getan war, an ihrer Stelle Holzhauer und Wasserträger als Bürger unter einer fremden finanziellen Diktatur hinterlassen würden. Von 1789 an wurde ein revolutionärer Akt nach dem anderen in Gang gebracht. Jeder war gewaltiger als der vorangegangene; jeder entlarvte neue Forderungen und noch gewalttätigere Führer. Jeder dieser Führer, nur Marionetten der wirklichen Mächte hinter der Revolution, wird der Reihe nach beiseite geschoben, und sein Kopf rollt in den Korb zu denen der Opfer von gestern.

Phillipe Egalite, Herzog von Orleans, wurde dazu benutzt, den Boden für die Revolution vorzubereiten, die Anfänge des revolutionären Clubs mit seinem Namen und seinem Einfluß zu beschützen, der Freimaurerei und dem Palais Royal zum Durchbruch zu verhelfen und solche Handlungen wie den Marsch der Frauen nach Versailles zu unterstützen. Bei dieser Gelegenheit waren die »Frauen« meist Männer in Verkleidung. Der Herzog von Orleans hatte den Eindruck, daß der König und die Königin von diesem Mob ermordet werden könnten, und er selbst dann zum demokratischen König proklamiert werden würde. Die wirklichen Organisatoren dieses Marsches hatten jedoch andere Pläne vor Augen. Ein Hauptziel war die Sicherung des Umzugs der königlichen Familie nach Paris, wo sie von dem Schutz der Armee befreit sein würde und sich im Einflußbereich der Gemeinden oder des Pariser Grafschaftsrates, in dem die Jakobiner die Mächtigen waren, befinden würden. Sie benutzten Egalite weiterhin bis zu dem Zeitpunkt der Abstimmung über das Leben des Königs, wobei er seine erbärmliche Karriere damit krönte, daß er die offene Abstimmung anführte und für den Tod seines Cousins stimmte. Seine Herren hatten danach keinen weiteren Verwendungszweck für seine Dienste, und sehr bald folgte er seinem Cousin inmitten der Verwünschungen aller Klassen zur Guillotine. Mirabeau spielte eine ähnliche Rolle wie Egalite. Er hatte beabsichtigt, daß die Revolution dann enden sollte, wenn Ludwig als demokratischer Monarch und er selbst als Hauptberater eingesetzt worden wären. Er hatte nicht den Wunsch, daß dem König Gewalt zugefügt werden sollte. Im Gegenteil: In den letzten Tagen vor seinem mysteriösen Tod durch Gift setzte er alle seine Bemühungen ein, den König von Paris entfernen zu lassen und ihn der Obhut königstreuer Generäle, die noch seine Armee befehligten, anzuvertrauen. Er war der letzte der Gemäßigten und Monarchisten, die den Jakobiner-Klub in Paris beherrschten, dieses blutrünstige

Zentrum der Revolution, das aus den geheimen Clubs der Freimaurer des Groß-Orients und der Illuminaten zustande gekommen war. Es war Mirabeaus laute Stimme, die die wachsende Wut der darin herumschwirrenden mordgierigen Fanatiker in Schach hielt. Es besteht kein Zweifel daran, daß er endlich das wahre Wesen und die Stärke des Untiers erkannte, an dessen Entfesselung er so lange und so emsig mitgearbeitet hatte. Bei seinem letzten Versuch, die königliche Familie zu retten, indem er sie aus Paris schleuste, gelang es ihm tatsächlich, die gesamte Opposition im Jakobiner-Klub niederzuschreien. An dem Abend starb er infolge einer plötzlichen und heftigen Krankheit, und, wie der Autor der »Diamantenkette« schreibt: »Ludwig war nicht unwissend, daß Mirabeau vergiftet worden war.« Daher wurde auch Mirabeau wie Phillipe Egalite und später Danton und Robespierre von der Bühne entfernt, als er seine Rolle gespielt hatte. Das erinnert an eine Stelle in den Protokollen der Weisen von Zion, wo es heißt: »Wir richten Freimaurer in solcher Weise hin, daß niemand außer der Brüderschaft jemals Verdacht hegen kann bezüglich der Ausführung.« Und an anderer Stelle steht: »Auf diese Weise werden wir mit jenen nicht-jüdischen Freimaurern verfahren, die zu viel wissen.« E. Scudder schreibt in seinem Buch »Das Leben von Mirabeau«: »Er starb zu einem Zeitpunkt, zu dem der Revolution noch hätte Einhalt geboten werden können.«

