Gloria Romanorum: Schriften zur Spätantike. Zum 75. Geburtstag der Verfasserin am 6. Juni 2001 3515079181, 9783515079181

Herausgegeben von Heinz Bellen und Hans-Markus von Kaenel. Mit zahlreichen Abbildungen. Die Beiträge dieser Auswahl um

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German, English, French Pages xii+382 [400] Year 2001

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Gloria Romanorum: Schriften zur Spätantike. Zum 75. Geburtstag der Verfasserin am 6. Juni 2001
 3515079181, 9783515079181

Table of contents :
1. Die constantinische Goldprägung in Trier [ 1958] 1
2. [Zusammen mit D. KIENAST:] Zu P. Bruuns Datierung der Schlacht an der Milvischen Brücke [1961] 44
3. Die Sol Comes-Münze vom Jahre 325. Neues zur Bekehrung Constantins [ 1964] 52
4. Gallien um 317 n.Chr. Zum Datum des Gesetzes Cod. Theod. 9,22,1 [1969] 60
5. Die Niederemmeier 'Kaiserfibel': zum Datum des ersten Krieges zwischen Konstantin und Licinius [1976] 64
6. NOBILITAS AVGVSTI — NOBILISSIMVS CAESAR. Ein Beitrag zum Selbstverständnis römischer Kaiser [1981] 81
7. Historische Wirklichkeit — historische Wahrheit: Constantin und das Kreuzszepter [1989] 91
8. Der Rebell als Retter [1999] 100
Trier
9. Helena nobilissima femina. Zur Deutung der Trierer Deckengemälde [1960] 111
10. Zum Datum der Aufgabe der Residenz Treviri unter Stilicho [1970] 126
11. Neufunde von 'exagia solidi' in Treviri/Trier [1989] 134
12. Das Trierer Stadtbild auf Constantins Goldmultiplum: ein Jahrhundertirrtum [1991] 143
13. PROVIDENTIA AUGUSTI. To the question of Limes fortifications in the 4th century [1955] 154
14. Zum Lyoner Bleimedaillon [1958] 167
15. Zu den Militärreformen des Kaisers Gallienus [1959] 173
16. Die Münzanhänger aus dem Frauengrab Heilbronn-Böckingen [1962] 178
17. Zum Ring der Königin Amegunde [1963] 195
18. Le trésor de Wiesbaden-Kastel (IVe-Ve siècles) [1968] 198
19. Das Goldmedaillon Theoderichs des Großen [1978] 204
20. Das Goldmultiplum Theoderichs des Großen. Neue Überlegungen [1988] 211
Bilder
21. Signum Deae. Die kaiserzeitlichen Vorgänger des Reichsapfels [1961] 215
22. Münzen des 4. Jahrhunderts mit christlichen Kaiserbildnissen. Wesen und Werden des christlichen Kaiserbildes auf Münzen des 4. Jahrhunderts [1965] 229
23. Die Bedeutung des Repräsentationsbildes in der Spätantike [1980] 244
24. Schildbilder der römischen Kaiser auf Münzen und Multipla [1987] 251
25. SECVRITAS PERPETVA(E). Rückgriff zur constantinischen Zeit auf einen seltsamen Münztyp des Commodus [1996] 264
26. Das 'labarum' auf römischen Münzen [1998] 270
Münzen
27. Epigraphische Beiträge zur römischen Münztechnik bis auf Konstantin den Großen [1959] 288
28. Die Münzen aus einer Brunnenverfüllung in Köln [1961] 300
29. Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr. [1963] 308
30. Rez.: P. M. BRUUN, The Roman Imperial Coinage, Bd. 7: Constantine and Licinius, A.D. 313-337 (London 1966) [1968] 332
31. Die Münzprägung der Spätantike (284-476 n. Chr.) [2000] 337
Anhang. Schriftenverzeichnis Maria R.-Alföldi 368

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Maria R.-Alföldi GLORIA ROMANORVM

HISTORIA ZEITSCHRIFT FÜR ALTE GESCHICHTE REVUE D’HISTOIRE ANCIENNE JOURNAL OF ANCIENT HISTORY RIVISTA DI STORIA ANTICA

EINZELSCHRIFTEN HERAUSGEGEBEN VON MORTIMER CHAMBERS/LOS ANGELES HEINZ HEINEN/TRIER MARTIN JEHNE/DRESDEN FRANÇOIS PASCHOUD/GENEVE HILDEGARD TEMPORINI/TÜBINGEN

HEFT 153

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART 2001

MARIA R.-ALFÖLDI

GLORIA ROMANORVM SCHRIFTEN ZUR SPÄTANTIKE ZUM 75. GEBURTSTAG DER VERFASSERIN AM 6. JUNI 2001

HERAUSGEGEBEN VON HEINZ BELLEN UND HANS-MARKUS VON KAENEL

MIT ZAHLREICHEN ABBILDUNGEN

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART 2001

Die Deutsche Bibliothek - CIP-Einheitsaufnahme Alföldi, Maria R.-: Gloria Romanorum : Schriften zur Spätantike ; zum 75. Geburtstag der Verfasserin am 6. Juni 2001 / Maria R.-Alföldi. Hrsg, von Heinz Bellen und Hans-Markus von Kaenel. - Stuttgart : Steiner, 2001 (Historia : Einzelschriften ; H. 153) ISBN 3-515-07918-1

ISO 9706

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzuläs­ sig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen.Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. © 2001 by Franz Steiner Verlag Stuttgart. Druck: Rheinhessische Druckwerkstätte, Alzey. Printed in Germany

GLORIA ROMANORVM Thronende Constantinopolis mit Langzepter und mit Victoria auf Globus 355-361 n. Chr. (Stark vergrößerte R ückseite eines G oldm edaillons Constantius' II. im Badischen Landesm useum , Karlsruhe)

Vorwort

Im inhaltlich wie methodisch breiten wissenschaftlichen Oeuvre von Maria R.-Alföldi nehmen die Schriften zur Spätantike einen zentralen Platz ein. Dies ist gewiß kein Zufall, vielmehr eröffneten ihr das Studium der Altertumswissenschaften in Budapest, einer Stadt, in der jene Jahrhunderte in vielfältiger Weise gegenwärtig sind, und die von einem überragenden akademischen Lehrer vorgelebte souveräne Vertrautheit mit den unter­ schiedlichen Quellengattungen den Zugang zu dieser so besonderen und faszinierenden Epoche. Frühe praktische Arbeit im Museum und auf Ausgrabungsplätzen in der ehe­ maligen römischen Provinz Pannonien taten das Ihre dazu. Schon die ersten beiden Veröffentlichungen der 20jährigen Studentin befaßten sich mit spätantiken Münztypen, die Münzstätten der Spätantike waren Gegenstand ihrer Dissertation (Budapest 1948), der constantinischen Goldprägung galt ihre Habilitationsschrift (München 1961). Mün­ zen bilden die bevorzugte, jedoch von Maria R.-Alföldi nie ausschließlich und nie einseitig behandelte Quellengattung. Stets lenkt sie ihren Blick vom konkreten Gegen­ stand auf die übergeordneten Zusammenhänge und die wichtigen historischen Fragen. Die hier getroffene Auswahl umfaßt Beiträge, die im Laufe eines Zeitraumes von rund 45 Jahren in den verschiedensten Zeitschriften, Festschriften und Sammelbänden erschie­ nen sind. Die Anlässe, aus denen sie entstanden, zeichnen den Lebensweg der Jubilarin nach, der sie 1957 unter dramatischen Umständen aus Budapest Uber Wien nach Mün­ chen und von dort später nach Frankfurt a. M. führte, wo sie 1961 einen neuen und dau­ erhaften Wirkungskreis fand. In unterschiedlichen Funktionen lehrte Maria R.-Alföldi an der Johann Wolfgang Goethe-Universität, als Dozentin, Wissenschaftliche Rätin und von 1973 bis zu ihrer Emeritierung im Jahre 1991 als Universitätsprofessorin (Lehrstuhl für »Hilfswissenschaften der Alterumskunde sowie Geschichte und Kultur der Römischen Provinzen«). 1970 wurde Maria R.-Alföldi mit der Leitung des DFG-Langzeitprojektes »Fundmünzen der Römischen Zeit in Deutschland« betraut, einem Forschungsunter­ nehmen, das 1986 unter dem neuen Namen »Fundmünzen der Antike« in die Obhut der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur überging. Bis heute widmet die Jubilarin dem Akademieprojekt einen wesentlichen Teil ihrer Arbeitskraft. GLORIA ROMANORVM — vom Ruhme der Römer sprechen viele Münzumschrif­ ten des 4. Jhs. n. Chr. Ein solches, für seine Zeit typisches Schlagwort schien uns als Titel für diesen Sammelband besonders geeignet. Wie wenige andere hat sich Maria R.-Alföldi darum bemüht aufzuzeigen, wie solche komplexen, oft schillernden Formeln in ihrem Kontext aus ihrer Zeit heraus zu verstehen sind. Die 31 in diesem Band neu herausgegebenen Studien werden nach den Themen­ kreisen Constantin — Trier — Römer und Germanen — Bilder — Münzen gegliedert und innerhalb eines jeden Themenkreises in der Reihenfolge ihres Erscheinens angeord­ net. Nicht wenige der behandelten Fragen hat Maria R.-Alföldi in ihrem 1999 erschiene­ nen Buch »Bild und Bildersprache der römischen Kaiser. Beispiele und Analysen« wieder aufgenommen. Die ursprünglich in italienischer Übersetzung publizierten Bei­ träge werden hier in der deutschen Originalfassung abgedruckt.

Vorwort

VIII

Die Herausgabe dieses Sammelbandes ist ein Gemeinschaftswerk der Mitarbeiter­ innen und Mitarbeiter der Abt. II des Seminars für Griechische und Römische Geschichte der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt a. M. und des Projektes »Fund­ münzen der Antike« der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz. Sie alle und die Herausgeber gratulieren Maria R.-AlfÖIdi zu ihrem Geburtstag und wünschen ad multos annos Gesundheit und Schaffenskraft! Alle Studien sind von Ellen Baumann eingescannt und zur Druckvorlage umgestaltet worden. Für die geduldige und zuverlässige Arbeit sind wir ihr verpflichtet. Für vielfälti­ ge Mitarbeit, Korrketurlesen, Zusammenstellen des Schriftenverzeichnisses usw. danken wir Dirk Backendorf, Andrea Faber, Joachim Gorecki, Barbara Kirchner, Elisabeth Kießling, Wilfriede Limpert, Hans-Christoph Noeske, Marianne Römisch, Helmut Schu­ bert und David Wigg. Dirk Backendorf und Hans-Christoph Noeske haben sich die Betreuung und den zeitgerechten Abschluß der Druckvorbereitung zu ihrem Anliegen gemacht; dafilr gilt ihnen unser besonderer Dank. Peter-Hugo Martin, Karlsruhe, stellte freundlicherweise die Vorlage für die Vignette zur Verfügung. Den Herausgebern der »Historia«, insbesondere unserem Kollegen Heinz Heinen, sind wir für die Aufnahme des Manuskriptes in die Reihe der »Historia-Einzelschriften« dankbar, der Redaktion der »Historia« und dem Steiner-Verlag für die aufmerksame Betreuung.

Heinz Bellen

Hans-Markus von Kaenel

Kommission für Geschichte des Altertums der

Seminar für Griechische und Römische Geschichte,

Akademie der Wissenschaften und der Literatur

Abt. II, der Johann Wolfgang Goethe-Universität

Mainz

Frankfurt a. M

INHALTSÜBERSICHT

Constantin

1. Die constantinische Goldprägung in Trier [ 1958]...................................................... 1 2. [Zusammen mit D. KIENAST:] Zu P. Bruuns Datierung der Schlacht an der Milvischen Brücke [1961]........................................................................................ 44 3. Die Sol Comes-Münze vom Jahre 325. Neues zur Bekehrung Constantins [ 1964].....................................................................................................52 4. Gallien um 317 n.Chr. Zum Datum des Gesetzes Cod. Theod. 9,22, 1 [1969]........60 5. Die Niederemmeier ’KaiserfibeP: zum Datum des ersten Krieges zwischen Konstantin und Licinius [1976]................................................................................ 64 6. NOBILITAS AVGVSTI — NOBILISSIMVS CAESAR. Ein Beitrag zum Selbstverständnis römischer Kaiser [1981]............................................................... 81 7. Historische Wirklichkeit — historische Wahrheit: Constantin und das Kreuzszepter [1989].................................................................................................. 91 8. Der Rebell als Retter [1999]....................................................................................100

Trier

9. Helena nobilissima femina. Zur Deutung der Trierer Decken­ gemälde [1960]........................................................................................................ 111 10. Zum Datum der Aufgabe der Residenz Treviri unter Stilicho [1970]..................... 126 11. Neufunde von exagia solidi in Treviri/Trier [ 1989]...............................................134 12. Das Trierer Stadtbild auf Constantins Goldmultiplum: ein Jahrhundertirrtum [1991]................................................................................... 143

Inhaltsübersicht

Römer und Germanen

13. PROVIDENTIA AUGUSTI. To the question of Limes fortifications in the 4th century [ 1955].............................................................................................154 14. Zum Lyoner Bleimedaillon [1958]......................................................................... 167 15. Zu den Militärreformen des Kaisers Gallienus [ 1959]............................................ 173 16. Die Münzanhänger aus dem Frauengrab Heilbronn-Böckingen [ 1962]................. 178 17. Zum Ring der Königin Amegunde [1963].............................................................. 195 18. Le trésor de Wiesbaden-Kastel (IVe-Ve siècles) [ 1968].......................................... 198 19. Das Goldmedaillon Theoderichs des Großen [ 1978].............................................. 204 20. Das Goldmultiplum Theoderichs des Großen. Neue Überlegungen [ 1988]...........211

Bilder

21. Signum Deae. Die kaiserzeitlichen Vorgänger des Reichsapfels [1961]................215 22. Münzen des 4. Jahrhunderts mit christlichen Kaiserbildnissen. Wesen und Werden des christlichen Kaiserbildes auf Münzen des 4. Jahrhunderts [1965]..... 229 23. Die Bedeutung des Repräsentationsbildes in der Spätantike [ 1980].......................244 24. Schildbilder der römischen Kaiser auf Münzen und Multipla [1987].....................251 25. SECVRITAS PERPETVA(E). Rückgriff zur constantinischen Zeit auf einen seltsamen Münztyp des Commodus [1996]............................................................264 26. Das labarum auf römischen Münzen [ 1998].......................................................... 270

Münzen

27. Epigraphische Beiträge zur römischen Münztechnik bis auf Konstantin den Großen [1959]..................................................................................................288 28. Die Münzen aus einer Brunnenverfüllung in Köln [1961]..................................... 300 29. Fragen des Münzumlaufs im 4. Jahrhundert n. Chr. [ 1963].................................... 308

Inhaltsübersicht

XI

30. Rez.: P. M. BRUUN, The Roman Imperial Coinage, Bd. 7: Constantine and Licinius, A.D. 313-337 (London 1966) [1968]...................................................... 332 31. Die Münzprägung der Spätantike (284-476 n. Chr.) [2000].................................. 337

Anhang

Schriftenverzeichnis M a r ia R .-A l f ö l d i ...................................................................... 368

Die constantinische Goldprägung in Trier (Tafel IV-XI; im vorliegenden Band Seite 36-43)

Einleitung* Es ist eine sehr lange und schwierige Entwicklung in der Geschichte des römischen Kaisertums, die Trier zum Range einer Residenz in der Spätzeit verholfen hat. Sie begann mit der nie zugegebenen Tatsache, daß Rom als ständiger Sitz der Herrscher praktisch aufgegeben wurde. Darauf folgte ein unstetes Wandern des Kaisers und seines Stabes von Hauptquartier zu Hauptquartier, jedoch war der prinzipielle Vorrang Roms noch immer gewahrt. Selbst die außerhalb ausgerufenen Kaiser, und solche gab es im 3. Jahrhundert genug, bemühten sich, der Urbs die gebührende Reverenz zu erweisen, wenn auch der Gang nach Rom nicht immer vollzogen werden konnte. Die außer­ ordentliche militärische Notlage war in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts fast nicht mehr zu meistern. Das alte System der stabilen Grenzverteidigung versagte immer wieder, so daß bereits Gallienus ständig ein mobiles Heer mit sich führte, das stark genug war, um die verschiedenen, oft an entlegenen Punkten losbrechenden Angriffe schlecht und recht zurückzuschlagen. Die militärische Notlage bewirkte zwangsläufig, daß Rom, die alte Hauptstadt, immer mehr vernachlässigt wurde; die Herrscher weilten — wenn eben nicht im Felde — an einem strategisch günstigen Orte unweit der Gefahrenzonen. Diokletian zieht aus diesen Erfahrungen den nüchternen Schluß, das Reich in vier Teile zu teilen und in jedem derselben eine von jeher bedeutende Stadt zur ständigen Residenz zu erheben, wo sich die Regenten tatsächlich aufhalten. Bei diesem Entschluß von weltgeschichtlicher Tragweite spielten Gefühlsgründe, wie etwa die Verachtung der »Soldatenkaiser« gegenüber Rom, seiner Kultur und seinen Traditionen, wohl eine geringere Rolle, als man oft anzunehmen geneigt ist. So wird Trier, die Augusta Treverorum der Römerzeit, mit der Ernennung des Caesars Constantius Chlorus 2931 offiziell zur Kaiserresidenz, was es ja früher im gallischen Teilreich schon tatsächlich gewesen war. Die Bedeutung, welche die Stadt unter Maximianus Herculius in den Jahren vor 293 hatte, erhält jetzt die offizielle Bestätigung. Bei der Wahl dürften verschiedene Erwägungen mitgespielt haben. Die Stadt war seit jeher der Sitz der Finanzverwaltung* 12 und der Mittelpunkt einer besonders reichen Gegend gewesen, wenn sie auch unter den schweren Barbareneinfällen im letzten Drittel des 3. Jahrhunderts zu leiden hatte. Ausschlaggebend dürfte vor allem die geo-

* Es ist mir eine angenehme Aufgabe, all denen meinen Dank auszusprechen, die mir Gipsabgüsse und Photographien aus den von ihnen verwalteten Sammlungen freundlichst zur Verfügung gestellt haben: Frau Margaret V. Thompson (New York), den Herren G. Bruck (Wien), R.A.G. Carson (London). G. Galster (Kopenhagen), J. Lafaurie (Paris), G. Kustas (New York), H. Küthmann (München), W. Schwabacher (Stockholm). Mein besonderer Dank gebührt Herrn K. Kraft (München), der mit Rat und Tat diese Arbeit unterstützt hat. 1 E. STEIN, Gesch. d. spätröm. Reiches I (1928) S. 99. 2 RE VI A (1937) Sp. 2340 f. (Rau ).

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Constantin

/W/OO/graphische Lage gewesen sein; die Stadt liegt im Moseltal am Endpunkt der großen gallischen Aufmarschstraße und ist bereits gut ausgebaut, befindet sich nicht unmittelbar am Limes, aber auch nicht allzu weit davon entfernt3. Wenn eine Neubearbeitung der konstantinischen Prägungen in der letzten Zeit filr die Bronzemünzen von verschiedenen Forschem in Angriff genommen wurde4, so geschah das nicht nur deshalb, weil neue zusammenfassende Darstellungen mit dem Fortschritt der Forschung von Zeit zu Zeit nötig werden. Die dreibändige Monographie von Jules Maurice3 vom Anfang des Jahrhunderts, die sich das Ziel gesetzt hat, die ganze Prägetätigkeit jener bewegten dreißig Jahre zwischen 306 und 337 zu erfassen, ist in der Materialsammlung noch nicht erheblich veraltet. Aber die in dem Werk angewandten Methoden der Darstellung sind vielfach problematisch und in mancher Beziehung unzweckmäßig5 6. Das Münzmaterial ist bei Maurice nach Münzstätten gegliedert und in chronologisch abfolgende Emissionen eingeteilt7, die sich auf Grund ähnlicher oder paralleler Beizeichen verschiedener Münzstätten ergeben. Die Goldprägung wurde zwangsweise in diesen Rahmen eingefügt, so daß die einzelnen Goldtypen auf Grund ihrer Münzstättenbeizeichen unter den Bronzestücken erscheinen. Nun sind aber, wie sich in Trier mit insgesamt nur drei Zeichenvarianten zeigt, die Beizeichen der Goldprä­ gung sehr wenig abwechslungsreich. Die Einordnung des Goldes in die Kupferprägung auf Grund dieser Indizien ist daher regelmäßig problematisch, ja eigentlich unmöglich. Man muß sich außerdem den Betrieb in einer römischen Münzstätte einigermaßen lebensnah vorstellen; dann wird klar, daß die Überwachung des staatsrechtlich so wichtigen und wertvollen Goldes nur dann erfolgreich sein konnte, wenn man den Arbeitsstab für die Goldprägung nicht sehr groß anlegte und möglichst nicht änderte. Wenn also in der Trierer Goldprägung im Münzbeizeichen keine Offizin angedeutet wird (und auch sonst keine Beizeichen Vorkommen), heißt das praktisch, daß das Gold nur einer einzigen Offizin zur Ausmünzung anvertraut war. Um die Sonderstellung der Goldprägung deutlich zu machen, genügen einige kurze Hinweise®. Nicht nur der materielle Wert bedingt in der spätrömischen Zeit eine besonders sorgfältige Überwachung und eine eigene Administration, wie das viele Gesetze und — allerdings aus späteren Zeiten — die Notitia Dignitatum zur Genüge beweisen; es ist dafür vielleicht noch mehr die der Goldprägung zukommende staats­ rechtliche und politische Bedeutung die Ur-[100//0 /ysache. Da die Macht der Kaiser inner- und außerhalb des Reiches seit etwa der Mitte des 3. Jahrhunderts in hohem Maße vom verfügbaren Gold abhing, wird das kaiserliche Augenmerk in dieser Richtung besonders dringlich. Damit wird unabweislich, daß die Prägung des Goldes, seine 5 Für die günstige Lage Triers ist folgende Anekdote charakteristisch (Paneg. 2 = 10,6,1 ff. BÆHRENS). Danach hat Maximianus Herculius im Zuge seines processus consularis die Nachricht erhalten, daß die Feinde an der Rheingrenze wieder einmal eingebrochen seien. Er begab sich unverzüglich ins Feld und kehrte noch am selben Abend siegreich nach Trier zurück. Diese Schilderung mag etwas übertrieben sein, interessant darin ist der Hinweis darauf, daß Trier zwar unweit der gefährdeten Grenzgebiete, trotzdem sicher und geborgen im Moseltal liegt. * Vgl. die Arbeiten von P. BRUUN, Arelate (The Constantinian Coinage o f Arelate) (1953) I ff.; NNumA (1954) S. I ff.; (1956) S. I ff.; Eranos 53 (1956) S. 193 ff; Arctos NS 11 (1958) S. 15 fT.; bzw. R. A. G. C a r so n -J. K en t , NC 1956 S. 83 fT. 5 J. MAURICE, Numismatique Constantinienne l-III (1908, 1911, 1912). 6 Unter den vielen tadelnden Kritiken vgl. zuletzt P. BRUUN, FFT 52/2 (1953) S. I, bzw. weniger kritisch J. KENT, NC 1954, S. 225. 7 Der Begriff »Emission« wird immer wieder verwendet, ohne einmal eine präzise Formulierung erhalten zu haben. Die Münzen, die auf Grund derselben Anordnung ausgeprägt wurden, dürfen wohl als eine Emission gelten; vgl. D. K ienast , Stud. z. röm. Foliesprägung [nicht erschienen]. 1 Vgl. A. ALFOldi , Geschichte von Budapest (1942) S. 616 ff.

Goldprägung

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Kontrolle und Administration gesondert erfolgen mußten; offensichtlich wandte man viel größere Mühe und Sorgfalt dafür auf als für die Scheidemünze aus Bronze. So wenig der Zusammenhang mit der Prägung in wohlfeilerem Metall ganz aus dem Auge verloren werden darf, so ist aus den oben skizzierten Gründen — und zwar in erster Linie — eine gesonderte Betrachtung nötig. Was nun die Möglichkeit der chronologischen Anordnung betrifft, kann man darauf hinweisen, daß die Goldstempel wahrscheinlich von einer ständigen Arbeitergruppe ver­ fertigt wurden, so daß innerhalb einer Münzstätte ein ganz prägnanter Stil dafür entstand. Die Änderungen dieses Stils in der Richtung zum Guten oder Schlechten werden — kritisches und vorsichtiges Vorgehen vorausgesetzt — zum Rückgrat der Chronologie der Goldprägung. Man kann ferner einwandfrei Einflüsse fremder Münzstätten oder die Verwendung von einzelnen Musterstempeln nicht nur hinsichtlich der Münztypen, son­ dern auch hinsichtlich der Ausführung der Bilder beobachten. Diese Einflüsse lassen sich nicht selten durch Prägungen, welche durch Konsulats- oder Vota-Zahlen oder durch historische Bezüge der Darstellungen datiert sind, zeitlich fixieren und ermöglichen, ganze Serien trotz der Spärlichkeit oder Uniformität der Münzbeizeichen chronologisch einzuordnen8*. In Trier sind die verschiedenen stilistischen Gruppen leicht abzusondem. Die Münzstätte prägte sehr reich in Gold, bietet also einer Untersuchung eine breite Material­ grundlage; zum anderen bedingt die etwas abseitige Lage, daß die Erzeugnisse viel weniger von fremden Münzstätten beeinflußt sind als es anderwärts im Kembereich der constantinischen Renaissance der Münzkunst der Fall ist910*. Im folgenden wird nun der Versuch gemacht, den Werdegang und die Entwicklung des Stils der Trierer Goldmünzenprägung zu rekonstruieren. Die spätrömische Münzstätte1” Trier wurde knapp vor der Follis-Reform Diokletians 293 gegründet". Nach verhältnismäßig großer Edelmetallprägung — die Münzstätte mußte den westlichen Teil des Reiches so gut wie allein mit Gold versehen — taucht gegen Ende der ersten Tetrarchie jener Stil auf, der dann für die angehende constantinische Zeit maßgebend bleibt12. Um die Anfänge im Jahre 306 besser zu verstehen, soll auf einige typische Einzelheiten des Tetrarchie-Stils hingewiesen werden. Im Gegensatz zu den östlichen Geprägen, aber auch zum allgemeinen Wandel des Porträtstils auf Münzen um und nach der Jahrhundertwende, sind die Trierer Aversbilder durch kleine, fein ausgearbeitete Porträts gekennzeichnet. Sie sind nicht stereotyp nach gleichen Vorlagen gearbeitet, wie es oft im Osten des Reiches vorkommt, die Stempelschneider geben sich vielmehr Mühe, die einzelnen Regenten unter-/·/0///02/schiedlich, ja sogar charakteri­ stisch darzustellen. Die Köpfe des Galerius (vgl. Taf. IV, 2) sind hart und etwas breit. Das Bild des Maximinus Daia ist betont jünger (z. B. Taf. IV, 4); daß gelegentlich ein Galerius-Porträt für ihn verwendet wird (Taf. IV, 3), ist eine seltene Ausnahme13. Für

ta Die Goldprägung erfolgt grundsätzlich etappenweise; vgl. A. ALFÛLDI, JRS 22 (1932) S. 10 ff. 9 Die Verf. bereitet eine zusammenfassende Darstellung der sog. Renaissance der Münzkunst unter Constantin dem Großen vor. [M. R.-ALFÖLDt, Die constantinische Goldprägung. Untersuchungen zu ihrer Bedeutung fü r Kaiserpolitik und Hofkunst, Mainz 1963). 10 Über die Trierer Münzstätte unter den gallischen Kaisern vgl. zusammenfassend G. ELMER, BJbb 146 (1941) 1 (T. S. auch H. G. P fla u m , Congr. Int. Num. 1953 (1957) S. 273 IT. " H. A. CAHN, Schw. Num. Rundschau 37 (1955) S. 5, vgl. K. PINK, NumZ 64 (1931) S. 29. 12 K. PINK, a. a. O. S. 30; seine 6. Periode. 13 Die beiden Stücke des Maximinus Daia Taf. IV, 3. 4 haben stempelgleiche Rückseiten. Der Aureus Taf. IV, 3 führt ein Galerius-Porträt auf der Vorderseite unter dem Namen des Maximin, Taf. IV, 4 dagegen dasjenige Bild, das für ihn in Trier auch sonst verwendet wurde. Es ist also wahrscheinlich, daß

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Constantin

den eigenen Oberherrn, Constantius Chlorus, werden besonders schöne Münzbilder entworfen. Seine Porträts kommen wirklich den besten Leistungen der Großskulptur gleich. Sie charakterisieren in herbem, realistischem Stil den Dargestellten vom tatkräfti­ gen Feldherm14 bis zum kränkelnden alten Manne15. Die Rückseitenbilder werden ebenfalls durch besonders sorgfältige Ausführung gekennzeichnet; die Figuren sind plastisch und gut proportioniert dargestellt, auch die Bewegungen und Gruppen sind weit natürlicher als ähnliche Münzbilder anderer gleichzeitiger Münzstätten. Die Buchstaben der Legenden sind fein, möglichst klein gehalten, weil die Texte im allgemeinen lang sind. Wenn sie geteilt sind, geschieht das symmetrisch, man könnte fast sagen, daß sie ins Bild einkomponiert wurden.

Gruppe 1 (306) Constantin wird von den britannischen Truppen nach dem Tode seines Vaters am 25. Juli 306 zum Augustus ausgerufen16. In diese erste Zeit gehören zweifellos seine Aurei mit dem Caesarentitel, insgesamt 2 Typen, die interessant genug sind, um eigens betrach­ tet zu werden. Die Rückseiten der beiden Typen greifen teils auf Typen der zweiten Tetrarchie zurück17*, so Nr. 49 (Taf. IV, 6), teils sind sie Neuschöpfungen, nicht im Prinzip, aber im Entwurf (Nr. 84, Taf. IV, 7). Die SPES PVBLICA war als Münzbild schon lange nicht mehr in Gebrauch, sie erscheint hier inmitten der strengen Rangordnung der tetrarchisehen Schutzgötter als neutrale und vielleicht eben deshalb im Augenblick zweckmäßige Darstellung. Die Art, wie sie modelliert wurde, paßt durchaus zu den üblichen Figuren: klein, plastisch, präzise ausgeführt, wenn auch nicht sehr geschickt in der Bewegung. Es dürfte auffallen, daß auf die ersten paar Monate der Regierung Constantins nur zwei Goldtypen entfallen. Die Goldprägung erfolgte jedoch in jener Zeit stoßweise, im Gegensatz zu den laufend und serienweise geprägten Bronzestücken. Die Intensität der Goldprägung wird sichtlich durch den finanziellen und den politisch-propagandistischen Bedarf geregelt. [102/103] Diese ersten Constantinporträts haben nichts Gemeinsames in ihrem Stil mit den späteren Trierer Kaiserköpfen1®. Nr. 84, Taf. IV, 7 zeigt einen Maximinus-Kopf (vgl. Taf. IV, 4) der angehenden zweiten Tetrarchie19, entstand also wahrscheinlich als erster Goldtyp für den neuen Herrscher — man beachte die auffallend neutrale Revers­

die beiden Stücke kurz nacheinander entstanden sind, das eine vor. das andere nach dem Eintreffen der offiziellen Imago des Maximinus. '< Vgl. A. B a ld w in -B re t t , NC 1933, Taf. 25, 13. 15 A. a. O. Taf. 25, 16. 16 E. St e in , a. a. O S . 125. 17 Typenmäßige Vorgänger dieses Ruckseitenbildes dürften Aurei des Chlorus aus seiner Caesarenzeit aus Rom gewesen sein. Dort steht er mit nur einem Feldzeichen und dem Speer nach links, vgl. K. PINK, a. a. O. S. 21. Es ist nur noch ein Schritt weiter, wenn man diese Darstellung mit einem zweiten Feldzeichen ergänzt und die Legende symmetrisch verteilt. Da PINK a. a. O. S. 29 darauf hinweist, daß bei der Gründung der neuen Münzstätte Trier die Vorlagen (man darf wohl hinzuftlgen, auch Stempelschneider) für die Goldprägung aus Rom herbeigeschafft wurden, dürfte der erwähnte frühere Typ in Trier bekannt und nun neu verwendet worden sein. — Das Berliner Multiplum (Gewicht 8,8 g) Nr. 50 (vgl. J. M. C. TOYNBEE, Roman Medaillons. Num. Studies V (1944) Taf. 19, 6, wo jedoch das Stück als anderthalbfacher Aureus betrachtet wird) muß in diese Gruppe gehören, der Caesarentitel, das Rückseitenbild, das Gewicht und das Münzstättenzeichen TR sprechen eindeutig dafür. 11 Vgl. die entgegengesetzte M einung von A. B a ld w in -BRETT, a. a. O. S. 340 19 Vgl. w eiter unten.

Goldprägung

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darstellung! — in einem Zeitpunkt, wo man weder sein offizielles Bild, noch seine Ansichten Uber die tetrarchische Ordnung kannte, bloß die Nachricht seiner Ausrufung in der Residenz angelangt war. Der zweite Typ (Nr. 49, Taf. IV, 6), der auch auf BronzemUnzen erscheint20, ist Constantin etwas ähnlicher. Auch dieses Porträt ist sehr kurzlebig, und da es keine Nachfolger hat, muß man annehmen, daß es vom jungen Herrscher nicht weiter gebilligt wurde. Beide Stücke sind diokletianische Aurei um 5,5 g und sind mit TR signiert. Die Ausprägung mit dem Caesarentitel für Constantin ist weder in Gold noch in Silber bzw. Bronze besonders reich21. Mit dem Caesarentitel gibt es laut Maurice nur wenige Typen in Silber22. Die beiden Goldtypen führen noch dazu, wie gesagt, kein eigentliches Constantinporträt. Diese Tatsachen scheinen darauf hinzuweisen, daß diese ersten Prägungen, die eine sofortige Umstellung auf das Bild des neuen Herrschers vollziehen mußten23, zwar vielleicht momentan intensiv, aber nicht langlebig waren. Daß die beiden Aurei noch vor dem Eintreffen Constantins in seiner Hauptstadt Trier entworfen und ausgeprägt worden sind, ist aus folgenden Gründen sehr wahrscheinlich. Der neue Kaiser mußte den Weg von York durch den Ärmelkanal und Gallien zurück­ legen, ehe er sich überhaupt mit den Fragen der Münzprägung beschäftigen konnte. Außerdem mußte er sich sofort an die [103/104] Rheingrenze begeben, da auf die Nachricht vom Tod des Constantius Chlorus24 die Franken wieder ins Reich eingefallen sind25. Erst nachdem er die Ruhe an den Grenzen wiederhergestellt hat, kann sich Constantin auf längere Zeit nach Trier begeben und seine ersten Anordnungen in den Staatsgeschäften treffen. Es gibt außerdem noch ein drittes Goldstück, das man unbedingt in das Jahr 306 datieren muß. Es ist der Londoner Halbsolidus26 (Nr. 48, Taf. V, 10) mit der Revers­ legende PONT MAX TRIB P P P PROCS (sic!). Diese Legende ist nur bis Ende des Jahres 306 denkbar, die volle Titulatur mit dem Titel des Pontifex Maximus und der 20 J. M a u r ic e , a. a. O. I, Taf. 22, 5. bzw. Em. I, 2. Typ VIII. 21 CARSON-KENT, NC 1956, S. 139 f. führen insgesamt 13 Stempelvarianten an (Nr. 399-420 passim). 22 Laut J. MAURICE, a. a. O. 1, S. 385. — Vgl. die Zusammenfassung der verschiedenen Meinungen Uber Constantins Augustus-Rang bei J. KENT, NC 1957, S. 74 ff. Zu den früheren Darlegungen von P. STRAUSZ über den Typ PLVR NATAL FEL (RN 1954, S. 33 f.) sei nur bemerkt, daß der dies imperii, der Tag der Ausrufung, als erster Tag des ersten Regierungsjahres galt; die Römer rechneten in dieser Weise. Im nächsten Jahr, am ersten Jahrestag des Regierungsantritts nach unserer heutigen Zählung, begann bereits das zweite Regierungsjahr, es war also kein Grund zu feiern. Gefeiert wurde das I., 5., 10. usw. Regierungsjahr, und zwar zum ersten Male immer zu Beginn desselben. Die von STRAUSZ erwähnten Silberstücke sind eben für den Regierungsantritt typisch. Wenn nun unter dieser Serie nur ein Typ für den Senior Maximian erscheint, so beweist das eindeutig, daß ein Aversstempel von ihm mit den noch laufenden Reserven gekoppelt wurde. Damit gewinnt man einen terminus post quem (Oktober 306) für das Auftreten des Augustus-Titels. Es fällt ebenfalls auf, daß nirgends kurze Averslegenden mit dem Caesarentitel verwendet werden; die Prägung war also nicht sehr langlebig und gehört gleich in die erste Zeit nach dem Antritt der Regierung. Zu den Meinungen von Kent und anderen darf man darauf hinweisen, daß auch die Ernennung durch Maximian für Constantin nicht ausschlaggebend gewesen sein dürfte, da Maximian ja mitsamt der ganzen neuerlichen Aktivität im Grunde genommen illegal sich seine frühere Stellung wieder angemaßt hatte. Ausschlaggebend ist die Handhabung des fraglichen Titels in dem Regierungsbereich Constantins, denn was die anderen Regenten dachten und wollten, war für Constantin in diesem Punkte kaum entscheidend. 23 Der betont militärische Charakter seiner frühesten Bronzeprägung mit den verschiedenen Mars-Typen, die für die Mitregenten nicht geprägt werden (C a r so n -K en t , a. a. O.), ergänzt wertvoll die Angaben bei E. STEIN, a. a. O. S. 125. 24 Seit etwa der Mitte des 3. Jhs. ist das eine fast typische Reaktion der Gegner an den römischen Grenzen, am Rhein und an der Donau. Zieht der Kaiser von einer Grenzstrecke ab, wird er anderswie behindert oder stirbt er sogar, wird von der anderen Seite sofort ein Angriff gestartet. 23 Vgl. E. STEIN, a. a. O. S. 125, und die dort zitierten Autorenstellen. 26 Über die Einführung des Solidus vgl. weiter unten S. 6 f.

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Constantin

Erwähnung der tribunicia potestas kommt unter Constantin nur in Verbindung mit der Konsulatszahl vor27*. Die alleinige Verwendung des Proconsul-Titels kann zwangsläufig nur ein Behelf sein in einer Zeit, in der der Kaiser noch nicht Konsul war; die Titulatur auf Goldmünzen ist ja immer sehr streng gehalten. Dieses Stück mußte folglich noch vor Ende des Jahres geprägt worden sein, da Constantin am 1. Januar 307 sein erstes Konsulat angetreten h a t . Das Porträt ist bereits eines der später für Constantin üblichen. Damit scheint es also bewiesen zu sein, daß Constantin nach der Übernahme der Staatsgeschäfte, etwa in den letzten Monaten des Jahres 306, verfügt hat, überall den Augustus-Titel für ihn zu gebrauchen. Da aber das letzthin erwähnte Stück genau 2,21 g wiegt, wird eine zweite, ebenfalls nicht unwichtige Verordnung des Kaisers ersichtlich. Dieses Gewicht entspricht nämlich — abgesehen von einer in der Antike üblichen Schwankung infolge der al marco-Prägung, in diesem Falle 0,05 g — genau 2 Scripula, das heißt, einem halben Solidus29. Daß damit tatsächlich der Zeitpunkt der Umstellung auf die Solidus-Prägung erfaßt ist30, wird dann durch die rege Prägetätigkeit in Gold, nunmehr ausschließlich mit dem Augustus-Titel, bekräftigt: die Stücke Taf. IV, 8 ff. wiegen alle um 4,5 g, meistens etwas darunter und nur in vereinzelten Fällen (so z. B. Taf. IV, 20: 4,7 g) mehr. Die Reform sollte aber nicht nur allgemein gültig im Gebiet Constantins sein, sie mußte, als administrative Maßnahme, auch weiten Kreisen leicht erkennbar sein. Deshalb wird nun für die Solidus-Größe und für die mehrfachen Stücke das frühere MUnzzeichen TR abgeschafft; statt dessen wird nunmehr ausschließlich mit PTR signiert. [104/105]

Gruppe 2a (307/315) Der junge Flerrscher scheint im Namen seiner Mitregenten zunächst keine Goldmün­ zen geprägt zu haben. Man kann zwar die Bruchlinie vor und nach dem 25. Juli 306 unter den üblichen Typen der zweiten Tetrarchie aus Trier nicht genau ermitteln, es gibt jedoch einzelne Anhaltspunkte für diese Ansicht. Die Goldstücke des Galerius weisen entweder mit den SchutzgötterTeversen und den AVGG ET CAESS-Legenden betont auf die Te­ trarchie hin, was unter Constantin undenkbar ist, oder haben unmittelbare Parallelstücke mit Constantius Chlorus. (Als Beispiel: Taf. IV, 2-3)3132. In die Kategorie der typischen Prägungen der 2. Tetrarchie gehört auch der Trierer Hercules-Typ des Severus52, sowie diejenigen des Maximinus als Caesar33. Alle passen noch zum Aureus-System.

27 Außer dem bekannten Einzelfall, daß in Ticinum die Imperatoren- und die Liberalitatenzahl mit dem Konsulat angegeben wird, J. M au rice II, Em. 3. Typ XIII. 21 A. DEGRASSI, I Fasti Consolari dell' Impero Romano (1952) S. 77. 29 Die Reform hat zum Ziel die Wiederherstellung des Scripulum als Gewichtseinheit. Der Aureus stand dazu in keinem klaren Verhältnis, der Solidus ist das Vierfache desselben: RE II A, Sp. 907 (REGLING). J0 So z. B. A. PlGANlOL, Histoire générale (G. Glotz) Hist. Rom. IV/2 (1947) S. 68. — Die Zusammen­ fassung der früheren Diskussion erscheint RE III A (1927) Sp. 920 ff. (REGUNG); SCHROtt e r , Wörterb. d. Münzkunde (1930) S. 642 (REGUNG). Allgemein gebraucht man in der althistorischen Literatur die Angabe von MAURICE, daß der Solidus in Trier mit den VBIQVE VICTORES-Typen 309 eingeführt worden ist (I, S. 385). G. E lm er nimmt die Reform »seit 307« an (Verzeichnis der röm. Reichsprägungen 1933 [Neuauflage 1956] S. 24, R. GÖBL, Einführung in die Münzkunde der röm. Kaiserzeit (1957) S. 9 schließt sich dieser Meinung an. 31 Zum Sol-Typ des Galerius: NC 1933, Taf. 25, 20 mit Severus Caesar; zu VBIQVE VICTORES ebenda Taf. 25, 19 mit Chlorus als Augustus. 32 Vgl. J. M au r ic e I, l. Em. Typ xiv. 33 Zur Salus des Maximinus: NC 1933, Taf. 25. 13. 14 mit Chlorus als Augustus und Severus als Caesar.

Goldprägung

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Das seltene Goldstück des Constantius Chlorus mit CONSECRATIO (Nr. 3, Taf. IV, 1) ist eindeutig ein Solidus (4,50 g), wurde also vielleicht im Winter 306 nach dem Eintreffen Constantins in Trier geprägt . Die nun folgende Produktion von etwa 9 Jahren ist zahlen· und typenmäßig die reich­ ste in Trier. Das ist in der Zeit vor 313 gut zu verstehen, diese Münzstätte hatte allein den ganzen westlichen Teil des Reiches mit Gold zu versehen” . Das neue Porträt des Kaisers (vgl. Taf. IV, 8 ff.) gehört nicht zu den gelungensten Constantins. Typisch ist die dickliche Modellierung mit besonders betontem Kinn und Unterkiefer; seine sonst so hervortretende Adlernase wird nur mit einer sehr leicht geschwungenen Linie angedeutet. Die Augen sind klein, tief, dafür aber durch schwere Lider betont, das Haar am Hinterkopf mit feinem Strichelwerk, seitwärts und über der Stime in breiten und zeichnerisch detaillierten Locken gearbeitet. Für die Solidus-Größe scheint ausschließlich die Darstellung des Kopfes ohne Büstenabschnitt verwendet worden zu sein; der Hals erscheint stets in hohem Relief und endigt in einem geschwun­ genem Abschnitt. Die flachere Art von früher scheint immer mehr einer plastischeren zu weichen. Zur Zeit der ersten und zweiten Tetrarchie war zu Trier ein sehr guter, etwas trockener und realistischer Stil in Übung, in der zweiten Tetrarchie war jedoch schon ein Rückgang zu verspüren. Nun wird diese Tendenz immer kräftiger, die Porträts werden langsam schlechter, letzten Endes sogar grotesk und manieriert. Die feine Bearbeitung der Rückseiten kommt zur gleichen Zeit diesen Prägungen sehr zugute. Sie sind im Gegensatz zu den Kaiserköpfen fein und verhältnismäßig geschickt. Die Stempelschneider schrecken vor bewegten und komplizierten Szenenbildem nicht zurück und sie meistern sie auch ganz gut. Was den Inhalt der einzelnen Münzbilder betrifft, so ist er als unmittelbarer Spiegel der Bestrebungen Constantins in seinen ersten Regierungsjahren sehr interessant. Es muß vor allem betont werden, daß sich Constantin sofort von den [105/106] Symbolen der Tetrarchien abkehrt, seine Typen sind mehr an tatsächliche Geschehnisse gebunden. Den vom Kampfe heimkehrenden Mars (Nr. 115, Taf. IV, 8. 9) mit der bezeichnenden Legen­ de VIRTVS EXERCITVS GALL(ici) könnte man mit dem vorerst noch etwas schmale­ ren Porträt gleich ans Ende des Jahres 306 setzen, etwa als Belegstück des Sieges über die Franken. Da aber derselbe Porträtstil mit mehr oder weniger gut gelungenen Profilen bis 312, sporadisch sogar bis 315 nachweisbar ist, kann man die einzelnen Stücke schwer genau datieren. Im folgenden wird, mit aller gebotenen Vorsicht, nur auf einzelne Anhaltspunkte hingewiesen, die eine Datierung ermöglichen. Die ähnliche Legende GLORIA EXERCITVS GALL(ici), die hier wieder mit einem schmalen Kopf erscheint (Nr. 30, Taf. IV, 16), dürfte vielleicht ebenfalls auf jenen frühen Frankensieg bezogen werden; man muß allerdings dabei bedenken, daß Constan­ tin zwangsläufig alle seine Siege bis 312 mit dem »gallischen« Heer erfochten hat36. Ein Sieg über Alamannen und Franken wird auf den Typen Nr. 19 bzw. Nr. 23 (Taf. IV, 10. 11) gefeiert37*. Da diese Stücke offensichtlich parallel erschienen sind, 306 aber

54 Constantius Chlorus wurde vermutlich in Trier beigesetzt (RE IV Sp. 1043 (SEECK); CarS0N-KENT, a. a. O. S. 91); der Solidus mit CONSECRATIO dürfte darauf hinweisen, daß größere Gedenkfeiern frühestens nach dem Eintreffen Constantins in der Residenz stattgefunden haben. ” Die Goldprägung von Arles ist sehr dürftig, s. P. Bruun , a. a. O. 3* Ein unmittelbares Vorbild dieses Typs kann der Aureus des Constantius Chlorus mit der Legende VIRTVS HERCVLI CAESARIS (NC 1933, Taf. 24, 7) sein. 37 Im Gegensatz zu den allgemeinen Siegeslypen, die aus Anlaß der Kaiserjubiläen auftreten (A. ALFÛLDI, RM 50, 1935, S. 28 f), wurden die Münzbilder mit Völkemamen und -figuren anscheinend nur nach tatsächlichen kriegerischen Erfolgen geprägt.

Constantin

die Franken gefährlicher waren38, kann man sie mit ziemlicher Sicherheit auf die Erfolge Constantins gegen die beiden Völker 310 beziehen39. Nr. 16 (Taf. IV, 12) gehört eben­ falls in diesen Kreis; neben dem Tropaeum kauern je ein fränkischer und ein alamannischer Gefangener40. [106/107] Die Ergebnisse siegreicher Feldzüge erscheinen auf den Typen Nr. 13 (Taf. IV, 13-15). Mit FELICITAS REIPVBLICAE wird sinngemäß dieselbe Szene dargestellt, die das Lyoner Bleimedaillon einige Jahre früher in ganzer erzählerischer Breite zeigt41. Besiegte Feinde, die vor dem Tribunal des Kaisers gnadeflehend knien, werden in den Laetenstand versetzt und im Innern des Reiches angesiedelt, ein Vorgang, der bereits in den letzten Jahrzehnten des 3. Jhs. üblich war. Diese Solidi können Ereignisse sowohl nach dem Frankensiege 306, als auch nach dem gegen Franken und Alamannen 310 darstellen. Möglicherweise käme das spätere Datum eher in Betracht. Zu dem VOTIS V MVLTIS X Solidus (Nr. 18, Taf. IV, 18) aus 310 gesellt sich — auch zeitlich — die schöne und später immer wieder in der gleichen Weise modellier­ te Victoria (Nr. 100, Taf. IV, 17); Legende und Darstellung sind allgemein gehalten. Der gänzlich neue Solidus-Typ Nr. 85 (Taf. IV, 19) wurde bisher weder in der numis­ matischen noch in der historischen Forschung gebührend beachtet, obwohl er eine der bedeutendsten frühen Constantinsprägungen ist. Die Vorderseite gehört zu den schon em wenig breiten Profilarten, vermutlich in die Jahre nach 310. Die Ähnlichkeit mit dem Stück Nr. 118 (Taf. IV, 18) spricht für diese Datierung. Die Rückseite zeigt mit der Legende S P Q R OPTIMO PRINCIPI drei Feldzeichen mit Manus, Aquila und Corona als Zieraufsätzen. Dieses Bild mit dieser Legende wurde ausschließlich unter Traian verwendet42, seither kam zwar hie und da die Legende wieder auf, wenn auch spärlich, aber nie mit dieser Darstellung. Die absolute Übereinstimmung mit den traianischen Aurei und Denaren kann kein Zufall sein. Diese Devise scheint viel mehr mit voller » Vgl. E. STEIN, a. a. O. S. 125; RE 13. Hb. Sp. 85 (IHM); der Fund von Seltz (N. LEWIS, NNM 79, 1937) scheint jedoch auf einen fast gleichzeitigen lokalen (?) Alamanneneinbruch hinzuweisen. 59 Die große Ähnlichkeit des Porträts mit dem des Solidus Ar. 118. Taf. IV. 18 (VOTIS V) beweist, daß es ebenfalls 310 entstanden ist. 40 Zu den einzelnen Völkerfiguren sei folgendes bemerkt. Trotz der scheinbaren Vereinheitlichung der einzelnen Typen bemühen sich die Stempelschneider der konslantinischen Zeit, den besiegten Gegner irgendwie zu charakterisieren. Auf den westlichen Geprägen mit je zwei Figuren trägt die eine wahrscheinlich den Nodus, den »Suebenknoten«. (Dieser Kopfputz wird im allgemeinen als phrygische Mütze beschrieben. Auf dem Stück Taf. IV, 12 sieht man aber ganz klar, daß hier der Nodus gemeint ist. So wird man wohl dasselbe bei weniger deutlich modellierten Typen auch annehmen dürfen. Da auf diesen constantinischen Prägungen immer wieder der Alamanne mit dem Franken dargestellt wird, ist nicht denkbar, daß man die eine dieser Figuren mit der phrygischen Mütze, dem Symbol des östlichen Gegners Roms, hätte darstellen wollen.) Damit ist also schlechthin der Alamanne gemeint. Die andere Gestalt trägt die Haare ringsherum kurz geschnitten und ohne Nodus, sie ist also der Franke. Soviel man sehen kann, sind die beiden immer bartlos. An diesem Schema wird nicht nur in Trier, sondern z. B. auch in Ticinum festgehalten, wo sogar im Abschnitt die Legende FRAN ET ALAM erscheint (J. MAURICE II, 3. Ern. Typ XI). Einige Hinweise auf ähnliche Typen anderer Münzstätten: In den donauländischen und östlichen Münzstätten wird der Besiegte in einer anderen Weise dargestellt. Der Sarmate — bei Gelegenheit auch in Trier, vgl. weiter unten S. 14 — hat kurze Haare und trägt lange Hosen (vgl. Taf. VIII, 10 ff.). Die gefährlichen Gegner an der unteren Donau, die einzelnen Völkerschaften des westgotischen Heeres, sind in den naheliegenden Münzstätten mit struppigen Haaren und einem wilden Vollbart ausgeslattet, so z. B. auf den mehrfachen Solidi von Sirmium (MAURICE II, Em. 10. Typ VIII) oder auf serienmäßigen Bronzemünzen von Heraclea Thraciae, einer Münzstätte, die immer ziemlich rasch auf die Ereignisse an der naheliegenden Grenze reagiert. Diese Barbarenftguren erinnern in ihrer Darstellungsweise überraschend an die Reliefs von Adamklissi (Tropaeum Traiani). — Im Gegensatz zu alldem, ist die trauernde Völkerftgur mit ALAMANNIA, FRANCIA oder SARMATIA stereotyp; es ist immer dieselbe Frauengestalt vom Thusnelda-Typ, die unter dem Tropaeum erscheint. 41 Vgl. dazu Schw. Münzblätter 8 (1958) S. 63 ff. « BMC Emp. Ill, Nr. 456 ff.

Goldprägung

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Absicht in das constantinische Regierungsprogramm aufgenommen worden sein. Es ist auch kein Wunder, wenn eben dieser Typ nach dem Siege über Maxentius Ende 312 als Vorlage zu den ersten constantinischen Prägungen in Ostia diente41. Er dürfte in jener Zeit zu den aktuellsten Münzbildem in Trier gehört haben4 344. Constantin hat sich bewußt des traianischen Vorbildes bedient; vor und nach dem Italienfeldzug ist diese Tendenz in der Hofkunst offensichtlich45. Dem stadtrömischen Senat, der gegen Maxentius sehr verbittert war46, mußte diese Propaganda sogar sympathisch sein, deshalb wird der Typ sofort in Ostia (und anschließend noch in Arelate4’) verwendet. Eine gesonderte Gruppe bilden in der ersten Regierungszeit Constantins die Prägun­ gen mit der Rückseite PRINCIPI IVVENTVTIS (Nr. 51. 53-58, Taf. IV, 20; V, 1-4). Es wäre zu erwarten, daß sie zu seinen ersten Emissionen gehören. Das ist aber nicht der Fall, die auffallend schlechten Porträts, die das Unwesentliche betonen und manieristisch sind, zeigen, daß diese Stücke nicht unmittelbar auf die trockenen, realistischen Köpfe der zweiten Tetrarchie fo\-f107/108Jgen. Wenn man nun die Verschlechterung des Stils als Leitfaden nimmt, muß man annehmen, daß die Multipla Nr. 55, 56, 58 (Taf. V, 3-4) später erschienen sind, als die voranstehenden Nr. 57, 54 (Taf. V, 1-2). Dadurch wird es sehr wahrscheinlich, daß die betont kriegerische Büste des Kaisers (Taf. V, 4) auf die Vorbereitungen des Krieges gegen Maxentius hinweist. Damit wäre also das Jahr 312 als terminus ante quem für diese kleine Gruppe gegeben. Der Grund, weshalb Constantin für sich diese seit jeher für den Thronfolger typische Rückseite prägen läßt, ist nicht klar. Als Erklärung wäre folgendes möglich. Am Camuntiner Kongreß (November 308) bringt es Galerius fertig, daß Constantin und Maximinus Daia statt höherer Titel der nichtssagende Rang eines filius Augustorum aufgezwungen wird48. Constantin legt natürlich seinen Augustus-Titel nicht ab, scheint aber den ortho­ doxen Ansichten des Galerius einen Schritt entgegenzukommen, indem er für sich dieses Bild des »jungen Herrschers« auch in Gold prägen läßt. Die Chronologie der Stücke wür­ de diese Vorstellung zulassen, zumal der Typ Ende 312 noch in Ostia anläuft49, aber kurz nachher, nachdem Constantin maximus Augustus geworden ist50, ganz verschwindet51. Ende 308 tritt Licinius als neuer Augustus in das Kaiserkollegium ein52. Sein Trierer Münzporträt ist am Anfang auf sehr guter realistischer Grundlage geschaffen (Nr. 91. 92, Taf. V, 6-7)53, verliert aber dann an Kraft (vgl. Nr. 92, Taf. V, 8-9), wie es auch sonst in Trier geschieht. Alte RUckseitenbilder des Galerius werden für ihn verwendet, so der Typ

43 Die ersten Goldserien der von Constantin neu gewonnenen Münzstätten sind sehr interessant, weil sie die Art und Weise der Eingliederung in das bestehende System zeigen. Eine ausführliche Darstellung soll das Ziel einer nächsten Arbeit sein. 44 P. BRUUN, Arelate, S. 6 vermutet bei diesem Solidus die Initiative des Senats. 41 Es ginge weit über den Rahmen vorliegender Arbeit hinaus, auf die verschiedenen Etappen der Wandlung der Hofkunst hinzuweisen. Hier soll nur auf die erste Phase aufmerksam gemacht werden. 4ft RE XIV (1930) Sp. 2454 ff. (G roag ). 47 P. BRUUN, a. a. O. S. 16. 4*E . S t e in , a. a. O. S. 131. 49 J. M. C. TOYNBEE, a. a. O. Taf. 19,5. ί0 Ε. S t e in , a. a. O. S. 140.

51 Der Typ fehlt in Arelate: P. Bruun , a. a. O. S. 23. D. Kienast macht mich freundlicherweise darauf aufmerksam, daß in der Bronzeprägung Constantins dieser Typ von Anfang an als Symbol des jugendlichen Herrschers sehr beliebt ist. « E. S te in , a .a .O .S . 131. 53 Im Grunde genommen sehr verwandt mit dem Licinius-Kopf des Constanlinbogens. vgl. Η. P. L'O r a n g e , Studien z. Gesch. d. spätant. Kaiserporträts (1933) Nr. 69, Taf. 130-131.

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Constantin

VBIQVE VICTORES (Taf. V, 6-9)54, und der thronende Iuppiter Conservator (Nr. 36, Taf. V, 12). Die Teilstücke der Solidi (Nr. 36. 39. 48. 52. 88. 109, Taf. V, 10-14) entsprechen den jeweiligen größeren Einheiten im Stil und gehören auch in der Zeitstellung zu ihnen. Die Bilder der Teilstücke sind genau gearbeitet, aber wegen der viel kleineren Oberfläche oft recht ungeschickt. Das letzte Stück der frühen Serie (Nr. 109, Taf V, 14) gehört schon zu den Décennalienprägungen (315), Äußerliche Merkmale dieser Teilstücke sind das gepanzerte Brustbild des Kaisers und das Münzstättezeichen TR.

Gruppe 2 b (etwa 310/317) Innerhalb der ersten Solidus-Serie mit VICTORIA CONSTANTINI (Nr. 100, Taf IV, 17) taucht eine andere Art des Kaiserporträts auf (Nr. 100, Taf VI, 1). Die kräftige Adlernase wird jetzt mehr betont, das Gesicht ist weniger rundlich, dafür aber breiter modelliert. Die runde Linie des Unterkiefers wird dominierend, das Auge groß und tief unter unnatürlich kantig gebogenen Augenbrauen. Dieses Porträt wird durch das ewige ungeschickte Kopieren sehr [108/109] bald bis zum Grotesken entstellt55. Die Rück­ seitenbilder wirken weniger starr, weil sie abwechslungsvoller sind. Die zeichnerische Art der Modellierung führt aber schnell zu Bildern ohne Perspektive. Kühne neue Ent­ würfe mit vielen Figuren und bewegten Szenen, wie z.B. die Darstellung des processus consularis von 315 (Nr. 34. 104. 106, Taf VI, 6-8), verlieren sich in Einzelheiten und wirken deshalb sehr ungeschickt. Diese Stilart beherrscht eine Gruppe von Prägungen knapp vor 315 (vgl. Nr. 15, Taf VII, 1) und die reichen Serien aus Anlaß der Vota decennalia und des vierten Consulats von Constantin56. Der Typ Nr. 114 (Taf VI, 4) greift auf eine tetrarchische Fassung des siegreichen Kaisers zurück57. Die Legende VIRTVS AVGVSTORVM N N weist auf die Zeitspanne vom Ende des Jahres 3 1358 bis zum Sommer 314, dem Beginn des ersten Krieges zwischen Constantin und Licinius, hin59. Nach dieser Auseinandersetzung wird nur noch aus dem Anlaß der Ernennung der Caesaren Gold für Licinius geprägt. 54 Ein interessantes Stück (Nr. 86, Taf. V. 6) beweist, daß der Typ mit VBIQVE VICTOR auch früher für Constantin in Gebrauch war; das Multiplum Nr. 87 ist, wie sein Avers zeigt, mit den oben S. 9 besprochenen PRINCIPI IVVENTVTIS-Prägungen parallel. Diese Rückseite wird auch für Maximinus Daia verwendet (vgl. Nr. 90); vermutlich Ende des Jahres 312. ,s Der Grund dafür ist folgende Tatsache. Während andere Münzstätten miteinander rege Wechselbeziehungen haben, die sich nicht nur auf Tausch der Stempel, sondern auch auf die Versetzung von Stempelschneidem beziehen, kann man in Trier Einflüsse von anderswoher fast gar nicht nachweisen. Es läßt sich fragen, wohin nach Aufhören der kurzen Goldprägung die betreffenden Stempelschneider aus Arelate kamen. Wahrscheinlich ist, daß auch sie nicht nach Trier, sondern in die damals bedeutendste Goldprägestätle, nach Ticinum, versetzt wurden. So kommt es, daß der alte Trierer Stil mit immer geringerem Geschick weiterkopiert wird, bis diese Kopien inoriginell, ja sogar technisch unzureichend werden. In einem einzigen Fall darf man annehmen, daß Trierer Stempelschneider anderswohin geschickt wurden: Unter den ersten Goldserien in der neuen Münzstätte von Sirmium erkennt man den Trierer Stil zeitweilig wieder. * A. DEGRASS!, a. a. O. S. 78.

57 S. vor allem Folles der zweiten Telrarchie. z. B. J. MAURICE II, Taf. 7, 4. MTod des Maximinus, E. STEIN a. a. O. S. 142 f. w In der oben Anm. 43 erwähnten Arbeit erfolgt eine ausführliche Auseinandersetzung mit der Meinung P. B ru u n s , wonach der erste Krieg zwischen Constantin und Licinius auf 316 zu verschieben wäre (FFT 52/2, S. 17 ff. Vgl. zuletzt auch C h r . Hab ic h t , Hermes 86 (1958] S. 360 ff ). Vorerst sei auf folgendes hingewiesen: Das Multiplum mit VOT/X aus Ticinum (TOYNBEE. Taf. 31. 3) wurde ohne Zweifel etwa in der zweiten Hälfle des Jahres 314, im Zuge der Vorbereitungen der kaiserlichen Decennalien, geprägt.

Goldprägung

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Diesem Stück steht der vielumstrittene Trierer Stadtbinio (Nr. 2, Taf. VI, 3) sehr nahe60. Die Legende AVGG(ustorum) GLORIA ist für die Datierung genauso zwingend wie im vorigen Falle, also für die Zeitspanne 313-31461. Das Stück als »Bauurkunde« zu werten, wurde des öfteren versucht und vielleicht noch öfter zurückgewiesen62, einst­ weilen mit Recht. Es stimmt zwar, daß das Moseltor mit der Römerbrücke besonders sorgfältig dargestellt ist, man sieht ein Standbild des Kaisers über dem mit Beschlägen verzierten Tor, aber die [109/110] Bodenforschung hat bisher nichts Zwingendes ergeben um anzunehmen, daß diese Porta oder aber der vergrößerte Mauerring eben zu jener Zeit fertiggestellt worden wäre63. Rein numismatisch gesehen steht es fest, daß hier zwar die Stadt Trier, aber in einer sehr allgemeinen Weise dargestellt ist63*. In der Spätantike sind Stadtansichten auf Münzen nur durch den Mauerring dargestellt64, wie auch in diesem Falle. Man darf allerdings annehmen, daß das Moseltor in konstantinischer Zeit ähnlich aussah. Es ist auffallend, daß an beiden Seiten, außerhalb der Stadt, die herkömmlichen Figuren des Alamannen und des Franken sitzen. Ob nun eine Ansiedlung im Trevererlande dahintersteckt oder ein glücklich abgewehrter Einbruch, läßt sich nicht sagen. Auf Grund des Parallelstücks Nr. 80 (Taf. VI, 2) dürfte man an die letztere Möglichkeit denken. Auf diesem Rückseitenbild überreicht die Securitas-Figur eine Victoriola dem links stehenden Orbis, eine ziemlich ungewohnte Darstellung filr die Legende SECVR1TAS REIPVBLICAE. Genauso ungewohnt ist es, daß im Abschnitt außer dem Münzzeichen noch zwei ausgestreckte Tiere dargestellt sind; eines der beiden, das rechts liegende, ist bestimmt ein Löwe. Die Entstehungszeit dieser Stücke ist möglicherweise 313/14. Mit einem sehr ähnlichen Porträt schließen sich ihnen ein FRANCIA-Typ (Nr. 24, Taf. VI, 11) und ein ALAMANNIA-Typ (Nr. 18, Taf. VI, 12) an. Im Sommer 313 kam es zu neuen Kämpfen an der Rheingrenze, deren numismati­ scher Niederschlag die Stücke Nr. 18. 24 (Taf. VI, 11-12) sein dürften64*. Es wäre nun denkbar, daß die Tiere im Abschnitt des Typs Nr. 80 (Taf. VI, 2) an irgendwelche Triumphalspiele nach diesem Sieg erinnern, die in Trier stattfanden, aus welchem Anlaß die bereits prächtig ausgebaute Residenzstadt eigens verewigt wurde. Die Décennalienprägungen hängen stilistisch unmittelbar mit diesen Stücken zusam­ men. Anscheinend trat Constantin sein viertes Konsulat am 1. Januar 315 in Trier an65, Das Multiplum TOYNBEE, Taf. 31, 2 ist eine thessalonicensische Kopie des Stückes von Ticinum, ebenfalls mit VOT/X. Es ist ganz unwahrscheinlich, daß man im neu eroberten Thessalonica Ende 316 noch datierte Décennal ienprägungen, ja sogar Festmultipla geprägt hätte. Wenn aber Thessalonica bereits nach dem 8. November 314 an Constantin fiel, ist es natürlich, daß man auf Grund westlicher Musterstücke auf die bevorstehenden Decennalien geprägt hat. 60 S. die Zusammenfassung der numismatischen Literatur bei A. B a LDWIN-Br ett , NNM 6 (1921) S. 49 ff. bzw. H. DRESSEL, Die römischen Medaillone des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin (1973) S. 314 ff. 61 MAURICE datiert a. a. O. Bd. I, S. 476 f. das Multiplum auf die Jahre 326/330, weil die Bronzemünzen etwa um jene Zeit mit PTRE signiert sind, es ist eines seiner typischen Fehlurteile. Es genügt ein Hinweis darauf, daß Maurice infolge einer leblosen mechanischen Anordnung die Tatsache übersieht, daß AVGG in der Legende kein Fehler sein kann und daß in den von ihm vorgeschlagenen Jahren Licinius längst besiegt und tot war. 62 Vgl. die Zusammenfassung der diesbezüglichen Angaben bei J. STÇINHAUSEN, Arch. Siedlungskunde des Trierer Landes ( 1936), S. 397 f 63 LEHNER, Westd. Ztschr. 15, S. 260; KRÜGER, Trierer Ztschr. 7 (1932), S. 174 f.; R. SCHULTZE, ebenda 8 (1933) S. 14. Vgl. RE VI A Sp. 2333 (R a u ). Nach JüLLIAN, Hist. Gaul. Rom. VII, S. 111. Anm. 3 bzw. S. 115, Anm. 4 wurde das Stück bereits von Blanchet auf die Zeitspanne 313/314 datiert. 631 [Siehe dazu jetzt auch S. 143 IT. im vorliegenden Band ] 64 Vgl. die VIRTVS MILITVM-Silbertypen der ersten Tetrarchie und ihre stilistische Entwicklung: Acta Antiqua 3 (1955) S. 245 ff. «· Vgl. O. SEECK, Regesten, S. 161. 65 A. Degrassi, a. a. O. S. 78.

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Constantin

darauf weisen die Darstellungen des processus consularis hin, vor allem das Multiplum Nr. 34 (Taf. VI, 7)60. Diese Stücke tragen alle stilistischen Merkmale der Trierer Münzstätte um 315. Das Porträt ist unnatürlich, fast komisch verzeichnet; es ist aber wohl mehr wegen mangelnden technischen Könnens so unglücklich ausgefallen als aus bewußter Stilisierung. Die Ungeschicklichkeit wird besonders auf der Rückseite ersichtlich. Die komplizierte Vorderansicht der Elephantenquadriga ist ganz ohne Perspektive modelliert. Der Stempelschneider hatte offensichtlich große Freude an der Bearbeitung von Einzelheiten (vgl. die prächtige Goldstickerei der Toga picta oder das (Perlen-?) Netz der Elephanten), das Bild wirkt dadurch besonders überfüllt. Die vereinfachte Darstellung mit der Victoria im Wagen (Nr. 104. 106, Taf. VI, 6. 8) ist demgegenüber wesentlich geschickter. Beide Typen verbinden in der Legende VICTOR1BVS AVGG N N VOTIS X ET XX das Jubiläum*67 und das kaiser-/// 0 / / / gliche Konsulat68. Andere Varianten mit der Victoria und dem Vota-Schild (Nr. 98. 99. 105. 107. 108. I ll , Taf. VI, 5. 9. 10) sind übliche Typen, nur die Vorderansichtsdarstellung der Victoria mit dem Vota-Schild ist neu. Auf Grund ähnlicher Kaiserporträts, die alle mit dem eben erwähnten Multiplum (Taf. VI, 7) verwandt sind, kann man eine ziemlich rege Goldprägung um 315 nachweisen. Sie erstreckt sich auf die letzten Jahre, die Constantin noch hauptsächlich in Trier verbracht hat69. Die Datierung der einzelnen Typen ist ziemlich leicht, weil die Gruppe dem Stil nach eng zusammengehört und mehrere Stücke mit Consular-, bzw. Décennaliendaten darunter Vorkommen. Die Porträts entwickeln sich in negativer Richtung, sie werden durch das ungeschickte Kopieren immer starrer. Die Solidi werden jetzt mit etwas größeren Stempeln ausgeprägt, so ist auch die Bildfläche größer. Die Kaiserköpfe sind breiter, flacher und linear geworden (vgl. Abb. auf Taf. IV und VI, VII). Herkömmliche Consulartypen mit dem sitzenden oder stehenden Kaiser (Nr. 44. 45, Taf. VI, 14. 15) wechseln mit wiederauflebenden älteren Typen (Nr. 15, Taf. VII, 1), die Z.T. mit den kauernden Barbarenfiguren ergänzt sind (Nr. 102. 116, Taf. VII, 7-9). Die neuen Rückseiten kommen, auf Grund einer Wechselbeziehung7071, aus Ticinum. Nr. 76, Taf. VII, 2 u. 3 sind dort entworfen worden; das Rückseitenbild und die Legende sind typisch für die Zeit nach dem Siege über Maxentius. Constantin wird hier Restitutor libertatis genannt und nimmt den Globus, das Symbol der Herrschaft, von der Dea Roma entgegen. Das schöne Reiterbild erscheint auch in Solidus-Größe (Nr. 113, Taf. VII, 6) und wird von Trier nach Ticinum weitergegeben. Der Typ VICTOR OMNIVM GENTIVM (Nr. 95, Taf. VII, IO)72 kommt ebenfalls in Ticinum vor. Die Rückseitenbilder der Solidi Nr. 38. 39 (Taf. VII, 4. 5) sind neu und einstweilen anderwärts nicht bekannt. Es ist eigenartig, daß in diesem Falle nicht die Victoria einen Kranz dem Kaiser überreicht, sondern die Pax und die Orbis-Figur (Letztere übergibt in der zweiten Fassung eine Victoria-Statuette). Die Legende PAX AETERNA AVG besagt nicht viel. Später taucht jedoch eine sehr verwandte Darstellung in Trier auf (Nr. 117, Taf. VII, 15), wo die Legende VOTA PVBLICA ist. In Ticinum kommt eine dritte ähnliche Version in der Zeit knapp vor 3 15 vor; hier bekommt der Kaiser einen Kranz “ Ph. Lederer. ZINum 38 (1928) S. 59. 47 O. SEECK, Die Regesten der Kaiser und Päpste (1919) S. 163. “ A. ALFÔLDI, RM 50 (1935) a. a. Ο. Μ Ο. SEECK, Regesten S. 161 IT. passim. 70 Darüber ausführlich in der Anm. 9 erwähnten Arbeit. 71 Der Typ dürfte wohl noch vor dem Sommer 315, dem ersten Bruch mit Rom (vgl. A. ALFÖLDI, The Conversion of Constantine and Pagan Rome [1948] S. 73 Γ), entstanden sein. 72 Das Stück Nr. 95 (Taf. VII, 12) ist vermutlich später entstanden; die Vorderseite weist auf die Zeit nach 320. Vgl. darüber weiter unten S. 16.

Goldprägung

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von der Orbis-Figur, wird aber nebenbei von der Victoria mit einem anderen bekränzt. Es scheint also, daß diejenigen Kränze, die dem Kaiser dargeboten werden, keine Triumphalkränze sind, diese werden von der Victoria geführt. Auf Grund der späteren Legende VOTA PVBLICA dürfte man daran denken, daß diese Stücke auf die Einfüh­ rung der neuen, von Zeit zu Zeit eingehobenen Steuer, auch aurum coronarium ge­ nannt73, hinweisen. [111/112]

Gruppe 3 (317/etwa 326) Bis zum sechsten Konsulat Constantins (vgl. die Typen Nr. 46. 47, Taf. VII, 11. 13) ändert sich der Stil nicht besonders. Die Prägung auf Constantin wird eingeschränkt, Trier arbeitet von nun an vorwiegend für die neuemannten Caesaren. Die Constantinporträts nach etwa 320 sind durch eine besonders ungeschickte Art gekennzeichnet; die Profile sind zwar in Flachrelief gehalten, aber die einzelnen Züge werden wieder rundlich geschnitten, so vor allem die Linie des Unterkiefers. Alte Rück­ seitentypen werden oft mit diesen neuen Vorseitenstempeln gekoppelt, so z. B. Nr. 95 (Taf. VII, 12)74*. Ganz neu ist das Multiplum Nr. 11 (Taf. VII, 14), das auf Grund seines Kaiserporträts in diese Gruppe kam. Das Rückseitenbild mit DEBELLATORI GENTIVM BARBARARVM ist allgemein gehalten. Wegen der stilistischen Einordnung wäre es denkbar, daß dieses Multiplum aus Anlaß des Sarmatensieges 322 verfertigt wurde73. Wie bereits gesagt wurde, arbeitet die Münzstätte Trier seit 317 vorwiegend im Namen der Caesaren. Der älteste Sohn Constantins, Crispus, residiert schon etwa ab 318 ständig in Trier76. Seine ersten bedeutenden Goldstücke feiern Siege über Alamannen und Franken (Nr. 20. 21. 25. 26, Taf. VIII, 2 ff.), die er gleich am Anfang seiner Anwesenheit an der Rheingrenze erfochten hat77. Die Rückseite zeigt den üblichen Siegestyp mit der trauernden Figur unter dem Tropaeum. Auf den Vorderseiten erschei­ nen neue Versuche, die Büste schwungvoller zu gestalten. Man versucht, sie mit ungewöhnlich großer Perspektive darzustellen7*, ein Versuch, der nicht besonders gut gelungen ist. Auch die sonstigen Serienporträts des Crispus sind nicht sehr schön, sie werden immer starrer und ungeschickter. (Vgl. Nr. 81, Taf. VIII, 1 ff. passim.) Die Rückseiten sind bekannte Typen, die jetzt für ihn verwendet werden, so VBIQVE VICTORES (Nr. 93, Taf. VIII, 6) und PRINCIPI IVVENTVTIS (Nr. 59. 60, Taf. VIII, 7), sogar eine Stempelkopplung mit VICTORIA CONSTANTINI AVG (Nr. 101). Ein neuer Typ für die constantinische Zeit ist SECVRITAS REIPVBLICAE mit der Symbolfigur, die sich auf eine niedrige Säule stützt. (Nr. 82, Taf. VIII, 9). Diese Darstel­ lung gehört sinngemäß gleich in die erste Zeit nach der Caesarenemennung; man will damit wohl die Sicherheit der dynastischen Thronfolge betonen. Später wird dieser Typ allgemein noch häufiger. 73 RE I Sp. 2552 (KUBITSCHEK). — Vgl. zuletzt die Zusammenfassung von W. SESTON, X. Congr. Int. di Sc. Stör. Relazioni Bd. VI (o. J., 1956) S. 789 ff. und J. Ka r a y a n n o pu lo s , Das Finanzwesen des frühbyzantinischen Staates (1958) S. 144 ff. 74 Vgl. weiter unten S. 16. » E. STEIN, a. a. O. S. 158. 76 E. STEIN, a. a. O. S. 159; der Solidus Nr. 17, COH. 162 (aus Caylus) ist, laut Beschreibung, eine schöne Illustration der Machtübergabe an die beiden Caesaren und kann auf 317 datiert werden. 77 E. St e in , a. a. O.

71 Sie sind vielleicht mit den ähnlichen, allerdings viel besser gelungenen Versuchen in Aquileia ebenfalls um 317 verwandt: vgl. für Crispus F. G n ec c h i , I medaglioni Romani I (1912) Taf. 29, 12.

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Constantin

Von besonderer Bedeutung ist das schöne Multiplum Nr. 14 (Taf. VIII, 8). Die Links­ büste des Crispus in Consulartracht mit dem Adlerszepter ist besonders sorgfältig ge­ schnitten79. Die Datierung ist nicht schwer, Crispus war [112/113] nur dreimal, 318, 321 und 324, Konsul80. Da beide Constantinsöhne auf der Münzrückseite neben Fausta im Consulargewand dargestellt sind, fällt das Jahr 318 weg, in welchem Crispus mit Licini­ us dieses Amt bekleidet hat. J. M. C. Toynbee schlägt für die beiden Figuren Constanti­ nus II. und Constantius II. vor81, aber wegen des Consularomats der beiden wird das unmöglich82. Crispus war aber 321 und 324 mit Constantinus junior zusammen Konsul. Möglicherweise gab es Rangschwierigkeiten unter den beiden Caesaren, dem Ältesten des Constantin und dem Erstgeborenen der Fausta. Die Szene, so individuell und unge­ wohnt sie ist, muß eine innenpolitische Bedeutung haben, sonst hätte sie keinen Platz auf einem Multiplum gefunden: Vielleicht wurden verschiedene Zwistigkeiten feierlich beigelegt. Die Legende FELIX PROGENIES CONSTANTINI AVG und die vermitteln­ de Figur der Fausta scheinen für diese Erklärung zu sprechen. Daraus kommt nun eine zweite Folgerung. Wenn Fausta die beiden Prinzen miteinander versöhnen muß, kann die Spaltung nur daraus erwachsen sein, daß dem nicht ebenbürtigen Crispus der Enkel des alten Maximian gegenübergestellt wurde. So ist dieses Stück möglicherweise ein Beweis gegen die frühere Annahme O. Seecks, wonach auch Constantinus junior unehelich geboren worden wäre83. Für den zweiten Caesar, Constantinus IL, wird in Trier von 317 angefangen, ebenfalls regelmäßig geprägt. Die Typen verlaufen im allgemeinen parallel mit denen des Crispus, so VBIQVE VICTORES (Nr. 94. Taf. IX, 1), SECVRITAS REIPVBLICAE (Nr. 83, Taf. IX, 2) und PRINCIPI IVVENTVTIS (Nr. 61. Taf. IX, 3 ff.) Auch die Porträts sind ähnlich gestaltet, sie sind zuerst klein und werden im Laufe der Zeit immer größer. Man bemüht sich sogar, eine naturtreue Darstellung zu bieten: Der Kopf ist kindlich-rund, die Backen voll und die von der Mutter geerbte Nase kommt voll zur Geltung84. Eine reiche Serie feiert den bedeutenden Sarmatensieg von 3 2 2 , der zwar von Constantin selbst erfochten, aber dem jungen Caesar zuerkannt wurde. Die Büsten sind in Trier ungewohnt. Sie sind breite Brustbilder mit reich drapiertem Paludament (Nr. 28. 29. 73-75, Taf. VIII, 10 ff.). In der Art, wie sie modelliert sind, ähneln sie gleichzeitigen Stücken aus Sirmium86 und sind in der Qualität viel besser als die übliche Produktion von Trier. Die Büsten Nr. 74. 75. Taf. VIII, 10. 11 stehen dem Stil von Sirmium besonders nahe, Nr. 73, Taf. VIII, 12 ist schon ein Stempel, der auf Grund der vorigen in lokaler Trierer Art modelliert wurde. Typ Nr. 27. 29 (Taf. VIII, 13; IX, 9) stimmt mit dem üblichen Trierer Siegestyp überein. Die neue Rückseite, auf der der Caesar siegreich auf den flehenden Barbaren tritt, hat bestimmte typologische Vorgänger. In Trier selbst erscheint ein ähn-/713/1 /4/liches *104 79 Die Ähnlichkeit mit den Linksporträts des Crispus aus Sirmium ist so groß (vgl. J. MAURICE. II, Taf. 12, 12. 13), daß man für die CaesarenbUste sogar eine Vorlage von dort annehmen könnte. Die Goldstickerei ist z.B. viel großzügiger als auf dem Stück Nr. 34 (Taf. VI, 7), hier verliert sich der Stempclschneider nicht in Einzelheiten. Eine entgegengesetzte Meinung vgl. Ph. LEDERER, ZfNum 1928, S. 67 und ihm folgend J. M. C. T o y n b e e , a. a. O. S. 198. 10 A. D e g r a SSI, a. a. O. S. 79. " J. M. C. TOYNBEE, a. a. O. S. 198. 17 Constantius II. war 326 zum ersten Mal. jedoch mit seinem Vater und nicht mit Constantinus IL, Konsul, vgl. Λ. DEGRASSI. a. a. O. S. 79. «J RE IV (1900) Sp. 1026 (SEECK). 14 Dieses Porträt unterliegt ebenfalls dem Verschlcchterungsprozeß durch das Kopieren, vgl. z. B. Taf 1X7.

« E. STEIN, a. a. O. S. 158. ** Vgl. beispielsweise J. MAURICE I, T af 12,5.

Goldprägung

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RUckseitenbild unter den ersten Antoninianprägungen von 29387. Früher, unter Probus, findet man es auch auf Gold88. Die beiden Multipla der Fausta (Nr. 40. 41, Taf. IX, 10. 11) stehen ganz vereinzelt in der Goldprägung von Trier. In der Machart, besonders auf den Rückseiten, sind sie mit den Décennalienprägungen verwandt; hier wie dort kommt eine flache, lineare Richtung zur Geltung (vgl. Taf. IX, 12). Problematisch ist lediglich die Tatsache, daß Fausta hier ein Kind im Schoße hat, dafür auf einer Serie, deren Grundtyp bereits in Nicomedia entstanden ist89, also um 325 zu datieren wäre, zwei Kinder auf dem Arm hält. Die Frage ist nicht einwandfrei zu lösen, zumal man wenig von den Kindern Constantins, außer den nachmaligen Caesaren, weiß90. Die großen Feierlichkeiten, mit denen die Vicennalien des Kaisers und die Decennalien der beiden älteren Caesaren 325/326 gefeiert wurden, haben auch in Trier ihren numismatischen Niederschlag gefunden. Es ist begreiflich, daß hier mehr für die Caesaren geprägt wurde (so Nr. 5-7, Taf. IX, 12. 13, X, 1). Wenn auch der Einfluß der damals stilistisch leitenden Münzstätte, Sirmium, auf den Porträts nicht zu verkennen ist, sind diese Stempel in Trier entstanden. Dasselbe gilt für die beiden Solidi, die an die kaiserlichen Vicennalien erinnern; beide führen das neue, zum Himmel blickende Porträt Constantins mit dem Banddiadem91. Da aus anderen Münzstätten noch Solidi auf die Decennalien des Crispus existieren92, ist ohne weiteres anzunehmen, daß in Trier, in der Münzstätte, die in erster Linie für die Caesarenprägung zuständig war, ebenfalls viel für ihn aus diesem Anlaß geprägt wurde. Daß kein einziger Typ auf uns gekommen ist, wird erklärlich, wenn man bedenkt, mit welcher Gründlichkeit eben in seiner gewesenen Residenz gegen sein Andenken vorge­ gangen wurde93, nachdem er 326 Ehre und Leben verloren hatte. Dem im November 324 neuemannten Caesar94 Constantius werden in Trier die üblichen Caesarenreverse, vor allem der Typ PRINCIPI IVVENTVTIS (Nr. 64-68, Taf. X, 2 ff.), gewidmet. Das Porträt wird gewissermaßen an das des Constantinus junior angeglichen (vgl. die besondere Ähnlichkeit der beiden Stücke Taf. X, 1 und 3). Auffal­ lend ist lediglich die immer ungeschicktere Art der Darstellung, die eine gewisse relative Chronologie ermöglicht. Das erste Konsulat des Constantius, das er 326 mit seinem Vater bekleidet9596, [114/115] wird durch besondere Festprägungen verewigt (Nr. 1. 67, Taf. X, 6. 7)%. Um die Darstellung des processus consularis besonders feierlich zu gestalten, wird auf den Typ mit der Elefantenquadriga von 315 zurückgegriffen; das spätere Stück ist aber noch 17 H. A. C a h n , a. a. O. Nr. 52 IT. " Vgl. Slg. Montagu ( 1896) Nr. 705. 706. Dieses Stück durfte sogar das unmittelbare Vorbild des Trierer Antoninians gewesen sein. S. zu dem Verhältnis zu Rom K. PlNK, a. a. O. S. 29. — Die Legende PRINCIPIA IVVENTVTIS scheint darauf hinzuweisen, daß Parallelstücke auch für Crispus existierten. In Bronze wird zur Zeit der Typ SARMATIA DEVICTA und ALAMANNIA DEVICTA geprägt, für alle Mitglieder des Herrscherhauses (J. M a u r ic e , II, Sirmium, I. Ern. Typ. I, II). 19 S. J. M a u r ic e , III, Taf. Ill, 8. 90 Die Erwägungen 0 . SEECKS, ZfNum 1898, S. 17 ff. sind ganz willkürlich und beruhen teilweise auf Datierungen, die seither als schlecht erwiesen wurden. 91 ln der oben Anm. 9 erwähnten Arbeit soll bewiesen werden, daß das Banddiadem auf der ersten Serie der Vicennalprägungen 325 erscheint und das edelsteingeschmückte Diadem erst mit den stadtrömischen Feierlichkeiten 326 auf den Münzen auftaucht. 92 Vgl. aus Sirmium: J. MAURICE, II, Taf. 12, 12. 93 Dazu von der Vernichtung der Deckenmalereien (vermutlich auch mit seinem Porträt) des Trierer Palastes zuletzt Th. K. Kempf, Neue Ausgrabungen in Deutschland (1958) S. 368 IT. 94 O. SEECK, Regesten S. 174. « A. DEGRASSI, a. a. O. S. 79. 96 Die Vorseitenslempel sind gleich mit dem PRINCIPI IVVENTVTIS-Multiplum (Taf. X 6).