Die Forderung lautete Blut Die Figur des Lafayette beherrscht die Szene bei etlichen wichtigen Gelegenheiten in diesen ersten revolutionären Phasen. Er war einer jener einfachen Freimaurer, die nicht wissen, wohin sie getragen werden, in einem Schiff sitzend,

das sie noch nicht vollständig erforscht haben, und Strömungen ausgeliefert, denen sie völlig unwissend gegenüberstehen. Er war beliebt bei den revolutionären Massen, handhabte jedoch gleichzeitig auf strenge Weise etliche beginnende Ausbrüche von revolutionärer Gewalttätigkeit, besonders bei dem Marsch der Frauen nach Versailles, während des Angriffes auf die Tuillerien und beim Champs de Mars. Er wünschte auch die Gründung einer demokratischen Demokratie und unterstützte keine Bedrohung des Königs, selbst von Phillipe Egalité, den er mit äußerster Feindseligkeit während des Marsches der Frauen nach Versailles und danach behandelte, weil er glaubte, daß Egalité bei jener Gelegenheit die Ermordung des Königs und die widerrechtliche Aneignung der Krone beabsichtigte. Er wurde offensichtlich zu einem Hindernis für die Mächte hinter der Revolution und wurde darum zu einem Krieg gegen Österreich geschickt, zu dessen Erklärung Ludwig von der Nationalversammlung gezwungen worden war. Einmal kehrte er dann tatsächlich schnell nach Paris zurück, um den König zu retten, aber er wurde sofort wieder in den Krieg geschickt. Mirabeaus Tod folgte, und Ludwigs Schicksal war besiegelt. Die wilden Figuren des Danton, Marat, Robespierre und der Fanatiker des Jakobiner-Klubs beherrschten die Szene. Im

September

1792

wurden

die

schrecklichen

»September-

Massaker« verübt. 8000 Menschen wurden allein in den Gefängnissen von Paris ermordet, und viele weitere Tausend im ganzen Land. Es sollte hier vermerkt werden, daß diese Opfer gefangengenommen und bis zum Zeitpunkt des Massakers in den Gefängnissen von einem gewissen Manuel festgehalten wurden. Sir Walter Scott verstand offensichtlich sehr viel von den Einflüssen, die hinter den Kulissen an der Arbeit waren. In dem zweiten Band seines Buches »Das Leben von Napoleon« schreibt er: »Die Forderung des Gemeinwesens von Paris (das heißt, der Pariser Grafschaftsrat, das Gegenstück des L. C. C.

in London) und des Sanhedrin der Jakobiner lautete: Blut.« Und weiter heißt es bei Scott: »Die Macht der Jakobiner war in Paris unwiderstehlich, wo Robespierre, Danton und Marat sich die hohen Positionen in der Synagoge teilten.«

Kult des höchsten Wesens Sir Walter Scott schreibt in dem Werk außerdem über die Gemeinde und stellt fest: »Die Hauptführer der Gemeinde scheinen Ausländer gewesen zu sein.« Einige der Namen dieser »Ausländer« sollte man sich merken. Da war Chlodero de Laclos, Manager des Palais Royal, von dem man sagte, er sei spanischer Abstammung. Dann war da Manuel, der Zuhälter der Gemeinde, der bereits erwähnt worden ist. Er war es, der den Angriff auf das Königshaus im Konvent startete, der mit der Hinrichtung von Ludwig und Marie Antoinette seinen Höhepunkt erlebte. Ferner gab es David, den Maler, ein führendes Mitglied des Komitees für öffentliche Sicherheit, das seine Opfer »unter Anklage stellte«. Seine Stimme war immer sehr laut und forderte den Tod. Sir Walter Scott schreibt, daß dieser Fanatiker gewöhnlich sein blutiges Tagewerk mit der professionellen Redewendung zerkleinern« einleitete.