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Constantin

viel ungeschickter als sein Muster. Die Legende AETERNA GLORIA SENAT P Q R ist nur mittelbar mit dem Konsulat verbunden. Da dieser Typ am 1. Januar 326 in Umlauf gesetzt wurde, ist der Hinweis auf den Senat und das römische Volk ein Propaganda­ vorspiel des bevorstehenden kaiserlichen Besuchs in Rom. Es ist nicht ohne Bedeutung, daß sich Constantin dabei derselben Formel bedient, die er schon einmal, vor und nach dem Siege bei Ponte Molle, verwendet hat.

Gruppe 4 (326/337) Damit sind wir an einem Scheidepunkt in der Goldprägung von Trier und anderer Münzstätten angelangt. Die Administration wird nun nachweislich stark zentralisiert. Wenn man bisher gelegentlich Muster aus anderen Münzstätten für einzelne Stempel verwendet hat, so wurde trotzdem in der Ausgestaltung der Goldprägung eine gewisse Freiheit der einzelnen Prägestätten gestattet. Zu einem ziemlich genau festlegbaren Zeitpunkt — um 326 — sind die Wirkungen der neuen zentralen Verwaltung, des Amtes des comes sacrarum largitionum, klar in der Prägetätigkeit ersichtlich. Von nun an werden nicht nur Anordnungen an die einzelnen Münzstätten verschickt, sondern die neuen Stempel selbst. Auf Grund dieser Musterstempel werden, falls nötig, die weiteren Prägestöcke verfertigt, mit den Musterstempeln wird aber auch geprägt. Diese große administrative Änderung ist wieder mit einem Wechsel des Münzstättenzeichens verbunden: Nun werden auch die Solidi mit TR signiert. Die späten Solidus-Typen von Constantin sind die SECVRITAS-Darstellungen. Da gewisse unter ihnen bereits mit TR signiert sind, stammen sie aus der Zeit nach 326 (Nr. 77-79, Taf. VII, 16 ff.). Es dürfte auffallen, daß hier das Diadem noch nicht unbedingt verwendet wird. Der Grund dafür mag die Tatsache sein, daß man in Trier viele ältere Stempel wiederverwendet. Ein schlagender Beweis dafür ist das GOTHIAMultiplum Nr. 12 (Taf. XI, 4). Es unterliegt wohl keinem Zweifel, daß dieser Typ den Sieg Constantins Uber die Westgoten und ihre Verbündeten im Banat westlich des Eisemen Tors feiert, der 332 erfochten wurde97. Vergleicht man dieses Stück mit dem früheren Typ DEBELLATORI GENTIVM BARBARARVM (Nr. Il, Taf. VII, 14), so sieht man sofort, daß in diesem Falle die ältere Prägung als Vorlage diente, ganz ungeachtet dessen, daß seither der Kopfschmuck des Kaisers längst das Diadem war98. Ein Schulbeispiel ungeschickten Kopierens nach dem zentralen Stempel ist [115/116] die Serie zur Einweihung von Constantinopel99 330 (Nr. 31-33, Taf. X, 8 ff.). Der Aversstempel des Multiplums Nr. 31, Taf. X, 8 ist zwar nicht das Constantinopolitaner Original, steht aber diesem sehr nahe100, jedenfalls ist er bedeutend besser, als die

97 E. Ste in , a. a. O. S. 198.

91 In dem Weiterverwenden alter Stempel, teils mit neuen gekoppelt, ist das Wiederau hauchen des Reitertyps (Nr. 112, 113, Taf. VII 19. 20) begründet. Der Unterschied zwischen den beiden Typen ist recht interessant. Im Falle von Taf. VII 19 kommt die alte Rückseite vom Typ um 315 vor (vgl. Taf. VII 6), dafilr ist die Vorderseite neu. Beim danebenstehenden Solidus ist es umgekehrt: Die Vorderseite ist vom älteren Typ und die Rückseite auf Grund der bisherigen ähnlichen Darstellungen neu geschnitten, sogar mit TR im Abschnitt, also nach 326. — Es könnte sein, daß die beiden Solidi des Constantinus II. Nr. 22. 72 (Taf. IX 7. 8) ebenfalls aus dieser späteren Zeit stammen, als er schon in Gallien residierte. Daß man für ihn den Alamannia-Typ ausprägt bzw. die Sarmatia-Prägung mit dem Münzstättenzeichen TR ausstattet, würde dafür sprechen. Constantin weilt 328 noch einmal in Trier; vielleicht wurde damals ein Sieg über die Alamannen davongetragen (E. STEIN, a. a. O. S. 197). 99 A. ALFÖLDI. JRS 37, 1947, S. 1 IT. '«* Vgl. J. M. C. T o y n b e e , a. a. O. Taf. 35, I.

G o ld p rä g u n g

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zeitgenössischen Trierer Kaiserporträts. Die Rückseite ist schon viel ungeschickter kopiert. Die entsprechenden Caesarentypen weisen alle Eigenschaften der Sekundärarbeit auf; eine jede Linie der Vorlage wird sorgfältig nachgezogen, wobei der Schwung und die Großzügigkeit des Originals ganz verlorengehen. Größere Einheiten in Gold sind verständlicherweise in kleiner Stückzahl ausgeprägt. So kommt es, daß man im Falle dieser späten Festprägungen oft den Musterstempel vor sich hat. Wenn man die beiden Multipla — ebenfalls aus Anlaß der Einweihung Constantinopels — auf Constantin bzw. auf Constantius II. miteinander vergleicht (Nr. 42. 43, Taf. XI, 1. 2), sieht man sofort den Unterschied, wenn auch das Stück von Constantin arg abgeschliffen ist. Dieser Stempel stammt genauso aus Constantinopel101 wie der zu der Tricennalien-Feier 335 (Nr. 4, Taf. XI, 3)102. Ein gutes Beispiel des im Original zugestellten Musterstempels bietet ein Solidus von Constans Caesar, vermutlich seine erste Ausprägung ab Ende 333103 (Nr. 70, Taf. XI, 6). Den üblichen Trierer Stil zeigt der nebenstehende Solidus des Constantinus II. (Nr. 62, Taf. XI, 5) etwa aus derselben Zeit. Der Stil ist nunmehr nicht nur ungeschickt, sondern grob, der Unterschied zum schwungvollen, idealisierten und technisch besonders gelungenen Constantinopolitaner Caesarenporträt104 ist augenfällig. Die letzten Seriensolidi Constantins des Großen weisen alle die Zeichen des nunmehr sehr heruntergekommenen Trierer Stils auf. Sie sind Kopien von immer schlechter werdenden Originalen; die Porträts sind neu entworfen, ausschließlich mit dem Diadem, sie sind starr und zeitlos durch die Idealisierung. Die Trierer Ausführung ist dazu noch flach und manieriert. Durch die Zentralisierung ist auch die Typenwahl unwesentlich geworden; die Goldprägung wird immer mehr schematisch. Langsam wird nur noch das immanente Element im zeitlosen Kaisertum wichtig. Die spätrömische Münzprägung ist damit im Stil und im Prinzip an der Schwelle des »Byzantinischen« angekommen. [116/117]

101 Vgl. beispielsweise J. M. C. TOYNBEE, a. a. O. Taf. V, 4. — Es wäre denkbar, daß man die Trierer Münzstätte beauftragt hat, auf Grund des geschickten Musterstempels die Caesarentypen zu verfertigen. 102 0 . SEECK, Regesten S. 183. 103 E. S t e in , a. a. 0 . S. 201. — Vgl. auch den etwas früheren Stempel Nr. 66. 104 Vgl. ein zeitgenössisches Stück aus Constantinopel: Slg. Trau (1935) Nr. 4211. — Weitere ganz späte Typen sind noch Nr. 71. 103 für die Caesaren; für Constantin selbst Nr. 96. wo ein alter Trierer Rückseitentyp (vgl. Nr. 95, Taf. VII, 10. 12) mit einem neuen Vorseilenstempel gekoppelt wurde.

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Constantin

TYPENKATALOG [117/118] Nr. Nominal Rückseite M AETERNA GLORIA SENAT P Q R 1. 8,76 g Constantin und Constantius II. stehen in Consulartracht mit Nimbus in Elephantenquadriga n. vorn; auf den Tieren 1. u. r. sitzen Lenker zu ihnen hinaufblickend, mit langem Stab. M 2. AVGG GLORIA 8,95 g Perspektivische Darstellung des Trierer Moseltors und der Stadt­ mauer mit Türmen; über dem mit Beschlägen verzierten Tor n. r. stehendes Standbild des Kaiser m. erhobener Rechter; 1. u. r. die Figuren der Alamannia und der Francia in Trauer sitzend, im Vor­ dergrund die Mosel m. den ersten Bögen der Brücke. 3. S CONSECRATIO Mit Blumen geschmückter Scheiter­ haufen. 4. CONSTANTINI AVG / VOT / XXX M Zwei n. vom stehende Victorien 27,15 g halten den Vota-Schild M CONSTANTINI CAES / VOT / X 5. 8,8 g Wie vorher. 6. M CONSTANTINI CAES / VOTIS / X im Kranz. 5,25 g M Wie vorher. 7. 8,89 g 8. S CONSTANTINVS AVG Zwei ineinander geflochtene Krän­ ze, darüber Stem. 9. CONSTANTINVS AVG S Victoria m. Kranz u. Palmzweig n. 1. schreitend. 10. S CONSTANTIVS CAESAR Wie vorher. 11. M DEBELLATORI GENTIVM BARBA8,86 g RARVM Der Kaiser steht n. 1., ein Soldat m. Schild führt ihm gefangenen Barba­ ren entgegen. (118/.120/ M 12. Wie vorher. 6,44 g

Vorderseite FL IVL CONSTANTIVS NOB C Büste mit Lbkr., Toga picta und Adlerszepter n. r.

IMP CONSTANTINVS P F AVG Büste m. Strkr., Panzer u. Paludament n. r.

DIVVS CONSTANTIVS Kopf n. r. CONSTANTINVS MAX AVG Büste m. Diadem u. Paludament FL CL CONSTANTINVS IVN NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. FL CL CONSTANTINVS IVN N C Kopf m. Lbkr. n. r. FL CL CONSTANTINVS IVN NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. Ohne Legende. Hinaufblickender Kopf m. Diadem, n. r. Ohne Legende. Kopf m. Diadem n. r. Ohne Legende. Kopf m. Banddiadem n. r. IMP CONSTANTINVS MAX AVG Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r.

Wie vorher.

G o ld p rä g u n g

19

Im Abschnitt PTR

M aurice

In vorliegender Arbeit Taf. X ,7. S. 15

Datum 326

PTRE

Em. 8/IV.

Taf. VI, 3.

S. 11

310/315 bei M aurice aus Paris

PTR

Em. 1/XI.

Taf. IV, 1.

S. 7

306/307 bei Maurice aus Gotha

TR

Em. 7/XXII.

Taf. XI, 3.

S. 17

335

TR

Em. 7/XXIII.

Taf. IX, 12.

S. 15

324/326

TR

Em. 7/XXV.

T af X, 1.

S. 15

324/326

TR

Em. 7/XXIV.

Taf. IX, 13.

S. 15

324/326

Taf. IX, 14.

vgl. S. 15

324/326

Taf. IX, 15.

vgl. S. 15

324/326

TR

TR

Em. 7/XX.

Bemerkung bei G necchi aus Paris

geöst, antik nachgraviert

TR

Em. 7/XXI.

vgl. S. 15

324/326 bei Maurice auf Grund Coh . 14.

TR

Em. 7/XVI.

Taf. VII, 14.

S. 13, 16

322 (?)

i l 19/1211 PTR GOTHIA

Em. 9/IV.

Taf. XI, 4.

S. 16

332



C o n sta n tin

20

Rückseite Nr. Nominal FELICITAS REIPVBLICAE 13. S Der Kaiser auf Tribunal n. 1. sitzend; hinter ihm zwei stehende Figuren in Militärtracht, vor dem Tribunal drei Gefangene mit flehender Geste. FELIX PROGENIES CONSTANTINI 14. M AVG 8,60 g Die beiden Caesaren, Crispus u. Constantinus II. in Toga picta reichen sich die Hand, hinter ihnen steht Fausta n. vorne u. legt die Hand auf ihre Schulter. FIDES EXERCITVS S 15. Fides sitzt n. 1. m. Adler zwischen zwei Feldzeichen m. Corona bzw. Manus als Zierstücken. GAVDIVM REIPVBLICAE S 16. Tropaeum, rechts und links sitzen die trauernden Figuren der Alamannia und der Francia. Legende wie vorher. 17. S Der Kaiser in der Mitte stehend überreicht den Globus dem n. r. stehenden Crispus, neben ihm auf der anderen Seite Constantinus II. GAVDIVM ROMANORVM M 18. Rechts Tropaeum, daneben die trau­ 5,34 g ernde Alamannia-Figur n. 1. sitzend. Wie vorher. S 19. Wie vorher.

20.

M 6,65 g

21.

S

Wie vorher.

22.

S

Wie vorher.

23.

S

24.

S

Wie vorher, mit der Figur der Francia. Wie vorher.

H 20/1221 TS 25. 26.

M 6,65 g

27.

S

28.

TS

Wie vorher. Wie vorher.

Wie vorher, mit der Figur der Sarmatia. Wie vorher.

Vorderseite CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

FL IVL CRISPVS NOB CAES Büste m. Lbkr., Toga picta u. Adler­ szepter n. 1.

CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

Wie vorher.

Wie vorher.

Wie vorher.

Wie vorher. FL IVL CRISPVS NOB CAES Büste m. Lbkr., Paludament, Speer u. Globus n. r. Legende wie vorher. Kopf m. Lbkr. n. r. FL CL CONSTANTIN VS IVN N C Kopf m. Lbkr. n. r. CONSTANTINVS PF AVG Kopf m. Lbkr. n. r. Legende wie vorher. Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. FL IVL CRISPVS NOB CAES Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. Legende wie vorher. Büste m. Lbkr., Paludament, Speer u. Globus n. r. FL CL CONSTANTINVS IVN N C Kopf m. Lbkr. n. r. Wie vorher.

G o ld p rä g u n g

21

Im Abschnitt PTR

M aurice Em. 2/X.

In vorliegeinder Arbeit Taf. IV, 13-15. S. 6 ,8

Datum 307/315

PTR

Em. 6/XXX = XXIX.

Taf. VIII, 8.

S. 14

317/326

Taf. VII, 1.

S. 10, 12

310/315

Taf. IV, 12.

S. 6/8, A. 40

307/315

S. 13, A. 76

317

PTR

PTR

Em. 3/XV.

PTR

Em. 6/XXV = XXIV.

ALAMANNIA Em. 2/VIII.

Taf. VI, 12.

S. 8, 11

310/317

ALAMANNIA Em. 6/XXII = XXI.

Taf. IV, 10.

S. 6/8

307/314

ALAMANNIA

Taf. VIII, 2.

S. 13

317/326

ALAMANNIA Em. 6/XIX = XVIII. Taf. VIII, 4. 5. S. 13

317/326 326/337

ALAMANNIA Em. 6/XXI = XX. TR Em. 3/XVI. FRANCIA

Taf. IX, 8.

S. 16

Taf. IV, 11.

S. 6/8

307/314

FRANCIA

T af VI, 11.

S. 11

310/317

[121/1231 FRANCIA FRANCIA



Em. 6/XXIII, 1 = XXII, 1. Em. 6/XXIII, 2 = XXII, 2.

SARMATIA



SARMATIA

Em. 9/IX, I.

— T af VIII, 3.

Taf. IX, 9. —

S. 13

317/326

S. 13

317/326

S. 14

322

S. 14

322

Bemerkung

bei M aurice auf Grund C oh . 152, aus Caylus

Constantin

22

Nr. Nominal Wie vorher. TS 29. 30.

S

31.

M ?

32.

M 8.80 g M 7,12 g

33.

34.

35.

36.

Rückseite

GLORIA EXERCITVS GALL Der Kaiser reitet m. erhobener Hand n. r. GLORIA ROMANORVM Roma sitzt auf Schild m. Speer u. Victorian. 1. Wie vorher. Wie vorher.

INNVMERI TRIVMPHI AVG M Der Kaiser in Elephantenquadriga 20,13 g nach vorne stehend, neben ihm Victoria einen Kranz über seinen Kopf haltend. Auf den Elephanten sitzende Lenker mit langen Stäben. IOVI CONSERVATORI AVGG TS Iuppiter m. Donnerkeil u. langem Szepter n. 1. sitzend. Wie vorher. TS

Vorderseite CONSTANTINVS IVN NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r. CONSTANTINVS MAX AVG Büste m. Diadem u. Paludament n. r. CONSTANTINVS IVN NOB C Büste m. Lbkr. u. Panzer n. r. FL IVL CONSTANTIVS NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r.

IMP CONSTANTINVS P F AVG Büste m. Lbkr., Toga picta u. Adler­ szepter n. 1.

IMP LICINIVS AVG Büste m. Lbkr. u. Panzer n. r. IMP LICINIVS P F AVG Wie vorher. LICINIVS P F AVG Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r.

37.

S

Wie vorher.

38.

S

PAX AETERNA AVG N Die Figuren der Pax und des Orbis mit Mauerkrone überreichen Coro­ nae dem n. 1. stehenden Kaiser.

CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

Legende wie vorher. Die Figur der Pax überreicht einen Kranz, die des Orbis eine auf dem Globus stehende Victoria dem n. 1. stehenden Kaiser. PIETAS AVGVSTAE Fausta m. Nimbus auf einem Tribu­ nal, das mit Blumen verziert ist, nach vorne thronend. Sie hält ein Kind im Schoß. Neben dem Tribu­ nal links steht die Figur der Feli­ citas, rechts eine weibliche Figur (Pietas? Fecunditas?) mit erhobener Hand zu ihr hinaufblickend, die Felicitas hält den Caduceus. Vor ihnen an beiden Seiten je zwei geflügelte Genii, die einen Kranz halten.

Wie vorher.

[122/1241 39. S

40.

M 8, 70 g

FLAVIA MAXIMA FAVSTA AVGVSTA Büste m. Perlenschnur n. r.

G o ld p rä g u n g

23

Im Abschnitt ' M aurice SARMATIA Em. 9/1X, 2.

In vorliegender Arbeit Taf. VIII, 13. S. 14

Datum 322

PTR

Taf. IV, 16.

S. 6-7

307/312

Taf. X, 8.

S. 16/17

330

Taf. X, 10.

S. 16/17

330

Taf. X .9. 11.

S. 16/17

330

Taf. VI. 7.

S. 10/14 A. 79

315

S. 10

310/313

Em. 4/XVIII.

TR

TR TR

Em. 9/X.

PTR

TR

Em. 5/XI, 2.

Bemerkung

bei M aurice wird das Londoner Stück — hier Taf. 7, 11 — aufgefilhrt.

PTR

Em. 5/XI, 1.

PTR

Em. 7/XV.

Taf. VII, 4.

S. 12

wohl ungenau beschrieben, vgl. Nr. 36. 310/315 vgl. M aurice , Em. 5 / XI, 2 310/315 bei M aurice auf Grund COH. 102, aus Caylus. 313/317

[123/1251 PTR

Em. 7/XIV.

Taf. VII, 5.

S. 10, 12

313/317

PTR

Em. 7/XXVII.

T af IX, 10.

S. 15

324/326 M aurice erwähnt die Genii vor dem Tribunal nicht.

TR

Taf. V, 12.

S. 10 S. 10

Constantin

24

Nr. Nominal Rückseite 41. M Wie vorher, anstatt vier nur zwei Genii. 8,82 g 42. PIETAS AVGVSTI NOSTRI M Der Kaiser steht mit Speer n. 1., die 20,35 g Victoria m. Palmzweig hält einen Kranz über seinen Kopf; er erhebt die vor ihm kniende Figur des Orbis m. Mauerkrone, die von einem hinter ihr stehenden Soldaten prä­ sentiert wird. M 43. Wie vorher. 20,82 R 44. P M TRIB P COS IIII P P PROCOS S Der Kaiser steht in Toga m. Globus u. kurzem Szepter n. 1. Legende wie vorher. 45. S Der Kaiser sitzt in Toga m. Globus u. kurzem Szepter n. 1. P M TRIB P COS VI P P PRO COS S 46. Der Kaiser steht in Toga m. Globus u. kurzem Szepter n. 1. Legende wie vorher. 47. M Der Kaiser sitzt in Toga m. Globus 6.68 g u. kurzem Szepter n. 1. [124/126] PONT MAX TRIB P P P PROCS (sic!) TS 48. Der Kaiser sitzt in Toga m. Globus u. kurzem Szepter n. 1. PRINCIPI IVVENTVTIS AV 49. Constantinus steht m. Speer n. 1., 5,37 g zwischen zwei Feldzeichen. Wie vorher. M 50. 8,80 g 51.

S

52.

TS

Legende wie vorher. Der Kaiser steht mit Speer u. Globus n. r. Wie vorher.

53.

TS

Wie vorher.

54.

M 6,60 g

Wie vorher.

55.

M 19,20 g

Wie vorher.

56.

M 9,56 g

Wie vorher.

Vorderseite Wie vorher. CONSTANTIN VS MAX AVG Büste m. Diadem u. Paludament n. r.

FL IVL CONSTANTIVS NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r. Wie vorher.

Wie vorher.

IMP CONSTANTINVS MAX AVG Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r.

IMP CONSTANTINVS AVG Büste m. Lbkr. u. Panzer n. r. CONSTANTINVS NOB C Kopf m. Lbkr. n. r. FL

VAL CONSTANTINVS NOB CAES Büste m. Strkr. u. Paludament n. r. CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r. IMP CONSTANTINVS AVG Kopf m. Lbkr. u. Panzer n. r. IMP CONSTANTINVS P F AVG Büste m. Lbkr. u. Panzer n. r. Legende wie vorher; Büste m. Strkr. Panzer u. Paluda­ ment n. r. Legende wie vorher; Büste m. Strkr., Panzer u. Paluda­ ment sowie erhobener Rechter n. 1. IMP CONSTANTINVS PIVS F AVG Büste m. Helm, Speer, Schild u. Panzern. 1.

25

G o ld p rä g u n g

Im Abschnitt PTR

M a u rice

TR

Em. 7/XXV1, I.

Taf. XI. 1.

S. 17

TR

Em. 7/XXVI, 2.

Taf. XI, 2.

S. 17

326/337

PTR

Em. 4/XVI.

Taf. VI, 15.

S. 12

315

PTR

Em. 4/XV.

Taf. VI, 14.

S. 12

315

PTR

Em. 6/XVIII= XVII. Taf. VII, 11.

S. 13

320

PTR

Taf. VII, 13.

S. 13

320

bei T oynbee aus Florenz

bei Maurice Druckfehler: RT



In vorliegender Arbeit Taf. IX, 11. S. 15

Datum Bemerkung 324/326 vgl. vorher unter Nr. 41 326/337 bei G necchi aus Wien; geöst

[125/127] TR

Em. 3/IX.

Taf. V, 10.

S. 5, 10

306

TR

Em. 1/XIII.

Taf. IV. 6.

S. 5

306

S. 4 A. 17

306

TR

PTR

Em. 3/X, 1.

Taf. IV, 20.

S. 6/9

307/312

TR

Em. 3/X, 2.

Taf. V. 13.

S. 10

307/312

PTR PTR

— Em. 2/1X.

PTR

PTR



bei T oynbee aus Berlin

Paris, gelocht



S. 9

307/312

Taf. V, 2.

S. 9

307/312

Taf. V, 3.

S. 9

307/312

Taf. V, 4.

S. 9

307/312 bei G necchi aus Berlin; m. Öse

C o n s ta n tin

26

Nr. Nominal M 57. Wie vorher. 40,70 g 58.

M

0

Wie vorher.

59.

S

Wie vorher.

60.

TS

Wie vorher.

61.

s

Wie vorher.

62.

s

Wie vorher.

[126/1281 63. TS 64. 65. 66. 67.

Wie vorher

s

Wie vorher. Wie vorher.

68. 69.

70.

S TS

72.

s

74. 75.

Wie vorher.

Wie vorher. S

71.

73.

Wie vorher.

s M 7,14 g M 8,95 g

Rückseite

Legende wie vorher. Der Caesar steht m. einem Feldzei­ chen u. langem Szepter n. 1., hinter ihm noch zwei Feldzeichen. Wie vorher. Legende wie vorher. Der Caesar steht mit Speer u. Globus n. r. PRINCIPIA IVVENTVTIS Der Caesar mit Speer u. Globus tritt n. 1. auf knienden Gefangenen m. flehender Geste. Wie vorher.

M 8,9 g Wie vorher. M 8,93 g Wie vorher M 13,22 g

Vorderseite IMP CONSTANTIN VS PIVS FELIX AVG Büste in. Lbkr. u. Paludament n. r. IMP CONSTANTIN VS P F IN VICT AVG Büste m. Helm, Speer, Schild u. Panzern. 1. FL IVL CRISPVS NOB CAES Kopf m. Lbkr. n. r. CRISPVS NOB CAES Kopf m. Lbkr. u. Paludament n. r. FL CL CONSTANTIN VS IVN N C Kopf m. Lbkr. n. r. CONSTANTINVS IVN NOB CAES Kopf m. Banddiadem n. r. CONSTANTINVS IVN NOB C Büste m. Lbkr. u. Panzer n. r. FL IVL CONSTANTIVS NOB Kopf m. Lbkr. n. r. Wie vorher. FL IVL CONSTANTIVS NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. 1. Legende wie vorher; Büste m. Lbkr. Toga picta u. Adler­ szepter n. r. CONSTANTIVS NOB CAES Kopf m. Lbkr. n. r. FL IVL CONSTANTIVS NOB C Kopf m. Banddiadem u. Paludament n. r. FL IVL CONSTANS NOB CAES Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. FL CONSTANS NOB CAES Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. FL CL CONSTANTINVS IVN N C Kopf m. Lbkr. n. r.

FL CL CONSTANTINVS IVN NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r Wie vorher. FL CL CONSTANTINVS IVN NOB CAES Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r.

G o ld p rä g u n g

Im Abschnitt PTR

M aurice

In vorliegender Arbeit Taf. V, 1. S. 9

PTR

PTR TR PTR TR [127/1291 TR

Em. 5/IX, I. Em. 7/XI1, I. Em. 5/IX, 3.

Taf. VIII, 1.

Em. 5/IX, 2. Em. 7/XII, 2. Em. 10/IV, 2.

27

Datum Bemerkung 307/312

S. 9

307/312 bei T oynbee aus Paris

S. 13

317/326

S. 13

317/326

Taf. XI, 3-5.

S.14

317/326

Taf. XI, 5

S.17

324/326



Taf. IX, 6.

S. 13

317/326

PTR

Em. 7/XII, 3.

Taf. X. 3.

S. 15

317/326

TR TR

Em. 10/V, 1. Em. 7/XII, 4.

Taf. X, 4-5.

S. 15 S. 15/17

317/326 mit Öse 317/326

Taf. X, 6.

S. 15 f.

326

Taf. X, 2.

S. 15

324/326

vgl. S. 16 f.

326/337

S. 17

326/337

S. 17 A. 104

333/337

S. 8 A. 40 A. 84 S. 16 A. 40 S. 14 A. 40 S.14 A. 40 S. 14

326/337?



PTR

PTR

Em. 7/XII, 5.

TR

Em. 10/IV, 3.

TR

Em. 10/IV, 1.

TR

Em. 10/V, 2.

SARMATIA TR

Em. 9/VII.

SARMATIA TR SARMATIA SARMATIA TR



Taf. XI, 6.

Taf. IX, 7.

Taf. VIII, 12. Em. 9/VI.

Taf. VIII, 10.

Em. 9/VIII.

Taf. VII, 11.

317/326 317/326 317/326

C o n sta n tin

28

Rückseite Nr. Nominal RESTITVTORI LIBERTATIS 76. S Roma nimmt m. Speer auf einem Schild n. 1. sitzend den Globus vom Kaiser entgegen, der vor ihr n. r. steht. f 128/1301 SECVRITAS REIPVBLICAE 77. S Securitas steht auf eine Säule ge­ lehnt n. 1., der rechte Arm um den Kopf. Wie vorher. 78. S Wie vorher. 79. S

CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

Wie vorher. CONSTANTINVS MAX AVG Büste m. Diadem u. Paludament n. r. IMP CONSTANTINVS P F AVG Legende wie vorher. Büste m. Strkr., Panzer u. Die stehende Securitas m. langem Paludament n. r. Szepter überreicht eine Victoria auf Globus dem links stehenden Orbis m. Mauerkrone. FL IVL CRISPVS NOB CAES Legende wie vorher. Büste m. Strkr. u. Paludament n. r. Securitas steht auf eine Säule ge­ lehnt n. 1., der rechte Arm um den Kopf.

80.

M 6,73 g

81.

M 6,69 g

82.

S

Wie vorher.

83.

S

Wie vorher.

84.

AV

85.

S

86.

S

87.

M 7,0 g

88. 89.

TS TS

90.

S

1130/1321 91. M 5,68 g

Vorderseite CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

SPES PVBLICA Spes m. Blume n. 1. ihr Gewand hebend. S P Q R OPTIMO PRINCIPI Drei Feldzeichen m. Manus, Aquila u. Corona als Zierstücken. VBIQVE VICTOR Der Kaiser steht n. r. m. Speer u. Globus, neben ihm zwei sitzende Gefangene. VBIQVE VICTORES Der Kaiser steht n. r. m. Speer u. Globus, neben ihm zwei sitzende Gefangene. Wie vorher. Wie vorher. Wie vorher.

VBIQVE VICTORES Wie vorher.

Legende wie vorher; Kopf m. Lbkr. n. r. FL CL CONSTANTINVS IVN N C Kopf m. Lbkr. n. r. CONSTANTINVS NOB C Kopf m. Lbkr. n. r. CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r. Wie vorher.

IMP CONSTANTINVS P F AVG Büste m. Strkr. u. Paludament n. r.

Wie vorher. CONSTANTINVS P F AVG Büste m. Lbkr. u. Panzer n. r. MAXIMINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r. LICINIVS P F AVG Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r.

G o ld p rä g u n g

Im Abschnitt PTR

M a u rice

Em. 3/XIII.

29

In vorliegender Arbeit Taf. VII, 2-3. S. 12

Datum Bemerkung 313/317 bei M a u rice das Münzstättenzei­ chen irrtümlich als TR angegeben

[129/1311 PTR

Em. 7/X. 1.

Taf. VII, 16. 18.

S. 16

317/326/ 337?

TR TR

— Em. 7/X. 2.

Taf. VII, 17. T af XI. 7-9.

S. 16 S. 16

326/337 326/337

PTR zwei Löwen

T af VI, 2.

S. II

310/317

PTR

Taf. VIII, 1.

S. 13

PTR

Em. 7/X, 3.

Taf. VIII, 9.

S. 13

317/326 Bei T oy n bee ist der Aufbewah­ rungsort nicht angegeben; G necchi vermerkt Bd. I 3 S. 23, Nr. 4: "Già Coll. Hertzfelder". 317/326

PTR

Em. 7/X, 4.

Taf. IX, 2.

S. 14

317/326

TR

Em. 1/XII.

T af IV, 7.

S. 4

306

PTR

Em. 3/XIV.

Taf. IV, 19.

S. 8

307/313

PTR

Em. 6/XXXII = XXXI.

Taf. V, 5.

S. 10 A. 54

307/313

S. 10 A. 54

307/315 bei G necchi aus Slg. Rollin = COH. 566

S. 10 S. 10

307/315 307/315

S. 10 A. 54

312/313

S. 9/10

310/315

PTR

PTR TR

Em. 3/XI, 4. Vgl. S. 400.

PTR

Em. 3/XI, 1.

Π31/1331 PTR

Vgl. S. 400.

— Taf. V, 11. -

Taf. V, 7.

C o n s ta n tin

30

Nr. Nominal Wie vorher. 92. S 93.

TS

94.

TS

95.

S

96.

S

97.

S

98.

S

99.

S

100.

S

101.

S

102.

S

[132/ 1341 103. S

104.

M 5,25 g

105.

M

106.

M 5,31 g

Rückseite

Wie vorher. Wie vorher. VICTOR OMNIVM GENTI VM Der Kaiser steht m. Signum u. Schild n. 1., neben ihm links zwei, rechts ein Gefangener, sitzend. Wie vorher. VICTORE AVG N X/XX Victoria sitzt auf Waffen n. r., schreibt auf den runden Vota-Schild, vor ihr Tropaeum mit zwei sitzenden Gefangenen. VICTORE AVG N VOTIS X/MVL/ XX Victoria sitzt auf Waffen n. r., schreibt auf Vota-Schild, vor ihr Tropaeum m. zwei sitzenden Gefangenen VICTORE AVG N VOTIS X/XX Victoria sitzt auf Waffen n. r., schreibt auf Vota-Schild, vor ihr Tropaeum m. zwei sitzenden Gefan­ genen. VICTORIA CONSTANTINI AVG Victoria geht m. Palmzweig u. Kranz n. 1. Legende wie vorher. Victoria geht m. Palmzweig u. Kranz n. r., neben ihr zwei sitzende Gefangene. Legende wie vorher. Victoria geht m. Kranz u. Palm­ zweig n. 1., neben ihr zwei sitzende Gefangene. VICTORIA D D N N AVGG Victoria steht n. r. mit Tropaeum u. Palmzweig. VICTORIBVS AVGG N N VOTIS X ET XX Victoria steht in Quadriga m. Kranz u. Palmzweig nach vorne. Wie vorher. Wie vorher.

Vorderseite Legende wie vorher; Kopf m. Lbkr. n. r. FL IVL CRISPVS NOB CAES Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. CONSTANTIN VS IVN NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

CONSTANTINVS, MAX AVG Büste m. Diadem u. Paludament n. r. CONSTANTINVS PF AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

Wie vorher.

Wie vorher.

CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r. FL IVL CRISPVS NOB CAES Kopf m. Lbkr. n. r.

CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

CONSTANTINVS IVN NOB C Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Lbkr. n. r.

IMP CONSTANTINVS P F AVG Kopf m. Strkr. n. r. CONSTANTINVS P F AVG Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r.

G o ld p rä g u n g

31

Im Abschnitt PTR

M aurice Em. 3/XI, 2.

In vorliegender Arbeit Taf. V, 6, 8, 9. S. 9/10

TR

Taf. VIII, 6.

S. 13

317/326

Taf. IX, 1.

S. 14

317/326

PTR

Em. 6/ΧΧΧΙΠ, 2 = XXXII, 2. Em. 6/XXXIII, 3 = XXXII, 3. Em. 7/XIII, 1.

Taf. VII, 10, 12.

S. 12 f., S. 17 A. 104

310/317

TR

Em. 7/XIII, 2. Em. 4/XXIV.

S. 17 A. 104 S. 12

326/337

PTR

PTR

Em. 4/XXV.

S. 12

314/315 bei M aurice auIS Caylus = C oh . :577

PTR

Em. 4/XXVI.

S. 12

314/315 bei M aurice auif Grund C oh . 571i = Slg. Wiezay

PTR

Em. 6/XXVI = XXV.

S. 8 S. 10

310/317

PTR

Em. 6/XXIX = XXVIII.

S. 13

317/326

PTR

Em. 6/XXVII= XXVI.

S. 12

310/317

S. 17 A. 104

326/337

T af VI, 6.

S. 10/12

314/315

S. 12

314/315

T af VI, 8.

S. 10/12

314/315

TR

/ 133/1351 TR

T af IV, 17. Taf. VI, 1.

Taf. VII, 8-9.

Em. 6/XXXI = XXX.

PTR

Em. 4/XIX, 1.

PTR

Em. 4/XIX, 2.

PTR

— Taf. VI, 13.

Datum Bemerkung 310/315

314/315

32

C o n s ta n tin

Rückseite Nr. Nominal M VICTORIBVS AVGG N N VOTIS X/ 107. 5,36 g XX Victoria hält Vota-Schild n. vome stehend. M Wie vorher. 108. 5,62 g 109. TS VICTORIBVS AVGG N N VOTIS/X Victoria hält Vota-Schild n. vorne stehend. M VICTORIBVS AVGG N N VOTIS 110. 5,44 g X/XX Victoria schreibt, n. r. sitzend auf Vota-Schild, vor ihr Tropaeum m. zwei sitzenden Gefangenen. 111. M Legende wie vorher. 5,60 g Victoria schreibt n. r. sitzend, auf Vota-Schild, den ein geflügelter Genius hält. 112. S VIRTVS AVGVSTI Der Kaiser reitet m. Speer u. Schild n. r., unter dem Pferd gefallener Feind u. seine Waffen. 113. S VIRTVS AVGVSTI N Wie vorher. 114. M VIRTVS AVGVSTORVM N N 8,60 g Wie vorher. 115. S VIRTVS EXERCITVS GALL Mars geht m. Tropaeum auf der Schulter u. Speer n. r. f 134/1361 116. S Legende wie vorher. Mars geht m. Tropaeum auf der Schulter u. Speer n. r., neben ihm zwei sitzende Gefangene. 117. S VOTA PVBLICA Der Kaiser steht n. vorne, von links reicht ihm die Orbis-Figur eine Victoria auf dem Globus, von rechts die Pax-Figur einen Kranz. 118. S VOTIS · V · MVLTIS X/VIC/TO/RIA/ AVG Victoria steht n. r. m. Vota-Schild, der auf einem Altar ruht.

Vorderseite Legende wie vorher. Kopf m. Lbkr. n. r.

Legende wie vorher. Büste m. Lbkr. u. Paludament n. r. Legende wie vorher. Büste m. Lbkr. u. Panzer n. r. Legende wie vorher. Büste m. Lbkr. u. Panzer n. r.

Wie vorher.

Legende wie vorher. Kopf m. Lbkr. n. r.

Wie vorher. IMP CONSTANTIN VS P F AVG Büste in. Strkr. u. Paludament n. r. CONSTANTIN VS P F AVG Kopf in. Lbkr. n. r.

Wie vorher.

Wie vorher.

Wie vorher.

G o ld p rä g u n g

Im Abschnitt PTR

M aurice

PTR

Em. 4/ΧΧΠΙ.

TR





PTR

Em. 4/ΧΧΠ.

PTR

Em. 4/XXI.

TR



PTR

Em. 7/XVII.

PTR



PTR

Em. 4/XVII.

[135/1371 PTR



33

In vorliegender Arbeit Taf. VI, 10. S. 12

Datum 314/315

Taf. VI, 9.

S. 12

314/315

Taf. V. 14.

S. 10

314/315

S. 12

314/315

Taf. VI, 5.

S. 12

314/315

Taf. VII, 20.

S. 16

326/337

Taf. VII, 6, 19. S. 12 S. 16 T af VI, 4. S. 10

310/317

Taf. IV, 8, 9.

S. 7

307/313

T af VII, 7.

S. 12

310/313



310/317

PTR

Em. 7/XIX.

T af VII, 15.

S. 12

315/326

PTR

Em. 3/VIII.

Taf. IV, 18.

S. 8, A. 39

310

[137/138]

Bemerkung

C o n s ta n tin

34

[1 3 6 :]

Abkürzungen: AV Em. Lbkr. M n.l. n. r. S Stkr. TS

= Aureus = Emission (bei Maurice) = Lorbeerkranz = Multiplum = nach links = nach rechts = Solidus = Strahlenkrone = Teilstück

Der Panzer ist bei der Beschreibung der Büste nur dann erwähnt, wenn kein Paludament darüber ist.

[138:] Tafelnachweis Tafel V

Tafel IV 1. Maurice l,Taf. 22,8. 2. London 3. London 4. London 5. London 6. London 7. London 8. Wien 9. London 10. Wien 11. Wien 12. Wien 13. Wien 14. Kopenhagen 15. Wien 16. London 17. Wien 18. London 19. London 20. London

Nr.

3.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

49. 84. 115. 115. 19. 23. 16. 13. 13. 13. 30. 100. 118. 85. 51.

1. Aréthuse I, Taf. 8, 9. 2. Wien 3. GNECCHl I. Taf. 7.12. 4. GNECCHl I. Taf. 7.12. 5. New York 6. New York 7. London 8. Paris 9. London 10. London 11. Kopenhagen 12. London 13. Wien 14. Slg. Trau Nr. 3960.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

57. 54. 55. 56. 86. 92. 91. 92. 92. 48. 39. 36. 52. 109.

G o ld p rä g u n g

Tafel VI 1. Wien 2. Slg. Jameson Nr. 348. 3. Maurice I,Taf. 23,14. 4. Wien 5. London 6. München 7. Stockholm 8. Slg. Jameson Nr. 349. 9. London 10. Wien 11. Paris 12. Paris 13. London 14. Wien 15. Wien

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

100. 80. 2. 114. 111. 104. 34. 106. 108. 107. 24. 18. 97. 45. 44.

Tafel VII 1. New York 2. London 3. Paris 4. London 5. Paris 6. Wien 7. London 8. London 9. London 10. London 11. London 12. Wien 13. T oynbee Taf. 15, l. 14. Wien 15. Paris 16. Wien 17. London 18. Kopenhagen 19. London 20. London

1. Paris 2. Paris 3. London 4. Paris 5. Wien 6. Wien 7. Kopenhagen 8. ehern. Slg. Schellersheim 9. Wien 10. London 11. Wien 12. Wien 13. Wien 14. NAVILLE3, Nr. 182. 15. Wien

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

94 83. 61. 61. 61. 63. 72. 22. 27. 40. 4L 5. 7. 8. 9.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

6. 68. 64. 65. 65. 67. 1. 31. 33. 32. 33.

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

42. 43. 4. 12. 62. 70. 79. 79. 79.

Tafel X Nr. 15. Nr. 76. Nr. 76. Nr. 38. Nr. 39. Nr. 113. Nr. 116. Nr. 102. Nr. 102. Nr. 95. Nr. 46. Nr. 95. Nr. 47. Nr. 11. Nr. 117. Nr. 77. Nr. 78. Nr. 77. Nr. 113. Nr. 112.

1. Paris 2. Paris 3. Wien 4. Paris 5. New York 6. Wien 7. GNECCHII, Taf. 10, 6. 8. Toynbee, Taf. 35, 5. 9. Wien 10. Wien 11. London

Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr. Nr.

1. GNECCHI I, Taf. 7, 10. 2. Kopenhagen 3. GNECCHI I, Taf. 6, 8. 4. Berlin 5. Kopenhagen 6. London 7. Wien 8. Wien 9. Kopenhagen

Tafel VIII 1. Toynbee Taf. 34, 8. 2. Wien 3. Slg. Jameson Nr. 359. 4. London 5. Paris 6. London 7. Slg. Montagu Nr. 839. 8. London 9. London 10. London 11. Maurice I,Taf. 12,10. 12. Wien 13. Paris

35

Tafel IX

Tafel XI 81. 20. 26. 21. 21. 93. 59. 14. 82. 74. 75. 73. 29.

36

Constantin

Im Orignial: Tafel IV

Goldprägung

Im Orignial: Tafel V

37

38

Constantin

Im Orignial: Tafel VI

Goldprägung

Im Orignial: Tafel VII

39

Im Orignial: Tafel VIII

Goldprägung

Im Orignial: Tafel IX

41

Im Orignial: Tafel X

Goldprägung

Im ürignial: Tafel XI

43

Zu P. Bruuns Datierung der Schlacht an der Milvischen Brücke [zusammen mit D ie t m a r K ie n a s t ]

In der Zeitschrift »Hermes« hat kürzlich Patrick Bruun vorgeschlagen, Constantins Sieg über Maxentius an der Milvischen Brücke von 312 auf 311 zurückzudatieren1. Der als Dozent an der Universität Helsinki wirkende Autor hat sich seit langem mit der Spätantike und besonders mit der Numismatik der constantinischen Zeit befaßt. Seine Monographie, The Constantinian Coinage of Arelate1 23, ist eine erschöpfende Bearbeitung des Materials und stellt trotz einiger Eigenwilligkeiten einen wirklichen Fortschritt gegenüber dem in vielen Punkten veralteten Werk von Maurice1 dar. Da Bruun derzeit den VII. (constantinischen) Band des von H. Mattingly und E. A. Sydenham ins Leben gerufenen systematischen Katalogs, The Roman Imperial Coinage (RIC), vorbereitet, verdient sein neuer Datierungsvorschlag schon deshalb ein besonderes Interesse und erfordert einen rechtzeitigen Einspruch. Bruuns Beweisführung gliedert sich in zwei Abschnitte, im 1. Teil wird die Aussage der literarischen Quellen neu überprüft und im 2. Teil sucht der Autor seine These durch numismatische Argumente zu stützen. Er fordert daher vor allem den numismatisch geschulten Historiker zur Stellungnahme auf.

I. Bruun geht von einer Stelle bei Lactantius4*aus, wo es über die Zeit der Entschei­ dungsschlacht heißt: imminebat dies quo Afaxentius imperium ceperat, qui est a. d. sextum Kalendas Novembres et quinquennalia terminabantur. Dazu bemerkt Bruun, Maxentius habe bereits im Oktober 306 den Augustustitel angenommen und folglich sei das erste Quinquennium der Regierung des Maxentius schon im Herbst 311 zu Ende gegangen. In der Tat haben neuere numismatische Forschungen ergeben, daß Maxentius bereits im Frühjahr 307 den Augustustitel auf seinen Münzen führte1. Man wird daher mit P. Bruun den 28. Oktober 306 als dies natalis imperii des Maxentius festhalten dürfen. Rechnet man von diesem Datum S Jahre weiter, kommt man auch tatsächlich ins Jahr 311. Bereits Groag erkannte jedoch6, daß dem Lactantius bei der Zahl der Regierungsjahre des Maxentius ein Irrtum unterlaufen ist. Den neuen Datierungs­ vorschlag auf der umstrittenen Stelle des Lactantius aufzubauen, ist daher von vornherein 1 Hermes 88, 1960, 361-370. 2 P. BRUUN, The Constantinian Coinage of Arelate, Helsinki 1953. 3 J. MAURICE, Numismatique Constantinicnnc l-lll. Paris 1908-1912. 4 Lactantius, De mortibus persecutorum 44, 4. 3 Vgl. R. A. G. CARSON-J. P. C. K en t . NC 1956. 112 f. J. P. C. KENT. NC 1957, 21. S. ausführlich M. R. AlfôLDI, Die constantinische Goldprägung. Untersuchungen zu ihrer Bedeutung ftlr Kaiserpolitik und Hofkunst, Mainz 1963. Vgl. E. G ro a g . RE 14 (1930) 2429 f. 6 E. G r o a g , RE 14, 1930, 2477. Vgl. J. M o r e a u : Lactance. De la mort des persécuteurs II (Paris 1954) z. St.

S c h la c h t a n d e r M ilv is c h e n B rü c k e

45

problematisch, es müßte bewiesen werden, daß Lactantius an jener Stelle entgegen der Meinung G r o a g s doch eine zuverlässige Überlieferung bietet. Als zweiter Zeuge für die neue Datierung wird Aurelius Victor angeführt, [33/34] der berichtet: Is (Constantinus) ubi vastari urbem atque Italiam comperit pulsosque seu redemptos exercitus et imperatores duos, composita pace per Gallias Maxentium petit. Ea tempestate apud Poenos Alexander pro praefecto gerens dominatui stolide incubuerat ... . Nach Bruun wollte Victor mit diesen letzten Worten darauf hindeuten, daß sich Domitius Alexander in Africa noch hielt, als Constantin seinen Feldzug gegen Maxentius begonnen hatte. Die Wendung ea tempestate ist jedoch zu allgemein für eine so präzise Folgerung; sie kann vielmehr nur ungefähr die Zeit bezeichnen, in der sich alle die im vorausgehenden Satz geschilderten Ereignisse abgespielt haben. Ähnlich vage Zeit­ angaben finden sich bei Aurelius Victor gleich in demselben Kapitel noch an zwei Stellen. So heißt es am Anfang des gleichen Kapitels*: et forte iisdem diebus ibidem Constantium patrem vel parentem vitae ultima urgebant. Quo mortuo cunctis qui aderant annitentibus imperium capit (Constantinus). I n t e r i m Romae vulgus turmaeque praetoriae Maxentium retractante diu patre Herculio imperatorem confirmant. Weiter heißt es dann7*9: adhuc pavidus et imbellis atque in desidiam foede pronus usque eo ut flagrante per Italiam bello fusisque apud Veronam suis nihilo segnius solita curaret n e q u e p a t r i s e x i t i o moveretur (Maxentius). Nach diesen Beispielen wird man daher eine Zeitangabe des Aurelius Victor nur mit größter Vorsicht zur Klärung von Datierungsfragen heranziehen dürfen. Der nächste Zeuge in der Angelegenheit ist Eutrop, der mitteilt: quinto tamen Con­ stantinus imperii sui anno bellum adversum Maxentium civile commovit, copias eius multis proeliis fudit, ipsum postremo ... apud pontem Mulvium vicit101*. Auch diese Angabe würde nach Bruun eindeutig in das Jahr 3 11 weisen. Wenn man die römische Zählweise anwendet — und das muß man in diesem Falle wohl tun — käme man sogar in das Jahr 310. Es dürfte klar sein, daß Eutrop — kein sehr verläßlicher Gewährs­ mann — hier das Opfer eines Schreibfehlers in seiner Vorlage wurde oder sich, was noch wahrscheinlicher ist, beim Ausschreiben seiner Quelle verlesen hat. Soweit Bruuns Kronzeugen für die Umdatierung der Schlacht am Ponte Molle: Lactantius, Aurelius Victor und Eutrop. Ihnen stehen jedoch andere zeitgenössische Aussagen von höherem Gewicht entgegen. Den Ereignissen am nächsten stand zweifellos der unbekannte Panegyriker des Jahres 313. Dieser erklärt": consumpto per desidias sexennio (Maxentius) ipsum diem natalis sui ultima sua caede signaret, ne septenarium illum numerum sacrum et religiosum vel inchoando violaret. Dazu schreibt Bruun: »The meaning is quite ciear: Maxentius was defeated and killed on the f i r s t d a y o f h i s s e x e n n i a l year, i.e. October 28th, 311 : by commencing the following regnal year, the seventh in order, he did not desecrate the holy number of seven (that would have been the case had the battle been fought in 312)«'2. Der Sinn ist freilich völlig klar, allerdings anders, als Bruun denkt. Maxentius hat eben sechs Regierungsjahre v o l l e n d e t . Die Schlacht wurde a m [34/35] e r s t e n T a g s e i n e s s i e b e n t e n R e g i e r u n g s j a h r e s geschla­ 7 Aurelius Victor, Caesares 40, 16-17. * Aurel. Viel. Caes. 40, 3-5. 9 Aurel. Viel. Caes. 40,20. i° Eutropius, Breviarium 10,4, 3, 11 Panegyricus XII (IX) 16, 2 (W. B a e h r e n s ). 17 B r u u n , Hermes 88, I960, 362.

46

C o n s ta n tin

gen. Der Sieg Constantins verhinderte jedoch, daß Maxentius dieses siebente Jahr in aller Form durch Opfer und Gebete einweihen (inchoare!) konnte, und so die heilige Zahl sieben entweihte, wie seine zeitgenössischen Gegner es auslegten. Auch später spricht derselbe Panegyriker12 nochmals von t o t o s e x e n n i o der Regierung des Maxentius und im Jahre 321 bestätigt Nazarius nochmals diese Zeitspanne: nam quidquid mali sexennio loto dominatio feralis inflixerat, bimestris fere cura sanavitM. Auch ein so später Zeuge wie der Kirchenhistoriker Sokrates'13145 führt auf den Oktober 312 für die entscheidende Schlacht: ήν F. HETTNER, Führer durch Trier (1883) 18; CIL XIII 10030 4 d; RE Suppl. Ill 458.

D a tu m d e r A u fg a b e

127

beiden jüngeren Funde gibt es bislang nur kurze Hinweise45.Als Typ sind sie wohl selten aber keineswegs unbekannt: D N HONORI/VS P F AVG Diadembüste mit Panzer und Paludament in Punkt­ rahmen. EXAGIVM / SOLIDI nach links stehende weibliche Gestalt mit Waage und Füllhorn (Moneta, auch Aequitas in der älteren Literatur benannt), ebenfalls im Punktrahmen. Alle drei Exagien sind ungleichmäßig-viereckige Bronzestücke, geprägt, sie weichen in der Ausführung der Bilder voneinander ab. Im einzelnen kann noch folgendes hinzugefügt werden: Zu Taf. 17, 1: 15 x 16 mm; 4,28 g. Inv. 02,135. Gefunden 1902 in Trier, Nikolausstraße, bei Kanalisationsarbeiten. Einzelne_Buchstaben der Rs.-Legende sind im Stempel ver­ stopft. Auf der Rs. steht links oben IP, im Felde rechts B eingraviert. Frisch. Zu Taf. 17, 2: 17 x 17 mm; 4,37 g. Inv. ST 8131. Gefunden 1903 in Trier Kaiserstraße, ebenfalls bei Kanalisationsarbeiten. Frisch. Zu Taf. 17, 3: 15 x 16 mm; 4,18 g. Inv. 5382 = 13,526s. Eingeliefert 1882(?) »aus der Umgegend von Trier«. Frisch. Dies alles ist numismatisch gesehen nicht sehr interessant: vergleichbare Typen bringt bereits Eckhel nach Banduri, Tannini und du Cange6. Die Trierer Exagien gewinnen erst durch den Umstand besondere Bedeutung, daß mindestens zwei von ihnen genauere Fundstellen-Angaben haben7. Die Kaiser- und die Nikolausstraße - beide mit Pfeilchen im [242/243] Plan Taf. 17, 5 markiert - liegen in der spätrömischen Innenstadt von Treviri rund 380 m in der Luftlinie voneinander getrennt, also etwa innerhalb dreier Insulae. Exagien mußten zur Zeit ihres Gebrauchs besonderen staatlichen Schutz genossen haben, auch wenn die älteste überlieferte gesetzliche Formulierung für diesen Schutz erst aus dem 5.Jh. stammt8. Dies geht zunächst daraus hervor, daß das gleichbleibende Ge­ wicht der neuen Goldmünzen seit Constantin I. nach den Wirren des 3. Jhs. dem römi­ schen Staat besonders lebenswichtig sein mußte. Deshalb heißt die Münze auch aureus s o l i d u s ; gerade ihr konstanter Wert wird weithin auch später gerühmt, wie u.a. die vielzitierte Anekdote des Kosmas Indikopleustes zeigt9. Die Goldmünzen wurden einzeln (al pezzo) justiert, so nimmt es die Forschung seit langem gewiß zu Recht an. Daß dazu 4 SABATIER, Monn. byz. S. 96, 3 mil Taf. III, 3: hier ... SOLID; 16 x 16 mm, 4,20 g. COHEN2 XIII S. 190, 3 bezieht sich a u f SABATIER. A us verschiedenen Pariser Sammlungen werden CIL XIII 10030

4 a-c Exemplare von 4,17 g - 4,399 g - 4,20 g Gewicht zitiert. Weiteres bei Pink , Gewichte 77 f. Gegen ihn muß darauf hingewiesen werden, daß Sabatiers Zeichnung tatsächlich seiner Beschreibung ent­ spricht. Ein weiteres Exemplar hier Kat. N aville XI 1039 (Taf. 17, 4). 5 An letzter Stelle: »aus altem Bestand« neu inventarisiert. Das Stück hat F. Hettner, WdZ 1, 1882, 270 als Neufund vom Jahre 1882 beschrieben. Für weitere Lit. zum Stück vgl. oben Anm. 3. Nimmt man an, daß die beiden anderen Exagien 1913 rund 10 Jahre nach ihrer Einlieferung die Inventamummer noch nicht verloren haben, muß das letztgenannte Stück von 1882 jenes aus altem Bestand sein. 6 J. ECKHEL, Doctrina nurnomm veterum VIII ( 1798) 511 ff. 7 Die Fundortangabe »aus der Umgegend von Trier« bei Nr. 3 ist, wie die Erfahrung lehrt, vielleicht eine Verlegenheitsangabe des Einlicferers; ein Fundort im Stadtgebiet von Trier wäre auch für dieses Stück durchaus denkbar. * Nov. Val. XVI (18. Jan. 445), 2: De ponderibus quoque, ul fraus penitus amputetur, a nobis dabuntur exagia, quae sub interminatione superius conprehensa sine fraude debeant custodiri. — Diese Maß­ nahme ist unmittelbar an die strengen Verfügungen zum Schutz des Solidus im Werte und im Umlauf angeschlossen. 9 Kosmas Ind. 116 A.

128

Trier

geeichte Solidus-Gewichte (eben Exagien) von Anfang an nötig waren, nicht erst seit Julian, als ein spezieller Kontrollbeamter (zygostates) zur Entscheidung eventueller Zweifel an der Qualität und am Gewicht der Solidi (vornehmlich im Steuerwesen) be­ stellt wird101, ist logisch zwingend". Dem entspricht, daß schon unter Constantin I. zehn Jahre nach der Einführung des Solidus ausdrücklich auch die fälscherische Gewichts­ verminderung unter Todesstrafe gestellt wird12. Wenn aber das Gewicht der Goldmünze derart geschützt ist, muß das Eichgewicht gleich streng überwacht sein13. Die Exagien tragen überdies oft das Kaiserporträt, das im 4. Jh. und später bereits eine hohe fast sakrale Bedeutung gewonnen hat14. Sie werden in der Regie des comes sacrarum largitionum hergestellt, dem auch die Münzprägung untersteht. Den Namen eines comes sacrarum largitionum trägt denn auch ein Exagium vom Anfang des 5. Jhs15. Gelegentlich erscheint neben den sonstigen Legenden die Abkürzung eines Stadtnamens; im er-[243/244] faßten Material ist es immer CONS für Constantinopolis16. Man wird dies besser nicht als Münzstättenzeichen aufTassen wollen, wie es bisher immer geschah. Es handelt sich vielmehr um den Sitz des comes sacrarum largitionum, wo die Exagia entstanden. Ob freilich die Exagia in seinem Officium ge­ schlagen wurden, oder in der Münzstätte am gleichen Ort, weiß man nicht. Da aber der Comes für die Herstellung und Verteilung der Exagia verantwortlich ist und in seinem Amt neben den administrativen Büros auch Werkstätten vorhanden sind, würde man eher für die erste Lösung plädieren. Die von ihm gelieferten Eichgewichte für Gold, Silber und andere Metalle bewahrt man in Tempeln, in Militärlagern usw.17, seit Justinian aber in der Kirche des Ortes18 auf. Die Eichgewichte einer Münzstätte liegen wohl in den angegliederten Thesauri, wie es ein Beispiel vom Ende des 3. Jhs. für Siscia zeigt19. Als Zwischenergebnis aus all dem kann festgehalten werden, daß die Exagien als geeichte Justiergewichte für Solidusprägung bzw. -umlauf nötig waren. Sie standen dem­ entsprechend unter strengstem staatlichem Schutz; das Amt des comes sacrarum largitio­ num war alleine befugt, sie herzustellen und anderen Ämtern zuzuweisen. Primär wurden sie wohl in den Gold prägenden Münzstätten gebraucht, doch muß man entsprechend von Gesetzen auch Kontrollwiegungen in erster Instanz bei den regionalen Thesauri des comes sacrarum largitionum bei Steuereinlieferung annehmen, selbstredend auch höhe­ ren Orts im Officium des c. s. I. selbst20. Die Fundstellen von zwei der drei Trierer Exagien liegen, wie bereits gesagt, inner­ halb von höchstens 3 Insulae unmittelbar an der spätrömischen Achse der Stadt, von der CTh 12, 7, 2 = CJ 10, 73, 2 vom 23. Apr. 363. 11 Gegen PINK, Gewichte, Sp. 75. 12 CTh 9, 22, 1: ... aut capite puniri debet aut flammis tradi vel alia poena mortifera ... qui mensuram circuli exterioris adroserit ut ponderis minuat quantitatem ... 13 Dig. 48, 10, 32 zeigt die Strenge des Schutzes von Maßen und Gewichten mindestens seil Hadrian. 14 Daher wird die Münzfälschung im 4. Jh. primär nicht als Wirlschaftsvergehen sondern als crimen laesae maiestatis (bzw. sacrilegium) geahndet. Vgl. CJ 9, 24, 2; CTh 9, 21, 3; 5; 9. Den gleichen Gedanken findet man bei Cassiodor (Var. 32) und später in Byzanz. 15 K. PINK, Gewichte, Sp. 77 Nr. 8. 16 K. PINK, Gewichte, Sp. 75 ff. passim. 17 Vgl. die Zusammenfassung bei K. PlNK, Gewichte, Sp. 79 f. " Nov. Just. 128, 15: Eos autem qui publica tributa exigunt iustis ponderibus et mensuris uti praecipi­ mus, ut neque in hoc nostros tributarios laedant. Si autern collatores putent gravari se sive in ponderi­ bus, sive in mensuris, habeant licentiam specierum quidem mensuras et pondera (a) gloriosissimis praefectis, auri vero et argenti et reliquorum metallorum pondera (a) pro tempore comite sacrarum largitionum accipere; et has mensuras et pondera in sanctissima uniuscuiusque civitatis ecclesia servari, ut secundum ea extra gravamen collatorum et fiscalium illatio et militares et aliae expensae flant. 19 K.P ink , Gewichte, Sp. 50 f. 20 Vgl. hierzu CJ 10, 73, I (ausführlicher CTh 12, 7, l);CTh. 12, 7 ,2 .3 .

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Palastanlage (sog. Kaiserthermen) hinunter zur Moselbrücke. (Vgl. die Lageskizze Taf. 17, 5). Da man, so wie die Dinge liegen, eine private (selbst illegale?) Unterbringung von mindestens 2 Exagien so nahe beieinander schlecht annehmen kann, bleibt die nachfol­ gende Überlegung zu prüfen. Gegen Ende des 4. Jhs. — der Beginn der Regierung des Honorius wäre das früheste mögliche Datum der Entstehung unserer Gewichte — lagen sowohl eine Münzstätte, als auch das Officium des comes sacra-[244/245]rum largitionum zusammen mit dem kaiserlichen Hofstaat, dem Palatium, in Treviri. Die Fundstellen könnten also auf den Standort von einem der beiden Ämter hinweisen. Selbst wenn die Exagien nicht in ursprünglicher Lage gefunden wurden — dies kann man heute nicht mehr nachweisen — zeigen, zumal bei der Seltenheit dieser Stücke, die nahe beieinander liegenden Fundstellen, daß sie wohl kaum sehr weit von ihrem Originalstandort verschleppt worden sind. Man weiß freilich nicht, wo innerhalb der römischen Stadt die Münzstätte oder das in Frage stehende Officium genau lag. Die Chancen, aus der Bodenforschung heraus Hinweise zu bekommen, sind äußerst gering: abgesehen von den Schwierigkeiten, die der seither immer wieder neu bebaute Trierer Boden bietet, sind auch die typischen Arbeitsutensilien der Vorbereitungs- und Prägetätigkeit, mit Ausnahme vielleicht der Münzstempel, genau die gleichen, die man auch sonst bei Metallbearbeitung vorfindet. Überdies kann bei Umsiedlung, Flucht, usw. eine Münzstätte sehr schnell und sehr gründlich geräumt werden. Daß solche Überlegungen für das teilweise sogar rein administrative Amt des comes sacrarum largitionum mindestens im gleichen Maße gelten, ist sicher. Die folgenden Gedankengänge sind also rein hypothetisch, wenn auch interessant. Man hat wohl überall im römischen Reiche Schwierigkeiten, will man die Lage einer Münzstätte innerhalb einer Stadt feststellen. Einen entfernten Hinweis erhält man vielleicht aus dem Vergleich mit Constantinopolis. Die Münzstätte liegt dort in der 12. Region, innerhalb der Stadt, doch nahe an der constantinischen Stadtmauer, auf keinen Fall in der Stadtmitte21. Weniger günstig ist der Vergleich mit Rom, da die Münzstätte dort im Gegensatz zu Constantinopolis keine spätrömische Neugründung, sondern eine sehr alte Einrichtung ist: Der Liber de Regionibus Urbis Romae zeigt sie in der Regio III am Caelius22. Daß in älteren Zeiten die Münzstätte noch zentraler hat liegen können, sieht man an H. A. Thompson's Vermutung, die Münzstätte Athens habe mindestens seit dem 5. Jh. v.Chr. an der Südseite der Agora gelegen23. Wenn man nun als zeitlich nächstliegend die Trierer Situation mit der Lage in Constantinopolis vergleicht, da es sich in beiden Fällen um neue Münzstätten in einer spätrömischen Residenzstadt handelt, ist man geneigt, den Platz nicht so zentral in der Nähe der heutigen Südallee (der spätrömischen Ost-West-Achse) anzunehmen. Die Lage der Fundstellen spricht eher — so gewagt auch der Vorschlag erscheinen mag — für einen Standort des Officiums des comes sacrarum largitionum, der intra palatium (im zentralen Regierungsvier-/245/246ytel) zu suchen ist. Auch hier überzeugt die Parallele mit Constantinopolis24. 21 Not. Urb. Constantinopolilanae (ed. 0 . SEECK) XIII, 12. Vgl. R. J a n in , Constantinople byzantin2 (1964)56. 22 Lib. de reg. Urbis Romae (ed. A. Nordh ) 76, Z. 8. 25 H. A. THOMPSON, Hesperia 23, 1954, 31 fi. 24 Vgl. Not. Urb. Cpl. II, 8: die Sitze der Hofämter werden im Gegensatz zu anderen nicht aufgezählt, weil sie auch topographisch zum palatium magnum gehören. In dem Zusammenhang scheint mir eine Angabe aus dem 11. Jh. bedeutsam: Anon. de antiquitatibus Cpolitanis (ed. MlGNE, PG 122) Sp. 1193 A.

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Ein weiterer Umstand scheint ebenfalls dafür zu sprechen: Die Trierer Exagien sind trotz der Beschädigungen, die sie in der Erde erlitten haben, frisch in der Erhaltung, waren also wohl unbenutzt in die Erde gekommen. Ein Vergleich mit einem gleich alten Stück aus dem Kat. Naville XI Nr. 1039 (Taf. 17, 4) zeigt genau, wie ein Exagium nach längerem Gebrauch aussieht. Allerdings gerät man gerade durch die stadttrierischen Fundstellen der Exagien sogleich in weitere Erklärungsschwierigkeiten. Die Goldprägung, für die die Eichge­ wichte primär dienen sollten, fand in der Münzstätte Treviri nicht statt.

Das Ende der Goldprägung in Treviri und das Entstehungsdatum der Exagien Nach fast 7 Jahrhunderten numismatischer Sammeltätigkeit muß das völlige Fehlen einer Goldprägung auf den Namen des Honorius bzw. seines im Osten regierenden älteren Bruders Arcadius nach dem Tode des Theodosius’ I. (395) aus Treviri als sicher gelten. Münzen auf den Namen des Arcadius mag man vielleicht wegen der feindseligen Spannungen zwischen den für die Regierungen Verantwortlichen nicht erwarten, doch wenigstens für Honorius müßten sie bekannt geworden sein25, wenn sie überhaupt geprägt worden sind. Man nimmt also mit mehr oder weniger Sicherheit an, daß in Treviri die Prägetätigkeit eingeengt oder sogar völlig eingestellt wurde26. Gold wurde sicher nicht [246/247] geschlagen, die Silberprägung zu der Zeit war jedenfalls wenig bedeutsam, lediglich Halbcentenionales kommen im Westen des Reiches in geringen Mengen vor. Ihre Ausführung ist selbst im Vergleich mit dem ohnehin schon herben valentinianisch-theodosianischen Stil von Treviri recht bescheiden. Es hat den Anschein, daß jedenfalls der geschicktere Teil der Graveure bis Anfang 5. Jh. abgezogen ist27. Sucht man also nach der Herstellungszeit der Exagia, so wird man sie eher in die frühere Periode von Honorius (393/395/423) setzen; ab 407 sind die gallischen Gebiete ohnehin abgefallen. Eine weitere Einengung ist vielleicht bis um das Jahr 402 erlaubt, das als äußerste Grenze für die Verlegung der Ämter ins Landesinnere in der Sekundär­ literatur gilt28. Die Stücke selbst geben kaum Hinweise. Höchstens kann festgestellt wer­ Der Autor zählt unter den constanlinischen Gründungen auch die beiden Folgeämter Gennikon und Idikon des Amtes des comes sacrarum largitionum im Bereich des Palatium magnum auf, obwohl zu seiner Zeit diese eigene Sitze hatten (vgl. das Problem bei R. J a n in , Constantinople byzantin.2 173). Der Anonymos hat ohne Zweifel gewußt, daß zur constanlischen Zeit die höchste Finanzadministration (unter den anderen Hofämtem) im Palastbereich lag; er nennt aber die damals gängigen Begriffe Gennikon und Idikon dafür. R. J anin bemerkt selbst (a. a. 0 . 49), daß das Areal des Palastes zunächst sehr groß war, später aber immer kleiner wurde — wir können hinzufügen, in dem Maße, wie im Verlauf der byzantinischen Geschichte der Kaiserpalast immer weniger ein »Regierungsviertel« und immer mehr der Wohnsitz des Herrschers wurde, wo selbstverständlich die höfische Repräsentation vor sich ging. 25 Vgl. die jüngste Zusammenfassung von H. v. KOBLITZ, TrZ 3. 1928, 24 ff., sowie die älteren Handbücher (Cohen , Sabatier, Tolstoi). 26 Neues Material scheint dafür zu sprechen, daß die Goldprägung im Westen zunächst nach Mediola­ num, im Osten nach Constantinopolis konzentriert wurde, vgl. O. ULRICH-Ban sa , Monela Mediolanen­ sis (1949) 150 f., daß aber die Bronzeprägung in den gallischen Münzstätten noch eine Zeit weiterging: J. L a l l em a n d , Et. Num. 3, 1965, 96 und passim; s. auch H. NESSELHAUF, Die spätröm. Verwaltung der gallisch-germanischen Länder. Abh. d. Preuß. Akad. d. Wiss. Phil. Hist. Kl. 1938/2, 28, bes. Anm. 4. 27 Schon H. NESSELHAUF hat a. a. O. richtig betont, daß die in Treviri geschlagenen Gold- und Silber­ münzen der gallischen Gegenkaiser von 407 bis etwa 423 in dem Zusammenhang nichts besagen: Die Prägung konnte jederzeit gegen den Willen der zentralen Regierung neu eingerichtet werden. 2* Frühere Meinung s. bei A. STEIN - R. Pa la n q u e , Hist, du Bas-Empire (1959) 1, 248; E. STEIN folgt dem terminus ante quem 402 von ZELLER, WdZ 24, 1905. 4 ff. passim; J.-R. PALANQUE, REA 36, 1934, 359 ff. entscheidet sich für 395; ihm folgt mit ganz anderen Gründen H. NESSELHAUF, Die Verwal­ tung 33; S. M a zza r in o , Stil icone (1942) 120 ff. schlägt etwa 398 vor.

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den, daß die drei Kaiserporträts sich stilistisch sehr nahestehen (stempelgleich sind sie nicht), also wohl innerhalb einer kurzen Frist entstanden sind. Es ist eine schmale kleine Büste, die sich auch auf den ältesten Münzen des Honorius ähnlich findet, doch läßt sich einstweilen auf stilkritischer Basis keine genauere Chronologie der Prägungen des Honorius aufstellen. Hier helfen nur die genau datierbaren Ereignisse der ersten Regie­ rungszeit weiter. Da die Usurpation des Eugenius im Westen erst mit der Schlacht am Frigidus im September 394 ein Ende fand, kommt die vorangegangene Zeit für die Entstehung der Trierer Exagien nicht in Frage; selbst andernorts als Treviri hergestellte Stücke hätten nicht dorthin gesandt werden können. Die Restitution des Hauses des Theodosius fängt erst mit jenem Ereignis überhaupt an. Nur 4 Monate später im Januar 395 stirbt Theo­ dosius. Honorius übernimmt dem Namen nach die Regierung im Westreich. Obwohl er bereits am 23. Januar 393 unweit Constantinopolis zum Augustus ausgerufen wurde29, sind mit dem effektiven Regierungswechsel gewiß große Zahlungen an das Militär und an die Foederati fällig. Es wäre also zu erwarten, daß auch in Treviri eine größere Goldprägung einsetzt3031.Da dies nicht geschieht, muß daraus ge-[247/248]fo\gert werden, daß die Goldprägung in Treviri offenbar unterblieb. So setzt man die Herstellung der Exagien sinnvollerweise nur auf die Zwischenzeit zwischen der Schlacht am Frigidus und dem Tod des Theodosius, also zwischen Mitte September 394 bis Mitte Januar 395

Die Folgerungen aus dieser Sachlage sind schnell gezogen. Man ist offensichtlich gleich nach dem Sieg über den Usurpator Eugenius darangegangen, die Regierungsgeschäfte im gallischen Gebiet wieder aufzunehmen, und zwar im Sinne des Theodosius. Das heißt, daß die gleiche Lage hergestellt werden sollte, wie sie im Westen des Reiches vor der Ermor­ dung des Valentinian II. (15. Mai 392) bzw. der Ausrufung des Eugenius (22. August 392) juristisch gegeben war. In dem Zusammenhang sei daran erinnert, daß Theodosius nach kurzem Zögern am 23. Jan. 393 seinen jüngeren Sohn Honorius zum Augustus bestellt hat32. Hätte er ihn nicht als rechtmäßigen Nachfolger des Valentinian II. für das Westreich vorgesehen, so hätte er lediglich Eugenius anerkennen müssen. Dieser Auffassung entspricht allem Anschein nach die 394 begonnene Restituierung der Galliae, wozu selbstverständlich u. a. auch die Herstellung neuer Eichgewichte im Namen des Honorius gehört.

29 O. SEECK, Die Regesten der Kaiser und Päpste (1919) 281. 30 Das ist offensichtlich in Mediolanum der Fall, vgl. O. U lrich -B a n sa , Mon. Med. 122 ff. Auch der große Goldfund von Dortmund (K. REGUNG, Der Dortmunder Fund röm. Goldmünzen [1908]) scheint dies zu beweisen. Ich hoffe, darauf andernorts noch zurückkommen zu können. 31 Oben S. 130 wurde versucht, wahrscheinlich zu machen, daß die Exagien, die unbenutzt in die Erde gekommen sind, im Officium des comes sacrarum largitionum zu Treviri geschlagen (oder vielleicht in seinem Auftrag in der Münzstätte verfertigt und ins Amt eingeliefert) wurden. Wollte man aber dennoch annehmen, daß sie anderswo entstanden sind, so wäre der Versand nach Treviri nach dem Tode des Theodosius nicht sinnvoll, da nachher kein Gold mehr geschlagen werden sollte. Der regionale Thesau­ rus des comes s. I., der in Not. dign. (ed. O. SEECK) Occ. XI 35 ftlr Treviri bezeugt ist, hätte aber die Exagia mindestens bis zur Katastrophe 406/407 bei der Steuereintreibung, die ja zunächst ungehindert durchgeftlhrt werden konnte, benützen müssen. 32 O. SEECK, Regesten, 281.

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Der plötzliche Tod des Theodosius machte freilich einen Strich durch die Rechnung. Nach seinem Ableben war man sogleich von einer Förderung der gallisch-germanischen Gebiete abgegangen. Dies beklagen noch Jahrhunderte später die schriftstellemden Vornehmen Galliens” , ja sie machen es den Kaisern zum Vorwurf. Es handelt sich also um eine konkrete Maßnahme, Zeitgenossen und Nachfahren wohl bewußt, die anschei­ nend nicht unter dem Druck irgendwelcher Ereignisse durchgeführt wurde, sondern scheinbar willkürlich gefaßt sein mußte. Schon vor [248/249] 402 findet Symmachus schwer einen offiziellen Abgesandten, der seinen Brief sicher dem Freunde Protadius in Treviri bringen könnte, da, wie er sagt, der Kaiser und der Hof sich vom Rhein zurück­ gezogen hätten. Es gäbe vielmehr umgekehrt nach Italien zahllose Versandmöglich­ keiten, denn von überall her zögen die Boten dorthin, weil der Kaiser sich in den Gebie­ ten aufhält. Der Stolz und die Befriedigung des großen Römers sind im Text kaum zu überhören34. Wenn die oben ausgesprochene Vermutung gelten darf, so hat Stilicho sehr bald nach der Übernahme der Amtsgeschäfre angeordnet, daß der Hof und die Ämter intra palatium nach Mediolanum zu ziehen haben; Honorius hielt sich ohnehin dort auf. Bei der Gelegenheit wurden die Exagien offenbar vergessen, verlegt, jedenfalls sind sie noch ungebraucht wohl am alten Standort in Treviri liegengeblieben. Dies heißt also, daß die Residenz noch 395 offiziell nach Mediolanum verlegt wurde. Die Gesetze der Zeit sind ebenfalls bis zur weiteren Verlegung nach Ravenna 402 durchwegs in Mediolanum gegeben35. Ob der praefectus praetorio Galliarum mit seinem Amt zur gleichen Zeit nach Arelate zieht, kann hieraus nicht gefolgert werden; wahrscheinlich ist es36. Für das Verständnis der Innenpolitik Stilichos ergibt dieser Gedankengang folgendes. Die Sicherung des jungen Kaisers und des Hofes mit den wesentlichen Ämtern in Italien scheint für ihn eine vordringliche prinzipielle Entscheidung gewesen zu sein. Die claustra Alpium hält er offenbar als Gewähr dafür — bis der Zug Alarichs 401 ihn eines anderen belehrt. Dann läßt er seinen Schützling nach Ravenna übersiedeln, die Lagunen bieten besseren Schutz. Ist dies aber seine Überzeugung, so kann er zu Gunsten Italiens zur Abwehr des Alarich und seiner Goten 401 von überall her, auch von der Rheingrenze ohne Bedenken Truppen abziehen, zumal gerade am Rhein die Erneuerung der foedera (397?)37 auf Frieden hoffen läßt. Die für Gallien katastrophalen Folgen seines Prinzips zeigen sich, wie bekannt, schon wenige Jahre später.

” Vgl. die Beispiele und die Ausführungen von K. F. STROHECKER, Der senatorische Adel im spätan­ tiken Gallien (1948) 19 IT. « Symm. (ed. O. SEECK, MGH Auct. Ant. VI I, 1883) Brief IV 28. ” O. SEECK. Regesten, 284 IT. Jfc Vgl. die Überlegungen von S. M a zza r in o , Stilicone, 120 ff. 37 S. M a z z a r in o , Stilicone, 128. — L. VAr a d y , Das letzte Jahrhundert Pannoniens 376-476 (Amster­ dam 1969) 144 IT.; 448/315 beschäftigt sich mit Stilichos Befriedung der Rheingrenze, mit seinem Ehrentitel als Rheni pacator. Er datiert die Inspektionsfahrt auf Anfang 397.

Datum der Aufgabe

Im Original: Tafel 17

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Neufunde von e x a g ia

s o l id i

in Treviri/Trier

(Tafel I; im vorliegenden Band Seite 142)

Funde von Gewichten aus der Römerzeit sind nicht gerade häufig, offizielle Eich­ gewichte werden vielleicht noch seltener gefunden. Sie werfen viele und vielfältige Probleme auf. Schon daher verdienen die 1983 gefundenen drei exagia solidi von Trier unsere besondere Aufmerksamkeit. Zusammen mit den drei älteren kennen wir jetzt sechs Exemplare der gleichen Art alleine von Trier'. Sie sind völlig identisch, nur die Art der Ausführung ihrer Vorder- und RUckseitenbilder weicht ein wenig voneinander ab: D N HONORI / VS AVG Büste des Kaisers im Diadem nach rechts, Punkt­ rahmen EXAGIVM / SOLIDI stehende weibliche Figur (Moneta oder Aequitas) leicht nach links gewandt, in der rechten Hand hält sie eine Waage, in der linken ein Füllhorn, Punktrahmen. Bronze. Alle sechs sind viereckig, um die 15x15 mm groß, drei von ihnen tragen auf der Rückseite links von der Figur das Monogramm IP, rechts ein großes B eingeschlagen (7 a/ I, 1-6). Die Gewichte variieren stark1 2: [139/140] Je drei Stücke scheinen eine Grup­ pe zu bilden mit Gewichten um 4,32 g (4,28 - 4,37 - 4,31 g: Taf. I, 1-3) bzw. um 4,16 g (4,19 - 4,13 - 4,18 g: Taf. I, 4-6). Alle Stücke sind offenbar kaum oder wenig benützt in die Erde geraten3. Es ist interessant zu vermerken, daß unter den nicht sehr zahlreichen älteren Funden von exagia solidi die Honorius- (bzw. gleichzeitigen) Stücke am häufig­ sten sind4. Wir fragen uns, was diese einmalige Reihe von exagia solidi des Honorius in Treviri bedeuten soll, wo doch gerade Solidi dort nicht geprägt wurden. Die Antwort auf diese Frage wird leichter, wenn wir zuerst über die Funktion der exagia nachdenken. Ein exagium ist, wie das Wort besagt, 'das Gewogene' aus dem lateinischen Verb exigere. Geht man einen Schritt weiter, dann ist das offiziell Gewogene eben die Gewichts-

1 Vgl. M. R.-ALFOLDI, JNC. 20, 1970, 241 IT.; K.-J. GILLES, TrZ 46, 1983, 225ff; DERS., Katalog der Ausstellung: Trier - Kaiserrcsidenz und Bischofssitz (Mainz ]984) I09f. (im weiteren: Kat. 1984). 2 Taf. I, 1: Trier, Nikolausstraße, 1902; 15x16 mm, 4,28 g; 1P B eingeschlagen. Landesmuseum Trier, Inv. 02,135; Kat. 1984, 29a. — Taf. I, 2: Trier, Kaiserstraße, 1903; 17x17 mm, 4,37 g. Landesmuseum Trier, lnv. ST 8131; Kal. 1984,29b. — Taf. I, 3: Trier, Treveris-Gebiet, 1983; 15,5x16 mm, 4,31 g, 1P B eingeschlagen^ Coll. J.H., Trier, Kat. 1983, 29c. — Taf. I, 4: Trier, Treveris-Gebiet, 1983; 15x16 mm, 4,19 g, 1P B eingeschlagen. Coll. P.K., Trier. Kat. 1984, 29d. — Taf. I, 5: Trier, Ecke German-/Gervasiusstr., 1983; 16x16 mm, 4,13 g. Coll. P.K., Trier, Kat. 1984, 29e. — Taf. 1, 6: Umgebung Trier, 1882 (?); 15x16 mm, 4,18 g. Landesmuseum Trier, lnv. 5382 = 13,526, Kat. 1984, 29 f. — CIL XIII 10030, 4 d; vgl. XIII 3,2, S. 736 ff. 3 Vgl. ein wirklich abgenütztes Stück: JNG 20, 1970, Taf. 17.4. 4 S. die ältere Literatur bzw. die Lexika: JNG 20, 1970, 241 f. Anm. 2-4; 6.

N eu funde

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einheit, die amtlich geeicht wurde, das Eichgewicht5. Exagia gibt es für alle möglichen Gewichtseinheiten, daher muß man, um konkret zu sein, zum Wort exagium hinzufügen: wofür, in unserem Falle eben exagium solidi, Eichgewicht für den Solidus, das langlebi­ ge Goldstück Constantins des Großen, das 1/72 des römischen Pfundes darstellt. Exagium wird auch in griechischen Texten verwendet, dort heißt es exagion im Sinne von pondus exactum. In der Alltagssprache [140/141] wird aus exagion dann stagion, ebenfalls im Sinne von 'Gewichtseinheit', wie die Texte zeigen6. Dieses Eichgewicht wurde zunächst mit Sicherheit bei der Justierung des Solidus, also beim Prägen und bei der Ausgabe verwendet. Da aber der spätrömische Staat eine Reihe von Steuern und Abgaben in Gold erhob7, die alle in das Officium des comes sacrarum largitionum eingeliefert werden mußten, überlegt man sich zu Recht, ob solche exagia solidi nicht auch bei der Steuereinnahme gebraucht werden konnten. In einem Gesetzestext lesen wir von der Art und Weise, wie das Gold bei der Einnahme gewogen werden sollte8: ... Aurum vero, quod infertur, aequa lance et libramentis paribus suscipiatur, scilicet ut duobus digitis summitas lini retineatur, tres reliqui liberi ad susceptorem emineant nec pondera deprimant nullo examinis libramento servato, nec aequis ac paribus suspenso statere momentis. Der Einnehmer durfte also keinen Trick verwenden und auf die Waage drücken, vielmehr sollte er diese mit nur zwei Fingern halten, die anderen aber sichtbar spreizen, damit er das Gewicht nicht verändern konnte. Bei der plastischen Beschreibung im Text verwun­ dert nicht, daß diese Geste zum Zeichen der kaiserlichen Aequitas wurde und im Rück­ seitenbild eines exagium solidi des Julian erscheint (7a/ 1, 7; Genf): Die dargestellte Hand hält in eben dieser gekünstelten Weise die Goldwaage9. Gehen wir weiter. Wir haben zahlreiche Angaben dafür, daß der Steuerzahler eigens für die Zwecke der Zahlung Gold oder Solidi ankaufen mußte, um sie an den Staat weiterzugeben. Die Vorstellung drängt sich auf, daß auch die Wechsler oder die (priva­ ten) Goldschmiede, wo immer man die nötigen Solidi oder das Feingold kaufen konnte, solche exagia solidi, benutzt haben mochten, daß also das Eichgewicht auch in privaten Händen war. Dies scheint jedoch aus verschiedenen Gründen nicht sehr [!41/142] wahrscheinlich. Die amtliche Eigenschaft und der daraus abzuleitende Schutz ist schon mit dem Kaiserbild gegeben, das offenbar auch zu den exagia solidi aus dem 4. und 5. Jh. gehört: Es wurde zu jener Zeit besonders geschützt. Um nur im Bereich der Goldprägung zu bleiben: Auf das schärfste wurde z. B. mit dem Gesetz Cod. Theod. IX 22, 1 aus constantinischer Zeit10 verboten, größere oder kleinere Solidi unterschiedlich zu 5 R. Gö BL, Antike Numismatik 1 (München 1978) 240 hält den Begriff Eichgewicht für problematisch: '...man muß daher fragen, ob und inwieweit die römischen Feinwaagen überhaupt so genau gewesen sind, daß z. B. alle exagia solidi auf ein so genaues Normgewicht gebracht werden konnten, d.h. daß der moderne Begriff der Eichung anwendbar ist.' Die Absicht der spätrömischen Behörden ist jedoch klar zu erkennen (vgl. etwa Dig. 48, 10, 32, wo selbstverständlich von 'mensurae publice probatae' gesprochen wird); man will ein amtlich gesichertes Gewicht haben; dabei ist es aus dieser Sicht unwichtig, ob die Genauigkeit heutiger Meßgeräte erreicht wird oder nicht. 4 Metrologicorum scriptorum reliquiae I (ed. FR. HULTSCH 1864) 98 und s.v. 7 Vgl. die Zusammenfassung von C. KING in: Imperial Revenue, Expenditure and Monetary Policy in the Fourth Century A.D. (ed. C. KING) BAR Int. Ser. 76 (Oxford 1980) 146fT. mit der wichtigsten älteren Literatur,. * Cod.Theod. (edd. Th. MOMMSEN - P. M ayer 1904) XX 7, I, veröffentlicht am 19. Juli 325. ’ A. ALFOLDI, AJA 66, 1962, 404f. i° Die Datierung lautet: 26. Juli 317 (c. 343?); die Wahrscheinlichkeit spricht für das ältere Datum, vgl. M. R .-A lfö LDI, TrZ 32, 1969, 319ff. — Imp. Constantinus A. Leontio ppo. Omnes solidi, i n quibus nostri v u l t u s ac v e n e r a t i o u n a e s t , uno pretio aestimandi sunt atque vendendi, quamquam diversa formae mensura sit. Nec enim qui maiore habitu faciei extenditur, maioris est pretii aut qui angustiore expressione concluditur, minoris valere credendus est.