»lasst

uns

genügend

Rote

David führte den Kult des höchsten Wesens ein und organisierte die Leitung dieses heidnischen Mummenschanzes, der für jedes äußerliche Anzeichen rationaler Hingabe herhalten mußte. Da waren noch Reubel und Gohir, zwei der fünf »Direktoren«, die mit einem Rat der Ältesten nach dem Sturz Robespierres die Regierung, bekannt als Direktorium, bildeten. Die Ausdrücke »Direktoren« und »Älteste« sind natürlich charakteristisch für die Juden. Eine andere Beobachtung sollte hier erwähnt werden: Nämlich,

daß dieses wichtige Werk in neueren Werken von Sir Walter Scott, das so viel von der echten Wahrheit enthüllt, praktisch unbekannt ist, niemals neu aufgelegt wird, wenn seine Werke wieder einmal erscheinen, und fast nirgends zu erhalten ist. Jene, die mit der jüdischen Methode vertraut sind, werden die volle Bedeutung dieser Tatsache verstehen und auch die zusätzliche Bedeutung, die dadurch Sir Walter Scotts Beweismaterial verliehen wird, was die Mächte hinter der Französischen Revolution betrifft. Lassen Sie uns aber zum Schauplatz in Paris zurückkehren. Robespierre bleibt nun allein und offensichtlich Herr der Kulisse, aber dieses wiederum war auch nur scheinbar so. Schauen wir in das Buch eines gewissen G. Renier mit dem Titel »Leben des Robespierre« hinein. Renier schreibt, als hätte er die jüdischen Geheimnisse zu seiner Verfügung: »Von April bis Juli 1794 – dem Sturz Robespierres – war der Terror auf seinem Höhepunkt. Es war niemals die Diktatur eines einzigen Mannes, erst recht nicht die von Robespierre. Etwa 20 Männer teilten sich die Macht. Sie gehörten zum Komitee für öffentliche und allgemeine Sicherheit.«

Die Apostel des Atheismus »Am 28. Juli 1794«, um Renier weiter zu zitieren, »hielt Robespierre eine lange Rede vor dem Konvent, eine Philippika gegen Ultra-Terroristen, und murmelte undeutliche allgemeine Anschuldigungen. >Ich wage es nicht, sie zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort beim Namen zu nennen. Ich kann mich selbst nicht vollständig dazu bringen, den Schleier zu zerreißen, der dieses tiefe Geheimnis der Ungeheuerlichkeit bedeckt. Aber ich kann ganz sicher bestätigen, daß sich unter den Verfassern dieser Verschwörung die Agenten jenes Systems der Korruption und Verschwendungssucht befinden, das das einflußreichste aller von Ausländern für den Ruin der Republik erfundenen Mittel war. Ich spreche von den unsauberen Aposteln des Atheismus und der Unmoral, die dort zugrunde liegt.Mein Kampf< geschrieben hatte, paßt, und es ist erstaunlich, wie sehr er seiner eigenen Bibel in anderer Hinsicht folgte.« Wenn das neugefundene Wissen von Hitlers Sorge um die Bewahrung des Britischen Empires kürzlich die Menschen in diesem Land überraschte, so muß es für sie ganz sicher ein echter Schock gewesen sein zu erfahren, daß Präsident Franklin D. Roosevelt auf der anderen Seite sein unversöhnlicher Feind war. Er war nicht nur ein Pro-Kommunist jüdischen Ursprungs, sondern er machte klar, daß er, bevor er Amerika in den Krieg brachte, den Wunsch hatte, das Britische Empire aufzulösen.

Wie sich die Zukunft gestalten wird Sein Sohn in seinem es sah«) Berichtes

Oberst Elliot Roosevelt macht diesen letzten Punkt in den USA erschienenen Buch »As He Saw It« (»Wie er sehr deutlich. Auf den Seiten 19 bis 28 dieses berichtet uns Oberst Roosevelt, daß sein Vater im