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bewerten, wenn nur ihr Gewicht stimmt, denn beide Sorten tragen das Bildnis des Kaisers, das es zu verehren gilt. Alle, die gegen diese Vorschrift handelten, dazu besonders auch jene, die das Gewicht der Goldmünzen verminderten oder solche fälsch­ ten, verfielen der Todesstrafe. Wenn also neben dem Kaiserbild auch das Gewicht der Solidi so rigoros unter Schutz gestellt wurde, wäre es unlogisch anzunehmen, daß die exagia solidi, die Eichgewichte dafür, die ebenfalls das verehrungswürdige Kaiserbild trugen, weniger streng überwacht worden wären. Zwei Beweggründe, beide je einzeln schwer genug, der hoheitsrechtliche und der wirtschaftliche, kamen hier zum Schutze der Währung zusammen. Die Verfälscher von Gewichten und Eichmaßen wurden übrigens mindestens seit Hadrian mit Verbannung bestraft". Ein weiteres Argument gegen die Nutzung der exagia solidi [142/143] durch private Personen kann man aus der Einführung der Institution des zygostates durch Julian11213 ableiten. Dieser war in den Gemeinden dazu da, die Streitigkeiten, die um das volle Gewicht und die Feinheit der Solidi zwischen Käufer und Verkäufer entstehen konnten, als unbestechlicher Schiedsmann zu entscheiden. Eine solche Schiedsstelle wäre nie nötig geworden, wenn in den Händen mindestens einer der streitenden Parteien das amtliche Solidus-Gewicht gewesen wäre; im Zweifelsfall hätte man dann nur den Richter anrufen müssen. Alles in allem scheint das exagium solidi nicht in privaten Händen gewesen zu sein. Eichgewichte wurden allgemein an amtlichen Stellen aufbewahrt . Die exagia solidi gehörten in den Amtsbereich den comes sacrarum largitionum; seine Werkstätten haben die Gewichtsstücke wohl auch hergestellt14. Eine Anordnung Valentinians III., und noch nachdrücklicher eine Justinians I., weisen beide unmißverständlich darauf hin15: Die Gold- und die sonstigen Metall-Gewichte waren vom comes sacrarum largitionum zu beziehen, falls Probleme bei dem Einzug der Abgaben auftauchten. Die Eichgewichte sollten dann in der örtlichen Kirche — so der Codex Justinianus — aufbewahrt werden. [143/144] Dies alles zeigt, in welch hohem Maße die exagia solidi offiziellen Charakter hatten. cum p o n d u s i d e m e x i s t â t . Quod si quis aliter fecerit, aut capite puniri debet aut flammis tradi vel alia poena mortifera. Quod ille etiam patietur, qui mensuram circuli exterioris adroserit, ut ponderis minuat quantitatem, vel figuratum solidum adultera imitatione in vendendo subiecerit. — Vgl. Auch Nov. Val XVI vom 18. Jan. 445. 11 Dig. 48, 10, 32:... decretoque divi Hadriani praeceptum est, in insulam eos relegari, qui pondera ac mensuras falsassem. Zur Frage der Aufbewahrung: K. PINK, Römische und byzantinische Gewichte in österreichischen Sammlungen. Sonderschriften des öst. Arch. Instituts in Wien, Bd. XII (Wien 1938) Sp. 79 f. 12 Cod. Theod. XII 7, 2 vom 23. April 363: Imp. Julianus A. ad Mamertinum ppo. Emptio venditioque solidorum, si qui eos excidunt aut deminuunt aut. ut proprio verbo utar cupiditatis, adrodunt, tamquam leves eos vel debiles nonnullis repudiantibus inpeditur. fdeoque placet quem sermo Graecus appellat per singulas civitates constitui zygostaten, qui pro sua fide atque industria neque fallat neque fallatur, ut ad eius arbitrium atque ad eius fidem, si qua inter vendentem emptoremque in solidis exorta fuerit contentio, dirimatur. — Vgl. Cod. Just. 10, 73, 2. 13 K. Pink , Gewichte (Anm. 11) Sp. 51 ff., besonders 79 ff. ■« M. R.-ALFÔLDI, JNG 20, 1970, 243 ff. 15 Nov. Just. 128, 15: Eos autem, qui publica tributa exigunt, iustis ponderibus et mensuris uti praecipi­ mus, ut neque in hoc nostros tributarios laedant. Si autem collatores putent gravari se sive in ponderi­ bus, sive in mensuris, habeant licentiam specierum quidem mensuras et pondera (a) gloriosissimis praefectis, auri vero et argenti et reliquorum metallorum pondera (a) gloriosissimo pro tempore comite sacrarum largitionum accipere; et has mensuras et pondera in sanctissima uniuscuiusque civitatis ecclesia servari, ut secundum ea extra gravamen collatorum et fiscalium illatio et militares et aliae expensae fiant. — Ähnlich schon Nov. Val. XVI vom 18. Jan. 445: De ponderibus quoque, ul fraus penitus amputetur, a nobis dabuntur exagia, quae sub interminatione superius conprehensa sine fraude debeant custodiri.

N eu fu n d e

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Bevor wir uns der zentralen Frage zuwenden, wie die vergleichsweise hohe Anzahl von Funden von exagia solidi des Honorius in Trier zu erklären ist, müssen wir einen weiteren Umstand bedenken, nämlich ihr auffälliges Untergewicht. Wie bereits gesagt, bilden die sechs Trevirenser exagia solidi zwei Gewichtsgruppen von je drei Stücken, die eine um 4,16 die andere um 4,32 g, Das rechnerische Gewicht des Solidus beläuft sich auf 4,55 g als 1/72 des römischen Pfundes von 327,45 g, wie oft nachgewiesen wurde16. Das tatsächliche Passiergewicht des einzelnen Solidus liegt aber weit unter dieser Marke, da die Münzkosten im Vorfeld abgezogen wurden, es schwankt sogar auch innerhalb einer Serie mitunter beträchtlich, wie allein schon die Auflistung der Solidus-Gewichte zeigt. Eine umfassende Untersuchung des Wandels der SolidusGewichte steht immer noch aus; sie müßte, entgegen älteren Arbeiten in dieser Richtung, die Stempelkoppelungen mehr als zuvor berücksichtigen. Soweit heute ersichtlich, liegen die Solidus-Gewichte des Honorius ziemlich stabil um die 4,45 g-Marke, sind also im Sinne des eben Gesagten vollwertig. (Dies schließt freilich nicht aus, daß — selten — auch untergewichtige Stücke Vorkommen.) Die doch zahlreichen exagia solidi in seinem Namen sind jedoch fast alle stark untergewichtig, selbst wenn man mit Rücksicht auf ihre Erhaltung einige Zentigramme auf ihr reales Gewicht draufsetzt17*.Allen voran sind es die trevirenser Exemplare. Die eingeschlagenen Zeichen 1P und B sollten anscheinend die Richtigkeit der Gewichte nochmal unterstrei­ chen: das Monogramm IP steht für [144/145] pondus I und B wohl für bonum oder bene, wie diese Abkürzung auf Inschriften am häufigsten aufzulösen ist. Die Frage ist, wozu diese untergewichtigen exagia solidi gedient haben mochten. Es ist leichter zu sagen, wozu sie nicht gedient haben können: zur Justierung und zur Kontrolle bei der Emission von Solidi im Namen des Honorius, da, soweit uns heute ersichtlich, seine Solidi im Durchschnitt ein wesentlich höheres Passiergewicht als die exagia haben. Man wird also darüber nachdenken müssen, was die niedrigen exagia solidi-Gewichte bedeuteten, wem sie nützlich sein konnten. Dabei fällt in den Vorschriften zum Einzug von Abgaben in Gold in der zweiten Hälfte des 4. Jhs. eine merkwürdige Diskrepanz auf. Nach etlichen Mahnungen früherer Kaiser verfügten 367 Valentinian I. und Valens, daß Einlieferungen in ungemünztem Gold mit 72 Solidi auf das Pfund zu verrechnen waren. 72 Solidi machten demnach nicht selbstverständlich und vor allem nicht in jedem Fall ein römi­ sches Pfund aus. Da der wesentliche Teil dieser Vorschrift auch in den Codex Justinianus eingegangen ist1®, scheint hier eine langlebige Unregelmäßigkeit vorzuliegen. Man dachte dabei etwa an Aufgelder zu Ungunsten des Einlieferers, was durchaus möglich ist. Aber auch andere Erklärungen sind denkbar zusätzlich zum eben Gesagten. Wenn näm­ lich der Solidus mit untergewichtigen Exagien auf das ungemünzte Gold umgerechnet 16 Vgl. A. LUSCHIN von E b en g reu th , Der Denar der Lex Salica. Sitz.-Ber. Akad. d. Wiss. Wien, Phil.Hist. Klasse 163/4 (Wien 1910) 61 ff. Zur späteren Diskussion über das Gewicht des römischen Pfundes vgl. zusammenfassend: M. THIRION, Le trésor de Liberchies (Bruxelles 1972) 49 ff. mit der älteren Literatur. 17 Daneben gibt es selbstredend vollgewichlige, das Passiergewicht erreichende exagia, vor allem auch mehrfache Gewichte, vgl. LUSCHIN (Anm. 16) 79 ff. passim mit der älteren Literatur besonders 79 Anm. 1; K. PINK, Gewichte (Anm. 11) Sp. 75 ff. 11 Cod. Theod. XII 6, 13, vom 8. Jan. 367: Quotienscumque solidi ad largitionum subsidia perferendi sunt, non solidi, pro quibus adulterini saepe subduntur, sed aut idem in massam redacti aut, si aliunde qui solvit, potest habere materiam, auri obryza dirigatur, pro ea scilicet parte, quam unusquisque dependit, ne diutius vel allecti vel prosecutores vel largitionales adulterinos solidos subrogando in compendium suum fiscalia emolumenta convertant. Illud etiam cautionis adicimus, ut, quotienscumque certa summa solidorum pro tituli qualitate debetur et auri masssa transmittitur, in septuaginta duos solidos libra feratur accepto. — Vgl. Cod. Just. X 72, 5: Quotienscumque certa summa solidorum pro tituli qualitate debetur et auri massa transmittitur, in septuaginta duos solidos libra feratur accepta.

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wurde, konnte man durchaus — auf Kosten des Staates, versteht sich — einen schönen Gewinn machen, den sich spätestens in der Zentrale, im Officium des comes sacrarum largitionum, der Steueragent (susceptor)19 und der zuständige Beamte [145/146] des officium aur(e)ae massae, wohin innerhalb des Gesamtbereiches das eingetriebene Gold gehörte, untereinander teilen konnten. Direkte Hinweise auf eine solche Praxis haben wir freilich nicht, nur allgemeine Klagen hören wir. Das sichtbare Bemühen der Kaiser, aller­ hand raffinierte Korruption im Finanzbereich rechtzeitig aufzufangen, weist dennoch in solche Richtungen. Wie dem auch sei, mit den exagia solidi, auch mit den untergewichtigen, befinden wir uns im Bereich des comes sacrarum largitionum. Dieser und sein Officium bildeten einen Teil der Zentralverwaltung am kaiserlichen Hof, sie waren im ’Regierungsviertel', im palatium magnum, untergebracht20. Unter diesem Aspekt werden wir nun unsere eingangs gestellte Frage angehen; was bedeuten die ex agia-Funde in Treviri, was sagen sie ftlr die Rolle und die Schicksale der Stadt in spätrömischer Zeit aus? Treviri war bekanntlich schon im 3. Jh. Kaiserresidenz; die sog. gallischen Kaiser residierten — neben [146/147] anderen Städten, wie z. B. Colonia Agrippina/ Köln — vielfach auch dort21. Mit der Errichtung der Tetrarchie seit 293 diente Treviri dann ständig dem Kaiser im Westen oder seinen Caesaren als Sitz22. Seit der Zeit mußten dort auch die zentralen Ämter, darunter das Officium des comes sacrarum largitionum, residieren. Die doppelte Reihe westlicher und östlicher comites sacrarum largitionum können wir spätestens seit dem Doppelregime des Valentinian I. im Westen und des Valens im Osten kontinuierlich nachweisen, also seit 36423. Daß Gratian vorwiegend in Treviri saß, steht fest. Auch vom Usurpator Magnus Maximus und seinem Sohn Flavius Victor (383-388) darf man das annehmen. Valentinian II. führte Treviri als Residenz weiter. Nach dem Fall der Usurpatoren Magnus Maximus und Fl. Victor erschien in der Münzstätte Treviri ein Goldmultiplum mit FELIX ADVENTVS, AVG N24, das die An­ kunft des rechtmäßigen Herrscher zu signalisieren hatte25. Nach Ausweis der Gesetzes19 Kurz nachher mit dem 29. April 383 (Cod. Theod. XII 6, 17) versuchten Gratian und seine Mitkaiser, auch eine andere, schwer greifbare Unregelmässigkeit in diesem Bereich in den Griff zu bekommen: die Susceptoren sollten das gesammelte Gold und Silber nicht zu lange behalten, sondern unverzüglich in die zuständigen Schatzhäuser einliefem. Auch diese Vorschrift wurde in den Codex Justinianus aufgenom­ men (X 72, 7). 20 Ich habe JNG 20, 1970, 244 ff. versucht, anhand der relativ nah liegenden Fundstellen zweier exagia das Areal der spätrömische Münzstätte in der Stadt abzugrenzen, wobei ich festgestellt habe, daß die Gewichte primär wohl in den goldprägenden Münzstätten gebraucht wurden, dann aber auch in erster Instanz in den regionalen thesauri des comes sacrarum largitionum, sowie im Officium der Largitionen. Bis zu einem gewissen Grade war das gewagt, daher als Hypothese formuliert. Die Untergewichtigkeit der exagia habe ich damals zu wenig beachtet; dies wird hier korrigiert. Ich folge also geme K.-J. GILLES' Aufforderung, neu zu überdenken, ob die exagia ausschließlich in der Münzstätte oder im Officium des comes sacrarum largitionum Verwendung fanden (TrZ 46, 1983, 299, KorTekturzusatz). Da das gesamte Officium des comes sacrarum largitionum im relativ großen Areal des Regierungs­ bezirks, dessen Zentrum jeweils das palatium magnum der Kaiser bildete, untergebracht war — gut sichtbar am Constantinopolitaner Beispiel —, wird man auch für das spätantike Treviri sich Uber den Ort und die Ausdehnung des Regiemngsviertels mit dem Zentrum Kaiserpalast Gedanken machen müssen. Über den aktuellen Stand der Überlegungen und die damit verbundenen Schwierigkeiten äußerte sich jüngst in umsichtiger Zurückhaltung H. CÜPPERS, Kat. 1984, 69 ff. In das dort umrissene große Areal gehörte auch das Officium des comes sacrarum largitionum hinein. 21 Vgl. I. KÖNIG, Kat. 1984,9 ff. mit der neueren Literatur. 22 Für die folgende Zusammenfassung s. E. Stein - J.-R. P a la nque , Histoire du Bas Empire 1 (Paris 1959). 23 A. H. M. JONES - J. R. M a r tindale - J. MORRIS, The Prosopography of the Later Roman Empire I (Cambridge 1971) passim, besonders 1064 f. 24 RIC 88, anderthalbfacher Solidus. 25 L. S c h w in d e n , Kat. 1984,40.

Neu funde

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daten hielt sich der Hof ab dem 14. Juni 389 bis Mittsommer 390 in Treviri bzw. am Rhein(?) auf26. Valentinian II. fand alsbald in Vienna/Vienne an der Rhone im Schatten des mächtigen fränkischen Comes Arbogastes 392 den Tod. Arbogastes' nun folgender wenig bedeutsamer Marionettenkaiser, der ehemalige magister Eugenius wird an der Residenz-Eigenschaft von Treviri kaum etwas geändert haben. Mit Arbogastes im Hintergrund versuchte er, die Anerkennung durch Theodosius I. zu erlangen; es gelang ihm nicht. Theodosius signalisierte seine Ablehnung mit eindeutiger Härte, indem er schon im Januar 393 seinen jüngeren Sohn, den achtjährigen Honorius als Mitregenten präsentierte. Diese Geste war verständlich. Man mußte einen Regenten für den Westen haben, um die Geschäfte sofort nach dem erhofften Sieg über den nicht anerkannten Gegenkaiser [147/148] Eugenius in dessen Namen aufnehmen zu können. Theodosius konnte wenige Monate später, am 5.-6. September 394 am Flüßchen Frigidus in Nordostitalien, Eugenius besiegen. Damit war der Weg in den Westen offen. Theodosius begab sich nach der Schlacht nach Rom, um dem Senat und der Stadt seine Reverenz zu erweisen27; mit dem Ende des Jahres war er wieder in Mediolanum zusammen mit seinem kleinen Sohn und Mitregenten Honorius. Von hier aus mußte die Reorganisation der Westprovinzen begonnen werden. Bald jedoch wendete sich das Schicksal. Theodosius starb bereits am 18. Januar 395. Sein älterer Sohn Arcadius blieb im Osten mit Sitz Constantinopolis, sein jüngerer, Honorius bekam den Westen, so verfügte er. Die effektive Regierung zum Schutz des Kindes legte er in die Hände des Mannes seiner Nichte Serena, des Vandalen Stilicho. Dieser, im Range eines magister utriusque militiae, ergriff die Zügel der Macht mit gewohnter Energie und in steter Loyalität zum Hause des Theodosius. Wenig später, schon 39628, sah er sich gezwungen, die ohnehin schwache Rheinarmee noch mehr auszudünnen: Italien selbst, auch Illyricum waren in Gefahr, von Alarich überrannt zu werden. So schloß er Schutzbündnisse mit den Städten entlang der Nord- und Westgrenze des Reiches, um die römischen Limites vor Angriffen ffeizuhalten und zog Militär in Norditalien zusammen. Einen ersten Einbruch Alarichs konnte er bei Pollentia 402 zurückweisen. Doch die Rheinprovinzen waren nicht mehr so sicher wie zuvor. Es ist eine Ironie des Schicksals, daß die bedeutendste zivilisatorische Tat der Römer, der Ausbau des Straßennetzes sich in den Krisenzeiten gegen sie kehrte: Die Straßen, die Treviri so leicht und selbstverständlich mit dem Hinterland einerseits, aber auch mit der Rheingrenze andererseits verbanden, wurden, wann immer der Limes nicht standhielt, zur direkten Gefahr für die reiche Residenzstadt; die Barbaren nutzten nun die Straßen für ihre Streifzüge. Irgendwann in diesen Jahren fiel die folgenschwere Entscheidung, den Kaisersitz in Treviri aufzugeben und [148/149] nur noch im wesentlich sichereren Mediolanum, hinter den claustra Alpium zu residieren. Wenige Jahre später — 402 — verlegte man die Residenz sogar noch weiter nach innen, nach Ravenna, in die Lagunen, die die Stadt damals noch mehr absicherten. Dann zog auch der praefectus praetorio Galliarum nach Arelate / Arles in Südffankreich. Unsere exagia solidi-Funde in Treviri können vielleicht etwas Licht in das Dunkel dieser Jahre bringen und uns einen Schritt näher zur Datierung dieser beiden schicksal­ haften Fakten der weströmischen Geschichte führen.

26 O. SEECK, Die Regesten der Kaiser und Päpste (Stuttgart 1919) 274 ff.; vgl. auch 110 (zu Cod. Theod. X 18,3). 27 O. SEECK, Regesten (Anm. 26) 284. 21 H. V. PETRIKOVITS in: F. PETRY - G. DROEGE (Hrsg), Rheinische Geschichte I I (Düsseldorf 1980) 271 f.

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Zunächst einmal muß festgestellt werden, daß die beiden Verwaltungen — der Kaiserhof und die Präfektur des Westens — in der Wahl ihrer Standorte nicht unbedingt voneinander abhängig waren29. Der Kaiserhof konnte ziehen, wohin es ihm nützlich schien; die Territorial Verwaltung mußte selbstverständlich im Gebiet verbleiben. Da wir gesehen haben, daß die exagia solidi auf den Kaiserhof verweisen, scheint ihr auffallend häufiges Vorkommen in Treviri zunächst einmal damit zu erklären sein, daß alle Vorbereitungen getroffen wurden, um das Regime des Honorius nach dem Sieg über Eugenius und Arbogastes dort wieder zu errichten3031. Es ist nicht weltfremd anzunehmen, daß schon bald nach der Schlacht am Frigidus (September 394) erste Maßnahmen dafür auch vor Ort durchgeführt wurden. Die zwei unterschiedlichen Gewichtsgruppen könnten z. B. mit zwei verschiedenen Goldabgaben in Verbindung gebracht werden. Anlaß dazu, Thronantritt des Honorius (der bislang im Westen nicht wirksam geworden war), der Sieg Uber Eugenius, die Aufnahme der Regierungsgeschäfte in den westlichen Provinzen, selbst das Kaiserkonsulat 396, hätte es zur Genüge gegeben. Zu einer Goldprägung ist es indessen in der Münzstätte Treviri, soweit heute absehbar, nicht gekommen . Daß aber Gold zunächst eingebracht wurde, ist nach allem, [149/150] was oben ausgeführt wurde, doch sehr wahrscheinlich; die exagia-Funde sprächen auch dafür. Daß so viele Exemplare dortgeblieben sind32, zeigt die Eile des Aufbruchs der Hofämter, sicher nicht lange nach dem Tod des Theodosius Mitte Januar 395 oder spätestens kurz danach, im Zusammenhang mit dem Truppenabzug am Rhein ab 396. Die Trevirenser exagia möchte ich also nach wie vor in die Zeit vom (späten) September 394 bis 395/396 datieren33. So bildet der oft zitierte Brief des Symmachus an seinen Freund Protadius in Treviri3435 (oder in der Gegend) keinen Widerspruch zum möglichen späteren Datum der Umsied­ lung der Präfektur von Treviri nach Arelate. Symmachus hielt sich, mit Arbeit überhäuft, in Rom auf und, als er endlich Zeit und Muße zum Schreiben fand, mußte er sich für das lange Schweigen beim Freund entschuldigen. Er habe, schrieb er, viele gute Gründe, warum sein Brief so lange auf sich warten ließ, unter anderem auch den, daß ins Rheinland, das jetzt der Kaiser und seine Ämter verlassen haben, aus Rom kaum ein Bote abging. Protadius vielmehr habe mehr Möglichkeiten, da nach Rom von überall her jemand komme, schon, weil der gnädige Herrscher in jener Gegend der Welt sich aufhalte33. Symmachus [150/151] war 402 tot. Wann genau er diesen Brief nach 395 an 29 Zur erneuten Diskussion über das Datum der Verlegung der Präfektur nach Arles s. A. C h a sta g n o l , Rev. Hist. 505, Janv.-Mars 1973, 23 ff. und die Antwort von J.-R. Pa LANQUE, Provence Historique 23, 1973 (fase. 93-94), 29 ff. 30 So schon JNG 20, 1970, 248; vgl. L. SCHWINDEN, Kat 1984, 41. 31 Zur möglichen späteren Siliquenprägung in Treviri s. K.-J. GILLES, TrZ 46, 1983, 225 ff. 32 Es besteht durchaus die Wahrscheinlichkeit, daß auch die anderen Honorius-Exagia, die den Trevirensem entsprechen, aus der hier angesprochenen Masse stammen. CIL XIII 40030, 4 a-c sind alte Pariser Stücke (c = Sab. 3), können also aus dem Rheinland kommen. Die Herkunft des Stückes aus Slg. Weber 3481 (vgl. LUSCHIN [Anm. 16] 79) ist fraglich, das im Museo Kircher (Ann. di num. 1, 1846, 201ΡΓ.) müßte aus Italien stammen. Alle sind gut erhalten. Allein das Exemplar in London ist vemutzt: Sir FLINDERS P etr ie , Ancient Weights and Measures illustrated by the Egyptian Collection in University College o f London (London 1926) S. 25 Nr. 5297 ist 'too much worn to prove die original amount.' 33 Wie schon JNG 20, 1970, 248, dort bis zum Tode Theodosius' 1. 34 Symm. Ep. (ed. O. Seeck, MGH Auct. Ant. Vl/1, Berlin 1883) 4, 30 aus 396-397: ... et tu non iisdem sedibus inmoraris, dum aut Treviros civica re/igone auf Quinque Provincias otii voluntate commutas. 35 Symm. Ep. 4,28, Isqq. Aus den Jahren 395-402: Ingenia humana prompta ad arguendum esse omnibus liquet, sed tu, qui inter bona rara numeraris, omitte sectari per naturam faciliora et defen­ sionem longi silentii mei suscipe, quae abundat plurimis iustitiae patrociniis, si contempleris ad vicinam Rheni, a qua nunc et optimus princeps et magistratus potissimus abest, nullum nostrarum partium commeare, fors fuat, an quis tantum viae ob rem privatam mihi ignoratus adripiat. tibi proficiscentium

Neufunde

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Protadius schrieb, wissen wir nicht. Er meinte aber den Hof und die Hofämter, nicht die gallische Präfektur, die das Rheinland, damit Treviri verlassen haben; wohl spätestens 396 mußte Stilicho den Entschluß gefaßt haben, die Residenz des Honorius endgültig im besser geschützten Norditalien einzurichten.

Romam maior facultas; primo quia in commune imperii caput undique gentium convenitur; tunc quod clemenlissimum principem in hac parte degentem varia omnium desideria vel necessitates sequuntur......

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Trier

E x a g i a s o l i d i in Trier

Im Original: Tafel I

Das Trierer Stadtbild auf Constantins Goldmultiplum: ein Jahrhundertirrtum

(Abb. 1-10 auf Seite 246-247; im vorliegenden Band Seite 152-153)

Es sei erlaubt, diese kurzen Ausführungen mit einer schon fast banalen Feststellung zu beginnen: Die Altertumswissenschaft ist, trotz aller notwendigen Spezialisierung, ein unteilbares Ganzes. Hat man das einmal erkannt (und anerkannt), wird man daraus manche wichtige Folgerung ziehen müssen, allen voran diese: Neue Ergebnisse in einem Teilgebiet wirken sich notwendigerweise auch auf die anderen aus. Sie bringen zudem häufig eine neue Sicht der Dinge weit über das gewonnene Faktenwissen hinaus mit sich, ln unserem Beispiel werden neue Ergebnisse und Analysen aus der Bodenforschung einem bedeutenden Münzbild zum richtigen Verständnis verhelfen. Im Jahrgang 1864 der Revue Numismatique1 hat Adrien de Longpérier das erste Exemplar des in der Folgezeit viel besprochenen Doppelsolidus (Binio) Constantins d. Gr. mit der Stadtansicht an einem Fluß mit Brücke (Abb. 1) veröffentlicht. Das Stück war gerade im Auktionshaus Rollin et Feuardent in Paris aufgekauft und bald an den bedeutenden Sammler Vicomte Gustave Ponton d'Amécourt abgegeben worden12. Die Veröffentlichung wurde in Briefform gekleidet, wie es damals Brauch war. Der Adressat ist der berühmte Lyoner Forscher Louis de la Saussaye, der in der gleichen Zeitschrift kurze Zeit vorher das Lyoner Bleimedaillon3 mit dem perspektivischen Bild von Mogontiacum-Mainz, Castellum-Kastel und dem Rhein vorgestellt hatte. Es mag von Anfang an de Longpériers Ansicht gewesen sein, daß auf dem Binio tatsächlich TreveriTrier dargestellt ist, dennoch wirkt seine Beschreibung wie ein gekonntes Stück Literatur, die bei allem forscherischen Interesse ein Zeichen seiner tiefen Verehrung dem älteren de la Saussaye gegenüber sein sollte4: »Permettez-moi aujourd'hui de vous dédier quelques remarques inspirées par l'examen dün autre médaillon ... Il représente, à ce que je crois bien, la Moselle devant Trêves. Mon fleuve est plus petit que le vôtre; le module de la pièce d'or sur laquelle il roule ses flots est aussi fort inférieur à celui du beau monument de Mayence; cette double différence n'exprime-t-elle pas assez exactement le rapport de la bienfaisante obscurité dans laquelle s'écoule mon existence de travailleur avec votre situation considérable et méritée?« A. de Longpérier stellt im weiteren alle später immer wiederholten Einzelheiten des Bildes fest: Dargestellt ist das flußseitige (= westliche) Stadttor, das im Mittelalter porta alba oder inclyta hieß5, mit einer Kaiser­ statue über dem Eingang, das (perspektivisch eher schematische)6 Bild der Mauer und 1 Revue Numismatique 1864, 112 f f . Die Zeichnung vom Stück ziert auch das Titelblatt des Jahrgangs, so groß war von Anfang an seine Bedeutung. 2 Revue Numismatique 1864, 117. Auktionskatalog Rollin et Feuardent Paris, 25.-30. 4. 1887, Nr. 663 (Slg. Ponton d'Amécourt). J Vgl. dazu P. B a st ie n , Le médaillon de plomb de Lyon. Numismatique romaine 18 (Wetteren 1989). 4 Revue Numismatique 1864, 112 f. 5 Er folgt dabei der Darstellung von CHR. B row er / J. M a sen , Antiquitatum et Annalium Trevirensium libri XXV (Lüttich 1670); vgl. dazu CIL XIII 1, 588. 6 »La perspective du IV™ siècle laisse beaucoup à désirer«. Revue Numismatique 1864, 115.

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der Türme, die [239/20] Moselbrücke und an beiden Seiten die Gestalten der besiegten trauernden Germanen. Für eine exakte Datierung entscheidet er sich nicht. Inzwischen sind vier Exemplare aus zwei Stempeln mit geringfügigen Abweichungen voneinander bekannt geworden7. Die Münzstätte ist auf allen mit PTRE (percussus Treveris sc. binio) angegeben. Die Erklärung des Münzbildes als Trierer Stadtansicht ist in der älteren Forschung nie in Frage gestellt worden. Man stritt vielmehr um die Zeitstellung. Das in älteren Publika­ tionen aus der Legende AVGG(ustorum duorum) GLORIA und aus dem Fehlen des Maximus-Titels für Constantin erarbeitete Datum lag zwischen 314 und 324, bis J. Maurice dieses Datum Anfang des Jahrhunderts ziemlich willkürlich auf 328 verschoben hat8. Der Büstentyp auf der Vorderseite ist indessen denjenigen auf den Goldserien zum 10. Regierungsjubiläum 3159 sehr nahe (Abb. 4), daher wird man auch den Binio mühelos auf etwa 315 datieren können. Alle anderen Einzelheiten entsprechen diesem Ansatz: Es gibt in der Zeit zwei — nach dem Ersten Bürgerkrieg 314 nunmehr versöhnte — Augusti, Constantin und Licinius; Constantin hat gerade nach diesem Waffengang auf den Maximus-Titel verzichtet; er wird ihn erst Jahre später, als die Be­ ziehungen zwischen den beiden Kaisern erneut gespannt sind, wieder für sich bean­ spruchen101. Einen weiteren Streitpunkt bot dann die Frage, ob der Binio als »Bauurkun­ de« für die Römerbrücke zu Trier aufgefaßt werden könnte, mindestens im Sinne von einem Umbau oder einer Renovierung11, denn nach dem Ersten Weltkrieg hat man wiederholt im Areal des Tores und an der Römerbrücke gearbeitet. Entscheidend Neues brachten aber erst die großangelegten modernen Grabungen und Untersuchungen in Trier nach dem Zweiten Weltkrieg im Zusammenhang mit der Moselkanalisation ab 1957. So lehnt denn auch H. Cüppers mit vollem Recht die Deutung der Rückseitendarstellung auf dem Binio als Stadtbild von Trier und speziell das der Römerbrücke entschieden ab12. Für die Fragen, die den hier behandelten Binio betreffen, haben diese Forschungen an der Römerbrücke und im Umfeld entscheidende Bedeutung. Bauphasen und Aufbau der Brücke konnten geklärt, die Baugeschichte souverän erarbeitet werden. Wichtig ist die Feststellung, daß Veränderungen, wesentliche Maßnahmen (abgesehen von kleineren Reparaturen, die im Laufe der Jahre, aber noch in römischer Zeit notwendig wurden) an der Brücke in constantinischer Zeit nicht erfolgt sind13. Man muß nunmehr im gleichen Zusammenhang auch einen Blick auf das Moseltor der Stadt, das ja auf dem Binio dargestellt sein soll, werfen. Im Zuge der zusammenfassen­ den Untersuchung und Darstellung der Porta Nigra kommt auch das Moseltor, die porta [240/241] inclyta der Gesta Treverorum, zur Sprache14. Faßt man die enthusiastische Beschreibung dieses »berühmten Tores« in den Einzelheiten nicht als verbindlich auf, 7 H. DRESSEL, Die römischen Medaillone des Münzkabinetts der Staatlichen Museen zu Berlin, bearb. von K. REGLtNG (Dublin / Zürich 1973), zu Nr. 192 faßt die ältere Literatur zusammen und analysiert die Stempel. — Zum Bildinhalt und zur Darstellungsweise vgl. ebd. 317 ff. * J. MAURICE, Numismatique Constantinienne I (Paris 1908) 476 f; vgl. CXLV II f. »Vgl. RIC VII Taf. 3,1 und 8-9. 10 M. R.-ALFÔLDI, Bonner Jahrb. 176, 1976, 189 1T. 11 H. CÜPPERS, Die Trierer Römerbrücken. Trierer Grab. u. Forsch. V (Mainz 1969) 32 ff., bes. 36 f. — Vgl. J. Stein h a u sen , Archäologische Siedlungskunde des Trierer Landes (Trier 1936) 397 ff. — Daß die Darstellung in irgendeiner Weise aktuell ist. wurde, m. E. zu Recht, nie bezweifelt. Die Aktualität ist eine der wichtigsten Eigenschaften römischer Münzbilder. Es gibt nur noch eine weitere Brücken­ darstellung aus constantinischer Zeit auf Aes-Multipla, die sich auf den Neubau der strategisch wichtigen Brücke an der Unteren Donau bezieht: A. ALFÖLDI, Zeitschr. f. Num. 36, 1926, 161 ff. '7 C ü ppers (Anm. 11)40. 13 CÜPPERS (Anm. 11) 65 ff.; 172. 14 E. GOSE in: Die Porta Nigra in Trier. Trierer Grab. u. Forsch. IV (Berlin 1969) 62 f.

Stadtbild

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kann lediglich der Standort innerhalb des Mauerringes »an der repräsentativsten Stelle«15 als einigermaßen gesichert gelten. In seiner Nähe muß der Flußhafen liegen; die großen spätrömischen Horrea1617 in jenem Gebiet weisen auch in die Richtung. Trotzdem: für unsere Fragestellung ergibt der jetzige Kenntnisstand über die porta inclyta so gut wie nichts; der negative Befund an der Brücke bleibt aber bestehen: In constantinischer Zeit wurde an ihr nicht gebaut. Es gilt nunmehr »die Rückkehr zu den Ursprüngen«, die an den Erfahrungen mit der kaiserlichen Bildersprache geschärfte Analyse des Münzbildes selbst, um dessen Aussage für den unbefangenen Betrachter der Entstehungszeit besser zu verstehen. Was man sieht (Abb. 1), ist ein Fluß, darüber eine Brücke, deren erste beide Bögen im Bild gerade noch Platz gefunden haben. Landeanlagen sind vielleicht angedeutet. Der Bau am Ufer ist in die relativ kleine Rundform mit angedeuteter Perspektive hinein­ gepreßt; Mauer und sieben Türme sind aus Steinquadern, der Grundriß der Anlage wirkt mehreckig, wenn man diese Einzelheit besonders exakt nehmen will. Das Tor besteht aus einem Bogen — für einen repräsentativen Eintritt zu einer Kaiserresidenz ist es eigentlich bescheiden. Die zwei beschlagenen Flügel sind verschlossen, darüber befindet sich ein verzierter Bogenabschluß. Interessant, ja merkwürdig erscheint die Kaisergestalt (auf den ersten flüchtigen Blick) darüber. Sie galt bisher als eine Statue über dem Tor, kann es aber nicht sein; die dünnen, aber klar gezogenen Linien um die Füße herum bilden einen quadratischen Block, der sich dem Bau in keiner Weise anpaßt: Eine wie auch immer geartete kubische Basis kann nicht auf dem Torbogen aufgesetzt sein. Bei näherem Hinsehen findet sich denn auch des Rätsels Lösung: Die sich im klaren Winkel treffenden Linien verlieren sich nach unten hinter dem Tor, die Struktur ist im, nicht auf dem Bau. Sie stellt offensichtlich einen suggestus dar, auf dem der Kaiser innen steht, in Militärtracht gekleidet, die Rechte zum Redegestus erhoben, in der Linken das Parazo­ nium präsentierend. Es ist also keine Statue dargestellt, sondern der lebende Kaiser, der eine Rede hält. Die direkte zeitnahe Parallele zur Kaisergestalt bietet das Rückseitenbild des Münchner Silbermultiplums (Abb. 3) von 313 mit dem eine Ansprache haltenden Constantin. Die Gesamtlösung eines solchen Einblicks hinter die Mauern gleichsam aus der Vogelperspektive sieht man beispielsweise an mehreren Stellen auf der Trajanssäule (vgl. Abb. 5; 10); auch die Hervorhebung der Person des Kaisers durch Übergröße findet sich dort wieder. Noch eine nur scheinbar geringfügige Einzelheit muß hier erwähnt werden: Der Kaiser trägt die Militärtracht, das ist ohne jeden Zweifel sichtbar. Das Bild sagt also, er ist nicht zu Hause — domi — in seiner Residenz Treveri, sondern irgendwo auswärts in Erfüllung z. B. militärischer Aufgaben — militiae —. Wir stellen fest, auf dem Binio ist also nicht Treveri-Trier dargestellt. 1st dem so, wird es allerdings viel leichter, eine vergleichbare zeitnahe Baudarstellung auf Münzen zu finden, denn es gibt sie auf tetrarchischem Silber in großer Zahl. Sie kommt offensicht­ lich mit der Einführung der Tetrarchie 293 auf, das Münzbild zeigt vor einem perspekti[24l/242]\\sch gezeichneten Lager mit offenem Tor die vier Kaiser, das Opfer an einem Tripus vollziehend18 (Abb. 6-7). D ie Legenden sind in ihrem schrittweisen Wandel höchst aussagekräftig; PROVIDENTIA AVGG(ustorum duorum) dokumentiert offenbar 15 W. V. Massow , Trierer Zeitschr. 20, 1951, 83. 16 H. EIDEN, Trierer Z eitschr. 18, 1949, 73 ff.

17 In der Sekundärliteratur findet man wiederholt die Meinung, diese Linien stellten betonte Fußgänger­ stege an beiden Seiten der Fahrbahn dar: beide müßten aber dann parallel zur Fahrbahn verlaufen. Dem ist nicht so, es wird vielmehr gezeigt, daß diese Anlagen neben der Brücke liegen. 11 RIC VI passim (für die Münzstätten s. die Tabelle 1). — Besonders bedeutend für diese Serien: A. J eloCnik , The Sisak Hoard of Argentei of the Early Tetrarchy (Ljubljana 1961).

T r ie r

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Tabelle 1: Lager-Darstellung auf AR: nach RIC-Gruppen mit Datierungen [242 und 243]

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THESSALONICA

Gr.

II: III: IV: NICOMEDIA Gr. I: II: III: IV: V: VI: Gr. I: CYZICVS II: III: IV: V: VI: Gr. I: ANTIOCHIA II: III: IV: V: VI: ALEXANDRIA Gr. I: II: III: IV: V: •auch CONDORDIA MILIP m

298/299 - 303 c. Dez. 308 -c. Mai 310 c. Mai 310-c. Mai 311 c. Mai 311 -c. Mai 313 c. 294 - 1.5.305 1.5.305 -25.7.306 25.7.306 - c. Dez. 308 c. Dez. 308-c. Mai 310 c. Mai 310-c. Mai 311 c. Mai 311 - c. Mai 313 c. 294 - 299 1.5.305 -25.7.306 25.7.306 - c. Dez. 308 c. Dez. 308 - c. Mai 310 c. Mai 310-c. Mai 311 c. Mai 311 - c. Mai 313 c. 294-1.5.305 1.5.305 -25.7.306 25.7.306 - c. Dez. 308 Dez. 308-c. Mai 310 c. Mai 310 - c. Mai 311 c. Mai 311 - c. Mai 313 c. 294 - 1.5.305 1.5.305 -25.7.306 25.7.306 - c. Dez. 308 c. Dez. 308-c. Mai 311 c. Mai 311 - c. Mai 313

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die weise Voraussicht der Augusti, mit der Wahl der beiden Caesares 293 die Thronfolge gesichert zu haben. Die VICTORIA-SARMATICA-Typen weisen auf die erfolgreichen Waffengänge erst von Diocletian, dann von Galerius im letzten Jahrzehnt des 3. und im ersten des 4. Jahrhunderts19 hin. Auch wenn die Tabelle 1 die Prägeintensität nicht offenlegt, zeigen sich zwei Momente ganz klar: PROVIDENTIA und VICTORIA SARMATI­ CA gehören außer in Aquileia, wo von einer regelmäßigen Silberproduktion nicht die Re19 A. MÔCSY, Pannonia and Upper Moesia. A History of the Middle Danube Provinces of the Roman Empire (London / Boston 1974) 268: in den Jahren 289/90, 292, 294, 299 (zusammen mit den Marko­ mannen) und weitere drei bis 305.

S ta d tb ild

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I: II: III: IV: I: II: III: IV: V: I: II: III: IV: V: I: 11: III: IV: V: I: II: III: IV: I: II: III: IV:

c. 294 - 1.5.305 1.5.305 -Herbst 307 Herbst 307 - Ende 308 309 -c. Mai 313 c. 294 - 1.5.305 1.5.305 -25.7.306 25.7.306 - Herbst 307 Herbst 307-c. 309/310 Okt. 312 - c. Mai 313 c. 294 - 1.5.305 1.5.305 -25.7.306 25.7.306 - Herbst 307 Herbst 307 -c. 309/310 Okt. 3 1 2 -c. Mai 313 c. 294 - Mai 305 1.5.305 -25.7.306 25.7.306 - Herbst 307 Herbst 307-Okt. 312 Okt. 3 1 2 -c. Mai 313 c. 294 - 1.5.305 1.5.305 -geg. Ende 307 Nov. 308 - Sommer 311 Sommer 311 - 313 c. 303/304- 1.5.305 1.5.305 -25.7.306 25.7.306 -Frühjahr 307 Frühjahr 307 - 308

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de [242/243] sein kann, in allen Silber verarbeitenden Münzstätten zum Prägepro­ gramm20; der Typ, der alle (etwas früheren?) jedoch überholt und schließlich alleine weitergeführt wird, ist dann doch VIRTVS MILITVM, womit gleich der Adressat der

20 PROVIDENTIAE AVGG-Rückseilen fehlen einstweilen aus Treveri und Ticinum; der Goldausstoß ist in der Anfangsphase der Tetrarchie in beiden Münzstätten relativ stark; es kann sein, daß deswegen in Silber erst die VICTORIA-Serien produziert werden. Dies wäre dann ein Hinweis darauf, daß die PROVIDENTIA-Typen die älteren sind. VICTORIA SARMATICA läuft parallel an, wird aber etwas länger benützt. Der inhaltlich allgemeinere Typ VIRTVS MILITVM überlebt alle anderen Silberserien um etliche Jahre.

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T rie r

Donative angesprochen wird: das Militär, von dem auch zu der Zeit so vieles, wenn nicht alles abhängt. Zurück zu den Lagerdarstellungen in Treveri (Abb. 6-7). Ohne viel Kommentare ist aus dem direkten Vergleich ersichtlich, daß auf dem Binio die gleiche Art von Bau — mauer- und turmbewehrt, relativ klein — mit angedeuteter Perspektive gemeint ist. Man beachte überdies, daß die Türme offensichtlich aus der Fluchtlinie der Mauer herausragen, eine [243/244] typisch spätantike Wehrbauweise. Das Münzbild auf dem Binio zeigt demnach einen speziellen Kastellbau am Fluß mit einer Brücke, in welchem der Kaiser — bei Fertigstellung? — eine Rede hält und, so darf man wohl fortsetzen, dessen Erstellung die Folge von erfolgreichen Expeditionen Constantins gegen die Franken und Alamannen ist. Die beiden rechts und links des Lagers hockenden Gestalten stellen, wie üblich, die besiegte Francia und Alamannia dar. Das neue Lager soll auch in Zukunft ihre Unternehmungslust hemmen, wie das Parallelstück RIC Trier 2 mit SECVRITAS REIPVBLICAE (Abb. 2) ahnen läßt. Wie oben schon gesagt wurde, ent­ stand der Trierer Binio in nächster zeitlicher Nähe zu den Décennalienprägungen Constantins 315; er bekleidet im Festjahr sein 4. Consulat (Abb. 9). In diesem Zusam­ menhang erscheint in Ticinum auf einem Solidus auch der definitive Hinweis auf einen Sieg am Rhein über Franken und Alamannen (Abb. 8)21. Der unbekannte Panegyriker, der 310 in Treveri spricht, kennt zudem weitere Einzelheiten, die hier interessieren22: »Darüberhinaus überfällst Du, um die Brücke in Agrippina zu bauen, die Überreste des geschlagenen Stammes, damit niemand die Angst ablegt, damit sie stets (vor einem Angriff) zurückschrecken, immer flehend die Hände ausstrecken, da Du dies eher zum Ruhme Deines Imperiums und zum Schmuck des Limes vollbringst als um der Bequem­ lichkeit willen, jederzeit, wann immer Du wünschest, ins Feindesland überwechseln zu können; der Rhein ist freilich überall mit Kriegsschiffen bewehrt, und an seinen Ufern stehen bis hin zum Ozean Soldaten überall. Du aber hältst es für schön (in der Tat ist es wunderschön), daß der bewußte Rhein nicht nur dort, wo er bei erheblicher Breite seicht ist oder in der Nähe seiner Quelle wenig Wasser führt, mit einer neuen Brücke über­ spannt wird, sondern auch dort, wo er voll fließt, wo unser mächtiger Fluß und der barbarische Nicer und der Moenus ihm (viel) Wasser zugeführt haben, wo er ungestüm und seines einzigen Bettes ungeduldig dahinströmt, um (alsbald) sich in zwei Arme zu teilen. Selbst die Natur der Dinge ist Deinem Numen, oh Constantin, sicherlich zu Dienste, wo doch inmitten der reißenden Strömung die sicheren Fundamente eines so mächtigen Bauwerkes eingelassen werden, fest und stabil für alle Zukunft. Es mag schon 21 Beide, Franken wie Alamannen, greifen immer wieder an; die Panegyrici VI (VII) und XII (IX) ed. R. A. B. MYNORS 1964, die 310 bzw. 313 in Treveri gehalten wurden, berichten davon, um Constantins Sieg zu feiern. 22 Incerti Paneg. VI (VII) 13, sqq.: Insuper etiam Agrippinensi ponte faciundo reliquiis adßictae gentis insultas, ne umquam metus ponat, semper horreat, semper supplices manus tendat, cum tamen hoc tu magis ad gloriam imperii tui et ornatum limitis facias quam ad facultatem, quotiens velis, in hosticum transeundi, quippe cum totus armatis navibus Rhenus instructus sit et ripis omnibus usque ad Oceanum dispositus miles immineat. Sed pulchrum tibi videtur (et re vera pulcherrimum est) ut Rhenus ille non solum superioribus locis, ubi aut latitudine vadosus aut vicinia fontis exiguus, sed etiam ibi novo ponte calcetur ubi totus est. ubi iam plurimos hausit amnes quos hic noster ingens fluvius et barbarus Nicer et Moenus invexit, ubi iam immani meatu ferox et alvei unius impatiens in sua cornua gestit excedere. Servit profecto, Constantine, ipsa rerum natura numini tuo, cum in illa gurgitum altitudine tantarum molium fundamenta iaciuntur fidam et stabilem firmitatem habitura, lunxerit licet quondam Hellesponti angustias classe conexa Persarum rex potentissimus: temporarius ille transitus fuit. Simili navium continuatione Baianum sinum straverit ab Augusto tertius Caesar: delicata fuit illa vectatio principis otiosi. Hoc opus et difficile factu et usu futurum est sempiternum. Certe quidem iam tibi in exordio sui hostium movit obsequia, qui pacem supplices petiverunt, nobilissimos obsides obtulerunt. Ex quo nemo dubitat quid perfecto ponte facturi sint qui iam serviunt inchoato.

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sein, daß einst der mächtigste Perserkönig die (Ufer der) Meerenge des Hellespont mit Schiffen verband: der Übergang war von begrenzter Dauer. Ähnlich ließ der dritte Caesar nach Augustus den Golf von Baiae mit Schiffen belegen: (es entstand lediglich) ein angenehmer Fahrweg für den müßigen Princeps. Dieses Bauwerk ist jedoch sowohl (technisch) schwierig, als auch für alle Zukunft von Nutzen. [244/245] Sicherlich hat Dich schon bei Beginn (der Arbeiten) die Willfährigkeit der Feinde bewegt, die unterwürfig um Frieden baten, ja, hochvomehme Geiseln stellten. So besteht gar kein Zweifel darüber, wie sie sich nach der Fertigstellung der Brücke verhalten werden, wenn sie schon zu Beginn (des Baus) zu dienen (bereit sind).« Im Frühjahr/Sommer 310 sichert also Constantin nach vorangegangenen Kämpfen das Umfeld des zukünftigen Brückenkopfes der projektierten Brücke in Colonia Agrippina (Köln), läßt sich wie üblich Geiseln stellen und, davon redet der Panegyriker indirekt, läßt auch mit dem Bau der Brücke und des Brückenkopfes beginnen. Seine Abwesenheit wegen des Italienfeldzug gegen Maxentius im Spätsommer/ Herbst 312 nützen die Ger­ manen am Rhein wieder einmal aus; ein ebenfalls unbekannter Redner schildert 313 in Treveri Constantins erfolgreichen Gegenschlag in den üblichen enthusiastischen Wen­ dungen23. Brücke und Brückenkopf— castellum Divitia (Köln-Deutz)24 — sind zu den Decennalien 315 fertig, wie die wohl verlorene, aber glaubwürdig überlieferte Inschrift CIL XIII 8502 in aller wünschenswerten Ausführlichkeit berichtet: Virtute Domini Constantini maximi / pii felicissimi invicti Augusti / supressis domitisque Francis / in eorum terris castrum Divitensium / sub praesentia principis sui / devoti numini maiestatique / duo-et-vicesimani2S haec vota fecerunt / X / vota /XX. Die Mainzer legio XXII Primigenia hat offenbar das Gros der Bautruppe gestellt, neben anderen auch Ziegel geliefert26; ihre Ziegelstempel weisen als Ergebnis ihrer Teilnahme an den Grenzkämpfen den Ehrentitel CV (Constantiniana victrix) auf27. Die Eröffnungs- und Votafeierlichkeiten mit der Ansprache des Kaisers und den üblichen Belohnungen illustriert der hier besprochene Doppelsolidus aus der Münzstätte Treveri.

« Incerti Paneg. Xll (IX) 21 sqq. 24 Zum Befund mit der einschlägigen Literatur: H. G. HORN (Hrsg.), Die Römer in Nordrhein-Westfalen (Stuttgart 1987) 513 ff. (G. PRECHT). 25 Zum ganzen Fragenkomplex: Th. GRÜNEWALD, Historia Einzelschritten 60. Festschrift G. Walser (Stuttgart 1989) 171 ff. 26 H o r n (Anm. 24) 515 (G. PRECHT).

27 Auf dem parallel zum hier besprochenen Binio herausgegebenen anderthalbfachen Solidus Constan­ tin I. RJC Trier 2 (Abb. 2) erscheinen über dem Münzstättenzeichen PTRE zwei liegende Tierfiguren. Das Stück insgesamt muß auch mit dem Abschluß der Bauarbeiten und der Eröffnung der Brücke KölnDeutz im Zusammenhang stehen: Die Legende SECVR1TAS REIPVBLICAE umfaßt eine Szene, in der die Securitas-Figur die Victoriola auf dem Globus, ein hohes Machtsymbol also, der ihr gegenüber stehenden Gestalt der Respublica (oder des Orbis Romanus) mit dem Langzepter übergibt; Macht und Sicherheit sind also gewährleistet — wie auch der Panegyriker mit blumigen Worten schon gesagt hat. Die Tiere im Abschnitt sind schwer zu erkennen; links könnte es sich um einen Löwen, rechts aber um ein Tier mit langen Hörnern handeln. Nun aber war das Legionszeichen der XXII Primigenia seit jeher der Capricorn; es ist wenig wahrscheinlich, daß diese Zeichen im Zuge der Heeresreformen an der Schwelle der Spätantike gewechselt worden sind. Der Löwe hingegen war noch zu Gallienus' Zeiten das Signum der Praetorianercohorte — ob die constantinische Nachfolgeorganisation der protectores divini lateris es weitergefilhrt haben? Der Gedanke ist schon deshalb verführerisch, weil Löwenprotomen in der spätrömischen Ausstattung des Kaisers immer wieder auftauchen. Löwe und Capricorn könnten so die bei der Decennalienfeier in Köln-Deutz anwesenden Einheiten ehren, allen voran die wichtigste Bautruppe, die legio XXII Primigenia — die Beweise für diese Überlegungen fehlen freilich, wenn man von der inneren Logik der kaiserlichen Bildersprache einmal absieht.

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Trier

Die aktuelle Tendenziösität der Goldprägung Constantins sichert die Datierung mit wünschenswerter Festigkeit ab. Man kann indessen weitere Argumente anführen. Die Analyse des Kleingeld-Umlaufs vor Ort spricht nämlich ebenfalls klar für diese Zeitstellung . Dieser ist in den ersten Jahrzehnten des 4. Jahrhunderts relativ schnell, wie die vielfältige Erfahrung im ganzen römischen Reich zeigt. Die jeweils älteren, [245/248] größeren und schwereren Stücke scheiden meist kurz nach ihrer Emission aus dem Umlauf aus. Die Fundmünzenliste von Deutz weist erst einmal einige wenige ältere Stücke auf, die über rund 300 Jahre gestreut sind; dies zeigt die gelegentliche, aber kaum gezielte Nutzung des Areals rechtsrheinisch gegenüber Köln allgemein an. Die Münzen stehen in keiner wie auch immer gearteten organischen Beziehung zueinander. Der lebendige MUnzumlauf setzt demgegenüber mit massiven Stückzahlen und kontinuier­ lichem Inhalt mit frischen, eben angelangten Stücken um 310 ein, um schließlich erst im 5. Jahrhundert abzubrechen. Die Münzen stammen aus dem Kastellgebiet: Es ist so gut wie undenkbar, daß dort ein Vorgängerbau gestanden haben konnte* 29. Das Fazit der Überlegungen ist schließlich dies: Der Binio RJC Treveri 1 Constantins des Großen mit der Legende AVGG - GLORIA trägt die Darstellung des ab 310 gebauten und vor Mitte des Jahres 315 fertiggestellten castellum Divitia mit der Brücke nach Colonia Agrippina — heute Köln-Deutz — im Bilde, der Fluß ist der Rhein; es ist nicht die Ansicht der Kaiserresidenz Treveri-Trier, wie man seit 1864 bis heute nur zu oft gemeint hat.

« FMRD VI 1, 1011, 2 ff, bzw. Kölner Jahrb. 20, 1987, 146 f. (Nachträge bis einschließlich 1980). 29 Zur Datierung der drei Grabsteine von Otricoli (CIL XI 4085), Spoleto (CIL XI 4787) und Rom (CIL VI 3637) von verstorbenen Angehörigen einer Legio II Italica Divilensium, die für eine vor 312 fallende Entstehung der Divitenses (und daher des Platzes Divitia noch vor 310) ins Feld geführt werden, darf man vermerken, daß — wenn sie denn constantinisch sein sollen — Constantin nicht nur 312, sondern auch 326 sicher mit Teilen der Comitatenses auf der Via Flaminia nach Rom zog. Der stadtrömische Stein ist überdies von einer Frau gestellt worden; vgl. Th. G rünewald (Anm. 25) 183 f. mit der älteren Literatur. Diese drei Steine wird man also keineswegs zweifelsfrei als Argumente für eine ältere Deutzer Militäranlage heranziehen können.

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Abbildungen Ich danke H. Schubert (Frankfurt am Main) Für die Photos, die L. Göppner (Frankfurt am Main) in gewohnter Qualität erstellt hat. Die Photos stammen aus der Photokartei antiker Münzen der Universität Frankfurt am Main. Abb. 1 Abb. 2 Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6 Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 Abb.

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AV Constantin 1. RIC Treveri 1 Berlin - Gipsslg. Universität Frankfurt am Main AV Constantin I. RIC Treveri 2 Brüder Egger, Wien, Kat. 20. 4. 1904 Nr. 252 AR Constantin I. RIC Ticinum 36 München AV Constantin I. RIC Treveri 9 J. M a u r i c e , N u m . C o n s t. I T a f. XXII, 17 K. L e h m a n n -H a r t l e b e n , Die Trajanssäule. Ein römisches Kunstwerk zu Beginn der Spätantike (Berlin-Leipzig 1926) Taf. 49, Ausschnitt CV AR Constantius I. RIC Treviri 117a MMAG 38, 1968, Nr. 574 AR Maximianus Herculius RIC Treveri 109b MMAG 38, 1968, Nr. 567 AV Constantin I. RIC Ticinum 28 JRS 22, 1932, Taf. II, 18 AV Constantin I. RIC Ticinum 30 JRS 22, 1932, Taf. II, 17 K . L e h m a n n - H a r t l e b e n , Die Trajanssäule (s. oben Nr. 5 ) Taf. 2 6 , Aus­ schnitt LIII

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Abb. 1-5

Abb. im Original: Seite 246

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Abb. 6-10

Abb. im Original: Seite 247

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PROVIDENTIA AUGUSTI To the question of Limes fortifications in the 4th century (Abb. 1-11 auf Seite 247, 251, 254 und 257; im vorliegenden Band Seite 163-166)

Providentia Augusti is one of the simpliest personifications characteristic of the political and religious mentality of the Romans. In its first aspect it is hardly more than a plain and condensed representation of a simple juridical concept by a female figure, the original word be also feminine. Cicero says: »Anus fatidica, Stoicorum pronoia, quam Latine licet providentiam dicere.«1 In the Roman Empire the Providentia legends are to be found mainly on coins and inscriptions. The effigies are not very suggestive nor variegated. Thus e. g. we may hardly call remarkable the effigy on the coins minted in large quantity in series in the twenties of the 4th century where the legend PROVIDENTIAE AVGG or PROVIDENTIAE CAESS surrounds a two-towered camp gate in plane design, built of ashlars (fig. 1, 1-14). The Department of Coins of the Hungarian Historical Museum, Budapest, possesses a hoard of 10 000 coins, found in Nagytétény at the beginning of this century, the great part of which are variations of this type*. This rich and varied material of Nagytétény makes it possible to investigate in detail this type and the events symbolised by it, which fast appear to be more interesting as the seemingly insignificant representations which, with the events underlying it had been of the greatest importance for the history of Pannonia. The problem raised in this paper comprises three questions. The first is to establish the origin of this type during the reign of Constantine, the second is to gain a clear idea abont the time of its use with a special view on the changes exhibited by the text of the legends and further by the content covering [245/246] the idea of Providentia in the period of the empire, and as the third question, to define — in connection with it — the development process of the camp gate as a coin-type so that it may lend itself to interpretation. The small bronzes of the legend PROVIDENTIAE AVGG or CAESS with the camp gate occur only in one period of Constantine's reign. As to style and execution they correspond to the coins provided with the legend VOT/XX, suggesting the time of the Vicennalia festivals of Constantine about 324-325. From the AVGG variation of the legend we may conclude that this type was originally issued as part of the parallel minting agreed with Licinius, but even at the beginning of the year 324 before the outbreak of the second civil war it was not struck in the mints of 12 1Cicero (ed. A. GOETHE, 1887) de nat. Deor. I. 8. 2 Dates of the hoard of Nagytétény: Soon after it had been found, it was mentioned in Arch. Ért. vol. 1887 (p. 445), later it was treated in the archive of the Department of Coins under item Nr. 691-A/1901. finally it was reviewed from numismatical point of view, A. ALFÔLDI. Il tesoro di Nagytétény. Riv. Hal. di Num. 1921, pp. 1-78. This vast hoard consists of small coins of only two different weights, and are exclusively new specimens. From this we may conclude that it was the remain of a camp casse coming in the Camp of Campona (to day: Nagytétény) for paying the soldiers. The coins of Constans Caesar are entirely absent; from this it is evident that the hoard was buried before December 333, the date of Constans' inauguration to Caesar, presumably to hide it from a menacing invasion of Barbarians.

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Constantine with the name of Licinius3. After the civil war of 324 from the end of this year, however, it was struck in all mints of the empire4. The minting of these bronze coins was carried out on a very large scale and lasted a long time unchanged. The intensi­ ty of the minting may be illustrated by way of one single date: in the bronze hoard of Nagytétény there were coins from the neighbouring mint of Siscia showing as many as 54 different variations of marks and effigies, only with the name of Constantine. Apart from the varied marks the consecutive series were denoted by signs, dots, or lines in the reverse for an easy control of series. In the practice of Roman mints the use of controlmarks applied in the effigy was unusual, as a rule they rather changed the whole type. In this case, however, it seems, legend and effigy were apparently more important than the usual issue of a new type. The emissions of the Providentia-series were — mainly in the eastern part of the empire — immediately followed by CONSTANTINIANA DAFNE type issued in 328, glorifying Constantine's camp building at the Lower Danube5. Soon after also the minting of the GLORIA EXERCITVS small [246/248] coins begins and at the same time with it the type in discussion definitely disappears6. To sum up the Providentia type was in general use from the year 324 on to 328. In considering the development of the text of the legends affords a much broader view. The notion of Providentia runs through the whole period of the empire. Two interpretations of it have been developed according to the two meanings, of the verb »provideo«. It means foresight7 but it means also the provision or care respective of it8. The same concerns the 3 The Providentia small bronze with the camp gate appears only once and only in one mint, under Licinius' rule, in Heracleia in Thracia, in a mint of little importance (Cf. O. VOETTER: Katalog der Sammlung Paul Gerin, Wien 1921 further called Cat. Gerin, Heracleia, Licinius sen. 18-26, resp. Licinius jun. 2-5, with parallel coins for the dynasty of Constantine). The camp gate has the older form assumed at the end of the 3rd century and, in Heracleia, its date may be exactly established. Here the less frequently occurring small bronzes coined with Licinius' name (fig. 2, 3) as well as the Licinius coinages forming the greater part of the series (fig. 2, I) show both emperors in their consular omates. Constantine and Licinius were joint consuls for the last time in 315. (W. LlEBENAM: Fasti Consulares Imperii Roma­ ni, 1909, 34). The minting of this type at this place could have begun at this date. Fig. 2, 2 shows a small bronze struck on Licinius' name and indicating this early date by the festive vestment and the elaboration of the portrait (confer: Antiquitas Hungarica, II. 1948, p. 114). From the changes of the mint marks, 8 series may be reconstructed which means a relatively short minting period in small bronze striking. The last uniform series of the eastern and western part of the empire, entirely different in style was finished before the second civil war, in 321, the official date of the quinquennalia of the Caesars (fig. 2, 6). From this it is evident that the small coins of Providentia minted the first time about 315, should therefore have been of a short use, in Heracleia. 4 Fig. 1, 1-14. The mints in the order of sequence of the plate: Londinium, Arelate, Treviri, Ticinium, Roma, Siscia. Sirmium, Thessalonica, Heracleia, Constantinopolis, Nicomedia, Cyzicus, Antiochia, Alexandria. The type is also known from Lugdunum. (Cf. J. MAURICE: Numismatique Constantinienne II, Paris 1911, 124, 7th emission). The following fact is, likewise, characteristic of the age of the coinage. The vicennalia coinage appeared still in Aquileia, this means a preparative minting of the year 323-324; at the end of 324 however, the mint was closed and resumed work but in 330. Its next issue is a small bronze of about 2, 3 g weight, issued in bulk after 330. Considering the close relationship in style of the Providentia types with the vicennalia coins, it is evident that the issue began about the end of 324. 5 J. MAURICE: op. cit. II. 573 publishes the rare metal pieces, about the bronzes of v. passim. Concerning the question of the age o f it cf. note 52 below. 4 The point of time is clearly determined by the fact that the Providentia types of more than 3 g belong yet to the group of non reduced small bronzes, just as the Constantiniana Dafne series, the Gloria exercitus coins were however issued in a smaller weight. (Average weight from the coins material of the Nat. Mus. of Hungary: 3,15 g in the first group, 2,65 g in the second. Cf. the corresponding dates of the hoard of Nagytétény op. cit. 3). 7 Cicero de inv. (cited by FORCELLrNI, cf. the note below): p r o v id e n tia e s t p e r q u a m f u t u r u m a liq u id v id e tu r a n te q u a m fa c t u m est.

1 Cicero de nat. Deorum (ed. A. GOETHE 1887, II. 29) d e o r u m

p r o v id e n tia m u n d u m a d m in is tr a r i.

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Römer und Germanen

deity Providentia as standing between the emperor and his tutelary gods and, respectively, between the emperor and his people. The divine Providentia, Providentia Deorum protects the emperor, the emperor takes care of the Roman people and of the empire (Providentia Augusti)9. The latter — in her figurative form — stands nearer to the former interpretation of the notion, but her representation is not distinctly crystallised, and consequently her interpretation is likely to be easily changed. Her image is in general a female figure who [248/249] rules the globe with the sceptre in her hand (fig. 3)10*. In some cases in addition to these often reappearing representations also occasional Providentia figures appear on the coins mainly at the and of the 1st and at the beginning of the 2nd century, in connection with the imperial adoption. In the case of Titus" and Traianus12 it is still the foresight of the predecessor securing the continuity of the succession to the throne when, on the dies13, Vespasianus or Nerva hands over the sceptre — symbol of the reign — to the successor Titus and, respectively, Traianus, accompanied by the legend: PROVIDENTIA14 (fig. 4, 2). The succession to the throne takes still place entirely according to the Providentia Augusti. Soon after, as early as under the reign of Hadrianus a change of idea followed: it is the legend PROVIDENTIA DEORVM15*which is minted on the respective coins, because — though the heir to the crown Hadrianus holds the scroll obviously establishing his adoption, in hand, the sceptre — equivalent to actual power — is brought to him by an eagle from heaven. The minting also in the reign of Antoninus Pius renders this divine sphere palpable by adding the winged thunderbolt to the legend of Providentia Deorum'6 (fig. 5, I). The effigy v Resuming: Ae . Fo r c ellin i : Totius Latinitatis Lexicon IV, 1868, 962; R. P et e r : Roschers mythologi­ sches Lexikon III/2, 3187; G. WlSSOWA: Religion und Kultur der Römer, 2. Auflage, München 1912, 336. 10 From the beginning of the 2nd century on she has instead of a baton — a long sceptre, in the minting of all rulers, cf. H. MATTINGLY: Coins of the Roman empire in the British Museum (further abbreviated: BMC Imp.) Ill, 1936, LXXXV. The long sceptre symbolises the ruling power; the fact that in effigies the figure of Providentia rules the globe is only a realisation of it. At other times she holds a bundle of ears, thus indicating the most emphasized alimentary role. (Cf. fig. 3,1-2, from the beginning and the end of the 2nd century). From the Providentia types of the inscriptions, every reference to the goddess Providentia belongs to it, e. g. on bases (where AVG may mean Augusta rather than Augusti) Concordia (Italia) CIL V 1871 ; Thuburbo Maius (Africa) CIL VIII 841 ; Interamna (Italia) CIL XI 4171, or in the Acta of Fratres Arvales: CIL VI 2023, 2028, 2042, 2044, 2051, or e. g. in a sanctuary, as mentioned of Delos by Macrobius (Sat. I. 17). " BMC Imp. II, 1930, Titus 178 types, cf. H. MATTINGLY: ibidem LXXV. « BMC Imp. Ill, Traianus 55, cf. H. Mattingly : ibidem LXV1I. F. KENNER, Programm-Münzen römischer Kaiser, Num. Zeitschrift 17, 1885, 57; cf., O. TH. SCHULZ: Die Reichstitel und Reichsprogramme auf römischen Kaisermünzen. (Von Caesar bis Severus). Studien zur Geschichte und Kultur des Altertums, Heft 4, Paderborn 1925, 26 resp. note 99. To this last cf. P. L. STRACK: Untersuchungen zur römischen Reichsprägung des zweiten Jahrhunderts I. Die Reichsprägung zur Zeit des Traian, Stuttgart, 1931, 45, whose opinion may be perhaps somewhat far fetched. The Senate had the opportunity to emphasize the common rule with the princeps if it had the intention to do so, just as it was the case under Nerva with the sestertii bearing the legend PROVIDENTIA SENATVS. The Traianus-as published here fig. 4,1 was a direct continuation of the Nerva-type, but it hardly outlasted the first period after the demise o f the crown. 14 In this connection the BMC Imp. Ill, 117, is very characteristic of the name of Nerva. The legend on the reverse: PROVIDENTIA SENATVS S-C surrounds two togated figures who — standing opposite to one another — hold the globe in common. One of the two figures represents Nerva, no doubt the other means the Senate imper sonated. This coinage emphasizes the leading principle of Nervas ruling: the codomination with the Senate. The legend, however, and most probably intentionally, goes beyond this conception, since Providentia means — in this case — : it was the Senate which after the tyranny of Domitianus raised Nerva to the throne, who will, together with it, rule the empire in peace. Cf. H. M a ttin g ly , BMC Imp. Ill, CXVII, resp. P. L. St r a c k : loc. cit. 15 BMC Imp. Ill, 1203 resp. 1236, cf. O. TH. SCHULZ: op. cit. 94. BMC Imp. IV, 1940, 1266, cf. O. TH. SCHULZ: op cit. 45, note 128.

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evidently suggests that it is the principal deity of Olympos which protects the emperor. The same idea is expressed at the end of the century, in the epoch of Pertinax17 (fig. 5, 2). The aureus of Septimius [249/250] Severus, fine also from glyptographical point of view with the opposite Gorgohead and the Providentia legend, plastical more than usual and exquisitely composed into the effigy, may symbolise the imperial far-sightedness18 (fig. 5, 3) though the Medusa suggests again the divine sphere. In the 3rd century the notion of Providentia Deorum was on the wane19. In the last third of the century, in the period of great military dangers we find it in an entirely new conception: the personificated figure of Fides Militum holding one or two of his customary signs in the hand stands, on the coins facing Sol Invictus the new tutelary deity of the empire20. The protection of gods is apparently confined to securing, in a way, the loyalty of the soldiers to the Roman insignia (fig. 5, 4). In the whole era of the Roman empire Providentia Deorum appears for the last time when the emperors of the first tetrarchy, in 305; renounced the throne, according to the intention of Diocletianus, and voluntarily retire21. PROVIDENTIA DEORVM QVIES AVGG(ustorum), thus the legend on the reverse runs and it is this unusually subjective image by which the series of Providentia Deorum types is ended at the beginning of the 4th century (fig. 5, 5). Providentia Augusti is on the other hand a notion of entirely personal character, it signifies the care of the emperor for his people, as expressed in effigies, at the beginning of the imperial age as coined on asses of Lugdunum at the beginning of Tiberius' reign in memory of Augustus22. This type of coin with the legend PROVIDENT, and representing a splendidly erected altar, was minted at first in the early years of Tiberius23 and was in use till the end of the 1st century24 glorifying the peace, the greatest gift of Augustus to the Roman people by an image of the ara Pacis Augustae25. [250/252] 17 BMC Imp. V, 1950, Pertinax 9, 12, cf. the somewhat far-fetched conclusions of 0 . TH. SCHULZ: op. cit., 46: »Damit wird im Geist des astrologischen Irrwahns der Zeit auf die Erscheinung eines Kometen Bezug genommen und vice versa auf die Übernahme des Prinzipats.« If the radiated sphere in the effigy were really a comet, as it is generally supposed, the Providentia legend would not fit to it. Though the comet generally signifies demise of the crown but always in a meaning tragical to the ruler. Cf. PW-RE XI, 1922, 1948. In antiquity the comet always caused panic and consternation and meant an evil omen. Thus in the effigy we should consider nol a comet, but rather some sign of heavenly support to the ruler, and this is made plausible not only by the legend of Providentia Deorum but also by the praying gesture of the female figure. In the gold quinarius of Postumus COH.2 No 293, this fine and plastical type is repeated perhaps in the same meaning. 11 The Gorgo head in the so-called »fine conception« generally adopted since the end of classical age figures in this aureus certainly not only in the usual apotropaic meaning with the Providentia-legend but by the never sleeping snakes it perhaps would also express, the tireless nature of case and foresight. Although not especially marked, the Medusa on the coin revers indicates again to the divine sphere. Cf. PW-RE Gorgo, passim. 19 About the reason of it cf. p. 158 f. below. 20 Aurelianus R1C V/I, 152; Tacitus RJC V/l, 52 f.; Probus R1C V/1I, 844 ff. 21 Cat. Gerin passim. In all mints coining folles. 22 BMC Imp. I, 1923, Tiberius 146. 23 H. Mattingly : BMC Imp. I, CXXXII. 24 BMC Imp. I, passim, even under Domitianus' reign. 25 H. MATTINGLY: BMC Imp. I, CXIX adopts a more general point of view: »The altar is a direct reference to the worship of the dead emperor (i. e. Augustus). The legend: PROVIDENT requires interpretation; it is probably not Providence in the ordinary sense but rather — the farsighted wisdom of Augustus ... «. That the abbreviated Provident-legend indeed signifies Providentia Augusti, is proved by a bronze of Italica municipium which bears the full text: PROVIDE/NTIAE AVGVSTI. See M. GRANT: Aspects of the Principate of Tiberius. Num. Notes and Mon. 116, New York 1950, 89; 7. t. 4. — Under the reign of Nero the same characteristic altar appears with the legend: ARA PACIS, likewise, on asses. (H. MATTINGLY - E. A. SYDENHAM: The Roman Imperial coinage I, London 1923, Nero 315) which

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As mentioned above, at the end of the 1st century the adoption belongs still to the sphere of the providentia of the Senate or of the emperor (Providentia Augusti)26. Under the reign of Augustus, however, the effigies demonstrate that human imagination en­ trusted adoption to the divine foresight (Providentia Deorum). It is in this time that the notion of Providentia Deorum is clearly distinguished from that of Providentia Augusti both in its content and representations. The stereotyped image of the latter was generally applied likewise at this times: a female figure holding in the first time a sceptre, later a staff ruling the globe27 (fig. 3, 1-2). To the sphere of the imperial providence belonged first of all the main personal questions of reigning, the punishing of people dangerous to the throne28. But, apart from it, minor measures of local importance gain likewise access to the sphere of Providentia Augusti, as it is evident from the letters of Plinius addressed to Traianus29. In the course of the 2nd century providence of the emperor was bestowed mainly upon securing provisions first and foremost for Urbs and Italia. The most detailed indications are given on the base of C. Arrius Antoninus, the stone bearing after the cursus honorum the following text: « ... qui providentia maximorum imperat, mis/sus urgentis annonae difficuli/tates (sic !) iuvit ... »30. The types are at least as much communicative. Especially characteristic are these of two Commodus-coins: one of them31 bears apart from marking the year of the imperial reign also the exergue legend PROVID AVG and represents a vessel sailing at sea, the other32 is yet more to the [252/253] point: it bears the picture with the legend PROVIDENTIAE AVG representing Commodus as Hercules who helps Africa, a female figure holding in the one hand a sistrum, and in the other a bundle of com, — to get ashore from a ship (fig. 6, 1-2). It appears to be a clear indica­ tion to the provision of Rome with com which came mainly from Africa. The question being an important and central one in the first half of the 3rd century, is proved by the fact that on the coins Severus Alexander holds instead of his customary attributes a cornucopiae and corn-ears33. In the Marcoman-Sarmatian war the notion of the Providentia Augusti appears on an occasional issue again in a new light. We find on a sestertius of Marcus Aurelius the date of the year marked IMP VI COS III (172 Dec. - 173 Dec.) and the usual adlocution type will eternize the memory of the Pax Augusta, regardless of the fact whether the altar signifies the Ara Pacis Augustae of Rome or not (cf. from the vast literature of the last decade G. MORETTI: Ara pacis Augustae, 1948, with a summary o f further investigations). 2fc See p. 156 above. 27 See the summary o f H. MATTINGLY: BMC Imp. Ill, LXXXV. 21 Inscriptions characteristic of it are some composed to honour Tiberius' foresight at the time of the capital punishment of Seianus; the finding places being far from each other prove that is was a general use. ILS 157 (Interamna, Italia): Providentiae Ti. Caesaris Augusti nati ad aeternitatem / Romani nominis, sublato hoste perniciosissimo p. R. /Faustus Titius Liberalis VIvir Aug. iter. / p. s.f. c. resp. ILS 158 (Gortyna, Creta). [Numjini ac Providentiae / [Ti. Cajesar. Aug. et senatus, / [in mem.J eius die qui fuit XV K. Novembr., / [P.] Viriosius Naso pro cos. tertio, sua pecunia / consecravit. 29 Two examples: Plinius iun. (ed. M. SCHUSTER 1950) Ep. 10, 69, 1 : tu quidem, domine, providen­ tissime vereris, ne commissus flumini ita mari lacus effluat etc. (this refers to a weir); the other : Ep. 10; 81,1: providentissime, domine, fecisti, quod praecepisti Calpurnio Macro, clarissimo viro, ut legiona­ rium centurionem Byzantium mitteret etc.; this very typical text relates to the suppression of a local revolt. 30 ILS 1118 (Concordia, Italia) erected in honour of C. Arrius Antoninus by Ordo Concordensium. The age is the epoch of the joint rule of Marcus and Verus. The same res alimentaria may account for the erecting of the great base ILS 282 in Tarracina in honour of Traianus, with the text : Providentiae / imp. Caesaris Nervae / Traiani Augusti / Germanici / ex s. c. Cf. the spearholding figures in fig. 3. 3' BMC Imp. IV, Commodus 588. 32 BMC Imp. IV, Commodus 355. 33 COH.2 499.

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with young Commodus next to Marcus, his father presenting him to the soldiers lined up before the platform34. Commodus is at this time not a co-regent to his father yet, but in this year he scored his first triumphal title: Germanicus35. Here the Providentia Augusti relates therefore to the fact that Marcus introduced his son in the Marcoman-Sarmatian war in the interest of the empire, initiating him thereby in the science of warfare. How varied the Providentia-types were and to what extent they accomodated to the actual conceptions and necessities of the imperial politics, is clearly indicated by the importance attached to the alimentary features of the Providentia at the beginning of the third century. From the middle of this Century on, however, at the verge of a menacing economical collapse and of the emergency of almost insoluble military questions the legends appeal only to the soldiers, just as they appealed some decades earlier exclusively to the masses of the Urbs. Under Gallienus the Providentia Augusti was represented by the figure of Mercurius with his customary attributes, the winged cap and shoes, and with the caduceus, holding admonishingly a money-bag in his raised hand36. At this time the superlative of the imperial care is accordingly to pay the sums promised or due to the army. In this development the sharp borderline drawn between divine and imperial Providentia gradually vanishes. With the deification of the emperor certain divine pro­ perties were transferred to the living ruler. This appears to be outlined as early as in the above mentioned inscription of Gortyna in the epoch of Tiberius and later in an inscrip­ tion of Sarmisegethusa3" of the name of [253/255] Septimius Severus and Caracalla. The dedication of both runs: »numini ac (respectively et) aug. (respectively impp.)«. At the end of the 3rd century this development reached its close. The qualities of the goddess Providentia characterized in the text by the devise: »mundus providentia regatur«38 and expressed on the coins by the ruling of the globe were entirely transferred to the governing emperor, when in 290 Diocletianus was apostrophised as follows: 39 Providentissim[o] / principi, rector[i] / orbis ac domin[o] / fun[d]atori pacis / aeternae / Diocletiano p. f. / invicto aug., pont. / max., ger. max., pers. / max., trib. Pot. VII / cos IIII patri pat. / procos. Sept. / [Valejntio v. p. p. pr. / [d. n. mqu / e] eius d. [d]. At the end of the 3rd century the Providentia Augusti is the only power in heaven and earth which takes care of the Empire. Although the human imagination raised it to a divine height, this care could under the actual economical, social and political conditions but accomodate to the momentary practical necessities. We have yet to investigate the origin of the reverse-type representing the camp gate. It was to be seen in a form similar to the small bronze struck in the reign of Constantine already some decades earlier in the last years of the 3rd century. The most imporant difference between the two forms lies in the number of the towers represented; in the earlier types it changes but is never less than three, whilst in the 4th century it is always two with a star above them. L. Nagy writes in his last work about this coin type in connection with the Roman counter-fortification at Pest: »The fortification of this Sarmatian line (under Dioeletianus, in 294, on the ground of the Fasti of Idatius) was an important event eternized on the silver coins of that year. On the reverse we see the image of a castle, with the legend « BMC Imp. IV, M. Aurelius 1425. Cf. ibidem CXXXV1II, in this interpretation. 35 M. BERNHART: Handbuch z. Münzkunde d. röm. Kaiserzeit, Halle (Saale) 1926, 289. 36 RJC V/l, 1927, Gallienus 653. This type occurs even under Aurelianus: RIC V/l 336. 37 CIL III 1439. 3* Quintii, (ed. E. BONNELL, 1861), 7, 2, 2. 39 CIL III 5810, Augusta Vindelicorum (Raetia).

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VICTORIAE SARMATICAE which may symbolically represent also the fortress of Pest«40. This however, may hold only in case the type of a camps gate had been intentionally made for the occasion, in order to support the actual task pursued by the ruler. The camp gate type is, however, not new. It is a chain link in the regular series of development in the minting of Diocletianus. The minting of silver coins in the first tetrarchy was catalogued by K. Pink41. From his catalogue the following conclusions may be drawn about the age and use of this type of camp gate. The silver minting of the first tetrarchy begins in 293. First a sacrifice scene is struck on the coins, on which four figures clad in military dress stand around a tripus, whilst behind them the contours of a town of large perspective [255/256] may be perceived42. The town or more exactly the military camp is surrounded by a wall with towers raised at proportionate distances. The best executed specimens bear six of them. The four figures offering a sacrifice before the gates are to represent two Ceasars and two Augusti. The type concerned probably celebrates the inauguration of the Caesars in 293. The reverse bears the legend usual by figuring on all silver coins of that time: VICTORIA SARMATICA43, PROVIDENTIA AVGG, VIRTVS MILITVM resp. VIRTVS AVGG. (fig. 7, 1-6). The pattern of the reverse of large perspective became soon indistinct, so much so that in Thessalonica, founded in the last years of the 3rd century44, it does not occur any more. It seems, however, that within these time limits, it was current, mainly in the western mints. Although the mint of Rome represented a relatively higher engra­ ving standard as regards the finish of the minting stamps yet it may be clearly seen to what extent they were engaged in the difficulties offered by perspective (of the silvers in fig. 7, 1-6 which all are from the different officines of Rome). It appears, however, that just for the sake of the emperor's person, they insist to this hardly representable figure even in the most distorted and awkwardly drawn effigies and do not simplify the scene as they do with the background. The perspective of the rough drawn type of the camp or the town came soon to an end, and only the mint of Rome retained it to a certain degree. In Siscia and in the eastern mints using a flatter technique it largely became a plane design (of. the silvers in fig. 8) hardly suggesting the backwall, in perspective however still retaining the design of many towers. K. Pink mentions45 that on the so-called colonial bronzes of the eastern mints the use of the town gate type was not unusual and it is only natural that mainly in the eastern mints where the perspectivical background of the sacrificial scene caused almost insurmountable difficulties, they soon turned to an entirely line work plane design (fig. 8, 1-6). This is how the camp gate type on coin reverses developed. Together with the legend PROVIDENTIA AVGG. it appears only in Nicodemia, in the 2nd and 3rd silver emissions45' and in Thessalonica lately attached to it (fig. 8, 4). As the effigy of the camp gate occurred together with all

40 L. Nagy: Az Eskü-téri eröd, Pest vâros ose, (The Fortress at Eskü-sqare predecessor of the City of Pest) Budapest 1946, 101. The silver, mentioned by L. Nagy and reproduced on the title page is presented in fig. 8,6, a specimen of the Department of Coins, Hist. Mus., Budapest. Further: A. ALFÔLDI: Budapest tôrténete I, Budapest az ökorban (History of Budapest, vol. 1, Budapest in Antiquity) Budapest, 1942, 674. 41 K. PlNK: Die Silberpragung der diokletianischen Tetrarchie, Num. Zeitschrift 63, 1930, 10. 42 K. PINK: op. cil. 11.

43 The occurrence of Victoria Sarmatica is supported by the fact that in 293, the Augusti bear the title Sarmaticus the third, the Caesars the first lime. M. Bernhart: op. cit. 307. 44 A. ALFÔLDI: Siscia. Vorarbeiten zu einem Corpus der in Siscia geprägten Römermünzen. I, Budapest 1932.9. 45 K. P ink op. cit. 13. 451 K. PINK: op. cit. 13. resp. 27.

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the legends figuring in this epoch as e. g. VICTORIA SARMATICA (fig 8, 6), VIRTVS MILITVM (fig. 8, 1-3) and VICTORIA AVGG (fig. 8, 5), we can in no way surmise any tendency in it. Its meaning is therefore, at the turn of the 3rd and 4th centuries not unequivocal nor general else they would not have used it with the different legends. It is as well characteris-/256/257/tic that in bronze minting carried on on a scale by far larger than that of silver coining, only one type of Providentia appeared: the goddess well known during several centuries. Later the camp gate type came down to Constantine's age with the legend VIRTVS MILITVM. It occurs most frequently in the important western mint, in Treviri, where it is also found in gold46, (a silver example is to be seen here fig. 8, 7). Presumably it was minted in memory of the heavy fights on the reaches of the Rhine, for this type disappeared from the coins as soon as Constantine had defeated the again and again rising Alamanni and Franci in the first decade of the 4th century, so that after 310 there was for a long time a relative peace on the Rhine frontier. One and a half decades later, however, at the end of the two civil wars, the camp gate revers appeared again, as one of the first uniform mintings of the Empire, at the same time in all working mints, this time invariably with the legend: PROVIDENTIAE AVGG resp. CAESS. (fig. 1, 1-14). In the foregoing discussion the change of the concepts of Providentia in the epoch of the empire was closely followed. These investigations result [257/258] in the idea that the care of the ruler for his people, at the beginning of the 4th century, is not more than the sober solicitude for and pondering of a quick solution of urgent problems. Thus it may be rightly supposed that when at the end of the 3rd century the camp gate revers which had no general interpretation yet, was consciously and intentionally united with the legend: Providentia Augustorum resp. Caesarum, this happened in connection with Constantine's wide-reaching and far-sighted politics of limes fortification47. As proved by the vast dimensions of this series, these measures were by far more important than those executed by Diocletianus48. We must emphasize that the measures for general frontier defence were, according to the representations applied on the coins taken at the same time as the organization of the consistorium and thus as the solution for a long run of the problems of supreme military authority49. It seems that Mommsen’s opinion5” according 46 J. M a u r ic e : op. cit. 1 ,1908,385.