August 1941 sich zu einem Treffen mit Mr. Churchill an Bord eines Kriegsschiffes in der Argentia Bucht begab, obwohl er dem amerikanischen Volk mitgeteilt hatte, daß er zum Angeln fahren würde. Er berichtet weiter, daß Lord Beaverbrook, Sir Edward Cadogan, Lord Cherwell und Mr. Averil Harriman anwesend gewesen seien. Auf Seite 35 zitiert er seinen Vater, der gesagt habe: »Nach dem Krieg muß es die größtmögliche Handelsfreiheit geben, keine künstlichen Barrieren.« Churchill bezog das auf die Handelsabkommen des Britischen Empires. Roosevelt sagte dann weiter: »Jene Handelsabkommen des Empires sind der zur Debatte stehende Punkt. Ihretwegen sind die Völker Indiens, Afrikas und des ganzen kolonialen Fernen Ostens immer noch auf ihrem zurückgebliebenen Entwicklungsstand. Ich kann es nicht glauben, daß wir einen Krieg gegen die faschistische Sklaverei führen und nicht gleichzeitig daran arbeiten, die Menschen auf der ganzen Welt von einer zurückgebliebenen Kolonialpolitik zu befreien. Der Frieden kann keinen fortgeführten Despotismus beinhalten.« Dieses offene Gerede gegen das Britische Empire wurde so deutlich, daß Oberst Roosevelt auf Seite 31 berichtet, daß Churchill gesagt habe: »Herr Präsident, ich glaube, sie wollen das Britische Empire abschaffen.« Dieser Kommentar traf fast ins Schwarze, da der US-Präsident davon gesprochen hatte, daß Indien, Birma, Ägypten, Palästina, Indochina, Indonesien und alle afrikanischen Kolonien »befreit« werden müßten. Auf Seite 115 berichtet der Oberst, daß sein Vater weiter gesagt habe: »Glaube nur keinen Augenblick, Elliot, daß die Amerikaner heute Abend im Pazifik sterben würden, wenn nicht die kurzsichtige Gier der Franzosen, der Briten und der Holländer gewesen wäre. Sollen wir es zulassen, daß sie das alles noch einmal machen?«

Den Teufel zum Freund Dieses waren jedoch überhaupt nicht die Gründe, die für den Krieg herhalten mußten und für die die Amerikaner zu sterben glaubten. Der amerikanische Präsident bezieht sich eigentlich überhaupt nicht auf irgendwelche Vorwände, die seinen Landsleuten für den Krieg gegeben worden waren. Den Briten, von denen eine größere Anzahl starb, wurde im Gegenteil gesagt, daß sie sterben müßten, um ihr Empire gegen Hitlers böse Pläne zu verteidigen. Sie hatten keine Ahnung, daß es ihr sogenannter Verbündeter war, der ihre Zerstörung plante. »Wenn wir den Krieg gewonnen haben«, so wird eine Aussage des amerikanischen Präsidenten auf Seite 116 wiedergegeben, »werde ich dafür sorgen, daß die USA nicht zu irgendwelchen Plänen überredet werden, durch die dem Britischen Empire bei seinen imperialistischen Ambitionen geholfen wird.« Und einige Seiten später heißt es: »Ich habe versucht, Winston und den anderen klarzumachen, daß sie nie auf die Idee kommen sollten, daß wir dabei seien, nur um ihnen dabei zu helfen, an ihren veralteten und mittelalterlichen Vorstellungen vom Empire festzuhalten.« Obwohl, wie wir gesehen haben, Churchill in diesem Buch von Zeit zu Zeit als ein wenig pikiert wegen der Erklärungen des amerikanischen Präsidenten bezüglich der Liquidierung des Empires dargestellt wird, hielt es ihn nicht davon ab, sich selbst später im Unterhaus als »Roosevelts begeisterter Leutnant« zu bezeichnen. Churchill erklärte nicht – und hat es bis heute nicht getan – unter welchen besonderen Umständen der britische Premierminister des Königs ein begeisterter Leutnant eines republikanischen Präsidenten sein konnte, dessen Plan es war, das Empire des Monarchen zu zerstören. Bei einer anderen

Gelegenheit machte Churchill eine ähnlich hintergründige Bemerkung: »Es gehört nicht zu meinen Pflichten«, versicherte er dem Unterhaus, »der Liquidierung des Britischen Empires vorzustehen.« Genau! Und ebenso wenig gehörte es zu seinen Pflichten, sich selbst zum begeisterten Leutnant des zukünftigen Liquidators zu ernennen, als er davon erfuhr, daß das Empire liquidiert werden sollte. Und ebenso wenig, so können wir hinzufügen, gehörte es zu seinen Pflichten, als Verteidigungsminister, dem die Admiralität und andere Codes zur Verfügung standen, als Chamberlains – wenn auch nicht sehr eifriger – Leutnant eine persönliche Korrespondenz der Art zu führen, wie er sie mit US-Präsident Roosevelt mittels des obersten Geheimdienstcodes des amerikanischen Außenministeriums unterhielt.

Die Rolle von Roosevelt Erst 1948 bekam ich Beweismaterial, das das obenstehende untermauerte, aus absolut zuverlässigen amerikanischen Quellen in die Hände; es war authentisch und ausgezeichnet dokumentiert. Ich beziehe mich vor allem auf das Buch von Professor Charles Beard mit dem Titel »President Roosevelt and the Coming of the War« (»Präsident Roosevelt und das Nahen des Krieges«), das von der Yale University Press im April 1948 veröffentlicht wurde.

Dieses Buch, das die ganze Autorität seines angesehenen Verfassers hinter sich hat, ist nichts weiter als eine enorme Beschuldigung Präsident Roosevelts in drei Hauptanliegen.

Erstens, daß Roosevelt sich aufgrund von wiederholten Versprechen wählen ließ, daß er die USA aus einem europäischen Krieg heraushalten würde; zweitens, daß er unaufhörlich und ganz offensichtlich nicht nur seine Versprechungen an das

amerikanische Volk, sondern auch alle Gesetze der Neutralität ignorierte; drittens, daß er in einem vorher festgelegten Augenblick absichtlich diesen von ihm geführten kalten Krieg in einen offenen Krieg verwandelte, in dem er den Japanern ein Ultimatum schickte, von dem sich niemand vorstellen konnte, daß es etwas anderes als den sofortigen Krieg bewirken könnte.

Von den vielen genannten Beispielen, die sich auf das erste Anliegen beziehen, zitiere ich aus dem Buch von Beard: »Am 30. Oktober 1940 in Boston war Roosevelt noch nachdrücklicher, denn er erklärte: >Ich habe dieses schon einmal gesagt, und ich werde es immer, immer wieder sagen: Eure Jungs werden in keine ausländischen Kriege geschickt.
Sie können daher jegliches Gerede über die Verschickung von Armeen nach Europa als absichtliche Unwahrheit festnageln.Entscheidung< der Vereinten Nationen unterstützen sollten. Ich wies darauf hin, daß die Vereinten Nationen bis jetzt noch keine >Entscheidung< gefällt hätten, daß es sich nur um eine Empfehlung der Generalversammlung handelte. Und ich meinte, daß die Methoden, die Leute außerhalb des exekutiven Zweiges der Regierung angewendet hatten, um andere Nationen in der Generalversammlung der Nötigung und dem Zwang auszusetzen, dicht an der Grenze zu einem Skandal lagen.

Ich sagte, daß ich mich nur in der Richtung bemühte, die Frage aus der Politik auszuklammern, das heißt, die Zustimmung der beiden Parteien zu erhalten, daß sie in dieser Angelegenheit nicht um Wählerstimmen kämpfen würden. Er sagte, daß das unmöglich ist, daß die Nation zu sehr verpflichtet sei und daß überdies die Demokratische Partei durch solch ein Abkommen verlieren und die Republikaner gewinnen müßten. Ich sagte, daß ich mich gezwungen sähe, vor ihm zu wiederholen, was ich als Antwort zu Senator McGraths Beobachtung gesagt hatte, der meinte, daß uns die Staaten New York, Pennsylvania und Kalifornien verloren gingen, wenn wir den Zionisten nicht zustimmen würden. Ich sagte weiter, daß ich dachte, es sei an der Zeit, daß jemand einmal in Erwägung ziehen sollte, ob wir

nicht die Vereinigten Staaten verlieren könnten.«

Nach einer kurzen Notiz vom Herausgeber der Tagebücher geht der Eintrag für den 3. Februar 1948 weiter: »Zu Mittag gegessen mit B. M. Baruch. Nach dem Essen besprach ich dieselbe Frage mit ihm. Er gab mir den Rat, in dieser Angelegenheit nicht aktiv zu sein, und daß ich schon bis zu einem Grad, der nicht in meinem Interesse war, mit Opposition gegen die Politik der Vereinten Nationen bezüglich Palästina gleichgesetzt wurde.«

Zu etwa diesem Zeitpunkt wurde in der Presse und den Zeitschriften der Vereinigten Staaten eine Kampagne noch nie dagewesener Verleumdung und Verunglimpfung gegen Forrestal gestartet. Dieses schien ihn so sehr angegriffen zu haben, daß er im März 1949 sein Amt als US-Verteidigungsminister niederlegte, und am 22. des Monats wurde er tot aufgefunden, nachdem er aus einem sehr hoch gelegenen Fenster gefallen war.