47 In this interpretation, the isolated occurrence of the Providentia type of the Licinius period, with camp gates, cannot be regarded as merely accidental. The coins were struck from about 315-316 (see note 3, above) at this time, however, important border fortification works were being executed in the Danubian foreground of Thracia, probably, suggested by Constantine. The result of these works is the reconstruc­ tion of the seriously damaged camp of Tropaeum Traiani, between 315-317. B. Ra p a p o r t : Die Einfälle der Goten in das röm. Reich, 1899, 108; C. PATSCH: Beiträge zur Völkerkunde von Südosteuropa III/l, Wien 1928, 10; 14; Cf. The Cambridge Medieval History I, London 1911, 211 note I. The respective text of the inscription relating to the reconstruction of Tropaeum Traiani (CIL III 13734 = FlEBIGER SCHMIDT 160 = ILS 8938) is most characteristic and runs as follows: «...Constantino et ... Licinio piis felicibus aeternis Augg., quorum virtute et providentia edomitis ubique barbararum gentium populis ad confirmandam limitis tutelam etiam Tropeensium civitas ... constructa est». (As to the date cf. also: FlEBIGER - S c h m id t ' s comment loc. cit.). The inscription stales, in the text, the idea expressed by the coin type by uniting the Providentia-legend with the image of the camp gate. The fortification works at this time were but of local importance, just as the image of the camp gate with the legend occured only in one place, in the near-by Heracleia. The legend PROVIDENTIAE CAESS this time was found once more in Nicomedia, but here with the usual image of Juppiter Conservator (Cat. Gerin. Nicomedia, Licinius iun. 2). It is evident that in this sense the coin had an importance only in Heracleia, and even here only for a short time. May be, it is a courteous recognition, by Licinius, of a great border fortifi­ cation works suggested by Constantine. 41 Most characteristic of it is a passage in Zosimos (ed. J. MENDELSOHN) II, 34 where the author, exaggerated, of course, attributes the new system of frontier defence exclusively to Constantine. 49 E. STEIN: Geschichte des spätröm. Reiches I, 1928, 183. An analogous case is the origin of magister

162

R ö m er u n d G erm a n en

to which the organization of the frontier defence was a common work of Diocletianus and Constantine, is still to be considered as questionable. On the basis of the foregoing this opinion may be modified as follows: the administrative part of the organization of the tetrarchy together with a number of minor reforms was, on the whole, a work of Diocletianus, as well as the building of many fortresses, modifications, larger or smaller fortifications and counter-fortresses at the frontiers as demanded by [258/259] military requirements. Constantine, however, in possession of a well developed executive and having got, in 324, the whole empire in his hands, achieved — on the ground of his experiences made in Gallia — together with the definitive establishment of the consistorium the reorganization of the frontier, with all building works, reparations and the like51. These reverses obviously signify a complete defensive, the protection of so long as — in the hard pressed situation — the army of comitatenses arrives. The Providentia Augusti manifesting itself in camp building and border fortification means — in the actual situation — the greatest gift of the emperor to the people of the frontiers the best possible consolidation of the frontiers against continually menacing attacks. The great number of decrees the tendency to regard the border buildings and large scale constructions as a token of the imperial providence. These frontier fortifications considered as a concept of providence mean only a step forward in comparison with the Mercurius-concept of the Gallienus period. The above interpretation of this coin series in the years 324-28 is best confirmed by the fact that the series lasted up to the celebration of the most remarkable date of the frontier fortification at the Lower-Danube i. e. the emission of the memorial coins of Constantiniana Dafrie. This fortress is not simply a spot in Constantine's frontier defence system but also a symbol of the whole fortification work. This is well demonstrated by the fact that - at the same time in all the mints of the empire - bronze coins and in Constantinopolis also gold ones were issued in memory of the erection of the new fortress52. In fact, the Roman frontier consolidated by Constantine stood fast on the whole during two generations against all tremendous attacks from out­ side.

officiorum ; ibidem 172. In the research work of the last decades we may find the most different opinions; cf. The Cambridge Medieval History I, 211; R. GROSSE: Röm. Militärgeschichte, 1920, 59; N. H. B a y n e s : JRS 15, 1925, 204; H. D. M. PARKER: JRS 23, 1933, 177, 180. 50 C ited by N. H. BAYNES: loc. cit. 51 A good archaeological grasp of Constantine's limes fortification may be gained by the Roumanian excavations. See the resuming work of R. VULPE: La Dobroudja. L'histoire ancienne de la Dobroudja, Bucuresti 1938, 306; further, relating to the different camps: GR. FLORESCU: Fouilles et recherches à Capidava, Dacia 3-4, 1927-32, 483; Dacia 5-6, 1935-36, 351; D. TUDOR: Sucidava, Dacia 5-6, 1935-36, 387 — Dacia 7-8, 1937-40, 359; GH. STEFAN: Dinogetia, Dacia 7-8, 1937-40, 401; A. B a rba Cil a : Une ville Daco-Romaine, Drubeta, Bucuresti 1938, 20; L. N a g y . op. cit. 88, who attributes it to Diocletianus. 52 It may be seen from the itinerarium in Cod. Theodosianus that Constantine resided in 328 for a long lime at the lower reaches of the Danube, and at the beginning of the summer in Oescus (C. Th. VI 35, 5). See. O. SEECK: Die Regesten der Kaiser und Päpste, 1920, 69. Relating the bridge in Oescus see A. ALFÖLDI: Die Donaubrilcke Konstantins des Grossen, Zeitschr. f. Num. 1926, 161. The same events establish the year of 328 as the terminal date of the building operations at Constantiniana Dafhe. This is perfectly confirmed by the style of the memorial coins.

F i g . 1. 1. Crispus Cat. Gerin Londinium 12. — 2. I. Constantinus Cat. Gorin Arelate 66. — 3. I . Constantinus Cat. Gerin Treviri 277. — 4. I. Constantinus Cat. Gerin Ticinum 84. — 6. I. Constantinus Cat. Gerin Roma 146. — 6. I. Constantinus Cat. Gerin Siscia 62. — 7. II. Constantinus Cat. Gerin Sirmium 1. — 8 .1. Constantinus Cat. Gerin Thessa­ lonica 29. — 9. Crispus Cat Gerin Heracleia 11. - 10. I. Constantinus Cat. Gerin Constantinopolis 1. — 11. I. Constantinus Cat. Gerin Nicomedia 17. — 12. I. Constantinus. Cat. Gerin Cyzicus 21. — 13. I. Constantinus Cat. Gerin Antiochia 25. — 14. I. Con­ stantinus Cat. Gerin Alexandria 33. — Hist. Mus. of Hungary.

Abb. im Original: Seite 247

164

Römer und Germanen

F i g . 2 . 1. Licinius sen. Cat. Gerin Heracleia 26. — 2. Licinius tun. Cat. Gerin Heraeleia 10. — 3. I. Constantinus Cat. Gerin Heracleia 10., de b. — 4. Licinius sen. Cat. Gerin ^Nicomedia 13. — 5. Licinius iun. Cat. Gerin Xicomedia 2. — 6. II. Constantinus Cat. Gerin Heracleia 12. Hist. Mus. of Hungary

F ig . 3 .

1. Traianus BMC Imp. III. 43. t. 2. reverse only. — 2. Commodus BMC Imp. IV. 101. t. 2. reverse only

F ig . 4 .

1. Traianus BMC Imp. III. 10. t. 4. — 2. Traianus BMC Imp. — 3. Hadrianus BMC Imp. III. 79. t. 3. reverse only

Abb. im Original: Seite 251

PROVIDENTIA AVGVSTI

165

F i g . 5 . 1. Aut. Pius BMC Im p. IV. 5. t. 19. — 2. Pertinax BMC Imp. V. 2. t.3 .— 3. Sept. Severus BMC. Imp. V. 36. t. 8 . - 4 . Aurelianus RIC V /1. 152. Hist. Mus. of Hung. — 5. Diocletianus Cat. Gerin Treviri 155. Hist. Mus. of Hung.

* * β · 6.

1. Commodus BMC Imp.

TV.

106. t. 11. — 2. Commodus BMC Imp. IV. reverse only

l i l t .



F i g . 7. 1. Maximianus Here. Cat. Gerin Roma 33. — 2. Constantinus Chi. Cat. Gerin Rom a 14. — 3. Diocletianus Cat. Gerin Roma 71. — 4. Maximianus Here. Cat Gerin Rom a 33. — 5. Constantius Chi. Cat. Gerin Roma? exergue faulty — 6. Constantius Chi. n. h. : CONSTANTES N C head lauréat r. — VICTORIA SARMAT sacrifice scene H ist. Mus. of Hung.

Abb. im Original: Seite 254

166

Römer und Germanen

F i g . 8 . 1. Diocletianus Cat. Gerin Antiochia 14. H — 2. Galerius Cat. Gerin n. h AXT MAXIMIAXVS CAESAR head lauréat r. — VIRTVS MILITVM gate w ithout wings with, three towers — 3. Diocletianus Cat. Gerin Thessalonica 1. —- 4 . Galerius Cat. Gerin Thessalonica 2. but with legend PROVIDENTIA AYGG and — 5. Constantius Chi. TS· Γ · in exergue. Cat. Gerin Siscia 9. — 6. Diocletianus Cat. Gerin Nicomedia 1. 7. I. Constantinus J . Maurice Xum Const. I, 1908. 391. Hist. Mus. of Hung. —

Abb. im Original: Seite 257

Zum Lyoner Bleimedaillon (Abb. 1-2; im vorliegenden Band Seite 172)

Das Bleimedaillon von Lyon (Abb. 1, im Cab. des Médailles, Paris) wurde, wie allbe­ kannt, 1862 in der Saône beim Abtragen einer Steinbank an der Nemours-Brücke gefunden, wo auch sonst viele Kleinaltertümer hingespült und geborgen wurden. In der damals üblichen literarischen Form der wissenschaftlichen Aufsätze berichtet L. de la Saussaye noch in demselben Jahr in einem an A. de Longpérier gerichteten Briefe davon1. Der Mitteilung wurde eine Zeichnung beigefügt (Abb. 2), die trotz ihrer scheinbaren Präzision manche Einzelheiten ungenau wiedergibt*2, was übrigens beim nicht besonders guten Erhaltungszustand des Medaillons durchaus begreiflich ist. Da aber dieses einzig-/', 1 4 9 2 ); 4 ) C o n stantin

Slg. Bachofen v . Echt 2 7 1 6 ) ; 6) M aio ria n u s , ( K a t.

Im Original: Tafel 5 (= Seite 144)

Schildbilder

-

./) C o n s t a n t iu s

II

C aesar,

3) L.

AU (Wien); 2) AU (Boc/iw m)

263

A u g u stu s,

V erus,

Im Original: Tafel 6 (= Seite 145)



( Bochum );

SECVR1TAS PERPETVA(E): Rückgriff zur constantinischen Zeit auf einen seltsamen MUnztyp des Commodus

(Abb. Seite 39; im vorliegenden Band Seite 269)

In der reichen Goldprägung Constantins des Großen (306-337) verbirgt sich eine kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Gruppe von Siegesprägungen, die eine nähere Behandlung verdient. Die einzelnen Stücke kommen aus den Münzstätten Ticinum, Aquileia, Sirmium, Nicomedia und Antiochia; ihre Datierung werden wir weiter unten noch besprechen (Abb. I; 1-6). Das Rückseitenbild ist eigenartig. Man würde zunächst meinen, es handele sich um einen der üblichen Triumphaltypen, doch dem ist nicht so. Der Kaiser steht neben einem Trophäum, setzt den Helm dem Ganzen auf und vollendet es damit. Diese Geste ist auf den Münzbildem kaum bekannt; auf anderen Monumenten kommt sie auch nicht vor. Die Trophäen werden, wenn überhaupt, meist von Victorien aufgebaut. Merkwürdig erscheinen zudem die Bestandteile des Siegesmals: Der Muskel­ panzer mit dem deutlich sichtbaren Gürtel darüber gehört ebenso einem römischen Offizier wie der Helm und die anderen Ausrüstungsgegenstände, nicht einem besiegten Barbaren, wie man erwarten würde. Es ist wohl wahr, daß die römischen Trophäen und die ihnen verwandten Siegesbilder ihre illustrative Art, ihre Detailfreudigkeit im frühen 4. Jh. längst soweit eingebüßt haben1, daß zur Verdeutlichung ihrer Aussage immer wieder Beischriften, wie FRAN(cica) ET ALAM(annica sc. victoria)12*oder GOTHIA (devicta)1 usw. nötig sind, dennoch bleibt diese Art Trophäum insgesamt seltsam. Der Besiegte, dem die Schutz- und Trutzwaffen abgenommen wurden, ist ein römischer Offizier, konkreter, einer, der das höchste Kommando führt, wie die Kommandanten­ schärpe auf dem Muskelpanzer anzeigt. Zudem vollendet der Kaiser selbst — hier Constantin der Große — das Trophäum. Neu ist trotz aller Eigenwilligkeit diese Art Siegesbild auf Münzen nicht. Es stammt aus dem letzten Regierungsjahr des Commodus 1924. Eine innere Auseinandersetzung wurde damals plötzlich in die herkömmlichen Formen eines auswärtigen Sieges gefaßt. Commodus regierte zunehmend willkürlich, um so mehr, als er immer wieder mit immer gefährlicheren Hofintrigen und Verschwörungen zu tun bekommen hatte5. Mit dem Typ des Romanus Hercules (Abb. 1: 7), der [35/36] die Spolien des inneren Feindes zum Trophäum aufbaut, bedrohte er, dessen Züge der Heros trägt, den mächtigen praefectus praetorio Q. Aemilius Laetus. Dieser spürte offenbar, zusammen mit den Mitverschwo­ renen am Hofe, die Gefahr und ließ den Kaiser am letzten Tag des Jahres 192 ermorden.

1 Vgl. M. R.-ALFÖLDI in: Germani in Italia (hrsg. B. und P. SCARDIGLI, Roma 1994) 172 f. 2/?/C / //(Ticinum) 28. 5 RIC IV/ (Treveri) 531 ; 534. 4 Dazu M. R.-ALFÔLDI. Miscellanea F. Panvini Rosati. Roma 1996 (im Druck). ' S. F. GROSSE, La lotta politica al tempo di Commodo, MemAcScTorino, CIScMorStorFil 4, 7 (Torino 1964); M. HAMMOND, The Antonine Monarchy. Roma 1959. passim und D e r s ., ANRW II 2 (1975) 96 IT.; speziell zum Hnde der Regierung: A. R. BlRLEY, BJb 169 (1969) 247 IT. Zu den Münzen: M. R. K a is e r -R a ISZ, Die stadlrömische Münzprägung des Commodus. Frankfurt am Main 1976.

S E C V R IT A S P E R P F .T V A (E )

265

Das Trophäum kann also, entsprechend ausgestattet, ab 192 für innere Auseinander­ setzungen im Imperium als Siegesmal verwendet werden. Trotzdem: dieses Bild wird nach Commodus so gut wie nicht in dem Sinne gebraucht. Gerade deswegen fällt auf, daß das constantinische Münzbild (Abb. 1: 1-6) in jeder Einzelheit komplett dem des Commodus vom Jahre 192 entspricht, so eigenwillig und eigenartig die Komposition auch ist. Man beachte vor allem die Geste des Kaisers, wie er den Helm aufsetzt. Die primären westlichen Prägungen in Ticinum (Abb. 1: 1), in Aquileia (Abb. 1: 2) und in Sirmium (Abb. 1: 3) kopieren die Handhaltung sorgfältig, wie auch einer der beiden Typen in Nicomedia (Abb. 1: 5)6, wenn auch etwas ungeschickt. Das frühere Nicomedia-Stück (Abb. 1: 4) und jenes von Antiochia (Abb. 1: 6) deuten die ursprüngliche — hier offensichtlich mißverstandene — Geste mit einem Griff zur Schul­ ter des Panzers am Trophäum an. Die sorgfältige Kopie legt den Gedanken nahe, daß man bei der Wahl des Typs sehr genau gewußt hat, was man ins Bild bringen wollte. Wesentlich erscheint überdies, daß die Legende SECVRJTAS PERPETVA7 heißt: Man betont die positive Folge des Sieges im Bürgerkrieg, nämlich die neu gewonnene »anhal­ tende Sicherheit«, man feiert ihre Stabilisierung mit dem Trophäum. Der siegreiche Constantin hat es aufgerichtet und vollendet es, wie ehedem Commodus-Romanus Hercules, durch das Aufsetzen des Helmes. Der besiegte Feind ist der Herrscherkollege Licinius, der den Bürgerkrieg verschuldet hat — so jedenfalls die offizielle Lesart. Somit ist gesichert, daß der SECVRJTAS PERPETVA(E)-Typ Constantins gezielt ausgewählt wurde und mit den inneren Auseinandersetzungen zu seiner Regierungszeit verbunden sein muß. Diese Typen lassen sich bestens in den gesamten Prägeablauf einordnen, so ist die Kontrolle ihrer Datierung nicht schwierig8. Das Münzbild kommt, wie bereits gesagt, innerhalb der großen Solidus-Serie in Ticinum auf; die Vorderseite liegt sehr nahe bei den mit COS IIII auf 315 datierten Stücken der gleichen Münzstätte, ebenso bei denen, die den Sieg am Rhein über die Franken und Alamannen feiern9. Im Herbst 314 besiegt Constantin in einem kurzen Waffengang seinen Kaiserkollegen Licinius und schließt Frieden mit ihm10. In diesen Kontext gehört der SECVRJTAS PERPETVA-Typ von Ticinum (Abb. 1:1), etwa 315; die Aussage von Bild und Legende ist, wie wir gesehen haben, absolut [36/37] schlüssig. Der anderthalbfache Solidus Abb. 1: 2 gehört ebenfalls hierher: Aquileia fungiert immer wieder als ergänzende Pro­ duktionsstätte für Gold, wenn dafür im gegebenen Moment Ticinum keine ausreichende Kapazität hat. Die Signatur im Abschnitt zeigt Punkte zum abgekürzten Stadtnamen AQ (Aquileia), dies entspricht der zweiten großen Goldserie in Ticinum; die erste führt die Sigle SMT ohne Punkte. Beide Serien laufen nach Ausweis der Vorderseiten und den Themen der Rückseiten parallel. Nun aber kommt in Aquileia die Punktesigle auf Gold 6 Diese Rückseite trägt die Legende VIRTVS AVG ET CAESS N N: zu den weiteren Verbindungen des Typs s. die Ausführungen von P. M. BRUUN zu RJC VII (Nicomedia) 57. Die Legende führt zu einer inhaltlichen Erweiterung des Bildes, daher das relativ kleine Format des Trophäums und die Ergänzung um die beiden angeketteten Gefangenen links und rechts davon. Zur Datierung vgl. weiter unten. 7 In Ticinum trägt der Grundtyp diese Legende (Abb. I: 1); in Aquileia, kurz darauf, kommt ein Fehler auf, man schreibt SECVRITAS PERPETVAE, kon-ekt müßte es aber dann SECVRITATI heißen. Wie dem auch sei, im Fortführen des Typs behält man zusammen mit allen Einzelheiten auch die irrige Wendung in der Legende bei (Abb. 1: 2-4: 6). 1 Zum Münzmaterial: RJC VII (P. M. BRUUN, London 1966) bzw. M. R.-ALFÖLDI, Die constantinische Goldprägung, Mainz 1963, passim 9 Zum Consulardatum: D. KIENAST, Römische Kaisertabelle Grundzüge einer Kaiserchronologie. Darmstadl 1990, 297; zum Sieg am Rhein mit der weiteren Literatur: M. R.-ALFÖLDI, TrZ 54 (1991) 239 ff. 10 Zur Auseinandersetzung um die Datierung vgl. BJb 176 ( 1976) 187 ff.

266

B ild e r

auch auf dem Solidus mit Constantins VI. Consulat 32011 wieder auf. Ein Vergleich der Vorderseiten auf dem hier abgebildeten Multiplum und auf dem Solidus RIC (Aquileia) 34 mit SOLI INVICTO COMITI beweist eindeutig, daß die Porträtgestaltung 320 bereits erheblich gegenüber der um 315 fortgeschritten ist112*, so daß dieses Aquileia-Stück ebenso um 315 anzusetzen ist. Hinzu kommt noch, daß die Büstenlösung — Panzer und Paludament vom Rücken gesehen — in Ticinum auf einem anderthalbfachen Solidus wiederzufinden ist, der we­ gen der Parallelstücke zur Ernennung der Caesares am' I. März 317 um die Wende von 316/7 entstanden sein mag15. Abb. 1: 3 a-b zeigt einen weiteren Solidus mit der Rückseite SECVRITAS PERPETVAE, diesmal aus Sirmium. Nicht nur der Fehler in der Reverslegende (PERPETVAE), auch die Vorderseite verbindet das Stück mit den bisher genannten zwei anderen aus Ticinum und Aquileia. Der Solidus gehört in die ersten Serien in Sirmium, die man — zugleich mit der Gründung der Münzstätte — auf 316 etwa ansetzen kann. Constantin hält sich nach dem ersten Bürgerkrieg wiederholt hier und im nahen Serdica auf, in den neuen Residenzen im dazugewonnenen Gebiet. Wie immer in constantinischer Zeit wird eine neue Münzstätte für Gold aus der bislang leitenden heraus gegründet, Sirmium also von Ticinum aus. Die ersten Reihen der neuen Münzstätte zeigen deutlich die Fort­ setzung des hoch entwickelten Ticinenser Stils und stehen, was die Rückseitenbilder anlangt, immer noch in der Siegeseuphorie mit VICTORIA CONSTANTINI AVG(usti), GLORIA ROMANORVM und immer wieder SOLI INVICTO COMITI14. Eine kurze Zwischenbilanz erlaubt die Feststellung, daß die ersten SECVRITAS PERPETVA(E)-Goldprägungen Constantins mit dem eigenwilligen Reversbild des Com­ modus im Zusammenhang mit seinem Sieg im ersten Bürgerkrieg stehen und etwa 315-316 herausgegeben wurden. Die Datierung der weiteren verwandten Stücke (Abb. 1: 4; 6, sowie 5 mit VIRTVS AVG(usti) ET CAESS(arum duorum) NN(ostrorum) ist noch eindeutiger. Sie stammen aus Nicomedia und Antiochia, d.h. aus den traditionellen Kaiserresidenzen des Ostens mit Münzstätten, die erst nach Abschluß des zweiten Bürgerkriegs im Herbst 324 an Constantin fallen. Licinius wird endgültig besiegt, Constantin Alleinherrscher. Die Praxis der Umstellung der neuen Münzstätten ist die gleiche wie nach dem ersten Krieg: Aus den aktuell führenden Goldmünzstätten werden Themen Für die Rückseiten und die Büsten für die Vorderseiten gebracht und am neuen Ort weiterkopiert15. Wieder feiert man offiziell den Sieg in einem Bürgerkrieg wie schon 315-316. Es ist interessant zu beobachten, daß die Vorderseiten wieder sehr genaue Kopien im lokalen Stil der beiden herkömmlichen Goldmünzstätten des Ostens, Nicomedia und Antiochia, sind; das Vorbild [37/38] kommt aus Sirmium16. Man kann sie unschwer auf die Jahre 324-325, höchstens noch Anfang 326 datieren. Der Typ SECVRITAS PERPETVA(E) taucht anschließend nicht mehr auf. 11 D. K ien a st , a. a. O. (Anm. 9) 297. » RIC VII (Aquileia) 28. vgl. M. R.-ALFÔLDI, a. a. 0 . (Anm. 8) Taf. 7, 110. 15 RIC VII (Ticinum) 98. vgl. M. R.-ALFÖLDI. a. a. O. (Anm. 8) Taf. 7, 105. 14 RIC VII (Sirmium) 42; vgl. die Stücke um die Nr. 28 IT. etwa, die m. E. mit 322-323 zu spät datiert sind. 15 Ein besonders prägnanter Fall ist die Weitcrleilung des SOLI INVICTO COMITI-Typs nach Antio­ chia, vgl. Mullus, Festschrift Theodor Klauser. Erg. Bd. I zum JAC. 1964.10 IT. ΙΛ Vgl. die Bemerkung von P. M. BRUUN zu RIC VII (Nicomedia) 57 — hier Abb. 1:5 —, wo die Verbindungen der Rückseitendarstellung analysiert werden. Die Vorderseite folgt, in der Ausführung schwächer, dem plastischen Stil in Sirmium um 324-325. Das gleiche gilt für die Vorderseite des Multiplums aus Antiochia Abb. 1: 6. Vgl. zu den Stücken noch oben Anm. 6.

SE C V R 1 T A S P E R P E T V A (E )

267

Damit steht fest, daß die ungewöhnliche RUckseitendarstellung des Commodus in constantinischer Zeit gezielt herangezogen wurde; sie feiert seine Siege in den inneren Auseinandersetzungen mit Licinius, die schließlich zur Alleinherrschaft führen. Ein innerer Feind — so die offizielle constantinische Lesart — wurde besiegt, dies zeigt in der eigenen Bildersprache das ungewöhnliche Reversbild. Die absolute Übereinstim­ mung des Münzbildes mit dem des Commodus bei sinnvoll gewählter neuer Legende beweist, daß hier bewußt und zielgerichtet gehandelt wurde. In der zwingenden Fortsetzung des Gedankenganges erhebt sich eine hochinteressan­ te, aber kaum lösbare Frage. Wenn nun die constantinischen SECVRITAS PERPETVA(E)-Typen den Hercules-Romanus-Typ des Commodus genau kopieren, dann muß diese zu jener Zeit gut 120 Jahre ältere Bronze in kopierfähigem Zustand greifbar gewesen sein. Die Übereinstimmung aller Details der Zeichnung zeigt, daß das Original vor Augen gewesen sein mußte; eine wie auch immer geartete Beschreibung allein kann die Übereinstimmung keineswegs erklären. In der constantinischen Regie kommen Kopien früherer Entwürfe immer wieder vor17. Sie sind freilich nur um die 40 Jahre oder noch weniger älter — einige Ausnahmen sind dabei gestattet — und sind vor allem Bronzemultipla, also hervorragende Prägungen, kein Sesterz beliebiger Art. Die Stelle, an der die neuen Konzepte für die Goldprägung entstanden, ist mit großer Wahrschein­ lichkeit im officium des comes sacrarum largitionum zu suchen. Hat es — etwa in Rom? — eine wie auch immer geartete exempla-Sammlung von Belegstücken, von auffälligen, besonderen Typen gegeben1819? Haben vielleicht hochgestellte Familien gerade den Hercules-Romanus-Typ des Commodus als Zeichen der schlimmen, gegen sie gerichte­ ten, aber schließlich besiegten Willkür aufgehoben? Welche Bedeutung können Münzenund Raritätensammlungen'9 gehabt haben? Hat Constantin in Rom solche älteren Stücke vielleicht gesehen und — wie manches andere auch — sogleich für seine eigenen, hochpolitischen Zwecke herangezogen? Fragen über Fragen, auf die es im Moment keine befriedigende Antwort gibt. Das geschilderte Phänomen ist aber so auffällig, daß es erlaubt sein muß, auch ohne einen Lösungsvorschlag über seinen Sinn nachzudenken. [38/39]

17 Hierzu und zum folgenden s. M. R.-ALFÖLDI. a. a. O. (Anm. 8) 48 ff. 11 Eine Slempelsammlung ist wohl kaum denkbar: Stempel sind Werkzeuge, schnell verbraucht, umgear­ beitet, aus dem vorhandenen Schrottmaterial neu erstellt. Dafür spricht unter anderem die relativ kleine Anzahl von erhaltenen Stempeln aus der Antike. 19 Zu denken gibt eine Episode der Scriptores Historiae Augustae, der im späten 4. Jh. entstandenen Kaiserbiographien (Scriptores Historiae Augustae, edd. Ε. HOHE, CH. S a m b k r g e R, W . StYFARTH. Frankfurt a. M. 1965, 29, 2, 1). wo man, um die rechtliche Position eines gewissen Firmus als Thronprätendent zu Aurelians (270-275) Zeiten zu klären, sich u. a. auf Münzen, die dieser ausgegeben habe, beruft. Auch hier ist der zeitliche Abstand mehr als 100 Jahre.

B ild e r

268

Nachweis der Abbildungen Ich verdanke, wie immer, die Photos Herrn H. Schubert in der Photokartei antiker Münzen im Seminar für Griechische und Römische Geschichte, Abt. II: Hilfswissen­ schaften der J. W. Goethe-Universität, Frankfurt am Main. Die Aufnahmen verfertigte Frau M. Römisch. Beiden sei hier herzlich gedankt. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.

1: 1 1:2 1:3 1:4 1:5 1:6 1:7

Solidus I'A Solidus Solidus Doppelsolidus 1'Λ Solidus Doppelsolidus Sesterz

RIC (Ticinum) 49 /?/C(Aquileia) 33 RIC (Sirmium) 42 RIC (Nicomedia) 53 RIC (Nicomedia) 57 RIC (Antiochia) 38 RIC 640

Constantini. Constantini. Constantini. Constantini. Constantin II. Constantini. Commodus

SECVRITAS PERPETVA(E)

Abb.

1.

S E C V R IT A S P E R P E T V A (E ):

1-6 (Größe 1:1). 7 (vergrößert).

Abb. im Original: Seite 39

269

Das la b a r u m auf römischen Münzen (Abb. Seite 2-6, 17 und 19; im vorliegenden Band Seite 285-287)

Wann immer sich die Herrschaftszeichen römischer Kaiser verändern, zeigen sie zugleich wesentliche Richtungsänderungen politischer Art an. Es ist daher lohnend, den formalen und/oder inhaltlichen Wandel bis ins kleinste Detail zu beobachten, um seine Bedeutung zu erfassen. Die Münzen dienen dabei als eine authentische Quelle doppelt hilfreich. Sie sind zum einen kaisemahe Träger der offiziellen Bildersprache und, zum anderen, bietet die Münztechnik die Möglichkeit, neue Stempel, also neue Emissionen rasch herzustellen. So folgen die Münzen in schnellem Wechsel den politischen Vorstel­ lungen der Kaiser.

Das erste Auftreten des labarum im Münzbild, seine Entstehung Das labarum ist eine spezielle spätantike Fahnenform1. Es besteht aus einem langen (Speer)schaft, der an einem Ende auf einer Querstange ein quadratisches Fahnentuch und — in wechselnder Position — das Christusmonogramm trägt. Die Form entspricht der des vexillum, einer der ältesten römischen Fahnen der Armee mit taktischer Funktion12. Als selbständiges Münzbild erscheint das labarum auf Kleinbronzen unter den ersten Emissionen der neuen Münzstätte mit der Signatur CONS(tantinopolis) wohl schon 325/3263 mit der bezeichnenden Legende SPES-PVBLIC(A), Hoffnung der Allgemein­ heit (Abb. 2). Am Fahnentuch sieht man drei erhabene Punkte: imagines clipeatae, die, sichtbar gleicher Größenordnung, vielleicht Darstellungen der drei Caesares Crispus, Constantin, und Constantius iunior sein sollen, da das labarum als Ganzes für den Kaiser steht, wie Euseb in [1/2] seiner Constantinvita andeutet4*. Das Christusmonogramm ist über dem Querbaum angebracht; das Feldzeichen durchsticht eine Schlange, das Zeichen des Bösen, ob damit nun der eben besiegte innere Feind Licinius oder die Haeresie als solche gemeint ist, die am Nicaenischen Konzil 325 bekämpft wurde. Zieht man den eben zitierten Euseb-Text mit in Betracht, als dessen Kurzfassung gleichsam das Münz­ bild anmutet, so wird man die Aktualität der Darstellung eher im Umfeld des Konzils suchen. 1Zusammen fassend mit weiterer Literatur: H. R. SEELIGER. s . v . labarum, in: LlhK 6 , 31997. Sp. 575 f. 2 A. NEUMANN, s . v . vexillum, RH VIII A 2, 1958. 2446 I' 3 RIC (Conslantinopolis) 19 mit l.orbcerkranz auf 327. R1C 26 mit Diadem auf 328 datiert: wohl etwas zu spät. Die neue Münzstätte wurde Ende 324-Anfang 325 gegründet, als Constantins Entschluß für die Neugründung gefaßt war. Sie arbeitete zunächst mit zwei Offizinen (Λ und B). wie im vorliegenden Fall. Der Wechsel von l.orbcerkranz auf Diadem ist lür die Zeit von Constantins Vicennalicn 325-326 typisch (M. R.-ALKÖI.DI. Die constantinische Goldprägung. Mainz 1963. 101 IT.); die edclstcinbesclzte Form ist im Festjahr endgültig fertig. Zum Stück selbst vgl. 11. R. SKELIGER. ZfK 100. 1989. 167 mit weiterer Literatur. — P. BRUUN. NC 157. 1997. 41 IT. konnte ich nicht mehr cinarbeiten. 4 Lus. Cacs. v. Const. 3. 2 f. Vgl. auch M. R.-ALFÖLDI, Bild und Bildersprache der römischen Kaiser. Beispiele und Analysen, Mainz 1999, 190 ff.

labarum

271

Das Auftreten des Christusmonogramms5 im Milnzbild ist freilich nicht neu. Nach Constantins Sieg über Maxentius am 28. Oktober 312 und seinem siegverheißenden Traum 'in diesem Zeichen' erscheint es am Helm Constantins wohl schon unmittelbar nach der Schlacht an der Milvischen Brücke 312-313 (Abb. I und I a: das Christusmono­ gramm vom Helm)6. Der Kaiser ließ der Verheißung gemäß die Schilde seiner Soldaten mit dem signum Christi auszeichnen7; wir sehen es noch im Mosaikbild Justinians in San Vitale zu Ra­ venna auf dem Schild im Vordergrund, der der Schild des Kaisers sein muß, da auch Honorius und Valentinian III. solche Schilde auf den Vorderseiten gut datierter Solidi in der Hand halten, Honorius 422, Valentinian 111. 455. Die Rückseite des Silbermultiplums Abb. 1 zeigt eine große adlocutio-Szene. Der Kaiser verkündet den Soldaten den Sieg und zweifellos auch ihre Belohnung. Einer der Soldaten hält die Kommandofahne. Das Tuch ist bei aller Winzigkeit der Darstellung noch sichtbar beschriftet, es trägt keine imagines, wie das des labarum von 325-326 (Abb. 2). Es ist fast zwingend anzunehmen, daß auch die Kommandofahne mit dem 'heilbringenden Zeichen' ausgestattet wurde. Schon der Bericht über die [2/3] Vision Constantins von Euseb8 kann so verstanden werden, um so mehr, als der Biograph zugleich vom Christusmonogramm auf dem Helm spricht9: 'Eben diese Buchstaben trug der Kaiser für gewöhnlich in der Folgezeit auch auf seinem Helm.' Es ist interessant zu lesen, wie Aurelius Prudentius Clemens 402-40 eben dies poetisch schildert: Es ist Christus selbst, der das labarum, die Schilde und die Helme an den Helmbüschen zeichnet101. Prudentius schreibt gegen die Eingaben des Symmachus, der um den Altar der Victoria in der Curia zu Rom streitet, im Gefolge von Ambrosius von Mailand; der Text ist die dichterische Version der offiziellen Meinunung seiner Zeit. Es besteht also kaum ein Zweifel darüber, daß das labarum mit Constantins Sieg 312 über Maxentius eingeführt wurde". [3/4]

Die Form des labarum Das labarum hat die Form des vexillum am langen Stil ohne Fransen am Tuch12. Darstellungen in Siscia (Abb. 8-9) deuten an, daß ein Speer mit der Spitze nach oben den Querbaum trägt. Daß diese Konstruktion an das Kreuz erinnern kann, als man es allge­ ' Zum Christusmonogramm im Jahr 312 s. zusammenfassend SEELIGER (Anm. 3) 149 ff. A RIC (Ticinum) 36. Silbcrmultiplum; vgl. die Debatte darüber: K. KRAFT, JNG 5-6, 1954-55, 151 ff; P. Bruun . Arctos N. S. 3, 1962. 5 ff.; IDEM, zu RIC (Ticium) 36; R.-ALFÖEDI (Anm. 3) 139 ff; EADEM, in: Migratio et commutatio. Studien zur Alten Geschichte und deren Nachleben. Festschrift Thomas Pekary, St. Katharinen 1989, 318 ff. 7 SEELIGER (Anm. 3) 158 ff.

* Eus. Caes. v. Const. 1, 28; 30. 9 Eus. Caes. v. Const. 1.31, übersetzt von P. Joli. M. PKATTISCH, BKV 9 ,21913. Prud. c. Symm. (ed. H. J. THOMSON 1949) 1, 486 ff: Christus p urpureum gem m anti textus in auro signabat labarum, clipeorum insignia Christus scripserat, arde bat sum m is crux addita cristis. - Zu crux s. unten S. 283 f ; zu Prudentius: B. Al.TANER. Palrologie. Leben, Schriften und Lehre der Kirchenväter. Freiburg / Basel / Wien A1960. 368 ff. 11 A. ALFÖLDI in: Pisciculi. Studien zur Religion und Kultur des Altertums. Franz Joseph Dölger zum sechzigsten Geburtstag, Münster 1939, 8 setzt die Entstehung des edclsteinbesetzten labarum etwas später auf den Romaufenthalt des Kaisers 312-13. — R. EGGER. Das Labarum. Die Kaiserstandarte der Spätantike, Wien 1960 (ÖAW Phil.-hist. Kl. SBer 234), 11 und passim schließt sich dieser Meinung an. Siehe auch P. BRUUN, RIC VII, London 1966, 56. Vgl. dazu A. V. DOMASZEWSKI, Die Fahnen im römischen Meere, Abh. Arch.-F.p. Sem. d. Univ. Wien 5, 1885, 76 ff. (Nachdruck Darmstadt 1972); Neumann (Anm. 2) Sp. 2451 f

12

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B ild e r

mein als christliches Zeichen empfunden hat, steht außer Frage11. Dennoch: Bei dem ho­ hen Alter des vexillum an eine christliche Tendenz bei der Wahl der Form zu denken, wäre nicht sinnvoll. Es ist vielmehr die taktische Funktion — als Kommandofahne, dann als Kaiserstandarte — die hierbei entscheidend sein muß. Wie die Darstellungen zeigen, kann die Spitze verziert sein, etwa mit einem Kranz oder einer Victoria*14, der Querbaum mit Bändern. Das Tuch trägt Beschriftung oder Bild, eine imago clipeata (im Kranz?) ist auf den Münzbildem hier angedeutet (Abb. 5 und 10). Sonst mögen es Hinweise auf die militärische Einheit, vexillationes15 etwa, oder auch auf den Namen des Kaisers16 sein. Einige Münzbilder der constantinischen Familie Abb. 3,6-7 zeigen vo/a-Angaben auf dem Fahnentuch. [4/5] Das erste labarum im Münzbild (Abb. 2) trägt auf dem Tuch, wie bereits gesagt, ima­ gines, runde Kaiserbilder, daher erscheint das Christusmonogramm auf dem Querbaum, dort, wo Jahrhunderte früher gelegentlich die Victoria dargestellt war17, die Trajan zum Siege geführt hat. Doch dies ist nicht die endgültige, wirkliche Form, eher eine Ausdeu­ tung des Siegeszeichens18. Alle späteren Darstellungen tragen fortan das Christusmono­ gramm auf dem Tuch (Abb. 4, 8-9; 13, 18-19). Vereinfachte Fassungen des Monogramms, wie Abb. 16, mögen eine münzstätteneige­ ne Variante der Zeichnung darstellen, in dem Falle von Treveri-Trier unter Valentinian I. auf einem nicht sehr sorgfältig ausgeführten Silberstück. Das befranste Tuch mit Punkt­ kreis in der Mitte (Abb. 10) dürfte einen Kranz andeuten, insgesamt scheint es sich aber um ein vexillum zu handeln. Überdies hat der Träger anscheinend kein Diadem. Die sonst sehr betonte Bandschleife des Diadems fehlt. Dies kann freilich auch ein Fehler im Stempelschnitt sein, da in der Frisur des Stehenden die Vertiefung für die Stelle des Diadems sichtbar ist. Ebenso stellen andere Münzstätten auf dem Fahnentuch einen Kranz dar, etwa [5/6] Treveri-Trier19. Ob damit das Christusmonogramm im Kranz ge­ meint war, oder z. B. eine bekränzte imago clipeata, kann man nicht mit Sicherheit feststellen aber ebensowenig ausschließen. Eine weitere Variation zeigt Abb. 17, ein aes/1 des Jovian (363-364) aus Antiochia, wo in der Mitte der sich kreuzenden Linien — eine vereinfachte Form des Christusmonogramms? — ein Kringel vorhanden ist. Eine vergleichbare Lösung ist ebenfalls aus Antiochia (Abb. 14) aus der Zeit um 346-350 zu sehen, in der Mitte des Fahnentuchs steht wieder ein Kringel. Bestimmte Zeichenvarian­ ten sind also tolerabel, ihre Anzahl gegenüber den vollständigen ChristusmonogrammDarstellungen ist vergleichsweise gering. Ungewöhnlich, aber nicht sinnwidrig, ist die Mitteilung kaiserlicher Vota auf dem Tuch des vexillum (Abb. 3: mit der Legende PRINCIPI-IVVE-NTVTIS, Abb. 6-7 mit VIRTVS-EXERCIT(us) und VOT/XX). Mit dem Sieg ideell verbunden, wird das Fahnentuch genauso beschrieben, wie der Schild in vielen anderen Fällen, hier etwa Abb. 11-12. 11 So schon Eus. Caes. v. Const. 1,31. 14 So z. B. auf der Trajanssäulc, beim Auszug in den Dakcrkricg: vgl. v. DOMASZEWSKI (Anm. 12) 78. 15 Vgl. die Beschreibung des Dexippos, FrGHist. 11 Nr. 100, Erg. 6, 2 f. “ Tac. hist. 3. 13; 31. 17 Siehe oben Anm. 14. Auch das Diadem erlangt erst nach und nach die bleibende Form an den Viccnnalien Constantins: Erst sieht man das klassisch-hellenistische Band, dann (oder parallel dazu) ein verziertes Band, schließlich den edclsteingeschmückten Reifen der spätconstantinischen Periode. Parallel dazu läuft unter den Constantinsöhncn das Perlendiadem an, das darin im letzten Drittel des 4. Jhs. ständig wiederkehrt; vgl. hier Abb. 10; 14 (Constans bzw. Constantius II ), 17 (Jovian). Der spätrömische Silberschalz von Kaiseraugst, Hrsg. Η. Λ. CAHN / A. KAUFMANN-HEINIMANN, Derendingen 1984, M. 120 ff. für Constantius II. und Constans.

labarum

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Ein weiterer, offenbar nicht sehr wichtiger Unterschied in den Zeichnungen fällt ebenso ins Auge. Die Fahnenstange ist bei kleinformatigen Wiedergaben stets glatt, bei größeren aber auch mit Scheiben verziert, wie bei signa. Dies scheint eine Lösung der Münzstätte Siscia in den 40er und 50er Jahren des 4. Jhs. zu sein (Abb. 8-9: Constan­ tius IL, Constans; 19: Vetranio).

Die GLORIA-EXERC1TVS-Serien Wenige Jahre nach dem ersten und einzigen Auftreten des labarum als selbständiges Münzbild 325-326 (Abb. 2) erscheint eine reiche Kleinbronzeserie mit der Legende GLORIA EXERCITVS und folgendem schlichtem Münzbild: In der Mitte steht aufge­ pflanzt ein Feldzeichen, rechts und links daneben je ein Soldat, die sich diesem zuwenden (Abb. 4). Der Zeitansatz der Entstehung ist leicht einzugrenzen. Delmatius, ein Neffe Constantins aus der Linie seiner Stiefmutter Theodora erscheint als Caesar neben den Söhnen Constantin IL, Constantius II. und Constans; seine Berufung datiert vom 18. September 33520. Um diese Zeit setzt also die Serie ein. Sie läuft nach Constan­ tins Tod 337 für die [6/7] Söhne und Nachfolger weiter. Man wird dementsprechend den ersten Teil 335-337 datieren, den zweiten wohl 337-340, bis zum Tod von Constantin II. An der Produktion nehmen alle Bronze prägenden Münzstätten teil, aber nicht alle zeigen das labarum im Rückseitenbild, sondern ein vexillum mit beliebigen anderen Zeichen, etwa Buchstaben, einem Kranz usw., auf dem Fahnentuch. Man wird im Überblick den Fall so formulieren können, daß alle das Bild mit Feldzeichen prägen, aber nicht eine jede das mit dem labarum. Die Verteilung der labarum-Reihen ist nicht uninteressant; eine erste Zusammenstellung wird es zeigen. Sie muß freilich im Augenblick höchst bruchstückhaft bleiben. Außer dem Katalog Gerin21 weisen die aktuellen beschreibenden Werke den Unterschied zwischen Feldzeichen und labarum nicht immer konsequent aus22. Die kleinen Bronzemünzen werden auch nur selten abgebildet. Ebenso notwendig wäre die Durchsicht von Münzfunden, deren Publikationen freilich oft wenig detailfreudig sind. Mit diesem Vorbehalt ziehe ich das Gerinsche Material als eine erste Orientierung heran. Die beiden Tabellen I und II umfassen die Perioden 335-337 bzw. 337-340; die Münzstätten sind von Westen nach Osten geographisch angeordnet. X im Feld bedeutet lediglich das Vorhandensein eines labarum-Typs aus der mit Kennziffer benannten Offizin für den angegeben Regenten; die Intensität des Ausstoßes im einzelnen kann nicht festgestellt werden. Die Häufigkeit ahnt man nur, wenn viele Offi­ zinen an dem Ausstoß beteiligt waren.

Tabelle I Zwei Momente sind augenfällig. Zum einen, mit den Vorderseiten Constantins hat man namentlich im Westen relativ wenig geprägt, dafür sehr viel intensiver für die Caesares. Zum anderen fällt auf, daß die westlichen Münzstätten vergleichsweise zurückhal2(1 D. KIENAST, Römische Kaisertabclle. Grundlage einer römischen Kaiserchronologie, Darmstadt 1990, 303. 21 O. VOETTER, Die Münzen der römischen Kaiser, Kaiserinnen und Caesaren von Diocletianus bis Romulus. Katalog der hinterlassenen Sammlung und Aufzeichnungen des Herrn Paul Gerin, Wien 1921. 22 Im LRBC werden wohl die Einzelheiten des Bildes festgehalten, nicht aber die Offizinkennungen; im RIC-Werk ist die Unterscheidung nicht immer eindeutig.

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tend mit dem labarum-Typ sind, dafür prägen die östlichen und die sogenannten mittleren von Siscia bis Nicomedia sehr intensiv. Rom und Aquileia im Westen, Antio­ chia und Alexandria im Osten prägen ihn überhaupt nicht, wohl aber den FeldzeichenTyp. Aus dieser vorläufigen Feststellung darf man vielleicht eine Folgerung Für die Organi­ sation der Prägung ziehen. Die Münzstätten unterstehen dem comes sacrarum largitio­ num, dessen Amt mindestens seit mittelconstantinischer Zeit nachweisbar ist23. Daß die Gestaltung der Münzbilder im Prinzip von dort gesteuert wurde, unterliegt kaum einem Zweifel. Die unterschiedliche Intensität der Verwendung von labarum-Typen im Falle der GLORIA EXERCITVS-Serien in den Münzstätten im Osten und im Westen scheint aber darauf hinzuweisen, daß die Beschriftung bzw. die Gestaltung des Fahnentuchs nicht einheitlich vorgeschrieben war, sondern auf niedrigerer Ebene entschieden werden konnte, wohl, so legen die Unterschiede von Münzstätte zu Münzstätte nahe, vom jewei­ ligen procurator an der Spitze der Münzstätte selbst. Münzbilder und -legenden spiegeln immer die kaiserliche Sicht der Ereignisse und der Wünsche wider; es ist anzunehmen, daß die dafür Zuständigen [7/8] wenn nicht aus Loyalität, dann wenigstens aus Vorsicht oder Opportunismus der offiziellen Linie folgen. So ist auch die Wahl des labarum davon abhängig: Im Osten wird es kräftiger betont als im Westen. Warum und wie, dazu kann die zweite Zusammenstellung einige Hinweise geben. Tabelle I: GLORIA EXERCITVS 335-337, 1 labarum CI C II Cs Cn D

= = = = =

Constantin I. Constantin II. Constantius II. Constans Delmalius

M ü n z s tä tte

O ffiz in

CI

C il

Cs

Cn

T re v e ri

TRP

X

X

X

X

S

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

X

•T R P · S Lugdunum

PLG

X

S

X

D

X X

•PLG

X

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X

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X

X X

S X

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X

S X

*PLG

X

X

X

X

S PC O N ST

X

X

S

X

X

Rom a

nur Fz

A q u ile ia

nur Fz

A r e la te A

X

X X

X

nur Fz

X nur Fz

n u rF z

n u rF z

nur Fz

n u rF z

n u rF z

n u rF z

n Dazu zusammen fassend: R. DEI.MAIRE. Largesses sacrées el res privata. L'aerarium impérial et son administration du IVe au VIe siècle. Rom 1989 (CEFR 121).

labarum Münzstätte Siscia

Offizin ASIS

CI

275

C II

X

B Γ Δ 6

X X

ASIS*

X X X

B Γ Δ Thessalonica

X X

* SMTSA

Nicomedia

Τ Ζ Η Θ 1 ΙΑ SMNA

X X

X X X X

X X X X

X X X X

X X X X X X

X X X X X X

X X

X X XB

X X X X X X X X X X

X X X X X X

X X

X X X

X

X

X X

€ ; nur Fz nur Fz

X

X X

X X

X X X X X X

X X

nur Fz nur Fz

nur Fz nur Fz

A auf dem Fahnentuch auch X — verkürzte Form des Chrislogramms? B mit Vs.-Variationen C Markierung links: GLORIA EXERCITVS Markierung rechts: GLORIA EXERCITVS·

[9/10]

X

X

Β Γ Δ

Antiochia Alexandria

X X

X

X X X X X X X X X X X

SMKA

Β Γ Δ

X X

X

SMHA

i S CONSA

X

D X X

X

Β Γ Δ

ConstantinopoIisc

X X X X X

X

Β Γ Δ É Kyzikos

Cn

X

B Γ Δ ί Heraclea

Cs

X X X

X X X

X X X

X X

nur Fz nur Fz

nur Fz nur Fz

276

B ild e r

Tabelle II Nach Constantins Tod wird die Herrschaft unter den Söhnen geteilt, nachdem die Linie der Stiefgeschwister des Verstorbenen ausgeschaltet wurde. Constantius II. regiert fortan im Osten mit Ägypten und Thrakien, Constantin II. im Westen, Constans in der Mitte des Reiches, in Africa, Italien und Illyricum, auch Macedonia und Achaia werden ihm unterstellt24. In den westlichen Münzstätten zieht man die /aWwm-Darstellung nach wie vor spärlich heran; in der Mitte nimmt sie Aquileia für Constans und Constantius II. auf25, Siscia und Thessalonica bleiben im großen und ganzen gleich stark, aber im Osten, namentlich in Kyzikos und vor allem in Constantinopolis, wird die Produktion der labarum-Typen kräftig intensiviert. Dies zeigt, daß der Hinweis auf das labarum vor allem ftlr Constantius II. wichtig ist. Hat man das erste Auftreten des labarum als selb­ ständiges Münzbild (Abb. 2) mit dem Konzil von Nikaia aus guten Gründen verbunden, so wird die Massierung im Osten des Reiches auch einen Grund in den Kämpfen um die Reinheit der christlichen Glaubenssätze haben. In der Tat, in den letzten Lebensjahren Constantins sind die Auseinandersetzungen um die Lehre des Arius und um das nicänische Glaubensbekenntnis gerade im Osten besonders stark26. Das labarum ist darüber hinaus eine Sache Constantins des Großen. Es nimmt nicht wunder, daß besonders im Osten 'der Ruhm des Heeres' - das besagt die Legende GLORIA EXERCITVS — mit dem constantinischen signum verbreitet wird. Hinzu kommt überdies, daß die Arianer am Hofe gesiegt haben, Constantin hat sich ihnen zugewandt. Constantius II. ist selbst kämpferischer Arianer, das labarum scheint also in den inneren Auseinandersetzungen der Zeit vor allem die constantinische Richtung, die nun zur Tradition erhobene constantinische Sicht der Dinge zu signalisieren, die immer mit dem Sieg, dem Erfolg verbunden ist, wie es sich im weiteren Verlauf des 4. Jhs. noch zeigen wird. Tabelle II: GLORIA EXERCITVS 337-340, I labarum Münzstätte Treveri

Luedunum6

Offizin TRP S •TRP· S TRP* S TRPA PLG S

Arelate Roma

Constantin II.

X X nur Fz nurFz

Constantius II. X X X X X X X nurFz nur Fz

Constans X X X X X X X X nurFz nur Fz

24 K ienast (Anm. 20) 307.

25 Das Prägebild in Aquileia mit zwei Serien in den drei Offizinen, ausschließlich für Constans und Constantius II., spiegelt vielleicht die Endphase der Auseinandersetzungen zwischen Constantin II. und Constans wider. Constantin II., der Älteste der Brüder, versucht immer intensiver, eine Art Vormund­ schaft über den Jüngsten, Constans, und sein Herrschaftsgebiet aufzurichten: schließlich greift er im Frühjahr 340 auf Norditalien über, wird aber von der Armee des Constans geschlagen und fällt. Constans hält sich im April selbst in Aquileia auf; vgl. KlENAST (Anm. 20) 305; 307. 2Λ K. Baus, Handbuch der Kirchengeschichte II/l. Freiburg / Basel / Wien 1973, 30 ff.

labarum

Münzstätte Aauileia

Offizin

Siscia0

ASIS

Constantin II.

AQP S T AQPC S T

Γ Δ

Constans

X X X X X X

X X X X X X

X X X

X X X

X

X

Γ Δ € ASIS'' B

Constantius II.

X

B

« •ASIS· B

277

X X X

Γ Δ

Thessalonica

€ ASIS'1' B

X

Γ Δ 6

X

X

SMTSA B

Γ Δ Heraclea0

SMHA B

Γ Δ Kvzikos0

€ SMKA B

Γ Δ É ; SMKA* B

X X X X X X

X X X X X X X X X X X X

Γ Δ

X

€ ;

X X

X X X X X X X X X X X X X X X X X

X X X X X X X X X X X X X X X X X X X

X X X X X X X X X X X X X

B ild e r

278

Kvzikos0

OfTtzin SMKA* B Γ Δ i r SMKA^ B Γ Δ

Constantin II. X X X X X X X

ConstantinoDolis8

r CONSA B Γ Δ € ;

X X X X

X X

z H Θ 1 IA CONSAC B Γ Δ É ;

X X X

X

Nicomedia8

Antiochia Alexandria

A B C D E

X X

X X X nur Fz nur Fz

+ mit Fahnentuch mit Vs.-Varianten mit * im Fahnentuch mit Rs.-Variante GLORIA/GLOR*IA Markierung links: GLORIA EXERCITVS Markierung rechts: GLORIA EXERCITVS·

[14/15]

X X

X

Constans X X X X X X X X X X >

X

X X

X X X X X

z H Θ 1 IA SMNA B Γ Δ C r

Constantius II. X X X X X X X X X X X 3i X X X X X X X X X

X X X X X X nur Fz nur Fz

X ____ X____ X X X X X L X nur Fz nur Fz

labarum

279

Die Silbermultipla im Schatz von Kaiseraugst aus der Münzstätte Siscia tragen besonders detailfreudig ausgearbeitete labarum-Dar­ stellungen (Abb. 8-9, vgl. Abb. 10 aus Thessalonica)27. Diese Stücke in der Größenord­ nung von etwa 4 Siliquen28, also um 13 g, bilden eine einheitliche Serie. Die Vordersei­ ten im Namen von Constans und Constantius II. sind entsprechend gestaltet. Die Rückseite trägt um das Bild des stehenden, militärisch ausgestatteten Kaisers mit labarum oder vexillum in der Hand29, die Legende TRIVMFATOR GENTIVM BARBARARVM mit variabler Legendentrennung. Der Typ gehört ausschließlich in die westliche Reichshälfte des Constans: Treveri: R1C 144-149A und ein \V2 -Siliquenstück, 150 (vexillum) — im Abschnitt TR Aquileia: RIC 48-49 (labarum) — im Abschnitt ’AQ3031 Siscia: RIC 146-148 (labarum) — im Abschnitt SIS und -SIS· Thessalonica: RIC 78-81 (vexillum) — im Abschnitt TES. Die Typen weisen minimale Variationen in der Darstellung auf, die Vorderseiten des Landesherren Constans überwiegen. Die Entstehungszeit der repräsentativen Silberserie ist vergleichsweise leicht festzustellen. Namentlich die Kaiserbüsten auf den Vordersei­ ten liegen stilistisch sehr nahe denen auf verschiedenen VOTA-Prägungen von Constans, wie beispielsweise der Solidus aus Siscia Abb. 12 mit VOT/X/MVLT XV zeigt21. Das 10. Jubiläumsjahr von Constans ist 342-43 fällig; die VOTA der Brüder, die im Datum nicht zusammenfallen, werden zur Not angeglichen32, ein seit jeher übliches diplomati­ sches Vorgehen zwischen Mitregenten, zumal in spannungsgeladener Zeit. Man wird also die Silbermultiplum-Serie des Constans um 342-343 etwa datieren können. Die Legende betont seinen eben errungenen Sieg am Rhein gegen die Franken33; Constantius hat seit Jahren Kämpfe mit wechselndem Erfolg an den Ostgrenzen gegen die Perser zu bestehen. Die gleiche Legende TRIVMFATOR GENTIVM BARBARARVM auch für ihn ist jedenfalls nicht ganz falsch, trotzdem wird so Constans' klarer Sieg gegen die Franken nochmal betont — in Aquileia und Siscia mit dem labarum im Bilde. 342 oder 343 gibt es wieder einen Versuch im Westen, die Auseinandersetzung mit den Arianern zu einem befriedigenden Ende zu führen34. Auf Wunsch von Constans, der der orthodoxen Lehre im Sinne des Nicaenums anhängt und der die im Westen wirkenden Bischöfe hinter sich weiß, sollen die Arianer vor ihm in der Residenz TreveriTrier ihren Standpunkt erläutern. Dies geschieht, ohne zu einem befriedigenden Erfolg zu führen. Ebensowenig gelingt es, die im Westen im Exil lebenden orthodoxen Bischöfe, allen voran Athanasios von Alexandria, wieder einzusetzen. Man drängt darauf, daß Constantius ein [14/15] ökumenisches Konzil einberuft. Schließlich gibt er widerwillig nach; man darf dabei nicht aus dem Auge verlieren, daß Constans mit dem gewaltsamen Tod von Constantin II. an Macht gewonnen hat. Der Tagungsort ist Serdica-Sofia, gerade 27 Die Münzen und Vielfache im Schatz vgl. (Anm. 19) 332 ff (Η. Λ. CAHN). 2# Sollgcwicht von 3,41 g; II. CHANTRAINE. s . v . Siliqua, in: Kl. Pauly 5, 1975, Sp. 193 f. 29 Zur Darstellung in Thessalonica (Abb. 10) vgl. oben S. 272. 3u Magnentius greift den Typ in Aquileia mit *TAQ« im Abschnitt kurzfristig wieder auf. RIC 141; der Typ kommt, leicht variiert, noch im letzten Drittel des 4. Jhs. vor, etwa in Treveri-Trier, in Rom und in Siscia; vgl. RIC IX passim. 31 Eine etwas andere Frisur, näher den spätconstantinischcn Lösungen, weist der Solidus, ebenfalls aus Siscia. Abb. 11 mit VOT/V/MVLT/X und einem deutlich jüngeren Constans-Profil auf. 32 Vgl. H. A. CAHN (Anm. 19) 334 f. KlENAST (Anm. 20) 307: Frühjahr/Sommcr 342. 34 Zum folgenden: Baus (Anm. 26) 38 ff.

33

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noch im Westen, nahe zum Ostreich gelegen, aber im Bereich von Constans15. Das Er­ gebnis ist unbefriedigend; die Gruppen westlicher und östlicher Bischöfe mißtrauen sich gegenseitig zutiefst. Eine wie auch immer geartete Lösung kommt nicht zustande. Es gibt wohl keinen unmittelbaren Beweis dafür, dennoch ist es wahrscheinlich, daß in Aquileia und in Siscia die /a/>arM/H-Darstellung für die TRIVMFATOR GENTIVM BARBARARVM-Multipla wegen der Nähe von Serdica-Sofia und wegen des Konzils gewählt wurde. Beide Münzstätten können ihrer geographischen Lage entsprechend leicht nach Serdica-Sofia und Umfeld liefern16. Silber, Münzen, Multipla, auch Barren gehören zu den Donativen der Kaiser im 4. Jh., die unserer Ansicht nach anläßlich von Regierungsjubiläen an das Militär fällig sind. Multipla gehen an höhere Ränge; auch könnte das stets gefährdete Konzil eine größere militärische Bereitschaft in der Region notwendig gemacht haben. Ein weiterer Gedanke dazu, warum man in der Periode der Decennalienfeier Constans' und des Konzils in Serdica betont das labarum in Erinnerung ruft, wäre dies: Offenbar will man im Westen mit Constantins Standarte im ursprünglich-nicaenischen Sinne argumentieren, mit anderen Worten, die constantinische Tradition nicht allein Constan­ tius II. und dem arianischen Hof zu Constantinopolis überlassen. Wie entscheidend der Bezug auf Constantin in der politischen Debatte um die Mitte des 4. Jhs. ist, zeigt die Rolle des labarum in der Auseinandersetzung Constantius' II. und des Vetranio mit Magnentius, dem Usurpator im Westen seit 350.

HOC SIGNO VICTOR ERIS, in diesem Zeichen wirst du sieghaft sein, steht als Legende um ein altbekanntes constantinisches Münzbild auf der Rückseite des AE/2-Stückes von Vetranio, 350 geprägt (Abb. 18). Der Kaiser steht mit dem labarum in der Hand, die Victoria hält ihm den Siegeskranz über das Haupt, wie gesagt, ein Typ von Constantin''7 wurde hier zur Vorlage genommen. Die Umstände erklären die Wahl des Münzbildes. Nachdem Mag­ nentius, ein germanischer Offizier, sich erfolgreich gegen Constans erhoben und dieser auf der Flucht vor ihm den Tod gefunden hat, erreicht der Aufständische Norditalien und gefährdet schon Constantius II. im Osten. In dieser drückenden Situation stellt die Kaiserschwester Constantina18 im Einvernehmen mit ihm den bejahrten magister peditum als Kaiser auf, um Land und Leute zu schützen, da Constantius II. wegen der Persergefahr im Osten festgehalten wird. Das Unternehmen ist erfolgreich; Vetranio kann das mittlere Donaugebiet und den Balkan so lange sichern, bis Constantius II. mit seiner Armee zur Hilfe gekommen ist. Vetranio selbst [15/16] gibt dann Ende 350 die Kaiserwürde an Constantius II. zurück und beschließt Jahre später sein Leben als Privatmann in Bithynien19. In dieses Jahr 350 fallen alle Prägungen des Vetranio in Siscia und Thessalonica.

Das Datum — 342-43 — ist umstritten; vgl. Baus (Anm. 26) 39 Anm. 23; KlENAST (Anm. 20) 307; 343-44. 16 Thessalonica liegt am Mittelmeer, südlich der West-Ost verlaufenden Gebirgszüge des Balkan; Serdica-Sofia ist von Norden und Nordwesten aus leichter zu erreichen. 17 RIC (Ticinum) 57 etwa. J" Zur Namensform; A. Demandt, Die Spätanlike. Römische Geschichte von Diocletian bis Justinian 284-565 n. Chr., München 1989 (HAW III/6). 83 Anm. 20. 5V Zu weiteren Einzelheiten vgl. M. R.-ALFÖLD1, Der Rebell als Retter, in: Festschrift L. Barköczi (Budapest 1999).

labarunt

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Die Legende des Stückes Abb. 18, HOC SIG-NO VICTOR ERIS, ist, wie A. Alföldi nachgewiesen hat40, die lateinische Version der Siegverheißung an Constantin 312 vor der Schlacht an der Milvischen Brücke, mit der wir oben schon die Entstehung des labarum verbunden haben41. Es ist eindeutig, daß hier in der Auseinandersetzung mit Magnentius wieder mit der geheiligten constantinischen Tradition argumentiert wird, als deren wahre Vertreter sich Constantius II. und mit ihm Vetranio präsentieren. Im gleichen Sinne wird in Siscia auf den Constans-Typ TRIVMFATOR GENTIVM BARBARARVM für Vetranio zurückgegriffen (Abb. 19), der also ganz offensichtlich als Zeichen der Treue zu Constantin gilt.

Eine Zwischenbilanz: Die Aussage des labarum wird am eindrucksvollsten auf dem Elfenbeindiptychon des Probus Famulus (Abb. 20) anläßlich seines Consulats im Jahre 406 präsentiert42. Kaiser Honorius ist in Diadem, Muskelpanzer und Mantel, mit Schwert und Schärpe des Oberkommandierenden dargestellt, sein Haupt vom Nimbus umgeben. Er hält in der Linken die Victoriola, in der Rechten aber die Kommandofahne, das labarum in ausgedeuteter Form. Es ist ein vexillum mit Perlenpendilien an der Stelle der sonst üblichen Fransen. Auf dem Fahnen­ tuch steht die volle Ausdeutung des Christusmonogramms: IN NOMINE / XPI · VINCAS SEMPER ·, zu deutsch: im Namen Christi mögest du immer siegen. Das Monogramm selbst sitzt klein und eigentlich neben der Beschriftung kaum mehr notwendig auf dem Querbaum. Es ist der Sieg, gewährt dem erwählten Kaiser, der im Namen Christi verheißen wird. Wie sehr diese Deutung nach wie vor im Vordergrund steht, zeigt ein weiteres ausgefallenes Münzbild. Als Nepotian im Juni 350 in Rom rebelliert4^, erscheinen Solidi in der Münzstätte Rom mit der Legende VRBS - ROMA44 in seinem Namen und — als captatio benevolentiae ohne Zweifel — in dem des Constantius II. Die Dea Roma sitzt nach links gewandt und hält, nicht wie üblich, die Victoriola auf dem Globus in der Hand, sondern wohl den Globus, aber mit einem Christusmonogramm darüber statt der Victoriastatuette. Hier wird wieder sehr eindrucks­ voll der Sieg in Christi Namen beschworen. Das ungewöhnliche Münzbild, das auch für Constantius II. verwendet wird, besagt m. E. noch mehr: Die Siegverheißung mit dem Christusmonogramm ist ein eindeutiger Hinweis auf Nepotians Zugehörigkeit zur constantininischen Familie über seine Mutter Eutropia, die Stiefschwester Constantins des Großen. [16-18] Wie genau gerade in Rom mit der Beschriftung des Fahnentuchs im Münzbild verfah­ ren, anders gesagt, wie zielsicher dieses Detail für die kaiserliche (Münz)Propaganda ein­ gesetzt wird, könnte sich sehr gut an zwei, nur in Beschreibungen des Caesar Baronius dokumentierten Bronzemultipla nach der Ausrufung Julians zum Kaiser Anfang 36045 zeigen. Das eine Bronzemultiplum aus Rom trägt auf der Vorderseite den neuen Kaiser­ titel und zwei Gefangene rechts und links von der Kaiserstandarte im Rückseitenbild. Auf dem Fahnentuch steht jetzt anstelle des labarum die Sigle SPQR, S(enatus) P(opu40 ALFÖLDI (Anm. 11) 5 ff. 41 Siehe oben S. 270 f. 4- O. SEECK. Die Regesten der Kaiser und Päpste. Stuttgart 1919, 310 f; W. F. VOLUACII. Flfcnbeinarbeiten der Spätantike und des frühen Mittelalters, Mainz ’1976. Nr. 1 mit weiteren Hinweisen. « Kienast (Anm. 20)316. 44 RIC (Rom) 167 fiir Nepotian: vgl. P. Bastien, in: Atti CIN Rom 1961, Roma 1965, 401 ff., bes. 409. 4* Kienast (Anm. 20) 318.

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lus)Q(ue) R(omanus)46. Dies ist ganz sicher im Sinne des neuen Kaisers, der mit der christlichen Deutung des Sieges nichts im Sinne hat. Nachdem Julian schon im Sommer 363 im Krieg gegen die Perser Macht und Leben verlor47, wird für seinen Nachfolger Jovian der heidnische Kurs korrigiert. Im Bronzemultiplum mit ADVEN-TVS AVGVSTI und dem Kaiser hoch zu Roß, mit zum Gruß erhobener Rechten, beschreibt S. T. de Saint-Amant eine weitere Gestalt im Münzbild48, einen Gardesoldaten vor dem Pferd schreitend und die Standarte führend, die jetzt wieder das labarum ist. Im Original sind die beiden Stücke nicht nachweisbar. Die inhaltliche Schlüssigkeit ihrer Darstellungen könnte jedoch dafür sprechen, daß die alte Beschreibung richtig ist.

Die Funktion des labarum Schon die Adaptation des vexillum für das labarum zeigt an, daß es sich hier um die Kommandofahne des Kaisers, um die Kaiserstandarte handelt. Im Tadel gegen Julian, der das Christusmonogramm nicht dulden wollte, sagt der Bischof Gregor von Nazianz49, das labarum, römisch so benannt, sei das kaiserliche unter den anderen Feldzeichen. Ebenso typisch ist, trotz aller Rhetorik, die Wendung, die in einem Edikt Constantins bei Euseb zu lesen ist50: 'Und darum bitte ich ja nicht ohne guten Grund, o Herr der Welt, Heiliger Gott! Denn unter Deiner Leitung habe ich meine Unternehmungen zum Heile der Menschen begonnen und vollendet. D e i n h e i l i g e s Z e i c h e n ü b e r ­ a l l v o r a n t r a g e n d , habe ich das Heer zu glorreichen Siegen geführt... ' So ist es auch logisch, daß beide gleichberechtigte Kaiser, die Brüder Valentinian I. und Valens, im Rückseitenbild eines Miliarensis nebeneinander stehend, je ein labarum in der Hand halten51. Oberkommandierende haben überdies ihre eigenen Kommandofahnen, an denen ihre persönliche Anwesenheit zu erkennen ist, so z. B. im Gotenkrieg unter Justinian52: (Unweit Ariminum im Gebirge) ’... von hier aus sahen sie (= die Goten), wie sich das römische Heer durch alle möglichen Schluchten hindurchwand und überschätzten gewaltig seine Größe. Sie bemerkten dabei auch die Feldzeichen Beiisars und wußten so, daß er selbst das Heer anführe. ' [ 18/19] So ist nicht verwunderlich, daß das labarum eine im Rang hoch angesiedelte Ehren­ wache hat53. Daß man das labarum nicht nur verehrt hat, sondern ihm auch magische Kräfte unterstellte, ist, betrachtet man die spätrömisch-byzantinische Denkweise, durchaus folgerichtig54.

4'* RIC (Rom) 486 und die Anm. zum Stück. 47 Kienast (Anm. 20) 319. 4* RIC (Rom) 469 und die Anm. zum Stück. 4,4 Greg. Naz. or. 4, 66 (MlGNE, PG 35. S. 588). zitiert von EGGER (Anm. 11) 13. 50 Eus. Caes. v. Const. 2, 55, übersetzt von P. Jon. M. Pfättisch. BKV 9. 21913. — Hervorhebung: Vcrf. M RIC (Siscia) 3(a) für Valentinian I., 3(b) für Valens aus der Periode 364-367. 52 Prok. Die Kriege (ed. O. Veh 11976) 2, 17. 17. übersetzt von O. und A. Veh . ” Eus. Caes. v. Const. 2. 8 und CTh 6, 25. I = CJ 12. 18, 1 (416). Vgl. auch E. DlNKLER-VON SCHU­ BERT, s. v. Kreuz. RBK 5. 1995. Sp. 24 f. i4 Vgl. Egger (Anm. 11)12.

labarum

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Christusmonogramm und Kreuz In der kurzen Usurpation des Procopius (365-366)55 und in den Anfangsjahren von Valentinian I. und Valens 364-367 erscheint gelegentlich ein Kreuz im Fahnentuch des labarum (Abb. 21: Procopius, Abb. 22: Valentinian I., beide aus Constantinopolis)56. Für Procopius wird die Legende REPARATI-O FEL(icium) TEMP(orum), 'Wiederherstel­ lung der glücklichen Zeiten' gewählt und damit auf den Neubeginn nach Julian ange­ spielt. Die Legende Für Valentinian I. ist die in den ersten Jahren der zweiten Flavischen Dynastie übliche RESTITVTOR- REIPVBL1CAE, 'Wiederhersteller der res publica', eine etwas farblose, allgemein gehaltene Devise vergleichbaren Inhalts. Neu ist nur das Kreuz im Fahnentuch, das, kurz befristet, nur im Osten auftritt, neben den ProcopiusSolidi dann Für Valentinian 1. in Constantinopolis auf Siliquen und aes/l, Für Valens in Nicomedia, Für beide in Antiochia. Im Westen ist nur eine Serie Solidi in MediolanumMilano für Valens bekannt57. In allen anderen Münzstätten im Westen wie im Osten ist das labarum inzwischen selbstverständlich [19/20] geworden. Procopius' Usurpation beschränkt sich ohnehin nur auf Constantinopolis und auf wenige benachbarte Gebiete, ebenso die Fahnentuch-Variante mit Kreuz im Namen von Valentinian I. und Valens, offenbar als eine Art Antwort darauf. Dennoch muß man auch an die nach Julian wieder auflebende christologische Diskussion und an die Religionspolitik des Valens im Osten erinnern; man versucht wieder, den Streit mit den Arianern in den Griff zu bekommen58. Die Frage, warum das Kreuz so zögerlich im (Münz)bild erscheint59, ist aus der Mentalität der Zeit gut zu verstehen. Die Kreuzigung ist noch unter Constantin jene niedrigste Fiinrichtungsart — supplicium servile —, die nicht einmal straffällig geworde­ nen römischen Bürgern zumutbar ist. Erst nach der Mitte des 4. Jhs. berichtet Eutrop, Constantin habe die Kreuzigung als Hinrichtungsart abgeschafft60. Wenn dies stimmt, kann es sich nur um seine letzte Regierungszeit handeln. Noch 313 war die Kreuzigung gesetzlich angedroht. Daß dann noch gut zwei Generationen vergehen müssen, ehe das skandalon des Kreuzes überstanden ist und es unter die kaiserlichen Insignien aufgenom­ men werden kann61, ist schon wegen der überall verbreiteten magisch-abergläubigen Denkweise der Spätantike verständlich. Der Namenszug Christi ist dagegen ein auch Für diese Auffassung erhabenes und wirksames Zeichen; er ist sinnvoller, zumal auf Kaiser­ insignien auch tragbarer Für eine breite Öffentlichkeit. So spricht denn beispielsweise Ambrosius, gerade wenn er seine Beispiele und Vergleiche aus dem militärischen Bereich nimmt, noch von beiden Zeichen, dem Christusmonogramm und dem Kreuz-



Kienast (Anm. 20) 327.

56 Abb. 21: RIC (Constantinopolis) 2(b) var. mit Kreuz auf dem Fahnentuch: Abb. 22: R1C (Constantino­ polis) 3(a) var. ebenso. ■J Valentinian I. RIC (Constantiniopolis) 12, Siliqua in zwei Offizinen; RIC (Constantinopolis) 15 aes/l in vier Offizinen; Valens RIC (Nicomedia) 2(c) Solidi in vier, 2(0 in drei Offizinen; in Antiochia ein besonders üppiger Ausstoß für beide Kaiser zeitweise in zehn Offizinen; Valentinian I. RIC (Medio­ lanum) 2(c). 5* B aus (Anm. 22) 61 ff.

•,v Zusammen fassend mit weiterführender Literatur DlNKLER-VON SCHUBERT (Anm. 53) Sp. 26 ff; vgl. auch R.-ALFÖLDI in: Migratio (Anm. 6) 329 ff. 60 DiNKLER-VON SCHUBERT (Anm. 53) Sp. 22 fr. 61 K. WESSEL, s. v . Insignien, RBK 3, 1978, Sp. 399 ff. — Typisch für den Wandel und das Aufkommen der Kreuzverehrung ist beispielsweise Johannes Chrysostomos; s. P. STOCKMEIER. T heologie und Kult des Kreuzes bei Johannes Chrysostomos, Trier 1966, 196 Γ; zum skandalon des Kreuzes 142 ff. — Bischof Ambrosius von Mailand ist, im letzten Drittel des 4. Jhs. und im Westen, ein Anführer der neuen Kreuzverehrung.

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Zeichen parallel62. Das Kreuz auf den (Reiter)fahnen scheint sich allmählich seit der Theodosianischen Zeit durchzusetzen63, etwa zur gleichen Zeit, als auch die Victoriola schrittweise weichen muß und der Kreuzglobus, der nachmalige Reichsapfel entsteht64. Im Laufe des 5. Jhs. bleibt das labarum in des Kaisers Hand seine Standarte und ist nach wie vor das Zeichen des Sieges gegen die äußeren Feinde gleichermaßen im Westen wie im Osten65. Die Besiegten erscheinen geduckt, kniend, werden vom Kaiser hinter sich hergezogen oder mit den Füßen getreten, wie seit eh und je. Nur wenn es darum geht, den Sieg über den inneren Feind, über Aufständische und Häretiker zu verdeutli­ chen, Führt der kaiserliche Sieger ein Stabkreuz in der Hand und tritt den menschenköpfi­ gen Drachen nieder. [20/21] Diese Typen erscheinen etwa 425-426 im Westen unter dem jungen Valentinian III. und feiern den Sieg über den häretischen Rebellen Johannes. Johannes selbst benützt in Ravenna noch die alte Form des labarum im wohlbekannten Siegerbild, ebenso vor ihm Constantius III.66 Doch das Stabkreuz erscheint im Münzbild immer häufiger; vor allem die Victoria-Figur hat es regelmäßig in der Hand und wird so allmählich zum Bild des (Erz)engels. Die Kaiserstandarte trägt im 6. Jh. den Namen bändon', laboura werden unter ande­ ren Feldzeichen noch im 10. Jh. erwähnt68. Ob diese mit dem spätantiken labarum noch etwas Gemeinsames haben, ist nicht zu entscheiden, es ist aus dem Münzbild im späten 5. Jh. jedenfalls verschwunden.

Abbildungsnachweis 1 und I a 2 3 4 5

6 7 8 9 10 11 12 13 14

Constantin I. AR-Multiplum — St. Petersburg Constantin I. AE — Berlin Constantin II. AV — G. M a ZZINI, Monete Imperiali Romane 1-5 (Milano 1957-58) d. 158 Delmatius — M azzini 10 v. C onstantin II. AV — MAZZINI 150

Constantin I. AE — MAZZINI 693 v./d Constantin I. AE — MAZZINI 693 v./a Constantius II. AR-Multiplum — Schatzfund Kaiseraugst M 48 Constans AR-Mulliplum — Schatzlund Kaiseraugst M 50 Constans AR-Multiplum — Schatzfund Kaiseraugst M 26 Constans AV — Hess-Leu 16. 4. 1957, Nr. 411 Constans AV — E. Button 121. Jan. 1974. Nr. 47 Constans AE — München Constantius II. AE — München

15

M agnentius AE — M azzini 57 v.

16

Valentinian I. AR — MAZZINI 58*

Scit exercitata mens quos ad proelium consummandum adhibeat sibi, quibus armis instruat, quibus ducat vexillis. Non aquilarum praefert imagines, nec dracones, sed in cruce Christi et lesu nomine progreditur ad proelium, hoc signo fortis, hoc vexillo fidelis — z i t i e r t W . SESTON

h2 A m b r o s . A b r a h . 2 , 7 . 4 2 :

s . v . F e l d z e i c h e n , R A C 7 , 1 9 6 9 , S p . 7 0 6 . V g l . i b i d e m S p . 7 0 6 f. f ü r w e i t e r e B e i s p i e l e .

M D em an dt (A n m . 3 8 ) 2 5 9 . M M . R .-A L F Ö L D I, J N G 1 1, 1 9 6 1 , 3 0 f.

hi V g l . d i e T y p e n z. B. b e i PH. G r ie r s o n / M . M a y s , C a t a l o g u e o f L a t e R o m a n C o i n s in t h e D u m b a r t o n O a k s C o l l e c t i o n a n d t h e W h i t t e m o r e C o l l e c t i o n , W a s h i n g t o n D .C . 1 9 9 2 , 7 9 IT.

** GRIERSON/ M a y s ( A n m . 6 5 ) N r . 8 1 9 ( J o h a n n e s ) ; N r . 8 1 5 ( C o n s t a n t i u s I II .) . Λ7 R . GROSSE, B Z 2 4 , 1 9 2 3 - 1 9 2 4 , 3 5 9 IT.; s . a u c h T . G. KOI.IAS, B y z a n t i n i s c h e W a f f e n . E i n B e i t r a g z u r b y z a n tin is c h e n

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labarum 17 18 19 20 21 22

Jovian AE — TKALEC 25. 10. 1966, Nr. 303 Vetranio — TKALEC 25. 10. 1966, Nr. 297 Vetranio AR-Multiplum — TKALEC 25. 10. 1966, Nr. 296 Elfenbeintafel Aosta Procopius AV — Mazzini d. 5 Valentinian 1. AV — TKALEC 25. 10.1966, Nr.305

Abb. 3-7

Abb. im Original: Seite 2-3

285

286

Bilder

Abb. im Original: Seite 4-5

labarum

A b b . im O r ig in a l: S e ite 6, 1 7 u n d 19

287

Epigraphische Beiträge zur römischen Münztechnik bis auf Konstantin den Großen (Abb. Seite 37; im vorliegenden Band Seite 299)

R. A. G. Carson hat sich vor kurzem mit dem Problem der Organisation der Münzstät­ ten und der Münzprägung in den ersten drei Jahrhunderten der römischen Kaiserzeit befaßt1. Sein Material bestand zum Teil aus Angaben verschiedener Inschriften, sein Ziel war die Klärung der Befugnisse und der, um moderne Ausdrücke zu benützen, »Kanzlei­ arbeit« an den römischen Münzstätten. Die Verfasserin hat dagegen vor etlichen Jahren fast dasselbe Inschriftenmaterial für den eigentlichen Arbeitsvorgang zu verwerten und die mannigfaltigen Münzarbeiterbegriffe etwas zu realisieren versucht. Da dieser kurze Aufsatz, abgesehen von einem kleinen Resumé, ungarisch erschienen ist12, ist er praktisch unbeachtet geblieben. Wie nun seither erschienene, relativ zahlreiche Arbeiten beweisen, steht dieser Fragenkomplex noch immer im Interessenfeld der numismatischen For­ schung. Es scheint also nicht abwegig, das Problem wieder einmal zur Diskussion zu stellen, um so mehr, als die damaligen Erwägungen seither vielfach durch neue Untersu­ chungen ergänzt und weitergeführt wurden. Die unterste Schicht der Münzarbeiter wird auf der vielumstrittenen Marmorbasis aus Rom3 in drei Gruppen, nämlich Signatores, Suppostores und Malliatores geschieden. Schon diese Benennung gibt einen ziemlich eindeutigen Hinweis auf ihre Arbeit4: die Signatores haben anscheinend mit dem Stempelschneiden zu tun5, die Suppostores legen die zur Prägung vorbereiteten erhitzten Schrötlinge zwischen die beiden Präge[35/36]slöckc, und die Malliatores vollziehen danach die Prägung durch Hammerschlag6. Diese Dreiergruppe der Facharbeiter wird in einer anderen Inschrift7 durch eine weitere Gattung ergänzt, nämlich die Scalptores innerhalb einer Münzstätte. Vorerst wollen wir die eigentliche Prägetätigkeit näher betrachten, d.h. die Aufgaben der Suppostores und Malliatores. Denn daß die Signatores im Sinne ihrer Benennung nicht mit dem unmittelbaren Prägevorgang beschäftigt waren, ist klar. Auf der oben genannten Basis ist eine vermutlich vollständige Aufzählung der Suppostores und Mal­ liatores aus der Münzstätte Rom am Ende der Regierung Trajans (Anfang 115) gegeben. 1 R . A . G . C a r s o n , S y s t e m a n d P r o d u c t in t h e R o m a n M in t . E s s a y s in R o m a n C o i n a g e p r e s e n t e d t o H a ro ld M a ttin g ly . O x fo rd 1 9 5 6 , S. 2 2 7 -2 3 9 .

2 N u m . K ö z .l. 1 9 4 7 - 1 9 4 8 . S . 1 5 - 1 9 . 2 A n h a n g l. D i e s e I n s c h r i f t w u r d e m i t m e h r e r e n a n d e r e n (A n h a n g 7, 12. 13, 16) a n d e r s e l b e n S t e l l e b e i d e r K i r c h e S a n C l e m e n t e in R o m g e f u n d e n . D i e s e r F u n d o r t is t a u s d e r a n t i k e n L i t e r a t u r a l s S i t z d e r s t a d t r ö m i s c h e n M ü n z e b e k a n n t . ( V g l . R . Λ . G . CARSON, a . a . O ., S . 2 2 9 IT., m i t e i n e m Ü b e r b l i c k ü b e r d ie n e u e r e L ite ra tu r .) D ie g e n a n n te n In s c h r if te n z ä h le n w a h r s c h e in lic h d a s g e s a m te P e r s o n a l a u f. S ie s i n d t e i l w e i s e d u r c h A n g a b e d e r J a h r e s k o n s u l n a u f d e n 2 8 . J a n u a r 1 15 d a t i e r t . ( V g l . A . D e g r a SSI. I F a s t i C o n s o l a r i d c l l 'l m p c r o R o m a n o . R o m a 1 9 5 2 . S . 3 4 . - D i e J a h r e s z a h l is t I L S S . 3 1 4 , d u r c h D r u c k f e h l e r f a ls c h a n g e g e b e n .) 4 V g l . R F . s . v . S i g n a t o r , (R E G U N G ) S p . 2 3 4 7 . * V g l. w e i te r u n te n S . 2 9 1 .

6

F.

B a b elo n ,

T r a i t é d e s m o n n a i e s G r e c q u e s e t R o m a i n e s . I. P a r i s 1 9 0 1 , S p . 8 6 6 f f ., ih m im w e s e n t ­

lic h e n fo lg e n d J.

MAURICE.

N u m i s m a t i q u e C o n s l a n t i n i e n n e 1. P a r i s 1 9 0 8 , S . X X I f.

7 A n h a n g 2 . V g l. w e ite r u n te n S . 2 9 8 .

289

E p ig ra p h is c h c B e iträ g e

Diese Liste erlaubt einen interessanten Einblick in die Arbeit selbst8. Eine Statistik ergibt folgendes Bild: Suppostores 11 Personen, davon 7 Freigelassene, 4 Sklaven, Malliatores 32 Personen, davon 11 Freigelassene, 21 Sklaven. Anscheinend gehören zur Bedienung eines Prägestockes je vier Leute, nämlich drei Malliatores und ein Suppostor. Das Zahlenverhältnis in der Aufzählung der Namen ist so auffallend, daß man geneigt ist, in der Gold- und Silberprägestätte des Münzamtes Rom zur Zeit 10 parallel arbeitende Prägestöcke mit den zugehörigen technischen Einrichtun­ gen anzunehmen9 und die übriggebliebenen zwei Malliatores und einen Suppostor als ständig bereitstehende Reserve aufzufassen. Man könnte in diesem Sinne den Prägevor­ gang selbst folgendermaßen rekonstruieren. Zwei Malliatores heben den oberen Präge­ stock von zwei Seiten auf101, der Suppostor erhitzt mittlerweile in dem zu jeder Präge­ stockanlage offenbar zugehörigen Schmelzofen" den bereitlie-/J