Es ist ein teuflischer Plan Wenn wir über diese blutigen Geschehnisse von der Zeit König Charles I. bis zu unserer Zeit nachdenken, können wir schließlich nur einen Grund für Befriedigung, wenn solch ein Wort überhaupt paßt, finden. Es ist das erste Mal, daß wir jetzt die unterschwelligen Einflüsse aufspüren können, die diese schrecklichen Ereignisse in der europäischen Geschichte erklären.

Im Licht unseres heutigen Wissens können wir jetzt die wahre Bedeutung dieser schrecklichen Geschehnisse erkennen und verstehen. Anstatt von einzelnen, nicht miteinander in Verbindung stehenden Ereignissen zu sprechen, können wir jetzt den gnadenlosen Einsatz eines teuflischen Planes erkennen. Und da wir das sehen und verstehen, befinden wir uns in der Lage, in Zukunft Schritte zu unternehmen, alle jene Werte zu schützen, die wir lieben und die uns etwas bedeuten und die dieser Plan eindeutig zu zerstören sucht.

Endlich können wir damit beginnen, den Planern und Ausführern dieses Planes entgegenzutreten, da wir jetzt über ihn und ihre Methoden etwas wissen, was bis jetzt nur ihnen allein bekannt war. Mit anderen Worten, da wir jetzt vorgewarnt sind, ist es unsere Schuld, wenn wir nicht vorbereitet sind.

Wir sollten nicht solche Worte wie die des Juden Marcus Eli Ravage vergessen, der im Januar 1928 im »Jahrhundertmagazin USA« schrieb: »Wir haben nicht nur beim letzten Krieg, sondern bei all euren Kriegen, tatenlos danebengestanden; und nicht nur bei der Russischen, sondern bei all euren erwähnenswerten Revolutionen in eurer Geschichte Abstand genommen.«

Wir sollten auch jene Worte von Professor Harald Laski nicht vergessen, der am 11. Januar 1942 im »New Statesman and Nation« schrieb: »Denn dieser Krieg ist im wesentlichen nur eine riesige Revolution, in der der Krieg von 1914, die Russische Revolution und die Gegenrevolutionen auf dem Kontinent frühere Phasen sind.«

Auch die Warnung von jenem bedeutenden jüdisch-amerikanischen Rechtsanwalt, Verleger und Reporter, Henry Klein, sollten wir nicht vergessen: »Die Protokolle umfassen den Plan, durch den

eine Handvoll Juden, die den Sanhedrin bilden, beabsichtigt, die Welt zu regieren, indem sie zuerst die christliche Zivilisation zerstören. Meiner Meinung nach sind die Protokolle nicht nur echt, sondern sie sind fast gänzlich erfüllt worden.«

Archibald M. Ramsay, London, 1954

Zur Person Hauptmann Archibald Maule Ramsay ist in Eton zur Schule gegangen, wurde auf der königlichen Militärschule in Sandhurst ausgebildet und diente im Ersten Weltkrieg im zweiten Bataillon der Coldstream Gards bis er 1916 schwer verwundet wurde, danach im Hauptquartier des Regiments sowie dem Kriegsministerium und der britischen Kriegsmission in Paris bis zum Ende des Krieges.

Im Jahr 1931 wurde er zum Mitglied des Parlaments für Midlothian und Peeblesshire.

Nachdem er am 23. Mai 1940 auf Grund der Vorschrift 18B festgenommen worden war, wurde er bis zum 26. September 1944 in einer Zelle im Gefängnis von Brixton ohne Anklage und ohne Prozeß festgehalten. Am darauffolgenden Morgen nahm er seinen Sitz im Unterhaus wieder ein und blieb dort bis zum Ende jener Parlamentsperiode im Jahr 1945. Ramsay: »Während meiner gesamten Laufbahn als Parlamentarier habe ich immer eine offene und nicht nachlassende Attacke gegen den Bolschewismus und seine Verbündeten geführt.

Tatsächlich habe ich diesen Widerstand begonnen, lange bevor ich ein Mitglied des englischen Parlaments wurde«. »The Nameless War« von Archibald Maule Ramsay erscheint hiermit zum ersten Mal als Buch in deutscher Sprache. Die Ausgabe dieser Schrift in englischer Sprache wurde 1954 abgeschlossen. Die erste Veröffentlichung des Textes von Ramsay erfolgte in der Zeitschrift »Diagnosen«, sie heißt heute »Code«.

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